FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Heraüsgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin Jahrgang 1919 Mit zahlreichen Figuren im Text STUTTGART 1919 E. Sch weizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) Druck v, Alle Rechte. auch «las der Übersetzung. Vorbehalten. Curl Grüninger Nachf. Ernst Klett. Buchdruckerei Zu Gutenberg Stuttgart. as/ ■ Cs /?/f Inhalt. Original-Mitteilungen an die Redaktion. Seite Beck, R.: Zur Erinnerung an Bruno Doss 257 Berek. M : Die astigmatischen Bildfehler der Polarisations- prismen 218. 247 — Ueber die Beseitigung der astigmatischen Bildfehler im Polari- sationsmikroskop 275 Beutel I. A. : Wachstumserscheinungen des Kupfers, Silbers und Goldes 14 Beutel I, A. und P. Oberhoffe r: Automatische Queeksilber- luftpumpe für hohes Vakuum mit Auffangvorrichtung für die ausgepumpten Gase . . 369 Dietrich, VV 0 : Peber sog. Tabulaten des Jura und der Kieide, insbesondere die Gattung Acantharia Qu 208 Dittler, E.: Zur analytischen Untersuchung von Mieser Wulfenit- erzen 225 Eh ringhaus, Arthur: Vorrichtung zur optischen Isolierung der Interferenzbilder sehr kleiner Kristalle unter dem Polarisations- mikroskop 155 — Wohlfeiler Platindraht-Ersatz zur Erzeugung von Flammen- färhungen 192 Eitel, Wilhelm: Ueber Entmischungs- Dispersoide in anisotropen Medien 173 — Ueber spaltultramikroskopische Vorrichtungen zur Untersuchung kristallisierter Medien 74 Fritzsche, Hellmut: Eine Fauna aus Schichten der Kreide- Tertiär- grenze in der argentinischen Cordillere des südlichen Mendoza 35!) Glatzel, Emannel: Ueber einen kristallinischen Normaldolomit von der KneifeUpitze bei Berchtesgaden in Bayern 28!) Goetze, Margarete v : Schiebungen im Jordanit .... .85 Groß, R : Das Lauephotogramm des Eises 201 Har rass owitz, Hermann L. F. : Eocäne Schildkröten von Messel bei Darmstadt 147 Hentze, E. : Kohlendioxydgas im Woevre-Ton 188 .Tänecke, E nst: Kurze Bemerkung zu dem Aufsatz von Herrn Erh. Vortisch über die Mischkristalle (K, Na) CI in ternären Systemen 358 — Ueber das System Bariumchlorid — Kaliumchlorid — Natrium- chlorid. Erwiderung . . 271 IV Inhalt. Seite Johnsen, A. : Graphische Ableitung der beiden optischen Achsen trikliner Kristalle aus den Auslöschungsrichtungen von fünf Flächen 321 Kristallographische Eigenschaften einer Verbindung CnH902N 33 Nachtrag zu meinem Aufsatz: „Ueber die Funken und den Geruch beim Aneinanderschlagen von Mineralien“ 299 — Ueber die Funken und den Geruch beim Aneinanderschlagen von Mineralien 227 Ueber Struktur und Symmetrie der Mineralien Anat.as, Rutil, Zirkon und Xenotim 97 Keßler, Paul: Ueber Gerolle mit Eindrücken 300 Klüpfel, Walther: Zur Kenntnis der Stratigraphie und Paläo- geographie des Amberger Kreidegebiets 307 Liesegaug, Rafael Ed.: Ueber horizontal gebänderte Achate . . 184 L i n s t o w , v. : Der Krater von Sali auf Oesel 326 Milch, L : Ueber malchitische Spaltung und ihre Bedeutung für die Systematik diaschister Ganggesteine granitodioritischer Magmen 133 Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Universität Bonn. 32. R. Brauns: Einige bemerkenswerte Auswürflinge und Einschlüsse aus dem niederrbeinischen Vulkangebiet ... 1 Müller, F. P. : Notiz über die Randzone des Dolomitgebietes zwischen östlichem Teil des Luganer Sees und Val Colla im Tessin (Schweiz) 86 Niggli, P. : Die einfachen Gitterformen oder gleichwertigen Gitter- komplexe 38 Oppenheim, Paul: Ueber einige Korallen aus dem Eocän von Kosavin (Kroatien) 312 Ramann, E. und A. Spengel: Ein einfach lichtbrechendes Kalium- Aluminiumsulfat der Alunitgruppe 35 Richter. Rudolf: Zur Stratigraphie und Tektonik der Oesling-Eifel- Mulde. I Ueber den Muldenabschnitt südlich der Schneifel 44 Rinne, F. : Lauediagramme des Benitoit 193 — Lauediagramme des Nephelin 129 — Zum Feinbau isomorpher Stoffe .161 Rose, H. : Beiträge zur Kenntnis des Atopits von Miguel Burnier. Mmas Geraes, Brasilien 268 Schlagintweit, 0.: Weichselia Mantelli im nordöstlichen Venezuela 315 Schlosser, Max: Ueber Tertiär und weißen Jura von Chelva in der Provinz Valencia 340 Schloßmacher, K. : Beitrag zur Kenntnis der Turmalingruppe 106 — Berichtigung 376 Ein Verfahren zur Herrichtung von schiefrigen und lockeren Gesteinen zum Dünnschleifen 190 Sokol. R.: Ueber Kalksilikatgesteine in dem böhmischen Massiv. (Nachtrag.) . . . '. 29 Vortisch, Erb.: Die Mischkristalle (K, Na) CI in ternären Systemen 293 Weber. Leonhard: Ueber besondere zentrale Schnitte der Schiebungs- ellipsoide von Kalkspat und Rutil 353 Wenzel. Alfred: Die Veränderung der Interferenzfarben in Kristallen im parallelstrahligen polarisierten Licht beim Drehen der Nicols 232 Wetzel,W : Zur Stratigraphie der Jura-Ablagerungen von Popilani 122 Wichmann. Arthur: Ueber Geschiebe von Ardennengesteinen im niederländischen Diluvium 85 Inhalt. V Seite Biiclierbesprechungeii. Hecke nkamp, J. (in Würzburg): Leitfaden der Kristallographie 284 Doelter, C. x Handbuch der Mineralchemie 255. 819 Ficker, Gustav: Leitfaden der Mineralogie und Chemie für die vierte Klasse der Gymnasien und Realgymnasien 30 Fraas, E. : Führer durch die Naturaliensammlung zu Stuttgart. I. Die geognostische Sammlung Württembergs im Parterresaal, zugleich ein Leitfaden für die geologischen Verhältnisse und die Bewohner unseres Landes 349 Goldschmidt. V.: Atlas der Kristallformen 376 Groth, P. : Chemische Kristallographie. Fünfter Teil (Schluß). Aromatische Kohlenstoffverbindungen mit mehreren Benzol- ringen, heterozyklische Verbindungen 287 Her it sch, F. : Ueber Solenopora Dyb 350 Keßler, Paul: Was geht der deutschen Industrie durch die Ab- trennung Elsaß- Lothringens und des Saargebietes an Mineral- schätzen verloren? 159 Sachs, Arthur: Die Grundlinien der Mineralogie für Mineralogen, Geologen, Chemiker und Physiker 29 Miscellanea. Professor EMiL-PHiLippi-Stiftung 128. 352 v. RwNACH-Preis für Paläontologie 160 Preis-Verteilung an Prof. Dr. P. Niggli seitens der Fürstlich Jablo- NowsKi’schen Gesellschaft in Leipzig 288 Preisausschreiben der Stromer v. REiCHENBACii-Stiftung 377 Personalia. Armaschewski 288 Groß. R 32. 224 Baumhauer, Heinrich . . . 224 Harrassowitz 352 Beck, Richard 320 Kaiser, Erich 224 Boeke, Hendrik Enno . . 32. 90 Keßler. Paul 128 von dem Borne, Georg ... 30 Lang, R . 352 Broili, F 320 Pietzsch, Kurt ... 128 Cloos, H 128 Schneiderhöhn, Hans . 288 Doß, Karl Bruno . . 288 Schuster, Matthäus 64 Eötvös, Roland ... . . 128 Siedentopf, H. . . . . 320 Ewald, R 288 Uhlig, Johannes ... 32. 63 Federow, E. v 288 28S Berichtigungen VI Sachregister. Sachregister zum Centralblatt für Mineralogie ete. 1919. Die Original-Mitteilungen sind kurs /• gedruckt. Acantharia Qu,, Jura und Kreide- formation 208. Achate, horizontal gebänderte 1S4. Aetosaurns-Gruppe 350. Alkalihalogenide, Struktur 164. Alkalisyenite, Laacher Seegebiet 5. Alunit artiges Mineral , Solfatara , Neapel 36 Amberger Kreidegebiet, Stratigraphie und Paläogeographie 307. Ammoniten, Malm, Chelca ( Provinz Valencia) 347. Anatas, Struktur und Symmetrie 07. Aneinander schlagen von Mineralien, Funken und Geruch 200. Anisotrope Medien, Entmischungs- Dispersoide 173. Anost eira, Eocän, Messel 148. Apparate automatische Quecksilberluftpumpe für hohes Vakuum 360 D ü n n sch l\ ffp räp a r a t ion seine fr iger und lockerer Gesteine 100 288. Schleif splitt er präparation v. Schie- fern u. lockeren Gesteinen 376. Spalt ultram ikroskopische Vorrich- tungen zur Untersuchung kri- stallisierter Medien 74. Vorrichtung zur opt. Isolierung der Interferenzbilder sehr kleiner Kri- stalle unter dem Polarisations- mikroskop 155. Ardennengesteine. Geschiebe im nieder- ländischen Diluvium 85. Argentinische Cordillere südl. Mcn- doza, Fauna der Kreide- Tertiär- zone 350. ■ Aromatische Kohlenstoffverbindungen 287. Arroyo de la Ventana, argentinisch c Cordillere, Schichtenfolge Kreide- Tertiär 364. Asphalt. D ictyonem a-Sch ief er, Cam- brium, Oesel 335. A st ig m a t i sch e P>il dfeh ler Beseitigung 218. der Polarisationsprismen 218. 247. 275. Atlas der Kristall formen (V. Golo- schmidt). Bd V Kainit-JIargai <>- sanir 376. Atomnatur, Isomorphismus 161. Atomstruktur, Mischkristalle 167, Atopit, Miguel Burnier, Minus Geraes, Krist. 268 Auffangvorrichtung für ausgepumpte Gase an automatischer Queck- silberluftpumpe 360. Auslöschungsrichtungen von fünf Flächen zur graphischen Ab- leitung der beiden opt. Achsen trikliner Frist 321 Auswürflinge u. Einschlüsse ans dem nied/r rheinischen Vulkangebiet 1. Automatische Quecksilberluftpumpe für hohes Vakuum 360 Bariumchlorid — Kaliumchlorid — Na- triumchlorid 271. Benitoit, Lauediagramm 103. Berchtesgaden. Dolomit. Analysen 280. Bildfehler, astigmatische, der Polari- sationsprismen 218. Biinanimatusschichten, Chelca fPr< r. Valencia) 348. Binnental. Jordanit. Schiebung 65. Bituminöse Schief er kohle, Messel b. Darmstadt 147. Bournonif, Mies, Kärnten. Vork. 225. Sachregister. VII Brasilien, Miguel Burnier, Atopit- kristalle 268. Bromnatrium , Mischkristalle mit Chlor natrium, Struktur 166. Cadinittmchlorid . Mischkristalle mit (K. Na) CI 21)7. Cuh -it reiche Auswürflinge , Bodder- höfcn hei Ettringen im Lu ach er Seegelnet 4. Calcitsyenit . Laut her Seegebiet 5. t'nlloricnfauna. Popilani 122. < 'iinihrimn. Oesei , Tlictyoneinasch iefer 330. Canerinitsyenit. Lauche r Seegebiet 5 Karbonate, trigonale. Baumgitter 163. Carhon. Mauno. Gesteine !)0. Cardita Beaumont i. Kreide- Tertiär- zone. urgent. Cordillere 360. Ceromya e.eeent rica. Seyuanien, < 'helva (Prov. Valencia 34!). Chahasir, Wassergehalt. Konstitution 319. Chaetetes capdliformis u. polyporus, Jura 211. Chaetetesarten der Kreide 212. Chelra. Prov. Valencia. Tertiär und Weißjura 340. < ’hlornatrium, Kristallstruktur 166. < 'hloronatrokalit n. System Na CI— KCl 1 7 3. < 'ordillere, Argentinien. Kreide- Ter- tiärzone siidl. Mcndoza, Kauna 35!) Cosmoceras . Jura, Popilani. Polen 126 Devon, Schneifel, Eifel 44. Diaphragmenkappe zur Isolierung von Interferenzbilder 155. Diaschistische Ganggesteine 133. Dict yonem a-Sch iefer. Ca mbr i u m. Oesel 330. Diluvium Amberger Gegend 312. baltische Ostseeprovinzen 259. Niederlande, Geschiebe von Ar- dennengestei n en 85 . Dolomit, Kneif eispitze hei Berchtes- gaden i. Bayern, Kr ist. u. Analyse 28!). Dolomitgebiet, Val Coli a im Tessin u. östlichem Teil des Luganersees 86 Dünnschliff herstell un g von sch iefrigen und lockeren Gesteinen 11)0. 288. Durbachite, Systematik 146. Eifel Auswürflinge u. Einschlüsse 1. Devon, Stratigr. u. Tektonik 44. Eindrücke in Gerollen 300. Einschlüsse, niederrheinisches Vulkan - gebiet 1. Eis, Lauephotogramm 201. Eisenerze Lothringen 159. Elsaß-Lothringen u. Saalgebiet., Ab- trennung n. Verluste 159. En 1 mischu ngs- D is p er so i d c in a n iso- tropen Medien 173. Entmischungstemperatur 201. Eocän Kosarin (Kroatien), Korallen 312. Schildkröten von Messel b. Dar in- st «dt 147. Erdbeben, ostball ische 268. Erdöl Elsaß 159. Oesel und Kurland. Vor 1: 336. Erzlagerstätten Eisenerze, Lothringen 159. Wolframerze, säch.s. Vogtland 268. Wulfeniterzc, Mies, Kärnten, Ana- lysen 225. Estlands Bodenschätze 33!). Feinbau isomorpher Stoffe 161. Fibrolith, Eifel 2. Finkenberg b Beuel. Orthit. I Ork. 11. Flammenf ärbungen, Platindraht ersatz 192. Forellenstein , 1 Alpersdorf, Schlesien 282. Führer durch die geologische Samm- lung Württembergs von E. Feaas 349. Funken u. Geruch beim Aneinander- Schlagen von Mineralien 227.299. j Cruisit, Amberger Tripel 310. j Ganggesteine granitodiori tische r Mag- men 133. i Ganoidßsehe, Eocän. Messel b. Darm- stadt 147. \ G ashesti mm nngsap parat 373. Gasexplosion auf Oesel und Krater- bildung 330. Geognostische Sammlung Württem- bergs, Führer von E Fraas 349. Gerolle mit Eindrücken 300. Geruch u. Funken beim Aneinander- schlagen von Mineralien 227. 209 Gitter formen oder gleich wert i ge Gitter- komplexe 38. Gold, W achstnmser seheinungen 14. Granat, Eifel, York, in Auswürf- lingen 1. Graphische Ableitung optischer Ach- sen trikliner Kristalle aus Aus- löschungsrichtungen von fünf Flächen 321. vm Sachregister. Grundlinien der Mineralogie für Mi- neralogen, Geologen, Chemiker u. Physiker 29 < Irunsandsteinmeer , Amberger Gegend 309. Gryphaea mendozana, argentinische | Cordillere, Kreide- Tertiärzone 363. I flirte Funken und Geruch von Mineralien 227. Hornstein 231. Hessen. Messel h. Darmstadt, eocäne Schildkröten 147. Heteroeyklische Verbindungen 287. Hontheim, Devon 52. Horizontal gebänderte Achate 184. Interferenzbilder, opt Isolierung 155. Interf er enzfarbenv er ändern n g in Kri- stallen im polarisierten Licht beim j Drehen der Nicols 232. Isomorphe Stoffe, Feinbau 161. , Tordanit , Schiebung 65. Jura Chelva, Prov. Valencia, Fauna 340. Popilani, Polen 122. Tabulaten, bes. Gattung Acantha- ria Qu. 208. Kärnten, M i es, Wulfenit, Analyse 225. Kali, Oberelsaß 159. Kalium- Aluminium sulfat , Solfatara \ bei Neapel 35. Kalkspat. Schiebung sellip soicl , zen- J traler Schnitt 353. Kalkzeolithe, Konstitution 319. Killtal, Klerfer Schichten 55. Klerfer Schichten, Devon, Fifel 50. Kneifeispitze, Bayern, kristallinischer Normaldolomit, Analyse 289. Koblenz-Quarzit 56. Kölljall, Oesel , Kr ater e 329. Kohlendioxydgas, Woevre-Ton 188. Kohlen, Saargebiet, Vorräte 159. Kokskär, Gasquelle an der estländi- schen Küste 339. Konglomerate mit Eindrücken. Las- \ cemborn 307. Korallen. Eocän, Kosavin (Kroatien) 312. Kosavin (Kroatien), eocäne Kor edlen 312. Krater Sali auf Oesel 326. Kreide Acantharia 208. Amberg, Paläogeographie 307. Chaetetesarten 212. Tabulaten 208. Venezuela. Weichselia, Mantelli 316. \ Kreide- Tertiärgrenze , argeut. Cor- dillere südl.Mcndoza, Fauna 359. Kristalle Interferenz färben Veränderung beim Drehen der Nicols 232. trikline, opt. Achsen, graphische Ableitung 321. Krist.allformen- Atlas (V. Goldschmidt . Bd. V Kainit-JIargarosanit 376. Kristallinischer Normaldolomit. Knei- felspitze bei Berchtesgaden in Bayern 289. Kristallographie chemische, von P. Groth, aroma- tische Kohlenstoffverb., hetero- eyklische Verbindungen 287. Leitfaden von Beckenkamp 284 Kr ist allographische Eigenscli. einer Verbindung C\ , H, Ot N 33. Kristallultramikroskop 85. Kroatien. Kosavin. eocäne Korallen 312. Krokodile, Eocän, Messel b. Darm- stadt 147. Kupfer, Wachstumserscheinung 14. Kupferkies, Bammelsberg, Gasentwick- lung im Vakuum 375. KyllerKopf, Staurolithauswürflinge I. Laaclier Seegebiet, Auswürjling 5. Lamprophyrische Spaltung 133. Lauediagramm Benitoit 193. Eis 201. Nephelin 129. Leitfaden der Mineralogie u. Chemie 30. Lepidosteus Strausi, Eocän, Messel b. Darmstadt 147. Leptonisches Feld 170. Lignit, Tertiär, Chelva(Prov. Valencia) 349. Lothringen. Eisenerze 159. Luganersee, Do/omitgebict 86. Lyngsberg , Nosean, Vorkommen 8. Maar, Sali auf Oesel 326. Magmen, malchit ische Spaltung 133. Magnetkies, Gasentwicklung 375. Malargue- Mulde, argeut. Cordillere, Kreide- Tertiärzone 363. M nicht te, basische Spaltungsprodukte granitisclier Magmen 133. Ma nganspat. Freiberg, Zersetzung 37 5. Manno, Carbon 90 Mendoza, argeut. Cordillere, Kreide- Tertiärzone 359. 71 lessei b. Darmstadt, eocäne Schild- kröten 147. Metallnebel 173. Methan, Krater von Sali auf Oesel 338. Sachregister. IX 1 lies, Kärnten, Wulfenit, Anal. 225. M/guel Barmer, Minus Genies, Atopit- knstatte 268. Minn > Genies, Miguel Burnier, A topit- knstalle 268. Mineralchemie, Handbuch. II Bd. 255. 3111 Mineralien, Anntas, Rutil, Zirkon u. Xenotim, Struktur u. Symmetrie 1)7 Mineralogie für Mineralogen, Geologen, Chemiker und Physiker, Grund- linien 29. Minetten, Systematik 146. Mischkristalle (K, Na) CI in ternären Systemen 21)3. 358 Struktur 166. Monazit, Laucher See, York. 6. Moosgold, Bildung 27. Naphthavorkommen, Sclimarden, Kur- land 336. Natriu m chlor id — Ka Hu m chlor id, Mischkristalle 293. 358. Nelielbildung, Eutmisihungsdisper- soide 173. Nekrologe Boeke, 11. E. 90. Borne, Georg von dem 30. Doß, Bruno 257. Ulihg, Johannes 63. Neph'hn, l.auediagramm 129. Niederlande, Diluvium, Geschiebe von Ardennen gestemen 85. Niedermendig , Zirkon, Brechungs- exponenten 12. Niederrheimschcs Vulkangebiet, ,4ns- würflinge u Einschlüsse 1. Normaldolomit, Kneifeispitze b. Berch- tesgaden, Analyse 289. Nosean Laach, York. 7. Lyngsberg bei Mehlem. York. 8. Ochtms-See Kiddemetz auf Oesel, Wasserversickerung 329. Oelschiefer, Cambrium, Ursel 330. Oesel, K' ater Sali 326. Oesltmi- Elf el- Mulde, Stratigraphie u. Tektonik 44. Oligocän, Hauptstörungsperiode, Am- herger Gigend 311. Optische Achsen trikliner Kristalle, graphische Ableitung aus den Aus- löschunqsrii htunae.n von fünf Kläcken 321. Orthit, Laach r Seegebiet, York. 7. Paläogeographie, Amberger Kreide- gebiet 307. Paläozoicum, Luganer Seegebiet u. Val CoUa 90. Paso Loncoehe, argent. Cordillere, Schichtenfolge 363. Pegmatit. calati eiche Auswürjlinge, Laucher Seegebiet 5 Perisphinctes, Weißjura, Chelva (Prov. Valencia) 347. Platindrahtersatz für Flammenfär- bungen 192. Plicatula- Arten, Kreide- Tertiärzone, urgent. Cordillere 361. Bola risationsm ikroskop, astagm a t ische Bildfehler 247. 275. Polarisationsprismeu , astigmatische Bildfehler 219. Polythalami • n schichten , Kreide, Vene- zuela 318. Popilani, Rußland, Juraablagerungen 122. Propalaenthemum cf Rollinati, Eocän , Messel b. Darmstadt 147. Pyrit, neolithische Pfahlbauten von Wangen bet Konstanz 299. Pyrometamorphose in Auswürflingen , Eifel 1. Ouecksilberluftpumve für hohes Va- kuum 369. Randzone , Dolomitgebiet zwischen östl. Luganersee u. Val Colla im 'Tessin 86. Raumgruppe, Xenotim, Anatas, Rutil, Zirkon 97. Rockeskyll, Eifel, Staurölith, York, in Auswürflingen 1. Rodderhöfen, Laucher Seegebiet, Cal- cit-, Biotit- u. Apatit- Auswürf- linge 4. Rosenquarz, Dünnschliff 81. Rußland, Popilani, Jura 122. Rutil Schiebungsellipsoid 356 Struktur u. Symmetrie 97. *aargebiet, Veiluste 159 Sali, Oesel, Krater 326. Sanuliu, Kyller Kopf, York, in würf fingen 3. San Jorge-Stufe, argent. Cordillere 368. Sapphiringlas, Schliff präparat 80. Schiebungen, Jonlanit 65. Schiebungsellipsoide , Kalkspat und Rutil, bes. zentrale Schnitte 353. Schiefrige Gesteine, Dünnschliff her - Stellung 191. Schildkröten. Eocän, Messel b. Darm- stadt 147. * X Sachregister. Schleif splitterpräparation v. Schiefern u. lockeren Gesteinen 190. 288.376. Schlesien, Volpersdorf, Forellenstein 282 Schmarden, Kurland, Naphtha vor- laut men 336. Schneifel. Devon 44. Schwefelkies, Konstanz 209. Schweiz Kmnental, Jordanit, Schiebung 65. St. Gotthard, Turmalinkristalle 107 . Sedywicki-Reineckia, Jura, Popilani 125. Silber, Wachstumserscheinungen 14. Silberglanz, künstlich 14 Smilotrochus eocaentcus, Eocän, Ko- savin 313. Solenopora, ob. Jura, Tscheruawoda in der Dobrudscha 850. Solfatara, Alunit-artiges Mineral 36. Spaltultramikroskop. Vorrichtungen zur Untersuchung kristallisierter Medien 74. Spanien, Clielva (Prov. Valencia), Tertiär u. Weißjura 340 Spirifer arduennensis , auriculatus, subcuspidatus, Devon, Et fei 57. Staurolith, Kgller Kopf. Eifel, Vork. 1 St Gotthard, Turmalinkristalle 106. Stratigraphie, Oesling- Eifel- Mulde 44. Struktur n von Anatas, Rutil. Neno- tim, Zirkon 105. Südamerika , Venezuela, Weichselia Mantelti, unt. Kreide 316. Sylvin mit nebelartigem Chlornatrium 183. System (Ba, K, Na) CI 271. Tabuluten, Jura- u Kreideformation 208. Tektonik, Oesling- Eifel- Mulde 44. Telezeutrischer Strahlengang 279. 'Eilande, Gold, Silber, Kupfer 25. Temperatur, wesentlicher Faktor der Isomorphie 169. 'Ternäre Systeme, Mischkristalle von CK, Na) CI 293. 358. Tertiär Amberger Gegend, Tektonik 311. Chelva in der Provinz Valencia, Fauna 340. Tertiär, Schildkröten, Eocän v. .Messe! b. Darmstadt 147. Testudo, Eocän, Messel 147. Ton, Woevre, Kohlendioxydgas-haltig ISS. Trias, Luganer Seegebiet 87. Trigon in, Kreide-Tertiär zone, argen- tinische Cordtllere, mehrere Arten 362. Trionychiden, Eocän, Messel 149. Tropidoleptns cannatus, Devon, Schneifel 49. Türkheim (Ober-Elsaß), Gerolle mit Eindrücken 301. Turmalin Minus Geraes, Interferenz färben 242. San Picro Elba, Brechung, spez. Gew. 120. St. Gotthard, Krist. 106. Turmalingruppe, Beiträge, Krist. 106. Ultramikronen 176. Unterkoblenzschichte n, Schnei fei, Eifel 46. Untersberg , Berchtesgaden, kristal- linischer Normaldolomit 293. Val Colla, Tessin, Bandzone des Dolo- mitgebiets 86. Valencia, Tertiär u. Weißjura von Chelva 340. Venezuela, Weichselia Mantelli 316. Wachstumser-cheinungen, Kupfer, Silber, Gold 14. Weich sei in Mantelh, unt. Kreide, nord- östl. Venezuela 316. Wiltzer Schiefer 58. Woe rc-Ton, Kohlendioxydgas 188. Wolframerze, Sächs. Vogtland 268. Wutfinit, Mies, Kürten, Analyse 225. Nenotim, Struktur und Symmetrie 104. Yoldia -Tone , Diluvium, Oesrl 338. Zentrale Schnitte der Sehiebuugsi Itip- soide von Kalkspat u. Rutil 353. Zirkon Niedermendig, Brechungsexp. und Dichte 12. Struktur u. Symmetrie 97. Zoantharia tabulata, Kreide 214. Register-Nachtrag XI Register-N achtrag zum Centralblatt liii* Mineraloaie etc. IIM 7. Diopsid, Synthese mit Zusatz von Tonerde und Eisenoxyd '.'94 En statit. Löslichkeit 301. Gadolinit, Radautal, An dyse 30ö Gattungsnamen auf ites, Geschlecht 310. Geschlecht der Gattungsnamen auf ile< 310. Nekrologe : Friren, August 310. l’hoinlith, Stickst off geholt 308. l'yroxeu gruppe, Synthese 290. liadautal , Gadolinit , Analyse 305. Spinell, Löslichkeit 301. Stickstoff'gehalt, Phonolith 308. Turmalin, Trachtstudieu 273. Wuchstumsehichten , Turmalin 217. R. Brauns, Einige bemerkenswerte Auswürflinge etc. 1 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Uni- versität Bonn. 31. Einige bemerkenswerte Auswürflinge und Einschlüsse aus dem niederrheinischen Vulkangebiet. Mit 1 Abbildung. Von R. Brauns. (Mit Unterstützung der Rhein. Gesellschaft für wissenschaftl. Forschung.) 1. Staurolith in Auswürflingen des Ivyller Kopfes bei Rockeskyll in der Eifel. Die von W. Haardt 1 be- schriebenen Auswürflinge des Kyller Kopfes, insbesondere die kristallinen Schiefer, zeigen in ihrem ursprünglichen Mineral- bestand und den mannigfaltigen Umwandlungen, die sie vorzugs- weise durch Pyrometamorpliose erlitten haben, große Ähnlichkeiten mit solchen aus dem Laacher Seegebiet, sie unterscheiden sich von ihnen dadurch, daß sie reicher an injizierter Glasmasse sind und stärker die Änderungen erlitten haben, die Haardt als Ägirini- sierung bezeichnet, die aber auch in kristallinen Schiefern und anderen Auswürflingen des Laacher Seegebietes nicht fehlen. Von den Mineralien, die in den kristallinen Schiefern des Laacher See- gebietes, am Dachsbusch, nicht gar so selten sind, fehlt in den von Haardt beschriebenen der Staurolith, er dürfte deswegen am Kyller Kopf seltener sein, fehlt jedoch nicht völlig, wie mir Dünn- schliffe von zwei Glimmerschiefer-Auswürflingen gelehrt haben. Der eine Auswürfling (No. 362) enthält kleine Kristalle, u. a. einen scharfen Querschnitt von Staurolith, der, wie in manchen Dachsbusch-Answiirflingen1 2 3, von einem Spinellkranz umgeben ist. Dazu roten Granat mit Einschlüssen von Magnetit, große und breite Säulen von Andalusit, die von Biotit und Eisenerz durch- wachsen, am Rande und auf R issen oft Auflösungserscheinungen zeigen und von Glasadern durchzogen sind. Biotit ist rings um Andalusit besonders angereichert, er ist aber hier ebensowenig wie in Laacher Auswürflingen : ein Verwitterungsprodukt von Andalusit, 1 Jahrb. d. Preuß. Geolog. Landesanst. für 1914. 177 — 252. - R. Brauns, Die kristallinen Schiefer des Laacher Seegebietes etc. Stuttgart 1911. Taf. 5. 3. 3 Ebenda Taf. 13, 4 Centralblatt f. Mineralogie etc 1919. 1 R. Brauns. 2 sondern zum größten Teil eine primäre Bildung und daun älter als Andalusit. z. T. eine Neubildung, Ausscheidung aus dem Glas in scharf idiomorphen Kristallen. Eine Umwandlung von Andalusit in Biotit, wie sie nach M. Waterkamp’s Beschreibung in Audalusit- glimmerschiefer aus dem Trachyttuff der Hölle bei Königswinter Vorkommen soll ', habe ich niemals beobachtet, wohl aber solche zu dichtem Huscovit1 2, die aber einer vor der Pyrometamorphose liegenden Zeit angehört. Sillimanit ist als feinfaseriger Fibrolith reichlich vorhanden. Cordier.it tritt in den glasreichen Partien zusammen mit korrodiertem Biotit auf und ist, wie in Laacher Auswürflingen3, zweifellos aus diesem entstanden; er ist farblos, aber durch die Zwillingsbildung (Drillinge nach 1 10) mit aller Sicherheit zu bestimmen. Spinell tritt außer um Staurolith auch in den sillimanitreichen Teilen als Neubildung auf. Korund ist in vereinzelten kleinen Körnern vorhanden. Von Quarz sind nur einzelne stark korrodierte Körner wahrnehmbar. Dazu ist der Dünnschliff sehr reich an hellbraunem Glas, das z. T. bei der Auflösung von Quarz sich gebildet haben mag, zum größeren Teil aber injiziert ist. Auf Rissen ist es in die älteren Mineralien Granat und Andalusit eingedrungen und hat diese teilweise aufgelöst. Ein zweiter Auswürfling (No. 413) enthält im Dünnschliff einen Querschnitt von Staurolith mit breitem Spinellkranz, roten Granat in vereinzelten Körnern, reichlich Andalusit mit Spinellsaum und von Spinell durchwachsen, Sillimanit in feinen Fasern und Faserbüscheln, besonders angereichert im Glas in der Nähe von teilweise aufgelöstem Quarz als Neubildung aus diesem und injiziertem Magma. Quarz bildet stark korrodierte Körner. Dazu tritt Biotit, Zirkon, Spinell, auch um und in Biotit, reichlich und in verhältnismäßig großen Kristallen, farb- loser Cordierit und grobe Körner von Korund, die letzten drei Mineralien als Neubildungen. Glas ist wieder sehr reichlich vorhanden. Hieraus ergibt sich, daß am Kyller Kopf in der Eifel die gleichen kristallinen Schiefer als Auswürflinge Vorkommen wie im Laacher Seegebiet und daß auch die Umwandlungen, welche sie erlitten haben, im wesentlichen die gleichen sind. Andalusit, frisch, und durch Pyrometamorphose in Korund und Spinell um- gewandelt, ist hier wie da häutig, ebenso Cordierit, dessen Ent- wicklung aus Biotit auch in den Kyller Auswürflingen zu ver- folgen ist, wie auch Haardt bemerkt. Nach seinem Befund ge- hören cordieritführende Auswürflinge am Kyller Kopf zu den 1 N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 42. 520. - N. Jahrb. f. Min. etc. 1911. II. 2. 3 R. Brauns, Die kristallinen Schiefer des Laacher Seegebietes etc. Taf. 15, 3. Einige bemerkenswerte Auswürflinge etc. 15 Seltenheiten, er hat nur einen solchen gefunden. Nach meinen Beobachtungen ist er recht häufig, entgeht aber leicht der Beob- achtung, weil er immer farblos ist, die Zwillingsverwachsungen lassen ihn am besten erkennen. Nur Disthen ist bisher in den Kyller Auswürflingen noch nicht nachgewiesen, dies mag Zufall sein, im Laacher Gebiet ist er auch selten. Wenn man die Zahl der Dünnschliffe beliebig vermehren könnte, würde man ihn wohl auch dort finden. Aus den gleichen Umwandlungen kann man schließen, daß auch die Vorgänge und Stoffe, welche sie bewirkt haben, die gleichen waren. Auch die Begleitgesteine sind die gleichen, namentlich kommt unter den Kyller Auswürflingen auch Noseansanidinit vor, den ich als ein Tiefengestein, Noseansyenit, auffasse. So kann ich für die Kyller Auswürflinge das wieder- holen, was ich für die Laacher gesagt habe 1 : daß der Herd, aus dem jene alkalisyenitischen Auswürflinge stammen, auch eine Quelle war für die Energie und die Stoffe, welche die kristallinen Schiefer in Sanidinite umgewandelt haben. Eins fehlt jedoch den Kyller Auswürflingen fast ganz: die durch Pneumatolyse gebildeten Mineralien, an denen die Laacher alkalisyenitischen Auswürflinge so reich sind. Am Kyller Kopf sind die Auswürflinge durch Eruption basaltischer Gesteine an die Oberfläche befördert worden , im Laacher Gebiet durch solche trachytischer Gesteine. Hieraus ist zu entnehmen, daß die alkalisyenitischen Auswürflinge, zu denen ich auch die Sanidinite rechne, soweit diese nicht von kristallinen Schiefern abstammen, zu dem Gestein, das sie au die Luft ge- fördert hat, in keiner genetischen Beziehung stehen, daß sie keine Konkretionen des trachytischen Magmas sind, wie immer wieder behauptet wird2. Für die Auswürflinge geht dies schon daraus hervor, daß ebensolche Bruchstücke als Einschlüsse in der Mayener Lava Vorkommen, die lange vor den trachytischen Eruptionen hervorgebrochen ist: ein Laacher Trachyt aber ist in der Lava noch nicht gefunden worden. Hieraus geht hervor, daß die alkali- syenitischen Gesteine mit allem, was dazu gehört, in der Tiefe schon fertig gebildet vorhanden waren zu der Zeit, als die tephri- tischen Laven ausbrachen und lange bevor sie mit den trachy- tischen Massen ausgeworfen wurden. Daß sie zum Teil wenigstens noch älter sind als jene und älter als der tertiäre Säulenbasalt, beweist ein nachher (unter 5) zu erwähnender Einschluß aus dem Basalt vom Lyngsberg bei Mehlem. 2. Bruchstücke von Sauidin finden sich unter den Auswürflingen des Kyller Kopfes in großer Menge, sind überhaupt 1 N. .Tahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 34. p. 171. 1912. 2 M. Waterkamp, N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 42. p. 511 Disser- tation Münster 1918. I * 4 R. Brauns, auf den Feldern in der Umgegend von Rockeskyll, Hohenfels und Betteldorf verbreitet und sind früher in so großer Menge vor- gekommen, daß sie gesammelt und in einer Porzellanfabrik in Trier zur Bereitung der Glasur verwendet worden sind. Als Einschluß führen sie nach Haardt Biotit, Magnetit. Apatit und Pyrrhit und stehen zu den Noseansanidiniten sein- wahrscheinlich in engster genetischer Beziehung. Über die Art dieser Beziehung ist nichts weiter bekannt. Ebensolcher Sanidin findet sich als Aus- würfling im Gebiete der Leucitphonolithtuffe bei Ettringen, Rieden,. Wehr und Weibern und, als fremder Einschluß, in dem basaltischen Tuff des Leilenkopfs, von wo icli ihn früher 1 beschrieben habe. Ich habe es damals als wahrscheinlich bezeichnet, daß der Sanidin in der Tiefe sich gebildet hat und die Kristalle aufgewachsen gewesen waren. Einen Anhaltspunkt für seine Genesis geben die Einschlüsse, vor allem der Pyrrhit, und Haardt hat sicher Recht, wenn er den Sanidin zum Noseansanidinit in engste genetische Beziehung bringt. Diesen betrachte ich als ein Tiefengestein, als Noseansyenit. Das Vorkommen von Sanidin erklärt sich aber un- gezwungen, wenn man ihn als eine pegmatitische Bildung ansieht. Es wäre ein fast nur aus Alkalifeldspat bestehender Pegmatit entsprechend den zugehörigen Tiefengesteinen, die zum größten Teil aus Alkalifeldspat bestehen und Pyrrhit als einen fast nie fehlenden Nebengemengteil führen. In den Laacher Nosean- gesteinen ist neben Pyrrhit nicht selten auch Orthit vorhanden, in einem der Kyll er Auswürflinge habe ich ihn ebenfalls auf- gefundeu, es wäre meines Wissens der erste Orthit aus der Eifel. Bei der großen Ähnlichkeit der beiderlei Auswürflinge war dies von vorneherein zu erwarten. 3. Calcitreiche Auswürflinge sind im Gebiete der Leucitphonolithtuffe an den Rodderhöfen bei Ettringen im Laacher Seegebiet recht häufig. Einen solchen großspätigen Calcitauswürfling aus dem Leucittuff, der reich war an Biotit, hat schon G. vom Rath kurz beschrieben2; er sagt von ihm: „Welcher Formation auch ursprünglich jener Kalk angehört haben mag, gewiß ist, daß der- selbe sein jetziges Ansehen und vielleicht seine Kristallisation der vulkanischen Einwirkung verdankt.“ Mir liegen mehrere solcher Auswürflinge vor, von denen ich einige Herrn Dr. A. Hambloch in Andernach verdanke; in allen ist Calcit mit Biotit und Apatit derart verwachsen, daß die Annahme, er sei eine spätere Infiltration, völlig ausgeschlossen erscheint. In einem solchen habe ich 25,30 % C02 gefunden, entsprechend 57,54 % CaCOs, andere sind noch weit reicher an Calcit, in einem ist der Calcit so groß entwickelt, daß er 4 cm Kantenlänge an der Polkante des Spaltungs- 1 N. Jahrb. f. Min. etc. 1909. I. 43. 2 Zeitschr. d. Deutschen geol. Ges. 16 78 1864. Einige bemerkenswerte Auswürflinge etc. :> rhomboeders erreicht. Der Biotit bildet Kristalle, die einen Durch- messer von 8 mm erreichen und ebenso lang werden. Der Apatit ist wasserklar, in Nestern angehäuft und in kleinen Hohlräumen frei auskristallisiert; er durchwächst in gleicher Weise den Biotit wie den Calcit. Hierzu gesellt sich in geringer Menge wasser- klarer monokliner Alkalifeldspat, der Calcit und Biotit umschließt und von Calcit umschlossen ist, bisweilen grauer Nosean, grüner Augit ganz vereinzelt, Magnetit und kleine scharfe Oktaeder vom Pyrrhit. Dies ist die Mineralgesellschaft der alkalisyenitischen Tiefengesteine und die calcitreichen Auswürflinge be- trachte ich als pegmatitische Bildungen. Da ist es nun bemerkenswert, daß auch die syenitischen Auswürflinge dieses Gebietes reich sind an Calcit, der nicht anders als magmatische Bildung angesehen werden kann, gleichaltrig mit Alkalifeldspat, die sich gegenseitig umschließen ; ich nenne diese Auswürflinge Calcitsyenite. Ich begnüge mich hier mit diesem Hinweis, an anderer Stelle werde ich diese Gesteine ausführlicher behandeln, es sei nur darauf hingewiesen, daß ähnliche calcitreiche Gesteine Högbom aus dem Nephelinsyenitgebiet auf der Insel Alnö be- schrieben hat und daß sie auch aus andern solchen Gebieten bekannt geworden sind (vgl. hierzu u. a. Quensel, dies. CentralbJ. 1915. p. 201). So gelingt es allmählich, in die Fülle der Gesteine, die in den Laacher Auswürflingen Vorkommen, Ordnung zu bringen. Es sind alkalisyenitische Tiefengesteine mit Nephelinsyenit, Nosean- syenit, Cancrinitsyenit und Calcitsyenit, basische Gesteine aller Art, die Essexiten nahestehen, Feldspat- und Calcit-Pegmatite, Ganggesteine, saurer quarzführender Bostonit, Tinguaite aller Art, Monchiquit und andere, dazu Ergußgesteine, basische tephritische und saure trachytische und phonolithische in großer Mannigfaltig- keit; dazu die Tiefengesteine in allen Graden pneumatolytisch verändert. Hierzu gesellt sich die ganze Schar der kristallinen Schiefer mit und ohne Andalusit, dieser sogar in einer älteren, hydrochemisch völlig umgewandelten und, häufiger, in einer jüngeren, frischen Generation, und alle diese durch Pyrometamorphose und Zufuhr von Alkalien in allen Stadien umgewandelt bis zu reinen Sanidingesteinen, Phyllite zu Cordierit-Fleckschiefern und glas- reichen, schaumigen, bimsteinälinlichen Massen. 4. Wenn es somit bis zu einem gewissen Grade gelungen ist., Klarheit zu schaffen, so ist auch darauf zu achten, daß das einmal Erkannte nicht wieder verwischt wird. Aus diesem Grunde erlaube ich mir eine irrtümliche Angabe in der Abhandlung von M. Waterkamp (1. c. p. 544) richtigzustellen. Im Zusammen- hang mit einem Monazitvorkommen aus dem Trachyttuff der Hölle bei Königswinter kommt sie auch auf den durch G. vom Rath gefundenen Monazit vom Laacher See zu sprechen und sagt, daß das R. Brauns, ‘ 6 Sanidingestein, in dem der Monazitkristall auf Orthit aufgewachsen sich gefunden habe, als ein umkristallisierter kristalliner Schiefer zu betrachten sei, weil Rath Spinell darin angebe. Diese Auf- fassung des Gesteins ist nicht richtig. Nach G. vom Rath besteht das Gestein fast ausschließlich aus Sanidin mit kleinen spärlichen Magneteisenkörnchen und einem einzelnen Spinellkriställchen. Dieser Spinell ist der rote Spinell der damaligen Zeit (1871), der später (1886) von Hubbard als Azor-Pyrrhit bestimmt wurde, dieser aber gehört in die Mineralgesellscliaft der alkalisyenitischen Tiefen- gesteine, so auch der Auswürfling, in dem Rath den Monazit auf- gefunden hat. Herr Geheimrat Dr. G. Seligmann, in dessen Samm- lung sich dieser Auswürfling befindet, bestätigt mir auf meine- Anfrage das Gesagte. Ein zweiter derartiger Auswürfling mit einem Monazitkristall liegt mir vor und auch auf diesem sitzt in einem Hohlraum ein scharfes Oktaeder von Pyrrhit, während man mit der Lupe in dem vorwiegend aus Sanidin bestehenden Gestein noch mehr solcher Kristalle wahrnimmt. In kristallinen Schiefern und deren Abkömmlingen aber findet sich niemals Pyrrhit, ebenso- wenig wie sich in den alkalisveuitischen Tiefengesteinen Spinell findet. Von dem als Granit angesprochenen Auswürfling verdanke- ich Herrn Kollegeu Busz einen Dünnschliff. Wenn dieser über- haupt ein Tiefengestein ist, würde ich ihn nach der Natur des Feldspats, der in meinem Dünnschliff ganz vorwiegend Mikroperthit ist, dem starken Zurücktreten von Quarz und Biotit, eher als Nordmark it bestimmen. 'Er würde in der Gesellschaft der Alkali-Tiefengesteine aus dem Laacher Gebiet kein Fremdling sein. Aus diesem einen Auswürfling aus dem Siebengebirge aber zu folgern, daß alle die Umwandlungen, welche die kristallinen Schiefer im Laacher Seegebiet erlitten haben, durch Granit hervorgebracht seien, scheint mir doch sehr gewagt, um so mehr, als unter den Laacher Auswürflingen Granit fehlt. Es ist doch nicht zu be- streiten, daß alkalisyenitische Tiefengesteine in der gleichen Weise wirken können wie Granit, daß aber gewisse in Laacher Aus- würflingen zu beobachtende Umwandlungen ohne sie nicht hervor- gebracht werden könnten. — Nur dies eine sollte hier richtig- gestellt werden. 5. Orthit undAlbit angeblich aus dem Sieben- gebirge. Im Jahre 1874 hat G. vom Rath Orthit und Albit ans dem Siebengebirge beschrieben1; er hat die beiden Mineralien „in einem Trachyteinschluß des trachytischen Konglomerats vom Langenberg unfern Heisterbach“ aufgefunden, das Stück aber nicht selbst gesammelt: „Ich fand das betreffende Handstück bei der Durchmusterung älterer Gesteinsstücke unserer Sammlung.“ Eine Poggend. Ann Jubelband. 1874 p. 547—549 Einige bemerkenswerte Auswürflinge etr. < ältere Etikette als die von der Hand G. vom Rath ’s liegt nicht dabei, aucli keine Nummer oder ein sonstiger Hinweis auf seine Herkunft. Dies mahnt schon zur Vorsicht. Der Orthit erinnert in seiner Ausbildung vollkommen an Laach, wie Ratxi bemerkt. Dem Albit wird, als in einem vulkanischen Gestein vorkommend, besondere Bedeutung zugeschrieben. Die aufgewachsenen bis 4 mm großen Kriställchen seien Zwillinge nach dem Albit- und Periklingesetz und so vortrefflich ausgebildet, daß sie am großen Goniometer gemessen weiden konnten. Messungen werden jedoch nicht mitgeteilt, es wird darüber nur gesagt, daß die Resultate die in einer früheren Arbeit (Poggend. Ann. Erg.- Bd. V. 425) bei'eits hervorgehobene Tatsache bestätigen, daß der Albit schwankende Winkelwerte besitzt. Das spezifische Gewicht wurde zu 2,573 bestimmt. Die durch Schmelzen mit kohlensaurem Natrium ausgeführte Analyse ergab: 66,65 Si 02, 20,15 Al„0:ii, 0,74 CaO, 12,46 Na20 (aus dem Verlust), und hieraus wird ge- schlossen: „Diese Mischung erweist, daß hier in der Tat Albit vorliegt.“ Die Kriställchen sind nicht mehr vorhanden, offenbar zur Analyse verbraucht. Von dem Gestein wird nur gesagt, daß in einer schwärzlichgrauen Grundmasse Kristalle von weißem Plagioklas liegen. Laspryres1 fügt dem nur hinzu, daß das Stück zum größten Teil aus Feldspaten, durchsetzt von kleinen bis großen und z. T. dicken Biotitlamellen, oft in größerer Anzahl als sonst in Sanidiniten, bestehe und rechnet es zu den unregelmäßig-körnigen Sanidinit- bomben. Biotit hatte Rath in der Abhandlung gar nicht genannt, wohl aber auf der von ihm geschriebenen Etikette. Ein Dünn- schliff wurde auch von Laspeyres nicht untersucht. Ein solcher ergibt sofort, daß der Auswürfling reich ist an Bose an. Der vermeintliche Albit ist ein mikroperthitischer Kali- Natronfeldspat mit kleinem Winkel der optischen Achse (2E ca. 40"). Das spezifische Gewicht ist nahezu dasselbe, das ich an solchem Laac.her Feldspat bestimmt hatte2 2,575 — 2,580. Für solche sind Winkelschwankungen infolge hypoparalleler Ver- wachsungen die Regel. Nach der chemischen Zusammensetzung würde der Kieselsäuregehalt für einen Albit zu gering sein, aber dem Laacher Alkalifeldspat entsprechen. G. vom Rath hat für einen solchen bestimmt2: 66,92 Si02, 19,86 A1203, 6,18 K20, 6,94 Na20, 0,07 Glühverlust; Sa. = 100,27 und für diesen das spez. Gew. zu 2,575 bestimmt, was mit den obigen Werten überein- stimmt. Hierzu tritt großblättriger Biotit, 0 r t h i t , T i t a n i t , Zirkon, Apatit und Magnetit; dies ist der Mineralbestand des Laacher Noseansanidinits. Dazu tritt Glas, das auch in diesem 1 Das Siebengebirge am Rhein. 1901. p. 359. 2 N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 85. 179. 177. 1912. 8 R. Brauns. häutig ist durch teilweise Schmelzung* uud Auflösung seiner Be- standteile. Nun wäre es wohl nicht ausgeschlossen, daß solche Gesteine auch im Siebengebirge unter den Auswürflingen Vorkommen, aber bisher ist noch kein Auswürfling dort gefunden, der Nosean ent- halten hätte ; der von G. vom Rath untersuchte wäre bis heute der einzige geblieben, er hat ihn aber nicht selbst gesammelt und für seine Herkunft aus dem Siebengebirge fehlt jeder Beweis. So wird man gut tun, die Angaben über das Vorkommen von Orthit und Albit im Siebengebirge zu streichen oder sie wenigstens als bisher nicht weiter bestätigt zu betrachten; ich zweifle nicht daran, daß jenes Stück vom Laacher See stammt. Daß sich jedoch körnige' Noseängesteine in der Tiefe bis zum Siebengebirge hinziehen, beweist ein mir aus dem tertiären Säulen- basalt des dem Siebengebirge gegenüber auf der linken Rheinseite liegenden Lyngsberg bei Mehlem vorliegender Einschluß, der reich- lich Nosean enthält und die Beschaffenheit der körnigen Laacher Noseängesteine hat. Er ist von Postdirektor a. D. Buerbaum au Ort und Stelle gesammelt worden , der einzige mir bisher aus dem tertiären Basalt bekannt gewordene uoseanfiihrende Einschluß. Er beweist nicht nur, daß körnige Noseängesteine in der Tiefe bis wenigstens zum linken Rheinufer vorhanden sind, sondern auch, daß solche älter sind als der tertiäre Säulenbasalt, während bisher nur gesagt werden konnte, daß sie älter sind als die altdiluviale Mayener Lava, in der solche Gesteine ebenfalls als Einschluß Vor- kommen. Hierin liegt die Bedeutung dieses noseanführenden Ein- schlusses im Basalt vom Lyngsberg. 6 . 0 r t h i t in kristallinen Schiefern des Laacher Seegebietes. Außer in Auswürflingen von alkalisj'enitischen Tiefengesteinen kommt Orthit im Laacher Seegebiet auch in kristallinen Schiefern vor, und zwar in solchen aus der Umgebung des Dachsbusch, der Fundstelle der mannigfaltigsten Gesteine dieser Art. In diesen auf dem Querschnitt feinflaserigen Auswürflingen ist bald Quarz, bald Feldspat der vorherrschende Gemengteil, dazu tritt Biotit, Titanit, Epidot und Orthit, seltener Apatit: aus- geprägte Kristallisationsschieferung ist vorhanden. Der Quarz ist an der Grenze gegen Feldspat von feinem Glassaum umgeben und am Rande korrodiert, ein Anzeichen dafür, daß auch diese kristallinen Schiefer vorübergehend hoher Temperatur ausgesetzt waren. Der Feldspat ist meist trüber monokliner Ivalifeldspat, ganz vereinzelt tritt auch ein Korn Kalknatronfeldspat auf. Der Biotit ist stark pleochroitisch, hellbräunlichgelb, wenn die Spalt- risse senkrecht zu der Schwingungsrichtung des Polarisators ge- richtet sind, dunkelbraun bis schwarz in paralleler Lage. In Schnitten senkrecht zur Schichtung sind die Spaltrisse aller Biotit- Einige bemerkenswerte Auswürflinge etc. 9 blättchen mit geringen Abweichungen einander parallel gerichtet. Titanit ist in nicht geringer Menge vorhanden und in Gegensatz zu den bisher genannten idiomorph; er ist grautriib , die lange Diagonale seiner spitzwinkeligen Durchschnitte ist in allen gleich gerichtet und parallel den Biotitblättchen. Epidot bildet Körner und prismatische, nach b mehrere Millimeter lange Kriställchen, die auf den Schichtflächen oft dicht nebeneinander liegen; er wird mit zeisiggrüner Farbe durchsichtig und ist durch seinen kräftigen Pleochroismus und starke Doppelbrechung gut gekenn- zeichnet. Epidot war bisher aus Laacher Auswürflingen nicht Orthit, Zwilling mit einspringendem Winkel, von Epidot umwachsen. In der Umgebung Quarz. Biotit und (rechtst Titanit. Mit Polarisator Vergr. lOUfach. Auswürfling. Laacher See. bekannt, ist aber in gewissen Gneisen recht häutig. Orthit tritt nur als Kern von Epidot auf, und zwar nur in ganz vereinzelten Durchschnitten; durch seine braune Farbe, seine sehr starken Absorptionsunterschiede hebt er sich deutlich vom Epidot ab. Wenn Orthit als einfacher Kristall ausgebildet ist, dann ist es auch der Epidot, wenn aber Orthit ein Zwilling ist, dann ist das gleiche auch beim umhüllenden Epidot der Fall, während ich am Epidot für sich keinmal Zwillingsbildung bemerkt habe. Die Ausbildung des Orthits hat also die des Epidots be- einflußt. Die in Epidot und Orthit sehr verschiedene Lage der Hauptschwingungsriehtungen zur äußeren Form und damit zur Zw'illingsgrenze hat zur Folge, daß während in Querschnitten (an- nähernd // (010)) die Auslöschungslage der beiden Epidothälften 10 B. Brauns. nur wenig voneinander abweicht und beide nahezu gleichzeitig aus- löschen, die beiden Orthithälften nahezu das Maximum ihrer Hellig- keit haben ; ihre Auslöschungsschiefe gegen die Zwillingsgrenze, die zugleich mit dem Absorptionsmaximum zusammenfällt, beträgt beiderseits etwa 42° (c : c). Die Abgrenzung des Orthits gegen den Epidot ist recht scharf und gradlinig, die optische Orientierung im Querschnitt weist auf .(100) und (h 0 1) als Umgrenzung, der Spur der letzteren Fläche ist die kleinste Elastizitätsachse nahezu parallel. Die Absorption hu Orthit ist c > b > fl. tl hellbraun, C tiefbraunschwarz. Die Formenausbildung der eingewachsenen Orthitzwillinge ist insofern anders als die der aufgewachsenen, als bei dieser einspringende Winkel kaum vorhanden sind, hier aber die Endflächen einen solchen von etwa 84° bilden; die End- fläche könnte als m = (102) gedeutet werden, für die m:T = 42° 191' ist. Durch den umwachsenden Epidot ist der einspringende Winkel ausgefüllt, und zwar von mehreren unregelmäßig gelagerten Körnern , während am entgegengesetzten Ende und den beiden Seiten der Epidot symmetrisch mit Orthit verwachsen und wie dieser als Zwilling ausgebildet ist. Außerdem ist mir Orthit bekannt geworden in einem Aus- würfling aus dem Gebiete des Dachsbusch, der wesentlich aus körnigem, eisenreichem Diopsid besteht, ähnlich dem in früher von mir beschriebenen skapolithfivhrenden Auswürflingen !, hier jedoch nicht von Skapolith begleitet ist, im Dünnschliff außer Diopsid und Orthit nur Apatit wahrnehmen läßt. Der Orthit tritt hier in Körnern auf, die nesterweis angehäuft sind und durch ihren sehr kräftigen Pleochroismus gekennzeichnet sind. Über die ursprüng- liche Stellung dieser Auswürflinge kann man nichts Bestimmtes aussagen, aber wahrscheinlich gehören sie auch der Zone der kristallinen Schiefer an. Aus dem niederrheinischen Vulkangebiet ist Orthit demnach bekannt : In der Eifel: in Auswürflingen von körnigem Noseau- sanidinit am Kyller Kopf. Im Laach er Seegebiet: in Auswürflingen von alkali- syenitischen Tiefengesteinen (mit Nosean, Nephelin, Cancrinit) eiu- gewachsen und als Drusenmineral aufgewachsen, hier wahrscheinlich als pneumatolytische Tiefenbildung 1 2 3. In diesen nahestehenden Gesteinen, die sich besonders durch Gehalt an Sulfatskapolith auszeichnen in den oben beschriebenen epidotführenden kristallinen Schiefern. In Diopsidgesteinen mit oder ohne Skapolith. 1 N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 39. p. 91, 96. 1914. 2 N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 85. p. 185. 1912. 3 N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 89. 1914. No. 12, 13, 17. Einige bemerkenswerte Auswürflinge etc. 11 Am Finkenberg bei Beuel soll nach Zirkel1 Orth it in zirkonführenden Feldspateinschlüssen im Basalt, in granatreicheu Einschlüssen 2 3 und in Augit-Titanitmassen Vorkommen. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, in welchem Umfange diese Angaben zutreffen. Mit der Frage nach der Natur der Auswürflinge, in denen Orthit vorkommt, und damit nach der Herkunft dieses Minerals hat sich schon G. vom Rath mehrfach beschäftigt. So sagt er an einer Stelle ä in bezug auf den Laacher Orthit in Übereinstimmung mit früher von ihm geäußerter Ansicht: „Um das isolierte Auf- treten eines sonst ausschließlich auf plutonische Gesteine be- schränkten Minerals zu erklären, konnte man entweder annehmen, daß die Unterschiede zwischen den Erzeugnissen plutonischer und vulkanischer Mineralbildung nicht in der Schärfe bestehen, wie man oft ausgesprochen; oder man konnte die orthitführenden Aus- würflinge Laachs für Bruchstücke älterer plutonischer Felsmassen halten, welche bei der Eruption nur verändert worden wären.“ Nachdem aber Rath in einem Auswürfling vom Vesuv Orthit ge- funden hatte, sagt er über diesen: „Das Muttergestein des vesuvischen Orthits trägt ein so durchaus vulkanisches Gepräge, daß wir hier die für Laach statthafte Erklärung, die betreffenden Gesteine ge- hörten eigentlich dem Urgebirge an, nicht gelten lassen können.“ Dieser orthitfiihrende Auswürfling war ein grobkörniges Aggregat von Sanidin, Sodalith, Nephelin, Hornblende, Melanit, Magneteisen und Zirkon, und man wird ihn wohl auch als ein durch Pneu- matolyse verändertes alkalisyenitisches Tiefengestein aufzufassen haben. Nachdem Rath weiterhin in dem Auswürfling, der, wie er meinte, ans dem Siebengebirge stammte (siehe oben unter 5), Orthit gefunden hatte, sagt er: „Der Orthit, früher als ein aus- schließliches Mineral der plutonischen Gesteine betrachtet, ist jetzt von drei Orten, Laacher See, Vesuv, Langenberg bei Heisterbach, in vulkanischen Gesteinen bekannt.“ Ich glaube, daß man diese 1 Über Urausscheidungen in rhein. Basalten. Leipzig 1903. p. 131, 144, 1(59 (des 28. Bandes der Abhandl der math.-phys. Klasse der König!. Sachs. Ges. d. Wissensch. No. III). 2 Bestätigt von Uhlig. Verhandl. des Naturhist. Vereins. 67. Jalirg. 1910. p. 398. 3 Orthit vom Vesuv. Poggend. Ann. 138. 492. 1869. Übrigens scheint Orthit in Vesuvauswiirf lingen eines der seltensten Mineralien zu sein. Nach Zambonini besaß das Museum in Neapel bis vor kurzem nur e i n orthitfühi etides Stück und dieses stammte von G. vom Rath. A. Lacroix hat in Vesuvauswürflingen Orthit nur in Körnern gefunden, Rath Kristalle. Erst kürzlich hat Zambonini in den Drusen eines Sanidiuitblocks noch zwei Orthitkristalle gefunden, die sich in ihren Winkelwerten mehr den Laacher Orthitkristallen nähern, als der von Rath gemessene Kristall vom Vesuv (Zambonini, Ref. Zeitschr. f. Krist. 1915. 55. 307). 12 R. Brauns. Gesteine doch nicht als eigentlich vulkanische bezeichnen darf, daß es vielmehr Tiefengesteine sind, die durch pneumatolytische Prozesse mehr oder weniger stark verändert, sodann durch vulka- nische Eruptionen an die Oberfläche befördert worden sind, wobei sie z. T. nochmalige Änderungen in ihrer Beschaffenheit unter Bildung von Glas erlitten haben. 7. Die Brechungsexponenten des Zirkons aus der B a s a 1 1 1 a v a von Niedermendig. Die in der Basaltlava (hauynführender Leucit-Nephelintephrit) von Niedermendig vorkommenden Zirkonkristalle sind meistens so trüb, daß sie zur Bestimmung von Brechungsexponenten ungeeignet sind; erst nach langem Suchen habe ich einen hierzu geeigneten klaren Kristall gefunden. Er stammt aus dem Tagebau Michels bei Niedermendig, ist 5 mm lang und sehr diinn, hell hyazinthfarbig. Außer von dem Prisma (110) und der Pyramide (111) begrenzt von einer steileren Pyramide und sehr schmalen Flächen einer achtseitigen Pyramide, wahrscheinlich (331) und (311); durch beginnende Auflösung waren die Flächen gerundet, nicht meßbar. Das hieraus bei Steeg & Reuter hergestellte Prisma war 1 mm dick, die polierten Flächen gaben scharfe einfache Reflexe. Es wurde gemessen der brechende Winkel « = 32° 55' 30". Das Minimum der Ablenkung in Natriumlicht für u = 33° 9' 45", e = 35° 28' 00". Hieraus folgt für Na: uj = 1,9241, 4 = 1,9833, t — w = 0,0592. Für Lithium- und Thalliumlicht waren die Signalbilder so schwach, daß das Fadenkreuz nicht zu sehen war; es wurden daher Rot- und Griinfilter von Dr. Steeg & Reuter benutzt, deren Wellenlänge dem Li-, bzw. Tl-Licht nahe liegen; dazu das wenig homogene Blaufilter. Hierfür wurde gefunden : Rotfilter 1,9174 + 0,0004 1,9770 + 0.0008 0,0600 Grünfilter .... 1.9319 + 0,0002 1,9914 + 0.0002 0,0595 Blaufilter .... 1,9481 + 0.0005 2,0097 + 0,0006 0,0616 Das spez. Gew. wurde an einem Kristall von demselben Fundort zu 4,69 bestimmt. Aus der neueren Zeit liegen nur äußerst wenig Bestimmungen von Brechungsexponenten des Zirkon vor, ich finde da nur die von S. Stevanovic mitgeteilten 1 Messungen von Tornow an einem Zeitschr. f. Krist 37. 250. 1903. Einige bemerkenswerte Auswürflinge ete. 13 Prisma vom spez. Gew. 4 , G 5 4 , dessen Fundort aber nicht, mitgeteilt ist. Er hat gefunden : f — O) Linie C (Wellenlänge 6563): o> = 1,91778 t = 1,97298 0,05520 „ d ( „ 5616): =1,93015 = 1,98320 0,05305 „ F-( ’ 4862): = 1.94279 = 1,99612 0,05333 In diesem Zirkon ist die Doppelbrechung erheblich schwächer als in dem Niedermendiger, für Gelb der Wert von ai auffallend größer, während der von e in beiden innerhalb der Fehlergrenzen übereinstimmt. Es wäre notwendig, einmal Zirkone der ver- schiedensten Vorkommen möglichst umfassend physikalisch und chemisch zu untersuchen, um der Ursache der großen Schwankungen in den physikalischen Eigenschaften auf die Spur zu kommen. Über die Herkunft des Zirkons in der Basaltlava läßt sich nichts Bestimmtes angeben. Ich halte ihn für einen Rückstand von alkalisyenitischen Gesteinen , die in großer Tiefe von dem Magma aufgenommen und auf dem Wege bis zur Oberfläche auf- gelöst worden sind. Der Zirkon als eines der am schwersten lös- lichen Mineralien ist (ebenso wie die großen Hauynkörner und Feld- spatbruchstücke) vor der völligen Auflösung verschont geblieben, wenigstens in seinen größten Kristallen , während die kleineren oft stark korrodiert und manchmal soweit aufgelöst sind, daß nur kleine kantengerundete Scheibchen übriggeblieben sind. 8. Das Achsen Verhältnis des Laach er Cancrinits hatte ich aus der Messung hOlil : hhöl = 24° 28' zu a : c 1:0,4052 berechnet1, wobei ich höhl als 1011 angenommen hatte; ich hatte ferner gemessen 101 1 : 1010 = 64° 47' 30" (her. 64° 55' 34"). In demselben Jahr (1912) ist der Anhang der vesuvischen Mineralogie von E. Zambonini und später (1915) ein ausführliches Autoreferat in der Zeitschrift für Kristallographie, 55. 292 — 310 erschienen, auf das ich mich hier beziehe, da ich den Anhang noch nicht besitze. Hiernach ist zum erstenmal mit Sicherheit Cancrinit in Auswürflingen der Mte. Somma nachgewiesen worden. An einem von Prisma und Pyramide gleicher Stellung umgrenzten Kristall wurde gemessen: 1010 :h Ohl — -64° 44' im Mittel und, indem diese Form als (1014) angenommen wurde, be- rechnet a : c = 1 : 1,6350. Wenn jene Form aber als Fundamental- form angenommen wird, so ist a : c = 0,4088, gegen 0,4052 des Laacher Cancrinits oder gegen c = 0,4075 am Laacher Cancrinit, wenn c aus 101 1 : 1010 = 64U47J' berechnet wird. Es wurde ferner gemessen: 1014: 1104 - 24° 38' im Mittel, gegen 24° 28' am Laacher Cancrinit. Hieraus ergibt sich eine Übereinstimmung zwischen dem Laacher und dem vesuvischen Cancrinit, wie sie N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 35. 1912. p. 128. 14 A. Beutell. größer kaum zu erwarten ist, da von jedem Vorkommen nur an je einem Kristall einige Winkel gemessen werden konnten. Bei aller Ähnlichkeit zwischen den Auswürflingen des Vesuvs und des Laacher Seegebietes in bezug auf Herkunft und Mineral- bestand besteht der eine große Unterschied, daß am Vesuv viele mit Kalkstein in genetischer Beziehung stehende Mineralien wie Wolla- stonit, Vesuvian u. a. Vorkommen, die im Laacher Gebiet völlig fehlen. So ist auch der Cancrinit am Vesuv ebenfalls in einem Kalkblock zusammen mit Vesuvian und hellgrünem Glimmer ge- funden worden, während er bei Laach als Bestandteil von Cancrinit- syenit vorkommt, hier aber oft vergesellschaftet mit Calcit, der, wie Cancrinit, eine primäre Tiefenbildung des alkalisyenitischen Magmas ist (1. c. p. 202). Bonn, im Oktober 1918. Wachstumserscheinungen des Kupfers, Silbers und Goldes. Von A. Beutell in Breslau. Mit 8 Textfigureil. Bei früheren Untersuchungen des Verf.’s (Centralbl. f. Min. etc. 1916. p. 471. Fig. 11) hatte sich durch Einwirkung von Schwefel- dampf auf Silberblech eine Kristallkruste von Silbersultid gebildet, deren Umrisse mit der ursprünglichen Form des Blechs nichts mehr gemein hatten. Im festen Aggregatzustande hatten die Silberteilchen beträchtliche Wanderungen vollführt. Bei der Wichtig- keit, welche solche Vorgänge auf Erzgängen besitzen können, wurden die Versuche weiter verfolgt. Da sich herausstellte, daß unter Anwendung eines Schwefelüberschusses die anfangs gebildeten, prächtigen Silberglanzkristalle ihre Kristallgestalt verloren und rundliche Formen annahmen, kam in der Folge stets mehr Silber zur Anwendung, als der Formel SAg., entsprach. Bei dem ersten so durchgeführten Versuch wurden 0,0800 g Schwefel und 0,6035 g Silberblech in einem zugeschmolzenen, luftleeren Glasröhrchen erhitzt, wobei 0,6183 g Silbersulüd entstanden; 0,0652 g metallischen Silbers waren unverändert übriggeblieben. Um im ganzen Rohr eine gleichmäßige Erwärmung zu erzielen, wurde dasselbe in Silber- blech eingewickelt, welches durch seine gute Wärmeleitung kleine Ungleichheiten der Ofentemperatur ausglich. Der Übelstand, daß sich bei tagelangem Erhitzen die äußere Glaswand durch Lösen von Silberspuren gelblich bis bräunlich färbte, mußte in Kauf genommen werden; falls die Präparate zur Festlegung der Versuchs- ergebnisse photographiert werden mußten, wurden sie in neue Röhrchen überführt. Wachstumserscheinungen des Kupfers, Silbers und Goldes. 15 Zur Messung der Ofentemperatur diente ein Thermoelement aus Platin -Platinrhodium mit angeschlossenem Voltmeter. Die Sättigung des Silbers mit Schwefel war daran zu erkennen, daß beim Herausnehmen des noch heißen Rohrs aus dem Ofen keine braunen Schwefeldämpfe mehr sichtbar waren. Nach 24 ständigem Erhitzen bei 435° war die Reaktion abgeschlossen; das ganze Blech war mit einer schwarzgrauen, kristallinen Schicht von S Ag2 bedeckt, welche an einem Ende deutliche Würfelchen erkennen ließ. Abgerundete, traubige Formen, wie sie bei Anwendung eines Schwefeltiberschusses auftreten, waren hier nicht entstanden. Überraschend waren jedoch bei dieser Versuc'hs- anordnung kleine warzenförmige Auswüchse von gediegenem Silber, welche aus dem dunklen Sulfid heraus- ragten und nach nochmaligem 24 ständigem Erhitzen bei 435° beträchtlich zugenommen hatten. Die Entstehung solchen „Moos- silbers“ war sehr auffallend, weil sie bisher nur bei der Reduktion von Silberverbindungen mit Wasserstoff oder anderen reduzierenden Gasen und Dämpfen beobachtet worden war. Zur Klärung der in der vorliegenden Arbeit beschriebenen Versuche tragen die bereits veröffentlichten Angaben nicht wesentlich bei, und daher wird die ziemlich umfangreiche Literatur erst in einer zweiten Mitteilung, welche die Theorie des Wachstums behandeln wird, verwertet werden. Bei dem oben beschriebenen Versuch konnten die Silberaus- wüchse sowohl aus dem überschüssigen Silber, als aus dem Silber- sulfid stammen oder endlich durch die Wechselwirkung beider entstanden sein. Um hierüber Klarheit zu schaffen, wurden die folgenden Parallel versuche angestellt. Drei ganz gleiche Röhrchen, von denen das erste ein Stückchen Silberblech, das zweite etwas künstliches S Ag2, und das dritte außer Silberblech auch künstliches Silbersulfid enthielt, wurden gleichzeitig ausgepumpt und zugeschmolzen, sobald das an der Quecksilberpumpe befindliche Geislerrohr rein grünes Kathodenlicht gab; hierdurch wurde erreicht, daß in allen drei Röhrchen derselbe Grad von Luftverdünnung vorhanden war. Sodann wurden sie zusammen im elektrischen Röhrenofen zunächst auf 450° und später auf 585° erhitzt. Bei Temperaturen über 4f>0° C wurden Kali- glasröhrchen verwandt, zu welchem Zwecke die Pumpe neben dem gewöhnlichen Anschmelzrohr aus Natronglas ein solches aus Kali- glas besaß. A. Erhitzen von Silberblech. Trotz 8 tägigen Erhitzens im Vakuum auf 450° und daran anschließenden 3 tägigen auf 585° zeigt das Silberblech keine Aus- wüchse, woraus zu schließen ist, daß die Silberhärchen nicht auf Sublimation im hohen Vakuum zurückgeführt werden können. Das A. Beutell, 16 grob kristalline Gefüge, welches Jas vorher spiegelnde Silberblech nach dem Erhitzen besitzt, weist auf Umlagerung der Silberteilchen hin. Zur völligen Sicherheit ist dasselbe Kohr später noch öfters erhitzt worden, wenn Platz im Ofen zur Verfügung stand, ohne daß Silberauswüchse aufgetreten wären. B. Erhitzen von SAg2. Nach 4 tägigem ununterbrochenem Erhitzen auf 450° zeigt das künstliche Silbersulfid keine sichtbare Veränderung; nach weiteren 4 Tagen sind jedoch einige ganz kurze, äußerst feine Silberhärchen sichtbar. Trotzdem der Versuch noch 3 Tage bei 585u fortgesetzt wurde, im ganzen also 1 1 Tage gedauert hatte, trat eine Vermehrung der Silberauswüchse nicht ein. Im Vergleich mit dem bereits beschriebenen Versuch, welcher mit einem unvoll- ständig geschwefeltem Silberblech angestellt worden war, sind die Auswüchse äußerst gering. Diese minimale Silberbildung konnte davon herrühren, daß der Partialdruck des Schwefels bei der Ver- suchstemperatur bereits eine meßbare Höhe erreichte, und daß eine dem Schwefeldampf äquivalente Menge von Silber frei wurde, die in der Form von winzigen Härchen aus der Oberfläche heraus- wuchsen. In einem gleichmäßig erhitzten Röhrchen kann das Silberwachstum naturgemäß nicht fortschreiten, weil nach Ein- stellung des Gleichgewichts weder neuer Schwefeldampf noch neues Silber frei wird. Die kräftigen Silberauswüchse, welche bei Silbersulfid entstanden waren, welches noch größere Mengen metallischen Silbers enthielt, lassen sich auf diese Weise nicht erklären. Anschließend hieran wurde ein Versuch in einem 15 cm langen Rohr angestellt, welches nur an einem Ende erhitzt wurde, während das andere aus dem Ofen herausragte. Bei dieser Anordnung- wurde der entstandene Schwefeldampf im kalten Ende fortlaufend kondensiert, so daß immer neue Mengen von Schwefel und Silber frei werden konnten. Bei 500° C waren in 17 Tagen aus 0,7360 g Silbersulfid nur 0,0004 g Schwefel abdestilliert, denen 0,0027 g- freies Silber entsprachen. Trotz ständiger Kondensation der Schwefel- dämpfe hatte sich nur eine winzige Menge von Haarsilber gebildet. Die völlige Zersetzung des Silber sulfids im Vakuum würde bei 500° C 11 Jahre erfordern. Die Tatsache, daß hier im Vakuum neben freiem Schwefel metallisches Silber bestehen kann, ohne sich anzufärben, steht in gewissem Widerspruch zu der früheren Beobachtung des Verfassers, daß Silberblech ein äußerst empfindliches Reagens für Spuren freien Schwefels darstellt (Centralbl. f. Min. etc. 1913, p. 75S — 767). Daß die hohe Temperatur allein für dieses abweichende Verhalten nicht ausschlaggebend sein kann, geht daraus hervor, daß sich Silber- blec.h durch Erhitzen mit überschüssigem Schwefel restlos in Sulfid Wachstumserscheinungen des Kupfers, Silbers und Goldes. 17 verwandelt, und zwar um so rascher, je höher die Temperatur ist. I)a jedoch der Schwefel hierbei in Dampfform reagiert, wobei seine Konzentration und somit auch seine chemische Wirksamkeit dem Druck proportional zunimmt, so müssen zur Erklärung die Druck- verhältnisse herangezogen werden. Stellt man Silbersulfid aus Schwefel und Silberblech in einem geschlossenen Röhrchen dar, Iso beträgt der Dampfdruck des Schwefels bei 500° C bereits über 2 Atmosphären, während bei der Dissoziation des Silbersulfides nur der äußerst geringe, kaum meßbare Partialdruck des Schwefels wirksam ist. Um experimentelle Anhaltspunkte hierüber zu ge- winnen, und um gleichzeitig darüber ins klare zu kommen, ob etwa der Energiegehalt des Silberblechs und des Haarsilbers ein Iso verschiedener ist, daß er die Reaktion mit Schwefel merklich beeinflußt, wurden folgende Versuche durchgeführt ? Ein geschwefeltes 7 cm langes Silberblech, an dem bereits durch mehrtägiges Erhitzen ein Silberbart entstanden war, wurde in ein 25 cm langes Rohr gebracht, welches am entgegengesetzten Ende ein Stückchen, durch eine Einschnürung festgehaltenen Schwefels enthielt. Nach dem Auspumpen wurde das Rohr so in den Ofen gesteckt, daß der Schwefel weit herausragte, während das Silbersultid mit dem daran sitzenden Haarsilber auf 450° erhitzt wurde. Gleichzeitig wurden zwei ebensolche Rohre in den Ofen gelegt, welche kein Sulfid, sondern außer etwas Schwefel (auch hier außerhalb des Ofens) nur Silberblech beziehentlich etwas Haarsilber führten. Nach 48 ständigem Erhitzen zeigte keiner der drei Versuche eine Anfärbung; die Silberauswüchse des ersten Rohrs hatten sich durch das 48 ständige Erhitzen beträchtlich ver- mehrt. Ein vierter, bei Zimmertemperatur augesetzter Parallel- versuch, bei welchem Silberblech und Haarsilber gleichzeitig der Einwirkung von Schwefeldampf ausgesetzt wurden, ergab schon nach 2 Stunden deutliche Anfärbung des Silbers infolge von Sulfid- bildung. Bei 450° und unter niedrigem Dampfdruck reagieren Schwefel und Silber nicht miteinander, während, unter sonst gleichen Verhältnissen bei Zimmertemperatur lebhafte Einwirkung e i n t r i 1 1 ; ein Unterschied zwis ch e n Silber blech und Haar- silber machte sich nicht bemerkbar. Um zn verhüten, daß sich bei Zimmertemperatur das Silber nachträglich schwärzt, wurden die Rohre nach dem Herausnehmen aus dem Ofen an der Zuschmelzungsstelle geöffnet und so aufbewahrt; auch nach Wochen zeigte sich keinerlei Veränderung am Silber. C. Erhitzen von künstlichem Silbersulfid und Silberblech. Die Versuche, kräftiges Ag-Wachstum durch Erhitzen von Silberblech oder Schwefelsilber für sich allein zu erzielen, mußten somit als aussichtslos betrachtet werden, und so blieb nur noch Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 2 18 A. Beutel!. die Möglichkeit übrig, daß die Berührung zwischen Sulfid und Silber hierzu erforderlich sei: DieseAnordnu n g war von UberraschenderWirkung; zwischen Sulfid und Metall trat eine kräftige Wechsel- wirkung ein (450° C). Schon nach 24 Stunden hatten sich kräftige Draht- und zahn- förmige Silberauswüchse gebildet, und in das Silberblech war ein Loch gefressen , aus welchem das Sulfidstiickcheii heraus- ragte. Zwischen dem Rand des Loches und dem Sulfid hatten sich an einigen Stellen strangförmige Verbindungen aus metallischem Silber hergestellt. Nach drei Tage andauerndem weiteren Erhitzen bei 450° C war das Silberblech, welches anfangs allseitig über das Sulfid herausragte, bis auf einen kleinen Rest verschwunden, doch hatte sich dafür ein prächtiger Silberbart gebildet. Fig. 1 führt einen ähnlichen Versuch in einem früheren Stadium vor Augen. Die Umrisse des fast weiß erscheinenden Silberblechs sind noch deutlich zu erkennen, doch ragt in beträcht- licher Ausdehnung das dunkler gefärbte Sulfid aus demselben heraus. Das Loch ist dadurch entstanden, daß die Silberteilchen in das Sulfid hineingewandert sind, wobei sich das Blech stark gekrümmt hat. Bemerkenswert ist. das Fehlen der Silberauswüchse an dem unteren Ende. Es stellte sich heraus, daß die äußere Silberumwicklung des Versuchsröhrchens an dem Bartende offen, am anderen jedoch zugequetscht gewesen war, und da an der offenen Seite der Silberumhüllung eine etwas niedrigere Temperatur zu vermuten war, so lag es nahe, die ein- seitig gerichtete Abwanderung des Silbers dem geringen Temperaturgefälle zuzuschreiben. Versuche, die deshalb absichtlich mit ungleichmäßig erhitzten Röhrchen durchgeführt wurden, be- stätigen diese Annahme. Daß tatsächlich das metallische Silber vom heißeren nach dem kühleren Ende wandert, wird durch die folgenden Versuche bestätigt. Ein oberflächlich mit Sulfid über- zogenes Silberblech wurde im Ofen erhitzt, doch nur das in der heißesten Zone des Ofens befindliche Rohrende außen mit Silberblech umwickelt. Es entstand in drei Tagen in dem kühleren Ende ein über 2 cm langer Silberbart, während in der Mitte nur minimale Auswüchse auftraten. Jetzt wurde das Rohr umgekehrt in den Ofen gesteckt und wieder unter genau denselben Bedingungen erhitzt. Es bildete sich neues Silberhaar am andern Ende, doch war nach 4 Tagen der ursprüngliche Silberbart völlig verschwunden. Fig. 2 zeigt den Versuch nach der Resorption des zuerst erzeugten Silberbartes. Am unteren Ende, an dem die fast schwarze, glitzernde Sultidkruste sitzt, hatten sich die Auswüchse beim ersten Erhitzen gebildet, doch sind sie in dem dargestellten Zustand des Röhrchens völlig ver- schwunden. Um die in der Figur sichtbaren Silberfäden zu Waclistumsersclieinungen des Kupfers, Silbers und Goldes. 19 erzeugen, mußten die Silbermoleküle die oj cm lange Sultidlamelle durchwandern. Durch rechtzeitiges Unterbrechen, d. h. ehe die ursprünglichen Auswüchse gänzlich abgewandert waren, wurde ein Präparat erzielt, das an beiden Enden Haarsilber aufwies. Die Abwanderung geht von den am Sulüd anliegenden Silberteilchen aus und erleidet keine Fig. 1. Schwefelsilber mit Silber Fig. 2. Resorbierter Silberbart (nat. Gr.). (nat. Gr.). i Unterbrechung, weil sich allmählich der ganze Silberbart an das Schwefelsilber heranschiebt. Der folgende Versuch, der mit einem massiven, kugelförmigen Silberkorn von 5 mm Durchmesser angestellt wurde, bestärkt diese Auffassung. Die Silberkugel wurde zunächst im evakuierten Rohr mit etwas Schwefel bei 450° erhitzt, wobei sie sich mit einer Kruste von Sulfid überzog. Beim Erhitzen im evakuierten Röhrchen zusammen mit einem beigefiigteu kleinen Silberblech bildeten sich Auswüchse von Silber, die zunächst sehr langsam wuchsen, weil in dem gut leitenden Silberkorn das Temperaturgefälle fast ganz fehlte, welches das Wachstum fördert. Erst wenn die Silber- 20 A. Beutell. auswüclise etwas größer geworden sind, wobei sie als Köhler wirken, schreitet das Wachstum schneller vorwärts. Dort, wo die Silberkugel beim Schwefeln das Glas berührte und daher nur eine verhältnismäßig dünne Sulfidschicht besaß, war ein Loch entstanden. Die vorher massive Kugel hat sich in eine Hohlkugel verwandelt, deren Wand fast ausschließlich aus Silbersulfid besteht. Der metallische Silberkern ist abgewandert, wobei sich die zentralen Teile an die Sulfidrinde herangeschoben haben. D. Erhitzen von natürlichem Silberglanz und Silber. Da bisher ausschließlich mit künstlichem Silbersulfid experi- mentiert worden war, blieb noch festzustellen, ob sich der natürliche Silberglanz ebenso gegen Silber verhielt. Zu diesem Zwecke wurde ein etwa li cm breiter, zylindrisch gebogener Silberblechstreifen mit Stückchen von Argentit angefüllt, der von der Grube „Neuer Morgen- stern“ bei Freiberg in Sachsen stammte. Beim Erhitzen im Vakuum destillierten aus dem Mineral wasserhelle, aromatisch riechende Tröpfchen ab, welche alkalisch reagierten. Das Rohr wurde daher wieder geöffnet und dann die Verunreinigungen an der Luftpumpe abdestilliert. Von neuem bei 560° erwärmt, ergab das Röhrchen schon nach 18 Stunden einige dünne, bis 1 cm lange Silberfäden. Nach 14 Tagen hatte sich der in der Fig. 3 veranschaulichte Silberbart gebildet. Der natürliche Silber glanz verhält sich demnach genau so wie das im V a k u u m rohr d a r - gestellte künstliche Sulfid. Es drängt sich nun die Frage auf, ob zur Erzielung eines raschen Silberwachstums die Berührung zwischen Silber und Sulfid nötig ist, oder ob das Silber auch ohne Berührung, d. h. durch Absorption des entstehenden Schwefeldarapfes, wirksam sein würde. Gegen diese Annahme sprechen bereits die vier in 25 cm langen Rohren angestellten Versuche, welche den Beweis lieferten, daß Schwefeldampf von geringer Spannung bei der Versuchstemperatur keine Verbindung mit Silber eingeht. Zur völligen Sicherstellung wurde die Frage experimentell durch drei Parallelversuche geprüft, welche gleichzeitig bei 450° C 72 Stunden durchgeführt wurden. Von den drei gleichen. 7 cm langen und 1 cm breiten Streifen von SAg„ wurde der erste an dem einen Ende mit einem dicht an- liegenden 2,8 cm hohen Silberblechstreifen umwickelt, der zweite erhielt beiderseitig zwei ebensolche Silberblechstreifen , welche jedoch durch eingeschobene U-förmig gebogene Glasstäbchen von dem Sulfid getrennt waren. In dem dritten Rohr war das zylinder- förmig zusammengerollte Silberblech durch eine Einschnürung des Glasrohrs vom Sulfid getrennt, so daß sich beide übereinander (nicht dicht nebeneinander wie im zweiten Versuch) befanden. Der letzte Versuch ergab die spärlichste Haarsilberbildung; nur einige zwar lange, aber sehr feine Silberhaare waren entstanden. Wachstumserscheinungen des Kupfers. Silbers und Goldes. 21 Das Silberblech bewahrte sein metallisches Aussehen mit Ausnahme des Randes, der dem Sulfid am nächsten lag. Da der Versuch täglich aus dem Ofen zur Besichtigung herausgenommen worden war, so ist diese Anfärbung zum großen Teil dem beim Abkühlen absorbierten Schwefeldampf zuzuschreiben. Etwas reichlichere Fig. 3. Natürlicher Silberglanz Fig. 4. Silbersulfid in inniger Be- mit Silber (nat. Gr.). rührung mit Silber (nat. Gr.). Silberbildung zeigt der Versuch mit den dicht daneben liegenden isolierten Silberblecheu. An der Außenseite sind diese fast gar nicht angefärbt, jedoch ziemlich stark an der Innenseite. Die etwas reichlichere Haarsilberbildung könnte dadurch entstanden sein, daß zwischen Silber und Sulfid durch ein Silberhärchen direkt Kontakt entstanden wäre. Bedeutend günstiger verlief der dritte Versuch, bei dem Silber und Sulfid in Berührung waren (Fig. 4). 22 A. Beutell, Ausgiebiges Silber wachst um tritt n u r ein, wenn Sulfid und Metall in Berührung sind. Wie der folgende Versuch erkennen läßt, kann ebenso kräftiges Silberwachstum auch erzielt werden, wenn mau Silbersulfid und Kupfer aufeinander einwirkeu läßt. Eine 4 cm lange Lamelle von künstlichem Silber- sullid , beiderseits in ihrer ganzen Länge mit einem Streifen Kupferblech bedeckt, wurde in einem evakuierten Rohr auf 550° erhitzt. Nach 24 Stunden war am kühleren Ende ein prächtiger Silberbart entstanden , der nach 3tägigem Erhitzen eine Länge von 21 cm erreicht hatte. Das Kupferblech war allenthalben angefressen und stellenweise durchlöchert. Es blieb noch zu prüfen, ob die Versuche auch in einem mit Luft gefüllten Rohr gelingen würden, und ob die Gegenwart der Luft hemmend oder fördernd wirkt. Zu diesem Zweck wurden zwei schmale, 7 cm lange Streifen künstlichen Silbersulfids an einem Ende mit 1 cm breitem Silberblech umwickelt, und dann der eine im Vakuumrohr, der andere in eiuem kapillar ausgezogenen offenen Rohr erhitzt. Nach 24 Stunden hei 450° zeigen beide Versuche am kühleren Ende Haarsilberbildung, doch ist dieselbe wegen der geringen Berührungsfläche ziemlich spärlich. Das offene Rohr war innen angegriffen und getrübt durch die bei der Verbrennung des Schwefels entstandenen Dämpfe von Schwefelsäure. Die beiden Rohre wurden nun wieder in den Ofen gesteckt, um sichere An- haltspunkte über die Schnelligkeit des Wachstums in den beiden Rohren zu erhalten. Nach dem Herausnehmen weist das offene Rohr eine so starke Trübung der Glaswand auf, daß es völlig undurchsichtig geworden ist. Erst nach dem Zerschneiden des- selben läßt sich feststellen, daß das Silberwachstum im offenen Rohi- bedeutend kräftiger gewesen ist als im evakuierten ; das Silberhaar ist länger, und die einzelnen Auswüchse sind dicker. Gegenwart von Luft fördert das Silber Wachstum. Die Ursache der Beschleunigung ist die Bildung von metallischem Silber bei der Oxydation des Sultids und die hierdurch hervor- gerufene Vergrößerung der Berührungsfläche zwischen Silber und Sultid. Wegen der großen Ähnlichkeit der Kupfer-, Gold- und Silber- verbindungen lag es nahe, auch die beiden ersten Metalle in den Kreis der Untersuchung zu ziehen. E. Erhitzen von Cuprosulfid und Kupfer. Zur Darstellung von S 0uo wurden 2,9245 g reinen Kupfers mit einem geringen Schwefelüberschuß zunächst 1 Tag bei 200u im Vakuum erhitzt, wobei sich eine indigoblaue Kruste bildete. Da noch reichlich unabsorbierter Schwefel vorhanden war. wurde die Temperatur auf 330° gesteigert und nochmals erwärmt; trotz Wachstumserscheinungen des Kupfers. Silbers und Goldes. 23 geringem Schwefelüberschuß war nach 24 Stunden aller Schwefel verschwunden, und es hatte sich eine dunkel bleigraue kristalline Masse gebildet. Dieses Kupfersulfid, welches etwas mehr Schwefel enthält, als der Formel S Cu2 entsprach, wurde grob gepulvert in ein 4 cm hohes, zylinderförmig zusammengerolltes Kupferblech geschüttet, und dann in einem dicht anliegen- den luftleeren Glasröhrchen bei 500" C erhitzt. Nach 5 Tagen hatten sich zahlreiche, sein- kurze Kupferhärchen gebildet; nach Monaten hatten sie eine Länge von 13 mm erreicht. Wie bei den Versuchen mit Schwefelsilber saßen die Auswüchse ausschließlich am Sulfid und nicht am Kupferblech; auch kleine Körnchen des Sulfids, welche zwischen Glaswand und Blech gerutscht waren, zeigten feine Kupfer- härchen. Das Kupferblech hatte seine metal- lische Farbe unverändert bewahrt. Fig. 5 gibt ein etwas vergrößertes Bild des Versuchsrohrs. Um zwischen Kupfer und Sulfid eine innigere Berührung bei großer Oberfläche zu erzielen, wurde ein spiralförmig zusammengerollter, 1 cm breiter Kupferblechstreifen im Vakuumrohr mit wenig S erhitzt. Nach 24 Stunden bei 47 5° war das Kupfer fast überall mit einer dunkel bleigrauen Schicht von Sulfid bedeckt; freier Schwefel war nicht mehr vorhanden. Nach 2 Tagen zeigten sich winzige Kupferhärchen, • welche jedoch sehr langsam wuchsen, nach 1 Monat besaßen die Kupferauswüchse eine Länge von 1 cm. Eine Beschleunigung im Ver- gleich zum vorigen Versuch ist zwar einge- treten, doch ist das Resultat von 1 Monat nicht besser als bei Schwefelsilber in 1 Tage. Kupferglanzstückchen von Redruth, welche in ein 2 cm hohes, zylinderförmig zusammen- gerolltes Kupferblech geschüttet waren , zeigten nach 4 Tage langem Erhitzen im Vakuum bei 500° schwache Mooskupfer- bildung. Kupferglanz allein blieb bei gleicher Behandlung unverändert. Kristallisierter Kupferglanz von Bristol Mine (Connecticut) jedoch lieferte mit Kupferstückchen 4 Tage im Vakuum erhitzt keine Spur von Mooskupfer. Die beschriebenen Versuche beweisen, daß Haarkupfer durch Wechselwirkung zwischen SCu„ und metal- lischem Kupfer erzeugt werden kann, doch ist das Wachstum viel langsamer als beim Silber. 24 A. Beutell. F. Versuche mit Goldsulfid. Die Bemühungen , auch das Gold in ähnlicher Weise zum Wachsen zu bringen, scheiterten zunächst, weil das Goldsulfid, welches man durch Einwirkung von überschüssigem Schwefel auf Gold im zugeschmolzeneu, evakuierten Bohr erhielt, beim Erhitzen im Vakuum nach Entfernung des freien Schwefels unter Hinter- lassung einer schwammigen Goldmasse zerfällt. Es wurde daher versucht, ob silberhaltiges Gold brauchbarer wäre, da sich in diesem Falle ein Überzug von Schwefelsilber bilden müßte, welcher in Berührung mit dem Golde vielleicht Wachstum hervorrufen konnte. Zu diesem Zweck wurde ein Glied einer silberhaltigen, goldenen Uhrkette bei 500° im evakuierten Röhrchen mit Schwefel erhitzt, wobei sich im Verlaufe von 24 Stunden ein dunkler Überzug von Schwefelsilber gebildet hatte. Nach 3wöchentlichem Erhitzen, zuletzt bei 600° C, waren weder Gold, noch Silberauswüchse ent- standen, nur gelbe, glänzende Pünktchen in der Kruste ließen beginnenden Goldwachstum vermuten. Das Scheitern der Gold- versuclie sowie der Umstand, daß unter den natürlichen Silber- und Goldmineraiien die Selenide und Telluride eine wichtige Rolle spielen, regte dazu an, auch diese Verbindungen heranzuziehen, und so wurden die bisher mit Schwefel angestellten Versuche auf Selen und Tellur ausgedehnt. G. Versuche mit Kupfer und Selen. Ein zusammengerolltes, etwa 1 cm hohes Kupferblech wurde mit wenig Selen im evakuierten Röhrchen bei 51U° erhitzt. Nach 2 Tagen ist das Selen absorbiert, und das Kupfer besitzt an dem Ende, au welchem das Selenkörnchen gelegen hatte, eine Kruste von Selenkupferkriställchen, während der Rest des Blechs nur einen dünnen Überzug des Selenids aufweist. Am Rand des dunkel gefärbten Kupfers sitzen bereits feine, kurze Kupferhärchen. Nach lltägiger Einwirkung ist das Wachstum nur wenig fortgeschritten; auch die Erhöhung der Temperatur auf 550° während 6 Tagen hat das Wachstum nicht merklich gefördert. Erst nach nochmaligem 4tägigem Erhitzen auf 600° hatten sich feine j cm lange Kupfer- härchen gebildet. Die Bildung von Mooskupfer aus dem Selenid verläuft kaum anders als aus dem Sulfid. H. Versuche mit Silber und Selen. Ein vierfach zusammengelegter, 1 cm breiter Silberblechstreifen wurde zunächst mit etwas Selen bei 510° im Vakuumrohr erhitzt. Nach 2 Tagen war das Selen verbraucht, und das Silberblech wies an dem einen Rande eine ziemlich dicke, pechglänzende, schwarze Wulst von Selensilberkriställchen auf. Der ganze übrige Wachstumserscheinungen des Kupfers, Silbers und Goldes. 25 Teil der Oberfläche war metallisch geblieben. Nach 4 Tagen waren deutliche Silberhärchen sichtbar, welche eine maximale Länge von \ cm anfwiesen. Nach weiteren 5 Tagen unter Steigerung der Temperatur auf 550° hatten sie sich bis auf 1 cm verlängert. Der Versuch wurde bei derselben Temperatur noch 6 Tage hin- durch fortgefiihrt, wodurch der Silberbart zwar dichter, aber kaum länger wurde. Da die wachsenden Härchen die Selenidkruste zum größten Teil von dem metallischen Silber abgehoben hatten, mußte der Versuch abgebrochen werden. Die Wanderung des metallischen Silbers vollzieht sich durch eine Kruste von S i 1 b e r s e 1 e n i d nicht anders als durch eine solche von Sulfid. .1. Versuche mit Gold und Selen. Das Goldselenid ist zwar weniger zersetzlich als das Sulfid, doch trat im Vakuum stets Kondensation von Selen ein. Das reine Gold war daher auch hier zum Versuch ungeeignet. Ein Glied einer goldenen, etwas silberhaltigen Uhrkette lieferte hin- gegen bei 500° eine dunkle Kruste, welche sich bei den Versuchs- temperaturen nicht merklich dissoziierte. Nach 3 tägigem Erhitzen auf 500° waren auf der dunklen Oberfläche gelbe, metallische Pünktchen erschienen, welche sich im Laufe eines Monats unter Steigerung der Temperatur auf 570° zu winzigen Goldwärzchen auswuchsen. Das Gold besitzt die Fähigkeit, langsam durch Silbe rselenid zu wandern. K. Versuche mit Kupfer und Tellur. Ein zusammengerolltes Kupferblech von 1 cm Höhe w urde im Vakuum mit etwas Tellur bei 475° erhitzt. Schon nach 1 Tage war das Tellur verbraucht, und es hatte sich an dem benachbarten Ende des Blechs eine schwarze, kristalline Wulst von Tellurkupfer gebildet; außer sein- kleinen Kristäilchen war ein 2 mm großes Täfelchen von hexagonalem Aussehen entstanden. Die ersten spärlichen Kupferhärchen wurden nach 4 Tagen sichtbar; nach 1 Monat hatten sich unscheinbare, etwa o mm lange Löckchen gebildet. Das Kupfer besitzt die Fähigkeit, durch Tellurkupfer zu wandern. Silber und Tellur. Der Versuch mit Silber und Tellur wurde zwischen 510 und 550° ausgeführt, und zwar gleichzeitig in demselben Ofen mit dem Selenversuch. Nach 1 ötägiger Versuchsdauer zeigte das Röhrchen reichliche Silberauswüchse. Ein zweiter mit Stückchen von künst- lichem Silber-Tellurid und Silberblech bei 550° angesetzter Ver- such lieferte schon nach 24 Stunden deutliche Silberhaare; nach 26 A. Beutell. 7 Tagen besaß ein ziemlich dicker, haarförmiger Auswuchs bereits eine Länge von 2 cm ; nach 3 weiteren Tagen hatte sich derselbe zu einem peitschenartig gekrümmten, am freien Ende ausgefransten Silberfaden von über 5 cm Länge ausgewachsen (Fig. 6). Fig. 7 Fig. 6. Tellursilber mit Silber (4 nat. Gr.). Fig. 7. Tellur- und Selensilber mit Silber (doppelte nat. Gr.). veranschaulicht ein Versuchsergebnis, das mit einem Gemisch von künstlichem Selen- und Tellursilber erzielt wurde, welches mit Silberblech zusammen 14 Tage lang bei 500° erhitzt worden war. Die S i 1 b e r vv a n d e r u n g durch Tellur Silber ist ebenso lebhaft, wie die durch Sch wefelsil b er. Gold und Tellur. Chemisch reines Goldpulver, das durch Reduktion einer Gold- lösung hergestellt worden war, wurde in einem evakuierten Röhrchen mit etwas Tellur bei 510° erhitzt. Es ergab sich jedoch dieselbe Schwierigkeit, wie bei den Goldversuchen mit Schwefel und Selen, Wachstumserscheinungen des Kupfers, Silbers und Goldes. 21 d. h. das gebildete Tellurid war so unbeständig, daß in dem kühler gehaltenen Rohrende immer von neuem sublimiertes Tellur auftrat. Es mußte deshalb auch hier silberhaltiges Gold verwandt werden. Ein zu diesem Zweck benutztes Uhrkettenglied war nach '2 Tagen mit tafeligen Kriställchen bedeckt, und nach 4 Tagen waren bereits Goldhärchen zu bemerken. Leider war das Wachstum auch hier ein sehr langsames, so daß nach einem Monat nur moosartige, kurze Auswüchse vorhanden waren. Bessere Resultate wurden mit natürlichem Tellurgold von Lake- View-Mine erhalten. Eine Probe des hell messinggelben Minerals wurde grob gepulvert und im zugeschmolzenen Vakuum- rohr mit Silberblech bei 500° erhitzt. Nach 24 Stunden bildete das Blech mit dem Tellur- gold eine geschmolzene, fast schwarze Masse, uebeu welcher am kühlen Ende ziemlich reich- liches , dunkles Destillat auftrat. Nach dem Abkühlen wurde das Destillat abgeschnitten, die gepulverte Schmelze in ein 4 cm hohes, zylinderförmig gebogenes Silberblech geschüttet und wiederum im Vakuum bei 500° erhitzt. Nach 2 Tagen ist das metallische Silber aber- mals verbraucht und in Tellursilber umge- wandelt. Am kühlen Ende sind kurze, kräftige Auswüchse von hell messing-gelbem, stark silber- haltigem Gold vorhanden. Nach nochmaligem Umwickeln mit Silberblech wird der Versuch fortgesetzt. Fig. 8 führt das Endergebnis vor Augen, welches durch btägiges Erhitzen auf ö00° erzielt wurde. Das Silberblech ist zum großen Teil aufgezehrt; nur unter dem Gold- bart, der eine Länge von 18 mm erreicht hat, sind rechts und links noch Streifen desselben sichtbar. Der ganze untere Teil besteht aus dem pulverförmigen Gold-Silber-Tellurid , das in seiner ganzen Ausdehnung mit kurzen Goldhärcheu bedeckt ist. Die Farbe der Auswüchse ist durchweg hell messinggelb wie die des natürlichen „Elektrums“. Ein ähnlich, wenn auch nicht ganz so schönes Resultat wurde erhalten, als zwei Glieder einer Uhrkette mit Silberblech und Tellur zunächst im Vakuum auf 500° erhitzt wurden; nach 24 Stunden hatte sich eine feste dunkle Masse gebildet, in der von dem bei- gefügten Silberblech nichts mehr zu bemerken war; nur die Um- risse der Goldglieder waren noch undeutlich zu unterscheiden. Nach einer Woche hatten sich am kühlen Ende warzenartige, bis Fig. 8. Silberhal- tiges Tellurgold m. Silber (§ nat. Gr.). 28 A. Beutell, Wachstumserscheinungen etc. 3 min lange, hell niessinggelbe Auswüchse gebildet, doch treten auch an der ganzen Oberfläche spärliche, glitzernde Goldhärchen hervor. Kräftige Goldauswüchse konnten nur aus stark silberhaltigen Telluriden erhalten werden und ließen in ihrer hellen Farbe Silbergehalt erkennen. Einige Körnchen desselben natürlichen Goldtellurids wurden in gleicher Weise mit etwas Kupfer verschmolzen und dann unter Zufügung von neuem Kupfer im Vakuum erhitzt. Nach 3 Tagen war die Oberfläche mit rötlichgelben Härchen bedeckt, deren Farbe mehr an Kupfer als an Gold erinnert. Da sie sich nicht in Salpetersäure, wohl aber in Königswasser lösen, war nicht daran zu zweifeln, daß Gold- ausvviichse Vorlagen; die Lösung im Königswasser gab deutliche Reaktion auf Kupfer, wodurch sich die rötliche Farbe der Härchen erklärt. Ergebnisse. Wird Silberglanz oder künstliches Silbersulfid im Vakuum aui 350 — 600° C erhitzt, so tritt geringfügiger Zerfall in Schwefel- dampf und metallisches Silber ein; diese Silberspuren wandern durch das Sulfid hindurch nach dem kühleren Ende, wo sie als feine Härchen zu beobachten sind. In der Luft verläuft der Prozeß rascher, weil durch Oxydation die Zersetzung des Sulfides gefördert wird. Reichliche Haar silbe rbildung wird hervorgerufen, wenn Silbersulfid in Berührung mit metallischem Silber erwärmt wird. Auch durch gemeinsames Erhitzen von Selen- und Tellursilber mit metallischem Silber wird Moossilber erzeugt. Mooskupfer entsteht durch Einwirkung von metallischem Kupfer auf Schwefel-, Selen- oder Tellurkupfer in der Hitze. Silberhaltige Goldselenide und Telluride liefern, zusammen mit Silberblech erwärmt, silberhaltiges Moosgold. Breslau, Min.-petr. Institut der Universität, August 1918. (Eingegangen 21. August 1918.) Besprechungen. 29 Nachtrag zu R. Sokol: Über Kalksilikatgesteiue in dem böhmischen Massiv (dies. Centralbl. 1918, p. 211). Während des Druckes ist noch erschienen : .1. Woldrich: Eruptivgesteine und Kontakterscheinungen im Zecho- vicer Kalksteine in Südböhmen (Sitzungsber. k. böhm. Ges. Wiss. für 1917, II. Kl. Sep.-Abdr.). Besprechungen. Arthur Sachs : Die Grundlinien der Mineralogie für Mineralogen, Geologen, Chemiker und Physiker. Stuttgart 1918. Verlag von F. Enke. 8°. 62 p. Diese Schrift ist nicht etwa ein kleines Lehrbuch der Minera- logie, vielmehr eine gedrängte Übersicht, die den gegenwärtigen Stand unserer mineralogischen Kenntnisse in den Grundzügen seiner geschichtlichen Entwicklung zu erfassen bestrebt ist. Sie soll auf dem Gebiete der allgemeinen Mineralogie ein kleines und beschei- denes Seitenstück zu dem Handbuch von Hintze darstellen, ein allerdings recht bescheidenes, wie schon der Umfang beweist. Von jedem Sondergebiet wird ein kurzer Abriß der historischen Entwicklung gegeben unter Nennung der Forscher, die sich darin besonders verdient gemacht haben, in der knappen Form wie sie aus mancher anderen Übersicht bekannt ist. Literatur wird im ganzen nur sehr spärlich angegeben, in vielen Abschnitten ündet sich überhaupt kein Hinweis. Als Beispiel greife ich ganz beliebig- einen Satz heraus: „Über die Schmelzpunkte schrieben Küster, J. H. L. Vogt, Roozeboom, Day und Allen; über das Gleichgewicht zwischen Mischkristallen und ihrem Schmelzfluß besonders Rooze- boom; über die Löslichkeit Roozeboom, Muthmann, Kuntze, M. Herz, Stortenbecker ; hinsichtlich der Dampfspannung befehdeten sich Hollmann und Barchet.“ Ich bezweifle, ob dem Leser mit einer solchen Häufung bloßer Namen gedient ist; wenn Verf. durch seine Schrift aber erreicht, daß die geschichtliche Entwicklung der Wissenschaft stärker be- rücksichtigt wird, hat er sich damit schon ein Verdienst erworben. R. Brauns 30 Personalia. Gustav Ficker: Leitfaden der Mineralogie nnd Chemie für die vierte Klasse der Gymnasien und Realgymnasien. Mit 3 farbigen Tafeln und 12(1 Abbildungen in Schwarzdruck. Fünfte Auflage. Wien. Franz Deuticke. 1917. 3 Jk Die Mineralien werden hier, wie in vielen für den Schul- gebrauch bestimmten Büchern, im Anschluß an die Lehren der Chemie behandelt. Der Bestimmung des Buches entsprechend, werden nur die wichtigsten Mineralien berücksichtigt, von ihnen eine z. T. recht ausführliche Beschreibung gegeben und ihre Form außer in Kristallzeichnungen durch Abbildung hervorragend guter Stufen vor Augen geführt. Aus der gebotenen Beschränkung erklärt es sich, daß Mineralien, die für die Anschauung weniger bieten, nicht aufgenommen sind, auch wenn sie sonst recht wichtig sind, so wird z. B. kein Nickelerz genannt, und Nickel nur in der Tabelle der wichtigsten Grundstoffe aufgezählt. Was aber in dem Buch gebracht wird, ist klar und folgerichtig dargestellt, so daß es sicli für den bestimmten Zweck ganz vortrefflich eignet. R. Brauns. Personalia. Georg von dem Borne f. Am 7. November 1918 starb an den Folgen einer schweren, im Felde erworbenen Krankheit Prof. Dr. Georg Iyreuzwendedich von dem Borke, Leiter der Erdbebenwarte Krietern und Privatdozent der Geologie und Geophysik an der Universität Breslau. Mit ihm ist einer der kenntnisreichsten, vielseitigsten und originellsten Fach- geuossen, gleichzeitig ein ungewöhnlich vorneinner, treuer und be- geisterungsfähiger Mann als Opfer des Krieges von uns geschieden. Geboren am 28. Mai 1867 auf dem Stammsitze seiner Familie, Berneucheu in der Neumark, erhielt er schon als Knabe durch seinen mathematisch interessierten und begabten Vater sowie durch seinen Großvater, den Berghauptmann von Dechen, naturwissen- schaftliche Anregungen, die ihn bestimmten, sich der Geologie zu widmen. Nachdem er ein Semester in Lausanne studiert und ein Jahr bergmännisch gearbeitet hatte, erwarb er seine Aus- bildung als Geologe an den Universitäten Berlin und Halle und schloß seine Studien in Halle mit seiner Doktorarbeit: ..Der Jura des Urmiasees“ im Jahre 1891. Die folgenden Jahre widmete er geologischen Studienreisen in Amerika, Ostafrika, den Balkan- staaten und Kleinasien, bis der Tod des Vaters und die dadurch veränderten Familienverhältnisse ihn zwangen . die Verwaltung Personalia 31 des Stammgutes zu übernehmen. Erst nach 8 Jahren konnte er zur Wissenschaft zurückkehren und begann seine Tätigkeit in einer für sein rastloses Streben sehr bezeichnenden Weise mit einer Erweiterung seiner Ausbildung: er beschäftigte sicli in den Jahren 1902 — 1905 mit physikalischen und mathematischen Studien an der Universität Jena und an den geophysikalischen Observatorien zu Potsdam und Göttingen ; mit einer Frucht dieser Studien, „Untersuchungen über die Abhängigkeit der Radioaktivität der Bodenluft von geologischen Faktoren“, habilitierte er sich im Jahre 1905 auf Veranlassung seines Freundes Fritz Frech in Breslau. Hier gelang es ihm durch große Energie und unter großen persön- lichen Opfern, die Erdbebenwarte in Krietern bei Breslau ins Leben zu rufen, die er bis zum Beginn des Krieges leitete; seine Arbeiten beziehen sich während dieser Zeit aber nicht nur auf seismische Erscheinungen, sondern beschäftigen sich vielfach auch mit der Radioaktivität des Bodens, der Gewässer und der Gesteine, sowie mit andern geophysischen und meteorologischen Problemen, besonders auch mit der Schall Verbreitung und der „Zone des Schweigens“, ln einer tief schürfenden Abhandlung über die physikalischen Grundlagen der tektonischen Theorien verknüpfte er Geophysik und Geologie; gleichzeitig arbeitete er auch praktisch über drahtlose Telegraphie und Luftschiffahrt. Die Vereinigung von Theorie und Praxis war überhaupt eine vorstechende Eigen- tümlichkeit seiner Veranlagung; zu ihr gesellte sich noch als glückliche Ergänzung eine ganz hervorragende Begabung für Kon- struktion. Sein Interesse für Luftschiffahrt ließ ihn in dem letzten, leider zu kurzen Abschnitt seines Lebens zum Ingenieur und Be- gründer einer Fabrik werden, ohne daß seine Leidenschaft für die Theorie und für die Wissenschaft hierdurch geschwächt wurde. Nachdem er in den ersten Kriegsjahren als Rittmeister im Osten gekämpft hatte, stellte er später seine hervorragende Begabung der neuen Flugwaffe zur Verfügung und konstruierte einen Geschwindig- keitsmesser für Flugzeuge auf hydrodynamischer Grundlage, der mit bestem Erfolge von den Fliegern Deutschlands und seiner Verbündeten benutzt wurde. Von schwerer Erkrankung scheinbar genesen schuf er eine rasch aufblühende Werkstatt zur fabrikmäßigen Herstellung seines Geschwindigkeitsmessers und anderer zur Ausrüstung von Flugzeugen erforderlicher Apparate; von neuem erkrankt, suchte er vergeblich Heilung im Schwarzwald — der Tod entriß ihn viel zu früh den Seinen, seinen Freunden, der Wissenschaft und der Praxis. Das Bild des Verblichenen wäre unvollständig, wenn es nicht das Beste an ihm stark hervortreten ließe: die Lauterkeit seiner Gesinnung, die alles Unedle von ihm fernhielt, seine Begeisterung für das von ihm als gut und richtig Erkannte, dem er jedes persönliche Opfer zu bringen bereit war, seine vornehme Zurück- Personalia. 32 haltung, die nur den Nächststellenden einen Einblick in seine erstaunlich vielseitige Begabung gestattete, die Wärme und Herz- lichkeit seiner Empfindungen, die in seltenen glücklichen Augen- blicken, beflügelt von einer reichen farbenprächtigen Phantasie, in Wort und Schrift künstlerisch vollendeten Ausdruck fanden. Den großen Verlust, den Wissenschaft und Praxis erlitten haben, be- klagen auch seine Freunde als herben Schlag, der sie betroffen hat. Milch. Habilitiert: Dr. R. Groß in Greifswald für Kristallographie,. Mineralogie und Petrographie. Gestorben: Dr. Johannes Ulilig, Privatdozent für Minera- logie und Petrographie an der Universität Bonn, am 3. Dezember in der Ukraine, wo er zuletzt als Kriegsgeologe tätig gewesen war, an Lungenentzündung in einem Feldlazarett. — Dr. Hendrik Enno Boeke, ordentl. Professor der Mineralogie und Petrographie an der Universität Frankfurt a. M., ist am 6. Dezember in seinem Institut aus dem Leben geschieden. Seine großen Verdienste um die Wissenschaft werden von berufener Seite gewürdigt werden. A. Johnsen. Kristallographische Eigenschaften etc. 9 3 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Kristallographische Eigenschaften einer Verbindung Cn H;1 0 , N. Von A. Johnsen in Kiel. Mit 2 Textfiguren. yC 0— COn Die Strukturformel GBH-.CH = C/ XCH.)? dieser NH von 0. Die l.s im Chemischen Institut der hiesigen Universität dargestellten und mir zur kristallographischen Untersuchung über- gebenen Substanz CnH3 02N ist noch unsicher. Kristallisiert aus heißem Benzol bei langsamem Abkühlen. Schmilzt unter Zersetzung bei ts = -}- 138,0° (' i 0,5. Symmetrieklasse: Monoklin holoedrisch. Formen: { 1 10}, {001}, {lOO}, {210}, {Oll}. Morphologische Konstanten: ^ = 1,335 + 0,003, C = 0,57 ± 0,06, ß = 114° 181' ± 6'. Winkel gemessen berechnet (100), (001)* 65° 41 U + 6' (100), (110)* 50° 35' + 7' (100), (210) 31° 50' +14' 31" 19' 1 110), (110) 78° 40' + 12' 78° 50' (001), (110) 74" 41' +8' 74° 51' (001), (011)* 27 1° -j- 2J° Habitus: Säulen// [001], bis 0,5 mm dick und 6 mm lang, meist nur von {110} begrenzt und ohne deutliche Endflächen; selten {001}, {100} und {210}, noch seltener und nur mit Schimmer- reflex {011} (vgl. die 2 Textfiguren). Äußerst spärlich. Zwillinge nach (100), verwachsen längs dieser Zwillingsebene. Spaltbarkeit // {100} vorzüglich, // {101} mäßig, (100) (101) = 90° + 3° gemessen, = 89° +: 3° berechnet. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1910. 3 34 A. Johnsen. Kristallographische Eigenschaften etc. Die Ritz fest igk eit entspricht etwa der MoHs’schen No. 2 : anscheinend spröde. Dichte q = 1,345 + 0.002, bei -|- 16° C in Thoulet's Lösung nach der Schwebemethode ermittelt. Optische Orientierung: c // [010], ferner sehr annähernd h 7 [001] und a _{lOo}; a ist anscheinend spitze Bisektrix eines großen Achsenwinkels mit p < i> in Luft. Mittlerer Brechungsindex i = 1,7515 Al 0,001, für /\ Natriumlicht an zwei Prismen (100) (110) gemessen. Die Bestimmung der Doppelbrechung y — ß an Platten // { 1 00} und ß — a au Platten // {010} mittels Babinet's Kompensator würde die Berechnung von a, y und 2 V gestattet haben ; die Kristalle konnten aber in Anbetracht ihrer starken Doppelbrechung nicht genügend dünn geschliffen werden, zumal da sie sich schon unter- halb + 1 00° C zersetzen und daher nicht mit Canadabalsam auf- zukitten waren. Farbe bei 0,1 mm Dicke hellgelb mit folgendem Pleo- chroismus: a und b hellgrüngelb , c dottergelb (Fresnei.’s Schwingungsrichtungen). Die Kristalle sind in Wasser bei Zimmertemperatur praktisch unlöslich. Bei der Redaktion eingegangen am 9. Dezember 1918. E. Ramann u. A. Spengel. Einf. liclitbr. Kalium-Aluminiuinsulfat etc. 35 Ein einfach lichtbrechendes Kalium-Aluminiumsulfat der Alunitgruppe. Von E. Ramann und A. Spengel in München. Die Gesteinsmassen der Solfatara di Puzzuoli bei Neapel sind den Einwirkungen vulkanischer, schwefelfrthrender Dämpfe aus- gesetzt. Aus sich ausscheidenden), der Luft ansgesetztem Schwefel muß fortgesetzt durch Oxydation Schwefelsäure in kleinen Mengen gebildet werden. Es ist somit Gelegenheit gegeben, die Verwitterung und Umbildung eines Gesteines unter dauernder Einwirkung freier Schwefelsäure kennen zu lernen. Die Untersuchung des Bodens führte zur Auffindung eines nach Zusammensetzung und Eigen- schaften dem Alunit entsprechenden Minerals, welches sich jedoch durch einfache Lichtbrechung von jenem^ unterscheidet. Die Solfatara ist wohl von den meisten Mineralogen und Geo- logen besucht worden, so daß sich eine Beschreibung erübrigt. Der Boden des Kessels ist ausgebleicht, schwach gelblichweiß bis weiß, dicht gelagert, so daß man den Eindruck eines schweren Tones, beziehentlich, infolge der hellen Färbung, eines kaolinreichen Tones sehr einheitlicher Zusammensetzung erhält. Im trockenen Zustande fühlt sich der Boden rauher an, als dies bei Kaolinen der Fall ist. Es wechseln rauhere und geschmeidigere Stellen ab und örtlich sind die hellen, feinstkörnigen Bestandteile in knollig zusammengelagerten Massen vereinigt. Bei schwache)' Vergrößerung (binokularem Mikroskop) ist die Oberfläche der Bruchstücke rauh und ähnelt der Beschaffenheit vulkanischer Aschen, deren Ver- witterungsprodukt das Gestein ist. Der wässerige Auszug des Bodens enthält sehr geringe Mengen Schwefelsäure, bei Ammonzusatz scheiden sich Spuren von Tonerde in Flocken ab. Mit Oxydationsmitteln, wie Kaliumpermanganat und Salpetersäure behandelt, gehen wiederum kleine Mengen von Schwefel- säure in Lösung. Der Schluß liegt nahe, daß ihr Vorkommen auf Oxydation des dem Boden beigemischten Schwefels beruht. U. d. M. erkennt man Beste verwitterten und stark zersetzten vulkanischen Glases ; die Hauptmasse besteht jedoch aus sehr kleinen Körnern eines einheitlichen, einfach brechenden Minerals, die örtlich fast rein den Boden zusammensetzen, vorwiegend 0,001 mm Durch- messer haben und nur selten eine Größe von 0,002 mm erreichen. Sparsamer, aber verbreitet, rinden sich stark doppelbrechende Körner etwa gleicher Größe von Schwefel beigemischt. Die chemische Analyse bot zunächst Schwierigkeiten. Die qualitative Analyse des Bodens zeigte, daß Calcium, Magnesium und Natrium nur in Spuren, Schwefelsäure, Kieselsäure, Aluminium und Kalium reichlich vorhanden waren. 3* E. Hamann und A. Spengel. An der Luft erhitzt wird viel Wasser, später werden Dämpfe von Schwefeltrioxyd abgegeben. Es wurde zunächst versucht, das feinkörnige Mineral durch Schlämmen abzutrennen. Von der Hauptmenge der grobkörnigen Silikate gelang dies, dagegen war es nicht möglich, den Schwefel abzuscheiden. Das spezifische Gewicht betrug, im Pyknometer be- stimmt, 1.966, so daß auch die Trennung mit Flüssigkeiten höheren Volumgewichtes wenig Aussicht auf Erfolg bot. Durch Schwefel- kohlenstoff wurde nur ein Teil des Schwefels ausgezogen (in zwei Proben 0,38 und 0,43 % des Bodens'. Die Reinigung gelang endlich auf folgendem Wege : Schwefel ist durch Wasser nicht benetzbar, wohl aber durch Benzol: das Silikat wird von beiden Flüssigkeiten benetzt. Durchfeuchtete man deii Boden zuerst mit Benzol und fügte daun Wasser hinzu, so blieb die Hauptmenge des Silikats am Boden zurück, während sich der Schwefel an der Grenzfläche beider Flüssigkeiten im Benzol ansammelte. Es ist «lies keine quantitative Trennungsmethode, aber sie genügt, das Silikat schwefelfrei zu machen. Die Analysen ergaben eine Zusammensetzung des untersuchten Bodens, welche auf ein Gemisch von Silikaten bezw. Kieselsäure und Alunit hindeuteten. Damit war ein Weg zur Reingewinnung des feinkörnigen Minerals gegeben. In der Kälte mit stark ver- dünnter Flußsäure wiederholt behandelt und durch Abschlämmen gereinigt, blieb das feinkörnige Mineral in ausreichender Reinheit zurück. Starke Flußsäure löst und zersetzt das Mineral allmählich völlig. Mit verdünnter H F behandelt, adsorbiert es stark Säure und muß durch Behandeln mit verdünnter Ammoniaklösung säure- frei gemacht werden. Die Analyse ergab die Zusammensetzung des Alunits: Es liegt also ein Mineral von Alunitz usainme Il- se tzung mit einfacher Lichtbrechung vor; ob regulär oder amorph, läßt sich bei der niederen Korngröße und der durch- weg gerundeten Form der einzelnen Körner schwer feststellen. Mau könnte annehmen, daß Alunit zunächst amorph (kolloidal) ab- geschieden wird und erst in langen Zeiträumen in den kristalli- sierten Zustand übergeht; anderseits ist im Alaun ein regulär kristallisierendes Kalium- Aluminiumsulfat bekannt. U. d. M. erkennt man in sulfatreichen Teilen des Gesteines Reste von Feldspaten, die als Kieselsäureskelette 'erhalten sind, in manchen Fällen sind Feldspatkristalle von Körnern des Sulfates gefunden berechnet auf S 03 ...... 38.35 H2 0 (Diff.) . . . 13,08 36.66 11,91 38.35 K, 0 . 3 Alj Os . 4S04 + 6 H, 0 36,98 11,37 38.62 13.03 Ein einfach lichtbrechendes Kalium-Akuniniumsulfat etc. 37 gleichmäßig' erfüllt, unter Druck zerteilen sie sich in Fasern, deren Lage Spaltungsrichtungen des früheren Kristalles entsprechen. Ihre genauere Untersuchung kann vielleicht dein Studium des lamellaren Baues der Feldspate dienen. Bezeichnend für den Verlauf der Verwitterung ist die fast völlige Abfuhr aller Metalle außer Tonerde und Kalium; auch Eisen ist bis auf einen geringen Rest (in einer Analyse wurden 0,77% Fe203 gefunden) ausgewaschen. Das Vorkommen des Alunits ist nicht auf vulkanische Gebiete beschränkt 1 2, eine Reihe von Vorkommen zeigen seine Bildung unter abweichenden Bedingungen. Alunit ist als ein Verwitterungsprodukt kalireicher Mineralien unter Einwirkung von Schwefelsäure zu be- trachten; höhere Temperatur scheint seine Bildung zu begünstigen, aber nicht Bedingung zu sein, es ist daher auch sein Vorkommen in Böden zu erwarten. Hierauf deuten manche Erscheinungen hin. so die Erhaltung des Kaliums in vielen Bleicherden, denen fast alle anderen basischen Bestandteile entzogen sind. Der Nachweis von Alunit, besonders der einfach brechenden Form, in Böden bietet bei geringem Gehalte Schwierigkeiten. Geringe Korngröße und das Fehlen leicht erkennbarer Eigenschaften erschweren die Auf- findung durch das Mikroskop; geringe Angreifbarkeit durch Säuren führen leicht zu Irrtümern über den im Boden vorhandenen Gehalt an Schwefelsäure. Bisher haben unsere Tastversuche, Alunit in derartigen Böden sicher nachzuweisen, zu keinem Erfolge geführt; es mag vorläufig genügen, auf die Möglichkeit seines Vorkommens hinzuweisen. Nachschrift. Nach Abschluß unserer Arbeit erhielt ich von F. Rinne eine kleine Menge des „Alunits“ von Wurzen bei Leipzig. Die von H. Credner veröffentlichten Analysen dieses Vorkommens entsprechen ausreichend der Alunitformel. LT. d. M. stimmt das sächsische Vorkommen mit dem der Solfatara vollkommen überein ; es ist einfach lichtbrechend und besteht aus den gleichen feinen Körnern. Dr. B. Gossner hatte die Freundlichkeit, die optische BeobaQhtung sicherzustellen. Das Wurzener Vorkommen findet, sich in sedimentären oligocänen Schichten. Es ist anzunehmen, daß das einfach lichtbrechende Mineral verbreitet ist und ihm vielleicht ein Teil der feinerdigen, bisher dem Aluuit zugerechneten basischen Kalium-Aluminiumsulfate an- gehört. Vielleicht gehört auch das eine oder andere als Löwigit bezeichnete Vorkommen hierher. Die Ausscheidung in sedimentären 1 H. Credner. Neues Vorkommen des Alunits. Sitzungsber. nat. Ges Leipzig 1877. p. 4 — 21 ; — Oligocän des Leipziger Kreises. D. Geol. Ges. 30. p. 617 (1878). — Schalcii, Erläuterung zu Blatt Wurzen. No. 13 (1885. p. 19). 2. Aull, von Sieoert: 1913. p. 10. 38 P. Niggli. Schichten läßt erwarten, daß sich gleiche oder ähnlich zusammen- gesetzte Minerale auch in Böden unter Tbrfbedeckuug usw. finden: unsere Bemühungen, nach dieser Eichtling Aufklärung zu erlangen, haben noch zu keinem abschließenden Ergebnis geführt. Aus dem Mineralogischen Museum der Universität Berlin erhielt ich durch Herrn Th. Liebisch ein Stück Löwigit von der Grube ..Königin Luise" bei Zabrze. U. d. M. unterscheidet sich das Mineral wesentlich von den besprochenen einfach lichtbrechenden Sulfaten. Die Masse ist einheitlich, feine Körnelung fehlt. Der Löwigit bedarf einer erneuten Durcharbeitung. Rechnet man die bisher veröffent- lichten Analysen durch, so ergibt sich nicht nur ein beträchtlich höherer Wassergehalt, sondern auch ziemlich übereinstimmend ein höherer Gehalt an Tonerde, als der Aluuitformel entspricht. So nahe es liegt, das Wurzener „Aluuit“- Vorkommen mit dem von Zabrze parallel zu stellen und im Löwigit eine durch das höhere geologische Alter verursachte Änderung zu sehen, so gewinut man doch aus Analysen wie physikalischen Eigenschaften den Eindruck eines abweichenden Minerals. Ehe hierüber jedoch eine Entscheidung getroffen ist, scheint es nicht angebracht, mit einer selbständigen Namengebung für das beschriebene Vorkommen vorzugehen. Voraussichtlich werden aber drei artlich verschiedene wasser- haltige basische Kalium-Aluminiumsulfate zu unterscheiden sein: 1 . A 1 u n i t , 2. das Mineral von Wurzen und Solfatara, 3. Löwigit. E. Ramann. < Mitteil. a. d. bodenkundl. Laboratorium der foistl. Versuchsanstalt München.) Bei der Redaktion eingegangen am 8. Oktober 1918. Die einfachen Gitterformen oder gleichwertigen Gitterkomplexe. Von P. Niggli (Tübingen). Wie der eine Kristall von einer Flächenform begrenzt sein kann, die (infolge der allgemeinen Lage der Ausgangsfläche) schon an der Art der Ausbildung die Symmetrieklasse erkennen läßt, während ein anderer Kristall aus lauter vieldeutigen Flächenformen zusammengesetzt ist, so können auch die Massenschwerpunkte der Gitter ein- oder vieldeutige Anordnungen darstellen. Eindeutig ist die Anordnung, wenn mindestens eine Art von Massenschwer- punkten allgemeine Lage besitzt . d. h. auf keinem der gewöhn- lichen Symmetrieelemente liegt; vieldeutig ist sie, wenn cha- rakteristische Deckoperationen ans der Schwerpunktsanordnung deshalb nicht mehr ersichtlich sind, weil die Schwerpunkte durch diese Operationen in sich selbst übergeführt werden. Die Punkte liegen dann auf den zu den Operationen gehörigen Symmetrie- elementen. Ob der Massenteilchenhaufen in einem solchen Falle Die einfachen Gitterformen etc. 39 der einen oder anderen Raumgruppe zugerechnet werden muß. hängt von den Eigensymmetrien ab, die den Massenteilchen zu- geschrieben werden. Handelt es sich um Molekel- oder Atom- schwerpunkte, so ist nicht wahrscheinlich, daß diese Symmetrie ohne weiteres als Kugelymnietrie in Rechnung gestellt werden darf. Es wird dann notwendig, einerseits die Vieldeutigkeit derartiger gleichwertiger Gitterkomplexe oder einfacher Gitterformen, sowie ihrer Kombinationen, andererseits die Unterschiede in den Eigen- symmetrien, zu studieren. Vielleicht ermöglicht später auch hier ein dem Ätzverfahren analoges Verfahren die Entscheidung. Wie wichtig derartige Diskussionen sind, zeigt am besten ein Studium der bis jetzt erhaltenen Strukturbilder. Sie lassen sich in den wenigsten Fällen einer einzigen Raumgruppe, bezw. einem einzigen Raumsystem, zuordnen, und die Erörterungen über die Minimal- symmetrien der Atome waren, wegen Nichtberücksichtigung dieses Umstandes, sehr oft unvollständig. Um die Vieldeutigkeit eines gleichwertigen Gitter kom- plexes oder einer einfachen Gitterform1 festzustellen, be- nötigt man offenbar Tabellen, welche angeben, in was für Raum- systemen eine gegebene Schwerpunktsanordnung auftreten kann, wie ja auch jeder Kristallograph wissen muß, in welchen Symmetrie- klassen beispielsweise tetragonale Bipyramiden oder hexagonale Prismen Vorkommen. In dem Buche „Geometrische Kristallographie des Diskontinuums“ habe ich die ganze Problemstellung zweigeteilt. Zuerst werden Tabellen mitgeteilt, die angeben, welche „Zähligkeiten" die Gitterkomplexe in den einzelnen Raumsystemen besitzen können, d. h. wieviel gleichwertige Punkte je nach der Lage von einem Elementarparallelepiped absorbiert werden. Eine einfache Gitter- form mit n einander zugeordneten, elementar unabhängigen 2 Punkt- lagen ist ein n-Punktne r. Man bestimmt in diesem Falle die Zähligkeit des vorhandenen Gitterkomplexes und schaut dann in den Tabellen nach , welche Raumsysteme überhaupt derartige n-Punktner besitzen. Hat man die konvertierenden Raumsysteme herausgeschrieben , so muß nun noch einzeln nachgeforscht werden , ob auch die spezielle An- ordnung die entsprechende sein kann. Das analoge Verfahren in der gewöhnlichen Kristallographie wäre folgendes. Um zu prüfen . welche Symmetrieklassen tetra- 1 Unter gleichwertigen Gitterkomplexen oder einfachen Gitterformen des homogenen Diskontinuums verstehe ich einen Massen teilchenhaufen. der ans lauter gleichwertigen Teilchen besteht. Vorbedingung dazu ist erfahrungsgemäß, daß es sich um im chemischen und physikali- schen Sinne gleiche, eventuell isomorph ersetzbare. Massenteilchen handelt 2 Elementar unabhängig bedeutet, durch Translationen von Länge und Richtung der Kanten des Elementaiparallelepipeds fKoordinaten- achsenparallelepipeds) nicht auseinander ableitbar. 40 P. Niggli. gonale Bipyramiden besitzen, bestimmt man zuerst . welche tetra- gonale Klassen überhaupt S-Flächner aufweisen. Dann ist zu untersuchen, ob diese 8-Flächner in der Tat als Bipyramiden ent- wickelt sind. Dieser Weg führt natürlich immer zum Ziel , und die Zweiteilung ist bei der großen Zahl der Baumsysteme durchaus am Platz. Ein einziges Beispiel möge dies demonstrieren. In der rhombisch-hemimorphen Klasse gibt es nicht weniger als 1 1 von 22 Raumsystemen, die, auf das Koordinatentranslationen- parallelepiped (Elementarparallelepiped) bezogen, Zweipunktner be- sitzen können. In ß.,1 * * 4v, ß28v und ß 2nv können diese Zweipunktner als basiszentrierte Elementarparallelepipede auftreten. Ist somit von einer rhombisch-hemimorph kristallisierenden Substanz nur be- kannt , daß die Massenschwerpunkte basiszentrierte Gitter bilden, so ist die Struktur immer noch dreideutig. In ß.4v würden durch die Schwerpunkte eine vertikale Spiegelebene gehen, in ß28v eine Digyre, in ß214 beide Symmetrieelemente gleichzeitig. Wenn röntgenometrisch eine bestimmte Massenschwerpunkts- anordnung gefunden worden ist, so wird man im allgemeinen, schon aus zeichnerischen Gründen , die Gitterlinien von einem Schwer- punkt ausgehen lassen, man wird also, auf ein Massenteilchen als Nullpunkt bezogen, die Koordinaten der übrigen Punkte des Gitter- komplexes angeben. In der analytisch-geometrischen Darstellung der 230 Raumsysteme von mir ist jedes Baumsystem auf einen fixen Nullpunkt bezogen worden, und es ist deshalb bei komplizierten Raumgruppen nicht sofort ersichtlich . ob eine dem Gitterkomplex gleichzählige Punktlage auch gleiche Anordnung besitzt. Man muß die Koordinaten aufschreiben und auf einen Punkt als Nullpunkt transformieren. Das mag es als wünschenswert erscheinen lassen, eine zweite Methode der Vieldeutigkeitsbestimmung kennen zu lernen. Eine Einzelbenennung der zahlreichen gleichwertigen Gitter- komplexe, analog der Benennung der einfachen Flächenformen, halte ich für unnötigen Ballast. Hingegen wird es zweckmäßig' sein , einige sehr häutigen Gitterformen durch leicht verständliche Symbole zu kennzeichnen und ganz allgemein eine Bezeichnungs- weise für gleichwertige Gitterkomplexe einzuführen. Diese kann nach zwei Gesichtspunkten erfolgen. Wird die von mir vorgeschlagene jeweilige Nullpunktswahl angenommen, so genügt es, darauf bezogen, die Koordinaten irgend eines Gitterpunktes in doppelt eckige Klammern zu fassen und das Raumsystemzeichen als Kennziffer anzuhängen 1 Die Koordinatenwerte beziehen sich natürlich stets auf die Elementar- perioden als Einheitsmaßstäbe. Wenn in den abgekürzten Symbolen ^ usw. geschrieben wird, so geschieht dies nur um die O-Werte von y und z. bzw. n und p, nicht augebeu zu müssen. Die einfachen Gitterformen etc. 41 So ist /.. B. [I m. n, p]] 8 > der Gitterkomplex eines belie-1 \^2v/ bigen Punktes im Kaumsystem t5./v; [[£, 2, 0]] ,K 8 , der Gitter- P!'/ komplex in diesem Kaumsystem bei der speziellen Lage des Punktes in der Mitte des Basisrechteckes. Aus einem derartigen Symbol herauszulesen, welcher Art die zugehörige einfache Gitterform ist, verlangt natürlich vollständige Vertrautheit mit den Symmetrieverhältnissen eines jeden Raum- systemes , wie man ja auch nur dann weiß, welche Flächen- form {111} in der tetragonal bisphenoidischen Klasse bildet, wenn Aufstellung und Symmetrieeleinente dieser Klasse bekannt siud. Um u n a b h ä n.g i g von der ßaumsyste m s z u g e h ö r i g- keit die Anordnung eines gegebenen gleichwertigen Gitterkomplexes zu kennzeichnen, möchte ich folgendes Verfahren vorschlagen. Ein Gitterpunkt wird als Nullpunkt gewählt, die Koordinaten der elementar unabhängigen, übrigen Punkte der Form werden, wie nachstehendes Beispiel zeigt, mitgeteilt. [[0 | x, 0, z | x,, y15 z, | 0, y2, z2 , 0, 0, z:) | ist das Symbol eines 5-Punktners bei dem, auf einen Punkt als Nullpunkt bezogen, die Koordinaten der übrigen elementar unabhängigen Punkte durch x, z; x,, yd, z, ; y2 z2 ; z3 gegeben sind. Um die Symbolik nicht zu unförmig zu gestalten, sind einige sehr häufig auftretende Ab- kürzungen am Platz. In Anlehnung an die ScHOKNFMEs’sche Nomenklatur bezeichnet | ]] einen Gitterkomplex in einfacher Eckpunktswiederholung des Elementarparallelepipeds 1 ; [ ]]':j daß zu jedem der hingeschriebenen Gitterpunkte noch ein Punkt b gehört, der um „ , „, 0 davon entfernt ist (aber es muß nicht notwendigerweise das zugehörige Massenteilchen in paralleler Lage Vorkommen). [[ ]]'., bedeutet, daß die Anordnung in (010) zentrierten Elementargittern sich wiederholt, [[ jj'j in (100) zentrierten Elementargittern. Gehören zu jedem Punkt noch Punkte in Entfernungen a.ba.cb.c,,,.. . . , 2 + 2» 2 '+ (allseit|8' flächenzentriert) , so schreibt man ,[[ ]]"'. Jedem innerhalb der eckigen Klammern stehenden Punkt ist in der Entfernung |a + |b + |c ein Punkt zugeorduet. wenn geschrieben wird [[ ]]" oder [(..| ]]’. [[0]]'" ist also ein Vierpunktner von der Form des allseitig flächenzentrierten Elementarparallelepipeds, unabhängig davon, ob 1 Das Symbol [[ j] vertritt das allgemeine Gitterkomplex- syinbol, die Punkte stehen an Stelle der Koordinatenwerte, sie sind durch vertikale Striche getrennt. 42 P. Niggli. die einzelnen Teilchen parallel gestellt sind, wenn sie nur gleich- wertig sind. Die Raumsysteme G,4V, (£2bv. G besitzen alle Zvvei- punktner [[0]]'3. [[0 '* ] ] ist eine Gitterform von der Art des Elementarparallel- epipeds mit zentrierten a-Kanteu. [[0 *]j'" besitzt außer in den Eckeu , in allen Kantenmitten und Flächenmitten , sowie wie im Zentrum eines Gitters von der Form des Elemeutarparallelepipeds gleichwertige Punkte. Das Symbol ist identisch mit ["[0 y]J'". j[° [[o y, y. y]]'^. Es ist ein 8-Punktner. und die Gitter- punkte bilden Maschen von ähnlicher Gestalt wie das Elemeutar- parallelepiped, aber | Volumen. Deshalb läßt sich die Form auch als s [[0]] bezeichnen. Das allgemeine Gittersymbol eines Raumsystemes erhält man aus den zusammengehörigen Koordinatenwerten (die beispielsweise Schoenfliks und ich angeben), wenn man diese auf den Ausgangs- punkt als Nullpunkt transformiert. Beispielsweise lauten für ß28v. bezogen auf einen in der Drehungsachse (Digyre) liegenden Null- punkt, diese Werte (statt x, y, z = m, n, p) : [[m, n, p]] [jm n p]] [[m + 4, n + 4, p]] [[m -f 4, h + 4, p]]. Die allgemeinste Gitterform ist daher: [[0 | 2m, 2n, 0 | 2m + 1-, |. 0 | 2n + 4. 0]]. Welcher Art die speziellen einfachen Gitterformen sind, ergibt sich daraus sofort; man hat nur für m und n die speziellen Werte einzusetzen. Sind beispielsweise beide gleich Null, so resultiert [[0 4, 4, ()]] also [[0]]'3, ein Zweipunktner. Sind m und n einzeln gleich j, so wird die Gitterform zu [[Oll, 0 I 0, 4.014,0.0 ]] = [[0 I A]Jg einer Grenzform des allgemeinen Vierpunktners. Niemals entsteht hier etwa eine einfache Gitterform [[0]]". da immer alle elementar unabhängigen Gitterpunkte in einer Horizontalebene liegen müssen. Zur Bestimmung, ob eine Kombination einfacher Gitterformen in einem Raumsystem Vorkommen kann, muß man den Nachweis führen, daß erstens die Einzelformen darin auftreten, und zweitens, daß diese in der verlangten Beziehung zueinander stehen. Kochsalz stellt eine Kombination CI — [[0]]'" Na — [[0]]'" mit der Ver- schiebung * , oder * + '* + ° dar. Diese Kombination tritt in einer ganzen Anzahl kubischer Raumsysteme auf, beispielsweise in zweien der kubischen Holoedrie. Natürlich sind die Symmetrie- bediugungen für die Punktlagen verschiedene. Die einfachen Gitterformen etc. 43 Die Kombination ff 0]]'3, j|<> “]]' verlangt in 62KV eine Ver- schiebung um + i, + i, p. Noch möge zum Schluß an Hand eines Beispieles gezeigt werden, wie vorteilhaft die Anwendung des erläuterten Verfahrens sein kann. Brieflich wurde mir gegenüber einmal bestritten, daß eine von Vegard und Tammann vorgeschlagene Kombination zweier Gitterformeu in kubischen Raumsystemen überhaupt mög- lich sei. Es handelte sich um die Kombination zweier Formen [[0 | l, i, 0 | 4, ü, \ | 0, i, £]]"' in i, \ Verschiebung. Man er- kennt aus der Figur Tammann’s sofort, daß durch je einen Gitter- punkt beider Komplexe eine trigonale Drehungsachse (Trigyre) geht. Handelt es sich wirklich um zwei einfache Gitterformen, so müssen durch alle Gitterpunkte je eine Trigyre gehen. Dies ist nun aus einer diesbezüglichen Figur nicht ohne weiteres erkenntlich, auch läßt sich der Schnittpunkt von je 4 Trigyren nicht leicht auffinden. Unsere Methode gestattet sofort die Entscheidung. Liegen die Ausgangspunkte auf Trigyren . so haben sie die Koordinaten [[m, m, m]]; von den Koordinatentripeln eines gleichwertigen Punkt- komplexes brauchen daher alle die nicht berücksichtigt zu werden, welchen nur eine Vertauschung von m, n. p, im Sinne der 120°- Drehung als Deckoperation, entspricht. Von den Dreizeilenkomplexeh , die Schoenflies in seinem Buche p. 549/550 angibt, müssen nur jeweilen die ersten Zeilen in Betracht gezogen werden. Es ergibt sich nun , um nur die kubisch-enantiomorphe Klasse zu erwähnen, beispielsweise folgendes allgemeine Symbol für die Gitterform eines auf einer Trigyre liegenden Punktes in D4: [[0 | 0, 2 m, 2 m | 2 m. 0, 2 m j 2 m, 2 m, 0 | 2 m -(- 2 m -f- ?, 2 m -f- \ h 2m + i, j | 2m + j, >, j | {, j, 2m + j | ]]"'. Das m bezieht sich auf den Schnittpunkt der Trigyren als Null- punkt. Ist m = , so spezialisiert sich die Gitterform zu [[0 | 0, j, j 0, j j, j, 0 |]]'", d. h. sie wird zu der gewünschten Form. Ist m = ^ -f- J = so geschieht das gleiche. Die Kom- bination ist somit tatsächlich in kubischen Raumsystemen 4, z. B. wie bewiesen in C4. möglich; die Ausgangspunkte sind um l von den Schnittpunkten der Trigyren entfernt. 1 Auch in dem daraus abgeleiteten Bei der Redaktion eingegangen am 30. Oktober 1918. 44 R. Richter. Zur Stratigraphie und Tektonik der Ösling-Eifel-Mulde. I. Über den Muldenabschnitt südlich der Schneifel. Von Rudolf Richter in Frankfurt a. M. Mit 1 Textfigur. 1. Der Unterkoblenz-Gürtel von Stadtfelder Entwickelung am Siidost- abhang der Schneifel. 2. Der symmetrische Bau der Eifelmulde in ihrem Abschnitt südlich der Schneifel. 3. Die Klerfer Schichten (die „Roten Schichten der Eifel“. ..Vichter Schichten“ z. T.). 4. Der Koblenz-Quarzit (Beider Quarzit. Schneifelquarzit). 5. Die eigentliche Oberkoblenz-Stufe. 6. Verlauf der Sedimentation im Muldengebiet südlich der Schneifel. Aus Kartenaufnahmen in dev Prfimer Kalkmulde und ihrer Unterdevon-Umrahmung (Blatt Prüm , Schönecken, Mürlenbach, Gerolstein z. T.), die wir Hand in Hand mit Vergleichsbeobachtungen auf benachbarten Blättern und im belgisch-luxemburgischen Ösliug seit langem fortführen , in erster Linie um für eine möglichst scharfe palüontologische Einzelgliederung des dortigen Devons breite Unterlagen zu gewinnen, seien im Folgenden einige Ergebnisse mitgeteilt. Es handelt sich um Feststellungen, die in neuerdings vielerörterte Fragen hineinspielen und manche dieser Erörterungen bereits früher hätten beeinflussen können, wenn sie Vorgelegen hätten. Und da zu erwarten steht, daß noch vor der von den Ereignissen verzögerten Fertigstellung der Karten jene Fragen auch weiterhin von anderer Seite berührt werden, so müßten unsere Beobachtungen zum mindesten neugewonnen werden, ohne dabei Nutzen gebracht zu haben. 1 Der Unterkoblenz-Gürtel von Stadtfelder Entwickelung am Süd- ostabhang der Schneifel. Am südöstlichen Abhang der Schneifel sind den Beobachtern wiederholt Schiefer mit eingelagerten Sandsteinen aufgefallen, welche den Quarzitrücken begleiten. Gosselet 1 deutete sie als Wiltzer Schiefer, also als Oberkoblenz. Neuerdings, in seiner zusammenfassenden Bearbeitung des Koblenz-Quarzits, nahm Viktor (1916, p. 15, 16. 17) an, daß diese Ablageruug nur als ein 1 .En descendant vers Sellerich, on voit des schistes noirs avec petits bancs de gres verdätre. Ce sont les schistes de Wiltz; ils sollt, fortement inclines et peut-etre sont-ils s6pares du gres blane par une faille.“ L’Ardenne. 1888. p. 868. Zur Stratigraphie und Tektonik der Osling-Eifel-Mulde. 45 schmaler Streifen gelblicher bis bräunlicher, taflig spaltender Schiefer zwischen dem Schneifelquarzit und den Roten Schichten (Klerfer Schichten) entwickelt seien , welch letztere das ganze Schueifelvorlaud bis an den Priimer Quarzitzug (Tettenbusch- Kalvarienberg) fast ausschließlich zusammensetzen sollen. Diesen, der Unterkoblenz-Stufe angeschlossenen Roten Schichten rechnete er auch jene gelben Schiefer als ein weiteres Glied des Bunten Systems hinzu, ohne Gosselet’s Ansicht endgültig von der Hand zu weisen. Da sie eine Fauna nicht geliefert hätten, könne man über ihre Stellung schwanken. Über diese fraglichen Schiefer geben nun unsere Karten und deren paläontologische und petrographische Unterlagen genauen Aufschluß. Als Beispiele für die Betrachtung ihrer stratigraphischen Ver- hältnisse wählen wir drei Profile, die an der Straße Niedermehlen Hontheim — 580,2. an der Straße Halbe Meile — Knaufspesch (Prüm Aachener Straße) und an der Straße Neuendorf — Neuensteiu be- obachtet werden können. In dem zuerst genannten Hontheimer Profil sind die erwähnten gelben, milden Schiefer in dem fahrbaren Hohlweg gut auf- geschlossen, der vom nördlichen Dorfausgang nach NW zieht. Sie enthalten als Einlagerungen gelblich-bräunliche. Sandsteinbänke so- wie dunkle, graublaue, im Ausgehenden gelblich ausbleichende, ebenflächige Tonschiefer. Diese Sandsteine, sowie die dunklen Ton- schiefer sind durch alle Übergänge mit den gelben Schiefern ver- bunden und bilden mit ihnen eine zusammenhängende Ablagerung, die nach NW etwa bis an das Wegekreuz bei 580,2 anhält. Aber auch nach SO zu läßt sich die gleiche Ablagerung weiter ver- folgen. Zu ihr gehörige festere Grauwacken bilden die Höhe 5 70,1 (nördlich Hontheim) und sind an deren Südhang in einem Stein- bruch aufgeschlossen. Es folgen nach SO dunkle Schiefer, die an der dem Profil zugrunde gelegten Fahrstraße von Punkt 470,2 an und namentlich unterhalb des Kirchhofs in guten Aufschlüssen an- stehen. Daran schließt sich endlich wieder eine Folge gelblicher Schiefer und bräunlicher Grauwacken, die von der Ostecke der Kirche bis über die Häuser bei 527,5 (Seilericher Höhe) anhalten und auch in sich noch eine (oder mehrere) Lage von dunklem Tonschiefer einschließen. Die zuletzt genannten Schiefer und Grau- wacken sind auch unmittelbar nördlich unseres Profils in den Stein- brüchen zu beobachten, die 4 — 500 m nordnordöstlich von 527,5 liegen, und südlich des Profils in der Grube am Wegekreuz halb- wegs zwischen 527,5 und dem Knieberg. Inwieweit bei dem angegebenen petrographischen Wechsel tektonische Wiederholungen mitsprechen, bleibe hier unerörtert. Stratigraphisch bleibt die gesamte Schichtenfolge in jedem Fall eine Einheit, wie schon aus der an zahlreichen Punkten zu be- 46 1!. Richter. obachtenden einheitlichen Fossilfiilming- hervorgeht. Diese Fossilien finden sich weniger häutig in den Schiefern, wenn sie auch in ihnen immer wieder einmal in einzelnen Bänken auftreten, als in den Sandsteinen und Grauwacken. Von diesen lieferten wieder die in den beiden genannten Steinbrüchen abgebauten Lagen das wenigste Material, um so mehr aber die Höhe 570,1 (Felder) und der Schneifelabhang südöstlich 580,2 (Aufschlüsse in den Regen- rissen des Weges und Lesesteine auf den Feldern). Bemerkens- werte Fossilbänke finden sich in der kleinen Grube 150 m östlich der Hontheimer Kirche an der Straßenböschung, wo sie zurzeit aufgeschürft werden müssen. Über einer kakaobraunen, fossil- erfüllten Sandsteinbank liegen hier dunkle, Tropidoleptus und Zwei- schaler führende Tonschiefer und in diesen Algenrasen, welche aus den nebeneinandergepackten Schraubenknäueln von Spirophytou cißiense Kayseii pflasterartig zusammengesetzt sind (Ern. und E. Richter, 1918, p. 158). Die gleiche Verbindung mit Grauwacken und dunklen Schiefern zeigen auch die. in der Literatur als fraglich erwähnten, „gelben Schiefer“ des Schneifelhauses (Grube 170 m östlich des Hauses, an der Straße Sellerich — Bleialf). Grauwacken überstreuen hier z. B. die Felder östlich und westlich von Punkt 560,6 mit Lese- steinen fossilführender Bänke, und dunkle Schiefer stehen an der genannten Straße westlich des Forsthauses Sellerich an. Alle in dem besprochenen Hontheimer Profil gefundenen Faunen (s. die folgende Liste) stimmen unter sich im wesentlichen über- ein und erweisen durch die Anwesenheit von Tropidoleptus carinatus var. rherianus, Cryphaeus Drevermanni, Acastc Sclmiidti , Honialonotas rhenanus und II. armatus ihre Zugehörigkeit zur Stufe des Spirifer Hercyniae. Es handelt sich um Unter k o bien'«- Sch i eilten von e i n e r Entwickelung, die palä ontologisch und petrographiseh der Stadtfelder vollständig entspricht. Alle die bezeichnenden Gesteinstypen der Stadtfeld-Dauner Gegend 1 kehren hier in gleicher Ausbildung wieder. Erst „Am Kopp“ (553,9) folgen als normales Hangendes auf die Stadtfelder Schichten die Roten Schichten, zunächst mit ihren grünlichen, nur Pflanzenhäcksel führenden „Hasselsteinen“ (quarzitischen, plattigen Sandsteinen) und dann, an der südöstlich gelegenen Schlinge der Straße Hontheim — Niedermehlen, mit den bezeichnenden roten Bröckelschiefern. Nach NW reichen die fossilführenden Unterkoblenz-Schichten, wie er- wähnt, bis etwa 580,2. (Nordwestlich 580,2 beobachtet man, ehe 1 Die hellen Quarzite des „Rödder“, die braunen Plattensandsteine des Kahlenberges mit festgebundenein Korn und häufiger Außenrötung, die Sandsteine des Wieselsgrabens mit bröckelndem, gröberen Korn, helle Sandsteine mit unversehrten Kalkschalen usw. Nur für die Humeric.h- Bank mit ihrer besonderen und vorzüglichen Erhaltungsweise hat sich an der Schneifel bisher noch kein Gegenstück gefunden. 47 Zur Stratigraphie und Tektonik der Ösling-Eifel-Mulde. man den Koblenz-Quarzit erreicht, noch dunkle, krummflächige, klüftige Schiefer, in denen wir eine fossilführende Bank freilegten, deren durch die Häufigkeit von Spirifer arduennensis ausgezeichnete, anscheinend abweichende Fauna liier noch nicht mit aufgeführt worden ist.) Die Verhältnisse, welche die beiden anderen, weiter östlich gelegenen Profile zeigen, entsprechen dem von Hontheim so sehr, daß eine kurze Erörterung genügt. Die Prüm— Aachener Straße, welche vom Koblenz-Quarzit des Kalvarienberges an durch die Roten Schichten des Schneifel- vorlandes führt, zeigt schon am östlichen Abhang des Lanzen - berges auf den F'eldern östlich der Straße die Fossilien der Uhter- koblenz-Stufe. Die Hasselsteine und bunten Bröckelschiefer der Roten Schichten sind hier bereits durch Sandsteine von Stadtfelder Fazies abgelöst, welche im Bereich der weiter nach Norden ver- laufenden Straße immer wieder mit fossilführenden Bänken auf den Feldern zu beobachten sind. Diese Stadtfelder Sandsteine und Grauwacken stehen auch hier wieder in Verbindung mit den be- wußten „gelben Schiefern“, welche bei Knaufspesch in dem Hohl- weg, der von Punkt 607,4 nach NW zieht (etwa 170 m nord- westlich dieses Punktes), unmittelbar an den Quarzit stoßen. Auch hier nähert sich also der Quarzit keineswegs den Roten Schichten, sondern bleibt von ihnen wie bei Hontheim durch ein 2 km breites Band normaler Unterkoblenz-Schichten ge t r e n n t . Diese Unterkoblenz-Schichten werden im Fortstreichen dann auch in dem dritten Profil, das wir durch Neuendorf und Neuen- stein legen, in gleicher Weise wieder angetroffen. Wir nennen als Fundpunkte von guter Erhaltung die Felder um die Höhe un- mittelbar südlich des Neuensteiner Hofes. Hier grenzen die Unter- koblenz-Schichten infolge des auch von Viktor beschriebenen Linien- verlaufs der Schneifelüberschiebung nicht mehr an den Quarzit, sondern an jüngere Schichten in dessen Hangendem. Es stellen sogar die bei Neuenstein, zumal in dem nach SW führenden Hohl- weg und am Prümufer (nicht die am Ormonter Wasserwerk) fossilreich aufgeschlossenen Schichten kein Oberkoblenz dar, sondern schon Untere Calceola-Schichten, welche hier wie auch in der Priimer Mulde häufig (vergl. die Nohner Schiefer Schulz’ in der Hilles- heimer und Quiring’s in der Ahrdorfer Mulde) in einer sandig- schiefrigen Fazies entwickelt sind, die dem gleichzeitigen Lenne- schiefer des Sauerlandes sehr ähnlich ist. Zusammengefaßt läßt sich also sagen: Ein breiter Gürtel von Unterkoblenz-Schichten Stadtfelder Entwicke- lung läuft im Norden des Bandes der Roten Schichten des Schneifelvorlandes und bildet überall den hangenden Flügel der Schneifelüberschiebung. Wie die Gesteinsausbildung (s. o.), so entspricht auch die auf viele R. Richter. 48 Punkte verstreute Fossilführung dieses Gürtels durchaus den Stadt- felder Verhältnissen. Bisher ist freilich aus dem gesamten Unter- koblenz-Zuge überhaupt nur ein einziges und gleichgültiges Fossil bekannt und an versteckter Stelle aufgeführt worden (bei Dechen. 1884, p. 128): eine Anoplotheba venustci von Hontheim, was dazu beitrug, den ganzen fossilreichen Landstrich zu verkennen. Einzig Dewalque muß hier irgendwelche, uns unbekannt gebliebene Be- obachtungen gemacht haben, da seine Karte südlich der Schneifel eine schmale Zunge von r4 (Vireux) verzeichnet. Wir stellten in den besprochenen Profilen 45 Arten fest, die wir (mit Ausnahme der nichtsbesagenden Modiöla sp. aff. lodanensis und Spirophyton eifliense ) sämtlich bei Oberstadtfeld wiederfanden, und zwar in einer davon nicht zu unterscheidenden Erhaltung. Wir geben im Folgenden eine Liste unserer, dem Senckenbergischen Museum in Frankfurt a. M. überwiesenen Fauna, die in erster Linie zu Kar- tierungszwecken gesammelt wurde und sich leicht vermehren ließe. Die Ziffern der Liste beziehen sich auf folgende Fundpunkte: 1 = die erwähnte Grube 150 m östlich der Hontheimer Kirche; 2 = Felder süd- lich und südöstlich des Gipfels von Höhe 570,1 ; 3 = am fahrbaren Hohl- weg nordwestlich Hontheim, und zwar 600 m südöstlich von Punkt 580.2 : 4 = am gleichen Wege, 250 m südöstlich 580.2; 5 = Felder östlich und westlich von Punkt 560.6 (östlich des Schneifelhauses) ; 6' = Felder an der Prüm — Aachener Straße, 1600 m südsüdöstlich Knaufspesch; 7 = Felder auf der Höhe unmittelbar südlich der Neuensteiner Höfe. (S = Oberstadtfeld.) 2 Der symmetrische Bau der Eifelmulde in ihrem Abschnitt südlich der Schneifel. Der Nachweis eines Zuges von normalem Unterkoblenz im Süden der Schneifel berührt über die örtliche Kartenverbesserung hinaus noch weitere Fragen. Auf dem Südflügel der großen Ösling-Eifel-Mulde sind die I nterkoblenz-Schichten in den letzten Jahren als ein breites, zu- sammenhängendes Baud nachgewiesen worden, welches die Mulde von Belgien herüber durch Luxemburg und die Westeifel bis über Daun hinaus begleitet. Es gelang das — im Gegensatz zu der von Gosselet und 1904 noch von de Doelodot vertretenen, von Kayser schon 1886 (p. 296) augezweifelten Anschauung über das Fehlen dieser Stufe in Luxemburg — durch die Fossilfuude au der Schüttburg (Asselbergs p. 66, Leidhold p. 341), bei Erpel- dingen und Gemünd a. d. Ur (Asselbergs p. 72) und die Ver- folgung dieser luxemburgischen Unterkoblenz-Vorkommnisse durch die Spezialkartierung Leppla’s auf Blatt Dasburg — -Neuerburg und Waxweiler und die Begehungen Asselbergs’ bis zu ihrem Anschluß an die altbekannten Fundpunkte des Killeinschnitts. Auf dem Nordflügel aber waren — wir sehen hier von der bände ahrienne de Schleiden1' (Dumont p. 179) und anderen Zur Stratigraphie und Tektonik der Ösling-Eifel-Mnlde. 49 Fundpunkte: 7 o o 4 5 / 1. Cryphaeus Dreoermanni Rud. Richter . . . 7 2 / 2. Acaste Schmidti Rud. Richter 3. Homalonotus (Diqonus) rhenanus Koch . . . 7 o 3 (i 7 4. — (Burmeisteria) armatvs Burmeister . . . 7 2 4 7 5. Beyrichia sp (i 6. Pleurotomaria ( Bembexia) daleidensis F.Roem. 7 7. Bellerophon (Phragmostoma) rhenanus Drkv. 7 2 8. — ( Bucanella ) bipartitus Sandberger . . . / 9. — (Bucania?) sphaericus K. Walther . . . 1 10. Tentaculites scalaris Schlotheim 1 2 3 ■) 7 11. Leiopteria crenato-lamellosa Sandberger . . 1 2 G 12. — pseudolaevis Oehlert 0 13. Pterinaea (Cornellites) costatu Goldfuss . . 7 14. Modiolu antiqiia Goldfuss 7 15. — sp. aff. lodanmsis Beushausen 7 16. Modiomorpha sp 7 17. Nuculana securiformis Goldfuss 7 18. Cucullella elliptica Maurer 7 3 19. - truncata Stf.ininger 1 20. sole.no 'ules Golde., var. cultrata Sandberger 7 0 21. Ctenodonta (Palaeoneilo) Maureri Beush. . . G 22. - ( — ) — , var. dunensis Beushausen . . . / 9 5 23. — ( — ) unioniformis Sandberger 7 2 G 24 Prosocoelus Beushauseni Fuchs, var. aequi- valva R. u. E. Richter 7 25. Carydium sociale Beushausen 26. Tropidoleptus carinatus Conr., var. rhenanus Frech 7 2 9 4 6 7 27. Megalanteris Archiaci Sükss 7 28. Trigeria Gaudryi Oehlert O 7 29. Spirifer subouspidatus Schnur 2 4 7 30. — carinatus Schnur 0 31. — sp 32. Athyris undata Defrance 7 33. Camarotoechia daleidensis F. Roemer .... 7 2 G 34. TJncimdus antiquns Schnur 35. Ghonetes sarcinulata Schlotheim 7 2 3 6 7 36. — oblonya Fuchs 9 37. — plebeja Schnur 7 2 3 5 G 7 38. Dalmanella circularis Sowerby 9 3 4 39. Schizophoria provulvaria Maurer 40. Orthothetes umbraculum Schlotheim .... 7 41. Stropheodonta sp 7 42. P'enestella sp 43. Pleurodictymri problematicum Goldfuss . . . 7 2 44. Alveolites sp 7 45. Spirophyton eiiliense Kaysek 7 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 4 uu u ummumummmmmmuumm mu uuuuuuuu • um mm uuuuu uuuu u. R, Richter. 50 Wiederholungen der Mordeitel ab — entsprechende Unterkoblenz- Schichten bisher nur im westlichsten Teil der Mulde paläontologisch nachgewiesen worden, nämlich in Luxemburg (bei Heinerscheid durch Asselberus, p. 76) und im Daleider Grenzgebiet zwischen Ur und Irrsen durch Leppla (Blatt Dasburg — Neuerburg). Weiter im Osten konnten sie bislang noch durch kein Fossil belegt werden und mußten daher in diesem Sinne als „unbekannt“ bezeichnet werden (Follmann 1915 p. 21). Die Auffindung der vom südlichen Schneifelabhang angegebenen Faunen zeigt nun, daß normale F n t e r k o b 1 e n z - S c h i c h t e n auch im X o r d f 1 ü g e 1 mit einem breiten Bande vertreten sind, das sich nach Osten zum mindesten bis über den Oberlauf der Prüm hinaus fortsetzt. Der Bau der großen Eifelmulde offenbart dadurch auch hierin auf beiden Flügeln eine weitgehende Symmetrie der stratigraphischen Glieder, die innerhalb des betrachteten Gebietes auch in ihrer faziellen Ausbildung noch keine wesentlichen Änderungen aufweisen. Diese Symmetrie findet sich dementsprechend in den Umrahmungen der einzelnen, durch Bodenfaltung der großen Mulde hier hervor* gegangenen Teilmulden wieder, soweit nicht die Tektonik einzelne Glieder unterdrückt hat. Im Norden wie im Süden folgen auf die durch ihre Fauna ausgewiesenen Unterkoblenz-Schic.hten regelmäßig die Kleider Schichten (= Roten Schichten der Eifel), auf diese der Koblenz-Quarzit (= Beider Quarzit), dann die eigentliche Ober- koblenz-Stufe und das Mitteldevon. 3. Die Klerfer Schichten (die „Roten Schichten der Eifel“, „Vichter Schichten“ z. T.). Benennung und Begriffsentwicklung. Der Name „Vichter Schichten“ ist wiederholt bekämpft worden, am eingehendsten von Holz- apfel (u. a. 1900. p. 217; cf. Dewalqoe, 1903—1904, p. BB 7) mit dem Einwand, daß er bei Aachen einen anderen Sinn habe als in der Priimer Mulde. Was aber wichtiger ist und auch von Holzapfel in seiner darum ungeklärt bleibenden Erörterung übersehen wurde, ist. daß der Begriff „Vichter Schichten“ auch in der Priimer Mulde zwei verschiedenaltrige, nicht einmal aufeinanderfolgende und nur in ihrer Rotfärbung überein- stimmende Schichtenglieder zusammenwirft. Eine Verkennung des Nims- proiils südlich Schönecken hatte nämlich dahin geführt, die leeren Klerfer Schichten als ein Zubehör des fossilreichen Wetteldorfer (auriculatus-) Sandsteins anzusehen und sie mit diesem — obgleich durch den Koblenz- Quarzit und die Wiltzer Schiefer von ihm getrennt — als „Vichter Schichten1“ zwischen Wiltzer Schiefer und Mitteldevon als jüngste Unterdevonbildung einzuschalten (Kayskr 1871 p. 312): „Vichter Schichten“ Wetteldorfer Sandstein Wiltzer Schiefer Koblenz-Quarzit „Vichter Schichten- Klerfer Schichten. Zur Stratigraphie und Tektonik der Üsling-Eifel-Mulde. öl' Wohl erkannten einige Forscher bald (Ribbbntrop p. 1U4. Ficket, klar aber erst Kaysek. selbst 1881 p. 818. 1887 p. 808 und spätere), daß der eine Bestandteil des Begriffs „Vichter Schichten“ — nämlich der den Klerfer Schichten entsprechende — tiefer, in das Hangende der Dauner Grauwacken zu stellen sei. Da man aber die Verkoppelung des Begriffs aus zwei fremden Bestandteilen nicht löste, so behob jene Erkenntnis die Mißverständnisse nicht. Denn während ein Teil der Literatur die „Vichter Schichten“ nun schlechthin in das Liegende des Koblenz-Quarzits ver- weist. spricht ein anderer Teil (Dechen 1876 p. 187. 1884 p. 118; Holz- apfel 1900 p. 217; de Lapparent 1906 p. 858) weiter von „Vichter Schichten“, die das unmittelbare Liegende des Eifler Kalks bilden sollen Der Begriff „Vichter Schichten“ muß endgültig fallen. Dasselbe gilt aber auch von dem Ausdruck „Schichten von Birres- born“, worunter Grebe dieselben beiden Schichtenglieder verwirrte, und nichts anderes tat offenbar F. Roemer ^p. 17) mit seinem Gebrauch der örtlichen Bezeichnung „Hassel“ Hassel wäre an sich keine ungeeignete Bezeichnung der Klerfer Schichten, da die Bevölkerung darunter meist •recht scharf die eigentümlichen glimmerreichen plattigen, festen, übeiv wiegend grünlichen Grauwackensandsteine versteht, welche im Wechsel mit den weinroten und grünen Bröckelschiefern die Klerfer Schichten zu- I sammensetzen und ihren Übergang zu den liegenden fossilreichen Unter- koblenz-Gesteinen vermitteln. Es empfiehlt sich aber, auch gegenüber der Neubenennung nach einem Eitler Ort, die im benachbarten Luxemburg eingebürgerte und ein- deutige Bezeichnung Klerfer Schichten auch für die Eifel beizubehalten. Über die Altersfolge der einzelnen Unterdevonglieder, wie sie im vorigen Abschnitt angegeben wurde, besteht heute allgemeine Übereinstimmung. Umstritten ist allein noch die Parallelisierung der Klerfer Schichten mit den am Rhein unterschiedenen Stufen, aber auch darin haben sich die Gegensätze verringert. Seitdem Leppla (1916 p. 4) ihre Zurechnung zur Oberkoblenz-Stufe zu- gunsten der de DoRLODor’schen Auffassung hat fallen lassen, stehen sich nur noch zwei Anschauungen gegenüber: Auf der einen Seite die Ansicht von Kaysek (1887 p. 811), welcher die Klerfer Schichten dem Koblenz-Quarzit zurechnete, deu sie ganz oder teilweise ver- treten sollen ; diese Ansicht ist später in gewissem Sinne von Frech (1889 p. 199), namentlich aber von Holzapfel (1893 p. 101) und neuerdings von Asselbekos und Leidhold vertreten worden. Auf der anderen Seite steht de Dorlodot, der die Klerfer Schichten in die Unterkoblenz-Stufe verweist; seiner Meinung haben sicli in- zwischen Leppla und Viktor angeschlossen. Es ist nun sehr wahrscheinlich, daß die Klerfer Schichten mit ihren höheren Teilen örtlich auch noch die älteren Bildungen des Koblenz-Quarzits vertreten können. Dafür spricht z. B. die vom Nordrand zum Südrand der Priimer Mulde stark abnehmende Mächtigkeit des Koblenz-Quarzits, die zu der Vorstellung führt, daß seine Unterfläclie starke Unregelmäßigkeiten aufweist, also auf 4* 52 R. Richter. Kosten oder zugunsten der Klerfer Schichten. Für weniger ab- weichend von einem Horizont möchten wir nämlich die ursprüng- liche Oberfläche des Quarzits ansehen, wenigstens im Bereich der Wiltzer Schiefer, da der jähe Sedimentationsumschlag beim Ein- setzen dieser Schiefer ein allgemeineres Ereignis gewesen sein wird als der Übergang der Klerfer Schichten zum Quarzit. An- scheinend finden sich auch schon innerhalb der Klerfer Schichten Bänke eines rötlichen Quarzits, welche auf die kommende Ablage- rung des Koblenz-Quarzits hinvveisen. Die Hauptmasse der Klerfer Schichten aber, die ja den Koblenz- Quarzit überall im Gebiet in ansehnlicher Mächtigkeit unterlagern, gehört danach doch wohl der Unterkoblenz-Stufe an, und aus dieser Erwägung haben auch wir auf unseren Karten die gesamten Klerfer Schichten praktisch der Unterkoblenz-Stufe zurechnen müssen. Der direkte, paläontologische Nachweis für ein Unterkoblenz- Alter der Klerfer Schichten konnte auch von uns noch nicht er- bracht werden : Überall, wo sie im besprochenen Gebiet typisch entwickelt sind, gähnen sie in völliger Fossilleere, abgesehen von der Pflauzeuspreu in den Hasselsteinen. Eine zwischen Wiltz und Merkholz entdeckte und gesammelte Fauna ist uns durch die Zeit- verhältnisse unzugänglich. Indirekt ließe sich »ein Beweis dadurch führen, daß lediglich ältere Faunen der Unterkoblenz-Stufe unter den Klerfer Schichten zutage treten, daß diese also die jüngeren Faunen der Stufe ver- decken. Eine Zonengliederung des Eitler Unterkoblenz ist aber noch nicht geschaffen. Einen Anhalt könnte man einstweilen darin erblicken, daß wir in jenen Faunen allenthalben Prosocoelus Bcus- hauseni Fuchs, var. aequivalva aufgefunden haben (1918 p.' 155; so bei Hontheim, an der Schüttburg und neuerdings am Geweber- hof bei Plütscheid). Pr. Bmshauseni bezeichnet aber nach Fuchs am Rhein das ältere Unterkoblenz1. Die untere Grenze der Klerfer Schichten wird durch petro- graphische Übergänge unscharf. Immerhin läßt das Ausbleiben 1 Es bleibt abzuwarten, ob diesem Fossil auch für die Eifel eine solche stratigraphische Bedeutung zukommt. Der nächstverwandte Prosocoelus pes anseris wird ja noch vom Nellenköpfchen und von Singhofen genannt, wenn auch die Art entgegen Anm. 4 bei Herrmann p. 174 in jüngeren Schichten als Unterkoblenz nicht mehr vorhanden ist. Dem entspricht, wie mir Herr Prof. Follmann mitteilt, auch das Material der Schwerdschen Sammlung in Koblenz. Dagegen bezieht G. Dahmer (Jahrb. k. preuß. geol. Landesanst. für 1916. 37. p. 511. Taf. 39 Fig. 4) neuerdings eine Form des Harzer Oberkoblenz auf Prosocoelus sp. aff. pes anseris Beush., welcher mit unserem Pr. Beushauseni var. aequivalva ident ist. Seine Figur scheint sich durch den mehr vorgezogenen Wirbel und die geringere Vorbuchtung des Vorderrandes allerdings schon mehr dem Typus der sonstigen Oberkoblenzer Arten anzuschließen. Ein Urteil sei jedoch bis zum Vergleich des Urstücks zurückgehalten. Zur Stratigraphie und Tektonik der Osling- Eifel-Mulde. 53 bunter Einlagerungen, das Auftreten von Fossilien und der Ersatz der grünlichen Hasselsteine durch mehr gelblich-bräunliche Sand- steine doch zumeist keinen Zweifel, sobald man sich in den „nor- malen“ Unterkoblenz-Schichten, d. h. solchen von Stadtfelder Fazies, befindet. Und diese bilden in unserem Gebiet überall die Unterlage. De Dorlodot erblickte in den Klerfer Schichten nur eine Fazies, welche im SW der Mulde, also in Luxemburg und in der Westeifel, die ganze Unterkoblenz-Stufe verträte, im Fortstreichen nach NO aber in die Schichten von Zendscheid und durch diese in die klassischen Unterkoblenz-Ablagerungen von Stadtfeld — Daun übergehe. Noch stärker betonte diesen unbeständigen Fazies- Charakter Vietok (p. 8, 34, 62), wenn er auch für Luxemburg, wo inzwischen die Schüttburg-Fauna nachgewieseu war, eine Unter- lagerung der Klerfer Schichten durch normale Unterkoblenz-Grau- wacken als Regel gelten läßt (p. 9). Wir finden aber, daß diese in Luxemburg zu beobachtende Altersbeziehung allgemeinere Geltung hat und können — zunächst für das ganze Gebiet der Eifel — Ösling-Mulde westlich des Kill - profils — die Behauptung aufstellen, daß die Klerfer Schichten von der Unterkoblenz-Stufe nirgends mehr als den oberen Teil vertreten, dieses aber regelmäßig tun, und daß die untere Abteilung d e r Stufe überall als normales IT n t e r k o b 1 e u z unter den roten, leeren Ablagerungen vorhanden ist. Im Gebiet westlich der Nims scheint uns der Beweis für unsere Behauptung bereits erbracht zu sein. Für den Südflügel und den westlichsten Zipfel des Nordflügels zeigen Leppla’s Karten- blätter Dasburg — Neuerburg und Waxweiler in klarer Weise die Unterlagerung der Roten Schichten (tut und tur) durch normales Unterkoblenz und verzeichnen in diesem eine Reihe von Fund- punkten. Wir sammelten an solchen, z. B. bei Plütscheid, eine ansehnliche Fauna, die ebenso wie der Gesteinscharakter ganz der Ausbildung von Stadtfeld und Hontheim entspricht. Ähnliches gilt für das Nimsprofil nördlich Seffern, wo freilich der Buntsandstein das Liegende der Klerfer Schichten, also das typische Unterkoblenz, schon verdeckt und uns südlich der Huscheider Mühle nur dürftige Fossilbänke unweit roter Einlagerungen zu Gesicht kommen ließ. Die symmetrische Anordnung der normalen Unterkoblenz- Schichten muldenauswärts der Klerfer Schichten, die sich aus dem Vergleich dieser Beobachtungen im Süden mit den vorstehenden Ausführungen über den Hontheimer Zug im Norden ergibt, genügt uns als Beweis dafür, daß die angenommene Beständigkeit der Unterlagerung der Klerfer Schichten durch Schichten von Stadt- felder Fazies zum mindesten bis au das Nimsprofil reicht. Dabei wollen wir der Trennungslinie zwischen normalem Unterkoblenz und Klerfer Schichten noch nicht den Wert einer in fester Höhe bleibenden stratigraphischen Grenze beilegen, was 54 R. Kichter. bei Schichten der roten Fazies, die in Belgien und in der Nord- eifel so viel jüngere Glieder ergreift, ja von vornherein unratsam wäre. Aber auch für das Gegenteil fehlt der Beweis- Erst ge- nauere Untersuchung der unter den Klerfer Schichten zutage tretenden Faunen könnte ein Urteil erlauben; dafür fehlen aber, wie gesagt, noch alle Vorarbeiten. Die Unter koblenz-Gebiete östlich der Ni ms. Größere Abweichungen zeigen sich bei der Verfolgung der beiden Unterkoblenz-Glieder weiter nach Osten, mit der sich die nächste Fortsetzung dieser Studien beschäftigen soll. Wir möchten aber hier schon, obwohl uns im Folgenden nur Begehungsskizzen als Unterlage dienen, einige Gesichtspunkte angeben, die uns be- gründet genug erscheinen, um die größere Beweislast der gegen- teiligen Auffassung zufallen zu lassen. Östlich der Nims liegen, durch Buntsandsteinbedeckungen ge- trennt, die beiden Unterkoblenz-Gebiete des Killtals und der Stadt- felder Gegend, genauer der Gegend zwischen Salm und Daun, welche nicht nur an den berühmten Fundorten, sondern allenthalben reiche Fossillager enthält. De Dorlodot legte großen Wert auf den von ihm erstrebten Nachweis, daß die Unterkoblenz-Schichten des Killtals, die er sich allgemein in der roten Zendscheider Fazies entwickelt und als Fortsetzung eines westlichen Anschlusses von Klerfer Schichten dachte, in die normalen Ablagerungen von Stadtfeld homotax über- gehen. So einfach liegen die Verhältnisse aber nicht, und es ist dreierlei zu beachten : 1. Im Killtal ist durchaus nicht alles Unterkoblenz als „Zend- scheider Schichten“ entwickelt, d. h. als rote, glimmerreiche, sandig-schiefrige Gesteine mit Fossilführuug. Es ist viel- mehr auch normales Unterkoblenz von Stadtfelder Gesteins- und Faunenzusammensetzung in ausgedehntem Maße vorhanden (nördlich der nördlichsten Häuser von Zendscheid und südlich , . von Densborn auf die Erstreckung eines Kilometers nach Süden ). ! 2. Nicht Klerfer Schichten setzen diese normalen Unterkoblenz- Bildungen nach Westen fort, sondern der in Stadtfelder Fazies ebenso normal ausgebildete Unterkoblenz-Zug Plüt- scheid- Zweifelscheid. Es besteht also ein fortlaufender Zug solcher Schichten von Luxemburg bis Daun, dessen Zusammen- l. hang auch im Killtal durch keinen Fazieswechsel iinter- , ; brochen wird. I • . v a. Im Killtal sind im Liegenden des südlichen ijuarzitzuges der Mürlenbach — Salmer Mulde auch die Klerfer Schichten in typischer Weise als rote und grüne Bröckelschiefer mit Hassel- einlagerungen entwickelt (im Bahneinschnitt vom Wärterhaus südlich Mürlenbach an nach Süden). Die Klerfer Schichten . des Westens linden also im KillprotiL ihre Fortsetzung!' lim t. , unveränderter Fazies. • b:;i n. Zur Stratigraphie mul Tektonik der Ösling-Eifel-Muhle. 55 Also neben normalem Unterköblenz Stadtfelder Entwicklung1 und neben Klerfer Schichten linden sich im Killtal die fossil- fiihrenden roten Schichten von Zendscheid, und zwar in breitem Ausstrich, wenn auch die iq der Literatur vielerörterte Fauna (von „Zendscheid“ oder „St. Johann“), wie Frech betonte, nur der einen bekannten dünnen Bank entstammt. Frech hielt aus paläontologischen Gründen diese roten Fossilschichten des Killtals für eine obere Zone der Unterkoblenz-Stufe, zu Zeiten auch schon für eine Vertretung des Koblenz-Quarzits. Seine Auffassung ist von Kayser (1890 p. 434)» angezweifelt und die paläontologische Beweisführung von Holzaefej, f 1 8 1) 8 p. 101) angefpchten worden; auch das bis heute bekannte Kartenbild liefert für diese Anschauung noch keinerlei stratigraphischen Anhalt. Petrographische und sedimentationsgeschichtliche Erwägungen aber führen doch dahin, in Frech’s Auffassung einstweilen die natürlichste Lösung zu sehen, indem sich dann die roten fossilführenden Zendscheider Schichten zwischen die Schichten von Stadtfelder Fazies und die Klerfer Schichten als eine, aber in vertikalem Sinne vermittelnde Übergangsbildung einschieben. Maurer und Foclmann (1891 p. 33) haben diese Zendscheider Schichten als die Fortsetzung der Halyseriten-Schichten des Nelleu- köpfchens bei Koblenz angesprochen und damit manchen Wider- spruch gefunden. Trotzdem aber scheint uns darin ein beachtens- werter Hinweis zu liegen, und es kommen namentlich auch die Klerfer Schichten selbst als Äquivalent jener Halyseriten-Schichten (im engsten Sinne) in Betracht, die ja ganz die gleiche strati- graphische Stellung zwischen normalem Unterkoblenz und Koblenz- Quarzit einnehmen. Durch die von Follmann (1891 p. 12) beob- achtete Geröllführung stellen sich jene Halyseriten-Schichten als die Bildung einer Kegressionszeit dar, und eine solche erblickt man ja in den Klerfer Schichten ebenfalls. In jedem Falle sind normale Unterkoblenz- Sch ich teil und Klerfer Schichten im Killtal südlich der Mürlenbach — -Salm er Mulde in typischer Aus- bildung vorhanden. Aber auch im Norden dieser Mulde folgen auf den Quarzit wieder Klerfer Schichten und halten bis an die Gerolsteiner Mulde au. (Nur in der Umgebung von 362,6 erscheinen, schon Asski.- bergs (p. M 88) aufgefallene Grauwacken, die an normale erinnern, uns aber bislang nur spärliche Fossilreste lieferten.) Nach einem letzten schönen Aufschluß stoßen diese Klerfer Schichten südlich Lissingen an die Cultrijugatus-Stufe des Gerolsteiner Muldenrandes. Die Grenzfläche selbst ist leider nicht zu sehen, und das Auftreten grüner und roter Lettenbänkchen innerhalb der Cultrijugatus- Bildungen läßt gewiß an einen zusammenhängenden Übergang denken. Viktor (p. 28) hielt es denn auch im Hinblick auf Er- wägungen von Grebe und Rauke (p. 18) für wahrscheinlich, daß R. Richter, 56 alle diese Roten .Schichten zwischen der Gerolsteiner und der Salmer Mulde gar keine Klerfer Schichten wären, sondern nichts anderes als Oberkoblenz von besonderer Fazies. Unterkoblenz fehle überhaupt. Wir glauben, daß die von Firket, Frech (1891 p. 166), Holzapfel (1893 p. 98), de Dorlodot, Asselbergs und anderen mit ansehnlicher Sprunghöhe angenommene Lissinger Randverwerfung der Gerolsteiner Mulde die natürlichere Erklärung bietet: Die erwähnten Roten Schichten zwischen den beiden Mulden sind dann in der Tat echte Klerfer Schichten; Koblenz-Quarzit und Ober- koblenz sind unterdrückt. Wir erinnern zum Vergleich an die von Kayser (1871 p. 304) entdeckte Randverwerfung im Süden der Prümer Mulde, welche mächtige Schichtenglieder auf die Länge einer Meile ausfalleu läßt. Von diesem Standpunkt aus sind dann auch die Roten Schichten am Straßenkreuz südlich des Heidkopfes und an der Gees — Nerother Straße im Waldgestell 178 und südlicli davon wiederum kein Oberkoblenz, sondern Klerfer Schichten, auf die im Süden die von Quarzitzügen eingefaßte Salmer Mulde folgt. Vorher erscheinen jedoch auch hier wieder (nordöstl. von Punkt 400) Grauwacken, welche, wie die eben bei 362,6 erwähnten, schon an eine Heraushebung von normalem Unterkoblenz denken lassen. Wir sind der Meinung, daß Asselbergs’ (Taf. IV Fig. 4} schematisches Killprofil, welches südlicli der Lissinger Verwerfung eine (versteckte oder offene) Aufsattelung von normalen Unter- koblenz-Schichten verzeichnet, zutrifft und sich sogar verallgemeinern, läßt. Darin, daß die fraglichen bunten Schiefer im Süden dei~ Gerolsteiuer Mulde nirgends mit Gesteinen von Oberkoblenz-Typus- verknüpft sind (wie solche doch bei Mürlenbach und Neroth fossil- führend vorhanden sind), daß sie vielmehr mit Gesteinen in Ver- bindung stehen, die nur an das normale Unterkoblenz erinnern, darin sehen wir ausreichende Berechtigung, um zu sagen: Die bunten Gesteine zwischen der Gerolsteiner und der Salmer M u 1 d e müssen nach aller derzeitigen Kenntnis als Klerfer Schichten, also für älter als Koblenz-Quarzit an- gesprochen werden. 4 Der Koblenz-Quarzit (Berler Quarzit, Schneifelquaizit i. Über die Gleichsetzung des im Hangenden der Klerfer Schichten auftretenden Quarzits mit dem Koblenz-Quarzit besteht nach der erwähnten Zustimmung Leppla’s, der sie bisher mit Grebe in die Mitte der Oberkoblenz-Stufe gestellt hatte, allgemeine Einmütig- keit. Gosselet (1888 p. 868) hat diese Auffassung für den Quarzit der Schneifel aus stratigraphischen Gesichtspunkten klar zum Aus- druck gebracht, gefolgt von de Dorlodot (p. 182), Asselbergs (p. 91) u. a. Später entstandene Zweifel hat Vietor beschwichtigt. Außer den Quarzitzügen der Schneifel, des Prümer Kalvarien- berges und denen der Salmer Mulde treten im Gebiet noch einige weitere Züge auf. namentlich derjenige, welcher von de Dorlodot 57 Zur Stratigraphie und Tektonik der Ösling-Eifel-JIulde. nach einer Bemerkung Grebe’s zwischen Vogelsheck und Hergen- berg erwähnt wird, der sicli aber am Südrand der ganzen Prümer Mulde entlang nach SW zieht. Örtlich wird er von einer hier zn beobachtenden Spezialfaltung betroffen, verbreitert oder wieder- holt, welche unter Einbeziehung von Oberkoblenz und Mitteldevou zur Bildung der „Seiwerather Spezialmulde“ geführt hat. Auf lange Erstreckung aber stellt sich dieser Quarzitzug als ein schmales, oft nur einige Meter breites Band dar. Er ist (z. B. bei Schweiß- tal, Heisdorf usw.) in Profilen aufgeschlossen , die auf wenigen Schritten ein besonders übersichtliches Bild der stratigraphischen Aufeinanderfolge bieten. Überall trennt der Quarzit die Klerfer Schichten, die noch in seiner nächsten Nähe die bezeichnenden roten Bröckelschiefer führen, von den Wiltzer Schiefern. 5. Die eigentliche Oberkoblenz-Stufe Die eigentliche Oberkoblenz-Stufe läßt in dem Muldeuabschnitt südlich der Schneifel allenthalben eine Zweiteilung in ein unteres, überwiegend schiefriges, und ein oberes, sandiges Stockwerk erkennen. Dazu kommen in vollständigen Profilen, also am Rande der Kalkmulden, als drittes Glied noch die obersten Koblenz-Schichten, die Roteisenstein- zone im weiteren Sinne, welche nicht nur petrographisch, sondern, wie wir an anderer Stelle zeigen, auch faunistisch gut gekenn- zeichnet ist. Die Grenze Koblenz-Quarzit/Oberkoblenz ist in petrographischer Beziehung schärfer als alle anderen Schichtgrenzen unseres Ge- bietes. In kurzem Übergang, mitunter schlagartig, folgt liier auf den Koblenz-Quarzit eine schiefrige Ablagerung, in der sandige Einschaltungen zurücktreten. Es sind dies die an Fossilien so reichen Wiltzer Schiefer (oder Daleider Schichten), die demnach nicht oberes Oberkoblenz darstellen, wie Sandberger (p. 57) u. a. meinten — vielleicht von ihrer Gallenführung, die z. B. bei Wiltz schon unmittelbar über dem Quarzit einsetzen kann, an die rheini- schen ., Gallenschiefer“ erinnert — , sondern an der Basis der (eigentlichen) Stufe beginnen. Im höheren Teil der Stufe stellen sich hier vielmehr ansehnliche Sandsteinbildungen ein. Besonders klar ist dieser Aufbau im Süden der Prümer Mulde. Die untere Abteilung besteht aus den genannten Wiltzer Schiefern, d. h. grünlichgrauen Tonschiefern, mit nur untergeordnet ein- gelagerten Sandsteinbänkchen. Dachschiefer, wie sie sich im SW einstelleu, fehlen. Es findet sich darin eine Oberkoblenz-Fauna von altertümlichem Anstrich ; Spirifer arduennensis fällt durch seine "Massenhaftigkeit auf. Im Gegensatz dazu setzt sich die obere Abteilung aus (in manchen Bänken sehr kalkreicheu) Sandsteinen von brauner bis roter Farbe zusammen, in denen kompakte Bau- steinlageu mit solchen wechsellagern, die ausschließlich aus Fossilien bestehen. Sp. auricvlatm ist häufig, Sp. subcuspidatus bildet mit R. Richter. $8 seinen Varietäten lateivcisa und bilstciiüensis ganze Bänke für sich allein. Diese, sogar innerhalb des Oberkoblenz hochgestellten Sand- steine, die wir als „ Wetteldorfer Sandstein“ bezeichnen, sind es. welche früher als Vichter Schichten und Birresborner Schichten (s. o.) mit den unter dem Koblenz-Quarzit gelegenen Klerfer Schichten vereinigt worden sind; beide Bezeichnungen sind daher schon des- halb zu streichen. Auf dem nördlichen Gegenflügel der Mulde sind die Wiltzer Schiefer im Prümtal bei Prüm aufgeschlossen. Darüber folgen auch hier Sandsteine, die an der Prüm — Büdesheimer Straße auf der Held in Steinbrüchen abgebaut werden. Sie sind ebenfalls reich an Fossilien (darunter den von Beushausen beschriebenen Grammysien und Drevermann’s Sp. prmniensis und Stropheodonta Steininycri). Mit ihrer weißlichen bis bräunlichen Farbe weichen sie von dem Wetteldorfer Sandstein ab. Lose Stücke können von .solchen des doch durch die ganze Mächtigkeit der Wiltzer Schiefer getrennten Koblenz-Quarzits mitunter nicht unterschieden werden L Im westlichen Teil der Eifelmulde ist der Wetteldorfer Sand- stein noch nicht vorhanden. Auf Blatt Schönecken setzt er aber schon am Siidrand (Steinbrüche bei Gesotz) in typischer Ausbildung ein und hält über das Killtal hinüber bis auf Blatt Daun an (Gruben südlich Rom; Gees — Nerother Straße, 500 m nordwestlich des Kirchhofs von Neroth). Über die Art seines Einsetzens im Westen und das Schicksal der Wiltzer Schiefer nach Osten, also über die Faziesgebiete, Gliederung und Grenzbildungen des Ober- koblenz, wird die angekündigte Darstellung2 der gesamten Eitler Oberkoblenz-Fauna nähere Angaben bringen. Auch Viktor hat aut die fazielle Veränderung des Oberkoblenz nach NO hingewiesen, jedoch dabei nach unserer Auffassung auch Klerfer Schichten als ( Iberkoblenz angesprochen. Hervorzuheben ist, daß sich in dem höheren Teil der Ober- koblenz-Stufe vereinzelt (Prümer Held) oder in größeren Mengen (Wetteldorf 3 und Neroth) Gerolle finden, die in dem übrigen Devon des Gebietes nirgends beobachtet werden konnten. €. Verlauf der Sedimentation im Muldengebiet südlich der Schneifel. Die Unterkoblenz-Stufe läßt nach einer anfänglichen Bildung von überwiegenden Schiefern bald neben solchen auch gröber- klastische Gesteine, Sandsteine und rauhe Grauwacken, erscheinen. Sie sind frei von Gerollen, aber die Bewegtheit des Wassers zeigt sich darin, daß die zweiklappigen Muscheln und Brachiopoden meist ^4 , , ,l '• * 1 So z. B. die von uns (1916 p. 253) erwähnten losen Fossilstücke. ‘Sie gehören, wie uns ein Besuch inzwischen gezeigt hat. diesem quarzitisChen Sandstein des höheren Oberkoblenz an. 1 vergl. Erläuterungen zu Blatt Dasburg — Neuerburg. p. 16. 1 vergl. Raust, p. .21. Anm. 3 und Richter. 1914. p. 98 ; lk' ! .- Zur Stratigraphie und Tektonik der Osling-Eifel-Mulde f>9 getrennt und die Trilobitenpanzer fast stets in ihre Teile zerfallen sind. Die Fauna ist echt marin und oft reich an Brachiopoden. Cephalopoden und andere Trilobiten als die Sandfreunde Homalanotus, Acastr und Cryphaeus fehlen freilich fast ganz. Im weiteren Verlauf der Unterkoblenz-Zeit tritt die Sedimen- tation völlig unter den Einfluß des Roten Nordlandes. Es lagern sich die an Wellenfurclien reichen, roten, fossilleeren Klerfer Schichten ab. Zum Verständnis dieser schwer erklärbaren Bildung hat Holzapfel und mit ihm de Dorlodot auf die Massen von rotem Schlamm hingewieseu. die ein lateritbedeektes Festland durch seine Ströme weit hinaus ins Meer schicken kann. Merkwürdig bleibt, wie der Schlamm alles Leben so restlos ersticken oder von der Fossilisation ausschließen konnte. Gleichzeitig mit den Klerfer Die Schwankung der festländischen Einflüsse während der Devonablage- rungen südlich der Schneifel (Prümer Mulde). Vermutlich vollzog sich auch die Veränderung der Meerestiefe in einer ähnlichen Kurve. Schichten bilden sich wahrscheinlich die geröllführenden Haly- seriten-Schichten vom Nelleuköpfchen bei Koblenz und. nach einer Vermutung von Fuchs (1915 p. 87), die Rotschiefer der Ebbe- schichten im sauerländischen Faziesgebiet. Die Regression des Meeres in der späteren Unter koblenz-Zeit war also ausgedehnt. Im Verein damit darf auf die Tatsache hin- gewieseu werden, daß am Mittelrhein gerade das Uuterkoblenz durch Porphvroidtuffe ausgezeichnet ist (Fuchs, 1907 p. 100; 1916 p. 63). also eine rege vulkanische Tätigkeit erlebte. Es folgt eine weitverbreitete Ablagerung von reinem, weißem oder oft rötlichem Sande, welche diese Periode starker Festlands- einflüsse zum Abschluß brachte, der Koblenz-Quarzit. Dieser schließt Sich sedimentationsgeschichtlich gewiß enger an die Klerfer Schichten an als an das Oberkoblenz. Örtlich betrachtet ist also Assel- kekgs’ „Mittlere Koblenz-Stufe1' (Ernsten moyen) keine unnatürliche Einheit. Aber darin pflichten wir Viktor bei, daß die Tatsachen der allgemeinen Faafiengeschichte entscheiden müssen. Auch der HO R. Richter. Koblenz-Quarzit ist im ganzen noch lebensarm, birgt aber doch an vielen Stellen schon eine echte Meeresfauna. Wie sich seine Ablagerungstiefe bezw. Landnähe zu der der Klerfer Schichten verhält, bleibe dahingestellt. Darauf setzten sich meist unvermittelt dunkle, unreine Tone ab, die Wiltzer Schiefer mit ihrem reichen Tierleben, welche fest- ländische Einflüsse wieder mehr zurücktreten lassen, als es bisher der Fall war. Die dem rheinischen Unterdevon fremde Gattung Proetus erscheint vorübergehend häufiger. Molluskenschalen und Trilobitenpanzer bleiben oft zusammenhängend und erhalten sich unter bestimmten Umständen als „Daleider Versteinerungen“ (Richter 1916). Bald aber machen sich die Einflüsse des Fest- landes zum zweiten Male stärker fühlbar, denn es folgen die Sandsteine der höheren Oberkoblenz-Stufe. Sandige Kalke oder kongiomeratische Bänke mit Kalk- und Quarzgeröllen , z. T. in „Eisenoolith“ umgewandelt, schließen das Oberkoblenz ab und leiten zur Cultrijugatus- Stufe über, die also eigenartigerweise auf eine Zeit lebhaft bewegten Meeres folgt. Mit den reineren Kalken der Cultrijugatus-Stufe zieht hier bekanntlich zum ersten Male eine an Formen des offenen Meeres reichere Fauna ein. Einen Rückschlag stellen die Unteren Oalceola-Schichten dar, die, häufiger aus Ton und Sand als aus Kalk aufgebaut, kein Aufblühen der Cultrijugatus-Fauna erkennen lassen. Manche Ab- lagerungen könnte man geradezu als „Lenneschiefer“ ansprechen. Die Obere Calceola-Stufe dagegen bringt eine neue Bereicherung durch Einwanderungen. Die Schwebeformen der Trilobiten und die Art ihrer Erhaltung (Richter, 1914 p. 94) zeigen das Vorwalteu von stillem Meereswasser au. Es ist dies wohl diejenige Zeit des Mittel- devons, in der hier der Einfluß des Festlandes am meisten zurücktrat. In der Crinoideu-Schicht halten diese Bedingungen, allmählich abklingend, an, während die Stringocephalen-Stufe sich rascher ver- flacht. Die Untere Stringocephalen-Stufe wiederholt in täuschender, oft doppelgängerischer Weise die Bildungen der Cultrijugatus-Stufe. Petrographisch ist die Übereinstimmung groß, und die Faunen- zusammensetzung ist die gleiche, nur daß die meisten Gattungen in der Zwischenzeit ihre Arten geändert haben. Alsdann setzt eine Riffbildung ein, die bis zum Beginn des Oberdevons nicht mehr unterbrochen wird. Senckenbergisches Museum, den 30. Dezember 1917. Literatur. iVon den zahlreichen einschlägigen Schriften sind nur die in der Arbeit berührten hier aufgeführt.) Aspelbergs, E. : Contribut.ion ä l’6tude du düvouien infferieur du Grand- Duche de Luxembourg. Annales d. 1. Societe geol. de Belgiqne. 39. M6moires. Lüttich. 1912. Zur Stratigraphie und Tektonik der Osling-Eifel-Mulde. Bl Dechen, H. v., legt den neuen Abdruck der geologischen Übersichtskarte von Belgien und der Nachbargebiete von A. Dumont vor. Verhandl d. naturhist. Ver. f. Rheinland u. Westfalen. 33. Jahrg. Corr.-Bl. p. 135. Bonn 1876. — Erläuterungen zur geol. Karte der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen etc. II. Bd. : Geol. u. pal. 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Dissertation. Marburg. 1916. Personalia. 63' Personalia. Johannes Uhlig t* Der zu Ende gehende furchtbare Krieg hat noch ein trauriges < >pfer unter den Jüngeren unserer Wissenschaft gefordert: Johannes Uhlig ist am 3. Dezember 1918 in einem Feldlazarett im fernen Osten einer Lungenentzündung erlegen. Seit Anfang des Krieges im Heeresdienst, wurde er zuerst als inspektorstellvertreter in einem Feldlazarett verwendet, sodann, seiner wissenschaftlichen Ausbildung mehr entsprechend, als Kriegsgeologe. Als solcher war er lange im Osten tätig, seit Frühjahr 1918 im Westen und von August ab in der Ukraine und der Krim. In Kertsch erreichte seine Formation der Befehl zum Rückzug, in Kiew wurde er von der Grippe befallen, zu der Lungenentzündung hinzutrat, die ihn in wenigen Tagen hinweggerafft hat, betrauert von allen, die den feinen, bescheidenen Mann kannten, beklagt von seiner schwer- geprüften Mutter. Am 20. Mai 1883 zu Mittweida i. S. geboren, hat Uhlig seine Studienzeit in Leipzig verbracht, unter Zirkel promoviert, zugleich sich mit den Methoden der Mineral- und Gesteinsanalysen vertraut gemacht. Durch seine Sorgfalt und Geschicklichkeit lernte er mehr und mehr die großen Schwierigkeiten überwinden, und durch manche zuverlässige Analyse hat er unsere Kenntnisse von der chemischen Zusammensetzung wichtiger Mineralien und Gesteine vermehrt; icli erinnere nur an Prismatin, an die Granaten aus vulkanischen Gesteinen des Niederrheins, an Cancrinit und Nephelin vom Laacher See, an Nephrit aus dem Harz und den Monazit von Bom Jesus. Auf diesem Gebiet durften wir noch viel von ihm erwarten, und sein Verlust ist für die Wissenschaft um so schmerz- licher, als in Deutschland die Zahl derer, welche die Methoden der quantitativen Analyse beherrschen, bedauernswert klein ist, selbst unter den Chemikern von Beruf. Der Nephrit im Harz ist von Uhlig anstehend gefunden wordeu, nachdem von Laspeyres bei Harzburg gesammelte „Neubildungen auf Klüften im Schiller- fels“ von mir als Nephrit erkannt worden waren; in mehreren Abhandlungen hat er seine eingehenden Untersuchungen darüber niedergelegt. 10 Jahre lang war Uhlig Assistent am Mineralogischen In- stitut der Universität Bonn, 8 Jahre lang Privatdozent; für seine Vorlesungen aus dem Gebiete der Mineralogie und Petrographie hatte er in jedem Semester einen aufmerksamen Zuhörerkreis ge- funden, baldige Beförderung stand in Aussicht, er sollte diese Freude nicht mehr erleben. Daß er auch einem weiteren Kreis sich mitzuteilen verstand, hat er durch seine Schrift über die Entstehung des Siebengebirges gezeigt. Wir alle, die wir ihn kannten, werden uuö immer seiner erinnern, des frischen, immer munteren Kollegen, des sorgsamen zuverlässigen Forschers. R. Brauns. «4 Personalia. Verzeichnis der Veröffentlichungen von Johannes Uhlig. 1. Die Gruppe des Flaaergabbros im sächsisohen Mittelgebirge. Zeitschr. d. Deutschen geol. Ges. 1907 u. Diss. Leipzig. 2. Untersuchung einiger Gesteine aus dem nordöstlichsten Labrador. Mitteil, des Vereins für Erdkunde. 1909. 9. Über Prismatin und Kryptotil von Waldheim in Sachsen. Zeitschr. f. Kristallogr. 47. 1910. 4. Beitrag zur Kenntnis der Granaten in vulkanischen Gesteinen und Auswürflingen des Niederrheins. Verhandl. des Naturhist. Vereins der preuß. Rheinlande u. Westf. 67. 1910 u. Habilitationsschrift Bonn 1910. 5. Nephrit im Harz. Sitzungsber. der Niederrhein. Ges. f. Natur- u. Heilkunde. Bonn 1910. 6. Nephrit aus dem Harz. N. Jahrb. f. Min. etc. 1910. II. 7. Über Nephrit. Aus der Natur. Jahrg. 1911. 8. Über eine neue Methode, den wahren optischen Achsenwinkel im Dünnschliff zu bestimmen. Dies. Centralbl. 1911. 9. Cancrinit oder ein cancrinitähnliches Mineral vom Laacher See. Ber. über die Versamml. des niederrhein. geolog. Vereins. 1911. 10. R. Brauns und J. Uhlig: Cancrinit- und nephelinführende Aus- würflinge aus dem Laacher Seegebiet. II. Chemische Untersuchung. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 35. 1913. 11. Zur Kenntnis von Alunogen (Keramohalit) und Halotrichit. Dies. Centralbl. 1912. 12. Über das Löslichkeitsschema KCl.MgCL und Wasser (Carnallit- schema) bei 50*. Dies. Centralbl. 1913. 13. Über einen manganhaltigen Diopsid aus dem Radautal bei Harz- burg. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 39. 1914. 14. Der Nephrit von Harzburg. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 39. 1914. 15. Die Synthese der Mineralien und Gesteiue. Die Naturwissenschaften. 16. Monazit von Bom Jesus dos Meiras. Provinz Bahia, Brasilien. Dies. Centralbl. 1915. 17. Die Entstehung des Siebengebirges. (Die Rheinlande in natur- wissensch. und geograph. Einzeldarstellungen. Herausgegeben von Dr. C. Mordziol. No. 10. Verlag von George Westermann. 1914.) Ernannt: Der Geolog der bayrischen Geognostischen Landes - Untersuchung Dr. Matthäus Schuster in München zum Landes- geologen. M. v. Qoetze, Schiebungen im Jordanit. 65 Original-Mitteilungen an die Redaktion. jpöV.'. ; , • • •• ; Schiebungen im Jordanit. Von Margarete v. Goetze in Kiel. Mit 3 Textfiguren. Einleitung. Da pseudosymmetrische' Kristalle oft zu einfachen Schiebungen neigen, und der monokline Jordanit sowohl pseudorhombisch als pseudohexagonal ist, wurden drei Jordanitkristalle daraufhin unter- sucht. Natürliche Schiebungen. An zwei zwillingslamellierten Kristallen von Jordanit, die, mit Zinkblende verwachsen, aus dem Dolomit des Binnentals (Schweiz) herausgebrochen waren, bildeten die Prismen und Pyra- miden mit den sie durchziehenden Lamellenoberflächen derartig kleine Winkel, daß die Annahme in ec h an is c h e r Zwillinge nahe- lag; gewachsene Zwillinge weisen im allgemeinen größere Werte auf. Tabelle 1. Fläche Güte des Winkel mit (010) Reflexes gemessen berechnet (130) IV 33° 40(‘ + 0' 33° 59' (250) IV— V 38 38 + 1 38 58 (120) III 45 I +1 45 19 (230) VIII 53 4 + J 53 26 (110) VI 63 22J + 3 63 411 (16T) VI 35° 54' + 0' 35° 21 P (151) IV 40 9.) + n 40 25 (141) IV 46 341 + 2.1 46 47 (131) VII 54 241 + 1 54 50 (121) VII— VIII 64 261 + } 64 501 (150) VIII 22° 17 V + 6 V 22° 1- (290) VII 24 14 J- + i 24 12 (250) VI 39 14 +7 38 58 (120) VIII 45 1\ + 11 45 19 (230) VII— VIII 53 6 + 1 53 26 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 66 M. v. Goetze. Kristall No. 1 bestand aus zwei nach der Zwillingsebene (101) verwachsenen Individuen A und B ; er bestätigte also das von Solly 1 aufgestellte Zwillingsgesetz, das dieser aus einer Streifung auf (010) erschloß. Das eine Individuum, A, zeigte außer dem groß entwickelten (010) nur Prismenflächen (hkO). An sie schlossen sich, scheinbar ihre geradlinige Fortsetzung bildend, die positiven Pyramiden (hkh) des andern Individuums, B, an. Tabelle 1 ent- hält die festgestellten Symbole und Winkel. Die Symbole des einen Individuums sind unterstrichen, die des andern nicht. Die Güte der Reflexe nimmt von I — Will ab. Den berechneten Winkelgrößen liegen die von Baumhauer1 2 ermittelten Konstanten zugrunde, nämlich a : b = 0.4945, c : b = 0,2655, ß = 90° 33p. Kristall No. 2 zeigte negative Pyramiden (hkh) und positive (hkh). Wie Tabelle 2 erkennen läßt, waren jedoch infolge der pseudorhombischen Symmetrie jene beiden Zonen nicht sicher von- einander zu unterscheiden. Tabelle 2. Fläche Güte des Winkel mit (010) Winkel mit (010) berechnet für (h k h) ? (h k h) Reflexes gemessen berechnet (161) v 35° 37' + P 35® 35' 35» 211' (151) III 40 40 + i 40 38) 40 25 (141) II 47 1 +1 47 1 46 47 (131) IV— V 55 6| + 1) 55 3 54 50 (121) II — III 64° 53) + H 65 1 64 501 (111) III 76 40 + ) 76 53 76 47 (101) IV 89 59 +1 90 0 90 0 Fläche Güte des Winkel mit (010) Winkel mit (010) berechnet fiir ?(hkh) Reflexes gemessen berechnet (hkh) (1.10.1) V 23° 43' + 2V 23® 3)' 23® 14' (161) IV 35 181 + 2 35 21) 35 35 (151) IV 41 221 + 1 40 25 40 38) (141) IV— V 47 5 +1 46 47 47 1 (272) V— VI 50 43 + 1| 50 34) 50 48) (131) IV 54 46 + ) 54 50 55 3 (121) II 64 51 + ) 64 501 65 1 (111) II— III 76 52 +0 76 47 76 53 (212) IV 83 H + 1 83 18 83 21) (101) II— III 90 51 + 0 90 0 90 0 1 Solly, Zeitschr. f. Krist. 35. p. 332. 1902. 2 Baumhauer, Sitzungsber. d. Preuß. Akad. d. Wiss. Berlin 1891. p. 697. Schiebungen im Jordanit. 67 Die Prismenflächen (hkO) am Individuum A jenes Zwillings No. 1 waren durchsetzt von zahlreichen Lamellenoberflächen, die parallel der Spur von (101) verliefen. Auch die positiven Pyra- miden (hkh) des Individuums B zeigten den Austritt von Lamellen parallel (101), deren Oberflächen freilich nur Schimmerreflexe gaben. Die Tabellen 3a und 3b fußen auf der wahrscheinlichen Annahme, daß als Gleitfläche Kj = (101) und als zweite Kreis- schnittebene K2 = (301) fungiert. Die Transformation der Sym- bole (pqr) in (p'q'r') ist dann durch folgende Gleichung gegeben : P' : 4' : r' = (p — 3r) : 2q : — (p + r). Tabelle 3 a. Fläche [(010), (p q r)f[K, , (pqr)] Fläche [(010) (p q r )] [Kj, (p q r)] (p q r) gemessen berechnet (pqr) gemessen berechnet (130) 65° 24' + 15' 65" 38' m (161) 62° 26' + 22' 61° 46' s (250) 67 17| + 7f 66 59 s G (151) 63 48 + 27 6p 22 G HU (120) 70 25 + 24 68 59 G HU (141) 66 2 + 11 65 44 > (230) 72 15| ± l?i 71 58 > (131) 69 18[ ± 91 69 14 G (110) 76 10 + 101 76 19 G HH (121) 74 33 + 21 74 22 Tabelle 3 b. Fläche (pqr) Lamellen- oberfläche (P'q'r') /\ (pqr) (p'q'r') gemessen berechnet -tj Cl> X 3 -S (130) (161) + 2Ü59P+ 2f' + 3° 1' G s-< (250) (151) + 3 18.[ + 1[ + 3 201 2 > bß (120) (141) + 3 42 ! + li + 3 42 G ’S, (110) (121) + 4 33 + 151 + 4 261 Indivi- duum B Schimmer- reflexe (151) (141) (250) (120) — 2°12f‘ + 41' — 2 38! ± 101 — 3° 201' — 3 43 Die Tabelle 3a enthält die auf den Flächen (p q rj u. d. M. mit Vertikalilluminator gemessenen Winkel, welche die Zonenachse [(pqr), (010)] mit der Spur von Kx auf (pqr) einschließt, sowie die hierfür berechneten Winkel. Die Tabelle 3b liefert die Neigungen der Flächen (pqr) zu den sie durchsetzenden Lamellen- oberflächen (p'q'r') und die dafür berechneten Werte. 68 M. v. Goetze. Auch am Kristall No. 2 trat auf den negativen (? positiven) Pyramidenfläclien ein System von Zwillingslamellen auf. Die Tabellen 4a und 4b beruhen auf der Annahme, daß die Gleit- fläche Kj = (TOI) und die zweite Kreisschnittebene K„ = (301) sei. Die gekippten Flächenteile haben die Indizes (p'q'r'), welche gemäß folgender Gleichung aus (p q r) hervorgehen : P* : M' : r‘ = (p + Br) : 2q : (p — r). Tabelle 4a. Fläche [(010), (pqr)HKls (pqr)] (pqr) gemessen berechnet (161) 62° 4' + 9' 61°50' (151) 63 42 + 9 63 27 (141) 65 4 t 161 65 48 (131) 68 41 + 17 69 20 (121) 74 23 + 101 74 27 (111) 80 54 + 3 81 0 (101) 90 1| + 8f 90 0 Tabelle 4b. Fläche Lamellen- (p q r) X(p' q' r') Oberfläche (pqr)' (P‘ q' r') gemessen berechnet (151) (250) —3° 46' + 3' — 3° 46' (141) (120) — 4 191 + 1J — 4 14 (121) (110) — 4 38 + 10 — 4 46 (111) (210) —5 371+ 1 — 5 17 (101) (100) —5 6 + 2 — 5 221 Künstliche Schiebungen. Nunmehr wurde versucht, solche Schiebungen, wie sie an den beschriebenen Kristallen offenbar durch deu Druck benachbarter Gesteinsmassen verursacht worden waren, durch künstliche Pressung zu bewirken; dazu diente ein Jordanitkristall 1 2 aus dem Binnental (Schweiz), der, dicktafelig nach (010), keinerlei Zwillingslamellen aufwies. Fig. 1 stellt die flächenreichere Seite des Kristalls, projiziert auf (010) dar. Dieses Jordanitindividuum bildete eine Ausnahme zu der von Solly 2 aufgestellten Regel, daß die negativen Pyramiden 1 Derselbe wurde dem Mineralogischen Institut in Kiel von Herrn 0. Mügge in Göttingen geschenkt. 2 Sollt, Zeitschr. f. Krist. 36. p. 332. 1902. Schiebungen im Jordanit. 69 an Jordanitkristallen zahlreicher sind als die positiven. Parallel |100} lag eine Fläche, deren Charakter wegen Materialmangels nicht näher untersucht werden konnte. Es war entweder eine Spaltungsfläche, wie sie G. vom Rath 1 angibt, oder eine Ab- sonderung, wie sie bisher am Jordanit nicht beschrieben ist, aber aus den im folgenden behandelten Schiebungen nach (.100) leicht erklärt werden kann. Die nachfolgende Tabelle 5 gibt ein Verzeichnis der be- obachteten Kristallformen und der zwischen ihnen und (010) ge- messenen Winkel. Berechnet wurden diese auf Grund der neuen Konstanten a : b = 0,4947 ; c : b = 0,2652 ; ß = 90° 27'. 1 vom Rath. Pogöend. Ann. 122. p. 391. 1864. 70 M. v. Goetze. Tabelle 5. Güte (010)' (p q r) Erster Be- Fläche obachter des Reflexes (pqr) gemessen berechnet berechnet der Form (pqr) von M. v. Goetze Batimhauer (160) IV 18° 39' + 1' 18° 37' 18°37}' B4 (2.11.0) III— IV 20 7 + 1| 20 11 20 11 B, (150) VI 21 58} + n 21 58 22 1 B, (290) IV 24 11 + i 24 11 24 12 Ra (140) IV 26 471 + 4 26 48 26 49 R, (270) IV— V 30 1} + 4 30 } 30 1 B, (130) III 34 1 + 2i 33 55 33 59 B, (4.11.0) VI— VII 36 81 + 4 36 19 36 20 B, (250) II— III 38 57i* + l — 38 58 »i (120) IV 45 14i + 4 45 18 45 19 R. (110) II— III 63 40i + I 63 41 63 41} R, (210) III 76 8 + i 76 6 76 7 R, (410) VII 82 48 + 3 82 57 82 57 B, (100) III 90 i + 1 3 90 0 90 0 B, (181) IV 28° 13}' + 1' 28° 12' 28° 13' Bi (171) III 31 3 1} + 1 4 31 31 31 31 B, (161) II— III 35 36} + 1 4 35 35 35 35 B, (151) III 40 401 4- 1 40 39 40 38} B, (141) II 47 5} + i 47 1 47 1 B, (131) III 55 7} + l 55 3 55 3 B, (121) III— IV 65 2} + 1 2 65 1 65 1 B, (1.11.1) II— III 21° 134' + 1' 4 21° 12' 21° 9}' B> (191) IV 25 22 + 1 25 21 25 19 B, (181) III 28 1} + 1 28 4 28 1} B, (171) III 31 20} + 4 31 21 31 18} B, (161) III 35 23 + 4 35 24 35 21} B, (151) II 40 26} + 4 40 28 40 25 B, (141) IV 46 51 4 46 50 46 47 B, (131) II 54 53} + 4 54 52} 54 50 B, (361) IV 49° 49}' + 1' 2 49° 52' 49° 50' Bi (351) III— IV 54 53} + 1 o 54 54 54 53 B, (341) IV 60 41} + 1 60 40 60 38} Bi (331) III— IV 67 8 + 1 •> 67 9 67 7} B, (321) III 74 17* + } — 74 17} B, (311) V 81 58 + 4 82 0 81 59} B, (301) III 89 59} + 3 4 90 0 90 0 B, (092) IV 39° 57}' + 1' 39° 58' 39° 55}' Bi (041) IV 43 21 + 1 43 19 43 16} Bi (072) IV 47 8 + 1 47 8 47 6 B, (031) III 51 29}* + 1 — 51 28 r2 1052) IV 56 25 + 1 56 27 56 25} L Schiebungen im Jordanit. 71 die aus den in der Tabelle 5 mit einem Stern versehenen Winkeln abgeleitet und auch allen späteren Berechnungen zugrunde gelegt sind. Die betrachteten Formen waren bereits sämtlich an Jordanit- kristallen bekannt. Die Buchstaben B, L, R weisen auf die Be- obachter Baumhauer, Lewis, vom Rath, die Zahlen neben den Buchstaben auf deren verschiedene Veröffentlichungen1 * * * * * hin. Zum Vergleich wurden neben die von mir gemessenen und berechneten Winkelwerte noch diejenigen gesetzt, welche sich aus dem Baum- HAUER’schen Achsen Verhältnis (s. p. 66) ergeben. Der beschriebene Kristall wurde innerhalb eines eisernen Hohlzylinders in Schwefelpulver eingestampft und zwar so, daß eine nahezu senkrecht zu (100) und unter einem Winkel von ca. 45° zu (010) angeschliffene Fläche, also etwa (041), normal zur Achse des Zylinders lag. In diesen wurde mittels hydrau- lischer Presse ein eng an seine Wandungen schließender Stahl- stempel getrieben. Der in Richtung der Stempelachse liegende einseitige Maximaldruck betrug 5000 Atmosphären; er wurde binnen 15 Minuten erreicht und dann innerhalb 1 — 2 Minuten auf Null herabgesetzt. Nach der Pressung zeigten die Flächen (h k h), sowie die Flächen (hkh) je ein System paralleler Streifen, die deutlich von einer Kristallfläche auf die anstoßenden hinüberliefen. Wie die Tabellen 6 a und 6 b zeigen, entspricht das erstgenannte Lamellen- system Schiebungen nach der Gleitfläche K: = (100) mit der zweiten Kreisschnittebene K2 = (001), und das letztgenannte Schiebungen nach Kt = (101) mit Iv2 = (301). Diese stehen augenscheinlich mit der von Sollt 2 angegebenen Teilbarkeit // (101) in engem Zusammenhang, während eich die oben erwähnte natür- liche Absonderung nach dem Orthopiuakoid als Abscherung längs der Gleitfläche (100) erklären ließe. Die Transformation der Symbole (pqr) in (p'q'r'l ergibt sich für Kj = (100) mit K2 =>(001) aus folgender Formel: P' : q' : r' = p : q : r. Für K, = (TOI ) mit K2 = (301) erhält man : P' : q' : P = (p + 3r) : 2q : (p — r). Tabelle 6a zeigt die unter jener Annahme berechneten sowie die u. d. M. auf Flächen (p q r) gemessenen W7inkel zwischen 1 B, = Baumhauer. Sitz.-Ber. Preuß. Akad. Wiss. Berlin 1891. p.697. B2 = Baumhauer, ebenda, p. 915. B4 = Baumhauer, ebenda. 1900. p. 577. L = Lewis, Zeitschr. f. Krist. 2. p. 191. 1878. R, = vom Rath, Poggend. Ann. 122. p. 387. 1864. R, = vom Rath, ebenda. Erg.-Bd. 6. p. 363. 1873. * Sollt. Zeitschr. f. Krist. 85. p. 332. 1902. 72 M. v. Goetze. Tabelle 6 a. K, Fläche [(010), (p q r)]^[Ki; (p q r)] (pqr) gemessen berechnet (100) (001) (151) 66*40' + 20' 67° 28' r> 5, (161) 65 0 + 30 66 44 . a (171) 64 20 + 20 65 44 _ (181) 64 45 + 15 65 1 7) s vT- 11 1) 62 30 + 30 63 47 (TOI) (301) (131) 65° 4' + 3' 65° 42' - (141) 69 7 + 1 69 15 Tabelle 6 b. K, k2 Fläche (pqr) Lamellen- oberfläche (p'q'p) £ (pqr)A(p‘ q'r') O ^ gemessen berechnet (100) (001) (151) (151) + 3H' ±61' +29' 43" - (161) (161) | +20 + 9J : + 26 46 77 - (T71) (171) | + 204 + 64 : +24 3 p (181) (181) S + 184 + 34 + 21 43 (T.ll.l) (1.11.1) | +18+2 + 18 24 (101) (301) (131) (230) £ — 4°20' + 4' — 4°39‘ » (141) (120) — 4 22 + 26 — 4 14 den Zwillingsstreifen [K15 (p q r)]v und den Kanten [(010), (pqr)]; Tabelle Ob gibt die berechneten und gemessenen Winkel zwischen den Flächen (pqr) und den sie durchziehenden Lamellenoberflächen. Fig. 1 zeigt die letzteren mit übertriebener Breite in die Kristall- flächen eingezeichnet. Auf den Sinn der Kippung deuten die auf den Lamellen vermerkten Pfeile. Dieser Kippungssinn ist aus den stereographischen Projektionen der Fig. 2 und 3 zu entnehmen; in Fig. 2 fungiert Kj = (100) als Projektionspol, in Fig. 3 da- gegen Kj = (101). Immer findet man den Pol einer Fläche (pqr) und denjenigen der aus ihr hervorgegangenen Lamellenoberfläche (p' q' r') auf einem und demselben Eadius des Grundkreises, weil (pqr), (p' q'r') und K, stets in einer einzigen Zone liegen. In Fig. 2 ist der Abstand der zusammengehörigen Flächenpole (pqr)’ und (p'q'r') im Interesse der Deutlichkeit übertrieben. Schiebungen im Jordanit. 73 74 W. Eitel, Schluß. Die Tabelle 7 enthält die Gleitflächen Kt und zugehörigen zweiten Kreisschnittebenen K2, die ich an Jordanitkristallen teils direkt beobachtet, teils durch künstliche Pressung realisiert habe, /\ ferner die Winkel KT I\2, sowie die Achsen a, b, c der Deformations- ellipsoide und endlich den Gleitbetrag s im Abstande 1 von der Basis der Gleitung. Tabelle 7. Gleit- fläche K, 2. Kreis- schnitt- ebene k.2 <£K,K2 = ^2(7 Achsen des Defor- mationsellipsoids Größe d. Schie- bung s = a— c a = cotga b C = tg(7 Zwillingsbildung 1 infolge natür- ! licher Pressung | (101) (TOI) (301) (301) 86° 32' 86 5 1,026 1.071 1 1 0,975 0,934 0,051 0,137 Zwillingsbildung 1 infolge künst- j licher Pressung [ (101) (100) (301) (001) 86° 5' 89 33 1,071 1.008 1 1 0,934 0.992 0,137 0.016 Die Untersuchung, ob auch die zu den obigen Schiebungen reziproken [nach Kj = (001), (301) und (301)] sich verwirklichen lassen, mußte wegen Materialmangels noch unterbleiben. Bei der Redaktion eingegangen am 9. Dezember 1918. Über spaltultramikroskopische Vorrichtungen zur Unter- suchung kristallisierter Medien. Von Wilhelm Eitel. Mit 10 Textfiguren. Bei ihren Untersuchungen über die Dispersoide in kristallisierten Scliwermetall-Halogeniden, die sog. Metallnebel, haben R. Lorenz und W. Eitel 1 eine Vorrichtung zur ultramikroskopischen Prüfung der erhaltenen Kristalle benutzt, welche im wesentlichen eine An- wendung des ZsiGMONDY-SiEDKNTOPF’schen Spaltultramikroskopes darstellt. Die dort beschriebene Vorrichtung zur Einstellung des Kristalles konnte indessen nur als Provisorium gelten, weil die Vertikal- und Horizontalverschiebung des Untersuclmngsobjektes von freier Hand geschehen mußte, was naturgemäß bei sehr zarten Nebelgebilden oft erhebliche Unzuträglichkeiten mit sich brachte. Zeitschr. f. anorg. Ch. 91. (1915.) p. 46 — 65. Über spaltultramikroskopische Vorrichtungen etc. 75 Es war deshalb das Bestreben des Verfassers, ein möglichst ver- vollkommnetes Instrument zu schaffen, mit dem es gelingen mußte, auch an winzigsten Kriställchen bei beliebiger Vergrößerung ge- naue Orientierung und möglichste Feinheit der Einstellung auf den vom ultramikroskopischen Beleuchtungsapparat gelieferten optischen Dünnschnitt zu bewerkstelligen. Aber nicht nur für lose Einzel- kristalle aus Schmelzen oder dergleichen sollte ein solches für mineralogische Zwecke brauchbares Ultramikroskop-Modell geeignet sein, sondern es mußte auch erstrebt werden, womöglich an ge- gebenen mikroskopischen Präparaten gewöhnlicher Art, also an Dünnschliffen, Untersuchungen im seitlich einfallenden Lichte vor- zunehmen. Es wurde deshalb gleichzeitig an die Zusammenstellung eines Ultramikroskops für Dünnschliff-Präparate geschritten, das auf das vorteilhafteste mit einem gewöhnlichen Polarisations- mikroskop sich verbinden läßt und alsdann wertvolle Spezialunter- suchungen ermöglicht. Die Vorarbeiten zu diesem Zweck wurden bereits gleich nach der Vollendung der oben besprochenen Arbeiten von dem Verfasser in Angriff genommen ; durch äußere Verhinderung verzögerte sich indessen die Durchführung des Planes so erheblich, daß erst jetzt die Resultate mitgeteilt werden können. Beschreibung eines Spaltultrainikroskops für Einzelkristalle. Die Hauptbestandteile jedes Spaltultramikroskops sind allgemein bekannt; in Fig. 1, welche die Anordnung der in der vorliegenden Mitteilung gebrauchten Form wiedergibt, erkennen wir zunächst die kleine Handregulier-Bogenlampe (HB) mit Beleuchtungslinse (L), Fig. I. eine Irisblende (Bl) auf Reiter, ein Beleuchtungsobjektiv (OJ von 80 mm Brennweite und einen Präzisions-Spaltkopf (Sp), der um 90° um die optische Achse des Beleuchtungssystems gegen einen Anschlag drehbar angeordnet ist, so daß man entweder mittelst der mit einer feinen Mikrometerschraube zu betätigenden Verschlußbacke •oder einer mit einer gröberen Bewegung einznstellenden ebensolchen 76 W. Eitel, Backe den Spalt vertikal und horizontal abgrenzen kann. Ein zweites Projektionsobjektiv (0„) von 55 mm Brennweite entwirft ein Bild dieses Spaltes in die Brennebene des als Kondensor dienenden Objektives AA-Zeiss (03), welches auf einem besonderen Reiter in allen drei Raumkoordinatenriclitungen durch Mikrometerschrauben verschiebbar angebracht ist. Der Kondensor sendet das zur ultra- mikroskopischen Beleuchtung dienende schmale, aber höchst intensive Lichtbündel auf das Objekt (Kr), welches durch das vertikal zur Achse des Beleuchtungssystems angeordnete Mikroskop-Objektiv (MO} direkt beobachtet wird. Die Feinbewegung des Spaltes ermöglicht es, die Breite desselben auf mm genau zu regulieren; be- sonders wichtig ist an dem Kristall-Ultramikroskop die schon er- wähnte Anbringung einer dreifachen Bewegung des Beleuchtungs- kondensors. Der von der Firma C. ZEiss-Jena angefertigte Kon- densorträger entsprach den hohen Anforderungen an Genauigkeit der Feinbewegungen auf das beste. Der wichtigste Teil an dem Ultramikroskop ist der Kristallträger, der- durchaus sicher und fest mit dem Beobachtungsmikroskop verbunden sein muß und alle groben und feinen Bewegungen um eine Achse senkrecht zu der- jenigen des Beleuchtungssystems und des Mikroskoptubus, sowie parallel zur Tischebene des Mikroskops ermöglichen soll. Zu diesem Über spaltultramikroskopische Vorrichtungen etc. 77 Zweck hat sich vortrefflich die Verwendung des kleinen Theodolit- Goniometer- Aufsatzes nach V. M. Goldschmfdt 1 bewährt, wie er von der Firma R. FuEss-Steglitz angefertigt wird. Der noch weniger Raum beanspruchende Drehapparat nach C. Klein erfüllt unter Umständen denselben Dienst. Der Aufsatz wird von seiner Zentriervorrichtung abgeschraubt und auf eine metallene Grund- platte montiert, worauf er direkt auf dem Mikroskoptisch befestigt werden kann (s. Fig. 2). Als Beobachtungsmikroskop ist durch seine großen Außenmaße für den vorliegenden Zweck besonders das von der Firma E. Leitz- Wetzlar als mineralogisches Stativ AM gebaute Instrument oder eines der entsprechenden Modelle anderer Firmen geeignet; der große Tischdurchmesser ermöglicht eine be- queme und genügend sichere Montage des Theodolitaufsatzes, und durch die weitgeschweifte Form des Tubusträgers am Stativ ist man in der Lage, unbehindert dieses Hilfsinstrument in hinreichender Weise zu benutzen. Insbesondere ist die sehr ausgiebige Vertikal- bewegung des Mikroskoptubus zur Untersuchung bei schwächeren Beobachtungsobjektiven von großem Werte. Die Kreuzschlitten- tischbewegungen des genannten Stativs ermöglichen eine genaue Zentrierung bestimmter Stellen am Untersuchungsgegenstand; sie 6ind genügend fein, um auch bei starker linearer Vergrößerung Einzelheiten im Kristall bei seitlicher Verschiebung desselben und konstanter Einstellung des Beleuchtuugskegels zu untersuchen. Der Theodolitaufsatz hat bekanntlich eine einfache, aber vollkommen ausreichende Justiervorrichtung, nämlich zwei Kreissegment-Schlitten senkrecht aufeinander angeordnet, so daß man jederzeit eine be- stimmte Richtung im Kristall mit der Drehungsachse des Aufsatzes parallel einstellen kann. Besonders nützlich ist die Feinbewegung der Drehung, weil man beim Einstellen der Mikroskoptubus-Achse senkrecht auf die horizontal liegende Begrenzungsfläche des Unter- suchungsgegenstandes durch Autokollimation eine solche benötigt. Diese Einstellung bewerkstelligt man sehr einfach dadurch, daß man über dem Mikroskop-Objektiv (in einem sog. Opakilluminator z. B.) ein unter 45° geneigtes Glasplättchen anbringt und das von der Oberfläche des Kristalls reflektierte Bild eines entfernt auf- gestellten Kreuzsignales genau auf das Okularfadenkreuz einstellt. Auf diese Weise gelingt es, optisch vollkommen verzerrungsfreie Bilder der ultramikroskopischen Erscheinungen innerhalb des Unter- suchungsobjektes zu erhalten, vorausgesetzt, daß die Oberfläche des Kristalls genügende Politur annimmt oder an sich genügend eben ist. So geben gute Spaltflächen erfahrungsgemäß die besten Resultate; Schlifffläehen weicherer Substanzen nehmen oft nur sehr unvollkommene Politur an. Im letzteren Fall kann man sich aber so helfen, daß mau mit einem winzigen Tröpfchen Kanadabalsam ein geeignet zugeschnittenes Stückchen Deckglas aufkittet und 1 Zeitschr. f. Krist. öl. 1913. p. 28 — 39. 78 W. Eitel, dieses möglichst fest auf die Kristallfläclie aufdrückt. Bei sehr stark lichtbrechenden Medien, z. B. Silberhalogeniden, Bleichlorid etc. könnte freilich auch dies nicht viel nützen, und man hätte in diesen Fällen unter Umständen natürliche Absonderungsflächen der Kristalle aus dem Schmelzfluß von ebenen Glas- oder Porzellanflächen zu verwenden, welche in der Tat auch noch recht brauchbare Resultate ergeben. Sehr wichtig ist unter Umständen eine mit der ultramikro- skopischen verbundene Untersuchung der Präparate in linear polari- siertem sowie im durchfallenden Lichte, besonders bei solchen Dispersoiden, deren Teilchen unauflösbar fein erscheinen und infolge- dessen einen bestimmten Polarisationseffekt (TYNDALL-Phänomen) her- vorrufen. Der Tubusanalysator des Mikroskops dient zur Untersuchung der Schwingungszustände des von Ultramikronen solcher Systeme abgebeugten Lichtes. Von besonderem Vorteil ist es, wenn dieser Nicol drehbar eingebaut ist, wie dies bei dem LEiTz’schen Stativ AM auch vorgesehen ist. Oft hat man auch von Kompensatoren Gebrauch zu machen, besonders ist das Gipsblättchen von Rot erster Ord- nung und der Quarzkeil vielseitig anwendbar; ein solches Präparat wird bei ultramikroskopischen Untersuchungen wie bei einem jeden gewöhnlichen mineralogischen Mikroskop in den Tubusschlitz über dem Objektiv eingeschoben. In durchfallendem Lichte kann man bei der hier geschilderten Anordnung des Untersuchungsgegenstandes ebenfalls ausgezeichnet arbeiten, man braucht dazu nur in der Grundplatte des Theodolitaufsatzes ein zentrales Fenster auszu- sparen, das genau über der Tischöffnung 'liegt. Bei Anwendung einer langbrennweitigen Beleuchtungslinse über dem Polarisator kann man alsdann auch ohne Schwierigkeiten mittelstarke Ver- größerungen beim Betrachten des Kristalls benutzen und zwischen gekreuzten Nicols die bekannten optischen Kriterien für das Kristall- medium zwecks Orientierung etc. gebrauchen. Die Leistungsfähigkeit der hier beschriebenen Vorrichtung ist eine sehr hohe; nicht nur die Untersuchung von Rnbingläsern, Präparaten blauen Steinsalzes, Rosenquarzes etc. kann mit dem Instrument ebenso vollkommen geschehen, wie dies je seit Erfindung des Ultramikroskops erfolgte, sondern auch die Erscheinung der Metallnebel-haltigen Kristalle der Schwermetallhalogenide liefert mindestens dieselben reichen Ergebnisse, wie diese in der oben erwähnten Reihe von Arbeiten mitgeteilt wurden. Eine Wieder- holung der Untersuchung von „genebeiten“ Kristallen von Blei- chlorid usw. lag indessen nicht mehr in der Absicht des Verfassers, obwohl die Orientierung der Kristalle gegen die einfallenden und abgebeugten Lichtwellen nunmehr keine Unbekannte mehr sein kann. Das hohe Auflösungsvermögen der gegen früher verbesserten Anordnung zeigte sich aber auf das beste bei Untersuchung an E n t mis ch un gs - Dispersoiden, über welche später im einzelnen berichtet werden soll. Über spaltultramikroskopische Vorrichtungen etc. 79 Ultramikroskopische Vorrichtung zur Untersuchung dünn- geschliffener Kristallpräparate. Nicht immer gelingt es, aus dem Schmelzfluß oder aus wäßrigen j Lösungen Kristalle von solcher Größe zu erhalten, wie diese immer- hin bei der vorbeschriebenen Anordnung benötigt werden, um eventuell noch Schliffflächen an ihnen anbringen zu können. Der naheliegende Gedanke, ungeschliffene Kristallbruchstücke in Flüssigkeiten von gleichen Brechungsexponenten einznbetten und dann in einer Art von Küvette die Beobachtung vorzunehmen, hat zwar einiges für sich, es machte aber zurzeit erhebliche Schwierigkeiten, ein für diese Zwecke geeignetes Instrument zusammenzustellen, so daß die Ausführung des an sich einfach erscheinenden Gedankens zurück- i gestellt werden mußte, bis passendes Material wieder leichter zu beschaffen sein wird. Demgegenüber ist die ultramikroskopische Untersuchung fertiger diinngeschliftener Präparate möglich, wenn es gelingt, in geeigneter Weise das einfallende Licht des Beleuchtungskegels sowie das an den Ultramikronen abgebeugte gegen die Schlifffläche zu orientieren. Am einfachsten wäre die Einführung zweier ADAM’scher Kugel- segmente, so daß die Beobachtung ähnlich wie bei der Unter- suchung auf dem FEDOROw’schen Universaltisch erfolgen müßte. Indessen machen die sphärischen Begrenzungsflächen eine Übersicht über das Präparat oft recht schwer, so daß es besser ist, an Stelle von Halbkugeln gewöhnliche totalreflektierende Prismen zu ver- wenden. In Fig. 3 ist schematisch angedeutet, wie das in der ßichtung AA', d. h. in der Achse des Beleuchtungskegels ein- fallende Licht in dem Prisma I nnabgelenkt auf die Hypothenusen- Grenzfläche gelangt, dort aber nicht total reflektiert werden kann, wenn hinter der letzteren ein Medium von möglichst demselben 80 W. Eitel. Brechuugsexponenten. wie das Glas des Prismas selbst besitzt, also z. B. eine dünne Schicht Zedernholzöl sich befindet. Das Licht fällt alsdann aui den Dünnschliff DS, in welchem sich ein zentral gelegener, mit Ultramikronen erfüllter Kristall befinden soll. Stimmt der Brechungsexponeut (bei doppelbrechenden Medien der mittlere) in DS nicht genau überein mit dem der Einbettungsflüssigkeit und des Glases, so wird eine partielle Reflexion an der Grenzfläche eintreten, die in Richtung a' im Mikroskopbilde eine Aufhellung liervorrnft. welche indessen unschwer von wirklichen Beugungs- phänomenen an ultramikroskopischen Teilchen unterschieden werden kann. Die im Schliff DS befindlichen Ultramikronen senden nämlich allseitig gebeugtes Licht aus, welches in Richtung b auch in das Mikroskopobjektiv gelangt und dort überall die Teilchen wahr- nehmbar machen wird, wohin der Beleuchtungskegel gedrungen ist. Bei dieser Anordnung erhellt dabei ohne weiteres, daß bei einer gleichmäßigen Dicke des Schliffes von d mm ein Streifen von d . 2 mm Breite das TvxDALL’sche Phänomen hervorrufen muß. Das den Schliff auf der Rückseite verlassende Licht wird nochmals im allgemeinen eine partielle Reflexion an der Grenzfläche des- selben gegen die Eiubettuugsflüssigkeit erleiden, danach aber in das Prisma II eintreten und aus diesem unabgelenkt in die Luft übergehen. Man bemerkt im mikroskopischen Bilde nun folgende Erscheinung: Der Kegel des abgebeugten Lichtes (b) wird ein- gesäumt von den beiden je nach der Vollkommenheit der Politur des Schliffes mehr oder weniger diffusen Reflexen des einfallenden Lichtes an der Ober- und Unterseite .desselben (a' und a"). Außer- dem beobachtet man meistens noch lichtschwache Reflexe au den Übergangsflächen von Prisma I zu dem Einbettungsmedium, bzw. auf der Unterseite von der Flüssigkeit zu dem Prisma II. Diese Reflexe stören aber das Gesamtbild durchaus nicht und lassen sich unter Umständen ganz bequem herausblenden. Eine wichtige Erfahrung ist es, daß man den Präzisionsspalt des Beleuch- HH tungsapparates höchstens nur Fr so weit öffnen darf, als der 7 ■ Schliff dick ist, damit keine Überstrahlungen stattfindeu. Es ist im Gegenteil vorteilhaft, mit möglichst schmalen einfallenden Fig. 4. Sapphiringlas. Schliffpräparat Lichtbiindeln zu arbeiten, um von 1 mm Dicke. Yergr. 12 X- den optischen Dünnschnitt im Schliffbilde deutlich hervor- treten zu lassen. So ist bei einem 1 mm dicken Präparat von Sapphiringlas, das in Fig. 4 als Vergleichspräparat abgebildet ist, der Spalt Sp (s. o.) bis auf ^ mm abgeblendet worden ; das Reflex- bild erscheint beiderseits quadratisch, d. h. der Spalt war ungefähr I Über spaltultramikroskopische Vorrichtungen etc. 81 ebensoviel seitlich als vertikal geöffnet worden. So ist auch das in Fig. 5 wiedergegebene künstliche Präparat von blauem Steinsalz auf diese Weise ultramikroskopisch abgebildet; ein Reflex an der Unterseite des Kristalls kann Lichtes in diesem nicht mehr zur Entwicklung kommen. In Fig. 6 dagegen ist das ultra- mikroskopische P>ild eines Dünn- schliffes von Rosenquarz zu er- kennen, bei welchem die Spalt- öffnung vertikal bis auf 0,04 mm -geschlossen war, während sie senkrecht dazu, d. h. seitlich etwa 0,2 mm betrug. Das schmale , horizontal liegende Spaltbild in den Reflexen läßt sich im Mikroskop deutlich er- kennen; sind die Ultramikronen des Präparats sehr lichtschwach, so wird sich natürlich eine starke lÜberbelichtung der Reflexe im Bilde bemerkbar machen, so in Fig. 6. Es ist immerhin hervor- zuheben, wie gut die überaus -zarten ultramikroskopischen Nüdelchen („ Asteriteu“ Kal- kowsky’s), die den bekannten Seidenschimmer der Rosenquarze hervorrufen, besonders bei visueller Betrachtung als fast weiße Strichlein aus dem völlig schwarzen Hintergrund hervortreten. Noch viel zarter sind die Nebel ge- wisser Entmischungsdispersoide , welche in einer späteren be- sonderen Mitteilung behandelt werden sollen. Gerade die Dünn- schliffmethode verspricht weitgehende Erfolge bei der ultra- mikroskopischen Untersuchung einzelner Mineralien in Gesteinen u. dgl., wobei besonders hervorzuheben ist, daß in bezug auf die ■Größe der Kristalle fast keine Grenze gesetzt ist. Außerdem kann jeder beliebige, etwa schon vorhandene Dünnschliff als ultra- mikroskopisches Präparat Verwendung linden, wenn es auch im allgemeinen vorteilhafter erscheinen mag, beiderseits polierte Schliffe zu benutzen und solche, die nicht unter 0,05 mm Dicke besitzen. Das lästige Anschleifen besonderer rechtwinkliger Prismen kann ebenfalls bei Untersuchungen an größeren Kristallen ganz gut in Fort- fall kommen, wenn es auch naturgemäß bei genauerer Arbeit besser sein mag, solche herzustellen. Wer aber au Kristallen ans Schmelz- flüssen ultramikroskopische Studien angestellt hat, wird die Er- leichterung der Arbeit durch die Dünnschliffmethode ganz besonders schätzen. durch die starke Absorption des Fig. 5. Blaues Steinsalz (künstliches Präparat). Vergr. ca. 35 X- Fig. fl. Dünnschliff von Rosenquarz (Pfaffenstein . Vergr. 200 X- Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 6 82 W. Eitel. Auch im durchfallenden Licht kann man ebenfalls den Dünn- schliff zugleich beobachten, man braucht alsdann nur das Präparat mit den beiden Prismen auf dem Mikroskop in geeigneter Weise zu montieren. Am vorteilhaftesten ist es, wenn man den Schliff auf einen Objektträger kittet, der auf einem FEDOßow’schen Uni- versaltisch eingespannt wird. Der Schliff kann alsdann auch ohne Bedenken mit einem Deckglase versehen bleiben, wodurch sich nur einige nebensächliche Reflexe mehr einstellen, nämlich solche beim, Übergang des einfallenden Lichtes von Prisma I in die Flüssigkeit, welche dieses mit dem Deckglas verbindet (eingedicktes Zedern- holzöl ist dazu am besten zu verwenden), dann von dieser zum Fig. 7. Deckglas, vom Deckglas in den Kanadabalsam uswr. Der Objekt- träger auf dem FEDOROw’schen Tisch wird um 45° gegen die horizontale Achse gedreht, so daß die eine Kathetenfläche des Prismas I senkrecht zur Achse des Beleuchtungskegels gestellt ist, die andere aber senkrecht zur Achse des Mikroskoptubus (s. Fig. 7). Die Prismen I und II haften durch Adhäsion auf dem Deckglas bzw. dem Objektträger vollkommen genügend, wenn man nur darauf achtet, daß das Zedernholzöl nicht allzu reichlich aufgetragen wird, weil sonst die Prismen sich leicht verschieben könnten. Man hat auch darauf zu achten, daß die beiden Prismen mit ihren Katheten- flächen möglichst genau zu einander parallel stehen, was sich jedoch bei einiger Übung ganz leicht bewerkstelligen läßt. Die ganze Anordnung erhellt aus Fig. 8, welche die endgültig benutzte Apparatur in Verbindung mit einer mikrophotographischen Kamera vorführt. Über spaltultramikroskopische Vorrichtungen etc. 83 Ein Wort sei noch gestattet über die Unterscheidung wahrer Ultramikronen von mikroskopisch direkt auflösbaren Gebilden, z. B. von amorphen oder kristallisierten Einschlüssen, Gasblasen etc. Besonders bei der ultramikroskopischen Untersuchung von gesteins- bildenden Mineralien wird es leicht Vorkommen, daß man gewisse geformte Einlagerungen beobachtet , die im reflektierten Lichte lebhaft glänzen, im Bereich des optischen Dünnschnitts, d. h. am Beleuchtungskegel aber völlig dunkel bleiben. Zwei in dieser Beziehung lehrreiche Fälle zeigen die Fig. 9 und 10; das erste Bildchen stellt die kristallisierten Einschlüsse in Hypersthen von der Paulsinsel dar, bei denen man auf den ersten Blick einen höchst bezeichnenden Unterschied von ultramikronischen Einschlüssen wahrnimmt: Nur immer derjenige Teil der blättchenartigen Gebilde, 6* 84 W. Eitel, Über spaltultramikroskopische Vorrichtungen etc. der in der Sichtweite des Mikroskopobjektivs gelegen ist, erscheint ganz scharf, weil eben das ganze Präparat um 45° in seiner Fläche gegen die Mikroskoptubusachse geneigt ist. Bei echten Ultra- mikronen ist das ganz anders ; man kann auf diese selbst eigentlich überhaupt nicht scharf einstellen, sondern nur auf den optischen Diinnschnitt, den der Beleuchtungskegel in dem Präparate liefert. Spätere Untersuchungen an den Entmischungsdispersoiden werden solche Fälle ganz besonders deutlich vor Augen führen. So sind auch die sehr feinen nadelartigen Einschlüsse im Labrador von der Paulsinsel ganz scharf zu unterscheiden z. B. von den ultramikro- skopischen Asteriten der Rosenquarze; denn wie Fig. 10 zeigt, ist immer nur ein ganz kleiner Teil der Nüdelchen in reflektiertem Lichte scharf einstellbar, und die anderen von der Einstellungs- ebene abweichend gelegenen Gebilde unscharf. Ganz entsprechend erkennt man auch Gaseinschlüsse in kristallisierten Medien, ins- besondere aus dem Schmelzfluß, sofort an der scharfen Einstellbar- Fig. 9. Hypersthen-Dünnschliff. Vergr. 50 X- Fig. 10. Labradorit-Dünnschliff. Vergr. 50 X. keit und au ihrer Begrenzung, während Haufen von ultramikro- nischen Teilchen, also in der Form von Nebeln, diftüse Objekte darstellen, welche meistens in keiner Einstellung eine bestimmte Gestaltung erkennen lassen, höchstens in speziellen Fällen die In- homogenitäten oder Begrenzungen des Kristalls andeuten. Ferner ist besonders zu berücksichtigen, daß in isotropen Kristallen, Gläsern etc. die ultramikronischen Nebel, auch wenn diese nicht in einzelne diskrete Teilchen aufzulösen sind, doch noch vorzüglich das TvNDALL’sche Phänomen zeigen, d. h. daß die Schwingungs- richtung des an ihnen abgebeugten polarisierten Lichtes senkrecht steht auf der Achse des Beleuchtungskegels und derjenigen des Mikroskops. Stellt man den drehbaren Tubusanalysator so ein, daß seine Schwingungsrichtung senkrecht steht auf derjenigen des abgebeugten Lichtes , so erscheint natürlich das Nebelbild aus- gelöscht. Schaltet man nunmehr noch das Gipsblättchen von Rot erster Ordnung ein, so erblickt man wiederum den Nebel in der bekannten Interferenzfarbe, während diffuse Reflexe an tiefgelegenen Gasblasen z. B., die auf den ersten Blick manchmal verwirren könnten, wieder bei der erwähnten Analysatorstellung weggelöscht A. Wichmann. Über Geschiebe von Ardennengesteinen etc. £5 erscheinen können, noch auch mit dem genannten Präparat ein Interferenzphänomen erkennen lassen. Das Reflexbild des Spaltes, das von der Rückseite des Untersuchungsobjekts gegen das Prisma II geliefert wird, kann übrigens leicht dazu benutzt werden, um in durchfallendem Lichte die Einstellung des Kristalls zu kontrollieren, weil man durch diesen und Prisma I auf die spiegelnde Fläche blickt. Infolgedessen ist bei Einschaltung des Tubusanalysators auf Auslöschung des abgebeugten Lichtes des Nebelbildes die Be- obachtung des Kristallpräparates gleichzeitig zwischen gekreuzten Nicols möglich, was bei sehr kleinen Kristallen und schmalen ultra- mikroskopisch zu untersuchenden Gebieten von Wert ist. Zusammenfassung. 1. Beschreibung eines Kristallultramikroskops, bei welchem die zu untersuchenden Medien in Prismenform an einem ge- eigneten Drehapparat (Theodolit -Goniometer- Aufsatz nach V. M. Goldschmidt) zentrier- und justierbar angebracht werden. Der Beleuchtungskondensor . ist in allen drei Raum- koordinaten-Richtungen beweglich. 2. Beschreibung eines Kristallultramikroskops, bei dem Dünn- schliffpräparate der zu untersuchenden Substanzen zur An- wendung kommen, indem diese zwischen die Hypotenusen- llächen zweier totalreflektierender Glasprismen mit Zedern- holzöl oder anderen Flüssigkeiten eingebettet werden ; die Schliffe werden auf einem FEDORow’schen Universaltisch montiert, der unter 4 5° gegen die Achse des Mikroskop- tubus und des Beleuchtungskegels geneigt ist. Frankfurt a. M., Min. -petrograph. Institut der Universität, im August 1918. Bei der Redaktion eingegangen am 9. Oktober 1918. Über Geschiebe von Ardennengesteinen im niederländischen Diluvium. Von Arthur Wichmann. In einer unlängst erschienenen Abhandlung von A. Qcaas findet sich die folgende Bemerkung: „Mit Recht betont Stamm noch, daß .sichere, eindeutige Angaben über eine Venn- (bezw. Ardennen-) Vereisung bisher in der Literatur fehlen“. Er weist daher sowohl G. Dewalque’s angebliche Gletscherschrammen, als auch A. Wich- mann’s Versuch, aus dem Vorkommen von verschleppten Ardennen- Quarzitblöcken im niederländ. Diluvium eine Ardennen-Vergletsche- rung aufzubauen, als völlig unzulängliches Beweismaterial zurück 1 Zur Frage der Venn- Vergletscherung. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil .- Bd. 41. 1917. p. 509—510. 86 F. P. Müller, Die vorstehende Bemerkung ist, soweit sie wenigstens auf mich Bezug nimmt, unwahr. In Wirklichkeit lautet der angeführte Satz von K. Stamm nämlich folgendermaßen: rIn neuerer Zeit versuchte Wichmann (1906) für die Ardennen eine starke diluviale Vergletscherung wahrscheinlich zu machen. Er stützte sich dabei einmal auf die vorher erwähnten Literaturstellen, dann auf das Vorkommen von z. T. sehr großen Blöcken von Ardennengesteinen im niederländischen Diluvium. Doch scheint es sich bei letzteren z. T. um tertiäre Quarzite zu handeln, ähnlich unseren rheinischen Braunkohlenquarziten Muß die Anführung eines falschen Zitates bereits an und für sich als verwerfliche Handlungsweise bezeichnet werden , so er- scheint sie in diesem Falle in einem um so häßlicheren Lichte, als Herr Quaas sich nicht gescheut hat, seine unwahre Behauptung unter der Maske eines Dritten vorzubringen. Als weiterer er- schwerender Umstand tritt hinzu, daß es gerade ihm ein leichtes gewesen wäre , sich von der Richtigkeit meiner durchaus nicht alleinstehenden Angaben zu überzeugen. Er hätte nämlich nichts weiter nötig gehabt, als auf seinen Reisen einmal an der, an der Bahnlinie Utrecht — Arnheim liegenden Station Maaru auszusteigen und sich in dem mehr als 1 km langen Einschnitt die aufgeschlos- senen Geschiebesande anzusehen , welche u. a. zahlreiche , über zentnerschwere Blöcke von cambrischen Quarziten und Quarz- phylliten enthalten. Er hätte alsdann sich nicht allein davon über- zeugen können, daß die Verschleppung der Geschiebe nur in seiner Einbildung bestand, sondern auch die günstige Gelegenheit gehabt, nachzuweisen, daß von einer Verwechslung der cambrischen Quarzite mit Braunkohlensandsteinen ebensowenig die Rede hat sein können. Utrecht, 16. Mai 1918. Notiz über die Randzone des Dolomitgebietes zwischen öst- lichem Teil des Luganersees und Val Colla im Tessin (Schweiz). Von F. P. Müller in Basel. Im Frühjahr 1916 hat Verfasser die nördlichen und nord- westlichen Randgebiete des durch A. v. Bistram (Ber. nat. Ges. Freiburg i. Br. 14. 1903) eingehend beschriebenen Dolomitgebietes östlich von Lugano begangen. Dabei ergab sich, daß v. Bistram’s geologische Karte verschiedener Ergänzungen für diese Randzone bedarf. Es sind ferner die in der Abhandlung enthaltenen Angaben über die Gesteine dieser Zone so knapp bemessen, daß weitere Beob- achtungen und neue Tatsachen zuzufiigen reichlich angezeigt erscheint. 1 Über Glazialspuren im Rheinischen Schiefergebirge. Verhandl. Nat. Ver. d. Rheinl. u. Westf. 69. Bonn 1912. p. 166. Notiz über die Randzone des Dolomitgebietes etc. 87 Einleitend sei vorausgeschickt, daß die stratigraphischen Hauptelemente des in Frage stehenden Gebietes repräsentiert werden durch kristalline Schiefer einerseits und anderseits durch die Carbonatgesteine der südalpinen Serie. Tektonisch gehören erstere zur kristallinen Schiefermasse, welche den Grundstock des südlichen Tessin bildet, während letztere bekanntlich Teile des westwärts hier bald ausklingenden diuaridischen Gebirgssystemes sind. Die Grenzlinie zwischen beiden verläuft in unserem Gebiet wenig nördlich der Wasserscheide zwischen östlichem Luganersee und Val Colla. Nach Bistram’s Darstellung sind die dinaridischen Gebirgsmassen hier längs einer steilstehenden Verwerfungsfläche ab- gesunken. Entlang derselben sind Gesteine vermerkt, welche Bistram unter dem Sammelnamen „Verrucano“ zusammenfaßt, indem er angibt, daß es sich um Buntsandstein- (Servino-) und Verrucano- (Perm-) ähnliche Bildungen handle. Er betont lückenhaftes Auf- treten und gibt auf seiner Karte für die ganze Zone von Lugano bis zum Comersee nur fünf Vorkommen an. Schon A. Escher von der Linth („Geol. Bemerkungen über das nördl. Vorarlberg“ etc. 1853. p. 88) beschreibt ein hierher zu rechnendes Schichtprofil vom Westufer des Comersees , das über den kristallinen Schiefern rote und grüne Schiefer mit sandigen Zwisclienlagen, rote, sandige Konglomerate mit Quarzit und Por- phyrgerüllen und darüber feinkörnigen, weißlichen Quarzsandstein aufweist. Auch werden hier schon die schiefrigen Gesteine mit Servino (Buntsandstein) verglichen und die Konglomerate als Verru- cano (Perm) bezeichnet. Die Begehung der in Frage stehenden Zone (Karte 1 : 50000, 538 u. 539) von Lugano bis an die schweizerisch-italienische Grenze im östlichen oberen Teile des V. Colla (Bocchetta di San Bernardo) hat nun erwiesen , dass entsprechende Bildungen wie die durch Escher v. d. Linth beschriebenen, in einem ununterbrochenen Zuge von Bocchetta di San Bernardo bis östlich oberhalb Dorf Cadro (5 km NE von Lugano) vorhanden sind. Und im weiteren Verlaufe ist die Fortsetzung des Gesteinszuges nach Süden in die auf der Karte Bistram’s bei Curreggia und am Mtr. Bre ein- getragenen „Verrucano “-Vorkommen durch das Vorhandensein ent- sprechender Gesteinsbrocken im Gehängeschutt oberhalb Davesco - Soragno gewährleistet. Es darf nach diesem Befunde als sicher vorausgesagt werden, daß sich auch östlich der Bocchetta di San Bernardo, auf italienischem Gebiet, zwischen kristallinen Schiefern und carbonatischen Gesteinen ein kontinuierlicher Schichtkomplex wird feststellen lassen, welchem das „Verrucano“-Vorkommen bei der Bocchetta der Karte Bistram’s und das durch Escher v. d. Linth beschriebene, 13 km weiter östlich gelegene Vorkommen am Comersee an- gehören werden. F. P. Müller. 88 Für den Gesteinszug lassen sich auf Schweizer Gebiet durch- gehende stratigraphische Züge feststellen. Die besten . Aufschlüsse bieten die oberen Teile der von der Gima del Noresso (1 km vvestl. der Bocchetta di San Bernardo) nach Norden führenden Bacheinschnitte und die Bachrisse auf Alp Matterone (3 km WSW der Bocchetta). An der erstgenannten Lokalität, und zwar im Bachgraben der von P. 17 29 der Grenze herkommt, stehen in den tieferen. Gebirgslagen bis zu einer Höhe von rund 1350 m kristalline Schiefer an. Dieselben streichen durchschnittlich W — E bis N 40° E und fallen 30 — 35° S. Ihre hangenden Partien bestehen aus dichten, dunklen Amphibolschiefern, die den Felskopf bilden, um welchen herum sich die beiden von P. 1729 und 1724 der Grenze herkommenden Wasserläufe vereinigen. Über den amphibolitisehen Schiefern liegen großblätterige, muscovitreiche Glimmerschiefer in geringer Mächtigkeit. Es folgen darüber in einigen Metern Mächtigkeit dunkle, weiche Tonschiefer, welche in kleinen Stückchen abblättern. Im Hangenden folgt eine härtere Gesteinslage, die rotbraun an- wittert und etwas sericitischen Glanz auf deu Schichtflächen aufweist. Das Gestein ist in frischem Zustand blaugrau und felsartig dicht. Es folgen darüber vorwiegend grobkörnige, muscovitführende Quarzsandsteine mit vereinzelten Lagen von Konglomeraten mit maximal nußgroßen Quarzitgeröllen. Die Mächtigkeit der Ge- steinsserie über den kristallinen Schiefern beträgt total ca. 25 mi Ihre Lagerung zeigt schwaches (10 — 20°) S-Fallen. Sie wird in dieser Lokalität überdeckt durch Blockmassen der carbonatischen Triasgesteine. Westlich dieses Aufschlusses, am Saumpfad nach Piancabella, sind die hangenden Partien besser aufgeschlossen. Konglomerate treten reichlicher auf. Die teilweise feinkörnigen Sandsteine ent- halten kohlige Bestandteile und zeigen in deu hängendsten Lagen zuweilen rote Färbung, die Gerolle bestehen ausschließlich aus- Quarzit. Auch graue tonige Zwischenlagen sind nach dem Hangenden zu konstatieren. Die Überlagerung der Gesteinsserie wird durch etwas bitumi- nöse Triasdolomite gebildet bei anscheinend konkordanter Lage- rung und nur etwas steilerem Südfallen. Wenig westlich, im westlichsten der kleinen Nebengraben, beobachtet man Teile desselben Profils. Auf rund 1430 m ist daselbst angeblich um 1900 in den Sandsteinen ein Versuch auf Erschürfung von Kohle gemacht worden. Es steht daselbst ober- flächlich eine unbedeutende und unregelmäßige Lage blätteriger, tonig-graphitischer Masse an. Weiter nach Westen lassen sich überall Gesteine der obigen Serie konstatieren, so z. B. am Bach des Val di Spina bei rund. 1400 m Höhe. Notiz über die Randzone des Doloniitgebietes etc. 89 Auf Alp Matte rone ist das Profil weniger kontinuierlich, dafür aber auf breiter Fläche aufgeschlossen. Das Dach der kri- stallinen Schieferserie liegt auf der N-Seite des Baches und schneidet ihn, westwärts streichend, auf rund Höhe 1200 m. Die Basis der Triasbildungen ist nördlich Matterone bei Punkt 1404 aufgeschlossen und liegt daselbst am genauen Orte, den die Karte Bistram’s angibt. Die zwischenliegenden Schichtmassen zeigen durch- aus den vom erstgenannten Vorkommen beschriebenen Charakter. Besonders zu erwähnen sind Konglomeratlagen mit bis kopfgroßen Quarzitgeröllen, welche im Bachriß der auf Karte 1 : 50 000 (Bl. 538) die Buchstaben „t“ des Wortes Matterone schneidet. Die Konglomerate enthalten neben Quarzitgeröllen auch Gneis- brocken in wenigerstark gerundeter Form. Andere Gesteine wurden keine beobachtet. Im weiteren Verlaufe des Gesteinszuges nach Westen, woselbst er in allen Bachrissen auf der N-Seite der Denti della Vecchia beobachtet werden kann, läßt sich eine Zunahme in der Mächtig- keit der Sandsteinschichten erkennen. Konglomerate treten zurück. Die tonigen Bildungen des Liegenden werden ausgesprochener. Sie enthalten zuweilen kleine Quarzitgerölle. Quarzitartig ent- wickelte Schichten lassen sich erkennen. Im Gegensätze zu den Angaben der Karte Bistram’s muß fest- gestellt werden, daß im ersten Graben südlich Carro (nordöstlich Cadro) Tone und Sandsteine zwischen den Höhen 830 und 900 m in normaler Lagerung austehen und unterteuft sind durch dieselben dichten , rotbraun anwitternden , im frischen Zustand graublauen Gesteine , wie sie aus der Liegendpartie vom erstbeschriebenen Aufschluß genannt wurden. Südlich davon wurde das Dach der Serie auf Höhe rund 870 m am Fußwege Carro — Val del Castello festgestellt. Im südlicheren Graben von V. del Carone erscheinen die Tone bei Höhe 750, während die Basis der ganzen Schichtserie bei rund 700 m Höhe diesen Graben schneidet. Südlicher kann nach dem erwähnten Auftreten von Block- massen am Fußweg Davesco — Colorino das Dach der Sandstein- masse auf rund 730 m angesetzt werden. Zusammenfassend kann also betont werden, daß die Trias- massen am östlichen Luganer See unterlagert werden von einer tektonisch und stratigraphisch kontinuierlichen Schichtserie, die sich anscheinend konkordant dem kristallinen Grundgebirge auflegt. Die Altersfrage der Gesteine dieser Serie ist bis heute nicht endgültig gelöst. Sie sind allgemein der untersten Trias (Buntsandstein) und dem Perm (Verrucano) zugeteilt worden, wobei jedoch ausdrücklich die Unsicherheit der Zuteilung speziell für das behandelte Gebiet betont wurde (Bistram, p. 14, 15). 90 Personalia. Die teilweise große Ähnlichkeit, welche die Gesteine der obigen Serie mit den carbonischen Konglomeraten, Sandsteinen und Tonen von Manno, NW Lugano zeigen, haben die Fi-age hoch- kommen lassen, ob nicht doch auch in der beschriebenen Gesteins- serie Bildungen des Carbon vorhanden sind. Bis jetzt können nur petrographische Tatsachen zum Entscheid vorgebracht werden. Paläontologische Beweise stehen aus. Die carbonische Serie von Manno enthält Konglomerate mit Quarzitgeröllen und untergeordnet hellen, wenig stark gerundeten Gneisstücken. Für die Konglomerate von Matterone ist dasselbe hier namhaft gemacht worden. Gewisse Sandsteine aus der Serie des Val Oolla entsprechen den Manno-Sandsteinen , sind aber bedeutend stärker gepi’eßt. Pflanzliche Bestandteile, wie bei Manno häufig, sind in ihnen un- kenntlich, offenbar aber in den vorhandenen gepreßten, graphitischen Fetzen und Massen zu erblicken. Die kohligen Tonlagen von Manno sind nicht unähnlich jenen entsprechenden Lagen, welche im erstbesclmebenen Aufschluß ge- nannt wurden. Es ist hiernach einstweilen als sehr wahrscheinlich zu be- zeichnen, daß gewisse Pai'tien des beschriebenen Gesteinszuges dem Carbon zuzurechnen sind. Während andere, wie aus dieser und den Beschreibungen Escher’s v. d. Linth und Bistram’s hervorgeht, nach ihrem Habitus zum eigentlichen Verrucano (Perm) und zum Buntsandstein (Servino) gerechnet werden müssen. Juni 1916. Personalia. Hendrik Enno Boeke * 12. September 1881, f 6. Dezember 1918. Das trostlose Ende des gewaltigen Kampfes um Deutschlands Weltstellung, die Vergeblichkeit all der ungeheuren Opfer an Blut und Gut lassen uns den Schmerz über den Kriegstod und über die Kriegsgebrechen so vieler Millionen unserer Volksgenossen ganz besonders tief empfinden. Eine Trauer ohne gleichen durchzieht das deutsche Land. Besonders reiche Ei’nte hat der Tod unter den aufopferungs- freudigen Scharen der Mitglieder unserer Hochschulen gehalten. Die Ehrentafeln auch der mineralogischen Institute mit den Namen so manches bewährten und so vieler sich noch entfaltender Jünger unserer Wissenschaft zeugen davon in erschi’eckender W7eise. Und kaum, daß nun die langen Kreuzesreihen, die der Krieg errichtet hat, ihr Ende gefunden haben, da erfaßt unseren minera- logischen Kreis von neuem die Tragik einer Trauerbotschaft: einer der Besten, Hendrik Enno Boeke, ist dahingegangen. Er kehrte Personalia. 91 aus dem Kriege heim, zu einem, wie man von dem jugendfrischen Manne fest hoffen konnte, langjährigen Schaffen ; und jetzt deckt ihn bereits das Grab. So bedeutet denn sein Tod den Zusammenbruch vieler schöner Hoffnungen, die von all seinen Fachgenossen auf ihn, den die Natur mit selten großen Gaben des Geistes ausgestattet hatte, gesetzt wurden. Er war einer der Rüstigsten, Freudigsten und Erfolg- reichsten auf den neuen mineralogischen Forschungswegen. Seine mathematische Begabung und der Gang seiner Studien machten ihn dafür ganz besonders geeignet. Nachdem der Neunzehnjährige im August 1900 seine Maturitätsprüfung an der Oberrealschule in Amsterdam erledigt und im selben Monat auch das staatliche Er- gänzungsexamen in Griechisch und Latein bestanden hatte, bezog er als Student der Chemie die Universität Amsterdam. Viele Anregungen zu diesem Studium gingen auf ihn von seinem Onkel van Bemmelen, dem bekannten Forscher auf dem Gebiete der Kolloidchemie, über. Als Chemiker hat Boeke auch das Kandidaten- examen (1903) und das Doktorexamen (1905) abgelegt. Seine Dissertation, die, wie es in Holland Brauch ist, erst nach der mündlichen Prüfung ausgearbeitet wurde, behandelte ein physikalisch- chemisches Thema : Die Mischkristalle von wasserfreiem Natrium- sulfat, -molybdat und -wolframat. Im September 1905 siedelte Boeke nach Göttingen über, um insbesondere im Laboratorium von Prof. Tammann zu arbeiten ; auch üng er an, sich mit Mineralogie und Geologie zu beschäftigen. An der Georgia Augusta blieb Enno Boeke bis zum Juli 1906. Ein Brief, den ich mich glücklich fühle an Prof. Tammann ge- schrieben zu haben, mit der Bitte, mir einen seiner Schüler als Assistenten zuzuweisen, hat Boeke endgültig der Mineralogie und Petrographie zugeführt. Er kam zu mir an die Technische Hoch- schule in Hannover, wo ich die Fächer Mineralogie und Geologie vertrat. Selten wohl gab es für einen Professor und seinen Assi- stenten eine schönere Zeit, als sie für uns in den herrlichen Räumen der Hannoverschen Hochschule in gegenseitigem wissenschaftlichen Geben und Nehmen bei Studien und Forschungen verstrich. Dazu kam die gemeinsame Freude am Unterricht auf vielen Wanderungen mit deif Studierenden gleichwie in Übungen und Vorträgen. In die Hannoversche Zeit fällt auch Boeke’s Verheiratung mit Leonore Mirandolla, die mit ihrer Liebe für ihn die zu seiner Wissenschaft verband, und die auch selber naturkundliche Hoch- schulstudien getrieben hatte. Mit ihrem Sinn für Musik und an- mutige Häuslichkeit wurde sie ein starkes Moment des Glückes für unseren Freund. Als ich 1908 an die Universität Königsberg übersiedelte, schloß sich Boeke mir an. Dort hat er sich am 15. Juli 1908 für Mineralogie habilitiert. Von Leipzig aus konnte ich ihm 1909 zu meiner großen Freude das Anerbieten übermitteln, die erste in 92 Personalia. Deutschland begründete a. o. Professur für physikalisch-chemische Mineralogie und Petrographie zu übernehmen. Hier hat er sich in ausgezeichneten Spezialvorlesungen und Übungen und, wie früher, in physikalisch-chemisch-petrographischen Forschungen vortrefflich bewährt. So kam auch bald (1911) ein Kuf zur Betätigung in eigenem Institut; Boeke wurde der Nachfolger Luedecke’s in Halle. Kurz darauf gab ihm eine weitere Berufung die Stellung eines o. Professors für Mineralogie und Petrographie an der neu- gegründeten schönen Universität Frankfurt a. M. Am 1. Oktober 1914 trat er dort sein Lehramt an. In all diesen Stellungen hat sich Boeke mit der ganzen, ihm eigenen, stetigen Kraft seinen Aufgaben gewidmet, frohen Mutes- iiber die erreichten Erfolge und im begründeten Selbstvertrauen zu seiner Befähigung auch für schwierige Themata. Im Unterricht stellte er anfangs vielleicht für den Durchschnitt der Studierenden etwas zu hohe Anforderungen, doch hatte er bald die Kunst gelernt, ohne Preisgabe des wissenschaftlichen Standpunktes sich anzupassen. Das beweisen auch die vortrefflichen kleinen Unterrichtswerke Boeke’s über stereographische und gnomonische Projektion in ihrer An- wendung auf Kristallographie, gleichwie seine Darlegungen über Mineral- und Gesteinsbildung im Handwörterbuch der Naturwissen- schaften. Gelegenheit zu ganz allgemein verständlichem Lehren hat Boeke in den letzten .Jahren gern genommen bei Vorträgen für weitere Kreise in Frankfurt, wie er denn auch während seiner Kriegszeit in Flandern sich durch entsprechende Veranstaltungen für seine Kameraden Verdienste erworben hat. Mit dem Tode des erst 37jährigen sind die Pläne und Wünsche, die er, unter Aussteckung weiter Ziele, hinsichtlich Forschung, Unterricht und Zeitschriftenwesen unseres Faches hegte, jäh zu- nichte geworden. Sicherlich hätte ein weiteres Wirken Boeke’s Jahrzehnte hindurch kräftig mit dazu beigetragen, unsere schöne Wissenschaft mit Hilfe der vielen neuen Mittel, die Boeke glänzend beherrschte, mehr und mehr auszubauen. Aber selbst die nur kurze Spanne Zeit, in der er mineralogisch-petrograpkisch forschend tätig war, hat ihn zu überaus wertvollen Forschungsabschlüssen geführt. Die Liste seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen am Schlüsse dieses Nachrufes gibt darüber einen Anhalt. Man erkeAt beim Überblicken der stattlichen Reihe von Schriften, daß ihm bei aller Neigung zu theoretischer Betrachtung der wirklich mineralogiscli- petrographische Arbeit kennzeichnende Sinn dafür nicht abging, daß im Vordergründe des Interesses als Anregung für die Forschung das von der Natur Gegebene stehen muß. So waren es zunächst die Probleme der Kalisalzpetrographie, die ihn anzogen. H. J.van’tHoff hatte den Schlüssel zum physikalisch- chemischen Verständnis der gewaltigen unterirdischen deutschen Salzgesteine gefunden. Viele Rätsel der Inkongruenz zwischen dem theoretischen Schema und der Praxis in der Natur blieben aber Personalia 93 noch zu lösen. Da hat sich denn Boeke, oft mit mir gemeinsam, auf ungemein zahlreichen Einfahrten ein Bild von den tatsächlichen Verhältnissen der steinernen Dokumente aus der Dyaszeit gemacht. Profile ausgemessen, Proben gesammelt und sie seinen Studien zu- grunde gelegt. So entstanden seine umfangreichen schönen Dar- legungen über das Vorkommen von Brom und das Fehlen des Jods in den Salzlagerstätten, über die Carnallite, die Borate sowie über ein von ihm Rinneit genanntes, in großen Massen gefundenes Salz- mineral. Stets führte er den naturkundlichen Befund auf die grundlegenden physikalisch-chemischen Umstände durch eingehende und weitgreifende Versuche und Überlegungen zurück. Eine Ver- besserung der einschlägigen graphischen Methoden ging nebenher. Eine zweite Serie von Arbeiten bezog sich auf die Zustands- änderungen der Carbonate. Hier zeigte und entfaltete sich mehr und mehr die besondere Geschicklichkeit Boeke’s für schwierige experimentelle Untersuchungen; handelte es sich doch darum, in Bomben unter Kohlensäuredruck die Dissoziation bei hoher Tem- peratur zurückzuhalten und dennoch gleichzeitig das Material thermisch und sogar mikroskopisch zu kontrollieren. Wieder ein anderes Thema, das Verhalten des Meteoreisens unter dem Eiufluß hoher Temperatur, hat Boeke mit mir zusammen gefördert, gleichwie auch Studien am Troilit von uns gemeinsam ansgeführt wurden. Die Vorliebe für chemische Probleme führte ihn zu eingehenden Arbeiten, die darauf abzielten, die reichlich angesammelten Ergeb- nisse analytisch-chemischer Forschungen an Mineralen zusammen- fassend zu verwerten. In dem Sinne führte er Methoden der drei- und mehrdimensionalen Geometrie zum Zwecke einer graphischen Übersichtsbetrachtung der gegliederten Aualysendaten in die Minera- logie ein. Wichtige natürliche kristallisierte Stoffe, wie die Augite. Hornblenden. Granatmineralien, Glimmer und Turmaline, wurden in solche Überlegungen gezogen, um ihr chemisches Wesen zu ergründen. In einigen Schlußfolgerungen ist Boeke in diesen Arbeiten bei der Ablehnung bestehender Auffassungen anfangs wohl zu weit gegangen. Es lag das in seinem besonders aus- geprägten Sinne begründet, nur auf dem weiterzubauen, was exakt bewiesen vorliegt; sein Bestreben ging dahin, im Hause der Minera- logie und Petrographie zunächst einmal alles vom Staube nicht voll begründeter Vorstellungen zu reinigen, um auf fester mathematisch und physikalisch- chemisch begründeter Basis die Arbeit weiterführen zu können. Das war auch die Veranlassung für Boeke, sein bekanntes bewunderungswürdiges Buch über die Grundlagen der physikalisch-chemischen Petrographie zu schreiben. Es ist in der Tat ein fester Grund geworden, auf den sich jeder Petrograph gern stellen wird. Boeke hoffte , dieser Ausarbeitung der Grundlagen , nach ^weiterem eigenen Eindringen in die naturkundliche Seite der 94 Personalia. Petrographie, speziellere Studien folgen zu lassen; insbesondere interessierten ihn die Erzausscheidungen aus natürlichen Schmelz- flüssen; Beobachtungen im Gabbrogebiete des Harzes und bei Ge- legenheit der Geologenkongresse in Schweden und Kanada regten ihn zu einschlägigen Überlegungen an. Später sollte dann noch einmal eine Zusammenfassung aller physikalisch-chemischen Be- trachtungen der Petrographie erfolgen. Das hätte ihm wissenschaftliche Arbeit für ein langes Leben gegeben , und so ist es schwer darüber hinwegzukommen , daß dieser von der Natur an Körper und Geist gleich ausgezeichnete, arbeitsfreudige, tatkräftige Mann in das Reich des Todes trat. Bei den Fachgenossen wird er allezeit in hoher Anerkennung stehen. Teuer ist er uns auch als deutscher Mann. Von Geburt und Erziehung war er Holländer; er hat aber in diesen schweren Kriegsjahren mit uns gefühlt; er ist als einfacher Soldat für seine neue Heimat eingetreten und hat als Hochschullehrer an der neu- begründeten Universität Gent für die deutsche Sache bis zum Zusammenbruche der, Front opferfreudig gewirkt. Ehre seinem Andenken ! F. Rinne. Verzeichnis der Arbeiten von H. E. Boeke. 1. De Mengkristallen bij Natrium-Sulfaat, -Molybdaat en -Wolframaat. Inaug.-Diss. Amsterdam. 24. April 1906. 2. Die Mischkristalle von wasserfreiem Natriumsulfat, -molybdat und -wolframat. Deutscher Auszug aus 1. Zeitschr. f. anorg. Chem. 50. 1906. p. 355—381. 3. Über eine abnorme Erniedrigung der Umwandlungstemperatur bei Mischkristallen. Zeitschr. f. phys. Chem. 56. 1906. p. 686 — 688. 4. Über das Verhalten von Baryum- und von Calciumcarbonat bei hohen Temperaturen. Zeitschr. f. anorg. Chem. 50. 1906. p. 244 — 248. 5. Die Modifikationsänderung des Schwefeleisens. (Gemeinschaftlich mit F. Rinne.) Zeitschr. f. anorg. Chem. 53. 1907. p. 338 — 343. 6. El Inca, ein neues Meteoreisen. (Gemeinschaftlich mit F. Rinne.) N. .Tahrb. f. Min. etc. Festband 1907. p. 227 — 255. 7. Physikalisch-chemische und mineralogische Studien über das Vor- kommen von Brom und Jod in den Kalisalzablagerungen. Sitzungsber. der K. Akad. d. Wiss. Berlin. 1908. p. 439 — 441. 8. Über das Kristallisationsschema der Chloride, Bromide und Jodide von Natrium, Kalium und Magnesium, sowie über das Vorkommen des Broms und Fehlen von Jod in den Kalisalzlagerstätten. Zeitschr. f. Krist. 45. 1908. p. 346 — 391. (Habilitationsschrift Königsberg.) 9. Isotrimorphismus von Carnallit und Bromcarnallit. Dies. Centralbl. 1908. p. 710-712. 10. Über Thermometamorphose und Sammelkristallisation. (Gemein- schaftlich mit F. Rinne.) Tscherm. Min. u. petr. Mitt. 27. 1908. p. 393—398. 11. Über die Entstehung der Mineralien. Naturwiss. Rundschau. 1909. 4 p (Antrittsvorlesung Königsberg.) Personalia. 95 12. Het ontstaan der mineralen. Chem. Weekblad. 1908. p. 711 — 719. (Holländische Übertragung von 11.) 13. Vorrichtung für mikroskopische Beobachtungen bei tiefen Tem- peraturen. Zeitschr. f. Instrumentenkunde. 1909. p. 72 — 74. 14. Die Kristallisationsschemata der Kalisalze und ihre Anwendung auf das natürliche Vorkommen. „Gaea“. 1909. Heft 6. 15. Über Meteorite. Schriften der physikal. -Ökonom. Gesellsch. Königs- berg 1909. p. 165 — 168. 16. Rinneit, ein neugefundenes eisenchlorürhaltiges Salzmineral. Dies. Centralbl. 1909. p. 72 — 75. 17. Die künstliche Darstellung des Rinneits auf Grund seines Löslich- keitsdiagrammes. Sitzungsber. d. K. Akad. d. Wiss. Berlin. 1909. p. 632—638. 18. Eine neue Verbindung von Eisenchlorür und Chlormagnesium. Vor- läufige Mitteilung. „Kali“. 1909. p. 147. 19 Das Rinneitvorkommen von Wolkramshausen am Südharz. Ein Beitrag zur Salzpetrographie. N. Jahrb. f. Min. etc. 1909. II. p. 19—56. 20. Übersicht der Mineralogie, Petrographie und Geologie der Kali- salzlagerstätten. Berlin 1909. 21. Eine graphische Darstellung der Salzgesteine und ihre Anwendung auf die verbreitetsten Salzarten. „Kali“. 4. 1910. p. 1 — 5. 22. Eine einfache graphische Anwendungsmethode der Zahlenergebnisse bei van’t Hoff’s Untersuchungen zur Bildung der ozeanischen Salz- ablagerungen. Zeitschr. f. Krist. 47. 1910. p. 273 — 283. 23. Ein Schlüssel zur Beurteilung des Kristallisationsverlaufes der bei der Kalisalzverarbeitung vorkommenden Lösungen. Halle a. S. Willi. Knapp’s Verlag. 1910. 24. Über die Borate der Kalisalzlagerstätten. Dies. Centralbl. 1910. p. 531—539. 25. De Kringsloop der Gesteenten. Gedenkboek van Bemmelen. 1910. p. 275—283. 26. Über die Eisensalze in den Kalisalzlagerstätten. N. Jahrb. f. Min. etc. 1911. I. p. 48—76. 27. J. M. van Bemmelen f. Dies. Centralbl. 1911. p. 225 — 226. 28. Die Anwendung der stereographischen Projektion bei kristallo- graphischen Untersuchungen. Berlin 1911, bei Gebr. Borntraeger. 58 p. 29. J. H. van’t Hoff, seine Bedeutung für Mineralogie und Geologie. Fortschritte der Mineralogie etc. 1911. p. 285 — 290. 30. Räumliche ternäre Kristallisationsmodelle für den Unterricht in physikalisch-chemischer Mineralogie. Dies. Centralbl. 1912. p. 257 —269. 31. Die Schmelzerscheinungen und die umkehrbare Umwandlung des Calciumcarbonates. N. Jahrb. f. Min. etc. 1912. I. p. 91 — 121. 32. Mineral- und Gesteinsbildung aus dem Schmelzfluß (Magma) und durch Pneumatolyse. Handwörterb. d. Naturwiss. Jena. 6. 1912. p. 919—930. 33. Bildung und Bau der deutschen Kalisalzlagerstätten. „Die Um- schau“. 1913. p. 207—210. 96 Personalia. 34. Über die graphische Ermittelung der Kristallelemente und den Zonenverband in der gnomonischen Projektion. Zeitschr. f. Krist. 52. 1913. p. 175—178. 35. Die gnomonische Projektion in ihrer Anwendung auf kristallo- grapkische Aufgaben. Berlin 1913, bei Gebr. Borntraeger. (54 p.) 36. Carbonatschmelzen unter Kohlensäuredruck. II. Über Witherit, Alstonit. Barytocalcit und Strontianit. Mitt. d. Naturf. Gesellsch. Halle. 3. 1913. p. 13—24. 37. Bemerkung über die Theorie von J. Johnston bezüglich des Ver- haltens fester Stoffe unter ungleichförmigem Druck. Dies. Centralbl. 1913. p. 321—324. . 38. Salzlagerstätten. Handwörterb. d. Naturwiss. 8. 1913. p. 541 — 558. 39. Die Grauatgruppe. Eine statistische Untersuchung. Zeitschr. f. Krist. 53. 1913. p. 149 — 157. 40. Die Erzlagerstätten Nord-Ontarios, insbesondere die Nickellager- stätte von Sudburj’. Mitt. d. Naturf. Gesellsch. Halle. 3. 1913. p. 25—33. 41. Zur chemischen Zusammensetzung der tonerdehaltigen Augite. eine Anwendung quaternärer graphischer Darstellungen auf mineralogische Fragen. Zeitschr. f. Krist. 53. 1914. p. 445 — 462. 42. Die relative Stabilität von Diamant und Graphit. Dies. Centralbl. 1914. p. 321—325. 43. Petrographisch onderzoek van de zoutkernen der diepboring „Ratum* bij Winterswijk. Jaarverslag Rijksopsporing van Delfstoffen over 1913. 6 p. 44. Die Methoden zur Untersuchung des Molekularzustandes von Silikat- schmelzen. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 39. 1914. p. 64 — 78. 45. Zu G. Tschermak’s Aufsatz „Über die chemische Zusammensetzung tonerdehaltiger Augite“. Dies. Centralbl. 1915. p. 1 — 3. 46. Die Grundlagen der physikalisch-chemischen Petrographie. Berlin, bei Gebr. Borntraeger. 1915. 428 p. 47. Die alkalifreien Aluminiumaugite. Dies. Centralbl. 1915. p. 422 — 431. 48. Bemerkungen zu einer Arbeit von 0. Andersen „Das System An- orthit— Forsterit — Kieseldioxyd“. Dies. Centralbl. 1916. p. 313 — 317. 49. Die Grenzen der Mischkristallbildung im Muscovit und Biotit. N. Jahrb. f. Min. etc. 1916. I. p. 83 — 117. 50. Über die allgemeine Verwendung des gleichseitigen Tetraeders für die Darstellung von Vierstoffsystemen, mit einer Anwendung auf alkali- und tonerdehaltige Hornblende. N. Jahrb. f. Min. etc. 1916. I. p. 118 — 125. 51. Eine Anwendung mehrdimensionaler Geometrie auf chemisch-minera- logische Fragen, die Zusammensetzung des Turmalins. N. Jahrb. f. Min. etc. 1916. II. p. 109—148. 52. Über Vierstoifsysteme. Zeitschr. f. anorg. Chem. 98. 1916. p. 203 — 222. 53. Die Bestimmung der Temperatur geologischer Vorgänge. „Die Umschau“. 1917. p. 831 — 834. Boeke’s sehr zahlreicher Referate im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc. sei hier gleichfalls gedacht. A. Johnsen. Über Struktur und Symmetrie der Mineralien etc. 97 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über Struktur und Symmetrie der Mineralien Anatas, Rutil, Zirkon und Xenotim. Von A. Johnsen in Kiel Mit 5 Textfiguren. I. Einleitung. Jede irgendwie ermittelte Kristallstruktur hat dreierlei Proben zu bestehen: eine chemische, eine physikalische und eine kristallo- graphische; sie muß nämlich erstens mit der empirischen chemischen Formel, zweitens mit dem spezifischen Gewicht und drittens mit den Winkeln und der morphologischen Symmetrie der Kristallart .harmonieren. Die kristallographische Forderung zerfällt demnach in zwei Teile. Einmal sollen jeder möglichen Kristallfläche oder Kristallkante Gitterebenen oder Gitterlinien parallel laufen, was eine Übereinstimmung der Gitterkonstanten mit den morphologischen Konstanten und der Gittersymmetrie mit dem Kristallsystem des Kristalles bedeutet; dann aber soll auch die Struktursymmetrie mit der Symmetrieklasse der Kristallgestalt in Einklang stehen. Über diesen Einklang sei folgendes bemerkt. Oft lassen sich einer bestimmten Struktur oder Atomanordnung mehrere Kaumgruppen zuweisen, indem man die gedachte Symmetrie der Atome variiert. Diese n Raumgruppen r sind dann aber stets n Symmetriegruppen G •eines einzigen Kristallsystems, nämlich desjenigen der Kristallart. isomorph. Dieser Isomorpliie-Begriff bedeutet, daß jeder Spiegelungs- ebene einer Gruppe G eine Schar von Spiegelungsebenen oder Gleitspiegelungsebenen einer Gruppe F parallel ist, ebenso jeder m-zähligen Drehungsachse bzw. Drelispiegelungsachse von G eine Schar gleichzähliger Drehlings- oder Schraubungsachsen bzw. Dreh- spiegelungsachsen von r. Von diesen n Raumgruppen T hat man nur diejenigen in Be- tracht zu ziehen, deren isomorphe Symmetriegruppen G als Unter- gruppen in der aus den Kristallformen abgeleiteten Symmetrie- gruppe GJ stecken, einschließlich des Grenzfalles, daß eine der Gruppen G identisch mit G' ist. Diese Darlegung stützt sich auf die Tatsache, daß die Struktursymmetrie G als die wahre Sym- metrie der Kristallform anzusehen ist und daß letztere zwar eine höhere, nicht aber eine niedrigere Symmetrie vorzutäuschen vermag. Centfalblatt f. Mineralogie etc. 1919. 7 A. Johnsen, 118 Nun hat L. Vkgahd 1 nach dein BnAGtTschen Verfahren die- Struktur der Mineralien Anatas, Rutil, Zirkon und Xenotim er- mittelt und daraufhin ihre Struktursymmetrie für identisch mit der ihnen seither zugeschriebenen Formsymmetrie erklärt1 2. Daß diese Feststellung für Anatas, Rutil und Xenotim, nicht aber für Zirkon zu trifft, soll im folgenden durch Ableitung der Raumgruppen g e z e i g t w erden. 1 L. Vegard, Philos. Magaz. 32. p. 68 u. 505. 1916. 2 L. Vegard. 1 c. p. 77. 81. 511 u. 517. Über Struktur und Symmetrie der Mineralien etc. 99 1L. Anatas (Ti02). Fig. 1 zeigt alle Ti-Atome O und O-Atome •. die in und auf einer flächenzentrierten tetragonalen Säule { 1 00} {00 1 } liegen ; sie bestimmen zwei Ti-Gitter nach flächenzentrierten tetragonalen Säulen {100} {001} und vier ebensolche O-Gitter. Es herrscht also die Scho en flies* sehe Translationsgruppe rq. Die drei Kanten .jener Säule nennen wir 0, (// X), d2 (// Y) und C (// Z). Dann ist a, | = a„ = a = 5,27 Angströmeinheiten und j C = c = 9,37 A. ; ° ergibt sich somit als identisch mit dem morphologischen Achsen- verhältnis der Anataskristalle. In Fig. 1 ist OA = dj, OB = d2 und OC = c. Wählen wir die drei Parameter dn d.,, C eines der beiden Ti-Gitter als Ko- ordinatentripel, so wird es in das andere Ti-Gitter sowie die vier O-Gitter durch folgende fünf Verschiebungsvektoren t übergeführt: a, + a, + c *8 = tfi = t2 + c . 1 C ’ t6 = t2 — C . , wo 1 = 1,95 Ä. der Abstand zwischen einem Ti-Atom und dem unmittelbar darüber oder darunter gelegenen O-Atom ist. Als Raumgruppe ergibt sich Sie enthält Spiegelungs- ebenen // { 1 1 0 } , Gleitspiegelungsebenen // J 100} und // {00 1 }, zwei- zählige Drehungsachsen sowie auch rechte und linke Schraubungs- achsen // [001], zweizählige Drehungsachsen nebst Schraubungs- achsen // [110] und // [100] sowie auch Inversionszentren. Die Struktur Symmetrie ist also tetragonal holoedrisch (ditetragonal bipyramidal). Die Minimalsymmetrie des Ti -Atoms ist tetragonal sphenoidisch-hemiedrisch (tetragonal skalenoedrisch) mit den beiden Spiegelungsebenen // { 1 10} des Anatas, diejenige des O-Atoms ist rhombisch hemimorph (rhombisch pyramidal) mit den beiden Spiege- lungsebenen // { 1 1 0 } des Anatas. III. Rutil (Ti 02). Die Fig. 2 zeigt alle Ti-Atome O und alle O-Atome •, die in und auf einer primitiven tetragonalen Säule { 100} {()0 1 } liegen ; sie bestimmen zwei Ti-Gitter nach einfachen tetragonalen Säulen {100} {001} und vier ebensolche O-Gitter. Es herrscht also die ScHOENFUEs’sche Translationsgruppe rq. Die drei Kanten jener Säule seien wieder (tj (// X), Cl2 (// Y) und C (// Z) genannt. Dann ist Qj = Cl2 = a = 4,52 Ä. und C = c = 2,91 Ä. ; wird demnach identisch mit dem morphologischen Achsenverhältnis de* Rutils. Wählen wir die Parameter a,, fl.,, C eines der beiden Ti- Gitter als Koordinatentripel, so wird es in das andere Ti-Gitter 7* 100 A. Johnsen. sowie die vier O-Gitter durch folgende fünf Verschiebung» Vektoren t übergeführt: t„ °1 + Ql + c , 0, + Q, 3_ -V2 1, °i + a* a \/2 1, h> *2 .1, tfi = t„ Qi — Q, a y 2 '6 ay2 Abstand Ti — 0 in den Richtungen [110] ist. 1, wo 1 = 1,99 Ä. der Als Ra um gruppe ergibt sich 3)“h. Sie enthält Spiegelungs- ebenen //{l 10} und //{OOl}, Gleitspiegelungsebenen // { 1 00}, zwei- zählige Drehungsachsen sowie vierzählige Schraubungsaclisen, die zugleich zweizählige Drehungsachsen sind, //[OOl], Drehungsachsen // [110] und Schraubungsaclisen // [100] sowie Inversionszentren. Die Struktursymmetrie ist hiernach tetragonal holo- edrisch (ditetragonal bipyramidal). Die Minimalsymmetrie des Ti -Atoms ergibt sich als rhombisch holoedrisch (rhombisch bipyramidal) mit den Spiegelungs- ebenen // {001} und //{110} des Rutils, diejenige des O-Atoms als rhombisch hemimorph (rhombisch pyramidal) mit der zweizähligen Achse // [110] oder // [lTO] des Rutilkristalls. Für Zinn st ein, dessen Strukturkonstanten nach L. Vegard gleich a = 1,67, c = 3,14 und 1 = 2,08 Ä. sind, gilt im übrigen das gleiche wie für Rutil. IV. Zirkon (Zr02.Si02). Die Fig. 3 1 zeigt alle Si-Atome O, Zr-Atome • und O-Atome«, die in und auf eiuer flächenzentrierten tetragonalen Säule {100} {001} 1 Die beiden Teilfiguren berühren sich in den 4 Punkten D, E, F, G. Über Struktur und Symmetrie der Mineralien etc. 101 Fig\ 3. Zirkon. liegen ; sie bestimmen zwei Zr-Gitter uacli tiächenzentrierten tetra- gonalen Säulen {100} {001}, zwei ebensolche Si-Gitter und acht ebensolche O-Gitter. Die Translationsgruppe ist also 71/- Die drei Kanten jener Säule seien wieder dj (// X), a» (// Y) und c (// Z) genannt. Dann ist | a, | = . a2 1 = a = 9,20 Ä. und | c J = c = 5,87 Ä., wo identisch mit dem morphologischen Achsenverhältnis der Zirkonkristalle und c bzw. a sehr nahezu gleich 2 c bzw. 2 a des 102 A. Johnsen. Rutils oder des Zinnsteins ist. Wählen wir die drei Parameter <1,, a2, c eines der beiden Zr-Gitter als Koordinatentripel, so wird es in das zweite Zr-Gitter, die beiden Si- Gitter und die acht O-Gitter durch folgende elf Verschiebungsvektoren t übergeführt: l. t2 = *9 — *3 + + a» + c t = -A_ 2 ’ *4 ~ *3 + *2- *3 — 0, — 0, 4 a «, - n* + Ol II ± a -2 | f _ t a \2 1 ’ * 2 n, + a2 a V2 a V2 n, - n, a ' *2’ *10 *3 ai ” n* i t = t 4- aV2 2’ 1,1 4 + a, + Oj a \2 1,. 1.. t12= t4 n' Qi . 12, wo 1. = 2.71 Ä. und L = 1,08 Ä. die Ab- a \2 stände Zr — 0 und Si— 0 in den Richtungen [110] sind. Die höchstsymmetrische der hiermit übereinstimmenden Raum- gruppen ist(S"v; sie enthält zweizählige Drehungsachsen sowie rechte und linke vierzählige Schraubungsachsen // ["01], Spiegelungs- ebenen // {110} und Gleitspiegelungsebeuen // {100}. Symmetrie- ebenen und Symmetrieachsen // {00 1} fehlen ebenso wie Inversions- zentren und Drehspiegelungsachsen. Die Struktursymraetrie des Zirkons ist demnach höchstens tetragonal liemi- morph-hemiedrisch (di tetragonal pyramidal). Daser- sieht man sofort aus den Fig. 4 a und 4 b. Während nämlich 4 a den vorderen oberen linken Oktanten ‘ der Fig. 3 darstellt, kann man Fig. 4 b, die durch Spiegelung von Fig. 4 a an der Ebene {001} entsteht, der Fig. 3 nur dann entnehmen, wenn man diese zuvor um 180° um [110] oder um [HO] gedreht hat. Der Strukturaus- schnitt der Fig. 4 a kommt also durch die Umklappung ll110 um [110] in eine Lage 4b, die zur ursprünglichen Lage spiegelbild- lich in bezug auf {001} ist. Somit muß das Produkt aus llno und der Spiegelung 0OO] an {00 1}, also ll110 . 0OO1, äquivalent einer Symmetrieoperation des Strukturausschnittes der Fig. 4 a sein. Als Symmetrieoperationen von Fig. 4 a ündet man außer der Identität 1 eine Umklappung U001 um [001], eine Spiegelung 01|O an (110) und eine Spiegelung 0lTo an (110). Diesen vier Operationen ent- sprechen die im folgenden darunter stehenden Substitutionen 1 1*001 ©110 ©1T0 x y z xyz yxz y x z Da nun dem oben genannten Produkt llno . 0OO1 die Sub- stitution yxz entspricht, so ist U110 . 0OO1 = @iTo , d. h. jenes Produkt ist äquivalent der Symmetrieoperation 0lTo der Fig. 4 a. Die Minimalsymmetrie des Zr-Atoms sowie des Si-Atoms ist rhombisch hemimorph (rhombisch pyramidal) mit den Spiege- lungsebenen // {l 10} des Zirkons, diejenige der O-Atome ist monoklin Über Struktur und Symmetrie der Mineralien .'Maßstab = I x IÜ# O = Si, • Va. . 104 A. Johnsen. hemiedrisch (luonokliu domatisch) mit der Spiegelungsebene // (110)> oder // (HO) des Zirkons. Man kann in Analogie zum Rutil den Zirkon auch aus ein- fachen, nicht zentrierten Prismengittern _Tq aufgebaut denken;, dann ergeben sich 4x12 statt 12 Atomgitter nach Prismen {100}{001}, und die Raumgruppe wird (S4% statt bei gleicher Symmetrie. Die Zirkonstruktur verträgt sich außer mit der genannten Symmetriegruppe nur noch mit der hemimorphen Tetartoedne (tetragonal pyramidale Klasse) ; in diesem Falle ergibt sich die Raumgruppe (£“, die ausschließlich durch zweizählige Drehungs- achsen und entweder rechte oder linke vierzählige Schraubungs- achsen // [001] ausgezeichnet ist. Dann sind die Zr- und Si- Atome monoklin hemimorph (monoklin sphenoidisch) und die O-Atome triklin hemiedrisch (asymmetrisch). V. Xenotiin (YP04). Die Fig. 5 zeigt einen Oktanten der flächenzentrierten Säule J 1 00} {001} mit allen in und auf ihm liegenden Y-Atomen #,. P- Atomen O und O-Atomen •; im übrigen ist die Verteilung der Y- und P-Atome im Xenotim analog derjenigen der Zr- und Si- Atome im Zirkon, aber die Y- Atome sind frei von Sauerstoff, während jedes P-Atom von vier O-Atomen ziemlich eng umgeben ist. so daß die Anordnung — ähnlich wie im Kalkspat — nicht der chemischen Strukturformel y<°-> = 0. sondern dem normalen lonenzerfall entspricht. Wir haben zwei Y-Gitter nach flächenzentrierten tetragonalen Säulen {100} {00 1}, zwei ebensolche P-Gitter und acht ebensolche O-Gitter. Die Translatiousgruppe ist also rq‘. Die drei Kanten jener Säule seien wieder d, (// X), a2 (// Y) und c (// Z) genannt. Dann ist a, = a2 = a = 9,60 Ä. und [ c ! = c = 5.94 Ä., wo ^ identisch mit dem morphologischen Achsenverhältnis des Xenotims und a wie c sehr annähernd gleich den betreffenden Werten des Zirkons sind. Wählen wir die drei Parameter a1, a2, c eines der beiden P-Gitter als Koordinatentripel, dann wird es in das andere P-Gitter, die beiden Y-Gitter und die acht O-Gitter durch folgende elf Verschiebungsvektoren t iibergefnhrt : t2 = J4 — V + *2> r5 — t8 = - ö'-a- .1. a\'2 fl« — t2 > w0 tungen fll Ol ist. ^6 a, *f- a., a y/2 t9 — t.> + t5, _ Q' + °: a \'2 f10 = ^2 + f6 I + ai + c 4 . 1. t7 = *3 = «1— a V2 1,. = 1.23 A. der Abstand P — O fll — *2 + C7 " in den Rieh- Über Struktur und Symmetrie der Mineralien etc. 105 Als Rau in gruppe des Xenotims ergibt sich diejenige des Anatas, also®/,“,; die Struktur Symmetrie ist demnach tetra- gonal holoedrisch (ditetragonal bipyramidal). Die Minimal- Symmetrie der Y- und der P-Atome ist tetragonal sphenoidisch- hemiedriscli (tetragonal skalenoedrisch) mit den Spiegelungsebenen //{llO} des Xenotims, diejenige der 0- Atome ist monoklin heini- edrisch (monoklin domatisch) mit der Spiegelungsebene //(110) oder // (llü) des Xenotims. VI. Schluß. Aus den von L. Vegard mitgeteilten Strukturen der Mineralien Anatas, Rutil, Xenotim und Zirkon folgt, daß die drei erstgenannten Kristallarten nach wie vor als tetragonal holoedrisch (ditetragonal bipyramidal) betrachtet werden dürfen, während der Zirkon ent- weder in die hemimorphe Hemiedrie (ditetragonal-pyramidale Gruppe) oder in die hemimorphe Tetartoedrie (tetragonal-pyramidale Gruppe) gehört. Daher erscheinen Ätzversuche wie pyroelektrische oder piezoelektrische Prüfungen an Zirkon wünschenswert. (Eingegangen 28. Dezember 1918.) K. Schloßmacher. 10f> Beitrag zur Kenntnis der Turmalingruppe. Von K. Schlossmacher aus Frankfurt a. M. Mit 7 Textfiguren. Inhaltsübersicht. Einleitung-. I. Morphologische Verhältnisse. II. Lichtbrechung. III. Spezifisches Gewicht. In der Sammlung des Mineralogiseh-petrographischen Instituts der Universität Heidelberg und der Sammlung des Herrn Geheimrat Prof. Dr. E. A. Wülfing in Heidelberg befindet sich eine Reihe von kristallographisch bisher noch nicht bekannten Turmalinen, von denen besonders die Kristalle dreier Vorkommen wegen ihrer Klar- heit und der anscheinend ausgezeichneten Beschaffenheit ihrer Flächen einen Erfolg für eine Untersuchung versprachen. Nach Fundort und Färbung möge das Material dieser drei Vorkommen folgendermaßen bezeichnet werden: 1. Turmalin St. Gotthard, hellbraun. 2. Turmalin St. Gotthard, hellgrün. 3. Turmalin St. Piero Elba, farblos bis blaßgelb. Der hellgrüne Turmalin vom St. Gotthard hat bereits früher einmal zu einer Untersuchung Vorgelegen, es sind die bekannten blaßgrünen Kristalle aus dem Dolomit von Campo longo, deren Brechungsexponenten und spezifisches Gewicht von E. A. Wülfing in der Abhandlung „ Über einige kristallographische Konstanten des Turmalins usvv. “ (Programm Kgl. Akad. Hohenheim 1900) bekannt gemacht worden sind. Zu einer sicheren Festlegung der morphologischen Konstanten reichte damals jedoch das Material — ein einziger geeigneter Kristall — nicht aus; an den jetzt vorliegenden Kristallen war Gelegenheit, diese Lücke etwas auszu- füllen. Die Turmaline der beiden anderen Vorkommen sind bisher noch völlig unbekannt. Dem Genannten bin ich für die Überlassung des Materials nnd sein Interesse an der Sache zu großem Danke verpflichtet. I. Morphologische Verhältnisse. 1. Hellbrauner Turmalin vom St. Gotthard. Etwa 45 hellbraune Turmalinkristalle vom St. Gotthard wurden mir von Herrn Geheimrat Wülfing, der sie Vorjahren bei F. Kuantz in Bonn erworben hatte, zur Untersuchung zur Verfügung gestellt. Es sind langprismatische Kristalle, die von einer Stufe abgebrochen zu sein scheinen, die Bruchflächen sind teils frisch, z. T. erscheinen sie durch eine natürliche Veränderung etwas angegriffen. Die Länge Beitrag zur Kenntnis der Turmalingruppe. 107 der Prismen schwankt zwischen 8 und 25 mm, die Dicke zwischen I und 3f mm. Die Prismenflächen sind stark gestreift, stets ist das Prisma zweiter Art und ein Prisma erster Art vorhanden. I I Kristalle zeigen eine sehr scharf ausgebildete einseitige Endigung. Diese Endigung besteht überall aus einer trigonalen Grundpyramide, die nur bisweilen als ganz schmale Abstumpfung der Polkanten eine nächst stumpfere Pyramide trägt. Die Entscheidung darüber, welche trigonale Grundpyramide von den vier in der ditrigonal- pyramidalen Klasse möglichen vorliegt, und wie der Kristall dem- entsprechend aufzustellen ist. wurde teils aus dem pyroelektrischen Verhalten, teils aus den von G. Rose 1 und V. v. Worobieff 2 auf- gestellten Regeln über die Verteilung der verschiedenen Formen an den beiden Polen des Turmalins gewonnen. Der mit den Endigungen versehene Pol des vorliegenden Turmalins ist nach dem Befund der KuND'r’schen Bestäubungsmethode der analoge. Diese Beobachtung entspricht ganz den auf Grundpyramide und nächst stumpfere Pyra- mide sich beziehenden Feststellungen der genannten beiden Autoren. ■G. Rose gibt 1. c. p. 241 als Regel an — wenn wir seine der hemiedrischen Auffassung entsprechende Bezeichnungsweise nach der modernen Auffassung des Turmalins als der ditrigonal-pyramidalen Klasse angehörig abändern — , daß die Kombination Grundpyramide und nächst stumpfere Pyramide meist am analogen Ende vorkommt, während die Kombination Grundpyramide und nächst steilere Pyra- mide am antilogen Pol häufiger ist. Zu dem gleichen Resultat führten die Beobachtungen V. v. Worobieff’s (1. c. p. 424). Da man nun beim Turmalin den analogen Pol nach unten und den antilogen Pol nach oben zu stellen pflegt, so haben wir unseren Turmalin mit der Endigung nach unten aufzustellen. Es bleibt noch die. Frage offen, ob es sich um eine vordere {1011} oder hintere {1011} untere Pyramide, oder, in der alten Auffassung, ob es sich um ein positives oder negatives Rhomboeder am unteren, analogen Pole handelt. Für die Beantwortung dieser Frage ist das Verhalten anderer Turmaline maßgebend, das von V. v. Worobieff 1. c. p. 423 besprochen worden ist. Er zählt {1011} — nach seiner Bezeichnung ein negatives Rhomboeder — unter den für den anti- logen, also oberen Pol des Turmalins charakteristischen Formen auf und gibt schließlich sogar als Regel an, daß, wenn an einem Turmalinkristall diese Form vorkommt, hierdurch nachgewiesen ist. daß dies der antiloge Pol ist. Daraus läßt sich entnehmen, daß von den beiden Formen {1011} (trigonale Pyramide oben hinten) 1 G. Rose, Über den Zusammenhang zwischen der Form und der elektrischen Polarität der Kristalle. Abhandl. Berl. Akad. d. Wiss. 1838. p. 215—247. 2 V. v. Worobieff, Kristallographische Studien über Turmalin von -Ceylon und einigen anderen Vorkommen. Zeitschr. f. Krist. Rd. XXXI1T. 1U8 K. Schloßmacher. und {1011} (trigonale Pyramide unten vorne) — die zusammen ein negatives Rhomboeder in früherem Sinne bilden — überhaupt nur {1011}, und zwar stets nur am antilogen Pole zu erwarten ist. An einem analogen Pole, wie er hier vorliegt, kann also von den beiden möglichen Gruudpyramiden { 1 Ol 1 } und {1011} nur die eine, und zwar die hintere {1011} Vorkommen. Wir haben demnach unseren Kristall so aufzustellen, daß die Grundpyramide eine hintere untere Grundpyramide wird. Damit wird die gelegentlich mit- vorkommende nächst stumpfere Pyramide zu einer vorderen unteren (nächst stumpferen) Pyramide {10l2}, und das Prisma erster Art zu einem hinteren trigonalen Prisma erster Art {I()10}. Zu fundamentalen Messungen erschien dieses Material wegen der Güte der Grundpyramidenflächen ganz vorzüglich geeignet. Mit dem einkreisigen Goniometer konnte an den 1 1 Kristallen mit Endigungen der Grundpyramidenwinkel 31 mal (Kristall No. 1 1 zeigte nur zwei Pyramidenflächen) gemessen werden. Von der Messung nach dem Prisma zweiter Art in der Zone der Grundpyramiden- flächen wurde dabei wegen der durch Interferenz bandförmig in die Länge gezogenen und in dieser Zone schief erscheinenden Prismenreflexe abgesehen. Die gemessenen Winkel sind in Fig. 1 nach der WüLFiNG’schen 1 Häufungsmethode graphisch dargestellt; es zeigt sich eine deutliche Häufung im Gebiete von 47° bis 47° 6'. Tabelle I enthält eine Zusammenstellung dieser Werte, dabei ist eine Einteilung in zwei Gruppen, wie sie durch Fig. 1 geboten erscheint, gewählt: Gruppe I enthält alle Winkel kleiner als 47°!', Gruppe II die Winkel von 47°£' bis 47°6\ Zu einer Mittelwertbildung mögen auf Grund der Abtrennung in Fig. 1 die Winkel der Gruppe II gewählt werden, dieser Mittel- wert beträgt 47°3I' + 3<. Eine zweite Möglichkeit zu fundamentalen Messungen bot der Winkel von Grundpyramide zum Prisma erster Art. Um nicht bei der Messung dieser Winkel auf die Beschaffenheit der jeweiligen Prismenfläche allein angewiesen zu sein, wurde die Messung auf dem zweikreisigen Goniometer vorgenommen. Durch die Vornahme der Polarstellung war bei einem solchen Verfahren die Heranziehung sämtlicher Prismenflächen zugleich möglich. Der Winkel von der Grundpyramide nach der Basis ergab sich dann ohne weiteres als das p der betreffenden Pyramideufläche. Fig. 2 enthält die ge- messenen Winkel p nach der Häufungsmethode graphisch dargestellt, die Häufung liegt zwischen 27°26' und 27°29'. In Tabelle II sind dementsprechend die Resultate der Messung in drei Gruppen geordnet: I. Winkel kleiner als 27°26', II. Winkel von 27*26'' bis 27° 29', III. Winkel größer als 27°29'. Der Winkel (p ist 1 E. A. Wülfing, Die Häufungsmethode. Sitzungsber. fl. Heidel- berger Ak'ad fl. Wiss. .Tahrg, 1916, 11. Abhandl Beitrag zur Kenntnis der Turmalingruppe. 109 Tabelle 1. Grundpyramidenwinkel des hellbraunen Turmalins vom St. Gotthard. Krist. Zone Gruppe Gruppe Krist. Zone Gruppe Gruppe No. 1 II No. I II 1 2:3 47° 6' 7 2 : 3 _ 47°41' 3:4 — 47 6 3:4 46° 421' 4 : 2 — 47 6 4:2 47 4 2 2:3 — 47 1 8 2 : 3 — 47 31 3:4 — 47 1 3:4 — 47 5 4 : 2 — 47 3 4 : 2 4 7 31 3 2:3 46® öü' — 9 2: 3 — 47 4 3:4 46 51 1 3:4 47 11 4:2 46 55 J 4:2 — 47 4 4 2:3 — 47 4 10 2:3 — 47 2 3:4 — 47 2 3:4 — 47 31 4:2 — 47 3 4 : 2 47 2 5 2:3 46 59 — 11 3:4 — 47 41 3:4 46 58 — 4:2 46 58 — *6 2 : 3 46 561 — 3:4 46 54J — 4 : 2 47 1 • • • ♦ V • 9 2 • | # > • rt •»•*<» 9 •• / T to i i i i | i 1 1 ■ ' 1 1 1 ’ 1 ’ ■ 1 ‘ 1 ' ’il • ' ‘ ’ 1 fo' rr ;o‘ s V 1 1 t • x rQ 1 0 Fig. 1. Graphische Darstellung der Khomboederwinkel des hellbraunen Turmalins vom St. Gotthard nach der Häufungsmethode. dabei auf Werte, die einer mit 0°0' beginnenden Messung ent- sprechen, umgerechnet. Die Abweichungen der Differenzen zweier benachbarter y-Werte von den theoretisch zu erwartenden Werten von 120°, die bis zu 25' gehen und eine mittlere Abweichung von 6' ergeben, bedeuten für die Lage der Grundpyramidenflache selbst keine so grolle Entfernung aus der Mittellage. Berechnet man nämlich aus den am Vertikalkreis gemessenen Differenzen die entsprechenden Verschiebungen der Grundpyramidenflächen auf dem der ungefähren Breite 27° SO' entsprechenden Großkreise, so findet man als mittlere Abweichung nur 3' und für die höchste Ab- weichung 12', also Zahlen, die keine anormalen Verhältnisse 110 K. Schloßmacher. Tabelle II Winkel von Basis zur Grundpyramide, hellbrauner Turmalin' vom St. Gotthard. Kristall No. Fläche No. i ü Gruppe 11 III 1 2 27° 32' 0° 0' 3 27° 29' — 120 0 4 — — 27 31 240 6 2 2 — • 27 27 — 0 0 3 — i 27 27 — 119 57 4 — 27 27 — 239 49 3 2 27° 2i' — — 0 0 3 27 22 — — 119 49 4 27 20 — 239 45 4 2 27 29 — 0 0 3 | HB | 27 27 — 120 3 4 — 27 32 240 4 5 2 — 27 26 — 0 0 3 27 27 119 56 4 27 25 — — 239 50 ß 2 27 22 — — 0 0 3 ’ 27 26 — 120 5 4 — 27 26 — 239 42 7 2 27 23 — — 0 0 3 27 24 — — 119 58 4 27 15 — — 239 53 8 2 27 26 — 0 0 3 — 27 30 120 2 4 27 29 — 240 2 9 2 — 27 28 0 0 3 — — 27 30 119 59 4 — 27 28 — 240 5 10 2 — 27 27 — 0 0 3 — 27 29 — 119 53 4 27 25 — 240 7 11 3 — 27 28 — 0 0 4 — — 27 32 119 55 • v " 1 i ■ ■ ■ | > i ' ■ ß1 ' 1 M 1 1 1 ’T l5' X0‘ L f' 30' 3 >' Fig. 2. Graphische Darstellung des Winkels von der Grundpyramide nacfe der Basis nach der Häut'ungsmethode Turmalin St. Gotthard, hellbraun. Beitrag znr Kenntnis der Turmalingruppe. 111 bedeuten. Weiterhin muß man, ganz abgesehen von natürlichen Schwankungen in der Lage, bedenken, daß bei Theodolithbestim- mungen ganz allgemein die ff- Werte mit zunehmender Polnähe immer ungenauer werden. Der Mittelwert aus den nach dem Häut'ungsbild der Fig. 2 zur Mittelwertbildung geeigneten Winkeln der Gruppe II beträgt 27° 27|' + lP, daraus berechnet sich der Vollkantenwinkel zu 47°4' ± 3'. Die beiden aus der ein- und zweikreisigen Messung gewonnenen Werte für den Rhomboederwinkel von 47° 3|' + 3' und 4 7° 4' + 3' decken sich nahezu, so daß man für diesen hellbraunen Turmalin vom St. Gotthard einen Grundpyramidenwinkel von 47° 3p + 3 p annehmen kann. Daraus berechnet sich das Achsenverhältnis zu: a:c = 1:0,4499 + 0,0006. 2 . Hellgrüner Turmalin vom St. Gotthard. Der bekannte hellgrüne Turmalin aus dem Dolomit von Oampo longo, St. Gotthard, ist schon im Jahre 1900 von E. A. Wülfing (s. o.) untersucht worden, für die morphologischen Messungen stand damals (1. c. p. 20 — 21) nur ein einziger geeigneter Kristall zur Verfügung und deshalb wurde das Resultat unter dem Vorbehalt weiterer Messungen mitgeteilt. Für die jetzigen Untersuchungen lagen nunmehr von diesem Vorkommen im ganzen 10 Kristalle vor, z. T. aus der Sammlung E. A. Wülfing, z. T. aus den Beständen des Mineralogisch-petrographischen Instituts der Universität Heidel- berg. Davon erwiesen sich zwei Kristalle einer morphologischen Untersuchung zugänglich, so daß die Möglichkeit einer Sicherung des bisherigen Resultats durch neue Messungen gegeben war. Die Größe der 10 Kristalle ist eine sehr verschiedene, der kleinste hat eine Länge von | mm bei einem Durchmesser von mm, der größte eine Länge von 12 mm bei einem Durchmesser von 13 mm; die Ausbildung ist eine kurzprismatische. Die Endi- gungen liegen, wie durch die KuNivr’sche Bestäubungsmethode ge- funden wurde, am antilogen Pole. Sie tragen überall stark aus- gebildet die nächst steilere Pyramide und als schmale Abstumpfung ihrer Polkanten die Grundpyramide, nur bei einem einzigen größeren Kristall ist die Grundpyramide die vorherrschende Form. Diese Kombination ist, wie G. Rose (1. c. p. 241) und V. v. Worobieff (1. c. p. 424) festgestellt haben, durchaus charakteristisch für den antilogen Pol. Diesen beiden am antilogen, also oberen Pole ge- legenen trigonalen Pyramiden kommen demnach die Symbole { 1 OTl} und {0221} zu. Die Prismenflächen sind stark gestreift, es ist stets nur das Prisma zweiter Art {l 1 2(1} vorhanden. Ein einziger unvollständig ausgebildeter Kristall von ungefähr 6 mm Durch- messer, der aus dem Dolomit herauspräpariert wurde, zeigt eine 112 K. Schloßmacher. etwas andere Flächenentwicklung. Die Endigung, nach dem pyro- elektrischen Verhalten hier ausnahmsweise am analogen Pole, besteht fast ausschließlich aus der Basis, daneben war nur noch eine ein- zelne kleine, auf eine Kante des Prismas (zweiter Art) gerade auf- gesetzte Pyramidenfläche zu erkennen. Die Messung ergab einen ungefähren Normalenabstand von 27° von der Basis; zu genaueren Messungen waren die Flächen nicht geeignet. Es handelt sich also hier um eine Grundpyramidenfläche. Auf dem Goniometer zeigten alle, beim ersten Anblick so ausgezeichnet erscheinenden Flächen der nächst steileren Pyramide mehrfache und oft sogar vielfache Reflexe, dasselbe war bei den schmalen Grundpyramidenflächen fast durchweg zu beobachten. Bevor an eine Vornahme von fundamentalen Messungen gedacht werden konnte, war daher zunächst eine Orientierung über die Anordnung der Reflexe und zugehörigen Flächenteile notwendig. Das zweikreisige Goniometer gab durch die Feststellung und Fest- legung der c-Achse bei einer Polarstellung mit Hilfe des Prismas die Möglichkeit zu einer solchen Orientierung. Die Beschafl'enheit des Prismas ließ allerdings nur bei zwei Kristallen (No. Iß u. 17 der Sammlung) eine Polarstellung zu: diese beiden Kristalle sollen im fol- genden besprochen werden. Der bessere der beiden Kristalle ist No. 16, er ist in Fig. 3 in etwa 1 5 facher Vergrößerung etwas schema- tisiert dargestellt. Überwiegend aus- gebildet ist {0221}, dessen Polkanten ganz schmal von {101 T} abgestumpft werden. Die Flächen von {0221} zeigen bei mikroskopischer (Gonio- metermikroskop) Betrachtung eine bei allen drei Flächen gleich wieder- kehrende Felderteilung, indem von den dreiflächigen Ecken , die diese Pyramidenflächen mit dem Prisma zweiter Art bilden, immer breiter werdende, gutspiegelnde Streifen nach der Basis zu verlaufen ( Flächen- teile b der Fig. 3). Der Rest der Flächen (a und c der Fig. 3) zu den beiden Seiten dieser Streifen erscheint rauh, wie gekörnt, er hat also beiderseits eine gleiche, vom mittleren Streifen verschiedene Beschafl’enheit. Der Reflex des mittleren Teiles ist, wie sich beim Abblenden feststellen läßt, ganz einheitlich und klar, während die anderen Teile der Fläche mehrfache und weniger scharfe Reflexe liefern. Die schmalen Flächen der Grundpyramide sind bei mikroskopischer Betrachtung Fig. 3. Turmalin St. Gotthard, hellgrün, Kristall No. 16 Beitrag zur Kenntnis der Turmalingruppe. 113 nicht weiter zu zerlegen, ihre Reflexe sind mäßig klar, bei diesem Kristall (ausnahmsweise) bei zwei Flächen (2 und 3) einfach, hei Fläche 4 deutlich mehrfach. Die Messung ergab folgendes, in Tabelle III zusammengestelltes Resultat. Tab. IIJ. Turmalin St. Gotthard, hellgrün. Krist. No. 16. Form Fläche O a 46° 5' 222° 59' 5 b 45 51 222 52 c 46 8 222 45 a 46 3 102 55 {0221} G b 45 57 102 541 c 46 7 102 51 a 46 11 342 561 7 b 45 56 342 52 C 46 4 342 29 4 27 22 283 44 {1011} 2 27 16 162 32 3 27 20 42 33 Aus dieser Tabelle geht ebenso wie aus der gleichen Flächen- beschaffenheit hervor, daß üb, 6b und Tb zu einer einzigen Form, einer trigonalen Pyramide, zusammengehören, die im Mittel einen Normalenabstand von 45°55' ± 4' von der Basis hat. Die übrigen mit a und c bezeichneten Flächenteile wären dann einer vizinalen ditrigonalen Pyramide zuzuschreiben, die ein wenig steiler als die trigonale Pyramide gegen die c-Achse geneigt ist. Sie hat im Mittel einen Abstand von 46° 6' von der Basis, dieser Wert kann jedoch nur als ein Durchschnittswert bezeichnet werden, die Zahl der Reflexe ist weit größer, als in der Tabelle angegeben; dort sind nur die ganz besonders klaren und sicher lokalisierbaren Reflexe aufgenommen. Man erhält aus dem Reflexbild den Ein- druck, daß diese ditrigonalen Pyramidenflächen sich aus einer huschelig gestellten Schar von Vizinalflächen zusammensetzen. Die Grundpyramide, von der hier zwei Flächen, No. 2 und 3, nur je einen Reflex und die dritte, No. 4, einen Hauptreflex mit Dou- bletten zeigte, gab so die Möglichkeit zur Vereinigung dieser Werte zu einem Mittelwert, der 27° 19' ± 3' beträgt. Berechnet man aus dem Werte 45° 55' + 4', dem Normalenabstand der mit b bezeich- neten Flächenteile von der Basis, unter der Annahme, daß diese Flächenteile die eigentliche nächst steilere Pyramide repräsentieren; den Grundpyramidenwinkel, so erhält man für diesen 27° 18£' + 3'. Diese beiden Werte stimmen hinreichend gut überein, so daß man 27°19' + 3' als das Resultat der Messung ansehen kann. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1019. 8 114 K. Schloßmacher. An einem zweiten Kristall. Xo. 17, dem kleineren zweier subparallel verwachsener Individuen von etwa 5 mm Länge und 3 mm Durchmesser, ließ sich nach Abblendung des anderen Indivi- duums ebenfalls eine Polarstellung erreichen. Die Grundpyramide war zu Messungen nicht verwertbar, an der nächst steileren Pyramide zeigte eine Fläche die gleiche Felderteilung wie bei Kristall 1(1, die beiden anderen Flächen ließen nichts derartiges erkenneu, gaben aber neben vieleu schwachen Reflexen je einen besonders ausgezeichneten, von dem sich nach den Erfahrungen am vorigen Kristall vermuten ließ, daß er der eigentlichen nächst steileren trigonaleu Pyramide und nicht der vizinalen ditrigonalen Pyramide angehören werde. Die Messung ergab folgende Werte: Tab. IV. Turmalin St. Gotthard, hellgrün. Krist. Xo. 17. Form Fläche o 45° 59' 195° 35' 45 51 75 31 45 56 315 29 Der Mittelwert für q, den Winkel von {0001 } zu {0221}, ist auch hier wieder 45®5ä' +4', so daß dieser Kristall durchaus als eine Bestätigung des au Kristall 16 gewonnenen Resultates ange- sehen werden kann. Als Resultat der Messung an beiden Kristallen wäre demnach ein Winkel J0001 } : ilOll) = 27° 19' + 3' anzunehmen. Der von E. A. Wülfing gemessene Kristall lag mir ebenfalls vor, doch ließ sich mit dem Prisma keine, eine ausreichende Ge- wißheit gebende Polarstellung erzielen. Ebenso verhielten sich die übrigen sieben Kristalle. Aus dem von den neun Winkeln der beiden Kristalle 1 6 und 17 gewonnenen Mittelwert von 27°19'~3' berechnet sich ein Grundpyramidenwinkel v o n 46" 50' + 4'. Dieser Wert ist durchaus ohne Widerspruch zu dem von E. A. Wülfing mit dem einkreisigen Goniometer an einem dafür besonders günstigen Kristall gemessenen Winkel von 4604S'±3'. 3. Farbloser bis blaßgelber Turmalin von San Piero Elba. Auf einem 7x7 cm großen Pegmatitliandstück aus der Samm- lung E. A. Wülfing, von der Mineralienhandlung A. Jahn in Plauen im Jahre 1914 erworben, saß eine ganze Reihe farbloser bis hell- gelber Turmalinkristalle; diese wurden von der Stufe losgebrochen und so fünfzehn Exemplare mit Endigungen erhalten. Die Kristalle sind kurzprismatisch, bei einer Länge der Prismen von 1 bis 6 mm, 6 J0221 ) 7 8 Beitrag zur Kenntnis der Turmalingruppe. 115 und einem Durchmesser von 1 bis 4 mm. Die freiliegenden Endi- gungen waren meist farblos bis hellgelb, der in den Pegmatit ein- gebettete Teil der Prismen ging, wie sich am Rande des Hand- stiickes erkennen ließ, über gelb in grün und dann in plötzlichem Wechsel in braun über. Die Prismentlächen sind stark gestreift, es ist das Prisma zweiter Art und, meist schmal, das Prisma erster Al t vorhanden. Die Endigung zeigt neben einer meist sehr kleinen Basis nur eine einzige trigonale Pyramide, die Grundpyramide, die auf den Flächen des Prismas erster Art gerade aufgesetzt ist. Der Pol der Endigung ist nach der pyroelektrischen Untersuchung der analoge, der Kristall ist demnach mit der Endigung nach unten aufzustellen. Der Grundpyramide kommt dann mit Rücksicht auf die schon oben erörterten allgemeinen Verhältnisse beim Turmalin das Symbol {1011), dem Prisma erster Art das Symbol {1010} zu. Zu fundamentalen Messungen zeigten sich die Grundpyramiden- flächen durchweg ungeeignet, sie zeigten alle mehrfache, meist viel- fache Reflexe. Im allgemeinen waren diese Reflexe in ganz wechseln- der Intensität auf einem hufeisen- oder ringförmig geschlossenen Lichtbande angeordnet. Unter diesen Umständen mußte der Versuch einer Untersuchung mit dem einkreisigen Goniometer aussichtslos erscheinen. War dagegen eine Polarstellung mit Hilfe des Prismas — die Basis erwies sich als ganz unbrauchbar — auf dem zwei- kreisigen Goniometer zu erzielen, so war damit wenigstens die Möglichkeit einer Orientierung über die Reflexanordnung gegeben. Die Reflexe des Prismas waren band- förmig in die Länge gezogen und schwach, außerdem nicht einheitlich, so daß eine direkte Erreichung der Polarstellung unmöglich war. Es wurde daher, um zum Ziele zu kommen, zunächst so gut als mög- lich eine Polarstellung vorgenommen, dann das ganze Prisma nach Länge und Breite aufgenommen und in ein stereographisches Projektionsbild ein- getragen. Aus diesem Bilde ließ sich an der Exzentrizität der Großkreise zusammengehöriger Reflexe ersehen, welche Korrektur an welcher Schraube anzubringen war. Dann wurde nach Vornahme der Korrektur eine neue Aufnahme und Projektion gemacht, und so fort, bis eine einwandfreie Polarstellung erreicht war. Gewöhnlich ergab eine einzige Korrektur die gewünschte Genauigkeit. Als ein erster typischer Kristall sei No. 3 der Sammlung (in Fig. 4 in oOfacher Vergrößerung) beschrieben, dessen Grundpyra- midenflächen eine verhältnismäßig geringe Zahl von Reflexen — 8* Fig. 4. Turmalin San Piero, farblos, Kristall No. 3. 110 K. Schloßmacher. drei bis vier — aufweisen. Die in der Figur eingetragenen Grenzen auf den Flächen wurden mit dem Mikroskop (des Goniometers) beobachtet, sie schieden die Flächen in einen glatten und einen rauhen Teil. Die Buchstaben a, b, c, d usw. stehen jeweils auf dem Flächenteil, von dem der entsprechende "Reflex .stammt. Fig. f> gibt eine etwas schematische Darstellung der Anordnungsverhältnisse Tabelle V. Turmalin San Piero, farblos.. Kristall No. 3. Fläche () '/ h 27° 16' 192° 11' 9 i 27 16 193 3 k 27 7 192 28 1 27 7 192 59 a 27 28 72 53 3 b 27 16 72 53 c 27 16 72 6 d 27 10 72 39 e 27 16 312 10 4 f 27 10 312 24 er Ö 27 11 . 313 3 Fig. 5. Turmalin San Piero, farblos, Kristall Xo. 3. Beitrag zur Kenntnis der Turmalingrnppe. 117 der Reflexe in stenographischer Projektion, dabei wurde zur Er- langung' der Darstellbarkeit eine Vergrößerung im Bereich der Grundpyramidenfläche vorgenommen, derart, daß bei q 2" in der Projektion 5' in der Natur und bei

)2 6.5.II.2 6.5.11.3 7292 7.3.10.2 7 5 12.2 7.5 12.3 8192 8.3.11.2 8.3 1 1.3 8.5.13 3 9.1.IÖ.2 9.1.10.3 9.2.11.2 9.2.11.3 10.1.11.3 102.12.3 13.1.14.4. Platte nach {1010} . Beobachtete Strnkturebenen. 1. Pyramiden erster Stellung: 1011 1012 1013 1014 1016 2023 2025 2027 2.0.2.11 3034 3035 3037 3.0.3.10 5058 8.08.11 Durch besondere Intensität hebt sich 2025 heraus. 2. Pyramiden zweiter Stellung : 1125 1126 2.2.4.13. 3. Pyramiden dritter Stellung: 2131 2132 2133 2134 2136 2137 2158 2139 3141 3143 3144 3145 3146 3231 3252 3253 3.2.5.11 4156 4157 4261 4263 4265 5161 5165 5166 5168 5271 5272 5274 5275 5276 5381 5382 5385 6285 6267 6391 6.4.10.1 72«7 7.3.I0.3 7.3.10.5 8.2.10.3 8.3. IT. 1 8.3.TI.2 8.3.11.3 9.1.10.9 9.2.TI.5 9.3.12.1 9.3.12.2 9.3.12.7 9.4.13.1 9.4.13.9 10.2.12.5 10.3.TH.2 10.3.T3.3 10.3.13.4 10.3.13.6 10.3.13.7. 4. Prismen dritter Stellung: 2130 3140 3250 5380 7.3.10.0 7.4.11.0 8.3.11.0 10.3.13.0 Die für die Symmetrieverhältnisse charakteristischen Intensitäts- Unterschiede der Beugungsstrahlen von Strukturflächen mit gleichen Indizes sind besonders deutlich bei 2151 2132; 3251 3252 3253 und 5250; 5272 5274; 5381; 7292; 10.3.13.0. Die rechten und linken Formen dieser Gestalten sind also vor allem verschieden reflek- torisch ausgestattet, ein erster Hinweis auf Hie durch anschließende Untersuchungen aufzuttndende stereochemische Formel des Minerals. Institut f. Mineralogie u. Petrographie d. Universität Leipzig. Eingegangen am 28. April 1919. Über malchitische Spaltung und ihre Bedeutung für die Syste- matik diaschister Ganggesteine granitodioritischer Magmen. Von L. IVlilch in Breslau. Mit 2 Textflguren. Vor einer längeren Reihe von Jahren überzeugte mich die Untersuchung eigentümlicher, im Granit des Riesengebirges auf- tretender Ganggesteine, daß die allgemein angenommene Einteilung der diaschisten Ganggesteine aus der Gefolgschaft granitodioritischer Magmen in eine saure (aplitische) und eine basische (lamprophyrische) Reihe nicht genüge, sondern daß zunächst für die ..basischen1' 134 L. Milch. Ganggesteine verschiedene Spaltungstendenzen unterschieden werden müßten. Die schlesischen Gesteine, die zu diesen Erwägungen Veranlassung gaben, erwiesen sich als mineralogisch und chemisch den zuerst ans dem Odenwald beschriebenen Mal chi teil überaus ähnlich; während diese bis zu meinen Untersuchungen als aplitische Spaltungsprodukte dioritischer Gesteine galten, konnte ich zeigen, daß auch sie „ basische1 * * * * 6' Spaltungsprodukte granitisclier Magmen seien und eine chemisch und mineralogisch durch das Austreten der Kalifeldspaltbildner gut charakterisierte Gruppe der diaschisten Ganggesteine bilden, für die ich den Namen Malehit beibehielt. Eine andere Gruppe unter den bisher als „Lamprophyre“ oder „basischeReihe‘: zusammengefaßten Ganggesteinen bilden nach meiner gleichfalls im Jahre 1902 zum ersten Male ausgesprochenen Auffassung die durch Zurücktreten der Plagioklasbildner gekennzeichneten Du r- bachite, eine dritte die durch Zurücktreten sämtlicher Feldspat- bildner zustande kommenden „Lamprophyr e“ im engeren Sinne. Gleichzeitig machte ich jedoch darauf aufmerksam, daß die aus ver- schiedenen Magmen auf verschiedenem Wege und mit verschieden hohem Grad der Abspaltung entstehenden Gebilde vielfach zu chemisch und mineralogisch ähnlichen Bildungen führen müssen (Über Malchit und Durbachit und ihre Stellung in der Reihe der Ganggefolgschaft granitodioritischer Tiefengesteine dies. Oentralbl. 1902. p. 676 — *689). In einer 1913 erschienenen Arbeit: ..Über Malchite und ver- wandte Ganggesteine im Odenwald “ Abh. d. Hess. Geol. Landes- anst. zu Darmstadt, 3. p. 191 — 258, Darmstadt), kommt B. Sand- Ki hler auf Grund eingehender Untersuchungen für die Odenwälder Gesteine zu dem gleichen Ergebnis, das ich 1 1 Jahre früher in meinem oben erwähnten Aufsatz von 1902 ganz allgemein für malchitisclie Ganggesteine mit voller Bestimmtheit ausgesprochen hatte, daß nämlich die Malchite nicht, wie bis zu meiner Arbeit angenommen wurde, aplitische Ganggesteine basischer Magmen, sondern basische Ganggesteine aus der Gefolgschaft granitodioritischer Magmen seien'. In einem gewissen 1 Die Art, in der Herr Sandkühler die Übereinstimmung seiner Er- gebnisse mit meiner älteren Arbeit darstellt, ist allerdings etwas unge wohnlich. Nach einer Besprechung der vorangegangenen Arbeiten von Osann und Cheliuk und nach einer Schilderung der geologischen Ver- hältnisse der Malchite des Odenwaldes bezeichnet er es p. 204) als auffällig, daß in der vierten Auflage von Rosf.nbusch’s Physiographie im Jahre 1907 der „Satz .Sämtliche Ganggesteine von malchitischem Habitus gehören zur Gefolgschaft der Diorite und Gabbros- noch zu einer Zeit ausge- sprochen werden konnte, wo die genetischen Beziehungen der Odtnwälder Gesteine schon genau erforscht waren. Außerdem (!) hat schon L. Milch 6 Jahre vorher darauf hingewiesen, daß die Malchite wohl (!) basische •Spaltungsprodukte aus der Gefolgschaft der Granite sind. Milch kam zu I ber malchitische Spaltung etc. 135 •Gegensatz zu meiner Auffassung vertritt er jedoch den Standpunkt, •daß die Malcliite „unter die Lampropliyre eingereilit werden müssen". dieser Auffassung, ohne die speziellen Lagerungs- und Altersverhältnisse •des Odenwaldes näher zu kennen (1), durch den Vergleich der Malchite mit basischen Schlieren (!), die er im Granit des Riese ngebirges auf- gefunden hatte“ ; für diese letzte merkwürdige Behauptung verweist er auf meinen vier Jahre jüngeren Aufsatz in der Rosen nuscu-Festschrift . : „Über Spaltungsvorgänge im granitischen Magma“ vom Jahre 11)061 Diese Angaben Sandkühler's sind, soweit sie sich auf mich beziehen, sämtlich unrichtig. Den Malchiten habe ich ihre Stellung unter den basischen Spaltungsprodukten granitischer Gesteine im Jahre 1902 mit voller Bestimmtheit angewiesen — ein Blick auf meinen Auf- satz in diesem Centralbl. 1902. p. 676 ff. kann hierüber niemandem den geringsten Zweifel lassen — , die Malchite des Odenwaldes waren mir durch zahlreiche Exkursionen, Handstücke und Schliffe bekannt, doch erübrigte sich ein näheres Eingehen auf die Altersverhältnisse der -Gesteine im Odenwald, da für die Malchite der von Chklius ‘geführte, von mir auf p. 680 wörtlich wiedergegebene Nachweis genügte, daß ein im Granit aufsetzender Luciitgang Einschlüsse von Granit enthält und so- mit nicht mit dem alten Diorit zusammengestellt werden kann, der den- selben Granit als Einschluß enthält. Meine Auffassung über die Natur der Malchite habe ich nicht, wie B. Sandkühler behauptet, durch einen A:ergleich der Malchite mit basischen Schlieren aus dem Granit des •Riesengebirges erworben, sondern bin. wie schon der erste Satz meiner Arbeit von 1902 zeigt, von basischen dunklen Gängen ausgegangen, die als Ganggesteine den Granit des Riesengebirges durchsetzen. In der Fest- schrift für Rosen busch vom Jahre 1906, auf die sich Sandkühler für seine Behauptung beruft, ich hätte die (Menwälder Malchite mit basischen Schlieren aus dem Riesengebirgsgranit verglichen und wäre durch diesen Vergleich (im Jahre 1902!) dazu gelangt, die Malchite als basische Spal- tungsprodukte granitischer Magmen anzusprechen, ist von Malchiten oder ■malehitischer Spaltung überhaupt nicht die Rede. Es ist mir daher völlig unbegreiflich, wieso Herr Sandkühler zu der ganz falschen Darstellung kommt : trotzdem würde ich die Angelegenheit auch jetzt auf sich beruhen lassen, wie ich es bisher getan hatte, wenn nicht Herr Sandkühler, •der mein Schweigen offenbar als Zustimmung zu seiner Darstellung auf- gefaßt hat, an zwei späteren Stellen die richtige Erkenntnis vom Wesen der Malchite ausdrücklich als von ihm zuerst gefunden und bewiesen für sich in Anspruch nehmen würde. So beginnt er seinen als lief. <1. Verf. bezeichneten Bericht im Geologischen Zentralblatt (Bd. XX p. 164 — 166. 1914) über seine oben erwähnte Arbeit mit dem Satz: „ln dieser Arbeit wird ein eingehender Nachweis geführt, daß die Malchite zu den Lampro- phyren zu stellen sind, während man sie bisher für A p 1 i te gehalten hat“ ; in seiner jüngsten Arbeit : „Der .Odinit1, ein Beitrag zur petrographischen ■Systematik“ (Xotizbl. d. Ver. f. Erdkunde und der hessischen Landesanstalt für das Jahr 1916. V. Folge. 2. Heft. p. 72 ff.) kommt er sogar zu der Be- hauptung. er habe in einer früheren Arbeit „nachweisen können, daß die Malchite zu den Abkömmlingen des Granits gehören und einen •besonderen Typus granitischer Lamprophyre darstellen" ip. 75). ohne es für 136 L. Milch, weil sie .einen zweifellos basischen Charakter' zeigen (p. 250): iß einer späteren Arbeit, in der er die aus dem Gabbro des Frankeu- steius im Odenwald beschriebenen sogen. .. Odinite“ als Salband- bildungen normaler Malchite , mithin auch als lamprophyrische- Spaltungsprodukte des Granits bezeichnet , die am besten als dichte Malchite angesehen werden könnten, spricht er von einer normalen lamp rophy rischen Spaltung, die . vom Granit über halblamprophvrische Bildungen zum Malchit und von diesem zum Iversantit“ verläuft (Der „Odinit“. Ein Beitrag zur petro- graphischen Systematik. Notizbl. d. Ver. f. Erdkunde und der Geol. Landesaust. zu Darmstadt für das Jahr 1916. V. Folge. 2. Heft, p. 72 ff., bes. p. 113). Diese Auffassung veranlaßt mich, auf das- Wesen und die Stellung der Malchite im System etwas- näher einzugehen. Wenn es sich für die Malchitfräge lediglich darum handeln würde, daß im Odenwald granitisclie Lampropliyre irrtümlich als dioritisehe Aplite angesprochen worden wären, so hätte die ganze Angelegenheit nur eine untergeordnete lokale Bedeutung, und S an dkc n ler scheint trotz der großen Ausführlichkeit, mit der er die Frage behandelt hat, die allgemeine Bedeutung nicht anzu- erkennen, da er eine Besprechung der RosEXBtrscH’schen Auffassung der Lampropliyre mit der Behauptung schließt: Dieser Definition lamprophyrischer Gesteine entsprechen die sämtlichen vorliegenden Analysen von Malchiten voll und ganz" (p. 240). Wenn das richtig wäre, so wäre es unbegreiflich, daß gerade Rosexbusch die Malchite nicht zu den Lamprophyren, sondern zu den aplitischen Ganggesteinen gestellt hat — schon dieser Umstand hätte Sand- kühler darauf aufmerksam machen müssen, daß die Verhältnisse nicht so einfach liegen. Es ist doch kaum denkbar, daß Rosen- bvsch ein ihm genau bekanntes Gestein in seinem eigenen System an einen falschen Platz gestellt habe, wenn es einem anderen ohne weiteres, d. h. ohne Änderung des Systems oder ohne Erweiterung des RosENBusciüsclien Begriffs „Lamprophvr" möglich sein sollte, dieses Gestein richtig unterzubringen. Als Rosen bisch seine grund- legende neue Entdeckung der Abhängigkeit der Ganggesteine von der chemischen Zusammensetzung, der Tiefengesteine systematisch nötig zu finden, meinen Aufsatz von 1902. der diesen Beweis mit aller Bestimmtheit erbringt, im Text oder im Literaturverzeichnis überhaupt zu erwähnen. Mir liegt selbstverständlich gar nichts daran , meine zweifellose- Priorität Herrn Sandki hler gegenüber zu vertreten, auf die schon 0. H. Erdmanksimiri.’fer in seinem Referat über die Arbeit Sandkühler's im Neuen Jahrbuch f. Min. etc. aufmerksam gemacht hat (1915. I. p. 58): ich möchte nur gegen ein derartiges Beiseiteschieben älterer Arbeiten im allgemeinen Interesse Einspruch erheben. Uber malchitische Spaltung etc. 137 zur Geltung brachte, versuchte er dies für die Spaltungsgesteine unter Verwertung der naturphilosophischen Begriffe der Polarität und der Steigerung, die auch in Goethe's naturwissenschaftlichen Anschauungen eine herrschende Rolle spielen; die auf Rosenbusch fußende fortschreitende Erkenntnis zeigt nun aber, daß man mit der Polarität nicht auskommt, und gerade diesem Nachweis war mein Aufsatz gewidmet. Diese Entwicklung ließ sich für die Ganggesteine mit Be- stimmtheit erwarten, nachdem man die magmatischen Spaltungs- vorgänge überhaupt etwas näher kennen gelernt hatte: es liegt doch gar kein Grund vor, für die Ganggesteine, um die Rosex- m scH’sche Darstellungsweise beizubehalten, eine untrennbare Grup- pierung der Kerne (K Na) A 1 Sia, Ca Al„Si4, Si und RSi in der Weise anzunehmen, daß die drei ersten dem Kern R Si gegenüber in den Ganggesteinen eine Einheit bilden sollten, während sie sich zur Entstehung der Magmen aus einem Urmagma und der Partial- magmen in einem Tiefengesteinsmassiv nachweislich viel freier gruppieren und bis zum unbedingten Vorwiegen eines einzelnen Kernes trennen können. (Natürlich bleibt es sich für diese Er- wägungen ganz gleich, ob man sich der RosENBuscH’schen Kerne, der einzelnen Mineralbildner oder der O&ANN’schen Formeln bedient.) Die Malchite. zeigen gegenüber dem Granit, aus dessen Magma sie sich abgespalten haben, eine starke Zunahme der Kerne Ca Al., Si , und RSi, ein Zurücktreten des Kernes IvAlSi,, während sich NaAlSig abweichend verhält und unabhängig- von K Al Si., seinen Weg geht, in Verbindung mit einem Zurücktreten des Si — sie passen somit nicht in den Lamprophyrbegriff Rosenbusc 'h’s, solange man mit Roseniusch für diese ein Zuriicktreteii der feldspatbildenden Kerne und ein starkes Anwachsen der tonerdefreien Kerne an- nimmt, wie er dies mehrfach deutlich und bestimmt ausspricht (Physiographie. 11 1. p. 489, 1907; Elemente, p. 287, 1910). Aber selbst wenn es möglich wäre, die Malchite in den Lamprophyr- begriff RosENnrsprs hineinzuzwingen, so würde dies gar nichts gegen meine Auffassung beweisen: meine Darlegungen sollten ja gerade zeigen, daß die ,, Lamprophyre“ Rosenbusch’s einer grund- sätzlichen Zerlegung bedürfen. Auch strukturell entsprechen im Gegensatz zu der Angabe Sandkühler’s die Malchite nicht Rosenbesch’s Lamprophyren-: bei diesen „liefern die farbigen Gemengteile die Einsprenglinge, der Feldspat verbleibt in der Grundmasse“ (Elemente, p. 286), während Sandki heer Malchite von etwas „porphy rischem Charakter“ beschreibt, bei denen .. Feld- spateinsprenglinge oft in Form von warzigen Erhebungen . . . der ganzen Oberfläche ein rauhes Außere geben" (p. 218). Aber auch wenn man von diesen Beobachtungen absehen wollte, kann ich mir für meine Auffassung einen stärkeren, sinnfälligeren Beweis, als die Tatsache, daß Rosexbusch die Unterschiede zwischen „Malchii 138 L. Milch, und ..Lamprophyr“ lebhaft genug empfunden hat. um die Malchite nicht zu den Lamprophyren. sondern zu den Apliten zu stellen, gar nicht denken. Wenn nun die Malchite nach Rosenbusch nicht zu den L amprophyren . nach meinen Darlegungen, denen sich Sanh- küiiler angeschlossen hat, nicht zu den Apliten gehören, so bleiben meines Erachtens zwei Möglichkeiten: man muß entweder •den RosffigBUSCH’schen Begriff „Lamprophyr“ erweitern, oder man muß die „Polarität“ aufgeben und neben aplitischen und lampro- phyrischen noch andere Tendenzen der zu Ganggesteinen führenden Spaltungen anerkennen. Sandkühler hat tatsächlich trotz seiner Behauptung, daß die Malchite der Rosen r.rscu'schen Definition ..voll und ganz“ entsprechen, den ersten Weg beschritten, indem er zunächst die beiden von ihm anerkannten, von mir 1902 auf- gestellten neuen Gruppen der Malchite und Durbaehite als „zwei ■diametral entgegengesetzte Glieder der lamprophyrischen Spaltungs- reilie“ auffaßt, „welche durch die bisher bekannten Lampro- plivre in mannigfacher Weise verbunden sind“ (p. 243), wobei er ihr Verhältnis durch eine Figur erläutert, die vollständig mit meiner Zeichnung und meinen Darlegungen (p. (587, (589) überein- stimmt. Von der Unmöglichkeit, mit einer einheitlichen Spaltungs- reihe der lamprophyrischen Gesteine (im alten umfassenden Sinne) auszukommen, hat sich jedoch auch Sandkühler bei weiteren Untersuchungen über malchitische Gesteine selbst überzeugen müssen : In seiner Arbeit über die „Odinite“. die er als „dichte Malchite“ bezeichnet, unterscheidet er, wie oben erwähnt, eine normale Spaltung, die „über halblamprophyrlsche Bildungen zum Malchit und von diesem zum Iversantif führt, von einer anormalen, die über den Malchit zum „Odinit“ führt (p. 113). Die von ihm konstruierte ..Kurve der lamprophyrischen Spaltung“ im OsANN’sclien a c f-Dreieck (Fig. 1) zeigt für die ..normale Spaltung“ eine höchst eigentümliche scharfe Riickwärtskrümmung vom Malchit zum Iversantit und eine Gabelung dieses Astes zur Minette, während die „anormale Reihe“ Malchit — „Odinit" sich dem Stück Granit — Malchit der „nor- malen“ Kurve ohne jede Unterbrechung oder Knickung anschließt. Ist schon die Rückwärtskrümmung der Kurve Granit — Malchit— Iversantit der Annahme einer Zugehörigkeit des Malchits und des Kersantits zu •einer und derselben Spaltungsreihe wenig günstig, so zeigt erst recht die ..fast geradlinige Fortsetzung“ des Kurvenastes Granit — Malchit über die basischeren Typen des Malchit zum „Odinit“, daß die zur Malchitbildung führende Tendenz eben eine andere ist, als die Spal- tung, die die typischen Iversantite erzeugt, und dies tritt jetzt schon deutlich hervor, obwohl unter der Sammelgruppe der „Iversantite“ gegenwärtig noch zahlreiche durch malchitische Tendenz entstandene Gesteine enthalten sind. In der auf p. 139 wiedergegebenen Zeich- nung Sandkühler's bedeutet 1 den Granit vom Melibokus (Odenwald), Über malchitische Spaltung etc. 1 39 2 den Glimmermalchit vom Melibokus, b das Mittel aus allen Ana- lysen der Odenwälder Malcliite, 4 das Mittel aus den von Rosen- iu'sch angeführten Kersantittvpen, 5 Hornblendekersantit, Stengerts bei Aschaffenburg (Spessart), b Mittel aus allen von Rosenbusch angeführten Minettetypen, 7 den grobkörnigen, basischen Malchit vom Melibokus, 8 das Mittel aus allen vom Frankenstein (Odenwald) bekannt gewordenen Odiniten und 9 den Xadeldiorit vom Kaasberg bei Wegscheid (Bayr. Wald) ; zu einer viel naturgemäßeren IJärstellung der tatsächlichen Verhältnisse kommt man in dieser Projektion unter Ver- zicht auf die durchaus hypothetische gegabelte „Kurve der lampro- phyrischen Spaltung" durch die einfache Feststellung, daß Glimmer- malchit, die Malcliite und die „Odinite“ des Odenwaldes auf einer nahezu geraden Linie liegen, also verschieden stark entwickelte Glieder der gleichen Spaltungstendenz des Melibokus-Granits sind (unter der Voraussetzung, daß man sich für die „Odinite“ der Auffassung Sandicühlek’s anschließt), während die Durchschnitts- werte der Kersantite (4) und Minetten (6) ebenso wie der Horn- blendekersantit des Stengerts ihren Platz unmittelbar neben der von 1 nach dem F-Punkt des Dreiecks führenden Linie linden, die eine ideale, durch Zurücktreten aller Feldspatbildner zu Gunsten der farbigen Gemengteile charakterisierte Spaltungstendenz darstellt (lamprophyrische Tendenz s. str.). Trotzdem will Sandki iir,Kn •durchaus an der Polarität der „basischen“ und der „sauren" 140 ■L Milch. Spaltungsprodukte festkalten; meines Erachtens läßt sich eine solche Zweiteilung sogar bei der Beschränkung auf die Abkömmlinge eines ganz bestimmten Stammagmas nicht aufrecht erhalten, wenn man nicht letzten Endes wieder auf den Kieselsäuregehalt als oberstes Einteilungsprinzip zurückgreifen will. An einer anderen Stelle wurde mikroskopisch und chemisch der Nachweis erbracht, daß in dunklen („basischen“) Konkretionen des Riesengebirgsgranits die Menge des SiO„ ganz unabhängig von dem eigentlichen Spaltungsvorgang sein kann (Beiträge zur Kenntnis der granitiscken Gresteine des Riesengebirges, Erster Teil. X. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XII. p. 1 1 5 ff. , bes. p. 208 — 222. 1898). Es führt, wie an der angegebenen Stelle und in der Festschrift für Rosenbusch dargetan wurde (p. 172 ff.), unter den „basischen" Konkretionen eine Reihe, beginnend mit der Schliere von den Höhen westlich von Arnsdorf mit 56.3% Si02, die Quarz nur spärlich in kleinen allotriomorphen Körnchen enthält, über Schlieren mit un- regelmäßig lappigen Quarzkörnern (Hain) und über solche, in denen sich Quarz örtlich zu einem Grundteig zusammenschließt (Abruzzen bei Cunersdorf), zu Gebilden, in denen Quarz eine Art zusammen- hängenden Gerüstes bildet (Vorderberg bei Lomnitz mit 68,9% SiO.Q. und schließlich zu Schlieren, in denen Biotit, Hornblende und Plagioklas isoliert in einer autallotriomorphen Masse von Quarz- körnern schwimmen (Bärndorf ‘bei Schmiedeberg mit 72.1°0 Si '().,) » Sieht man vom Quarz ab, so stehen sich alle diese Gebilde mineralogisch und strukturell überaus nahe — die Vorkommen von Arnsdorf und Vorderberg enthalten Fe., 03 + FeO, MgO, CaO. Na«, 0, K2 0 in gleichem Verhältnis und unterscheiden sich Hin- durch den Si 02-Gehalt, der sich somit für den Spaltungsvorgang in diesem Falle als unerheblich erweist. Durch derartige Er- wägungen werden sogar bestimmte Granitvarietäten erst verständ- lich, die sich trotz hohen Si 0.,-Gehaltes (73,3 % und 74,5 %) durch ihren Reichtum an Plagioklas und Biotit auszeichnen, wie ich sie aus der Umgegend von Proschwitz im Isergebirge (westlich von Gablonz) beschrieben habe, und deren chemische Verwandtschaft mit dunklen Schlieren in der Festschrift (p. 143 ff.) ausführlich nachgewiesen wurde. Gerade aus diesem Grunde sind für das Verständnis von Spaltungsvorgängen die OsANx’schen Formeln sonders gut geeignet : sie ergeben für s a c f k Durchschnitt Riesengebirgsgranit . 77,22 9.0 4,5 6.5 1,63 Granit, Fuchsberg bei Proschwitz . 79,28 4.7 5.9 9,4 2.13 Granit, Bahnhof Proschwitz . . . 76.35 4,2 6,3 9,5 2.46 dunkle Schliere Proschwitz . . . 60.29 3,1 5.4 11,5 1.05 dunkle Schliere Arnsdorf . . . . 6i 1.66 3.5 6.6 9.9 1.05 Uber malchitisclie Spaltung etc. 141 Es ist daher nicht möglich, bei Spaltungsvorgängen als Haupt- gruppen „saure“ (d. h. kieselsäurereiche) und „basische“ (d. h. kiesel- säurearme) Spaltungsgesteine zu unterscheiden, wie es Sandkihler tut, indem er sich gegen meine Trennung der Malchite von denLampro- phyren wendet. Es gibt eben in jeder der verschiedenen Spaltungs- reihen basische und saure Glieder, und ein Versuch, einerseits die sauren, andererseits die basischen Teile der verschiedenen Spaltungs- reihen zu zwei sicli polar entgegenstehenden Hauptgruppen zu- sammenzufassen, führt zu den gleichen Unzuträglichkeiten, die B. v. Cotta’s hochbedeutsame Einteilung der Eruptivgesteine auf petrogenetischer Grundlage durch die gleichzeitig durchgeführte Zerlegung der Yulkanite und Plutonite in Basite und Acidite zur Wirkungslosigkeit verurteilt haben (vgl. Fortschritte der Minera- logie. 4. p. 230, 232. 1014). Die Behauptung Sandki hi.er’s, daß „der basischere Bol der Spaltungsreihe der Eruptivgesteine“ auch ohne Zurücktreten der feldspatbildenden Kerne auf dem Wege der Malchite erreicht werden könne, beweist eben nur, daß seine Auffassung des „basischeren Pols“ unhaltbar ist: will man über- haupt von einem „basischen Pol“ reden, so kann dieser zweifellos nur der eindeutige Punkt F des OsANN’schen Dreiecks sein, und zu diesem gelangt man nur durch Zurücktreten des Si O0 u n d der feldspatbildenden Kerne, also auf dem Wege, für den ich im Sinne Kosenbi:sch’s die Bezeichnung „lamprophyrische Spaltung“ allein anzuwenden vorgeschlagen habe. Daß eine Zweiteilung der diaschisten Ganggesteine nicht auf den Kieselsäuregehalt begründet werden darf, hatte auch Broeggei: schon im Jahre 1898 als Grund gegen L. V. Pirsson’s Vorschlag, die Gruppe der aplitischen Ganggesteine „Oxyphyre“ zu nennen, deutlich ausgesprochen: er führt aus, daß die Gruppe der apli- tischen Ganggesteine „gar nicht ausschließlich saure komplementäre Glieder umfaßt, sondern auch solche, die relativ zum Mutter- magma basischer sind. Charakteristisch ist, wie schon Rosex- b usch mit Recht hervorgehoben hat, der relative Reichtum ,au den feldspatbildenden Kernen“, d. h. an Kalk -Tonerde -Silikaten oder Alkali- Tonerde -Silikaten (Feldspäten, aber auch Nephelin, Sodalith etc.); diese H a u p t g r u p pe umfaßt deshalb eb-en sowohl intermediäre, ja sogar oft ganz basische, als saure Gesteine“. (Die Eruptivgesteine des Kristiania- gebietes. 111. Das Ganggefolge des Laurdalits. Videnskabsselskabets Skrifter. 1. 1897. No. 6. p. 263. Kristiania 1 898). Sein Vorschlag, melanokrate und leukokrate Ganggesteine zu unterscheiden, be- deutet eine entschiedene Verbesserung und gestattet vom deskrip- tiven Standpunkt die meisten diaschisten Ganggesteine in eine der beiden Gruppen unterzubringen; aber diese beiden Gruppen sind, „obwohl gut charakterisiert, doch kaum scharf getrennt, sondern wahrscheinlich' durch Übergänge verbunden“ (a. a. 0. p. 264) und 142 L. Milch, fassen nach ihrem Wesen, d. h. nach der Natur der Spaltungs- vorgänge, ganz verschiedene Gebilde zusammen, wie die weitere Zerlegung der melanokraten Ganggesteine in ferropletlie, calcio- plethe und alkaliplethe zeigt. Für die Malehite genügt aber auch diese Einteilung nicht: weder bei den calciopletlien noch bei den alkaliplethen melanokraten Ganggesteinen würden ihre charakteristi- schen Eigentümlichkeiten zur Geltung kommen, auch wenn man sie als natriopleth im Gegensatz zu den kalioplethen Durbachiten be- zeichnen wollte. Es gibt eben mehr als zwei Tendenzen der Spaltung auch unter den Ganggesteinen, und ein Hineinzwängen in zwei Hauptgruppen entspricht nicht den natürlichen Verhält- nissen. Ich kann somit nur an meinem Vorschläge festlialten, nach dem Austreten der Kalifeldspatbildner, der Plagioklasbildner und der gesamten Feldspatbildner drei durch Übergänge ver- knüpfte Haupttendenzen der Spaltungsvorgänge zu unterscheiden, die ich vorläufig M a 1 c h i 1 1 e n d e n z , I) urb ach i tten de n z , Lamprophy rtendenz (in besonderem Sinne) genannt habe, ohne auf die Namen besonderes Gewicht zu legen. Durch die Anerkennung der Malchittendenz und der Durbachittendenz wird der scharfe Unterschied zwischen ..basischen" (lamprophyrischen nach Rosexbüsch) und ..sauren“ (aplitischen) und ebenso zwischen „melanokraten“ und .. leukokraten“ Spaltungsgesteinen aufgehoben: malchitische und durbachitische Gesteine können feldspatreich und somit durch Übergänge mit feldspatreichen, an farbigen Gemengteilen armen „aplitischen“ Spaltungsgesteinen verbunden sein — die er- zwungene ..Polarität“ der Spaltungsprodukte verschwindet. Eine graphische Darstellung dieser Verhältnisse auf chemischer Grundlage begegnet großen Schwierigkeiten. Die OsANN’schen Formeln sind hier ohne weiteres nicht zu benützen, da Veränderungen im Plagioklasgehalt selbstverständlich nicht rest- los in dem OsAxx’s'chen Werte c zum Ausdruck gelangen können. Ein Austritt von Kalifeldspat muß zwar ein Sinken von a zur Folge haben, aber in dem Werte a bleibt natürlich der entsprechende Anteil des Glimmers und besonders der Albitgehalt der Plagioklase übrig, und somit kann ein durch Austreten von Kalifeldspat er- zeugtes Ansteigen der Plagioklase ein Ansteigen nicht nur von ■ c, sondern auch von a zur Folge haben. Eine Trennung des Wertes A in Ak und Aua und eine Gruppierung in aj{ einerseits und a„a andererseits verbietet sich wegen des Kaligehalts des Biotites sowie wegen des Natrongehaltes der „Orthoklase“. Für eine graphische Darstellung kann man auf die mineralogische Zusammensetzung zurückgehen, nach dem Vorbilde des OsAxx’schen Dreiecks die drei Ecken mit den Werten Kf (Kalifeldspat), Pg (Plagioklas) und Fb (farbige Gemengteile) besetzen und die minera- logische Zusammensetzung des Gesteins nach dem Muster der Über malchitische Spaltung etc. 143- OsANN’schen Formeln für die graphische Darstellung durch ent- sprechend gebildete mineralogische Formeln ausdriicken; der be- sonders für Pg empfindlich zur Geltung kommende Übelstand, daß alle drei Werte keine konstante chemische Zusammensetzung aus- driicken, läßt sich nicht vermeiden — docli soll diese Art der Darstellung auch nur zur Veranschaulichung der wechselseitigen Beziehungen, nicht etwa, wie die OsANN’schen Formeln, dem direkten Vergleich verschiedener Gesteine zu systematischen Zwecken dienen. Fig. 2. Spaltungstendenzen und diaschiste Ganggesteine für ein granitisches Magma von der Zusammensetzung Kf7 Pg8 Fb5. ln einem derartigen Dreieck vermag man selbstverständlich in Strenge nur die Spaltungstendenzen für ein bestimmtes granito- dioritisches Gestein zum Ausdruck zu bringen: der Ausgangs- punkt der drei Linien ist abhängig von dem Verhältnis Kf : Pg : Fb in dem Hauptgestein. Von diesen drei Linien hat ferner nur die .Lamprophyrtendenz“ für alle granitodioritischen Magmen in der Ecke Fb ein bestimmtes gemeinsames Endziel; die Endpunkte für die Malehittendenz und für die Durbachittendenz liegen auf den Dreieckseiten Pg— Fb und Kf — Fb, der Punkt aber, nach dem diese Linien laufen, ist wieder abhängig von dem entsprechenden \ev- hältnis des Stammagmas. 144 L. Milch, Für ein Gestein Gr von der Formel Kf 7, Pg 8, Fb 5 würde •der malchitische Pol bei Pg 12A Fb 7|, der durbacliitisclie bei Kf 12 Fb 8 liegen; 'die Spaltungen würden selbstverständlich nicht nur den Linien GrM und GrD sowie GrFb folgen, sondern alle möglichen Zwischenlagen einnehmen und auch unterhalb GrM und -GrD verlaufen können, aber für jedes Spaltungsprodukt des gerade vorliegenden Magmas wird durch Einzeichuung des entsprechenden Punktes der Sinn der Spaltung und der Grad der Spaltung minera- logisch eindeutig gegeben. Die merklich unterhalb GrM (resp. GrD) liegenden Punkte würden leukokrat malchitische (leukokrat dur- bachitische) Tendenzen bezeichnen, die diesen Linien benachbarten Punkte Produkte der malchitischen (durbachitischen) Spaltung an- geben, auf Linien, deren Ziel sich mehr dem Fb-Punkt nähert, müssen melanokrat malchitische (melanokrat durbacliitisclie) Spal- tungen ihren Platz finden; weiter nach der GrFb-Linie würden sich die lamprophyrischen Spaltungen anschließen, die sich wieder in malchito-lamprophyrische, rein lamprophyrische und durbachito- lamprophyrische zerlegen lassen. .Te weiter ein Puukt von dem Ausgangspunkt entfernt ist, desto deutlicher trägt er die Züge des ..basischen“ Ganggesteins, je näher er ihm liegt, desto mehr nähert sich das Gestein den r Zwischengliedern von granitporphyrischem Habitus“, auf deren Vorkommen mit Malchiten im Riesengebirge ich wiederholt (a. a. 0. p. 676; Zeitsehr. Deutsch, geol. Ges. 56. p. 15 1. 190t) aufmerksam gemacht habe. Auf ein ganz anderes Gebiet führt die Frage, inwieweit der- artige Erwägungen für die G e s t e i n s sy s t e m a t i k verwendet werden können; zu starke Spezialisierungen müssen selbstverständ- lich vermieden werden, und andererseits müssen zu einer Gruppe vereinigte Gesteine chemisch und mineralogisch nahe Beziehungen erkennen lassen. In diesem Sinne möchte ich die alten Sammei- gruppen derK&santite und Minetten1 durch die neuen 1 Als solche habe ich sie ausdrücklich schon früher bezeichnet und darauf hingewiesen, daß beispielsweise als Minette im System zusammen- gefaßt werden: alle in älterem Sinne .basischen“ Ganggesteine, die durch mäßig starke lamprophyrische Differenzierung plagioldasarmer Kali- fehlspatgesteine entstanden sind, ferner stärker im lamprophyrischen und durbachitischen Sinne entwickelte Dilferentiationsprodukte der gleichen Magmengruppe, sowie durbacliitisclie Spaltungsprodukte plagioklasreicherer Gesteine (Monzonite und Granodiorite) und dioritischer Magmen. Um so unverständlicher ist mir daher der von Sandkihler gegen meine Auffassung erhobene Einwand: „Übrigens zeigen auch Kersantite und Vogesite häufig ganz malchitisclies Verhalten, indem sie durch Anreicherung der Tonerde oder durch Verschiebung des Alkaliverbältnisses zugunsten des Natrons sich mehr und mehr den Malchiten nähern. Trotzdem sich bei ' 'leben Gesteinen keine Tendenz zur Bildung feldspatfreier Endglieder Über malchitische Spaltung etc. 145 ■Samiiielgrnp'peu Malchite und Durbachite entlasten und gleichzeitig den Begriff Lamprophyr (im engeren Sinne) für die seltenen, stark melanokraten Minetten und Kersantite einscliieben — für die Systematik genügt es, nur die deutlich differenzierten Gebilde, die sich sehr merklich von der Zusammensetzung des Hauptgesteins unterscheiden, mit besonderen Namen zu belegen, während für das Studium der Spaltungsvorgänge selbstverständlich auch die schwach differenzierten ihren bestimmten, Art und Grad des Spaltungsvorgangs zum Ausdruck bringenden Platz beanspruchen. Sammelgruppen bleiben auch die hier vorgeschlagenen Gruppen dies läßt sich für die Systematik der Spaltungsgebilde überhaupt nicht vermeiden, da man im System neben dem tatsächlichen mineralogischen (und chemischen) Bestand die Tendenz der Spaltung nur im Großen zum Ausdruck bringen kann, aber die Sammelgruppen werden verkleinert, die Tendenz kommt in vielen Fällen zwar nur indirekt, aber doch besser zur Geltung, und die scharfe Grenze zwischen ..basischen“ und „sauren“ Spaltungsprodukten, die tatsächlich nicht besteht, wird durch die Abteilungen der leukokraten Malchite und der leukokraten Durbachite beseitigt. Die in das Dreieck (Fig. 2) eingeschriebenen Namen geben eine Vorstellung von dem ungefähren Bereich dieser Sammel- . gruppen. Es würden somit umfassen: die Gruppe der Malchite plagioklasreiche, quarzfreie bis quarzarme Ganggesteine mit farbigen Gemengteilen, zerlegbar in leu kok rate Malchite (farbige Gemengteile zurücktretend, Übergang zu alsbachitischen Aplifen), •Gl i m m e r m a 1 c h i t e (wesentlich aus Plagioklas und Biotit bestehend), Malchite s. str. (wesentlich aus Plagioklas und Hornblende aufgebaut); die Gruppe der Kersantite aus farbigen Gemengteilen mit Plagioklas aufgebaute Spaltungsgesteine (auch Kalifeldspat führend), zerfallend in geltend macht und obwohl sich bei solchen die Al-freien Kerne nicht an- reichern, wurden sie doch als Lamprophyre bezeichnet in der Erwägung, daß sie basische Abkömmlinge eines sauren Eruptivgesteins sind“ (p. 240). Daß malchitische (und durbachitische) Gesteine (von den Malchiten des Odenwaldes abgesehen) vielfach zu Kersantiten und Vogesiten gestellt werden mußten, solange man eben nur die von Sandkühler festgehaltene Zweiteilung in basische und saure Spaltungsprodukte kannte, ist doch wirklich nicht wunderbar und ebensowenig ein Grund gegen die Erkenntnis. • daß hier verschiedene Spaltungstendenzen vorliegen, wie der Umstand, daß die Sammelgruppen der Kersantite (Spessartite) und Minetten (Vogesite) aus praktischen Gründen für die Systematik nach meinem Vorschläge auch weiter beibehalten werden sollen. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 10 146 L Milch. Uber malchitische Spaltung etc Kersantite s. str. (mit vorwiegendem Biotit, begleitet von.' Hornblende und Augit), Spessartite (mit vorwiegender Hornblende); die Gruppe der Lamprophyre s. str. melanokrate Kersantite, Spes- sartite, Vogesite, Minetten; die Gruppe der Minetten aus farbigen Gemengteilen mit Kali- feldspat aufgebaute Ganggesteine (auch Plagioklas führend), eingeteilt in Vogesite (mit vorwiegender Hornblende, auch Diopsid führend), Minetten s. str. (mit vorwiegendem Biotit, gewöhnlich auch Amphibol und Diopsid enthaltend); die Gruppe der Durbacliite kalifeldspatreiche, quarzfreie bis quarzarme Ganggesteine, vorläufig noch nicht weiter gegliedert : 1 e u k o k r a t e Durbacliite würden den Übergang zu aplitischen Gesteinen vermitteln. In allen diesen Ganggesteineu tritt erfahrungsgemäß der Silicium- kern zurück: in diesem Sinne könnte man sie als ..basische“ im Sinne von quarzarm bis quarzfrei bezeichnen, aber man muß sich bewußt bleiben, daß hierin nicht das Wesen der Gesteine aus- gedrückt ist. Mit der gleichen Bestimmtheit muß betont werden, daß in den aus praktischen Gründen für die Systematik, nötigen Sammelgruppen sowohl aus verschiedenen granodiori- tischen Magmen hervorgegangene wie auch durch verschiedene Spaltungstendenzen und verschiedenen Grad der Differen- zierung entstandene Gesteine vereinigt sind. Man kann daher zweifeln, ob es richtig ist, einem Teil dieser Sammelgruppen, den Malchiten, Lamprophvren und DurbachiteD, Kamen zu geben, die bestimmten Tendenzen zukommen; es ist hier geschehen, um neue Kamen zu vermeiden. Eine gewisse Berechtigung für dieses Vor- gehen kann man daraus herleiten, daß systematisch ja wesent- lich stark differenzierte Gebilde in Betracht kommen, und daß durch ausgesprochen malchitische Spaltung stets plagioklas- reiche. durch stark lamprophyrische stets feldspatarme, und durch deutliche durbachitische Spaltung stets kalifeldspatreiche Gesteine- entstehen müssen, mithin die entstehenden Gebilde tatsächlich den Malchiten, Lamprophvren und Durbachiten der vorgeschlagenen systematischen Einteilung der Ganggesteine granitodioritischer Magmen entsprechen. Eine durchgreifende Keubenennuug der diaschisten Ganggesteine kann einer systematischen Durcharbeitung der Gruppe der diaschisten Ganggesteine Vorbehalten bleiben, für die die tatsächlichen Grundlagen noch bei weitem nicht ausreichen; zunächst kommt es darauf an, über die Tendenzen der Spaltungs- vorgänge Klarheit zu gewinnen. H. L. F. Harrassowitz, Eocäne Schildkröten etc. 147 Eocäne Schildkröten von Messel bei Darmstadt. Von Hermann L. F. Harrassowitz in Gießen. Aus der bituminösen Scliieferkolile von Messel bei Darmstadt sind bisher eine Reihe von Fossilien bekannt geworden, die z. T. eine genaue Bearbeitung erfahren haben. Trotzdem war die Altersstellung lange unklar geblieben. Erst Haupt beschrieb 1911 Propalaeothcri um cf. liollinati und konnte damit an Stelle des vorher angenommenen untermiocänen Alters eocänes setzen. Pr. Rollinati kommt im mittleren Lutetien vor. Der weitere von Haupt ange- gebene Fund eines Nagers Plesiarctomgs war in gleichem Sinne verwertbar. Unter Verwendung der Angaben Haupt’s läßt sich folgende Fossilliste von Messel geben: Ganoidfische, / Lepiclosteus Strausi Kkl. \ Amin Kehren Andr. I Lacerta sp., eine Eidechse, Testudo sp. Tnonijx messelianus v. Mein. Diplocynodon Kbertsi Ludw. „ Darwini Ludw. Rhyuchaeites »lesselensis Wttch., wandter Sumpfvogel, Paläeochiropteryx tupaiodon und Spiegelt Rev. | Archaconycteris trigonodon Rev. I Plesigrtomys sp., ein Nager, • Propalaeotherium cf. Rollinati Stehlin, ein PeriSsodactyle, Gryptopithecus macrognathus Wttch., ein Halbatfe. Schildkröten, Krokodile, den Ralliden ver- ein Fledermäuse. Die häufigsten unter diesen sind Ganoidfische, Krokodile und Schildkröten. Von den Schildkröten lagen bisher nur verhältnismäßig wenig Reste vor, die durch v. Reinach einer Bearbeitung unterzogen worden waren. Inzwischen ist aber durch die umsichtigen Be- mühungen des Direktors der Gewerkschaft Messel Herrn Dr. Spiegel neben vielen anderen Fossilien ein umfangreiches Material von Schildkröten geborgen worden. Herrn Dr. Spiegel bin ich für die Überlassung des Materiales zur Bearbeitung zu großem Danke verpflichtet. Weitere Reste, darunter die Originale v. Reinach’s, wurden mir aus der Sammlung des Seuckenbergischen Museums durch die Freundlichkeit von Herrn Prof. Drevermann zur Ver- . fiigung gestellt. Infolge des Krieges konnte die begonnene Be- arbeitung nicht fortgeführt werden. Da ich in absehbarer Zeit nicht mit dem Abschluß meiner Untersuchungen rechnen kann, gebe ich eine Darstellung der bisherigen Ergebnisse, die immerhin schon 10* 148 H. L. F. Harrassowitz, beachtenswert sind. Ich beschränke mich dabei fast nur auf die Beschreibung der Bückenpanzer, weil sie bei dem größten Teil der fossilen Schildkröten erhalten und bei dem jetzigen Zustand unserer Kenntnisse für" einen Vergleich verschiedener Arten ausschlag- gebend sind. Folgende Schildkröten waren bisher von Messel bekannt: Trionyx messelianus v. Bein., 1 gut erhaltenes Exemplar. Trionyx cf. gergensis H. v. Meyer, 1 sehr schlecht er- haltenes Exemplar, Testudo sp. Nach dem mir vorliegenden Material ergibt sich folgendes: 'Trionyx messelianus v. Bein, in 12 — 14 mehr oder weniger gut erhaltenen Exemplaren, z. T. mit vollständigem Skelett, Trionyx Lepsii n. sp. in 3 Exemplaren mit Teilen des Innenskeletts, Trionyx cf. gergensis v. Bein, ist zu streichen, Anosteiin n. sp. in 7 Exemplaren, mit wohl mindestens mehreren Varietäten, Testudo sp. in 3 Exemplaren. Vollständig untersucht ist der Panzer von Trionyx Lepsii, für Tr. messelianus sind die Beziehungen zu den bekannten Trionychiden untersucht, dasselbe gilt für Anosteira, Testudo ist noch nicht näher untersucht. Anosteira n. sp. Zu dieser neuen Art gehören die v. Beinach Trionyx cf. ger- gensis zugewiesenen sehr schlecht erhaltenen Reste, wie eine Unter- suchung der Originalstücke ergab. Die trionvchidenähnliche Ver- zierung, die nur etwas zierlicher ist. gab Anlaß zu der Verwechs- lung, die v. Beinach unterlaufen war. Außer diesen liegen mir sieben neue Exemplare vor, die z. T. Innenskelett, Extremitäten, Schädel- und Schwanzreste außer Garapax und Plastron aufweisen. Ob alle Exemplare derselben Art angehören, ließ sich noch nicht entscheiden. Zum mindesten werden mehrere durch Größe und Ausbildung der Schilder verschiedene Varietäten derselben Art vorliegen. Eine recht vollständige Schilderung der interessanten Gattung wird später möglich sein. Von dem europäischen Fest- lande ist sie überhaupt noch nicht bekannt geworden. Aus englischem Unteroligocän sind wenige, schlecht erhaltene Beste von einer Anosteira anglica beschrieben worden (Lydekker, Cat. foss. Bept. III. p. 143, Fig. 34, 35). Hay (1908, p. 225) machte aber wahrscheinlich, daß diese Art besser zu Pseudotrionyx Dollo zu stellen wäre, einer Gattung aus dem Bruxellien Belgiens, deren nähere Stellung noch recht ungewiß ist. Am besten bekannt ist Eocäne Schildkröten von Messel bei Darmstadt. 149 Anostein i aus dem nordamerikanisclien Eociin, ohne daß eine spezifische Verwandtschaft bisher festgestellt werden konnte. Frei- lich fehlt dort jede Kenntnis des Schädels und der Gliedmaßen. Meine Exemplare zeigen deutlich, wie an den Fingern 1 — 3 der Vorderfiiße drei Krallen vorhanden sind, während an den Fingern 4 und 5 eine außerordentlich starke Verlängerung der Phalangen eingetreten ist. Eine ähnliche funktionelle Änderung zur Flosse zeigt die in der Jetztzeit auf Neu-Guinea vorkommende Carettochelys. Herr Prof. Versluys1, dem in Gießen ein Exemplar dieser Form zur Bearbeitung vorliegt, wies mich freundlicherweise darauf hin. Schon Siebenkock gab 1913 an, daß Anosteira, die nur unvoll- kommen bekannte Pseudotrionyx und Carettochelys in Stammes- , geschichtlichem Zusammenhang stehen. Welches freilich die syste- matische Stellung der drei Formen ist ( Anosteira wurde zu den Dermatemydidae, die beiden anderen aber zu den Trio n m- c hi den gestellt) möge dahingestellt bleiben und ist zunächst für geologische Schlüsse ohne Bedeutung. Jedenfalls wird aber durch den Nachweis der altertümlichen Gattung die von Haupt gegebene Altersdeutung der Messeier Schichten bestätigt, wie dies auch die Untersuchung der Trionychiden ergab. Die Trionychiden. Zwei Gruppen lassen sich deutlich unter den Messeier Trio- nychiden unterscheiden. Die eine Gruppe schließt sich an Trionyx messelianus v. Reinach (1900, p. 118) an, der von diesem in einem Exemplare beschrieben wurde. Meine zahlreichen Exemplare ermöglichen eine Revision und Erweiterung seiner Angaben. Vor allen Dingen ver- mochte v. Reinach die Form nirgends anzuschließen, obgleich ein Teil der in Frage kommenden Literatur damals schon erschienen war. Die Art erweist sich als sehr variabel, so daß wohl mehrere Varietäten ausgeschieden werden müssen. Bei diesen muß es aber durchaus fraglich erscheinen, ob es sich um Mutation oder Variation handelt, da die Art des Abbaus der Schieferkohlen, gelegentlich dessen die Stücke gefunden wurden, eine nähere Fundbezeichnung nicht ermöglicht. Ein Hauptmerkmal dieser Gruppe, das allerdings v. Reinach nicht genügend hervorgehoben und auf der in Frage kommenden Abbildung kaum dargestellt hat, ist das Auftreten von kräftigen i Längsrippen auf dem Rückenpanzer, die sich auch in Knotenreihen ; auflösen können. Sie verlaufen nicht wie die übrige Verzierung | parallel mit dem Außenrande, sondern mit der Längsachse und 1 Herrn Versluys bin ich zu großem Danke verpfiichtet, daß mir seine große Erfahrung auf dem Gebiete der Reptilien so reich zur Ver lugung steht. H. L. F. Harrassowitz, 150 stellen so ein auffälliges Merkmal dar. dessen eigentliche Bedeutung noch nicht zu erkennen ist. Ich glaube ihm bestimmende Bedeutung beilegen zu dürfen, wenn es auch gewagt erscheint, sich zunächst auf die Verzierung zu beziehen. Noch andere Merkmale treten aber hinzu, die von v. Reinach besonders im Gegensatz zu der nichtprotrin- guiden Reihe der Trionychiden schon hervorgehoben worden sind. Die zweite Gruppe bilden drei Exemplare, zu denen auch ein Schädel gehört, die ich als Trionyx Lepsii n. sp. zusammen- fasse. Die Merkmale liegen besonders in der Form des Nuchale, des Costale 1 und dem Auftreten von Neurale 6 als diaphrag- matischer Platte. Daß der von v. Reinach angeführte Trionyx cf. gergensis zu Anosteira gehört habe, ist schon oben erwähnt. Es handelt sich nun (Ja rum, die S te 1 1 uug der Mes- sel er Trionychiden allgemein gegenüber denen des übrigen Europa festzulegen. Trionyx- Reste sind von zahlreichen Stellen Österreichs, Italiens, weniger von Deutschland aus älteren und jüngeren Tertiärablage- rungen beschrieben worden. Sie zeigen zumeist nur verhältnis- mäßig geringe Unterschiede gegeneinander und den rezenten Trionyx triungiüs Forkel, v. Reinach hatte dies schon deutlich erkannt und die betreffenden fossilen Formen zu einer Reihe unter dem Namen protriunguis vereinigt (1900, p. 123): „Die dazugehörigen Trionychiden zeigen natürlich in Zeit und wohl auch im Raum Differenzierungen, welche aber, unter sich verglichen, nicht die Grenzen der Varietät übersteigen.“ Teppner konnte dies (1914. p. G30) durchaus bestätigen und gab an. daß es sich um Varietäten derselben Art handeln würde. Da nun in dem Messel benachbarten Mainzer Becken mehrere Formen der Reihe auftreten, erscheint es zunächst nötig, festzustellen, ob sich die Messeier Schild- kröten der Reihe des Trionyx protriunguis anschließen. Schon ein oberflächlicher Vergleich zeigt aber, daß dies nicht der Fall ist. Schon v. Reinach (1900, p. 123) hob hervor, daß Tr. messdianus mehrere bedeutende Verschiedenheiten zur protriunguiden Reihe aufweist, die vielleicht auf die Zugehörigkeit zu einem anderen Subgenus deuten könnten. Teppneh fand ebenfalls keine Veran- lassung. sie in seinen Stammbaum der protriunguiden Trionychiden aufzunehmen. Wie Tr. messdianus erweist sich auch Tr. Lepsii als außer- halb der protriunguiden Reihe stehend. Die spezifischen Merkmale habe ich oben erwähnt, vor allem wäre auf das Auftreten von Neurale 6 als diaphragmatischer Platte hinzuweisen. In der protriunguiden Reihe nimmt Neurale 5 diese Stelle ein. Es ergibt sich damit, daß die Verwandten der Messeier Formen außerhalb der protriunguiden Reihe gesucht werden müssen. Eocäne Schildkröten von Messel bei Darmstadt. In einer Tabelle stelle ich unten die fraglichen Formen nicht- protriunguider Trionychiden Europas zusammen und schicke • einige Bemerkungen darüber voraus. Einiges habe ich fortgelassen. Zunächst Tr. melücnsis Lydekker von Malta, der sich an die indischen Formen anschließt und schon topographisch außerhalb des europäischen Formenkreises steht. Wegen des verdoppelten ersten Neurale kommt er außerdem von vornherein fiii einen Vergleich nicht du Frage. Die französischen Trionychiden habe ich ebenfalls fortgelassen, sie sind zu unvollkommen bekannt, als daß sie berück- sichtigt werden könnten. Bei ihnen scheint die Verzierung vor allen Dingen gänzlich verschieden zu sein. Verschiedene italienische Formen, von denen v. Bei nach (1900, p. 111) angab, daß sie nur mit Vorbehalt zu der protriunguiden Reihe gestellt werden könnten, vermochte ich nicht von diesen abzutrennen. Neu eingefiigt habe ich eine italienische Art, die Portis ver- öffentlicht hat, ohne sie zu benennen. Sie hebt sich unter den anderen italienischen durch ihre Längsskulptur heraus und scheint eine besondere Art darzustellen: Tr. roncensis mihi. (Ich bin mir dabei bewußt, daß die Namengebung, wie besonders Hkritsch und Teppner hervorgehoben haben, eine recht schwierige ist, da von ■den rezenten Schildkröten nicht genügend bekannt ist, welche Merkmale des Panzers, besonders des Rückenpanzers, spezifisch zu verwerten sind.) Nichtprotriunguide Trionychiden Europas Besondere Merkmale messelianns v. Bein ach Messel austriacus Petrus . • • Österreich roncensis mihi . . Italien rivosns Owen : England planus Owen „ Eocän Grube Längskiele cireumsulcatus Owen • pustiilatus Owen . r> incrassatus Owen . 5) Lepsii mihi Messel y rocliettianus Portis Schweiz Ob. Ölig. valdensis Portis . . . n 7) septemcostatus Hoernes ( isterreich Mitt.Mioc | Skulptur, Marginal- | rinne Skulptur | Neur. 6 als diaphr | Platte ! Cost. 1 verwachsen I Gegenüber den Angaben v. Reinach’s und Teppxer’s weist 'meine Liste einen Unterschied darin auf, daß ich Tr. incrassatus i nicht zu den protriunguiden rechnen kann. Hei dieser Form ist Neurale 6 als diaphragmatische Platte entwickelt, während in der H. L. F. Hanassowitz, 1 52 Diagnose der Reihe protriunguis deutlich Neurale 5 diese Stellung einnimmt. Weiter geben v. Reinach und Teppnek an, daß nach Lydekkek mit incrassatus die Arten Henrici und barbarae Owen nahe verwandt wären. Umgekehrt gibt aber Lydekkei: an, daß bei incrassatus (1889, p. 17; s. a. Maack 1869, p. 258) deutliche Unterschiede gegen Henrici vorhanden wären. Außerdem hat Lydekkek (1889, p. 13) mit Henrici Tr. mar/jinatus Owen ver- einigt, so daß die Form Henrici aus diesem Grunde jedenfalls zu der protriunguiden Reihe gerechnet werden muß. Die beiden Messeier Arten habe ich in die Liste mit aufge- nommen, um ihre Stellung gleich deutlich zu kennzeichnen. Von den Messeier Formen abgesehen, handelt es sich um zehn nichtprotriunguide Formen. Ihr geologisches Vorkommen verhält sicli gegenüber den protriunguiden, indem ich die Angaben Tefpner’s- (ohne Berücksichtigung der italienischen Formen) verwerte: Vorkommen der Trionychiden im Tertiär. Eocän . . . . . 3 7 Oligocän ■ • . . 4 2 Miocän . . . . . 17 i Pliocän . . . 2 — Protriunguide Trionychiden Nichtprotriunguide Trion. Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich, daß die protriun- guiden ihre Hauptverbreitung im Miocän, die andere Gruppe aber im Eocän haben. Versuchen wir nun, die nichtprotriunguiden nacli ihren Merk- malen zu ordnen, so fällt vor allen Dingen eine Gruppe auf, die durch das Auftreten von groben Längsrippen oder -kielen gekenn- zeichnet ist. Wir sind sonst gewöhnt, dieses Merkmal nur bei jungen Exemplaren von Trionyx zu linden, worauf u. a. auch Dacque (1912, p. 51) aus dem Pliocän hinweist. Auch Hay (1908, p. 510) gab an, daß die Jungen der lebenden Amyda- Arten zahlreiche Längskiele und Tuberkelreihen aufwiesen. Im Eocän (auch in Nordamerika) finden wir dieses Merkmal auch bei alten Individuen ausgeprägt. Tr. messelianus ist der besterhaltene Ver- treter dieser Gruppe, die wohl nach ihm zu benennen wäre. Eine zweite Gruppe der nichtprotriunguiden ist dadurch ge- kennzeichnet, daß Neurale 6 und nicht Neurale 5 als diaphrag- matische Platte auftritt. Die Altersverschiedenheiten Eocän und Ob.-Oligocän weisen vielleicht darauf hin, daß diese Gruppe nicht einheitlich ist. In der Skulptur und auch in anderen Merkmalen zeigt sich, daß die Formen wohl immerhin eine gewisse Beziehung Eocäne Schildkröten von Messel bei Darmstadt. 153- zu den protriunguiden haben. Ungleichwertige Formen sind unter dem Merkmal der Verwachsung von Cost. vereinigt. Mir scheint es aber sehr zweifelhaft, ob hier nicht individuelle Varietäten vor- liegen, ähnlich wie bei der Oblitterierung von Neurale 7. Isoliert unter den nichtprotriunguiden stehen die beiden Arten Owen’s circumsulcatus und marginütus , von denen nur einzelne- Schilder bekannt sind, die sich nur durch die Skulptur unter- scheiden lassen. Das Auftreten einer Marginalrinne bei circum- sulcatus dürfte jedenfalls nur eine individuelle Erscheinung sein, die mit verschiedenem Alter wechselt. Zu erwähnen ist, daß pustulatus ähnlich dem nur durch ein einzelnes Schild bekannten Tr. parisiensis Cuvieii ausgebildet ist. Eine nähere Vergleichung der beiden M e s s e 1 e r Arten mit den einzelnen Formen ergibt nun, daß Tr. mcsscliauus- zunächst Beziehungen zu dem eocänen Tr. austriacus Peters (1858, p. bl) aufweist, der in zwei Exemplaren aus dem nördlichen Ungarn und Dalmatien beschrieben wurde. Unterschiede sind aber noch im Umriß, der Form der Schilder und der Art der Ausbildung der Ver- zierung vorhanden. Näher verwandt erscheinen aber die englischen Arten rivosus und planus Owen, zu denen die engsten Beziehungen vorhanden sind. So weist diese Messeier Art in die gleiche Richtung wie die Gattung Auosteira, nämlich nach Nord westen. Bei Tr. Lepsii fanden sich keine näheren Beziehungen zu europäischen Formen. Weder die Arten des Mainzer Beckens noch die Englands erscheinen näher vergleichbar. Am meisten nähert er sich Tr. ( Amt/da ) cgrcgius May aus dem mittleren Eocän Nord- amerikas , der ebenfalls durch Neurale 6 als diaphragmatische Platte und die entsprechende Verzierung ausgezeichnet ist. Der Einriß ist freilich anders, und wie von allen übrigen Formen unter- scheidet sich Tr. Lepsii auch hier durch die Art der Ausbildung des Nuchale, Oostale 1 und Neurale 1, und durch etwas andere .Maßverhältnisse der Costalia und Neuralia. Die Form fügt sich damit den bei T r. rn esseli anus und Auosteira n. sp. ge- tan denen Ergebnissen ein, daß deutliche B e z i e h u n g;@n zu England und Nordamerika vor liegen. Für Messel werden diese Beziehungen zum ersten Male festgestellt, es dürfte- für die anderen bekannten Fossilien von hier nachzuweisen sein, ob nicht auch Ähnliches vorliegt. Allgemein liegt in dem Nach- weis nichts Neues, da wir seit den Untersuchungen Stehlin’s wissen, daß zur Eocänzeit enge Beziehungen tiergeographischer Art zwischen Nordamerika und Europa vorhanden waren. Zusammenfassung der Ergebnisse. Die Untersuchung des reichen Materiales Messeier Schildkröten (mit Ausnahme der Testudinaten) ergab bisher, daß die nächsten Verwandten im Eocän Englands und Nordamerikas zu suchen sind. H. L. F. Harrassowitz. Eocäne Schildkröten etc. 154 Neu ist der Nachweis der Gattung Auosteira, die aut' dem europäischen Festlande bisher unbekannt war und wichtige Beziehungen zu den Gattungen Pseuclolriongx und Carettochelys aufweist. Tr. cf. gergcnsis v. Reinach gehört zu dieser Gattung. Der schon bekannte Tr. mea- selianus v. Reinach und die neue Art Tr. Lcpsii mihi gehören zu den nichtprotriunguiden Trionvchideu Europas, deren Hauptverbreitung im Eocän liegt. Sie weisen engste Beziehungen zu England und Nordamerika auf. Die HAUP’r’sche Altersbestimmung der Messeier Kohleschiefer als Eocän wird damit bestätigt. Angeführte Literatur. D'ACQrfi, E. : Die fossilen Schildkröten Ägyptens. Geol.-Pal. Abh. N. F. 10. H. 4. 1912. Haupt. 0.: Propalaeotherimn cf. liollinati Stehlin aus der Braunkohle von Messel bei Darmstadt. Notizbl. d. V. f. Erdk. u. d. Geol. L.-A. Darmstadt. IV. F. H. 32. 1911. 59-70. Hay. 0. P. : Fossil turtles of North America. Carnegie Institution of Washington. 1908. Heritsch, Fr.: Jungtertiäre Trionyx- Reste aus Mittelsteiermark. Jahrb. k. geol Reichsanstalt. 1909. 59. 335 — 382. Lydekker, R. : On an new species of Trionyx from the Miocän of Malta. Quartl. Journal 1891. 47. 37 — 38. Maack, G. A. : Die bis jetzt bekannten fossilen Schildkröten usvv. Palae- ontogr. IS. 1868 — G9. Peters, K. F.: Beitr. zur Kenntnis der Schildkröten aus den öster- reichischen Tertiärablagerungen. Denkschr. Kais. Akad. d. Wiss. Math.-naturw. Kl. 1858. Gl. Porti'. Al.: Xuovi cheloni fossili del Piemonte. Reale Acad. d. sc. Torino. Ser. II. 35. 1883. Di alcuni fossili terziarii del Piemonte usw. Ebenda. Ser. IIP 7. 1892. •Owen and Bell: Monograph of the fossil Rept. of the London Clav. London. 1839 — 1858. Reinach. v. : Schildkrötenreste im Mainzer Becken usw. Abh. Senckenb. Naturf. Ges. 28. 1900. p. 104 ff. Revilliod, P. : Fledermäuse aus der Braunkohle von Messel bei Darmstadt. Abh. Hess. Geol. L.-A. 7. 1917. p. 161 ff. 'mebenrock. Iv. : Schildkröten aus Syrien und Mesopotamien. Ann. k. k. naturhisr. Hofmuseum Wien. 27. 1913. p. 40 Gießen, den 24. VI. 1918. A. Ehringbaus. Vorrichtung zur optischen Isolierung etc. 155 Vorrichtung zur optischen Isolierung der Interferenzbilder sehr kleiner Kristalle unter dem Polarisationsmikroskop. Von Arthur Ehringhaus in Göttingen. Mit 2 Textfiguren. Zur Beobachtung der Interferenzbilder kleiner Kristalle in Gesteins-Dünnschliffen werden drei verschieden benannte, aber im Prinzip gleiche Vorrichtungen empfohlen, nämlich eine einfache Diaphragmenkappe1, das CzAPSKi'sche Okular ■ und die Spaltblende nach Whig iit 3. Bei allen drei Vorrichtungen wird zur Sichtbar- machung der Interferenzerscheinung die Methode von Lasaülx be- nutzt. Man stellt eine Lupe oder nach Czapski ein RAMSDKx’sches Okular scharf auf das betreffende Diaphragma ein und bringt durch Einstellen mit Trieb und Mikrometerschraube des Mikroskopes das Bild des Dünnschliffes parallaxenfrei mit der Ebene der Diaphragmen- ränder zur Deckung. Hierauf rückt man das Bild des zu unter- suchenden kleinen Kristalles in die Mitte der Blendenöffnung und verengert bei der CzAPsiu’schen Vorrichtung die Irisblende, bei der WniGHT’schen den gekreuzten Spalt so weit, bis alle anderen Partien des Dünnschliffes abgeblendet sind. Nach Entfernen der Lupe bezw. des R a msi >en’ sehen Okulares erblickt man in der hinteren Brenn- ebene des Objektives das primäre 'Interferenzbild des isolierten kleinen Kristalles. Alle drei erwähnten Vorrichtungen haben den Nachteil, daß Messungen an den Interferenzbildern wie die Ermittlung des Winkels der optischen Achsen oder der Neigung feines Schnittes gegen eine optische Achse mit Hilfe einer Achsenwinkelskala im Okular nicht möglich sind. Will man eine solche, in der Ebene des sekundären Interferenzbildes liegende Skala benutzen, so kommt für die Aus- blendung des kleinen Kristalles nur eine Bildebene im konoskopischen Strahlengange nach Amici-Bertrand in Frage. In Fig. 1 ist die Abbildung der Objektebene und der hinteren Brennebene des Ob- jektives in diesem Strahlengange schematisch dargestellt. Man erkennt, daß das reelle Bild des Objektes OO', welches bei ortho- skopisc.hem Strahlengange in der Blendenebene des Okulares liegt, liier in einer bestimmten Entfernung über dem Okular, in der Ebene BIP entsteht. Da sich Bild und Interferenzbild vollkommen 1 Vgl. E. A. Wülfing, Ein neues Polarisationsmikroskop usw. Ah- liandl. d Heidelberger Akad. d. Wiss. Mathem.-naturw. Kl. 6. Abhandl. 1918. p. 30. 5 S. Czapski, Zeitschr. f. Krist. etc. 22. 158 — 162. 1894. ; F. E. Wright, The Methods of Petrographic-Microscopic Research Washington. I). C. 1911. 156 A. Ehringhaus, reziprok 1 zueinander verhalten, so genügt es, das reelle Bild des Dünnschliffes bis auf den zu untersuchenden Kristall abzublenden, um das gewünschte Achsenbild frei von Nebenlicht und möglichst Fig. 1. Schema des Strahlenganges im Polarisationsmikroskop bei eingeschalteter Bertrandlinse : Abbildung des Objekts und des primären Interferenzbildes. hell zu sehen. Ob die Vergrößerung des Bildes in BB' ausreichend stark werden kann, um die Ausblendung eines kleinen Objektes praktisch zu ermöglichen, wollen wir durch eine kleine Rechnung prüfen. Als Mikroskopobjektiv diene ein Achromat No. 7 von Winkel (f = 2,7 mm), als Okular ein Meßokular No. 3 (f = 30 mm ca.) 1 S. Czapski. 1. c p. 1 ßO 161 Vorrichtung zur optischen Isolierung etc. 157 mit einer Skala von 1 0 mm Länge in 100 Teile geteilt. Die Bertrandlinse habe eine Brennweite von 46 mm und das auszu- blendende Objekt einen Durchmesser von 0,02 mm. An Hand der folgenden Tabelle ergibt sich dann die entsprechende Bildgröße zu 0,62 mm. Brenn- Objekt- Objekt- Bild- Bild- weite weite große weite große F A G B gegeben berechnet Objektiv . . . 2,7 nun 2,74 mm 0,02 mm 172 mm 1.25 mm Bertrandlinse . 46 — 53 1.25 24,6 0.58 Okular .... 30 58,4 0.58 62 0,62 Eine experimentelle Bestimmung der Bildgröße bei Verhält- nissen, die nahezu den Zahlen der Tabelle entsprachen, ergab einen Wert von 0,55 mm. Probe-Untersuchungen, die ich an meinem Mikroskop mit Be- nutzung eines festen, runden Diaphragmas von ca. 0,4 mm Durch- messer anstellte, fielen recht befriedigend aus. Ein variables Dia- phragma in Gestalt einer Irisblende erwies sich als unnötig, da bei dem angewandten Durchmesser auch die Interferenzbilder größerer Kristalle ausreichend hell und vollkommen scharf erscheinen. Es gelang, die Achsenbilder von Kristallen bis herunter zu 0,02 mm Durchmesser störungsfrei und in guter Schärfe herauszubringen. So konnten in einem Dünnschliff des sogenannten kristallisierten Sandsteines von Fontainebleau sowohl das Achsenbild des Kalk- spates wie auch das des Quarzes, selbst an Querschnitten von 0,02 bis 0,03 mm Größe, unabhängig voneinander beobachtet werden. Es ist bemerkenswert, daß trotz der Vergrößerung der Interferenzerscheinung durch die Bertrandlinse, die Einzelheiten so klar hervortreten, daß z. B. an den Isochromaten des Kalkspat- Achsenbildes deutlich die Farbenfolge erkannt werden kann. Die mangelhafte Politur der Dünnschliff-Oberflächen macht sich beim Kalkspat nur in einer ganz leichten Verschleierung des Interferenz- bildes bemerkbar, die aber praktisch nicht stört. Von weiteren Probe-Untersuchungen sei hervorgehoben die Beobachtung von Dünnschliffen von Hornfels aus Porphyroid-Granit-Kontakt. die u. a. Quarz neben C’ordierit enthalten. Hier gelang es bequem, den Cordierit auch in ziemlich schief gegen die spitze Bisektrix ge- troffenen Querschnitten von der oben genannten Größenordnung durch seine Zweiachsigkeit vom Quarz zu unterscheiden. Um das vorgeschlagene Diaphragma mit Erfolg benutzen zu können, geht man am besten folgendermaßen vor: Zunächst zentriert man das starke Mikroskopobjektiv recht genau und bringt dann den zu untersuchenden kleinen Kristall in den Ruhepunkt des Dreh- tisches. Nach Einschieben der Bertrandlinse und Aufsetzen der 158 A. Ehringhäus, Vorrichtung zur optischen Isolierung etc. Kappe mit dem Diaphragma (Fig. 2) auf das mittelstarke Okular erscheint das Interferenzbild des Kristalles in der Blendenebene des Okulares. Wenn das Interferenzbild nicht ganz scharf wird, so liegt das Diaphragma nicht genügend genau in der Ebene des reellen Bildes B B'. Geringe Abweichungen aus der richtigen Lage kann man durch Bewegen der Mikrometerschraube des Mikroskopes leicht korrigieren, da eine kleine Änderung der Objektweite eine entsprechend der Vergrößerung verstärkte Änderung der Bildweite bewirkt. Zur Kontrolle kann man die parallaxenfreie Koinzidenz des Bildes mit der Ebene der Diaphragmenränder durch eine Lupe prüfen. Man kann hierbei auch feststellen, ob innerhalb des Diaphragmas nur das Bild des in die Mitte eingestellten kleinen Kristalles sichtbar ist. Die Kappe mit dem Diaphragma ist vom Mechaniker auf das Bändel des zu benutzenden Okulares so aufzupassen, daß sie sich leicht aufsetzen und abnehmen läßt, ohne aber mehr als den hierzu nötigen Spielraum zu haben. Bei der Anfertigung der Vorrichtung ist die Entfernung des reellen Bildes über dem Okular genau zu berücksichtigen. Um diese Entfernung zu ermitteln, fängt man für die in Frage kommende Kombi- nation von Objektiv, Bertrandlinse und Okular (unter Einhaltung der richtigen Tubuslänge) das reelle Bild BB' auf einer Mattscheibe auf und fixiert diese in der Stellung, wo das Bild scharf erscheint. DieEutfernung der (nach unten gekehrten) matten Seite der Scheibe von dem oberen Rande des Okularkopfes entspricht dann der Länge S, welche bei der Diaphragmenkappe einzuhalten ist (vergl. Fig. 2). Wenn die Kappe wie in dieser Figur aus zwei Teilen zusammengeschraubt ist, so läßt sich die Entfernung innerhalb bestimmter Grenzen auch mechanisch durch Herauf- oder Herunterschrauben des Diaphragmenrohres auf dem unteren Aufsatzstück verändern. Dies kommt vor allem in solchen Fällen in Betracht, in denen man die Diaphragmenkappe für mehrere Okulare benutzeu will, da die Lage des Bildes BB' für benachbarte Okulare um mehrere Millimeter differiert. Außer dem reellen Bild BB' entsteht noch ein zweites in BR' zwischen Bertrandlinse und Okular, wo die das Objekt abbildenden Strahlen sich zum ersten Male schneiden. Die Ausblendung eines kleinen Objektes kann natürlich auch hier vorgenommen werden. Die kleine, in der Tabelle mitgeteilte Rechnung läßt erkennen, daß die Vergrößerung des Bildes RR' in unserem Falle nahe dieselbe ist wie in der Ebene BB'. Da ein Diaphragma in dem Raume zwischen Okular und Bertrandlinse mechanisch unbequem anzu- bringen ist, wird mau im allgemeinen der zuerst vorgeschlageuen Besprechungen . 159 Diaphragmen kappe den Vorzug- geben. Eine Blende in RR' hat allerdings den Vorteil, daß sie für ein bestimmtes Objektiv in Verbindung mit einer festliegenden Bertrandlinse eine unveränder- liche Lage besitzt, so daß ohne weiteres verschiedene Okulare benutzt werden können. Die Diaphragmenkappe mit fester, 0,4 mm großer Blende kann von R. Winkel, Göttingen, bezogen werden. Herrn Geheimrat Prof. Dr. 0. Mügge bin ich für die gütige Überlassung von Dünnschliff-Material zu vorstehenden Probe-Unter- suchungen zu Dank verpflichtet. Göttingen, den 7 . April 1919. Besprechungen. Paul Keßler: Was geht der deutschen Industrie durch die Abtrennung Elsaß-Lot hri n gens u n d des Saargebietes an Mineralschätzen verloren? Stuttgart, E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung. 1919. 5 2 p. 8°. Der durch seine geologischen Studien mit den Reichslanden und dem Saargebiet wohlvertraute Verfasser zeigt uns noch einmal, in schwerster letzter Stunde, was Deutschland hier durch den angeblichen Rechtsfrieden geraubt werden soll. Er gibt eine kurze Schilderung der geologischen Verhältnisse der Kohlengebiete des Saarreviers, dessen Kohlen mit einem Vorrat von wenigstens 3,66 Milliarden Tonnen bis zu 1000 m Tiefe und etwa 15 — 16 Milliarden Tonnen bis zu 2000 m Tiefe einen an sich gewaltigen Schatz darstellen. In der Verbindung mit den Lothringer Minettelagern bedingte er das Emporblühen der Eisenindustrie des Saargebietes und ist für das südwestliche Deutschland als einzige .größere Kohlenquelle wirtschaftlich unentbehrlich, so wie er als Ausfuhrgebiet für Kohle, z. B. nach der Schweiz, handelspolitisch von größter Bedeutung war. Weiter werden die Erdölvorkommnisse im Elsaß geschildert mit ihrem wirtschaftlichen Werte und dann die reichen Kalilager des Oberelsaß. Für Deutschland bedeutet der Verlust des elsäs- sischen Kali einen besonders schweren Schlag: Deutschlands stärkste wirtschaftliche Kraft, das Kalimonopol, wird durch den Verlust des Elsaß vernichtet. Die Eisenerzfelder Lothringens, die Minette- lager des Jura, welche die eigentliche Quelle unseres wirtschaft- lichen Aufstieges seit 1871 und insbesondere unserer seither so blühenden Eisenindustrie sind, werden nach Vorkommen, geologischem 160 Miscellanea. Bau, Entstehung, Vorrat und wirtschaftlichem Wert behandelt und mit ihnen die wenigen, armen Eisenerzfelder verglichen, welche unserer Industrie sonst in Deutschland zur Verfügung stehen. Neben Kohle und Eisen, liehen Erdöl und Kali treten die anderen Boden- schätze des besprochenen Gebietes weit zurück. Aber die vier, •oder besonders die drei, Kohle, Eisenerz und Kali, sind unschätz- bar. Ihr Verlust muß unsere Industrie unheilbar schädigen, muß unser Wirtschaftsleben aufs schwerste treffen. Bei unserer Über- völkerung bedeutet der Verlust solcher Industriequellen Verelendung, und rauben die gierigen Feinde gar noch Oberschlesien, daun droht uns dauernder Hunger, denn Kohle ist uns Brot. Die sehr lesens- werte Schrift sollte es jedem .Deutschen einhämmern, wie sehr der „Rechtsfrieden“ der Feindvölker die Vernichtung des deutschen Volkes zum Ziele hat. .7. F. Poinpeckj. Miscellanea. v. Reinach-Preis für Paläontologie. Ein Preis von 1000 Jt> soll der besten Arbeit zuerkannt werden, die einen Teil der Paläontologie des Gebietes zwischen Aschaffenburg, Heppenheim, Alzey. Kreuznach , Koblenz , Ems. Gießen und Büdingen behandelt; nur wenn es der Zusammenhang erfordert, dürfen andere Landesteile in die Arbeit einbezogen werden. Die Arbeiten, deren Ergebnisse noch nicht anderweitig ver- öffentlicht sein dürfen, sind bis zum 1. Oktober 1920 in versiegeltem Umschläge, mit Motto versehen, au die Direktion der Sencken- hergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. 31. einzureichen. Der Name des Verfassers ist in einem mit gleichem Motto versehenen zweiten Umschläge beizufügen. Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft hat die Berechtigung, diejenige Arbeit, der der Preis zuerkannt wird, ohne weiteres Entgelt in ihren Schriften zu veröffentlichen, kann aber auch dem Autor das freie Verfügungsrecht überlassen. Nicht preis- gekrönte Arbeiten werden den Verfassern zuriickgesaudt. Über die Zuerteilung des Preises entscheidet bis spätestens Ende Februar 1921 die obengenannte Direktion auf Vorschlag •einer von ihr noch zu ernennenden Prüfungskommission. F. Rinne. Zum Feinbau isomorpher Stoffe. ItiJ Original-Mitteilungen an die Redaktion. Zum Feinbau isomorpher Stoffe. Von F. Rinne in Leipzig Mit 5 Textfiguren. i . Vor gerade 100 Jahren bot F. E. Mitscheklu h der wissenschaft- lichen Welt die Grnndzüge der Lehre vom Isomorphismus dar1. .Sein „allgemeines Gesetz für den Zusammenhang der Kristallographie mit der chemischen Zusammensetzung“ lautet2: „eine gleiche Anzahl Atome, wenn sie in gleicher Weise verbunden sind, bringen gleiche Kristallform hervor“; mit anderen Worten : „die Kristallform beruht nicht auf der Natur der Atome, sondern auf deren Anzahl und Verbindungsweise“ . Diese Leitsätze wurden den Verhältnissen allerdings nicht voll gerecht. Abgesehen von der nicht völlig, sondern nur fast gleichen Kristallform bei nichtkubischen isomorphen Substanzen bedurfte die Definition in Ansehung der schon von J. N. Fuchs3 betonten lind auch Mitscherlich bekannten, isomorphen Vertretung von Atomen durch Atomgruppen einer entsprechenden Erweiterung. Auch konnte der von Mitscherlich bekundeten Ausschaltung der Atomnatur als Isomorphiefaktor nicht beigepflichtet werden. Eine Atomart ist nicht jeder beliebigen ihrer 86 jetzt bekannten Genossen isomorphäqui- valent, vielmehr spielt in der Hinsicht deren chemische Natur, ins- besondere ihre Wertigkeit, eine bedeutsame Rolle4. Weiterhin erfuhr die Erläuterung des Isomorphismus insofern eine Vertiefung, als für die Glieder einer isomorphen Gruppe der Nachweis, Mischkristalle bilden zu können, als gewissermaßen physiologisches Dokument der kristallographisch-chemischen Verwandtschaft gefordert wurde. Damit waren ähnliche Kristallform, chemische Analogie und ilie Fähigkeit zusammenzukristallisieren, als die drei grundlegenden Umstände des Isomorphismus aufgestellt. In der Annahme enger 1 Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin f. 1816 19. 1 Abhandl. d. Stockholmer Akad. v. 1821. :i J. N. Fuchs, Ges. Schriften. Über den Gehlenit (1815). „Das Am- monium kann liier (im Alaun) die Stelle des Kali ganz oder zum Teil vertreten, und umgekehrt. l- * Das besagt im Grunde auch schon die von Mitscherlich gestellte Forderung gleichen Verbandes, den er aber, nicht mit Recht, in seiner obigen Erklärung als ein von der Atomnatur unabhängiges Moment hinstellt. Ceutralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 11 162 F. Rinne, Strukturverwandtschaft isomorpher Stoffe erhielten die Verhältnisse ihr erläuterndes feinbauliches Bild und durch Angabe des Molekular- volumens als Summe der Kubikzentimeter eines Mols und durch Berechnung der topischen Achsen eine zahlenmäßige Kennzeichnung. Röntgenogrammetrische Untersuchungen stellten solche Dimen- sionierungen auf experimentelle Grundlage. Es wurden die Elementar- körper isomorpher Stoffe ansgemessen und die jeweilige Zahl der rechnerisch in ihm enthaltenen Molekeln festgestellt. Unter Verwertung der erkannten Isomorphie ist es auch möglich, durch Analogie- berechnung für l'öntgenographisch noch nicht erkundete Glieder einer Gruppe die entsprechenden Dimensionierungen der Elementarkörper festzustellen. In dem Sinne seien hier Tabellen einiger Gruppen gegeben . die weiter unten anderweit verwertet werden sollen ’. Fig. 1. Schema der Elementarkiirper von Kupfer. Silber, Gold, Blei und Aluminium. 1. Al; Cu, Ag, Au; Pb. Einem jeden dieser Metalle liegt nach röntgeuogrammetrischer Erkundung ein flächenzentriertes würfeliges Raumgitter zugrunde (Fig. 1). Es sei a die Länge der Kante des Elementarkörpers; dann ist a3 sein Volumen und j a3 der Raum, welcher einem der vier im Ausschnitt der Fig. 1 voll enthaltenen Atome als Inter- essenbezirk zur Verfügung steht. Z ist die Atomordnungszahl. Z Absolutes Atomgew. in 10 24 g Spez. G. a in 10“ s cm a3 in 10_24ecm 1 as in 10 24 ccm Al . 13 41.22 2,60 4.07 67,42 16.85 Cu . . 29 103.75 8.93 3.61 47,05 11,76 Ag ■ 47 174.84 10.50 4.06 66.92 16,73 An . . 79 321.82 19.32 4.07 67.42 16,85 Pb . . 82 338,14 11.37 4.91 118.37 29.59 1 Sie sind auf meinen Wunsch von Assistent Dr. Schieholu aufgestellt. Zum Feinbau isomorpher Stoffe. 163 2. Trigonale Carbonate. Ihr rhomboedrisclier Elementarkörper (Fig. 2) kennzeichnet sich nach röntgenogrammetrischen Forschungen durch die Lage der Metallatome an seinen Ecken und auf den Flüchenmitten ; die O-Atome nehmen die Kantenmitten und das Zentrum der Fig. 2 a ein. Die drei O-Atome der Gruppen C03 sind jeweils in trigyrischer Lage um die ( '-Atome in der Endflächenebene zu denken (Fig. 2b). Fig. 2. Schema der Elementarkörper trigonaler Carbonate. 2a. Anordnung von M und C. 2b. Anordnung von 0. Es sei a die Länge der Rhomboederkanten, a ihr Winkel; das Elementarvolumen sei V und v der Raum, der jedem der vier MCOs im Elementarkörper zur Verfügung stellt. Zm ist die Ordnungs- zahl der Metallatome. Absolutes Spez. Gew. a in V V in Mol. -Gew. in 10-24 g 10“ cm ber. in 10 24 ccm 10-2 4 ccm gern gern. ber. gern. ber. MgC03 12 137,62 3,037 103° 2 1,5' — 5.86 — 181,26 — 45,32 i 'a C Oj 20 163.31 2.750 101° 55' 6.42 6,36 244.73 237.56 61,18 59.39 MnCOj 25 187,57 3,660 102° 50' 5,97 6.08 194.03 205,0 48,51 51.25 Fe CO,, 26 189.06 3.880 103° 41,5' 5,94 5,99 190.46 194.90 47,62 48.75 ZnC03 ,30 204.61 4,450 103° 28' — 5.89 183,12 — 45,98 Cd C 03 48 287.91 4,960 102° 30' — 6,23 — 226.90 — 56,75 . 3. Alkalihalogenide. Es liegt ihnen nach röntgenogrammetrischen Erfahrungen ein Raumgitter nach Art der Fig. 3 zugrunde mit Metallatomen an den 11* 164 F. Rinne. Ecken und auf den Flächenmitten des Würfels sowie mit Halogen- atomen auf den Mitten der Kanten und im Zentrum des Elementar- körpers. Seine Beziehung- zu dem der Kalkspatgruppe ist beim \ ergleich von Fig. 2 und 3 unmittelbar ersichtlich. In der Tabelle p. 165 bedeutet a wieder die Würfelkante und entsprechend a3 Fig. 3. Schema der Eleinentarkürper von Alkalihalogeniden. das Volumen der Elementarkörper sowie |a3 den Raumteil für ein Metallatom + ein Halogenatom, etwa Na + CI (entsprechend einer freien Molekel Na CI). Zm und Zhi bedeuten die Ordnungszahlen für Metall und Halogen. Röntgenogrammetrisch festgelegt sind Li F, NaCl, KCl und KBr: die übrigen sind in Analogie berechnet. Bezüglich der fein baulichen Aggregationsart iso- morpher Mischkristalle bestehen, wie bekannt, zwei Anschau- ungen. Nach der einen handelt es sich um Verwachsungen sub- mikroskopischer Kristalltöilchen der reinen Komponenten. Leptonisch gedacht wären also mehr oder minder beträchtliche Ausschnitte aus dem Punktsystem der einen Substanz in die der anderen in kristallographischer Gesetzmäßigkeit gewissermaßen eingebaut. Nach der anderen Anschauung liegt im Mischkristall ein einziges leptonisches System vor, in welchem die korrespondierenden Atome oder Atomgruppen der Komponenten Vikariieren. Stellt beispielsweise Fig. 4 die Kristallstruktur des reinen Na CI dar, so gibt Fig. 5 im Sinne des leptonischen Ersatzes den Feinbau einer isomorphen Mischung Na (CI, Br) wieder, in dem einige Cl-Atome durch solche von Br ersetzt sind. Entsprechend würde (N H4) als geometrisches Radikal z. B. mit K im Alaun baugruppenmäßig Vikariieren. Gelegentlich üudet in diesem Sinne ein verkoppelter Er- satz statt, so bei den Plagioklasen, wo der Platz eines Ca durch ein Na und stets zugleich der eines Al durch Si eingenommen werden mag entsprechend den Formeln Ca Al Al (Si 04)„ und Na Al Si (Si 04 )2 ’. 1 Vgl. Fig. 15 u. f. in F. Rinne, Beiträge zur Kenntnis des Feinbaus der Kristalle. N. Jahrb. f. Min. etc. 1916. II. p. 77. •? Zum Feinbau isomorpher Stoffe. 165 .2 ® g s Q. 05 co O t: 05 -M Io I pO o ~ .2 m n: n: GO I'- >C Ol £ 1 CO CO o • O (M ,o I - i» ri Ol Ol -t H CO -r 00 »O CM 'M CO iO (M CO t- — l> OJ CO CO ^ »O xO «O -q © .O ’ »cf co" co* xo co co — i ! CO Ol *C 05 i l6 co" co" co" ; CO XO O xcq cq cq CD" co" L"-" o* • ^ CO w CO o co 'CO co cq o ^ © cm of co" -* co ci I | *1 o ^ c — < © co CO t- »O DO 35 »c l'- cq th o »q_ -H cq i> ■©_ CM •* 05 CO 00 l» OJ — r -tT o" 05 (M 05 O -H ,-H Ol i-h GC1 X GO -HO oq «o r ^ -q 05 co* r-' -jT o" co’ CO -t* ^ I> ^ Ol -M CO % KCl mit 75 % Na CI bzw. 25 °0 Na CI mit 75% KCl enthielten, war der Entmischungsvorgang der primär abgeschiedenen Mischkristalle bei derselben Abkühlungs- geschwindigkeit wie bei dem ersten Präparat mit 50 % KCl bereits etwas besser zu verfolgen ; die Fig. 4 und 5 zeigen z. B. je eine Stelle an den noch ziemlich homogenen Mischkristallen, in denen die Entmischung also gerade eingesetzt hatte. Dichte Nebelmassen erfüllen das Gesichtsfeld des Beleuchtungskegels, trotzdem diese Stelle immer noch durchscheinend war und noch schwache Spannungs- doppelbrechung zeigte. Auch diese Präparate waren in Bälde (1—2 Tagen) vollständig porzellanartig geworden und völlig ent- mischt. Bei zwei ganz analog wie die vorhergehenden behandelten Mischungen von 12.5 °0 KCl mit 87,5 °n Na CI bzw. 12,5 % Na CI mit 87,5 % KCl 'fiel sofort auf. daß die schwach opalartig aus- sehenden Mischkristalle ultramikroskopisch bei weitem nicht mehr so intensive Nebelbildung zeigten als die oben geschilderten. Während bei jenen dichte Wolken das Gesichtsfeld erhellt hatten, sind nun die Entmischungen mehr streitig (s. Fig. 6 u. 7) oder an einzelnen Stellen sternhaufenartig angeordnet, obwohl auch hier immer noch die diffuse Aufhellung recht beträchtlich und auch deutliche Spannungs- doppelbrechung zu beobachten ist. Die fortschreitende Entmischung benötigt nun auch schon einige Tage, um den augenscheinlichen Endzustand der porzellanartigen Beschaffenheit in den Kristallen hervorzurufen. Noch schwächer wird die ultramikroskopische Entmischungs- Erscheinung bei den Mischungen mit 6,25 % KCl bzw. 6,25 °0NaCl: l iier Entmischungs-Dispersoide in anisotropen Medien. 177 las Na Cl-reicbere Präparat sieht makroskopisch nur ganz schwach opaleszierend aus, das sylvinreiche bereits ganz klar. Demgemäß hat man auch im ultramikroskopischen Bilde im ersten Falle ein schwaches Nebelphänomen vor Augen, im anderen aber die Er- scheinung eines fast völlig nebelfreien Kristalls, in dem nur an ■einzelnen Stellen sich Keime der Entmischung zu zeigen beginnen. (In Fig. 8 sind die ganz hellen Flecke keine Nebel, sondern un- vermeidliche Lichteindrücke auf der photographischen Platte, von unscharf eingestellten kleinen Ansammlungen von Luftblasen in der sonst völlig klaren Schmelze herrührend.) Die KCl-reichen Kristalle (Fig. 9) zeigen noch eine sehr deutliche Spannungsdoppelbrechung und laden dazu ein, durch thermische Expositionsversuche nachzu- jprüfen. wie die Entmischung mit deren Verschwinden zusammen- lijingt und zur Ausbildung der typischen Entmischungsnebel führt. 'Während das in Fig. 9 gezeigte Präparat bis auf die erwähnten wenigen Stellen optisch leer erscheint, wird derselbe Kristall nach ■einer dreistündigen Exposition auf 250° ganz deutlich opaleszierend: er zeigt alsdann ebenso überzeugend das Auftreten ultramikro- 'kopischer Nebelgebilde, und zwar — was uns besonders wichtig erscheint — vor allem gerne in der Nähe von Gasblaseneinschlüssen •i s. Fig. 10), ferner an Spaltrissen etc., an denen die Spannungen vermutlich am größten gewesen waren und diese am ehesten aus- gelöst werden konnten. Infolgedessen ist es auch erklärlich und sehr bezeichnend, daß die vorher sehr deutliche Spannungsdoppel- brechung merklich abgenommen hat. Desgleichen ist nach 24stiindiger Exposition die Reifung der Nebel noch bedeutend weiter fortge- schritten (s. Fig. 11; diese zeigt dieselbe Stelle wie 10) und ver- breitert; infolgedessen wird auch die Intensität des abgebeugten Lichtes eine größere (Fig. 11 ist absichtlich wesentlich kürzer belichtet als 10), und der Kristall wird makroskopisch noch stärker opaleszierend. Nach dreitägiger Erhitzung auf 250° erreicht die Entmischung ihren Höchstwert, längere Exposition läßt alsdann keine weitere Reifung des Nebels mehr beobachten. So zeigt auch Fig. 12, daß nunmehr der ganze Kristall erfüllt ist von einem recht dichten diffusen Nebel, der naturgemäß lange nicht so intensiv leuchtet, als bei den oben geschilderten Präparaten. Ganz analog sind die Schmelzen mit 3, 13% KCl bzw. 3,13 % Na CI zu kennzeichnen. Die Na Cl-reichen Kristalle erweisen sich zunächst als vollkommen klar und optisch leer, mit geringer Doppelbrechung und mit zahlreichen ganz scharf einstellbaren Gaseinschlüssen durch- setzt, um welche keine Andeutungen von Nebeln sich bemerkbar machen (s. Fig. 13). Naqh 24stiindiger Exposition auf 250° aber erkennt man allenthalben in der Nähe der Einschlüsse etc. die Ausbildung von Entmischungsnebeln (Fig. 14), allerdings zunächst nur in außerordentlicher Zartheit, so daß man mit Vorteil den Tubusanalysator des Beobachtungsmikroskops einschaltet, seine Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 12 17s W. Eitel. Fig. 1. Sylvin, schwach Na 01-haltig. Sublimationsprodukt auf Vesuvlava. Vergr. 75 X. Fig. 2. Metallnebel . in reinsten Kochsalz beim Schmelzen entstände]] Vergr. 350 X- Fig. 3. Metallnebel, in reinstem Chlor- kalium beim Schmelzen entstanden Vergr. 350 X- Fig. 4. 25 % KCl, 75 % Na CI rasch abgekühlt. Entmischungsnebel Vergr. 75 X. Fig. 5. 25 % Na CI , 75 % K CI : rasch abgekühlt. Entmischungsnebel. Vergr. 75 X- Fig. 6. 12,5% KCl. 87.5% Na CI rasch abgekühlt. Entmisclmngsnebe Vergr. 50 X- Fig. 7. 12,5% Na CI, 87.5% KCl rasch abgekühlt. Entmischungsnebel. Vergr. 10') x. Fig. 8. 6,25% KCl. 93.75% Na CI rasch abgekühlt. Schwache Nehe Vergr. 100 X- Über Kntniischvmgs-Dispersoide in anisotropen Medien. 179 i Fig. 11. Wie in Fig. 10. 24 Stunden lang auf 250“ exponiert, aber kürzer belichtet. Vergr. 100 X. Fig. 10. Wie in Fig. 9, jedoch 3 Std. auf 250° exponiert. Deutliche Nebel- entwicklung. Vergr. 100 X. Fig. 12. Wie in Fig. 11, aber 3 Tage lang exponiert. Belichtungszeit der Platte wie in Fig. 11. Vergr. 100 X. Fig. 13. 3.13% KCl, 96,874% Na CI: rasch abgekühlt. Nebelfrei. Vgr. 200 Fig. 14. Wie in Fig. 13, aber 24 Std auf 250" erhitzt. Vergr. 200 x. Fig 15. Wie in Fig. 14, aber 84 Std. exponiert. Vergr. 75 X. •V r. V» 1 m * * \- - . Fig. 16. 3,13% Na CI, 96,87 % KCl: rasch abgekiihlt. Deutliche Nebel Vergr. 75 X. 12* Fis:. 17. .Wie in Fig. 16. nach zwei- tägiger^ Exposition auf 250°. Yergr 200 X. Fig. 18. 1 .56 % Na CI, 98.44% KCl langsam abgekühlt. Lokal ausgebildetc Nebel. Yergr. 200 X . i Belicht. 20 Min. Fig. 19. Wie in Fig. 18. 2 Tage lang Fig. 20. 0,78% Na CI, 99.22 % KCl auf 200° erhitzt. Dichte Nebel. Schwache Nebelbildung, (istiindige Belichtung.) Yergr. 200 X. istiindige Belichtung.) Yergr. 100 x. Fig. 21. 0,40% Na CI. 99.60% KCl. Ganz schwache Nebel. Dünnschliffpräparat. Yergr. 200 X- Fig. 22. 0.20% Na CI. 99.80 % K CI. Nobelfrei. Yergr. 100 x. Schwingungsrichtung senkrecht zur Schwingungsrichtung des von den Ultramikronen abgebeugten Lichtes einstellt und die empfind- liche Farbe des Gipsblättchens von Rot I. Ordnung oder eine andere geeignete Interferenzfarbe anwendet. Die Stellen . an denen Nebel sich befinden, erscheinen alsdann schön rosenrot etc. gefärbt, die diffusen Reflexe von Gasblasen u. dgl. hellweiß, so daß eine Verwechslung der beiden Phänomene ausgeschlossen ist. Die Doppelbrechung des Kristalls selbst erweist sich bei Nach- prüfung im durchfallenden Lichte als wesentlich geringer als im Über Entmischungs-Dispersoide in anisotropen Medien. 181 nicht exponierten Präparat. Nach 84 ständiger Exposition sind die Nebel schon sehr stark ausgebildet (s. Eig. 15), die Kristalle er- scheinen infolgedessen makroskopisch opak, und Spannungsdoppel- brechung ist offenbar nicht mehr vorhanden. Weitere Exposition entwickelt die Nebel nicht mehr stärker. Interessant ist es, daß die KGl-reichen Kristalle mit nur 3,13% Na CI viel deutlicher und früher sich entmischen als die entsprechenden NaCl-reichen Kristalle. So sind die rasch abgekiililten Präparate der ersteren nicht optisch leer, sondern sie zeigen streitig angeordnete feine Dispersoide und nur ganz geringe Doppelbrechung; die Ultramikronen sind zwar sehr lichtschwach, kommen indessen bei genügend langer Exposition der photographischen Platte hervorragend schön heraus (Fig. 16). Eine zweitägige Erhitzung auf 25U° genügte vollkommen, um die Reifung der Nebel zu Ende zu führen, die Doppelbrechung verschwinden zu machen und den Kristall opak werden zu lassen: die streifige Anordnung des Nebels bleibt vollkommen erhalten (Fig. 17). Schon bei den Präparaten in Fig. 13 — 15 war es schwierig, die Ultramikronenerscheinung wegen ihrer anfänglich sehr geringen Intensität auf der photographischen Platte natur- getreu wiedergeben zu können; es mußten Belichtungszeiten von 15 — 20 Minuten auch bei sehr hoch empfindlichen Platten (Perutz- Perortho-Griinsiegel-Marke) in Anwendung kommen, und die Eigenart der Erscheinungen, die am besten noch den astronomischen Auf- nahmeobjekten wie kosmischen Nebeln verglichen werden könnten, machte besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Versuche, die in der Astrophotographie übliche Methode der Vorbelichtung der Platte hierauf zu übertragen, ergaben gelegentlich ganz gute Resultate, besonders bei den weiter unten zu beschreibenden ganz schwachen Nebeln in Sylvin. Indessen hat die Entwicklung der Platten nach dem Erachten des Verfassers die hauptsächliche Aufmerksamkeit des Experimentierenden zu beanspruchen; es ist durch ganz ., harte” Entwicklung gelungen, Erscheinungen hier objektiv wiederzugeben, von deren Feinheit sonst ohne persönliche Beobachtung nicht leicht eine Vorstellung gegeben werden könnte. Ein Präparat mit 1,56 % KCl und 98,44 % Na CI zeigte völlig klare, optisch leere Kristalle, die auch bei 96stündiger Erhitzung auf 200° keine Änderung ihres ultramikroskopischen Bildes mehr erkennen ließen. Daß hier wirklich keine Spur eines Nebels im Sinne eines Entmisclmngsdispersoides vorliegen konnte, erhellt daraus, daß demgegenüber die eingangs erwähnten Metallnebel- teilchen der Schmelze — also vermutlich von Natriumteilchen herrührend — ganz deutlich bei stärkerer Vergrößerung wieder hervortraten. Diese Kristalle sind und bleiben also homogen bei Temperaturen bis zu 200° herunter, und bei noch niedrigeren Temperaturen wird man wohl auch nur .schwerlich eine Entmischungs- reaktion feststellen können, weil diese alsdann zu langsam verläuft. W. Eitel. 182 Es bestätigt diese Beobachtung also aufs beste die Angabe von R. Nacken, dal i die Entmischungskurve auf der Seite des reinen Chlornatriums ganz steil gegen die Konzentrationsachse im Zu- standsdiagramm abfallen muß. Theoretische Gründe, nämlich daß Na CI keine polymorphe Umwandlungserscheinung zeigt, sprechen dafür, daß diese Kurve sogar bis zum absoluten Nullpunkte hin an die vertikale Temperaturachse tangierend verläuft, so daß also dx/T cc wird. Es könnte auch sein , daß eine Grenz- konzentration hei ca. 1- — 2 % KCl-Gehalt vorhanden ist, bis zu der allein eine Entmischung möglich wäre. Der letztere Fall hätte dann eine große Ähnlichkeit mit denjenigen Erscheinungen, welche G. Tammanx in einer hochinteressanten Mitteilung 1 über Ent- mischungsreaktionen durch einseitige polymorphe Umwandlungen in binären Systemen beschrieben hat. Demgegenüber ist ein Präparat mit 1.56%NaCl und 98,44% KCl noch sehr deutlich verschieden; es zeigt das geschmolzene und dann langsam abgekühlte Gemenge zwar sehr klare, nicht opaleszierende Kristalle, aber diese enthalten in der Nähe von eingeschlossenen Luftblasen doch immer noch recht deutliche Nebel, wie besonders in der sehr lange belichteten Aufnahme (Fig. 18) hervortritt. Spannungsdoppelbrechung ist in den Kristallen auch mit Hilfe der empfindlichen .Interferenzfarbe nicht mehr zu erkennen. Eine zwei- tägige Exposition auf 200° entwickelt nun in diesen Kristallen deutlich ausgeprägte, wenn auch wenig dichte Nebelschwaden, welche wiederum im polarisierten Lichte mit Hilfe des Gipsblättchens vom Hot I. Ordnung ganz klar herauskamen (Fig. 19). Selbst in einem Präparat mit nur 0,78 % Na CI und 99,22 % KCl zeigen sich noch spontan während langsamer Abkühlung gebildete Nebel, die auf eine begreiflicherweise nur schwache Entmischungs- reaktion schließen lassen (Fig. 20). Spannungsdoppelbrechung ist nicht mehr zu erkennen. Sehr reizvoll ist es, zu beobachten, wie zwischen eingeschlossenen Luftblasenzügen in den Kristallen die Nebel im polarisierten Lichte bei Einschaltung des Gipsblätt.chens vom Rot I. Ordnung in rotem Lichte hervortreten. Eine thermische Exposition auf 100°* verändert dieses Bild indessen nicht mehr, auch nicht bei sehr langer Dauer. Verdünnt man nun das Kochsalzdispersoid in den Sylvin- kristallen nochmals auf das Doppelte, so daß nur noch 0,39% Na CI auf 99,61 % KCl kommen, so sind doch immer noch spurenhafte Entmischungen zu bemerken, besonders dann, wenn man einen Dünnschliff nach der früher2 geschilderten zweiten Methode ultra- mikroskopisch untersucht. Man macht alsdann die interessante 1 Zeitschr. f. anorg. u. allg. Ch. 91 1915. p. 263—276. 3 Dies, t'entralbl. 1919. No. 5/6. l'ber Entmiscliungs-Dispersoide in anisotropen Medien. 183 Beobachtung, daß docli noch zwischen sehr deutlich einstellbaren Luftblasen einzelne ganz schwach aufhellende Partien mit den charakteristischen Polarisationseigenschaften der Entmischungsnebel sich in den sonst sehr vollkommen leeren Kristallen befinden ; es durfte allerdings nicht ganz leicht fallen, die Feinheiten der visuellen Beobachtung an solch überaus zarten Objekten bzw. der Original- photographie allgemein erkenntlich durch Reproduktion darzustellen (Fig. 21). Daß' die Entmischungsnebel ganz verschwinden, wenn man die Verdünnung des Natriumchlorids im Sylvin bis zu 0,20 % treibt, erkennt man auch aus Fig. 22, bei welcher der vollkommen optisch leere Kristall die dunkle Hälfte des Gesichtsfeldes einnimmt, während auf der anderen Seite winzige punktförmige und reihen- weise angeordnete Bläschen erscheinen, zwischen denen auch bei der stärksten Vergrößerung nicht die geringste Spur eines Ent- mischungsdispersöides auftritt. Zusammenfassung und Schluß. Es wird in dieser Mitteilung gezeigt, daß die Entmischungs- reaktionen in anisotropen Medien unter Umständen so außerordentlich feine Strukturelemente ergeben, daß nur die ultramikroskopische Methode befähigt ist, dieselben sichtbar zu machen. Die Beob- achtung, daß gewisse Sylvinvorkommnisse, welche Natriumchlorid nebelartig beigemischt enthalten, durch ihre eigentümliche Opaleszenz gekennzeichnet sind, wird durch eine vollständige Untersuchung der aus homogenen Mischkristallen im System KCl — Na CI entstehenden Entmischungsstrukturen dahin geklärt, daß eine mikroskopisch feine dispersoide Phase in den vorher homogenen Medien sich ausbildete. Es gelingt, durch thermische Expositionsversuche die äußerst feinen Dispersoide in gröbere ultramikroskopische Elemente iiberzuführen. ja bei genügenden Gehalten an den beigemischten Stoffen einen makroskopisch sichtbaren Zerfall in die Komponenten zu veranlassen. Es besteht die Aussicht, nach Art des vorliegenden einfachen Bei- spiels die schwierige Frage der Entmischungsreaktionen in dem mineralogisch so wichtigen System Orthoklas — Albit zu klären, in welchem die homogenen primären Mischkristalle (Anorthoklase) in mikro- oder gar krvptoperthitische Strukturen übergeführt werden müssten. Frankfurt a. M., Min.-petrogr. Institut der Fuiversität. im September 1918. Bei der Redaktion eingegangen am 9. Oktober 1918. 1 S4 R. E. Liesegang. Ueber horizontal gebänderte Achate. Von Rafael Ed. Liesegang. Mit 1 Textfigur. Der Anwendung- einer früher vorgetragenen ! Diffnsionstkeorie* der Achate auf eine Anzahl von horizontal gebänderten stellt kein Hemmnis entgegen. Der innerhalb der Gallerte rhythmisch gefällte Moff braucht dazu nur von einer glatten Fläche aus einzudiffundieren. Eine einfache Anordnung zur Erzielung solcher horizontaler Bänder ist folgende: Eine Mischung von Kieselsäure-Sol und Eisen- chlorid wird in einem Reagenzglas gelatinieren gelassen. Daraut wird die Gallerte mit Ammoniak iibersehichtet. Lin Laufe einiger Wochen ist die Hauptmasse des Gallertzylinders tiefbraun- und hell- gelb getrübt horizontal gebändert. Bei einem der Präparate kamen auf den Zentimeter 7 Streifen. Die Art der Ablagerung bietet der Übersättigungstheorie wahrscheinlich noch einige Schwierigkeiten. Denn der Niederschlag setzte in diesem Fall an keiner Stelle aus1 2. Nur seine Farbe wechselte. Aber hier kam es in der Hauptsache auf den Nachweis der Möglichkeit einer rli3Tthmischen Fällung von Eisenhydroxyd in Kieselsäuregallerte an. Seltsamerweise war gerade diese Reaktion bisher noch nicht versucht worden. — Für eine große Anzahl von horizontal gebänderten Achaten scheint jedoch diese Theorie kaum anwendbar zu sein. Unter Vermeidung einer eingehenden Beschreibung 3 der besonders für Uruguay charakteristischen Form sei nur auf deren anscheinende Abhängigkeit von der Schwerkraft hingewiesen. Die Wiederauf- tindung einer in Vergessenheit geratenen physikalischen Erscheinung und die zufällige Auffindung eines sehr eigenartig gebauten Achats- ließ eine neue Erklärungsart möglich erscheinen. In einem Gefäß mit irgend einer wäßrigen Salzlösung möge deren Konzentration von oben nach unten allmählich zunehmeu. Bei einer Erwärmung der Flüssigkeit bilden sich oft zahlreiche scharf begrenzte Bänder in derselben. Sie unterscheiden sich durch sprunghafte Änderung des Lichtbrechuugsvermögens. Auch durch rasche Abkühlung einer warmen Flüssigkeit mit kontinuierlichem Konzentrationsanstieg kann man letzteren zu einem sprunghaften machen. Auch die Temperatur steigt sprunghaft von einer höheren. 1 Dies. Centralbl. 1910 p. 593; 1911 p. 497. - Ein gleicher Zusammenhang der verschieden gefärbten Bänderungen von Eisenverbindungen zeigt sich auch beim Münzenberger und manchen, anderen Sandsteinen. 3 Vgl. den von H. Hein. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 25. p. 221 beschriebenen „Chalcedon mit geraden Schichten“. — Liesegang, .Die Achate.- Fig. 38 — 41. Über horizontal gebänderte Achate. 185 zu einer tieferen Schicht. Aufsteigende Luftbläschen werden von den Schicliten seitwärts abgelenkt. Hier macht sich also eine Oberflächenspannung der Grenzflächen bemerkbar. Ein in die Flüssigkeit gestreutes leichtes Pulver bleibt teilweise auf den Grenzflächen liegen. Diese Erscheinung war schon 1879 von .T. U. Lloyd beobachtet worden 1. Unabhängig von ihm beschrieb sie A. Sinding-Larsen 1902 von neuem2. Erst bei einer abermals davon unabhängigen dritten Auffindung wurde auf die Bedeutung derselben für die Er- klärung der von M. Rözsa beschriebenen heißen ungarischen Salzseen aufmerksam gemacht. Auch hier besteht ein Konzentratiousgefälle der Kochsalzlösung. Die Erwärmung durch die Sonnenbestrahlung macht dieses Gefälle zu einem sprunghaften. Dadurch baut sich die Sonnenstrahlung gewissermaßen selbst das ., Gewächshaus1'-. Lloyd und Sinding-Larsen haben eine von den angrenzenden Schichten unabhängige Zirkulation innerhalb jeder Schicht beobachtet. Sie wird besonders bei Gegemvart feiner suspendierter Pulver be- merkbar: Beim Erwärmen steigt die Lösung innerhalb jeder Schicht an der Glaswand hoch. Im Zentrum sinkt sie wieder nieder. Wie beim Golfstrom zeigen die entgegengesetzten Ströme der aufeinander- folgenden Schichten eine gewisse Unabhängigkeit voneinander. Ist aber eine derartige Zirkulation dauernd notwendig? Zuweilen erhielt ich beim Erwärmen einer etwas methylenblauhaltigen Kochsalz- lösung mit stärkerem Konzentrationsgefälle in einem Bezirk von 3 cm bis zu 10 scharfen Bändern. Zunächst waren dieselben durch den Brechungsindex deutlich zu erkennen. Verstärkt wurde die Wirkung noch farbig durch die Ablagerung eines Teils des kolloiden Pigments auf den Grenzflächen. An Stellen des Gefässes mit ge- ringerem Konzentrationsgefälle waren die Schichtabstände erheblich größer. Nur an letzteren war die Zirkulation sichtbar. Bei anderen Lösungen erhielt ich zuweilen Andeutungen einer farbigen Zerlegung des weißen Lichtes wie durch feine Gittersysteme. Hier ist die dynamische Erklärung durch dauernde Zirkulation nicht mehr gut vorstellbar. Jedoch ist hier nicht der Ort für eine physikalische oder physikalisch-chemische Deutung der Erscheinung. Die Haupt- sache ist die Entstehungsmöglichkeit solcher Schichten durch Er- wärmen oder Abkühlen überhaupt. ( Von der Entstehung der erst- genannten ist sie natürlich durchaus verschieden.) Erwähnt sei nur noch ihre leichte Erzeugbarkeit auch in einer entsprechend verteilten Lösung von Wasserglas (= Natriumsilikat mit über- schüssiger Kieselsäure). In einer Gelatinelösung mit entsprechendem Konzentrationsgefälle lassen sich die horizontalen Schichten durch 1 Proc. Americ. Pharm. Assoc. 1879. p. 682: Kolloidchem. Beili. 8. (1916.) p. 206. 2 Ann. d. Phys. (4.) 1). (1902.) p. 1186. 186 K. E. Liesegang. l asches Gelatinieren dauernd fixieren In diesem Zustand ist natürlich eine dynamische Theorie nicht mehr angebracht. Eine derartige Entstehung der horizontal gebänderten Achate sei als Arbeitshypothese hingestellt. Die Kieselsäure müßte in irgendeiner gelösten Form vorhanden gewesen sein. Vielleicht handelte es sich um eine heiße hochkonzentrierte kieselsäure- reiche Alkalisilikatlösung. Dieselbe könnte durch Abkühlung ge- schichtet und bald darauf in die Gallertform übergeführt worden sein. Dadurch wäre dieser Zustand wie bei der Gelatinegallerte fixiert worden. Später erfolgte die vollkommene Umwandlung in Kieselsäure. R. Nacken hat kürzlich in einer sehr wichtigen Arbeit auf die Bedeutung der über der kritischen Temperatur des Wassers (375°) befindlichen kolloiden Kieselsäurelösungen für die Achat- Theorie hingewiesen1 2. Auch er erklärt die Notwendigkeit einer verschiedenen Erklärung der Festungs- und der horizontal ge- bänderten „Uruguay“ -Achate. Bei der Abkühlung wurden die Temperaturen unter dem kritischen Zustand erreicht. Hierbei sei eine emulsionsartige Entmischung der Geodenfüllung eingetreten : Es bildeten sich zwei Phasen von zunächst nur geringem Unter- schied und nur wenig abweichendem spezifischem Gewicht aus. In dieser Emulsion vereinigten sich die Tropfen allmählich zu größeren und sanken infolge ihrer größeren Schwere zu Boden. Dort breiteten sie sich aus. Bei dieser Erklärung bildet aber die eigentliche Schichtung noch ein besonderes Problem. Denn der Anlaß zu einem Sprung- haften fehlt. Erst beim Hiuzukominen des letzteren würde die weitere Annahme von Nacken größere Bedeutung bekommen: „Ver- unreinigungen werden sich hierbei auf der Oberfläche der Tropfen ansammeln und können die feinen Grenzlinien zwischen den Schichten verursachen.“ Das hindert jedoch nicht eine Annahme der sonstigen Voraus- setzungen Nacken’s. Vielmehr erleichtert die Annahme einer sehr hoch erhitzten kolloiden Kieselsäurelösung die Erklärung des hohen Gehalts der Geoden an Kieselsäure ungemein. Im Anschluß an E. Jordis und W. Hennis spricht auch er von der Möglichkeit einer Stabilisierung des Systems durch Alkalisilikate. Zu der Annahme einer Gegenwart der letzteren verlockt be- sonders der neu zu beschreibende Uruguay-Achat. Neben der typischen horizontalen Bänderung zeigt derselbe ganz ausgezeichnet ausgebildete grüne „Silikatgewächse“. Solche würden sich in einem von Alkalisilikat freien Kieselsäuresol nicht bilden können. Das Alkalisilikat hätte also in diesem Fall noch eine zweite Funktion. 1 Kolloid-Zeitschr. 16. (1915.) p. 13. - Die Naturwiss. 5. (1917.) p. 269 u. 292. Uber horizontal gebänderte Achate. 187 Derartige grüne Schläuche erhält man bekanntlich leicht beim Einwerfen eines Stückchens von einem Eisenvitriolkristall in Wasser- glas. In seiner „Lithogeognosia“ hat .Ioh. Heini:. Pott diese -metallischen Vegetationen1' schon 1746 beschrieben. 1858 hat sie Gkrgens zur Erklärung von „konfervenähnlichen Bildungen in manchen Chalzedonkugeln“ benutzt. Diese von unten nach oben wachsenden Schläuche müssen sich in dem noch flüssigen Material vor der Horizontal-Bänderung des- selben ausgebildet haben. Denn letztere ist nicht dadurch beein- flußt worden. Uruguay-Achat mit Silikatgewächsen. (Nat. Größe.) Auch Nacken erwähnt das Nebeneinaudervorkommen der beiden Bänderungsarten. Uni ein solches handelt es sich auch hier: Die grünen Schlauchinhalte sind von konzentrisch gebänderten Schlauch- hüllen umgeben. Hier fällt Gallertbildung und Bänderungsbildung zeitlich zusammen. Bei der Betrachtung der einzelnen horizontalen Schichten dieses Achats zeigen sich darin kleine schwebende Körnchen. Deren Größe nimmt nach unten hin auffallend zu. Sie sind während des Sedimentierens durch die Verfestigung der Masse überrascht worden. Jedenfalls weist auch dies auf die richtige Stellung der Figur hin : Man kann nicht etwa die Silikatgewächse als Stalaktiten deuten. 188 E. Hentze. Eine Schwierigkeit dieser Schichtungstheorie soll nicht ver- schwiegen werden. Sie entspringt allerdings einer Beobachtung an einem anderen horizontal gebänderten Achat. Bei ihm ist durch Verwitterung randlich starke ., Entglasung“ eingetreteu. Die oberen Schichten erweisen sich dabei von gleicher Widerstandsfähigkeit wie die unteren. Bei einem ehemaligen Konzentrationsgefalle der Kieselsäure von unten nach oben wäre dies nicht zu erwarten. Kan müßte deswegen noch eine Hilfshypothese machen : Das Kon- zentrationsgefälle kann auch von einem beliebigen anderen Stoff geschaffen werden. Die Kieselsäure könnte ursprünglich ziemlich gleichmäßig verteilt gewesen sein. Bemerkenswerterweise ist bei jenem Stück (mit einer einzigen Ausnahme) jedesmal im (vermutlich) oberen Teil einer Einzelschicht die Entglasung am weitesten fortgeschritten. Kohlendioxydgas im Woevre-Ton. Von E. Hentze-Hamburg. Im Sommer 1917 hatte ich Gelegenheit, im Gebiete des Woevre-Tones in Nordfrankreich“ 1 ein praktisch weniger wich- tiges , wissenschaftlich aber recht interessantes Auftreten nicht unbedeutender Mengen Kohlendioxydgas zu beobachten. In einer Baugrube, nordwestlich von Etain, die am Hange eines niedrigen, ganz aus Woevre-Ton bestehenden Hügels angelegt wurde, trat eines Tages plötzlich eine größere Menge Gas auf, das bei den Ar- beitern Atembeklemmung, Erstickungsgefühl und schnelles Bewußtlos- werden hervorrief. Eine vorsichtig in die Grube gebrachte offene Lampe erlosch an bestimmter Stelle, der Oberfläche des Gases, das offenbar spezifisch schwerer als Luft war. Zur Zeit des Auftretens des Gases herrschte zudem ein ziemlich hoher Luftdruck und drückende Sommerschwüle. Mehrere von mir an Ort und Stelle angestellte chemische Reaktionen ergaben starke Rötung feuchten blauen Lack- muspapieres und ziemlich kräftigen Niederschlag in Kalkwasser, während Reaktionen auf schweflige Säure, Schwefelwasserstoff, Methan usvv. ein negatives Ergebnis lieferten. Ich halte nach meinen Beobachtungen das auftretende Gas für Kohlendioxyd. Nachdem die Baugrube einige Tage stillgelegen hatte und gründ- lich durchlüftet war, während gleichzeitig das Barometer fiel und Regen eintrat , war vom Gas keine Spur mehr vorhanden. Bei 1 Für seine Ausdehnung bietet die allerdings reichlich zusammen- fassend gehaltene Arbeit von Wohi.uemuth, Recherches sur Ie Jurassique moyen ä Test du bassin de Paris. Nancy 1883, sowie Lemoine’s Geologie du bassin de Paris, Paris 1911. einen, wenn auch nicht sicheren, Anhalt. Kohlendioxydgas im Woevre-Ton. 189 ■der nunmehr aufgenommenen Weiterarbeit wurden von Zeit zu Zeit bis zu einer Tiefe von ungefähr 6 m unter der Erdoberfläche die- selben Erscheinungen wieder beobachtet. Bei größeren Tiefen trat Gas nicht mehr auf. Die Beobachtungsstelle liegt ungefähr im mittleren Abschnitt der noch nicht sicher (ungefähr 270 m) festgestellten Gesamt- mächtigkeit des Woevre-Tones, der hier ungefähr 1,5° nach Westen einfällt. Da leider eine genaue Horizontierung des teils lagen- weise fossilreichen, stellenweise Bänke knolligen Kalkes führenden, meist, aber fossilleeren Woevre-Tones bislang noch fehlt, läßt sich die in Betracht kommende Zone in der Schichtenfolge nicht genau festlegen. Der an und für sich tief lavendelblaue Woevre-Ton ist hier durch Verwitterung bis zu einer Tiefe von 2 — 3 m intensiv gelb bis rostbraun gefärbt und schwach durchfeuchtet und geht nach der Tiefe zu allmählich in lavendelblauen , außerordentlich festen Ton über, der so zäh wird, daß stellenweise Schießarbeit wünschens- wert erscheint. Sowohl der gelbe Verwitterungshorizont als auch noch die obersten Schichten des blauen Tones sind, von oben nach unten an Menge abnehmend, durchsetzt mit schwebend ein- gelagerten Gipskristallen oder -kristallgruppen. Auch läßt sich ein geringer, mit der Tiefe anscheinend zunehmender Kalkgehalt nachweisen. Die Tatsache, daß der unverwitterte Woevre-Ton seine ■lavendelblaue Farbe einem Gehalt an Schwefelkies verdankt, der stellenweise sogar bankig unter Ausbildung dl großer Kristall- individuen oder -gruppen eingelagert ist , veranlaßt mich zu fol- gender Erklärung des Auftretens des Kohlendioxydes: Durch die langsam von Tage eindringenden Wässer verwittert der Schwefel- kies des Woevre-Tones unter Bildung von Eisenoxydhydrat und freier Schwefelsäure. Diese zersetzt den vor dem Prozesse in größerer Menge vorhandenen kohlensauren Kalk unter Bildung von Gips und freiem Kohlendioxyd. Die Bergfeuchtigkeit, reicht nicht aus. um alles gebildete Kohlendioxyd zu lösen , und so sammeln sich ± große Mengen Gas an. Ob es zu einer Bildung von Calcium - bicarbonat kommt, konnte ich nicht feststellen. Das Gas muß sich nach den oben geschilderten Beobachtungen offenbar in Spalten und sonstigen Hohlräumen ansammeln und durch allmähliche Zufuhr neu entstandenen Gases komprimiert werden. Wird eine solche Stelle angestochen, so entleert sich naturgemäß das unter Druck stehende Gas. In den oberen, schon stark verwitterten Ton- schichten wird das Gas entweder langsam entweichen oder beim Beginn von Grabungsarbeiten sich unmerklich mit der Luft ver- mischen. (Vielleicht auch beides zugleich.) Die Abnahme des Reichtums an Gipskristallen mit der Abnahme der Verwitterung ■sowie das Gebundensein des Gases an die Zone fortschreitender K. Schloßmacher, 190 Verwitterung scheinen mir meine obigen Vermutungen einerseits zu bekräftigen und anderseits darauf hinzu weisen, daß der Prozeß des Schwefelkieszerfalles und der Gips- und Kohlendioxydentstehung noch heute fortdauert und mit der Verwitterung fortschreitet. Im unverwitterten Woevre-Ton sind ähnliche Erscheinungen meines Wissens bis jetzt noch nicht beobachtet worden. Wie ich erfahren habe, sind „Stickgase" auch noch an anderen Stellen Kordfrankreichs bei Erdarbeiten hindernd aufgetreteu, uud zwar nördlich Pont ä Mousson (dort, wo die französische geologische Karte 1 : 80 000 auf Blatt Commercy vorwiegend Kalke mit ge- legentlichen Mergelbänken am Dogger— Lias-Übergange verzeichnet», ferner iu der Umgebung des deutsch-lothringischen Dorfes Delni. nordwestlich Chäteau-Salins (vermutlich auch an der Dogger — Lias- Grenze) und außerdem zwischen Montdidier und Noyon (in der Kreide an Stellen, die die genannte französische Karte auf Blatt Laon und Blatt Montdidier als „argile plastique, sables calcaires et liguites" sowie „sables et gres glauconieux" augibt). Es er- scheint nicht ausgeschlossen, daß es sich, wenigstens bei den ersten beiden Vorkommen, gleichfalls um Kohlendioxyd handelt. Ein Verfahren zur Herrichtung von schiefrigen und lockeren Gesteinen zum Dünnschleifen. Von K. Schlossmacher in Berlin. Mit 1 Textügur. Die Schwierigkeiten, mit denen man immer wieder bei dem Versuche, lockere oder schiefrige Gesteine zu schleifen, zu kämpfen hat, haben mich seinerzeit veranlaßt, im Mineralogisch-petro- graphischen Institut der Universität: Heidelberg einen Apparat zu konstruieren, der geeignet ist, solches Material derartig herzu- richten, daß die Anfertigung eines Diinnschlilfes in den Bereich der Möglichkeit gerückt wird. Unter den jetzigen Verhältnissen dürfte vielleicht mancher darauf angewiesen sein, seine Präparate selbst anfertigen zu müssen; aus diesem Grunde erscheint mir zur- zeit die Mitteilung der Einrichtung auch für weitere Kreise nicht ganz ohne Interesse. Beim Schleifen von lockeren und schiefrigen Gesteinen kommt es darauf an, die reichlichen und so verderblichen Lücken zwischen den einzelnen Gesteinspartikeln möglichst gleichmäßig mit Canada- balsam auszufüllen. Durch ein einfaches Eintauchen und Erhitzen ist dies natürlich nicht zu erreichen, es gehört vielmehr ein systema- tisches Ersetzen der diese Hohlräume erfüllenden Luft mit Canada- balsam. und zwar mit solchem Vanadabalsam, der beim Erwärmen Ein Verfahren zur Herrichtung etc. 191 keine Blasen mehr wirft, dazu. Zu diesem Zwecke muß der Balsam zunächst durch Erhitzen, am besten unter gleichmäßigem Absaugen der entweichenden gasförmigen Stoffe, entsprechend vor- bereitet werden. Dies geschieht in der in beigegebener Figur schematisch angedeuteten Anordnung, die zugleich die definitive Anordnung für die Präparation des Schleifsplitters ist. Der Canadabalsam wird in einer solchen Menge, daß auch größere Schleifsplitter bequem eingelegt werden können, in den Glaskolben B — die Dimensionen mögen dem Gutdünken jedes einzelnen überlassen werden — gefüllt und unter gleichzeitigem Absaugen mit der Säugpumpe auf dem Wasserbade erhitzt. Dabei darf weder das Erhitzen noch das Absaugen zu stark getrieben werden , da sonst ein Überschäumen der Masse und damit ein Verlust an Balsam und ein Verschmieren der ganzen Einrichtung eintritt; man muß also zunächst dabei stehen und regulieren und erst, wenn der Vorgang einen gleichmäßigen sicheren Gang an- genommen hat, die Sache sich selbst überlassen. Gibt der Balsam auch bei stärkerem Erhitzen keine wesentlichen Blasen mehr, so ist er genügend vorbereitet. Beim Abstellen der Säugpumpe ist darauf zu achten, daß vorher durch den Hahn 11 Luft eingelassen wird, damit kein Wasser aus der Säugpumpe in den Kolben B getrieben werden kann. Um einen solchen Unglücksfall ganz aus- zuschließen, ist eine Wuu-'t’sche Flasche in den Weg zur Säug- pumpe eingeschaltet, die nötigenfalls das zurücksteigende Wasser abfängt. Den so präparierten Balsam kanu man dann in dem gegen Verschmutzen verschlossenen Kolben B bis zum Gebrauche aufheben. Soll nun ein Gesteinssplitter mit dem Balsam getränkt werden, so bringt man ihn uacli gehöriger Reinigung und Trocknung durch die mit einem Gummikorke verschließbare seitliche Öffnung in den StutzenS des Kolbens B, und nach luftdichtem Abschluß werden W’asser- bad und Säugpumpe in Betrieb gesetzt. Auf diese Weise wird die. 192 A. Ehringhaus, Wohlfeiler Platindraht-Ersatz etc die Zwischenräume im Splitter erfüllende Luft, die dem Eindringen des Balsams sonst so hinderlich ist, einigermaßen ausgetrieben und der Balsam gleichzeitig erwärmt. Ist die nötige Dünnflüssigkeit des Balsams erreicht, so stürzt mau durch ein leichtes Kippen des Kolbens 7? den Splitter aus dem Stutzen S in den Balsam. Dort wird zunächst ein gelindes Aufschäumen, das aber an dem Splitter haftet und von der vor dem eindringenden Balsam noch entweichen- den Luft herrührt, stattfinden: hat dieses aufgehört, so ist der Splitter genügend durchtränkt und kann (nach ( tffnen des Hahnen II und dann Abstellen der Luftpumpe) mit einer Pinzette aus dem Balsam herausgefischt werden. Der Balsam in der Röhre verbleibt für weitere Präparierungen in dieser und kann von Zeit zu Zeit durch Zugeben von frischem Balsam und erneutem Einkochen auf- gefüllt werden. Sollte der Balsam einmal durch zu langes, z. B. monatelanges Stehen zu hart werden und die zähflüssige Form verlieren, so läßt er sich durch Verdünnen mit Xylol wieder in den gewünschten Zustand bringen. Wohlfeiler Platindraht-Ersatz zur Erzeugung von Flammen- färbungen. Von A. Ehringhaus in Göttingen. Den Platindraht, den man in chemischen und physikalischen Laboratorien zur Erzeugung von Flammenfärbungen zu benützen pflegt, kann man einfach und billig durch einen Streifen Filtrier- papier ersetzen. Um eine Salzlösung auf Flammenfärbung zu prüfen, tränkt man einen mehrfach gefalteten schmalen Streifen reinen Filtrierpapieres mit dieser Lösung und bringt dann das feuchte Ende des Streifens in die äußeren Partien einer Bunsen- ftamme. Liegen feste unlösliche Salze vor, so taucht man den Streifen in verdünnte Salzsäure und bestreut ihn mit dem Salz. Man erhält in beiden Fällen eine gute, reine Flammenfärbung, die so lange anhält, wie das Filtrierpapier durch die Feuchtigkeit und das Salz vor dem Verbrennen geschützt wird. Es gelingt auch, nach dieser Methode monochromatische Dauerflammen zu erzeugen. Man braucht hierzu nur das eine Ende eines Filtrierpapierstreifens in ein mit der Salzlösung (z. B. XaCl) gefülltes Schälchen dauernd einzutauchen und das andere Ende in die Bunsenflamme einzu- führen. Ein leichtes Verkohlen des Filtrierpapieres schadet durch- aus nichts, da sich bald eine Salzkruste bildet, die durch ihre Porosität immer frische Lösung ansangt. F. Kinne, Lauediagramme des Benitoit. 193 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Lauediagramme des Benitoit. Von F. Rinne in Leipzig. Mit 12 Textüguren. Die Beugungsmuster von Röntgenstralilen, die ein Kristallpunkt- ■sy stem durchdringen und als Lauediagramme auf photographischen Platten aufgefangen werden, können, wie bekannt, zur Unterscheidung von 11 Abteilungen der 32 Kristallklassen dienen. Man erhält diese 1 1 Gruppen durch Beifügung eines Symmetriezeutrums zur Klassen- symmetrie, im Falle es ihr mangelt. Damit schließen sich einerseits die Klassen des pedialen und pinakoidalen und anderseits die des spheuoidisehen, domatischen und prismatischen Typus der Kristall- systeme zu je einer Abteilung zusammen. Die nachstehenden Fig. L— fi geben eine einfache projektionsmäßige Erläuterung dazu. Außerdem kommen im trigonalen und im tetragonalen System je zwei trigyroidische bezw. tetragyroidische Klassen in Betracht, die sich röntgenographisch durch den nämlichen Symmetriezusatz dem pinakoidalen und prismatischen Typus zugesellen, wie es die Fig. 7 und 8 zeigen. Bei Symmetrieerkundungen von Kristallen mittels der Laue- * diagramme taucht also jeweils die Frage auf, ob die zur Unter- scheidung stehenden Klassen im obigen Sinne röntgenographisch ver- schieden sind oder nicht. Z. B. standen beim hier zu behandelnden Benitoit zu Zeiten die trigonal bipyramidale, ditrigonal bipyramidale und ditrigonal pyramidale Klasse für das Mineral in Frage. Wie die betreffenden Figuren zeigen, würden diese drei Fälle unterschiedliche röntgenographische Effekte geben, insofern die Lauediagramme ent- weder eine hexagonal bipyramidale oder eine diliexagonal bipyra- midale, bezw. eine ditrigonal skalenoedrische Symmetrie aufweisen müßten. Die einschlägige Frage könnte also röntgenogrammetrisch ent- schieden werden, vorausgesetzt, daß keine störenden Momente sich geltend machen, die Unregelmäßigkeiten der Diagramme mit sich bringen. Besonders haben H. Haga und F. M. .1 arger auf Ab- weichungen der Lauediggramme von der erwarteten Symmetrie hin- gewiesen. Auch ich habe bei mannigfachen Aufnahmen Gelegenheit .gehabt, solche Störungen kennen zu lernen. Man kann ihnen, wie Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 13 194 F. Rinne. Fig. 2. Rhombisches System (digonaler Rhythmus). Reihe a : Stufen 3, 4. 5 digyrisch-sphenoidische, domatische und prisma- tische Stufe i. Die digyrisch-pediale und pinakoidale Stufe sind bereits im monoklinen System enthalten. Reihe b: Symmetrie der entsprechenden Röntgenogramme. Reihe a : Reihe b : Fig. 1. Triklines und monoklines System (Urformen). Stufen 1 — 5 (pediale, pinakoidale sowie sphenoidische, domatische und prismatische Stufe). Symmetrie der entsprechenden Röntgenogramme. Fig. 3. Trigonales System. 1. Abteilung < trigyrischer Rhythmus). Reihe a: Stufen 1 — 5 (trigyrisch-pediale, pinakoidale. sphenoidische, doma- tische und prismatische Stufe). Reihe b : Symmetrie der entsprechenden Röntgenogramme. Lauediagramme des Benitoit. 195 Fig. 4. Tetragonales System. 1. Abteilung (tetragyriseher Rhythmus). Reihe a: Stufen 1 — 5 (tetragyrisch - pediale, pinakoidale, sphenoidische, domatische und prismatische Stufe). Reihe b : Symmetrie der entsprechenden Riintgenogramme. Fig. 5. Hexagonales System (hexagyrischer Rhythmus). Reihe a: Stufen 1—5 (hexagyrisch - pediale, pinakoidale, sphenoidische, domatische und prismatische Stufe). Reihe b: Symmetrie der entsprechenden Röntgenogramme. Fig. 6. Isometrisches System (isometrisch-trigyrischer Rhythmus). Reihe a: Stufen 1 — 5 (isometrisch-trigyrisch-pediale, pinakoidale, sphenoi- dische, domatische und prismatische Stufe). Reihe b: Symmetrie der entsprechenden Riintgenogramme. 13* 196 F. Rinne. die Erfahrung zeigt, oft entgehen, wenn recht genaue Orientierung der zu untersuchenden Kristallplatten befolgt bleibt, was durch prä- zise Handhabung des vortrefflichen WüLFiNG’schen Schleifapparates bei kristallographisch gut ausgebildetem Material verbürgt wird. Es ist zu bedenken, daß die Reflexprojektionen, wie sie in den Lauediagrammen für die Strukturflächen vorliegen, eine Abweichung der Normallage stark zur Geltung bringen. Liegt z. B. die Haupt- achse einer nach {001} geplanten tetragonalen Platte nicht genau Fig. 7. Trigonales System. 2. Abteilung (trigyroidischer Rhythmus). Reihe a : Stufen 6 und 7 (trigyroidisch-pediale und domatische Stufe). Reihe b: Symmetrie der entsprechenden Röntgenugramme. Fig. 8. Tetragonales System. 2. Abteilung (tetragyroidischer Rhythmus . Reihe a : Stufen 6 und 7 (tetragyroidisch-pediale und domatische Stufe). Reihe b : Symmetrie der entsprechenden Röntgenogramme. in Richtung des Primärstrahls, so bekunden sich auch die Prismeu- flächen, die bei richtiger Lage nicht reflektieren, mit oft sehr starken Punkten dicht am Einstich des .Hauptstrahls. Dazu kommt dann ein einseitiger Interferenzausfall bestimmter Strahlen, was zusammen oft eine starke Herabminderung des Symmetrieeffektes mit sich bringt. Sehr wesentlich ist fernerhin, die zu durchleuchtende Partie unter dem Mikroskop auf Reinheit der Substanz zu untersuchen, bezw. eine geeignete Stelle auszuwählen. Eine starke Einengung der Blendenöffnung macht das auch z. B. bei durch Einschlüsse un- gleichmäßigem Material oft noch möglich. Krümmungen, strahliger Bau u. dgl. lassen ein Material für röntgeuogrammetrische Unter- suchungen natürlich wenig geeignet erscheinen l. 1 Bei der Photographie des Brems- und Linienspektrums von Röntgen- strahlen zeigt es sich ganz besonders, daß gleichmäßiger Bau von Kri- stallen. wenigstens auf für den Fall nötige größere Erstreckung, recht selten ist. Lauediagramme des Benitoit. 197 Am Benitoit hat F. M. Jaeger1 bereits eine Reihe von Laue - diagrammen aufgenommen; sie führten, wie die Autoren bekunden, zu kristallographisch unmöglichen Symmetrien des Minerals. Bei den von mir unter Assistenz von Dr. H. Ctrandinger unter- suchten Platten lagen die Verhältnisse günstiger. Es zeigte sich, daß von den drei Symmetrien, die, wie oben erwähnt ist, seinerzeit für Benitoit in Frage standen, unzweideutig lediglich eine in Be- 1 F. Ms Jaecer, Over een nieuw Verschijnsel bij de buiging van Röntgenstralen. Akad. v. Wetensch. Amsterdam. 1915. p. 1207. 198 F. Rinne, trächt kommt : der Benitoit gehört der ditrigonal bipyramidalen Klasse an. Entsprechend ist sein Lauediagramm von dihexagonal bipyra- midaler Erscheinung. Es kamen zur Anwendung Platten von je etwa 1 mm Dicke bei einer Beleuchtung von 20 — 25 Minuten durch eine Lilienfeld- Röhre mit Wolfram-Antikathode; sie waren genauestens parallel {0001}; {0112}: {0111} und {1010} orientiert. Das Lauediagramm von {0001} (Fig. 9) zeigt seelm Symmetrie- ebenen, je drei nach {1010} und {1120}, das von {0112} gleichwie Lauediagramme des Benitoit. 199 von {0111} (Fig. 10 u. 11) eine nach {2110} und das Muster von {1010} zwei, eine davon nach {0001} * die andere nach {1210} < 4.5 cm. Schließlich ist Grenze CDE durch die Forderung gegeben, daß der die Intensität regulierende Lorenzfaktor nicht zu klein werden darf, also : 1 ^(h k 1 1 , , 31-m2a- \ „ , h- - i ’-f ln 4- . , . m’n'c-a- 4nc* ' > 1 23 ' 1 Vgl. F. Rinne. 1. c. Der Abstand der vorderen, der Röhre zu- gekehrten Seite des Präparats von der photographischen Schicht betrug 5.64 cm, die Dicke des Präparats 0,7 cm. Als genaue Orte des aus- gedehnten Beugungsfleckeu wurden solche Punkte der Messung zugrunde gelegt, daß als Abstand des idealen Beugungszentrums von der photo- graphischen Platte 5,30 cm einzusetzen sind. R. Gross. 1. c. Das Lauephotogramni des ßises. 205 Für jede Stellung’ A und nc :111a, resp. B und 11c :111a' läßt sicli nun ein Diagramm wie Fig. 3 in der Weise entwerfen, daß die Grenzen 0 D E 0 die auf dem Photogramm vorhandenen Indizes möglichst eng umschließen. Aus der Lage von ODA ergibt sich dann ein Anhaltspunkt für die absolute Größe von ma und nc und damit für die Zahl Z der im Elementarparallelepiped enthaltenen Molekel. Z . (2 •- 16) . 1,65 W m2 al . n c . \ 3 = spez. Gew. = 0.9161. Über den Verbleib der innerhalb ODEO liegenden und auf der photographischen Platte nicht erschienenen Indizes muß dann der Strukturfaktor Auskunft geben. Wir vernachlässigen die H-Atome als Beugungszentren und ■erhalten Tabelle 1 (p. 206). Die Lösungen sind sämtlich identisch, solange die Schwärzungs- Verhältnisse uns nicht nötigen, die a„, ßn, yn der höhermolekularen Elementarparallelepipeda feiner abzustimmen. Dazu besteht aber vorläufig kein Anlaß Kolonne 3 und 4 der Tab. 2 sind in vor- 1 Versuchsweise vorgenommene Veränderungen der «n, ßn, yn um wenige Prozent machten sich bereits störend bemerkbar. 206 R. Groß, Tabelle 1. Stel- lung Achsen- verhältnis z Erzeugende Punkte im Elementarparallelepiped (Orte der Sauerstoffatome) A c a 2 000 111 3 32 c 2 a 8 000 HO |00 010 111 Ti irr 221 211 121 3 ? 2 362 1> 3 2 2c a 4 000 111 3 34 001 113 3 34 2c 3a 18 3 c a 6 000 111 3 3 6 0()i 111 3 32 00f 115 3 3 (j 3c 2 a 24 B c a' 6 000 HO tfO OH 1 2 1 2 c 2 a' 24 2 c a' 12 züglicher Übereinstimmung, wenn man bedenkt, daß die plioto- metrierten Schwärzungszahlen kein Energiemaß, sondern nur eine Rangordnung darstellen. Die RiNNE’sche Achsenanordnung mit zwei Molekiileu im Elementarparallelepiped ist also auch röntgenometrisch die ein- fachste. Das ihr entsprechende, zur Erklärung der Beugungs- Hecken ausreichende Gitter zeigt Fig. 4. Es ist dihexagonal- bipvramidal (3)s, h)- Welche Meroedrierung durch die Lagen der H-Atome und durch die oben erwähnte feinere Abstimmung der an, ßn, J'n erreicht wird, läßt sich aus den vorliegenden Laue- photogrammen nicht ableiten. Greifswald, Mineralogisches Institut, 3. Mai 1919. Eingegangen den 8. Mai 1919. CM o 0> rfl Das Lauephotogramm des Eises. 207 Intensität II. Ord- nung 05^ of 0,471 bß G G Lorenz- faktor CM 00 03^ t— l i 1 1 II. Or Struk- tur- faktor - I l‘ 1 co 05 -f cT co i> CO cT 1 1 1 1 Intensität I. Ord- nung l 0,25 l l- CO »o> CM cT 0,234 b * G Lorenz- faktor CO co CO CO L'-" CO 05*' 14,2 CM 0 01 22,2 ° 4 c _ 4-3 CO tur- faktor o CO CO O - - 0.98ti 0,756 0,445 05 cq^ 05 »o ö 0,322 co 05 Ol ö' pmnsq-eiTu^ua^ 8,70 o cq_ CO*' 2,41 1 Ol io CO*' 2,82 2,70 taiqa-eqoaq Sunzj-BAvqog CO 03 Tf (M ^auqoajaq Ol o CO • O -t co ‘PBtisuatui oT cT *r#T O o Ö' cT 103 [03 'co ICC CM 03 Ol \iO — CM CM [oquiÄg 3 > • >> N3 X 208 W. 0. Dietrich. Über sogen. Tabulaten des Jura und der Kreide, insbesondere die Gattung Acantharia Qu. Von W. O. Dietrich in Berlin Mit 2 Textfiguren. Als Solenopora mit Fragezeichen hat F. He ritsch 1 neuestens eine im Äußeren Chaetetes- artige Form beschrieben, deren nähere Betrachtung mich sogleich an gewisse Vorkommnisse des schwäbischen und französischen Malms und an die Formen, welche Deninger 1906 aus mesozoischen Ablagerungen bekannt gemacht hat, erinnerte. Daß es sich nicht um Solenopora , also eine Kalkalge, handelt, geht schon aus der Größe der knolligen Stöcke — ein Bruchstück mißt 10 cm in der Höhe — hervor, ferner besonders aus der Derbheit der sie aufbauenden polygonalen Röhren (0,3- — 0,4 mm). An- scheinend sind dem Autor die Arbeiten von Rothpletz 1 2, Yabe 3 und Vinassa de Regny4 entgangen, wo die Solenoporen und Ver- wandte ausführlich abgehaudelt sind; die Geuusdiagnose findet sich in der RoTHPLETz’schen Arbeit von 1913 p. 7. Es erledigt sich durch diese Arbeiten auch die Angabe Hehitsch’s, daß bisher nur eine einzige Art, S. sponyioides Dyb., bekannt sei. Nach der Wandstruktur (mediane Trennuugslinie), der Ver- mehrungsart (Zwischenknospung) und den sonstigen Merkmalen der Zellröhren macht es gar keine Schwierigkeit, die neue rumänische Form, die aus Tithonkalken mit Diceras spcciosum stammt, bei den Monticuliporiden uuterzubringen und als Monotrypa zu bestimmen. Der Mangel an Diaphragmen, welchen Heritsch konstatiert, rührt vielleicht (ähnlich wie bei M. pontica Den.) daher, daß die ..Böden“ nur zonenweise in größeren Abständen Vorkommen und die unter- suchten Schliffe gerade bödenfreie Lagen zwischen solchen Zonen getroffen haben. Übrigens beobachtet man an den Abbildungen 1 und 2 der Stöcke zahlreiche scharfe Querbrüche und Abbrüche der 1 F. Heritsch, Solenopora (?) Hilberi aus dem oberen Jura von Tschernawoda in der Dobrudscha. Jahrb. k. k. geol. R.-A. 67. p. 335 — 336. Mit 1 Taf. Wien 1918. 5 A. Rothpletz. Über Algen und Hydrozoen im Silur von Gotland und Ösel. Kgl. Svensk. Vet. Ak. Handl. 43. Uppsala u. Stockholm 1908: — Über die Kalkalgen. Spongiostromen und einige andere Fossilien aus ■dem Obersilur Gottlands. Sver. Geol. Undersök. Ser. Ca. No. 10. Stock- holm 1913. 3 H. Yabe. Über einige gesteinsbildende Kalkalgen von Japan und China. Sei. Rep. Tohoku Imp. Univ. (2.) 1. H. 1. 1912. 4 P. Vinassa de Regny. Triadische Algen, Spongien, Anthozoen und Bryozoen aus Timor. Paläontologie von Timor, herausgeg. v. J. Wanner Liefg. 4 p. 73. Stuttgart 1915. Über sogen. Tabulaten des Jura und der Kreide etc. 209 Röhrchen, die nach meinen Erfahrungen an derartigen Stöcken das Vorhandensein von „Querböden“ auzeigen. Wandporen und vor- springende Wandleisten fehlen. Wenn Heritsch sagt, daß „bei den fehlenden Tabulae an einen Chaetetes nicht zu denken“ sei, so ist dies zwar auch ein Grund, aber nicht der wichtigste, der gegen Chaetetes spricht. Der Hauptgrund liegt in den nicht fest ver- schmolzenen Röhren. Nach den Zitaten und dem Schlußsatz, der eine Neuuntersuchung der „sogen. Chaetetes des Jura und der Kreide als eine dankbare Aufgabe“ hinstellt, muß man auch annehmen, daß Heritsch das Feld für weniger bestellt hält als es in Wirk- lichkeit ist. Das Interesse der Paläontologen an diesen und ähn- lichen Organismen war stets wach, aber von den Sammlern und in den Sammlungen sind sie stiefmütterlich behandelt worden, und dies hat vermutlich bis heute eine monographische Bearbeitung der zerstreut sich findenden jifrassischen und cretacischen sog. Tabulaten verhindert. Als Vorarbeit dazu seien mir daher im folgenden einige Bemerkungen gestattet. Eine Übersicht und kritische Besprechung fast aller bis zum Jahre 1913 bekannt gewordenen mesozoischen und käuozoischen „Tabulaten“ verdanken wir W. Weissf.rmel \ Zugleich bietet diese wichtige Arbeit einen ausgezeichneten Überblick über den der- zeitigen Stand der Frage nach den postpaläozoischen Tabulaten, ihrer Abstammung und systematischen Stellung. Die Formen der Kreide hat 1914 J. Felix1 2 katalogisiert; wir können aus dem Katalog entnehmen, daß 3 Gattungen mit 3 Arten zu den Favo- sitiden, 2 Gattungen mit 9 Arten zu den Chaetetiden und 1 Gattung mit 1 Art zu den Monticuliporiden gehören sollen. Diese Liste ist wesentlich im Sinne der W EissERMEL’schen Zusammenstellung zu modifizieren. Seither sind wahrscheinlich keine weiteren Formen mehr beschrieben worden, außer zwei Monotrypa- Arten, die ge- nannte HI. Hüben Her. sp. und HI. chaetetiformis Vetters3 aus dem mesozoischen Kalke nicht näher bekannten Alters der siid- dalmatinischen Insel Cazza. Zu bemerken ist, daß diese letzte weder im Wachstum noch im Röhrenbau besonders Cliaefetes-arüg ist. Die Kolonie bildet ein dickes Polster mit axial und peripher verschiedenem Wachstum. In der Längsachse wachsen die Röhren vertikal hoch empor, am Rande seitlich gerichtet in kurzen Bogen ; 1 In J. Böhm und W. Weissermel, Über tertiäre Versteinerungen von den Bogenfelser Diamantfeldern. 11. Tabulaten und Hydrozoen. Beitr. geol. Erforsch, deutsch. Schutzgebiete. H. 5. p. 84 — 111. Mit 2 Taf. Berlin 1913. 2 Im Fossilium Catalogus. I. Pars 5 — 7. 3 H. Vetters, Über eine tabulate Koralle und eine Stromatopore aus den mesozoischen Kalken Dalmatiens (Insel Cazza). In Ginzberger, Beitr. z. Naturgesch. der Scoglien und kleineren Inseln Süddalmatiens. 1. Denk. Ak. Wiss. Wien. 92. 1916. p. 295—298. Mit 1 Taf. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 14 210 W. 0. Dietrich. das entspricht ganz einem polsterförmigen Bryozoen-Zoarium. Dabei besitzen die gleichartigen dünnen Röhrchen 0,25 cm Durchmesser1- , also bedeutend mehr als Pseudochaetetes polyporus Haug, mit welcher Vetters die dalmatiner Form wegen der ähnlichen Wandstruktur, allerdings unter Ablehnung einer Verwandtschaft, vergleicht. Die in den hiesigen Sammlungen befindlichen Materialien er- lauben zu folgenden Formen Einige Angaben zu machen. Chaetetes capillif or mis Mich. Aus dem Sequan von Chätelcensoir (Yonne) liegen zwei radial- faserige Kugelsegmente von ca. 4 cm vor. Sie stimmen makroskopisch mit der aus einem höheren Horizont stammenden bulgarischen Form vollständig überein, so daß mir zuerst eine Identifizierung beider möglich schien. Die Maße sind: Durchmesser der Röhren (von Wandmitte zu Wandmitte) 0,22 — 0,35 mm. Wandstärke 0.05 — 0,07 „ Zahl der Böden in 2 mm : 5 — 6. Die Stockoberfläche ist wie bei den meisten dieser mesozoischen Tabulaten schlecht erhalten ; auch für mikroskopische Zwecke ist die Erhaltung ungünstig. Das Lumen der Röhren ist mit grob- kristallinischem drüsigem (’alcit erfüllt, während die Wände struktur- lose, leicht zerreibliche Kalkhäute sind. Im Querschnitt liefern die Röhrchen isodiametrische Polygone, allermeist reguläre Sechs- ecke, deren Wände fest miteinander verschmolzen sind; es ist keine Trennungslinie zwischen den Nachbarwänden zu beobachten. Ebensowenig ist Streckung der Querschnitte, Bildung von Wandleisten und Einziehung einer neuen Querwand in einer Zelle (Teilung) zu beobachten. Neue Zellen entstehen in den Ecken zwischen den Polygonen. Die Querböden sind dünn und eben und stehen überall im Stock in ziemlich regelmäßigen Abständen. Poren fehlen in den Wanden und Böden. Auf dem Längsbruch lassen sich die Röhrchen in gleichbleibender Ausbildung 2 — 3 cm weit verfolgen. Kein periodisches Wachstum, sei es durch Verdickung der Wände oder durch Anhäufung von Böden in gleicher Höhe ist vorhanden. Der Stock ist ohne konzentrische Schichtung und Schalenbau und nur durch lange Röhrenfasern ausgezeichnet. Die Vermehrung der Röhren erfolgt, wie man deutlich beobachten kann, durch Knospung, meist nach Art der KocH’schen Zwischenknospuug ( a in Fig. 1). Nicht selten läßt sich aber auf Längsbrüchen auch deutlich die Knospungsstelle selbst erkennen in Form von Spaltung oder Gabelung 211 Über sogen. Tabulaten des Jura und der Kreide etc. einer Röhre ( b in Fig. 1). Wenn dabei die nebeneinander her- laufenden Mutter- und Tochterröhren annähernd gleich stark sind, könnte man an eine Zweiteilung denken. Aber nach dem Quer- schnittsbild ist auch diese Spaltung in zwei fast gleiche Röhren nicht als Teilung, sondern als Knospung aufzufassen, wie die Zwischenschaltung einer neuen, mehr oder weniger langfaserig zu- gespitzten Röhre, wobei mau die Ursprungsstelle dieser Zwischen- knospe nicht nachweisen kann. Ich glaube, daß es sich auch bei diesen scheinbar extramural entstehenden Einschiebungen von Röhren um Seitenknospung handelt, die infolge der Lage der Knospungs- stelle nur nicht zur Beobachtung gelangt. Wir haben bei unserem Chaetetes capilliformis einen ähnlichen Vermehrungsmodus, wie ihn Weissermel bei Favosites nachgewiesen hat, und wenn wir der Vermehrungsart ausschlaggebende Bedeutung zuerkennen, wie es dieser Forscher tut, so müssen wir diesen jurassischen Chaetetes von den echten Chaetetiden (mit Vermehrung durch Teilung) ent- fernen, sofern .wir nicht annehmen wollen, daß die Familie ihren Vermehrungsmodus seit dem Devon geändert hat1. Mindestens müssen wir die Genusbezeichnung der jurassischen Form ändern und eine’ neue wählen. Ich schlage Btastochaetetes vor, wegen der Vermehrung durch Sprossung und da die Form sonst mit einem typischen Chaetetes übereinstimmt. Ob wir in Btastochaetetes ein Bryozoen-Zoarium zu erblicken haben, muß mangels einer befriedigenden Anschlußmöglichkeit vorerst offen bleiben. Btastochaetetes nimmt eine Mittelstellung zwischen den Chaetetiden und den Trepostomata ein. Chaetetes pol t/p or as Qu. Aus dem schwäbischen oberen weißen Jura liegen mir drei Stöcke2 3 von „Chaetetes polyporus Qu.“ vor. Sie unterscheiden sich durch die konzentrische Schichtung und die bedeutend feinere und kürzere, etwas hin- und hergebogene Faser von Cli. capilliformis Mich. Das Wesen des lagenförmigen Baues ist noch unbekannt. Eins der verkieselten Stücke wäre als Pseuäochaetetes polyporus Haug zu bezeichnen. Ich bin aber mit de Angelis d’Ossat 3 der Ansicht, 1 C. Rominger, On the occurrence of typical Chaetetes in the devonian strata at the falls of the Ohio etc. Am. Geologist, Juli 1892, p. 57, gibt an: „Die Behauptung, daß Chaetetes sich nur durch Teilung vermehre, ist mindestens nicht ganz korrekt; ich besitze Querschnitte von typischen Chaetetes, welche eine Vermehrung der Röhren durch Knospen, die aus den Ecken der Röhrenwände emporsprossen, klar erkennen lassen.“ 2 Zwei Stöcke, einen verkalkten von Heidenheim und einen ver- kieselten von Bermaringen, verdanke ich der Güte des Oberförsters in Bermaringen, Herrn Dr. K. Rau. 3 r>E Angelis d’Ossat, I coralli del calcare di Venassino (Isola di Capri). Atti R. Acc. Sei. fis. e mat. Napoli. (2.) 12. p. 11. 1905. 14* 212 W. 0. Dietrich, daß Pseudochaetete s mir ein Erhaltungszustand ist. bei welchem durch teilweise Auflösung der ursprünglichen Wand und späterer Wiederausfiillung (hier infolge der Verkieselung) die Röhrenwände konzentrisch verdickt und das Lumen der Zellen im Querschnitt kreisförmig erscheint. Prevek 1 hält Pseudochaetetes als Gattung aufrecht: Er hat an Stücken aus dem Tithon des Gran Sasso. die er als Ps. polyporus Qu. sp. bestimmte, gefunden, daß auf Längs- schliffen die Böden stets an der inneren Wandschicht Halt machen, nicht bis an das, was de Angelis Wand heißt, heranreichen. Dies würde dafür sprechen, daß die innere Wand kein sekundärer Absatz, sondern ein Bestandteil des Organismus ist. An den schwäbischen Stöcken ist derartiges nicht zu beobachten. Meine Dünnschliffe von einem in kristallinen Calcit umgewandelten kuge- ligen Stock, der sehaligen Bau zeigt, stimmen mit den Abbildungen Taf. 7 Fig. 9 — 11 bei Wolfer1 2 überein. Sie sind dort als „Stromato- pora“ bezeichnet, aber nicht weiter untersucht. Die „Röhrchen“ haben nach meinen Messungen eine Stärke von 140 — 160 u und sind kurz spindelförmig. Die Struktur der Wände ist durch die Umkristallisation zerstört, das Lumen der Zellen ist mit Calcit- kristallen erfüllt, Böden, Stacheln oder Leisten sind nicht zu beobachten. Was diese Organismen sind, ist mir noch unklar. In Stramberg kommt Ähnliches vor, ist aber anscheinend auch nicht untersucht. Weissermel führt von Arnegg einen „wirklichen Chaetetiden“ als Ch. cf. capilliformis Mich. auf. Auch Wolfer nimmt das Vorkommen von eigentlichen Cliaetctes neben dem von ihm als Stromatopora gedeuteten Teil des Cliaetctes polyporus an. Steinmann erklärte 1909 Ch. polyporus und Pseudochaetetes für Corallinaceen, die die Lücke zwischen den Solenoporen und den Lithothamnien ausfüllen helfen sollen. Die ganze Frage ist also in Schwaben noch in einem sehr unbefriedigenden Zustande. Sogen. Ch act et es der Kreide. Sichere Vertreter der Gattung Chaetetes will de Angeles d’Ossat im „Ivaprikalk“ (Urgoapt) von Venassino gefunden haben und zwar 2 Arten, die er Ch. Capri 1 und Ch. Capri 2 heißt. Es handelt sich um kleine Knollen mit divergentstrahligen Röhr- chen, die sich wie bei Ch. radians vermehren sollen und deren Kelchdurchmesser bei der einen Art 0,2 — 0,6 mm, bei der anderen 0,6 — 1,2 mm beträgt. Die dicken Wände sind einfach und nicht perforiert, Septalleisten fehlen, Böden stehen bei der einen Art 7 in 2 mm, bei der zweiten etwa 3 in 2 mm Länge. Die Röhren- zellen sind kurz, nicht lang. Der Umstand, daß de Angelis 1 Prever, Coralli giurassiche del Gran Sasso d’Italia. Atti R. Acc. Sei. Torino. 44. p. 989. 1909. 2 Wolfer, Bryozoen des schwäb. Jura. Palaeontogr. 60. p. 170. 1913. Über sogen. Tabulaten des Jura und der Kreide etc. 213 d’Ossat die kaprisclien Formen mit vermeintlichen, gleich zu be- sprechenden Chaetetes- Arten aus der französischen Oberkreide ver- gleicht, ohne deren Bryozoen-Natur zu erkennen, ferner der Um- stand, daß Oppenheim1 * unzweifelhaft denselben Organismus 189!) als Canavaria (?) capriotica mit wesentlich anderen Merkmalen und unter Ablehnung der Bestimmung als Chaetetes beschrieben hat, endlich der Umstand, daß in den Kalken von lvapri Ellipsactinien, schlechte Hexakorallen, Monotrypen (M. limitata Den.) und nach Osimo wahrscheinlich auch Stromatoporiden Vorkommen, wodurch die Gefahr von Mißgriffen nicht gering ist, alles dies erschwert die Erkenntnis der genannten Chaetetes auf Grund bloßer Literatur- studien. Da mir nur ungenügendes Material von Kapri zur Ver- fügung steht, vermag ich die Kenntnis dieser Gebilde nicht zu fördern, glaube aber, daß es sich um Bryozoen handelt. Canavaria Volsconm Oppenheim 2 halte ich für eine astraeoporide Steinkoralle. Bryozoenverdächtig ist auch Chaetetes Lugeoni Jacc. aus dem Gault der Plaine morte (Wildstrubel). Das Unikum ist ein halbkugeliger Stock von 4 cm Durchmesser. Die Röhrenzellen haben im allge- meinen 1 mm Durchmesser, sind also recht weit. Die Wände sollen miteinander verschmolzen und porenlos sein, die Vermehrung ■soll durch Teilung von „Pseudosepteu“ aus, deren Zahl meist 6 beträgt, erfolgen. Die Abbildung zeigt aber starke Vermehrung durch Sprossung. In allen Röhrenzellen linden sich horizontale Böden in 0,5 — 1 mm Abstand voneinander. Für die Bestimmung als Chaetetes sind bei derartigen Orga- nismen der Aufbau aus prismatischen Röhrchen, die einheitlichen dichten Wände und die Böden maßgebend, während die Autoren über die Vermehrungsart und das Stockwachstum gewöhnlich rasch hinweggleiten. Die erstgenannten Merkmale sind aber bei Orga- nismen, die polyzoisch in aufrechten Röhren leben, so allgemein verbreitet, daß sie für die Gattungsbestimmung nicht ausreichen. Die Vermehrung durch Teilung scheint mir für die beiden „ Chaetetes “ der Unterkreide nicht ganz sicher erwiesen. Die 6 sogen. Chaetetes- Arten der Oberkreide, welche der FEux’sche Katalog aufführt, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit sämtliche zu streichen. Weissermel hat sie in seiner Liste3 der Tabulaten der Kreide mit Recht fortgelassen. In der hiesigen Sammlung sind aus den Hippuritenschichten (Oberturon) vom Etang de Berre bei Martigues (Bouches du Rhone) die 3 „ Chaetetes “ ßäbeUum, irregularis und Coquandi Michelin vorhanden. Es sind alles große massige oder ästige Zoarien von Cerioporiden, über 1 Z. D. G. G. 51. p. 234. Taf. 13 Fig. 5 — 6 ; -ferner ebenda. 58. p. 136. 1906. * Ebenda. 1899. p. 231. Taf. 13 Fig. 2. s a. a. 0. p. 98. 214 W. 0. Dietrich. deren genauere artliche Auffassung und Umgrenzung inan den GnEGORY’schen Bryozoeukatalog 1 einsehen möge. Erwähnen will ich noch, daß als Cliaetetes Coquandi hier (von A. Kraktz etikettiert) das Innere eines großen polsterförmigen feinkelcliigen Korallenstockes vorhanden ist, der aus dem Senou von Boyan stammt. Die Bestimmung ist sicher falsch, es handelt sich um eine höchst merkwürdige coenenchymlose neue Gattung mit porösem Skelett, die in die Nähe von Astraeopora zu gehören scheint 2. Ihre Veröffentlichung wird anderweit erfolgen, es sei nur noch im Vorbeigehen bemerkt, daß sie mit einer anderen madreporiden Form aus Boyan, die, obwohl ziemlich unaufgeklärt, in allen stammesgeschichtlichen Exkursen über die Nachfahren der Favositiden eine Bolle spielt, nämlich mit Köninck ia gracilis E. et H.. nichts zu tun hat. (Geerth möchte Koninckia für eine Älveopora halten, und dies ist sehr wahrscheinlich, zumal nachdem Felix diese Gattung in der obersten Kreide von Portugal nachgewiesen hat.) Vermeintliche echte Zoantharia tabul ata der Kreide. Als Favositiden der Kreide werden 3 Formen genannt : Ubaghsia favosites Oppenh., Beaumontiaf solitaria White und Paronipora pennicillata Caped. Die letzte, aus der „Kontaktzone von Kreide' und Eocän“ bei Pouriac herstammend, soll ein sicherer Favositide aus der Familie der Pachvporiden sein. Die außergewöhnliche Feinheit der Böhrenzellen (50 — 80 /< Durchmesser) legt den Ver- dacht nahe, daß es sich um eine neue Kalkalge aus der Verwandt- schaft der Solenoporiden handelt. Die fragliche Bcaumontia kann füglich gestrichen werden, denn Bcaumontia ist eine paläozoische Gattung, deren systematische Stellung anscheinend unsicher ist. Es bleibt dann noch die Gattung Ubaglisia von Mastricht übrig. Acantliaria (— Ubaghsia). Von ihr liegt ein größeres, allerdings nicht besonders gutes Material vor, das schon Quenstedt in Händen hatte. Die Form ist schon sehr lange bekannt. In Goldfuss’ Petrefacta Germaniae. I. 1829. Taf. 28 Fig. 1 a — h, p. 80 sind als Calamopora spongites var. tuberosa folgende Sachen beschrieben : Fig. 1 a — e ist Alveolites suborbicularis Lau. von Bensberg. Fig. 1 f ist ein iVrrosffes-Steinkern von Bensberg. Fig. 1 g stellt einzelne Röhrensteinkerne von f in vergrößerter Längs- ansicht dar. Man sieht die Ausfüllungen der Wandporen alsVerbinduugsfäden. 1 J. W. Gregory, Catalogue of the fossil Bryozoa in the departement of Geology, British- Museum. The Cretaceous Bryozoa. II. London 1909. p. 148. 151, 170. 2 Vielleicht steht ihr Canavaria volscorum Oppenheim sehr nahe. Leider ist das Original zu dieser Canavaria in Pisa. Über sogen. Tabulaten des Jura und der Kreide etc. 215 Fig. 1 h stellt als zum selben Stück (f) gehörend (!) eine vergrößerte Draufsicht dar, von der der Text jedoch angibt : „Ein vergrößerter Ab- druck der äußeren Oberfläche aus dem St. Petersberge.“ Es ist kein Zweifel, daß die Figur das wiedergibt, was Oppenheim 1899 Ubaghsia genannt hat. Man sieht Bilder von polygonalen Zellrühren und von Aus- füllungen solcher. Zwischen letztere sind Ausfüllungen von Wandporen gezeichnet, aber die Wände der Zellen sind porenlos dargestellt. 1881 hat Quenstedt 1 unseren Organismus unter „einigen Mastriclitern Probleinaticis“ behandelt. Die Abbildungen sind durch- aus einwandfrei, bis auf die vergrößerte Darstellung einer Zell- mündung, in welcher die Stacheln zu streng und gleichmäßig radial- strahlig stehen, statt regellos. Der kurze Text wird der Erschei- nung dieser Kolonien gerecht; am Schlüsse heißt es: „Ohne Zweifel waren diese Säulchen viel länger und Favositen oder Chaeteten ähnlich, doch bemerkt man bei diesen wohl Rauhigkeiten, aber nie so lauge Stacheln; man könnte sie darnach Acantliaria-St&chel- behälter heißen.“ Neu entdeckt wurde Acantharia 1899 von P. Oppenheim a, der sie in Unkenntnis der QuENSTEDT’schen Priorität als Ubaghsia eingehend beschrieb, übrigens ist dieser Name seit 1886 durch J. Jullien als Untergattungsbezeichnung einer Gruppe von Steginopora vergeben1 * 3. Obwohl Oppenheim seine Ubaghsia keineswegs den Favositiden oder nur Tabulaten zurechnete, sondern im Gegenteil mögliche Beziehungen zu den Alveoporinen und den Oetaetiniaria ausführlich diskutierte, wurde sie doch seither allge- mein als einer der wenigen sicheren Nachkommen der paläozoischen Favositiden erklärt und dementsprechend verwertet. Als ich mich mit dem Material beschäftigte, ging ich ebenfalls von der üblichen Auffassung aus, erkannte aber sehr bald die Nicht-Favositiden- Natur. Als ich Herrn Prof. Oppenheim mündlich meine Zweifel an dem Vorhandensein von Wandporen und die Ansicht äußerte, daß eine Bryozoe vorliege, erfuhr ich, daß Herr Prof. Oppenheim an diese Möglichkeit bereits- gedacht habe. Er entwickelte mir gegenüber ganz bestimmte systematische und stammesgeschichtliche Anschauungen, dahingehend, daß Formen wie Ceriopora (Bepto- multicava) spongites Ge. aus dem Cenoman den Ausgangspunkt einer Reihe bilden, die über Beptomulticava irregularis oder ähnliche Arten schließlich zu seiner großzelligen Ubaghsia als Endglied geführt habe. Mit den genannten südfranzösischen Formen hatte ich die Mastrichter Gattung schon verglichen, ohne mich für eine nähere 1 Die Röhren- und Sternkorallen. Leipzig 1881 . p. 859. Taf. 176 Fig. 57. 5 Oppenheim, Paläontologische Miscellaneen. i'ber einige Tabulaten- ähnliche Korallen des Mesozoicum. Z. D. G. G. 51. p. 226 — 231 u. 236. Taf. 13 Fig. 1 — 1 b. Berlin 1899. 3 Siebe in F. Canü. Revision des Bryozoaires du Cretace figures par d'Orbigny. II. Bull. Soc. geol. France. (3.) 28. p. 455. Paris 1900. 216 W. 0. Dietrich. Verwandtschaft entscheiden zu können. Ich fand dann weiterhin, daß gewisse für Acantharia bezeichnende Merkmale, so die Stacheln und Querböden, auch bei den Bryozoen Vorkommen; Diaphragmen sind ja bei Cerioporiden, Heteroporiden u. a. eine bekannte Er- scheinung. Wandstacheln traf ich in den Zooecien von Rcpto- multicava spongites Gf. , R. hetcropora Rohm, (einzelne Zacken), Ceriopora ramulosa d’Orb., bei einer Ceriopora- Art aus dem Einsehen oder Senon von Villedieu; ferner übergab mir Herr Geheimrat Pompeck, t aus dem Oberoligocän von Bünde kuchenförmige Zoarieu von anscheinend unbeschriebenen Bryozoen, die ihn gerade auch wegen der zahlreichen Stacheln an Ubaghsia Oppenh. erinnert hatten. (Die kurzen Stacheln werden hier allerdings im Gegen- satz zu Acantharia stets in die Bildung der Diaphragmen einbe- zogen; sie bleiben nicht frei wie dort.) Auch bei Heteroporiden ünden sich die Stacheln in den Zooecien ähnlich wie bei Acantharia. Die Morphologie der Zellen von Acantharia ist von Oppenheim ausführlich dargestellt worden 1. Bezüglich der Stacheln sei be- tont, daß sie gänzlich regellos und ohne bestimmte Richtung stehen. Sie sind verschieden lang, oft hohl; sie lassen sich in keiner Weise mit den Septalstacheln von Alveopora homologisieren, denn diese sind dornförmige Trabekeln. Die Diaphragmen sind bald dicht, bald feinporig, häufig haben sie auch gröbere Löcher, alles ohne Gesetzmäßigkeit. Sie wachsen als dünne Kalk-Membranen ring- förmig vom Rande nach der Mitte zu, wobei manche Stacheln teils ganz in ihre Ebene zu liegen kommen, teils schräg daraus hervorstehen. Die Porosität rührt daher, daß die Kalkhaut nicht überall gleich dick ist, sondern dünne Stellen oder unverkalkte (wie oft in der Mitte) aufweist. Dasselbe gilt von den Zellwänden; von einer Homologie mit den regelmäßig angeordneten Wandporen bei Favosites kann keine Rede sein. Damit kommen wir zur Struktur der Zellwände von Acantharia , deren mikroskopische Untersuchung Weissermel „zur völligen Klärung ihrer systema- tischen Stellung“ noch gefordert hat: Die Wände von Acantharia sind einfache, homogene, dichte, weiße Kalkhäute aus feinstkristal- linischem CaC03; von einem Mittelstreif ist nichts zusehen, nicht einmal ein lagenförmiger Aufbau ist nachweisbar. Zuweilen sind allerdings die Zellen mit einer gelben Kalkhaut ausgekleidet, die sich von der eigentlichen Wand, die dann gleichsam als Mittel- lamelle erscheint, deutlich abhebt. Ich halte dies aber für einen sekundären Infiltrations-Zustand. An der einfachen und einheit- lichen Wandstruktur von Acantharia scheitert jeder nähere Ver- 1 Seiner liebenswürdigen Bereitwilligkeit verdanke ich auch die Kenntnis des Originales zu Vbaglisia favosites. Doch sind im folgenden absichtlich nur die Beobachtungen an den Materialien des Institutes wiedergegeben. Über sogen. Tabulaten des Jura und der Kreide etc. 217 gleich mit Favosites. — Die Vermehrung der Zooecien im Acantharia- Stock geschieht durch typische Sprossung wie in einem massigen Brvozoenzoarium. Es gibt nur Blastozooecien. In der Draufsicht sieht ihan, daß die jungen, kegelförmig zugespitzten Zellen meist in den Ecken zwischen älteren Zellen oder auf den Wänden dieser erscheinen. Die Vermehrung erfolgt hauptsächlich am Rande des Zoariums; im Inneren ist mit fortschreitendem Alter eher eine Verminderung der Zahl der Röhren als eine Vermehrung zu konstatieren. Dementsprechend wächst der Stock flach polsterförmig. Oppenheim gibt „sowohl Teilung als Zwischensprossung“ an seinem Stocke an. Die Teilung dürfte auf den in Fig. 2 versinnbildlichten Vorgang zuriickzuführen sein. Es handelt sich dabei, wie man sieht, um das Gegenteil einer Vermehrung durch Teilung. In der Draufsicht auf den Stock hat es allerdings den Anschein, als ob durch Entstehung von Scheidewänden, die durch Verplattung und Verwachsung der Stacheln begünstigt wird, in der Tiefe der Röhren neue Zellen ent- stünden. In Wirklichkeit aber entsteht nach oben zu aus 2 Röhren eine einzige, wie auch Oppenheim’s Fig. 1 a 1 (Seitenansicht) am Unterrand 8 Röhrenzellen, am Oberrand dagegen nur 6 erkennen läßt. Die Gattung Acantliaria ist aus der Gruppe der Tabulaten zu entfernen ; ihrer Einreihung unter die Cerioporiden stehen keine Hindernisse im Wege. Ob man diese Bryozoenfamilie mit den Trepostomata vereinigt oder zu den Cyclostomata stellt, bleibt für die systematische Auffassung von Acantliaria, insbesondere ihrer Nichtverwandtschaft mit den Favositiden gleich. Innerhalb der Cerioporiden nimmt Acantliaria durch ihre riesigen Zooecien eine Sonderstellung ein ; die Taxonomie mit den Vertretern dieser Familie bedarf näherer Untersuchung von seiten der Spezialisten. Ich möchte zum Schlüsse die Eigenschaften von Acantliaria in folgender Diagnose zusammenfassen : Acantliaria ( Ubaghsia Oppenh. non Jullien) wächst in flachen, unebenen, massigen Zoarien von unregelmäßig kreisförmigen Um- rissen. Der größte vorliegende Stock hat fast 16 cm Durchmesser besessen und besteht aus mehreren Einzelkolouien, die auf der Unterseite und am Rande von einer gemeinsamen periodisch ab- geschiedenen Kalkhaut (Epithek) eingehüllt werden. An den größeren Zoarien läßt sich ein zentraler Teil mit senkrecht wachsenden Zooecien und — in allmählichem Übergang — ein peripherer Teil mit bogenförmig nach außen und oben verlaufenden Zellen unter- scheiden. Ganz am Rande kriechen die Zooecien in ihrem proxi- malen Teil. Alle Röhren richten sich auf und die Peristome suchen sich alle senkrecht zur Stockoberfläche zu stellen. Die a. a. 0. Tat. 13. 218 M. Berek, Mündungen der Zooecien sind vemmdet polygonal bis kreisförmig. Es sind nur einerlei Zooecien vorhanden, prismatische Röhrenzellen von gewöhnlich 1 mm. selten bis 1.5 mm Durchmesser und 1 cm bis höchstens 2 cm Länge, die sich mit vollständig verschmolzenen Wänden aneinanderlegen. (Eine Änderung in der Größe und der Organisation der Röhren ist mit der Richtungsänderung nicht ver- bunden, jeder Vergleich mit Inversaria, z. B. mit Ceriopora tubi- poracea Gf., verbietet sich daher.) Die Wände und Böden sind je nach dem Grad der Reife dicht oder porös. Im Innern der Zooecien sind zahlreiche Diaphragmen und Stacheln vorhanden. Die sogen. Tabulaten des Jura und der Kreide schrumpfen nach dem Vorstehenden merklich zusammen. Sichere Favositiden und Chaetetiden gibt es im Malm und der ganzen Kreide über- haupt nicht. Die Bryozoen, Ordnung Trepostomata, erfahren Zu- wachs. Eine vermittelnde Stellung zwischen den Chaetetiden und Monticuliporiden scheint die neue Gattung fflastochactetes einzu- nehmen. Ungewiß ist die systematische Stellung von Cliaetetopsis. Berlin, Geologisch-paläontologisches Institut der Universität, 3. Oktober 1918. Die astigmatischen Bildfehler der Polarisationsprismen. Von M. Berek in Wetzlar. Mit 1 Textfigur. Die erste Anregung, mich mit den astigmatischen Bildfehlern der Polarisationsprismen zu beschäftigen, erhielt ich während meiner Studienzeit, als Herr Geheimer Bergrat Prof. Dr. Th. Diebisch ge- legentlich einer Demonstration des SoRBv'schen Phänomens daran die Bemerkung knüpfte, daß es merkwürdigerweise für die Qualität der optischen Abbildung nicht gleichgültig sei, an welcher Stelle des Strahlengaugs das Polarisationsprisma eingeschaltet werde. Inzwischen hat S. Becher1 die Beziehungen zwischen der Störung der homozentrischen Strahlenvereinigung und den zu beobachtenden astigmatischen Bildfehlern klargelegt. Als Biologen hat ihn indes nur die ortlioskopisclie Beobachtungsweise interessiert. Bei den mineralogisch-petrographischen Untersuchungen ist auch die kono- skopische Beobachtungsweise zu berücksichtigen. Ferner werde ich im folgenden zeigen, wie sich die allgemeine Theorie der astigma- tischen Bildfehler im Polarisationsmikroskop leicht auf der Grnnd- 1 S. Becher. Ann. d. Phys. 47. 1915. 285—364. Die astigmatischen Bildfehler der Polarisationsprismen. 219 läge eines einfachen Prinzips der geometrischen Optik entwickeln läßt. Es ist gewissermaßen das Grundprinzip des Strahleuganges in optischen Instrumenten. Ist (1er Astigmatismus (1er Polarisationsprismen bei der Be- obachtung störend? Zur Demonstration des SoRBY’schen Phänomens wird gewöhnlich ein Netzmikrometer benutzt. Ein solches Objekt läßt zwar die astigmatische Differenz ganz deutlich hervortreten, wenn man das anisotrope Medium unmittelbar auf das Mikrometer legt; für die Beurteilung der Bildfehler im Polarisationsmikroskop ist es aber weniger geeignet. Seine Strukturelemente erscheinen unter einem gewissen Gesichtswinkel, der sich mit der Vergrößerung ändert. Im Gegensatz hierzu sind die in einem Gesteinsdiinnschliff auftretenden Trennungslinien der verschiedenen Medien, ferner die Zwillings- grenzen, die Kanten usw. ideal feine Strukturen, deren Gesichtswinkel auch bei starker Vergrößerung Null bleibt. Zur Entscheidung unserer Frage wird sich daher ein beliebiger, nicht zu feinkörniger Gesteins- dünnscliliff am besten eignen. Um durch die Interferenzfarben nicht gestört zu seiu, entfernen wir den Polai’isator. Wir wählen ein schwaches Objektiv (No. 1 oder 2 der einzelnen Firmen) und ein mittleres oder noch besser ein starkes Okular. Den Tubusanalysator schalten wir zunächst aus. Vollziehen wir nun langsam die Einstellung, so wird mit der Annäherung an die Scharf- einstellung unser Auge unruhig und fühlt sich erst in dem Augen- blick entlastet, wo die Scharfeinstellung erreicht ist. Machen wir denselben Versuch bei eingeschaltetem Tubusanalysator, so werden wir zumeist den Tubus über die Stellung optimaler Schärfe hinaus- schieben und geben ihm erst nachträglich eine Lage, in der uns das Bild am wenigsten schlecht erscheint. Die Qualität dieses Bildes ist ganz erheblich minderwertiger; verschieden orientierte Struktur- elemente besitzen einen verschiedenen Schärfegrad, und deshalb wechselt die Akkommodation des Auges auch nach endgültiger Ein- stellung des Bildes ständig. Der durch den Astigmatismus erzwungene s t ä n d i g e Akkommodationswechsel w ä h - rend der Beobachtung, nicht das Farben spiel der Interferenzen ist es, was die Beobachtung i m Polari- sationsmikroskop mit dem Tubusanalysator so er- müdend macht und das Auge viel mehr schädigt, als die Beobachtung im gewöhnlichen Mikroskop. Machen wir nun den gleichen Versuch, indem wir unter Bei- behaltung unseres Okulars zu stärkeren Objektiven übergehen, so finden wir, daß die schwachen Systeme die Störungen in höherem Maße zeigen als die starken. Gerade die schwachen und mittleren Systeme werden aber bei petrographischen Arbeiten am meisten 220 M. Berek. gebraucht. Wenn E. A. Wülfing1 seinen Verzicht auf Korrektion der astigmatischen Bildfehler im Polarisationsmikroskop mit den Worten begründet: „Die astigmatischen Störungen sind bei miuera- logisch-petrographischen Untersuchungen übrigens auch vielfach nicht von der Bedeutung wie bei biologischen Arbeiten, weil unsere Objekte nicht jenen Grad der Feinheit und unsere Vergrößerungen auch für gewöhnlich nicht ein solches Maß erreichen, daß jener Astigmatismus besonders hervortrete,“ so kann dem nicht bei- gestimmt werden. Im Verlaufe unserer weiteren Darlegungen werden wir die Erklärung dafür erbringen, warum die schwächeren Objektivsysteme die astigmatischen Störungen der Polarisationsprismen stärker her- vortreten lassen. Bezeichnungen. Zur Vermeidung von Wiederholungen seien die benutzten Ab- kürzungen zusammengestellt. E, @ : reziproke Ebenen. U, 11 : astigmatische Unscharfe in E bzw. ®. B, 23 : astigmatische Verzerrung in E bzw. ®. 0,132 : astigmatische Konstante für Paraxialstrahlen. I : Prismenlänge. u, u : halber Öffnungswinkel in der Ebene E bzw. @. a : halber Öffnungswinkel in der Präparatebene des Mikroskops. A : wirksame Apertur des Objektivs. 21 : wirksame Apertur der BKRTRANn’schen Linse, r, r : Blendenradien in E bzw. o : Radius des wirksamen orthoskopischen Gesichtsfeldes im Objekt. R. 21 : Radius der Austrittspupille im Orthoskop bzw. Konoskop. f : Brennweite (allgemein), f, : desgl. des Objektivs, fj' : desgl. der BERTRANü'schen Linse. f2 : desgl. des Okulars. F : desgl. des orthoskopischen Mikroskops. jy : desgl. des konoskopischen Mikroskops (BF.RTRAND'sche Linse + Okular). v, D : Lateralvergrößerungen in E bzw. (5. vr v,', v2. V, 21: Lateralvergrößeruugen der verschiedenen Linsensysteme entsprechend den Bezeichnungen für die Brennweiten. J : Abstand der reziproken Ebenen E und @ (im Mikroskop: optische Tubuslänge). e, c : Abstand der Ebenen E bzw. ($ von der zugehörigen Hauptebene eines optischen Systems. E. A. Wülfing, Abh. Heidelberg. Akad., math.-nat. Kl. (6.) 1918. 34. Die astigmatischen Bildfehler der Polarisationsprismen. 221 j: : Abstand der Ebenen E bzw. @ von dem zugehörigen Brenn- punkt eines optischen Systems. S : Schirmabstand vom hinteren Brennpunkt des Gesamtsystems (bzw. deutliche Sehweite), n : Brechungsindex einer homogenen Immersion, d. b : astigmatische Differenz. Die astigmatische Differenz. Zunächst sei an einige fundamentale Erscheinungen erinnert. Wir setzen voraus, daß der Analysator ein normal polarisiertes Gesichtsfeld besitze1. Ein axiales ursprünglich .homozentrisches Strahlenbündel besitzt nach Durchgang durch ein solches Prisma entsprechend dessen optischem Symmetriecharakter nur mehr zwei aufeinander senkrechte Symmetrieebenen. Demgemäß erfahren nur Strukturelemente, die parallel und senkrecht zum Hauptschnitt des Prismas orientiert sind, eine scharfe Abbildung in beziehentlich zwei Ebenen, deren Abstand die astigmatische Differenz genannt wird. Die senkrecht zum Hauptschnitt einfallenden Strahlen kon- vergieren infolge der kleineren Vertikalverschiebung, die sie bei dem Durchgang durch das Prisma erfahren, früher als die im Hauptschnitt verlaufenden Strahlen. Die Differenz dieser Vertikal- verschiebungen in den beiden Symmetrieebenen, die astigmatische Differenz, ist unabhängig von der Schnittweite des Strahlenbiindels. aber eine Funktion seines Öft'nungswinkels und proportional der Prismenlänge. Für Paraxialstrahlen erreicht sie einen maximalen Grenzwert vom Betrage b = 0,132 1 (1) Indes ändert sich innerhalb der durch das brauchbare Gesichtsfeld des Prismas gesteckten Grenzen b um noch nicht 1| %. Diese Genauigkeit reicht aus, um unbeschadet der Allgemeinheit die Ab- hängigkeit der astigmatischen Differenz vom Öffnungswinkel zu vernachlässigen. Die astigmatischen Bildfehler in reziproken Ebenen. Jede optische Störung in einem von abbildenden Strahlen durch- setzten Raum läßt sich hinreichend und eindeutig erfassen, wenn wir den Strahlenverlauf in zwei reziproken Ebenen E und (5’ des Strahlenganges betrachten. Diese sind dadurch definiert, daß die von einem Punkte der Ebene E ausgehenden Strahlenbündel ihre Basis in 6 haben, und umgekehrt. Legen wir den Haupt- schnitt des Prismas in die Zeichenebene der Figur, so werden senkrecht zum Hauptsclmitt liegende Strukturelemente in dem mit E bzw. ß bezeichneten Ebenen unscharf abgebildet. Als Maß dieser 1 Prisma nach Glan-Thompson, Ahrens, Glan-Foucaclt, Frank & Ritter. 222 M. Berek, astigmatischen Unschärfe sehen wir an die Breite U bzw. 11 der Zerstreuungslinie in E bzw. (5 für die im Hauptschnitt verlaufenden, nach dem zweiten axialen Schnittpunkt konvergierenden Bündel. Der Astigmatismus in E bewirkt ferner, daß die Durchstoßpunkte der parallel und senkrecht zum Hauptschnitt verlaufenden Strahlen in der reziproken Ebene G verschiedenen Abstand von der Achse haben, und der gleiche Zusammenhang besteht zwischen dem Ästig- i € o Astigmatismus eines Polarisationsprismas mit normal- polarisiertem Gesichtsfeld in reziproken und konjugierten Ebenen. Die aiisgezogenen Strahlen verlaufen iin Hauptschnitt, die gestrichenen senkrecht zum Hauptschnitt des Prismas. Die linke Hälfte der Figur ergibt die primären Bildfehler, die rechte Hälfte die sekundären nach Abbildung durch ein optisches System HH'. matismus in © und den Durchstoßpunkten in E. Die Blenden in E und G erscheinen also verzerrt. Als Maß dieser Verzerrung wählen wir den Ausdruck • P, = r" ~ r± bezw. 33 = l" - r± J\l r± Aus der Figur ergeben sich dann folgende Beziehungen für die astigmatischen Bildfehler: U = 2 b tgu U = 2btgu (2) Die astigmatischen Bildfehler der Polarisationsprismen. 223 Der Astigmatismus in einer Ebene erzeugt in dieser Ebene eine U n s c li ä r f e der Abbildung und in der zu ihr reziproken Ebene eine Bildverzerrung. Die astigmatischen Unschärfen in zwei r e z i p r o k e n E b e n e n verhalten sich wie die Tangenten der zugehörigen Öffnungswinkel. Die astigmatischen Verzerrungen der Blenden in zwei reziproken Ebenen sind nume- risch gleich, aber von entgegengesetztem Sinn. Aus der Figur folgt ferner: tgu = ?± tgu = und demnach U : 11 = n : rx Die astigmatischen Unscharfen der Abbildung in zwei reziproken Ebenen verhalten sich umgekehrt wie die zugehörigen Blende nradien senkrecht zum Hauptschnitt. Außerdem gilt noch r„ tgu = ■ " • i’x und mithin U 2 (r„ — Ul) tgu = 11 Ul — U. b 2 (Ul — Ui) Die astigmatische Unschärfe in einer Ebene ist nume- risch gleich der Differenz der verzerrten Blenden- durchmesser in der reziproken Ebene. Bei der Abbildung des reziproken Ebenenpaares durch ein optisches System wird die astigmatische Unschärfe entsprechend der Maßstabsbeziehung zwischen Objekt und Bild vergrößert ; die astigmatische Bildverzerrung hingegen bleibt ungeändert, weil sie als Quotient zweier achsensenkrechten Längen definiert ist. Be- deuten v und ü die Lateralvergrößerungen in E' und (52, so erhalten wir für die astigmatischen Bildfehler im Bildraum: U' B' vU B U' = üU 23' = 23 (3) Die Lateralvergrößerungen können in verschiedener Weise bestimmt werden : 1 . durch den Abstand konjugierter Ebeneu von den Haupt- punkten : , , • v = u = C (4) 2. durch den Objektabstand oder Bildabstand vom zugehörigen Hauptpunkt und durch die Brennweite : e' - f f f' e — f b = v e'-f' f' f c — f (5) 224 Personalia. 3. durch den Objektabstand oder Bildabstand vom zugehörigen Brennpunkt und durch die Brennweite: f x (6) Obwohl nach den Formeln (3) die astigmatischen Fehler im Bildraum in sehr einfacher Beziehung zu den ursprünglichen Fehlern des Objektraumes stehen, ist der Charakter des Astigmatismus in in den Bildebenen E' und ©' ein wesentlich anderer geworden als der im Objektraum. Im Bildraum hat die astigmatische Differenz infolge der verschiedenen Axialvergrößeruug verschiedene Werte. Sie ist also nicht mehr unabhängig von der Schnittweite. Man findet f2 b (e' — f )2 b (e — f) e — f — b - f2-(e'-f')b fVb_ __ W - f )2 b (e — f (e — f — b) f'2 — (e‘ — f' ) b (?) Die astigmatischen Unscharfen in den reziproken Bildebenen stehen daher nicht mehr in derselben einfachen Beziehung zueinander wie im Objektraum, wohl aber die Blendenverzerrungen. Diese Grundlagen reichen für die allgemeine Theorie der astigmatischen Bildfehler- im Polarisationsmikroskop aus. (Schluß folgt.) Personalia. Berufen: Dr. R. Groß, Privatdozent an der Universität Greifswald, als außerordentlicher Professor für Mineralogie und Petrographie an die Universität Hamburg. — Prof. Dr. Erich Kaiser, der sich im Herbst 1913 auf eine Forschungsreise nach Deutsch- Südwestafrika begeben hatte und dort von dem Krieg überrascht worden war, ist nach Deutschland zurückgekehrt und hat seine Lehrtätigkeit in Gießen wieder aufgenommen. — Dr. Heinrich Baumhauer, Professor der Mineralogie in Freiburg i. d. Schweiz, begeht am 11. August sein 50 jähriges Doktorjubiläum. E. Dittler. Zur analytischen Untersuchung etc 225 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Zur analytischen Untersuchung von Mieser Wulfeniterzen. Von E. Dittler in Wien. Bei der Untersuchung- verschiedener Wulfenitvorkonnnen aus Mies in Kärnten, die dort ganz ähnlich den Bleierz Vorkommen von Bleiberg auftreten, ergab sich mir die Notwendigkeit eine Methode auszuarbeiten, die es ermöglichte, neben dem hauptsächlich als Gangart vorhandenen Ca auch die Elemente Pb, Mo und Zn möglichst exakt in einer einzigen Probe zu bestimmen Als Mineralien kommen neben Wulfenit, Bleiglanz und Bournonit insbesondere Kalkstein und Dolomit in Frage, die sich unter Umständen derart durchsetzen, daß eine Isolierung kaum möglich ist. Die Erze finden sich absätzig als Schnüre, Schalen und Knoten und werden begleitet von Galmei, Schwefelkies, Cerussit, Angle sit, Greenockit, Gips, Limonit, Hämatit und Calcit, die in Hohlräumen dicht nebeneinander angetroffen werden. Der Analysengang wäre folgender: 1. Ca. 1 g feinstgebeutelte Durchschnittsprobe wird in einer kleinen flachen Porzellanschale mit etwas Wasser befeuchtet, mit 10- — 12 cm1 * 3 HCl bis zur Vertreibung der C()2 digeriert, dann 5 cm ' HNÖ3 (fl 1,4) liinzugegeben und auf dem Wasserba'd zur Ver- treibung der Stickoxyde eingedampft. Ganz einzudampfen ist wegen der Bildung basischer Salze nicht zu empfehlen. Aus der stärker oder schwächer auftretenden Gelbfärbung kann man auf den Molyb dängelialt schließen. Ist der Rückstand noch schwarz gefärbt, so müssen zwecks vollständigen Aufschlusses noch einige Tropfen Salpetersäure und Salzsäure in obigem Verhältnisse zu- gesetzt werden. Beim Eindampfen fällt Pb Cl„ heraus, falls größere Mengen von diesem Elemente vorhanden sind. 2. Es werden nun 6 cm3 H,20 und 4 cm3 H„S04 konz. aus einem Proberöhrchen vorsichtig zugesetzt und über der offenen Flamme bis zum Auftreten von SO.s-Dämpfen unter beständigem Umrühren erhitzt. Am Rande der Schale auftretende Blaufärbung 1 Einzelmethoden zur Bestimmung von Pb, Mo, Zn sind zur Genüge bekannt : Fr. P. Treadwell, Analytische Chemie, und G. Lunge und E. Beri.. Chemisch-technische Untersuehungsmethoden ; es fehlt aber an einem Hinweis ihrer praktischen Anwendbarkeit auf den oben erwähnten speziellen Fall Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 15 226 E. Dittler. Zur analytischen Untersuchung etc. deutet auf Molybdän. Hierauf wird mit 50 cm 3 kaltem Wasser verdünnt, auf dem Wasserbade erwärmt und zwei- bis dreimal mit 50 cm3 H20 mit 12 Tropfen konzentrierter H2S04 durch ein 9 cm Baryttilter dekantiert, um die Molybdänsalze zu lösen. Der Rück- stand darf beim Eindampfen mit einem Tropfen H2S04 keine Blau- färbuug mehr aufweisen. Bleisulfat ist in konzentrierter warmer H2304 löslich, daher darf nicht zu weit eingedampft werden. Der Rückstand besteht aus Blei-Calciumsulfat und unlöslicher Gangart, die nun voneinander zu trennen sind. Häufig befindet sich in diesem Niederschlag auch Sb203, das bei größeren Mengen durch das Ausziehen mit H., S04 nicht vollständig in das Filtrat gebracht werden kann und mit saurer Seignettesalzlösung 1 entfernt werden muß. Das sich bildende Antimouylsulfat wird nämlich sehr leicht in Säure und Oxyd gespalten, das beim PbS04-Niederschlag verbleibt. 3. Den Pb-, Ca-Sulfat- und Gangartrückstand behandelt man 'mit Ammonacetatlösung 2 und kocht ca. eine halbe Stunde, sodann befeuchtet man nach dem Auswaschen mit heißem Wasser mit etwas H,S- Wasser, um sich von der Reinheit der Gangart zu überzeugen. Ist noch PbS04 vorhanden, so tritt augenblicklich Schwarzfärbung ein. Man löst dann mit einigen Tropfen HCl und filtriert. Im Filtrat kann man nach Vorschrift das Pb mittels H2S fällen und bestimmen. 4. Sollen Pb und Ca bestimmt werden, so werden beide Ele- mente nach dem Ausziehen mit Ammonacetat mit HoS04 gefällt, in einem N e u b a u e r - Platintiegel gewogen, dann in HCl gelöst, das Ca als Oxalat gefällt und das Pb aus der Differenz bestimmt. Bei der Lösung mit konzentrierter Ammonacetatlösung geht ebenso wie das Bleisulfat auch das Calciumsulfat in Lösung; wahr- scheinlich bilden sich basische Acetate3, die getrennt werden müssen. Lctngb-Berl gibt in seinem bekannten Handbuche 4 an, in diesem Falle von dem wieder ausgeschiedenen Blei- und Calciumsulfat abzudekantieren, 200 cm3 Wasser und einige Tropfen H2S04 in das Becherglas zu geben und nach längerem Erwärmen vom nun reinen Bleisulfat abzufiltrieren. Erfahrungsgemäß wird hierbei nicht alles Calcium gelöst, und es erscheint daher- zweckmäßiger, 1 In alkalischer Seignettesalzlösung ist auch PbS04 löslich, was vermieden werden soll. Man löst 100 g Seignettesalz in möglichst wenig Wasser und füllt auf 200 cm3 auf. Zum Gebrauch säuert man mit einigen Tropfen konzentrierter ü2S04 an. J Man löst von diesem Salze so viel, daß ein Bodenkörper verbleibt und gibt N H3 bis zur alkalischen Reaktion hinzu. 3 Der Vorgang ist bei Blei nach F. P. Treadwell folgender: 2PbS04+ 2(NH4)C,H,Ot+ 2XH4OH = 0< + 2(NH4),S04+H20. 4 G. Lunge und E. Berl, Chem.-techn. Untersuchungsmethoden. II. 664. 1910. A. Johnsen, Uber die Funken und den Geruch etc. 227 nach obiger Methode zu verfahren, wenn es sich darum handelt, neben Pb auch Ca zu bestimmen. 5. Die S04-saure Lösung neutralisiert man mit N H3 unter Zusatz von Methylorange und entfernt nach Zusatz von etwas NH4C1 das Fe. Bei viel Fe wird die Fällung nach bekannter Vorschrift wiederholt. Dann kommen noch 20 cm3 N H3 hinzu, und nun wird H.,S bis zur Sättigung eingeleitet, bis der Geruch nach H2S auftritt. Meist ist neben Mo auch etwas Zn vorhanden, das bestimmt werden muß. Es werden daher vor dem H„ S-Einleiten auf je 100 cm3 Flüssigkeit 5 g Ammonrhodanat zugesetzt, um das ZnS auszusalzen und nach dem Einleiten 12 — 14 Stunden stehen gelassen; vom ZnS wird durch ein Filter abgegossen und mit der von F. P. Tkkadwell vorgeschriebenen Waschflüssigkeit (5 g NH4CNS, 2 cm3 farblosen (NH4)2S in 100 cm3 H„0) gewaschen. Das ZnS wird am besten nach Vollhard mittels HgO in Zn 0 übergefiihrt. Im Filtrat fällt man nach bekannter Methode das Mo durch An- säuern der ammoniakalischen Lösung ’. Mineralogisches Institut der Universität Wien. Ueber die Funken und den Geruch beim Aneinander- schlagen von Mineralien. Von A. Johnsen in Kiel. L. Obwohl R. J. Hauy bereits im Jahre 1787 jedes Mineral in eine von vier Härtegruppen einordnete, je nachdem es Quarz, Glas, Kalkspat zu ritzen oder nicht zu ritzen vermochte, wären doch bis zu der sich hieran anlehnenden Härtestufung durch F. Mohs (1822) das Kratzen mit dem Fingernagel, das Ritzen auf einer Glasscheibe, das Schaben mit dem Messer und das Schlagen am Feuerstahl die üblichen Methoden der Härteprüfung. Die hierbei speziell dem Stahl zugeschriebene Rolle wird aus A. G. Werner’s Feststellung (1774) ersichtlich, daß Diamant, Korund, Granat, Quarz, Flint, Schwefelkies und Feldspat die Feile unter Funkenbildung angreifen, daß dagegen Flußspat und Zinkblende dies nicht tun, soudern sich mit dem Messer schaben lassen. Ähnlich äußern sich C. v. LinniS (1770), R. Kirwan (1785) u. a. Später fand man, daß die Stahl- feile nur von denjenigen Mineralien angegriffen wird, deren Härte in der MoHs’schen Skala mindestens an II = <5 heranreicht. Dem- entsprechend sagt C. Hintze in seinem Handbuch (1904) vom Arsen- kies mit der Härte H 5=1 0 ausdrücklich, daß er am Stahl funke. 1 Diese Methode hat gegenüber der Druckmethode unleugbare Vorteile. 15* 22* A Johnsen. Allen diesen Angaben liegt offenbar die Tatsache zugrunde, daß die Funken, die beim Schlagen mit Stahl entstehen, erhitzte, losgerissene und an der Luft verbrennende Eisenteilchen nach Art der sog. Staubmeteoriten sind. II. Verwickelter werden die Vorgänge beim Aneinanderschlageu zweier gleichartiger Mineralien. Führt man ein Paar Stücke Feuerstein halb schlagend, halb wetzend aneinander hin. so blitzen im Dunkeln und sogar bei Tages- licht an den Berührungsstellen gelbe Lichtpünktchen auf. Diese Eigentümlichkeit zeigt sich ebenso unter Wasser wie an Luft und stellt somit eine ..kalte Strahlung" dar. die nach ihrer Erregungsart als Tribolumineszenz oder Reibungslumineszenz bezeichnet wurde, nach heutiger Ansicht aber im Grunde nicht durch Reibung, sondern durch Zerbrechung entsteht. A. Imhof 1 fand diese Lumineszenz außer am Flint besonders deutlich an Quarz, Opal. Quarzglas. Apatit. Flußspat und Zinkblende1 2: ich beobachtete sie ebenso aus- geprägt am Achat der Melaphyre wie am organogenen Feuerstein, am pyrogenen Quarz der Liparite wie am Bergkristall von Mada- gaskar und den Alpen, am Sanidin der Eifel wie am Adula r vom St. Gotthard und recht kräftig auch an Obsidianen von Island, Lipari. Eriwan und Ascension sowie am Moldawit von Budweis in Böhmen, während Flaschenglas. Fensterglas, Spiegelglas und Tempaxglas (Aluminiumborosilikatglas) äußerst schwach oder gar nicht tribolumineszierten. Das Aufblitzen, das am Diamant während des sog. Graumachens oder Rauhmachens beim Abspringen schadhafter Stellen3 anftritt, gehört wohl ebenso hierher wie das Leuchten beim Zerbrechen von Rohrzucker 4 und Weinsäurekristallen 4 1 A. Imhof, Physikal. Zeitschr. 18. p. 78. 1917. * Abnorm stark tribolumineszieren gewisse Zinkblenden vom Radau- tal iin Harz, von der Otavigrube bei Tsunieb in Deutsch-Siidwestafrika und von Mexiko. 3 Diese Kenntnis verdanke ich einer freundlichen Auskunft der Diamantschleiferei von J u. S. Ginsberi in Hanau. 4 Vgl. F. Hayashj. „ Beobachtungen über Pyroelektrizität". Inaug.- Dissert. p. 45. Göttingen 1912. Die hier geprüfte W. Voigt sehe Theorie der Tribolumineszenz berührt sich mit den piezoelektrischen Deutungen von W Vern'adskv (Bull. Acad.‘ Sciences. St. Petersbourg. 4. p. 1037. 1910), B. Lindener (ebenda, p. 999) und J. Ostromysslensky (Journ. Russ. Phys. €hem. Ges. 42. p 591. 1910), während P. Lenard (Sitzungsber. Heidel- berger Akad. Wiss. p. 39. Anm. 67. 1914 und A. Imhof (1. c. p. 374) zwei abweichende Theorien entwickelten. H. Schmidt (Physikal. Zeitschr. 19 p. 399. 1918 machte die LENARD'sche Zurückfiilirung auf elektrische Doppel- schichten gegenüber der iMHOF’schen Deutung wahrscheinlich, die sich an die LENARD Sche Phosphoreszenzlehre anschloß. A. Andreocci (Gazz. ebim 29 1. p. 516 1899) behauptete einen Zusammenhang der Tribo- Über die Funken und den Geruch etc. 229 und die Lumineszenz beim Kristallisieren von Kaliumsulfat. Arsen - trioxyd u. a. Diese kalten Lichtblitze entstehen naturgemäß auch beim Aneinanderschlagen des weicheren Flußspates mit dem här- teren Stahl. Fliegende ., Funken“ sieht man in allen jenen Fällen sehr selten . uud dann stets nur äußerst kurze Zeit ; das Leuchten der abspringenden Partikeln erlischt offenbar sogleich (TV bis , ,7 r, Sekunde) nach ihrer Loslösung, denn die Erregungsdauer ist beim Zerbrechen naturgemäß sehr kurz und in solchen Fällen treten nach P. Lenard 1 nur die Momentanbanden der Phosphoreszenz auf; außerdem existiert für jede tribolumineszierende Substanz eine bestimmte „Mineral- korngröße“, die nach A. Imhof 2 beim Quarz etwa 0,1 mm beträgt, so daß feineres Pulver beim weiteren Zerstoßen nicht mehr leuchtet. Unabhängig von der Lumineszenz tritt natürlicherweise eine gewisse Erhitzung ein. So berichtet L. Hopf3, daß es ihm, aller- dings nach langer Bemühung, gelungen sei, mittels zweier Flint- steine Feuer zu erzeugen, und erwähnt ähnliche Angaben vou Yergil, Sexeca, Plinius u. a., spricht sich aber über die Natur des feuerfangenden Stoffes nicht aus. Da jedoch gerade hierauf alles ankommt, stellte ich fest, daß mau sowohl mit zwei Feuer- steinen als auch mit zwei Bergkristallen einen mit Schwefelkohlen- stoff getränkten Wattebausch, auf den man die Mineralteilchen überspringen läßt, binnen einigen Sekunden zum Brennen bringen kann, nicht aber trockene Watte. Die Entflammungstemperatur des Schwefelkohlenstoffs ergab sich für diese Bedingungen zu etwa 350 bis 400°, da schmelzendes Zink im Gegensatz zu schmelzen- dem Blei die Entzündung herbeiführte und ihre Schmelzpunkte bei 419° und 327° liegen. Somit kommt der Zustand zahlreicher Quarz- und Feuerstein- partikeln nach dem ÜRAPER’sclien Grundgesetz der Temperatur- strahlung (1847) mindestens der dunklen Rotglut nahe, wobei nach der statistischen Thermodynamik in geringerer Anzahl auch noch heißere Teilchen auftreten müssen. Vergleicht man die Zündfähigkeit von Flint und Quarz mit derjenigen des härteren Korunds und des weicheren Orthoklases und Flußspates, so erscheint sie bei den zwei erstgenannten Mineralien am größten. Offenbar steigt zwar die Erhitzung mit der Härte, die Anzahl der abspringenden Funken lumineszenz mit optischem Drehungsvermögen, wie auch Linoener (1. c.) und Ostromysslensky (1. c.) die häufige Abwesenheit des Symmetrie- zentrums hervorlioben , und M. Trautz (Zeitschr. f. physikal. Chem. 53. 1. 1905) betonte den elektrostatischen Charakter jener Lumineszenz, die allen guten Leitern fehle. 1 P. Lenard. Sitzungsber. Heidelh. Akad. Wiss. p. 33. 1909 1 A. Imhof, 1. c. p. 78. * L. Hopf, Kosmos, p. 304. Stuttgart 1907. 230 A. Johnsen nimmt jedoch mit wachsender Härte ab, und zwar derart, daß die Härte H = 7 des Quarzes und des Feuersteins das Optimum darstellt; würde man die Geschwindigkeit des An- einanderschlagens und somit die lebendige Kraft dadurch steigern, daß man die Manipulation durch eine maschinelle Vorrichtung er- setzt, so könnte sich jenes Optimum möglicherweise nach höheren Härten hin verschieben. Die spezifischen Wärmen der genannten Mineralarten spielen keine Rolle, da sie sich nur um etwa 15 % unterscheiden; ebensowenig fällt die Wärmeleitfähigkeit ins Ge- wicht, weil die Erhitzung der abspringenden Partikelchen nahezu adiabatisch erfolgt. Übrigens lumineszieren gerade die zündenden Quarzteilchen am geringsten, da nach A. Imhof 1 die Tribolumines- zenz dieses Minerals bereits bei + 400° merklich schwächer ist. Aus unseren Versuchen scheint hervorzugehen, daß die Ent- flammung von Zunderschwamm, Pflanzenmark, zerstoßenen dürren Blättern und ähnlichen Stoffen trotz ihrer großen Oberfläche bei Benutzung zweier Flintstücke wohl mindestens viel Zeit, Mühe und Übung erfordern dürfte ; es wird vielleicht darauf ankommen, die Mineralpartikeln möglichst schnell hintereinander auf eine und dieselbe Stelle der zu entzündenden Substanz springen zu lassen. Wenn sich prähistorische Menschen mit jenen Mitteln Feuer be- reitet hätten, so würde mau wohl unter den Grabbeigaben zwei Flintsteine finden. Das war aber bisher nicht der Fall; dagegen wurden sowohl in der nordischen Ganggräberzeit als auch in der nordischen Bronzeperiode den Toten häufig eine Feuerstein - scherbe und eine — inzwischen stark zersetzte — Schwefel- kiesknolle mitgegeben. Mit diesem weitverbreiteten Mineral läßt sich in der Tat unschwer Feuer bereiten. Später hat der Schwefel- kies, den Dioskorides und Punius mit „Pyrites“, d. h. „Feuer- stein“ bezeichneten , zusammen mit Stahl lange Zeit zur Feuergewinnung gedient. III. Während Arsenkies nur am Stahle Funken gibt, funkt Schwefel- kies auch beim Aneinanderschlagen mit Flint sowie mit seines- gleichen. Die Reibungswärme leitet die Verbrennung der abspringen- den Schwefelkiesteilchen ein und die Oxydation erzeugt Gelbglut. Obwohl die Verbrenmingswärme dieses Minerals von der gleichen Größenordnung ist wie diejenige des Eisens (104 bis 10° g-cal pro Gramm-Molekül), hält das Leuchten seiner Funken z. T. viel länger an als dasjenige der Stahlpartikeln, so daß man sie oft fast bis zum Fußboden herniederschweben sieht ; sie erreichen wohl größere Ausmaße als jene. Ihre gleichförmige Fallgeschwindig- keit v beträgt etwa 50 cm/sec. Der Partikeldurchmesser d läßt A. Imhof. 1. c. p. 78. Über die Funken und den (ieruch etc. 1‘6 1 sich aus dem STOKES’schen „ Gesetz vom Fall im widerstehenden Mittel“ (1843) annähernd berechnen, indem man in der Gleichung die Dichte des Schwefelkieses gleich q = 5, den Reibungskoeffi- zienten der Luft1 * * im absoluten Maße gleich rt = 1,7 X 10~4 und ebenso die Erdbeschleunigung g=981 setzt. Der Durchmesser ergibt sich dann zu etwa sV mm. Genauer gilt die SiOKEs’sche Widerstandsformel nur für kugelförmige Körper. Bei jener Funkenbildung des Schwefelkieses entsteht natur- gemäß wie beim Rösten dieses Erzes der Geruch nach schwefliger Säure. IV. Beim Zusammenschlagen und Reiben zweier Feuersteine macht sich oft ein brenzlicher oder „empyreumatisclier“ Geruch bemerk- bar, der an schwach angesengtes Horn erinnert. Man erhält ihn in geringerem Maße dadurch, daß man die Ränder der beiden Scherben aneinander schlägt als vielmehr dadurch, daß man ihre muscheligen Flächen halb stoßend halb wetzend aneinander hin- fahren läßt und diese Bewegung möglichst schnell und oft wieder- holt; hierbei entsteht verhältnismäßig viel mehlartiges Pulver, während im ersteren Falle hauptsächlich größere Fragmente ab- springen. Der Geruch hält nach dem Aufhören jener Manipulation nur einige Sekunden an. Man darf ihn ebensowenig wie das Leuchten auf ein Verbrennen organischer Reste im Feuerstein zurückführen, denn reine Bergkristalle sowie pyrogener Quarz liefern den gleichen Geruch. Dieser kann auch mit der chemischen Zusammensetzung jener Mineralien nicht in Verbindung stehen, denn Adulare und Sauidine sowie Korund riechen unter den geschilderten Bedingungen ebenfalls nach erhitztem Horn. Stellt man durch Zerkleinern größerer Flintknollen ganz frische Bruchflächen her, so läßt sich jener Geruch nicht erzielen; er tritt aber deutlich auf, wenn man vor dem Aneinanderschlagen die beiden Scherben — etwa wie ein Stück Seife beim Waschen — zwischen den Händen gerieben hat. Horn versengt bereits unterhalb 200°. während sich die Feuersteine, wie oben gezeigt wurde, stellenweise bis über 300° erhitzen. Also rührt der brenzl ich e Geruch den man dem Flint als solchem zuschrieb, von der Versengung anhaftender Hornhautschüppchen her. Daß gerade der Feuerstein besonders intensiv riecht, erklärt sich 1 Das Cunningham sehe Zusatzglied durfte vernachlässigt werden, da der Partikeldurchmesser d mindestens hundertmal so groß als die freie Weglänge der Luftmolekeln bei Zimmertemperatur ist. 232 A. Wenzel. nicht nur aus seiner Härte, sondern zugleich aus seiner Aggregat- natur. da die Kriställchen von der gleichen Größenordnung (1—10 /«) wie die Epidermisschuppeu sind und diese daher von der mikro- skopisch rauheu Aggregatoberfläche in großer Zahl erfaßt werden ; weichere Massen, wie z. B. dichter Alabaster, greifen natürlich schwerer an und erhitzen sich beim Aneinanderwetzen weniger, so daß Geruch wie Ziindfähigkeit schwächer ausfallen. Kiel, Mineralog. Institut d. Universität, 11. März 1919. Die Veränderung der lnterferenzfarben in Kristallen im parallel- strahligen polarisierten Licht beim Drehen der Nicols. Von Alfred Wenzel in Brandenburg a. H. Mit 8 Textfiguren« Die Interferenzfärben in Kristallplatten und -keilen im polari- sierten Licht zwischen gekreuzten und parallelen Nicols sind oft Gegenstand von Untersuchungen gewesen. Quantitativ wurden sie unter Heranziehung der A. KöNiG’schen Grundempfindungen für die vier Haupttypen der A pophyllite1, für Q uarz und Natrium- ehlorat2 und für Gips3 berechnet. Es erscheint nun von Inter- esse, auch die Farbenfolgen festzustellen, die man in einer Kristallplatte im parallelstrahligen polarisierten Licht beobachten kann, wenn man den Analysator dreht. Dabei sind drei Fälle zu unterscheiden. Liegt ein anisotroper, optisch inaktiver Kristall ohne merkliche Absorption im sichtbaren Spektralbereich vor, so wird das Drehen des Analysators um 180" nur den Sättigungs- grad und die Helligkeit der sonst gleichbleibenden Interferenzfarbe bzvv. ihrer Komplementärfarbe ändern. Sie durchläuft dagegen den ganzen Farbenkreis, wenn eine Platte eines optisch aktiven Kristalls ohne merkliche Absorption im sichtbaren Spektrum zur Beobachtung dient. Bei einer optisch inaktiven Platte mit Absorption wird die Interferenzfarbe wesentlich durch die Absorption modifiziert. Dieser Einfluß wird noch erheblich größer bei Anwendung einer optisch aktiven Platte mit Absorption. Ist die Absorption jedoch so stark, daß der Kristall selbst in sehr dünnen Schichten eine intensive Färbung zeigt, dann erscheint nur die mehr oder weniger ver- änderte Eigenfarbe des Kristalls mit wechselndem Helligkeits- und Sättigungsgrade. 1 A. Wenzel, N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 41. 565 — 627. 1917. 2 Th. Lieeisch und A. Wenzel. Sitzungsber. Akad. d. Wiss. Berlin^ 1917. 3—22. 777—807. 3 A. Wenzel, Phvs. Zeitschr. 18. 472 — 479. 1917. Die Veränderung der Interferenzfarben in Kristallen etc. 233 1. Optisch inaktive Kristallplatte ohne Absorption. Die Intensität .J^ des Lichtes von der Wellenlänge /, das durch Polarisator P, eine Kristallplatte K und den Analysator A gegangen ist, ist gegeben durch , . T r.l , , . - ..yrd (n, — n.,) I 1) J; = J40 [cos1 (k — ß) — sin 2 a sin 2 ß sin- ' - ; I ä | d ist die Dicke und n, und n2 sind die Brechungsindizes der Kristallplatte. Ferner ist a nach Fig. 1 der Winkel zwischen der Hauptschwingungsrichtung P des Polari- sators und dem Hauptschnitt .Sj, der Kristall- platte, ß der Winkel zwischen der Haupt- schwingungsrichtuug A des Analysators und £>,. Da hier der Einfluß der Drehung des Analysators auf die Interferenzfarbe untersucht werden soll, ist es zweckmäßig, bezüglich P von der Diagonalstellung aus- zugehen, d. h. zu setzen a — 45°. Eine kurze Überlegung zeigt nämlich, daß für diesen Fall die Änderung der Farben mit den Nicolstellungen am stärksten sein muß. Wird noch ß — - a — ö gesetzt, so wird aus 1) 2) J; = (cos1 d — cos 2 <)' sin2 n d (n, — n2) / Ä}. Ferner sei zur Vereinfachung angenommen, daß die Intensität J; des einfallenden Lichtes gleich der Einheit sei. Dann ist 3) J;_ = cos*d — cos 2 dsin^hd (n, — n ,)/L Hieraus ergeben sich die Anteile R^, und B;. der A. König- sehen Grundempfindungen R, G und B, die im normalen mensch- lichen Auge durch die luterferenzfarbe hervorgerufen werden : 4) R; = r; cos2 d - cos 2 d r^ sin2 n d (n, — n2) / 1 und hieraus 5) R = cos2d A' r^ Jk — cos 2 dA r^ sin2 J Ä. Analoge Gleichungen gelten für G und B. Mit Hilfe der Konstanten (ttj — n2) und d der Kristallplatte und den KöNiG’schen Grundempflndungen r^, g^ und b;. für die Spektralfarben können R, G und B berechnet werden. Da nun 17 zl A — 1 ist analog — g; z! X — 1 und 2fb/ z/ / = 1 — , so wird: Fig. 1. Jpj und !g2 Haupt- schnitte des Kristalls, P des Polarisators und A des Analysators. o\ r, 1 . ^ , .. • 5 77 d (n, Do) . 0) R = cos’d — cos2d Arcsin2 7— L %L_ ^ ; Insbesondere seien die Werte für gekreuzte Nicols, d. h. für d = 90°: J Ä '234 A. Wenzel. und analog' G, und Br Dann wird aus 6) 8) R = cos* d — cos 2tf R, = R, + (1 — 2R,) cos2 cf und analog G und B. Die Werte R1: Gt und B, sind demnach zuerst numerisch zu berechnen. Sie ergeben nach den früher erläuterten Methoden aus dem Quotienten q = (Bj — Gx) : (G: — R,) einen Farbton $ (Spektral- farbe /. in /tu. die der Interferenzfarbe gleicht) von der Sättigung 0i; die aus ^ B, + G, + R, — 3fache kleinste Grundemptindung = B, + G, + R, uud der Helligkeit Q1, die aus 10) £>, = r R, + gG, + bB,. Aus 8) ergibt sich nun ebenfalls 11 B — G B. — G, G R = q = G, — R, ’ d. h. das Drehen des Analysators A ist ohne Einfluß auf q und damit auch auf 3?. Da jedoch für d = 0° aus 8) entsteht 8 a) R = 1 — R, etc., so ändert sich die Größenfolge von Rt, Gx und B,, folglich tritt für d = 0° der zu $ komplementäre Farbton auf. Für d = 45° ist R = 0,5, G — 0.5 und B = 0,5, d. li. das Licht ist farblos. Also tritt der Farbenumschlag ein, wenn A mit oder zu- sammenfällt. Bei einer vollen Umdrehung des Analysators erfolgt dieser Farbenumschlag viermal. Eine stetige Farbenänderung findet demnach mit wechseln- dem d nicht statt. Dagegen ändern sich mit ö die Werte von 0 und £>. Aus 9) ergibt sich : 12 1 (g — cos 2 (10, (B, -f- G, + Rt) (B, + G, - I!, . i, cos 2 cf(B, + Gy+R, ) — 3cos*cf ~ (B, G, -f- R, ) — \ (3 + ^ ) Da Bj + Gj + R] und <3, , die Daten für gekreuzte Nicols, für eine gegebene Platte konstant sind, hängt also die Sättigung 0 der Interferenzfarbenfolge, die beim Drehen des Analysators auf- tritt, allein ab von <). Aus 10) ergibt sich: 13 § = rR + bB gG = cos2d — cos2d§1 = ip, -f- (1 — 2 1p,) cos2rf. wobei berücksichtigt ist, daß r -|- b + g = 1. Demnach ist auch die Helligkeit eine Funktion von d, denn £>, ist die Helligkeit der Iuterferenzfarbe, die bei gekreuzten Nicols in der gleichen Platte zu erwarten ist. Um diese Verhältnisse näher zu erläutern, sei als Beispiel eine parallel zur optischen Achse geschnittene Quarz- platte gewählt, die zwischen gekreuzten Nicols das empfindlichste Rot I. Ordnung zeigt. Dies ist eine Platte von d = 57 ii Dicke, Die Veränderung der Interferenzfarben in Kristallen etc. 235 Tab. 1 (Fig. 2). Helligkeit und Sättigungsgrad der Interferenztarhe einei parallel zur optischen Achse geschnittenen Quarzplatte (d 57 ,u) im parallelen polarisierten Licht. d' 0° 5U 10n 20° 30° 40° 45° 50° 60° 70° 80° 85° 90° $ in % 8(5 85,5 84 78 68 56 50 44 32 22 16 14.5 14 ® in% 7,2 7,1 7.0 6,2 4.6 2 0 1.7 10 22 39 46,7 48 Fig. 2. Helligkeit § und Sättigungsgrad © der Interferenzfarben in einer 57 /u dicken, parallel zur optischen Achse geschnittenen Quarz platte im parallelen polarisierten Licht für verschiedene Nicol- stellungen d. (Vgl. Tab. 1.) die zwischen gekreuzten Nicols eine zu Ä = 513 u[< komplementäre Farbe vom Sättigungsgrad 0, = 48 % der größtmöglichen Sättigung , und der Helligkeit = 14 % der Helligkeit des einfallenden Lichtes aufweist1. Die hierzu gehörenden Werte R, = 0,180, Gr, = 0,090 1 Vgl. A. Wenzel, Phvs. Zeitschi'. 18. 474. 1917. 236 A. Wenzel. und B, = 0,220 ergeben sich aus früher berechneten Werten durch graphische Interpolation. Mit Hilfe dieser Werte wurden die Werte £> und ®, die anderen Werten d entsprechen, nach 12) und 131 berechnet. Sie sind in Tab. 1 zusammengestellt und in Fig. 2 als Funktion von /. dargestellt. Aus Fig. 2 ergibt sich, daß die Quarzplatte bei parallelen Nicols (d = 0°) ein helles blasses Grün (/. = 513 fifi) zeigt, das aber mit wachsendem d dunkler wird. Bei d = 45° ist die Inter- ferenzerscheinung farblos. Die Helligkeit dieses weißen Lichtes ist gleich der Hälfte der Helligkeit des einfallenden Lichtes. Für d — 45° erscheint die zu dem vorher beobachteten Grün komplementäre Farbe, ein Purpur, das mit wachsendem d dunkler wird und zugleich au Kraft gewinnt. Bei gekreuzten Nicols haben wir das oben genannte Rot 1. Ordnung. Die Interferenzerschei- nungeu wiederholen sich mit. von 00° bis 180" wachsendem d in rückwärtiger Folge. 2. Optisch aktive Kristallplatte ohne Absorption. Bekanntlich ist die Intensität J/ des Lichtes von der Wellen- länge, das mit der Einfallsintensität J = 1 durch einen Polarisator, eine optisch aktive Kristallplatte senkrecht zur optischen Achse und einen Analysator gegangen ist worin J — 2 d (j- zu setzen ist. Ferner bedeutet d den Winkel zwischen den Nicolhauptrichtungeu, d die Dicke der senkrecht zur optischen Achse geschnittenen Platte und ihr Drehungsvermögen für Licht von der Wellenlänge /. Aus 1 ) ergibt sich : Hieraus ist ersichtlich, daß die Intensität .1^ jeder Spektral- farbe in der Interferenzerscheinung mit dem Winkel d der Nicol- hauptrichtungen wechselt, wenn dieser Werte zwischen 0° und 360° annimmt, d. h. die Interferenzfarbe durchläuft den Farbenkreis für d = 0° bis 180u, um sich dann zu wiederholen. Die Anteile R^, G* und B* der Grundempfiudungeu R, G und B, die die Interferenzfarbe im Auge hervorrnfen, ergeben sich aus 2) folgendermaßen : 3) cos* (dp; d) ■ und analog G^ und B*. Durch Summation erhält man : 4 ) K = 2 r; cos2 (d p. — d) J X and analog G und B. 1) .1 ; = COS2 illo. — dl. * '/ Die Veränderung der Interferenzfarben in Kristallen etc. 237 /I L wird zu 10 uu gewählt und so eine Genauigkeit von 1 in den Ergebnissen erzielt. Da mit t) sich jede der drei Grund- einpfinduugen R. G und B ändert, wechselt mit <) nicht nur der Farbton sondern auch die Helligkeit und der Sättigungs- grad S der Interferenzerscheinung. Insbesondere ist aus I) zu ersehen, daß, wie bekannt, die Interferenzerscheinung für d = 0° und der für ö = 90° komplementär ist. Um diese Abhängigkeit der Interferenzfarbe von der Stellung des Analysators näher erläutern zu können, sei als Beispiel eine 3,75 mm dicke Quarzplatte, die senkrecht zur optischen Achse geschnitten ist, im parallelstrahligen Licht gewählt. Die zur Berechnung der Intensitäten R, G, B in den Interferenz- erscheinungen nötigen Werte sind nach einer früheren Unter- suchung1 in Tab. 2, die Werte von 17, gi, b/ sowie die zur Be- rechnung des Farbtones $ nötigen Quotienten (b;_ — g;J : (g;. — 17) sind nach der gleichen Quelle in Tab. 3 zusammengestellt und in Fig. 3 als Funktion von /. wiedergegeben. Tab 2 Spezifisches Drehungsx ermögen o. im Quarz. ). in {.tu 0. für 1 mm v /. A in ,R>G 440 1,42 0.25 13,41 — 10,82 450 1,42 0,25 13.68 11,50 460 1,26 0,56 13.28 — 18,23 470 1,00 Ml 11,71 + 96,36 480 0.83 1,55 8.05 + 9,02 P> > G > R 490 0,93 2.00 3.83 + Ul 500 1,32 2.78 2,16 — 0,42 G > B >R 510 2,15 4,64 1,54 — 1,25 520 3,38 7.59 1,12 — 1,54 530 5,05 9.55 0,78 — 2,04 540 6,94 10.99 0,52 2.58 G > R > B 550 7.90 11.52 0,32 — 3,10 560 8.28 11,13 0,20 — 3,83 570 8,39 9.73 0,13 — 7,16 580 8,28 7,95 0,08 + 23,85 590 7,96 6,13 0,04 + 3.33 600 7,42 4,52 0.02 1.55 610 6,59 3.08 — + 0.88 620 5,38 1.93 — + 0,56 630 4,09 1,23 + 0,43 640 2,85 0,72 — - ' + 0,34 R > G > B 650 1,84 0,41 — 0.29 660 1,16 0,23 — + 0,25 670 0.62 0,11 — + 0.22 680 0,29 0,05 — + 0,20 690 0,17 0,03 — — 700 0,06 0,02 — Die Veränderung der Interferenzfarben in Kristallen etc. 239 — — > A m fx.u. Fig. 3. Abhängigkeit des Quotienten (b, — g^);(g^ — r^) von der Wellen- länge 4 des weißen Sonnenlichtes. (Vgl. Tab. 3.) Tab. 4 (Fig. 4). Interferenzfarben in einer senkrecht zur optischen Achse geschnittenen Quarzplatte (d =3,75 mm) im parallelen polarisierten Licht. <) in Grad 1000 R 1000 G 1000 B B — G G — R t? Oi /<<< § in % Sin % 0 100 59 592 — 13.0 455 10 77 10 115 103 705 — 50,2 466 12 67 20 184 210 816 + 23,3 474 20 54 30 285 343 878 + 9,2 479 30 48 40 411 494 892 + 4,8 484 43 31 50 oll 648 872 + 1,6 490 54 24 60 640 785 780 — 0,04 498 66 13 70 752 886 678 1,6 520 76 12 80 855 935 552 — 4.8 565 GO 29 90 900 941 408 — 13.0 576 90 46 100 885 887 295 1 Ox O lo 578 87 57 110 816 790 184 + 23.3 580 80 70 120 715 657 122 + 9.2 582 70 75 130 589 506 108 + 4,8 587 57 73 140 489 352 138 + 1,6 600 46 58 150 360 215 220 — 0,04 (498) 34 19 160 248 114 322 — 1,6 (520) 24 50 170 145 65 448 — 4.8 (565) 15 78 180 oil. 0 100 59 592 1 —13,0 455 1 io 77 240 A. Wenzel. gewonnen sind, daß die Interferenzfarben für Werte von <). die sich uui 90'1 unterscheiden, einander komplementär sind. Die Interferenzfarbenfolge, die man beim Drehen des Analy- sators von der Parallelstellung der Nicols aus in dieser Quarzplatte beobachten kann, ist demnach folgende: Bei parallelen Nicols er- scheint ein dunkelblauvioletter Farbton, der langsam in ein helleres, aber blässeres Grün übergeht. Bei d = 70° tritt ein sehr blasses Fig. 4. Abhängigkeit der Interferenzfarben in einer 3.75 mm dicken, senkrecht zur optischen Achse geschnittenen Quarzplatte im parallelen polarisierten Licht von der Nicolstellung <)'. helles Grün (/. = 5 70 uit) auf, an das sich schon bei d = 80° ein helles Gelbgrün anschließt. Bei gekreuzten Nicols erscheint das zu .dem empfindlichen Purpur konträre Gelb, das mit weiterer Drehung des Analysators dunkler wird und zugleich an Stärke zunimmt. Bei d = 140° bis 150° geht der Farbton in ein sehr blasses Graurot über, das schnell zu dunklem Purpur großen Sättigungsgrades wird und bei i) = 180° in den Anfang der Farbenfolge zurückkehrt. Der gegen eine geringe Drehung des Analysators empfindlichste Farbton liegt für diese Plattendicke (d = 3,75 mm) bei <) = 170°. Eine geringe Drehung läßt die Farbe entweder in Kotpurpur oder in Violett Umschlagen, wobei sich auch der Sättigungsgrad ändert. Die Veränderung der Tnterferenzfarben in Kristallen etc. 241 3. Optisch inaktive absorbierende Kristalle. Licht der Wellenlänge / tritt mit der Intensität J0 in den Polarisator ein, geht durch eine Platte eines optisch inaktiven absorbierenden Kristalls und verläßt den Analysator mit der Inten- sität J;/, die dann •bekanntlich gegeben ist durch die Beziehung: J;' J0 {cos2« cos V- e ~dme + sin2« sin5,?. e— dm° ^ | sin 2 « sin 2 ß cos 2 n F'e~ :bd <1U° + n»e )}. Hierin ist a der Winkel, den der Hauptschnitt des Polarisators mit dem Hauptschnitt £>, der Kristallplatte von der Dicke d und ß der 'Winkel zwischen dem Hauptschnitt des Analysators und (vgl. Fig. 1). /’ ist der Gangunterschied zwischen der ordentlichen und der außerordentlichen Welle beim Austritt aus der Platte. Wenn iij und n„ die Brechungsindizes der ordentlichen und der außerordentlichen Welle sind, so ist 2) Ferner ist 3) worin /„,e der Absorptionsindex der ordentlichen bzw. außerordent- lichen Wrelle ist. In der weiteren Untersuchung sei hier der Fall gesetzt, die Platte befinde sich in Diagonalstellung zum Polarisator, d. h. a = 45°. Ist nun ß = ö -f- 45°, wobei d der Winkel zwischen den Hauptschnitten der Nicols ist, so geht 1) über in: j. = J/-' = i (e“dm‘- -f e~dme + sin2(T(e“am° — e~ dme) J 0 -f- 2 cos 2 <)' cos 2 it r. e~ T + ra« ) }. Ist d = 4ö°, d. h. liegt der Hauptschnitt des Analysators dem Hauptschnitt des Kristalls parallel, so ergibt sich : 4b) J; = i e-dm‘- ' In diesem Falle kommt nur die Absorption der ordentlichen "W eile zur Geltung. Die . Intensität J; nimmt mit wachsender Plattendicke ab. Schließlich ist noch d = 90° zu bemerken, wofür man aus 4) erhält: 4 c) JX = { {e-dm“ + e~dm<- + 2 cos 2.7 re-T(m° + m')}. Centralblatt'f. Mineralogie etc. 1919. 16 r = d (n, — n.,) i /o-e ’ 242 A. Wenzel. Aus 4) ergeben sich die zur Berechnung der beobachteten Interferenzfarben nötigen Werte R, G und B der A. KöNiG’schen Grundempfindungen in der früher angegebenen Weise aus: 5» R = ZJxr und analog G und B. Dabei werden die Werte r/, gy und b;. aus Tab. 3 entnommen. J k wird, wie oben, zu 10 /li/li gewählt. Als Beispiel zur Erläuterung des Wechsels der Interferenz- farben beim Drehen des Analysators sei hier eine parallel zur optischen Achse geschnittene Turmalinplatte gewählt. Die Dispersion der Hauptbrechungsindizes einiger Turmaline ist u. a. von P. Ites 1 bestimmt worden, der auch die Absorption für Licht verschiedener Wellenlängen gemessen hat. Ähnliche Resultate erhielt auch K. Hecht1 2 an Turmalinen verschiedener Fundorte, die naturgemäß mit der Eigenfarbe der Kristalle wechseln. Tab. 5 (vgl. 'Fig. 5 u. 6). Doppelbrechung und Absorptionsjndizes des grünen Turmalins von Minas tieraes (nach P. Ites). Fraunhofersche Linie A in uu 0) — s x0 • io— 6 /e10~6 G 431 0.0210 _ F 486 201 28,8 4,77 E 527 200 25,4 5,67 D 589 196 26.4 5,75 C 656 192 49,6 23,4 B 687 191 70,8 42.1 Den folgenden Untersuchungen sei als Beispiel eine von P. Ites verwendete Turmalin platte von Minas Geraes von grüner Farbe zugrunde gelegt. Die Messungsergebnisse von P. Ites sind in Tab. 5 zusammengestellt. Die schwache Dispersion der optisch negativen Doppelbrechung tu — £ stellt Fig. 5 graphisch dar. Sie ließe unter der Voraussetzung, daß keine Absorption im sichtbaren Spektralbereich vorhanden wäre, eine übernormale Interferenz- farbenfolge im polarisierten Licht erwarten3 * *. Wie stark aber die Absorption und der Dichroismus in diesem Turmalin ist, zeigt Fig. 6, 1 P. Ites. Über die Abhängigkeit der Absorption des Lichtes von der Farbe in kristallisierten Körpern. Preisschr 1902 u. Dissert. 1903. Böttingen. 2 K. Hecht, Dissertation Heidelberg 1913. 3 Die Abhängigkeit der Interfei enzfarbenfolge von der Dispersion der Doppelbrechung und der Absoiption in Kristallkeilen und -platten bildet den Gegenstand einer späteren Untersuchung. Die Veränderung der Interferenzfarben in Kristallen etc. 243 die die von Ites bestimmten Absorptionsindizes des ordentlichen Strahles und des außerordentlichen in ihrer Abhängigkeit von der Wellenlänge des Lichtes zeigt. Violett und besonders Rot werden Fig. 5. Dispersion der Doppelbrechung in grünem Turmalin von ^Minas Geraes (nach P. Ites). (Vgl. Tab. 5.) Fig. 6. Hauptabsorptionsindizes eines grünen Turmalins von Minas Geraes (nach P. Itf.s). (Vgl. Tab. 5 ) erheblich stärker absorbiert als Grün und Gelb. Dies muß natur- gemäß die Interferenzfarben stark beeinflussen. Rote und violette Farbtöne können gänzlich unterdrückt werden, was besonders in höheren Ordnungen eiutreten wird. 16* 244 A. Wenzel, Um den Einliuß der Nicolstellungen auf die Interferenz- farben einer grünen Turmalinplatte der genannten Art im parallelstraliligen Licht näher zu untersuchen, wurde eine parallel zur optischen Achse geschnittene Platte von d = 0.01 mm Dicke gewählt, da bei einer so dünnen Platte, wie sie in petro- Tab. 6. Turmalinplatte parallel zur optischen Achse ge- schnitten von der Dicke d = 0,01 mm (vgl. Fig. 7). JA für rf = Licht der Spektrallinie F E D C B 0° 0,0617 0.1142 0.2089 0.2495 0,2518 15 0.0716 0,1263 0.2109 0,2372 0,2174 30 0.1683 0.2138 0.2665 0,2524 0,2222 45 0,3261 0.3534 0,3621 0,2901 0,2381 60 0,5026 0,5075 0.4717 0,3414 0,2677 75 0.6506 0,6351 0,5652 0,3913 0,3006 90 0,8303 0.7018 0,6192 0.4274 0.3279 105 0,7205 0,6898 0,6172 0.4396 0.3424 120 0,6238 0.6022 0.5617 0,4244 0,3401 135 0,4660 0.4627 0,4661 0,3868 0,3216 150 0,2970 0.3085 0.3565 0.3330 0,2920 165 0,1415 0,1809 0,2654 0.2856 0.2592 180 0.0617 0.1142 0,2089 0.2495 0.2518 Fig. 7. Intensität des Lichts J; in der Tnterferenzerscheinung in einem 0,01 mm dicken, parallel zur optischen Achse geschnittenen grünen Turmalin von Minas Geraes für verschiedene Nicolstellungend im parallelen polarisierten Licht. (Vgl Tab. 6.) Die Veränderung der Interferenzfarben in Kristallen etc. 245 graphischen Dünnschliffen vorliegen kann, die Absorption noch nicht so übermäßig die Farben beeinflußt. Für diese Platte wurden zu- nächst die Intensitätsverhältnisse nach 4) für Nicolstellungen ,)' = 0°, 1 ö°, 30u ... 180° berechnet. Die in Tab. 6 für Licht- arten von der Wellenlänge einiger Fraunhoferscher Linien nieder- gelegten Ergebnisse sind in Auswahl, von 30° zu 30°, in Fig. 7 dargestellt. Für ö = 0° und 180° ist das rote Licht am stärksten, doch ist das Maximum dieser Kurven geringer als das der anderen Kurven. Am höchsten sind die Maxima im blaugrünen Teil des Spektrums für d = 90° und 120°. Bei diesen Nicolstellungen werden die roten Strahlen sowohl durch Absorption wie auch durch Interferenz vernichtet. Daß die Maxima der .^-Kurven, die zwischen iS = 0° und 90° sich vom roten Ende zum blauen Ende des Spektrums verschieben, diesen Lauf nicht über Violett nach Rot fortsetzen, sondern mit steigendem 105 507 60 5 120 518 49 7 135 538 38 10 150 562 28 14 165 578 22 17 180 595 20 9 Fig. 8. Abhängigkeit der Interferenzfarbe in einer grünen Turmalin- platte (d = 0,01 mm Dicke parallel zur optischen Achse geschnitten) von Minas Geraes im parallelen polarisierten Licht von der Nicolstellung & (Vgl. Tab. 7.) M. Berek, Die astigmatischen Bildfehler etc. 247 4. Optisch aktive absorbierende Kristalle. Fiir optisch aktive absorbierende Kristalle ergibt sich die gleiche Formel wie 4) im vorigen Abschnitt. Nur ist hier an Stelle von r (Formel 2 im Abschnitt 3) zu setzen : d . o. r = . worin q/ das spezifische Drehungsvermögen des Kristalls ist. das sich bekanntlich durch • — a>i“ i = A ersetzen läßt, womit 4) wieder die gleiche Form angenommen hat. Dieser Fall bietet also prinzipiell nichts Neues. Brandenburg (Havel), im August 1918. Die astigmatischen Bildfehler der Polarisationsprismen. Von M. Berek in Wetzlar. (Schluß.) Die astigmatischen Bildfehler im Polarisationsmikroskop hei subjektiver Beobachtung und hei der Projektion. Die orthoskopischen und konoskopischen Interferenzerscheinungen im Polarisationsmikroskop stehen zueinander im Verhältnis der geo- metrischen Reziprozität. Geht man durch Einschalten der Amici- ßEKTRAND’schen Linse von der orthoskopischen Betrachtungsweise zur konoskopischen über, so vertauschen sämtliche vor der Bertrand- schen Hilfslinse im Strahlengang befindlichen Hauptblenden ihren Charakter; Gesichtsfeldblenden werden zu Aperturblenden und um- gekehrt. Sämtliche hinter der BERTRAND’schen Hilfslinse befindlichen Hauptblenden hingegen wahren ihren ursprünglichen Charakter. Wir haben hiernach bei der Theorie der astigmatischen Bildfehler zu unter- scheiden, wo das Analysatorprisma im Strahlengang angeordnet ist. a) Die astigmatischen Bildfehler des Tubusanalysators. Die primären astigmatischen Bildfehler entstehen hier im Tubus und werden bei orthoskopischer Betrachtung durch das Okular, bei konoskopischer durch Bertrand’scIic Linse -f- Okular abgebildet. Da die vor der BERTRAND’schen Linse stehenden Blenden beim Über- gang von der orthoskopischen zur konoskopischen Betrachtungsweise ihre Bedeutung als Gesichtsfeld- und Aperturblende vertauschen, müssen wir beim Tubusanalysator die primären Bildfelder in beiden 248 M. Berek. reziproken Hanptblendenebenen des Tubus berücksichtigen. Sie sind durch die Beziehung (2) g jegeben : U = 2 & tg 11 1 in der vorderen ll = 2 b tgu j in der hinteren 1 Brennebene des Okulars SB = + b; < Brennebene des Objektivs (8) Ist v2 die Lateralvergrößerung des Okulars, 2? die des Kono- skops, so werden die astigmatischen Bildfehler im Bildraum nach (3): U' = v, B' = B~ U 1 f im Orthoskop 11' = 21 11 I 9V = 21 ) im Konoskop (9) Wir setzen nun voraus, daß im Falle der subjektiven Beobachtung die Augenpupille des Beobachters groß genug ist, um alle die Austrittspupille des Mikroskops passierenden Strahlen aufzunehmen. Bei großer Intensität der Lichtquelle möge also durch Einschaltung hinreichend starker Filter in den Strahlengang dafür gesorgt sein, daß die Pupille des Beobachters sich selbsttätig höchstens bis zu dem Betrage schließt, bei der sie noch alle die Austrittspupille durchsetzenden Strahlen aufnehmen kann. Unter diesen Voraus- setzungen spielt die Austrittspupille des Mikroskops wirklich die Bolle der wirksamen Aperturblende im Bildraum des Mikroskops. Dann ist tgu = R SR im Orthoskop tg lt = im Konoskop (10) T2 ifr Den Radius der Austrittspupille kann man durch Konstanten des Mikroskops ausdriicken. Wir machen dabei von der Tatsache Ge- brauch. daß sich Objekt und Austrittspupille mit großer Annäherung in der vorderen, bzw. hinteren Brennebene des Mikroskops befinden. Der Allgemeinheit wegen nehmen wir noch an, daß sich zwischen Objektiv und Objekt eine homogene Immersion vom Index n befindet (für Trockensysteme wird n = 1). Dann lautet die Sinusbedingung: R F Man erhält somit: R = FA im Orthoskop 31 = ££21 im Konoskop. (12) Nun gilt für die Gesamtbrennweite die bekannte Beziehung fl f-2 er .fl f‘2 J 6 ~ J' = n sin « = A. (11) F = (13) und für die Gesamtvergrößerungen V = v, v2 21 = v,'v2 worin die Eigen Vergrößerungen nach (6) sind: J S , V] “ fi Va “ T v’ ~ f? Setzt man alle diese Werte nacheinander in (9) ein, so erhält man schließlich für die astigmatischen Bildfehler (14) (15) Die astigmatischen Bildfehler der Polarisationsprismen. 249 ü' = 2b '’2 A V 11' = 2 b v/ v, 31 im Konoskop (16)' d Die durch den Tubusanalysator hervorgerufene astig- matische Unscharfe wächst im Orthoskop und Kono- skop proportional der Prismenlänge und proportional der 0 k uil a’r vergrößern n g. Den Einfluß des Objektivs auf die Größe der astigma- tischen Unschärfe müssen wir im Orthoskop und Konoskop getrennt behandeln. Im Orthoskop würde bei konstant gehaltener Apertur die ( nschärfe mit zunehmender Objektivvergrößerung abnehmen. Mit zunehmender Objektivvergrößerung wächst aber andererseits auch die nutzbare Apertur der Objektive. Um die Verhältnisse besser zu übersehen, habe ich in der folgenden Tabelle für die Objektive von E. Leitz, Wetzlar, die Werte berechnet. Die Kataloge anderer Firmen enthalten leider keine Angaben über die wirksamen optischen Tubuslängen, die zur Be- rechnung der wirksamen Eigenvergrößerung der Objektive gebraucht werden. Die Zahlen der beiden letzten Spalten sind noch mit der angewandten Okularvergrößerung zu multiplizieren. Die Tabelle bestätigt, was wir schon durch unseren Versuch festgestellt haben: Die Bildfehler wachsen keinesfalls mit der Stärke der Objektivsysteme. Es ergeben im Gegenteil die schwächeren Systeme eine bei weitem größere astigma- tische Störung als die stärkeren. Auch die Beträge der astigmatischen Störung können nicht gering genannt werden. Beachten wir, daß mit Objektiv No. 2 und einem mittleren Okular von achtfacher Eigenvergrößerung, also bei einer Gesamtvergrößerung von mü- der Durchmesser der astigmatischen Zerstreuungslinie bereits beträgt. Die Wahrnehmbarkeitsgrenze des menschlichen Auges ist also schon um das Zehn- bis Zwanzigfache überschritten. Eine solche mangelhafte Strahlenvereinigung übersteigt weit das Maß der Fehlerreste im Korrektionszustand selbst der gewöhnlichen achromatischen Optik. Die astigmatische Störung des Tubus- analysators tritt besonders in der Mikrophotographie recht deutlich hervor. Auch bei der subjektiven Beobachtung sind die nach- teiligen Wirkungen des Tubusanalysators, schon bevor S. Becher A V = 8 • 5,8 = 46,4 1,528 mm bzw. 20,8' 250 M. Berek. Tab. 1 Astigmatische Unschärfe im Orthoskop für die Oku larvergrößer nng Eins und die Prismen länge: 20 mm. Objektiv No. Eigenver- größerung vi Apertur A A Vj Astigmatische Bild- unschärfe in Bogen- mm . & . , minuten 1 1* 2,7 0,08 0,030 0,159 2,2 1 3,2 0,11 0,034 0,182 2,5 2 5,8 0,21 0,036 0.191 2.6 3 10,3 0.30 0.029 0.154 2.2 ci 4 18,2 0.47 0,026 0.136 1.9 i- 5 33.3 0,64 0.019 0,101 1,4 o 6 48.0 0.82 0.017 0,090 1.2 < 7 62,5 0.85 0.014 0,072 1.0 Wasser- ! 90.6 1.20 0.013 0.070 l.C immersion 1 Olimmer- ) 105 1.30 0,012 0.065 0.9 sion 1 3 ä 14,1 0.40 0.028 1 0,150 2.1 6 a 44,0 0,82 0.019 0,099 1.3 5 7 a 58.1 0,85 0,015 0,077 1,1 cn 7b 66,0 0.95 0,014 0.076 1,1 8 69,1 0,87 0.013 0.066 0,9 J 9 85.2 0,87 0,010 0.054 0.7 T2 a 98 1,32 0.013 0.071 1,0 1 1 6 114 1.32 0.012 0,061 0.8 16 mm 11,5 0,30 0.026 0,138 1.9 ci 8 23,0 0,65 0.028 0.149 2.1 a p 4 46,0 0.95 0,021 0.109 1.5 'o 3 66.0 0,95 0,014 0,076 i.i & | 1,32 0.014 0,076 1,1 1 | 1.40 0.015 0,080 i.i seine grundlegende Arbeit veröffentlicht hat, aufmerksamen Beob- achtern nicht entgangen. Sie haben sich aber teils mit ihnen als etwas Unvermeidlichem abgefunden, teils sind sie zu der alten Beobachtungsweise mit Aufsatzanalysator zurückgekehrt, unter der Begründung, „daß für sie das Bild dadurch an Schärfe gewinne L. Hinsichtlich der astigmatischen Unscharfe im Kouoskop ergibt die Beziehung (16) folgenden weiteren Satz: 1 für normale Sehweite S = 250 mm. Die astigmatischen Bildfehler der Polarisationsprismen. 251 Im Konoskop wächst die astigmatische Unscharfe auch mit der Eigen Vergrößerung’ der Bektrand’s c h e n H i 1 f s 1 i n s e. Die konoskopische Apertur wird durch die Größe der wirk- samen Blende im kristallinen Objekt bedingt. Ist der Radius des wirksamen orthoskopisclien Gesichtsfeldes im Objekt q, so gilt tgu = | = 21 (17) Ti In der folgenden Tabelle ist dieser Wert für einige Objektive, die zumeist bei konoskopiseher Betrachtung benutzt werden, mit- geteilt. Zugrunde gelegt ist diesen Berechnungen das volle ortho- skopische Gesichtsfeld der neuen Polarisationsmikroskope mit großem Selifeld von E. Leitz, Wetzlar. Tab. 2. Astigmatische Unscharfe im Konoskop für die Konoskopvergrößerung Eins und deutliche Sehweite (S = 250 mm). Prismenlänge: 20 mm. Objektiv Brennweite Gesichtsfeld- radius 21 Astigmatische Un- scharfe in No. fi () ' mm Bogen- min uten 4 10,0 0,69 0,069 0,36 5,0 5 5,4 0,40 0,074 0,39 5,4 6 4,0 0.28 0,070 0,37 5,1 7 3,2 0.22 0,069 0,36 5,0 8 2,6 0,19 0,073 0.39 5,4 9 2.2 0.14 0.064 0,34 4,? Die Bildfehler der Tabelle 2 sind ebenfalls noch mit der Gesamtvergrößerung des Konoskops 21 = v/v* zu multiplizieren. Daher sollte auch hier der Durchmesser des Zer- streuungskreises bei weitem die Wahrnehmbarkeitsgrenze des Auges übersteigen. Es ist allerdings zu beachten, daß zumeist infolge der Abblendung durch die Fassung der BEUTHANn’schen Linse der im Konoskop wirksame Radius q der orthoskopisclien Gesiclitsfeldblende bedeutend kleiner ist als der Radius des vollen orthoskopisclien Seh- feldes. Diese Abblendung ist sogar erwünscht bei der Betrachtung konoskopiseher lnterferenzbilder optisch nicht einheitlicher Massen sowie von kristallinen Partikelchen, die nicht das ganze ortho- skopische Gesichtsfeld erfüllen, und wird durch geeignete Iris- M. Berek, 252 blenden absichtlich verstärkt. Aus diesem Grunde und auch in Anbetracht der besonderen Struktur des konoskopischen Interferenz- bildes wirkt im allgemeinen die astigmatische Unscharfe im Konoskoj» nicht so störend wie im Orthoskop. Indes ist sie an geeigneten Objekten, z. B. den scharf begrenzten Hyperbeln von Glimmer in der Nähe der Achsenaustrittspunkte, bei stärkerer Okularvergröße- rung deutlich wahrnehmbar. Die Okularvergrößerung ist proportional der Bildweite S. Daher wächst die astigmatische Unscharfe im Orthoskop und Konoskop mit dem Abstand des Projektionsschirmes. Bei subjektiver Beobachtung' kommt hingegen für die Wahrnehm- barkeit der astigmatischen Unscharfe ihr Bogenmaß in Frage. Dieses ist aber wieder umgekehrt proportional der 'Akkommodations- weite. Es wird daher von Kurz- und Weitsichtigen bei subjektiver Beobachtung die astigmatische Uii- s c h ä r f e des T u b u s analy sat o r s gleich stark em p f u n den. Ganz streng gilt das nicht, da durch die Verschiebung der Augen- linse des Okulars zur Scharfeinstellung des Fadenkreuzes die Brenn- weite des Okulars geändert wird. Fassen wir noch einmal die Ergebnisse für die astigmatische Unschärfe im Orthoskop und Konoskop im großen zusammen, so finden wir wieder die ganz allgemein gültige Dualität der zwei reziproken Hauptblenden im Strahlengang ausgesprochen: Für die astigmatische Un schärfe im Orthoskop ist die Größe der o r t h o s k o p i s c h e n Aperturblende maßgebend, für die astigmatische Unschärfe im Konoskop die Größe der wirksamen orthoskopischen Gesichtsfeld bl ende. Aus (16) ergeben sich folgende weiteren Beziehungen: Die astigmatischen Bildverzerrungen des Tubus- a n a 1 y s a t o r s sind im 0 r t h o s k o p und Konoskop nume- risch gleich groß, aber von entgegengesetztem Vor- zeichen. Sie sind ferner für alle Bildweiten gleich groß, proportional der Prismen länge und umgekehrt proportional der wirksamen optischen Tubuslänge des Orthoskops. Da die wirksame optische Tubuslänge im allgemeinen mit abnehmender Objektivbrenn weite zunimmt, so wird durchschnittlich die Verzerrung mit wachsender Objektivstärke kleiner. Das zeigt für einige Objektive die folgende Tabelle. Die letzte Spalte läßt erkennen, daß die astigmatische Bild- verzerrung nennenswerte Beträge nicht erreicht. Ihr kommt also bei weitem nicht dieselbe Bedeutung zu wie der astigmatischen Unschärfe in der Abbildung. Bei der Betrachtung des primären konoskopischen Iuterfereuz- bildes nach dem Lasaulx’s cli e n Verfahren sind die zusammen- gehörigen reziproken Ebenen die hintere Brennebene des Objektivs Die astigmatischen Bildfehler der Polarisationsprismen. 253 Tab. 3. Astigmatische Bildverzerrung im Orthoskop und Konoskop. Prismenlänge: 20 mm. Obiektiv No. Wirksame optische Tubuslänge A Bildverzerrung in % 1 128 2,06 2 139 1,90 3 167 1,58 4 182 1.45 5 180 1.47 6 192 1.37 7 200 1.32 8 180 1,47 9 187 1.41 und die Ebene der Augenpupille des Beobachters. Demnach werden die astigmatischen Bildfehler ~ ^ 1 wenn die Augenpnpille r I . a'S u = 8 | Apertur- ^ = b ^ 2b« wenn die orthoskopische I blende S f, Gesichtsfeldblende « I wirkt Bei der Betrachtung des sekundären konoskopischen Interferenz- bildes nach dem Klein’ sehen Verfahren sind die zusammen- gehörigen reziproken Ebenen die Austrittspupille des Orthoskops bezw. ihr durch die Ki.EiN’sche Lupe entworfenes Bild und die Augenpupille des Beobachters, die sehr nahezu der Kristallebene konjugiert ist. Die primären astigmatischen Bildfehler in der hinteren Brennebene des Objektivs sind 2b« l < )kular II = b A Nach Abbildung durch das pupille des Mikroskops 11' t= 2 b ^ = + erhalten wir in der Austritts- und nach Abbildung Vergrößerung v: 11“ = 2 b t, durch f. ' A die f, A SB' = Ki.EiN’sche v 23“ = + b A Lupe von + der Eigen - (19) b) Die astigmatischen Bildfehler eines Tubusanalysators mit Korrektionslinse zur Beseitigung der Einstellungs- differenz. Um die Einstellungsdifferenz beim Ein- und Ausschalten des Tubusanalysators zu begleichen, wird dieser gewöhnlich mit einer Linse von positiver Brennweite fest verbunden. Diese Korrektions- 254 M. Berek, Die astigmatischen Bildfehler etc. linse hebt indes die astigmatischen Bildfehler nicht auf, sondern ändert sie nur, gemäß ihrer Eigenvergrößerung nach den Formeln (3). Nun schwankt die Brennweite dieser Korrektionslinse je nach der Bauart des Stativs zwischen lj und 2 m. Gegenüber dieser Länge kommt die kurze Entfernung der Linse vom oberen Tubusende, die nur wenige Zentimeter beträgt, nicht in Betracht, so daß die Eigen- vergrößerung der Korrektionslinse sich nur wenig von Eins unter- scheidet. In der Regel liegt sie zwischen 0,92 und 0,94. Durch die positive Korrektionslinse wird die astigmatische Unschärfe der Abbildung im Orthoskop und Konoskop nur um 6 — 8% gemindert. Von einer Aufhebung der Bild- fehler, selbst einer nur angenäherten, kann also gar nicht die Rede sein. Bei den Polarisationsmikroskopen der Firma E. Leitz konnte nach Einführung anastigmatischer Tubusanalysatoren von dieser Korrektionslinse ganz abgesehen werden, da mit der Beseitigung der astigmatischen Bildfehler zugleich die Einstellungsdifferenz beim Ein- und Ausschalten behoben ist. c) Die astigmatischen Bildfehler des Aufsatzanalysators. Wir setzen voraus, daß der Querschnitt des Analysatorprismas groß genug ist, um die aus dem Okular austretenden Strahlen- bündel nicht abzuschneiden. Da hier die primären astigmatischen Hauptebenen, die im Bildraum des Mikroskops gelegen sind, beim Übergang von der orthoskopischen zur konoskopischen Betrachtungs- weise nach Einschaltung der BicRTUAND’schen Hilfslinse ihre Be- deutung als Apertur- bezw. Gesichtsfeldebenen beibehalten, so brauchen wir nur die Bildfehler in einer astigmatischen Haupt- blendenebene zu betrachten, nämlich in der schließlichen Gesichts- feldblende. Die Theorie der astigmatischen Bildfehler des Aufsatz- analysators ist daher besonders einfach. Nach (2) sind die astigmatischen Bildfehler gegeben durch Für ein auf unendlich akkommodiertes Auge, bezw. für einen sehr großen Abstand des Projektions- schirmes verschwinden sämtliche Bildfehler sowohl im Orthoskop wie im Konoskop. Sie sind für Kurz- sichtige und kleine Schirmabstände bei der Projektion und Mikrophotographie größer als für Weitsichtige und große Schirmabstände. Um die astigmatische Unschärfe näher zu diskutieren, drücken wir die Größe der Austrittspupille wieder durch die Mikroskop- konstanten aus. Wir erhalten dann im Orthoskop I im Konoskop j S (20) Besprechungen. 255 U = 2 b 2b ' 1 2 31 im Orthoskop im Konoskop (21) Vergleichen wir diese Werte mit den für den Tubusanalysator gefundenen, so ergibt sich der bemerkenswerte Satz : Die durch den Aufsatzanalysator hervorgerufene Un- scharfe des Bildes ist unter gleichen optischen Bedingungen im Orthoskop v22mal kleiner und im Konoskop üß2inal kleiner als die astigmatische Unschärfe für einen Tubusanalysator von gleicher Prismenlänge. Um die Größe der Bildfehler für den Aufsatzanalysator zu erhalten, brauchen wir nur die Fehlerwerte in der Tabelle 1 durch die Okularvergrößerung, die Fehlerwerte der Tabelle 2 durch die Konoskopvergrößerung zu dividieren. Wir sehen unmittelbar, daß schon für ganz schwache Okulare bezw. Konoskopvergrößerungen die Bildfehler für alle Objektive unterhalb der Wahrnehmbarkeits- grenze des Auges liegen. Sie werden gerade noch bei der Lupen- einstellung auf der Mattscheibe eines mikrophotographischen Apparates bei schwacher Vergrößerung und kurzem Balgenauszug merklich. Die astigmatischen Bildverzerrungen des Auf- satzanalysators sind im Orthoskop und Konoskop gleich groß, aber abhängig von der Bild weite. Bei gleicher Prismenlänge verhalten sie sich zu der des Tubusanalysators wie J : S. Die Verzerrung des Aufsatz- analysators kann also nur für sehr Kurzsichtige oder sehr kleine Projektionsabstäude merklich gößer werden als die des Tubus- analysators. Die verschiedenen Möglichkeiten, die astigmatischen Bildfehler im Polarisationsmikroskop zu beseitigen, werde ich in einer zweiten Mitteilung besprechen. Wetzlar, im Januar 1919. Besprechungen. C. Doelter: Handbuch der Mineralchemie. Bd. III, 6. 1918. Dresden und Leipzig. Verlag von Theodor Steinkopff. In dem Schlußheft des 3. Bandes werden die vanadinhaltigen Mineralien behandelt, sodann auf 6ü Seiten Wasser. Von dem ganzen Werk, dessen Umfang auf vier Bände ver- anschlagt war, liegen nunmehr bereits vier Bände vor, Bd. I, Bd. II 1. und 2. Teil, Bd. III 1. Teil, jeder Teil mit über 60 Bogen 256 Besprechungen. •(72 Bogen in II. 2) einem vollen Band entsprechend. Bei der An- kündigung' dieses Handbuches hat mancher es vielleicht für ein nicht notwendiges Unternehmen gehalten, weil er glaubte, in dem Handbuch der Mineralogie von Hintze alles Erforderliche zu linden. Die nun abgeschlossenen Bände aber beweisen, daß hier etwas völlig Neues geschaffen worden ist, ein Werk, dem nichts Ähnliches an die Seite zu stellen ist. das für jeden Mineralogen ebenso eine unerschöpfliche Fundgrube und zuverlässiger Ratgeber geworden ist. wie für jeden Chemiker. Es ist kein Handwörterbuch, in dem alle Analysenergebnisse sorgfältigst zusammengetragen sind, sondern eine Sammlung von Monographien geworden, in deneu jede Mineralgruppe in chemischer Hinsicht erschöpfend behandelt, wird und allgemeine Fragen auf breiter Grundlage je von berufenster Seite dem neuesten Standpunkt der Wissenschaft entsprechend er- örtert werden. Als Beleg hierfür nenne ich die Behandlung der Silikate, sie umfaßt mehr als 123 Druckbogen. Der Einzeldarstellung gehen einige allgemeine Aufsätze voran, so über den Zusammenhang der physikalischen , besonders der optischen Eigenschaften mit der chemischen Zusammensetzung der Silikate von F. Becke, Para- genesis der natürlichen Kieselsäuremineralien von J. Koenigsberger. Konstitution der Silikate von C. Doeltek, Analysenmethoden von Djttrich. Unter den Einzeldarstellungen hebe ich die über die wasserhaltigen Aluminiumsilikate von Stremme hervor, wobei die auch technisch und wissenschaftlich so wichtige und theoretisch noch viel umstrittene Frage über den Basenaustausch gebührend berücksichtigt wird. Bei den einzelnen Mineralien werden nicht nur die vorhandenen Analysen mitgeteilt und Angaben über das chemische Verhalten und den Gang und Deutung der Analysen gemacht, sondern wir finden da auch das Achsenverhältnis, die physikalischen Eigenschaften, Synthesen, Vorkommen in der Natur. Bildungsweise. Umwandlung. Gegenüber dem umfangreichsten Handbuch der Mineralogie fehlen nur die eingehenden Angaben über die Formenausbildung und die Fundstellen, während die über die chemischen Verhältnisse so um- fangreich sind, wie in keinem andern Werk, nicht nur in deutscher Sprache, sondern überhaupt. Dem unverdrossenen Zusammenwirken* des Herausgebers und seiner Mitarbeiter mit dem rührigen Verlag ist es gelungen, das Werk durch alle Schwierigkeiten der Zeit bisher durchzubringen ^ möge" es ihnen beschieden sein, es in gleicher Vollkommenheit zu Ende zu führen und der Wissenschaft ein Werk zu schenken, das in der Literatur aller Länder nicht seinesgleichen hat. R. Brauns. j Zur Erinnerung an Bruno Doli 257 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Zur Erinnerung an Bruno Doß. Mit einem Bildnis. Am 28. Mai 19 19 verschied im Carolakrankeiihaus zu Dresden nach langem schweren Leiden, das er sich im Felde als Kriegs- geologe zugezogen, der langjährige Mitarbeiter dieser Zeitschrift. Prof. Dr. Kaki. Bruno Doss. Mit ihm ist einer der vielseitigsten deutschen Geologen, dessen reiches wissenschaftliches Lebenswerk ihn lange Zeit überleben wird, dem unseligen Kriege zum Opfer gefallen. Doss wurde am 1. November 1861 zu Auerbach im Sächsischen Vogtland als Sohn eines Kaufmannes geboren und erregte schon Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 17 258 Zur Erinnerung an Bruno Doß, auf der Bürgerschule dieser Stadt, die er Ostern 1875 verließ, durchj seine seltene Begabung und großen Wissensdrang die Aufmerksam- keit seiner Erzieher. Bis Ostern 1881 ging er durch das Real- gymnasium zu Plauen, wo er als Primus sein Reifezeugnis erwarb.. Von dort aus durchstreifte er schon damals das Vogtland auf mineralogischen Wanderungen. Nachdem er in Dresden 1881 — 82 als Grenadier gedient hatte, widmete er sich 1882 — 84 zunächst an der Universität und der technischen Hochschule zu München dem Studium, der Naturwissenschaften. Hier legte er als Schüler Groth’s den Grund für seine mineralogisch-petrograpliischen Studien und drang bei Zittel in die Paläontologie ein. Auch Bayer, v. Beetz, Harz, Haushofer, Oebbeke und Zimmermann gehörten zu seinen damaligen Lehrern. Von Ostern 1884 ab siedelte er nach der Universität Leipzig über, wo er bei Credner, Hankel, Klein, Leuckart, Marshall, Schenk, G. Wiedemann, Wundt und Zirkel hörte. Der Letztgenannte übergab ihm zur Bearbeitung die basaltischen Laven und Tuffe, die Dr. Alphons v. Stübel. aus dem syrischen Haurän und vom Diret et-Tulftl mitgebracht hatte. Er benutzte die sehr sorgfältige Arbeit hierüber als Disser- tation für seine 1886 erfolgte Promotion (Literaturverzeichnis 1).. 1887 legte er auch noch das Staatsexamen mit vorzüglichem Er- folge ab. Während der Leipziger Zeit hatte er das geologisch so reich gesegnete Sachsen auf zahlreichen Exkursionen durchwandert, zu denen Hermann Credner damals seine Schüler so zu begeistern verstand. Hierauf nahm Doss eine Stelle als Assistent von H. B. Geinitz an der Technischen Hochschule in Dresden an. Sofort begann er als solcher den durch sein mineralreiches Syenitgebiet so ver- lockenden Plauenschen Grund wissenschaftlich in Angriff zu nehmen. Eine ergebnisreiche Studie über die dortigen Lamprophyre und Melaphyre, die bis dahin wenig bekannten dunklen Gesteinsgänge im Syenit (2), benutzte er 1889 zur Habilitation. Nicht lange sollte sich die Dresdner Hochschule der Lehrtätigkeit des frischen jungen Dozenten erfreuen. Er hatte wohl kaum erst eine Vor- lesung begonnen, als er am 18. Oktober 1889 eine Berufung nach dem Polytechnikum von Riga erhielt, wohin er am 2. November übersiedelte. Diese auf breiter Grundlage aufgebaute technische Hochschule, hinter der eine opferwillige Bürger- und Ritterschaft stand, hatte zwei Jahre vorher ihr 25 jähriges Jubiläum gefeiert. An ihrem weiteren Aufblühen in den nächsten 25 Jahren sollte der junge Gelehrte einen sehr wesentlichen Anteil nehmen. Er kam hier auf den richtigen Platz. Ein weites Hinterland, das in vieler Beziehung geologisch noch eine terra incognita war und das für Wissenschaft und Volkswirtschaft noch viele reiche Früchte zu. Zur Erinnerung an Bruno Doß. 259 bieten versprach, fand in ihm den kundigen, mit allen erprobten Untersuchungsmethoden wohl vertrauten Erforscher. Moritz v. Engel- hardt, Constantin Grewingk und Friedrich v. Schmidt hatten zwar den Aufbau der baltischen Ostseeprovinzen in großen Zügen kennen gelehrt, Bruno Doss fand aber noch eine Unmenge von Einzel- arbeit zu tun, die nur sein Feuereifer und sein unermüdlicher Fleiß in einem Vierteljahrhundert zu bewältigen wußte. Unter den geologischen Formationen des Landes bedurfte vor allem das Quartär einer gründlichen Neubearbeitung. Wir linden daher in der langen Reihe von seinen Schriften diesem Gegenstand die meisten gewidmet. Schon bald nach seiner Berufung nach Riga, im Sommer 1891, suchte er sich durch eine ausgedehnte Studien- reise nach Schweden und Norwegen, die er in höchst anziehender Weise in einem nachmals abgedruckten Briefe an H. B. Geinitz (5) schilderte, ein Bild vom damaligen Stand der nordischen Diluvial- geologie zu verschaffen, deren eifrigster Mitarbeiter er von nun an wurde. Was er damals unter sachkundiger Führung der nor- dischen Glazialgeologen erschauen durfte, von der Felsenküste bei Udevalla bis hinauf zu dem vereisten Jotunheim, diente ihm in der Zukunft zu wertvollen Vergleichen. 1895 schon erschien seine erste größere Diluvialarbeit über die geologische Natur der Kanger, jener auch verkehrsgeographisch und strategisch für das Land wichtigen natürlichen Dämme und Hügelrücken im SO und 0 von Riga, die er als Asar erkannte (15). Auch bei St. Matthiä in Livland stellte er solche Bildungen fest (14). An die Asar- Arbeiten reihen sich die Studien über Drumlins an, jener langgestreckter Rücken oder rundlicher Hügel, „welche aus Grundmoränen-Material sich aufbauen und in paralleler Scharung dieselbe Richtung ein- halten, wie die einstmalige, durch die Schrammen angedeutete Bewegung des Inlandeises“. Diese bis dahin nur von den britischen Inseln und Nordamerika beschriebenen Gebilde hatte zuerst K. Keil- hack auch für Norddeutschland, und zwar zwischen Freienwalde und Naugard in Pommern, erkannt (1894). Doss wies sie in sehr typischer Form im Sommer 1895 im mittleren Livland (1 7) nach, wo sie dem Bodenrelief einen sehr auffällig streifigen Charakter aufdrücken, so z. B. in der Gegend von Wolmar. Drumlins und außerdem eine typische Endmoräne in reichlich 100 km Länge fand er auf einer achttägigen Diluvialexkursion im August 1910 im nördlichen Litauen, die sich von Ponewjesh überPoswol, Linkowo, Krupe, Wegeri nach Alt-Autz in Kurland erstreckte (57). Außer- dem beschrieb er die neu entdeckten Gletscher schliffe auf dem silurischen Vaginatenkalkstein bei Port Kunda am Finnischen Meerbusen in Estland (66), schenkte den Dünen seine Aufmerk- samkeit (19), besonders denen bei Schlock in Livland mit ihrer auffälligen Richtungsumkehr, und geht der postglazialen Hebung des Rigaer Strandes nach (28). 17* 260 Zur Erinnerung an Bruno I )ofi. Seine diluvialen Studien sprangen zuweilen auch hinüber ins Gebiet der Paläontologie (18 — 20 u. 64) und Prähistorie (49 u. 54). Viel wertvoller aber für seine zweite Heimat waren seine Bemühungen um die Hydrologie, um die Aufsuchung von flüssigen und gasförmigen Kohlenwasserstoffen, so- wie seine Untersuchung der merkwürdigen Heilschlamme. Bei allen wichtigeren Wasserversorgungsarbeiten und Tiefbohrungen im Lande wurde er als ausschlaggebender Sachverständiger heran- gezogen. Für die Wissenschaft fielen dabei eine Anzahl inhaltreiche Aufsätze ab, so 1905 über einen artesischen Naturbrunnen bei Schlock in Livland (37), 1906 über die Grundwasserversorguug von Dorpat (41), 1908 über Tiefbohrungen bei Windau, die wert- volle Beiträge zur Gliederung des Devons lieferten (48). Während des Weltkrieges von deutscher Seite viel benutzt wurde seine Arbeit über die Naphthalagerstätten bei Schmarden in Kurland vom Jahre 1900 (31). Hier hatte Doss die Lagerungs- Verhältnisse des untersilurischen Brandschiefers, der sog. Kucker- schen Schicht, und des obercambrischen, ebenfalls bituminösen JJictyonema-Üduefers genau festgelegt, dicht unter letzterem die Obote-Sandsteinbank, deren Gehalt an phosphorsaurem Kalk während des Krieges ebenfalls Hoffnungen erregte. Sein Normalprofil auf Tat. II wurde bei allen künftigen Aufschlußarbeiten zugrunde gelegt. Die Schlamme des Kangersees, deren Entstellung unter starker Beteiligung koprogeuer Substanz Doss gezeigt (24). und deren technisch -balueologisclie Ausnutzung nach Art der heilkräftigen Limanschlamme des südlichen Rußlands er empfohlen hatte (30), wurden ebenfalls von deutschen Kriegsgeologen neu „entdeckt“. In diese Gruppe seiner Arbeiten gehört auch seine 1 908 ver- öffentlichte Untersuchung der Bohrproben bei der Bohrung auf Naturgas auf dem Gute eines seiner Schüler Nikolai Melnikow im Kreise Nowo-Useusk. Gouv. Samara (51 n. 58). Diese Bohrung im Miocän führte ihn zu der wissenschaftlich, namentlich für die Lehre von den Erzlagerstätten so überaus wichtigen Entdeckung der Ablagerung von Melnikowit, wie er das neue kolloidale Eisensulfid nannte (62 — 63). Dies führt uns hinüber zu seinen Arbeiten auf mineralogisch- petrographischem Gebiete. Ein Zufall wollte es, daß er gleich zu Beginn seines Dortseins in die Lage kam, einen Meteoriten zu untersuchen, der am 29. März 1890 bei Mißhof in Kurland niedergefallen war (4 u. 7). Auch rein kristallog raphische Untersuchungen lagen ihm, dem Schüler Groth’s. Die Kristalle einer ganzen Anzahl organischer Verbindungen hat er gemessen und bestimmt (8), desgleichen einen zufällig in einem Sulfatofen einer Schönebecker Sodafabrik als Sublimationsprodukt gebildeten Pseudobrookit. (9). Die künstliche Darstellung von Anatas und Zur Erinnerung an Bruno Doll 261 Rutil beschäftigte ihn eingehend (12). In die sächsische Heimat zurück verweisen die interessanten, von ihm beschriebenen Pseudo- morphosen von Auatas nach Titanit im Syenit des Plauenschen Grundes (13). Aus diesem Gebiet hatte er noch manches wert- volle Material zu bearbeiten begonnen, wovon leider Belegstücke und Manuskripte bei Kriegsbeginn von russischer Seite weggeführt oder später in der roten Flut zu Riga untergegangen sind. Seine wichtigste Arbeit dieser Richtung behandelt einen Gegenstand seiner engsten vogtländischen Heimat und hiervon sind glücklicherweise die Belegstücke in der Freiberger geologischen Sammlung geborgen. Wir meinen die Studie über die Pegmatite in dem von ihm im Juli 1901 unmittelbar nach der Auffindung ausgebeuteten Kristall- keller im Kirchberger Granitmassiv zu Wildenau im Vogtland (72). Es ist das ein Muster einer vorsichtig abwägenden, mineralogisch- genetischen Untersuchung. Denselben Geist spürt man auch in seinem Aufsatz über das neue Wolframit Vorkommen bei Eich im Vogtlande, das er von Freiberg aus im Jahre 1915 zu untersuchen Gelegenheit hatte (75). Endlich haben wir noch die Arbeiten des Verewigten auf dem Gebiete der dynamischen Geologie zu würdigen. Sie betreffen hauptsächlich die Seismographie. Durch ihn wurden weitere Kreise belehrt, daß die Bewohner der von tektonischen Einwirkungen sonst so wenig berührten „russischen Tafel“ keineswegs sich einer seismischen Ruhe erfreuen. Eine ganze Reihe von dortigen Erd- beben konnten vielmehr von Doss eingehend untersucht und be- schrieben werden (21, 38 — -JO, 46, 47, 52, 56, 59, 60, 70, 73). Den Grund für diese Tatsache setzte er, wie folgt, auseinander (52, p. 3): „Wenn somit in den Ostseeprovinzen die Lithosphäre gänzlich oder so gut wie gänzlich zur Ruhe gekommen ist, wenn tektonische Spannungen nicht mehr bestehen, so würde hier wohl nicht ein einziges historisch beglaubigtes Erdbeben zu verzeichnen sein, dessen Epizentrum innerhalb dieses Gebietes gelegen, sofern nicht das Grundgebirge auf weite Strecken aus Kalksteinen und Dolomiten, stellenweise mit eingeschalteten Gipslagern bestände.“ Und nun entwickelt er weiter die günstigen, dort bestehenden Vor- bedingungen für Einsturzbeben, deren er bis 1908 für die russischen Ostseeprovinzen 18 nachzuweisen imstande war. Die Einwände seitens F. de Montessus de Baelore gegen diese Auffassung ver- mochte Doss leicht zu widerlegen (73). War es doch möglich, geschichtlich beglaubigte Fälle der Entstehung von Einsturzdolinen für dieses Land nachzuweisen, wie ein solches Ereignis bei Schlock in Livland im Jahre 1783 f47). Ganz neu in die deutsche geologische Literatur führte Doss das seltsame Phänomen der Erdwiirfe ein, das er zuerst an dem Beispiel von Neu-Laitzen in Livland und später noch an anderen erläuterte und erklärte (43, 61, 65, 71). Im Gegensatz 262 Zur Erinnerung an Bruno Doß. zu Sjögren, der diese Erscheinung schon länger aus Schweden kannte und beschrieben hatte, sah er die Ursache in diesem gewalt- samen Emporschleudern in sich geschlossener schollenförmiger Aus- schnitte gefrorenen Bodens in einer Unterkühlung des darunter befindlichen Grundwassers und seiner rapiden Volumenvermeliruug im Augenblick des Gefrierens. Immer greift er in solchen Erklärungs- versuchen geologisch-dynamischer Erscheinungen auf die Lehre von Chemie und Physik zurück, die er in hohem Grade beherrschte. Das Land, für dessen geologische Erforschung er seine ganze Kraft einsetzte, war ihm allmählich völlig ans Herz gewachsen, zumal seit er im Sommer 1902 einem jugendfrischen Kinde seiner neuen Heimat, Ella Sahlmüller, der Tochter eines reichsdeutschen dort ansässigen Ingenieurs und Industriellen die Hand fürs Leben gereicht hatte. Der überaus glücklichen Ehe mit dieser Frau, die mit Geduld und opferwilliger Selbstbeherrschung die bittere Not seiner Verbannung mit ihm getragen hat, wurden zwei Töchter geschenkt. Diese Liebe zum baltischen Lande gab ihm die Energie, trotz seiner Beanspruchung durch Lehramt und Wissenschaft, noch im vorgeschrittenen Alter Russisch zu lernen, worin er seit der Russifizierung vortragen mußte. So setzte er es zum Glücke für seine Hochschule durch, daß er seiner Stelle nicht verlustig ging, als Deutsch als Unterrichtssprache endgültig verboten worden war. Den Studierenden widmete sich Doss mit unermüdlicher Hin- gabe seines reichen Wissens und seiner gewinnenden Persönlich- keit, und hat so der geologischen Wissenschaft unter allen Nationen des völkerreichen Reiches viele Freunde geschaffen. Am geistigen Leben Rigas nahm er auch sonst lebhaften Anteil. Er war das eifrigste Mitglied des Naturforschervereines zu Riga, seit einem oder zwei Jahren vor dem Kriege als dessen Vizepräses. Im Herbst 1914 mußte er als ,, Feind“ aus dem Vereine aus- geschlossen werden, Ende 1917 jedoch wurde er zu seiner Freude dafür zum Ehrenmitglied ernannt. In den 25 Jahren seines Dort- seins hat er nur ganz selten einmal eine Sitzung dieser tätigen Gesellschaft versäumt. Die langen russischen Sommerferien benutzte er häutig zu Besuchen in Sachsen, wo eine von ihm innig geliebte Schwester und so mancher alte Freund schon Wochen vorher auf seine An- kunft sich zu freuen pflegten. So blieb er auch immer im Zu- sammenhang mit der deutschen Wissenschaft. Der Weltkrieg überraschte ihn und seine Familie auf dem livländischen Rittergute Kayenhof des Herrn v. Hirschheydt. Er durfte zwar zunächst nach Riga zUViickkehren, wurde aber als deutscher Reichsangehöriger unter Wegfall jeglichen Gehaltes vom Dienst suspendiert und trotz seiner Eigenschaft als Wirklicher Russischer Staatsrat, Exzellenz, im November in die Verbannung nach Drei geschickt, im Sommer 1915 aber ohne Pension abgesetzt Zur Erinnerung an Bruno Doß. 263 und über Rumänien nach Deutschland entlassen. Vergeblich hatten Vertreter der Petersburger Akademie für den um das russische Reich so hochverdienten Mann eine mildere Behandlung zu erwirken versucht. Mehr noch als der Verlust seines Vermögens, das während der Unruhen verschollen ist, schmerzte ihn das Abhandenkommen seiner Manuskripte zu einer Reihe begonnener und zum Teil nahezu fertiger wissenschaftlicher Arbeiten. In Deutschland gewährte ihm zunächst das sächsische Finanz- ministerium auf den Antrag der Bergakademie vom 16. August ab ein Asyl an dieser Hochschule als außerordentlicher Professor. Als solcher machte er sich hochverdient durch die mustergültig durchgeführte Neuordnung und Neuaufstellung der petrographischen und stratigraphischen Sammlung des neugebauten geologischen Institutes. Auch fand er Zeit zur oben erwähnten wissenschaft- lichen Bearbeitung einer unserer neuen Wolframlagerstätten (75) und zu einer eingehenden Untersuchung der Chromerz- und Braun- kohlenlagerstätten der Umgebung von Teslic in Bosnien (nicht veröffentlicht). Anfang Januar 1917 wurde er als Führer einer Geologengruppe an die Ostfront gerufen, der er sich zur Verfügung gestellt hatte. Was der Verstorbene hier für die Sache des deutschen Heeres getan hat, kann hier nur kurz berührt werden. Hauptsächlich beschäftigte ihn der Stellungsbau, die Entwässerung und Wasserversorgung, die Hoch- wassergefahr, die Gewinnung von Baumaterialien, so unter anderem bei den Libauer Hafenbauten, und die rohstoffliche Erschließung von Kurland und Litauen. Es liegt auf der Hand, daß dieser be- deutende Geologe, der nicht nur landes-, sondern auch sprachkundig war, auch für alle im Felde zu lösenden Fragen der praktischen Geologie einen reichen Erfahrungsschatz mitbrachte, dem deutschen Heere sehr bemerkenswerte Dienste leisten konnte. Leider zog er sich hier das viel zu spät erkannte und anfangs ganz falsch behandelte Leiden zu, das namentlich das letzte Jahr seines Lebens zu einem so überaus schmerzensreichen machen sollte. Ein erneuter chirurgischer Eingriff brachte ihm am 28. Mai 1919 den Tod. Er wurde in Dresden beerdigt und der Schreiber dieses Nachrufes legte auch im Namen der deutschen Geologie einen Kranz auf das Grab des verdienten Mannes, dessen Herzensgüte, Unerschrocken- heit, Wahrheitsliebe und unwandelbare Treue in der Erinnerung seiner Freunde fortleben werden. Dr. Richard Beck. Verzeichnis der Veröffentlichungen von Bruno Do 1.5. 1. Die basaltischen Laven und Tuffe der Provinz Haurän und vom Diret et-Tulül in Syrien. Mit 1 Taf. (Inaug.-Diss. Leipzig.) Tscherm. Min. u. petrogr. Mitt. 7. H. VI. Wien 1886. 2. Ein als erratischer Block am „Heller“ bei Dresden gefundener Cordieritgneis. Abh. d. Ges. Isis in Dresden. 1889. 264 Zur Erinnerung an Bruno Doß. 3. Die Larnprophyre und Melaphyre des Plauenschen Grundes bei Dresden. Tscherm. Min. u. petrogr. Mitt. II. H. I. p. 17—82. Mit 2 Taf. 1890. (Habil. -Sehr.) 4. Der Meteorit von Mißhof. Arbeiten d. Naturforscher-Ver. zu Riga. N. Folge. VII. H. Riga 1891. 5. Reiseskizzen aus Schweden und Norwegen, nebst Glazialerschei- nungen bei Dresden (aus einem Briefe an H. B. Geinitz vom 3./15. Okt. 1891). Abh. d. Ges. Isis zu Dresden. 1891. p. 1 — 7. 6. Note sur la matiere colorante des calcaires noirs des Pyr6nees. Bull. soc. fran§. de min. 15. 1892. p. 101 — 104. Ref. im N. Jahrb. f. Min. etc. 1893. II. p. 245. 7. Über den Meteoriten von Mißhof in Kurland und die Ursachen der Schallphänomene hei Meteoritenfällen im allgemeinen. Mit 2 Taf. u. 8 Holzsch. N. Jahrb. f. Min. etc. 1892. I. p. 71 — 113. (Teilweise Auszug aus 4.) 8. Kristallographische Untersuchung organischer Verbindungen. Mit 14Textfig. Zeitschr. f. Krist. 21. l.u.2. H. Leipzig 1892. p. 96 — 112. 9. Über eine zufällige Bildung von Pseudobrookit. Hämatit und An- hydrit als Sublimationsprodukte und über die systematische Stellung des ersteren. Mit 2 Fig. Zeitschr. f. Krist. 20. 6. 1892. p. 566 — 587. 10. E. Mach und B. Doss, Bemerkungen zu den Theorien über die Schall- phänomene bei Meteoritenfällen. Sitzungsber. k. k. Akad. d. Wiss. Wien. 1893. C. II. 2. p. 1 — 5. Ref. im N. Jahrb. f. Min. etc. 1895. I. p. 275 u. 276. 11. Die diluviale Hügellandschaft der Ostseeprovinzen. Korresp.-Bl. d. Naturf.-Ver. zu Riga. 36. 1893. 12. Künstliche Darstellung von Anatas und Rutil mittelst der Phosphor- salzperle. Mit 1 Taf. N, Jahrb. f. Min. etc. 1894. II. p. 147—206. 13. Über Pseudomorphosen von Anatas nach Titanit im Syenit des Plauenschen Grundes. N. Jahrb. f. Min. etc. 1895. I. p. 128 — 138. Mit 1 Taf. 14. I. Zur Geologie der Jungfernhofschen Seen und ihrer Umgebung in Livland. Mit 1 Taf. — II. Über die Asar von St. Matthiä in Liv- land. Mit 1 Taf. Korresp.-Bl. d. Naturf.-Ver. zu Riga. 38. 1895. p. 117—134. 15. Die geologische Natur der Kanger im Rigaschen Kreise unter Be- rücksichtigung ihrer weiteren LTmgebung. Mit 7 Taf. u. 7 Texttig. Festschrift d. Naturf.-Ver. zu Riga in Anlaß seines öOjähr. Bestehens am 27. März (8. April) 1895. 16. Über devonischen Kugelsandstein. Korresp.-Bl. d. Naturf.-Ver. zu Riga. 38. 1895. p. 108—112. 17. Über das Vorkommen von Drumlins in Livland. Mit 1 Taf. Zeitschr. Deutsch, geol. Ges. 1896. p. 1 — 13. 18. Einige aus der Kelloway-Stufe der Juraformation von Schumarowo an der Wolga (Kreis Mologa, Gouv. Jaroslaw) kommende Fossilien. Korresp.-Bl. d. Naturf.-Ver. zu Riga. 39. 1896. p. 68. Zur Erinnerung- an Bruno Doß. 'JÖf> 19. I. Etymologisches über die Kanger, sowie einige Worte über den Dünenbezirk nordöstl. Rodenpois in Livland. — 11. I ber einige Besonderheiten der Dünen aus Rigas weiterer Umgebung. — III. Zur Kenntnis der lebenden und subfossilen Mollufekenfauna in Rigas Umgebung, insbesondere des Rigaer Meerbusens. Korresp.-Bl. d. Naturf.-Ver. zu Riga. 39. 1896. p. 25 — 128. 20. Über einen Mammutfund im Diluvium von Jaroslaw a. d. Wolga. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1896. p. 940. 21. Übersicht und Natur der in den Ostseeprovinzen vorgekommenen Erdbeben. Korresp. -Blatt des Naturf. -Vereins zu Riga. 40. 1897. p. 1 — 16. 22. Über das Vorkommen von großen erratischen Blöcken im Gebiete der baltischen Provinzen. Korresp.-Bl. d. Naturf.-Ver. zu Riga. 40. 1897. p. 118-122. 23. I. Sandhaltige Gipskristalle vom Bogdoberge in der Astrachanschen Steppe. — II. Kristallisierter Sandstein von Sumatra. — III. Über neue Funde mitteldevonischer Fischreste bei Segewold in Livland und im Untergrund von Riga. Ebendort. 40. 1897. p. 105 — 108; I. auch in Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1897. p. 143. 24. Über Inselbildung und Verwachsung von Seen in Livland unter wesentlicher Beteiligung koprogener Substanz. Korresp.-Bl. d. Naturf.- Ver. zu Riga. 40. 1897. 17 p. Mit 4 Fig. 25. Die postglaziale Hebung des Rigaer Strandes, mit einem Beitrag zur Kenntnis des Torfschiefers. Mit 3 Textzeichn. Korresp.-Bl. d. Naturf.-Ver. zu Riga. 40. 1897. p. 1 — 25. 26. Kristallisierter Sandstein von Sumatra. Ebendort, p. 105 — 108. 27. Über livländische, durch Ausscheidung aus Gipskristallen entstandene Süßwasserkalke als neue Beispiele für „Mischungsanomalien“. Mit 1 Taf. N. Jahrb. f. Min. etc. 1897. I. p. 105 — 141. 28. Über die Richtungsumkehr einer Dünenwanderung bei Schlock in Livland. Korresp -Bl. d. Naturf.-Ver. zu Riga. 42. 1899. p. 1—5. 29. Pseudomorphosen von Dolomit nach Steinsalz. Ebendort. 43. 1900. p. 58 — 59. 30. Über den Limanschlamm des südlichen Rußlands, sowie analoge Bildungen in den Ostseeprovinzen und die eventuelle technisch- balneologische Ausnutzung des Kangerschlammes. Ebendort. 43. 1900. p. 213—231. 31. Über die Möglichkeit der Erbohrung von Naphthalagerstätten bei Schmarden in Kurland. Ebendort. 43. 1900. p. 157 — 212. Mit 2 Zeichn. u. 2 Taf. 32. Vorläufiger Bericht der von Ignatow gelegentlich der Untersuchung des Akmolinskschen Seengebietes gesammelten Gesteine. Russisch. Nachr. d. rnss. geogr. Ges. 36. 1901. p. 451 — 456. Ref. im N. Jahrb. f. Min. etc. 1902. I. p. 206. 33. Johann Jacob Ferber, der älteste Vertreter der Drifttheorie. Brief! Mitteil, in dies. Centralbl. Stuttgart 1901. p. 705. 266 Zur Erinnerung an Bruno Doß. 34. Über einen bemerkenswerten Fall von Erosion durch Stauhochwasser bei Schmarden in Kurland. Mit 1 Taf. Zeitschr. Deutsch, geol. Ges. 1902. p. 1—23. 35. Orographische und geologische Verhältnisse des Bodens von Riga. Aus «Riga und seine Bauten“, p. 3 — 12. Riga 1903. Referat im N. Jahrb. f. Min. etc. 1904. II. p. 86. 36. Merkwürdige Bodenbewegungen bei Neu-Laitzen in Livland. Korr.- Bl. d. Naturf.-Ver. in Riga. 47. 1904. p. 23. 37. Über einen artesischen Naturbrunnen bei Schlock in Livland. Korr.- Bl. d. Naturf.-Ver. in Riga. 48. 1905. p. 109 — 119. 38. Über ein unbeachtet gebliebenes Beben in Estland. Ebendort. 48. 1905. p. 121—138. 39. Beobachtungen über das skandinavische Erdbeben vom 23. Oktober 1904 im Bereiche der russischen Ostseeprovinzen. Mit 1 Skizze. Dies. Centralbl. Stuttgart 1905. No. 3. p. 65 — 77. 40. Das skandinavische Erdbeben vom 23. Oktober 1904 in seinen Wir- kungen innerhalb der Ostseeprovinzen und des Gouvernements Kowno. Korr. -Bl. d. Naturf.-Ver. in Riga. 48. 1905. p. 249 — 301. Mit 1 Karte. 41. Gutachten über das Projekt einer Grundwasserversorgung der Stadt Dorpat. Mit 1 Taf. Riga 1906. Müllers Buchdruckerei. 39 p. 42. Über ostbaltische Seebären. Mit 7 Abbild, im Text. Gerland's Beitr. zur Geophysik. 8. H. 3/4. 1907. p. 367—399. 43. Über einen Erdwurf bei Neu-Laitzen in Livland. Mit 1 Taf. und 1 Fig. Ebendort, p. 452 — 485. 44. Die geologischen Aufschlüsse einer größeren Anzahl artesischer Brunnenhohrungen in Pernau und Umgegend. Mit 1 Tabelle. Korr.- Bl. d. Naturf.-Ver. *in Riga. 50. 1907. p. 75 — 105. 45. Über ein postglaziales Massengrab von Fledermäusen in Spalten des devonischen Dolomites von Klauenstein in Livland. Mit 1 Auto- typie u. 2 Profilen. Ebendort, p. 107 — 118. 46. Über Ansammlungen von Erdgas im Untergrund Rigas. — Über ein durch einen Gasausbruch hervorgerufenes Seebeben en miniature auf dem Dsirne-See in Livland. Ebendort, p. 47 — 59. 47. Über die im Jahre 1783 bei Schlock in Livland erfolgte Bildung einer Einsturzdoline. Mit 1 Textskizze. Ebend. 51. 1908. p. 62 — 72. 48. Über die geologischen Aufschlüsse einiger Tiefbohrungen in Windau. Ebendort. 51. 1908. p. 73 — 91. 49. Befindet sich am Ufer des Kangersees ein heidnischer Burgberg oder nicht? Mit 1 Plan. Sitzungsber. d. Ges. f. Geschichte u. Alter- tumsk. d. Ostseeprovinzen Rußlands. 1908. p. 47. 50. Über das Sammeln von historischen Nachrichten über Naturereignisse und physisch-geographische Verhältnisse des Ostbaltikums. Vortrag, gehalten auf dem I. Baltischen Historikertage in Riga. April 1908. Arbeiten d. I. B. H. 1908. p. 159 — 168. 51. Über das Naturgas-Bohrloch auf dem Gute der Gebrüder Melnikow im Kreise Nowo-Usensk. Gouv. Samara. (Franz, u. Russ.l Extr. de Zur Erinnerung an Bruno Doß. 267 l'Annuaire geolog. et minöral. de la Russie. 1908. 10. Liv. 7 — 8 edite par N. Krischtakowitsch. p. 212 — 220. 52. Die historisch beglaubigten Einsturzbeben und seismisch-akustischen Phänomene der russischen Ostseeprovinzen. Mit 1 Taf. u. 1 Fig. Gerland’s und Rüdolph’s Beitr. zur Geophysik. 10. H. 1. 1909. p. 1—124. 53. Eine neue Lagerstätte von Naturgas in Rußland. Rigasche Industrie- Zeitung. No. 6. 1909. 54. Über einige neolithische Funde bei Schlock in Livland. Mit 4 Fig. Korresp.-Bl. d. Naturf.-Ver. in Riga. 52. 1909. p. 83 — 90. 55. Die Bedeutung Friedrich Schmidt’s für die Geologie Est- und Nord- livlands. — Ein Nachruf-Vortrag, gehalten am (4.) 17. Mai 1909 Ebendort. 52. 1909. p. 17—28. 56 Die Erdstöße in den Ostseeprovinzen im Dezember 1908 und An- fang 1909. Mit 4 Situationsskizzen. Ebendort. 53. 1910. p. 73 — 108. 57. Über das Vorkommen einer Endmoräne, sowie von Drumlins. Asar und Bänderton im nördlichen Litauen. Mit 1 Kartenskizze. Dies. Centralbl. Stuttgart 1910. No. 22. p. 723 — 731. 58. Über das dritte Gasbohrloch auf dem Gute der Gebrüder Melnikow im Gouv. Samara, nebst ergänzenden Untersuchungen über das zweite Bohrloch ebendaselbst. (Franz, u. Russ.) Extr. de l’Annuaire göol. et miner. de la Russie. 1911. 13. Livr. 5— 6 ed. par N. Krischtafo- witsch. p. 129 — 146. 59. Über die Erdstöße in den Ostseeprovinzen in den Jahren 1908 und 1909, sowie einige frühere, bisher unbekannt gebliebene Erdstöße ebeudaselbst. Gerland’s u. Rudolph s Beitr. zur Geophysik. 1911. 11. H. 1. p. 37—47. 60. Ober einige bisher unbekannt gebliebene ältere Erdbeben in den Ostseeprovinzen. Korr. -Bl. d. Naturf.-Ver. in Riga. 54. 1911. p. 3 — 11. 61. Zur Frage über die Entstehung der Erdwürfe. Gerland’s u. Ru- dolph s Beitr. zur Geophysik. 11. 2./4. II. 1912. p. 125 — 135. 62. Melnikowit, ein neues Eisenbisulfid und seine Bedeutung für die Genesis der Kieslagerstätten. Zeitschr. f. prakt. Geol. 20. 1912 p. 453 — 483. 63. Über die Natur und die Zusammensetzung des in miocänen Tonen des Gouv. Samara auftretenden Schwefeleisens. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXIII. 1912. p. 662—713. 64. Über einen subfossilen, in tonigen Abrutschmassen des Dünaufers bei Polozk (Gouv. Witebsk) gefundenen Schädel von Cervus alten. Korresp.-Bl. d. Naturf.-Ver. in Riga. 56. 1913. 1 p. 65. Zwei neue Erdwürfe in Livland. Mit 1 Taf. u. 3 Fig. N. Jahrb. f. Min. etc. 1913. II. p. 17—32. 66. Über einen Gletscherschliff bei Kunda in Estland. Mit 2 Taf. u. 4 Fig. N. Jahrb. f. Min. etc. 1913. I. p. 43 — 55. 67. Das Vorkommen von freiem Schwefel in Sapropelen Dies. Centralbl. Stuttgart 1913. No. 16. p. 490 — 495. 26S H. Rose. 68. Über die Herkunft des Naturgases auf der Insel Kokskär im Fin- nischen Meerbusen , nebst Bemerkungen über die Entstehung der Insel. Ebendort. 1913, No. 19. p. 601 — 610. 69. Über einen Seebären am Rigaschen Strande. Mit 1 Fig. Gerland's u. Rudolph’s Beitr. zur Geophysik. 12. 3. H. 1913. p. 135 — 138. rO. Seismische Ereignisse in den Ostseeprovinzen vom Jahre 1910 bis Ende 1912. Nachr. d. Seism. Komm. Petersburg. 6 Lief. 1. 1913. . p. 25 — 32. (1. Ein weiterer Erdwurf in Livland. Mit 5 Textskizzen. N. Jahrb. f. Min. etc. 1914. I. p. 52 — 60. 72. Der Aufschluß und Befund eines Kristallkellers im Granit von Wildenau im Sächsischen Vogtlande. Mit 5 Tai. u. 4 Textfig. X. Jahrh. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXIX. 1914. (Festband Bauer.) p. 126—185. 73. Zur Frage nach der Ursache der ostbaltischen Erdbeben. Dies. Centralbl. Stuttgart 1914. No. 2. p. 37 — 47. 74. Ein Vorkommen von Grahamit im Silurkalk bei Kunda in Estland. Ebendort. No. 20. 1914. p. 609 — 615. 75. Eine neue Wolframerzlagerstätte im Sächsischen Vogtlande. Zeitschr. f. prakt. Geol. 23. 1915. p. 138 — 149. Beiträge zur Kenntnis des Atopits von Miguel Burnier, Minas Geraes, Brasilien. Von H. Rose in Göttingen. Mit 2 Textüguren. Schwach gelbliche , an den Anatas erinnernde Farbe in Verbindung mit hohem Glanz ließ für den von A. E. Norden- skiöld 1 entdeckten, regulär holoedrisch kristallisierenden Atopit 2 (Ca. Mn, Xa2) Sb2 07 eine ähnlich starke Dispersion wie beim Anatas vermuten. Zu ihrer Ermittlung wurden Kristalle des von E. Hussak 1 2 beschriebenen Vorkommens aus den Manganerzgruben von Miguel Burnier in der Provinz Minas Geraes, Brasilien, teils durch Auf- lösen des Erzes in mäßig verdünnter Salzsäure, teils durch Spaltung von zwei verschiedenen Stufen gewonnen und zu Prismen ver- schütten. Die auf die zuerst erwähnte "Weise von der einen Stufe erhaltenen Oktaeder hatten Kantenlängen bis zu 1 mm. Die Okta- eder waren entweder nahezu gleichmäßig ausgebildet, wie in Fig. 1, oder tafelig nach zwei gegenüberliegenden Flächen. Außer dem 1 A. E. Nordknskiöld , Geologiska Föreningens i Stockholm För- handlingar. 1877. 3. 376; N. Jahrb. f. Min. etc. 1878. p. 206. 2 E. Hussak, dies. Centralbl. 1905. p. 240. Beiträge zur Kenntnis des Ätopits etc. 269 Oktaeder o wurde das Dodekaeder d, das Hexaeder li und das Ikosi- tetraeder i J3 1 1} durch Winkelmessung' festgestellt. Die Messungs- ergebnisse sind in der Tabelle 1 mit den berechneten Winkeln zusammengestellt. Die Spaltstückchen von der anderen Stufe, die den Atopit in derber Ausbildung zeigte, besaßen 2 — -3 mm lange ( iktaederkanten und waren durchweg dunkler gefärbt als die Oktaeder der ersten Stufe. Lichtere Teile der zweiten Stufe waren trübe, die dunkleren nicht durchgehend gleichmäßig gefärbt. Das Pulver der Kri- stalle beider Stufen erwies sich unter dem Mikroskop im allgemeinen als einfach brechend. Einige schwach gelblich ge- färbte, klare Kristalle der ersten Stufe ließen indessen meistens in der Nähe von Einschlüssen des Manganerzes zwischen gekreuzten Polarisatoren Doppelbrechung ähnlich wie Gele erkennen. Eine Felderteilung wie beim Boracit oder Leucit wurde nicht beobachtet. Tabelle 1. Flächenwinkel gemessen berechnet (hl riri) 109" 15' 109° 28,27' (lllQtTl). 70 28 70 31.73 (inn™ 54 42 54 44,13 (111 Ml 1CL 35 12 35 15,87 ;(10oP(311) 25 22 25 14,50 (lllfi311) 29 20 29 29,75 Die Spaltstiicke der zweiten Stufe, obwohl eiufach brechend, erwiesen sich als optisch inhomogen mit einer vermutlich vom Mangangehält stark abhängigen Lichtbrechung. An zwei aus ihnen hergestellten Prismen wurden nachstehende Werte des Brechungs- quotienten für Natriumlicht ermittelt: Prisma 1 11 D = 1,854 Prisma II nD = 1.817. Obwohl die Flächen dieser mit dem WüLFiNG’schen Schleifdreifuß hergestellten Prismen sehr gute Reflexe gaben, traten infolge der Inhomogenität mehrere gebrochene Spaltbilder auf. Dies blieb aus bei einem Prisma von 36° 44,6' brechendem Winkel mit etwa 1 qmm großen Flächen aus einem klaren, schwach gelblichen Kristall der ersten Stufe, der unter dem Mikroskop keine Doppelbrechung erkennen ließ. Die an ihm unter Anwen- 270 G. Rose. Beiträge 1 zur Kenntnis des Atopits etc. ? ab eile 2. Linie Wellenlänge in fj.fx J Brechungs- quotient Druck Temperatnr A 762 1.8237 751.0 16,6 a 718 1,8267 751,0 16,6 B 687 1,8284 750,7 16,5 C 656 1.8310 752,5 15,0 Hg 624 1,8344 754,8 18,2 Na 589 1,8376 739.6 10,8 Hg 577 1,8390 756,3 17,5 Hg 546 1,8442 755,8 19,3 Hg 513 1.8509 755,0 19,0 Hg 492 1.8554 754,9 19,0 Hg 436 1.8720 755,0 19,3 Hg 405 1.8847 755.2 16.8 Fig. 2. E. Jänecke, Über das System etc. 271 düng spektralzerlegten Sonnen- und Quecksilberlichtes erhaltenen Messungsergebnisse sind in der Tabelle 2 enthalten und dürften fiir einen Kristall gelten, der die chemische Zusammensetzung der von E. Hussak 1 mitgeteilten Analyse I besitzt. Aus der zeichnerischen Darstellung der Tabelle 2 in Fig. 2 entnimmt man als Wert des Brechungsquotienten für die F-Linie (486 fifi) np = 1,8570. Mithin ergibt sich für die mittlere Dispersion np — nc = 0,0260 und als reziproker Wert der relativen Dispersion nD — 1 1 = 32,3. nF nc Vergleicht man ihn mit denjenigen für die von Schott und Ge- nossen in Jena hergestellten schweren Flintgläser, so würde der Atopit hinsichtlich der relativen Dispersion mit dem Katalog- typus 192, der den Wert 32,1 besitzt, zwar übereinstimmen, aber Isich durch seinen Brechungsquotienten fiir np unterscheiden, der für das Glas 1,6738 beträgt. Die relative Dispersion des Atopits bleibt weit hinter der des Anatases zurück, deren reziproker Wert nach den Messungen von A. Ehkinghaus1 2 für den ordentlichen Strahl 10,9 erreicht. Erwärmt man einen nahezu farblosen Atopitkristall, so nimmt die Intensität der Gelbfärbung zu und geht bei beginnender Rot- glut in ein gelbliches Orange über. Dies weist auf ein Wandern der Absorption bei steigender Temperatur aus dem Ultravioletten, nach größeren Wellenlängen hin. Göttin gen, Mineralogisches Institut, Juni 1919. — Über das System Bariumchlorid Kaliumchlorid Natriumchlorid. Erwiderung. Von Ernst Jänecke in Hannover. Im Neuen Jahrbuch t. Min. etc., Beil. -Bd. XXXVIII, p.501 — 512' gab ich eine kurze Besprechung von Dreistoffsystemen besonderer Art und zeigte, daß das von H. Gemsky untersuchte und anders erklärte System (Ba, K, Na) CI diesen zugehöre. Auf p. 513 — 524 desselben Bandes glaubt nun E. Vortisch den Nachweis zu erbringen daß die von Gemsky gegebene Erklärung doch die richtige sei. 1 E. Hussak, a. a. 0. p. 241. 2 A. Ehringhaus, N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XLf. 1916 p. 376. E. Jänecke. Für dieses System läßt sich nun leicht mit Hilfe der Z-Funktion (meist thermodynamisches Potential bezeichnet) exakt beweisen, daß die Auffassung von Gemsky und Vortisch falsch ist. In meiner kurzen Besprechung erwähnte ich die Behandlung mit Hilfe des thermodynamischen Potentials flüchtig (p. 503). Aus Mangel an Raum mußte auf diese einzig korrekte Untersuchungsmethode ver- zichtet werden. Es ist aber notwendig, hier auf dieselbe ein- zugehen. Das System (Ba, K, Na) CI besitzt in der üblichen Dreiecks- darstellung vier ausgezeichnete Punkte, die den Salzen BaCl2, KCl. Na CI und 2KCl.BaCl2 entsprechen. Von den binären Systemen ist bekannt, daß sich Mischkristalle nur in dem System (K, Na) CI, und zwar in ununterbrochener Reihe zwischen KCl und NaCl bilden. Unterhalb etwa 375° zeigt das System (K, Na) CI Entmischung in festem Zustande. Ternäre Mischkristalle oder eine ternäre Ver- bindung bilden sich nicht. Die tiefste Temperatur, hei der im ternären Systeme noch Flüssigkeit möglich ist, liegt bei 542°. Im binären System (KNa)Cl besteht aber bei dieser Temperatur im Gleichgewicht noch vollständige Homogenität aller (K. Na) Cl- Mischungen. Unter diesen Voraussetzungen läßt sich der exakte Beweis dafür führen, daß (Ba, K, Na) CI dem von mir erörterten System zugehören muß. Die Z-Funktion hat bei 542u (und konstantem Druck, der bei dieser niedrigen Temperatur für das System ohne Bedeutung ist) für die vier Salze bestimmte Werte. Aus Mangel an Mischkristallen werden für die Systeme KCl— BaCl2 und NaCl— BaCl2 die Zwischen- werte der Z-Werte einfach durch lineare Interpolation erhalten (vgl. Roozeboom, Heterogene Gleichgewichte, III. 'Peil, bearbeitet von Schreinemakers). Die Z-Werte im System KCl — NaCl sind aber stets geringer als die zwischen den Werten für KCl und NaCl linear interpolierten Werte. In der graphischen Darstellung mit Z als Ordinate hat diese Funktion für Mischkristalle bekanntlich eine stets nach unten konvexe Form, indem in den Endpunkten eine Berührung der senkrechten Grenzlinien eintritt. Im Dreistott- system erhält man die Z-Werte der Mischungen, wenn man in der räumlichen Darstellung mit Z als Ordinate (in einem regulären dreiseitigen Zylinder) die angegebenen Z-Werte der binären Systeme aufträgt und eine Berührungsebene unterhalb der Z-Werte so ab- rollt, daß sie stets die Kurve zwischen KCl -NaCl berührt und durch die Z-Werte von BaCl2 und 2KCl.BaCl„ geht. Die so erhaltenen Berührungswerte auf der Kurve KCl— NaCl entsprechen den (bei 542°) mit den Salzen Ba Cl2 und 2 KCl. Ba Bl., koexistieren- den Mischkristallen. In dem Systeme kommen also sämtliche Mischkristalle zwischen KCl — NaCl und nicht etwa nur zwei Grenz- mischkristalle im festen Gleichgewichtszustände bei 542°, also im erstarrten Zustande, vor. Liegt die abrollende Ebene gleich- "Über das System Bariumchlorid etc. 273 zeitig' in den Z- Werten von BaCl, lind 2KCl.BaUl2, so kann sie nur in einem bestimmten Punkte die Kurve zwischen KCl — Na CI ■berühren. Dieser Berührungspunkt entspricht dem „Hauptmisch- kristall“ (vgl. p. 503). Um das Gleichgewicht fest — flüssig zu linden, ist noch die Z-Funktion für flüssige Mischungen hinzuzuziehen. Diese Z-Werte liegen bekanntlich auf einer stetigen Fläche in dem räumlichen dreiseitigen Prisma, die überall nach unten konvex ist und (wie bei Mischkristallen) in den Grenzpunkten berührt. Da bei 542° gerade noch ein Gleichgewicht zwischen fest— flüssig möglich ist. liegt diese Fläche vollständig über der durch Abrollen einer Ebene erhaltenen (diskontinuierlichen) Fläche für die Z-Werte fest und berührt diese in dem ebenen Teile zwischen den Z-Werteu für BaCl2, 2KCl.BaCl„ und Hauptmischkristall '. Der Berührungs- punkt entspricht dann dem ternären eutektischen Punkte. Wie man sieht, müssen die für die binären und das ternäre System ge- fundenen Tatsachen zu dem von mir erörterten Typus führen. Die von Vortisch gegebenen experimentellen „Beweise1* für die Unrichtigkeit meiner Ansicht sprechen denn auch durchaus nicht gegen meine Erklärung. Selbstverständlich habe ich nicht die An- sicht, daß die Unstetigkeit einer bestimmten Abkühlungskurve auf die Überschreitung der sich für das Feld der Mischkristalle er- gebenden Talmulde zurückzuführen ist. Vielmehr ist gerade dieser Fall in bezug auf die Erstarrungen beider Art von mir ausführlich erörtert (p. 507 und Fig. 3). Die zweiten Haltezeiten der von Vortisch untersuchten Mischungen lassen sich zwanglos durch Aus- scheidung von BaCl2 oder 2KCl.BaCl2 erklären. Man muß sich nur darüber klar sein, daß auch die bei der Abkühlung einer Schmelze zuerst ausgeschiedenen Mischkristalle zwischen KCl und Na CI bei weiterem Abkühlen ihre Zusammensetzung ändern. Hierauf geht Vortisch gar nicht ein, obwohl dieses für die im Dreieck krumm- linig verlaufenden Erstarrungsbahnen das wichtigste Merkmal ist. Inwieweit, dem Gleichgewicht entsprechend, der zuerst ausgeschiedene feste Mischkristall sich bei fortschreitendem Erstarren weiter ändert, hängt von den Versuchsbedingungen ab. Daß diese, besonders die Abkühlnngsgeschwindigkeit und das Durchrühren der Mischungen beim Abkiihlen, nur beschränkt geändert werden können, wurde von mir ebenfalls früher erwähnt (p. 505). Im allgemeinen wird in einer Schmelze bei gutem Durchrühren anfangs die Erstarrung mit Gleichgewicht zwischen Schmelze und Bodenkörper vorherrschen, indem die verhältnismäßig geringe Menge Bodenkörper sich noch mit der Schmelze ins Gleichgewicht setzen kann. Nachher, wenn die Mischung dickflüssiger wird, hört die 1 Der Punkt auf dieser Ebene führt für den allgemeinen Fall zu einem eutektischen oder einem ternären Übergangspunkt. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 18 274 E. Jänecke, Über das System Bariumehlorid etc. Möglichkeit des Durchriilirens auf, und es rindet Überkrustung der zuerst ausgeschiedenen Kristalle statt, so daß also nach vollständigem Erstarren eiu Unterschied in der Zusammensetzung der als Misch- kristalle vorhandenen Bodenkörper besteht, der theoretisch nicht vorhanden sein sollte. Die wirklich durchlaufenen Erstarrungs- baimen bei Auftreten von Mischkristallen liegen also zwischen den beiden theoretisch möglichen Erstarrungsbahnen mit und ohne Gleichgewicht (p. 504 — 507) zwischen Bodeukörper und Schmelze. In ihrem letzten Teile bis zum Auftreten einer zweiten Kristallart haben sie also meist die Form der idealen Abkühlungskurven ohne Gleichgewicht zwischen Bodenkörper und Schmelze, und zwar um so mehr, je mehr Mischkristalle bereits zur Ausscheidung gelangt sind. Die Erstarrungsbahnen dieser Art sind auf p. 504 in Fig. 1 durch gestrichelte Linien angegeben. Man sieht, daß von dem eutektischen Punkte E zwei solche Kurven ausgehen, woraus folgt, daß zwei verschiedene Mischungsreihen, die sich nach KCl und XaCl hin erstrecken, nach Ausscheidung der Mischkristalle direkt auf den eutektischen Punkt stoßen. Es ist daher in Übereinstimmung mit dem von mir erörterten System (und nicht im Widerspruch, wie Vortisch meint) , wenn bei ternären Mischungen mit gleichem BaCl0-Gehalt zwei Mischungen auftreten, die nur eine Haltezeit außer der eutektischen besitzen (p. 519). Außerdem müssen die Mischungen, die dieses Verhalten zeigen, um so mehr auseinander- liegen, je weiter sie vom ternären Eutektikum entfernt sind, gerade wie es von Vortisch gefunden wurde. Also statt Widersprüche volle Übereinstimmung mit dem von mir erörterten Typus. Ebenso spricht die Tatsache, daß Vortisch in Dünnschliffen zwei ver- schiedene Mischkristalle fand, nicht gegen den von mir erörterten Typus, wie sich ohne weiteres aus der oben erörterten Art der Erstarrung ergibt. Der von mir erörterte Typus findet sich dagegen nicht in einigen der von mir (p. 503) erwähnten Salzmischungen. Durch neuere Untersuchungen ist festgelegt, daß der Typus einiger binärer Mischungen ein anderer ist, als bis dahin bekannt war. Dadurch wird auch der ternäre Typus ein anderer. Anderseits wird sich natür- lich das angegebene Verhalten auch bei komplizierteren Systemen wiederfinden können (vgl. KCl — NaCl — PbCl2. p. 512). Anm. Der Aufsatz wurde im Herbst 1914 zum Druck angenommen, konnte aber des Krieges wegen bisher nicht erscheinen. M. Berek, Uber die Beseitigung etc. 275 Über die Beseitigung der astigmatischen Bildfehler im Polarisationsmikroskop. Von IV! . Berek in Wetzlar. Mit 3 Textfiguren. Die durch ein Polavisationsprisma hervorgerufene astigmatische Unscharfe U und die astigmatische Bildverzerrung B in einem reziproken Ebenenpaar sind gegeben durch die Beziehungen 1 : U = 2 b tg u 0) b 11 = 2 b tg u Danach sind die Bildfehler abhängig von der Größe der astigma- tischen Differenz und von Bedingungen des Strahlenganges. Zur Beseitigung der astigmatischen Störungen im Polarisationsmikroskop gibt es also zwei verschiedene Wege: entweder man beseitigt die astigmatische Differenz, oder man wählt geeignete Bedingungen für den Strahlenverlauf im Prisma. L. Methoden zur Beseitigung der astigmatischen Differenz. Prisma mit Benutzung des ordentlichen Strahles. — Die einfachste Art, die astigmatische Differenz zu beseitigen, besteht in der Benutzung von Prismen, die den ordentlichen Strahl zur Geltung kommen lassen. Indes sind die bisherigen Konstruktionen solcher Prismen wegen anderweitiger Nachteile gegenwärtig nicht im Gebrauch. Verkürzung der Prismenlänge. — Durch Verkürzung der Prismenlänge könnte auch bei den Polarisationsprismen, die den außerordentlichen Strahl verwenden, eine Minderung der Bild- fehler erreicht werden. Bei den heute benutzten Prismenlängen, die zumeist schon das Mindestmaß darstellen, bis zu dem mit Rücksicht auf die nutzbare Öffnung geschritten werden kann, über- steigt die astigmatische Unschärfe im Orthoskop die Wahrnehmbar- keitsgrenze des Auges um das Zehn- bis Zwanzigfache. Wesentliche Fortschritte sind deshalb nur von solchen Prismenkonstruktionen zu erwarten, die eine sehr weitgehende Verkürzung der Prismen gestatten. Benutzung stark dichroitischer Kristalle. — Bei der Mikrophotographie im einfarbigen Licht läßt sich der Kalkspat- analysator durch eine Turmalinplatte ersetzen. Diesen Ausweg hat nach dem Vorschläge von Tu. Liebisch H. Hauswaldt2 bei der 1 M. Berek, dies. Centralbl. 1919. p. 218 u. ff. 2 H. Hauswaldt, Interferenzerscheinungen im polarisierten Licht 1. — 3. Reihe. Magdeburg 1902, 1904 u. 1907. 18* M. Berek. 276 Herstellung seiner bekannten Atlanten angewandt, um anastigma- tische Bilder der Interferenzersclieinungen zu erhalten. Kompensationsprisma aus einem optisch-positiven Medium. — S. Becher 1 hat darauf hingewiesen, daß die astigma- tische Differenz des Kalkspatprismas durch Hinzufügen eines Prismas aus einer Substanz von positiver Doppelbrechung kompensiert werden könnte, wenn die Hauptschnitte in Analysator und Zusatzprisma parallel orientiert werden. Diese Möglichkeit hat allerdings nur theoretisches Interesse, weil das Kompensationsprisma wegen der geringen Doppelbrechung der in Betracht kommenden optisch- positiven Kristalle eine ungewöhnlich große Länge besitzen müßte. Kompensationsprisma aus einem optisch-negativen Medium. — An astigmatisch er Doppelanalysator. — Auch mit der Frage nach Verwendung eines Kompensationsprismas aus einem Kristall von negativer Doppelbrechung hat sich S. Becher - befaßt, ist aber zu keinem Ergebnis gelangt. Orientiert man nämlich die Hauptschnitte von Analysator und Zusatzprisma parallel, so wird der Astigmatismus verstärkt; orientiert man sie senkrecht zueinander, so durchsetzen die aus dem Analysator austretenden Strahlen das Zusatzprisma als ordentliche Strahlen, erleiden also keine weitere Änderung ihrer astigmatischen Differenz. Indes führt folgender einfacher Kunstgriff, der S. Becher entgangen ist , zum Ziele. Man setzt über den Analysator noch ein Polarisationsprisma von gleicher Länge und Bauart wie der Analysator und orientiert die Hauptschnitte dieser beiden Prismen senkrecht zueinander. Dann würde zunächst aus dem Kompensations- prisma kein Licht austreten können. Man muß daher noch die Polarisationsebene des aus dem Analysator austretenden Lichts um 90 0 drehen. Das geschieht entweder mittels einer zur optischen Achse senkrechten Quarzplatte von solcher Dicke, daß für die TT benutzte Lichtart der Drehungswinkel ist, oder mittels einer in Diagonalstellung zwischen Analysator und Kompensationsprisma eingefügten doppeltbrechenden Kristallplatte von solcher Dicke, daß für die benutzte Lichtart ihr Gangunterschied ein ungerades Vielfaches der Wellenlänge ist. In beiden Fällen durchläuft die gesamte Lichtenergie, die aus dem Analysator austritt, abgesehen von Reflexionsverlusten, auch das Kompensationsprisma. Ferner durchsetzen die innerhalb des Analysators im Hauptschnitt ver- laufenden Strahlen das Kompensationsprisma senkrecht zum Haupt- schnitt und umgekehrt. In diesem Doppelanalysatoi1 ist also eine vollkommene Kompensation der astigmatischen Differenz sowohl für axiale als 1 S. Becher, Ann. d. Phys. 47. 1915. p. 348 — 851 - Ebenda, p. 348. Über die Beseitigung der astigmatischen Bildfehler etc. 277 auch außer axiale Strahlenbündel erreicht. Allerdings wird hierbei das Licht, in welchem man beobachtet, in seiner Zusammensetzung geändert, und zwar bei Benutzung einer aktiven Platte infolge der Dispersion des optischen Drehungsvermögeus, bei einer inaktiven doppeltbrechenden Platte infolge der Dispersion p der Doppelbrechung proportional mit sin'2 n . . Diese Filter- wirkung wird unmerklich, wenn man das Kristallblättchen zwischen den beiden Analysatoreu aus einem inaktiven schwach doppelt- brechenden und schwach dispergierenden Medium so dünn herstellt, daß für die mittleren Farben des Spektrums der Gangunterschied T gerade ^ ist. Dann ist T auch für alle anderen Lichtarten im sichtbaren Spektrum nur sehr wenig von ^ verschieden. Wegen seiner relativ großen Dicke und der hierdurch bewirkten Aberrationen wird man einen solchen Doppelanalysator im Tubus des Mikroskops kaum benutzen; ich habe ihn gelegentlich beider Mikrophotographie als Doppelaufsatzanalysator verwendet. Eine Kombination des Tubusanalysators mit dem Aufsatzanalysator würde wegen der Verschiedenheit des Strahlenganges in beiden Prismen zu einer nur unvollkommenen Minderung der Bildfehler führen. Dieser anastigmatische Doppelanalysator ist identisch mit einer Anordnung, die von F. Rinne und mir schon vor längerer Zeit als Interferenzlichtfilter benutzt wurde. Wählt man nämlich das Kristallblättchen zwischen den Analysatoren von solcher Dicke, daß es für mehrere Farben einen Gangunterschied von einem ganzen Vielfachen der Wellenlänge aufweist, so werden diese Lichtarten bei gekreuzten Analysatoren ausgelöscht. Man kann dann an Kristallen von starker Achsendispersion mit einer solchen Einrichtung für zwei oder mehrere diskontinuierlich im Spektrum verteilte Farben die Lagen der optischen Achsen gleich- zeitig übersehen, während bei gewöhnlicher Beobachtung wegen der Kontinuität der Farben die Achsenlagen nicht unmittelbar erkennbar werden. Ordnet man die Analysatoren parallel an, so erhält man die Erscheinung in den komplementären Farben, aber mit Verdoppe- lung der astigmatischen Bildfehler. Wirkung einer Zylinder linse. — S. Becher 1 hat schon darauf hingewiesen, daß der Astigmatismus einer Zylinderlinse ein wesentlich anderer ist als der eines Polarisationsprismas, und daß es nicht möglich ist, mittels einer mit dem Tubusanalysator ver- bundenen Zylinderlinse im orthoskopischen Interferenzbilde gleich- zeitig astigmatische Unschärfe und Bildverzerrung zu beseitigen. Ich will mich darauf beschränken, die Sätze, zu denen mich meine S. Becher. I. c. p. 332 — 348. 278 M. Berek. Untersuchungen geführt haben und soweit sie eine Erweiterung der BECHER’sehen Sätze darstellen, ohne Beweis anzuführen. Wird ein primäres reziprokes Ebenenpaar, das mit dem Astigmatismus eines n o r m a 1 p o 1 a r i s i e r e n d e n Polarisationsprismas behaftet ist, durch ein Linsen- system ab gebildet, so trägt in den beiden Bildebenen die astigmatische Störung für axiale Strahlenbündel den Charakter des Astigmatismus einer Zylinderlinse. Bildet man ein reziprokes Ebenenpaar, das den Astigmatismus einer Zylinderlinse trägt, mittels eines optischen Systems ab, so bleibt im allgemeinen der Charakter des primären Astigmatismus in den Bildebenen erhalten. — Steht aber die Zy linder linse in der vorderen Brennebene des optischen Systems, so trägt im B i 1 d r a u m der Astigmatismus den Charakter solcher astigmatischer Bündel, wie sie primär von einem Prisma mit normal polarisiertem Gesichts- feld geliefert werden: Die Strahlen eines Bündels besitzen verschiedene Parallel Versetzung in zwei aufeinander senkrechten Richtungen und erzeugen eine von der Schnitt- weite unabhängige astigmatische Differenz. Hieraus ergibt sich aber als Umkehrung die Folgerung: Steht die Zylinder linse in der hinteren Brenn- ebene eines beliebigen, auf das Analysator prisma folgenden optischen Systems, so ist es möglich, bei passender Brennweite der Zylinder linse für mono- chromatische axiale Bündel sämtliche astigmatischen Bildfehler gleichzeitig zu korrigieren. Die Bedingung für die Brennweite der Zylinderlinse ist (2) = ±~V' worin f die Brennweite des zwischen Polarisationsprisma und Zylinderlinse stehenden Teiles der Optik und b die astigmatische Differenz des Polarisationsprismas ist. Die sich hier bietende Möglichkeit zur Beseitigung der Bild- fehler ist aber für die Praxis nicht gut verwertbar, weil die Zylinderlinse ebenfalls auf eine ein- und ausschaltbare Vorrichtung wie der Tubusanalysator gesetzt werden müßte. Außerdem wird beim Übergang zum konoskopisehen Interferenzbild durch Ein- schalten der AMici-BEKTRAND’schen Linse die Brennweite des op- tischen Systems zwischen Analysator und Zylinderlinse geändert. Wird die Zy 1 in der litt s e mit dem Tubusanalysator fest verbunden, so ist die Korrektionsmöglichkeit sehr beschränkt. Es erweist sich als unmöglich, alle vier oder auch nur je drei der Bildfehler gleichzeitig zu beseitigen. Die Möglichkeit gleichzeitiger Hebung von je zwei Bildfehlern be- Über die Beseitigung der astigmatischen Bildfehler etc. 279 steht auch bei Beschränkung auf axiale Bündel nur für die astigma- tischen Unschärfen im orthoskopischen und konoskopischen Inter- ferenzbild. Die Brennweite der Zylinderlinse muß dann der Be- dingung genügen Hierbei werden aber die Bildverzerrungen verdoppelt. Auch bei der Korrektion nur eines Bildfehlers werden zumeist die Beträge der übrigen drei Bildfelder vergrößert. IL. Methoden zur Beseitigung der astigmatischen Bildfehler durch Änderung der Bedingungen für den Strahlengang im Polarisationsprisma. Verringerung der wirksamen Apertur. — Ver- .g r Ö ß e r u n g der optischen T u b u s 1 ä n g e. — Objektiv- und Okular Vergrößerung. — Die Grundformeln (1) für die astigmatischen Bildfehler lehreu, daß man die astigmatische Un- scharfe durch Einschnüren der zugehörigen Aperturblende verringern kann, im Orthoskop durch Zusammenziehen der orthoskopischen Aperturblende, im Konoskop durch Einschnüren der orthoskopischen Gesichtsfeldblende. Die Bildverzerrungen werden hierdurch nicht geändert. Sie nehmen mit wachsendem Abstand der reziproken Ebenen ab, d. h. für den Tubusanalysator bei Vergrößerung der optischen Tubuslänge, für den Aufsatzanalysator bei Vergrößerung des Schirmabstandes. Die in der ersten Mitteilung wiedergegebenen Formeln (16) lassen ferner erkennen, daß man für eine ge- wünschte Gesamtvergrößerung im Mikroskop ein Bild mit möglichst geringer astigmatischer Unschärfe erhält, wenn man die geforderte Gesamtvergrößerung durch Benutzung eines starken Objektivs und eines schwachen Okulars, aber nicht umgekehrt, erzielt. Telezent risch er Strahlengang. — Trotz vorhandener astigmatischer Differenz verschwinden sämtliche Bildfehler, wenn gemäß den Gleichungen 1 für den Strahlengang die Bedingungen gelten : u = u — 0 und A = oo. Der gesamte Strahlengang muß sich also auf eine einzige ebene Welle reduzieren. Da aber die Energie einer solchen Null ist, so kommt dieser Fall für die Abbildung nicht in Frage. Realisierbar ist nur der sogen, „einseitig“ telezentrische Strahlengang, bei dem nur eine der reziproken Ebenen im Unendlichen liegt. Dann ist entweder u = 0, u > ü, A = oo. wenn E im Unendlichen liegt, oder u > 0, u = 0, A = oo, „ @ .. „ „ Die Bildfehlerausdrücke 1 zeigen nun, daß es mit derartigem tele- zentrischen Strahlengang zwar möglich ist. die Bildverzerrungen 280 M. Berek. in den beiden reziproken Ebenen zu beseitigen, die astigmatische- Unscharfe in der Abbildung kann aber nur in der im Unendlichen liegenden Ebene, bezw. in ihren konjugierten Bildebenen gehoben werden. Es gibt also für den Tubusanalysator keine realisierbare Anordnung des Strahlenganges, die Hebuug sämtlicher astigmatischer Bildfehler gleich- zeitig im Orthoskop und Konoskop bei fortbestehender astigmatischer Differenz ermöglicht1. Für den Aufsatzanalysator kommen sowohl bei ortlio- skopischer wie bei konoskopischer Betrachtungsweise nur die Bild- fehler in derselben Ebene in Frage. Daher sind hier für die Bild- weite cx: sämtliche Bildfehler im orthoskopisehen und konoskopischen Interferenzbilde Null. Auch für andere Bildweiten sind sie, wie wir in der ersten Mitteilung dargelegt haben, noch v22 bezw. V2 mal kleiner als die des Tubusanalysators. III. Realisierung des tele zentrischen Strahlenganges im Tubusanalysator. An astigmatisches Polarisationsmikroskop nach S. Becher. — S. Becher 2 hat zur Hebung der astigmatischen Bildfehler vorgeschlagen, die E. AßBE'sche Auffassung des Mikroskops als einer Kombination von Lupe mit astronomischem. Fernrohr derart zu verwirklichen, daß statt der bisherigen Ob- jektive auf unendlichen Bildabstand korrigierte benutzt werden sollen und zwischen Tubusanalysator und Okular ein Fernrohr- objektiv eingeschaltet werden soll, das zusammen mit dem Okular ein astronomisches Fernrohr bildet. Bei dieser Anordnung ist in unserer Bezeichnungsweise u = v, u > 0, _7 = oo; es werden also die Bildverzerrungen im Orthoskop und Konoskop, die astigmatische Unscharfe aber nur im Orthoskop beseitigt. Im konoskopischen Interferenzbilde bleibt die astigmatische Unschärfe bestehen und ihr Betrag ist proportional mit (4) 2? = v v' v2, wo die kleinen Buchstaben die Lateralvergrößerungen von bezw.. Fernrohrobjektiv, BERTRAXD’scher Hilfslinse und Okular bedeuten. Diese Anordnung von S. Becher hat nun den Nachteil, daß für die Polarisationsmikroskope die bisherigen auch für biologische Zwecke benutzten Objektive nicht verwendbar sein würden. Be- achtet man, daß die optischen Firmen gegenwärtig infolge der 1 Dieser allgemeine Satz steht in scheinbarem Gegensatz zu den Darlegungen von S. Becher, der indessen nur die orthoskopische Be- trachtungsweise berücksichtigt hat. 2 S. Becher, 1. c. p.352 — 362. — Patentschrift 286804 (42 h, 14); 1914^ Über die Beseitigung der astigmatischen Bildfelder etc. 281 Gleichartigkeit der Konstruktionstypen aller Mikroskope den hohen Anforderungen, die an die Optik der Polarisationsinstrumente hin- sichtlich der Polarisationsfreiheit gestellt werden müssen, ohne weiteres nachkommen können, indem sie aus dem reichlichen, gut gelagerten Material die besten polarisationsfreien Objektive für die Verwendung an Polarisationsinstrumenten zurückstellen, so ist er- sichtlich, daß die Einführung besonderer Objektivkonstruktionen für Polarisationsmikroskope eine ganz wesentliche Verteuerung der Optik dieser Instrumente bedeuten würde. Anastigmatischer Tubusanalysator der Firma E. Leitz. — Von der Firma E. Leitz 1 ist der telezentrische Strahlengang im Tubusanalysator in anderer Weise verwirklicht worden. Die bisherige Optik im Mikroskop wird b ei- behalten und unter d en s el b en Bedin gu n gen gebraucht wie bisher. Die im Orthoskop nach der vorderen Brennebene des Okulars konvergierenden Strahlen werden durch eine vor dem Tubusanalysator eingeschaltete Linse negativer Brennweite tele- X Fig. 1. Polarisationsprisma, anastigmatisch für die Ebene K. zentrisch gemacht und nach Durchgang durch das Prisma durch eine Linse positiver Brennweite wieder nach dem ursprünglichen Vereinigungspunkt zur Konvergenz gebracht (Fig. I)1 2. Man muß indes noch fordern, daß durch Einfügung eines solchen Systems der bisherige Korrektionszustand der Objektive nicht verschlechtert wird. Es ist ohne weiteres möglich, dieser Bedingung zu genügen; denn von vornherein ist durch die Lage der einzelnen Linsen nur über deren Brennweite verfügt. Man hat daher durch passende Wahl der Glassorten sowie der Linsenradien noch die Möglichkeit, chromatische Aberration sowie sphärische Aberration und Koma zu beseitigen. Da in dem Maße, wie der telezentrische Strahlengang realisiert ist, auch die durch das relativ lange Kalkspatprisma allein bewirkten sphärischen und chromatischen Longitudinalaberrationen unschädlich gemacht werden, so weist dieser neue anastigmatische Analysator neben der Aufhebung des Astigmatismus auch noch einen besseren allgemeinen Korrektionszustand auf, als wie ihn das Mikro- skop mit dem bisherigen Tubusanalysator (+ Korrektionslinse zur Vermeidung der Fokusdifferenz) besaß. 1 E. Leitz, Patentschrift 296 000 (42 h, 3); 1915. ’ Angaben für diese optische Anordnung stammen unabhängig von- einander von F. Jentzsch und vom Verf. 282 M. Berek. Der nach diesen Gesichtspunkten berechnete anastigmatische T ub u s a n aly s a t o r ist künftig für alle Polarisationsmikroskope der Firma E. Leitz vorgesehen worden. Seine Vorzüge gegenüber dem bisherigen Tubusanalysator springen besonders bei der Mikro- photographie in die Augen (Fig. 2). Bei der subjektiven Beobachtung ist es besonders die Ruhe des Bildes, welche zunächst überrascht und auf das Vorhandensein einer eindeutigen Einstellebene zurückzuführen ist. Von dem erzwungenen, ständigen Akkommodationswechsel, der das Auge bei Benutzung eines ge- wöhnlichen Tubusanalysators vorzeitig ermüdet, ist nichts mehr wahrzunehmen. Dieser neue Analysator umfaßt auch die Vorteile der BECHER'schen Anordnung : richtige Justierung der Linsen vor- ausgesetzt, tritt beim Einschieben des Analysators eine Fokus- Fig. 2. Forellenstein. Volpersdorf , Schlesien, im polarisierten Licht. Schwaches Objektiv, mittleres Okular. Gesamtvergrößerung ca. 30fach. Volle Öffnung. a) Gewöhnlicher Tubusanalysator mit Korrektionslinse: Die horizontalen Strukturelemente sind scharf eingestellt: alle anders gerichteten Strukturelemente erscheinen unscharf. b) An astigmatischer Tubusanalysator: Strukturelemente von beliebiger Orientierung sind gleichzeitig scharf eingestellt. Über die Beseitigung der astigmatischen Bildfehler etc. 283 differenz nicht ein, so daß die bisher übliche Korrektionslinse \ die infolge des Astigmatismus nur eine sehr unvollkommene Be- seitigung' der Fokusdifferenz ermöglicht, sich erübrigt. Es war noch die Frage zu entscheiden, ob es vorteilhafter ist, das Linsen- system fest im Tubus einzubauen oder zusammen mit dem Analy- sator ein- und ausscliiebbar zu gestalten. Das letztere hat zwar den kleinen Nachteil, daß die Bildvergrößerung beim Einschalten des Analysators sich verringert, wobei das Gesichtsfeld wächst; doch war dies auch bei den bisherigen Tubusanalysatoren mit Kor- rektionslinsen der Fall und ist bisher nicht als störend empfunden worden. Um ferner die Möglichkeit offen zu lassen, nach Entfernung des Analysators auch den bisherigen mikroskopischen Strahlengang benutzen zu können, was gelegentlich erwünscht sein kann, ist für eine feste Verbindung des ganzen Korrektionssystems mit dem Analysatorprisma entschieden worden. 1 Vgl. E. A. Wülfing, Abh. d. Heidelb. Akad., matb.-nat. Kl (6.) 1918. p. 38. — Die ebenda p. 34 geäußerte Ansicht, die Wahl der Kor- rektionslinse habe sich anscheinend bisher nur auf die Empirie gegründet, trifft in dieser Verallgemeinerung nicht zu. 284 Besprechungen. Durch diesen anastigmatischen Tubnsanalysator wird die astigma- tische Unschärfe im Orthoskop, die Bildverzerrung im Orthoskop und Konoskop beseitigt. Die restierende astigmatische Unschärfe im Konoskop kommt kaum zur Wahrnehmung, einmal wegen der groben Struktur des konoskopischen Interferenzbildes, dann vor allem auch, weil mit Rücksicht auf die Homogenität und die Größe der untersuchten Kristallteile zumeist für eine hinreichend starke Abblendung der orthoskopischen Gesichtsfeldblende bei der konoskopischen Beobachtung gesorgt ist. Sollte es gelegentlich erwünscht sein, auch im konoskopischen Interferenzbilde die astigmatische Unschärfe ganz zu beseitigen, so könnte man den anastigmatischen Analysator für das Orthoskop durch ein Kor- Fig. 3. Polarisationsprisma, anastigmatisch für die Ebene B. rektionssystem ersetzen, bei welchem die Linsenanordnung die umgekehrte ist: die Strahlenbündel, die ihre Spitzen in der hinteren Brennebene des Objektivs haben, werden durch ein positives System telezentrisch gemacht und nach Durchgang durch den Analysator durch ein negatives System zu solcher Divergenz gebracht, daß ihre Spitzen virtuell wieder in der hinteren Brenn- ebene des Objektivs liegen (Fig. 3). Statt des negativen Systems über dem Analysator kann man in diesem Falle auch ein System von positiver Brennweite verwenden und das ganze Korrektions- system gleichzeitig als BERTRAXD'sche Linse wirken lassen. Man würde damit auch besonders große Interferenzbilder erzielen. Wetzlar, Januar 1919. J. Beckenkamp (in 'Würzburg): Leitfaden der Kristallo- graphie. Gr. 8°. 466 p. Mit 549 Texttiguren. Berlin 1919. Verlag von Gebr. Borntraeger. Das Werk soll in gedrängter Form den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse von den Kristallen darstellen und umfaßt 6 Ab- schnitte: 1. Geometrische Kristallographie; 2. Ausbreitung der Energie in Kristallen durch Influenz; 3. Ausbreitung der Energie in Kristallen durch Leitung; 4. Ausbreitung der Energie in Kri- Besprechungen. Besprechungen. 285 stallen durch Strahlung; 5. Einfluß mechanischer, thermischer und chemischer Kräfte auf die geometrischen und physikalischen Eigen- schaften der Kristalle ; 6. Strukturtheorien zur Erklärung der geometrischen und physikalischen Eigenschaften der Kristalle. Hessel stellte bekanntlich die Frage, auf wie vielerlei Arten die Symmetrieelemente sich mit dem Rationalitätsgesetze vereinigen lassen und fand dabei die 32 Symmetrieklassen. Man kann dieselben Klassen auf verschiedene, für den Anfänger sicli leichter einprägende Methoden ableiten ; eine recht übersichtliche synthetische Methode gibt neuerdings Rinne (Die Naturwissenschaften. 1919. p. 381) an. Verf. wählte statt der synthetischen Ableitung der Kristall- klassen die analytische, indem er von der regulär holoedrischen Klasse ausgeht und zunächst die Symmetrie der holoedrischen Klassen ableitet. Bei jeder Kristallklasse werden die wichtigsten Vertreter kurz charakterisiert. Im zweiten, dritten, vierten und fünften Abschnitte werden vor Besprechung der speziellen Eigen- schaften der Kristalle auch die neueren Auffassungen der all- gemeinen Physik angeführt. Die sog. „anomalen“ Eigenschaften der Kristalle werden auf die peripherischen Eigenschaften der Atome zurückgeführt. In den einzelnen Anwachspyramiden liegen die homogenen Partikel in höherem Maße parallel und deshalb erscheinen diese infolge der peripherischen Eigenschaften der Atome weniger symmetrisch, während das System der Atomschwerpunkte in allen Anwachs- pyramiden der höheren Symmetrie entspricht. Die Anlagerung- neuer Atome erfolgt auf Netzlinien, welche der Basis der Anwachs- pyramiden parallel gehen, in kürzeren Intervallen als auf Netz- linien, welche jenen an sich gleichwertig sind, aber zur Basis schief oder senkrecht stehen. Während der Anlagerung ändert sich das elektrische Verhalten der Atome und dieser neue elektrische Zu- stand wird nach der Anlagerung wieder allmählich rückgängig ; erfolgt eine neue Anlagerung sehr bald, so wird der entstandene elektrische Zustand „gebunden“; deshalb nehmen bei gleichartigen Molekülen die Netzlinien parallel den Anwachspyramiden eine Sonderstellung ein. Bei isomorphen Mischungen handelt es sich um verschiedenartige Moleküle ; die eine Art wird bezüglich der peripherischen Eigenschaften mehr als die andere Art Polarität parallel zur Anwachspyramide bevorzugen. Erwärmung übt starken Einfluß auf die peripherischen Eigenschaften der Atome, aber nur einen weit geringeren auf die Lagerung der Atomschwerpunkte aus. Zur Erklärung der Zerlegung eines linear polarisierten Licht- strahles in zwei zirkularpolarisierte Strahlen bei den optisch drehenden Kristallen nahm Verf. früher an, daß das chemische Molekül von elektrischen Strömen (Elektronen) umflossen werde, und durch Bildung von Molekülgruppen (Kristallmolekülen) Felder mit entgegengesetzten Drehungsmomenten konstruiert werden können. 286 Besprechungen. Da nach der neuen Atomtheorie die Atome von Elektrouen umkreist werden, entstehen auch ohne die Annahme von Kristall- molekülen Felder mit entgegengesetzten Drehungsmomenten. — Die Molekülgruppen ermöglichen außerdem auch den Aufbau der ver- schiedenen Kristallklassen. Es bedarf jedoch der Angabe eines Prinzips, welches die Individualität der Molekülgruppe bedingt. Verf. nahm zu diesem Zwecke früher an, daß die einzelnen Mole- küle den gleichen magnetischen Pol nach außen richteten. In dem vorliegenden Leitfaden wird von der Bildung von festen Molekül- gruppen abgesehen, da auch durch quasi homogene Mischung von niedriger symmetrischen Partikeln die Kristallklassen sich ohne Schwierigkeit ableiten lassen und experimentelle Mittel zur Ent- scheidung dieser Frage zurzeit nicht bekannt sind. Im sechsten Abschnitte werden die Atomanordnungen sämtlicher bisher darauf- hin untersuchten Kristalle beschrieben und abgebildet. Die Durchleuchtung der Kristalle mit Röntgenstrahlen führte zu dem Resultate, daß die Schwerpunkte der chemischen Moleküle anscheinend stets nach einem BnAVAis’sehen Raumgitter angeordnet sind (z. B. bei Na CI, ZnS, FeS, nach einem vierfach kubischen, bei CaC03, Ca Mg C2 06 nach einem rhomboedrischen, bei Si02 nach einem dreiseitig prismatischen oder wahrscheinlicher nach einem rhomboedrischen Gitter). Die Meroedrie ist in erster Linie durch das System der Schwerpunkte der Atome bedingt, daneben aber auch in geringerem Grade von den peripherischen Eigenschaften (Valenz, elektrische Polarität etc.) der Atome. Infolge der letzteren besitzt die wirklich homogene (submikroskopische) Partikel vermutlich eine viel geringere Symmetrie als die äußere Form, vielleicht bei allen Kristallen nur die der pedialen Klasse, kommt aber der höheren Symmetrie durch ' die Lagerung der Atomschwerpunkte sehr nahe. Ein einfaches Gitter ist ein solches, welches sich durch par- allele, lückenlose Aneinanderlagerung von kongruenten Elementar- körpern. deren Eckpunkte (allein) die Gitterpunkte bilden, auf- bauen läßt. Hiernach sind 9 einfache Raumgitter möglich: 1. triklin-pinakoidales. 2. monoklin-pinakoidales, 3. monoklin-prismatisches. 4. rhombisch-pinakoidales, 5. rhombisch-prismatisches. 6. tetragonal-prismatisches, 7. rhomboedrisches, 8. dreiseitig-prismatisches. 9. kubisches. Drei dieser einfachen Gitter können auch als ein zusammen- gesetztes Gitter anderer Art aufgefaßt werden, das monoklin- piuakoidale kann als eine Durchdringung von zwei monoklin- Besprechungen. 287 prismatischen, das monoklin-prismatische Gitter als eine Durch- dringung von zwei monoklin-prismatischen Gittern gedeutet werden. Dasselbe Verhältnis bestellt zwischen den beiden monoklinen Gittern. Das dreiseitig-prismatische Gitter kann als eine Durchdringung von drei rhomb oedrischen, das rhomboedrische als eine Durchdringung von drei dreiseitig-prismatischen Gittern gedeutet werden. Es gibt also nur sechs voneinander unabhängige einfache Gitter, d. h. ebenso viele, als es Syngonien gibt. Bei der Besprechung der domatischen Klasse hätte es richtiger heißen müssen: „auf Grund ihrer Flächenausbildung“ werden nur einige künstlich dargestellte Kristalle in diese Klasse eingereiht, da der Skolezit auf Grund seiner Ätzfiguren ebenfalls in diese Klasse gehört. p. 51 Z. 1 v. o. soll es heißen: vertikale Achse statt Haupt- achse, und Z. 7 v. o. : Rhombendodekaeder statt Rhomboeder. .1. Beckenkainp. P. Groth: Chemische Kristallographie. Fünfter Teil (Schluß). Aromatische Kohlenstoffverbindungen mit mehreren Benzolringen, heterozyklische Verbindungen. Leipzig, W. Engelmann. 1919. Bei dem internationalen Geologenkongreß in Berlin im Sep- tember 1885 war unter uns jüngeren Mineralogen davon die Rede, daß demnächst eine Chemische Kristallographie von Groth er- scheinen werde, in der alle bekannt gewordenen kristallisierten Körper nach ihrer Form, physikalischen Eigenschaften und chemi- schen Beziehungen behandelt, werden sollten. Zwanzig Jahre waren darüber hingegangen, bis der erste Band dieses großen Werkes erschien, weitere 13 Jahre bis zur Vollendung des ganzen Werkes, eine Lebensarbeit hat damit ihren Abschluß gefunden, für die die wissenschaftliche Welt dem Verfasser zu großem Dank verbunden ist; sie verbindet damit den Glückwunsch, daß es ihm gelungen ist, das Werk trotz der schweren Zeiten zu vollenden. Niemand anders als Groth hätte dies Werk schaffen können, in keiner Sprache existiert etwas Ähnliches. Ein ungeheures Material ist hier bewältigt, nicht nur durch Zusammenstellung von alle dem, was bisher über die Kristallformen, die physikalischen Eigenschaften und chemischen Verhältnisse aller kristallisierten Körper bekannt geworden war, durch gleichartige Zeichnung der 3342 Abbildungen, sondern auch durch kritische Bemerkungen über die gegenseitigen Beziehungen. Ein Schatz ist hier zusammengetragen, an dessen Auswertung noch Generationen. Arbeit linden. R. Brauns. :288 Miscellanea. — Berichtigungen. — Personalia. Miscellanea. Die Fürstlich Jablonowski’sche Gesellschaft in Leipzig hat einen Preis von 1500 an Prof. Dr. P. Niggli in Tübingen erteilt für seine eingereichte Abhandlung über die Rolle der leicht, flüchtigen Bestandteile im Magma. Berechtigungen. In dies. Centralbl. 1919, p. 135. Zeile 18 u. 19 der Anmerkung ist an Stelle von „der denselben“ zu lesen „den derselbe“. In diesem Centralbl. 1919, Nr. 11/12, p. 190 — 192, beschreibt der frühere Assistent am hiesigen Mineralogisch-petrographischen Institut, Herr Dr. K. Schlossmacher , einen Apparat für Dünn- schliffpräparation lockerer Gesteine, den er hier im Institut kon- struiert haben will. Dazu muß ich bemerken, daß mit diesem Apparat zwar Gesteine einer Untersuchung des Herrn Dr. Schloss- macher vom hiesigen Präparator präpariert wurden, daß dieser Apparat aber nicht von Herrn Dr. Schlossmacher, sondern von mir im Sommer 1916 konstruiert worden ist. Die Beschreibung sollte erst in der in Vorbereitung befindlichen Neuauflage der „Mikro- skopischen Physiographie“ erfolgen. Bei den Vorversuchen und der Prüfung des Apparates bin ich durch den zurzeit noch in eng- lischer Gefangenschaft befindlichen Dr. F. Hörner unterstützt worden. Ich kann diese Erklärung schon deswegen nicht unterdrücken, weil ich sonst in die eigentümliche Lage käme, einen von mir konstruierten Apparat in meinen eigenen Veröffentlichungen als Schlossmacher’s Apparat zitieren zu müssen. Heidelberg, den 14. Juli 1919. Mineralogisch-petrographisches Institut. E. A. Wülfing. Personalia. Ernannt: Dr. R. Ewald-Heidelberg zum wissenschaftl. Hilfs- arbeiter für Geologie und Paläontologie am Prov. -Museum zu Hannover. Habilitiert: Dr. Hans Schneiderhöhn an der Universität Frankfurt a. M. als Privatdozent für Mineralogie, Petrographie und Lagerstättenkunde. Schneiderhöhn ist vor kurzem zusammen mit Herrn Prof. E. Kaiser aus Deutsch-Südwestafrika zurückgekommen, nachdem er 5 Jahre lang dort zurückgehalten worden war. Gestorben: E. v. Fedorow, Professor der Kristallographie in Petersburg. — Armaschewski, Professor der Mineralogie in Kijew, von den Bolschewiki ohne Angabe von Gründen zum Tode verurteilt und erschossen. — 28. Mai 1919 zu Dresden Prof. Dr. Karl Bruno Doß von der Technischen Hochschule in Riga. E. Glatzel, Über einen kristallinischen Normaldolomit etc. 289 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über einen kristallinischen Normaldolomit von der Kneifei- spitze bei Berchtesgaden in Bayern. Von Emanuel Glatzel in Breslau. 1 . Vorkommen und E i g e n s c h a f t e n. — Ein in der Nähe von Berchtesgaden in Bayern am Siidabhange des Untersberges gegen Salzburg zu gelegener, viel besuchter Aussichtspunkt ist die Kneifeispitze. Man gelangt zu ihr von Berchtesgaden aus über Gern und die Marxenhöhe in ungefähr 3 Stunden. Von der Marxenhöhe ab fallen am Wege, besonders in der Nähe der Kneifeispitze, lose Gesteinsbrocken auf, die sicli von dem überall anstehenden schwach gelblich gefärbten Kalkstein durch ihre weiße Farbe unterscheiden. | Sie sind oft durch den Regen an der Oberfläche stark ausgewaschen und besitzen eine feinkörnige, kristallinische, zuckerartige Struktur. Ihr spezifisches Gewicht wurde zu 2,792 ermittelt. Sie enthalten kaum bestimmbare Spuren hygroskopisches Wasser, geben aber beim Glühen neben Kohlendioxyd etwas weniger als 1 % Wasser ab. Sie lösen sich leicht in Salzsäure unter Entwicklung von Kohlen- dioxyd und unter Hinterlassung eines minimalen Rückstands auf. Die chemische Analyse zeigte, daß ihnen die Formel {CaCO:i -f- MgC03} zukommt, daß sie also Normaldolomit sind, in dem auf ein Molekül Calciumcarbonat ein Molekül Magnesiumcarbonat kommt. 2. Bestimmung des spezifischen Gewichts. — Zur Ermittlung des spezifischen Gewichts wurden größere, feste Stücke des Minerals bei 15° 0 zunächst in der Luft und dann im Wasser gewogen, woraus sich das Gewicht des verdrängten Wassers ergab. 1. Gewicht des Minerals in der Luft bei 15° C 2. Gewicht des Minerals im Wasser bei 15° C 3. Aus 1. u. 2. berech- netes Gewicht des durch das Mineral verdrängten Wassers 4. Aus 3. u. 1. be- rechnetes spez. Gewicht des Minerals Erste Untersuchung: 13,8540 g 8,8855 g 4,9685 g 2,788 Zweite^ Untersuchung: 11,6657 g 7,4912 g 4,1745 g 2,795 Mittleres spezifisches Gewicht : 2,792 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 19 290 E. Glatzel. a O Über einen kristallinischen Norinaldolomit etc. 291 - n, i -= i ■§ .SB ;r ■§»5-Sc » £ 4- S S c r£“. 1 o n - g g*S r-"pi« = ^ C T3 ^ wj C «J O CS C ^ | 2=5^ £* *2 ;g s — ® g £ ’ S-= i |P»?. ^ rr: n :-c «r ü»a»> ►> •— er r^- S-l ” s -S # s m bc- s ® eä > . . P aj C ® co bl) t* = [Pli (Ö2 (baL — [?41 Pi4 ftsJl si 13 S,2 ®13 °II> .'II’ gesetzt wir (I) d, s s I I C'I + SII Al + 1 + ®II Al + 1 'Ai As und si + sii Ai + 1 ®i A + ®n Ai + 1 Die Belation (I) veranlaßte A. Beer2 zu dem Versuch, die vier unbekannten Indizes qv pu, pr und pn der optischen Achsen q und q aus den Auslöschuugsebenen S und _S von vier Flächenstellungen F zu berechnen; es ergaben sich aber n eun Achsenpaare statteines einzigen. Später zeigte Tu. Diebisch 3 *, daß f ii n f Gleichungen (I) statt vier zur eindeutigen Lösung der Aufgabe notwendig und hin- reichend sind. 1 A. Fresnel, Poggend. Ann. 2t. 541—543. 1831. - A. Beer, ebenda. 91. 281 — 282. 1854. 3 Th. Liebisch, N. Jahrb. f. Min. etc. 1886. I. 157—161. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 21 322 A. Johnsen. Da die Ableitung dev dreißig irrationalen Indizes von fünf Paaren empirisch ermittelter Auslüscliungsebenen S und _S sowie die Auflösung der Gleichungen (I) ziemlich zeitraubend ist, so wird das folgende graphische Verfahren, obwohl es naturgemäß weniger genaue Werte als der Kalkül liefert, außer methodischem Interesse vielleicht auch praktische Bedeutung besitzen. Dieses Verfahren beruht auf stereographischer Projektion und wird durch das WuLFF’sche Netz erleichtert. II. Stereographische Methode. Zu jeder Fläche F gehören zwei auf ihr senkrechte Aus- löscliungsebenen S und _S; die beiden optischen Achsen q und q liegen nach Fresnel stets in zwei Ebenen T und T', die normal zu F und sowohl in bezug auf S als auch in bezug auf £> sym- metrisch gerichtet sind. Diese für T und T' geforderte Stellung eignet aber unendlich vielen Ebenenpaaren, nämlich Tx und Tj', T2 und T0', , Tn und Tn'. Alle diese Ebenenpaare einschließlich der beiden Grenzfälle S und _S bilden einen Büschel oder eine irrationale Zone, und eines derselben, etwa Tr und Tr\ enthält die optischen Achsen q und q. Wir haben für jede von fünf beliebigen Flächen Fa, Fe, Fj, F0 und Fu irgendeine ihrer beiden Auslöschungsebenen S und S empirisch ermittelt und nennen dieselbe der Beihe nach Sa, Se, Sj, S0 und SQ ; die zugehörigen Ebenenpaare T und T' seien bezeichnet als ax und a,', a„ und a2', . . . ., e( und e^, e2 und e2', . . . ., i, und ij', i2 und i2', , ox und o,', o2 und o2', , u, und u/, u2 und u2', Liegt nun die eine optische Achse, q, in den fünf Ebenen ai oder a/, em oder em', i„ oder in', op oder op' und uq oder uq', so liegt die andere optische Achse, q, in den zu jenen fünf Ebenen in bezug auf Sa, Se, S,, S0 und Su symmetrischen Ebenen af oder ai, em' oder em, in' oder in, op' oder op und uq' oder uq. Wir projizieren jetzt stereographisch (Figur) auf eine be- liebige Ebene1 über dem WuLFF’schen Netz den Zonenkreis der Ebenen a nebst Sa und ebenso die Zonenkreise der Ebenen e nebst Se, i nebst S|, o nebst S0 und u nebst Su. Diese fünf Zonenkreise, deren Zoneupole offenbar identisch mit den Flächenpolen Fa, Fe, Fi, F0 und Fu sind, mögen Za, Ze, Zi, Z0 und Zu heißen. Auf jedem dieser fünf Zonenkreise werden diejenigen Pole markiert, die von dem Pole S um 10°, 2<>ü, 90° entfernt sind, so daß beispielsweise a, Sa = a,' Sa = 10°, a2 Sa = a2' Sa = 2« »° etc. ist; indem wir zwischen diesen achtzehn Polen jedes Zonenkreises grad- weise interpolieren, nennen wir z. B. die zwischen a6 und a7 be- 1 Die Spezialisierung der Projektionsebene unserer Figur ist prinzipiell belanglos und wird auf p. 324 begründet werden. Centralblatt, f. Mineralogie etc. Jalirg. 1919. No. 21 u. 22. [Zn p. 322—325.] * A. Johnsen: Graphische Ableitung der beiden optischen Achsen trikliner Kristalle aus den Auslöschungsrichtungen von fünf Flächen. Graphische Ableitung der beiden optischen Achsen etc. 328 Endlichen Pole ac,i, a6,2, , aG,o, da sie mit Sa Bogen von 01°, 62°. , 69° bilden. Demnach sind Sa und a9, Se und e9, S, und i9, So und o9, Su und u9 die Auslöschungsebenen der Flächen Fa. Fe, Fi; F0, Fu; daher liegen beispielsweise a, und a/, a2 und a2' etc. symmetrisch zueinander sowohl in bezug auf Sa als auch in bezug auf a0. Schneidet nun der zu dem Pole einer optischen Achse, p, zu- gehörige Zonenkreis Z p die fünf Zonenkreise Za, Ze, Zj, Z0 und Z„ in den Polen ai oder ai', em oder em', in oder i,/, op oder op' und uq oder Uq', so muß sich auch durch die zu jenen fünf Polen symmetrischen Pole ai' oder ai, em' oder em, in' oder in, op' oder op und Uq' oder uq ein Großkreis legen lassen, den wir wegen dieser Eigenschaften als symmetrisch zu Zp bezeichnen; er stellt den Zonenkreis Z p der optischen Achse p dar. Hiermit haben wir ein Kriterium für den Pol einer optischen Achse p. Hieraufhin prüft man daher systematisch zunächst solche Punkte, deren geographische Länge und Breite ganzzahlige Multipla von 10° darstellen, wobei als Nullmeridian zweckmäßig der geradlinige Meridian des Wulfe- schen Netzes betrachtet wird (Figur). Ist ein Pol gefunden, zu dessen Zonenkreis sich ein annähernd symmetrischer Großkreis ziehen läßt, so mustert man seine nähere Umgebung nach dem- jenigen Pole p ab, der dieser Forderung möglichst genau entspricht; der zu seinem Zonenkreis Zp symmetrische Großkreis Zp liefert den Zonenpol p, so daß p und p die gesuchten optischen Achsen sind. In der beistehenden Figur geht der zu p gehörende Zonen- kreis Z p durch die fünf Flächenpole aojG, e j,s, i's, o'.i,G und u'4|s und es läßt sich ihm ein symmetrischer Großkreis Z p zuordnen, der infolge der unvermeidlichen Fehler durch die Pole a'0>5, e2, hfi, O4 3 und U49 verläuft; also ist dessen Pol p die eine optische Achse, p die andere. Würden wir außer den fünf in der Figur eingetragenen Zonenkreisen Za, Ze, Z„ Z0 und Zu noch einen be- liebigen andern, Zj, konstruieren, so müßte auch dieser von jenen Zp und Zp in zwei in bezug auf Sj (und j9) symmetrischen Punkten jr und jr' oder jr' und jr geschnitten werden. Aus der Eindeutigkeit des Gleichungensystems von Liebisch 1 folgt nämlich, daß die in bezug auf fünf beliebige Zonenkreise symmetrischen Ki •eise Z p und Z p auch in bezug auf die Gesamtheit der un- •endlich vielen andern Zonenkreise symmetrisch sind; aus demselben Grunde existiert nur ein einziges solches Kreispaar Zp und Zp und sind dessen Pole p und p mit den optischen Achsen ident. Fixieren wir statt p oder p irgend einen andern Pol, etwa n in der Figur, so läßt sich zu seinem Zonenkreis Z;T (nicht ab- 1 Th. Liebisch, 1. c. 21* ■m A. Johnsen, gebildet) kein symmetrischer Großkreis Z7 konstruieren. Ger Zonen- kreis Z„ geht durch a'a, e4,5, i'7,s, o'6,9 und u'g,*; legt man nun» durch die zu 83' und symmetrischen Pole a9 und e',1,5 einen Großkreis, so schneidet derselbe den Pol i'4^ statt i7jg, 0*5,3 statt og,<>- und u‘g statt Ug,i. Die beiden Zonenkreise, die man aus 71 ge- winnt, sind also nur in bezug auf zwei statt fünf Zouenkreise- symmetrisch. Außer den unendlich vielen Polen von der Art n existieren unendlich viele Pole, die zu je dreien der fünf Zonen- kreise Za bis Z„ symmetrische Kreispaare liefern. Eudlich kann man neun Pole ausfindig machen, welehe je zwei Kreise ergeben, die in bezug auf vier Zonenkreise, etwa Za, Ze, Zj und Z0, sym- metrisch verlaufen, so daß die neun BEEit’schen Achsenpaare- resultieren k Die beiden optischen Achsenpole p und p haben noch eine weitere Eigentümlichkeit. Legt man durch p einerseits und den Zonenpol Fa, Fe, Fi; F0 oder Fu, beispielsweise F0, anderseits- eineu Großkreis, p F0, und ebenso durch p einerseits und Fu ander- seits den Großkreis pF0, so schneiden die beiden Großkreise pF0 und pF0 den Zonenkreis Z0 in zwei in bezug- auf S0 (und oa)- symmetrischen Punkten 01 und 0/ oder 01' und oj. Da nämlich die Großkreisebenen pF« und pF« offenbar durch die Normale der Fläche F0 und je eine optische Achse gehen, so muß ihr Winkel nach Fresnel von der Auslöschungsebene S0 (und o9) halbiert werden. Damit diese Beziehung in der Figur deutlich hervortrete, ist einer der Pole Sa, Se, Si, S„ und Sa, nämlich Sa, in das Zentrum des Grundkreises gelegt ; daher stellt der unterste Punkt des- letzteren, Fa, den Pol des Zonenkreises Za dar. Weil nun die Großkreise p Fa und p Fa den Zoneukreis Za symmetrisch in bezug auf Sa schneiden sollen und Sa auf dem Nullmeridian liegt, so- müssen die Meridiane pFaund pFa symmetrische Lage zum Null- meridian besitzen. In der Tat hat von den beiden optischen Achsenpolen p und p der eine ebensoviel westliche Länge als der andere östliche Länge auf weist, nämlich 85°. Die Figur würde die in diesem Kapitel dargelegten Gesetz- mäßigkeiten naturgemäß nicht zeigen, wenn die ihr zugruudgelegten Auslöschungsschiefen 3 bestimmter Flächenstellungen Fa bis Fn nicht miteinander verträglich wären. Sie ist daher mittels empirischer Daten, und zwar solcher des Albit konstruiert worden; infolge- dessen kann man ferner die graphisch ermittelten Richtungen p und p mit der bekannten Lage der optischen Achsen jenes Minerales ver- gleichen. Es ist Fa =(100), Fe =(010), F(=(001), Fo=(021) und Fu = (lll). Die benutzten Auslöschungsschiefen 3100 = ^°>- ‘>010 = + 13°, ^001 = + 4°, 302l = + 8° und #TTl = + 1° be- 1 A. Beer, 1. c. Graphische Ableitung der beiden optischen Achsen etc. 325 ziehen sich mit Ausnahme von #0]n, das auf die Spur von (001) "bezogen ist, auf die Trace von (010) und sind einem von E. A. Wül- ifinc; 1 für Albit von Amelia Co (Virginia) konstruierten Diagramm entnommen. Der Winkel der optischen Achsen q und q sowie deren Einfallen gegen die Flächen Fa = (100), Fe — (010) und F, = (001) läßt sich aus der Projektion leicht ablesen, da deren •Grundkreis den gleichen Durchmesser wie die üblichen WuLFF’schen Netze, nämlich 20 cm, besitzt, so daß die Figur durchgepaust und auf solchem Netze gedreht werden kann. In der folgenden Tabelle sind die graphisch ermittelten •Größen mit den von F. Bucke 2 am Albit von Amelia im Natrium- licht empirisch erhaltenen Werten verglichen. Tabelle. /\ (> (100) /\ O (010) /(001) /\ n o Autor 54° 5' 40° 30' 86° 27' 77° 39' Becke 53 411° 87'1 2 78° Johnsen /\ /\ « (100 i O (010) c> (001) — Autor 48° 49' 42° 6' G8° 45' Becke 471° 43° 68° — Johnsen HL Schluß. Da aus den optischen Achsen q und q die Lage der drei ■optischen Symmetrieachsen folgt, so können nunmehr Platten oder Prismen geschliffen werden, welche die elastischen Hauptvektoren rt, t>, C ohne Konvergenzsysteme zu ermitteln gestatten. Man ver- mag also im parallel strahligen Licht alle diejenigen Kon- stanten zu bestimmen, deren die heutige Theorie zur Ableitung von Reflexion, Brechung, Polarisation und Interferenz eines absorptions- freien und inaktiven Kristalles bedarf. Hierin liegt die methodische Bedeutung der Gleichungen von Liebisch 3, auf denen unser graphi- sches Verfahren fußt. Dieses vereinfacht sich, wie jene Gleichungen leicht erkennen lassen, in hohem Grade beim Übergang zu mono- ldinen und rhombischen Kristallen. 1 E. A. Wülfing in Rosenbusch-Wülfing, Mikrosk. Physiogr. d. petr. •wicht. Mineralien. II. Taf. XIV. 1905. 2 F. Becke, Min. Mitt. 19. 329. 1900. 3 Th. Liebisch. 1. c. v. Linstow, 326 Der Krater von Sali auf Oesel. Von Kriegsgeologe Prof. Dr. v. Linstow, beim Kovtrm. No. 3, Ol). Ost, kommandiert zum Stab Ob. Ost — General1 beim Stabe — Abt. VIII. Mit 3 Abbildungen. Ziemlich in der Mitte der lusel Oesel, die politisch zu Liv- land gehört, befindet sich der Krater von Sali. Nähert man sich ihm von Süden her, also vom Gut Sali, au das er unmittelbar angrenzt, so gewahrt man zunächst eine Erhebung, die sich als- bald als ein geschlossener, kreisrunder Wall von etwa 6 m Höhe Gcraichnsf u gedruckt v Vorm -Abt 70 Nov.18. Abb. 1. entpuppt. Er ist reich bewachsen mit einem dichten, z. T. über 150. Jahre alten Bestand voll Laubwald, an dem sich Ahorn, Eschen, Ulmen usw. beteiligen; zu ihren Füßen gedeiht u. a. Lilium martagon. Durch einen künstlichen Einschnitt gelangt man in das Innere und ist nicht wenig erstaunt, vor einer gewaltigen trichterartigen Ein- senkung zu stehen, in dereu Mitte sich ein kleiner See befindet (Abb. 1). Einige Maße mögen die Größenverhältnisse veranschau- lichen. Der Umfang des Walles, auf seiner Krone gemessen, be- trägt 350 in, an seinem Fuß 150m; die Tiefe des Kraters vom obersten Wallrand bis zum Spiegel des Sees macht etwa 16 — 17 m aus. Im Innern ragt aus dem Wasser Gesteinsschutt heraus; der Der Krater von Salt auf Oesel. 327 Eigentümer hatte versucht, inmitten des Teiches ein Denkmal zu errichten, das aber wiederholt eingesunken war. Geologisch von größter Bedeutung ist die noch heute zu be- obachtende Erscheinung, daß an den Rändern der kesselförmigen Einsenkung die hellen, dickbänkigen Kalksteinschichten deutlich kreisförmig und ziemlich gleichmäßig schräg nach oben ge- richtet sind , und zwar beträgt die Neigung an der westlichen und nördlichen Seite des Trichters etwa 25°, im Süden und Osten dagegen 35 — 40°. Der erste Eindruck, den man von dem „Krater“ erhält, ist unbedingt der eines kleinen Maares : eine gewaltige Einsenkung, die mit Wasser erfüllt ist und von einem kreisrunden, ziemlich hohen und regelmäßig gebauten Wall umgeben wird. Aber was diese Erscheinung sofort von einem echten Maar unterscheidet: es fehlt jede Spur irgend eines vulkanischen Ge- steines, der Wall und das Innere des Kraters bestehen ganz ausschließlich aus Kalksteinen und deren Trümmer und Brocken. Außer diesem Hauptkrater befinden sicli in dieser Gegend noch mehrere andere, die ungleich kleiner sind und vor allem den kranzförmigen Wall vermissen lassen. Sie sind auf dem bei- gefügten Kartenausschnitt des Meßtischblattes 14 — 16, Blatt Köll- jall, mit No. 1 — 4 bezeichnet (Abb. 2). 328 v. Linstow No. 1 liegt westlich vom Hauptkrater, der kreisrunde Umfang beträgt 100 m, die Tiefe 2| m. Zu einer Teiclibildung ist es hier ebensowenig wie bei den übrigen Nebenkrateren gekommen. Der Innenrand ist durch eine Unsumme nordischer, archäischer Geschiebe von sehr großem Umfang verdeckt, die von den Feldern in diese Senke künstlich geschafft worden sind, so daß sich das Einfallen der Kalksteinschichten heute nicht mehr feststellen läßt. Der alte Akademiker F. Schmidt schreibt aber hierüber: „In einer geraden Linie mit dem Krater [unser Hauptkrater] liegen nach Westen hin noch zwei kleinere Gruben, die seine Bildung wiederholen, nur zeigen sie keinen über die Ebene her- vorragenden Rand; die dem Krater zunächst liegende Vertiefung [unser Nebenkrater No. 1] zeigt ebenfalls nach außen fallende Schichten und in ihrem Grunde einen sehr üppigen Graswuchs, als Zeichen, daß unterirdisches Wasser auf denselben einwirkt.1' Also sind auch bei dem Nebenkrater No. 1 die Kalksteinbänke nach oben gerichtet, genau wie das bei dem Hauptkrater der Fall ist. Die zweite von F. Schmidt erwähnte Grube liegt nördlich von dem südlichen Weg Putla — Sali, etwa da, wo die Buch- staben W.W. des Meßtischblattes stehen. Sie ist in die Karte nicht eingetragen, da es sich bei dieser Vertiefung vielleicht auch um einen künstlich angelegten Aufschluß handeln könnte. Nebenkrater No. 2 — siehe Kartenausschnitt — hat einen Umfang von 150 m, ein Wall ist kaum angedeutet. Unmittelbar nördlich am Krater findet sich eine schwache Erhebung, als ob hier das ausgeworfene Material hingefallen wäre. Die Form der Senke ist elliptisch, der Rand verschüttet; die Tiefe beträgt 3 — ?>l m. Nebenkrater No. 3 stellt ein kreisrundes Loch von 4| m Durch- messer und 1 m Tiefe dar. Der ebenfalls kreisrunde Nebenkrater No. 4 besitzt einen Umfang von 100 m und eine Tiefe von 41 m. Bemerkenswerterweise versickert künstlich zugeführtes Wasser un- mittelbar beim Eintritt in die Vertiefung, ein Zeichen, daß hier der Schichtenverband zerstört ist. Die innere Böschung ist verwachsen, die Durchbruchsstelle liegt etwas erhöht. Bei mehreren anderen Vertiefungen ist ihre Zugehörigkeit zu den kraterartigen Erscheinungen durchaus zweifelhaft, sie sind da- her ebenfalls nicht in die Karte eingetragen. So befindet sich etwa o km nordwestlich vom Hauptkrater eine ovale Vertiefung; eine kleinere beobachtet man wenige Meter südöstlich vom letzten Gebäude des Gutes Sali. Dagegen trägt der Teich beim Gute Köllj all unverkennbar die Spuren einer künstlich angelegten Aus- schachtung, ebenso eine kleine Vertiefung daselbst am Hofe. Der Hauptkrater, aus dessen See irgendwelche Gasblasen nicht aufsteigen, sowie Nebenkrater 1 — 4 beünden sich in einem aus- gedehnten, recht ebenen Gebiet, ihre Höhenlage über dem mittleren Der Krater von Sali auf Oesel. 329 Spiegel des Baltischen Meeres (6 cm über N.N.) schwankt zwischen 17 und 21 m. Räumlich verteilen sie sich sämtlich auf eine Fläche, die kleiner ist als 1 qkm und sind in ihr ganz unregelmäßig verstreut; die größte Entfernung (Nebenkrater 1 — 4) beläuft sich auf 950 m. Der Hauptkrater sowie Nebenkrater No. 1 gehört zum Gute Sali (Rittergutsbesitzer Konrad v. Möller), die übrigen Nebenkratere zum Gute Kölljall (Rittergutsbesitzer Baron v. Buxhöwden). Soweit die tatsächlichen Verhältnisse. Hinsichtlich der Entstehung sind viele Möglichkeiten erörtert worden. Man hat angenommen, daß es sich um eine Art Erdfälle oder Dolinen handele, die tatsächlich auf Oesel gelegentlich zu beobachten sind, so bei Kiddemetz, Ochtias und Piddnl. Dagegen spricht aber auf das entschiedenste die beim Hauptkrater und Nebenkrater No. 1 vorhandene Steilstellung der Kalksteinbänke nach oben, und es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß diese selbe Erscheinung sich durch Bloßlegen der inneren Steilränder auch bei den übrigen Nebenkrateren erweisen ließe. Auch vul- kanische Prozesse scheiden vollkommen aus, denn, wie bereits erwähnt, finden sich nirgends Spuren vulkanischen Magmas, und auch die tieferen Schichten im Untergrund von Oesel bestehen, wie weiter unten gezeigt wird, bis zum Archaikum ausschließlich aus Gesteinen sedimentären Charakters. Eine künstliche Ausschachtung ‘erscheint bei der Ausdehnung vor allem des Hauptkraters gleichfalls vollkommen ausgeschlossen, auch sie würde die Aufbiegung der Schichten nicht erklären. Der alte Akademiker Schmidt, der sich mit diesem Problem eingehender befaßt hat, hält es für möglich, daß vielleicht tonige Schichten im Untergrund Wasser aufgesaugt hätten und dadurch angeschwollen wären ; der Einsturz sei dann durch Unter- waschung erfolgt. Man sieht, daß auch dieser Erklärungsversuch in keiner Weise befriedigen kann und das Gekünstelte an der Stirne trägt. Ebenso unhaltbar ist die Zurückführung der kesselartigen Vertiefungen auf die erodierende Wirkung von Wasser. An unter- irdischen Hohlräumen ist freilich kein Mangel. So versickert das Wasser vom Ochtias-See bei Kiddemetz in Spalten der Kalk- steine, und ein Bach beim Dorf Kurisoo auf Dagö verliert sich in einer engen Höhle, aber diese Verhältnisse können niemals die Schaffung pfeifenartiger Hohlräume und die Auftreibung der verletzten Kalksteinschichten erklären. Das eine ist jedenfalls sicher, es muß eine Kraft gewesen sein, die von unten nach oben gewirkt hat, sonst wäre die kranzförmige Auftreibung der Kalksteine unbegreiflich. Daher bleibt nichts anderes übrig, als diese gesamten Erscheinungen auf eine Explosion von Gasen aus der Tiefe zurückzuführen. Um das zu verstehen, muß 330 v. Linstow. etwas näher auf die geologischen Verhältnisse des gesamten Ge- bietes eingegangen werden. Die Insel Oesel gehört wie das östlich sich anschließende Festland zur sogenannten baltisch-russischen Platte. Das Felsgeriist besteht aus söhlig oder fast söhlig gelagerten alt-paläozoischen Schichten, die etwa westöstlich streichen (genauer WNW — OSO) und generell ganz schwach nach Süden (SSW) zu einfallen. Dieses Einfallen macht 1 : 1000 bis 1 : 500 aus, d. h., die Schichten fallen 1 — 2 m auf 1 km. Mau kann daher, wenn man z. B. Est- land von Westen nach Osten oder in umgekehrter Richtung durch- wandert, tagelang auf ein und demselben geologischen Horizont sich bewegen; durchquert man es aber von Norden nach Süden zu, so erreicht man allmählich immer jüngere geologische Stufen, die dachziegelartig aufeinander folgen. Dabei kommen an Formationen in unserem Gebiet, abgesehen von quartären Bildungen (vor allem spätglaziale Yolclia-Tone), ausschließlich Cambrium und Silur in Betracht, von denen das erstere anstehend an der Nordkiiste von Estland zu beobachten ist, aber unterirdisch gemäß dem eben geschilderten Verhalten nach Süden zu sich recht weit erstreckt. Im besonderen besteht Oesel ganz ausschließlich aus den beiden höchsten Stufen des Obersilurs, den unteren und oberen Oeseier Schichten, die wie das gesamte Silur des Baltikums fast ganz aus Kalken, seltener Dolomiten mit untergeordneten Einlagerungen von tonigen Mergeln bestehen. Die Verteilung beider Stufen ist der- art, daß die unteren Oeseier Schichten etwa die nördlichen f, die oberen die südlichen § der Insel einnehmen ; die Kalksteine von Sali gehören bereits den oberen Oeseier Schichten an. Im Gegen- satz dazu fehlen dem Cambrium des Baltikums Carbonatgesteine so gut wie vollständig; diese Formation baut sich in Estland auf aus bituminösen Tonschiefern (Dictyomma-ScAnefev), hellen, mürben Sandsteinen mit Einschaltung dünner Phosphoritbänkchen ( Obolus - Sandstein), recht mächtigen fetten blauen Tonen usw. Gerade dieser Didyoncma- Schiefer ist es, der unser besonderes Interesse erregt, denn er führt 19 — 22% Bitumen (2,5 — 5% Oie) sowie bis zu 190 cbm Gas in 1 t. Zwar ist der mergelige Brandschiefer von Kuckers im Untersilur erheblich reicher an Ölen und Gas, aber er ist im wesentlichen auf das östliche Est- land (Gegend von Weseuberg und Jewe) beschränkt; nach Westen zu keilt er bald aus oder ist wegen seiner Geringmächtigkeit ohne Bedeutung. Dagegen schwillt nach Kupffek 1 der Dictyonenia- Schiefer Estlands in westlicher Richtung an, wie aus folgender, geographisch angeordneter Tabelle hervorgellt: 1 A. Kupffek, Über die chemische Konstitution der baltisch-sibirischen Schichten. Arcli. f. d. Naturk. Liv-, Esth- u. Kurlands. I. Ser. V. Dorpat 1870. p. 69—194. Mit 2 Taf. Der Krater von Sali auf Oesel. 331 W 0 Baltischport Reval Ontika Toila Choudleigh Mächtigkeit in m ! 4,8 1 3.4 1.8 1,7 1.0 Vor allem die geschlossene, weite Verbreitung sowie die Mächtigkeitszunahme des obercambrischen Dictyoncma- Schiefers nach Westen und sein Reichtum an Gas veranlaßt uns, in ihm dasjenige Gestein zu sehen, aus dem sieh in lang andauernder chemischer Umwandlung und Zersetzung Gase entwickeln konnten, die schließ- lich gleich einem Propfen das über ihnen liegende Kalkgewölbe durchschlugen und sich einen Weg an die Oberfläche bahnten. Die Geologie erklärt uns auch, warum gerade etwa in der Gegend von Sali dieser Durchbruch erfolgen mußte. Ganz allgemein liegen, wie erwähnt, die paläozoischen Schichten annähernd horizontal mit geringer Neigung nach Süden. Aber ein genaueres Studium der Lagerungsverhältnisse der obersilurischen Schichten auf Oesel hat ergeben, daß diese kleine, von Nordwesten nach Südosten streichende Falten bilden, deren höchster Sattel sich durch die Mitte der Insel zieht. Unter der First dieses Sattelkammes konnte daher am ehesten eine größere Ansammlung von Gas stattfinden, und zwar so lange, bis die Spannung den Druck der überlastenden und infolge der schwachen Aufbiegung in ihrem Widerstand geschwächten Kalksteinschichten überwand. Denn man kann wohl annehmen, daß die wiederholte Einschaltung von tonigen Mergelbänken zwischen den Kalksteinplatten, wie sie z. B. vor- züglich auf der Sworbe südlich von Kaugatoma und Punga sowie bei Ohhesaar zu beobachten ist, die Gase nach oben hin luftdicht abschließt. Bei der Frage, ob sämtliche Ausbruchsstellen auf einmal oder nacheinander entstanden sind, ist zu berücksichtigen, daß ihr Auf- treten auf den verhältnismäßig engen Raum von noch nicht einem Geviertkilometer beschränkt ist. Die Gasmenge, die sich unter- irdisch in Klüften der Kalksteine angesammelt hat, wird sich aber kaum innerhalb dieses Raumes auf einzelne verschiedene Gasblasen verteilt haben, da nicht einzusehen ist, durch welche Substanz diese seitlich luftdicht abgeschlossen sein sollten. Da sich trotz- dem eine ganze Anzahl von Eruptionskanälen vorfindet, kann mau nur annehmen, daß durch die bei der Entstehung des Hauptkraters stattgefundene gewaltige Erschütterung eine Lockerung des be- nachbarten Gebirges stattfand, die den ausbrechenden Gasen auch an anderen Stellen fast gleichzeitig den Austritt gestattete. Die Tiefe, aus der das Gas stammt, läßt sieh nicht genau, aber doch annähernd bestimmen. 332 v. Linstow. Die Ausbruchsstclle bei Sali liegt, wie angeführt, im jüngsten Obersilur, in den oberen Oeseier Schichten, das Muttergestein des Gases ist aber, wie wir gesehen haben, der in größerer Tiefe dar- unter liegende Dictyuncma-Schieiev des obersten Cambriums. Folg- lich entspricht die Tiefe des Herdes der Gesamtmächtigkeit von Ober- und Untersilur. Es ist nun überaus schwierig, wenn nicht unmöglich, die genauen Mächtigkeiten der zahlreichen Stufen von Ober- und Untersilur für die Gegend von Sali zu bestimmen, da keine tiefreichenden Aufschlüsse vorhanden sind und die einzelnen Horizonte im Baltikum zwar meist durchgehen, aber doch recht schwankende Stärke aufweisen. Zwei Beispiele für dieses Ver- halten haben wir bereits beim Brandschiefer von Kuckers und beim Dictyonema- Schiefer kennen gelernt. Jener verseil wäclit sich nach Westen bis zum Vertauben, während dieser in derselben Richtung an Mächtigkeit zunimmt. Noch ein paar weitere Beispiele seien angeführt: der Glaukonitsand, das Hangende des Dictyonema- Schiefers, also tiefstes Untersilur, weist bei Narwa nur eine Stärke von 2 cm auf, schwillt aber bei Baltischport bis zu 4 in an. Ebenso schwankt die Mächtigkeit des darüber folgenden Glaukonitkalkes zwischen 2f und etwa 10 m. Aus diesem Verhalten folgt aber, daß mau keine genauen Angaben über die Gesamtmächtigkeit des Silurs bei Sali machen kann; man wird aber der Wahrheit vielleicht nahe kommen, wenn man etwa 180 — 200 m als Mächtigkeit von Ober- und Untersilur .annimmt. Aus dieser Tiefe werden also vermutlich die Gase der Explosionskratere stammen. Der Zeit des Ausbruches kann man auf verschiedenen Wegen nahekommen. Geht man von der Gegenwart aus, so ist, wie oben erwähnt, der kranzartige Wall mit Bäumen bestanden, die z. T. 150 Jahre alt sind; der Ausbruch muß also mindestens dieses Alter besitzen. Man kann aber ohne weiteres behaupten, daß die geschichtliche Zeit gänzlich ausscheidet, denn ein derartiges elementares Natur- ereignis hätte sich sicherlich in der Überlieferung der Bewohner lebendig erhalten und wäre von Generation zu Generation weiter erzählt. Nun mag Oesel seit etwa 4000 Jahren v. Chr. besiedelt sein (Jüngere Steinzeit), so daß die Eruptionen der Kratere vor dieser Zeit stattgefunden haben dürften. Man könnte ferner daran denken, aus der Verwitterung der beim Ausbruch bloßgelegten und aufwärts gebogenen Kalksteine einen Rückschluß auf die Zeit der Eruption zu ziehen. Diese Methode muß aber aus Mangel an geeigneten Vergleichsobjekten aufgegeben werden. Verfolgt man den umgekehrten Weg, d. h. beginnt man mit dem Alter der durchschlagenen Schichten, so ist der Ausbruch ■einmal sicher jünger als Obersilur; aber wir können sofort einen Der Krater von Sali auf Oesei. 333 ganz erheblichen Schritt weiter gelten und behaupten, daß als Zeit der Explosion auch das gesamte Mesozoicum, Tertiär und Diluvium nicht in Frage kommen kann ; denn das gewaltige nordische Inland- eis hätte unfehlbar den aus lockeren Gesteinstriimmern bestehenden Kraterwall von 6 m Höhe, der noch heute in seiner ganzen Mächtig- keit dasteht, zerstört und eingeebnet. Das Inlandeis ist aber aus dieser Gegend seit etwa 10 — 12 000 Jahren verschwunden. Nun waren oben schon ganz kurz die spätglazialen Yuldia- Tone er- wähnt, die auf Oesei und Dagö weit verbreitet sind. Unter- suchungen, die besonders von Schweden ausgingen, haben aber gezeigt, daß das Yoldia- Meer ganz Oesei und Dagö überflutet hat. Es kann also der Gasausbruch erst nach dieser Zeit erfolgt sein, da sonst der Kraterwall den audringendeu Meereswogen jener Periode zum Opfer gefallen wäre. Alles in allem mag man als Zeit der Kraterbildung von Sali daher etwa 4 — 8u00 Jahre v. Chr. in Anschlag bringen. Hiernach ist auch die Auffassung abzulehnen, daß der Krater von Sali vulkanischen Gasen seine Entstehung verdanken könnte, die oft als Vorläufer von Tuff- und Lavaeruptiouen be- obachtet werden und die etwa ein tertiäres oder eiszeitliches Alter besitzen würden. Aber einmal sind die nächsten Ausbruchsstellen weit über 600 km entfernt (untereocäne Basalte auf Schonen), so- dann fehlt, wie erwähnt, jede Spur vulkanischer Tuffe sowie von Magma, und schließlich kann sich aus den eben angeführten Gründen ein Kraterwall seit der Tertiär- oder Diluvialzeit nicht erhalten haben. In Rußland tritt erst tief in Wolhynien bei Rowno, völlig ver- einsamt, basaltisches Gestein (Anamesit) zutage1, das ein tertiäres, nicht wie der Krater von Sali, ein alluviales Alter besitzt. Eine ganz andere Frage ist es, ob schon in vergangenen geologischen Perioden im Baltikum Gasausbrüche aus dem Dictyonema- Schiefer stattfanden. Leider kann eine exakte Entscheidung nicht erfolgen, da etwa im Mesozoicum oder Tertiär erfolgte Trichter- bildungen spätestens von dem diluvialen Inlandeis und seinen Ab- lagerungen zugeschüttet und vielleicht entstandene Wallkränze vernichtet worden wären. Die Gegend von Sali auf Oesei ist aber nicht die einzige, in der Gas zutage getreten ist; denn auf der Insel Kokskär (30 km nordöstlich von Reval gelegen) wurde im Jahre 1903 eine Tiefbohrung niedergebracht, bei der sich schon von 27 m Tiefe an ein Gasaustritt bemerkbar machte, der sich bei Vertiefung der Bohrung merklich vergrößerte. Sie’ besitzt eine Gesamttiefe von 115 m, endet in einem harten, roten Quarzitgeschiebe und lieferte 1 Laskarkw, Bemerkungen zur Frage der Tektonik der südrussischen kristallinischen Fläche. Bull. Com. geol. St. Pötersbourg. 24. 1905- p. 235—295 (Russisch). 334 v. Linstow. in einem halben Jahre (1904) (>0 000 chm Gas, das viele Jahre lang- zur Beleuchtung des Leuchtturmes und aller Wohnräume auf der Insel diente. Dieses Auftreten von Gas, das nach den aus- schlaggebenden Untersuchungen von Doss dem D/cb/onemn-Schiefer entstammt, bestärkt einmal in hohem Masse unsere Ansicht von der Entstehung des Kraters bei Sali und die Herleitung des dortigen Gases aus dem Didyoncma-Schieier. Zugleich klärt sich die Frage nach der mutmaßlichen Zusammensetzung des Gases von Sali. Denn da das Gas von Ivokskär aus 79,0 % Methan und 20,8 % Wasser- stoff besteht, wird die Beschaffenheit des bei Sali explosionsartig hervorgebrochenen Gases kaum wesentlich abweichend gewesen sein. £.!] Was die Ursache der Gasentwicklung anlangt, so kann es wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß die zersetzende Kraft in dem Abb. 3. im IHctyönema- Schiefer weit verbreiteten Schwefelkies (und Markasit) zu suchen ist. Diese Mineralien bilden trauben- oder nierenförmige Knollen bis Faustgroße und mehr, treten aber auch als wenig mächtige plattenförmige Lagen von 0,02 — 0,10 — 0,15 m Dicke in und vor allem an der Basis des Dictyoncma- Schiefers auf: letztere Bank ist besonders gut zu beobachten nördlich von Baltischport, sowie westlich und östlich von Reval bei Strand- hof und H irr o. Dabei ist wichtig, daß sich das Doppeltschwefel- eisen im J )ictyo>ic»taSc\nefev durch ganz Estland verfolgen läßt. Daß bei der Zersetzung dieser Verbindungen Wärme frei wird, ist bekannt, weniger bekannt dürfte es sein, daß die Wärme- erzeugung beim Dictyonemn- Schiefer gelegentlich zur Selbstentzün- dung geführt hat. So entstand 1908 nördlich von Baltisch - port ein Brand in diesem Schiefer (Abb. 3), und längere Zeit vorher war ein solcher auf der dem Festland hier vorgelagerten Insel Rogö zu beobachten gewesen. Eine photographische Auf- Der Krater von Sali auf Oesel. nalnne des Brandes vom Jahre IDOS verdankt Yerf. Herrn Leutnant d. R. E. Plähn, zurzeit in Baltischport. Überträgt man diese Verhältnisse auf Sali, so versteht man jetzt eher, daß sich eine so gewaltige Menge Gas bilden konnte, die schließlich zur Explosion führte, denn die Zersetzung des gas- haltigen Schiefers durch den Schwefelkies und Markasit mit Hilfe des Sauerstoffs der Luft und der Bergfeuchtigkeit im Gestein wird wohl schon im Paläozoicum begonnen haben , und die Decke der kalkigen, tonigen und mergeligen Sedimente, die auf dem Dictyoncma- Schiefer ruhen, war am Ende der Silurzeit so vollkommen ver- festigt, daß von da an ein Gasdurchtritt größerer Mengen kaum mehr stattfinden konnte. An Zeit standen aber für die chemische Umwandlung bis zum Diluvium ungezählte Millionen von Jahren zur Verfügung. Dabei fand das Gas nicht wie auf Kokskär Hohl- räume in Gestalt von Poren diluvialer Sande vor, in denen es sich unter dem Schutze einer Tondecke aufspeichern konnte, es mußte sich daher schließlich explosionsartig einen Ausweg verschaffen. Der Dictyonema- Schiefer hat aber außer gewaltigen Mengen von Gas noch andere Zersetzungsprodukte geliefert, nämlich Asphalt und Öle. Erstercr findet sich als sogen. Grahamit 1 au verschiedenen sporadisch zerstreuten Punkten in Estland in Form kleiner Nester und Drusen (bis 25 cm mächtig). Er ist als ein natürliches Destillationsprodukt von Ölen aufzufassen, die durch Kondensation oder Polymerisation feste Formen angenommen haben 2. Öl selber ist wiederholt im Baltikum beobachtet worden, und zwar einmal bei Waiinel auf Dagö. Hier wurde nach gütiger Mitteilung des Besitzers, Baron v. Paulen, im Keller des Gutshauses 1905 durch eine Bohrung (2,14 m Yoldia- Tone, darunter Kalksteine des Obersilurs) in 18—20 m Tiefe eine dicke, klebrige, schwarzbraune Flüssigkeit erschlossen, die später heller wurde. Eine etwa 1 km davon an- gesetzte Bohrung wurde bis gegen 75 m (2-18') getrieben, sie ergab aber kein Petroleum, sondern nur Wasser. Das spezifische Gewicht des Öles betrug bei 15° C 0,8325. Der Entflammungspunkt der leicht entzündlichen Gase lag bei 58° C, der Siedepunkt des Öles bei 200". Es gehen Kohlenwasserstoffe über bei der Destillation 1 B. Doss, Ein Vorkommen von Grahamit im Silurkalk bei Kunda in Estland. Dies. Centralbl. 1914. p. 609 — 615. 2 So wird Asphalt erwähnt von Pallakiilla und Pühalep auf Dagö, von Pusko unweit Linden (südlich Hapsal) sowie aus unter- silurischen Grünsanden von Balt ischport, hier 3 Zoll dicke und 9 Zoll lange Linsen bildend. Ferner ist Asphalt noch nachgewiesen im Norden des Escha-Sees (Osero Jcsclio der Karten), im Gouv. Witebsk auf dem halben Weg zwischen Rositten (Rjezyca) und Drissa gelegen. v. Linstow. 336 bis 150u C 0,1 % „ 300° C 73,12 „ „ 400° C ....... . 81,70 „ bei über 400° siedende Öle . . . 18,30 „ Gewonnen wurden im Laufe derZeit mehrere Hunderte von Litern. Dabei darf nicht verschwiegen werden, daß nur 5,8 m vom ölspendenden Bohrloch entfernt eine Kammer war, in der ein Faß Petroleum lag. Aber vieles spricht durchaus gegen den Verdacht, daß jenes Petroleum von diesem Faß stamme: einmal war dieses dicht, und unter dem Spundloch stand stets eine Schale; sodann wurde aus dem Bohrloch, das bis 18 m öl frei war, im Laufe der Zeit mehr 01 gewonnen, als das Faß enthielt; auch ist vor allem das spezifische Gewicht des Petroleums geringer (0,79 — 0,82) als das des gewonnenen Öles (0,8325). Schließlich führen zwei andere Brunnen stark nach Petroleum riechendes Wasser. Der eine liegt zwar nur 6 m von der Ölbohrung entfernt, der andere aber 50 m, und dieser letztere, entferntere, läßt zu gewissen Zeiten noch heute eine wenn auch nur dünne Haut von Öl erkennen. Alle drei Punkte, Brunnen — Ölbohrung — zweiter Brunnen, liegen annähernd auf einer geraden Linie, die von SW nach NO streicht. Im Jahre 1918 hatte die Ergiebigkeit ganz erheblich nachgelassen, ein letzter Rest wurde untersucht, und es ergab sich nunmehr ein spez. Gew. von l,(i05 bei einem Wassergehalt von 94 Vol.-%. Es scheinen also auch hier gewisse Oxydationsprozesse eingetreten zu sein. Damit auch der Humor nicht fehle: der schwedische ..Ilydronom“ Otto Wahlenberg hatte mittels der Wünschelrute und anderer komplizierterer Apparate eine ganze Anzahl verschieden ergiebiger „Öladern“ übereinander festgestellt und die täglich zu ge- winnende Menge auf eine Million Liter berechnet 1 Zur selben Zeit etwa, wie die Ölbohrung bei Waimel, nieder- gebracht wurde, zeigten sich Spuren von Öl in einer Brunnen- bohrung zu Paopäe im nordwestlichen Dagö, doch konnte Näheres nicht ermittelt werden. Länger bekannt ist das Naphthavorkommen von Sclimarden1 in Kurland (an der Bahn Riga — Tuckum gelegen). Hier wurden 1899 bei der 3 km NNW von Sclimarden gelegenen Kronsmühle Spuren eines Öles entdeckt, dessen Siedepunkt bei 60° lag. Das spezifische Gewicht betrug bei 15° 0,8450. Eine Analyse ermittelte Kohlenstoff 84,59 % Wassei stoff 11.30 „ Sauerstoff 4,11 „ 1 B. Doss, Über die Möglichkeit der Erbohrung von Naphtbalager- stättcn bei Srhmarden in Kuiltnd Korresp.-Bl. d. Naturf.-Ver. zu Riga. 43. 1900. p. 157—212. Mit 2 Texttig. u. 2 Taf. — M. Glasenapp, Zum Vorkommen der Naphtha bei der Station Sehmarden in Kurland. Rigaer Industrie-Ztg. 26. 1900. p. 209 — 210. Der Krater von Sali auf Oesel. 337 Auch diese Naphtha dürfte dem Dictyonema- Schiefer ent- stammen. Berücksichtigt man die geographische Lage derjenigen Punkte, an denen Zersetzungsprodukte des TVctyonewirt-Schiefers auftreten : die Insel Kokskär, die Orte Wairael, Pallakülla^ Pühalep und Paopäe auf Dagö, Sali auf Oesel, Baltischport, Pusko bei Hapsal und Sch mar den in Kurland, so dürfte es kein Zufall sein, daß diese sämtlich im westlichen Teil des Baltikums liegen. Denn nach dieser Richtung nimmt das Muttergestein der Gase, Öle usw. , der Dicfyonevia-Schiei'cv , an Mächtigkeit zu und kann somit eher in die Lage kommen, die angeführten Abspaltungen zu liefern. Eine Ausnahme macht nur der Escha-See im Gouv. Witebsk. Vielleicht taucht hier in geringerer Tiefe ein paläozoischer Sattel auf, wie ein solcher von Cliolm (zwischen Nowgorod und Witebsk) und bei Rowanitschi (Kr. Igumen, Gouv. Minsk) be- kannt geworden ist. Daß ölhaltige Schichten in der Lage sind, Gase zu entwickeln, ist aus anderen Gebieten bereits bekannt. Es sei nur an die be- rühmte Gasquelle von Neuengamme bei Hamburg erinnert, die durch Koekt 1 eine wissenschaftliche Bearbeitung erfahren hat. Nach ihm wurde dieses Gas in einer Tiefe von 247 m in mittel- oligocänem Septarienton angeschlagen. Es zeigte nach zwei Ana- lysen folgende Zusammensetzung: I. 11. Methan 91,5 91,6 % Schwere Kohlenwasserstoffe 2,1 0.8 „ Wasserstoff — 2 3 -V-1 r> Kohlensäure 0,3 0,2 „ (und Schwefelwasserstoff) Sauerstoff 0,7 „ (berechnet) Stickstoff 5,6 4,4 „ (Helium 0,01— -0,02 %, Argon 0,05 %). Das Gas wurde in einer schrägliegenden Kluft angebohrt, die weit in die Tiefe reicht. Als Ursprungsmaterial kommt eine in der Tiefe befindliche, noch unbekannte Erdöllagerstätte in Betracht. Die Gasquelle wurde am 3. XI. 1910 angehauen, ließ im Jahre 1917 an Ergiebigkeit nach und kam 1918 gänzlich zum Erliegen. Weitere Angaben findet man in der Arbeit von II. Gürich, Das Erdöl in Nordwestdeutschland. Abh. a. d. Geb. d. Naturw. usw. Hamburg- 1917. 56 p. Mit 2 Taf. u. 9 Textfig. Auch sei darauf hingewiesen, daß z. B. im Ölgebiet des Unter- elsaß größere Mengen von Gasen auftreten, die überwiegend aus Methan, aber auch aus anderen leichten Kohlenwasserstoffen bestehen. 1 W. Koert, Geologische und paläontologische Mitteilungen über die Gasbohrung von Neuengamme. Jabrb. d. Kgl. Pr. Geol. Landesanst. f. 1911. I. p. 162—182. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1919. 22 338 v. Linstow, Fassen wir das Ergebnis unserer Ausführungen zusammen, so ist der Krater von Sali als eiu Explosionskrater aufzufassen, der durchaus den Gasmaaren anderer Gebiete (Württemberg, Auvergne, Island z. T.) au die Seite zu stellen ist, und zwar wird dieses Gas ganz überwiegend aus Methan bestanden haben. Genau w’ie bei den Maaren haben Gasmengen, die unter hohem Druck standen, die obersten Erdschichten wie ein Pfropfen durchschlagen; das Eigenartige und vielleicht Einzigartige dieser Erscheinung ist nur, daß die Gase nicht vulkanischen Prozessen ihre Entstehung verdanken, sondern der Zersetzung ölhaltiger Schiefer. Dabei hat sich zugleich gezeigt, daß die Eruptionsschlote von Sali von Spalten völlig unabhängig sind, genau so, wie das z. B. von Branca für die zahlreichen Vulkanembryonen Schwabens dar- getan ist. Der ganze geologische Aufbau des Baltikums verbietet auch, etwa in größerer Tiefe liegende Störungen anzunehmen, die den aufsteigenden Gasen den ersten Weg wiesen. Schließlich wäre noch die Frage kurz zu streifen, ob man an einem geeigneten Punkt von Oesel versuchen soll, durch eine Tiefbohrung Gas zu gewinnen. Die geologischen Verhältnisse da- für sind nicht günstig, da es hier im Gegensatz zu Kokskär an einem Sammelbehälter für Aufspeicherung der Gase fehlen dürfte. Denn auf jener Insel konnte sich das Gas jahrtausendelang in den Poren diluvialer Sande ansammeln, die nach oben von einer Decke jungglazialer Yoldia- Tone dicht abgeschlossen wurden. Auf Oesel stehen aber derartige Hohlräume — mit Ausnahme ganz ver- einzelter und unregelmäßig verstreuter Auswaschungen im Gestein — nicht zur Verfügung, die Insel besteht, wie angeführt, gänzlich aus einer recht mächtigen Folge vorwiegend kalkiger Sedimente: sandige Bildungen fehlen dem Silur hier so gut wie vollständig. Als sicher ist aber anzunehmen, daß infolge der Einwirkung des Schwefelkieses auf den Dicti/onema-Schieier noch heute eine lang- same Zersetzung dieses ölhaltigen Gesteins stattfindet, und es wäre keineswegs undenkbar, daß sich gelegentlich derartige explosions- artige Erscheinungen wiederholen könnten, wie sie bei Sali statt- gefunden haben, es sei denn, daß das Gas Gelegenheit hätte, auf Spalten im Gestein oder seitwärts auf den Schichtfugen zu entweichen. Auffallend ist, daß diese Erscheinung auf Oesel erst verhältnis- mäßig spät bekannt geworden ist; der Arzt Dr. v. Luce war der erste, der im Jahre 1827 auf den Krater von Sali hin wies. Heute ist er verhältnismäßig leicht zu erreichen, da er nur etwa 21 km OSO von der Haltestelle Putla der von Arensburg ausgehenden Klein- bahn entfernt liegt. Verf. hat die Gegend von Sali wiederholt besucht, teilweise unter gütiger Führung des Herrn Ritterschaftssekretärs Baron v. Freytagh-Loringhoven und des Herrn Rittergutsbesitzers Baron v. BrxHöwDEN auf Köllj all. Beiden Herren spricht Verf. auch Der Krater von Sali auf Oesel. 331) an dieser Stelle für ihr reiches Entgegenkommen seinen verbind- lichsten Dank aus, ebenso dem Landhauptmann von Oesel, Herrn Kapitänleutnant d. E. v. Mossnek für gütige Unterstützung und Überlassung eines Bildes vom Krater. Mit besonderem Dank muß Yerf. auch hier seines früheren Chefs, des Herrn Vermessungs- dirigenten Seidel von der Verm.-Abt. 10, z. Z. in Minsk, gedenken, der durch Herstellung der Karten die Arbeit wesentlich unterstützt hat. z. Z. Kowno, im Oktober 1918. Literatur über den Krater von Sali. 1. I. v. Luce: Wahrheit und Muthmaßung, Beytrag zur ältesten Ge- schichte der Insel Oesel. Pernau 1827. p. 20. 2. B. Doss: Die historisch beglaubigten Einsturzbeben und seismisch- akustischen Phänomene der russischen Ostseeprovinzen. Beitr. z. Geophysik. X. Leipzig 1909. p. 61. (Hier vollständige Literatur über Sali.) 3. K. 11. Krri'FER: Baltische Landeskunde. Riga 1911. p. 7 u. 471. Literatur über die Gasbohrung auf K o lc s k ä r. 1. A. Mickwitz : Die brennende Gasquelle auf Kokskär. Revalsche Zeitung. 1903. No. 244 v. 29. 10. (11. 11.) :2. F. Schmidt: Über den Austritt brennbaren Gases aus einem Bohrloch auf der Insel Kokskär. Verhandl. d. St. Petersbg. Mineral. Ges. 41. 1903. Prot. p. 43. (Russisch.) 3. A. Mickwitz: Vortrag über die Gasquelle auf Kokskär in der Sitzung des Yer. f. provinz. Naturkunde in Reval am 9. (22.) März 1904. Revalsche Zeitung. 1904. No. 58. 4. H. v. Winkler: Die bei der estländischen Küste belegene Gasquelle von Kokskär. Chemiker-Zeitung. 1905. No. 49, p. 669 — 070. 5. A. Mickwitz: Bericht über den Gasbrunnen auf Kokskär. Bull. Acad. Sc. St. Petersbourg. 1908. p. 188 — 190. 0. K. R. Kupkfer: Baltische Landeskunde. Riga 1911. p. 248. 7. B. Doss: Über die Herkunft des Naturgases auf der Insel Kokskär im Finnischen Meerbusen, nebst Bemerkungen über die Entstehung der Insel. Dies. Centralbl. 1913. p. 601 — 610. 8. Baron A. von der Pahlf.n: Erwiderung auf Prof. B. Dos*' Bemer- kungen zu den geologischen Verhältnissen beim Kundaer Gletscher- schliff und auf der Insel Kokskär. Reval 1914. 12 p. 9. B. Doss: Nochmals der Kundaer Gletscherscbliff und die geologische Natur der Insel Kokskär. Eine Erwiderung an Baron A. von der Paulen. Korresp.-Bl. d. Naturf.-Ver. zu Riga. 57. 1915. p. 95 — 120. 10. H. v. Rosen: Die Bodenschätze Estlands. Die Ostsee. Heft 1. Berlin 1918. p. 11. 22* 340 M. Schlosser, Über Tertiär und weißen Jura von Chelva in der Provinz Valencia. Von Max Schlosser. Mit 1 Skizze. Vor ungefähr fünf Jahren erhielt die Münchener geologisch- paläontologische Sammlung eine große Menge Jura Versteinerungen, meist Ammoniten aus der Umgebung von Chelva, 70 km westlich von Valencia. Der Sendung hatte der Sammler, Paul Heinrich, Lehrer am Colegio de liiüos in Chelva, auch eine Skizze beigelegt, auf welcher die Fossilfundplätze und andere geologische Vorkomm- nisse eingetragen sind. Ich habe sie trotz ihrer technischen Mängel möglichst unverändert kopieren lassen, da sie uns doch ein ziemlich gutes Bild gibt von der Verbreitung der Fossilien und Gesteins- arten in der Umgebung von Chelva, und somit eine nicht ganz unwichtige Ergänzung bildet zu der genauen Schilderung der dortigen Trias, welche wir Rudolf Ewald 1 verdanken. Die sonstige Literatur über dieses Gebiet ist ziemlich spärlich. Es kommen nur in Betracht: F. de Castro2, Geologische Karte von Spanien, Douville 3, E. Haug4 57 Cortazar y Pato ° und A. Dereims 6, und selbst der letztgenannte Autor nützt uns sehr wenig, da er gerade den uns besonders interessierenden weißen Jura und dessen Fossilien sehr kurz behandelt und auffallender- weise auch nicht Rücksicht nimmt auf die CHOFFAT’sche Arbeit 7 * über die Ammoniten aus dem weißen Jura, dem Lusitanien von Portugal, welche doch naturgemäß für die Bestimmung der spanischen Jurafossilien in erster Linie in Betracht kommt. Eine kurze, aber höchst wichtige Mitteilung verdanken wir Choffat s. In seinem Referat über die Arbeit von Daniel de Cor- tazar9, worin dieser auch das Vorkommen von Sequanien durch Ceromya nachweist, bringt er folgende Anmerkung: 1 Untersuchungen über den geologischen Bau und die Trias in der Provinz Valencia. Zeitschi', d deutsch, geol. Ges. 6:1. 1911. Heft 3. p. 372. 2 Mapa geolögica de Espaiia. 1839 — 1893. 3 La Pöninsule ibfirique. A. Espagne. Handb. d. regionalen Geol. 3. 3.. 7. Heft. Heidelberg 1911. ‘ Traite de geologie. II. Les periodes geologiques. Paris 1908 — 1911. 5 Description fisica, geolögica y agricoldgica de la provincia de Valencia. Memorias de la Comision de l’mapa geolögica d'Espaiia. 18S2. 15 Recherches geologiques dans le Sud de 1' Aragon. Theses pr£sentees ä la Faculte des Sciences. Paris. Lille, 1898. : Descriprion de la faune jurassique de Portugal. Gasse de Cephalo- podes. Lisboa 1893. 3 Annuaire göologique universel. 4. 1S88. p. 616. 9 Bosquejo iisico-geolögico y minero de la provincia de Teruel. BoL Comision Mapa d'Espana. 4. 12. Über Tertiär und weißen Jura von Chelva etc. 841 rEu 1881 M. Villanova me rennt quelques fossiles espagnoles parmi lesquels se trouve une faunule fort interessante de Abejuela, proviuce de Teruel. J’ai determine les especes suivantes: Ammonites bimammatas Quenst., cf. Marantiamts d’Orb., liparns Opp., Galar Orr., Mocmeri May., Bhynclionclla striocincla Quenst. Cette faunule indiquerait les assises ä Ammonites tcnuilobatus •et ä A. bimammatas, ou bien eorrespond peut-etre ;V la faune de la pliase de ce dernier fossile, que j’ai signalee en Algarve. Un autre lot des fossiles, provenant d’une autre proviuce, Sot pres de Valence presente les meines caracteres, mais il contient en ■outre les grand Hexactinellides etales, qui acconipagnent generale- ment ce facies. J’y ai reconnu: Ammonites galar Opp., fialar Opp., fr. Marantiamts d’Okil, Tefebratuta lusitanica Sues.s, bisuffarcinata (var. Stocka ri?) Moescii. Bht/nchondla striocincta Quenst. “ Die Anwesenheit von Ablagerungen der Zonen des Peltoceras bmammatum und der Sutneria Galar in der Provinz Valencia ist also zwar schon ziemlich lange bekannt, allein der Artenreichtum ■und die Häufigkeit der Fossilien, wenigstens der ersteren Zone, war aus diesen knappen Mitteilungen nicht zu entnehmen. Sonderbarerweise hat auch Ewald, der doch gerade in der Umgebung von Chelva Studien machte, dem dortigen Jura keine Aufmerksamkeit geschenkt; er erwähnt (1. c. p. 36) nur von Domeno „einen grauen Mergel mit Stacheln von Rhabclocidaris und Brachio- poden, die auf oberen Dogger deuten e. Seine Untersuchungen waren freilich ausschließlich auf die Triasablagerungen gerichtet. Bevor ich jedoch das vorliegende Material bespreche, möchte ich versuchen, aus der von dem Sammler Paul Heinrich bei- gelegten Skizze die geologischen Verhältnisse zu deuten. Die Skizze ist praktisch ein vergrößerter Ausschnitt des von R. Ewald (1. c. p. 377) gegebenen Übersichtskärtchens der Provinz Valencia, und zwar fällt sie in die rechte Hälfte des Teiles Ax — in der linken oberen Ecke — , greift aber noch ein wenig mit dem Ort Domeno in den Teil Bx herüber. Das Gebiet liegt nördlich der Sierra de Atalaja und am Zusammenfluß des Rio de Chelva und des Rio Turia oder Guadalaviar. Der höchste Punkt, der Pico de Chelva mit 1043 m, ist zwar nicht mehr in der Skizze mit inbegriffen, er kann aber nur wenig entfernt sein von der Lokalität Mozul. Die Kammhöhen, welche das Tal des Turia im Süden abgrenzen, sowie jene, welche den Rio de Chelva im Westen und den auf der Skizze von Heinrich nicht eingezeichneten, bei Calles in den Chelva mündenden Rio de Alcotas im Osten begleiten, werden somit im Durchschnitt etwa 900 m erreichen. Sie bestehen wohl in der Hauptsache aus Triasschichten, die jedoch auch im Tal von Chelva keineswegs fehlen. Der Jura dürfte mehr auf die 342 M. Schlosser. Ortschaften: 1. Benajever. 2. Tucjar. 3. Arquella. 4. Mozul. 5. Torrecilla. 6. Chelva. 7. Mas de Alonso. 8. Tuesa. 9. Calles. 10. Vestas. 11. Mas de Solar. 12. Domeho. 13. Lloriguilla. 14. Hoya de Antaiio. 15. Alcotas. Schichten: a „Porenstein“, Kalktuff mit Pilanzen. b „Lignito“. t ..Steile Felsen aus zusammengesetzten Kieselsteinen-. d „Kaolin“, e „Mica (Katzensilber)“. / „Quarz mit Eisen gemischt". g „Moluscos“. h „Austern“, i „Pecten“. k „Schnecken“. I „Ammoniten“. m „Muscheln mit Querstreifen", n „Gipskristalle, Jacintos, Spiegelgips'' . Flanken dieser Höhenzüge beschränkt sein. Im Tale selbst liegen die Kalktuffe mit Pflanzen, darüber das Kaolin, „Mica“ und der „Quarz mit Eisen gemischt“. Die ., Felsen aus Kieselsteinen“ und der Lignit nehmen wohl topographisch ein etwas höheres Niveau ein. Bei Alcotas und bei Domeno hat Ewald 1 sehr genaue Profile der Triasschichten auf- genommen. Der Trias gehören jedenfalls an die Lagen mit „Gips- kristallen, Jacintos und Spiegelgips“ zwischen dem Chelva und dem Turia. Was das Alter der erwähnten Ablagerungen betrifft, so ist der „Porenstein“, von welchem der Sammler eine Probe beigelegt hat. ein Kalktuff mit Blattresten — vielleicht von Laurus, der 1. c. p. 17 Fig. 2, p. 28 Fig. 5, p. 29 Fig. 6. p. 35 Fig. 7. Über Tertiär und weißen Jura von G'helva etc. 343 auch von Ewald1 2 erwähnt wird und nach Dersums (1. c. p. 190) auch in der angrenzenden Provinz Teruel vorkommt — , unzweifel- haft pleistocän. In dieser eben genannten Provinz ist das Pleistocän auch durch einen Höhlenlehm mit Tierknochen vertreten — Fquus, Sus, Germs elaphus, Ursus arctos, Hyaena und Felis leo von la Rocha bei Allueva. Ich möchte dieses Vorkommen deshalb nicht mit Stillschweigen übergehen, weil auch bei Chelva ähnliche Verhältnisse gegeben zu sein scheinen. Der Sammler P. Heinrich spricht nämlich in der beigelegten Schilderung von Ureinwohnern, die in Höhlen am Fluß Chelva gelebt hätten, und verzeichnet in der Skizze auch das Vor- handensein von prähistorischen Funden, Knochen und Geräten, von denen freilich die meisten Geschirre und somit von sehr geringem Alter sind. Es könnte sich aber für manche Knochen doch viel- leicht auch ein wirklich pleistocänes Alter ergeben. Wichtiger ist für uns das Tertiär, über dessen Vorkommen bei Chelva anscheinend noch nirgends berichtet wurde. Es ist vertreten durch den Lignit zwischen Hoya de Antano und Alcotas und außerdem wohl auch durch die Konglomerate, südwestlich von Vestas, die „steilen Felsen aus zusammengesetzten Kieselsteinen“. Der Lignit gehört aller Wahrscheinlichkeit nach der pontischen Stufe an und ist daher alsdann ein Äquivalent des Lignites von Alcoya in der Provinz Teruel. Dagegen fehlen wohl bei Chelva die Mergel mit Säugetierresten und Land- und Süßwasserschnecken, welche bei Concud (Cueva rubia) schon seit langer Zeit bekannt und auch von mir3 schon früher besprochen worden sind. Die von Dereims (1. c. p. 175) gegebene Fossilliste weicht von der meinigen teilweise ab, ist aber trotz ihrer Unrichtigkeiten docli in Lehr- bücher übernommen worden, während meine Arbeit vollkommen ignoriert wurde. Ich halte es daher für nicht ganz überflüssig, hier abermals eine Zusammenstellung der Säugetier- und Konchylien- fauna zu geben. Sie besteht aus folgenden Arten: Mastodon longirosh'is Kali*. Hipparion (/radle Kauf. Antilope, Tragocerus ? Germs cf. Matheroni Gerv. Planorbis Thiollieri Michaud. — Matheroni Fisch, et Tourn. Mariae Miciiaud. Limnaeus heriacensis Font. Glandina aquensis Math. Succinea primaeva Math. Hydrobia cf. Deydieri Deperet. Sylhinia dubia Schlosser. Valvata cf. vallestris Font. 1 1. c. p. 48. Er enthält nach diesem Autor auch Melauopsis, Lim- naeen und Succinea. 2 R. DouvillE, Handb. d. regionalen Geol. 3. 3. p 96. Gervais be- stimmte die Säugetiere als Jfyaenarctos, Antilope boodon, Sus palaeochoerus und Rltinoceros. ■1 M. Schlosser , Über Säugetiere und Süßwassergastropoden aus Spanien. N. Jahrb. f. Min. etc. 1907. II. p. 1. 344 M. Schlosser. Das Gestein, welches diese Fauna einschließt, ist. teils ein heller Mergel, teils ein Stinkstein mit kohligen Pflanzenresten. Schwieriger als die Altersbestimmung dieses pliocänen Lignits ist die der Konglomerate, denn es kann sich hier sowohl um jene handeln, welche nach Dereims (1. c. p. 172) bei Libros, Provinz Teruel, in den oberen Schichten der politischen Stufe eine besondere Bank bilden, als auch um die bis zu 100 m mächtigen, welche unter dieser Stufe und auf den dolomitischen Kalken des Infra- lias liegen. Von diesen letzteren scheint nur das eine sicher zu sein, daß sie in das Tertiär gehören. Im Pyrenäenvorland werden sie, weil auf Kreideschichten liegend, als Eocän, Xummulitenschichten, an- gesprochen. Das Kaolin wird auch von Ewald (1. c. p. 37) erwähnt und in die Kreide gestellt. Es beginnt mit einem Geröllsandsteiu. Der Kaolinsandstein wird bei Chelva an mehreren Stellen abgebaut, er liefert eine sehr gute Porzellanerde. Übrigens scheint dort auch fossilführende Kreide, und zwar Cenoman, vorzukommen, wenigstens befindet sich unter dem von Herrn Heinrich eingesandten Material auch ein großes Exemplar von Requienia laevigata d'Oril, leider ohne Angabe des Fundplatzes. Was Heinrich unter „Mica", „Katzensilber“ und „Quarz mit Eisen gemischt“ versteht, dürfen wir jedenfalls als Buntsandstein deuten, ohne daß es jedoch möglich wäre, sie mit der einen oder der anderen der von Ewald unterschiedenen Schichten zu identifizieren. Der Trias gehören wohl auch die Mergel und sonstigen weichen Gesteine an, aus denen die zwischen dem Chelva und dem Turia vermerkten „Gipskristalle Jacintos und Spiegelgips“ aus- gewittert sind. Diese Mergel mit Gips liegen unter den Carnjolas. einem Komplex von Dolomiten und dolomitischen Kalken von ver- mutlich rhätischem Alter, uud entsprechen somit dem Keuper. Sie enthalten auch die in Doppelpyramiden kristallisierten Quarze, welche vom Volke „Jacintos — Hyacinthen — von Compostella“ genannt werden. Solche „Jacintos“ kommen jedoch nach Dereims (1. c. p. 179) auch in den tiefsten Schichten der politischen Stufe im Barranco Salobrai vor, vielleicht nur eingeschwemmt ? Die von Chelva gehören jedenfalls den gipshaltigen Triasmergeln an. Der mir vorliegenden Probe von durchsichtigem blättrigem Gips haften noch Spuren eines bräunlichgrauen Mergels an. Während in der nördlich angrenzenden Provinz Teruel auf die Trias normal unterer Lias und auf diesen eine mehr oder weniger vollständige Schichtenreihe vom mittleren Lias bis in den weißen Jura folgt, besteht in der Provinz Valencia eine mehr oder weniger große Lücke in der Sedimentation. Im nördlichsten Teil beschränkt sie sich zwar noch auf den unteren Lias, hingegen erstreckt sie sich bei Chelva auf den ganzen Lias und den weitaus Über Tertiär und weißen Jura von Chelva etc. •345 größten Teil des Doggers. Ewald (L c. p. 404) fand nämlich bei Domeno einen Mergel mit Rhabdocidaris und Bracliiopoden diskordant auf den Carnjolas lagernd, den er für Dogger ansprechen möchte. Unter den von Heinrich gesammelten Fossilien ist jedoch nichts, was aus Dogger stammen könnte, die ältesten Schichten werden anscheinend repräsentiert durch Terebrateln von Tuesa, welche der Skizze nach auch direkt auf die Trias zu folgen scheinen. Es ist dies : Terebratida Galieni d'Ohd., charakteristisch für Oxford ien. Die zahlreichen von hier vorliegenden Exemplare sind meist sehr groß und dick wie bei Fringeli im Berner Jura, doch gibt es auch ganz wie dort auch flachere Exemplare. Sie scheinen aus einem weicheren Gestein ausgewittert zu sein. Vielleicht stammen von hier auch die nur durch je ein Exemplar vertretenen Hyalotragos und Isastraea, sowie das einzige verkieselte Stück von Rhynchonella inconstans Sow. Von einer der Rh. visulica Opp. sehr ähnlichen, aber nahe dein Schloßrand vollkommen glatten und meist auch kleineren Rhynchonella liegen ziemlich viele Individuen vor. Sie stammen der Erhaltung nach unzweifelhaft aus den Ammonitenschichten. Exogyra aff. plana Quenst., aff. Thurmanni Etallon scheint - auf Hoya de Antaiio beschränkt zu sein, ist aber hier ungemein häufig. Von den beiden genannten Arten unterscheiden sich diese Austern durch die Anwesenheit von einigen stumpfen Rippen an der höheren Seite der großen Klappe. Das Gestein ist anscheinend ein weicher Mergelkalk. Es dürfte sich wohl um jüngere Schichten handeln, da auch die ähnlichsten Verwandten teils im Kimmeridien der Schweiz und von Hannover — Thurmanni — , teils in Natt- heim — Ex. plana — Vorkommen. „Muscheln mit Querstreifen“ gibt Heinrich zwischen Mozul und Vestas an, aber leider bleibt es unsicher, welche von den beiden in Betracht kommenden Formen darunter zu verstehen ist. Die eine ist eine in drei Exemplaren vorliegende Trigonia, sehr ähnlich der Tr: excentrica Golde, und der Tr. variegata Credener, welche im Pterocerien von Boulogne und Hannover Vorkommen. Die drei Stücke von Chelva haben eine braune Verwitterungskruste, das Gestein ist ein sandiger braungrauer Kalk, sehr verschieden von dem Ammonitenkalk. Ccromya excentrica ist nur durch ein einziges Exemplar vertreten. Sein Gestein ist etwas heller als an den meisten Fossilien von Chelva. Da diese' Art im Kimmeridge, namentlich im Berner Jura besonders häufig vorkommt, dürfen wir ihr wohl auch hier ein etwas höheres Alter zuschreiben als den Ammoniten, mindestens Sequanien, wenn nicht Kimmeridien; für die Trigonia kommt ganz sicher Kimmeridien in Betracht. Pholadomya Protei Römer, zwar nur durch ein einziges Stück von weißlicher Farbe vertreten, spricht ebenfalls für die Anwesen- M. Schlosser. 346 lieit höherer Jurahorizonte. Dereims 1 erwähnt sie auch aus dem Kimmeridien des Plateau von Sarrion in der Sierra Javalambre, wo er sie mit Ceromya excentrica zusammen fand. Natica macrostoma Römer oder doch eine mit ihr am nächsten verwandte Art scheint bei Chelva eine der häufigsten Versteine- rungen zu sein. Sie findet sich sowohl nördlich von Chelva bei Arquella und zwischen Moznl und Vestas, als auch östlich, zwischen Lloriguilla und Hoya de Antano, dem Fundplatz der Austern. Das Gestein ist ein dichter grauer Kalk, etwas heller als der Ammonitenkalk, und gleicht auffallend dem Muschelkalk von Laineck. Bei Vestas sollen diese Natica mit quergestreiften Muscheln ver- gesellschaftet sein, an den übrigen Fundplätzen scheinen sie die einzigen Fossilien zu sein, also ähnlich wie im weißen Mörtelkalk von Saal bei Kelheim. Jedenfalls kommt dem Kalk mit Natica ein entschieden geringeres Alter zu als den Ammonitenschichten. Vermutlich handelt es sich mindestens um Kimmeridien. Phylloccras sp. Das einzige vorliegende Exemplar hat einen von den übrigen Fossilien von Chelva ganz abweichenden Erhaltungs- zustand. Es erinnert am ehesten an Pli. ptychoicam Quenst. aus dem Tithon von Rogozuik, .jedoch fehlen ihm Wülste vollständig, und die vollkommen glatte Schale ist durch eine dünne Haut von Brauneisenstein ersetzt. Ich möchte aus diesem Stück wegen seiner doch sehr rätselhaften Herkunft keine weiteren Schlüsse ziehen. Alle übrigen von Heinrich gesammelten Juraversteinerungen zeigen die nämliche Gesteinsbeschaffenheit. Es ist dies ein an frischen Bruchstellen blaugrauer Kalk mit sehr vielen knolligen Einschlüssen von Brauneisenstein, der sehr oft noch die Kristall- form des Pyrits aufweist, aus welchem er entstanden ist. Die Ammoniten sind nicht selten nur auf einer Seite vollständig er- halten, die andere war schon vor der vollständigen Einbettung in Kalkschlamm korrodiert. Diese Kalke werden bei Mozul, Vestas und Mas de Alonso — dieser letztere Fundplatz am rechten Ufer des Turia — angegeben. Ich konnte folgende Arten naclnveisen: Belemnites cf. hastatus Blainv., Phragmokou. Nautilus Briinlmbcri v. Lösch, typisch, in Franken in JJimaiti- matus-TiOne. Pdtocnas bimammatum Quenst., 1 gut erhaltenes Exemplar. Aspidoceras circumspinosum Quenst., 4 gut erhaltene Exemplare. Oppelia Wenzdi Orr., typisch, 4 gut erhaltene Exemplare. litoceras Orr., typisch, 4 gut erhaltene Exemplare. — - aff. litoceras Orr., mit starker Skulptur, 4 Exemplare. 1 1. c. p. 144. An anderer Stelle — 1. c. p. 133 führt er sie allerdings aus einem etwas tieferen Horizonte, zwischen Rauracien und Kimmeridien an — im Barranco von Canaleja bei Albarracin. Über Tertiär uml weißen Jura von Chelva etc. 347 *Oppelia callicera Oi*i\, 1 Exemplar. Neumayria Frollto Orr., 1 kleines, aber charakteristisches Stück. * — Uaufßana Orr., 1 großes Exemplar. — Gmelini Orr., 2 Stücke. — n. sp., evolut wie StrombccJci \ aber mit Skulptur, ähnlich der von hemipleura 1 2. *Haploceras modestiformr Orr., 2 typische Stücke. * — Fialar Orr., 4 Exemplare. *Ochetoccras marantianum d’Orb., 2 charakteristische Stücke. — aff. canäliculatum Rein., 4 Exemplare. ? Olcostephanus n. sp., ähnlich dem involutus 3, aber sehr viel feinrippiger. Simoceras aff. tcres Neumayr. Die äußerste Windung zeigt sehr weitstehende Rippen, die inneren gleichen mehr jenen von DoubUeri d’Orb..4 *Idoceras planula Hehl | , . , . , „ „ , 7 , beide sehr häufig. — - — - var. laxevoluta r ont. ) Perisphinctes Janus Choffat, sehr häufig. — Esclnvegi Choffat, bei nur 15 ein Durchmesser fehlt die Rippengabelung schon vollständig. * — colubrinus Rein., 4 Exemplare. — aff. Pralairei Favre, 2 Exemplare. Rippen nur am Rücken. Querschnitt kreisrund, sehr evolut. — cf. polygyratus Rein., nur 1 Stück. — - Fontannesi Choffat, häufig. — aff. D/jboivskii Siejiir., häufig. — Ca-stroi Choffat, häufig. — Delgadoi Choffat, häufig. — cf. mogosensis Choffat, 2 Stücke. ■ — pseudobifurcatus Choffat, sehr häufig. — aff. pseudobifurcatus Choffat, sehr häufig, schlanker. — cf. inconditus Font., 1 Stück. — torresensis Choffat, 4 kleine Exemplare. — aff. torresensis Choffat, ähnlich PI. XIV Fig. 5, jedoch mit kräftigeren Rippen. n. sp. n. sp., nur wenige nicht identifizierbare Stücke. Lytoceras adeloides Kundernatsch, 1 Exemplar. Pleurotomaria bijuaa Quenst. | . , . , ,, , n ie ein ganz typisches Exemplar. — jurensis Zien. I Pholadomya concinna A o . , 1 Exemplar. 1 Fontannes, Descript. des Annnonites de Crussol. p. 48. PI. VII Fig. 5. 1 Fontannes, ibid. p. 47. PL VI Fig. 7. Rippen fast so fein wie bei Olcostephanus desmonotus Opi>. Loriol, Raden. PI. XIII Fig. 3. Das Stuck hat die Größe des LoRiOL’schen Originals von involutus. PI. XI Fig. 7. Knoten fehlen anscheinend gänzlich. 4 Loriol, Tenuilobat. Baden. PI. XVT Fig. 6. 348 M. Schlosser, Über Tertiär und weißen Jura etc. Ctenostreon rüde Sow., 1 Exemplar. (Lima) tegulatum Goldf., 1 Exemplar, sehr typisch. Lima sp., 4 Stücke, stark gewölbt mit kräftigen Rippen ohne Stacheln oder Schuppen. Rhgnchonella aff. visidica Opi\, siehe oben. Die Zusammensetzung dieser Fauna verweist mit aller Ent- schiedenheit teils auf das Lusitanien von Montejunto in Portugal, welches Choffat beschrieben hat, teils auf die Bimammatenzone, den weißen Jura ß, von Schwaben und Franken. An die Verhältnisse in Süddeutschland erinnern besonders die mit versehenen Bivalven, Pleurotomaria, Ochetoceras, lLaploccras. Pdtoceras, Aspidoccras und die Oppelien sowie der Nautilus; hin- gegen ergibt sich in bezug auf die Perisphiucten eine überraschende Ähnlichkeit mit dem Jura von Portugal und eine wesentliche Ver- schiedenheit von dem süddeutschen Jura. Ich möchte diese Ver- schiedenheit jedoch nicht allzuhoch anschlagen, denn es ist doch zu bedenken, daß der süddeutsche weiße Jura ß überhaupt ziemlich arm an Perisphinctenarten ist — die wichtigsten hiervon sind sucvicus, Tiziani und triplex — , und da gerade diese für Schwaben und Franken so charakteristischen Arten fehlen, wird die Ver- schiedenheit um so fühlbarer, ohne daß sie in Wirklichkeit allzu erheblich wäre. Der Jura von Portugal nimmt insofern eine Mittel- stellung ein, als hier wenigstens Tiziani vorkommt. Die Zone des Pdtoceras bmammatum, das Rauracien, führt I)e itEiMS (1. c. p. 132) auch in mehreren Profilen aus Aragonien an. Am vollständigsten ist das von C'analeja, wo es von mächtigem fossilreichen Oxfordien unterlagert und von Schichten mit Bivalven, Biachiopoden, Cidaris und Pseudocidaris und von Kimmeridien mit Ostrea cf. malronensis Lok. und cf. Bruntrutana Thurm, überlagert wird, von denen jedoch nur eine Art, Pholadomga Protei, auch bei Chelva gefunden wurde. Leider gibt der Antor von Fossilien des Rauracien nur Oclntoceras marantianum, Perisphinctes virgulatus und Aspidoccras au, so daß es nicht möglich ist, zu entscheiden, ob diese Stufe hier ebenso entwickelt ist wie bei Chelva. Die Ver- schiedenheit des Oxfordien und des Sequanien und Kimmeridgien läßt fast die Vermutung aufkommeu, daß auch in der Entwicklung und Fossilführung des Rauracien erhebliche Abweichungen bestehen zwischen dem von Chelva und dem von Canaleja. Auch im zweiten, von Dereims beschriebenen Profil von Calanda (1. c. p. 146) zeigt das Rauracien keine besonders große Ähnlichkeit mit dem von Chelva, denn es wird liier aus diesem Horizont nur Ochetoceras marantianum angegeben, dafür liefern aber sowohl das Oxfordien als auch das Sequanien und die hier vorhandene Acanthicus- Zone eine nicht ganz unbeträchtliche Anzahl von Ammonitenarten. Das Sequanien ist wenigstens nach dem vorliegenden Material nur sehr spärlich entwickelt. Es wird höchstens angedeutet durch Besprechungen. 340 Ceromya cxeentrica. Sehr dürftig scheint auch das Oxfordieu bei Chelva ausgebildet zu sein, denn nur Tcrebratuta Galieni und Rhynchonclla incoustans sprechen für seine Anwesenheit. Um so besser vertreten ist dagegen das Kimmeridgien. Es fehlen zwar Ammoniten aus dieser Stufe des weißen Jura voll- ständig und selbst die Artenzahl der Bivalven und Gastropoden bleibt sehr gering, dafür ist jedoch wenigstens bei ein paar Arten die Individuenzahl um so größer, nämlich bei Natica macrostoma und bei der Exogyra von Hoya de Antaiio. Für die Anwesenheit von Ivimmeridieu sprechen außer der auch im Sequanien vorkommenden Ceromya folgende Arten: Natica macrostoma, Plwladomya Protei, Trigonia und Exogyra aff. Thunnanni. Das von Chelva bisher noch nicht bekannte Tertiär ist repräsentiert durch die Konglomerate und die Lignite südlich bzw. östlicli von Vestas. Das genauere Alter der ersteren läßt sich allerdings nicht sicher ermitteln, hingegen gehören die letzteren aller Wahrscheinlichkeit nach der politischen Stufe an. Alle diese nicht so ganz unwichtigen Ergebnisse haben wir dem Eifer und den guten Beobachtungen eines schlichten Dilet- tanten zu verdanken. Möge sein Beispiel auch anderwärts recht viele Nachahmer finden. Besprechungen. E. F raas : F ü h r er durch die Naturaliensa m m 1 u u g zu Stuttgart. I. Die geognostische Sammlung Würt- tembergs im Parterresaal, zugleich ein Leitfaden für die geologischen Verhältnisse und die Bewohner unseres Landes. Vierte Auflage, besorgt von Martin Schmidt. Mit 51 Abbildungen und 1 Plan. Stuttgart, E. Schweizerbart’sclie Verlagsbuchhandlung (E. Nägele), 1919. Glänzend verstand es En. Fraas, mit Hilfe seines Führers durch die württembergische geologische Landessammlung im Stutt- garter Naturalienkabinett die Lehraufgabe einer wissenschaftlichen Sammlung zu erfüllen. Von diesem rühmlich bekannten Führer hat jetzt Martin Schmidt, der Nachfolger Fraas’, eine neue, die vierte Auflage herausgegeben. Sie ist, wie die historische Anordnung der Sammlung, im ganzen der bewährten dritten Auflage gleich. Neu- erwerbungen, wie das größte bekannte Mammutskelett von Stein- heim und die herrlichen Triasdinosaurier von Pfaffenhofen und Trossingen, welche einen Erweiterungsbau der Sammlung notwendig gemacht haben, erforderten mehrfache Zusätze. An einzelnen Stellenr wie z. B. beim Jura, sind die Darstellungen der Bildungsvcrliält- nisse der schwäbischen Gesteine abgeändert worden. 350 Besprechungen. Der Führer ist ein ausgezeichneter, anregender, kurzer Weg- weiser durch die geologische Geschichte Württembergs. Er ist ein prächtiges kleines Lehrbuch der Geologie Württembergs. Schilde- rungen der allgemeinen topographischen und physikalischen Ver- hältnisse des Gebietes leiten jeden Zeitabschnitt ein ; durch Land- schaftsbilder aus der geologischen Vergangenheit Schwabens mit den bezeichnendsten Formen früheren Lebens werden die Worte trefflichst unterstützt. Aus jeder Zeit sind die kennzeichnenden Tier- und Pflanzenreste der reichen Sammlung aufgeführt, die wichtigsten treffend geschildert und in gut gewählten Abbildungen dargestellt. Neu ist der Hinweis auf die im Erweiterungsbau (mit dem Mammut, der berühmten A/7os«»iv «, 4 G., : — 3 (p + 7, : 7t. 2 yo : .t, c. Uber besondere zentrale Schnitte etc. 35:') wo /r, , Ti f:, teilerfremde ganze Zahlen sind. Im vorliegenden Fall ist das einzig dadurch erreichbar, daß die beiden Quadratwurzeln sich nur um einen ganzzahligen Faktor unterscheiden. Aus der Vergleichung der Koeffizienten von c2 folgt, daß die erste Wurzel mit 2 zu multiplizieren ist. Die gesuchte allgemeine Bedingung lautet daher: oder gekürzt 12 r2 + 4(p — q)2 3(p + q)* -f (p — q)2 r2 = pq. Alle ganzzahligen Werttripel (p q r), die dieser Gleichung genügen, sind Lösungen unseres Problems. Sie lassen sich sofort hinschreiben und lauten p = cnr, q = eß'1. r = + ««/?. 5. wo f = + 1 und a und ß alle ganzzahligen, teilerfremden Wert- paare durchlaufen. Für die Hauptachsen Ax und A., der in (p q r) gelegenen Schiebungsellipse erhält man : A/: — (P + q — 2r). (p — q)Va. 0. o. A0' : 3 (p + q -f- 2r). (p q) — 4 (p — q) c Aus der Zugehörigkeit dieser Komponenten zum rechtwinkligen Achsensystem ersieht man leicht, daß die eine der beiden Achsen (hier Aj') in der Basis liegt, was natürlich zum vorneherein als einzig möglich zu erwarten stand. Mit Hilfe der Gleichung 3 findet man aus (i die schief- winkligen Komponenten der fraglichen Hauptachsen, nämlich: A, : q — r, r — p, p — q. A2 : q + r. — fr + p), — (p — q) Zu den Ebenen (pqr), welche den Bedingungen 5 genügen, kommt noch ein Flächenbüschel hinzu, das in der Zone [HO] der beiden Kreisschnittsebenen liegt und sich darum der eben gegebenen Ableitung nicht fügt, da die Geraden Gj und G2 mit der Zonen- achse [110] zusammenfallen. Das allgemeine Symbol dieser Flächen ist (ppq), wo p und q teilerfremd, im übrigen aber beliebig sind. Die zugeordneten Hauptachsenrichtungen haben die Indizes A, : [HO] und A2 : [q q 2p]. Ich beweise noch folgenden, interessanten Satz: Eine von zwei Flächen Pi = "i2> di = ß*- J'j = «, ßv i = 1,2 bestimmte Zone enthält keine weiteren Flächen dieser Form der Indizes. Wäre p = a2, q = ß2, r = aß (a und ß können positiv oder negativ sein) eine dritte Fläche der von Ej und E„ gebildeten Zone, so hätte man 23* L. Weber. 35« A, U. " /2 ct.,1 = k (t~. V«* -t- V** = ^ /, «, ,5, + V ßi = k H ß. Die Division der beiden ersten Gleichungen gibt, falls man a : ß = M setzt, («, ' — M4 /?, 2) = A, (M4 ß2*— «./), und aus der Division der ersten durch die dritte Gleichung kommt: h «, («, 31 ß , ) = k2 a2 (M ß% — «,). Das Verhältnis dieser beiden abgeleiteten Gleichungen lautet: «, -j- M «1 «2 und zeigt, daß entweder M = U oder ctj : ßx = a., : ß2. Der eiue wie der andere Fall hätte zur Folge, daß Ej und E2 die nämliche Fläche wären, was der Voraussetzung zuwider ist. B. Rutil. Nach Mügoe 1 zeigen gewisse Rutilkristalle Schiebungen, bei denen (011) und (031) Kreisschnittsebenen sind. Als Bezugssystem kann hier das kristallographisclie Achsen- kreuz verwendet werden. Die beiden Kreisschnittsebenen haben dann die Gleichungen : K, «Oll) v + 1 = 0. 1 C K.j (031) — 3y -{- -A =0. Von der Ebene E(hkl) werden sie — das Resultat ergibt sich wieder nach dem üblichen Algorithmus — in zwei Geraden G, und G2 geschnitten mit den Komponenten: Gj : k — 1, — h, hc, G2: k+31, — h, — 3hc Eine analoge Überlegung wie beim Kalkspat ergibt hier für die Existenz kristallonomer Hauptachsen die Gleichung: 9 (k — l)4 + 9 h2 = (k + 31)2 + h2. wofür man auch h2 = k (31 — k) schreiben kann. Hierin sind wegen der Gauzzahligkeit von Faktoren k und 31 — k von der allgemeinen Form k = s n~ ß, 31 — k = £ ßy%. also h = + ic ßy und ■: i«1 + ■/-) 3 h die 1 N. Jahrb. f. Min. etc. 188ß. I. 147—153 u. dies. Centralbl. 1902. 72 f. Über besondere zentrale Schnitte etc. 357 Man zeigt leicht, daß a 2 + yl nicht durch 3 teilbar sein kann, wenn nicht a und y einzeln durch 3 teilbar sind. Da dies zur Folge hätte, daß die drei Indizes h, k und 1 nicht teilerfremd wären, so setzt man einfacher ß = 3 und bekommt h = + 3«j-, k = 3f«2, 1 ,= t («2 + y2)- Hierin durchlaufen a und y alle teilerfremden, ganzzahligen Wert- paare; e bedeutet die positive oder negative Einheit, aber unab- hängig vom Vorzeichen des ersten Index. Die Richtungen von Aj und A, sind 3 Gr, ZI G2 und haben die Komponenten : A,: k, — h, 0. A2 : k— 31, — h. 3hc, älso die Indizes A, [k h 0], Aa |k ■ — 31, h, 3 h], Wie beim Kalkspat, so sind auch hier noch jene Ebenen hin- zuzurechnen, welche zur Ebene der Schiebung (100) senkrecht stehen und das allgemeine Symbol (0 k 1) haben, wo k und 1 alle teilerfremden Paare positiver und negativer ganzer Zahlen bedeuten. Die zugehörigen Ellipsenhauptachsen haben die Indizes A, [100], A2 [0 fkj. Erwähnt sei noch, daß für die Flächen h = + 3 uy. k = 3 f o2, 1 = t («s + y2) der oben beim Kalkspat ausgesprochene Satz auch Gültigkeit hat. Bekanntlich ist es Grijhn und Johnsen1 nicht gelungen, die eben behandelte Schiebung durch künstliche Pressung zu bestätigen. Dafür machten sie die bedeutungsvolle Entdeckung, daß beim Rutil noch eine andere Schiebung möglich ist, nämlich jene mit den Kreisschnitten K, (011) und K2 (Oll). Es ist nun überaus inter- essant, auch für diesen Fall die Flächen (hkl) zu ermitteln, welche das jetzt viel symmetrischer liegende Schiebungsellipsoid in Ellipsen mit kristallonomen Hauptachsen schneiden. Führt man zu dem Zweck die Rechnung analog wie soeben durch, so findet man für die Geraden G, und G» die Komponenten G, : k — 1, — ln h c. G2 : k+1. — h. — hc. Die gesuchte Bedingung lautet daher (k — l)2 = (k + l)2, S. h. die entsprechenden Ebenen sind - — mit Einschluß jener, welch« zur Ebene der Schiebung senkrecht stehen — in den Zonen [100], ■■ 0 1 0] , [001] gelegen und umgekehrt. Dies. Centralbl. 1917. 366 358 E. Jänecke, Kurze Bemerkung etc. Die Hauptachsen der einer beliebigen Kristallfläche zugeord- neten Schiebungsellipse sind in den hier untersuchten Fällen beide zugleich entweder kristallonom oder nicht kristallonom. Der Fall, wo nur eine Achse kristallonom ist. kann sich nur dann einstellen, wenn nicht beide Kreisschnittsebenen kristallonom sind. M ü neben, den 1 4 . Mai 191 9 . (Eingegangen am ‘2(*. Mai 1919.) Kurze Bemerkung zu dem Aufsatz von Herrn Erh. Vortisch über die Mischkristalle (K, Na) CI in ternären Systemen. Von Ernst Jänecke in Hannover. Herr Voktisch irrt, wenn er meint, daß ich „um jeden Preis" bei gewissen Dreistoffsystemen aus den experimentell ermittelten Resultaten einen bestimmten Typus konstruieren wolle. Meinen Auseinandersetzungen über das System BaCl2- KCl — Na Ol habe ich nichts hinzuzufügen. Es ändert sich auch dadurch nichts Wesentliches, daß mittlerweile (1918) von Nacken gefunden wurde, daß zwischen KCl und Na CI nur oberhalb 50n° eine kontinuier- liche Reihe von Mischkristallen besteht. Tatsächlich ..ist es leicht1', das System so zu interpretieren, wie ich es getan habe. Herr Vortisch scheint dagegen übersehen zu haben, daß ich im letzten Absatz meiner 1914 verfaßten Erwiderung ausdrücklich bemerkte, daß der von mir erörterte Typus sich n i c h t in einigen der von mir früher erwähnten Salzmischungen findet. Zu dem Aufsatz von Herrn Vortisch muß ich jedoch hiuzu- fügeu, daß ich niemals eine Figur und einen Typus erörtert habe, wie er ihn in Fig. lb mit der Unterschrift angibt: Dreistoffsystem mit drei Bodenkörpern besonderer Art nach E. Jänecke. Diese Fig. lb stellt nämlich einen unmöglichen Fall dar, indem von einem ternären Eutektikum zwei eutektische Linien und eine Übergangslinie ausgehen. Auf die Unmöglichkeit solcher Fälle habe ich bereits früher einmal bei Besprechung ternärer Systeme hingewiesen (in den Beiblättern der Annalen der Physik. 10. 19 IG. p. 227). Von einem ternären Eutektikum müssen immer drei eutektische Linien ausgeheu, niemals aber eine Übergangslinie und zwei eutektische Linien, wie dieses ausführlich dargelegt ist in den: bekannten Werke: Roozeboom, Phasenlehre. III. 1. p. 70 u. p. 90. Hannover, im August 1919. H. Fr it zs che, Eine Fauna etc. 359 Eine Fauna aus Schichten der Kreide-Tertiärgrenze in der argentinischen Cordillere des südlichen Mendoza* Von Hellmut Fritzsche, Bonn a. Rh. An das Ende der Kreidezeit fallen die ersten Vorboten der andinen Faltung, deren Spuren wir in Westpatagonien z. B. am Oerro Lotena beobachten können. Diese orogenetischen Vorgänge im Westen Patagoniens waren nach Wendhausen 1 im Osten vom Zerfall des brasilianisch-äthiopischen Kontinents begleitet. Es ist das Verdienst dieses Autors, darauf hingewiesen zu haben, daß damit auch die Transgressiouen von der andinen, pazifischen Seite auf- hören und die Ära der Transgressiouen von Siidosten und Osten, von der atlantischen oder anarktischen Seite, deren Zeugen uns in der San Jorge-Stufe, der patagonischen und der Parana-Stufe vor- liegen, beginnt. Während das Alter der beiden letztgenannten Stufen als untermioeän und plioeän ziemlich einwandfrei feststeht, ist eine sichere Altersfeststellung der San Jorge-Stufe, die in die Nähe der Kreide-Tertiärgrenze fällt, noch nicht möglich gewesen. Die nördlichsten Ablagerungen dieser Stufe sind in der Umgegend der Canada Colorada in der argentinischen Provinz Mendoza ge- funden, doch bisher noch unvollkommen bekannt geworden 1 2. Diese Lücke unserer Kenntnisse zu verringern und einen Beitrag zu der umstrittenen Altersfrage der San Jorge-Stufe zu liefern, dient eine neue Fauna, die Herr Prof. Dr. Gerth aus dieser Gegend des südlichen Mendoza sammelte und die er mir freundlichst zur Be- arbeitung überließ. Da ihre endgültige Veröffentlichung sich noch einige Zeit hinausschieben wird, seien ihre vorläufigen Ergebnisse hier kurz mitgeteilt. Die Fauna verteilt sich auf folgende Fundpunkte: Paso Lon- coche, Rio Malargue, Arroyo Pequenco, Canada de los molles. Arroyo de la Ventana, Antiion (oberhalb westlich Ohacay) und Las Aucas, die sich in dieser Reihenfolge am Ostrand der Cordillere vom Rio Grande im Süden bis zum Rio Diamante im Norden hin- ziehen. 1 A. W inohatjsen, Einige Ergebnisse zweier Reisen in den Territorien Rio Negro und Neuipiöen. N. .lahrb f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXVIII. 1915. p. B Z5 — 362 ; The problem of the cret.-tert. boundery in South America and the stratigr. posirion of the San Jorge-Formation i Patagonia. Amer Journ. of Science. 44. 1918. 2 Carl Burckhardt, Profiles gfiologriques transverseaux de la Cor- dilliere Argentino-Chilienne. Annales del Museo de la Plata. 1900. H. Gerth, Stratigraphie und Bau der Argentinischen Cordilhere zwischen dem Rio Grande und dem Rio Diamante. Z. d. d. geol. Ges. Monatsber 1913. p. 572. — A. W indh auren, 1918. 1. c. p. 17 ff. 360 H. Fritzsche, Über Sandsteinen, braunen oder roten Mergeln und Kon- glomeraten der obercretacisclien bunten Sandsteine (Areniscas abi- garradas) liegt hier ohne sichtbare Diskordanz eine Schichtenserie aus verschieden gefärbten Mergeln, reinen oder mergeligen Sand- und häutig hart und splittrig ausgebildeten Kalksteinen mit örtlich auftretenden Gipslageu. An der Basis der Schichtenfolge treten zunächst limnisch-brackische Ablagerungen auf, denen mehr brackische Bildungen folgen, die im Ostfliigel der Malargue-Mulde von mit Gips durchsetzten schiefrigen Mergeln und Kalken überlagert werden. Den Höhepunkt der Transgression bedeuten die dann folgenden Schichten mit rein marinen Fossilien, die auf ein mäßig tiefes Meer hin weisen. Durch das Vorherrschen von Kalken und Mergeln und das Zurücktreten der Sandsteine scheint diese Kulminations- phase petrographisch ausgezeichnet zu sein. Fossilleere rote Mergel. Kalke und Sandsteine beschließen den Sedimentationszyklus. Das Ganze wird überlagert von Geröllagen enthaltenden Tuffsandsteinen, Tuffen und Laven von Feldspatbasalten und Pyroxenandesiten. Die limnisch- brackischen Formen treten verkieselt auf in braunen, z. T. mergeligen Sandstein- und Sandkalkbänken, bei Arroyo Chacay und Arroyo de la Ventana in oolithischen Kalken. Es liegen vor Paludina (Campdoma?) malarguana n. sp., die mit der in der Laramie-Stufe vorkommenden Campeloma producta White 1 große Ähnlichkeit hat, Paludina ( Vivipara ) n. sp., einige un- bestimmbare Arten von Mydrobia. ferner Planorbis sp. und Gonio- basis (?) sp. Durch mehrere Schichten, welche keine Versteinerungen ge- liefert haben, getrennt, folgen über den Paludinenschichten plattige Kalksandsteine mit verkieselten Melanien und Cerithien. Melania n. sp. ist eine große, schlanke, glatte Form mit zahlreichen flachen Windungen, Cerithium n. sp. ist etwas kleiner und ihre Umgänge sind mit wenigen, doch scharfen Längsrippen verziert. Die marine Fauna ist auf mehrere Horizonte kalkiger oder mergeliger Ausbildung verteilt. Folgende Formen konnten nach- gewiesen werden: Car dita Beaumonti d’Arch., außerordentlich ver- breitet, entweder als Steinkern oder Abdruck aus gelben , mehi oder weniger sandigen Kalken wie beim Eio Malargue und Paso Loncoche, oder bei Arroyo Penquenco mit erhaltener Schale. Es ist kein Zweifel, daß es sich um diese verbreitete und veränderliche Art handelt und somit C. Morganiana Kathb. (= C. Beaumonti d’Arch.) doch in der San Jorge-Stufe vertreten ist. Die vorliegenden Formen -teilen den tunesischen Vertretern der C. Beaumonti besonders nahe2. 1 Charles A White, Contributions to the Paleontology of Brazil Rio de Janeiro 1888. Tat' 26 Fig. 21 — 27. ’ L. Pervinqüiere, Etudes de Paleontologie tunesienne. II. Gastro- podes et Lamellibranchiates des terrains crötaces. Paris 1912. Eine Fauna aus Schichten der Kreide-Tertiärgrenze etc. Größe, Umriß. Stärke der Klappenwölbung, Form und Lage der Wirbel. Stärke und Ausbildung der dreiteiligen Rippen sind fast genau gleich, wenn auch die Körnelung der mittleren Teilrippen bei den patagonischen Stücken z. T. etwas schwächer zu sein scheint. Das Verhältnis der C. Beaumonti d’Arch. zu den von den übrigen Lokalitäten der San Jorge-Stufe aufgeführten Carditen 1 kann de- finitiv erst durch Vergleichsmaterial geklärt werden ; denn die er- hebliche Verwirrung, die unter ihnen in der Literatur herrscht, die schlechten Abbildungen und lückenhaften Beschreibungen erlauben eine zweifelsfreie Lösung dieser Frage nicht. Immerhin erscheint es als höchst wahrscheinlich, daß ein Teil derselben in den Kreis der C. Bcaumonti d’Arch. gehört. Es gilt dies vor allem für Burmeister i J. Böhm und Iheringi .1. Böhm, die jedenfalls beide zu C. Burckhardti Ih. zusammengefaßt werden müssen und die wohl als nichts anderes als große, im Umriß mehr kreisförmige Abarten der C. Beaumonti d’Arch. anzusehen sind. So ähneln die 1901 von Burckhardt2 und 1907 von Ihering3 * abgebildeten Stein- kerne von C. Morganiana Rathb. bezw. von (!. Burmcistcri B. und Iheringi B. außerordentlich den Fig. 19 und 20 der ('. Beaumonti. Taf. 18 des PERViNQUiKRE’schen Werkes1. — Als weitere Art: Plicatula gcorgiana n. sp. . die bereits Burckhardt 1901 als PI. aff. multicostata Forbes beschreibt. Sie unterscheidet sich jedoch von der typischen PI multicostata F. durch geringere Zahl sowohl der ursprünglich angelegten als der endgültig entwickelten Rippen, durch die anfangs kräftigere und abweichende Teilung derselben, schließlich durch eine mehr runde, im ganzen breitere Gestalt der Schale. Als eine ihr nahestehende Art ist daher weniger PL multi- ostata F. als PL Fcrreyi Coqu. anzusehen 5. - Ebenfalls sehr häufig Grgphüea mendoiana n. sp., eine Form, die Gr. Botin Böhm sehr nahe steht, sich von ihr aber durch geringere Wölbung und runderen Rücken der Uuterklappe, weit dickere Schale, größeres Schloßfeld und weniger stark einwärts gekrümmte Wirbel unter- scheidet. Sie ist vermutlich ident mit der 1901 von Burckhardt * angeführten Gryphaea , die dieser Autor jedoch zu Gr . vescicalaris Lam. stellt, mit der die vorliegenden Formen nichts zu tun haben. Hemipecten (Hinnites) Windhauseni n. sp., eine große, Hache Form mit zahlreichen, einfachen Rippen, und Pect.cn (Camptoncctes) n. sp.. 1 11. v. Ihering, Les mollusques foss. du Tertiaire et du Crötace • sup. de l'Argentine. Buenos Aires 1907. Annales del museo nacional de Buenos Aires 14. 2 C. Burckhardt, Le gisement supra-cretacique de Roca (Rio Xegro Rev. del museo de La Plata. 1901. Taf. 10. 3 H. v Ihering, 1. c. Taf. 3 Fig. 12. A L. Pervinquiere, 1912. 1. c. 3 L. Pervinquiere, 1912. 1. c. Taf 12 Fig. 6 — 14. 0 C. Bürckharut. 1901. 1. c. H. Fritzsche, 362 eine Form, die mit Camptonectes curvatns Geinitz 1 aus der Triclii- nopoly-Gruppe Vorderindiens und dem Turon und Seuon Europa?« verglichen werden kann, doch etwas weniger stark vom Wirbel ab- fallende Seitenränder besitzt, und deren feine Radialrippen an den oberen Rändern wagerecht verlaufen oder sogar etwas nach oben gezogen sind. — Ferner Trigonia Gcrthi n. sp., eine kleine, zur Gruppe der Scabroidea gehörige, mit Knotenrippen verzierte Art. die eine bemerkenswerte Ähnlichkeit insbesondere in der Art der Berippung mit der im Neocom von Arqueros in Chile auftretenden Tr. Delafossci Leym., in der Form auch zu Tr. aliforniis Park. - besitzt. Kennzeichnend ist der Verlauf ihrer Rippen , die von vornherein gerade sind und keine Andeutung eiues um den Wirbel konzentrischen Verlaufs erkennen lassen und bald nach ihrem Be- ginn sogar einen nach vorn leicht konvexen Bogen beschreiben. - Von Loncoche stammt der Steinkern einer zweiten, wahrscheinlich sehr dünnschaligen Trigonia. der jedoch deutlich den Verlauf der Rippen erkennen läßt. Die Ähnlichkeit dieser Art mit der im Seuon Vorderindiens (Trichinopoly-Gruppe) gefundenen Tr. lubcr- culifera Stol. ' ist überraschend und sie möge daher als Tr. cf. tuber- culifrra Stol. bezeichnet werden. — Zwei Turritellen, die nur wenig gut erhalten sind und mit keiner der aus der San Jorge-Stufe be- kannten Turritellen-Arten identifiziert werden können. Die eine von ihnen, Turritclla cf. Sglviana Hartt., hat ein schlankes Gehäuse mit flachen Umgängen, die von einer unteren kräftigen Spiralrippe und darüberliegenden zahlreichen feineren Spiralstreifen verziert sind. Diese feinen Spiralstreifen sind jedoch nicht alle gleich- mäßig stark wie bei der sonst sehr ähnlichen T. Docringi J. Böhm1 2 3 4, sondern zwei von ihnen treten schärfer hervor, ähnlich wie bei T. Sylviana Hartt.”. Die zweite, Turritella n. sp., kann mit mittel- großen Varietäten von T. (Torcula) (lispassa Stol.g aus dem Ariyalur- System Vorderindiens verglichen werden. Ihre fast glatt erscheinenden, nur mit einzelnen feinen Spiralstreifen verzierten Windungen sind gekielt, ihr Profil infolgedessen kantig. — Zu diesen Formen gesellet -ich eine kleine, nur als Steinkern vorliegende Pholadomga, eine Perna sp. ind., einige andere unbestimmbare Lainellibranchiaten und Gastropoden, ferner Bryozoa sp. div., ein Krebs und Haitischzähne. 1 Feimi. Stoliczka, Cretaceous Fauna of India. 3. The Pelecypoda Pal. Indica. Str. 1, 3, 5, 6, 8. Kalkutta 1671 p. 433. PI. 41 fig. 4-6. 2 .Iohn Lycett. A Monograph of the british fossil Trigoniae. London. 1 872—79. p 1 16 ff. Taf. 25. 3 Ferd. 8toliczka, 1. c. p. 315 PI. 15 fig. 10—12. 4 H. v. Ihering, 19n7. 1. c. p 38. 3 Charles A. White, Contributions to the Paleontology of Brazil. Rio 1888. PI. 18 fig. 10. 0 Ferd. Stoliczka, The Gastropoda of the Cret Rocks of S -1ml Pal. Indica. 5. 1—4. PI. 16 fig. 13 d. Eine Fauna aus Schichten der Kreide-Tertiärgrenze etc. 363 Aus den folgenden Profilen , die ich der Güte des Herrn Prof. Geuth verdanke, ist die genaue Schichtfolge an den einzelnen Lokalitäten zu ersehen. Die genannten Fossilien sind soweit als möglich den Profilen eingefügt. L Schichtfolge am Paso Loncoclie zwischen Co llota Mall in im W. und Co Tronquimalar im 0. a) 1. Feldspatbasalt- und Pyroxenandesit-Laven. 2. Tuffe und Agglomerate. b) Graue Tuffsandsteine und Geröllagen. c) Rote Mergel mit hornsteinähnlichen Kalkknollen. d) Gelblichgrünliche Mergel, darin harte splittrige Kalkbank und rötlich- graue Sandsteinlagen. e) Grünliche Mergel mit harten hornsteinähnlichen Kalkknollenlagen. f) Bunte Mergel, Kalkbänke mit Steinkernen von Cardita Beanmonti d’Arch., Ferna sp., Pholadomya sp.. Hcmipecteu Windhauseni n.sp. und Camptonectes cf. curvatus Gein. g) 1. Mergelkalk mit Cardita Beanmonti d’Arch , Pticatula gcorgiana n. sp. 2. Mergel mit Gryphaea mendozana n. sp. 3. Kalkbanlc voll Steinkernen der Cardita Beaumont i i/Arch., Trigonia cf. tubercntifera Stoi.. 4. Plattige Kalke mit Bryozoen vom Arroyo de la Ventana. 5. Gipsführende Schichten von Malargue. h) 1. Brauner plattiger Kalksandstein mit verkieselten Fossilien: Melanin n. sp., Cerithium n. sp. 2. Mürbe grüne Sandsteine und Mergel. 3. Bräunliche Mergelkalkbank mit Kieselgeoden. 4. Grüne sandige Mergel, darin Sandkalkbank mit Paludina malar- guana n. sp., Paludina ( Vivipara ) n. sp.. Hydrobia n. sp. 5. Braune oolithisebe Kalke. i) Rote Mergel und mürbe rote Sandsteine. k) Brauner grobkörniger Sandstein. l) Hornblendeandesit- Lagergang. in) Rote Sandsteine und Konglomerate, die, von Andesitgängen und -lagern durchsetzt, den Co Tronquimalar auf bauen. Die Hornblendeandesitgänge durchsetzen alle Schichten bis zu den Tuffen und Gerollen (b), in denen man bereits Geriille von ihnen findet. II. S c h i c h t f o 1 g e z w i s c h e n d cm R i o M a 1 a r g u ü u n <1 d e m Arroyo Penquenco (Ostfliigel der M alargue- M u 1 d e). a) Brüchige Mergel und Kalkbänke mit Steinkernen von Cardita Beaa- monti d’Arch. b) Dicke Kalkbank (morphologisch stark hervortretend) Voll Stein- kernen der Cardita Beanmonti. c) Mergel mit Gryphaea mendoza.ua n. sp. 364 H. Fritzsche. d) Mergelkalk mit Zweischalern . Krebsscherengliedern und Haitiscli- zähnen. e) Schiefrige Mergel und Kalke von Gips durchsetzt, stellenweise Rauh- wacke ähnlich. f) Brauner plattiger Kalksandstein mit verkieselten Melanien und Cerithien. g) Mürbe grüne Sandsteine, mergelig verwitternd. h) Braune Sandsteinbänke voll verkieselter Gastropoden ( Yiripara und Hydrobia), in Mergel eingeschaltet. i Brauner grobkörniger Sandstein (Liegendes). III. Schichtfolge am Arroyo de la Ventana, Arroyo Chacay. a) Kalke voll Steinkernen und Abdrücken der Cardita Beaiimonti. b) Mergelkalk mit Gryphaea mendozana n. sp. c) Plattiger Kalk mit Bryozoen. d) (= der Stute h) 1. der Scbichtfolge I.) Grüne mergelige Sandsteine, darin härtere, braune plattige Lagen, die bei Loncoche verkieselte Melanien und Cerithien fuhren. e) (= der Stufe h) 4. der Schichtfolge I.) Braune Sandsteinbank mit verkieselten Gastropoden (Vivipara). f) Grüne mürbe Sandsteine, wechselnd mit plattigen braunen Kalk- steinlagen. g) Dichte splitt rige Kalkbank. h) Gräuliche und gelbliche Sandsteine, mergelig verwitternd, darin tonige und bituminöse Kalkbänke. i) Oolithischer Kalk mit Planorbis und Hydrobia. k) Gelbe Mergel und plattig-schiefrige Sandsteine. 1) Tuffsandsteinlage. m) Braune und rote Mergel. Sandsteine und Konglomerate der oberen Kreide (Liegendes). IV. Schicht folge bei Las Aucas (Rio Dia m ante). Blaßrote Sandsteine und Konglomerate (Hangendes). Kalk mit Cardita Beaiimonti d’Akch . Trigonia Gertlri n. sp., Turri- tella cf. Sylviana Hartt., TurriteUa sp. Mergelkalk mit Gryphaea mendozana n. sp. Grüne sandige Mergel mit braunen Sandsteinbänken und oolithischen Kalken mit Planorbis sp. Rote Sandsteine und Konglomerate der oberen Kreide (Liegendes). Das Bild der Gesamtheit dev bisher am Rio Malargue und den übrigen Punkten des südlichen Mendoza aufgefundenen Formen läßt ein eigenes Gepräge der ganzen Fauna erkennen. Arten, die schon aus der San Jorge-Stufe bekannt waren, hat sie mit Aus- nahme der Cardita Beaiimonti d’Arch. (s. oben) nicht geliefert, wenn auch anznnehmen ist, daß eine Revision der übrigen San Jorge- Eine Fauna aus Schichten der Kreide-Tertiärgrenze etc. 365 Fossilien weitere Identitäten ergibt. Trotz weiter unten noch zu erwähnenden Verschiedenheiten fällt die große Ähnlichkeit, die unsere Fauna ihrem ganzen Charakter nach mit der San Jorge- Fauna besitzt, ohne weiteres auf. Eine ähnliche Vergesellschaftung von Gattungen tindet sich, und hier wie dort das charakteristische massenhafte Auftreten der Carditen und Gryphaeen. Auch die stratigraphische Lage ist die gleiche. Die bunten Sandsteine bilden sowohl für die Malargue-Schichten als für die San Jorge-Stufe das unmittelbare Liegende. Die im Hangenden des Profils vom Paso Loncoche etc. auftretenden feldspatbasaltischen und pyroxenande- sitischen Laven und Tuffe finden im südlichen Teile der nördlichen Zone der Roca-Fazies, beim Rio Grande, ein Analogon in einem ähnlichen Komplex vulkanischen Materials in Gestalt andesitischer Tuffe und Laven, die der erodierten Oberfläche der Roca-Schichten aufgelagert sind. Der lithologische Charakter beider Schichtgruppen ist ebenfalls recht ähnlich. Gipseinlagerungen treten bei Malargue und, wenn auch hier in mehr sandig-tonigen Schichten, in der unteren Schichthälfte der Roca-Fazies auf, am Rio Grande und bei General Roca. Es sind somit genügende Anhalts- punkte vorhanden, um die Äquivalenz beider Bil- dungen darzutun, in ihnen die Zeugen des gleichen Transgressions Vorganges zu sehen und die Malargue- Schichten mit zur San Jorge -Stufe zu rechnen1. — Ihre Auflagerung auf die liegenden bunten Sandsteine ist kon- kordant, jedenfalls hat Gertii eine deutliche Diskordanz, wie sie neben konkordanter Auflagerung von mehreren übrigen Lokalitäten der San Jorge-Formation durch Windhausen beschrieben worden ist, nicht feststellen können. Vielmehr sind die Malargue-Schichten mit ihrem Liegenden zusammen in Hache, weitausladende Falten gelegt und bilden z. B. zwischen dem Rio Malargue und Arroyo Pequenco den Ostffiigel einer flachen Mulde. Wenu eine sichere und eindeutige Altersbestimmung bisher für die San Jorge-Stufe noch nicht möglich gewesen ist, so hat das seinen Grund darin, daß dazu mehrere für Altersparallelisierunge« wichtige Methoden gar nicht oder nur in geringem Maße anwendbar sind. Ihre Fauna ist eine Mischfauna mit ausgesprochen cretacischen neben schon tertiären Zügen und weist weder im ganzen noch durch eine größere Anzahl einzelner Arten eindeutige Beziehungen zu Faunen anderer Lokalitäten auf, die ihrem Alter nach bekannt sind. Auch die vergleichsweise Heranziehung des Liegenden und Hangenden zur Altersbestimmung führt zu keinem bestimmten Resultat. Es kann hierdurch nur als sicher festgestellt werden, daß die San Jorge- Stufe weit älter ist als die untermiocäne patagonische Stufe und 1 wie dies auch von Windhausen und anderen Autoren bereits ge- schehen ist. 36» 5 H. Fritzsche, jünger als die obercretacischen, wahrscli eiblich bis in das Senon reichenden bunten Sandsteine, denen sie fast in ihrer ganzen Ver- breitung trausgressiv aufgelagert ist. Nur am Lago Argentino in Südpatagonien liegt sie über marinem Obersenon andinen Charakters, und das hier aufgeschlossene Profil erlaubt eine noch nähere Fest- setzung der unteren Altersgrenze. Die cephalopodenführenden Ober- senonschichten gehen hier allmählich in den cephalopodenurmen, nnr noch wenige Baculiten etc. enthaltenden Horizont mit Lahiäia luisu über. Diese Schichten mit Lahillia hiisa rechnet Wilckens 1 schon zum Georgium, Windhausen schließt sie jedoch ausdrücklich von dem völlig cephalopodenfreien San Jorge aus und stellt vielmehr hierzu die im Hangenden des Lniseans auftretenden Austernbänke, die petrographisch und faunistisch etwas Neues dem Liegenden gegenüber darstellen. Bestätigt sich diese wohlbegründete Annahme Windhausen’s, so kommt für das Alter der San Jorge-Stufe das ■Obersenon — vielleicht mit Ausnahme des allerjüngsten Senon — nicht mehr in Betracht. Während man nun mit Wilckens seit 1906 2 ein senones bezw. obersenon es Alter des Georgiums annahm und Wind- hausen sich dieser Feststellung 1915 vorläufig noch anschloß, plädiert dieser Autor in seiner neuesten Arbeit1 2 3 mit Nachdruck für ein jüngeres Alter, und zwar für Oberpaleocän oder Untereocän. Es leiten ihn hierbei folgende Gesichtspunkte: 1. Die Sonderstellung der San Jorge-Stufe in diastrophischer und faunistischer Hinsicht gegenüber den brasilianischen Ablage- rungen des Danien oder irgendwelchen anderen obercretacischen Bildungen Südamerikas oder der Tethysregion . zu denen nach Windhausen keinerlei Beziehungen bestehen. 2. Eine gewisse Ähnlichkeit der San Jorge-Fauna mit jener anarktischen Fauna, die sich nach Iherinc im Frühtertiär von Neuseeland bis Chile und Patagonien ausgebreitet haben soll. Windhausen hält deshalb die San Jorge-Fauna für identisch mit der in Patagonien bisher vermißten anarktischen Fauna des Früh- tertiärs. 3. Der zweifellos starke tertiäre Einschlag der Fauna, dem gegenüber nach Windhausen die cretacischen gänzlich znrfick- treten. 4. Das gemeinsame Vorkommen mehrerer Arten im Georgium und der patagonischen Stufe, als deren faunistischer und dia- strophischer Vorläufer die San Jorge-Stufe zu gelten hat. 1 0. Wilckens, Die Meeresablagerungen der Kreide und Tertiär- formation in Patagonien. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXI. 1906. p. 98-195 2 0. Wilckens. 1906. 1. c. 3 A. Wtndhausen, 1918. 1. c. Eine Fauna aus Schichten der Kreide-Tertiärgrenze etc. 307 Die oben skizzierte Fauna aus dem südlichen M endo za wirft auf die Altersfrage des Georgiums ein neues Licht. Sie zeigt erstens, daß faunistische Beziehungen zur ■ •bersten Kreide Brasiliens und der Tethys regi o n , w enn a u c li nicht stark, so doch jedenfalls vo r h a n d e n sind, und zweitens, daß der cretacische Charakter ■ler San .J ö rge - F a u n a stärker betont wer d e n m u ß , als dies Wind hausen t u t. Eine völlige Würdigung und definitive Entscheidung dieser beiden Umstände wird erst nach einer gänzlich neuen Bearbeitung der gesamten San Jorge-Fauna möglich sein, deren Notwendigkeit sich aus jeder Fossilbestimmung zwingend ergibt. Beziehungen zur oberen Kreide Brasiliens und der Tethysregion treten vor allem durch die weltweit verbreitete Cardita Beaumonti d’Arch. i= C. Morganiana Rathb.) zutage, die in Persien, Ägypten, Tunis, Algier und Brasilien als häufiges und charakteristisches Fossil gefunden wird. Sie tritt entweder im Obersenon oder Danien auf; die Annahme Peron’s und anderer Autoren, daß sie (oder ihr synonyme Arten) an den obengenannten Fuudpunkten auch im unteren Eocän auftritt, hat sich als ein Irrtum erwiesen. Auch Turritella aff. Sglviana Hartt, weist auf das Danien Brasiliens hin. Als Formen von ausgesprochen cretacischem Charakter haben ferner die beiden Trigonien zu gelten. Trigonia Gerthi n. sp. ist ein typischer Vertreter der Scabroidea und die andere ist nahe verwandt mit der in der Trichinopolygruppe gefundenen Tr. tiiber- culifera Stob. — Wenn auch dieser durch die GEjrm’schen Funde verstärkt hervortretende cretacische Einschlag der San Jorge-Fauna nicht überschätzt werden darf, so wiegt er zum mindesten einen großen Teil der ihr anhaftenden tertiären Züge, die durch das Vorkommen bisher nur im Tertiär gefundenen Gattungen wie Trophon, Struthiolaria , Baianus etc. dokumentiert sind, wieder auf1. — Außerdem steht der Tatsache, daß die San Jorge-Fauna mit der jüngeren patagonischen Stufe eine Anzahl gemeinsamer Arten be- sitzt, der Umstand gegenüber, daß auch mehrere gleiche Arten sowohl der San Jorge- Stufe als auch dem älteren obersenonen Laisa- Horizont gemeinsam sind. Es sind dies nach Wibckens2 Panopaea inferior, Aporrhais gregaria, Struthiolariopsis (?) tumida. Nucula sp. Aus dieser faunistischen Verknüpfung der San Jorge- Stufe mit den genannten jüngeren und älteren Horizonten kann nur geschlossen werden . daß sie in ihrem Alter zwischen dem Zm'sa-Horizont und der patagonischen Stufe liegt, ein Schluß, der 1 Irrtümlicherweise führt Winohadsen als nur aus dem Tertiär be- kannte Gattungen auch Aturia, Turritella und Hinnites auf. 2 0. Wibckens, Die Meeresablagerungen der Kreide und Tertiär- formation in Patagonien. N. Jahrb f. Min. etc. Reil.-Bd. XXL 1906. p. 143. H. ETitzsche, Eine Fauna etc. 36S sich ja auch aus ihrer sonstigen stratigraphischen Lage ergibt. — Was schließlich die Identität der San Jorge-Fauna mit der bisher in Patagonien vermißten anarktischen Fauna des Frühtertiärs an- geht, die Windhausen als wesentliches Argument für ein früli- tertiäres Alter der San Jorge-Stufe betrachtet, so fehlt zu deren Beurteilung bis jetzt die exakte Grundlage, da genauere Unter- suchungen noch nicht vorliegen. Wenn auch Ähnlichkeiten zwischen beiden Faunen durch das Auftreten einer Anzahl gleicher Gattungen vorhanden sind, so bestehen ebenso erhebliche Verschiedenheiten, so daß dieses Argument nur mit großem Vorbehalt aufgenommen werden kann. Aus alledem scheint zu folgen, daß der San Jorge- Stufe ein etwas höheres Alter als Ober pale ocän oder Unter eocän zuzuschreiben ist, und zwar Danien oder auch Unterpaleocän. Ergibt die Revision der San Jorge- Fauna keine neuen Anhaltspunkte, so wird schwer zu entscheiden sein, ob Unterpaleocän noch für ihr Alter in Betracht kommt. Wollte man allein der typisch cretacischen Trigonien halber das Georgium konventionell ausschließlich dem Danien zuschreiben, so müßte man dabei sehr wohl im Auge behalten, daß auch Ablage- rungen der frühesten Tertiärzeit, des Unterpaleocän, ebenso aus- gebildet sein könnten. Noch eine andere Deutung, die kurz skizziert sein möge, ist denkbar. Nach unseren bisherigen Funden und Kenntnissen weist gerade die Malargue-Fauna eine größere Anzahl älterer Züge auf, als die Fauna von Roca oder Salamanca. Nicht nur hinsichtlich der beschriebenen Trigonien, sondern auch vor allem durch das Fehlen der gerade bei Roca so häufigen und ausgesprochen tertiäre Züge tragenden Ostrca Ameghinoi rocaua In. oder 0. rioncgrensis Ih. Danach könnte man an nehmen, daß die Malargue-Scliichteu etwas älter sind und der oberen Kreide entsprechen, die Schichten von Roca dagegen schon dem Paleocän angehörten. Diese Deutung hat jedoch wenig Wahrscheinlichkeit für sich, wo Windhausen die Einheitlichkeit der ganzen von Osten und Südosten kommenden Transgression betont, und Malargue der äußersten nördlichen Zone derselben angehört, wenn man nicht annehmen will, daß gerade hier eine Verbindung mit dem obersten Kreidemeer Brasiliens be- standen hat, und die Transgression von Norden her gekommen ist. wofür jedoch keinerlei Tatsachen sprechen. Erhöht wird diese Unwahrscheinlichkeit durch den erheblichen Fazieswechsel, welcher der San Jorge-Stufe eigen ist, der es mit sich bringt, daß fast jede größere Lokalität, wie Roca, Salamanca, Rio Grande, Faunen mit zwar im ganzen übereinstimmendem Gepräge, doch z. T. ver- schiedenen Arten zutage gefördert haben. Durch eine Hinaufsetzung des Alters der San Jorge-Stufe in das Danien wird die wichtige Rolle, die Windhausen ihr als A. Beutell u. P. Oberhoffer, Autoni Qitecksilberluftpumpe etc. 369 diastrophischer und faunistischer Vorläufer der patagonischen Stufe zuschreibt, nicht berührt; ferner auch nicht das von Windhausen geklärte Verhältnis der zwischen San Jorge- und patagonischer Stufe sich einschaltenden säugetierführenden Schichten (Chinchinales- Stufe) zu dem Dinosaurier- Horizont der bunten Sandsteine. Ob nun die Archhelenis eine solche Ausdehnung hatte, daß sie einen direkten Faunenaustausch zwischen der Tethysregion und Patagonien verhinderte, mag dahingestellt bleiben und soll hier noch nicht näher erörtert werden. Freiberg i. S., Geol. Institut der Hergakademie, April 1919. Automatische Quecksilberluftpumpe für hohes Vakuum mit Auffangvorrichtung für die ausgepumpten Gase. Von A. Beutell und P. Oberhoffer in Breslau. Mit 4 Textfiguven. Bei chemisch-mineralogischen Untersuchungen im Vakuum über Arsenkies, Glaukodot, Glanzkobalt, Hauerit, Pyrit, Markasit, Magnet- kies, Zinkblende, Wurtzit und Löllingit (A. Beutell, dies. Centralbl. 1911, 316 — 320; 411 — 115; 663 — 673; 1913, 758—767; E. Arbeiter, Diss. Breslau 1913; A. Beutell und H. Matzke, dies. Centralbl. 1915, 263 — 272; A. Beutell und Fr. Lorenz, ebenda. 1916, 10—22) waren fast stets Gase in geringerer oder größerer Menge aufgetreten. Betreffs ihrer Natur konnte zunächst nur festgestellt werden, daß häufig beim Offnen der Rohre Geruch nach Schwefelwasserstoff, einige Male auch nach aromatischen Sub- stanzen auftrat. Der Wunsch, die Gase auffangen und analysieren zu können, war naturgemäß bald rege geworden, doch fehlte hierfür eine geeignete Apparatur. Von älteren Quecksilberluftpumpen sind zwar die GETSSLEn’sche und die TöPLEit’sche mit Vorrichtungen zum Auffangen der Gase versehen, doch geht mit dem Heben und Seuken des Quecksilbers soviel Zeit verloren, daß sie für umfang- reiche Untersuchungen kaum in Frage kommen. Die Pumpen Sprengel’ sehen Systems, welche, wie die KAHLBAUM’sche und die von Beutell konstruierte, das Quecksilber mit Hilfe einer Wasser- strahlpumpe zirkulieren lassen, entsprechen, was Schnelligkeit des Arbeiteus anbelangt, billigen Anforderungen, doch gestatten sie nicht, die abgesaugten Gase aufzufangen; dasselbe gilt von den noch schneller wirkenden Pumpen mit Motorantrieb wie die GÄDE’sche. Neuerdings hat Goerens die ursprüngliche Kahlbaumpumpe zum Aufsaugen von Gasen eingerichtet (Stahl u. Eisen, 1910, 1514. .1. Paquet, Diss. Halle 1915), doch haften diesem Modell noch einige Centralblatt f. Mineralogie etc. 1019. 24 A. ßeutell und P. Uberhoffer, 3?ü Mängel an, welche das Arbeiten umständlich und zeitraubend gestalten. Von Prof. P. Obebhoffer auf das dringende Bedürfnis hingewiesen, welches eine Auffangvorrichtung für Gase bei der Untersuchung von Eisen und anderen Metallen haben würde, sind die Verfasser zusammen der Konstruktion einer derartigen Pumpe näher getreten. Da sich die von A. Beutele konstruierte verkürzte Pumpe in- zwischen in den verschiedenen Laboratorien bewährt hatte . so konnte sie der Neukonstruktion zugrunde gelegt werden. Von be- sonderem Vorteil war es hierbei, daß eine von P. Oberhoffeu angeregte Arbeit über die im Eisen enthaltenen Gase, welche von Piwowarski durchgeführt wurde, die praktischen Anforderungen genau formulierte und eine dauernde, eingehende Prüfung und Ver- besserung aller Neuerungen ermöglichte. Wie Fig. 1 zeigt, ist die Gesamtansicht der Pumpe wenig geändert worden; auch das neue Modell wird für besonders rasches Arbeiten mit zwei Fallrohren angefertigt, wie es die Abbildung auf p. 492 dies. Centralbl. von 1911 darstellt. Damit die abgesaugten Gase nicht wie bisher durch die AA’asser- strahlpumpe bei N entweichen, ist zwischen dem Fallrohr Fa und dem Steigrohr St der Rezipient E eingebaut, welcher oben mit einem Dreiweghahn verschlossen ist. Um ein bequemes Reinigen der Pumpe zu gewährleisten, ist er nicht angeschmolzen, sondern durch Becherschlitf und Quecksilberdichtung mit der Pumpe ver- bunden. Das Steigrohr St ist an seinem unteren Ende mit einer Erweiterung versehen worden, welche verhindert, daß Luft von L aus in den Gasbehälter E gelangen kann. Der obere Behälter Al mußte, um das Quecksilber des Rezipienten, welches durch das angesammelte Gas verdrängt wird, autuehmen zu können, ent- sprechend vergrößert werden. Die für den Betrieb erforderliche Quecksilbermenge beträgt etwa 100 cm3 anstatt 20 cm3 bei der früheren Pumpe. Zur Regelung des Lufteintritts bei L ist an Stelle des bisher verwandten Asbeststopfens eine dickwandige, enge Kapillare angeschmolzen, welche durch Überstülpen eines oben geschlossenen Glasröhrchens gegen A'erunreinigung geschützt wird. Auch der obere Dreiweghalm N trägt um die luftleere Pumpe gefahrlos mit Luft füllen zu können — eine etwas weitere Kapillare anstatt des früheren Asbeststopfens. Ferner mußte die Luftpolster- vorrichtung bei D, welche das bei anderen Tropfpumpen unver- meidliche Zerschlagen der Fallrohre durch das fallende Quecksilber unmöglich macht, geändert werden. Da sich die durch die Poren der beiden Korke eindringende Luft mit den ausgepumpten Gasen mischen würde, muß der Lufteintritt während des Absaugens der Gase abgestellt werden. Zu diesem Zwecke sind die beiden Schliffe D, in denen die Röhrchen mit den Lüftungskorken sitzen, unter 45° zu den Fallrohren geneigt, und die Röhrchen selbst sind rechtwinklig nmgebngen. Gießt man über die beiden Korke einige Automatische (Quecksilberluftpumpe etc. 371 Tropfen (Quecksilber und verschließt dann das obere Ende mit einem Stopfen, so kann man durch Drehen der Röhrchen nach Wunsch die Lüftungskorke mit Quecksilber verschließen oder frei lassen; ein seitlich angebrachtes kleines Loch gestattet der Außen- luft freien Zutritt (vgl. Fig. 2). Zum völligen Evakuieren der Apparatur vor dem Austreiben der Gase aus dem Untersuchungs- material dreht man die Röhrchen so, daß die umgebogenen Enden nach unten hängen, damit Luft durch die Korke in die Fallrohren eindringen kann. Sobald die Gasentwicklung einsetzt, dreht man die Röhrchen um 180u in die Stellung, welche die Abbildung 1 372 A. Beutell und P. Oberhoffer, veranschaulicht, wodurch die Korke gegen die Außenluft abgedichtet werden. Die aus dem zu evakuierenden Raume in den beiden Fallrohren mit dem Quecksilber niedergeführten Gase steigen im Gefäß E auf und sammeln sich liier. Zu Beginn des Versuches ist dieses Gefäß bis zum Hahn E, also vollständig mit Quecksilber ge- füllt. Da vor der Erhitzung und dem eigentlichen Absaugen der im Probe- material enthaltenen Gase die ganze Apparatur luftleer sein muß, sind demnach zwei Operationen zu unter- scheiden : das Evakuieren der Ap- paratur und das Absaugen der Gase. Die beim Auspumpen im Gefäß E angesammelte Luft muß natürlich vor der zweiten Operation entfernt wer- den. Dies geschieht dadurch, daß man den vorher geschlossenen Drei- weghahn H mit Schenkel 3 an eine Zweigleitung zur AVasserstrahllnft- pumpe anschließt und den Hahn vor- sichtig in die Stellung 1 — 3 bringt. Eine zweite Wasserstrahlpumpe ist hierfür nicht erforderlich, vielmehr Fig. 2. Lüftungsrohr, •§ nat Gr. wird das Absaugen der Luft aus dem Rezipienten E von derselben Pumpe besorgt, welche die Quecksilberpumpe betreibt; dieselbe bleibt während des Absaugens in ungestörtem Betriebe. Das nachdringende Quecksilber füllt das Sammelgefäß E bis zum Hahn. Ist dies ge- schehen, so schließt man den Hahn, und das Aufsaugen der Gase kann beginnen. Auch bei der neuen Pumpe kommt das zirkulierende Queck- silber nirgends mit Fett oder Gummischlauch in Berührung, und deshalb bleibt es selbst bei wochenlangem Arbeiten rein und blank. Die in Fig. 1 erkennbare Meßbiirette F mit Niveaugefäß kann durch den Dreiweghahn G je nach Bedarf mittels Gummischlauchs an das Gassammelgefäß E (Hahnstellung 1 — 2) oder an die Ana- lysiervorrichtung Fig. 3 (hier nochmals eingezeichnet) angeschlossen werden. Die letztere besteht gemäß Fig. 3 aus einer mit Kalilauge gefüllten Absorptionspipette zur Bestimmung des Kohlendioxyds und einer Explosionspipette zur Bestimmung von Wasserstoff und Kohlen- oxyd, welche mit elektrischer Zuleitung und Glühspirale versehen ist; Stickstoff wird durch Differenz gefunden. Als Absperr- flüssigkeit dient Quecksilber. Durch Verlängerung des unten eiu- gesclnnolzenen Zuführungsrohrs (vgl. Fig. 4) bis zu etwa £ der Gesamthöhe dieser letzteren ist rasches Auffüllen der Pipette mit Automatische Quecksilberluftpumpe etc. 373 frischer Kalilauge möglich, ohne das Quecksilber jedesmal ent- fernen zu müssen. Die Erhitzungsvorrichtung (Fig. 1 rechts) besteht für Tem- peraturen über 600° aus einem dickwandigen, blasenfreien Reagenz- rohr A aus geschmolzenem Bergkristall mit seitlichem Verbindungs- rohr, welches bei C mit Schliff auf das nach oben gebogene und mit Absperrhahn versehene Rohr der Quecksilberpumpe aufgesetzt wird. Das Reagenzrohr ist oben mit einer aufgeschliffenen, wasser- gekühlten Kappe verschlossen; durch das Übergreifen des Schliffes wird vermieden, daß der das Schmelzgut aufnehmende Magnesia- tiegel mit dem Dichtungsfett des Schliffes in Berührung kommen kann. Falls ein horizontaler Röhrenofen zur Verfügung steht, wird das Erhitzungsrolir besser horizontal angeordnet, da dann die Kühlkappe überflüssig ist. Bis 400u kann das Versuchsmaterial in Röhrchen von Natron- glas, bis 600° in Kaliglas erhitzt werden. Bei sehr hohen Tem- peraturen (über 1000° C), oder falls die Substanz geschmolzen werden muß, leisten kleine Magnesiatiegel gute Dienste. Jeder zum erstenmal gebrauchte Magnesiatiegel muß für die gas- analytischen Arbeiten durch Glühen bei Rotglut an der Luft und darauffolgendes Erhitzen auf 1100°C im Vakuum entgast werden. Ein solcher einmal entgaster Tiegel bleibt weiterhin völlig gasfrei und kann in der Folge immer wieder verwendet werden. Um eine chemische Einwirkung zwischen Quarzrohr und Mag- nesiatiegel zu verhindern, werden beide durch kleine Quarzstückchen 374 A. Beutell und P. Oberhoffer. getrennt. Die Erhitzung erfolgt am besten durch einen elektrischen Röhrenofen, wie er in Fig. 1 rechts angedeutet ist. Auf Wunsch wird der Ofen mit der Pumpe an demselben Wandbrett montiert und beweglich auf einer Schiene angebracht, so daß er sowohl in der Höhe wie auch seitlich verstellt werden kann, ähnlich, wie dies bei der von Oberhoffer (Stahl und Eisen, 1918, 105) be- schriebenen Apparatur zur Bestimmung des Sauerstoffs der Fall ist. Arbeitsverfahren . Die Pumpe wird in der bereits früher beschriebenen Weise (dies. Centralbl. 1911, p. 492) in Tätigkeit gesetzt und die Ap- paratur evakuiert. Das Vorhandensein des für die vorliegenden Zwecke hinreichenden Vakuums ist am Manometer sowie an dem charakteristischen, leisen Klappern des Quecksilbers zu erkennen. Ist die Apparatur luftleer, so entfernt man die im Gefäß E an- gesammelte Luft in der geschilderten Weise durch Anschließen des in Stellung 1 — 3 befindlichen Hahnes an eine Zweigleitung der Wasserstrahlpumpe. Dabei ist das Gefäß E bis in den liuken Kapillarschenkel des Hahnes H mit Quecksilber zu füllen. Nachdem Hahn H wieder in die in Fig. 1 eingezeichnete Stellung gebracht ist, kann das eigentliche Absaugen der Gase beginnen. Der vorher bereits auf die Versuchstemperatur gebrachte Ofen wird hoch- geschoben. Mehrere aufgelegte Asbestplatten dienen dazu, die Strahlung des Ofens nach oben zu vermindern. Zwischen Schmelz- rohr und Ofenwand wird ein Thermoelement eingeführt, welches mit einem Galvanometer verbunden ist. Sobald die Gasentwicklung beendet ist, was bei geeigneter Temperatur in einer halben Stunde erzielt wird, senkt man den Ofen, um die Abkühlung zu be- schleunigen. Ist dieselbe genügend vorgeschritten, so schließt man den Verbindungshahn des Schmelzgefäßes zur Luftpumpe und stellt die Pumpe in üblicher Weise ab (dies. Centralbl. 1911. p. 492). Erst nachdem das Quecksilber aus dein oberen Sammelgefäß M abgelaufen ist, stellt man durch entsprechende Drehung des Hahnes X Atmosphärendruck in der Apparatur her und kann nun- mehr das Gas zur Analyse aus dem Gasrezipienten E in die Meß- biirette F überführen. Dieses wird an dem rechten Schenkel des in Stellung 2 — 3 befindlichen Dreiweghahn H angesetzt, und das Verbindungsstück zwischen Bürette und Gassammelgefäß mit Queck- silber aufgefüllt. Man bringt sodann Hahn H in die Stellung I — 2 und saugt durch Senken der Xiveaukugel das Gas in die Meß- biirette. Das Senken muß langsam und vorsichtig erfolgen, weil sonst das Quecksilber nicht rasch genug nachströmen kann, wobei Luft durch die Fallröhren in das Gasgemisch gesaugt werden würde. Ist das Gas in die Meßbürette übergeführt, und erscheint das Quecksilber in der Kapillarbohrung des Halmes G, wobei das der Pumpe entzogene Quecksilber durch Xaehfiillen bei P und leichte'- Automatische Quecksilberluftpumpe etc. 375 Anheben des Schliffes ersetzt wird, so schließt man Halm H und hierauf Hahn G und setzt nunmehr zur Durchführung der Gas- analyse die Meßbürette an den Gasbestimmungsapparat (Fig. 3). Die Analyse erfolgt ähnlich wie im Orsatapparat und kann als bekannt vorausgesetzt werden. Es sei nur erwähnt, daß die in den oberen Teil der Verbrennungspipette eingeführte Platinspirale an einen Lichtanschluß angeschlossen und zwischen diesen und die Spirale ein Wasserwiderstand eingeschaltet wird. Die zum Glühend- machen der Platinspirale erforderliche Stromstärke erzielt man ein für allemal durch Zusatz einiger Tropfen verdünnter Schwefelsäure. Die Gesamtdauer eines Versuches einschließlich der Gasanalyse betrug für Eisen etwa 1 Stunde. Eine ganze Reihe von Gasbestimmungen im Eisen, aus welchem beim Schmelzen beträchtliche Mengen von Kohlendioxyd, Kohlen- oxyd, Wasserstoff und Stickstoff entweichen, sind von E. Piwo- warski durchgeführt worden (Stahl und Eisen, 1919, demnächst; Diss. 1919, Breslau). Ihm sind auch folgende orientierende Ver- suche an einigen Mineralien zu verdanken. 1. Magnetkies der Grube Bergfreiheit, Schmiedeberg, Schlesien: 3,5 g bis 350° erhitzt liefern nur Spuren von Gas; erst bei 500° tritt starke Gasentwicklung auf. In den 2,15 cm3 auf- gesammelten Gases wurden 9 % Kohlendioxyd und 38 % Wasserstoff festgestellt. Der Rest bestand hauptsächlich aus Schwefelwasserstoff und etwas Schwefeldioxyd. Ein zweiter mit 6 g bei 350° durchgeführter Versuch lieferte nur 0,32 cm" Gas mit etwa 22 % Kohlendioxyd und 05 % Wasserstoff. Die auffallenden Unterschiede der Zusammensetzung dürften durch die gegenseitige Einwirkung und Umsetzung der Gase bei der höheren Temperatur hervorgerufen sein. 2. 6 g des Nickel führenden Magnetkieses vom Sudbury in Canada ergeben bei 350° nur 0,08 cm3 Gas, so daß auf eine Analyse verzichtet werden müßte. 3. Aus 14 g Kupferkies vom Rammeisberg bei Goslar ent- wickelten sich bei 350° nur 0,15 cm3 Gas. 4. Manganspat von Freiberg zeigte schon bei 300° deutliche Zersetzung unter Entweichen von Kohlendioxyd. Die Apparatur hat sich bei den erwähnten Versuchen durchaus bewährt. Ob eingehendere Versuche in dieser Richtung interessante Ergebnisse liefern werden und Schlüsse z. B. über die Entstehung der Mineralien gestatten werden, muß der Zukunft überlassen bleiben. Die Pumpe wird, wie die früheren Modelle, von Fr. Hfgers- hoff in Leipzig, Karolinenstr. 13, angefertigt. Breslau, August 1919. Berichtigung. — Besprechungen. 376 Berichtigung. Zu meinem Bedauern muß icli den Herrn Verfasser der Be- richtigung- in diesem Centralbl. 1919, p. 288, darauf aufmerksam machen, daß seine Angaben auf einem Irrtum beruhen. Um den Tatbestand ein für allemal festzulegen, möchte ich bemerken, daß der Vorschlag, Schleif Splitter von Schiefern und lockeren Gesteinen auf diese Weise zu präparieren, von mir im Frühjahr 1916 bei Gelegenheit meiner Bearbeitung des Taunussericitschiefers gemacht wurde, und daß der dazu dienende Apparat seinerzeit von mir mit Hilfe des Präparators aufgestellt wurde. Der letztere hat dann die Sache ausprobiert und die ersten Schliffe damit gemacht. Berlin, 17. November 1919. K. Schlossmacher. Besprechungen. V. Goldschmidt : Atlas der Kristallformen. Bd. V. Kainit — Margarosanit. Heidelberg 1918. Carl Winters Uni- versitätsbuchhandlung. Der 5. Band dieses groß angelegten Werkes behandelt die Mineralien Kainit bis Margarosanit. Der Atlas enthält 123 Tafeln, der Textband umfaßt 199 Seiten. Von jedem Mineral werden wieder alle bekannt gewordenen Originalabbilduugen, nach zeitlicher Reihen- folge geordnet, mitgeteilt, im Textband ein Verzeichnis der Formen, unter Abtrennung der unsicheren und vizinalen, gegeben, sodann Korrekturen zu den Formen und ein Verzeichnis der Fundorte und Literaturangaben für die abgebildeten Kristalle. Der geschmackvolle und gediegene Einband der drei ersten Bände hat durch die Not der Zeit einem Pappband weichen müssen, die innere Ausstattung aber ist unverändert geblieben. R. Brauns. Miscellanea. 377 Miscellanea. Preisausschreiben der Stromer v. Reichenbach-Stiftung. Straßburg i. E., den 15. Dezember 1917. An den Vorstand der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Infolge der sehr reichlichen Bezahlung, die ich als Kriegs- geöloge erhalte, war ich in der Lage, trotz der Teuerung während des Krieges davon zurückzulegen. Es erscheint mir nun nicht recht, daß ich einen solchen Vermögenszuwachs zu einer Zeit er- ziele, in der Tausende meiner Mitbürger bittere Not leiden und viele meiner Fachgenossen, als Gemeine dienend, harte Beschwerden, und ernste Gefährdungen erdulden und von ihrem Vermögen zu- setzen müssen. Ich halte mich deshalb für verpflichtet, den „Kriegs- gewinn“, so unbedeutend er andern gegenüber sein mag, einem gemeinnützigen Zweck zukommen zu lassen. Es liegt mir dabei selbstverständlich am nächsten, mein Spezialfach, Paläozoologie, das durch den Krieg und die ihm sicher folgende Not schwer ge- schädigt erscheint, fördern zu helfen. Ich bitte den Vorstand der Deutschen Geologischen Gesellschaft, diese Absicht dadurch zu unterstützen, daß er folgende Stiftung annimmt : Ich bestimme 1200 Mk., mit Worten : Eintausendzweihundert Mark zur Aussetzung von Preisen für Arbeiten über chemische Prü- parationsmethoden von Fossilien. Besonders soll die natürliche Verkieselung und auch die Heraus Witterung tierischer Fossilien studiert und experimentell nachzuahmen versucht werden, denn verkieselte Fossilien lassen sich aus Kalksteinen und Dolomiten mit Hilfe verdünnter Säuren leicht gewinnen, und sehr häufig wittern aus dem Gestein Fossilien prächtig heraus, während unsere bis- herigen Methoden chemischer und mechanischer Präparation sie nur höchst unvollkommen gewinnen lassen. Als Anhang sind die bisher angewandten chemischen Präparationsmethoden überhaupt mit einschlägiger Literatur zu besprechen. Bewerber müssen Reichsdeutsche oder Deutsch - Österreicher sein, brauchen aber nicht Mitglieder der Deutschen Geologischen Gesellschaft zu sein. Sie haben ihre deutsch ge- schriebene Arbeit druckfertig und mit Stichwort versehen, unter Beifügung von Namen und Anschrift in verschlossenem Brief- umschlag, spätestens zwei Jahre nach Erscheinen des ersten Preis- ausschreibens dem Preisrichterkollegium einzusenden. 24* .37 8 Miscellanea. Dieses bestellt aus drei Hochschullehrern, welche von dem Vorstand der Deutschen Geologischen Gesellschaft ausgewählt und um ehrenamtliche Übernahme ihrer Aufgabe ersucht werden. Sie prüfen innerhalb eines halben Jahres die eingelaufenen Arbeiten und können entweder einen Preis zu 11UU Mk. oder zwei zu 700 und 400 Mk. oder drei zu 62n, 330 und 150 Mk. verleih n. Die Preise erhöhen sich entsprechend um die Zinsen, welche das Kapital von der Einzahlung an nach Annahme durch die Deutsche Geo- logische Gesellschaft trägt. Um die Zinsen möglichst hoch belaufen zu lassen, empfiehlt sicli die Anlage in Kriegsanleihe. Sollte kein Preis zuerkannt werden können, so ist eine entsprechende Nen- ausschreibung nötig. Das Preisausschreiben erfolgt möglichst bald nach endgültigem Friedensschluß in der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Ge- sellschaft oder in deren „Monatsberichten“, sowie im „Centralblatt, für Mineralogie usw.“, ebenda auch das Ergebnis des Preisrichter- spruchs. Zur Deckung der daraus und sonst entstehenden Kosten dienen 100 Mk. Die preisgekrönten Arbeiten sind Eigentum der Deutschen Geologischen Gesellschaft und werden von ihr in ihrer Zeitschrift veröffentlicht, in der Form, daß womöglich die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Arbeit vollständig, die andern nur, soweit sie diese ergänzen und berichtigen, mit Nennung der Autorschaft im Druck erscheinen. ao. Prof. Dr. Ernst Freih. Stromer y. Reichenbach. Kriegsgeologe. Berlin, den 1. Dezember 1919. N4. Invalideustr. 44. Vorstehendes Preisausschreiben wird liiemit veröffentlicht. Als Tag der Veröffentlichung ist der I. Januar 1920 anzusehen, die. Arbeiten müssen also in der von Herrn Stromer v. Reichenbach vorgeschriebenen Form bis zum 31. Dezember 1921 in Händen des Vorsitzenden der Gesellschaft sein. Mit Rücksicht auf die gewährte Frist von zwei Jahren können die erforderlichen Preisrichter jetzt noch nicht ernannt werden. Ihre Namen werden aber vor Schluß des Preisausschreibens, und zwar spätestens in der Hauptversamm- lung der Deutschen Geologischen Gesellschaft im Jahre 1921 be- kanntgegeben. Der Vorstand der Deutschen Geologischen Gesellschaft. K. Keilhack, R. Bartling, Vorsitzender. Schriftführer. 1. u. 15. Januar iöiö y'VX No. 1 u. 2 : Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie : : : : : : i \ in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin STUTTGART 1919 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Seit« Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Universität Bonn. 32. K. Brauns: Einige bemerkenswerte Auswürflinge und Einschlüsse aus dem niederrheinischen Vulkargebiet. Mit 1 Abbildung 1 Beut eil, A. : Wachstumserscheinungen des Kupfers, Silbers und Goldes. Mit 8 Textfiguren . • 14 Sokol, R. : Ueber Kalksilikatgesteine in dem böhmischen Massiv. (Nachtrag.) 29 Besprechungen. Sachs, Arthur: Die Grundlinien der Mineralogie für Mineralogen. Geologen, Chemiker und Physiker 29 Ficker, Gustav: Leitfaden der Mineralogie und Chemie für die vierte Klasse der Gymnasien und Realgymnasien 30 Personalia 30 Zu besetzen Assistentenstelle am mineralogischen Institut der Universität Bonn. Meldung mit ausführlichem Lebenslauf an den In- stitutsdirektor Prof. Brauns. Dr. Naima Sahlbom, Privatlaboratorium Stockholm (Schweden), Eriksbergsg. 13 Wissenschaftliche Mineral-, Gesteins- und Erzanalysen — Referenzen und Prospekte auf Verlangen - Prot. Dr. Max Dittricb, chemisches Laboratorium, Kitclif. Dr. Max Büchner, Inh. Dr. Hermann Hecht Heidelberg, Brunnengasse 14 Fernsprecher 596 übernimmt die Ausführung chemischer Untersuchungen von JMneralien, Gesteinen , Srzen, Quell- und Mineralwässern nach bewährten Verfahren. Zu näheren Auskünften gern bereit. 1. u. 15. Februar 1919 No. 3 u. 4 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin STUTTGART 1919 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Johnsen, A. : Kristallographische Eigenschaften einer Verbindung CnH, OjN. Mit 2 Textfiguren ■ 33 Ramann. E. und A. Spengel : Ein einfach lichtbrechendes Kalium- Aluminiumsulfat der Alunitgruppe 35 Niggli, P. : Die einfachen Gitterformen oder gleichwertigen Gitter- komplexe 38 Richter, Rudolf: Zur Stratigraphie und Tektonik der Ösling-Eifel- Mulde. I. Über den Muldenabschnitt südlich der Schneifel. Mit 1 Textfigur 44 Personalia 63 An die Herren Mitarbeiter. * Wir bitten, die für das Neue Jahrbuch bezw. Central- blatt für Mineralogie, Geologie und Paläonto- logie bestimmten Abhandlungen, Referate und Original- mitteilungen etc. aus den Gebieten: 1. Kristallographie, Mineralphysik, Mineralchemie, Einzelne Mineralien, Vorkommen von Minera- lien, Meteoriten an Herrn Geheimrat Prof. Dr. R. Brauns, Bonn, Min. Inst. i. Poppelsdorfer Schloß ; 2. Allgemeine Geologie, Dynamische Geologie, Experimentelle Geologie, Radioaktivität, Petro- graphie, Lagerstätten nutzbarer Mineralien an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Th. Liebisch, Berlin N. 4, Invalidenstr. 43; 3. Geologische Karten, Regionale Geologie, Histo- rische Geologie, Paläontologie an Herrn Geheim- rat Prof. Dr. J. F. Pompeckj, Berlin N. 4, In- validenstr. 43 gelangen lassen zu wollen. jjgg Nachdem die Bestimmungen über den Postverkehr zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet gemildert sind, können wieder alle für das Neue Jahrbuch oder das Centralblatt bestimmte Sendungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Kristallographie und Meteoritenkunde an die vorstehend bezeichnete Adresse des Herrn Geheimrat Brauns, Bonn, gesandt werden. Es empfiehlt sich, Pakete als Wertpakete zu senden und den Inhalt als fachwissenschaftliche Abhandlung oder Urkunde zu bezeichnen, Begleitbriefe aber besonders zu schicken. Redaktion und Verlag des Neuen Jahrbuchs f. Mineralogie, Geologie u. Paläontologie, R. Brauns. Th. Liebisch. J. F. Pompeckj. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) Stuttgart, Johannesstr. 3» 1 . u. 15. März 1919 No. 5 u. 6 r : : Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin STUTTGART 1919 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Inhalt. Original-Mitteilangen etc. Se(t6 Goetze, Margarete y.: Schiebungen im Jordanit. Mit 3 Textfiguren 65 Eitel, Wilhelm: Über spaltultramikroskopische Vorrichtungen zur Untersuchung kristallisierter Medien. Mit 10 Textfiguren . . 74 Wichmann, Arthur : Über Geschiebe von Ardennengesteinen im niederländischen Diluvium 85 Müller, F. P. : Notiz über die Randzone des Dolomitgebietes zwischen östlichem Teil des Luganer Sees und Val Colla im Tessin (Schweiz) 86 Personalia 90 E. Schwelzerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien: Was geht der deutschen Industrie durch die Abtrennung Elsaß-Lothringens und des Saargebietes an Mineralschätzen verloren o Von Dr. PAUL KESSLER Privatdozent der Geologie an der Universität Tübingen 8°. 52 Seiten — Preis J6 3.20 Es handelt sich um eine gerade für die allernächste Zeit hoch- wichtige Broschüre , mit welcher ein genauer Kenner der ein- schlägigen Verhältnisse unserem Volke und der Regierung vor Toresschluß noch einmal eingehend darlegen will, welch unermeß- liche Werte wir preiszugeben im Begriffe sind. Auch in Fachkreisen wird die Schrift größtem Interesse begegnen. 1. u. 15. April .i 0 t il 1919 No. 7 u. 8 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin hi Berlin STUTTGART 1919 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). 1 Seit* Inhalt. Ori»inal-Mitteilnngen etc. Johnsen, A. : Über Struktur und Symmetrie der Mineralien Anatas, Rutil, Zirkon und Xenotim. Mit 5 Textfiunten Schloßinacher. K. : Beitrag zur Kenntnis der Turmalingrnppe. Mit 7 Textfiguren Wetzel, W. : Zur Srr itigraphie der Jura- Ablagerungen von Popilani. Mit 1 Kartenskizze nnd 1 Tabellen-Beilaue PerBonalia Miscellanea 97 106 122 128 128 Ernst Leitz, Wetzlar, Opt. Werke Vertretung für Norddeutschland Ernst Leitz, Berlin NW., Luisenstr.45. „ „ München Dr. A. Schwalm, Snnnenstr. 10. Demonstr ationsapparat für polarisiertes Licht. Prof. Dr. Max Hit I rieh, clii-iiiisclics Laboratorium, Kariif. Dr. Max Bnrlmcr, lull. Dr. Hermann Hecht Heidelberg. Brunnengasse 14 Fernsprecher 596 übernimmt die Ausführung chemischer Untersuchungen von Mineralien, Gesteinen, Grzen, Quell ■ und Mineralwässern nach bewährten Verfahren. Zu näheren Auskünften gern bereit. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien: Was geht der deutschen Industrie durch die Abtrennung Elsaß-Lothringens und des Saargebietes an Mineralschätzen verloren Von Dr. PAUL KESSLER Privatdozent der Geologie an der Universität Tübingen 8°. 52 Seiten — Preis Jt 3.20 Es handelt sich um eine gerade für die allernächste Zeit hoch- wichtige Broschüre , mit welcher ein genauer Kenner der ein- schlägigen Verhältnisse unserem Volke und der Regierung vor Toresschluß noch einmal eingehend darlegen will, welch unermeß- liche Werte wir preiszugeben im Begriffe sind. Auch in Fachkreisen wird die Schrift größtem Interesse begegnen. Verlag der E. SchweizerbaN'sclien Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, loltannessir. 3. Druck von Carl Grünlnger Nach!. Ernst Kielt, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. E. Leitz, Wetzlar, Optische Werke Vertretung für Norddeutschland Ernst Leitz, Berlin NW, Luisenstr. 45. „ „ München Dr. A. Schwalm, Sonnenstr. 10. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. . , ti. In den Ebenen K liegt dos Bild des Ktislalls. In deu Ebenen J$ liegt das AohsenhiJcL Polarisationsmikroskope, Demonstrations- und Pro- jektionsapparate für polarisiertes Licht, Apparate für Mikrophotographie und Metallmikroskopie. Orlhoslwp Konoskop Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0,60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Dr. Naima Sahlbom, Privatlaboratorium Stockholm (Schweden), Eriksbergsg. 13 Wissenschaftliche Mineral-, Gesteins- und Erzanalysen ■ - Referenzen und Prospekte auf Verlangen ; Prof. Dr. Max Dittricli, chemisches Laboratorium, Naelif. Dr. Max Büchner, Inh. Dr. Hermann Hecht Heidelberg, Brunnengasse 14 Fernsprecher 596 übernimmt die Ausführung chemischer Untersuchungen von 7tlineralien, Gesteinen , Grzen, Quell- und fflineralmässern nach bewährten Verfahren. Zu näheren Auskünften gern bereit. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig Prof. Dr. P. von Groth Chemische Krystallographie I. Teil: Elemente. Anorganische Verbindungen ohne Salzcharakter. Einfache und komplexe Halogenide, Cyanide und Azide der Metalle, nebst den zugehörigen Alkylverbindungen. Mit 389 Figuren im Text. VIII und 626 S. gr. 8. In Leinen geh. M. 20. — . II. Teil: Die anorganischen Oxo- und Sulfosalze. Mit 522 Figuren im Text. VII u. 914 S. gr. 8. ln Leinen geb. M. 32. — . III. Teil: Aliphatische und hydroaromatische Kohlenstoffverbindungen. Mit 648 Figuren im Text. IV und 804 S. gr. 8. In Leinen geb. M. 30. — . IV. Teil: Aromatische Kohlenstoffverbindungen mit einem Benzolringe. Mit 828 Figuren im Text. VIII und 581 S. gr. 8. Nur geheftet M. 40. — . Soeben erschien : V. Teil (Schluß): Aromatische Kohlenstoffverbindungen mit mehreren Benzolringen. Heterozyklische Verbindungen. Mit 955 Figuren im Text. VIII u. 1063 S. gr. 8. Nur geheftet M. 60. — . Centralblatt für Mineralogie: Wir haben es hier mit einem Fundamentalwerk ersten Ranges zu tun, in dem unser ganzer dermaliger Besitz an krystallographischer Kenntnis der natürlichen und künstlich dargestellten chemischen Elemente und Verbindungen in nuce vollständig dargestellt ist, und das für jeden, der sich mit derartigen Studien befaßt, ein unent- behrliches Hilfsmittel darstellt. . . . Verlag der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3. Druck von Carl Grüninger Nachf. Emst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart Ernst Leitz, Wetzlar, Opt Werke Vertretung für Norddeutschland Ernst Leitz, Berlin NW., Luisenstr.45. , „ München Dr. Ar Schwalm, Sonnen3tr. 10. Demonstrationsapparat für polarisiertes Licht. Dr. Naima Sahlbom, Privatlaboratorium Stockholm (Schweden), Eriksbergsg. 13 Wissenschaftliche Mineral-, Gesteins- und Erzanalysen Referenzen und Prospekte auf Verlangen Prot. Dr. Max Dittricli, chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner, Inh. Dr. Hermann Hecht Heidelberg, Brunnengasse 14 Fernsprecher 596 übernimmt die Ausführung chemischer Untersuchungen von Mineralien, Gesteinen, Crzen, Quell- und Mineralwässern nach bewährten Verfahren. Zu näheren Auskünften gern bereit. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart Kontinentalgeologische Beziehungen und Probleme im Aufbau Württembergs. Antrittsvorlesung von Edwin Hennig- Tübingen. 8°. 45 Seiten. — Preis Jt> 2.80. Diese klardurchdachte Schrift wird allen Geologen, Palä- ontologen und Geographen große Anregung bieten. Verlag der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3. Druck von Carl Griininger Nachf. Emst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. E. Leitz, Wetzlar, Optische Werke Vertretung für Norddeutschland Ernst Leitzj Berlin NW, Luisenstr. 45. „ „ München Dr. A. Schwalm, Sonnenstr. 10. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. In den Ebenen IC liegt das Bild des Kristalls. ln den Ebenen J3 liegt das Aehsenhild . Orllioskop Kon oslcop Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0,60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Polarisationsmikroskope, Demonstrations- und Pro- jektionsapparate für polarisiertes Licht, Apparate j für Mikrophotographie und Metallmikroskopie. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Die Bedeutung' des Schwäbischen Jura fiir die Erdgeschichte. Akademische Antrittsvorlesung gehalten am 18. Dezember 1913 von Prof. Dr. J. F. Pompeckj, Tübingen. gr. 8°. 64 Seiten. = Preis Mk. 1.80. Kontinentalgeologische Beziehungen und Probleme im Aufbau Württembergs. Antrittsvorlesung von Edwin Hennig- Tübingen. 8°. 45 Seiten. — Preis 2.80. Diese klardurchdachte Schrift wird allen Geologen, Palä- ontologen und Geographen große Anregung bieten. Geologischer Wegweiser durch Württemberg. Anleitung zum Erkennen der Schichten und zum Sammeln der Petrefakten von Dr. Th. Engel, Pfarrer in Eislingen Dritte, vermehrte und vollständig umgearbeitete Auflage. Herausgegeben unter Mitwirkung von Kustos Dr. E. Schütze. Gr. 8®. 670 Seiten mit 6 Tafeln, 261 Textfiguren, 4 geologischen Landschaftsbildern, 5 Profiltafeln und einer geognostischen Ueber- sichtskarte. Elegant in Leinwand gebunden Mk. 14. — . Verlag der E. Schweizerbart' sehen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3. ' Druck von Carl Grüninger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. 1. u. 15. Mai 1919 No. 9 u. 10 Centralblatt 1 ♦ ♦ für Mineralogie, Geologie ♦ und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, j. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin STUTTGART 1919 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Seite Rinne, F. : Lauediagramme des Nephelin. Mit 4 Textfiguren . . 129 Milch, L. : Über malchitische Spaltung und ihre Bedeutung für die Systematik diaschister Ganggesteine granitodioritischer Magmen. Mit 2 Textfiguren 133 Harrassowitz, Hermann L. F. : Eocäne Schildkröten von Messel bei Darmstadt 147 Ehringhaus, Arthur: Vorrichtung zur optischen Isolierung der Interferenzbilder sehr kleiner Kristalle unter dem Polarisations- mikroskop. Mit 2 Textfiguren 155 Besprechungen. Keßler, Paul: Was geht der deutschen Industrie durch die Ab- trennung Elsaß-Lothringens und des Saargebietes an Mineral- schätzen verloren? 159 Miscellanea 160 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. ELEMENTE DER GESTEINSLEHRE von H. Rosenbusch. Dritte neu bearbeitete Auflage. Gr. 8°. 692 Seiten. Mit 107 Figuren und 2 Tafeln. Preis brosch. Mk. 30.35, geb. Mk. 37. — . Grundzüge der Palaeobiologie der Wirbeltiere von Prof. Dr. O. Abel, Wien. Gr. 8°. 724 Seiten mit 470 Textfiguren. Preis geb. M. 23.75. Das Werk behandelt: I. Die Geschichte und Entwicklung der Palaeontologie. II. Die Überreste der fossilen Wirbeltiere. III. Die Wirbeltiere im Kampfe mit der Außenwelt. IV. Die Palaeobiologie und Phylogenie — und legt die strenge Gesetzmäßig- keit dar, nach der sich seit den ältesten Zeiten organischen Lebens die Anpassung auf der Erde vollzieht. Ein gewaltiges Wissens- und neues Arbeitsgebiet ist in diesem Buche erörtert und eröffnet; das Werk wird von keinem Palaeontologen unberücksichtigt gelassen werden können. 1. u. 15. Juni 1919 No. 11 u. 12 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin STUTTGART 1919 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Rinne, F. : Zum Feinbau isomorpher Stoffe. Mit 5 Textfiguren . . 161 Eitel, Wilhelm: Über Entmischungs- Dispersoide in anisotropen Medien. Mit 22 Textfiguren •. . . 173 Liesegang, Rafael Ed.: Über horizontal gebänderte Achate. Mit 1 Textfigur 184 Hentze, E. : Kohlendioxydgas im Woevre-Ton 188 Schloßmacher, K. : Ein Verfahren zur Herrichtung von schiefrigen und lockeren Gesteinen zum Dünnschleifen. Mit 1 Textfigur 190 Ehringhaus, A. : Wohlfeiler Platindraht-Ersatz zur Erzeugung von Flammenfärbungen 192 Prof. Dr. llax Dittricli, chemisches Laboratorium, Naclif. Dr. Max Büchner, Inh. Dr. Hermann Hecht Heidelberg, Brunnengasse 14 Fernsprecher 596 übernimmt die Ausführung chemischer Untersuchungen von Mineralien, Gesteinen, Grzen, Quell- und Mineralwässern nach bewährten Verfahren. Zu näheren Auskünften gern bereit. Dr. Naima Sahlbom, Privatlaboratorium Stockholm (Schweden), Eriksbergsg. 13 Wissenschaftliche Mineral-, Gesteins- und Erzanalysen — ■ . ■ Referenzen und Prospekte auf Verlangen E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil: Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge: Analysen isolierter Gemengteile. Preis Mk. 21. — . (Preis von Teil I Mk. 11.90.) 1. u. 15. Juli 1919 No. 13 u. 14 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin STUTTGART 1919 E. Sch weizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). traeger Dieser Doppelnummer liegt ein Prospekt des Verlages Gebr. Born- r in Berlin bei, betr. .T. Berkenkamp. Leitfaden der Kristallographie. Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Rinne, F. : Lauediagramme des Benitoit. Mit 12 Textfiguren . . 193 Gr roß, R. : Das Lauephotogramm des Eises. Mit 4 Textfiguren . - 201 Dietrich, W. 0.: Uber sog. Tabulaten des Jura und der Kreide, insbesondere die Gattung Acantharia Qu. Mit 2 Textfiguren 208 Berek, M. : Die astigmatischen Bildfehler der Polarisationsprismen. Mit 1 Textfigur 218 Personalia .. 224 Prof. Dr. Max llittricli, chemisches Laboratorium, IVaclif. I)r. Max Büchner, Inh. Dr. Hermann Hecht Heidelberg, Brnnnengasse 14 Fernsprecher 596 übernimmt die Ausführung chemischer Untersuchungen von Mineralien, Gesteinen, Crzen, Quell - und Mineralwässern nach bewährten Verfahren. Zu näheren Auskünften gern bereit. Dr. Naima Sahlbom, Privatlaboratorium Stockholm (Schweden), Eriksbergsg. 13 Wissenschaftliche Mineral-, Gesteins- und Erzanalysen = Referenzen und Prospekte auf Verlangen E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Die Bedeutung des Schwäbischen Jnra fnr die Erdgeschichte. Akademische Antrittsvorlesung gehalten am 18. Dezember 1913 von Prof. Dr. J. F. Pompeckj, Tübingen. gr. 8°. 64 Seiten. Preis Mk. 1.80. 1. u. 15. August 1919 No. 15 u. 16 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin i \ \ STUTTGART 1919 \ l ♦ E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung j (Erwin Nägele). : ; : Dieser Doppelnummer ist beigefiigt ein Prospekt des Verlages Ferd. Hirt, Breslau, betr. Reinhard, Weltwirtschaftliche und politische Erdkuitde. Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Seit» Dittler, E : Zur analytischen Untersuchung von Mieser Wulfenit- erzen 225 iohnsen, A. : Über die Fnatken und den Geruch beim Aneinander- schlagen von Mineralien 227 Wenzel, Alfred: Die Veränderung der Jnteri'erenzfai beu in Kristallen im parallelstrahligen polarisierten Licht heim Drehen der Nicols. Mit 8 Textliguren 232 Berek. M. : Die astigmatischen Bildfehler der Polarisationsprismen. (Schluß.) 247 Besprechungen. Doelter. C. : Handbuch der Mineralchemie 255 Soeben erschienen und wird gratis versandt: Katalog No. 65 Mineralogie und Kristallographie. Das bibliographisch vollständigste Verzeichnis, das je über dieses Fach erschienen ist. VV. Junk, Verlag u. Antiquariat f. Naturwissenschaften, Berlin W 15. Dr. Naima Sahlbom, Privatlaboratorium Stockholm (Schweden), Eriksbergsg. 13 Wissenschaftliche Mineral-, Gesteins- und Erzanalysen — - Referenzen und Prospekte auf Verlangen = Prof. Dr. Max Dittricli, chemisches Laboratorium, Naclif. Dr. Max Büchner, Inh. Br. Hermann Hecht Heidelberg, Brunnengasse 14 Fernsprecher 596 übernimmt die Ausführung chemischer Untersuchungen von Ttlineralien, Gesteinen, Erzen, Quell- und IJlineralrvüssern nach bewährten Verfahren. Zu näheren Auskünften gern bereit. Vertretung für Norddeutschland Ernst Leitz. Berlin NW., Luisenstr.45. „ r München Dr. A. Schwalm, Sonnenstr. 10 Demonstrationsapparat für polarisiertes Licht. Ernst Leitz, Wetzlar, Opt. Werke Neue Modelle zur Erläuterung der Tektonik für den geol. Unterricht nach Prof. Dr. G. Steinmanns „Geologische Probleme des Alpengebirges“, konstruiert von f Dr. K. Stamm. Jedes Modell stellt einen Ausschnitt dar aus einem Gebiet, wo die darzustellende Phase der Gebirgsbildung besonders gut entwickelt ist. Was man in der Natur direkt beobachten kann, ist die Oberfläche des Reliefs. Die Seitenprofile geben an, wie man sich die Fortsetzung der Schichten unterirdisch denken muß, und die abnehmbare Kappe repräsentiert jene Teile, die nach der Auffaltung des Gebirges durch Erosion usw. fortgeführt worden sind. Die Modelle sind mit Stativen versehen, die es ermöglichen, die beiden Teile übereinander im richtigen Zusammenhang aufzustellen. No. 1. Horizontale Lagerung— Diskordanz; 51 X 16x 17 cm bei aufliegen- der Kappe. . 2. Einfache Antiklinale und Synklinale (Mt. Terrible- Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x16x23 cm bei auf- liegender Kappe. „ 3. Kofferfalte (Weißensteinkette im Schweizer Jura, nach Gerth); 51 X 16 X 25 cm bei aufliegender Kappe. . J. Gewölbeeinbruch Verwerfung (\’al de Travers im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51 X 16 X 24 cm bei aufliegender Kappe. , 5. Liegende Antiklinale (Mt. Terrible-Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x16x20 cm bei aufliegender Kappe. „ 6. Überschobene Antiklinale mit ausgequetschtem Mittelschenkel (Mt. Terrible-Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x 26x22 cm bei aufliegender Kappe. . 7. Schema zweier übereinanderliegender Decken (nach Lugeon); 61x33x18 cm bei aufliegender Kappe. . 8. Klippen (Iberger Klippen, nach Quereau); 61x33x23 cm bei aufliegender Kappe. . 9. Fenster (Unterengadin, nach Paulcke); 61x33x17 cm bei auf- liegender Kappe. No. 1—6 je Ji 45.— , No. 7—9 je 80. — . Die vollständige Samm- lung von 9 Modellen nach vorstehender Aufstellung JC 450. — . Auf diese Preise muß zurzeit ein Teuerungszuschlag von 80 erhoben werden. Verpackung wird zum Selbstkostenpreise berechnet. Eine ausführliche Beschreibung wird jeder Sammlung beigegeben. Im Okt. erscheint voraussichtl. das paläont. Semester-Verzeichnis No. 48. Dr. F. Krantz Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel. Gegr. 1833. Bonn am Rhein. Gegr. 1833. Verlag der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3. Duck von Carl Grüninger Nachf. Ernst Klett, Bucbdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. E. Leitz, Wetzlar, Optische Werke Vertretung für Norddeutschland Ernst Leitz, Berlin NW, Luisenstr. 45. „ „ München Dr. A. Schwalm, Sonnenstr. 10. Polarisationsmikroskope, Demonstrations- und Pro- jektionsapparate für polarisiertes Licht, Apparate für Mikrophotographie und Metallmikroskopie. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit groUein Gesichtsfeld. _ ß -.IC Orthoskop Konosliap Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0.60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. In den Ebenen IC liegt das Bild des Kristalls, !u den Ebenen _B liegt das Aehsenhild. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. ELEMENTE DER GESTEINSLEHRE V011 H. Rosenbusch. Dritte n eu bearbeitete Auflage. Gr. 8°. b92 Seiten. Mit 107 Figuren und 2 Tafeln. Preis broscli. Mk. 30.35, geb. Mk. 37. — . Soeben erschien : Was geht der deutschen Industrie durch die Abtrennung Elsaß-Lothringens und des Saargebietes an Mineralschätzen verloren Von Dr. PAUL KESSLER Privatdozent der Geologie an der Universität Tübingen 8°. 52 Seiten — Preis Ji> 3.20 Es handelt sich um eine gerade für die allernächste Zeit hoch- wichtige Broschüre , mit welcher ein genauer Kenner der ein- schlägigen Verhältnisse unserem Volke und der Regierung vor Toresschluß noch einmal eingehend darlegen will, welch unermeß- liche Werte wir preiszugeben im Begriffe sind. Auch in Fachkreisen wird die Schrift größtem Interesse begegnen. Verlag der E. Schweizerbart sehen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3. Druck von Carl Grüninger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. Wetzlar, Opt. Werke Demonstrationsapparat für polarisiertes Licht. Vertretung für Norddeutschlantl Ernst Leitz, Berlin NW., Luisenstr.45. „ „ München Dr. A. Schwalm, Snnnenstr. 10. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. ELEMENTE DER GESTEINSLEHRE von H. Rosenbusch. Dritte neu bearbeitete Auflage. Gr. 8°. 692 Seiten. Mit 107 Figuren und 2 Tafeln. Preis brosch. Mk. 30.35, geb. Mk. 37. — . Soeben erschien: Was geht der deutschen Industrie durch die Abtrennung Elsaß-Lothringens und des Saargebietes an Mineralschätzen verloren Von Dr. PAUL KESSLER Privatdozent der Geologie an der Universität Tübingen 8°. 52 Seiten — Preis J6 3.20 Es handelt sich um eine gerade für die allernächste Zeit hoch- wichtige Broschüre , mit welcher ein genauer Kenner der ein- schlägigen Verhältnisse unserem Volke und der Regierung vor Toresschluß noch einmal eingehend darlegen will, welch unermeß- liche Werte wir preiszugeben im Begriffe sind. Auch in Fachkreisen wird die Schrift größtem Interesse begegnen. Verlag der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3. Druck von Carl Grüninger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. E. Leitz, Wetzlar, Optische Werke Vertretung für Norddeutschland Ernst Leitz, Berlin NW, Luisenstr. 45. „ „ München Dr. A. Schwalm, Sonnenstr. 10. Polarisationsmikroskope, Demonstrations- und Pro- jektionsapparate für polarisiertes Licht, Apparate für Mikrophotographie und Metallmikroskopie. Orthoskop Konoskap Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0.60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. mineral. Stativ CM mit Lu, L~* großem Gesichtsfeld. In det) Ebenen K liegt das Bild des Krisfalls, ln den Ebenen JB liegt das AchsenhUfL Prof. Dr. Max Dittrich, chemisches Laboratorium, jVaclif. Dr. Max Büchner, Inh. Dr. Hermann Hecht Heidelberg, Brunnengasse 14 Fernsprecher 596 übernimmt die Ausführung chemischer Untersuchungen von Mineralien, Gesteinen, Grzen, Quell- und Mineralwässern nach bewährten XTerfahren. Zu näheren Auskünften gern bereit. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien: Was geht der deutschen Industrie durch die Abtrennung Elsaß-Lothringens und des Saargebietes an Mineralschätzen verloren Von Dr. PAUL KESSLER Privatdozent der Geologie an der Universität Tübingen 8°. 52 Seiten — Preis J6 3.20 Es handelt sich um eine gerade für die allernächste Zeit hoch- wichtige Broschüre , mit welcher ein genauer Kenner der ein- schlägigen Verhältnisse unserem Volke und der Regierung vor Toresschluß noch einmal eingehend darlegen will, welch unermeß- liche Werte wir preiszugeben im Begriffe sind. Auch in Fachkreisen wird die Schrift größtem Interesse begegnen. Verlag der E. Schweizerbarl'schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele], Stuttgari, Joliannesstr. 3. Druck von Carl Griininger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. 1. u. 15. September No. 17 u. 18 1919 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin STUTTGART 1919 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Dieser Doppelnummer ist beigefügt ein Prospekt der Firma Gebr. Bornträger. Verlag. Berlin, betr. ..Niggli. Kristallographie“. Inhalt. Original -Mitteilungen ete. Seite Zur Erinnerung an Bruno Doss. Mit einem Bildnis 257 Rose. H. : Beiträge zur Kenntnis des Atopits von Miguel Burnier. Minas Geraes, Brasilien. Mit 2 Textiiguren 268 Jänecke, Ernst: Uber das System Bariumchlorid — Kaliumchlorid — Natriumchlorid. Erwiderung 271 B e r e k , M. : Über die Beseitigung der astigmatischen Bildfehler im Polarisationsmikroskop. Mit 3 Textiiguren 275 Besprechungen. Beckenkamp. J. (in Würzburg): Leitfaden der Kristallographie 284 Groth, P : Chemische Kristallographie. Fünfter Teil (Schluß). Aromatische Kohlenstoifverbindungen mit mehreren Benzol- ringen, heterozyklische Verbindungen 287 M i s c e 1 1 a n e a 288 Berichtigungen. 288 Personalia 288 Dr. Naima Sahlbom, Privatlaboratorium Stockholm (Schweden), Eriksbergsg. 13 Wissenschaftliche Mineral-, Gesteins- und Erzanalysen ■ Referenzen und Prospekte auf Verlangen ■ Prof. Dr. Max Dittridi, chemisches Laboratorium, Nacht. Dr. Max Büchner, Inh. Dr. Hermann Hecht Heidelberg, Brunnengasse 14 Fernsprecher 596 übernimmt die Ausführung chemischer Untersuchungen von Mineralien , Gesteinen, Crzen, Quell - und Mineralwässern nach bewährten Verfahren. Zu näheren Auskünften gern bereit. E. Schweizerbart’sehe Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil: Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge: Analysen isolierter Gemengteile. Preis Mk. 21. — . (Preis von Teil I Mk. 11.90.) 1. u. 15. Oktober 1919 No. 19 u. 20 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin : ♦ ♦ $ ♦ ♦ : : ♦ : ♦ \ . . STUTTGART 1919 I E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung j (Erwin Nägele). : ........ Diesen Nummern ist beigefugt ein Prospekt des Verlags H. Bechhold, Frankfurt a. M. -Niederrad betr „Handlexikon der Naturwissenschaften und Medizin“. Inhalt. Original-Mitteilungen etc. seit« Glatzel, Emanuel: Über einen kristallinischen Normaldolomit von der Kneifeispitze bei Berchtesgaden in Bayern 289 Vortisch, Erh.: Die Mischkristalle (K, Na) CI in ternären Systemen. Mit 2 Textfiguren 293 Johnsen, A.: Nachtrag zu meinem Aufsatz: „Über die Funken und den Geruch beim Aneinanderschlagen von Mineralien“ . . 299 Keßler, Paul: Über Gerolle mit Eindrücken 300 Kliipfel, Walther: Zur Kenntnis der Stratigraphie und Paläo- geographie des Amberger Kreidegebiets 307 Oppenheim, Paul: Über einige Korallen aus dem Eocän von Kosavin (Kroatien) 312 Sehlagintweit, 0.: Weichselia Mantelli im nordöstlichen Venezuela 315 Besprechungen. Doelter, C. : Handbuch der Mineralcheroie 319 Personalia .. 320 Dr. Naima Sahlbom, Privatlaboratorium Stockholm (Schweden), Eriksbergsg. 13 Wissenschaftliche Mineral-, Gesteins- und Erzanalysen — Referenzen und Prospekte auf Verlangen — ----- Prof. Dr. Dlnx [litlricli, chemisches l.ahoratorium, Nacht. I)r. Max Büchner, Inh. Dr. Hermann Hecht Heidelberg, Brunnengasse 14 Fernsprecher 596 übernimmt die Ausführung chemischer Untersuchungen von /Mineralien, Gesteinen , Erzen, Quell - und /Mineralwässern nach bewährten Verfahren. Zu näheien Auskünften gern bereit. E. Schweizerbart'sdie Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. 11. Teil: Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — -1900. Mit einem Anhänge: Analysen isolierter Gemengteile. Preis Mk. 21. — . (Preis von Teil I Mk. 11.90.) 1. u. 15. November 1919 No. 21 u. 22 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin STUTTGART 1919 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Inhalt. Original-Mitteilungen ete. s«u. Johnsen, A. : Graphische Ableitung der beiden optischen Achsen trikliner Kristalle aus den Auslöschungsrichtungen von fünf Flächen. Mit 1 Figur (siehe Textbeilage) 32 J Linstpw, v.: Der Krater von Sali auf Oesel. Mit 3 Abbildungen 326 Schlosser, Max: Über Tertiär und weißen Jura von Chelva in der Provinz, Valencia. Mit 1 Skizze . . 340 Besprechungen. Fr aas, E. . Führer durch die Naturaliensaminlung zu Stuttgart. I. Die geognostische Sammlung Württembergs im Parterresaal. zugleich ein Leitfaden für die geologischen Verhältnisse und die Bewohner unseres Landes 349 Berit sch, F. : Über Solenopora Dvn . 350 Personalia 352 Miscellanea 352 Dr. Naima Sahlbom, Privatlaboratorium Stockholm (Schweden), Eriksbergsg. 13 Wissenschaftliche Mineral-, Gesteins- und Erzanalysen r Referenzen und Prospekte auf Verlangen — — E. Sehweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien: Die Grundlagen der praktischen Anwendungen der Geologie. Von Wilh. Salomon-Heidelberg. 8°. 16 Seiten. Mit 10 Textfiguren. Preis Mk. 1 .80. ln allgemein verständlicher Weise wird von fachmännischer Seite in dieser Schrift dargestellt, worauf eigentlich die geologische Voraus- sage für praktische Zwecke (Bohrungen. Tunnel, Bergbau, Wasser- versorgung, Entwässerung etc.) beruht. Neben dem großen Kreis der Interessenten wird die Schrift besonders den Studierenden der Naturwissenschaften willkommen sein. 1. u. 15. Dezember 1919 No. 23 u. 24 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin STUTTGART 1919 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Weber, Leonhard: Über besondere zentrale Schnitte der Schiebungs- ellipsoide von Kalkspat und Rutil . 353 Jänecke, Ernst: Kurze Bemerkung zu dem Aufsatz von Herrn Erh. Vortisch über die Mischkristalle (K, Na) CI in ternären Systemen 35g Fritzsche, Hellmut: Eine Fauna aus Schichten der Kreide-Tertiär- grenze in der argentinischen Cordillere des südlichen Mendoza 359 Beu teil, A. und P. Oberhoffer: Automatische Quecksilber- lufrpumpe für hohes Vakuum mit Auffangvorrichtung für die ausgepumpten Gase. Mit 4 Textfiguren 369 Schloßmacher, K. : Berichtigung 376 Besprechungen. Goldschmidt. V.: Atlas der Kristallformen 376 Miscellanea 377 Dr. Naima Sahlbom, Privatlaboratorium Stockholm (Schweden), Eriksbergsg. 13 Wissenschaftliche Mineral-, Gesteins- und Erzanalysen ~ Referenzen und Prospekte auf Verlangen — ■■ ■ E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien: Die Grundlagen der praktischen Anwendungen der Geologie. Von Wilh. Salomon-Heidelberg. 8°. 16 Seiten. Mit 10 Textfiguren. Preis Mk. 2. — . In allgemein verständlicher Weise wird von fachmännischer Seite in dieser Schrift dargestellt, worauf eigentlich die geologische Voraus- sage für praktische Zwecke (Bohrungen, Tunnel, Bergbau, Wasser- versorgung, Entwässerung etc.) beruht. Neben dem großen Kreis der Interessenten wird die Schrift besonders den Studierenden der Naturwissenschaften willkommen sein. Demonstrationsapparat für polarisiertes Licht. Ernst Leitz, Wetzlar, Opt Werke Vertretung für Norddeutschland Ernst Leitz, Berlin NW., Luisenstr.45. „ „ München Dr. A. Schwalm, Sonnenstr. 10. Neue Modelle zur Erläuterung der Tektonik für den geol. Unterricht nach Prof. Dr. G. Steinmanns „Geologische Probleme des Alpengebirges“, konstruiert von f Dr. K. Stamm. Jedes Modell stellt einen Ausschnitt dar aus einem Gebiet, wo die darzustellende Phase der Gebirgsbildung besonders gut entwickelt ist. Was man in der Natur direkt beobachten kann, ist die Oberfläche des Reliefs. Die Seitenprofile geben an, wie man sich die Fortsetzung der Schichten unterirdisch denken muß, und die abnehmbare Kappe repräsentiert jene Teile, die nach der Auffaltung des Gebirges durch Erosion usw. fortgeführt worden sind. Die Modelle sind mit Stativen versehen, die es ermöglichen, die beiden Teile übereinander im richtigen Zusammenhang aufzustellen. No. 1. Horizontale Lagerung - Diskordanz; 51 X 16 X 17 cm bei aufliegen- der Kappe. „ 2. Einfache Antiklinale und Synklinale (Mt. Terrible- Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51 X 16x23 cm bei auf- liegender Kappe. „ 3. Kofferfalte (Weißensteinkette im Schweizer Jura, nach Gerth); 51 X 16 X 25 cm bei aufliegender Kappe. „ 4. Gewölbeeinbruch- Verwerfung (Val de Travers im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x16x24 cm bei aufliegender Kappe. „ 5. Liegende Antiklinale (Mt. Terrible-Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x16x20 cm bei aufliegender Kappe. , 6. Überschobene Antiklinale mit ausgequetschtem Mittelschenkel (Mt. Terrible-Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x26x22 cm bei aufliegender Kappe. „ 7. Schema zweier übereinanderliegender Decken (nach Lugeon); 61x33x18 cm bei aufliegender Kappe. , 8. Klippen (Iberger Klippen, nach Quereau); 61x33x23 cm bei aufliegender Kappe. „ 9. Fenster (Unterengadin, nach Paulcke); 61x33x17 cm bei auf- liegender Kappe. No. 1— 6 je Jt 45.— , No. 7—9 je JC 80.—. Die vollständige Samm- lung von 9 Modellen nach vorstehender Aufstellung Ji 450.—. Auf diese Preise muß zurzeit ein Teuerungszuschlag von 80 % erhoben werden. Verpackung wird zum Selbstkostenpreise berechnet. Eine ausführliche Beschreibung wird jeder Sammlung beigegeben. Im Okt. erscheint voraussichtl. das paläont. Semester- Verzeichnis No. 48. Dr. F. Krantz Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel. Gegr. 1833. Bonn am Rhein. Gegr. 1833. Verlag der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3. Druck von Carl Grüninger Nachf. Ernst Klett, Buehdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. Orthoskop Kon osK Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0.60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Polarisationsmikroskope, Demonstrations- und Pro- jektionsapparate für polarisiertes Licht, Apparate für Mikrophotographie und Metallmikroskopie. E« Leitz, Wetzlar, Optische Werke Vertretung für Norddeutschland Ernst Leitz, Berlin NW, Luisenstr. 45. ,, ,, München Dr. A. Schwalm, Sonnenstr. 10. Strahlengang im mineral. Stativ OM mit großem Gesichtsfeld. fti den Ebenen K liegt das Bild des Kristalls. ln den Ebenen Ji Hegt da» Arlisenhild Neue Modelle zur Erläuterung der Tektonik für den geol. Unterricht nach Prof. Dr. G. Steinmanns „Geologische Probleme des Alpengebirges“, konstruiert von f Dr. K. Stamm. Jedes Modell stellt einen Ausschnitt dar aus einem Gebiet, wo die darzustellende Phase der Gebirgsbildung besonders gut entwickelt ist. Was man in der Natur direkt beobachten kann, ist die Oberfläche des Reliefs. Die Seitenprofile geben an, wie man sich die Fortsetzung der Schichten unterirdisch denken muß, und die abnehmbare Kappe repräsentiert jene Teile, die nach der Auffaltung des Gebirges durch Erosion usw. fortgeführt worden sind. Die Modelle sind mit Stativen versehen, die es ermöglichen, die beiden Teile übereinander im richtigen Zusammenhang aufzustellen. No. 1. Horizontale Lagerung- Diskordanz; 51 x 16x 17 cm bei aufliegen- der Kappe. „ 2. Einfache Antiklinale und Synklinale tMt. Terrible- Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x16x23 cm bei auf- liegender Kappe. „ 3. Kofferfalte (Weißensteinkette im Schweizer Jura, nach Gerth); 51 X 16 X 25 cm bei aufliegender Kappe. „ 1. Gewölbeeinbruch — Verwerfung (Val deTravers im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51 X 16x24 cm bei aufliegender Kappe. . 5. Liegende Antiklinale (Mt. Terrible-Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x16x20 cm bei aufliegender Kappe. . 6. Überschobene Antiklinale mit ausgequetschtem Mittelschenkel (Mt. Terrible-Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x 26x22 cm bei aufliegender Kappe. . 7. Schema zweier übereinanderliegender Decken (nach Lugeon); 61x33x18 cm bei aufliegender Kappe. „ 8 Klippen (Iberger Klippen, nach Quereau); 61x33x23 cm bei aufliegender Kappe. „ 9. Fenster (Unterengadin, nach Paulcke): 61x33x17 cm bei auf- liegender Kappe. No. 1—6 je Jt 45.— , No. 7 — 9 je bü 80.—. Die vollständige Samm- lung von 9 Modellen nach vorstehender Aufstellung Jt 450. — . Auf diese Preise muß zurzeit ein Teuerungszuschlag von 80% erhoben werden. Verpackung wird zum Selbstkostenpreise berechnet. Eine ausführliche Beschreibung wird jeder Sammlung beigegeben. Im Okt. erscheint voraussichtl. das paläont. Semester- Verzeichnis No. 48. Dr. F. Krantz Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel. Gegr. 1833. Bonn am Rhein. Gegr. 1833. Verlag der E- Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nagele), Stuttgart, Johannesstr. 3. Druck von Carl Grünlnger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. Ernst Leitz, Welzlar, Opt. Werke Vertretung für Norddeutschland Ernst Leitz, Berlin NW., Luisenstr.45. „ r München Dr. A. Schwalm, Sonnenstr. 10. Demonstr ationsappar at für polarisiertes Licht Neue Modelle zur Erläuterung der Tektonik für den geol. Unterricht nach Prof. Dr. G. Steinmanns „Geologische Probleme des Alpengebirges“, konstruiert von *(* Dr. K. Stamm. Jedes Modell stellt einen Ausschnitt dar aus einem Gebiet, wo die darzustellende Phase der Gebirgsbildung besonders gut entwickelt ist. Was man in der Natur direkt beobachten kann, ist die Oberfläche des Reliefs. Die Seitenprofile geben an, wie man sich die Fortsetzung der Schichten unterirdisch denken muß, und die abnehmbare Kappe repräsentiert jene Teile, die nach der Auffaltung des Gebirges durch Erosion usw. fortgeführt worden sind. Die Modelle sind mit Stativen versehen, die es ermöglichen, die beiden Teile übereinander im richtigen Zusammenhang aufzustellen. No. 1. Horizontale Lagerung- Diskordanz; 51 X 16x17 cm bei aufliegen- der Kappe. „ 2. Einfache Antiklinale und Synklinale (Mt. Terrible - Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x16x23 cm bei auf- liegender Kappe. , 3. Kofferfalte (Weißensteinkette im Schweizer Jura, nach Gerth); 51 X 16 X 25 cm bei aufliegender Kappe. „ 4. Gewölbeeinbruch - Verwerfung (Val de Travers im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51 X 16 X 24 cm bei aufliegender Kappe. , 5. Liegende Antiklinale (Mt. Terrible-Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x16x20 cm bei aufliegender Kappe. „ 6. Überschobene Antiklinale mit ausgequetschtem Mittelschenkel (Mt. Terrible-Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51 X 26 X 22 cm bei aufliegender Kappe. „ 7. Schema zweier übereinanderliegender Decken (nach Lugeon); 61x33x18 cm bei aufliegender Kappe. , 8. Klippen (Iberger Klippen, nach Quereau); 61x33x23 cm bei aufliegender Kappe. , 9. Fenster (Unterengadin, nach Paulcke); 61x33x17 cm bei auf- liegender Kappe. No. 1— 6 je Jl 45.— , No. 7—9 je Jl 80.—. Die vollständige Samm- lung von 9 Modellen nach vorstehender Aufstellung Ji 450. — . Auf tjiese Preise muß zurzeit ein Teuerungszuschlag von 80 % erhoben werden. Verpackung wird zum Selbstkostenpreise berechnet. Eine, ausführliche Beschreibung wird jeder Sammlung beigegeben. Im Okt. erscheint voraussichtl. das paläont. Semester- Verzeichnis No. 48. Dr. F. Krantz Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel. Gegr. 1833. Bonn am Rhein. Gegr. 1833. Vertag der E. Schweizerbart 'scheu Verlagsbuchhandlung (Erwin Nagelet, Stuttgart, Johannesstr. 3. Druck von Carl Grüninger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Was geht der deutschen Industrie durch die Abtrennung Elsaß-Lothringens und des Saargebietes an Mineralschätzen verloren Von Dr. PAUL KESSLER Privatdozent der Geologie an der Universität Tübingen 8°. 52 Seiten — Preis Ji 3.20 Es handelt sich um eine hochwichtige Broschüre, mit welcher ein genauer Kenner der einschlägigen Verhältnisse unserem Volke und der Regierung eingehend darlegen will, welch unermeß- liche Werte wir mit schwacher Aussicht für die Zukunft preis- gegeben haben. Auch in Fachkreisen wird die Schrift größtem Interesse begegnen. Eine Uebersicht über die in Württemberg vorhandenen Erze, Salzlager, Bausteine, Mergel, Tone, Ziegelerden, Torflager, Quellen u. s. f., ihre Verbreitung, Gewinnung und Verwertung von Dr. Manfred Brauhäuser. 8°. 325 Seiten mit 37 Abbildungen. Preis brosch. Mk. 6.35, geb. Mk. 8.30. Neue Modelle zur Erläuterung der Tektonik für den geol. Unterricht nach Prof. Dr. G. Steinmanns „Geologische Probleme des Alpengebirges“, konstruiert von *(* Dr. K. Stamm. Jedes Modell stellt einen Ausschnitt dar aus einem Gebiet, wo die darzustellende Phase der Gebirgsbildung besonders gut entwickelt ist. Was man in der Natur direkt beobachten kann, ist die Oberfläche des Reliefs. Die Seitenprofile geben an, wie man sich die Fortsetzung der Schichten unterirdisch denken muß, und die abnehmbare Kappe repräsentiert jene Teile, die nach der Auffaltung des Gebirges durch Erosion usw. fortgeführt worden sind. Die Modelle sind mit Stativen versehen, die es ermöglichen, die beiden Teile übereinander im richtigen Zusammenhang aufzustellen. No. 1. Horizontale Lagerung- Diskordanz; 51 X16X 17 cm bei aufliegen- der Kappe. „ 2. Einfache Antiklinale und Synklinale (Mt. Terrible- Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x16x23 cm bei auf- liegender Kappe. „ 3. Kofferfalte (Weißensteinkette im Schweizer Jura, nach Gerth); 51 X 16 X 25 cm bei aufliegender Kappe. „ 4. Gewölbeeinbruch — Verwerfung (Val deTravers im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51 X 16 X 24 cm bei aufliegender Kappe. , 5. Liegende Antiklinale (Mt. Terrible-Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x16x20 cm bei aufliegender Kappe. „ 6. Überschobene Antiklinale mit ausgequetschtem Mittelschenkel (Mt. Terrible-Kette im Schweizer Jura, nach Steinmann); 51x 26x22 cm bei aufliegender Kappe. , 7. Schema zweier übereinanderliegender Decken (nach Lugeon); 61x33x18 cm bei aufliegender Kappe. . 8. Klippen (Iberger Klippen, nach Quereau); 61x33x23 cm bei aufliegender Kappe. „ 9. Fenster (Unterengadin, nach Paulcke); 61x33x17 cm bei auf- liegender Kappe. No. 1—6 je JC 45. — , No. 7 — 9 je JC 80. — . Die vollständige Samm- lung von 9 Modellen nach vorstehender Aufstellung Ji 450. — . Auf diese Preise muß zurzeit ein Teuerungszuschlag von 80% erhoben werden. Verpackung wird zum Selbstkostenpreise berechnet. Eine ausführliche Beschreibung wird jeder Sammlung beigegeben. Im Okt. erscheint voraussichtl. das paläont. Semester-Verzeichnis No. 48. Dr. F. Krantz Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel. Gegr. 1833. Bonn am Rhein. Gegr. 1833. Verlag der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3. Druck von Carl Grüninger Nacht. Emst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart.