FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin Jahrgang 1921 Mit zahlreichen Figuren im Text STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) f.l .7 Alle Rechte, auch das der Übersetzung, Vorbehalten. Druck von Carl Grüninger Nadif. Ernst Klett, Budidruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. aet ■ C3 mt Inhalt. Original-Mitteilungen an «lie Redaktion. Seite Adolf. G., M. Pu 1fr ich und G. Linck: Ueber die Darstellung des Dolomits und die Dolomite des Röt in der Umgebung von Jena. Mit 1 Textfigur 545 Bamberger, M. und R. Grengg: Ueber die Farben von Mineralien und anorganischen Stoffen bei tiefen Temperaturen 65 Berek. M.: Lichtfilter für die Benutzung künstlicher Lichtquellen beim Mikroskopieren im polarisierten Licht 505 Bergt, W.: Natur und Entstehung der Gneise der ecuatorianischen Ostkordillere 161 Beutel 1, A.: Die Wasserbindung im Heulandit. Mit 5 Textfig. 694. 721 Brill, Rieh.: Aucella Bronni im schwäbischen Jura. Mit 4 Textfig. 379 Broili, F.: Ein Fund von cf. Placerias Lucas in der kontinentalen Trias von Europa. Mit 2 Textfiguren 339 Brouwer, H. A. : Studien über Kontaktmetamorphose in Niederl.- Ostindien. Mit 1 Textfigur 417 Claus, Hans: Ueber Ptychites und Arniotites aus dem Schaumkalke der Umgegend von Jena. Mit insgesamt 11 Textfiguren . . . 120 Cornelius, H. P. : Ueber ein neues Andalusitvorkommen in der Ferwallgruppe (Vorarlberg) und seine regionalgeologische Be- deutung 290 — Zur Frage der Beziehungen von Kristallisation und Schieferung in metamorphen Gesteinen 1 Dietrich, W. 0.: Ueber den „horizontalen Zahnwechsel“ bei Mastodon und Elephas. Mit 4 Textfiguren 595 — Zur spätglazialen Steppenfauna 734 Dittler, E. : Bemerkungen zur Bestimmung des Ni und Co in Meteoriten 741 Doelter, C. : Erzeugung rosenroter Färbung in Fluorit 479 Eckardt, Willi. R.: Die WEGENER’sche Verschiebungshypothese und die geologischen Klimate 259 Ehringhaus, Arthur: Ueber die Aufhebung des Astigmatismus im konoskopischen Strahlengange des Polarisationsmikroskopes. Mit 4 Textfiguren 54 — Ueber die Verwendung anastigmatiseber Polarisationsprismen bei der Projektion mikroskopischer Objekte im polarisierten Licht. Mit 4 Textfiguren 252 Fischer. P. J.: Eine Pliocänfauna von Seran (Molukken) . 242. 278 Freyberg, B. v. : Einige neue Aufschlüsse in den Eruptivgesteinen der Gehrener Schichten des Thüringer Waldes. Mit 1 Textfig. 135 Fritzsche, C. H.: Neue Kreidefaunen aus Südamerika. (Vorläufige Mitteilung.) 272 a* IV Jnhalt. Seite Geinitz, E.: Vier Blitzröhren aus Mecklenburg. Mit 1 Textiigur . 33 Gerth, H.: Fauna und Gliederung des Neocoms in der argentinischen Kordillere 112. 140 Goßner, B. : Zur chemischen Konstitution von Silikaten 518 Hadding, Assar: Ueber Störungen der Linienabstände und der Linienbreite bei Debyediagrammen. Mit 3 Textfiguren . . . 631 Hammer, W. : Ueber eine metasomatische Bildung von Magnesit (Breunnerit) nach Peridotit 385 Henglein, M. : Phenakit aus dem Granit von Hilbersdorf bei Reichenbach in der Oberlausitz. Mit 2 Textfiguren .... 193 Her it sch, F. : Bemerkung zu Dietrich’s Aufsatz über die sog. Tabulaten des Jura und der Kreide 30 — Zwei neue Tabulaten aus dem alpinen Mesozoicum. Mit 3 Text- figuren 564 Hilber, V.: Alter der Pithecanthropus-Schichten 149 — Die Natur der schwarzen Bänder vom Plawutsch bei Graz 29 Huene, Friedrich v.: Coelurosaurier- Reste aus dem obersten Keuper von Halberstadt. Mit 6 Textfiguren 315 — Ein Plesiosaurierrest aus dem untersten Lias Württembergs. Mit 2 Textfiguren 401 — Ueber einen wohlerhaltenen Gaumen von Trematosaurus Brauni. Mit 2 Textfiguren 502 Kalb, Georg: Kristalltracht und Aufwachsung des Eises 129 Katzer, Friedrich: Die sogenannte Ueberschiebung von Livno. Mit 1 Textfigur 616 — Schwarzer Poechit aus der metasomatischen Eisenerzzone von Vares in Bosnien 738 Kegel, Wilh. : Ueber Gerolle mit Eindrücken 83 Keßler, Paul: Die Bedeutung der jährlichen Klimaschwankungen und des Reliefs für die Bodenbildung. (Vorl. Uebersicht.) 294. 326 Kraus, Ernst: Von der Westküste des Muschelsandsteinmeeres (unterer Muschelkalk von Elsaß-Lothringen). Mit 1 Karten- skizze und 1 Textfigur 423 Krenkel, E. : Die Erdbeben Ostafrikas 705. 743 Lehmann, E. : Die Ermittlung der Brechungsexponenten der Mineralien im Dünnschliff durch Vergleich mit Canadabalsam und Kollolith 102 Liebus, Adalbert: Einige Bemerkungen über die Triasablagerungen der Insel Russkij bei Wladiwostok Mit 1 Kartenskizze . . 394 Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Universität Bonn. 36. R. Brauns: Bildung und Beständigkeit von Modifikationen polymorpher Körper unterhalb ihrerUmwandlungstemperatur. Mit 2 Textfiguren 225 37. Carl Skoet.sch: Die Einschlüsse in den Basalten zwischen Godesberg und Remagen 353 38. H. M. E. Schür mann: Beiträge zur Petrographie der östlichen arabischen Wüste Aegyptens 449. 481 39. Clenientine Wurm: Die Mineralien in den Einschlüssen des Basaltes vom Finkenberg bei Beuel 581 Moscheies, J : Ueber die orograpliische Lage tektonischer Horste. Mit 2 Textfiguren 52 Miigge, 0.: Bemerkung zu Brauns, Bildung und Beständigkeit von Modifikationen polymorpher Körper unterhalb ihrer Um- wandlungstemperatur ..... 504 — Ueber Qu irz als geologisches Thermometer und die Bedeutung der Zusammensetzungsfiache von Zwillingen. Mit 3 Text- figuren 609. 641 Inhalt. V Seite Nacken. R. : Welche Folgerungen ergeben sich aus dem Auftreten von Flüssigkeitseinschlüssen in Mineralien ? Mit 6 Textfig. 12. 35 Nacken, R. und W. Wolff: Ueber die Absorption von Gasen durch Chabasit. Mit 4 Textfiguren 364. 388 Nopcsa , Franz Baron: Zur systematischen Stellung von Popo- saurus (Mehl) 348 Nowack, Ernst: Die Grundzüge in der Tektonik Mittelalbaniens. Mit 2 Textfiguren 175. 205 Oertel, Walter: Revision der Liasgeschiebe Mecklenburgs .... 458 Philipp, H.: Beitrag zur Kenntnis der Bewegnngsvorgänge in hoch- viskosen geologischen Flüssigkeiten. Mit 3 Textfiguren . . . 679 Prell, H.: Die biologische Bedeutung der Mündungsverengerung bei Phragmoceras. Mit 6 Textfiguren 303 — Ueber die Schale von Spirula und ihren Verwandten. Mit 5 Textfiguren 183. 215 Rani an n, E. : Kohlensäure und Hydrolyse bei der Verwitterung 233. 266 Reck, Hans: Ueber das Alter der jungen Sedimente und des Pecten Vasseli Fuchs an der ostafrikanischen Küste. Mit 1 Textfigur 526 — Ueber eine neue Faunula im Juragebiet der deutsch-ostafrika- nischen Mittellandbahn. Mit 3 Textfiguren 431 Reck, H. und W. 0. Dietrich: Ein Beitrag zur geologischen Kenntnis der Landschaft Usaramo in Dentsch-Ostafrika. Mit 3 Textfiguren 372 Reiuheimer.S. : Bemerkungen zur Bestimmung numerischer Aperturen an Dünnschliffen zu diagnostischen Zwecken. Mit 2 Textfig. 406 Reitz, H.: Spuren arider Wüsten im Diluvium Schleswig-Holsteins. Mit 8 Textfiguren 20 Remane, Adolf: Zur Beurteilung der fossilen Anthropoiden . . . 335 Renck, Julius: Ein neues Achatvorkommen in den Vogesen. Mit einer Uebersichtskarte 257 Ri c harz, Steph. : Neue Wirbeltierfunde in den Tonen von Tegelen bei Venlo 664 Richter, Max: Die exotischen Blöcke im Flysch bei Oberstdorf. Mit 3 Textfiguren 321 — Unter- und Mitteldevon im Oberbergischen zwischen Agger und Sieg 196 Rinne, F. : Bemerkungen zur orientierenden Wirkung der Kristall- felder des Steinsalzes und des Sylvins. Mit 1 Textfigur . . . 577 Rose, H. und 0. Miigge: Einschlüsse kalkiger und kieseliger Ge- steine im Basalt der Blauen Kuppe bei Eschwege 97 Salfeld, Hans: Das Problem des borealen Jura und der borealen Unterkreide 169 — Kiel- und Furchenbildung auf der Schalenaußenseite der Am- monoideen in ihrer Bedeutung für die Systematik und Fest- legung von Biozonen 343 Sch 1 a gi n tw ei t , Otto: Die Ceratiten des mittleren Hauptmuschel- kalks Würzburgs 621 Schlosser, M. : Neuere Funde von Wirbeltieren, besonders Säugetieren im Tertiär und Pleistocäu der Iberischen Halbinsel 436. 471. 490 Schmidt, Herrn.: Ueber Goniatiten — eine Revision ihrer Systematik mit Beifügung neuer Beobachtungen. Mit 1 Textfigur . . . 538 Schüler, Walther: Analyse des Paradoxit von Euba in Sachsen . 737 Spangenberg, K. : Einfache Vorrichtung zur Darstellung von be- liebigen Kristallstruktur-Modellen. Mit 1 Textfigur 229 Stecher, E.: „Hemimorphe“ Eiskristalle 289 Tams. E.: Ueber die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der seismischen Oberflächen wellen längs kontinentaler und ozeanischer Wege 44. 75 VI Inhalt. Seite T i e d e , Erich und Arthur S c h 1 e e d e : Phosphorescenz und Schmelzen der Sulfide der II. Gruppe, insbesondere des Zinksulfids. Mit 1 Textfigur 154 Wahner, F. : Zur Beurteilung der Längsstörungen im mittel- böhmischen Faltengebirge 660 W e n z , W. : Ueber die zoogeographischen Beziehungen der Land- und Süßwassermollusken des europäischen Tertiärs. Eine Ent- gegnung an Herrn P. Oppenheim 687. 713 — Zur Frage der Altersstellung des schwäbischen Tertiärs . . . 559 Wetzel, W. : Darstellung von Flußspat bei Zimmertemperatur . . 444 Wilckens, Otto: Das Diluvium der Umgegend von Bremen . . . 650 — Die Dünen zwischen Unterelbe und Unterweser. Mit 1 Karten- skizze 590 W i 1 1 m a n n , Karl : Die natürlichen Eisenoxydhydrate 673 Wittich, E. und J. Kratzert: Ueber ein neues Vorkommen von Dumortierit im Granit bei Guadalcäzar, Nordmexiko .... 648 Biicherbesprechungen. Abderhalden, E. : Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden . 96 Abel, 0: Die Stämme der Wirbeltiere 637 — Lehrbuch der Paläozoologie 638 Andree, K. : Geologie in Tabellen 752 Artini, E. : I Minerali 255 Bubnoff, Serge v.: Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen 447 Cloos, H.: Der Mechanismus tiefvulkanischer Vorgänge 751 Dacqufe, E.: Geologie II (Stratigraphie) 191 Diener, K. : Paläontologie und Abstammungslehre • . 640 Doelter, C.: Handbuch der Mineralchemie 704 Emmons, W. H.: The enrichment of ore deposits 670 Etzold. Fr.: Die sächsischen Erdbeben während der Jahre 1907 — 1915 382 Galitzin, Fürst B. : Vorlesungen über Seismometrie 572 G e i n i t z , E. : Das Diluvium Deutschlands 222 Groth, Paul: Elemente der physikalischen und chemischen Krystallo- graphie 287 Groth, P. und K. Mieleitner: Mineralogische Tabellen .... 603 Henglein, Martin: Lötrohrprobierkunde 32 Hintze, Carl: Handbuch der Mineralogie 704 Hunke, L. : Anorganische Chemie mit Anhang: Mineralogie . . . 669 Jaeger, F. M. : Lectures on the Principle of Symmetry and its applications in all natural Sciences 703 7. Jahresversammlung der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft in Göttingen 191 Johannsen, A.: Manual of pctrographic methods 160 Kober, L. : Der Bau der Erde 606 Kraus, Edward Henry and Walter Fred Hunt: Mineralogy • . • 350 Kriselte. Paul: Die Verteilung der landwirtschaftlichen Haupt- bodenarten im Deutschen Reiche 414 Le Chatelier, H. : Kieselsäure und Silikate 670 Lehner, Dr. Alfons: Tafeln zum Bestimmen der Mineralien mittels äußerer Kennzeichen 703 Mitteilungen der Preußischen Hauptstelle für den naturwissen- schaftlichen Unterricht. Heft 3. Beiträge zum geologischen und mineralogischen Unterricht 61 Mur doch, J.: Microscopical determination of the opaque minerals 256 Neumayr, M. : Erdgeschichte 168 Inhalt. VII Seite Niggli, P.: Die leichtflüchtigen Bestandteile im Magma 411 — Geometrische Kristallographie des Diskontinuums 94 — Lehrbuch der Mineralogie 62 Odün, Sven: Die Huminsäuren 127 — Die Humussäuren und die Bodenazidität 128 Pirsson, L. V. and Ch. Schuchert: A textbook of geology . . 604 Schmidt, C. W. : Geologisch-mineralogisches Wörterbuch .... 669 Steinriede, Franz: Anleitung zur mineralogischen Bodenanalyse. insbesondere zur Bestimmung der feineren Bodenmineralien unter Anwendung der neueren petrographischen Untersuchungs- methoden 702 Stromer, Ernst: Paläozoologisches Praktikum 415 Wegen er, A.: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane . . . 506 Weinschenk, E. : The fundamental principles of petrology . . . 160 Wiegner, G. : Boden und Bodenbildung in kolloid-chemischer Betrachtung 351 Zsigmondi, R. : Kolloidchemie 636 Miscellanea. 7. Jahresversammlung der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft in Göttingen 349 Ueber das Schicksal der russischen Geologen 60 Personalia. Becke, F ... 32 Hauff, Bernhard . . . ... 352 Bergeat, A Heim, A Beutell. Albert . . . . ... 736 Jentzsch ... 608 Beyschlag, F ... 608 Johnsen, A Branca, v ... 608 Kayser. E ... 608 Bücking, H ... 608 Lang, Viktor Edler v. . ... 480 Eck. v Liebisch, Th ... 352 Eitel, W . ... 640 Nacken, R ... 640 Freudenberg, Wilh. . . ... 416 Schindewolf, Otto H. . ... 736 Harrassowitz . ... 320 Soergel, W ... 640 Berichtigungen 64. 256. 384. 640 VIII Sachregister. Sachregister zum Centralblatt für Mineralogie etc. 1921. Die Original-Mitteilungen sind kursiv gedruckt. Absorption von Gasen durch Cliabasit 364, 389. Abstammungslehre und Paläontologie von K. Diener 640. Aceratherium aurelianense 440. Achat, Vogesen, Vorlc. 257. Afrika ( Deutsch-Ost-) , Usaramo, Geol.373. Deutsch- u. Britisch- Ost-, Erdbeben 705, 743. Aegypten, arabische Wüste, Gesteine 449, 481. Albanien. Tektonik 175, 205. Albit, Konstitution 522. Albula- und Juliergranit 2. Allgäuer Alpen, exotische Blöcke im Flgsch 321. Alpen Deckentheorie, Grundlagen 448. metamorphe Gesteine 3. Alpines Mesozoicum, Chaetetes Geyeri und Ch. Spengleri 564. Altersstellung des schwäbischen Ter- tiärs 559. Amaltheengesehiebe, Mecklenburg 460. Amazonit, Hilbersdorf, Oberlausitz, Vorlc. 195. Ambites discus, Trias, Russkij-Insel bei Wladiwostok 399. Amesit, Konstitution 522. Amikroskopische Kristallbildung 580. Ammoniten in Liasgeschieben Mecklenburgs 459. Busski, j-lnsel b. Wladiwostok 397. Ammonit es laevis. Liasgeschiebe Meck- lenburgs 459. Ammonoidea. Kiel- u. Furchenbildung 343. Ammonoideen-Fauna . nordwesteuro- päischer Jura 169. Amphibolit, Bir Dara, Beschr. 4b 1. \ Amphicyonide ( Hinterfuß), Oligoeäu. Barcelona 438. Amphistegina wanneriana, Pliocän . Molukken 250. Amphitragulus , Aquitanien. Sineu auf Majorca 440. Analcim, Wässerung 701. Anarcestes, Lobenlinien 542. An astigmatische Polar isationspris- men, Verwendung bei Projektion mikrosk. Objekte im pol. Licht 252. j Andalusit Ferwallgruppe, Vorlc., Krist. 290. Ly ngsberg. Einschluß im Basalt 35 7. -horn felse , Niederländ. -Ostindien 419. Andesitc, arabische Wüste 458. Anhydrit, numerische Apertur 410. Anoecstomeria, Oligocän, Barcelona 438. Anorthit. Konstitution 522. Anorthoklas, Magoye, Brechungs- exponenten 105. Antarktis. Schneekristalle 129. Anthracotherium magnum, Aquita- nien, Sineu auf Majorca 440. Anthropoiden, fossile 335. Apatit, Lyngsberg . Einschluß im Basalt 359. Apertur, numerische 406. Aplit, arabische Wüste 456. Apophyllit, Wässerung 701. Apparate Polarisationsprismen 252. Tränkung lockerer Gesteine mit Canadabalsam (Berichtigung) 64. Sachregister. IX Aquitanien. Spanien , Wirbeltierfunde 440. Arabische Wüste Aegyptens . Petro- graphie 449. 4SI. Argentinien, Pucaformation 273. Argentinische Cordillere, Fauna und Gliederung des Neocoms 112, 140. Aride Wüsten. Diluvium Schleswig- Holsteins 20. Arniotites Schmerhitzii. Schaumkalk, Jenaer Gegend 126. Arrogo de la Manga, Neoco in seh ichten - folge, Argentinien 147. Asien Molukken. Pliocänfauna von Seran 242. Niederländisch- Ostindien. Kontakt- metamorphose 417. Astigmatismus im konoskopischen Strahlengang, Aufhebung 54. Astronomische Ortsbestimmung 512. Aucella Bronni, Weiß-Jura «. Ba- lingen 379. Aufhebung des Astigmatismus im konoskopischen Strahlengang 54. Auficachsung. Fiskrisfalle 129. Augit. Lgngsberg. als Basalteinschluß 358. Balkan. Mittelalbanien, Grundzüge der Tektonik 175. Bänder, schwarze in Sandsteinlagen, Plairutsch bei Graz 29. Barcelonaer Gegend. Wirbeltiere u. Pflanzen im Oligocän 437. Baryt, Lgngsberg. Krist. 362. Basalt Blaue Kuppe bei Eschwege. kalkige und kieselige Gesteinseinschlüsse 97. Finkenberg bei Beuel, Einschlüsse 5S1. God esberg — Bemagen, Ei lisch I üsse 353. Bau der Erde; L. Kobek 606. Beben Ostafrikas 709, 743. Belemniten-Bostren, Ontogenese 219. Belemnites, Deckschale 216. Bet riasella mendozana. oberstes Ti- thon, argentinische Kordillere 116. Berylliummineralien, Schlesien 193. Beständigkeit vonModifikat ionen poly- morpher Körper 225. Beiregungsvorgänge in hochviskosen geol. Flüssigkeiten 679. Bielsteiner Sattel, Tektonik 204. Biologische Arbeitsmethoden, Hand- buch von Abderhalden 96. Biozonen, Systematik 343. Bir Dura, arabische Wüste, Gesteine 481. Bituminöser Mergel. Warnemünde 461. Bladersbacher Schichten 197. Blauldiitter 679. Blaue Kuppe bei Eschwege, kalkige und kieselige Gesteinseinschlüsse im Basalt 97. Blitzröhren, Mecklenburg 33. Bodenanalyse, mineralogische, An- leitungen 702. Bodenarten Deutschlands, Verteilung 414. Bodenazidität und Humussäuren 128. Bodenbildung. Relief 294. 326. Boden und Bodenbiidung in kolloid- chemischer Betrachtung 361. Boracit . enantiotrope Umwandlung 228. Borealer Jura und boreale Unter- kreide, Problem 169. Bosnien Limo, die sog. Ueber Schiebung 616. Poechit, Volk. 738. Bos taurus. Pleistocän, Portugal 499. Bostonit, Bir Dara. Aegypten 484. Brachgodus Cluai, Oligocän. Barce- lona 438. Braunerde. Bildung 328. Braunspatkrist. in Rheinischen Ba- salten 362. Brechungsexponent - Ermittlung im Dünnschliff durch Vergleich mit Canadabalsam und Kollolith 102. Bremer Gegend , Diluvium 650. Breunerit, metasomatische Bildung nach Peridotit. Kopaonikgebirge , Serbien, Analyse 385. Brombacher Schichten, Mitteldevon 199. Bronzitporphyrit , arabische Wüste 454. Buntsandsteinkontakt, Blaue Kuppe bei Eschwege 101. Cadmiumsulfid, Schmelzen 157. Canadabalsam und Kollolith als Ver- gleichsmaterial zur Brechungs- exponentermittlung von Mine- ralien 102. Canis lupus, Pleistocän, Portugal 497. Carbonatpegmatite 414. Cardioceras, boreales Gebiet 170. Ceratiten, mittl. Hauptmuschelkalk, Würzburg 621. Ceratites eompressus. erolutus, enodis u. spinosus, mittl. Hauptmuschel- kalk, Würzburg 628. X Sachregister. Cerrus elaphus, Pleistocän , Portugal 407. Chabasit Absorption von Gasen 3G4, 388. Konstitution 533. Rühendörfel, Entwässerung 302. Wässerung 70 1. Chaetetes Geyer i u. Gh. Spengler i, alpines Mesozoicum 504. Chalcedon Jena, Vork. 553. Lyngsberg, 302. Cheiloceras, Lohenentwicklung 541. Chemische Kristallographie v. P. Groth 287. Chemische Konstitution der Silikate 513. Chemismus der Oberflächenumbildung 872. Chile, Rudisten, Kreide 270. Chlorit - Glimmer - Allntgneis , ecuato- r ionische Ost lordi llere 105. Chlorit oid, Konstitution 522. Chondrodit, Konstitution 524. Chromdiopsid, Godesberger Gegend, im Basalt 358. Chromit . Kapaonikqebirge, Serbien 385. Clymenien. Lohns 544. Clypices Kingianus, Trias, Russkij- Insel bei Wladiwostok 300. Coelurosaurier- Reste, oberer Keuper, Halberstadt 315. Columbien, Kreide, Cephalopoden 277. Columbitpegmatite 413. Cordierit Finkenbergbasalt, Vork. 584. Konstitution 521. Crocodilus Rolli nati, Eoctin, Corral 437. Cypraea europaea, Miindungsrerenge- rung 307, 313. Diichelsberg, Basalt, Einschlüsse 353. Daressalamer Ki/sle, Geol. 372. Debyed i agram me. Linienahstände n. Linienbreite, Störungen 031. Deckenlehre, Ost- und Westalpen 159. Deckentheorie, Grundlagen 447. Deeckeit, Formel 704. DentaHum di spar, Pliociin, Molukken 348. Denlellocaracolus, syst. Stellung 087. Desmin, Wässerung 701. Deutsches Reich, Verteilung der land- wirtschaftl Hauptbodenarten 414. Deutschlands Diluvium 222. heran. Oberbergischen .irischen Agger u. Sieg, Fauna 107. Diabasmandelstein. BirDara, Aeent fi- ten 484. Diabasporphyrit , arabische Wüste 458. Dietrichia parvnla. Mittellandbahn- jura 434. Differentielle Bewegung in Schiefe- rungsrichtung 5. Diluvium Bremer Gegend 650. Deutschlands 222. Ostafrikaküste, Pecten Vasseli 537. Schleswig- Holstein, Spuren arider Wüsten 5. Seweclcenberg b. Quedlinburg, spät- glaziale Steppenfauna 734. Dinotherium giganteum , Iberische Halbinsel 475. Disgraziamassir , Kontaktzonen 10. I Diskontinuum. geometrische Kristallo- graphie 94. Disthen Diichelsberg, Vork. 356. Finkcnhergbasalt, Vork. 583. Dogger ß, Kidugallohorizont 436. Dolomit Darstellung 547. Röt, Jenaer Gegend 545. Dorcatherium crassum. Miocän, Va- lencia 443, 474. Dryopithecus, Arten 330. Dumortierit Guadalcdzar, Kordmexiko, Vork. u. Pleochroismus 048. Konstitution 521. Dünen z irischen Cnterelbe u. Unter- weser 500. Dünnschliff Untersuchung, Bestimmung numerischer Aperturen 406. Durazzo, Synklinalregion 170. Ecuator ionische Ostkor diUere, Gneise 161. Ehrenwerthit 674. Eindrücke in Geröllen. Entstehung 83. Einschlüsse von Flüssigkeiten in Mineralien 12, 35. Eis. Kristalltracht und Aufwaclisung 120. Eisen im Finkenbergbasalt, Vork. 588. Eisenerze. Smrcka bei I ’a res, Poecliit. Vork. und Analysen 730. Eisenglimmer pegmat H . Aegypten 483. Eiseno.rydliydrate : natürliche 673. ) Eisenspat , Finkenbergbasalt , Vork. 580. Eisen- und Kupfererze , Bir Dura, arabische Wüste Aegyptens 483. Eiskristalle. Ilcmimorpliie 280. Sachregister. XI Eitorfer Schichten. Unterdevon 196. Ellnxsaner Ebene. Mittelalbanien, Tek- tonik 181. Elbe. Dünengebiet 590. Elephasfunde, Tegelen, Holland 666. Elephas . horizontaler Zahmrechsel 595. Enantiotrope Körper. Bildung be- ständiger Modifikationen unter- halb der Umwandlungstemperatur 928. Entwässerungsgrade . Chabasit 393. Entwässerung ron Zeolithen G94. Eocän, Iberische Halbinsel. Säuge- tierreste 500. Epidot- AUtUgn eis.ecua torian isch e Ost- kordillere 166. Epidot- Horn felse. Kiederl -Ostindien 420. Einzentrum u. Stoßzeit, SanFranzisco- Beben 46. Erdbebenforschung, Vorlesungen von B Galitzin 572. Erdbeben Fortpflanzungsgeschwindigkeit seis- mischer Oberflächenwellen 44. 75. Ostafrikas 705. 743. Sachsen, 1907 — 1915. 382. Erde, Bau. von L. Kober 606. Erdgeschichte (M. Neumayr) 158. Erdöl, Colombien, in Kreideammoniten 277. Ergußgesteine, arabische Wüste 457. Erinaceus europaeus, Pleistocän. Por- tugal 499. Erzanreicherungen auf Lagerstätten 670. Erzlagerstättenbildung durch Nach- pneumatolyse 413. Erzlagerstätten Eisen-Kupfererze. Bi rDara, Aegyp- ten 4S3. oberflächliche Umbildungen 670. Erzpegmatite 414. Eruptivgneis, Ecuador 163. Eschwege. Blaue Kuppe, kalkige und kieselige Einschlüsse im Basalt 102. Euba, Sachsen, Paradoxit, Analyse 737. Euclieiloceras, Loben 541. Eurasien u. Amerika, Geschwindigkeit seismischer Oberfiächenwellen 80. E.cogyra columba, Kreide, Ostafrika 377. Exotische Blöcke, Flyscli bei Oberst- dorf 321. Falcif er engeschiebe. Mecklenburg 469. Faltengebirge. Mittelböhmen, Längs- störungen GGO. Farben bei tiefen 'Temperaturen 65. Feinbauliche Verwandtschaft 578. Felis lyn.r, Barcelona 500. Felsit porpliyr, Thüringer Wahl 135. Fer wallgruppe, Andalusitvork. 290. Fibrolith. Finkenbergbasalt. I ’ork. 583. Filterkürette 506. Finkenberg b. Beuel. Basalteinschi iisse 581. Flintgeschiebe, Holstein 24. Flugsandgebiet, Unterelbe 594. FlüssigeLuft, Mineralfarben darin 65. Flüssigkeitseinschlüsse in Mineralien 12. 35. Fluorit Dichte 446. -Granit. Bir Dara, arabischeWüste. York. 4*2. Hilbersdorf. Vork. 195. rosenrote Färbung durch Badium- bestrahlung 479. Weardale, England, rosenrote Fär- bung durch liadium 480. Flußspat, Darstellung bei Zimmer- temperatur 444. Flyscli exotische Blöcke, Oberstdorf 321. Mittelalbanien 179. Foetorius Eversmanni , spätglazial. Seweckenberg 734. Foraminiferen, 54 Spezies aus dem Pliocän v.Seran ( Molukken ) 250. Fortpfia nzu ngsgesch wi nd igkeit seis- mischer Oberfiächenwellen längs kontinentaler u. ozeanischer Wege 44, 75. Fufa - Schichten . Seran (Molukken) 242, 278. Fulguritvorkommen, Mecklenburg 33. Fulvosäure, echte Lösung 127. Fumarolenbildung 414. Gabbro. Allalingebiet . Wallis, Um- wand! u n gsersch einungen 4. Ganggesteine, arabische Wüste 452. Gase. Absorption durch Chabasit 364. 3S9. Gastropoden Pliocän, Seran (Molukken) 243. Tertiär, Iberische Halbinsel 472. Gebet Gharib, Aegypten. Gesteine 485. Gebe l Mogul, arabische Wüste, Ge- steine 452. Gebirgsfaltungsprozeß 508. Gehlenit Blaue Kuppe bei Eschwege 98. Konstitution 523. XII Sachregister. Gehrener Schichten d. Thüringer Rot- liegenden , Felsitporphyr decken 135. Gelheisenstein, ehern. 674. Geologie II. (Stratigraphie) 191. in Tabellen von K. Andere 752. Textbook, Pirsson u. Schüchkrt 604. Geologische Flüssigkeiten, Bewegung in hochviskosen 671). Geologisches Thermometer. Quarz 609. Geologisch - mineralogisches Wörter- buch von C. W. Schmidt 669. Geometrische Kristallographie des Dis- kontinuums (von P. Niggli) 94. Gerolle mit Findrücken, Entstehn ng83. Geschiebedecksand , Bremer Gegend 652. Gesteinskunde. Grundziige (E. Wein- schenk) 160. Gilbert it, Hilbersdorf, Oberlausitz 195. Gipskristalle, Einschlüsse im Basalt des Dungberg 361. Glanzspat, Unkelstein, Einschluß im Basalt 357. Glazialbildungen, Klimatologie 265. Globigerinen, Pliocän, Molukken 250. Glyphioceraten, Lohns 542. Gneise, ecuatorianische Ostkordillere, Natur u. Entstehung 161. Godesberg, Basalt, Einschlüsse 353. Goethit, ehern. 675. Goldrubinglas, Verfärbung bei — 190°C 68. Goniatites, Revision der Systematik 528. Granat Blaue Kuppe bei Eschwege 97. -Diopsidhornfelse, Nieder länd. -Ost- indien 422. Finkenbergbasalt, Vork. 585. Konstitution 521. Granite, arabische Wüste 450. Graphit, Finkenbergbasalt, Vork. 583. Graphit ge gm atite 414. Grazer Gegend, schwarze Bänder in Sa n äste in lagen 2 9. Großfalten, Bau (508. Grundlagen der Deckentheorie 447. Grundmoräne. Bremer Gegend 657. Guadalcdzar, Nordmexiko , Dumor- iierit 650. Gyronites freguens, Trias, Wladiwo- stok 398. I Talberst adi, Trias, Coelurosaurier- Reste 315. Halilhenum fossile, Bourdigalien, San Sadurni 441. Hälleflintgeschiebe , Klein - Offenseth. Holstein 23. Halticosaurus longotarsus, ob. Keuper, Halberstadt 317. Hamme- Urstromtal 594. Handbuch der Mineralchemie von C. Doelter 704. der Mineralogie, C. Hintze 704. Harmotom, Wässerung 701. Harpoceras, Kielbildung 345. — elegans, ob. Liasgeschiebe, Mecklen- burg 467. Harpolith, Intrusionen von Sichelform 751. Hauptmuschelkalk Würzhurgs, Cera- titen 621. Hecticoceras, Furchen- u. Kielbildung 345. Helixarten, Mündung 306. Helvetien, Portugal , Mastodon an- gustidens 494. Heulandit, Wasserbindung 694, 721. Hilbersdorf, Oberlausitz , Phenakit- kristalle 193. Hohr äcker Schichten, Mitteldevon, Fauna 199. Holcoptychitcs, mittleres Hauterivien, argentinische Kordillerc 143. Holstein, Diluvium, Spuren arider Wüsten 21. Homo, Pleistocän, Portugal 499. Horizontaler Zahnwechsel bei Masto- don und Elephas 595. Hornblrndeporphyrit, arabisclieWüste 454. Hornfelse, Niederl.-Indien 417. Horste, tektonische , orographische Lage 52. Huminsäuren 127. Hnmussänren und Bodenazidität 128. Hyaena eximia. Iberische Halbinsel 491. Hydrogocthit, ehern. 674. Hydrohämatit, ehern. 674. Hydrolyse, und Kohlensäure bei 1 ’er- witterung 233. Hydrolysierte Salze, Verwitterung 269. Hymatomelansäure 127. Ihartal, Serbien. Thermen u. Eruptiv- gesteine 3S7. Iberische Halbinsel Neue Wirbeltierfunde im Tertiär und Pleistocän 436. Tertiär und Pleistocän, Säugetiere 471. Isehmi-Ebene, Albanien, Tektonik 180. Isomorpher Mischbau 578. Sachregister. XIII Japan, Erdbeben 47. Jenaer Geyend Ptychites und Arniotites aus dem Schaumkalk 120. Rötdolomite 545. Jura Balingen. Aucella Bronni 379. borealer, Problem 109. den tseh -ost afrika n ische M ittella n < I- baltn, neue Faunula 431. Mecklenburg, Liasgeschiebe 458. Tschernawoda, Solenopora Hilberi 30. Kalifeldspat (Parado.eit) , Euba. Sachsen 738. Kalisalpeter, metastabile Modifika- tionen 227. Kalkige u. kieselige Gesteinseinschi iisse im Basalt der Blauen Kuppe bei Esch wege 97. Kalknatron- Glas, Einwirkung von Flußsäure 447. Kalkspat, Einwirkung von Flußsäure 445. Kantengeschiebe. Holstein, Entstehung 27. Kaolin, Konstitution 520. Karagwe-Herdlinie, Ostafrika 746. Katanga, Erdbeben 745. Katerusi - Kegel, Afrika. Ausbruch und Beben 708. Kendeng-Schichten 154. Keuper, ob., Halberstadt, Coeluro- saurier-Reste 315. Kidu gallo- Horizont , Mittellandbuhn 436. ' Kollolith zur Brechungsexponent- ermittlung von Mineralien im Dünnschliff durch Vergleich 102. Konde- Vulkane, Schütterkreis 709. Kongostaat, Erdbebenbeob. 745. Koninckites gigas, Trias, Russkij- Insel bei Wladiwostok 397. Kontaktuietamorphose Montana 413. Niedert. • < Ist indien 417. Kontinentale Wege. Erdbebenfort- pflanzung 50. Kontinente und Ozeane, Entstehung (A. Wbgener) 506. Ko p a oui kg eh i rge, Serbien, Per idotit. Breunerit 385. Kornerupin, Konstitution 521. Korund -Duiuortierit- Andalusitpegniatite 413. im Finkenbergbasalt , Vork. 584. Unkelstein. Vork. 357. Kreide argentinische Kordillere, Fauna u. Gliederung 112, 140. boreale, Problem 169. Chile, Rudisten 276. Deut sch -Ost afr i ka 374. -Eocän - Antiklinale von Kraja, Mittelalbanien 183. -Feuerst eine. Flußsäurewirkung 445. Mittelalbanien, Tektonik 207. Oberstdorf 321. Südamerika, Fauna 272. Kristallchemie, Lehrbuch (P. Niggli) 62. Kiel- und Furchenbildung auf der Schalenaußenseite der Ammonoi- deen 343. Kieselsäuregel in der Natur 637. Kieselsäure und Silikate 670. Kilimandscharo - Meru - Schütterkreis 707. Kiinmeridge , boreales Gebiet, Am- monoideen 170. Klimaschwankungen, Relief für Boden- bildung 294, 327. Klimate, geol., Verschiebungshypothese 259. Kneta Durcit, Albanien, politischer Sandstein 177. Kohlensäure -Einschlüsse in Mineralien 12, 35. und Hydrolyse bei Verwitterung 233, 266. Kolloidchemie, R. Zsigmondi 636. Kolloid - chemische Betrachtung von Boden u. Bodenbildung 351. Kristallfelder, Steinsalz u. Sylvin 577. Kristalline Schiefer arabische Wüste 454. Strukturformen 1. Kristallisationsbänderung 685. Kristallisationsseh ieferung 7. Kristallisation und Schieferung in metamorphen Gesteinen 1. Kristallob! astische Strukturen 1. Kristallographie des Diskontinuums 94. phys.-chem. von P. Groth 287. Kristallstruktur- Modelle, Vorrichtung zur Darstellung 229. Kristalltracht, Aufwachsung des Eises 129. Krug planina, Limo in Westbosnien, Profi I 619. Krummendorf bei Rostock, Fulgurit- röihren 34. Kryolithpegmatite 414. Kupfer iniFinkenbergbasalt,Vork. 588. XIV Sachregister. Kupferkies Finkenbergbasalt, York. 588. Zwillingslamellen im Basalt, Rhein- land 360. Küstenversetzung, nordtr. Vogesenrami 427. Lamellibranchiata, Pliocän, Molukken 248. Laminarbewegung 684. Landwirtschaft!. Hauptbodenarten im Deutschen Reich, Verteilung 414. Längsstörungen im m ittelböhmischen Faltengebirge 660. Laterit, Bildung 333. Laumontit, Konstitution 523. Lawsonit, Bildung aus Plagioklas 4. Lehrbuch d. Mineralogie (P. Niggli) 62. Leichtflüchtige Bestandteile im Magma 411. Lepidokrokit, ehern. 676. Lepidolith, Konstitution 525. Leucochroa. Bez. zu Dentellocaracolus 689. Lias, Pf rondorf bei Tübingen, Tliau- matosaurus megacephalus 404. Liasgeschiebe. Mecklenburg 459. Lichtfilter für Mikroskopieren im pol. Licht 505. Libellen bei Wassereinschlüssen 19. Limatula, Kreide, Ostafrika 377. Limonit, Oruro, ehern. 678. Linienabstän debe i Debyediagra m men. Störungen 631. Liparitstrom 680. L istriodon splendens, Tertia r. Iberisch e Halbinsel 474. Livno, Westbosnien, sog. Ueberschie- bung 616. Lobenelemente, Goniatites 538. Lophiodon, Koeän, Corral 437. Löslichkeitsbeeinflussung 267. Lösungen, gesättigte u. ungesättigte 412. Lösungsmittel, Gerölleindrücke 90. Lothringen. Trias, Placerias hesternus 341. Lötrohrprobierkunde, qualitative Ana- lyse auf trockenem Wege (von M. Henglein) 32. Lupus spelaeus, spät glazial, Seweclcen- berg 734. Magmenbestandteile, flüchtige 411. Magnesiastäbchen. Gebrauch bei Löt- rohruntersuchungen 32. Magnesit (Breunncrit) , metasoma- tische Bildung nach Peridotit, Kopaonikgebirge, Serbien, Ana- lyse 385. Magnetit, Unkelstein, als Einschluß im Basalt 360. Magnetkies Finkenbergbasalt, York. 588. Lyngsbergbasalt 360. Malchit, Gebet Mongul, Aegypten 486. Mali Dajtit, Mittelalbanien, Tektonik 205. Mangoli, Niederl. -Ostindien, Granit - dioritgesteine 417. Margarit, Konstitution 522. Mastodon A ndi um, Unterkiefer, Alters- stadien 597. — angustidens, Iberische Halbinsel 475. — — , Miocän, Palenda 443. — und Elephas, horizontaler Zahn- wechsel 595. Mechanische Schieferung 6. Mechanismus tiefvulkanischer Vor- gänge 751. Mecklenburg Blitzröhren , Vork. im Heidesand 33. Liasgeschiebe 458. Meecoceras planulatum, 2'rias, Russ- kij-Insel bei Wladiwostok 397. Mejouit, Konstitution 523. Meies taxus, spätglazial, Sewecken- berg 734. Melinophanpegmatite 414. Mensch enspuren 153. Mesozoicum, Alpen, Ghaetetes Geyeri u. Ch. Spengleri 565. Metamorphc Gesteine. Kristallisation und Schieferung 1. Meteorite, Ni- und Co- Bestimmung darin 741. Migmatite 414. Mikroanalyse 32. Mikroskopieren im pol. Licht, Licht- filterbenutzung 505. Mikroskopische Bestimmung d. opaken Mineralien 256. Miliolidcn, Pliocän, Molukken 250 Mineralbestimmungstafeln v. A. Lkii- ner 703. Mineralchemie, Handbuch v.C.Doelter 704. Mineralfarben bei — 190° 65. Mineralien , Flüssigkeitseinschlüsse 12, 35. Mineralogie anorg. Chemie von L. Hunkk 669. E. Artini, Lehrbuch 255. Kraus u. Hunt, Lehrbuch 351. P. Niggli, Lehrbuch 62. Handbuch von C. Hintze 704. Sachregister. XV Mineralogische Bodenanalyse, Anlei- tungen 702. Mineralogische Gesellschaft, 7. Jalires- vers in Göttingen, Vorträge 191. Mineralogische Tabellen (Gkoth und Mieleitner) 6U3. Mineralogischer u. geologischer Unter- richt 61. Mineralparagenesen. Bildung 414. Min. -geol. Wörterbuch v. C.W. Schmidt 669. Minette , Gehet Mongnl, Aegypten 487. Mioctin. Valencia, Wirbeltiere 441. Mittelalbanien Grundzüge der Tektonik 175. Tektonik 205. Mittelböhm. Faltengebirge , Längs- störungen 660. Mittellandbahujura 431. Modelle zur Darstellung beliebiger K rista llst rukfu reu 220. Modifikationsbeständigkeit polymor- pher Körper unterhalb ihrer Um- wandlungstemperatur 225. Molukken. Pliocänfauna 242. Molybdä ngla n. : iw Fi n kenbergbasalt. York. 588. M ühlenbergschichten 200. Mündungsverengerung bei Phragmo- ceras. biolog. Bedeutung 303. Musehelsandsteinmeer. Westküste (El- saß-Lothringen) 423. Muscorit, Konstitution 524. Muscoritgneis , eeuatorianische Ost- kordillere. Analysen 161. My rira acuminata. Oligocän, Barce- lona 438. Nadeleisenerz, ehern. 675. Xa rbadaseh iehten . pliocä nes Alter 154. Xassa siquijorensis, Pliocän, Molukken 243. Xatrolith Konstitution 523. Wässerung 701. Natürliche Eisenoxydhydrate 673. Naturwissenschaftlicher Unterricht. Heft 3. Geol. u mineralogischer Unterricht 61. Neocom , argentinische Kordillere, Fauna 112, 140. Neocomites. verseil. Spezies, unt Haute- rivien, argentin. Kordillere 141. Nephelin, Konstitution 518. Neritodomus subkidugallensis, Mittcl- landbahnjura 434. Nickel-Cobalt-Bestimmung in Meteo- riten 741. Niederalbanien. Tertiär u. Tektonik 214. Niederländisch - Ostindien . Kontakt- metamorphose 417. Niehusen bei Ribnitz. Mecklenburg. Fulguritröhren 33. Nosean. Lyngsberg, Einschluß im Basalt 356. Numerische Aperturen an Dünn- schliffen 406. Oberbantenberg Mitteldevon. Fauna 199. Oberliergisehes (lebiet zwischen Agger und Sieg. Unter- u. Mitteldevou. Fauna 196. Obertlächenum Wandlungen in Erzlager- stätten 672. Oberlausitz . Hilbersdorf , Phenakit- kristalle 193. Oberstdorf'. Fl y sch. exotische Blöcke 321. ' Obsidianstrom. Lipari 681. Odenspieler Grauwacken. Unterdevon 196. Oligocän. Spanien. Wirbeltiere und Pflanzen 438. Olivin. Kopaonikgebirge, Serbien 385. Olivinfelseinschlüsse, Godesberg 358. Oncopliora-Schiehten, Schwaben. Alter 562. Oolithische Ausbildung der Carbonate 552. Opake Mineralien, mikrosk. Bestim- mung 256. Opal Finkenbergbasalt, York. 589. Lyngsberg, Neubildung im Basalt 362. Operculina complanata, Kreide. Ost- afrika 377. Ophiceras Sakuntala. Trias, Russkij- Insel bei Wladiwostok 39s. Orbitolina, Obercenoman. Deutseh-Ost- afrika 378. Orientierende Wirkung der Kristall- felder des Steinsalzes und Sylvins 577. Orograpliische Lage tektonischer Horste 52. Orthoklas, Däclielsherg, Godesberger Gegend; opt. 355. Ostafrika Erdbeben 705, 743. geologische Kenntnis von Usaramo 372. -Küste, Beeten Vasseli 526. Ostalpen, Ferwallgruppe, Andalusit 292. XVI Sachregister. Ostindien, Ser an (Molukken), Pliocän- fanna 242. Otolithe, Pliocän, Molukken 251. Ottrelith, Konstitution 522. Ozeane und Kontinente, Entstehung (A. Wegener) 506. Ozeanische Wege von Beben 49. Paläontologie und Abstammungslehre von K. Diener 640. Palaeoplatyceras hispanicus, Miocän, Palencia 443. Palcieoryx boodon, I bensche Halbinsel 492. Paläozoisches Praktikum 415. Paläozoologie, Lehrbuch von 0. Abel 638. Paloplotherium minus, Eocän, Sala- manca 437. Paradoxit, Euba in Sachsen. Analyse 737. Parodiceras, Lobenlinien 541. Pazifischer Ozean, Fortpflanzungs- geschwindigkeit seismischer Ober- flächenwellen 75. Pecten discites, Trias, Russkij- Insel bei Wladiwostok 400. — Vasseli, Jungdiluvium, ostaf rika- nische Küste 526. Pegmatit, arabische Wüste 452. Pegmatitbildung 413 Peridotit, Kopaonikgebirge, Serbien 385. Pcrispliinctes, llippen 347. Perm, Thüringer W ald, Felsitporphyr in Gehrener Schichten 135. Peroniceras margae, Kreide, San Louis 277. Petrographische Methoden (A. Jo- hannsen) 160. Pf rondorf bei Tübingen, Plesiosaurus- reste, unt. Lias 403. Phenakit, Hilbersdorf, Oberlausitz, Krist. und Paragenese 193. Phillipsitkristalle , Finkenbergbasalt 589. Phlogopit, Konstitution 524. Phosphor escenz, Schmelzen der Sul- fide II. besonders des Zinksulfids 15 1. Phragmoeeras, biolog. Bedeutung der Mündungsverengerung 303. Phylloceratiden, Furchen- und Kiel- bildung 345. Physikalische Geologie 604. Physikalische Kristallographie von P. Grotii 287. Picotit im Finkenbergbasalt , Vork. 587 . Pithecanthropus-Schichten Alter 149. Berichtigung 384. Placerias Lucas, Trias. Avricourt in Lothringen 340. Plagioklas, Unkelstein, Einschluß im Basalt, opt. 355. PI an orbisarten , Iberische Halbinsel 477. Platinersatz, gebrannte Magnesia 32. Pia wutsch bei Graz, schwarze Bänder in Sandsteinlagen 29. Pleistocän Iberische Halbinsel, Säugetiere 473. Portugal, Höhlenfunde von Säuge- tieren 497. Spanien, Wirbeltier fände 436. Plesictis Filholi.Oligocän. Barcelonaer Gegend 438. Plesiosaurierreste, unt. Lias, Pfron- dorf, Württemberg 401. Pliocän, Narbadaschicliten 154. Pliocänfauna, Seran, Molukken 242. Pliohylobates, Europa 336. Pneumatolytische Bildungen 195. Pneuniatolytische Erscheinungen im Vulkanherd , an Kraterwänden 4 1 4 Poechit, schwarzer, aus der metasoma- tischen Eisenerzzone von Eures. Bosnien, Analyse 738. Polarisationsprismen , anastigma- tische, Verwendung 252. Polisit-Kreide, Mittelalbanien 207. Polwanderungen 511. Poly in orph e K ö rper Bildung u. Beständigkeit von Modi- fikationen unter der Umwaud- lun gstemperatur 504. unterhalb ihrer Umwandlungstempe- ra t u r. M od i fika t ionsbestä ndigkeit 225 Pontien, Iberische Halbinsel, Tertiär u. Pleistocän 490. Poposaurus, System. Stellung 348. Porphyr Gehrener Schichten des Thüringer Waldes 135. Hoher llonon, Vogesen 258. Porpliyrite, arabische Wüste 453. Portugal, Tertiär, Wirbeltiere 494. Prehnit, Konstitution 519. Prionocyclus guyabanus. Kreide, Süd- amerika 277. ■ Prismatin, Konstitution 521. Prolagus Megeri, Miocän, Cerro del Ötero, Palencia 443. Prothelidomus, Syst. 687. Sachregister. XVII Pseudomonotis multi form ix , Trias, Russkij- Insel bei Wladiwostok 400. Pseudonwrphosen , Fluorit nach Calcit 445. Pterospondylus trielbae, ob. Keuper. Halberstadt 315. Ptychites dux, Schau mkalk. Jenaer Geyend 120. Pucaformation, Boliviens u. Argen- tiniens 273. Pulvinulina permaculata , Pliocän, Molukken 250. Pyrit. Linienabstände bei Debycdia- grammen, Störungen 632. PyrophyUit, Konstitution 520. Pyroxengruppe, Konstitution 525. Quartär Jjicno. Bosnien, "Tektonik 610. Osta frikaküste, Pecten Vasseli 528. Quarz Finschlüsse von Kohlensäure 39. geol. Thermometer 641. — — , Bedeutung der Zusammen- setzungsfläche von Zwillingen 609. Bcmagener Gegend, Basalteinschluß 354. Zwillingsgrenzen , verschied. York. 611. Quecksilberjodid . Bildung und Be- ständigkeit des metastabilen Zu- standes 225. Quecksilbersulfid. Schmelzen 158. Quenstedtoceras . Schalenaußenseite 344. Fadiumbestrahlung, Fluorit, rosen- rote Farbe 479. Ramondi-Schiehten. Schwaben. Alter 560. Raumgitterdarstellung durch ver- änderliche Modelle 232. Regionahnet amorphose 168. Relief für die Bodenbildung, Klima- schwankungen 294, 326. Remagen - Godesberg , Basalt, Fin- schlüsse 353. Remscheider Schichten, Unterdevon 198. Requienia Lonsdalei, Kreide, Riodeva. Iberische Halbinsel 477. Rhinoceros etruscus, Tegelener Tone 664. — sansaniensis, hispanicus u.simor- rensis, Miocän, Palencia 443. — simorrensis, Tertiär, Iberische Halbinsel 473. Riebeckitaplit, Gebe I Mongul. Aegyp- ten, York. 487. Riebrckityranit porphyr . arabische Wüste 482. Rimmertschichten, Unterderon 198. Ringsteadia, ob. Oxford, boreales Ge- biet 170. Rötdolomite, Jena 515. Rubinglimmer, Kr ist.. Pleochroismus 675. ltuppichterother Mulde, Tektonik 202. Russkij-Insel bei Wladiwostok. Trias- ablager ungen 394. Rutilnadeln, Blaue Kuppe bei Fsch- wege 102. Sabal Lamuuonis.Oliyocän. Barcelona 438. Sächsische Erdbeben 1907 — 1915 382. Samtblende, Pribram, Krist. 615. Sapphirin, Konstitution 521. Säugetierreste, Tortonien, Portugal 495. Schale, Spirula und Verwandte 215. Schalen, Spindaarten 183. Schaumkalk. J enaer Gegend, Ptychites und Arniotites 120. Schieferungsebene metamorpher Ge- steine 1. Schieferung und Kristallisation in metamorphen Gesteinen 1. Schizotherium, Eocän, Corral 437. Schlammströme. Muren, Frauen 679. Schleswig - Holstein . Spuren arider Wüsten im Diluvium 20. Schleusingen. Thüringer Wald, Felsit- porphyrdecken 135. Schmelzen und Phosphorescenz von Sulfiden 154. Schneekristalle, Tracht 129. Schwaben , Tertiär, Alter 559. Schwäbischer J ura.AucellaBronni 379. Schwefel Beständigkeit der Modifikationen 225. Verfärbung bei — 190 0 C 67. See-Erzbildung 128. Seismische Oberflächenwellen , Fort- pflanzungsgeschwindigkeit 44, 75. Seismizität d. ostafrikanischenKüsten- landes 750. Seismometrie, Vorles. B. Galitzin 572. Seran, Molukken. Pliocänfauna 242, 278. Serbien, Kopaonikgebirge. Peridotit, Magnesitvorkommen 385. Serizitisierung, Oberengadin 2. Serpentinkomplex, Mittelalbanien 206. Serpentin Konstitution 520. Kopaonikgebirge, Serbien 385. b XVIII Sachregister. Seweckenberg bei Quedlinburg , spät- glaziale Steppenfauna 734. Siegener Schichten, Unterdevon 196. Silikatkonstitution, chemische 513. j Sillimanit Finkenbergbasalt 583. Konstitution 520. Neubildung im Basalt des Dächels- berg 356. Silvretta- u. ( letzt aler Alpen, Wurzel in den Dinariden 293. Skapolith im Finkenbergbasalt. York. 585. Skolezit Konstitution 523. Wässerung 701. Sodalith, Konstitution 523. Solenopora Hilberi, ob. Jura,Tscherna- woda 30. Spanien, Tertiär n. BJcistocäu. Wirbel- tierfunde 436. Spätglazial. Steppenfauna 734. Spezif. Kristallisationsvorgang 6*3. Sphärolitlie 682. Sphärolithe im Felsitporpltyr, Frauen- wald. Thüringer Wald 136. Spinell. Finkenbergbasalt, York. 585. Spirif er inenbank, Hauptmuschelkalk Würzburg 622. Spirula und ihre Verwandten, Schale 183. Spirulaschalen und Verwandte 215. Spirulirostra, Deckschale. 189. Spiticeras Damesi, ob. Yalanginien. argentinische Kordillere 140. Spurkenbacher Sch ichten . I Interdevon 197. StauroUth, Konstitution 521. Steinsalz Linienabstände bei Debyediagram- men, Störungen 632. und Sylvin, orientierende Wirkung der Kristallfelder 5/7. Stephanoceras, Außenfurche 345. Steppenfa nna. spät glazial, Se wecken- berg bei Quedlinburg 734. Steppeniltis. Traeert in gebiet v. Weimar 7 3 6. Steueroceras Kocneni, unteres Valan- ginien, argentin. Kordillere 117. Störungen der Linienabstände bei Debyed iagra m men 631. Stratigraphie (E. DacquS) 191. Streß und. Paralleltextur 5. Stützerbacher Porphyr, Thüringer Wald 135. Südamerika, argentin. Kordillere, Neo- rom.Fauna u. Gliederung 113, 140. Südamerika ecuatorian. Ostkordillere , Gneise. Natur u. Entstehung 167. Kreidefaunen, neue 272. Sula-Inseln, Niederl. -Ostindien. Kon- taktmetamorphose 417. Süßwasser sch necken, Iberische Halb- insel 491. Sus scropha, Pleistocän, Portugal 499. Sylvana-Scliichten, Schwaben, Gliede- rung 560. Sylvin und Steinsalz, orientierende Wirkung der Kristallfelder 577. Tabellen, mineralog., Groth u. Mie- leitner 603. Tabulaten alpines Mesozoicum 564. Jura und Kreide 30. Tanganjika- Graben , Einbruch und Beben 711. Tapirus priscus, Seo de Urgel, Iber. Halbinsel 492. Tegelen bei Venlo. Wirbeltierfunde in den Tonen 664. Tektonik Mittelalba nien 205. oberbergisclies Devongebiet 203. Tektonische Horste, orograph ische Lage 52. Tertiär Albanien, Tektonik 179. Europa, zoogeogr. Bez. der Land- u. Süßwassermollusken 687. 713. Godesberger Gegend , Feldspat- basalte und. Einschlüsse 353. Holland, Tegelener Tone, Wirbel- tierfunde, Jungpliocän 667. Iberische Halbinsel, neue Wirbel- tierfunde 436, 471. Livno, Westbosnien, Tektonik 619. Mittelalbanien. Tektonik 205. Molukken, Pliocänfauna von Sera n 242. Portugal. Wirbeltiere 494. Schwaben, Alter 559. Textbuch der Geologie, Pirsson und Schuchert 604. Textulariden, Pliocän, Molukken 350. Textur metamorpher Gesteine I. von Schmelzflüssen 687. Thaumatosanrus niegaceplia Ins, Pfron- dorf bei Tübingen 402. Theridomys siderolithicus, Oligocän. Barcelona 438. Thüringer Wald. Eruptivgesteine der Gehrener Schichten 135. Sachregister. XIX Tiefseeböden 507. Tieftemperulur , Mineralfarben 65. Tiefvulkanische Vorgänge, Mechanis- mus 751. Titaneisen im Finkenbergbasalt, York. 588. Titan-Magneteisen, Einschluß im Ba- salt des Unkelstein 360 • Titanit, Finkenbergbasalt, York. UNS. Titanitkristalle, Lyngsherg 359. Tonalit, Aegypten 4*6. Tone von Tegelen bei Vento, Wirbel- tierfunde 064. Topas. Nordme.riko, York. 650. Tornoceras, Loben 541. Tortonien. Portugal. Säugetierreste 495. Trachytische (resteine als Einschlüsse in rheinischen Basalten 362. Tränkung lockerer Gesteine. Apparat 64. ' Trematosaurus Bräunt. Gaumen 502. Trias Halberstadt . I'oelurosaurier-Beste 315. Jena, Dolomite des Böt 551. Jenaer Gegend, Ptychites u. Arnio- tites. York. 120. Loth ringen, Plaeerias hesternus 341. nordwestlicher Vogesenrand 423. Busskij bei Wladiwostok 394. Würzburger Gegend, Ceratiten des Hauptm usch elkalks 621. Tridymit. Blaue Kuppe bei Eschtcege 100. Triplitpegmatite 414. Trochictis taxodon, Miocän, Cerro de! Otero bei Palencia 443. Truncatulina, Pliocän. Molukken 250. Ueberschiebung von Limo, West- bosnien 616. Fluguru-Gebiet. Erdbeben 749. Urstromtäler. Unterelbe. Unterweser 590. Urstis arctos. Pleistocän . Portugal 497. Usambara, Erdbeben 7 4s. Usaramo. Deutsch - Ostafrika. Geol. 372. Variolitischer Malehit. Gebe! Mongul 487. Vaterit, Bildung 545. Verfärbung bei — 190° C 67. Verschiebungshypothese von Wegener. geol. Klimate 259. Verwitterung Bodenbildung 295. Kohlensäure u. Hydrolyse 233. 266. Vesuvian. Konstitution 519. Viktoria-See. Westufer. Schiittergehirt 7 1 5 . Virgatites mendozanus, Tithon, Ar- gentinien 14s, Virunga- Vulkane. Schütterkreis 70s. Viskosität geol. Flüssigkeiten 679. Vogesen. Achatvork. 25 7. Vogesenrund, nordw., unt. Muschel- kalk 423. Vogesit, arabische Wüste 452. Vorrichtung zur Darstellung von bei. Kristallstruktur-Modellen 229. Vulkanherde 414. Vulkanische Erdbeben. Kilimandjaro- Meru 707. Vulkanische Vorgänge in der Tiefe. Mechanismus 751. Vulpes corsac, spätglazial, Seweckcn- berg 734. Wachstum, Kristallfeldwirkung 57*. Waldbrölbach, Devon, Tektonik 203. Wasser, Bedeutung für Bodenbildung 296. Wasserbindung im Heulandit 694. 721. Wassereinschlüsse in Mineralien 1*. 35. Wegener, A., Entstehung der Konti- nente und Ozeane 506. Wegener sehe Verschiebungshypothese 259. Weserdünen 593. Wiehler Schiefer. Mitteldevon 200. Wirbeltiere, Iberische Halbinsel, neue Funde 436. Wirbeltierfunde in den Tonen von Tegelen bei Venlo 664. Wirbeltierstämme, 0. Abel 637. Wladiwostok, Busskij- Insel. Trias- fossilien 395. Wollastonit. Blaue Kuppe bei Esch- tcege 98. W ollaston it-Granat hör nf eise. Xieder- länd i sch - Ost in d ien 422. Worra, Albanien. Miocän. Tektonik 179. Württemberg Balingen, Weiß- Jura «. Au cell a Bronni 381. unt. Lias, Thaumatosaurus mega- cephalus 402. Wurtzit. Phosphorescenz 155. Wüsten, aride, im Diluvium Schleswig- Holsteins 20. Xanthosiderit, ehern. 674. Xiphodon gracile. Eocän. Salomonen 43 7. XX Sachregister. Zahnwechsel bei Mastodon u. Elepha s 595, Zeolithe 704. Ghabasit , Gasabsorption 364, 3 HS. Einschlüsse in rhein. Basalten 361. Kolloidnatur 637. W asserbindung im Heulandit 694 , 721. Zeolithwasser u. Gase. Verhalten 390. Zinkblende Finkenbergbasall, Vork. 589. Bhosphorescenz 155. Unkelsteinbasalt 360. Zinksulfid, Bhosphorescenz n. Schmel- zen 154. Zinnober, Spanien, Verfärbung bei — 190° C 67. Zinnsteirpegmatite mit und ohne Li 414. Zirkon Finkenbergbasalt, Vork. 5S3. Unkelstein, in Basalt 356. Zoisit Graubünden 3. Konstitution 519. Zoogeographische Beziehungen der Land- und Süßwasser mollusken des europ. Tertiärs 687. 713. Zwillinge, Quarz als geol. Thermo- meter 609. H. P. Cornelius, Zur Frage der Beziehungen etc. 1 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Zur Frage der Beziehungen von Kristallisation und Schieferung in metamorphen Gesteinen. Von H. P. Cornelius. Die Prozesse, welche zur Umwandlung von normalen Sedi- menten oder Erstarrungsgesteinen in kristalline Schiefer führen, pflegen in zwei ganz verschiedenen Richtungen umgestaltend auf jene einzuwirken. Einmal wird der Mineralbestand umgeformt: tonige Substanz zu Glimmern oder Tonerdesilikaten verschiedener Art — Feldspäte unter Umständen zu Sericit oder zu Albit und Zoisit — , um nur einige Beispiele anzuführen. Untrennbar ver- bunden mit dieser mineralischen Umgestaltung ist die Ausbildung bestimmter Struktur formen; neben der allgemeinen Eigen- tümlichkeit der Umwandlung in festen Zustand: der mangelhaften Entwicklungsmöglichkeit der einzelnen Komponenten, sind für sie vor allem die speziellen Eigenschaften der letzteren bestimmend, wie Kristallisationsvermögen, bevorzugte Wachstumsrichtungen usw. So entstehen die Pflaster-, Sieb-, Filzstrukturen der metamorphen Gesteine — mit einem Wort: die kristalloblastischen Strukturen. Die andere Richtung, iu welcher eine Umwandlung der Ge- steine stattfindet, betrifft die räumliche Anordnung von deren einzelnen Gemeugteilen, die Textur (Grubenmann). Bei der Mehr- zahl der metamorphen Gesteine besteht deren Haupteigentümlich- keit in der bevorzugten Stellung einer bestimmten Ebene, der Schieferungsebene, indem die meisten oder alle Gesteins- bestandteile plattig oder säulig entwickelt und mit ihren größten Durchmessern mehr oder weniger parallel orientiert sind; häufig sind gleichzeitig die einzelnen Gemengteile der Art nach geschieden, in parallelen Lagen angeordnet. Wir bezeichnen ja deshalb die meisten metamorphen Gesteine als kristalline Schiefer. Die genannten beiden Hauptgrnppen von Merkmalen meta- morpher Gesteine, der spezifische Mineralbestand und die schiefe- rigen Texturen, sind voneinander in weitgehendem Maße unabhängige Komplexe von Erscheinungen. Dies ist eine Tatsache, welche vielfach nicht genügend beachtet worden ist. Und doch liegen Beobachtungen genug vor, aus welchen sie hin- reichend klar hervorgellt. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 1 2 H. P. Cornelius, Zunächst gibt es zahlreiche Beispiele von Gesteinen, die lokal, im Zusammenhang mit intensiven tektonischen Störungen, starke Schieferung zeigen, ohne daß damit eine Änderung des Mineral- bestandes verbunden wäre — ja vielfach nicht einmal eine Neu- kristallisation: das Mikroskop zeigt, daß die Schieferung auf rein mechanischem Wege, bloß durch Zertrümmerung der ursprünglich vorhandenen Gesteinsbestandteile zustande gekommen ist. Über diese Tatsache dürften wohl alle heutigen Petrographen einig sein — sie hat zur Erledigung der Theorie des „Dynamometamorphismus“ im alten Sinne geführt. Ein weiteres Eingehen darauf erscheint folg- lich nicht geboten. Weit weniger Beachtung hat die andere Tatsache gefunden, daß zahlreiche metamorphe Gesteine mit vollständiger Unberührtheit der ursprünglichen Textur mein- oder minder weitgehende Um- gestaltung des Mineralbestandes verbinden 1 2 — , und zwar eine Umgestaltung in derselben Richtung, wie man sie sonst au dem gleichen Gestein mit textureller Deformation einhergehen zu sehen gewohnt ist. Einige Beispiele mögen das Gesagte erläutern. Im Überengadin treffen wir große Massen von granitischen und anderen Erstarrungsgesteinen, ausgezeichnet durch die schön grüne Farbe ihrer Plagioklase — die bekannten Albtila- und Julier- granite. Sie liegen deckenförmig überschoben auf mesozoischen Sedimenten, wie aus einer Reihe von neueren Untersuchungen' her- vorgeht. In der Nachbarschaft der Bewegungsflächen, auch solcher von untergeordneter Bedeutung, sind die Granite stets, z. T. sehr intensiv, geschiefert. Im Mikroskop beobachtet man dort (neben weitgehender mechanischer Zertrümmerung sämtlicher Gemengteilei stets reichliche Neubildung von Sericit auf Kosten vor allem des Plagioklases, der in zahlreichen Fällen vollständig aufgezehrt er- scheint. Abseits von diesen Zonen intensiver Umformung aber gibt es weite Strecken, wo man keine Spur von Schieferung sieht - vielmehr durchweg der rein massigen Textur des normalen, in keiner Weise deformierten Massengesteins begegnet. Und doch über- rascht auch hier auf Schritt und Tritt den Beobachter die schon erwähnte grüne Farbe der Plagioklase — auch hier bedingt, wie das Mikroskop zeigt, durch die Neubildung von unzähligen feinen Sericit sch üppchen. Fast stets überwuchern sie den 1 Selbstverständlich ist nicht die Rede von kontaktmetamorphen Gesteinen, bei welchen ein derartiges Verhältnis nichts Auffallendes an sich hat. 2 F. Zyndei,, Über den Üebirgsbau Mittelbündens. Beitr. z. geol. Karte d. Schweiz. Neue Folge. 41. 1912. — H. P. Cornki.ius, Petro- graphische Untersuchungen in den Bergen zwischen Septimes- und Julier- paß. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXV. 1912. p. 374. — R. Staub. Zur Tektonik des Berninagebirges. Vierteljahrsschr. naturf. Ges. Zürich 1914. p. 329. Zur Frage der Beziehungen von Kristallisation etc. ursprünglichen Plagioklas derart, daß dessen genaue Bestimmung unmöglich wird — selbst wo man die Zwillingslamellen noch hin- durchschimmern sieht 1 ; aber irgend eine Gesetzmäßigkeit in der Anordnung dieser Neubildungen — eine Tendenz zur Anordnung in parallelen Ebenen ist auch im Mikroskop niemals zu erkennen : als vollständig regelloses Haufwerk erfüllen sie das Muttermineral. Wir haben also in dem nicht gesell ieferten Gestein die Tendenz zu der gleichen mineralischen Umwand- lung, welche das vollständig deformierte beherrscht. In dem soeben angeführten Falle handelt es sich um ein Bei- spiel aus der Zone vorwiegend mechanischer Gesteinsumformung, wo nur besonders empfindliche Mineralien (wie die Plagioklase) der chemischen Umwandlung erliegen. Aber ganz entsprechende Erscheinungen sind vielfach zu beobachten auch in Regionen, wo sich die Metamorphose vorwiegend auf dem Wege der Umkristalli- sation äußert. Und zwar bieten hier, in den Westalpen, vor allem die „grünen Gesteine“ eine Fülle von Beispielen — jene mannigfaltige Gesell- schaft von mehr oder weniger umgewandelten Gabbros, Diabasen, Peridotiten usw., welche sich in breitem Gürtel durch die liguri- sclien, piemontesischen, penninischen Alpen ziehen und, nach Unter- brechung im Tessin, im südlichen Graubiinden und den benachbarten italienischen Tälern nochmals große Bedeutung gewinnen. In der letztgenannten Gegend, in den Bergen östlich des Monte Disgrazia in der oberen Val Malenco, spielt unter den grünen Gesteinen neben dem vorwaltenden Serpentiu auch Gabbro eine bedeutende Rolle2. Er hat in einzelnen (freilich der Masse nach untergeordneten) Partien die ursprüngliche massige Textur voll- ständig bewahrt, ohne jede Spur von Schieferung. Aber der ur- sprüngliche Mineralbestand ist zumeist restlos verschwunden: ein- heitliche Individuen von blaßgrüner uralitisclier Hornblende — öfters noch unter Erhaltung der Zwillingslamellierung nach (100) — , in andereu Fällen wirre Aggregate desselben Minerals sind an die Stelle der Pyroxene getreten; der Plagioklas ist regellosen Hauf- werken von Zoisitsteng:eln mit Untergrund von neugebildetem Albit- pflaster gewichen, und an seinen Grenzen gegen den ursprünglichen Pyroxen haben sich gelegentlich kleine Granatindividuen angesiedelt. 1 Daß es sich dabei nicht etwa um eine Verwitterungserscheinung handelt, geht hervor aus einer Angabe von Züst (Über granitische und diabasische Gesteine in der Umgebung von Ardez. Diss. Zürich 1905), wonach die Feldspäte eines von ihm analysierten Granits aus dem Albula- tunnel besonders lebhaft grüne Färbung zeigten; und dort, mehrere 100 m unter der Erdoberfläche, kann von Verwitterung nicht mehr die Rede sein. 2 Kurz erwähnt in: H. P. Cornelius, Zur Kenntnis der Wurzelregion im unteren Veltlin. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XL. 1915. p. 260. 1* 4 H. P. Cornelius, — Von diesen rein massigen Gesteinen finden sich Übergänge zu mehr oder minder flaserigen Typen und endlich zu vollkommen geschieferten, die meist auch intensive Fältelung zeigen; der Menge nach walten sie gegenüber den massig gebliebenen Gesteinen be- deutend vor. Kataklastische Erscheinungen fehlen anscheinend so gut wie gänzlich. Die Paralleltextur kommt durch Anordnung der einzelnen Gemengteile — Hornblende, Zoisit, Albit — in getrennten Lagen zustande, verbunden mit paralleler Stellung der Längsachsen der einzelnen Individuen. Aber der Mineralbestand ist auch in den stärkst geschieferten Typen im wesentlichen derselbe wie in den vollständig massigen; der einzige Unterschied ist der, daß Chlorit und heller Glimmer, die in den letzteren nur ganz untergeordnet auftreten, in jenen z. T. größere Bedeutung gewinnen. — Analoge Umwandlungserscheinungen hat R. \Y. Schäfer 1 von den Gabbrogesteinen des Allalingebietes im Wallis beschrieben; auch dort finden sich texturell unveränderte Gesteine in derselben Richtung und z. T. gerade so vollständig ummineralisiert wie die vollkommen geschieferten. Ganz entsprechende Beobachtungen lassen sich auch an anderen Gliedern der Gruppe der grünen Gesteine anstelleu, z. B. den Peri- dotiten und den Diabasporphyriten. Ein näheres Eingehen darauf erscheint an dieser Stelle nicht geboten; nur ein Beispiel sei noch kurz erwähnt wegen der absonderlichen Art der mineralischen Umgestaltung. Bei diesem, von S. Franchi 2 beschriebenen und abgebildeten Diabasporphyrit ist die ursprüngliche Erstarrungs- Struktur in geradezu wunderbarer Weise erhalten geblieben — von Schieferung keine Spur wahrnehmbar. Die scharf rechteckig uin- rissenen Plagioklaseinsprenglinge sind in Lawsonit übergegangen, neben dem der gleichfalls neugebildete Albit stark zurücktritt. In der Grundmasse ist der ursprüngliche Pyroxen noch in geringen Resten erhalten geblieben ; in der Hauptsache aber hat er regellos im Gestein orientierten Nadeln von grüner Hornblende, parallel verwachsen mit Glaukophan, Ursprung gegeben. Ein feiner Filz des letztgenannten Minerals erfüllt die Zwischenräume ; Law- sonit, Zoisit, Klinochlor erscheinen ihm in kleinen Individuen bei- gemengt. Daneben erwähnt Franchi auch geschieferte Vertreter ganz der gleichen Mineralkombination — mit dem einzigen Unterschiede, daß in diesen auch der Pyroxen vollständig verschwunden ist, der 1 R. W. Schäker, Über die metamorphen Gabbrogesteine des Allalin- gcbietcs im Wallis, zwischen Zermatt und Saastal Tscherm. Min. u. petr. Miit. 15. 1896. * S. Franchi, Contribuzione allo Studio dolle roccie a glancofane e del metainorfismo onde ebbero oriirine nclla regione ligure-alpina-occidentale. Boll. com. geol. Ital. 1902. p. 255. Zur Frage der Beziehungen von Kristallisation etc. in dem massigen Gestein noch einen letzten Rest des ursprüng- lichen Mineralbestandes darstellte. Die angeführten Beispiele dürften genügen, um die Richtigkeit der vorangestellten Behauptung zu erweisen: daß die Umwand- lung des Mineralbest a n des d u r c h a u s unabhängig ist von der Ausbildung der parallelen Textur. Wenn erstere auch gelegentlich in massig gebliebenen Gesteinen nicht so vollständig verläuft wie in den textureil umgeformten, so hat sie doch auch in jenen, in allen erwähnten Fällen, den Weg bereits beschritten, den sie in den geschieferten Typen zu Ende gegangen ist. Hieraus folgt aber mit Notwendigkeit, daß diejenigen Faktoren, welche die Ausbildung der Schieferung zur Folge haben, für die Umbildung des Mineralbestandes nicht oder doch nur in neben- sächlicher Weise bestimmend sind. Was sind das nun für Faktoren? Bei Beantwortung dieser Frage seien alle die Fälle über- gangen, wo die Schieferung primärer Natur ist — als Fluidal- erscheinung usw. in Erstarrungsgesteinen, Feinschichtung in Sedi- menten ; und ebenso diejenigen, wo die Schieferung eines meta- morphen Gesteins als -kristallin abgebildete* 1 * Primärschieferung zu deuten ist. Nur von der Schieferung der „kristallinen Schiefer zweiter Art“, wie sie Erdmannsdörffer 2 nennt — der unter wesentlicher Mitwirkung tektonischer Vorgänge umgeformten Ge- steine — , sei im folgenden die Rede. Als bestimmenden Faktor für die Ausbildung der Parallel- texturen solcher Gesteine faßt die herrschende Theorie der kristal- linen Schiefer den Streß, den gerichteten Druck auf. Es fragt sich aber, ob nicht in vielen, vielleicht den meisten Fällen die ihm unmittelbar zugeschriebenen Wirkungen vielmehr auf Rech- nung einer differentiellen Bewegung in der Richtung der Schieferung zu setzen sind. Dies ist schon die Auffassung von Heim3, wenn er im Clivage den Ausdruck eines A usw ei chens erkennt. Die Arbeiten Sander’s4 haben die Bedeutung von Teil- bewegungen für das Gesteinsgefiige in zahlreichen Fällen gezeigt. 1 B. Sander, Über Zusammenhänge zwischen Teilbewegung und Ge- füge in Gesteinen. Tscherm. Min. u. petr Mitt. 30. 1911. p. 281. * 0. H. Erdmannsdörffer, Über Schieferung und Schichtung in kristallinen Schiefern. Dies. Centralbl. 1918. p. 183. 3 Alb. Heim, Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgs- bildung. Basel 1878. 4 B. Sander, a. a. ü. ; ferner besonders: Über tektonische Gesteins- fazies. Verb. geol. Reichsanst. Wien, 1912; Bemerkungen über tektonische Gesteinsfazies und Tektonik des Grundgebirges, ib. 1914; Beiträge ans den Centralalpen zur Deutung der Gesteinsgefüge. Jahrb. geol. Reichsanst. Wien. 04. 1914. p. 567. 6 H. P. Cornelius, Auch Königsberger 1 schreibt nicht so sehr dem Druck, als der Bewegung- den maßgebenden Einfluß zu. Die Wandlung, welche unsere Auffassung von den tektonischen Vorgängen bei der Entstehung der großen Faltengebirge, insbeson- dere der Alpen, in den letzten Jahrzehnten erfahren hat — die Erkenntnis, daß nicht so sehr eine Zusammenpressung der Schichten au Ort und Stelle, als vielmehr gewaltige Horizontalbewegungen im Spiele gewesen sind, legt auch eine Umgestaltung der Theorie der Metamorphose in dem angedeuteten Sinne nahe. Wie verhalten sich nun dazu die Erscheinungen der Schieferung? Wir haben da zwei Fälle zu unterscheiden : einmal die rein mechanische, kataklastisclie, und zweitens die unter Mitwirkung von Kristallisationsvorgängen zustande gekommene Schieferung. Im Falle der rein mechanischen Schieferung erscheinen die ursprünglichen Gesteinsgemengteile in eine Reihe von Bruchstücken — oft nach Gleit- oder Spaltflächen — zerlegt, welche in einer bestimmten Richtung hintereinander zu liegen kommen; taflig oder säulig gestaltete Mineralpartikel stellen sich dabei mit ihren größten Durchmessern in die gleiche Richtung ein ; bei vollständiger Zer- malmung erfüllt das feine Zerreibsei jedes einzelnen Mineralkorns je einen langgestreckten Streifen für sich; insbesondere bilden die aus der Umwandlung namentlich von Plagioklasen hervorgehenden Glimmerschüppchen lange Züge für sich; einzelne verhältnismäßig widerstandsfähige Individuen — z. B. die einsprenglingsartigen Orthoklase eines porphyrartigen Granits — werden zu linsen- förmigen Gebilden abgerundet. Die ganze Tendenz der Umformung geht dahin, dem Gesteine eine Gestalt zu geben, bei der der Wider- stand gegen gleitende Bewegungen einer Lage auf der anderen ein Minimum ist. Das Ergebnis sind Lagen-, Streifen-, Linsen- texturen — oft von vollendeter Regelmäßigkeit und Feinheit. Ihre Entstehung im Zusammenhang mit tektonischen Horizontal- bewegungen verrät die mechanische Schieferung meist ohne weiteres: in vollendeter Ausprägung erscheint sie stets an die Nachbarschaft von Bewegungsflächen gebunden. Auf alle die mannigfaltigen Erscheinungsformen der nicht mechanischen Schieferung einzugehen ist hier nicht der Ort. Es seien nur einige Tatsachen hervorgehoben, welche über die Natur der zu ihrer Entstehung führenden Bewegungsvorgänge Licht ver- breiten können. Da ist zunächst zu nennen die weitgehende Analogie bezüglich der Textur, welche z. B. sehr viele gramtische Augengneise mit rein mechanisch geschieferten Graniten verbindet. Auch in jenen zeigen die großen reliktischen Feldspäte die gleichen 1 .1. Köniosbkruer, ( her Mineralfundorte in den Alpen und über Gesteinsmetainorphisinus. Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges. <»4. 1912. p. 501. Zur Frage der Beziehungen von Kristallisation etc. I Linsenfonnen — auch in ihnen tiudet sich die streifenförmige Trennung der einzelnen Mineralspezies, und insbesondere fast stets die Anordnung der Glimmermineralien in verhältnismäßig gut ab- gegrenzten Lagen für sich, im Wechsel mit glimmerarmen, wesent- lich aus Quarz und Feldspat bestehenden. Es ist ganz dieselbe räumliche Anordnung der Komponenten wie in mechanisch ge- schieferten Graniten — nur ist im Gegensatz zu diesen das Korn viel gröber, und die kataklastischen Erscheinungen fehlen oder treten zurück. Ganz entsprechende Lagentexturen sind auch in anderen Gruppen der kristallinen Schiefer verbreitet, z. B. Am- phiboliten und Epidotchloritschiefern gabbroider und diabasischer Abkunft — auch da ist eine Trennung der blätterigen, bezw. stengligen Gemengteile (Chlorit, Hornblende) einerseits, der mehr körnig entwickelten (Feldspäte, Epidot) anderseits häutig genug: die Umwandlungsprodukte des oben erwähnten Gabbros von Val Malenco bieten ein typisches Beispiel. An der genannten Analogie geht die Theorie der kristallinen Schiefer vorüber, wenn sie die Lagentexturen auf dem Wege der Kristallisationsschieferung entstehen läßt: durch unter seitlichem Druck erfolgte Auflösung der einzelnen Mineralkörner an den Stellen stärksten Druckes, Weiterwachsen in der Richtung senkrecht zu der seinen. Und die wenig geneigte Lagerung der meisten in Frage kommenden alpinen Gneise etc. vom Oberengadin durchs nördliche Tessin bis ins Wallis schließt einen unmittelbaren Einfluß seitlicher Zusammenpressung auf die Entstehung der Schie- ferung wohl aus — diese müßte in solchem Fall vielmehr steil verlaufen, wie es in den äußeren Massiven der Westalpen der Fall ist. Es erhebt sich die Frage, ob wir nicht vielmehr auch dort, wo keine kataklastischen Erscheinungen wahrnehmbar sind, die gleichen Vorgänge als wirksam annehraen müssen, die zur Ent- stehung der mechanischen Schieferung führen — aber begleitet und überdeckt von Kristallisationsvorgängen, die alle Spuren der Kataklase ausgelöscht haben. Tatsächlich gibt es Fälle, wo solche auch nach der Um- kristallisation in ausgeheiltem Zustande kenntlich geblieben sind. So beobachtet man in dem oben erwähnten umgewandelten Gabbro von Val Malenco gelegentlich Scherflächen, welche die einheitlich uralitisierten Pvroxene entzweischneiden. Die beiden Teile er- scheinen um geringe Beträge gegeneinander verschoben. Jede An- deutung von Zermalmungserscheinungen, undulöse Auslöschung usw. fehlt jedoch vollständig. Dagegen haben sich auf der Scherfläche kleine Hornblendenadeln angesiedelt — - nicht als parallele Fort- wachsung, wie sonst häutig an den Rändern von uralitisiertem Pyroxen, sondern sämtlich in der Bewegungsrichtung schief gestellt. Man erkennt daraus das Zusammenwirken von scherender Bewegung und Kristallisation. 8 H. P. Cornelius. Ein besonders instruktives Beispiel beschreibt Klemm 1 aus dem Tessiner Massiv. Ein granitischer Gneis ist in intensiver Weise gefältelt; in der Medianebene der Falten oder schräg auf deren Schenkel setzen Scharen von parallelen, mit Biotitblättchen belegten Flächen hindurch, an welchen sich gelegentlich Ver- schiebungen beobachten lassen; jede Spur von Zertrümmerungs- erscheinungen fehlt dabei. Und doch sind jene Flächen bestimmt als Ausdruck von gleitenden Bewegungen anzusehen — ein regel- rechter Clivage, wie es ganz analog in zahllosen Fällen aus nicht metamorphen Gesteinen bekannt ist — in dem genannten Granit- gneis jedoch durch die Umkristallisation überdeckt. Ein Beispiel für gleitende Bewegungen in einem von kata- klastischen Erscheinungen gänzlich freien sedimentären Phyllit der Malojaserie des Oberengadins sei noch angeführt. Das Gestein wurde von mir 1912 (a. a. 0.) beschrieben. Es ist ausgezeichnet durch Lagentextur, indem vorherrschend aus Quarz (daneben Albit) bestehende Lagen mit solchen aus Muscovit und Chlorit wechseln. Die beiden letztgenannten Mineralien finden sich „nicht selten zu Paketen von länglicher Form vereinigt, deren Längsrichtung der Schieferung parallel orientiert ist, während die einzelnen Blättchen, woraus sie bestehen, dazu quer liegen“ (a. a. 0. p. 393). Für diese Erscheinung fehlte mir 1912 eine Erklärung. Ohne Schwierigkeit ergibt sich eine solche im Zusammenhang mit der Annahme von gleitenden Bewegungen einer Gesteinsiage über die andere: die genannten Pakete sind alsdann als eng zusammengestauchte Partien der dünnen und leichtverletzlichen Chlorit- Glimmerlagen aufzu- fassen — bei dieser Bewegung erfolgte Biegungen und Knickungen der einzelnen Blättchen aber, ebenso jedenfalls auch nicht aus- gebliebene Zertrümmerungserscheinungen an Quarz- und Albit- körnern sind nicht mehr wahrzunehmen — , die Kristallisations- vorgänge haben solche Deformationsspuren nachträglich unkenntlich gemacht. Nur kurz hingewiesen sei hier auf die nicht seltene Er- scheinung in gefalteten kristallinen Schiefern, daß Glimmer- und Chloritblättchen, Hornblendesäulen etc. die Falten in der Weise zum Ausdruck bringen, daß sie sich ihrer idealen Krümmung tangential anlegen, ohne selbst gebogen oder gebrochen zu sein: 1 G. Klemm, Bericht über Untersuchungen an den sog. „Gneisen“ etc. der Tessiner Alpen (I). Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1V)04. — Klemm’8 Auffassung deckt sich nicht mit der hier vertretenen; er be- trachtet das Fehlen von Zertriimmerungseischeinungen als Beweis dafür, daß sich die Bewegungen im noch nicht erstarrten Gestein abgespielt haben, und nach der Erstarrung tektonische Einwirkungen nicht mehr erfolgt sind. Er nmß folglich die Intrusion der Tessiner Granitgneise in die Zeit nach den alpinen Faltungsvorgiingen, d. h. ins Jungtertiär ver- setzen — was mit zahlreichen geologischen Tatsachen im Widerspruch steht. Zur Frage der Beziehungen von Kristallisation etc. D n die Schichten sind gebogen, die Kristalle gerade'1, wie Lach- mann 1 sich ausdrückt. Auf diese Erscheinung hat Sander in Tauern- gesteinen wohl zuerst aufmerksam gemacht; sie ist aber auch sonst weit verbreitet: So habe ich sie z. B. in stark geschieferten und gefältelten Typen jenes metamorphen Gabbros von Val Malenco beobachtet. Auch sie ist nur zu verstehen, wenn wir annehmen, die bei der Gesteinsdeformation unausbleibliche Deformation auch der einzelnen Mineralindividuen sei durch nachfolgende Kristalli- sation wieder verwischt worden. In allen den genannten Fällen ist die Schieferung somit nicht als „Kristallisationsschieferung“ aufzufassen, sondern als „kristallin abgebildete“ (Sander) mecha- nische (oder in dem Fall des sedimentären Phyllits wohl primäre) Schieferung. Diese Erklärungsweise dürfte auf einen großen Teil der alpinen kristallinen Schiefer zu übertragen sein — speziell auf die große Mehrzahl der durch Lagen- oder Flasertextur aus- gezeichneten, die nur in der oben angedeuteten Weise, als Ergebnis einer Zerstückelung und flächenförmigen Auswalzung ursprünglich einheitlicher Körner zu verstehen ist2. Zu den wichtigsten Ergebnissen der geologischen Aufnahmen des Verfassers im südlichen Graubünden und den benachbarten italienischen Alpengebieten gehört die Feststellung, daß dort Ge- biete mit vorwiegend mechanischer, an Bewegungsflächen geknüpfter Metamorphose tertiären Alters verhältnismäßig scharf getrennt sind von solchen einer regionalen Umkristallisation. Erstere fallen im wesentlichen zusammen mit den tektonisch höheren ostalpinen3, die zweiten mit den tieferen penninischen Decken. Im vollen Ein- klang hiermit stehen die Ergebnisse von Sander in den Tauern, der dort Gebiete mit vorkristalliner und solche mit nachkristalliner Tektonik unterscheidet. Wie ist nun das angegebene Verhältnis von Schieferung und Kristallisation zu erklären? Man könnte zunächst daran denken, daß einer tektonischen Deformationsphase, welche die Schieferung- erzeugt hätte, eine Kristallisationsphase nachgefolgt sei — etwa im Zusammenhang mit der Kontaktwirkung aufdringender Magmen, wie das Klemm und Weinschenk annehmen. Fälle dieser Art kommen zweifellos gelegentlich vor • — - dem Verfasser sind solche 1 R. Lachmann, Beiträge zur Plastizitätsfrage. Dies. Centralbl. 1912. p. 753. * Soweit nicht ursprüngliche Feiuschichtung, Injektions- oder Dif- ferentiationsbänderung vorliegt. 3 Die auch im ostalpinen Deckengebiet reichlich vertretenen Gesteine mit kristalloblastischer Schieferung sind gänzlich unabhängig von der alpinen Tektonik; ihre Metamorphose ist viel älter — sicher vortriadisch; vgl. H. P Cornelius, a. a. 0 , sowie: Zur Kenntnis der VVurzelregion im Unteren Veltlin. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XL. 1915. p. 253. 10 H. P. Cornelius, aus den Kontaktzonen des (tertiär intrudierten) Disgraziamassivs, zwischen dem Bergeil und dem Unteren Yeltlin, bekannt. Für die weit überwiegende Mehrzahl der alpinen kristallinen Schiefer aber verbietet eine derartige Erklärung der Umstand, daß eine um- wandelnde Eruptivmasse fehlt — eine jungintrusive Natur der alpinen Gneise, wie sie die genannten Autoren u. a. behaupten, ist mit zahlreichen geologischen Tatsachen gänzlich unvereinbar. Man kann aber anderseits auch annehmen, daß wohl De- formation und Kristallisation gleichzeitig erfolgt sind, die letztere jedoch über das Auf hören der ersteren hin- aus weitergedauert habe, wie das Sander für die Tauern ausgesprochen hat. Die Bedingungen für die Kristallisation wird man dabei in regional wirksamen Faktoren zu suchen haben — unabhängig von Eruptivgesteinen nachtektonischen Alters, die dem größten Teil der Alpen fehlen, unabhängig anderseits von tek- tonischen Bewegungsflächen. Die Beschränkung der Umkristalli- sation auf die tieferen tektonischen Elemente der Zentralalpen : die penninischen Decken (wobei wieder in der Art der Ummineralisation eine Abhängigkeit von der tektonischen Tiefe, in Übereinstimmung mit der BECKE-GRUBENMANN’schen Zonenlehre, festzustellen ist) legt die Vermutung nahe, den wesentlichen jener Faktoren dort in der Belastung durch höhere Überschiebungsdecken zu suchen — genauer gesprochen wohl: in der mit steigender Belastung gleichfalls steigenden Temperatur. Man wird sich den Vorgang etwa folgendermaßen vorzustellen haben : durch die tektonischen Jlorizontalbewcgungen wurden die Gesteine in die Form gebracht, welche eben diesen Bewegungen das geringste Hindernis entgegensetzte — d. h. sie wurden ge- sell ief er t. Das war auch in großer Tiefe — so wenig wie in oberflächennahen Zonen — nicht möglich ohne Zertrümmerung, Streckung, Verbiegung etc. der einzelnen Gesteinselemente. Unter der Einwirkung des überall gegenwärtigen, bei der hohen Tem- peratur und dem hohen Druck der großen Tiefe ja gesteigert wirk- samen Wassers als Lösungsmittel ging aber gleichzeitig die Um- kristallisation einher; und gerade die mechanisch beanspruchten und damit leichter löslichen Mineralindividuen mußten ihr in erster Linie erliegen. Auch durch Verkleinerung des Korns, Schaffung neuer Angriffsflächen mußte die mechanische Zertrümmerung der Umkristallisation zu Hilfe kommen; und die Ausbildung der Schiefe- rung mußte die Zirkulation der Lösungen erleichtern '. Aus diesen Gründen ist es verständlich, daß die mineralische Umwandlung nicht geschiefertor weil nicht differentiell durchbewegter — Gesteinspartien gelegentlich nicht so vollständig verlaufen ist wie die von benachbarten gesell ieferten ; aber in beiden hat die Um- Vgl Sander, a. a. O. 1914 Zur Frage der Beziehungen von Kristallisation etc. 11 Wandlung dieselbe Richtung eingeschlagen — standen sie doch unter den gleichen regionalen Temperatur- und Druckbedingungen. Das Andauern der Kristallisationsphase über den Abschluß der Deformation hinaus wird man sich vielleicht in der Weise er- klären dürfen, daß mit dem Erlöschen der tektonischen llorizontal- bewegungen im allgemeinen keineswegs sofort eine wesentliche Änderung eben jener Temperatur- und Druckbedingungen gegeben sei — die von ihnen abhängige Kristallisation also noch nicht gleichzeitig mit jenen Bewegungsvorgängen zum Stillstand kommen mußte. Eine derartige Erklärung erscheint dem Verfasser wahr- scheinlicher als die von Sanukis angedeutete einer „mechanischen Erstarrung heftig durchbewegter kristalliner Schiefer anläßlich ihrer Kristallisation“; denn letztere Annahme steht doch wohl im Widerspruch mit der auch von dem nämlichen Forscher vielfach hervorgehobenen Bedeutung einer einmal vorhandenen Paralleltextur für weitere Ditferentialbewegungen. Es ist somit für die Meta- morphose, wie sie z. B. die penninischen Decken der Alpen be- troffen hat, die Bezeichnung Regionalmetamorphose wohl besser am Platz als Dislokations-foder gar Dynamo-) Metamorphose — un- geachtet der in den meisten Fällen gleichfalls zu beobachtenden Spuren einer solchen. Denn ohne die Grundbedingung von jener: die Versenkung in tiefe Erdrindenzonen, hätten auch die intensivsten tektonischen Bewegungen niemals zu einer gleichmäßigen Dnrch- schieferung ganzer Gesteinskörper führen können ; und auf die Dmmineralisation waren sie höchstens von untergeordnetem Einfluß. Die mannigfachen schwierigen Probleme der Beziehungen von Kristallisation und Schieferung konnten im Rahmen dieser Zeilen naturgemäß bloß angedeutet, keineswegs erschöpft werden. Was zur Erklärung der Erscheinungen gesagt werden konnte, soll nur einen ersten Versuch bedeuten. Als festgestellt aber dürfte die grundsätzliche gegenseitige Unabhängigkeit jener beiden Hauptmerkmale der kristallinen Schiefer gelten : mit ihr haben alle Erklärungsversuche dieser Gesteine als mit einer grundlegenden Tatsache zu rechnen '. 1 Erst nach Abschluß des Manuskripts des vorliegenden Aufsatzes kommt die neueste Arbeit von R. Stacb (Über Wesen. Alter und Ursachen der Gesteinsmetamorphosen in Graubünden. Vierteljahrsschr. naturf. Ges. Zürich. 65. 1920) in meine Hände, deren Ergebnisse sich, was die Auf- fassung der Metamorphose im penninischeu Deckengebiet betrifft, z. T. sehr nahe mit den hier ausgesprochenen berühren. 12 R. Nacken. Welche Folgerungen ergeben sich aus dem Auftreten von Flüssigkeitseinschiüssen in Mineralien? Von R. Nacken in Greifswald. Mit 6 Textfiguren. Es ist mehrfach 1 versucht worden, das Verhalten von Flüssig- keitseinschlüssen in Mineralien bei Erwärmen zu benutzen, um Aufschluß über die Bildungsbedingungen zu erhalten. Man geht dabei von der Annahme aus, daß die bei Zimmertemperaturen in mehreren Phasen vorliegenden Gebilde bei ihrer Einschließung durch den wachsenden Kristall ein homogenes System darstellen. Würde daher durch Erwärmen ein homogener Zustand erreicht, so sollte die Temperatur des Eintritts dieser Erscheinung gleich- bedeutend sein mit der Temperatur, bei der ein homogener Tropfen der Mutterlauge von dem wachsenden Kristall umschlossen wurde, d. h. es wäre dies die Bildungstemperatur des Kristalls au der Einschlußstelle. Von einer Beschreibung der Einschlüsse selbst sei hier abgesehen. Es soll vielmehr im Folgenden gezeigt werden, daß nicht so ohne weiteres derartige Schlußfolgerungen möglich und manche Angaben hierüber nicht richtig sind. Sieht man von seltenen Einschlüssen, wie ölartigen Substanzen, ab, so bilden Kohlensäure und Wasser, für sich und gemischt, das Material der flüssigen Phasen, auch kommen noch Salze hinzu, so daß häufig ein kompliziert zusammengesetztes chemisches System vorliegt. Es ist anzunelnnen, daß diese Gruppen genetisch Zu- sammenhängen ; zunächst sollen jedoch die einzelnen Fälle ge- sondert betrachtet werden. I. Einschlüsse von reiner Kohlensäure. Einschlüsse von Hiissiger und gasförmiger Kohlensäure haben wohl am meisten die Aufmerksamkeit auf sich gezogen , schon allein infolge der chemischen Eigenart dieses Materials. Alle Schlußfolgerungen aber, die auf dem Verhalten dieser Einschlüsse bei m E r w ä r m e n beruhen, führen, wie gleich hier hervorgehoben werden soll, zu b e - s t i m in t e n W e r t e n der Entstehungstemperatur o d e r des Drucks für das betreffende Mineral nicht. Es sind nur Schlußfolgerungen allgemeiner Art möglich. Es soll dies im Folgenden nachgewiesen werden. Um so leichter ist es, zu zeigen, als die für Kohlensäure gültigen Daten in solchem 1 Vgl. hierzu die Arbeiten von J. Köniosberuer und W. J. Müller, dies. Centralld. 1906. 72. — A. Johnsen, Naturwissenschaften. 7. 065. 1919 u. N. Jalirb. f. Min. etc. 1921. I. — R. Scharizkr, dies. Central!)]. 1920. 1 43. Welche Folgerungen ergeben sich etc. 13 Umfange bekannt sind, daß eine ausführliche Diskussion über ihr Verhalten in den Einschlüssen möglich ist. Es sei also von der Annahme ansgegangen, daß reine CO._, im Einschluß vorhanden sei. Wie weit der „Bodenkörper“, etwa Quarz oder Kalkspat, eine Rolle spielt, bleibe zunächst unerörtert, es sei vielmehr angenommen, daß eine wesentliche Löslichkeit bei den in Frage kommenden niederen Temperaturen nicht be- steht. So können wir den C02-Tropfen als eingesclilossen in ein Gefäß betrachten, dessen Wände für diese Substanz indifferent sind. Unter diesen Verhältnissen läßt sich an der Hand des Tem- peratur-Druck-Diagrammes für Kohlendioxyd das Verhalten unter beliebigen Bedingungen verfolgen. Von E. H. Amagat 1 ist das Zustandsdiagratum ausgearbeitet worden. In der Tabelle 1 finden wir die zusammengehörigen Werte von Druck und Temperatur, die für konstantbleibendes Volum gelten, in Fig. 1 ist der größte Teil der Daten zur graphi- schen Darstellung gebracht. Auch bei den Flüssigkeits- einschlüssen handelt es sich um Systeme, denen von vornherein ein bestimmtes, konstantbleiben- des Volum erteilt wurde, nämlich der Hohlraum im Kristall. So können wir iu der Fig. 1 eine Antwort auf unsere Frage finden. In ihr bedeutet lk ein Stück der Gleichgewichtskurve flüssig— dampfförmig. Diese Dampfspannnngskurve der gesättigten flüssigen Kohlensäure beginnt in einem bei tieferen Temperaturen gelegenen Tripelpunkt: kristallisiert — flüssig — gasförmig, der in der Fig. 1 nicht mehr gezeichuet ist. Sie endet im kritischen Punkt k, dessen Koordinate nach Amagat 31,85° C und 72,9 Atm. sind. Durch lk werden im Zustandsfeld Gebiete abgegrenzt, die mit a und b be- zeichnet sein mögen, die jedoch außerhalb des kritischen Punktes k kontinuierlich ineinander übergehen. Von der Kurve lk aus gehen fächerförmig die Kurven 1—10, die, nach Angabe der Tabelle konstruiert, die PT-Ebene über- decken, indem sie sich links oben der T.,-Ordinate, rechts unten der P-Abszisse nähern. Von jedem Punkt der Kurve lk gehen mithin je zwei Kurven entsprechend der Tatsache, daß einmal der dem System zur Fig. 1. ab. Verfügung stehende Raum mit einer Gasphase, das andere Mal mit flüssiger Phase vollständig erfüllt sein kann. Es geben somit die beiden abzweigenden Kurven die Druckänderunjren an , die 1 E. H. Amagat. Ann. chim. phys Ser. VI. 29. 114. 1898. Tab. 1: Temperatur — Druck Abhängigkeit bei konstantem Volum für Kohlendioxyd nach E H. Amagat. 14 o CO xO CM l- X O o o x 5 lCL cxf ©f os o ocT CO X o o !>" cT i© CO »o cT x© lO cT CO o »q x”" cd" o CO o xo 00, cvf 05 © CO Io lO o CM o I* x •o CO o x~ CO 05 *r r- *11 X 1—1 »— 1 1— « CM X X t— x_ cm x^ c'q »cq iOk xd ^ CO oo" CO* ' co~ ©f 05 O CM »O — -1* CO ^-i H — < ©J CO G0 00 CO \o CO CO cT o »o 05 X~ CO ©q x" X) I» x^ ©q x^ ©q oq x^ »q cT cm"' cd' — x~ © CO X 05 O CM »o »o ri rH • X

— q X O x~ r-~ x x X 05 o x© •© »cT cT cT .O L'- »o — ^ t'- iq x co tq t*q iq cq o xq »d' ©T cd o~ cd i-T oT t*T r-' »OCOCOL-OC^OX©3 ^ X ** -rq Tfq ^ Hq © *-* cd cd' cd' cd* cd ©T Ö x© .© xO xO i© x© CO © ©I X X© o -* o *t *f *f xq •* — f *li ©I X X X CM 1^- o X Welche Folgerungen ergeben sich etc. 15 mit einer Temperaturänderuug derartig abgeschlossener homogener Systeme verbunden sind. Auf die absolute Größe des Hohlraums kommt es dabei nicht an. Zur näheren Erläuterung seien die bei ca. 20° abzweigenden Äste 4 und 9 betrachtet, die einmal als von einem Punkte aus- gehend angenommen sein sollen. Würden sie genau bei 20° ab- zweigen (die richtigen Kurven würden fast mit 4 und 9 zusammen- fallen), so ist zu untersuchen, wie sich die PT-Ändernng der homogenen Gasphase und die der homogenen Flüssigkeitsphase verhält: Erwärmung bewirkt einmal eine Drucksteigerung der Kurve 4, im andern Fall der Kurve 9 entsprechend. Eine Temperaturänderung um 80°, auf 100° also, bewirkt demnach Druckänderung um etwa 4(1 Atm. nach der Kurve 4, um etwa 390 Atm. nach Kurve 9, wie sich aus der Tabelle ent- nehmen läßt. Wird also durch Umkrustung ein Teil der homogenen Phase in einem Zustande eines beliebigen Punktes von 4 oder 9 eingeschlossen, so durchläuft das System die Punkte dieser Kurven und der Svstempnnkt trifft die Kurve lk stets bei 20° und 56,4 Atm. Hier beginnt die Bildung der flüssigen oder die der dampfförmigen Phase neben der vorhandenen anderen. Weitere Abkühlung bewirkt eine Vermehrung der neu aufgetretenen Phase, und es läßt sich für eine bestimmte Endtemperatur das Mengen- verhältnis der beiden berechnen, wenn man die Dichten der ein- _ *>0^ i()0* zelnen Phasen kennt. Für 10° muß gelten 100 d' = x dri + (100 — x) d^äf , worin d"° einmal die Dichte des CO.,-Gases, das andere Mal die des flüssigen CO., bei 20° ist. Setzt man die •xiu ono i no Daten von Amagat ein : d‘ = 0,766, d">asf = 0,190 ; dri = 0,856, IQO & d..asr= 0,133, so erhält man als Werte für x 87,5%, bezw. 7,8% flüssige CO.,. Man kann also rechnerisch erschließen, bei welcher Temperatur ein Gemenge flüssig — gasförmig homogen werden muß, wenn man die Volumina kennt. Ist 45,7 % flüssige C09 bei 20° im Einschluß, so wird dieser im kritischen Punkt homogen, da hier da. = dfe,aSf. = 0,464 ist. Auf Grund dieser Gleichung an gestellte Be- rechnungen können nun nicht irgendwelche Folge- rungen über die Bildungstemperatur gemacht werden. Sie gibt lediglich Auskunft über die Temperatur bezw. den Druck, bei der der Systempunkt die Kurve lk verläßt. Sie beschreibt also nur den direkten Erhitzungsversuch, der unmittelbar diese Größen genauer bestimmt. Erst die in Fig. 1 eingezeichneten Kurven 1 — 10 lassen eine weitere Diskussion zu. Vor allem ist zu beachten, daß- 16 ß. Nacken jeder Punkt der einzelnen Kurven 1 — 10 durch Ab- kühlung zu gleichen Zuständen führt, d. h. jeder Punkt der Kurve 9 führt zu einem heterogenen Gebilde, das bei 20° aus 87,5%, und jeder Punkt von 4 zu einem solchen, das aus 7,8% flüssiger C02 besteht. Um einen bestimmten Punkt dieser Kurven als den Punkt für den Kristall angeben zu können, bei dem der Einschluß er- folgte, braucht man daher noch weitere Angaben. Man hat ver- sucht, hierzu die durch die tiesteinsiiberlagerung bewirkte Druck- und Temperaturerhöhung heranzuziehen. Nimmt man etwa eine Temperaturerhöhung von 3° C und eine Druckerhöhung von 25 Atra. für je 100 m Gesteinsschicht an, und wird für die Oberfläche 0° und 1 Atm. gerechnet, so erhält man die Gerade Olm, die die Temperatur-Druck-Abhäugigkeit mit der Tiefe anzeigt. 1000 m Gesteinsschicht entsprechen danach einem Druck von 251 Atm. und einer Temperatur von 30° C. Die Gerade lm liegt zwischen den Kurven 9 und 10, von einem Schnitt mit einer der von Amagat bestimmten Kurven ist nicht die Rede, so daß wir also aus diesen Annahmen nicht zu einer weiteren Bestimmungsgröße für die Bil- dungstemperatur des Einschlusses kommen können. Indessen lassen sich einige Schlüsse allgemeiner Natur aus den beschriebenen Verhältnissen ziehen. Auf der Hand liegt die Frage nach dem Verhalten der Einschlüsse in Mineralien, die sich unter Wirkung der angenommenen Tiefenstufe bildeten. Da die Gerade 1 in eine Neigung besitzt, die flacher ist als die von 9 und ungefähr gleich der von 10, so wird jedes System, dessen Zu- standspunkt auf 1 m liegt, durch Abkühlung in einen heterogenen Zustand kommen, der Punkten der Dampfspannungskurve 1 k unter- halb 1 entspricht. Ist die Gerade lm identisch mit einer PT-Kurve (nennen wir sie einmal 9'), so müßte bei 5U eine Libelle auf- treten. Praktisch wird sie mehr oder weniger unter 5° auftreten, da 1 m sich nicht genau einordnet. Am Endresultat werden also Änderungen nicht eintreten , ob der Einschluß über der kritischen Temperatur 31,35° oder unter ihr erfolgte. Eine Einteilung danach in Zonen ver- schiedener Entstehungsbedingungen ist bei Annahme dieser geothermischen Tiefenstufe nicht möglich. Bei allen sich anders verhaltenden Einschlüssen, die oberhalb 5° Heterogenität zeigen, kann eine Ent- stehung entsprechend dieser geothermischen Tiefen- stufe nicht stattgefunden haben. Da nun die Gegen- wart der Kohlensäure auf vulkanische Prozesse hindeutet, so würde eine andere, vielleicht sich nach rechts oben hin krümmende Kurve statt der Geraden 1 m wohl besser den Verhältnissen ge- recht werden. Welche Folgerungen ergeben sich etc. 17 Verfolgen wir z. B. die Kurve 8, die bei etwa 30° und 70 Atm. die Kurve 1 k verläßt. Bei etwa 200° besteht ein Druck von ca. 560 Atm. Der Druck würde einer Gesteinsschicht von rund 2300 in entsprechen. Es ist nicht zweifelhaft, daß solche Verhältnisse in der Nähe eines vulkanischen Herdes stattfinden können. Die Kohlensäure befindet sich hierbei in einem fluiden Zustand. Bemerkenswert ist, daß also ein bei 200° ge- bildeter Einschluß entsprechend der Kurve 8 in dem Gebiet b flüssig bleibt und erst bei 30° das Auf- treten der Gasphase zeigt. Man sieht aus diesem Beispiel, daß die Angabe „über der kritischen Temperatur der Kohlensäure entstanden“ nichts besagt für den Endzustand , auch daß es nicht einwandfrei ist zu sagen „ oberhalb der kritischen Temperatur kann C08 im flüssigen Zu- stand unmöglich bestehen“. Es bleibt dem Ermessen des ein- zelnen überlassen, welchen Zustand er mit „flüssig“ bezeichnet, oder mit „fluid“ bzw. „gasförmig“. Die kritische Temperatur hat als solche damit nichts zu tun. — Die Kurven 1 — 6, vielleicht 7 noch einbegriffen, führen zu homogenen gasförmigen Systemen, wenn die Zustands- punkte die Kurve lk erreichen. Eine homogene fluide Phase müßte hier bei relativ viel niedrigeren Drucken eingeschlossen werden, d. h. es müßten bei nicht allzu großer Tiefe erhebliche Temperaturen herrschen. Solche Einschlüsse sind bei platonisch gebildeten Mineralien zu erwarten und treten hier auch auf. Es können aber auch infolge bestimmter lokaler Verhältnisse Ein- schlüsse bei nicht zu hohen Temperaturen entstehen, die ein gleiches Verhalten zeigen. Als Beispiel sei Kurve 5 gewählt. Bei 137° herrscht ein Druck von 151,0 Atm. Dies entspricht einer Gesteinsschicht von 600 m. Es sind dies ebenfalls durchaus mögliche Voraussetzungen. Eine weitere Unsicherheit kommt dadurch in die Berechnung, daß auch die Zerreißuugsfestigkeit von Gesteinen eine erhebliche Rolle spielen kann, sie wird bei nicht allzu starken Bedeckungen den größten Einfluß haben und die Tiefe scheinbar vergrößern. Ihre Wirkung erleuchtet am besten die Tatsache, daß man einen mit C02- Einschlüssen behafteten Quarzkristall selbst im Dünn- schliff einer ganz bedeutenden Erwärmung aussetzen kann , ohne daß er zerspringt. — Zusammenfassend kann man nach den vorstehenden Dar- legungen also sagen: Das Auftreten zweiphasiger CO.,- Ein Schlüsse in Mineralien unterhalb 31° deutet darauf hin, daß bei ihrer Entstehung andere Temperatur- Druck Verhältnisse herrschten, als sich aus der geo- thermischen Tiefenstufe 3° für 100 m Voraussagen CentralblaU f. Mineralogie etc. 1921 2 18 R. Nacken, läßt, es muß vielmehr eine besondere Wärmequelle hierbei eine Rolle gespielt haben. Eine eindeutige Bestimmung der Bildungs-Bedingungen ist auf diesem Wege nicht möglich. Das gilt besonders für die Ent- stehungstemperatur und für den hierbei herrschen- den Druck und damit auch für die Tiefe, in der die Einschlüsse entstanden. Nur eine untere Temperatur- grenze läßt sich durch das Verschwinden der Libelle festlegen. II. Einschlüsse von reinem Wasser. W’ird an Stelle der Kohlensäure Wasser in dem Hohlraum eingeschlossen, so gelten ähnliche Überlegungen, indessen besteht ein sehr wesentlicher Unterschied darin, daß die kri- tische Temperatur des Wassers bei 374° bedeutend höher liegt, als bei flüssigem Kohlendioxyd. Auf diesen Punkt hat J. Königsbergek 1 schon früher ausdrücklich hingewiesen. Leider fehlen die entsprechenden Daten, so daß ich in Fig. 2 nur eine schematische Figur für die Temperatur-Druckkurven wiedergeben konnte. In Kurve 0 k ist die Dampfspanuungskurve des gesättigten Wasserdampfes nach den Werten1 2 der Tabelle 2 graphisch dargestellt. Fig. 2. Tab. 2: Druck des gesättigten Wasserdampfes bei verschiedenen Temperaturen. 100° . . . 760 min Hg = 1 Atm 200 . . . 1 1 647 n r> 15.3 ,, 300 . . . 64 290 y) rt 84.6 „ 370 . . . 157 200 7) 7) 206.8 „ 374 . . . — 217,5 „ k ist der kritische Endpunkt, dessen Koordinaten 374° und 217,5 Atm. sind. Die von 0 k ausgehende Kurvenschar 1 — C> überdeckt die Felder a und b in gleicher Weise wie in Fig. 1, und es gelten liier die gleichen Überlegungen für ein in ein in- differentes Gefäß eingeschlossenes Volum wie im vorhergehenden Absatz. Auch hier gehen von jedem Punkte der Linie 0 k je zwei Kurven ab: in das Feld a, wenn eine homogene Gasphase, ins Feld b, wenn eine homogene F 1 ü s s i g k e i t s phase im ge- gebenen Volumen vorlag. 1 J. Königsberoer und W. J. Müller, a. a. 0. 2 Nach Holborn und Baumann, Ann. d. Phys. (4.) 31. 945. 1910. Welche Folgerungen ergeben sich etc. 19 Der oben erwähnte Unterschied zeigt sich deutlich , wenn man etwa die Kurven, die bei 200° die Danipfspannungskurve verlassen, näher betrachtet. No. 1 entspricht in ihrem Verlauf der Art der CO., -Kurven im Feld a, Kurve 5 dagegen verläuft fast horizontal, parallel zur P-Achse. Sie geht durch das Gebiet b, welches liier noch weit unter der kritischen Temperatur liegt, so daß das Wasser noch den Charakter einer Flüssigkeit besitzt. In diesem Fall ist infolge der geringen Zusammendrückbarkeit von Flüssigkeiten eine außerordentlich starke Druckänderung mit einer geringfügigen Temperaturänderung verbunden. Eine Reihe von Beobachtungen in dieser Hinsicht liegen vor *. Die Temperaturen für die vollständige Ausfüllung des Hohlraums mit einer homogenen Phase sind sehr wechselnd, unter 100° und über 200° verschwinden die Libellen. Ein Quarzkristall un- bekannter Herkunft ergab nach meinen Messungen Temperaturen zwischen 210 und 220°. Es mag dahingestellt sein , ob hier wirklich reines Wasser vorliegt, vielleicht sind es Salzlösungen, jedenfalls dürfte dann, wenn nicht wesentliche Mengen von Gasen mit eingeschlossen sind, der so fixierte Temperaturpuukt der wahren Bildungstemperatur nahekommen. Gerade die Tatsache, daß bei Wassereinschlüssen die Libelle beträchtlich unter der kritischen Tem- peratur verschwindet und hier noch der Charakter einer Flüssigkeit für die Einschlüsse gewährleistet ist, gibt uns die Möglichkeit, die Bildungstemperatur des Kristall Wirtes in enge Grenzen einzuschließen. Dagegen können wir über den Bildungs druck nichts aus- sagen, und damit sind Schlüsse über die Entstehungstie fe nicht ohne weitere Angaben zu ziehen. Davon erhält man eine Vor- stellung, wenn man die Gerade 0 m einzeichnet, die auch hier die PT- Abhängigkeit in der Erdrinde angibt, einer geothermischen Tietenstufe von 3° auf 100 m entsprechend. Ihr Schnittpunkt mit der Kurve 6 würde bei ca. 100° und 825 Atm. liegen. Dies entspräche einer Gesteinsüberlagerung von ca. 3,3 km Mächtig- keit. Wenn die Libelle bei 100° verschwindet, so könnte eine derartige Entstehung wohl möglich sein. Für 200° käme min- destens eine doppelte Tiefe mit 6,6 km und ca. 1600 Atm. Druck in Frage. Auch dies wäre denkbar, jedoch wird für höhere Tem- peraturen diese Art der Entstehungsweise immer unwahrscheinlicher wegen des Verlaufs der Kurven 4 und 3 nach rechts oben hin im Feld b. Ob man die Entstehung der erwähnten Einschlüsse in eine diesem Verlauf entsprechende große Tiefe verlegen soll, 1 Vgl. u. a J. A. Phillips, Phil Mag. Nov. 1868; Quart. Journ. geol. soc. London. 31. 332. 1875. — J. Königsberger und W. J. Müller, a. a. 0. 2* 20 H. Reitz. erscheint mir zum mindesten fraglich. Einfacher ist es auch hier, lokale Erwärmungen anzunehmen, wie sie ja bei postvulkanischen Prozessen stets beobachtet werden. Jedenfalls geht aus der Diskussion des Ver- haltens wässeriger Einschlüsse hervor, daß bei der' Verwertung der Daten zur Bestimmung des Drucks bzw. der Tiefe ihrer Entstehung die größte Vorsicht am Platze ist. — Die im Vorstehenden gemachten Überlegungen gelten in er- höhtem Maße für Salzlösungen. Durch Hinzufügen einer schwer flüchtigen Komponente, wie NaCl, KCl oder Sulfaten wird das kritische Gebiet in um so höhere Temperaturen gerückt, je kon- zentrierter die Lösungen sind. Dadurch wird noch mehr der Flüssigkeitscharakter des Einschlusses selbst bei relativ hohen Temperaturen gewährleistet , so daß nach der homogenen Aus- füllung Temperatursteigerung eine Drucksteigerung bedingt, die nur durch gewaltige Überlagerungen kompensiert werden könnte. Die Bildungstemperatur wird dann in noch engere Grenzen ein- zuschließen sein, der Druck dagegen bleibt noch unbestimmter. (Schluß folgt.) Spuren arider Wüsten im Diluvium Schleswig-Holsteins. Von H. Reitz in Elmshorn. Mit 8 Textfiguren. Die Forschung hat noch nicht völlige Klarheit darüber gebracht, wie oft das Gletschereis von Fennoskaudia in die norddeutsche Tiefebene hinabgedrungen ist. Nach E. Geinitz verlief die Eiszeit als einheitliche Erscheinung bei gemäßigtem Klima, ohne Unter- brechung durch wärmere Abschmelzperioden. F. Schucht 1 nimmt zwei Hauptvereisungen au und setzt dementsprechend die Interglaziale Schleswig-Holsteins in eine Altersstufe. Die Mehrzahl der Diluvial- geologen erklärt sich, nach dem Vorgang Gottsche’s, für drei Eis- zeiten. A. Schulz1 2 dagegen schließt auf Grund seiner Forschungen auf eine mindestens fünfmalige Vergletscherung Norddeutschlands, deren letzte bis zur sog. baltischen Endmoräne reichte. Von den 1 F. Schucht, Der Lauenhurger Ton als leitender Horizont für die Gliederung und Altersbestimmung des nordwestdeutschen Diluviums. Jahrb. d. Kgl. Pr. Geoi. Landesanst. 1908. p. 14ö u. 149, 50 ff. 2 A. Schulz, Das Klima Deutschlands während der seit dem Beginne der Entwicklung der gegenwärtigen phanerogamen Flora und Pflanzen- decke Deutschlands verflossenen Zeit. Zeitsehr. d. Deutsch. Geol. Ges. Abh. 1910. p 99. Spuren arider Wüsten im Diluvium Schleswig-Holsteins. 21 vier Interglazialen besaß das letzte (Schulz, a. a. 0. p. 109) eine recht lange Dauer. Es enthielt einen Zeitabschnitt, wo selbst in Norddeutschland ausgedehnte Wälder mit Laub- und Nadelbäumen vorhanden waren, die auf ein dem heutigen ähnliches Klima schließen lassen. Ihm ging ein anderer Zeitabschnitt voraus, der heißes, trockenes Sommerklima aufwies. Eine Periode mit demselben klimatologischen Charakter, nur offenbar mit noch bedeutend extremerem Klima, ging nach «Schulz auch der vierten Eis- zeit voraus. Jon. Walther weist in seinen Schriften auf das Vorhanden- sein von echten Wüsten im nordeuropäischen Diluvium hin. Im .Gesetz der Wiistenbilduug", 1912, heißt es p. 321: „Wenn wir die aus der diluvialen Schneezeit in Deutschland hinterlassenen Spuren sorgfältig vergleichen, dann sehen wir nicht nur Gletscher- schliffe, den Geschiebelehm usw., sondern dazwischen bemerken wir merkwürdigerweise auch eine Anzahl von Symptomen, wie sie für die echte aride Wüste charakteristisch sind.“ Er nennt die Schalen- bildung an den Graniten der Luisenburg im Fichtelgebirge, die braunen Schutzrinden der Knollensteine aus Braunkohlensanden, besonders aber die fossile echte Wüstenfauna von Thiede — Wester- egeln Einige Funde aus dem Diluvium Schleswig-Holsteins sprechen gleichfalls für die Existenz glazialer echter Wüstengebiete. Die gespaltenen und wieder verkitteten Geschiebe. Zum ersten Male wies L. Meyn 2 auf das Vorkommen von gespaltenen und wieder zur Breccie verkitteten Geschieben aus dem Diluvium Schleswig-Holsteins hin. Er unterschied zwischen Geschieben, die eigenartige Sprünge aufwiesen, und die er ge- borstene Geschiebe nannte, und solchen, die zersprungen und nachher wieder zusammengekittet waren. Die geborstenen Geschiebe beschränkten sich nach seinen Beobachtungen auf vier Felsarten. Geschiebe der zweiten Art fand Meyn bei Schobüll, silurische Kalksteine in allen Varietäten und Farben von Erbsen- bis Kopf- größe. „Die Geschiebe sind zerbrochen und verschoben und danach wieder verkittet, teils nur durch einen einzelnen Spalt, teils durch 1 Das Alter der Fauna von Thiede ist noch umstritten. Siehe F. Wiegers, Die diluvialen Kulturstätten Norddeutschlands und ihre Be- ziehungen zum Alter des Löß. Prähistor. Zeitschi . 1. 1909. — F. Wahn- schaffe, Anzeichen für die Veränderungen des Klimas seit der letzten Eiszeit im norddeutschen Flachlande. Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges Abh. 1910. p. 268. — E. Koken, Diluvialstudien. N. Jahrb. f. Min. etc. 1909. II. — Siehe auch Nordenskjöld's Mitteilungen über eine wüstenartige Land- schaft in Südgrönland in der Geogr. Zeitschr. 20. 1914. 1 L. Meyn. Über geborstene oder gespaltene Geschiebe Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1871. p 399. 22 H. Reitz, mehrere, ungefähr parallele Spalten, aber stets nur soweit in ihren Bruchlinien verschoben, daß man die ursprüngliche Oberfläche wiederherstellen könnte.“ Ähnliche Funde beschreibt er von Jever und Groningen. Die Ursache für das Bersten, besonders der tonhaltigen Ge- schiebe, sollte in der Volumvergrößerung infolge Aufnahme von Bergfeuchtigkeit bestehen, die zersprungenen und wieder verkitteten Geschiebe dagegen dem Druck des Gletschereises ihre Entstehung verdanken. Heyn war sich der Schwäche dieser Deutung wohl bewußt und weit davon entfernt, sich damit zu begnügen. Dafür legte er der Erscheinung zu große Bedeutung bei. Seither sind gespaltene Geschiebe merkwürdigerweise nicht wieder beschrieben worden. Die abgebildeten Funde stammen aus dem oberen. Geschiebe- mergel von Klein-Offenseth bei Elmshorn in Holstein und sind mit schwacher Vergrößerung aufgenommen. Fig. 1. Fig. 1 stellt ein Toneisteingeschiebe mit geborstener Oberfläche dar. Das Stück hat „Obstschnittformat“ und ist mit einer gelben Ockerhaut überzogen. Die Hydratisierung hat jedoch nur die Oberfläche ergriffen, im Bruch erscheinen die Spaltstücke sowie das ganze Geschiebe frisch und von fast schwarzer Farbe. Es ist kalk- und glimmerfrei. Das Korn ist äußerst fein. Fossil- reste konnten nicht wahrgenommen werden. Mit den Septarien des miocänen Limonitsandsteins von Sylt, deren schalige Bruchstücke auch gelegentlich im hiesigen Mergel angetroffen werden, hat das vorliegende Stück nichts gemein. Auch die ähnlich zusammen- gesetzten Zementsteinknollen aus dem Glimmerton sowie die diluvial verschleppten verschiedenen Tonsteinkonkretionen und Eisennieren sind anderer Art, ebenso die im Rupelton von Itzehoe und a. a. 0. gefundenen Septarien. Unter den von Gotische 1 beschriebenen Sphärosideriten findet es sich nicht. Es entstammt einem etwa 1 Gottsohe, Sedimentärgeschiebe der l’rorinz Schleswig-Holstein. 1883. Spuren arider Wüsten im Diluvium Schleswig-Holsteins. 23 faustgroßen Toneisensteingeröll unbekannter Herkunft, das nach seiner Wanderung trocken gelegt und offenbar durch Insolation zersprungen ist, und zwar in dem typischen „Obstschnittformat“. Durch scharfes Austrocknen ist die Oberfläche des Spaltungsstückes dann weiter zusammengeschruinpft , daher ihre stark konkave Krümmung. Außerdem sind zahlreiche tiefgehende Trockenrisse entstanden, die das Geschiebe ringsherum überziehen und in poly- gonale Felder teilen. Eine große Wanderung hat das Stück offenbar nachdem nicht mehr gemacht, es hätte sonst infolge seiner geringen Härte besonders an den exponierten Teilen zertrümmert oder wenig- stens stellenweise abgescheuert werden müssen. Alle drei Be- grenzungsflächen zeigen aber die Spallrisse in gleich vollkommener Weise. Zersprungenes und wieder verkittetes Hälleflintgescliiebe. Das Stück entstammt demselben Fundort wie das vorige. Es ist von blaßrötlicher Farbe und hat die Form eines längsgespaltenen Eies, dessen breiteres Ende zwei ebene Bruchflächen aufweist (Fig. 2 a n. b). Die Bruchflächen sind geglättet, aber nicht ge- schrammt. Eine gewisse Regelmäßigkeit in der Anordnung der Fig. 2. Hauptsprünge ist auffallend. Sie verlaufen unter sich parallel und in der Diagonale zu der ebenen Spaltfläche. Ergänzt man das Geschiebe zu seiner ursprünglichen, etwa faustgroßen Form, so erscheinen die Kluftflächen von Radialsprüngen erzeugt, und das Ganze löst sich auf in Bruchstücke von der Form keilförmiger „Einkanter“. Zahlreiche Quersprünge zerteilen die Hanptzonen wiederum in polygonale Felder. Aber auch bei ihnen ist eine Hauptrichtung vorherrschend (s. Fig. 3 d). Die Sprünge klaffen bis 3 mm weit auseinander und durchsetzen das ganze Geschiebe, sind aber vor dem Auseinanderfallen desselben durch ein fein- 24 H. Reitz, körniges Bindemittel wieder ausgefüllt worden. Das Bindemittel ist ein gelblicher, toniger Feinsand mit geringem Kalkgehalt, ein lößähnlicher Staubsand, also nicht der Eigensubstanz des Geschiebes entstammend, wie es bei den von Mkyn beschriebenen Funden der Fall ist. Fig. 3. Zersprungenes und wieder verkittetes Flintgeschiebe. Das in Fig. 4 abgebildete Stück entstammt ebenfalls dem Mergel von Klein-Offenseth. Es zeigt einen durchgehenden Kern- sprung ohne Nebensprünge. Seine Ränder stehen bis 5 mm weit Fig. 4. auseinander und der dadurch entstandene Spalt ist z. T. mit ab- gescheuertem Flintmaterial wieder ausgefüllt und fest verkittet. Dio Oberfläche des Geschiebes zeigt tiefe Narben (Fig. 4), die nachträglich während des Transports in der Moräne z. T. wieder abgescheuert worden sind (Fig. f> s). Mit den bekannten Feuerstein- Spuren arider Wüsten im Diluvium Schleswig-Holsteins. 2f> breccien von Hemmoor it. a. hat der Fund nichts gemein. Dort sind die Flinte in tausend Stücke zerbrochen, hier aber ist außer dem Hauptsprung keine Splitterung wahrzunehmen. Der Sprung kann auch darum nicht durch Druckwirkung in der Kreide ent- standen sein, weil er die erst später erzeugten tiefen Narben gruben glatt durchschneidet. Facetten sind nicht vorhanden. Außer den beschriebenen sind vom Verfasser noch mehrere Geschiebe mit gleicheu Merkmalen beobachtet worden. Sie verteilen sich auf verschiedene Felsarten und Fundorte. Die Erscheinung ist daher allgemein und von der petrographischen Zusammensetzung des Gesteins unabhängig. S Fig. 5. Die bisherige Deutung durch Volum vergrößerung infolge Wasser- aufnahme läßt sich nach obigem nicht mehr aufrechterhalten. Die Geschiebe müßten dann auch viel zahlreicher sein. Dru’ckwirkung des Eises kommt ebenfalls nicht in Frage, da sie ja schließlich alle Geschiebe betraf. Der allseitige Eisdruck müßte infolge der die gesamte Obertläche gleichmäßig umfassenden Pressung gerade das Gegenteil bewirkt haben. Auch hat man in älteren Konglome- raten, die ja unter ähnlichen Bedingungen stehen wie die in der Gruudmoräne eingefrorenen Geschiebe, derartige gesprungene Ein- schlüsse m.W. bisher nicht beobachtet. Einseitige Druckwirkung beim Transport im Eise, wie sie häutig vorgekommen sein muß, bewirkte wohl ein Zerquetschen beim Überwinden von Hindernissen, aber kein Zerspringen in der oben beschriebenen Form '. Die Erscheinung zwingt zu der Annahme, daß die Geschiebe in einem Trockengebiet kräftiger Insolation ansgesetzt gewesen sind. 1 Auch konnten in diesem Falle sog. „Facettengeschiebe“ entstehen. Siehe E. Philippi, Über Facettengeschiebe. N. Jahrb. f. Min. etc. 1906. p. 71. — H. Reitz, Facettengeschiebe. N. Jahrb. f. Min. etc. 1914. p. 16. 26 H. Reitz, Tatsächlich sind derlei zersprungene Felsstücke und Gerolle ja wiederholt von Wüstenforschern beschrieben worden (vgl. Walther, a. a. 0.). Auch dort ist die Entstellung der Sprünge unabhängig von der Art des Gesteins L Die holsteinischen Funde stützen die Annahme, daß in einer Rückzugsperiode des nordischen Eises eine Zeitlang landschaftliche und klimatische Verhältnisse bestanden haben, wie sie heute vielleicht in den afrikanischen Küstenwüsten vorhanden sind. Aus ihren Lagerungsverhältuissen geht hervor, daß diese Rückzugsperiode mit dem letzten Inter- glazial zusammenfällt. Vorausgesetzt ist dabei, daß der Geschiebe- mergel von Klein-Offenseth „oberer Geschiebemergel“ ist1 2. Der einwandfreie Nachweis eines Trockengebietes mit aridem Wüstenklima zu Beginn des letzten Interglazials stößt naturgemäß auf große Schwierigkeiten. Die Großformen der Wüste mußten beim Wiedereintritt des feuchteu Klimas verschwinden, ihre Überreste wurden vom wiederkehrenden Eis mit seinen Schmelzwässern restlos zerstört. Nur Kleinformen konnten sich erhalten und auch diese nur unter besonders günstigen Bedingungen. Dazu kommt, daß ge- wisse Bildungen der Wüstenzone auch im Glazialgebiet entstehen, z. B. Dünen, Sandschliffe etc. Beim Aufsuchen weiterer Belege für obige Annahme kann es sich also nur um typische Kleinformen handeln, für die eine glaziale Entstehung nicht in Frage kommt. So liegen noch verschiedene Gesteine aus dem Diluvium der Umgebung von Elmshorn vor, die sich hier nnterbringen lassen, Quarzit- und Flintgerölle und Ge- schiebe mit glänzenden, braunroten Überzügen, die an den „Wüsten- lack“ und die Schutzrinden der Wüstenkiesel erinnern3. Die Fig. 6 zeigt ein Geröll aus farbloser Kieselmasse, dessen Oberfläche durch Eisenintiltration verändert ist. Der Kern der Kugel ist weiß, klüftig und kristallinisch. Auf Hohlräumen sind kleine Quarzkriställchen aufgewachsen (Fig. 7 k). Die Außenzone ist dagegen bis auf durchschnittlich 5 mm Breite lebhaft braunrot gefärbt und von dichter, hornfelsartiger Beschaffenheit. Die Farbe des Ferrioxyds ist dieselbe wie die der Kiesabbrände (caput mortuum) oder wie sie die Brandjaspis und Hornfelse der Kontakthöfe von Eruptivgesteinen aufweisen (z. B. der Porzellanjaspis aus der Marmor- grube von Auerbach an der Bergstraße). Hätte sich die Färbung nicht durch Kapillarinfiltration aus dem Boden, also an freier Luft, sondern auf dem Diffusionswege gebildet, so müßten dafür An- zeichen vorliegen, die für derartige Konkretionen charakteristisch 1 Kaiser, Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1920 p. 70. * Die Entkalkungszone ist nur gering. Siehe Reitz, a. a. 0. 5 Vgl. Walther, a. a. 0., desgl. M. Blanckenhorn, Ägypten. Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1901. p. 326 und E. Fraas, Geogn. Profil vom Nil. Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1900. Spuren arider Wüsten im Diluvium Schleswig-Holsteins. 27 sind, Banderung, zonarer Bau, konzentrisch wechselnde Lagen u. a. Das ist aber nicht der Fall. Fig. 8 stellt ein aufgespaltenes diluviales Geröllbruchstiick von ähnlicher petrographischer Beschaffenheit dar, nur mit dichterem Gefiige im Innern. Durch nachträgliche Verwitterung hat sich Fig. 8. über der jaspisartigen Außenschicht eine dünne weiße Opalhaut gebildet, die die ursprüngliche, glänzende Oberfläche z. T. bedeckt. Zweifellos werden ähnliche Geschiebe auch anderwärts in diluvialen Ablagerungen vertreten sein. Die Annahme eines zwischeneiszeitlichen ariden Klimas dürfte auch zur Klärung der vielunistritteneu Frage nach der Entstehung der Kantengeschiebe beitragen. Die Ansichten von van Calkeii 1 1 van Calker, Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1890. p. 581. 28 H. Reitz, Spuren arider Wüsten etc. und Johnsen 1 linden eine Stütze, wonach die Schleifflächen von der ursprünglichen Form des Geschiebes abhängige, vielleicht durch Insolation entstandene Bruchflächen sind, die später durch Sand- wind gerundet, geglättet und poliert wurden. Allerdings dürfen die Stücke nicht dem Heidesand oder sonstigen Alluvionen ent- nommen werden, denn „aus ihrem Vorkommen an der jetzigen Oberfläche auf ein früheres Steppenklima zu schließen, dürfte, wie schon Wahnschaffe 2 betont hat, kaum angehen“ 3. Facetten- geschiebe und Dreikanter sind aber schon öfters im holsteinischen und auch im schlesischen Geschiebemergel gefunden worden (vgl. Reitz, a. a. 0.). Auch die eigenartige Ablagerung des Lauenburger Tons 4 läßt sich mi), einem vorübergehenden interglazialen echten Wüstenklima vereinbaren. Es konnte sich die Bildung lößähnlicher Schwarz- erden vollziehen. Periodisch niedergehende heftige Regengüsse ver- schleppten das Material, lagerten es um und häuften den Schlamm im Becken der Ur-Elbe stellenweise zu großer Mächtigkeit wieder auf. Der stets kalkhaltige Ton enthält auch oft noch feinen Sand mit unverwitterten Feldspat- und Hornblendesplittern, die auf ihre Entstehung an trockener Luft hindeuten (Embryonalsand). Ge- legentlich vorkommende Gipskristalle sprechen nicht dagegen. 1 Johnsen, Dies. Centralbl. 1903. p. 597. 1 Wahnschaffe, Jahrb. d. Kgl. Pr. Geol. Landesanst. 1889. p. 331. 3 Müuge, Sonderabdruck aus dem 14. Jahresbericht des naturwissen- schaftlichen Vereins zu Osnabrück. 1901. 4 Der Lauenburger Ton lagert stellenweise unmittelbar auf der älteren Grundmoräne und gilt als Absatz „in einem mehr oder weniger abgeschlossenen Becken der Nordsee, die damals keinen marinen Charakter gehabt haben kann, da die schwarzen Tone fossilfrei sind'1 * (s. F. Schucht, Der Lauenburger Ton als leitender Horizont für die Gliederung und Alters- bestimmung des nordwestdeutschen Diluviums. Jahrb. d. Preuß. Geolog. Landesanstalt. 1908. p. 148). Seine auf kurze Strecken außerordentlich wechselnde Mächtigkeit (Stade 6 m, Nienstedten 140 m, Hamburg 50 m) wird auf eine Küstensenkung während der Bildung zurückgefiihrt, die großen Schwankungen der Oberkante (Blankenese -f- 80 m über NN. See- mannshaus Hamburg -f- 10 m, Steinwärder — 90 m), die „gebügelte Ober- fläche“ Mkyn’s, auf eine Stauchung der Schichten durch Eisdruck oder auf eine zu Beginn des 1. Jnterglazials einsetzende Strandverschiebung. Fein verteilter tertiärer Braunkohlenstaub oder sonstiges miocäne Material soll die schwarze Farbe bewirkt haben. Eine allgemein überzeugende Erklärung der Ablagerung ist noch nicht erfolgt. Vielleicht liegt sie in der oben angegebenen Richtung. V. Hilber, Die Natur der schwatzen Bänder etc. 2(J Die Natur der schwarzen Bänder vom Plawutsch bei Graz. Von V. Hilber in Graz. Die untersten, dunklen Sandsteinlagen des Grazer Paläozoicums enthalten am Plawutschfuße und andernorts gekrümmte, glänzend- schwarze Bänder, welche zuerst als Algen der Gattung Bi/tho- trephis1, dann als Kriechspuren von Meeresschnecken 2 3 und als solche von Würmern8, endlich als wahrscheinlich zusammengedriickte Wurmröhren4 5 * erklärt wurden. Andere Lagen der Sandsteine ent- halten gleich aussehende, nur formverschiedene schwarze Flecken, noch andere, was bisher nicht beobachtet wurde, zeigen ganz schwarze glänzende Schichtflächen. Deren Aussehen und von mir beobachtete feine Streifung lassen sie als Rutschflächen er- kennen. Dieselbe Streifung haben auch die Flecken und die Bänder, was bisher ebenfalls übersehen wurde, und zwar letztere meist quer; wo die Bänder durch Umbiegung senkrecht auf ihrer Hauptrichtung stehen, längs. Auch ihre Oberfläche verdankt Glanz und Streifung Bewegungen von Schichten übereinander. Die glänzenden Schichtflächen entsprechen papierdünnen Ein- lagerungen schwarzer Schichten im dunklen Sandstein. Die schwarzen Bänder sind so dünn, daß sie Standfest für körperlos hielt. Sie verschwinden auch im Glühfeuer ebenso, wie der schwarze Glanz der Flächen, nicht. Nach einer Untersuchung, welche Herr Prof. Scharizer infolge meiner neuen Anschauung vornahm, be- stellen die Glanzschichten aus Tonschiefer mit eingeschlossener Kohle, während Heritsch j Graphit als den Bestandteil der Bänder angegeben hatte. Die Flecken und die Bänder denke ich mir durch Auswalzung und Zerreißung der zusammenhängenden Glanzschichten entstanden. Eine Erklärung der Form der Bänder mit ihrer ziemlich gleich- bleibenden Dicke und ihren LTmkehruugen vermag ich nicht zu geben. Der Parallelismus der Bänder (in unbeabsichtigter Dar- stellung auf Standfest’s Tafel sehr schön sichtbar) würde sich hingegen mit obiger Erklärung gut vertragen. An einigen meiner Stücke liegen die Bänder auf den kurzen Mittelschenkeln von Flexuren. 1 Göppert, Verb. k. k. geol. Reichsanst. 1858. 77. * Standfest, Mitteil, natuiw. Ver. f. Steierm. 1880. Graz 1881. Mit 1 Tat'. 3 Standfest, ebenda 1888, Graz 1889. 4 Penecke, Das Grazer Devon. Jahrb. k. k. geol. Reichsanst. 1893. 582. 5 Untersuchungen zur Geologie und Paläontologie des Paläozoicums von Graz. Denkschr. d. k. Akad. d. Wiss., math.-nat. Kl. 94. 1917. 55. 30 F. Heritsch, Eine ähnliche Erscheinung mit ähnlicher Erklärung gibt F. E. Suess 1 vom Bittescher Gneis an. „Der zu Bandstreifen auseinandergezogene Biotitstaub“ wird unter den „Merkmalen der mechanischen Auswalzung“ angeführt. Es ergibt sich: die als Fucoiden, Nereiten- und Schnecken- Kriechspuren , endlich als zusammengedrückte Wurm röhren ge- deuteten schwarzen Bänder im Plawutsch bestehen aus Graphit einschließendem Tonschiefer und verdanken Glanz und Streifung Gleitungen. Die Bandform kann man kaum anders als durch Zerreißung der in anderen Lagern zusammenhängenden dickeren gleichartigen , ebenfalls mit Harnischen versehenen Schichten er- klären, während der die Bandform erzeugende Mechanismus im einzelnen unklar ist, aber höchst wahrscheinlich in Auswalzung besteht. Bemerkung zu Dietrich’s Aufsatz über die sog. Tabulaten des Jura und der Kreide. Von F. Heritsch in Graz. W. 0. Dietrich hat in diesem Centralblatt p. 208 ff‘. einige Bemerkungen zu meiner Beschreibung der Solcitopora Hilbrri aus dem Oberjura von Tschernawoda gegeben. Ich habe diese Be- schreibung durch eine kurze Notiz ergänzt (siehe dies. Centralbl. 1919, p. 350), welche im Mai oder Juni des vergangenen Jahres an die Redaktion des Centralblattes abgegangen ist, also vorher dort war, als Dietrich’s Aufsatz erschien. Daraus kann ersehen werden, daß Dietrich mir nicht mit Berechtigung Unkenntnis der Arbeiten von Rothpletz usw. vorwirft. Die Arbeit von Weissermei. habe ich nicht gekannt, sie ist allerdings in einer doch wohl für paläontologische Arbeiten — wenigstens außerhalb Deutschlands — etwas ungebräuchlichen periodischen Publikation erschienen. Für diese meine Unkenntnis ist es mir ein Trost, daß Dietrich die Abhandlung über einen liassischen Chatte! es aus Südtirol, in welcher Chactrtcs und andere Tabulaten ausführlich abgehandelt werden1 2, ebensowenig kennt, als allen Paläontologen, die bisher über mesozoische Tabulaten gearbeitet haben, die Bcaumontiu Ziynoi d’Achiardi entgangen ist. 1 Bemerkungen zur neueren Literatur über die Moravischen Fenster. Mitteil. d. Geol. Ges. in Wien. 1918. a R. Sciiwinner und F. Heritsch, Mitteil. d. geol. Ges. in Wien. 1917. 10. p. 184 ff. Bemerkung zu Dietrich’s Aufsatz etc. 31 Bezüglich der Solenopora Hilberi kommt Dietrich zur Meinung, daß sie zu Monotrypa zu stellen sei. Auch ich bin überzeugt, (Centralbl. p. 350), daß das Fehlen der Böden kein Grund sei, das Fossil nicht in die Nähe der Tabulaten zu stellen; vielleicht ist es am besten, diese Solenopora an die Familie der Monticuli- porideu anzuschließen. Was ich an den Stücken und den Schliffen gesehen habe, spricht nicht dafür, daß Böden überhaupt vorhanden sind, daß also, wie Dietrich meint, die Schliffe nur zufällig böden- freie Stellen zwischen bödenführenden Lagen getroffen haben. An meinen von Dietrich angezogenen Abbildungen sind zw;tr scharfe Abbruche und Querbrüche zu sehen , zeigen aber keine Tabulae an, wie Dietrich vermutet. Bezüglich der jurassischen und creta- cischen Chaetetes halte ich das Feld keineswegs für so unbestellt, wie Dietrich vermutet; das zeigt die ihm scheinbar entgangene Arbeit über den Südtiroler Chaetetes. Was die Vermehrungsart des Blastochaetetes capilliformis (Diet- rich, p. 2 10) betrifft, möchte ich betonen, daß das, was Dietrich diesbezüglich sagt, an seiner Fig. 1 nicht zu sehen ist; denn die Schnittstellen a, auf welche er besonders verweist, brauchen keine Knospungen zu sein , sondern können durch eine schiefe Schnitt- lage, den Zellröhrchen gegenüber hervorgebracht sein. Meine Er- fahrungen an paläozoischen Tabulaten haben mich bei der Be- urteilung solcher schiefer Schnitte oder schiefer Anbrüche sehr vorsichtig gemacht. Daß die Autoreu, wie Dietrich (p. 213) sagt, bei der Bestimmung von Chaetetes über die Vermehrungsart „ge- wöhnlich rasch hinweggleiten’, ist ein in seiner Verallgemeinerung zurückzuweisender Vorwurf. Mit Recht zieht Dietrich den Genusnamen Ubaghsia ein, da er bei seiner Aufstellung durch Oppenheim schon vergeben war (Dietrich, 1. c. p. 215). Viel besser wird die Sache allerdings nicht, wenn Dietrich in Anlehnung an eine kurze Bemerkung Quenstedt’s in der Petrefaktenkunde Deutschlands, Korallen p. 859, den Namen Acantharia gebraucht; denn Aeantharia ist seit Haeckel's Darstellung der Radiolarien (1862) für eine Unterordnung der- selben vergeben. Graz, im November 1919. Gegenantwort an Herrn Heritsch. Da wir über die systematische Stellung von „ Solenopora Hilberi Her.“ jetzt einig sind und da mein Aufsatz glücklicher- weise ein Abschlußdatum trägt (3. 10. 1918), so kann ich mich kurz fassen. Fig. 1 von Blastochaetetes ist nach einer radialen Bruchfläche, auf der die Zwischenknospen körperlich sichtbar sind, angefertigt, nicht nach einem schiefen Schnitt, wie Heritsch vermeint. Schnitte empfehlen eich aus den von Heritsch an- 32 Besprechungen. — Personalia. gegebenen Gründen tatsächlich nicht. Hinzufügen muß ich , daß für Blastocliaetetes streng genommen „ Polißnius “ zu schreiben ist, welchen Namen A. de Gregorio (Coralli giuresi di Sicilia, 2. und 3. Teil, vermutlich im Naturalista Siziliano zwischen 1884 und 1887 erschienen; das vorliegende Separatum trägt keinerlei bibliographische Angaben) als Untergattungsbezeichnung für Cliaetctes capilliformis Mich, aufgestellt hat, ohne eine Diagnose zu geben, (de Gregorio beschreibt nur noch makroskopisch — ohne Abbildungen — vom Monte Pellegrino zwei Arten dieser Untergattung, P. erctensis und P. anabar.iopsis.) Bezüglich der Verwendung von Acantharia als Gattungsnamen haben darüber befragte Paläontologen keine Be- denken gehabt, sie trotz der ihnen bekannten Homonymie als zu- lässig zu bezeichnen. Wenn Heritsch dafür einen neuen Namen vorschlagen will, z. B. Oppenheimia, so wird die Sache dadurch nicht berührt, aber Qiienstedt Unrecht zugefügt. — Berlin, 13. Juli 1920. Dietrich. Besprechungen. Martin Henglein: Lötrohrprobierkunde. Qualitative Analyse mit Hilfe des Lötrohrs. 2. Aull. Sammlung Göschen. 1920. In diesem Bändchen werden die qualitativen Lötrohrproben, dazu einige wenige mikrochemische Reaktionen in gedrängter Kürze behandelt, im ersten Teil allgemeine, im zweiten mit Rücksicht auf die einzelnen Elemente; bei diesen werden die nach ihren wesentlichsten Bestandteilen dazugehörenden Mineralien aufgezählt, und am Schluß der Gang der Untersuchung an einigen Beispielen erläutert. Bei aller gebotener Knappheit sind die Angaben klar und für jedermann verständlich. Der Anwendung von Platin, das als Spitze (1 g) für das Lötrohr empfohlen wird und als Blech und Draht in bekannter Weise benutzt werden soll, steht sein hoher Preis (zeitweise über 300 Mk. für 1 g) entgegen. Als Ersatz für Blech und Draht benutzt Unterzeichneter flache Troge und dünne Stäbchen aus gebrannter Magnesia, am Lötrohr läßt sich Platin- spitze entbehren. R. Brauns. Personalia. Gewählt. Die Preußische Akademie der Wissenschaften hat zu korrespondierenden Mitgliedern ihrer physikalisch-mathematischen Klasse gewählt die Herren Hofrat Prof. Dr. F. Hecke in Wien und Prof. Dr. A. Bergeat, in Königsberg. E. Geinitz, Vier Blitzröhren aus Mecklenburg 33 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Vier Blitzröhren aus Mecklenburg. Von E. Geinitz in Rostock Mit 1 Textflgur. Durch glückliche Umstände ist das Rostocker Mineralogische Museum im Besitz von mehreren Prachtexemplaren von Fnlgariten (z. T. über Meter lang), wie sie in anderen Sammlungen kaum zu linden sein dürften. Ich gebe hier die photographischen Auf- nahmen von vier der besten zur Benutzung der Fachgenossen für ihre Vorlesungen. Mecklenburg ist nicht etwa vor anderen Gebieten besonders ausgezeichnet durch Fulguritvorkommnisse; nur durch den Eifer eines Spezialsammlers, Herrn Lehrer Berg, Nossentiner Hütte, sind hier viele Vorkommnisse alsbald nach dem beobachteten Blitzschlag aufgespürt und geborgen, teils von ihm allein, teils unter meiner Assistenz wurde bei bekannten Blitzschlägen sorgfältig nachgegraben und unter Notieren der Lage im Boden geborgen *. Hierbei zeigten sich einige beachtenswerte Nebenerscheinungen, vor allem das häufige Auftreten von einer Nebenröhre, hübsche Verästelungen, Fortsetzen in lehmige Lagen, Aussetzen in gewisser Tiefe u. a. Während die von Planeth1 2 aufgefundene, über 3 m lange Röhre bei Granzin nach schrägem Eingang in den Boden fast horizontal verlief, gehen unsere ziemlich senkrecht in den Boden. In vollem Zusammenhang befindlich, sind die Röhren doch in zahlreiche kleine Stücke quer zerbrochen. Der Querschnitt ist un- regelmäßig kreisförmig bis breit gedrückt, wobei sich rippen- oder tlügelförmige Ausweitungen bilden, auch blasiges Auftreiben ist zuweilen zu bemerken. Wo der Funken durch Lehm ging, ist dieser gespalten und zu einer emailartigen Glasmasse geschmolzen. 1. Niehusen bei Ribnitz (Arch. Nat. Meckl. 47, Taf. 8). Aus- gegraben im Heidesand (Freiland), bis 1 m Tiefe reichend. Ge- bogener Verlauf, unten in zwei Gabeln geteilt, welche mehrfache kleine Abästelungen haben. Das zarte Rohr flachgedrückt, mit Seitenflügeln. Ein 0,75 m langes Nebenrohr von gleichem Querschnitt. 1 s. Geixitz, Archiv Nat. Mecklenburg. 47. 1893. 60. 131. — Bero. Gartenlaube 1906. No. 21. 2 Planeth, Arch. Nat. Mecklenburg. 33. 1879. 307. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 3 34 E. Geinitz, Vier Blitzröhren aus Mecklenburg. 2. Krummendorf bei Rostock. 1905, Feinsand, offenes Land (ein Haufen Kartoffelkraut war in Brand geraten). Bis 1,3 m aus- gegraben. Einfaches zylindrisches Rohr, bis 1,8 cm weit, unten rechtwinklig umgebogen und bei weiterer senkrechter Fortsetzung plötzlich auf 1 2 cm unterbrochen (leitende oder abkühlende Wasser- schicht?). Fulgurite aus Mecklenburg (im Rostocker Museum). 3. Liessow bei Lange, Sandkröger Tannen, 1902. Der Blitz war an einer Kiefer in den gelben Feinsand gefahren, um kleine Wurzeln, weiter durch ein Kieslager und endlich in gelben Lehm. Das Rohr ist besonders stark, bis 4 cm breit, nicht zylindrisch, sondern durch 2 — 4 fache Ausstülpungen unregelmäßig längsgerippt. Die Oberfläche ist schwärzlichkohlig. Ein dünnes zylindrisches Nebenrohr, ein kurzer, nach oben gerichteter Seitenast ist vorhanden. R. Nacken. Welche Folgerungen etc. 3ö 4. Nossentiner Hätte, Heidesand, 1918. Der Dlitzschlag in eine Kiefer. Eine dicke und zwei schwächere Nebenröhren. Die Hauptröhre 1,5 m lang, oben 1,5 cm stark, mit drei wurzelförmigen Abzweigungen, in der Mitte eine größere Gabelung zeigend, unten blasig aufgetrieben. Am Ende noch in gelbem Lehm mit schwacher Verglasung. Welche Folgerungen ergeben sich aus dem Auftreten von Flüssigkeitseinschlüssen in Mineralien? Von R. Nacken in Greifswald. Mit 6 Textfiguron. (Schluß.) III. Einschlüsse von Wasser und Kohlensäure. Für die Lösung der Frage nach den Entstehungsbedingungen liefern diese interessanten Einschlüsse, wie wir später sehen werden, neue Gesichtspunkte. Ist die eine oder die andere Substanz über- wiegend vorhanden , so liegen die Verhältnisse genau so wie bei den reinen Stollen H.,0 und C02. In Fig. 3 ist mit gleichen Maßstäben Fig. 1 für C02 mit Fig. 2 für H.,0 miteinander vereinigt. Mau erkennt in ihr deutlich den verschiedenartigen Verlauf, der von den Dampfspannungskurven ausgehenden Druckkurven für kon- stantes Volum. Wäre etwas über 100° in einem Kristall ein Wassereinschluß und ein Kohlendioxydeinschluß unter einem Drucke von 271 Atm. gleich- zeitig nebeneinander entstanden, so würde der erstere bei 100°, der andere bei 30° heterogen werden. In diesem, allerdings kaum möglichen Fall könnte man zu einer einwandfreien Bestimmung der Bildungstemperaturen gelangen, da ja durch den Schnitt der beiden Geraden ein Punkt eindeutig bestimmt ist. Geht man zu Gemengen beider Stoffe über , so ist zwischen den beiden kritischen Endpunkten der Dampfspannungskurven eine Falten punkts kurve zu ziehen. Wie sie im System C02 — H20 verlaufen wird, ist experimentell, soviel ich sehe, noch nicht er- mittelt. Die Raumkurve könnte ein Minimum oder ein Maximum aufweisen oder ohne beides kontinuierlich verlaufen, das letztere wurde angenommen. 3* 36 R. Nacken. Aus dem Verhalten der Einschlüsse mit angenähert gleichen Teilen beider Stoffe geht nun hervor, daß flüssige CO„ und Wasser nur begrenzt miteinander mischbar sind. Erhitzt man solche Einschlüsse, so verschwindet zunächst die Libelle der Kohlen- dioxyd-Phase , so daß also auch bei Beginn des fluiden Zustands CO, mit Wasser nur sehr wenig mischbar ist. Sind 8 Phasen dieses Zweistoffsystems nebeneinander stabil, so hat das S3rstem nur einen Freiheitsgrad, d. h. durch die Tem- peratur allein ist sein innerer Zustand, wie Dampfdruck und Zu- sammensetzung der koexistierenden Phasen, bestimmt. Diese Ver- hältnisse lassen sich am besten an einem Schnitt durch das Druck- Temperatur-Konzentrationsmodell 1 erläutern. In Fig. 4 ist ein isobarev Schnitt dargestellt. Es ist an- genommen, daß für die Stoffe A und B (CO, und H20) im flüssigen Zustand ein Gebiet begrenzter Mischfähigkeit besteht, das von der Kurve czh, mit einem kritischen Mischungs- punkt bei z, umschlossen wird. Zwischen a und b laufen zwei Kurven, die die Zusammen- setzung von gasförmigen Phasen und der bei verschiedenen Temperaturen mit diesen koexi- stierenden Flüssigkeiten angeben ; a und b liegen unter der kritischen Temperatur für A bzw. für B. Die Verdampfung der Gemische findet in der Art wie das Aufschmelzen von Mischkristallen statt. Um den Erscheinungen im System C02 — H„0 für niedrige Tempera- turen Rechnung zu tragen, muß angenommen werden, daß die Entmischungskurve czh mit unteren Kurve ab zum Schnitt kommt. Ist das der Fall, dann ergibt sich . daß n u r bei der Temperatur t 3 Phasen ko- existieren, nämlich gasförmig 1 + flüssig o -j- flüssig p. Außer von der Bruttozusammensetzung etwa m oder n hängt das Mengen- verhältnis der Phasen, solange eine Gasphase vorhanden ist, nocli von dem zur Verfügung steheuden Raum ab. Durch Vermindern des Volums bei konstanter Temperatur nimmt bei glcichbleibendem Druck die Menge der Gasphase ab. Ist sie gerade verschwunden, so gilt zwischen o, p und m die bekannte Hebelbeziehung. Ist die Gasphase vorhanden, so kann diese Regel unmittelbar nur auf die jeweils vorhandenen Mengen flüssiger Phasen bezogen werden, die Menge der Gasphase ist unbestimmt. Verkleinert oder vergrößert sich also in einem gegebenen Volum die Libelle durch Temperaturerhöhung, so müssen gleich- zeitig beide Flüssigkeitsphasen ihre Zusammensetzung ändern. Fig. 4. der 1 Vgl. II. W. B. Roozeboom. Heterogene Gleichgewichte. II. Rraun- schweig 1904. Welche Folgerungen ergeben sich etc. 87 Druck Diese Überlegungen machen das Verhalten mancher Einschlüsse dieser Art verständlich. So beobachtet man einerseits das Ver- schwinden von Libellen unterhalb 31,3° C, obgleich ein Stoff mit höherem kritischem Punkt beigemengt ist, andererseits bemerkt mau auch , besonders bei schneller Erwärmung , ein kurzes Auf- ranchen neuer Libellen an der Grenze der beiden flüssigen Phasen. Vielleicht tritt dabei C02 aus der Wasserphase heraus, das würde darauf hinweisen , daß die Kurve y p h bei p einen Verlauf hat, der von der der Fig. 4 abweicht, d. h. daß mit steigender Tem- peratur eine Abnahme der Löslichkeit fiir C02 im Wasser erfolgt. Andererseits ist es möglich, daß bei großen Libellen die C02- reichen Phasen erst homogen werden, wenn sie über die kritische Temperatur des Kohlendioxyds erhitzt werden. Es findet das seine Darstellung in der schematischen Raumtig. 5. Je höher die Tem- peratur wird, um so mehr ziehen sich die nunmehr aus einer kontinuierlichen Kurve bestehen- den Gleichgewichtskurven für gas- förmige und flüssige Phasen, die die Faltenpunktskurve tangieren, zusammen, bis sie schließlich am kritischen Punkt des zweiten Stoffes verschwinden, wenn kein Maximum vorliegt. Das ist in Fig. 5 durch die Kurven f und f' für die Drucke P und P' ausgeführt. Es wird daher ein Punkt eintreten, wo die Verbindungsgerade o p die Kurve f bei o so schneidet, daß die Ver- längerung von o p über o hinaus f nicht noch einmal trifft. Ob dieser Zustand für ein bestimmtes System erreicht wird, hängt ab von dem zur Verfügung stehenden Volum bzw. von dem Mengen- verhältnis der ursprünglich koexistierenden 3 Phasen. Verschwinden auf diese oder die andere Art die Libellen, so verhalten sich doch von diesem Moment an die Einschlüsse im Kristall gleich. An Hand des ganz schematischen Diagramms sei dies erläutert (Fig. 5). Es ist dabei angenommen, daß der kri- tische Mischnngspunkt z (vgl. Fig. 4) nicht allzu hoch liegt, so daß also die Dampf-Flüssigkeitsfläche von dem Entmischungsgebiet bei höheren Drucken nicht mehr geschnitten wird. Gleichzeitig ist der Einfachheit halber die Veränderung der Mischbarkeit mit dem Druck vernachlässigt, auch ein ev. Konzentrationsmaximuni nicht berücksichtigt worden. In diesem einfachsten Fall wird sich in dem allseitig geschlossenen System mit 2 flüssigen Phasen o und p mit steigender Temperatur eine starke Drucksteigerung be- raerklich machen. Die flüssigen Phasen verändern dabei kon- tinuierlich ihre Zusammensetzungen, und zwar o nach oo', p nach pp'. 38 R. Nacken, War in die Bruttozusammensetzung des Systems, so wird bei o' Homogenität erreicht sein , war n die ursprüngliche Zusammen- setzung, so tritt dieser Moment bei der gleichen Temperatur bei p' ein. Die beiden Kurven des Entmischungsgebiets oo' und pp' projizieren sich auf die PT-Ebene rechts in der Kurve vv'. Von dem Punkt v' an erhalten wir aber für weiteres Erwärmen zwei Kurven , von denen die eine für m' von o' in den Raum gehend infolge des mehr fluiden Charakters der Phase eine geringere Drucksteigerung mit steigender Temperatur aufweisen wird, als die andere von p' ausgehende zum System n gehörige, das mehr Elüssigkeitscharakter zeigen wird. Ihre Projektionen mögen r'm und r'iT sein. Die Projektion in der PT-Ebene zeigt deutlich, daß auch hier zur eindeutigen Bestimmung von Druck und Temperatur die vorhandenen Daten nicht ausreichen. Zeigt der Einschluß bei der Temperatur der Homogenisierung Flüssigkeitscharakter, so ist wenigstens die Bildungstemperatur in enge Grenzen einschließbar, bei fluidem Charakter ist auch das nicht möglich. Das Raummodell könnte durch Veränderung der gegenseitigen Lagen seiner Flächen leicht verändert werden, so daß besonderen Verhältnissen Rechnung getragen wird. Da aber Zahlenwerte für das System H„() — CO„ nicht vorliegen, so ist hierauf verzichtet worden. IV. Folgerungen für das natürliche Vorkommen. Nachdem im Vorhergehenden die prinzipiellen Erscheinungen festgelegt worden sind, soll versucht werden, aus ihnen für die Entstehung Folgerungen zu ziehen und man wird sehen, daß sie zu Anschauungen führen, die z. T. neu sind1. 1. — Unter der Annahme, daß die gewöhnliche Tiefenstufe (3° auf 100 m) gültig ist, können dieser entsprechend gebildete Ein- schlüsse von 00„ bei Zimmertemperatur einen heterogenen Zustand niemals aufweisen. Erst wenn die Abkühlung unter etwa 5° gesunken ist, kann sich eine Gaslibelle bilden. Bei 20° würde vielmehr ein flüssiges System existieren, in dem ein Druck von ca. 170 Atm. herrscht. Hierbei gilt die willkürliche Voraussetzung, daß zur Zeit der Entstehung die geothermische Tiefeustufe von oberflächlich 0° C an zu rechnen sei. Es fehlt indessen jede Unterlage, ob dieser oder andere Werte in Rechnung zu setzen sind. Man kann aber nach der Fig. 1 aussagen, daß erst ein Verschieben dieser Ober- flächentemperatur auf -f- 22° V das Auftreten einer Libelle von 31,3° 1 Vgl. dazu die Ausführungen von A Johnskn und R. Scuarizkr, a a 0. Welche Folgerungen ergeben sieh etc. abwärts für einen „bathogen“ entstandenen Einschluß bedingt. Man muß hierzu eine Gerade durch den Punkt k der Kurve 1 k parallel Om ziehen. Aber nur ein unter 72,9 Atm. Druck ent- standener Einschluß zeigt bei 31,3° die erste Libelle, alle anderen zeigen das Phänomen tiefer. Verschiebt man die Kurve Om parallel noch weiter, so sind auch unter höheren Drucken bathogeu entstandene COs-Tropfen möglich, deren Inhalt bei niedrigen Temperaturen gasig ist. Für die Annahme derartig geänderter Tiefenstufen besteht jedoch ein Grund nicht. Mir erscheint es einfacher an einen lokalen heißen Herd und, wegen der Gegenwart der C02-Mengen naheliegend , an postvulkanische Prozesse zu denken , auch wenn sie etwa Kontaktwirkungen ihr Entstehen verdankt. Die geo- thermische Tiefenstufe zeigt unter solchen Verhältnissen wesentlich höhere Werte, wie z. B. die Beobachtungen von Graf Mandels- loh 1 zeigen. Am Neuffen beträgt danach die Tiefenstufe 10,46 in. Die Gerade Om müßte danach im rechten Teil des Diagramms Fig. 1 steiler verlaufen, vielleicht durch eine zur P-Achse konvexe Kurve ersetzt werden. R. Scharizer versucht das Auftreten verschiedenartiger Ein- schlüsse zu deuten durch Annahme verschiedener Zonen im Erd- innern , die er nach der gewöhnlichen geothermischen Tiefenstufe aufstellen zu können glaubt. Die einzige scharfe Grenze, die sich so angeben ließe, ist durch den Schnitt von 0 m mit 1 k bei 1 bestimmt. Hier ist der Gesteinsdruck und der Dampf spannungsdruck gleich 40 Atm. und ebenso die Temperatur 5° gleich. Unter Vernachlässigung der Zerreißungsfestigkeit der Gesteine, die bei nicht zu großen Hohl- rämnen eine wesentliche Rolle zu spieleu vermag, kann in ge- ringeren Tiefen als 160 m flüssige CO, nicht bestehen. Leider liegt die Umwandlungstemperatur von Quarz, in dem diese Einschlüsse vor allem Vorkommen, bei 575° reichlich hoch, so daß auch mit ihrer Hilfe ein Einschließen der Bildungsbedingungen in enge Grenzen nicht möglich ist. Nimmt man an, daß sich die Kurven des Diagramms Fig. 1 weiterhin linear fortsetzen und be- rücksichtigt man die geringe Änderung der Umwandlungstemperatur mit dem Druck, die sich für 100 Atm. Steigerung um 1° C erhöht, so errechnen sich die Koordinaten des Schnittpunkts von 0 m mit dieser Umwandlungskurve zu 5227 Atm. und 627° C. Die maximale Bildungstiefe beträgt somit 20,9 km. Sie wird wesentlich niedriger sein müssen, wenn 00,-Ein- schliisse im Quarz Vorkommen. Man findet dann am einfachsten die Grenztemperaturen, wenn man etwa die Kurven 7 und 8 gerad- 1 Bei W. Branca. Vulkanembryonen Schwabens. Ver. f. vaterl. Naturk. Wiirtt. 1894. p. 642. 40 R. Nacken. linig bis zum Schnitt mit der Umvvandlungskurve verlängert. Man kommt so zu folgenden Grenzzahlen: für Kurve 7 etwa 1000 Atm., für 8 etwa 1600 Atm., demnach zu Tiefen von annähernd 4 und 6,5 km. Bemerkenswert ist, daß die Libelle einmal bei 31,5°. das andere Mal bei 29,5° C verschwinden wird. Die Differenz von 2° würde einer Druckänderung von ca. 600 Atm. entsprechen, also die Tiefe um fast 2,5 km verlegen; hierdurch werden die Zahlen sehr unsicher. Liegt ein wäßriger Einschluß vor, so ist. wie sich aus der Fig. 3 ergibt, der Verlauf der Kurven 5 und 6 vermutlich so, daß sie eher zum Schnitt mit der Geraden Om kommen, als mit der [Tmwandlungskurve des Quarzes. — Nach Angaben von F. Zirkel 1 verschwinden die Libellen von C02-Einschlüssen in basaltischen Augiten bei 30 — 32°, und zwar wird die Hohlraumfüllung homogen flüssig, während sie in basaltischen Olivinen, wenn nur wenig Flüssigkeit vorhanden war, dampfförmig wurde. Eine Grenzkurve, welche diese ver- schiedenen Arten von Einschlüssen trennt, dürfte in Fig. 1 die in k endigende Kurve 6 sein. Links von ihr liegen die zum Gebiet a gehörigen, rechts davon die zum Gebiet b gehörigen Kurven. Bei einer Entstehung aus Schmelzfluß muß der Druck ein recht er- heblicher gewesen sein, da die Kurve 6 mit steigender Temperatur schnell zu höheren Drucken ansteigt, selbst wenn man annimmt, daß sie die Tendenz hat, mit steigender Temperatur nach links umzubiegen. Auch hier ist man zur Extrapolation geneigt. Setzt man die Bildungstemperatur der Olivine zu 1000° C im Magma an, und verlängert die Kurve 6 Fig. 1 linear bis zum Schnitt mit der 1 000°-Horizontalen, so entspricht dieser Punkt einer Tiefe von etwa 4,5 km. Bei gleicher Eutstehungstemperatur könnte bei Druck- entlastung etwa durch Aufsteigen des Magmas an Stelle des Ein- schlusses der ersten Art ein solcher der gasförmigen Art treten. Bei gleichem Druck würde die umgekehrte Reihenfolge durch Ab- kühlung eintreten. Erst die Kombinationen einer Reihe von Merk- zeichen könnten über den Vorgang einwandfrei Auskunft geben. Das Auftreten der C02-Einschlüsse in pyrogenen Mineralien ist wohl so zu deuten : Durch die Kristallisation des Magmas werden (fase frei. Ihre Abscheiduug beginnt in Bläschen an der Ober- fläche eines wachsenden Kristalls besonders leicht, da an solchen Bhasentrennungsflächen bei derartigen Vorgängen Übersättigungen sich leichter aufheben als in der homogenen Phase. 2. — Man pflegt die 00.,-Einschliisse als solche besonderer Art zu betrachten, was mir jedoch nicht immer richtig scheint, sie ' F. Zirkel, Basaltgrsteine. 1870. p. 33, 21. 60. Welche Folgerungen ergeben sich etc. 41 . sind vielmehr genetisch meist mit den wasserhaltigen verknüpft, und zwar in dem Sinne als auch die C08-Phase aus wäßrigen Lösungen stammt. Gerade die Tatsache, daß C02 mit H.,0 im flüssigen (fluiden) Zustand zwei begrenzt mischfähige Phasen bildet, führt unter Zugrundelegung der Verhältnisse der Fig. 5 dazu, wie kurz dargelegt werden mag. Versuche an Quarzpräparaten mit Einschlüssen zweier sich nicht mischenden Flüssigkeiten zeigten mir, daß sich bis 200° etwa die relativen Volumina noch wenig verändern. Höher konnte ich die Präparate, ohne sie zu zerstören, nicht erhitzen und sehr starke Vergrößerungen anzuwenden, um die kleinsten Bläschen zu ver- folgen, erlaubte meine Versuchsanordnung nicht. Stets sprangen die Präparate unter heftigem Spratzen auseinander. Danach ist bei 200° und darüber neben einer wäßrigen eine kohlensäurehaltige Phase stabil, die vermutlich nur wenig H.,0 enthält. Denken wir uns nun einmal einen Hohlraum, in dem die Kristallisation vor sich geht, angefüllt von einem flüssigen System der Zusammensetzung n der Fig. 5, so wird bei der Temperatur und dem Druck des Punktes p' nur eine homogene flüssige Phase vorliegen. Wie in ihr die Kristallisation des Quarzes erfolgt, sei dahingestellt. Kühlt sich dieses System ab, oder sinkt der Druck, oder erfolgt beides gleichzeitig, so spaltet sich aus der homogenen Phase o' ab. Derartige Entmischungsvorgänge erfolgen unter der Bildung einer Emulsion. Wie bei dem Versuch mit Phenol und Wasser bilden sich feine Tropfen, hier der C02-reichen Phase. Ein Teil derselben wird oberflächlich von den Flächen der wachsenden Kri- stalle festgehalten, ein anderer Teil vereinigt sich und sondert sich entsprechend seinem spezifischen Gewicht, so daß im Gesteinshohl- raum zwei Schichten entstehen. Die Kristallisation kann weiter durch die Phase p' erfolgen, und so kommt es, daß die festhaftenden C02-Tröpfchen von der wachsenden Kristallsubstanz nach und nach umschlossen werden. Es ist auch nicht schwierig, sich dabei die Entstehung von Flächen auf der Innenseite des eingeschlossenen Raumes vorzustellen. In der Fig. 6 sind einzelne Stadien dar- gestellt, die wohl ohne weiteres verständlich sind. Die negative Qnarzform mag dabei besonders geeignet sein. So kann ein Tropfen der Phase o' rein eingeschlossen werden, es ist aber nicht aus- geschlossen, daß sich auch noch ein Teil von p' gleich von vorn- herein beimengt. Schließlich kann natürlich auch die wäßrige >1. V -Qr _o_ Fig. 6. Vier Stadien des Einschlusses eines Flüssig- keitstropfens durch einen wachsenden Kristall. 42 B. Nacken, Phase allein, eingeschlossen werden, wenn etwa der C02-reiche Tropfen infolge des Auftriebs sich aus dem Hohlraum entfernt. Auf einen solchen emulsionsartigen Entmischungsvorgang deuten die massenhaften Einschlüsse z. B. in gewissen Quarzen von Branche- ville und anderen Fundpunkten hin. Ein mir vorliegender, 5 cm langer Quarz ist bemerkenswert dadurch, daß in der Mitte des ca. 1 cm im Durchmesser haltenden Kristalls durch Anhäufung von Einschlüssen Rhomboederflächen markiert werden, während oben und unten die Substanz klar ist. Ist nämlich einmal die Entmischung eingetreten, so befindet sich die 2. Phase im System, und es wird durch ihre Gegenwart im allgemeinen eine weitere Übersättigung vermieden. Bei weiterer Abkühlung ist nun zu beachten, daß der Inhalt des Hohlraums unter einem konstanten Druck steht, da ja die gleichbleibende Gesteinschicht auf ihm lastet. Dagegen ist der ein gekapselte Tropfen diesem Einfluß entzogen. Während sich also der Zustandspunkt der Hohlraumfüllung längs der Geraden p'n' nach n' zu bewegt, durch- läuft der des C02-Einschlusses o' die Kurven o'o und p'p. Es bilden sich die beiden flüssigen Phasen aus, und von der Temperatur t des Schnittes Fig. 4 an sind 3 Phasen 1, o, p im Einschluß stabil. Im Hohlraum bilden sich die beiden sich nicht völlig mischenden Phasen entsprechend den Kurven o'c' und p'li', es entstehen nach und nach an C02, bzw. an H,0 reichere Phasen. Da die Möglichkeit zur Bildung neuer Einschlüsse bestehen bleibt, so können sich schon durch relativ geringe Schwankungen solche von ganz verschiedenem Verhalten in ein und demselben Kristall bilden. Aber es kann auch die Verschiedenheit darauf zurück- zuführen sein, daß bei der gleichen Entstehungstemperatur ver- schiedene Mengen der Phase p' mit der C02-reichen eingeschlossen wurden. Komplikationen können ferner durch gleichzeitige Druck- änderungen bedingt sein, die wohl auch auftreten werden. Ihre Mannigfaltigkeit läßt sich nicht übersehen, sie entspricht aber durchaus den Beobachtungen, die .1. A. Phillips1 * 3, G. Spezia 2 und J. Köniosbergek 3 machten. So beobachtete Phillips in Quarz- gesteinen von Gängen der Goldregion Califoiniens Flüssigkeits- einschlüsse, deren Libellen bei ganz verschiedenen Temperaturen, z. B. 82°, 1U0° und darüber, verschwanden. Auch G. Spezia fand im Kalkspat von Traversella gleichzeitig Einschlüsse von flüssigem C02, solche, deren Libellen gegen geringe Temperaturerhöhung wenig empfindlich waren, und solche, deren Libellen erst unter Zimmer- temperatur entstanden. Weniger starke Unterschiede fand J. Königs- 1 J. A. Phillips, Quart. Journ. geol. soc. London. 31. 332. 1875. * G. Spezia, Atti R. Acc. d. Sc. di Toriuo. 42. 261. 1 1)07. 3 J. Köniosberoer und W. J. Müller a. a. 0. Welche Folgerungen ergeben sich etc. 43 KKKiiKK (a. a. 0.) in einem farblosen Quarzkristalle vom Wattinger Tunnel (St. Gotthard). Es ist verständlich, «laß nach diesem einfach gewählten Bei- spiel alle in der Natur vorkommenden Erscheinungen sich nicht ohne weiteres werden deuten lassen. Hierzu müßte der Einfluß von Salzen und ähnlichen Stoffen bekannt sein, zum mindesten aber die genauen Werte fiir das Temperatur-Druck-Konzentrations- modell C02 — H20. 3. — Wichtig erscheint mir noch der Hinweis auf folgenden Umstand. Entsteht nämlich der Einschluß, wie eben skizziert, nach der Fig. 5, so wird nicht die Mutter- lauge als solche ein geschlossen sein. Der uns vor- liegende Best stellt nur einen Teil derselben dar, und man kann nur bedingte Schlüsse aus der Natur der Einschlüsse über ihre Art tun. Ebenso, wie der C0o-Einschluß der pyrogenen Phase, wird der der hydrothermalen nur einen Teil der Mutterlauge dar- stellen, so daß damit die Folgerung, CO., sei z. B. ein Lösungs- mittel für Quarz, wegfallen könnte. Auch die Einschlüsse ölartiger Substanzen im Quarz von Alabama 1 reihen sich hier an, auch hier tindet man den Einschluß von Flächen umgrenzt, obgleich doch gewiß eine Löslichkeit ausgeschlossen erscheint. Man hat für die Eutstehung solcher Flächen Temperaturschwankungen verantwortlich macheu wollen, wie sie bei wäßrigen Einschlüssen in löslichem Steinsalz etwa zu würfelförmigen Gebilden führen. Es besteht dann aber die Schwierigkeit, zu erklären, weshalb sich in ein und demselben Quarzkristall unregelmäßig- schlauchförmig begrenzte neben regelmäßig begrenzten linden. Überblickt man die vorstehenden Ausführungen, so wird klar, wie mannigfaltig die Möglichkeiten sind, die zur Bildung von Ein- schlüssen führen. Nur die Kenntnis der homogenen und heterogenen Gleichgewichte kann uns einigermaßen durch die Fülle der Er- scheinungen leiten. Jedenfalls erscheinen die Schlußfolgerungen auf Grund einzelner Versuche sehr unsicher. Die Untersuchung zahl- reicher Einschlüsse ein und derselben Lokalität könnte vielleicht mehr befriedigende Resultate liefern. Eine genaue experimentelle Erforschung der physikalisch - chemischen Gesetze der in Frage kommenden chemischen Systeme ist aber als Grundlage unerläßlich. — Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Geheimrat Prof. Dr. Th. Liebisch für Überlassung wertvoller Präparate aus der mineralogischen Sammlung der Universität Berlin herzlichst zu danken. Greifswald, Mai 1920. 1 Vgl. C. Hixtze. Handb. d. Mineral. I, 2. 1915. p. 1345. 44 E. Tams, Über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der seismischen Oberflächenwellen längs kontinentaler und ozeanischer Wege. Von E. Tams in Hamburg. L. Durch die von A. Wegener aufgestellte Hypothese der Hori- zontalverschiebung der Kontinente werden die Koutinentalschollen in einen besonders scharfen Gegensatz zu den ozeanischen Böden gestellt, denn nach ihrer Grnndanscliauung tritt gegenüber dem wesentlich sali sehen Material der Kontinente schon in den Tief- seebödeu selbst das schwerere s im i sehe Gestein zutage. Bei solcher Auffassung müssen sich schon die oberflächlichen Schichten unterhalb der Ozeane in ihren physikalischen Eigenschaften z. T. merklich von dem kontinentalen Material unterscheiden und mit Verschiedenheiten der Dichte auch solche der Elastizitätskoustanten vorhanden sein. So liegt es denn nahe, zu untersuchen, ob nicht die seismischen Oberflächenwellen bei ihrer Ausbreitung über die Erde verschiedene Fortpflanzungsgeschwindigkeiten haben, je nach- dem ihre Wege überwiegend kontinental sind oder zur Hauptsache über ozeanischen Boden führen. Die Theorie der seismischen Oberflächenwellen ist im wesent- lichen von Lord Rayleigh und H. Lamb ansgearbeitet und dann vom Fürsten B. Galitzin in seiner Abhandlung „Über die Dispersion und Dämpfung der seismischen Oberflächen wellen u 1 aufgenommen und weitergeführt worden. Bedeutet v, und v2 die Geschwindigkeit der longitudinalen ersten bezw. der transversalen zweiten Vor- läuferwelleu in den Oberflächenschichten und V diejenige der die Hauptphase in einem Seismogramm ausmachenden Oberflächenwellen, / y \a und wird [ v ) =x gesetzt, so lehrt diese Theorie, daß unter ge- wissen vereinfachenden Voraussetzungen, u. a. auch unter Ver- nachlässigung der Absorption, x der kubischen Gleichung genügt, so daß V = \ x . v2 einen nur von Vj und v2 abhängigen konstanten Wert hat. Für die bisher gebräuchlichsten Werte 1 Bull, de l'Acadfemie Impferiale des Sciences de St -lYtersbourg. 1912. p. 219— 236. Siehe auch: Fürst B. Galitzin, Vorlesungen über Seismo- metrie. Deutsche Bearbeitung von 0. Hecker. 1914. p. 64 ff. Uber die Fortpflanzungsgeschwindigkeit etc. 4f> v, = 7,17 [km sec-1] und v., = 4,01 [km sec-1], welche K. Zoeppritz und L. Geiger errechneten *, ergibt sich daraus x = 0,852, also V = 0,923 . v„ = 3,70 [km sec- ’]. Da nun bekanntlich v, ™i »,-y •" ist, wo p die Dichte des Mediums und / und fi seine LAME’schen Elastizitätskonstanten , u insbesondere auch seine Riegheit be- zeichnen, so entspricht den benutzten Werten von Vj und v.2 zu- gleich der nur wenig von j abweichende Wert 0,272 der sogen. Elastizitätszahl oder Poissim’schen Konstanten 1 i_ = v-ay 2 A + .« 2 (v,2 — v,3) und die kubische Gleichung kann, da | ^ ist, all- gemein auch in der Form 2 — ff 1 x=>_8x1 2 + 8-; . X 8 =0 1 — ff 1 — ff geschrieben werden, in der nur o als unabhängige Variable auftritt. Nach den Untersuchungen von Zoeppritz und Geiger (1. c.) weisen nun v, und v2 mit wachsender Tiefe sogleich eine aus- gesprochene Zunahme auf, derart, daß v, in 100 bezvv. 200 kin Tiefe schon die Werte 7,59 bezw. 8,01 [km sec-1] erreicht und v„ in denselben Tiefen auf 4,24 bezw. 4,48 [km sec-1] angewachsen ist. Die Elastizitätszahl a bleibt dagegen nahezu konstant, indem einem Oberflächenwert von 0,2724 2 in den Tiefen von 100 und 200 km die Werte 0,2732 und 0,2724 entsprechen. Aus diesen Verhältnissen dürfte zu ersehen sein, daß, wenn im Meeresboden das die kontinentalen Salschollen unter- lagernde dichtere Sima selbst zutage tritt, die Ober- flächenwellen sich auf ozeanischen Wegen schneller fortpflanzen müssen als auf kontinentalen Wegen, denn in der Gleichung V = 0,923 . v, ist für v2 in dem an sich tiefer als das Sal gelegenen Sima ein etwas höherer Wert als der durch- schnittliche Oberflächen wert 4,01 [km sec-1] einzusetzen, während der Proportionalitätsfaktor 0,923 wegen der fast völligen Konstanz der Elastizitätszahl praktisch unverändert bleibt. Es erhellt aber auch so viel, daß der Unterschied jedenfalls nicht beträchtlich sein kann, da ja z. B. einer Zunahme von v2 um 0,1 [km sec-1] auch nur eine Zunahme von V um rund 0,09 [km sec-1] entspricht, und 1 Über Erdbebenwellen. III. Nachr. d. Ges. d. Wiss. Göttingen. Math.-phys. Kl. 1909. p. 428. 2 In der angeführten Arbeit von Zoeppritz und Geiger ist irrtüm- lich 0,2578 angegeben. 46 E. Tams. dabei dürfte nach den oben für die Tiefen von 100 und 200 km gemachten Angaben zu dein für v2 angenommenen Zuwachs von 0,1 [km sec-1] schon eine Tiefenstufe von rund 40 km gehören. Um aber diese vorweggenommene theoretische Orientierung über die in der Wirklichkeit zu erwartenden Verhältnisse richtig einzuschätzen, muß noch berücksichtigt werden, daß die hier benutzten Zahlenwerte bei dem gegenwärtigen Stand der Forschung noch nicht als durchaus sicher angesehen werden können. So fand H. F. Reid 1 auf Grund der Seismogramme des kalifornischen Bebens von 1906 v2 an der Oberfläche gleich 4,8 [km sec-1] und in 280 km Tiefe gleich 5,25 [km sec-1], und C. Zeissig1 2 erhielt aus Beob- achtungen über süddeutsche Beben für v, einen Oberflächenwert von 6,3 [km sec-1]. Immerhin ist das Anwachsen dieser Ge- schwindigkeiten mit der Tiefe als gewiß zu betrachten, und dürfte das hier schätzungsweise entworfene Bild jedenfalls in seinem Kernpunkt zutreffen. II. Rein empirisch hat schon Reid kurz zu der Frage der Ab- hängigkeit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Oberflächenwellen (d. i. nach seiner Bezeichnung der „regulär waves“ im Seismogramm) von der Beschaffenheit des Weges in seinem Werke über das kali- fornische Beben 3 Stellung genommen. Er kommt dabei, ohne es ausführlicher zahlenmäßig zu belegen, zu dem Ergebnis, daß, wenn überhaupt eine solche Abhängigkeit vorhanden ist, die Geschwindig- keitsunterschiede geringer als die Beobachtungsfehler sind. In einer Notiz zu einer Arbeit von W. Pechau über Absorption und Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Hauptbebenwellen nimmt ferner 0. Meissner4 eine Scheidung der Beben nach verschiedenen Ur- sprungsgebieten vor und faßt nach diesen Gruppen die errechneten Geschwindigkeiten zu Mittelwerten zusammen, um so für die inner- asiatischen Beben mit V = 3,52 [km sec-1] den niedrigsten Wert zu erhalten. Eine Gegenüberstellung der Geschwindigkeiten auf kontinentalen und ozeanischen Wegen findet sich dort jedoch nicht; sie wäre auch nach dem benutzten Material — es handelt sicli um die Beobachtungen einiger deutscher Stationen — nur mehr andeutungsweise möglich gewesen. Für die Untersuchung dieser Frage kann dagegen das San Franzisko-Beben als besonders geeignet angesehen werden, denn 1 The California Earthquake of April 18, 1906. Report of the State Earthquake Investigation Commission. 11. The Mechanics of the Earthquake by H. F. Reid. Washington, 1). C. 1910. p. 123. Taf. 13. 1 Bemerkungen zu den Süddeutschen Erdbeben 1911 und 1912. Notizbl. d. Ver. f. Erdk. usw. zu Darmstadt. IV. Folge. Heft 33. 1912. p.90ff. :1 1. c. p. 130. 4 Gerland’s Beiträge zur Geophysik. XIV. Heft 1. 1915. Kl. Mitt. p. 10-12. Uber die Fortpflanzungsgeschwindigkeit etc. 47 einerseits sind sein Epizentrum und seine Stoßzeit sehr genau be- kannt und ist die Phaseneinteilung der Seismogramme sehr sorg- fältig durchgeführt worden, und andererseits stehen die Wege nach den Stationen im Osten von Nordamerika und in Mexiko als rein kontinental den Wegen nach den ostasiatischen und neuseeländischen Stationen als rein ozeanisch gegenüber. Das Epizentrum des zer- störenden Stoßes ist zu 38° 03' i 4' N, 122° 48' + 5' W, d. i. 40 bis 50 km unweit von San Franzisko, zwischen Olema und dem südlichen Ende der Tomalesbucht, und seine Eintrittszeit zu 13h 12m 28s dl 2 sec M.Gr.Z. bestimmt worden. Berechnet man nun nach der einfachen Formel V = ^ , in welcher J die Epizentraldistanz der betreffenden Station und T die Laufzeit der .regulär waves“, d. h. die Differenz zwischen der Zeit ihres Eintreffens an der Station und der Stoßzeit im Epizentrum bedeutet und zu deren Anwendung eben auch der Umstand berechtigt, daß die empirisch festge- stellte mittlere Laufzeitkurve dieser Wellengattung geradlinig ist. auf Grund der von Reiü gegebenen Daten1 die Fortpflanzungsgeschwindigkeit für die 9 Stationen Tokio, Osaka, Kobe, Zikawei (bei Schanghai), Taihoku (Formosa), Wellington und Christcliurch (Neu-Seeland), Manila und Batavia, so ist: V = 3,847 [km sec-1] ± 0,045 nt. F., während man für die 5 Stationen Tacubaya (bei Mexiko), Toronto. Washington. Oheltenham (Maryland) und Albany (New York): V — 3,770 [km sec-1] + 0,104 m. F. erhält. Wenn sich daher auch hiernach die Geschwindigkeit für die ozeanischen Wege größer als für die kontinentalen ergibt, so liegt aber doch in der Tat der Unterschied innerhalb der Fehler- grenzen, kann also nach diesen Daten nicht als erwiesen gelten. Bei der Schwierigkeit, gerade das Eintreffen der Oberflächen- wellen, den Beginn der Hauptphase im Seismogramm, richtig fest- zustellen (in günstigen Fällen auf etwa Zehntelminuten genau, nicht selten aber mit einer Ungenauigkeit von Minuten), kann indessen auch nur bei Verwendung einer wesentlich größeren Zahl von Be- obachtungen ein genaueres Resultat erhofft werden. Im Fall des kalifornischen Bebens liegen für die angegebenen Stationen die Geschwindigkeiten bei ozeanischem Wege zwischen den Grenzen 3,64 und 4,04 und bei kontinentalem Wege zwischen 3,39 und 3,96. Die Zeit des Auftauchens der Oberflächenwellen oder der „regulär waves“ oder auch nach internationaler Bezeich- nung der undae longae (.lange Wellen“) ist vielfach den Erdbebendiagrammen um so weniger sicher zu entnehmen, als auch reflektierte, durch den Erdkörper selbst sich fortpflanzende 1 1. c. p. 115 u. 116. Tabelle 7. 48 E. Tains. Wellenzüge der zweiten Vorläufer oft große Perioden aufweisen und nicht selten ganz allmählich in die Hauptphase hinüberleiten. Andererseits reagieren manche Seismographen bei nicht geeigneter Einstellung und unzureichender Empfindlichkeit erst auf die späteren, stärkeren und etwas kürzerperiodiscken Wellen der Maxiraalphase im engeren Sinne, während von Apparaten ohne Dämpfungsvorrich- tung infolge der bei ihnen nicht unterdrückbareu instrumenteilen Eigenschwingungen auch ein ganz irreführendes Bild entworfen werden kann. Endlich sind auch die mehr äußeren Umstände der Registrierweise, ob die mit Reibung arbeitende mechanische Methode (Rußschreibung) oder die reibungslos arbeitende optische angewandt ist, sowie die Registriergeschwindigkeit, d. h. die Geschwindigkeit der Fortbewegung des Registrierbogens unter der Schreibspitze oder dem Lichtpunkt, keineswegs bedeutungslos. Betreifs der Ermittlung des Auftauchens der langen Wellen kann z. B. ein niedriger Wert der Vergrößerung gut aufgewogen werden durch photographische Aufzeichnung und niedrige, die langperiodischen Wellen mehr zu- sammendrängende und daher bei kleiner Amplitude leichter er- kennbar machende Registriergeschwindigkeit. Aus allen diesen Gründen kann es nicht auffallen, wenn sich bei Verwertung eines ungesichteteu Materials von Beobachtungsdaten der einzelnen Erd- bebenstationen Geschwindigkeiten ergeben, die teilweise einerseits bis an 5 [km sec-1] heranreichen, ja vereinzelt sogar diesen Wert überschreiten, und andererseits bis zu 3 [km sec-1] herabreichen und in Einzelfällen auch noch erheblich unter diesem Werte stehen. Die Mehrzahl der Werte liegt allerdings zwischen den Grenzen von etwa 3£ und gut 4 [km sec-1], und W. Pechau 1 fand im Mittel aus 231 Werten, wenn wir uns auf die Angabe von 3 Dezimalen beschränken, V = 3,787 [km sec-1], einen Betrag, der indessen wohl noch etwas zu klein ist. Es dürften daher die Grenzen nicht zu eng gesetzt worden sein, wenn ich im folgenden nur solche Werte berücksichtigt habe, welche nicht kleiner als 3,3 und nicht größer als 4,3 [km sec-1] sind, sich also um nicht mehr als rund 0,5 [km sec-1] von dem soeben angeführten Mittelwert entfernen. Es ist vielmehr nach den bisher aufgestellten Laufzeitkurven wahrscheinlich, daß auch dann noch z. T. sowohl zu späte Welleneinsätze als auch reflektierte zweite Vorläufer mituntergelaufen sind, doch kann angenommen werden, daß sich bei großer Anzahl der Einzelbeobachtungen diese entgegengesetzten Fälle ungefähr aufheben. Abgesehen wurde noch von einer wahrscheinlich vorhandenen Dispersion, d. h. einer Ab- hängigkeit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit von der Wellenperiode, was übrigens, da die Wellenperiode sich mit der Länge des zurück* 1 Absorption und Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Hauptbeben- wellen. Gekland’s Beiträge zur Geophysik. XIII. 1914. p. 279. Über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit etc. 4t» gelegten Weges ändert, auch eine Abhängigkeit von der Epizentral- distanz in sich schließen würde. Auf diesen letzten möglichen Zusammenhang wies empirisch auch 0. Meissner in seiner oben erwähnten Notiz hin. Die Wellenperiode wäre jedenfalls nur sehr lückenhaft zu berücksichtigen gewesen, da viele Apparate zurzeit noch ungedämpft sind, aber auch bei den Registrierungen gedämpfter Seismographen Periodenangaben nicht immer gemacht werden. Da ferner die erörterte Unsicherheit in der Bestimmung des Zeitpunkts des Auftretens der r langen Wellen“ sowie etwaige Ungenauigkeiten in der Festlegung des Epizentrums und der Stoßzeit des Bebens für die Berechnung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit bei kleinen Epizentraldistanzen mehr ins Gewicht fallen als bei großen, habe ich nur Beobachtungen in Entfernungen nicht kleiner als 3000 km vom Epizentrum benutzt. In einer für die Zwecke dieser Arbeit befriedigenden Weise ist eine Ermittlung von Epizentrum und Stoßzeit nur bei einzelnen größeren Beben, wie z. B. dem kali- fornischen Erdbeben von 1906, möglich. Hierhin können aber auch noch in mehr oder weniger hohem Grade einige andere für unsere Untersuchung geeignet gelegene Beben der Jahre 1906 und 1907 gezählt werden, über welche zugleich in den von S. Szirtes be- arbeiteten Katalogen der internationalen seismologischen Assoziation 1 und für das kolumbianische Erdbeben vom 31. Januar 1906 auch in einer von E. Rudolph und S. Szirtes verfaßten Monographie 2 das gesamte mikroseismische Material veröffentlicht ist. Als Koordinaten des Epizentrums des großen Bebens vom 31. Januar 1906 ergaben sich nach den beiden eben genannten Autoren 0°f>0' + 20' X und 8l°32' + 40' W, d. i. im Meere, etwa in der Breite von Esmeraldas (Ekuador), in 150 km Abstand von der Küste, und die Stoßzeit wurde zu 1 5h 35m 5 ls + 3 sec M.Gr.Z. gefunden. Diese Lage des Epizentrums macht den Weg der Ober- tiächenwelleu nach Europa ganz überwiegend ozeanisch (atlantisch), und es berechnet sich auf Grund der in Tabelle 3 der angeführten Monographie gegebenen Daten aus den Beobachtungen von 16 euro- päischen Stationen und außerdem von Zikaw'ei (bei Schanghai) und Batavia am Westrand des Pazifischen Ozeans die Geschwindigkeit der Oberflächen wellen längs ozeanischer Wege zu: V = 3,806 [km sec x] + 0,046 m. F. Ähnlich günstig sind die Ausgangsgebiete der beiden Beben vom 1. Juli und 30. Dezember 1907 gelegen, deren Epizentren nach Szirtes auf Grund makroseismischer Nachrichten in 13° 16' N, 87° 39' W, d. i. etwa Amapala (Honduras), und in 12° 08' X, 1 Katalog der im Jahre 1906 registrierten seismischen Störungen. II. Teil. Straßburg 1910; nnd Registrierungen der besser ausgeprägten seismischen Störungen des Jahres 1907. Straßburg 1912. ■ Gerland’s Beiträge zur Geophysik. XT. 1912. p. 132 ff. u. p. 207 ff. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1931. 4 50 E. Tains. 86° 15' W, d. i. Managua (Nikaragua) angenommen worden sind. Für die Stoßzeit fand ich unter Benutzung der neueren Laufzeiten von L. Ge hier und B. Gctenberg 1 im ersten Fall ans den An- kunftszeiten in Tacubaya, Cheltenham, Washington, Ottawa und Uccle (Brüssel): 13h08m50s + 4 sec M.Gr.Z. und im zweiten Fall aus den entsprechenden Zeiten in Tacubaya, Vieques (Porto Rico). Cheltenham, Washington, Ottawa und Sitka : 5h 26m 43s + 2 sec M.Gr.Z. Für das Beben in Honduras ergibt sich nun aus den Beobachtungen an 19 europäischen Stationen und in Batavia: V = 3,941 [km sec-1] + 0,022 m. F. und für das Beben in Nikaragua aus den Beobachtungen au 20 euro- päischen Stationen sowie in Honolulu und Apia wenig abweichend : V = 3,9 1 G [km sec-1] + 0,029 m. F. Für die Ermittlung der Geschwindigkeit längs kontinentaler Wege bieten sich zunächt vier andere bedeutende Beben des Jahres 1907 dar, von denen zwei im Abstand von rund 3 Stunden am 18. April auf den Philippinen und zwei am 21. und 27. Oktober in Mittelasien (Buchara) stattfanden. Die beiden Philippinen-Beben wie die beiden mittelasiatischen Beben gingen je von demselben Epi- zentralgebiet aus, das auf Grund ausführlicherer makroseismischer Nachrichten genauer festgelegt werden konnte. Darnach kann, wie es im Katalog für 1907 geschehen ist, das eigentliche Epizentrum der beiden Beben vom 18. April in 13° 38' N, 122°52' E, d. i. in Caraarines (SE-Luzon), und dasjenige der beiden Beben vom 21. und 27. Oktober in 38° 20' N, 67° 45' E, d. i. in Buchara, etwa 170 km sö. von Samarkand, angenommen werden. Die Stoßzeit der Philippinenbeben ermittelt sich dann aus dem Beginn der Registrierung in dem nur 230 km vom Epizentrum entfernten Manila und der zugehörigen Laufzeit der ersten Vorläufer von 32 sec zu 20h59m52s bezw. 23,l52"’32s M.Gr.Z., während man für die Stoßzeit des mittelasiatischen Bebens vom 21. Oktober aus den Ankunftszeiten der ersten Vorläufer in Wien, Hamburg, Straß- burg, Zikawei, Osaka und Mizusawa: 4h 23"’ 25* dl 7 sec M.Gr.Z. und für diejenige des anderen Bebens vom 27. Oktober aus den entsprechenden Zeiten in Taschkent, Jekaterinburg, Harpoot (Ar- menien), Wien, Göttingen, Straßburg: 5h 15m57s d 2 sec M.Gr.Z. erhält. Auf dieser Grundlage liefern die im mikroseismischen Katalog gegebenen Daten als Wert der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der seismischen Oberflächenwellen durch Eurasien für das erste Philippinenbeben vom 18. April nach den Be- obachtungen an 30 Stationen : V = 3,765 | km sec- ’| 0,045 m. F., 1 Ober Erdbebenwellen. VI. Nachr d. Oes. d. Wiss. Göttingen. Math.-phys. Kl. 1912. p. 670 u. 671. Tabelle 17. Über tlie Fortpflanzungsgeschwindigkeit etc. 51 für das zweite Philippinenbeben vom 18. April nach den Be- obachtungen an 27 Stationen kaum abweichend: V = 3,768 (km sec-1) ± 0,054 tu. K., für das mittelasiatische Beben vom 21. Oktober nach «len Beobachtungen au 19 Stationen: V = 3,837 |km sec-l| 0,005 m. F. und für das mittelasiatische Beben vom 27. Oktober nach den Be- obachtungen au 1 1 Stationen : V = 3,760 [km sec-1] O.Otiü m. F. Der besseren Übersicht wegen sind die errechneten Geschwindig- keitswerte in den beiden folgenden Tabellen 1 und 2 zusammen- gestellt worden : Tabelle 1. Erdbeben V [km sec-1] Ozeanische Wege Anzahl der Einzelwerte Kalifornien 18. IV'. 1906 . . 3,847 + 0,045 9 Kolumbien 31. 1 1906 . . 3,806 + 0,046 18 Honduras 1. VII. 1907 . . . . ■ 3,941 + 0.022 20 Nikaragua 30. XII 1907 . ... 3,916 + 0,029 22 1 1' a b e 1 1 e 2. E r <1 b eben V [km sec-1] Kontinentale Wege Anzahl der Einzelwerte Kalifornien 18. IV. 1900 3,770 + 0.104 ö Philippinen (1. Beben) 18. IV. 1907 . 3.765 + 0.045 30 (2. Beben) 18. IV. 1907 . 3,768 ± 0,054 27 Buchara 21 X. 1907 3,837 + 0,065 19 , 27 X 1907 3.760 -r 0.069 11 Überblickt man diese beiden Tabellen, so zeigt sich, dal» in der Tat im Durchschnitt die Geschwindigkeit auf ozeanischen Wegen größer ist als auf kontinentalen, und zwar um rund 0.1 [km sec-1]; denn gibt man einmal den mitgeteilten Werten das gleiche Ge- wicht — die angegebenen mittleren Fehler und die Anzahl der Einzelbeobachtungen sind für die Gewichtszuteilung nicht allein maßgebend, da die Zuverlässigkeit der Mittelwerte in hohem Grade namentlich auch von der Genauigkeit der Stoßzeit des Bebens im Epizentrum abhängt — und bildet das Mittel, so ergibt sich jene gleich 3,878, diese dagegen gleich 3,780 [km sec-1]. Doch darf man dieses Ergebnis angesichts der vielen bei der Berechnung nicht immer hinreichend ausschaltbaren Unsicherheiten bei der geringen Anzahl der benutzten Beben noch nicht als ge- 4* 52 J. Moscheies. niigend beweiskräftig betrachten. Auffallend ist z. B. der verhältnis- mäßig niedrige Wert, der sich bei dem kolumbianischen Beben fiir die Geschwindigkeit längs ozeanischer Wege ergeben hat und der unter dem Werte liegt, welcher bei dem ersten Buchara-Beben relativ hoch fiir die Geschwindigkeit längs kontinentaler Wege ermittelt worden ist. Bemerkenswert sind indessen andererseits auch die beiden fast gleichen niedrigen Werte für die Philippinenbeben und die beiden, auch nicht wesentlich verschiedenen, hohen Werte fiir die Beben in Honduras und Nikaragua. Würde man zur Ermitt- lung der Stoßzeiten die von S. Mohouovicic gefundenen reduzierten Laufzeiten der normalen ersten Vorläufer 1 benutzt haben, so hätten sich die Stoßzeiten fiir die beiden Philippinenbeben um 8 sec früher und damit die Geschwindigkeiten noch etwas kleiner ergeben, während die Eiutrittszeiten der Erdbeben in Honduras und Nikaragua sich nur um je 1 sec früher gestellt hätten, so daß die berechneten Geschwindigkeiten praktisch unverändert geblieben wären. (Schluß folgt.) Über die orographische Lage tektonischer Horste. Von J. Moscheles in Prag. Mit 2 Textfiguien. In seiner Untersuchung „Zur Beurteilung des Baues des mittel- böhmischen Faltengebirges“ 2 hat Wahner nicht nur seine An- schauungen über die noch immer strittigen tektonischen Verhältnisse von Barrande’s Silurmulde eingehend dargestellt, sondern auch alle diesbezüglichen , oft recht divergierenden Ansichten älterer und neuerer Autoren diskutiert. Dabei ist ihm gelegentlich der Kritik an den Vorstellungen von Ed. Suess ein Irrtum unterlaufen, der hier deshalb berichtigt werden soll, weil die in Frage kommenden Verhältnisse nicht nur methodisch betreffs der orographischen Lage tektonischer Horste von Wichtigkeit sind, sondern auch geeignet erscheinen, zur Lösung der Streitfragen über den Bau des mittel- böhmischen Altpaläozoicums beizutragen. In dem hier wiedergegebenen Querschnitt (Fig. 1 ) stellt Wahner schematisch die im mittelböhmischen Untersilur des „Nordflügels“ festgestellten Lagerungsverhältnisse dar. Denkt man sich die beiden Gebirgszonen durch eine lotrechte Verwerfung getrennt, so erscheint 1 Die reduzierte Laufzeitkurve und die Abhängigkeit der Herd- tiefe usw. Gerland’s Beilräge zur Geophysik. XIV. Heftd. 1916. p. 189 u. 190. 2 Jahrb. d. k. k geol. Reichsanstalt Wien 1916. 66 lieft 1. p. 1/72 (vgl. bes p. 6/10). Uber die orographische Lage tektonischer Horste. danach das nördliche, äußere Gebirgsstiick gesenkt, das südliche, innere gehoben. Ebenso ist im Siidfliigel, dessen Schichten ein nord- westliches Fallen haben, von zwei durch Längsbrüche getrennten Gebirgszonen stets die innere relativ gehoben. Y\ ähnkk hat damit unzweideutig nachgewiesen, daß sein mittelböhmisehes Faltengebirge keine Grabensenke im Sinne von El>. Si*ess darstellen kann, und folgert mit Recht, daß , unter der Voraussetzung, daß an den das mittelböhmische Faltengebirge durchziehenden Längsbrüchen Sen- kungen eingetreten sind, das Gebiet nicht nach der von Si ess eingeführten Vorstellung als ein Graben, sondern im Gegenteil als ein Horst anzusehen sei". Leithorizont nach der Muldenbildung. Leithorizont nach den Längsbriichen. A — A' Ursprüngliche Oberfläche der Mulde. B — B' Heutige Oberfläche (durch Abtragung z — z' Längsbriiche. Eiueu derartigen Horstcharakter hält jedoch Wahner für ganz ausgeschlossen. Er gibt allerdings zu, daß das im ganzen Gebiet vorherrschende Schichtenfallen gegen innen, also im Xordfliigel gegen Südosten, im Südfliigel gegen Nordwesten, aus einer älteren muldenförmigen Anlage erklärt werden könnte. Daß aber in den inneren, tektonisch zu höchst liegenden Gebirgsteilen die jüngsten Schichtgruppen erhalten, in den äußeren jedoch abgetragen sind, hält er mit der Vorstellung eines Horstes völlig unvereinbar. B Fig. 2. 54 A. Khringhaus, Es ergibt sicli für uns daraus die Frage, ob in jedem tektonisch relativ gehobenen Gebiet die Schichten orographisch höher liegen müssen als die gleichaltrigen Schichten in den tektonisch tieferen, benachbarten Gebieten. Diese Frage ist entschieden zu verneinen, ln unserem Gebiet genügt, eine ältere muldenförmige Anlage, wie sie nach Warner das vorherrschende Schichtenfallen gegen innen erklären könnte, um eine selbst nach Absenkung der Randpartien im Vergleich zu diesen noch immer tiefere orographische Lage des tektonischen Horstes und damit die Erhaltung der jüngeren Schichten gerade in seinem Bereich zu erklären (Fig. 2). Über die Aufhebung des Astigmatismus im konoskopischen Strahlengange des Polarisationsmikroskopes. Von Arthur Ehringhaus in Göttingen. Mit 4 Textfiguren. Die Einfügung eines anastigmatischen Polarisationsprismas 1 als Tubusanalysator in ein Polarisationsmikroskop beseitigt zwar für den orthoskopischen Strahlengang den Astigmatismus vollkommen. Dasselbe gilt jedoch nicht für den konoskopischen Strahlengang. Denn die von einem Punkte des primären Interferenzbildes in der hinteren Brennebene eines Mikroskopobjektives ausgehenden Strahlen- büschel sind bis zum Auftreffen auf die Amici-Bertrand-Linse di- vergent und gehen beim Einschalten des anastigmatischen Tnbus- analysators mit noch stärkerer Divergenz durch diesen hindurch. Die Lichtwellen erhalten also wieder eine Wellenfront von un- symmetrischer Krümmung, und infolgedessen entsteht in dem sekun- dären Interferenzbilde eine erhebliche astigmatische Unschärfe. Diese ist schon bei schwachen Okularen zu erkennen und tritt bei stärkeren in so deutlichem Maße hervor, daß man durch Ver- schieben des Okularauszuges gegen die feststehende Bertrandlinse leicht die astigmatische Differenz feststellen kann. Diese Differenz ist um so kleiner, je geringer die wirksame Apertur der Bertrand- linse ist. Am größten wird sie also sein bei einer Bertrandlinse. welche unmittelbar über dem Tubusanalysator eingeschoben ist, da hier aus einem Büschel, welches von einem Punkte der hinteren Brennebene des Objektives ausstrahlt, möglichst viele Strahlen auf- genommen werden. Bei einer Bertrandlinse von 6 mm freier Öffnung und 50 mm Brennweite, welche nur 4 mm von dem 24 mm langen orthoskopisch-anastigmatischen Analysator entfernt war, wurde die Lies, t'entralbl. 1920 p 175. Uber die Aufhebung des Astigmatismus etc ob Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Erklärungen zu Fig. 1 — 3. Kalkspatplatte , (OUU1) im konver- genten weißen Licht; Objektiv 7 mit Kompensationsokular t>. Fig. 1 und 2 bei gewöhnlicher, dicht über dem orthoskopisch-anastigma- tischen Tubusanalysator sitzender Bertrandlinse ; Fig. 1 mit tiefer Ein- stellung, Fig. 2 mit mittlerer Einstellung des Okularauszuges. Fig. 3 bei spaltförmig abgeblendeter, wie vorher sitzender Bertrandlinse. astigmatische Differenz zu 10 mm etwa gefunden. Als Optik diente ein Objektiv No. 7 mit Kompensationsokular No. 6 von Winkki.. Die Messung geschah am Achsenbilde des Kalkspates. Bei der unteren Einstellung des Okularauszuges treten nur die längs der einen Hauptisogyre liegende Teile der Isochromaten scharf hervor, wie dies auf Fig. 1 zu sehen ist. Bei der oberen Einstellung er- scheinen dagegen nur die Tsochromatenteile längs der andern Haupt- isogyre scharf. Man hat also dann das Bild der Fig. 1 um S>0° 56 A. Ehringhaus, in der Papierebene gedreht. Stellt man das Okular auf eine gleich- mäßige mittlere Schärfe ein, so erhält man das stark verwaschene Interferenzbild von Fig. 2. Der naheliegende Gedanke, zur Korrektion des Astigmatismus bei konoskopischem Strahlengange eine Fläche der Amici-Bertrand- linse zylindrisch zu schleifen, läßt sich nicht verwerten. Denn der Astigmatismus einer Zylinderlinse hat einen wesentlich andern Charakter wie der eines Polarisationsprismas '. Eine praktisch brauchbare Lösung besteht in der hinreichenden Ver kleine run g d e r w irksamen A p e r t u r d e r A m ici- B er t r a n d li n s e. Es werden dann nur Strahlen von geringer Neigung gegen die optische Achse des Mikroskopes zur Abbildung zugelassen, und der Astigmatismus bleibt infolgedessen unmerklich. Zur Verkleinerung der wirksamen Apertur der Bertrandlinse bieten sich zwei verschiedene Wege dar. Erstens kann man die freie Öffnung der Linse genügend stark verringern. Man hat dann in der Tat eine einzige Okulareinstellung, bei welcher ein vollkommen scharfes Interferenzbild vorhanden ist. Zweitens kann man die Bertrandlinse bei gleich bleibender freier Öffnung genügend weit von der hinteren Brenn- ebene des Objektives entfernen. Bei den im Polarisations- mikroskop vorliegenden Verhältnissen kommt dies auf die Wahl einer Linse von kurzer Brennweite hinaus. Man erreicht dann nur eine schwache Vergrößerung des primären Interferenzbildes, und es können an diesem, trotz der guten Schärfe, feinere Einzelheiten, wie z. B. die Interferenzfarben der Isochromaten, überhaupt nicht wahrgenommen werden. Dieser Nachteil kann durch Beschreiten des ersten Weges vermieden werden. Denn bei hinreichender Ver- ringerung der freien Öffnung läßt sich die Amici-Bertrandlinse bis dicht an den Analysator heran dem primären Interferenzbilde nähern. Durch die gleichzeitig notwendige Vergrößerung der Linsenbrenn- weite erzielt man dann die stärkste Vergrößerung des Interferenz- bildes, welche praktisch möglich ist. Die zur Erzielung einer genügenden Bildschärfe erforderliche, ziemlich weitgehende Ver- kleinerung der Apertur der Bertrandlinse bringt aber eine erheb- liche Verminderung der Lichtintensität im sekundären Interferenz- bilde mit sich. Dieser Pbelstand läßt sich durch die folgende Methode beheben. Bei kleiner Apertur der im Konoskop zur Abbildung der lnter- ferenzerscheinung benutzten Lichtstrahlen können die Bildelemente als praktisch punkt- oder besser scheibchenförmig angesehen werden. Man kann nun zu einer bedeutenden Steige r u ng de r Helligkeit im sekundären Interferenzbilde gelangen, vv enn man an Stelle de r p unkt f ö rmigen Elemente, 1 .8. Bechkr, Ann. Phys. (4.) 47. 332 348. 1!)15. ( her die Aufhebung des Astigmatismus etc. .) < Sekunda rvs / iilnj'rrn :bili in s 1 14. II 50° N, 180’ (Alenten) 8 46 12 4.09 (3) Apia, Batavia, Manila 2 22. III. *50° N, 180" (Almuten) 3 38 24 3.81 (4) Apia, Batavia, Christchurch. Honolulu 3 2. VI. *34° 14' N, 132° 33' E (Japan) 5 39 18 3,96 (2) Apia. Honolulu 4 0. VII. 37,5“ N, 143" E (Japan-Graben) 16 20 39 4.07 (1) Apia 5 10 XII. 1906 53.50 N, 161“ W (bei Alaska) 12 34 59 4.01 (2) Apia, Batavia 6 21. I. *29“21'N. 139° 14' E (b. den Bonin-Inseln) 13 48 53 4.13 (2) Apia. Honolulu 7 31. I. *0° 50' N, 81° 32' W (Kolumbien) *15 35 51 3,76 (2) Batavia, Zikawei 8 18. IV. *38°03'N, 122° 48' W (Kalifornien) *13 12 28 3,85 (9) Batavia, Christ- church . Kobe, Manila, Osaka, Taihoku. Tokio, Wellington. Zi- kawei 9 17. VIII. 1997 *50° N, 180° (Aleuten) 0 10 23 3.58 (4) Batavia, Honolu- lu. Manila, Vic- toria B. C. 10 2. I. *21 “OB'S, 175° 08' W (Tonga- Inseln) 11 55 34 3,83 (3) Osaka, Sitka. Tacubaya 11 15. IV. *16° 40' N, 99“ 26' W (Mexiko) 6 07 45 3,98 (2) Apia, Zikawei 12 18. IV. *13° 38' N, 122° 52' E (Philippinen) 20 59 52 3,39 (1) Christchurch 78 E. Tains. Tabelle 3 (Fortsetzung). * HS 3 Datum Epizentrum Breite Länge (Gr.) Stoßzeit M.Gr.Z. V [km sec-1] Stationen 1907 h m s 13 18. IV. *13° 38' N, 122°52'E (Philippinen) 23 52 32 3,73 (2) Apia, Christ- ehurch 14 4. V. *27°07'N, 142° 14' E (b. den Bonin-Inseln) 8 36 14 3,95 (1) Apia ] 5 1. VII. *13° 16' N, 87° 39' W (Honduras) 13 08 50 3,83 (1) Batavia 16 20. VII. *7° 06' N, 125° 36' E (Philippinen) 13 38 16 3,96 (3) Apia, Honolulu. Tacubaya 17 5. VIII. *24° 20' S, 70° 29' W (Chile) 6 38 43 3,75 (2) Apia. Honolulu 18 2. IX. *50° N, 170° R i Aleuten) 16 01 14 4,01 (2) Batavia. Manila 19 30. XII. 1908 *12*08' N, 86“ 15' W (Nikaragua) 5 26 43 4.11 (2) Apia, Honolulu 20 5. III. 8,0° N, 125,5* E (Philippinen) 2 17 43 4.02 (2) Apia, Honolulu 21 26. III. 17,6 N, 99.2* W (Mexiko) 23 03 21 4,06 (3) Apia, Honolulu. Manila 22 15. V. 57,4° N, 145,0° W (Golf von Alaska) 8 31 06 3.85 (1) Apia 23 6. XI. 19119 51.4* N, 173,2° E (Aleuten) 13 44 22 4,11 (3) Apia, Honolulu. Osaka 24 30. VII. 16.9° N, 99,9* W (Mexiko) 10 52 05 4.03 (3) Apia, Honolulu. Zikawei 25 8. IX. 1910 50,5* N, 1 68* W (Aleuten) 16 49 13 3.84 (2) Apia, Honolulu 26 31. V. 16.4° N, 98,3* W (Mexiko) 4 55 18 3,74 (4) Apia, Batavia. Honolulu, Tsing tau Über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit etc. Tabelle 3 (Fortsetzung). 79 Datum Epizentrum Stoßzeit V Breite Länge (Gr M.Gr. Z. [km sec-1] Stationen h m $ 1911 27 17. VI. 23,5° N, 123'' E (bei Formosa) 28 12 VII. 8,0° N, 127.5» E bei den Philippinen) 29 13. X 47.0° N, 158,0» E (bei Kamtschatka) 1919 30 4. I. 50,1® X, 177,1° W (Alenten) 31 10. VI. 55° N, 155,5® W (bei Alaska) 32 7. VII. 61® N, 151,5° W (Alaska) 33 8. VII. 62,5° X, 148.5» W (Alaska) 34 17. VIII. 5,6° N, 129,0* E bei den Philippinen) 35 29. IX. 8° N, 135,5» E (b. d. Palau Inseln) 36 7. XI. 57,5° N, 153,5® W (Alaska) 37 26. X. 14® N, 148,5° E (bei den Marianen) 38 5. XII. 56.8® N, 154,5° W (Alaska) 5 10 33 3,66 (2) Apia, Honolulu 4 07 13 3,92 (4) Apia, Berkeley. Honolulu. Sitka 2 32 59 3,59 (3) Apia, Berkeley, Honolulu 15 46 32 4,06 (3) Apia, Honolulu. Manila 16 05 43 3,89 (3) Apia, Berkeley, Honolulu 7 57 12 4.05 (1) Honolulu 21 53 32 4.26 (1) Honolulu 19 11 50 3,62 (2) Honolulu, Osaka 20 51 21 4,02 (4) Apia, Honolulu, Osaka, Zikawei 7 39 58 3,77 (2) Apia, Berkeley 9 00 29 4.05 (3) Apia, Honolulu, Zikawei 12 27 02 4,16 (1) Honolulu Ltd. Nr. 80 E. Tains, Tabelle 4. Geschwindigkeit der seismischen Oberflächenwellen durch Eurasien und Amerika. Epizentrum Stoßzeit V Datum Stationen Breite L;inge(Gr.) M.Gr.Z. kmsec-1] 1905 b in s 1 2. VI. *34° 14' N, 132*33' E 5 39 18 3,60 (4) Göttingen, Hamburg (Japan) Jena. Potsdam 2 ß. VII. 37,5° N, 143° E 16 20 39 3.66 (3) Göttingen, Jena. (Japan-Graben) Potsdam 1900 3 18. IV. *38°03'N, 122° 48' W *13 12 28 3.77 (5) Albany, Cheltenham. (Kalifornien) Tacubaya.Toronto. Washington 4 23. XII. 54° N. 147° W 17 20 43 3,47 (3) Baltimore . Chelten- (Golf von Alaska) ham, Washington 1907 5 18. IV. *13*38' N, 122*52' E 20 59 52 3,97 (4) Göttingen, Hamburg, (Philippinen) Jena, Potsdam 6 18. IV. *13*38' N, 122" 52' E 23 52 32 3,98 (4) Göttinger. Hamburg. (Philippinen) Jena, Potsdam 7 4. V. *27*07' N, 142» 14' E 8 36 14 3.49 (3) Göttingen. Hamburg, (beidenBonin-Inseln) Jena 8 20. VII. *7*06' N. 125*36' E 13 38 16 4,00 (4) Göttingen. Hamburg, (Philippinen) Jena. Potsdam 9 21. X. *38* 20' N, 67*45' E 4 23 25 3,87 (3) Göttingen, Hamburg, (Buchara) Jena 10 27. X. * 38* 20' N, 67® 46' E 5 15 57 3,85 (4) Göttingen, Hamburg, (Buchara) Jena. Potsdam Lfd. Nr. Uber die Fortpflanzungsgeschwindigkeit etc. Hl Tabelle 4 (Fortsetzung). £ T3 w-3 Datum Epizentrum Breite Länge (Gr.) Stoßzeit M.Gr.Z. V [kinsec ’) Stationen 1908 h in s 11 5 III. 8.0° N, 125,5° E 2 17 43 3,92 (3) Güttingen, Hamburg, (Philippinen! Potsdam 12 15. V. 57,4° N, 145,0° \V 8 31 06 3.76 (3) Cheltenham. Ottawa, (Golf von Alaska' Toronto 191t 13 17. VI. 23,5° N, 123" E 5 10 33 3.62 (4) Göttingen, Hamburg. (bei Formosa) Jena, Potsdam 14 22. IX. 81,4° N, 147,8° YV 5 dl 09 3.51 (2) Cheltenham, Ottawa (Alaska* J5 13. X. 47.0 N. 158,0° E 2 32 59 3.98 (3) Güttingen, Jena. (bei Kamtschatka'' Potsdam 1912 18 10. VI. 55“ N, 155,5° \YT 16 05 43 3.74 (3) Cheltenham. Ottawa. (bei Alaska* Toronto 17 7. VII. 61° N, 151,5° YV 7 57 12 4.07 (2) Cheltenham, Toronto (Alaska) 18 8 VII 82,5« N, 148,5° YV 21 53 32 3.62 (2) Cheltenham, Toronto (Alaska) 19 7. XI. 57,5“ N, 153,5° YV 7 39 58 4.06 (1) Ottawa (Alaska) 20 5. XII. 56.8° N, 154,5° YV 12 27 02 3,92 (li Ottawa (Alaska) Centralblatt f Mineralogie etc. 1921. 6 E. Tains. Über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit etc. 82 Es sind dies die Beben, welche in seiner oben zitierten Arbeit.1 die in der folgenden Liste angeführten Nummern tragen und zu denen unter Ausschaltung von Einzelwerten < 3,3 und > 4,3 [km sec -1j die daneben gesetzten Geschwindigkeiten gehören (in Klammern sind wieder die Anzahl der zugrunde liegenden Eiuzelbeobachtungen hinzugefügt) : Nr . 1: 3,88 (3) Nr. 23 7> 5: 3,76 (2) „ 43 V 8: 3.76 (1) .. 46 r. 9: 3.75 (3) „ 51 n 10: 4,03 (2) „ 53 V 16: 3,58 (2) , 54 n 18: 3,83 (1) 55 n 19: 3.50 (2) , 56 3,63 (1) Nr. 58: 3,89 (3) 3,71 (2) 60: 3,67 (2) 3,99 (2) 61: 4,07 (2) 4,01 (l) T 64: 3,59 (2) 3,65 (4) T> 67: 3,73 (1) 4,14 (3) T. 69: 4,27 (1) 4,17 (li „ 76: 3,92 (3) 3.61 (4) 7) 7> 79: 3,61 (1) 88: 4,06 (2) Diese Daten stützen sich auf das neuere,, zuverlässigere Be- obachtungsmaterial der Jahre 1905 bis 1910 und können daher als homogen mit denen der Tabelle 4 angesehen und mit diesen nach demselben Gesichtspunkt zu einem Mittelwert vereinigt werden, der bei der Zusammenfassung der Geschwindigkeitswerte der Tabelle 3’ maßgebend war. Damit ergibt sich dann aus 45 auf 112 Einzel- beobachtungen beruhenden V-Werten die Fortpflanzungsgeschwindig- keit der seismischen Oberflächenwellen durch Eurasien und Amerika zu • V' = 3,801 [km sec '] ± 0,029 in. F. IV. Auch jetzt zeigt sich also, daß den einleitenden theoretischen Erwägungen gemäß die Geschwindigkeit auf ozeanischen Wegen größer ist als auf kontinentalen , und zwar wieder um rund 0,1 [km sec-1], und auch die für diese beiden Geschwindigkeiten gewonnenen Beträge selbst weichen nicht erheblich von den beiden im zweiten Teil dieser Arbeit erhaltenen Mittelwerten ab. A n - gesichts der nicht bedeutenden mittleren Fehler, zu denen die Unters uc h u n g in diese m dritten Teil führte, wird man daher das Vorhandensein eines Unterschiedes als reell anerkennen dürfen, wenn sich auch seine Größe und seine absolute Lage bei den mancherlei Unsicherheiten und Verein- fachungen, mit denen die Berechnungen durchgeführt werden mußten, mit fortschreitender Forschung noch zweifellos etwas ändern mag. Die mittleren Fehler würden sich natürlich größer herausgestellt haben, wenn nicht schon die verschiedenen Geschwindigkeiten nach den Beobachtungen jeder einzelnen Station für jedes Beben zu 1 1. c. Abschnitt IV und VII W. Kegel. Ober Gerolle mit Eindrücken. H'4 Mittelwerten vereinigt worden wären, doch rechtfertigt sich dieses Vorgehen dadurch, dal» auf diese Weise z. B. der Einfluß etwaiger Ungenauigkeiten in der Ansetzung des Epizentrums oder infolge von Apparateneigentiimlichkeiten, die nicht zum Wesen der Sache gehören, herabgedrückt worden ist. Soweit ein Einfluß der Wellen- periode und damit, wie oben erwähnt, auch der Größe der zurück- gelegten Strecke auf die Geschwindigkeit besteht, dürften in beiden Fallen, nämlich für die ozeanischen wie für die kontinentale!» Wege, bei der Mannigfaltigkeit der verarbeiteten Beobachtungen in gleicher Weise in den erhaltenen Resultaten mittlere Verhältnisse zum Ausdruck kommen. Der im zweiten Teil angeführte PBCHAü’sche Wert V = 3,787 [km sec-1] widerspricht unseren Ergebnissen nicht; denn seine Ableitung gründet sich mit auf die weniger verläßlichen Daten der früheren Jahre 1899 bis 11)04, die vorwiegend zu niedrigeu Geschwindigkeitswerten führten, außerdem aber sind nach dem benutzten Material die rein kontinentalen Wege wesentlich stärker vertreten als die rein ozeanischen. Und der Mittelwert, den Pechac mit V = 3,875 [km sec l] aus 88 Beben der Jahre 1905 bis 1910 mit 177 Einzelbeobachtungen zur Hauptsache an den Stationen Göttingen, Hamburg, Jena und Potsdam fand, kann als zu den Resultaten dieser Arbeiten passend angesehen werden, namentlich, wenn man sich des Wertes V = 3,818 [km sec-1] erinnert, der von mir aus einem Teil dieses Materials für rein kontinentale Wege erhalten wurde; denn obwohl auch bei dem gesamten Material die rein ozeanischen Wege ganz zurücktreten, so überwiegen doch durchaus die Wege von gemischter Beschaffen- heit. So zeigt uns auch dieser Vergleich, daß die Resultate der . vorliegenden, auf Grund eines kritisch gesichteten Materials aus- geführten Arbeit in ihrem Kernpunkt wohl als zutreffend angesehen werden dürfen, wenn sie auch durch Heranziehung weiterer Be- obachtungen geprüft und, falls möglich, so durch Berücksichtigung der Dispersion, exakter gestaltet werden müssen. Über Gerolle mit Eindrücken. Von Wilh. Kegel. Über die neuerdings von Kesseek (76) behandelte Frage der „ Gerolle mit Eindrücken“ ist schon viel gesagt worden. Gelegent- liche Beobachtungen darüber finden wir schon in der Literatur de^ 18. Jahrhunderts. In ihren Erklärungsversuchen sind diese älterer Autoren abhängig von den Lehrmeinungen ihrer Zeit; so denkt Hütton (1) an eine Entstehung der Eindrücke, während die Ge- rolle in der Erstarrung begriffen waren und I. T. Weknek f‘A> W. Kegel. 84 spricht von einer Entstehung derselben durch „Bewegung. Fort- rollen und Reiben durch die Gewalt der Wasserwogen“. Indes hat erst seit 1836 aus Anlaß einer Notiz von Lohtet (4. 5) eine eingehende Erörterung der Frage stattgefunden, die vor allem in Deutschland, der Schweiz und Frankreich statt- fand. Auf die verschiedenen Ansichten dabei einzugehen, möge liier unterbleiben , doch ist zum Schluß ein Literaturverzeichnis beigefügt, in das alle jene mir zugänglich gewordenen Arbeiten Aufnahme gefunden haben, die sich etwas eingehender mit der Frage befassen , während alle die zahlreichen fortblieben , die lediglich ein Vorkommen anführen. Das letztere betrifft namentlich viele Arbeiten über die Nagelfluh. Wer historischen Einzelheiten Beachtung schenken will, findet in dem Verzeichnis alles Wichtige beisammen. Für die Erklärung der Eindrücke haben sich bis in die neuere Zeit hinein im wesentlichen zwei Ansichten entgegengestanden. Nach der einen verlangten die Beobachtungen eine Erklärung durch mechanische Ursachen, wobei die Autoren den vorausgesetzten Druck teils auf Gebirgsbewegungen, teils auf Belastung durch die überlagernden Gesteine oder durch Gletscher zurückführten. In dieser Richtung bewegen sich u. a. die Arbeiten von Studek (18), Dechen (20), Bischof (21), Heim (44), Rothplf.tz (45, 63). Gresley (65), Rosenbusch (68). Schon frühzeitig trat dieser Auffassung eine andere entgegen, die vor allem chemische Vorgänge betonte. Danach sind die Ein- drücke durch Lösungsvorgänge entstanden, wobei mit Kohlen- säure oder anderen Stoffen beladene, zirkulierende Wässer die Auf- lösung bewirkten , ohne daß mechanische Vorgänge wesentlichen Einfluß gehabt hätten. Hierher sind u. a. die Arbeiten von • Daubree (26, 46), Cotta (28), Hoefer (48) und Reai» (67) zu zählen. Die Mehrzahl der Forscher nimmt zwischen diesen beiden Extremen eine Mittelstellung ein, wobei indes der eine bald mehr den Einfluß des Drucks, der andere mehr die Rolle des Lösungs- mittels betont. Unter diesen ist als besonders bedeutsam der Erklärungsversuch von Sorby (36) hervorzuheben. Nachdem Lortet (14) bereits ähnliche Gedanken ausgesprochen hatte, wies Sorby an Kalkgeröllen zuerst nach , daß in den Eindrücken sich meist ein dunkles Häutchen findet, das als der unlösliche Rück- stand der aufgelösten und fortgeführten Ausfüllungsmasse des Ein- drucks anzusehen sei. War somit die Entfernung des Stoft'es rein chemisch erklärt, so konnte Sorby unter Zuhilfenahme von Ver- suchen doch zeigen, daß die Lösung nur da vor sich ging, wo Druck vorhanden war, daß an anderen Berührungsstellen sogar eine Abscheidung von Calcit erfolgte. Zum Beweise zog er das chemische Gesetz heran, daß die Löslichkeit durch Druck erhöht wird. Uber Gerölle mit Eindrücken Sn Diese Auffassung ist vielfach in späteren Darstellungen wieder- gekehrt, so bei Früh (t>2), Kayser (74) und Heim (75). Es ist nicht zu bestreiten, daß in zahlreichen Fällen die beobachteten Tatsachen auf diese Weise völlig erklärt werden können. Die meisten Verfechter der eben kurz skizzierten Auffassungen gingen von örtlichen Beobachtungen aus und waren zu einer Ver- allgemeinerung ihrer besonderen Erfahrungen geneigt. Bei der Übertragung so gewonnener Ergebnisse auf andere Vorkommen zeigte sich dann oft die Unzulänglichkeit der mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit ausgesprochenen Folgerungen. Ein be- zeichnendes Beispiel dafür sind die Erörterungen zwischen Read (67) und Gresley (66). Will man den Wert der einzelnen Darstellungen untersuchen, so geht man zweckmäßig von den SoRny’schen Darlegungen aus. Daß kapillar festgehaltenes kohlensäurehaltiges Wasser lösend ein- zuwirken vermag, ist ja hinreichend bekannt und für unseren Fall besonders durch die Versuche von Daubree (26, 46) erhärtet, ebenso, daß der Lösungsvorgang durch Druck befördert wird. Bei derartigem Zusammenwirken chemischer und physikalischer Kräfte auf die Gerolle müssen zur Erzeugung von Eindrücken bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Einmal dürfen die Gerölle nicht derart vom Bindemittel allseitig eingehüllt sein , daß weder ein besonderer Druck an den Berührungsstellen möglich wäre, noch an dieseu Funkten das Lösungsmittel kapillar festgehalten würde, weil es gleichmäßig das ganze Bindemittel erfüllen würde. Nur bei größerem Korn des Bindemittels würde dann zwischen diesem und dem eingehüllten Geröll an den Berührungsstellen eine Ein- wirkung statttinden können. Man findet daher in der Literatur an vielen Stellen die Beobachtung betont , daß die Eindrücke sich am besten da ausbilden, wo das Bindemittel ganz fehlt (vgl. Höfer, 48). Ferner ist von Wichtigkeit, daß das Lösungs- mittel nur in solcher Menge vorhanden ist, daß es nur au den Berührungsstellen der Gerölle kapillar festgehalten wird. Durch - tränkt es dagegen das ganze Gestein , so wirkt es flächenhaft auf die Oberfläche der einzelnen Gesteinsteile ein , wie auch die hierauf bezüglichen Versuche ergeben haben (vgl. Bischof (21), Daubree (26), Reich (27). Demnach ist die Bildung von Ein- drücken weder in gänzlich wasserfreiem noch in wassererfülltem Gestein möglich, worauf auch Kessler (76, p. 306) hinweist. Im Einzelfalle stellt sich die Wechselwirkung physikalischer und chemischer Vorgänge sehr verschieden dar. Von den in Be- tracht kommenden Faktoren ist der Druck in weiten Grenzen ver- änderlich. Er erreicht ein Minimum, wenn er sich auf das Eigen- gewicht des eindrückenden Gerölles beschränkt. Fälle dieser Art beschrieb neulich Kessler (76, p. 304) und Verfasser hatte selbst Gelegenheit, in jungdiluvialen Kiesen bei Tettnang in Oberschwaben W. Kegel. Xß ähnliches zu beobachten. Aber auch schon Lohtet (10) berichtet über ähnliche Dinge au ganz jungen Gerollen , deren richtige Deutung freilich Fournet (29) in Frage stellt. Eine ähnliche Anzweiflung mußte sich Favre (43) von seiten Daubree’s (43) gefallen lassen, der aus jungdiluvialen Schottern der Umgegend von Paris über dergleichen Beobachtungen berichtete. Hierher gehören wohl auch die Bemerkungen von Fraas (53, p. 11), wenn er von „fleckigen Berührungsstellen1' der einzelnen Gerolle in der löcherigen Nagelfluh auf Blatt Leutkirch und Isny spricht, sowie die von E. Favre (49, p. 121, Fußnote) über eingedrückte Ge- rolle in jungen quartären Bildungen. Jedenfalls weisen die in der Natur und von Kessler auch bei Versuchen gefundenen Ätzstellen darauf hin, daß ohne einen größeren Druck, lediglich durch das Eigengewicht der Gerolle, Eindrücke wenigstens in der Anlage gebildet werden können. In diesem Sinne lassen sich ja auch die Versuche Daubree’s (26) verwerten. Blieb der Druck nicht auf das Eigengewicht des einzelnen Gerölles beschränkt, kam bei mächtigeren Geröllablagerungen der Druck großer Teile der hangenden Schichten mit zur Geltung, so blieb es nicht bei bloßen Ätzstellen, dann konnten sich tiefere Eindrücke bilden. Hierbei ist natürlich eine gewisse Bewegung in der Gesteinsmasse, ein Zusamniensacken erforderlich, denn das eindrückende Geröll, das den Eindruck hervorrief, wich ja unter dem Druck aus, und sollte die Weiterbildung des Eindrucks nicht zum Stillstand kommen, so mußte beim Eindringen der Druck fortgesetzt anhalten. Daß dann bei locker gepackten, znsammen- sackenden Geröllmassen der Druck bald auf diesem, bald auf jenem Geröll stärker lastete, ist ohne weiteres verständlich. So wurden die Eindrücke abwechselnd vertieft und gelegentlich konnte wohl auch der Druck an einer Stelle ganz aufhören; dann konnte in solchen Eindrücken ebenso wie an anderen Stellen rings im Gestein wieder Calcit als Bindemittel abgesetzt werden. Es ist in höchstem Grade wahrscheinlich, daß die Mehrzahl aller Eindrücke auf diese Weise gebildet wurde, indem als Ursache des Druckes lediglich das Eigengewicht der hangenden Gesteins- schichten in Betracht kam (vgl. Hauo [70], p. 229). Wenn die oben angegebenen Vorbedingungen für die Bildung von Eindrücken, lockeres Gefüge und ganz bestimmte Wasserverhältnisse genügend lange andauerten, so mußten sich Eindrücke bilden. Es ist. also auch hier die Zeit, die als geologisches Agens eine Rolle spielt. Auf die geschilderte Weise erklären sich zwanglos die Ein- drücke in vielen, noch heute ungestörten Geröllablagerungen, so besonders schön in der NagelHuh der Schweiz. . Es ist fraglos, daß der auf die angegebene Weise erzielte Druck durch andere Kräfte verstärkt oder ganz ersetzt werden konnte. Insbesondere wird in zahllosen Fällen Dislokationsdruck . über Gerolle mit Eindrücken. S7 ein« gewisse Rolle gespielt haben. Wenn aber viele Forscher, wie z. B. Roth ri, etz ((>3) lediglich die „durch Dislokationen hervorgeb rächten Druckkräfte1' für die Bildung der Eindrücke verantwortlich machen, so widerspricht dem die Summe aller Be- obachtungen aufs entschiedenste. Von anderer Seite ist Gletscher- druck in Anspruch genommen worden, so von Gutzwill'ek (50) und F. MOhi-ukko (54). Indes ist es wenig wahrscheinlich, daß die oben als Voraussetzungen angeführten besonderen Wasser- verhältnisse gerade bei Gletscherbedeckung vorhanden gewesen sein sollten. Darüber hinaus gibt es jedoch auch Fälle, in denen die ge- schilderten Vorgänge anders verlaufen. In diluvialen Kiesen des jüngsten Interstadial» 1 hei Ravensburg in Oberschwaben sammelte Verfasser ans besonders locker gepackten Geröllschichten mit wenig Bindemittel Gerolle mit Eindrücken es handelt sich um Kalkgerölle — , deren gut erhaltener Zustand auf eine überwiegend mechanische Beanspruchung hindeutet. Neben Gerollen, die ganz zerquetscht und sekundär wieder verheilt sind, fanden sich solche, die von meist gegenüberliegenden, mäßig eingetieften Eindrücken aus radial ausstrahlende Sprünge und Risse zeigen. Hierbei sind die Eindrücke selbst von besonderem Interesse. Man erkennt an ihnen deutlich die staubartige Zertrümmerung und Beiseiteschiebung des Materiales, das z. T. in die gebildeten Sprünge hineingepreßt, z. T. über den Rand der Eindrücke geschoben und mit dem Geröll durch spätere Calcitausscheidung wieder verwachsen ist. Es ist jedem Betrachter der Stücke ohne weiteres klar, daß hier der Druck die wesentliche Ursache gewesen ist, demgegenüber eine chemische Lösungstätigkeit in den Hintergrund tritt. Diese Beobachtungen lassen sich durchaus mit der obigen Darstellung von der Entstehung der Eindrücke in Einklang bringen. In solchen Fällen nämlich, in denen der Druck so stark war, daß die chemische Tätigkeit, die ja stets, um sich voll answirken zu können, mehr oder weniger lange Zeiträume beansprucht, gewisser- maßen nicht schnell genug den zur Auswirkung des Druckes er- forderlichen Raum schaffen konnte, da mußte eine mechanische Änderung im Gefiige des Gerölles eintreten. War der Druck sehr stark, so wurde das Geröll zerquetscht, zerrissen oder gänzlich zertrümmert. War er weniger stark, so kam es zur Bildung von Dnetschungsst eilen, die sich zu Eindrücken mit radialen Sprüngen entwickeln konnten. Nach dem Befund im Aufschluß ist auch bei den Eindrücken in den Gerollen der Ravensburger Kiese als Ursache des Druckes die Last des hangenden Gesteines anzusehen, das im vorliegenden j- a , 1 Dies Alter bestätigte mir auf meine Anfrage Herr Landesgeologe Dr. Brauhäuser. 88 W. Kegel, Falle au die 20 m mächtig war. Die außerordentlich lockere Packung der Geröllschicht, das fehlende Bindemittel (nur an einigen Stellen waren benachbarte Gerolle durch später aus- geschiedenen Calcit verkittet), während im Hangenden feste Nagel- fluhbäuke und zementreiche Kiese sich vorfanden, macht es ver- ständlich, daß der Gesteinsdnxck bald auf dieser, bald auf jener Stelle besonders lastete, bis sich nach Zertrümmerung oder Zer- quetschung vieler Gerolle ein Gleichgewichtszustand herausgebildet hatte. Es ist dabei durchaus erklärlich, daß viele, ja die meisten Gerolle vollständig unversehrt blieben, weil sie eben keinem nennenswerten Druck ausgesetzt waren. Für die liier zuletzt geschilderte Art von Eindrücken ist es natürlich von geringem Belang, ob die betroffene Geröllschicht wasserfrei oder wassererfüllt war. In beiden Fällen konnten sie sich bilden. Wesentlich ist aber das Zurücktreten des Bindemittels. Der geschilderte Fall der Bildung von Eindrücken ist als ein Grenzfall anzusehen, in dem beim Zusammenwirken von Druck und chemischer Tätigkeit der Druck eine solch überragende Rolle spielte, daß es kaum zu einer chemischen Reaktion kam. Den anderen Grenzfall einer zusammenhängenden Kette von Bildungs- möglichkeiten der Eindrücke stellt jener oben erwähnte Fall dar, bei welchem der Druck völlig beschränkt ist auf das Eigengewicht des eindrückenden Gerölles, während der chemischen Tätigkeit die Hauptrolle zufällt. Zwischen beiden Endgliedern der Kette mögen alle Zwischenglieder in der Natur Vorkommen. Im Einzelfall wird dann zu prüfen sein, welche besonderen Verhältnisse vorliegen. Bei einer Durchsicht der Literatur ergibt sich, daß Fälle der Art wie die Eindrücke von Ravensburg gelegentlich wohl erwähnt, werden. Gerolle mit radial von einem Punkte ausgehenden Rissen und Qnetschungsspriingen besprechen z. B. Eschek v. n. Linth (12), Bkineut (19) u. a., ohne daß sie zugleich das Vorhandensein von Eindrücken erwähnen. Beobachtungen über Eindrücke mit radialen Rissen, bei denen also immer ein nicht unbeträchtlicher Druck geherrscht haben muß, wenn schon chemische Tätigkeit nicht aus- geschlossen ist, erwähnen Gutzwiller (50, p. 5, 21, 24), A. Müller (58, p. 42, Anm.), Früh (61, Abschnitt B VI), Gresley (66), Campheli. (69) und Scuaad (72, p. 44). Die Er- klärung dieser Vorgänge wird von diesen Autoren sehr verschieden- artig vorgenommen. Einige, so vor allem Schaad, leugnen sogar zugunsten einer rein chemischen Erklärung jeden Zusammenhang zwischen den Rissen und Eindrücken. Selten finden sich Be- obachtungen wiedergegeben, bei denen von einer mechanischen Verdrängung des Materials die Rede ist. wie sie oben bei deu Geröllen von Ravensburg beschrieben wurde, v. Dechen (20) berichtet, über „ein Granitgeschiebe, welches von einem anderen Geschiebe, ebenfalls aus Granit, bestehend, einen Eindruck empfangen Über Gerolle mit Eindrücken *9 hat und bei dem die aus ihrer Stelle verdrängte Masse seitlich, vielfach zersprungen, hervortritt“. Stur (38) gewann an Gerollen aus einem tertiären Konglomerat aus dem Mürzgebiet den Kin- druck, „als hätten die beiden kleineren Gerolle jedes für sich einen entgegengesetzten Druck auf die Masse des großen Gerölles ausgeübt, so daß zwischen beiden Eindrücken ein erhöhter Rand der hervorgequetschten Gesteinsinasse des großen Gerölles besteht, genau so wie man beim Eindrücken eines Nagels in Wachs einen solchen erhöhten Rand zu erzeugen imstande ist.“ Eine besondere Art mechanischer Ausbildung von Eindrücken ist zuerst von Paillette (13), dann von v. Dechen (20) be- schrieben worden. Später hat insbesondere Rothpletz (45, (>3) diese Ansicht ausgebant und zur Grundlage eines allgemeinen Erklärungsversuches der Eindrücke gemacht. Rothi-letz will die Eindrücke durch mechanisch-plastische Gesteinsumformung erklären, wobei der Druck eine große, chemische Vorgänge eine geringe Bedeutung besessen hätten. Wenn v. Dechen über Gerolle von Rheineck am Bodensee 1. o. schreibt: „Das merkwürdigste Stück bilden zwei Protogyn-Geschiebe. Das eine hat von dem anderen einen rundlichen Eindruck empfangen und die Masse ist dadurch auf der anderen Seite hervorgequetscht worden, mit einer ganz scharfen Kante, die viele kleine Querrisse zeigt,“ und wenn man die Darstellung von Paillette und seine Abbildungen überprüft, so gewinnt man allerdings den Eindruck, daß bei kristallinen Gesteinen wohl eine Entstehung der Eindrücke im Sinne von Rothpletz erfolgen kann, daß aber eine Übertragung dieser An- sicht auf alle Eindrücke, wie Rothpletz wollte, unstatthaft ist. Das hat erst kürzlich Alk. Heim (75) an Gerollen aus Schicht- gesteinen gezeigt, bei denen die Schichtung im Gerolle durch senkrecht zur Schichtung gerichtete Eindrücke in keiner Weise verändert wird. Nicht unerwähnt soll dabei bleiben, daß derselbe Forscher früher (44) geneigt war, die Ansicht von Rothpletz zu unterstützen. Durchmustert man die Gesteinsarten, welche Gerölle mit Ein- drücken liefern, so sind fast von allen Gesteinen solche beschrieben. Daß die Eindrücke in leichter löslichen Gesteinen, also vor allem in Kalk, sich leichter bilden, liegt auf der Hand. Daß ferner schwer lösliche Gesteine, vor allem Silikate, nicht in gleichem Maße für den Empfang von Eindrücken geeignet sind, ist ebenso verständlich. Nach dem, was oben ausgeführt wurde, erhellt auch, daß gerade bei kristallinen Gesteinen mechanische Veränderungen der Gerölle sich in Begleitung der Eindrücke häufiger finden als bei Sedimentgeröllen , vor allem den Kalken. Bei jenen hat es bei der Wechselwirkung von Druck und Lösung einer stärkeren Beteiligung des Druckes bedurft. Manche Autoren, so z. B. Gutzwillek (50, p. 5) gehen sogar so weit, bei harten kristallinen 90 W. Kegel, Gesteinen Eindrücke mit Rissen und Quetschungen als die Hegel hinzustellen. Wie die Entstehung mancher Eindrücke durch mechanisch- plastische Gesteinsumwandlung im Sinne von Rothplktz eine be- sondere Form der Druckwirkung ist, so ist anderseits auch denk- bar, daß gelegentlich besonders stark wirkende Lösungsmittel die chemische Einwirkung beförderten. A. Müllek (58) betont den Einfluß von Säuerlingen und Toknquist (7 1 ) weist alkalihaltigen Wässern eine besondere Rolle zu bei der Bildung der Eindrücke im Hauptkonglomerat des Buntsandsteins von Lascemborn in Lothringen. Örtlich mögen solche Lösungen Bedeutung für die Bildung der Eindrücke gewonnen haben ; einen allgemeineren Ein- fluß dürften sie ebensowenig besessen haben wie die besondere Bildungsform der Eindrücke im Sinne von Rothplktz. Wenn wir im vorstehenden gesehen haben, daß die Bedingungen, unter denen die Bildung der Eindrücke vor sich ging, zwar all- gemeinen Gesetzen unterworfen sind, im einzelnen aber sehr ver- schiedenartig sein können je nach den besonderen örtlichen Ver- hältnissen, so erblicken wir darin eine Bestätigung der allgemeinen Erfahrung, daß die Vorgänge in der Natur sich nicht in den Rahmen allzu enger Gesetzmäßigkeiten spannen lassen. Wie anderswo geht auch hier die Natur verschiedene Wege zur Er- reichung gleicher oder doch ähnlicher Ziele. Nachtrag. Nachdem die vorstehende Arbeit der Redaktion des Oentral- blattes übergeben war, erschien im Band X der Geologischen Rund- schau eine Abhandlung von August Kumm über „Die Entstehung der Eindrücke in Gerollen“. Der Verfasser leugnet, gestützt auf Versuche, eine Druckwirkung während der Entstehungszeit der Eindrücke. So dankenswert für die Klärung der Frage die Ver- suche auch sein mögen, die Arbeit Kumm’s liefert doch den Beweis dafür, daß 1 . die Bedingungen des Versuchs sich sehr schwer denen der Natur angleichen lassen, und daß 2. die aus solchen Versuchen auf die Vorgänge in der Natur gezogenen Rückschlüsse leicht zu Täuschungen Anlaß bieten. Was sich gegen die Versuche vor allem einwenden läßt, ist folgendes: ln der Natur ist das Lösungsmittel nicht nur an der Oberfläche der einzelnen Gerölle, diese benetzend, zu suchen, sondern es durchtränkt die Gerölle und führt vor- nehmlich auf diesem Wege durch besonders wirksame Auflösung an den Berührungsstellen der einzelnen Gerölle zur Bildung der Eindrücke. Wenn Kumm bei seinen Versuchen nur Eindrücke mit „Berührungskegeln“ erhalten hat, so darf daraus nicht geschlossen werden, daß die Eindrücke in der Natur die gleiche Entstehungs- geschichte haben; im Gegenteil läßt sich aus der auch von Kumm Über Gerölle mit Eindrücken. 91 mitgeteilten Beobachtung. daß die Berührungskegel in der weitaus größten Mehrzahl der natürlichen Eindrücke fehlen, der Schluß herleiten, daß die Natur in der Regel andere Wege ging als der Versuch sie anzudeuten scheint. Literaturverzeichnis. 1. 1785. Hutton. Theorie ot the earth. p. 253. 2. 1802. .1. T Werner, Geognostische Wabrnelinniug über die Entstehung des Lahnthaies und der Berge bev Wetzlar. Annalen der Societät f. d. ges. Min. zu Jena. 1. p. 106. 3 1835. M. Fournkt. Sur les Modifications que certaines Rechts ont subies par r Action d autres Boches. Ann. de Chimie et de Physique. «0. p. 291—303. 4 1836. Lortht, N. Jahrb. f. Min. etc. p. 195. 5. 1836 N. Jahrb. f Min. etc. p. 339. 6 1837. B. 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Die Raumsysteme verhalten sich zu den Raumgruppen wie die 32 Symmetrieklasseu Hkssel’s zu den 32 Symmetriegruppen Minnu;euode’s, so daß je- des Raumsystem nicht eine Gruppe räumlicher Operationen, sondern eine räumlich-periodische, d. h. homogene Anordnung von Sym- metrieelementen darstellt, die jedesmal denen einer Symmetrie- klasse isomorph sind. Schon 11. Hilton hatte die von Schoenki.iks Besprechungen !lf) und von Fkdokow. abgeleiteten und eindeutig gekennzeichneten Kaumsysteme dem Vorstellungsvennögen naher gebracht; Nuaa.i geht einen Schritt weiter und fügt vor allem eine genaue Dar- stellung der verschiedenen Arten von Punkthanfen hinzu, die jedes- mal einem und demselben Raumsystem angepaßt sind. Hierbei werden die vom Ref. in die Strukturlehre eingefnhrte Indizes- Svmbolik und ludizes-Rechnung in weitgehender und zweckmäßiger Weise benutzt. Das gleiche gilt vom Zähligkeitsbegritf. den Verf. von dem primitiven Parallelepiped auf die . Klemeutarparallel- epipeda“ überträgt; beispielsweise werden die Anzahl und die Lage gleichwertiger nonvarianter, monovarianter etc. Punkte fest- gestellt, die von einem primitiven, raumzentrierten oder flächen- zentrierten Würfel innerhalb der verschiedenen Raumsysteme der r> regulären Symmetrieklassen absorbiert werden. Solche z. T. tabellarisch geformten Darstellungen sind offenbar in erster Linie der röntgeuometrischeu Praxis angepaßt, da diese ja zunächst auf Punkt- oder Atomanordnungen hinführt, aus denen die harmonieren- den Raumsysteme abgeleitet werden müssen, wenn man die mög- lichen Symmetrien der betreffenden Struktur ermitteln will. Schoen- ei.ies hatte bekanntlich zunächst die Raumgruppen abgeleitet und dann gezeigt, wie aus ihnen alle passenden Punkthaufen gewonnen werden können. Vielleicht wird es künftig einmal im Hinblick auf die Reihenfolge der röntgenometrischen Ausdeutungen unter- nommen, alle Arten periodischer Punkthaufen primär aus der Homogenitätsforderung und aus ihnen dann sekundär die 230 Raumsysteme herzuleiteu. Ableitungen sind überhaupt in Niggli’s Buch offenbar vorsätzlich auf ein Mindestmaß beschränkt, in dem das Hauptgewicht auf die Ergebnisse der ScHOENFurs’schen Theorie gelegt ist, wie sie zur Auswertung der Spektrogramme benötigt werden. Hierbei mag erwähnt werden, daß Niggli’s Beweis des Gittercharakters aller homogenen Punkthaufen (p. 2) unrichtig ist. Der an sich richtige und elegante Nachweis, daß in den Raumsystemen nur 2-, 3-, 4- und »izählige Schraubungs- achsen auftreten können (p.33 — 34), leidet an einem kleinen formalen Fehler; es muß heißeu- , 1 11 a-(-2asin(a — 90) = na, 1 — 2 cösa = n, cos a = woraus für n = 0, 1, 2, 3 folgt: a = 60", 90°, 120°, 180°. Stellt das Werk im wesentlichen, wie schon der Titel besagt, eine Geometrie des kristallinen Diskontinuums dar, so erhofft Verf. von den Forschungen moderner Physiker eine Physik des kristallinen Diskontinuums, und die letzten Abschnitte des Buches beleuchten einige der Bahnen, die in dieser Richtung bereits be- schritten sind. In einem Schlußwort ist der historische Fluß der Strukturlehre so weit skizziert, daß man die Katarakte des Stromes deutlich erkennt. A. Johnsen. Besprechungen. 9ß E. Abderhalden: Handbuch der biologischen Arbeits- methoden. Einführung und Inhaltsübersicht der 1 3 Abteilungen des Gesamtwerkes. 44 p. Berlin. 1920. Als zweite Auflage des Handbuches der biochemischen Arbeits- methoden soll nach dem Plan von Abderhalden-HrHc das große Sammelwerk bei Urban & Schwarzenberg in Berlin verlegt werden, zu dessen Fertigstellung über 400 Forscher ihre Mitarbeit zugesagt haben. Den Leserkreis des Centralblattes werden folgende Ab- handlungen interessieren. Die mit * bezeichneten Aufsätze befinden sich bereits im Druck. *HiRSCH-Jena : Prüfung der gebräuchlichsten Lösungen und Reagentien auf Reinheit. *E ich wald- Hamburg: D. Arbeiten m. optisch-aktiven Stoffen. *EMicH-Graz: Methoden d. Mikrochemie. *LiEB-Graz : Die Mikroelementaranalyse m. Einschi. d. Ha- logenbest. nach F. Pkegl. ^DuBSKY-Groningen : Halbmikroelementaranalysen nach Dubsky. *ScHMEHLiK-Berlin : Stereoskop. Arbeitsmeth. KöHLER-Jena: Die Mikrophotographie. ''Halbfass- Jena: Methoden d. Seenforschung. *AßEL-Wien: Meth. d. Paläobiologie. *AuLDT-Radeberg: Meth. d. Paläogeographie. Guoss-Greifswald : Meth. d. experim. Mineralogie. WALTHER-Halle : Meth. der exp. Geologie. ÜLE-Rostock: Meth. d. geographischen Forschung *EcKARDT-Essen : Meth. d. Paläoklimatologie. Karl Kriiger. H Rose uml 0. Miigge, Einschlüsse etc. ‘17 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Einschlüsse kalkiger und kieseliger Gesteine im Basalt der Blauen Kuppe bei Eschwege. Von H. Rose und O. Mügge in Göttingen. Beim Suchen nach Cristobalit wurden im letzten Sommer an der Blauen Kuppe auch lose Stücke von Basalt beobachtet, auf dessen Kluftflächen dunkler Granat aufgewachsen war. Das An- stehende dieser Stufen fand sich ganz in der Nähe jener Stelle, an der auch der Cristobalit, Magnetit und Apatit vorgekommen sind, und zwar zeigte sich hier der Basalt erfüllt von bröckligen, weißen bis gelblichen, z. T. ganz erdig-mürben Kalkmassen, in denen z. T. Granat in ringsum ausgebildeten Kristallen, z. T. dunkelgrüner Augit, z. T. beide nebeneinander nicht sehr reichlich eingesprengt waren. Da trotz eifrigen Suchens weitere ergiebigere Funde nicht gemacht sind, auch eine Vermehrung des Uuter- suchungsmaterials in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist, mögen die bisher gemachten Beobachtungen kurz mitgeteilt werden. Der Granat auf Kluftflächen des Basaltes erreicht etwa 2 mm. hat die Formen (110). (112), ist aber, wie auch der in Kalk ein- gebettete, dessen Größe auf 0, 1 mm sinkt, selten ringsum gut kristallographiscli entwickelt, sondern erscheint vielfach wie ab- genagt. Dunkel bis hellbraun, die äußerste Zone meist hellgrün bis farblos, vollkommen isotrop, n= 1,9114 (Na), wobei aber zu bemerken ist, daß trotz sehr ebener Flächen des benutzten Pris- mas das abgelenkte Spaltbild wenig scharf war, offenbar wegen der Brechungsunterschiede der verschiedenen isomorphen Anwachs- zonen. Immerhin ist der Breclinngsexponent sicher höher als alle bis vor kurzem bekannten Werte; übertroffen wird er nur von den jüngst von Mervin 1 an titanreichen Melaniten ermittelten Werten. Es ist daher auch für diesen Granat ein merklicher Titangehalt anzunehmen, der dadurch noch wahrscheinlicher wird, daß nach Ramdohr1 2 für alle Basalte des Gebietes ein ungewöhn- lich hoher Titangehalt charakteristisch ist. Auf welche Weise das Ti aus dem Basalt in den Kalk geführt ist, ist nicht ersichtlich. 1 Nach Angaben bei Washington", Amer. Journ. of Sc. 50. 41. 1920. 2 Jahrb. geol Landesanst. Berlin f. 1919. T. I. p. 284. 1920. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 7 98 H Rose uml 0. Miigge, Der Augit hat genau die Form und optischen Eigenschaften des Fassait (vgl. Hlntze, Handbuch II, 1060, Fig. 348), stets ein- fache, meist allseitig ausgebildete Kriställchen, die aber auch nur 0,5 mm erreichen; dunkel lauchgrün, mit der für Ti-reiclien Augit charakteristischen Dispersion der Auslöschungsrichtungen. Von sonstigen Gern eng teilen wurden u. d. M. bemerkt : trüb bräunlich durchscheinende, meist scharfeckige, auf breite Säulen deutende Längsschnitte und z. T. hexagonale Querschnitte, die aber stets mehr oder weniger faserig zersetzte Substanz enthalten, parallel der Längsrichtung (zugleich // den Spaltrissen) bald fl, bald c, bei schwacher Doppelbrechung; sie gehörten vielleicht Wollastonit an. Annähernd quadratische, von grünlichen Massen erfüllte Räume erinnern an Zersetzungsprodukte von Gehlenit. Im Rückstand des mit Essigsäure behandelten Gesteins findet man außerdem kleine Täfelchen von Cristobalit (selten), etwas Eisenspat und tonige Massen. Auf den Stufen aufgewachsen ist liäuüg Magnetit und Apatit. Der Kalk der Blöcke hat auch in den (schwierig herzu- stellenden) Dünnschliffen durchaus nicht den marmorartigen Habitus der gewöhnlichen kontaktmetamorphen Kalke, sondern macht eher den Eindruck einer wässerigen Bildung. In der Tat zeigt die genauere Beobachtung, daß keineswegs ein etwa unter erheblichem CO., -Druck umkristallisierter Sedimentärkalk vorliegt. Er besteht nämlich aus anscheinend formlosen, ziemlich isometrischen Körnern, von denen die einen durch feine erdige und unbestimmbare Ein- schlüsse trüb, die andern aber klar sind, noch andere, nach Spalt- lissen und optischem Verhalten ebenfalls einheitliche Körner, sind an einer Stelle trüb, an einer andern ganz klar, und zwar sind die klaren und trüben Teile hier so verteilt, daß die klaren Teile mehrerer aneinander grenzender Körnchen im Querschnitte eine Leiste bilden und die Zwischenräume eines von solchen Leisten gebildeten Maschenwerkes von trüberen Körnchen erfüllt sind. Der klare Kalk bildet also Pseudomorphosen nach einem stengligen oder tafligen Mineral, von dem leider nirgends im Zusammenhänge mit dem Kalkspat bestimmbare Reste erhalten sind. In die trüben Kalkteile eingeschlossen beobachtet man hie und da strahlig ge- ordnete, erheblich feinere Fasern eines z. T. noch schwach doppel- brechenden, meist aber auch schon völlig zersetzten Minerals, das von dem vorigen verschieden zu sein scheint. Auf Zersetzungsvorgänge verweisen auch schmale (nur 0,025 mm Zonen eines chloritähnlichen Minerals, die den Granat umgeben, aber nicht auf allen Seiten, sondern, ähnlich Reaktionsrändern, nur an gewissen Stellen. Anderen Prozessen scheinen Ansammlungen grünlicher Substanzen zu entstammen, die zuweilen noch kleine Körnchen von Granat enthalten. Auch aus blättrigen serpentin- ähnlichen Massen bestehende Pseudomorphosen finden sich in noch ziemlich scharfen olivinähnlichen Durchschnitten. Einschlüsse kalkiger und kieseliger Gesteine etc. 1)1) Zur Deutung der Entstehung dieser E i n sc li 1 ii ss e ist zu bedenken, daß sie an derselben Stelle zusammen mit Magnetit, Apatit und Cristobalit Vorkommen. Nach dem Befund scheint es zweifellos, daß in der Tiefe im Kalk zunächst Silikate entstanden oder der Kalk völlig in solche verwandelt wurde. Da von den Basen wohl Ca bei weitem iiberwog, mag die Bildung des Granats nach den von Niocu 1 aufgestellten Gleichungen verlaufen sein: Fe,03 + 3CaSi03 >• Ca s Fe, (Si 04), und Fes04 + 4 Ca Si Os + Si 0., >- Ca., Fe, (Si 04)s + Ca Fe (Si 03\ (wobei aber wegen des Tongehaltes des Kalkes statt Hedenbergit sich Fassait bildete). Auf diesen bei hoher Temperatur sich ab- spielenden Vorgang2 folgte aber bei niederer Temperatur noch ein anderer, vielleicht auf die nun oberflächlicheren Teile des Basaltes beschränkter, bei welchem, wohl unter dem Einfluß der in größerer Tiefe noch entwickelten hoch temperierten, aber auch noch stark konzentrierten CO,, eine Rückbildung des Wollastonit (und auch anderer Ca-haltiger Kontaktsilikate) zu Kalkspat, und eine teilweise Zersetzung des Granats vor sich ging und vielleicht schied sich die dabei freiwerdende Si02 z. T. als Tridymit, später als Cristobalit3 und schließlich in den feinen, die andern pneumato- lytisclien Minerale überziehenden Häutchen von Chalcedon aus. Das würde mit der von Ramdohu festgestellten Altersfolge der pneumatolvtischen Minerale im Einklang seiu. Die reichliche Anwesenheit von C02 in der späteren Periode der vulkanischen Tätigkeit wird durch das Vorkommen von Eisen- ocker, der in den verschlackten Teilen der basaltischen Breccien die Wände aller (z. T. kaminartigen) Hohlräume überzieht, und durch die vielfachen Neubildungen und Umbildungen von Kalkspat und Aragonit4 sehr wahrscheinlich. Ob diese heißen C02-Ema- nationen und -Lösungen aus der Tiefe dem Teil des Magmas, von dem der jetzt cristobalitführende Basalt entstand, auch Basen (Fe, Mg, Ca) entziehen und dadurch seine chemische Abweichung vom normalen Basalt bewirken konnten, mag dahingestellt bleiben, jeden- falls ist die große Porosität des cristobalitfiihrenden Basaltes gegen- über der Kompaktheit des normalen sehr auffallend. K 1 Niuoli. Preisschr. d. jABLONOWsKi’schen Ges. 47. 150. 1920. 4 Nach V. M. Goldschmidt und Johnsen oberhalb 500“ etwa (Natur- wissenschaften. 19. IX. 1919. p. 691). 3 Die Pseudomorphosierung des Tridymits zu Cristobalit geschah außerhalb des Beständigkeitsfeldes beider: der Vorgang würde daraufhin- weisen, daß in diesem Gebiete unterhalb einer gewissen T< mperatur der Dampidruck des Cristobalit niedriger als der des Tridymit wird. 4 Auch von diesem Mineral sind bei der Anlage des neuen Südbruches mit Kalkspat überkrustete und durch ihn teilweise verdrängte Kristalle ge- funden worden, die aber die älteren an Größe und Schönheit nicht erreichen. 7* 100 H. Rose und 0. Mügge, Die Einschlüsse der kieseligen Gesteine weichen von den massenhaften Bnntsandstein-Einschliissen schon habituell stark ab. Es wechseln in ihnen hellere, meist aber etwas eisen- schüssige und durch fein verteilten Kohlenstoff schwarze dünne Schichten ab; sie sind meist eben, zuweilen aber sehr scharf und vielfach gefältelt und geknickt. Sie zerteilen sich leicht in dünne Platten, sind aber im übrigen sehr hart. Die erst u. d. M. sichtbaren Gemengteile sind: Quarz in meist auffallend kleinen (0,015 mm) polygonalen Körnchen, z.T. aber auch in kurzen Täfelchen parallel der Schichtung. Sie bilden Sclnnitzen und kurze Linsen, die von Glas umflossen und z. T. auch durchtränkt sind. An der Grenze von Glas und Quarz liegt meist ein schmaler Saum, aufgebaut aus kurzen, feinen, zur Grenze senkrechten Zotten von Tridymit. An andern Stellen erscheint dieser auch in größeren, wie gewöhnlich verzwillingten Kristallen, roh radial geordnet oder auch im Schnitt ein Balken- werk bildend. Gelegentlich kommt im Glas auch Bronzit in deutlichen Kristallen mit Glaseinschlüssen vor, außerdem hie und da Rutil in sehr feinen scharfkantigen Nüdelchen, die an manchen Stellen aus dunkeln Körnern, wohl von Eisenerz, gleichsam her- vorsprießen. Das Eisenerz hat sonst viel gelbbräunliche Zer- setzungsprodukte geliefert, die große Teile der Schliffe trüben. Spuren von Glimmer fehlen, dagegen ist auffallend viel Pyrit vor- handen, allerdings stets pseudomorphosiert zu Brauneisen. An seinen Rändern scheint vielfach ein Reaktiousrand von einem ur- sprünglich faserigen oder blättrigen Mineral (schon vor der Ein- schmelzung) gebildet gewesen zu sein ; es war vielfach stark ge- fältelt, wohl chlorit iscli , ist jetzt aber völlig verkieselt und erscheint so auch in langen spitz zulaufenden Strähnen beiderseits der Pyrite in der Richtung der Schichtung. Hier, wie auch an vielen andern Stellen, scheint SiO„ in der Form von Chalcedon vorhanden oder vorhanden gewesen zu sein und daran wird es liegen, daß hier, im Gegensatz zum Buntsandstein, reichlich Tridymit gebildet ist '. Nach Zusammensetzung und Struktur lag hier wohl ursprüng- lich ein Kieselschiefer vor, ähnlich etwa denen die in der Nachbarschaft im Paläozoicum des Höllentals beobachtet sind. Die stellenweise so starken Fältelungen dürfte das Gestein schon vor der Schmelzung erfahren haben, da letztere nicht, wie beim Bunt- sandstein, auf dünne der Schichtung parallele Lagen beschränkt war, die, wie beim Buntsandstein die glimmerreichen Lagen, wie Translationsflächen bei der Biegung von Kristallen wirksam werden konnten. Der abweichenden Beschaffenheit entsprechend fand sich das Gestein nicht unter den Bnntsandstein-Einschliissen, sondern als ' EndkMj und Rikkk, Zcitschr. f. anorg. Chemie. 71). 240. 1912. Einschlüsse kalkiger und kieseliger Gesteine etc. 101 einzelner Block in dev Nähe der oben beschriebenen Ivalkein- schliisse; es stammt also nicht vom Salband der großen Spalte, die die Kuppe von SW zur Spitze hin durchsetzt, sondern wohl aus größerer Tiefe. Durch den im Sommer 19:20 eröffneten neuen Siidbrucli auf der oben erwähnten Spalte wurden auch neue Kontakte mit dem Buntsandstein aufgeschlossen. Dieser erscheint hier sehr hell, etwas isabellfarbig, zeigt vielfach deutliche Kreuzschichtung und es fehlen die Spuren von eingeschmolzenen Lagen dunklen Glimmers. Dagegen sind vielfach bräunliche, etwas schlierig ausgezogene Flecke vorhanden, die früheren Tongallen zu entsprechen scheinen und jetzt etwas Basaltjaspis ähneln. U. d. M. fällt die große Menge Feldspat auf, fast ausschließ- lich Orthoklas, und es sind jene, die durch ihre Umrisse klastischen Ursprung bezeugen ausnahmslos ohne die sonst an derartigen Feld- spaten so gewöhnliche perthitische und Mikroklin-Struktur. Es ist auzuuehiuen, daß er durch die länger anhaltende, bis nahe zum Schmelzen gesteigerte Temperatur eine Homogenisierung erfahren hat, d. h. daß der langsam erfolgten Entmischung des (K, Na) AlSisOs in Kalifeldspat (Mikroklin) + Albit eine Wiedervermischung gefolgt ist. Die Homogenisierung ist keine ganz vollständige, insofern als auf (010) noch feine // c geordnete und auf (001) regellos gelagerte trübe Körnchen vorhanden sind. Diese Homogenisierung ist übrigens auch in andern in Basalt eingeschlossenen Orthoklasen zu beobachten, z. B. zeigen die Orthoklase der Graniteinschlüsse im Basalt des Veitsberges und des Schloßberges bei Carlsbad nichts mehr von den in den Carlsbader Feldspäten fast ausnahmslos vorhandenen feinen Albitlamellen. Ob eine Änderung der Lage der optischen Achsen (wie im Sanidin) stattgefunden hatte, konnte nicht sicher ermittelt werden. Außer diesen nach ihren Umrissen unverkennbaren alten Ortho- klasen kommen auch Neubildungen vor: scharfkantige, etwas strahlig gruppierte Leisten (Tafeln), klarer und ohne jede Spur perthitisclier Struktur. Da in ihrem Kern zuweilen noch Fetzen von Muscovit sichtbar sind, sind sie vermutlich durch Addition von 2Si02 zum KAlSi04 des Muscovit entstanden. Die eingeschmolzenen Teile des Muscovit bilden höchst feine Aggregate mit sehr schwacher Doppelbrechung, zwischen ihnen liegen öfter Häufchen sehr feiner, scharf begrenzter, z. T. sagenitisch verwachsener Rutilnädelchen. Hie und da zeigen sich dunkel gelbbraune bis undurchsichtige, stark brechende und mäßig stark doppelbrechende, anscheinend rhombische Kriställchen, kurze Prismen mit c '/ der Längsrichtung und schwachem Pleochroismus (// c wenig heller als _c), ebenso Klümpchen und gerundete Kriställchen davon. Dies lievrit- ähnliche Mineral ist uns nicht bekannt; ihm gehören anscheinend 102 E. Lehmann. auch scharf begrenzte hellere Kriställchen an, die sich um Körnchen von Eisenglanz durch Anschmelzung desselben gebildet haben. Die Stellen der früheren Tongallen sind fast isotrop, zeigen aber zwischen gekreuzten Nicols rundliche Flecke, die noch dunkler als ihre Zwischenmasse bleiben. In beiden erkennt man bei starker Vergrößerung Aggregatpolarisation sehr feiner, sehr schwach doppel- brechender Körnchen nnd zwar in den kreisförmigen Flecken noch feiner und schwächer als in ihrer Zwischenmasse ; letztere ist auch noch reicher an Rutilnädelchen als erstere. Die Ursache dieser Fleckenbildung konnte nicht festgestellt werden. Ebenso nicht die Ursache einer wohl verwandten Erscheinung: man findet in den früheren Tongallen vielfach Anhäufungen feiner schwarzer Körnchen (? Spinell) der Art, daß sie rundlich-polygonale Maschen bilden, in deren Mittelpunkt öfter noch wieder ein Häufchen derselben Körnchen liegt. Der Inhalt dieser Maschen zeigt dieselbe sehr schwache und feine Aggregatpolarisation wie vorher, man könnte an Anhäufungen früherer Glimmerblättchen denken, zumal an an- deren Stellen in den Gallen etwas gröbere feldspatähnliche Neu- bildungen erscheinen. Tridymit, der in anderen ähnlichen Ein- schlüssen (z. B. vom Steinberg b. Bräuna) jetzt fast das einzige Zement zwischen den Quarzkörnern bildet, konnte nur selten und unsicher beobachtet werden. Die Ermittlung der Brechungsexponenten der Mineralien im Dünnschliff durch Vergleich mit Canadabalsam und Kolloiith. Von E. Lehmann in Halle a. S. Für die Ermittlung der Brechungsexponenten im Dünnschliff, insbesondere für die Bestimmung der verschiedenen Glieder der Feld- spatgruppc, besitzt die von Fn. Bkckk 1 stammende Beobachtung der Beleuchtungsverhältnisse an der Grenze verschieden brechender Mineralien hervorragende Bedeutung. Das Auftreten der dabei ent- stehenden Lichtlinie und ihre Verschiebung bei Heben und Senken des Tubus gestattet die Unterscheidung schwächer und stärker brechender Mineralien und weiterhin die näherungsweise Ermittlung eines unbekannten Brechungsexponenten durch Vergleich. Erfordernis ist, daß für das Vergleichsmaterial die Zusammensetzung in den verschiedenen Gesteinen konstant bleibt, oder daß jedenfalls die Beziehungen zwischen der jeweiligen Zusammensetzung und den 1 Fr. Bücke, Sitz -Ber. Akad. d. Wiss. Wien 1893. 358— 370. — Min. u. petr. Mitt. li. 1892/98. 385—388. Die Ermittlung der Brechungsexponenten etc. 103 Brechungsexponenten bekannt sind. Die Ermittlung des unbekannten Brechungsexponenten kann um so genauer erfolgen, je weniger er von den Vergleichswerten abweicht, und, wo anisotrope Mineralien zum Vergleich dienen, je geringer deren Doppelbrechung ist. Für die Bestimmungen bei Feldspaten erfüllt in erster Linie der Quarz diese Erfordernisse, der zugleich den Vorzug weiter Verbreitung in feldspatfiihrenden Eruptivgesteinen besitzt. Immerhin bleibt die Zahl der für Anwendung der Methode in Betracht kommenden Mineralien eine recht beschränkte. Diese Beschränkung hat dazu geführt, das den Schliff um- gebende Einbettungsmaterial als Vergleichskörper zu benutzen. Als solches diente bis vor wenigen Jahren lediglich Canadabalsam. Als Ersatz für diesen ist Herrn Dr. Jonas in Göttingen die Herstellung eines neuen Kitt- und Eindeckungsmittels gelungen, des Kollolitlis, der in zwei Formen in den Handel gebracht wird, als „Kollolith hart“ und als „Kollolith in Xylol gelöst“, jener in erster Linie geeignet zum Aufkitten, dieser zum Eindecken der Schliffe. Der Brechungsexponent wird als konstanter als der des Canadabalsams bezeichnet und zu 1 , 5 3 r» 4 für Na-Licht bei 18° (' angegeben. Zur Untersuchung werden am Schliffrand liegende Mineraldurchschnitte benutzt. Hierbei ist von Wichtigkeit, daß die Grenzfläche das Mineral annähernd senkrecht durchsetzt, und daß sie frei ist von Verunreinigungen, die vom Schleifmaterial gern Zurückbleiben und die Grenze verschwommen und unscharf erscheinen lassen. Mehr- fache Wiederholung einer Beobachtung ist stets erforderlich. Bei der Untersuchung einer Gesteinsfolge aus dem Gebiet der Kungwe -Vulkane im ehemaligen deutsch -ostafrikanischen Schutz- gebiet spielen Anorthoklase eine große Rolle. Zur Prüfung des Brechungsvermögens wurde zunächst das Einbettungsmittel, in diesem Falle Kollolith. zum Vergleich herangezogen. Hierbei stellte sich das überraschende Ergebnis heraus, daß beim Anorthoklas, der durch einfache und Durchkreuzungszwillinge nach dem Albitgesetz, durch verhältnismäßig große Auslöschungsschiefen auf M (010), Charakter der Doppelbrechung, Achsendispersion und relativ kleinen Achsen- winkel als solcher wohl charakterisiert war, die Lichtbrechung in allen Hauptelastizitätsrichtungen höher war als die des Kollolitlis. Noch überraschender aber war die Beobachtung, daß in einer von der Firma Voigt & Hochgesang, Göttingen, hergestellten und angeblich mit Canadabalsam aufgekitteten Schliffserie die drei Haupt- breclmngsexponenten des Anorthoklas auch noch höher lagen als die Lichtbrechung des Canadabalsams. Diese wird in den petro- graphischen Handbüchern und Tabellen i. a. zu 1,54 angegeben, doch h:\ben Untersuchungen von F. C. Cai.kixs \ W. T. Schai.i.er1 2 1 F. C. Ca grins, Science. 30. 1909. 973. s W. T. Schaller. Amer. .Tourn. of Science. (IV.) *29. 1910. 324. 104 E. Lehmann, und E. Wülfing 1 ergeben, daß die Werte je nach dem Grad des Kochens auch niedriger sind. So gibt Calkins als Grenzwerte 1,535 und 1,545, Schai.ler im Mittel für wenig gekochten Balsam 1,5387, für normal gekochten 1,5377, für überkochten 1,5412. Wülfing als selten erreichte höchste und niedrigste Werte 1,544 (= «) Quarz) und 1,533. Aber alle diese Werte übersteigen die bisher für Anorthoklas bekannt gewordenen Brechungsexponenten z. T. beträchtlich, von denen für y Werte von l,53o uud darüber nur selten angegeben werden, während a im Mittel etwa den Wert 1,523 besitzt. Eine Klärung dieser Widersprüche konnte nur die Messung der Brechungsexpouenten des Feldspats ergeben. Zu diesem Zweck wurden orientierte Schnitte aus den Dünn- schliffen herauspräpariert, vermittelst Alkohol bezw. Äther sorg- fältig von Kollolith gereinigt und mit Canadabalsam auf frische Objektträger derart aufgekittet, daß die Kanten von Canadabalsam freiblieben. Dies gelingt ausgezeichnet, indem man eine Spur zähen Canadabalsams auf einen Objektträger bringt, mit diesem den auf einem zweiten Objektträger liegenden Feldspat oder dessen Spalt- stiickchen aufnimmt, alsdann den Canadabalsam etwas erwärmt und den Feldspat mit Hilfe eines aufgelegten Objektträgers schwach andrückt. Es können so selbst mit Spaltstückchen von 0.5 mnr noch einwandfreie Präparate hergestellt werden. Die Bestimmung der Brechungsexponenten des Feldspats erfolgte durch Vergleich mit Kaliumquecksilberjodid (THorLE'Fscher Lösung), die durch Verdünnen mit Wasser und Beobachten der BECKE’schen Lichtlinie allmählich auf gleiches Brechungsvermögen abgestimmt und deren Brechungs- exponent alsdann mit dem Totalreffektometer gemessen wurde. Das Prinzip dieser Methode zur Bestimmung der Breclmngs- exponenten, Abstimmung des Brechungsvermögens einer Flüssigkeit auf das des Minerals im Dünnschliff, ist bereits von Michkl-Levy - in Anwendung gebracht worden. Michel-Lew schlägt deren Be- nutzung im besonderen vor für die Bestimmung der leistenförmigen Grundmassenfeldspate, bei denen sie gerade die Entscheidung, ob es sich um Orthoklas oder Oligoklas handelt, ermöglicht. Er befreit hierzu den Schliff vom Deckgläschen, reinigt die Oberfläche von Canadabalsam, ritzt den Schliff mit einem Diamanten und reinigt die Schnittflächen abermals von Canadabalsam. Verfasser gibt einer Übertragung der freigelegten und herauspräparierten Schliffteile auf einen neuen Objektträger, die er auch schon früher mit Augiten ausführte s, den Vorzug, auf Grund der Erfahrung, daß die er- forderliche absolute Reinheit der Ränder dabei besser erreicht 1 E. Wi LFiNo, Sitz.-Ber. d. Heidelberg. Alcad. d. Wiss. Math.-naturw. Kl. II A. 1911. £0. Abhandl. * Michkl-Lüvy, Etüde sur la determination des feldspaths. 1894.62—68 :l E. Lehmann, Min. u. petr. Milt. 3ff. 1911. 242. Die Ermittlung der Brechungsexponenten etc. 105 werden kann als auf dem ersten Objektträger. Eine solche lallt sich auch mit aus dein Schliff herausgelösten Grundmassepartien ohne Schwierigkeit ausführen. Für die Anwendung der genannten Methode eignen sich gerade die Feldspate in besonderer Weise, da deren ausgezeichnete Spaltbarkeit die erwünschten scharfen Ränder gewährleistet. Die Beobachtungen wurden an Anorthoklas eines Kenyits vom Plateau zwischen Magoye und Muakaleli vorgenommen und an mehreren, sowohl d als auch _L b und JLc orientierten Schnitten aus- geführt. Das Ergebnis der oft wiederholten Messungen sind die Werte: « = 1,5243, ß = 1.5290, y = 1,5301. Aus diesen Werten folgt aber ohne Zweifel, daß dem Kollolith in der Form, wie er zur Herstellung der Dünnschliffe diente, ein Brechungsvermögen von 1.5354 nicht zukommt, und daß auch die Lichtbrechung des Canadabalsams, der zum Eindecken seiten^ der Firma Voigt & Hochgesang benutzt wurde, beträchtlich unter den oben mitgeteilteu Werten bleibt. Eine Untersuchung der letzt- genannten Dünnschliffe ergab denn auch, daß der Canadabalsam. obschon seit ihrer Herstellung ein Zeitraum von über zwei Jahren verstrichen war, unter dem Deckgläschen noch von zähflüssiger Konsistenz war. Die Tatsache, daß Canadabalsam, der durch ein Deckgläscheu gegen die Einwirkung der Luft geschützt ist, seine ursprüngliche Konsistenz und Lichtbrechung geraume Zeit bewahrt, hat bereits Wülfing an Schliffen des Heidelberger Instituts fest- gestellt, die sogar nach 40 Jahren noch klebrige Konsistenz und niedrige Lichtbrechung des Canadabalsams unter dem Deckgläschen oder unter eiuer Kruste von Balsam zeigten (1. c. p. 16). Über das Brechungsvermögen des Kolloliths wurde eine Reihe von Untersuchungen augestellt, deren Ergebnisse im folgenden mit- geteilt seien. Der benutzte Kollolith wurde von der Firma Voigt & Hochgesang, Göttingen, bezogen. Versuchsreihe I. Harter ungelöster Kollolith. Der Kollolith wurde in der vorgeschriebenen Weise im Siede- thermostaten auf 150 — 155° C erwärmt und die flüssige Substanz auf die Halbkugel des Totalreflektometers getropft. Die Beob- achtungen sind in nachstehender Tabelle wiedergegeben. Die Erhitzungstemperatur ist insofern von Bedeutung, als bei Temperaturen über 200 " eine Veränderung des Kolloliths und damit seiner physikalischen Eigenschaften eintritt. Abkühlung und Hart- werden des Kolloliths erfolgen sehr rasch. Der endgültige Wert des Brechungsexponenten für die jeweils bestehende (Ablesungs-l Temperatur ist bereits nach 20 Minuten etwa erreicht. Er besitzt eine bemerkenswerte Konstanz bei den Kollolithproben aus ver- schiedenen Tuben. Wiederholtes Schmelzen beeinträchtigt die Eigen- 'diaften des Kolloliths, insbesondere sein Brechungsvermögen, nicht. 106 E. Lehmann, Versuch No. Erhitzungs- temperatur Ablesung erfolgte nach Stunden Ablesungs- temperatur Ablesung am Totab eflekto- meter Brechnngs- exponent Bemerkungen 1 150° 16 12° 58° 45' 1.5335 j Kollolitli aus 2 150 5 12 58 45 1 ,5335 [ ein u. ders. 3 155 i 12 58 45 1,5335 Tube 4 155 16 12 58 45 1.5335 1 Kollolitli aus 5 155 1 12 58 45 1 .5335 / einer 2 Tube 6 154 1 12 58 45 1,5335 1 Kollolith aus 7 154 6 12 58 45 1,5335 / einer 3. Tube 8 156 1 9 58 48 1.5343 \ Kollolith aus 9 156 1 29 58 29 1,5292 j einer 4. Tube Aus den Messungen 8 und !) ergibt sieb für die Änderung des Brechungsexponenten bei 1° Temperaturänderuug der Wert. = 0,00032. Bei Canadabalsam faud Wülfing hierfür <*.n dt ’ u t, = 0,00033. Unter Benutzung des ermittelten Wertes berechnet sich der Brechungsexponent für harten, ungelösten Kollolitli bei 18° C zu 1,5316, wenn man von dem für 12" geltenden Wert 1,5335, zu 1,5314, wenn man von dem für 9° beobachteten Wert 1,5343 ausgelit. Der von Voigt & Hochgesang für harten Kollolitli an- gegebene Wert 1,5354 bei 18° C ist demnach sicher zu hoch, er beträgt für diese Temperatur vielmehr 1,5315 + 1. Versuchsreihe IE. Kollolitli in Xylol gelöst, unbedeckt an freier Luft stellend. Eine geringe Menge dieses Kollolitli« wurde in ein auf die Halbkugel des Totalreflektometers aufgesetztes abgeschliffenes, offenes Glasröhrchen gebracht und die Änderung des Brechungsexponenten beobachtet. Da beim 1. Versuch die genaue Beobachtung der je- weiligen Temperatur versäumt wurde, mußte der Versuch wieder- holt werden. Der 2. Versuch wurde, da das Ergebnis das des 1. Versuchs bestätigte, bereits nach wenigen Tagen abgebrochen. Der Kürze halber sind nur die Beobachtungen aufgeführt, die Änderungen im Brechungs vermögen feststcllten. Beobachtet wurde alle 24 Stunden. Die Betrachtung der beiden Beobachtungsreihen lehrt folgendes: 1. Die Zunahme des Brechungsexponenten erfolgte bei dem ersten Versuch wesentlich langsamer als beim zweiten. Die Ursache hierfür ist darin zu suchen, daß beim zweiten Versuch die Substanz nur gerade die Oberfläche der Halbkugel im Glasröhrchen bedeckte, beim ersten aber im Glasröhrchen etwa 2 — 3 mm hoch stand. Es Die Ermittlung der Brerhungsexponenten etc. 107 V e r s n c h 1 . Beobachtung nach Tagen Temperatur Ablesung am Totaln-ttekto- meter Brechungs- exponent Bemerkungen 0 ungefähr 16" 57° 52' 1.5190 1 — 58 13 1,5248 2 58 20 1,5267 3 58 21 1,5270 4 — 58 22 1,5274 5 — 5S 24 1.5278 i — 58 25 1.5281 » — 58 26 1.5284 ii 58 29 1,5287 1 1 Iffenbar stärkere 12 — 58 29 1 ,5292 Temperatur- 13 — 58 31 1,5297 änderung 18 — 58 32 1,5300 20 — 58 34 1 .5305 24 — 58 36 1.5311 28 58 38 1,5316 29 30 — 58 40 58 41 1.5322 1,5325 Temperatur- | änderung 31 — 58 42 1.5327 34 — 58 43 1,5330 36 — 58 44 1,5332 38 6° 58 45 1 .5335 39 40 — 58 46 58 47 1.5338 1,5341 Temperatur- | änderung 45 5° 58 48 1.5343 bis 50 keine Änderung V e r s u c li 2. Beobachtung nach Tagen Temperatur Ablesung am Totalreflekto- meter Brechungs- exponent Bemerkungen 0 12» 58» 7' 1,5231 1 12 58 46 1,5338 2 12 58 47 1.5341 3 12 58 47,5 1,5342 5 12 58 48 1.5343 108 E. Lehmann bildete sich in diesem Falle durch rascheres Verdunsten an der Oberfläche eine Haut, die das weitere Verdunsten der tieferen Partien beträchtlich erschwerte. Die Fortdauer der Steigerung de> Brechungsvermögens ist zum großen Teil der allmählich sinkenden Außentemperatur zuzuschreiben. Diese Auffassung wurde dadurch bestätigt, daß ein Ansteigen der Temperatur um 2 — 3° eine Ab- nahme des Brechungsexponenten zur Folge hatte, daß derselbe jedoch anstieg ohne Rücksicht auf die gestiegene Temperatur, als die Oberflächenhaut mit einer Nadel mehrmals durchstoßen wurde. Die anfängliche Zunahme des Brechungsexponenten geschieht außer- ordentlich rasch entsprechend einer raschen Verdunstung des Xylols. 2. Die zeitweise rascheren Änderungen im Verlauf von Ver- such 1 (11. — 13., 28.— 30., 38. — 40. Tag) zeigen offenbar eine jeweilige Abnahme der Außentemperatur au, die ja im dritten Falle anch beobachtet wurde. 3. Unter Luftabschluß (Oberflächenhaut) ändert sich das Brechuugsvermögen nicht mehr durch Verdunsten, sondern nur nocli infolge Änderung der Temperatur. Aus dem Normalwert 1,5335 bei 12° müßte für 5° der Wert 1,5357 folgen. Dieser Wert wird aus dem obengenannten Grunde nicht erreicht. Analog hiermit ist das Verhalten im Dünnschliff, wo der Kollolith durch das Deck- gläschen sowie durch die Bildung einer rundlichen Kruste so gut wie luftdicht abgeschlossen ist. Ein Gleiches gilt naturgemäß für Canadabalsam, wenn solcher, wie es wohl häutig geschieht, gelöst zum Eindecken der Schliffe verwendet wird. So erklären sich die von Wülfing und von mir gemachten Beobachtungen, daß das Ein- deckungsmaterial nach Jahresfrist, ja sogar nach 40 Jahren noch zähflüssige oder klebrige Konsistenz besitzt. Es ist dabei sehr wohl möglich, daß die Brechungsexponenten noch wesentlich unterhalb der bisher angegebenen niedrigsten Werte bleiben, wie das in den von mir untersuchten Schliffen der Fall war, wo der Kollolith auch nach zwei Jahren unzweifelhaft einen niedrigeren Brechungs- exponenten als 1,5243 besaß. 4. Im Versuch 2 erfolgte rasche Zunahme des Brechungs- vermögens des Kolloliths. Der Normalwert 1,5353 für 12° wird rasch überschritten. Ein Kontroll versuch bestätigte dieses Verhalten. Es findet, da die Luft zu allen Teilen der Substanz gleichmäßig Zu- tritt hat, seine Erklärung sehr wahrscheinlich darin, daß chemische Veränderungen (Oxydation) eintreten , die das Brechungsvermögen stark beeinflussen. Versuchsreihe III. Kollolith in Xylol gelöst, mit Deckgläsclien bedeckt. Diese Versuchsbedingungen geben am vollkommensten die Ver- hältnisse beim Dünnschliff wieder. Es wurden zwei Versuche aus- gefnhrt. Der Kollolith war in beiden Fällen mit kreisrundem Deck- Die Ermittlung der Brechungsexponenten etc. 109 gläschen bedeckt, dessen Durchmesser beim ersten Versuch 18 mm, beim zweiten lü mm betrug. Ein Größerwerden der bedeckten Fläche begünstigt naturgemäß die Verzögerung im Steigen des Brechungsexponenten. Ablesung erfolgte wieder alle 24 Stunden, Aufzeichnung der Ablesungen nach den ersten Tagen nur, soweit Änderungen des Brechungsexponenten festgestellt wurden. V e r s u c h 1 . Ablesung erfolgte nach Tagen Temperatur Abgelesener Winkelwert Brecbungs- expunent Tägliche Änderung 0 9° 58" 20' 1.5267 0.0014 1 8,5 58 25 1.5281 0.0000 2 8.5 58 25 1,5281 0,0003 3 8 5S 20 1.5284 0,0000 4 8 58 26 1,5284 | durchschnittl. 5—13 8 58 27 1,5287 f 0,0000 Versuc h 2. Ablesung erfolgte nach Tagen Temperatur Abgelesener Winkelwert Brechungs- exponent .Tägliche Änderung 0 12° 58" 10' 1,5240 0,0017 1 12 58 16 1,5257 0.0013 2 13 58 19 1.5264 0.0009 3 12 58 22 1,5273 0,0002 4 12 58 23 1,5275 0,0000 5 12 58 23 1,5275 0,0003 6 12 58 24 1.5278 O.OJ03 7 12 58 25 1.5281 0.0U00 8 12 58 25 1 ,5281 0,0003 9 12 58 22 1.5284 0,0003 10 11,5 58 27 1,5287 14 19 11 10 58 28 58 30 1.5289 1.5295 durchschnittl. 0,00004 20 10 58 30.5 1.5296 24—40 10 58 31 1.5298 1. Der Brechuugsexpouent steigt demnach bei annähernd kon- stanter Temperatur erheblich langsamer als in der II. Versuchsreihe. 2. Er erreicht nicht dieselben Werte wie dort und bleibt im Gegensatz zum Verhalten an freier Luft erheblich unterhalb des Normalwertes (1,5348 bei 8U, 1,5341 bei 10"). 110 E Lehmann, 3. Das Brechungsvermögen für gelösten Kollolitli ist von vorn- herein in den einzelnen Tuben verschieden, wie die Versuche der II. und III. Versuchsreihe lehren. Es wird bestimmt durch den Grad der Verdünnung. 4. Vom Grad der Verdünnung des Ausgangsmaterials ist gleich- falls abhängig der jeweilige Endwert des Brechungsexponenten, .le dünnflüssiger das Ausgangsmaterial beim Eindecken ist, desto niedriger wird dieser bleiben. Er ist gleichfalls abhängig von der Art des Verdünnungsmittels, de leichter dieses verdunstet, desto rascher wird derselbe steigen. Sein Verhalten wird schließlich beeinflußt von der Menge Kollolitli, die man zum Eindecken auf den Schliff tropft, und an deren Oberfläche sich rasch eine Haut bildet, die das Innere mehr oder weniger vor Verdunsten schützt. 5. Die Änderung des Brechungsexponenten mit der Temperatur ist beim verdünnten Kollolitli die gleiche wie beim harten ° = 0,00032. Es wurde dies im Anschluß an den 2. Versuch der II. Reihe durch Erwärmen auf 19" festgestellt. Der Brechungsexponent war als- dann 1,5251. Für die praktische Verwendung der verschiedenen Substanzen zum Eindecken von Dünnschliffen ergibt sich aus den vorstehenden Ausführungen folgendes: Die Anwendung verdünnten Kolloliths und Canadabalsams verbietet im allgemeinen die Heranziehung des Ein- bettungsmittels als Vergleichswert für die Bestimmung der Brechungs- verhältnisse der Mineralien im Dünnschliff. Sie ist nur unter gewissen Vorsichtsmaßregeln hierfür brauchbar. Aber selbst dann entbehren solche Bestimmungen stets der wünschenswerten Zuverlässigkeit und Genauigkeit. Als erste Vorsichtsmaßregel ist die Bestimmung des Brechungsexponenten für jede neue Tube vor der erstmaligen In- gebrauchnahme unerläßlich. Bei normal raschem Verlauf des Ein- deckens und bei Verwendung einer st« ts ungefähr gleichen Sub- stanzmenge muß der jeweils ermittelte Wert um einen bestimmten Betrag erhöht werden. Dieser läßt sich leicht feststellen, wenn man die Änderung des Brechungsexponenten innerhalb der ersten 2 4 Stunden für die betreffende Tube Kollolitli oder Canadabalsani beobachtet. In den beiden Versuchen der III. Versuchsreihe be- läuft sich dieser Betrag auf 0,00 14 bezw. 0,0017. Er dürfte unter normalen Verhältnissen 0,0015 nicht oder nicht wesentlich über- schreiten. Bei der Herstellung verdünnten Kolloliths bezw. Canada- balsams ist seitens der Firmen ein Hauptaugenmerk darauf zu richten, daß der Grad der Verdünnung möglichst gleich bleibt (etwa entsprechend einem Brechungsexponenten 1,5260). Dies würde wesentlich zur Sicherstellung eines bestimmten mittleren Wertes beitragen. Der Vorteil leichten Eindeckens, den möglichst stark verdünnte Substanz unzweifelhaft bietet, müßte hierbei zurück- gestellt werden. Die Ermittlung der Brechungsexponenten etc. 111 Am zweckmäßigsten wäre ohne Zweifel die Vermeidung gelöster oder verdünnter Einbettungsmittel überhaupt und ausschließliche Verwendung des harten Materials auch zum Eindecken, dessen Brechungsvermögen, wie wir gesehen haben, in hohem Grade kon- stant ist. Die Schwierigkeit eines solchen Verfahrens liegt darin, daß z. B. der durch Erhitzen verflüssigte Kollolith außerordentlich rasch erstarrt, und daß die Schliffe, sobald eine gewisse Zähflüssig- keit eingetreten ist, beim Aufdriicken des Deckgläschens zerreißen. Dasselbe ist der Fall, wenn man den Schüft', um das Eintreten der Zähflüssigkeit möglichst zu verzögern, ;mf dem Thermostaten er- wärmt, da hierbei auch der Kollolith, mittelst dessen der Schüft auf dem Objektträger aufgekittet ist, erweicht und den Schüft' nicht mehr auf dem Objektträger festhält. Bei vorsichtigem schwachen Anwärmen des Schliffs und raschem Auflegen des Deckgläschens erwies sich dies Verfahren bei den weniger empfindlichen Schliffen fester Gesteine indessen als durchführbar. Zusammen fassung. 1. Der Brechungsexponent des harten Kolloliths (Normalwert) ist wesentlich niedriger als der in den Beschreibungen der Firmen und auf den Tuben angegebene Wert (1,5354 bei 18° für Na- Licht). Er beträgt 1,5335 bei 12u C, 1,5343 bei 9° C für Na- Licht und ändert sich nicht bei wiederholtem Erwärmen, sobald Temperaturen von 150 — 160° C dabei nicht überschritten werden. tl n Seine Änderung pro Grad Celsius ist = 0,00032. Hieraus (1 t» folgt für 18° C der Wert 1,5315. 2. Der Brechungsexponent der zum Eindecken von Dünnschliffen benutzten Substanzen (Kollolith oder Canadabalsam) kann wesentlich niedriger sein als die Normalwerte (d. i. Werte der nicht gelösten Materialien), wesentlich niedriger auch als der niedrigste für Canada- balsam bisher festgestellte Wert 1.533 (Wülfing), wenn (in Alkohol, Xylol oder dergl.) gelöste Substanz zum Eindecken verwendet wird. In einer Serie untersuchter, von der Firma Voict &. Hochgesang, Göttingen, angefertigter Schliffe erwies sich derselbe z. B. sogar noch niedriger als a= 1,5243 des Anorthoklas. Es ist dies in erster Linie eine Folge des durch Deckgläschen und rundliche Haut- und Krnstenbildung statttindenden Luftabschlusses, der ein Verdunsten des Lösungsmittels verhindert. Außerdem ist der Wert noch ab- hängig vom Ausgangswert, von der Art des Lösungsmittels, von der Menge des angewandten Materials und von der Größe der ein- gedeckten Fläche. Die Änderung mit der Temperatur beträgt gleich- falls 0,0003 pro Grad Celsius. 3. Die Verwendungsmöglichkeit des Einbettungsmittels zur Be- stimmung des relativen Brechuugsvermögens der Mineralien im Dünn- schliff erfährt eine wesentliche Einschränkung, wenn dasselbe durch 112 H. Gerth. irgend ein Lösungsmittel verdünnt angewendet wird. Sie kann, freilich ohne absolute Genauigkeit und Zuverlässigkeit, dann erfolgen, wenn das Brechungsvermögen und seine Änderung innerhalb etwa 24 Stunden jeweils bekannt ist, wenn das Auflegen' des Deck- gläschens möglichst rasch erfolgt, und wenn die Firmen darauf Wert legen, einen möglichst gleichmäßigen Grad der Verdünnung zu erzielen. 4. Die Verwendung unverdünnter Substanz (z. B. Kollolith hart) auch zum Eindecken der Schliffe ist nach Möglichkeit durchzuführen. Hauptbedingung für eine Weitgehende Konstanz des Brechungsexpo- nenten derselben bleibt natürlich die Kontrolle der Erhitzungs- temperatur bei der Verflüssigung. Überschreitet diese beim Kollo- lith z. B. 160° wesentlich, so wird auch hier die Konstanz des Brechungsexponenten beeinträchtigt. Fauna und Gliederung des Neocoms in der argentinischen Kordillere. Von H. Gerth in Bonn. Im Jahre 1913 veröffentlichte ich in den Monatsberichten der deutschen geologischen Gesellschaft einen kurzen Bericht über meine Untersuchungen in der Kordillere des südlichen Mendoza zwischen dem Rio Diamante (34° 30' s. Br.) und dem Rio Grande (35° 50' s. Br.). Dort gab ich auch in großen Zügen einen Überblick über die Gliederung der so fossilreichen Ablagerungen an der Jura-Kreide- grenze. Reiche Ammonitenfaunen sind schon gegen Ende des vorigen Jahrhunderts aus diesen Schichten nach den Aufsammlungen Boden- bender’s durch Behrendsen 1 und Steuer1 2 3 beschrieben worden. Doch war das Material nicht genau nach Horizonten gesammelt, oder doch offenbar durcheinander gekommen, ehe es in die Hände der Beobachter gelangte. Dies trug wohl mit dazu hei, daß Steuer alle Fossilien aus diesen Schichten als oberjurassische beschrieb, während sie in Wirklichkeit, wie wir sehen werden, zum größten Teil dem Neoeom angeboren. Die fossilreiche Vertretung auch des Neocoms in diesen Teilen des Gebirges ist zuerst durch Burok- hardt ’’ nachgewiesen worden, dem wir das erste zusammenfassende 1 Zeifschr. d. deutsch geol. Ges. 1891 n. 92. 3 Argentinische Juraablagerungen. Paläontol. Abhandl. Jena 1897. 3 Profils gfcologiques transversaux de la Curdillere argentino-chilienne. Annalen Museo de la Plata 1901), und Beiträge zur Kenntnis der Jura- ttnd Kreideformation der Kordillere. Palaeontogr. f*ff. 1903. Fauna und Gliederung des Neocoms etc. 113 Bild über den geologischen Aufbau der Anden in diesen Breiten verdanken. In jüngerer Zeit sind dann durch Haupt1 * 3 und Dou- vii, lE 2 Fossilien aus den in Rede stehenden Ablagerungen, aller- dings aus dein weiter südlich gelegenen Territorium Neuquen, beschrieben worden. Leider hat DoüvillE das ihm ohne strati- graphische Notizen überlieferte Material zu ähnlichen Trugschlüssen verleitet wie Steuer. Inzwischen haben Kilian 3 und Uhlig4, die sich mit der Erforschung gleichalteriger Ablagerungen in anderen Gegenden befaßten, erkannt, daß die von Steuer beschriebenen Ammoniten z. T. jünger sind, als von diesem Autor angenommen wurde und eine Umdeutung der von ihm beschriebenen Arten vor- zunehmen versucht. Wenn ich nun, neben der Beschreibung zahl- reicher neuer, noch einmal zu einer solchen teilweisen Umdeutung der Steuer' scheu Formen schreiten muß, so glaube ich doch gegen- über meinen Vorgängern den Vorteil für mich beanspruchen zu können, mich dabei auf ein zahlreiches und gut erhaltenes Material zu stützen. Dieses wurde von mir selbst, genau nach Horizonten geordnet, z. T. an den gleichen Fundpunkten gesammelt, von denen Steuers Material stammte. Eine wertvolle Ergänzung fanden meine Aufsammlungen durch Suiten von Versteinerungen, die Keidel am Chacay Melehue in Neuquen und Windhausen noch weiter südlich am Cerro Lotena und Arroyo Covunco gesammelt hatten. Genaue Profile der Schichtentwicklnng an den beiden letztgenannten Fundpunkten hat Windhausen5 6 schon 1914 veröffentlicht. Nachdem er dann während des Krieges neue Aufsammlungen gemacht und auch mit der Bestimmung des Materials in Buenos Aires begonnen hat, gab er 1918® eine Übersicht über die Stratigraphie des Neocoms. Windhausen ging dabei von den ihm allein bekannten, küsten- nahen und vielfach nicht cephalopodenreich entwickelten Ablage- rungen in Neuquen aus und versuchte die von mir für das nörd- liche Gebiet aufgestellte Gliederung seinen Ergebnissen anzupassen. Wenn ich nun in manchen Einzelheiten zu anderen Resultaten komme, so erklärt sich dies vor allem daraus, daß mir ein reich- haltigeres Ammonitenmaterial und genaue Profile aus beiden Ge- bieten Vorlagen. Die Durcharbeitung des Ammonitenmaterials aus den Neocomschichten habe ich im vergangenen Winter abgeschlossen, 1 N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXIII. 1907. • Cephalopodes argentins. M6m. Soc. Geol. de la France. Pal. 17. 1910. 3 Lethaea geognostica. Palaeocretacicum. 4 Fauna der Spitischiefer. Denkschr. Akad. d. Wiss. Math.-nat. Kl. So. Wien 1910. u. a. 0. 5 Contribucion al conocimiento geolögico de los territorios del Rio Negro y Neuquen. Annales Ministerio de Agricultura, Secciön Geologia etc. 10. Buenos Aires 1914. 6 Estratigrafia del Neocomiano en la Cordillera argentina. Bolet. Acad. Xac. Cienc. Cordoba. ‘23. 1918. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 8 114 H. Gerth, da aber bei den gegenwärtigen Verhältnissen die Veröffentlichung einer paläontologischen Monographie in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird, will ich hier wenigstens die Ergebnisse, be- sonders insofern diese für die Gliederung des Schichtenkomplexes von Wichtigkeit, kurz mitteilen, zumal ich glaube, daß ihnen auch ein allgemeineres Interesse zukommen dürfte1. Zum erstenmal ist hier eine ins einzelne gehende Gliederung der Grenzschichten zwischen Jura und Kreide durchgeführt und somit eine sichere Basis geschaffen für Studien über die Entwicklung der Cephalo- podenfauna des Paläocretaceums der Südhalbkugel 2. 1 Leider war es mir noch nicht möglich, die Originale von Steuer und Behrendsen in Göttingen zu vergleichen. Auch lasse icli bei diesen Ausführungen die Arten Steuer’s, von denen mir kein Material vorliegt, außer Betracht, da ihre generische Stellung erst durch Untersuchung der Originale klargestellt werden muß. Daß unsere Kenntnis dieser reich- haltigen Faunen noch lange keine vollständige ist, erhellt daraus, daß ich an denselben Fundstellen, von denen Stecer’s großes Material stammte. 25 neue Arten sammelte, 30 der schon von Steuer beschriebenen Arten wiederfand, während etwa 15 der STEUER’sclien Arten in meinem Material zu fehlen scheinen. 2 Der Mangel an Zeit und das nahezu vollständige Fehlen von Ver- gleichsmaterial aus gleichalterigen Schichten eimöglichte es mir leider nicht, mich bei allen Formen in Studien über ihre Verwandtschafts- beziehungen einzulassen, zumal diese immer mehr auf langwierige Unter- suchungen über die Eni wicklung der Sutur und der Schalenskulptur hinaus- laufen, obwohl das individuenreiche und gut erhaltene Material sehr dazu einlädt. Ich habe die Formen, wenn irgend möglich, in die bestehenden Gattungen eingereiht, deren Abgrenzung allerdings vielfach noch eine recht unsichere ist. War mir die Zugehörigkeit der Form zu der be- treffenden Gattung fraglich, so habe ich das durch ein Fragezeichen zuin Ausdruck gebracht; einige Formen führe ich noch unter der alten Be- zeichnung Hoplites an, da sie sich in keine der bestehenden Gattungen einreihen ließen. In letzter Zeit ist vielfach vor allzugroßer Spezialisierung bei der Beschreibung der Ammonitenschalen gewarnt und geraten worden, mehr von einer Trinomenklatur Gebrauch zu machen, ohne daß für diese bis jetzt bestimmte Regeln aufgestellt wären. Auch ich habe von der- selben Gebrauch gemacht, aber vielleicht weniger als es manchem wün- schenswert erscheinen möchte. Ich ließ mich dabei von folgenden Gesichts- punkten leiten: Die Identifizierung mit einer aus einer anderen Gegend beschriebenen Art ist, wenn nicht die Originale selbst verglichen werden können, in vielen Fällen unsicher: es wird dann aber viel weniger Unheil durch einen neuen Namen angerichtet, der eventuell später wieder aus- gemerzt wird, als durch eine falsche Identifizierung Stimmte eine argen- tinische Form mit einer aus einer anderen Gegend schon bekannten bis auf ganz geringfügige Unterschiede, die nicht zur Aufstellung einer neuen Art berechtigten, überein, so habe ich sie unter dem Namen der bekannten Art unter Hinzufügung von forma argentina oder mutina angeführt, wenn sich nicht bestimmt nachweisen ließ, daß die Form in Argentinien in dem- selben Horizont liegt, aus dein sie an der anderen Lokalität zuerst be- Fauna und Gliederung des Neocoms etc. 1 1 r» Zur allgemeinen Orientierung über den geologischen Ban und die Stratigraphie des Mesozoicums in dem in Betracht kommenden Abschnitt der Kordillere verweise ich auf meine eingangs zitierte Mitteilung und einen ausführlicheren von Profilen begleiteten Auf- satz, der demnächst erscheinen wird. Bekanntlich erfolgte im oberen Jura in der argentinischen Kordillere eine neue Trans- gression des andinen Geosynklinalmeeres gegen Osten über den die Küste bildenden Rand des brasilianisch - afrikanischen Kon- tinents. Diese Transgression bringt die andine Virgatitenfauna mit, die zuerst durch Burckhardt bekannt wurde. In ihr kommen neben zahlreichen den Virgatosphincten der Spiti Shales in Indien nahestehenden Formen auch solche vor, die sich mehr den echten Virgatiten Rußlands nähern, ohne jedoch vollkommen mit ihnen ident zu sein. Diese interessante, ausschließlich aus Perisphinctiden gebildete Fauna ist auf eine wenige Meter mächtige Schicht be- schränkt. In den darüber folgenden 30 — 40 m mächtigen Geoden- mergeln tritt an ihre Stelle eine ganz neue Fauna mit überwiegend mediterranem Gepräge ( Neumayria , Haploceras, Aspitloceras, Simo- ceras, AulacospliinctesJ von mitteltithonischem Alter. Über diesem Komplex folgt, durch etwa 15 m fossilleere blättrige Schiefer ge- trennt. eine äußerst fossilreiche Schichtfolge, die sich ohne Unter- brechung der Fossilführung bis ins höhere Neocom hinaufzieht und schließlich von den roten Sandsteinen der mittleren und oberen Kreide überlagert wird. Nach der petrographischen Beschaffenheit kann man eine untere Abteilung von einer oberen, im Gelände stärker hervortretenden, unterscheiden. Die untere, im Durch- schnitt etwa 60 m mächtige, besteht aus dunklen, tonigen Mergeln, in die in bald größeren bald kleineren Abständen Kalkbänke ein- geschaltet sind, die sich vielfach in große, linsenförmige Geoden auflösen. Die obere Abteilung, die bis über 150 m mächtig werden kann, besteht aus festeren, schiefrig- plattigen Mergeln von hellerer Farbe, in die an der Basis auch noch einzelne Kalkbänke eingelagert sind In meiner vorläufigen Mitteilung habe ich die untere Schichtgruppe als Berriasien, von der oberen das Valanginien und Hauterivien umfassenden abgetrennt. Die Untersuchung der Cephalopodenfauna hat nun ergeben, daß man in den Grenzschichten zwischen Jura und Kreide ', dem Berriasien von Toucas, in den schrieben wurde. Dann kann es sich nämlich ebensogut um eine zeitlich verschiedene, vertikale Mutation, als um eine gleichzeitige horizontale Varietät handeln Die Bezeichnung Varietät habe ich nur angewandt, wenn die abweichende Form nachweislich aus derselben Schicht stammt wie die Stammform. 1 In der Kordillere zuerst von Burckhardt so genannt. Palaeontogr. 1903. p. 109. — Fauna of the Spiti Shales. Palaeontogr. Indica. Ser. XV. 9. 1903. — Der Gattungsname Blanfordia ist schon von Duncan (Sind fossil Corals. Palaeontogr. Indica. Ser. XIV. 1. 1880) für eine Koralle 8* 116 H. Gertli, Anden geradeso wie im Rhonegebiet eine untere Stufe unterscheiden kann, die noch dein Tithon zuzurechnen ist, und eine obere, die schon dem Valanginien angehört (vgl. d. Tabelle am Schlüsse d. Aufs.). Oberstes Tithon, Zone der Berriasella mcndo- zana Behu. Der untere Komplex wird besonders durch das massenhafte Auftreten primitiver Hopliten aus der Verwandtschaft der B. Köllickeri Opp. charakterisiert. Während die typisch argen- tinische Form der B. Köllickeri Opi-., wie sie Haupt beschrieben hat, offenbar nur in der Litoralzone im Süden vorkommt, wird sie weiter im Norden durch B. mcndozana Behu. vertreten. Diese Art, von der ganze Gesteinsbänke erfüllt sind, variiert ungemein in bezug auf Form der Windungen und Dichte der Berippung. Eine ganze Reihe der von Steuer beschriebenen Arten gehört in diesen Formenkreis, so die als Hoplitcs 1 Vallichi Gray bestimmten Stücke, die, wie schon Uhlig und Boehm konstatierten, nichts mit der indischen Art zu tun haben, ferner H. vetustus Steu. und sub- vetustus Steu. Auch Bcrriasclla subcallisto Touc. bei Steuer und B. Oppcli Kil. schließen sich hier an. Die verwandtschaftlichen Beziehungen dieses Formenkreises bedürfen noch der Klärung, Kilian zieht B. Köllickeri Opp. zu Himalayites, doch scheinen sie mir den von Uhlig als Blanfordia abgeschiedenen Arten noch näher zu stehen. Neben diesen Formen kommt Bcrriasclla callis- toides Behr., die andine Form des A. callisto d’Orr., in der Zone vor, geht aber gerade wie die Stammform im Mediterrangebiet in das Valanginien hinauf. Eine ähnliche neue Art mit viel dichter stehenden Rippen ist für die tiefsten Bänke bezeichnend ( Berria - sella dcnsecostata n. sp ). Daneben stellen sich aber auch schon Formen ein, die dem A. occitanicns Pier, sehr nahe stehen. Sie bilden im argentinischen Berriasien eine besondere Gruppe, die durch flache engnabelige Gehäuse mit hohen Windungen und ge- schwungenen Rippen ausgezeichnet ist, die sich erst auf der äußeren Hälfte der Windungen gabeln, weshalb ich sie vorläufig an Thur- mannia anschließe. In verschiedenen Horizonten des argentinischen Berriasien stellt sie sich immer wieder mit neuen Arten ein. In der in Rede stehenden tiefsten Zone ist sie durch Th. Kayscri Steu. sp. vertreten und eine ähnliche Form, die kaum von A. occitanicns Pict. verschieden ist. Neben diesen neuen Formen linden sich gewisser- maßen als Relikte aus den tieferen Schichten des Tithon und ge- legentlich noch ganze Bänke erfüllend mehrere Arten des Genus Aul acosph indes (A. saladcnsis n. sp., proximus Steu. sp., mangaensis Steu. sp. ). Äußerst interessant ist dann noch das Vorkommen der Gattung Kossmatia. von der ein Vertreter vollkommen mit K. des- midopti/cha Uiil. aus den Spiti Shales Indiens übereinstimmt, während aus dem Tertiär Indiens gebraucht worden, ich schlage für die primitiven Hopliten des Ilimalaya die Bezeichnung Uhlig ites vor. Fauna und Gliederung des Neocoms etc. 117 die andere Form eine ähnliche neue Art mit nur ganz schwacher Kippenskulptur ist (K. laeris n. sp.). Schließlich ist noch das vereinzelte Auftreten eines Lyloceras in diesen Schichten zu er- wähnen. Während die Fauna der tieferen Abteilung des Titlion einen fast rein mediterranen Habitus zeigte, treffen wir nun hier eine Mischung mediterraner und indischer Anklänge. Die Haplo- ceraten sind vollkommen, die Aspidoceraten bis auf ganz vereinzelte Vorkommen verschwunden und der Fauna ist durch das plötzliche und massenhafte Auftreten primitiver Hopliten ein neuer Charakter gegeben. Im Süden in Neuquen wird dieser Komplex durch Kalke vertreten, die neben der schon erwähnten Berriasella Köllickeri Opi-. eine Fülle verschiedenartiger Aulacosphincten enthalten. Der ab- weichende faunistische und petrographische Habitus ist wohl da- durch bedingt, daß die Schichten dort in flacherem Wasser und in größerer Küstennähe abgelagert wurden. Unteres Valanginien, Zone des Steueroceras Ko eiten i Steu. sp. Die Fauna dieses Schichtenkomplexes läßt keinen Zweifel mehr daran aufkommen, daß er bereits der unteren Kreide an- gehört. Die Aulacosphincten sind vollständig verschwunden, die Hopliten zeigen dagegen eine deutliche Weiterentwicklung und Entfaltung. Gleich an der Basis des Komplexes finden wir eine Reihe höchst merkwürdiger Formen, die sich in ihren Jugend- stadien eng an verschiedene Berriasella- Arten anschließen. Später treten aber bei ihnen starke Knotenbildungen auf den Flanken und dem Externteil auf, während Nabelknoten vollkommen fehlen; doch stellt sich die Knotenbildung nicht auf allen Rippen gleich- mäßig ein. B. spinulosa n. sp. schließt sich an B. Oppcli Kil. an und ist durch in größeren Abständen auftretende spitze Knoten auf den Flanken ausgezeichnet, in denen sich die Rippen in zw’ei oder später auch in drei Äste teilen, von denen jedesmal der vorderste auf der Externseite wieder geknotet ist, während die anderen Aste sowie die ungeteilten Rippen dort keine deutlichen Knoten tragen. B. alternans n. sp. schließt sich an B. mmilo- ■ana Behk. an. Die entfernt stehenden Rippen spalten sich zum größten Teil in Flankenknoten, auf der Externseite trägt aber nur der hintere der beiden Äste einen starken Knoten B. inaequi- costata n. sp. ist eine engnabeligere Form, die zwar im Alter eine ähnliche Knotenskulptur besitzt, sich aber durch die namentlich auf den hohen Jugendwindungen viel dichter stehenden Rippen eher an B. callistoidcs Behr. anschließt. Die ungleichmäßige Ent- wicklung der Externknoten auf den Ästen der Spaltrippen haben alle diese Formen mit B. Köllickeri Ofp. und den mexikanischen Formen gemein, die Blrckhardt in der Gattung Durangites zu- sammenfaßte. Die verschiedene Beschaffenheit ihrer inneren Win- dungen läßt aber nicht daran zweifeln, daß sie an ganz ver- schiedene, ungeknotete Berriasella- Formen anzuschließen sind. Neben 118 H. Gerth, diesen interessanten Arten sind die tiefsten Schichten ausgezeichnet durch das massenhafte Auftreten des Hoplites Burcldiardti M.-Eym., einer ebenfalls sehr charakteristischen Form mit entfernt stehenden einfachen Rippen und länglichen, schrägen Knoten zu beiden Seiten der breiten Externseite. Sie wurde von Uhlig an Neocomites an- geschlossen, scheint sich mir jedoch von allen übrigen Formen dieses Genus zu entfernen. Höher oben treffen wir noch typische Berriasellen, wie Berriasella callistoides, die an der oberen Grenze des Komplexes von neuem auftritt und B. Beneckei Steu. sp. Daneben stellen sich wieder Arten ein, die ich vorläufig an das Genus Thurmannia anschließe, wie Th. Daraznensis n. sp. und Th. discoidalis n. sp., eine große flache engnabelige Form und schließlich auch der Th. Thurmanni Pict. sehr nahe stehende Ver- treter. Was aber den Schichtkomplex besonders auszeichnet, ist einmal das Auftreten der gleich zu schildernden Spiticeraten und einer neuen Gruppe von ? Hopliten, die ich mit Burckhardt unter dem Namen Steueroceras zusammenfasse, mit St. Kocnciii Steu. sp. als Typus, dem Leitfossil des Infravalanginien in der argentinischen Kordillere. Dieser interessante Formenkreis in der Fülle der von Steuer als Odontoccras beschriebenen Gestalten, umfaßt hochmündige Arten mit Neocomites- artiger Berippung. Über die breite gerundete Externseite setzen die Rippen ohne Knotenbildung und vielfach auch ohne deutliche Unterbrechung hinweg. Das auch aus Mexiko be- kannte Genus ist offenbar für das Valanginien der Kordillere typisch, und scheint sich mir noch näher an Kossmatia Uhu. 1 als an Neocomites anzuschließen. Manche der argentinischen Formen lassen Zweifel daran aufkommen, ob man sie dem einen oder anderen Genus zurechnen soll ( Steueroceras Koeneni Steu. sp., St. Kocnciii Steu. sp. var. fasciata Steu., St. striolatissimum Steu. sp., St. Steuert n. sp ). Zu diesen so mannigfaltigen Vertretern der H«>pl itiden gesellen sich nun einige nicht minder interessante Formen der Holcostephaniden. Zunächst zwei neue involute Formen des Genus Spiticeras mit nach außen stark verschmälertem Windungsquerschnitt. Diese Zuschärfung gegen den schmalen Rücken ist bei Sp. acutum spec. nov. besonders ausgeprägt, der außerdem mit sehr starken Nabelknoten bewehrt ist. Sp. Hauthali spec- nov. besitzt eine größere Anzahl schwächerer Knoten mit dichter stehenden Spalt- rippen. Neben diesen fand sich ein Bruchstück einer ganz weit- nabeligen Art, die dem Sp. conservans Uhu. aus den Spiti Shales sehr nahe steht. Schließlich liegen dann noch zwei Exemplare des 1 Uhuio (1. c. 1910) schlug vor, den Namen Steueroceras auf die Formen zu beschränken, die sich an Odontoccras transgrediens Steu. anschließpn und auf die mit. diesem Beziehungen habenden Neocomitcs- Arten, die Favre (N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXV. 1908) aus Pata- gonien beschrieb. Fauna und Gliederung des Neocoms etc. 11!) aus Europa und Indien bekannten Sp. Groteanum Orr. sp. vor. Leider war an dem Fundplatz dieser Stücke kein zusammen- hängendes Profil aufgeschlossen, so daß sie möglicherweise auch aus einem tieferen Horizont stammen und wie in Europa, so auch in den Anden schon im Tithon Vorkommen können. Ehe wir uns nun der Betrachtung der Fauna der nächst höheren Zone zuwenden, muß ich auf die ausgesprochenen Fazies- unterschiede aufmerksam machen, die in den nun folgenden Ab- lagerungen des Neocom besonders scharf hervortreten. Wie wir eingangs gesehen haben , sind die mesozoischen Sedimente der Kordillere in einem Geosynklinalnieer abgelagert, das gen Osten bald mehr bald weniger über den Rand einer ausgedehnten Kon- tinentalmasse transgrediert. Wir müssen also am Ostrande des Gebirges zunächst küstennahe Strandablagerungen erwarten, die dann gegen Westen in solche des tieferen Meeres übergehen. In der Tat lassen die nun zu schildernden Schichten einen solchen Fazieswechsel sowohl in ihrer petrographischen Beschaffenheit als auch in ihrer Fauna erkennen. Entlang dem Ostrande des Gebirges treffen wir eine, typische Litoralfazies. Den Kalken ist viel klastisches Material beigemengt, und die Fauna besteht in erster Linie aus Zweischalern. Ganze Bänke sind erfüllt mit Exogyren, besonders an der Basis des Hauterivien. Die spärliche Ammoniten- fauna hat einen abweichenden Charakter von der, die die in tieferem Wasser niedergeschlagenen Sedimente im Innern des Gebirges ein- schließen. Letztere bestehen vorwiegend aus Mergelschiefern, die eine reiche Cephalopodenfanna beherbergen. Auch diese Schichten dürften jedoch, wie überhaupt alle mesozoischen Sedimente der Anden in diesem Gebiet, noch im Bereiche des Kontinentalsockels abgelagert sein. Sie sind offenbar auf eine ziemlich schmale Zone auf der argentinischen Seite des Gebirges beschränkt, und auch gegen Süden scheinen sie sich nur bis in die Gegend des Rio Grande verfolgen zu lassen. Weiter im Westen deutet das Wiederauftreten von Exogyra- Bänken in den Xeocomablagerungen an vielen Stellen auf eine erneute Verflachung des Meeres. Diese Erscheinung ist jedoch nicht als Anzeichen für eine weiter im Westen bestehende pazifische Kontinentalmasse aufzufassen. Sie dürfte vielmehr durch die Anhäufung gewaltiger, submariner, vulkanischer Produkte Zu- standekommen, die sich während des Mesozoicums im ganzen west- lichen Teil der heutigen Kordillere vollzog. Als Einlagerung in dieser mesozoischen Porphyritformation habe ich die Exogyra- Schichten des Neocom bis weit auf die chilenische Westseite der Kordillere verfolgen können. Aus dem Süden, aus Neuquen, ist bis jetzt nur die Litoralfazies bekannt geworden. (Schluß folgt.) 120 H. Claus, Über Ptychites und Arniotites aus dem Schaumkalke der Umgegend von Jena. Von Hans Claus in Jena. Mit insgesamt 11 Textfiguren. 1. Ptychites dux Beyr. Gier. Einen ersten Anlaß zu dieser Untersuchung gab Herrn A. Wurm's Arbeit „Über einige neue Funde aus dem Muschelkalk aus der Um- gebung von Heidelberg“ '. Da Herrn Wurm die Thüringer Ptycliiten nicht zugänglich waren, nahm ich Gelegenheit, alle mir erreich- baren Exemplare aus der Jenaer Gegend zu untersuchen. Nicht Vorgelegen hat mir das von Wagner2 und Zimmermann3 erwähnte Stück, das sich in Berlin befindet. Im ganzen sind es 6 Exemplare, die im folgenden zu be- schreiben sind. Exemplar No. 1. Sammlung des Mineralogischen Instituts Jena. Fundort: Cospeda bei Jena. Fig. 1 u. 1 a. Stück mit gut erhaltenem Nabel und deutlicher Kammerung. Nur der Auxiliarteil erhalten, die Weite und Tiefe seiner Loben und Sättel schwanken zwischen 1 und 1,5 mm. Nabelweite 9 mm. Die einzelnen Suturen variieren äußerst stark, vor allem an den feinen Zerschlitzungen der Loben, in Form, Stellung und Zahl. Die Sättel variieren weniger stark. Kleines Exemplar von 8 cm Durchmesser. Exemplar No. 2. Sammlung von Herrn Siegfried Compter. Fuudort : Kernberge bei Jena. Fig. 2. Erhaltungszustand ähnlich wie oben: Der Nabel mit dem Auxiliarteil ist gut erhalten, außerdem ein Teil des 2. Lateralsattels. Äußerlich ist das Exemplar, von dem eine Photographie wegen seiner ungünstigen Lage im Gestein nicht angefertigt werden konnte, dem oben beschriebenen sehr ähnlich. Doch zeigt die feinere Unter- suchung eine stärkere Schlitzung der Auxiliarsättel, die in der Form z. T. sehr variieren. Ihre Weiten und Höhen schwanken dagegen in sehr engen Grenzen: zwischen 2 und 2,5 mm. Nabelweite 9 mm. näherungsweise. Durchmesser nicht festzustellen. Exemplar No. 3. Privatsammlung des Verfassers. Fundort : Cospeda bei Jena. Fig. 3. Bruchstück der Wohnkammer. Auffällig durch seine Größe: Die Länge der durch den Bruch entstandenen Bogensehne beträgt 1 Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 00. Jahrg. 1914. Abhandl. Heft 3. 2 Wagner, Beitrag zur genauem Kenntnis des Muschelkalks bei Jena. Abh. der kgl. preuß. geol. Landesanst. N. F. Heft 27. p. 60. •1 Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1890. 42. p. 178. Uber Ptycliites und Arniotites etc. 121 Fig. 1. Sammlungsexemplar No. 1. ca. i. Fig. la. Sammlungsexemplar No. 1. Fig. 2. Exemplar der roui-TER'schen ca. SammluDg. Fundort: Kernberge, ca. 31 cm. Das Stück zeigt aufs typischste die allgemeine Form von Ptycliites und deutlich die Kammerung des innevn Umgangs. Exemplar No. 4. Sammlung des Mineralogischen Instituts Jena. Fundort: „Jena“. Fig. 4 u. 4a. Größeres Bruchstück mit deutlichen Suturen, Externteil und einzelne Lateralteile erhalten. Radius ca. 11,5 cm, Nabelweite 9 mm. 122 H. Claus. Fig. 3. Aus der Sammlung des Verf. ca. Fig. 4. Exemplar No. 2 der Sammlung des Min. Instituts zu Jena, ca (Infolge der Wölbung des Objekts etwas vom Apparat verzeichnet.) Fig. 4 a. (Samml. Exempl. No. 2.) }. Uber Ptychites und Arniotites etc. 1 23 Breite des Exterusattels 1,5 cm, die des 1. Lateralsattels 1,<» cm, Höhen 2 bezw. 1,8 cm. Breite des Externlobus 7 mm, der Lateral- loben zwischen 1,8 und 1,9 cm. Die Form scheint etwas scharfkieligor als gewöhnlich gewesen zu sein, doch ist eine sichere Beobachtung wegen des Abgeschliffen- Fig. 5. Sammlung Wagner im Min. Institut zu Jena. Fundort: Cyriakskirche b. Camburg. (Infolge der Wölbung des Objekts etwas verzeichnet.) I. Fig. 5 a. Lobenlinie zu Exemplar No. 5. seins des Gehäuses nicht zu machen. Auffällig ist die Schmalheit der Sattelelemente, die eine ungemein feine Verästelung zeigeu. Exemplar No. 5. Sammlung des Mineralogischen Instituts (Samm- lung Wagner). Fundort: Cyriakskirche bei Camburg. Fig. 5 u. 5a. Das Bruchstück zeigt eine ausgezeichnet erhaltene Lobenlinie und gute Kammerung. Breite des Stückes 6. größte Länge 8 cm. 124 H. Claus. Die Variation der einzelnen Suturen ist hier sehr deutlich, vor allem, was Stellung', Zahl, Anordnung sowie Ausbildung der feinen Endigungen der Loben, auch Form, Größe etc. der Sättel und ihrer Elemente anbetrifft. Die Breite der Lateralloben beträgt im Mittel 1,9 cm, ihre Breite 2,5. Die Maße der Auxiliarloben schwanken zwischen 1,4 und 2,5 cm, bezw-. 0,1 und 0,5. Die Maßverhältnisse des 1 . Lateral- sattels sind nicht zu ermitteln. Exemplar No. 6. Sammlung Zeiss. Fundort: Kernberge bei Jena. Fig. *> u. 6 a. Bruchstück der Wohnkammer eines großem Exemplars. Länge 26 cm, Breite 13 cm. Nur eine Suturlinie erhalten. Diese ist jedoch nicht sehr gut konserviert, die Sättel sind z. T. weggebrochen, z. T. sind auch durch flächenhafte Abwitterung die feinen Schlitze der Loben verlorengegangen. Aus diesen Gründen waren genaue Messungen nicht möglich. Infolge oben erwähnter flächenhafter Ver- witterung und einseitiger Zerstörung der Ausfüllungsmasse, was auf der Fig. 6 ganz deutlich hervortritt, er- scheint die Form scharfkielig. In einer Vergleichung mit andern Formen sind die Exemplare 1—3 wenig- geeignet, da sie entweder keine Su- turen oder nur geringe Teile davon zeigen. Das einzig Auffallende ist die au Fig. 1 a u. 2 in die Augen springende Dimeroidität der Hilfssättel, wie sie Diener 1 von Ptychites fastigatus beschreibt. Die Zeichnung wurde von mir vor der Kenntnis von Dienek’s Arbeit angefertigt. Nach Durchsicht der auf Ptychites bezüglichen Literatur glaube ich, daß die Exemplare 5 und 6 dem Ptychites sumitra, wie ihn Diener1 2 3 darstellt, am nächsten stehen. Betr. Exemplar No. 4 will es mir scheinen, als ob sicli seine Stellung mehr dem von Beyricii :: Taf. II abgebildeten Pt. mcgalodiscus 1 Diener, Die triadisclie Fauna der Schiechlinghöhe bei Hullstadt. p. 30. 2 Himälayan Fossils. The Cephalopodaof the Muschelkalk. PI. XXVI a, b p. 72. Mem. of the geol. survey of India. Palaeontogr. Indica. Ser. XV, 1895 3 Beyrich, Über einige Cephalopoden aus dem Muschelkalk der Alpen etc. Abh. der kgl. Akad. d. Wiss. Berlin 1867. Fig. 6. Exemplar der ZEiss’schen Sammlung, ca. Fundort : Kernberge. Uber Ptychites und Arniotites etc. 12.') näherte bezüglich der Lobenlinie, deren Sattelelemente liier wie dort durch die große Feinheit der einzelnen 'Peile sich auszeichnen. Auch die Lobenlinie von Pt. fastigatus Dienkk 1 käme als Yergleichsobjekt in Betracht, vor allein auch hinsichtlich der von Dieser in der Beschreibung p. 30 erwähnten Dünnstieligkeit der Sättel. Doch ist die äußere Form dieses Ptychiten zu verschieden von unserer Art, um den Gedanken an eine nähere Verwandtschaft zuzulassen. Fig. 6 a. Lobenlinie des ZKiss’schen Stückes (wenig verkl. Die von Wurm 2 dargestellten Lobenlinien des Ptychites ihtx von Leimen fallen im Gegensatz zu den Exemplaren der Jenaer Gegend durch eine größere Kompaktheit der Sättel auf. Dies ge- nügt jedoch bei weitem nicht, wenigstens meiner Ansicht nach, um daraus irgend eine Verschiedenheit der Spezies zu konstruieren, da die Variationsbreite gerade beim Genus Ptychites außerordentlich groß zu sein scheint, wie ich es oft an ein und demselben Exemplar feststellen konnte. Da auch die Riidersdorfer Stücke nach Bkykich’s 1 * 3 p. 131 bestimmt ausgesprochener Ansicht von den thüringischen sich nicht unterscheiden, ist für alle diese Ptychites (Jux der zu- kommende Name. Für Überlassung von Material schulde ich Herrn S. Cumpter sowie Fräulein Zeiss besten Dank, den ich auch an dieser Stelle abzustatten mir erlaube. 1 Dieser. Die triadische Cephalopodenfauna der Schiechlinghöhe bei Hallstadt. Taf. II Fig. 1 a — c. 1 Wurm. Über einige neue Funde aus dem Muschelkalk der Um- gebung von Heidelberg. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 66. Jahrg. 1914. Abhandl. Heft 3. p 447. 3 Beyrich. Über einige Cephalopoden aus dem Muschelkalk der Alpen etc. Abh. d. kgl. Akad. d. Wiss. Berlin 1867. 120 H. Claus, Über Ptychites und Arniotites cte. 2. Arniotites Schmerbitzii. Während der Arbeit für vorliegende Mitteilung spielte mil- der Zufall ein für die Jenaer Schaumkalkfauna neues Fossil in die Hände. Ich verdanke die Überlassung des wertvollen Stücks Herrn Dr. Schott, dem ich hiermit meinen besten Dank ausspreche. Der Fundort ist Cospeda bei Jena. Über die Zugehörigkeit des 3 cm langen, 1 cm breiten Bruch- stücks kann keinerlei Zweifel bestehen : es gehört zu dem von Fritsch 1 Taf. VI Fig. 5 u. 8 abgebildeten Arniotites Hyatt (Judi- carites v. Mo.js.) Schmerbitzii Fr., dem es in allen wichtigen Einzel- heiten gleicht, vor allem in der der Spezies Schmerbitzii eigentüm- lichen Umbiegung der Kippen. Arniotites war aus dem Jenaer Schaumkalk noch nicht bekannt. Die Verbreitung des sonst nur von Freyburg a. U. bekannten Faunenbezirks dürfte sich also doch noch etwas weiter südlich erstreckt haben. 1 v. Fritsch, Beitrag zur Kenntnis der Tierwelt der deutschen Trias. Abh. d. Naturf. Ges. zu Malle. 24. Stuttgart 1902. Besprechungen. 127 Besprechungen. Sven Oden: Die Huminsäuren. (Kolloidchemisclie Bei- hefte. 11. H. 3— 9. 1919. 260 p.) In der reichhaltigen, gut und übersichtlich gegliederten Arbeit wird der Versuch einer Zusammenfassung der Chemie u n d physikalischen Chemie der natürlichen Huminsäuren gegeben. Einem Literaturverzeichnis mit 386 Nummern folgt zu- nächst ein Kapitel über Begriff und Einteilung der Humusstoffe und dann eine ausführliche geschichtliche Darstellung, die besonders die älteren Arbeiten berücksichtigt. Sodann werden die Humus- säuren nach Darstellung, Reinigung, Säurenatur und wichtigsten chemischen Eigenschaften sowie deren Salze, die Hnmate, und die Hymatomelansäure und Humifizierung besprochen. Die ver- schiedenen kolloidchemischen Eigenschaften beider Säuren — besonders die Schutzwirkung auf Tone — erhalten eine aus- führliche Darstellung. Im zweiten Teil werden die Huminsäuren und die Humifizierung des Bodens behandelt. Eine neue kolori- metrische Methode der Bestimmung des Humus- gehaltes dürfte darunter besonders wichtig sein. Schließlich wird noch die Oxydation der Humusstoffe mit See-* Erzbildung und die Bedeutung der Kalkung von Humusböden besprochen. Die geologisch -bodenkundlich wichtigsten Er- gebnisse der Arbeit werden am besten unabhängig vom Gange des Verf.'s dargestellt. Die Humusstoffe werden eingeteilt in Humuskohle und drei Huminsäuren. Die schwarze Humnskohle ist am stabilsten, aber nicht löslich und nicht dis- pergierbar. Die schwarzbraune Humussäure in Lauge löslich, in Alkohol nicht lösbar, aber etwas dispergierbar, ist in Wasser schwer löslich, aber leicht zu suspensoiden und kolloiden Lösungen dispergierbar. Die wenig bekannte braungelbe Hy- matomelansäure, in Lauge und Alkohol löslich, ist in Wasser noch schwer löslich, aber leicht zu suspensoiden und kolloiden Lösungen dispergierbar. Die gelbe Fulvosäure gibt selbst in Wasser echte Lösungen ; auch die meisten Salze sind wasserlöslich. — Die kolloiden Humusstoffe sind keine stabilen Verbindungen, sondern gehen ineinander über (die Umwandlung geht in der Richtung nach größeren Massenteilchen von schwerer Löslichkeit vor sich). Sie werden leicht adsorbiert, setzen sich mit Basen zu Salzen um und sind oxydierbar. Wichtig ist die Schutzwirkung auf Tone, für die neue experimentelle Daten beigebracht werden. Verf. steht durchaus auf dem Standpunkt, daß echte Säuren vorliegen. Gegenüber der bekannten Theorie der Adsorptions- zersetzung, die nach Baumann und Gully die saure Reaktion er- klären sollte, wird geltend gemacht, daß keine sicheren Schlüsse 128 Besprechungen. auf Vorkommen dieser Erscheinung vorliegen. Für eine KCl-Lösung wird experimentell mit Sphagnumtorf (nicht etwa mit künstlich dargestellten Humusstoffen) bewiesen, daß tatsächlich keine Adsorption der Basen eintritt, bezw. Chlorwasserstoffsäure frei wird. Umgekehrt werden mit natürlichen Humusstoffen Leit- fähigkeitsuntersucliungen angestellt, bei denen die Erhöhung der Leitfähigkeit unter Einwirkung von Ammoniak auf Bildung von Salzen zuriickgeführt wird, so daß damit die Existenz von Säuren im Humus erwiesen wäre. Von außerordentlicher Bedeutung sind die Ausführungen des Verf.’s über die Kalkung der Humusböden. Der günstige Einfluß der Kalkdüngung wurde früher einerseits auf Beeinflussung der Wasserabgabe durch Bildung von Kalkhumaten zurückgeführt. Experimentell wird nachgewiesen, daß dies nicht der Fall ist. Andererseits wurde behauptet, die Huminsäuren seien den Pflanzen schädlich und müßten erst durch den Kalk neutrali- siert werden. Da aber auch in stark gekalkten Humus- böden reichlich freie Humussäuren vorhanden sind, sind diese wohl nicht die schädigenden Bestandteile, vielmehr rührt dies her von den zahlreichen ad- sorbierten organischen Säuren, die teils durch die Tätigkeit der Organismen, teils durch chemische Reaktion im Boden entstehen Es handelt sich um Ameisen-, Essig-, Propion-, Apfel-, Oxal-, Bernstein -Säure u. a. Die neutralisierende Wirkung der Kalkhum'ate erstreckt sich auf diese organischen Säuren. — Wenn bei der Behandlung von Humusstoffen mit bestimmten Salzlösungen saure Reaktion eintritt, so beruht dies wohl darauf, daß Adsorp- tionsreste dieser Säuren durch Hinzufügung eines weiteren ad- sorbierenden Stoffes verdrängt werden — also nicht Adsorptions- zersetzung, sondern Adsorptionsverdrängung vorliegt. Die bei der Humusverwitterung gebildeten Eisenhuinate werden unter dem Einfluß des bei der Assimilation grüner chlorophyllhaltiger Pflanzen entstandenen Sauerstoffes oxydiert. Die frei werdenden Ferro- bezw. Ferri-Ionen wirken auf andere, noch nicht so weit oxydierte Humatteilchen koagulierend und damit ist der Beginn der See-Erzbildung gegeben. Fortgesetzte Oxydation bewirkt schließlich Verminderung des organischen Gehaltes. Harrassowitz. Sven Oden : Die Hu m ussüuren und die Boden- azidität. (Internat. Mitt. f. Bodenkunde. (>. 1910. p. 81 — 109.) Die Arbeit stimmt zum Teil wörtlich mit der vorhergehenden überein und gründet sich in der Hauptsache auf die oben be- sprochenen Leitfähigkeitsuntersuchungen. Sie umfaßt einen Teil der oben behandelten Probleme. Harrassowitz. G. Kalb, Kristalltracht und Aufwachsung des Eises. 129 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Kristalltracht und Aufwachsung des Eises. Von Georg Kalb in Berlin. Einen bemerkenswerten Zusammenhang zwischen der Tracht der Schneekristalle und der Lufttemperatur hat Fritz Heim 1 in der Antarktis beobachtet, der in folgender Zusammenstellung gut zum Ausdruck kommt: Kristalltracht Mittel- temperatur Anzahl der Fälle Prismen — 27“ 6 Vorwiegend Prismen, Plättchen . Prismen und Plättchen in gleicher — 23° 7 Verteilung — 18° 5 Prismen, vorwiegend Plättchen . — 12° i Plättchen — 12° 7 Ich möchte mit Heim vermuten, daß die Kristalltracht des Schnees in der Hauptsache von der Bildungstemperatur abhängt, d. h. daß bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt die in der Basis liegenden Richtungen eine größere Wachstumsgeschwindig- keit gegenüber der Hauptachse besitzen, während bei tieferen Temperaturen sich das Verhältnis der Wachstumsgeschwindigkeiten gerade umkehrt. Betrachten wir kurz, was in der Literatur über den Einfluß der Temperatur auf die Kristalltracht gesagt ist. Linck 2 schreibt: „Da aber die Wachstumsgeschwindigkeit oder deren Verhältnis in verschiedenen Richtungen mit schwankender Temperatur sich ändert derart, daß es z. B. von der Temperatur abhängt, ob ein fester Kristall in Nadeln oder in Plättchen kristallisiert, so können bei vorhandenem Temperaturgefälle (Schwanken der Temperatur) auch 1 Fritz Hedi, Diamantstaub und Schneekristalle in der Antarktis (Wedellsee). Meteorolog. Zeitschr. 1914. 31. p. 232 — 235. — - Größe der Kristalle 0,05 — 0,5 mm; Durchmesser der Plättchen 1 — 3 mm, der größten Sternformen bis 10 mm ; Kristallnadeln 10 — lOOmal länger als dick. s G. Linck, Grundriß der Kristallogr. Jena 1908. 2. Aufl. p. 138, 139. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 9 130 G. Kalb, solche kristallisierte Tropfen ihre Gestalt wesentlich ändern — aus scheinbaren Kugeln können wunnähnliche Gestalten werden und umgekehrt.“ Ein beobachtetes Beispiel für den Einfluß der Temperatur auf die Kristallgestalt gibt Linck nicht an. Viola 1 unterscheidet zwei Möglichkeiten des Einflusses der Temperatur auf die Kristallgestalt: I. „Das Maximum der Wachstumsgeschwindig- keit kann für verschiedene Richtungen eines Kristalls bei einer und derselben Temperatur eintreten.“ Dann behält der wachsende Kristall auch bei Temperaturänderungen seine ursprüngliche Gestalt bei. II. „Oder es kann das Maximum der Wachstumsgeschwindig- keit für verschiedene Richtungen eines Kristalls bei verschiedenen Temperaturen eintreten.“ Da Viola für Fall I scheinbar nur ein angenommenes Beispiel (Fig. 194 a) gibt, wollen wir gleich Fall II besprechen. Abgesehen von dem angenommenen Beispiel (Fig. 194 b) führt Viola „als schönes Beispiel“ noch das Moiiu’sche Salz an mit einer von G. Wulff gegebenen Zeichnung (Fig. 195), wobei er bemerkt: „Der kleine Kristall verändert sich nach und nach während des Wachstums. Beobachtet man eine solche Erscheinung, so ist es erlaubt auf obige Erklärung (II.) zurückzugreifen.“ Wenn ich Wulff richtig verstanden habe, soll der kleine Kristall das Momi’sche Salz mit allen von Wulff beobachteten Flächen in gleichem Mi t ten ab s t an d darstellen. Man kann also sagen, daß ein solcher künstlich hergestellter Kristall beim Weiterwachsen unter den von Wulff eingehaltenen Wachstumsbedingungen (also vor allem bei annähernd konstanter Temperatur) die größere von Wulff um den kleinen Kristall gezeichnete Kristallgestalt an- nehmen würde. Mit einem Wachstum bei anderer Temperatur oder unter Temperaturänderung hat die Zeichnung von Wulff über- haupt nichts zu tun. Ich möchte die oben angeführten Beobachtungen von Heim über die Kristalltracht des Schnees als Beispiel für die Annahme von Linck, bezw. für den Fall II von Viola, ansehen. Von einer theoretischen Betrachtung der Möglichkeit des Einflusses der Temperatur auf die Kristalltracht soll in diesem Zusammenhänge bei der noch bestehenden Unsicherheit über die Grundlagen einer Theorie des Wachstums der Kristalle abgesehen werden. Die Theorie von Johnsen 2 kommt hier selbstverständlich nicht in Frage, da sie mit Absicht alle physikalisch-chemischen Vorgänge ausschaltet. Nach dem Gesetze der Aufwachsung der Kristalle müßten die Eisplättchen vorwiegend mit dem Rande der Tafel, die nach 'der Hauptachse gestreckten Prismen mit einem Ende der Hauptachse aufwachsen. 1 C. Viola, Grundziigc der Kristallographie. Leipzig 1904. p. 139, 140. 5 A. Johnsen, Wachstum und Auflösung der Kristalle. Leipzig 1910. Kristalltracht und Aut'wachsung des Eises. 131 Über die Aut'wachsung der Prismen liegen nur wenig Angaben vor. Folgende Beobachtungen von Philipp 1 aus Spitzbergen seien hier angeführt: „Auffallend häutig trifft man in Spitzbergen, im Gegensatz zu unsern Breiten, Eis in Prismenform, also Fasereis. Wir fanden es in zweierlei Form, als Niederschlag aus der Atmo- sphäre und in Gefrierform stehender Gewässer. Besonders auf- fällig war die Form des atmosphärischen Niederschlags auf einem gletscherartigeu Firnstreifen, der sich mehrere hundert .Meter weit in gewundenem Laufe in einer der schluchtartigen Durchfurchungen der alten roten Moräne am Fuße des Postgletschers hinzog. Hier bestand die oberste Decke in einer Mächtigkeit von 20 cm aus vertikal stehenden Eisprismen. Der Durchmesser einer einzelnen Prisme betrug etwa 1 — 1 cm, die Länge eines einzelnen Individuums bis 10 cm, so daß hier also mindestens zwei Lagen solchen Prismen- eises übereinandergeschichtet waren. Der Zusammenhang der Prismen war nur lose, was einer nachträglichen Lockerung unter dem Ein- flüsse der Sommertemperatur zuzuschreiben ist. In höheren Partien des Postgletschers fand sich diese ausgesprochen parallel prisma- tische Form des Niederschlags nicht mehr; dagegen zeigte sich oberhalb des Hampus-Nunatak in der Höhe von etwa 300 — 350 m die Oberfläche des Postgletschers bedeckt mit zierlichen Prismen- rosetten, die in stumpfer Kegelform radialstralilig um einen kom- pakteren Kern aufgebaut waren. Der Durchmesser der einzelnen Rosetten schwankte zwischen 5 und 20 cm. Beide Formen dürften als Rauhfrostbildungen angesprochen werden, denen eine wesentliche Rolle bei der Kondensation des 'Wasserdampfes in Spitzbergen zu- kommt.“ Beobachtungen über die Bildungstemperaturen der Eis- prismen der Rosetten, die mit einem Ende der Hauptachse auf- gewachsen waren, liegen leider nicht vor. Zur Beobachtung der Aufwachsung der Eisplättchen eignen sich am besten die aus Wasser gebildeten Kristalle, deren Bildungs- temperatur stets nahe dem Nullpunkt liegt. Ich will nur die ausgezeichneten Beobachtungen Drygalski’s 2 aus Grönland hier erwähnen. Drygalski schreibt: „Der fundamentale Unterschied zwischen dem Charakter des Eises der Binnenseen und der Fjorde besteht nun darin, daß in den letzteren die Plättchen durch die ganze Dicke der Eisdecke mit der Flächenrichtung senkrecht zum Wasserspiegel gestellt sind, während sie bei den ersteren nur am Anfang der Bildung, also in den obersten Schichten des Eises, unter rechten oder verschiedenen anderen Winkeln gegen den 1 H. Philipp, Geologische Beobachtungen in Spitzbergen in „Ergeb- nisse der W. FiLCHNER'schen Vorexpedition nach Spitzbergen 1910“. Er- gänzungsheft No. 179 zu Petermann's Mitteilungen. 1914. 2 E. v. Drygalski, Grönlandexpedition d. Gesellsch. f. Erdk. z. Berlin 1891—93. 1. p. 423. Berlin 1897. 9* 132 G. Kalb, Wasserspiegel geneigt sind und dann ausnahmslos parallel zu diesem zu liegen kommen. Dieser Unterschied beruht darauf, daß in den Binnenseen nach dem ersten Verschluß des Beckens die An- lagerung an die Unterfläche unter einem gegen diese gerichteten Druck stattflndet, während dies bei den Fjorden nicht der Fall ist, weil die Eisdecke nicht fest mit den Ufern verbunden ist, sondern auf dem Wasserspiegel schwimmt. Hier herrscht also an der Unter- seite der Eisdecke kein Druck, welcher die Plättchen mit ihren Flächen au das Eis anlegt. Diese fügen sicli mit ihren Kanten in die Zwischenräume der dort schon angegliederten Plättchen ein und stehen durchweg senkrecht zum Wasserspiegel, wie sie es auch an der Oberfläche tun.“ Der Einfluß des Wasserdruckes auf die Lagerung der Eisplättchen, wie ihn Drygalski annimmt, ist mir nicht verständlich L Zudem ist es unbewiesen, ob die Eisdecke durch weitere Anlagerung von Eisplättchen von unten sich ver- dickt; mir scheint es wahrscheinlicher, daß die Eisplättchen der ersten Eisdecke einfach nach unten weiterwachsen ; darauf deutet doch die Ausbildung dicker Eisdecken, die aus senkrecht zur Oberfläche stehenden Stengeln1 2 bestehen, ganz gleichgültig, ob die Eisplättchen im obersten Teile der Eisdecke mit der Hauptachse senkrecht oder wagerecht zum Wasserspiegel standen. Bei der Fjordeisbildung dürfte das Gesetz der Aufwaehsung zum Ausdruck kommen, das verlangt, daß die Eisplättchen sich vorwiegend mit dem Rande an die Grenzfläche des Wassers an- lagern. Beim Binneneis, dessen Tafeln im Verhältnis zur Dicke einen ganz bedeutenden Durchmesser3 haben, tritt diese Gesetz- mäßigkeit zurück, indem der Auftrieb die großen dünnen Tafeln zum größten Teil in die horizontale Lage zwingt4; bei bewegtem 1 Vgl. auch 0. Müoge, Über die Struktur des grönländischen Inland- eises und ihre Bedeutung für die Theorie der Gletscherbewegung. X. Jahrb. f. Min. etc. 1899. II. p. 127. * Ob die Eisstengel durch die ganze Plisdecke durchgehen oder nur durch einen Teil, wie Dkyoalski hervorhebt, scheint mir nebensächlich. 3 Nach Dryoalski sind die Plättchen der Eisdecke des Fjordes etwas dicker als die Plättchen des Bach- und Seeeises, erreichen aber in den Flächendimensionen (1 — 2 cm) niemals die Größe, welche diese letzteren haben können. 4 Insofern hat Müoge recht, wenn er schreibt: „Tafeliges Wachstum nach der Basis, wie es ja auch die Schneesterne zeigen, vorausgesetzt, er- scheint die horizontale Lage der Basis des frei schwimmend sich bildenden Plises als einfache Folge des hydrostatischen Druckes“ (0. Müoge. Über die Plastizität der Eiskristalle. N. Jahrb. f. Min. etc. 1895. II. p. 211). ln der Literatur (P\ Klocke, N. Jahrb. f. Min. etc. 1879. p. 272 und 1880. I. p. 159. — Bertin, Ann. Chim. et Phys. [5] 18. 283. 1878) ist von einem BKRTiN’schen Gesetz die Bede, das besagen soll, daß Eis auf der Abkühlungsfläche stets senkrecht mit der Hauptachse aufgewachsen ist. Soweit dieses Gesetz richtig ist, deckt es sich mit dem allgemeinen Kristalltracht und Aufwacbsung des Eises. 133 Wasser scheint sie aber auch liier deutlich zum Ausdruck zu kommen, wie aus folgendem Satze Drygalski’s hervorgeht: „Die an der Oberfläche (der Bäche) angesammelten Tafeln legen sich aneinander, und zwar teils, indem sie ihre Flächen parallel zur mechanischen Gesetz des Gleichgewichtes schwimmender Körper. Tuouton (Arrangement of the Crystals of certain Snbstances on Solidification. Proc. R. Irish. Acad. 8 691 — 695. Dublin 1898; Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1900. I. p. 438) glaubte sogar den Grund für das BKRTiN’sche Gesetz in den Unterschieden der Wiirnieleitungsfähigkeit der Kristalle nach ver- schiedenen Richtungen gefunden zu haben, indem vorzugsweise diejenigen Kristalle weiterwachsen sollen, bei denen die Achse der maximalen Wärme- leitungsfähigkeit normal zur Erstarrungsoberfläche steht. Wenn wir be- rücksichtigen, daß das Wärmeleitungsverhältnis a:c bei Eis 21:22 (nach den Angaben Trouton’s) beträgt, erübrigt sich jede weitere Erörterung. — Da auch O. Mügge (Über die Plastizität der Eiskristalle. N. Jahrb. f. Min. etc. 1895. II. p. 211) seine Ansicht verallgemeinert, müssen wir noch etwas näher darauf eingehen. Die Beobachtung Drygalski’s über die vertikale Anlagerung der Eisplättchen an die Wasseroberfläche der Fjorde glaubt Müogk ebenfalls durch den hydrostatischen Druck erklären zu können, indem er annimmt, daß sich hier die Eisplättchen parallel mit ihren Basisflächen aneinanderlagern, so daß Plättchenbündel entstehen, die in der Richtung der Hauptachse einen größeren Durchmesser haben als senkrecht dazu Daß jetzt die Hauptachse der Eiskristalle infolge des hydrostatischen Druckes parallel zur Wasseroberfläche zu liegen kommt, erscheint selbstverständlich. Wenn ich aber Drygalski richtig verstanden habe, liegen die Eisplättchen schon, ehe sie sich zu Bündeln zusammen- lagern, mit der Basis senkrecht zur Wasseroberfläche des Fjordes. Auf- fallend erscheint dieses Verhalten der Eisplättchen um so mehr, wenn man bedenkt, daß der Auftrieb in dem Salzwasser der Fjorde doch größer ist als in dem Süßwasser der Bäche und Teiche. — F. Klacke (N. Jahrb. f. Min. etc. 1879. p. 272 und 1880. I. p. 159) hat beobachtet, daß sich auf dem Wasser auch lange dünne Nadeln bilden, die gerade auslöschen; er hielt sie für nach der Hauptachse gestreckte Kristalle. Mügge hat aber nachgewiesen, daß in der Längsrichtung dieser Nadeln a liegt, daß sie also senkrecht zur optischen Achse gestreckt sind; er glaubt, daß es Fort- wüchse von am Rande des Wassers gebildeter Kristalle sind. Wie Mügge sich den Vorgang ihrer Entstehung denkt, hat er eingehend beschrieben. Ich vermag seiner Ansicht nicht zu folgen. In den langen Nadeln sehe ich nichts anderes als nach einer Richtung gestreckte BasLplättchen, die sich mit einer Längskante an die Wasseroberfläche anlagern. Drygalski hat diese Erscheinung sehr schön beschrieben: „Die Eisbildung der Bäche geht in der Weise vor sich, daß sich einzelne Eiskristalle, und zwar hexagonale Tafeln, welche vielfach die Gestalt eines Sägenblattes haben, häufig aber auch eine allseitige, nicht unerhebliche Flächenausbildung bis zu Handgröße und darüber besitzen, an der Oberfläche des Wassers an- sammeln.“ „Die an der Oberfläche angesammelten Tafeln legen sich an- einander, und zwar teils, indem sie ihre Flächen parallel zur Oberfläche stellen, teils, indem sie mit der geraden Längskante des Sägenblattes der Oberfläche folgen und mit der Fläche unter beliebigen Winkeln von da 134 G. Kalb, Kristalltracht und Aufwachsung des Eises. Oberfläche stellen, teils, indem sie mit der geraden Längskante des Sägenblatts der Oberfläche folgen und mit der Fläche unter be- liebigen Winkeln von da in das Wasser hiueinragen. Ersteres ist bei ruhigem, letzteres hei bewegtem Wasser vorwiegend“ (a. a. 0. p. 406). Ich sehe also in der senkrechten Lage der Eis- plättchen zur- Wasseroberfläche die gesetzmäßige Aufwachsung der Eistafeln an der Grenzfläche W a s s e r — L u f t. Wir wollen das Ergebnis kurz zusammenfassen : 1. Die Tracht der Schneekristalle wird wohl durch die Temperatur derart beeinflußt, daß bei Temperaturen nahe dem Nullpunkt Eistafeln entstehen, während mit stärkerer Abnahme der Temperatur mehr eine prismatische Ausbildung zustande kommt. 2. Dem Gesetze der Aufwachsung der Kristalle entsprechend wachsen E i s t a f e 1 n vorwiegend mit dem Rande der Tafel, E i s p r i s m e n mit einem Ende der Hauptachse auf. in das Wasser hineinragen“ (E. v. Drygalski, a. a. 0. p. 405 u. 406). Obwohl die klaren Beschreibungen Drygalski’s über das Anlagern der Eisplättchen an die Wasseroberfläche beim Fjordeis die Deutung Mügge’s meiner Ansicht nach nicht zulassen, könnte doch noch ein Zweifel über die gesetzmäßige Aufwachsung von Eistafeln an Grenzflächen bestehen. Ich habe daher folgenden Versuch angestellt: Eine kleine dickwandige Flasche wurde mit Regenwasser gefüllt und verschlossen in den kalten Nächten des Oktobers 1920 ins Freie gestellt. Nach einer Nacht mit dem Temperatur- minimum von 7° Kälte fand ich das Wasser in der Gestalt eines Hohl- zylinders gefroren. Es flel sofort auf, daß sämtliche langgestreckten Lufteinschlüsse radial gegen die Grenzfläche des Glases verliefen, d. h. senkrecht zur Oberfläche des Glases standen. Das deutete darauf hin, daß die Eiskristalle auch in dieser Richtung gestreckt waren. Nach Zer- schlagen der Flasche wurde aus dem Eiszylinder mit einem erwärmten Messer senkrecht zur Achse des Zylinders ein Ring herausgeschnitten und unter das Mikroskop gelegt. Der Ring bestand aus radial gestellten Eiskristallen, die meist gerade auslöschten und sämtlich senkrecht zur Hauptachse gestreckt waren, da in der Längsrichtung a lag. Diese senk- recht zur Hauptachse gestreckten Kristalle waren also so aufgewachsen, daß die Basisfläche senkrecht zur Glasoberfläche stand, wie es das Gesetz der Aufwachsung der Kristalle verlangt. B. v. Freyberg, Einige neue Aufschlüsse etc. 135 Einige neue Aufschlüsse in den Eruptivgesteinen der Gehrener Schichten des Thüringer Waldes. Von B. v. Freyberg in Halle a. S. Mit 1 Textflgur. In den unteren Gehrener Schichten des Thüringer Rotliegen- den sind Felsitporphyrdecken verbreitet, die einem Typus ange- hören, den man als „Stützerbacher Porphyr“ im weiteren Sinne bezeichnen kann. Ihr Verbreitungsgebiet im mittleren Thüringer Wald reicht im Norden bis zur Linie Ilmenau — Amt Gehren, geht im Osten an der Grenze zum Cambrium entlang über Bahnhof Gillersdorf, Altenfeld und Unterneubrunn nach Lichtenau, dehnt sich in seinen westlichen Ausläufern bis Gehlberg und Suhl aus und ist im Süden durch die große Randspalte des Gebirges ab- geschnitten. Daß diese Umgrenzung rein zufällig durch Erosion und Tektonik bedingt ist, und daß die oberflächliche Verbreitung ursprünglich viel größer war, beweist das erneute Auftreten der Porphyre im Horst des Kleinen Thüringer Waldes bei Schleusingen. Die Mächtigkeit der Decken wechselt stark und dürfte im Maximum 150 — 200 m erreichen. Sie gehören nicht einem Horizont an, sondern liegen in verschiedener Höhenlage zwischen den Sedi- menten der unteren Gehrener Schichten. Diese Tatsache in Ver- bindung mit der wechselnden petrographischen Ausbildung läßt das Vorhandensein mehrerer Ergüsse ohne weiteres erkennen, deren genaue Abgrenzung jedoch noch der Bearbeitung harrt. Vor- herrschend ist Felsitporphyr, es sind aber Übergänge zu Quarz- porphyr einerseits und quarzarmem Porphyr andererseits vorhanden. Dies hat auch zu verschiedenen Bezeichnungen auf den Blättern der geologischen Landesaufnahme Anlaß gegeben. Die Felsitporphyre auf den Blättern Suhl und Masserberg, der „dichte bis feinstkörnige Quarzporphyr mit wenigen kleinen Einsprenglingen“ des Blattes Schleusingen sind als Äquivalente des Stützerbacher Porphyrs auf Blatt Ilmenau zu betrachten. Bekannt ist die große Neigung des Stützerbacher Porphyrs zu Fluidalstruktur und sphärolithischer Ausbildung. Erstere ist fast in jedem Aufschlüsse zu beobachten. Letztere wurde an einer neuen Stelle der Beobachtung besonders gut zugänglich gemacht. Im Jahre 1912 wurde unterhalb des Schmidtswiesenkopfes bei Frauenwald ein Holzabfuhrweg gebaut, wobei der Hang zwischen Ringelstal und Breitem Brunnen tief angeschnitten und der an- stehende Porphyr abgesprengt wurde. Hier ist die sphärolithische Ausbildung in ganz ausgezeichneter Weise zu studieren. Ganze Lagen sind ausschließlich aus kleinen Kugeln zusammengesetzt, so daß die Grundmasse fast ganz fehlt. Sie wechseln ab mit 136 B. v. Freyberg, gewöhnlichen fluidalen Lagen. Den Grenzflächen beider sowie der durch die Fluidalstruktur hervorgerufenen Streifung geht eine Zer- klüftung des Gesteins parallel, die es in durchschnittlich { m mächtige Platten zerlegt. Die Klüfte fallen unter 55 — 60° nach SW ein und stellen wohl primäre Absonderungsflächen dar. Die Kugelbildung tritt in zwei Modifikationen auf. Es finden sich : 1. Echte Sphärolithe. Die Sphäroide 1 besitzen durch- schnittlich Erbsengroße, doch lassen sich auch Handstücke gewinnen, bei denen 1 cm Durchmesser die Regel bildet. Die Struktur ist radialfaserig und läßt sich auch makroskopisch oft erkennen. Die Fasern löschen unregelmäßig aus und erzeugen nicht das WEBßSKv’sche Interferenzkreuz. Die Sphäroide liegen teils zerstreut in normal entwickeltem Porphyr, teils verdrängen sie den Porphyr fast ganz. Das Zwischenmittel wird in solchem Falle sehr fein- körnig. Die Sphäroide zeigen in manchen Fällen auch Andeutung von konzentrisch-schaliger Struktur und umschließen dann häufig konzentrisch geformte Hohlräume, die von Mangan erfüllt sind. 2. Porphyr kugeln. Sie fallen sofort durch ihre bedeutende Größe auf. Durchmesser von 3 cm sind sehr häufig, die größte Kugel besaß einen solchen von 1 1 cm. Unter dem Mikroskop er- kennt man sein- schön in der Struktur eine granophyrische Ver- wachsung von Feldspat und Quarz, genau wie sie Platt2 aus einem ähnlichen Porphyr der Oberhöfer Schichten bei Benshausen 1 Man kann vielleicht das Gestein Sphärolith, die einzelne Kugel Sphäroid nennen (unter Anlehnung an die Bezeichnung Oolith — Ooid). 2 Jahrb. d. Kgl. Preuß. geol. Landesanst. 1915, Teil II. Einige neue Aufschlüsse etc. 137 abbildet. In dieser Grundmasse liegen wenige Einsprenglinge von Feldspat. Kleine Feldspäte haben oft zur Bildung von Sphäroiden Anlaß gegeben. Besonders gut war dies an einem langgestreckten Orthoklas zu studieren (Figur). Eisenoxyd, das in der Kugel wolkig verteilt auft ritt , ist in den kleinen Sphäroiden, die überhaupt daran reicher sind, an zahlreichen dunkelrot erscheinenden Punkten kon- zentriert. An der Oberfläche der großen Porphyrkugeln nimmt die Sphäroidbildung meist derartig zu, daß sie rauh und warzig er- scheinen und bei unregelmäßiger Umgrenzung ein traubiges Aus- sehen bekommen. Auch die großen Kugeln können im Innern Lithophysen und Hohlräume umschließen, die ebenfalls mit Mangan erfüllt sind. Wie scharf Entglasungsgrenzen oft verlaufen, konnte an einer hellbraunen wenig eutglasten Partie beobachtet werden, die im Porphyr schwamm. Sie zeigt eine sehr dichte Struktur und grenzt mit scharfer Linie an den Sphärolith an. Die Spliäroide bestehen aus feiuen federförmigen Kristallaggregaten und liegen so dicht, daß sie in unregelmäßigen Flächen aneinander stoßen ; auch zeigen sie häutig konzentrische Struktur. Das ganze Vorkommen besitzt Ähnlichkeit mit dem erwähnten Porphyr bei Benshausen. Doch konnte in keinem Falle ein Fort- setzen der fluidalen Struktur des Porphyrs durch die Porphyr- kugeln beobachtet werden. Jedenfalls erscheint das Vorkommen wichtig genug, um Berücksichtigung zu finden, falls die hoch- interessanten Untersuchungen von Platt zu neuen Studien über die Entstehung der verschiedenartigen kugeligen Ausbildung der Porphyre anregen sollten. — Im nördlichen Teile des Blattes Masserberg herrscht die felsitische Ausbildung des Stützerbacher Porphyrs ohne Spliäroide vor. Die Einsprenglinge sind sehr klein und wenig zahlreich, so daß sie in der hellroten bis rotbraunen, für das Auge dicht er- scheinenden Grundmasse wenig auffallen. Die Mineralbestandteile sind vorwiegend Orthoklas, weniger Plagioklas und Quarz, in noch geringerem Maße Biotit und Hornblende. Dieser Porphyr ist auch am Meisenhiigel nördlich von Frauen wald kartiert. Seit der Kartierung sind aber dort neue Aufschlüsse entstanden, die eine Ergänzung des Kartenbildes ermöglichen. Im Jahre 1914 wurde am Meisenhügel von der Forstverwal- tung zum Wegebau ein Steinbruch angelegt, und zwar ziemlich tief am südlichen Abhang, westlich vom Fußweg nach Allzunah. Der Weg ist durch den Abbau z. T. angegriffen worden. Der Auf- schluß ist etwa 15 m lang, 8 m breit und 2,5 m tief. Dabei kam ein Gestein zum Vorschein, das zwar zum größten Teil aus Felsitporphyr besteht, das aber eine Breccie darstellt. An seiner Zusammensetzung beteiligen sich noch Stücke von Glimmerporphyrit und vereinzelt Bröckchen von cambrischem Schiefer. Die Porphyr- 138 B. v. Freyberg, brocken werden bis kopfgroß und größer, sind scharfkantig ohne die geringste Spur von Abrundung, und zeigen oft ausgezeichnete Fluidalstruktur. Schon makroskopisch ist leicht zu erkennen, daß das Bindemittel zwischen den Brocken ebenfalls magmatischer Natur ist. Deutlich erkennt man große, meist frische, rote Orthoklase, hie und da auch verwitterte grüne Plagioklase. Noch klarer wird diese Tatsache bei mikroskopischer Untersuchung, die folgendes Ergebnis hatte: Die scharfkantigen Stücke gehören zweifellos zum weitaus größten Teil dem Stützerbacher Felsitporphyr an und zeigen dessen Eigenschaften. In der dichten Grundmasse liegen kleine Einspreng- linge von Orthoklas; Quarz und Glimmer fehlen fast ganz. Der Orthoklas erreicht durchschnittlich 1 mm Durchmesser, die Kristalle sind gut ausgebildet. Das Zwischenmittel zwischen den Porphyr- brocken setzt sich an schmalen Stellen ausschließlich aus großen Orthoklasen zusammen, welche die Einsprenglinge des Felsitporphyrs um ein Mehrfaches an Größe übertreffen. Bei ihnen ist Zwillings- bildung häufig. Eingestreut sind einzelne Plagioklase. Die Kristalle zeigen in diesem Falle keine ebenen Flächen, da sie sich gegen- seitig im Wachsen behindert haben. Zwischen den Orthoklasen liegen vereinzelt Quarze, ebenfalls mit unregelmäßigem Umriß. An den Stellen, an welchen der Zwischenraum zwischen den Stücken größer wird, schiebt sich zwischen die Kristalle eine körnige Grund- masse, manchmal wird die Grundmasse vorherrschend. Wir haben hier offenbar eine Breccie von Felsitporphyr vor uns, die durch ein neu eindringendes Magma verkittet worden ist. Das geht auch aus dem Verhältnis der Porphyrstücke zur Zwischen- masse hervor. Die Ränder der ersteren sind angeschmolzen, ihre Grundmasse wird schlierig und große Orthoklase drängen sich da- zwischen. Abgetrennte Teile sind halb umgeschmolzen und schwimmen als flaserförmige Partien in der Füllmasse. OftistderUmschmelzungs- prozeß bei ihnen so weit vorgeschritten, daß sie nur noch durch dunkle Schlieren angedeutet werden. Wie ist nun die Entstehung dieses durch magmatische Füll- masse verkitteten Triiinmergesteins zu denken? Um das zu ver- stehen, wenden wir uns einem zweiten Aufschluß am Ostabhang des Meisenhügels zu. Durch die neue Bahn von Rennsteig nach Frauenwald wurde hier der Stützerbacher Porphyr in einem tiefen Einschnitt bloßgelegt. Das dunkle Gestein ist durch den Spalten- frost weitgehend zersprengt und wird an der Straße mehrfach zur Beschotterung verwandt, auch der Bahndamm wurde damit be- schüttet. Am Südrande des Aufschlusses tritt nun plötzlich ein anderes Gestein auf, das durch Lesestücke aus dem oberen Tränk- bachtal schon bekannt war, dessen Lagerungsverhältnisse und Ver- breitung aber erst durch die neuen Aufschlüsse festgestellt werden konnten. Es handelt sich um einen Porphyr vom Typus des Meyers- Einige neue Aufschlüsse etc. 139 grunder Porphyrs, der in einer helleren Grnndmasse schöne Ortho- klase, Plagioklase und Quarzdihexaeder fährt. Das Gestein ist hier im Gegensatz zum Felsitporphyr chemisch verwittert. Die Grundmasse hat eine blaßrote Farbe angenommen. Der bis 1 cm Durchmesser erreichende Orthoklas ist jedoch wesentlich frischer als der Plagioklas. Das Gestein steht noch als kompakte Masse au, ist aber wenig widerstandsfähig, die eingesprengten großen rauchbraunen Quarzdihexaeder können ohne Mühe herausgelöst werden. Der Aufschluß befindet sich an der Stelle, wo die Bahn, vom Bohrstuhl kommend, eben die Straße nach Allzunah über- schritten hat. Der Quarzporphyr reicht bis an die Oberkante des Aufschlusses und liegt in gleicher Höhe mit dem nördlich an- stoßenden Felsitporphyr. Die Grenze zwischen beiden verläuft senkrecht von oben nach unten. Daß der Quarzporphyr noch weiter in die Tiefe fortsetzt, beweist ein Aufschluß unterhalb der Bahn. Hier ist das Gestein zu Grus zerfallen und wird zum Ausfüllen der Waldwege benutzt. Auch der Felsitporphyr geht weiter in die Tiefe, wie an Wegeeinschnitten weiter nördlich leicht nach- gewiesen werden kann. Doch auch in der entgegengesetzten Rich- tung erscheint bald wieder der Felsitporphyr. Wenn wir auf der Straße in der Richtung Bohrstnhl weiter gehen, treffen wir ihn in gleicher Höhe in Gruben, wo er wegen seines Zerfalls in feste Scherben ebenfalls als Wegeschotter abgebaut wird. Der Quarz- porphyr kann also nicht der Rest einer Decke sein. Er wird auf beiden Seiten von Felsitporphyr begrenzt, stellt also einen Gang dar, dessen Mächtigkeit mindestens 20 m beträgt. Ein Ganggestein mit den Eigenschaften des Meyersgrumler Porphyrs ist bereits von Blatt Ilmenau bekannt. Die Gänge sind dort besonders in der Umgebung des Steinbergs und Kienbergs verbreitet, und ihnen ist dieses neue Vorkommen zuzuordnen. Wenn wir nun unseren Gang in westlicher Richtung ver- folgen, so treffen wir nach etwa 200 m auf die vorhin beschriebene Breccie. Man darf wohl mit Recht beide Erscheinungen in gene- tischen Zusammenhang bringen. Die Breccie ist eine Gangbreccie. Eine Zugspalte wurde von aufdringendem Magma erfüllt, welches die Felsitporphvrstücke verkittete und mitgerissene Stücke des Untergrundes (cambrischen Schiefer, Glimmerporphyrit) darunter mischte. Wir müssen uns hier fast am Ende des Ganges be- finden, wo sich die Spalte in zahlreiche Risse und Sprünge auf- löste, durch die die Breccie entstand. Weiter nach Osten fehlen solche Erscheinungen, das Magma drang in die offene Zugspalte ein und es entstand ein von Brocken des Nebengesteins freies magmatisches Ganggestein. Halle a. S., 5. Juni 1919. 140 H. Gerth Fauna und Gliederung des Neocoms in der argentinischen Kordillere. Von H. Gerth in Bonn. (Schluß.) Oberes Yalanginien, Zone des Spiticeras Damesi Steu. sp. Sp. Damesi Steu. sp., die Leitform des Horizontes, ist allgemein verbreitet und variiert sehr in bezug auf Grad der Ein- rollung und Form des Windungsquerschnittes. Sp. fraternum Steu. sp fasse ich daher nur als eine flachere, weitnabeligere Varietät auf; dazu kommen dann noch Formen mit besonders hohen Windungen, die ich als Varietät cxcelsa abgeschieden habe. Alle diese Formen weisen in der Jugend zuweilen eine ausgesprochen bituberculate Skulptur auf; von den indischen Arten, unter denen die andinen Formen, was die Gestalt des Gehäuses anbelangt, vollkommene Analoga haben, unterscheiden sie sich durchweg durch größere Knotenzahl. In der Litoralzone im Osten wird Sp. Damesi Steu. sp. durch Formen vertreten, die ich zu Sp. Stanleyi Opp. ziehen möchte. Dort finden sich außerdem Sp. latior Steu. sp. und Sp. gldber n. sp., bei dem die von den Nabelknoten ausgehenden Spaltrippen auf dem äußeren Teil der Windungen ganz auslöschen. Sp. Grocberi n. sp. ist eine ganz weitnabelige Art vom Habitus eines Simoceras. Eine ähnliche Form hat Sayn als S. diense aus Siidfrankreich beschrieben, doch wird diese von Kilian jetzt auch zu Spiticeras gestellt. Der indische Einschlag in der Fauna des Valanginien der Anden wird neben Spiticeras besonders durch das Auftreten des Genus Himalayites dokumentiert. Schon Uhlig erkannte unter den von Favre aus Patagonien beschriebenen Ammoniten in Holcostephanus hoble rliillensis 1 einen Himalayites. Sehr nahe steht den indischen Formen auch II. egregius Steu. , während andere argentinische Arten sich dadurch unterscheiden, daß bei ihnen die nicht ge- knoteten Rippen am Nabelrande fehlen und sich erst weiter außen als Schaltrippen einstellen (? II. gramlis Steu. und argentinus Steu. sp.). Die Gattung Steueroccras ist durch eine flache Form, St. intermulticostatum Steu. sp., vertreten, auf deren Beziehung zu Kossmatia tenuistriata Gray Uiilig hingewiesen hat. Steueroccras malarguense Steu. sp. mit kräftiger Rippenskulptur ist für die Litoralzone charakteristisch. Bei den Hopliten überwiegen wieder die mediterranen Anklänge. Berriasella fraudatis Steu. sp. ist noch ein typischer Vertreter dieser Gattung, der an der Basis der Zone ganze Lagen eines schiefrigen Kalkes erfüllt. Acanthodiscus Wich- 1 Die Ammoniten der unteren Kreide Patagoniens. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXIII. 1907. Fauna und Gliederung des Neocoms etc. 141 manni steht dem A. Sayni Sim. aus Südfrankreich sehr nahe. Im Süden in Neuqnen ist dieser Komplex anscheinend nur in neritischer Zweischalerfazies entwickelt, Ammoniten sind aus ihm von dort noch nicht bekannt geworden. Unteres Ha uterivien, Zone des A. radiatus Brug. Die Grenze des Valanginien nach oben hin ist nirgends recht scharf, sondern allmählich stellt sich eine neue, fast ausschließlich durch das Genus Ncocomites repräsentierte Ammonitenfauna ein. die nach ihren verwandtschaftlichen Beziehungen schon dem unteren Hauterivien angehören dürfte. Ein Teil der argentinischen A'eo- comites- Arten schließt sich namentlich in ihren Jugendstadien eng an N. regalis Bk. an und mit diesem auch an N. neocomiensis d'Oub. an. Viele Stücke der Kordillere gleichen der Art aus dem Speeton- clay Englands so vollkommen , daß ich sie als X. regalis Bean forma argeniina bezeichnet habe. In der westlichen Flach wasser- zone im Innern des Gebirges nimmt diese Form mit zunehmendem Alter eine plumpe Gestalt mit grober, dicker Rippenskulptur an, N. loncochensis Steu. sp. Bei einigen Exemplaren aus derselben Schicht wird auch die Gabelungsstelle der Rippen auf den Flanken knotig verdickt, so daß sie schließlich einen ilca/if/tod/scMS-ähnlichen Habitus bekommen, ? Acanthodiscus turgidus Steü. sp. 1 Der Neo- comites senilis u. sp. ähnelt durch die auf den äußeren, aber noch nicht der Wohnkannner angehörenden Windungen vollkommen auslöschende Rippenskulptur manchen Leopoldien, doch besitzt er nicht den für dieses Geschlecht so charakteristischen, unsymme- trisch zerteilten ersten Laterallobus. Andere Vertreter des Genus Xcocomitcs weisen namentlich im Alter Beziehungen zur Gruppe des N. amblygonius Neum. u. Uhl. auf. Hier ist an erster Stelle N. transgrediens Steu. sp. zu erwähnen, dem sich dann eine neue, stark aufgeblähte Form mit entfernt stehenden Rippen anschließt, N. inftatus n. sp. Gelegentlich stellt sich auch bei dieser Art 1 In der Jugend stimmen diese Stücke in der Skulptur vollkommen mit V. loncochensis Steu. sp. überein und die Knoten scheinen sich hier ebenso spontan zu entwickeln, wie wir das schon bei manchen Berriasellen kennen gelernt haben. Mit echten Acanthodiscus- Arten dürfte die Form aber ebensowenig verwandt sein, wie der gleich zu schildernde A. Keideli n. sp. Ich führe sie nur unter dieser Bezeichnung an. da es bis jetzt all- gemein üblich ist, alle trituberculaten Formen in dem Genus Acanthodiscus zu vereinen. Durch das Zusammenvorkommen solcher geknoteter und ungeknoteter Exemplare, die sich sonst vollkommen gleichen, in ein und derselben Schicht wird man immer wieder zu der Vermutung verleitet, daß es sich bei diesen Skulpturdifferenzen um sekundäre Geschlechts- charaktere handeln möge. Auf die Beziehungen von Neocomites trans- grediens Steu. sp. zu einigen Hopliten Patagoniens hat Uhlig hingewiesen. Bei diesen Formen, für die dieser Forscher die Bezeichnung Fuvrella vor- geschlagen hat, kommt Rippenspaltung nur noch in der Jugend vor, und gegen die Externseite sind die Rippen stark nach vorne geschwungen. 142 H. Gerth. trituberculate Skulptur ein, Acanthodiscus Keideli n. sp. Auffallend ist in diesem hohen Niveau das Vorkommen einer Form, die, wie schon Burckhardt und Uhlig betonten , der Blartfordia Wullichi Geay sp. nahe steht, Hoplites australis Bubckh., der einzige Am- monit aus dem nördlichen Gebiet, der auch engere Beziehungen zur Ammonitenfauna Patagoniens aufweist, er ist mit der Berriasella patagoniensis Favee ebenfalls nahe verwandt. In der Litoralzone im Osten und Süden besteht der ganze Komplex aus Zweischaler- schichten, in die sich namentlich nach oben hin dicke Kalkbänke einlagern , die ganz erfüllt sind von Exogyra Coidoni d'Obb. Auch mächtige, detrigene, fossilleere Bildungen schalten sich im Süden nach Windhausen’s Beobachtungen zwischen die Zwei- schalerschichten ein. In dieser typisch neritischen Fazies macht sich nun zum erstenmal ein neues Faunenelement geltend. Unter den Zweischalern sind es namentlich die Trigonien, von denen eine ganze Reihe von Arten, vor allen die oft massenhaft auftretende Trigonia transitoria Steinm., sich, wie zuletzt wieder Burckhardt betonte, eng an südafrikanische Formen anschließen. Dieselben Beziehungen weist aber auch die Cephalopodenfauna auf. Wäh- rend im Norden Ammoniten äußerst selten sind, ist an manchen Stellen in Neuquen, z. B. am Chacay Melelme und Tringuico 1 eine Art Mischfazies entwickelt, in der Zweischaler und Ammoniten zusammen Vorkommen. An der ersteren Lokalität sammelte Kkidei, in großen Mengen eine Astieria, die so sehr mit der südafrikanischen A. Atherstoni Sharpe übereinstimmt, daß ich sie geradezu als A. Atherstoni Sharpe forma andina bezeichnen möchte. Im Norden des Untersuchungsgebietes am Rio Diamante fand ich unmittelbar unter den Exogyra - Kalken eine neue Art, A. laticostata. Eine breitrippige, aufgeblähte Form vom Habitus eines Polyptychiten, die aber die langen und tiefzerteilten Loben der Gattung Astieria besitzt. Auch sie läßt sich am ehesten noch mit der A. Baini Sharpe aus der Uitenhage Serie vergleichen. In Neuquen stellen sich dann ferner in diesen Schichten die ersten Vertreter jener eigen- tümlichen Ammonitengruppe ein, die in Patagonien reich entwickelt ist und von der lloplitengattung Leopoldia zu dem für die Ant- arktis charakteristischen Geschlecht Hatcliericeras hinüberleitet, Leopoldia attenuata Behr. sp. Wir sehen also hier an der Ostküste des andinen Geosynklinalmeeres ein neues für die Südhalbkugel charakteristisches Faunenelement auftreten. In seinem Erscheinen zuerst in der Litoralzone müssen wir einen neuen Beweis erblicken für die Existenz eines brasilianisch- afrikanischen Kontinents. Ent- lang seiner Südküste breitete sich diese für die Südhalbkugel charakteristische Fauna aus, während im Innern des Geosynklinal- meeres die Fauna ihren kosmopolitischen, mediterran-pazifischen 1 Die Fauna vom Ao. Tringuico wurde von Behrendsen l.c. beschrieben. Fauna und Gliederung des Neocoms etc. 143 Charakter bewahrte. Im Grenzgebiet zwischen neritischer und bathyaler Fazies sammelte ich am Ao. de la Manga Neocomites pseudoregalis Bi rckh. und Acanthodiscus radiatus Brug. unmittelbar über den Exogyra- Kalken. Windhausen fand dieselben Ammoniten in Neuquen am Ao. Covunco in Lagen, auf die dort wieder Zwei- schalerschichten folgen. Durch das Vorkommen der Leitform des unteren Hauterivien aus Europa ist das Alter dieser Schichten auch in der Kordillere festgelegt. Mittleres Hauterivien, Zone des Holcoptychites neuquen sis Douv. sp. Die nun folgenden Bildungen haben nur in der Litoralzone, einmal ganz im Süden am Ao. Covunco und dann wieder ganz im Norden am Rio Diamante gut erhaltene Fossilien geliefert. Weiter im Innern des Gebirges sind sie durch schiefrige Kalkmergel vertreten, in denen nur schlecht erhaltene Ammonitenabdriicke Vorkommen. Am Rio Diamante kann man nach der Fossilführung in den Kalkschiefern über den Trigonien und -Ejogyra-Schichten deutlich zwei Zonen unterscheiden. Die unterste ist ausgezeichnet durch Holcoptychites neuqueusis Douv. sp. und im Süden am Ao. Covunco allein entwickelt. Die charakte- ristische Leitform hat Douville aus Neuquen als Polyptychites beschrieben. Die Jugendwindungen gleichen aber, wie schon Wind hausen erkannte, vollkommen denen von Holcodiscus. Erst im Alter entwickeln sich die Nabelknoten, aber auch dann sind die Formen noch dadurch von den europäischen Polyptychiden ver- schieden, daß sich zwischen die von den Knoten ausgehenden Rippenbündel ungeknotete Einzelrippen einschalten. Ich schlage für diese ganz neuen, bis jetzt allein aus der argentinischen Kor- dillere bekannten Formen die Bezeichnung Holcoptychites vor1. Außer der Leitform liegt vom Ao. Covunco noch eine weitere Art vor, die im Alter stark aufgebläht und am Nabel mit großen, konischen, nach innen gerichteten Knoten verziert ist, H. mcri- dionalis n. sp. Nicht minder interessant ist der von Douville als Holcodiscus Eecopei beschriebene Ammonit. Auch von ihm liegt mir jetzt zahlreicheres Material vor, an dem ich die reich ge- gliederte, aber nur mäßig zerschlitzte Lobenlinie präparieren konnte. Da zeigte sich nun, daß die Art durch eine ganz eigentümliche 1 Man vergleiche auch die Besprechungen dieser Formen durch Uhlig (Über die sogen, borealen Typen des südandinen Reichs. Dies. Centralbl. 1911. p. 536). Die Ausführungen Uhlig’s fand ich durch meine Unter- suchungen vollauf bestätigt. Es muß hier noch einmal erwähnt werden, daß von den von DouyillE beschriebenen Formen nur Polyptychites neu- quensis Douv. und Holcodiscus Eecopei Douv. aus dem Xeocom stammen. Alle übrigen Arten gehören, wie schon Uhlig vermutete und Windhausen bestätigte, dem Tithon an. Bei den von Douville als Simbirskites be- schriebenen Formen handelt es sich um andine Virgatiten, das Genus Simbirskites kommt also in der Kordillere nicht vor. 144 H. Gertli Ausbildung des ersten Laterallobus ausgezeichnet ist. Durch einen stark entwickelten Sekundärsattel ist der innere Seitenast dieses Lobus ganz abgetrennt und zu einem besonderen Element geworden. Etwas Ähnliches finden wir, abgesehen von den ganz anders skulp- tierten und gestalteten Leopoldien, nur bei gewissen Hopliten des norddeutschen Neocom wieder, die v. Koenen als Hoplitoides be- zeichnete. Da nun die in Rede stehenden andinen Formen in der Jugend auch hochmündiger waren und weniger gewölbte Flanken besaßen, glaube ich, daß sie eher an jene Hopliten als an Holcodiscas anzuschließen sind. Namentlich mit Hoplitoides laeviusculus v. Koen. besitzt die Art auch in der Berippung manche Ähnlichkeit. Zu- sammen mit diesen Formen fand sich am Ao. Covunco noch ein neues Desmoceras , Z>. Windhauseni n. sp., das Beziehungen zu J). cassidoides Uhl. und Puzosia liptoviensis Zeuschx. sp. aufweist. Zone des Crioceras andinum n. sp. Während die Schichtfolge am Ao. Covunco mit diesem Horizont abschließt, ist am Rio Diamante noch ein weiterer Schichtkomplex fossilreich entwickelt. Er schließt eine nicht minder merkwürdige Fauna ein, die durchweg aus Formen besteht, die mit zunehmendem Alter die Tendenz besitzen, sich auszurollen. Es kommt dabei zwar noch nicht zur vollkommenen Loslösung der Windungen, doch werden die Formen so evolut, daß sich die äußeren Umgänge nur eben noch berühren. Man kann daher sehr im Zweifel sein, ob man die Stücke noch zu den Hoplitiden rechnen oder schon den Crio- ceraten anschließen soll. Bekanntlich kommen auch im llauterivien des Mediterrangebietes solche Zwischenformen zwischen Hopliten und Crioceraten vor, die als Hoplites angulicostatus d'Orb. und JI. baleare Nolan beschrieben worden sind. Sie stellen jedoch offenbar nur gleiche Entwicklungsstadien dar und sind mit den andinen Formen nicht näher verwandt. Diese dürften sich nach ihrer Skulptur vielmehr z. T. an gewisse Hopliten des norddeutschen Neocom, wie 7/. Dcshaysi d’Oub. und 77. Weissi Neum. u. Uhl., anschließen und zu CYioceras-Formen vom Typ des Crioceras Bowcr- banki Sow. und C. ßssicostatum Roem. überleiten ( Neohoplites dia- mantensis n. sp. und N. Beederi n. sp.). Noch häufiger als diese beiden ist eine andere Art, die ich als Crioceras andinum n. sp. bezeichnet habe, weil sie auf ihren äußeren Windungen bereits eine reine Crioceratenskulptur annimmt und sich nicht mehr an bestimmte Hopliten anschließen läßt. Neben diesen sich stark aus- rollenden Ammoniten fand sich auch noch ein einzelner Hoplit, Neocomites pcrditus n. sp., bei dem die Ausrollung noch weniger hervortritt und der sich an die Gruppe des N. amblygonius Neum. u. Uhl. anschließen dürfte. Die Fauna der beiden letzten Stufen trägt einen ganz neuartigen Charakter, der sich nicht unerheblich von dem der Fauna der tieferen Neocomablagerungen unterscheidet und ihr bis jetzt noch eine recht isolierte Stellung gibt. Der Fauna und Gliederung des Neocoms etc. 145 einzige mediterrane Anklang wird durch DesmocerasWindhauseni n.sp. dokumentiert. Aber selbst mit der durch Favre aus zweifellos gleichalterigen Schichten Patagoniens beschriebenen Fauna lassen sich keine direkten Verwandtschaftsbeziehungen konstatieren, wohl aber ein gewisser gemeinschaftlicher Charakterzug. Auch unter den patagonischen Arten weisen nämlich eine ganze Reihe Ankliinge an solche des norddeutschen Neocom auf, mit denen wir ja auch einige unserer Formen noch am ehesten in Beziehung bringen konnten. Es dürfte sich zwar hier im andinen Neocom nicht um boreale Typen handeln, die mit den norddeutschen direkt verwandt sind, sondern die Ähnlichkeit der Formen mag eher durch gleiche äußere Lebensbedingungen hervorgerufen sein, bei denen aber weniger die Temperatur als die Tiefenverhältnisse des Meeres eine Rolle gespielt haben können. In Neuqnen wie in Patagonien handelt es sich ebenso wie bei den Hilsbildungen Norddeutschlands um küstennahe Flachwasserbildungen. Neue Funde in cephalopoden- reichen Ablagerungen gleichen Alters auf der Siidhalbkugel werden vielleicht auch auf die verwandtschaftlichen Verhältnisse dieser merkwürdigen Fauna mehr Licht werfen. Ihre isolierte Stellung macht eine genaue Altersbestimmung der Schichten, in denen sie vorkommt, schwierig. Da sich aber die ausrollenden Hopliten in Südeuropa am Ausgang der Hauterive-Stufe einstellen, glaube ich, daß auch in den Anden diesen Schichten ein solches Alter zu- zuschreiben ist. Es sind die höchsten fossilführenden Schichten in der unteren Kreide, mit Gips und dolomitischen Kalken schließt über ihnen der marine Sedimentationszyklus des Mesozoicums in der argentinischen Kordillere ab l 2. Charakter und verwandtschaftliche Beziehungen der Fauna der andinen Neocombildungen sind in neuerer Zeit von Uhi.ig 2 und Windhausen eingehend beleuchtet worden. Viele der in diesen Arbeiten ausgeführten spekulativen Betrachtungen sind durch die nun viel umfassendere Kenntnis der Fauna überholt. Ausführlich darauf einzugehen, bietet diese Mitteilung keinen Raum. Kurz möchte ich nur zum Schlüsse noch einmal zusammenfassen, was wir auf sicheren Daten basierend über die Fauna des Palaeocreta- ceums in der Kordillere anssagen können. Die Ablagerungen des Neocoms sind in der argentinischen Kordillere in zwei verschiedenen Fazies entwickelt. Cephalopodenreiche Ablagerungen des tieferen Meeres sind im unteren- Neocom im nördlicheren Gebiet vertreten. 1 Die von Burckhardt (Palaeontogr. 50. 1903) am Rio Agrio als Aptien aufgefaßten Schichten dürften, nachdem sich die aus ihnen be- schriebenen Zweischaler auch am Co. Lotena gefunden haben, ebenfalls dem Hauterivien angehören. 2 Außer den schon zitierten Arbeiten vgl. auch die letzte Zusammen- fassung: Die marinen Reiche des Jura und der Unterkreide. Zeitschr. d. Wiener geol. Ges. 4. 1911. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 10 146 H. Gerth. Ihre Fauna ist neben einigen typisch andinen Formen besonders durch Anklänge an die mediterrane und indopazifische Region aus- gezeichnet. Sie läßt sich mit im wesentlichen gleichbleibendem Charakter durch die ganze Kordillere Südamerikas über Peru bis nach Mexiko verfolgen. Dort beobachten wir noch ganz die gleiche Aufeinanderfolge der Faunen und wenn es nicht gelang, argen- tinische Arten mit mexikanischen zu identifizieren, so liegt das sicher nur an dem schlechten Erhaltungszustand der letzteren1. Im Gegensatz dazu weist die Fauna der küstennahen Flachwasser- bildungen am Ostrande des Gebirges einen anderen Charakter auf. Zu den auch hier noch deutlichen mediterran - pazifischen Be- ziehungen gesellt sich ein neues Faunenelement, das für die Süd- halbkugel bezeichnend zu sein scheint. Es findet sich wieder in den Ablagerungen des älteren Neocom in Südafrika, während wir es aus dem jüngeren Neocom bis jetzt nur aus Patagonien in typischer Entwicklung kennen. Typische sogen, boreale Formen konnte ich dagegen im Neocom Argentiniens nicht entdecken. Ich lasse hier noch drei sich ergänzende Detailprofile durch die geschilderten Ablagerungen folgen , sowie eine tabellarische Übersicht (p. 148). Profil an der südlichen Talflanke des Rio Grande, östlich des Portezuelo del Per dido. AndesitJager. Rote Sandsteine und Konglomerate. Dolomitische, diclcbankige Kalke, ca. 30 m. Helle, plattige Mergelkalke mit Crioceras andinum n. sp., Neohoj)lites dia- mantensis n. sp., Beederi n. sp , Neocomitcs perditns n. sp., ca. 40 m. Muschelig brechende Mergelkalke mit Holcoptychitcs neuquensis n. sp., ca. 50 m. Dicke grobsandige Kalkbänke voll Exogyra Couloni d'Okh., ca. 30 m. Mergelkalke mit eingelagerten sandigen Kalkbänkcn voll Trigonia transi- toria Steinm. und anderen Zwei schalem, ca. 50 m. Heller diinnbanldger Sandstein und Konglomerat, ca. 20 m. Rote Sandsteine und Arkose aus Quarzporphyrmaterial, ca. 30 m. Paläozoischer Granit. 1 Bei San Pedro de Gallo (Bol. Instituto geolog. de Mexico. 1912) entspricht Burckhardt’s Portlandien super, unserer Zone mit Berriasella mendosana Beiir., die Selbstes du Panteon und Conclies ä Steueroceras unserer Zone des Steueroceras Koeneni Stet. sp. (oberes Berriasien = In- fravalanginien und nicht unteres Berriasien, wie Burckhardt angibt). Die Couches ä Spiticeras haben in den Anden ihr Äquivalent in der Zone des Spiticeras Damesi Steu. sp. und die Couchcs ä Holcodiscus dürften, wie auch Burckhardt schon vermutete, bereits an die Basis des Hauterivicn zu stellen sein; sie besitzen anscheinend einen von der argentinischen Ausbildung abweichenden Charakter. Fauna und Gliederung des Neocoms etc. 147 Schichtfolge im Westen des Arroyo de 1 a M a n g a (Gesamtmächtigkeit ca. 100 nt). Mergelschiefer und Kalkbänke mit Acanthodiscus radiatus Brug. und Neocomites pseudoretjalis Burckh. Dicke Kalkbänke voll Exogyra Couloni d’Orb., ca. 50 in. Mergelkalke mit Zweischalern. Schiefrige Mergel und gelbe Kalke mit Xeocomites regalis Bean forma argentina, N. in flatus n sp.. Acantliodiscus Kcideli n sp Mergel mit eingelagerten Kalkbänken voll kleiner Exogyren und Zwei- schalern. sowie Spiticeras Damesi Steü. sp Kalkbank mit Berriasella fraudaus Steg. sp. und Himalagites sp Schichtfolge am Arroyo Durazno und C e r r o B o 1 a d o r (ca. 150 m). Kalkbank voll Spiticeras Damesi Steg. sp. Schiefriger Mergelkalk mit Berriasella fruuduns. Steü. sp. Dunkle Mergelschiefer. Linsen dichten Kalkes mit Steueroceras Koeneni Stf.ü. sp. und Berriasella callistoides Behr. Schwarze Mergel. Geodenlage mit Thurmannia Duraznensis n. sp., Berriasella Benedei Steü. sp., Spiticeras acutum n. sp. und Hauthali n. sp. Schwarze Mergel. Harte Knollenkalkbank mit Steueroceras Koeneni Steu. sp. und striola- tissimum Steu. sp. Dunkler Mergel mit Geoden und Kalklagen mit Steueroceras Koeneni Steü. sp.. Berriasella inaequicostuta n. sp., spinulosa n. sp. Geodenlage voll Hoplites Burckhardti M.-Eym., Berriasella alternans n. sp. Schwarze Mergel. Geodenlage voll Aulacosphinctes saladensis n. sp., Kossmatia desmido- ptycha Uhl., laevis n. sp. Schwarze Mergel mit Geoden und Kalkbänken in diesen : Berriasella mendozana Behr. sp., Oppeli Kil., callistoides Behr. Kalkbank mit Berriasella densecostata n. sp. 10* 148 H. Gerth. Fauna und Gliederung des Neocoms etc. Übersicht über Gliederung und Fauna des Neocom und Tithon in der argentinischen Kordillere. Berriasella mendozana Behr. sp. Berriasella Köllickeri Opp. sp . mendozana Behr sp. u. Verw., calUstoidcs Behr. sp., Oppeli Kil., dense- costata n. sp. Aulacospliinctes saladensis n. sp., proximus Steu. sp., mangaensis Steu. sp.. Lytoceras sp. Kossmatia desmidoptycha Uhl., lacris n. sp. Ncnmayria Zitteli Burckh. Haploceras cf. tenuifalcatum Neum., Ncnmayria Zitteli Borck., pseudoolithica Haupt, Aspidoceras andi- num Steu., euomphalum Steu., Steinmanni Haupt Simoceras, Aulacospliinctes , Perisphinctes var. sp. Virgatites mendozanus Burckii. Virgatites mendozanus Burckii. (= V. scythicus Visc. bei Burckh.), Perisphinctes choicensis Burckh., australis Burckh., erynoides Burckh. u. a. V. Hilber, Alter der Pithecanthropus-Schichten. 149 Alter der Eithe«'" nt/i roj>us-Schichten. Von V. Hilber. Die Pithecanthropiis-Schichteü werden von den meisten Forschern für diluvial, von einem Teil für tertiär gehalten. Für die Be- urteilung der Frage liegen folgende Anhaltspunkte vor: 1. Die Säuger. 2. Die Reptilien. 3. Die Konchylien. 4. Die Pflanzen. 5. Das Klima. 6. Die Vulkane. 7. Die Tektonik. 8. Die Nieder- terrasse. 9. Spuren des Menschen. Von den Fischresten sehe ich ab, da die Bearbeitung durch Hennig im Selenkawerk keine Bestätigung der Dußois’schen Be- stimmungen, sondern nur Gattungsnamen ergab. 1. Sänger. Alle 27 Arten sind ausgestorben ( Bibos gaurus, welchen Dubois anfangs als einzige lebende Art angeführt, wird von ihm nicht mehr erwähnt). Der Vergleich mit den europäischen Verhältnissen ergibt pliocänes Alter, denn eine diluviale Säuger- fauna aus lauter ausgestorbenen Arten kennen wir in Europa und auch sonst außer den zwei strittigen Faunen von Trinil und Nar- bada nicht. Selbst die Fauna von Mauer mit tertiären Anklängen enthält viele lebende Arten, die des Waldbettes von Cromer, welche sehr nahe der Wende zwischen Pliocän und Diluvium steht, ja von einigen Autoren für pliocän erklärt wird, enthält neben l hierfür eine ganze Reihe von schwer schmelzbaren Salzen wie Natriumchlorid und andere in Frage. Vom physikalisch-chemischen Standpunkt bestellen zwei Möglichkeiten für die Wirkungsweise des Schmelzmittels: entweder kann es als sogenannter Mineralisator die Entstehung einer bestimmten Kristallform veranlassen, oder es wirkt lediglich intermolektrlar druckerhöhend oder schmelzpunkt- erniedrigend. Trifft das erste zu, so müssen die Phosphore in bestimmter Form kristallisierte Produkte darstellen, resp. müßte man durch Herstellung einer bestimmten Kristallform zu pbosphores- eierenden Pritparaten kommen. Trifft dagegen das zweite zu, so- müßte mit Schmelzmittel nicht gemengtes, geschmolzenes Sulfid in gleicher Weise phosphorescieren wie die nach der I.ENAitn'schen Methode gewonnenen Präparate. Zur Entscheidung dieser mineralogisch und phosphorescenz- chemisch wichtigen Fragen wandten wir uns zunächst dem Zink- snlfid zu, da es sich dem natürlichen Vorkommen entsprechend leicht in zwei wohldefinierten Kristallformen darstellen läßt. Als Ausgangsmaterial benutzten wir das seit einiger Zeit im Handel befindliche, durch die Physikalisch -Technische Reichsanstalt analytisch charakterisierte „normierte“ Zink. Das normierte 1 2 3 Zink hatte einen Cadmiumgehalt von 10-4, während es von anderen Metallen so gut wie frei war. Das Zink wurde in verdünnter Sclnvefelsäure gelöst, und das Sulfid aus dieser Lösung mit Hilfe von Schwefelwasserstoff (aus elektro- lytischem Wasserstoff und Schwefeldampf synthetisch dargestellt) gefällt (Fällung unvollständig). Zur Befreiung von Hydrosulfid usw. wurde endlich noch im Schwefelwasserstoffstrom bei Rotglut behandelt. Über die Kristallformen und Kristallisationsbedingungeu des Zinksulfids liegt eine ausführliche Mitteilung von Allen und Crenshaw 2 vor. Die beiden Kristallformen, in denen Zinksulfid auftritt, sind Blende oder Sphalerit (reguläre Tetraeder und Do- dekaeder) und Wurtzit (hexagonal). Der Umwandlungspunkt liegt zwischen 1015° und 1024°, und zwar besteht oberhalb dieser Tem- peratur Wurtzit, unterhalb Blende. Die von Allen und Crenshaw ausgearbeiteten Methoden wurden von uus benutzt, um die ver- schiedenen Kristallformen darzustellen. Es zeigte sich dabei, daß beide Kristallformen phosphorescierend und nicht phosphorescierend erhalten werden konnten, mithin also eine Parallelität zwischen Kristallform und Phosphorescenz nicht festzustellen war. — Wir wandten uns daher dem tatsächlichen Schmelzvorgang zu. Von den Sulfiden der II. Gruppe sind die Sulfide der Erdalkalieu bereits von Mourlot 3 in geschmolzenem Zustande erhalten worden nach 1 F. Mylius, Zeitschr. f. Elektroch. ‘23. 152. 1917. — Die Natur- wissenschaften. 5. Heft 25. 22. 6. 17. 2 Amer. Journ. Sc. 34. 341. 1912. — Zeitschr. f. anorg. Ch. 79. 125. 1913. 3 C. r. 127. 408. 1898. — Ann. Chim. Pbys. (7.) 525. 1899. 156 E. Tiede und A. Schleede. phosphorescenzchemisch nicht einwandfreien Methoden. Die Sulfide von Zink, Cadmium und Quecksilber sind bisher überhaupt noch nicht geschmolzen worden, da' sie bei gewöhnlichem Druck nur sublimieren. Es gelang den Verfassern nun den Schmelzvorgang für letztere tatsächlich hervorzurufen mit Hilfe des nebenstehend skizzierten Druckofens. Prinzip: Im Innern einer Stahlbombe von 2 cm Wandstärke und 7 cm lichter Weite wird bei einem Stickstoffdruck von ca. 150 Atm. durch elektrischen Strom (ca. 13 Volt, 500 — 600 Amp.) ein Kohlerohr zum Glühen gebracht, in dessen Innern sich das Sulfid befindet. Um die Aufnahme von Kohle und sonstiger Verunreinigungen aus dem Heizkörper zu ver- hindern. wurde eine direkte Berührung mit dem Heizkörper vermieden, indem das mit Hilfe eines Glasstempels zu einem Zylinder gepreßte, amorphe Sulfid freistehend in dem Kohlerohr aufgestellt wurde. Um eine optische Temperaturbestimmung (Holborn-Kurlbaim) zu ermöglichen, war an der Seite der Bombe ein Schaurohr angebracht. Eichung des Pyro- meters für die vorliegenden Verhältnisse (Lichtabsorption durch kom- primiertes Gas und Glasplatte) durch Schmelzen eines Platinstücks im Innern des Zylinders unter gleichzeitiger Ablesung der ilahei aufgewandten Kilowattzahl. Die Temperaturen haben nur schätzungsweisen Wert. Mit Hilfe dieses Druckofens gelang es uns nun, die Sulfide von Zink, Cadmium und Quecksilber tatsächlich zu schmelzen. Für die Phosphorescenzfrage ergab sich, daß das geschmolzene Zink- sulfid ebenso wie das nach der LuNAun’schen Methode behandelte Zinksulfid stark phosphoresciert, und zwar liegt die Farbe des emit- Phosphorescenz und Schmelzen der Sulfide etc. 157 tierten Phospliorescenzlichtes der iiußeren geschmolzenen Schichten nach dem roten Teil, der inneren, nur gesinterten Schichten da- gegen mehr nach dem violetten Teil des Spektrums zu. — Cad- mium und Quecksilber konnten auch durch den Schmelzvorgang nicht zur Phosphorescenz gebracht werden, da die dunkle Eigen- färbung offenbar den Phosphorescenzetl'ekt verhindert. — Schließ- lich wurden auch noch die Erdalkalisulfide und das Magnesiumsulfid in dem Druckofen geschmolzen. Es zeigte sich dabei, daß bei den Erdalkalisnlfiden der Druck für die Erzielung des Schmelzvorgangs nicht notwendig ist, aber die Entstehung einer glänzenden Ober- fläche begünstigt. Für die Schmelzung des Magnesiums ist der Druck ohne bemerkenswerten Einfluß. Mit Bezug auf die Phosphorescenz- fähigkeit ergab sich bei den Erdalkalisnlfiden das gleiche wie beim Zinksulfid. Die Phosphorescenz des geschmolzenen Magnesiumsulfids ist bei gewöhnlicher Temperatur nur sehr schwach. — Durch vor- stehende Feststellungen scheint für die Phosphorescenzfrage erwiesen, daß das sogenannte Schmelzmittel bei der LBNARD’schen Präparation durch den tatsächlichen Schmelzvorgang ersetzt werden kann. Die von uns angewandten Schmelzbedingungen sind aus nach- folgender Tabelle ersichtlich : Sulfid Druck Temperatur des Kohlerohrs ZnS . . ( 150 Atm. 1800-1900° Cd S . • ’ 100 „ 1750° HgS 120 „ 1450° Mg S CaS 1 Atm. und über Sr S 75—100 Atm. 2000° Ba S Über die von uns erstmalig geschmolzenen Sulfide von Zink, Cadmium und Quecksilber ist folgendes zu sagen: 1. Geschmolzenes Ziuksulfid hat das Ansehen einer glänzenden Glasur von hellem, griinlichgelbem Farbton. Sublimation oder Dis- soziation hatte nicht stattgefunden. Die quantitative Analyse des Schmelzprodnktes ergab ein 100% -Sulfid. Es ist von harter Struktur und auch gegen chemische Einflüsse erheblich widerstands- fähiger als das Ausgangsmaterial. Die kristallographische Unter- suchung 1 ergab, wie zu erwarten war, das Vorliegen der hexa- gonalen Modifikation. 2. Cadmiumsulfid wurde ebenso wie das Zinksulfid amorph aus der Sulfatlösung gewonnen. Das geschmolzene Sulfid zeigt glänzende Glasur und ist von dunkel gelbbrauner Farbe und von 1 Herr Dr. Korreng vom Mineralogischen Institut unterstützte uns hierbei in liebenswürdigster Weise. 158 Besprechungen. ähnlicher Härte wie das Zinksultid. Sublimation oder Dissoziation hatte ebenfalls nicht stattgefundeu. 3. Quecksilbersulfid wurde mit Schwefelwasserstoff aus Sublimat- lösung gefällt. Das geschmolzene Sulfid war nicht zu einer Glasur geschmolzen, sondern zeigte stahlgraues, mattes Aussehen, einzelne Stellen zeigten rötlichen Farbton. Es hatte glänzenden kristal- linischen Bruch. Schon bei ganz leichter Berührung (Reiben mit dem Fingernagel) wandelte sich der Farbton in Rot. Besprechungen. M. Neumayr: Erdgeschichte. Dritte Aufl., bearbeitet von Fr. Eduard Sueß. Bd. I (Dynamische Geologie). 543 p., 132 Abb. im Text, 30 Taf., darunter 6 farbige , sowie 2 farbige Karten. Bibliograph. Institut Leipzig-Wien 1920. Es gibt für einen weiten Leserkreis wohl keine gefälligere, zuverlässigere und anregendere Einführung in die Aufgaben, Pro- bleme und Erkenntnisse der Geologie als Neumayr’s zweibändige Erdgeschichte von 1886. Selbst ohne Neubearbeitung wäre sie für ihren Zweck noch heut unübertroffen. Nun ist sie aber in bildsamster Weise mit der Weiterentwicklung der Wissenschaft mitgegangen: 1895 erschien die zweite Auflage, von V. Uhlig bearbeitet in verständnisvoller Anpassung nach beiden Seiten hin: an den Verfasser wie an jüngere Bedürfnisse. Und jetzt läßt der rührige Verlag allen Verhältnissen zum Trotz wiederum den Schritt vorwärts tun, der sich von Zeit zu Zeit empfiehlt. Fr. Ed. Suess hat sich der dankenswerten Aufgabe der Neugestaltung des be- währten Werks unter Beibehaltung aller seiner Vorzüge in takt- voller Weise unterzogen. Der Verlag hat die prachtvolle Illu- stration als wesentlichen Teil der Belehrung auf der alten stolzen Höhe gehalten. Die Einführung der vom Verlag beliebten Ab- bildungstafeln mit steiferem Glanzpapier vorzugsweise für photo- graphische Wiedergaben dürfte sogar als Weiterentwicklung be- grüßt werden. Zunächst liegt nur der erste Band vor. Er verrät schon, wieviel weiter diesmal die Umformung des Gegebenen gehen mußte. Sein Inhalt versöhnt aber auch damit, „daß nur ein Bruchteil des Textes unverändert bleiben konnte“. Neumayr gehört nur mehr der glänzende Plan des Werkes an, der Nachweis, daß allgemein- verständliche Darstellung mit voller Wissenschaftlichkeit überhaupt Besprechungen. 159 noch vereinbar ist. Es kann kein Zweifel sein , daß das neue Gewand der Darstellung unserm derzeitigen Wissen vollendeter gerecht wird. Die treffliche Vorarbeit des ursprünglichen Werkes hat es befähigt, organisch über seine erste Anlage hinauszuwachsen. Um Platz für Neues, Unabweisliches zu gewinnen, mußte, was irgend entbehrt werden konnte, fallen. Mit Bedauern aber Zustimmung wird man unter dieser Notwendigkeit den astronomischen Teil, der das Erdganze wieder als Teil eines noch höheren Ganzen auffasseu und verstehen lehrte, beseitigt finden. Dafür haben die Darstellungen von der Gesteinsbildung und -Umbildung, Diagenese und Bodenbildung, die neueren morphogenetischen Anschauungs- weisen, die erstaunlichen Erfahrungen der Gebirgsbildungsforschung den ihnen heutzutage gebührenden Platz eingenommen. Die eigentliche Geschichte der Erde ist, wie früher, dem zweiten, seiner wesentlichen Bereicherung wegen mit besonderer Spannung zu erwartenden Bande Vorbehalten. Doch ist der als ABC der Geologie unentbehrliche Auszug der Stratigraphie im einleitenden Teile beibehalten worden und durch Fossiltafeln ergänzt. An- gekündigt ist unter anderm auch die Einbeziehung der Regionalen Geologie in den Gesamtplan. Eigenartig erscheint die Anordnung des Stoffes insofern, als die Wirkungen von Wasser und Wind nunmehr zwischen Vul- kanismus und Gebirgsbildung — Erdbeben abgehandelt werden, wohl unter dem Gesichtswinkel, daß ihre für den Geologen be- deutsamste Rolle in der Gesteinsbildung gesehen werden kann, die früher in einem besonderen Abschnitt abgeliandelt wurde, nun aber nach Erstarrungs- und Schichtgesteinen aufgeteilt ist. Auch die Diagenese findet nun ihren Platz unter den Ein- wirkungen des Wassers. Die Metamorphose und die Behandlung der kristallinen Schiefer schließen als Reststück jenes Sonder- abschnitts den Band ab, während die aus dem astronomischen Teil allein übernommenen Meteoriten als „kosmischer Vulkanismus“ die Besprechung des irdischen ergänzen müssen. Ihre Darstellung hat sogar einen sehr begrüßenswerten Ausbau erfahren. Am gewaltigsten mußten die Abänderungen gegenüber der 25 Jahre älteren zweiten Auflage ausfallen in der Auffassung der tektonischen und säkularen Bewegungen der Erdkruste. Die Er- forschung der Alpen und die morphogenetische Methode haben uns hier mit Riesenschritten vorwärts gebracht. Die Plastizität des Erdkörpers erscheint heut in ganz anderem Lichte. Bemerkens- wert ist, daß das Werk sich entschlossen auf den Boden der Deckenlehre stellt, auch für die Ostalpen. Die farbige, klar ge- zeichnete tektonische Karte des Alpenkörpers neben p. 425 ver- dient besondere Hervorhebung. _ E. Hennig. 160 Besprechungen. — Personalia. A. Johannsen: Manual of petrographic methods. II. Ed. New York 1918. 649 p. u. 770 Fig. Das Werk ist bis auf eine Anzahl Zusätze, besonders von inzwischen erschienener Literatur, ein unveränderter Neudruck der ersten Auflage, die 1914 erschien. Wegen des Inhalts kann des- halb auf das Keferat in diesem Centralblatt 1915, p. 125, ver- wiesen werden. Einige kleinere Beanstandungen, die dort erwähnt werden, linden sich auch noch im Neudruck. Es muß indessen betont werden, daß infolge der langen Zeit, welche seit der letzten Auflage der anderen, insbesondere auch unserer deutschen Hand- bücher verstrichen ist, das Werk von Johannsen die modernste und erschöpfendste Zusammenfassung der petrographisch-mikro- skopisehen Arbeitsmethoden und der theoretischen Grundlagen darstellt. Insbesondere ist die Literatur bis in die neueste Zeit wohl vollständig berücksichtigt und sorgfältig angeführt. Die prak- tische Brauchbarkeit wird durch zahlreiche übersichtliche Tabellen, die sonst nicht zu finden sind, sehr erhöht. Die Unklarheiten und kleinen Fehler bei einigen theoretisch-optischen Ableitungen, sowie einige Mängel bei den Erklärungen der Figuren werden hoffentlich bei einer Neuauflage verschwinden. H. Schneiderhöhn. E. Weinschen k : The fundamental principles of petrology. Autorisierte Übersetzung der III. deutschen Aufi. von A. Johannsen. New York 1916. 214 p. 137 Fig. 6 Taf. Eine sinn- und oft wortgetreue Übersetzung des ersten Bandes von Weinschenk's „Grundzüge der Gesteinskunde“. Die bekannten vorzüglichen Abbildungen konnten nicht in der originalen Schönheit gebracht werden, weil die Druckstöcke währAd des Krieges nicht nach Amerika kommen konnten und die Figuren aus dem deutschen Werk reproduziei’t werden mußten. H. Schneiderhöhn. Personalia. Versetzung: Prof. Dr. A. Bcrgeat in Königsberg ist als Nachfolger von Prof. Johnsen nach Kiel versetzt worden. \V Bergt. Natur und Entstehung der (ineise etc. lßl Original-Mitteilungen an die Redaktion. Natur und Entstehung der Gneise der ecuatorianischen Ostkordillere. Von W. Bergt in Leipzig. Hei den Vorarbeiten zu einer geologischen Karte des Yulkan- gebietes von Ecuador hatte icli mich auch mit den Gneisen der ecuatorianischen Ostkordillere zu beschäftigen. F. v. Wolff1 kommt 1904 bei seinen Untersuchungen über die älteren Gesteine dieses Gebietes zu dem Ergebnis, daß die Mnscovit-, Epidotalbit- und Chlorit - Glimmer - Albitgneise Sedimentgneise , dynamometamorphe Sandsteine wären, während er die Biotitgneise den Orthogneisen, also den Eruptivgneisen zurechnet. Als einzigen Beweis für seine Auffassung führt v. Wulff für zwei seiner Sedimentgneise die chemische Zusammensetzung an. Daß man bei der Deutung der betreffenden Analysen zu einem ganz anderen Ergebnis kommt, sollen die folgenden Ausführungen zeigen. 1. Der Muscovitgneis der ecuatorianischen Ostkordillere. Die einzige, von v. Wolff zugrunde gelegte Analyse ist in der folgenden Zusammenstellung unter I. abgedruckt, und ihr zum Vergleich sind die Analysen zweier sächsischer, chemisch nahe verwandter Granite unter II. und III. augefügt. Nach v. Wolff „ verbieten der gefundene Überschuß an A1203 von 1,67 Mol.-%, sowie der überaus hohe Gehalt an Si02 die Herleitung dieses Ge- steines aus einem Eruptivgestein. Der hohe Kieselsäuregehalt deutet auf Sandstein, der hohe Gehalt an Alkalien auf Sandsteine, die ans der Aufarbeitung feldspatreicher Gesteine wie Granit oder Gneis her- vorgegangen sind. Es sind demnach diese Muscovitgneise Psammit- gneise, die auf arkoseartige Sandsteine zurückzuführen sind“ 2. Weder der hohe Kieselsäure-, noch der hohe Alkaliengehalt, noch auch der Tonerdeüberschuß von 1,67 Mol.-0,, vermögen das geringste Zeugnis gegen die eruptive Entstehung dieses Muscovit- 1 F. v. Wolff, Die älteren Gesteine der ecuatorianischen Ostkordillere sowie die des Azuav und eines Teiles der Cuencamulde in W. Reiss. Ecuador. 1904. 2. Heft. 189—304. * Ebenda, p. 209. CentralblaU f. Mineralogie etc. 1921. 11 162 W. Bergt, gneises abzulegeu. Ein Blick in eine Zusammenstellung von Granit- analysen (z. B. Osann I.1 2) lehrt, daß es Granite mit höherem Kieselsäure- und weit höherem Alkaliengehalt gibt. Und ein Ton- erdeiiberschuß, zuweilen von beträchtlicherer Höhe als hier, ist bei den saueren Tiefengesteinen eine ungemein verbreitete Erscheinung. Von 29 Analysen erzgebirgischer Granite enthalten 23 einen Ton- erdeüberschuß, der in 16 Fällen hiervon mehr, z. T. weit mehr beträgt als der unseres Muscovitgneises aus Ecuador. Der gleichen Erscheinung begegnen wir beim erzgebirgischen Biotitgneis, der jetzt allgemein mit Recht als ein Eruptivgestein angesprochen wird. Von 29 Analysen dieses Gesteines zeigen 24 Tonerdeüberschuß, davon 11 weit mehr als 1,67 Hol.-%. Und endlich der Muscovit- gneis des sächsischen Erzgebirges, dem die eruptive Entstehung viel eher und einhelliger zugesprochen worden ist als dem Biotit- gneis: Von den 12 Analysen des erzgebirgischen Muscovitgneises weisen 11 Tonerdeüberschuß auf, davon nicht weniger als 10 ein T. das größer als 1,67 ist. Linck 2 kommt bei seinen Untersuchungen über den Chemismus der tonigen Sedimente zu dem auf unseren Gegenstand bezüglichen Ergebnis: „Die Sedimente haben meist mehr als 5% Tonerde- Überschuß, Eruptive meist weniger als 5 %.“ Die Ergebnisse meiner Chemischen Petrographie Sachsens stimmen mit der eben erwähnten Feststellung Linck’s überraschend überein. Damit ist dem einzigen Anhalt, der v. Wolff den Muscovit- gneis vom Cuvillan zu den metamorphen Sedimentgesteinen stellen ließ, die Grundlage entzogen. Die Muscovitgneise, die mir aus dem besprochenen Gebiet in den reichen Sammlungen von Stüuki. und Reiss im Leipziger Museum für Länderkunde und Vulkanologie zur Verfügung stehen, machen mir auch sonst keineswegs den Eindruck metamorpher Sedimente. Das Verhältnis a : c : f = 14,5 : 1 : 4,5 15,5 0,5 4 ist erfahrungsgemäß durchaus das eines Eruptivgesteines , eines saueren Granits. Wenn wir in dem System der Tiefeugesteine von Osann (a. a.O. p. 464) beim Granit die Stelle aufsuchen, die unserem Muscovitgneis dort zukommt, bemerken wir, daß er daselbst zwischen dem Granittypus Brookville s8l a 17,5 c 1 f 1,5 und dem Granit- typus Hauzenberg s81,5 a 12 c 2 f6 eine vorgesehene Lücke ausfüllt. Unter den 183 von Linck benutzten Analysen toniger Sedi- mente besitzt keine einzige ein Verhältnis a : c : f, das dem unseres 1 A. Osann, Versuch einer chemischen Klassifikation der Eruptiv- gesteine. 1. Die Tiefengesteine. Min.-petr. Mitt. 151. 1900. 351 — 469. 2 0. Linck, Über den Chemismus der tonigen Sedimente. Geol. Rundschau. 4. 1913. 289—311. Natur und Entstehung der Gneise etc. II »3 I. Muscovitgneis. herrschende Gneisart des Cuvillan, Valle-Vicioso- Berge, Ecuador, A Lindnkr bei v. Wolke, a. a. 0. p. 208. II. L ithionitgranit, mittel- bis grobkörnig, Johanrigeorgenstadt.. Sachsen. Bube bei Scheerkr, Festschrift, 1866. Freiberg, 180, VI 111. Mittweidaer Granitit, Waldheim und Mittweida, Mittel aus 4 Analysen. Kai.kowskv. Zeitschr. Deutsch, geol. Ges. 33. 1881. 651. A . G e w i c h t slui n d e r 1 1 e i 1 e. | B. M o 1 ek u 1 a r h u n d e r 1 1 e i 1 e. I. 11. III. I. ii. in Si t )., . • • 75,33 75,31 72.37 82,18 82,36 80.32 TiO, . 0,08 — — 0.06 — — Al A 13.38 13,23 14,73 8,59 8,51 9,61 FeaOs. • ■ 0,61 — 1,87 — — — FeO . • • 0,85 1.50 — 1.27 1,37 1.55 MgO . . . 0,55 0.25 0,34 0.90 0,41 0.57 t’a 0 . • . 0,33 0,65 0,66 0.38 0,76 0,79 Na„0 . . . 3,50 2,60 3.24 3,70 2,75 3,48 K.,0 . . . 4,00 5,51 5.19 2.83 3,84 3,68 i‘A . . 0.20 — 0.09 — — 11,0 . . . 0.43 0.86 0,85 100,00 loo.oo 100.00 09.32 99.91 99.25 Spez. Gew. 2,647 C. Gruppen werte nach Osann, . v. John und F. £. Suess. S A 0 F T a c f n m k I. 82,38 6.53 0.38 2.17 1.68 14.38 0.84 4.78 5.67 8,51 1.95 15.26 0,71 4,03 1,58 II. 82.36 6.59 0.76 1,78 1.16 14.44 1,66 3,90 4.17 7.01 1,92 15,06 1,48 3.46 1,65 III. 80.32 7.16 0.79 2.12 1.66 14.22 1.57 4.21 4.86 7.28 1,72 15.04 1.35 3,61 1.42 I). G e s tei n s f o r m ei n nach Osann. S a c f T I. 82,3 14,5 1 4,5 1,68 15,5 0,5 4 II. 82.4 14,5 1,5 4 1,16 15 1,5 3,5 III. 80,3 14.5 1,5 4 1,66 15 1,5 3,5 11* 164 W. Bergt. Muscovitgneises nur nabe käme. Selbst die Analysen der Grau- wacken Nr. 120 — 126 und 175— 1S3 bei Linck zeigen einen viel kleineren Wert von a, so daß also auch der angeblich zu hohe Wert vou a als Beweis gegen die eruptive und für die sedimentäre Natur des Muscovitgneises wegfällt. Die Berechnung der Gruppenwerte nach Osann bedarf bei Analysen mit größerem Tonerdeüberschuß einer Ergänzung, die nach dem Vorgang von M. Stark \ vou C. v. John und F. E. Sukss1 2, von Grubenmann 3 und Linck (a. a. 0.) und sonst schon vielfach an- gewendet worden ist. Nach dieser Ergänzung werden solche Analysen mit hohem Tonerdeüberschuß doppelt berechnet, einmal mit Ver- nachlässigung des Touerdeüberschusses, zweitens indem dieser zn den Alkalien geschlagen wird. Dieser zweiten Berechnung liegt der Gedanke zugrunde, daß der Tonerdeüberschuß durch eine Lösung und Fortführung eines Teiles der Alkalien, infolgedessen eine ver- hältnismäßige Anreicherung der Tonerde verursacht worden ist, ein Vorgang, der bei der Umwandlung der Feldspäte, besonders des Orthoklases in Kaolin oder in Muscovit tatsächlich eintritt. Diese zweite Berechnung sucht also gewissermaßen die ehemalige chemische Zusammensetzung des Gesteines, bei der alle Tonerde gebunden war, wiederherzustellen. Es ist eine bekannte Tatsache, daß der Orthoklas der saueren Eruptivgesteine ganz besonders häutig teil- weise oder ganz kaolinisiert ist. Ein Tonerdeüberschuß ist deshalb bei diesen Gesteinen außerordentlich weit verbreitet, wie die oben angegebenen Zahlen für die sächsischen Granite und Gneise zeigen. In der Zusammenstellung auf p. 163 sind der Analyse unseres Muscovitgneises zwei Analysen sächsischer Granite gegenübergestellt, die große Übereinstimmung mit jenem zeigen und dartun, daß der Muscovitgneis der ecuatorianischen Ostkordillere chemisch durchaus ein Eruptivgestein, ein sauerer Granit ist. Dagegen ist mir nicht gelungen, Analysen von Sandsteinen, Arkosen, Grauwacken zu finden, welche die gleiche Bolle wie die sächsischen Granite, aber zu- gunsten einer sedimentären Entstehung zu spielen vermöchten. Wohl könnte eine Arkose, eine Grauwacke zufällig eine recht ähnliche bis gleiche chemische Zusammensetzung haben wie unser Muscovitgneis. Das würde aber immer noch kein ausreichender Beweis für die sedimentäre Entstehung unseres Gesteines sein. Die Hauptsache in unserem F a 1 1 e ist der Nach- weis: Der Chemismus unseres Muscovitgneises wider- spricht nicht nur nicht dem von Eruptivgesteinen, er entspricht ihm vielmehr durchaus. 1 M. Stark, Die Gesteine Usticas usw. Min.-petr. Mitt. *23. 1904. 532. ■ C. v. John und Fr. E. Sukss, Pie Gauvenvandtschaft der Gesteine der Brunner lntrusivmasse. Jahrb. k. k. geol. R.-A. öS. 1908. 250. 5 U. Grubenmann, Die kristallinen Schiefer. 1907. 2. Bd. — 2. Aufi 1910. Natur und Entstehung der Gneise etc. 1 65 •>. Der Chlorit-Glimmer-Albitgneis der ecuatorianischen Ost- kordillere. v. Wolkf (a. a. 0. p. 215) sagt zu der einzigen Analyse, die auch für dieses Gestein vorliegt: „Hoher Gehalt an Si02 und A1203 zeichnen das Gestein aus, während die Menge der Alkalien nicht besonders groß ist. Die Magnesia überwiegt beträchtlich den Kalk, AljOs > Alkalien -f- CaO -f- MgO. Es sind das Verhältnisse, die bei Eruptivgesteinen nicht zu linden sind. ... Es liegt dem obigen Gestein also ein Sandstein vorwiegend mit tonigein Bindemittel und dolomitisch-mergeligen und kalk- mergeligen Beimengungen zugrunde. “ I. Ch lo r i t-Gli mm er- A lbi tgneis , Chorrera de Agoyan, linke Seite des Rio Pastaza, südliches Fufigebirge der Llanganates, 1476 m. A. Lindner bei F. v. Wolke, a. a. 0. p. 214. 11. Hornblendegranit von Syene. Ägypten; Scheerer. Festschrift 186«, 176, XVII. 111. Quarzg limmerdior it. Klausen. Tirol. Teller und v. John. Jahrb. k. k. geol. R.-A . Wien 1882. IV. Graniti t, Bobritzsch bei Freiberg in Sachsen. Rübe bei Scheerer. Zeitschr. Deutsch, geol. Ges. 14. 1862. 46, XVI. V. L a u s i t z e r Grani t i t . Wiesa bei Kamenz. Sachsen . Bl. 36. Scheerer , Festschr. 1866, 176, IX. B. Molekularhund e r 1 1 e i 1 c. I. II. III. IV. V. SiO, .... 77.05 76,57 77.13 76,54 Ti 0, . . . . 0,33 0,39 — 0.76 0,33 Al,Os . . . . . 10,01 7.80 7.12 7.18 9,54 FetOs .... ... — — — — — Fe 0 ... . . . . 3,62 4,28 4.17 3,81 4,31 MgO . . . • 1,18 2,01 1,73 2,26 Ca 0 ... . . . . 0,85 2,07 3.90 3,49 1.94 Xa,0 .... . . . 3,28 4,77 3.98 3,02 2,17 KjO ... . . . 1.39 2.46 2,25 2,44 2.91 Mn 0 . . . . ... — — — 0,44 — 100,00 100,00 100,00 100,00 100.00 Um Platz und Kosten zu sparen, sind die Gewichtshundert- teile der Analysen weggelassen worden. C. Gruppen werte. S A C F T a c f n m k I. 77,20 4.67 0,85 7.27 4.49 7,30 1,33 11.37 7.02 8.95 2,09 Albitgneis, 10,60 0.98 8,42 1,21 Ecuador. II. 77,44 7,23 0,57 6.96 — 9,80 0.77 9.43 6.60 7,25 1,50 Granit, Syene. II. 76,57 6,23 0,89 9.19 — 7,64 1.09 11,27 6,39 6,13 1.58 Diorit, Klausen. V. 77,89 5,46 1.72 7,75 — 7,31 2,30 10,37 5,53 6,32 1,76 Granit, Bobritzsch. V. 76,87 5.08 1,94 6.57 2.52 7.48 2,85 9,67 4,27 7.72 1.88 Granit. Wiesa. 9.43 2.41 8.16 1.37 W. Bergt, 16(i D. Gesteinsformeln. s a c f T 1. 77.2 7 1,5 11,5 4.49 Ohlorit-Glimmer-Albitgneis, 10,5 1 8.5 Ecuador. II. 77,4 10 0.5 9,5 — Hornblendegranit, Syene. III. 76,6 7,5 1 11,5 — Quarzglimmerdiorit, Klausen IV. 77,9 7.5 2 10,5 — Granitit, Bobritzsch. V. 76,9 7,5 3 9,5 2,52 Lausitzer Granitit, Wiesa. 9.5 2,5 8 Der Chemismus auch dieses ecuatoriauischeu Gneises fügt sich olme jede Schwierigkeit in die Reihe der granit-dioritischen Eruptiv- gesteine ein. Wenn wir für seine Gesteiusforniel in dem Osann- sclien System der Tiefengesteine (a. a. 0. p. 464) den Platz suchen, finden wir dort beim Granit in der ersten Vertikalreihe eine vor- hergesehene Lücke, deren Stellung aus der folgenden Übersicht erkennbar ist : S a c f 77.2 10,5 1 8,5 Chlorit-Glimmer-Albitgneis. Ecuador, 2. Berechnung. 10 1 9 Osann, Typus Svene 10 77.5 9 8 — 7 77,2 6 68 6,5 1,5 11,5 Chlorit-Glimmer-Alhiigneis, Ecuador. 1. Berechnung. 1 12,5 Osann, Typus Karamgranit. Außerdem zeigen die obigen Zusammenstellungen, daß dieser vermeintliche Sedimentgneis, nach v. Wolff ein nietamorpher Sand- stein, magmatisch dem Lausitzer Granitit sehr nahesteht, der chemisch schon zum Diorit hinneigt. Auch der Granitit von Bobritzsch gehört chemisch zum Lausitzer, nicht zum sauereren Erzgebirgischen Granit- typus. Aus der großen Zahl der vom Lausitzer Granitit vorhandenen Analysen könnten noch mehrere angeführt werden, die diese nahe chemische Verwandtschaft veranschaulichen. Also die chemische Zusammensetzung auch des ( ' h 1 o r i t - G 1 i m m e r - A 1 b i t g n e i s e s der e c u a t o r i a n i s e h e n Ostkordille re spricht nicht gegen, sondern für ein E ruptivgestei n. .». Der Epidot-Albitgneis der ecuatorianisclien Ostkordillere. v. Wolff sagt (a. a. 0. p. 211) über diesen dritten Gneis: „Der große Wechsel in der Verteilung der Bestandteile und das Auf- treten von Karbouatlinsen im Gesteinsgefüge sprechen deutlich für die Paragneisnatur dieser Epidotgneise. Rosknuusch (Elemente, 1901, p. 497) leitet derartige Epidotgneise von mergeligen Gesteinen her. Diese Deutung mag für die vorliegenden Epidotgneise zutreffen.“ Natur und Entstehung der Gneise etc. 167 Eine chemische Analyse fehlt bei v. Wolit für diese Gneisart, weshalb die Erörterungen, die an die beiden ersten Gneise geknüpft wurden, hier unmöglich sind. Aber es möge darauf hingewiesen werden, daß Laitakari 1 einige Albitepidotgesteine von Südfinnland, von ihm Helsinkit genannt, chemisch mit einem mittelkörnigen Natronsyenit von Oulainen im westlichen Finnland vergleicht. Daß dieser Helsinkit richtungslos körnige Struktur besitzt, ändert nichts an der Beurteilung. Ein und dasselbe Gestein kann hier massig, dort, schiefrig ausgebildet sein. Wie der III. Geologisch-topographische Teil bei v. Wolit (a.a.O. p. 288 — 298) zeigt, finden sich in den von diesem behandelten Ge- bieten Ecuadors Eruptivgesteine (Granite, Diorite, Gabbros, Diabase, Keratophyre, Porphyrite), Eruptivgneise (Biotitgneis), Sedimentgueise (die drei oben behandelten Arten nach v. Wolff), Gneisglimmer- schiefer, Glimmerschiefer, Phyllite, Tonschiefer räumlich neben- einander. Über die genauere geologische Lagerung dieser zahl- reichen Gebirgsglieder zueinander wissen wir nichts. Aber es ist geologisch und petrographisch offenbar ein Gebiet, wie wir es an zahlreichen Stellen der Erde und auch in Deutschland vielfach in gleicher Ausbildung haben. Erfahrungsgemäß bereiten gerade der- artige Verhältnisse der Wissenschaft auch jetzt noch und selbst in geologisch sehr genau bekannten Gebieten ungeheure Schwierig- keiten hinsichtlich der genetischen Deutung der einzelnen Glieder. Die letzten Jahrzehnte haben aber gelehrt, welch eiu äußerst wert- volles Hilfsmittel bei dieser Deutung die chemische Zusammen- setzung der Gesteine ist. In meiner Chemischen Petrographie Sachsens werde ich zeigen, daß die zahlreichen Granite, Gneise und der Granulit Sachsens chemisch zwei Gruppen angehören, einer saureren, alkalienreicheren, eisen- und magnesiaärmeren — - ich nenne sie den Erzgebirgischen Granittypus — und einer weniger saueren, alkalienärmeren, eisen- und magnesiareicheren Gruppe — - ich nenne sie den Lausitzer Granittypus, der sich schon dem Diorit nähert. Dem erzgebirgischen Granittypus gehören mit Ausnahme zweier Vorkommen alle erz- gebirgischen Granite, ferner der Muscovitgneis des Erzgebirges, der Granulit und der Mittweidaer Granitit des sächsischen Mittel- gebirges an. Der Lausitzer Granittypus enthält den Lausitzer Granitit, den Biotitgneis des Erzgebirges und von den erzgebirgischen Graniten den von Fleyh und den von Nanndorf-Bobritzsch. Diese Feststellung liefert zugleich einen wertvollen Beweis für die eruptive Natur des Granulits, des Biotit- und Muscovitgneises Sachsens, um deren Entstehung ein Jahrhundert lang gestritten worden ist. 1 A. Laitakari, Einige Albitepidotgesteine von Südlinnland. Bull. Com. Geol. Nr. 51. Helsingfors 1918, — Bericht darüber in Geol. Zentralbl. 25. 1920. 5. Heft. p. 193. Nr. 682. 168 W. Bergt. Natur und Entstellung der (ineise etc. Es ist nun merkwürdig, daß von den beiden, durch chemische Analysen belegten Gneisen Ecuadors der eine, der Muscovitgneis. gleich dem erzgebirgischen Muscovitgneis, dem Erzgebirgischen Granittypus, der andere, der Chlorit-Glimmer-Albitgneis, dem Lau- sitzer Granittypus entspricht. Eine zweite wichtige Frage, die sich auch an diese Gneise knüpft, ist: Liegen sie im ursprünglichen Erstarrungszustand vor. oder sind sie so, wie wir sie jetzt sehen, Erzeugnisse einer Meta- morphose. Für die Beantwortung dieser B'rage hat die Wissenschaft bis jetzt noch kein Mittel gefunden. Die meisten derartigen Ent- scheidungen sind unbewiesene oder ungenügend bewiesene An- nahmen. Nach v. Wolff sind die den drei oben behandelten Gneisen zugrunde liegenden Sedimente, Sandsteine verschiedener Art, durch die Djmainometamorphose in kristalline Gesteine, in Gneise um- gewandelt worden. Die Zeit, in der v. Wolff dies schrieb, 1904. stand noch ganz unter dem Bann der von Rosenbusch mit all- gemeinem Erfolg vertretenen Dynamometamorphose. Heute würde man an deren Stelle für diesen Fall die allgemeine, Regional- oder Tiefenmetamorphose setzen. Die Theorie dieser gegenwärtig herr- schenden Metamorphose hat zwar mit Erfolg und überzeugend dar- getan, daß derartige Gesteinsumwandlungen unter den physikalischen Bedingungen (Hitze und Druck) einer bestimmten Erdrindentiefe möglich und wahrscheinlich ist. Sie hat aber niemals, weder all- gemein noch für die einzelnen Fälle, glaubhaft zu machen versucht, wie denn eigentlich die ehemaligen Sedimente in diese, doch recht beträchtlichen Tiefen hinunter-, und wie sie nach der Umwandlung wieder an die Oberfläche hinaufgekommen sind, wo wir sie jetzt in angeblich metainorphosiertem Zustand beobachten. Wenn man für die einzelnen Vorkommen solcher Gesteine derartige Erwägungen anstellt, stößt man doch auf arge Schwierigkeiten, Unwahrscheinlich- keiten, ja Unmöglichkeiten, womit denn für den betreffenden Fall diese Metamorphose fallen gelassen werden muß. Mir scheint, der Wissenschaft wäre mehr gedient, wenn man nicht so schnell das Register irgend einer Metamorphose zöge zur Erklärung derartiger Gesteine. Die allernächstliegenden Deutungs- möglichkeiten ohne Metamorphose kommen dabei immer noch schlecht weg, bleiben ununtersucht, unausgebaut. H. Salfeld, Das Problem des borealen Jura etc. llü* Das Problem des borealen Jura und der borealen Unterkreide. Von Hans Salfeld in Göttingen. Gelegentlich der Beschreibung von „borealen" Ammonoideen- Typen aus dem mexikanischen und argentinischen Oberjura ist die alte Streitfrage wieder aufgetaucht, ob die „boreale Fauna“ an be- stimmte nordische Breiten gebunden ist, d. h. mit anderen Worten, ob im Sinne Nefmayr’s das Problem nach unseren heutigen Kennt- nissen noch dahin zu deuten ist, daß Klimadifferenzierungen zur Jurazeit (recte Oberjurazeit) die eigenartige „boreale“ Fauna hervor- gerufen hat. Wenn auch an keiner Stelle zu dieser Frage direkt Stellung genommen wird, so geht sie doch als roter Faden durch die zwischen Burckhakdt und Uhug in dies. Centralbl. 1911 ent- fesselte Polemik hindurch. Danach hätten wir Uhi.m; als Ver- teidiger der NEUMAYn’schen Hypothese und Bikckhardt als ihren Bekämpfet' anzusehen ’. Die Durchforschung der Ammouoideen-Faunen des nordwest- europäischen Oberjura hat mich dazu geführt, das Problem von einer etwas anderen Seite aus anzugreifen. Dies ist von mir bereits 1913 (Salfei.h, Die zoogeographische Stellung des obereu Jura Süddeutschlands. Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges.) in den Gruud- ziigen angedeutet. Ich habe damals ausgeführt, daß von den vier Ammonoideen -Stämmen (Phylloceratida, Ly toceratida , Stephano- ceratida und Harpoceratida) des Jura sich in der sog. Tethys alle vier ziemlich gleichmäßig an der Zusammensetzung der Faunen beteiligen, in der neritischen Randfazies der Tethys dagegen nur noch zwei, die Harpoceratida (vertreten durch die Oppelidae) und die Stephauoceratida (vertreten durch die Perisphinctidae) lebten. Im borealen Gebiet lindet sich schließlich nur noch einer der vier Stämme, die Perisphinctidae, und dieser Stamm schlägt seine eigene Entwicklung ein. Dies ist aber noch nicht der auffälligste Zug für die Am- monoideen-Fauna des borealen Oberjura (im Lias und Hauptteil des Dogger läßt sich bekanntlich, soweit wir überhaupt Ablagerungen aus diesen Zeiten in nordischen Gebieten kennen, kein besonderes boreales Faunengebiet feststellen). Wie immer betont, hebt sich 1 Für die Faunen des Jura haben Nikitin, Ortmann und Pompeckj zuletzt 1914. Die Bedeutung des schwäbischen Jura für die Erdgeschichte) die Unabhängigkeit von Klimazonen erläutert und als Grund für die Faunenänderung die Isolation in den Vordergrund gestellt. 170 H. Salfeld, das boreale Fauneugebiet vom Callovien an durch die beiden sich aus dem Macrocephalen entwickelnden Zweige, die Gruppe der Cadoceratinae (Cadoceras — Qucnstedtoceras, denen sich für Oxford und Kirameridge Cardioeeras anschließt) und die Gruppe der Cosino- ceratinae ( Kepplerites — Cosmoceras ) nur leicht ab. Wesentlicher ist schon das negative Merkmal, das Fehlen der übrigen Ammonoideen oder doch ihr starkes Zurücktreten, während die oben genannten Gruppen im neritischen Randgebiete der Tethys relativ häufig sind, bis auf die jüngeren Cardioceraten und der älteren aus der Cordaten- gruppe. Im obersten Oxford tritt nun im borealen Gebiete plötzlich eine Gruppe von Perisphinctiden auf, die ich als Ringsteadia be- zeichnet habe, deren Vorfahren schon in diesem Gebiete gelebt haben mögen oder erst in dieses eingewandert sind. Diese Stamm- formen sind noch unbekannt. Vielleicht lassen sich an die Ring- steadien die Gattung Pictonia anschließen, aus denen ein Teil der sog. Kimmeridge-Olcostephanen, Rasenia, hervorgeht. Rasenia scheint sich in zwei Zweige zu teilen, deren einer aulacoid (mit Extern- furche) wird und mit Aulacostephanus im Ober-Kimmeridge erlischt. Der andere Zweig endet mit den monströsen Formen des untersten Fortland, die ich als Gravesia bezeichnet habe (Gruppe des Anim, gigas auct.). Von diesen Formen findet sich entweder nichts oder nur einige seltene Einwanderer in der neritischen Randfazies der Tethys. Neben Cardioeeras finden sich im borealen Gebiete im Kim- meridge nur die einander ablösenden Gruppen: Ringsteadia, Pictonia. Rasenia und Aulacostephanus’, daneben sind häufiger, doch aber als Einwanderer, Aspidoceraten, z.T. in gleichen Arten wie in der Tethys und ihren Randgebieten; sehr selten tritt einmal ein Perisphinctcs. eine Oppelia oder ein Phglloccras hinzu. Es besteht demnach ein großer faunistischer Unterschied nicht nur darin, daß im borealen Gebiete nur die Perisphinctiden heimisch wurden und sich nach einer besonderen Richtung differenzierten, sondern dieser Unter- schied prägt sich ganz besonders stark darin aus, daß wir im borealen Gebiete fast immer nur zwei Gattungen nebeneinander vertreten finden: Oxford: Cardioeeras und Perisphinctes ( Aspidoceras und Pelloeeras als Einwanderer). Kirnmeridge: Cardioeeras und Pictonia ( Asjiieloceras und Perisphinctes als Einwanderer). t'ardioeeras und Rasenia ( Aspidoceras und Perisphinctes als Einwanderer). r Cardioeeras, Rasenia und Aulacostephanus (Aspidoa ras als Einwanderer). Das Problem des borealen Jura etc 171 Demgegenüber sind schon die Randgebiete der Tethys durch eine Fülle von Perisphinctiden und Oppelien ausgezeichnet, von denen zahlreiche Gruppen in den verschiedenen Zonen neben- einander lebten. Auch für die Zeiten des Portlandien ändern sich diese Ver- hältnisse nicht. Cardioceras ist erloschen, wahrscheinlich auch Aidacostephanus. Von letzterer Gattung wird zwar aus Frankreich noch eine Art angeführt, Aul. autissidoreusis Cott., doch ist diese Angabe nicht über jeden Zweifel erhaben. Es setzen sich von den borealen Gruppen lediglich die eine Mutationsgruppe der Rasenien, die Gravesien, in das unterste Portlandien fort. Daneben sind von mir in England bei Kimmeridge in den Gravesien-Schichten zahl- reiche Virgatosphincten gefunden. Diese Virgatosphincten sind ein- gewandert. denn im Bereiche des borealen Kimmeridge ist nichts vorhanden, aus dem sich diese entwickelt haben könnten, wohl aber in den Randgebieten der Tethys, nämlich die Gruppe des Pensphinctcs polyplocus Rein., mit der im Kimmeridge in einer Konservativreihe (diesen Ausdruck führe ich für solche Reihen ein, welche in bezug auf die Gehäuseform keine Exzessivbildungen [Externkiel, Extern- furche, dick geblähte Windungen usw.] aufweisen) zum ersten Male eine Rippenteilung auf verschiedener Höhe erscheint. Die Virgato- sphincten bleiben für das Portland der Tethys und ihrer Randgebiete ein typischer Faunenbestandteil, aber nur im borealen Gebiete haben sich kurz nach ihrer Einwanderung die echten Virgatiten entwickelt, welche für die höheren Schichten des unteren Portland so charakteristisch sind. Neben den Virgatiten lebten in Nord- frankreich und England Virgatosphincten und echte Perisphincten, während die Virgatosphincten in Rußland zu fehlen scheinen. Auch nach dem Absterben der Virgatiten ändert sich das Bild nicht. Die höheren Schichten des Portlandien führen einige wenige Arten von Perisphincten und Virgatosphincten, die für das boreale Gebiet charakteristisch sind. Scheinbar gänzlich unvermittelt treten daun in der oberen Wolga-Stufe und ihren Äquivalenten in Yorkshire Craspediten und glatte Perisphinctiden, die Gruppe des Amm. fulgeus Thautsch., auf. Letztere bringen eiue weitere für das boreale Gebiet sehr charakteristische Gruppe hervor, Platylcuticeras ( Garnieria), welche in die unterste Kreide hineinreicht. Die Craspediten, mit ihrer schwachen und spärlichen, aber doch deutlich virgatomen Berippung, gehen entweder auf die echten Virgatiten oder Virgatosphincten zurück. Sie setzen sich in die untere Kreide fort in verschieden differenzierte Gruppen ausstrahlend, wie Polyptychites, Astieria (nur als Spezialfall von Polyptychites aufzufassen, indem die Virgatiou der Rippen dicht auf den Knoten zusammenrückt) und in Simbirskitcs. Alle diese Gruppen besitzen entweder für die Dauer ihres individuellen Wachstums oder in der Jugend virgatome 172 H. Salfeld. Rippenspaltung und werden erst sekundär bi- oder polydichotom, im Gegensatz zu den sog. costaten Hopliten Uhlig’s aus dem Neocom, welche immer bidichotome Rippengabelung aufweisen und fiir das Gebiet der Tethys und ihrer Randgebiete charakteristisch sind. Die von Burckhardt aus dem mexikanischen Kimmeridge beschriebenen „Craspediten“ sind sicher keine Vorläufer der Craspediten der oberen Wolga-Stufe, sie weisen keine virgatome Rippenspaltung auf. und wo lebten die Nachzügler jener sog. Kimmeridge-Craspediten während der neun dazwischenliegenden Zonen des Portlandien. Aus diesen Zusammenstellungen geht deutlich hervor, daß die Ammonoideen-Fauna des borealen Oberjura 1. eine verarmte ist, 2. auf kürzere Zeiten aus gewissen, eingewanderten Gruppen von Perisphinctiden eigene Entwicklungsgruppen hervor- gebracht hat, 3. zu wiederholten Malen Einwanderungen aus dem Gebiete der Tethys und ihrer Randgebiete empfangen haben muß. Suchen wir nach analogen Verhältnissen in der geologischen Geschichte, so fallen besonders diejenigen der germanischen Trias auf. Auch hier wandern im oberen Muschelkalk von zahlreichen Ammonoideen-Gruppen der Tethys nur eine, die Ceratiten s. str., ein und schlagen ihre eigene, für dies Gebiet so charakteristische Entwicklung ein. Für die Sonderstellung der germanischen Trias ist nicht versucht worden das Klimaproblem zur Erklärung heran- zuziehen. Und doch ist wohl prinzipiell kein Unterschied zu dem Problem des borealen Oberjura und Unterkreide vorhanden. Zur Erklärung der Sonderstellung der germanischen Trias, speziell des Muschelkalkes, ist mit Recht darauf hingewiesen, daß es sich um ein einheitliches, relativ großes Becken handelt, welches mit dem offenen Ozean eine nur sehr behinderte Verbindung besaß1 2" -. 1 A. Riedel, Beiträge zur Paläontologie und Stratigraphie der Ceratiten des deutschen oberen Muschelkalkes. Jahrb. d. Preuß. Geol. Landesanst. XXXVII, I. 1916. 2 C. Diener, Über die Konstanz einiger Hanptgrenzen der marinen mesozoischen Reiche (Mitteil. d. Geol. Ges. Wien 1912. Bd. V. p. 13) tritt für eine, dem borealen .Iura gleichwertige boreale Trias ein. Wie schon von Pomi'Eckj (Die Bedeutung des schwäb. Jura fiir die Erdgeschichte. 1914. p. 55, u. a. 0.) betont ist, gibt es eine gesonderte boreale Jura- Provinz erst seit dem Callovien. Dieser boreale Jura läßt sich aber nach den hier gegebenen Untersuchungen nur mit der germanischen Trias als Isolationsgebiet mit verarmter Fauna vergleichen, nicht aber mit dem nordischen Triasgebiet, welches im wesentlichen die marinen Cephalopoden- Gruppen des offenen Meeres führt, wenn sich gegenüber anderen Gebieten auch untergeordnete Eigenheiten geltend machen. Pas Problem des borealen Jura etc. 17H Auch für das „boreale“ Oberjura-Becken (und auch Unter- kreide-Becken) läßt sich ein analoges Verhältnis feststcllen, nur daß dies Becken bedeutend größer war, niemals aufhörte in seinem ganzen Umfang ein Becken von mehr oder weniger normalem Salz- gehalt und normalen Lebensbedingungen zu sein, und bei seiner Größe auch mehrere, darum aber doch wohl für einen Austausch der Cephalopodenfaunen nicht weniger behinderten Verbindungswege besessen haben würde. So sehen wir, daß in dem Moment, wo nach Ablagerung der G'ö/us-Schichten des untersten Portland sich die Meeresstraße durch Mittelfrankreich schließt und Westengland — Normandie mit der mitteldeutschen Landmasse sich zusammen- schließt, die Faunendift'erenzierung im borealen Gebiete einerseits und in der Tethys und ihren Randgebieten anderseits einen solchen Grad erreicht, daß nun auch die Einwanderer von dem einen in das andere Gebiet fehlen und mit ihnen jedes gemeinsame Maß zu stratigraphischen Vergleichen. Was weiter im Osten an Meeres- verbindungen in diesem Momente noch aufgehoben wird, ist uns noch unbekannt, bezw. was hier noch kurz vorher bestanden hat. Hier wie in der Trias tritt uns die Isolation als besonderer Faktor in der Herausbildung der Fannendifferenzen entgegen. Damit ist die Klimafrage noch keineswegs ausgeschlossen. Die veränderten Wärmeverhältnisse können, falls sie vorhanden waren, unter den Faktoren der abgeänderten Lebensbedingungen zur Heraus- bildung andersgearteter Entwicklungsrichtungen mitgesprochen haben. Es kann aber auch ebensosehr die Isolation allein die Wirkung hervorgerufen oder doch rein passiv die an sich auch ohne ersicht- lichen Grund entstehenden Gruppen in ihrer Befestigung zu existenz- fähigen Gruppen begünstigt haben. Mit voller Entschiedenheit ist jedoch der Ansicht entgegen- zutreten, daß die borealen Faunenelemente kälteliebend waren und ihrer Verbreitung von einer gewissen oberen Temperaturgrenze abhängig gewesen seien. Die Verbreitung der rein borealen Am- monoideen-Fauna (auch einschließlich der Aucellen; es handelt sich hier um weiße Kalke mit Virgatiten) reicht in Rußland bis an das Kaspische Meer, bis etwa an den 47.° nördl. Breite, also bis in Gebiete, wo in Europa die „alpine Fauna der Tethys“ lebte. Schon aus diesem Grunde wird man nichts mehr dagegen ein wenden können, wenn ich den nordost- und nordwestdeutschen, den nordfranzösischen und englischen Oberjura als Randgebiete zum „borealen Becken“ stelle, auch deshalb nicht, weil sich im Oxford und Kimmeridge dort gelegentlich einmal Korallenrasen einstellen, die neben einer bestimmten Temperatur (nach den heutigen Verhältnissen beurteilt ) besondere Anforderungen an Klarheit des Wassers und eine be- sondere Wassertiefe stellen. Nur diese Faktoren lassen sich für jene Gebiete als ausschlaggebend erkennen, denn kurz vorher und kurz nachher und auch gleichzeitig in zwischenliegenden Gebieten 174 H. Salfeld, Das Problem des borealen Jura etc. finden wir keine Korallen, sobald toniges oder sandiges Sediment an Stelle des kalkigen tritt. In dem bisherigen „Typ“ des borealen Juragebietes, in Ruß- land, vermissen wir die kalkigen Sedimente. Erst aus dem Süden, vom Kaspischen Meere, sind mir virgatitenfiihrende Kalke bekannt geworden, die zwar keine Korallen führen. Dies ist aber nicht nötig, wenn die speziellen Lebensbedingungen der bestimmten Wassertiefe nicht vorhanden waren. Die Uniformität der Floren des Jura und der Kreide über die ganze Welt spricht gegen eine Sonderung in Klimagürtel und für einen weitgehenden Klimaausgleich für die Gebiete ihres Wachstums. Diese Gebiete sind die Küstenstriche und weite Niederungen. Des- halb kann in Hochgebieten ein kälteres und auch für das Jahr periodisch wechselndes Klima zur Jura- und Kreidezeit vorhanden gewesen sein, wie auch im Inneren von Landmassen Gebiete mit periodisch wechselnder Trockenheit und Feuchtigkeit existiert haben mögen. Wenn daher die von Gotiian untersuchten Hölzer mit „Jahresringen“ aus höheren nördlichen Breiten tatsächlich dem Jura oder der Kreide, besonders der Unterkreide angehören sollten, so braucht dies einer Uniformität der Floren (hervorgerufen durch weitgehenden Klimaausgleich) in den oben gekennzeichneten Ge- bieten nicht zu widersprechen. Diese Holzreste können so lange nicht für die Existenz von Klimazonen ins Feld geführt werden, als sie nicht in situ, d. h. noch an ihrem Standort eingewurzelt, gefunden wurden. Sie können immer noch als Treibhölzer aus Hochgebieteu oder dem Inneren von Landmassen herbeigeflößt sein. Wer wollte z. B. Schlüsse ziehen auf das Klima hochnordischer Gebiete aus den Treibhölzern, die der Golfstrom z. T. aus dem äquatorialen Amerika verfrachtet und an den Küsten hochnordischer Gebiete, wo das Klima keinen Baumwuchs mehr gestattet, im Schlamm zur Ablagerung kommen läßt. Nichts beweisen auch die Hölzer, welche Flüsse aus Hochgebirgen der heißen Zone in die Niederungsgebiete bringen, über das Klima der Ablagerungsstelle. Vorläufig können wir also nur den Faktor der Isolation für die Herausbildung der Faunendifferenzen zur Oberjura- und Unterkreide- zeit in voller Schärfe herausschälen, wie dies für die Verhältnisse zur Triaszeit schon seit langem erkannt wurde. K. Nowack, Die Grundzüge in der Tektonik Mittelalbaniens. ]75 Die Grundzüge in der Tektonik Mittelalbaniens. Von Ernst Nowack in Leoben. Mit 2 Textßgaren. Erforschungsgeschichte. — Mittelalbanien 1 ist bisher einer der wenigst bekannten Teile der Balkanhalbinsel gewesen und be- sonders in der geologischen Erforschung klaffte hier mitten im Dinarischen Faltensystem, das die Halbinsel meridional durchzieht, eine merkliche Lücke. Der nördliche Anteil der Dinarischen Gebirge ist — soweit er auf dalmatinischem Gebiet liegt — hauptsächlich durch die Arbeiten der ehemaligen k k. Geolog. Reichsanstalt eingehend unter- sucht (Kerner, Schubert, Bukowsky), Montenegro ist durch Tietzk, Hasskrt, Martei, ei, Vinassa de Regny u. a. verhältnis- mäßig gut bekannt, Nordalbanien hat in jüngerer Zeit besonders Nopcsa sorgfältig erforscht; auch Vetters und während des Krieges Kerner, Hammer und Ampferer haben wichtige Beiträge zu seiner geologischen Kenntnis geliefert. Über den geologischen Aufbau Griechenlands ist nach den grundlegenden Untersuchungen von Neumayer, Teller, Bittner und Philippson besonders durch Ren/. helles Licht gebreitet worden; seine Forschungen reichen bis ins südliche Albanien, über welches wir — von einigen älteren Unter- suchungen abgesehen — auch schon durch Martelli und Niculescu einiges wissen. Zwischen diesem südlichsten Anteil Albaniens (Gegend von Valona, nördlicher Epirus) und dem Arbeitsfelde Nopcsa's in Nord- albanien erstreckt sich ein Raum von mehr als 1 Breitegrad Aus- dehnung. aus welchem bis in jüngste Zeit nur durch die klassischen Reisen Ami Bouk's und Viquesnel's einige geologische Daten be- kannt waren. Später wurde nur noch von Vetters 1906 ein Vor- stoß in das nördliche Mittelalbanien (Gegend von Tirana) unter- nommen und auch eine Reise Marek’s (gleichfalls 1906) berührte mittelalbanisches Gebiet vom unteren Mati bis Durazzo. Kurz vor dem Kriege führte schließlich der Reiseweg einer italienischen Studienkommission für Albanien, welcher auch zwei Geologen: Dal Piaz und De Toni, beigegeben waren, durch den nieder- albanischen Anteil Mittelalbaniens'2. 1 Als Mittelalbanien wird das Gebiet zwischen den Flüssen Mati und Semeni (bezw. dessen Oberlauf Devoli) bezeichnet. 2 Die Reise ging von Valona über das Bergland Malakastra und den Paß von Sinja nach Berat, von wo ein Abstecher auf die Cafa Darz (Paß auf der N-Seite des Tomorica-Gebirges) gemacht wurde. Von Berat führte die Reise nach Elbasan (Vorstoß ins Skumbital aufwärts und abwärts) und über den Krabapaß nach Tirana, von Tirana nach Kruja und Durazzo und von hier über Kawaja-Fieri zurück nach Valona. 176 E. Nowack. Erst im Kriege wurde dieser dunkelste Teil des Landes durch die Okkupation von seiten der österreichisch-ungarischen, deutschen und bulgarischen Truppen zugänglicher und es begann auch sofort die topographische Neuaufnahme des Landes, von welchem bisher nur die — hier sehr mangelhafte — österreichische General- karte existierte. Es erfolgte nun eine geologische Reise von Vetters (im Auf- träge der Wiener Akademie der Wissenschaften), die über Tirana— Elbasan ins Skumbital aufwärts bis zur Hadzi-Bekar-Brücke und durch das Gebirge nördlich des Skumbi über Singjerc zurück nach Tirana führte, und schließlich lernte der Verfasser durch kriegs- geologische Tätigkeit besonders die Gegend von Tirana und Durazzo und das Skumbigebiet eingehend kennen. Von Osten her griff auch die deutsche kriegsgeologische Aufnahmstätigkeit über den Ochrida- see nach Albanien bis ins oberste Skumbigebiet hinüber (Berichte von Welter und Goebel). Nieder- und Inneralbanien. — Betrachten wir Mittel- albanien zunächst morphologisch, so fällt auf den ersten Blick der Unterschied zwischen Niederalbanien und Inneralbanien ins Auge. Ersteres ist z. T. ein Hügelland mit eingeschalteten Ebenen, z. T. ein sanft geformtes Bergland, das nur ausnahmsweise bis 1000 in emporgeht (Kraba-Gebirge), letzteres ist durchaus gebirgig, schwer zugänglich und mit Höhen zwischen 1000 und 2000 m, ja stellen- weise reicht es auch über 2000 m empor. Niederalbanien schiebt sich von der Mati-Miindung als ein nach S zu immer breiter werdender Streifen zwischen die Küste und den Rand des gebirgigen Inneralbanien; gegen Südalbanien steigt es zu immer höherem Lande an und verwächst mit den hier emporsteigenden epirotischen Ketten. Geologisch ist Niederalbanien als Tertiärland charakterisiert, in dem besonders auch die Neogen- formation bedeutende Verbreitung gewinnt1. Der inner albanische Anteil Mittelalbaniens (Inner- Mittelalbanien) bildet ein Gebirgsland, in dessen nördlicher Fort- setzung jenes von Nordalbanien und Montenegro liegt. Nach Süden weist es zu den Ketten des Mazedonischen Pindos. Der Westgrenze dieses Gebirgslandes entspricht der .z. T. scharf ausgeprägte Rand gegen Niederalbanien, der in der Fortsetzung der dalmatinisch- 1 Das Vorkommen von Jungtertiär in Albanien, und zwar z. T. in der Fazies des Wiener Beckens, hat schon Bonfi festgestellt und Ed. Svess zur Annahme seiner „Albanischen Tertiärbucht* im .Antlitz der Erde“ bewogen. Später hat besonders Vetters die Verbreitung des Jungtertiärs betont. Dal I’iaz und De Toni vermochten diese Verbreitung dann genauer festzulegen und schufen auch die Grundlage zu einer strati- graphischen Gliederung des albanischen Neogens. Oie Grundzüge in «ler Tektonik Mittelalbaniens. 1 77 montenegrinischen Küste dahinstreicht während es gegen Osten hin der meridionale Grabenbruch des Ochridasees von den mazedonischen Gebirgen scheidet. Inneralbanien wird aus Gesteinen älterer For- mationen aufgebaut, — obwohl alttertiäre Flyschbildungen noch eine nicht unbedeutende liolle spielen und im obersten Skumbigebiet sogar noch ein bedeutendes Neogen-Becken vorhanden ist; besonders ist es die sogen. Serpentin-Schiefer-Hornstein-Formation - und die Kreide, welche den wesentlichsten Anteil an der Zusammensetzung der inner-mittelalbanischen Gebirge haben. Wie in morphologischer und geologisch-stratigraphischer Hin- sicht, so sind auch in ihrer Tektonik Nieder- und Inneralbanien .zwei deutlich unterschiedene Einheiten höherer Ordnung. Die Tektonik Niederalbaniens. — In Durazzo die albanische Küste betretend, sehen wir, dal! die Insel, an deren Süd- ende sich die Stadt auf baut und deren Nordende das Cap Pali bezeichnet, aus pliocänen Schichten (Sandsteinen. Konglomeraten, Mergeln mit Piacentinfauna) sich zusammensetzt, welche ziemlich steil gegen 0 verflachen. Der das Rückgrat der Insel bildende, IST m hohe Mali Durcit zeigt am Kamme die Schichtköpfe des 55 — 60° nach 0 einfallenden pontischen Konglomerat -Sandsteins. Die Schichten schneiden hier im W gegen das Meer ab, von dem sie in heftiger Brandung benagt werden, nach 0 sinken sie unter allmählich geringerem Neigungswinkel unter den Kneta Durcit, den versumpften, in Verlandung begriffenen Meeresarm, der die Insel von Durazzo vom Festland trennt. Hier am Westufer des Sumpf- sees erkennt man die jüngsten Pliocänschichten, die z. T. der Asti- stufe entsprechen mögen. Die Protillinie weiter verfolgend, linden wir östlich des Kneta Durcit erst im tief eingeschnittenen Arzenbett bei Bazar Schiak unter dem tiefgründigen lehmigen Detritus wieder Anstehendes: Es sind blaugraue Piacentin-Tone, die sehr sanft nach W verflachen. Etwas wenig weiter südlich können wir die Lücke im Profil bequem ergänzen. Hier fallen im innersten Winkel der Bucht von Durazzo die „Sassi biancchi“ zum Meere ab. Sie bestehen aus demselben pontischen Sandstein und Konglomerat wie der Ml. Durcit, ihr Verflachen ist aber steil (60°) nach W gerichtet. Der Kneta Durcit und der innere Teil der Bucht von Dnrz entspricht sonach einer Synklinale, der Ml. Durcit ihrem West-, die Sassi biancchi ihrem Ostflügel. 1 Die albauische Küste streicht — in bezug auf den allgemeinen Küstenverlauf — abnormal N — S und hebt sich durch den charakteristischen doppelten Knick bei Alessio und Valona hervor. s Ihr weites Vorgreifen nach W bis in die Gegend von Elbasan hat Vetters erwähnt (Anz. Ak. d. Wiss. Wien 1917). Auch Bork dürfte mit seinem .Urgebirge nächst Elbasan“ diese Serpentinmassen im Auge gehabt haben (2. geognost. Reise in der Türkei: N. Jahrb. f. Min etc. 1838). Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 12 1 78 E. Nowack. Die Mulde des Kueta Durcit, die gegen N ins Meer hinaus- läuft, läßt sich gegen S als langgestreckte Sy nklinalzone durch ganz Mittelalbanien über die Ebene von Kavvaja, den Liceni Terbul' in die Muzikie (die Ebene am unteren Semeni) ver- folgen. Der Westliiigel der Mulde, den wir in der Insel von I)urz gegen S an der Bucht enden sehen, taucht jenseits der Bucht im Cap Laghi wieder aus dem Meere auf ; aber er ist hier mit einem sich gegen W anschließenden Gegenflügel zu einer Antiklinale ver- bunden, deren vollständiges Emporsteigen am Ml. Durcit offenbar durch die brandende Wirkung des Meeres verhindert wird. Die Antiklinale von Cap Laghi zieht sich gleichfalls - nur von zwei Lücken, die wahrscheinlich Quermulden entsprechen, unter- brochen — durch ganz Mittelalbanien bis an den Semeni, wo sie mit umlaufendem Streichen unter die Muzikie taucht. Auf der Höhe der Sassi biancchi findet ein Wechsel in der Fallrichtung statt; wir dürften hier am zerknickten Scheitel einer sich gegen 0 an die Synklinalregion der Bai von Dnrazzo anschließende Antiklinale stehen. Diese Antiklinale läßt sich gegen N hin nur morphologisch erschließen ein breiter flacher Hügelzug klingt hier allmählich gegen die Küsten- ebene an der Arzenmiindung aus und er entspricht offenbar der sich aus dem weiten Muldenboden der Lales- Bucht und Schiak- Ebene heraushebenden Antiklinale. Gegen S können wir die Schichten am Ostrand der Kawaja-Ebene gegen diese einfalien sehen, während sich der antiklinale, mit einer Zerreißung verbundene Bau in dem Auf- treten älterer flyschartiger Bildungen zwischen Kawaja und Nroe- äußert, über welche wahrscheinlich das Pliocän transgrediert Diese Antiklinale verwächst mit der breiten Antiklinalzone, die- wir noch am Skumbi kennen lernen werden. Wir sahen bei Bazar Schiak schwach westlich geneigte Pia- « entintone, in die das Arzenbett eingenagt ist. Wir sind hier im sehr flachen Ostflügel der unteren Arzenmulde, wie ich diesen Teil der weiten Synklinalregion der Laies-Bucht nennen will, der durch die sekundäre Antikline der Sassi biancchi von der Kneta Durcit- Synkline geschieden ist. Auf einigen erhöhten Punkten südwestlich Bazar Schiak sehen wir noch kleine Reste von Asti-Sanden und' -Schottern den blauen Tegeln aufsitzen. Weiter nach 0, in der Richtung nach Worra (an der Post- straße von Dnrazzo nach Tirana) gelangen wir in ältere Schichten, die unter dem Piacentinton hervorkommen und allmählich zunelnnen- 1 Solche lokale Transgressionen wurden innerhalb der sonst kon- kordanten Schichtfolge des niedcralbanischen Tertiärs durch die tektonische Aktivität schon während des Sedimentationsvorganges hervorgerufen. Ich behandle diese Erscheinungen an anderer Stelle. Die Grundzüge in der Tektonik Mittelalbaniens. i?y den Neigungswinkel bei gleichsinnig gerichtetem Verflachen zeigen. Zwischen Marikaj und Worra passieren wir eine mächtige Sandstein- folge, die dem oberen Miocän entspricht und fossilreich, besonders oft vollgepackt mit großen Austern (0. crasissima und gimjensis) ist die mächtige Bänke bilden. Der Einfallswinkel erreicht hier im Mittel schon 30°. Bei Worra queren wir einen wohlcharakterisierten fossil- reichen Tegelhorizont mit Cardita Jouanetfi (Helvetien), unter welchem nun Flyschbildungen vollkommen konkordant hervorkommen. Am Rücken von Preza, der nach 0 zur Ischmi-Ebene abfällt, treffen wir wieder auf eine sehr fossilreiche Schicht, die sich weithin im Streichen verfolgen läßt ; sie führt Lithothamnien, Nummuliten und eine Gonchvlien- und Echinoideenfauna, die noch sehr ans Miocän gemahnt. Während diese ins oberste Alttertiär (vielleicht Aquitan 1 ) zu stellenden Schichten noch immer und zwar mit 35 — 10° nach W einfallen — also von der Ischmi-Ebene weg — , so sehen wir, dem Rand der Ebene gegen SE folgend, nach i'herschreitung des Proj Limusit wieder die miocäneu Sandsteine mit Austern in einem gegen S zu immer breiter anschwellenden Zug den Rand der Ebene begleiten : die Lagerung ist in ihm sehr steil einmal nach W, einmal nach O gerichtet, oft auch saiger. Es ist kein Zweifel, wir befinden uns hier im z. T. über kippten Ostfliigel einer Antiklinale, welche am Rand der Ischmi-Ebene von einer großen Störung schief ab geschnitten wird. Diese Antiklinale ist sehr stark asymmetrisch — dem sehr langen flachen Westflügel entspricht ein kurzer, steil gestellter bezw . iiberkippter Ostflügel und erinnert nicht mehr in der Form, sondern nur mehr in der Anlage an ein Gew’ölbe; der Scheitel desselben ist wahrscheinlich zerrissen. Mit Cap Rhodoni läuft die besprochene Antiklinalzone gegen N ins Meer hinaus. Im Streichen gegen S zu wird die Scheitelregion immer breiter, wahrscheinlich verwächst die Gap Rhodoni-Antikline mit jener der Sassi biancchi — , die i'berkippung läßt nach und in der Gegend südlich Tirana, gegen das Arzental zu, sehen wir bereits im inneren Teil des Ostflügels, der aus Flyschbildungen besteht, normales östliches Einfallen, während nur noch im äußeren Teil, im miocänen Austernsandstein am Rand gegen die Tiraner Ebene stellenweise Saigerstellung und I’berkippung herrscht. Wir treffen dann diese Antiklinale in breiter Entwicklung, mit etwas sekundärer Undulation wieder am Skumbi bei Papriali (westlich Elbasan), wro bereits sicher eocäner Flych in mächtiger Entwicklung hervorbricht und jedenfalls bildet der Rücken des Ml. Siloves jen- seits des Devoli, der in den Hochgebirgsrücken des Toinor in Süd- albanien hinüberleitet, die Fortsetzung dieser Antiklinalzone, in 1 Das Fossilmaterial ist noch nicht näher bearbeitet. 12* 180 E. Nowack, deren Kern dann hier schon Kreidekalke und wahrscheinlich noch ältere Schichten zum Vorschein kommen. Die Ischmi- Ebene greift buchtenartig, wie ein landfest ge- wordenes Anhängsel des Dringolfes in das niederalbanische Tertiär- hügelland ein. Ihr innerster Winkel bildet die Ebene von Tirana, die von dem südlichen Quellfluß des Ischmi, dem Ric lata oder Ljumi Tirans durchflossen wird. Der Ostrand der Tiraner- bezw. Ischmi-Ebene zeigt im Gegensatz zu dem scharf ausgeprägten gerad- linigen Westrand einen sehr lappigen Verlauf. Sehr sanft steigt hier das Land am Fuße der Gebirgssteilstufe, an die sich Kruja. die Stadt Skauder Beglis, lehnt, aus der Ebene an. Dieses Hügel- land zeigt deutlich zonenförmige Gliederung und bildet vor der „Wand von Kruja“ — wie schon Bonk den weithin weißleuchten- den Kalkabsturz des Gebirges nannte — eine Art Schichtstufen- landschaft. Sie setzt sich aus einem mächtigen Paket flach gegen die Ebene zu fallender miocäner (Mediterran und Sarmaticnm) bis «nterpliocäner (pontischer) Schichten zusammen. Am Ufer des Ric lata, westlich Tirana, und an der Ljane östlich der Stadt sieht man die tegelig-sandigen, Braunkohlen führenden sarmatischen Schichten in fast schwebender Lagerung. Ihnen liegen die ver- kieselte Hölzer führenden eisenschüssigen Sandsteine und Kon- glomerate des Ponticums auf, die erste Hügelzone aufbauend. Gegen das Gebirge w’ird die Lagerung steiler, die Schichten richten sich allmählich auf und wir sehen höher oben die sarmatischen Schichten mit 25 — 30° Einfallen wieder unter dem eisenschüssigen Sandstein ausstreichen ; sie rufen im Gehänge eine schmale flache Einmnldung oder einen Absatz hervor. Es folgen nun in ihrem Liegenden, die zweite Schichtstufe auf bauend, grobe Lithothamnienkalke und Leitha- kalk-artige Bildungen, die 35 — 40° einfallen und mit ihren Schicht- köpfen eine der „Wand von Kruja“ — bei Tirana entspricht ihr der Westabsturz des Mali Dajtit — entgegenblickende Stufe bilden Die beiden Stufen trennt ein schmales, morphologisch einer Senke entsprechendes Flyschband. Dieser Flysch ist überaus intensiv ge- faltet und förmlich zerknittert; er wird von den Mediterranschichten in einer außerordentlich klar ausgesprochenen Transgressions- diskordanz überlagert. Das mio-pliocäne Schichtpaket am Fuße der Kalkwand von Kruja, das gegen die Ebenen von Tirana einfällt und gegen diese allmählich ausebnet, ist als Gegenflügel des abgebrochenen und über- kippten Ostfliigels der Cap Rhodoni- Antiklinale anzusehen, wobei der Ischmi-Ebene eine ursprünglich Synklinale An- lage zufällt. Der muldenförmige Charakter derselben spricht sich besser im Streichen weiter gegen S aus, wo sich im innersten Winkel der „Bucht“ von Tirana die Hügelzonen des West- und Ostrandes vereinen und die Lagerung der Schichten einen Mulden- schluß andeutet. Am Krabapaß stehen wir in über 600 m noch Die Grundzüge in der Tektonik Wittelalbaniens 181 in Braunkohlen-führendem Sarmaticum und darüber lagernden poli- tischen Sandsteinen am Südrande des scblüsselförmig aufgebogenen Unldeninnersten. Der maldenförmige Bau laßt sich weiter noch in älterem Miocän in einem Ausläufer des Kraba-Gebirges bis an die Ebene von Elbasan verfolgen, wo er an einer großen Qner- störung abschneidet. Ja, der letzte Ausläufer dieser langgestreckten Synklinalzone erscheint sogar am Südrande der Elbasaner Ebene in einem mitten im Flysch liegenden Miocänvorkommen wieder. Der Bruch und die Überkippung, die wir im nördlichen Ab- schnitt am Westflügel dieser Tiraner Synklinalregion kennen ge- lernt haben, entspricht offenbar einem jüngeren, erst durch fort- geschrittenere tektonische Entwicklung zur Auslösung gebrachten Vorgang; er ist auch mit einer absoluten Senkung im Bereich der ehemaligen Synklinalachse verbunden, wie der Umstand zeigt, daß dieser Fluß aus seinem ursprünglich zum Arzen gerichteten Lauf, der durch ein außer Funktion gesetztes Tal südlich Tirana noch gut kenntlich ist, in die Richtung der Synklinalachse gegen den Dringolf gezwungen wurde. Auch erscheint heute noch die Ischmi- Ebene als eine Akkumulationsebene, während sich in den Svnklinalregionen des unteren Arzen und bei Kawaja die Flüsse (Arzen bezw. Darci) kräftig einschneiden, ein Hinweis, daß hier auch die Muldenböden an der allgemeinen Hebung teil- nehmen. Wir haben hiemit die wichtigsten longitudinalen tektonischen Elemente des niederalbanischen Anteiles von Mittelalbanien kennen gelernt. Von transversalen Elementen untergeordneter Bedeutung wären die bereits kurz erwähnten wahrscheinlichen Quermulden in der Antiklinalzone von Cap Laghi zu nennen. Auch das Abbrechen des Ml. Durcitflügels gegen S dürfte ursprünglich auf Quermulden- bildung zurückgehen, an welche liier die erodierende Wirkung des Meeres anknüpfte. Von viel einschneidenderem Einfluß auf das Gefüge Mittel- albaniens ist die große Querstörungszone, die durch die Elbasaner Ebene gekennzeichnet ist. Wir erwähnten bereits, daß sie in die Synklinalzone von Tirana an deren Südende • gleichsam eine Bresche schlägt. Noch deutlicher spricht sich diese Querstörung in der Randzone Inneralbaniens aus, mit dessen Tektonik wir uns im folgenden befassen wollen. Kurz zusammenfassend seien hier nur noch die wich- tigsten tektonischen Elemente Nieder albaniens an- geführt ; wir konnten feststellen : 1. Die Antiklinalzone Ml. Durcit — Cap Laghi — Kolonia. 2. Die Synklinalzone Kneta Durcit — Kawaja-Ebene — Liceni Terbuf — Muzikie. 1 82 E. Nowack. Die Grundzüge in der Tektonik Mittelalbaniens. 3. Die von einem Scheitelbruch begleitete sekundäre Antiklinale der Sassi biancchi. 4. Die Partialmulde des unteren Arzeu. Die Antiklinalzone von Cap Rhodoni bis Ml. Siloves mit im N iiberkippten und gegen die Ischmi-Ebene von einem Diagonal- bruch abgeschnittenen Ostflügel. 6. Die eingebrochene Synklinalregion von Tirana. 7. Die transversale tektonische Senke von Elbasan. JLnneralbanien. --- Den Westrand Inneralbaniens bildet nördlich des Skumbi die „Wand von Kruja“ bezw. der in ihrer südlichen Fortsetzung liegende Westabsturz des Mali Dajtit bei Tirana. Dieser überaus markante, über das ganze Hügelland Niederalbaniens bis ans Meer hin sichtbare Steilrand des Gebirges gehört einem schmalen Kalkzug an, der vom unteren Mati her gerad- linig nach SSO dahinstreicht und nördlich Elbasan an der bereits erwähnten Querstörung mit dem Skamiljetet abbricht. Der Kalk hat bei Tirana (nach Vetters) Rudisten, am Skamiljetet (eigene Beobachtung) Nummuliten geliefert und ist als eine Übergangs- bildung zwischen Kreide und Eocän anzusehen, wie sie in Süd- albanien und Griechenland (nach Renz) große Verbreitung besitzt. Dieser Rudisten -Nummulitenkalk ist beiderseits von Flysch um- mantelt, welcher im W unter die um 40° nach 0 verflachenden Kalke einfällt, während er im Osten die viel steiler gestellten, stellenweise nahezu iiberkippten Kalkbänke überlagert. In den Südabstürzen des Skamiljetet sehen wir den an der E 1 b a s a n e r Quer störung durch Brüche a u f g e d e c k t e n an t i k 1 i n a 1 e n Bau des Zuges: Hier wird auch an der West- seite der Kalk von Flysch überlagert und wir sehen ein im ganzen und großen symmetrisches Gewölbe (mit etwas steilerem Ostfliigel) vor uns. Es findet also im Streichen gegen N eine Über- tip pung des Westflügels dieses Gewölbes statt, wobei die ganze Falte zusammengepreßt und zu einem Fächerfalten ähnlichen Gebilde umgestaltet wird. Betrachten wir nun das Verhältnis dieses eben kennengelernten westlichen tektonischen Elementes Inneralbaniens zu Niederalbanien, so ist es wohl zunächst naheliegend, im Hinblick auf den fast senkrechten geradlinigen Gebirgsabsturz an einen senkrechten Ab- bruch zu denken, wie dies schon Bouiä getan hat (er spricht von einer „großen Flözspalte von Kruja“). Dieser Auffassung wider- sprechen jedoch unsere Beobachtungen: Der regelmäßige gewölbe- förmige Bau, wie man ihn am Skamiljetet bei Elbasan erkennt, und das konkordante Einfallen der Flyschschichten (kein Absetzen!) unter die Kalke der „Wand von Kruja“, was hier die Über- lappung erweist. Die „Wand von Kruja“, der Westabsturz H. Prell, Uber die Schale von Spirula etc. in: •des Mali Dajtit sind daher in ihrer heutigen Gestalt i in wesentlichen Erosionsgebilde1. Dennoch ist das Verhältnis des gefalteten Jungtertiärs Nieder- albanims zu der Kreide -Eocän -Antiklinale von Kruja nicht das einer einfachen Anlagerung, sondern wir stehen hier tatsächlich, wenn es auch nicht zur Ausbildung senkrechter Bewegungsflächen gekommen ist. an einer fundamentalen tektonischen Linie, was uns erst die volle Berechtigung zu einer reinlichen, auch tektonischen Scheidung Nieder- und Inneralbaniens verschafft. (Schlut’i folgt. Über die Schale von Spirula und ihren Verwandten. Von H. Prell in Tübingen. Mit 5 Textfiguren. Unter der Fülle der rezenten dibranchiaten (Jephalopoden ist Spirula nach unseren bisherigen Kenntnissen die einzige Gattung. Welche gleich dem tetrabranchiaten Nautilus noch eine deutlich ge- kammerte Kalkschale mit schlankem Sipho besitzt, nnd so direkte Beziehungen zu fossilen Formen bietet. In ihrem Bau ist die Schale von Spirula derjenigen von Nau- tilus nicht unähnlich. Wie diese ist sie spiralig eingerollt und läßt in ihrem Innern eine große Zahl apikalwärts gewölbter, von einem Sipho durchbohrter Septeu erkennen. Abweichend vom Naulilus- Gehäuse ist die Spirula- Schale dadurch, daß ihre Windungen sich nicht berühren, ihre Windungsspirale also offen bleibt, ferner da- durch, daß der Sipho ausgesprochen intern, auf den Weichkörper bezogen somit branchial, liegt, daß die kugelförmige Embryonal- schale erhalten bleibt und daß eine eigentliche Wohnkammer fehlt. Dev wichtigste Unterschied ist aber derjenige, daß die Spirula- Schale im Gegensatz zum Nautilus- Gehäuse eine innere Schale ist, welche bauchwärts oder entobranch eingerollt ist. Trotz der aus dem häutigen Vorkommen der Schale zu er- schließenden weiten Verbreitung von Spirula gehören auch nur einigermaßen gut erhaltene vollständige Individuen von Spirula zu den größten Seltenheiten. Immerhin ist es jedoch schon seit langer Zeit (Roissv 1805) bekannt, daß die Schale von Spirula nicht, wie bei Nautilus, frei liegt, sondern daß der Weichkörper des Post- hörnchens seine Schale umwächst. Da man aber stets nur stark 1 Die Brandung eines pliocänen Meeresstadiums hat hierbei einen wesentlichen Anteil. Näheres über die morphologische Entwicklung der „Wand von Kruja“ in meinen „Morphogenetischen Studien aus Albanien“. .Zeitschr. Ges. f. Erdlc. Berlin 1920. 3.14. H. 184 H. Prell beschädigte Stücke, erwiesenermaßen oder wahrscheinlich erst nach mehr oder weniger weit fortgeschrittener Verdauung von Tiefsee- raubfischen wieder ausgespieen, zur Untersuchung erhielt, so ist es leicht verständlich, daß man das streckenweise Bloßliegen der Schale bei solchen Stücken zunächst für ursprünglich hielt und nach dem Grade desselben sogar verschiedene Arten zu unterscheiden suchte (Lönnberg 190G). Erst die neueste Zeit lehrte auch unversehrte erwachsene Individuen von Spinda kennen (Cnux 1910, 1914), und dabei stellte sich heraus, daß die Schale normalerweise vollkommen vom Weichkörper umgeben ist, und daß ein Freiliegen stets auf Beschädigungen zurückzuführen ist, insbesondere an zwei nach ihrer Form als „Ovale“ bezeichneten Bezirken, deren einer dorsal, der andere ventral nahe dem Hinterende des Tieres gelegen ist. Zu- gleich ergab sich, daß wahrscheinlich alle bekannten Individuen mit erhaltenem Weichkörper der gleichen Art, Spinda prolotypns Pkron angehören. Auch über die Entwicklungsgeschichte von Spinda haben die letzten Jahre einige Aufschlüsse gegeben. Zwar ist embryologisches Material bislang noch nicht zu erreichen gewesen, und über die jüngsten Stadien der Schalenentwicklung sind wir demnach noch auf Vermutungen angewiesen. Aber es konnten doch schon recht junge postembryonale Stadien erbeutet werden, von denen das jüngste Individuum nur 5 mm maß, und die ebenfalls sämtlich eine voll- kommen vom Mantel bedeckte Schale besitzen (Joumx 1910, Chun 1913). An der Hand dieser Larven von Spinda ließ sich er- mitteln, daß sie eine Alt von Metamorphose durchlaufen müssen, ehe sie das Aussehen der erwachsenen Spinda erreichen. Während die jungen Individuen nämlich an ihrem Hinterende gleichmäßig zugerundet sind, und dort nur eine dünne Mantelduplikatur über der Schale besitzen, zeichnen sich die erwachsenen Stücke durch ein als Terminalpapille bezeichnetes vielumstrittenes und in seiner Funktion lange Zeit unerklärlich gebliebenes Organ aus, welches am aboralen Pole auf der Schale aufsitzt. Abgesehen davon be- stehen zwischen jungen und alten Tieren noch insofern Unterschiede, als einerseits bei den Jungen noch die Flossen mit ihrer Basis in der üblichen Weise in einer etwa frontal gelegenen Ebene ansetzen, während bei den Erwachsenen eine Kotation eingetreten ist und die Flossen in eine nahezu transversal gerichtete Ebene verschoben sind. Anderseits besitzen die Jungen noch nicht die großen, stark vortretenden Teleskopaugen der Erwachsenen, sondern nicht be- sonders spezialisierte Augen von winziger Größe. Diese Umwandlung der äußeren Körperform, so geringfügig sie an sich auch sein mag, ist vielleicht geeignet, auf die Genese der Schalen einiger fossiler Formen etwas Licht zu werfen. Aus diesem Grunde soll der Versuch gemacht werden, auf dem Wege über Spinda zu einem Verständnis für den Aufbau und die Homo- Uber die Schale von Spirula und ihren Verwandten. 18fr logieverhältnisse der Schalen verschiedener Belemnoideenformen zu gelangen, und gleichzeitig Hinweise über die Abstammung von Fig. 1. Sagittalschnitte von Spirula prototypus Per. Links: Larve mit 5 Luftkammern außer Embryonalkammer und Wohn- kammer (kombiniert und ergänzt nach Chun). Rechts: Erwachsenes 5 mit 29 Luftkammern (nach Chun). Ehe darauf genauer eingegangen werden kann, ist noch eines Vorganges zu gedenken, der weit verbreitet bei den Cephalopoden vorkommt. Es ist dies die Neigung , dann , wenn irgendwelche Körperteile auf der primären Schale, welche von dem schalen- bildendeu Epithel des den Eingeweidesack umhüllenden Mantels erzeugt wird , dauernd aufliegen , mit diesen Organen ebenfalls 186 H. Prell, Schaleusubstauz abzuscheiden und auf der eigentliche]] Schale als eine Art von Überzug abzulagern. Etwas Derartiges findet statt., wenn die Schale durch die Bildung eines Schalensackes in die Tiefe verlagert und so zur Binnenschale umgewandelt wird. Bei den -Cephalopoden mit einer Innenschale kommt es sehr häufig vor, daß das ursprünglich nicht schalenbildende Epithel der die Schalen- taschendecke bildenden Mantelfalte sekundär auf die zuerst ent- stehende eigentliche, von dem Tasehenboden gebildete Schale neue Schalensubstanz ablagert. Man kann somit bei vielen Cephalo- podenschalen unterscheiden zwischen einer primären oder Haupt- schale (Concha), welche dem Eingeweidesack direkt aufliegt und durch Apposition von der zentralen Seite wächst, und einer sekun- dären oder Deckschale (Epiconchium), welche die Hauptschale überdeckt und durch Apposition von der peripheren Seite wächst. Es empfiehlt sich, diese beiden indifferenten Bezeichnungen überall systematisch durchzuführen , wo allgemeine morphologische Ver- gleiche angestellt werden sollen. Auf diese Weise lassen sich Mißverständnisse vermeiden, die vielleicht dadurch veranlaßt werden könnten, daß die anderen Bezeichnungen für diese Schalenteile von den einzelnen Autoren in verschiedenem Sinn verwandt werden. Die gegenseitigen Beziehungen von Hauptschale und Deck- •schale zueinander sind es nun, welche im Laufe der Phylogenese von Spirula bestimmenden Einfluß auf die Formbildung gehabt haben dürften. Sie sind es also auch, denen ein besonderes Inter- esse zuzuwenden ist, wenn man sich Aufschluß über Spirula und ihre Ahnen verschaffen will. Um sich vom Schalenbau von Spirula und ihren Verwandten •ein Bild machen zu können, ist es erforderlich, auf die Ontogenese der Schale zurückzugreifen. Viel ist in dieser Beziehung noch nicht bekannt. Durch die Auffindung junger Stadien von Spirula ist man wohl in den Besitz unreifer Schalen derselben mit. nur wenigen Luftkammern gelangt, aber selbst die kleinste dieser Schalen besitzt schon außer der Anfangskammer weitere 1 Luft- kammern (Naee 1913, Chijn 1914). Jüngere Larven, bei denen es überhaupt noch nicht zur Luftkammerbildung gekommen ist. kennen wir noch gar nicht. Der Vergleich der erwachsenen Indi- viduen von Spirula , einerseits miteinander, andererseits mit den bei anderen Cephalopoden herrschenden Verhältnissen hat nun schon längst die Veranlassung zu dem Versuche gegeben, den mutmaß- lichen Lauf der nachembryonalen Entwicklung von Spirula zu re- konstruieren (HuxiiEV & Pklsenkek, 1895). Durch die nachträg- liche Auffindung von besser erhaltenen erwachsenen und vor allem von jungen Stücken hat sich inzwischen erweisen lassen, daß diese hypothetische Entwicklungsreihe einiger Änderungen bedarf. Ins besondere ist in Betracht zu ziehen , daß die Schale schon sehr früh in ihrer ganzen Ausdehnung zur Binnenschale wird, und ferner. Uber die Schale von Spirula und ihren Verwandten. IST daß die Ausbildung der Terminalpapille erst später zustande kommt, als man anfänglich vermutete. Unter Berücksichtigung dieser Punkte gelangt man zu folgenden Vorstellungen über die Schalenentwicklung von Spirula. Das jüngste in Betracht kommende Larvenstadium 1 besaß nur die Anfangskammer als Schale. Ob diese bereits vom Mantel ganz überwachsen war, muli dahingestellt bleiben. Die überhalbkugelige Gestalt der Anfangskammer scheint eher dagegen zu sprechen, denn es ist kaum vorzustellen, daß eine Schale, die in einem bald geschlossenen oder gar frühzeitig abgeschnürten Schalensacke ge- bildet wird, den ganzen Organismus so von allen Seiten noch d Fig. 2. Rekonstruktion der Ontogenese von Spirula. a) Embryonalschale erst teilweise umwachsen. b) Erste Wohnkammer angelegt, Hauptschale ganz umwachsen. c) Vier Luftkammern gebildet, Schale noch gleichmäßig dünn überkleidet. d) Elf Luftkammern gebildet, Schale von einem Wulst umgriffen, der die Terminalpapille trägt. umschließen sollte. Einen viel wahrscheinlicheren Eindruck macht die Vorstellung, daß die Anfangskammer als Außenschale angelegt mnd erst nachträglich vom Mantel allseitig umwachsen wird. Diese Umwachsung dürfte beendet seiu, wenn die Spirula an die Bildung der ersten Luftkammer herantritt , so daß von da an die Schale als echte Innenschale anzusehen ist. Durch die Ausbildung einer Wohnkammer am Mündungsrande der Anfangskammer, und weiter- hin durch das Abschniiren der Luftkammern im Hintergründe der Wohnkammer beim fortschreitenden Wachsen des Tieres entsteht 1 Über den Zeitpunkt, an welchem das Ausschlüpfen der jungen Larve aus dem Ei erfolgt, ist noch nichts bekannt, es muß daher bis auf weiteres unentschieden bleiben, von welcher der hier angenommenen Stufen der Sebalenbildung an die Larve bereits als freilebend anzusehen ist — ob schon zu Zeiten, wenn das Protoconch noch freiliegt, oder, wie das bei Sepia der Eall ist. erst dann, wenn schon die Bildung von Luftkammern begonnen hat. 188 H. Prell. nun zunächst eine kurze, hornartig gebogene Schale, welche in ihrer Manteltasche gleichsam von außen auf dem Eingeweidesack reitet, nur eine seichte Furche in ihn eindriickend. Wächst nun die Schale weiter und nimmt allmählich spiralige Gestalt an, so preßt sich von der Ventralseite her der Anfangspol der Schale allmählich wieder in den Eingeweidesack hinein. Dieser wird da- durch tief gefurcht und schließlich, wenn die Spirale größer ge- worden ist, durch sie wie durch ein dickes Septum geradezu in zwei Taschen zerlegt, von denen die rechte vorwiegend den Ge- schlechtsapparat, die linke vorwiegend den Darmtraktus aufnimmt. Gleichzeitig damit erfährt auch der Mantel eine Veränderung, in- dem sich zwischen das äußere Blatt und den Schalensack beider- seits eine Verdickung des mesodermalen Gewebes einschiebt. So entsteht schließlich in der mittleren Frontalebene des Tieres ein um das Hinterende des Tieres herumgreifender Wulst, welcher am aboralen Körperpole die wohl mit Sicherheit nach ihrem histologischen Aufbau als Leuchtorgan (Chi n 1910) zu deutende Terminalpapille trägt. Der Schnittpunkt dieses Wulstes mit der medianen Sagittalebene, äußerlich eben durch die Terminal- papille gekennzeichnet, bedeutet in gleicher Weise morphologisch wie physiologisch den aboralen Pol des Tieres, gleichgültig, ob der ursprünglich aborale Pol der Schale, der durch die Anfangs- kammer gekennzeichnete Apex , darunter liegen bleibt oder sich allmählich darunter wegschiebt. Die Neigung zur Abscheidung einer Deckschale iet bei Spirtda nur gering. So beschränkt sich das ganze Epiconchium auf die Ablagerung einer körneligen Kalkmasse. Diese sekundäre Schicht bleibt überall relativ dünn und muß, da sich die Schale bei ihrem Spiralwachstum gleichsam unter dem das Epiconchium abscheiden- den Epithel wegdreht ', ehe größere Massen abgelagert werden können, einen ziemlich gleichmäßigen Pberzug bilden (Lönnbekg 189fi). Nur auf der Innenseite der Spirale wird die Deckschale oft etwas stärker und erweckt den Eindruck eines Verstärkungsbandes; auch dieses behält aber wegen des Wegdrehens überall etwa die gleiche Dicke. Nur überaus selten ist hier die Kalkabscheidung so stark, daß durch das Verstärkungsband das sezernierende Epithel bei- seite gedrängt und sogar völlig geteilt wird, indem besonders bei enggewundenen Spiralen schließlich die aufeinanderfolgenden Windungen des Gehäuses durch eine sagittale Kalklamelle scheiben- artig miteinander in Verbindung gebracht werden (Buancoi. 1 Ganz richtig ist diese Vorstellung nicht, denn es dreht sich eigent- lich nicht die Schale unter ihrem Epithel weg, sondern die Schale samt dem auflagcrnden Schalensackepithel verschiebt sich unter dem Körper- abschnitt, der physiologisch allein die Abscheidung einer dicken Deck- schalenschicht gestattet, oder begünstigt. Über die Schale von Spirula und ihren Verwandten. ISO Anders liegen die Verhältnisse bei Spirulirostra , der einzigen fossilen Cephalopodenform, welche größere Ähnliclikeit mit Spiral« besitzt. Hei dieser ist die Hauptschale nicht vollkommen spiralig eingerollt, sondern sie bleibt auch beim erwachsenen Tier geins- hornartig gestaltet. Außerdem besitzt Spirulirostra eine stark ent- wickelte Deckschale, welche sich aiu aboralen Körperpole zu einem hohen Spitzkegel, einem Rostrum, erhebt. Das Verständnis fiir den Bau dieser Schale wird durch den Vergleich mit Spind a und durch Anwendung der dort gemachten Erfahrungen wesentlich erleichtert Fig. 3. Rekonstruktion der Ontogenese von Spirulirostra. a Drei Luftkammern außer der Embryonalschale und der Wohnkammer gebildet, Schale noch ohne Deckschale, bl Sieben Luftkammern gebildet, Beginn der Deckschalenbildung, c) Sechzehn Luftkammern gebildet. Deckschale zum Rostrum verlängert. Auch in diesem Falle sei von einer hj'pothetischen Ontogenese der Schale ansgegangen. Die erste Larvenforra von Spirulirostra dürfte derjenigen von Spirula geglichen haben, von der sie sich hauptsächlich durch die etwas abweichende Gestalt der Anfangs- kammer unterschied. Im Verlaufe des fortschreitenden Wachstumes der Hauptschale krümmte diese sich wie bei Spirula ventralwärts ein. Die Absclieidnng einer Deckschale erfolgte zunächst nicht oder jedenfalls nicht in nennenswertem Maße. Erst nachdem min- destens 6 Luftkammern abgegliedert waren, vielleicht noch etwas c 190 H. Prell. Über die Schale Ton Spirula etc. später, beginnt das parietale Blatt des Schalensackes, etwa über der 4.-6. Luftkammer allmählich einen kleinen Kegel sekundärer Schalensnbstanz auf die Hauptschale abzulagern. Zn diesem Zeitpunkt stellt sich also augenscheinlich eine ziemlich unvermittelt einsetzende Veränderung des Mantels ein. Blickt man zurück auf die Verhältnisse bei Spirula. so trat auch dort eine Veränderung des Mantels etwa zu dem gleichen Zeit- punkte auf, nämlich die Ausbildung jenes die Flossen und die Terminalpapille tragenden Wulstes. Wenn auch eine direkte Be- ziehung zwischen Terrainalpapille und Deckschale damit in keiner Weise angedeutet wird, so liegt doch die Vermutung nahe, daß, ähnlich wie bei Spirula, so auch bei Spirulirostra eine partielle Verdickung des Mantels erfolgt sei. Und durch die dabei ermög- lichte stärkere Blutversorgung wurde das parietale Blatt des Schalensackes zur Abscheidung des kräftigeren Epiconchiums be- fähigt. Bei Spirula fand statt dessen die Entwicklung des Leucht- organes statt, welches einerseits selbst reichliche Ernährung beanspruchte, andererseits durch eine Rostrenbildung darunter geschädigt worden wäre. Leuchtorgan und Rostrum stehen also zueinander in einer an das Verhalten vikariierender Organe er- innernden Korrelation. Bei einer, ursächlich vielleicht mit der Entwicklung eines terminalen Leuchtorganes in Verbindung stehenden geringen Ab- scheidung von sekundärer Schalensubstanz kann nun die Schale sich ungehindert weiter krümmen, sich gleichsam unter dem abo- ralen Körperpole wegschieben und allmählich zur Planspirale ein- rollen, wie das bei Spirula der Fall ist. Eine Schale dagegen, welche erst einmal mit einer kegelförmig vorspringenden Deck- schale versehen ist, wird durch diese Erhebung gehindert, sich weiter unter dem aboralen Körperpole fortzuschieben. Diese Hem- mung wird um so größer, je mehr durch erneute Abscheidung von sekundärer Schalensubstanz die Deckschale an Höhe zunimmt. Andererseits werden wegen des anfangs geringer, später gar nicht mehr erfolgenden Weiterrückens die neuen Deckschalenschichten immer wieder auf der gleichen Stelle abgelagert werden müssen, bis die Deckschale dort als Rostrum hervorspriugt. Da nun das Rostrum einen bestimmten Teil der Schale am aboralen Körper- pole gleichsam festhält, kann die Hauptschale ihre anfängliche Krümmungstendenz bei fortschreitendem Wachstume nicht mehr beibehalten. Sie wird dieselbe mehr und mehr einbüßen müssen und zuletzt schließlich gerade weiterwachsen. So gelangt die Hauptschale schließlich zu der gemshornartigen Form, wie sie die Schale von Spirulirostra tatsächlich darbietet. (Schluß folgt.) Besprechungen. — 7. Jahresvers. d. deutsch, min. Ges. 191 Besprechungen. E. D aequo: Geologie 11 (Stratigraphie). Saininl. Göschen, l!d. S4(». 1.-55 p. Mit 56 Abb. u. 7 Taf. Berlin-Leipzig 1920. (4,20 Mk.) Das Bändchen wendet sich bestimmungsgemäß an einen weiten Leserkreis. Da ist es denn ganz gewiß nicht unberechtigt, wenn aller Nachdruck auf die Methodik der Stratigraphie gelegt wird, mag auch mancher der Leser vielleicht das mühelosere und die Phantasie mehr anregende Studium der Ergebnisse vorziehen und erwarten. Nur '50 Seiten entfallen auf die Darstellung der eigent- lichen Erdgeschichte und auch da werden die Faunen , Schicht- gesteine und vulkanischen Produkte jeweils für sich abgehandelt. Den Beschluß macht eine Schilderung der ältesten, nichtfossil- fiihrenden Formationen . zu denen auch das Algonkium gerechnet ist, und ein Hinweis auf die hypothetischen Anfänge des Lebens. Verschiedentlich ist der Ausdruck „Urgeschichte“, der (neben Vorgeschichte) meist für Prähistorie angewendet wird, statt ./Erd- geschichte" gebraucht, was möglicherweise in dem in Betracht kommenden Leserkreise zu Mißverständnissen Anlaß geben könnte. Die Illnstrationsmittel sind geeignet ausgewählt, die Fossil- tafeln aus Abbildungen des ZiTTFx’schen Lehrbuchs zusammen- gestellt. Hennig. Die deutsche mineralogische Gesellschaft winl ihre 7. Jahresversammlung vom S. — 10. April in Güttingen halten. Für die wissenschaftlichen Sitzungen sind bisher folgende Vorträge angemeldet : Heger: Ergebnisse statistischer Untersuchungen über den Chemismus der Lamprophyre. Khringhaus : Über Dispersion der Doppelbrechung. Erdmannsdörffer : Entstehung kristalliner Schiefer, erläutert an maze- donischen Vorkommen. V. Goldschmidt: 1. Über Himmelsgläser. 2. Ziele und Organisation der Kristallographie. Groll: Kristallwachstum im gerichteten Molekülstrahl. Gudden : Zur Kenntnis der pleochroitischen Höfe. Hadding: Über die röntgenkristallographischen Apparate und ihre- Leistungen. Johnsen: 1. Einspringende Kristallwinkel. 2. Die VerwachsungsÜäche- von Kristallzwillingen. 192 7. Jahresversammlung der deutsehen min. Gesellschaft. Milch : Über Spilosite und Desmosite. Mügge: 1. Kontaktmetamorphose der Diabase im Harz. 2. Isotrop ge- wordene Kristalle. Nacken: Gasabsorption in Zeolithen. Hin ne : 1. Chemische Umsetzungen in kristallinen Systemen. 2. Kristallo- graphische Achsen. Rose: Optische und lichtelektrische Untersuchungen am Zinnober. .Scheumann : 1. Hysterese und Gitterreaktion bei den zeolithischen Wässerungsvorgängen. 2. Das kinematische Moment im Prozeß der Metamorphose des sächsischen Mittelgebirges. Schiebold: Atomistische und ionistische Struktur von Kristallen. Soellner: 1. Über den Essexit und andere Gesteine aus dem Kaiserstuhl. 2. Über die Gesteine von Pantelleria. .Spangenberg: 1. Einbettungsmethode und Bestimmung von Plagioklasen. 2. Die verschiedenen Modifikationen des Calciumcarbonates. Aaleton: Über die Struktur des Alauns. Weber: Die Rose’ sehen Kalkspatkanäle. Außerdem sind in Aussicht genommen: Sonnabend, den 9. April: Besuch des Kalibergwerks Gewerkschaft Siegfried I bei Salzderhelden (Führer: Herr Prof. Stille). ■Sonntag, den 10. April: Besuch der Blauen Kuppe bei Esehwege (Führer: Herr Pr. Ramdohr). Ferner hat Herr Prof. Erdmannsdörf'fer sich erboten, am 11 und 12. April im Harz (Radau-Tal und Kontaktzone bei Wernigerode und •Steinerne Renne) zu führen. M Henglein. Phenakit aus dem Granit etc. 193 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Phenakit aus dem Granit von Hilbersdorf bei Reichenbach in der Oberlausitz. Von M. Henglein in Karlsruhe. Ult 2 Textüguren. Von deu der pneumatolytischen und hydrothermalen Phase an- gehörenden Berylliuiumineralien, die immer zu granitischen Gesteinen in enger Beziehung stehen, haben F. Kolbeck und M. Henglein 1 ans dem Königshainer Granit den Euklas und Phenakit von Döbschütz, ferner aus einer Druse von der Nordwesteoke des Striegauer Granit- massivs, nämlich von Tschirnitz bei Jauer, Phenakitkristalle be- schrieben. Ebenfalls aus dem Striegauer Granit, von Pilgramshain, stammen nach C. Hintze1 2 linsenförmige Phenakitkristalle. Euklas wurde bisher ans dem Striegauer Granit nicht bekannt; Beryll- kriställchen wurden jedoch darin nach Becker3 und Traube4 an verschiedenen Stellen gefunden. Aus dem Königshainer Granit er- wähnt Woitschach5 himmelblaue Beryllkriställchen , so daß aus diesem Gestein nach unserer Veröffentlichung des Euklas- und Phenakitvorkommens drei Berylliummineralien bekannt waren. Als neuer Fundort für Phenakit seien die Hilbersdorf er Berge genannt, die westliche Fortsetzung des Königshainer Granits. Hier wurden in einem Steinbruch Drusen mit Phenakitkristallen gefunden, welche von den aus den Brüchen von Döbschütz stammen- den prismatischen Phenakitkristallen im Habitus und in Kombination vollkommen abweichen. Sie zeigen nur zwei Rhomboeder: 1 Dies. Centralbl. 1908. 335, 549. * Zeitscbr. f. Krist. u. Min. 1897. 28. 174. ’ Zcitschr. D. geol. Ges. 1867. 19. 736. * H. Traube. Min. Schlesiens. 1888. 33 5 Inaug.-Diss. Breslau. 1881. 54. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. V6 194 M. Hengleiu, r d Symb. Bravais . . . . 1011 TOI 2 „ Goldschmidt . • +1 — \ Nach Goldschm. Aufst. 1 „ Bravais . . . . 1121 1122 Infolge der großen Ausbildung von d = 1012 haben die Kri- stalle linsenförmige Gestalt, ähnlich denen aus dem Granit von Pilgramshain. Da diese Kombination noch nirgends abgebildet ist, wurde sie im Kopf- und Perspektivbild in Fig. 1 und 2 dargestellt. Fig. 1. Koplbild des Phenakit, ca. 12 fach vergrößert. Fig. 2. Perspektivisches Bild dös Phenakit, ca. 12 fach vergrößert Die Dimensionen der größten Kristalle von Hilbersdorf sind Höhe : Tiefe : Breite = 2:3,5: 3,5 mm. Die Kristalle sind farblos, nahezu wasserhell und oberflächlich angeätzt. Letztere Erscheinung weisen alle übrigen schlesischen Phenakite auf; sie wurde wohl durch Flußsäure hervorgerufen, welche noch während der hydro- thermalen Phase etnporstieg. Die Anwesenheit von Fluorit iu der Hilbersdorfer Druse als jüngste Bildung gestattet diese Erklärung Die Flächen geben jedoch am zweikreisigen Goniometer deut- liche Reflexe, die geuau auf die Positionswinkel führen. Die Pol- kanten zwischen r und d sind nicht besonders scharf, teilweise gerundet ; schwache Reflexe führen auf Vizinale. Dagegen sind 1 Es sei hier auf die GoLDSCHMiüT’sche Aufstellung hingewiesen, welche andere Bravais’scIic Symbole ergibt, wodurch in der Literatur Verwechslungen entstehen. Auch in der Buchstabenbezeichnung folgte ich der allgemeinen Bezeichnung, die auch V. Goldschmidt (Zeitschr. f. Krist 1909. 46. 467) aufnahm rd sind ideutisch mit p rf'. Diese letzteren Buchstaben finden sich in Goi.nsciiMinT’s Winkeltabellen 1897 und wurde» auch in unsern unter 1 zitierten Abhandlungen angenommen. Sie sind durch die Buchstaben r und d zu ersetzen. Phenakit aus dem Granit von Hilbersdorf etc 195 <üe vou r und d gebildeten Kamlkanteu so scharf ausgebildet, daß man damit mit Leichtigkeit Papier zerteilen kann. Die Härte ist über 7, die Dichte 2,97. Die Beryllerde wurde mikrochemisch durch deutliche Kaliumberylliumoxalatkristalle nach- gewiesen. Parngenesis. ! Zahlreiche winzige Phenakitkriställchen obiger Kombination, tneist unter Millimeter-Größe, sitzen auf Orthoklas, Quarz und Pennin. Nur wenige erreichen die oben angegebenen Abmessungen und sind dann meist mit ihren Randkanten unter einem Winkel von etwa 45° auf Quarzprismen anfgewachsen , seltener auch auf Pennin, unter und in Chlorit. Aus letzterem konnte oben gezeichnetes Kriställcheu unversehrt gewonnen werden. Als höchstens gleich- altrige, wohl aber als jüngste Bildung ist der seltener auftretende Flußspat anzusehen. Derselbe ist wasserhell bis schwach grün, würfelig mit höchstens 3 mm Kantenlänge und sitzt auf Pennin. Als Abschluß des pneumatolytischen Bildungsstadiums erscheint ein Überzug von Gilbertit auf Feldspat und Quarz. Gilbertit bildet den Übergaug zur hydrothermalen Phase, in welcher außer Phenakit, Fluorit uud Albit die nakritähnlichen Zersetzuugsprodukte und Quarz III entstanden. Der Quarz ist ein bis 3 cm langer prismatischer Rauchquarz mit + Rhomboeder, oft monströs und mit Zersetzungsprodukten überzogen. Die zahlreichen winzigeu Phenakitkriställchen sitzen dazwischen zerstreut und fallen sofort durch ihren starken Glas- glanz auf. Die Oberfläche der Prismen des Rauchquarzes erscheint rauh. Auch Kappeuquarze sind vorhanden. Die Kappen (Quärz III) feind durch Gilbertit von Quarz II getrennt. Der fleischfarbene Orthoklas weist öfter Mauebacher Zwillinge auf und ist stellenweise schriftartig von Quarz durchwachsen. Albit tritt in kleinen Kriställchen auf den Basisflächen von Orthoklas äuf. Alle diese Drusenmineralien sitzen auf einem nicht gerade besonders charakteristischen Schriftgranit auf, in welchem sich außer fleischrotem Orthoklas auch Amazonenstein findet. Letzterer gehört wie der Schriftgranit dem Ausklingen der liquidmagmatischen Phase an. Der Amazonitfeldspat wurde auch anderwärts, wie am Pikes Peak in Colorado und im Ural in Phenakit führenden Drusen gefunden. Hier allerdings in großen Kristallen in der Druse, wie er bei Hilbersdorf nicht beobachtet wurde. 13* 196 M. Richter, Unter- und Mitteldevon im Oberbergischen zwischen Agger und Sieg. Von Max Richter. Einzelne verstreute Mitteilungen über dieses Gebiet linden sich in älteren Arbeiten bei v. Dechen, in der Bergrevierbeschreibung Ründeroth und in den neueren Arbeiten von F. Winterfeld und A. Denckmann. Seit einiger Zeit bin ich in dieser Gegend mit einer Arbeit beschäftigt, dereu einstweilige Ergebnisse ich in einer vorläufigen Mitteilung bekanntgeben möchte. Stratigraphie. Vorausschickeu möchte ich, daß ich für einige Schichtfolgen Lokalnamen aufgestellt habe, und zwar für die, bei denen mir eine Parallelisierung mit den von A. Denckmann und der Preuß. geol. Landesanstalt aufgestellten Stufen nicht möglich war. Den Namen Brombacher Schichten habe ich von Herrn H. Breddin über- nommen, der die Selbständigkeit dieser Schichtfolge zuerst in seinem Arbeitsgebiet erkannte (an der Sülz in der Umgegend von Lindlar). Unterdevon, a) Siegener Schichten. 1. Eitorfer Schichten. Meist graue, auch graugrüne bröcklige glimmerhaltige Schiefer von mildem oder feinsandigem Charakter. Untergeordnet treten grobkörnige mürbe eisenschüssige Grauwacken von brauner Farbe and vereinzelte Sandsteinbänke auf. Der ganze Komplex macht einen außerordentlich verwittert-mürben Eindruck. Verbreitungsgebiet nördlich der Sieg zwischen Eitorf und Dattenfeld auf der Südseite der Nutscheid. Ähnliche Schichten habe ich südlich Overath beobachtet. Mächtigkeit sehr groß, anscheinend weit über 1000 m. Fossilien habe ich bis jetzt noch nicht gefunden. 2. Odenspieler Grauwacken. Feste, meist hellblaugraue oder graue Grauwacken, immer quarzitisch, die grünlich verwittern. Als untergeordnete Zwischen- lagerung finden sich (von Nord nach Süd zunehmend) graugrünliche und dunkelblaugraue Schiefer. In den Grauwackebänken ist starke Deltaschichtung häufig. Verbreitungsgebiet Gegend von Much, unteres Bröltal, Gegend von Odenspiel, nördlich und südlich der Sieg bei Schladern. Das beste Profil durch diese Schichten bietet das Westerttal nördlich Schladern Unter- und Mitteldevon im Oberbergischen etc. 197 an der Sieg. Hier fand ich auch in einem der Steinbrüche Fossilien Leider sind sie stark zerrieben und daher schlecht bestimmbar. Die Mächtigkeit der Odenspieler Grauwacken beträgt etwa 500 ra; doch scheint sie ziemlich wechselnd zu sein, bei Much und Schönenberg dürfte sie weit weniger betragen. 3. Spurkenbacher Schichten. Im oberen Horizont der Odenspieler Grauwacken herrschen graugrüne Schiefer und gebänderte Rauhschiefer vor. (Horizont No. 2? von A. Drnckmann) Darüber folgt im Westerttal eine Zone graugelber mürber Schiefer. Grauwacken treten anffallend zurück Ähnliche Schichten fand ich an der Hahn Morsbach- Hermesdorf Nach Westen scheinen diese Schichten auszukeilen (erodiert? siehe unter Tektonik), westlich der Linie Waldbröl — Schladern konnte ich sie nicht mehr auffinden, während sie nach Osten zu an Mächtigkeit anscheinend rasch znnehmen. Die Spurkenbacher Schichten dürften bereits den höheren Siegenei Schichten znzurechnen sein. (Horizont No. 3? von A. Drnckmann.) b) Höheres Unterdevon. (Äquivalente der Koblenzschichten?) 1. Bladersbach er Schichten. Westlich von Waldbröl und nördlich von Huppichteroth und Schönenberg schalten sich zwischen Odenspieler Grauwacken und dem untersten Mitteldevon Schichten ein, wie sie ganz ähnlich im Gebiet westlich von Bensberg Vorkommen und die vielleicht als Äquivalente der Verseschichten zu betrachten sind. Im ganzen Gebiet zwischen Bensberg und Schönenberg liegen diese Schichten zwischen Einnnertschichteu und Odenspieler Grauwacken, bezw. zwischen letzteren und dem untersten Mitteldevon. Die Bladersbacher Schichten bestehen zwischen Ruppichteroth und Waldbröl fast ausschließlich aus glatten olivgrünen und un regelmäßig brechenden Schiefern , die zahlreiche Spliärosiderit- knöllchen führen, und aus Rotschiefern. Nördlich Schönenberg treten diese Schiefer stark zurück, hier sind vorwiegend feinkörnige grüne Grauwacken von wenig fester Beschaffenheit vorhanden. Verbreitungsgebiet östlich Denklingen, südlich und westlich Waldbröl, bei Ruppichteroth und nördlich Schönenberg. Die Mächtig- keit nimmt von Süden nach Nordeu zu, sie ist sehr gering bei Waldbröl, Ruppichteroth und Schönenberg, südlich von letztgenanntem Ort fand ich diese Schichten überhaupt nicht mehr. Sie dürften also auf einer Linie längs des Waldbrölbaches, bezw. südlich da von, auskeilen. Spirift r primaevus Renssdaeria cratsicosta Bensselaeria sp. Ctenodonta sp. Cypricardella sp. ? Beyrichia sp. Murchisonia sp. Tentaculites sp. M. Kicbter. T9S 2. Rimmertschicliten. .> Diese bestehen zum überwiegenden Teil aus grobkörnigen weißen quarzitischen Grauwacken ; bei ihrer Verwitterung bilden sich eigenartige Eisenringe. Der obere Horizont führt grüne und rote Schiefer. Nach Süden zu gehen sie unter Mächtigkeitsabnahme in eine Fazies mürber und grobkörniger Grauwacken von brauner Farbe über. Südlich des Brölbaches konnte ich sie nirgends mehr aüftinden. Bei Schönenberg und Ruppichteroth , wo sie in der dortigen Mulde wieder auftreten müßten, sind sie aber nicht vor- handen; es ist deshalb anzunehmen, daß sie von Nord nach Süd auskeilen, denn ihr Fehlen ist nicht durch tektonische Vorgänge bedingt. Verbreitungsgebiet südwestlich Dieringhausen bei Oberbanten- berg, Bielstein und südlich davon bis gegen Marienberghausen. 3. Reinscheider Schichten. Über den Riramertschichten liegt eine wenig mächtige Decke von ! Keratophyr und Keratophyrtuff. Südlichstes Vorkommen bei Weihershagen und Bielstein. Darüber folgen die Remsclieider Schichten, die ans grünen und roten Schiefern bestehen. In meinem Gebiet kommen sie nur bei Weihershagen — Oberbantenberg, Kehlinghausen und Mühlen vor. Nach V. Zeeeny führen sie bei Weihershagen ßei/richia mov 5- tana Spt., doch konnte ich dort kein Fossil finden. Die Mächtigkeit beträgt hier etwa noch 10 — 20 in, nach Norden nimmt sie rasch zu. Weiter südlich sind sie nicht mehr vorhanden. Sie keilen demnach auch von Nord nach Süd aus. Die Cultrijugatusstufe scheint in meinem ganzen Gebiet nicht meht* vorhanden zu sein. . Mitteldevon. i ln meinem Gebiet ist nur das untere Mitteldevon vorhanden. , ...all. Hob racker Schichten. Meist grünlichgraue, oft carbonatreiche sandige Schiefer. Bei Waldbröl treten auch Sandsteine von heller Farbe auf. Stellen- weise erhalten die Schiefer beim Verwittern einen stahlblauen An- lauf. Irn Norden des Gebietes zwischen Agger und Wiehl ist die oberste Zone der Hobräcker Schichten als Kalk entwickelt, darunter rtreten dort noch wenig mächtige Rotschiefer auf. Weiter im Süden sind diese „Grenzkalke“ durch kalkige Schiefer ersetzt und Rot- Schiefer fehlen, ln dieser Beziehung vollzieht sich also ein Fazies- wechsel von Nord nach Süd. Weit wichtiger aber ist der Fazies- wechscl, der sich von Osten nach Westen vollzieht. Die Hobräcker Schichten gehen in dieser Richtung allmählich in Kalke über, etwa auf der Linie Bantenberg — Alperbrück — Elsenroth— Üleroth. Es hat den Anschein, als würde dadurch ein Zusammenhang mit dem unteren Mitteldevon der Nordeifel bestehen. Unter- und Mitteldevon im Oberhergischen etc 19 V» Zn erwähnen wäre noch eine Zone mürber, gelber Schieler, die bei Schönenberg über den Kalken auftritt; ähnlich findet sie sich bei Weihershagen, nur folgt hier über den Schiefern wieder Kalk. Im Gegensatz zu den Schichten des llnterdevoDS führen die Hobräcker Schichten eine außerordentlich reiche Fauna. Spirifer speciosus — cf. curvatus — subcuspidatus — cf. elegans — parcefurcatus — auriculatus Atrypa reticularis — var. aspera Orlkis striatula ( Mhoietes umbracuhim Stropheodonta intcrstrialis Strophomena sp. Productella subaculeata Athyris concentrica Leptagon ia rhomboidalis Centronella sp. C 'honet es sp. Avicula sp. Carydium sp. Cyathophyllum helianthoides Cgafhophyllum sp. Helioliles porosa Pachypora sp. Favosites sp. Stromatopora concentrica b'enestella sp. sp. Hexacrinus sp.' Rhipidocrinus sp. Crinoiden Tentaculites sp. Verbreitungsgebiet zwischen Agger und unterer Wiehl b.Weihers- hagen— Oberbantenberg, dann zwischen Wiehl und Waldbrölbach einerseits, Nümbrecht— Denklingen andererseits, wo sie abwechslungs- weise mit der nächstfolgenden Gruppe in Sätteln auftreten. Mächtig- keit schwankend, bei Oberbantenberg 150 m, bei Mühlen ca. 100 m, bei Schönenberg 100 m, bei Waldbröl und Denklingen ca. 300 m. 2. Brombacher Schichten. Vorwiegend feste quarzitische Sandsteine von hellblaugrauer Farbe, verwittert graugrün bis grau ; untergeordnet finden sich auch weniger feste gelbe Sandsteine und harte grünliche, muschlig- brechende Schiefer. Die Sandsteine erscheinen oft gebleicht und dann mit zahlreichen bräunlichen Pünktchen von Eisenhydroxyd durchsetzt. Abweichend von dieser „normalen Ausbildung“ sind die Brom- bacher Schichten als Kalke und kalkige Schiefer zwischen Wiehl und Bröl bei Kalkofen, Pfaffenberg, Nieder- und Oberbierenbach entwickelt. Stellenweise sind die Sandsteine ziemlich carbonatreich und dann voll von Fossilien. ' ' 1 Spirifer subcuspidatus — cf. elegans — - speciosus Orthot etes umbracuhim Productella subaculeata Athyris concentrica Atrypa reticularis Strophomena sp. Chonetes sp. sp. Muscheln Schnecken Cyathophyllum sp. Calceola sandalina Stromatopora sp. sp. Crinoiden Fenesteüa sp. '200 M. Richter, Die Schichtflächen der Sandsteine sind häufig von Crinoiden- stielrasen bedeckt. . Calceola sandaüna fand ich nur in einem einzigen Exemplar an der Straße zwischen Osberghausen und Weihershagen. Die Brombacher Schichten wurdeu bisher immer den Miihlen- bergschichten zugerechnet. Wie aber schon aus der Fossilliste hervorgeht, fehlt Newberria amygdala, das Leitfossil der Mühlen- bergschichten völlig in den Broinbacher Schichten. Schon V. Zsi.kny hat auf seiner Karte (in: Das Unterdevon im Beusberger Erz- distrikt usw.) diese Schichten nicht zu den Mühlenbergschichten gerechnet. Ich bin der Ansicht, daß diese mächtige Schichtfolge von den Mühlenbergschichten zu trennen ist, und zwar im wesentlichen aus faunistischen Gründen. Brombacher- und Mühlenbergschichten sind in meinem Gebiet und auch weiter östlich durch einen ziemlich mächtigen Schieferhorizont getrennt. Verbreitungsgebiet ungefähr dasselbe wie das der Hobräcker Schichten. Die Mächtigkeit ist ziemlich bedeutend, sie beträgt im Gebiete von Wiehl mindestens 700 m. 3. Wiehler Schiefer. Über den Brombacher Schichten folgt eine Serie von Schiefern, die wahrscheinlich den Ohler Schiefern A. Fuchs' entsprechen. Sie bestehen aus kalkreichen bröckligen Tonschiefern von überwiegend dunkelgrauer Farbe, teilweise führen sie auch einige unreine Kalkbänke. Die Grenze gegen die Brombacher Schichten ist sehr scharf, da der untere Horizont der Wiehler Schiefer frei von Sandsteinen ist. Die obere Abteilung enthält Sandsteinbänke, die den allmählichen Übergang zu den Mühlenbergschichten ver- mitteln. Die Wiehler Schiefer sind meist sehr fossilreich. Spirifcr speciosus — cf. subcuspidatus — cf. elegans Leptagonia rlumboidalis Orthotetes um b raculum Chon, des sp. sp. Atrypu reticularis Atliyris concenlrica PetUamerus galeafus Oryphaeu s sp. < Jya tb ophyUum sp. Calceola sandedinu Muscheln Crinoiden b'cneslella sp. sp. Tentaculites sp. Verbreitungsgebiet bei Wiehl, Volmershausen. Dorn uud Ober- agger. Die Mächtigkeit beträgt etwa 200 m. 4. Mühlenbergschichten. Sie beginnen da. wo die letzte graue Schieferbank der Wiehler Schiefer zu Ende ist. Es sind meist blaugraue und graugrüne quarzitische Sandsteine, teilweise mit Carbonatgehalt. Bei der Ver- witterung bekommen diese Sandsteine gern eine rauhe, poröse Oberfläche und helle, fast weißliche Farben, bleiben dabei aber Unter- und Mitteldevon im Uberbergischen etc. 201 völlig lest. Sie ähneln petrographisch sehr den Brombacher Schichten, enthalten aber im Gegensatz zu diesen ganze Lagen von Newberria amygdula. Dicke Bänke sind häutig von Grinoidenstielgliedern erfüllt. Verbreitungsgebiet nördlich der Agger, wo sie typisch ent- wickelt sind. Dann im Innern der Wiehler Mulde. Hier treten die dicken Sandsteinbänke zurück, dünnplattige Sandsteinbäuke und ebenspaltende sandige Schiefer herrschen vor. Mächtigkeit im Innern der Wiehler Mulde etwa 200 ui, nörd- lich der Agger bedeutend mehr. Tektonik. Unsere bisherige Kenntnis von der Tektonik dieses Gebietes beruht auf den Arbeiten von A. Denckmann. Darnach stößt im Süden des Gebietes, längs des Waldbröl- baches, tiefes Unterdevon (Gedinnien) an die Schichten des Mittel- devons. Dasselbe gilt für die Gegend von Weihershagen (hier: Gedinnien an Oberkoblenz) und Eckenhageu. Die dazwischen be- stehende Schichtlücke wird durch eine große Überschiebung des alten Unterdevons über die höheren Schichtglieder erklärt. Längs zweier großer meridional verlaufender Verwerfungen soll später die Überschiebungsdecke zerrissen und so der mitteldcvonische „ Horst von Waldbröl“ entstanden sein. Nach meinen bisherigen Untersuchungen kann ich diese Auf- fassung nicht teilen. Zunächst möchte ich bemerken, daß ich in meinem gauzen Gebiet nirgends Gedinnien aufgefunden habe. Das. was A. Denck- mann auf seiner Karte (in: Neue Beobachtungen über die tektonische Natur der Siegener Spateisensteingänge. Teil I) als Gedinnien be- zeichnete, verteilt sich in meinem Gebiet auf die verschiedenen Stufen des Unterdevons. Bei der Stratigraphie des Gebietes habe ich bereits auf das Auskeilen der einzelnen Schichten von Nord nach Süd hingewiesen. Im Süden, bei Waldbröl und Ruppichteroth, fehlt also alles, was zwischen Odenspieler bezw. Bladersbacher Schichten und dem untersten Mitteldevon normalerweise vorhanden ist. Es ist daher anzunehmen, daß im Süden, im Gebiete der Nutscheid, und weiter südlich, zu der Zeit, die nach Ablagerung der Siegener und vor Ablagerung der Hobräcker Schichten liegt, ein Festland bestanden hat, auf das erst wieder die Hobräcker Schichten transgredierten. (Eine Diskordanz habe ich bis jetzt nicht beobachtet.) Die große Schichtlücke im Süden erkläre ich also nicht durch eine Überschiebung, sondern durch das Auskeilen der fehlenden Stufen an einem Festlande. Rein äußerlich spricht gegen eine Überschiebung schon das gleichsinnige Fallen (nach NNW) von 202 M. Richter. Odenspieler Grauwacken, Bladersbächer und Hobräcker Schichten die zwischen Schönenberg' und Waldbröl konkordant übereinander- liiegen. i Nach mir persönlich gemachten Angaben von Herrn H. Breddik tritt auch zwischen Weihershagen und Bensberg nirgends Gedinnien auf; auf einer gemeinsamen Begehung konnte ich mich auch da- von überzeugen; die Schichtenfolge ist dort ganz normal1 von den Siegener Schichten bis ins Mitteldevon entwickelt; ähnlich verhält es sich auch im Gebiet von Eckenhagen. Das damalige Festland im Gebiete der Sieg dürfte auch die Erklärung bringen für die Verschiedenheit der Koblenzschichten im Süden und im Norden. Vielleicht erklärt sich auch daraus das Fehlen der höheren Siegener Schichten westlich von Waldbröl die zur Zeit des höheren Unterdevons erodiert und so das Material für die Koblenzschichten abgegeben haben können. Betrachten wir nun den tektonischen Bau des Gebietes zwischen Sieg und Agger, so können wir von Süd nach Nord fünf ver- schiedene Zonen feststellen : 1 . Den Nutscheidsattel. 2. Die Ruppichterother Mulde. o. Das Gebiet zwischen Waldbrölbach und Wiehl. 4. Die Wiehler Mulde. 5. Den Bielsteiner Sattel. 1. Der Nutsch eidsatte 1. Er liegt zwischen Sieg und Bröl, bezw. Sieg und Waldbröl- bach. An seinem Aufbau beteiligen sich Eitorfer Schichten und Odenspieler Grauwacken. Die Sattelachse sinkt von Westen nach Osten, so daß (westlich des Westerttales) die Eitorfer Schichten unter den Odenspieler Grauwacken verschwinden, während diese ihrerseits wieder weiter im Osten (Wisserbach) von höheren Siegener Schichten bedeckt werden. Die Fortsetzung dieses Sattels bezw. der Eitorfer Schichten nach Westen dürfte in den Siegener Schichten im Siebengebirge und weiter westlich zu suchen sein. 2 . Die Ruppichterother Mulde. Sie bildet eine völlig isolierte Mulde, allseitig von Ödenspieler Grauwacken umgeben. Sie hebt im Westen bei Hänscheid an* und endet im Osten bei Öleroth. Sie hat eine Länge von 7,5 km und eine größte Breite von 1,2 km; gebildet wird sie von Bladers- bacher, Hobräcker und Brombacher Schichten. Zu bemerken wäre, daß ich die Bladersbaeher Schichten am Südfliigol der Mulde nicht mehr aufgefunden habe, wohl aber noch am NordHügel. L.I'l . M . 1 Bei Fehlen der höhereu Siegener Schichten über den Odenspieler Grauwacken, die im ganzen westlichen Teil des Gebietes zwischen Agger und Sieg nicht vorhanden sind Unter- und Mitteldevon im Oberbergischen etc. 20B Weiter nördlich liegen bei Retscheroth und Bölkum — Stranzen- bach zwei kleinere Spezialmulden. die im Muldenkern Bladersbacher Schichten enthalten. 3. Das Gebiet zwischen Waldbröl bach und Wiehl. Begrenzt wird es im Süden durch den Waldbrölbach zwischen Hermesdorf und Berkenroth, im Westen durch eine Linie Berken- roth— Nümbrecht — Elsenroth, im Norden durch die Wiehl und im Osten durch eine Linie Brüchermühle — Hermesdorf. Dieses Gebiet für sich betrachtet stellt eine nach Norden sich öffnende sackförmige Mulde dar, die ringsum von Odenspieler Grauwacken, Bladersbacher- und Rimmertschichten begrenzt wird. Im Innern der Mulde bilden Hobräcker und Brombacher Schichten abwechselnd Sättel und Mulden. A. Denckmann läßt diesen ,, Waldbröler Sack1- im Westen und Osten von zwei großen, meridional verlaufenden Verwerfungen begrenzen, außerhalb dieser soll das iiberschobene Gebirge im Westen und im Osten abgesunken sein; d. h. also, die sackförmige Mulde von Waldbröl soll einen mitteldevonischen Horst, den „ Horst von Waldbröl“ darstellen. Da aber die große Überschiebung, wie ich gezeigt habe, nicht vorhanden ist, so kann auch von einem Horst keine Rede sein. Die beiden großen Randverwerfnngen dürften auch nicht vor- handen sein. Die westliche, die von Marienberghausen über Schöuen- berg, zieht, ist nicht aufzntinden ; die Grenze zwischen Unter- und Mitteldevon liegt in Wirklichkeit einige Kilometer weiter östlich, und das Gebiet von Schönenberg ist ja eine Mulde für sich, hat also mit der westlichen Randverwerfung des Waldbröler Horstes nichts zu tun. Die östliche Randverwerfung Denklingen — Waldbröl ist eben- falls nicht nachzuweisen. Im Osten und Westen löst sich der „ Waldbröler Sack“ in Süd — Nord Richtung in kleine Spezialmulden auf, die mit kleinen Spezialsätteln des Unterdevons verzahnt sind. Querverwerfungen spielen dabei im allgemeinen eine recht geringe Rolle, größere Bedeutung dürften sie nur auf der Linie Nümbrecht — Berkenroth besitzen. Die große Waldbröler Mulde beginut hier bei Berkenroth ganz normal, auf beiden Flügeln von Bladersbacher Schichten, darunter Odenspieler Grauwacken unterlagert. So kommt das Bild einer Nord — Süd verlaufenden Grenzlinie zwischen Unter- und Mitteldevon im Osten wie im Westen zustande durch eine in dieser Richtung verlaufende gegenseitige Ablösung von kleinen Sätteln und Mulden, die stellenweise durch Quer- störungen beeinflußt sind. Von Süd nach Nord stellen sich dabei allmählich die im Süden fehlenden Schichten ein. 204 M. Richter. Unter- und Mitteldevon etc. 4. Die W i e li 1 e r Mulde. Sie liegt zwischen Wiehl und Agger und bildet die unmittel- bare Fortsetzung der Waldbröler Mulde, d. h. diese geht nach Norden in die Wiehler Mulde über. Damit verbreitert sich auch das Mitteldevon nach Osten in das Gebiet von Eckenhagen, nach Westen in die Ründerother Mulde (mit Unterbrechung durch den Bielsteiner Sattel). An dem Aufbau der Wiehler Mulde beteiligen sich die Brom- bacher-, Wiehler- und Mühlenbergschichten, letztere bilden den Muldenkern. Größere Störungen fehlen der Mulde. Am Siid- und Nordflügel treten die Brombacher Schichten heraus, am Nordflügel bilden sie einen Sattel, so daß weiter nördlich (Aggertal) wieder regelmäßig Wiehler-, daun Mühlenbergschichten folgen. Dieser Sattel wird im Osten, in der Gegend von Hunds- heim— Alpe, durch Querstörungen abgeschnitten. In seiner Fort- setzung liegen die Wiehler Schiefer, die einen Sattel zwischen den Mühlenbergschichten bilden. In der Gegend nördlich von Oberagger hebt sich dann wieder ein kleiner Sattel von Brom- bacher Schichten heraus. Diese ganze Sattelzone ist als Fortsetzung des Rielsteiner Sattels zu betrachten. 5. Der Bielsteiner Sattel. Er streicht in unser Gebiet herüber aus der Gegend von Drabenderhöhe über den Immerkopf — Helmershausen — Bielstein- - Oberbantenberg. Seine weitere Fortsetzung nach Osten bildet, die bereits erwähnte Sattelzone. Bis Oberbantenberg besteht der Sattelkern aus Rimmertschichten, auf beiden Sattelflügeln legen sich Remscheider, Ilobräcker und Brombacher Schichten darüber. Bei Oberbantenberg ist die ganze Zone durch Quer- und Längsverwerfungen stark gestört. Die Sattelachse sinkt von Westen nach Osten, so daß im Sattel- streichen immer jüngere Schichten an seinem Aufbau teilnehmen. Nördlich bezw. nordwestlich des Bielsteiner Sattels folgt die Ründerother Mulde, die aber außerhalb unserer Betrachtung bleibt. Die Tektonik ist also in dem geschilderten Gebiet im großen und ganzen einfach. Meist ganz normal gebaute Sättel und Mul- den wechseln miteinander ab. Starke Spezialfaltung ist kaum vor- handen. Überschiebungen und große durchlaufende Verwerfungen fehlen dem Gebiete völlig. Das sind die bisherigen Ergebnisse meiner Arbeit, die ich aber keineswegs als endgültig hinstellen möchte. E. Nowack, Die Grundziige in der Tektonik Mittelalbaniens 205 Die Grundzüge in der Tektonik Mittelalbaniens. Von Ernst Nowack in Leoben. Mit 2 Tf xtßKuren. (Schluß.) Diese Erkenntnis verdanken wir einer wichtigen Beobachtung am Mali D a j t i t. Am Westabfall des Ml. Dajtit schaltet sich zwischen den Wand- absturz und den Steilhang, der zum Gipfel führt, in über 1000 m Höhe ein sehr markanter, schmaler gesimseartiger Absatz, in dessen innerstem Winkel spärliche Reste einer neogenen Strandbildung (Austern- und anderes Conchylienschalenzerreibsel mit sandig- kalkigem Bindemittel) erhalten sind. Die in die Luft hinans- gehenden Miocänschichten der zweiten Schichtstufe östlich Tirana (vgl. oben) weisen auf diese unzweifelhafte Strandplatte hinauf' „I n n er a 1 ba n i en“ ist also seit Ablagerung des Miocäns als starre Scholle um 1000 m emporgestiegen1, während „ Niederalbanien“ in dieser Zeit in Falten ans dem Meere getaucht ist. Beide Einheiten unterliegen offenbar derselben Kräfteeinwirkung, reagieren aber auf verschiedene Weise, wobei die flexible und die starre Scholle gelenkartig ineinandergreifen. Südlich der großen Elbasaner Querstörungszone sind die Ver- hältnisse gänzlich verändert. Längs einer in die Richtung der Elbasaner Senke fallenden Linie greift hier die Serpentin-Schiefer- Hornstein-Formation bis an die Grenze Niederalbaniens vor. Nur unmittelbar südlich Elbasan ist ihr noch ein klippiger Kalkzug (die Maja bairave) vorgelagert, weiter gegen S grenzt die große .Serpentinmasse direkt an die Tertiärbildungen des Vorlandes. Der ^-förmig gekrümmte Westrand der Serpentinformation im Skumbigebiet wird von einer Reihe kleiner Kalkfetzen, welche als Klippen im Landschaftsbild hervorstechen, begleitet. Sie sind ident mit dem Kalk der M. bairave. Die stratigraphische Stellung dieses Kalkes ließ sich nicht festlegen ; er ähnelt im petrographischen Habitus jedoch sehr dem Rndisten-Nummulitenkalk. Sowohl der Kalk dieser Klippen wie der Serpentin am Kontakt mit ihnen ist tektonisch in höchstem Grade beansprucht. Letzterer zeigt viel- 1 Dieses Emporsteigen erfolgt nicht überall gleichmäßig, sondern scheint — wie man an alten Verebnungsflächen des Skumbi erkennen kann — mit einer sehr flachen Schild- oder beulen förmigen Auf- treibung verbunden zu sein. 206 E. Nowack, fach eine charakteristische „glasige“ Ausbildung !, d. h. er ist vollkommen von glänzenden Harnischeu durchsetzt, ausgewalzt, zer- quetscht und auch oft von merkwürdig flaserig-knolliger Beschaffen- heit. Der Flyscli sowie die in diesem (wahrscheinlich als Lokal- fazies) auftretenden eocänen Plattenkalke („K rastakalke“) , die östlich Elbasau das Vorland der Serpentin-Schiefer-Hornsteinzone bilden, sind wirr gefaltet und gestaucht; eine Auflösung in einzelne tektonische Elemente ist hier schwer durchführbar. Wir sehen also im mittleren Skumbigebiet die in ihrer Haupt- masse wahrscheinlich dem oberen Jura und der unteren Kreide an- gehörige Serpentin-Schiefer-Hornstein Formation1 2 dem alttertiären Flysch3 auflagern, wobei an der Grenze noch einzelne Fetzen von wahrscheinlichem Rudisten-Nnmmulitenkalk (die erwähnten Klippen und die M. bairave) auftreten. Die bereits angeführten Erschei- nungen höchster tektonischer Beanspruchung lassen keinen Zweifel übrig, daß an der Basis des S e r p e n t i n ko m p 1 ex es in Mittelalbanien eine große Schubfläche ausstreicht. Diese Überschiebung der Serpentinzone ist östlich Elbasan noch mit einer Querstörung kombiniert, längs welcher ein Teil der Schubmasse gleichsam vorangeeilt ist. Diese Querstörung hat — wie wir bereits gesehen haben — ihre Wirkung auch in das Vor- land hinausverlegt, wo in ihrer Fortsetzung die Elbas an er Ebene niedergesunken ist, an welcher sowohl die Antiklinale von Kruja als auch die jungtertiären Falten Niederalbaniens ab- brechen. Das Vorland, das im Westen kein Widerlager findet, ist unter der Wucht der von Osten vordrückenden Massen nieder- gedrückt worden; das ganze Landschaftsbild um Elbasan weist deutlich den Senkungscharakter auf4 5, und in der Akkumulations- ebene des Skumbi, die noch im Quartär von einem See erfüllt war4, 1 Diese Bezeichnung wurde von Nopcsa für offensichtlich ganz idente Ausbildungsweisen in Nordalbanien verwendet. ? Diese Altersbegrenzung ist jüngst Kossmat auf Grund seiner Be- obachtungen in Serbien gelungen („Bericht über eine geol. Studienreise in den Kreisen Mitrovica und Frijepolje“ ; Sitz -Ber. Sachs. Ak. d. Wiss. Leipzig 1916). Im östlichen Griechenland ist Rknz zu einem vollständig übereinstimmenden Ergebnis gelangt. — Nach meinen Beobachtungen und jenen Hilbkh's im Pindos gibt es allerdings auch noch jüngere (alttertiäre) Serpentine. s Das Alter konnte ich durch Nummulitenfunde sowohl im Flysch selbst als in den mit ihnen engst verknüpften Plattenkalken erweisen 4 Die morphologischen Verhältnisse der Umgebung von Elbasan und ihre Beziehungen zur Tektonik habe ich ausführlich in meinen „Morpho- genetischen Studien“ (1. c.) behandelt. 5 Nach Dal Piaz und De Toni, welche am Devolknie im Südteile der Ebene limnische Quartärablagerungen fesfstellten (Atti della soc pro il progr. delle sc. Roma 1915). Die Grundzüge in der Tektonik Mittelalbaniens 207 sehen wir den tiefstgesunkenen, weit unter die Erosionsbasis ge- brachten Schollenstreifen vor uns. So ist auch das Vorgreifen der Serpentinzone bei Elbasan die Ursache des Verschwindens der letzten autochthonen Küsten kette, als welche wir die Antiklinale von Kruja betrachten müssen ; auch sie wird von der sich aus Osten aufschiebenden Masse in die Tiefe gedrückt. Die längs der Überschiebungslinie eingekeilten Kalkfetzen entstammen vielleicht solchen tief aus dem Flyschuntergrund aufgeschürften Küstenketten- kalken. Während der südlich des Skumbi längs der Klbasaner Quer- störung vorgeprellte Teil der Serpentin-Schiefer-Hornsteinzone sich fast durchaus nur aus Eruptiven zusammensetzt, treten uördlich des Skumbi auch reichlich die für die Formation charakteristischen Sedimentgesteine — hier besonders Kalke mit Hornsteinen — auf, die nach den in ihnen lagerförmig vorkommenden Apophysen wahr- scheinlich dem ursprünglichen Randgebiet der basischen Intrusion angehören. Diese Kalke und Schiefer-Hornsteine sind an der Stirn der Überschiebungsmasse wild aufgebäumt und in ihrer Lagerung bis ins einzelne überaus gequält. Auf der Serpentin-Schiefer-Hornstein-Formation lagert südlich des Skumbi die mächtige Kreidetafel (Nerineen-, Gryphäen-, Korallen- und Rudistenkalke) des Polisit-Gebirges. Die Auflagerungshöhe senkt sich von 1300 tn am Westrand des Plateaus auf etwa 550 m im Osten. Hier keilt die Serpentinformation im Skumbital zwischen Babia und Kjuks zwischen der Kreidetafel und einer an der Rapon- mündung als Basis der Serpentin-Schiefer-Hornstein-Formation auf- tauchenden, mächtigen roten Konglomerat-Sandstein-£chiefer- For- mation (wahrscheinlich Permotrias) aus. Bei Kjuks liegt die Kreide- tafel bereits direkt dem Komplex der roten Konglomerate etc. auf. Die Auflagerungsfläche der Polisit-Kreide entspricht also einer ge- waltigen schiefen Ebene, welche die Serpentin-Schiefer-Hornstein- Formation fast in ihrer ganzen Breite nach oben abschneidet. Die Lagerung der Kalke des Polisit-Plateaus ist verhältnismäßig flach, jedoch durchaus nicht ungestört 1 ; es dürften vielfach Stauchungen und Brüche die Schichtmasse durchsetzen. Höchst merkwürdig sind die Erscheinungen, die man am Ser- pentinsockel an der Basis der auflagernden Kreidetafel längs der ganzen Nordgrenze beobachten kann Der Serpentin zeigt bis in eine Tiefe von 60 — 80 m eine überaus eigenartige konglomeratische Ausbildungsweise: Eine dichte, rein serpentinische, dunkel- bis lauch- grüne Grundmasse ist erfüllt von gerundeten, mit einem lirnis- gläuzenden Häutchen überzogenen Serpentin- bezvv. Peridotitbrocken, 1 Ich konnte in der Gebend des Kratul (Nordteil des Plateaus) Neigungswinkel von 35 und 50° ablesen. 208 E. Nowack. welche dem ganzen Gestein einen konglomeratähnlicheu Habitus verleihen. Die Gerolle, die sehr verschiedene Größe (bis Faust- große) besitzen, lösen sich meist leicht aus dein Gestein, das stellen- weise schon bei leichtem Anschlägen mit dem Hammer in Schotter zerfällt. Das Gestein enthält keine fremden Beimengungen, erst die obersten Schichten unmittelbar unter der Kreideauflagerung werden stark kalkig, ja, der Übergang zum Kalk bildet ein Gestein, das in einer brecciösen kalkig- serpentinischen Grundmasse nur noch vereinzelt Serpentinbrocken enthält. Schon auf Grund des Ein- druckes im Gelände glaubte ich diese ganze Bildung als Mylonit deuten zu müssen. Gegen die Natur eines Transgressionskonglo- merates 1 spricht vor allem die Reinheit des Gesteinsmaterials, das — ausgenommen die obersten Schichten — durchaus Serpentin ist. Eine Transgressionsbildung der Kreide kann man sich ohne Bei- mengung von Kalk oder sonstiger fremder Bestandteile (die Kreide- eutwicklung ist sehr fossilreich!) auf so bedeutende Mächtigkeit nicht vorstellen. Auch der mikroskopische Befund liefert nur eine Stütze für die Auffassung der tektonischen Entstehung dieses Ge- steins2. Die Grundmasse erwies sich z. T. als einheitlicher Faser- serpentin, z. T. als von brecciöser Struktur, wobei nur die Klüfte von Kalkspat ansgefüllt sind. Der Kalk ist somit nur sekundär, durch Sickerwasser von oben her ans der Kreideiiberdeckung in das Serpentingestein gelangt. Wir müssen also auch die Kreidetafel des Polisit- Gebirges als eine Ü bers ch iebun gsm a s se auffassen, die von Osten her auf die Serpentin -Schiefer- Hornsteinzone aufgeschoben wurde. Durch die Überwalzung hat der Serpentin bis tief hinein jenes sonderbare konglomeratähnliche Gefüge erhalten, welches wohl schon einesteils eine gewisse Prädestinierung im physikalischen Verhalten des Gesteins voraussetzt, zum großen Teil aber durch die Eigenart im Mechanismus der Bewegung (das „Überwalzen“) bedingt sein muß. Denn wir haben die tektonische Beanspruchung im Serpentin an anderen Stellen — , an der Basis der selbst überschiebend fungierenden Serpentinmasse und in inneren Quetschnngs- und Pressungszonen — , auch in ganz anderer Weise sich äußern sehen (glasiger, flaseriger und knolliger Serpentin). Die Überschiebungsmasse des Polisitplateaus bildet die dritte tektonische Einheit im Aufbau Inner-Mittelalbaniens. Es folgt nun 1 ln Analogie mit den Verhältnissen in Serbien, Mazedonien. Nord- albanien und Griechenland müßte man nämlich zunächst auf ein solches schließen; alle Forscher (Kossmat, Ampkkrkr, Hammkr, Nopcsa. Uokbel, Renz) haben übereinstimmend die Transgression der oberen Kreide über die Serpentin-Schiefer-Ilornstein-Formation l'estgestellt. Der Konglomerat- serpentin ist jedoch mit diesen Transgressionsbildungen nicht ident. 2 Die mikroskopische Untersuchung nahm in liebenswürdigster Weise Herr Ing Dr. STiNY-Bruck a. d. Mur vor. Die Grundzüge in der Tektonik Mittelalbaniens 209 nach Osten eine junge longitudinale Störungszone: Es ist das das mit Neogen erfüllte obere Skumbibecken, ein Paralleleinbr.uch zu den dessaretischen Seen. Es scheint ein organischer Zusammen- hang, daß hier auf die Zone der tektonischen Massenentfaltung im Osten, gegen Mazedonien hin eine Zone der Auflockerung folgt. Zwischen oberem Skumbibecken und Ocliridasee tritt in der Mokra-Planina horstartig wieder die Serpentin-Schiefer-IIornsteiu- Foimation zutage1; hier scheint die Kreide bereits normal als Transgressionsbildung dem Serpentin aufzulagern, so daß die i’ber- schiebnng des Polisit-Plateaus nur als Nahüberschiebung, als große Schuppe gewertet werden kann, wie das in analoger Weise auch für die Überschiebung der Serpentin-Schiefer-Hornsteinmasse gilt, die bereits bei Babia (also etwa 15 km vom Stirnrand) in der roten Konglomerat-Sandstein-Schieferserie auf ihrer normalen Unterlage aufzuruhen scheint. Vergleich mit den Forschungsergebnissen über die Tektonik der Nachbar gebiete. — Suchen wir zu- nächst Anschluß nach Norden, so finden wir uns in dem von Nopcsa eingehend durchforschten Teil Nordalbaniens2 in der Fortsetzung der inner-mittelalbanischen Gebirge. Nopcsa unterscheidet in seinem von Kjnks II. = Polisit-Kreide. III Serpentin-Schiefer-Hornsteinzone. IY. = Flyschvorland mit Krastakalken (= „CukalP Nopcsa ?). V. = Kalkantikline von Kraja (letzte Küstenkette). VI = Tertiäres Faltenland Niederalbaniens. VII. = Oberes Skumbi-Becken. — — Ungef. Scheitellinien von Antiklinalzonen in Niederalbanien Synklinalachsen daselbst Quermulden. Querstörungszone von Elbasan. Überschiebung8linien. um mm Senkungsbruche. Die (irnndzüge in der Tektonik liittelalbanien# 215 214 E. Nowack, Die Grundzüge in der Tektonik Mittelalbaniens. Norden (vgl. frühere Anmerkung) *. Rknz ist schon zuvor („Über den Gebirgsbati Griechenlands“) die Übereinstimmung mit Nord- albanien anfgefallen, so daß er an eine Fortsetzung des nord- albanischen Gebirgstypus in den mittelgriechischen Gebirgen denkt. Zusammenfassung. — N ie d e r alb a n i en ist ein junges, wahrscheinlich noch heute tektonisch aktives, aus Tertiär bis in die jüngsten Stufen aufgebautes Falten- land, das aus der Adria aufsteigt und gegen Süden zu den epirotischen Ketten empor wächst. Es ent- spricht dem in Auffaltung begriffenen Geosvnklinal- boden zwischen den dalmatinisch-montenegrinischen Küstenketten einerseits und den im akrokeraunischen Vo r g e b i r g e zur Adria abbrechenden äußersten ionischen Gebirgsketten andererseits. — Den Bau- plan beherrschen lange, gegen das Innere zu stark asymmetrisch werdende Faltenzüge, welche mit st reichen- der Bruch bildung Hand in Hand gehen; Überkipp ung und Unterdrückung von einzelnen Faltenelementen scheinen den Beginn von Schuppenbildung einzu- 1 eiten (Westrand der Ischmi- Ebene). — Bei Elbasan reicht eine von Inneralbanien ausstrahlende Quer- störungszone nach Niederalbanien hinein Inneralbanien steigt, sich aufwölbend, als starre Scholle empor. Nördlich desSkumbi ist es gelenkig mit Nieder alb an i e n verbunden. Hier bildet die Kalk- kette von Kruja den letzten Ausläufer der auto- chthonen Küstenfalten. — Südlich des Skumbi drückt Inner albanien längs der E 1 b a s a n e r Quer stör ung in zwei großen, schuppenartig übe reinandergelegten Schubmassen: Der Serpentin-Schiefer - Hornstein - masse und der Kreidetafel des Polisit -Plateaus gegen das Vorland und hat die Küstenketten überwältigt. Auf die Zone der Überein an der Schiebung in Inner- albanien folgt nach Osten gegen Mazedonien eine Zone der Auflockerung, bezeichnet durch den Ein- bruch des oberen Skumbibeckens und der dessaretischen See n. Leoben am 1. August 1920. 1 „Geol. Studien in den mittelgriechischen Hochgebirgen“. N. .lahrb f. Min etc. Beil.-Bd XLIII. H. Prell, Uber die Schale von Spirula etc. 215 Über die Schale von Spirula und ihren Verwandten. Von H. Prell in Tübingen Mit 5 Textfiguren. (Schluß.) Das Bestreben, eine Schale einzurollen, pflegt sich dann geltend zu machen, wenn eine gestreckte Schale durch ihre Größe hinder- lich zu werden beginnt. Begegnet man also einer spiralig ein- gerollten Schale, so kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit darauf schließen, daß sie von einer ursprünglich geraden abzuleiten ist. Durch die Einrollung der Schale wird der ursprünglich zu lang gestreckte Körper erheblich verkürzt. Die Neigung, durch eine Verkürzung des Körpers sich an besondere Lebensverhältnisse anzupassen ist nun auch von rezenten Cephalopoden bekannt. Sie pflegt mit einer Reduktion der Flossen parallel zu gehen (Abel 1916), und tritt daher besonders ausgeprägt einerseits bei planktonisch lebenden Formen (Cranchia), andererseits bei benthonisch lebenden (Scpiola) auf, bei denen jeweils die aktive Schwimmfähigkeit stark herabgesetzt ist. Diese Herabsetzung der Schwimmfähigkeit ist aber kein unbedingt mit der Verkürzung des Körpers verknüpftes Merkmal. Es können vielmehr derartige verkürzte Formen gerade durch ihre geringere Länge auch eine gewisse Überlegenheit im Schwimmen über die gestreckten Formen erreichen, da sie diesen gegenüber den Vorzug größerer Beweglichkeit besitzen. Während die durch ihre gerade Schale versteiften, mehr oder weniger stab- förmigen Arten schwieriger ihre Bewegungsrichtung ändern können, ist es den kürzer gebauten Formen leichter möglich, in beliebiger Richtung auszuweichen. Gerade für räuberisch lebende Tiere kann das eine gewisse Bedeutung gewinnen, und daß eine derartig große Beweglichkeit bei Spirula tatsächlich vorliege, ist bereits als Grund dafür angegeben worden, daß es nur so selten gelingt, das lebende Tier zu erbeuten. Wenigstens vermutet Chun angesichts des massen- haften Vorkommens von S/Jin«?a-Schalen einerseits und der Seltenheit mit Weichkörper erhaltener Individuen von Spirula anderseits, „daß Spirula in großen Tiefen ziemlich häufig ist, aber als geschickter Schwimmer sich unseren Netzen entzieht“ (Chun, 1910, p. 187),. Wie dem auch sei, so viel ist jedenfalls sicher, daß die Verkürzung des Körpers eine Reaktion auf biologische Bedingungen ist, und daß das Auftreten von einer Schaleneinrollung dabei nur einen Spezial- fall darstellt, der auch in anderen Gruppen gelegentlich vorkommt 1 Von einer Erörterung der Frage, ob die morphologische Wandlung oder die Änderung der Lebensweise als primär anzusehen ist, darf an dieser Stelle abgesehen werden. 216 H. Prell, (Nautiliden) Man geht also nicht fehl, wenn man auch für Spirulirostra Ausgangsformen annimmt, bei welchen die Schale noch gerade ist und die Krümmungstendenz noch fehlt oder als orimentäre Bildung im Sinne Aeel’s gerade erst aufzutreten beginnt. Diese Überlegungen lassen es wünschenswert erscheinen, nun- mehr auch den Rostrenbildungen bei denjenigen Cephalopoden einiges Interesse zu schenken, bei welchen die Hauptschale gerade oder nahezu gerade ist. Es sind also Vertreter jener formenreichen und doch äußerlich scheinbar so einheitlichen Gruppe, welche in der alten Gattung ßelemnites zusammengefaßt werden, in den Kreis der Betrachtung zu ziehen. Auch hier sei eine hypothetische Ontogenese der Schale und ihrer Deckschale als Hilfsmittel für das Verständnis beider Bil- dungen herangezogen. Als Beispiel möge dabei eine beliebige Art vom conirostren Typus (Abel 1916) dienen. Den Ausgangspunkt bildet wiederum die jüngste Entwicklungs- stufe, bei welcher das Gehäuse nur aus der kugelförmigen Em- bryonalschale bestand, und für welche etwa das gleiche gelten dürfte, was bei Spirula erwähnt wurde. Auch diese Jngendform von Belemnites mag noch eine ursprünglich extern liegende Schale besessen haben ; jedenfalls liegt aber kein Grund vor gegen die Annahme, daß bei Anlage der ersten Wohnkammer die Schale bereits vollständig zur Binnenschale geworden sei. Durch die Abscheidung einer kragenartig vom Rande der Embryonalschale emporsteigenden Konothek wurde allmählich das Gehäuse erweitert Und nachdem der Kragen sich zu einem etwas längeren Kegel- mantel ausgewachsen hatte, begann die Ausbildung von Septen Daß der Kegelmantel nicht, wie bei Spirula, vorne gleichmäßig abgeschnitten war, sondern dorsal wohl zu einem längeren Pro- ostrakum vorgezogen war, hat für das weitere nur nebensächliches Interesse; einen gewissen Übergang dazu kann man schon bei Spirulirostra beobachten, deren Schale ebenfalls in ein allerdings kürzeres Proostrakum ausgezogen zu sein scheint. Die Abscheidung einer Deckschale fand auch bei Belemnites. wie bei Spirulirostra, zunächst nicht statt. Erst nachdem die Konothek bereits eine gewisse Länge erreicht hatte, und nachdem vermutlich innerhalb derselben schon eine Anzahl von Kammern gebildet war, begann die Ablagerung sekundärer Schalenschichten. Die Anlage eines solchen Rostruins kann unmöglich noch in die Zeit der Embryonalentwicklung verlegt werden, zumal dann, wenn es nicht nur die Anfangskanimer, sondern auch noch den unteren Teil der Konothek umschloß, an welcher es bis zur Höhe mehrerer 1 Unter den aus verklebten Fremdkörpern gebildeten Gehäusen der Phryganidenlarven und Psychidenraupen kommen ebenfalls neben geraden anch eingerollte Formen vor Uber die Schale von Spirula und ihren Verwandten 217 Luftkammern hinanfgriff. Aus diesem Grunde ist es nicht zweck- mäßig, liier von einem Embryonallostrum (Abel 1916) zu sprechen, sondern es empfiehlt sich, dafür die Bezeichnung Anfangsrostrum zu wählen. Indem sich die weiteren Schichten der Deckschale anf das Anfangsrostrnm ablagerten, und außerdem einen jeweils größer werdenden Teil der Konothek mit einhiillten, kam es all- mählich zur Ausbildung des schlanken und geraden „Donneikeiles“ '. d Fig. 4. Rekonstruktion der Ontogenese eines Belemniten (Der Weichkörper ist verhältnismäßig zu klein dargestellt.) a) Erste Wohnkammer gebildet. b) Drei Luftkammern gebildet, ohne Deckschale. c) Acht Luftkammern gebildet, Anfangsrostrum abgesondert d) Achtzehn Luftkammern gebildet, Rostrnm entwickelt. Dies Verhalten entspricht vollkommen demjenigen, welches sich früher bei Spirulirostru als wahrscheinlich heransgestellt hatte, und unterscheidet sich davon nur in einer Hinsicht. Die aus physiologischen Gründen stets am aboralen Körperpole abgelagerte 1 Die Genese des Rostrums durch Auflagerung neuer Schalensubstanz macht es selbstverständlich, daß es während seines Wachstums stets im Schalensack des Mantels gelegen sein muß. Das Vorkommen von Rostren, welche nach Art etwa eines Pfluges dem Belemniten zum Graben dienten, erscheint biologisch kaum verständlich, da die zarte Mantelduplikatur dabei Not gelitten hätte; ein Fehlen der Mantelduplikatur dagegen und gar ein Abschleifen des Rostrums im Gebrauche (Abel) dürfte völlig aus- geschlossen sein. 218 H. Prell. Deckschale umhüllt bei Bdemnites die Anfangskammer des nahezu geraden Phragmokones, während sie bei Spirulirostra wegen der schon vor Beginn der Rostrenbildung erfolgten Abbiegung des Phragmokones diesem nicht apikal, sondern seitlich anfliegt. Es ist der Versuch gemacht worden, aus dieser verschiedenen Lage der Deckschalen einen tiefgreifenden, morphologischen Unterschied beider Deckschalen zu erschließen. „Auf keinen Fall können die Rostren der Belemniten einerseits und von Spirulirostra anderseits morphologische Äquivalente darstellen, da sie an ganz verschie- denen Stellen des Phragmokones ihren Ursprung nehmen. Hingegen dürfen wir sie z. T. wohl als physiologische Äquivalente betrachten, d. h. sie funktionieren gleichsinnig, sind aber keine homologen, sondern konvergente Bildungen. Mit dieser Feststellung ist es unmöglich geworden, die Gattung Spirulirostra von den Belemniten abzuleiten“ (Abkl p. 158). Diese These kann weiterhin kaum mehr aufrecht erhalten werden, denn das seitliche Ansetzen des Rostrums ist nicht der Ausdruck einer prinzipiellen morphologischen Verschiedenheit, sondern nur die Folge weniger bedeutungsvoller Verhältnisse. Dahin gehört einerseits die beträchtliche Krümmungs- tendenz von Spirulirostra, die den Apex der Schale aus der Längs- achse des Tieres zunächst herausschob, und anderseits das gegen- über den Belemniten erheblich größere Längenwachstum der Schale, welches weiterhin die Anfangskammer ganz aus dem Bereich des Anfangsrostrums entfernt. Als vermittelnde Typen zwischen den Belemniten mit ziemlich geraden Phragmokon und Spirulirostra mit ihrem gemshornartigen Phragmokon können noch die Belemniten mit schwach gebogenen Phragmokon dienen. Bei den geraden Belemniten lagern sich die einzelnen Schichten der Deckschale konzentrisch übereinander ab, so daß die Achsen der aufeinanderfolgenden Kegelmäntel zusammen- fallen und ihre Spitzen im medianen Sagittalschnitte eine nahezu gerade Apikallinie bilden. Nun ist es aus bewegungsphysiologischen Gründen nötig, daß die Spitze des Rostruins jeweils möglichst in der Körperachse gelegen ist. Diese Bedingung ist bei den Formen mit geradem Phragmokon ganz von selber erfüllt. Bei Formen mit gebogenen Phragmokon würde aber, wenn die Deckschale eben- falls konzentrisch abgelagert würde, die Spitze des Rostrums aus der Körperachse herausgedrängt werden. Um das zu vermeiden, müssen in dem Maße, wie sich die Anfangskammer aus der Körper- achse in der einen Richtung herausschiebt, die Spitzen der nach- folgenden Deckschalenschichten in entgegengesetztem Sinne aus ihrer ursprünglichen Richtung heraustreten. Bei Spirulirostra fiel das trotz des anfänglich stark gebotenen Phragmokones nicht so auf, weil das Anfangsrostruin den Phragmokon apikal nicht ganz umhüllt, sondern ihm nur seitlich aufsitzt, ohne zunächst die An- fangskammer mit einzuschließen. Nichtsdestoweniger ist die dorsal- Über die Schale von Spirula und ihren Verwandten 219 wärtige Krümmung der Apikallinie unverkennbar (d’Oriskiny 1855). Wesentlich deutlicher kommt dieses Verhalten b>i den Belemniten mit gebogenem Phragmokon zum Ausdruck, bei welchen die Achse der Hauptschale sich ventralwärts einkrümmt, während die Achse der Deckschale dorsalwiirts zurückweicht. Der Hauptunterschied zwischen einem derartigen Belemniten, etwa aus der Verwandtschaft des B. Zicteni Wern., und einer Spiruiirostra ist nur der, daß bei der Spirulirostrenschale mit ihrem schlanken und rascher in die Fig. 5. Schema der Ontogenese von Belemnitenrostreu. a) Schema eines symmetrischen Rostrums mit geradem Phragmokon. b) Schema eines asymmetrischen Rosrrums mit gebogenem Phragmokon I. II, III Körperachse bei drei verschiedenen Stadien der Rostrenentwicklung Länge wachsenden Phragmokone durch die Krümmung von Phrag- mokon und Kostrum eine bei seitlicher Ansicht auch äußerlich unverkennbare Asymmetrie zustande kommt. Bei dem Belemniten dagegen mit seinem im Verhältnis zu Dickenzunahme schwächeren Längenwachstum des Phragmokones wird durch die umhüllende Deckschale diese Asymmetrie verborgen. Erst durch die Bloß- legung des Innern läßt sich nachweisen, daß die äußere Symmetrie keineswegs das Abbild einer direkten, symmetrischen Genese ist. 220 fl. Prell, sondern nur die Frucht der ausgleichenden Wirkung zweier sich entgegengesetzter Abweichungen von derselben. Daß die Verschiedenheit im flau der llauptschale, die bei Spirula und Spirulirostra ausgesprochen schlank, langkegelförmig und hochkammerig, bei den flelemniten dick, kurzkegelförmig und niedrigkammerig ist, mit der Lage des Weichkörpers im Verhältnis zur Schale zusammenhängt, unterliegt wohl keinem Zweifel. Und vielleicht ist das Vorkommen eines Schalenschlitzes bei manchen Belemnoideen ein Anzeichen dafür, daß schon hier das ventrale Herunterrücken des Eingeweidesacks und damit seine Verschiebung aus der Wohnkammer heraus angebahnt ist. So hat der Vergleich verschiedener rezenter und fossiler Ce- phalopoden mit gekammerten Innenschalen nach dem Gesagten deutlich eine Stufenfolge in der Ausbildung von Haupt- und Deck- schale erkennen lassen, welche es gestattet, den Schalenaufbau bei den betreffenden Arten aufeinander zurückzuführen. Und zwar sind es stets fortschrittliche Charaktere, Körperverkürzung und Schaleneinrollung, sowie Ersatz des Rostrums durch ein Leucht- organ, gewesen, durch welche sich die geologisch jüngeren Formen von den älteren unterschieden. Danach ist es also möglich, die von Auel aufgestellte Theorie von der grundsätzlichen Verschieden- heit zwischen Spirula , Spirulirostra und den flelemniten wieder zu verlassen und zu der alten Anschauung, welche einen Zusammen- hang dieser Cephalopodentypen annahm, zurückzukehren. Trotz dieser Anknüpfung an die älteren und nahezu allgemein üblichen Ansichten entfernt sich die vorliegende Fassung der Ab- leitung von Spirula dadurch von denselben, daß sie Spirula nicht als einen gleichsam degenerierten Nachkommen der Belemniten be- trachtet. Eine derartige Bewertung hat schon wiederholt zu Be- denken Anlaß gegeben. „Es erscheint zweifelhaft, ob Spirula einen Ausläufer des flelemnitenstammes darstellt, mit dem sie durch Formen wie Spirulirostra verbunden wäre Die Lage des Sipho sowie die Orientierung der Schale zum Körper scheint dafür zu sprechen. Die Beschaffenheit der Schale mit ihrer wohlerhaltenen Kämmerling und dem Sipho macht es jedoch nicht sehr wahr- scheinlich, daß sie einen Riickbildnngsprozeß durchmachte, welcher zum gänzlichen Verlust des Rostrums führte.“ Diese Überlegung führte zu dem Schlüsse, man müsse „jedenfalls daran denken, ob nicht Spirula sich bereits vor dem Erwerb eines Rostrums vom Uekapodenstamm abgetrennt haben könne“ (Kobschki.t und Heide» 1893, p. 1140). Schaltet man den Begriff der Rückbildung im Gegensatz dazu aus und sieht in Spirula vielmehr einen an nekto- pelagisches Leben in der Tiefsee angepaßten hochspezialisierten Typus, so fallen diese Bedenken von selbst weg, und man kann wieder die Verknüpfung von Spirula mit dem Stamme der Belem- noideen ins Auge fassen. Über die Schale von Spirula und ihren Verwandten 221 Dabei bedarf es kaum einer besonderen Betonung, daß die als Beispiele herangezogenen Arten nicht als Angehörige eines einheitlichen Phylutus angesehen werden sollen, wie denn eine phyletische Spekulation in keiner Weise beabsichtigt ist. Es sollte vielmehr ausschließlich der Versuch gemacht weiden, aus dem morphologischen Verhalten einer rezenten Form, wie Spirula , fossile Formen, wie Spiruliroslra und gewisse Belemniten, zu verstehen Zugleich mußte aber der Versuch gemacht werden, für die Zwischen- stufen , welche bei der morphologischen Ableitung der Extreme gefordert werden müssen, Beispiele unter dem tatsächlich bekannten Materiale zu finden, ganz gleichgültig ob dieselben der gleichen Stammesreihe oder verschiedenen Reihen angehören. So stellt die Reihe nur eine Folge von Stufenmerkmalen dar, welche zwanglos voneinander abgeleitet werden können, ohne daß ihnen unmittelbar phyletische Bedeutung beizumessen wäre. Wohl spricht eine ge- wisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß zwischen den beiden letzten Gliedern der Kette, zwischen Spirula und Spiruliroslra , nähere Be- ziehungen bestehen. Welches aber unter der Fülle der Belemniten die wirklichen Ahnen dieser beiden Arten gewesen sein konnten, dürfte gegenwärtig noch nicht zu erschließen sein, und die Schwierig- keiten, welche sich in der Richtung schon allein in bezug auf die Dimensionen pder Luftkammern und hinsichtlich der Bewaffnung der Arme 1 erheben, sollen keineswegs verkannt werden. Wichtig erscheint nur der Hinweis darauf, daß dann, wenn sich tatsächlich genetische Zusammenhänge zwischen Spirula und den Belemniten ermitteln lassen, die Belemniten nicht mehr als eine Sondergruppe angesehen werden dürfen, sondern sie sich, wie Spinäa, unter den dekapoden Dibranchiaten einfügen. Zitierte Literatur. Abel, 0.: Paläobiologie der Cephalopodeu aus der Gruppe der Dibranchiaten Jena 1916. Branco, W. : Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der fossilen Ceplialo- poden. Theil II. Palaeontogr. Bd.27 (III. F. Bd.3). 1880, 81. p. 12 — 81 1 Die in neuerer Zeit von Abel (1916) angenommene Verschiedenheit in der Armzahl zwischen Spirula mit 10 und den Belemniten mit 6 Armen, die naturgemäß sehr hoch zu bewerten wäre, möge zunächst außer Berück- sichtigung bleiben, da die hierfür bestimmende Auslegung der rein sach- lichen Angaben von Crick (1907) noch keineswegs über jeden Zweitel hinsichtlich ihrer Richtigkeit erhaben zu sein scheint. Einen Beweis dafür, daß die „six uncinated arms“, von denen Crick spricht, den gesamten Armkranz ausmachen, und daß nicht, wie bei manchen rezenten Cephalo- poden, neben bewehrten auch unbewehrte Arme Vorkommen, hat Abel jedenfalls noch nicht erbracht. So erscheint das Vorhandensein von Be- ziehungen der Belemniten zu der 10-armigen Belemnoteuthis einerseits und zu den rezenten Dekapoden anderseits keineswegs ausgeschlossen. 222 Besprechungen. Chun, C. : Spirula australis Lam. Ber. Verh. kgl. Sachs. Ges. Wiss. Math.-phys. Klasse. Bd. 62. 1910. p. 171 — 188 — Cephalopoda. Rep. Scient. Research. „Michael Sars“ North Atlant Deep Sea Exped. Zoology. Vol. 3. p. 1. 1914. Die Ceplialopoden. II. Teil: Myopsida, Octopoda. Wissensch. Ergehn, d. Deutsch. Tiefsee-Fxped. auf d. Dampfer „Valdivia“ 1898 — 1899. Bd. XVIII, 2. 1915. p. 413—476. Hcxley, Thos. H. and P. Pelseneer: Report on the Speeimen of the Genus Spirula collected by H. M. S. Challenger. Rep. on the Sei. Res. of the Voy. of H. M. S. Challenger etc. A Summary of the scientific, results. Appendix (Zoology. Pt. 83) 1895. p. 1 — 32. Joubin, L.: Sur une jeune Spirille. Compt. Rend. hebd. des seanc. de l’Acad. des Sei. T. 150. Paris. 1910. p. 414 — 415. Korschelt, E. und K. Heider: Lehrbuch der vergleichenden Entwicklungs- geschichte der wirbellosen Tiere. Spezieller Teil. 3. Heft. Jena 1893. Lönnberg, E. : Notes on Spirula reticulata Owen and its phylogeny. Zoologiska Studier, Festskrift Wilh. Lii.ljeborg tillegnad. Upsala. 1896. p. 99—119. Nabe, A.: Cephalopoda. Handwörterb. d. Naturwiss. Bd. II. 1912. p 245 — 264 — Studien zur generellen Morphologie der Mollusken. 2. Teil. Anhang: Zur Anatomie und Entwicklung von Spirula australi* Lam. Ergehn, u. Fortschr. d. Zool. Bd. III. 1913. p. 454 — 462. o’Orbigny, A.: Mollusques vivants et fossiles. 2°. La monographie complete des C6phalopodes acetabuliferes. Paris 1855. Roissy, F. de: Histoire Naturelle generale et particuliere des Mollusques, animaux Sans vertebres et ä sang blaue. Ouvrage faisant suite aux Oeuvres de Leclerc de Buffon etc. T. 5e, Paris au XIII (1805). p.9 — 15. Besprechungen. E. Geinitz: Das Diluvium Deutschlands. 206 p. Gr. 8°. Mit 3 Taf. Stuttgart, Schweizerbart. 1920. Verf. bezeichnet das der Universität Rostock zu ihrer 500jährigen Jubelfeier gewidmete Buch teils als eine neue Auflage seines „Quartärs“ (in Fkech’s Lcthaea) und seiner „Eiszeit“, teils als Ergänzung zu Wahnschaffk’s „Ursachen der Oberflächengestaltung des norddeutschen Flachlandes“. Es bietet eine solche Ergänzung in der Tat nach zwei Richtungen, einmal in der Verarbeitung der Literatur der letzten 12 Jahre, aus denen eine Neuauflage von Wahnschaffe fehlt, dann auch als ein Gegenbild aus monoglazia- listischer Feder. Aber auch insofern ergänzt es Wahnschaffe, als es die aulJerglazialen Vorgänge mehr berücksichtigt als jener. Besprechungen. 223 Bekanntlich vertritt Verf. die Ansicht, daß das Diluvium nicht eine Zeit mehrfacher Wärmeschwankungen gewesen sei, sondern daß nur tektonische Veränderungen eiue Vermehrung des Schnee- falls gegenüber dem Regen und damit eine Ausdehnung der Gletscher hervorgerufen hätten, eine Abkühlung aber nur mittelbar durch die Eisnähe eingetreten wäre. War das Klima der gesamten Eiszeit ein gemäßigtes, daun verlieren die zwischen die Gletscherbildungen eingeschalteten Moorbildungen, See- und Meeresablagerungen mit Tieren und Pflanzen der gemäßigten Zone ihre Beweiskraft für das Auftreten besonderer warmer Interglazialzeiten und mögen durch untergeordnetere Schwankungen des Eisrandes erklärbar werden. Auch diese „monoglazialistische“ Auffassung kann in dem vor- liegenden Buche eine Jubiläumsgabe sehen; denn es erschien 25 Jahre nach der Arbeit von Holst, die an der Mehrheit der Kälteperioden rüttelte. Es berührt wohltuend, daß Geinitz trotz der Kampfstellung seiner Ansicht alles Polemische vermieden hat und bekennt: „Unsere Kenntnis vom Diluvium ist durchaus noch nicht abgeschlossen.“ Sehr reich ist die verwertete Literatur. Sie wird das Buch auch dem Gegner zu einem wertvollen Nachschlagewerk machen. Wünschenswert wäre aus diesem Grunde ein Sach- und Namens- register gewesen, das leider ganz fehlt. Gelegentlich beein- trächtigt die Menge der angeführten Ansichten geradezu die Klar- heit des Gedankeuganges, zumal die buchhäudlerisch durch die Zeitumstände gebotene Kürze des Buches den Verf. stark beengt hat. So ist das ganze Alpenvorland auf zwei Seiten abgehandelt, und die für den Streit um die Interglazialzeiten so wichtige Ver- witterungsfrage wird kurz mit Deecke’s sehr angreifbarer Be- hauptung abgelehnt, daß die Verwitterungsfrage ein Grundwasser- problem sei, kein Alterskriterium (auch keine Klimafrage?). Die Anordnung des Inhalts ist folgende: Nach einem ersten Abschnitt (6 Seiten), der die Auffassung der Eiszeit als Folge tektonischer Vorgänge ansspricht und für Tier- und Pflanzenwelt einen Auszug aus dem „Quartär“ gibt, folgen im 2. und 3. Ab- schnitt die diluvialen Bodenarten und Bodenformen innerhalb (87 Seiten) und außerhalb (25 Seiten) des Gebietes der nordischen Vereisung. Der 4. Abschnitt (69 Seiten) enthält die Gliederung des Diluviums. Nach Besprechung verschiedener polyglazialistischer Einteilungen, die eigentlich keine rechte Widerlegung erfahren, gibt Geinitz seine Gliederung (p. 140, im folgenden ergänzt durch p. 38): IV. Alluvial: Ancylus- und Litorinazeit u. a. III. Postglazial: Beginn der Yoldiazeit. II. Glazial. b) Spätglazial : Zeit des Rückzuges in 11 rhythmischen Staffeln. 224 Besprechungen. ti) Posttektonisch. 11. Skagenphase mit Vorstoß uud Überschüttung der Skärumliedeserie (im norwegischen Eisstrom). 10. — 8. ßiigenphase, große und kleine Beltphase mit ausgeprägter Zunge des jüngeren baltischen Eisstroras. 7. Penkuner Phase. Um diese Zeit große tektonische Veränderungen, a) Prätektonisch. 6. Große baltische Phase läugs der halt. Landrücken. 5. — 1. Netze-, Mittelposener, Südposeuer, Lausitzer und Sächsische Phase. 1 a. Holländische Phase (Holland und ? Dresden)., a) Altglazial: Zeit des Vorrückens des Eises. I. Präglazial. Die dann folgende Einzelbesprechung der fossilfiihreudeu Vor- kommen ist jedoch etwas anders gegliedert, nämlich : Präglazial (hierzu das Eemien), interstadial (glaziale Schichten mit Fossilien), jungdiluvial (sog. „jüngere Interglazialzeit“), um zu betonen, daß die Verschiedenheit dieser Vorkommen weniger im Alter als in ihrem Abstand vom Eisrand gesucht wird. Ein fünfter Abschnitt (24 Seiten) bespricht den Menschen im Diluvium Deutschlands, ein Schlußabschnitt (5 Seiten) die Zeit- bestimmung der Eiszeit. Der Abschnitt über den Menschen ist wesentlich referierend. Diese Fragen lassen sich ja auch kaum im Rahmen Deutschlands entscheiden. Aber dasselbe gilt von der monoglazialistischen Frage. Die „Einheitlichkeit“ der Eiszeit wird nicht dadurch hergestellt, daß mau innerhalb Deutschlands die Notwendigkeit der Annahme von Interglazialzeiten bezweifelt, sondern dadurch, daß man das untrennbare Gesamtphänomen der Eiszeit auf der ganzen Erde unter gemeinsame Gesichtspunkte bringt. Die Einheitlichkeit in diesem Sinne wird eine viel geringere, wenn man alle Gletscherschwaukungen als tektonisch-örtlich begründete Erscheinungen deutet, als wenn man durchgängig eine, heute vielleicht noch nicht sicher bestimm- bare, Anzahl von Interglazialzeiten annimmt. Hält man sich im Rahmen Deutschlands, dann muß der Monoglazialist m. E. zeigen, warum hier die Ablehnung von Interglazialzeiten notwendig sein soll. Nach der klaren und eingehenden Darlegung des gegnerischen Beweismaterials durch Gagel in der Geologischen Rundschau 1913 wäre ein solcher Nachweis von monoglazialistischer Seite unum- gänglich gewesen. Statt dessen beschränkt sich Geinitz auf die Betonung der Denkbarkeit des Monoglazialismus mit gelegentlicher Beunruhigung einzelner Stellungen des Gegners, eine Verteidigung nach Art eines Rückzugsgefechtes, durch das man den Gegner viel- leicht aufhält, aber nicht besiegt. F. Solger, R. Brauns, Bildung und Beständigkeit etc. 225 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Uni- versität Bonn. B6. Bildung: mul Beständigkeit von Modifikationen polymorpher Körper unterhalb ihrer Umwandlungstemperatur. Von R. Brauns. Mit 2 Textfiguren. Schon vor mehreren Jahren (dies. Centralbl. 1902, 7; 1905, 678) hatte ich mitgeteilt, daß in Präparaten, die aus geschmolzenem Schwefel hergestellt waren, der monokline prismatische Schwefel sich jahrelang gehalten habe, ebenso andere Modifikationen, die zu diesem wie zu dem rhombischen Schwefel im Verhältnis der Mono- tropie stehen. Diese Erfahrungen habe ich seitdem vielfach bestätigt gefunden; schon jahrelang bewahre ich solche, durch Deckgläschen geschützte Präparate auf, ohne daß der Schwefel ans dem meta- stabilen Zustand in den stabilen übergegangen wäre. Solche unter allen Umständen unbeständige Modifikationen spielen bei der Kristalli- sation des monoklin- prismatischen Schwefels ans geschmolzenem Schwefel insofern eine Rolle, als sie sich vor diesem ansscheiden, bei höherer Temperatur aber leicht in den prismatischen über- gehen und so aus dem teilweise geschmolzenen Präparat dessen weitere Kristallisation veranlassen, während sich dieser direkt aus geschmolzenem Schwefel zwischen Objektträger und Deckglas, nur äußerst selten bildet. Nach dem Erstarren ist der prismatische Schwefel sowohl wie der konzentrisch-sehalige und der monoklin- radialfaserige in abgetrennten kleinen Bezirken lange haltbar. Ebenso ist die gelbe Modifikation von Quecksilberjodid (HgJ,) in metastabilem Zustand lange haltbar. A. van der Veen hat kürzlich eine Mitteilung gemacht (N. Jb. f. Min. etc. 1 920.-1 27-), ich kann dessen Erfahrung bestätigen. Man erhält die Kristalle der gelben, rhombisch kristallisierenden Modifikation leicht, wenn man das Salz zwischen Objektträger und Deckglas sublimieren läßt. Der Umwandlungspunkt für den Übergang der gelben in die rote quadratische Modifikation liegt bei 127,5°, er kann aber für die bei der höheren Temperatur beständige gelbe Modifikation bis Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 15 226 R. Brauns, auf Zimmertemperatur überschritten werden, sobald die Kriställchen isoliert liegen ; beide stehen im Verhältnis der Enantiotropie. Durch Fällung aus Lösungen entsteht meist die gelbe Modifikation, auch bei Zimmertemperatur. Wenn die gelbe Modifikation in die rote übergeht, bleibt ihre Form erhalten, ausgezeichnete Paramorphosen werden gebildet. Die nebenstehende Photographie gibt ein Bild Fig. 1. Durch Sublimation gebildete Kristalle von Quecksilberjodid. Klare Kristalle der gelben rhombischen Modifikation und dunkle, unter Erhaltung der Form in die rote quadratische Modifikation umgewandelte Kristalle. Vcrgr. 54 fach. davon; die hellen Kristalle sind die unveränderten der gelben rhom- bischen Modifikation, die dunklen die umgewandelten ; nach ihrem Verhalten im pol. Licht bestellen diese meistens aus einzelnen, ver- schieden orientierten Teilen; bisweilen löschen sie einheitlich parallel einer Kante aus, eine bestimmte Regel scheint nicht zu bestehen. Besonders lehrreich sind Präparate von Kalisalpeter. Dieser kristallisiert bei gewöhnlicher Temperatur rhombisch, in prisma- tischen Kristallen, wie Aragonit; oberhalb 129,5° rhomboedrisch wie Kalkspat, beide Modifikationen sind enantiotrop. Die bei der Bildung und Beständigkeit von Modifikationen etc. 227 höheren Temperatur beständige Form bildet sich aber auch sehr leicht unterhalb 129,5°, wenn man die wäßrige Lösung auf einem Objektträger verdunsten läßt; in der Regel bildet sich dabei zuerst die rhomboedrische Modifikation in klaren Kristallen, die auf einer Rhomboederfiäche oder auch auf der Basis liegen ; danach schießen vom Rande aus die spießigen Kristalle der rhombischen Modifikation Fig. 2. Kalisalpeter. Kristalle der rhomboedrischen Modifikation frisch (oben) und umgewandelt (unten) und ein prismatischer Kristall der rhombischen Modifikation; an dessen Spitze ein durch die Berührung umgewandelter rhomboedrischer Kristall. Präparat hergestellt 20 X. 1893, photographiert 12. XII. 1918. Bei gekreuzten Nicols aufgenommen Vergr. 54 fach. an. In ihrer Nähe befindliche Kristalle der rhomboedrischen Modi- fikation werden von dieser Seite her aufgelöst, weil sie als meta- stabil leichter löslich sind ; bei Berührung durch einen wachsenden rhombischen Kristall werden sie mit einem Ruck umgewandelt und zerfallen in ein körniges Aggregat, aus dem von allen Seiten nur rhombische Kristalle herauswachsen, solange noch Lösung vor- handen ist (vgl. Brauns, Chemische Mineralogie, p. 166). Nach Ver- dunstung des Lösungsmittels bleibt der bestehende Zustand erhalten, nnd wenn das Präparat durch Kanadabalsam und Deckglas geschützt 15* 228 R. Brauns. Bildung und Beständigkeit etc. wird, hat es fast unbegrenzte Dauer. Ein solches Präparat ist in der Figur auf vorhergehender Seite abgebildet; ich habe es im Oktober 1893 dargestellt, und photographiert, nachdem es 25 Jahre alt geworden war ohne sich zu verändern. Seitdem sind wieder über zwei Jahre darüber hingegangen, die geringe Erwärmung während der photo- graphischen Aufnahme hat nichts verändert. Die fleckig erscheinenden Rhomboeder am Rande sind durch den lang prismatischen Kristall umgewandelt worden; ebenso das Rhomboeder an dessen Spitze, das er soeben noch erreicht hatte. Die andern Kristalle sind klare Rhomboeder in metastabilem Zustand; die auf der Basis liegenden heben sich wie etwas hellere Schatten aus dem durch die gekreuzten Nicols dunklen Gesichtsfeld heraus; die Schattierungen der Rhom- boeder sind die Folge ihrer in der Mitte immer geringeren Dicke, man wird sie auch im Bilde nicht mit den Flecken der umgewandelten Kristalle verwechseln ; sie polarisieren vollkommen einheitlich und löschen nach den Diagonalen aus, während die Kristalle mit drei- oder sechsseitigem Umriß im konv. Licht das scharfe Interferenzbild optisch einachsiger Kristalle geben ; opt. Charakter negativ. Für die Herausbildung der rhomboedrischen Modifikation bei einer weit unter ihrem Umwandlungspunkt liegenden Temperatur (wie für Schwefel, Quecksilberjodid und viele andere polymorphe Körper) gilt die Ostwald’scIic Stufenregel1, welche besagt, daß beim freiwilligen Verlassen eines Zustandes (hier der Lösung), nicht die Form mit der kleinsten freien Energie erreicht wird, sondern die Form, welche unter möglichst geringem Verlust an freier Energie erreicht werden kann. Wie bekannt hat diese Regel auch für natürliche Vorkommen ihre Bedeutung (Tridymit und Cristobalit z. B. können sich unterhalb der Umwandlungstemperatur Quarz — > Tridymit oder >- Cristobalit bilden). Allgemein können sich bei höherer Tem- peratur beständige Modifikationen enantiotroper Körper unterhalb ihrer Umwandlungstemperatur bilden; niemals aber bei niederer Temperatur beständige oberhalb ihres Umwandlungspunktes, so wenig wie eine Verbindung oberhalb ihres Schmelzpunktes zu kristalli- sieren vermag. Dies möchte ich auch fiirBoracit geltend machen, der be- kanntlich bei regulärer Form doppelbrechend ist, bei 205° aber einfach brechend wird, das beste Beispiel für enantiotrope Um- wandlung innerhalb der Form. (). Müggk hat kürzlich noch die Anschauung vertreten (Nachr. Ges. d. Wisscnsch. Göttingen 1 9 1 9, 89; Referat im N. Jahrb. f. Min. etc. 1921, I, -123-), daß der Boracit nur bei Temperaturen über 2ti5° entstanden sein könne und daß man deshalb annehmen müsse, „daß in den Salzlagern örtlich 1 Studien über die Bildung und Umbildung fester Körper. Ber. d Sachs Ges. d. Wiss. v. 1. März 1897. K. Spangenberg, Einfache Vorrichtung etc. 229 chemische Vorgänge sich abspielten, bei welchen so viel Wärme frei wurde, daß die Temperatur 265° überschritt“. Für die An- nahme, daß eine solch abnorm hohe Temperatur in Salzlagern geherrscht habe, fehlt aber sonst jeder Beweis, kein Anzeichen spricht dafür. Für die Herausbildung der einen oder andern Modi- fikation ist immer zu beachten, daß diese außer von Druck und Temperatur von Lösungsgenossen abhängig sein kann, wie dies für Kalkspat und Aragonit besonders bekannt ist; solche mögen auch bei der Bildung von Boracit eine Rolle gespielt haben, sind aber nicht bekannt. Alle diese Beispiele sind solche, für welche die OsTWALD’sche Stufenregel gilt, immer wieder in anderer Erscheinungsform : Aus geschmolzenem Schwefel bilden sich besonders leicht instabile Formen ; durch Fällung bei gewöhnlicher Temperatur hergestelltes Quecksilberjodid bildet zuerst die gelbe Modifikation ; aus Lösung auskristallisierender Kalisalpeter die rhomboedrische Modifikation. Das gelbe Quecksilberjodid hält sich nur kurze Zeit — nach Stunden bemessen — , der rhomboedrische Kalisalpeter jahrelang. Boracit bildet reguläre Kristalle, die alsbald eine Umlagerung er- fahren. Fügen wir noch Zinn hinzu als einen polymorphen Stoff, der seinen Umwandlungspunkt leicht, weit und dauernd nach unten überschreiten kann; wäre es anders, so hätten wir überhaupt kein Gebrauchszinn; andererseits kann Quarz seinen Umwandlungspunkt Quarz — Tridymit weit überschreiten. Einen Grund für dies ver- schiedene Verhalten polymorpher enantiotroper Körper kennen wir zurzeit nicht, aber es scheint mir doch richtiger, in einem Fall wie Boracit mit der OsrwALD’schen Stufenregel zu rechnen als mit einer paragenetisch ganz abnormen Bildungstemperatur. Einfache Vorrichtung zur Darstellung von beliebigen Kristallstruktur-Modellen. Von K. Spangenberg in Jena. Mit 1 Textfigur. Die Notwendigkeit, die weitgehenden und tiefgreifenden Er- gebnisse der theoretischen wie der experimentellen Kristallstruktur- forschung im Unterricht leicht zugänglich zu machen, wird wohl allgemein anerkannt. Dabei werden sowohl für Vorlesungen an Hochschulen wie auch, soweit hier angängig, im Unterricht an höheren Lehranstalten zweifellos stets räumliche Modelle die beste und anschaulichste Vorstellung dessen vermitteln, was durch das Wort gelehrt wird. Wie es scheint, wird hiezu in den meisten Fällen für jede besondere Strukturart ein Modell gebaut, dessen 230 K. Spangenberg, stabiler Grandrahmen mitsamt dem darauf eingebauten Material an Stäben und darauf gereihten Kugeln danach für anderweitige Verwendung nicht mehr oder nur schwer bereit ist. Für jeden weiteren Fall wird daher in der Regel ein neues Modell und neues Material erforderlich. Nicht immer werden aber die verfügbaren Mittel auch bei den heutigen Materialpreisen zu diesem Verfahren noch ausreichen. Etwas vorteilhafter wären in dieser Hinsicht schon die Modelle, wie sie zuerst von L. Sohncke später von H. L. Bowman1 2 und neuerdings von H. P. Whitlock3 * 5 vorgeschlagen worden sind. Diese gestatten wenigstens, mit dem gleichen Material mehrere Modelle ohne großen Zeitaufwand nacheinander zu bauen. Bei Sohncke’s Modell lassen sich z. B. aus einem der 13 erforderlichen „Hauptmodelle“ durch eine Vorrichtung, die gestattet, Stäbe und Perlen in verschiedene Höhe zu bringen, alle jene Punktsysteme darstellen, deren Projektion auf eine Ebene parallel der Grund- platte dieselbe Figur ergibt. Hierbei ist also, allerdings nur für jedes Hauptmodell, mit den Gitterpunkten eine Translation (in verti- kaler Richtung) ausführbar. Bei dem Modell von Bowman gilt das gleiche, da es bis auf einige abweichende Einzelheiten in der Hauptsache dem SoHNCKE’schen entspricht. Das von Whitlocb vorgeschlagene Modell gestattet wenigstens innerhalb gewisser Grenzen, die durch die in einem Kasten mit doppelter Decke von Vornherein vorgesehenen Löcher zur Aufnahme von vertikalen Stäben gegeben sind, zwei Translationen in der Ebene der Tisch- platte mit den Gitterpunkten durchzuführen. Wollte man alle drei möglichen Translationen an einem Modell vereinigen, so müßte etwa Sohncke’s Vorschlag mit dem von Whitlock verbunden werden; Da nun für die Zwecke einer Vorlesung über Kristallstruktur- forschung, ebenso wie beim praktischen Unterricht, die folgende Vorrichtung, die billiger und einfacher herzustellen ist als die er- wähnten Modelle und dabei die gewünschten drei Translationen leicht auszufiihren erlaubt, sich recht gut bewährt, hat, soll hier eine kurze Beschreibung erfolgen. Es wird zwar angenommen, daß anderwärts bereits ähnliche Einrichtungen getroffen worden sind, doch möchte diese Notiz dazu beizutragen versuchen, daß auch dort von Kristallstrukturmodellen beim Unterricht Gebrauch gemacht wird, wo die Anschaffungspreise hiefür bisher davon ab- gehalten haben. 1 Entwicklung einer Theorie der Krystallstruktur. Leipzig 1879, p, 179—180. * Note on the construction of models to. illustrate theories of crystal structure. Min. Mag. 16. p. 51 — 54. 1911. 5 A Model for Demonstrating Crystal Structure. Amer. Journ. of Sc. (IV.) 49. p. 259—264. 1920. Einfache Voriicbtung etc. 231 Die Stäbe, auf denen einfachdurchbohrte Holzkugeln, gegebenen-' falls verschiedener Farben, angebracht werden sollen, bestehen aus 4 nun starkem, gewöhnlichen Eisendraht und werden zweck- mäßig etwa 75 — 80 cm lang gewählt. Als Fußgestell wird an jeden dieser vertikal zu stellenden Stäbe eine horizontale, qua- dratische Platte von 6 cm Seitenlänge, aus 1 mm starkem Eisen- blech bestehend, ganz einfach dadurch befestigt, daß, nach zentraler Durchbohrung und kreisförmiger Einbeulung des mittleren Teiles dieser Platte, einer der Stäbe hindurchgesteckt und im Schraub- stock mit dem Hammer Stab und Platte gut vernietet werden (siehe Querschnitt des Fußgestells in der beigegebenen Figur)* Diagonaler Querschnitt durch die quadratische Fußplatte. Diese Befestigungsart erwies sich als genügend stabil und dauer- haft und hat den Vorzug, billig und im Notfälle leicht reparierbar zu sein. Will man aber einen etwas solideren Fuß wählen, so eignet sich hiezu ein würfelförmiger Eisenklotz von ca. 4 cm Kantenlänge, der zentral mit einem Schraubengewinde versehen und danach am Stab befestigt wird. Die Holzkngeln von 2,5 cm Durchmesser, deren Bohrung der Stabdicke von 4 mm möglichst genau anzupassen ist, lassen sich in der Regel ohne weiteres an jeden beliebigen Ort des Stabes verschieben, ohne herabzugleiten. Sollte dies aber doch infolge der allmählichen Abnutzung oder ungenauer Bohrung eintreten, so genügt es, ein klein wenig Plastilin^ oder leicht klebendes Wachs am unteren Pol der Kugel an den Stab zu drücken, und die Kugel wird am gewünschten Orte festgehalten. Mit diesen einfachen Mitteln, deren Kosten ganz gering, und die durch jeden Drechsler und Schlosser zu beschaffen sind, ist man in der Lage, Translationen der Kugeln nicht nur in der Vertikalen vorzunehmen, sondern durch entsprechendes Umstellen 232 K. Spangenberg, Einfache Vorrichtung etc. der Stäbe auf der Tischplatte lassen sich auch zwei weitere Trans- lationen durchführen. Zeichnet man sich vorher auf die Tischplatte mit Kreide ein quadratisches Netz auf, oder verwendet man stets mit Millimeterpapier beklebte Holztafeln als Unterlage, so lassen sich die Ansprüche bezüglich der Genauigkeit der ausgeführten Translationen in beliebiger Weise erhöhen. Mit etwa 150 Stäben und 250 weißen und 250 roten Kugeln wird man dann selbst bei gleichzeitigem Bau von mehreren recht kompliziert zusammen- gesetzten Strukturmodellen in den meisten Fällen auskommen. Es soll jedoch neben der Billigkeit auf einige weitere Vor- teile dieser einfachen Vorrichtung hingewiesen werden, die sich ohne weiteres ergeben. Da sich alle Translationen durchführen lassen, ist es z. B. möglich, wie ohne weitere Beschreibung ver- ständlich sein wird, aus dem triklinen (achsenlosen) Raumgitter alle übrigen einfachen Raumgitter zu entwickeln. Ferner kann man durch Hineinstellen eines passenden zweiten Raumgitters eines der zweifach zusammengesetzten und daraus durch Translationen die übrigen zweifach zusammengesetzten Raumgitter, sowie durch Ineinanderstellen von vier einfachen kubischen Gittern das vierfach kubische (flächenzentrierte Würfel-) Gitter bilden. Als zweifach zusammengesetzte Gitter sind hier zu verstehen die raumzentrierten rhombisch-pinakoidalen und -prismatischen, tetragonalen und kubi- schen Gitter (vgl. den Artikel von Beckenkamp, Fortschr. der Mineralogie usw. 6. p. 15 — 34. 1920]. Übrigens lassen sich ja auch die zusammengesetzten Gitter durch Deformation eines ein- fachen Gitters erzeugen !. Der wechselweise Zusammenhang von monoklin-prismatischem mit monoklin-pinakoidalem, rhombisch-pris- matischem und rhombisch-pinakoidalem sowie von hexagonalem und rhomboedrischem Raumgitter läßt sich durch Herausnehmen oder Hereinstellen der entsprechenden Stäbe leicht demonstrieren. Natür- lich ist dabei der Überblick über rhomboedrische Gitter, wie bei anderen Modellen auch, wegen der vertikal verlaufenden Stäbe besonders aus der Ferne nicht so leicht wie bei den übrigen Gittern zu gewinnen. Man kann aber mit diesen verstellbaren Stäben nicht nur alle Raumgittertypen herstellen, wie dies schon durch Sohncke’s Uni- versalmodell der Raumgitter 1 erreicht wurde, sondern durch ent- sprechendes, wirkliches „Ineinanderstellen“ von gleichartigen Raumgittern lassen sich natürlich alle SonNCKK’schen regelmäßigen Punktsysteme schnell aufstellen. Dabei erlaubt die Verschieb- barkeit der Kugeln in vertikaler Richtung beim Übergang zu Schraubungsachsen die notwendigen Translationen leicht während 1 Vgl. hierüber die Beschreibung zu Sohncke’s „Universalmodcll der Raumgitter“ in Carl’s Repertorium für Experimentalphysik usw. München 1876. 12. p. 113-117. E. Ramann, Kohlensäure und Hydrolyse etc. 233 des Unterrichtes ausznführen. Dadurch wird das Verständnis dieser Operation und der dadurch entstehenden Punktsysteme sehr er- leichtert. Auch Gleitspiegelungsebenen und damit alle Schönfliks- FEDOHOw’schen „Raumgruppen zweiter Art“ lassen sich während der Vorlesung aufbauen, wenn man die Kugeln durch Befestigung einer leicht sichtbaren Marke genügend asymmetrisch gestaltet, so daß ihre Inversion bemerkbar werden kann. Der Hörer kann dadurch besser und leichter, als es durch den Anblick bereits fertiger Modelle möglich sein wird, vom Aufbau der BiiAVAis’schen Raumgitter zu den kompliziertesten Modellen der theoretischen Kristallstrukturlehre geführt werden. Daß natürlich ebenso leicht die bisher experimentell aus- gewerteten, viel einfacheren speziellen Strukturmodelle aufgebaut werden können, braucht eigentlich nicht erst erwähnt zu werden. Bei Vorhandensein von bestimmten Baugruppen (z. B. C03 in den rhomboedrischen Carbonaten, Ti02 bei Rutil und ähnlichen Fällen) können auch kleinere Kugeln, mit dünneren Drahtstäben an einer größeren Kugel befestigt, den engeren Zusammenhang der betref- fenden Atome darstellen. Schließlich ist auch die Möglichkeit, die Studierenden alle im Vorstehenden genannten Modelle mit dem gleichen billigen Vorrat an Stäben und Kugeln gelegentlich bei Übungen selbst ausführen zu lassen, als wertvolles Unterrichts- mittel nicht von der Hand zu weisen. Kohlensäure und Hydrolyse bei der Verwitterung. Von E. Ramann in München. Die klassische Schule der chemischen Geologie steht mit ihrem größten Vertreter G. Bischof nach der damaligen Eutwicklung der allgemeinen Chemie auf dualistischem Standpunkte. Elektro- positive Basen und elektronegative Säuren vereinigen sich unter Ausgleich ihrer Elektrizitäten zu Salzen; je nach dem Grade der „Verwandtschaft“ der einzelnen Stoffe zueinander schrieb man ihnen verschiedenes Bestreben zu, sich miteinander zu biuden. Die stärkere Säure verdrängte die schwächere, die stärkere Base die schwächere ans ihren Verbindungen und setzte sich kraft ihrer höheren Verwandtschaft an ihre Stelle. Die Fort- schritte der allgemeinen Chemie gingen überwiegend vom Studium organischer Verbindungen aus , ihre Ergebnisse ließen sich nur schwierig auf die anorganischen Verbindungen übertragen und so blieb in der Mineralogie und Geologie die dualistische Auffassung um so mehr vorherrschend, als sie die bequemste Form war und 234 E. Ramann, auch heute noch ist, Zusammenhänge für die verbreitetsten und wichtigsten Mineralien, die Silikate, zum Ausdruck zu bringen. Erst die Fortschritte der physikalischen Chemie wandelten die Vorstellungen über den Verlauf chemischer Umsetzungen. An Stelle der „Affinitäten“ tritt die Lehre von den chemischen Gleichgewichten. Die chemischen Umsetzungen werden nicht mehr als nach einer, in einer bestimmten Formel ausdriickbaren Weise verlaufend gedacht, sondern angenommen, daß alle mög- lichen Verbindungen nebeneinander entstehen, daß aber von ihnen nur jene in erheblicher Menge erhalten bleiben, welche unter den herrschenden Bedingungen und nach den Eigenschaften der ent- stehenden Körper am beständigsten sind. Druck, Temperatur, Löslichkeit, Masse der vorhandenen einzelnen Stoffe werden entscheidend für den Verlauf der Reaktionen. Nicht die Reaktion selbst ändert sich, wohl aber die Menge, in welcher die einzelnen möglichen Stoffe gebildet werden, ist abhängig von der Masse, in welcher die einzelnen Stoffe in Wirkung treten und von den äußeren Bedingungen , unter denen sie entstehen. Deutlich tritt dies hervor bei den „umkehrbaren Reaktionen“, bei denen dieselben Stoffe je nach den vorhandenen Bedingungen ganz verschiedene Mengen ihrer Umsetzungsprodukte liefern. Aus der Vorstellung, daß das Ergebnis einer chemischen Reaktion von äußeren Bedingungen ab hängt, läßt sich unmittelbar die Wa h r s c h e i n 1 i c h - keit ableiten, daß auch die gebildeten Stoffe ihre Erhaltungsfähigkeit mehr oder weniger verlieren, werden, wenn sie unter abweichende äußere Be- dingungen gebracht werden; sie werden schnell oder langsam in die unter den nun herrschenden Bedingungen beständigsten Verbindungen ii ber- get ülirt. Die geringe Beständigkeit der chemischen Verbindungen tritt uns nirgends greifbarer entgegen als bei den Gesteinen und den sie zusammensetzenden Mineralien; überall an der Erdoberfläche erkennen wir Zeichen der Veränderung der Gesteine und bezeichnen sie als „Verwitterung“. Bereits mäßige Abweichungen der äußeren Bedingungen, wie Temperatur, vorhandene Wassermenge, Zeitdauer u. dergl. können schon merkbare Änderungen im Verlauf der Verwitterung herbei- führen. Unterschiede in der Beschaffenheit der Verwitterungsprodukte an der Erdoberfläche und den obersten Bodenlagen (Oberflächen- verwitterung) und in tieferen Schichten (Tiefen Verwitterung), in klimatischen Trocken- und Feuchtgebieten , in warmen und kühlen Klimaten sind leicht erkennbar. Es kann daher auch nicht auffallen, daß in den verschiedenen geologischen Formationen. Kohlensäure und Hydrolyse bei der Verwitterung. 235 zwar der allgemeine Charakter der Verwitterung erhalten bleibt, doch merkbare Verschiedenheiten der Ablagerungen auftreten. Die Ursache der Verwitterung muii man in dem llestreben der chemisch-physikalischen Kräfte suchen, zu Gleichgewichten zn gelangen, welche möglichst unveränderlich sind, und stabile Ver- bindungen zu bilden, die weiteren Umsetzungen immer weniger und weniger zugänglich sind. Je abweichender die Bedingungen bei der Entstehung chemischer Verbindungen waren, um so mehr werden sie zum Zerfall und Übergang in Widerstands- und er- haltungsfähige Verbindungen geeignet sein, um so leichter werden sie „verwittern“. Große Unterschiede bestehen zwischen den Bildnngsbedingungcn der kristallinischen Gesteine und den nahe der Erdoberfläche herrschenden Verhältnissen; die kristallinischen Gesteine werden daher vergleichsweise leicht verwittern, aber auch die bereits angegriffenen und dem Klima mehr oder weniger an- gepaßten Verbindungen erliegen fortgesetzt Umbildungen, da die Gleichgewichte sich ändern. Jeder Wechsel in der Zusammen- setzung der sich im Gestein bewegenden schwachen Salzlösungen führt dazu, neue Gleichgewichte zu schaffen. Aus den entwickelten Anschauungen ergibt sich folgende, allgemeingültige Definition fiir die Vorgänge der Verwitterung: Die chemische Verwitterung umfaßt alle chemischen Umsetzungen, welche an der Erdober- fläche und in mäßigen Erdtiefen vorhandene feste Körper in die unter den herrschenden äußeren Be- dingungen beständigsten (stabilsten) Verbindungen überführen. Es ist nun zu untersuchen, welche Stoffe es sind, die „ver^ witternd“ wirken. Mau kommt leicht zu der Auffassung, daß alle vorhandenen , chemisch wirksamen Bestandteile daran teilnehmen müssen; das ist auch unzweifelhaft der Fall. Allgemein ver- breitete, verwitternd wirkende Verbindungen sind Wasser und Kohlensäure. (Sauerstoff tritt nur für den Abbau organischer Stoffe und für die Oxydation einzelner Metallverbindungen [Eisen- oxydul, Manganoxydul, Sulüde] in Wirkung und braucht hier nicht berücksichtigt zu werden.) Um zum Verständnis des Anteils zu kommen, den diese beiden Körper an der Verwitterung haben , mag es gestattet sein , ihre Eigenschaften zu behandeln und einige allgemeine chemische Be- merkungen vorauszuschicken ; für den ersten Angriff der Ver- witterung kommen vorwiegend Wasser und wässerige Lösungen in Betracht. Allgemein bekannt ist, daß man in Lösung befindliche Stoffe als mehr oder weniger in kleinere Einheiten, in Ionen, gespalten betrachtet. Die Ionen verhalten sich wie Elektrizitätsverbindungen, sie enthalten je nach ihren Eigenschaften eine bestimmte Menge 236 E. Ramann. positiver oder negativer Elektrizität. In den Lösungen ist die Elektrizitätsmenge der vorhandenen Ionen verschiedenen Vor- zeichens gleich. Die chemische Wirksamkeit der Ionen ist um so stärker, je mehr Ionen in der Volum ein heit der Flüssigkeit vorhanden sind (es entspricht dies im wesentlichen dem Begriff ihrer „aktiven Masse“). Erfahrungs- gemäß sind die freien Wasserstoffionen (H‘) und die Hydroxylionen (OH') chemisch sehr stark wirksam. Die Verbindungen, welche Wasserstoffionen liefern, bezeichnet man als Säuren, Hydroxylionen liefernde als Basen. Säur e Wirkung: Die zumeist herrschende Auffassung sieht als grundlegenden Vorgang der Verwitterung die zersetzende Ein- wirkung der Kohlensäure auf die Silikate an. Die Grundzüge der BiscHOFF’schen Verwitterungslehre lassen sich in den Sätzen zusammenfassen : Die Kohlensäure ist in wässeriger Lösung eine stärkere Säure als die Kieselsäure , sie verdrängt daher in den Silikaten die Kieselsäure und bildet mit Alkalien, alkalischen Erden und Erden Carbonate. Eisenoxyd, welches kein erhaltungs- fähiges Carbonat liefert, scheidet sich ab, Aluminium bleibt als wasserhaltiges Silikat erhalten. Kalksilikate werden durch Kohlen- säure zersetzt, wasserhaltige Magnesiumsilikate sind gegen sie widerstandsfähig. Diese Sätze geben ein einfaches Bild des Ver- laufes der wichtigsten Verwitterungsvorgänge, es fragt sich nur, ob die ihnen zugrunde liegende Vorstellung sich mit dem Stande der chemischen Erfahrungen im Einklang befindet. Die Voraus- setzung der ganzen Auffassung gründet sich auf die verschiedene „Stärke“ der Säuren und auf die chemische „Affinität“ der einzelnen Stoffe; es ist daher notwendig, sich über diese Grund- lagen zu verständigen. Die einzige zurzeit haltbare Definition einer Säure ist : Säuren sind Verbindungen , die Wasserstoffionen liefern. Die Säurewirkung ist die Wirkung der vorhandenen freien Wasserstoffionen und deshalb unabhängig von den positiv ge- ladenen Ionen und wird allein bestimmt von der in der Volum- einheit vorhandenen Menge Wasserstoffionen (Wasserstoff ionen- Konzentration1). Die verschiedensten Säuren (Schwefelsäure, 1 Die Wasserstoffionenkonzentration ergibt vielfach sehr kleine Werte . aus Zweckmäßigkeitsgriinden drückt man sie nicht in absoluten Werten, sondern in den Logarithmen der Volumina (Liter) aus, die je 1 g Wasser- stoffionen enthalten und bezeichnet den so erhaltenen „Wasserstoff- exponenten“ durch da* Zeichen PH. Da in jeder wässerigen Lösung das Produkt Wasserstoffionen X Hydroxylionen konstant ist, so ist der Wasserstoffexponent zugleich ein Maßstab für die Hydroxylionen- konzentration. PH = 7 entspricht neutraler Reaktion, Zahlen unter 7 gelten für saure, über 7 für alkalische Reaktionen. Kohlensäure und Hydrolyse bei der Verwitterung. 237 Kohlensäure nsw.) haben bei gleichem Gehalt an \\ asserstoffionen in der Volumeinheit die gleiche Säurewirkung. Die Stärke einer Säure (oder Base) ist ein Ausdruck für den Zerfall dieser Verbindung in Ionen (Ionisierungsgrad). „Starke“ Säuren sind bereits bei hoher Konzentration weitgehend gespalten, „schwache“ Säuren erreichen den gleichen Zerfall erst in sehr verdünnten Lösungen. „Säurewirkung“ und „Stärke der Säuren“ sind also zwei ganz verschiedene Begriffe, die miteinander nur soweit zu tun haben als starke Säuren bei gleicher Konzentration mehr Wasserstoffionen enthalten als schwache. Mit der Stärke der Säuren steht ferner in Beziehung der Grad dor Hydrolisierbarkeit der Salze. Starke Säuren liefern mit starken Basen „Neutralsalze“, während starke Säuren mit schwachen Basen „sauer“ reagierende Salze, starke Basen mit schwachen Säuren in Lösung „alkalisch“ reagierende Salze bilden. Die hydrolytischen Zerfallprodukte verhalten sich in Lösungen nach den selbständigen Eigenschaften der Bestandteile, sie werden weiter ln Ionen gespalten. Ein Schema mag den Vorgang erläutern: Hydrolytische Spaltung. I. Salz einer starken Säure und II. Salz einer schwachen Säure u schwachen Basis zerfällt in starken Basis zerfällt in Säure + Basis Säure + Basis ionisiert in i ionisieit /\ 1 in Wasserstoff- , Säure- ionen anionen bleibt bleibt Hydroxylionen -f- Metall- erhalten erhalten ionen Schwache und starke Säuren und Alkalien unterscheiden sich in ihrer chemischen Wirksamkeit dadurch, daß die saure oder basische Wirkung mit dem Verbrauch der vorhandenen Ionen zu Ende geht, da nicht in Ionen gespaltene Moleküle kaum vorhanden sind. Schwache Verbindungen liefern dagegen durch weiteren Zer- fall von Molekülen fortgesetzt kleine Mengen von Wasserstoff’- oder Hydroxyliouen. Die Wirkung der „starken“ Verbindungen ist daher bei gleichem äquivalenten Gehalte in der Lösung kräftig, aber nicht anhaltend, bei „schwachen“ Verbindungen gering, aber längere Zeit anhaltend. Ein zweiter Vorgang, welcher Säuren wie Basen die Eigenschaften schwacher Verbindungen erteilt, ist geringe Beständigkeit. In den meisten Fällen tritt Zerfall in Wasser und ein nicht ionisieren- des Molekül ein (H.,C03 = H.,0 + C02; H.,Si03 = Ho0 + SiO„; nh4oh = h2o + NH3). Für die Vorgänge der Verwitterung ist dies Verhalten von grundlegender Bedeutung, da die beiden vorwiegend in Betracht kommenden Säuren (Kohlensäure und Kieselsäure) es zeigen. 238 E. Ramann, Kohlensäuren. Die physikalischen Konstanten der Kohlen- säuren sind noch nicht genau bekannt, besonders gilt dies für die eigentliche Kohlensäure (H2G03 = H' H' + C03"). In chemischen Kreisen war man geneigt, dieser Verbindung weitgehenden Ionen- zerfall und damit die Eigenschaften „starker“ Säuren beizulegen, sie wohl sogar den starken Mineralsäuren nahe zu stellen. Dagegen sprach die Hydrolysierbarkeit ihrer Salze. Es ist anzunehmen, daß Kohlensäure eine mittelstarke Säure ist, die den starken Mineral- säuren erheblich nachsteht, jedoch beträchtlich stärker ist, als die organischen Säuren. Wenn die Kohlensäure, also die Säure der eigentlichen Carbonate, trotzdem in typischer Weise die Eigen- schaften einer ^schwachen“ Säure zeigt, so beruht das nicht anf ihrer „chemischen“ Stärke, sondern auf ihrer geringen Beständig- keit, da sie unter den herrschenden Verhältnissen fast vollständig in Wasser und Kohlendioxyd zerfällt, H2C03 = H,0 + C02, nur verschwindende Mengen der Säure bleiben erhalten. Viel größere Bedeutung für die Verwitterung haben die Eigen- schaften der einbasischen Kohlensäure der Hydrocar bonsäure oder Wasserstoffkohlensäure, die Säure der „ sauren “ kohlensauren Salze , der Bicarbonate ; sie entspricht der ersten Ionisationsstufe von H2C03: II2C03 = H' + HC, N. »gawiana K. Mart., N. macrocephala Schepm., N. crcnu- lata Brug., N. alf urica n. sp. 7 *, N. infralaevis n. sp. s, N. siquijorensis A. Au. var. , N. Verbceki K. Maut., N. canaliculata Lam., N. exstinctclirata n. sp.9, N. varicosc- costata n. sp.10 1 Festschalig, verlängert-spitz-eiförmig, der heutigen C. tringa Lam. ähnelnd; Zeichnung noch gut sichtbar und u. a. auch durch letztere von der rezenten Art verschieden. * Ausgezeichnet durch ein spindelförmiges Gehäuse mit hohem, schlankem Gewinde, Schlußwindung nicht aufgeblasen, Mundöffnung aus- gesprochen rautenförmig. 5 Klein , eiförmig-konisch , steht dem Habitus nach in der Mitte zwischen S. atrata Gould und S. troglodytes Sow. 4 Mit scharf ausgeprägter Gitterskulptur; im Bau und in der Ver- zierung Ph. rosealiis Hinds und Ph. articulatus Hinds gleichend. 5 Der vorigen Art ähnlich, nur mit stumpferem Gewindewinkel, dichterer Berippung und kanalartig vertiefter Naht. * Nur 6 mm groß und im Habitus sehr an N. Dijki K Mart, er- innernd; die Form ist aber weniger verlängert, die Querskulptur dichter, der Protokonch zählt nur 2V Umgänge; von N. ovum K Mart, unter- schieden durch die kräftigere innere Lippe des rechten Mundrandes und die weniger deutliche Spiralsknlptur. 7 Ebenso klein wie die vorige Art; Gehäuse konisch-eiförmig, mit 7 fast flachen, aber durch eine breite und tiefe Rinne voneinander ger schiedenen Windungen , Oberfläche durch die scharf ausgeprägte Quer- und Längsskulptur gelcörnelt, Mundöffnung schön eirund, hinten zu einer kurzen Rinne zugespitzt; ein breiter Mundwulst, dessen Innenrand mit 6 Zähnchen besetzt. 8 Eiförmiges, 5 mm langes Gehäuse mit insgesamt 6| Windungen, Mittelwindungen hinten abgedacht, durch wellige Naht getrennte kiäftige Querrippen und schwächere Spiralleisten, basaler Spiralwulst, umgeschlagene Außenlippe, die Innenfläche mit 8 Zähnchen, Innenlippe lamellös, mit hinterer Falte und feinen Wärzchen. 9 Im Gesamthabitus N. picta Dkr. gleichend, aber durch den Mangel einer Quer- und Längsskulptur, wegen der wenig abgesetzten und z. T. abgeflachten Umgänge und wegen der schmäleren Mundöffnung noch leicht abzutrennen. 10 Gehäuse eiförmig-getürmt, mit 8 konvexen, deutlich geschiedenen Windungen, Querberippung an Triton erinnernd, Spiralstreifnng schwächer, Schlußwindung mit stark eingeschnürtem und durch eine Rinne ab- getrenntem Hals. 246 P. J. Fischer, Fam. Muricidae: Murex Verbeelci K. Maut., M. embryölir.atus n. sp.1, M. fufanus n. sp. 2, Muricopsis moluccana n. sp.3 n Fusidae: Siphonalia spiracuta n.sp.4, Metula Hindsii H.etA. Ad., Eutliriofusus Wannen n. sp. 5 „ Volutidae: Marginclla Rutteni n. sp.6, Mitra flammca Quoy, Turrieula gembacana K. Maut., T. lyrata Lam., T. alfurica n. sp. 7, T. obeliscus Reeve var., Valuta mouocoronata n. sp. 8 „ Olividae : Oliva funebralis Lam., 0. rufula Ducl. „ Terebridae: Terebra Cumingii Desh., T. Insidindae n. sp. 9, T. niyuriformis n. sp.10 11 12, T. Woodwardiana K. Maut., T. ma- layana n. sp. n, T. fistularis n. sp. 12 „ Pleurotomidae: Pleurotoma tigrina Lam., PI. carinata Guay var., PI. gendinganensis K. Maut., Surcula cf. pulit a Hinds, Drillia flavidula Lam. var., Dr. nodilirata Smith, l)r. Acsopus Schepm., 1 Steht mehreren rezenten Arten nahe, wie M. funiculatus Reeve und M. rectirostris Sow., unterscheidet sich von diesen aber durch das Fehlen der Dornen auf dem Stiel oder sonst in der Skulptur. 2 Schale verlängert eiförmig, Gewinde zugespitzt, die Naht vertieft und wellig, die Mundwülste bi eit gerundet, die Spiralen mit Schüppchen besetzt, Schlußwindung mit ßasalwulst und deutlichem Nabelritz. 3 Von gewissen Latirus-l lehäusen durch die blättrige Oberfläche sich unterscheidend, 3 Embryonal- und 5 Mittelwindungen, Mündung mit einer hinteren Rinne und die Innenlippe mit Falten. 4 Ausgezeichnet durch ein getürmtes, rasch sich verjüngendes Ge- winde, Schlußumgang bauchig erweitert. 5 Gehäuse beiderseits zugespitzt, niedrig getürmt, die Hauptspiralen auf den Rippen Knoten bildend, 61 mäßig gewölbte Umgänge, Basalwulst und Nabelritz. 6 Verwandt mit M. sordida Reeve und M. nitida Hinos, aber ab- weichend in der Form und in der Beschaffenheit der Mündung. 7 Größte Ähnlichkeit mit T. gendinganensis K. Mart., doch ist beim javanischen Fossil ein deutlicher Spiralwinkel, beim seranischen ein deut- liches Nahtband entwickelt. “ Vergleichbar mit V. spinea Chemn. ; die rezente Art weicht durch den weniger schlanken Bau, durch die stärkdVe Einbiegung der Spindel und durch das Fehlen der Abdachung der Schlußwindung ab. B Identisch mit T. aff. Cumingii Desh. bei P. Tesch, Jungtert. u. quart. Mollusken von Timor I. Teil. In: Wannek’s I’aläont. von Timor. Liefg. V, 9. p. 17. Taf. (7) Fig. 78. 10 Eine der T. myuros Desh. nah verwandte Art ; Unterschiede in der Skulptur. 11 Sehr spitzes, T. Woodwardiana K. Mart, nahe stehendes Gehäuse, mit scharfer Quer- und Längsskulptur, einem erhaben auf lieg» nden Naht- band und einer nach Art einer 2. Binde entwickelten Spirale. 12 Schale schmal, pfriemenförmig und insofern von der Myurella- Form abweichend, als ein Nahtband fehlt. Eine Pliocänfauna von Seran (Molukken). 247 Dr. aff. bataviana K. Maut., J)r. serana n. sp. Clavatula Djocdjocartae K. Mart. var. serana n. v., Oligotoma epilonica n. sp.I 2, Daphnella siipracanccllata Schepm., D. cclebcnsis Schepm., Defrancia malayana n. sp. 3, Mangclia cxtcnsae- formis Schepm. var. crasselirata n.v., M. belarformis n.sp.4, M. cutis-anserina n. sp. 5, Raphitoma embryolirata n. sp. 6, R. alf urica n. sp. 7 Fam. Conidae: Conus ornatissimus K. Maut., C. sondeiantis K. Mart., C. longurionis Kien., C.acutangidtis Chemn., C. lividus Hwass, C. episcopus Hnvass. ,, Actaeonidae: Ringicula caron Hinds. „ Bullidae: Cylichna Teschi n. sp.8, C. serana n. sp.9, C. botella n. sp.10 „ Cavoliniidae : Cavolinia moluccana n.sp.?11 „ Auriculidae: Mclampus fasciatus Desh. I Vom Typus der Surcula tßbaliungensis K. Mart., ohne Protokonch mit 8 Umgängen und diese auch noch mit deutlicher Spiral- und Zuwachs- skulptur; Kanal kurz, Sinus mäßig tief, hintere Spindel mit Verdickungsleiste. * Schale getürmt , schlanker als die ihr übrigens nahe stehende 1). madiunensis K. Mart. s Nur 5 mm langes, spindelförmiges Gehäuse mit etwas aufgeblähter Schlnßwindung; 7 durch eine deutliche und wellige Naht getrennte Um- gänge; letztere abgedacht, mit sich kreuzenden Rippen und scharfen Spiralen, Schlußumgang ziemlich eingeschnürt. 4 Gehäuse keulen-spindelförmig, 5 mm lang, die Rippen aufsteigende Querreihen bildend, Spiralen fadenförmig, letzter Umgang nur wenig ver- schmälert. 5 Die 81 Windungen des spindelförmigen Gehäuses ziemlich konvex und abgedacht, Rippen wie im vorigen Fall gestellt, Schlußumgang sich rasch zu einem kurzen Stiel verschmälernd. 6 7 gewölbte Umgänge, aber nur 3 mm lang, Quer- und Längs- skulptur ausgebildet, Schlußumgang vorn stark zusammengezogen. 7 ln Form und Kleinheit der vorigen Art ähnlich, Mittelwindungen mit einer leicht ausgehöhlten Abflachung, die mäßig zurückgebogene und voneinander scharf getrennte Querleisten trägt. 8 Identisch mit P. Tesch’s Cylichna sp. in: Jungtert. u. quart. Mol- lusken von Timor. II. Teil. Wanner’s Paläont. von Timor. Liefg. VIII, 14. p. 80. Taf. 16 Fig. 224. 9 Verwandt mit C. Sibogae Schepm.; die rezente Spezies entbehrt aber der Spiralstreifung aul der Schalenmitte sowie des Nabelritzes und besitzt eine etwas breitere Mündung. 10 3 mm langes, zylindrisches, hinten zugerundet abgestutztes, in der Mitte leise eingedrücktes, vorn etwas anschwellendes Gehäuse; Oberfläche mit dichten, sehr zarten Spiralfurchen ; Gewinde eingewickelt, Apex wenig tief genabelt; Mündung linear, vorn bimförmig, Spindel gedreht, linker Mundrand kallös, mit einer schwachen Verdickung. II Vielleicht identisch mit C. quadridentata Lf.s. (oder var. minuta Sow.) ; die rezenten Schälchen sind jedoch durchscheinend hornig, die Fossilien kalkig. 248 P. J. Fischer, b) Scaphopoda: Fam. Dentaliidae : Dentalium dispar Sow., I). gonatodcs K. Mart. c) Lamellibrancliiata: Fam. Aviculidae: Avicula crocea Lam. „ Pectinidae: Pecten pleuronectes Lin., P. javanus K. Mart., P. quadriliratus Lischke, P. gracüisquamosa n. sp. 1 „ Anomiidae: Anomia Vcrbeeki K. Mart., A. fufana n. sp. 2 „ Ostreidae: Ostrea djuvanaensis K. Mart., O. hyotis Lin. „ Nuculidae: Leda alfurica n. sp. 3, L. radiatdirata n. sp.4 „ Arcidae: Area compressa K. Mart., A. allodebilis n. sp. 5, A. singularis K. Mart., A. biformis K. Mart., Axinaca angulata Lam. var., Limopsis venusta K. Mart. „ Astartidae : Cardita sidcata Gray, C. javana K. Mart. „ Isocardiidae: Isocardia vulgaris Reeve. „ Lucinidae : Lucina serana n. sp. 6 „ Cardiidae: Cardium Guichardi Bern., C. alfuricum n. sp. 7 „ Veneridae: Dosinia coelata Reeve, D. Steinmanni n. sp.8, 1 Klappe eiförmig-dreieckig, höher als breit, schwach gewölbt, ziemlich gleichseitig, mit 25 scharf zugerundeten Rippen, die unterhalb der Schalen- mitte dreiteilig werden ; Haupt- und Seitenrippen tragen Schüppchen ; ein ziemlich tiefer, gerundeter Byssus-Ausschnitt. 1 Schale wenig gewölbt, breiter als hoch, gut durchscheinend, mit pectenartigem Schloß; Muskelfleck spatelföimig mit einem unteren rund- lichen und einem mittlern elliptischen Muskeleindruck; Oberfläche mit dichtgedrängten, zarten, feinbeschuppten Radialleistclien. 3 L. confusa Hanlky aus der heutigen Fauna steht dem Fossil wohl am nächsten, besitzt aber eine spitzere, etwas in die Höhe gezogene Schnäbelung und einen konvexen vorderen Rückenrand. 4 Mit kräftigen, leichtwelligen, konzentrischen Rippen und in deren Zwischenräumen feinere, gedrängte Radialleisten, somit sehr an L. reti- culata Hinds erinnernd; Unterschiede in der Form. 1 Offenbar eine Verwandte von A. debilis K. Mart., aber u. a. aus- gezeichnet durch eine zartere und regelmäßigere Skulptur. 6 Sehr große Ähnlichkeit mit der europäischen L. spinifera Mont.; deren konz. Lamellen stehen aber dichter und ihren Zwischenräumen fehlt die radiale Skulptur. 7 Eine rechte Klappe von trapezoidisch-dreieckigem Umriß; am besten stimmt mit ihr C. fornicatum Sow. überein; abweichende Form und Skulptur stehen aber einer Vereinigung entgegen. 8 Umriß dieser rechten Klappe derselbe wie bei 1). juvenis Chemn. ; bezeichnend für unsere Art ist die Aufblähung des mittleren Schalenteiles zu einem hohen Rücken ; blattartige, konz. Lamellen, die z. T. dem Vorder- rand zu noch mehr sicherheben; Lunnla vertieft, herzförmig, Area schmal lanzettlich; Mittelzahn dreiseitig, unter dem stark eingerollten, nach vorn gedrehten Wirbel stehend; Mantelbucht bis zur Mitte aufsteigend, mit der Spitze zur Lunula weisend; Länge : Höhe = 24:25 mm. Eine Pliocänfauna von Seran (Molukken). 249 Venus chlorotica Phil., Gytherea serana n. sp. ', C. lirevanida n. sp. 2, C. Molengraaffi Tesch., C. supralacvis n. sp. 3, Circe scripta Lin., C. Dijki K. Mart., Tapes lirata Phil., Venerupis praeradiata n. sp. 4 Fain. Tellinidae: Tellina rhomboidea Quoy. Gaim., T. serana n. sp. ’ „ Solenidae: Solecurtus coarctatus Gmel. , Myidae : Corbula lamcllata n. sp. 6, C. socialis K. Maut., C. infantula n. sp. 1 Dazu kommen noch einige nicht sicher bestimmbare Reste von je einem Vertreter von Scalaria, Triforis, Surcula, Cavoliuia , Avicula und Psammobia. 1 Kommt mehreren rezenten Arten sehr nahe; C. lilacina Lam. unter- scheidet sich durch deutlicher zugespitzte hintere Extremität, konvexere Rippen und breitere Furchen; C. erycina Lam. ist hinten breiter gerundet, die Rippen sind unregelmäßiger, die untere Scheitelecke der Mantelbucht zu einem spitzen Winkel vorgezogen; ('. costata Lam. besitzt ebenfalls höhere, konvexere Rippen. 3 In Umriß und Größe (Länge : Höhe = 40 : 27 mm) der vorigen Art gut gleichend; in der Skulptur C. florida Lam. nahestehend; von dieser aber sich durch die deutliche hintere Zuspitzung unterscheidend ; eine Ab- trennung jedoch nicht leicht. 3 Zeigt enge Beziehungen zu C. trimaculata Lam. u. a. ; die rezenten Gehäuse sind größer und weichen auch etwas ab in der Skulptur, in der Beschaffenheit des vorderen Muskeltleckes und durch eine etwas schmälere Lunula. 4 Läßt sich nur in etwas vergleichen mit Boettger’s V. barbatiae- formis (Tertiärform, von Sumatra. II Teil. Paläontogr. Suppl. 1880. p. 67. Taf. IV Fig. 7) und ist von dieser ohne weiteres zu unterscheiden durch den konvexen Rückenrand und die deutliche hintere Abstutzung sowie durch die geringere Größe (Länge : Höhe = 18:7 mm). 5 Habituelle Ähnlichkeit mit mehreren heutigen Formen ; von T. ver- nalis Hanley aber z. B. dadurch verschieden, daß letztere noch einen feinen vorderen Seitenzahn, unsere Art aber nur 2 Kardinalzähne in der rechten Klappe besitzt; deren Mantelbucht ferner breit-zungenförmig, noch bis über die Mitte reichend, ihre obere Linie fast horizontal, die untere schief abwärts zurücklaufend. 6 Ganz vom Typus der C. socialis K. Mart.; die Verzierung aber i. a. schärfer, eine sehr feine, dichte Radialskulptur mitunter makro- skopisch sichtbar; die Arealkanten mehr gerade verlaufend, innerhalb des breit-lanzettlichen Feldes noch eine 2. schmal-lanzettliche Area von einer deutlichen Kante begrenzt. 7 Nur die rechte Klappe bekannt; diese ziemlich konvex, ungleich- seitig, oval-dreieckig ; im Habitus der C. Philippi E. A. Smith nicht un- ähnlich; doch ist sie kleiner (3£ mm lang und 3} mm hoch), und es fehlt ihr der 2. Kiel auf der mittlern hinteren, etwas ausgehöhlten Ab- schrägung; Wirbel weniger erhoben, kouz. Berippung nicht so scharf und unregelmäßig. .»• »...o-v 250 P. J. Fischer, 2. Foraminiferen. Die Foraminiferen verteilen sich auf 54 Spezies, mit Varietäten auf 58 Formen. Zwei Arten sind neu: Pulvinulina pcrmaculata und Aniphistegina wanneriana. Wenigstens als neue Varietät mußten eine Miliolina und eine Truncatulina bezeichnet werden. Genau ein Sechstel der Arten gehört den Miliolininen an. An Individuenzahl sind zwar die bekannten Planktonformen : Globi- gerina bulloiclcs d’Orb., Pulvinulina Mvnardii d’Orb., P. tumida Br., Pullenia obliqueloculata Park, et Jon. und Sghaeroidina drhiscens Park, et Jon. auch nicht selten, aber die bei weitem vorherrschenden Formen sind doch Rotalia papillosa Br. und Truncatulina praecincta Karrer. Gemein vertreten sind noch Opcrculina complanata Dfr. nebst der Varietät granulosa Leym. Im einzelnen besteht die Foraminiferenfauna aus folgenden Arten : Farn. Lituolidae: Rcophax scorpiurius Mtf. h. 1 „ Miliolidae: Biloculina depressa d’Orb. var. murrliyna Scmv. v., Spirolocidina impressa Terq. ns., Sp. grata Terq. v., Milio- lina scmimdum Br. v., 31. retusa Franz, var. plicata n. v. ns.2, 31. cuvieriana d’Orb. h., 31. reticulata d’Orb. h.p 31. alvcoliniformis d’Orb. v. , 31. agglutinans d’Orb. v., Pcneroplis pertusus Forsk. s. „ Lagenidae: Lagern liispida Reuss v., L sidcata Walk, et Jac. v., Nodosaria radicula Lin. var. annidata Terq. et Berth. v., N. vertebralis Bätsch ns., N. scalaris Bätsch v., N. lepi- dula Schw. v., Cristellaria rotulata Lam. ns., C. orbicularis d’Orb. ns., C. calcar Lin. s., C. gemmata Br. s. „ Textularidae : Bolivina schwageriana Br. ns., B. hanfkeniana Br. ns., B. aeuariensis Costa ns., B. amygdalaeformis Br. v., Uvigcrina asperula Czk. v., U. Schwageri Br. v., U. tenui- striata Reijss v. , Sagrina Zitteli Karr. v. , S. raphanus Park, et Jon. h. „ Globigerinidae : Globigcrina bulloides d’Orb. h., var. triloba Reuss ns., Gl. subcrctacea Chapm. ns., Gl. sacculifera Br. s., Orbulina universa d’Orb. ns., Spliacroidina dehiscens Park. et Jon. h., Pullenia obliqueloculata Park, et Jon. ns. „ Rotalidae: Planorbulina larvata Park, et Jon. v., Truncatulina praecincta Karr, g., Tr. margaritifcra Br. ns., var. granu- 1 h. = häufig, g. = gemein, s. = selten, ns. = nicht selten, v. = vereinzelt. v 0,3 — 0,5 mm groß; von der Stammform (A. Franzknau, Die foss. Foram. Bujtur's Termcszetrajzi Fiizetek Budapest 1890. Bd. XIII, 4. p. 109. Taf. 2 Fig. 5) in folgendem abweichend: Umriß mehr rundlich, wie z. B. 31. auberiana d’Okb ; Schlußkammer unten nicht vorgezogen, die Segmente gegen den Rücken zu mit Fältchcn verziert. Eine l'liocänfauna von Serän (Molukken). 251 losa n. v.* 1 ns., Tr. Haidingeri d’Orb. v., Eulalia papillosa Bk. g., Pulvinulia Menardii d’Orb. li., var. tumida ,Br. ns., P. elcgans d’Orb. var. partschiaua d’Orb. v., P. pcrmaculata n. sp. v. 2 * * * * * 8, P. berthelotiana d’Orb. h., Calcarina Spengleri Lin. ns., C. Iiispida Br. s., C. Defrancii d’Orb. h., Cym- balopora Poegi d’Orb. v. Fam. Nummulinidae: Amphistegina Lessonii d’Orb. s., A. uanncriaua n. sp. 3 h., Opcrculina complanata Dru. g., var. gramdosa Leym. li., Polgslomdla crispa Lin. s., P. craticidata F. et M. s. 3. Anthozoa. Nach Felix 4 : Heteropsammia ovalis Se.mp., Heterocyathus Elberti Fi.x. und Flabellum pavonisium var. distinctum Vaugh. 4. Echinoidea. Eine oder mehrere Arten. 5. Bryozoa. Mehrere Arten. 0. Crust acea (Ostracod a). Mindestens drei verschiedene Spezies. 7. Cephalopoda. Nautilus sp. (Nach Wanner beim Sammeln zerbrochen und nicht mitgenommen.) 8. Pisecs. Otolithe. Ziemlich zahlreich. (Schluß folgt.) 1 Die Oberseite kann ganz oder z. T. mit rundlichen Knötchen be- setzt sein, so daß darunter Spiralen und Septen verschwinden ; die Unter- seite kann im Verhältnis zur Spiralseite stärker gewölbt sein und ist ebenfalls mit Körnchen besetzt. 1 Ließ sich nur mit P. bimammata Gümbel (Beitr. z. Foraminiferenf d. nordalp. älteren Eocängebilde. Abh. k. bayr. Ak. d. Wiss. München 1868. Bd. X, 2. p. 649. Taf. 2 Fig. 8ö u. V. Uhlio. Über eine Mikrofauna d. Alt- tertiärs d. xvestgal Karpathen. Jahrb. k. k. geol. Reichsanst. Wien 1886. Bd. 36, 1 p 192. Taf. 3 Fig. 7, 8 u. Taf. 5 Fig. 4, 5, 8) vergleichen, die sich jedoch durch die eigentümliche Septengabelung auf der Unterseite unterscheidet. Bei unserer Art erscheinen die durch ihre dunklere Färbung gut sichtbaren Scheidewände der Spiralseite mitunter als schmale, spitze Dreiecke, die der Oberseite ein geflecktes Aussehen verleihen. 8 Ist zweifellos genetisch mit der in den Proben selteneren A. Les- sonii d’Orb. verknüpft. Die Oberfläche ist bis auf eine schmale Randzone mit zahlreichen, glasartigen Körnchen oder Runzeln besetzt, derart, daß die Kammerscheidewände vielfach in Körnerreiben aufgelöst und in deren Zwischenräumen die Körner zu zwei oder drei Reihen angeordnet sind. 4 J. Felix, Jungtert. u. quart. Anthozoen von Timor. II. Teil. In: Wanner’s Paläont. von Timor. Liefg. VIII. p. 27. Stuttgart 1920. 252 A. Ehringhaus, Über die Verwendung anastigmatischer Polarisations- prismen bei der Projektion mikroskopischer Objekte im polarisierten Licht. Von Arthur Ehringhaus in Göttingen. Mit 4 Textfiguren. Bei der Projektion von Dünnschliffen im polarisierten Licht fällt es häutig auf, daß Einzelheiten, welche bei subjektiver mikro- skopischer Betrachtung ganz bequem zu sehen sind, in dem pro- jizierten Bilde entweder nur verschwommen erscheinen oder über- haupt nicht hervortreten. Die Ursache dieser Erscheinung kann zunächst natürlich darin liegen, daß die zur objektiven Betrachtung erforderliche Mehrvergrößerung wegen zu geringer Lichtstärke nicht angewandt werden kann. Aber auch dann , wenn die Projektion in den Bereich der Möglichkeit fällt , wenn also bis zu etwa 3()00facher Vergrößerung auch im polarisierten Licht noch eine ausreichende Helligkeit zu erzielen ist, macht sich die erwähnte Erscheinung schon bemerkbar. Sie wird meist auf Störungen der Feinheiten des Bildes durch das Korn des Projektionsschirmes zurückgeführt. Im folgenden soll gezeigt werden, daß der Astig- matismus der als Anatysator verwendeten Polarisationsprismen die Hauptursache für die starke Verschlechterung des projizierten Bildes ist. Bei der Projektion mit einem Mikroskope verlassen die Strahlen das Okular um so vollkommener als Parallelstrahlenbündel, je größer der Abstand des Projektionsschirmes ist. Wendet man Okulare mit festem Linsenabstand, z. B. komplanatische Okulare, an, so kommt das vom Objektiv entworfene Bild so gut wie voll- kommen in die untere Brennebene des Okulares zu liegen. Der Bildabstand beim Objektiv wird dadurch etwas kürzer wie normal und die Konvergenz der den Analysator durchsetzenden Strahlen also ein wenig stärker. Werden Projektionsokulare, also Okulare mit veränderlichem Linsenabstand benutzt, so wird die Scharf- Erklärung zu den Figuren: Projektionsbild eines Dünnschliffes des Kontaktkalkes von der Monte Soinma. Objektiv f = 33 mm (Mikro- lurninar), komplanatisches Okular No. 2. Projektionsentfernung 6 m. Fig. 1 — 3 anastigmatischer T u b u s an a 1 y sh to r Fig 1 zu hohe Einstellung: horizontale St, liehe. Fig. 2 zu niedi ige Einstellung: vertikale Striche; beide Bilder einseitig astigmatisch vet zerrt. Fig. 3 schärfste Einstellung: astigmatische Kreuzchen, etwas oberhalb der Mitte und links oben gut zu erkennen; astigmatische Unscharfe, besondeis stark am Rande. Fig. 4 anastigmatischer Tubusanalysator; punktförmige Ab- bildung der Kalkspatteilelien; gleichmäßig gute Bildschärfe bis zum Rande des Gesichtsfeldes. Uber die Verwendung anastigm. Polarisatiunsprismen etc. 253 3 Figuren-Erklärung siehe nebenstehend. 4 254 A. Ehringhaus, Über die Verwendung etc. einstellung des Bildes auf dem Projektionsschirm durch Heraus- schrauben der oberen Okularlinse bewirkt. Gegenüber der sub- jektiven Beobachtung bleibt hierbei der Strahlenverlauf zwischen Objektiv und Okular vollkommen ungeändert. Hieraus und aus vorigem folgt also, daß die in dies. Centralbl. 1920. p. 175 — 182 erörterten astigmatischen Störungen des subjektiven Bildes durch die bisher üblichen Tubusanalysatoren bei der Mikroprojektion mindestens in gleichem Maße auftreten müssen. Berücksichtigt man ferner, daß für eine objektive Betrachtung aus 5 in Entfernung das mikro- skopische Bild 20mal stärker vergrößert werden muß wie bei sub- jektiver Beobachtung, so kommt man zu dem Ergebnis, daß bei der Projektion der Astigmatismus des Analysators sich entsprechend stärker geltend machen müßte. Daß dies durch die Erfahrung nicht ganz bestätigt wird, liegt an der relativ geringen Hellig- keit des im polarisierten Licht projizierten Bildes. Die astig- matischen Bildfehler fallen nämlich um so weniger auf, je geringer die Beleuchtungsstärke ist. Als Analysator diene zunächst ein handelsübliches Polari- sationsprisma nach Ahkens von 13x13 mm Querschnitt. Wir projizieren hierdurch unter Benutzung eines Mikroskopobjektives von 33 mm Brennweite und eines komplanatischen Okulares No. 2 einen Dünnschliff aus einem Kontaktkalk von der Monte Somma. Die Projektionsentfernung beträgt 6 in. Je nach der Einstellung des Mikroskopes bekommen wir auf dem Projektionsschirm die in den Figuren 1 — 3 wiedergegebenen Bilder. Die an dem links sichtbaren Rande des Schliffes ausgebröckelten Kalkspatteilchen verraten hierbei deutlich die Kennzeichen einer astig- matischen Abbildung. Bei der schärfsten möglichen Ein- stellung (Fig. 3) erscheinen die punktförmigen Kalkspatteilchen als kleine Kreuze. Entfernen wir das Mikroskop etwas vom Prä- parat, so erhalten wir die in der Mitte des Bildfeldes horizontal liegenden Strichbilder (Fig. 1); nähern wir den Tubus dem Prä- parat, so sehen wir entsprechend vertikale Striche (Fig. 2). Er- setzen wir das Prisma nach Aukens durch einen anastigmatischen Analysator mit konkaver Eintrittsfläche und passender Korrektions- linse, wie 1. c. p. 177 beschrieben, so erhalten wir auf dem Pro- jektionsschirm das Bild der Fig. 4. Auf diesem sind die Kalk- spatteilchen vollkommen punktförmig. Strichbilder treten durch Verändern der Mikroskopeinstellung nicht mehr auf. Der Astig- matismus ist also vollkommen aufgehoben. Dementsprechend ist auch die allgemeine Bildschärfe in Fig. 4 eine wesentlich bessere wie in Fig. 3. Besonders auffällig tritt dies nach dem Rande des Gesichtsfeldes zu (an der runden Begrenzung) hervor. Daß vereinzelte Lamellen in den Kalkspäten auf Fig. 3 deutlicher hervortreten als auf Fig. 4, ist einer unrichtigen Wiedergabe der Kontraste durch die astigmatische Abbildung zuzuschreiben. Bei Besprechungen. 255 der Betrachtung der wirklichen Bilder auf dem Pro- jekt i o n s s c h i r in macht sich die Verbesserung der Bild- schärfe dem Auge in sehr wohltuender Weise be- merkbar. Während bei der astigmatischen Abbildung von Fig. 3 es dem Auge erscheint, als ob ein trüber Schleier über dem Bilde lagert, der viele Einzelheiten verdeckt, treten auf Fig. 4 alle Kristalle vollkommen klar und scharf und in gänzlich ungetrübter Farben- pracht hervor. Dein Projizierenden wird die Scharf- einstellung, dem Beschauer die Erkennung der Einzel- heiten erst durch die a n a s t i g m a t i s c h e Abbildung zu einer wirklich mühelosen Sache. Ein in der optischen Werkstätte von R. Winkel hergestellter anastigmatischer Tubusanalysator ist seit einiger Zeit in das Wül- FiNo’sche Projektionsmikroskop des Mineralogischen Institutes der Universität Göttingen eingebaut. Herr Geheimrat Prof. Dr. 0. Mügge und Herr Dr. H. Rose machten damit die besten Erfahrungen. Göttingen, den 10. Juli 1920. Besprechungen. E. Artini: I Minerali. Seconda edizione rivednta e ampli- cata, con 164 incisioni e 48 tavole fototipiche. 518 p. Kl. 8°. Ulrico Hoepli, Milano 1921. Das vorliegende Werk soll kein Lehrbuch sein , sondern ein Ratgeber für Sammler, Lehrer und Studenten, hiernach will der Inhalt beurteilt sein. In einem ersten Teil werden die wichtigsten Lehren vorgetragen, die Kristallklassen nach zugehörenden Mine- ralien benannt; die Strnkturtheorie wird nicht behandelt, über Lanephotogramme erfährt der Leser demgemäß leider nichts, auch nichts über Einwirkung von Radium auf die Farben, während das Verhalten der Kristalle im polarisierten Licht, die Polymorphie und Umwandlungen gebührend berücksichtigt wird. In dem zweiten Teil werden die wichtigsten Mineralien beschrieben, Winkelwerte oder Achseuverhältnisse werden nirgends angegeben, auch über die Formenentwicklung erfährt man hier nicht viel mehr als in dem ersten Teil gesagt war, dafür aber wird das Vorkommen, namentlich auf italienischen Fundstellen, recht ausführlich angegeben, wodurch das Buch für Liebhaber und Sammler seinen besonderen Wert er- hält. Die Beschreibung wird unterstützt durch photographische Bilder. Daß das Buch Anklang gefunden hat, geht daraus hervor, daß der ersten im Jahre 1914 erschienenen Auflage jetzt schon die zweite gefolgt ist. Die Ausstattung ist in jeder Hinsicht vortrefflich. R. Brauns. 256 Berichtigung. J. Murdoch: Microscopical determination of the opaque minerals. An aid to the study of ores. New York. 1916. 165 p. Das MuuDOCH’sche Werk ist die erste zusammenfassende Mi kr. Physiographie der opakeD Mineralien. In der Einleitung wird auf die Wichtigkeit des Gegenstands für Wissen- schaft und Praxis hingewiesen und die Vorarbeiten historisch an- geführt, in dem zweiten Abschnitt auf die Technik der mikro- skopischen Untersuchungen opaker Mineralien im auffallenden Licht genauer eingegangen. Ein weiterer Abschnitt ist den Gemengen unter den Erzen gewidmet, die seither als homogene Mineralien aufgefaßt wurden. Sodann folgen die diagnostischen Merk- male, mit Hilfe deren man in systematischer Untersuchung die einzelnen opaken Erze erkennen kann. Hierauf kommen auf 100 Seiten die übersichtlich angeordneten Tabellen zur Er- kennung opaker Mineralien im auffallenden Licht unter dem Mikroskop. 216 Mineralien sind darin enthalten, und zunächst in drei große Abteilungen nach der Farbe geordnet: Farbig, Weiß, Grau. Die verschiedenen Farbennuancen, sowie das verschiedene Verhalten gegen HNOs, Königswasser oder KCN- Lösung, sowie endlich die verschiedene Härte geben Untergruppen, innerhalb deren die mikrochemischen Kennzeichen gegen Ätzmittel diagnostisch verwertet werden können. Einige übersichtliche Ta- bellen, in denen die einzelnen Eigenschaften und die Zusammen- setzung der behandelten Mineralien noch einmal zusammengestellt sind, beschließen das Werk. — Es liegt hier eine sehr fleißige und verdienstvolle Arbeit vor, an deren Brauchbarkeit gelegentliche Fehler und Ungenauigkeiten nur wenig ändern. (Ref. hat an anderer Stelle [N. Jalirb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XLIII. 1920. p. 400—438] schon auf einige Fehlerquellen bei dieser „chalkographischen“ Methodik, die Mukdoch nicht erwähnt, hingewiesen, ebenso auch einige Unrichtigkeiten der Tabellen erwähnt. Es ist beabsichtigt, in Bälde eine deutsche Bearbeitung des Gegenstandes herauszu- geben, die die eingehende mikroskopische Physiographie der opaken Mineralien und die chalkographische Arbeitsmethodik enthalten soll, gestützt auf die Angaben Mukdoch’s, anderer amerikanischer Forscher, sowie eigener Untersuchungen. Ref.) H. Schneiderhöhn. Berichtigung. ln dem Aufsatz „Über die Aufhebung des Astigmatismus“ usw., dies. Centralbl. 1921, muß es p. 54 Zeile 9 heißen: mit noch starker Divergenz (anstatt stärkerer Divergenz). A. Ehrinohaus. J. Renck, Ein neues Achatvorkoumien in den Vogesen 257 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Ein neues Achatvorkommen in den Vogesen. Von Julius Renck, Geologe. Offenbacli a. M. Mit einer Übersichtskarte. Wühlend meiner Tätigkeit als Geologe bei der Geologen- gruppe 2 der Vermessnngsabteilung 8 in Louvigny (bei Yexaincourt- Allarmont) im Plainetal, Nord-Vogesen, westlich des Hohen Oonou, fand ich bei der Anlage von Maschinengewehr- und Minenwerfer- stollen südöstlich des kleinen Ortes Raon-sur-Plaine auf französischem Gebiete, nahe der über die Vogesen ziehenden deutschen Grenze. cVe*. (Xzcnee A. . Zeichen •TnrKl&uvrxg : 'S'te in . öffcn$a(ti0/ml m USD ’Y»TKaw\€f\^^^ «Jaarnt. VS« WM- Junj«r. . im dortselbst anstehenden Quarzporphyr, ein bis dahin auch von französischen Geologen unbeschriebenes, also noch unentdeckt ge- wesenes Lokalvorkommen von Achat. Dieser fand sich in einem kleinen, 4 — 5 m in das Berggehänge von unseren Pionieren an- gelegten Horizontalstollen in 3 — 4 etwa hühnereigroßen Achat- kugeln vor, weit häufiger jedoch nur in 1 cm bis fingerdicken Centralbiatt f. Mineralogie etc. 1921. 17 258 J. Renck, Ein neues Achatvorkommen in den Vogesen. Spaltenausfüllungen auf Klüften des dortselbst allein Anschein nach sehr nahe an der Stromoberfläche angeschürften Porphyrs. Diese mit Achat ausgefüllten Spalten des Porphyrs keilten sich meist beider- seits in mehrere Millimeter dicke Haarspalten aus, die bis in die letzten Enden mit farbloser, amorpher Si02 (Kieselsäure) aus- gefüllt waren. Als Beweis für die Nähe der Stromoberfläche des dortigen Porphyrvorkommens darf das wiederholte Vorkommen von faust- bis kopfgroßeu Porphyrbomben, die über dem fest anstehenden Porphyr in Porphyrgrus sowie Porphyrtuff gefunden wurden, an- gesehen werden. Letztere zeigten eine kontinuierlich wechselnde, meist nur leicht angedeutete konzentrisch schalige Absonderung hellbräunlich bis dunkelbraunroter Schichten und im Kern meist ebenfalls achatartige Ausscheidungen mit radialstrahl ig nach der Peripherie der Bombe verlaufenden allerfeinsten Verästelungen von weißen bis blaßrosa Achatadern mit mehr oder weniger typischer Achatstreifung. Die Außenseite dieser Porphyrbomben zeigte eine narbige Oberfläche mit dichter Bedeckung von haselnußgroßen Auswüchsen und Warzen. — Der Achat ist infolge der Nähe des Humus, resp. der Oberfläche des Porphyrs und infolge der direkten Einwirkung der Atmosphärilien stark enteisnet und folglich von sehr blasser Farbe, meist kalkweiß, graugelb bis höchtens blaß- rosa gefärbt, jedoch darf mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, daß er mit zunehmender Tiefe die lebhaften fleischroten Farbtöne der bekannten Idar-Obersteiner Achate haben dürfte. Die Bänderung der Achate ist eine überaus feine und dürfte erst recht im Mikrobilde zur Geltung kommen. (Bis jetzt sind Dünnschliffe von ihm noch nicht hergestellt.) Er ist infolge der fast gänzlich fehlenden Bergfeuchtigkeit und ziemlich weit vorgeschrittenen Ver- witterung stark zerklüftet in den großen Stücken und zerfällt beim Hammerschlag leicht in kleinere Stücke ; er ist von mattem Glanz und klebt ähnlich Bolus an der Zunge. Die Neuentdeckung dieses seither unbekannt gewesenen Achat- vorkommens wurde mir von meinem damaligen Chef, dem Kriegs- geologen Herrn Prof. Dr. Julius Söllner, zurzeit am Mineralogischen Institut der Universität Freiburg i. Baden, in freundlichster Weise bestätigt. Ich übergab seinerzeit Herni Prof. Söllner das schönste und größte der damals gefundenen Achate für die Sammlung des Min. Instituts der Universität Freiburg. Eine Anzahl kleinerer Stücke behielt ich für mich zurück. — Auch Herr Prof. Söllner war der Ansicht, daß bei zunehmender Tiefe sicher weit besseres Material zu finden sei; leider waren wir damals an der Weiterverfolgung unserer Untersuchungen des Porphyrs auf das Vorkommen von Achaten, resp. tieferer Schürfung seitens unserer Pioniere durch den unerwartet raschen Rückmarsch infolge des Waffenstillstands im November 1918 verhindert und der Achatfund wurde von mir dort erst kurz vor dem Waffenstillstand, ungefähr Mitte Oktober w. R. Eckardt, Die Wegenersche Verschiebungshypothese etc. 259 1918, gemacht. Damals war die Fundstelle nur etwa 1 km westlich der alten deutsch-französischen Grenze und wäre eine weitere Untersuchung von deutscher Seite damals leicht zu be- werkstelligen gewesen. Es ist leider vorderhand nicht an eine weitere Verfolgung der Untersuchung dieses sehr interessanten neuen Achatvorkommens zu denken, resp. gar an eine technische Ausbeutung desselben, die mir beim erstmaligen Funde des trotz der Verwitterung sehr schönen Materials sogleich vorscli webte. — Bei dem jetzt sehr hochwertigen Achat aus Brasilien und Uruguay und dem nur spärlichen Vorkommen von Achaten in der Enklave Birkenfeld (Oldenburg), d. h. also der Idar-Obersteiner Gegend, sowie in sonstigen Teilen Deutschlands, wäre au eine ernstliche Inangriffnahme einer technischen Ausbeutung au diesem neuen Fundpunkte sehr wohl zu denken gewesen mit der fast sicheren Aussicht auf verwendbares Material bei größerer Tiefe. Erwähnen möchte ich zum Schlüsse noch, daß dieses kleine Porphyrvorkommen genau westlich des Hohen Donon (1006 m) in den nördlichen Vogesen, abgesehen von anderen geologischen Karten größeren Maßstabs, auch auf der Rich. LKPSius’schen Geo- logischen Karte des Deutschen Reiches eingezeichnet ist. Die Wegenersche Verschiebungshypothese und die geologischen Klimate. Von Dr. Wilh. R. Eckardt, Leiter des Meteorologischen Observatoriums in Essen. In der zweiten Auflage seines Buches: „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“ (Braunschweig 1920) hat Ai.fued Wegkner die Theorie der Kontinentalverschiebungen in allen Teilen schärfer gefaßt und ihre Prüfung durch Heranziehung von Beobachtungs- material erheblich weiter im einzelnen durchgeführt. Insbesondere hat der Verfasser die Polverschiebungen und auch die Ursache der Kontinentalverschiebungen ausführlicher behandelt als in der ersten Auflage. Auch was an tatsächlichen Einwendungen vor- gebracht wurde gegen die Verschiebungshypothese, hat A. Wegeneu in der Neuauflage sorgfältig berücksichtigt. Daß die Verschiebungs- hypothese alle diesbezüglichen geologischen und geographischen Probleme lösen könne, behauptet selbst der Verfasser nicht, denn wie überall in der Natur, bestehen die Erscheinungen nicht aus einer einfachen , sondern aus ineinander verwobenen Ursachen- reihen, und darum wird voraussichtlich nicht die einfache, son- dern die komplizierte Erklärung in Zukunft die richtige sein. Jede 17* 260 W. R. Eckardt, Hypothese und Theorie ist eben nur eine Teilwahrheit, und zwar nicht nur die alten Lehren der Geologie, wie die Annahme der Brückenkoutinente und die von der Permanenz der Ozeane und Kontinente usw., sondern auch die W ege ner’ s ch e Verschiebungs- hypothese selbst. Aber wie immer die Dinge auch liegen mögen : mit der WEGENER’schen Hypothese wird die Geologie vor die Auf- gabe gestellt, eine neue Grundhypothese zu schaffen, welche die Schrumpfungstheorie ersetzen und das gesamte in Frage kommende Tatsachenmaterial unter Einschluß des geophysikalischen — und darin beruht vor allem der große Wert der neuen Hypo- these — zu einem Gesamtbilde vereinigen kann. In diesem Sinne ist es daher wohl auch nicht zuviel gesagt, daß in der Verschie- bungstheorie auch „der rote Faden im Labyrinth der Paläo- klimatologie“ gefunden sei. Aber einfach liegen die Dinge auch hier nicht immer, vor allem sicherlich Dicht so einfach, wie sich Wegener diese in mancher Hinsicht vorzustellen scheint. Diesen Schwierigkeiten einmal nachzugehen, soll Aufgabe dieser Zeilen sein. Gelegentlich einer Erörterung der permocarbonen Eis- zeit unter besonderer Berücksichtigung der Forschungen Fritz v. Kerner’s (Geol. Rundschau. 9. Heft 1 u. 2. 1918) hatte ich die Möglichkeit der Lösung des permocarbonen Glazialphänomens nach dem damaligen Stand der Forschung kurz in die folgenden Sätze zusammengefaßt: 1. Sollte der Geologie der einwandfreie Nachweis einer starken Abkühlung und vor allem von ausgedehnten Vereisungen der Polar- zonen zur Permocarbonzeit gelingen, dann konnten auch weite Gebiete der Subtropen vergletschert sein, und es erübrigt sich die Annahme von Polverschiebungen oder Krustenwanderungen, auch wenn solche bis zu einem gewissen Grade stattgefunden haben sollten. 2. Sollte dagegen die Geologie den sicheren Nachweis er- bringen können, daß die höheren Breiten der Erde in der Perm- formation, ähnlich wie im Carbon und im Mesozoicum, ein warmes Klima besessen haben, so ist die Annahme von Polverschiebungen unvermeidlich. Denn man käme ja sonst zu dem widersinnigsten aller Schlüsse, daß in der Permocarbonzeit die niederen Breiten kaltes, nivales Klima, die höheren Breiten dagegen mildes Klima gehabt hätten. 3. Sollte sich ein bestimmter geologischer Nachweis überhaupt nicht erzielen lassen, wie die klimatischen Verhältnisse der Polar- zonen im Permocarbon beschaffen waren, so muß die Frage, ob Polverschiebungen stattgefunden haben oder nicht, naturgemäß unentschieden bleiben. Heute, wo die Wegener’sc1i6 Hypothese in ausführlicherem Maße aufgebaut vor uns liegt und nachdem inzwischen zwei auf den Gegenstand der permischen Eiszeit bezügliche Studien Fritz l>ic Wegenersehe Versehiebungshypothese etc. 2H1 v. Kernek’s 1 erschienen sind, läßt sicli etwa folgendes über „das dunkelste der paläothermalen Probleme" aussagen : Die Frage, ob unter der Voraussetzung kalter Polarklimate eine Vereisung weiter Gebiete der Subtropen zur Permocarbonzeit möglich war, ohne daß eine Polverschiebung stattgefunden hätte, hat Fit. v. Kkknkk in der ersteren der beiden unten genannten Abhandlungen zu beantworten versucht. Allerdings hat diese rechnerische Untersuchung keineswegs eine Lösung dieses Problems zum Ziele, sondern sie bezweckt nur klimatologische Feststellungen, die zu den unerläßlichen Vorarbeiten für jeden ernsthaften Er- klärungsversuch der permischen Eiszeit Indiens zählen, v. Kerner will lediglich eine Beantwortung der Frage versuchen, welche thermischen Verhältnisse sich bei der für die Paläodyas vermuteten Land- und Meeresverteilung für Südasien ergeben würden. Der Versuch erfolgte unter rein klimatologischen Gesichtspunkten nach verschiedenen Methoden und auf verschiedenen Grundlagen, indem von den Ergebnissen der geologischen Forschung nur das paläo- geographische Bild entlehnt wird, wohingegen die aus der Beschaffen- heit und aus den Einschlüssen der marinen und terrestrischen Sedimente gezogenen paläoklimatologischen Schlüsse gänzlich außer Betracht bleiben. Als Grundlage für die Konstruktion der mor- phogenen Paläoisothermen benutzte v. Kerner die von Frech ent- worfene Darstellung der Kontinente und Meere am Schluß der Steinkohlenzeit und stellte auf diese Weise rechnerisch fest, daß die morphogenen Isodiakrinen (Isothermen der Gegenwart minus Paläoisothermen) des Juli im nordwestlichen Vorderindien einen Unterschied von — 20° aufweisen, so daß die Temperatur im Meeresspiegel in der dortigen Gegend zur Permocarbonzeit nur 15° im Juli betragen hätte. Man sieht also, daß unter solchen Um- ständen die kritische mittlere Jahrestemperatur von +10° — das ist die höchste, bei der jetzt ein Gletscher zu leben vermag — wahrscheinlich in der Tat nicht überschritten worden sein dürfte. Wenn wir indessen bedenken, daß im Permocarbon weite Ge- biete der heutigen südlichen Subtropenzone, sowie Teile der Ant- arktis und anscheinend selbst einige Gebiete der Tropen vergletschert waren, so dürfte es geradezu unmöglich sein, der Lösung des permocarbonen Eiszeitproblems auf paläogeographischem Wege allein näher zu kommen. In der Tat bietet hier die Wegener'scIic Ver- schiebungshypothese die denkbar beste und plausibelste Verein- fachung: Südamerika mit den Falklandinseln, Vorderindien und 1 Untersuchungen über die morphogene Klimakomponente der permi- schen Eiszeit Indiens. Sitz.-Ber. d. K. Akad. d. Wiss. in Wien, math.-nat. Kl. Abt. I. 12t>. 2. u. 3. Heft. Wien 1917. — Klimatologische Prüfung der Beweiskraft geologischer Zeugen für tropische Vereisungen. Ebenda. 127. Heft 8 u. 9. Wien 1918. 262 W. R. Eckardt. Australien mit Neuseeland rücken konzentrisch auf Südafrika zu- sammen. Messen wir dann auf dem rekonstruierten Urkontinent die Abstände der permischen Glazialfunde voneinander, so wird die größte derartige Entfernung, d. h. der vorläufig größte Durch- messer der permischen Inlandeiskappe 60° bis 70°, also viel geringer als der der diluvialen Eisbedeckung der Nordhalbkugel, wenn man den nördlichen Teil des Nordatlantik als Glazialgebiet mitrechnet. „Und auch der Nordpol“, fährt A. Wegener fort, „macht jetzt keine Schwierigkeiten ; denn wenn der Südpol inmitten seiner Glazial- erscheinungen, also in Südafrika, etwa 70° von seinem heutigen Ort entfernt angenommen wird, so fällt der Nordpol auf heute 20° Nordbreite mitten in den auch im Mesozoicum bereits bestehenden Pazifischen Ozean, wo er keine Glazialablagerungen erzeugen kann.“ In der Tat bietet die Wegener’scIic Hypothese, obwohl sie mit Verschiebungen von gewaltigem Ausmaße operiert, unendlich viel weniger Schwierigkeiten als die Vorstellung, daß etwa Teile der Erdkruste, die jetzt am Aufbaue Vorderindiens beteiligt sind, in der Permocarbonzeit dort, wo wir jetzt Westsibirien finden, gelegen hätten und seit jener Zeit in ihre jetzige Breitenlage herab- gerückt wären und sich hierbei so gedreht hätten, daß ihre ur- sprünglich polwärts gelegenen Teile nun äquatorwärts zu liegen kamen, denn die indische Vereisung hatte ja ihren Ursprungsherd im Süden. In dem gesamten geotektonischeu Bilde Asiens findet sich jedenfalls nichts, was für ein derartiges Südwärtsströmen ganzer Ländermassen spricht. Denn derartige Vorgänge hätten doch mit seitlichen, wahrscheinlich bogenförmigen, rückläufigen Krustenströmungen verbunden sein müssen. Die an sich durchaus berechtigte Ansicht v. Kerner’s, daß die paläogeographischen Rekonstruktionen für die Paläoklimatologie der wichtigste Lebensquell seien, wird auch von mir in jeder Be- ziehung geteilt. Aber ich kann die weitere Anschauung v. Kerner’s, daß speziell auch die Bezwingung des Problems der jungpaläo- zoischen Eiszeit durch Annahme von Verschiebungen der Erdkruste „einem durch den eigenen Tod erkauften Siege gleiche“, nicht teilen, und zwar aus dem Grunde nicht, weil wir weder die kli- matischen Verhältnisse der permocarbonen Eiszeit selbst, noch die paläogeographischen Rekonstruktionen der die Spuren jener Ver- eisungen tragenden Festlandmassen ohne Zuhilfenahme der Hypo- these von Verschiebungen nie und nimmer auch nur einigermaßen zu erklären vermögen. Ja, ich bin sogar der Ansicht, daß sich die WEGENER’sche Verschiebungshypothese für manche geologische Epochen, und zwar in erster Linie für die paläozoische Eiszeit, zu einer wichtigen Arbeitshypothese für die Paläoklimatologie wird ausgestalten lassen, wenn auch freilich zunächst nur in großen Zügen. Aber gerade in dieser Beziehung wird sich ihre Brauch- barkeit erproben lassen, wenn es sich später einmal darum handeln Die Wegenersche Verschiebungshypothese etc 263 wird, unendlich feine Teilarbeit zu leisten. Macht es doch heute schon die WsGBNER’sche Verschiebungshypothese mehr als wahr- scheinlich, daß der große Steinkohlengürtel der Erde, der sich von den Appalachen über Mitteleuropa nach China hinzieht, der äqua- torialen Regenzoue des Permocarbous entsprach, weil er mit eiuem echt tropischen Pflanzenwuchs ausgestattet, als einziger existierte, und weil sich gleichzeitig die polare Inlandeisdecke der Südpolar- gegend ohne Schwierigkeiten nachweisen läßt. Ein derartiges ein- faches und großzügiges Ergebnis aber ist sicher ebensoviel wert als so manche andere Errungenschaften der bisherigen paläoklima- tologischen Forschung. Daß trotz der Annahme von Polverschie- bungeu, bezw. großen Krustenwanderungen nach wie vor die paläo- geographischen Rekonstruktionen mit die Hauptgrundlage auch für die paläoklimatologische Forschung abgeben, daß die Zeiten geotek- tonischer Bewegungen miotherme Zustände begiinstigeu, geotektouisch ruhige Zeiträume, womöglich noch günstig konfiguriert in bezug auf Wasser und Land, dagegen pliotherme Perioden bedeuten, da- mit läßt sich auch Wegexeu’s Hypothese durchaus in Einklang bringen. Denn die mesozoischen (triadischen) Sagopalmen wuchsen noch auf Franz-Josephs-Land, das damals nach Wegener in der nördlichen Regenzone unter 50° Br. lag, und die jurassischen steuothermen Riesenreptilien gediehen zwischen derselben Gegend und Südafrika, das damals etwa 33° vom Südpol entfernt gewesen sein dürfte. Mag man auch das Gletscherphänomen hinsichtlich seiner Verbreitung für den Beweis von Polverschiebungen als nicht besonders günstig ansehen, unterschätzen oder gar vernachlässigen •darf man es in dieser seiner Bedeutung jedenfalls keineswegs. Aber wenn wir heute für manche geologische Perioden, so z. B. für das gesamte Mesozoicum, keinerlei Glazialspuren linden können, so macht uns das Wegexeu in der Weise plausibel, daß während des größten Teiles der Erdgeschichte der Nordpol in den Pazifik, der Südpol auf Antarktika fiel. Und wras ferner sogenaunte plio- therme Zustände der Arktis in manchen Erdepochen anlaugt, so hätten diese ohne Pol Verschiebungen gar nicht bestehen können, da bei gleicher Pollage wie heute die Arktis landumringt wrnr und demzufolge durch äquatoriale Meeresströmungen gar nicht hätte erwärmt werden können. Freilich bietet auch die Verschiebungshypothese für manches paläoklimatische Rätsel nicht die Möglichkeit zu einer einfacheren Lösung. Im Gegenteil! und zwar merkwürdigerweise gerade be- züglich der jüngsten geologischen Epoche : der diluvialen Eiszeit. Wegener nimmt an, daß die diluviale Eiszeit durch eine Pol- wanderung bis zu 40° bedingt worden sei, und daß infolge engen Aneinanderliegens von Nordostamerika und Nordwesteuropa die ■europäische und nordamerikanische Endmoräne eine geschlossene Linie gewesen sei, was kein Zufall gewesen sein könne. Wir 264 W. R. Eckardt, wollen zusehen, wie sich die exakte meteorologisch-klimatologische Forschung dieser Hypothese gegenüber verhält. Wie J. v. Hann und Fr. v. Kerner gezeigt haben, ist die maximale Entfaltung der Gletscher auf der Nordhalbkugel heute ebensowenig an die Gegend des geographischen Poles geknüpft wie die Entwicklung der tiefsten Wintertemperaturen. Der Mittelpunkt des arktischen Gletscherkranzes liegt zwischen 70° und 50° n. Br. nahe der Küste von Grönland, also weitab vom geographischen Pol. „Das Zentrum der nordhemisphärischen diluvialen Eiskalotte befand sich in ungefähr gleicher Breite nahe der Westküste von Grönland. Es hat demnach seit der diluvialen Eiszeit so gut wie keine Breitenverschiebung des arktischen Vergletscherungspoles stattgefunden, und die zum heutigen Nordpol sehr exzentrische Lage des Mittelpunktes der diluvialen Eiskalotte kann somit nicht als Argument zugunsten einer seit der Eiszeit stattgefundenen Pol- verschiebung gelten. Sie ist im Gegenteil als Beweis für eine der heutigen sehr ähnliche eiszeitliche Lage des Nordpols in Anspruch zu nehmen.“ (Fritz v. Kerner.) Infolge der über weiten Gebieten der Nordhalbkugel und hier z. T. bis tief in mittlere Breiten sich erstreckenden Gletscher- entfaltung und der hierdurch auf der Erde überhaupt herabgesenkten Wärmeentwicklung mußte sich die Tätigkeit der subpolaren baro- metrischen Minima je nach der Örtlichkeit mehr oder weniger bis in niedrigere Breiten als heute erstrecken, während der humide Tropengürtel eingeengt war. In der Tat ist dann auch nach Aebrecht Penck im Sudan eine Polwärtswanderung der äquatorialen Trockengrenze seit dem Ausklingen der Eis- oder Pluvialzeit fest- zustellen, ebenso in Süd- wie in Nordamerika und wohl auch in Südafrika, und zwar hat es den Anschein, als ob die äquatoriale Trockengrenze einst etwa ebenso weit äquatorwärts gelegen habe wie die polare Trockengreuze im Norden zur Eiszeit '. Der Schluß Wecsener’s : „Den Pol außerhalb dieser großen Eiskappe zu legen, liegt keinerlei Grund vor. Legen wir ihn in die Mitte desselben, um 20° verschoben, so liegen die entferntesten Moränenräuder auf 57° Breite, das Mittelmeer in der Zone der regenreichen West- winde, Kamerun in der Trockenzone und St. Helena und der Sam- besi auf dem Äquator,“ erscheint daher mindestens übereilt und ist jedenfalls meteorologisch ohne weiteres nicht zwingend; auch 1 Vgl. hierüber: A. Penck, Die Formen der Landobertläche und Ver- schiebungen der Klimagürtel. Sitz.-Ber. d. Preuß. Akad. d. Wiss. IV. 1913. — Fr. v. Kerner, Sind Eiszeiten durch Polverschiebungen zu erklären? Bemerkungen zu W. Eokardt's Klimaproblem (Verb. d. Geol. Reichsanst. Wien 1909. No. 12) und W. R. Eckardt, Der exakte meteorologisch-klimato- logische Beweis für die Gleichzeitigkeit der diluvialen Eiszeit. Pf.term. Mitt. 1917. Heft 7. l>ie Wegenersche Verschiebungshypothese etc. 265 sprechen manche biogeographische Tatsachen gegen eine derartig weitgehende Verlagerung. Weiterhin hat Fr. v. Kerner 1 gezeigt, daß z. B. weder zwei fossile Floren bei einer entgegengesetzten thermischen Abweichung, deren Fundorte unter gleicher Breite auf einem der gegenüber- stehenden Meridiane liegen, noch auch der Vergleich zweier auf demselben Meridian in gleicher Nord- und Südbreite vorhandener fossilen Floren ohne weiteres zu einem sicheren Schluß über die Größe und Richtung etwaiger Polverschiebungen führen können. l’nd bezüglich der Verbreitungsart der Glazialbildnngen sagt v. Kerner, daß diese sich für die Ableitung von Polverschiebungen nicht eignen, da das Gletscherphänomen überhaupt keine zonale Anordung zeigt. , Würden uns die heutigen Verhältnisse als Zeugen einer fernen Vergangenheit entgegentreten, und wollte man daraus, daß im Himalaja Moränen vorhanden sind, im Werchojanskiscben Gebirge aber fehlen, den Schluß ziehen, daß das letztere das vom Pol entferntere gewesen sei, so würde dies sehr falsch sein.* Wenn auch vielleicht wird zugegeben werden müssen, daß die Pollagen zur Diluvialzeit etwas andere als heute gewesen sein können, schon in Anbetracht dessen, daß die geographischen und klimatischen Verhältnisse im Gebiete des Nordatlantik zur Erklärung der diluvialen Eigentümlichkeiten eine bedeutendere An- näherung wenigstens des Nordostens der Neuen und des Nordwestens der Alten Welt erfordern, so hätten doch m. E. derartige klimato- logische Momente eingehender berücksichtigt werden müssen, als es in der zweiten Auflage des WEc;ENER'schen Buches geschehen ist. M.E. berühren sie den Kern der genialen Hypothese nicht und werden diese auch nicht Umstürzen : sie werden vielmehr in hohem Maße geeignet sein, sie zu modifizieren. Ja. die Verhältnisse gerade der jüngsten vergangenen Erdepoche dürften geeignet sein, die Hypo- these zu ihrem eigenen Vorteil auf das richtige Maß zuriickzu- führen, wenn hier meteorologische, klimatologische und paläogeo- graphisehe Kleinarbeit geleistet wird. Werden doch auf diese Weise Auswüchse und Übertreibungen am ehesten beseitigt werden, zu denen aber wohl auch die gewissermaßen mit der zweifellos falschen Pendulationsidee venjuickbare Vorstellung gehört, die Interglazial- zeiten seien in der Hauptsache durch Polverschiebungen bedingt gewesen. 1 Die extremen thermischen Anomalien auf der Nordhemisphäre und ihre Bedeutung für die Frage der geologischen Polverschiebungen. Met. Zeitschr. 1909. Heft 10. Vgl. auch: Fr. v. Kerner. Wie sind aus geo- logischen Polverschiebungen erwachsende Wärmeänderungen zu bestimmen? Sitz.-Ber. d. Akad. d. Wiss. Wien. Math.-nat. Kl. Abt. I. 1*26. 6. u. 7. Heft. 266 E. Hamann. Kohlensäure und Hydrolyse bei der Verwitterung. Von E. Ramann in München. (Schluß.) Die chemische Wirkung des Wassers (die .aktive Masse“, in der es in den chemischen Gleichgewichten auftritt) ist konstant, d. h. unabhängig von der absoluten Menge, in der es vorhanden ist. Man muß aus diesem allgemein anerkannten Satze der physikalischen Chemie ableiten, daß die chemische Wirkung, welche Wasser überhaupt zu leisten ver- mag, bereits von der kleinsten Menge tropfbar flüssigen Wassers auch tatsächlich geleistet wird. Mehr oder weniger an Wasser hat daher auf dessen chemische Wirksamkeit keinen Einfluß. Wenn trotzdem in der Natur zu beobachten, daß die Verwitterung unter dem Einfluß wechselnder Wassermengen steht, so beruht dies auf der auflösenden Wirkung des Wassers. In den Erdschichten bewegen sich nicht reines Wasser, sondern Salzlösungen; handelt es sich dabei auch zumeist um verdünnte und sehr verdünnte Lösungen, so reichen die Salz- Wirkungen, unter welcher Bezeichnung man die Reaktionen der Ionen und Moleküle der löslichen Bestandteile der im Ge- stein umlaufenden Flüssigkeiten zusammenfassen kann, aus, die Verwitterungsvorgänge weitgehend zu beeinflussen. Es sind Um- setzungen, die J. Roth als „komplizierte Verwitterung“ bezeichnete. Bei weiter fortschreitender Forschung werden sie sich voraus- sichtlich immer mehr als Träger der Verwitterungsvorgänge heraus- stellen, sie sind hier als „Salz Verwitterung“ zusammengefaßt. Die chemischen Umsetzungen verlaufen in den Erdschichten entweder zwischen Ionen der Lösungen, also in der Flüssig- keit (flüssigen Phase, homogene Systeme) oder als Angriff' der gelösten Stoffe auf unlösliche, feste Bestandteile (zwischen flüssiger und fester Phase, heterogene Systeme). Die Unter- scheidung zwischen beiden Gruppen ist oft schwierig, unter dem Einfluß der Phasenregel nahm man an, daß heterogene Systeme verbreitet sind, aber es wird sicli vermutlich herausstellen , daß weitaus die meisten Verwitterungsvorgänge in den homogenen Systemen der flüssigen Phase verlaufen. Die heutige physikalische Chemie arbeitet mit der Vorstellung der Löslichkeit aller Stoffe und erkennt nur verschiedene Grade der Löslichkeit an. Hiermit ist die Möglichkeit gegeben, daß auch Angriffe chemischer Agentien auf sehr schwer lösliche Stoffe aus- schließlich zwischen ihren gelösten Teilen verlaufen, es hat sieh dies z. B. nachweisen lassen für den Angriff von Kaliumcarbonat auf schwefelsaures Barium. Betrachtung der Mineralumsetzungen Kohlensäure und Hydrolyse bei der Verwitterung 267 und -bildungen zwingen nun zur Annahme, daß auch den Silikaten eine wenn auch sehr geringe Löslichkeit zugeschrieben werden muß, und zwar eine Löslichkeit des Minerals im Molekiilzustando (das natürlich ionisieren kann). Zumal das Auftreten von Mineralien in Kristallform, wie des Kaolinits, die Bildung von Orthoklas- kristallen und zahlreicher anderer wasserfreier Silikate auf wässerigem Wege sind nicht zu verstehen, wenn nicht deren Moleküle als solche vor ihrer Ausscheidung in den Lösungen vor- handen waren. Man darf nicht einwenden, daß diese Mineralien durch die hydrolytische Wirkung des Wassers gespalten werden, denn jede Reaktion, also auch die Hydrolyse der Silikate, verläuft nicht vollständig, sondern nur bis zu einem Gleichgewichts- zustände, ein wenn auch noch so kleiner Teil der ursprünglichen Moleküle muß erhalten bleiben. Soweit die Vorgänge der Silikat- verwitterung der chemischen Betrachtung zugänglich sind, stehen und fallen die Schlußfolgerungen mit der Annahme einer wenn auch nur spurenweisen Löslichkeit der Silikate. Es ist anzunehmen, daß bei der Verwitterung sehr zahl- reiche Einflüsse statt haben ; der Betrachtung zugänglich sind : Löslichkei tsbeeinflussung der Salze, Basenaustausch, Adsorptionen, hydrolysierte Salze, Bildung von Doppel- salzen. Löslichkeitsbeeinflussungen. Die Löslichkeit eines Stoffes in reinem Wasser ist eine mit Druck und Temperatur- wechselnde, für jeden einzelnen Fall jedoch konstante Größe. Die Löslichkeit ionisierender Stoffe wird durch gleichzeitigen Gehalt an anderen Ionen in der Lösung beeinflußt. Sind zwei oder mehr Verbindungen vorhanden , die das gleiche Ion enthalten , so wird die Löslichkeit beider vermindert ; enthalten die Verbindungen kein gemeinsames Ion . so wird ihre Löslichkeit erhöht. Die Er- fahrung lehrt, daß gleicher Ionengehalt die Löslichkeiten schon bei geringen Mengen stark vermindern kann und hierdurch zur Aus- scheidung von Körpern führen kann, auch wenn die Löslichkeits- grenze für reines Wasser noch lange nicht erreicht ist. Erhöhung der Löslichkeiten durch Verbindungen , die kein Ion gemeinsam haben , ist zumeist nicht beträchtlich ; treten tatsächlich starke Beeinflussungen hervor, so beruhen sie zumeist auf Bildung von Doppelsalzen (z. B. Gips in den Lösungen von Salzböden). Es ist verständlich , daß Löslichkeitsbeeinflussungen zumeist an schwei- löslichen Salzen bemerkbar werden und bereits geringe Herab- setzung der Löslichkeit zur Ausscheidung aus den Lösungen führen. Andern sich die Gleichgewichte im System durch eine nach einer Richtung fortschreitende Reaktion , zumal bei Anwesenheit eines als Bodenkörper vorhandenen Stoffes, so kann auch bei gleich- bleibenden Wassermengen weitgehende Stoffuimvandlung herbei- geführt werden. 268 E. Ramann, Basenaustauscli. Zahlreiche wasserhaltige, Aluminium und andere Metalle enthaltende Silikate zeigen, mit Salzlösungen be- handelt, Austausch der in der Lösung befindlichen mit den im Silikat vorhandenen Metallen. Die Austauschvorgänge sind eine Ionenreaktion und erfolgen nach äquivalenten Verhältnissen bis ein dynamisches Gleichgewicht erreicht wird , welches in erster Reihe vom Ionenverhältnis in den einwirkenden Lösungen abhängig ist. Auf die Zusammensetzung des Endkörpers ist die Konzentration der Lösung von geringem Einfluß. Wie alle Ionenreaktionen, ver- läuft der Basenaustausch schnell, so daß in sehr kurzer Zeit der Austausch beendet ist, sofern nicht die physikalische Beschaffenheit des Silikats die Erreichung des Gleichgewichtsstandes erschwert. Träger des Basenaustausches in der Natur sind vorwiegend amorphe Körper kolloider Größenordnungen ; jedoch zeigen auch kristallisierte Mineralien wie die Zeolithe starkes Austauschvermögen. Die Theorie der Basenaustauschvorgänge ist noch nicht ge- klärt, selbst die Frage, ob physikalische Adsorptionen oder echte chemische Umsetzungen vorliegen, harrt noch der endgültigen Ent- scheidung. Für beide Auffassungen lassen sich gewichtige Gründe Vorbringen, jedoch spricht das Gesamtverhalten der Umsetzungen mehr zugunsten der chemischen Auffassung. Großen Einfluß auf die Austauschvorgänge hat die physikalische Beschaffenheit, den stark austauschenden Silikaten ist feinporiger Bau zuzuschreiben. Er läßt sich bei den künstlich hergestellten Permutiten unmittelbar nacliweisen (bis 30 und mehr Prozent Porenvolumen sind gefunden), ergibt sich aber auch aus dem Ver- halten der Zeolithe gegen Wasser und aus dem Verhalten ver- witterter Mineralien. Bei der Baueritisierung der Glimmer werden Alkalien und Erdmetalle mehr oder weniger weggeführt, während das Gerüst der Glimmer erhalten bleibt. Der Vorgang kann nur unter Raumverminderung statt haben , und da das Ge- rüst unverändert bleibt, kann dies nur durch poröse Struktur des Rückstandes erreicht werden. Die meisten Silikate verlieren bei ihrer Verwitterung den Zusammenhang und nehmen erdige Beschaffenheit an. Es liegt aber nahe, auch in diesen Fällen an teilweise Erhaltung des ursprünglichen Gerüstes und poröse Struktur der Verwitterungsrückstände zu denken. Hiermit stimmt das kräftige Austauschvermögen der Tonbestandteile gut zusammen. Basenaustausch der Verwitterungsreste ist infolge der Schnelligkeit seines Verlaufes und der Empfindlichkeit gegen Änderungen in der Ionenzusammensetznng der Lösungen einer der wirksamsten Einflüsse zur Störung der Gleichgewichtsstände in den Erdschichten. Adsorptionen. Adsorptionen sind Anreicherungen vorher gelöster Stoffe in den Grenzschichten zwischen festen Körpern und Flüssigkeiten. Es sind Oberflächenkräfte, welche die Adsorptionen Kohlensäure und Hydrolyse bei der Verwitterung 269 bewirken. Die Stärken der Adsorptionen stehen deshalb mit der Größe der Oberfläche in Beziehung; da die spezifische Oberfläche mit Abnahme der Korngröße stark wächst . so erreichen die Adsorptionen meist erst bei kolloiden Größen der Bestandteile meßbare Werte. Über bei Verwitterungsvorgängen eintretende Adsorptionen ist wenig bekannt. Neutralsalze werden von Silikaten schwach oder überhaupt nicht meßbar adsorbiert, lösliche Hydroxyde sowie hydrolysierte, alkalisch reagierende Salze jedoch stark gebunden. Es ist anzunehmen, daß in vielen Fällen die durch Adsorption fest- gehaltenen Stolle allmählich in definierte chemische Verbindungen übergehen, so daß Zersetzung instabiler Verbindungen eingeleitet und beschleunigt und damit die Verwitterung gesteigert wird. Hydrolysierte Salze. Die hydrolytisch gespaltenen Salze wirken je nach dem Überwiegen der sauren oder alkalischen Ionen der Lösung wie schwache Säuren oder schwache Alkalien. Für die Verwitterungsvorgänge kommen hauptsächlich die merkbar hydrolytisch gespaltenen Salze des Magnesiums und Ammons mit starken Mineralsäuren als Träger saurer, die Carbonate als Träger alkalischer Einwirkungen in Betracht. Ammonsalze kommen nur sparsam in den Gewässern der Erdschichten vor, treten sie auf, so darf man ihnen starken Einfluß auf den Verlauf der Verwitterung zuschreiben. Magnesiumsalze sind dagegen stets vorhanden und sie werden sich vielleicht als einer der am stärksten verwitternd wirkenden Bestandteile lierausstellen. Hierzu kommt die große Fähigkeit des Magnesiums, D o p p e ls a 1 z e zu bilden. Doppelsalze scheiden sich einerseits häutig als schwer lösliche Verbindungen ab, anderseits treten sie in den Lösungen auf und bilden dort „ Komplexionen li ; d. h. die Ionisierung erfolgt nicht durch Zerfall in Metallion und einfach zusammengesetztes Aniou (CF, S04" usw.), sondern das Anion hat komplizierte Zusammen- setzung, es enthält häutig Metalle, die dann dem negativ geladenen Anteil der Lösung angehören und sich wie jede Ionenart als Körper mit selbständigen Eigenschaften verhalten und zumal die Löslichkeit der auftretenden Verbindungen zu beeinflussen ver- mögen. Beeinflussung des Verwitterungs Verlaufes durch die Wasser menge. Eine Vorstellung von der Beeinflussung des Verlaufes der Verwitterung durch die vorhandene absolute Wassermenge erhält man, wrenn man die Grenzfälle, wenig und unbewegliches Wasser und viel und bewregtes Wasser gegenüberstellt. Die Grenzfälle entsprechen einerseits den Verhältnissen, wie sie in einem Gestein, welches nur von Bergfeuchtigkeit durch- tränkt ist und anderseits unter Einfluß einer Quelle mit salz- armem Wasser herrschen. 270 E. Ramann. Die Gleichgewichte im bergfeuchten Gestein sind sehr stabil, Menge des Wassers und Temperatur bleiben praktisch konstant. Ausgleich der Salzlösungen im Gestein kann nur durch Diffusion erfolgen. Es fehlen jedoch die Voraussetzungen, daß die Diffusion nennenswerte Wirkungen ausübt. Bei gleichartig zusammengesetzten Gesteinen ist anzunehmen , daß auch die Salzlösung der Berg- feuchtigkeit recht gleichmäßige Zusammensetzung und Konzentration hat, es fehlt daher das osmotische Gefälle, welches die Voraus- setzung der Diffusion ist. Man darf daher für die flüssige Phase der ganzen Gesteinsmasse einheitliche Gleichgewichtszustände an- nehmen, in denen Änderungen nur nach bestimmten Richtungen auftreten. Molekulare Umlagerungen von unbeständigen in be- ständige Verbindungen ohne nennenswerten Wechsel in der pro- zentischen Zusammensetzung sowie Bildung wasserhaltiger Ver- bindungen aus wasserfreien werden vorherrschen. Die Umsetzungen verlaufen langsam und können ausgedehnte Gesteinsmassen gleich- mäßig betreffen. Man stelle sich folgendes System vor: Aus wasser- freiem Silikat werde durch Hydrolyse ein basisches Hydroxyd abgespalten. Das Hydroxyd verbinde sich mit den übrigen Spaltungsprodukten zu einem wasserhaltigen, schwer löslichen Silikat. Das Hydroxyd scheidet dadurch aus dem System aus und das Wasser kann wiederum aus dem ursprünglich vor- handenen Minerale durch nun wieder möglich gewordenen hydro- lytischen Angriff erneut Hydroxyd bilden. Der Vorgang wird nicht früher enden, als das gesamte, zuerst vorhandene Mineral in das zweite übergeführt ist. Auf diesem Wege genügt eine gelänge Wassermenge, das Gestein in seiner ganzen Masse umzn- wandeln. Derartige Erscheinungen sind an Tiefengesteinen vielfach be- kannt, sie können durch einfache Mittel erreicht sein und trotzdem durch ihre Massenhaftigkeit den Eindruck außerordentlicher Ein- wirkungen hervorrufen. Bezeichnend für die Tiefenverwitterung sind daher molekulare Umlagerungen ohne wesentliche Änderung der Zusammensetzung ; Bildung wasserhaltiger Verbindungen (Hydratisierung); Abscheidung schwer löslicher Verbindungen; für diese Form der Verwitterung ist die Einheitlichkeit der Umwandlungen, welche die Gesteine erleiden, charakteristisch. Unter dem Einfluß von beweglichem, salzarmem Wasser erfolgen fortgesetzt Störungen der Gleichgewichte unter Wegfuhr der durch Verwitterung löslich gewordenen Mineralbestandteile, so daß zuletzt sehr schwer lösliche oder schwer angreifbare Körper übrig bleiben, wie z. B. Kaolinit und Quarz unter Einwirkung heißer vulkanischer, salzarmer Quellen. Die Ergebnisse dieser Verwitterungsform sind stark ausgewaschene, weitgehend zer- setzte und an löslichen Bestandteilen erschöpfte Gesteinsreste; Kohlensäure und Hydrolyse bei der Verwitterung. 271 vielfach fehlt Luftsauerstoff im Auswaschbezirke, so daß auch vor- kommende Eisenoxydulverbindungen gelöst und abgeführt werden können. In der Natur finden sich alle Übergänge zwischen den be- handelten Grenzfällen und zugleich macht sich die Wirkung der Salze in den fließenden Gewässern geltend, deren Zusammen- setzung und Konzentration iu weiten Grenzen schwankt und deren wechselnde Gleichgewichte zu der großen Mannigfaltigkeit der Verwitterungsreste führen, welche den Verlauf der Oberflächen- verwitterung charakterisiert. Vom Grade der Löslichkeit, der Kristallisationsfähigkeit der einzelnen Stoffe und anderseits von der Zeitdauer, die zur Verfügung steht, hängt es ab, welche Form die Verwitterungsreste annehmen. Kasch fortschreitende Verwitterung bei niederer Temperatur begünstigt die amorphe, langsam fortschreitende Verwitterung und höhere Temperatur be- günstigen kristalline Form der Verwitterungsprodukte. Amorphe Abscheidungen verbleiben vielfach in kolloider Größenordnung, sie bilden meist Gele, welche sich den übrigen Verwitterungsresten beimischen oder sich konkretionär zusammenlagern. Die Oberflächen- verwitterung schreitet vergleichsweise rasch voran, fortgesetzte Störungen der Gleichgewichte führen zur Bildung mannigfaltiger Verbindungen , die jedoch nur geringe Möglichkeit haben , zu kristallisieren oder sich sonst in mehr oder weniger reinem Zu- stande auszuscheiden. Dies führt zum Vorherrschen amorpher, vielfach in kolloider Form vorhandener Stoffe, die meist undefinier- bare Gelgemische bilden, deren Einzelstoffe abznscheiden und zu bestimmen der heutigen Mineralchemie meist unüberwindbare Schwierigkeiten bietet. Organische und biologische Verwitterung. In den obersten Erdschichten, soweit sie von lebenden Pflanzen be- wohnt sind oder deren abgestorbene, humose Reste zur Wirkung kommen, tritt ein neues, die Verwitterungsvorgänge beeinflussendes Moment hinzu. Die Einzelwirkungen sind noch kaum bekannt. Am bemerkbarsten ist Verminderung oder Verschwinden des Luft- sauerstoffes in den tieferen Schichten. Die organischen Bestand- teile können reduzierend wirken, Eisenoxyd in Oxydul überführen und vorhandene Eisen- und Manganoxydulverbindungen stabili- sieren. Der Einfluß der lebenden Pflanzen für die Verwitternngs- vorgänge der Oberschicht der Erde wird noch viel zu wenig ge- würdigt. Der Wasserverbrauch der höheren Pflanzen führt zu Wasserströmungen im Boden, Aufnahme von Nährstoffen fortgesetzt zu Störungen der Gleichgewichte; höhere wie niedere Pflanzen, besonders Bakterien, vermögen die Bodenreaktion selbständig zu verändern. Es ist anzunelimen, daß die Zukunft die „biologische“ Verwitterung viel höher bewerten wird als es jetzt geschieht. 272 C. H. Fritzsche, Zusammenfassung. 1 . Als V e r vv i 1 1 e r u n g bezeichnet man alle Vor- gänge, welche unter abweichenden Verhältnissen gebildete Gesteine in Verbindungen überführen, die unter dem Einfluß der Atmosphärilien, bei herrschen- den Drucken und Temperaturen am beständigsten (stabilsten) sind. 2. Der Verlauf der Verwitterung hängt von den in jedem Fall auftretenden chemischen Gleichgewichten ab. 3. Die Verwitterung erfolgt durch Wasser, Kohlensäure, Salze. 4. Die Wirkungen des Wassers ( Hydrolyse) und der Kohlen- säure (Säurewirkung) sind beim ersten chemischen Angriff auf die Silikate verschieden, führen jedoch beide zum Auftreten von Hydroxylionen. Hydroxyl ist als Hauptträger der Silikat- zersetzung zu betrachten. 5. Die im Gestein vorhandenen Flüssigkeiten sind Salzlösungen verschiedener Zusammensetzung und Konzentration. Zwischen Ge- stein (feste Phasen) und Salzlösungen (flüssige Phase i treten Gleichgewichte auf, die bei ruhendem Wasser wenig veränderlich sind, bei bewegtem (fließenden) Wasser durch Zufuhr und Abfuhr gelöster Salze fortwährend gestört werden : hierdurch wird die Verwitterung beschleunigt. Der stärkste Wechsel herrscht nahe der Oberfläche, daher nimmt die Verwitterung von der Erdoberfläche nach der Tiefe ab. Mitteil, der bodenkundl. Abt. der bayrischen forstl. Versuchsanstalt und Forschungsanstalt für Bodenkunde. Okt. 1920. Neue Kreidefaunen aus Südamerika. (Vorläufige Mitteilung ! Von C. H. Fritzsche, z. Zt. in Santiago de Chile. Der Arbeit liegt Material zugrunde, das Herr Prof. Steinmann auf seinen drei Expeditionen nach Südamerika in den Jahren 1883, 1903 und 1908 gesammelt hat. Es umfaßt: 1. eine Fauna aus der Pucaformation Boliviens und Argentiniens, 2. eine Fauna aus der Barreme-Stufe Nord-Penis, 3. eine Schwamm- und Korallenfauna aus dem Neocom Chiles, 4. Rudisten aus Nord-Chile und Perii, 5. Cephalopodeu aus Columbien (U.-Turon und U.-Senon). Die Ergebnisse der Untersuchungen, die Ende 1917 ab- geschlossen wurden, seien im folgenden kurz mitgeteilt1: 1 Die Arbeit selbst wird in den Beil.-Bd d N. Jb. f. Min. etc. erscheinen Neue Kreidefaunen aus Südamerika 273 1. Die Pucaf ormation Boliviens und Argentiniens besteht zum größten Teil aus einer mächtigen Serie fossilarmer roter Sandsteine, die großen Teilen des bolivianischen Hochplateaus und Nordost-Argentiniens ihr Gepräge geben : Ihrer Mitte sind kalkreiche fossilführende Ablagerungen eingeschaltet. Diesen ent- stammen die zur Bearbeitung vorgelegeuen Fossilien. Ein charakteristischer Zug der Fauna ist die gelegentliche Vergesellschaftung rein mariner Formen mit solchen des Brack- und Siißwassers. Sie setzt sich aus Funden von folgenden 10 Punkten zusammen, die von S nach N aufeinander folgen: 1. Arroyo de la Brea, Garrapatal, Prov. .Tujuy (Nord- Argentinien). Bituminöse, z. T. oolithische und Foraminiferen- fiihreude Kalke von hell-duukelgrauer, graugrüner und rötlicher Farbe mit zahlreichen Resten von Teleostiern. 2. Tres Cruces, 30 km n\v. Negra muerta (Argentinien), ca. 160 km westl. von Oran. Dichte dunkelgrane Kalke mit ver- kieselten Brack- und Siißwasserfossilien : Mdanoides bicarinata n. sp. var. Chara elliptica n. sp. grandis — ovalis n. sp. Cerithium polygyricum n. sp. 3. Esquina blanca, ca. 15 km sw. Negra muerta (Argen- tinien). Petrographisch ähnliche Ablagerungen wie bei Tres Cruces mit verkieselter Melanoides bicarinata n. sp. 4. Yavi, Prov. Jujny (Nordost-Argentinien), ca. t)0 km nördl. Negra muerta. Hellrote bis violettrote Kieseloolithe und Quarzite mit Cyrenen und einzelnen Bänken, die vollständig aus Steinkernen kleiner Valvaten und einiger anderer Gastropoden (Lymnaeusf, Paludina t) bestehen. Es wurden bestimmt: Valvata Yaviana n. sp. Cyrena sp. aff. Zitnmermanni — Satira n. sp. Dkk. 5. Cuesta Rupasca bei Tojo (ca. 160 km südl. C'omon). In graugelben Mergeln sehr zahlreich eine flachgedrückte Nation oder AmpuUaria (t). 6. Chiriguanani bei Huanchaca (Bolivien). Rote Sandsteine mit einem Bonebed zahlreicher, nicht näher bestimm- barer Reste von Knochenfischen und Ganoideen (?). 7. Lechugillas bei Sucre. Ein gelblich-roter, etwas sandiger Kalkstein mit Resten von Teleostiern und zahlreichen mit Schale erhaltener Cyrenen und Gastropoden, welche einer gleichen Fauna angehören wie bei Comon. Pleurotoma comonensis n. sp. Cyrena sp. ex aff. renidina — globosa n. sp. Dkr. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 18 274 C. H. Fritzsche, 8. Comon, SO Potosi. Feinkörnige Sandsteine und Quarzite von dunkel- und hellroter bis weißlicher Farbe. Sie sind erfüllt von Steinkernen und Abdrücken von Gastropoden und Zweischalern, die sich meist als rotbraune Flecken vom helleren Untergründe des Sandsteines abheben. Es wurden folgende Formen bestimmt: Pleurotoma conionensis n. sp. Cyrena sp. ex aff. nuculaeformis — globosa n. sp. A. Rokm. Päludina cf. fluviorum Sow. — sp. ex aff. dorsata Dkr. Cyrena sp. aff. Zimmermanni Dkr. 9. Miraflores, nordw. Potosi. Während der Kalk- gehalt bei Lechugillas nur in einzelnen Bänken und untergeordnet sich vorfindet, besteht die Pucaformation bei Potosi aus mächtigen, größtenteils graublauen Kalken, welche der mittleren Abteilung des Pucasandsteins angehören und z. T. rein marine Reste enthalten : Pseudodiadema rotulare Des. Lima cf. galloprovincialis Math. Holectypus sp. Nerinea sp. Einzelne Bänke gelber und blaugrauer Kalke bestehen z. T. fast nur aus Schnecken- und Muschelschalen. Sie enthalten: Hadraxon bolivianus n. sp. Planorbis boliviensis n. sp. Cerithium pucacnse n. sp. Cyrena cf. exarata Dkr. — miraßorense n. sp. Wieder andere Lagen von hell- und dunkelroten Kalken setzten sich zusammen aus Valvaten, Cypridinen und Cyrenen : Valvata humilis n. sp. Cyrena aff. Zimmermanni Dkr. Cyprulea sp. 10. Yaco (Oberlauf des Rio Luribay), zwischen Oruro und La Paz. Rote dichte Sandsteine, in denen als Abdruck Nerinea undolatocosfata n. sp. gefunden wurde. Die Untersuchung der genannten Fossilien zeigte, daß die frühere Vermutung von einem permischen oder triadischen Alter der Pucaformation unzutreffend war. Sie bestätigt vielmehr die schon von Stkinmann nach einer vorläufigen Durchsicht der Formen geäußerte Meinung, daß der Pucaformation cretacisches Alter zu- zuschreiben ist: die Formen lassen nicht nur auf ein cretacisches, sondern auf ein unter cretacisches, wahrscheinlich Barreme-Alter des mittleren fossil- führenden Teils der Formation schließen. Schon das Vorkommen von Pleurotoma , der Valvaten und Planorben läßt ein höheres Alter als Oberjura so gut wie un- möglich erscheinen. Andere Formen, wie Iladraxon und Mclanoidcs werden erst in der obersten Kreide oder im Tertiär häufiger und Neue Kreidefaunen aus Südamerika. 275 machen somit ein geringeres Alter als Jura zum mindesten wahr- scheinlich. Eine genauere Festsetzung des Alters erlaubt erst das in den Kalken von Miraflores bei Potosi häufige Patudodiadnna rotulare Desor. Auch Lima cf. galloproviticialis kann, wenn auch erst in 2. Linie zur Altersbestimmung herangezogen werden. Ein Vergleich mit den stratigraphischen Verhältnissen der Unterkreide Perus und Columbiens läßt ebenfalls Schlüsse zu, die einer Altersfestsetzung dieser bolivianischen und argentinischen Ablagerungen nützlich sind : In Peru schalten sich zwischen Barreme und Valengin kohle- führende Sandsteine. Die ersten marinen Schichten über diesen Sandsteinen sind der Barreme- Stufe angehörende Kalke, die eine gewaltige Transgression bedeuten. Auch in Columbien beginnt über liegenden kohleführenden Sandsteinen die erste marine Schichten- folge mit Barreme-Kalken. Es ist wahrscheinlich, daß diese in Peru und Columbien festgestellte Barreme-Transgression auch Argentinien und Bolivien ergriffen hat, doch hier nur mangelhaft war und sich nicht in rein marinen Ablagerungen äußerte, sondern in der Bildung des fossilführenden, kalkreichen mittleren Teils der Pucaformation. Welches Alter die liegenden und hangenden Sandsteine besitzen, läßt sich nicht ohne weiteres bestimmen. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß die liegenden Sandsteine Boliviens und Argentiniens den kohleführenden Sandsteinen Perus entsprechen, während es unbestimmt bleiben muß, ob und inwie- weit die hangenden Pucasandsteine höheren Teilen der Kreideformation entsprechen. 2. Von besonderem Interesse im Hinblick auf die Fauna der Pucaformation ist es, daß aus Peru eine ungefähr gleichaltrige Fauna vorliegt, die ebenfalls eine Mischung von Süß- und Brack- wasser- mit rein marinen Formen darstellt, und zwar fiudet diese Vergesellschaftung statt in Schichten, die dem Alter nach genauer und sicherer festgelegt sind als in Bolivien und Argentinien : Das Liegende wird hier von zweifellosem Neocom (Kohlesandstein) und das Hangende von typischem Aptien gebildet. Nach den Fundorten verteilen sich die festgestellten Arten wie folgt: 1. Quebrada de Banos, nördl. Huaraz, Santatal, Nord-Perü: Trigonia ßexicosiata n. sp. — in ca n. sp. Rosteltaria sp. 2. Uchpacota, nördl. Banos de Huaraz (Santatal): Cyrena huarazensis n. sp. — cf. Brongniarti I)kr. Testudinata sp. 18* 276 C. H. Fritzsclie, 3. Carhuaz (Santatal): Pseudoglauconia (subgen. nov.) Turbo santavaUensis n. sp. strombiformis Schloth. Natica sp. Pseudoglauconia sp. Coelodus sp. Hydrobia sp. 4. Huaylas, ca. 90 km nw. Huaraz (Saatatal): Acteon cf. marginata d’Orb. 5. Huanzalar bei Huallanca: Pseudoglauconia cf. Studeri Vil. 6. Cerro di Algamarca bei Cajabamba: Pseudoglauconia cf. Studeri Vil. 3. Die Schwamm- und Korallenfauna aus Chile gehört dem Neocom an und stammt aus den gleichen Schichten, aus denen Paulcke 1903 eine Molluskenfauna mit Crioceras Durah Lev. beschrieben hat (Paulcke, Über die Kreideformation in Süd- amerika. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XVII). Die Formen verteilen sich auf 2 Fundpunkte: 1. Potrero Seco (Cordilliere von Copiapö): Peronidella Cotteaui E. de From. Mesenteripora sp. Raphidonema maeandrina n. sp. Melicertites sp. Raphidonema sp. 2. Molle- Alto bei Chahareillo (Cord, von Copiapö): Cyathophara Steinmanni n. sp. Astrocoenia hexamera n. sp. Astrocoenia minima E. de From. Isastrea cf. EturbensisE. de From. In Peronidella Cotteaui E. de From. und Astrocoenia minima E. de From. liegen direkte Beziehungen zur mediterranen Mittel- Neocomfauna vor. 4. Die aus Chile und Peru vorliegenden Rudisten erwiesen sich als Agria Blumeubachi St. 1 und Requienia ammonia Golde. 2 Beide erfüllen in großer Menge Bänke klotzigen Kalkes, aus denen sie nur schwer zu gewinnen sind. Gesteinscharakter und Art des Auftretens ist somit ganz ähnlich wie bei den zahlreichen europäischen Vorkommen der Urgonfazies, zu der auch diese Kalke Nord-Penis und Nord-Chiles zu rechnen sind. Damit ist das Urgon in der Form rudistenführender Kalke von Deutsch - Ostafrika und Persien über Europa bis zur chilenischen Cordillere nach ge wiesen. 1 Fundorte: in Peru: Matash bei Huallanca; Acopampa bei Huaraz; in Chile: Potrero seco im Tal von Copiapö; zwischen Arqueroa und Rodaito und Paso malo bei Arqueros (östl. La Serena). * Fundorte in Peru: Matash und oberhalb Torres bei Huallanca Neue Kreidcfaunen aus Südamerika. 277 5. Cephalopoden aus Columbien. a) Es liegen einmal 4 Ammoniten vor mit der Fundortsangabe: Rio Negro Dep. Cuudinamarca. Sie tindeu sich in dichten schwarzen Kalken und sind z. T. in Calcit umgewandelt. Der Bitumengehalt der Kalke ist so groß, daß die Kammern der Am- moniten z. T. mit Erdöl erfüllt sind. Die Formen erwiesen sich als ident bezw. verwandt mit wohl bekannten Arten des Unter- Tnron von Algier und Tunis. Pseudotissotia Douvülei Pkr. Thomasites cf. Jordnni var. laevis Pekv. — Ixollandi Thomas et Peron var. complauata Pekv. Fagesia Pironi Pekv. uov. var. columbiana. Diese letztere Form verdient besondere Beach- tung, als ihre Wohnkammerlänge >1 Umgang beträgt, womit die Angabe PervinquiEre’s bestätigt wird. Die Übereinstimmung der Columbianischen Arten mit nordafrikanischen birgt keine besondere Überraschung, nachdem Sommermeier für das Albien einen allmählich zunehmenden, Schlagintweit für das Cenoman und Brüggen für das Senon einen lebhaften Austausch zwischen dem südamerikanischen und nord- afrikanischen Faunenbezirk nachgewiesen haben. b) Zwei Ammoniten, die von H. Stille am Westhang des San Louis in dichten gelben, etwas sandigen Kalken gefunden wurden, konnten als Peroniceras (Gauthiericeras) margae Schlüter und Prionocyclus guyabanus Steinm. bestimmt werden. Das Zusammenvorkommen dieser beiden Arten ist von be- sonderem Interesse. Prionocyclus guyabanus St. wurde bereits 1897 von Gerhardt zusammen mit Pr. mediotubcrculatus Gerh. und pitalensis St. vom Rio Guyabano in Columbien beschrieben. Ein sicherer Anhalt für eine genaue Altersfestsetzung der Formen war damals nicht vor- handen. Gerhardt stellte sie ins Albien, hob jedoch bereits her- vor, daß sich später ein niedrigeres Alter ergeben könnte. Durch die Vergesellschaftung von Prionocyclus gay ab a n u s St. mit der typischen Coniacien-Form des Peroniceras margae Schl, ist ebenso wie für den Horizont am Cerro de San Louis jetzt auch für die Ablag e.r ungen am Rio Guyaba (mit Prionocyclus guyabanus und mediotuberculatus ) ein untersenones Alter erwiesen. 278 P. J. Fischer, Eine Pliocänfauna von Seran (Molukken). Von P. J. Fischer in Vallendar a. Rh. (Schluß.) II. Erhaltungszustand und Bodenständigkeit der Fauna. Faziesverhältnisse der Fufa-Schichten. Die Erhaltung der Fossilien ist eine für ihre Bestimmung erfreulich gute. Nur wenige zeigen Spuren einer Abrollung; da- für liegen andere Exemplare von Schnecken und Muscheln noch mit mehr oder weniger deutlichen Farbenresten oder gar noch mit vollständiger ursprünglicher Farbenzeichnung vor. Schon deshalb darf man annehmen, daß die Fauna keine sekundäre Verlagerung erfuhr, sondern am Orte ihrer Einbettung selbst lebte. Vom Lande her eingeschwemmt sind offenbar nur drei Gehäuse von Meiania punctata , einer Bewohnerin kleinerer Flüsse, und eine Schale der heute noch auf den Molukkeninseln lebenden Helix citrina Lin. Das rechtfertigt aber zugleich im Hinblick auf die gleich zu be- sprechenden Faziesverhältnisse die Annahme einer strandnahen Ablagerung und die benachbarte Einmündung eines Flusses, der auch das terrigene Material der Mergelschichten zuführte. Von der unmittelbaren Uferzone müssen Litorina pintado, Melatnpus fasciatus und die dickschaligen Gehäuse von Ostrea djuvanaensis und 0. liyotis hereingebracht worden sein. Vom offenen Meere hereingespült sind jedenfalls die Vertreter der beschälten Ptero- poden. Die jungneogenen Bildungen in Ost-Seran, zu denen auch unsere Fundstelle gehört, werden von Prof. Wanner als eine im wesentlichen marine Folge von hellolivgrünen Tonen, hellgrünen Mergeln und zumeist grünlichen oder dunklen, miteinander wechsel- lagernden Sanden und Konglomeraten gekennzeichnet. Die Schlämm- proben des Fufa-Aufschlusses sind von hellgrauer Farbe, mit einem Stich ins Grünliche. Bezüglich der Zusammensetzung bemerkt man u. d. M. ein stärkeres Hervortreten der klastischen, zum größeren Teil quarzigen Komponente gegenüber dem organogenen, aus Foraminiferenschälchen und andern Kleinformen und Schalen- trümmern gebildeten Anteil. Die allgemeine Betrachtung der Molluskenfauna führt zur Feststellung einer küstennahen Ablagerung der Flachsee, einer neritischen Fazies. An Hand der biologischen Daten der Challenger- und Siboga-Expedition läßt sich ersehen, daß von den identifizierten rezenten Molluskenarten nur eine kleine Anzahl in einer Tiefe von 50 — 100 m, der größte Teil aber nur in Tiefen bis zu 50 in lebt. Die Fauna gehört also der von Forbes aller- Ein& Pliocänfauna von Seran (Molukken). 279 dings bloß für die Verhältnisse des Ägäischen Meeres fixierten Korallinenregion an* 1. Eine noch engere Zonenbestimmung kann mittels der Fora- miniferen gegeben werden. Unter diesen findet sich nur eine einzige, heute als ausschließliche Tiefseeform bekannte Art, nämlich Nodo- saria lepidula Schw. (= Sagrina virgtda Bk. pars); aber abgesehen davon, daß sie bislang rezent nur an wenigen Stellen angetroffen wurde, stellt sie auch eine von mehreren verwandten Arten nur schwer abgrenzbare Form dar, so daß ihre Tiefenangaben hier für die Ermittlung der Sedimentationstiefe nur bedingten Wert haben. Scheidet man die bekannten Planktonformen und die bathy- metrischen Kosmopoliten sowie die in der bathyalen Region gleich- mäßig verbreiteten Arten aus, so bleibt etwas weniger als die Hälfte aller Spezies, die ohne Ausnahme zu den typischen Seicht- und Flachwasser-, Küsten- und Korallenriff-Formen gehören, und von denen nur einzelne ganz selten auch in größerer Tiefe ge- funden wurden. Mit genügender Sicherheit kann so die untere Grenze der Absatztiefe recht genau ermittelt werden; namentlich zufolge von Hotalia papillosa (g. 2 — 53 ni), Pidvimdina berthelot ia na (h. bis 45 m), Ccdcarina Spengleri (ns. fast nur in ger. Tiefe), C. Defrancii (h. 27 — 46 m) und Operculina complanata (g. vorn, eine Litoralform), also von Formen, die in den Proben auch nicht selten Vorkommen, ist eine Tiefe unter 50 m nicht anzunehmen, wohl aber kann sie noch geringer ge- wesen sein. Im besten Einklang damit steht die Angabe von Felix2, daß er auf Grund der von derselben Lokalität stammenden Korallen eine Absatztiefe von 30 — 40 m ännehmen müsse. III. Altersbestimmung der Fufa-Schichten. Die Ermittlung des geologischen Alters der Fufa-Schichten nach paläontologischen Gesichtspunkten gründet sich einmal auf die Bestimmung des Prozentsatzes der in den Ablagerungen gefundenen, noch heute lebenden Spezies ; das Ergebnis ist sodann auch zu prüfen an der Verwandtschaft der Fufa -Fauna mit andern schon be- kannten ostindischen Tertiärfaunen. Als solche kommen einstweilen nur die bis jetzt beschriebenen neogenen Faunen von Java und Timor in Frage. 1 P. Fischer, Manuel d. Conchyliologie et d. Paleontologie conchylio- logique. Paris 1887. p. 184, 127, 768. 1 J. Felix, Jungtert. u. quart. Anthozoen von Timor. II. Teil. In: Wanner’s Paläont. von Timor. Liefg. VIII. p 27. Stuttgart 1920. 280 P. J. Fischer, 1. Prozentberechnung der rezenten Spezies. Die Altersbestimmung irgendwelcher Tertiärbildungen nach den Prozentzahlen ihrer noch lebenden Tierarten verträgt bekanntlich keine mathematisch-schablonenhafte Handhabung. Als Martin 1 vor vierzig Jahren mit dieser von Deshayes und Lyell geschaffenen Methode die erste Gliederung des ostindischen Tertiärs in Angriff nahm, ging er von dem Grundsätze aus, daß die für europäisches Tertiär geltenden Zahlenwerte nicht ohne weiteres auf Indien an- zuwenden seien. Mit größter Gewissenhaftigkeit zog er all die Faktoren in Betracht, die eine Verschiebung der betreffenden Zahlen- werte bedingen müßten. Bei der Prozentberechnung und ihrer Bewertung für die Alters- bestimmung der seranischen Fossilfauna verfuhr ich nach den be- währten Grundsätzen Martin s, bezüglich deren ich hier auf die Schriften dieses Autors verweise1 2. Abgerundet lassen sich nach Martin's Untersuchungen auf Grund der javanischen Ergebnisse die Prozentzahlen der noch heute vorkommenden Mollusken-, vornehmlich Gastropodenspezies, folgendermaßen angeben : für das Pliocän 40 — 55 %, „ „ Miocän 15 — 35 %3. Wie stellt sich nun die Rechnung für die Fut'a-Schichten ? Insgesamt lieferten sie 167 verschiedene Molluskenformen und zwar 123 Gastropoden, 2 Scaphopoden und 42 Lamellibranchiaten. Nach Sichtung des Materials bleiben 158 sicher bestimmbare Spezies. Darunter befinden sich 74 Vertreter aus der heutigen Fauna, von denen allerdings 11 ausgestorbene Varie- täten darstellen ; wir haben also 46,8% noch lebender Arten. Der gefundene Prozentsatz entspricht somit ziemlich genau dem Mittelwert, der nach Martin s Untersuchungen für eine indische Pliocänablagerung anzunehmen ist. Da sich die Berechnung auf eine recht ansehnliche Zahl von Spezies gründet, so kann das pliocäne Alter der Fufa- Fauna tatsächlich nicht zweifel- haft sein. Es ist selbstverständlich, daß die berechneten Zahlen geringer sein müssen als der tatsächliche Prozentsatz rezenter Arten. Die Gründe hierfür liegen in unserer noch mangelhaften Kenntnis der 1 K. Martin, Die Tertiärschichten auf Java nach den Entdeckungen von Fr. Junghuhn. Leiden 1879/80. p. 22 f. u. Paläontologische Ergeb- nisse von Tiefbohrungen auf Java. Samml. geol. Reichsmus. Leiden. 1883—87. Bd. III. p. 378 f. * Vgl. z. B. Vorläufiger Bericht über geol. Forschungen auf Java. Ebenda. 1911. Bd. IX. p. 180. 3 Vgl. u. a. : Eine allgemeinere Betrachtung über das Tertiär auf Java. Geol. Rundsch. 1913. Bd. IV. 3. p. 169. Eine Plioeänfauna von Seran (Molukken 281 heutigen Fauna und in den einer sicheren Identifizierung oft ent- gegenstehenden Schwierigkeiten verschiedener Art. Es sei hier nur auf die leichtere Bestimmbarkeit der Gastropoden gegenüber den Zweischalern hingewiesen. Erstere bieten, wie auch Martin betonte, in ihrem komplizierteren Schalenbau und den vielfach charakteristischen Verzierungen zahlreichere und bessere An- haltspunkte für eine schärfere ältliche Trennung oder Ver- einigung dar '. Von Interesse wird es deshalb sein, die Prozentberechnung für die Schnecken und die Zweischaler auch getrennt durchzuführen. Eine gesonderte Berechnung ist sogar notwendig, um einen exakteren Vergleich der Fufa-Sedimente mit den sicher als Pliocän erkannten Bildungen von Java anstellen zu können, da deren geologisches Alter an Hand des vorerst allein bestimmten Gastro- podenmateriales ermittelt wurde. Für die Gastropoden, mit denen auch die Scaphopoden zusammengefaßt sind, stellt sich nun das Verhältnis der ausgestorbenen zu den lebenden Arten wie 58 zu 60; das sind 51 °0 rezenter Spezies. Vergleicht man dieses Resultat mit den Prozentwerten, die für die typischen Pliocänablagerungen von Sonde (54%) und der llenengteng- Schlucht1 2 (49 %) auf Java gefunden wurden, so ergibt sich eine recht gute Übereinstimmung des Prozentsatzes von Fufa mit dem dieser beiden Pliocänablagerungen auf Java. Auch die eigens für die Zwei schal er ausgeführte Rechnung wird bei der genügend großen Zahl von Arten noch zuverlässigen Wert besitzen. Bestimmbar waren 40 Arten; darunter sind 14 noch heute lebende, mithin 35 °0. Absolut genommen führt uns dieser Wert an die Grenze zwischen Jungmiocän und Pliocän ; gleichwohl muß auch auf Grund der Zweischaler allein den Fufa- Schichten nicht ein miocänes, sondern ein pliocänes Alter zu- gesprochen werden. Es gilt nämlich einmal das, was im Vergleich zu den Gastropoden oben über die Identifizierung fossiler Muscheln gesagt wurde; sodann fehlten mir gerade für diese Tierklasse die notwendigen rezenten Vergleichsexemplare, da in den von mir be- nützten Sammlungen des Löbbecke-Museums in Düsseldorf und des Leidener zoologischen Institutes die Zweischaler im Verhältnis zu den Gastropoden minder zahlreich vertreten waren, oder das vor- handene Material noch der Bearbeitung harrte Sicherlich hätte mich ein vergleichendes Studium im Britischen Museum, wohin mir allerdings der Weg durch den Krieg versperrt war, die eine oder andere fossile Art noch unter den rezenten finden lassen. 1 K. Martin, Die altmiocäne Fauna des West-Progogebirges auf Java. Samml. geol. Reichsmus. Leiden. 1916. Nene Folge. Bd. II. Heft 4. p. 287. * K. Martin , Neues über das Tertiär von Java. Samml. geol. Reichsinus. Leiden. Ser. I. 1888 — 99. Bd. V. p. 36 u. Bd. VI. p. 154. 282 P. J. Fischer, Eine mindestens ebenso große Bedeutung wie dem mathe- matischen Exempel ist sodann dem Gesamtcharakter und den Verwandtschaftsbeziehungen der zu bestimmenden Fauna zu andern schon bekannten beizumessen ; und da gestalten sich auch für die Muscheln die Verhältnisse zum Pliocän zweifellos günstiger als zum Miocän. Denn von ihnen sind bis jetzt aus dem Pliocän 14, aus dem Jung- und Altmiocän aber nur je 5 Arten mit Sicherheit bekannt. Von den 14 Arten hat das Pliocän allerdings 8, darunter 6 ausgestorbene, mit dem Miocän gemeinsam. Es kommen aber 4 ausgestorbene Spezies bis jetzt ausschließlich dem Pliocän zu, nur eine bleibt auf das Jung- miocän beschränkt; also auch mit Berücksichtigung der Muscheln allein wieder eine ausgesprochene Beziehung der Fufa-Fauna zum Pliocän. 2. Vergleich der Fufa-Fauna mit neogenen Faunen von Java und Timor. Es soll vorerst nur nach den A 1 1 er sbe z ieh un gen über- haupt gefragt werden, ohne Beachtung des örtlichen Vorkommens der identifizierten Arten. Mit alleiniger Berücksichtigung des geologischen Alters ver- teilen sich die Fossilien wie folgt: im im im Altmiocän Jungmiocän Pliocän Nicht ausschließlich . . 18 24 (35) 65 Ausschließlich ..... 0 2 9 Von unsern Fossilien wurden dieser Liste zufolge bis jetzt 65 im Pliocän, 24 im Jung- und 18 im Altmiocän gefunden. Die Zahl für das Jungmiocän ist jedoch auf 35 zu erhöhen, da weitere 1 1 bis jetzt nur im Altmiocän und Pliocän nachgewiesene Fossilien natürlich auch im Jungmiocän Vorkommen müssen. Die 18 altmiocänen Versteinerungen sind für diese Stufe keineswegs bezeichnend, da sämtliche ins Pliocän gehen. Von den 35 anzu- nehmenden jnngmiocänen Resten gehören ebenfalls nicht weniger als 33 auch dem Pliocän an; von den 65 pliocänen Versteinerungen dagegen beginnen 32 erst im Pliocän, und, was von besonderer Bedeutung ist, 8 oder höchstwahrscheinlich 9, sind fossile Arten. Es tritt daher schon bei diesem Vergleich eine solche offensichtliche Beziehung der Fufa-Fauna zur indischen pliocänen Molluskenwelt zutage, daß für unsern Fundort kein anderes als pliocänes Alter angenommen werden dürfte, auch ganz abgesehen vom Prozentsatz seiner noch lebenden Tierformen. Eine Pliocänfauna von Seran (Molukken). 283 Erst recht aber gewinnen wir ein vollgültiges Urteil über das geologische Alter der Fufa-Sedimente, wenn wir unsere Fauna auf ihre verwandtschaftlichen Beziehungen hin zu jungtertiären Lokal- faunen prüfen, wie sie bereits von Java und Timor vorliegen. Eine solche typische pliocäne Vergleichsfauna ist die von Sonde auf Java, die von Martin untersucht wurde; allerdings liegt, wie gesagt, von diesem Fundort bis jetzt nur die Bearbeitung der Gastropoden vor. Die Liste 1 enthält 125 sicher bestimmte Arten, während von Seran 1 18 Gastropodenspezies zuverlässig bestimmbar waren. Die Verhältnisse für einen Vergleich der beiden Schnecken- faunen liegen also hier sehr günstig; brächte man beiderseits die offenbar eingeschwemmten Melanien zum Abzug, so ständen sogar 116 Sonde- Gastropoden 117 von der Fufa gegenüber. Gemeinsam nun sind den beiden Fundorten 28 Arten ; 23,6 % aller Gastro- podenarten unseres Fundortes finden sich also auch unter den pliocänen Versteinerungen von Sonde, gewiß eine recht gute faunistische Übereinstimmung, wenn man bedenkt, daß auf eine Entfernung vou 1200 km hin der Faunencharakter und die Häufig- keit der einen oder andern Art auch innerhalb derselben größeren Tierprovinz sich mehr oder weniger ändern wird, ganz abgesehen von Faziesunterschieden. Wählen wir jetzt dem gegenüber zum Vergleich die javanische jungmiocäne Fauna der Njalindung- und Tjilanang-Schichten : die Zahl der aus diesem ganzeu jungmiocänen Schichten- komplex bestimmten Gastropoden beläuft sich auf 117. Es ist dies wieder fast genau die Gesamtzahl der Fufa-Gastropodeu. Beiden Faunen gemeinsam sind aber diesmal nur 5 Arten, und darunter sind noch 4 Vertreter vom Genus Xatica, das ohnehin nur geringen Formenwert besitzt. Von einer verwandtschaftlichen Beziehung der Fufa-Fauna zur genannten jungmiocänen von Java kann man somit, kaum noch sprechen. Von Timor sind seit langem Fossilaufsammlungen aus der Landschaft Fialarang bekannt, die wohl zu einer einheitlichen pliocänen Fauna gehören. Überliefert sind 42 Arten von Schnecken und Muscheln; 9 davon finden sich auch in unserer Fauna wieder. Der Anteil identischer Arten beider Fundorte weist somit einen ähnlichen Grad der Verwandtschaft auf wie Sonde- und Fufa-Fannen. Pliocän ist neuerdings in Niederländisch-Timor an zahlreichen Punkten durch Fossilaufsammlungen Molengraaff's und Wanner's festgestellt. Ich greife für unsern Zweck nur die ergiebigsten, von Tesch kurz als M. I, M. IV, M. XI und W. III2 bezeichnete Fund- 1 K. Martin, Das Alter der Schichten von Sonde und Trinil auf Java. Kon. Ak. Wetensch. Amsterdam. 1908. Bd. XVIII. p. 9 u. Selenka-Blancken- horn, Geol. u. paläont. Ergebnisse d. Trinil-Expedition. Leipzig 1911. p. 48. ä P. Tesch, Jungtert. u. quart. Mollusken von Timor. I. Teil. In : Wanner's Paläont. von Timor. Liefg. V. 9. p. 10 f. 284 P. J. Fischer, stellen heraus: M. IV lieferte 51 bestimmbare Arten mit 18 sera- nischen, M. I und M. XI ergaben je 35 sichere Spezies, darunter 9 bezvv. 12 auch in den Fufa-Sedimenten vorkommende. Von den 26 Arten von W. III gehört genau die Hälfte auch der Seran-Kollektion an. Eine Gleichaltrigkeit der betreffenden Ablagerungen erhellt somit unzweideutig aus dem Vergleich der Fufa-Fauna mit den genannten Lokalfaunen von Java und Timor, und soweit die angeführten Unterlagen genügen, läßt sich auch feststellen, daß die Verwandtschaftsbeziehungen unserer Fauna zu den pliocänen des benachbarteren Timor noch etwas größer sind als zur Pliocän- fauna von Java. Die in den Fufa-Schichten gefundene Foraminiferenfauna bot eine wertvolle Unterlage für die Beurteilung der Fazies; sie verliert aber gegenüber den Mollusken erheblich an Wert für die Altersbestimmung der Sedimente. Es versagt hier die Prozent- berechnung. Die Foraminiferen sind in der übergroßen Mehrzahl der Gattungen durch ihre geologische Langlebigkeit ausgezeichnet. Martin möchte diese Eigentümlichkeit großenteils durch eine zu weitgehende Fassung des Artbegriffs seitens mancher Foraminiferen- forscher erklären1; doch dürfte ein Hauptgrund der sein, daß die Foraminiferen, soweit sie pelagische Meerestiere sind, durch lange geologische Zeiten hindurch konstante Lebensbedingungen fanden, und daß eine Veränderung der äußeren Lebensbedingungen diese niedrigen Lebewesen überhaupt viel weniger beeinflussen mochte als höher organisierte Tiere. So ist es möglich, daß gewisse Foraminiferenarten eine weltweite Verbreitung besitzen, daß sie sowohl in den Tropen wie in hohen Breiten, im Seichtwasser wie in 5000 m Tiefe Vorkommen, daß sie endlich nicht selten unver- ändert vom Eocän bis in die Jetztzeit durchgehen. Pliocäne Foraminiferenfaunen besitzen deshalb schon ein rezentes Gepräge, wie denn auch die identifizierten Fufa-Formen alle noch heute leben. Solche Faunen sind deshalb für eine Gliederung des jüngeren Tertiärs nur nach der negativen Seite hin brauchbar, indem das Fehlen bestimmter älterer Typen wie der Nummuliten und Orbitoiden (Lepidocyclinen) auf ein postmiocänes Alter hinweist. So kann auf Grund der Foraminiferen über das Alter der Fufa-Schichten nur so viel ausgesagt werden, daß das Vorkommen von zwei neuen Arten und zwei neuen Varietäten unter 58 be- stimmten Formen immerhin auf ein höheres als quartäres Alter hinweist, daß ferner das Fehlen gewisser älterer Typen wie z. B. der Orbitoiden ebenso gegen Miocän spricht, und daß endlich die ganze Zusammenstellung der Fauna sehr wohl den pliocänen Fora- miniferenfaunen entspricht, wie sie bereits aus dem Gebiete östlich 1 K. Martin, Die altmiocäne Fauna des West-Progogebirges auf Java. Samml. geol. Reichsmus. Leiden 1916. Neue Folge. Bd. II. Heft 6. A. p. 287. Eine Pliocänfauna von Seran (Molukken 285 vom Archipel, von Neu-Guinea vom Bismarckarchipel ■ und von den Salomonen, ferner von Nen-Seeland1 * 3 sowie von den Nikobaren4 * und von Celebes R beschrieben wurden. IV. Beziehungen der pliocänen Fufa-Molluskenfauna zu den heutigen Tierbezirken. Wie schon bei der geologischen Altersbestimmung erwähnt wurde, betrug die Fossilausbeute unserer Fundstelle 158 sicher bestimmbare Molluskenspezies. Darunter befinden sich 74 noch heute vorkommende Arten ; 84 also sind fossil, und nicht weniger als 60 davon sind neu, und zwar 45 6 Schnecken und 15 Muscheln. Die bis in die Jetztzeit durchgehenden Molluskenspezies und die den neuen Arten verwandten Formen gehören alle der großen indopazifischen Tierprovinz an. bis auf eine, Metula Hindsii, die mir heute nur aus dem Moskito-Golf (Zentralamerika) be- kannt ist. Die Zugehörigkeit zu dieser Meeresprovinz war für unsere Fauna von vornherein zu erwarten wegen ihrer Verwandtschaft mit den Pliocänfaunen von Java und Timor , und weil nach Martin s Untersuchungen die indopazifische Provinz bereits im Miocän sich von Java ostwärts bis über die Philippinen nach Japan und bis nach Nen-Kaledonien, westwärts nach Vorderindien und Ostafrika ausdehnte. Besteht nun auch eine gute faunistische Übereinstimmung zwischen der Fufa-Fauna und denen von Java und Timor, so ist doch anderseits die große Zahl der neuen Arten sehr bemerkens- wert; denn die zum Vergleich herangezogenen Pliocänfaunen von Java und Timor sind schon ziemlich gut bekannt, und durch- greifende Faziesunterschiede bestehen nicht. Auch steht zwar die Bearbeitung der Muscheln aus der javanischen Pliocänfauna noch aus und es enthält ferner die Fufa-Liste zahlreiche Kleinformen, 1 L. Ritten, Foraminiferenführende Gesteine von Neu-Guinea. In : Nova-Guinea. Leiden 1914. Bd. VI. Geologie, Liefg. 2. 4 R. J. Schubert, Die fossilen Foraminiferen des Bismarckarchipels und einiger angrenzender Inseln. Abh. k. k. geol. Reichsanst. Wien 1911. Bd. XX. Heft 4. ! G. Stäche, Die Foraminiferen des Whaingaro-Hafens (Provinz Auckland). Paläont. von Neu-Seeland. In: Novara-Expedition. Geol. Teil. Bd. I, 2. Wien 1864. 4 C. Schwager. Fossile Foraminiferen von Kar Nikobar. In: Reise d. Novara um die Erde i. d. J. 1857—59. Geol. Teil. Bd. II. Wien 1866. 6 J. Wanner. Beiträge zur Geologie des Ostarms der Insel Celebes. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXIX. 1910. * Cylichna Teschi, identisch mit Tesch’s Cylichna sp., wird als neue Art geführt, Cavolinia moluccana dagegen als unsicher bestimmte Spezies unter den „n sp.“ nicht mitgezählt. 286 P. J. Fischer, Eine Pliocänfauna von Seran (Molukken). die vielleicht bei audern Faunenbeschreibungen nicht genügend berücksichtigt wurden. Immerhin scheint mir für Seran die Zahl der autochthonen Formen gegen Erwarten groß. Vielleicht ist diese auffallende Tatsache durch die Annahme zu erklären, daß Seran mit dem Molukkengebiet und möglicherweise mit Neu-Guinea zusammen eine Unterprovinz in der indopazifischen Region bildete, ähnlich wie heute die japanische Meeresprovinz. In zwei gemeinsamen Arten, Natica marochiensis und Ficida reticulata, zeigt sich auch eine Verwandtschaft zwischen dem indo- pazifischen Reich und dem Faunengebiet der Antillen. Ein großes Interesse knüpft sich sodann an die Frage, ob und inwieweit Verwandtschaftsbeziehungen zur europäischen Fauna bestehen. Unter den 158 bestimmbaren Arten wurden 3 aufgeführt, die auch im Mediterrangebiet Vorkommen: Ficida reticulata Lam., Cardita sulcata Grat und Solecurtus coarctatus Gmel. Erstere ist nur fossil, die zweite nur lebend und die dritte fossil und lebend von Europa bekannt. Die Identität der seranischen Stücke von Ficula reticulata mit den Versteinerungen dieser Art von Asti und Bordeaux kann ich nicht als zweifellos gesichert erachten. Ähnlich verhält es sich mit Cardita sulcata von Seran, die zwar mit einem rezenten Exemplar dieses Namens in der Leidener Sammlung, als dessen Fundort „Indischer Ozean“ angegeben ist, vollkommen über- einstimmt, gegenüber den schiefherzförmigen, von Neapel abkünftigen Schalen, wie sie mir im Löbbecke-Museum Vorlagen, jedoch durch einen quergestreckten Habitus ausgezeichnet ist. Dieser Form- unterschied veranlaßte schon Tesch, ein auf Timor gefundenes Fossil als C. cf. sulcata 1 anzuführen. Ganz einwandfrei liegt also der Fall auch hier nicht. Sind somit diese beiden Arten etwas unsicherer Natur, so bleibt nur Solecurtus coarctatus als ein Fossil übrig, das ich von den europäischen Exemplaren in keinem Merkmal zu unter- scheiden vermochte. So führen denn meine Untersuchungen in dieser Hinsicht zu dem gleichen Resultat wie Martin’s indische Tertiärforschungen1 2 : die Verwandtschaft der seranischen pliocänen Molluskenfauna mit den gleichaltrigen europäischen ist eine äußerst geringe. 1 P. Tesch, Jungtert. u. quart. Mollusken von Timor. II Teil. In: Wanner’s Paläont. von Timor. Liefg. VIII, 14. Taf. (21) Fig. 265. 2 K. Martin, Wann löste sich das Gebiet des lud. Aich, von der Tethys? Samml. geol. Reichsmus. Leiden 1914. Ser. I. Bd. IX. Besprechungen. 287 Besprechungen. Paul Grotli : Elemente der physikalischen und chemischen Krystallographie. 8U. 363 p. Mit 4 Taf., 962 Textiig. u. 25 Stereoskopbildern. Verlag von R. Oldenbourg. München 1921. Ladenpreis 90 Mk. Verf. der „Physikalischen Krystallographie“ und der fünf- bündigen „Chemischen Krystallographie“ überrascht und erfreut die wissenschaftliche Welt nach glücklicher Vollendung diese» großen Lebenswerkes durch ein neues Lehrbuch, in dem er seine langjährigen Erfahrungen als führender Lehrer und Forscher, mit der Frische eines Jiiugliugs in knapper und klarer Fassung aus- gearbeitet, niedergelegt hat. Nicht zuletzt wegen dieser Eigen- schaft ist das Werk schlechthin meisterhaft. In dem allgemeinen Teil der „Physikalischen Krystallographie“ werden die physikalischen Eigenschaften, die Struktur und die geometrischen Verhältnisse der Kristalle behandelt, in dem speziellen Teil die Systeme; in der „Chemischen Krystallographie“ wird die chemische und kristallographische Symmetrie, die kristallochemische Verwandtschaft (Morphotropie, Isomorphie) und die Polymorphie besprochen. Ein Anhang bringt Anleitung zur Kristallbestimmung mit Hilfe des Mikroskopes, Refraktometers, Konoskops und Gonio- meters. Schon in der letzten Auflage der „Physikalischen Krystallo- graphie“ war die Strukturtheorie in den Vordergrund der Be- trachtungen gestellt worden, damals noch reine Theorie, heute durch die an v. Laue’s Arbeiten sich anschließenden Unter- suchungen experimentell bestätigt; so werden die Strukturtheorien auch hier ihrer Bedeutung entsprechend behandelt, und aus der Struktur wird die Aufstellung der Kristalle und ihr Achsensystem abgeleitet. Hieraus ergibt sich für die Kristalle des trigonalen Systems ein zweifach verschiedenes Achsensystem ; für die mit rhomboedrischer Struktur als Achsen die drei den Kanten des Rhomboeders parallelen Richtungen ohne Hauptachse, von denen also auch keine mit der optischen Achse zusammenfällt; für die andern, ebenfalls trigonalen, aber ein solches mit dreizähliger Hauptachse und drei Nebenachsen, dem hexagonalen Raumgitter entsprechend. Im Zweifelsfall wird die Bezeichnung bevorzugt^ durch welche die häufigen Formen ihre einfachsten Symbole er- halten. — Die Mehrzahl der Stereoskopbilder (21) dient zur Veranschaulichung der Kristallstruktnren. In dem speziellen Teil der „Physikalischen Krystallographie“ werden für jede Klasse Beispiele angeführt, so zahlreich, wie es 288 Besprechungen. •eben nur dem Verf. der großen „Chemischen Krystallographie“ möglich ist; hier findet auch der Chemiker außerordentlich reiches Material , indem dieser Teil die wesentlichen Eigenschaften aller wichtigeren kristallisierten Stoffe enthält. Als optisch aktiv werden hierin nur die Substanzen bezeichnet, die in Lösung die Ebene 4es polarisierten Lichtes drehen ; so gehört Natriumchlorat zu den optisch inaktiven Substanzen mit Drehungsvermögen der Kristalle. Über die Zuweisung gewisser Mineralien zu einer bestimmten Klasse kann man aus Mangel an unzweideutigen Beweisen noch verschiedener Ansicht sein. Schwefel wird zur disphenoidischen {hemiedrischen) Klasse, die Mineralien der Aragonitgruppe zur pyramidalen (hemimorphen) Klasse des rhombischen Systems ge- stellt ; Steinsalz zur pentagonikositetraedrischen, Diamant aber zur hexakisoktaedrischen Klasse gerechnet. In dem Abschnitt der „Chemischen Krystallographie“ werden •die Verhältnisse der Morphotropie, von der Isomorphie ein Spezial- fall ist, sehr ausführlich besprochen und durch zahlreiche Beispiele belegt; ebenso die der Polymorphie. Von dieser wird Polysjnnmetrie, u. a. vertreten durch den triklinen und den monoklinen Kalifeldspat, scharf unterschieden; solche Körper treten nur scheinbar in ver- schiedenen Formen auf, tatsächlich besteht die höher symmetrische aus Zwillingslamellen von niederer Symmetrie; sie haben auch keinen Umwandlungspunkt. Die Abbildungen auf den beiden Schwarzdrucktafeln sind dem Werk von Hauswaldt entnommen und stellen (verkleinert) die Interferenzbilder im konvergenten polarisierten Licht dar; die beiden farbigen Tafeln bringen die aus des Verf. ’s Physikal. Kristallographie bekannten Interferenzbilder. Die Ausstattung des Werkes ist in jeder Hinsicht gut ; der Preis muß mit Rücksicht hierauf und in Anbetracht der heutigen Verhältnisse als sehr mäßig bezeichnet werden. R. Brauns. E Stecher. .Hemimorphe* Eiskristalle. 2s., Original-Mitteilungen an die Redaktion. „Hemimorphe“ Eiskristalle. Von E. Stecher in Chemnitz. Unter obigem Titel veröffentlichte ich in dies. Centralbl. 1914 No. 15 eine kleine Mitteilung über einen von mir beobachteten reichen Fall sechsseitiger Eispyramiden von etwa i cm Höhe. Bei der Seltenheit der Beobachtung und Beschreibung solcher Gebilde scheint es mir wichtig, daß ich eine Unvollständigkeit in der Be- schreibung meiner damaligen Beobachtung, welche ich bereits in der Sitzung der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Chemnitz vom 17. X. 19 richtig stellte, auch hier berichtige. .Diese Pyramiden waren nämlich sämtlich hohl! Erledigt sich dadurch für deu vorliegenden Fall die von Mügge in dies. Centralbl. 1918 p. 139 mitgeteilte Vermutung, daß Hagel- kugeln in sechsseitige Sektoren zersprungen sein könnten, so be- stätigt sich andererseits die auf der folgenden Seite von ihm ge- äußerte Deutung dieser hohlen Eispyramiden als Anwachstrichter. Sechsseitige Kristallkeime werden plötzlich die mit Wasser jeden- falls übersättigte Luft beim Niederfallen durchbrochen haben, und. analog der Bildung der Steinsalztrichter an der Oberfläche der Sudpfannen, schossen — im Falle nach unten — sechsseitige Prismentrichter nach oben an. Wie die echten Kochsalzkristalle immer klein, die treppenförmigen Salztrichter aber groß sind, so sind eben auch die sechsseitigen Schneeplättchen immer klein, diese pyramidalen Eistrichter aber als Anwachsformen relativ groß. Mit Hemimorphie hat also diese Erscheinung, wie Mügge (1. c.) betont, nichts zu tun. 19 Centralblatt f. Mineralogie etc. 19*21. 290 H. P. Cornelius, Über ein neues Andalusitvorkommen in der Ferwallgruppe (Vorarlberg) und seine regionalgeologische Bedeutung. Von H. P. Cornelius. Bei Gelegenheit einer Exkursion durch das südliche Vorarlberg' in der ersten Septeraberhälfte 1920 fand ich in der Nachbarschaft der Reutlinger Hütte (auf der Wildebene, dem Sattel zwischen Pflunspitzen und Eisentalerspitze, der vom Silbertal ins Klostertal hinüberführt J) ein bisher in der Literatur nicht erwähntes Vor- kommen von Andalusit. Zeitmangel, sowie plötzlich einsetzeuder heftiger Schneesturm ließen meine Beobachtungen und Aufsamm- lungen dortselbst nicht die an sich erwünschte Vollständigkeit erreichen. Gleichwohl erscheint mir ein kurzer Bericht darüber nicht unangebracht; vielleicht veranlaßt er den einen oder anderen Eachgenossen zu einer genaueren Untersuchung des in mancher Hinsicht bemerkenswerten Vorkommens. — Das von mir gesammelte Material befindet sich in der Lagerstättensammlung der Minera- logischen Staatssammlung zu München. Auf dem Gehänge westlich der Reutlinger Hütte stehen in beträchtlicher Ausdehnung dunkle Biotit- bis Zw ei glimmer- schief er und -gneise an, im allgemeinen nahe senkrecht ge- stellt bei 0 — ONO-Streichen. Im einzelnen sind diese Gesteine recht wechselvoll ausgebildet: grob- oder feingeschiefert, schuppig oder flaserig, häufig lagenweise erfüllt mit rundlichen, in der Richtung der Schieferuug gestreckten Feldspäten von mattweißer Farbe; das Mikroskop erweist sie als Albite von meist recht vollkommener Frische. Fast noch häufiger treten rostbraune, schlecht ausgebildete Prismen von Staurolitli gleichfalls stets massen- weise auf. Meist sind sie nur einige Millimeter lang; auf der Süd- seite des zur Eisentalerspitze ziehenden Grates fand ich jedoch auch mehrere Zentimeter große Durchkreuzungszwillinge des gleichen Minerals in feinschuppigem Biotitschiefer eingewachsen. Ebendort tritt auch Distheu auf, in lichtblauen, 2 — 3 cm langen Stengeln, in grobblätterigen biotitreichen Schiefer eingewachsen. Das Mikro- skop zeigt auch die gelegentliche Anwesenheit von zahlreichen kleinen, z.T. verhältnismäßig gut ausgebildeten Khumbendodekaederu von Granat. Häufig zeigen sich die genannten Glimmerschiefer gebändert durch einige Zentimeter mächtige helle Lagen von fein- körniger, granit- oder aplitälmlicher Beschaffenheit; doch auch sie erscheinen stets schieferig, infolge der Einstreuung parallel orien- tierter Glimmerblätter. Sie machen z. T. den Eindruck von 1 Vgl. die Karte der Ferwallgruppe, 1:50000. des D. u. Ö. Alpen- vereins, die jedoch in den Einzelheiten sehr wenig genau ist. Uber ein neues Andalusitvorkommen etc. 291 Injektiousaderu, ohne daß sich bis .jetzt etwas Sicheres über ihre Natur sagen ließe. Die in großartiger Weise von den Gletschern glattgeschliffene, last restlos ihrer Schuttdecke beranbte Rundhöckerlandschaft um die Reutlinger Hütte gestattet die Verfolgung aller petrographischen Erscheinungen auf Schritt und Tritt in allen Einzelheiten. An die genannten, ihrer Hauptmasse nach wohl sicher sedi- meutogenen Glimmerschiefer scheint nnn das Auftreten des An- dalusits gebunden. Er fehlt vollständig dort, wo sich südlich des zur Eisentalerspitze ziehenden Kammes heller, granitischer Angeugneis mehrere 100 m mächtig einschiebt, und stellt sich nördlich davon, gegen die Kammhöhe zn, mit dem Wiederanftreten der Glimmerschiefer ebenfalls von neuem ein. Das Mineral tritt auf in Adern, Knauern und Linsen von meist weißem derbem Quarz. Gewöhnlich sind sie vollständig konkordant dem Glimmerschiefer eingeschaltet; doch beobachtete ich auch solche Adern, die schräg durch die Schieferung hindurchsetzen und sich damit deutlich als jüngere Bildung zu erkennen geben. Normal höchstens wenige Zenti- meter mächtig, schwellen diese Gebilde stellenweise auf 10 — 30 cm an; und diese Verdickungen sind es, die häufig Andalusit führen, während au den schmalen Stellen kein solcher gefunden wurde. Er bildet mehr oder minder gut entwickelte Prismen von heller oder dunkler pfirsichblüteuroter Farbe, die mehrere Zentimeter Länge erreichen können. Als Randfläche wurde ( 1 10) beobachtet; dazu (001). An den Enden waren jedoch fast alle gefundenen Kristalle ab- gebrochen. Sie scheinen von den Rändern aus in den Quarz einzu- dringen: häufig ist ihr unmittelbares Aufsitzen auf den umhüllenden Glimmerschiefer festznstelleu. Randliche Umhüllung durch Muscovit ist sehr verbreitet. Teils bildet er feine Häute und blätterige Überzüge, die sich den Flächen der Andalusitkristalle parallel anschmiegen ; teils sitzt er auch in Gestalt schuppiger Aggregate unregelmäßig auf diesen auf. Auch als selbständiges Begleitmineral findet er sich in Nestern und einzelnen Blättern eingewachsen im Quarz. Auf einem der ge- sammelten Stücke sind auch Aggregate eines dunkelvioletten Minerals zu beobachten, deren sehr schlechte Ausbildung keine Bestimmung zuläßt. Weitere Begleitmineralien wurden nicht gefunden. Soweit man aus den angeführten Tatsachen auf die Ent- stehung des Andalnsits schließen kann, scheint diese auf hydro- thermalem Wege erfolgt zu sein. Mit der Metamorphose der umschließenden Glimmerschiefer steht sie direkt nicht in Zusammen- hang; denn die andalusitführenden Quarzmassen sind ja jünger als jene. Anderseits fehlt jeder Hinweis auf Entstehung durch Lateral- sekretion — die Biotite etc. des Nebengesteins, die als Tonerde- lieferanten für den Andalusit etwa in Frage kämen, erscheinen in unmittelbarer Nachbarschaft der Quarzadern gerade so wenig zer- lfl* 292 H. P. Cornelius. setzt wie in weiterer Entfernung. Ebensowenig scheint die An- nahme einer rein pneumatolytischen Entstehung begründet, bei dem Mangel jeglicher ausgesprochen pneumatolytischer Begleitmineralien. Wohl aber besteht die Möglichkeit, daß die andalusitführenden Quarzadern Ausläufer darstellen von pegmatitischen Gängen, die bei verhältnismäßig niederer Temperatur in die zuvor — im Zusammenhang mit granitischer Injektion? — umkristallisierten Glimmerschiefer eingedrungen sind '. Geologisch gehört das Andalusitvorkommen von der Reutlinger Hütte dem Silvretta massiv an. In diesem ist es nicht das einzige seiner Art : die aualogen Funde aus dem südlichen Teil dieses Massivs, dem Fliiela-Scalettagebiet., hat Gramann1 2 beschrieben: ein weiteres ist von der Heimspitze im oberen Montavon bekannt. Von diesem letzteren besitzt die Münchner Sammlung Stücke, mit welchen die unseren von der Reutlinger Hütte durchaus überein- stimmen. Ebenso gleichen diese in der Hauptsache den gleich- falls in der Münchner Sammlung gut vertretenen Vorkommen von St. Leonhard im Pitztal und dem berühmten von der Lisenser Alpe (beide im Ötztaler Massiv 3) — wenn man von dem Fehlen der dort mit dem Andalusit zusammen auftretenden Pinite bei der Reut- linger Hütte absieht. Dieser unser Fundort liegt mit den beiden zuvor genannten ungefähr in einer ostwestlich streichenden Zone: das legt den Gedanken genetischer Zusammengehörigkeit nahe. Tatsächlich stehen dort, in den nördlichen Teilen des Ötztaler Massivs, in großer Verbreitung Gesteine an — Staurolith-, teil- weise auch Disthen-führende Glimmerschiefer und „Glimmeraugen- gneise“ — , die nach der Beschreibung von Ohnesorge (a. a. 0.) mit jenen Typen aus der Gegend der Reutlinger Hütte die größte Ähnlichkeit zu besitzen scheinen. Auch aus der zwischenliegenden Strecke, südlich von Landeck, beschreibt Hammer4 Staurolith-fiihrende 1 Die Möglichkeit einer hydrothermalen Entstehung von Andalusit bei verhältnismäßig niedriger Temperatur — ca. 300 — 500° — scheint nach den Versuchen von E. Baur (Zt. f. anorg. Chem. 72. 1911. p. 119) vorzuliegen. 2 A. Gramann, Über die Andalusitvorkommen im rhätischen FUiela- und Scalettagebiet und die Färbung der alpinen Andalusite. Vierteljahrsschr. naturf. Ges. Zürich 1899. p. 302. 3 Nach Ohnesorge (Die vorderen Kühtaier Berge [Hochedergruppe] : Verh. geol. Reichsanst. Wien 1905, p. 175) sind Andalusit und Cordierit in den nördlichen Ötztaler Alpen weit verbreitet; auch er betrachtet die Quarzadern und -linsen, in denen sie auftreten, als Ausläufer von In- trusionen. die er mit oordieritreichen Graniten in Beziehung bringt. Die Tonerdesilikate und sogar einen Teil des Quarzes möchte er jedoch als Ergebnis einer Resorption des Nebengesteins ansehen. 4 W. Hammer, Die Phyllitzone von Landeck. Jahrb. geol. Reichsanst. Wien. «S. 1918. p. 216, 218 f. — Ähnliche ..Knotengneise“ sind nach Hammer in den Ötztaler Alpen weit verbreitet. Uber ein neues Andalusitvork<>mmen etc. 2D3 Glimmerschiefer und „Feldspatknotengneise“ mit einsprenglings- artigen, gerundeten Albiten voller Einschlüsse. Wenn dort auch bisher kein Andalusit gefunden worden ist, so stimmen docli die Gesteine anscheinend vollkommen überein mit den Muttergesteinen unserer Andalnsite. Die genannte Gesteinsgesellschaft scheint dem- nach einen bedeutenden Zug längs dem Nordrande der Silvretta- nud Ötztaler Masse zu bilden. An das Auftreten dieser Gesteine knüpft sich noch ein be- sonderes Interesse regionalgeologischer Art. All ihre mannigfachen Modifikationen finden sich nämlich, z. T. zum Verwechseln ähn- lich. wieder in dem Gesteinskomplex des Unteren Veitlins, welchen ich unter dem Namen Morbegnoscliiefer beschrieben habe1. Andalusitvorkommen freilich habe ich dort nicht gefunden, wohl aber, wenn auch nur selten, Disthen, in ganz entsprechenden Quarz- linsen und -knauern eingewachsen. Es wäre von Interesse zu er- forschen, worauf diese Verschiedenheit der Mineralführung beruht, bei der sonst vollständigen — soweit bisher ersichtlich — Identität beider Gesteinsgrnppen 2. Dieser Identität mag man ein gewisses Gewicht beilegen, da es sich doch um nicht gar zu häufige Gesteinstypen handelt; und mau mag daraus das Bestehen eines tektonischen Zusammenhangs ableiten von Silvretta- und Ötztaler Masse einerseits, der Zone der Morbegnoscliiefer anderseits — eines Zusammenhangs als Decke und Wurzel im Sinne der Deckeutheorie. Nun liegen die Mor- begnosehiefer im Veltlin südlich der insubrischen Linie von Spitz3, d. h. nach der landläufigen Auffassung der Deckentheorie südlich der „alpin-dinarischeu Grenze“. Silvretta- und Ötztaler Masse müßten demnach in den „Dinariden" wurzeln — eine An- sicht, die von R. Staub4 zuerst ausgesprochen wurde. Sie scheint in der mitgeteilten Tatsache eine lithologische Stütze zu gewinnen. Indessen ist hier nicht der Ort, diese Hypothese und die Frage der Beziehungen von „Alpen“ und „Dinariden“ überhaupt zu diskutieren. München, im Januar 1921. 1 H. P. Cornelius, Zur Kenntnis der Wurzelregion im Unteren Veltlin. N. .Tahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XL. 1915. p. 295 f. — In einem Referat über diese Arbeit (Verb. geol. Reicbsanst. Wien. 1917) hat W. Hammer bereits auf die Übereinstimmung mit jenen Ötztaler Gesteinen hingewiesen. 1 Aus dem südlichen Silvrettamassiv erwähnt Gramann (a. a. 0.) Umwandlung von Andalusit in Disthen. s A. Spitz, Fragmente zur Tektonik der Westalpen und des Engadins. II. Kritisches zur Frage der alpin-dinarischen Grenze westlich der Etsch. Verh. geol. Reichsanst. Wien 1919. No. 4. 4 R. Staub. Zur Tektonik der südöstlichen Schweizer Alpen. Beitr. z. geol. Karte der Schweiz. Neue Folge. 46. 1. 1916. 294 P. Keßler. Die Bedeutung der jährlichen Klimaschwankungen und des Reliefs für die Bodenbildung. (Vorläufige Übersicht.) Von Paul Kessler in Tübingen. In den meisten Fällen sind die Böden etwas Werdendes, sie haben eine gewisse Richtung der Entwicklung, die aber nur dann zum Ziel gelangen kann, wenn sich die Entstehungsbedingungen der Böden nicht ändern und wenn sie nicht durch Wegfiihrung der obersten Schicht oder Auflagerung neuer Schichten an der Er- reichung dieses Endziels gehindert werden. Böden, die noch deutlich im Übergangsstadium stehen, bei denen das Hnttergestein noch eine hervorragende Rolle spielt, nennen wir mit Glinka endodynamo- morph, Böden, die sich der Erreichung eines bestimmten, vom Muttergestein im wesentlichen unabhängigen Zustands nähern, oder ihn erreicht haben, heißen ektodynamomorph. Seit langer Zeit, namentlich seit den Arbeiten Hii.gakd's und Ramann's sind sich alle Bodenkundler darüber einig, daß das Klima der wichtigste der Faktoren der Bodenbildung ist, doch herrschen Zweifel darüber, ob der jährliche Wechsel des Klimas von besonderer Bedeutung ist, wie es namentlich Passakge betont1, oder ob die Durchschnittswerte des Klimas, wie R. Lang es will, allein von ausschlaggebender Bedeutung sind. Temperatur, Nieder- schläge und Verdunstung sind nach Ramann die Großwerte der Bodenbildung. Lang glaubt diese alle drei in ihrer Beziehung auf die Bodenbildung in seinem Regenfaktor fassen zu können, den er dadurch erhält, daß er die Millimeterzahl der mittleren jährlichen Niederschläge durch die Zahl der Celsiusgrade der mittleren Jahres- temperatur dividiert mit der Modifikation, daß nur die Mittelwerte der Monate mit positiver Temperatur gerechnet werden. Dabei muß er einige für die Verdunstung wichtige Faktoren unberück- sichtigt lassen, so Luftdruck und mittlere Windstärke und ebenso muß er von der der Wirklichkeit nicht entsprechenden Annahme ausgehen, daß der Dampfdruck der Temperatur proportional sei. Im folgenden soll nun unter der Annahme, die Fehler durch Nichtberücksichtigung dieser Werte seien gering (auf die Größe der Fehler soll hier nicht eingegangen werden), untersucht werden, ob die jahreszeitlichen Schwankungen für die Bodenbildung be- langlos sind oder nicht. 1 Aus Arbeiten Hiluard's, Glinka’s, des Grafen zu Leiningkn. H. Fischkr’s, Blanck’s, Ohly’s und vieler anderer geht hervor, daß sie dem Klimawechsel eine bedeutende Rolle zuerkennen, doch hat sich bisher niemand so deutlich darüber ausgesprochen wie Ramann und besonders Passarge. Eine Zusammenstellung der Tatsachen stand bisher aus. Die Bedeutung der jährl. Klimaschwankungen etc. 29:*) Die Einteilung der Klimazonen, wie Penck sie gegeben hat, in nivale, humide, aride und pluviale Gürtel genügt für unsere Zwecke uicht, aus dem Folgenden geht hervor, daß wir eher eine Einteilung vornehmen müssen, die der von Koppen gegebenen und von Passarge etwas modifizierten sehr nahe kommt. Die Faktoren der Verwitterung lassen sich einteilen in mecha- nische und chemische. Aus der mechanischen Gesteinszersetzung allein können nie, namentlich wenn Abtragung oder Auflagerung eine größere Rolle spielt, rein ektodynamomorphe Böden entstehen, doch sind bestimmte Arten der Gesteinszerstörung immerhin für bestimmte Klimate derart charakteristisch, es sei an die Wüsten- böden, an arktische Polygonböden, an den Löß erinnert, daß hier wenigstens ein Überblick über die mechanischen Kräfte gerecht- fertigt und nötig erscheint. An der mechanischen Gesteinszerstörung und der Aufarbeitung des Hodens sowie der Sortierung der Hodenbestandteile beteiligen sich vor allem : 1 . Frostsprengung. 2. Insolation. 3. Die Schwerkraft ohne Hilfe bewegender Medien. 4. Rieselndes und fließendes Wasser. 5. Gletscher. 6. Solifluktion und Gekriech. 7. Wind und windbewegter Sand. 8. Pflanzen und Tiere (Wnrzelsprengung, wühlende und grabende Tiere, Insekten, Herdentiere usw.). i). Der Mensch. Diese Dinge sind zu bekannt und ihre Beziehungen zum Klima und jährlichen Klimawechsel sind zu klar, um hier näher auf sie einzugehen. Hingewiesen sei nur darauf, daß das Relief der Land- schaft auch auf die Art der Gesteinszerstörung von hervorragendem Einfluß ist, ebenso wie auf die Art des Transportes, erwähnt sei auch, daß z. B. bei Transport durch fließendes Wasser nicht die Durchschnittswassermengen maßgebend sind, sondern die Hoch- wasser. ebenso daß es bei Frost nicht die Menge der Frosttage ausmacht, sondern die Häufigkeit des Gefrierens und Tauens, z. T. auch die Intensität des Frostes, daß es also auch hier auf die Verteilung der klimatischen Werte im Jahr ankommt. Weniger bekannt ist die Wirkungsweise der meisten Agenzien, die chemisch auf das Gestein einwirken. Hier können im wesent- lichen nur die berücksichtigt werden, die unmittelbar auf das Gestein von außen einwirken, also nicht die, die erst durch chemische Umsetzung innerhalb des Gesteins neu entstehen, die also, da vorwiegend von der Art des Gesteins abhängig, endo- dvnamisch sind. Die hier allein behandelten Agenzien decken sich 296 P. Keßler, also im wesentlichen, doch nicht vollkommen mit der „einfachen Verwitterung“ J. Roth's. Wasser hat bei niederer Temperatur größere Moleküle als bei höherer, doch teilen sich bei Temperaturzunahme die größeren Moleküle nicht gleichmäßig schnell in kleinere auf, das Wasser in flüssigem Zustand ist also eine Mischung verschieden großer Moleküle, je heißer es ist, um so größer ist die Zahl der kleineren Moleküle. Es ist zu vermuten, daß daher chemische wie Adsorptions- verbindungen, die bei höher temperiertem Wasser entstehen, wenn sie Wasser aufnehmen, kleinere Moleküle aufnehmen als die bei niederer Temperatur entstehenden. In der Tat bilden sich unter heißem Klima z. B. wasserarmere Eisenoxj'dhydrate und Eisen- oxydgele als unter kälteren, was sich durch die Farbenabstufnngen Rot-Gelb-Braun geltend macht1, Roterden, Gelberden und Braun- erden. Es ist dabei nicht gleichgültig, zu welcher Jahreszeit die Niederschläge vorwiegend fallen. Bei gleichen Durchschnittsjahres- werten der Temperatur entstehen bei vorwiegend winterlicher Durch- feuchtung des Bodens Verbindungen mit größeren Wassermengen. Das 'Wasser ist ferner stets gespalten in OH'- und IT- Ionen. Weiter kann sich OH' dissoziieren in 0" und H’. Beide Arten der Spaltung sind bei reinem Wasser sehr gering. Nach Kremakx und anderen ist die Spaltung von der Temperatur abhängig. Das Verhältnis von Temperatur und Konzentration der H - und der OH'- Ionen beträgt: Temperatur Konzentration X io; 0 0,36 = 1 10 0,57 = 1,58 18 0.80 = 2,22 26 1,10 = 3,0 50 2,44 = 7,2 Die Dissoziation steigt also mit erhöhter Temperatur sehr bedeutend an. Sie wird ferner erhöht durch ultraviolette Strahlen und wesentlicli mehr noch durch Anwesenheit von Elektrolyten. Beide Faktoren (Sonnenstrahlen, Salpetersäure als Gewitterbildung) sind in den heißen Klimaten wesentlich stärker vorhanden als in den kälteren. Außerdem ist in den Tropen die Niederschlagsmenge wesentlich größer als in den anderen Klimazonen, so daß hier die Zersetzung der Silikate in der von Vagelek angezeigten Weise durch Hydrolyse und Bildung von Hydrosolen des Al-Oxyds, des Fe-Oxyds und der Kieselsäure vor sicli gehen kann, wobei die ver- schiedenen Sole verschieden leicht in Gele übergehen, und daher Kieselsäure weggeführt wird, während Al und Fe erhalten bleiben. 1 Schon hier sei bemerkt, daß die braune Farbe von Eisenverbindungen auch auf andere Weise zuwege kommen kann. Pie Bedeutung der jährl. Klimaschwankungen etc. 297 Es entsteht so durch die rasche Fällung des Fe und des Al die Grundsubstanz des Laterits mit unveränderter Struktur des Mutter- gesteins, hauptsächlich aus Gelen von ungefährer Zusammensetzung des Al(OH),t bestehend, mit roter Färbung durch kolloidales Eisen- oxyd. Durch vollkommene Auswaschung der Elektrolyte können dann schließlich auch die Sesquioxyde beweglich werden, worauf noch zurückzukommen ist. Doch ist zu bemerken, daß es sich hier, ebenso wie bei der Entstehung von Hydrosilikaten durch Hydrolyse, vorläufig noch um hypothetische Annahmen handelt. Selbstverständlich können auch andere Verwitterungsarten ein- greifen und werden es auch stets, je nach den klimatischen Ver- hältnissen in verschiedenem Maß, es werden Übergänge zu anderen Verwitterungsböden bestehen. Das Vorkommen von aus reinem kolloidalen oder sekundär kristallin gewordenem Al (Oil )s bestehendem Hoden ist nicht zu erwarten. Daß Wasser auf viele Mineralien auch in undissoziiertem Zustand einzuwirken vermag und sehr viele von ihnen lösen kann, ist bekannt. Jakob hat jüngst wieder ge- zeigt, daß Wasser sogar in Silikate als 1120 eintreten kann. Der Salpetersäure hat man lange eine wichtige Eolle bei der Entstehung des Laterits zugesprochen, ob so ganz mit Unrecht, wie neuerdings vielfach angenommen wird, erscheint mir noch zweifelhaft. Ihre Menge, die zum großen Teil abhängig ist vom Auftreten der Gewitter, ist in den Tropen am stärksten und nimmt nach den Polen wie allgemein nach den niederschlagsärmeren Gegendeu ab. Neben Salpetersäure und salpetriger Säure kommt auch Ammoniak bezw. seine Verbindungen in den Niederschlägen vor. Die übrigen anorganischen Hauptagenzien der Verwitterung sind Kohlensäure, die im Boden allerdings zum größten Teil von der Zersetzung organischer Beste herrührt und der Stremme die Bildung des Kaolins zuschreibt, sowie der hauptsächlich aus der Atmosphäre stammende Sauerstoff. Darstellungen der haupt- sächlichen Wirkungsweise beider findet man in allen Lehrbüchern der allgemeinen Geologie und der Bodenkunde, doch sind die mit beiden verknüpften Fragen noch weit davon entfernt, gelöst zu sein. Insbesondere findet man nirgends die Frage erörtert, ob sie in heißem oder kühlem Klima stärker zu Geltung kommen. Experimentelle Untersuchungen hierüber wie über andere Fragen der Verwitterung sind im Tübinger bodenkundlichen Laboratorium im Gang oder sollen demnächst darüber angestellt werden. Auf die Bedeutung der Kohlensäure für die Wanderungen von Mineral- lösungen im Boden ist noch zurückzukommen. Eine zweite Gruppe von Wirkungen geht von den Organismen und Organismenresten im Boden ans. Die Menge von Resten höher organisierter Pflanzen im Boden ist einmal abhängig von der Menge des Pflanzenwuchses, zweitens von seiner Zerstörung. Es ist be- kannt, daß das Maß der pflanzlichen Massenentwicklung bestimmt 298 P. Keßler. wird durch das Gesetz vom Minimum : d. h. der Faktor, der nicht in genügender Menge vorhanden ist, bestimmt auch unter sonst ■optimalen Verhältnissen die Produktion, fehlt er, so ist Pflanzen- leben unmöglich. (Natürlich kann auch ein Übermaß jedes einzelnen Faktors schaden.) Die einzelnen Faktoren können sich auch gegen- seitig beeinflussen, sie greifen harmonisch ineinander, wodurch aber die Gültigkeit des Gesetzes nicht gestört wird, ebenso ist das Optimum für verschiedene Pflanzen verschieden (z. B. Kalkholde und Kalkscheue). Die einzelnen Faktoren mit ihrem Durchschnitts- optimum sind nach Kussel: Temperatur (+ 20), Belichtung (tj des normalen Tageslichts meist ausreichend), Wasser (Bedürfnis von verschiedenen Umständen abhängend, daher auch bei derselben Art sehr verschieden), mineralische Nährstoffe und Stickstoff im Boden, Kohlensäure und Sauerstoff der Luft, geeignete physikalische Be- schaffenheit des Bodens. Von diesen Faktoren sind Temperatur, Belichtung und Wasser primär vom Klima abhängig, wobei der jahreszeitliche Wechsel der Temperatur und die Verteilung der Niederschläge eine her- vorragende Rolle spielen. Die genügende Anwesenheit von N ist sekundäre Folge des Klimas, die Anwesenheit von Nährsalzen wird ebenfalls z. T. durch das Klima infolge der Zirkulation des Wassers bedingt. 0 und C02 sind unter normalen Verhältnissen stets ge- nügend in der Luft enthalten, während die Anwesenheit des 0 im Boden wiederum hauptsächlich von dem seinerseits von Klima und Relief beeinflußten Wassergehalt abhängt. Die Zersetzung der pflanzlichen Reste kann je nach dem Zu- tritt von Wasser einerseits und Sauerstoff andererseits vor sich gehen als Verwesung, Vermoderung, Vertorfung oder Fäulnis, wobei an den verschiedenen Vorgängen wesentlich verschiedene Organismen beteiligt sind. Prinzipiell kann zwischen aeroben und anaeroben Organismen unterschieden werden, d. h. solchen, die den zur Lebens- tätigkeit nötigen Sauerstoff aus der Luft und solchen, die den Sauerstoff aus organischen oder anorganischen Verbindungen ent- nehmen, doch ist die Trennung vielfach nicht vollkommen scharf durchführbar. Ganz allgemein können Organismen unterschieden werden, die am Kreislauf des Kohlenstoffs, des Sauerstoffs, des Wasserstoffs, des Schwefels, des Phosphors oder des Eisens im Boden beteiligt sind, und in jeder dieser Gruppen gibt es auf- bauende und abbauende Organismen. Alle bedürfen des Wassers bis zu einem gewissen Grade, bei völligem Mangel iindet kein Leben statt, bei zuviel Wasser aber hört die Tätigkeit der aeroben Organismen auf; wo also das Jahr in Regen- und Trockenzeiten gegliedert ist, ruht während der Trockenzeit die Lebenstätigkeit oder ist mindestens stark gehemmt. Das ist der Fall in der tropischen Trockenperiode der Savanne, ist auch der Fall in den russischen Steppen, wo zwar die Sommerniederschläge die des Die Bedeutung der jährl. Klimascbwankungen etc. 209 Winters überwiegen, aber bei der großen Hitze, der starken Ver- dunstung und geringen Durchlässigkeit des Bodens seine sommer- liche Durchfeuchtung nur sehr gering ist. Hier wirkt ferner der strenge Winter auf Unterbindung der Zersetzung, so daß sich Humus im Boden infolge des eigentümlichen Klimas anhäuft, trotz- dem eine Zeit des Jahres über sehr lebhafte Zersetzungstätigkeit herrscht. In den Tropen und bereits im Mediterrangebiet dagegen häuft sich im allgemeinen selten Humus an, da hier die winter- liche Lebensruhe fehlt und meist bereits in der Regenzeit und im Übergang zur Trockenzeit aller Humus zersetzt wird. Es ist bekannt, daß der Wald ganz anders auf die Boden- bildung wirkt als die Bewachsung mit niedrigen Pflanzen. Einmal wird das zum Stoffwechsel der Pflanzen nötige Wasser den tieferen Bodenschichten entzogen, dann entsteht der Humus vorwiegend durch Laub- und Astfall, häuft sich also auf der Oberfläche an. während er in Steppe, Savanne, Wiese und Feld hauptsächlich aus den Wurzeln der Ein- und Mehrjährigen entsteht und daher von vornherein eine Mischung mit den mineralischen Bestandteilen des Bodens besteht, die im Wald erst durch die hier meistens auch knapper vertretenen Würmer, Insekten und bodenbewohnenden Wirbeltiere sich vollziehen muß. Schließlich wird durch die Transpiration der Bäume im Verein mit der schützenden Streu- decke die Verdunstung der oberen Bodenschichten herabgesetzt, die Temperaturunterschiede im Boden daher gemäßigt. Infolgedessen entstehen unter Wald stets Bodenbildungen, die einer gleichmäßig über das Jahr verteilten Feuchtigkeit entsprechen als sie das Luft- klima aufweist. Es braucht aber kaum erwähnt zu werden, daß auch die Bewachsung selbst vom regionalen Klima aufs innigste abhängig ist, doch kann lokal ein Ausgleich durch den vom Relief + abhängigen Grundwasserstand erreicht werden. Durch letzteren werden auch die Umsetzungsvorgänge im Boden, liegt er sehr hoch, aufs stärkste beeinflußt, namentlich insoweit sie von Lebensvorgängen der Mikroorganismen abhängen. Außer von Temperatur, Wasser und Sauerstoff sind die Mikro- organismen insbesondere abhängig von den anwesenden Nährstoffen, zu denen auch die anorganischen Nährsalze gehören. Namentlich Kalk wirkt fördernd auf die Tätigkeit der Humus abbauenden Bakterien ein. Daher erklärt es sich, daß auf Kalk die Boden- bildung meist der einer trockeneren Zone entspricht, während um- gekehrt auf sehr kalkarmen Gesteinen an unzersetztem Humus reichere Böden sich bilden. So geht die Roterde auf kalkreichen Gesteinen weiter nach N als auf kalkarmen. Eine besondere Bedeutung erhält der Humus dadurch, daß er Rednktionsvorgänge veranlaßt. In der Bleicherdeschicht (A) der Podsolboden w'ird keineswegs alles Eisen ausgelaugt, sondern das dunkle Oxyd wird zu hellem Oxydul reduziert und nur ein Teil 300 P. Keßler. wird teils durch Schutzkolloidwirkung des Humus, teils durch Ein- wirkung der CO, in den Untergrund geführt, wo er sich wieder in der Ortstein- oder Branderdeschicht (B) als Gel niederschlägt. Geglühter Bleichsand wird daher meist rot und die verschiedenen Analysen des Bleichsands zeigen meist noch einen nicht unbeträcht- lichen Eisengehalt, der manchmal sogar den des Muttergesteins übertrifft. Aus dem Humus entstehen nach älteren, neuerdings namentlich wieder von Oden verteidigten Anschauungen Humus- säuren, die je nach ihrer Zusammensetzung verschiedene Eigen- schaften haben sollen. Von vielen anderen Forschern wird dagegen nach dem Vorgang von Baumann und Gully die ganze Wirkung des Humus auf kolloidale Eigenschaften zurückgeführt. Humus- lösungen gehen sehr leicht kolloidale Verbindungen ein : sind nicht genügend Basen vorhanden, um den Humus zu fällen, so wirkt er als Schutzkolloid und veranlaßt so die Wanderung von Fe,03 und A1,03, sowie anderer Bodenbestandteile. Ausfällung der Gele geschieht einmal durch Zusammentreffen mit Elektrolyten, dann aber sowohl durch Eintrocknen wie Ge- frieren. In beiden letzteren Fällen erhellt von vornherein die Bedeutung des jahreszeitlichen Klimawechsels, sowohl bei rever- siblen wie bei irreversiblen Gelen. Die Krümelung des Bodens bei Frost wird ebenfalls z. T. kolloidchemischen Vorgängen zugeschrieben : es mögen diese Andeutungen genügen, für einen kurzen Überblick sei auf die Arbeit von Wiegnbb verwiesen. Für vorliegende Arbeit von besonderem Interesse sind besonders die Koagulationen, die durch CaC03 eintreten. Da, wie bereits angedeutet, voraussichtlich niemals ein einziger der die Gesteinszersetzung bewirkenden Faktoren allein tätig ist, erhebt sich noch die Frage, wie das gegenseitige Verhältnis der Faktoren ist. wie sie neben und miteinander arbeiten oder sich aufheben. Es ist von vornherein klar, daß mechanische Zerstörung, da sie ja die Angriffsflächen vergrößert, jeder Art der chemischen Zerstörung vorarbeitet bezw. sie unterstützt, es handelt sich also nur um das Verhältnis der chemischen Agenzien zueinander; er- wähnt sei jedoch, daß in den Gebieten, in denen die mechanische Zerstörung am größten, im allgemeinen die chemische am geringsten ist und umgekehrt. Leider ist m. W. das gegenseitige Verhältnis der chemischen Agenzien bei der Verwitterung praktisch noch kaum untersucht und überhaupt die Frage bisher fast völlig vernach- lässigt. Bekannt ist im wesentlichen das Verhältnis von CO, und 0 in bezug auf das Eisen. Bei Zutritt von wassergelöstem 0 zu Eisencarbonat entsteht Eisenhydroxyd, ein Vorgang, der sowohl bei der Ortsteinbildung wie bei der Bildung von Gleihorizonten eine hervorragende Bedeutung hat, leidlich bekannt ist auch das Ver- hältnis der Mikroorganismen zu C02, indem manche Bakterien ihre Die Bedeutung der jährl. Kliuiaschwankungen etc. 301 Zersetzung unter Freiwerden von 0 zu bewirken vermögen, die Bedeutung dieses Vorgangs für die Bodenbildung ist aber meines Wissens noch nicht untersucht, ebensowenig wie die Bedeutung der Kohlensänreabsondernng aus den Wurzelhaaren; auch die Wirkung der Stickstoff und Stickstoffverbindungen verarbeitenden Bakterien ist wohl in ihrem Verhältnis zur PHanze ziemlich gut bekannt, die Untersuchungen wie die Gesteinszersetzung dadurch beeinflußt wird, stellen noch aus. Erst recht viele Fragen knüpfen sicli an das Verhältnis der Wirkung der chemischen bodenbildenden Agenzien zur kolloidchemischen sowohl der mineralischen wie der organogenen. Auch da sind wir auch nur über die Anfänge noch nicht hinaus. Bevor jedoch auf diese Verhältnisse znrückgekommen sei, sei auf die für die Bodenbildung meist nicht genügend berück- sichtigten Grund Wasserverhältnisse hingewiesen. Wir sind aus unserem Klima, in dem die stärksten Nieder- schläge in die Zeit der größten Wärme fallen, und damit zugleich (zumeist) in die Zeit der stärksten Verdunstung, gewöhnt, den Grund- wasserstand als ziemlich feststehend zu betrachten. Schwankungen von einigen Metern sind bereits Seltenheiten. Ganz anders in den tropischen Gebieten mit ihrem Wechsel von Regenzeit und Trocken- periode. Aus einigen Gegenden Kameruns schildert Gi illemaix anschaulich, wie in der Regenzeit alles überschwemmt ist, in der Trockenzeit dagegen das Wasser aus :2<> und mehr Meter Tiefe heraufgeholt werden muß. Da in den betreffenden Gebieten die Oberfläche eben und das Gestein, Laterit, gleichmäßig verbreitet ist, entstehen keine Grundwasserströme, sondern äußerst langsam abfließende Grundwasserseen, wie das ja auch sonst in ebenen Gebieten mit gleichmäßigem Gestein der Fall ist. Im Gegensatz zu andereu Gebieten liegt aber hier während der Trockenzeit der Grundwasserspiegel so tief, daß trotz der großen Wärme und der Trockenheit der Luft ein stärkerer kapillarer 1 Aufstieg zur Ober- fläche nicht statttindet, vielmehr fließen die im Grundwasser ge- lösten, ans dem ausgewaschenen Boden stammenden Salze trotz des minimalen Gefälles unterirdisch ab, zumal da, ehe die Salze wieder an die Oberfläche gelangen könnten, eine neue Regenzeit einsetzt. Die Folge ist die allmähliche völlige Auswaschung des Bodens, in dem nur Aluminiumhydrat, wasserarmes Eisenoxyd und 1 Man hat vielfach angenommen, daß die Kapillarität weniger wichtig für den Aufstieg des Wassers sei als die äußerst feine Wasserhülle, die die Bodenteilchen umgibt. Vkrsluys hat neuerdings darauf hingewiesen, daß durch diese Hülle keine Zirkulation von Wasser stattfindet und ihre einzige Bedeutung für den Wasseraufstieg darin liegt, daß im befeuchteten Boden die kapillaren Wirkungen stärker sind als in vollkommen trockenen. Die Tatsache, daß also der Aufstieg allein nach den bekannten Gesetzen von der Porengröße abhängig ist, ist zum Verständnis vieler Bodenbildungen des Wechselklimas von großer Bedeutung. 302 P. Keßler. Die Bedeutung etc. unlösliche Kieselsäure zurückbleibt. In den ebenen ariden Gebieten dagegen, in den Regen äußerst selten fällt, verdunstet dieser wieder zum großen Teil sofort, ein anderer Teil sammelt sich zwar auch als Grundwasser, steigt aber, da kein neuer Nachfluß er- folgt, zur Oberfläche und bringt entweder die Salze hierhin oder sie werden vorher bereits niedergeschlagen. Ist der Boden so grobporig, daß ein kapillarer Aufstieg nicht wieder möglich ist, so sammeln sich die Salze im Untergrund und werden bei der Verdunstung des Wassers dort niedergeschlagen. Auch hier spielt natürlich einerseits die Tiefenlage einer undurchlässigen Schicht eine Rolle, andererseits aber auch die jeweils fallende Nieder- schlagsmenge. Ist sie nicht groß genug, um tief in den Boden einzudringen, so wird sie wieder, wenn die Korngröße bezw. die Porengröße es gestattet, in ihrer Gesamtheit an die Oberfläche steigen und alle Salze wieder in die Höhe bringen1. Auf keinen Fall aber werden die Salze aus dem Gebiet weggeführt, es sei denn äolisch. In den hügeligen und zerschnittenen ariden Gebieten und denen mit dazu geeigneter Tektonik sammeln sich dagegen die Salze in den Niederungen bezw. in den tektonisch tiefsten Stellen über der undurchlässigen Unterlage. Ist die Gegend nicht vollarid, sondern fallen eine kurze Zeit des Jahres über regelmäßige Nieder- schläge, so werden natürlich zuerst die leicht löslichen Salze ent- fernt, während die schwerer löslichen im Boden auf- und abwandern. Ramann hat darauf aufmerksam gemacht, daß viele Arten von Bodenhorizonten, die man früher als Niederschlag aus absteigendem Wasser ansah, durch aufsteigendes Wasser entstehen. Verschiedenes spielt hier mit; außer der Austrocknung und Abscheidung des Gelösten als Kristalloid oder Kolloid ist am wichtigsten die reich- lichere Anwesenheit von C02 in den tieferen Bodenschichten, wo- durch die Carbonate, namentlich von Ca und Mg in leicht lösliche saure Carbonate verwandelt werden. Beim Aufsteigen in höhere, an C02 ärmere Bodenschichten wird die C02 wieder abgegeben und die Carbonate fallen wieder aus. Ich glaube allerdings nicht, daß der Vorgang so einfach ist, namentlich bei den Lößkindein, die Ramann anführt, dürfte, worauf die Verlehmungszonen deuten, der Kalk von oben stammen, in die Tiefe gewandert und dann erst wieder beim Aufstieg abgeschieden sein2. Die Kalkkrusten, wie sie in vielen semiariden Gebieten Vorkommen, dürften auf dieselbe Weise entstehen, während bei den öfters im semiariden 1 Daß aus der Zersetzung des Muttergesteins überhaupt Salze ent- stehen können, ist natürlich, findet keine Zufuhr von anderen Gebieten her statt, die Grundbedingung zur Entstehung salzhaltiger Böden. * Sicher spielt aber auch einfaches Austrocknen eine Rolle, denn die Lößkindel, wie VV. Graf zu Leininoen aus ihren Sprüngen in einer eben erschienenen Arbeit schließt, sind als Gel ursprünglich entstanden. H. Prell. Die biologische Bedeutung etc. 303 Gebiet beobachteten Kieselkrusten wohl hauptsächlich Gelfällung durch Austrocknung in Betracht kommt. Die wechselnde Höhen- lage dieser und ähnlicher Bildungen (z B. Gipskrusten) erklärt sich aus der Wechselbeziehung zwischen Grundwasser und Ver- dunstung bezw. durch die Tiefe, in die das Wasser überhaupt bei dem Klima des betreffenden Orts überhaupt einsickern kann. Bei den bereits erwähnten Gleihorizonten ist der Aufstieg, besonders entlang von Wurzelröhrchen, über dem Haupteisenhorizont wohl in jedem guten Aufschluß zu beobachten. (Schluß folgt.) Die biologische Bedeutung der Mündungsverengerung bei l*h rat/moceras. Von H. Prell in Tübingen. Mit 6 'lVxtßgaren. Bei einer erheblichen Anzahl paläozoischer Cephalopoden kommen eigenartige Verengerungen der Schalenmündnug vor, welche wegen ihres Aussehens vielfach geradezu als Visiere bezeichnet werden. In gleichmäßiger Wölbung neigen sich bei ihnen die Wände der äußeren Schale gegeneinander und lassen zwischen sich nur charakteristisch gestaltete, oft verzweigte und manchmal sehr enge Spalten frei. Insbesondere bei den Arten der Gattung Phragmoccras ist die Mannigfaltigkeit der Visierbildungen sehr groß und gestattet, in längeren Vergleichsreihen den Übergang von den einfacheren zu den komplizierteren Verhältnissen zu verfolgen. Die ontogenetische Bedeutung der visierartigen Mündungs- verengerung bei den Phragmoceraten und verwandten Cephalopoden ist diejenige eines Entwicklungsabschlusses. Hat ein Phragmoccras erst einmal die Öffnung seiner Wohnkammer durch die Ausbildung lappenartig konvergierender Erweiterungen der Wände verengert, so hat er damit zugleich ein weiteres Größen Wachstum aufgegeben. Ob und wie lange er dann noch ohne Größenzunahme fortleben konnte, muß dahingestellt bleiben. Man kann nur sagen, daß das Aufhören des Größenwachstums wahrscheinlich ungefähr mit dem Erreichen der Fortpflanzungsfähigkeit zusammenfällt, wie das auch von vielen Gastropoden bekannt ist, und daß das völlig er- wachsene Tier vielleicht noch zu längerem Leben befähigt war. Es lohnt sich nun wohl, auf die biologische Bedeutung der Mündungsverengerung einen Blick zu werfen. Dabei sei aber weniger Wert auf die Feststellung gelegt, welche Aufgabe die Mündungsverengerung hatte, denn daß sie eine Schutzeinrichtung ist, unterliegt wohl keinem Zweifel. Es soll vielmehr die Frage 304 H. Prell. in den Vordergrund treten, welche Folgen sie für das Tier hat, •und zwar insbesondere mit Berücksichtigung dessen, daß sich hier- bei etwa Anhaltspunkte über Bau und Lebensweise des Phragmo- •ceratentieres ergeben möchten. Die eigenartige Form der Schalenöffnung bei manchen Pbragmo- ceraten hat schon zu wiederholten Malen zu theoretischen Er- wägungen über das gegenseitige Verhältnis von Weichkörper und Schale geführt. Steinmann glaubt in der Mündungsverengerung von Phragmo- eeras die erste Vorstufe der Schalenreduktion zu erblicken, welche in ihrem weiteren Fortschreiten zur Ausbildung des Schalenrestes führte, wie ihn der von ihm als überlebender Sproß der Phragrao- ceraten angesehene pelagische Tiefseeoktopode Oirroteuthis besitzt. Eine genauere Erörterung der Gründe, welche ihn zu dieser etwas überraschenden Ableitung führten, scheint noch nicht vorzuliegen. Besonders Diener hat sich gegen diese Ansicht gewendet, nach der •das Tier augenscheinlich als die Schale umwachsend angesehen wird. Im Gegensätze dazu läßt Jaekel den Weichkörper völlig in der Schale eingeschlossen sein, so daß im wesentlichen nur die Tentakel durch die Mündung hervorgestreckt werden können. Und •darauf weiterbauend sucht er sogar durch den Vergleich der Mündung von Hexameroceras osiliense Jaek. mit einem Embryo von Sepia den Nachweis zu führen, daß die Mündungsbuchten die gleiche Lage haben, wie die Armanlagen des Sepienembryos, und daß zwischen den Mündungsbuchten und den Armen wichtige Be- ziehungen beständen. Eine Art von vermittelnder Stellung nehmen Barrande und Koken ein, nach welchen die Erweiterung des Ventralsinus die Lage des Trichters angibt, während die dorsalen quergerichteten Erweiterungen die Lage von Kopf und Armkranz angeben. Dabei müßte dann nach Koken der vom Körper scharf abgesetzte Kopf dauernd außerhalb der verengten Mündung sich befunden haben. Daß zunächst die J aekel scIic Anschauung nur wenig Wahr- scheinlichkeit für sich hat, braucht kaum hervorgehoben zu werden. Es ist nicht gut angängig, das äußere Aussehen einer Embryonal- -anlage bei einem Tier von meroblastischem Furchungstypus ohne weiteres zu Schlüssen auf die äußere Gestalt eines fertig ent- wickelten Vorfahren dieses Tieres zu verwenden, da der Dotter- reichtum des Eies zu erheblichen Modifikationen sekundärer Natur bei dem Embryo führen muß. Sodann zeigt aber auch der Vergleich der Mündungen bei •einer größeren Anzahl verschiedener Arten von Phragmoceraten, daß eine derart wichtige Bedeutung den einzelnen Ausbuchtungen nicht zukommen kann. Es ist ohne weiteres möglich, sich eine Stufenfolge des Grades in der Mündungsverengerung als solcher und in der Komplikation des Mündungsrandes zusammenzustellen Die biologische Bedeutung der Mündungsverengerung etc. 30f> Und eine solche Zusammenstellung, die natürlich keine phyletischen Tendenzen verfolgen braucht, zeigt schon, daß die merkwürdigsten Schwankungen in Zahl und Bau der Arme geherrscht haben müßten, wenn tatsächlich der Armapparat in irgendwelchen direkten näheren Beziehungen zu den Ausbuchtungen des Miindungsrandes gestanden hätte. Wenn einige Arten danach auch etwa 6 und mehr Arme gehabt haben könnten, wie etwa Plir. callistoma, so würde es doch gar viele mit nur 2 Armen (Phr. pusillum) gegeben haben müssen. Fig. 1. Mündungen verschiedener Phragmoveras- Arten: von links nach rechts: Phr. Conrndi Barr., Phr. pusillnm Barr., Phr. rimosum Barr., Phr. Panderi Barr., Phr. callistoma Barr, (nach Barrandf.). Fig. 2. Mündungen verschiedener Gomphocf ras- Arten ; von links nach rechts: G. mumia Barr., G. myrmido Barr., G. Deshayesi Barr., G. staurostoma Barr, (nach Barrande). Und wenn man bei diesen angenommen hätte, daß sie nur ein Paar tentakelartig umgestalteter Arme hervorstrecken konnten, würden wieder die Formen mit 4 (Phr. rimosum) und gar die mit 3 Ausbuchtungen (G. staurostoma) des Mündungsrandes außer dem Trichterausschnitt Schwierigkeiten machen. Noch ein weiteres läßt sich aus der graduellen Verschieden- heit der Mündungsverengerung ablesen. Bei Phragmoceraten von dem Mündungsbau etwa eines Phr. pusilhim läßt sich die An- schauung, die Seitenteile der T-förmigen Mündung hätten zum Austritt eines verlängerten Armpaares, also eines Tentakelpaares, gedient, allenfalls verstehen. Geht man aber dann zu Formen, wie etwa Phr. rimosum, über, so ist es kaum noch möglich, die vorherige Ansicht aufrecht zu erhalten. Jedenfalls wäre es schwer zu verstehen , wie durch solch enge Spalten Arme ausgestreckt Centralblatt f. Mineralogie etc. 1981. 20 306 H. Prell. werden sollten, die nicht nur eine erhebliche Muskelarbeit zu leisten imstande sein müßten, sondern die auch komplizierte und bis zu einem gewissen Grade willkürlich geregelte Funktionen, wie das Ergreifen von Beutetieren und anderes, erfüllen sollten. Und selbst wenn man das ihnen zubilligen wollte, so bliebe es doch wohl ganz unverständlich , wie denn eigentlich das in der Schale ein- gesperrte Tier zu der gefangenen Beute gelangen soll. Denn daß die Arme das Beutetier auch gleich in Fetzen zu zerreißen ver- möchten, die klein genug wären, die Öffnungen des Visieres zu passieren, oder daß das Phragmoceratentier durch die Visieröffnung das dagegengepreßte Beutetier nur mühselig benagt hätte, ist wohl nicht anzunehmen. Und daß andererseits ein Phragmocerat mit seinen Armen nur Kleinlebewesen gehascht haben sollte, die er in die Schale hineinbringen konnte, ist nicht sehr wahrscheinlich. Hier steht man also vor Unstimmigkeiten , die gebieterisch zu einer Revision der Anschauungen herausfordern. Die Betrachtung der rezenten Cephalopoden kann in diesem Falle keine Erklärung bieten, da die gegenwärtig lebenden Cephalo- poden mit Außenschale sämtlich keine Mündungsverengerung be- sitzen. Es ist also notwendig, bei der Suche nach analogen Ver- hältnissen zu anderen Gruppen überzugehen. Das Gegebene hierfür sind die Gastropoden, bei denen es in den verschiedensten Familien zur Mündungsverengerung kommt. Herausgegriffen aus der Fülle der Formen seien dabei nur zwei grundverschiedene Typen, nämlich Formen aus der Verwandtschaft der früheren Gattung Trigonostoma unter den einheimischen Heli- ciden, und der Gattung Cypraea unter den Cypraeiden. Bei beiden Formengruppen zeigt sich, analog den Verhältnissen bei den Phragmoceraten , eine Verengerung der Mündung. Die Art und Weise dieser Mündungsverengerung ist aber bei beiden verschieden. Fig. 3. Mündungen verschiedener Helix- Arten ; von links nach rechts: II. (Fruticicola) villosa Stod., JI. ( Hclicodonta ) obvoluta Müll., 11. ( Iso - gnomostoma) holosericea Stud., H. flsognomoslotnaj personal a Lam. Bei den angeführten Heliciden ist es eine Leistenbildung oder Zahnbildung an der Sclialenmündung , durch welche der Zugang zum Inneren des Gehäuses verengert wird. Sie kommt so zustande, Die biologische Bedeutung der Mündungsverengerung etc. 307 daß nach Abschluß des Längenwachstums der Mündungsrand der Schale durch die Ablagerung einer lippenartigen Verdickung der Schale verstärkt wird. Dieser Randwulst ist bei manchen Heli- ciden glatt; bei manchen ist er zu deutlichen Vorsprüngen er- hoben, welche wenig (Helicodonta [Trigonostoma] obvoluta Müll.) oder stärker (Isognomostoma [Isogonostoma] holosericea Stud.) hei vor- treten, und denen bei anderen Formen (Isognomostoma [Triodopsis] personal a Lam.) noch eine Zahnbildung von dem der älteren Windung anliegenden Teile des Mundrandes entgegenwachsen kann. So können Mündungsverengerungen entstehen, welche äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit mit denen der Phragmoceraten besitzen, und welche nur dadurch abweichen, daß der Schalenrand nicht gleich- mäßig in sie übergeht, sondern plötzlich winkelig gegen sie ab- gesetzt ist. Die Miindungs Verengerung von Cgpraea und verwandten Schnecken erfolgt demgegenüber durch eine allmählich zunehmende Annähe- rung der äußeren Müudnngswand an die Wand des letzten Um- ganges, so daß schließlich nur ein schmaler Spalt freibleibt. Während das äußere Aussehen der Mündung in diesem Falle stärker abweicht von dem, welches die Phragmo- ceraten darbieten, weist hier das Verhalten der Schalenwand mehr Ähnlichkeit mit demjenigen bei der Visierbildung paläozoischer Cephalopoden auf. Stellt man sich nun einmal vor, man hätte von Isognomostoma nur die Schale überliefert, und müßte sich an der Hand einer kon- servierten Weinbergschnecke klarmachen , wie der Weichkörper etwa in den Schalen mit verengter Mündung gesessen hätte, so würde man auf große Schwierigkeiten stoßen. Der fixierte Körper einer Weinbergschnecke besitzt eine erhebliche Konsistenz und eine recht beschränkte Plastizität; an eine Einfügung in die verengte Schale in gleicher Weise, wie in die glattmündige, wäre nicht zu denken. Bei einem so mangelhaften Materiale hätte man sich dann sehr wohl zu der Annahme gezwungen glauben können, daß, falls bei einer Helicidenscliale eine Mündungsverengerung auftrete , das Tier durch die Verengerung zurückgehalten werde. Man würde also vielleicht zu der Theorie geführt worden sein, eingesperrt in seine Schale hätte das Tier vermutlich durch die freibleibenden 20* völlig in die Schale zurückgezogen.) 308 H. Prell, Schlitze nur einzelne Körperteile, etwa die Fühler, hinausstrecken können und würde demnach eine ganz merkwürdige Lebensweise gehabt haben müssen. Nun wissen wir aber glücklicherweise, daß das Verhältnis zwischen dem eigentlichen Tier und seiner Schale bei Isognomostoma, und das gleiche trifft natürlich auch für die Cypraeiden zu, genau ebenso ist, wie das für die verwandten glattmündigen Arten gilt. Jederzeit können wir uns überzeugen, daß der Weichkörper der Schnecken erst durch die Fixation im Konservierungsmittel seine Konsistenz erhält, und daß er beim lebenden Tiere eine außer- ordentliche Plastizität besitzt. Jederzeit können wir beobachten, daß infolge dieser Plastizität der lebende Schneckenkörper in der Lage ist, sich ohne weiteres durch die enge Mündungsspalte hinaus- zupressen , und es würde kaum jemand auch nur auf die Idee kommen, diese Fähigkeit in Zweifel ziehen zu wollen. Diese Erfahrungen seien nun auf die Phragmoceraten an- gewandt. Die Übereinstimmung im Bau der Schale bietet wohl mit Sicherheit die Veranlassung, sie zu den Cephalopoden zu rechnen. Unter diesen werden sie, wieder ausschließlich dem Schalenbau nach, in die Verwandtschaft der noch rezent erhaltenen Nautiliden gestellt. Es bedarf kaum einer besonderen Betonung, daß mit dieser Annahme schon ein Schritt weit hinein in das Gebiet der Hypothese getan ist; aber da diese Einordnung der allgemeinen Ansicht entspricht, mag sie als Unterlage dienen. Man wird daraus zunächst erschließen, daß der Weichkörper der Phragmoceraten eine gewisse Übereinstimmung mit demjenigen der Nautiliden besessen habe, wenn schon über den Grad dieser Über- einstimmung sich naturgemäß gar nichts aussagen läßt. Weich- körper von Xautilus sind nun zwar schon des öfteren untersucht worden, aber nur verhältnismäßig wenigen Forschein ist es ver- gönnt gewesen, das lebende Tier zu sehen und den frischen Organis- mus zu präparieren. Der fixierte Weichkörper eines Xautilus hat aber wie derjenige einer fixierten Schnecke eine erhebliche Kon- sistenz. Diese führt unmerklich zu der Vorstellung, daß auch das lebende Tier ziemlich konsistent gewesen sei, zumal die auch meist fixiert als Vergleichsmaterial untersuchten dibranchiaten Cephalo- poden ebenfalls unvergleichlich viel konsistenter sind, als etwa die lebende Weinbergschnecke. Nun wdssen wir aber, daß die lebenden Dibranchiaten eine beträchtliche, z. T. sogar eine ganz außerordentlich große Plastizität besitzen ( Octopus), welche der- jenigen lebender Schnecken kaum nachsteht. Ähnliches scheint auch von Nautilus zu gelten, und es liegt keinerlei Grund vor, für die Phragmoceraten ein Verhalten anzunehmen, das in dieser Beziehung von dem der meisten rezenten Mollusken aller Gruppen abweicht. Auch der Körper der Phragmoceraten besaß also vermutlich dieselbe große Plastizität, wde sie andere Molluskenkörper aufweisen. Die biologische Bedeutung der Mündungsverengerung etc. 309 Damit fällt ein wichtiges Hindernis für das Verständnis der Beziehungen zwischen Weichkörper und Schale bei den Phragmo- ceraten weg. Nichts hindert jetzt mehr die Vorstellung, daß sich die Phragmoceraten ähnlich verhielten, wie es von den Schnecken mit verengter Mündung bekannt ist. Die Phragmoceraten waren danach wohl imstande, sich mit dem gesamten vorderen Abschnitt ihres Weichkörpers, dem Cephalo- podium, durch die Spalte des Visiers herauszuzwängen. Dieser eine Schluß, dem eine gewisse Wahrscheinlichkeit kaum abgesprochen werden kann, bringt nun eine Fülle von weiteren Vorstellungen mit sich, welche durch ihn bedingt werden. Zunächst ist es erforderlich, daß ein Weichkörper, welcher durch eine derartig enge Mündung passieren soll, wie es etwa diejenige von Phragmocrras ist, durchgängig eine so große Plasti- zität besitzt, daß er sich auf die Schlitzbreite zusammenpressen läßt. Würde man sich einen Nautilus-Körper in die Phragmoceraten- scliale hineindenken, und würde man ihm die geforderte Plastizität in vollem Umfange zubilligen, so würde er doch nicht in der Lage sein, durch die Mündung herauszukommen. Er würde dann durch das Vorhandensein seines Entoskelettes an einer genügenden Kom- pression gehindert werden. Daraus geht hervor, daß der Kopf- knorpel bei den Phragmoceraten nicht so stark entwickelt gewesen sein kann, wie bei Nautilus, vielleicht auch gänzlich fehlte. Das ist auch aus anderen Gründen keine besonders schwer verständ- liche Annahme, da die Ausbildung eines Kopfknorpels eine spezifisch den Cephalopoden zukommende Eigenschaft ist, welche den anderen Gruppen der Mollusken abgeht. Und unter den rezenten Cephalo- poden ist wieder die primitivste Form, Nautilus, auch mit dem einfachsten Typus eines Kopfknorpels ausgestattet. Es liegt also nichts näher, als bei altertümlichen Formen einen Mangel oder höchstens eine erst „orimentäre“ Ausbildung des Kopfknorpels vorauszusetzen. Außer dem Kopfknorpel enthält der Kopf von Nautilus noch einen weiteren Komplex von Skelettbildungen, nämlich die beiden mächtigen Kiefer im Schnabelapparat. Auch diese können bei den Phragmoceraten mit stark verengter Mündung nicht die entsprechende Größe und Stärke besessen haben wie bei Nautilus. Da die Kiefer ebenfalls nur bei den Cephalopoden zu einem so kräftigen, papagei- schnabelartigen Beißapparate entwickelt sind, würde ihre geringere Ausbildung bei primitiven Formen nicht besonders überraschen. Man kann aber auch daran denken, daß sie bei den Phragmo- ceraten erst in Anpassung an eine andere Lebensweise sekundär wieder reduziert wurden, wie das unter den rezenten Cephalopoden sich insbesondere in Anpassung an eine mikrophage Lebensweise beobachten läßt (Cranehia). Eine primär geringe Ausbildung oder eine sekundäre Eeduktion des Kieferapparates würde jedenfalls 310 H. Prell. dafür sprechen, daß die Phragmoceraten eine von derjenigen der meisten rezenten Cephalopoden abweichende Art der Ernährungs- weise besessen haben. Damit ist naturgemäß noch nicht gesagt, daß sie gerade mikrophag oder gar herbivor gewesen sein müßten, obschon besonders letzteres im Hinblick auf das Verhalten der Gastropoden gar nicht so unwahrscheinlich ist, wie es vielleicht im ersten Augenblick erscheint. Sie konnten aber jedenfalls, wenn sie Raubtiere waren, wohl kaum, wie Nautilus, hartsclialige Organismen ohne weiteres zermalmen und aufnehmen, sondern höchstens sich, wie viele Raubschnecken, an weiche Eeutetiere halten (Testacella) ; die weitere Möglichkeit, hartsclialige Tiere durch Anbohren zu bewältigen (Natica), kommt wohl weniger in Betracht. Wenn das Phragmoceratentier in seine Schale eingezogen war, so lag sein Cephalopodium gleichsam in einer von seinem Mantel gebildeten Tasche ; denn es ist wohl anzunehmen, daß der Mantel wie bei Nautilus und wie bei den Gastropoden der Schale mehr oder weniger dauernd anlag. Stülpte sich dagegen der Weichkörper aus, so schlüpfte er aus dieser Mantelhülle heraus. Die vorher vom Mantel umhüllten Körperteile befinden sich dann im Zusammenhänge außen vor dem Mantel und der Schale. Darauf basierend ist es möglich, auch über die Lebensweise der Phragmo- ceraten zu einer Vorstellung zu gelangen. Naturgemäß wurde durch das Ausstiilpen des Kopffußes die Mantelhöhle ganz erheblich erweitert; und wenn das Tier sich wieder zurückzog, mußte das sie erfüllende Wasser größtenteils wieder entweichen. Wegen der Enge der Mündung erfolgte nun das Zurückziehen des Kopffußes wohl zu langsam, als daß das austretende Wasser eine hinreichende Geschwindigkeit erhielte, um durch Rückstoß den Körper samt Schale fortzubewegen. Beim Einziehen in die Schale konnte ein Phragmocerat vermutlich nicht zugleich einen Schwimmstoß erzielen. Dem ausgestreckten Tier war es sodann überhaupt nicht möglich, durch Spritzstoß zu schwimmen, da eine Kompression der Atemhöhle bei der Festlegung der Gesamtgestalt durch die Schale ohne Verlagerung des Weichkörpers, also ohne Einziehen des Kopffußes, kaum denkbar ist. Nur dann, wenn das Tier ganz in seine Schale zurückgezogen war, vermochte es vielleicht, einen gerichteten Wasserstrahl aus- zustoßen. Voraussetzung wäre dabei, daß der rinnen- oder röhren- förmig zum „Trichter“ zusammengelegte Fuß zur Mündungsspalte herausgesehen habe. Dann konnte das vorher eingesogene Atem- wasser durch die Kontraktion der Adduktoren plötzlich heftig aus der Mantelhöhle herausgepreßt und dabei von dem „Trichter“ zum geschlossenen Strahl zusammengehalten werden. Unter den Um- ständen war es wohl möglich, daß der Phragmocerat ein Stück weit durch das umgebende Wasser fortgeschleudert wurde, ähnlich Die biologische Bedeutung der Mündungsverengerung etc. 311 wie der rezente Dibranchiat durch den auf gleiche Weise ent- stehenden Spritzstoß seines hoch spezialisierten Trichterapparates. Das Vorhandensein einer Schwimmfähigkeit ist also bei den Phragmo- ceraten denkbar. War diese Art der Fortbewegung durch Spritz- stoß aber nur beim eingezogenen Tiere möglich, so ist das ein Hinweis darauf, daß sie auch nicht die hauptsächlichste Fort- bewegungsart sein konnte. Ist es doch mehr oder weniger selbst- verständlich, dali ein schalentragendes Tier dann, wenn es sich fortbewegen will, sich nicht gerade im Inneren seines Gehäuses verbergen wird. Es wird vielmehr möglichst weit heraustreten, um das durchmessene Gebiet auf das Vorhandensein von Nahrung abzusucheu. Die normale Fortbewegungsweise der Phragmoceraten kann also nicht das aktive Schwimmen gewesen sein. Dies kam vielmehr, wenn überhaupt, so nur gelegentlich, insbesondere zum Schutz bei Verfolgung, in Betracht. Man darf also wohl mit ziemlicher Sicherheit sagen, dali die Phragmoceraten keine nek- tonische, also aktiv schwimmende Lebensweise besaßen, ebenso- wenig, wie man der erstaunlich schwimmfähigen Feilenmnschel (Lima hians) allein deshalb eine schwimmende Lebensweise zu- schreiben wird, weil sie unter geeigneten Verhältnissen zu schwimmen vermag, während sie gewöhnlich im zusammengesponnenen Neste ein ausgesprochen sedentäres Leben führt. Nun ist es natürlich denkbar, daß die Phragmoceraten für gewöhnlich eine planktonische Lebensweise hatten. Die kurze auf- geblähte Form der Gehäuse würde sich gut damit vereinigen lassen, weil viele Planktonorganismen eine kugelartige Gestalt besitzen, auch unter den rezenten dibranchiaten Cephalopoden (Crancliia). Man könnte vielleicht als Stütze dafür anfiiliren, daß die Phragmo- ceraten beim Herauskriechen aus dem Gehäuse, etwa durch starke Wasseraufnahme, wie viele Schnecken (Schiemenz) ihr Volumen so stark vergrößerten, daß sie erst recht schwimmfähig wurden. Aber einmal ist das Vorkommen verengter Mündungen gerade kein Charakteristikum pelagisch lebender Formen, da die im Visier abgelagerte größere Menge von Schalensubstanz nur eine zweck- lose Belastung bedeuten würde, ohne in entsprechendem Maße, wie bei den benthonisch lebenden Formen, zum Schutze des Weich- körpers beitragen zu können. Sodann macht die kräftige Schale der Phragmoceraten, die bei manchen Arten geradezu plump ist (Phr. callistoma), nicht den Eindruck einer Schwimmschale, da bei solchen die Wände erheblich dünner zu sein pflegen. Und schließ- lich würde, wenn die Schwimmfähigkeit jeweils durch die Volumen- vergrößeruug beim Heraustreten des Kopffußes bedingt wäre, die- selbe beim Zurückziehen wegfallen, und das Tier dann jedesmal absinken, wenn es zur aktiven Fortbewegung übergehen wollte. Eine planktonische Lebensweise führten die Phragmoceraten dem- nach auch schwerlich. 312 H. Prell, Somit bleibt durch Ausschluß der anderen nur die Möglichkeit übrig, daß die Phragmoceraten für gewöhnlich sich auf dem Meeres- boden aufhielten und somit ein ausgesprochen benthonisclies Leben führten. Ähnliches ist ja auch, wenn schon nicht in dem Umfange, im Laufe der Jahre von Nautilus bekannt geworden, den man früher für ein pelagisches Tier hielt, während später sich herausstellte, daß er vorzugsweise am Boden kriecht und nur 'gelegentlich schwimmt (Willey). Fig. 5. Schale und Steinkern von Phragmoceras callistoma Bari; (nach Barrande). Nun wurde bereits erwähnt, daß die Schale der Phragmo- ceraten oft enorm verdickt ist. Eine solche Dicke der Schalen kann dadurch zustande kommen, daß die Schale sehr dick angelegt wird, oder daß sie sekundär verdickt wird; und die sekundäre Verdickung wiederum kann von innen her oder von außen erfolgen. Der schon früher herangezogene Vergleich mit einer Cgpraea, legt es nahe , wiederum bei den Cypraeiden nach analogen Ver- hältnissen zu suchen. Die Cypraeen sind nicht nur imstande, durch den engen Mündungsspalt ihrer Schale Kopf und Fuß ihres Weich- körpers herauszustrecken, sie pflegen auch den Mantel weit heraus- treten zu lassen und ihn auf die Schale aufzulegen. Bei der kriechenden Cgpraea ist dann die gesamte Schale von dem eigen- artig umgebildeten Mantel bedeckt. Es wirkt außerordentlich über- I >ie biologische Bedeutung der Mündungsverengerung etc. Hl 3 raschend, wenn man zum erstenmal nach einem auf dem Korallen- riff kriechenden, auffällig gefärbten und über und über mit kleinen Zäpfchen besetzten Tiere von eiförmiger Gestalt greift, und wenn unter der Hand der rätselhafte Organismus durch Einziehen des Weichkörpers zu einer Cypraea tigris gleichsam amgewandelt wird. Die Folge dieser Umhüllung der Schale für die Morphologie der Schale ist nun, daß dieselbe von neuen Schichten überzogen wird, welche der Mantel sekundär auf das Gehäuse abscheidet. Dadurch Fig. 6. Umhüllung der Schale durch den Mantel bei Cypraea (Trivia) europaea Mont.; rechts: Tier völlig ausgestreckt, kriechend (nach Fischer aus Simroth): links: Tier teilweise zurückgezogen (nach Pelsexeer). Von der Dorsalseite der Schale ist nur der schmale Streifen zwischen den hochgeschlagenen Mantelfalten sichtbar. wird einerseits die ursprüngliche Skulptur und der morphologische Aufbau der Schale völlig verdeckt und anderseits allmählich eine größere Schalendicke erreicht. Während bei dieser großen tro- pischen Art die Schale glatt ist , weist diejenige der kleinen Cypraea ( Trivia ) europaea Mont, aus dem Nordmeer eine Rippen- skulptur auf, eine Komplikation, durch welche am prinzipiellen Aufbau der Schale naturgemäß nichts geändert wird. Ähnliches Verhalten könnte nun auch bei den Phragmoceraten vorliegen, bei denen sich eine deutliche Schichtung der Schale 314 H. Prell, Die biologische Bedeutung etc. findet. Die Ablagerung dieser verschiedenen Schalenschichten er- folgte wahrscheinlich nicht mehr oder weniger synchron, also beim fortschreitenden Wachstume vom Mundsaum her, denn sie zeigen unter Umständen eine sehr deutliche Skulptur, die auf den ein- zelnen Schichten etwas verschieden ist. Die Ablagerung erfolgte auch nicht von innen her, denn gerade die innerste Schicht zeigt eine besonders ausgesprochene zierliche Skulptur auf ihrer Extern- seite. Man darf also wohl annehmen , daß der Schalenzuwachs von außen her stattfaud, und zwar hat es den Anschein , als ob die Verdickung im wesentlichen erst nach Abschluß des Größen- wachstumes erfolgte. Die Gleichmäßigkeit, mit welcher die ein- zelnen Schichten auf der ganzen Schale übereinander gelagert sind, weist wenigstens auf ein solches Verhalten hin. Die Anschauung also, daß die Phragmoceraten ihre Schale mit dem Mantel um- hüllen konnten , scheint mir danach sehr nahe zu liegen. Der Parallelismus zwischen Cvpraeenschale und Phragmoceratenschale scheint aber noch weiter zu gehen. Die Überdeckung der Schale mit dem Mantel ist eine Eigenschaft, die besonders bei solchen rezenten Schneckenformen vorkommt, welche rasch beweglich sind. Auch bei den Phragmoceraten wäre etwas Ähnliches wohl anzunehmen. Das wird gestützt durch die Tat- sache, daß bei ihnen die Schale im Vergleich zu anderen beschälten Cephalopoden außerordentlich verkürzt ist, ein Faktor, der auch größere Beweglichkeit gegenüber der Schwerfälligkeit etwa der gestreckten Orthocei’aten garantieren würde. In demselben Sinne würde besonders die gleichmäßig eiförmige, direkt an die Form der Cypraeidengehäuse erinnernde Gestalt von erwachsenen Gomplioceras- Schalen von Bedeutung sein. Danach ist es mir von größter Wahrscheinlichkeit, daß die Phragmoceraten kriechende , vielleicht noch mehr oder weniger schneckenähnliche Cephalopoden waren, die in ihrer Lebensweise mancherlei Anklänge an die rezenten Cypraeiden besaßen. Vom Standpunkte phyletiseher Spekulation würde sich an diese Stellungnahme mancherlei anknüpfen lassen. Cypraeenähnliche Schnecken sind es, welche morphologisch die Brücke zu den be- schälten und weiterhin den unbeschalten Opisthobranchiern schlagen. Und die zeitweilige Umhüllung der Schale mit dem Mantel ist hier die Vorstufe zur dauernden Mantelumwachsung, der Grundlage für die Schalenreduktion. So böte sich die Möglichkeit, die Stein- mann sehe Hypothese von der Beziehung der Phragmoceraten zu Cirroteuthis wieder aufzunehmen, und eine Verbindung zu suchen zwischen den paläozoischen Phragmoceraten und der Gesamtheit der rezenten Octopoden. Anderseits könnten die Phragmoceraten auch zu Formen mit analoger Schalenumwachsung in Beziehung ge- bracht werden, die zu schwimmendem Leben übergingen und durch mehr polare Ablagerung der sekundären Schale dem Belemniten- F. v. Huene, Coelurosaurier-Reste etc. 31 ö typus zuatrebten. In beiden Fällen muß man sich aber dessen bewußt sein, daß man damit auch entweder einen direkten Über- gang von tentakulaten nantiloiden Stammformen zu acetabuliferen t'ephalopoden annähme, oder die Phragmoceraten aus der Ver- wandtschaft der Nautiloideen bereits herauslöste. Diese Gedanken weiter auszuspinnen erübrigt sich, da sie rein auf hypothetisches Gebiet führen. Der Versuch dagegen, aus dem Hau des Gehäuses der Phragmo- ceraten auf Morphologie und Biologie des Phragmoceratentieres Schlüsse zu ziehen, erscheint mir ebenso berechtigt wie wünschens- wert1. Und vielleicht sind die vorgebrachten Erwägungen ge- eignet, etwas Anregung in dieser Richtung zu bieten. Coelurosaurier-Reste aus dem obersten Keuper von Halberstadt. Von Friedrich v. Huene in Tübingen. Mit 6 Textfiguren. Dem freundlichen Entgegenkommen des Geheimrats Prof. 0. Jakkf.l in Greifswald verdanke ich es, daß die wenigen Coeluro- saurier-Reste des berühmt gewordenen oberen Keupers von Halber- stadt mir zur Bestimmung und Bekanntgabe nach Tiibiugen über- sandt wurden. Das Material besteht nur ans 5 Stücken: 1. dem von Jaekel als Pterospondylus trielbae bekannt gemachten Wirbel (Pal. Zeitschr. I. 1914. p. 195), der im Inneren des Panzers von Triassochelys dux gefunden wurde, und 2. vier zusammen gefundene Knochen: zwei Wirbelcentra, einem linken Ileum und einem rechten F emnr. 1. Pterospondylus trielbae Jkl. (Fig. 1). Es ist dies ein gut erhaltener mittlerer Rückenwirbel von sehr leichtem Bau, der stark au Procompsognathus triassicus aus dem Stubensandstein von Pfaffenhofen und an Podokesaurus holyokensis aus dem amerikanischen Connecticut-Sandstein erinnert. Das Wirbel- centrum ist sehr gestreckt und niedrig, mäßig eingezogen, die Unterseite relativ breit, oberhalb derselben in der Mitte enger. Die Länge ist 26 mm; die Höhe der Gelenkflächen ist 9, die Breite 12 mm; letztere sind mäßig konkav, der Oberrand gerad- 1 Auf die morphologischen Anklänge zwischen den Visierbildungen von Phragmoceraten einerseits und von manchen Ammonoideen anderseits {. Morphoceras und Verwandte) sei nur liingewiesen. während ihre Er- örterung erst bei späterer Gelegenheit erfolgen wird. 316 F. v. Huene. linig. Die Breite des Centrums in der Mitte unten beträgt 7,5 mm. Der Rückenmarkskanal ist sehr weit, seine Höhe ist 4. seine Breite 7 mm. Am Neuralbogen fällt die große breite Oberfläche der lamellenartig dünnen Diapophyse auf. Sie setzt am Oberrand der Präzygapophvse an und reicht bis auf den Lateralrand der Post- zygapophyse. Die Oberfläche ist eben und steigt lateralwärts an, jedoch nicht so steil, wie Jaekel’s Figur vermuten läßt. Von der Wurzel des Dornfortsatzes an ist der Querfortsatz 18 mm lang (transversal), lateral 7 und neben den Zvgapophyseu 22 mm breit (axial). Die Diapophyse ist mäßig rückwärts und schwach auf- wärts gerichtet. Sie ist unten durch zwei Streben gestützt, eine kräftige, die nach dem hinteren Ende der Basis des Neuralbogens und eine kürzere, die ziemlich breit nach dem vorderen Ende zieht. Auf dieser erhebt sich die reichlich 5 mm hohe Parapophyse mit länglicher (4,5 mm) Facette. Die Pnterhöhlungen unter den Fig. 1. Rückenwirbel von Pterospondylus tri eihae Jakkel. Oberer Keuper, Halberstadt. 3:4 nat. Größe, a von links, b von unten, c von oben. d von hinten. Winkeln dieser Streben sind sehr tief und spitz. Die centroneurale Naht verläuft geradlinig und läßt dem Neuralbogen sogar noch an den oberen Ecken der Centrums-Gelenkflächen etwas Platz. Die Präzygapophysen strecken sich weit nach vorn und die Facetten wölben sich medialwärts gegeneinander abwärts. Entsprechend sind die Postzygapophysen geformt. Zwischen ihnen und unterhalb steht ein Zygosphen. Nach oben weichen die Ränder und die von ihnen aufsteigenden Kanten weit und tief auseinander. Der Dornfortsatz, dessen oberer Teil abgedrückt und quer auf seine Basis gelegt ist. war 15 mm lang (axial) und hinten 11, vorn 10 mm hoch, oben mit kaum verdicktem Rand. Dieser Wirbel weicht nur wenig von Procovipsognathus (riassicus ab. Er ist größer und die Oberfläche der Diapophyse noch breiter, aber sonst ähnlich. Auch die Gestalt des Centrums und die Größe des Rückenmarkskanals erinnert stark an Procompsognnthwt triassicu s. Vielleicht gehört er in die gleiche Gattung. Wenn das zutreffen sollte, müßte der 1914 gegebene jAEKKn’sche Gattungsname dem a b c d Coelurosaurier- Reste «aus dem obersten Keuper etc. 317 schon 1 1) 1 3 von E. Fraas gegebenen weichen. Aber die Ähnlichkeit mit Podokesaurus ist nicht geringer, ich sehe nämlich erst jetzt, daß, was ich 1914 für Dornfortsätze bei Podokesaurus hielt (Geol. u.Pal.Abh. N.F. 13,1. 1914. Taf. 6), in Wirklichkeit die Diapophysen sind. Dazu stehen mir außer meinen Zeichnungen noch sehr gute Photogramme zur Verfügung, die jetzt besonderen Wert haben, da das Original kürzlich durch eine Feuersbrunst zerstört wurde. 2. cf. Halticosaurus longotarsus H. (Fig. 2 — 6). Rückenwirbel: Dieses Centrum (Fig. 2) ist 35 mm lang, an den Gelenkflächen ca. 2G mm hoch und ca. 33 mm breit. Heide Gelenkflächen sind leicht konkav. In der Mitte unten ist das Centrum bis auf 21 mm eingezogen, höher oben aber auf 17 mm. Die untere Fläche ist ganz flach gewölbt. Die dichte Wandung ist — wie man an einigen Brüchen feststellen kann — wenig über 1 mm dick. Am Hinterrande unten ist eine starke Ansatzstelle für Gelenkbänder zu sehen. Fig. 2. Riickcnwirbelcentrum von cf. Halticosaurus longotarsus Hiexe. Oberer Keuper, Halberstadt. 1 : 2 nat. Grüße, a von der Seite, b von unten. Dieses Centrum setzt einen viel gedrungeneren und kräftigeren Wirbelbau voraus, als Pterospondylus oder Procompsognathus ihn besitzt. Aber durch die niedrige und unten breite Form sowie die dünne Knochenwandung über grobmaschigem Knochengewebe nähert er sich doch der typischen Gestalt der Coelnrosaurier-Wirbel, auch spricht der hinten breite Rückenmarkskanal dafür. Sehr stark erinnert dieser Wirbel au die Sacralwirbelkörper von Halticosaurus longotarsus. Fig. 3. Schwanzwirbelcentrum von cf. Halticosaurus longotarsus Huene. Oberer Keuper von Halberstadt. 1 : 2 nat. Größe, a von rechts, b von hinten. Schwanz wirbelcentrum (Fig. 3). Das Centrum ist 27 mm lang, wenig eingezogen und seitlich komprimiert. Die nur schwach vertieften Gelenkflächen sind 21 mm hoch und 18 mm breit. Die untere Hälfte des Randes zeigt den bekannten Umschlag mit den Kontaktflächen für die Hämapophvsen, hinten stärker als vorn. Die Unterseite ist breit gewölbt, nur ganz hinten platt, der Durch- 318 F. v. Huene. messer in der Mitte 10 mm. Dicht unter der centroneuralen Naht sieht man den Wirbel wieder wenig dicker werden, man kann auch an etwas stärkerer Verbreiterung in der Mitte erkennen, daß relativ kräftige Schwanzrippen noch vorhanden waren. Nach allem halte ich ihn für einen vorderen oder mittleren Schwanzwirbel. Linkes Ilium (Fig. 4). Das Ilium ist besonders interessant und wichtig, da es ganz charakteristische Gestalt besitzt. Es erinnert an Coelophysis und Ornitholestes sowie besonders an das Fragment von Halticosaurus longotarsus aus Pfaffenhofen. Die sein- weit vorspringende Crista supraacetabularis, der breite hohe Pro- cessus proacetabularis sind so charakteristisch, daß man nicht irre gehen kann. Der ganze obere und hintere Teil fehlt, aber die Umgebung des Acetabulums ist vollständig, nur der äußerste Rand im hinteren Teil der Crista supraacetabularis ist abgerieben. Die Fig. 4. Linkes Ilium mit Ergänzung des fehlenden Teiles von cf. Jlaltico- saurus longotarsus H. Oberer Keuper von Halberstadt. 1 : 2 nat. Größe, a von der Seite, b von vorn. Basis des aufsteigenden Teils ist ganz vorne dick, sonst dünn, daraus kann man auf eine lange und breite vordere Spitze schließen. Daß auch die hintere Spitze lang war, sieht man aus der von der Crista supraacetabularis gerade nach hinten abzweigenden Kante. Die für das Iscliium bestimmte Kontaktfläche ist etwas abgerieben. Die Weite des Acetabulums ist 5| cm, die Höhe an der medialen Kante 2 cm. Die für das Pubis bestimmte Gelenkfläche ist 2,5 cm hoch und unten 2 cm breit. Schon 2,3 cm von dem oberen Rand dieser Gelenkfläche beginnt der steile Aufstieg zur Spina anterior. Die gewölbte obere Fläche des Acetabulum unter der Crista ist in der Mitte mehr als 3,2 cm breit. Die mediale Fläche ist eben und glatt, man sieht nur in halber Höhe die rauhen Ansatzflächen für die Sacralrippcn. Über die Zahl der Sacralwirbel lasson sich direkt aus dem Stück keine Anhaltspunkte Anden, da zu viel fehlt. Coelurosaurier-Reste aus dem obersten Keuper etc. 319 • Nach meiner freien Ergänzung könnte man 4 Sacralwirbel ver- muten. Das Ilium-Fragment von 11. longotarsus scheint diesem recht ähnlich auch in der Größe. Rechtes Femur (Fig. b u. 6). Von dem Femur ist das proximale und das distale Ende vorhanden. Es zeigt einen von Thecodontosaurus und von Plutcosauru s und Tcratosaurus sehr ab- weichenden Typus. So wie die beiden Enden jetzt durch Gips ver- bunden sind, erscheint der Knochen viel zu kurz. Das Proximal- ende muß ursprünglich dick und viel weniger breit gewesen sein, Fig. 5. l’roximalende des rechten Feinur von cf. Halticosaurus longo- tarsus Hukxe. Oberer Keuper von Halberstadt. 1 : 2 nat. Größe, a von 'lateral, b von medial, c von oben Fig. 6. Distalende des rechten Femur von cf. Halticosaurus longotarsus Hi ene. Oberer Keuper von Halberstadt. J : 2 nat. Größe, a von unten, b von lateral, c von distal. wie die Furche oben auf dem Oberende anzudeuten scheint, denn ich fasse sie als durch Druck zustande gekommen auf. Die Breite des Femurkopfes ist 5 und die jetzige Dicke 2,1 cm, sie muß aber namentlich in der vorderen Partie wesentlich größer gewesen sein. Der Trochanter minor bildet an der Unterseite eine deutliche Kante. An der Hinterseite setzt die Längskontur mit einer Kante au. während vorn die Wölbung des Femurkopfes eiue starke gewesen zu sein scheint. Von der Längserstreckung sind nur wenige Zenti- meter erhalten. Dieses Oberende des Femur stimmt sehr gut mit Halticosaurus longotarsus überein. 320 Personalia. Länger ist das distale Fragment mit sehr scharf vorragenden schmalen und dicht beisammenliegenden Cond3rli, zwischen denen eine tiefe schmale Furche sich belindet. Vom fibularen Condylus zieht eine hohe scharfe Kante nach oben. Die größte Breite am distalen Ende ist 4,4, in der Mitte 4,1 cm. Der tibiale Condylus hat 16, der fibulare 9 mm Breite. Der erstere ragt 17, der letztere 26 mm über den Grund der zwischen den Condvli befindlichen Furche hervor. Letzterer, der etwas lateralwärts geneigt ist, stellt 8 mm einwärts vom lateralen Längsrande. Die ganze distale Gelenk- fläche ist etwa rechtwinklig zur Diaphyse gestellt. Hieraus muß auf in durchschnittlicher Stellung gestreckten Fuß geschlossen werden, etwa wie bei Oniitholestcs, aber auch bei Codophysis in der Trias. Beide Condyli reichen nur 15 — 20 mm aufwärts. Die Kaute oberhalb dem tibialeu Condylus verschwindet schon 41 cm oberhalb dem Distalende, während die fibulare viel höher ist und durch den Bruch abgeschnitten wird (6 cm vom Distalende). In der distalen Gelenkfläche befindet sich in der Mitte eine tiefe Einsenkung, die mit einer Furche lateral neben dem fibularen Condylus den Rand erreicht. Die Dicke des Femur ist 4 cm über dem Distalende, neben dem tibialen Condylus 2,S, neben dem fibularen Condylus 3,4 cm. Aus der Beschreibung der vier Knochen dieses Fundes geht deutlich hervor, daß es sich nur um einen Coelurosaurier handeln kann. Die Form des Femur-Proximalendes und das Ilium-Fragment sowie die allgemeine Größe lassen es mich für sehr wahrscheinlich halten, daß hier ein zweiter Fund von Halticosaurus longotarsus.H. vorliegt (Huene, Trias-Dinosaurier Europas. Geol. u. Pal. Abh. Suppl.-Bd. 1908. p. 231 ff., Taf. 97). Ich bezeichne diesen Fund als „cf. Halticosaurus longotarsus II.“ Der Brustwirbel von Ptcrospondylns trielbac Jaekei. besitzt alle Characteristica von Procompsognalhus triassicus, nur noch breitere Querfortsätze. Da er aber gleichermaßen Podokesaurus holyokensis Tai.isot so außerordentlich ähnlich ist, mag der eingefnhrte Gattungs- name zunächst beibehalten werden. Sehr wertvoll ist es, daß immerhin einzelne Reste der kleinen und ihrer Zartheit wegen stets selten erhaltenen Coelurosaurier sich auch in Halberstadt gefunden haben. Hoffentlich wird bei sehr sorgfältigem Weitergrabeu dort bald mehr und Zusammenhängenderes gefunden. Tübingen, 8. Mai 1 920. Personalia. Verliehen: Der v. Reinach-Preis der Senckeubergischen Naturforschenden Gesellschaft 1921 Herrn Prof. Dr. Harrassowitz. Gießen, für folgende Arbeit: Die Schildkrötengattung Anost cira von Messel bei Darmstadt und ihre stammes- geschichtliche Bedeutung. M. Rii'hter, Die exotischen Blöcke im Flysch etc. :v> i Original-Mitteilungen an die Redaktion. Die exotischen Blöcke im Flysch bei Oberstdori. Von Max Richter. Mit 3 Textfigaren. Lui vergangenen Sommer hatte ich Gelegenheit, den Flysch in der Umgebung von Oberstdort' in den Allgäuer Alpen kennen zu lernen. Im folgenden will ich auf einige Stellen näher ent- gehen. die mir einer kurzen Betrachtung wert erscheinen. An der einen Stelle sind in den Anlagen beim Elektrizitäts- werk Oberstdorf oberste Kreideschichten aufgeschlossen : au dev andern Stelle, am Kiihberg, treten exotische Blöcke im Flysch auf. d = Diluvium, w = Wildllyseh. s = Seewenschichten. Fig. 1. Weg durch die Anlagen beim Elektrizitätswerk. Die Kreideschichten , die beim Elektrizitätswerk auf treten, sind diinnschiefrige. helle Mergel von graugrünlicher Farbe: stellen- weise sind sie rot nnd grün gedeckt, d. h. Putzen von roter oder grüner Farbe durchsetzen da und dort das Gestein. An einer Stelle tritt eine ca. 30 cm breite Zone dunkelrot gefärbter schiefriger Kalke nnd Mergel auf. Das Gestein ist außerordentlich reich au Foraminiferen, die man im Dünnschliff als Globigerina creiacea erkennt. In einem andern Dünnschliff, den mir Herr Geheimrat Steix- m a kn frenndlichst überließ und wofür ich ihm herzlichen Dank sage, zeigten sich neben massenhaften Formen von Globigerina cretacen Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 21 822 JI. Richter. auch einige wenige von Discorbiiia camliculata. Außerdem . man im Dünnschliff einzelne Körnchen von Glaukonit. Der ganze Komplex fällt durchschnittlich 60 — 70° SSO. Folgt man dem Weg durch die Trettachanlagen ein kurze Stück nach Norden, so sieht man unter den Kreidemergeln Flyscli am Wegrand auftauchen. Er besteht aus braunen, zerknitterten Schiefern, in denen Linsen und unregelmäßige Blöcke von blau- grauem Kieselkalk eingelagert sind. Daneben tinden sich kleine kristalline Gerolle und Ölquarzite. Wir haben also einen kleinen Sattel von obersten Kreide- schichten vor uns, der nach NNW iiberkippt ist und über dem Wildflysch liegt. Im Süden ist der Kontakt zwischen Kreide und Flyscli nicht zu sehen, die Aufschlüsse linden am Falteubach ihr Ende. Weiter südlich folgt Alluvium, bezw. Diluvium bis zum Kiihberg. Dieser besteht wieder aus Flyscli ; durch seine exotischen Blöcke ist er bekannt geworden. Diese wurden bisher immer für Gneis gehalten ; nach meinen Untersuchungen ist aber am Kiihberg kein Gneis, sondern ausschließlich Glimmerschiefer vorhanden. A. Rothpletz 1 und G. Schu lze 2 waren der Ansicht, daß der „Gneis“ von oben her in den Flyscli durch die ostalpine Schubmasse hereingepreßt worden sei. Da aber der heutige Höhen- unterschied zwischen der Basis der Schubmasse oben am Schatten- berg und dem „Gneis“ unten am Kiihberg ca. 200 m beträgt, müssen beide ihre Zuflucht zu einer Verwerfung, der „Trettach- lllerlinie“ nehmen. Diese soll auch den Transversalschub des Grünten nach Norden bewirkt haben. Von einer Verwerfung konnte ich nirgends etwas linden. Das, was Rothpletz als Beweis anführt, nämlich das Anstehen des Hauptdolomits in der Tiefe des Trettachtales, ist durch die Wellung der Schubfläche bedingt. A. Tornquist1 2 3 4 nimmt eine ursprünglich stratigraphische Ein- lagerung des „Gneises“ in den Flyscli an. H. Mylius 4 vertrat die eigenartige Ansicht, daß der „Gneis“ an einer Überschiebung von Flyscli über Flyscli aus der Tiefe mit- geschleppt sei. Diese Ansicht setzt einen unverständlichen und wohl auch unmöglichen Bewegungsmcchanismus voraus; außerdem gründet sie sich auf unrichtige Beobachtungen. 1 Geologische Alpenforsclmngen. Teil II. München 1905. 2 Die geologischen Verhältnisse des Allgäuer Hauptkanims von der Rotgundspitze bis zum Kreuzeck und der nördlich ausstrahlenden Seiten- äste. Geognost. Jahreshefte München 1905. 3 Die Allgäu -Vorarlberger Flyschzone und ihre Beziehung zu den ostalpinen Deckenschüben. N. Jahrh. f. Min. etc. I. 1908. 4 Geologische Forschungen an der Grenze zwischen Ost- und West- alpen. I. Teil. München 1912. I>ie exotischen Blocke im Flysch bei Oberstdorf. 323 Aux. Heim1 betrachtet die exotischen Blöcke als strati- graphische Einlagerung. Meiue Beobachtungen sind folgende: Der Flysch fällt durchschnittlich 60° SSO ein und besteht aus denselben dünnen braunen Schiefern wie beim Elektrizitätswerk. In diesem Flysch stecken Glimmerschieferbrocken von unregel- mäßiger Gestalt. Sie sind wenig fest und zerfallen unter dem Hammer leicht zu Grus. Mit diesen Glimmerschieferbrocken zusammen rinden sich auch kieselige Kalkbrocken von unregelmäßiger Gestalt und von blaugrauer Farbe. Sie erinnerten mich lebhaft an gewisse Kieselkalke aus den Fleckenmergeln. Die Kalkbrocken sind nicht abgerollt, sondern eckig. Neben einer großen Anzahl von Kalk- und Glimmerschiefer- brocken sind zwei große Schollen von Glimmerschiefer vorhanden, die in den Flysch eingefaltet sind. Die südliche Scholle hat eine Mächtigkeit von etwa 3 m. Zuerst fällt sie steil nach Süden ein. dann wird die Neigung flacher. Ebenso verhält sich auch der Flysch, so daß diese Scholle nicht diskordant den darunterliegenden Flysch und die übrigen Glimmerschieferbrocken abschneidet, wie Mylius meint. Die zweite (nördliche) große Scholle ist ca. 1,5 m mächtig und ist wie die südliche Hauptscholle in den Flysch eingefaltet. Im Gegensatz zu den kleinen Glimmerschieferbrocken ist der Glimmerschiefer der beiden großen Schollen von großer Härte und Festigkeit. Er ist aber nicht einheitlich, sondern wird durch allerlei Sprünge und Hisse in einzelne Blöcke zerlegt. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich : Der Glimmerschiefer des Kühberges steht in keiner tektonischen Beziehung zum ost- alpinen Triasgebirge. Eine Überschiebung von Flysch über Flysch, längs der die Glimmerschieferschollen aus der Tiefe durch alle den Flysch unterlagernden Sedimente herbeigeschleppt sein sollen, ist nicht vorhanden. Ich nehme daher mit A. Tornquist und Arn. Heim eine ursprünglich stratigraphische Einlagerung des Glimmerschiefers in deu Flysch an (Wildflysch). Die Profile, die bisher durch den Kühberg gelegt wurden, sind teils unrichtig, teils unvollständig. Ich habe nach Entfernung von Erde usw. ein Profil aufgenommen, das Anspruch auf ziemliche Vollständigkeit erheben kann 2. Die eigenartige Umbiegung des Flysches samt den Glimmer- schieferschollen ist vielleicht als Folge des Eisdruckes während der diluvialen Vergletscherung aufzufassen. 1 Der Grünten im Allgäu. Festschrift Albert Heim. Zürich 1919. 2 Die einzelnen Glimmerschieferbrocken sind übertrieben groß ge- zeichnet. 21 * 324 M. Richter, Von den exotischen Blöcken am Kiihberg habe ich vier Dünn- schliffe untersucht ; bei der Untersuchung war mir Herr Geheimrat Brauns behilflich, wofür ich ihm herzlichst danke. Zwei Schliffe sind von Stücken aus den beiden großen Schollen. Sie enthalten : Sehr viel Quarz, der reich an Einschlüssen und vielfach zer- brochen ist, auf Spalten hat sich mitunter Eisenerz abgesetzt; Muscovit in großen Mengen ; dazu kommen als Nebengemengteile Apatit, Turmalin, Chlorit und Eisenerz. Der dritte Schliff ist von einem der kleinen, mürben Glimmer- schieferbrocken. Darin befinden sich: Quarz, zerbrochen, mit stark undulöser Auslöschung; Muscovit; wenig Biotit; Apatit; Zirkon und Eisenerz. Der vierte Schliff stammt von einem quarzreichen, kristallinen Geröll, w!ie solche häufig am Kiihberg und beim Elektrizitätswerk Vorkommen. Der überwiegende Bestandteil ist Quarz, daneben kommen Muscovit (in kleinen Fetzen), Apatit und Eisenerz vor. Auf Spalten ist Calcit eingedrungen. Fig. 3. Kristalline Blöcke am Weg Oberstdorf— Moorbad. Auf der andern (westlichen) Trettachseite habe ich am Weg, der von Oberstdorf nach dem Moorbad führt, ein weiteres Vor- kommen kristalliner Gesteine aufgefunden. Die exotischen Blocke im Flysch bei Oberstdorf 32:"> Auch liier liegen dieselben in braunen, bröckligen Schiefern. Neben ihnen stecken im Flysch große Blöcke von blaugrauem Kieselkalk. Nie sind diese gerundet, immer eckig. Mir fiel ein großer Kalkblock von unregelmäßiger Gestalt auf, der ca. 1,5 m im Durchmesser mißt. Die braunen Schiefer umgeben ihn allseitig. Neben braunen Schiefern kommen in einer 2 — 3 m breiten Zone auch rote und grüne Schiefer vor. Weiter südlich schalten sich dann allmählich die normalen Flyschsedimente, Kalke und Sand- steiue, ein. Die kristallinen Blöcke hier sind nach dem Ergebnis der Untersuchung im Dünnschliff als „granatführende, stark gequetschte, kristalline Schiefer“ zu bezeichnen. Die Bestandteile sind: Quarz, stark zertrümmert; wenig sekundärer Mnscovit; Biotit: Orthoklas, sehr zerquetscht, in Spalten ist Quarz eingedrungen: wenig Plagio- klas; Apatit; Turmalin: Kutil und Eisenerz. Zum Schlüsse möchte ich bemerken, daß ich auch einen Dünn- schliff von einem Ölquarz itgerölle untersucht habe. Es zeigte sich, daß hier ein Sandstein vorliegt, dessen Bindemittel hauptsächlich Kieselsäure, daneben aber auch viel Calcit ist. Der vorwiegende Bestandteil ist Quarz in teils eckigen , teils gerundeten Körnern : daneben kommen noch vor brauner Turmalin, Zirkon nud Eisenerz. Die griine Farbe des Gesteins rührt her von sehr feinschuppigen, smaragdgrünen Aggregaten einer chloritischen Substanz. Am zahlreichsten finden sich solche Ölquarzite im Keichenbacli- tubel unterhalb der Gaisalpe, wo der Wildflyseh im Hangenden der Seewenschiehten von Schöllang anftritt. Zusammenfassung. Ars. Heim faßt die senoneu Kreidemergel am Elektrizitäts- werk als .Couches rouges“ vom Typus Prealpes-mediaue>-Klippen- Falknis (Falkuisdecke?) auf. die im Wildflyseh eingewickelt sind. Dieser Deutung kann ich nicht beipflichten. Meiner Ansicht nach liegen helvetische senone Kreidemergel (Seewenmergel. Leistmergel der Schweiz) vor, die als überkippter Sattel in den Wildflyseh eingefaltet sind. Im Hangenden der Seewenmergel folgt der Wildflyseh des Kühberges und*der Trettachanlageu. Ich denke dabei au einen konkordanten (stratigraphischen ?) Übergang, da in den Aufschlüssen im kleinen Walsertal ein stratigraphischer Übergang deutlich zu sehen ist, nud wo einzelne exotische Blöcke sich bereits in den Seewenmergeln einstellen. Beinahe überall (Oberstdorf, nördlicher und südlicher Bregenzer Wald) findet sich die Zone mit den exotischen Blöcken im un- mittelbaren Hangenden der oberen helvetischen Kreidescliichten ohne jede tektonische Trennungslinie. Ich fasse daher die Wild- 326 P. Keßler, dyschzone mit den darüber folgenden normalen Flyschsedimenten nicht als exotisch, sondern als helvetisch auf. Wahrscheinlich gehört der Wildflysch z. T. wenigstens noch dem obersten Senon an. Die Herkunft der exotischen Blöcke liegt im Dunkel. Es hat aber den Anschein, als ob das Meer zur Wildflyschzeit an einer steilen, unterwaschenen Küste gebrandet sei, von der größere und kleinere Teile ins Meer stürzten ; denn nur so kann ich mir das Vorkommen zweier so großer Glimmerschieferschollen, wie sie am Kühberg vorliegen, erklären. Die Bedeutung der jährlichen Klimaschwankungen und des Reliefs für die Bodenbildung. (Vorläufige Übersicht.) Von Paul Kessler in Tübingen. (Schluß.) Eine außerordentliche Bedeutung hat ferner die wechselnde Dichtung des Wassers im Boden im Gebiet des Tschernosioms, der „Kastanienfarbigen Böden“ und der „Braunen Böden“ Glinka's. Alle drei Bodenarten sind am besten beschrieben aus dem ebenen Steppengebiet des europäischen und des asiatischen Rußland, alle drei liegen in Gebieten mit starkem Gegensatz zwischen kaltem Winterklima und warmem Sommerklima, sowie in einem Gebiet, das infolge der kontinentalen Lage starke Verdunstung hat. Der Unterschied des Klimas in den Gebieten der drei Böden liegt in der Temperatur, der Stärke der Verdunstung und der Menge der Niederschläge. Bei allen dreien fällt die größte Niederschlags- menge ungefähr mit der heißesten Zeit zusammen und sie liegen auch auf demselben ebenen Gelände. Es ergeben sich folgende klimatische Daten : Tscliernosiom Europa (Mittelwerte) Mittlere Jahrestemperatur Temp. des kalt. Monats „ „ wärmst. „ Jährl. Niederschläge . . N. d. heißesten Monats . „ „ kältesten „ ltel. Luftfeuchtigkeit (Mittel) , heißeste Zeit + 5,3« — 10,9° + 21,1° 4(11,4 mm 5(1,8 „ 28,1 „ 70—80 % ca. 45 Kastanien- farbene Böden (Uralsk) + 4.78° —14,28° Braune Böden ^(Astrachan) + 9,4« — 7,2« + 23,43« +25,5* 380,3 Ulm Genaue Angaben konnte 39 4 . loh bisher nli-ht erhalten, . . q doch sollen die Nieder- ~ sclilägo noch geringer — sein als in den beiden anderen Zonen. Die Bedeutung der jährl. Klimaschwankungen etc. 827 Nördlich schließen sich an die Schwarzerden die podsoligen liüden an, die nach Glinka s eigenen Angaben 1 Ramann's Braun- erden entsprechen, südlich der „Braunen Böden“ Glinka's liegen „ Grauerden“, die durch ihren Reichtum an Carbonaten und leicht- löslichen Salzen ihren vorwiegend ariden Charakter erkennen lassen, der ja auch, ebenso wie der der „Braunen Böden“ aus der Abfluß- losigkeit des Gebiets ohne weiteres hervorgeht 2. Dieselbe Reihen- folge im wesentlichen Anden wir nach Mubgo^i s Bodenkarte in Rumänien wieder. Das Charakteristische des Tschernosioms ist, daß er eine nicht unbeträchtliche Menge des milden, d. h. mit Salzen, vorwiegend mit CaCOs adsorptiv verbundenen Humus ent- hält. Das haben auch Ortsböden auf Kalk oder kalkreichen Ge- steinen, die sog. Rendzinen, wie wir sie z. B. am Steilhang und am Rande der Albhochfläche überall auf den Malmkalken Anden, oder wie sie auch in Flachmooren sich bilden können. Aber nach Hohenstein vermindert sich der oft hohe (bis 10%) Humusgehalt dieser letzteren Böden, sind sie einmal in Kultur genommen, zu- sehends und ist nach weniger als 100 Jahren bisweilen völlig verschwunden; auf der Albhochfläche liegt überall, wo der Boden tiefgründig ist, nicht mehr Rendzina vor, sondern Braunerde1. 1 In seiner Klassiükation der Böden hat Lang diese wie andere An- gaben Glinka’s und Kossowitsch’s entweder übersehen oder absichtlich übergangen, da es sonst vollkommen unverständlich wäre, wie er in den t Braunen Böden“ ein Äquivalent der Braunerden sehen kann. s Der Begriff des ariden Gebiets, der in der Geographie durch die Abflußlosigkeit charakterisiert wird, läßt sich allerdings streng genommen in dieser Weise nicht auf die Bodenkunde ausdehnen. Ob das Wasser, nachdem es einmal den Boden durchfeuchtet und bis zu einem gewissen Maße ausgewaschen hat, in das Meer abfließt oder in einen salzigen Binnensee, oder ob der Fluß in der Wüste versiegt, ist für den einmal ausgewaschenen Boden gleichgültig. Dieses Auswaschen wird auch bei mäßiger Regenmenge überall statttinden,- wo stärkere Unterschiede des Reliefs vorhanden sind ; nur ein stehendes Grundwasser mit ziemlich gleichmäßigem Abstand von der Oberfläche, aus dem die Salzlösungen wieder aufsteigen können, bewirkt, daß trotz vorhandener Niederschläge in einem Gebiet mit starker Verdunstung keine wesentliche Auswaschung statttindet, ja daß sich die Salze an der Oberfläche anreichern können. 3 Lang ist im Irrtum, wenn er behauptet, Schwarzerde wäre auf der Alb vorwiegend. Braunerde ist herrschend, echte klimatische Schwarzerde kommt auf der Alb überhaupt nicht vor, sondern nur Rendzinen. Auch der von Lang zur Stützung seines Bodensystems, in dem sich Tschernosiom im Grade der Durchfeuchtung unmittelbar an Rohhumus anschließen soll, hervorgehobene Umstand, daß bei Schopfloch auf der Alb ein Hochmoor existiert, läßt sich in seinem Sinne nicht verwerten, denn einmal sind ja die schwarzen Böden auf der Alb Rendzinen, dann aber liegt das Hoch- moor auf undurchlässigem Tuff, ist also eine Ortsbildung und keine rein klimatische Bodenbildung. Hervorgehoben sei jedoch, daß an anderen Stellen der Alb tatsächlich stark podsolige Böden Vorkommen, was auch 328 P. Keßler, Tschernosiom dagegen behält, soweit er nicht durch Klimaänderung degradiert wird, oder durch landwirtschaftliche Ausnutzung seinen Kalk ± völlig verliert, seinen milden Humus dauernd bei. Der Grund liegt eben einmal in den bereits erwähnten Lebensbedingungen der Mikroorganismen, dann aber in dem Verhalten des Grundwassers. Je höher es liegt1, je ebener sein Spiegel und die Bodenoberfläche, je feinkörniger das Gestein ist2 um so besser kann das Wasser und die in ihm enthaltenen Salze wieder aufsteigen. Nach v. Sek. kommt im Schwarzerdegebiet von Mevve an den Steilhängeu der Weichsel nur podsoliger Boden vor, was sich aus dem Gesagten leicht erklärt. In den russischen Schwarzerden nimmt der Kalk- gehalt, wie es die vorgebrachte Hypothese verlangt, von N nach S zu, Kalk- und Gipsausscheidungen liegen im S höher als im N. Vertiefungen des südlichen Tschernosioms sind mit Salzwasser ausgefüllt. Im Gebiet der „Kastanienfarbenen“ und der „Braunen Böden tritt das Salz auch in ganz geringen Bodenvertiefungen bereits an die Oberfläche, wo es auskristallisiert (Bodenkomplexe Glinka s). Auf die strukturbietenden (Ssolonetz) und die struktur- losen (Ssolontschak) Salzböden, sowie den bekannten Vorgang Na2S04 -f CaC03 CaS04 + Na2CO;! als Zeugen für die Bedeutung des jährlichen Klimawechsels soll hier nur hingewiesen sein, ebenso auf die für die Struktur des Bodens so außerordentlich bedeutungsvolle Umwandlung von Na2C03 in NaHCOs. Auch bei der Bildung der Braunerden unseres Klimas ist der Wechsel von Wichtigkeit. Das geht einmal aus dem bereits be- schriebenen Verhalten der Gleihorizonte hervor, sodann daraus, daß sie unter Wald, also unter gleichmäßigerem und feuchterem Klima leicht podsolieren. Allerdings kommt bei uns dem Nicht- ausgewaschenwerden der Böden der Mensch durch Umarbeiten des Bodens und durch Düngen zuliilfe, aber andererseits entzieht er durch die Ernte dem Boden ja, wenigstens bei rationeller Wirt- schaft, wieder das, was er in ihn hineinsteckt. Sogar bei der Ortsteinbildung sind vermutlich die relativ wenigen Tage, in denen schon lange dem Forstmann aus dem dort herrschenden Nadelholzbestand bekannt ist, wie er besonders auf dem Heuberg im Forstbezirk Rottweil, aber auch an vielen anderen hochgelegenen Punkten auftritt. 1 Die Bedeutung der Höhenlage des Grundwassers für den Salz- aufstieg geht am besten aus der Tatsache hervor, daß in Trockengebieten schon mehrfach die Beobachtung gemacht wurde, daß bei künstlicher Hebung des Grundwassers vorher gute Böden versalzen wurden. ’ Tschernosiom kommt bei tieferem Grundwasserstand nur auf fein- körnigen Gesteinen, namentlich auf Lössen vor. Nach Kossowitsch dürfte, wo Tschernosiom auf Urgestein aufliegt, dieses nicht das Muttergestein sein, sondern wenig mächtiger, dem Urgestein aufgewehter Löß. Auf grobkörnigen Gesteinen habe ich, soweit sie nicht von Löß bedeckt waren, nn Donetzbeeken nirgends primäre Schwarzerde gesehen. Die Bedeutung der jälirl. Kliniascliwankuugen etc. 329 der Aufstieg des Wassers den Abstieg überwiegt, von Bedeutung. Da sie nur unter Humus statttindet, also unter einem Reduktions- mittel, dürfte sich sonst wohl kein Fe203 bilden, sondern FeO, wie das unter Mooren der Fall ist. Versuche und Berechnungen, ob alles im Ortstein an Fe.,Os, CaO, MgO, P205 usw. sich aus den ausgelaugten Schichten herleiten läßt, haben mir zwar den Trans- port von unten nach oben wahrscheinlich gemacht, sind aber nicht ganz sicher beweisend, da man von keinem einzigen Mineral bezw. keiner Verbindung behaupten kann, daß es nicht von der Aus- laugung betroffen sei, mithin sich die ursprüngliche Mächtigkeit der ausgelaugten Schichten nicht näher berechnen läßt1. Im all- gemeinen aber gilt für Podsol, daß er zwar nicht unter der denk- bar gleichmäßigsten, aber unter stark gleichmäßiger und starker Durchfeuchtung entsteht. Das Verhältnis von Nieder- schlag und Verdunstung muß auch während der heißen Jahreszeit so sein, daß der Boden nie für längere Zeit nur geringe Wasser- mengen enthält, da sich sonst der Humus zersetzt. Auf gleich- mäßige Feuchtigkeit weisen auch schon viele der für Rohhumus charakteristischen Pflanzen hin. Trotzdem dürfen wir uns nicht wundern, wenn uns auch im Bleicherdegebiet salzhaltige Böden entgegentreten können, wie es namentlich in der nordsibirischen Tundra der Fall ist. Das Gebiet hat sehr geringe Niederschläge, da aber eine große Zeit des Jahres über auch die Oberschicht des Bodens gefroren ist, ist die Ver- dunstung aus dem Boden herabgesetzt. In Wercliojansk betragen die Temperaturen : Bei gefrorenem Boden ist die Bodenumbildung sistiert, die tatsächlich auf den Boden einwirkenden Extreme betragen also nur etwas über 15°. Das Luftklima ist hier, obwohl fast die Hälfte aller Niederschläge im Juli und August fallen, arid, anders aber das Bodenklima. Da sich über der auch im Sommer hoch- liegenden Tjäle alles Wasser sammelt, diese auch selbst beim Tauen Wasser liefert, ist der Boden feucht, aber in den Ebenen kann das Wasser in der kurzen Zeit, da der Boden nicht gefroren ist, 1 Auch die Annahme der Ausfällung des kolloiden Eisenhydrats in trockenen Kapillaren von weniger als 0,16 mm. wie sie Naima Sahlbom festgestellt hat. ließe sich auf den Ortstein nur bei zeitweisem Aus- trocknen anwenden. Januar . . April . . Juli . . . Oktober . Jahresmittel — 51.2° 14.1° -f 15.0° — 14,9° — 17.2° 330 P. Keßler, vielfach nicht schnell genug abfließen, es wird also bei starker Verdunstung salzig. Auch sonst macht sich in der Bodenbildung der Tundra der jahreszeitliche Wechsel geltend, am auffallendsten in der Flecken- tundra, wo bei Beginn der Frostzeit der noch nicht gefrorene schlammige graue Boden, zwischen untere und obere wachsende Eisschicht eingepreßt, schließlich die obere Schicht durchbricht. Auch die Polygonböden, eine der auffallendsten Bodenbildungen der arktischen Zone, verdanken dem jahreszeitlichen Wechsel ihre Entstehung. Bisher sind hier, mit Ausnahme der klaren Verhältnisse der „Braunen Böden mit Komplexen“, nur die Fälle erörtert worden, in denen ein einziger Bodentypus über weite Flächen allein herrscht. Es finden sich aber z. B. in Marokko auch Gebiete, in denen in die mit Roterde bedeckte Hochfläche Einsturzbecken von 100 — 500 m Durchmesser eingesenkt sind, die Schwarzerde führen. Ich glaube folgende Erklärung dafür geben zu können. In Marokko schwankt, abgesehen vom Gebirge, die Temperatur des kältesten Monats zwischen 10,6° und 16°, die des wärmsten zwischen 20° und 32°, das Jahresmittel zwischen 17° und 22°. Die Regenmenge ist gering (am Kap Juby 182 mm) und fällt in der kühlsten Jahres- zeit. In den verkarsteten und daher gut drainierten Landschaften genügt aber diese Regenmenge immerhin zur Entfernung der leicht- löslichen Salze. Da die Temperatur während der Regenzeit relativ hoch ist, das Wasser also schon zahlreiche kleinere Moleküle auf- weist, entstehen bei der Adsorption von Wasser und Fe203 rote Farbtöne1. Zu Beginn der heißen Jahreszeit steigt ein Teil des Wassers wieder auf und scheidet die schwerer löslichen Salze wieder ab, namentlich die Ca„C03, so daß in der Roterde sich stellenweise Kalkkrusten bilden. Der andere Teil aber sammelt sich in den Karsttrichtern. Auch die Roterde bringt Vegetation hervor und folglich entsteht auf und in ihr Humus, aber auch während der Niederschlagszeit ist die Durchfeuchtung nicht so groß, daß nicht der Humus durch Bakterien zerstört werden könnte. Dagegen ist durch allzugroßen Feuchtigkeitsgehalt während dieser Zeit in den Trichtern die Zersetzung gehemmt. Zu Beginn der Trockenzeit setzt dann die Austrocknung so schnell ein, daß eine Zersetzung des (mit dem Kalk verbundenen) Humus nicht 1 ln Siidfrankreich fällt die größte Regenmenge in den Monaten Oktober und November mit durchschnittlich 7 — 11, denen sich dann, während der Boden noch durchfeuchtet ist, noch kältere Monate an- schließen ; es entstehen also hier, da das Wasser größere Moleküle in stärkerer Zahl führt, Gelberden. Ähnlich werden wohl die Verhältnisse im Gelberdegebiet Südafrikas und Japans liegen, doch fehlen mir hierüber nähere Angaben. Die Bedeutung der jährl. Klimaschwankungen etc. 331 stattrinden kann. Es handelt sich also im wesentlichen bei den Trichtern um zeitweise austrocknende Flachraoore, wie sie sich auch sonst in größerer Ausdehnung in Marokko rinden. Es gibt aber in Marokko auch noch andere Gebiete, in denen echte Schwarzerde, der Tirs, weite Flächen bedeckt. Es sind das sehr ebene Gelände '. Das während der Regenzeit sich sammelnde Grundwasser hat keinen Abfluß, infolgedessen staut es sich, die Zersetzung der Pflanzen wird herabgesetzt, da in der trockenen Jahreszeit die Salze wieder aufsteigen, rindet keine Auslaugung der schwerer löslichen Salze statt und auch die leichterlöslichen gehen nur zum kleinen Teil dem Boden verloren. Bei der großen Trockenheit erhält sich der Humus1 2 und es bilden sich in größerer oder geringerer Nähe der Oberfläche Kalkkrusten, wie sie von Th. Fischer und Schwantke näher beschrieben wurden. Bestimmend für die Entstehung der Schwarzerden ist also nicht eine bestimmte jährliche Mitteltemperatur oder eine bestimmte jährliche Regenmenge oder ein bestimmtes Verhältnis beider zu- einander. Es finden sich klimatische Schwarzerden nach Kosso- witsch in Sibirien sogar stellenweise über der Tjäle, sie rinden sich in ähnlichen klimatischen Verhältnissen wie in Südrußland in Nord- und Südamerika, sie finden sich in Marokko und Indien, überall da, wo in einer kurzen Zeit des Jahres schnell entstehende Prianzenreste wegen Unterbindung der Lebensäußerung der zer- setzenden Organismen in den übrigen Teilen des Jahres nicht zer- stört werden können und wo ans klimatischen Gründen Kalk aus dem Untergrund an die tiberfläche gelangt. In den meisten Fällen rindet das in Ebenen statt. Daß allerdings durch dauernden Ent- zug des Kalks durch Ernten allmählich Schwarzerde ebenso degra- dieren kann, wie sie in manchen Gebieten mit nicht ganz dem Gleichgewichtszustand zwischen Auf- und Abstieg des Kalks ent- sprechendem Klima schließlich ihren Charakter verliert, bedarf kaum besonderer Erwähnung. Die Frage nach der Entstehung der Roterden ist im vorher- gehenden schon mehrmals gestreift worden. Sie sind nicht nur im Mittelmeergebiet sondern auch sonst weit verbreitet. Ihr Charakteristikum ist die rote Farbe und das Fehlen des Humus. Am besten bekannt sind, namentlich durch die Arbeiten des Grafen 1 Das Muttergestein des Tirs ist wahrscheinlich zum größten Teil äolischer Entstehung und hat daher ähnliche physikalische Eigenschaften wie das des Tschernosioms. 2 Es ist aus Hilgard s amerikanischen Bodenbeobachtungen bekannt, daß in fast-ariden Gebieten vielfach Stroh und Mist verbrannt wird, da sie im Boden infolge der großen Trockenheit sich nicht zersetzen und daher eher bodenverschlechternd als bodenverbessernd einwirken. Auch Gründünger liegt oft monatelang unzersetzt im Boden. 332 P. Keßler. zu Leixingen, die Roterden der ehemals Habsburgischen Küsten- länder. Nach Hann sind die dortigen Klimaverhältnisse (Abazzia) folgende : I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII Jahr Monatsregenmengen in Zentimeter .7 6 7 788 6 8 10 13 11 9 130 Monatstemperaturen des Winters . . 5.9* 6.7° 8.6° 10° 6.6° Im Winter hat die Bora, der trockene kalte NO- Wind, ihre Hauptzeit. Daher ist zu dieser Zeit die Luft trocken, manchmal beträgt die Feuchtigkeit noch nicht 50%. Die Hauptdurchfeuchtung findet also in der warmen Jahreszeit statt, daher bilden sich rote Eisenverbindungen1. Die Wärme im Gebiete der Roterden genügt zwar zur Bildung wasserarmer Eisenverbindungen, aber nicht zur Bildung größerer Mengen Al(OH)3; es entstehen vielmehr Tone. Überhaupt halten rote Farbe und Hydrargil.litbildung nicht gleichen Schritt, es gibt vielmehr alle Übergänge von roten Tonen zu rotem Laterit; umgekehrt ist die rote Farbe keineswegs ein Kenn- zeichen für Laterit. Es gibt vielmehr auch, ist das Muttergestein sehr arm an Eisen gewesen, weiße, ist es reich an Mangan gewesen, schwarze Latente. Es ist daher z. B. unrichtig, wenn Attekberg die roten Böden von Rio de Janeiro Laterit nennt, obwohl ihr Hauptbestandteil Kaolin ist. Derartige Böden sind Roterden, nicht Laterit. Bauer hat als erster darauf hingewiesen, daß echter Laterit keine größeren Mengen löslicher Kieselsäure führt. Da das Mengenverhältnis von A1(0H)3 und H4Al.,Si,09 bezw. der diesen Mineralien ungefähr entsprechenden Adsorptionsverbindungen in den Böden nicht feststehend ist, sondern alle Übergänge vor- handen sind, so ist die Festlegung, was man als Laterit, was als Roterde bezeichnen will, reine Konvention. Sowohl über Roterden wie über Laterit hat man öfters braune Böden gefunden. Die Schlußfolgerungen aus dieser Tatsache waren bei verschiedenen Autoren gerade entgegengesetzte. Lang schloß, daß wo Laterit unter braunem Boden liegt, letzterer bei einem Klimawechsel aus ersteren entstanden sei. Sthkmme schloß, daß Laterit ein illuvialer Horizont tropischer Waldböden sei, ver- gleichbar etwa unseren Fuchserden. Nun wird Laterit in weiter Verbreitung sowohl unter Wald wie in der Savanne gefunden, die Frage läßt sich also nicht ohne weiteres entscheiden. Gegen Strkmme's Auffassung spricht, daß Laterit ganz gewöhnlich auch 1 Wo aber die Temperatur durch Waldbedcckung herabgesetzt wird, wo sich Humus infolge der geringen Verdunstung bildet, da entstehen braune Eisenverbindungen . die wohl «ls Adsorptionsverbindungen des Eisens mit dem Humus, vielleicht auch mit Kieselsäure, aufzufassen sind. Die Bedeutung der jälirl. Klimaschwankungen etc. 3:53 oline braune Decke — den Namen Braunerde, der vorerst einmal mir Böden unseres Klimas mit ganz bestimmten Eigenschaften bezeichnet, möchte ich vermeiden — gefunden wird, da li aus dem Laterit selbst alle Alkalien und alle lösliche Kieselsäure und sogar ein Teil des Aluminiums entfernt sind, daß er also ein äußerst ausgelaugtes Gestein ist und damit kein Einschwemmungshorizont sein kann; gegen Lang spricht, daß nach dem Zeugnis unserer besten Tropenkenner wie Passarge Laterit vorwiegend unter Wald vorkommt l. Ich halte es, ohne mich länger bei dem Thema auf- halten zu wollen, für nicht ausgeschlossen, daß Laterit sowohl unter brauner Tropenerde wie als Obei flächenbildung entstehen kann. Wird Humus unter Wald nicht vollkommen zersetzt, sondern geht teilweise in Lösung, so wird der Humus unter Umständen durch Adsorptionsverbindungen mit Eisenoxyd aufgebraucht, es entstehen braune Farben. Das Wasser aber, soweit es nicht kapillar festgehalten wird, kann, von seinem Humusgehalt befreit, in die Tiefe sinken. Die H‘- Ionen sind nicht aufgebrancht, auch die OH'- Ionen wohl nur teilweise, neue Dissoziation in H‘ und OH' stellt sich so wie so wieder ein, das Wasser kann also trotz der Humusbildung an der Oberfläche in der Tiefe auf die oben an- gedeutete Weise wirken 2 * * 5. Sehr auffallend sind einige Schlußfolgerungen, die Lang aus seiner Anschauung über die Entstehung des Laterits zieht. Die oben in der Anmerkung erwähnten Eisenkonkretionen und Eisen- krusten bilden sich nach Lang in der Regenzeit, während in der Trockenzeit die rote Farbe des Laterits entstehen soll. Nun ist es aber eine bekannte Tatsache, daß die Krusten vorwiegend in der Savanne, also in einem Gebiet mit ausgesprochener Trockenzeit sich bilden. Nach Kört entstehen sie sehr schnell, wenn tropischer Wald abgeholzt, mithin das Bodenklima trockener wird, Guillemain schildert sogar, wie die am Ende der Regenzeit gestochenen und beim Hausbau aufeinandergesetzten Lateritstücke sich in der 1 Wenn Lang Wohltmann als Kronzeugen für seine Auffassung anföhrt, so kann er dies deshalb tun, weil Wohltmann als Laterit nur ein tropisches rotes Verwitterungsprodukt mit Eisenkonkretionen ansah. Derartiger Laterit kommt allerdings aus noch zu besprechenden Gründen vorwiegend unter Savannen vor. 5 Ob in den von Lang bereisten Gebieten speziell der Laterit rezent oder fossil ist, entzieht sich meiner Beurteilung. In den meisten Fällen ist es sicher, daß, wo Laterit vorkommt, wir es mit schon sehr lange anhaltenden Verwitterungsvorgängen zu tun haben. Liegt aber über Laterit ein brauner Boden, der lösliche Kieselsäure enthält, so ist an eine Entstehung dieses Bodens durch Umwandlung von Laterit überhaupt nicht zu denken. Es muß neues Material auf irgend eine Weise zugeführt sein. In Gebieten mit tätigen oder erst kürzlich erloschenen Vulkanen wird man zunächst an die Zufuhr vulkanischen Staubs denken. 334 P. Keßler. Die Bedeutung etc. Trockenzeit außen mit einer Eisenkruste umgeben. Das läßt wohl den Schluß zu, daß das Eisen im feuchten Boden in Solform vor- handen ist, bei der Verdunstung mit dem Wasser nach oben bezw. nach außen wandert und beim Austrocknen des Ziegels sich als Del niederschlägt. Also auch die Eisenkrusten der Savanne wären demnach unter dem jährlichen Klimawechsel entstanden. Daß in der Tat Laterit (und Roterde) nicht, wie Lang es will, unter herrschendem Einfluß der trockenen Jahreszeit, sondern unter dem der feuchten sich bildet, dafür spricht auch die Angabe Passaroe’s, daß in tropischen Gebirgen die Regenseite die rote Farbe zeigt, nicht die niederschlagsarme. Diese soll bräunliche Farbtöne auf- weisen. Die Erklärung der braunen Farbe dürfte hier eine andere sein als die oben für Braunerden und Gelberden unserer Gegenden und des Mittelmeergebietes gegebene und eher mit der der braunen Böden im Roterdegebiet und im Lateritgebiet übereinstimmen, indem auch hier Adsorptionsverbindungen des Eisens entweder mit Humus oder wahrscheinlicher mit Kieselsäure entstehen. Irgend etwas mehr als Möglichkeiten zu erwägen, ist mir zurzeit in diesem Falle nicht möglich. Wäre übrigens die Trockenzeit Ursache der Rotfärbung des Laterits, so müßte man erst recht erwarten, in den vollariden Wüsten rote Farbtöne ausschließlich herrschend zu finden. Das ist nicht der Fall. In der doch vollariden ägyptischen Wüste sah ich nur gelbe Farbe und dunkle Schutzrinden. Die Farbe der letzteren ist nach Wagthkr gelb, braun und schwarz. In diesem kurzen vorläufigen Bericht konnten nur einige wenige Tatsachen gestreift werden, er ist daher an sich schon lückenhaft, andere Dinge bedürfen noch des eingehenderen Studiums, bei dem vielleicht die eine oder andere Ansicht etwas modifiziert werden muß. Immerhin glaube ich doch schon, auch ohne auf die für das Thema sehr wichtigen Analysen der Böden näher ein- gegangen zu sein, gezeigt zu haben, daß es nicht möglich ist, die klimatischen Faktoren der Bodenbildung in einigen wenigen Zahlen festzulegen, auch wenn sie nur für „optimale Verhältnisse“ gelten sollen. Versucht man es doch, so kommt man dazu, Glinka’s Braune Böden Ramann’s Braunerden gleichzusetzen, die Schwarz- erden für humider als die Braunerden zu erklären, daher den russischen Tschernosiom, diesen Typus des klimatischen Bodens, für einen Ortsboden zu halten und dergleichen Dinge mehr. A. Remane. Zur Beurteilung etc. 385 Zur Beurteilung der fossilen Anthropoiden. Von Adolf Remane. (Mitteilung der Paläontologen- Vereinigung Berlin.) Die Beurteilung mancher fossilen Anthropoidenreste ist noch heute derart großen Schwankungen unterworfen, daß eine kritische Revision des vorhandenen Materials nötig erscheint. Eine solche Revision muß sich natürlich in weitgehendem Maße auf den Bau der rezenten Anthropoiden stützen, und zwar entsprechend der Art des überlieferten Materials in erster Linie auf das Gebiß. Dabei ist besonders auf den Variationskreis der rezenten Gattungen zu achten, ein Faktor, der bisher bei den Untersuchungen über fossile Anthropoiden ganz ungenügende Beachtung gefunden hat, jedoch von größter Bedeutung ist. Ich konnte zu diesem Zweck 900 Anthropoidenschädel untersuchen. Eine auch nur oberflächliche Darstellung des Variationskreises würde hier viel zu weit führen: ich muß in dieser Hinsicht auf meine demnächst erscheinende Hauptarbeit verweisen, die auch die ausführliche Begründung der nachstehenden Anschauungen enthält. Erwähnt sei nur, daß der Breitenindex der Zähne, dem bisher große Bedeutung zuerkannt wurde, zur Beurteilung der fossilen Reste nahezu wertlos ist. Großen Wert scheint mir dagegen das Leistensystem zu be- sitzen, besonders das der unteren Molaren. Hier linden sich bei Gorilla am M, konstant, bei Orang und Schimpanse häufig, zwei Leisten zwischen Protoconid und Metaconid. Wie ein Vergleich mit dem zweiten Milchmolaren, dem z. T. noch ein Paraconid (Adloff 1908 bei Gorilla) samt der vorderen Trigonidleiste zu- kommt, lehrt, entspricht die vordere dieser beiden Leisten der ur- sprünglich von Paraconid zum Protoconid, nunmehr zum Metaconid verlagerten vorderen Trigonidleiste. Die hintere ist die normal gelagerte hintere Trigonidleiste. Diese vordere Trigonidleiste ist bei den Hylobatiden vollkommen verloren gegangen, und weder an Dauer- noch an Milchmolaren findet sich irgend eine Spur. Hierin sind die Hylobatiden also spezialisierter als die Simiiden ! Daß es sich bei den Simiiden nicht um einen Neuerwerb handelt, wird dadurch wahrscheinlich gemacht, daß die vordere Trigonidleiste auch bei einigen Platyrrhinengattungen in derartiger Übereinstimmung auftritt, daß eine Homologie dieser Bildung bei beiden Gruppen kaum zweifelhaft erscheint. Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt die fossilen Anthro- poiden, so zeigt sich, daß die ältesten Reste, die oligocänen Genera ParapitJiecns , Moeripithecus und Propliopitliecus gleiche oder sogar stärkere Reduktion des Trigonidteils der unteren Molaren zeigen als die rezenten Hylobatiden. Demnach wären diese Gattungen der 336 A. Eemane. Familie der Hylobatidae einzureihen uud von der direkten Aszendenz der Simiiden auszuschließen. Über Pliopithecus sind die Angaben nicht eindeutig. Biedermann und Schlosser erwähnen eine anpaare Zac-ke am Vorderrand des M, . Ob es sich dabei tatsächlich um das Paraconid handelt und ob die vordere Trigonidleiste gleich- zeitig vorhanden war, läßt sich aus den Abbildungen nicht ent- nehmen. Der eine von mir untersuchte Unterkiefer zeigte nichts von einer derartigen Bildung. Eine Nachuntersuchung des Göriacher Materials, besonders der Milchmolaren, würde leicht die gewünschte Aufklärung bringen. Da die Schneidezähne denen von Hylobates sehr ähnlich sehen, stelle ich Pliopithecus vorläufig gleichfalls zu den Hylobatiden. Gegen eine Vereinigung mit einem der beiden rezenten Genera : Symphalanyus und Hylobates spricht die geringe Größe der Eckzähne, der wahrscheinlich stark ausgeprägte sexuelle Dimorphis- mus in der Eckzahngröße, der Bau der vorderen unteren Prämolaren und die Stellung des Mesoconids, die eher der des Gorilla entspricht. Die Simiiden treten im Miocän mit der Gattung Pryopithecus auf, und zwar in ziemlich hoher Vollendung. Daß Pryopithecus tatsächlich den Simiiden uud nicht den Hylobatiden einzureihen ist, ist aus dem wenigstens teilweisen Vorhandensein der vorderen Trigonidleiste ersichtlich. Auf den Abbildungen des von Schlosser beschriebenen Milchmolaren sowie einiger Molaren glaube ich wenig- stens derartiges feststelleu zu können. Pryopithecus, besonders Pryopithecus fontani, weist in den vorhandenen Resten so weit- gehende Ähnlichkeit mit dem Gorilla auf, daß eine Differential- diagnose zwischen beiden Gattungen vorläufig kaum möglich er- scheint. Immerhin sind eine Anzahl gradueller Unterschiede vorhanden, die eine Trennung rechtfertigen. Als solche sind zu nennen: geringere Größe, stärkere Reduktion der Hauptleisten uud stärkere Ausbildung der Nebenleisten, größere Inkonstanz in der Lage des Mesoconids. Die letzten Merkmale erinnern etwas an den Schimpansen, und scheinen besonders bei Pr. rhetianus und Par wiui ausgeprägt zu sein. Den beiden ..Typen“ von Pryopithecus, die Schlosser und Akel nach dem Längen-Breitenverhältnis der unteren Molaren und der Lage des Mesoconids aufstellen, kann keinesfalls Art- oder gar Gattungscharakter, wie Pilhrim anzu- nehmen geneigt ist, zuerkannt werden. Finden sich doch beide Typen in ein und demselben Gebiß (z. B. die von Lartet 1843 beschriebenen Unterkieferäste). Außer Pryopithecus sind noch folgende Simiidengenera aus Europa beschrieben worden: Pliohylobates , Anthropoilus La cough, Ncopithecus Abel (= Anthropoilus S< hlosser) und Griphopithecus Abel. Die Reste der beiden ersten Gattungen sind derart ( Pliohylobates : Femur, Anthropoilus: Schneidezahn und Jochbein), daß sie nicht direkt mit den anderen fossilen Gattungen verglichen werden können. Xeupithccus ist auf einen einzigen unteren Molar begründet, der Zur Beurteilung der fossilen Anthropoiden. 337 ursprünglich als Milchmolar von Dryopithecus rhenanus betrachtet wurde. Schlosser erkannte den Zahn dann als Ms und erhob ihn zur selbständigen Gattung Anthropodus. Dieser Name wurde später von Auel in NeopUhecus umgeändert. Wenn ich auch der Deutung dieses Zahnes als M3 beistimme, halte ich doch eine Trennung von Dryopithecus rhenanus für ungerechtfertigt, und zwar ans folgenden Gründen: 1. Die Unterschiede zwischen NeopUhecus und Dryopithecus rhenanus sind geringer, als die innerhalb einer der rezenten Gat- tungen zu beobachtenden Unterschiede. 2. Daß der Gattung Dryopithecus starkes Variieren zukam, beweisen die bisher be- kannten Reste, besonders von Dryopithecus fontani. 3. Unter den Molaren von Dr. rhenanus zeigt ein Zahn, wie auch Gregory 1916 bemerkt, deutliche Annäherung an den Neopithccus-Zahn. NeopUhecus dürfte also als Synonym zu Dryopithecus rhenanus gestellt werden. In gleicher Weise betrachte ich den als G riphopithecus Suessi von Auel beschriebenen oberen Molar als zu dem vom selben Fundplatz stammenden Dryopithecus Dancini gehörig, der auf einen unteren M3 basiert ist. Abel führt als hauptsächliches Unterscheidungsmerkmal dieser beiden Gattungen die Größendifferenz an. Eine Messung er- gab jedoch, daß diese Werte iu keiner Weise den bei den rezenten Gattungen zu beobachtenden Variationskreis überschreiten, z. T. beträchtlich hinter diesen Zurückbleiben. Wenn dieses Argument auch nicht als direkter Beweis für die Zusammengehörigkeit dieser beiden Reste gelten kann, so ist doch dadurch einer Trennung der Boden entzogen, und ich sehe mich genötigt, Griphopithecus als Synonym zu Dryopithecus Daricini zu stellen, solange nicht andere wichtige Unterscheidungsmerkmale nachweisbar sind. Aus den indischen Sivaliks, von denen bisher die Gattung Palaeopithecus Lydekkek bekannt war, hat Pilgrim im letzten Jahr- zehnt eine Anzahl weiterer Anthropoidenreste beschrieben, die er mehreren Gattungen und Arten zuteilt. Drei neue Arten werden der Gattung Dryopithecus hinzugefügt, Dr. punjabicus, Dr. chinjiensis und Dr. giganteus. Sie stammen aus den Chinji- und Nagrischichten. Von Dr. punjabicus ist ein Oberkiefer mit sämtlichen Backenzähnen, sowie Unterkieferbruchstücke des Unterkiefers mit einem M» und einem M3. Nach den Oberkieferzähnen ist eine Zuteilung zur Gattung Dryopithecus durchaus gerechtfertigt, da in der großen Ausdehnung der Fovea anterior und dem Verlauf der hinteren Randleiste, sowie in der Dreiwurzeligkeit des P4 gorilla- bezvv. dryopithecus- artige Merkmale vorliegen. Auch die deutlich ent- wickelte Leiste zwischen Metaconus und Hypoconus am M1 könnte in dieser Hinsicht verwertet werden. An den Unterkiefermolaren könnte als einzigstes derartiges Merkmal die sehr starke Ent- wicklung des Basalbandes genannt werden. — Dr. chinjiensis liegt in drei Unterkiefermolaren vor, die wohl als Anthropoidenzähne erkannt werden können, im übrigen aber nicht sicher zu bestimmen Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 22 338 A. Remane, Zur Beurteilung etc. sind. Die Zuteilung zu Dryopithecus ist durchaus provisorisch. Diese Reste mit der Ahnenreihe des Gorilla in Zusammenhang zu bringen, ist verfrüht und erscheint mir bei der starken Entwicklung des Hypoconids, sowie des gauzen Talonidteils — die Zusammen- gehörigkeit der drei Zähne vorausgesetzt — des einen Zahns als zweifelhaft. Die dritte Art, Dr. gigauteus, ist nur durch einen M, (Pilgrim Ms) bekannt. Der Zahn zeigt wenig Übereinstimmung mit den anderen Dryopithecus- Molaren. Seine Größe nähert sich der bei Gorilla beobachteten Maximalgröße, der Verlauf der Furchen zeigt einige bedeutsame Anklänge an den des Orangs. Der Zahn scheint kaum der Gattung Dryopithecus anzugehören, und wenn es über- haupt gerechtfertigt ist, auf einen einzelnen Zahn eine besondere Gattung zu errichten, so wäre es hier der Fall. Möglicherweise sind Beziehungen zum Orang vorhanden. Gleichfalls auf einen einzigen Zahn, und zwar einen dritten oberen Molaren, ist die Gattung Palaeosimia mit der Art rugosidens errichtet worden; sie wird von Pilgrim als Ahne des Orangs be- zeichnet. Der Zahn zeigt einen etwas reduzierten hinteren Teil. Bei der Beurteilung derartiger Zähne ist aber besondere Vorsicht geboten; und auch der Runzelung ist in diesem Zusammenhänge kein allzu großer Wert beizumessen. Deshalb halte ich es für unannehmbar, für diesen Zahn eine besondere Gattung mit hoher phyletischer Bedeutung zu errichten. Viel wahrscheinlicher ist, daß liier ein etwas deformierter Zahn irgend eines der anderen Sivalik- anthropoiden, wohl des Dryopithecus puujubicus vorliegt. Die letzte und wichtigste der Pu.cKiM’scheu Gattungen ist Sivapithecus, die in mehreren Unterkieferbruchstücken und Zähnen erhalten ist. Pilgrim rekonstruiert ungeachtet des relativ großen Eckzahns diese Reste zu einem menschlich gerundeten Kiefer und reiht Sivapithecus direkt in die Hominiden ein. Diese Kiefer- rekonstruktion ist 19 IG von Gregory verworfen worden, der seinerseits eine Rekonstruktion nach dem Muster eines weiblichen Orangkiefers vornimmt und die Gattung zu den Simiiden stellt. Ich stimme darin Gregory vollkommen bei. Mit der PiLGRtM’schen Rekonstruktion fällt aber auch die Berechtigung, Sivapithecus von dem in einem Oberkiefer vorhandenen Palaeopithecus zu trennen. Hebt doch Pilgrim selbst die relativ große Ähnlichkeit beider Gattungen im Zahnbau hervor, soweit sich eine solche zwischen Zähnen des Oberkiefers und des Unterkiefers feststellen läßt. Eine derartige Vereinigung der beiden Gattungen hat bereits Lydekker vorgenommen in einer Arbeit, die mir leider nicht bekannt ist. Gegen diese Vereinigung sprechen auch nicht die beiden Sivapithecus zugeschriebenen Oberkiefermolaren. Ilervorgehoben sei nur noch, daß sicli im Bau der Unterkiefermolaren einige Ähnlichkeiten mit dem Orang erkennen lassen, auch einige an Schimpanse erinnernde Merkmale sind vorhanden. P. Broili, Ein Fund von cf. Placerias Lucas etc. 339 Als dritte Familie der Anthropoiden wären die Oreopitliecidae zu nennen, die Schwalbe auf die Gattung Oreopithecns begründet. Eine Diskussion über diese Gattung, sowie über PUheccudhropus und Koaidhropus würde liier zu weit führen. Die vorstehenden Zeilen zeigen, daß eine auf die Variation der rezenten Formen begründete Betrachtungsweise eine ziemlich beträchtliche Reduktion der fossilen Gattungen mit sich bringt. Das System der Anthropoiden würde sieh demnach folgendermaßen gestalten : 1. Farn. Hylobatidae. f Parapitliecus, f Moeripilhecus . f Propliopithecns. fPliopdhrcus. Syniphalaiapis, Hylobatr s. 2. Farn. fOreopithecidae. f Oreopitheciis . 3. Farn. Simiidae. \ Dryopdhecus: Dr. Fontani, Dr. rheitamts (= Xeopithecus Brancoi) , Ih\ Ihiruiiii (= Griphopifhecus Suessi), Dr. punjalicus (= ? Palaeosimia rugosidens), \Palaco- pithecu .s (= Sinip.tlircus) , Gorilla. Aulhropopithecus, Simia. Vereinzelte Simiidenzähne sedis incertae. ?jDryopilh. cliinjiensis. ?f Dr. giganteus (= Siitiia fossilis). Anthropoidenreste, deren direkter Vergleich mit den anderen fossilen Gattungen nicht möglich ist: f Pliohylobafes (= Paidopithex ), f Aathropodus Lapouge. Ein Fund von cf. Placerias Lucas in der kontinentalen Trias von Europa. Von F. Broili. Mit 2 Textfigureu. Das vorliegende Fossil wurde durch Herrn Dr. E. Krads, dem auch an dieser Stelle der aufrichtigste Dank ausgesprochen sei, der paläontologischen Staatssammlung in München geschenkt. Er hatte dasselbe im Jahre 1916 in einem Bruch nördlich nahe der Straße Igney-Amenocourt (südl. von Avricourt, Lothringen) in der oberen Lumachellebank des oberen Muschelkalks gefunden. Es handelt sich um den Humerus eines Tetrapoden. Leider ist die Erhaltung keine besonders günstige, iusoferne der distale Abschnitt des Knochens, der die Gelenkung mit Radius und Ulna vermittelt, fehlt, außerdem zeigt neben anderen Verletzungen be- sonders der Processus lateralis au seinem Seitenrand starke Ver- letzungen auf. 22* 840 F. Broili, Charakteristisch für unseren Humerus ist der stark verbreiterte und ausgedehnte vom proximalen Ende ausgehende Processus lateralis, welcher beinahe bis zur Mitte heruntergereicht haben dürfte ; er ist sehr schwach und flach, um allmählich zum mäßig verdickten Innenrand anzusteigen und zeigt in seiner unteren Partie ein kräftiges Nutritionsloch. Die mittlere Partie des eigentlichen Schaftes erscheint durch diesen Fortsatz sowie durch den Umstand, daß sicli aucli der distale Abschnitt ziemlich verbreitert, eingeschnürt. Fig. 1. cf. Placerias Lucas. Rechter Humerus. Außenseite. Ob. Muschel kalk, südl. von Avricourt, Lothringen, ca. h nat. Größe. Die proximale Endfläche, die sich nur mit Schwierigkeit vom an- haftenden Muttergestein reinigen läßt, ist im Gegensatz zu der übrigen glatten Oberfläche des Knochens gerauht und trug offenbar eine Knorpelkappe. Die Maße sind folgende: Größte Länge 17 cm, wahrscheinlich größte Breite über dem Processus lateralis 9 cm, Breite am Unter- ende des Processus lateralis 7 cm, geringste Breite des Schaftes 4,2 cm. Tm Verhältnis zu der Länge und Breite ist das eigent- liche Lumen des allerdings etwas verdrückten Knochens nicht be- sonders stark, denn die dickste Stelle des Schaftes mißt nur 1,7 cm. Ein Fund von cf Placerias Lucas etc. :i4i Unter allen mir bekannten Humeri von Stegocephalen und Reptilien ist der von Placerias Lucas1 unserem Stücke, soweit das- selbe erhalten ist, am ähnlichsten. Diese Gattung — die in der (? vielleicht oberen) Trias von Tauners Crossing am Little Colorado River, Arizona, entdeckt wurde — ist nämlich lediglich auf dem Humerus begründet, auf Grund dessen charakteristischer Gestalt Lucas die Gattung Placerias aufstellte: „the generic name being given on account of the breadth of body indicated by the short, broad humerus.“ In der Tat ist die Ähnlichkeit beider Humeri eine auffallende; die amerikanische Form unter- scheidet sich in der Haupt- sache eigentlich nur durch die mehr als doppelte Größe gegenüber dem lothringischen Humerus, im übrigen decken sich die übrigen Proportionen ziemlich ( Placerias : Größte Länge 39,8 cm, größte Breite über dem Processus lateralis 20 cm, Breite am unteren Ende des Processus lateralis 1 4,4 cm, geringste Breite des Schaftes 6 cm), lediglich der Schaft unserer Form zeigt dabei eine relativ größere Breite, leider fehlt derselben der distale Ab- schnitt, daß sich die stark differenzierten und ausgepräg- ten Gelenkflächen für Radius und Ulna sowie das ansehnliche F orameu entepicondvloideum von Placerias hier nicht nacli- weisen und erkennen lassen. Ohne mich für eine Identität beider Funde auszusprechen, möchte ich einstweilen das Stück aus dem Lothringer oberen Muschelkalk als „cf.! Placerias Lucas“ in die Literatur einführen, wobei zum Ausdruck gebracht sei, daß das- selbe wohl auf ein, wenn auch nicht identisches, so doch sehr ähnlich gebautes Tier zurückzuführen ist. Fig. 2. Placerias hesternus Lucas. Rechter Humerus. Außenseite. Trias, Tanners Crossing, Little Colorado, Ari- zona. ca. A nat. Größe nach Lucas. 1 F. A. Lucas, A new Batrachian and a new Reptile from the Trias of Arizona. Proc. U. S. Nat. Mus. 27. 1904. p. 194. T. IV. 842 F. Broili, Ein Fund von cf. Placerias Lucas etc. Wie S. W. W illiston 1 gelegentlich des P/amms- ähnlich aus- gebildeten Humerus von Eubracliiosaurus aus den obertriassischen Ablagerungen von Wyoming bezüglich der möglichen verwandtschaft- lichen Beziehungen desselben anführt, indem er die südafrikanische permische Gattung Tapinoce.phalus (Phocasaurus) — die nun zu der Gruppe der Dinocephalia Broom gestellt wird — zum Vergleiche heranzieht, so halte auch ich es für nicht ausgeschlossen, daß hier- vielleicht ein Vertreter aus der „alten Ordnung“ der Anomodontier vorliegen kann, soweit ein isolierter und fragmentärer Skeletteil diesen Rückschluß erlaubt. Für einen Vergleich der europäischen kontinentalen Trias mit jener Nordamerikas ist der Fund von cf. Placerias aus dem Lothringer Muschelkalk nicht ohne Interesse. Nach den Untersuchungen von M. Mehl2 3 * ist nämlich nicht eine einzige, sowohl Nordamerika wie Europa gemeinsame Gattung triassisclier Wirbeltiere einwandfrei nachgewiesen worden, denn nach Jaekel’s 3 B’eststel hingen bei den Parasuchiern ist nämlich Bdodon buceros Copk aus der Trias von Neu-Mexiko nicht mehr für ident mit unserem Phytosaurus ( Belodou = Lophopros'opus Mehl) zu halten, sondern vermutlich mit Heterodoutosuchus Gauei Lucas 4 aus der Trias des südlichen Utah und Arizona und Repräsentant eines selbständigen, wenn auch Phytosaurus sehr ähnlichen Genus: Machaeroprosopus Mehl (Metarhinus Jaekel). Das gleiche gilt auch für Kutiodon (Rhylidodon) Emmons aus der Trias der Vereinigten Staaten, der verschiedentlich als identisch mit dem europäischen Mystriosiichus E. Fraas an- gesehen wurde. Die oben ausgesprochene Meinung von Mehl tindet. eine Stütze in den Angaben von E. Bkanson5 6 bei dessen Stego- cephalenstudien, welcher Melopias ( Mdoposuurus) Fraasi Lucas, von dem gleichen Fundort wie Placerias. nicht mehr mit der schwäbischen Gattung, sondern mit dem diesem ungemein ähnlichen Anaschisiua aus der Trias von Wyoming identifizieren will. Von den übrigen amerikanischen Stegocephalen wird Jjictyoceplmlus Leidy aus der Trias von Nord-Carolina mit unserem Trematosauius verglichen, 1 S. W. W illiston, Notice of some new Reptiles from the upper Trias of Wyoming. Jonrn. of Geol. XII. 1904. p. 6!)4. „At. all events. I believe that the genus (sc. , K ubrachiosaunts as also Placerias Lucas, and the following, belong among the true. Anomodontia.“ * M. G. Mehl, New or little known Phytosaurs from Arizona. Quarterl. Bull, of the Univers. of Oklahoma. N. Ser. 103. March 1916 cf. ]). 21 — 23. — Vgl. auch M. Mehl, The Phytosauria of the Trias Journ. of üeol. 28. 1915. No. 2. p. 161 etc. 3 0. Jaekel, Über einen neuen Belodonten aus dem Buntsandstein von Bernburg. Sitzungsber. d. Ges natuif. Fr Berlin 1910. 5. p. 219, 220. 1 Amer. Journ. of Sc. 156. 1898. p. 399. 6 E. B. Branson , Structure and relationships of American Laby- rinthodontidac. Journ. of Geol. XIII. 1905. p. 590. H. Salfelil, Kiel- und Furchenbildung etc. IUI} und Eupctor Cope (Trias von Pennsylvanien) bezeiclinete Core 1 ursprünglich als Mastodonsaurus. Zu diesen in beiden Kontinenten einander sich vertretenden — eigentlich sehr dünn gesäten — Formen käme nun auch unser cf. Placerias aus dem Lothringer Muschelkalk hinzu! Kiel- und Furchenbildung auf der Schalenaußenseite der Ammonoideen in ihrer Bedeutung für die Systematik und Festlegung von Biozonen Von Hans Salfeld in Güttingen Kein anderer Charakter am Ammonoideengehäuse ist so gänz- lich falsch verstanden worden wie die Kiel- und Furchenbildung auf der Schalenaußenseite. Besonders die Furchenbildung hat immer wieder Veranlassung gegeben, lediglich in bezug auf diesen einen Charakter konvergente Formen zu Familien zu vereinigen, welche ganz getrennten Stämmen oder doch getrennten Familien angehören. Klassische Beispiele hierfür bildet die Familie der Cosmocera- tidae Zettel, die Snperfamilie der Morphoceratida Hyatt im Zittel- Eastman, die Gattung Hoplites Neumayr oder die Gruppe der Hoplitiden Uhlig's u. a. in. Die letzteren sind weniger die , Schwerbewaffneten“ als die .Schwerbeladenen“ aus einer Zeit weniger kritischer Arbeitsmethoden in der Paläontologie. Von Neumayr war zwar schon bei der Aufstellung der Gattung Cardioccras hervorgehoben, daß gewisse „ Arietid-Formen“ wie Aric- tites. AmaUhcus, Cardioaras und Schloenbachia nicht in genetischem Zusammenhang ständen. Nur Hyatt (Genesis of Arietidae) hat ver- sucht, diese Erkenntnis weiter anszubauen und die aus mehreren konvergenten Gruppen bestehenden Arieten des unteren Lias in ihre genetischen Bestandteile zu zerlegen. Wenn dieser Versuch auch als nicht völlig geglückt zu betrachten ist, so darf man doch nicht in den Fehler der Bearbeiter des ZiTTEL Schen Lehrbnches verfallen, die Arieten, einschließlich der Gruppe des Amm. obtusus, als genetische Einheit anfznfassen. Unterfamilien, wie sie im Zn tel scheu Lehrbnche als Arietinae isogar mit Einschluß von Ophioceras i oder als Amaltheidae mit Oxynoticeras, Amaltheus und Striyoceras ansgeschieden sind, bringen keinerlei genetische Einheiten, sondern nur in bezug auf die Kielbildung konvergente Gruppen zusammen; ja selbst zu Gattungen findet man hier Kon- vergenzen der heterogensten Herkunft vereinigt. Gehen wir von einer sehr bekannten Entwicklungsreihe aus. Im oberen Dogger (Callovien) finden sich Mutationen von Alacro- 1 Core. Observations on estiuct Vertebrates of the Mesozoic red Sandstone. Proceed. Acad. Nat. Sei. of Philad. 1866. p. 250. 344 H. Salfeld, cephalites, welche bei gleichartiger Ausbildung der Lobenlinie und des Berippungstypes eine Abänderung nach der Richtung erkennen lassen, daß die bei Macrocepliälites radial verlaufenden Rippen bei den als Cadoceras zusammengefaßten Mutationen an der Außen- seite der Schale gegen vorn gebogen sind, gleichzeitig ist die Schalenaußenseite etwas verschmälert, so daß der Windungsquer- schnitt hocheiförmig wird (oft nur in der Jugend). Verstärken sich beide Mutationscharaktere, so daß die Schalenaußenseite fast schneidend wird, und die stärker gegen vorn gezogenen Rippen winklig aufeinander stoßen, so werden diese Formen als Quenstedto- ceras zusammengefaßt. Damit ist die Entwicklung aber noch nicht abgeschlossen, sondern die schneidende Schalenaußenseite setzt sich als deutlicher Kiel ab und in jüngeren Schichten des unteren Malm und in dem mittleren Malm plattet sich die Schalenaußenseite unter Bestehenbleiben des Kieles ab, der Kiel ist dann zwischen zwei seit- liche Furchen versenkt, wird von den Rippen geschnitten (Zopfkiel) und die Vorbiegung der Rippen ist gegenüber Cadoceras noch verstärkt. Diese Mutationen pflegt man als Cardioceras zusammenzufassen. Andererseits sehen wir, daß bei gleicher Lobenlinie und Berippungstyp manche Macrocepliälites einen hochrechteckigen Windungsquerschnitt annehmen unter gleichzeitiger Abschwächung der Rippen auf der Außenseite; diese Mutationen faßt man als Kepplerites zusammen. Ein zweites Beispiel. Im Gault sehen wir aus der Gruppe des Desmoceras Hoyeri-Keilhacki Wollem. unter Abschwächung der Rippen auf der Schalenaußenseite die „Gattung“ Leymeriella her- vorgehen. Die Entwicklung führt aber auch zu dem „Cosmoceraten- Stadium“, d. h. zu der Gattung Hoplites s. str., wenn die Furche auf der Außenseite voll entwickelt ist. Dabei kommt es zur Wechselständigkeit der Rippen an der Außenfurche analog der Ausbildung bei Parkinsonia des Dogger. Desmoceras, Leymeriella und Hoplites s. str. gehören aber zu dem Stamm der Lytoceratida auf Grund ihres Berippungstypes (breite Rippen u. a. Charaktere), während Cosmoccras einschließlich der ganzen Unterfamilie der Macrocephalinae und auch anderseits Parkinsonia dem Stamm der Stephanoceratida (schmale Rippen u. a. Charaktere) an- gehören. Zum Stamm der Lytoceratida gehört auch noch eine andere Gault-Gruppe, Parahoplites, aus der im Gault durch Aus- bildung einer Furche auf der Schalenaußenseite unter gleichzeitiger Erscheinung von zahlreichen Knoten auf den Rippen DouviUeiceras hervorgeht. Andererseits entsteht aus Parahoplites dadurch, daß der zweispitzige Innenlobus einspitzig wird, im Cenoman die Gattung Mantclliceras, Gruppe des Amm. Mantctli Sow. Aus oder gleich- zeitig mit Maidclliccras bildet sich auf der Schalenaußenseite ein in Knoten aufgelöster Kiel, Mutanten, die man zur Gattung Acantho- ceras zusammenfaßt. Kiel- und Furchenbildung etc. 345 Diese Beispiele lassen sich in großer Zahl vermehren. Ich greife nur einige weitere heraus : aus Psiloccras entstehen einmal Formen mit Außenfurche, die als Schlothcimiu zusammengefaßt werden, andererseits solche mit Kiel, die wir als Arieütes bezeichnen ; aus Aeyocerus als Formen mit Furche Phricoderoceras, die Gruppe des Amm. Taylori Sow. und mit Kiel, die Gruppe des Asteroceras obhisum Sow. und zum zweiten Male die Gruppe des Ophioceras raricostafinn Sow.; aus 1 factylioceias durch Furchenbildung die Gruppe des Tmdoceras scissum Ben. Besonders häutig ist das Auf- treten von Furchen in gewissen Gruppen von Perisphindes des Weiß- Jura, wie auch bei PeUoceras und Aspidoccras. Die „Neocom-Hopliten“ sind selbständige Zweige von Perisphincten, deren Rippen bidichotom auf konstant gleicher Höhe gegabelt sind (Neocomites und ThurmanniaJ oder auf die virgatome Rippengabelung zurückgehen (Lyticoceras). Schlußfolgerungen. 1. Furchen- und Kielbildung an der Schalenaußenseite der Ammonoideen sind sekundäre Charaktere von systematisch unter- geordneter Bedeutung und nicht geeignet zur Aufstellung von Familien oder größeren Gruppen von familienhaftem Charakter. Von systematisch höherer Bedeutung sind die Charaktere der Be- rippung und Lobenlinien. 2. Furchen- und Kielbildung tritt in den verschiedensten Gruppen zu gleichen oder verschiedenen Zeiten unabhängig von- einander auf. Die Möglichkeit Furche oder Kiel zu bilden liegt als endogener Charakter in jedem Ammonoideentier. Daß dies letztere der Fall ist, beweist mir ein einzelnes Exemplar von Hedicoceras aus der Gruppe des Hed. pundatum Stahl, welches unter Tausenden von normal mit Kiel versehenen Exemplaren der gleichen Lokalität eine Außenfurche besitzt, wie ja auch aus den Psiloceraten, Aegoceraten, Macrocephalen und Parahopliten solche Gruppen mit Außenfurche oder mit Kiel oder mit beidem hervorgegangen waren. 3. Die genetisch richtige Einordnung der mit Furche oder Kiel versehenen Gruppen zeigt uns : a) In den Stämmen der Phylloceratida, Lytoceratida und Stephanoceratida bricht die Reihe jedesmal nach kürzerer Zeit ab, wenn der Charakter mehr oder weniger vollständig zur Entwicklung gekommen ist. In diesen drei Stämmen sind Furchen- und Kielbildung Exzessivcharaktere, die unbedingt zum Untergange der Entwicklnngsreihen führen. b) In dem Stamm der Harpoceratida allein scheint die Kielbildung zu langen Entwicklungsreihen zu führen und Furchen- bildung auf sog. Monstrositäten beschränkt zu sein. c) In dem Stamm der Stephanoceratida ist die Heraus- bildung der Außenfurche gegenüber der des Kieles das häutigere. 346 H. Salfeld, d) Die meisten Aramonoideen-,, Gattungen“ des Jura und der Kreide gehören Exzessivreihen an. Es ist daher auch ein ver- gebliches Bemühen, die zeitlichen Lücken, welche zwischen den einzelnen „konvergenten Reihen“ vorhanden sind, überbrücken zu wollen, auch wenn man seine Zuflucht zu dem großen Unbekannten, nämlich zu den unbekannten Meeresregiouen nimmt, in die sich die Schwimmer von Zeit zu Zeit zurückgezogen hätten, um immer wieder in bekannten Regionen aufzutauchen. Die Lücken sind gar nicht vorhanden, wir haben bisher nur nicht erkannt, daß die Gattungen nur konvergente Erscheinungen aufweisen und in keinerlei genetischer Beziehung zueinander stehen. Unsere Konservativreihen sind zwar auch nicht vollständig, dies hat aber seinen Grund in Beobachtungslücken in bekannten Regionen, nämlich im mediterranen J ura- und Kreide-Gebiet. Wie wenig wir aus diesen Gebieten bisher tatsächlich kennen außer Namen für große Schichtenkomplexe, zeigt ein Blick auf die Versuche, die Zonenfolgen, welche für das neritische Rand- gebiet des mediterranen Jura-Kreide-Gebietes oder das boreale Gebiet aufgestellt sind, auf die Tethis zu übertragen. Das mediterrane Gebiet als das Gebiet des offenen Ozeans dürfte aber die dauernde Wiege der Ammonoideenzweige gewesen sein, da wir in den Rand- gebieten immer wieder die Einwanderer aus ihm feststellen können. Darüber hinaus sind aber auch noch zahlreiche Beobachtungslücken an allen Orten des übrigen Jura-Kreide-Gebietes vorhanden. Die Paläontologie ist eine Wissenschaft und hat als solche die Aufgabe, ihre eigenen Methoden auszubauen und zu verfeinern, um in ihrem Rahmen unsere Weltauffassung mit zu errichten. Sie ist nicht die dienende Magd der Geologie, sondern gibt dieser als Hilfs- wissenschaft die Zeitmesser zur Festlegung geologischer Ereignisse, daneben die Grundlagen für paläogeographische Untersuchungen. Je feiner wir unsere Methoden ausbauen, ein um so besseres Rüstzeug geben wir damit der Geologie an die Hand. Ich komme damit auf die Bedeutung der Kiel- und Furchenbildung in ihrer Bedeutung zur Festlegung von Zonen, d. h. in ihrer Bedeutung als Leitfossilien. Es sind eine ganze Anzahl von Gründen, welche unbewußt den Wissenschaftler veranlaßt haben, gerade aus den Exzessiv- reihen seine Leitfossilien zu wählen. Erstens sollen die Leit- fossilien leicht kenntlich sein, und das ist bei Exzessivformen fast immer der Fall gegenüber den in ihren Charakteren nur wenig abgeänderten Formen aufeinanderfolgender Zeiten. Zweitens müssen es Formen sein, welche häufig Vorkommen. Die Exzessivreihen, welche durch Furchen- oder Kielbildung ausgezeichnet sind, sind scheinbar individuenreicher als die normalen Reihen. Drittens sollen Leitfossilien die kurzlebigsten sein, d. h. wir sollen sie solchen Entwicklungsreihen entnehmen, in denen die Abänderungen in den aufeinanderfolgenden Zeiten am schnellsten vor sich ge- Kiel- und Furchenbilduug etc. 347 gangen sind. Dies ist die alte Forderung seit Nklmayk, Oppkl und Waagen. Deshalb ändern und arbeiten wir auch heute noch an der aufgestellten „Zonenfolge’. Bei meinen Studien über Jura- und Kreide-Annnonoideen hat sich nun herausgestellt, daß es gerade die durch Furchen- oder Kielbildung gekennzeichneten Exzessivreihen sind, in denen die Abänderungen in den kürzesten Zeiten erfolgen. Ja, nach den bisher gesammelten Beobachtungen scheint in diesen Reihen die Entwicklung sich gleichsam überstürzt zu haben und dadurch etwas Sprunghaftes anzunehmen gegenüber der langsameren und ebenmäßigeren Entwicklung in den normalen Entwicklungsreihen, die allein für die Fortsetzung des Stammes in Frage kommen. Letztere Reihen möchte ich als die Konservativreihen bezeichnen. Legen wir die feinsten Arbeitsmethoden der Paläontologie zu- grunde, so würde sich für die Entwicklung in den Konservativ- reihen im allgemeinen die Evolution, in den Exzessivreihen die Revolution ergeben, was nicht ausschließt, daß es in Exzessiv- reihen auch gelegentlich zu Stillständen kommt, oder in Konser- vativreihen in langen Zeitabschnitten sich wiederholende schnell hervortreteude durchgreifende Abänderungen in der Ausbildung gewisser Charaktere zeigen, wie z. B. im Stamm der Stephano- ceratida in dem Berippungstyp, wo im Lias a die einfache Rippe (Psiloceratinae), im Lias ,1 plötzlich die außen zu einer dreieckigen Platte verstärkte Rippe Aegoceratinae), im Lias y die an der Außenseite gegabelte Rippe (Stephanoceratinaei, und im Kimiueridge die mehrfach gegabelte Rippe der Gruppe des Paisplt indes pdyplocus Rein, auftritt, die dann im Portland einer- seits zu der virgatomen Berippung (Virgatitinae) der Formen des borealen Jura-Kreide-Gebietes ( ViryatiUs. Craspeditcs. Polyptychites, Astieria und SimhirskitesJ, anderseits im mediterranen Gebiet zu der bidichotomen Rippengabelung (Neocomitinae) führt (immer auf gleicher Höhe an der Außenkante und in der Nähe des Nabels) , Xencomiies und ThnrmanniaJ. Lyticoceias, Gruppe des Amm. noricus und radiatus , sowie des Hnplites Arnotdi v. Koex. schließt sich als aulacoider Zweig an Astieria — Polyptychiies des borealen Gebietes an. Wkdekisd hat in seiner Biostratigraphie gezeigt, daß unsere Zonenfolge eine aus verschiedenen Entwicklungsreihen von Leit- fossilien kombinierte sei, und dem gegenüber von einer theoretischen kontinuierlichen gesprochen, wo alle Leitfossilien der gleichen Ent- wicklungsreihe angehören. Die letztere wird es niemals geben, wenn wir unter Zonenfolge die kleinsten meßbaren Biozonen ver- stehen, eben weil wir, um dieser Anforderung gerecht zu werden, unsere Biozonen meist nur nach der Lebensdauer von Formen aus Exzessivreihen festlegen können, welche nach kurzer Zeit zum Anssterben der Entwicklungsreihe führen. 348 F. B. Nopcsa, Zur systematischen Stellung etc. Zur systematischen Stellung von Poposaurus (Mehl). Von Dr. Franz Baron Nopcsa in Wien. Zu den interessanteren, während der letzten Jahre entdeckten fossilen Reptilien, über die wir erst jetzt einiges erfahren, gehört zweifellos Poposaurus, den Mehl (Journ. of Geolog. Chicago) aus den Popo Agie River beds 1915 beschrieb, dessen systematische Stellung er jedoch damals nicht fixieren konnfe. Da dies meines Wissens auch bisher nicht geschehen ist, soll dies hier nach- getragen werden. Poposaurus wird, wie auch Mehl angibt, durch fast biplane, mit einer durch eine Lamelle unterstützte Neuralplattform ver- sehene Rückenwirbel, durch 4 — 5 Sakralwirbel, durch zweiköpfige Rippen , durch ein im präacetabularen Teil auffallend stark ent- wickeltes Ilium , ein schlankes gerades Femur und eine sehr schwache, im Querschnitt plattenförmige Fibula charakterisiert. Infolge der, wie auch Mehl erkennt, Parasucliier- resp. Dinosaurier- artigen Gestalt seiner Rückenwirbel, der großen Anzahl der Sakral- wirbel, ferner infolge seines geraden Femurs und seiner reduzierten Fibula gehört Poposaurus, dessen möglicherweise zweibeinige Gang- art ebenfalls schon von Mehl hervorgehoben wurde, offenbar un- bedingt zu den Dinosauriern im weitesten Sinne des Wortes, aber auch innerhalb dieser scheiden nun, wie mir scheint, wieder wegen mehrerer Eigenschaften des Iliums die Saurischier aus. Im Gegen- sätze zu den Saurischiern ist nur bei den Orthopoden der Ansatz für die Pubis kurz und nicht gestielt, dann findet sich nur bei den Orthopoden ein wohlausgeprägter Antitrochanter, dann ist meistens nur bei diesen der Oberrand des Iliums gerade und schließlich findet sich nur bei diesen im vorderen Teile des Iliums jene horizontale Expansion, die schon bei Poposaurus durch eine nach vorne verlaufende Leiste angedeutet ist. Bis auf den etwas herabhängenden unteren Rand des prä- acetabularen Iliumteiles erinnert das Ilium von Poposaurus an jenes der Orthopoden, und wenn es nun vorderhand nicht möglich ist, die weitere Zugehörigkoit dieses merkwürdigen Restes zu den Ornithopoden oder Thyreophoren zu bestimmen, so ist er als ältester Orthopode doch immerhin so interessant, daß es notwendig scheint, die Aufmerksamkeit ganz besonders auf ihn zu lenken. Juli 1 920. Miscellanea. 349 Miscellanea. Die Deutsche Mineralogische Gesellschaft hat am 8. und 9. April in Göttingen ihre 7. Jahresversammlung unter au lierord entlieh starker Beteiligung ihrer Mitglieder abgehalten. Da es seit September 1913 die erste Versammlung war, mußte Vorstand und Beirat neu gewählt werden. Es wurden gewühlt: Zum Vorsitzenden: R. Bhauns-Bouii. Stellvertreter: A. Johnsen- Frankfurt und 0. WEiGKL-Marburg. Schriftführer: K. Spangenberg- Jena. Schatzmeister: Dr. Thost (Inhaber der Firma Gebr. Born- traeger, Berlin). In den wissenschaftlichen Beirat: G. AMiNOFF-Lund (Schweden), F. BECKE-Wien, 0. MüGGE-Göttingen, P. NiGGLi-Zürich. Die Schriftleitung der „Fortschritte“ ist Johnsen übertragen worden. Danach wurden u. a. folgende Vortrage, die meisten mit Demonstrationen, gehalten : Begeh: Ergebnisse statistischer Untersuchungen über den Chemis- mus der Lamprophyre. Ehringhaus: Über Dispersion der Doppelbrechung. Erdmannsdörffer : Entstehung kristalliner Schiefer, erläutert an macedonischen Vorkommen. Föhr: Bemerkungen über Mineralsysteme und Mineralnamen. Goldschmidt, V.: Über Himmelsgläser. Gross: Kristallwachstum im gerichteten Molekülstrahl. Gudden : Zur Kenntnis der pleochroitischen Höfe. Hadding: Über die röntgenkristallographischeu Apparate und ihre Leistungen. Johnsen : Einspringende Kristallwinkel. Milch: Über Spilosite und Desmosite. Mügge: 1. Kontaktmetamorphose der Diabase im Harz. 2. Isotrop gewordene Kristalle. Nacken: Gasabsorption in Zeolithen. Rinne: Kristallographische Achsen. Rose: Optische und lichtelektrische Untersuchungen am Zinnober. Scheumann: 1. Hysterese und Gitterreaktion bei den zeolithischen Wässerungs Vorgängen. 2. Das kinematische Moment im Prozeß der Metamorphose des sächsischen Mittelgebirges. Schiebold: Atomistische und ionistische Struktur von Kristallen. Soellner : Über den Essexit aus dem Kaiserstuhl. Spangenberg: Einbettungsmethode und Bestimmung von Plagio- klasen. Valeton: Über die Struktur des Alauns. Weber: Die RosE’schen Kalkspatkanäle. Diese umfangreiche Tagesordnung konnte nur durchgeführt werden durch Beschränkung der Redezeit auf 15 Minuten und Ausdehnung der letzten Sitzung bis in sehr späte Abendstunde. 350 Besprechungen. An jeden Vortrag schloß sich anregende Besprechung. Die wissen- schaftlichen Sitzungen wurden am Samstag vormittag durch Ein- fahrt in das Kalibergwerk Gewerkschaft Siegfried I bei Salzderhelden unterbrochen, bei der Herr Prof. Stille die Führung übernommen hatte. An diese schlossen sich Ausflüge zur Blauen Kuppe bei Eschwege am Sonntag, unter Führung von Herrn Dr. Ramdohk, und in den Harz am Montag und Dienstag, unter Führung von Prof. Erdmannsdörffeii. Für den Abend des ersten Tages waren die Teilnehmer der Versammlung zu einer geselligen Zusammen- kunft im Hause von Prof. Mügiie geladen; ihm vor allem war es zu danken, daß die Tagung zur größten Befriedigung aller ver- laufen ist. Die nächste Versammlung soll im September 1922 zur Zeit der Tagung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher uud Arzte in Leipzig stattttnden, aber 2 oder 3 Tage vor deren Beginn abgehalteu werden, so daß sich jene unmittelbar auschließt. R. Brauns. Besprechungen. Edward Henry Kraus and Walter Fred Hunt: Mineralogy. An introduction to the study of minerals and crystals. 8°. XIV u. 561 p. 696Textflg. McGravv-Hill Book Company, Inc. New York 1920. Dies Werk soll zur Einführung in das Studium der Mineralogie und Kristallographie dienen, und ist demgemäß, unter Beschränkung auf das wichtigste, elementar gehalten. Es ist von Interesse zu sehen, wie die Verfasser diese Aufgabe gelöst haben. Acht Kapitel sind der Kristallographie gewidmet; hier werden die Symmetrieelemente behandelt und die Formen der Kristall- klassen, mit denen des kubischen Systems beginnend, beschrieben. Die einfachen Formen und häutigsten Kombinationen werden durch Zeichnungen und Photographien von Modellen bildlich dargestellt, in Tabellen kurze Übersichten über die Formen gegeben; zu ihrer Bezeichnung dienen die WEiss’schen Parameterverhältnisse und MiLLER-BuAVAi.s’schen Indizes. I ber Strukturtheorie, Gitterbau der Kristalle u. dergl. wird nichts mitgeteilt, ebensowenig über eine der Projektionsmethoden oder die Zonengesetze. Verhältnismäßig noch knapper werden die physikalischen Eigenschaften behandelt; über spez. Gew., Spaltbarkeit, Härte wird das Notwendigste gesagt, das Verhalten der Kristalle im parallelen und konvergenten polarisierten Licht kurz geschildert, aber nichts über schwere Flüssigkeiten, Gleitflächen, Pyroelektri- zität, Wärmeleitung. Auf die Bedeutung von Ätzfigureu wird nur Besprechungen. 351 in einer Fußnote hingewiesen, um den Unterschied in der Sym- metrie von Steinsalz und Sylvin zu erläutern. Die Dispersions- Verhältnisse in monoklinen Kristallen werden nicht erwähnt. In dem Kapitel über die chemischen Eigenschaften findet sich eine Tabelle mit den nach dem periodischen System geordneten Elementen, die Berechnung der Formel wird gelehrt, Isomorphismus und Polymorphismus auf zwei Seiten behandelt, über Umwandlungen polymorpher Körper nichts mitgeteilt. Sehr aus- führlich wird dagegen das Verhalten vor dem Lötrohr behandelt. In den beschreibenden Teil sind 150 Mineralien aufge- nommen worden; vorzugsweise die sog. äußeren Eigenschaften werden genannt, keine Winkel, keine Achsenverhältnisse, selten Brechungs- exponenten. Von den Vorkommen werden besonders amerikanische erwähnt, Kalisalze sind nicht aufgenommen, auch nicht Sylvin. Zur Erläuterung werden photographische Abbildungen gegeben ; an denen, welche eingewachsene Mineralien darstellen sollen, ist kaum etwas zu sehen, dazu bedarf es sorgfältigst ausgesuchter Stufen, möglichst ohne Beiwerk. Ein besonderer kleiner Abschnitt ist den Edelsteinen gewidmet. Den Schluß bilden ausführliche Tabellen zum Bestimmen der 150 Mineralien, die nicht weniger als 1(>7 Seiten ein- nehmen. Dem Text sind B ildnisse von Mineralogen beigegeben; der historische Sinn kann hierdurch gestärkt werden. Es sind die Bilder von Werner, Steno, Haüy, Miller, Goldschmidt, Weis- bach, Wright, Becke, Peneield, Groth, Michei.-Lew, Brish, Dana, Lacroix, Bauer und Kunz. Wie man sieht, werden in dieser „Einführung“ erheblich geringere Anforderungen an die Studierenden gestellt als in unseren Lehrbüchern der Mineralogie, es ist ein gewaltiger Unterschied zwischen diesem Werk, dem Lehrbuch von Tschermak-Becke und gar dem von Niggli. Das haben die Verf. aber so gewollt, und es ist nicht zu bezweifeln, daß der grüßen Mehrzahl der Studieren- den durch die Beschränkung des Stoffes gedient ist, daß dies Buch zur Einführung ganz vortrefflich geeignet ist und anregend wirkt. Den praktischen Bedürfnissen kommen die ausführlichen Bestimmnngstabellen sehr entgegen. K. Brauns. G. Wiegner : Boden und Bodenbildung in kolloid- cliemi scher Betrachtung. 98 p. u. 10 Texttig. Dresden und Leipzig. 1918. Die aus einem Vortrage hervorgegangene Abhandlung legt in übersichtlicher und anschaulicher Weise die für den Bodenkundler wichtigen kolloidchemischen Verhältnisse dar. Von dem so gewonnenen 352 Personalia. Standpunkte aus werden die Ergebnisse der Bodenkunde vorgeführt. Es kann nicht Ziel des Werkchens sein, die verwirrende Fülle der Probleme zu lösen, es ist ihm jedoch gelungen, ihnen an Hand der kolloidchemischen Begriffe eiue klare Ordnung und diskutable Form zu geben. Es erhellt die durchgreifende Bedeutung der Kolloid- chemie für die Bodenkunde. Nach einer kolloidchemischen Einleitung werden die Böden nach ihrer Dispersität eingeteilt, Verf. beschreibt eiue neue Methode zur Dispersitätsbestimmung: An einem breiten, ca. 1 m langen Fallrohr ist ein paralleles dünnes Ableserohr ca. 20 cm über dem Boden, durch einen Hahn absperrbar, angesetzt. Das Fallrohr wird mit dem Bodenwassergemisch, das Ableserolir mit destilliertem Wasser ge- füllt. Das spezifische Gewicht der Suspension ist aus der Höhen- differenz des Meniskus im Fall- und im Ableserohr erkennbar. Die zeitliche Veränderung des spezifischen Gewichts beim Absinken liefert mit Hilfe der S'roKEs’schen Formel einen Einblick in die vor- handenen Teilchengrößen. Es folgt die Erklärung einzelner Er- scheinungen wie: Wirkung des Kalkens, Dichtschlämmung, Frost- wirkung, Altern des Marschbodens, ferner: Schutzwirkung des Humus, gegenseitige Fällung von Al(OH)3 durch Kieselsäure und Basen- austausch der Bodenzeolithe. Nennt man mit Glinka endodynamomorph diejenigen Böden, deren physikalischer und chemischer Charakter durch das Mutter- gestein bestimmt ist, und ektodynamomorph solche, die vom Mutter- gestein unabhängig sind, so lassen sich die Endresultate der Ver- witterung, z. B. Wüsten-, Löß-, Weißalkali- und Schwarzalkaliböden im ariden Gebiet oder Latent, Braunerde, Weißerde und Podsol- boden im humiden Gebiet rein klimatologisch vorhersehen. Den Schluß bildet ein reichhaltiges Verzeichnis der einschlägigen Literatur, eingefiochten in weiterführende Anmerkungen. it. Groß. Personalia. Gewählt. — Die Akademie der Wissenschaften in Wien hat in ihrer Gesamtsitzung vom 1. Juni 1920 Herrn Th. Diebisch in Berlin zum korrespondierenden Mitgliede der mathematisch- naturwissenschaftlichen Klasse gewählt. Verliehen: Herrn Bernhard lluuff, Besitzer des Paläonto- logischen Ateliers in Holzmaden (Württemberg) ist anläßlich des Erscheinens seiner Abhandlung über den dortigen Lias f (Palaeonto- graphica) von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen die Würde eines Dr. rer. nat. h. c. verliehen worden. C. Skoetsch, Die Einschlüsse in den Basalten etc. 353 Original -Mitteilungen an die Redaktion. Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Uni- versität Bonn. 37. Die Einschlüsse in den Basalten zwischen Godesberg und Remagen. Von Carl Skoetsch. Die Einschlüsse in den linksrheinischen tertiären Feldspat- basalten sind seit Ende des 18. Jahrhunderts erwähnt und z. T. genauer beschrieben worden. Besondere Beachtung fanden wegen ihres Reichtums an Einschlüssen der Basalt des Lyngsberg bei Mehlem (Kohnen7*, Brauns3), des Dächelsberg bei Nieder- bachem (Bleibtreu *, Laspeyres8, Wildschrey 16, Schürmann14), des Unkelstein und des Dungberg zwischen Oberwinter und Remagen (Collini3, Humboldt6, Nose11, Nöggerath l0). Auf Grund des reichen Materials in der Sammlung des hiesigen Mineralogischen Instituts war jetzt eine umfassendere Bearbeitung möglich, deren Ergebnisse, in einer Dissertation znsammengestellt, hier im Auszug mitgeteilt werden. Die Aufgabe war, eine Über- sicht aller aus den Einschlüssen bekannt gewordenen Mineralien und Mineralaggregate zu geben, ihre Herkunft, soweit wie möglich, zu ermitteln und die Änderungen zu verfolgen, die sie durch das basaltische Magma erlitten haben. Wenn sich hierbei auch er- geben hat, daß manche Mineralien erst durch Einwirkung des basaltischen Magmas aus anderen hervorgegangen sind (wie z. B. Sillimanit z. T. aus Quarz), so werden diese doch als Einschlüsse allgemein aufgeführt. Die Bezeichnung „exogen“ wäre für solche Einschlüsse ebensowenig erschöpfend wie „endogen“, noch weniger können sie unter den Begriff „Urausscheidungen“ im Sinne Zirkel’s fallen. Aus exogenen Einschlüssen haben sich unter oft stofflicher Beteiligung des basaltischen Magmas endogene Mineralien gebildet. Nach ihrer Herkunft und ihren genetischen Beziehungen, so- weit beides festzustellen ist, werden sie wie folgt zusammengefaßt : Quarz, Feldspat, Quarzfeldspat. — Nosean, Zirkon, — Disthen, * Die Ziffern weisen auf das Verzeichnis der benutzten Literatur am Schluß dieser Mitteilung. Centralblatt I. Mineralogie etc. 1921. 23 354 C Skoetsch. Sillimanit, Andalusit, Cordierit, Korund. — Olivin, Pyroxen, Horn- blende, — Apatit, Titanit, Magnet- und Titaneisen. — Zinkblende, Kupferkies, Magnetkies, Schwefelkies — Gips. — Zeolithe und andere Neubildungen. — Einschlüsse trachytischer Gesteine. Quarz. Vorwaltend ist Rauchquarz und gemeine r Quarz, reichlich im Basalt des Lyngsberg und Dächels- berg. Aggregate bis über 10 cm, Korngröße bis 1 cm, sind klar braungrau, rauchfarben. Im Dünnschliff ist starke Auflösung unter Bildung von Glas zu beobachten , wogende Auslöschung läßt auf mechanische Einwirkungen schließen. In den glasreichen Adern liegen leistenförmige Augitneubildungen. Durch die mehr oder weniger weitgehende Auflösung des Quarzes durch das basische Magma wurde dieses lokal in seiner Zusammensetzung derart ge- ändert, daß es nach Ausscheidung von Pyroxen zum größten Teile glasig erstarrte. Saure Magmen erstarren unter sonst gleichen Verhältnissen immer schwerer kristallinisch als basische. Zirkon liegt in Körnern bis 0,22 mm groß im Quarz oder Glas. Der Quai'z schließt feinste Rutilnädelchen ein. Pyrit ist in Körnchen, selten Kristallen, und Überzügen hier nur Neubildung. Neben Rauchquarz und dichten Quarziten tritt am Lyngsberg ein dichter, grauer bis violettblauer Quarz reichlich auf. Im Basalt des Unkelstein fand sich apatitführender Gang-Quarz und blauer, körniger Quarz mit Magnetkies und Kupferkies. Am Dungberg tritt Quarz mit Feldspat auf 1. in groben, klar grünlichen Körnern, 2. sehr feinkörnig milchweiß, 3. in dichten, trüben Massen, letztere reich an Magnetkies und dichter, chloritischer Substanz. Auch hier Neubildung von gemeinem und diopsidischem Augit um auf- gelösten Quarz. Quarz mit Distlieu und Sillimanit (s. ds. Mineralien). In keinem von diesen Einschlüssen war eine Neubildung von Quarz zu beobachten, so oft auch teilweise Auflösung festgestellt werden konnte. Nur in Drusenräumen vorkommende Quarzkriställchen sind Neubildungen , aber keine durch das Magma erzeugte (siehe am Schluß). Umwandlung oder Neubildung von Tridymit wurde kein- mal beobachtet. Feldspat ohne und mit Quarz findet sich als Orthoklas 1. im Basalt des Dächelsberg: Schmale, bis 3 cm lange Leisten, rötlichgelb, und weiße, grobkörnige Aggregate. Spez. G. = 2,588; 2,500; 2. am Unkelstein bis 5x3 cm große, hellgelbe, glänzende und trüb gelbgraue Körner. Spez. G. = 2,555; 2,562. Unter- geordnet ist feinkörniger Quarz; 3. im Basalt des Dungberg in zwei Gruppen : a) bis 5x2 cm große, gelbe bis glasgrüne Körner mit P und M als glänzenden Spaltflächen, milchweiße Quarzkörner führend; b) weiß bis silbergraue, weniger glänzende Aggregate. Spez. G. = 2,530 — 2,571. Lichtbrechung ca. 1,521, Auslöschung auf M gegen Kante M/P 5° 30' — 6°, gegen M/T 17° — 22°. Feine, glänzende Quarzkörner liegen in den Spalten. U. d. M. erscheinen Die Einschlüsse in den Basalten etc. 355 Feldspat und Quarz teilweise aufgelöst unter Bildung von Glas und Neubildung von Plagioklas und Augit. Auch Magnetit ist z. T. spätere Bildung. Plagioklas bildet im Basalt des Unkelstein bis 5x3 cm große, trübe Aggregate, die blaue Korundkörner, große Zirkonkristalle und z. T. schlackiges Magneteisen umschließen. Spez. G. = 2,624; 2,629. Aaslöschung auf P ca. 0°, auf M 3° 20' — 4° 25'. Aus dem Basalt des Dungberg stammen glänzende, klare Stücke, 2 — 5 cm, gelb, braun durchscheinend, grau. Spez. G. = 2,624 ; 2,630. P, M, T sind deutlich. Lichtbrechung annähernd 1,533; 1,538, an Blättchen nach P in zwei aufeinander senk- rechten Richtungen ^ 1,54. Feine Zwillingslamellierung; Aus- löschung auf P 1° 35'— 3° 30'; auf M 3°— 5° 35'. Es ist vor- wiegend Na-reicher Plagioklas (Oligoklasalbit). Es kommen aber auch Ca-reichere Plagioklase unter den Einschlüssen vor, die als Oligoklas zu bestimmen sind, darunter auch Doppelzwillinge nach dem Karlsbader- und dem Albitgesetz bei kleinem optischen Achsen- winkel. Diese Feldspate sind z. T. vom Rande aus aufgelöst und von neugebildetem Plagioklas und Augit umgeben. Quarzfeldspat. Einschlüsse von zunächst granitischem Aus- sehen, hypidiomorph-körniger, manchmal porphyrartiger Struktur sind charakterisiert durch Alkalifeldspat und Quarz. Glimmer oder eine Schmelze, die auf sein früheres Vorhandensein schließen ließe, fehlen jedoch völlig. Das reichste Material lieferte der Dächels- berg in bis über kopfgroßen Aggregaten. Der Quarz ist klar, grau rauclifarben , leicht violett , der Feldspat graugrünlich , gelb mit teilweise feiner Zwillingslamellierung. Die Korngröße wie auch die Beteiligung von Quarz und Feldspat ist verschieden. Ebenso wechseln Orthoklas und Oligoklas in ihrem Vorherrschen. Risse im Quarz sind glasreich. Er ist oft durch Einlagerungen trübe (Glas- und Dampfporen), Rutilnädelcheu finden sich wie im Quarz der feldspatfreien Einschlüsse, auch Schwefelkies und vereinzelt schlackiger Magnetit. Spärlich ist Zirkon. Ein Einschluß führt Graphit. Der Feldspat ist teilweise aufgelöst , darnach wieder fortgewachsen. Die Lamellierung ist zum großen Teil sekundärer Natur infolge von Druckwirkungen. Ähnliche Einschlüsse fanden sich nur noch im Basalt des Unkelstein. Hier ist besonders Sillimanit als reichliche Neubildung bemerkenswert. Die Be- obachtungen deuten auf z. T. gleichartige Abstammung der Quarz-, der Feldspat- und der Quarzfeldspateinschlüsse und führen zu der Auffassung, daß in ihnen aplitisch-pegmatitische Bildungen vorliegen, zu denen man in weiterem Sinne auch den Gangquarz aus dem kristallinen, vielleicht auch noch z. T. den aus dem devoni- schen Grundgebirge rechnen kann. N o s e a n hat sich in einem kürzlich erst von R. Brauns s beschriebenen Einschluß im Basalt des Lyngsberg gefunden. 23* 356 C. Slcoetsch, Wahrscheinlich stammt er aus körnigem Noseangestein, das der tertiäre Basalt durchbrochen hat. Zirkon kommt in freien Kristallen nur im Basalt des Unkelstein vor. Formen, bis 1,3x1 cm groß, sind (100) (111), einmal dazu Dioktaeder; meist gerundet. Bruch muschlig. Hell- bis dunkelrotbraun. Einmal in Verwachsung mit Titanmagneteisen. Ferner kommen bis 4 x 1,5 mm große Kristalle in Oligoklas- einschliissen vor. Aus diesem Vorkommen, wie solchem vor allem aus dem Basalt des Finkenberg, ist zu schließen, daß der freie Zirkon alkalisyenitischen Tiefengesteinen oder pegmatitischen Bildungen solcher entstammt und Lösungsrest dieser ist. Mikroskopisch kleiner Zirkon tritt in Quarz- und Quarzfeldspateinschliissen aller be- trachteten Basalte auf. D i s t li e n wurde einmal am Däc lielsberg gefunden (E. Schürmann 14). Gelbbrauner Rauchquarz führt den Disthen in gelblichweißen bis violettblauen 6 X 2 bis 20 x 3,5 mm großen Leisten. Basaltische Masse ist in den Einschluß gedrungen. Der Disthen ist im Innern klar und farblos , randlich in stralilig- faserigen, gelblichen Sillimanit umgewandelt, nicht monotrop, sondern vom Rande ausgehend auf diesen beschränkt, nach teil- weiser, wohl unter Mitwirkung von Dämpfen erfolgter Auflösung unter grober Erhaltung der Form. Der Einschluß stammt aus dem Gebiet der kristallinen Schiefer, aus denen auch andere quarzreiche Einschlüsse (siehe bei Quarzfeldspat) stammen könnten, insbesondere wenn sie solchen Sillimanit führen, dessen Neubildung unter basal- tischer Einwirkung nicht nachzuweisen ist. Sillimanit (Glanzspat) ist aus dem Basalt des Lyngs- berg nicht bekannt. Im Basalt des Däc helsberg kommt er in Quarzfeldspateinschliissen und isoliert in weiß - silbergrauen, glänzenden Nadeln vor; isoliert u. a. bis 3x1 cm groß. Pj'rit ist in feinen Körnern eingesprengt. Im Basalt des Unkelstein und Dnngberg sind solch große, sillimanitführende Quarzfeldspat- einschlüsse selten. Im Basalt des Dungberg tritt Sillimanit auf 1. Quarzfeldspat umgebend, keilförmig nach innen ragend, als fein- strahliger Fibrolith, 2. mit Quarz nur mikroskopisch. Ein solcher Einschluß bot ein klares Beispiel einer Neubildung von Silli- manit aus Quarz. In einer Ader von braungrünem Glas, die den Quarz durchzieht, liegen massenhaft Sillimanitkristalle. Es ist kein Zweifel, daß diese sich in dem Glase ausgeschieden haben, es ist aber auch klar, daß der Quarz nur die Kieselsäure geliefert haben kann, die Tonerde kann nur dem auf Rissen eingedrungenen basaltischen Magma entstammen. Die große Menge des Sillimanits im Verhältnis zu dem Glas führt weiter zu der Annahme, daß durch Diffusionsströmungen Tonerde zugeführt sein muß. Man kann sich diese Entwicklung bis zur vollständigen Auflösung des Quarzes weitergeführt denken, sich vorstollen, daß dann magmatischer Die Einschlüsse in den Basalten etc. 357 Druck die Hauptriclitungen des entstandenen Sillimanithaufwerks parallel stellte, und so zu einer Ansicht über die Entstehung der isolierten Einschlüsse gelangen. Überall, wo Sillimanit in solchen Quarz- und Quarzfeldspateinschliisseu auftritt, ist der Quarz mehr oder weniger aufgelöst. Der isolierte Glanzspat ist das am längsten bekannte Vor- kommen im Basalt des Unkelstein und Dungberg, wenn seine Natur auch erst verhältnismäßig spät richtig erkannt wurde (Humboldt, Nose, Nöggerath, G. vom Kath, Bleihtreu). Die Glanzspateiuschliisse haben meist parallelepipedische Form, Faserung in der Längsrichtung mit Zügen von Spinell und sind gegen den Basalt scharf abgegrenzt, bilden aber auch unregelmäßige, filzige Massen, von Calcit umrindet. U. d. M. erscheint der Glanzspat klar, z. T. faserig, wellig, häufig mit breitem Korrosionssaum. In dichteu Haufwerken am Rande und in den Spalten liegen die Spinelloktaeder, z. T. von Glas umgeben. Der Sillimanit ist auf- gelöst worden und der Spinell Neubildung. Andalusit-Cordierit. Ein feinkörniger Einschluß aus dem Basalt des Lyngsberg führt Andalusit in glänzenden, ca. 3 mm langen Kristallen. Mikroskopisch erscheint Cordierit als Hauptbestandteil, meist ohne Kristallumgrenzung, reich an Einschlüssen, auch in Durchkreuzungsdrillingen, nach (110) ver- wachsen. Andalusit ist frisch und farblos, Pleochroismus c = a fleckig rosarot. Er ist randlich korrodiert und von Spinellkranz umgeben, der eine Neubildung ans Andalusit ist, wobei Eisen und Magnesia aus der Umgebung aufgenommen wurden. Auch Korund ist neu gebildet, aber selbst wieder stark angegriffen, und an- scheinend ist aus ihm auch Spinell neu gebildet. Glimmer fehlt. Der Einschluß könnte als andalusitfiihrender Cordierithornfels be- zeichnet werden ; er ist der einzige dieser Art, der aus Basalt des Niederrheins bekannt geworden ist, während aus Trachyt des Siebengebirges andalusitfiihrende Einschlüsse, aus dem Tuff’ solche Auswürflinge seit langem bekannt sind. Korund ist isoliert im Basalt nur am Unk eist ein meist in einigen Millimeter großen, regellosen, blaugrauen, hell- bis dunkelblauen, oft recht klaren Körnern. Das größte, 13x10 mm, ließ (1120) und (0001) erkennen. Rhomboedrische Teilbarkeit ist deutlich. Einwirkungen des Basalts sind hier nicht zu bemerken. Korund von gleicher Beschaffenheit wie der isolierte fand sich in einem Feldspateinschluß auch nur am Unkelstein. Ein 5x2 mm großes Korn und mehrere kleinere liegen in einem der Plagioklase, die oben als zur Oligoklasreihe gehörend beschrieben wurden. Dies ist ein Hinweis auf die Heimat des isolierten Korunds mit voll- ständiger Analogie zum Zirkonvorkommen, nämlich daß auch der Korund ein Lösnngsrest solcher pegmatitischen Bildungen ist. Außerdem kommt Korund als zweifellose Neubildung vor, dann 358 C. Skoetsch, immer mikroskopisch klein: 1. aus Sillimanit in Einschlüssen vom Dungberg, 2. aus Andalusit (Lyngsberg), s. oben. Olivin. Die Olivinfelseinschlüsse sind nicht so häufig in unseren Basalten wie in anderen niederrheinischen, z. B. am Finkenberg, fehlen am Lyngsberg ganz. In den drei anderen Basalten ist der Olivin isoliert oder in Vereinigung mit Augit, Chromdiopsid, rhombischem Pyroxen. Die Beobachtungen stimmen im wesentlichen mit früher angegebenen überein. Besonders bemerkenswert sind Erscheinungen am Olivin der „Olivinfels*"- einschlüsse des Dungberg, indem in sonst einheitlich auslöschen- den Körnern breite, an Zwillingslamellen erinnernde Streifen mit um 11 — 17s0 abweichenden Auslöschungslagen auftreten ; es wird sich hier um Translationen handeln (vergl. Mügge9), deren Ent- stehung auf Pressungen hinweist, denen die Olivinfelseinschlüsse ausgesetzt waren. Ihre Entwicklung kann durch höhere Temperatur begünstigt worden sein , zur Natur von endogenen Einschlüssen passen sie aber auf jeden Fall schlecht. Der Annahme, daß sie exogen seien, stehen die allbekannten Gründe, Häufigkeit und Ver- breitung gerade im Basalt gegenüber. Sie stammen eher aus einer Zone basischer Magnesia-Eisensilikate. Monokliner Augit. Das Vorkommen im Basalt des Lyngsberg in Verbindung mit Hornblende ist von Kohnen ' beschrieben. Im Basalt des Dächelsberg bildet Augit einheit- liche Kristallkörner, die bei zunehmender Größe als Fremdlinge im Basalt erscheinen. So fand sich ein Bruchstück b : c = 10 : 5 cm groß. Häufiger sind körnige Augitaggregate. Hier tritt besonders eine Art von Einschlüssen auf, bei denen in dichter, graugrüner, fast erdiger Masse schwarze, bis einige Zentimeter große Augit- kristalle liegen. In diesen ist fast ständiger Begleiter Magnet- eisen, seltener sind Apatit, Titanit und Magnetkies. In gleicher Vergesellschaftung findet er sich im Basalt des Dungberg. In anderen Einschlüssen dieser beiden Basalte wie auch in dem des Unkelstein ist Olivin beigemengt. U. d. M. erscheint der Augit unregelmäßig begrenzt. Zarte Tönungen und kräftige Eigen- farben wechseln, Auslöschung C = c 35° — 42°. Er umschließt Erz- ausscheidungen und hat dann gegen den violetten Rand bis zu 8° abweichende Auslöschungslage. Die Einschlüsse sind randlich und auf Rissen durch den Basalt stark verschlackt ; kleiue, violette Augite und Plagioklas in den Spalten sind neu gebildet. Eine Aufnahme von Titansäure durch den Augit ist sicher, hat jedoch nicht immer stattgefunden. Er gehört zu den ersten Ausscheidungen. Neubildung von Augit und diopsidischem Augit in Glas um teil- weise aufgelösten Quarz sind häufig. Zarte Augitkristallisationen um Einschlüsse von Gips siehe bei diesen. Phromdiopsid begleitet Olivinfelseinschlüsse in den Basalten des Dächelsberg, Unkelstein und Dungberg, ist klar Die Einschlüsse in den Basalten etc. 359 smaragdgrün, ebenfalls angegriffen und zeigt den violetten Rand, der unmittelbarer Wirkung durch den Basalt zuzuschreiben ist. Rhombischer Pyroxen bildet auch in Olivinfels dieser drei Basalte gelbliche, hier auch grünliche Körner mit guter Spaltbarkeit, faserig nach c, von kanalartigen Hohlriinmen mit feinen Einschlüssen durchzogen, c = c, schwacher Pleochroismus: C graugrünlich, a = b gelblich. Es ist eine dem Bronzit nahe- stehende Art. Die Augite sind in ihrer jetzigen Beschaffenheit nicht vom Basalt extratellnrisch ausgeschieden. Sie als Bruchstücke exogener Gesteine aufzufassen, sind auch keine genügend starken Beweis- gründe vorhanden. Am wahrscheinlichsten ist, daß es Ausscheidungen einer Tiefenphase des basaltischen Magmas sind, oder der bei Olivin erwähnten basischen Zone der Magnesia-Eisensilikate. Hornblende, die im Basalt des Lyngsberg in Ver- bindung mit Augit so häutig ist (siehe Koh.nen) , fehlt in den anderen Basalten vollständig, abgesehen von den Einschlüssen trachytischer Gesteine im Basalt des Däc helsberg (siehe diese). Apatit ist im Basalt des Lyngsberg Bestandteil der Augit- Hornblendeeinschlüsse, besonders reichlich vorhanden in den angitischen Einschlüssen des Däc helsberg, meist mit Magnet- eiseu oder auch mit diesem allein in hellgrauen, gedrungenen oder langgestreckten, säulenförmigen Kristallen, bis 2x0,3 cm groß. Am Unkelstein bildet er große Körner frei im Basalt, einmal in Quarzeinschluß. Im Basalt des Dnngberg begleitet er fast stets Augit-Titanit-Magnetiteinschliisse. manchmal überwiegend. Im Dünnschliff erscheint er durchstäubt; auf Rissen sind gelbgrünes Glas und kleine, violette Augite abgeschieden. Neben mechanischer Zertrümmerung hat offenbar auch eine Auflösung des Apatits statt- gefunden. Betreffs der Herkunft wäre auf das bei Augit, seinem Hauptbegleiter, Angegebene hiuzuweisen. Titanit tritt im Basalt des Lyngsberg makroskopisch selten auf, mikroskopisch häufig in allen feldspatreichen Einschlüssen. Im Basalt des Dächelsberg fanden sich bis 1x0,5 cm große Kristalle isoliert und in angitischen Einschlüssen. Aus dem Basalt des Unkelstein ist er nicht bekannt. Gut ausgebildet ist er in den körnigen, augitreichen Einschlüssen des Dungberg, hier oft vorherrschend, bis zu 24 x 14 cm groß. Neben Augit und Titan- eisenerz kommen Apatit und Magnetkies als seltenere Begleiter vor. An der Grenze solcher Einschlüsse gegen den Basalt ist der Titanit teilweise aufgelöst und ein Saum von Titanmagnetit mit Titanaugit hat sich gebildet. In anderen Einschlüssen ist es zu einer weiter- gehenden Auflösung von Titanit gekommen, und es hat sich, indem auch aufgelöster Magnetkies Stoff lieferte, Titaneisen in stark ver- ästelten Formen arebildet. 360 C. Skoetsch, Magnet- und Titaneisen. Schlackiges Titan-Magneteisen ist in allen betrachteten Basalten eingeschlossen. Rammelsberg 12 analysierte solches aus dem Basalt des Unkelstein: Ti02 11,51%, FeO 39,16%, Fe304 48,07%; spez. G. = 4,905. Einschlüsse von kugeliger Form aus dem Basalt des Dungberg haben mittleres spez. G. = 4,874. Bei den augitischen Einschlüssen dieses Basaltes wurde die eben beschriebene Neubildung aus Titanit und Magnet- kies festgestellt. Einschlüsse von schlackigem Magneteisen sind im Basalt des Dächelsberg häufig. Gewisse Vorkommen von Titaneisen in feldspatreichen Einschlüssen des Lyngsberg er- weisen sich als noch jüngere Ausscheidungen ; es sind stellenweise tiefbraun durchscheinende, haar- und keilförmige Wachstumsformen, oft netz- oder moosartig verstrickt. Sie sind rhönitälinlich, haben jedoch keinen Pleochroismus. Zinkblende, isoliert, spätig, wurde einmal im Basalt des Unkelstein gefunden, 3 cm groß, schwarz, lebhaft glänzend, mit breiter Zwillingslamelle. Kupferkies ist aus dem Basalt des Lyngsberg und Unkel- stein vorhanden. Grünlichgelbe bis graue, körnige Aggregate sind dem Schwefelkies beigemengt, am Unkelstein mit Magnetkies dem erwähnten blauen Quarz. Magnetkies tritt im Basalt des Lyngsberg isoliert in körnige ^ und blättrigen Aggregaten und in Verbindung mit Feld- spat oder mit Augit- Apatit-Magnetit auf. Im Basalt des Dächels- berg ist er isoliert oder Körner sind in Augit-, Magnetit-, Quarz-, Quarzfeldspat- und Sandsteineinschlüsse eingesprengt. Ebenso findet er sich im Basalt des Unkelstein in augitischen Einschlüssen und in Quarz mit Schwefelkies und Kupferkies. Im Basalt des Dungberg begleitet er die Augit-Apatit-Magnetiteinschliisse sowie Augit, Quarz, Sillimanit. Hier ist er dunkel bronzefarben mit gröberer Ausbildung des Korns an der Basaltgrenze. Sein Auf- treten in Sillimanit und Augit läßt erkennen, daß er geschmolzen gewesen ist. Schwefelkies ist nicht häufig. Im Basalt des Lyngsberg ist er kristallinisch körnig mit Kupferkies, bis 4 x 2,5 cm groß, oder mit Quarz durchsetzt exogener Einschluß. Im Basalt des Dächelsberg in feinkörniger Masse ebenfalls, hier aber auch als Überzug oder in Kristallen mit (111) (100) auf Quarz, Quarzfeldspat, Sillimanit und Sandstein eine Neubildung. Isoliert körnig und in dem blauen Quarz mit Magnetkies und Kupferkies aus dem Basalt des Unkelstein ist er exogener Einschluß. In Augiteinschliissen des Dungbergbasaltes ist er mit Magnetkies lamellar verwachsen, und hier ist eine Umwandlung von Schwefelkies in Magnetkies und von diesem in schlackiges Magneteisen deutlich, wie dies kürzlich von Eitel für Schwefelkies — >- Magnetkies >- Die Einschlüsse in den Basalten etc. 361 schlackiges Magneteisen iin Biihlbasalt nachgewiesen ist*, nachdem schon E. Wildschrey 16 und K. Brauns2 diese Bildungsweise an- genommen hatten. Gips bildet im Basalt des Dungberg vollkommen klare, einheitliche, spätige, bis zu 3 x 1 cm große Einschlüsse. Sie sind dick tafelförmig nach (010) und Andeutung von Kristallflüchen ist nur selten. Der Gips füllt den unregelmüßig gestalteten Hohlranm vollstündig ans. Im Dünnschliff löscht der Gips je eines Ein- schlusses einheitlich aus. Einwirkungen höherer Temperatur sind nicht festznstellen. In den Einschlüssen hat eine formenreiche Neubildung blasser bis stark violett gefärbter Augite stattgefunden, von den zartesten, oft nur haarförmigen Gebilden bis zu ca. 13 mm langen, schmalen Formen. Bis 1 mm breite Leisten enden in gabel- artige Wachstumsformen. Querschnitte haben rhombische Form, häutig mit dunklem Kern. Kleine Kristalle scheinen oft in den Gips hineingewachsen. Die Einschlüsse sind auffallend stark chloritisiert, z. T. anormal, indem Augite unverändert frisch sind, während schmale, grüne Leisten kaum noch ihre ursprüngliche Feldspatnatur verraten. Auch eigenartige Entglasungsformen kommen vor. Wahrscheinlich haben Einschlüsse Vorgelegen, die zum mindesten die Neubildungen im Basalt hervorgerufen. Der Gips selbst dürfte eine Neubildung (Infiltration) sein. Nicht ausgeschlossen ist eine genetische Beziehung zu eingeschlossenem Magnetkies so, daß bei Abröstung sich im weiteren Verlauf Schwefelsäure und Sulfate gebildet haben. Mit solcher postvulkanischer Bildung wäre auch die eigenartige Beschaffenheit der nächsten Umgebung der Gips- einschlusse vereinbar, für die man, wenn Gips eine von vulkanischen Prozessen unabhängige Neubildung wäre, keine Erklärung geben könnte. Zeolithe und andere Neubildungen. Natrolith bildet in Hohlräumen vor allem im Basalt des Dungberg 1. kleine, klare prismatische Kristalle mit (111) als Endbegrenzung; 2. nadelförmige, zu Büscheln vereinigte Kristalle mit weißem, isotropem Ende; 3. filzige Überzüge. Bei 2. fällt die Grenze des isotropen Endes zuweilen mit feiner Querabsonderung zusammen. Chabasit bildet an derselben Fundstelle 1. kleine, klare Bhomboeder mit trübem Phillipsit auf Basalt; 2. Dnrchkreuzungszwillinge von 1 cm Kantenlänge in Hohlräumen von basaltischem Tuff, begleitet von weißer, mehliger Gipssubstanz; wo er mit prismatischem Natrolith einen Hohlraum füllt, nimmt er das Innere ein. Apo- phyllit bildet kleine, wasserklare, zu Krusten vereinigte Kristalle mit (100). (111). (001). Ein Spaltblättchen nach (001) zeigt optische Anomalie durch eine nach dem Innern unregelmäßig begrenzte * W. Eitel, Studien über die Genesis der Einschlüsse des Bühl- basaltes. Abhandl. d. Senckenb. Naturf. Ges. 37. 143. 1920. 362 C. Skoetsch. Vierteilung mit einem durch Kompensation allmählichen Übergang der Felder ineinander. In allen Feldern liegt die größte Elastizitäts- achse senkrecht zur Randkante. Phillipsit findet sich mit Natrolith und Chabasit in kleinen, trüben, zu dichten Krusten ver- einigten Kristallen ebenfalls am Duugberg. Das reichste Material an anderen Drusenmineralien lieferten -die Basalte des Lyngsberg und des Däc helsberg. Die Earbonate treten meist zusammen auf, wobei die Folge der Ab- scheidung durch gegenseitige Überlagerung wechselt. Eisenspat ist derb , feinkörnig oder grober kristallin in Rhomboedern oder als radialfaseriger Sphärosiderit vorhanden. Braunspat bildet kleine, blättrige Rhomboederchen oder dichte Kugeln in Calcitschale. Diese beiden Carbonate sind z. T. pseudomorph nach Aragonit (vgl. Kohnen7). Kalkspat ist ebenfalls Ausfüllmasse oder Überzug, sphärolithisch, in derben Kugeln oder Schalen, in scharfe Rhomboeder endigend oder in -Stengeligen Bildungen, stalaktitenartig. Aragonit, prismatisch, wird in Hohlräumen des D äc h e 1 s b e r g basaltes bis 10x7 cm groß. Feine Nadeln in dichten Büscheln auf andere Carbonate aufgewachsen. Viellinge sind nicht selten, besonders Zwillinge nach (110). Außerdem fand sich im Basalt des Lyngsberg einmal Schwerspat. Ein wasserheller Kristall sitzt in einem traubigen Calcitüberzug und ist bei tafliger Ausbildung nach (001) von (011) und (102) begrenzt. Chalcedon, weißbläulich durchscheinend, mit traubiger Ober- fläche, überzieht eine Drusenwand neben Aragonit im Basalt des Lyngsberg. Opal bildet rundliche Knollen in mancherlei Farben. Quarz ist als Neubildung in Hohlräumen äußerst selten. In einer Druse des Lyngsb ergbasaltes sitzen auf Calcitkugeln und den Quarzkriställchen sehr kleine, sechsstrahlige Sterne. Die Ästchen schneiden sich unter annähernd (50°, sind bläulich violett, metallisch reflektierend, auch rot durchscheinend. Neben den ver- einigten kommen auch einfache Zwillinge vor. Es dürfte sicli hier um ein sehr merkwürdiges Vorkommen von Rutil handeln. Einschlüsse trachytischer Gesteine sind schou von Zirkel 1870 beschrieben und dann von Bleibtreu1 in ihrer Natur erkannt worden (vgl. auch Laspkyres 8). Man könnte zunächst an zwei verschiedene Gesteinsarten denken. Für Drachenfelstrachyt sprechen Sanidinkristalle, reichlich vorhandener Titanit, Zirkon und schwach grünliche Glasbasis, für Andesit in anderen Einschlüssen ein Vorwalten von Plagioklas, reicher Gehalt an Hornblende, Augit und das Fehlen von Titanit und Zirkon. Der allgemeinere trachytische Typus ist oft ganz verwischt, indes ist nicht aus- geschlossen, daß neben trachytischen Gesteinen auch andesitische Die Einschlüsse in den Basalten etc. 363 eingeschlosseu sind. Hierbei ist aber zu berücksichtigen , daß Plagioklase im umgeschmolzenen Trachyt als Neubildungen auf- treten köuneu, was bisher nicht beachtet worden ist. Bruchstücke, bis 17 x 10 cm groß, verraten starke Hitzewirkung durch Bildung eines braunen Glases. Sie enthalten große Sanidine, die z. T. sehr stark angegriffen sind. Eine vom Kern verschieden orientierte Randzone ist durch einen Zug feiner Einschlüsse abgetrennt. Oft sind die angegriffenen Kristalle regeneriert. Am meisten bemerkens- wert ist die Erscheinung, daß in perlgrauer Schmelzzone der Sanidine klare Plagioklasleisten liegen, die sich deutlich als Neu- bildungen auf Kosten des aufgelösten Sanidins unter Mitwirkung des basaltischen Magmas erweisen. Auch der Augit ist verändert in einen die klaren Kerne umgebenden trüben , graubraunen, körneligeu Kranz; nadelförmig auch neugebildet. Braune Horn- blende ist noch mehr angegriffen, teilweise ist nur noch die alte Form augedeutet. Ebenso starken Zerfall zeigt Biotit. Apatit bildet Kristalle und Nadeln. Titanit ist immer zerfallen in Hauf- werke schwarzen Erzes. Der umgebende Basalt hat ausgeprägte Kontaktzone. Literatur. 1. Bleibtreu, K, Zs. D. geol. Ges. 35. 489 — 556. — 2. Brauns, R., SitzBer. Niederrh. Ges. 2. Juni 1913. — 3. Brauns. R., dies. CB1. 1919. p. 8 — 4. Bruhns. W., SitzBer. d. Niederrh. Ges. in N. V. 50. 5. 1893. — 5. Collini, C., Tagebuch einer Reise etc. Mannheim 1777. — 6. H(umbolp)t, A.. Mineral. Beobachtungen über einige Basalte am Rhein. Braunschweig 1790 — 7. Kohnen, W. V., Der Lyngsberg b. Mehlem. Diss. Bonn 1907. N. Jb. f. Min. etc. 1908. II. -197-. — 8. Laspevres. H., Das Siebengebirge. Bonn 1901. — 9. Mügge, 0., X. .Tb. f. Min. etc. I. 152. 1898. — 10. Nög- gerath, J.. Der Bergschlipf v. 20. Dez. 1846 a. d. Unkeler Basaltstein- brüchen b. Oberwinter. Bonn 1847. — 11. Xose. K. W., Orogr. Briefe über d. Siebengebirge u. die benachbarten z. T. vulkan. Gegenden beider Ufer des Niederrheins. II. Frankfurt 1790. — 12. Rammelsberg, K., Pogg. Ann. 53. 129. 1841. — 13. vom Rath, G., Pogg. Ann. 147. 272. 1872. — 14. Schürmann, E. , Die im Basalt des Finkenbergs b. Bonn vork. sed. Einschlüsse etc. Diss. Bonn 1913. — 15. Wildschrey, E.. Neue u. wenig bek. Miner, etc. Diss. Bonn 1911. — 16. Wildschrey, E., SitzBer. d. niederrh. geol. Vereins i. N. V. 6S. D. 62. 1912. — 17. Zirkel, F., XXVIII. Bd. d. Abhandl. d. math.-phvs. Klasse d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. Nr. III. Leipzig 1903. 364 R. Nacken und W. Wolff, Über die Absorption von Gasen durch Chabasit. Von R. Nacken und W. Wolff in Greifswald. Mit 4 Textfiguren. i. G. Feiedel 1 stellte fest, daß alles in den Zeolithen enthaltene Wasser von derselben Art sei, alle H20-Molekel seien gleich be- weglich. Vor allem sind seine Arbeiten deswegen von Bedeutung, da er auch der erste ist, der eingehende Versuche über die Absorption von Gasen durch teilweise entwässerte Zeolithe angestellt hat; sie sind besonders wertvoll als sich auch bestimmte Zahlenangaben in ihnen linden. Seine Resultate, die hier kurz erwähnt sein mögen, sind etwa folgende: Über entwässerte Zeolithe ließ er verschiedene Gase wie NHS, C02, H2S, H und Luft strömen und stellte bei allen beträchtliche Absorption fest. Fast durchweg benutzte er Chabasit von Rüben- dörfel, der der geeignetste von allen Zeolithen ist, da die Ab- sorptionen bei ihm am heftigsten und schnellsten erfolgen. Er ließ z. B. klein geschlagene Kristalle nach dem Entwässern in trockener Luft erkalten und leitete dann einen NH3-Strom über sie, wobei eine ebenso heftige Wirkung wie bei Wasser eintrat. Der Chabasit sprühte auf, und es trat Erhitzung ein. Dieser Ver- such war jedoch nicht einwandfrei, da derNH3-Strom nicht wasser- frei war. Die Untersuchung ergab aber, daß der Chabasit etwa das 325 fache seines eigenen Volumens aufgenommen hatte. Nach seiner Meinung soll etwa das Molekülverhältnis des entwichenen Wassers zum aufgenommenen NH3 stets 4:3 betragen, welche Menge Chabasit auch untersucht wurde. Ähnliches ergab sich bei der Absorption von H.,S, von dem ungefähr das 207 fache des Chabasitvolumens aufgenommen wird; das molekulare Verhältnis beträgt etwa 7 : 4. Auch bei C02 ließ sich starke Absorptionswirkung beobachten, es ergab sich als Ver- hältniszahl 3:1. Beim längeren Stehen an der Luft gab jedesmal der Chabasit wieder die absorbierte Menge unter Wasseraufnahme ab. Weiterhin untersuchte Friedel die Absorption von trockener atmosphärischer Luft, indem er Chabasit nach der Entwässerung während einiger Minuten im Exsikkator abkühlen ließ, ihn dann in ein Rohr steckte und Wasser hinzu goß, worauf eine kräftige Reaktion unter Er- wärmung einsetzte, bei der reichlich Gas frei wurde. Der Versuch wurde mit Alkohol statt Wasser wiederholt, wobei er das Ent- weichen von Gas besser beobachten konnte, da die Reaktion weniger 1 G. Friedel, Bull. soc. min. Fr. 19. 14 u. 94. 1896. Über die Absorption von Gasen durch Chabasit. 365 stürmisch verlief. Er stellte an dem aufgefangenen, gemessenen Gasvolnmen fest, daß der Chabasit um so mehr absorbiert hatte, jo längere Zeit er in der Luft im Exsikkator nach dem Entwässern ausgesetzt und je höher der Grad der Erhitzung war. Auch die Zusammensetzung der entwichenen Luft suchte er zu ermitteln und fand eine selektive Absorption, indem die ausgetriebene Luft nur 8 % 0 und 92 % N enthielt. 1 g Chabasit absorbierte nach ihm 6,7 ccm O-arrne Luft = 1 Gew.-%. Das Volumen der ab- sorbierten Luft hatte das 14 fache des Minerals erreicht. Damit sollte der •Endzustand der Absorption erreicht sein. Seine Versuchs- ergebnisse sind aber nach seinen eigenen Angaben nicht genau, vor allem sind die Zahlen werte nur unter größtem Vorbehalt von ihm gegeben; und in der letzten Arbeit schreibt er, daß die Ab- sorption von Luft unmerklich ist, wenn der Wasserverlust weniger als 7 — 8% beträgt; steigt er auf 19,6 — 22,28 %, so ist die Luft- absorption konstant, etwa 2,7 % bei 720 mm Druck und gewöhn- licher Temperatur. Unmittelbar an der Änderung optischer Eigenschaften konnte F. Rinne 1 bei entwässerten Chabasitplatten mit nur etwa 6 % HgO die Aufnahme von C02 feststellen. II. Während die Absorption von Wasserdampf unter den wech- selndsten Bedingungen häufig eingehend studiert wurde, scheinen die Anregungen, die in den Arbeiten von G. Friedel, liegen, nicht ■weiter verfolgt worden zu sein. Es wurden daher Versuche angestellt, um den Umfang der Absorption von Gasen, sowie die Art der Erscheinung möglichst quantitativ zu ermitteln. Hierzu bot sich folgender Weg: Eine in bestimmter Weise vorbehandelte Menge von Zeolith- kristallen — es wurde Chabasit von Rübendörfel in Böhmen dazu benutzt — wurde in eine Gasatmosphäre gebracht und dann volumetrisch die anfgenommene Gasmenge bestimmt. Wie einfach zunächst eine solche Methode schien, so zeigten sich im Verlauf der Untersuchung manche Schwierigkeiten. Da die Versuche nur über eine beschränkte Zeit von einigen Tagen ausgedehnt werden können, so ist man nie ganz sicher, auch den völligen Sättigungs- zustand erreicht zu haben, da die Geschwindigkeit der Diffusion unbekannt ist. Auch ist es nicht möglich, den entwässerten Zeolith gleichzeitig völlig luftfrei zu machen. Man muß zunächst von der Annahme ausgehen, daß durch Evakuiereu die Luft größtenteils ansgetrieben wird. Es wurden aus diesem Grunde die Versuche schließlich nur mit Luft ausgeführt. Indessen hat die Beschäftigung mit diesem Gegenstand zu der Konstruktion einer neuartigen 1 F. Rinne, N. Jahrb. f. Min. etc. 1897. II. 30. 366 R. Nacken und W. Wolff, Apparatur 1 geführt, mit der durch Torsionsscliwiugungen die Ände- rung der trägen Masse infolge Gasaufnahme bestimmt wird. Hier- durch wurde eine wesentliche Verfeinerung in der Methodik erzielt, so daß eine Nachprüfung der folgenden Resultate, die häufig nicht ohne weiteres deutbar sind, erfolgen kann. Immerhin erschien es nützlich, die Resultate der bisherigen Untersuchung mitzuteilen. Nach einigen Vorversuchen wurde eine Apparatur aufgebaut, die im einzelnen aus der Fig. 1 ersichtlich ist. Ein aus dünnem Platindraht gewickelter elektrischer Ofen 0 konnte über das schwer schmelzbare Glasrohr, das die Form einer geraden Röhre von der Länge 34 cm und den inneren Durchmesser 1,5 cm hatte, leicht verschoben werden und gestattete, die Substanz bis zitr Erweichung des Glases zu erhitzen. In die Mitte der Glasröhre wurde 9,87 g entwässerter Chabasit, der bis auf eine Korngröße von 0,2 — 0,5 mm zerkleinert worden war, gebracht und in eine Rolle aus sehr feiner Drahtgase eingeschlossen, die sich mit ganz geringem Spielraum in die Röhre schieben ließ. Zu beiden Seiten ward die Röhre mit Glasperlen, die vorher mit Salz- und Schwefelsäure und destilliertem Wasser gereinigt wurden, eng ausgefüllt. Nach links war die Röhre mittels eines eingeschliffenen Glasstöpsels verschlossen, durch den die Drähte eines geeichten Thermoelements (Kupfer und Kon- stantan) geleitet wurden, dessen eine Lötstelle im Innern des Chabasits gelegen war. An einem Millivoltmeter G für Temperatur- messungen konnten dann die jeweiligen Temperaturen, denen der Chabasit ausgesetzt wurde, gemessen werden. Der Glasstöpsel war bis an die Glasperlen mit Siegellack luftdicht ausgefüllt. Nach rechts war das Verbrennungsrohr durch einen kurzen Druckschlauch an das übrige Röhrensystem angeschlossen, von dem es durch einen Glashahn a abgeschlossen werden konnte. Es folgten dann der Reihe nach ein Manometer M, an dem der im Innern des Systems herrschende Unterdrück mittels einer Skala in Zentimeter Hg ab- gelesen werden konnte. Weiter folgte, um die Gewißheit zu haben, daß nur trockene Gase untersucht wurden, eine Röhre mit P205, worauf sich die Röhre in drei Teile teilte, die durch die Hähne c, d, e nach außen zu abgeschlossen werden konnten. Die mittelste diente als Gaszuleitungsröhre; das Gas, das, soweit es sich nicht um Luft handelte, in einem Gasometer aufbewahrt wurde, wurde in einer Waschfiasche F mit Schwefelsäure und einer P.,05-Röhre getrocknet und dem System durch den Hahn d zugeleitet. Der Hahn e stellte dann die Verbindung mit der Luftpumpe L her, der Hahn c ge- stattete den Anschluß an eine in Kubikzentimeter geteilte Bürette B. Sie war an einem Holzgestell befestigt, in dem zwischen zwei Schienen ein mit Wasser gefülltes Gefäß, das mit ihr durch einen Schlauch verbunden war, durch das Zahnrad Z und die Vermittlung 1 i'ber die Ausarbeitung dieser Apparatur vgl. R. Seeliger. Uber die Absorption von Gasen durch Cbabasit. 367 der Rolle R auf und ab verschiebbar war. Durch diese Ein- richtung konnte das Gas stets auf Atmosphärendruck gehalten werden und die durch die Absorption bedingte Druckveränderung stets durch die Nachstellung dieses Wassergefälles ausgeglichen werden. Diese gauze Anordnung hatte folgende Vorteile: Einmal konnte stets unter gleichen Bedingungen des Drucks und der Temperatur gearbeitet werden, denn durch die Bürette B war es möglich, jederzeit den Absorptionsraum mit Gas von konstantem Druck anznfüllen und im Malle der Absorption selbst nachzufüllen. Durch das Manometer M konnte nach dem Abschluß von F und B das durch die Luftpumpe L erzielte Vakuum geprüft werden. Der Ofen gestattete ein Konstanthalten einer beliebigen Temperatur bis zu 450°. Die Versuche gingen im allgemeinen so vor sich: Durch die bis auf mm Hg auspumpende Luftpumpe L wurde nach Abschluß der Hähne d und f das System evakuiert, dabei waren die Hähne a, b, c, e geöffnet und mit dem Manometer M wurde das Vakuum geprüft. Dann wurden a, b und e abgeschlossen und durch d Gas in das Röhrensystem eingeleitet. Durch Öffnen von f sank das Wasser bis zur Marke 50 in der Bürette, auf dieselbe Höhe wurde dann der Wasserspiegel in dem beweglichen Gefäße gebracht. Nun wurde d wieder geschlossen, dafür a geöffnet, und der Absorptionsraum füllte sich mit Gas, das Wasser in der Bürette B stieg. Durch mehrmalige Wiederholung dieser Operation konnte es leicht erreicht werden, daß das Wasser in B beim Heben des Gefäßes nicht mehr bis zur Marke Null stieg, sondern gleich hoch 368 R. Nacken und W. Wolff, in beiden Schenkeln bei irgend einer Marke verharrte. Auf diese Weise konnten die in das evakuierte System hineingeführten ■Gasmengen gemessen werden. Zur rechnerischen Auswertung der Versuche ist es notwendig, den im Absorptionsraum vorhandenen toten Raum, der nach Möglichkeit durch die Einführung von Glasperlen vermindert wurde, zu bestimmen. Das wrnrde in der Weise gemacht, daß das ganze Rohr mit den gleichen Glas- perlen angefüllt wurde. In der vorher beschriebenen Weise gibt dann der Wasserstand in der Bürette ohne weiteres den Inhalt der Zwischenräume zwischen den Glasperlen an ; dieser sei D. Schwieriger ist die Bestimmung des toten Raumes zwischen den Chabasitkörnern, einmal darf man bei den Versuchen nicht unter einen bestimmten Grad der Körnelung — 0,2 — 0,5 mm — heruntergehen, und dann muß die Annahme gemacht werden, daß die Volumina des entwässerten und natürlichen Chabasits gleich sind. Das spezifische Gewicht des wasserhaltigen Chabasits beträgt nach Zirkel. 2,1. Unsere 9,87 g entwässerter Chabasit wogen im unentwässerten Zustande 12,26 g, so daß ihnen ein Volumen von = 5,8 ccm zukommt; denselben Raum muß nach unserer An- nahme auch unser entwässerter, zur Untersuchung benutzter Chabasit einnehmen. Eine geometrische Abmessung des von dem Chabasit erfüllten zylinderförmigen Raumes ergab den Wert 7,8 ccm. Da- nach konnte der tote Raum innerhalb der Chabasitkörner nicht mehr als 2,0 ccm betragen. Nimmt man nun einen Mittelwert von rund 7 ccm — d. h. 1 g Chabasit nimmt einen Raum von -g— = 0,71 ccm ein — für den von den Chabasitkörnern wirklich eingenommenen Raum an, so beträgt der tote Raum zwischen den- selben rund 1 ccm. Mithin hatte der ganze tote Raum eine Größe von D — 7,8 -f- 1 ccm, die also nun bestimmt war und nicht mehr als um 2 ccm variieren konnte. Dieser Unterschied ist aber so klein gegen die wesentlich größeren absorbierten Gasmengen, daß er keinen Einfluß auf den Verlauf der Absorptionskurven haben kann. III. Es wurden zunächst einige orientierende Versuche über die Art und Stärke der Absorption von Gasen angestellt. Eine beliebige Menge von teilweise entwässertem, bei 450° ansgeglühtem Chabasit wurde in ein Knierohr aus schwer schmelzbarem Glase gebracht, das bis zum Knie davon angefüllt wurde. Dieses Rohr war links von a in Fig. 1 an die Röhre mit Siegellack angekittet. Durch die Gasflamme eines Bunsenbrenners wurde dann das Rohr mit dem Chabasit kräftig eine kurze Zeit erhitzt und ausgepumpt. Das Hg im Manometer stieg auf die dem zurzeit herrschenden Luft- druck entsprechende Höhe. Nachdem das Erhitzungsrohr wieder Zimmertemperatur angenommen hatte, wurde Luft eingelassen, Uber die Absorption von Gasen durch Chabasit. 369 worauf sofort die Hg-Säule ganz heruntersank und damit Gleich- gewicht auzeigte. Wurde nun die Luftzuleitung durch Hahn d unterbunden, so stieg sofort das Hg in der Röhre, der Druck im Innern nahm also ab. Mithin war das ein Zeichen für eine statt- tindende Absorption von Luft durch den Chabasit. Dieser Versuch wurde nacheinander mit H, N und CO., gemacht. Immer nach vorherigem Evakuieren bei einer Entgasungstemperatur, wie sie durch die heiße Bunsenflamme gegeben war, und nach erfolgtem Erkalten wurde ein Gas eingelassen, und stets deutete ein schnelles Ansteigen der Hg-Säule nach der Unterbindung der Gaszufuhr auf Absorption des betreffenden Gases hin. Das Steigen des Hg hielt etwa eiue Stunde lang an, zuerst sehr heftig, daun allmählich langsam werdend. Die Schnelligkeit hing von der Art des Gases ab, so wurden Luft, H, N in steigender Heftigkeit absorbiert. Schließlich trat Ruhe ein, und der Druck innerhalb der Röhren änderte sich auch nach Tagen nicht. Um nun aber auch vollkommene Gewißheit für die Absorption zu haben, wurde ein Kontrollversuch mit Glasperlen gemacht. Statt des Chabasits wurde also in das Rohr ein gleiches Quantum Glas- perlen eingebracht und nun ganz dieselben Versuche, wie oben beschrieben, ansgeführt. Aber jedesmal änderte die Hg-Sänle ihren Stand nicht; sie blieb, nachdem sie einmal gesunken war und dann die Gasznfnhr unterblieb, anf demselben Stand stehen, selbst tage- lang, stieg also nicht. Damit war einwandfrei festgestellt, daß tat- sächlich Absorption verschiedener Gase stattfand, und daß die absorbierten Mengen, vielleicht auch nur zum Teil, durch Erhitzen wieder ausgetrieben werden konnten. In einem weiteren Versuch wurde die Schnelligkeit der Absorption gemessen und untersucht, ob sich hierbei Gleichgewicht einstellte oder nicht. Hierzu wurde wie vorher Chabasit durch Erhitzen bei gleichzeitigem Evakuieren auf 740 mm Hg Unter- drück im Rohre vorbereitet, dann so lange CO, bei geschlossenem Hahne a eingelassen, bis das Hg den Stand 30 ccm anzeigte. Das Aufsteigen des Hg-Meniskus nach Öffnen des Hahnes a wurde zeitlich verfolgt und ergab die Zahlen der Tabelle 1. Wie auch aus der Kurve I der Fig. 2 hervorgeht, erfolgt die Absorption im wesentlichen innerhalb der ersten Minute. Nach 5 Minuten sind bereits konstante Verhältnisse eingetreten, indem sich offenbar ein Gleichgewicht hergestellt hat, das sich auch im Verlaufe einer Stunde nicht mehr verändert. Nun wurde bei Zimmertemperatur nochmals evakuiert bis auf einen Unterdrück von 664 mm Hg und von neuem CO, bis zur Marke 30 eingelassen. Das Resultat ist in Tabelle 1, II enthalten und in Kurve II der Fig. 2 zeichnerisch dargestellt. Auch hier erkennt man an der starken Druckverminde- Centialblatt f. Mineralogie etc. 1921. 24 370 R. Nacken und W. Wolff, Tabelle 1. I. co2 II. C0a III. N IV. H Zeit Höhe der Zeit Höhe der Zeit Höhe der Zeit Höhe der Hg-Säule Hg-Säule Hg-Säule Hg-Säulo 0 sec 30,0 cm 0 sec 30,0 cm 0 sec o o cm 0 sec 30,0 cm R o CO 60,0 n 35 „ 58,5 77 2 , 35,0 n 2 37,0 77 1 .min 60.8 77 1 min 58,7 77 10 , 38,5 7) 10 77 38,0 r n » 61,5 n n t 58,9 77 30 , 40,5 77 30 77 39,0 77 2 » 62,1 n 2 „ 59,2 77 45 „ 41,0 77 45 77 39,3 77 n , 62,5 77 21 „ 59,4 77 60 „ 41,5 r 1 min 39,4 77 3 , 62,8 77 3 » 59,6 77 1 1 min 41,9 77 H 77 39.5 77 H „ 63,0 77 31 , 59,8 77 2 , 42,2 77 2 77 39,7 r 4 , 63,2 7) 4 , 60,0 77 3 , 42,5 77 3 V 39.8 T> 41- , 63,4 7 7 5 , 60,3 77 4 , 42,8 71 4 jj 39,9 77 5 » 63,6 77 6 T 60,5 77 3 , 43.0 77 5 r. 39,9 77 6 T 63,8 7) 7 , 60,6 r 6 » 43,2 77 7 77 40,1 r, 7 » 64,0 77 8 , 60,7 77 7 jj 43,4 77 10 n 40,2 77 8 , 64,1 77 9 ^ 7) 60,8 n 8 „ 43,6 77 15 77 40,4 7) 9 n 64,2 77 10 „ 61,1 77 9 , 43,7 n 20 r, 40,5 77 10 „ 64,3 77 H ■ 61,2 77 10 „ 43,9 77 11 „ 64,4 77 12 , 61,4 77 11 , 43,9 77 12 „ 64,5 77 13 r 61.5 n 13 „ 44,2 7) 13 , 64,6 77 14 „ 61,6 77 15 „ 44,3 77 14 , 64,8 77 15 „ 61,7 77 20 „ 44.8 T 15 „ 64,9 77 18 „ 61,8 r, 25 „ 45,0 V 20 „ 65,1 77 20 „ 62,0 77 30 „ 45,2 77 25 „ 65,3 7) 25 , 62,2 77 36 , 45,4 77 30 „ 65,4 7) 30 „ 62,3 V 40 , 45,6 77 40 „ 65,4 77 35 , 62,3 77 45 „ 45,6 77 50 , 65,5 77 40 „ 62,3 77 50 „ 45,6 „ 60 „ 65,5 77 — — — Uber die Absorption von Gasen durch Chabasit. 371 Tabelle 2. Ver- such Nach Eva- kuieren b. Erhitzen Zuführung von Nach Eva- kuieren Zuführung von Weitere Zuführung von Gasen Druck : 74.5 cm Druck : 66,4 cm Druck : 62,3 cm Druck : 45,6 cm a CO,: 65.5 cm in 50 min CO, : 52,3 cm in 30 min N: 15,6 cm in 50 min H: 10,5 cm in 20 min Druck : 76,3 cm Druck : 66,2 cm Druck : 54,7 cm Druck : 51,8 cm Druck : 46,1 cm Druck : 39,9 cm b CO, : 66,2 cm in 40 miu H: 54,7 cm in 50 min N: 51,8 cm in 55 min CO,: 46,1 cm in 50 min Leuchtgas: 39,9 cm in 70 min Luft: 4,9 cm in 3 St Druck : 77,7 cm Druck : 52.2 cm Druck : 42. i cm Druck : 35,3 cm Druck : 32,1 cm c H: 52,2 cm in 60 min Luft : 42,1 cm in 30 min N: 35,3 cm in 45 min CO,: 32,1 cm in 60 min H: 30,6 cm in 20 min Druck : 76,1 cm Druck : 50,3 cm Druck : 40,8 cm Druck : 35,8 cm Druck : 32,9 cm d N: 50.3 cm in 40 min CO,: 40,8 cm in 60 min Luft : 35,8 cm in 45 min Leuchtgas: 32,9 cm in 21 St. H: 0,0 cm rung, die zum großen Teil auch noch von der Ausfüllung des toten Raumes links von a herrührt, daß in der ersten Minute der Haupt- teil des Gases absorbiert wird, und daß nach etwa 20 Minuten ein Gleichgewichtszustand erreicht wird, der nicht ganz mit dem ersten übereinstimmt, weil sich im System mehr C02 befindet als vorher, da ja bei der zweiten Evakuierung nicht das gleiche hohe Vakuum «rzielt wurde. Diese Unterschiede zeigen sich noch deutlicher, wenn man ohne neues Evakuieren weitere Gasmengen einführt. So wurden nacheinander auch wieder bis zum Unterdrücke 30 cm N und H ein- gelassen. Die Ergebnisse dieser Versuche sind in Tabelle 1, III und IV wiedergegeben, sowie durch die Kurven III und IV in Fig. 2. Die Kurven zeigen, daß die Absorptionen in gleichartiger Weise erfolgen. Der Vorgang ist vielleicht so zu deuten, daß zwar CO, unter fort- gesetzter Vermehrung der gasförmigen Phase aufgenommen wird 24* 372 H. Reck und W. 0. Dietrich, und N und H nur nacliriicken. Es wurde zunächst nicht näher verfolgt, ob neben C02 auch N und H in das Kristallmolekel ein- treten. Für die erste Erklärung spricht, daß, wie in Tabelle 2 näher zusammengestellt ist, ein Wechsel in der prinzipiellen Anlage der Kurve nicht eintritt, wenn man die Reihenfolge der Gase unter denselben Bedingungen permutiert und neue Stoffe wie Leuchtgas und Luft einführt. In Tabelle 2 sind die Endwerte der Absorptionen nach einem jedesmaligen Versuch von der angegebenen Dauer ein- getragen. Versuch a entspricht den in Tabelle 1 ausführlich ge- schilderten Beobachtungen; im Versuch b folgt auf die Kohlen- säure H, N, 002, Leuchtgas, Luft; in Versuch c wurde nach H Luft, N, C02, H, in Versuch d wurden N, C02, Luft, Leuchtgas eingelassen. Die Ausgangsdrucke sind in der Tabelle jedesmal vermerkt worden; aus der Tabelle geht aber noch hervor, daß die verschiedenen Gase verschiedenartig absorbiert werden. (Schluß folgt.) Ein Beitrag zur geologischen Kenntnis der Landschaft Usaramo in Deutsch-Ostafrika. Von H. Reck und W. O. Dietrich in Berlin. Mit 3 Textfigux-en. I. (H. R.): Die tiefe Deckschichtenverhüllung der Daressalamer Küstenlandschaft und ihres Hinterlandes bis zum Ruvu, die den Namen Usaramo tragen, hat lange Zeit den geologischen Aufbau in völligem Dunkel gelassen, und es bedurfte schon des Scharfblicks Bornhardt’s,« um hier — besonders in den südlichen Steilrand- gebieten des zentralen Plateauhöhenzuges — erste sichere Unter- lagen zu bringen. Seit Bornhardt’s Zeiten schuf der im nörd- lichen Teilgebiet gelegene Schürf der JI ittellandbahn ein neues, vorzügliches Profil, das merkwürdigerweise noch nicht ausgewertet wurde, trotzdem eine ganze Anzahl von Geologen cs gesehen hat. Der Umbau der Bahn 1912/13 endlich brachte abermals ein noch tieferes, frisches Profil zustande, das im ganzen parallel nahe dem älteren gelegen, mit diesem zusammen den Schlüssel zu mancherlei neuer Erkenntnis bot. So legto es Brüche und Verwerfungen frei, welche die bis dahin nur nach den morphologischen Verhältnissen eingeschätzte einfache Tektonik der Landschaft vollauf bestätigen und unsere Kenntnis darüber erweitern. Dies soll jedoch anderen Ortes dar- gelegt werden. Ein Beitrag zur geologischen Kenntnis etc. 373 Auf eine spätere Abhandlung muß ich auch die Darlegung der Einzelheiten und größeren Zusammenhänge im Bild und Bau der Landschaft und ihrer Umgebung verschieben, hier sei nur auf ein neues Fauuenfragment eingegangen, welches die Stratigraphie und Altersbestimmung des Schichtenstoßes Usaramos einen Schritt vorwärts zu bringen geeignet erscheint. Nach Bornhardt setzen sich die Schichten Usaramos zu- sammen : 1. ans einem Sandsteinkomplex, den er nach eigener Angabe ziemlich willkürlich für oberjurassisch hält. Er macht ihn damit zum Liegenden des Ganzen, ohne jedoch über- oder unterlagernde Schichten je beobachtet zu haben ; 2. ans einer Serie mergelig-toniger Gesteine, die als ober- cretacische angesprochen werden müssen; 3. aus überaus mächtigen Deckschichten, wesentlich diluvialen Alters, denen mit Bornhardt auch Fraas u. a. die Pugu- sandsteine angliedern. Die Schichtfolge galt lange als fossilleer. Als überaus fossil- arm muß sie auch heute noch gelten, aber einzelne Fundstücke sind doch bereits mehrorts gewonnen worden. Als erster fand Stuhlmann an den Südhängen des Zentralzuges einen unbestimmbaren Muschelrest. Besonders wichtig war dann Bornhardt’s Fund eines von Müller bestimmten Radioliten vom Mikwalabach, ebenfalls an den Hängen des südlichen Plateaus. Der Radiolit fixierte sofort sein Muttergesteiu, das zu der oben genannten mergelig-tonigen Serie gehört, als obercretacisch. Das Stück wurde nicht aus dem Anstehenden, sondern aus der Hang- bestreuung gewonnen, trotzdem kann nach Bornhardt über seine Herkunft aus diesen Schichten kein Zweifel bestehen. Zu diesen Funden aus dem Süden gesellen sich nun noch zwei aus dem Norden, aus dem Gebiet der Bahn. Beide liegen in dem herrschenden, fast fossilfreien, meist ungeschichteten Sand- steinkomplex. Der erste Fund wurde bei km 24,6 der alten Linie aus dem Anstehenden, nahe der Basis der Sandsteiue gegen eine nach unten rasch tonig-mergelig werdende Schichtfolge gewonnen. Er stellt die Schale einer kleinen Auster dar. Die Spitze ist abgebrochen; der Erhaltungszustand ist sonst ein so vorzüglicher, frischer, daß man glaubt, sogar noch Reste der ursprünglichen Sehalenfärbung zu erkennen, was jedenfalls die Vermutung eines relativ jungen Alters nahelegt. Eine Speziesbestimmung ist nicht möglich gewesen. Der zweite Fund wurde 6,5 km südlich der Balm bei km 65 in den großen Steinbrüchen für Schottermaterial gemacht. Das Stück war bereits unter dem gebrochenen und geschlagenen Gestein, daher nicht mehr in situ angetroffen worden. Bei dem 374 H. Reck und W. 0. Dietrich. absoluten Mangel jeglichen festen Gesteins auf Kilometer im Um- kreis außerhalb dieser inselartigen Emporragung kann jedoch kein Zweifel über seine Herkunft sein. Habituell von dem Hauptgesteinsmaterial des Steinbruches kaum zu unterscheiden, ist es von ihm doch durch seinen Kalk- gehalt unterschieden, der dem Sandstein sonst fehlt. Die kleine Fauna, die dieses Handstiick barg, wird im folgenden von Herrn Kollegen Dietrich besprochen. Sie ist darnach sicher der oberen Kreide, wahr- scheinlich ihren obersten Stufen, dem oberen Senon oder Danien zuzurechnen. Diese Feststellung ist nun im Verein mit Born- hardt’s Ra d i o 1 i ten f un d von größter Wichtigkeit für die Fixierung der Alters Verhältnisse der Gesteins- folge U sara mos überhaupt. Vergleichen wir die Sandsteine der 3 Hauptpunkte: des süd- lichen zentralen Plateaus, der nördlichen zentralen Puguberge und des westlichen Vorlandes nahe dem Ruvu, so zeigen diese in ihrer Gesamtheit von mir nach v. d. Borne’s Vorgang als „Usaramo- sandsteine“ bezeichnten Sandsteine auf den ersten Blick recht wenig Ähnlichkeit. Bei näherer Betrachtung findet sich, daß die Gruppe der „Pugusandsteine“, welche wesentlich die Puguberge zusammen- setzen, durchweg weiße bis fleckige, helle Sandsteine mit sehl- stark, oft völlig kaolinisiertem Bindemittel darstellen. Sie sind daher auch durchweg mürbe. Die eben die Deckschichten durchragendeu Sandsteine im Süden von km 65, die auch bei km 76 nochmals auftauchen, sind dagegen hart und frisch ; auch für sie aber ist die partielle Kaolinisierung des Bindemittels charakteristisch und stellt sie in die Verwandt- schaft der Pugusandsteine, denen sie auch petrographisch nach Korn und Gefüge sehr nahestehen. Dazu kommt, daß ihre Hache Lagerung sie auch unter Berücksichtigung beobachteter Verwerfungen in die unmittelbare Fortsetzung der Pugusandsteine fallen läßt, während sie an die im Westen folgenden jurassischen Gesteine weder nach Lage noch Zusammensetzung Anschluß finden. Daß aber auch die nach Bornhardt’s Proben oft so verschieden aussehenden, von den Pngusandsteiuen habituell z. T. recht ab- weichenden Sandsteine der südlichen Plateaus mit wesentlich mehr Wahrscheinlichkeit den Pugusandsteineu gleichzustellen als in den oberen Jura zu verlegen sein dürften, also nur eine Lokalfazies der Usaramosandsteine bilden, scheint mir aus der folgenden Über- legung horvorzugehen. Ich bin mir wohl bewußt, daß ihr mangels genügender Fossil- funde und mangels eigener lokaler Ortsanschauung sichere Beweis- kraft fehlt; trotzdem scheint sie mir, besonders im Zusammenhang Ein Beitrag zur geologischen Kenntnis etc. 375 mit den seit Bouniiakdt’s Studien bekannt gewordenen Fanden, die ich oben erörterte, die einzige Möglichkeit einer zwanglosen, befriedigenden Lösung der Lagerungsverhältnisse an die Hand zu geben. Bornhakdt empfand selbst schon die Schwierigkeit seiner oft unvermittelten Nebeneinanderstellung von ol erer Kreide und oberem Jura. Er nahm zu ihrer Erklärung Verwerfungen zuhilfe, die in der Tat vorhanden zu sein scheinen, aber selbst dann das Gefühl einer befriedigenden Lösung noch nicht aufkommen lassen können. Es bleibt überaus auffällig, daß teilweise gerade die Sockel der höchsten Plateaus aus dem oberjurassischen Sandstein gebildet werden, während andererseits nirgends die obercretacische Serie über den Sandsteinen lagernd beobachtet worden ist, die Sand- steine vielmehr stets von Deckschichten überlagert werden. Im Gegenteil, in einem großen, wohl tektonisch angelegten und erosiv weiter entwickelten Zerschneidungsgürtel der südlichen Plateaus steigt die Ton-Mergel-Serie zwar sehr oft zu bedeutender Höhe hinauf, bildet aber in solchen Fällen überall das ganze Gehänge bis zu den tiefsten Talböden. Wo aber der Sandstein in tiefen Lagen noch zum Vorschein kommt, liegt er stets unvermittelt neben, nie unter den Mergeln und Tonen. Und ferner die Frage: Wo bleibt die doch normalerweise zwischen die beiden annähernd horizontalen Schichtstöße eingeschaltet zu erwartende Unterkreide, wie wir sie etwa aus dem Süden, der Tendaguru- gegend usw. so wohl entwickelt kennen, und wie sie vielleicht auch westlich des Ruvu. direkt westlich der Landschaft Usaramo also, anscheinend fossilleer wiederkehrt? Sie ist in dem ganzen hier behandelten Gebiet noch an keiner Stelle aufgezeigt worden. Das Bahnprofil weiter nördlich aber zeigt uns, daß die Sand- steine — hier die kaolinisierten Pugusandsteine — in großer Mächtigkeit wie im südlichen Plateau den Hauptstock des Gebirges bilden, und diskordant direkt von Deckschichten, bezw. stellenweise von tertiären (?) Tonen überlagert werden. An ihrer Basis aber sind in den östlichsten Randaufschlüssen eben noch die Ü b e r g ä n g e zu einer t o n i g - m e r g e 1 i g e n Ge- steinsfolge erschlossen, die bei Station Pugu selbst auch einige unreine K a 1 k b ä n k e als E i n 1 a g e r u n g e n zeigt. Leider haben sich in ihnen keine Fossilien finden lassen. Bei der Einheitlichkeit des einfachen Baues der durchweg kalkarmen Sedimenttafeln ganz Usaramos, die im wesentlichen nur von uordsüdlichen tektonischen Zerrungslinien betroffen werden, scheint mir in der hier zu beobachtenden Übereinanderfolge auch ein Hinweis für die Altersdeutung und Beziehung der südlichen beiden Schichtgruppen zu liegen, die trotz aller Abweichungen im einzelnen als Ganzes den nördlichen als gleichgeartete Schicht- pakete gegenüberstehen und sich gerade im Gesamthabitus von 376 H. Reck und W. 0. Dietrich, einer Ähnlichkeit mit jurassischen Sedimenten entfernen, die ganz allgemein besonders in ihren oberen Teilen durch viel stärkeren Kalkreichtum ausgezeichnet sind. Im nördlichen Bahnprofil stellt sich das sandige Hangende durch seinen Fossilinhalt als oberstes Senou dar. Darunter folgen tonig-mergelige Schichten ohne bekannte Fossilien. Im Süden stellt sich das vielfach bis in die tiefsten Auf- schlüsse hinabreichende Gestein, ebenfalls als eine tonig-mergelige Schichtfolge dar, die hier aber durch einige aus ihr stammende Fossilreste als turon-senon gesichert ist, während daneben Sand- steine auftreten, welche die nur noch von Deckschichten über- lagerten Sockel gerade der höchsten Plateauteile bilden. Diese in sich abgeschlossene und außerhalb des behandelten Gebietes nicht wiederkehrende Gleichartigkeit der Entwicklung der beiden Schichtgruppen, von denen im einen Fall die Hangende, im anderen die Liegende ihrem Alter nach paläontologisch bestimmt werden konnte, scheint mir ihre enge stratigraphische Zusammen- gehörigkeit mit großer Wahrscheinlichkeit darzutun und somit eine Parallelisierung der einzelnen Lokalitäten erforderlich zu machen. Das bisher ausschließlich beobachtete Nebeneinander der beiden petrographisch scharf geschiedenen Schichtgruppen in den Siid- plateaus bleibt auch bei der hier vertretenen Auffassung — ebenso wie bei Bornhardt — nur durch Verwurf und Denudation er- klärbar. Die Parallelisierung der südlichen und nördlichen Schicht- komplexe Usaramos aber läßt mir nach dem Gesagten unter Ein- beziehung der westlich vorgelagerten Sandsteine die nachfolgende Zusammenstellung, in der das diluviale Alter der Pugu- berge fällt und die jüngste Kreide vom inneren Küstenterrassenrand bis an den Ruvu herangezogen wird, als besser begründet, natürlicher und einfacher erscheinen, als die bisherige Scheidung in diluviale, obercretacische und ober- jurassische Schichten. Schematisch dargestellt ergibt sich also nach Obigem für die Landschaft Usainaro der folgende Aufbau: Diluvial und alluvial: Herrschend rote, lokal auch graue und fleckige Decksandlchme, Kaolin. (?) Tertiär (nur lokal): Graue, braune bis fleckige Tone in West- Usaramo, fossilleer (hier nicht berücksichtigt). Oberstes Senon : Usaraniosandsteine (graue und braune Sandsteine im Süden, weiße bis fleckige .Pugusandsteine“, kaolinisiert und zermürbt im Norden, meist noch frisch und hart im Westen). Senon — Tnron: Ton-Mergel-Serie mit einzelnen Kalk- oder Sandstein- einlagerungen. \ltere Kreide und oberer Jura: Fehlen. Ein Beitrag zur geologischen Kenntnis etc. 377 II. |W. 0. D.): Die mir fertig präpariert übergebene Fauna aus den Sehotterbrüchen S von km 65 bestellt aus: 1. Operculina sp. 2. Chilostome Bryozoe. 3. Exoyyra sp. 4. Limatula sp. (cf. Lima semisulcata Nii.ss.). 5. ? Gastropodenhohlräume und 6. unbestimmbare Muschelschalenreate. Die Reste liegen in einem aus scharfkantigen, splittrigen Körnern von Quarz, Orthoklas, Plagioklas, Granat zusammen- gesetzten. kalkigen Sandstein. Von Bedeutung, weil einigermaßen bestimmbar, sind die Foraminifere und die Zweischaler. Leider ließen sich von der ersten nicht mehr als zwei von H. Reck gefundene Exemplare gewinnen, obwohl sie anscheinend nicht so selten vorkam. Aber in dem porösen, durchlässigen Sand- stein sind die kalkigen Schälchen aufgelöst, wie die zahlreichen, feinen Drusen und umsinterten Hohlräume im Gestein, die z.T. noch die Form aufgelöster Oper- culineu haben, beweisen. Die erhaltenen Schalen sind durch Quarzsplitter zerkratzt. Sie bestehen aus zwei rasch an- wachsenden Umgängen, großer Anfangskammer und stimmen, abgesehen davon, daß sie vielleicht etwas dicker sind, durchaus mit der weit verbreiteten miocänen Operculina complanata überein. Der Bryozoenrest besteht aus einem Abdruck mit 8 Reihen schräg durchbohrter, nach innen sich verengenden, rundlichen Öffnungen. Von der Exoyyra liegt die Wirbelspitze der linken Klappe vor. Sie zeigt eine winzige Anheftuugsnarbe und stimmt ihrer Zierlichkeit und Drehung nach vollkommen mit dem Wirbelapex großer Kreideexogyren, so besonders Exoyyra columba Lk. aus dem Cenoman, überein. Es läßt sich nicht entscheiden, ob E. columba vorliegt; vielleicht handelt es sich um eine kleine Art, wofür das Vorkommen einiger winziger Reste von gedrehten Deckelklappen {nicht mit Operculina verwechseln!) spricht. Lima (Limatula) sp. Ein winziges Exemplar einer an der Exoyyra sitzenden Liinide (vgl. Fig. 2), die zu Limatula gehört. Die radiale Berippung ist an den Seiten schwächer als in der Mitte. Be- 378 H. Reck und W. 0. Dietrich, Ein Beitrag etc. sonders die Vorderseite ist in ihrer Skulptur deutlich verschieden vom mittleren gewölbten Schalenteil, und der Gegensatz ist ganz ähnlich wie bei Lima semisulcata Nilss. aus dem Senon und Danian. Ob unsere Form damit identisch ist, läßt sich nicht sicher angeben. Fig. 2. Exogyra sp. (Vergr. ca. X.) Die Dürftigkeit dieses Faunenfragments macht ein Urteil über das Alter sehr schwer. Die Anwesenheit der Operculina läßt zu- nächst an Neogen denken, aber die Exogyra schließt dies aus. Die Operculinen treten bereits in der oberen Kreide auf und werden als die Vorfahren der Nummuliten angesehen. Exogyra in Verbindung mit Limatula spricht viel eher für Kreide als für Tertiär. Läßt sich ein direktes paläontologisches Altersurteil nicht sicher fällen, so bleibt natür- lich neben stratigraphischen Erwägungen die indirekte Argumentation offen. Das Fehlen von Nummuliten und alttertiären Operculinen in den — allerdings nicht großen — Gesteins- proben scheint den Schluß zu rechtfertigen, daß Alttertiär (bis Aquitan einschließlich) nicht vorliegt. Es bleibt dann nur die Kreide übrig, und zwar nur Oberkreide vom Cenoman an, denn die höhere ostafrikanische Unterkreide ist durch die weite und gleichmäßige Verbreitung der Gattung Orbitolim gekennzeichnet '. Orhito - tina kommt noch häufig im Obercenoman vor. Ist ihr Fehlen in dem vorliegenden Sandstein nicht nur durch zufällige Umstände bedingt, so ist der Schluß erlaubt, daß wir höhere Oberkreide vor uns haben. Fig. 3. Limatula sp. (Vergr. ca. 15X.) so im Süden von Lindi bis Kilwa. K. Brill, Aucella Bronni im schwäbischen Jura. 379 Aucella Bronni im schwäbischen Jura. Von Rieh. Brill in München. Mit 4 Texlfiguren. Gelegentlich meines Tübinger Aufenthaltes besuchte ich wieder- holt die alt bekannten Fundstätten in der Schwamnifazies des Weiß- Jura a im Lochengebiet. In den schönen, von der Straßenanlage geschaffenen Aufschlüssen auf der Paßhöhe des Lochengründle, östlich der Straße, die von Balingen heraufführt, hatte ich das Glück auch ein sehr schön herausgewittertes Exemplar einer doppel- klappigen Muschel zu linden, die zur Gruppe der Aucellen ge- hören mußte. Schon der Fund einer Aucella an sielt uud noch mehr die Tatsache, daß es, wie sich bei der Bestimmung herausstellte, keine *4. impressae sein konnte, ließ es wünschenswert erscheinen, weiteren Kreisen der Fachleute davon Mitteilung zu machen. Die Anregung dazu verdanke ich vor allem Herrn Prof. Hennig. Schon von vornherein mußte es zweifelhaft erscheinen, ob sich das vorliegende Stück mit den in der Tübinger Sammlung be- findlichen beiden A. impressae identifizieren ließe, wenngleich die Fig. 1. Aufsicht auf die rechte Klappe. „ 2. Linke Schale. „ 3. Seitenansicht zur Veranschaulichung der Wölbung. „ 4. Maße: 1 — 28 mm, b = 17 mm. KB. Die konzentr. Streifung, noch mehr aber die feinen Radialstreifen treten in Wirklichkeit nicht ganz so deutlich zutage wie in Fig. 1 u. 2. Aucellen-Natur unverkennbar ist. Die Länge der Muschel beträgt 28 mm, die dazu senkrecht gemessene Breite 17 mm. Da das Exemplar an dem flach auslaufenden Unterrand z. T. abgebrochen ist, dürfte sich die Länge noch um etwas erhöhen. Die große Ähnlichkeit mit A. Bronni schon im äußern Habitus ist sofort in die Augen fallend. Der schnurgerade nach hinten unten verlaufende 380 R. Brill. Schalenrand bildet sozusagen den Durchmesser eines von der übrigen Randzone gebildeten etwas abgeflachten Halbkreises. Der Erhaltungs- zustand der Wirbelpartie ist leider nicht sehr ausgezeichnet, ob- wohl das Stück sonst mit der ganzen Feinstruktur der Schalen erhalten ist. Der Wirbel der rechten Klappe allein ist noch un- beschädigt, nicht sehr stark gewölbt und etwas nach vorne ge- richtet. Soweit der linke, z. T. abgebrochene Wirbel sich noch mit Sicherheit deuten läßt, war er etwas über die rechte Klappe übergebogen und in seinem höchsten Punkt 2,5 nun über den rechten Wirbel emporragend. Die angegebene Länge dürfte jedoch in Wirklichkeit zu groß sein, da die rechte Klappe nicht nur in die linke eingedrückt, sondern zugleich auch um etwa 1 mm nach unten verschoben worden sein muß. Daher ist auch leicht erklärlich, warum das hintere Ohr der rechten Klappe vermißt werden muß: Es ist — frei hervor- ragend — abgebrochen. Das hintere Ohr der linken Klappe da- gegen ist infolge seiner Lage noch sehr gut erhalten, ziemlich groß und deutlich von der übrigen Schale abgesetzt. Es scheint in eine ziemlich scharfe, kaum gerundete Ecke auszulaufen, von wo aus der Schalenrand unter ca. 120° ansetzt. Von einem vorderen Ohr ist in beiden Klappen nichts zu er- kennen. Auch die Präparation, soweit sie ohne zu zerstören bei dem verhältnismäßig weichen Gestein und der zarten Schale möglich war, ließ kein Byssusohr erkennen. Ich möchte vermuten, daß es noch von der Gesteinsausfüllung der linken Klappe bedeckt ist. Die Skulptur der Schalen ist wieder sehr charakteristisch. Ein feines Gitterwerk von in großem Abständen stehenden kon- zentrischen Ringen und — dazu annähernd senkrecht bis schief — feinen, engstehenden, teilweise korrespondierenden radialen Linien oder Fältchen überziehen in gleicher Weise beide Schalen vom Wirbel bis zum Hinterrand. Die rechte Schale zeigt noch die äußerst feine Berippung und konzentrische Anwachsstreifung in bester Erhaltung, während auf der linken Klappe die Skulptur nicht mehr so scharf hervortritt, und am Wirbel fast ganz ab- gerieben erscheint. Ein Vergleich mit andern Aucellen-Arten führt nun zu folgen- den Ergebnissen: Im Gegensatz zu A. intprcssae ist hervorzuheben, daß hier auch die Wirbel, sehr deutlich der rechte, in gleicher Weise nur noch entsprechend feiner gegittert erscheinen wie die übrigen Schalenteile. Die hier viel länger ausgezogene, gewisser- maßen schlankere Form spricht ebenfalls nicht für A. impressac. Das Byssusohr, das dort groß und deutlich in Erscheinung tritt, ist hier nicht vorhanden oder doch sehr klein, vielleicht noch von der Gostcinsausfüllung der linken Schale bedeckt, wie ich schon oben auseinandergesetzt habe. A. radiata aus deu Cordaten-Schichten Rußlands scheidet schon wegen der in viel größeren Abständen Aucella Bronni im schwäbischen Jura. 881 stellenden konzentrischen Streifung aus. Von A. Pallasi der unteren Wolgastufe unterscheidet sie die viel schlankere Form und der schnurgerade verlaufende Hinterrand. Auch ist dort die Wölbung der Wirbel und der Schalen viel stärker und ungleichmäßiger. Die bei Pompkckj angeführten A. Pallasi aus den Solnhofener Platten- kalken, sehr Posidonien-ähnlich, können nicht verglichen werden. .1. Erringtoni Gabb. aus Califoruien zeigt nur im Vorderteil der Schale radiale Linien. So bleibt denn von den nahestehenden Formen nur A. Bronni übrig, die sich in Beschreibung und Abbildung bei Lahuskn und Pomi’Eikj mit dem vorliegenden Exemplar vollkommen deckt. Das deutliche hintere Ohr der rechten Klappe, das verkümmerte Byssus- ohr, die fast gleichmäßige Wölbung in beiden Schalen und endlich die Skulptur lassen sich mit A. Bronni vortrefflich in Einklang bringen. Ihr Vorkommen in den d/fm»ans-Schichten Rußlands und iu demselben Horizont in Schwaben, wo ich zugleich denselben Ammoniten sammeln konnte, stimmen ebenfalls gut überein. Der fränkischen Form stellt sich also ein zweites schwäbisches Exemplar an die Seite und weitere mögen noch folgen. Das von F. v. Huene beschriebene Exemplar möchte ich nicht gerne von dem meinigen unterschieden wissen, obwohl es als A. solodurensis der A. Bronni var. lata angeschlossen ist und sich tatsächlich in keinem Merkmal von der russischen Form unterscheidet. Ich kann jedoch kaum eiueu Unterschied im Ausmaß der Größenverhältnisse mit der typischen A. Bronni wahrnehmen. Doch wird man darüber wohl so lange streiten können , als noch keine einheitlichen Messungen vorliegen, da die gewöhnliche Art der Messung der Lamellibranchiaten hier versagt. Nach Lahusen ist ja A. Bronni von A. Bronni var. lata keines- wegs scharf unterschieden, sondern ..durch allmähliche Übergänge aufs engste verbunden". Danach möchte ich das vorliegende Exemplar als eine der A. Bronni sehr nahestehende Form aus dieser Variationsreihe definieren und ich glaube, daß sich auch so die A. solodurensis von v. Hi ene und damit auch die Basler Stücke einfügen lassen werden. Literatur. J. Lahusen : Über russische Aucellen. Mem. Com. G6ol. St. Petersbourg. 8. Nr. 1. J. F. Pompeckj: Über Aucellen und Aucellen-ähnliche Formen. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XIV. p. 319. — Aucellen im fränkischen Jura. Ebenda. 1901. I. p. 18. Frh. v. Huene: Über schwäbische Aucellen. Ebenda. 1900. I. p. 51. 382 Besprechungen. Besprechungen. Fr. Etzold: Die sächsischen Erdbeben während der Jahre 1907 — 1915. (Abh. math.-pliys. Kl. d. Sächsischen Gesellsch. d. Wiss. 36. [III.] 215 p. Leipzig 1919.) In Fortsetzung der Arbeiten von H. Credner hat es Fr. Etzold unternommen, über die sächsischen Erdbeben während der Jahre 1907 — 1915 zu berichten. Dank einer sehr guten, von Credner geschaffenen und wesentlich auf freiwilliger Mitarbeit beruhenden Organisation des Erdbebenbeobachtungsdienstes in Sachsen liegt auch für diesen Zeitraum ein sehr reichhaltiges Material vor. Be- sonderes Interesse erweckt das vogtländische Schwarm- beben vom Herbst 1908, welches, wie nunmehr klargestellt werden konnte, im Anfang der zweiten Oktoberhälfte mit ganz leichten, von einander unabhängigen örtlichen Erschütterungen im Vogtland, im Schönau — Wildenfelser Zwischengebirge, auf dem Mittweidaer Granit und in der Leipziger Bucht einsetzte und am Morgen des 6. Nov. seine maximale Energie entfaltete, um dann bis Ende Dezember unter zeitweiligem lebhafteren Wiederaufflackern allmählich auszuklingen. Die Haupterschütterung am 6. Nov., welche die heftigste aller bisherigen vogtländischen Erdstöße darstellt, wurde in einem Bereich von 44 000 qkm deutlich wahrgenommen, und zwar, wie die der Arbeit beigegebene Übersichtskarte lehrt, von Dessau und Staßfurt im Norden bis an den Regen im Süden und von Gotha im Westen bis nach Zittau und Bautzen im Osten: sie hat also auch die große Lausitzer Dislokation überschritten. Nach den mitgeteilten Wirkungen dürfte sie in ihrem Epizentral- gebiet den 6. Intensitätsgrad Rossi-Forel erreicht und stellenweise auch eben überschritten haben ’. In Graslitz — Silberbach (Böhmen, 1 Die auch vom Verf. vereinzelt vorgenommenen Abschätzungen der Intensität entsprechen, wie aus der eingehenderen Beschreibung der Stoß- wirkungen zu schließen ist, der Rossi-FoREi.’schen Skala. Nach Ansicht des Ref. sollte man nicht unterlassen, entweder in der Einleitung allgemein auf die benutzte Skala hinzuweisen oder in jedem Einzelfall zu schreiben: 6° Rossi-Forel oder 6° Mercalli und ähnlich. In der vorliegenden Arbeit erfahren wir mehr gelegentlich, und zwar erst auf p. 151 152, Näheres über die zugrunde liegende Staffel. Es geht auch daraus hervor, daß es sich in der Tat um die gegenwärtig allgemein und begründeterweise nach Rossi und Forel benannte Skala handelt. Der dort einmal gebrauchte Ausdruck „Rossi-CREDNER'sclier Stärkegrad“ könnte leicht irreführen und ist auch wohl nicht zulässig, da doch Credner, wie auch Verf. selbst be- merkt, sich nur für die Annahme einer bereits bestehenden Skala entschieden hat. Der Wert, der einer gut durchdachten empirischen Intensitätsskala trotz mancher ihr notwendigerweise anhaftenden Unbestimmtheit zukommt, könnte durch einheitlichere Benutzung nicht unwesentlich gehoben werden. Besprechungen. 383 nahe der sächsischen Grenze am oberen Vogtland) wurden ins- besondere in den vier Tagen vom 3. bis zum (5. Xov. zusammen 442 Stöße und am 4. Nov. allein 185 Stöße gefühlt. Diese Zahlen erscheinen der durch sie angezeigten hohen Bebenfrequenz wegen besonderer Beachtung wert. Insgesamt wurden vom 18. Okt. bis zum 31. Dez. in Sachsen 1381 Erdstöße gefühlt, von denen 102 Stöße auch in Leipzig vom WiBCHERT’schen astatischen Pendel- seismometer registriert worden sind. Genetisch wird der ganze Bebenkomplex in allen seinen Einzeläußernngen als ein zusammen- hängendes Ereignis aufgefaßt und iu Rücksicht auf die Vielheit und weite räumliche Streuung der dabei in Tätigkeit getretenen Herde als multizentrisches Schwarmbeben bezeichnet. Zur Mehrzahl gehörten die Epizentren allerdings dem chronischen Schüttergebiet von Asch — Markneukirchen — Graslitz an. Iu eingehender Weise ist auch über das große süddeutsche Erdbeben vom 16. Nov. 1911 berichtet, das in ganz Sachsen deutlich wahrnehmbar war und in seinem Auftreten auch hier eine bemerkenswerte Abhängigkeit von der lithologischen Beschaffenheit des Bodens und seiner Tektonik aufwies (intensitätsmildernde Wirkung von Batolithen, verstärkender Einfluß loser Schwemm- landsgebilde; „Brandung“ an der großen Lausitzer Dislokation). Zu einigen interessanten Schlüssen führt ferner der Vergleich des ansehnlichen, vom Untergründe Leipzigs am 27. Juni 1914 aus- gegangenen Erdbebens mit dem von C redner untersuchten Leip- ziger Beben vom 17. Aug. 1905. Ein besonderer Abschnitt ist der Besprechung der seismo- met rischen Aufzeichnungen gewidmet. Hier ist die Fest- stellung wesentlich, daß es die transversalen S- Wellen (d. li. also die 2. Vorläufer oder undae secundae) sind, die sich auch bei den vogtländischen Nahbeben am deutlichsten hervorheben. Man wird ferner der Auffassung des Verfassers beizupflichten haben, wenn er die makroseismisch vielfach gemachte Wahrnehmung zweier kurz aufeinander folgender Stöße auf die getrennte Wirkung der voraneilenden longitudinalen P- Wellen (d. i. der 1. Vorläufer oder der undae primae) und der etwas später eiutreffenden transversalen S-Wellen zurückführt, und hervorhebt, daß oft allein nur diese stärkeren S-Wellen fühlbar sind und zur Registrierung gelangen. Dies alles stimmt gut mit den Erfahrungen überein, die bei Ge- legenheit von Schweizer Nahbeben gemacht worden sind (siehe die Ausführungen von A. de Quervain in den Jahresberichten des Schweizerischen Erdbebendienstes 1914 u. 1915). An eine Mitteilung eigener Beobachtungen des Verf.’s im Schiittergebiet und an eine kurze Charakteristik des Verlaufs der vogtländischen Erdstöße schließt sich dann als Endkapitel noch eine inhaltsreiche genetische Betrachtung. Unter Anknüpfung an den für das Auftreten der Erschütterungen im Vogtlande wesentlich 384 Besprechungen. — Berichtigung. erscheinenden Umstand, daß dieselben „unter lautem Geräusch auf Linien fortschreiten und beiderseits der letzteren den Boden in rasche Zitterbewegungen versetzen“ und in eingehender Erörterung des Vorganges der Bergschläge sowie der tektonischen Verhältnisse des Erdbebengebietes kommt Verf. in sehr überzeugender Weise zu dem Ergebnis, daß die vogtländisch-erzgebirgischen Erdbeben- schwärme eine manchen Bergschlägen nahe verwandte Erscheinung sind und auf Bißbildungen (Zerreißungen im Gestein) beruhen, die ihrerseits „durch das Ausklingen der mit Hebung des Nordwest- fliigels verbundenen erzgebirgischen Dislokation nach W hin herbei- geführt werden“. Eine solche erzgebirgische Hebung hat sich sicher noch in der jungdiluvialen Zeit abgespielt und ist vielleicht, wie Verf. meint, nur ein Glied eines weit umfassenderen Hebungs- vorganges, der möglicherweise noch gegenwärtig andauert und auch Anlaß zu dem mitteldeutschen Bebeu von 1872 und den süd- deutschen Beben von 1911 und der folgenden Zeit gegeben habeu könnte. Die so durch Spannungsauslösungen hervorgerufenen Spalten- aufreißungen wie die mit diesem ganzen Prozeß notwendig ver- bundenen Niveauänderungen dürften dabei säkularen Charakter tragen. Verf. macht daher im Hinblick auf eine erfolgreiche Unter- suchung künftiger Schütterperioden u. a. den sehr zweckmäßigen Vorschlag, im vogtländisch-erzgebirgischen Bezirk vou Zeit zu Zeit Präzisionsnivellements auszuführen. Erwähne ich noch, daß auch die seismisch-akustischen Vor- gänge als solche eine interessante Beleuchtung erfahren, so dürfte klar sein, daß in der besprochenen Abhandlung eine sehr beachtens- werte Arbeit vorliegt, die nicht nur eiuen wertvollen Beitrag für die Erdbebenkunde Sachsens und seiner Nachbargebicte darstellt, sondern auch darüber hinaus für die Erdbebenforschung im all- gemeinen einige wichtige neue Gesichtspunkte enthält. Die hier über einen größeren Zeitraum in so großer Vollständigkeit ver- öffentlichten makroseismischen Daten eines einheitlichen Schütter- gebietes dürften überdies in Verbindung mit ähnlichen früheren Arbeiten auch eine geeignete Unterlage für seismische Unter- suchungen anderer Art abgeben. E. Tunis. Berichtigung. In dem Aufsatz von V. Hilber: Über das Alter der Pithecanthropiis - Schichten (1921, p. 149 — 154) lies p. 149 Zeile 22 v. oben 14 statt 10; p. 149 Zeile 25 von oben 5 statt 6; p. 150 Zeile 17 von oben 5 statt ß, Zeile 18 von oben 9 statt 10; p. 150 Zeile 13 von unten 5 statt 6; p. 149 Zeile 25 von oben streiche: Bos palaeindicus. W. Hammer. Uber eine metasomatische Bildung etc. 385 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über eine metasomatische Bildung von Magnesit (Breunnerit) nach Peridotit. Von W. Hammer in Wien. Au der Westseite des K o p a o n i k g e b i r g e s in Serbien liegt über dem deu Kern des Gebirges bildenden Syenitlakkolithen und dessen Schieferhülle eine bedeutende Masse von Peridotit, welche einen Teil der im mittleren und unteren Ibartal sich aus- breitendeu ophiolithischen Intrusivmasse bildet. Der Peridotit enthält neben Olivin als Hauptbestandteil nur rhombischen Pyroxen, der in Täfelchen bis zu 2 cm. in der Regel aber von ö — 5 mm Durchmesser hervortritt und im Dünnschliff eine sehr feinfaserige Struktur aufweist : Xebengemengteil Chromit. Serpentinisierung ist nur in sehr geringem Grade eingetreten. Als Lagergang in den unterliegenden Amphiboliten tritt auch Amphibol- peridotit auf. Der Serpentin wird an vielen Stellen von Gängen und Stöcken jungvulkanischer Gesteine — Andesite und Trachyte — durch- brochen, deren Elfusivbildungen und tuflitische Sedimente sich im Ibartal weiterhin ausbreiten. Während die aus Peridotit bestehenden Gebirgshänge am Kopaonikgebirge sehr vegetationsarm sind und allenthalben das kahle, gelb- oder rötlichbraune Gestein zutage treten lassen, bilden die jungvulkanischen Gesteine schön be- grünte und stark besiedelte Oasen darin. Bei der Bereisung des Gebirges, welche Dr. Otto Ampferer und der Schreiber dieser Zeilen im Auftrag der Akademie der Wissenschaften in Wien im Jahre 1918 durchführten, beobachteten wir bei Sipacina und in dem Graben der Dzepska reka am Rande des Serpentins gegen den Andesit (die mikroskopische Untersuchung dieser Durchbruchgesteine muß erst ausgeführt werden) Partien eines Gesteins von gelber oder ziegelroter Verwitterungsfarbe mit kleinen, hell spangrünen Flecken, im frischen Bruch teils rötlich- grau und feinkristallin, teils gelblich und dicht mit grünen Flecken. Die Härte ist bedeutend. Bei Dzepe erscheint es dickbankig, sonst ungeschichtet und rauh wackenähnlich. Weiße Quarzadern durchziehen das Gestein. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 25 386 W. Hammer, U. d. M. erweist es sich als eine Umwandlung des Peridotits in ein Gemenge von Carbonat und Quarz. Von den Pyroxenen des Peridotits ist die Form, die teilweise idiomorphen Umrisse, au anderer Stelle die buclitig korrodierten Formen erhalten ; längs den Spaltrissen ist Carbonat eingedrungen, die übrige Masse ist durch ein Aggregat von farblosen, rundlich ineinandergreifenden Quarz- körnern ersetzt, welches manchmal auch eine unvollkommen sphäro- lithische Anordnung erkennen läßt. Dickere Splitter zeigen grünliche Färbung. Die Hauptmasse des Gesteins ist ein körniges Aggregat von viel Carbonat und weniger Quarz. In eiuem Schliff von Dzepe ist deutlich die Maschenstruktur des Serpentins darin erhalten. Schwarze, kleine Körnchen von Chromit sind dort und da eiu- gestreut. Außerdem beobachtet man im Quarzaggregat Nester winziger, rundlicher Kriställchen ohne deutliche Kristallformen, farblos oder blaß gelblich, mit höherer Lichtbrechung als das Carbonat und gleich hoher Doppelbrechung; vielleicht Eisenspat? Wo die Serpentinstruktur erhalten ist, folgen sie in ihrer An- ordnung den Netzlinien, ebenso die Granitkörnchen. Die Adern des Gesteins bestehen aus großkörnigem Quarz und darin eiu- geschlossenem, oft idiomorphem Carbonat. Auch jene fraglichen Kriställchen trifft man in den Adern wieder. Die chemische Analyse, ausgeführt von Regierungsrat Ing. In Säure löslicher Teil In Säure unlöslicher Teil 33,20 % folgendes : Mg CO, • • ■ Fe CO, ... . . . . 10.03 Al* 03 .... . . . . 1.07 SiO, .... . . . . 0.70 SiO, .... Fe20, .... . . . . 0,37 AI, 0, .... . . . . 0,09 Cr20, .... . . . . 0.60 MgO .... 100.21 Rerechnet man den löslichen Teil für sich, so ergibt sich als Zusammensetzung des Carbonats : Mg 0 39.95 Fe 0 9,62 CO, 47.78 A1,03 1,60 Si 0, 1.05 100.00 Vergleicht man damit die in Doei.tek's Handbuch der Mineral- chemie angegebenen Magnesitanalysen, so ergibt sich als sehr nahe übereinstimmend der Breunnerit von Ptitschtal (39,48 MgO, Uber eine metasomatische Bildung von Magnesit etc 887 <1,68 FeO), weiter auch jener vom Roteukopf und vom Kassatal. Doch sind auch unter deu Magnesiten solche mit 9,81 FeO (St. Oswald in Kärnten) und mit ähnlich hohen Beimengungen von Kieselsäure und Tonerde (z. B. St. Oswald mit 1,8 SiOJ. Dabei bemerkt man im Dünnschliff, daß eiu Teil des Eisens als Eisen- hvdroxyd in Gestalt rostiger Schüppchen und Flecken ausgeschieden, der Eisengehalt des Magnesits dementsprechend etwas niederer als der oben errechnete ist. Es hat hier also unter Erhaltung der Struktur eine Um- wandlung des Magnesiumsilikats in Carbonat und Ausscheidung der Kieselsäure als Quarz stattgefunden. Die Bildung von Carbonat und die Erhaltung der Struktur sprechen trotz der Lage der Fund- orte am Kontakt von Andesit und Serpentin gegen eine Deutung als Kontaktmetamorphose; die Randspalte zwischen beiden Ge- steinen hat den postvulkanisch auftretenden kohlensäurehaltigen heißen Wässern als Weg gedient. Die Region der jungvulkanischen Aufbrüche im Ibartal ist noch heute reich an heißen Quellen (Mitrovica, Novipazar, Josanicka) und Mineralwässern, und an zahlreichen Stellen sieht man die Eruptivgesteine durch solche zersetzt und umgewandelt. Eine Bildung von kristallinem Magnesit ans Peridotit (Serpentin) ist bisher nur aus den Randzonen von Serpentin- stöcken in deu kristallinen Schiefern bekannt — Redlich’s 1 Typus Greiner, wo Kristalle von Magnesit eingebettet in Talk-, Chlorit- und Strahlsteinsclfiefer auftreten. Es sind kristalline Schiefer, entstanden aus einer auf hvdatogenem oder pneumatolytischem Wege gebildeten Umwandlungszone des Serpentins. Sie wären also primär ähnlicher Entstehung wie die hier beschriebenen, doch herrschen bei ihnen die Magnesiasilikate weitaus vor. Soviel im Anblick aus der Ferne zu erkennen war, scheinen diese Bildungen am Kopaonik nicht auf den Rand des Andesits beschränkt zu sein, sondern auch abseits davon im Peridotit vor- zukomraen. Im Serpentin-Peridotit des Ibartals beobachteten wir mehrfach auch amorphen dichten Magnesit in Adern und Gängen, nach dem Bericht der ungarischen Geologen1 2 kommt er auch in dem Teil desselben an der Westseite des Kopaouik vor. Wie andern Orts mitgeteilt werden wird, sind diese amorphen Magnesite wahrscheinlich vorcretacischen Alters, während die Bildung des oben beschriebenen kristallinen Magnesits entsprechend dem unter- mioeänen Alter3 der Andesite in die Jungtertiärzeit gerückt ist. 1 Zeitschr. f. prakt. Geol. 1909. p. 304. 1 Jahresber. d. ung. geol. Reichsaust, f. 1916. 3 Kossmat, Ber. üb. d. Verh. d. Kgl. sächs. Ges. d. Wiss. 68. 1916 p. 166. 25* 388 R. Nacken und W. Wolff, Über die Absorption von Gasen durch Chabasit. Von R. Nacken und W. Wolff in Greifswald. Mit 4 Textfiguren. (Schluß.) Um einwandfreiere Resultate zu erhalten, wurde daher die oben skizzierte Apparatur benutzt, bei der die zugehörigen absoluten Gasmengen und damit die Größe des absorbierten Anteils meßbar war. Mit der geänderten Temperatur wurde zunächst die Konstanz der absorbierten Gasmenge geprüft. Es wurde eine Menge von 9,S7 g Chabasit auf 300° erhitzt und dabei bis auf tV mm evakuiert. Das während der Evakuation austretende Wasser wurde dabei von dem P2Oä absorbiert, so daß eine Wirkung des Wasserdampfdrucks sich nicht bemerkbar machen konnte. Dann wurde auf Zimmertemperatur abgekühlt und in der oben geschilderten Weise N zum Absorptionsgefäß geleitet. Es ergab sich, daß nach 3 Tagen unter fortwährendem Nachstelleu des Wassergefäßes schließlich 99,1 ccm absorbiert wurden, und zwar wurden in den ersten beiden Stunden 57,6 ccm, bis zum Abend desselben Tages im ganzen 81,1 ccm, über Nacht weitere 16,7 ccm und im Verlaufe eines weiteren Tages noch 1,3 ccm absorbiert; damit war die Konstanz erreicht, denn nun trat im Verlaufe weiterer 24 Stunden keine Änderung mehr ein. Unter Berücksichtigung der Veränderung des Barometerstandes und der Temperatur während der folgenden 3 Tage ließ sich eine Ver- mehrung der Absorption nicht mehr beobachten, so daß tatsächlich ein Gleichgewichtszustand erreicht wurde. Dieselben Versuche wurden mit H und C02 angestellt; offenbar diffundiert H wesent- lich schneller, denn nach einem Tage war das Maximum der absorbierten Menge mit 78,5 ccm erreicht, während für C02 nach H Tagen 63,2 ccm ermittelt wurden. Jedesmal wurde durch Erhitzen und gleichzeitigem Evakuieren das vorhergehende Gas entfernt. Nach diesen Versuchen wurden die folgenden Beobachtungen angestellt, indem vor allem danach gestrebt wurde, das Absorptions- gleichgewicht zu erreichen. Es wurde zunächst die Frage nach der Abhängigkeit der bei Zimmertemperatur erfolgenden Absorption von der Temperatur des Evakuierens des bei 4 50° entwässerten Chabasits bearbeitet. Durch die Über die Absorption von Gasen durch Chabasit 389 Erhitzung des natürlichen Chabasits auf 450° verliert er 18% seines Wassergehaltes, so daß also die Absorption des Gases zurückzufiihren sein muß auf eine Ersetzung dieser verlorenen 18% Wasser. Es lag daher nahe, zu untersuchen, in welcher Weise eine verschiedene Behandlung des entwässerten, mit Gas gesättigten Chabasits von Einfluß auf die Absorption sei. Dazu wurden die Absorptionen nach erfolgter Abkühlung und Sättigung bei Zimmertemperatur nach der Evakuierung bei 100", 300° festgestellt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 mitgeteilt. Tabelle 3. Gas Temperatur der Evalcua- Ab- tion Sorption Absorbierte Menge Volumen „ Gewicht ccm '' 0 g i n Ge\v.-% N 300 20 99 1414 0.13 1,3 H 30D 20 79 1128 0,01 0,1 CO, 300 20 63 900 0.12 1,2 Luft 300 20 63 900 GO © 0.8 N 100 20 68 971 0,09 0,9 H 100 20 58 829 0,01 0,1 CO, 100 20 41 586 0.08 0.8 Luft 100 20 62 886 0.08 0.8 Erhitzt und evakuiert man die Chabasitmenge bei 300° und leitet N bei 20° hinzu, so werden 90 ccm absorbiert, also ungefähr das 14 fache des vom Chabasit eingenommenen Raumes; bei H beträgt die Absorption das 11 fache, bei CO, und Luft das 9 fache des Chabasitvolumeus. Hierbei wurde also bei .jedem Versuch die Substanz auf 300° erhitzt und bei dieser Temperatur evakuiert. Dabei wurde die Voraussetzung gemacht , daß auf diese Weise der gesamte absorbierte Gasanteil wieder entfernt wurde. Die folgenden Zahlen der Tabelle geben entsprechende Daten an. Wenn man nunmehr, nachdem der Versuch mit Luft bei der Evakuationstemperatur von 300° erledigt war, nur bis 100" er- hitzt und hier evakuiert und bei 20° absorbieren läßt, so ist voraussichtlich nur ein Teil der Luftmenge aus dem Kristall heraus- geholt, so daß jetzt nicht der ganze Raum durch die Absorption mit N ausgefüllt wird, sondern nur durch ein Gemisch von Luft und Stickstoff. Mit Ausnahme von Luft ergibt sich dabei die zu erwartende starke Abnahme der absorbierten Menge. Indessen sind die A ersuche nicht ohne weiteres deutbar, da zweifellos noch Reste des vorher benutzten Gases im Chabasit enthalten waren. Es wurden daher die Gase einzeln nacheinander geprüft, und so ergab 390 R. Nacken und W. Wolff. Tabelle 4. Gas Temperatur der Evakua- Ab- tion Sorption Abs Volumen ccm oi bierte Meng« Vni <> ' Gewicht V° 0 g i n Gew.-% 100 20 71,9 1027 0,09 0,9 Luft 200 20 04,7 924 0.08 0,8 300 20 59.7 853 0,08 0,8 100 20 53,4 763 0,07 0,7 N 200 O 04 62.0 886 0,08 0,8 300 20 76.2 1089 0.10 1,0 100 20 81,1 1158 0.007 0,07 H 200 20 80,1 1144 0,007 0,07 300 20 40.5 579 0,004 0,04 100 20 66,2 946 0,13 1,3 C02 200 20 45,3 647 0,08 0,8 300 20 61,0 856 0,12 L2 sich die Tabelle 4, in der auffallenderweise nur N die Abhängig- keit der absorbierten Gasmenge von der Evakuationstemperatur zeigt, wie man sie auch erwartet, indem nämlich mit der größeren Temperaturdifferenz die jedesmal bei 20° absorbierte Menge zu- nimmt. Die volumetrische Methode ist aber mit unvermeidlichen Fehlern verbunden , so daß eine Deutung dieser Versuche erst möglich ist, wenn nach einer einwandfreieren Art die Verhält- nisse neu geprüft werden. — Die oben aufgeworfene Frage der Abhängigkeit der Absorption von der Evakuationstemperatur ist dahin zu beantworten, daß der Hauptanteil der Absorption an die Evakuation geknüpft ist. Die Gase können offenbar durch bloßes Evakuieren bei relativ niederen Temperaturen wieder entfernt werden ; sie verhalten sicli genau so wie das Zeolith- wasser. ln der Tat bestätigte sich das, als die Versuche für Luft in ausgedehnter Weise durchgeführt wurden, deren Ergebnisse Tabelle 5 zeigt. Es zeigte sicli, daß schon durch eine Entgasung bei 20° so viel herausgeholt wird, daß bei der darauffolgenden Absorption bei dieser Temperatur der Wert von 52 ccm erreicht wird. Die Evakuation bei 35° erhöht dieseu Wert auf 57 ccm, von 50° an bis 300° bleibt der Wert einigermaßen konstant, da hier schon das Maximum der Absorption erreicht wird. Die Schwankungen der Zahlenwerte sind vielleicht auf Versuchsfehler zurückzuführen. Gber die Absorption von Gasen durch Chabasit. 391 Tabelle 5. Temperatur der Absorbierte Menge i n Evakua- r i. -n Ab- sorption Volumen ccm Vol.-% Gewicht g Gew.-% 20 20 52.0 74:1 816 0,067 0.67 35 20 57,2 0,074 0,74 50 20 63.8 911 0.082 0,82 75 20 63,2 903 0,081 0,81 100 20 71,9 1027 0.094 0,94 200 20 64,7 924 0.083 0,83 300 20 59.7 853 0.077 0.77 Tabelle 6. Temperatur der Abs o r b i e r t e 31 e n g b i n Gas Evakua- Ab- Volumen Vol.-Ok Gewicht Gew -°/0 tion Sorption ccm g GO., 300 100 22.5 321 0,044 0,44 300 200 25.3 361 0.050 0,50 'Luft 300 100 • 18,8 269 0,024 0,24 300 200 18.3 261 0,024 0,24 300 100 22.9 127 0,029 0,29 300 200 7,0 100 0.009 0.09 H 300 100 0 0 0 0 300 200 7.2 103 0,0006 0,006 Die A b h ä n g i g k e i t der A b s o r p tion v o n der Absorptionstemperatnr bei konstanter Evakuations- temperatnr war die nächste zu lösende Aufgabe. Es wurde in den Versuchen , deren Resultate in Tabelle 6 zusammengestellt wurden, die Chabasitmenge jedesmal bei 300° evakuiert, dabei auf 100° oder 200° abgekiihlt und hierbei Gase zugelassen. Auch hier zeigte sich für Luft eine Konstanz. Der Unterschied der absorbierten Gasmengen bei verschiedenen Absorptionsteinperaturen war für Luft und Kohlensäure praktisch gleich Null. Bei N nimmt die absorbierte Menge bei 200° von 22,9 ccm auf 7,0 ccm bei 100° ab. Bei H ist merkwürdigerweise das umgekehrte der Fall; eine Absorption bei 100° konnte nicht beobachtet werden, die Verschiebung der Wassersäule entsprach nur der Ausfüllung des toten Raumes ; bei 200° ergaben sich 7 ccm als absorbierte Menge. — Bei Luft, N und C02 ergibt sich jedenfalls, daß ihr 392 K. Nacken und W. Wolff. Verhalten nicht prinzipiell verschieden ist von dem des Zeolith- wassers. Wird z. B. aus Tabelle 6 der Wert 22,5 für C02 addiert zu dem Wert 41 der Tabelle 3. so ergibt sich die Zahl 63,5, die in naher Übereinstimmung ist mit der Zahl 63 der Tabelle 3 für die Absorptionstemperatur 20u des bei 300° evakuierten Chabasits. Für die anderen Werte ist die Übereinstimmung nicht so deutlich, vor allem nicht füj.; H. Es wird also die bisherige Ansicht be- stätigt, daß das Wasser im Chabasit durch Gase im Maße der Entwässerung ersetzt werden kann. Tabelle 7. Erhitzt bis °C Gewicht des Chabasits g Wasserv Gewicht er erlust in Gew.-% 60 10,60 0.07 0.66 120 10,47 0,20 1,87 180 10,11 0,56 5,20 250 9.74 0.93 8,72 380 8.95 1,72 16.12 CCT Das wird noch besonders deutlich durch die folgenden Ver- suche. Es wurde neuer Chabasit von Riibeudörfel genommen und dieser stufenweise entwässert bei 60°, 120°, 180°, 250n, 380°. Die Entwässerung fand in einem offenen Glasrohre statt und dauerte jedesmal etwa 1 Stunde. Die Resultate waren: Unentwässert wog der Chabasit 10,670 g; die Tabelle 7 wie die Entwässerungskurve in Fig. 3 zeigen den Wasserverlust in Gewichtsprozenten des Über die Absorption von Gasen durch Chabasit. 393 unentwässerten Chabasits au. Er steigt allmählich von a bis b an und erst von 120° an wird er beträchtlich, von b an ver- läuft er fast linear innerhalb der untersuchten Temperaturgrenzen bis c. Nach Untersuchungen von Friedrl u. a. beträgt der Wassergehalt insgesamt nur 22,28 %. Neben diesen Entwässerungsversuchen gingen einher die Absorptionsversuche bei den verschiedenen Entwässerungsgraden. Es wurde 4,630 g unentwässerter Chabasit verwendet. Der Absorptionsraum nach der bloßen Evaknation nahm 1 ccm Luft auf; das ist so wenig und noch innerhalb der Fehlergrenze gelegen, so daß der Schluß wohl be- rechtigt ist, daß unentwässerter Chabasit nichts absorbiert. Das im Chabasit gebundene Wasser wird also durch einfache Evakuation nur sehr langsam und in kurzer Zeit nur in ganz verschwindend geringem Maße ausgetrieben , so daß es bei dieser Versuchs- anordnung überhaupt nicht festzustellen war. Die absorbierten Meugeu des bei 60° und 120° entwässerten Chabasits waren von derselben Größenordnung wie die bei unentwässertem Chabasit. Deutliche Absorption trat vielmehr erst ein bei Chabasit, der bei 180" entwässert worden war. Von nun an wurden die absorbierten Mengeu mit steigender Entwässerungstemperatur größer. Die Ver- hältnisse zeigt deutlich die Kurve in Fig. 4, die fast linear ver- läuft von einer bestimmten Grenze b — 120° — an und mit der Entwässerungskurve in Fig. 3 eine deutliche Analogie zeigt. In dem Intervall ab ist die Absorption praktisch Null, zwischen b und c jedoch nimmt sie mit dem Grade der Entwässerung stetig zu. Die Kurve in Fig. 4 gibt nur die Werte der Absorption von Luft, wo Evakuations- und Absorptionstemperatur 20° waren. Der Chabasit wog nach der Entwässerung bei 380° nur noch 3,760 g und absorbierte dann bei gleicher Evakuations- und Absorptions- temperatur 16,3 ccm = 0,021 g Luft, d. h. 0,43 %, oder, da sein Volumen rund 2,2 ccm — die geometrische Ausmessung ergab 2,25 ccm, das durch Berechnung gefundene Volumen war 2,1 ccm — betrug, etwa das 7,4 fache seines Volumens. Auch nach den früheren Resultaten absorbierte der Chabasit mit dem Volumen von 7 ccm das 52 — = 7,4 fache seines Volumens unter den gleichen Bedingungen. Aus der Kurve in Fig. 4 sieht man, daß der bei 180° entwässerte Chabasit 6,8 ccm Luft, der bei 250° entwässerte 11,3 ccm Luft und solcher bei 380° entwässerter 16,3 ccm Luft absorbierte oder in Gewichten und Gewichtsprozenten ausgedrückt: 0,009 g = 0,19%; 0,015 g = 0.33%; 0,021 g = 0,43 %. Der in Gewichtsprozenten ausgedrückte Wasserverlust bei denselben Temperaturen beträgt nach Tabelle 7: 5,2%; 8,72 % ; 16,12%. Das Verhältnis des Wasserverlustes zu der absorbierten Menge Luft ergibt dann für diese Entwässerungstemperaturen der Reihe nach die folgenden 394 A. Liebus, Werte : 5,2 0,19 8,72 16,12 „» 0,33 “ ' ’ 0,43 — 0 & ' Audi liiernach scheint sich also zu ergeben, abgesehen von dem Werte 38, daß die Absorption von Luft proportional der entwichenen Wasser menge ist. Auffallenderweise konnte bei allen oben beschriebenen Ver- suchen eine zu erwartende Erwärmung infolge adiabatischer Kompression der absorbierten Gase nicht beobachtet werden. Diese Wärme sollte beträchtlich sein, da das Gas doch auf j seines Volums zusammengepreßt wird. Die Versuchsanordnung war wohl nicht empfindlich genug, eine Temperaturänderung hier festzustellen. Greifswald, Mineralogisches Institut, Januar 1921. Einige Bemerkungen über die Triasablagerungen der Insel Russkij bei Wladiwostok. Von Dr. Adalbert Liebus. ( Aus dem Geolog. -paläontol. Institut der deutschen Universität Piag. Mit 1 Kartenskizze. Geologische und paläontologische Angaben über die Insel Russkij südlich von Wladiwostok linden sich in der neueren Literatur bei Diener: Triadische Cephalopodenfauna der ost- sibirischen Küstenprovinz (Mem. de la Com. geol. de St. Petersbourg. Vol. XIV. No. 3) und bei Paul v. Wittenburg (X. Jahrb. f. Min. etc. 1909. T. Bd. u. 27. Beil.-Bd.). Beide Autoren stimmen darin überein, daß sie Triasablagerungen der Hauptsache nach nur von der Ost- bezw. Siidostkiiste der Insel besprechen, Wittenburg aus eigener Anschauung, Diener nach Angaben von Iwanow. An der West- küste gibt Wittenburg nur von der Nordwestecke Triasvorkommnisse an. Nach dem Weltkriege gab mir ein etwa dreiwöchentlicher Aufenthalt auf der Insel als Bürger der tschechoslowakischen Repu- blik vor meinem Heimtransport aus der russischen Kriegsgefangen- schaft Gelegenheit, vom Konzentrationslager aus einige Streifzüge durch die Insel zu unternehmen. Eine Stelle an der Westküste der großen Insel, die, wie es auch Wittenburg’s Karte zeigt, der Hauptmasse nach aus Granit besteht, dort wo die Woewoden- b uclit tief in die Insel hineinragt, fällt auf durch die stellenweise dunkelspangriine Färbung eines steil anfragenden Felsens. Das Gestein, ein dickbankiger Sandstein, der liier zur Straßenschotterung gebrochen wird, ist dort längs der Straße, die zur amerikanischen Radiostation führt, gut aufgeschlossen. Der hier an der Straße etwa 20 — 25 m hohe Felsen findet, wie ich mich selbst überzeugen Einige Bemerkungen über die Triasablagerungen etc. 39f> konnte, seine Fortsetzung in der steilen Anhöhe südöstlich der Woewodenbucht. Eine nähere Untersuchung dieses Vorkommens war für mich aber nicht möglich, da sich auf der Anhöhe eine russische Befestigung befindet, die trotz der damaligen politischen 0 1 2 3 ii knv. C Sl uro rn. l M a.6k ina *s. C Potous/COUTCL C. IVasi Westhälfte der Insel Eusskij bei Wladiwostok. R St. = amerikanische Radiostation. * Fundort der Tiiasfossilien. Verhältnisse (die Japaner hatten kurz zuvor, anfangs April 1920, die Stadt Wladiwostok und die Insel Russkij besetzt) in den Händen der Russen war, die den Zutritt verwehrten. Die folgenden Beobachtungen beziehen sich also nur auf das eine Vorkommen an der Nordostecke der Woewodenbucht. Die Sandsteine liegen hier au der Küste fast horizontal, etwas weiter gegen Ost ist ein schwaches Einfallen gegen N oder NNW vorhanden (soweit es sich mit einem allerprimitivsten Kompaß hat 396 A. Liebus, nachweisen lassen). Dieses Auftreten von dickbankigen geschichteten Gesteinen ist hier im Westen ganz isoliert, denn von da gegen Osten kann man an der Straße deutlich anstehenden Granit nach- weisen, der von hier aus das herrschende Gestein der Insel ist. Eine direkte Auflagerung der Sandsteine auf den Granit ist nicht sichtbar. Zwischen der am weitesten östlich nachgewiesenen anstehenden Sandsteinpartie und dem Granit befindet sich eine breite verrollte Stelle im Gehänge. Ein dort in die Lehne getriebener Graben förderte nur Bruchstücke von beiden Gesteinen und abgerollte Granitstückchen zutage, die vielleicht darauf hindeuten, daß au der Basis der Sandsteine eine Art Basalkonglomerat auftritt. Dafür würde auch der Umstand sprechen, daß an verschiedenen Stellen in dem Straßenschottermaterial, das zweifellos von hier stammte, Konglomerate aus vorwiegendem Granitgerölle gefunden wurden. In der Karte, die Wittenburg von der Insel entwirft, ist an dieser Stelle Jura eingezeichnet. Es ist kein Zweifel, daß dieses grüne bis grünlich-graue Gestein keinesfalls mit den jurassischen Gesteinen im Norden der Insel identisch sein kann, die ich ebenfalls aus eigener Anschauung kenne und die hell- bis dunkelgraue Sandsteine und Schiefer sind, die verkohlte Pflanzenreste enthalten, ganz abgesehen davon, daß hier deutliche Ammoniten mit sehr primitiven Lobenlinien Vorkommen. Einige Sandsteinlagen zeigten am Quer- bruche massenhafte Lamellibranchiatenreste, jeder Versuch aber, die Blöcke zu spalten, läßt diese Fossilien zu braunem Staub zer- fallen, so daß an eine Bestimmung nicht gedacht werden kounte. Nur einige Steinkerne ließen Myophorien erkennen. Die Konsistenz des Gesteins war ungleich, bald waren die Bänke feinsandig locker, bald aber wieder hart, fast quarzitisch. Die Ammonitenreste lassen, was den Erhaltungszustand an- belangt, viel zu wünschen übrig. Es sind fast ausnahmslos Stein- kerne, nur an zwei Exemplaren konnten ganz geringe Schalenreste nachgewiesen werden. Herr Farkas, der nach meiner Abfahrt (25. April 1920) das Aufsammeln der Naturobjekte der Insel fort- setzte und dem ich auch einen Teil der Fossilien verdanke, hatte wegen Mangels an den nötigen Werkzeugen auch nur verhältnis- mäßig schlecht erhaltene Exemplare zu meiner ursprünglichen Aufsammlung hinzufügen können. Nur an den Exemplaren, die während der Formatisierung der einzelnen Stücke herauspräpariert wurden, konnte die Lobenlinio einwandfrei bestimmt werden. Sonst ist sie besonders in dem Auxiliarteil sehr schlecht erhalten. Gut erhalten waren nur die wenigen Pscudomonotis , die gleichfalls während des Präparierens zum Vorschein kamen. Trotzdem glaube ich dieses Vorkommnis erwähnen zu müssen, einmal, da an dieser Stelle Triasablagerungen noch nicht bekannt sind und auch des- wegen, weil die Faunenlistc eine Ergänzung der bisher von Dienkr und Witten BÜRO bekanntgegebenen darstellt. Einige Bemerkungen über die Triasablagerungen etc. 397 Bei den liier folgenden Fossilien habe ich mich an die Gattungs- namen bei Waagen und Dikneu gehalten und die weitgehenden Restringierungen bei Furch nicht in Anwendung gebracht (Lethaea palaeozoica. II. p. (» 30 ft', und Lethaea geognostica. II. Teil. 1 Atlas, Vorbemerkungen zu Tat'. 22 — 28). Meecoceras plauulaium Köninck. Ein Exemplar, stark involut, so daß bei einem Durchmesser von 55 mm die Nabelweite 10 mm beträgt. Die Wohnkammer bildet nicht ganz die Hälfte des letzten Umganges, Andeutungen von Schalenverzierungen sind nicht vorhanden. Externteil deutlich gekantet. Die Lobenlinie zeigt die eine Hälfte des Externlobus, der durch einen hier nicht vollständig erhaltenen Medianhöcker geteilt ist, Externsattel und 1 . Lateralsattel fast gleich hoch, nur an einigen Stellen ragt der letztere etwas höher empor. Zähnchen im Grunde der Loben nur sehr spärlich sichtbar (hängt sicher mit dem Erhaltungszustand zusammen). 2. Lateralsattel breit, seine Externftanke steiler als die gegen den Nabel gekehrte, die in einen seichten Hilfslobus überzugehen scheint. Dev 1. Lateralsattel zeigt stellenweise die Tendenz, oben spitzbogig zu werden. Der enge Nabel und die Dimensionen des Gehäuses stimmen mit dem Exemplar Ivoninck’s (Salt ränge foss.) überein, während die Lobenlinie, die Waagen bei Köninck nicht für die typische ansieht, Anklänge an Gyronites frequens zeigt, bei dem der Nabel viel weiter angegeben wird, obwohl scheinbar auch engnabelige Formen von Waagen zu dieser Art gezogen wurden (wie Taf. XL Fig. 4). Koninckites gigas Waagen. Durchmesser 142 mm Nabelweite 46 , Höhe der letzten Windung über dem Nabel 52 „ Ein einziges ziemlich stark korrodiertes Exemplar, soweit man sehen kann, durchaus gekammert. Exteruseite gerundet. Das Stück ist verkalkt, infolgedessen ist die Lobenlinie, wo sie durch die oberflächliche Verwitterung nicht gelitten hat, gut zu ver- folgen. Der einzige Unterschied dem Stücke Waagen’s (Salt ränge foss. 1895) gegenüber ist die Ausbildung einer Nabelkante, die dem Stücke Waagen’s fehlt. Der 1. Hilfssattel ist knapp an der Nabelkante, so daß der 2. Hilfslobus bereits dem abgeschrägten Teile angehört; weiter ist die Lobenlinie nicht zu verfolgen, es ist auch nicht möglich, sie weiter freizupräparieren, ohne das Stück zu beschädigen. Zu dieser Art gehört auch ein Negativ, an dem die Loben- linie, wenn auch nur teilweise, gut ausgeprägt ist. A. Liebus, 3(JS Meecoccras (Ki ngitcs) Var aha Dien. Durchmesser 61 mm Höhe der letzten Windung von der Naht 31 Dicke der letzten Windung Nabelweite Ein stark korrodiertes Exemplar durchaus gekammert, stark involut, hochmündig. Die Externseite zeigt die Abflachung sehr undeutlich. Die Lobenlinie läßt deutlich einen breiten Externlobus erkennen, der durch einen niedrigen Medianhöcker geteilt ist, einen tiefen 1. Laterallobus und einen halb so tiefen 2. Laterallobus. Dementsprechend ist der 1 . Lateralsattel ungleichseitig, gegen die Nabelseite nur halb so hoch als gegen die Externseite hin. Der 2. Lateralsattel etwa nur die Hälfte des ersten. Die Lobenlinie macht von hier an bis etwa zur Nabelkante eine sanfte Biegung nach aufwärts und bei der Erreichung der Nabelkante wieder nach abwärts, so daß der Teil bis zur Nabelkante als ein flacher Auxiliarlobus angesehen werden könnte wie bei Meecoccras llcdeu- strömi Mojs. (Arkt. Triasfaun. 1886). Weder hier noch bei den übrigen Loben ist eine Zähnelung deutlich nachweisbar. Große Ähnlichkeiten bestehen mit M. Kaiscrlingi Mojs. (Arkt. Triasf. 1886) und M. sibiricam Mojs. Außer diesem halbwegs gut erhaltenen Stück dürften mehrere Bruchstücke hierherzustellen sein. Einige verkalkte Bruchstücke, die deshalb die Lobenlinie bis in die Einzelheiten erhalten zeigen und außerdem einige sehr stark korrodierte Exemplare, bei denen der Erhaltungszustand die Zu- gehörigkeit nicht einwandfrei erkennen läßt. Es handelt sich hier um ziemlich evolute Formen, deren Externseite etwas abgeflacht ist. Die Lobenlinie zeigt insofern eine Abweichung, als der 2. Lateral- sattel etwas breiter ist als bei Waagen (Salt ränge foss. Taf. XXXY11 Fig. 3 b) und der weitere Verlauf der Lobenlinie wie bei Mcecoeeras Varaha Dien, sich aufwärts wendet, so daß auch hier eine Art seichter Hilfslobus entsteht, wie es übrigens auch die in die Figur (Taf. XXXVII Fig. 1) eingezeichnete Lobenliuie erkennen läßt. Die Zähnelung ist nur beim 1. Laterallobus deutlich sichtbar. Ein Steinkern des ganzen Gehäuses, dessen Wohnkammer etwa die Hälfte des letzten Umganges beträgt, hat an den sonst glatten Flanken nur spärliche Andeutungen von schwachen sichelförmigen Rippen. Die Externseite ist stumpfkantig abgeflacht, wie bei der von Frech von der typischen Form abgetrennten var. cvoluta, ohne aber wie diese evolut zu sein. Die Nabelkante ist nicht ausgesprochen steil, sondorn mehr gerundet. Die Maße stimmen mit den typischen Formen Dienek’s überein: Gy ronites frequens Waag. Oph i ceras Sakuntala Diener. Einige Bemerkungen über die Triasablagerungen etc. 399 Durchmesser Höhe der Schlußwindung über der Naht Dicke der Schlnßwindung Nabelwcite Dibker (Pal. lud. 1897) 70 mm 69 mm 3:2 ff 30 „ . 14 r 15.5 , 20 , 21 „ Ambit es discus Waag. Ein Steinkern, dessen Wohnkammer nicht ganz die Hälfte des letzten Umganges ausmacht. Der Nabel deutlich mit einer steilen Kante versehen. Die Rippen beginnen in einer gewissen Ent- fernung von der Nabelkante, gehen schief gegen die Eiankenmitte, erreichen dort ihre größte Stärke, worauf sie nach vorn sichel- förmig umbiegen und am Externrand als schwache Wülste nach- weisbar sind, so daß eine Berippung resultiert wie bei Jfeecoceras sp. ind. ex aff. 31. boreali Diener (Hem. du com. geol. XIV. 3. Taf. 1 Fig. 5 a). Zwei von den Rippenwülsten zeigen in der Mitte eine schwache Furche, als ob sie geteilt wären. Der Externrand hat eine kleine Anomalie, die darin besteht, daß die Abflachung nur nach der einen Seite entwickelt ist. Die Lobenlinie weist gar keine Zähnchen in den Loben auf; ob das vom Erhaltungszustände allein abhängt, ist bei diesem eiuzigen Stück schwer nachzuweisen, es scheint aber das Fehlen der Zähnelung hier ursprünglich zu sein, da das ganz ähnlich erhaltene Exemplar von Ophiceras Sakuntahi die Zähnchen deutlich ausgeprägt hat. Jedenfalls stimmt die Loben- linie der vorliegenden Form mit der von Frech (Lethaea geogn. II, 1. Taf. 13 Fig. 4 c) angegebenen uiclit überein, sowie auch letztere wenig Ähnlichkeiten mit der bei Waagen (Pal. Ind. Ser. XIII. V. II. PI. XXI tig. 5 c) angeführten aufweist. Durchmesser 53 mm Höhe der letzten Windung von der Naht . 22 „ Höhe der letzten Windung von der vorher- gehenden Windung 14 „ Dicke der letzten Windung 12 „ Nabelweite 16 r CI yp i i es Ii i ngia n u s Waagen. Das Gehäuse ist stark iuvolut, der Nabel punktförmig, die Externseite abgeflacht, stumpf gekantet. Parallel der Gehäuse- nnindung verlaufen feine starkgeschwungene Streifen gegen den Nabel. Es scheint ein Steinkern des vollständigen Gehäuses vor- zuliegen, aber es war nicht möglich, auch nur Andeutungen einer Lobenlinie herauszubekommen. Durchmesser 39 mm Höhe des letzten Umganges von der Naht 21 „ Breite des Externteiles .3 „ 400 A. Liebus, Einige Bemerkungen etc. Ophiceras cf. Sakuntala Dirn. Zwei Briu «stücke, von denen das eine, gekammerte, die Loben- linie deutlich entwickelt hat. Der einzige Unterschied gegenüber den indischen Stücken Diener’s ist die etwas größere Höhe des Medianhöckers im Externsattel und die etwas größere Breite des 2. Lateralsattels, wodurch eine gewisse Ähnlichkeit mit der Loben- linie von Ophiceras tibeticum Griesb. und ptychodes Dien, entsteht. Die Zähnelung ist nur beim 1 . Laterallobus deutlich sichtbar. Das zweite Stück, das vielleicht hierher gehört, ist ungekammert, hat aber deutlich die sichelförmigen Rippen entwickelt, die sich als schwache, aber doch deutliche Wülste auf die Exteruseite fort- setzen, wie bei 0- ptychodes Dien. Maße des zweiten Bruchstückes: Durchmesser 72 mm Höhe der letzten Windung von der Naht . 28 „ Höhe der letzten Windung von der vorher- gehenden 19,5 n Dicke der letzten Windung 12 „ Breite der Externseite 5 „ Nabelweite ca. 20 „ Beide Bruchstücke haben die Externseite nicht ausgesprochen gerundet, sondern mehr abgeflacht wie etwa 0. platyspira Dien. (Pal. Ind. 1897). Pseadomonotis multif ormi s Bittn. Von dieser Form sind beim Präparieren vier Exemplare zum Vorschein gekommen, die ausnahmslos sehr klein sind. Die größte erreicht eine Höhe von 7 mm. An allen Exemplaren waren besonders im jüngeren breiteren Schalenteil die Rippen gut ausgeprägt, hin- gegen die Anwachsstreifen sehr fein ausgebildet. Die beobachteten Stücke lassen alle nur die hochgewölbte, linke Klappe erkennen. Pecten di seit es Schlot», var. microtis Bittn. Ein einziger kleiner ca. 15 mm hoher Steinkern mit spärlichen Schalenresten und mit wohlerhaltenen sehr kleinen Byssusohren. Außer diesen hier angeführten Formen wären noch einige Ammonitenreste zu erwähnen, deren Erhaltungszustand über ihre Zugehörigkeit nichts Sicheres aussagen läßt. Das eine Stück wäre vielleicht in die Nähe von Danabites planidorsattnn Dien., ein anderes in die Nähe von 1). Puruslia Dien, zu stellen, während ich für ein drittes kein Analogon in der Literatur rinde. Das Gehäuse ist äußerst flach, so daß eine ganz scharfe Externseite resultiert, wie bei Vishnuites Pralambha Dien., dessen Lobenlinie aber keine Ähnlich- keit mit der vorliegenden Form zeigt, die außerdem auf den älteren Umgängen erne schwache radiale Berippung aufweist, die an einer Stelle des letzten Umganges in Form von einigen flachen radialen Wülsten hervortritt. F. v. Huene, Ein Plesiosaurierrest etc. 401 Ein Plesiosaurierrest aus dem untersten Lias Württembergs. Von Friedrich v. Huene in Tübingen. Mit 2 Textflguren. Vor etwa 7 Jahren fand Prof. Pompeckj bei Pfrondorf, un- weit Tübingen, in den rauhen dunklen Kalkplatten des Psilonoten- kalkes, die dort auf dem mächtigen zu Pflastersteinen gebrochenen quarzitischen Silbersandstein des Rhät unmittelbar aufliegen, einen plattenförmigen Knochen, der der Universitätssammlung in Tübingen einverleibt wurde (Inv.-No. 18 771). Da die Ammonitengattung Psiloceras in diesen dunklen Kalkplatten gefunden ist, herrscht über den Horizont keiu Zweifel. Zweischalerquerschnitte sind auch in dem Gestein zu sehen, auf dem der Knochen liegt. Den Knochen halte ich für das linke Ischinm eines Plesio- sauriden. Er hat die typische beilförmige Gestalt. Der breite Teil ist eine ziemlich dünne Platte mit langem geradem Sym- physenrand. Lateralwärts verschmälert sich die Platte zu einem stielartigen Hals, der am acetabularen Ende wesentlich verdickt ist. Der hintere Hand der Platte ist z. T. weggebrochen. Ebenso ist am acetabularen Teil die Kontaktfläche mit Ilium und Pubis nicht mehr völlig erhalten, sondern, wie es scheint, bei der Prä- paration aufgemeißelt. Der Knochen läßt sich vom Gestein ab- heben, so daß der scharfe Abdruck der ventralen Fläche und diese selbst sichtbar wird. Die ventrale Kante des Symphysenrandes sowie ein kleiner Teil der vorderen Kontur des Ischium-Halses dicht am dicken Lateralende sind in der Gesteinsplatte zurück- geblieben ; man muß diese also bei der Beurteilung mit berück- sichtigen. Die dorsale Fläche (Innenfläche) ist sehr schwach kon- kav. Die Verdickung des Ischium-Halses ist ventral bedeutender als dorsal. Aus dem lateralen Teil der hinteren Halskontur muß man auf eine merkliche Verlängerung des fehlenden Teils der Platte nach rückwärts schließen, desgleichen auf ein breites hinteres Ende (vergleichbar dem des Thaurmitosaurus victor E. Fraas). Zunächst gebe ich einige Maße: Vom .äußersten Teil des Ischium-Halses zum Vorderende des Symphysen- randes 16 cm. Größte Breite des acetabularen Endes in sagittaler Richtung 7 cm. Engste Stelle des Ischium-Halses in gleicher Richtung 4,5 cm. Größte erhaltene Länge der Platte in gleicher Richtung 15 cm. (Mutmaßliche ursprüngliche Länge ca. 20 cm.) In transversaler Richtung gemessene Breite des Fensters zwischen Ischinm und Pubis 9 cm. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 26 402 F. v. Huene, Verwachsungsbreite von Ischium und Pubis neben der medianen Sym- physe 2,8 cm. (Vermutliche transversale Breite des Hinterendes der Platte ca. 6 cm.) Dicke der Platte 1 — 1,5 cm. Der Ischium-Hals schwillt bis zu 3 cm Dicke an. a Fig. 1. Linkes Ischium von cf. Thanmatosaurus megacephalus Stdtchbürv aus dem Psilonotenkalk der Rhätsandsteinbriiche bei Pfrondorf bei Tübingen in J natiirl. Größe, a) dorsale Ansicht, b) von vorn, c) von hinten, d) ventrale Ansicht mit Nagespuren. Ein Plesiosaurierrest etc. 403 Der Hals des Iscbiums besitzt vorn und hinten je eine Kante. Die dazwischenliegende dorsale Fläche ist nach vorne schräg ab- wärts geneigt. Der Vorderrand der Platte am Ischiopubis-Fenster ist diinn und schneidend. Ventral ganz vorne und nahe neben dem Symphysenrand befindet sich eine 21 cm dnrchmessende flache Grube. Der Bruchrand am Hinterende zeigt noch bis zu 12 mm Dicke an seinem lateralen und 8 an seinem medialen Ende. Der acetabulare Teil könnte etwas zusammengedriickt sein. Es scheint eine tief konkave ventral gerichtete Gelenkpfanne sich dort be- funden zu haben. Der ventrale und hintere Rand derselben scheint mir etwas gegen die Höhlung gepreßt zu sein. An der Pubis- Kontaktfläche scheint am meisten zu fehlen. Das beschriebene Ischium erweist sich sofort als in den Formenkreis der weiter gefaßten Gattung Plesiosaimts gehörig. Die größte Übereinstimmung besteht mit der Gattung Tliaumatosaurus H. v. Mkyek, also großköpfigen und kurzwirbeligen Plesiosauriern. Th. Bkandes beschrieb 1 aus den Psilonoten-Schichten von Halber- stadt einen Tliaumatosaurus aff. megaccphatus Stutchbury, dessen Becken er p. 51, Fig. 5 in ventraler Ansicht abbildete. Das Ischium stimmt weitgehend mit dem mir vorliegenden überein. Auch die angegebenen Maße sind die gleichen. Vergleicht man die beiden schwäbischen Arten aus dem oberen Lias von Holzmaden (denn bei den anderen Arten ist das Ischium nicht erhalten), Thaumato- saurus victor E. Fraas und Plcsiosanrus Guilelmi imperatoris Dames, so ähnelt ersterer durch Länge der Symphyse und Breite des Hinterendes dem Pfroudorfer Fund aus dem untersten Lias wesent- lich mehr als letzterer, der sich durch große Kürze der Symphyse u. a. auszeichnet2. Damit ist es aber noch nicht sicher, daß der uene Fund zu der Art Tliaumatosaurus megaccphatus St. gehört, denn man kennt z. B. aus dem englischen unteren Lias eine Anzahl z. T. sehr nah verwandte Arten und zu sicherer Artbestimmung dürfte ein Ischium doch kaum genügen. Zu vergleichen wäre namentlich Tli. arcuatus Oaven. Es kommt hinzu, daß Watson von Microcteidus homalospondylus Owen aus dem oberen englischen Lias zwei ganz verschieden aussehende Becken beschreibt und abbildet3, die er auf Geschlechtsunterschiede zurückführt : das eine Ischium hat langen Symphysenrand und engeren Hals, das andere kürzere Symphyse und breiten Hals. Wenn diese beiden Skelette wirklich der gleichen Spezies angehören, so muß dies in der Deutung unseres 1 Nachrichten K. Gesellsch. Wiss. Göttingen. Math.-phys. Kl. 1912 (p.5) u. Palaeontogr. 61. 1914. p. 41 ff. 2 cf. E. Fraas, Palaeontogr 57. 1910. p. 118 u. 136. D. M. S. Watson : Preliminary note on two new genera of upper liassic Plesiosaurs. Mem. and Proc. Manchester Lit. and Phil. Soc. 54,1. 1909. No. 4. p. 9 u. 11. 404 F. v. Huene, Iscliiums sehr vorsichtig machen. An unterliassischen Arten kommen außer den schon genannten nach Lydekker’s kritischer Sichtung und Ausmerzung von synonymen Benennungen noch folgende in Betracht: Erethmosaums rugosus Owen, Plesiosaurus dolichodeirus Conybeare, PL eleutheraxon Seeley, PL Hawkinsi Owen, PL macro- cephalus Owen, Pl. Conybeari Soelas , PL rostratus Owen1. Bei Erethmosaums rugosus ist das Ischium viel länger und beide Längs- ränder sind fast parallel, bei Plesiosaurus dolichodeirus und rostratus ist es bedeutend kürzer, bei Pl. Conybeari ist der Ischiumhals in spitzem Winkel nach vorne gezogen und der Symphysenrand kürzer, in PL Hawliinsi und macrocephalus hat das Ischium eine größere Ähnlichkeit mit dem hier beschriebenen. Für spezifische Identität mit den letzteren kann weder der Beweis noch der Gegen- beweis angetreten werden, obwohl Differenzen vorhanden zu sein scheinen. Aus allem geht hervor, daß die Wahrscheinlichkeit für Thau- matosaurus megacephalus Stutchbury spricht. Sieht man sich nach anderen schwäbischen Plesiosaurierfunden aus Rhät und Lias um,, so findet man nur eine kleine Zahl, namentlich im Vergleich mit den englischen. Außerdem sind Plesio- saurier in Württemberg stets selten. Es sind folgende: Termatosaurus Albcrtii Qu. Zähne. — crocodilinus Qu. Zähne. Erethmosaums rugosus Owen (fide Engel). Wirbel. Plesiosaurus robustus Dames. Wirbel u. Extremitätenreste. — cf. dolichodeirus Conyb. Humerus. — sp. (Humerus). — nothosauroidcs Dames. Wirbel. Plesiosaurus Guilelmi imperatoris Dames. Skelett. — suevicus Qu. Wirbel. — poshloniae Qu. Extremitätenrest. Thaumatosaums Victor E. Fraas. Skelett. Es sind also aus dem allertiefsten Lias noch keine Plesio- saurier in Württemberg bekannt. Alle Liasvorkommen von Plesio- sauriern finden sich in mehr oder weniger bituminösen Schichten. In erster Linie sind es die Ölschiefer des Lias e, aber auch dio tiefdunklen Kalke der Psilonotenzone und des Arietenkalkes sind durch organische Substanz gefärbt, es war noch flaches Wasser, wenn es auch mit dem offenen Weltmeer in Zusammenhang stand. 1 Catalogue of the fossil reptilia and amphibia in the British Museum. II. 1889. A o I | ■§ s! I 0 O ^ -4-> r— I cd d *c ^ < 0 _ Jh .H 1,45 beobachtet werden, nur 408 S. Reinheimer, 1 2 3 4 5 6 7 8 <£X Mineral 2 V ß ß . sinV der Bisektrix gegen die V — X V + X u, Schliff- normale + + + Aragonit 18° 11' 1,6816 0,2657 0° 0' + 9« 5,5' 9° 5,5' -}- 0,2657 r> n 7) 7) 9° 5,5' + 0° 0' 18° 11' + 0,0000 7 n T) 7 ) 30° —20« 54,5' 39° 5,5' — 0,6001 y n n 55 50° —40° 54,5' 59° 5,5' — 1,1012 Anhydrid 43° 37' 1,5755 0,5853 0° 0' +2l»48,5' 21°48,5' + 0.5853 » ” 7) 7) 10° + 11°48,5' 31°48,5' + 0,3224 55 55 Y) n n 7) 55 55 21° 48,5' 55 + 0° 0' 43» 37' + o”oooo n 55 7) » 55 » 50» —28° 11,5' 71°48,5' 55 — 0,7443 » 55 7) 55 55 55 „ 55 Olivin 88» 1,670 1,1601 0» 0' + 44« 44° + 1,1601 n 55 r> 55 10° + 34° 54» + 0,9339 55 7) 7) 55 20° + 24° 64» + 0,6792 dann zur Ermittlung von ß . sin V heranziehen, wenn Bisektrix und Schliffnormale nicht allzuweit voneinander entfernt sind wie etwa im letzten Beispiel der Tabelle, wo trotz der hohen Apertur von 1,5 der durch die Einführung von ß‘ = 1,60 anstatt ß = 1,67 ver- ursachte Fehler nur 0,02 beträgt, eben weil die Bisektrix nur um 20° von der Schliffnormale entfernt ist. In den Fällen 3 und 4 versagt eine ein- fache Skala. Statt dessen verwendete man bis- her die quadrierte WEiGHT’sche Skala, die einzelne Punkte eines Interferenzbildes nach rechtwinkligen Koordinaten festzulegcn erlaubt. Weniger anstrengend für die Augen dürfte wohl das Arbeiten mit einer Ringskala sein. Ringskalen zur Bestimmung numerischer Aperturen von Mikroskopobjektiven wurden be- reits von W. Volkmann 1 und Metz1 2 beschrieben, und eine Ring- skala von der Form der Fig. 1 (Vergr. 3 fach) wird vom Verfasser zur Bestimmung von Aperturen an Dünnschliffen benutzt. Sie dient zurzeit nur zur Auswertung primärer Interferenzbilder nach dem vielleicht mit Unrecht etwas vernachlässigten Sommerfeldt- schen 3 Prinzip. Die konzentrischen Ringe von 1, 2, 3 und 4 mm 1 Theorie und Praxis des Mikroskops. Leppin & Masche. 1911. 7 u. 8. * Zeit, sehr. f. wiss. Milcr. 36. 1920. 54. 3 Zeitsehr. f. wiss. Mikr. 22. 1905. 356 — 362. Bemerkungen zur Bestimmung numerischer Aperturen etc. 409 9 10 11 12 13 14 15 16 17 U, ÜJ + Ü, 8 ß . sin V u,+u, ß‘ arc sin * arc sin (U*) V' ß‘. sin V' ß . sin V — ß‘. sinV' + 2 V ft- ) V ft- ) 0,2657 0,2657 0,0 — — — 0,5248 0,2624 0,0033 — — — — — — 1,0603 0,2301 0,0356 1,6000 22° 2' 41° 30' 9Ü44‘ 0,2705 0,0048 1.4428 0,1708 0,0949 1,6000 43° 29,5' 64° 23' 10" 27' 0,2902 0,0245 0,5853 0,5853 0.0 — — — — — — 0,8304 0,5764 0,0089 1,6000 11° 37,5' 31°16‘ 21°27' 0.5851 0,0002 » fl 1,5000 12° 25' 33° 37' 23°01‘ 0,5865 0,0012 1,0S68 0,5434 0,0419 O © r-H 0° 0' 42# 47' 21"23,5' 0,5836 0,0017 V fl 1,5000 0° 0' 46° 26' 23° 13' 0,5913 0,0060 1,4968 0,3762 0,2091 1,6000 27°43' 69° 18' 20° 47,5' 0.5680 0,0173 y) » fl 1,5000 29° 45' 86° 14' 28° 14,5' 0,7098 0,1245 1,1601 1,1601 0,0 — — — — — — 1,3511 1.1425 0,0176 1,6000 35® 42,5' 57° 36,5' 46°39,5' 1,1636 0,0035 1,5010 1,0901 0,0700 1,6000 25° 7' 69° 44,5' 47® 26' 1,1784 0,0183 Radius sind einem Deckgläsclien aufgemalt, das mit einer der lichten Weite des Blendenrohres genau entsprechenden Fassung — die bemalte Seite nach unten gekehrt — auf die Gesichtsfeld- blende des Kondensors gelegt wird. Die radialen Striche von 30° Winkelabstand dienen zur Messung der Zentriwinkel. Mit Hilfe WCLFixo’scher Glimmerapertometer stellt man die den verschiedenen Ringen zukommenden Aperturwerte ein für allemal fest und kann jetzt mittels der Ringe und radialen Striche das Gesichtsfeld nach Polarkoordinaten auswerten. Für alle Fälle unter 3. schließen die in Luft austretendeu Achsen bekanntlich immer denselben Winkel 2E ein. Man braucht deshalb nur die hier einander gleich großen Aperturwerte U, und U2 in Wiukelwerte umzuwandeln und die optischen Achsen mit diesen sphärischen Zentralabständen unter dem im Ringsystem gemessenen Zentriwinkel in eine stereographische Projektion einzutragen. Der sphärische Abstand beider Punkte beträgt 2E, und sinE ist das gesuchte ß . sin V. Sind U1 und U2 größer als 1,0, so dividiert man sie erst durch 2 und verfährt mit den halben Werten wie vorher mit den ganzen. Statt 2 E erhält man dann aus der Projektion einen anderen Winkel 2E', aber 2 . sinE' ist wieder ß . sin V. * arc sin ist hier und im folgenden nicht in Bogenmaß zu denken, sondern soll den Winkel selbst bedeuten. 410 S. Reinheimer, Bemerkungen zur Bestimmung etc. In den Fällen unter 4. schließlich bestimmt man mit Hilfe der Ringskala wieder die Aperturen und U2, die jetzt nicht mehr einander gleich sind, sowie den zugehörigen Zentriwinkel. Wieder muß man wie bei Fall 2. Uj und U„ durch ein dem wirk- lichen ß möglichst nahekommendes (3‘ dividieren. Die Quotienten betrachtet man als die sinus je eines Winkels und trägt die optischen Achsen mit diesen Winkeln als sphärischen Zeutralabständen unter dem gemessenen Zentriwinkel in eine stereographische Projektion ein. Dort findet man ihren sphärischen Abstand 2 V', und ß‘ . sinV' kommt dem gesuchten Werte von ß . sin V recht nahe. Zur Erläuterung diene ein Beispiel: An einem Anhydrid- präparat seien U, = 0,62214 und U2 = 0,96998 mit dem Zentri- winkel 90° beobachtet worden; ß ist 1,57 55. Damit berechnen sich arcsin-—- und arcsin zu 23°15j/ und 38° 0' in Winkelmaß. Diese sphärischen Zentralabstände sind in der stereographischen Projektion der Fig. 2 unter dem Zentriwinkel von 90° als CA und CB eingetragen. C bedeutet die Schliffnormale, A und B die Stellungen der optischen Achsen im Kristall, und daraus ergibt sich der wahre Achsenwinkel 2V = 43°37'. Hätte man bei fehlender Kenntnis von ß mit ß' = 1,50 gearbeitet, so würde man für die Zentral- abstände der optischen Achsen die Winkel CA' = 24° 30' und CB' = 40° \1\‘, ferner 2V' = 46°3' gefunden haben, ß' . sin V' ergäbe aber 0,5867 anstatt des richtigen Wertes 0,5853. Der Fehler wäre also nur 0,0014! Bei graphischer Lösung erhöht sich die Ungenauigkeit etwas. Mit der beschriebenen Ringskala hat der Verfasser an primären Interferenzbildern wechselnder Güte, so wie sie dem Petrographen bei der Dünnschliffuntersuchung zu begegnen pflegen, eine Anzahl Messungen vorgenommen. Die Fehler der ermittelten Aperturen erreichten dabei als Höchstwert den Betrag von 0,03, was bei der ■ß h w 3’ Fig. 2. Besprechungen. 411 teilweise mangelhaften Beschaffenheit der Interferenzbilder, ihrer Kleinheit und der unvermeidlichen Parallachse nicht weiter ver- wunderlich ist. Dieser Aperturbetrag entspricht für Aperturen bis zu 0,75 — und für solche wurde die Ringskala bisher allein ver- wandt — etwa +5° für den Winkel 2 E, was eine Verwertung der Resultate für diagnostische Zwecke iu der Mehrzahl der Fälle zulassen dürfte. Zur genaueren Ermittlung auch höherer Aperturen an sekundären Interferenzbildern könnte man zweckmäßigerweise die WmoHT’sche Skala eines von E. A. Wülfing beschriebenen Spezialokulars 1 durch eine Ringskala ersetzen. Das Frontglas dieses Okulars übernimmt die Rolle der sonst gebräuchlichen Amici-Linse und könnte ein für allemal synzentrisch zur Ringskala angebracht werden. Mit allem Vorbehalt möge hier noch ein schwierigerer, wenn überhaupt gang- barer Weg angedeutet werden, nämlich der Versuch, der Ringskala eine der Wölbung der unteren Brenufläche des Kondensorsystems entsprechende Form zu geben und sie auch genau in diese Brenn- fläche hinein zu verlegen. Ihr Bild würde dann sozusagen parall- achsenlos mit den Erscheinungen primärer oder sekundärer Inter- ferenzbilder zugleich auftreten; einer Okularskala bedürfte es dann nicht mehr. Besprechungen. P. Niggli: Die leichtflüchtigen Bestandteile im Magma. (Preisschriften der Fürstlich Jablonowskischen Gesell- schaft zu Leipzig. 47. Math. -naturw. Sektion. ] 272 p. 132Texifig. Leipzig 1920 ) In der Arbeit wird versucht, die in einem Preisausschreiben gestellte Aufgabe: „Übersicht und experimentelle Erweiterung der Erfahrungen über die Rolle leichtflüchtiger Bestandteile in Schmelz- flüssen“ zu lösen, wobei hauptsächlich Mineral- und Gesteinsbildungs- prozesse in Betracht gezogen werden. Ein 1. Kapitel (p. 2 — 7) stellt die Magmen als Prototypen von Schmelzlösungen dar, die leichtflüchtige Substanzen enthalten, in denen sich daher Sublimations-, Verdampfungs-, Destillations- vorgänge, kritische Erscheinungen und Kristallisationen gleichzeitig abspielen können. 1 E. A. Wülfing, Ein neues Polarisationsmikroskop und kritische Betrachtungen über bisherige Konstruktionen. Abh. Heidelb. Akad. Wiss. Math.-nat. Kl. 6. Abh. 1918. 56. 412 Besprechungen. Ein 2. Kapitel (p. 7 — 30) gibt Auskunft über die Entwicklung der Ansichten über die Rolle der leichtflüchtigen Substanzen im Magma vom Mittelalter bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Im 3. Kapitel (p. 30 — 119) wird systematisch das physikalisch- chemische Verhalten von Systemen untersucht, die aus schwer- und leichtflüchtigen Komponenten zusammengesetzt sind. Aus der Ein- teilung möge ersichtlich sein, welche für die magmatische Gesteins- bildung wichtigen Phänomene hier diagrammatiscli veranschaulicht und theoretisch erläutert werden. I. Die durch den Flüchtigkeitsunterschied der Komponenten be- dingten heterogenen Gleichgewichtsbeziehnngen. 1. Kritische Erscheinungen treten nur an ungesättigten Lösungen auf. a) Binäre Systeme ohne Verbindungen und Mischkristalle. a) Vergleich einfacher Schmelzdiagramme. ß) Die P-T-X-Raumfigur und ihre Projektionen. y) Schnitte (Felderdiagramme) unter konstantem Druck oder konstanter Temperatur, d) Das Volumen als maßgebender Faktor. b) Binäre Systeme mit Verbindungen und Mischkristallen, a) Ein Minimumschmelzpunkt ist vorhanden, es fehlt aber der Maximumsublimationspunkt. ß) Weder Minimumschmelzpunkt noch Maximumsubli- mationspunkt treten auf. y) Mischkristallbildungen. c) Verdampfung und Destillation in binären und polynären Systemen. d) Schlußbemerkungen. Ableitung der Diagramme. 2. Kritische Erscheinungen treten auch an gesättigten Lösungen auf. a) Allgemeines u. histor. Entwicklung der Problemstellung. b) Binäre Systeme ohne Verbindungen und Mischkristalle. a ) Die P-T-X-Raumfigur und ihre Projektionen. ß) Schnitte (Felderdiagramme) für konstanten Druck, konstante Temperatur oder konstante Konzentration. y) Das Volumen als maßgebender Faktor, d) Allgemeine Folgerungen. c) Binäre Systeme mit Verbindungen. d) Beschränkte Mischarbeit in der flüssigen Phase. e) Ternäre Systeme (I). Nur ein binäres System ist vom P-Q- Typus, oder das ternäre System enthält zwei extrem leichtflüchtige Komponenten. f) Ternäre Systeme (II). Zwei extrem schwerflüchtige Komponenten. (Zwei binäre P-Q-Typen.) ö) A sehr leichtflüchtig, B und C schwerflüchtig und eine kontinuierliche Mischkristallreihe bildend. Besprechungen. 413 ti) A sehr leichtflüchtig, B und C schwerflüchtig mit einem einfachen eutektischen Schmelzdiagramm. y) Eine binäre, kongruent schmelzende Verbindung zwischen B und C tritt auf. ö) Eine binäre, inkongruent schmelzende Verbindung zwischen B und C tritt auf. t) Ternäre Verbindungen oder binäre Verbindungen von schwer- und leichtflüchtigen Komponenten treten auf. II. Spezielle Gleichgewichtsbeziehungen. III. Rückblick. Von dem in diesem Kapitel gewonnenen Gesichtspunkte aus, aber ohne d^n komplizierten Apparat der Diagramme, werden nun die natürlichen magmatischen Vorgänge, soweit sie vom Gehalt an leichtflüchtigen Bestandteilen abhängig sind, in einem 4. Kapitel (p. 1 19 — 259) unter Heranziehung vieler Beispiele behandelt. Differentiationsdiagramme usw. illustrieren den Abschnitt. Von einem einheitlichen Standpunkte aus kann eine große Zahl von Phänomenen überblickt und ihre gegenseitige Abhängigkeit ver- standen werden. Auch hier möge die Wiedergabe des Inhalts- verzeichnisses ein Bild von den zur Sprache kommenden Erschei- nungen geben: I. Die Einteilung der Erscheinungsgruppen. II. Begleiterscheinungen der plutonischen Erstarrung. 1. Die lakkolithische Differentiation und die leichtflüchtigen Bestandteile. 2. Theoretische Betrachtungen über den Zusammenhang zwischen Erstarrung, Kontaktmetamorphose, Verdampfungs- und Destillationsprozessen von Magmen. 3. Die exomorphen Erscheinungen des normalen Intrusiv- kontaktes. a) Die Kontaktmetamorphose im Kristianiagebiet. b) Pneumatolytische Kontaktmetamorphose an den west- erzgebirgischen Granitmassiven. c) Einige amerikanische Vorkommnisse vom ungefähren Typus des Kristianiagebietes. d) Die Kontaktmetamorphose in der „Helena Mining Region“ von Montana (Nordamerika). e) Die Kontaktmetamorphose im Clifton-Morenci-Distiikt von Arizona. f) Rückblick. 4. Die nachpneumatolytischen Erzlagerstätten. 5. Die Pegmatitbildungen. 1 . Typus : Glimmerpegmatite. 2. „ Granatpegmatite. 3. „ Korund-Dumortierit-Andalusitpegmatite. 4. „ Columbitpegmatite. Euxenitpegmatite. 414 Besprechungen. 5. Typus: Melinophanpegmatite. Leukophanpegmatite. 6. „ Turmalinpegmatite. 7. „ Topas-Turmalinpegmatite. 8. „ Zinnsteinpegraatite ohne Li. 9. „ Kryolithpegmatite. 10. „ Zinnsteinpegmatite mit Li. 11. „ Triplitpegmatite. 12. „ Carbonatpegmatite. 13. „ Graphitpegmatite. 14. und 15. Typus: Erzpegmatite. Pegmatitbildungen SiOg-armer, RO-reicher Magmen. Rückblick. , G. Die tiefstmagmatische Wirkung der leichtflüchtigen Be- standteile. Injektionsgesteine und Migmatite. 7. Drusenbildungen und hydrothermale Vorgänge in abyssi- sclien und hypabyssischen Magmen. 8. Die hydrothermalen Erzlagerstätten. 9. Kurzer allgemeiner Rückblick. III. Begleiterscheinungen der vulkanischen Erstarrung. 1. Zusammensetzung der vulkanischen Exhalationen. 2. Die vulkanische Tätigkeit. 3. Differentiationen im Vulkanherd. 4. Die pneumatolytischen Erscheinungen im Vulkanherd, an den Kraterwänden, sowie die nachpneumatolytischen Er- scheinungen in den Laven. 5. Die gewöhnlichen Fumarolenbildungen. 6. Die hydrothermalen Mineralparagenesen in blasigen, mehr oder weniger erdoberflächlich erstarrten Eruptivgesteinen. 7. Die mit vulkanischer Tätigkeit in Beziehung stehenden hydrothermalen Erzlagerstätten. Das Buch vermittelt somit die Grundlagen vom physikalisch- chemischen und naturkundlich-beschreibenden Standpunkt und ver- sucht die gegenseitige Synthese. Physikalische Chemie, Geologie und Petrographie sind möglichst gleichmäßig zur Beantwortung der Frage nach der Rolle der leichtflüchtigen Bestandteile im Magma herangezogen worden. Ein Sachregister, ein Ortsregister der besprochenen Lager- stätten und ein Autorenregister bilden den Schluß des Bandes. P. Niggli. Paul Krische: Die Verteilung der landwirtschaft- lichen Hauptbodenarten im Deutschen Reiche. 78 p. 21 Karten. Berlin, Franz Wunder, 1921. Eine Übersicht über die Verteilung der landwirtschaftlichen Böden DcutschLands hat bisher nur in Einzelangaben existiert. Besprechungen. 415 Yerf. hatte in den Jahren 1906 — 1919 in der Zeitschrift „Die Er- nährung der Pflanzen“ eine Reihe Bodenkarten veröffentlicht und stellt sie nun, um einiges weitere Material bereichert, in der recht wertvollen Schrift zusammen. 18 Karten der einzelnen Bundesstaaten und der preußischen Provinzen machen den Hauptteil des Werkes aus; es werden zumeist 5 Unterabteilungen unterschieden: Leichter Boden (Sandhoden), Mittlerer B. (lehmiger Sand, sandiger Lehm), Günstiger schwerer B. (Lehm- u. Tonboden, Marschboden), Ungünstiger schwerer B. (Gebirgsboden), Moorboden. Die Karten gehen teils auf Original- zusammenstellungen anderer Autoren zurück, wie etwa in Württem- berg auf die 1910 von Sauer veröffentlichte sehr wertvolle Karte, teils sind sie neu nach geologischen Unterlagen zusammengestellt. Dadurch ist eine gewisse Ungleichartigkeit eiugetreten, die Yerf. selbst deutlich hervorhebt. Jede Karte wird dann mehr oder weniger ausführlich in ihren bodenkundlicheu Verhältnissen vielfach unter Beigabe besonderer Zahlentafeln besprochen. Aus den einzelnen Karten ist dann eine Übersichtskarte des Deutschen Reiches im Maßstabe 1 : 1 800 000 zusammengestellt, die zum ersten Male einen Überblick über das Gesamtgebiet im Vorkriegsstände darstellt. Außerdem ist noch eine Karte der Moorgebiete des Deutschen Reiches im Maßstabe 1:2400 000 gegeben, die nach der vom Verein zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche heraus- gegebenen Karte gezeichnet ist. Schließlich findet sich noch eine Karte, die den Kaliverbrauch im Deutschen Reiche im Jahre 1916 darstellt, die uns zeigt, wie sich die Beziehungen der Kultur zum Boden durch künstliche Düngung z. T. stark verwischen. Da in der neueren Literatur nichts Ähnliches vorliegt, ist die Bedeutung des Buches ohne weiteres klar. , Für alle Anstalten, bei denen Unterricht in geologischer Bodenkunde zu erteilen ist, ist es von großer Bedeutung, nun endlich eine Zusammenstellung in den Händen zu haben. Freilich, ist noch sehr viel Arbeit im einzelnen zu leisten und gerade dazu dürften die Karten anregend wirken. Jeder inter- essierte Fachmann sollte versuchen, von seinem Gebiet die nötigen Ergänzungen, die vielfach ohne weiteres klar sind, herbeizubringen. Auf diese Weise würde die Arbeit des Verf.’s eine sehr große Bedeutung gewinnen können und bald eine zweite Auflage not- wendig werden. Harrassowitz. Ernst Stromer : Paläozoologisches Praktikum. 104 p., 6 Textabbild. Gebrüder Bornträger, Berlin 1920. Der leicht mißverständliche Titel erklärt sich daraus, daß die paläobotanischen Präparationsverfahren fortgelassen sind. Das iu Taschenformat hergestellte Buch enthält in meist knapper Dar- stellung alle Methoden paläontologischer Technik, soweit sie bisher ausgearbeitet und beschrieben oder vom Verf. selbst ausprobiert 416 Personalia. sind. Der allgemeine Teil unterweist im Aufsuclien, Sammeln, Verpacken und Transportieren, sowie im Konservieren und Präpa- rieren tierischer Fossilien. Er ist durchaus geologischer und nicht zoologischer Natur. Die Herrichtung zur wissenschaftlichen Unter- suchung (= Präparation) ist in drei Abschnitten ausführlicher be- handelt (mechanisch-makroskopische, mechanisch-mikroskopische und chemische Verfahren). Ein weiterer Abschnitt „Untersuchen und Abbilden“ gibt einige Winke über die Anwendbarkeit der Röntgen- strahlen, des Polarisationsmikroskops und Stereoskops. Der spezielle Teil enthält die für die verschiedenen Tierabteilungen besonders in Frage kommenden Methoden. Den Schluß bilden ein nach Stich- worten geordnetes Verzeichnis der einschlägigen Literatur und ein Sachregister. — Da in Deutschland an jedem geologischen Institut und Museum ungeschriebene Präparationsmethoden ausgebildet sind und das, was in der Literatur an guter paläontologischer Technik niedergelegt ist, schwer auffindbar ist, so fällt es natürlich leicht, an diesem ersten selbständigen Werk über den Gegenstand, das auf viele überflüssige Angaben (z. B. Bezugsquellen) verzichtet, Ausstellungen zu machen. Wenn Ref. einige anführt, möchte er sie als Vorschläge für die zweite Auflage betrachtet wissen. So könnte im Abschnitt „Foraminifera“ die alte Methode, die Nummu- liten mittels Spiritusflamme, Pinzette und Hämmerchen in der Medianebene aufzuspalten, angegeben werden. Bei den Radiolarien sollten die RüST’schen Erfahrungen (Palaeontogr. 38. p. 118) berück- sichtigt werden; bei den Steinkorallen wäre das Anschleifen mit einer feinen Feile (Ogilvie) als rasche Arbeitsmethode zu erwähnen, bei den Echinodermata die Glyzerin-Gelatineausgiisse, die von den scharfen Hohlräumen der Crinoiden des rheinischen Unter- \ devons gewonnen werden können und die, bemalt, wertvolle Objekte ergeben. Bei den Cephalopoden vermißt man eine brauchbare Methode zur Abbildung der Lobenlinic. Zur Erzielung guter Ab- bildungen ist das Bestäubungsverfahren mit Ammoniumchlorid oft brauchbar, z. B. bei Brachiopoden. Angaben über das Messen mikroskopischer Objekte, sowie ein Abschnitt über Conchyliometrie und Osteometrie sind vielleicht auch empfehlenswert. — Bei dem Verfahren zum Härten weicher Gesteine, die geschliffen werden sollen, ist E. A. Wüefing’s geistiges Eigentum hervorzuheben (p. 52). Statt Stärke der Polarisation (p. 73) muß es Stärke der Doppel- brechung heißen. Dietrich. Personalia. Ernannt: Prof. Dr. Wilhelm Freudenberg, bisher Privat- dozent der Geologie und Paläontologie in Göttingen, zum Kustos an den naturgeschichtlichen Sammlungen des badischen Staats in Heidelberg. H. A. Brouwer. Studien über Kontakt Metamorphose etc. 417 Original-Mitteilungen au die Redaktion. Studien über Kontaktmetamorphose in Niederl. -Ostindien. Von H. A. Brouwer in Delft. Mit 1 Textflgur. IX. Hornfelse von der Insel Talinlm (Sula-Inseln). Während meiner Untersuchungen im Jahre 1!U5 auf den Sula-Inseln , eiuer Inselgruppe östlich von Celebes , wurden von mehreren Stellen Hornfelse gesammelt. Granitische bis dioritische Gesteine haben auf den Inseln eine sehr große Verbreitung, besonders im westlichen und mittleren Teile von Taliabu. wo sie den Habitus mit rotem Feldspat zeigen, der •charakteristisch ist für die Granite der weiter westlich gelegenen Banggai-Inseln. Auf der Insel Mangoli ist. besonders im östlichen eo ^ Teil, die zentrale Kette aus granitischen bis dioritischen Gesteinen aufgebaut, in denen die typischen roten Feldspate nicht angetroffen wurden. Die Granite von Taliabu sind alle Biotitgranite mit mikro- perthitischem Kalifeldspat (Orthoklas oder Mikroklin) und saurem Plagioklas. Die Granite von Mangoli sind z. T. Biotitgranite mit Mikroklin als herrschendem Kalifeldspat, der nur wenig perthitische Verwachsungen zeigt; z. T. enthalten die Gesteine viel Granat, der größtenteils in grünen Glimmer umgewandelt ist. Die Granite sind durch Übergänge mit Qnarzdioriten verbunden, •die gesammelten quarzdioritischen Gesteine sind auf die Insel Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 27 418 H. A. Brouwer, Mangoli beschränkt. Es wurden verschiedene Typen untersucht, die- sich durch den Charakter der dunklen Gemengteile voneinander unterscheiden ; einige Gesteine enthalten nur Amphibol , andere Amphibol und Biotit oder nur Biotit , während auch augithaltige Gesteine mit Amphibol allein oder mit Amphibol und Biotit an- getroffen wurden. Auch die Diorite stammen fast alle von der Tnsel Mangoli, es gibt augitfreie Gesteine mit Amphibol oder mit Amphibol und Biotit, und augithaltige Diorite, die zu den Gabbros hinüberführen und in dem die Augite z. T. oder ganz in Chlorit und Epidot umgewandelt sind. Die Hornfelse kommen in den Gebieten vor, wo granodiori- tische Gesteine eine große Verbreitung haben, der direkte Kontakt wurde aber in den allerdings spärlichen Aufschlüssen nirgends auf- gefunden. Im östlichen Teile von Mangoli meinten wir eine Kontakt- stelle anstehend gefunden zu haben *, aber das makroskopisch sehr hornfelsähnliche Gestein hat sich bei späterer mikroskopischer Untersuchung als ein feinkristallines lamprophyrisches Ganggestein herausgestellt. Auf die Verbreitung von Kontaktgesteinen auf den Sula-Inseln hat zuerst Wichmann 2 aufmerksam gemacht und mehrere von van Nouhuys gesammelte Gesteine sind von ihm beschrieben worden. Es sind andalusithaltige Gesteine, gesammelt von anstehendem Fels in der Nähe von Lekitobi und als Gerolle in den Flüssen Wai :t Miha und VV. Kaboeta in der Nähe der Südkiiste von Taliabu. Weiter wurden Kalksilikatgesteine mit Epidot beschrieben, gesam- melt als Gerolle in den Flüssen W. Najo, W. Tabana und Langsa. ebenfalls in der Nähe der Siidkiiste derselben Insel. Die von uns gesammelten Gesteine stammen z. T. aus denn Oberlauf der W. Najo und deren Quellflüsse, wo sie z. T. in sein- großen Blöcken bis zur Wasserscheide Vorkommen, so daß sie z. T. in nächster Nähe anstehend Vorkommen müssen. Weiter wurden Hornfelse gesammelt in der Nähe der Nordküste von West-Taliabu (W. Nabi, W. Buja und als Gerolle am Strande westlich von der Mündung der W. Buja). Die Gesteine gehören zu Kontaktprodukten von verschiedenen Gliedern der Reihe Tonschiefer — Mergelschiefer — Kalkstein; in ge- bänderten Gesteinen wechseln dünne Schichten von verschiedener Farbe und verschiedener Zusammenstellung miteinander ab. Z. T. haben diese Schichten einen hohen Quarzgehalt, was auf eine mehr sandige Zusammensetzung des ursprünglichen Gesteins hinweist, 1 H. A. Brouwkr, Geologische Verkenningen in de oostelijke Molukken Verhandel. Geol. Mijnb. Gen. III. 1916, blz. 31 ff. 2 A. Wichmann, Gesteenten van het eiland Taliaboe. Versl Kon Akad. v. Wctensoh. Amsterdam. XXI IT. 1914. p. 70. * VVai = Fluß. Studien über Kontaktmetamorphose etc. 419 während auch quarzreiche Gesteine, die veränderte Sandsteine vor- stelleu können, angetrofl'eu wurden. Die Kontaktgesteine könnten aus jurassischen Ton- und Mergelschiefern hervorgegangen sein, die auf den Sula- Inseln eine sehr große Verbreitung haben. Wir müssen aber hervorheben, daß der direkte Kontakt nicht angetroften wurde, während Gesteine von jurassischem Habitus gefunden wurden, die Gerolle von Quarz- porphyr und auch solche, die Detritus von granitischem Mikro- perthit enthalten. Die Frage des Alters der Granite der Sula-Inseln muß also vorläufig noch orten bleiben, sie wird in meiner geologischen Beschreibung dieser Inseln näher auseinandergesetzt werden. Die folgenden Hornfelstypen wurden mikroskopisch untersucht: 1 . Andalnsithornfelse. Es gibt granathaltige und granat freie Andalnsit- hornfelse. Ein Gestein , das als Gerölle zwischen der Mündung des W. Buja und Kap Nudu an der Nordküste von Taliabu ge- sammelt wurde, enthält viel Andalusit, Biotit und Granat. Neben dem Biotit kommt auch farbloser Glimmer vor und weiter enthält das Gestein Quarz und kleine Erzkriställchen. Der Andalusit ist in großen, schwach doppelbrechenden Kristallen entwickelt, die anderen Mineralien des Gesteins werden von diesen Kristallen in großer Menge umschlossen. Der Granat bildet kleine, größtenteils idio- morphe Kristalle, der Biotit ist örtlich im Gestein stark angehänft. Zu den granatfreien Andalusithornfelsen gehört ein dunkel grauschwarz gefärbtes Gerölle aus dem Flusse Najo in Süd-Taliabu. Der Andalusit bildet auch iu diesem Gestein größere, mit den anderen Bestandteilen des Gesteins durchsiebte Kristalle. Auch kommen größere Pyritkriställchen, größere Blättchen von farblosem Glimmer und zahlreiche Quarzkörner vor im sehr fein kristallinen Gemenge von farblosem Glimmer, weniger Biotit, Erzkriställchen, Quarz (und Feldspat?), aus dem das Gestein sonst zusammengesetzt ist. Vereinzelte bläuliche und braune Tnrmalinkriställchen wurden weiter beobachtet. In dem Gestein kommen vereinzelte Bänder vor, in denen der Quarz grobkörniger ausgebildet ist und in denen der Andalusit fehlt, während Biotit und größere Erzkriställchen zahlreich sind. Eine ähnliche Abwechslung von andalusitlialtigen mit audalusit- freien Bändern ist viel vollständiger ausgebildet in gebänderten Gesteinen, die gesammelt wurden als Gerölle in der W. Nabi iNord-Taliabu), in denen bräunliche und grauschwarze Bänder mit- einander abwechseln. Die bräunlichen Bänder enthalten sehr viel Biotit und Muscovit, viel Erz und weiter farblose Mineralien, die hauptsächlich dem Quarz angehören. In den grauseh warzen Bän- dern kommt Andalusit in großer Menge vor, sie sind manchmal fast ganz mit den bis einige Millimeter großen Kristallen aus- gefüllt. Der Andalusit ist z. T. in sekundäre Mineralien tim- 27* 420 H. A. Brouwer, gewandelt, an erster Stelle in farblosen Glimmer. Aber auch ein anderes Umwandlungsprodukt kommt vor, das eine gelblichgrüue Farbe und keine Doppelbrechung oder sehr schwach doppelbrechende Partien zeigt. Oft befindet sich eine Zone dieser fast isotropen Substanz zwischen unverändertem Andalusit im zentralen Teil und einer Randzone, die in farblosen Glimmer umgewandelt ist. Die Doppelbrechung dieses Umwandlungsprodukts der Randzone nimmt ab nach der kaum oder nicht doppelbrechenden Zone. Der Andalusit umschließt hauptsächlich sehr zahlreiche schwarze Kohlepartikelchen, wie dieses bei den Andalusiten der kontaktmetamorphen Gesteine häufig vorkommt. 2. Biotithornfels e. Diese Gesteine wurden nur angetroffen in Bändern, die mit den andalusithaltigen Hornfelsen abwechseln. Sie sind andalusitfrei und enthalten oft Muscovit neben Biotit. Ihre Zusammenstellung ist schon oben erwähnt. 3. Epidot hornfelse. Die Hornfelse dieser und der folgenden Gruppen bilden haupt- sächlich dünnere oder dickere Schichten in gebänderten Gesteinen, in welchen Bänder verschiedener mineralogischer Zusammensetzung miteinander abwechseln. Ein Gestein, das in großen Blöcken im W. Najo (Süd-Taliabu) angetroffen wurde, enthält neben hell- und dunkelgrau gefärbten dichten Bändern auch solche mit gelblich- grüner und bräunlicher Farbe, die mehr kristallin ausgebildet sind. Besonders die grünlichen Bänder sind sehr reich an Epidot (und Zoisit), während die farblose Substanz in den heller gefärbten Bändern reichlich vorkommt. In dieser z. T. sehr feinkörnigen farb- losen Substanz kann neben Quarz auch Feldspat Vorkommen. Epidot (und vielleicht auch Diopsid) tritt z. T. in sehr feinen Körnern, die in dünnen Schichten angeordnet sind, in der farblosen Sub- stanz auf. In anderen Gesteinen von Blöcken desselben Fundorts wechseln dunkel gefärbte mit gelblichgrünen Bändern ab , von denen die letzteren aus Epidot und Quarz bestehen, während in anderen ein grünlicher Amphibol auftritt. Im selben Handstiick kommen Bänder vor, die epidotfrei sind und in denen der Amphibol reichlich auf- tritt. In anderen Gesteinen wechselt das Quarz-Epidot-Gemenge ab mit Bändern, die neben Amphibol auch Biotit führen. Diese beiden Typen werden hierunter näher beschrieben werden. Ob der farblose Teil dieser und vieler anderen Gesteine in sehr feinkörniger Ausbildung nur aus Quarz besteht, oder ob neben Quarz auch Feld- spat in mehr oder weniger reichlicher Menge anwesend ist, konnte nicht mit Sicherheit bestimmt werden. 4. Amphibolhornfelse. Amphibolreiche Bänder bestehen aus einem feinkristallinen Gemenge von hellgrünem Amphibol und Quarz , neben dem auch Studien über Kontaktmetaniurphose etc. 421 Feldspat anweseud seiu kann. Das Gemenge ist zu fein, um Quarz und Feldspat voneinander zu unterscheiden. Titanit, der wahrscheinlich aus ursprünglichem titanhaltigem Erz entstanden ist , kommt vor. Der Amphibol bildet z. T. größere Kristalle, zeigt öfters eine bläulichgrüne Farbe und füllt mit Epidot auch schmale Adern ans, die schief zur Bandrichtung das Gestein durchsetzen. Ob ein duukelgraues Gerölle aus der W. Nabi als kontakt- metamorphes Gestein aufgefaßt werden muß, ist unsicher. Es be- stellt aus einem Gemenge von größeren und kleineren Quarzkörnern mit fast farblosen Amphibolsitulchen, die meistens radiär oder büschelförmig angeordnet sind. Auch Erzkriställchen sind ziemlich zahlreich, während neben Quarz auch Feldspat anwesend sein kann. Örtlich sind Amphibol und Erz stark angehäuft. Körner von Mine- ralien der Epidotgruppe und etwas Chlorit sind weitere Bestandteile des Gesteines, das, wenn es durch Kontaktmetamorphose beeinflußt ist, als ein verändertes quarzreiches Gestein anfgefaßt werden muß. 5. Amphibol-Biotit hornfelse. Ebenfalls in Bändern abwechselnd mit den Epidothornfelsen kommen dichte, dunkel grauschwarze Mineralgemenge vor, die aus braunem Biotit, hellgrünen Amphibolsäulchen, wenig Erz und einer farblosen Substanz bestehen. Die farblose Substanz besteht wahrscheinlich hauptsächlich aus Quarz, konnte aber nicht näher bestimmt werden. Es kommen auch Bänder in diesem Gestein vor, in denen an den stark lichtbrechenden Mineralien manchmal eine große Aus- löschungsschiefe beobachtet werden konnte, was auf einen reich- lichen Gehalt an Diopsid hinweist. Diese Bänder führen hinüber zu der folgenden Gruppe, in der Diopsid neben Plagioklas sicher als Hauptbestandteil festgestellt werden konnte. 6. Plagioklas-Diopsid hornfelse. Einige Blöcke aus dem Oberlauf der W. Najo sind grünlich- grau gefärbt, mit vereinzelten hellen oder stärker grünlich ge- färbten Bändern. In der Hauptmasse des Gesteins ist die poly- synthetische Zwillingsstreifung des Feldspats deutlich wahrnehmbar. Symmetrische Auslöschungen bis etwa 30° weisen auf einen ziem- lich basischen Plagioklas hin. Neben Plagioklas kommt Diopsid reichlich vor, während schmale Äderchen und Flecken von grünlicher Farbe Epidot und Pyrit enthalten. Ein Gerölle in der W. Buja (Nord-Taliabu) besteht aus stark gefalteten Bändern von grauer bis bräunlicher Farbe. Sie sind aus einem feinkristallinen Gemenge von Diopsid und einer farblosen Substanz zusammengesetzt. In den nicht sehr feinkörnigen Bändern besteht die farblose Substanz sicher größtenteils aus Feldspat; nur ausnahmsweise wurden polysynthetische Zwillinge wahrgenommen, aber die Brechungsindizes weisen vielfach auf Feldspat, während 422 H. A. Brouwer, Studien über Kontaktmetamorphose etc. Quarz nicht sicher bestimmt werden konnte. Vielleicht kommt auch Kalifeldspat vor. Epidot kommt in schmalen Äderchen und in Flecken im Gestein vor. 7. Granat-Diopsidhornfelse. In der Nähe der Wasserscheide vou Mittel-Taliabu wurden vom Gestein eines viele m:i großen Blockes, das in der Nähe an- stehend Vorkommen muß, gebänderte Stücke untersucht, die z. T. grauweiße, grünliche oder mehr bräunliche Farben zeigen. An anderen Stellen sind nur undeutliche Bänder sichtbar, die z. T. aus fast rein weißem und divergentstrahligem Wollastonit bestehen, z. T. sind braune und grüne Mineralkörner beigemischt. In einigen Bändern wurden nur Diopsid und eine farblose Substanz wahr- genommen, diese Gemenge gehören wohl zu den Plagioklas-Diopsid- hornfelsen. In anderen Bändern , die ein etwas gröberes Korn besitzen, kommt fast nur Diopsid und Granat vor. Der Granat bildet größere Kristalle, die mit dem Diopsid verwachsen sind und sein- starke optische Anomalien zeigen mit einer Lamellierung, die bis- weilen an polysynthetische Zwillinge von Plagioklas erinnern kann. Vom letztgenannten Mineral können sie aber immer leicht durch die schwächere Doppelbrechung und die hohe Lichtbrechung unter- schieden werden. Bisweilen kommt neben den genannten Mineralien auch etwas Wollastonit und Calcit vor, und wir erwähnten schon, daß einige Bänder fast ganz aus Wollastonit bestehen. 8. Wollastonit-Granathornfelse. Der Wollastonit wird aber meistens begleitet von Granat mit starken Anomalien, und Teile des Gesteins sind also als Wollastonit- Granathornfels ausgebildet. Der Wollastonit zeigt die bekannten Eigenschaften dieses Minerals mit ziemlich großer Auslöschungs- schiefe , Spaltungen , die sich unter einem Winkel von etwa 90" schneiden, während die optische Achsenebene senkrecht zur Bängs- richtung liegt. Die makroskopisch sichtbaren grünen Mineralkörner weisen darauf hin, daß auch Diopsid neben Wollastonit und Granat Vorkommen kann. Daß viele Typen der jurassischen Sedimentserie der Sula- Inseln in kontaktmetamorpher Fazies angetroffen wurden, würde auf ein jüngeres Alter von gewissen Eruptivgesteinen dieser Inseln hinweisen. Wir wiederholen aber, daß der direkte Kontakt bis jetzt nicht angetroffen wurde. Mesozoische und sogar jüngere granitodioritische Gesteine sind im Indischen Archipel an ver- schiedenen Stellen festgestellt worden, aber auf den Sula-Inseln enthalten gewisse jurassische Gesteine Detritus von Graniten, so daß die Frage des Alters vorläufig noch offen bleiben muß. E. Kraus, Von der Westküste etc. 423 Von der Westküste des Muschelsandsteinmeeres (unterer Muschelkalk von Elsaß-Lothringen). Von Privatdozent l)r. Ernst Kraus. Mit I Kartenskizze uni- carinatum Wright identisch war, wie Buckman (Geol. Mag. 1887. p. 399) anzunehmen geneigt ist, ist sehr fraglich. Jedenfalls gehört aber die von Wright (a. a. 0.) beschriebene und abgebildete Form, mit der auch die in den unteren e-Schichten Holsteins (Ahrendsburg), der Hamburger und Lübecker Gegend, Mecklenburgs (Teterow, Dobbertin), Pommerns (Grimmen), NW-Deutschlands (Schandelah, Groß- und Klein-Sisbeck u. a Fundorte) häufig sich findenden Exemplare identisch sind, zu II. elegans V. ct B., das von Buckman H. pseudo-elegans genannt wurde. W. Ernst schlägt nach freundlicher Mitteilung vor, diese Form 11. elegans Y. et B zu nennen und den SowKRBY'schen Speziesnamen ganz zu streichen. Revision iler Liasgescliiebe Mecklenburgs. 407 Mündung sitzt der zweiteilige liingliclie Aptychus, welcher feine konzentrische Streifen aufweist. 2. und 3. Zwei Kalkgeoden von demselben petrographischen Habitus wie 1. Koll. v. Pbntz. Fundort: Teterow. Die beiden Geschiebe enthalten zahlreiche jüngere Exemplare von Harpoceras elegans , bei welchen die unregelmäßigen Sichel- rippen auch auf dem Steinkern mehr hervortreten. Sie waren irr- tümlich als H. supplanatum Orr. bestimmt. Sie liegen in demselben Erhaltungszustand vor wie bei Schandelah und an anderen nord- westdeutschen Fundorten. 4. Demselben Horizont gehört ein petrographisch mit No. 1 — 3 völlig übereinstimmendes Geschiebe mit Inoccratnus dubius Sow. und Straparollus minutus Ziet. an. Koll. Steusloff. Fundort: Kies- berg bei Neubrandenburg. Wie aus zwei beiliegenden Karten hervorgeht, hatte Stoli.ey schon 1899 das Geschiebe dem unteren f-Lias zugerechnet. 5. Eine Mergelgeode, welche petrographisch vollkommen mit den Dobbertiner Geoden übereinstimmt. Sammlung Koch. Fundort: Heiligeudamm. Vgl. Geinitz (3, p. 8) und Loock (p. 84, No. 15). Das Stück enthält Straparollus (Coclodiscus) minutus Ziet., Inoceramus dubius Sow., Pflanzen und Insektenreste. Geinitz möchte es nach freundlicher mündlicher Mitteilung für verschleppt halten. 6. und 7. Einem wahrscheinlich höheren Niveau gehören zwei graue, etwas sandige Mergelkalkgeoden an , von denen die eine von Horst bei Bützow stammt, die andere ohne Fundort, wahrscheinlich von Rostock ist. Vgl. Loock (No. 9, p. 82), Geinitz (3, p. 8, 2. Rubrik). . Sie enthalten Abdrücke von DactyUoceras commune Sow., das auch in den Posidonienschiefern von Dobbertin vorkommt. Das von Loock p. 82 unter No. 10 erwähnte Bruchstück eines dunkelgrauen Kalksteins, welcher ein sehr großes Uildoceras bifrons Brug. enthält, ist sicher kein Geschiebe, sondern verschleppt und stammt wahrscheinlich aus England. Denn die s- Schichten sind in Mecklenburg faziell ganz andersartig entwickelt. Außerdem ist aber H. bifrons in den nordwestdeutschen Posidonienschiefern sehr selten und bis jetzt nur in wenigen Exemplaren gefunden worden (vgl. auch Stolley, 11, p. 289). Der als No. 11 p. 83 erwähnte Steinkern von Ammonites cf. insignis pustulosus Quenst. war nicht mehr aufzufinden. Da es sich aber nach freundlicher Mitteilung von Herrn Geheimrat Geinitz ebenfalls um ein verschlepptes Stück, das deswegen wohl auch aus der Sammlung entfernt worden war, handelt, so ist es wie das vorhergehende aus der Liste der oberen Liasgeschiebe zu streichen. 30* 468 W. Oertel, Einen sehr schlechten Erhaltungszustand wies das von Geinitz (ö, p. 8 unter 1, 4. Absatz) und von Loock unter No. 7, p. 82 erwähnte Ammonitenbruchstück auf. Fundort: Klocksin bei Malchin. Das Stück war bald als Ammonites cf. semiradiatus (Geinitz), bald als A. cf. affinis Seeh. (Loock) bestimmt. Was unter A. semiradiatus gemeint ist, war nicht zu ermitteln. Es gibt zwar einen A. semicostatus, welcher zu den Arietiten gehört, aber keinen A. semiradiatus. Hier liegt jedoch ein Harpoceras mit feinen dichtgedrängten, unregelmäßigen, auf den Kiel fortsetzenden und dort umbiegenden Rippen vor, von dem leider die wichtigsten Teile, nämlich die Nabelpartie und die älteren Umgänge, nicht erhalten sind. Die Bestimmung Loock’s ist irrtümlich. An dem vorliegenden Ammonitenbruchstück fehlen die für Oxynoticeras affine charakte- ristischen schrägen Suturflächen. Außerdem ist der Querschnitt elliptisch, während der von affinis nach v. Seebach nahe der Nabelkante die stärkste Breite zeigt und nach oben zu sich stark zuspitzt. Der Erhaltungszustand dieses Bruchstückes reicht also zur Bestimmung nicht aus. In bezug auf die Beschaffenheit des an- haftenden Gesteins ließ es sich mit keinem der übrigen oberen Liasgeschiebe Mecklenburgs vergleichen. Auch der bei Dobbertin anstehende obere Lias ist faziell andersartig entwickelt. 8. Zu den von Gkinitz und Loock beschriebenen Stücken ist neu hinzugekommen ein großes Stück eines hellgrauen glimmer- reichen, ockergelb verwitternden Kalksandsteins oder sandigen Kalks. Sammlung v. Pentz. Fundort: Teterow. Derselbe enthält massenhaft kleine Fischschuppen und Bruch- stücke von Aptychen , überhaupt Chitin-Flitterchen , daneben auch weiße Schalentrümmer von Ammoniten und Zweisclialern. Bestimmen ließen sich mehrere Ammonitenbruchsteinkerne, von denen der eine zu Harpoceras ( G-rammoceras) striatulum var. toarcense d’Orb. zu rechnen ist, wogegen der andere verdrückt ist und einem ziemlich hochmündigen Harpoceras mit stark ausgeprägten, nahe dem Kiel nach vorne gebogenen Rippen angehört. Die Rippen werden von ziemlich breiten Zwischenräumen getrennt. Ein Hohlkiel ließ sich noch erkennen. Soweit sich bei der nicht ganz einwandfreien Erhaltung eine Bestimmung ermöglichen ließ, war eine Verwandt- schaft mit H. (Lillia) Bayani Dum. (vgl. Dumortier : Etudes pale- ontologiques sur les depots jurassiques du bassin du Rhone. IV. Taf. IG Fig. 7. p. 69) zu erkennen. Es handelt sich demnach um eine Form aus der Gruppe des II. (Lillia) Comensc v. Buch, die vielfach mit der letztgenannten Art vereinigt wird. H striatulum var. toarcense d’Orb. kennzeichnet die Striatidus- ♦Schichten der unteren Jurcnsis- Stufe und liegt in NW-Deutschland nahe der Basis der Jw-m/s-Mergelschichten und wo, wie in der Umgebung von Dörnten und Salzgitter die Dörntener Schiefer Revision der Liasgeschiebe Mecklenburgs. 46B zwischen den obersten e-Schichten und unteren »-Schichten sich eiuschalten, über der Bank mit Eammatoccras illustre Denck. Lillia Comeusis v. Buch tritt schon in den Dörntener Schiefern auf und reicht noch bis in die S/rirt/u/us-Schichten hinauf. Dieses Geschiebe ist zweifellos das jüngste unter den mecklen- burgischen Liasgeschieben und beweist das Vorhandensein an- stehender Jumts/s-Schichten im tiefereu Untergrund Mecklenburgs. Es ist, worauf der ganze Habitus hindeutet, eine Strandbildung und zeigt uns eine in der g-Zeit erfolgte Regression des Lias- meeres an, von der sich nicht sagen läßt, ob sie nur lokal war oder größeren Umfang annahm. Stolley hat (10, p. 143) ähnliche Sandsteingeschiebe von Ritzerau und Nüsse in Holstein beschrieben und aus ihnen llildo- cerart Lcvisoni Simps. und 11. aff. Comrnsi v. Buch erwähnt. Die von Stolley noch angeführten Zweischaler Pseudomonotis substriata v. Buch und Pecten pumihts waren in dem vorliegenden Stück nicht vertreten. Diese holsteinischen Geschiebe sind außerdem auch etwas älter. Die bei Geinitz (2, p. 616; 3, p. 9 unter 3) aufgefiihrten Ichthyosaurus-Wirbel von Trebbin aus der GöuNEn’schen Samm- lung in Neustrelitz sind nach Geinitz ebenfalls als verschleppt zu bezeichnen. Immerhin haben sich aber im anstehenden Lias von Dobbertin vier Ichthyosaurus-Wirbel gefunden, so daß der Fund von solchen Saurierwirbeln nicht von vornherein als Fälschung zu be- zeichnen wäre. Die Untersuchung der oberliassischen Falciferengeschiebe Mecklenburgs hat nun ergeben, daß weder Leioceras opalinum noch L. concacum in diesen Geschieben enthalten sind und daß demnach alle bisherigen Angaben in den holsteinischen, mecklenburgischen und pommerscheu Geschieben irrtümlich sind. Es handelt sich vielmehr, worauf schon Stolley (10. p. 144, 145; 11, p. 289 — 291) anscheinend ohne Erfolg hingewiesen hat, stets um Falciferen aus der Eletjaus-Grwppe, die leider noch nicht monographisch behandelt ist. Auch die Bearbeitung der Dobbertiner Ammoniten durch deu Verf. dieser Zeilen hat ergeben, daß hier nicht Leioceras concavum Sow. im oberen Lias auftritt, sondern daß hier die Elegans- Zone durch eine Fülle von Formen aus der Verwandtschaft des Harpo- ceras elegans Y. et B. und vor allem durch II. elegans selbst ver- treten ist. Diese Zone ist wie an deu nordwestdeutschen Fundorten durch den Reichtum an Fisch-, Insekten- und Pflanzenresten aus- gezeichnet und ist nur insofern in den baltischen Ländern petro- graphiscli etwas abweichend entwickelt, als sie dort als Ton mit zahlreichen eingelagerten flachen linsen- und brotlaibartigen Geoden auftritt. Dies ist in Holstein der Fall, wie die Falciferengeschiebe der Gegend von Ahrendsburg und Oldesloe beweisen, aus denen Meyn 470 W. Oertel. Revision der Liasgescliiebe Mecklenburgs (Jura in Schleswig-Holstein, 1867 u. 1874) und Gottsche (Die Sedimentärgeschiebe von Schleswig-Holstein, 1888) irrtümlicher- weise Harpoceras concavum und Leioceras opaliuum beschrieben haben , während es sich in Wirklichkeit um Harpoceras (Hegaus Y. et B. und verwandte Formen handelt. Dies ist ferner in Vor- pommern der Fall, wo die bekannten Tone von Schönenwalde bei Grimmen nicht, wie Beuendt und Deecke beschrieben haben, II. concavum und Leioceras opalinum enthalten, sondern Harpoceras elegans. Es handelt sich bei den Grimmener und Dobbertiner Tonen um genau dieselben Horizonte, die auch hier wie dort im Fossil- inhalt übereinstimmen und petrographisch gleichartig entwickelt sind. Deecke war offenbar die erste Veröffentlichung Stoli.ey’s entgangen, sonst hätte er nicht (Geologie von Pommern, p. 35) der alten, auf die Verwechslung des Harpoceras elegans Y. et B. mit Leioceras opalinum und Harpoceras concavum durch Dames (Z. d. D. G. G. 1874. p. 967) zurückgehende Annahme eines Zu- sammenfließens von oberem Lias und unterem Dogger stillschweigend zugestimmt und die Liastone von Grimmen an die obere Grenze des Lias gestellt. Es handelt sich in allen Fällen um untere 6-Schichten, und die Zonenfolge ist im baltischen Lias im all- gemeinen die gleiche wie im süddeutschen und nord westdeutschen, wenn natürlich auch kleinere zeitliche Unterschiede im Auftreten dieser oder jener Ammonitenform sich einstellen können und manche für den süddeutschen und nordwestdeutschen oberen Lias bezeich- nende Art in den gleichaltrigen baltischen Ablagerungen vielleicht nicht gefunden werden wird. Es ist dabei ja auch zu bedenken, daß der baltische obere Lias uns nur sehr spärlich durch die wenig umfangreichen und heute zerstörten Profile von Grimmen und Dobbertin und verhältnismäßig wenig zahlreiche Geschiebe erschlossen ist. Aber trotzdem läßt sich einwandfrei feststellen, daß auch im baltischen Liasmeer nahe der Küste des skandinavisch- finnischen Kontinents die Aufeinanderfolge der Zonenfossilien eine gleiche war wie in den südlich gelegenen Sedimentationszonen. Die Angabe von Faunenvermischungen ist, sobald es sich um zeitlich weit auseinander liegende Faunen handelt, stets mit großem Miß- trauen aufzunehmen. Es handelt sich, falls nicht spätere Ab- rasionsvorgänge in Betracht kommen, wobei der Fossilinhalt älterer Schichten mit der jüngeren Fauna des abradierenden Meeres ver- mischt wurde (Beispiel: Dispansum-Zone der Gegend von Dörnten und Salzgitter, Ammonitcnbreccie von Bull, Gaultammoniten im Bültener Eisensteinlager), meist um ungenaue oder unrichtige Be- stimmungen. Das hat unter anderem die Revision der von Nei mayr bearbeiteten Ammoniten von Balin bei Krakau ergeben , wo nach Neumayr auch eine Vermischung von Callovien- und Oxfordfossilien Vorgelegen haben soll, die aber nachweislich auf ungenaue Auf- sammlungen zurückzuführen ist. M. Schlosser, Neuere Funde von Wirbeltieren etc. 471 Literaturverzeichnis. 1. 1882. Gkinitz, E. : Beitrag zur Geologie von Mecklenburg. 1. Geschiebe von Hörsandstein. .‘16 Arch. d. Ver. d. Freunde d. Naturg. in Mecklenburg. 2. 1886. Prbussner: Angaben über [chthyo$aunis-Wuhe\ von Trebbin. Z. d. D. G. G. 88. p. 910. 3. 1887. Gkinitz, E : 8. Beitrag zur Geologie Mecklenburgs. Über einige seltenere Sedimentärgesehiebe Mecklenburgs. Ebenda, p. 7 — 9. 4. 1887. Loock: Über die jurassischen Diluvialgeschiebc Mecklenburgs. 41. Archiv d. Ver. d. Freunde d. Naturg. in Mecklenburg, p. 30. 5. 1890. Nathorst, A. G.: Über das angebliche Vorkommen von Ge- schieben des Hörsandsteins in den norddeutschen Diluvial- ablagerungen. 44. Mecklenb. Archiv, p. 17. Mit Tafel. 0 1891. Steusloff : Sedimentärgeschiebe von Neubrandenburg. 45. Mecklenb. Archiv, p 161. 7. 1892. Gkinitz, E. : 13. Beitrag zur Geologie von Mecklenburg. 16. Mecklenb. Archiv, p. 85 — 89. 8. 1892. — Mittellias in Dobbertin in Mecklenburg. N.Jahrb. f. Min. etc. I. 9. 1893. Nathorst, A. G.: Die Pflanzenreste eines Geschiebes von Zinow bei Neustrelitz. 47. Mecklenb. Archiv, p. 49 — 51. Mit Tafel. 10. 1897. Stolley, E.: Einige neue Sedimentärgeschiebe aus Schleswig- Holstein und benachbarten Gebieten. Schrift, d. Naturw. Ver. f. Schleswig-Holstein. 11. Bd. 1897. 11 1908. — Über den oberen Lias und den unteren Dogger Norddeutsch- lands. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXVIII. p. 286 ff. 12. 1915. Keoel, W.: Über Diluvialgeschiebe mit Amaltheen. Z. d. D. G. G. 1915. 67. Brief!. Mitt. p. 269—271. Neuere Funde von Wirbeltieren, besonders Säugetieren im Tertiär und Pleistocän der iberischen Halbinsel. Von M. Schlosser. (Fortsetzung.) Das Pontien der Mancha lieferte Hipparion gracile und Hijaena eximia , verschiedene andere noch nicht bestimmte Säuge- tierreste, Eier und Vogelknochen.' Alle diese Fossilien stammen aus den Gipsmergeln der obersten Tertiärschichten von La Puebla de Almuradiel in der Provinz Toledo, was dafür spricht, daß die Gipsmergel z. T. noch der pontischen Stufe angehören, wie das unzweifelhaft der Fall ist bei den Kalken der Päramos und den Kalkmergeln (lanchuela), welche bei Palencia den Übergang zu den Gipsmergeln bilden. Die Kalke der Päramos sind zu unterst öfters ganz locker und von weißer Farbe und enthalten Helix und Süß- wasserschnecken. Es ist daher richtiger, sie nicht für Absätze von großen Seen, sondern für Ablagerungen in seichten Teichen und 472 M. Schlosser. von Überschwemmungen und Sümpfen anzusprechen. Nach der Trockenheit des Sarmatien wurde also das Klima feuchter und in- folge der reichlicheren Wasserführung der Flüsse fand auch eine stärkere Erosion statt als im Tortonien. Es geht das auch daraus hervor, daß in der Mancha auf die Gipsmergel mit Säugetieren der pontischen Stufe Tone, Sande mit Kreuzschichtung, Schotter und grobe Gerolle folgen, die durch erdigen Kalk verkittet sind, welcher in Kalktuff und in den typischen Kalk der Päramos über- geht. Bei Alcalä de Henares haben nämlich Ferxandez Xavarro und Caraxdell ein Konglomerat von groben Gerollen mit kalkigem Bindemittel gefunden, über welchem der echte Kalk der Päramos liegt, und auch bei Baltanäs, südlich von Palencia, hat Pacheco ein Konglomerat unter diesen Kalken beobachtet. Die Gasteropoden aus der Umgegend von Palencia und aus den Tälern von Cerrato sind auf die Gipsmergel und die Kalke der Päramos beschränkt. Jene aus den schwärzlichen Mergeln und den gleichfalls schwärzlichen erdigen Kalken sind ausschließ- lich verdrückte Süßwasserschnecken, nämlich : Paludestrina Benevieri Locard Planorbis sp. Planorbis Mantelli Denker — Matheroni Fisch, et Toern. In den Kalken der Päramos kommen Steinkerne vor, die sich auf folgende Arten verteilen: Helix sp. Limnaea heriacensis Font. Viviparus aff. ventricosus Bythinia yracilis Sandb. Sandb. — ovata Denker Beiden Horizonten gemeinsam sind Limnaea dilatata Noelkt und Planorbis praecorneus Fisch, et Toern. Alle genannten Arten linden sich auch an anderen Lokalitäten der Iberischen Halbinsel besonders in Tajotale. Manche von ihnen gehen durch mehrere Horizonte, wie Limnaea dilatata. Etwas befremdend erscheint die gleichzeitige Anwesenheit von Planorbis Mantelli und PI. Matheroid. Der erstere geht sonst nirgends in das Pliocän, der letztere ist ebenso wie der gleichfalls bei Cerro de Miraflores nachgewiesene PI. praecorneus , der übrigens im Besinne gar nicht erwähnt wird, sonst nur aus der pontischen Stufe bekannt. Ich bin nach den Abbildungen des PI. Mantelli keineswegs von der Richtigkeit dieser Bestimmung überzeugt, es könnte sich allenfalls um PI. Tliiollieri handeln. Die schlechten Steinkerne von L. heriacensis und L. dilatata könnten wohl ebensogut solche von Glandina inßata sein. Nach diesen Korrekturen wäre die Übereinstimmung mit der Siißwasser- schneckenfaunula von Concud erheblich größer, von wo ich (N. Jalirb. f. Min. etc. 1907. II.) 4 Säugetier- und 9 Conchylien- Arten be- schrieben habe, auf welche ich noch zu sprechen kommen werde. Neuere Funde von Wirbeltieren etc. 473 Was die Wirbeltierreste betrifft, so muß ieli mich auf folgende Bemerkungen beschränken : Testudo sp. Von einer sehr großen Landschildkröte ist außer zahlreichen nicht näher bestimmbaren Panzerplatten ein Humerus vorhanden, der in der Größe mit jenem von perpigniana am ehesten übereinstimmt. Auch im Flinz der bayrisch-schwäbischen Hoch- ebene kommt, wie ich hier erwähnen möchte, eine sehr große Testudo vor, von Roger näher beschrieben. Zu dieser Art könnten auch bei der geologischen Gleichaltrigkeit die Testudo- Reste von Palencia gehören. Auas sp. Eine Furcula. Trochictis taxodou Labtet. Ein Unterkieferfragment mit P8— II, und der Alveole des M2, von denen P3 sehr kurz und einfach ge- baut ist. Auch P4 besteht nur aus einer Spitze. Beide sind je- doch ziemlich dick. M, hat ein langes kompliziertes Talonid. Das große abgebildete aber im Texte nicht erwähnte Meta- carpale könnte einem Feliden, Pseudaelurus quadrideutatus Blv., angehören. Prolagus Meyeri Hensel ist durch einen Unterkiefer repräsen- tiert. Das ebenfalls zu dieser Art gestellte Metatarsale V von 32 mm Länge dürfte für diesen Lagomyiden doch zu groß sein. Ich möchte daher lieber an Titanom/js Fontanncsi Dep. denken. Ithinoceros sansaniensis Labt., bisher von der Iberischen Halb- insel nur aus Aveiras de Baixo in Portugal bekannt, ist in dem Materiale von Palencia durch einen Schädel, einen Unterkiefer mit den D und verschiedene isolierte Backenzähne vertreten. Wahr- scheinlich gehören zu dieser Art der untere M Fig. 3, vielleicht auch der obere D4, nicht M“ Fig. 5, sicher aber D„ Fig. 6, P3 Fig. 8, P4 Fig. 10, P2 Fig. 11 und D4, nicht M3 Fig. 12. Die abgebildeten Wirbel und Extremitätenknochen lassen sich nicht spezifisch be- stimmen, dagegen dürfte der Unterkiefer, Taf. XXXVII, auch zu sansaniensis zu stellen sein. Bliinoceros simorrensis Lartet kommt ebenfalls zweifellos bei Palencia vor. Dantin stellt hierzu einen Unterkiefer und zwei P des rechten und einen M1 des linken Oberkiefers. Die ersteren nennt er irrigerweise Milchzähne, während es in Wirklichkeit nur die unaugekauten definitiven P4 und P3 sind. Alle zeichnen sich durch die für simorrensis so charakteristische, ungewöhnlich kräftige Ausbildung des Crochet aus. Ich würde auch P3 und P4 Textfig. 1 4 zu simorrensis stellen. Bliinoceros ( Ceratorhinus ) liispanicus n. sp. nennt Dantin eine neue Art, welche er auf einen Schädel begründet, der sich durch die kräftige und rauhe Ansatzstelle des Nasenhorns, sowie die beträchtlichere Größe der Molaren und die Anwesenheit eines Crochet an den oberen M auszeichnet und in allen diesen Merk- 474 M. Schlosser. malen dem Rh. Schleiermacheri von Eppelsheim sehr nahe steht. Es handelt sich zweifellos um das Bindeglied zwischen dieser jüngeren Spezies und Rh. sansaniensis. Von den nicht spezifisch bestimmten Zähnen gehören zu dieser neuen Form wohl auch D4, nicht M2 Fig. 4 u. 5, sowie die M, nicht P ; und P4 Fig. 7 u. 9, Taf. XXXVI. Diese neue Art ist jedenfalls der Ahne des Schleier- macheri, während steinhcimensis, ausiriacus und simorrensis Neben- reihen darstellen. Alle gehen auf Rh. tagicus Roman im Bourdi- galien zurück. Anchitherium aurelianense Ccv. ist bei Palencia sowohl durch Zähne, als auch durch Extremitätenknochen und einen jugendlichen Schädel vertreten, welcher beiderseits D1 — M1 besitzt und am rechten Oberkiefer den durchbrechenden M2 aufweist. Die Zähne sind im allgemeinen etwas größer als die von Steinheim, sie gleichen jenen von La Grive St. Alban, noch größer sind jene des Anchitherium Ezquerrae V. Meyer aus dem Sarmatien von Madrid. Listriodon splendens Meyer subsp. major Roman. Die Über- reste dieses Suideri bestehen in einem unvollständigen Schädel, isolierten Zähnen, verschiedenen Extremitätenknochen und verteilen sich nach der Anwesenheit von drei linken unteren Hauern und drei rechten Astragali auf wenigstens drei Individuen. Die ein- gehende Beschreibung bietet jedoch nichts Neues, da der Verfasser die KiTTn’sche /äs^Woefon-Monographie, welcher viel vollständigeres Material zugrunde liegt, leichtbegreiflicherweise nicht kannte, die übrigens auch Stehlin nicht zu kennen scheint, denn sonst hätte es nicht geschehen können, daß ein jugendlicher Unterkiefer mit I)„ als „ Artiodactylo indeterminado n. gen.“ beschrieben wurde, der eben zweifellos zu Listriodon gehört. Dorcatherium crassum Lart. ist auch hier wie in der Regel selten. Es liegt nur ein Oberkieferfragment mit zwei M und ein isolierter M8 vor. Um so häufiger sind dafür namentlich Geweihe von 1‘alaeo- platyceros hispanicus und paleutiuas , wie Pacheco diese Cervicornier- Reste nennt. Die Geweihe sehen denen von JJicrocerus am ähn- lichsten, womit sie auch in der Größe übereinstimmen, jedoch er- fährt die Stange oberhalb des Rosenstocks eine starke Abplattung, von der nur die im Alter verhältnismäßig zahlreichen (drei seit- liche und ebensoviel oder mehr am Oberrand) Nebensprosse ver- schont bleiben, während die Stange selbst sich fächerförmig aus- breitet. Es entsteht so ein Geweih ähnlich wie bei Elentier und Damhirsch. Bei den als hispanicus znsam mengefaßten Formen beginnt die Abplattung schon dicht an der Rose, bei den als pnlcntinus abgetrennten erst in beträchtlicher Entfernung davon, eine Unterscheidung, welcher ich wenig Wert beilege, da ich darin nur individuelle Abweichung ersehen kann, wie ich auch ent- schieden bestreiten muß, daß von diesen miocünen Cerviden Ahrs Neuere Funde von Wirbeltieren etc. 47') und Dama abstaimneu. Die Abplattung ist bei diesen lebenden Gattungen sicher ein Neuerwerb und nicht etwa ein altes Erbteil. Die Variabilität der Geweihe ist auch bei Dierocerus elegans sein- groß, es kommt auch hier mehr oder weniger weitgehende Ver- flachung vor, und Hopmann fand bei Göriach sogar ein solches mit Gabelung der Stange. Immerhin scheint die Gattung Palaco- platyceras berechtigt und von Dierocerus verschieden zu sein, denn es fehlt, soweit die Abbildungen ein Urteil erlauben, die so wichtige Palaeoincri/xF<e oder Leiste an der Hinterseite des ersten Außen- mondes der unteren Molaren. Daß die neue Gattung plesiometacarpisch ist wie Dierocerus und wie dieser auf Procer vutus zurückgeht , kann wohl keinem ernstlichen Zweifel unterliegen. Procervulus ( Circus Larlitt Fii.hol) aus dem Rourdigalien des Orleanais stammt von Dremothcrium ab und diese Gattung von Traguliden, welche sich z. T. als solche bis in die Gegenwart erhalten haben. Auch Dierocerus hat im Siid-Ostasien noch einen nahezu unveränderten Nachkommen in Cermins, dem Muntjac, in Europa.und, wie ich für sicher halte, auch in China haben sich verschiedene Gattungen der plesiometa- carpischen Hirsche aus der Gattung Dierocerus entwickelt, mit dem Zwischenglied Cervavus. Diuolherium giganteum Kauf, subsp. lerius Jordan war bisher nur zweimal in Spanien nachgewiesen worden, das erstemal von Ezouerha ohne genaueren Fundort, später dann bei La Cisterniga, Valladolid. Auch die Belegstücke von Cerro del Otero sind recht dürftig, denn sie bestehen nur aus einem linken oberen M1 und einem Molarfragment. Die Bestimmung dürfte wohl in DinoHieriunt Cuvieri Kauf oder bavaricum zu ändern sein. Mastodon angustidens Cuv. kennt man schon von zahlreichen Fundorten der Iberischen Halbinsel, welche Pacheco in einer kurzen Mitteilung zusammengestellt hat. Bei Palencia wurden hievon gesammelt zwei obere Stoßzähne und ein Bruchstück eines unteren Stoßzahnes, ein oberer und ein unterer letzter und zwei vorletzte untere Molaren, ferner ein zweiter Halswirbel, Rippenfragmente, ein Stück einer Scapula, Humerus und Ulna, drei Carpalia, ein Metacarpale, ein Metatarsale, ein Navicul^re und vier Zehenglieder. Die Stoßzähne sind sehr lang und ohne Schmelzband, auch die Molaren zeichnen sich durch ihre Größe aus. Ihr letztes Höcker- paar ist schon etwas tapiroid. Es handelt sich hier um die Varietät des pt/revaicus Lartet. Die drei Carpalia werden als Trapezoid. Lunatum und Magnum bestimmt Mit Ausnahme von Anchitlierium. Listriodon und Mastodon hat die Lokalität Cerro del Otero lauter Arten geliefert, welche bisher noch nicht aus Spanien bekannt waren. Das von Pacheco (1914) gegebene Verzeichnis der auf der Iberischen Halbinsel gefundenen Landwirbeltiere ist zwar sehr ver- 476 M. Schlosser. dienstvoll, jedoch bedarf es mancher Korrekturen. Die von ihm in dieser Veröffentlichung ebenfalls berücksichtigten Lokalitäten Cerro de Otero bei Palencia, Concud, Alcoy und Cerdagne, sowie die portugiesischen Fundorte kann ich hier beiseite lassen, da ich ohnehin die von dort angegebenen Arten mit Hilfe der Original- literatur einer kritischen Betrachtung unterziehen werde, bezw. schon unterzogen habe. Was die Säugetierreste von Madrid betrifft, so stammen sie von folgenden Lokalitäten : Toledobrücke, Fuß des Cerro de San Isidro, Kloster Atocha und Cerro de la Plata. Die Stücke selbst sind größtenteils verloren gegangen, jedoch kann ich wenigstens die Originalien H. v. Meyek’s nach dessen mir vorliegenden Manu- skriptzeichnungen beurteilen. H. v. Meyer fügte ihnen die Be- merkung bei: Die Gegenstände der KupsTEiN’schen Sammlung befinden sich in Calcutta, die der BRONN’schen Sammlung in Nord- amerika, Cambridge. Die von ihm gezeichneten Zähne und Knochen verteilen sich auf folgende Arten: Mastodon angusticlens Cuv. Originale zu Palaeontographica XVII, teils aus Bronn’s, teils aus Keipstein’s Sammlung, teils Original zu Gervais (Bull. soc. geol. 1853. T. X. 2. ser.). Anchithcrium Ezquerrae. M2 dext, M1 dext, Mr> sin Bronn s Sammlung, 2 untere I, Pyramidale links, Klipstein’s Sammlung. Dicroceros elegans L artet, sicher „ Pulaeomeryx minor“ Meyer, M3, D3 4 dext, P4 dext, M, 2 dext, Phalangen, Astragalus, Magnum Klipstein’s Sammlung, sowie die Originale Gervais’ (1. c.) Cervus 2 obere, 1 unterer M, 1 Geweihfragment. Listriodon splcndens Meyer. Spezies nicht sicher bestimmbar, 1 Inf. sin, 1 Phalange, 1 Lunatum KLipSTEix'sche Sammlung. Sns palaeochoerus oder shnorrcnsis Lart. M( _3 dext Bronn s Sammlung, Ms sin Keipstein’s Sammlung, hiermit identisch Kaup’s „ Clioeropotamus matritcnsis“ Ezquerra, Von den in Pacheco’s Verzeichnis angeführten sonstigen Arten ist Machairodus und Ithinoceros matritcnsis Lartet zweifelhaft, Sns major und anticus sind vermutlich Sns palaeochoerus , Cacno- therium dürfte ein kleinerer Palaeomerycide sein, Palacuneryx Scheucheeri und sp. sicher = JDicroccrus elegans. Mastodon longirostris ist wrohl die Übergangsform pi/renaicus Lartet. Dagegen ist die Anwesenheit von Mastodon turicensis Schinz. sehr gut möglich, während Ithinoceros matritcnsis Lartet, von Prado erwähnt, nach Stehlin nicht gerechtfertigt erscheint. Es handelt sich möglicher- weise um Rli. simorrensis Lartet, welchen Dlpuy de Lome von der Toledobrücke angibt. Cassiano de Prado nennt (DouvillR p. 100* Mastodon tapiroides , den problematischen „ Ithinoceros matritcnsis“' und Palacomcri/x liojani Meyer von der Toledobrücke. Neuere Funde von Wirbeltieren etc. 477 D. E. Dupdy de Lome y 1). C. Fernandez de Caleya: Nota acerca de un yaciniiento de mamiferos fosiles en el Ilincön de Adenmz Valencia. Boletin del Instituto de Espaiia. T. XXXIX. Madrid 1918 p. 297 —338. 6 Tat'. In der Lignitgrube San Jose am Ende von Mas del Olmo, zum Rincön de Ademuz gehörig, jenem Teil der Provinz Valencia, welcher von der Provinz Teruel umgeben ist, waren schon früher Knochen und Zähne von angeblich kleineren Säugetieren zum Vor- schein gekommen, aber nicht weiter beachtet worden. Erst im Jahre 1916 gelang es, eine größere Anzahl Säugetierreste, darunter mehrere Backenzähne von Mastodon, zu bergen und der näheren Untersuchung zu unterziehen. Sie lagen in den Tonen direkt über dem Lignit. Später wurden noch weitere Reste gefunden, und zwar nicht nur im Hangenden, sondern auch in dem Lignit und in den kohligen Mergeln. Die Stücke aus dem Lignit hielten sich gut an der Luft, dagegen zerfielen solche aus den Tonen sehr bald, wenn sie nicht konserviert wurden, die großen Röhrenknochen waren schon im Gestein förmlich pulverisiert. Es glückte daher erst die Aufsammlung solcher Stücke, wenn sie gleich an Ort und Stelle mit Wasserglas getränkt wurden. Das Lager der Lignite ist die weit verbreitete formacion tertiaria turolense des Beckens von Alfambra, die jedoch oft durch Höhenzüge und Täler unterbrochen wird und von Kreideschichten, im Norden aber von der Trias von Villel und vom Silur der Pena Redonda begrenzt wird. Es ist eine Kontinentalbildung, deren Schichten horizontal liegen. Auf die irisierenden Mergel mit Karneol der Trias folgen hier rote Tone und Konglomerate von groben Kalkbrocken mit kieseligem Bindemittel. Darüber liegen in den Schwefelgruben von Libros weiße Mergel und grünliche Tone, mit grauen Kalkbänken, welche Planorbis und Limnaeus so- wie Gipskristalle und Gipslagen enthalten. Nach oben werden die Schichten immer kalkiger und Bänke von Kalk wechsellagern mit grauen Mergeln. Der Gips wird hier durch mehrere Schwefel- lagen ersetzt. Die Entstehung des Schwefels aus Gips läßt sich oft gut beobachten. Die Süßwasserschnecken werden bestimmt als : Limnaea dilatata Noulet Bjjthinia tentacidata Linn. — obovata Dunk. — pusilla Brong. Planorbis Matheroni Fisch, et Toubn. — Mantdli Dunker — laevigatus Desh. Der in der Grube San Jose abgebaute Lignit ist höchstens 3 m mächtig und keilt sich öfters ganz aus. Im Liegenden und Hangenden kommen massenhaft Exemplare von Planorbis prae- corneus Fisch, et Toubn. vor. Das Miocän von Libros wird von dem von Mas del Olmo durch die Kreide mit Requicma Lonsdalei des Tales von Riodeva geschieden. 478 M. Schlosser, Neuere Funde von Wirbeltieren etc. Bisher wurden diese Tertiärschichten für Miocän gehalten, dagegen stellt Cortazär wenigstens die groben Konglomerate von Alfambra in das Oligocän und Smith Woodward die analogen Schichten von Concud, mit welchen Cortazar alle torfähnlichen Lignite der Provinz Teruel parallelisiert, in das Unterpliocän. Für Mas del Olmo hält Dupuy de Lome die Trennung in zwei Horizonte für notwendig und schreibt ihnen miocänes Alter zu. Sie werden von ihm wie die grauen Mergel von Madrid, in welchen Anchitherium gefunden wurde, in die sarmatische Stufe gestellt. Die Lignite gelangten in seichtem Wasser zur Ablagerung, was aus der Anwesenheit von Limnaea und Planorbis hervorgeht. Die gipshaltigen Mergel und Tone gehören dagegen der pontischen Stufe an und haben große Ähnlichkeit mit jenen im Tajo-Becken, welche Pacheco in das Miocän stellt. Die untersten roten Tone mit Geröll-Lagen und Gomfoliten repräsentieren viel- leicht das Tortonien oder, was wahrscheinlicher ist, nur eine Fazies der sarmatischen Stufe. Über die Säugetierreste von Mas del Olmo ist folgendes zu bemerken : „Trochictis“ kann schon wegen der Anwesenheit von zwei M und wegen der Größe der Zähne nicht zu dieser Gattung gehören. Der M1 sieht allerdings dem entsprechenden Zahn von Meies sehr ähnlich, er ist aber verkehrt in die Reihe eingefügt. In seiner jetzigen Stellung sollte er hinter dem P4 kommen. M2 läßt sich aus der Abbildung allein überhaupt nicht deuten. llhinuceros aff. simorrensis Lartet umfaßt verschiedene Dinge. Fig. 6, ein halber unterer M, fällt weg, da er seiner Größe nach nur ein solcher von Bracliypotherium , also wohl von brachypus Lartet sein kann. Die unteren M: und Mg Fig. 4 sind richtig aneinandergereiht und könnten wohl Ceratorhinus simorrensis sein. In der unteren Zahnreihe Fig. 5 u. 10 sollte Ms doch eher an Stelle des M2 stehen, sofern diese 5 Zähne überhaupt von e i n und demselben Individuum stammen. Fig. 9, angeblich ein M2, ist so fragmentarisch, daß er kaum eine nähere Bestimmung gestattet, Fig. 8, ein M1 ist vermutlich ein P4, und ebenso muß der M1 von Fig. 7 als P4 ge- deutet werden, während der vermeintliche P4 zu P3, wenn nicht P2 und M2 zu M1 wird. Die Speziesbestimmung dürfte zntreffen. sofern es sich nicht doch um Ceratorhinus sansaniensis handelt. Ancliitherium aurelianense Cuv. Die als Mj — M, gedeuteten Unterkieferzähne Fig. 12, 13 folgen richtig aufeinander, jedoch sind es nicht Molaren, sondern Prämolaren und zwar P2 — P4. Von den drei Oberkieferzähuen Fig. 14 ist es sicher, daß sie zu Anchitherium gehören, aus der allein vorhandenen Ansicht der Außenseite läßt sich jedoch ilire Stelle im Kiefer nicht ermitteln. Ich möchte sie allenfalls als P2 — P* deuten. Ganz unrichtig ist C. Doelter, Erzeugung rosenroter Färbung in Fluorit. 47«! hingegen die generische Bestimmung der drei oberen M Fig. l.r>. Es sind zweifellos die drei oberen linken M von Macrotherium grande Lartet, also von einem Chalicotheriiden, welchen auch schon Bofill bei Sant Llorens de Hortons, Barcelona, nachgewiesen hat (Pauheco, 1. c. p. 4 57). Der vermeintliche Hilf von Anchi- llteriion Fig. 16 ist auffallend glatt und da der Autor selbst von der Anwesenheit von Schmelz spricht, möchte ich fast eher an die Spitze eines Inzisiven von Brachypotherium oder von Mastodon denken. Listriodon splendens. Der Fig. 17, 18 abgebildete I2 sowie der untere Canin Fig. 19 sind richtig bestimmt, dagegen ist der Fig. 20, 21 als P4 bestimmte Zahn P1. Mastodon longirostris. Von der Richtigkeit aller Bestimmungen der abgebildeten Hand- und Fußwnrzelknochen bin ich keineswegs überzeugt, da sie jedoch sicher zu Mastodon gehören, verlohnt es sich nicht, näher darauf einzugehen. Von den oberen Inzisiven gibt Verf. an, daß kein Schmelz vorhanden ist, was allerdings für M. longirostris sprechen würde, dagegen ist die Anwesenheit eines unteren I mit dieser Bestimmung nicht recht vereinbar. Es handelt sich offenbar lim den auch von Pacheco bei Palencia ge- fundenen M. pyrenaicus. Dankenswert sind die freilich sehr unvollständigen und z. T. der Nachprüfung bedürftigen Angaben Dupuy de LömE’s über die anderweitigen Fundorte fossiler Säugetiere auf der Iberischen Halbinsel. (Schluß folgt.) Erzeugung rosenroter Färbung in Fluorit. Von C. Doelter. Durch Radiumstrahlung war es bisher nicht möglich , rosen- roten Fluorit herzustellen. Unterwirft man den rosenroten Fluorit vom St. Gotthard der Radininstrahlung, so erhält man eine etwas dunklere Färbung mit Stich ins Braune. Auch entfärbter solcher Fluorit von diesem Fundorte wurde nicht mehr rosenrot. Zufällig gelang es mir, an einem Fluorit von Weardale (Eng- land) diese Färbung zu erhalten. Das ursprüngliche Mineral war fast farblos , mit leisem Stich ins Violettgraue. Nachdem ich es durch 14 Tage lang mit 4 g Radiumchlorid bestrahlt hatte, zeigte sich keine Veränderung. Ich bestrahlte das Exemplar , welches 10 cm lang und 9 cm breit war, mit einer Quarzlampe von Heraus. Es zeigte sich schon nach ca. 6 Stunden eine deutliche, zwischen rosa und violett liegende Farbe , welche allmählich bei weiterer Bestrahlung deutlich rosenrot wurde. Die Farbe erinnert an die der erwähnten Kristalle vom Gotthard. 480 Personalia. Kristalle, welche weiter entfernt von der Lampe waren, zeigten mehr violette Farbe. Die an der Rückseite der Stufe befindlichen Kristalle, welche den ultravioletten Strahlen nicht ausgesetzt sein konnten, waren farblos geblieben. Ob diese Farbe stabil ist und nicht wieder verschwindet, kann ich nicht sagen, doch war nach 20 Tagen noch keine merkliche Veränderung vor sich gegangen. Das Resultat ist um so merkwürdiger, als das Sonnenlicht und auch die ultravioletten Strahlen, durch eine Quarz-Quecksilber- lampe erzeugt , wohl in einzelnen Fällen schwache Entfärbung, aber niemals an farblosen Kristallen eine intensivere verschiedene Färbung erzeugten L Überhaupt war Färbung an farblosen Kristallen nur in ganz wenig Fällen beobachtet worden , in welchen es sich jedoch um solche Mineralien handelte, welche ursprünglich gefärbt waren, die aber durch Erhitzung farblos geworden waren. Ich habe seiner- zeit dies an Chrysoberyll, gelbem Saphir, sowie Hyazinth beobachtet. Diese Mineralien sind solche, bei welchen durch Radiumbestrahlung die durch Erhitzen verloren gegangene Farbe wiederkehrt. Eine Färbung durch ultraviolette Strahlen, welche im natür- lichen Zustand farblos sind, konnte aber bisher nicht beobachtet werden. Ich füge hinzu, daß ich viele Fluorite von Weardale mit Radiumchlorid bestrahlte, daß aber keines der untersuchten Exem- plare rosenrot wurde, sondern meistens blaugrün. Versuche mit einigen anderen Fluoriten von anderen Fund- orten, durch ultraviolette Strahlen Färbung zu erhalteu, ergaben keine Vei’änderungen, auch dann nicht, als sie vorher mit Radium- strahlen behandelt worden waren , wobei keine Veränderung sicli ergeben hatte. Weitere Untersuchungen in dieser Richtung sollen noch folgen. 1 C. Doelter, Die Farben der Mineralien. Sammlung Vieweg. Braunschweig 1915. 50. Personalia. Gestorben: Dr. Viktor Edler v. Lang, wirklicher Geheimer Rat und Hofrat, ein. o.ö. Professor der Universität Wien, wirkl. Mitglied und em. Präsident der Akademie der Wissenschaften in Wien am 3. Juli 1921. II M. E. Schiirinann. Beiträge zur Petrographie etc. 481 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Uni- versität Bonn. 38. Beitrüge zur Petrographie der östlichen arabischen Wüste Ägyptens. Von H. M. E. Schürmann aus Pladjoe, Sumatra, z. /. in Bonn. (Schluß.) C. Bir Dara. Das Hauptgestein im nördlichen bereisten Teil ist ein normaler rosagefärbter Granitit, der denjenigen des südlichen Teils gleich zu stellen ist. [. Tiefengesteine in Stöcken. a) Rosafarbiger Granit. Ein mittelkörniger Granit, in dem man makroskopisch rosa- gefärbten Orthoklas, weißen Plagioklas, Quarz, Biotit und Horn- blende erkennt. Das spez. Gew. ist 2,67. U. d. M. wurden als akzessorische Gemengteile Titanit, Zirkon, Apatit, Orthit und Magnetit bestimmt. b) Zersetzte Granite. Es handelt sich um mittelkörnige, grünliche Gesteine, in denen mau leicht weißen Orthoklas und Plagioklas, zeisiggrünen Epidot und chloritisierten Biotit erkennt. Das spez. Gew. ist entsprechend dem Epidotgehalt größer, nämlich 2,73. U. d. M. wurde außer dem Epidot noch Calcit als Neubildung konstatiert. c) Amphibolit. Als Amphibolit bezeichnete ich ein schwarzes dichtes Gestein, in dem man einige Biotitnester und Plagioklasanliäufungen erkennt. U. d. M. wurde konstatiert, daß eine olivgrüne Hornblende vor- herrscht. Der Plagioklas ist z. T. stark zersetzt. Apatit ist ziemlich reichlich in den Hornblendepartien. Die feldspatreichen Partien besitzen ein spez. Gew. von 2,83, die dunklen Partien von 2,9. Nach dem Brechungsindex 1,55 und dem spez. Gew. 2,69 zu urteilen, ist der Feldspat ein labradorartiger Plagioklas. Ob es sich um einen veränderten Einschluß im Granit oder um eine Urausscheidung handelt, kann beim Mangel näherer Aufnahmen nicht entschieden werden. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 31 482 H. M. E. Schürmann. LI. Gangförmig auftretende Tiefengesteine. a) Fluoritgranit. Bei Bir Dara wurde zum ersten Male ein typisches pneumato- lytisches Mineral, Fluorit, gefunden. Es handelt sich um einen Granitgang im rosafarbigen Granitit. Das spez. Gew. beträgt 2,62. U. d. M. erkennt man frischen Orthoklas, Quarz und Biotit. Ortho- klas und Quarz sind oft pegmatitisch verwachsen. Fluorit tritt als Zwischenklemmungsmasse auf. b ) Quarzaugitdiorit. Ein feinkörniges Gestein von graugrüner Farbe mit einem spez. Gew. von 2,86. Kleine rostige Flecke sind auf zersetzten Pyrit zurückzuführen. Diese Gesteine ähneln makroskopisch sehr den vom Mogul beschriebenen Quarzdioriten. Die mikroskopische Untersuchung aber bewies, daß reichlich Augit neben grünbraun pleochroitischer Hornblende auftritt. Der Quarz ist selten und tiudet sich gewöhnlich schriftgranitisch mit Feldspat verwachsen. Der Feldspat ist vorherrschend Plagioklas. Manche stark zersetzten Partien könnten allerdings Orthoklas angehört haben. Der farb- lose Augit ist häufig in braune Hornblende umgewandelt. Apatit- nadeln und Magnetit sind häufig. Epidot und Calcit treten ver- einzelt. auf. LII. Ganggesteine. a) Riebeckitgranitporphyr. ln der Gegend von Bir Dara wurden zum ersten Male von mir Alkaligesteine im ägyptischen Hochgebirge konstatiert, und zwar handelt es sich um Riebeckitgesteine granitischen Magmas, Verwandte also der von Ras Zeit 1913 beschriebenen Riebeckit- granite. Es sind helle rötlichgraue grobkörnige Gesteine, in deren feinkörniger Quarzfeldspatgrundmasse bis £ qcm große weiße Feld- späte, bis 1 cm lange Riebeckitnadeln und einige große Quarz- körner liegen. U. d. M. erkennt man , daß der Feldspat haupt- sächlich Mikroklin und Mikroperthit ist. Ein grüngelb pleochroi- tischer Epidot findet sich häufig. Ein anderer Gang ist viel fein- körniger. Der Riebeckit sitzt in der Grundmasse, während allein rosagefärbte Orthoklase bis 7 mm lang als porphyrische Einspreng- linge auftreteu. Der Feldspat dieses Gesteins ist Orthoklas. Mikro- klinstruktur, die als Druckresultat aufzufassen wäre, ist nicht zu beobachten. Epidot wurde ebenfalls wie in dem oben beschriebenen Riebeckitgranitporphyr konstatiert, und zwar scheint er sich ans dem Riebeckit gebildet zu haben. b) Q u a r z d i o r i t p o r p h y r i t. Ein dunkelgraues feinkörniges bis dichtes Gestein, indem nur wenige bis 5 mm große porphyrische Einsprenglinge zu erkennen sind. U. d. M. konstatiert man Plagioklas, grüne Hornblende, wenig Orthoklas, Quarz, Magnetit und Apatit in holokristalliner Struktur. Beiträge zur Petrographie etc. 483 c ) E i s e n g 1 i in m e r p e g m a t i t e. ln Verband mit pneumatolytischen Vorgängen stellt vielleicht das Vorkommen von Eisenglimmer in einem mittelkörnigen Pegmatit, der sich durch eine ziegelrote Farbe der Orthoklase auszeichnet. Z. T. sitzen diese eigentümlich roten Orthoklase in einer Grund- masse, die vorwiegend Eisenglimmer und Quarz ist. Andere dunkle Gemengteile fehlen. Einmal wurde Zirkon festgestellt. In anderen Eisenglimmerpegmatiteu liegen bis 2 cm lange rosafarbige Ortho- klase neben Quarz in einer braunen Grundmasse von Eisenglimmer. Der Feldspat ist Orthoklas und Mikroklin. In manchen Partien des Ganges ist der Eisenglimmer in Putzen angeordnet. d) Eisenkupfererze. Die von den alten Ägyptern in dieser Gegend abgebauten Eisen- und Kupfererze führenden Gänge stehen wahrscheinlich mit diesen Pegmatiten in Verband. Infolge Zeitmangels konnte ich diese Vorkommen nicht studieren. In einem gesammelten Hand- stück stellt die Gangmasse ein rötliches bis graubraunes dichtes Gestein dar, in dem man auf dem frischen Bruch einzelne glänzende Feldspateinsprenglinge erkennt. Auf den Klüften findet sich neben Brauneisen Malachit und Kieselkupfer. Die äußerst feinkörnige Grundmasse besteht aus Feldspatleistchen, die meist dem Orthoklas, selten dem Plagioklas angehören, während die porphvrischen Ein- sprenglinge größtenteils Plagioklas, seltener Orthoklas sind. Ortho- klas wie Plagioklas gehen oft in eine glinnnerige Masse über. Übergänge von reinem Feldspat bis zu trüben glimmerigen Hauf- werken sind vorhanden. Die Umsetzung geht meist vom Kern aus. Quarz ist nicht nachweisbar. Vielleicht sitzt etwas Glas in der Grundmasse. Von primärem Erz ist nichts zu erkennen. U. d. M. sieht man auf den Pissen allein Brauneisen und die oben genannten Kupferverbindungen. Zusammen mit dem Erz findet sich etwas Chlorit und vereinzelt Quarz. Das spez. Gew. des Ge- steins 2,63 zeigt, daß wenig Erz vorhanden ist und daß saurer Plagioklas und Orthoklas die vorherrschenden Bestandteile sind. Ein Gangqnarzstück zeigt schwärzliche Partien, die z. T. etwas bräunlich und rötlich sind. Zwischen dem Quarz befindet sich etwas Chlorit. Auf den Klüften sind bräunliche Carbonate , die mit kalter Salzsäure etwas brausen, zu erkennen. Auf frischem Bruch wurden metallisch glänzende schwarze Partien , die nach dem Glühen magnetisch wurden, konstatiert. Es handelt sich also um Eisenglanz. Im Schliff erkennt man lange Stäbchen und Täfelchen mit typischem graublauen Metallglanz; z. T. sind sie rot durchsichtig; andere reflektieren graublau mit einem Stich ins Violette. Das Eisenerz (Roteisen resp. Eisenglanz) findet sich hauptsächlich zwischen den großen Quarzindividuen mit kleinen Körnchen zusammen. Die großen Quarzindividuen löschen undulös ans. Die erzreichsten Partien enthalten Carbonat. Rhomboeder- 31* 484 H. 11. E. Schürmann. durclisclinitte sind häufig. Um größere Eisenglanzstückchen finden sich Rinden von Brauneisen und Malachit. Wiuzige Schüppchen gediegenen Kupfers finden sich auf dem Eisenglanz. Ein anderer Gangquarz besitzt reichlich grünliche chloritische Partien mit unregelmäßigen Carbonatschnüren. In eisenglanzreichen Schnüren wurden Eisenglanztäfelclien bis zu 2 mm Durchmesser konstatiert. Sie besitzen hochmetallischen Glanz und einen rot- braunen Strich. U. d. M. ist das Gestein feldspatfrei. Es handelt sich um unregelmäßige zackig ineinander greifende Quarzindividuen, zwischen denen wieder Brauneisen sitzt. Oft bestehen mehrere Quadratmillimeter aus reinem Brauneisen. Im Chlorit sitzt häutig frischer Eisenglanz. Kupfererze fehlen in diesem Stück. Über- haupt macht es den Eindruck, daß die Kupfererze eine unter- geordnete Rolle spielen, und daß liier in erster Linie von den alten Ägyptern Eisen exploitiert wurde. e) Q u a r z b o s t o u i t e. Bei Bir Darä wurden ziegelrote bis braunrote, sehr feinkörnige Gesteine in Gängen angetroffen, die makroskopisch allein wenige, bis 1 cm lange, rotbraune, selten gelbliche, porphyrische Feldspat- einsprenglinge erkennen lassen. Da das spez. Gew. meist 2,56 ist, selten aber bis 2,62 steigt, müssen orthoklasreiche Gesteine vorliegen, was die mikroskpische Untersuchung bestätigte. Die Gesteine setzen sich in erster Linie aus idiomorphen Orthoklasen, der häutig durch Rot- resp. Brauneisen etwas gefärbt ist und so dem Gestein die gauz eigenartige Farbe verleiht. Zwischen den Feldspaten findet sich etwas Quarz in unregelmäßigen Körnern. Von dunklen Ge- mengteilen wurde in einigen Handstücken etwas Chlorit gefunden. Nach den vorliegenden Handstücken sollte man das höhere spezi- fische Gewicht mancher Stücke eher auf einen größeren Braun- resp. Roteisengehalt als auf einen größeren Quarzgehalt zurückführen. Der ganzen Mikrostruktur und dem äußeren Habitus nach wären diese Gesteine zu den Quarzbostoniten zu rechnen. Die chemische Analyse kann dies aber erst definitiv ausmachen. Zu erwähnen wäre noch fast quarzfreier Bostonit mit porphyrisc-hem Biotit. IV. Gangförmig auftretende Ergußgesteine. a) Diabas. Es wurde ein graugrünes feinkörniges Gestein gefunden, in dem man makroskopisch viel Pyrit erkennt. U. d. M. wurde eine tyrpisch diabasisch körnige Struktur konstatiert. Die Gemengteile sind Augit, Plagioklas, der häufig stark zersetzt ist, und schwarzes Erz. Blaugrün bis gelb pleochroitischer Chlorit ist. wahrscheinlich als Zersetzungsprodukt von Biotit aufzufassen. Apatit ist selten. b) Di ab asm audel stein. Ein grünlichgraues feinkörniges Gestein, das frei von größeren porphyrischen Einsprenglingen ist und viele kleine Höhlen besitzt, Beitragt“ zur Petrographie etc. 48f) die dem (.Testein einen mandelsteinartigen Charakter verleihen. Die Hohlränme sind entweder mit Calcit oder mulmigem Brauneisen ausgefüllt. U. d. M. erkennt man Angit, Plagioklas und Magnetit resp. Titaneisen als Hauptgemengteile. Feldspat und Angit sind beide in Zersetzungen begriffen. Im Angit bildet sich eine chloritische Substanz. c) F e 1 s i t o p h y r. Dieses schwarzbraune Gestein tritt gangförmig in rosarotem Granitit auf und ist äußerst dicht. Makroskopisch erkennt man nur wenige porphvrische Feldspateinsprenglinge. Das Gestein dringt in winzigen, 8 mm breiten Ap°pl>J’sen den Granitit. In der kryptokristallinen Grundmasse liegen porphyrische Einsprenglinge von klarem Plagioklas und selten von Biotit. D. Gebel G-harib. 1. Tiefengesteine in Stücken. a) Rosafarbiger Granitit. Der rosafarbige Granitit dieser Gegend ist mit dem ans dem südlicher gelegenen Gebiet identisch. b) Pegmatitischer Granitit. Es handelt sich um ein mittelfeines, hypidiomorph-körniges Gemenge von Quarz und Feldspat. U. d. M. zeigt der Feldspat (Orthoklas) starke Pressungsspuren. Mikroperthitische Verwachsungen sind häufig. Von dunklen Gemengteilen wurde allein Magnetit konstatiert. Von sekundären Gemengteilen tritt Epidot in Schnüren und Nestern auf. II. Gangförmig auftretcnde Tiefengesteine. Gesteine, die zu dieser Gruppe gehören, wurden im Bir Dara- Gebiet nicht gesammelt. III. Ganggesteine. a) R i e b e c k i t q u a r z p o r p li y r. Das dunkelgraue, dichte, gangförmig auftretende Gestein besitzt duukelrosarote Orthoklaseinsprenglinge von ca. 4 mm Länge. Das spez. Gew. ist 2,65. U. d. M. fällt sofort auf, daß die Grundmasse sehr reich an blauen, pleochroitischen Nüdelchen ist, die zum Eiebeckit gehören. Weiter besteht die Grundmasse aus Quarz und Feldspat. Dieses Gestein wird also genetische Beziehungen zu den von Bir Dara beschriebenen Riebeckitgranitporphyren haben. b) Pegmatite und Quarzgänge. Pegmatite und Quarzgänge treten häutig in dem rosagefärbten Granitit des Gebel Gharibs auf. Die Pegmatite sind zuweilen ein sehr grobkörniges Gemenge von Quarz und Orthoklas. In dem Quarz wurden bis 10 cm lange Titaneisennadeln ähnlich den alpinen 486 H. M. E. Schümann, Rutilnadeln konstatiert. Manche Nadeln zeigen sogar einen 5 nnn großen sechsseitigen Querschnitt. Makroskopisch deutlich erkenn- bare Schriftgranite treten hier ebenfalls gangförmig auf. E. Gebel Mongul. Das Gebiet am Gebel Mongul ist ebenso artenreich wie das vom Gebel Mogul im Süden bei Safaga. I. Tiefengesteim» in Stöcken. a) Grauitit. Ein rosafarbiges Gestein , das recht feinkörnig ist und von einem ganz feinkörnigen Aplit durchzogen ist, dessen spez. Gew. 2,65 beträgt. U. d. M. erkennt man, daß der Granit fast frei von Plagioklas ist, keine Hornblende, sondern allein Biotit und Magnetit führt. Der Aplitkörper besteht hauptsächlich aus Quarz. Zirkon und Magnetit wurden neben vereinzelten Orthoklasen bestimmt. b) M i a r o 1 i t i s c h e r Granit. Ein weißer mittelkörniger Granit von lockerem Gefüge mit vielen kleinen Drusen. Makroskopisch erkennt man leicht matt- weißen Feldspat, klaren, z. T. bräunlichen Quarz und Biotit in Nestern. U. d. M. wurde neben Orthoklas reichlich Plagioklas und Mikroklin bestimmt. Wichtig ist, daß auch in diesem Granit Fluorit auftritt. c) Pegmatitischer Granit. Dieses für das ägyptische Hochgebirge charakteristische Ge- stein ist rosarot und mittelkörnig. Der Feldspat ist rosarot, während der Quarz hell durchsichtig und selten nur trübe ist. Dunkle Ge- mengteile fehlen praktisch vollständig. Zu den Seltenheiten gehört ein Hornblendekristall oder eine Magnetitanreicherung. Die mikro- skopische Untersuchung bestätigt dies. Der Feldspat gehört zum Orthoklas, Mikroklin und Plagioklas. Schriftgranitische Verwachsung von Orthoklas und Quarz kommt vereinzelt vor. d) Hornblende« y e n i t. Ein rötlichgraues, hypidiomorph-körniges Gestein mit einem spez. Gew. von 2,66. Makroskopisch erkennt man rötlichen Feld- spat und grünlichschwarze Hornblende. Quarz ist selten. Größere Quarzstückchen machen den Eindruck von Fremdlingen. U. d. M. erkennt man außer stark zersetztem Orthoklas Plagioklas, grüne Hornblende und Quarz. Seltener sind chloritisierter Biotit, Magnetit, Titanit mit pleochroitischen Höfen um Hornblende, Apatit und Zirkon. Epidot findet sich als Neubildung. e) Tonalit. Es handelt sich um ein grünlichschwarz- und woißgeüecktes mittelkörniges granodioritisches Gestein, in dem man dünne Epidot- schniire erkennt. Das Vorherrschen von Plagioklas über Orthoklas Heitiage zur Petrographie etc. 4H7 und das Vorherrschen von grüner Hornblende über Uiotit zeigt, daß das Gestein schon zum Diorit hinüberspielt. Der hohe Quarz- gehalt betont aber die Verwandtschaft zum Granit. Das spez. Gew. beträgt 2,82. II. Gangförmig auftretende Tiefengesteine. Zu dieser Gruppe gehörige Gesteine wurden am Gebel Mongul nicht gesammelt. III. Ganggesteine. a) ßiebeckitaplit. Ein sehr feinkörniges Gestein von roter Farbe mit spez. Gew. 2,65. Mit der Lupe erkennt man winzige schwarze Nüdelchen, die sich u. d. M. als ltiebeckit erweisen. Wenige porphyrische Orthoklaseinsprenglinge erreichen wie bei den oben beschriebenen Quarzbostoniteu von Dir Dara nur 4 mm Länge. U. d. M. er- kennt man, daß Quarz und Orthoklas häutig schriftgranitisch ver- wachsen sind. b) G 1 i m m e r m a 1 c h i t. Ein graues ziemlich dichtes, splitterig brechendes Gestein mit spez. Gew. 2,87. U. d. M. erkennt man ein hypidiomorph-körniges Gemenge von Plagioklas neben wenig Orthoklas und Quarz und reichlich Diotit. Erz ist ebenso wie Epidot häutig. c) Ma 1 ch it. Ein graues feinkörniges Gestein ohne porphyrische Einspreng- linge. Das spez. Gew. ist 2,88. U. d. M. erkennt man ein stark zersetztes Gemenge von Plagioklas, Hornblende, wenig Orthoklas und Quarz. Chlorit und Epidot sind als Neubildungen zu beschauen. Apatit und Magnetit sind reichlich vorhanden. d) Var ioli tisch er Malehit. Die variolitische Struktur wird durch eine nesterweise Grup- pierung der grünschwarzen Hornblende verursacht. Grün pleo- chroitische Hornblende herrscht vor. Der Plagioklas ist meist stark zersetzt. Magnetit findet sich in der Hornblende angereichert. e) Minette. Eiu hellgraues feinkörniges Gestein mit spez. Gew. 2,82, in dem man makroskopisch reichlich Biotitblättchen, aber keine por- phyrischen Einsprenglinge erkennt. U. d. M. wurde als zweiter dunkler Gemengteil Augit in großen Mengen konstatiert. Orthoklas herrscht bisweilen dem Plagioklas vor. Quarz wurde ebenfalls be- stimmt. Außer Magnetit ündet sich noch Apatit, Chlorit und Calcit. IV. Gangförmig auftretende Ergußgesteine. a) Quarzporphyr. Ein dichtes rötlichgraues Gestein mit spez. Gew. 2,68, reich au Feldspateinsprenglingen; solche von Quarz fehlen. U. d. M. erkennt man eine holokristalline Grundmasse von Quarz, Orthoklas 488 H. M. E. Schürmann, und Plagioklas, in der reichlich porphyrische Plagioklase und Ortho- klase liegen. Magnetit, Apatit, Zirkon und Chlorit sind ebenfalls vorhanden. Epidot, in Nestern und Schnüren, tritt wieder als Neubildung auf. b) Felsitporphyr. Es handelt sich um rötlichgraue, gebänderte Gesteine, in denen man nur selten einen porphyrrischen klaren Feldspat erkennt. Das spez. Gew. beträgt nur 2,62. Es handelt sich also um ein saures Gestein. Die Bänderung wird durch abwechselnd vitrophyrische resp. hypokristalline und holokristalline Partien bedingt. Das Gestein ist stellenweise zerbrochen, und auf den Klüften hat sich Quarz abgesetzt. Ebenso sind die porphyrischen Feldspäte häufig zerbrochen. An einem Individuum konnte ein vierfacher Verwurf konstatiert werden. c) D i a b a s. Der gangförmig auftretende Diabas ist ein dunkelgraugrünes Gestein mit spez. Gew. 2,82. Porphyrische Einsprenglinge fehlen gänzlich. U. d. M. fällen Titanaugit und Titaneisen zuerst auf. Der Feldspat ist stark zersetzt. Serpentinartige Substanzen könnte man als Umwandlungsprodukte von Olivin auffassen. Chlorit und Calcit finden sich ebenfalls unter den neugebildeten Mineralien. Ganz vereinzelte Quarzkörnchen sind vielleicht ebenfalls als Neu- bildungsprodukte zu betrachten. Die untersuchten Gesteine lassen sich wie folgt gruppieren : I. Tiefengesteine in Stöcken: 2. Graubrauner bis weißerGranitit. 3. Sehr feinkörn, grauer Granitit. 4. Sehr feinkörn. Ainphibolgranit.it. 5. Rosafarbiger Granitit. 1. Grauer Granitit. 6. Miarolit. Granitit mit Fluorit. 7. Gepreßter Granitit. 8. Pegmat bischer Granit. 9. Ilornblemlesyenit. 10. Tonalit. II. Tiefengesteine in Gängen: 1. Pneumatolytischer Granit (Fluorit). 2. Grauitpegmatit. 3. Quarzdiorit. 4. Quarzaugitdiorit. III. Ganggesteine: 1. Pegmatite. 2. Pegmatit mit Titancisen. 3. Schriftgranit. 4. Eisenglimmerpcgmatitc. 5. Eisenkupferquarzgänge. 6. Quarzgang mit Pyrit. 7. Aplit. 8. Riebeckitaplit. 9. Quarzbostonit. 10. Malchit. 11. Glimmermalchit. 12. Variolitischer Malchit. 13. Minette. 11. Augitkcrsantit. lö. Amphibolvogesit. 16. Granitporphyr. 17. Grober Riebeckitgranitporphyr. 18. Dichter Riebeckitgranitporphyr. 19. Quarzdioritporphyrit. Beiträge zur Petrographie etc. 48» IV. Gangförmig auftretende Ergußgestein e. 1. Granophyr. 2. Quarzporphyr. 3. Riebeckitquarzporphyr. 4. Felsitporphyr. 5. Quarzhornblendeporphyrit. <». Augitporphyrit. 7. Hornblendeporpbyrit. 8. Epidotisierte Porphyrite. 9. Bronzitporphyrit. 10. Andcsit. 11. Diabasporphyrit. 12. Diabas. 13. Diabasmandelstein. V. Kristalline Schiefer: Hornblende-Biotitschiefer. Zusammenfassend kann gesagt werden , daß im ägyptischen Hochgebirge, der Wasserscheide zwischen Nil und Rotem Meer, auf 261 — 27° und 28° nördl. Br. hauptsächlich Granitite, selten Hornblendesyenite und Tonalite, in Stöcken auftreten. Die Gang- gefolgschaft ist sehr artenreich, läßt sich aber leicht auf das grani- tische Stammagma zurückführen. Die Mächtigkeit der Gänge ist sehr verschieden ; von 1 cm breiten Schnüren kann sie bis auf 25 m anschwellen. Als gemittelte Mächtigkeit glaube ich, 5 m angeben zu dürfen. Nur selten bleiben die Gänge bei der Ver- witterung mauerartig stehen ; gewöhnlich werden sie herausmodelliert, was so weit fortschreiten kann, daß Gänge als Weg im ägyptischen Hochgebirge für Karawanen gebraucht werden (z. B. der Weg zur Quelle Bir Dara). Einige gangförmig auftretende Diabase und Ver- wandte sind die einzigen typisch basischen Gesteine. Interessant ist das Auftreten von Riebeckit in manchen Granitporphyren und Quarzporphyren. Stockfürmig auftretender Riebeckitgranit wurde bis jetzt aus dem ägyptischen Hochgebirge nicht, wohl aber früher aus der benachbarten Ras Zeit-Kette beschrieben. In der Ras Zeit- Kette handelt es sich nicht um Turmalingranite, wie im Petroleum Research Bulletin No. 7, Cairo 1920, Government Preß, irrtüm- lich angenommen wird, sondern um Riebeckitgranit. Als Hinweis auf ein eläolith-syenitisches Magma wären vielleicht die Quarz- bostonite, die noch analysiert werden müssen, aufzufassen. Durch den früheren Nachweis von Camptonitgängen in der östlichen arabischen Wüste ist aber das Vorhandensein eines Alkalitiefen- gesteins neben dein vorherrschenden Erdalkaligestein (Granitit, seltener Syenit und Toualit) anzunehmen. Erwähnenswert ist das Auftreten von Epidot als Zersetzungsprodukt in fast allen be- schriebenen Gesteinen. G. Schimm (Dissertation Münster 1921) fand in einer Gesteins- suite, die ich in dem jungquartären Konglomerat von Gemsah ge- sammelt habe, folgende in meiner Publikation von 1913 noch nicht vorkommende Gesteine: Orthoklasporphyr, Minette, Augitdiorit- porphyrit, Malehit, Diabasporphyritmandelstein , Augitporphyrit, 490 M. Schlosser. Uralitporphyrit und Andesit. Vergleicht man hiermit die oben stehende Liste der in dieser Arbeit beschriebenen Gesteine, so wären jetzt nur noch folgende Gesteine aus dem Anstehenden der weiteren Umgebung Gemsahs nicht bekannt: Orthoklasporphyr, Augitdioritporphyrit , Uralitporphyrit und Diabasporphyritmandel- steiu. Orthoklasporphyr kann noch bei der Vielseitigkeit der auf- tretenden Gänge in Gesteinssuiten benachbarter Lokalitäten ge- funden werden, während die drei zuletzt genannten Gesteine schon eine nahe Verwandtschaft zu den beschriebenen Gängen besitzen und auf lokale Variationen zmückgefiihrt werden können. Neuere Funde von Wirbeltieren, besonders Säugetieren im Tertiär und Pleistocän der Iberischen Halbinsel. Voll M. Schlosser. (Schluß.) Pontien. Überreste von Säugetieren, namentlich von Hipparion , aus dieser Stufe kennt man schon seit längerer Zeit, sowohl von Alcoy in der Provinz Alicante als auch von Concud in der Provinz Teruel. Falconer erwähnte Hyaenarctoa und Sivathcrutm aus den Alluvionen des Douro (DouviLi.fi, ibid. p. 97), sicher eine frag- würdige Bestimmung, es könnte sich höchstens um Ilclladothcriuiu handeln, da dieser Paarhufer auch am Mont Leberon vorkommt. Die Fauna der bekannten Lokalität Concud in der Provinz Teruel war schon wiederholt Gegenstand näherer Untersuchungen. Was die geologischen Verhältnisse betrifft, so folgen dort auf die Bajocienkalke Konglomerate und rote Sande und Mergel, letztere gipshaltig, mit Dolomitkristallen. Darüber liegen weiße Mergel mit Kalken und über diesen in der Regel noch Konglomerate von 2 — 3, selten bis zu 10 m Mächtigkeit Die weißen Mergel ent- halten Süßwasserschnecken, deren Bestimmungen jedoch zum Teil* sehr anfechtbar sind. Nach Dkreims (DouviLt.fi, ibid. p. 101) sind es folgende Arten : Planorbis Mantclli Dunkkr * declivis Braun — cf. Mariae Mk iiaud Limuaea heriaccnsis Font. < llaudina inflata Rkuss Helix moymitina Desh.* Ilydrobia renfricosa Mont. Valvata sp. Östlich von Concud kommt an der Basis der weißen Mergel ein Tonlager von 40 cm Mächtigkeit vor, welches Phosphate liefert und zahlreiche Säugetierreste enthält. E« ist nur lokal in der Provinz Teruel entwickelt. Neuere Funde von Wirbeltieren etc. 491 Ich selbst konnte unter dem mir von Cueva Rnbia vorliegenden, aus Ligniten stammenden Material von Säugetieren nachweiseu (N. Jahrb. f. Min. etc. 1907. II. p. 1—40): 4/n stodon longirostris Kauf, beide Unterkiefer mit M, und zwei Stoßzähne und die beiden oberen Ms. Hippurion gracilc Kauf, eine Anzahl Zähne und Extremitäten- knochen. Antilope sp. Trayoccrtts f ein D3. Cervus Nathcroni Gervats, Unterkieferzälme, P4 und 3 M. Die Süßwasserschnecken bestimmte ich als: Planorbis Thiollieri Michaud — Mallieroni Fisch, et Tourn. — Mariae Miciiaud Bimmens hcriacensis Funtannes Glandina aquensis Matherun Succinea primaeca Matherun Hgclrobia cf. Dcydicri Depüret Bythinia dubia n. sp. Valvata cf. vallestris Fontannes A. Smith Woodward berichtet in Geological Magazine, 1903, p. 203 — 207 über die von ihm bei Concud in der Barranca de Calaveras unternommene Ausgrabung. Weitaus am häutigsten sind dort die Reste von llipparion gracilc. Sonst fand er noch : Mastodon -Bruchstücke von Zähnen und Extremitätenknochen, Bhinoceros aff. Schleier machen, ein Unterkiefer und ein oberer M, Gazclla brcvicornis Roth et W., ein Hornzapfen, Antilope div. gen., Zähne. Smith Woodward bemerkt noch, daß nach Vii.lanova (Gaudry, Ancetres de nos animaux 188S, p. 202) dort auch Bus. Cer ms und Hgaena eximia gefunden worden seien. Pacheco (1. c. p. 477) gibt folgende Arten an : llyaena eximia Ruth et Wagner t Ceratorhinus Schleicrmacheri Kaut t Hipparion gracilc Kaup f Sns palaeochocrns Kaut f — sp. Palaeotncryx Meyeri Hofmanx (_?) Capreolas cusanus Croj et Jon. (?) Cer cus sp. Gazella brcvicornis Wagn. f Protragoccrus aff. sansaniensis Tragocerus amaltheus Roth et Wagner t Palaeoryx boodon Gerv. ? Leptobos concudensis Ezqu. (?) Mastodon sp. t welchen noch Mastodon longirostris anzureihen ist. Die mit f sind sicher nachgewiesen oder doch zu erwarten, während die übrigen sehr der Revision bedürfen. Capreolus cusanus ist jedenfalls Cervus Matheroni Gervais „Palaeomeryx“ und „Leptobos“ sind etwa dahin zu deuten, daß auch eine große Antilope bei Concud vorkommt. Zu der Stufe des Pontien werden auch die Lignite von Alcoy (Alicante) gerechnet. Obwohl Säugetierreste von dieser Lokalität schon seit 70 Jahren bekannt sind, möchte ich docli bei den Wider- 492 M. Schlosser. sprächen verschiedener Autoren das Alter dieser Fauna für keines- wegs vollkommen gesichert halten. P. Gervais (Bull. soc. geol. de France. 1853) bestimmt die von Verneuil, Colomb und de LoriEre gesammelten Feste als Hyaenarctos, Hipparion, Ithinoceros, Sxxs palaeochoerus, Antilope sp. und Antilope boodon. Die neueste von Pacheco (1. c. p. 476) gegebene Speziesliste enthält: Hyaenarctos Falc. et Cautley Aceratlxerium incisivum Kauf Ithinoceros sp. Hipparion gracile Kauf Hyotherium Socmmcringi Meyer Siis palaeochoerus Kauf Palaeoxncryx Schcuchzeri Mey. (?) Cer vus ? ( JDicrocerus) ? Palaeoryx boodon Gervais Mastodon longirostris Kauf Die kleine von Gervais (pl. VI fig. 4) abgebildete Antilope wird nicht erwähnt. Da nun Palaeoryx boodon sonst nur in Perpignan vorkommt und Roman (1. c. p. 69) Hipparion crassmn, ebenfalls eine sonst nur von dieser letzteren Lokalität bekannte Al t, in der Fauna von Alcoy gefunden haben will, so erscheint es fast zweifelhaft, daß wir es hier noch mit politischer Stufe zu tun haben. Für die letztere würde nur Mastodon longirostris und Aceratlxerium incisivum sprechen, denn die Hipparion- Bestimmungen scheinen revisions- bedürftig zu sein und für die Suhlen und Cerviden gilt sicher das gleiche. Ganz rätselhaft ist die Angabe BoscÄ’s Casanoves von dem Vorkommen des Anthracotherium n xagnurn in Alcoy. Sie wird auch von Pacheco in Zweifel gezogen, ebenso wie die Angabe Ezquerra's von der Anwesenheit des Anoplotlicrixnn gracile an dieser Lokalität. Die CALDERiWsche Bestimmung eines Mastodon als arvernensis ist keineswegs gesichert. Im Becken von Seo de Urgel (Prov. Lerida) hat Vidai. zahlreiche Überreste von Säugetieren gefunden, darunter auch Dryopithecus (Boletin de la R. Soc. Esp. de Hist. Nat. T. XIII. Madrid 1913). Nach Chevalier (Bull. soc. geol. de France. 1909. T.X, 4. ser.) und Bataller (1. c. p 11 9) kommen folgende Arten vor: Tapirxis prisexts, P'' dext. Tapirus sp. Aceratlxerium tetradactylum Laut., P2 und P ’ sin, M1 und M2 dext, ein Fragment des rechten Unterkiefers mit M2 und M,,, ferner M‘ und M2 sin. Ithinoceros sp., ein Fragment des M3 sin und einer Tibia nebst einem unteren I). Hipparion gracile Kauf, 3 obere M, ein unterer M und die distale Hälfte eines Humerus, ferner ein oberer P, 4 obere I, P2— M2 sin und P2-3, M1"3 dext. Hyotherium Socmmcringi Meyer, ein oberer M ', jedenfalls eine kleine Form. Siis major Gervais, ohne nähere Angabe. Neuere Funde von Wirbeltieren etc 493 Jticrocerus sp., nach Bataller (1. c. p. 171) Femur und Geweih- fragmente. Ceronlus dicranocerus Kauf. Mehrere Fragmente von abgeplatteten Geweihen, ein Oberkiefer mit den 3 M, ein vollständigerer mit I’2— M2. Die Zähne sind denen von Dicroccrus clegans ähnlich, die Gabelung des Geweihs erfolgt jedoch dicht oberhalb des Rosenstocks. Mastodon angust Ulcus Cuv, ein Fragment eines M9. — — var. pyrenaicus Lart., ein unterer M2 mit nur vier Jochen. — lonyirostris Kaüp., ohne nähere Angabe. Dryopithecus Foutani Lautet, ein linker Unterkiefer mit den 3 M. Die gleichzeitige Anwesenheit von Hipparion und Mastodon angustidens und Hinothcrium bavaricum widerspricht allen bisherigen Erfahrungen, es müßte denn sein, daß sich diese sonst nur noch im Sarmatien vorkommenden Proboscidier hier länger erhalten hätten. Auch Dryopithecus gehört sonst einem tieferen Horizonte an. Aceratherium tetradactglum wäre, soferne es sich um Pontien handelt, in incisivum zu ändern. Von Valdelaguna nördlich von Colemar de Oreja gibt Cassian de Prado das Vorkommen von Hipparion an (Dodvillä, 1. c. p. 101). Bataller (1. c. p. 1471 führt von Peria am Gail Mulatin (Kata- lonien) Chalicotherium Goldfussi und Aceratherium incisivum an. Im Ebrobecken bei Sardanyola haben DepEret und Vidal das Vorhandensein der politischen Stufe nachgewiesen. Es sind dies Schotter mit zwischengelagerten Tonen, ähnlich wie bei Cncuron. Al. me ra hat darin Mastodon lonyirostris, Hipparion gracile und Cervus Matheroni Gerv.? sowie Micromeryx ßourensianus Lartet bei Terassa gefunden, welchen Bataller (1. c. p. 120) noch Hippo- potamus major Cuv., Equus Stenonis Cocchi und Vrsus spelaeus Bl. hinzufügte. Die drei letzteren stammen jedenfalls aus einer jüngeren Ablagerung. Die von Bataller gegebene Abbildung des Micromeryx ist ganz unbrauchbar. Es handelt sich auf keinen Fall um diese für das Miocän von Sansan und Steinheim charakteristische Gattung. In der Cerdagne, an der spanisch-französischen Grenze in den Provinzen Lerida und Gerona sind mächtige Süßwasserschichten vorhanden. Nach Deperet und Rerolle (Bull. soc. geol. de France. 1885. p. 4S8, 506) ist das Profil: 4 Altes Alluvium und Moräne von Pnigcerda. 3 Roter toniger Lelnn ohne Fossilien. 2 Sandige Tone mit Pflanzen. Süß wasserschnecken u. Säugetierresten. 1 Bankige Tone mit Lignitlagen und Säugetieren nebst Planorbis. Der unterste Horizont lieferte von Säugetieren Sus major Gerv., Gastor Jaegeri Kaup, Mastodon und Ictitherium , der zweittiefste Amphicyon major var. pyrenaicus Deperet und Hipparion gracilc, welchen Almera und Bofill noch Mastodon angustidens und sp. 494 M. Schlosser, und iJiiiutherium bavaricum Meyer anreihen konnten, Bestimmungen, welche jedoch mit dem Horizonte nicht vereinbar sind. Als Hauptfundorte kommen Billver und Estevär in Betracht. Es handelt sicli nach den von Bataller gegebenen Abbildungen zweifellos um Mastodon longiroStris und Dinotherium giganteum. Jüngstes Tertiär. Ungemein spärlich sind Säugetierschichten aus den fast stets nur marin ausgebildeten Schichten des Plaisancien und Astien. Douville zitiert nur von Malaga Jthinoceros etruscus (1. c. p. 108) und aus dem jüngsten Astien lehmige Sande. Von Las Corts de Sarriä in Katalunien erwähnt Almera einen Zahn von Mastodon arvernensis. Diese Schichten entsprechen den fluviatilen Ablage- rungen von Perpignan, aus welchen Dep£ret eine ebenso reiche als interessante Säugetierfauna beschrieben hat (DouvillS, p. 112). Bataller (1. c. p. 217) nennt Lagomys sp. aus Oberpliocän von Can Ubac bei Rubi in Katalunien. Die Wirbeltiere aus dem Tertiär von Portugal. Verhältnismäßig zahlreicher scheinen die Fundorte tertiärer Säugetierreste in Portugal zu sein. Roman, FredivRic, welchem die Bearbeitung des gesamten von Delgado in mehr als 30 Jahren gesammelten Materials aus dem Tajobecken übertragen war, konnte zw'ei Landfaunen unterscheiden. Auch lagen ihm Überreste aus zwei marin entwickelten Horizonten vor. Bourdigalien. Der Hauptfundplatz hierfür ist Lissabon selbst, nahe der Avenida Estephania. Von hier stammen aus den untersten Schichten mit Ostrea und Pecten : Jthinoceros (Ceratorhinus) tagicns Roman, eine sehr kleine mit sansaniensis venvandte Form, ausgezeichnet durch die fast molarähnlichen oberen P, und die kräftige Entwicklung des Crochet und Anticrochet an den P und M und die Anwesenheit einer Crista an den P. Jthinoceros sp., unvollständige Zähne einer größeren Art. Brachgodus onoideus Gervais, beide Unterkiefer und Extremitäten- knochen, darunter Carpalia, Tarsalia und Zehenglieder. Palaeochoerus aureliancnsis Stehlin, isolierte Zähne P 3 und 1 und M1 und ein unterer P. Pseudaelurus transitorius Dep£ret, ein Unterkiefer, ein isolierter M und ein Canin. Das Original von La Grive St. Alban ist etwas kleiner, Edwardsi Filhol aus den Phosphoriten etwas größer. Helvetien. Die einzige Landtierspezies aus den Kalken und Sanden mit Pccfen scabrcllus von Casal Vistoso, aus den Kiesel- kalken von Grillo und aus den Kalken mit Ostrea crassissima von Marvilla ist Mastodon angustidens. Neuere Kunde von Wirbeltieren etc. 495 Die Kontinentalfazies mit Säugetier testen sind das Tor ton i en und das Pontien. Das Tortonien von Aveiras de Baixo lieferte: Jihinoccros (Ceralorltinus) atf, sansaniensis L artet, ein unterer D und eine Tibia. Listriodon sptrndrns v. Meyer var. major, ein M Sus palaeocltoerus Kai p, ein M2. Dicroccnts sp., ein oberer M. Palaeoryx sp., ein unvollständiger 1* — dürfte wohl eher zu Palacomcryx Kaupi oder etuinens gehören. Macliairodus Jourdani Fiehoe, ein oberer Canin. Sarmatien. Von Fonte do Pinheiro bei Azambuja: Hyotheriuin shnorrcnsc L artet var. Doati Pakt., beide Unter- kiefer und ein Oberkieferbruchstück. Am nächsten stehen diese Reste der Form von Tutzing am Starnberger See. Angeblich sollen mit ihnen auch Hipparion- Reste gefunden worden sein. Pontien. Von Villa Nova da Rainlia kennt man: Hipparion gracilc Kaup, 5 Zähne. Palaeoryx cfr. Pallasi Wagner, 1 unterer M und 1 P. Bei Azambuja (Valverde) nur Mastodon lonyirostris Kalp und Ilipparion gracäe, nur ein bzw. zwei Zähne. Auch bei Aveiras de Cima wurde Hipparion durch einige Zähne nachgewiesen. Vollständigere Hipparion- Beste kennt man von Archino bei Ota. Sie bestehen in sieben Unterkiefer- und zwei Oberkieferzähnen, in Femur, Astragalus, Calcaneum und einem Lendenwirbel. Von der- selben Lokalität stammen auch mehrere obere M des Tragocerns anialtheus Roth und Wagner. Auffallend häufig sind bei der im ganzen doch geringen Zahl der Säugetierreste sowohl in Spanien als auch in Portugal die Überreste von Suiden, während die sonst in Frankreich und Deutsch- land stets vorherrschenden Cervicornier eine sehr untergeordnete Rolle spielen, außer an der Lokalität Cerro di Otero bei Palencia. Es hat daher fast den Anschein, daß auch damals schon Mangel an ausgedehnteren Waldungen bestand. Vermutlich war schon im Tertiär der Reichtum an Gipslagern ein Hindernis für das Gedeihen ausgedehnter üppiger Wälder. IDa mit Sängetierresten auch in der Regel Land- und Süß- wasserschnecken vergesellschaftet sind, möchte ich auch die aus dem Tajotale beschriebenen Schnecken nicht mit Stillschweigen übergehen. Roman führt folgende Arten an : Ans dem Oligocän von Marqueza bei Carregado : Limnaea aff. pachygastcr Thomae. Xystia tagica n. sp. Archaeoronites sp. 496 M. Schlosser, Aus der politischen Stufe, Kalke von Cartaxo: Glandina aqnensis Matheron, auch bei Alcoentre, bei San Vicente und Santareni. Helix sp., ähnlich dem Bcanmonti , auch bei Aveiras de Baixo. — Mendcsi n. sp., ähnlich der aquensis de Serres und der H. ehingensis Sande. Auch bei Santareni. — sansaniensis Dupuy, ähnlich der Lartcti, auch bei Santareni. — cartaxcnsis n. sp., ähnlich der eoeänen II. olla M. de Serres, auch bei Asseiceira und Rio Maior. — (Iberus) Delgadoi n. sp., ähnlich der lebenden Gualticriana Lisn., nur bei Rio Maior. — (Macularia) Torresi n. sp., ähnlich der Lcymeriei bei Bernes, San Vicente. Limnaea heriaccnsis Fontannes. Auch bei Santareni. — ähnlich dilalata Noulet. Planorbis praccorneus Fisch, et Toukn., Santareni, Rio Maior, Aveiras de Baixo und Pernes. — all’ praccorneus Fisch et Toukn. Auch bei Asseiceira und Rio Maior. — aff. llantclü Dunk. Auch bei Aveiras de Baixo. — (Gyrorbis) Mariae Michaüd. — ( Anisus) Malhcroni Fisch, et Toukn. Bytliinia ovata Dunker var. Auch bei Santareni und Asseiceira bei Rio Maior. — gracilis Sande., Aveiras de Baixo. Viviparus aff. vcutricosus Sande. Cyclostoma bisulcatoides n. sp. Auch bei Aveiras de Baixo. Melania sp. Aus den Kalken von Santa rem: Glandina aqnensis Math. Limnaea aff. cncuronensis Fon- Helix sp. TANNES Limnaea Bouilleti Michaud Bytliinia aff. tcntaculafa Rinn. Nördlich vom Tajo: Tjhnnaea, ähnlich Lartcti. Kalk von Cortegaca, Helvetien. Planorbis aff. ManteUi Dunk. Kalk von Quintanellas, Helvetien. — praccorneus Fisch, et Toukn. Kalk von Quintanellas, Helvetien. — sansaniensis Noulet. Kalk von Cortegaca, Helvetien. Helix Cotteri n. sp., ähnlich der genieulata Sande., Palmeiros, Helvetien. — quinlancllensis n. sp. , ähnlich der cartaxcnsis, Palmeiros, Quintanellas, Helvetien. — n. sp., Gonostoma ähnlich. Tudora aff. Lartcti Noui.kt, Quintanellas, Palmeiros, Helvetien. Neuere Funde von Wirbeltieren etc. 497 Pleistocän. Die HARi.E'sche Arbeit ist grundlegend für die Kenntnis der pleistocänen Säugetiere der Iberischen Halbinsel. Er behandelt zunächst die Höhlenfunde in Portugal. In der Höhle von Furninha, 70 km nördl.von Lissabon, wies er nach: Ursus arctos * Meies taxus ’ Muslcla foina Foetorius ermine a Canis lupus * t — rulpes t Hyaena striata Felis cut ns * t — pardus* — pardina f * Vespert ilio muriims Rhinoloplius ferrum equineum Erinaceus curopaeus t Rliinoceros Merlei Eqmis caballus * t * Sus scroplm * t liovide groß * ('er ras elaphus* t* Lepus cuniadus * t * Arvicola amphibius t von welchen die mit * versehenen auch in der Höhle von Das Fon- tainhas auf dem Kalkplateau des Monte Junto, die mit f in der Höhle von Casa da Moura und die mit * in der Höhle von .Toao Ramos gefunden wurden. Diese letztere, etwa !H) km nördlich von Lissabon gelegen, enthielt außerdem Oris und Lepus timidus, die von Casa da Moura, etwa 70 km nördlich von Lissabon, lieferte überdies Foetorius putorius und einen kleinen Boviden und die von Das Fontainhas Hyaena crocuta var. sprlaea und Capra liispanica. Ans den Kalktuffen von Condeixa, südlich von Coimbra, stammt Hippopotamus major und Elephas antiquus, aus den Flnßablagerungen von Mealhada ein Zahn des Elephas antiquus und ein Kiefer von einem kleinen Cervus elaphus, in der Höhle von Serra dos Molianos, 90 km nördlich von Lissabon, wurden Zähne und Knochen von Ursus arctos, Rliinoceros Merki und einem kleinen Cervus elaphus gefunden. Was die von HarlE erwähnten Tierreste aus dem Pleistocän von Spanien betrifft, so kann ich von jenen, welche in Katalunien gefunden wurden, hier absehen, weil ich bei Besprechung der BATALLEß'schen Abhandlung ohnehin auf sie zurückkommen werde, ich kann mich daher auf die Vorkommnisse im übrigen Spanien beschränken; ich möchte jedoch hier bemerken, daß der Menschen- unterkiefer aus dem Kalktnff von Banjolas in der Prov. Gerona dem Xeandertaltypus angehört, denn das Kinn springt nicht vor, wie bei den späteren prähistorischen Menschenrassen. Aus einer Höhle bei Allueva, Prov. Ternel, kennt man Reste von Ursus arclos, Hi/aena, Felis leo?, Equus caballus, Sus und Cervus elaphus. Dieser Bär kommt nach Harl£ auch in der Höhle von Ai'tzbitarte-Gnipuzcoa und Ojebar, Prov. Santander, vor. Ursus spelaeus wurde nach Harle sicher nachgewiesen in der Höhle von Aitzbitarte, Guipuzcoa und in der Höhle von Gorbea bei Alava und von Barriatua in Biscaya, sowie in den Höhlen bei Santander. Canis lupus kennt man aus der Höhle von Hornos und Altamira, Prov. Santander, Hyaena crocuta von Pedraza, Prov. Segovia, von Aitzbitarte, Prov. Guipuzcoa und von Castillo, Prov. Santander. Ceiitralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 32 498 M. Schlosser. Die beiden letzteren Fundorte, sowie die Höhle von Miron und Altamira befinden sich in der eben genannten Provinz, die Höhle von Balmori in der Provinz Oviedo. Felis pardus fand sich auch in der Genistahöhle von Gibraltar und in der Höhle de Hornos, Prov. Santander, F. catus wurde in der Höhle der nämlichen Provinz in Magdalenien-Schichten an- getroffen, F. pardina auch in der Höhle von Gibraltar. Von Elephas primigenius kennt inan nach Harlü nur wenige sichere Reste von Vianya bei Olot, Prov. Gerona, und Udias, Prov. Santander, dagegen sind solche von E. antiquus nicht allzu selten. Als Fundorte kommen in Betracht: Torralba, Prov. Soria — hier wurden auch Extremitätenknochen gefunden — , Gibraltar, Cantillana und La Einconada, Prov. Sevilla, Yillanueva di Gallego, Prov. Saragossa, und Sau Isidro bei Madrid, hier zusammen mit Resten von Equus, Boviden und einem kleinen Cervus elaphus nebst Chelleen Steinwerkzeugen — wahrscheinlich auch bei Almodobar del Rio, Prov. Cordoba, und Monasterio, Prov. Bttrgos. Elcplias trogontherii wuirde von Pohi.iu bei Sevilla nachgewiesen. Als E. tneridionalis wurden Molaren von Torralba, Prov. Soria, be- stimmt, welche mit Knochen von Pferd, einem großen Boviden, einem kleinen Edelhirsch und Chelleen Silex vergesellschaftet waren. Es wird also eher antiquus sein. Rhinoceros Merki. Fundorte sind Gracia bei Barcelona, eine Höhle bei Nieva de Cameros, Prov. Logrono — hier mit einem großen Boviden, Edelhirsch und Reh und die Genistahöhle von Gibraltar, hier mit Ih/aena spelaca und Edelhirsch. Rhinoceros tichorhinus wurde bis jetzt nur auf der Nordseite der Pyrenäen bei Unquera an der Grenze der Provinzen Santander und Oviedo angetroffen, Equus caballus zusammen mit Elephas antiquus bei Torralba, Prov. Soria, mit liyaena spelaea in der Genistahöhle von Gibraltar, mit Hippopotamus bei Tarrassa, Prov. Barcelona. Hippopotamus kennt man bis jetzt nur von den bei Batallkr genannten Lokalitäten und aus Portugal. Sus scropha in der Genistahöhle von Gibraltar und zusammen mit Bär, Pferd und Hirsch in einer Breccie bei Cabra, Prov. Cordoba. Von Bison fand sich ein Schädel neben Bären- und Hirsch- knochen in dem Bleibergwerk Buenita bei Udia, in der Prov. San- tander, nahe der Höhle von Altamira, welche wegen der bildlichen Darstellungen von Bisonten berühmt ist. Die an vielen Orten gefundenen Reste von großen Boviden dürften wohl auf Bison zu beziehen sein, Bos ist nur durch einen Schädel von Torralba, Prov. Soria, mit Sicherheit nachweisbar. Renntier kennt man von Serinya, Prov. Barcelona und aus den Höhlen Aitzbitarte in Guipuzcoa, Valle, Ojebar und Paloinas in der Provinz Santander, Cerms Duma wurde hingegen nur in der Höhle von Gibraltar gefunden. Neuere Kunde von Wirbeltieren etc. 4‘KI Cervus cluplius ist in Spanien an vielen Orten anzu treffen. Außer- halb Katalnnien sind zu nennen: eine Höhle in der Prov. Logroöo, Torralba, Prov. Soria, Höhlen von Guipuzcoa und Santander, öfters zusammen mit Rhinoceros Merki und die Genistahöhle von Gibraltar, hier mit Ilyaena spdaea. Ein ebenfalls sehr kleiner Edelhirsch stammt, wie ich hier anfügen möchte, aus dem Heppenloch bei Kirchheim in Württemberg, wo auch Rh. Merki und ein Alte, Imins, gefunden wurde. Rupicapra europaea kennt man außer aus Katalnnien auch aus Höhlen in der Prov. Santander und aus der Höhle von Aitzbitarte, Prov. Guipuzcoa, Capra ibex wurde in verschiedenen Höhlen der Prov. Santander und bei Malaga gefunden. Es ist höchst bemerkenswert, daß die Arten des kalten Klimas ganz auf den Norden von Spanien beschränkt geblieben sind. Östlich der Pyrenäen drangen nur Mammut, Gemse und Kenntier bis Katalnnien vor, westlich von diesem Gebirgszuge gelangten sie nur bis Santander. An dieser letzteren Wanderung beteiligte sich auch Rhinoceros tichorhnius und Höhlenbär. Diese spärliche Ver- breitung der kälteliebenden Arten in Spanien bildet einen seltsamen Gegensatz zu den Verhältnissen im französischen Pyrenäenvorlande, wo diese Arten zu den häutigsten Höhlenfunden zählen. Harle führt diese Verschiedenheit darauf zurück, daß in Spanien wegen der Nähe des Meeres das Klima auch während der Eiszeit er- heblich milder war als in Südfrankreich. Die Arbeit von Bataller behandelt alle Säugetierreste, welche bis jetzt in Katalunien gefunden wurden. Die aus Tertiär- ablagerungen stammenden habe ich schon im vorhergehenden bei den einzelnen Stufen angeführt, ich muß mich daher auf die Be- sprechung der pleistocänen Funde beschränken. Die wichtigsten Lokalitäten mit Pleistocänfaunen sind folgende: Puig de los Animes b. Malavella, Prov. Gerona, lieferte nach Vtda i. : Homo Sus sp. Equus asinus Cervus dapluis Bos taurus Equus sp. Capreolus Bos sp. Meies taxus Sus scropha Equus caballus Die Fauna dürfte anscheinend sehr jung, wenn überhaupt wirklich fossil sein. Die Höhlen Cova del Tabac und Cova Negra de Tragö de Noguera im Montroig-Hiigel, Prov. Lerida, enthielten nach Deperet: Equus caballus Cervus elaplius Bos taurus Sus scropha Capra hircus vieles taxus jene von Gräcia, im Park Giiell von Barcelona, lieferte, ebenfalls nach Deperet : Erinaceus europaeus Lagomys corsicanus Armcola cfr. arvalis Rhinoceros Merkt Cervus elaplius var. minor 62* 500 M. Schlosser, Vorn Abrie Romani bei Capellades, Prov. Barcelona, stammen die Reste, welche Harlü bestimmte als : Ursus sp. Cants lupus Equus caballus Felis (pardina) lynx Cervus elaplms Arvicöla amphibius Hyaena spelaea Sus scropha Lepus cuniculus Die Höhle von Serinya, Prov. Gerona (Magdalenien), enthielt : Equus caballus Sus scropha Cervus elaplms — tarandus Bos taurus Bupicapra europaea Capra hircus Erinaceus europaeus — vulgaris Martes foina Mustela vulgaris Felis lynx — catus Canis vulpes — lupus Der von Bataller abgebildete Zahn von Bupicapra ist in Wirklichkeit ein M3 von Bos. Im beschreibenden Teile werden außerdem erwähnt: Ursus spelaeus von Cän Sans (Montiada), Tarrassa, Castelbisbal und Gräcia? — auch der C. von Ursus sp. von Capellades gehört sicher zu dieser Art. — arctos, zwei untere M von Castelbisbal. Hyaena spelaea auch bei Montiada, Cän Sans, Cova des Encantats und Creu d’Olorde. Canis familiaris von Malavella? und ans Höhlen von Lerida. Lepus cuniculus auch von Serinya Elephas primigenius von Mas Rossell de Fontrubi, Vall de Vianya (Olot), Sant Viceuts dels Horts, von Vallformosa und von Albareda bei Sant Feliu del Llobregat. — antiquus von Horta, Barcelona, lesCorts, Sant Vicents dels Horts Cervus elaplms außer in den genannten Höhlen auch bei Cardedeu bei Pelegri, Vall de Vianya und Les Preses bei Olot, stets im Magdalenien. Hippopotamus major Cuv. Sarriä de Barcelona und Tarrassa, Planura d’Espolla, Banyolas. Bhinoceros Merki Kaup auch Vall de Vianya, Casa falsa de Sitjar. Equus sp. auch Tarrassa. — robust u s Pomel, bei Cän Ubac de Rubi und Tarrassa. — caballus L. auch bei Sant Julia de Ramis, Cän Ubac de Rubi, Tarrassa, Martorell de la Selva, Xostra Senyora del Collel etc. Rückblick. Alle aus Spanien und Portugal bekannten kontrollierbaren Säugetierreste stammen mit Ausnahme jener von Alcoy ans dem nördlichen Teil der Iberischen Halbinsel und repräsentieren Eocän: ( Paloplothcrium minus und Xiphodon gracile), Gegend von Salamanca, Ludien, und Lophiodon und Schixothcrhun , Gegend von Zamorra; Horizont unsicher. Neuere Funde von Wirbeltieren etc 501 TJnteroligocän: Brachyodus Clutii , Theridoniys siderolitlticus. Amphicyonide, Plcsictis Filholi von Tarrega (Lerida), wohl Stampfen?, und Diplobune minor und Ancodus Aymardi von Calaf, Catalunia ; Horizont unsicher. Aquitanien: Anthracothcrium niagmun, Amphdragtdus gracilis , Majorca, Aceratherhnn Icmanense, Scinrns Feignouxi, Cricetodon antiquum, Dremotherium, Rubi, Barcelona, Caenotlicriuin /, Brihuega, Guadalajara. Bourdigalien: Bltinoceros tagicus sp., Brachyodus onoideus, Pcdacochoerus aurclianensis und Pseudaelurns transitorius , Lissabon, und Mdaxitltcrium aus marinen Schichten in Katalnnien. Helvetien: Nur Mastodon angustidcns, Tajoberken Portugal, nach Batallkr auch Macrotherium von Sant Llorens d'Hortons in Katalnnien. Obermiocän, Sarmatien: Von Madrid, Palencia und Rincon de Teruel nebst verschiedenen anderen Lokalitäten, die aber nur wenige Arten, meist nur Mastodon angustidens geliefert haben. Die von Pacheco durchgeführte feinere Unterscheidung in Tortonien. Vindobonien und Sarmatien läßt sicli mit Hilfe der angegebenen Säugetierarten nicht mit Sicherheit begründen. Die Miocänfaunen Spaniens und Portugals unterscheiden sich von den deutschen und französischen ganz auffallend durch die Seltenheit von Cervicorniern — eine Ausnahme macht lediglich die von Cerro de Otero bei Palencia — , was darauf schließen läßt, daß diese Länder schon im Tertiär arm an ausgedehnten Waldungen waren. Die Ursache dürfte in der weiten Verbreitung von Gipslagern zu suchen sein, welche das Gedeihen des Waldes verhindern. Pontien: Archino, Villanova, Portugal, Concnd (Teruel), Alcoy (Alicante)?, Seu d'Urgel und Tarrassa (Catalunia). Einzel- funde aus Palencia, Peria, Barcelona, Madrid, Cnenca etc. Räum- lich ist das Pontien die verbreitetste Tertiärstufe der Iberischen Halbinsel. Pleistocän: Die im Pleistocän von Frankreich, Deutsch- land und England bei weitem vorherrschenden Arten des kalten Klimas spielen in Spanien eine sehr untergeordnete Rolle, denn Mammut, Gemse, Renntier und Höhlenbär kennt man bisher nur aus Katalnnien und den westlich der Pyrenäen gelegenen Provinzen Guipuzcoa und Santander, Bltinoceros tichorhinus wurde überhaupt erst einmal gefunden, an der Grenze der Prov. Santander und Oviedo. Dagegen zählen Elephas antiquus und Bltinoceros Merki zu den häutigeren Funden im Pleistocän der Iberischen Halbinsel. Besonders häufig ist jedoch eine kleine Form des Edelhirsches, die auch aus dem Heppenloch bei Kirchheim in Württemberg vorliegt, wo auch Bit. Merki und ein Innus gefunden wurde. 502 F. v. Huene. Über einen wohlerhaltenen Gaumen von Tremato- saurum Bräunt. Von Friedrich v. Huene in Tübingen. Mit 2 Textfiguren. Der Schädel von Trematosaurus Brauni aus dem mittleren Buutsaudstein von Bernburg ist gut bekannt. Er ist häutig (Bur- meister, H. v. Meyer, Jaekel, Drevermann) beschrieben und ab- gebildet, zuletzt von Drevermann. Ein Element des Gaumens, das Transversum , ist erst sehr spät bekanntgeworden , ferner ist der genaue Verlauf der Prämaxillennaht nie ganz klargelegt. Die Abgrenzung des Transversums gegen das Palatinum ist erst von Drevermann (Senckenbergiana II. 1920. 83 — 110) deutlich abgebildet worden. Die Grenze zwischen Palatinum und Trans- versum fand Haughton zum erstenmal im Jahre 1915 (Aun. S. Afr. Mus. XII, 2. 47 — 51) an einer verwandten Form aus Südafrika. Die Abbildung ist aber nicht recht klar und einwandfrei, so daß die Lage der Sutur später mit Recht bezweifelt wurde. Eine Wiederholung von Drevermann’s Beobachtung der Palatinum-Trans- versum-Naht an anderem Schädel ist vielleicht nicht unerwünscht. In einer zurzeit noch nicht erschienenen Arbeit über Goniof/lyptus in den „Acta Zoologica“ habe ich eine nach den besten bisherigen Darstellungen kompilierte Abbildung des Gaumens von Tremato- saurus Brauni gegeben ; aber gerade diese Naht und Teile der ITämaxillennaht sind ebenfalls nur auf Grund des bis dahin publi- zierten Materials eingetragen. Nun habe ich aber kürzlich in der an Trematosaurus so reichen Sammlung des Geologischen Institutes in Halle a. S. zwei Stücke gefunden , die gerade diese beiden genannten Stellen in denk- bar glänzendster Weise zeigen. Ich verdanke Herrn Geheimrat J. Walther die Erlaubnis, dieselbe hier bekanntzumachen. Beide Stücke sind natürliche Negative, die die Nähte mit wunderbarster Deutlichkeit aufweisen. Der mittlere und der vordere Abschnitt des Gaumens sind die schön erhaltenen Teile. Das Pterygoid ist in eine lange schmale Spitze nach vorn ausgezogen, die bis weit über die halbe Länge der großen Interpterygoidalliicke nach vorne reicht. Am Rande derselben kommt ihm eine kurze stumpfere Spitze des Palatinum von vorn entgegen, genau wie Drevermann sie ab* bildet. Die Sutur quert die Knochenbrücke zwischen Durchbruch und Maxilla dicht hinter dem 4. Palatinum-Zahn ; von da an steht die lango innere Reihe der kleinen Zähnchen auf dem Transversum (die Maxillenzähne sind zum großen Teil an diesem Exemplar nicht sichtbar). Das Palatinum besitzt hinter den Choanen ein Zahn- polster für zwei sehr große Zähne , von denen hier der vordere Über einen wohlerhaltenen Gunmen etc. f>o:i beiderseits ausgefallen ist, und dahinter zwei wesentlich kleinere, mittelgroße Zähne. Die längliche Choanenörtnung wird deutlich lateral von der Maxilla und oral vom Vomer begrenzt. Die das Parasphenoid bedeckenden hinteren medianen Vomer-Spitzen reichen etwas weiter rückwärts als die Hinterenden der Palatina. Die vollkommene Schnauzenspitze eines anderen Exemplars zeigt die vordere Umgrenzung der Vomeres deutlich. Die großen Zähne vor den Choanen stehen noch auf den Vomeres. Erhalten ist nur jederseits einer der Zähne, aber es ist Raum da für zwei, Fig. 1 zeigt ihn unmittelbar vor der Choane, Fig. 2 um eine Zahnbreite oralwärts entfernt; H. v. Mevek bildet (Pal. VI. Taf. 27. 2") den Fig. 2. Wie Fig. 1 . Vorder- spitze des Gaumens, ohne No. Grüße und Be- zeichnungen wie Fig. 1. Fig. 1. Gaumen von Trematosanrus lirauui aus dem mittleren* Bunt- sandstein von Bernburg No. 27 im Geolog. Institut zu Halle a. S. in 4 nat. Größe. Ch Choane, J Jugale, Mx Maxilla, PI Palatinum. Pm Prae- maxilla. Tr Transversum. V Vomer. 504 0. Miigge, Bemerkung zu Brauns etc. einen in dieser, den anderen iu jener Stellung ab; es waren also zwei Paare vorhanden; Burmeister stellt es in seiner rekon- struierten Darstellung auch so dar. Die Vomer-Sutur zieht im Bogen oral um den großen Zahn herum und läßt median schmale zu- sammenschließeude Prämaxillenspitzen nach rückwärts zwischen die Vomeres eingreifen. Längs dem Medialrand der Choanen stehen auf dem Vomer 7 — 8 kleine Zähnchen in einer geraden sagittalen Reihe. An der Mittelnaht findet sich hinter den Prämaxillen- fortsätzen eine kleine Einsenkung. Direkt vor dem vorderen großen Vomer-Zalm ist eine längliche große Öffnung in den Prämaxillen zum Durchlaß der Spitzen der großen Symphysen-(Spleniale-)Zähne des Unterkiefers (das Schädeldach wird jedoch nicht durchbrochen». Diese wenigen Daten zu einer so gut bekannten Form wie Trematosaurus Brauni sind vielleicht doch nicht ganz unerwünscht, weil sie einen erst kürzlich bekanntgew'ordenen und einen unsicheren Punkt der bisherigen Kenntnis durch gute Dokumente darstellen können. Tübingen, den 23. Oktober 1920. Bemerkung zu Brauns, Bildung und Beständigkeit von Modifikationen polymorpher Körper unterhalb ihrer Um- wandlungstemperatur. (Dies. Centralbl. 1921. p. 225 — 29.) Von O. Mügge. Zu der Mitteilung von Brauns in dies. Centralbl. 1921, 225—29 möchte ich folgendes bemerken: Daß die erst bei höherer Temperatur beständige Modifikation sich auch schon bei niederer Temperatur ausscheiden kann, ist mir natürlich nicht unbekannt ', ebensowenig der Umstand, daß eine solche sich Jahrzehnte hindurch erhalten kann i 2. Was mich am Borazit trotzdem zur Annahme einer Bildungstemperatur oberhalb 265° veranlaßte, ist, wie ich Herrn Brauns auch schon brieflich mitteilte, der Umstand, daß beim B. die Umwandlung der höher symmetrischen in die mimetische Modifikation mit außerordentlicher Präzision — nach den vorliegenden Erfahrungen unaufhaltsam — vor sich geht, daß es daher höchst unwahrscheinlich ist, daß sich seine Kristalle auch nur so lange im Unbeständigkeitsgebict er- 1 Daß auch die bei niedrigerer Temperatur beständige Modifikation sich oberhalb ihres Uimvandlungspunktes ausscheiden kann, zeigt der Aragonit 2 Vgl. z. B. mein lief, über Grrnkz , N. Jahrb. f. Min. etc. 1911 I. -27(>-, betr. Ilg.J,, dessen Angaben ich ebenfalls aus langjährigen Er- fahrungen bestätigen kann. M. Berek. Lichtfilter für die Benutzung etc. 505 halten konnten als zu ihrem Wachstum — das vermutlich doch recht lange Zeit erforderte — nötig war. Im Übrigen habe ich natürlich nicht angenommen, daß eine Temperatur von 2t>5° im Salzlager „geherrscht habe“, sondern nur, daß örtlich (infolge chemischer Prozesse) eine solche vorhanden gewesen sei, „mit einer paragenetisch ganz abnormen Bildungs- temperatur“ ist also für die Salzlager im ganzen keineswegs zu rechnen. Lichtfilter für die Benutzung künstlicher Lichtquellen beim Mikroskopieren im polarisierten Licht. Von M. Berek in Wetzlar. Küustliche Lichtquellen werden beim Mikroskopieren im polari- sierten Licht häufig deshalb nur ungern benutzt, weil sie zufolge der vom gewöhnlichen Tageslicht abweichenden Energieverteilung im sichtbaren Spektrum die Interferenzfarben der Mineralien in un- gewohnter Weise erscheinen lassen. Die gebräuchlichen Vorschalt- filter beseitigen diesen Mangel nicht in zufriedenstellendem Maße. In den zumeist in Frage kommenden künstlichen Lichtquellen, den elektrischen Glühbirnen, ist das Energiemaximum gegenüber dem Tageslicht nach Rot hin verschoben, so daß das Intensitäts- Verhältnis der gelben und mehr noch der roten Strahlen zur ge- samten sichtbaren Strahlung bei diesen Lichtquellen höher ist als im Tageslicht. Um die dem Tageslicht entsprechenden Interferenz- töne im polarisierten Licht zu erhalten, müssen demnach bei Be- nutzung solcher künstlicher Lichtquellen die ausgesandten gelben und noch mehr die roten Strahlen in bestimmtem Grade geschwächt werden. Mit Hilfe eines gelb und rot gleichzeitig absor- bierenden Filtermediums gelingt das nur sehr unvollkommen , da wohl kaum das Absorptionsvermögen dieses Mediums für Gelb und Rot gerade das Verhältnis hat, wie es für die betreffende Licht- quelle benötigt wird. Man muß vielmehr zwei selektiv absor- bierende Medien benutzen, von denen das eine nur Gelb, das andere nur Rot absorbiert. Durch Zusammensetzung oder Mischung dieser beiden Medien kann man die Schwächung der gelben und roten Farbtöne in jedem gewünschten Verhältnis bewerkstelligen. Zwei solche Medien, welche die vorgenannten Bedingungen in genügendem Maße erfüllen, sind Kupfernitrat und Gentiana- violett. Das Kupfernitrat besitzt eine starke Absorptiousbande im Rot; der Farbstoff Gentianaviolett hat einen starkeu Absorptions- streifen im Orange-Gelb und daran anschließend ein schwaches Absorptionsband, welches Gelb und Grün umfaßt und im Blaugrün abklingt. Durch Auflösung beider Medien in Wasser läßt sich leicht ein Mischungsverhältnis darstellen, welches, als Filter ge- 506 Besprechungen. braucht, in Verbindung mit einer künstlichen Lichtquelle ein dem Tageslicht in seiner spektralen Zusammensetzung sehr nahestehendes Licht liefert. Eine für die übliche Dünnschliff betrachtung aus- reichende Annäherung an das richtige Mischungsverhältnis erreicht man leicht, indem man durch Spiegeldrehung abwechselnd mit Tageslicht und dem gefilterten künstlichen Licht beleuchtet und bei zu starken roten Interferenztönen Kupfernitrat, bei zu starken gelben Interferenztönen Gentianaviolett zur Filterlösung hinzusetzt. Um einen ungefähren Anhalt für das anzusetzende Mischungs- verhältnis zu geben, sei erwähnt, daß in Verbindung mit einer der üblichen Radiumglühbirnen auf 1000 g Wasser 110 g Kupfernitrat und 0,033 g Gentianaviolett für eine Filterdicke von 10 mm be- nötigt wurden. Die Zusammensetzung der Filterflüssigkeit muß natürlich der jeweiligen Lichtquelle und Filterdicke angepaßt werdeu. Eine sehr weitgehende Annäherung an das Tageslicht erzielt man, wenn man bei der Zusammensetzung des Filters die Inter- ferenztöne eines Quarzkeils im Tageslicht und gefilterten künst- lichen Licht vergleicht. Besonders die Farbtöne der 1. und 2. Ord- nung eignen sich hierfür gut. Man kann durch feinere Abstufung der Gewichtsanteile der beiden genannten Absorptionsmedien eine fast vollständige Übereinstimmung der Farbskalen im Tageslicht und künstlichen Licht erzielen. Schädigungen der angesetzten Filterflüssigkeit wurden trotz zweijähriger Benutzung bisher nicht beobachtet. Die optischen Werke E. Leitz, Wetzlar, stellen neuerdings eine geeignete Filterküvette in dauerhafter Ausführung mit stabiler Fußplatte her. Besprechungen. A. Wegener : Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Die Wissenschaft. (>(». 2. gänzlich umgearb. Aufl. 135 p. 33 Abbild. Braunschweig, Fried r. Vieweg & Sohn, 1920. Das vorliegende Buch stellt eine wesentlich bereicherte Neu- abfassung der gleichnamigen während des Krieges im Jahre 1915 ebenfalls in Buchform erschienenen bekannten Arbeit dar, in welcher Verf. seine auch schon anderweitig kurz veröffentlichten Ansichten über die von ihm aufgestellte Theorie der Kontinentalverschiebungen eingehender dargelegt hat. Dem Umfange nach hat diese zweite Auflage der ersten gegenüber um etwa die Hälfte zugenommen, wie denn auch die Abbildungen von 20 auf 33 vermehrt worden sind. Inhaltlich stellen wir zunächst wieder wie damals beim Lesen der ersten Auflage1 ganz unter dem Eindruck, daß es sich um 1 (iF.ui. Anu s Beitr.z. Geophysik. XIV. 4 Bespr p 118 — 122. Leipzig 1918 Besprechungen :")( »7 den geistvollen Versuch einer Synthese unserer bisherigen über Aufbau und Gestaltung der Erdrinde gewonnenen Kenntnisse auf dem Boden einer neuen Grundanschauung, eben der Abspaltung und horizontalen Beweglichkeit der Kontinentalschollen, handelt, dessen Studium ebenso lehrreich und anregend wie genußreich ist. Doch nun hat auf der nengeschaffenen Grundlage umgekehrt auch die analytische Kleinarbeit einzusetzen und zu erweisen, wie sicher die Stützen bezw. Folgerungen der neuen Theorie, deren Fundament doch bisher nur im großen aufgerichtet worden ist, im einzelnen sind. Ausschlaggebend ist für die neue Auffassung nach dem Yert. der aus geophysikalischen Erwägungen zu ziehende Schluß, daß die Tiefseeböden grundsätzlich von anderer Beschaffenheit siud als die Kontinente, indem diese allein die Reste der nunmehr zerstückelten und zusammengeschobenen Lithosphäre darstellen, während in jenen die „Barysphäre“ zutage tritt. Allein die Kontinente bestehen daher aus dem sialischen Material (dem Sal von Si ess), die Tiefseeböden dagegen bereits aus dem schwereren, weniger starren und unter gewissen Umständen zähflüssigen Sima1. Von den angeführten Gründen, die zu dieser Annahme nötigen, erscheint, abgesehen da- von, daß sie selbstverständlich mit der Theorie der isostatischen Lagerung der einzelnen Krustenteile verträglich ist, besonders ein- leuchtend die ausgesprochene Vorherrschaft zweier Niveaus auf der Erdoberfläche, nämlich einer Fläche in 0 — 1 km Höhe über dem Meeresspiegel und einer anderen in 4 — 5 km Tiefe unterhalb desselben, was eben geophysikalisch begreiflich ist, wenn man diese Niveaus als die Oberflächen zweier verschiedener Sphären des 1 Einem Vorschläge von Pfeffer folgend, möchte Verf. für Sal lieber Sial geschrieben wissen, um einer Verwechslung mit dem lateinischen Wort für Salz vorzubeugen. Unbeschadet der Ein furcht vor einem Eduard Suek.- hält Ref. diese leichte formale Abänderung für glücklich, tritt doch dadurch wie bei der Bezeichnung Sima auch noch klarer die Beteiligung des Si hervor. Dagegen hält es der Referent für zweckmäßiger, den Begriff der Barysphäre nicht auch schon auf den Sima -Gürtel anzuwenden, wie dies in dem vorliegenden Buche durchgängig geschieht. Dieser bildet doch zusammen mit der sialischen Hülle nur den Ge Steinsmantel der Erde, dessen Mächtigkeit nach den neueren Ergebnissen der Erdbeben- forschung vielleicht auf 1200 km zu veranschlagen ist. Diesem Gesteins- mantel erst würde die Barysphäre gegenüberstehen, die wiederum, nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung, im wesentlichen aus zwei Teilen zusammengesetzt ist, einer 1700 km mächtigen sog. Zwischen- schicht (wesentlich Eisenerze) und dem eigentlichen Erdkern (Nife) von rund 7000 km Ausdehnung im Durchmesser. Für eine solche Scheidung in der Bezeichnungsweise sprechen entschieden die spezifischen Gewichte ; denn bei Annahme einer konstanten mittleren Dichte von 3.4 für den Gesteinsmantel folgt für die Zwischenschicht eine Dichte von 6,0 und für den ugentlichen Kern eine Dichte von 9,2. Übrigens rechnet auch Suess (Antlitz ler Erde. III. 2. p. 628) das Sima ausdrücklich nicht zur Barysphäre. Besprechungen. 508 Erdballs anspriclit *. Auch das sanftere Relief der ozeanischen Böden im Vergleich mit der reichen und viel schrofferen vertikalen Gliederung der Festländer deutet auf einen Gegensatz in ihrer Beschaffenheit hin. Neu ist in dieser Auflage der interessante Hinweis, daß auch das magnetische Verhalten unserer Erde auf eine solche Ver- schiedenheit hinzuführen scheint. Einen Aufschluß muß aber vor allen Dingen die Erdbeben- forschung liefern, denn es ist zu folgern, daß, wenn die hier skizzierte Ansicht zu Recht besteht, die seismischen Ober- flächenwellen auf ozeanischen Wegen eine andere Fortpflanzungs- geschwindigkeit besitzen als auf kontinentalen Wegen. Und in der Tat scheint auch, wie Ref. auf Grund des bisher vorhandenen Beobachtungsmaterials in einer in dieser Zeitschrift (Jahrg. 1921, Nr. 2 u. 3, p. 44 ff. u. 75 ff.) erschienenen Arbeit nachzuweiseu versucht hat, ein geringer Unterschied von 0,1 [km sec-1] vor- handen zu sein, und zwar in dem Sinne, daß dem Sima die größere Geschwindigkeit eigen ist. Natürlich gibt aber die Wegener’scIic Vorstellung nicht die einzige Erklärungsmöglichkeit für das Vor- handensein einer solchen Differenz. Auch vom Standpunkt der Permanenz der Hauptzüge im Antlitz der Erde wäre z. B. auf einen merklichen Unterschied in der physikalischen Beschaffenheit der Festlandsmassen und der ozeanischen Böden zu schließen. Den vom Verf. auf p. 20 seines Buches angeführten OuoRi’schen Werten der Fortpflanzungsgeschwindigkeiten der ersten Vorläufer kann aber eine Beweiskraft nicht zugesprochen werden. Diesen Werten kommt überhaupt eine eigentlich physikalische Bedeutung nicht zu, da sie auf Grund der nicht haltbaren Vorstellung berechnet wurden, daß die Vorläuferwellen sich, wenn auch nicht an der Erdoberfläche selbst, so doch parallel zu ihr durch die äußere Erdkruste fort- pflanzen. Schon die beträchtliche Geschwindigkeitsdifferenz von 4,6(j [km sec- 1 j , die sich nach Omori’s Verfahren zwischen den Fortpflanzungsgeschwindigkeiten längs ozeanischer und kontinen- taler Wege ergibt, muß stutzig machen. Besonderes Interesse beanspruchen im dritten Kapitel die Aus- führungen über den Prozeß der Gebirgsfaltuug, der auch, wie mit Recht besonders betont wird, immer nur unter Wahrung der Isostasie vor sich gehen kann und daher im allgemeinen mit einem noch stärkeren Zusaminensclmb an der Unterseite der Kontinentalscholle verbunden sein muß. Seine Ursache wird, da u. a. die Schrumpfungs- theorie, also auch der aus ihr zu folgernde Gewölbedruck ganz 1 Nach den neueren Angaben von H. Waonkr (Lehrbuch der (ie<>- graphie. I. 9. Aull. 1912. p. 279) stellt sich aber die Arealverteilung auf di« einzelnen Höhen- und Tiefenstufen in I’mzentzahlen dar, die teilweise nicht unbedeutend von den hier benutzten, dem Lehrbuch der kosmischen Physik von Trabkrt entnommenen Angaben ab weichen. Doch bleibön die beiden Haufigkeitsmaxima für 0 — 1 km Höbe und 4 — ö km Tiefe deutlich bestehen Besprechungen 509 abzulehnen sei, in den Kräften gesellen, welche die Horizontal- verschiebungen der Kontinente bewirken, indem diese sialischen Schollen bei ihrer Fortbewegung im Sima an ihrer Vorderseite be- sonderem Stirnwiderstand ausgesetzt sind, der eine Pressung und Auffaltung zur Folge haben wird (Musterbeispiel : die Anden an der Vorderseite der nach Westen drängenden amerikanischen Scholle). Gut ordnet sich in die über das Sial und Sima entwickelten Vor- stellungen auch der Vorgang der G r a b e n b i 1 d u n g ein. Sehr erzwungen erscheint dem Ref. dagegen die Ansicht über die Be- deutung etwa bei der in die Tiefe gerichteten Stauung geschmolzener sialischer Massen, welche an der Unterseite des Gebirges ausweichen und eine Hebung zu beiden Seiten desselben oder bei einer statt- findenden horizontalen Schollenverschiebung nur an seiner Rückseite (insofern das geschmolzene Sial mit dem Sima znriickbleibt) be- wirken können. So möchte Verf. z. B. die Hebung der mittel- deutschen Gebirgswelt wie auch von Tibet im „Rücken“ der Alpen bezw. des Himalaya und die an ihren „Vorderseiten“ vorhandenen Senkungen oder „Vortiefen“ mit auf diese Umstände zurückführen. Warum aber ist bei dieser Auffassung der Alpenbogen konvex nach Norden, der Bogen des Himalaya dagegen konvex nach Süden ge- krümmt? Und wie verbinden sich diese Gedanken mit der anderen, später in den Vordergrund gerückten Vorstellung, daß die Haupt- faltung des Himalaya nicht so sehr auf einer Polflucht Asiens als vielmehr auf einem durch Ablösung Vorderindiens von Madagaskar- Afrika bewirkten Zusammenschnb beruhen soll? Es ist nicht recht einzusehen, daß dabei das an der Unterseite der entstehenden Gebirgsketten in das Sima hineingepreßte und geschmolzene Sial unter dem Gebirge weg gerade nach Norden getrieben worden und dadurch dann gleichzeitig durch eine Art Saugwirknng die Vortiefe des hindostanischen Tieflandes entstanden ist. Eine Unterströmung sialischen Materials soll insbesondere auch unter dem abessinischen Gebirge stattgefunden und hier in Ver- bindung mit dem Aufreißen des ostafrikaniscben Bruchsystems au seiner Ostseite sogar einen Simalappen (das hier vorhandene .jung- vulkanische Material) emporgehoben haben. Ebenso wird es betreffs Islands für nicht unwahrscheinlich gehalten, daß es eine Simakappe darstellt , welche durch geschmolzenes , von der Unterseite der auseinandergespaltenen nordeuropäischen und grönländischen Scholle stammendes Sial gehoben worden ist. Wie aber erklären sich die sehr beträchtlichen, namentlich tertiären Hebungen der kontinentalen Schollen selber, wie sie u. a. in Fennoskandia, Spitzbergen und Grönland stattgefunden haben? de Geer *, der das europäische Nordmeer sowie das arktische Meer 1 Kontinentale Niveauänderungen im Norden Europas. Peterm. Mitteil. 1912. II. p. 121 ff. 510 Besprechungen. mich als sehr junge Bildungen betrachtet, dabei indessen wesentlich an einen großen, im Spättertiär begonnenen und noch jetzt an- dauernden Ein s enk un gs prozeß denkt, hat die Möglichkeit, die gewaltigen tertiären Basaltergüsse und die erwähnten tertiären Landhebungen einheitlich unter dem Gesichtspunkt großer Magmaverschiebnngen nach den Rändern dieser Becken aufzufassen. Es liegt nahe anzunehmen, daß der Vorgang der Abspaltung und des horizontalen Forttreibens des grönländischen Sockels nicht der allein maßgebende Faktor für die jüngste Phase in der erd- geschichtlichen Entwicklung dieser ganzen Region ist. Die Auffassung von v. Richthofen, daß der ostasiatische Kontinentair and aus Landstaffeln bestehe, welche durch Zug vom Pazilik her entstanden, wobei infolge einer Kippbewegung die äußeren Ränder gehoben und die inneren Ränder gesenkt worden seien, wird durch die Vorstellung ersetzt, daß sich bei der West- wanderung der ganzen eurasiatischen Scholle die Inselgirlanden als Randketteu abgelöst und dadurch gleichzeitig dem Sima Gelegen- heit gegeben haben, zwischen ihnen und dem Festland fensterartig hervorzutreten, auf diese Weise die Böden der gegenwärtigen ost- asiatischen Randmeere bildend. In ursächlichem Zusammenhang hiermit haben sich dann noch an den Anßenrändern als Spalten zwischen dem Sial der Girlanden und dem Sima des alten erstarrten pazifischen Tiefsoebodens die Tiefsee rinnen gebildet; und eine solche Einwirkung soll sich auch noch in Verbindung mit einer Wanderung der australischen Scholle auf die Tongarinne erstreckt haben. Die Bogenformen der Festlandsküste aber werden als hori- zontale Großfalten gedeutet und hinsichtlich ihrer Entstehung als „eine Teilerscheinung in dem gewaltigen Zusammenschnb, den das ganze östliche Asien in der Richtung Nordost — Südwest erfahren hat,“ angesehen. Hinsichtlich der Tiefseerinnen am Ostrande des Pazifik hält es hingegen Verf. für möglich, daß sie letzthin gerade dem Drucke und der ja auch nach unten gerichteten und damit saugend wirkenden Stauung des Kontinentalrandes der westwärts wandernden südamerikanischen Scholle ihre Entstehung verdanken. Wenn diese gegensätzliche Erklärung der Tiefseerinnen zu beiden Seiten des Großen Ozeans richtig ist, so wird sich zeigen müssen, daß dieselben auch ihrem Bau nach ganz verschiedenartige Gebilde sind, denn es ist schwer vorstellbar, daß durch entgegengesetzte Wirkungen gleichartige Formen entstehen. Doch Verf. ist sich auch selbst des Ungewissen in seinen Gedankenreihen wohl bewußt. Ein alle pazifischen Tiefseerinnen einheitlich umfassender Erklärungs- versuch ist dem Ref. von J. Geikie 1 bekannt, der zu ihrer Ent- stehung noch während des Tertiärs in Verbindung mit den zu dieser 1 The „Deeps* of the Pacific Ocean and their Origin. The Scottisli (icograph. Magazine. XXVIII. 1912. p. 113 ff. Besprechungen. oll Periode rings um den Pazifik statthabenden großen tektonischen Vorgängen eine Senkungsbewegung des ganzen Ozeanbeckens auninnnt, wodurch dann an seinen Rändern in den zu Bruch neigen- den Gebieten Grabenverwerfungen erzeugt wurden. Wieder erscheint die Frage berechtigt, ob nicht durch das Prinzip der horizontalen Beweglichkeit der Kontinentalschollen die Bedeutung vertikaler Bewegungen einzelner Teile der Erdrinde (und zwar in erster Linie von Senkungen, die mit einer trotz Wärmeerzeugung durch Zerfall von radioaktivem Material vielleicht auch gegenwärtig noch nicht ganz abgeschlossenen Schrumpfung des ganzen Erdballs Zu- sammenhängen könnten) zu sehr in den Hintergrund gedrängt wird. Eine interessante genetische Beleuchtung erfährt auch der be- kannte Gegensatz zwischen atlantischem und pazifischem Bau und das vielleicht mit ihm verknüpfte gegensätzliche Verhalten in bezug auf isostatische Kompensation. Wenn aber die relative Erdbebenarmut der atlantisch gebauten Gebiete auf den infolge nicht weit zurückliegender Entblößung noch verhältnismäßig hohen Plastizitätsgrad des Sima zurückgeführt wird, bei dem sich seis- misch äußernde, ruckweise Verschiebungen nicht möglich sind, so befriedigt diese Erklärung angesichts der Tatsache nicht, daß, wie Ref. neuerdings näher ausgeführt hat (Mitteil. d. Geograph. Ges. zu Hamburg. 33. 1921. p. 33 ff.), gerade der Boden des europäischen Nordmeers, dieses jüngsten Teils der großen „atlantischen Spalte“, seismisch recht rege ist. Bei der hier vertretenen Auffassung muß auch am Boden dieses Meeres schon das Sima selbst zutage treten, handelt es sich doch um Becken von 3000 — 4000 m Tiefe und darüber. Im vierten Kapitel wird nun auf die Verschiebungen der Konti nentalsc hollen selber ausführlicher eingegangeu und zu- nächst ein lehrreiches Bild von der mutmaßlichen Lage der Kontinente zur Carbonzeit entworfen. Sodann erfahren die atlantische Spalte, Lemurien und Gondwanaland eine gesonderte Betrachtung unter ein- gehender Darlegung der für die Verschiebungstheorie sprechenden biologischen und geologischen Tatsachen. Diesen Ausführungen kommt nun wohl in der Tat vielfach eine hinreichende Beweiskraft zu, so daß an der Richtigkeit des Prinzips der horizontalen Beweglich- keit der sialischen Hülle unserer Erde nicht mehr gezweifelt werden kann und ebensowenig zu bestreiten ist, daß in der bisherigen geo- logischen Entwicklungsgeschichte unserer Erde solche Verschiebungen in bedeutenderem Ausmaß auch wirklich stattgefunden haben. Im Anschluß daran wird das Problem der Pol wau derungen behandelt und zunächst vornehmlich an der Hand der diesbezüglichen Untersuchungen von Schiaparei.li die geophysikalische Möglichkeit beträchtlicher Polverlagerungen in vorangegangeneu geologischen Zeitaltern dargetan, um dann die Pollagen im einzelnen bis ins Carbon zurück zu verfolgen. In Verbindung mit der Verschiebungs- theorie erscheinen dabei die aus den geologisch-paläontologischen 512 Besprechungen. Befunden zu erschließenden paläoklimatischen Verhältnisse der ver- schiedenen Erdteile vielfach wieder in überraschend einheitlicher Beleuchtung, wras namentlich von der permocarbonischen Eiszeit auf der Südhalbkugel gilt. Und andererseits ist gerade auch in den Kontinentalverschiebungen infolge der durch sie bedingten Ver- lagerung der Trägheitsachse die Ursache der Pol Wanderungen zu sehen, welche hinsichtlich der Breitenlage u. a. für das Eocän und das Carbon als so beträchtlich angenommen werden, daß sich der Nordpol in diesen Epochen auf nur 45° N bezw. 25° N befunden hat. Auch W. Koppen 1 sieht in den vom Verf. entwickelten Ansichten das richtige Prinzip zur Erklärung der großen Züge der Klima- änderungen. Als Ursache der Kontinentalverschiebungen werden hypothetisch die Polflucht und ein Westwärtsdrängen angenommen. Die Polflucht soll nach Koppen dadurch zur Geltung kommen, daß sich der Schwerpunkt eines Kontinentalblocks in einer rund 2| km höheren Niveaufläche befindet als sein Auftriebspunkt, und diese beiden Niveauflächen infolge stärkerer Abplattung der oberen nur am Äquator und an den Polen, nicht aber in den dazwischen liegenden Breiten einander parallel sind, so daß sich besonders in den mittleren Breiten aus Auftrieb und Schwere eine kleine äquatorw'ärts gerichtete Resultante ergibt. Das Westwärts- drängen kann entweder in Verbindung mit der Polflucht auf die ab- lenkende Kraft der Erdrotation oder als Reibungswirkung vielleicht auf eine Gezeitenbewegung des Simas zurückgeführt werden. So stehen schließlich Kontinentalverschiebungen und Polwanderungen als die für die Herausbildung des Erdantlitzes und seiner klimatischen Verhält- nisse wesentlichsten Momente in einem gegenseitigen Abhängigkeits- verhältnis voneinander. Den Abschluß des inhaltsreichen Buches bildet als siebtes Kapitel der Nachweis auch gegenwärtig noch andauernder Kon- tinentalverschiebungen durch astronomische Ortsbestimmung. Derselbe dürfte nach den nunmehr vorliegenden Ergebnissen der in Europa — Grönland ausgeführten vergleichenden Längenbestim- mungen als erbracht anzusehen sein, ergibt sich doch aus ihnen eine westwärts gerichtete Verschiebung Grönlands um 420 m in der Zeit von 1823 — 1870 (d. h. um jährlich 9 in) und um 1190 m in der Zeit von 1870 — 1907 (d. h. um jährlich 32 m), wobei der mittlere Fehler im ersten Zeitabschnitt etwa 124 m und für die Beobachtungen von 1907 etwa 256 m beträgt. Die zum Schluß noch kurz erwähnte systematische säkulare Breitenabnahme der europäischen und nordamerikanischen Sternwarten beansprucht durch die hier besprochenen Ideen erhöhtes Interesse. E. Tains. 1 Über Polwanderungen, Kontinentenverschiebungen und Klima- jJ geschickte. Auszug ans einem Vortrag auf der 13. allgem. Versamnil. d Deutschen Meteorolog. Ges. Meteorolog. Zeitschr. 1920. Heft 12. p. 347 B. tioßner. Zur chemischen Konstitution von Silikaten. 513 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Zur chemischen Konstitution von Silikaten. Von B. Gossner in Tübingen. Die chemische Konstitution eines Stoffes bestimmen, hei Dt die Art der Beteiligung der ihn zusammensetzenden Atome in seinem zugehörigen Molekularzustand angeben. Die endgültige Bestimmung setzt die Überführung in diesen Zustand voraus: gemäß der Defini- tion von Molekül und gemäß der Tatsache, daß das individuelle Molekül in Übereinstimmung mit der AvoGADBo'schen Hypothese nur in Gas- oder Lösungsform nach außen, d. h. durch Wirkungen auf anders geartete Stoffe, sich zeigt, erhält man Einblick in seinen Bau nur durch die eben in diesen Zuständen allein möglichen Größebestimmungen (Molekulargewicht) oder stufemveisen baulichen Veränderungen (Synthese und Analyse), welche zunächst Beziehungen zu einfacheren, mit größerer Sicherheit in ihrer Konstitution be- kannten Molekülen liefern und schließlich mehr oder weniger sicher die Verteilung der Atome in Einzelmolekül zu erschließen gestatten. Solange der Stoff im Kristallzustand sich befindet , ist die Wirkung des individuellen Moleküls nach außen verdeckt oder auf- gehoben. Es ist nur noch in gewissem Sinne eine Art physika- lischer Analyse möglich, mit Hilfe der Röntgenstrahlen. Diese physikalische Analyse hat aber bis jetzt hinsichtlich der moleku- laren Beschaffenheit des Stoffes im Kristallzustand keine all- gemeineren Anhaltspunkte im Sinne der Molekularchemie geliefert: im Gegenteil kommt hiernach im Kristall dem einzelnen Atom eine größere Individualität zu als dem einzelnen Molekül im Sinne der AvoGADRo’schen Hypothese. Da, wo man das individuelle Molekül gewissermaßen greifbar antrifft, im Gaszustand oder in Lösung, zeigt es eine besonders charakteristische Eigenschaft, nämlich die Erscheinung, daß es auf seinesgleichen abstoßend wirkt. Anziehende Kraft übt unter allen Umständen das Einzelatom aus. In dieses wird man darum nicht nur bei der Molekülbildung, sondern auch bei der Kristallbildung die bindenden Kräfte zu verlegen haben. Beide Vorgänge erhalten dadurch eine gewisse Gleichwertigkeit. Gemäß ihrem chemischen Charakter und den üblichen Vorstellungen über Valenz vereinigt Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 33 514 B. Goßner, sich eine einfache Zahl von Atomen zu einem Molekül; unter anderen äußeren Bedingungen erfolgt eine ähnliche Vereinigung zu einem Kristall von der gleichen , verhältnismäßigen Zusammensetzung. Bei beiden Vorgängen kommt offenbar der räumlichen Anordnung der kleinsten Elementarbestandteile (Elektronen) des Atoms eine ganz besondere Bedeutung zu. Bei der Molekülbildung ist die Mannigfaltigkeit der Verbin- dungsmöglichkeiten (Gesetz der einfachen Proportionen) begrenzter als bei der Kristallbildung. Die sog. Wertigkeit erscheint als Ausdruck für die Grenzsetzung. Isomorphe Mischkristalle, echte Kristallwasserverbindungen, echte Doppelsalze weisen darauf hin, daß im Kristallbau die stoffliche .Mannigfaltigkeit eine Erweiterung erfahren kann. Die Vorstellungen über den Bau eines Stoffes im Einzelmolekül vermögen eine Erklärung einer solchen Vereinigung eines Komplexes von Atomen nicht zu liefern. Wir werden darum durch die Existenz solcher Komplexe darauf hingewiesen, daß im gewöhnlichen Einzelmolekül nur ein Teil der Atomkräfte nach außen erkennbar wirksam ist, daß bei der regelmäßigen Ein- ordnung zum Kristall erst sich die Gesamtheit dieser Kräfte geltend macht. Über die Mannigfaltigkeit im Molekülindividuum hinaus vermag eine weitere Vereinigung der Stoffe stattzufinden. Aus diesem Grunde ist auf Stoffe, welche nur vom Kristall- zustand aus, nicht aber im Molekularzustand der analytischen Untersuchung zugänglich gemacht werden können, die Anwendung molekularer Vorstellungen nicht ohne weiteres zulässig. Bei ge- wöhnlichen, echten Doppelsalzen z. B. wird eine solche Vorstellung erst auf die einzelnen Spaltungkomponenten angewandt. Körper der eben geschilderten Art, welche nur vom Kristall- zustand aus, also ohne Isolierung des Einzelmoleküls, der ana- lytischen Untersuchung zugänglich sind, stellen die natürlichen, kristallisierten Silikate in ihrer überwiegenden Mehrzahl dar. Als erschwerend kommt hier noch dazu die ungewöhnliche Kompliziert- heit in den Verbindungsverhältnissen, deren Ursache z. T. in Wir-, kungen der Isomorphie erkennbar ist. Sehen wir von diesen letzteren zunächst ab , dann ergeben sich nach unseren Darlegungen zwei Möglichkeiten der Deutung der Zusammensetzung eines Silikates. Der erste Weg beruht auf der Annahme der Identität der chemischen Zusammensetzung des fraglichen Silikates im Kristall- zustand mit dem entsprechenden Einzelmolekül. Diese Annahme setzt eine hohe Kompliziertheit dieses Einzelmoleküls voraus, welches dann für sich allein beim Übergang in den Kristallzustand be- teiligt ist, in ähnlicher Weise, wie etwa die einzelnen Bestand- teile der Na Ol-Molekiile aus einer Lösung beim Übergang in den Kristallzustand sich in den neuen Bau mit seiner besonderen Lage- rung der Atome ein fügen. Dieser erste Weg ist bisher vorwiegend Zur chemischen Konstitution von Silikaten. :>15 begangen worden; er hat zu den zusannnenfassenden Formeln ge- führt. welche man in üblicher, mehr oder weniger abweichender Art in den verschiedenen Lehrbüchern antrifft. Das Verfahren setzt einige Annahmen über die Art der chemischen Bindung voraus, welche mit unseren sonstigen Kennt- nissen vom Verhalten der fraglichen Bestandteile, soweit ihr Molekülzustand in Betracht kommt, nur schwer zu vereinbaren sind. Eine solche Annahme sind salzartige Verbindungen von SiO, und Al., 03, in welchen das erstere als säurebildendes, das letztere als basenbildendes Oxyd beteiligt sein soll (z B. in (Si04)3 Al2Cas, in Si, 0SA1K). Will man diesen Standpunkt einnehmen, dann ist man gezwungen, eine starke Zunahme der dabei in Frage kommenden Affinitäten mit der Temperatur anzunehmen; für die gewöhnliche Temperatur gelten sie wohl als gering. Für das Einzelmolekül, d. h. nicht notwendig auch im Gleichgewicht Kristall — Einzel- molekiil, scheint aber die Regel zu bestehen, daß der Zerfall in Teilkomplexe mit steigender Temperatur gefördert wird. Die An- nahme solcher silikatischer Moleküle, mit gerade entgegengesetztem Verhalten, erscheint daher höchst unwahrscheinlich. Sind aber die angenommenen Formeln nicht gleichzeitig auch für ein wirk- lich existierendes Einzelmolekül geltend, dann besteht keine Be- rechtigung, die Zusammensetzung des Kristalls durch diese mole- kulare Schreibweise zum Ausdruck zu bringen. Resultiert die Zusammensetzung erst als Folge der beim Kristallisationsprozeß auftretenden, nach obigem erweiterten Bindungskräfte, dann würde diese Schreibweise ein falsches Bild der Zusammensetzung des Stoffes im Sinne molekularer Vorstellungen geben. Bei einem echten Doppelsalz oder einer echten Kristallwasserverbindung bringt man diese Unterschiede in der Bindung der Atome auch bereits durch eine besondere Form der Darstellung zum Ausdruck. Ein Versuch, aus einer Analyse des Kristalls eine Formel für ein zugehöriges Molekül abzuleiten, würde den Tatsachen wider- sprechen. Die gleiche Schlußfolgerung für einen komplexen Silikat- kristall führt notwendig zu ähnlichen, außergewöhnlich komplizierten Formeln für Einzelmoleküle, zu welchen in der übrigen Chemie Analoga nicht existieren. Die langen Ketten von aneinander- gereihten C-Atomen der organischen Chemie sind etwas anderes als die salzartig angenommenen Verbindungen der Silikatchemie. Eine weitere Schwierigkeit bei den Versuchen, für den Kristall die komplizierte individuelle Molekülformel aufzustellen, bereiten Silikate, in welchen im Sinne dieser Auffassung Radikale wie — Al = 0 oder — Al (OH)., für ein solches Molekül anzunehmen sind. Diese Auffassung gründet sich auf die Erscheinung der Hydrolyse. Diese Hydrolyse nimmt aber auch mit der Temperatur rasch zu, so daß bei unseren Stoffen es sehr wahrscheinlich er- scheint, daß sie im Zustande des Moleküls schon bald, insbesondere 33* 516 B. Goßner, bei den hohen Temperaturen, unter welchen sich viele der hieher gehörenden Silikate gebildet haben, in die einzelnen Hydroxyde zerfallen sind. Dann gesellt sich aber die neue Erscheinung hinzu, daß etwaige Hydroxyde wie Si 03 H2 oder Al 0, H infolge der hohen Temperatur weiter in Oxyd und Wasser zerfallen. Es erscheint darum nicht sehr wahrscheinlich , daß die 0 H-Gruppe überhaupt in Bindung mit A1203 oder auch Si02 auftritt, sondern in Bindung an Oxyde, deren zugehörige Hydroxyde bei höherer Temperatur weniger stark dissoziiert sind, etwa Ca(0H)2 oder Mg (OH),. Es erscheint also wenig wahrscheinlich, daß solche Molekül- individuen existieren , wie die Analyse eines Silikatkristalls sie ergeben würde, ebensowenig wie Molekülindividuen einer Kristall- wasserverbindung im Sinne der üblichen chemischen Bindungslehre angenommen werden. Somit bleibt nur noch der zweite Weg übrig, nämlich außer den im gewöhnlichen Einzelmolekül nach außen erkennbar wirk- samen Atomkräften die Gesamtheit der Kräfte zu benützen, deren Erweiterung sich oben bei der Gegenüberstellung von Stoff im Einzelmolekül und Stoff im Kristallzustand ergeben hat. Vor allem kommt es auf die Tatsache an, daß mehrere kleinere Molekül- individuen im Kristall noch weiter vereinigt sein können ; der Begriff des echten Doppelsalzes vermag diese besondere Art der stofflichen Bindung hinreichend zu veranschaulichen. In der sog. Koordinationstheorie liegt eine ähnliche Auffassung für gewöhnliche Stoffe dieser Art vor. Es ist nicht wesentlich zu wissen, ob derartige Vereinigungen einfacherer Molekülindividuell bereits in der konzentrierten Lösung statttinden. Bei Silikaten können sie jedenfalls vorerst nur durch ihr Auftreten im Kristall verfolgt werden. Versuche, die Koordinationstheorie auf die Konstitution der Silikate anzuwenden, hat J. Jakob 1 in größerem Umfang unter- nommen. Das hauptsächlichste Ergebnis ist die Ableitung komplexer Kieselsäuren für die einfacheren Silikate , von Silikatsalzen bei komplizierterer Zusammensetzung und von Koordinationsverbin- dungen höherer Ordnung. Der im folgenden unternommene Versuch, in die Konstitution der Silikate einzudringen, weicht in den Voraussetzungen und damit auch in den Ergebnissen von den eben genannten Versuchen einiger- maßen ab. Es soll hier nur gezeigt werden, daß in enger Ver- bindung mit paragenetischen Verhältnissen eine große Zahl von Silikaten eine einfachste Auffassung ihrer Konstitution in einer Art von Kristallverbindungen zuläßt. Ihre Deutung im Sinne einer spezielleren Theorie möge unterbleiben. 1 Helv. Cliim. Acta. 1920. 3. — N. Jalnb. f. Min. etc. 1921. I. -257-. Zur chemischen Konstitution von Silikaten. 517 Wir fassen zwecks Aufstellung der leitenden Prinzipien unsere Darlegungen in folgendem zusammen : Molekulare Individuen, wie sie die chemische Analyse eines Silikatkristalls bei der Annahme eines bestimmten einzelnen Moleküls erfordern würde, existieren nicht. Es reicht die Annahme einer geringen Zahl kleiner silikatischer Molekülindividuen aus, um zum Aufbau eines komplizierteren Silikats im Kristallzustand zu ge- langen. Diese Moleküle sind aber in besonderem Maße befähigt, beim Übergang in den Kristallzustand sich zu vereinigen in ganz ähnlicher Weise, wie das bei der Auskristallisation eines echten Doppelsalzes oder bei der Kristallisation einer echten Kristall- wasserverbindung geschieht. Die Frage nach der Art der komplexen Natur der entstehenden Kristallkörper wird hiebei nicht weiter berührt. Es wird also zum Unterschied von den Darlegungen von Jakob die Frage etwaiger komplexer Kieselsäuren nicht erörtert. Es soll nur gezeigt werden, daß bei Annahme einer verhältnismäßig kleinen Anzahl einfacher, molekularer Verbindungen für viele Silikate eine einfache Deutung der komplizierten Zusammensetzung eines Kristalls möglich ist. Solche einfache Moleküle, die im Kristallgebäude eines kom- plizierten Silikates nach der Art der echten Doppelverbindungen sich vereinigen können, siud Si03Xa2, Si03Ca, SiO:iMg, Si02 . A1203. Es sind also Kieselsäureverbindungen , welche leicht im Kristall- zustand aus dem Schmelzfluß zu erhalten sind. Über ihre Kon- stitution seien weitere Annahmen unterlassen, besonders etwa über die Konstitution von Si 0, . Al2 03 (Sillimanit) oder des weiteren einfach zu erhaltenden Komplexes Si 03 Ca . Si 03 Mg iDiopsid). Treten die Bestandteile des Wassers im Silikatkristall auf, so sind hvdroxylhaltige Moleküle im Bestand anzunehmen, zunächst Ca (OH), und Mg(OH)2, in einzelnen, unten noch näher bezeich- neten Fällen A10,H und A10:iHs, zwei Stoffe, welche ebenfalls in wohl kristallisiertem Zustand (Hydrargillit und Diaspor) bekannt sind. Freie kristallisierte Kieselsäure, etwa Si03H2, ist nicht bekannt, wohl aber Verbindungen vom Formentypus Si, O-KH, eiDe Verbindung, deren Kristalle noch bei hohen Temperaturen existenzfähig sind. Unvollständige Gleichgewichtseinstellungen werden bei der Kristallisation solcher gemischter Schmelzen sehr häutig sein. Bei gewöhnlichen, aus wässeriger Lösung zu erhaltenden Doppelsalzen hat. J. H. van’t Hoff solche Verzögerungen deutlich gemacht; sie steigern sich rasch bei Zunahme gewisser Eigenschaften, z. B. der Zahl der Wertigkeiten. Bei der Darstellung der Silikate aus Schmelzen scheint die häutige Unterkühlung (z. B. Si3OsAlK), ielleicht auch die Tatsache, daß man oft nur einfachere Bestand- eile (Schmelzen von Granat) erhält, zu dieser Eigenschaft in Be- gehung zu stehen. 518 B. Goßner. Wenn wir im folgenden für Albit etwa die Schreibweise Siü3 Xa2 . [Si02 . Al2 03] . 4 Si02 gebrauchen, so ist dessen Bestän- digkeit gegenüber Wasser nicht etwa ein größerer Widerspruch hiegegen wie die übliche Schreibweise Si308AlXa. Auch das letztere Molekül ist als Einzelmolekül sicher gegenüber Wasser ebenso leicht angreifbar. Schutz dagegen verleiht ilnn erst der Kristallzustand. Den gleichen Schluß gewährt die Form auch der obigen Doppelverbindung. Als Molekülindividuen sind beide Körper in gleicher Weise durch Wasser zerlegbar. Daß der erstere Komplex auch im Kristallzustand wie das letztere Molekül be- ständig ist, enthält keinen Widerspruch gegen diese Auffassung Es bietet offenbar allgemein bei komplizierten zusammengesetzten Silikatkristallen der Kristallbau einen besonderen Schutz, so daß das Gleichgewicht Kristall — Einzelmolekül und darauf die Zer- setzung durch Wasser nur sehr langsam sich einstellt. Eine besondere Eigenschaft solcher komplexer Silikatkristalle scheint nun eine gewisse Fähigkeit zu sein, andere nicht gerade ganz nahe verwandte Stoffe in geringer, im allgemeinen nicht sehr großer Menge in ihren Aufbau nach der Art von Mischkristallen in sich aufzunehmen. Am deutlichsten ausgeprägt erscheint diese Erscheinung bei den Zeolithen , mit der bekannten Erscheinung der kontinuierlichen Änderung der Zusammensetzung durch Aus- tausch der Basen und des kontinuierlich veränderlichen Wasser- gehalts. AA'ir werden dieselbe unten in Verbindung setzen mit einer ähnlichen Erscheinung des etwas schwankenden Si02-Gehalts im Nephelin (Si04AlNa). Auch bei einfacheren doppelsalzartigen Verbindungen wurde ähnliches beobachtet. Es sind das solche Doppelsalze oder Stoffe ähnlicher Art, welche in ihrer Kristall- form die innigste Beziehung zu einer oder auch beiden Komponenten aufweisen. Es sind dies z. B. die Stoffe Si02.Zr02 (Zirkon), COgCa.COsMg (Dolomit), CD3Ca.C03Ba (Alstonit), (S04)„K,Na (Glaserit). \7or allem bei Alkali-Kalksilikaten scheint die Zu- sammensetzung einem AA'echsel unterliegen zu können, welcher wohl Ähnlichkeiten mit Änderungen durch isomorphe Alischkristall- bildung aufweist, mit diesen aber doch nicht ganz auf dieselbe Stufe gesetzt werden kann. Diese Erweiterung der Mischkristall- bildung scheint bei Silikaten allgemeiner anzunehmen zu sein, liier soll von einer solchen Auffassung jedoch nur Gebrauch gemacht werden, soweit sie durch allgemeinere Beziehungen begründet werden kann. Die allgemeine Verwendung des Prinzips ist zu verwerfen, solange solche Beziehungen fehlen. Es erscheint die Annahme wohl begründet, daß manchmal auftretender Überschuß an Si(>2 oder ein geringer H2<>-Gehalt auf diese Weise seine Erklärung linden wird. Bei der Auffindung der einfacheren Komplexe in einem Silikat- kristall können zwei Hilfsmittel Andeutungen liefern. Die ältere Auffassung der Silikate suchte ihre Begründung hauptsächlich ir Zur chemischen Konstitution von Silikaten 519 den Umbildungen, welche nach dem geologischen Befund das fragliche Silikat unter gewissen Umstünden erlitten hat. Dieses Verfahren scheint eher zu falschen als zu richtigen Schlußfolge- rungen zu führen. Denn bei der Umbildung, z. B. von Andalusit zu Muscovit, kommt der ursprüngliche Silikatbestand unter ver- änderte Gleichgewichtsbedingungen. Diesen entsprechend erfolgt die Umstellung auf den neuen Silikatbestand ln welcher Form die vom ersten Silikat übernommenen Stoffe anfänglich vorhanden waren, ist für den neuen Stoff gleichgültig. Ob Andalusit oder Sillimanit oder Disthen oder ein entsprechendes Gemenge von SiO.. und A120.p immer wird sich Muscovit bilden, wenn nur die für die Bildung dieses Stoffes noch weiter notwendigen Bestandteile zum entsprechenden Gleichgewicht zusammentreten. Aussichtsreicher scheint es, allgemeiner aus Beziehungen der Paragenese auf den stofflichen Bestand eines komplexen Silikat- kristalls zu schließen, sobald man die Auffassung nicht verwirft, daß ein solcher Stoff aus einfacheren Molekülindividuen sich zu- sammensetzt. Die vergleichende Paragenese vermag dann einigen Einblick in die Art dieser einfacheren Bestandteile zu geben, sobald sie mit einiger Wahrscheinlichkeit in mehreren, einander begleitenden Silikaten anzunehmen sind. Ein Beispiel sei zur Erläuterung angeführt. Es ist die Gruppe der Kalk-Tonerdesilikate. Den einzigen Komplex, welcher zu kongruentem Schmelzen gebracht werden kann und welcher offen- bar unter mannigfachen wechselnden Bedingungen leicht zustande kommt, stellt der Anorthit dar. Wir schreiben ihn in der Form Si03Ca . [SiO., . A1203|, ohne besonderen Wert darauf zu legen, damit endgültig die wirkliche Konstitution festzusetzen. Die Para- genese eines solchen Komplexes mit Quarz ist in Gesteinen regel- mäßig: eine solche mit Korund1 wird angegeben; eine solche mit Wollastonit erscheint nicht ganz eindeutig. Bei Überschuß an Kalk, also in Paragenese mit Calcit, tritt Anlagerung kalkreicher Silikate auf, zunächst [SiOgCa . [Si 0, . Al,03 j. Si04Ca, Kalktongranat. dann 3 [Si03Ca . [SiO, . AltOs]] . 4Si04Ca, . C'a(OE), Vesuvian. Im Zoisit 3 [Si 03 Ca . [Si 0* . Al, 03]] . Ca (OH )t hat sich bei gleichzeitiger Paragenese mit Quarz noch das Molekül Ca (OH), angelagert, während bei Si 0, . [Si 03 Ca . [Si Os . AI, Oj] - Ca (0 H), . Prehnit die gleichzeitige Paragenese mit Quarz und Calcit den Vorgang der Anlagerung verständlich erscheinen läßt. 1 Nach Hixtze. Handbuch der Mineralogie. 520 B. Goßner, Im folgenden soll nun versucht werden , inwieweit sich die Hypothese, die komplexen Silikate als Additionsverbindungen ein- facherer Moleküle darzustellen, auf eine größere Anzahl von Fällen anwenden läßt. Es wird sich dabei vor allem ergeben, daß eine Zusammenfassung mehrerer Silikate in größeren Gruppen besonders deutlich in Erscheinung treten wird. Gruppe Kaolin — Serpentin. Kaolin und Pyrophyllit ergeben sich zunächst als Additionsverbindungen von SiO, mit A102H (Diaspor), bezw. A103H3 (Hydrargillit), und zwar 2 Si 0., . Al 0, H Pyrophyllit, 2 Si 0, . Al Ot H . Al 03 H3 Kaolin K Stellt man die beiden Stoffe durch die zugehörigen Punkte im Dreiecksdiagramm mit Si02, A102H, A103H3 in den Ecken dar, so ist für beide Mineralien vor allem die Paragenese mit Quarz veranschaulicht. Für Kaolin wird auch die Paragenese mit freier Tonerde (Korund, Naxos) angegeben. Serpentin und Talk erscheinen ebenfalls als Additionsverbin- dungen dreier einfacherer Moleküle, nämlich [Si 03 . Si Os Mg] . 2 Mg (0 H), Serpentin. 2 [Si 02 . Si 03 Mg] . Mg (0 H), Talk. Die Veranschaulichung im Dreiecksdiagramm mit Si 02, Si 03 Mg, Mg(OH)2 in den Ecken zeigt dann, daß für Serpentin zuerst die Paragenese mit Mg (OH)., (bezw. C03Mg), für Talk jene mit Quarz in Betracht kommt. Letzteres Mineral findet sich vorwiegend neben Quarz oder auch neben C03Mg. Die Paragenese zweier verschiedener Pseudomorphosen von Speckstein — nach Quarz und nach Magnesit (oder Dolomit) von Göpfersgriin — läßt erkennen, daß bei der Bildung von Speckstein Quarz und Magnesit gleichzeitig als Bodenkörper aufgezehrt wurden. Damit sind die geologischen Möglichkeiten der Talkbildung angedeutet. Er kann durch Metamorphose eines Si Öl- haltigen, dolomitischen Gesteins entstehen oder aus Dolomit bei Zufuhr silikatischer Lösungen. Am wenigsten wahrscheinlich er- scheint, daß saure Gesteine wie der begleitende Granit in hydro- thermaler Nachwirkung Magnesiumsalz-Lösung zugeführt und zur Einwirkung auf Quarz gebracht haben. Gruppe Sillimanit — Cordierit. Der Komplex Si08.Al,0., erscheint bekanntlich in drei verschiedenen Formen. Die Tatsache, daß er einerseits regelmäßig aus dem Schmelzffuß bei hoher Er- starrungstemperatur im Kristallzustand (Sillimanit) erhalten wird, andererseits als erste Bildung in schwach metamorphen Gesteinen (Chiastolithschiefer von Gefrees) offenbar eine niedrigere Bildungs- 1 Lawsonit. SB), Ca . [Si 02 . A102H . A103H3] und Karpholit, SiO„Mn [Si Oj . Al 08 H . Al Oa HJ erscheinen als ähnliche hydrothermale Bildungen wie Kaolin; Karpholit kommt auch von Zinnerzlagem. Zur chemischen Konstitution von Silikaten. 521 temperatur hat, weist ilnn nicht nur eine leichte Möglichkeit der Bildung zu, sondern auch einen sehr weiten Temperaturbereich hiefiir. Auch paragenetische Gründe weisen darauf hin , daß er in einer großen Zahl von Silikaten wieder erscheint. Wir schreiben, abgesehen von Sillimanit, Disthen und Andalnsit 3 [Si 0, . Al, 03] . Al, 03 Dumortierit, [Si 0., . AI, Os] . Mg 0 Piismatin. Kornerupin, Sit»,. [SiO, . Al, 03] .5 [AI, Os . MgO] Sapphirin, SiO, .3 [SiO, . Al, 0,] . 2[A1, 03 . Fe 0] Staurolith. Das erstgenannte Mineral ist in Paragenese mit Korund be- obachtet: bei Sapphirin geht der hohe Gehalt an A1203 und MgO parallel mit einer Spinellparagenese. Pi ismatin wurde ohne Quarz als Begleiter beobachtet, daher freies MgO, während Kornerupin neben Gedrit und Sapphirin fest gestellt wurde. Prismatin und Kornerupin scheinen in MgO-armen Gesteinen nur dann möglich zu sein, wenn es örtlich gleichzeitig zu einer größeren Verarmung an Kieselsäure kam. Beim Staurolith läßt der H20-Gehalt einige Unsicherheit be- stehen, so daß die angenommene Formel als vorläufig zu be- trachten ist. Nach dieser wäre das Wasser als Beimengung in der Art eines Mischkristalls zu deuten. Auch bei anderen Be- standteilen, besonders für Si02, ist bei diesen Mineralien vielleicht die im oben (p. 518) angedeuteten Sinne bei komplexen Silikaten erweiterte Mischkristallbildung in Betracht zu ziehen. In diese Gruppe ist nun auch der Cordierit zu stellen wegen seiner Paragenese mit der Mehrzahl der eben genannten Mineralien und vor allem mit Andalusit ; dazu gesellen sich dann noch Enstatit und Spinell. Sehr einfach wäre die Formel 2 [[Si 0, . Al, 03] . Si 0, Mg] . Si 0, mit H20 wieder in der oben gedeuteten Art von .Mischkristallbildung. Im Dreiecksdiagramm, mit den genannten Komponenten in den Ecken, kann man den zugehörigen Punkt ohne weitere Erläuterung auffinden. Nach den natürlichen paragenetischen Verhältnissen hat sich Cordierit bei gleichzeitiger Sättigung an Quarz gebildet. Die Formel läßt nahe Beziehungen zur Konstitution der Kalk- Alkalisilikate erkennen, wie aus Späterem ersichtlich ist. Nimmt man für den H,0-Gehalt eine molekular-chemische Bindung an, dann bleibt nur die Annahme talkähnlicher Komplexe, wie etwa 4 [Si 0, . AI, 03] . 2 [Si 0, . Si 03 Mg] . [2 [SiO, . SiO, Mg] . Mg (OH),], womit auch die den beiden Mineralien gemeinsame Paragenese mit Quarz in Übereinstimmung wäre. Bei Mangel an Si 02 entsteht Mg = Granat, [[Si 0, . Al, 0,] . Si 03 Mg] . Si 04 Mg,. Diese Art der Darstellung ist noch begründet durch die unten zu erörternden Beziehungen des Kalk-Tongranates. 522 B. Goßner, Auch für eine Anzahl von Sprödglimmern erscheint der Kom- plex SiO., .A1203 in hohem Grade wahrscheinlich, so daß sich folgende einfache Zusammenstellung ergibt : 2 [Si 02 . Al, O,] . Ca (0 H)2 Margarit. [Si 02 . AI, 03] . Fe(0 H)4 Chloritoid. Si 02 . [Si02 . A12 Og] . Fe(OH)2 Ottrelith; dazu noch [Si 02 . Al, 03] . 2 Mg (0 H)2 Amesit. Für die Mehrzahl ist die Paragenese mit Diaspor und Korund, für alle jene mit Quarz charakteristisch. Gruppe der Alkali- und Kalksilikate. Zunächst seien Nephelin, Leucit, Albit und Anorthit in Betracht gezogen. Für sie ergeben sich bei Anwendung unserer Annahmen sehr ähn- liche Formeln, nämlich Si 03 Na2 . [Si 02 . Al2 03] Nephelin, Si 03 1\2 . [Si 02 . Al2 03] . 2 Si 0, Leucit. Si 0, Na2 . [Si 02 . Al2 03] . 4 Si 0, Albit. Si03Ca . [Si 0, . Al, 03] Anorthit. Nephelin und Anorthit weisen in dieser Schreibweise gewisse nähere Analogien auf. Diesen parallel laufen Ähnlichkeiten im physikalischen Verhalten. Beide Stoffe zeigen bekanntlich, in gewissem Gegensatz zu Leucit und noch mehr zu Albit, scharfe Schmelzvorgänge; sie schmelzen dabei auch kongruent. Bei Leucit war bisher der Schmelzpunkt nicht zu bestimmen; die Erschei- nungen beim Albit sind wohl hinreichend bekannt. In obiger Schreibweise würde sich die Erscheinung außergewöhnlich starker Verzögerungen leicht erklären, durch Abspalten der Komponente Si02, möglicherweise gleichzeitig mit inkongruenter Schmelzung, und unter Bildung gemischter Schmelzen, in welchen Verzögerungs- erscheinuugen, z. T. infolge von Schmelzpunktserniedrigung bei Zu- nahme der Viskosität, gesteigert erscheinen. Nephelin und Anorthit erleiden nach dem geologischen Befund leichter sog. sekundäre Umbildungen, einerseits in Zeolithe, sodalith- artige Mineralien, andererseits in Skapolith, Epidot. Bei unserer Auffassung lassen sich diese Umbildungen in einfacher Weise in der Hauptsache als Additionsvorgänge darstellen. In der Tat erscheinen die beiden Komplexe von Nephelin und Anorthit gegen- über den beiden anderen in gewissem Sinne ungesättigt. Es ver- mögen sich offenbar noch andere Stoffe anzulagern, beim Nephelin z. B. Si(>2, zunächst in geringer Menge in der Art eines Misch- kristalls, entsprechend dem Si< Q-Überschuß im natürlichen Nephelin, dann aber in einfachen molekularen Verhältnissen bis zum Albit- bestand. In Sodalith-Mineralien lagert sich Na CI, Na,S04 in einfachem Verhältnis an, in Zeolithen SiO., und H20. Besonders das Zeolith- Wasser mit seinem besonderen Verhalten scheint eine erweiterte Zur chemischen Konstitution von Silikaten. 523 Mischkristallbildung bei solchen Silikaten zu beleuchten. Über- schuß von Si ( >2 im Nephelin, kontinuierliche Veränderungen des H,< »-Gehaltes der Zeolithe, Wechsel in deren Zusammensetzung durch Basenaustausch scheinen die gleiche Ursache zu haben, welche in obigen Konstitutionsformeln einigermaßen angedeutet ist. l>er Anorthit vermag nur noch H,<> oder basische Bestand- teile, aber gewöhnlich kein SiO, mehr zu addieren und unter- scheidet sich dadurch beträchtlich vom Nephelin. Mischkristall- bildung mit diesem ist darum verschwindend ; sie erstreckt sich vielmehr auf den ebenfalls an Si02 gewissermaßen gesättigten Albit, hier allerdings unter Bildung einer kontinuierlichen Mischungs- reihe. Auch an den Alkali-Zeolithen zeigt sich, daß die Misch- barkeit begrenzt ist, sobald weniger Si02 vorhanden ist. Vereinigt sich andererseits der Anorthitrest mit H>0, so ist seine Aufnahme- fähigkeit für Natronsilikat ebenfalls herabgesetzt (siehe unten Chabasit, Desmin usw.). In welch einfacher Weise eine große Anzahl von Silikaten durch Addition aus den beiden Stoffen Nephelin und Anorthit sich ableiten, zeigt folgende Zusammenstellung : [si 0., Ca . [Si 0, . Al, Oj] . 2 Ca 0 Gehlenit 3 [Si03Ca . [SiO, . A1,0,]] . Ca (0 H), Zoisit. 3 [ Si Os Ca . [Si 0, . Al, Og] | . Ca 0 Mejonit. [Si 03Ca . [Si 0, . AI, 0,]J . Si 04 Ca, Granat, 3 j Si 0, Ca . [Si 0, . Al, 0,] j . Ca (0 H , . 4 Si 04 Ca, Vesuvian. [SiOjCa . [SiO, . Al.Oj] . Ca (OH), . SiO, . . Prehnit, [SiOsCa . [SiO, . Al,Oa]] . 4 H,0 Chabasit. [Si 0, Ca . [Si 0, . Al, 03]] . Si 0, . 3 H, 0 ... Skolezit, . [Si Os Ca . [Si 0, . Al, 03 ]] . 3 H, 0 1 oder [Si03Ca . [SiO, . A1,03]| . 4SiO, . 6H,0 | Desmin, [Si03Ca . [SiO, . Al,03]j . 2SiO, . 4H,0 . . . Laumontit. Ferner : 3 [Si03Na, . [SiO, . A1,0,]] . 2 Na CI Sodalith. [SiOgNa, . [SiO, . Al,03]j . SiO,.2H, 0 ■ • . Natrolith. [SiO,Na, . [SiO, . Al,Oa]j . 2 SiO, . 2H, 0 . . ■ Analcim. Quarz neben Analcim wird angegeben, neben Natrolith anscheinend nicht. Desmin und Laumontit neben Quarz ist eine häutige Para- genese : auch Skolezit ist auf Klüften quarzreicher Gesteine an- zutreffen. 1 Die Verbindung [Si03 Ca . [SiO, . A1,0S]] .CaO könnte nach der Paragenese dem Guarinit zugrunde liegen. 524 B. Goßner, Etwaige isomorphe Mischkristalle konnten in dieser Übersicht außer acht gelassen werden. Im Grenzfalle scheinen sich, solange nicht auch H„0 in Be- tracht kommt, nicht mehr als vier weitere Moleküle anzulagern, entsprechend der beim Albit sich ergebenden Zahl von vier SiO.,- Molekülen Gerade die vorliegende Gruppe erscheint als besonders ge- eignet, einerseits für die Erläuterung unserer grundsätzlichen An- nahme, andererseits um darzutun , daß der eingeschlagene Weg einige Aussicht bietet, zum Ziele zu führen. Der Versuch wurde noch auf andere Silikate ausgedehnt, z. T. mit Erfolg, auch bei noch komplizierteren Silikaten. Doch sei von weiteren Mitteilungen abgesehen. Es sei noch erwähnt, daß Amphibol, Biotit, Zinnwal dit ein wenig befriedigendes Er- gebnis liefern. Berücksichtigt seien nur noch kalihaltige Silikate von kom- plexer Zusammensetzung und pneumatolytischer Bildungsart. Es kann als bekannt zunächst angeführt werden, daß auf künstlichem Wege Silikate wie Si205K2, Si205KH dargestell.t wurden und daß insbesondere auch H-haltige Verbindungen dieser Art noch bei hohen Temperaturen unzersetzt bleiben ; K H Si2Oä z. B. schmilzt bei 515° noch unzersetzt (Niggli). Mit Hilfe einer solchen Verbindung, allerdings für sich nicht dargestellt, mit dem Stoffe Si206 KH3, abgeleitet von der Säure Si03H2, wollen wir einige Versuche, die Zusammensetzung gewisser Mineralien herzuleiten, unternehmen. Beim Museo vit würde die Zusammensetzung 2|SiO„ . Al2Os] . Si206KH3 einigen guten Analysen recht nahe kommen. Ein ge- ringer Mehrbetrag der zweiten Komponente würde den Si02-Gehalt wenig' ändern, jenen von A12Ö3 herabsetzen und jenen von K„0 und HgO erhöhen. Gruppe Chondrodi t — P h 1 o g o p i t. Beide M ineralien er- weisen sich in körnigen Kalken als paragenetisch. Würde sich die Annahme für Muscovit als richtig erweisen, dann hätten wir die einfache Zusammenstellung: 2 Si 04 Mg, . Mg F, Chondrodit, 2 [2 Si 0< Mg, . Mg F,] . 2 [Si 0, . Al, 03 1 . Si, 06 K, H, Phlogopit. Auch hier dürften die Schwankungen, zunächst des Si02- Gehalts, auf Rechnung des sauren Alkalisilikat-Anteils zu setzen sein. Aber auch in der engeren Chondroditgruppe existiert eine Mannigfaltigkeit von ähnlichen Verbindungen , welche sich hier wiederholen könnte. ' Für Fetalit ergibt sich auf diesem Wege | Si 0, Li, . Si 0, . Al,(),]. GSiO, ; Lithiumsilikat besitzt das größte, t'alcimnsilikat das geringste Vermögen der Anlagerung von Si 0,. Zur chemischen Konstitution von Silikaten 525 Fiir Lepidolith läßt sich eine analoge Formel unter Berück- sichtigung der Paragenese mit Topas SiO._, . 2 A1FS . 2 [Si02 . A1203] ableiten. Die Pyroxengr nppe verdient noch Erwähnung. Enstatit SiOsMg und Diopsid Si 03 Ca . Si <>3 Mg weisen offenbar die gleiche Beziehung in kristallographischer Hinsicht auf wie die oben an- gedeuteten Fälle S04K2 — (S()4)aK3Na, C Os Mg - Dolomit usw. Durch Versuche ist außerdem weitgehende Mischkristallbildung der beiden Stoffe festgestellt (Bowkn). Paragenetische Beziehungen. Pyroxen neben Anort hitbestand, scheinen darauf hinzudeuten, daß in tonerdereicheren Augiten der Anorthitkomplex im Silikatkristall vorhanden ist. Wir nehmen den vergrößerten Komplex 3 [Si 03 Mg . Si 03 Ca] . [Si OsOa . [Si 0., . A1,0S]] an, für diesen ein ähnliches Verhältnis zum einen Teilkomplex SiO.,Mg . SiOsCa, wie bei letzterem zu Si03Mg; dann ist zunächst eine gewisse kristallographisclie Beziehung beider Silikate. Diopsid und Augit, erklärlich. Si03Mg bildet nun, wie bei Si03Mg. Sit)3('a, in ziemlichem Umfange mit dem größeren Komplex isomorphe Mischungen. Nach einzelnen Berechnungen erscheint auf diese Weise die Zusammensetzung tonerdereicher Augite recht verständ- lich. Bei tonerdehaltigem Diopsid ist vielleicht umgekehrt eine geringe Beimengung des Gesamtkomplexes , oder vielleicht auch nur des anorthitischen Teils, zum Diopsidkomplex anzunehmen. Die eben an Silikaten dargelegte Auffassung über die Kon- stitution von Kristallen mit komplizierter Zusammensetzung beruht also auf einer gewissen Gegensätzlichkeit der Stoffe im Molekül- zustand und der Stoffe im Kristallzustand. Im Kristall erscheinen die begrenzteren molekularen Bindungskräfte des Molekülindividuums nicht als die bestimmende Eigenschaft. Eine Atomanordnung in einem Kristall bedingt noch nicht, daß auch ein Molekülindividuum mit derselben Zusammensetzung existiert. Die Vereinigung unserer Einzelmoleküle in einem Kristall (doppelsalzartige Verbindungen) ist eine häutige Erscheinung. Für Silikate scheint sie in besonderem Umfang charakteristisch zu sein. Eine weitere Gruppe von Stoffen , deren Kristallkonstitution auf der gleichen Grundlage zu deuten ist, dürften sulfidische Ver- bindungen sein. Bereits Kristalle von der Zusammensetzung FeS.2, CoAs2, AuTe.j sind als Molekülindividuen kaum anzunehmen: es sind wohl nur im Kristallzustand existierende Komplexe : eine molekulare Schreibweise ohne weitere Beifügung ist daher kaum gerechtfertigt. Die sog. Sulfosalze sind ähnlich den Silikaten bei der Deutung der Konstitution zu zerlegen. Über das Alter der jungen Sedimente und des Pecten Vasseli Fuchs an der ostafrikanischen Küste. Von Hans Reck in Berlin. Mit 1 Textfigur. Wolfe 1 schreibt in seiner im Jahre 1900 erschienenen Be- arbeitung der jungen Fossilien des Küstenstreifens Deutsch-Ost- afrikas, die Bornhakdt gesammelt bat : „Die jungtertiäre Fauna von Sansibar ist diejenige des be- nachbarten Ozeans, und von den Austern- und Operculinenbäuken bei Dunga und Koani zieht sich eine ununterbrochene Folge mehr oder weniger gut erhaltener Fossilienbänke bis hinab zu den erst jüngst erstorbenen KoralleuÜuren am Strande. Dasselbe ist auf dem Festlande der Fall. ... Es wäre unnütz, hier mit spärlichem Material eine faunistische Gliederung zu versuchen und die vor- kommenden Arten aufzuführen. Diese Ablagerungen interessieren vorläufig einzig den Stratigraphen.“ Daran hat sich leider auch heute, nach 20 Jahren, wenig geändert. In der Tat ist die Variations- und Entwicklungsträgheit dieser Fauna eine höchst auffällige, auch auf der asiatischen Seite des indischen Ozeans wiederkehrende Tatsache, welche jede Alters- üxierung ungemein erschwert. Paläontologisch dürfen wir hier eine Klärung höchstens aus den Grenz- und Übergangsgebieten zu fremden, besser bekannten Faunen erhoffen, so etwa aus der Fauna des Isthmus von Suez, in die mediterrane Elemente zeitweise hinein- spielen. Aber auch hier sind wir trotz einer reichen und tief- gründigen Literatur heute noch nicht am Ziel. — Immerhin gestatten da einzelne ausgestorbene Formen mit beschränkter vertikaler Verbreitung teilweise relative Altersbestim- mungen. Pecten Vasseli Fuchs, der an den Bändern des Roten Meeres sein Hauptverbreitungsgebiet hat, ist eine der typischsten Formen, die man als Leitform des Altdiluviums zu betrachten pflegt. Die Hoffnung war deshalb berechtigt, als Ivoert diesen Pecten erstmals auch an der ostafrikanischen Küste bei Tanga fand, daß man mit seiner Hilfe zu einer sicheren Altersbestimmung der ost- afrikanischen Küstenterrassen kommen könne. Das altquartäre Alter des P. Vasseli vom Roten Meer und das stratigraphisch bestimmte altquartäre Alter der BoRN'HAUüT’schen Mikindanischichten schien vortrefflich übereinzustimmen. Zweifellos haben wir liier zum 'Feil äquivalente, gleichaltrige Gebilde vor uns. Aber meine stratigraphischen Untersuchungen im Küstengebiet führten mich zu unlösbaren Bedenken darüber, ob die 1 Wolke: In Borniiardt, Zur Oberthichengestaltung und Geologie Deutsch-Ostafrikas. 1900. über das Alter der jungen Sedimente etc. r>27 Altersbestimmung als altquartär die richtige, oder ob nicht für den Pecten wie für die Kiistenschichten ein, jüngeres Alter anzunehmen sei. Die stratigraphisch notwendig gewordene rindatierung der deutsch-ostafrikanischen Kiistenscliichten steht aber so lange vor einem Hindernis, bis eine Nachprüfung der stratigraphischen Verhältnisse der Pecten Fosse/i-Schichten am Roten Meer gestattet, sie auch dort wenigstens teilweise noch als jünger als altdiluvial anzusprechen. Zur Klärung dieser Verhältnisse handelt es sich also um folgende zwei Fragen: 1 . Sind in der Tat die bisher als an der Grenze von Tertiär und Diluvium stehend, bezw. als altdiluvial, aufgefaßten Kiistenschichten Deutsch-Ostafrikas altquartär? 2. Fixiert das einzige bisher aus ihnen bekanntgewordene Leit- fossil des Pecten Vasseli F. ihr Alter in der Tat ins Alt- diluvium? oder mit anderen Worten: Kann dieser Pecten nicht auch jünger sein als altquartär? Ich gehe erst auf die zweite Frage ein. Fuchs, der als erster den Pecten Vasseli fand und beschrieb, hat uns auch die Lageverhältnisse seines Muttergesteins so klar und eindeutig geschildert, wie keiner mehr uach ihm. Er fand Pecten Vasseli zunächst in der näheren Umgebung der Suezkanal-Arbeiten in einem terrassenartig 14 — 28 m über das Kaualniveau aufragenden Gestein der Nachbarschaft der Bitterseen, das eine alte Strandterrasse darstellt. Die Molluskenfauna ihrer Schichten ist eine Rote Meer-Fauna und enthält neben typischen, noch lebenden Spezies auch einige ausgestorbene, darunter eben diesen Pecten. Eine genaue Altershorizontierung dieser Terrasse existiert nicht. Unterhalb dieser Terrassen umgibt ein bis 8 m hohes welliges Gelände die Bitterseen, in deren Gestein nur lebende Couchylien des Roten Meeres gefunden wurden. Auch die lebende Fauna der Bitterseen ist eine verarmte Rote Meer-Fauna. Die Überschwemmungen des Roten Meeres, welche in historischer Zeit noch die Bitterseen erreichten, existieren jetzt nicht mehr, was auf eine rezente Hebung des südlichen Landengen- gebietes hinweist. Erstaunlicherweise fand nun aber Fuchs1 in den jugendlichsten Sedimenten des Roten Meeres zwischen Suez und den Bitterseen, an deren Rändern die gehobenen älteren Strandterrassen gegen Süden zunehmend weit nach Osten und Westen zurücktreten, ganz nahe der heutigen Meeresküste und nur etwa 1 m über dem jetzigen Seespiegel, abermals zahlreiche Pecten Vasseli und ebenso die große, schwere Ostrea pseudocrassissima , die dort eine charakteristische heute ebenfalls ausgestorbene Begleitform des Pecten Vasseli ist. 1 Fuchs, Die geologische Beschaffenheit der Landenge von Suez. Denkschr. d. K. Akad. d. Wiss. 1878. Bd. 38. Mathem.-naturw. Kl. p. 25 — 43. 528 H. Reck. Diese Funde sind für die Beurteilung- unserer Altersfrage von besonderem Interesse. Denn zweifellos sind diese Alluvionen höchstens subrezent, während die Terrassen allgemein als pleistocän bis pliocän angesprochen werden. Fuchs lehnt denn auch auf Grund seiner ihm selbst unerwartet gekommenen jüngeren Fundstelle ausdrücklich ab, dem Terrassengestein des Pectcn Vassei i ein höheres als quartäres Alter zuzusprechen. Wie also dieser Fund die Altersgrenze nach unten einengt, so erweitert er sie auch nach oben, weil die Schichten bei Suez sicher nicht mehr als altquartär angesprochen werden können. Das zeigt die ganz junge bereits erwähnte Hebung, das zeigt auch die Lage zwischen älteren, höheren, altquartären Terrassen und endlich die sonst durchaus rezente Rote Meer-Fauna des Gebietes. Auf- fallend bleibt es allerdings, daß der Pecten Vasseli nicht auch aus den jüngsten gehobenen Sedimenten des Randes der Bitterseen er- wähnt wird, was aber vielleicht mit der dortigen Verarmung der Fauna bereits in ursächlichem Zusammenhang stellt. Nach Fuchs’ Angaben scheint es nicht möglich zu sein, anznnehmen, daß dieser Pcclcn und die Ostrca etwa sekundär in die jüngeren Sedimente verschwemmt wurden. Fuchs selbst und die ihm folgenden Beobachter sind gar nicht auf den Gedanken dieses Einwandes gekommen. Daß die primäre Lagerung dieser Fossilien keinen Zweifel gestattet, scheint mir auch eine in diesem Zusammenhang interessante Bemerkung Waltheu’s 1 zu bestätigen. Dann aber stellt sich Pecten VasscJi als eine im Altquartär beginnende Art dar, die zwar jetzt aus- gestorben zu sein scheint, aber noch bis in subrezente Zeit gelebt hat. Wie weit dies Fossil ins Altquartär z u r ü c k g e h t , bleibt hiernach völlig offen, fest steht aber, daß es keinesfalls aufs Altquartär beschränkt ist. Erwähnt sei noch, daß die FuAAs’sche ursprüngliche Deutung von Schichten, in deren Vergesellschaftung der Pectcn Vasseli vor- kommt, als Miocän von Fuchs überzeugend als Irrtum nachgewiesen wurde, und praktisch somit außer Frage steht. Die späteren französischen und englischen Autoren haben zur Altersfrage der Pectcn FflsseZi-Schichten kein neues Beweismaterial beigebracht. Doch hat besonders Newton2 den weiteren Verbreitungs- kreis der Spezies in jungen, gehobenen Terrassen an großen Teilen des westlichen und östlichen Roten Meeres (Sinai) dargetan. Auch Bi.anckenhorx, einer unserer besten Kenner der jungen Sedimente des Landengengebietes, scheint über die genaue Alters- bestimmung der Pectcn Fnsseff-Terrassen zu keinem abschließenden ' Walther. Das Gesetz der Wüstenbildung. 1912. p. 284. 1 Newton. Plcistocene Shells from the raised beacli deposits of the Red Sea. Geol. Magaz. 190U. p. 500—515 u. 544—561. bes. p. 500 u ’lä Über das Alter der jungen Sedimente etc. 529 Resultat gekommen zu sein. Denu er nennt zwar P. Wissel i das wichtigste Leitfossil der oberpliocän-pleistocänen (= plimalen) Korallenriffe und Küstenablagerungen des Suezgolfes hat aber im Anschluß an Kokrt’s Funde bei Tanga später erklärt, daß er dazu neigt, den lra&>e/<-Schichten rein pleistocänes Alter zuzusprechen-. Immerhin scheint daraus doch wohl hervorzugehen, daß er mit Koert noch an Altquartär und nur an solches denkt. Die Fixierung des genauen Alters der Pectcu T assrfi-Schichten auf rein paläontologiseher Grundlage ist also noch offen und muß vor- läufig, von Fall zu Fall urteilend, der Stratigraphie überlassen bleiben. Damit aber kehre ich wieder zu den ersten stratigraphischen Angaben von Fuchs zurück, nach denen der Fossrfi-Horizont nicht aufs Quartär beschränkt erscheint, sondern noch weit ins Alluvium hereingreift. Die Altersbewertuug des Preten Vasscli an der ostafrikanischen Küste kann also und muß damit wesentlich abhängen von der Alters- stelluug seines Muttergesteins. Die fossile Vota beweist nicht dessen altquartäres Alter. Sein Alter muß viel- mehr nach wie vor mit Hilfe der Stratigraphie bewertet werden, da bestimmte paläontologische Anhaltspunkte fehlen. — — Damit komme ich zu der ersten der eingangs gestellten Fragen. Die jungen Schichten des ostafrikanischen Küstenstreifens, im besonderen die der deutsch-ostafrikanischen Küste, und der großen ihr vorgelagerten Inseln sind vor allem durch Bornhardt, Werth und Koert untersucht worden, wobei jeder im einzelnen zu einer verschiedenen Bewertung der Horizonte kam, alle aber an dem größtenteils altquartären Alter keine Zweifel äußerten. So hält Bornhardt die Schichten am Daressalamer Kriek für altquartär und den sie außen begrenzenden Korallenkalk für rezent bis subrezent angelagert. Werth spricht gerade diesen Riff korallen- kalk als altquartär an, scheidet aber über ihm einen jungquartären Horizont ab, den er Bornhaudt's jüngsten Deckschichten- und Terrassensanden parallelisiert, während er seinen altquartären Korallenkalk als fazielles Äquivalent der von Bornhardt so ge- nannten altquartären Mikindanischichten betrachtet. Koert-Tornau dagegen sprechen die ganze Schichtfolge unter Ablehnung weiterer Gliederung als pleistocän an. Die paläontologische Altersbestimmung der Küstenscliicliten schwebte zur Zeit, als Wolfe die eingangs wiedergegebeuen Worte schrieb, tatsächlich noch völlig in der Luft. Auch Werth’s spätere Publikationen haben keinen paläontologisch verwertbaren Anhalts- punkt zur näheren Altersbestimmung gegeben ; denn seine zwei 1 Blanckenhorn . Die Vota - Arten des ägyptischen und syrischen Neogens. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1903. p. 163 — 187. 2 Vgl. Koert, Pecte» Vasseti Fuchs bei Tanga in Deutsch-Ostafrika und das Alter der dortigen jungen Deckschichten und jungen Küsten- bildungen. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1908. p. 326 ff. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 34 530 H. Reck, ueuen, von Philippi aufgestellten fossilen Arten Pecten Werthi und Ostrca hyotiformis kommen hierfür wohl kaum in Betracht. Die Zuteilung der Schichten zum Jungtertiär oder Altdiluvium war eine rein gefühlsmäßige, nur auf stratigraphischen Betrachtungen Bornhardt’s beruhende, denen aber ebenfalls die Kraft strengen Beweises fehlte. Seitdem haben Koert-Tornau 1 bei Tanga den Pecten Vasseli F. in Schichten gefunden, die sie im Gegensatz zu Bornhardt dessen Mikindanischichten gleichstellten, und glaubten damit definitiv den Schichtkomplex im Altdiluvium verankern zu können, indem sie einerseits die BoRNHARDr’sche stratigraphische altquartäre Alters- bestimmung der Mikindanischichten annahmen, und andererseits die gleichaltrige des P. Vasseli vom Boten Meer. Auch ich selbst habe diese Vola in zahlreichen vorzüglichen Exemplaren mitgebracht, so daß an ihrem häutigen Auftreten bei Tanga gar kein Zweifel sein kann. Zweifelhaft blieb mir nur von vornherein ihre Alters- bestimmung, da meine von den stratigraphischen Ansichten meiner Vorgänger abweichenden Untersuchungsresultate die Küstenschichteil und damit auch den P. Vasseli aus stratigraphischen, tektonischen und morphologischen Überlegungen heraus in ein viel höheres Niveau stellen mußten. Diese Überlegungen sollen ausführlich in einer in Arbeit befindlichen Darstellung des geologischen Profils der Mittel- landbahn dargelegt werden ; hier seien nur die auf die hier gestellte Frage nach dem Alter des P. Vasseli in Ostafrika bezüglichen wichtigsten Punkte zusammengestellt. Das altquartäre Alter eines Teiles der Rotlehm- und anderen Deckschichten des Festlandes und ihrer besonders basal häutigen Gerölleinlagerungen stützt sich auf Unterlagen, die bis heute noch nicht bestritten wurden. Trotzdem sie zweifellos recht verschieden- artige und verschiedenaltrige Bildungen umfassen, möge hier ihre bisherige Deutung als Arbeitshypothese Geltung behalten. Altquartäre Rotlehme also zogen als weit verbreitete Decke über die Jungtertiär geschaffene Fastebene, deren Erosionsbasis damals wohl ungefähr am heutigen Kontinentalrand, also nahe östlich der großen Inseln vor der Küste lag. Die Inseln waren damals noch landfest und zeigen heute in ihren höchsten, zentralen Teilen noch ausgedehnte Reste jener Decke in breiten Hiigelziigen. Auf dem Festland stellt sich zunächst in den küstennahen 'feilen diese Rotlehmdecke als die Oberflächenbedeckung der Vor- plateaustufe dar, einer Geländestufe, welche sich einerseits in z. T. tlächenhaften Resten vor und an die eigentlichen höheren Sedimentplateaus des Kiistenhinterlandes legt, andererseits land- einwärts und über den Küstenterrassen liegt2. 1 Koert-Tornau, Zur Geologie und Hydrologie von Daressalam und Tanga. Abhandl. d. Kgl. preuß. geol. Landesanst. 1910, bes. p. 68 ff. 1 Vgl. v. Staff, Beiträge zur Geomorphogenie und Tektonik Deutsch Ostafrikas. Archiv für Biontologie. Bd. UI. II. ß. 1914. Uber das Alter der jungen Sedimente etc. 531 Vergleichen wir Küstenterrassen und Vorplateaustufe, so er- geben sich bedeutsame Unterschiede verschiedener Art. Das Ge- stein beider besteht zwar vorwiegend aus weichem Material, Sand- lehmen und Sanden, aber das Gelände ist in der Vorplateaustufe weitgehend zertalt, im Bereich der Küstenterrassen jedoch flächenhaft und fast unmodeliiert. Wenn ein Teil dieses Unterschiedes auch daher rühren mag, daß die Vorplateauzone von dom ihr meist direkt anliegenden höheren Gebirge in der Regenperiode mehr fließendes Wasser empfängt als die fernere Kiistenzoue, bei deren Erreichung der durchlässige Boden schon viel Wasser aufgenommen hat, so wird das doch nie ganz den scharfen Unterschied erklären können, zumal da die Geländeformen sich nicht allmählich, sondern plötzlich am Innenrande der Terrassen ändern. Das besagt aber, daß sie ihre Formen unabhängig von der Entwicklung des Küstenvorlandes erhalten hat, daß sie somit wesentlich älter sein muß a 1 s d i e noch unskulpturierte Küstenfläche. Übereinstimmend damit ist das Verhältnis der Höhenlage. Man kann zwei fast an der ganzen Küste wohl entwickelte Terrassen vor und unter ihr unterscheiden. Der Innenrand der ersten bei Daressalam 8 km breiten Terrasse liegt beispielsweise an der Zentralbahn bei ca. 42 m, der der zweiten um die Hälfte schmäleren bei ca. 60 m. Die Außen- ränder bei 12 bezw. 54 m. Es sind das dieselben Terrassen, die man auf Inseln und Festland in der Literatur als die 20 und 40 m- Terrassen bezeichnet findet. Steilstufen von ca. je 12 in Höhe setzen die Terrassen gegen Osten ab. Wenn wir der Übersichtlichkeit halber bei dieser vereinfachten, wenn auch ungenauen Bezeichnungs- weise bleiben und sie mit der im Daressalamer Gebiete etwa 9 km breiten Vorplateaustufe vergleichen, so finden wir deren Talsohlen heute in Höhen von 75 m am Außen- bis 100 m am Innenrand, ihre Kammlinien, die wir in erster Linie zum Vergleich heranziehen müssen, aber sind schätzungsweise 50 — 60 m im Durchschnitt höher. Das besagt also, daß ein weit größerer Sprung die Vorplateaustufe vom Küstenland trennt als der ist, welcher die Küstenterrassen scheidet, ferner daß das Gelände der Voi’plateaustufe steiler (und auch unregelmäßiger) steigt als das der Terrassen. Die Zahlen dieses Beispieles geben für hier genügende Mindestmaße. Es soll daher hier otfengelassen werden, ob die Höhenlage dieser Stufe sie tatsächlich als echte Vorplateaustufe charakterisiert, oder ob sie einst höher lag und etwa gar nur als Abbruchstreifen des Plateaurandes genetisch zu deuten ist. Es liegen hier noch nicht völlig geklärte theoretische Möglichkeiten vor, die aber für die hier erörterte Frage insoferne von sekundärer Bedeutung sind, als sie das heutige prinzipielle Verhalten der Stufe nicht zu ändern vermögen. Auf die Deutung und Bedeutung der absoluten Höhen der Vorplateaustufe (wo sie vorhanden ist) wird in größerem Zu- 34* 532 H. Reck, sammenhang a. a. 0. einzugehen sein. Hier greife icli ohne Berück- sichtigung der Genese einstweilen einfach auf den tatsächlich vor- handenen Formenschatz zurück. Mit diesem Beispiel sind aber nur Verhältnisse angedeutet, die vielerorts wiederkehren z. T. in noch weit ausgesprochener Ent- wicklung. So auf Sansibar, wo die Vorplateau-Decksandlehme bis 135 m über das Meer aufragen, während die eng zusammen- gedrängten Küstenterrassenkanten auch hier bei ca. 20 und 40 m liegen. So auch bei Lindi, wo die Vorplateaustufe eine mittlere Höhe von 200 m haben dürfte, gegenüber den 20 und 40 m- Terrassen. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang auch Hennig’s 1 Wiedergabe des Mambitalquerschnittes im Hinterlande von Ssudi, das im Talboden Terrassensande, nahe darüber am Hang abermals ältere Terrassensande zeigt und dann in steilem, weit höherem Sprung zur Fläche der Vorplateaufläche emporführt. Also auch das Talprofil des Mambi (ähnlich übrigens wie das schon durch Bornhardt bekannte des Lukuleditales) weist die charakteristische Dreiteilung seines Baues auf und zwar in der Weise, daß die unteren Terrassen die geringere Bedeutung haben und nahe bei einander liegen, während sie ein großer Sprung von den Vorplateauebenheiten trennt. Das heißt zu der hier gestellten Frage, daß die beiden Strandterrassen sehr jugendliche Gebilde dar- stellen müssen, die voneinander und von der Jetztzeit durch viel geringere Zeiträume getrennt sind als der war, der sie von der Vorplateaustufe scheidet. Daß die Terrassen selbst zeitlich ohne großen Abstand gebildet wurden und sich eng an die jetzigen Verhältnisse an lehnen, zeigt die Tatsache, daß die ältere fast genau so wenig erosiv beeinflußt er- scheint wie die jüngere, die heute zusammen mit ihrer Unterlage in steilem Kliffufer, wo es ihr Ge- stein erlaubt, zur See hin a b b r i c h t. Aus diesen Gesichtspunkten heraus läßt es sich wohl recht- fertigen, wie Werth 2 das tut, eine zeitliche Gliederung der Ter- rassenbildung und ihrer Absätze vorzunehmeu, aber ich kann ihm nicht folgen, wenn er die Riffkalke der unteren Terrasse als das Äquivalent der Vorplateaudecksandlehme betrachtet und damit beide als altdiluvial anspricht, indem er die BouNHAunT’sche Altersbestim- mung für letztere anerkennt und nunmehr auch auf erstere überträgt. Daß solche stratigraphische Parallelisierung nicht richtig ist, geht auch aus einer Betrachtung der tektonischen Verhältnisse des 1 Henniü, Beiträge zur Geologie und Stratigraphie Deutsch-Ostafrikas. Wissensch. Ergehn, d. Tendaguru-Exped. Arch. f. Biontologie d. naturf. Freunde Berlin. Bd. UI. H. 3. p. 46. s Werth, Das ostafrikanische Küstenland. Bd. I. D. Reimer 1915. Uber das Alter der jungen Sedimente etc. 533 Gebietes hervor. Darnach ist die Senke, die die Puguberge von Sansibar trennt, eine Bruchstufe bezvv. ein Graben; eine abgezweigte Verlängerung des nördlichen Peraba, wie des südlichen Latliam- grabeus. Der Beweis dieser Anschauung liegt vornehmlich in der neuen Beobachtung einer Verwerfungszone am Innenrande der Vorplateau- stufe, au welcher die östlichen Flügel zu unbekannter Tiefe ab- gesenkt erscheinen. Gleichartige, aber entgegengesetzt orientierte Absenkungen konnten ferner auf Sansibar konstatiert werden, docli sind dort die bisher beobachteten Verwerfungen, welche die neuen Wasserwerkarbeiten nahe der Stadt Sansibar erschlossen haben, geringer und vor allem wesentlich jünger, so daß man sie viel- leicht nur als Nachwehen älterer, gewaltigerer Vorgänge betrachten darf. Immerhin ist das tatsächliche Vorkommen gegenorientierter Verwerfungsbrüche von Gewicht für diese Fragen der Tektonik1. Die Gesamtsprunghöhe der Verwerfungen am östlichen und besonders westlichen Grabenrand ist völlig unbekannt geblieben. Einen Anhaltspunkt für die Beurteilung ihres Ausmaßes kann nur das Tiefenprofil geben, das uns Wolff2 von Daressalam kennen lehrte, welches bis 157 in Tiefe unter dem Meer nur junge, über- wiegend marine Schichten ergab, in denen kein einziges Fossil als sicher tertiär erkannt werden konnte ! Im Gegenteil ist die Übereinstimmung mit den heute noch lebenden Formen eine so große, daß sich keine Art spezifisch abtrennen ließ, obwohl hier wie anderwärts der Charakter der Fauna insofern ein etwas alter- tümlicher wird, als sich unbedeutende, aber variable, inkonstante Abweichungen von den jetzigen Typen wohl erkennen lassen. Der petrographisehe wie faunistische Habitus des Profils zeigt, daß es völlig aus Seichtwasserbildungen zusammengesetzt ist. Bei der Jugendlichkeit des Profils, das doch notwendig erst dann zur Ablagerung gekommen sein kann, als die altquartäre Rotlehm decke einer subae rischen Land- oberfläche bereits zerstört war, müssen die Schichten auf einem absinkenden Meeresboden zur Ablagerung gekommen sein, mit dessen Absinken die Sedimentation einigermaßen gleichen Schritt hielt. — Ein solcher Vorgang könnte aber innerhalb des zur Verfügung stehenden Raumes und Zeitintervalls kaum ohne tektonische Tätigkeit verstanden werden. — Diese Verhältnisse soll das beigegebene Profil mit maßstab- gerechten Längenangaben bei zehnfacher Überhöhung dartun. Es zeigt sich hier im Bilde vor allem augenfällig die zurücktretende Bedeutung der nur den Charakter von Oszillationen erreichenden Terrassenbildungen gegenüber den älteren Sedimenten einerseits, 1 Die ausführliche Darstellung dieser Verhältnisse und Beobachtungen wird die noch nicht abgeschlossene Abhandlung über das geologische Profil der Mittellandbahn in Deutsch-Ostafrika bringen. ■ Wolff. Fauna aus einer Tiefbohrung in jungen Küstenbildungen zu Daressalam. Jahrb. d. Kgl. preuß. geol. Landesanst. 1910. L ange 1 cm- c 7500m Höhe 1 cm*c 375 • 534 H. Reck, die maßgebende Rolle dev Tektonik für das Verständnis des Baues und Bildes des Küstenstriches andererseits. Die bekannten Störungen liegen also, soweit bekannt, westlich des Kanals im Be- reich der Vorplateaustufe, östlich dagegen in dem der Terrassen und bedingen schon dadurch Vorsicht in der Bewertung. Ich muß es mir versagen, hier näher auf diese Verhältnisse einzugehen. Wichtig ist hier vor allem, daß also auf jeden Fall die altquartären Rotlehme älter sind als diese Verwerfungen, die ja mit der Inselbildung die ursprünglich kontinuierliche Decke in einen kontinentalen und einen insularen Teil zerlegt haben. Aber auch unter dieser Decke liegen noch stellenweise Kalke, Tone und Sandsteine, deren tertiäres Alter noch nicht erwiesen wurde, die im Gegenteil, soweit sie fossil- führend sind, sich faunistisch eng an die jüngeren Gruppen anschließen, während eine weite Lücke sie vom ersten sicher bekannten Tertiärhorizont trennt, dem Aquitanien, das wir vom Süden der Kolonie kennen. — Dieser Zeitlücke scheint nicht nur eine große Sedimen- tationslücke, sondern teilweise auch eine Lagerungs- diskordanz zu entsprechen. Diese Zeitlücke entspricht dem Zeitraum, der am Festland die jungtertiäre Verebnungs- fläche v. Staff’s, eben jene Vorplateaufläche schuf, deren Zerstörung im Diluvium durch erneute tektonische Be- wegungen und dadurch erneute Zyklustätigkeit begann. Fällt der Beginn dieser neuen Ära der ostafrikanischen Küstenentwicklung aber tatsächlich mit dem Beginn des Diluviums zusammen, so drängen sich die nach den bis- herigen Auffassungen altquartären Gebilde dermaßen in einen engen Zeitraum zusammen, daß sie völlig unverständ- lich erscheinen und einer Weiterentwicklung im ganzen folgenden Diluvium und Alluvium wenig übrig gelassen wäre. Wir hätten dann als älteste Diluvialgebilde im Hangen- den der großen Diskordanz gewisse marine Bildungen anzusehen, wie die dunklen Tone Mafias und die alten Korallenkalke Sansibars, welche von den Rotlehmen um- lagert und überlagert werden. Wir hätten dann die Bildung der altdiluvialen Rotlehme selbst, darnach die Hauptphase der tektonischen Einbrüche, darnach am Festland die Zerschneidung der Vorplateaustufe, vor der Küste die Ablagerung der mindestens 157 m mächtigen Daressalamer Sedimente mit dem älteren Riffkalk als höchstem Horizont. Für die ganze Zeit vom Altdiluvium aufwärts dagegen bliebe nur noch die Bildung der jüngeren Knauernkalke und der Deck- und Terrassensande übrig. Uber das Alter der jungen Sedimente etc. 53i) Die paläontologische Basis dieser ganzen Altersbestimmung beruht lediglicli auf dem Fund des Pectcn Vassei i F. in den Knauern- kalken Tangas, die zwar hier lokal vom älteren Riffkalk überlagert werden, die aber trotzdem m. E. mit Recht von Kokrt-Tornau für gleichaltrig mit ihm, d. h. für eine Lokalfazies angesprochen werden, während Werth sogar ihre Identifizierung mit den jüngsten Knollenkalken nach ihrem Habitus für möglich hält. Diese Basis scheint mir gegenüber dem stratigraphischen, tektonischen und morphologischen Befund eine unhaltbare — wie am Roten Meer — . Der Pecten l/asse/i Fuchs der ostafrikanischen Küste kann also hier nicht nur jünger sein als altquartär, er muß es hier sogar sein. Seine genaue Stellung auf Grund exakten Beweises zu fixieren ist heute noch nicht möglich; ich möchte ihn einstweilen höchstens als jungquartär ansprechen. Nur so ist es durchführbar unter Beibehaltung grundlegender ■bisheriger Erkenntnisse, eine einigermaßen zeitlich ausgeglichene und sich an Bekanntes anlehnende Verteilung der diluvialen und postdiluvialen Ereignisse an der ostafrikanischen Küste zu erzielen. Mit Bornhardt stelle ich daher die Rotlelnndecke der Vor- plateaustufe — wenigstens teilweise — nach wie vor ins Alt- diluvium. Davon ausgehend sind noch älter als sie, z. T. vielleicht auch Äquivalente der kontinentalen Schichten, gewisse küstennahe, diese nnterlagernde Bildungen, die schon deshalb noch dem jugend- lichen Schichtkomplex anzugehören scheinen, weil sie keinerlei als tertiär bestimmbare Fossilien ergeben haben, vielmehr ihre bis jetzt bekannte Fauna der heutigen benachbarten Meeresfauna mit etwas altertümlichen Zügen entspricht. Es ist durchaus möglich, aber noch nicht bewiesen, daß diese Gruppe basal bis ins jüngste Tertiär zurückgreift und also die Übergangszeit vom Oberpliocän zum Diluvium mit in sich schließt. Damit würden sie der Pluvialperiode Blanckenhorn’s u. a. einzu- gliedern sein, aber doch in scharfem Gegensatz bleiben zu der Gruppe rein tertiärer, und zwar nur älter tertiärer Sedimente der ostafrikanischen Küste. Denn erst unter diesen Bildungen folgt die große Diskordanz, die diesen Komplex vom Alttertiär und Mesozoicum trennt. Erst nach Abschluß der Ablagerung dieser Sedimente und ihrer Über- deckung durch die festländische Rotsandlehmdecke konnten neue tektonische Bewegungen die Zerlegung dieser also mindestens bis weit ins Altdiluvium hineinreichenden Decke verursachen. Sie müssen also jünger sein und fallen daher, ohne daß ich auf eine scharf begrenzte Altersfixierung mich festlegen könnte, in ihrer Hauptphase etwa ins mittlere Diluvium, wenn sie, was sehr wahr- scheinlich ist, unmittelbar und ohne großes Zeitintervall die Sand- lehmdeckenbildung ablösten bezw. unterbrachen. 536 H. Reck, Das mittlere Diluvium wäre somit auch die Hauptzerschneidungs- periode der Vorplateaustufe durch die Erosion. Jünger als dieses, und zwar, wie ausgeführt, wesentlich jünger sind sodann die unzersclinittenen Küstenterrassen, die mau nach ihrem morphologischen Habitus als überaus jugendliche Gebilde anzusprechen geneigt sein wird. Das Alter ihres Sockelgesteins ist nun aber durch die Funde des ausgestorbenen und sehr charakteristischen Pecten Vasseli F. be- leuchtet. Andererseits zeigten sich beide Terrassen als sich zeitlich ziemlich nahestehend. Wenn man die Terrassenbildungen unter dem Eindruck dieser Verhältnisse nicht wohl als rezent wird ansprechen wollen, so ist es andererseits aber ganz unmöglich, ihr bisher an- genommenes altquartäres Alter aufrecht zu erhalten. Als einerseits älter als rezente, andererseits jünger als mitteldiluviale Bildungen weist ihre Altersbestimmung von selbst auf jung- bis jüngstdiluviale Zeit. Damit aber gewinnen wir, ähnlich wie beim Ausgangspunkt unserer Betrachtung über die Bewertung der altdiluvialen Sedimente, wieder Anschluß an die BoRNHARDT’schen jüngsten Deckschichten und Terrassensande, welche dieser, ebenso wie Werth und ich selbst, für rezent bis subrezent halten, da sie beide Terrassen einförmig überlagern. Sie sind damit als Ablagerungen des ost- afrikanischen Küstenalluviums anzusprechen. — Zusammenfassend glaube ich mit diesen Zeilen gezeigt zu haben: 1. Daß Puden Vasseli Fuchs zwar ein gutes Leitfossil ist, jedoch nicht notwendig ein Leitfossil des Altquartärs. 2. Daß tektonische, stratigraphische und morphologische Ge- sichtspunkte es unmöglich machen, den Peden Vasseli F. an der ostafrikanischen Küste als altquartär anzusprechen. Er weist liier vielmehr auf ein ungefähr jungquartäres Alter. 3. Daß es nicht angängig ist, die ganzen küstennahen, jungen Sedimente einheitlich mit einer Erweiterung des ursprünglichen Begriffs der altquartären Mikindanischichten Bornhardt’s zu um- fassen, daß sie vielmehr großenteils jünger, z. T. auch älter sind als diese, die ich lieber in allgemeinerer Bezeichnung als „alt- quartäre Decksandlehme'1 bezeichnen möchte. 4. Daß eine rohe aber klare zeitliche Unterteilung der jungen Küstensedimente des Quartärs sowohl wie ihre Abtrennung von alluvialen Sedimenten heute in den Grundzügen durchaus möglich geworden ist, wenn auch noch die Mittel zu einer genaueren chronologischen Horizontfixierung fehlen. Es würde aber wohl keinen Fortschritt bezeichnen, eine Gliederung so lange unversucht zu lassen, bis sie sich in allen Einzelheiten festlegen läßt, viel- mehr glaube ich, daß gerade in den sicherlich verbesserungsfähigen Versuchen einer fortschreitenden Gliederung der Ansporn zu weiteren Spezialerkenntnissen liegt. Tabellarisch stellt sich zum Schluß dieser Versuch folgender- maßen dar : Uber das Alter der jungen Sedimente etc. 537 s O iS IS Ph 05 O 'S Ä CU »4 o s pH Ö £.§ S ^ U. r- — 0> . Gß O CO a - SH « — ca Sß hn c ||f-S SIJ-5 CÖ c 3 • cö ’S fa s o *3 - CO ß S ja n ■ s — 1a bß S J3 -P PH = ß CO • 0> 0> ** Ä O tuo O fi c rt S • rr ß K 3 « P - 2 ttg § p £ ^ q «3 hur2 » 5 63 = ~ ^ >2 O «h N S O 4» O Ü 2h > cö bß c 3 T3 ß 2 co 3 .Sj; - &o o ® « o, co '3 «» I . &> CO ' £ cö ■w ja CO ß ^ M- 3 0)3 tO =*- C t-, jC -* *> 2 ^CO ^ 3 ü •+. o • — s<£ ■*r x i 2* ?3 N bc a> § :e o o O) , — -w «2 2 *- ^ cö o> o S4^ ^o 3-1 — > cj w cö •-* . — cö « , Ä CU cö »4 05 CO P «2 c -r §3 S — o *3 o O >.9 cö CO -=- S-f X ^ <1) CO ^ CÖ 1 o ci ^ ‘~t ■ S-t CÖ ■ -* Eh t« . I •— CM O ■ l ^StS w 3 • - cö ü ^ Q o> w r a a> c ° s c § gj! s « 1 s -1“ SiB £ c n _ a> o ° J< Ja J£ ß S “ co ca *3 -— £• -.2 'S w a> o) £ n — ö *= 1-1 c . a ,* H ^ s o« « 2 st - ’S a c - O « 3 £ •- H ^ S o ^ j t£ M ; “ C B 2 P5 £ 'S ~ S o s g N 3 < ■o Cß 3 *c 5 L_ c *- cö O co Ü ^ X — cö cc cö .2 o « o > w j=3 ’ß 3 ,5 o S ~ rt; ’-O Q. ^ x ST ° Öß CÖ ■pH g'J m-3 cö ^ ^ o bß,2 ^3 ^3 Alttertiär und Mesozoicum Kontinentale Verebnung d. jung- Ruhe tertiären Zj'klus 538 H. Schmidt, Über Goniatiten — eine Revision ihrer Systematik mit Beifügung neuer Beobachtungen. (Mitteilung 2 der Paläontologen -Vereinigung Berlin.) Von Herrn. Schmidt. Mit 1 Textfigur. Die sorgfältigste Arbeit über Goniatiten ist diejenige von Crick und Foord im dritten Teil des Ceplialopodenkatalogs des Britischen Museums, erschienen 1897. Über frühere Arbeiten unter- richtet man sich am besten dort, von späteren sind am wichtigsten diejenigen von Haug (1898), Frech (1902), J. P. Smith (1903) und Wedekind (1917). Den Weg, durch Aneinanderfügen der jeweils ähnlichsten Formen zu einem System zu gelangen, verließ zuerst Sobolew in seinen „Skizzen zur Phylogenie der Goniatiten“ (Warschau 1914). Er unterschied nur zwei Arten von An wachsstreifen, zwei Wohn- kammerlängen und einige Lobentypen, zählte die Einschnürungen und gelangte durch Kombination dieser Merkmale zu einem schema- tischen System, das den natürlichen Zusammenhängen in keiner Weise gerecht wird. Daß der Weg zum natürlichen System über das Schema führen müsse, der Meinung ist auch R. Wedekind und wendet sie in seiner 1917 in der Palaeontographica (Bd. 62) erschienenen Arbeit „Die Genera der Palaeoammonoidea (Goniatiten)“ an. Der Inhalt ver- schiedener Einzelschriften desselben Verfassers erscheint hier in organischer Zusammenfassung wieder. Zunächst sind die Ammonoidea in Palaeo-, Meso- und Neoammonoidea geteilt; das ist eine behelfs- mäßige Gliederung, ist als solche nicht neu und wird so lange einem praktischen Bedürfnis dienen , bis wir über die wirklichen Stammeszusammenhänge der Ammonoidea genügend unterrichtet sind. Mit Recht wendet sich aber Diener (dies. Centralbl. 1916, p. 374 ff.) gegen die gesucht exakte Formulierung dieser drei Gruppen, nach welcher die erste unzerschlitzte, die zweite unipolar zerschlitzte und die dritte bipolar zerschlitzte Lobenlinien haben soll. Danach stünde z. B. llhacopliyllitcs mit Unrecht bei den Mesoammonoidea. Dagegen erscheint eine Zusammenfassung der älteren Formon mit unzerschlitzter Lobenlinie als Palaeoammonoidea unbedenklich. Die Clymenien werden von Wedekind in diesem Zusammenhang nicht erwähnt, man muß also annehmen, daß sie nicht mehr zu den Ammonoidea gerechnet werden. Auch einige Gattungen, welche der Systematik noch Schwierigkeiten machten, nämlich Mhnoceras, Prolecanitcs und Glyphioccras , sind ausgelassen. Die Goniatiten werden in drei Unterordnungen, Tornoceracea, Cheiloceracea und l’rolobitacea , eingeteilt, und zwar auf Grund der An wachsstreifen; ihr Verlauf wird mit den Ausdrücken Über Goniatiten — eine Revision etr. 5:n> bikouvex, konvex und linear-protrakt gekennzeichnet (als sprach- lich richtiger ziehe ich biarcuat und arcuat vor). Nun ist aber der Verlauf der Anwachsstreifen nicht unabhängig von der Win- dungshöhe und wechselt in der individuellen Entwicklung wie auch zwischen nahe verwandten Formen. Darum steht Crickites trotz seiner linearen Anwachsstreifen in der ersten Unterordnung und Soboleiria trotz ihrer biarcuaten in der dritten. Die carbonischen Formen mit glyphiocerater Lobenlinie, also die Angehörigen der bisherigen Familien Glvphioceratidae, sind auf die drei Unterord- nungen verteilt. Biarcuate Anwachsstreifen soll z. B. die Gattung Eumorphoceras haben, wir linden jedoch bei E. bilingue aus dem Flözleeren von Fröndenberg nur den äußeren Lateralvorsprung, diesen allerdings sehr ausgeprägt. Arcuate Anwachsstreifen soll Glyphioceras haben, bei ausgewachsenen Exemplaren von Gl. sphaeri- cum, sfr iat um und spirale sind sie aber biarcuat, bei einer anderen, nur durch niedrigere Windungen unterschiedenen Form derselben Gruppe sind sie gerade. Wo schließlich gerade Anwachsstreifen vor- handen sein sollen, kehren die anderen Klassen wieder: Homoceras diadema hat sie im erwachsenen Zustande biarcuat, Gastrioccras carbonarixni arcuat. Ergaben sich schon vorher Schwierigkeiten, die drei Unterordnungen nach dem Anwachsstreifen zu trennen, so erweist sich bei Mitberücksichtigung der Glyphioceratidae das Prinzip als undurchführbar. Die Form des Querschnitts ist in Wedekinij’s Artbeschrei- bungen und Textfiguren genügend gewürdigt, aber nicht mit den übrigen Charakteren in Zusammenhang gebracht worden. Es scheint jedoch, daß, wenn eine Formenreihe niedrigere und evolutere Jugend- wiudungeu bekommt , zugleich der Verlauf der Anwachsstreifen gerader wird und der Umschlagslobus sich verflacht. Wenn in einer Gattung der Clieiloceratidae Formen mit evoluten Jngend- windnngeu auftreten, so erhalten wir jedesmal eine Gattung der Prolobitidae. Daß solche Abänderungen tatsächlich wiederholt auf- treten können, sehen wir bei Manticoceras, Aganides und Ministero- ccras'. Übrigens hat J. P. Smith statt des ungenauen Ausdrucks „ Jugendstadium“ verschiedene Begriffe eingeführt: Das Embryonal- stadium oder die Anfangskammer nennt er „ananepionic stage“, „meta- und paranepionic“ nennt er die Stadien, auf welchen die Lobenlinien noch einen einfachen Bau besitzt, angeblich den ent- fernter Vorfahren. Es ist vielleicht besser, von solchen Deutungen abzuseheu und einfach die zwei ersten Windungen als „Kindheits- stadium“ zu bezeichnen. Für sein „neanic“ schließlich ließe sich „halberwachsen“ setzen. Der F orm der Embryonalkamme r ist zweifellos großer systematischer Wert beizulegen, erlaubt sie doch auch eine sichere Unterscheidung zwischen Ammonoiden und Xautiloiden. Für die 1 Glyphioceras bei Holzapfel, Pal. Abh. V. 1889. p. 26. 540 H. Schmidt. Clymenien kann ich Branca’s Angaben bestätigen, leider nicht ergänzen : Die Embryonalkammer ist asellat. Die ersten Suturen sollen einen später verschwindenden Externlobus besitzen , man könnte vermuten, daß auch der Sipho erst nachträglich nach innen wandert; es zeigte sich jedoch, daß er schon im Kindheitsstadium an der Innenseite liegt. — Gute Präparate von Anfangskammern ergab Tornoceras Simplex von Büdesheim , den Branca als Über- gangsform zwischen Asellati und Latisellati bezeichnet. Nach Stücken von St. Klaas bei Attendorn, die ich präparieren konnte, gehört zu den letzteren auch die Gattung Cheiloceras. Mit Recht betont Branca, daß Bactrites und Mimoceras in der Form der Embryonalkammer von der Menge der übrigen Goniatiten stärker verschieden sei als diese von den Clymenien. Die Art der Einschnürun gen wird von Wedekind einmal, nämlich zur Unterscheidung zwischen Aganiiles und Postprolobitcs, herangezogen, hier soll sie nur den Steinkern, dort auch die Schalenoberfläche betreffen. Demgegenüber fand ich beide Arten von Einschnürungen mehrmals an einem Exemplar, und häutig gehört zu einer stärkeren Rinne auf dem Steinkern eine ganz schwache auf der Schalenoberfläche. Goniatitendeckel oder Aptychen wurden bisher nur bei Gephyroceratiden gefunden oder doch so, daß sie sich auf solche beziehen lassen, wenn die verschiedenen Erhaltungsbedingungen für die hornigen Deckel und die kalkigen Schalen bedacht werden. Die heute nicht mehr geringe Zahl der Funde führt dazu , die Meinung Holzapfed’s abzulehnen, welcher solche Gebilde aus den cephalopodenfiihrenden Domanikschiefern als Spatiocaris beschrieb. Das beste Merkmal ist zweifellos die Lobenlinie. In der Benennung ihrer Elemente hat Wedekind eine dankenswerte Ver- einfachung eingeführt , indem er die Sättel wegließ. Die bisher übliche Bezeichnung der primären Loben sprach von Externlobus, Lateralloben, Auxiliarloben und Internlobus. Demgegenüber hat Noktling (1904 u. 1906) die Behauptung aufgestellt, daß zwischen Extern- und Internlobus primär nur ein Laterallobus entstünde, alle anderen Loben ergäben sich durch Spaltung der beiden Primär- sättel. Es steht aber fest, daß eine Abspaltung sekundärer Loben nicht nur inmitten, sondern auch auf den Flanken der Sättel statt- flnden kann, schon dadurch wird Noetling’s Bezeichnungsweise mehrdeutig. Außerdem hat Diener (1916, p. 558 u. 559) auf zwei Fälle bei Triasammoniten hingewiesen , wo bereits in der ersten auf die Embryonalkammer folgenden Lobenlinie zwei -pri- märe Laterralloben“ vorhanden sind. Die Goniatiten zeigen nach den Zeichnungen Branca’s im ersten Septum tatsächlich nur eiuen primären Laterallobus, es lag daher nahe, daß Wedekind sich die NoKTMNo’sche Betrachtungsweise aneignete. Meine Präparate zeigen jedoch, daß bei Tornoceras, Parodiceras und Cheiloceras dieser Lobus gegenüber anderen im Lauf der Entwicklung abgescliwächt wird, über Goniatiteu — eine Kevision etc. 541 und daß erst, wenn der Umschlag an Ausdehnung zunimmt, wieder ein tieferer Lobus an der Naht entstehen kann. In der Figur sind mit punktierten Linien die Lobenbilder mit eingezeichnet, auf welche Wedkkind den Unterschied zwischen seinem unbonalen und lateralen, bezw. magnosellaren und pseudomagnosellaren Haupt- lobentyp gründet. Diese Bilder sind in mancher Beziehung unrichtig. Tornocer as fängt nicht mit einem so hohen Innensattel an, der Laterallobus (A bei Wedekind) liegt schon in der ersten An- lage tiefer als der Umschlagslobus (L bei Wdk.), und im erwachsenen Stadium ist der tiefe und spitze Innenlobus durch zwei eigenartige Ecken begrenzt , welche als erster Schritt zur Bildung der bei Macncccras auftretenden inneren Seitenloben gedeutet werden können. An dem Bilde für Parocl iceras sind die äußeren Loben- linien von Holzapfel entnommen , geben aber nicht die Loben- entwicklung, sondern nur die Suturen verschiedener, schon mehrere Windungen zählender Exemplare. Präpariert man weiter, so zeigt sich auf der ersten Windung noch vor dem Laterallobus ein pri- märer Lobus an der Naht. Die innere Lobenlinie wurde von Wedekind falsch hinzukonstruiert, und wrenn er 1917 das gleiche Klischee für Postprolobitcs verwendet , macht er nur einen neuen Fehler, denn nach seiner eigenen Angabe besitzt diese Gattung- innere Seitenloben. (Übrigens ist es auch falsch, daß auf der Lobentafel von 1917 Postprolobites und Brancoceras ebenso gezeichnet sind wie Cheiloceras .) Von Cheiloceras konnte ich die ganze Lobenentwicklung verfolgen, sie zeigt sich auch etwas anders, als sie Wedekind 1917 p. 142 abgebildet hat. Auffallendenveise ist im ersten Um- gänge ein tieferer Innenlobus vorhanden, der, wenigstens bei der Intergattung Eucheiloceras , nachträglich verflacht, so daß sich hierin ein regressiver Charakter feststellen läßt. Der innere Seiten- obns — ich möchte dafür den Ausdruck „Kehllobus“ vorschlagen — ßntsteht nicht durch Spaltung des Innensattels, sondern an seiner 542 H. Schmidt. Flanke, und zwar in gleicher Weise, auch nicht wesentlich später, als der Laterallobus. Demzufolge rechne ich ihn auch unter die primären Lobenelemente und schreibe nunmehr die einfache magno- sellare Lobenlinie ELUKI, d. h. Extern-, Lateral-, Umschlags-, Kehl- und Innenlobus. Bei den Glyphioce raten erscheint in der ersten Sutur zwischen E und I ein sehr breiter Lobus, in welchem sich schon in der zweiten Sutur zwei Sättel erheben. Bei crenistria bezeichnet Wedekind den mittleren der entstehenden drei Loben mit L, bei diadema den äußeren, schreibt also nach dem später erfolgenden Hinzutritt von M von den beiden Lobenlinien die erste MALUI, die zweite MLUnUiI. Bei micronotum erscheint L etwas weiter außen, und wird von Diener (1916, p. 587) als E gedeutet, so daß er die fertige Sutur Mn Mi E LU I schreiben müßte. Die ge- nannten drei Lobenlinien sind nun aber durchaus gleich. Nach meinem Vorschlag wären sie M ELUKI zu schreiben. Ebenso werden die einfachen Formen der magnosellaren und pseudomagnosellaren Lobenlinie, wie von Aganides und Postprolobilcs, nicht mehr unterschieden, ihre Formel heißt ELUKI. Wkdekind’s umbonaler und lateraler Hauptlobentyp waren als solche nur kon- struiert, nur Annäherungen an dieselben kommen bei primitiven Goniatiten vor. Mit voller Absicht wurde die genetische Bezeichnungsweise abgelehnt und eine morphologische wieder eingeführt. Wer den zuerst entstehenden Lobus Laterallobus nennen will, gleichgültig, ob er innen oder außen am magnosellaren Sattel liegt, der könnte ebensogut die zuerst entstehende Extremität eines Wirbeltiere Vorderextremität nennen ! Zwischen den primären Loben können einzeln oder reihenweise sekundäre auftreten, Mi, n etc. Ai, n etc. Un, m etc. Loben dritter Ordnung wären die Inzisionen, deren Auftreten bei Pronorites, Dimorplioceras etc. aus dem Formenkreis der Goniatiten hinausführt. In jeder Familie der Goniatiten findet die Ver- mehrung der Lobenelemente nach einem eigene» Typus statt. Man kann danach sechs Type n unter- scheiden und gelangt so zu einer Einteilung der Goniatiten, die mit der ersten von Hyatt 188 3 ge- gebenen ungefähr ii b e r e i n s t i m m t. I. Fam. Nautilinida Hyatt — Aphyllitidae Frech. Loben formel E L (I), dabei kann L lateral, umbonal oder subumbona liegen, I ist flach. Gattungen: < Mimocerns Hyatt)1 ist nach Bram . hier herauszunehmen. 1. Anarcestcs Mojs. 2. Agoniatitcs Merk 3. •Aphyllites Hyatt non Mojs. (= Foordites Wdk.). 4. •Epdorno ceras Fr. 5. Pinacites Mojs. em. Frech und vielleicht nocl 6. Cclaeceras Hyatt, für welches ein Medianlobus hinzukäme. 1 [] gestrichen, <> wegversetzt, * lierversetzt, • liinzugekoninien Uber Goniatiten — eine Revision etc. 543 II. Fain. Primordialidae Hyatt (Beyr.) — Gephyroceratidae Fr. Von allen anderen Goniatiten durch den Besitz eines Aptyclms unterschieden sowie dadurch, daß die Mitte der Seiten statt durch einen Lohns durch einen großen Sattel eingenommen wird (yicfvQCt die Brücke), der subumbonal an diesem Sattel gelegene Lohns kann weder L noch U genannt werden und erhält die eigene Bezeichnung G. Lobenschema M"M"M'EGl'"ünli I. 1. Gephyro- ceras ( H.) Holz. 2. Manticocems (H.) Holz. 3. •Crickites Wok. (eine Nebenform von Manticoceras mit geraden Anwachsstreifen). 4. • Koenenites Wdk. 5. • Timanites Mojs. (L *Pharciceras H. (hierzu zweckmäßig *Triaenoceras costatum A.-V.). 7. • Probeloceras Clarke. 8. *Bdoceras H. — Als Nachkomme dieser ausgezeichneten Reihe kommt nicht Prolecanites in Betracht (Frech, 1902, p. 65), sondern vielleicht die nicht mehr zu den Goniatiten zählenden Gattungen Prodromites Smith et Weller und Pronorites Mojs. Beide haben geschwungene An wachsstreifen, bei Pronorites lassen sich nach der Entwicklung die zerschlitzten Loben als M und E deuten, der anschließende Sattel nimmt anfangs die Seitenmitte ein. Hierhin gehören vielleicht auch die seltenen Culm-Aptychen. III. Farn. Magnosellaridae Hyatt. Außerhalb und innerhalb des Umschlagslobus je ein großer Sattel, die Septalfläclie erscheint damit gewissermaßen geringelt. Zwei Unterfamilien : bei den Torno ce rat idae lila tritt der Lobus K nur als Sekundärlobus auf (.1 laeneceras), I bleibt Hach in der Gattung Parodiceras. Die Formel EA|,Al LUKI gilt uneingeschränkt nur für die Clieilo- ceratidae III b. — lila: 1 .* [Parodiceras Hyatt] stattdessen Parodiceras Wdk. 2. Tornoccras H. 3. •Pseudoclymenia Fr. 4. 3fa eue- rer as H. — III b : 1. •Cliciloceras Fr. mit den lTntergattungen Eucheiloceras H. Schmidt, Staf fites Wdk., Torleyoceras Wdk. und Dyschciloceras H. Schmidt. 2. •Prolobites Fr. 3. [Brancoceras H.] dafür Aganides Monte, (mir scheint weder Postprolobites Wdk. ab- trennbar, noch eine generische Trennung zwischen carbonischen und devonischen Formen möglich, wie sie Wedekind 1917 (p. 142) empfiehlt. Die letzteren führt er unter Brancoceras H. an, welcher Name jedoch gestrichen werden mußte, s. Frech 1902, p. 74). 4. *Glatziella Renz (mit biarcuaten Anwachsstreifen). 5. Sporado- ceras H. (dazu Posttornoceras Wdk. als Nebenform mit biarcuaten Anwachsstreifen). IV. Fam. Prolecanitidae H., von der Gattung Aganides in mehreren Linien ableitbar: Rückbildung der Flügel der Septal- flächen, sekundäre Umschlagsloben bei den beiden ersten Gattungen durch Teilung von U, bei Prolecanites aus der Außenflanke von K. Formel ELUiü,,ü,,,KI. 1. *Dimeroceras H. 2. •Wocklumeria Wdk. 3. •Gattendorfia Schindewolf (U rückt von der Naht nach außen). [ Sandbcrgcoccras ] ( Beloceras , Pharciceras) (Schistoceras) [ Triaenoceras ]. 4. • Pscudarietites Fr. (nahe verwandt mit Glatziella\). 5. * Phcnaco- ceras Fn. (enthält auch Formen des tiefsten Untercarbon mit nur 544 H. Schmidt, Über Goniatiten etc. einem Umschlagslobus wie „Prolecanites“ Lyon/ M. et W.). 6. Pro- leeanitcs H. (die Formen der Tournai-Stufe haben 2, die der Yise- Stufe 3 Umschlagsloben. Anwachsstreifen vom Xabelrand vor- gebogen, dann über Flanken und Außenseite gerade). < Pronorites ) < Popanoceras , Medlicottia, Sageceras, Lob 'des). V. Farn. Glyphioceratidae H., ebenfalls von Aganides ableitbar. Formel ME LUj ü,l> u" K I ; um entstellt bei Paralegoceras an der Innenflanke von Ur [ Prionoceras ] < Brancoceras >. 1. Mi'tn- steroceras (älteres Untercarbon). 2. Glypliioceras H. (jüngeres Unter- carbon). 3. • Eumorphoceras Girty (enthält außer einer Form des westfälischen Culm-Plattenkalkes die Mehrzahl der Goniatiten des westfälischen Flözleeren. Wedekind’s Girtyoceras pulchellum von Fröndenberg ist als Eumorphoceras bilingue Salt. sp. zu bestimmen). 4. Nomismoceras H. < Dimeroccras >. 5. Pericyclus H. (älteres Unter- carbon). 6. Homoceras H. (nahe der Grenze von Unter- und Ober- carbon). 7. Gastrioceras H. (jüngeres Obercarbon; Lobus U wird subumbonal, Konvergenz zu Gcphyrocerasl). 8. •Girtyites Wdk. (Perm). 9. Paralegoceras H. 10. Schistoceras H. < Dimorphoceras ). VI (?). Farn. Clymenidae Emv. Von Hyatt nicht den anderen Goniatiten gegenübergestellt, sondern auch von Anarcestes abgeleitet und in Form einer Anmerkung dem System angefügt. Loben- formel E A|1 A| L U| u» I. 1 . Platyclymcnia H. (ist nach Wedekind 1914 in zwei oder mehr Gattungen aufzuteilen). 2. Cyrtoclymenia Gümb. (Hierzu auch die Art lacvigata ; Unterschied gegen Platycylmenia, und damit zwischen älteren und jüngeren Clymenien überhaupt, liegt in den gekrümmteren Septen [also „cyrto“ in neuem Sinn!] und dem weit tieferen Innenlobus mit fast parallelen Schenkeln). 3. Oxyclymcnia Gümb. 4. Cymaclymcnia Gümb. 5. • Costacylmeuia Schindewolf. 6. m Bai r des Wdk. 7. Sellaclymcnia Gümb. 8. Gonio- clymenia Gümb. 9. • Spheno- und Scliizoclymcnia Schindewolk. [ Cycloclymenia , Cryptoclymenia, Biscoclymenia]. Die Gattungen 1, 2, 5, 6, 7, 8 und 9 zeigen eine fortschreitende Differenzierung der Lobenlinie. G. Adolf. M. Pulfrich und G. Linck. Über die Darstellung etc. 545 Original-Mitteilnngen an die Redaktion. Über die Darstellung des Dolomits und die Dolomite des Röt in der Umgebung von Jena. Von G. Adolf, M. Pulfrich und G. Linck in Jena. Mit 1 Textfigur. Daß die allermeisten, wenn nicht alle in der Natur ver- kommenden dolomitischen Gesteine — Dolomitmarmore, Dolomite, dolomitische Kalk- und Sandsteine, Gipsdolomite usvv. — keine primären, d. h. als solche aus dem Meere abgeschiedene Bildungen sind, dürfte heute auf Grund zahlreicher Arbeiten , insbesondere derer von Lixck1 uud Spaxgexberg als erwiesen angesehen werden. Sie stellen sicher Umwandlungsprodukte anderer Sedimente dar. Nur die Frage nach der Art des Vorgangs ist noch nicht mit der wünschenswerten Sicherheit entschieden. Es mag sich in einigen Fällen, wie bei dem Magnesiumgehalt der Kalkschalen mancher Tiere oder bei Faulschlammbildungen, die reich sind an doppeltkohlensaurem Ammoniak, um die Fällung sich gegenseitig adsorbierender kolloidaler Carbonate des Calciums und Magnesiums und deren baldige Umlagerung in das zum Vaterit gehörige sogenannte LixcK’sche Mischsalz handeln, das schon bei geringer Druckerhöhung, je nach dem Magnesiumgehalt in Dolomit oder ein Gemenge von Dolomit und Kalkspat übergeht 3. Iu anderen Fällen, und zwar vermutlich in den meisten hat mau die primäre Abscheidung von kohlensaurem Kalk in irgend einer Modifikation, gewöhnlich wohl zuerst einer metastabilen, auf minerogenem oder organogenem Weg anzunehmen, und dieser Kalk ist unter dem Einfluß von Magnesiumlösungen und vielleicht ge- wisser Lösungsgenosseu in Dolomit oder in ein Gemenge von diesem mit Kalkspat oder mit Magnesit umgewandelt worden. Statt des Dolomits konnte bei Gegenwart von Eisenlösungen und reduzierenden Substanzen auch Ankerit, statt des Magnesits auch Braunspatentstehen. Spangexberg hat nun in seiner von Lixck angeregten Disser- tation gezeigt, daß eine beliebige Calciumcarbonatmoditikation sich mit Magnesinmbicarbonatlösung unter erhöhtem Druck (etwa 15 Atm.) und bei erhöhter Temperatur (über 90°) in die größtmögliche Menge von Dolomit umwandelt. Überschießende Mengen von Calcium- 1 G. Lixck, Zeitschr. d. d. geol. Ges. Monatsber. 61. 230 — 241. 1909; N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 16. 495 — 513. 1903; Jenaische Zeitschr. f. Naturw. 45. 267 — 278.1909. Doelter. Handb. d. Mineralchemie. 1.113.1911. 3 K. Spangenberg, Zeitschr. f. Kristallographie. 52. 529 — 567. 1913. 3 Weise, unveröffentlicht. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 35 546 G. Adolf, M. Pulfrich und G. Linck. carbonat ergeben daneben Kalkspat, überschießende Mengen von Magnesiumcarbonat Magnesit. Am schnellsten wandelt sich die metastabilste, am langsamsten die stabile Phase um. Es ist zu vermuten, daß die Temperaturerhöhung nur eine beschleunigende Wirkung hat. Die Magnesia kann aus dem Meerwasser oder aus Salzlagern stammen , das Ammoniumcarbonat und das Natrium- carbonat aus den Filulnisvorgängen in absterbenden Korallenriffen oder in den Faulschlammen der litoralen Zone und der Buchten, ebendaher oder aus Quellen die Kohlensäure. Auf solche Weise könnte man wohl die Entstehung einer Anzahl hierher gehöriger Gesteine erklären, aber lange nicht aller — darüber waren wir keinen Augenblick im Zweifel. Es mußten also noch andere Möglichkeiten erschlossen werden. Linck (1. c.) hat seinerzeit die große Bedeutung der bei der Fäulnis entstehenden Ammonsalze für die minerogeue Entstehung der Kalksedimente erkannt und glaubte nun, ihnen auch eine wesent- liche Rolle bei der Bildung der Dolomite beimessen zu müssen. Von Bedeutung ist hier das Verhalten von Ammoniumchlorid oder- sulfat gegenüber Calciumcarbonat, besonders Vaterit. Das Gleichgewicht Ca C03 + (N H4)2 S04 = Ca S 04 + (N H4)2 C 03 verschiebt sich nämlich mit steigender Temperatur nach der rechten Seite. So war zu erwarten , daß es gelingen würde , auch ohne Verwendung von Ammoncarbonat bei Gegenwart anderer Ammon- salze mit Magnesiumsulfat oder -chlorid ans Vaterit Dolomit her- zustellen. Diese Aufgabe hat Max Pulfkicii 1 durchgeführt. Pulfrich verwendet nach Lixck’s Angabe 1 2 3 hergestellten Vaterit als Ausgangsmaterial, ferner Ammon-, Magnesiumsulfat oder -chlorid und aus Stahlflaschen abgelassene Kohlensäure unter bestimmtem Überdruck in einer Autoklave. Die Versuche werden teils mit, teils ohne Zusatz von Chlornatrium als Lösungsgenossen durch- geführt', die Salze in bestimmten, aber wechselnden Mengen zu- sammengebracht. Die Bodenkörper wurden zunächst mikroskopisch untersucht, und man hat dank der von Spangenbeug 3 erweiterten Einbettungsmethode einwandfrei feststellen können, ob darin Vaterit, Aragonit, Dolomit, Magnesit oder bei Verwendung von Sulfaten auch Gips und Anhydrit Vorkommen. Am Vaterit konnten die Brechungsexponenten a= 1,56 und y= 1,62 für Natriumlicht be- stimmt werden. Die Sphärolithe von Vaterit wandeln sich häufig unter Erhaltung der Form in Kalkspat oder Dolomit um, im letzteren Fall zerfallen sie beim Zerdrücken in lauter kleine Rhomboeder- chen. Im übrigen bildet der Magnesit gewöhnlich die größten Rhomboeder mit 5 — 6 11 Kantenlänge, der Dolomit die kleinsten 1 Max Pulfrich, Über die Darstellung von Dolomit. Diss. Jena 1921 (unveröffentlicht). 2 Bei Spa nofnbbrg, 1. c. 3 K. Sp.vngenbkkg, Sondciabzug aus „Fortschritte der Mineral.* etc. 7. 11121 l!)2(i) u. dies. t'entralbl. 1920. p. 352 u. 406. Uber die Darstellung des Dolomits etc. 547 mit 1 — 3 (i Kantenlänge. Aragonit tritt in allen Versuchen auf, in denen die Reaktion noch nicht ganz abgelaufen ist. Anhydrit wurde in einem Bodenkörper in kleinen, durch die drei Endflächen begrenzten Kristallen beobachtet. Weiter wurde von den Bodenkörpern eine Bauschanalyse ge- macht und eine Trennung von Kalkspat und Dolomit bezw. Magnesit nach der Kupfernitratmethode von Mahler-Spaxgesberg durcli- gefnhrt. Dabei hat sich zweierlei ergeben: 1. Die Trennung ist vollkommener bei niedrigerer Temperatur, weil da der Dolomit weniger oder fast gar nicht mehr angegriffen wird. 2. Behufs Bestimmung des Calciums und Magnesiums im Rückstand oder in der Lösung nach der Kupfernitratbehandlung braucht man , wie Versuche gezeigt haben, das Kupfer nicht erst zu entfernen, weil es bei ausreichendem Ammoniakzusatz die Fällung der beiden Erdalkalimetalle weder hindert noch verunreinigt. Die Versuche führten zu folgenden Ergebnissen: 1. Alle Versuche ohne Ammonsalze, also Vaterit mit Magnesiumchlorid oder -sulfat mit oder ohne Natriumchlorid waren weder bei Normaldruck noch bei Überdruck von Kohlensäure von Erfolg. 2. Dieselben Versuche mit den entsprechenden Ammonsalzen waren ohne Kohlensäureüberdruck ebenfalls erfolglos. 3. Dagegen lieferte ein Versuch, der in 150 ccm Flüssigkeit, 2,7 norm. Vaterit, 1,5 norm. Maguesiumchlorid, 1 norm. Ammoniumchlorid, 1 norm. Natriumchlorid enthielt und mit etwa 45 Atm. Kohlensäureüberdruck durch 46 Stunden auf 142° erwärmt wurde, reichlich Magnesium im Bodenkörper, in welchem man etwas Dolomit neben Kalkspat und Aragonit erkennt. 4. Eine große Reihe von Versuchen be- schäftigt sich nun damit , die Menge des entstehenden Dolomits im Bodenkörper zu steigern. Ich greife einen der besten Versuche heraus. In 150 ccm Flüssigkeit f n. Vaterit, 2,7 n. Magnesium- chlorid, f n. Ammoniumchlorid, 6 n. Natriumchlorid, Kohlensäure- überdruck 50 Atm., Temperatur 137°, Zeitdauer 50 Stunden lieferten einen Bodenkörper, der 84 °0 Dolomit, 15 °0 Kalkspat und ganz geringe Mengen Magnesit enthielt. 5. Weitere Versuche beziehen sich auf die Wirkung der Vermehrung der Chlorionen in Form von Magnesium- und Natriumchlorid. Sie ergaben unter sonst gleich- bleibenden Bedingungen mit steigendem Chlorgehalt eine Zunahme des Magnesiums im Bodenkörper, der sich bei Steigerung des Magnesiumchlorids in einer vermehrten Bildung von Magnesit, bei Steigerung des Natriumchlorids in einer Zunahme des Dolomits äußert. Ich greife wiederum den günstigsten Versuch heraus : Vaterit | n., Magnesiumchlorid 2,7 n., Ammoniumchlorid f n., Natriumchlorid 6 n., Kohlensäureüberdruck 50 Atm., durch 150 Std. auf 137° erwärmt, ergab einen Bodenkörper aus 90 °0 Dolomit, 7 °0 Kalkspat und 3 % Magnesit. Es scheint , daß es für die Dolomitbildung in bezug auf den Magnesiumchloridgehalt ein Opti- num gibt, das aber noch nicht festgestellt wurde. Darüber hinaus 35* 548 G. Adolf. M. Pulfrich und G. Linck. nimmt die Magnesitbildung' zu. 6. Versuche, die sich mit der Wirkung von Zeit , Temperatur und Druck beschäftigen , zeigen übereinstimmend , daß die Verlängerung der Versuchsdauer der Dolomitbildung in allen Fällen günstig ist. Beim Druck scheint das Optimum bei etwa 50 Atm. und bei der Temperatur etwas unterhalb 135° zu liegen. 7. Mit Magnesium- und Ammonium- sulfat sind keine so eingehenden Versuche gemacht worden, weil im Bodenkörper sich Gips und gelegentlich auch Anhydrit so sehr anreichern, daß die Untersuchung zunächst auf unüberwindliche Schwierigkeiten stößt, indem die entstandenen Rhomboeder aufs innigste mit jenen Mineralien verwachsen sind. Es sollen jedoch hierunter die zwei wichtigsten Versuche angeführt werden : Versuche mit Magnesiumsulfat. Versuchsnummer 12 13 V ersuchsnummer 12 13 Vaterit 1,5 n. 1 n. rhomb. K., gr. Rhomb., (Aragon.), Rhomb., rhomb. K. Anhydrit- Mg S Oi ca. 3 n. 1 n. Mikroskopisch. Befund der Bodenkörper Amj S 04 1 n. 1 n. (gr.Gipskr.), (Dolomit) kristalle, (Gips) Na CI . . — 1 n. Flüssigk.vol. in ccm 150 150 Ca in der Lösung . reichlidi reichlidi Gesamtdauer in Std. 688 2184 Mg im Bodenkörper reidilich reidilidi Erwärm.dauer in St. 229 96 CaCOs % 8 Druck in Atm. . . . bis 84 bis 70 Bausch- Mg C 0, % 27 36 analyse ». | Anhyi bl 1 u. Gif Temperatur bis 144« bis HS0 Ca S 04 % 65 Gips CdCQ; MgCOj über die Darstellung des Doloniits etc. 549 Daraus ergibt sich, daß bei abgelaufener Reaktion neben Gips bezw. Anhydrit Dolomit oder auch Magnesit aufzutreten vermögen und daß bei unbeendeter Reaktion noch Kalkspat und Aragonit zugegen sein können. Über eine Anzahl von Versuchen und über die chemische und mineralogische Zusammensetzung der bei ihnen erhaltenen Bodenkörpe r gibt das nebenstehende von Pulfrick entworfene Diagramm und die beigefügte Tabelle Auskunft. In dem Diagramm ist auf der Ordinate die chemische Zusammensetzung des Bodenkörpers, auf der Abszisse dessen mineralogische Zusammen- setzung aufgetragen. Durch das Molekularverhältnis CaCOs : MgC03 = 1:1 ist eine Parallele mit der Abszisse gezogen bis zur Ordinate für 100 °0 Dolomit. Verbindet man diesen Punkt mit den beiden Punkten für CaCOs : MgCOs = 1:0 und =0:1, so zeigen diese Linien auf dem links liegenden Abschnitt für jede Abszissenparallele beliebiger Ordinatenhöhe die größtmöglichste Menge des Doloniits, die rechts liegenden Abschnitte im unteren Teil die Menge des daneben vorhandenen Kalkspats, im oberen Teil des Magnesits im Bodenkörper an, falls die Reaktion vollständig abgelaufen ist. In dieses Diagramm sind nun die Beobachtungen an den Bodenkörpern der umstehenden Versuche eingetragen (p. 550). Wir ersehen daraus, daß tatsächlich nebeneinander verkommen : Kalkspat und Dolomit, diese beiden und Magnesit, auch Dolomit und Magnesit. In mehreren Fällen ist das Maximum au Dolomit nahezu erreicht. In den Fällen, wo alle drei Mineralien nebeneinander Vorkommen , fällt auf die linke Seite der Dolomitlinie so viel Kalkspat bezw. Magnesit, als zur Erreichung des Maximalgehalts an Dolomit noch nötig wäre. Diese letzteren Versuche beweisen nun aber auch — wie sie über- haupt eine richtige Deutung der Versuche Klement’s 1 gestatten — , daß sich die endgültige chemische Zusammensetzung des Boden- körpers schneller einstellt als seine mineralogische, wie schon Element vermutete. Sie beweisen auch, daß die Ausdehnung der Dolomitbildung abhängig ist von dem Verhältnis der Chlor- und Magnesiumionen zu den Calciumionen, von Druck, Temperatur und Zeit. Mit dieser Untersuchung und ihren Ergebnissen ist nun unsere Einsicht in die Genesis der Dolomitgesteine um ein Wesent- liches gefördert , denn was hier für den Vaterit gilt , trifft , wie Spangenberg 1 gezeigt hat , auch für die anderen Modifikationen des kohlensauren Kalks zu. Durchtränkung der Kalksedimente, junger oder alter, mit Magnesiumbicarbonatlösungen oder mit Lösungen anderer Magnesiumsalze führt bei Gegenwart von freier Kohlen- säure und gewissen Lösungsgenossen wie Ammoniumsalzen und Chlornatrium unter mäßigem Überdruck und bei mäßiger Tempe- 1 C. Element, Über die Bildung des Dolomits. Tscherm. Min. u. petr. Mitt. N. F. 14. 1895. 526—544. 1 Spangenberg, 1. c. Zeitschr. f. Krist. 52. 1913. Versuche Nr. 15 — 24 mit Magnesiumchlorid. 550 G. Adolf, M. Pulfrich und G. Linck, > 43) P CM m]:o CI To" rt'T* L-" 49 o »Q o t- CO rh. Kör. Rhomb. 51,7 co x' weiß O" t- CD' L'- 13,2 24 ob co CD^ sc" C5 TT o •o l — CO rh. Kör. Rhomb. cm' CD © 00 co weiß D- *rf" CM X x" CO GM Cm" C^rf 1 05 -Tf o lO So CO Pf a-5< CM CO co 00 4-3 • -«-3 TZ £ 0 > 05 cd" O CM„ 05" 05 -H> CM CM «1» CO «H* CM 05 o IO c ab co rh. Kör. Rhomb. (Arag.) GM -* CO x_ CD weiß- violett 17,2 C0- X 51,5 O CM CM cico co 1 05 o »o oo 2 rh. Kör. Rhomb. Arag. CO »o I> CM 4-3 _L H-3 TZ CM CO «w 1 CM o o o Dl Rhomb. rh. Kör. Arag. 05 co" CD cd' 43) • 4-3 — O > co^ 05" 05 CD CM ***" CM 21 ob C4|« CM 1 CM o lO © CM Arag. Rhomb. rh. Kör. CO 00" 00 ©^ cm" 4-3 1 4-3 dg CJ Jg JD ~ *> CD 05" kO io" 05^ 43) o CM C*|M CO «W 1 O >o CO » Dl Rhomb. rh. Kör. Arag. CM CD cd" co hell- violett 52,8 CD O" CM CD cd" CM 20 ob CM «H» 1 o .o CO 142° Arag. Rhomb. rh. Kör. CD o" 05 X 00 4-3 43» O O co" X Csi co" x" s X e»J» N|J5 cch# lCL »o cd CM *o o L'- Arag. rh. Kör. oo" 05 co violett 05 05 1 - CD «!« «H- H- CD CD CM iO o L'- r}< rh. Kör. Rhomb. CM Ö CM r» 05" L— ca *S O" cD ’o> £ X -* »c^ cd" X l> ab 0 Versuchsreihe Versuchsnummer Vaterit , Mg CI. Am CI Na CI | Erwärmungsdauer in Std. ° Druck in Atm Temperatur Mikroskopischer Befund der Bodenkörper \0 C - O O ci O rP o er P c3 OG se « c 0 br 0) er >~> ci C rf Verhalten gegen Kobalt- nitrat Freies Ca CO, . . . % Dolomit % 0^ r. ü tx ’iz n ’S u Sb , uoSunsQ] -sEuuSsny jod.io}[uapoa Uber die Darstellung des Dolomits etc. 551 ratursteigerung zur Dolomitbildung. Solche Verhältnisse treffen wir bei vielen natürlichen Vorkommnissen. Ich brauche nur zu erinnern an die Salztone, die vielfach Magnesit einschließen sollen, oder an die anderen die Zechsteinsalzlager begleitenden dolomit- haltigen Schichten. Daß hier die geeigneten Temperaturen und Drucke geherrscht haben können, wird wohl kein Einsichtiger ver- kennen. Ich brauche nur daran zu erinnern, daß gerade an Bitumen reiche Kalke oder Kalke zoogener und phvtogencr Natur, in denen ausgedehnte Fäulnisprozesse stattgefunden haben, besonders gerne dolomitisiert sind. Ich brauche zu erinnern an das wölken- oder stockartige, auf Diffusions- oder Durchtränkungsvorgänge hinweisende Auftreten von Dolomiten in ausgedehnten Kalkablagerungen. Von diesen Gesichtspunkten ausgehend hat es auf Veranlassung Lixck’s, noch ehe die Untersuchungen Pulfuicii’s abgeschlossen waren, G. Adolf1 2 unternommen, die Dolomite des Rüt in der Umgebung von Jena der Untersuchung zu unterwerfen. Anschließend an die Gliederung des Röt durch Passarge 2 hat Adolf 77 verschiedene Bänke der mikroskopischen, mikrochemischen und reichlich ein Drittel davon auch der chemisch-analytischen Unter- suchung unterzogen. Die SpAXGEXBEnc.’sche Einbettungsmethode war damals leider noch nicht ausgearbeitet, sonst hätte sich wohl manches Resultat mit größerer Schärfe feststellen lassen. Die Dolomite treten in verschiedenen Graden der Reinheit auf, die man kurz etwa wie folgt charakterisieren kann: I. Fast reine Dolomite (bis etwa 3.5% Fremdbestandteile). Äußerst harte, ungeschichtete, meist kiistallinische Gesteine von unregelmäßigem, splittrigem Bruch und charakteristischer, rötlichgrauer Farbe. Meist reich an Versteinerungen, ln diesen Zonen dann cavernös. II. Unreine Dolomite (bis 50 °u Fremdbestandteile). a) Sandige Dolomite. Graue, graugrüne bis gelbliche, lockere Dolomite von regel- mäßigem. bankigem, plattigem Bruch, meist Schichtung und Streifung zeigend. b) Tonige Dolomite. Grünlichgraue, dichte, beim Berühren abfärbende Dolomite. Auf den Schichtflächen reichlich weißer Glimmer. III. Dolomitische Sandsteine (über 50% Fremdbestandteile). Weißlichgrünliche bis gelbliche, glimmerreiche, geschichtete, z. T. sandsteiuähnliche Bänke. IV. Gipsdolomite. a) Knotengipsdolomite. Der Gips sitzt unregelmäßig verteilt in Knoten im Dolomit. b) Spätige Gipsdolomite. Der Gips bildet die Grundmasse, reichlich Dolomit ein- schließend. Spiegelnde Gipsflächen auf frischem Bruch. 1 G. Adolf, Über die Dolomite des Röt in der Umgebung von Jena. Diss. Jena 1920 (unveröffentlicht). 2 S. Passarge, Das Röt im östlichen Thüringen. Diss. Jena 1891. 552 G. Adolf, M. Pulfrich und G. Linck, Die Mächtigkeit der Bänke ist außerordentlich verschieden. Am dicksten sind die unreinen tonigen Dolomite, die eine Bank- stärke bis zu 1,5 m erreichen können, deren Mächtigkeit aber auch heruntergehen kann bis auf 1,5 cm, was dem schnellen Aus- keilen der Schichten durchaus entspricht. Die fast reinen Dolomite, wie die Teuuisbank, der Vulgarisdolomit und der Rhizokorallium- dolomit, aber auch die spätigen Gipsdolomite werden durchschnittlich 10 — 25 cm, die Knotengipsdolomite nur 1—2 cm stark. Die Mächtig- keit der dolomitischen Sandsteine schwankt zwischen 1,5 und 5 cm. Diese Gesteine sind nun annäherungsweise auf folgende Art auf die verschiedenen Horizonte verteilt: Die fast reinen Dolomite findet man nahezu ausschließlich in so1; und da fast nur im Bereich der Teuuisbank, ausnahmsweise in etwas höheren Lagen. Die unreinen Dolomite sind fast gleichmäßig auf alle Rötstufen verteilt, doch sind sie in so, mehr sandig und in so3 mehr tonig, was dem allmählichen Übergang des Buntsandsteins in den Muschel- kalk entspricht. Die Knotengipsdolomite liegen in so, in den Hori- zonten a und b, was wiederum ihre Analogie mit dem liegenden, durch Auslaugung von Gipskonkretionen löcherigen Chirotherien- sandstein dartut. Dafür zeugt auch ein meist vorhandener Gehalt an Quarzsand. Die spätigen Gipsdolomite kommen zwar im Hori- zont a des so, auch vor, zumeist liegen sie aber im Horizont c und in so, in den Horizonten f uud h. Tonige und sandige Dolo- mite sind am häufigsten , während Gipsdolomite und dolomitische Sandsteine am seltensten Vorkommen. Manche von den Gesteinen sind rein zoogen er Natur, wie z. B. die Muschelbreccie in so,, einen Wechsel zwischen fossil- reichen und fossilarmen Zonen weist die Tenuisbank, ebenso die Bänke d und h und der Vulgarisdolomit in soÄ auf. Die sogen. Stromatoporiden der Tenuisbank sind vielleicht Sinterkrusten, weil sie unter dem Mikroskop keine Spur organischer Struktur erkennen lassen. Fossilfrei wurden einige tonige Bänke, die dolomitischen Sandsteine und die Gipsdolomite befunden. In allen drei Rötstufen sind oolit bische Ausbildungs- formen der Carbonate anzutreffen, aber selten bilden die Oolitlie den Hauptbestandteil des Gesteins , so an einzelnen Stellen im Horizont d. Sie sind zum großen Teil beschädigt oder zersprengt und nachträglich durch sekundären Kalkspat wieder ausgeheilt, bald konzentrisch-schalig und radialfaserig, bald körnig, manchmal aus- gelöst wie im Schaumkalk. So liegen sie unregelmäßig in der Grund- masse verteilt, auch gerne auf sandige Streifen im Gestein beschränkt. Der M i n eral b es t an d ist, abgesehen von Quarz, Feldspat und Glimmer in den sandführenden und abgesehen von den tonigeu Substanzen in den tonführenden Gesteinen, abgesehen auch von den seltenen Akzessorien Pyrit und Apatit, ein äußerst eintöniger. Der einzige wesentliche Bestandteil ist ein etwas ankeritischer Dolomit, der teils in unregelmäßigen bis 0,01 mm großen xeno- Uber die Darstellung des Dolomits etc. 553 morphen Körnern , teils in bis zu 0,9 nun großen automorphen Rhomboedern auftritt. Er umschließt gern tonige oder bituminöse Substanzen, und zwar um so mehr, je kleiner die Körner sind. Die größten und reinsten Individuen erscheinen auch öfters als xenomorphe Füllmasse zwischen den anderen Bestandteilen. Alle Oolithe bestehen aus Dolomit. — Der Gips in den Knotengips- dolomiten tritt in bis 1 cm großen Konkretionen auf, die öfters ausgelaugt sind. In den spütigen Gipsdolomiten hingegen bildet er große nach der Hauptspaltfläche tafelige Kristalle, die mit der Spalt- fläche meist parallel der Schichtfläche liegen und die Dolomitkristalle oder die Oolithe poikilitartig umschließen. — Chalcedon ist ein häufiger nebensächlicher Gemengteil und erinnert uns an die Carneolbänke des Chiroteriensandsteins. — Kalkspat tritt uns nur als sekundäres Ansfüllungstnaterial von Hohlräumen, besonders auch als solches der- jenigen des stets von oben her ausgelösten Knotengipses auf. — Als ferneres Zersetzungsprodukt trifft man allüberall Eisenhydroxyd. Die Struktur der reinen grobkörnigen Dolomite kann man als panidiomorph-körnig, die der unreinen als psammitisch und pelitisch, die der spätigen Gipsdolomite als poikilitisch bezeichnen. Die Textur ist im allgemeinen schichtig, wird aber um so mehr massig, je reiner der Dolomit wird. Selten findet sich Sintertextur wie bei deu Kalaharikalken Passargb’s *. Ausgelaugte fossilreiche Bänke werden gern rauch wackenähnlich, ausgelaugte Knollengipse löcherig. Über den chemischen Befund geben nachstehende Aualysen- tabellen Auskunft. Diese Ergebnisse befinden sich im allge- meinen in guter Übereinstimmung mit dem mineralogischen Befund. Es ist nur zu beachten, daß zwar im allgemeinen das Verhältnis CaC03 : MgC03 =1:1 ist, also der Dolomitzusammensetzung ent- spricht, aber doch in einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Fällen zuungunsten des Calciums davon abweicht. Dies entspräche dem Vorkommen von Magnesit, der zwar mikroskopisch nicht bestimmt wurde, was seinen Grund in der Schwierigkeit der Feststellung haben kann. Der Überschuß an Magnesium wird noch viel größer, wenn man das Eisen wenigstens zum großen Teil mit an Kohlen- säure gebunden erachtet. So käme man bei manchen Gesteinen auf einen Magnesit- bezw. Sideritgehalt von etwa 10%. Zu einer ähnlichen Betrachtung fordert aber auch die Tatsache heraus, daß in den Gesteinen doch nicht unerhebliche Mengen von sekundärem Kalkspat gefunden wurden, der sich aus vielen Analysen ohne die Annahme vom Vorhandensein von Magnesit oder Braunspat nicht errechnen läßt. Es ist also höchst wahrscheinlich , daß diese Mineralien in geringer Menge in den Gesteinen vorhanden sind. Gehen wir nach diesen Feststellungen zur Betrachtung der lithogenetischen Verhältnisse im Rötmeer über, so be- achten wir zunächst den unbestritten litoralen Charakter aller Röt- bildungen. Gegen Ende der Zeit des mittleren Buntsandsteins tritt 1 S. Passarge, Die Kalahari. Berlin 1904. 554 G. Adolf, M. Pulfrich und G. Linck, No. Stufe Io Hfl nnlösl. Ff2#3. 1IJ3 ll. feil CaO MgO (iliili- leriusl Sa. co2 Berechnet flfOs I|f#3 1 so3 8,76 1,74 26.66 i 19.01 43.44 99,61 41.83 47,57 39,93 1 : 1.004 2 so3 31,33 2,08 20,94 14,28 31,91 100,54 32,02 37,37 29,83 1 : 1,0513 3 so2 81,36 2,40 4,85 3,31 7.64 99,56 7,41 8,66 6,91 1 : 1.053 4 S °2 16,75 2,17 24,22 18,16 38,15 99,45 38,81 43,22 37,97 1 : 0.9594 5 so, VIII 16,39 4,59 23,34 17,11 37,94 99,37 36,62 41,63 35,44 1 : 0.9S98 G so, VIII 62,64 1.88 10,68 7,65 16,37 99,22 16.71 19,04 16,00 1 : 1,0024 7 so, VIII 8,46 1,23 28,17 19,56 42,69 100,11 43.05 50,27 40.51 1 : 1 .045 8 so, VIII 22,6 lösl. Sil. 4,5 1,4 u. Fe 0 =0.68 — — — 97,60 — 35.5 32,5 1 : 0.9203 9 so, VIII 46,87 1,62 15,51 11.60 24,53 100,13 25,57 27.66 24,02 1 : 0,97üt 10 so, VIII 66,7 iosi.sn. 4.8 0,9 — — 101,5 — 16,0 13,1 1 : 1,029 11 so, VIII 31,3 1.2 — — 99.7 — 37,5 29,7 1 : 0,96 IS 12 so, VI 3,13 1,42 29,39 20,58 45,23 99.75 45,09 52,43 42,63 1 : 1 ,036 13 so, VI 2,72 2,26 — — — 98.65 — 34,50 14,96 fa 80. 1: 44.21 1,91: 14 so,V 17,70 1,49 25,15 17.25 38,40 99.99 38,38 44,87 35,73 1 : 1,058 15 so, III 18,48 2,63 24,06 17,12 37,68 99,97 37,37 42.91 35,46 1 : 1.020 IG so, III 22.22 2,79 22,99 16,14 35,92 100.06 35.48 41,02 33.43 41,10 1 : 1.031 17 so, II 3,21 2,77 29,24 19.85 44,83 99,90 44,38 52,16 1 : 1,06! Uber die Darstellung des Dolomits etc. 555 Makroskopischer Befund Mikroskopische Ergänzung Fundstelle Ana- lytiker rötlichgraner, fossil- reicher typischer Dolomit dichter, fein- bis mittelkrist., wenig verunrein. Dolomit Kugelberg 0 (Hl. Orla- miinde) Vulgarisdolomit Adolf toniger, sandiger Doiomit, z. T. Sandstreifen führend feinkr. tonig.. stellen- weise sand. Dolomit Dorlberg 0 (Bl. Bürgel) 1. Bank unter Yulgaris- dolomit Adolf grüner, toniger Dol. mit sandig. Streifen Sandstein mit dolom. Bindemittel Dorlberg (Bl. Bürgel) Adolf grauer u.grünl. Dol., sandig u. tonig fein- bis mittelkrist , z.T. sandig. Dolomit Gr.-Löbichau (Bl. Bürgel) 2. Bank über Malachitbank Adolf graugrüner, toniger Dolomit feinkrist., dichter Dolomit Kugelberg — Gumperda (Bl. Kahla) Bank über Rhiz. -Dolomit Adolf graugrüner, fossil- reicher, stark sand. Dolomit Sandstein bis stark sand. feinkrist. Dol. Str. von Gr. -Lob. — Jena- löbnitz (Bl. Bürgel) Rhizokoralliumdolomit A DOLF graugrüner Dolomit dichter, feinkr. Dol. mit sandig. Streifen Kugelberg — Gumperda (Bl. Kahla) Rhizok. -Dolomit Adolf — — Kugelberg — Gumperda Rhizok. -Dolomit E.E.Schmid sandiger, graugrüner Dolomit feinkr.. dichter, z. T. stark sand. Dolomit Drakendorf (Bl. Kahla) Rhizok. -Dolomit Adolf — Jenzig (BI. Jena) Rhizok.- Dolomit E.E.Schmid — — Hausberg (Bl. Jena) Rhizok.-Dolomit H. Wacken- roder (28) gelber, mürber, toniger Dolomit trüber, feinkrist. Dolomit Wöllnitz (Bl. Jena) Muschelbreccie, ob. Teil Adolf — — Talstein (Bl. Jena) Muschelbreccie II. Schill- bach neml. harter, gelber Dolomit grobkristalliner, z. T. toniger Dolomit Kugelberg — Gumperda (Bl. Kahla) Horizont d Adolf larter , blaugrüner, schwach toniger Dolomit dichter, feinkrist., z. T. sand. Dolomit Wöllnitz (Bl. Jena) Sauriersandstein Adolf grüner, harter, sandiger Dolomit feinkrist., dichter, toniger Dolomit Str. Großlöb. — Jenalöbnitz (Bl. Bürgel) Sauriersandstein Adolf arter, dichter, gelb- grauer Dolomit mittelkrist., schwach toniger Dolomit SSO v. Gr.-Löbichau (Bl. Bürgel) Bank über Tenuisbank Adolf 556 G. Adolf, M. Pulfrich und G. Linck, No. Stufe In HCl nnlösl. Fe2 Ov HA u. FoO Ca 0 Mg 0 (Hiill- verlnsl Sa. Berechnet C02 f a (' 03 ilcA H|fOs: faCI3 18 so, II 3,19 1,84 | 29.87 19,91 1 45,63 100,54 45,03 53.46 41,24 1 : 1,092 19 so, II 2,37 1,81 29,34 20,17 45,43 99.12 ' 44,81 52,33 41,78 1 : 1,053 20 so, II 28,60 5,84 19,74 14,26 31,74 100,18 30, S9 35,21 29,53 1 : 1.006 21 so, 11 1,80 2,23 29,97 20,20 45,79 1 99.99 45,33 53.45 41,83 1 : 1,077 22 so, II 2.53 2,10 32.24 17,78 45,59 100,24 44.50 57,51 36,82 1 : 1.347 23 so, II 8,78 2,34 27,60 18.78 42,62 100,12 41,95 49,23 38,89 1 : 1,066 24 so, 11 26,83 3,20 — 100,45 29,01 30,67 Ca SÖ4 - 0 Q -Q- 10.74 u ,t" 25 so II 19,52 2,56 24,76 16,70 36,88 100,42 99,33 37,47 44,17 34,60 1 : 1,076 26 so, II 24,51 3,35 21,93 15,41 34,13 33.85 39.12 31,91 1 : 1.033 27 S 0, I 49,98 4,46 14,53 8,89 21,59 99.47 21,01 25,92 18,41 1 : 1.186 28 S 0, I 24,16 5.41 ' 21,97 13,72 34,53 99,79 32,10 39.18 28,42 1 : 1.162 29 S 0, I 20,13 2,60 23,51 16,54 36,78 99,56 36,29 41,94 34,25 1 : 1.032 30 s o, I 1 (54,26 3,30 1 9,65 6,77 16,14 100,12 14,89 17,22 14,03 1 : 1,034 31 so, I 20,53 2,53 23,51 16,87 36,55 99,99 36.67 41,93 34,94 1 : 1,011 32 so, I 1 21,68 3,77 22,06 16,01 35,70 99.22 34,59 39.35 33,17 1 : 0.999’ «53 S 0, I 40,67 3,-2 17,35 ' 12,05 26,65 99.94 26.61 30,94 21,95 1 : 1.045 34 s 0, I 31,34 1 4,17 1 ! 19,11 14,11 31,08 99,81 30,22 34,10 29,21 1 : 0,983 Uber die Darstellung des Doloniits etc. 557 Makroskopischer Befund Mikroskopische Ergänzung Fundstelle Ana- lytiker typischer, fossil- reicher Dolomit zieml. reiner, grob- krist. Dolomit SO v.Schiebclau (Bl. Kahla) Tennisbank Adolf harter, fossilreicher, gelber Dolomit zieml. reiner, mittel- bis grobkrist. Dol. Gumperda NW (Bl. Kahla) Tenuisbanlc Adolf dichter, graugrüner, tonig-sandiger Dol. sandiger, mittel- bis grobkrist. Dolomit Kugelberg — Gumperda (Bl. Kahla) Tenuisbank (1) Adolf typischer, fossil- reicher Dolomit grobkrist Dolomit Kugelberg — Gumperda Tenuisbank (2) Adolf typ., fossilr. Dolomit grobkrist. Dolomit Kugelberg — Eichenberg (Bl. Kahla) Tenuisbank Adolf typischer Dolomit zieml. reiner, grob- krist. Dolomit Drakendorf (Bl. Kahla) Tenuisbank Adolf — Drakendorf, Tenuisbank H. Schill- bach harter, fossilreicher, sandiger Dolomit mittel- bis grobkrist. reiner bis sand. Dol. Hausberg (Bl. Jena) Tenuisbank Adolf griinl., toniger und grauer, sand. Dolomit mittel- bis grobkrist. ton. u. sand. Dolomit Str. Gr.-Löb. — Jenalöbnitz (Bl. Bürgel) Tenuisbank Adolf gelber, toniger und sandiger Dolomit mittelkrist.,z.T.stark sandiger Dolomit Gumperda N (Bl. Kahla) Horizont I (« ?) Adolf graugrüner, harter, sandiger Dolomit grobkrist , sandiger Dolomit Gumperda NO (Bl. Kahla) Horizont I (« '?) Adolf vaugriiner, auschei- end toniger Dolomit grobkrist., sandiger u. toniger Dolomit Kugelberg — Eichenberg (Bl. Orlamünde) Horizont I u Adolf raubrauner, sandig. Dolomit Sandstein mit grob- kristallinem Bindern. Engerda SW (Bl. Rudol- stadt) Horizont I Adolf itlich-grauer, sand. Dolomit grobkrist. toniger Dolomit Drakendorf (Bl. Kahla) Horizont I « Adolf ■raugelber, toniger Dolomit mittelkristalliner, toniger Dolomit Jenalöbnitz SSO (Bl. Biirgel) Horizont I « Adolf :üner, toniger und auer, sand. Dolomit toniger, mittel- bis grobkrist. Dolomit mit sand. Streifen Str. Großlöb.— Jenalöbnitz (Bl. Bürgel) Horizont I « Adolf ttner, toniger und auer, sand. Dolomit mittel- bis grobkrist. , z. T. stark sand. Dol. Str. Großlöb. — Jenalöbnitz (Bl. Bürgel) Horizont I ß Adolf 558 G- Adolf. M. Pulfrich und G. Linck, Über die Darstellung etc. ein allmähliches Einsinken des Landes unter den Meeresspiegel ein. Es wird viel klastisches Material, sei es durch Wasser oder Wind, zugeführt — die Gipsablagerungen also die hohe Konzentration der Salzlösungen sprechen für das letztere. Mit der Ausdehnung der Überflutung treten die sandigen Beimengungen immer mehr zurück und die tonigen nehmen zu. Mit zunehmender Tiefe des Meeres nehmen auch diese ab und die kalkigen Sedimente nehmen überhand (Übergang in den Muschelkalk). In diesen salzreichen Lagunen, für deren Salzreichtum ja auch die vielen Steinsalz- pseudomorphosen und die mancherorts vorkommenden Salzlager des Röt sprechen, war wohl ein reiches organisches Leben, denn wir haben ganz aus Kalkschalen bestehende Bänke, und diese Tiere müssen doch von etwas gelebt haben. Es haben also offenbar auch hier, wie es für manche Buchten des Mittelmeeres nach- gewiesen ist, Zeiten besonders reichen floristischen (Algen etc.) und Zeiten besonders reichen faunistischen Lebens in Wechsel- wirkung miteinander gestanden. Dazwischen haben wieder voll- ständige Trockenlegungen stattgefunden, wie die Trockenrisse und die Steinsalzpseudomorphosen beweisen. In den ausgedehnten Faul- schlammbildungen, die auf genannte Weise zustande kamen, erfolgte die Bildung von Ammoniumcarbonat. Dieses erzeugt aus dem Meer- wasser die Fällung von Calciumcarbonat, z. T. jedenfalls in Form von Sphärolithen. Es tritt weiterhin die Bildung von Magnesium- carbonat aus Magnesiumsulfat und -chlorid ein. Dies bleibt aber erfahrungsgemäß größtenteils als Magnesiumbicarbonat in Lösung. Wir haben demnach jetzt folgende Sedimente: Terrestrischen Sand und Staub, zoogene Kalke, minerogene Kalke (meist oolithisch), etwas durchsetzt mit Magnesium- oder Ammoniummagnesiumcarbonat (schwerlöslich) und mit Fäulnisprodukten , event. auch Gips und Steinsalz. Diese Sedimente werden durchtränkt von Lösungen, welche enthalten: Ammoniumsulfat und -chlorid, Magnesiumsulfat und -chlorid, Magnesiumbicarbonat und Chlornatrium neben freier Kohlensäure. Tritt nun später eine Druckerhöhung und Erwärmung ein, so sind alle Bedingungen gegeben, unter welchen sich die Sedimente , teils nach dem Schema von Spangenberg, teils nach dem von Pulfrich, in Dolomit umwandeln können. Dabei kann auch Gips neu entstehen, und die spätigen Gipsdolomite sind viel- leicht so entstanden, wie wir umgekehrt in den Rötgipseu auch Dolomitkriställchen an treffen. Wir sehen, die Sache ist reichlich verwickelt, aber die Natur hat eben immer, wie schon Goethe sagt, verschiedene Wege, um zum gleichen Ziele zu gelangen. Wir haben gedacht, die Röt- dolomito bildeten ein einfaches Problem, und es hat sich gezeigt, daß es besonders verwickelt ist. Immerhin dürfte einige Klärung geschaffen sein. Vielleicht sind andere Dolomite in einfacherer und eindeutigerer Weise lithogenetisch zu betrachten. Jena, Mineralog. u. Gcol. Institut, im April 1921. \V. Wenz, Zur Frage der Altersstellung etc. 559 Zur Frage der Altersstellung des schwäbischen Tertiärs. Von W. Wenz in Frankfurt a. M. In Xo. 15/16 des Centralblattes 1920 ist die Altersfrage des schwäbischen Tertiärs von W.O. Dietrich und F. Kautsky von neuem aufgerollt worden. Die beiden Autoren kommen dabei zu einer Altersgliederung der Ablagerungen, die in manchen Punkten von der abweicht, wie ich sie hauptsächlich auf Grund der Unter- suchung der Land- und Süßwasserfaunen angenommen hatte1. Dies veranlaßt mich, hier noch einmal kurz die Gründe darzulegen, die zu der von mir vertretenen Altersgliederung geführt hatten. Der Unterschied unserer Auffassung hinsichtlich der unteren Siißvvassermolasse oder Huguloia - Schichten besteht darin, daß Dietrich und Kautsky deren unterste Abteilung, die Raniondi- Schichten ans dem Chattien, wohin ich sie gestellt hatte, heraus- nehmen und zusammen mit den Öpfinger und Thalfinger Schichten dem Aquitanien zuweisen wollen. Das so umgrenzte Aquitanien wird dann noch ins Oligocän gestellt. Durch dieses Vorgehen wird auch die alte Streitfrage der Oligocän-Miocängrenze von neuem aufgerollt. Will man sich über die Begrenzung und Stellung des Aqui- tauien klar werden, so darf man nicht vergessen, daß diese Stufe von Mayer-Eymar in der Aquitaine als typische Lokalität auf- gestellt worden ist, und man wird vor allem auch die grund- legenden Untersuchungen von Dollfus über diese Stufe mit heran- ziehen müssen2. Dollfus hat hier eingehend dargelegt, welche Glieder die von Mayer 1857 — 58 aufgestellte Stufe an der typischen Lokalität umfaßt; daß sie mit der marinen Transgression der Falnns de Bazas beginnt, die ihre unterste Abteilung bilden, daß darüber die Faluns de Lariev folgen und der Calcaire gris de l’Agenais den Abschluß bildet. Nicht zum Aquitanien im Mayer- sclien Sinne gehört dagegen der im Liegenden der beiden Faluns auftretende Calcaire blanc de l’Agenais. Es muß dies besonders deshalb hervorgehoben werden, da dieses Schichtglied und seine Äquivalente früher irrtümlich von anderen Autoren ins Aquitanien gestellt worden sind. In Übereinstimmung mit Deperet u. a. be- zeichnet Dollfus a. a. 0. diesen Horizont als Stampien superieur = Oligocene sup., später als Kasselien = Chattien (Fuchs), welche Bezeichnung besser dafür einzutreten hat. Auch ich halte es 1 W. Wenz, Die Öpfinger Schichten der schwäbischen Rugulosa-Ka.\ke und ihre Beziehungen zu anderen Tertiärablagerungen. Jahresber. u. Mitt. d. Oberrhein, geol. Ver. N. F. V, 2. p. 162—196; — Die Thalfinger Schichten der schwäbischen Riigiilosa-Ka.\ke und ihre Beziehungen zu anderen Tertiär- ablagerungen. Ibid. VII. p. 6 — 29. 2 G. F. Dollfus, Essai sur l'etage Aquitanien. Bull. Serv. Carte- geol. France. XIX. Xo. 124. p. 379—506. 560 W. Wenz durchaus für richtig', das Oberoligocän mit dem Typus der Casseler Meeressande als besondere Stufe auszuscheiden und das Stampien auf das Mitteloligocän zu beschränken, habe aber gelegentlich dem früher geübten Gebrauche Rechnung getragen, indem ich die ältere Bezeichnung mit aufnahm. Dollfus hat sich durch diese Unter- suchungen zweifellos das große Verdienst erworben , Klarheit in die Frage des Umfanges und der Begrenzung des Aquitanien ge- bracht zu haben. Während er früher das Aquitanien in seinem zu Unrecht erweiterten Umfange noch zum Oligocän stellte, kommt er nunmehr nach der Elimination des nicht hierher gehörigen zu dem Ergebnis , daß das Aquitanien s. str. als unterstes Mioeän aufzufassen ist. Bezüglich der Einzelheiten muß hier auf die Arbeit von Dollfus und die sich daran anschließende Diskussion hingewiesen werden. Auf Grund des Vergleiches der Land- und Süßwassermollusken- fauna war ich zu dem Ergebnis gekommen, daß die schwäbischen /irt/uonc/i-Schichten das genaue Äquivalent des Calcaire blanc de l’Agenais darstellen ; ebenso wie die Hochheimer Landschnecken- kalke des Mainzer Beckens, die Süßwasserkalke von Warzen usw.. wie denn gerade dieser Horizont recht weite Verbreitung besitzt. Auf Grund des Vorangegangenen durfte er daher nicht mehr ins Aquitanien gestellt werden, sondern vielmehr an die obere Grenze des Chattien. Wenn nun neuerdings Dietrich und Ivautsky die schwäbischen itkimondi-Schichten wieder dem Aquitanien zufügen, so wäre zunächst der Nachweis zu erbringen, daß die von mir vorgenommene Parallelisierung nicht zu Recht besteht. Für diese Annahme scheint mir jedoch nichts zu sprechen; im Gegenteil zeigen alle diese Schichten eine so gute Übereinstimmung ihrer Faunen, besonders auch der Leitformen, wie man es nur wünschen kanu. Die wichtigsten dieser leitenden Arten Plebccula ramontli (Buongn.) geht weder in Frankreich noch im Mainzer Becken noch in Schwaben in höhere Horizonte. Ebenso wichtig als diese Art und ebenso leitend sind: Hclicodonta lapicidclla (Thomae), Ccpaca hortulana (Tiiomae), Parachloraea oxystoma (Thomae), Ericia antiqua (Brongn.), ferner Klikia ( Klikia ) oscidum oscuhun (Thomae), Tropidomphalu s aniolcli (Thomae), Arcliacgopis discus (Thomae), Strophostoma tri- carinatum M. Braun. Auch die Galactochihis- Art dieser Schichten, G. brauni ehingense (Klein) schließt sich eng an die Hochheimer Form an und ist nicht, wie man früher annahm, mit der Form der Omphalosayda- Schichten identisch, die vielmehr nur als schwache Varietät der Form der Hydrobienschichten des Mainzer Beckens auf- gefaßt werden muß: G. inflexum (Zieten) und G. inflexum mattiacum (Stein.). Die Zuteilung dieser Schichten zum Aquitanien erscheint mir um so bedenklicher, als damit natürlich ältere Faunenelemente in diese Stufe hineingebracht würden, und zwar typisch oligocäne. die dann Veranlassung bieten könnten, die ganze Stufe ins Oligocän zu stellen, wie dies auch hier geschehen ist. Zur Frage der Altersstellung des schwäbischen Tertiärs. 5ßl In Frankreich und im Mainzer Becken sind die Ramondi- Schichten durch eine marine Transgression von den jüngeren Siiß- wasserbildungeu, dem Calcaire gris de l’Agenais, bezw. den Corbi- cula- und Hydrobienschichten getrennt. In Schwaben ist dies nicht der Fall1. Allein es ändert das nichts an der Tatsache, daß die Oinplmlusagda-Schlchten Äquivalente dieses Horizontes darstellen, was die leitenden Formen dieser Stufe wie: Cepnea givondica (Noulet), Tropidomphalus minor Fischer et Wenz, Eiiahjpia bitli- moides (Thomae), Viviparus paeliystoma (Sandb.), Ericia bisulcata (Zieten), sowie die Silugetierfaunen dartun. Sie gehören somit ins Aquitanien. Sie ins Burdigalien zu stellen, wie dies neuer- dings Oppenheim vorschlägt, wird weder durch die Mollusken fauna noch durch die Säugetierfauna begründet, was auch Dietrich und Kautsky betonen. Wenn auch in Schwaben marine Zwischen- schaltungen zwischen beiden Siißwasserhorizonten fehlen, so erweist sich doch der jüngere selbst als transgredierend , und es bleibt noch zu untersuchen, ob nicht in Schwaben wenigstens eine Sedi- iuentationsliicke zwischeu beiden vorhanden ist. Das, worauf es mir bei meinen Untersuchungen in erster Linie aukommt, ist die Parallelisierung der Süßwasserablagerungen und die Herausarbeitung geeigneter Leitfaunen. Weniger berührt mich die Frage, wohin man die Oligocän-Miocängrenze legen will. Hier gehen die Ansichten noch stark auseinander. Dollkus , Haug, de Lapparent und eine größere Anzahl französischer Autoren legen sie an die untere Grenze des Aquitaniens, andere, wie Oppen- heim, Stehlin und die beiden Verfasser, an die obere. Diese Frage läßt sich aber nicht auf einem eng begrenzten Gebiet lösen, wie es die schwäbischen Tertiärbildungen einnehmen, sondern besitzt viel allgemeineren Charakter. Hält man sich streng an das histo- risch Gewordene , d. h. an die Begrenzung , wie sie Beykich iu Norddeutscliland durchgeführt hat, so darf man nicht auch die Säugetierfaunen zur Entscheidung dieser Frage heranziehen, da hierdurch ein ganz neues Gliederungsprinzip zur Anwendung kommt und die so gezogenen Grenzen nicht mit den ursprünglichen zu- sammenzufallen brauchen. M. E. kann die Frage der Oligocän-Miocän- grenze überhaupt nur durch ganz umfassende stratigraphische und paläontologische Untersuchungen, durch Vergleichung der in Frage kommenden norddeutschen und französischen Ablagerungen entschieden werden. Ansätze hierzu sind vorhanden und es wäre zu wünschen, daß die Untersuchungen in nicht allzuferner Zeit zum Abschluß kämen. Beachtenswert scheint mir in diesem Zusammenhang die Tat- sache, auf die meines Wissens Steuer zuerst aufmerksam gemacht hat, die Übereinstimmung mariner Formen der Cyrenenmergel des 1 Auch in Frankreich treffen wir östlich des Hauptverbreitungs- gebietes, z. B. auf Blatt Cahors. ähnliche Verhältnisse. Die Schichten mit Ostrea aginensis keilen aus und die beiden Kalke lassen sich nur durch ihre Fossilien voneinander trennen (Dollfus. 1. c. p. 452). Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 30 562 W. Wenz, Mainzer Beckens mit denen der Casseler Meeressande. Sind wir auf Grund dieser Übereinstimmung' zu einer Parallelisierung des Cyrenenmergels und der im unmittelbaren Anschluß gebildeten Hochheimer Landschneckenkalke mit den Casseler Meeressanden, d. h. mit dem typischen Chattien berechtigt, so müssen die durch eine neue Transgression (der Ceritliienkalke) eingeleiteten jüngeren Schichten aquitanischen Alters ins Untermiocän gestellt werden. Die Folgerungen, die daraus für die Altersstellung der schwäbischen Ablagerungen zu ziehen sind, liegen klar auf der Hand. Was die Frage des Alters der schwäbischen Meeresmolasse betrifft, die die beiden Autoren in erster Linie beschäftigt, so kann ich mich hier nicht auf eigene Spezialuntersuchungen der Faunen stützen und bin auf das angewiesen, was bisher darüber bekannt geworden ist. Depkret 1 hat sic eben auf Grund ihres Fossil- inhalts an die unterste Grenze des Vindobonien gestellt, und die meisten Autoren sind ihm darin gefolgt. Auch ich habe mich ihm in diesem Punkte angeschlossen und kann seinen Folgerungen kaum neues hinzufügen. Bestimmend ist für mich in erster Linie das Auftreten von Formen, die zum erstenmal in der 2. Mediterranstufo Vorkommen wie Cardita jouanneti. Wenn Suess 1891 behauptet, daß diese Form von Ermingen und St. Gallen nicht mit der der 2. Mediterranstufe identisch sei, so stellt Depkret (1893, 1. c. p. 240) das Gegenteil fest. Der Hauptwert scheint mir aber gerade auf die neu auftretenden Formen zu legen zu sein, da es sehr wohl möglich ist, daß bei einer mangelhaften Verbindung der einzelnen Teil- becken die Faunen nur langsam eindrangen und sich die ältere Fauna vielleicht hier länger hielt als an anderen Orten. Daß die älteren Horizonte der 1. Mediterranstufe, wie sie in der Schweiz Vorkommen, in Schwaben nicht vertreten sind, würde sich auch aus der von Diet- rich und Kautsky vertretenen Anschauung erklären, daß das Meer allmählich nach Norden vorrückt und später in Schwaben eindringt. Wichtig ist jedenfalls der Umstand, auf den auch die beiden Autoren besonders hinweisen, daß die Meeresmolasse diskordant auf der Unterlage ruht, aber nach oben in die Brackwassermolasse übergeht. Die Brackwassermolasse selbst wird von ihnen den Oncophora- bezw. Gründer Schichten gleichgestellt. Diese Annahme liegt in der Tat recht nahe; doch ist dabei zu bedenken, ob nicht die Oncophora- Faunen wesentlich faziell bedingt sind und an ver- schiedenen Stellen vielleicht auch zeitlich verschieden auftret en konnten, sobald die Bedingungen hierfür gegeben waren. Dafür ließe sich wohl auch der Umstand anführen , daß keine völlige artlicho Übereinstimmung dieser Faunen im Wiener Becken und in Schwaben vorhanden ist. Auffällig ist auch, daß die Säugetier- fauna der Brackwassermolasse einen jüngeren Eindruck macht, als man nach dieser Stellung erwarten könnte, was auch den beiden 1 Di-mfemcT, Sur la Classification et le parallelisme du Systeme miocenc. Bull. Soc. Ueol. France. (3.) XXI. p. 170 — 2t3G. 1893. Zur Frage der Altersstellung des schwäbischen Tertiärs. 563 Autoren nicht entgangen ist. Daß überdies die Frage der Stellung der tbicop/iorrt-Schichten auch heute noch nicht völlig geklärt ist, zeigen die neuen Untersuchungen von Rzehak die uns mit der Tatsache vertraut machen , daß in Mähren O/icop/iorfl-Schichten unter einem Schlierhorizont beobachtet worden sind. Es läßt das verschiedene Deutungen zu: darunter auch wohl die oben angeführte. Daß höhere Horizonte als der Gründer in der schwäbischen und Schweizer Meeresmolasse nicht vertreten sind, hat bereits Deperet wahrscheinlich gemacht. Es bleibt somit m. E. die Mög- lichkeit offen, daß die schwäbische Meeresmolasse ganz oder z. T. (ob zusammen mit der Brackwassermolasse oder nicht möge dahin- gestellt bleiben) dem Gründer Horizont angehört8. Aber selbst wenn man mit Dietrich und Ivaltsky annimmt, daß ein Teil der Schichten dem Schlier entspricht, so bleibt immer noch die Frage offen, wohin man den Schlier zu stellen hat. Auch darüber gehen die Ansichten noch auseinander. Während F. E. Scess ursprüng- lich geneigt war, ihm eine vermittelnde Stellung zwischen 1. und 2. Mediterranstufe zuzuweisen, ist er von den einen ins Burdigalien, von andereu, wie Haug 1 * 3, als Beginn der neuen Transgression ins untere Yindobonien gestellt worden. Es handelt sich eben auch hier weniger um prinzipielle Fragen der Altersstellung bezw. Parallelisierung, worüber die Ansichten nur wenig differieren, als vielmehr um die der Abgrenzung von Burdigalien und Yindobonien. Letzten Endes wird die Frage, ob wir in der schwäbischen Meeres- molasse Burdigalien oder Yindobonien oder beides vor uns haben, sich erst dann entscheiden lassen , wenn eine neue gründliche Bearbeitung der Fauna vorliegt. Jedenfalls ist es ein Yerdienst der beiden Autoren, das Problem hier von neuem aufgerollt zu haben. Zum Schlüsse noch eine kurze Bemerkung über die Silvana- Schichten. Dietrich und Kautsky stellen sie ins obere Yindobonien und Sarmatien, begreifen also (p. 24S, 252) noch den Flinz, Stein- heim usw. mit ein. Hier möchte ich, wie ich das schon an anderer Stelle getan habe4, für eine schärfere Trennung eintreten. Als Si/rnufl-Schichten sollten nur die Ccpaea s//rnHn-fiilirenden Schichten bezeichnet werden (oberes Yindobonien = Tortonien), während die nach Mollusken und Säugetierfauna jüngeren Bildungen mit Cepaca sylvcstrina und ihren Subspezies (Ries, Steinheim, Hegau, Uracher Maartuffe) besser als S^Zresfrz/ia-Schichten (Sarmatien) davon ge- trennt werden, da in ihnen Ccpaea Silvana nicht mehr vorkommt. 1 Rzehak, Das Miocän von Brünn. Verh. d. nat. Ver. Brünn. 56. 1919. 3 Anmerkung bei der Korrektur: Vgl. auch die inzwischen erschienene Untersuchung : H. Lutzeier, Beiträge zur Kenntnis der Meeresmolasse in der Ulmer Gegend (N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XLVI. p. 117 — 180), die bezüglich der Altersstellung zu demselben Ergebnis kommt. 3 Haug, Traite de Geologie. II. p. 1635 ff. 4 Wenz, Über das Vorkommen von Cepaea eversa larteti (Boissv) in den schwäbischen S'ffcana-Schichten und seine Bedeutung für deren Gliederung. Senckenbergiana. II. p. 151 — 158. 36* 564 F. Heritscb, Erklärung zu vorstehendem Aufsatz des Herrn W. Wenz. Dank dem Entgegenkommen der Redaktion kann ich — in Abwesenheit meines Mitarbeiters — W. Wenz sofort antworten. Wir liatten uns gegen seine Parallelisierung der chattischen Stufe mit einem Teil der stampischen gewandt, weil sie unbedingt falsch ist. Mit dem Alter der Ttamondi-Schichten hat dies nichts zu tun, und wir haben keine Veranlassung, darauf einzugehen. Wir erlauben uns nur anzufügen, daß die Verbreitung der schwäbischen Bamomli- Kalke und ihre Beziehungen zu den Omphaloiagda-Sdnchten zurzeit erneut untersucht werden. Um das Burdigal in Schwaben können wir auch nicht streiten, da weder Wenz noch wir seine Fauna revidiert haben. Wir möchten nur bemerken , daß die Erminger sogen. Carclita Jouanneti in Fraas, Petrefaktensammler 1910. Taf. 64 Fig. 3, abgebildet ist, so daß die Verschiedenheit dieser Form von der echten C. Jouanneti (siehe z. B. Hoeknes, Foss. Moll. Wien. Beck. Taf. 35 Fig. 7 — 12) für jedermann leicht fest- stellbar ist. — Die von Wenz vorgeschlagene schärfere Gliederung der Syfrana-Schichteu nehmen wir an. Dietrich. Zwei neue Tabulaten aus dem alpinen Mesozoicum. Von F. Heritsch in Graz. Mit 3 Textnguren. Dem gütigen Entgegenkommen meiner geschätzten Kollegen Dr. Schwinner in Graz und Dr. Spengler in Wien verdanke ich die beiden im folgenden zur Beschreibung kommenden Fossilien. Beiden Herren spreche ich meinen ergebensten Dank aus. Cliaetetes Geyeri n. sp. Der Korallenstock stammt aus einem sehr hellen Kalk, der einige auf Dogger zeigende Korallen enthält; das Stück wurde bei der Osteria alla Barricata in den Sette Comuni gefunden: diese Osteria liegt südwestlich von Grigno (im Val Sugana), zwischen dem Monte Cucco und der Costa alta. Es ist ein knolliges Bruch- stück eines Stockes in der Größe 6:5:4 cm. Der Erhaltungs- zustand ist ein vorzüglicher; fast von allen Seiten sind die zier- lichen Zellröhren mit ihren Tabulae zu sehen. Die Zellröhren sind im größeren Teil des Stockes gerade, im restlichen kleineren Teil leicht gebogen. — Das mir vorliegende einzige Exemplar ist das Bruchstück eines großen Stockes, dessen Form nicht zu erkennen ist. Das Bruchstück muß aus dem inneren Teil eines großen Stockes stammen, wie die Art des Wachstums der Zellröhren zeigt. — Wo das Stück so angebrochen ist, daß Längsschnitte durch den Stock entstehen, ist immer Einblick in das fabulierte Innere der Zellröhren gegeben; dasselbe ist auch der Fall dort, Zwei neue Tabulaten aus dem alpinen Mesozuicmn. 565 wo kleine Splitter des Stockes zur Gewinnung von Dünnschliffen abgesprengt wurden. Es bricht daher der Stock niemals nach der Mauer. „Das ist eine für Cliaetetcs sehr charakteristische Er- scheinung, welche ihre Erklärung darin findet, da ß die Wand nicht aus zwei verschiedenen Mauerblättern besteht“ '. Eine konzentrische Absonderung, welche gleichsam eine Lagentextur der Längsschnitte hervorbringen würde, fehlt vollständig. Der Stock ist ganz gleich- mäßig in die Höhe gewachsen. Die Böden stehen, wie man bereits am Längsbruch des Stockes feststellen kann, in den einander be- nachbarten Zellröhren nicht in derselben Höhe. Ich gebe im folgenden eine Anzahl von Größenmaßen des neuen Cliaetetcs und einiger anderer hieher gehöriger Arten, sowie des weiter unten beschriebenen Cli. Spengleri. Die Maße für den Cli. Benedei Halt, verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. Leidiiold in Straßburg, dem ich hiefür ergebenst danke. Zu diesen Maßen, die mit Ausnahme des in Straßburg liegenden Cliaetetcs Bcnecici Halo Mikrometermessungen mit Hilfe eines REiCHER'r'schen Mikroskopes sind, ist natürlich zu bemerken, daß beim Vergleich der verschiedenen Arten in erster Linie die Zahlen der Querschnitte heranzuziehen sind, da Längsschnitte infolge des Zufallsmomentes des Schnittes schwankende Zahlen geben müssen. Der Dünnschliff quer durch die Zell röhren ließ folgendes beobachten: Die Zellröhren sind von ziemlich gleicher Größe ; eine auffallende Größenverschiedenheit ist nur dort vor- handen, wo die Zellröhren sich teilen. Sie sind ganz gleichmäßig über die Schliffßäche verteilt. Ihr Umriß ist rundlich; kaum jemals sind Andeutungen einer polygonalen Begrenzung vorhanden. Die Röhren sind mit Calcit ausgefüllt. — Sehr bemerkenswert sind die Verhältnisse der Pseudosepten. Ein Teil des Querschliffes zeigt keine derartigen Bildungen, sondern nur die rundlichen Querschnitte der Zellröhren. Daneben liegen Partien des Schliffes, welche Zell- röhren mit vielen Pseudosepten aufweisen. Diese Querschnitte haben zwei oder drei breite, stumpf und keilförmig in das Innere der Zellröhren vorspringende Pseudosepten. Niemals ist nur ein Septum vorhanden, zwei ist die Mindestzahl; immer sind diese Septen nur Ausbiegungen der Wand , also echte Pseudosepten. Auch knapp erst geteilte Zellröhren gibt es, welche neuerdings schwache, septenartige Vorsprünge haben. — Aus den oben dar- gestellten Verhältnissen ergibt sich , daß die Teilung immer bei einer Anzahl benachbarter Zellröhren gleichzeitig oder annähernd gleichzeitig eintrat. — Durch die vielen Pseudosepten erscheinen einzelne Teile des Querschliffes wie zerhackt. Die AVand zeigt auch bei Anwendung sehr starker ATergröße- rungen keinerlei Struktur, welche auf einen Bau aus zwei Mauer- 1 Beschreibung des Chaetetes WäJineri M. Mitteil. d. AATiener geol. Gesellsch. 10. p. 195. 566 F. Heritsch, Zahlen in Millimeter; in der ersten Kolonne größter X kleinster Durch- messer je einer Röhre. Lumen der Zellröhren Messungen Lumen der Zellröhren Durchschnitt Dicke der Wände Dicke der Tabulae Entfernung der Tabulae voneinander o 0,7 X 0,5 “V Q 2(1+®) ’ ’ * V 1-2® ’ 2 v,*- \ A + 2m = (,V,3 ; n = pVä2 ; k = A + § ft = o (V,3 — 4 V,*). Wird in erster Annäherung an die Wirklichkeit a = \ gesetzt, so gilt insbesondere noch für die Fortpflanzungsgeschwindigkeit V der Oberflächenwellen die einfache Beziehung V = 0,9194 Vj, und es ist V, = 0.5774 V,. Alle drei Geschwindigkeiten müssen in den oberen Erdpartien natürlich stark von der geologischen Zusammensetzung der Schichten abhängen. Besprechungen. o7o Dem Endzweck einer Klarlegung der elastischen Beschaffen- heit unseres Planeten dienen dann namentlich aber noch die ein- gehenden analytischen Ausführungen über den Weg, den die Wellen der ersten und zweiten Vorphase eines Seismogramms, im wesent- lichen die longitudinalen und transversalen Wellen, bei ihrer Aus- breitung durch den Erdkörper nehmen, sowie über die Ermittlung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit dieser beiden Wellenarten längs ihrer Wege. Diese Überlegungen stützen sich auf die Laufzeitkurve der beiden Vorläufer und auf die Beziehung, welche sie zwischen dem Emergenzwinkel e des seismischen Strahls und den zugehörigen Werten der Laufzeit T und der Epizentraldistanz J in der Form cos e = v0 ^ * herstellt (v0, bei Vernachlässigung der Herdtiefe betrachteten Wellenart nächst der Erdoberfläche). Sie gehen zur Hauptsache auf Benxdorf und Wiecheut zurück und flnden hier eine willkommene zusammenfassende Bearbeitung. Auch das von Wiecheut angegebene einfache Verfahren der zeichnerischen Kon- struktion der Trajektorien der seismischen Strahlen hat hier Platz gefunden, und im Anschluß daran sind in knapper Übersicht die Göttinger Untersuchungsresultate hinsichtlich der Konstitution des Erdkörpers wiedergegeben, wobei ganz kurz auch noch die jüngsten Ergebnisse auf Grund einer Untersuchung der Amplitudenverhält- nisse, einer von Zoeppuitz erdachten Methode, erwähnt werden. Diese letzten, vor dem Kriege zum Abschluß gekommenen, von Geiger und Gutenberg ausgeführten Arbeiten (Xachr. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, math.-phys. Kl. 1912 u. 1914) modifizieren die bisherige WiECHEirr’sche Annahme einer zweiteiligen Erde (Mantel und Kern) ein wenig und gestalten das Bild, welches man sich über die Geschwindigkeitsverteilung der Erdbeben- wellen im Erdinuern bis auf weiteres zu machen hat, folgender- maßen : Es ist ein Erdkern von rund 3500 km Radius, ein Mantel von rund 1200 km Dicke und eine rund 1700 km mächtige Zwischen- schicht anzunehmen. Beim Übergang vom Mantel zur Zwischen- schicht, und außerdem noch an zwei Stellen innerhalb dieser letzteren, in etwa 1700 km und 2450 km Tiefe, liegt indessen nur eine Ungleichmäßigkeit, kein Sprung in der Änderung der Konstitution vor. Die Geschwindigkeit der longitudinalen (trans- versalen) Wellen wächst zunächst von 7,17 (4,01) km sec-1 an der Erdoberfläche verhältnismäßig rasch auf 1 1,80 (6,59) km sec-1 an der unteren Mantelfläche in 1200 km Tiefe, sodann wesentlich langsamer auf 12,22 (6,86) km sec-1 in 1700 km Tiefe und auf 13,29 (7,32) km sec-1 in 2450 km Tiefe, behält nun bis zum Kern in 2900 km Tiefe den konstanten, etwas niedrigeren Wert von 13,15 (7,20) km sec-1, sinkt aber an der Kernoberfläche plötzlich bedeutet die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der 576 Besprechungen. auf 8,50 (4,72) km sec-1, um bis zum Erdmittelpunkt langsam wieder bis auf 1 1,10 (6,15) km sec-1 anzuwaclisen. Dabei ist fin- den Kern, da hierfür Beobachtungen über transversale Wellen nicht herangezogen worden waren, die vorläufige Annahme V, = etwa 0,55 Vj (nach obiger Bezeichnungsweise) gemacht worden. Nach einer während des Krieges erschienenen Arbeit von Ki.ussmann (Gerland’s Beiträge*zur Geophysik. 14,1. 1915) kann man dieses Bild dann noch dahin vervollständigen, daß bei Annahme einer konstanten Dichte von 3,4 für den 1200 km mächtigen Gesteius- mantel die vielleicht im wesentlichen aus Eisenerzen bestehende Zwischenschicht eine mittlere Dichte von 6,0 und der vermutlich zur Hauptsache aus Nickel, Kobalt, Eisen zusammengesetzte Erdkern eine solche von 9,2 besitzt. Eine kurze theoretische Betrachtung ist auch der Berechnung der Herdtiefe eines Bebens gewidmet, einem Problem, das für eine richtige genetische Erfassung der seismischen Vorgänge von hervorragender Wichtigkeit ist. Zu seiner exakten Lösung ist eine erhöhte Schärfe der Beobachtungen erforderlich, u. a. eine bis auf 0,1— 0.2 Sekunden genaue Kenntnis der Laufzeiten der seismischen Wellen an herdnahen Stationen. Endlich mag noch besonders der § 1 des vierten Kapitels hervorgehoben werden, der in referierender und allgemeiner ver- ständlichen Weise noch andere weniger geklärte seismische oder doch nahe verwandte Erscheinungen überblickt. Hier wird auf die WiECHEirr’sche Hypothese des Vorhandenseins einer Magmaschicht in etwa 30 km Tiefe aufmerksam gemacht, zu der dieser Autor durch eine Analyse der Hauptphase eines Fernbebendiagramms ge- führt wurde, ferner auf die das Bebenbild vielfach so sehr kom- plizierenden Reflexionen und Brechungen der seismischen Wellen an der Erdoberfläche, bezw. den inneren Unstetigkeitsflächen, auf die seismische Dispersion und auf die mit meteorologischen Vor- gängen zusammenhängende mikroseismische Unruhe. Der Hinweis darauf, daß unterirdische Massenverlagerungen in Verbindung mit einem Erdbeben durch exakte Schwerkraftsmessungen mittels der Drehwage von Eötvös festgestellt werden können, wie auf das Problem der Vorhersage von Erdbeben, dem v. Kövf.smgethy durch seine Arbeit über die seismische Hj'steresis eine ernste wissen- schaftliche Grundlage gegeben hat, eröffnet schließlich noch einen weiteren anspornenden Ausblick in die Zukunft seismologischer Forschung. E. Tains. F. Rinne. Bemerkungen zur orientierenden Wirkung etc. 577 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Bemerkungen zur orientierenden Wirkung der Kristall- felder des Steinsalzes und des Sylvins. Von F. Rinne in Leipzig. Mit 1 Textngur. 1. Boi jedem Gliede der feinbaulichen Reihe, die sich von den Elektronen über die Atome zu den Molekülen spannt, wirkt ein anisotropes endoleptonisches Kraftfeld als Moment des Zusammen- haltes der betreffenden Aggregation. Im Falle der Nahelage derartiger Baueinheiten gleicher oder ungleicher Art entwickelt sich das Feld zu einem, die Individuen in zwischenleptonische Wechselwirkung setzenden Bereich, ln ihm kommt es beim Überschreiten einer bestimmten Spannungsgrenzc zufolge der Tendenz nach Stabilität zu feinbaulichen Veränderungen, etwa zur losen oder festeren Aggregation vorher freier Teilchen, andernfalls zu Zergliederungen oder feinbaulichen Umsetzungen. Es ist für die allgemeine Auffassung der Kristalle nützlich, diese Vorstellungen auf sie als das Endglied der Bautypenreihe zu übertragen: man wird bei ihnen gleichfalls anzunehmen haben, daß ihr (endokristallines) Kraftfeld bei einer Nahelage von Individuen gleicher oder ungleicher Art oder auch von Kristallen und einzel- leptonischen Gebilden sich zwischenkörperlich erweitert, und daß so Aggregationen, Zergliederungen oder Umsetzungen sich einstellen, falls die Felder sich genügend stark entwickeln. Die Vorgänge der Sammelkristallisation und sonstiger Wachstumserscheinungen, gleichwie der Lösung und anderweiter chemischer Reaktionen an kristallinem Material sind Zeugnisse dafür; sie setzen sich voraus- sichtlich zusammen aus feinbaulicheu Deformationen als Vorspiel und dem sprungweisen Akt der Errichtung einer neuen Stabilitäts- form, wobei Feldgenossen im ersten Teil der Aktion feinbaulich als Katalysatoren förderlich oder auch hemmend wirken können L 1 Vgl. F. Rinne, Die Kristalle als Vorbilder des feinbaulichen Wesens der Materie. Berlin, Gebr. Bornträger. 1921. (Absch. XII, Versuch eines Einblickes in den Verlauf chemischer Vorgänge durch Vermittlung von Beobachtungen an Kristallen.) Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 37 578 F. Rinne, 2. Unter diesen Vorgängen der Kristallfeldwirkung sind die des Wachstums von besonderer Anschaulichkeit. In allgemeiner Auf- fassung der Verhältnisse lassen sich dabei, je nach dem Material, das sich der bestehenden Aggregation, sie vergrößernd, anschließt, bestimmte Typen unterscheiden. Bei „reinem Wachstum“ wird die stoffliche Identität des sicli erweiternden Baues gewahrt. Unter dem komplexen Einfluß des regelmäßig raumgittrigen Untergrundes und der strukturabnormen Oberflächenzone, sowie der Genossen des Außenfeldes vergrößert sich der Kristallkörper im Streben nach Stabilität durch schalige Ablagerung von „Vorformen“, die sich im umgebenden Medium bildeten. Die Erfahrung zeigt aber, entsprechend der von vornherein feinbaulich berechtigten Annahme, daß die Möglichkeit einer gesetz- mäßigen Anlagerung nicht auf solches Gleichzugleichgesellen be- schränkt ist. Hat man doch im isomorphen Mischbau, nach jetzt wohl allgemeiner Annahme, das Ergebnis eines Wachstums unter Vikariieren lediglich ähnlicher, zum Atom- oder Baugruppenersatz im Raumgitter noch geeigneter Partikel vor sich. Entsprechend bietet sich die Erscheinung „unreinen Wachstums“ bei isomorpher Schichtung dar. Die Erwartung, daß sich weiterhin selbst einander stofflich fernerstehende Materialien in Nahelage feldlich richtend beeinflussen und vereinigen, wird durch die zahlreichen Beispiele gesetzmäßiger Verwachsungen ungleicher Kristalle bestätigt. Besonders häufig sind in der Hinsicht Beispiele, deren Glieder Bestandteile gemeinsam haben ’. 3. Feinbauliche Verwandtschaften spielen somit erfahrungsgemäß, wie zu erwarten, beim unreinen Wachstum eine bedeutsame Rolle. Damit tritt die Wichtigkeit des gestaltändernden Temperaturfaktors hervor. Erlangen doch eventuell Atome oder Atomgruppen erst bei bestimmten Wärmegraden die Gestalt, welche sie zum isomorphen Einbau geeignet macht. In der Hinsicht liefert, wie bekannt, das hier zu behandelnde System Na CI — KCl einen besonders guten Anhalt. Es bedarf noch einer kleinen, weiter unten vollzogenen experimentellen Ergänzung, um es zu einem abgerundeten Muster- beispiel der in Rede stehenden Reihe der Wachstumserscheiuungen zu machen. Die Kristallisationsverhältnisse bei höheren Wärmegraden sind bezüglich der in Rede stehenden beiden Salze durch Kurnakow und Shemtschushny 2 sowie R. Nacken 3 klargelegt. Die Figur gibt 1 0. Mügüic, N. Jahrb. f. Min. etc. Beil-Bd. XVI. p. 375. 1903. 2 Kurnakow u. Shemtschushny, Zeitschr. f. anorg.Chem. 52. p. 186. 1907. 3 R. Nacken, Sitz.-Ber. Berliner Akad. d. Wiss. 1918. p. 192. Bemerkungen zur orientierenden Wirkung etc. f)79 einen schematischen Anhalt dafür. W. Eitel 1 verdankt man inter- essante Berichte über die kolloidale Entmischung dieser Halogenide bei sinkender Temperatur. Nach den ultramikroskopischen Beob- achtungen des letztgenannten bleiben Präparate mit 1,56% KCl homogen, anderseits konnten spurenhafte Entmischungen noch bei 0,39 % Na Ci beobachtet werden, bis bei 0,20 % Na CI die Kri- stallisation optisch leer erschien. Die bei hohen Temperaturen so vollkommen feinbaulich vikariierende Mischbarkeit von Na CI und KCl (s. Figur) klingt also beim Absinken des Wärmegrades in einen Zustand aus, bei dem sich die Salze fast ganz wie Fremdkörper gegenüberstehen, zum deutlichen Anhalt für die Annahme einer sich durch Dislokation der äußeren Elektronen von Na+ und K+ immer kräftiger aus- jestaltenden Form Verschiedenheit dieser Ionen. Im Sinne der oben dargelegten allgemeinen Auffassung war iS mir nun von Interesse, zu erkunden, ob zwischen den Salzen \’aCl und KCl bei Zimmertemperatur noch eine richtende Nahe- virkung besteht. In Verfolg der Angelegenheit ergab sich ein sehr eicht auszufiihrender hübscher Praktikums-Demonstrationsversuch, er in der Tat die bei gewöhnlicher Wärme noch vorhandene hohe ' irksamkeit des Kristallfeldes in ausgezeichneter Deutlichkeit erweist. 1 W. Eitel, dies. Centralbl. 1919. p. 173. 37* 580 F. Rinne, Bemerkungen zur orientierenden Wirkung etc. Spaltet man einen Steinsalzkristall und betupft seine so er- haltene {100}-Fliiche mit einem Tropfen gesättigter KCl-Lösung, so wird sofort Sylvin in sehr zahlreichen Kriställchen von Würfel- form ausgesalzen. Die somit ohne Verzug mögliche mikroskopische Betrachtung der Kristallisation zeigt, daß die Kriställchen sich in zierlichstem Parallelismus zur Unterlage entwickelt haben, soweit sie letztere bei ihrer Entstehung unmittelbar berührten. Die in größerer Höhe des Tropfens, außerhalb der leptonischen Feldreichweite entstandenen KCl-Wiirfel liegen regellos und können, etwa durch vorsichtiges Abpinseln oder Abspiilen, entfernt werden, während die in Feldwirkung gebannten sitzen bleiben. Entsprechend gelingt der Versuch bei Benutzung von Svlvin- spaltblättchen und gesättigter NaCl-Lösung. Es entstehen durch Aussalzen reichlich NaCl-Wiirfel in Parallelverwachsung mit der KCl -Unterlage. Die Versuche lassen somit in einer jeden un- mittelbar überzeugenden Weise die richtende Wirkung der Kristall- felder erkennen. An Dauerpräparaten unter Kanadabalsam und Deckglas kann man zufolge der entgegengesetzten Abweichung der Brechungs- quotienten von Steinsalz und Sylvin in bezug auf den Balsam, bei Beobachtung des Wanderns der BECKE’schen Linie, die Natur der Ausfüllung optisch leicht demonstrieren. 4. Zur näheren Deutung und weiteren Verwertung der obigen Beobachtung wird man wohl anzunehmen haben, daß beim Betupfen z.B. einer Steinsalzplatte mit einem Tropfen wäßriger konzentrierter Lösung von Chlorkaliuni, sich ein wenig von der Unterlage löst, und daß, entsprechend dem bekannten Konzentrationsdiagramm des Systems Ho0 — Na CI — KCl, sieb Sylvin zufolge verringerter Lös- lichkeit in dem Komplex ausscheidet. Die sich so aussondernde Substanz bedeckt die Unterlage nicht etwa gleichmäßig in feiner, zusammenhängender Schicht, sondern in Reihung einzelner Kriställchen mit Lücken zwischen ihnen. Es weist das auf eine Ansammlung um bestimmte Zentren hin. Dabei ist nicht unwahrscheinlich, daß die zunächst wohl amikroskopisch ausgesonderten Kriställchen durch Sammelkristallisation sich ver- einigen , wie ja überhaupt der Gedanke mir nicht unberechtigt erscheint, daß bei jeder Kristallisation zunächst amikroskopische Kriställchen sich bilden, die in Nabewirkung im Akte der Sammel- kristallisation sich zu größeren, sichtbaren Individuen zusammentun und weiterhin durch gerichteten Absatz von Kriställchen nach dem- selben Prinzip des Einformens sich vergrößern. Institut für Mineralogie u. Petrographie der Univ. Leipzig. Mitteil. N. F. No. 1 4 (». CI. Wurm, Die Mineralien in den Einschlüssen etc. 581 Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Uni- versität Bonn. 39. Die Mineralien in (len Einschlüssen des Basaltes vom Finkenberg bei Beuel. Von Clementine Wurm. Die Einschlüsse im Basalt vom Finkenberg bei Beuel sind mehrfach Gegenstand besonderer Untersuchungen gewesen, von denen die von F. Zirkbi. (15) über Urausscheidungen , von 0. Becker (1 u. 2), von J. Uhlig (12) über die chemische Zusammensetzung der Granaten und die Arbeiten von E. Schürmann (8 — 10) be- sonders hervorzuheben sind. Nachdem die Finkenbergsammlung des Bonner Mineralogischen Instituts durch Ankauf von Einzel- sammlungen und Sammeltätigkeit an Ort und Stelle im Laufe der Jahre sehr beträchtlich erweitert, und nach dem Tode von 0. Becker durch Erwerb von dessen Sammlung alle etwa noch vorhanden gewesenen Lücken ausgefüllt worden sind, wird in dieser Arbeit eine kurze Übersicht über die Einschlüsse gegeben. Nach ihrer Herkunft und ihren genetischen Beziehungen, soweit beides fest- zustellen ist, werden sie, wie folgt, zusammengefaßt : Quarz, Feldspat, Quarzfeldspat, Zirkon; — Disthen, Sillimanit, Cordierit, Korund, Spinell; — Granat, Wollastonit, Diopsid, Skapo- lith, Orthit; — Olivin, Pyroxen z.T., Hornblende, Biotit, Picotit; — Apatit, Titanit, Titaneisen, Magneteisen; — Schwefelkies, Magnet- kies, Kupferkies und ged. Kupfer, Eisen'?, Molybdänglanz, Graphit, Zinkblende. Neubildungen : Markasit, Kalkspat, Aragonit, Eisen- spat, Baryt, Phillipsit und Opal. Q ua rz einschliisse sind sehr häufig. Sie sind teils nahezu wasserhell bis grau, teils bestehen sie aus dunklem Rauchquarz; durch Glühen wird dieser entfärbt, über Radium wieder braun (Brauns [ü]). In einzelnen Quarzeinschlüssen finden sich Einschlüsse von Rutil, flüssiger Kohlensäure und hier und da Zirkonkristalle; in anderen fehlen diese, woraus auf verschiedene Herkunft beider geschlossen werden kann. Durch den Einfluß des Magmas auf Quarz erfolgte dessen teilweise Auflösung unter -Bildung von Glas und Neubildung von Porrizin, anderem Augit, Feldspat, Hornblende, Biotit, Korund und Sillimanit. Von einer Regeneration, einem Fortwachsen des Quarzes, wurde nichts beobachtet, auch keinmal Umbildung und Neubildung von Tridymit. Als Begleitmineralien , die mit Quarz in keiner direkten genetischen Beziehung stehen, sind zu nennen: Graphit, Molybdän- glanz, Magnetit (sehr selten), Magnetkies, Kupferkies, Titaneisen, Titanit und Apatit. Der Quarz beteiligt sich auch an der Zu- sammensetzung anderer Einschlüsse. So finden wir ihn in Quarz- 582 CI. Wurm feldspateinschlüssen, in Granat-Wollastonitaggregaten und in Quar- ziten und Sandsteinen. — Genetisch stehen die Quarzeinschlüsse zu dem Basalt in keiner nachweisbaren Beziehung. Es sind Fremd- linge, die aus dem tiefen Untergrund stammen und Anlaß zu aller- hand Neubildungen gegeben haben. E. Schürmann (8) scheidet die Quarze in zwei genetisch verschiedene Gruppen: einmal trübe Gangquarze, ferner Quarze, insbesondere Bauchquarz, die sich durch die Führung von Kohlensäure, Butil und Zirkon auszeichnen. Diese letzteren stellt er zu den eruptiven Quarzgängen. Möglicher- weise könnte man nach E. Schürmann in den Quarzadern auch die Ausläufer eines Aplits erblicken. Es wäre wohl auch nicht ausgeschlossen, daß in dem Quarz z. T. pegmatitisclie Bildungen vorliegen ; darauf deuten die Ausbildungsweise dieser Einschlüsse und auch ihre Mineralführung. Die bald grob-, bald feinkörnigen Feldspateinschlüsse bestehen teils aus Orthoklas, teils aus Plagioklas, dieser z. T. in mikroklin- artiger Beschaffenheit. Der Plagioklas überwiegt gegenüber dem Orthoklas bei weitem. In der Hauptsache ist der Plagioklas Oligo- klas mit n > 1,54 und einem spez. Gew. schwankend zwischen 2,574 und 2,619. Daneben findet sich auch dem Andesin genäherter Oligoklas mit n= 1,54 — 1,55 und s = 2,623 — 2,637. — Die Feldspatindividueu sind nur selten ganz klar; meist sind sie durch zahlreiche Interpositionen getrübt. Bemerkenswert ist die von Uhlig beschriebene mikropegmatitische Verwachsung von Plagio- klas mit primärem Calcit, ferner die sekundäre Natur der Zwillings- lamellierung der triklinen Feldspate, hervorgerufen durch den Druck der Nachbarindividuen. — Infolge der Einwirkung des basaltischen Magmas auf den Feldspat ist dieser unter äußeren Anzeichen der Schmelzung teilweise gelöst und danach wieder mit sägeähnlichen Rändern auskristallisiert. Die neugebildeten Feldspate haben klarere Substanz, sind reich an Einschlüssen aus dem basaltischen Magma. — Begleiter des Feldspats sind Quarz, Korund, Zirkon; Apatit; Titanit; Magnetit und Sillimanit, der meist Neubildung auf Kosten des Quarzes ist. — Auch bei den Feldspateinschlüssen dürften wir es ursprünglich mit Gesteinen pegmatitischer Herkunft zu tun haben. Für diese Annahme sprechen die meist großkörnige Ausbildung und auch die Nebengemengteile. An der Zusammensetzung der grob- bis mittelkörnigen Quarz* f e 1 d s p a t aggregate beteiligt sich neben Quarz trüber Feldspat, und zwar Orthoklas und Plagioklas. Der Quarz ist teils heller gelbbraun, teils tief braunschwarz, rauchquarzähnlich. U. d. Jl. erweist sich der Quarz meist als stark rissig; die Risse sind von Carbonat, Opal oder Chalcedon erfüllt. Stellenweise sind die Quarzkörner korrodiert. Teils sind sie frei von Interpositionen, teils führen sie Fliissigkcitseinschliissc und Rutilhärchen. Eine eigentliche Regenerierung der angegriffenen Quarzsubstanz hat Die Mineralien in den Einschlüssen des Basaltes etc. 583 nirgends stattgefunden. Die Veränderungen, die der Feldspat er- litten hat, sind recht intensiv. Alle Körner sind stark angegriffen und z. T. aufgelöst. Die Schmelze des Feldspats und des Quarzes, vereinigt mit dem eindringenden Magma, lieferte dann entweder Fortwachsungszonen von Feldspat oder Neubildungen: Feldspat in bekannter Ausbildung, Augit, Sillimanit, Korund und Spinell. — An Begleitmineralien sind zu nennen: Zirkon, Apatit, Titanit, Magnetit, Magnetkies, Titaneisen, Graphit und Molybdänglanz. Eingehende Untersuchung haben die Quarzfeldspataggregate von F. Zirkel (15) erhalten, worauf hier verwiesen sei. Die Quarz- feldspateinschlüsse könnte man für Bruchstücke aplitisch pegmati- tischen Charakters halten. Dafür sprechen sowohl die Ausbildungs- weise der Einschlüsse als auch die Nebengemengteile; ferner die auftretendeu Übergänge in reine Quarz- oder Feldspatmassen. Isolierter Z i r k o n ist selten. Als solcher bildet er gerundete rötlichbraune durchscheinende Körner ohne erkennbare Kristallform. Makroskopisch deutliche Kristalle dagegen, meist mit (100). (111), kommen eingewachsen am häutigsten in Feldspatmassen vor, sodann in Quarzfeldspateinschlüssen; mikroskopischer Zirkon findet sich dazu nach Zirkel in Augit-, Granat- und Sillimaniteinschlüssen ; ferner in Sandsteinen. — Das Vorkommen von scharfen Kristallen in den zuerst angeführten Einschlüssen deutet darauf hin, daß der Zirkon eine pegmatitische Bildung ist. wie die Gesteine, die ihn umschließen. Der Di stlxen ist eine seltene Erscheinung. Die beiden vor- liegenden Einschlüsse sind am Rande stark glänzend, im übrigen matt und setzen sich ursprünglich zusammen aus Disthen, Quarz, Feldspat und Biotit. Der Disthen zeigt da, wo er noch un- verändert ist, seine normalen optischen Eigenschaften: starke Licht- und mäßige Doppelbrechung. Eingeschlossen im Disthen liegen Quarzkörner. Am Rande ist er in ein dichtes, trübes Aggregat von radialstrahligem, feinfaserigem Sillimanit, Korund und Spinell umgewandelt , offenbar unter Einwirkung der hohen Temperatur des basaltischen Magmas und dieses selbst. Ein häufiges Mineral ist der Sillimanit. Einen Teil dieser Einschlüsse kann man als „Fibrolith“ bezeichnen, die Mehrzahl als „Glanzspat“. Der Fibrolith ist feinfaserig, verfilzt; dazwischen liegen vereinzelte Körner von Quarz und Feldspat, die von Sillimanit durchwachsen sind. Die Einschlüsse sind ringsum lückenlos von Basalt umgeben. Auf Rissen wird der Quarz von „basaltoiden " Adern durchzogen, in deren Umgebung der Sillimanit verändert wird und das Material zur Bildung von Spinell und Korund liefert. Der Fibrolith könnte aus dem Gebiet der kristallinen Schiefer stammen, doch ist das nicht erwiesen; möglich ist immerhin, daß er sich auch in diesen Vorkommen nachträglich gebildet hat. Nachzuweisen ist seine Bildung aus Disthen, wie oben er- 584 CI. Wurm, wähnt. — Ein anderer Teil der Silliinaniteinschliisse sind faserig- stängliche Aggregate mit rhombischem Durchschnitt der Stücke, die auf einer Seite durch eine mit Carbonaten ausgefiillte Spalte gegen den Basalt abgegrenzt sind. Diese Stücke stellen den eigent- lichen Glanzspat vor. Solcher Sillimanit ündet sich auch in Quarz- und Quarzfeldspateinschlüssen. Dieser ist z. T. nachweisbar aus Quarz unter Mitwirkung des basaltischen Magmas entstanden. Man kann direkt die Art des Aufzehrens des Quarzes verfolgen. Der neugebildete Sillimanit besteht aus nach ihrer Längsrichtung an- nähernd parallelen langen Nadeln. Eine Neubildung des Sillimanits aus Feldspat allein unter Einwirkung des basaltischen Magmas konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Unklar bleibt der Ursprung des Glanzspates, soweit er sich nicht nachweisbar aus Quarz und Bestandteilen des basaltischen Magmas gebildet hat. Vielleicht wäre er als Bruchstück von reinem Tonschiefer auf- zufassen, der durch Gebirgsdruck und transversale Schieferung parallelepipedisch abgesondert war; ein Beweis hierfür ist aber nicht zu erbringen. — Spinell und Korund, die steten Begleiter des Sillimanits, sind entweder gleichzeitige Bildungen oder Neubildungen, entstanden durch Einfluß des basaltischen Magmas auf Sillimanit. Cordierit bildet farblose oder blaß bläuliche Individuen von 0,02 mm Größe in der Glasmasse vom Basalt eingeschmolzener tonerdereicherer Sandsteine, Tongesteine und Ivalkgesteiue mit sandig- tonigem Bindemittel. Im ganzen ist er selten. Isolierter Korund ist ebenfalls nur sehr selten. Er ist immer körnig, grob, von Trübungen durchzogen , bläulich und bräunlich gefleckt und von zahlreichen scharfen Zwillingslamelleu nach (1011) in ein oder zwei Richtungen durchsetzt. In der gleichen Beschaffenheit findet er sich häutiger als Einschluß in Feldspat- aggregaten, begleitet von Zirkon. Danach gehören diese Korunde als ursprüngliche Gemengteile zu den Einschlüssen, in denen sie Vorkommen. — Neben diesem primären Korund tritt auch sekun- därer auf, der später als seine Umgebung entstanden ist. Dieser Korund ist äußerst zart, tafelig nach der Basis und von schmalen Rhomboedern umschlossen, oft schuppenartig übereinander gelagert und ohne jede Zwillingsbildung. Sekundär entstanden ist dieser Korund aus den Tonerdesilikaten Sillimanit und Disthen, aus resor- biertem Feldspat und aus Quarz durch Einwirkung des Magmas, in letzterem Falle unter Zuführung von Tonerde durch Diffusion. Spinell findet sich in Form von scharfen Oktaedern, die bald mehr violett, bald mehr grünlich gefärbt sind, namentlich in Quarzfeldspat-, Sillimanit- und Distheneinschliissen. Er ist wohl ausnahmslos eine Neubildung aus diesen Mineralien unter Zufuhr von Magnesium und Eisen entweder aus dem basaltischen Magma selbst oder durch Auflösung von Biotit. Zu erwähnen ist ein Ein- schluß, in dem Korund und Spinell ein Mineral sozusagen ganz Die Mineralien in den Einschlüssen des Basaltes etc. f)85 aufgezehrt haben. Die Umrisse davon lassen auf Staurolith schließen, doch kann über das Auftreten dieses Minerals kein sicheres Urteil gefällt werden, da alle Anhaltspunkte zu seiner Bestimmung fehlen und keine Spur unveränderten Stauroliths vorhanden ist. Die Granat Vorkommen haben besonders durch F. Zirkel (16) und J. Uhlig (12) eingehende Untersuchung erfahren, auf deren Arbeiten in bezug auf Beschaffenheit und chemische Zusammen- setzung der betreffenden Einschlüsse verwiesen sei. Zu den dort angeführten Begleitmineralien des Granats, nämlich malakolith- artiger Augit, Quarz, Wollastonit, Feldspat, Apatit, Titanit, Orthit, primärer und sekundärer Kalkspat, Magnetkies, Pyrit und Opal als Neubildung, kommt noch Skapolith, der bisher in Einschlüssen niederrheinischer Eruptivgesteine nicht bekannt war, während er in losen Auswürflingen des Laaclier Seegebietes in mannigfaltigen Mineralkombinationen vorkommt. Zuiu Teil ist der Skapolith in eine trübe charakteristisch konzentrisch gestreifte Masse umgewandelt. Die Natur des Umwandlungsproduktes konnte nicht festgestellt werden wegen der äußerst feinen Beschaffenheit dieser Aggregate und ihrer kaum wahrnehmbaren Einwirkung auf das pol. Licht. F. Zirkel hält die granatführenden Einschlüsse für Uraus- scheidungen, J. Uhlig und E. Schürmann dagegen sprechen sie als Ivalksilikathornfelse an. Das Auftreten von Skapolith in diesen Einschlüssen dürfte als neuer Beweis gegen die Ausscheidungs- theorie F. Zirkel’s gelten. Dagegen könnte nach der großen Ähnlichkeit der skapolithfiihrenden Einschlüsse mit ebensolchen aus dem Laaclier Seegebiet im beiderseitigen Mineralbestand und der Anordnung der Gemengteile beiden wohl auch gleiche Herkunft zu- geschrieben werden: das wäre nach der Ansicht von R. Brauns das Gebiet der kristallinen Schiefer und intrateilurischer Kontaktzonen. Reine Wo 1 1 a s t o n i t massen finden sich nicht, wohl aber Wollastonit in Verbindung mit Granat in der Hauptsache, ferner mit monoklinem Pyroxen, Apatit, Titanit, spärlichem Quarz, fein- verteiltem Kalkspat und Opal. Diese Einschlüsse stellen fein ver- worren strahlige, fast dicht erscheinende graue Massen dar. U. d. M. erscheint der Wollastonit durchzogen von parallelen Längsrissen. Von diesen geht häutig eine streitige Trübung aus. Diopsid, besonders als Chromdiopsid , findet sich reichlich in Olivinaggregaten, vergesellschaftet mit Picotit, Enstatit-Bronzit, Glimmer und wenig Apatit. Es liegen auch Einschlüsse vor, die aus farblosem Diopsid und stark verändertem Glimmer bestehen. Die lichten Pyroxene der Granat -Wollastonitaggregate weisen die von J. Uhlig (12) beschriebenen pleochroitischen Höfe auf, die sich vielleicht um Orthit gebildet haben. Bezüglich dessen, was über Skapolith zu sagen ist, verweise ich auf das oben beschriebene Vorkommen in Granateinschlüssen. Isoliert oder in anderen Einschlüssen ist er nicht gefunden worden. 586 CI. Wurm Ortliit ist im ganzen äußerst selten. Er konnte nur in Körnerform in Granatvorkommeu festgestellt werden, dagegen nicht in zirkonführenden Feldspatmassen. Die grünlichbraunen Körner besitzen starke Lichtbrechung; die Doppelbrechung ist von der Eigenfarbe verdeckt. Kein Mineral tritt so häufig als Einschluß auf wie der Olivin als sog. Olivinfels. Neben den weit überwiegenden scharfkantigen Aggregaten finden sich auch abgerundete eiförmige „Olivinknollen“. An der Zusammensetzung dieser Einschlüsse beteiligen sich neben Olivin Enstatit-Bronzit, Diopsid, Biotit und Picotit in wechselnder Menge. Nebengemengteile sind Augit, Hornblende, Apatit, Eisenerz und Molybdänglanz in winzigen Schüppchen. — Der Olivin tritt stets nur in Körnern ohne Kristallumgrenzung auf. Die Serpen- tinisierung ist verschieden weit vorgedrungen. Bemerkenswert ist ein an Zwillingslamellierung erinnernder optischer Zerfall der Olivinkörner. Wahrscheinlich haben wir es hier mit Translation zu tun. — Enstatit und Biotit schließen sich in den Olivin- einschliissen entgegen den Beobachtungen F. Zirkel’s (15) und K. Bleibtreu’s (3) nicht aus. — Bezüglich der Genese der Olivin- einschlüsse dürfte wohl eine Vereinigung der beiden bisherigen Ansichten gelten können. Die Einschlüsse können sowohl Bruch- stücke eines anstehenden Gesteins sein als auch Urausscheidungen aus dem basaltischen Magma. Für die erste Ansicht sprechen die große Masse der Olivinfelseinschlüsse, ihre scharfkantigen Umrisse, ihre körnige Beschaffenheit, die Natur der anderen Gemengteile, die Flüssigkeitseinschlüsse im Olivin und die Translationen. Von den beiden rhombischen Fyroxenen Enstatit und Bronzit bildet nur der Enstatit selbständige Massen. Dieser beteiligt sich auch noch an der Zusammensetzung der Olivin- aggregate. Der dunklere Bronzit findet sich .nur in Olivin- einschliissen. Charakteristisch für beide Mineralien sind gelbbraune Interpositionen, die meist parallel den Spaltrissen, bisweilen auch in zwei sich kreuzenden Richtungen angeordnet sind und den bräunlichen Schiller hervorrufen. Bezüglich des Aussehens der Augitaggregate verweise ich auf F. Zirkel (15). Die dort erwähnte Zonarstruktur der Augito tritt nicht nur am Kontakt mit Basalt auf, sondern auch im Innern der Knollen. Neben Augit finden sich in diesen grobkörnigen Ein- schlüssen noch Titanmagnetit, Apatit, Titan it . Als Neubildung ist Feldspat zu nennen. Die Hauptmasse der Augiteinschlüsso dürfte als magmatische Ausscheidung gelten. Dafür sprechen die große Ähnlichkeit der Knollenaugite mit denen des Basaltes und das Übergreifen des Magmas in dio Augitaggregate. — Der neugebildeto Augit des Porrizinsaumcs um Quarz, der an jener Stelle schon erwähnt wurde, ist im Gegensatz zu dem basaltischen bräunlichen Augit lichtgrün. Die Mineralien in den Einschlüssen des Basaltes etc. Ö87 Grobkörnige Hornblendemassen sind nicht allzu häufig. Vieles von dem, was als Hornblende bestimmt war, ist Augit mit ungewöhnlich deutlicher prismatischer Spaltbarkeit. Die Individuen sind teils braun, teils grün und weisen hantig Korrosionserschei- nungen auf. Heachtenswert ist die Umwandlung von Hornblende in Rhönit, von J. Soellner (11) genau untersucht. Nicht selten ist eine Neubildung von Hornblende, und zwar in Tongesteinen, Quarz-, Feldspat- und Quarzfeldspateinschlüssen. Diese neugebildete barkevikitische Hornblende ist von E. Schürmann (9) beschrieben: „Die optische Orientierung ist a = fl, b = b, C : c = 14°. Der Pleochroismus ist kräftig: auf Basisschnitten b = braunrot mit violettem Stich, fl = farblos mit gelbgrünem Stich: auf Vertikal- schnitten C = braungelb, fl = farblos mit gelbgrünem Stich. Aus- löschungsschiefe und Pleochroismus stimmen mit denen des Barke- vikits überein. Die Dispersion ist p- (3, sowie die Fest- stellung verdanken, mit wie geringer Verzögerung auch die Riick- umwandlung ß y a vor sich geht, heißt es (p. 437), daß die nach Erhitzung eines regelmäßig (regularly 5) verzwillingten Quarz- 1 0. Mügge, N. Jalnb. f. Min. etc. Festbd. 1907. 181. 3 Ich werde im folgenden wie früher unter «-Quarz den trap.-tetart. verstehen, unter /S-Quarz den trap.-hemiedr. Der Vorschlag von Boeke, die bei höchster Temperatur entstehende Modifikation als « zu bezeichnen (Grundlagen d. phys.-chem. Petrogr. p. 49. 1915), ist nicht ausführbar, da ja auch der Druck in Frage kommt, und also geeignet, Verwirrung hervorzurufen (bei Schwefel z. B. entsteht oberhalb 1320 Atm. aus Schmelz- fluß der rhombische). 3 Mit der trap. Hemiedrie des ^-Quarzes sind alle bisherigen Be- obachtungen verträglich : Ätztiguren (nach Friedel, Mügge, Nacken), das Verschwinden der Piezoelektrizität oberhalb 575° (Perrier), ebenso das Laue-Röntgenogramm (aufgenommen von Rinne u. Gross) und der Zerfall in 2 Individuen unterhalb 575°. 4 Wright und Larsen, Amer. Journ. of Sc. (4.) 27. 440. 1909. — Zeitschr. f. anorg. Chem. 68. 338. 1910. 5 Ich nehme an, daß darunter ein Zwilling nach (1010) (nicht Verwachsung von rechtem mit linkem) mit geradlinigen Grenzlinien ver- standen ist. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 39 610 0. Miigge, kristalls über 575° und Wiederabkühlung desselben auftretenden Zvvillingsgrenzen in der Regel nicht mehr gerade sondern un- regelmäßig verlaufen. Dem kann ich nicht ganz beipflichten, denn nach meiner Erfahrung verlaufen auch bei den primär nach (1010) verzwillingten Quarzen die Zvvillingsgrenzen vielfach, vielleicht sogar meist, krummlinig, so daß man aus unregelmäßigem Verlauf nicht auf eine Bildungstemperatur oberhalb 575° schließen kann. Der Irrtum gegenüber den eingangs hervorgehobenen Sätzen scheint dadurch hervorgerufen, daß die Verf. auch dem ß- Quarz eine gewisse Neigung zur Bildung von Zwillingen nach (10 10} zuerkennen („the tendency in the latter form [/?] to form twins therefore is much less strong tlian in the a-form“), während in Wirklichkeit ja /i-Quarz gar keine Zwillinge nach diesem Gesetz bilden kann. Nach dem Vorgänge von Wright und Larsen und z. T. unter Berufung auf die „Hypothese von Wright“ haben dann eine Reihe skandinavischer Petrographen die Bildungstemperatur für einige Quarzvorkommen nach dem Vorhandensein oder Fehlen regelmäßiger und unregelmäßiger Zvvillingsgrenzen beurteilt1. Vorausgesetzt, daß es sich in jenen Fällen, wo diese Autoren geradlinige Grenzen beobachtet haben, überhaupt um Zwillinge nach (1010), nicht um Verwachsungen von Rechts- mit Links-Quarz gehandelt hat, wäre doch folgendes dazu zu bemerken. Beobachtungen an Bergkristalle n. Nach meiner Erfahrung ist der Verlauf der Grenzen bei Zwillingen nach (1010) im allgemeinen ein ganz unregelmäßiger. Besonders festgestellt wurde dies jetzt noch an 14 Kristallen, an denen natürliche Atzung sie genau verfolgen ließ, z. T. nur auf (1011) und (0111), z. T. auch auf (1010). Dasselbe gilt für 20 Kristalle aus dem Tavetsch, an denen die Grenze durch künstliche Ätzung mit HF sichtbar gemacht wurde. Hie und da verlaufen die Grenzen auch wohl eine kurze Strecke nahezu geradlinig, und zwar // (1010), meist aber sogar recht kompliziert unregelmäßig. An vier geätzten Kristallen vom H o 11 er s b ach ta 1 im Ob. Pinzgau waren die Grenzen weniger kompliziert, öfter annähernd geradlinig, dabei herrschte meist das eine Individuum stark vor, vier andere waren sogar ganz einfach. Im ganzen ließ sich aber an ungefähr 300 Flächen von Bergkristallen ein so unregelmäßiger Verlauf der Grenzen feststellen, daß danach die Frage, ob die Zwillingsbildung primär oder sekundär sei, nicht hätte entschieden werden können. Nach den von Wright und Larsen angegebenen Merkmalen wäre 1 Marinen, Bull. Comm. geol. Finl. .‘15. 23. 1913; Borgström, das 41. 26. 1914; Laitakari, das. 54. 20. 1921. — le Chatklier (Kieselsäure und Silikate. 1920. 99) schließt, daß Quarz oberhalb 575° entstanden ist. wenn seine (natürlichen) Ätzfiguren auf allen Pyramidentlächen dieselben sind. Das kann natürlich sehr leicht irreführen! Uber Qnarz als geologisches Thermometer etc. 61 1 die größere Wahrscheinlichkeit die für ^-Quarz gewesen, auch für die vom Hollersbachtal, wenn nicht die vier ganz unverzwillingten Kristalle dieses Vorkommens dem sofort widersprochen hätten. Daß aber auch die Kristalle vom Tavetsch unterhalb ö 7 r> 0 entstanden sind, ergibt sich zweifellos ans der Lage ihrer Trapez- und Parallelogrammflächen zu den von Natur oder durch Atzung sichtbar gemachten Zwillingsgrenzen '. Au 3 Kristallen der ersteren Art ließ sich mit größter Ge- nauigkeit durch makro- und mikroskopische Untersuchung feststellen, daß die Zwillingsgrenzen niemals an die Kanten der Trapez- und Parallelogrammflächen (außer allenfalls an deren Endpunkten!) herantreten oder erstere gar überqueren, vielmehr gehört jede solche Trapez- oder Parallelogrammfläche stets nur dem einen oder nur dem andern der beiden Zwillingsindividuen an. Das wäre offenbar nicht zu erwarten, wenn die Zwillingsbildung erst bei der Umwandlung )->•« vor sich gegangen wäre, der Verlauf der Grenzen würde dann von den genannten Flächen nicht so ab- häugen 1 2. (Es wurden untersucht 12 Trapez- usw. Flächen in ihren Grenzen zu 27 Nachbarflächen; die Zwillingsgrenzen überqueren sie nie, was um so mehr auffällt, als sie ihnen auch bis auf mikroskopische Abstände nahekommen.) Dasselbe trifft auch zu für die oben erwähnten 20 geätzten Kristalle vom Tavetsch, die nach der Verteilung der Trapez- und Parallelogrammflächen sämtlich Zwillinge waren. An 143 Trapez- und Parallelogrammflächen und auch steilen Rhomboedern und ihren Kanten zu 208 andern Flächen konnte dasselbe wie oben fest- gestellt werden. Die Zwillingsgrenzen sind somit trotz ihres ganz unregelmäßigen und vielfach sehr komplizierten Verlaufs ganz sicher primär, die Quarze unterhalb 575° entstanden. Dasselbe Ergebnis hatte die Untersuchung der vier ver- zwillingten Rauchquarze aus dem Hollersbachtal mit 29 Trapez- usw. i Flächen gegenüber 35 Nachbarflächen. 1 Ob das Auftreten von trigonalen Trapezoedern und trigonalen Pyramiden charakteristisch für Bildung unter 575° ist, wie Wright und Larsen (p. 438) meinen, scheint immerhin zweifelhaft. Wenn auch solche Flächen an pyrogenen Quarzen bisher wohl niemals beobachtet sind, steht (doch nichts im Wege anzunehmen, daß sie dort und namentlich auch an Bergkristallen oberhalb 575° gebildet werden könnten. Auch das Fehlen ieutlicher Unterschiede in der Größe der abwechselnden Pyramidenflächen ist als Kennzeichen der Bildung als /S-Quarz kaum zu verwerten, wie dort impfohlen wird, denn diese Regellosigkeit zeigt sich auch oft genug an ’.weifellos unter 575° entstandenen Kristallen. 2 Auch auf dieses Kennzeichen gewachsener Zwillinge wurde von uir (1. c. p. 189, Anm. 5) hingewiesen ; jeder Unterbrechung einer Parallelo- rrammfläche entspricht das Herantreten eines Zwillingsteiles an die von hr abgestumpfte Kante wie Fig. 1. 39* 612 0. Mügge, Eine Entstelmngstemperatur unter 575° kommt vermutlich allen Bergkristallen der Alpen zu, obwohl unter ihnen ja wirklich (d. h. nach Maßgabe der Ätzung) unverzwillingte recht selten sind (namentlich anscheinend unter den größeren); immerhin wäre eine Untersuchung zahlreicher Kristalle von mannigfaltigen alpinen Vor- kommen daraufhin nützlich, um sich vor Täuschungen zu bewahren. Für die unten folgenden Erörterungen sei noch bemerkt, daß unter allen diesen alpinen Kristallen keiner angetroffen wurde, der nach der Ätzung Streifen parallel den Rhomboederflächen gezeigt hätte. Von besonderem Interesse schien es mir, auch die kleinen Bergkristalle zu untersuchen, die in den Drusenräumen des roten Granits von Baveno aus schriftgranit-ähnlichen Massen gleichsam herauswachsen, zumal sie auch Trapez- und Parallelogrammflächen tragen. An 22 Kristallbruchstücken wurden 40 Ecken durch solche, allerdings meist nur sehr kleine Flächen abgestumpft. Die mikro- skopische Prüfung nach der Ätzung ergab, daß sämtliche Kristalle nach (1010) verzwillingte Teile enthielten, während Verwachsungen von Rechts- mit Links -Kristallen ganz fehlten. Die Zusammen- setzungsflächen verliefen im allgemeinen auch hier ganz unregel- mäßig, nur hie und da annähernd // (1010), indessen waren sie wenig kompliziert. Ferner zeigte sich, daß auch hier die Parallelo- gramm- und Trapezflächen 1 der von den Schweizer Kristallen her bekannten Regel durchaus folgten : sie liegen stets unterhalb dem positiven Rhomboeder, bei rechten Kristallen rechts usw. Zu- gleich bleiben die Zwillingsgrenzen ausnahmslos den Parallelo- gramm- und Trapezflächen fern, sie treten mit erstaunlicher Ge- nauigkeit nur da an diese heran, wo diese verschwinden, d. h. an ihren Ecken; das ist namentlich da sehr auffallend, wo diese die Kante zwischen (1011) und (01T0) nicht überall, sondern nur mit Unterbrechungen abstumpfen, bei jedem Wiederauftreten der 1 obwohl diese Trapezoeder hier stumpfe sind, d. h. über (1121) usw. liegen (t der Fig. 2). Über Quarz als geologisches Thermometer etc. 613 Abstumpfung tritt eine Zwillingsgrenze an die Kante heran (z. B. Fig. 1 u. 2), (P ist sog. Praerosionsfläche) '. Daraus ist mit Sicherheit zu schließen, daß auch diese Kri- stalle, obwohl alle Zwilliuge mit unregelmäßigen Zusammensetznugs- flächen und obwohl mit schriftgranitischen Bildungen innig ver- knüpft, doch schon unterhalb 575° entstanden sind. Das gilt anscheinend auch für die großen (bis 20 cm) Quarz- kristalle von Zinnwald mit ihren komplizierten, allerdings vielfach auch // den Spuren von (hoTil) auf (0001) verlaufenden Zwillingsgrenzen. Regelmäßigkeit in der Verteilung der großen und kleinen Rhomboederflächen fehlt durchaus, manche zeigen Trapezflächen (der gewöhnlichen Lage). Nur an zwei solchen konnte festgestellt werden, daß sie von Zwillingsgrenzen nicht durchquert werden ; die Beobachtungen sind auch dadurch kom- pliziert, daß die natürlichen Flächen ( 1 01 1 ) und (0111) und (1010) zur Atzung nicht geeignet sind ; man muß die oberste Schicht ab- schleifen, da diese anscheinend einen komplizierten und sehr lücken- haften Bau hat. Außerdem enthalten diese Kristalle anscheinend viele Lamellen entgegengesetzter Drehung. Unter den in Drusen aufgewachsenen, also wohl aus stark gewässerten Lösungen kristallisierten Quarzen ist mir kein Vor- kommen bekannt geworden, für das eine Bildungstemperatur über 575° anzunehmen wäre; wohl aber gibt es Vorkommen mit An- zeichen einer noch niedrigeren Bildungstemperatur als die alpinen. Von einer Stufe von S chemnitz1 2 wurden 70 Kristalle ge- ätzt und 32 davon eingehend mikroskopisch untersucht, und zwar nur auf den Flächen ( 1 OT 1 ) und (01 II), da die Ätzfiguren nach kurzer Ätzung (4 — 7 St.) auf (1010) noch nicht deutlich waren, nach längerer aber die Säure sich unter den Säulenflächen einfraß, was die Kristalle trübte und unbrauchbar machte. Zur Erkennung von Teilen in Zwillingsstellung wurden auch hier sog. Praerosions- flächen mitbenutzt. Die Kristalle (etwa 5 — 15 mm lang, 1 — 5 mm dick, ohne Trapez- usw. Flächen) erscheinen fast alle insofern ein- fach, als am Ende große und kleine Rhomboederflächen regelmäßig abwechseln oder nur die drei des positiven Rhomboeders vorhanden sind. An 7 Kristallen wurden auch nach der Ätzung keine Teile iu Zwillingsstellung entdeckt (was nicht ausschließt, daß kleine solche Teile dennoch, durch die oberflächlichen verdeckt, vorhanden 1 Sehr auffallend ist, daß die Grenze auf (1011) und (Olli) nach der Atzung meist durch einen flachen Ätzgraben bezeichnet wird, der um so deutlicher ist, je mehr die Grenze sich der Lage parallel zu einer der beiden Polkanten nähert, dagegen verschwindet, wenn sie der Randkante der Fläche parallel wird. Die Ursache könnte in der unten besprochenen unvollständigen Raumerfüllung längs gewisser Grenzflächen liegen. 2 ohne nähere Angabe der Fundstelle ; Begleiter ein wenig hell- brauner Breunnerit in kleinen, hohlen, wurmförmigen, aber einheitlich spaltenden Gebilden. 614 0. Jliigge, waren); immerhin wird es schon daraus, wie aus der Form, wahr- scheinlich, daß sie unterhalb 575° gebildet sind. Auch bei den übrigen nach dem Habitus einfach erscheinenden Kristallen verrät die Ätzung durchweg nur ganz kleine Teile in Zwillingsstellung, und zwar liegen diese stets in unmittelbarer Nähe der von den 3 Flächen (10T1) . (1101) . (0110) (oder analogen) gebildeten Ecke, und treten auch nur dann dort auf, wenn diese durch eine kleine Fläche der Lage (Olli) abgestumpft wird, niemals, wenn eine solche fehlt. Wohl aber stellen sich solche Abstumpfungen ein, auch ohne daß die Ätzung dort Teile in Zwillingslage offenbart (was ihr Vorhandensein unter der Oberfläche nicht ausschließt!). Innerhalb der großen Rhomboederflächen, losgelöst von den Kanten zu den kleinen, wurden niemals Teile in Zwillingsstellung bemerkt. Sehr charakteristisch ist ferner, daß Teile in Zwillingsstellung, wo solche auftreten, entweder die ganze Fläche der Lage (0111) einnehmen (selten), oder nur einen mikroskopischen, schmalen Streifen längs der einen oder beiden Kanten der kleinen abstumpfenden I lache der Lage (Olli) zu den anliegenden großen von {1011} (Fig. 3). Die Grenzfläche der verzwillingten Teile geht also entweder durch die Polkanten der Art (1011) : (0 1 TI) oder diesen in kleinem Abstand parallel, kann also in beiden Fällen Säulenflächen (1010) entsprechen. Die Kleinheit der so eingelagerten Teile mag aus der Angabe er- hellen, daß die Kante der Lage (01 II) : (OliO) meist nur 0,1 -0,2 min lang war und die verzwillingten Streifen meist nur 1 dieser Breite einnahmen, und zwar auch an dickeren Kristallen, bei denen die entsprechende Breite von (1011) mehrere Millimeter betrug. Von den äußerlich einfach erscheinenden Kristallen zeigten nur drei kein regelmäßiges Abwechseln großer und kleiner Rhombo- ederflächen, und hier ergab die Ätzung bei dem einen, daß alle Uber Quarz als geologisches Thermometer etc. 015 fünf vorhandenen Endflächen solche des positiven Rhomboeders waren, auch bei den andern gehen die Grenzen genau oder fast genau durch die Polkanten der scheinbaren hexagonalen Pyramide, so daß jede Fläche derselben hinsichtlich ihres Charakters fast ein- heitlich, nämlich als eine solche des positiven Rhomboeders erscheint. Von Interesse ist ferner, daß unter den untersuchten Kristallen im Verhältnis zu den schweizerischen auffallend viele (5) Juxta- positionszwillinge nach (lÜlO) waren und auch bei ihnen die Zusammensetzungsfläche, z. T. modellartig genau, (1010) ist. Ein weiterer Unterschied gegenüber den schweizerischen ist. daß nahezu auf allen Kristallen, z. T. auf den Endflächen, nament- lich aber auf den Säulenflächen, feine Streifen parallel den positiven Rhomboederflächen sichtbar wurden; sie mögen z. T. nur Lücken im Kristallbau verraten, z. T. gehören sie nach Prüfung auf Schnitt- flächen (1120) Lamellen // (1011) in Zwillingsstellung nach (1010) an und sind anscheinend in den älteren Teilen der Kristalle reich- licher als in den jüngeren, nahe ihrer Spitze; in einem Falle entsprechen sie Lamellen entgegengesetzter Drehung. Auch wurde ein Juxtapositionszwilling von rechtem mit linkem beobachtet. Obwohl also diese Kristalle von Schemnitz nicht, wie man nach der Form meinen könnte, einfache Kristalle sind, läßt sich daraus, daß der Verlauf der Zwillingsgrenzeu eng mit der Form- ausbildung zusammenhängt, doch mit Sicherheit schließen, daß sie unterhalb 575° entstanden sind. Aus dem Vorstehenden ergibt sich folgender Schlüssel zur Bestimmung der Entstehungstemperatur. I. Ohne Zwillingsteile: t < 575°. II. Mit Zwillingsteilen a) mit Trapez- oder Parallelogrammflächen. a) Verteilung und Verlauf der Trapez- usw. Flächen konform den Zwillingsgrenzen: t < 575°. ß) Verteilung und Verlauf nicht konform: t > 575° (bis- her nicht beobachtet). b) ohne Trapez- usw. Flächen. a ) Endflächen regelmäßige Kombination von positivem und negativem Rhomboeder bildend (+ R). 1. Grenzen regelmäßig, ihr Verlauf mit der Form- entwicklung zusammenhängend: t < 575°. 2. Grenzen unregelmäßig: sehr wahrscheinl. t< 575°. ß) Endflächen hexagonale Pyramide (P) oder unregelmäßig in der Größe. 1. Grenzen unregelmäßig: t ^ 575°. 2. Grenzen regelmäßig: wahrscheinlich t < 575°. Die benutzten Charaktere reichen also nicht in jedem Falle zur sicheren Bestimmung der Temperatur aus. (Schluß folgt.) 616 F. Katzer. Die sogenannte Überschiebung von Livno. Von Friedrich Katzer in Serajevo. Mit 1 Textfigur. Unter den Geographen der „Wiener Schule“ war wohl Alfred Grund, dessen hohe Begabung und seltene Schaffensfreudigkeit nicht im geringsten verkannt werden sollen, derjenige, der sich am meisten im übermäßigen Hineinbringen von geologischen Darlegungen in seine geographischen Arbeiten gefallen hat. Insbesondere ist dies der Fall in seinen auf Bosnien und die Hercegovina bezüglichen Publikationen, namentlich in der „Karsthydrographie“ \ die zu drei Vierteilen eigentlich Geologie ist, allerdings zum großen Teil unzulängliche, mißverständliche und unrichtige Geologie. Das hie- für als Beleg in den folgenden Zeilen herausgegriffene eine Beispiel kann zugleich zur weiteren Begründung der bekannten Stellung- nahme von W. Branca und E. Kayser gegen die übertriebene Betonung der Geologie in der Geographie dienen. Es handelt sich um die Gegend von Livno in West- bosnien, welche am Ostrande des großen, nach ihr zubenannten Polje gelegene Stadt zu den in der geologischen und geographischen Literatur am häufigsten erwähnten Ortschaften Bosniens gehört. E. v. Mojsisovics 2 hatte die geologischen Verhältnisse der dortigen Gegend auf Grund einer flüchtigen Rekognoszierung dahin gedeutet, daß auf dem Hauptdolomit des Krug-Gebirges, bzw. der Borova glava östlich von Livno gelber Jurakalk liege, welcher noch den oberen Teil der Steilwand bilde, mit welcher das Karst- plateau der Krug planina gegen das Becken von Livno abstürzt. Scheinbar unter den gelben Kalken träten dünnplattige lichte Jura- kalke auf und unter diesen Wechsellagerungen von festem Kalk und weicheren lichten Plattenkalken, welche v. Mojsisovics für entweder dem obersten Jura, oder aber der unteren Kreide an- gehörig ansah. Diese Schichten bezeichnete er als „Plattenkalk von Livno“ und bemerkte von ihnen, daß sie unter die Steilwand einfallen, aber an ihrem Fuße plötzlich das Verflachen ändern und sich von der Steilwand weg der Ebene zuneigen. Es sei klar, daß der gelbe Jurakalk in dem Raume zwischen dem Dolomit- Aufbruch der Borova glava und Livno infolge einer liegenden Faltung in verdoppelter Mächtigkeit erscheine. Die scharfe Drehung 1 Die Karsthydrographie. Studien aus Westbosnien. A. Penck's Geograph. Abhandl. VII, 3. Leipzig 1903. 2 Mojsisovics, Tiktze, Bittner: Grundlinien der Geologie von Bosnicn-Hercegovina. 1880. p. 66. Die sogen. Überschiebung von Livno. 617 der Fällrichtung in deu mit weichen Plattenkalken wechselnden Kalken vor der Steilwand lasse aber eine zweifache Erklärung xu, nämlich, daß entweder ein Faltenbruch mit Verschiebung des abgerissenen Westschenkels, oder aber eine einfache Schichten- umbiegung vorliege, welche beiden Alternativen durch Profllskizzen veranschaulicht werden. Es sei gleich gesagt, daß diese ganze Auffassung E. v. Mojsisovics’ und daher auch die Folgerungen, die er daraus zog, irrig sind, was schließlich nicht wundernehmen kann, wenn man berücksichtigt, daß es sich bei Mojsisovics’ flüchtiger Begehung um eine erste Pionierarbeit handelte, die gewissermaßen auf einen Wurf getan werden mußte und wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht nachgeprüft werden konnte. Nach v. Mojsisovics hat sich mit dem Gebiete von Livno Jo van Gvijic näher befaßt1. Auf der Autorität Mojsisovics’ fußend, hatte er keinen Anlaß zu eingehenderen geologischen Untersuchungen, sondern begnügte sich mit dem Hinweis auf Mojsisovics’ Dar- stellung, indem er lediglich hervorhob, daß unterhalb der Bistrica- quelle in Livno die Tertiärmergel nach NO unter die dichten gelb- lichen und grauen Kalke einfallen, welche von v. Mojsisovics zum Jura gezählt werden und welche ebenfalls nach NO einfallen, so daß am Rande des Polje bei Livno eine Überschiebung bestehe. Dieses war der Stand der Anschauungen über die Geologie der östlichen Umgebung von Livno, als A. Grund seine Unter- suchungen dort vornahm. In seinen bezüglichen Darlegungen (1. c. p. 64 — 124) nennt Grund zwar den Namen v. Mojsisovics nicht, dennoch ist es zweifellos, daß er dessen Auffassung kannte. Es mag sein, daß durch die Nichterwähnung Mojsisovics’ eine Polemik vermieden und außerdem zum Ausdruck gebracht werden sollte, daß der Schilderung der geologischen Verhältnisse ausschließlich eigene Untersuchungen zugrunde liegen. Dabei ist Grund aber sogleich ein eigentümliches Mißver- ständnis unterlaufen, indem er die von v. Mojsisovics als n Platten- kalk von Livno“ bezeichneten Mergel des Steilabsturzes des Krug- Plateaus für Neogen hielt und in vielen Wiederholungen (p. 78, 79, 82, 103, 105, 119) immer wieder darauf zurückkommend, annahm , daß die jungtertiären Binnenland m er gel des Polje von Livno an den Steilwänden oberhalb Gorica bis 1100 m See höhe hinanreichen. Von diesem „Neo gen der L i v n o e r Überschiebung“, wie er es nennt , sagt er (p. 78 — 79) wörtlich: 1 J. Cvijic, Morphologische und glaziale Studien aus Bosnien, der Hercegovina und Montenegro. II. Die Karstpoljen. Abhandl. d. Geograph. Ges. Wien. III. 1901. Nr. 2. p. 35. 618 F. Katzer, „Bei Potocani kann man in den Serpentinen der Straße nach Bugojno sehr schön die Faltung des Neogens beobachten, welche durch die Überschiebung im weichen Mergel hervorgerufen wurde ; zuletzt fällt dieser aber nach NE unter den Ivalk ein.“ „Das Neogen reicht hier bis 1100 m empor. Seine Grenze gegen den Kalk sinkt nach NW, bei Podgreda erreicht es nur mehr 1060 in, bei Kaselov 1000 m.“ „An der Ostseite von Livno reicht das Ne o gen nur mehr bis 920 m empor.“ „An den Bistricaquellen von Livno ist das Ne o gen entfernt, die Mergelgrenze gegen den Kalk sinkt durch Livno hindurch sehr rasch bis auf 750 m herab. Durch die Quellen wurde hier die Überschiebungsfläche bloßgelegt. “ „Das rasche Absinken der Grenze beweist, daß die Über- schiebungsfläche hier sehr steil ist. Auch hier fällt im nördlichen Teil von Livno der Mergel unter den Kalk nach NE ein. Im südlichen Teile von Livno fällt er dagegen flach nach SW.“ „Bei Zastiene liegt die Grenze zwischen Kalk und Mergel in 780 — 800 m Höhe. Auch hier ist der Mergel durcheinander ge- knetet und mit Harnischen versehen, er fällt nach NE unter den Kalk ein. Dieser selbst ist an der Überschiebung vielfach in eine Breccie umgewandelt. Im Steinbruch südlich davon, an der Straße nach Glamoc, herrscht dagegen flaches SW-Falleu. Hier führt der Mergel eine Fauna von Congerien und Melanopsiden.“ „Zwischen Zastiene und Suhaca liegt die Grenze des Mergels gegen den Kalk in 780 m Höhe. Im westlichen Teile von Suhaca ist in einem Wasserriß, der östlich des Friedhofes (A. G. an der Straße nach Glamoc) nach N führt, der Mergel entfernt, so daß hier die Grenze bis auf 750 m herabsinkt.“ „Hier zeigt sich, daß zwischen dem Mergel und dem Kalk nur mehr Anlagerung längs einer Bruchfläche herrscht. Die Über- schiebung, die schon innerhalb Livnos nur an einer sehr steilen Fläche wirksam war, hört also zwischen Suhaca und Zastiene auf.“ Um jedes Mißverständnis auszuschließen, zeichnet sodann Grund in einem Profil (auf p. 119) Potocani als inmitten einer liegenden Falte der angeblichen Neogenmergel gelegen. Das alles ist irrig. Das Neogen reicht bei Potocani nicht bis 1100 m empor, weil die dortigen Mergel kein Neogen sind. Die Ab- sinkung dieser Mergel gegen Livno ist nur eine scheinbare, bewirkt dadurch, daß der Rand des Pol je sich mit dem Streichen der Mergel spitzwinklig schneidet und sie beweist für die Lage der Überschiebungsfläche gar nichts, weil bei diesen Mergeln überhaupt keine Überschiebung stattfindet.. Grund unterscheidet nämlich zwei ganz verschiedene Dinge nicht: die Bi n n en la n d mergel des kohleführenden Die sogen. Überschiebung von Livno. tili) Oligocäus des Polje von Livno und die marinen Mergel von Potocani etc., von welchen letzteren er wissen mußte, daß sie von v. Mojsisovtcs für obersten Jura oder untere Kreide gehalten wurden. Grund glaubte also die Sachlage besser erkannt zu haben als v. Mojsisovics, vergrößerte und vervielfachte aber nur dessen Fehler. Denn in Wirklichkeit verhält sich die Sache so, daß die Mergel und die Kalke der Steillehne am Aufstieg von Livno zur Krug planina zusammen ein einziges System bilden und dem Eocäu angehören. Die Kalke sind Nummulitenkalke, die Mergel griffelig oder oblattig zerfallende blaugraue Zementmergel, welche lediglich zwischen die Kalkbänke eingeschaltet sind und mit ihnen wechsellagern. Von einer Überschiebung dieser Eocänkalke über die nur faziell verschiedenen Mergel ist gar keine Rede, sondern es liegt in der Steilwand von Livno — Potocani — Zagoricani gleich- mäßige normale Schichtenlagerung vor. Erst jenseits des Steil- Profil am Aufstieg vom Kloster Gorica zur Krug planina bei Livno in Westbosnien. 1 = Nummulitenkalk. 2 = Sandiger, z. T. kieseliger Plattenkalk. 3 = Mergel. Diese drei Schichtenglieder gehören dem Eocän an. 4 = Oligocäne Binnenlandmergel. 5 = Quartär. G = Kloster Gorica. C = Straße. P = Moslimische Friedhöfe am Aufstieg zum sog. Skok. abfalles zieht zwischen dem Eocän und älteren Kalken der Krug planina eine Störung durch, welche eine Überschiebung dieser älteren Schichten über das Eocän bewirkt. Das Profil vom Kloster Gorica aufwärts zur Krug planina ist in der Figur veranschaulicht. Zwischen die gelbgrauen Nummulitenkalke, welche am frischen Bruch meist körnelig erscheinen und nur vereinzelte Nummuliten erkennen lassen, auf den angewitterten Flächen aber zeigen, daß sie überreich an Foraminiferen sind und stellenweise eine wahre Nummulitenbreccie darstellen, sind nebst einigen schwachen vier mächtigere Mergellagen eingeschaltet, die nicht eben parallel be- grenzt sind, sondern mehrfach linsenförmig anschwellen und sich wieder verdrücken. Sie haben entweder nur zum Liegenden oder 620 F. Katzer, Die sogen. Überschiebung von Livno. auch zum Hangenden dünnschichtige, etwas sandige, stellenweise reichlich Kieselnester einschließende Plattenkalke, über welchen erst die dickbankigen Nummulitenkalke folgen. Diese bilden am Aufstieg von Gorica zu den Crljenicawänden, bezw. bei und oberhalb der türkischen Friedhöfe auf dem sog. Skok, hervortretende Rippen und mäßig hohe Staffeln, die über die Mergel kammartig aufragen und erst weiter oben bildet der Kalk die ansehnlichen Wände, welche den Absturz der Krug planina gegen Livno so steil gestalten. Von den Mergelbändern ist das dritte von unten das stärkste (ca. 35 m), von den Nummulitenkalken sind die hängendsten am mächtigsten entwickelt. Alle Schichten fallen i. M. nach lh (NNE) ein, unten, nahe der Straße, jedoch mit 21°, unterhalb der Wände bei Podgreda aber mit 56° Neigung. Das Verflachen wird also von unten auf- wärts immer steiler, weil der Eocänzug an den älteren Kalken und Dolomiten der Krug planina geschleppt ist. Diese älteren Schichten gehören zwischen der Borova glava und dem Polje von Glamoc teils der Trias, teils dem Jura, entlang des Livanjsko polje von Zastjene nordwestwärts aber der Kreide an. Dieses Grundgebirge ist über das Eocän überschoben, wohingegen die oligocänen Binnen- landmergel und Süßwasserkalke sich außer unterhalb der Bistrica- quelle nur diskordant an das Eocän und weiterhin an die Kreide anlagern und entgegengesetztes, d. h. nicht nordostwärts unter die Krug planina, sondern siidwestwärts in das Becken von Livno ge- richtetes Einfallen besitzen. Eine Überfaltung, wie sie v. Mojsisovics angenommen hatte, besteht bei Livno nicht, ebensowenig eine Überschiebung von Jura über Binnenlandoligocän. Alle diese Verhältnisse wurden von A. Gkund völlig verkannt oder falsch gedeutet. Von den unrichtigen Annahmen ausgehend, zog er aber über die Ausfüllung des Livnoer Beckens, über den Höhenstand des oligocänen Seespiegels, über die späteren tek- tonischen Vorgänge usw. weitgehende Schlüsse. Da die Voraus- setzungen irrig sind, schweben natürlich alle darauf basierten geographischen Folgerungen in der Luft. Und ähnlich wie im vorliegenden Falle verhält es sich leider auch an anderen Stellen von Gkund’s Arbeiten über Bosnien, welche eine Reihe von Beispielen der Übertreibung geologischer Be- trachtungsweise in der Geographie bieten, die um so berechtigteren Widerspruch erwecken muß, je weniger gesichert die geologischen Grundlagen erscheinen. 0. Schlagintweit, Die Ceratiten etc. 021 Die Ceratiten des mittleren Hauptmuschelkalks Würzburgs. Von Otto Schlagintweit in Berlin. Literatur. Sandberger, F.: Die Gliederung der Würzburger Trias und ihre Äquivalente. Würzburger Naturw. Zeitschr. (5. 18(57. — Die Lagerung der Muschelkalk- und Lettenkohlengruppe in Unter- franken. An typischen Profilen erläutert. Verb. Phys.-Med. Ges. Würzburg. N. F. 26. 1893. Philippi, E.: Die Ceratiten des oberen deutschen Muschelkalks. Paläontol. Abh. 8 (N. F. 4). H. 4. 1901. Fischer, H. : Über ein Vorkommen von Jugendformen des Ceratites coiii- pressus (Sandb.) E. Phil, bei Würzburg. Geogn. Jahresh. 21. 1906. Schlagintweit, 0.: Ceratites spinosus E. Philifpi aus dem mittleren Haupt- muschelkalk Würzburgs. Sitz -Ber. Phys.-Med. Ges. Würzburg 1911. Stettner, G. : Beiträge zur Kenntnis des oberen Hauptmuschelkalks Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 69. 1913. Riedel, A. : Beiträge zur Paläontologie und Stratigraphie der Ceratiten des deutschen oberen Muschelkalks. Jahrb. Kgl. Preuß. Geol. L. 37. 1. 1916. (Inaug.-Diss. München 1916.) Stolley, E. : Über einige Ceratiten des deutschen Muschelkalks. Jahrb. Kgl. Preuß. Geol. L. 37. 1. 1916. Seit ich im Jahre 1911 bei Würzburg das häutige Vorkommen von Ceratites spinosus und seine vertikale Verbreitung in engen Grenzen hatte feststellen können, hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, den Ceratiten zunächst einmal im „mittleren“ 1 Haupt- mnschelkalk nachzugehen. Er ist in der nächsten Nähe Würzburgs durch Steinbrüche gut aufgeschlossen ; früher freilich besser als jetzt. Insbesondere war es mir darum zu tun , Material zu der Frage nach der Horizontbeständigkeit und dem Leitwert der Ceratitenarten zu erlangen, worüber die Meinungen bekanntlich auseinandergehen. Notwendig hiezu sind Funde im Anstehenden, deren genauer Abstand von bekannten Leitbänken angegeben werden kann, oder wenigstens Funde, deren Lage möglichst eng abgegrenzt 1 Ich gebrauche die Bezeichnung „mittlerer Hauptmuschelkalk“ im Sinne Sandberger’s von 1893, gleichbedeutend ungefähr mit seinen „Bänken des Pecten discites “ von 1867 und gleichbedeutend mit Riedel’s Mittleren Ceratitenschichten, lediglich um anzudeuten, daß sich die folgenden Aus- führungen nicht auf die gesamte Schichtfolge zwischen Anhydritgruppe und Cycloidesbank beziehen, sondern nur auf den oberen Teil. Übrigens ist die Dreiteilung des Hauptmuschelkalks eine mißliche Sache. Besonders ist die „dicke Bank“ keineswegs eine gute Leitbank und nicht geeignet zu einer Trennung von unterem und mittlerem Hauptmuschelkalk. 622 0. Schlagintweit. werden kann. In den Beständen des Min.-Geol. Instituts in Würz- burg fand ich leider keine genauer liorizontierbaren Stücke vor, mit Ausnahme zweier schlecht erhaltener Exemplare in einem Gesteinsblock der Spiriferinenbank. Keine Etikette enthält nähere Angaben über die Lage der Funde. Überhaupt war die Zahl der Ceratiten, die die Sammlung beherbergte, auffallend gering; sie vermittelte nicht einmal eine Vorstellung von der Formenbreite der Ceratiten im unterfränkischen Muschelkalk. Ich war daher ledig- lich auf eigene Sammeltätigkeit angewiesen. Will man ein Material zusammenbringen, das nach Zahl, Erhaltungszustand und Sicher- heit des geologischen Horizontes befriedigt, so erfordert dies bei den Verhältnissen in der unterfränkischen Trias viele Jahre, wenn man dabei nicht von anderen unterstützt wird. Der Krieg unter- brach die Arbeit des Sucliens in den Steinbrüchen. Nach dem Kriege fand ich gerade jene Steinbrüche, die für meine Zwecke am günstigsten waren, teils verfallen, teils zugeschüttet, und bisher hat der Steinbruchsbetrieb im mittleren Hauptmuschelkalk noch nicht wieder in dem erwünschten Maße zugenommen. Wenn ich trotz seiner Dürftigkeit schon jetzt über mein Material berichte, so geschieht es deshalb, weil ich immerhin bereits zu gewissen Resultaten gelangt bin, und weil mir eine Beschäftigung mit anderen Dingen, fern von Würzburg, das Zusammentragen weiteren Materials unmöglich machen wird. Bemerkungen über die Schichtfolge. In der rasch wechselnden Schichtfolge von kristallinischen und dichten Kalkbänken, Mergeln und Schiefertonen zwischen der Hauptencrinitenbank und der Cycloidesbank ist die Spiriferinen- bank eine willkommene Orientierungsbank. Nur ist sie leider nicht immer leicht erkennbar. Lithologisch unterscheidet sie sich kaum von anderen höheren oder tieferen Kalkbänken. Spiriferina fragilis ist nur lokal häufig; gewöhnlich ist sie spärlich in der Bank ver- teilt. Mühsames, langes Durchklopfen ist meist notwendig, um sie festzustellen. Dafür genügt aber fast immer das kleinste Schalen- bruchstück (Punktierung!) zur Feststellung. Häufig sind Crinoiden- stielglieder , weshalb Sandbebger die Spiriferinenbank auch als „Encrinitenbank II“ bezeichnet hat. Auch die Crinoidenstielglieder sind nur lokal häufig und sind lediglich ein Hilfsmittel, die Spiri- ferinenbank aufzufinden. Niemals genügen Crinoidenstielglieder allein, denn solche sind keineswegs auf die beiden „Encriniten- bätike“ beschränkt. Dagegen ist in Unterfranken Spiriferina fragilis in anderen Horizonten des Hauptmuschelkalks bisher nicht bekannt sondern beschränkt auf die Spiriferinenbank. Die Spiriferinenbank ist im Gebiete der im folgenden genannten Lokalitäten eine harte, kristallinische, etwas eisenschüssige Bank, Die Ceratiten des mittleren Hauptmuschelkalks Wiirzburgs. 623 deren Mächtigkeit rasch zwischen 8 und 30 cm wechselt. Auf der kristallinen Bank liegen, durch dünne Tonlagen getrennt, ein bis zwei dichte, bis 2 cm dicke Kalkbänkchen. In der Umgebung von Höchberg liegen auf der Schichtoberfläche des oberen Kalk- bänkchens bald wenige, bald sehr zahlreiche Spiriferinenschalen, die oft sehr hübsch herauswittern. Erleichtert wird die Auffindung der Spiriferinenbank in guten Aufschlüssen durch die Ausbildung der Schichten über und unter ihr. Unter ihr liegt eine Schiefertonmasse von durchschnittlich 1,50 m, in deren oberen Teil geradgeschichtete Kalkbänke ein- gelagert sein können (schnelles Auskeilen und Wiedereinstellen dieser Bänke). Die tieferen Teile dieser Tone sind ausgezeichnet durch Einlagerung von Kalkknollen und Kalknieren, oft von ganz unregelmäßiger, bizarrer Gestalt. Diese Knollentone sind auf- fallende, sofort ins Auge springende Lagen. Doch treten ähnliche Kalkknollen auch in anderen Horizonten auf. Über der Spiri- ferinenbank folgt nach einem ungefähr 2,50 m betragenden Wechsel von Ton- und Kalkbänken eine Ceratitenpflasterbank, die von un- gefähr 1 m mächtigen Tonen überlagert wird. In diese können oben sowohl wie unten mehr oder weniger reichlich Kalkbänke eingeschaltet sein, in der Mitte ist die Schiefertonmasse aber frei von Kalkbänken. Wiederum ein Hilfsmittel zur Auffindung der Spiriferinenbank. Fundorte. Die Fundorte, von denen das hier verwertete Material stammt, sind im folgenden mit I bis VI bezeichnet. I. Ein Steinbruch östlich der vom XW-Ende Höchbergs nach Waldbiittelbrunn führenden Straße, zwischen Ort und Waldrand. Hier waren vor dem Kriege ca. 2 m unter und 8 m über der Spiriferinenbank aufgeschlossen. Jetzt verfällt der Bruch mehr und mehr, wird eingeebnet und bepflanzt. Von der Spiriferinen- bank ist zurzeit nur noch in der Nähe des Brucheinganges ein kleines Stückchen sichtbar. Ans diesem Bruche stammen auch die von Fischek erwähnten Jugendformen. Auf seine Folgerungen komme ich noch zurück. II. Ein Steinbrnch unmittelbar nordöstlich neben I, zwischen I und dem nach Oberzell führenden Feldweg. Hier waren im Sommer 1914 5 m unter und 4 ni über der Spiriferinenbank auf- geschlossen. Seither verfällt der Bruch mehr und mehr. III. Der alte große Steinbruch von Höchberg, südlich des Wortes „Pulvermagazin“ der Karte 1 : 50 000 (Topogr. Atlas von Bayern). In ihm reichen die Aufschlüsse immer noch von der Hauptencrinitenbank (die tiefste zurzeit aufgeschlossene Bank) bis ca. 9 m über die Spiriferinenbank. Wenn ich 1911 schrieb, die Aufschlüsse reichten bis zur Cycloidesbank , so beruhte das auf 624 0. Schlagintweit, der irrtümlichen Angabe, die mir damals im Würzburger Min.- Geol. Institut wurde, die Cycloidesbank liege an der höchsten, schwer zugänglichen Steinbruchskante. In Wirklichkeit liegt sie noch beträchtlich höher, wie sich aus dem Vorkommen von Bruch- stücken in den Feldern über der Steinbruchskante ergibt, sowie aus der Lage der Cycloidesbank nördlich unter dem Pulver- magazin (IV). Die Bruchstücke in den Feldern bezeichnen die Lage der Cycloidesbank nicht bestimmt genug, und Aufschluß IV ist doch zu weit entfernt (störungsfrei?), um den Abstand Spiri- ferinenbank — Cycloidesbank genau angeben zu können. Doch dürfte mit 15 — 20 m ungefähr das Richtige getroffen sein. Als Abstand der Spiriferinenbank von der Hauptencrinitenbank habe ich behelfsmäßig, an nicht zusammenhängenden Aufschlüssen und unter Berücksichtigung einer dabei zu überschreitenden Störung im großen Höchberger Steinbruch 16 — 17 m ermittelt. Die Summe dieser Zahlen steht zwar im Einklang mit der Angabe Klug- haedt's (Verh. Phys.-Med. Ges. Würzburg. X. F. 44. 1915), der für seinen „ mittleren“ Hauptmuschelkalk in der Gegend von Veitshöchheim — Günthersleben 37 m angibt, d. i. für das Hangende der Hauptencrinitenbank bis zur Cycloidesbank einschließlich. Diese Zahl beruht offenbar nur auf den Höhenmessungen von Encriniten- bank, Spiriferinenbank und Cycloidesbank im Sendelbachgraben; aus diesen ergibt sich 25 m Unterschied für Hauptencrinitenbank — Spiriferinenbank und 12 m für Spiriferinenbank — Cycloidesbank. Doch sind diese Zahlen nicht zuverlässig, da das Vorhandensein flacher, ungestörter Lagerung nicht sicher ist ; der Verlauf der Schichtgrenzen auf der Karte Keughardt's widerspricht sogar einer solchen Annahme. Daß die Mächtigkeitsangaben Sandrergers viel zu gering sind, ist eine bekannte, schon von Thürach (Geogn. Jahresh. 1900. p. 130, Anm.) betonte Tatsache. Andere Messungen für den Abstand Spiriferinenbank — Cycloidesbank liegen bisher nicht vor. Ein neuer Steinbruch östlich des großen Höchberger Stein- bruches entblößt zwar die Spiriferinenbank, hat mir aber noch keine Ceratiten geliefert, deren genaue Lage sich angeben ließe. IV. Ein Steinbruch nördlich des Munitionsschuppens, nördlich des r von „Pulvermagazin“ der Karte 1 : 50 000, in dem sich nach NO zum Main hinuntersenkenden Hang. 1911 reichten die Auf- schlüsse 6 m unter die Cycloidesbank und 2 m darüber. Der Bruch wurde damals bald wieder aufgelassen ; jetzt ist er gänz- lich verfallen und eingefüllt. Alte Steinbrüche in der Nähe, so Sandberger’s „Hexenbruch“, bieten schon längst keine Auf- schlüsse mehr. V. Ein alter Steinbruch südwestlich oberhalb des Gutes „Die Neue Welt“, nördlich unter P. 360,8 (Nikolausberg, Frankenwarte). Er bot vor dem Kriege noch gute Aufschlüsse einige Meter von Die Ceratiten des mittleren Hauptmuschelkalks Wiirzburgs. 625 der Cycloidesbank nach abwärts. Jetzt sind die Aufschlüsse einer städtischen Anlage zum Opfer gefallen. VI. Ein aufgelassener Steinbruch an der äußeren Keesburg- straße, nahe den letzten Häusern der Stadt. Er bot Aufschlüsse wenige Meter unter und über der Cycloidesbank. Die Arten. Ceratites compressus E. Pxiil. emend. Riedel. Exemplare ans Anstehendem, die sich mit Sicherheit als Ceratites compressus in der engeren Fassung Riedel’s bestimmen ließen, besitze ich noch nicht. Vier Ceratiten, die ich unter der Spiriferinenbank fand, sind zu schlecht erhalten, als daß sie sich ganz sicher bestimmen ließen. Einer, 20 cm unter der Unter- kante der Spiriferinenbank , aus III, gehört seiner Involubilität und seinem Querschnitt nach wohl zu C. compressus s. str. und läßt sich jedenfalls von dem höher liegenden C. ecohitus unter- scheiden. Ein Bruchstück, 1,10 m unter der Spiriferinenbank aus I, gehört seiner Involubilität nach ebenfalls hierher. Ein zweites aus I, 1,15 m unter der Spiriferinenbank, und eines aus III, 0,88 m unter der Spiriferinenbank, sind zu fragmentär, als daß sich einigermaßen Sicheres über ihre Artzugehörigkeit aussagen ließe. Ein weiteres Stück aus III, 0,85 m unter der Spiriferinen- bank, zeigt nur einen Teil der gekammerten Schale mit kräftiger, binodoser Skulptur und starker Involubilität. Die drei der Beobach- tung zugänglichen Seitenknoten sind wulstartig in die Länge ge- zogen. Das Stück läßt sich am besten mit Riedel’s Abbildung Taf. 9 Fig. 3 von C. compressus var. crassior vergleichen. Über der Spiriferinenbank habe ich C. compressus nicht an- getroffen. Mag er vielleicht auch ein Weniges über die Spiri- ferinenbank hinausreichen, viel kann das bestimmt nicht sein. Aus Riedel’s Bemerkung p. 102 könnte man meinen, C. compressus sei bei Würzburg auch über der Spiriferinenbank beobachtet worden. Dies ist jedoch nicht der Fall; Riedel ist hier offensichtlich ein Irrtum unterlaufen, oder er denkt an Fischee’s Angaben. Was Fischer aus dem Steinbruch I von C. compressus über der Spiri- ferinenbank anführt, stammt vermutlich entweder nicht aus dem Anstehenden, oder — was mir wahrscheinlicher ist — es handelt sich um Exemplare von C. evolutus, die man dort früher häufig auf den Halden gefunden und welche nach Philippi, Taf. 38 Fig. 2, als C. compressus bestimmt worden sind,. Überhaupt wird viel von dem, was in der Literatur unter dem Namen C. compressus geht, zu C. evolutus gehören. Letzterer ist in der Würzburger Umgebung viel häufiger als C. compressus, wird aber viel mit ihm zusammen- geworfen. Frosch betont für die Gegend von Bayreuth (bei Riedel) ebenfalls die relative Seltenheit von C. compressus. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 40 626 0. Schlagintweit, Cer atites evolutus Phil, einend. Eiedel et var. Vertreter aus dem Formenkreis des Ceratites evolutus sind häufig, viel häufiger als C. compressus, mit dem sie gewöhnlich ver- wechselt werden. Man findet hauptsächlich solche, die zwischen dem breitrückigen Typus PhilippTs (Taf. 42 Fig. 1) mit quadra- tischem Querschnitt der Wohnkammer und der flacheren Varietät tenuis Riedel’s stehen. Auf die große Formenmannigfaltigkeit und auf das Vorhandensein zahlreicher Übergänge hat Stolley liin- gewiesen. Das von Philippi auf Taf. 38 Fig. 2 von Höchberg bei Wiirzburg als C. cf. compressus abgebildete Exemplar gehört zu C. evolutus, eine Ansicht, zu der schon Riedel neigte. Seine Bedenken sind durch Stolley’s Ausführungen über die Variabilität von C. evolutus hinfällig geworden. Im Anstehenden fand ich C. evolutus in I 1,40 m über der Spiriferinenbank. Sein Wohnkammerquerschnitt steht zwischen Philippi's Typus und Riedel’s Varietät tenuis. Die von Riedel p. 43 aus der Umgebung Wiirzburgs erwähnten Exemplare fanden wir zusammen ebenfalls in I 1,50 m über die Spiriferinenbank. Über Riedel's Meinung, daß niemals spinöse Formen mit C. evolutus zusammen vorkämen, vgl. später. An der gleichen Lokalität fand ich 1,25 in über der Spiri- ferinenbank ein schmalriickiges, allerdings etwas verdrücktes und verwittertes Stück. Die zwei ersten Rippen der Wohnkammer lassen, wie es Stolley von var. subspinosa beschreibt, deutlich eine schwache Einsenkung der Rippe und jenseits dieser ein An- sclnvellen zu einem Externknoten erkennen. Mit dieser knoten- artigen Anschwellung enden die beiden Rippen, während sie sonst bei C. cvohitus, mehr oder weniger stark sichelförmig nach vorn geschwungen, allmählich auf der Externseite auslaufen. Die folgenden vorderen vier Rippen der Wohnkammer meines Exemplares scheinen wieder die für C. evolutus typische Ausbildung besessen zu haben ; leider ist der Erhaltungszustand wieder sehr schlecht. Schon durch den Fund dieses Stückes, nur 1,25 m über der Spiriferinenbank, wird in Frage gestellt, ob Riedel’s Meinung, daß C. evolutus var. tenuis niemals mit spinösen Formen zusammen auftrete, sich in ihrer vollen Schärfe wird aufrecht erhalten lassen. Hiezu kommen die Einschlüsse der Ceratitenpflasterbank, 2,50 m über der Spiriferinenbank. Leider sind die Ceratiten in den Stücken dieser Ceratitenpflasterbank, die ich einsammeln konnte, außer- ordentlich schlecht erhalten. Besonders ausgeprägt ist hier die Erscheinung, die man so oft im deutschen Muschelkalk beob- achten kann, auf die PriiLipri und Riedel besonders hinweisen, daß die auf der Oberfläche der Bank liegenden Steinkerne stark aufgelöst sind, was offenbar, wie Philippi meint, schon während dei Sedimentation geschehen ist. Die in der harten Kalkbank steckend* Die Ceratiten des mittleren Hauptmuschelkalks Wiirzburgs. 627 Seite von Ceratiten der Pflasterbank hat sich nicht befriedigend freipräparieren lassen. Die Formen der Ceratitenpflasterbank sind stark evolut. Zwei meiner Stücke (Bruchstücke) haben zweifellos Externdornen. Ich möchte also nach meinem, allerdings ergänzungs- bedürftigen Material behaupten, dal) in dem Ceratitenpflaster, 2,50 m über der Spiriferinenbank, Vertreter aus dem Formenkreis des C. evolutus und C. spinosus zusammenliegen. Im großen und ganzen trennt jedoch diese Bank die Evolutus- und die Spinosus- Zone. Das Min.-Geol. Institut Wiirzburg besitzt aus Sandberger's Zeiten eine Platte der Spiriferinenbank vom Stein bei Wiirzburg, auf deren Schichtfläche zwei schlecht erhaltene Ceratiten liegen. So viel läßt sich wenigstens sagen, daß es sich um stark evolute, niedrigmündige Formen handelt, die ich zu C. evolutus stellen möchte. Andere generisch einigermaßen bestimmbare Ceratiten aus der Spiriferinenbank selbst sind mir bisher nicht bekannt geworden. Ce rat it es spinosus und Verwandte. Auf die Häufigkeit von spinösen Ceratiten bei Würzburg habe ich bereits 1911 hingewiesen. Das gilt auch über die nähere Umgebung Wiirzburgs hinaus. Die Variationsbreite ist beträchtlich. Kleine, flache, evolute Formen, deren Wohnkammerbreite nur langsam zunimmt, und große involutere, breitriickige Gestalten, deren Wohnkammer rasch an Breite zunimmt, sind die beiden Extreme, zwischen denen sich alle Übergangsstadien finden. Eine so scharfe Trennung in drei Arten : Ceratites praespinosus, spinosus und postspinosus, wie Riedel sie durchgeführt hat, erlaubt mein Material nicht. Merkmale, auf welche Riedel besonderen Wert legt, wie der stärkere oder schwächere Schwung der Rippen, die Schärfe derselben, die Größe der Depression, welche den Externknoten von der übrigen Rippe trennt, geben sich an meinem Material nicht als konstante Artmerkmale zu erkennen. Auch beobachtet man sowohl an kleinen, flachen, wie an großen, rasch an Rückenbreite zunehmenden Formen, daß die letzten Rippen nicht radial, sondern schief zur Xabelkante stehen, ein Merkmal, das Riedel für C. post- spinosus besonders hervorhebt. Zu den Stücken, die ich im Anstehenden fand, ist folgendes zu bemerken: In I fand ich 3 m über der Spiriferinenbank in den Schiefertonen über dem Ceratitenpflaster drei schlecht erhaltene, kleine, flache Formen, das größte mit 9 cm Durchmesser; dazu zwei Bruchstücke von etwas größeren Exemplaren. Höher oben fanden sich lose Stücke, von denen nach der Lage, in der sie gefunden wurden, so viel mit Bestimmtheit gesagt werden kann, daß ihr ursprüngliches Lager sich mindestens 4 m über der Spiri- ferinenbank befunden haben muß. Unter letzteren herrschen neben lern typischen C. spinosus in der Fassung Riedel’s (seine Bemer- kung p. 57, daß C. spinosus bei Würzburg 4 — 5 m über der Spiri- 40* 628 0. Schlagintweit, ferinenbank liege, bezieht sich auf die Lokalität I) Formen vor, die größer und breitrückiger sind, Formen vom Typus des C.post- spinosus Riedel. Aus II besitze ich vier Bruchstücke von C. spinosus. Sie staken, 2,60 m über der Spiriferinenbank, in den Schiefertonen über der Ceratitenpflasterbank. Sie sind vom gleichen Habitus wie die aus der gleichen Lage in I. ln III fanden sich zahlreiche spinöse Ceratiten ; im östlichen Teil erkennt man, daß ihr Lager über der Spiriferinenbank sein muß (vgl. 1911). Von einem alten Steinbruchsarbeiter erhielt ich unter anderen mehrere breitriickige Stücke vom Typus postspinosm , die nach seiner glaubwürdigen Angabe aus Schichten über der ihm gut bekannten Spiriferinenbank stammen. In IV fanden sich, 4,85 und 4,70 m unter der Cycloidesbank, vier 15 — 17 cm im Durchmesser haltende Exemplare, die jedoch, soweit es der nur halbseitige Erhaltungszustand festzustellen er- laubt, nicht extrem breitriickig sind. Von einer Reihe loser Stücke, C. spinosus typ. sowie solcher, die sich dem C. iwstspinosus Riedel's nähern, ist sicher, daß sie nicht tiefer als 6 m unter der Cycloides- bank gelegen haben können, da die Steinbruchssohle nicht tiefer hinabgereicht hat. V lieferte mir und Riedel zusammen drei Bruchstücke, 3 m unter der Cycloidesbank, von denen schon Riedel eines als C. spinosus bestimmte (p. 57). Vier andere Bruchstücke fand ich ca. 5 m unter der Cycloidesbank. Sie passen gut zu Riedel's Fig. 2 auf Taf. 13. Genauer, als ich es 1911 vermochte, vermag ich jetzt die vertikale Verbreitung von C. spinosus anzugeben : In den ersten Metern über der Spiriferinenbank fehlt er noch. Sein erstes Vor- kommen liegt vielleicht in dem Ceratitenpflaster, 2,50 in über der Spiriferinenbank. 3 m über der Spiriferinenbank fand ich den tiefsten einwandfreien C. spinosus. Der höchste ist bis jetzt 3 m unter der Cycloidesbank festgestellt. Bis jetzt kenne ich aus Unterfranken keinen Fund eines spinösen Ceratiten über der Cycloidesbank. Mag auch einmal ein C. nodosus mit spinösen Enden einiger Rippen gefunden werden (Riedel, p. 47, Stollky, p. 134), soviel läßt sich doch heute schon sagen: mit der Cj’cloides- bank ist die Zeit der spinösen Ceratiten, einschließlich des C.post- spinosus, zu Ende. Für die zahlenmäßige Mächtigkeit der Spinostis- Zone ergibt sich aus dem oben bei III über den Abstand der Cycloidesbank von der Spiriferinenbank Gesagten 15 m als Mittel- wert; wenn man bis zur Cycloidesbank rechnet, 18 m. Ceratitcs cnodis (Qüenst.) PmLirn. ln VI fand ich lose einen Ceratitcs cnodis, jedoch unter Um- ständen, aus denen sich ergab, daß sein ursprüngliches Lager nui knapp über oder knapp unter der Cycloidesbank sein konnte Die Ceratiten des mittleren Hauptmuschelkalks Würzburgs. 029 Iu IV fand ich ein loses verdrücktes Fragment, dessen Zugehörig- keit zu C. enodis jedoch nicht zweifelhaft sein kann. Für sein Lager gilt das gleiche wie bei VI. An beiden Fundorten ergibt sich sicher nur die nächste Nachbarschaft der Cycloidesbank, wahr- scheinlich aber ihr Hangendes als Lager dieser beiden Stücke. Ein Handstück der Cycloidesbank, das von Herrn Ewald bei Kar- tierungsarbeiten kürzlich bei Ivist (Im Roth) gefunden wurde, ent- hält ein zur Bestimmung dieser leicht kenntlichen Art genügend gut erhaltenes Exemplar von C. enodis. Riedel fand bei Erfurt C. enodis dicht über der Cycloidesbank. Jedenfalls liegt bei Würz- burg C. enodis an der Basis der oberen Ceratitenschichten , und Philippi's Vermutung erfährt durch die hiesigen Funde eine neue Bestätigung. Stratigraphische Ergebnisse. Nach meinen bisherigen Beobachtungen ergibt sich eine zeit- liche Aufeinanderfolge von Ceratites compressus, C. evohdus, C. spinosus nebst Varietäten. Es läßt sich folgende Gliederung durchführen, mit der die Hauptverteilung der Ceratiten angegeben sein soll, aber nicht behauptet werden will, daß die vertikale Ver- breitung der einzelnen Arten sich genau an die angegebenen Grenzen hielte : Ceratites enodis. Vorkommen über der Cycloidesbank in Unterfranken sehr wahrscheinlich, aber noch nicht ganz sicher. Cycloidesbank. Mit C. enodis. C. spinosus u. a. spinöse Arten. Ceratitenpflaster mit Ceratiten aus dem Formenkreis evohdus und spinosus. C. evohdus. Spiriferinenbank mit C. cf. evohdus. C. compressus. ? 2 V Y * Hauptencrinitenbank. Eine Spinosus- Zone und eine Postspinosus- Zone zu unterscheiden, wie es sich nach Stolley (p. 135) in Norddeutschland überall durchführen läßt, ist mir nicht möglich gewesen. Auch in der weiteren Umgebung Würzburgs sind die drei Haupttypen, C. compressus, C. evohdus, C. spinosus, besonders die beiden letzteren, in entsprechenden Aufschlüssen überall anzutreffen. Ich habe bisher den Eindruck gewonnen, daß überall die gleiche Reihenfolge und die gleiche, ziemlich scharfe Trennung vorhanden ist. Hier wollte ich mich auf jene Punkte in der nächsten Um- gebung Würzburgs beschränken, wo ich Funde im Anstehenden gemacht und die genaue Lage habe feststellen können. 630 0. Schlagintweit, Die Ceratiten etc. Meine Resultate decken sieb im großen und ganzen mit den Angaben Stettner's über die württembergischen Ceratiten unter der Cycloidesbank. Was seine Angaben über das Vorkommen von C. compressus und cf. compressus hoch über der Spiriferinenbank betrifft, so möchte icli vermuten, daß es sich hiebei nicht um C. compressus , sondern um eine andere Art handelt. Im übrigen hält ja auch Stettner den C. compressus für „eine sehr tiefe Form, die nur wenig (wohl nur 21 m) über die Spiriferinenbank hinauf- geht“. Zwei getrennte, verschiedene Spiriferinenbänke , worüber Riedel eine Mitteilung Stettner's in Aussicht stellt, sind in Unter- franken nicht bekannt. Gut stimmen auch Frosches Beobachtungen (mitgeteilt bei Riedel) in der Gegend von Bayreuth mit den meinen überein. Riedel's Ausführungen von Süddeutschland werden von meinen Untersuchungen nur bestätigt, mit Ausnahme der bereits oben be- handelten Bemerkung, daß C. compressus bei Würzburg auch über der Spiriferinenbank vorkomme, wie Fischer dies behauptet hat. Nicht beipflichten kann ich auch der Meinung Fischer's, wenn er schreibt: „Zu entscheiden wäre noch die Frage, warum gerade hier unter diesen ersten Ceratiten des fränkischen Muschel- kalks so viele Jugendformen gefunden werden. Vielleicht läßt sich nachweisen , daß die Ceratiten sich erst den Monomischen Verhältnissen des germanischen Muschelkalkmeeres anpassen mußten, und daß bei diesem Kampf ums Dasein relativ viele Individuen frühzeitig zugrunde gegangen sind. Nachdem sich aber die neuen Formen den neuen Verhältnissen angepaßt hatten, konnte die Ent- wicklung der Ceratiten zu Formen von riesigen Dimensionen statt- linden, wie wir sie in dem letzten Ceratiten des Muschelkalks, dem Ceratites semipartitus, vor uns sehen.“ Denn weder ist das Auftreten von Jugendformen auf die Schichten unter der Spiri- ferinenbank beschränkt (ich glaube sogar, daß die von Fischer in I gesammelten Jugendformen aus dem Hangenden der Spiri- ferinenbank stammen), noch ist ihre Zahl im Verhältnis zu den ausgewachsenen Formen besonders groß, wie man nach Fischer meinen könnte. Sowohl in Unterfranken überhaupt, wie im be- sonderen in dem Steinbruch I tritt die Zahl der Jugendformen. die man im mittleren Hauptmuschelkalk findet, gegen die große Zahl von ausgewachsenen Individuen doch ganz bedeutend zurück. Auch sind es ja gar nicht die ersten Ceratiten des Hauptmuschel- kalks, deren Jugendformen wir bei Würzburg in den Höchberger Steinbrüchen begegnen. Abgeschlossen Würz bürg, Dezember 11)20. A. Hadding, Uber Störungen der Linienabstände etc. 631 Über Störungen der Linienabstände und der Linienbreite bei Debyediagrammen. Von Assar Hadding. Mit 3 Textfiguren. Bei den röntgenographischen Untersuchungen nach der von Debye und Scherrer vorgeschlagenen Methode macht man eine photographische Aufnahme auf einem um das Präparat gebogenen Filmzylinder. Die Ausmessung des Abstands zwischen den Linien des exponierten Films des Deby e diagram m s , läßt sich zwar selten mit größerer Präzision machen, aber die berechneten Fehler der Messung selbst sind doch nicht so groß, daß sie auf die Be- rechnung der Kristallstruktur störend einwirken könnten. Trotzdem ergibt sich bei der Berechnung der Diagramme, daß die für Gitterkonstanten oder Glanzwinkel erhaltenen Werte nicht die Größenverhältnisse zeigen, die man hätte erwarten können, und die man in vielen Fällen im voraus aus den geometrischen Konstanten des Minerals berechnen kann. Da diese Umstände, soviel ich weiß, bisher nicht berücksichtigt worden sind, will ich sie hier kurz beleuchten. Abgesehen von den Störungen, die von fehlerhaften Messungen oder von Faktoren, die weiter unten be- sprochen werden, herrühren, zeigen die aus einem Debyediagramm erhaltenen Werte für die Abstände der Linien eine konstante Ab- weichung von den berechneten. Am besten wird dieses Verhältnis durch einige Beispiele erläutert. In den folgenden Tabellen werden teils die Werte angegeben, die bei Messung der Debj^ediagramme vom Steinsalz und Pyrit erhalten wurden, teils auch die ent- sprechenden, durch andere Untersuchungsmethoden erhaltenen Werte. Betrachten wir die Tabelle über die Pyritlinien, werden wir bald bemerken, daß die bei Messung von den Außenkanten der Linien aus erhaltenen Werte durchweg größer sind als die be- rechneten. Abgesehen von einigen Unregelmäßigkeiten und ebenso von den fünf untersten Werten, worauf ich weiter uuten zurück- komme, ist die Abweichung, die F2-Werte, durchschnittlich 1,7 mm. Eine Messuug an der Mitte der Linien liefert kleinere Werte für 4 a als jene andere, diese Werte sind aber fortwährend größer als die berechneten. Die Abweichung, die Ft -Werte, ist, unter demselben Vorbehalt wie oben, für die kleineren Glanzwinkel am größten. Der Unterschied zwischen den aus den beiden Messungen erhaltenen 1 Unter dem Abstande der Linien verstehe ich hier wie im folgenden den Abstand zwischen zwei von ein und demselben Strahlenkegel her- rührenden Linien, d. h. den Abstand zwischen zwei im Verhältnis zu dem direkten Strahl symmetrisch liegenden Linien. Dieser Abstand ist in den Tabellen mit 4 a bezeichnet. 632 A. Haddim Tabelle 1 : Pyrit. (hkl) A B c 4a Int. 4a F, 4a f2 Int. F — F r2 ri (111) 32.7 8 33,5 0.8 33,6 0.9 2 0,1 (200) 36.4 10 38.3 1,9 38.5 2.1 5 0.2 (210) 40.9 10 42.5 1,6 42,7 1.8 5 0,2 (211) 45.1 — 46.6 1.5 46,9 1,8 4 0,3 (220) 52,7 5 54,0 1.3 54.5 1.8 5 0,5 (300) 56.3 0 57.7 L4 58,0 1-7 2 0.3 (311) 63,1 — 64.2 1.1 64.7 1,6 8 0.5 (222) 66,4 10 67.6 1,2 68,0 1.6 3 0.4 (320) 69,6 — 70.7 1,1 71,2 1,6 4 0,5 (321) 72.8 — 73,9 1,1 74,3 1.5 6 0.4 (331) 88,6 — 89.8 1.2 90.4 1.8 2 0.6 (420) 91,8 — 92,9 1,1 93,6 1.8 4 0.7 (421) 95,1 — 96.6 1,4 98,1 3.0 4 0.6 (422) 105,5 — 107.2 1,7 108,1 2,6 6 0,9 (333) 1 toll) | 117,4 4 120,0. 2,6 121,1 3,7 10 1,1 VUA LJ t (520) 127,0 — 131.3 4.3 132.4 5,4 8 1,1 (521) 133,0 — 138,8 5,8 139,9 6.9 8 1 1,1 A Werte berechnet nach Bragg's spektroskopischen Messungen. B Gemessen am Debyediagramm von der Mitte der Linien aus. 0 Gemessen am Debyediagramm von den Außenkanten der Linien aus. F, und F3 : Gemessene Werte minus berechnete. Durchmesser des Films 50.3 mm, Durchmesser des Präparats 1,8 mm. Eisen- Antikathode. Tabelle 2 : Steinsalz. (hkl) A B C 4a Int. 4 a F, 4a Fs Int. F-Ft (100) 27,9 10 29.3 1,4 29,8 1.9 7 0,5 (110) 40,0 10 40.7 0,7 41.2 1.2 10 0.5 (111) 49,7 2 50.2 0,5 50,6 0,9 7 0,4 (200) 58,3 2 58,7 0,4 59,4 1,1 4 0,7 (210) 66,3 — 66,4 0,1 67.2 0.9 8 0,8 (211) 73,9 — 74,2 0,3 74,8 0,9 6 0.6 (220) 89,1 2 89,5 0,4 89,8 0,7 4 0,3 (300) ) 97,0 105.3 97,2 0,2 97,9 0,9 6 0,7 (221) | (310) 105,9 0.6 106.6 1,3 7 0,7 (311) 114,6 — 115,0 0.4 115.9 1,3 7 0.9 (400) 1 142,7 — 142,7 0.0 144,5 1,8 7 1,8 A Werte berechnet aus d(100) = 2814 IG “. Intensität nach Brago. B, 0. F, und Fa wie bei dem Pyrit-Diagramm. Durchmesser des Films 50,3 mm, der des Präparats 2,0 mm. Kupfer- Antikathode. 1 Cu /J,- Linie. Über Störungen der Linienabstände etc. 633 Werten (F2— Ft) ist gleich der halben Breite der Linien. Aus der Tabelle ersieht man deutlich, daß die Breite der Linie beim Zu- nehmen des Glanzwinkels größer wird. Gehen wir zur Tabelle der Steinsalzlinien über, finden wir, daß es sich hier wie im Pyritdiagramme verhält: die gemessenen Werte sind größer als die berechneten, die zentralen Linien schmaler als die äußeren L Ein paar Unterschiede wollen wir indessen hervor- heben: 1. die Abweichungen von den berechneten Werten sind durchgängig größer bei dem Pyrit als bei dem Steinsalz; 2. die Breite der Linien wechselt weniger im Diagramm des Steinsalzes als in dem des Pyrits; die zentralen Teile sind in diesem Dia- gramm sehr schmal, in jenem dagegen verhältnismäßig breit. Die beiden in den Tabellen angegebenen Diagramme wurden unter den gleichen Bedingungen aufgenommen. Die allgemeinen, zwischen den beiden Diagrammen vorhandenen Unterschiede, sowie die verschiedene Verteilung der Linien sind demnach auf die ver- schiedenen Eigenschaften der Präparate und, wie wir sehen werden, hauptsächlich auf ihr verschiedenes Absorptionsvermögen zurück- zuführen. Wenn man, wie es in hier angeführten Beispielen der Fall gewesen ist, bei den Debyeaufnahmen eine weiche Strahlung (hier Fe- und Cu-Strahlung) benutzt, wird diese natürlich zum nicht unwesentlichen Teil vom Präparat absorbiert. Besonders merkbar muß diese Absorption sein, wenn das Präparat schwerere, d. h. stark absorbierende Stoffe enthält, weniger merkbar, falls nur leichte Stoffe iih Präparat enthalten sind. Aus nebenstehenden Figuren erhellt, daß das Absorptionsvermögen des Präparats außerdem auf die sekundäre Strahlung einwirkt, und daß sich diese Einwirkung durch eine Verschiebung der Linien in den Debyediagrammen zu erkennen gibt. Die Figuren zeigen das Präparat im Querschnitt, Vergr. 10. Der primäre Strahl ist von der gleichen Breite wie das Präparat. In die Figuren sind je drei Sekundärstrahlen eingezeichnet1 2, des Vergleiches halber mit gleich großen Glanzwinkeln in allen drei Figuren. Fig. 1 a zeigt das Aussehen der Sekundärstrahlung, wenn das Mineral stark absorbierend ist. Wenn der Glanzwinkel klein ist, wird das Strahlenbündel dünn und damit die Diagrammlinie schmal. Ist der doppelte Glanzwinkel 90°, wird die Breite der Linie etwa gleich dem halben Durchmesser des Präparats, und erst bei den 1 Die Linien des Steinsalzdiagramms sind diffuser als die des Pyrit- diagramms, und die geringere Genauigkeit der Messung, die daraus ent- steht. tritt in den Ft- und F2-Werten deutlich hervor. 2 Nur die eine Seite des Strahlenkegels ist in die Zeichnung auf- genommen. 634 A. Hadding, größtmöglichen Glanzwinkeln wird, die Linienbreite gleich der Breite (Durchmesser) des Präparats. Diese Einwirkung des Präparats auf die Sekundärstrahlung macht sich demnach bemerkbar durch die verschiedene Ausbildung der Linien, sowie durch ihre „fehlerhafte“ Lage. Die zentralen, schmalen Linien erscheinen verhältnismäßig schwach im Vergleich zu den breiteren, äußeren Linien, und es ist sehr schwierig, aus der direkt beobachteten Linienschwärzung auf die Intensität der Sekundärstrahlen zu schließen. Leichter ist es, die Verschiebung der Linien vom Zentrum des Diagramms zu be- Fig. 1 a. stimmen. Wenn Sekundärstrahlen nur an der Oberfläche des Prä- parats erzeugt werden, müssen die von der Mitte der Linien aus gemessenen Abstände, 4 a, korrigiert werden nach der Formel 4 a, = 4 a — p [1 + sin (90 — 2 - a wird mau sich dann etwa folgende Vorstellung machen können: Wenn die ^-Quarze (von der Form der hexagonalen Pyramide mit oder ohne Prisma) nicht nur, wie es meist der Fall ist, an- nähernd, sondern vollkommen modellartig ausgebildet wären und die Temperatur (und Druck) an allen Stellen des Kristalls (wie Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 41 642 0. Mügge, man es in größeren Gesteinsmassen wohl annehmen darf) gleich- zeitig unter die Umwandlungstemperatur (und -druck) sänke, würde der ji-Quarz auch unterhalb 575° zunächst noch erhalten bleiben, da der zur Annahme eines neuen Gleichgewichts nötige Anstoß- fehlen würde und die infolge des Eintritts in ein Unbeständigkeits- gebiet etwa auftretenden Spannungen sich genau das Gleichgewicht halten würden. In Wirklichkeit wird aber die Abweichung der p?-Quarze von der raodellartigen Form (sowie etwaige Bewegungen im Gestein) bewirken, daß die Spannungen sich nicht das Gleich- gewicht halten. Die Umwandlung wird dann darin bestehen, daß an der einen Stelle, etwa infolge eines Anstoßes von rechts, alle Teilchen r_r in zwei Teilchen r.r zerfallen, an einer andern, durch Anstoß von links, alle in j^._r. Wo beide Anstöße und in- folgedessen beide Zerfallsgebiete Zusammentreffen, können ein oder mehrere Teilchen von /5- Quarz erhalten bleiben, sie liegen auf der „Grenze“ beider in Zwillingsstellung nach (10T0) befindlichen Ge- biete des nunmehrigen a- Quarzes. Ihre Gesamtheit bildet eine Schicht von im allgemeinen nur molekularer, also nicht sichtbarer, Dicke, die Zusammensetz ungs„fläche“. Sind gar keine Teilchen von rr erhalten geblieben, so stoßen die beiden nach (1010) verzwillingten Teile von a-Quarz zwar aneinander, sind aber nicht verbunden, sie haben nur eine Grenz- fläche, die die beiden Individuen sogar trennt, wenn etwa durch den Anstoß ein Sprung verursacht ist. Wenn wir der Zusammen- setzungsfläche der Einfachheit halber nur die kleinstmögliche Dicke geben, läßt sich der Zustand nach der Umwandlung (für einen Rechts-Quarz) schematisch wie folgt darstellen 1 : mit Zusammensetzungsfläclie : r . r . r . r.rr.r.r. r ohne „ r . r . r . r . . r . r . — r Wie viele Teilchen vom /?- Quarz der Umwandlung entgehen und also die Zusammensetzungsfläche bilden, wird vom Verlauf der die Umwandlung begleitenden Spannungen abhängen. Vor einigen Jahren an Platten // (0001) angestellte Versuche, ihn dadurch zu beeinflussen, daß den Platten während der Umwandlung von be- stimmten Stellen aus Wärme entzogen und dadurch Spannungen in bestimmter Richtung hervorgerufen wurden, sind noch ergebnislos geblieben. Jedenfalls wird die Zahl der noch erhaltenen Teilchen von p?- Quarz mit der Ausdehnung und also auch der Kompliziertheit der Zusammensetzungsflächen wachsen; aber ihre Zahl wird, so- lange diese noch makro- oder mikroskopisch verfolgt werden können, verschwindend klein sein gegenüber der Zahl der Teilchen von a-Quarz. 1 Zwei aufeinanderfolgende Punkte sollen das Vorhandensein einer Grenze ohne Verbindung andeuten. Über Quarz als geologisches Thermometer etc. Ü43 Zwillingsteilchen nach Art derer im ,f- Quarz, wie sie eben für die Zwillinge selbst in ihren Zusammensetzungsflächen an- genommen wurdeu, sind nach der früher 1 von mir entwickelten Hypothese auch in jenen Lösungen neben sehr viel zahlreicheren anderen vorhanden, aus denen sich Zwillingskristalle abscheiden2 3, und ihre Anzahl wird die Ausbildung der Zwillinge insofern be- einflussen können, als sie die Entstehung einer größeren oder kleineren, ebenen oder sehr komplizierten unebenen Zusammen- setzungsfläche gestattet :l. Danach erklärt sich der komplizierte Verlauf der Zusammensetzuugs flächen au den meisten der eben be- schriebenen alpinen Bergkristalle gegenüber denen von Schemnitz daraus, daß in ihrer Nährlösung der Gehalt an Teilchen von Quarz größer war als bei denen von Schemnitz. In den letzteren war der Gehalt daran (wenigstens in dem letzten Stadium ihres Wachstums, das bei den Ätzversuchen allein zur Geltung kam) außerordentlich klein (obwohl fast alle Kristalle verzwillingt waren !), indem nicht nur das eine Individuum des Zwillings sehr klein gegenüber dem anderen war (was natürlich auch nur eine Zusammensetzungsfläche von geringer Ausdehnung nötig macht), sondern indem diese kleinen Teile sich meist auch nur mit der kleinstmöglichen Fläche, nämlich längs (lOlO)4, von den andern abgrenzten. In den schweizerischen Kristallen ist nach ungefährer Abschätzung der Flächeninhalt der Zusammensetzungsfläche, auch wenn er nicht besonders kompliziert ist, doch 10 — 20 mal größer als die zur Abgrenzung der Zwillings- teile ausreichende Zusammensetzuugsfläehe von der Lage (1010), das bedeutet mit Rücksicht auf da3 Größenverhältnis der beiden Individuen, für die schweizerischen Kristalle einen ungefähr 1000 mal höheren Gehalt an Zwillingsteilchen als in den Schemnitzer Kristallen. 1 Fortschr. d. Min. 1. 24. 1911. Zur Begründung sei auch noch auf die dort (p. 56) angeführten Beobachtungen von Scacchi und von Johnsen verwiesen. 2 Die Zwillingsteilchen in der Lösung werden bei ihrer Fixierung am Kristall (wie einfache) gewisse Veränderungen (Elektronen-Austausch) erfahren, also mit denen im Kristall nicht ganz identisch sein. 3 Es enthält also nicht etwa eine Lösung, die gleich viele einfache und Zwillingskristalle liefert, gleich viele einfache und Zwillingsteilchen, vielmehr ist der Gehalt an letzteren so verschwindend klein (auch wenn die Lösung nur Zwillingskristalle liefert), daß die Konstanten der Lösung sich nicht merklich von denen einer Lösung unterscheiden, die nur einfache Kristalle ausscheidet. Umgekehrt wird die Tatsache, daß und welche Zwillinge eine Lösung abscheidet, vielleicht einmal geeignet sein, feine Unterschiede ihrer Zusammensetzung gegenüber nicht Zwillinge liefernden zu erkennen. 4 Diese Zusammensetzungsfläche ist eben und senkrecht zur Um- drehungsachse, jede schief zur letzteren liegende Ebene würde offenbar von größerer Ausdehnung sein. 41* 644 0. Mtigge, Daraus läßt sich auch verstehen, daß unter den Scliemnitzer Kristallen so verhältnismäßig viele sog. Juxtapositionszvvillinge beobachtet wurden, während unter den schweizerischen solche an- scheinend eine große Seltenheit sind. Bei den ersteren reichte, wenn etwa der Kristall schon in frühem Stadium Zwillingsteile anlagerte, der Gehalt der Lösung an Zwillingsteilchen nur eben aus zur Besetzung der (ebenfalls wachsenden) Zusammensetzungs- fiäclie, diese wurde daher eine ebene (1010), während bei den schweizerischen Kristallen der Gehalt eine beliebige Ausdehnung und Faltung der Zusammensetzungsfläche gestattete. Dabei ist aber folgendes zu bedenken. Das Verhältnis der zur Besetzung einer ebenen Zusammensetzungsfläche nötigen Zwillings- teilchen zu der Anzahl der zum Kristallbau überhaupt verwendeten Teilchen nimmt mit der Größe des Kristalls ab. Wenn also im Anfang der Kristallbildung der Gehalt an Zwilliugsteilen in der Lösung zur Herstellung einer ebenen Zusammensetzungsfläche zwischen zwei gleichgroßen Individuen ausreichte, werden beim weiteren Wachstum (wenn die Verhältnisse der Lösung im übrigen gleichbleiben) später Zwillingsteilchen genug vorhanden sein, um eine kompliziert gefaltete zu besetzen. Ebenso: Kann im Anfang nur eine kleine Zwillingsecke gebildet werden, so wird das Größeu- verhältnis später sich mehr der Gleichheit nähern können. Beim weiteren Verfolgen dieses Gedankens wird klar, daß man unter den kleineren Kristallen eines Vorkommens eher nahezu oder völlig einfache erwarten kann als unter den größeren, was im allgemeinen mit den Erfahrungen z. B. an alpinen Bergkristallen stimmen dürfte. Dies berührt sich mit der meines Wissens zuerst von Scacchi 1 ausgesprochenen, später namentlich von Becke betonten Erfahrung, daß Zwillingskristalle im allgemeinen größer sind als einfache. Aus diesem Gesichtspunkte wird man also sageu können: Zwillingskristalle sind größer als einfache derselben Nährlösung, nicht weil sie schneller wachsen als einfache, sondern umgekehrt, weil schnellerwachsende Kristalle größere Aussicht haben, Zwillings- teilchen, die das nötige Verbindungsglied zum Weiterwachsen als Zwilling sind, anzulagern als langsam wachsende. Das Verhältnis zwischen der Zahl der zur Besetzung einer ebenen Zusammensetzungsfläche nötigen Zwillingsteilchen und der Anzahl der zum Wachstum sonst verbrauchten einfachen wird konstant bleiben, wenn nur der Querschnitt des Kristalls parallel der Zusammensetzungsfläche, nicht seine Dicke senkrecht dazu, sich vergrößert. Wenn also die Tendenz zur Anlagerung von Zwillingsteilchen, also auch zur Vergrößerung der Zusammensetzungs- fläche mit dem Gehalt der Lösung an Zwillingsteilchen steigt, die Bildung einer neuen, mit der anfänglichen nicht zusammenhängenden Vgl. Fortschr. d. Min. 1. 50. 1911. Uber Quarz als geologisches Thermometer etc. 645 Znsammensetzungsfläche aber auf Schwierigkeiten stößt, wird das Wachstum zum Tafligwerden nach dor Zusammense tzungs- fläche führen. Insofern dadurch das Verhältnis zwischen Ober- fläche und Volumen vergrößert wird und das Wachstum proportional der Oberfläche erfolgt, wird diese Habitusänderung wieder ein be- vorzugtes Wachstum der Zwillinge zur Folge haben. Sind Zwillings- teilchen nach verschiedenen Gesetzen in der Nährlösung vorhanden, die einen aber bei Beginn des Wachstums reichlicher als die andern, so werden die Zwillinge erster Art im allgemeinen größer sein als die letzteren (z. B. Rutilzwillinge nach (301) gegenüber solchen nach (101) in Phylliten). Stößt die Bildung neuer, mit den schon vorhandenen nicht zusammenhängender Zusammensetzungsflächen nicht auf größere Schwierigkeit wie die Erweiterung ebener schon vorhandener, so kann durch das bloße Größerwerden der Kristalle der Anstoß zur Bildung krummer, aber auch zur Bildung von neuen, den älteren parallelen Zusammensetzungsflächen gegeben werden, d. h. zu p o 1 y sy n t h e t i s ch e n Zwillingen. Sie setzen also nicht periodische Vermehrung des Gehaltes an Zwillingsteilchen voraus, sondern nur, daß ein gewisser Gehalt an Zwillingsteilchen über- schritten werden muß, damit eine neue Zusammensetzungsfläche entsteht ; letzteres steht vermutlich im Zusammenhang mit dem periodischen Bau der Kristalle selbst. Dieser nicht überschreitbare Gehalt an Zwillingsteilchen ist vermutlich besonders niedrig, wenn die neu zu beginnende Zu- sammensetzungsfläche in der Fortsetzung schon vorhandener Kristall- oberflächen (und ihnen parallel) liegt, wie es bei sog. Ergänzungs- zwillingen der Fall ist; hier würden also neue Zusammensetzungs- flächen besonders leicht entstehen, d. h. die beiden Individuen können sich unregelmäßig „durch dringen“. Aus diesem Grunde können hier polysynthetische Bildungen seltener werden (sie fehlen aber nicht ganz). Wenn durch irgendwelche Umstände, z. B. Temperaturänderung, der Gehalt einer Nährlösung an Zwillingsteilchen stark herabgesetzt wird, kann es kommen, daß die bis dahin mit dem Wachstum des Kristalls sich erweiternde Zusammensetzungsfläche nicht mehr voll besetzt werden kann. In diesem Falle werden die beiden Zwillings- individuen gegeneinander wachsen können, ohne daß es doch zu einer wahren Verbindung beider kommt, es können aber auch feine, auch mikroskopisch nicht mehr siclibare Lücken zwischen beiden bleiben. Sie verursachen vielleicht bei manchen Quarzen und andern Kristallen die erst beim Atzen hervortretenden Trübungen (indem sich das Ätzmittel längs diesen feinen Lücken einfrißt), bei andern Mineralien (z. B. Korund, Glimmer) Asterismus u. dergl. Wenn es in einer an Zwillingsteilchen armen Lösung trotzdem zu ihrem Ansatz an schon größere Kristalle kommen soll, werden 646 0. Mügge, sie sich dort ansetzen müssen, wo sie beim Weitenvaclisen die- selben Flächen entwickeln können, die den Kristall begrenzen; das waren an den oben von Scliemnitz beschriebenen Quarzen die Flächen (1010) und (10T1). Nun kommen die Flächen (1010) des Zwillings mit denselben Flächen des älteren Teils zur Deckung, sie können sich also unabhängig von der Ansatzstelle entwickeln, seine Flächen (1QT 1) dagegen kommen in die Lage (Olli) am älteren Teil. Diese können sich also nur realisieren als Abstumpfung der von (1011) . (1101) und (01 TO) gebildeten Ecke (vgl. oben Fig. 3). Das ist nun an den Scliemnitzer Kristallen in der Tat ausnahmslos die Stelle, wo ihre Zwillingsstiiekchen angetroffen werden. Stets gehen sie von dieser Ecke aus und versuchen von hier aus unter Entwicklung möglichst wenig ausgedehnter Zusammensetzungsflächen weiterzuwachsen. Bei vielen hat aber trotzdem der Gehalt an Zwillingsteilchen zur Erweiterung der Zusammensetzungsfläche nicht ausgereicht, hier ist dann das ältere Individuum einfach gegen das zweite gewachsen, und zwar unter Entwicklung von (Olli) als einer wahren Notfläche, d. li. einer solchen, die mit geringster Oberfläche (nämlich unter Ersparung aller seitlichen Begrenzungs- flächen, weil (0111) // (1011) liegt) die Lücke schloß. Welche Umstände den Gehalt einer Lösung an Zwillings- teilchen bestimmen, ist nicht bekannt; außer Temperatur (und Druck) 1 sicher auch die Lösungsgenossen, außerdem wird er aber auch abhängen von der Vorgeschichte. Namentlich bei mimetischen Kristallen, die leicht in die ihnen entsprechende höher symmetrische Modifikation übergehen, wird man einen besonders hohen Gehalt voraussetzen dürfen; denn hier hängt ja zuweilen sogar von der Vorgeschichte ab, ob sich die niedriger symmetrische Modifikation (dann fast stets in polysynthetischen Zwillingen!) oder die wahr- haft höher symmetrische abscheidet. Hier werden also anscheinend geringfügige Umstände imstande sein, das Zahlenverhältnis zwischen einfachen und Zwillingsteilchen sehr stark zu verschieben, denn auch bei Ausscheidung stark polysynthetisch verzwillingter mime- tischer Kristalle wird der Gehalt an Zwillingsteilchen in ihrer Nährlösung noch kaum nachweisbar sein. Es erinnert so die mit dem Übergang aus der mimetischen in die höher symmetrische Form eintretende Vermehrung der Zwillingsteilchen an die ungeheure Veränderung z. B. der inneren Reibung innerhalb eines sehr kleinen Temperaturintervalles beim Schmelzen mancher Stoffe. Es ist natürlich anzunehmen, daß in Kristallaggregaten, in denen durch fortgesetzte mechanische Bearbeitung immer neue 1 Nimmt man an, daß beim «-Quarz der Gehalt an Zwillingsteilchen in der Nährlösung mit der Annäherung an die Umwandlungstemperatur zunimmt, so würde für die Kristalle aus dem Tavetsch eine höhere Tem- peratur folgen als für die Scliemnitzer; damit würfle das Auftreten auch racemischer Zwillinge hei letzteren nach allen Erfahrungen stimmen. l’ber Quarz als geologisches Thermometer etc. 047 Zwillingsteilchen in den Grenzflächen der Individuen infolge ein- facher Schiebungen entstanden sind, ihre Zahl groß genug werden kann, um die Konstanten des Materials erheblich zu beeinflussen. Vielleicht besteht auch die „Zwischensubstanz“, die manche Metallographen in bearbeiteten Metallen annehmen, z. T. aus solchen „Zwillingsteilchen“ Für die Verwachsungen von Rechts- mit Links- Qnarz kann man analoge Betrachtungen wie oben anstellen, in- dem man annimmt, daß zu ihrem Zustandekommen Teilchen einer Verbindung von Rechts- mit Links-Quarz in der Nährlösung vor- handen sein müssen. Diese „racemischen“ Teilchen, in denen die zweizähligen Achsen beider Individuen parallel, aber entgegen- gesetzt gerichtet sind, scheinen oberhalb einer gewissen Temperatur nicht existenzfähig zu sein, da Verwachsungen von Rechts- mit Links-Quarz in pyrogenen Gesteinen fehlen oder sehr selten sind Auch innerhalb ihres Existenzbereiches mag der Gehalt an solchen racemischen Teilchen — im folgenden mit rl oder lr bezeichnet — in der Nährlösung zunächst sehr gering sein, durch den Verbrauch der nicht-racemischen Teilchen aber schließlich so groß werden, daß sie zum Absatz drängen. Nehmen wir au, daß nur ein Rechts- Quarz in der Lösung vorhanden ist, so wird rl so sich anhaften, daß ihr r-Teil in Parallelstellung zum wachsenden Kristall kommt, ihr 1 -Teil also der Lösung zugewandt ist und an ihm nunmehr Links-Quarz angelagert wird, bis der Gehalt an rl wieder groß genug geworden ist usw. So können also Schichten von Rechts- und Links-Quarz miteinander abwechseln, beide von endlichen Dimen- sionen, während die sie verbindende Grenzschicht von racemischem Quarz nur molekulare Abmessungen zu haben braucht, also un- sichtbar bleibt. Man kann dies, verknüpft mit der Zwillingsbildung nach (1010) zweier gleichartiger Kristalle, etwa wie folgt andeuten : r.rl.1.1. 1.11.1.1. — .l.lr.r.r. r.rr.r. .r Wenn der Gehalt an racemischen Teilchen ausreicht, wird zwischen r und 1 überall eine Verbindung durch eine richtige Zusammensetzungsfläche rl zustande kommen, bei sehr hohem Ge- 1 Nach T ammann (Zeitsehr. f. anorg. Chemie. 113. 163 — 168. 1920) soll diese Zwischensubstanz in einer Dicke von ca. 11 Atomschichten auf- treten. Bei englischen Metallographen findet man öfter die Annahme amorpher Zwischenmassen zwischen den Metallkörnern, was mir wenig begründet scheint. 1 Wright und Larsen (1. c. p. 437) meinen, daß auch die Tatsache der Verwachsung von Rechts- mit Links-Quarz und die Art dieser Ver- wachsung mit Vorteil zur Bestimmung der Bildungstemperatur verwendet werden können. M. E. fehlt es aber dazu noch an hinreichenden Erfahrungen. 648 E. Wittich und J. Kratzert. halt kann die Zusammensetzungsfläche sich „falten“, d. h. die racemischen Teilchen werden nicht nur mit den nicht-racemi sehen, sondern auch untereinander (allseitig) in Verbindung treten und damit den Anfang zur Kristallisation einer neuen, nämlich racemi- schen, Modifikation von Si02 machen, deren Stabilitätsbedingungen aber in der Natur anscheinend nirgend verwirklicht sind l. Ist der Gehalt an racemischen Teilchen in der Nährlösung zu gering, um auch nur eine Zusammensetznngsfläche von minimaler Ausdehnung2 zu besetzen, so werden Rechts- und Liuks-Quarz einfach gegeneinander wachsen, eventuell Lücken zwischen sich lassen, die schmale Hohlräume // (1011) vorstellen können, wenn das Wachstum wesentlich durch Absatz auf (1011) erfolgt. Dieser Betrachtungsweise lassen sich endlich auch die regel- mäßigen Verwachsungen ungleichartiger Kristalle ein- ordnen. In der Verwachsungsfläche wären Teilchen einer chemischen Verbindung der beiden Komponenten anzunehmen, die auch schon in der Nährlösung in geringer Konzentration vorkämen und, soweit sie selbständig kristallisieren , regelmäßige Verwachsungen der beiden Komponenten in molekularer Wiederholung vorstellen könnten. Über ein neues Vorkommen von Dumortierit im Granit bei Guadalcäzar, Nordmexiko. Von E. Wittich in Mexiko und J. Kratzert in Heidelberg. Das Mineral Dumortierit, das hier zum erstenmal aus dem Gebiet der Republik Mexiko erwähnt wird, fand sich in einigen größeren Rollstücken eines granitischen, quarzreichen Gesteins in der Umgebung des bekannten Minenplatzes Guadalcäzar im Staate San Luis Potosi in Nordmexiko. Drei der Fundstücke stammen aus den fluvio-lakustren Absätzen in dem abgeschlossenen Tal von Guadalcäzar 3 selbst, das vierte Exemplar aus dem Granitgebiet der gleichnamigen Cordillere. Das in allen Stufen tief ultramarinblaue Mineral, etwa derbem Hauyn oder Sodalitli vergleichbar, findet sicli in wechselnder Menge entweder als zentimeterbreites Band oder in dünnen Streifchen oder unregelmäßig eingesprengt in größeren oder kleineren blauen Flecken. Bei der mikroskopischen Untersuchung erweist sich das 1 Vielleicht liegen im Chalcedon. Lutezit, Quarzin usw. Anfänge dazu vor. 2 (1120); solche scheinen von Bindrich (N. Jahrb. f. Min. etc. 19 ln. II. -301 -) beobachtet zu sein. 3 Ernesto Wittich, Observaciones acerca de placercs de cinabrio y de oro en el distrito de Guadalcäzar. Boletin Minero Mexico 1920. X. Uber ein neues Vorkommen von Pumortierit etc. 649 blaue Mineral als Dumortierit, der in Form von meist büschel- förmigen, zuweilen auch annähernd parallelfaserigen Aggregaten auftritt. Die Dicko der einzelnen Fasern betragt bei den größten Individuen bis zu 25 ft, ist aber gewöhnlich viel geringer und sinkt bis zur trichitischen Feinheit herab. Der starke Pleochroismus zeigt die der blauen Varietät des Minerals eigentümlichen Farben sehr ausgeprägt: rt tiefblau; b schwach rötlich violett; C farblos. Bei der Feinheit der Individuen ließ sich die Doppelbrechung ( y — a) nur annäherungsweise zu 0,010 und 2E zu 50° schätzen. Der Borgehalt war qualitativ leicht nachweisbar. Das dumortieritfiihrende Gestein besteht außer diesem Mineral im wesentlichen ans allotriomorphem Quarz mit zahlreichen Ein- schlüssen, ferner aus wenig Mnscovit, der anscheinend sekundären Ursprungs ist und mit dem Dumortierit genetisch zusammenhängend, wohl als Umwandlungsprodukt desselben aufgefaßt werden kann, wie dies in ganz analoger Weise auch an dem Dumortieritgestein von Clip Yuma, Arizona, beobachtet wurde *. Weiter finden sich stellenweise ziemlich zahlreich ausgezeichnet idiomorphe Topase mit Kriställchen bis zu 0,2 mm Ausdehnung; außerdem treten noch geringe Mengen von Magnetit und vereinzelt Eisenglanz auf. Feld- spat fehlt vollständig. Das offenbar pegmatitische Gestein hat demnach in seinem Mineralbestand und wohl auch in seiner chemischen Zusammen- setzung große Verwandtschaft mit den schon länger bekannten dumortieritführenden Gesteinen von Clip Yuma Co. in Arizona ", von San Diego Co. in Californieu1 * 3 4 und vom Washongalfluß in Washington3, wie ein Vergleich des mexikanischen Gesteins mit der Zusammenstellung von Schaller für diese drei Fundorte (1. c.) ergibt. Zugefügt seien dieser Liste noch die Angaben von F. W. Clarke 4 über einen Dumortieritfund von A. Knopf in Nevada, sowie über einen solchen von Canon City in Colorado 5. Fundort Clip Yuma Co., Ariz San Diego Co., Cal Washongalfluß, Wasli. . . . Canon City, Col Humboldt Co., Xev Guadalcäzar, S. L. P., Mex. . Mineralbestand Dumortierit, Quarz, Muscovit, Cyanit. „ „ „ Sillimanit. „ „ „ Andalusit. „ „ — Korund. Topas. 1 W. T. Schaller. Bull. U. S. Geol. Surv. Nr. 262. 1905. 91—120. — Z. X. 41. 1906. 19—47. - J. S. Diller and J. E. Whitfield, Am. Journ. 87. 1889. 216 — 219. Ref. Z. X. 19. 1891. 80-81. 3 W. E. Ford, Am. Journ. 4. 1902. 426. — Z. X. 37. 1903. 417—421. 4 Data of Geochemistry. Bull. U. S. Geol. Surv. Nr. 695. 1920. 408. 5 G. J. Finlay, Journ. of Geology. 15. 1907. 479. 650 0. Wilckens. Aus den zitierten Vorkommen gellt hervor, daß es sich bei der Dumortieritbildung um ein Magma handelt, das stark kiesel- sauer und reich an Aluminium, dagegen arm oder frei von andern, vor allem von Schwermetallen war. Die starke Zertrümmerung der meisten Topasindividuen und die undulöse Auslöschung des Quarzes sprechen fiir eine kataklastische Umänderung des beschriebenen Gesteins. Wie bemerkt, ist das Muttergestein des neuen Dumortierit- fundes die Variation eines Pegmatites, der zu dem großen Granit- stock des Realejos, nordwestlich von Guadalcäzar, gehört. Der Realejo-Granit bildet einen mächtigen Batholithen, der die um- gebenden Cenomankalke kontaktmetamorph verändert hat, wie an andern Stellen nachgewiesen wurde Die Kontakterscheinungen weisen eine intensive Fluoritisierung der Kalke auf; neben reich- lichem Fluorit wurden große Topase und Pyknit aufgefunden. Von Bormineralien tritt häufig Turmalin, selten Axinit auf, zu denen nunmehr noch der Dumortierit hinzukommt. Wenn dieser auch noch nicht anstehend gefunden wurde, so läßt sich doch aus den Fundumständen schließen, daß die unter- suchten Gesteinsstücke ursprünglich aus der nordöstlichen Partie des Realejo-Gebiets stammen. Das Diluvium der Umgegend von Bremen 1 2. Von Otto Wilckens in Bonn. Das Bremer Becken, in dessen Mitte die Stadt Bremen liegt, stellt eine Ausweitung des Aller-Weser-Urstromtales dar. Im S wird es von der Delmenhorst-Syker, im N und 0 von der Vegesacker, Zeverner und Achimer Geest begrenzt. Die drei letztgenannten werden durch das Hamme- und das Wümme-Urstromtal abgegliedert. Die Ufer bilden meist einen Steilabfall. Die Hochflächen der Geest liegen etwa 20 m über dem Boden der Urstromtäler. Die Geest wird von denjenigen Diluvialbildungen anfgebaut, die älter sind als die Talsandflächen. Abgesehen von ganz vereinzelten Tertiärvorkommen treten auf der Geest nur folgende eiszeitliche Ablagerungen zutage : 1 E. WrrricH y Fr. Raootzy, Apuntes prcliminares acerca de la zona mincra de Guadalcäzar, S. L. P. Zeitschr. Petroleo Mex. Nr. 190. 1920 — Geologia del Mineral de Guadalcäzar, S. L. P. Mein. Soc. sc. A. Alzate Mexico 1921. 2 Ergebnisse aus Untersuchungen auf den Meßtischblättern 1289 Schwanewede, 1290 Osterholz, 1291 Worpswede, 1292 Kirchtimke, 1370 Vegesack, 1371 Lesum, 1372 Lilienthal, 1373 Ottersberg, 1374 Gr. Sottrum. 1450 Delmenhorst, 1452 Hemelingen. 1453 Achim. Das Diluvium der Umgegend von Bremen. 651 1. Die Ritterhuder Sande. Dies sind rein weiße, schwach gelbliche oder grauliche, geschichtete Quarzsande von grobem, mittlerem oder feinem Korn. Die groben Sande führen stellenweise zahlreiche schlecht gerundete Geschiebe aus skandinavischem Material und aus Feuerstein (gute Aufschlüsse an der Mühle von Myhle bei Pennigbüttel, nürdl. von Osterholz-Scliarmbeck). Lagen von groben Geschieben linden sich gelegentlich mehrere Meter unter der Ober- kante der Sande (Sandgrube des llartsteinwerks „Niedersachsen “ in Tarmstedt). Kreuzsehichtnng im großen und im kleinen ist sehr verbreitet. Fockr nannte diese Sande „Präglazialsande“, weil sie älter sind als der Geschiebelehm der Bremer Gegend. Die Be- zeichnung ist aber unzweckmäßig für eine diluviale Bildung. Ich schlage den Namen „Ritterhuder Sande“ vor, indem ich dem in der Geologie üblichen Brauch folge, einen Schichtkomplex nach einer Lokalität zu beuennen, an der er gut entwickelt und auf- geschlossen ist (Ritterhude, am SO-Rand der Yegesacker Geest mit den großen Sandgruben im Mühlenberg). Ein entsprechender Name ist schon lange üblich für den 2. Lauenburger Ton, den Schlicht 1 beschrieben hat. Der z. T. sehr mächtige Ton bildet keine zusammenhängende Platte, sondern tritt in einzelnen Vorkommen auf, die durch Ritterhuder Sande getrennt werden. Es scheint sich um einen jeweils sehr raschen Fazieswechsel zu handeln. Da man entweder — in den Ziegeleien — den Ton, oder aber — für Kalksteinfabrikation, zum Bauen und zum Hausgebrauch — den Sand gewinnen will, so pflegen die Tongruben nicht bis an den Sand und die Sandgruben nicht bis an den Ton heranzureichen. Die Verzahnung beider ist daher fast nie aufgeschlossen. Nur in der eisenbahnfiskalischen Sandgrube bei Grüppenbiihren (Delmenhorster Geest) beobachtete ich oben in der etwa 10 m hohen Wand eine Wechsellagerung von grauem Ton mit Sand, darüber schwarzen Ton mit einigen Sandlagen, endlich schwarzen Ton (150 cm), oben braun verwittert und von geschiebe- reichem Sand überdeckt. 3. Moräne in Form des Geschiebelehmes oder -sandes. Sie liegt, soweit die Tagesaufschlüsse in Betracht kommen, stets über den Ritterhuder Sauden und dem Lauenburger Ton. Die Grenz- fläche ist eben (große Sandgrube Gemarkung Rütenzahl, nördlich von Oyterdamm) oder wellig (Tongrube der Zange’schen Ziegelei [Dwoberg] bei Elmeloh). Die Moräne ist geringmächtig, selten reich an Geschieben (an der Straße Burgdamm — Ihlpohl bei „16,2“), unter denen Granite, Quarzite und Feuersteine vorherrschen. Dala- porphyre sind stellenweise häufig. Focke’s Angabe, daß die Feuer- steine meist zerbrochen sind, ist richtig, doch trifft man einzeln 1 F. Schccht, Der Lauenburger Ton etc. Jahrb. preuß. geol. Landesanst. XXIX (1908). II. p. 130—150. Taf. 8. 652 0. Wilckens, auch große Blöcke : in Tarmstedt an einem Hofeingang einen von 70 cm Länge, bei Sagehorn einen runden von 50 cm Durchmesser. Paläozoische Kalksteine habe ich nirgends gefunden, sog. „Kreide- brocken“ 1 bei Baden an der Steilwand nahe der Weser und bei Oyterdamm. 4. Der Geschiebedecksand bedeckt als diinne, meist nur 0,5 m mächtige Hiille, z. T. in diskordanter Lagerung, die anderen Diluvialbildungen. Seine Unterfläche läuft im allgemeinen der Erdoberfläche parallel. Bemerkenswert ist das nicht seltene Vorkommen von Windkantern in ihm. Einzeln finden sich auch tadellos gerundete Geschiebe, während die Mehrzahl unregelmäßig gestaltet und kantengerundet ist. — Eine winzige Endmoräne glaube ich am Pastorensee bei Otter- stedt gefunden zu haben. Dies für die Bremer Geest auffallend große Wasserbecken wird auf seiner Südseite von einem kleinen Wall umgeben, der mit größeren Geschieben ganz bedeckt ist, während sich südwärts davon geschichtete Sande ausdehnen. Sonst kommen keine Endmoränen vor; im besonderen finden solche sich nicht am N-Kande des Aller- Weser-Urstromtales, das somit nicht an einer alten Stillstandslage des Inlandeises hinzieht2. Der Aufbau der Geest bei Griippenbühren am S-Rande des Urstromtales ist genau der gleiche wie bei Tarmstedt, Oyterdamm, Ritterhude und Oldenbüttel auf dessen N-Seite. Das einzige, was den N-Saum der südlichen Geest auszeichnet, sind die durch Eisdruck erzeugten Stauchungen (Tongruben von Rethorn). Focke3 hat den Hügel- rücken von Eggestedt als Seitenmoräne angesprochen. Diese Deutung ist unhaltbar. Ich betrachte ihn als einen zwischen zwei Schmelz- wassertälern stehen gebliebenen Ausläufer des Diluvialplateaus, dessen Höhe (31 m bei Löhnhorst) er genau besitzt. Stellenweise besitzt die Geest zahlreiche abflußlose Vertiefungen (Solle4) und 1 Diese Brocken sehen wie Kreide aus, sind mürbe und zerreiblich, brausen aber nicht mit HCl. Ob sich die Angaben des Vorkommens von Kreidebrocken in unserer Gegend bei Woi.kf (Der geol. Bau der Bremer Gegend. Abh. Nat. Ver. Bremen. XIX. p. 211) und Siebs (Die Sedimentär- geschiebe im Gebiet zwischen Unterweser und Unterelbe. Schriften Nat. Ver. Schleswig-Holsteins. XVJ1. p. 95) auf derartige Stücke oder auf richtige Kreide beziehen, weiß ich nicht. 2 Die MoRDZiOL'sche Lehrkarte von Mitteleuropa verzeichnet süd- westlich von Bremen einen Endmoränenzug. der z. T. den Platz der Dünen der Osenberge einnimmt, z. T. quer durch das Bremer Urstromtal zieht. Diese Endmoränen existieren nicht. 3 Heimatkunde des Regierungsbezirks Stade. I. p. 79. 1 Man darf diese Bezeichnung hier gehrauchen , wenn man die Definition von E. Wunderlich annimmt (Die Oberflächengestallung des norddeutschen Flachlandes. I. Teil. p. 17. Geogr. Abh., herausgeg. von A. Pence. N. F. Heft. 3. 1917). Das Diluvium der Umgegend von Bremen. 653 weist insofern noch Züge einer Grundmoränenlandschaft auf, wenn auch die riesige Unruhe der Geländeforinen fehlt, die die Grund- moränengebiete der jüngsten Vereisung auszeichnet. Auf der Vegesacker Geest zieht sich eine Zone abflußloser Becken in der Richtung WSW — ONO über die Meßtischblätter Schwanewede und Osterholz bis zum Hamme-Urstromtal. Diese Zone zerfällt in 3 Stufen von 20, 30 und 40 m Höhenlage. Zwischen Brundorf und Freiszen- biittel zählt man gegen 50 von Wasser erfüllte oder verlandete Senken von rundlicher Gestalt1. Dieselben liegen zumeist inner- halb der 40 m-Höhenkurve in dem ungegliederten, zentralen Stück der Vegesacker Geest, das bis 50,1 m ansteigt. Das Glazialrelief hat sich also in demjenigen Teil der Geest erhalten, das von dem zum Geestrande hinabsteigenden Tälern nicht zerschnitten wird. In der weiteren Umgebung von Bremen sind von der Preuß. geol. Landesaustalt verschiedene Diluvialgebiete durch Spezial- kartierung untersucht: die Cuxhavener Geest, die Geest an der unteren Oste und bei Stade, Teile der Lüneburger Heide, Teile der ostfriesischen Geest sowie die nächste Umgegend von Verden a. d. Aller und Bremervörde2. In all diesen Gebieten ist in den Tagesaufschlüssen nur ein einziger Geschiebelehm (bezw. die sandige [z. T. Umlagerungs-] Fazies eines solchen) sichtbar. Bei Stade und Bremervörde haben Bohrungen Wechsellagerungen von Geschiebe- lehm und Sand angetroffen. Meist ist der Geschiebelehm arm an Geschieben und oft sandig. In der Cuxhavener Geest führt er manchmal große und kleine Kautengeschiebe. In dem Urteil über die Zahl der Vereisungen in den von ihnen untersuchten Gebieten sind die meisten Forscher sehr zurückhaltend; doch scheint Über- einstimmung zu herrschen, daß der Geschiebelehm der genannten Gegenden der Saale-Vereisung angehört. Stoi-ler hält nicht nur für die südliche Lüneburger Heide bis zur Aller (Harbort3 sogar noch über diesen Fluß hinaus nach Süden), sondern auch für die Gegenden von Verden und von Bremervörde die Spuren der jüngsten („Weichsel“-) Vereisung für nachgevviesen. Nach Wolff hätte diese 1 E. Werth (Die äußersten Jungendmoränen in Norddeutschland und ihre Beziehungen zur Nordgrenze und zum Alter des Löß. Zeitschr. f. Gletscherkunde. VI. p. 258. 1912) gibt an, daß diese Senken in der Gegend von Oldenbüttel z. T. nicht natürlich, sondern durch Torfstich erzeugt sind. Aber der letztere deckt doch eben nur wieder die alte Senke auf, die ein von Moor erfüllter Soll ist. 2 Geologische Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten Lief. 151, 130. 106, 180. 191 sowie die geologisch-agronomischen Karten der Umg. von Verden und Bremervörde. 3 Erläuterungen zu Blatt Fuhrberg (Lief. 187 der Geolog. Karte von Preußen). Dasselbe Heft enthält allerdings in der allgemeinen Ein- leitung von Stoller die Angabe, daß die Weichselvereisung das Allertal nicht überschritten habe. 654 0. Wilckens, letztere dagegen die Unterelbe nicht überschritten, ja nicht einmal erreicht l. Einen mehrfachen Wechsel von Geschiebelehm nud Sand halten weder Wolff noch Schroeder für ein Anzeichen einer mehr- maligen Vereisung. Das „fluviatile“ Diluvium der ostfriesischen Geest rechnet Schucht zur Elster-Eiszeit. Außer dem Geschiebelehm scheint auch der Geschiebe- decksand in allen genannten Gebieten ein einheitliches Gepräge zu besitzen. Stets überzieht er die anderen Diluvialbildungen als geringmächtige Decke, ist meist gelblich gefärbt, mittelkörnig und enthält Geschiebe der verschiedensten Größe, unter denen Feuer- steine die größte Rolle spielen und die nach der Basis zu an- gereichert zu sein pflegen. Einzelne Geschiebe besitzen kantige oder Geröllform. Nach Schucht ist der Geschiebedecksand auf der ostfriesischen Geest teils fluvioglazial, teils Innen-, teils umgelagerte oder ausgewaschene Grundmoräne, auf der Cuxhavener Geest teils Innenmoräne, teils (wo er auf durch Eisdruck gefalteten Schichten ruht) Auswaschungsrückstand einer Grundmoräne. Stoller faßt die Decksande der südlichen Lüneburger Heide als Grundmoräne der Weichselvereisung auf (auch für die Gegend von Bremervörde und ? von Verden). Wolff betrachtet ihn als eine der Entstehung nach noch unklare Ablagerung des schmelzenden Eises. Geschichtete Sande über dem Geschiebelehm finden sich auf der Geest von Cuxhaven und der unteren Oste. Eine Umlagerungsfazies der Gruudmoräne in Gestalt von Geschiebesand wird von fast allen Gebieten angegeben. Geschichtete Sande unter dem Geschiebelehm, die also unsern Ritterhuder Sanden entsprechen, Anden sich in der Cuxhavener und der ostfriesischen Geest und sind in den Bohrungen von Börstel bei Verden und Stade angetroffen worden. Lauenburger Ton findet sich in den kartierten Gebieten, von denen hier die Rede ist, in der ostfriesischen Geest und an der Unterelbe, immer unter dem Geschiebelehm oder -sand. Wir vergleichen nunmehr das Bremer Diluvium mit dem der geologisch kartierten Nachbargebiete , deren Diluvium im vor- stehenden in Kürze dargestellt ist. Die endmoränenartigen Hiigelzüge, die vom Ostrand der Cux- havener Geest an das Unterelbtal in einiger Entfernung begleiten, sich dann, etwa in der Gegend von Buxtehude, von ihm loslösen und nun, zwar vielfach unterbrochen, in südöstlicher Richtung von den Schwarzen Bergen bei Harburg über den Brunsberg bei Sprötze, über die Lohberge, den Hümmelsberg, die Hanstedter Berge und 1 Wolff (Das Diluvium der Gegend von Hamburg. Jahrb. preuß. geol. Landesanst. XXXVI (für 1915). II. p. 227—324. Taf. 35—39. 1915) nimmt seine ältere Auffassung des Geschiebelehms auf Bl. Pinneberg als oberen als unrichtig zurück. Das Diluvium der Umgegend von Bremen. 655 den Hingstberg zum 'NVilseder Berg ziehen \ bilden den O-Kaiul eines einförmig gebauten und gestalteten Abschnittes des nord- deutschen Tieflandes, das sich westwärts bis zur Endmoräne der Dämmer Berge stets sehr ähnlich bleibt-’. In der Bremer Gegend, die diesem Teil von NW-Deutschland angehört, ist ebenso wie in den geologisch kartierten Nachbar- gebieten nie mehr als ein Geschiebelehm oberflächlich aufgeschlossen, und diese Moräne ist überall wenig mächtig, geschiebearm, sandig. In der Achimer Geest liegt dieser Geschiebelehm an der Oberfläche und ist teils normal (Nadah, Baden, Oyterdamm), teils als un- deutlich geschichteter, lehmstreitiger Sand mit z. T. großen Blöcken (nordwestl. von Nadah, Bassenergrund) ausgebildet. Über dem Geschiebelehm fehlen geschichtete Sande1 * 3, unter ihm treten bei Oyterdamm — Rntenzahl und Sagehorn Ritterlmder Sande hervor. Im südlichen Teil der Zevener Geest liegt bei Ottersberg, in den Ziegelgruben von Hassendorf und südlich von Wilstedt Grundmoräne an der Oberfläche, während bei Tarmstedt unter J in Geschiebe- decksand sofort Ritterlmder Sande folgen. Es scheint, daß nörd- lich der Weser westlich der Linie Tarmstedt — Sagehorn typischer Geschiebelehm in den Tagesaufschlüssen im allgemeinen fehlt. Im Weyer Berg erscheinen nur Ritterlmder Sande, die Einschaltungen 1 Keilhack legt auf seiner Karte der Lößverbreitung auf diese Höhen die Siidgrenze des jüngeren Glazials (Die Nordgrenze des Löß etc. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 70. (1918.) Mon.-Ber. p. 77 — 79). 0. Gagel (Beitr. z. Kenntnis des Untergrundes von Lüneburg. Jahrb. preuß. geol. Landesanst. XXX (f. 1909). I. p. 254) erklärt die Formen des Wilseder Berges usw. für ganz greisenhaft, betrachtet diese Endmoränen als sehr viel älter als die Hauptendmoränen des jüngsten Eises und möchte die- selben für Endmoränen der Saale-Eiszeit halten. — Die von Keilhack angenommene Grenze stimmt für das uns hier interessierende Gebiet in den großen Zügen mit den Endmoränen auf der Karte von Werth über- ein (Zeitschr. f. Gletscherkunde. VI. Taf. III). In den Einzelheiten bedarf vieles auf Werth’s Karte der Berichtigung, z. B.: Baden und Verden liegen nicht auf Talsand, sondern auf der Geest, das Hamme-Urstromtal ist an der Gnarrenburger Pforte nicht geschlossen, Bremervörde liegt nicht in einer 14 km breiten Talsandfläche, die ganze Wingst ist nicht Endmoräne. Der „Wümme-Sandr“ ist eine ganz heterogene Masse, in die Geschiebemergelflächen und Talsande eingehen. Ein Wümme-Sandr der jüngsten Vereisung müßte doch über dem Geschiebelehm der Saale- Vereisung liegen. Solche Sande fehlen hier aber. Auch das ältere Diluvial- plateau zwischen Eschede und Celle erscheint als Sandr. s Vgl. W. Wolff: „Von der Lüneburger Heide bis an die Siidersee haben wir also eine einheitliche Glaziallandschaft vor Augen“ (Abh. Nat. Ver. Brem. XIX. p. 214. 1908.) 3 Auch die Bohrungen von Achim und Bahnhof Baden trafen Ge- schiebemergel (13.8 und 18 m) über geschichteten Sanden. Jahrb. preuß. geol. Landesanst. XXV (f. 1904). p. 859. 656 0. Wilckens. von gröberen Kiesen enthalten. Auf der Vegesacker Geest sind Ritterhuder Sande bei Myhle. Scharmbeck. Pennigbüttel, Ritterhude, Burgdamm, Grohn, Farge und Eggestedt aufgeschlossen. Geschiebe- sand (Grundmoräne) beobachtete ich nur bei Pennigbüttel, Olden- büttel (?) und bei km 36,7 an der Straße Bremervörde — Osterholz- Scharmbeck, Burgdamm, und zwar stets über den Ritterhuder Sanden. Bezüglich der Verbreitung des Lauenburger Tons verweise ich auf die Karte von Schucht. Bohrungen in Bremervörde haben z. T. drei Geschiebemergel mit Sandzwischenlagerungen durchsunken. Die riesige horizontale Ausdehnung, die große Mächtigkeit und die völlige Fossilfreiheit scheinen mir gegen die Annahme zu sprechen, daß die Ritterhuder Sande einer Interglazialzeit ange- hören. Die Ausbildung des Bremer Diluviums erinnert sehr an die des ostfriesischen. Bei letzterem nimmt Schucht die Zugehörigkeit der geschichteten (= Ritterhuder) Sande und des Lauenburger Tons zur Elstereiszeit an. Bemerkenswert ist die Übereinstimmung, daß am Südrande des Weserurstromtales in der gleichen Weise Stau- chungen und Verknetungen im Diluvium auftreten (Rethorn) wie am Siidufer des Elbeurstromtales (Ostrand der Cuxhavener Geest). Das Aller- Weser- Urstromtal muß von dem vordringenden Saale- Landeis als Senke vorgefunden sein. Es hatte den Widerstand eines ansteigenden Siidufers zu überwinden. Eine entsprechende Erklärung gab Schucht für die Stauchungen am Ostrande der Cuxhavener Geest. Besondere Schwierigkeiten macht eine befriedigende Erklärung der Natur des Geschiebedecksandes1 2 * 4, dessen charakteristisches Auftreten als einer über alle Bildungen gleichmäßig hinwegziehenden Decke sowohl auf den Hochflächen wie in den Tälern bereits Läufer 2 1884 hervorhob. Meyn 3 war der Ansicht, daß seine Gesteine nicht aus der Verwaschung der Unterlage stammten, während Gottsche 4 ihn als das Produkt eines Schlämmprozesses betrachtete, dem der „obere Geschiebemergel“ zum Opfer gefallen sei. Zu einer ähnlichen Auffassung war schon vorher Wahnschaffe5 gekommen. A. Penck 6 erklärte den Geschiebedecksand für eine von Schmelzwassern ausgeschlämmte Innenmoräne. Diese Ansicht 1 Pie Bezeichnung stammt von W. 0. Focke (Zur Kenntnis der Bodenverhältnisse bei Bremen. Abh. Nat. Ver. Brem. I. p. 80, 82. 1866'. 2 Das Diluvium und seine Süßwasserbecken im nordüstl. Teil der Provinz Hannover. Jalirb. preuß. geol. Landesanst. f. 1883. p. 310 — 329. 2 Pie Bodenverhältnisse der Prov. Schleswig-Holstein. Abh. z. geol. Spezialkarte von Preußen. III, 3. p. 28—29. 1882. 4 Die Sedimentärgeschiebe der Prov. Schleswig-Holstein. (1883.) p. 6. 8 Beitrag zur Einstellung des ob. Diluvialsandes. .Jalirb. preuß. geol. Landesanst. f. 1880. p. 340—345. 8 Pie Geschiebeformation Norddeutschlands. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. XXXI (1879). p. 174, 194, 200. Das Diluvium der Umgegend von Bremen. 657 vertrat auch mehrfach J. Martin 1 im Anschluß an N. 0. Holst. Das von J. Martin beschriebene Profil von Loy (11 km nördl. von Oldenburg) entspricht ganz den Bremer Diluvialprofilen: Zu unterst gut geschichtete fiuvioglaziale Sande (= Ritterhuder Sande), dar- über Geschiebelehm bezw. -sand und darüber Geschiebedecksand. Während Schroeder und Stoller8 den Gescliiebedecksand der Gegend von Ütersen — Schulau im wesentlichen als Fazies der Grundmoräne ansehen, bezeichnet Schucht1 2 3 4 5 den des Hümmlings als inglazial, d. h. als Innenmoräne. Er ist im Hümmling meist ungeschichtet, steinig, deutlich gegen sein Liegendes abgegrenzt, 20 — 50 cm, selten bis 1 m mächtig. Beim Abschmelzen des Eises hat er Umlagerungen und Veränderungen erfahren. Er gehört zu derselben Vereisung wie der Geschiebelehm. Die Annahme, daß er seine Entstehung einer erneuten Eisbedeckung verdankte, lehnt Schucht ausdrücklich ab. Wir dürfen diesen Autor deshalb wohl auch als Gegner der Stoller’ sehen Auffassung betrachten , daß der Geschiebedecksand der südlichen Lüneburger Heide eine Aus- dehnung der jüngsten Vereisung bis an die Aller bezeugt. Wahn- schaffe 4 bestreitet, daß sich eine Innen- von einer Grundmoräne trennen lasse. Deu oberen ungeschichteten Geschiebesand, wie er in der oberen Altmark auf Meilen die alleinige oberflächliche Bildung ist, hält er rfiir eine selbständige Grundmoränenbildung“, während Wiegers ihn im Anschluß an Elbert z. T. für „ein direktes Sediment des abschmelzenden Eises“, also eine Art Innen- moräne hält. Geinitz :> behandelt den Geschiebedecksand sehr kurz und nennt ihn eine umgelagerte Moräne oder eine Ablagerung der Schmelzwasser. Schucht schreibt dem Geschiebedecksand der ostfriesischen und der Cuxhavener Geest verschiedenartige Ent- stehungen zu. Es ergibt sich, daß folgende Ansichten über die Natur des Geschiebedecksandes geäußert sind : a) Er ist die Grundmoräne einer besonderen Ver- eisung. Wäre dies der Fall, so müßten die heutigen Oberflächen- formen bereits vor dieser Vereisung vorhanden und vom Eise sorg- 1 Diluvialstudien. I. Alter und Gliederung des Diluviums im Herzog- tum Oldenburg. Jahresb. Xat. Ver. Osnabrück. IX. p. 113 — 162. (1893.) III. Vergleichende Untersuchungen über das Diluvium im Westen der Weser. 3. Vertikalgliederung des niederländischen Diluviums. Ebenda. XII. p. 1 — 65. {1898.) — Über die Abgrenzung der Innenmoräne. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 57. (1905.) Mon.-Ber. p. 135 — 155. 2 Diluviale, marine und Süßwasser-Schickten bei Ütersen — Schulau. Jahrb. preuß. geol. Landesanst. XXVII (f. 1906). p. 472. 3 Geol. Beobachtungen im Hümmling. Jahrb. preuß. geol. Landesanst. XXVII (f. 1906). p. 328 ff. 4 Die Oberflächengestaltung d. norddeutsch. Flachlandes. (1909.) p.133. 5 Lethaea geognostica. III. 2. Bd. I. Abt. p. 64. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 42 658 0. Wilckens, faltig respektiert (was Stollen. in der Tat annimmt) oder durch Exaration geschaffen sein. Erstere Annahme ist bereits von Schucht 1 und Wolff2 zurückgewiesen. Ich füge noch hinzu: Faßt man den Geschiebedecksand der südlichen Lüneburger Heide als Ablagerung der Weichseleiszeit auf, so kann man es mit dem der Stader Geest und der Bremervörder Gegend nicht anders machen. Dieselben Verhältnisse finden sich aber auch in der Vegesacker und Achimer Geest, in Oldenburg, Ostfriesland und im Hümmling wieder. Soll die Weichselvereisung von der Elbe bis zur Ems nichts produziert haben als einen Moränenschleier von weniger als 1 m Mächtigkeit? Das ist doch ausgeschlossen. Dagegen, daß unsere Gegend eine Exarationslandschaft sei, spricht u. a. die Tatsache, daß die Solle sich auf der Stader und Vegesacker Geest nur dort erhalten haben, wo das zusammenhängende Diluvialplateau nicht von Tälern zer- schnitten ist. b) Der Geschiebedecksand ist verschiedener Ent- stehung, nämlich 1. z. T. Geschiebesand, d. h. sandige, bezw. primär umgelagerte Moräne. Hiermit steht die deckenförmige Lagerung über allen anderen Diluvialbildungen im Widerspruch. 2. z. T. Iunenmoräne. Hiergegen spricht die Auflagerung auf Ritterhuder Sande unter Abwesenheit einer Grundmoräne, und es erheben sich dieselben Bedenken wie bei a. 3. z. T. fluvioglazial. Damit ist nicht in Einklang zu bringen, daß er hügelauf und -ab das Gelände überkleidet. Ein beim Ab- schmelzen des Eises entstehendes Fluvioglazial hätte in den Senken zusammengeschwemmt werden müssen. c) Der Geschiebedecksand ist eine noch unerklärte Ablagerung des schmelzenden Eises (W. Wolff). Mit dieser Erklärung ist uns nicht geholfen. d) Der Geschiebedecksand ist ein Produkt sekundärer U m w a n d 1 u n g. Meines Wissens wird der Auffassung des Geschiebedecksandes als eines sekundären, d. h. nach dem Verschwinden des Eises und seiner Schmelzwasser entstandenen Produktes nirgends mit Be- gründung das Wort geredet. Der Gedanke liegt aber für eine so ganz an die unmittelbare Nähe der Erdoberlläche gebundene Bildung nahe. Von dem besonderen Gepräge, das sie durch den Humns- gehalt der obersten Partien und die häufige Bleisand- und Ortstein- bildung erhält, muß man absehen. Als Ausgangsmaterial kann man sich am leichtesten eine ungeschichtete Moräne vorstellen, ln der Bremer Gegend liegt der Geschiebedecksand auf Geschiebelehm 1 ln der Arbeit über den Hümmling. 1 Das Diluvium der Gegend von Hamburg. Jalirb. preuß. geol. Landesanst. XXXVI (f. 191b). II. p. 227—324. Taf. 35-39. Das Diluvium der Umgegend von Bremen. 659 oder Ritterluider Sunden. In letzterem Falle fehlt die Grundmoräne dazwischen. Da diese aber südlich des Weser-Urstromtales vor- kommt, muß sie auch auf der Vegesacker und Zevener Geest früher einmal die Ritterluider Sande und den Lauenburger Ton bedeckt haben. Der Geschiebedecksand wäre dann, wo er unmittelbar auf Ritterluider Sanden oder Lauenburger Ton lagert, ein Umwandlungs- produkt, ein Residuum des Saale-Geschiebemergels, von dem nichts mehr in unverändertem Zustande vorhanden wäre, während dies dort der Fall ist, wo unter dem Geschiebedecksand noch Moräne folgt. Die gleichmäßige und geringe Mächtigkeit des Geschiebe- decksaudes führe ich auf die nur bis in geringe Tiefe wirkenden Agentien zurück. Ob als diese das meteorische Wasser, der Wind, Frost und die Einwirkung von Organismen zu betrachten sind, ist eine Frage, die ich offen lassen muß. Nehmen wir an, daß die Grundmoräne der Bremer Geest der Saale- Vereisung angehört, so muß die Entstehung des Geschiebedecksandes in den langen Zeit- abschnitt vom Ende der Saale-Eiszeit bis zur geologischen Gegen- wart fallen. Sie braucht sich aber nicht durch diesen ganzen Zeitraum erstreckt zu haben, sondern könnte auch einem bestimmten kürzeren Zeitabschnitt angehören, so wie auch die Bildung der Moore und der Dänen in bestimmte, durch besondere klimatische Verhältnisse ausgezeichnete Periodeu fällt. Die erbsgelbe Farbe des Geschiebedecksandes findet sich auch bei einer anderen sekundären Sandansammlung, einem Teil der Diinensande l. Für die einzelnen tadellos gerundeten Geschiebe im Geschiebedecksand nehme ich an, daß sie diese Form bereits im Geschiebelehm besaßen und dieselbe nicht erst durch den Eis- transport erhalten hatten (der bei fast allen Geschieben nur eine Kantenrundnng bewirkte) ; sie sind bereits mit ihrer regelmäßigen Gestalt vom Eise aufgenommen worden, stammen also aus Geröll- ablagerungen oder aus Gletschermühlen. Die größte Schwierigkeit für eine Erklärung bietet die dis- kordante Auflagerung des Geschiebedecksandes auf die Flanken von Hügeln, die aus annähernd horizontal geschichteten Ritterluider Sanden aufgebaut werden. Man muß sich die Vorgänge doch folgendermaßen vorstellen: Die Ritterluider Sande und der Lauen- burger Ton bildeten nach ihrer Ablagerung eine Platte, auf die sich die Grundmoräne der Saale-Vereisung legte. Die Schmelz- wasser des schwindenden Saale-Landeises furchten die breiten Täler aus, die die Geest noch jetzt zeigt. Diese Täler schneiden oft durch die Grundmoräne hindurch und in die Ritterluider Sande ein. 1 Vgl. Keilhack, Erläuterungen zu Blatt Lüneburg der Geol. Karte von Preußen, p. 56. Ich beobachtete diese gelbe Farbe auch an Dttnen- sanden der Gegend von Rotenburg (Prov. Hannover). Keilhack nannte diese Dünen mit gelbem Sand Gelbdünen (Geol. Karte v. Preußen, Lief. 196). 42* 660 F. Wahner, Wie geschah nun die Ausbreitung des Geschiebedecksandes über die Flanken der Täler, die aus Ritterliuder Sanden bestehen? Durch Abschwemmung, Abrollung, Verwehung und als Gekriech? Und warum findet sich auch hier immer ziemlich die gleiche geringe Mächtigkeit dieser Bildung? In den geologisch kartierten Nachbargebieten liegt der Ge- schiebedecksand auf Geschiebelehm oder -sand, einzeln auch wie in der Vegesacker Geest über geschichteten Sanden, über denen ein Geschiebelehm fehlt (Blatt Lamstedt). Wo er, wie stellenweise in der Cuxhavener Geest, geschichteten Sanden auflagert, die ihrer- seits auf Geschiebelehm ruhen, kann er doch aus Saale-Moräne entstanden sein, da ja Zerschlagung dieser letzteren, durch Sande tatsächlich vorkommt (Bohrungen von Stade und Bremervörde). Machen wir uns die wohl von allen Polyglazialisten vertretene Anschauung zu eigen, daß die Grundmoräne der Bremer Gegend der Saale -Vereisung angehört und daß die Ausfurclmng der Geest- täler ein Werk der Schmelzwasser beim Schmelzen des Saale-Eises ist, so erhebt sich die Frage, was das Land zwischen Elbe, Weser und Ems während der jüngsten Eiszeit erlebte. Blieben die Ober- flächenformen im wesentlichen unverändert? Bewahrte eine mächtige Schneedecke das Land vor morphologischen Veränderungen, indem sie ihm eine geologische Todesstarre auferlegte? Ist der Geschiebe- decksand in der Weichseleiszeit aus der Saale-Moräne entstanden? Diese und andere Fragen werden ihre Lösung auf dem Wege finden, der bei allen geologischen Untersuchungen zur Klarheit führt : subtilste Erforschung der lokalen Verhältnisse, eingehender Ver- gleich mit den Nachbargebieten und der Versuch, die Einzelheiten aus dem Überblick über große Räume und aus allgemeinen Gesetz- mäßigkeiten zu verstehen. Zur Beurteilung der Längsstörungen im mittelböhmischen Faltengebirge. Von F. Wähner in Prag. Fräulein Dr. .T. Mosciielks glaubt, mir sei in einer von ihr angeführten Arbeit, die sich mit dem Bau des mittelböhmischen Faltengebirges beschäftigt, ein Irrtum unterlaufen, und sucht diesen zu berichtigen '. Sie stimmt auf Grund meiner Ausführungen mit mir darin überein, daß das Gebiet keinen Graben darstellen kann, meint aber, daß man es als einen Horst betrachten könne, eine Vorstellung, auf die ich zwar als eine mögliche hingewiesen, die 1 Über die orographische Lage tektonischer Horste. Dies. Centralbl. 1921. p. 52—54. Zur Beurteilung der Längsstörungen etc. 6G1 icli aber, da sie nicht ernstlich anwendbar ist, alsbald wieder ver- lassen hatte, um auf eine ganz anders geartete Auffassung des Uebirgsbaues einzugehen, die den alten wie den zahlreichen neuen Feststellungen gerecht wird und durch die letzteren ein unabweis- bares Erfordernis geworden ist. Diesen Dingen ist meine Arbeit gewidmet, und ich könnte daher über die Horstfrage, deren Be- jahung mit den geschilderten Tatsachen (so auch mit der überaus großen Zahl von unangreifbaren Nachweisen seitlicher Gebirgs- bewegung) nicht in Übereinstimmung zu bringen ist, hinweggehen, wenn nicht Mißdeutungen solcher Unterlassung nahe lägen. Die Verfasserin sucht zunächst meine Stellungnahme zu dem erwähnten Gedanken in einem ein wenig veränderten Lichte wieder- zugeben. „Einen derartigen Horstcharakter hält jedoch Wahner für ganz ausgeschlossen“, behauptet sie (a. a. 0. p. 53). Vor der Mitteilung der dagegen sprechenden Tatsachen konnte ich das nicht gut sagen ; nachher war es überflüssig. Ich habe denn auch ver- vergeblich Nachschau gehalten, wo von mir derartiges geäußert worden wäre. Ferner schreibt die Verfasserin: „Daß aber in den inneren, tektonisch zu höchst liegenden Gebirgsteilen die jüngsten Schichtengruppen erhalten, in den äußeren jedoch abgetragen sind, hält er mit der Vorstellung eines Horstes (für) völlig unvereinbar.“ Auch den letzten Ausdruck habe ich nicht gebraucht, weder in meiner größeren Arbeit, noch in einer vorausgehenden kurzen Mit- teilung über einen an der Wiener geol. Reichsanstalt gehaltenen Vortrag (Verli. 1916, p. 96). An beiden Orten ist nur von dem „Widerspruche“ die Rede, in dem die Annahme eines Horstes zu der gerade angeführten Tatsache stünde. Es wird also nachgeholfen, um einen Gegensatz aufzustellen oder diesen zu verstärken und die Bekämpfung des „Irrtums“ verständlicher zu machen. An einer Stelle (Jalirb. 1916, p. 10) bemerkte ich: „Das vorgestellte tek- tonische Gebilde wäre ein recht sonderbarer Horst.“ Das sieht wohl nicht so aus, als sollte die Horstvorstellung von vornherein für ganz ausgeschlossen erklärt und unter allen Umständen ab- gelehnt werden. Weiterhin bemüht sich die Verfasserin, einen solchen Horst zu entwerfen (Fig. 2, a. a. 0.); er ist wirklich sonderbar ausgefallen. Die Verfasserin wirft die Frage auf, „ob in jedem relativ gehobenen Gebiet die Schichten orographisch höher liegen müssen als die gleichaltrigen Schichten in den tektonisch tieferen benach- barten Gebieten“. Um diese Frage „entschieden zu verneinen“, hätte sie nicht des Hinweises auf ihre Fig. 2 bedurft. Hierzu hätte u. a. schon ein Blick auf ihre Fig. 1 genügt, die Wiedergabe eines von mir gezeichneten Querschnittes, der den Bau eines kleinen Teiles des Gesamtgebietes, zwei durch eine Längsstörung getrennte Gebirgszonen von mäßigem stratigraphischem Umfang übersichtlich darstellt. Die zu beiden Seiten der Störung antstehenden gleich- 662 F. Wahner. alterigeu Schichtengruppen liegen orographiscli in gleicher Höhe, und doch muß derjenige, der die Störung als einen Senkungsbruch ansieht, einen solchen von beträchtlichem Ausmaß annehmen, um die Lagerungsverhältnisse zu erklären, wobei es für diesen Einzel- fall gleichgültig ist, welche Rolle für die heutige Gestaltung die Abtragung gespielt hat. Derselbe Querschnitt ist aber auch geeignet, die Sache in einem allgemeineren Sinne klarzumachen. Wenn man in einer gleichsinnig geneigten Schichtenfolge entlang einer diese durch- setzenden Verwerfung den tieferen Teil der Folge sich heben läßt, so kommt es auf den kleineren oder größeren Betrag der Hebung an , ob dieser gehobene Teil gegenüber dem stehen- gebliebenen tiefer, gleich hoch oder höher zu liegen kommt. Em- pfehlenswert ist daher für das von der Verfasserin angestrebte Ziel die Hebung um einen geringen Betrag; denn so erhält man ein relativ gehobenes Gebiet von tiefer Lage gegenüber der Nachbar- schaft x. Probatum est: Man lasse ein tief liegendes Gebiet sich heben und nehme den Betrag der Hebung so gering an, daß die gehobene Scholle auch nach der Hebung tiefer liegt als das Nachbargebiet. Auf diese und ähnliche Art läßt sich gar manches scheinbar be- weisen, besonders Lesern gegenüber, die über die Lagerungs- verhältnisse des betreffenden Gebirges nicht näher unterrichtet sind. Einen solchen Weg schlägt die Verfasserin ein. Sie knüpft (p. 54, Schlußsatz) an eine gegen die Horstvorstellung gerichtete Bemerkung meiner Arbeit (Jahrb. p. 10) an, die hier angeführt sei: „Daß im ganzen Gebiete das vorherrschende Schichtenfällen gegen innen (einerseits gegen SO, andererseits gegen NW) gerichtet ist, mag noch hingehen und könnte aus einer älteren muldenförmigen Anlage erklärt werden.“ Die Verfasserin zeichnet eine Mulde (Fig. 2) und (im Gegensatz zu der ansehnlichen Zahl von nachgewiesenen großen Längsstörungen) an den Muldenrändern nur je einen lot- rechten Bruch, an dem der äußere Teil überdies nur um einen geringen Betrag gesunken erscheint. So behält das Muldeninnere seine tiefe Lage gegenüber den Randgebieten bei. Wie klein die Sprunghölie ist, ergibt sich aus einem Vergleich mit der schon er- wähnten Fig. 1, die nach den festgestellten Lagerungsverhältnissen 1 Eine gewisse Schwierigkeit ergibt sich nur gegenüber dem Wort- laut der aufgeworfenen Frage. L)a die tiefere Lage eines aus denselben Schichtengruppen wie die Umgebung bestehenden Gebietes wohl zumeist auf ein — wenn auch früher eingetretenes — tektonisches Ereignis (z. 11. auf Faltung) zurückzuführen ist, so ist das „tektonisch tiefere“ benachbarte Gebiet (z. B. die ländlichen Teile der angeführten Fig. 2) dies nur rück- sichtlich der zuletzt eingetretenen Hebung, ist und bleibt jedoch zugleich tektonisch höher gegenüber dem tieferen Teile des zuletzt gehobenen Ge- bietes (z. B. dem Muldeninneren in Fig. 2). Zur Beurteilung der Längsstörungen etc. 6()3 «ine einzelne jener Längsstörungen darstellt. Ob ein Tektouiker, wie die Verfasserin es tut, ein derartiges Gebilde einen Horst nennen würde, bezweifle ich; ich würde von einer Mulde sprechen, die in beiden Randgebieten je einen geringfügigen Längsbruch aufweist. Hätte die Verfasserin mehrere, wenn auch kleine Brüche gezeichnet — in Wirklichkeit sind es solche von sehr großer Sprunghöhe — , oder hätte sie wenigstens dem einen gezeichneten eine Sprunghöhe gegeben, die der eines einzelnen nachgewiesenen Längsbruches nur einigermaßen nahekommt, so würde sie sich überzeugt haben, daß sie auf solche Art ihren Zweck nicht er- reicht: die Randgebiete lägen tiefer als das Muldeninnere. In diesem Falle könnte die Mulde dafür zugleich als Horst bezeichnet werden. Es wäre dies allerdings einer jener Horste, die, in ihren oberen Teilen aus leicht angreifbaren Gesteinen von beträchtlicher Mächtigkeit (Tonschiefer der BAHKANDE’schen Stufe H = Ob. Mittel- devon) bestehend, der Abtragung verhältnismäßig rasch unterliegen, bald nicht mehr über ihre Umgebung emporragen und unter Um- ständen sogar die entgegengesetzte orographische Gestaltung an- nehmen können. Die Verfasserin aber meint augenscheinlich, daß ein „ Horst“, entgegen dem tektonischen Sprachgebrauch, auch schon ursprünglich (vor der Abtragung) nicht über seine Um- gebung emporzuragen braucht. Ich übergehe weitere Einwendungen gegen Fig. 2 und den dazugehörigen Satz und wende mich zu dem wichtigeren Teile meiner Entgegnung. Die Voraussetzung, daß die das mittelböhmische Faltengebirge durchziehenden Längsstörungen Senkungsbrüche sind, müßte, wie in meiner Arbeit (Jahrb. p. 6 — IG) eingehend begründet wurde, zu dem Schlüsse führen, daß das genannte Gebiet als ein Horst zu betrachten ist. Daß ich mich trotzdem mit dieser Vorstellung nur im Vorübergehen befaßt habe, ist für jeden, der die Arbeit durchblättert — die Verfasserin kennt sie sehr gut — oder das Inhaltsverzeichnis (p. 72) liest, leicht verständlich. Es geschah dies in einer geschichtlichen Einleitung, die nicht umgangen werden konnte, da die schon zur Zeit ihrer Einführung unhaltbare Auf- fassung der ehemaligen „Silurmulde“ als Grabensenkung, die in die Lehr- und Handbücher übergegangen war, beseitigt werden mußte, um einer naturgemäßen, d. i. den wirklichen Lagerungs- verhältnissen entsprechenden Auffassung den Boden zu ebnen. Die Erbringung zahlreicher Nachweise von tangentialer Gebirgs- bewegung (neben den längst bekannten Faltungserscheinungen) bildet den Hauptinhalt der Arbeit (Jahrb. p. 17 — 51), und diese Nachweise konnten dank den vorzüglichen und ausgedehnten künst- lichen Aufschlüssen in einer Vollständigkeit erbracht werden, wie nicht leicht in einem andern ähnlich gebauten Gebiete. Hier hätte 664 St. Richarz, die Verfasserin einsetzen müssen, wenn sie die Senkungsbrüche wieder zu Ehren bringen, wenn sie einer andern an Stelle der von mir vertretenen Auffassung zur Geltung verhelfen wollte. Sie hätte zeigen müssen, entweder, daß jene Beobachtungen unrichtig, oder daß aus ihnen andere Schlüsse zu ziehen sind. Beobachtungen und Schlüsse bleiben sonach bestehen und blieben es auch, wenn der theoretisch -tektonische Versuch der Verfasserin ergeben hätte, daß der in den Hauptzügen erschlossene Gebirgsbau auch unter Annahme von Senkungsbrüchen erklärt werden könnte. Alle jene Erfahrungen sind für die Verfasserin nicht vorhanden. Sie gedenkt ihrer mit keinem Worte, keiner Andeutung. Die be- obachteten Überschiebungen, das nachgewiesene Auftreten jüngerer Gesteine im Liegenden von älteren entlang den großen Längs- störungen berührt sie ebensowenig wie alles übrige. Diese Art, einen wissenschaftlichen Stotf zu behandeln, ist bezeichnend für eine Arbeitsweise, die mit induktiver Forschung nichts zu tun hat. Eine Erwägung, die sie der Literatur entnimmt, fesselt die Ver- fasserin und macht sie blind für alles durch ernste Beobachtung Festgestellte und Feststellbare. Ich enthalte mich eines Urteils darüber, ob, wie es der Verfasserin vorschwebte, als sie die Be- richtigung des „Irrtums“ in Angriff nahm, ihre Mitteilung „metho- disch betreffs der orographischen Lage tektonischer Horste“ von Bedeutung ist und ob sie geeignet erscheint, „zur Lösung der Streit- fragen über den Bau des mittelböhmischen Altpaläozoicums bei- zutragen“ (p. 52, a. a. 0.). Neue Wirbeltierfunde in den Tonen vonTegelen beiVenlo. Von Steph. Richarz, z. Z. Steyl bei Tegelen (Holland). Die Tone von Tegelen bei Venlo, nahe der deutsch-hollän- dischen Grenze, haben in den letzten beiden Dezennien eine reiche Fauna und Flora geliefert, welche von Dubois, Newton, Hutten, Tesch und Reid z. T. beschrieben wurde, z. T. aber noch un- bearbeitet im Teylerschen Museum zu Haarlem liegt, ln neuerer Zeit wurden wieder neue Funde von Wirbeltieren gemacht, über die hier eine kurze Mitteilung folgen soll. Alle früheren Fossilreste scheinen aus der großen Grube von Canoy, Herfkens & Co. in der Jammerdaalschen Heide zu stammen. Im Frühjahr 1920 fand nun der junge Herr Andreas Denessen von Tegelen in der Grube seines Vaters ein gut er- haltenes Iihinoceros, welches er in dankenswerter Weise der natur- historischen Sammlung des Missionshauses und Gymnasiums in Steyl bei Tegelen überließ. Der Fundort, Egypten genannt, liegt von der obengenannten Grube gut 5 Minuten gegen WSW. Neue Wirbeltierf linde etc. 665 Am besten erreicht man ihn, wenn man von der Tegelen- K alden- kirchenerstraße bei der Ziegelfabrik der Gebr. Teen wen nach NO abzweigt und etwa 10 Minuten weit geht, bis man wieder den Abhang der Hauptterasse gegen das Maastal erreicht. Unter einer Schuttdecke von 1,50 in fand man zunächst: 20 cm gelblichbraunen, sehr eisenhaltigen Ton. dann 90 , mageren, eisenschüssigen Ton, darunter eine 10 — 15 s dicke Konkretion von ßrauncisenerz, dann wieder 50 . eisenschüssiger Ton, endlich 120 B blauer fetter Ton. Dann folgten die Skelettreste in den blamn Ton eingebettet, und unter ihnen wieder derselbe Ton auf unbekannte Tiefe. Es liegt also das Fossil 3 m von der Ton- oberfläche entfeint. 70 iu östlich davon fand man im selben Niveau noch andere Teile des Rhinocrros Trotz des weiten Abstandes scheint es sich doch um Reste desselben Individuums zu handeln. Das prachtvoll erhaltene Gebiß zeigt zweifellos, daß ein Rhino- ceros drittens Falc. vorliegt. Die Oberkieferzähne sind alle er- halten; nur von einem fehlt die Hälfte. Von den Zähnen des Unterkiefers sind 10 vollständig vorhanden, einer nur zur Hälfte, einer fehlt ganz. Es handelt sich offenbar um ein altes Tier, denn bei den Prämolaren sind die Quertäler zu Schmelzinseln ge- worden, indes sind die Zähne noch nicht bis zur Wurzel abgekaut. Der obere M, der rechten Seite ist ebenfalls schon so weit ab- gekaut, daß die Schmelztäler insulieren, auf der linken Seite ist jedoch bei noch ein Sclimelztal vorhanden. Bei M2 und Ms des Oberkiefers sind die Schmelztäler sowohl rechts als links er- halten. bei M3 besonders gut; an der Oberfläche ist aber doch der Schmelz überall abgekaut. Ziemlich gut stimmt das Gebiß des Oberkiefers überein mit dem, welches Schröder 1 auf Taf. IV abbildet, nur daß bei diesem Exemplar beide M, noch Schmelztäler haben. Das auf Taf. VI Fig. 1 abgebildete Oberkiefergebiß von Mosbach ist weiter abgekaut als das von Tegel en. Vom Schädel sind neben vielen Bruchstücken die beiden Unter- kieferäste ziemlich gut erhalten, ebenso 2 symmetrische Knochen der Tyinpanalgegend mit den Gehörgäugen. Außerdem liegen 18 Wirbel vor, alle sind etwas beschädigt, aber doch in gutem Erhaltungszustand. Von den Extremitäten fand ich nur die untere Hälfte der linken Tibia. Andere Fossilreste wurden bis jetzt aus der Tongrube von Denessen nicht bekannt. Die über dem Ton lagernden Schuttmassen erreichen an der Fundstelle des Schädels und der meisten übrigen Knochen 1,50 m, über den weiter nach 0 gefundenen Resten war die Schuttdecke •1 — 5 m mächtig. Es sind nicht, wie sonst in der Gegend, die 1 H. Schröder, Die Wirbeltierfanna der Mosbacher Sande. Abh. d. preuß. geol. Landesanst. N. F. 18. 1903. 666 St. Ricliarz ungestörten Sande und Kiese der Hauptterrasse, sondern Schutt- anhäufungen dieser Kiese, in denen ich zahlreiche Bruchstücke römischer Dachziegel und auch einige glasierte Topfscherben fand. Es scheinen hier die Römer eine Ziegelei betrieben zu haben. Man sieht deutlich die alten Abbaue des Tones. Die Römer gruben nicht tiefer als 1,20 m in den Ton hinein und drangen nur bis auf die Brauneisenschicht vor. Der Abbau geschah in der Weise, daß man 4 — 5 m Ton in der Breite wegnahm und dann immer einen Pfeiler von 1 — 1,50 m stehen ließ. Leider konnten bis jetzt keine Ziegel mit Legionsstempel gefunden werden. Der Fund eines Rliinoceros etruscus ist nicht neu für die Tone von Tegel en, es liegen mehrere Exemplare im Teylerschen Museum zu Haarlem, und es wäre wohl zu wünschen, daß diese, zugleich mit dem neuen Fund, bald einer eingehenden Untersuchung unterzogen würden. Wichtiger, weil ganz neu, sind 2 Funde, welche in letzter Zeit in der Grube Canojr, Herfkens & Co. gemacht wurden und gleichfalls in der genannten Sammlung in S t e y 1 aufbewahrt werden. Dubois 1 betont, daß Elephas meridionalis Nesti, welcher in dem nach Dubois den Tegelener Schichten gleichaltrigen forest- bed in Crom er sehr häufig sein soll, in Tegelen nicht Vor- kommen. Doch schon Rijtten 2 fand in einer Sammlung, vom „Jammerdaal bei Venlo“ stammend, einen Condjdus mandibulae, „welcher vielleicht zu E. meridionalis gestellt werden muß“. Nun liegt auch der Molar eines Elefanten von derselben Fundstelle vor. Es ist zwar nur ein Bruchstück, nur 3 stark abgekaute Sclnnelz- lamellen sind erhalten, aber sie sind doch so charakteristisch, daß Herr Prof. Schlosser, dem ich das Stück zur Begutachtung nach München sandte, mir mitteilte: es kann überhaupt nichts anderes als E. meridionalis in Frage kommen. Für E. antiquus, den dilu- vialen Altersgenossen des Rliinoceros etruscus, ist der Zahn viel zu breit. Die Schmelzlamellen sind über 8 cm lang, ihre Breite beträgt bis 13 mm. Der gegenseitige Abstand, d. h. die zwischen den Lamellen sich befindliche Dentinmasse, ist ebenfalls 13 mm breit. Ein anderer Fund aus derselben Grube besteht aus Teilen des Gebisses eines S ui den. Die Zähne sind sehr gut erhalten. Der Schmelz ist, wie bei den Rliinoceros- Zähnen, schwarz gefärbt. Es liegen vor: Ein Stück des Oberkiefers mit Mt und M2 der rechten Seite ; aus dem Unterkiefer die beiden M8 und von M2 links die Hälfte, die beiden C und Ij und I2 links. Die beiden Ms sind noch ganz ungebraucht und von bedeutender Größe. An der Schmelzbasis gemessen sind sie 49 mm lang, am vorderen Lobus 1 E. Dubois, L’äge des differentes ussiscs emglobfees dans la sferie du forest-bed ou leCromerien. Archives du Musfee Teyler. Ser. II. 10. 1907. p. 59 ff a E. M. R Rutten, Die diluvialen Säugetiere der Niederlande. Inang - Diss. Utrecht 1909. p. 16. Neue Wirbeltierfunde etc. 607 22 mm breit, nach hinten werden sie schmäler. Sie haben 3 ziem- lich gleichmäßige Höckerpaare, hinter denen in der Mitte noch ein 4. Höcker steht. Ma ist an der Schmelzbasis 27 mm lang (an der Krone 30), am vorderen Lohns 24 mm breit. Hei M, sind die entsprechenden Maße 19 (bezw. 20) und 17 mm. M, und M„ sind deutlich abgekaut, es sind aber doch noch Spitzen vor- handen, so daß sie noch nicht allzulange im Gebrauch gewesen sein können. Die Hauer sind zwar beschädigt, lassen aber doch noch den spitzwinkligen Querschnitt beobachten, wie er für die Verrucosus- Gr uppe charakteristisch ist1 *. Der linke I„ ist bis au die Wurzel erhalten, der äußere Schmelzbelag ist 44 mm laug, die größte Breite au der Schneide beträgt 7,5 mm. Von I, links ist mü- der vordere Teil erhalten, er ist an der Schneide fast 10 mm breit. Bei beiden Zähnen ist der Schmelz an der Schneide noch gut erhalten, also auch hier die Abkauung nicht weit gediehen. Die Größe des Gebisses tritt noch deutlicher hervor, wenn man die Gesamtlänge Mj — M3 berücksichtigt. Wenn man annimmt, daß die fehlenden M, und M8 des Unterkiefers von derselben Größe sind wie Mt und M., des Oberkiefers, so ist die Gesamtlänge an der Schmelzbasis gemessen 49 -+- 27 -f- 19 = 95 mm, an der Krone gemessen 4 9 + 30 -1- 20 = 99 mm. Diese Größe sowie die Form der Hauer und der Molaren spricht für Sus Strozzii Mknegh. Um sicher zu gehen , übersandte ich auch diese Zähne Herrn Prof. Schlosser in München. Er war so liebenswürdig, dieselben zu untersuchen, wofür ich auch au dieser Stelle ihm meinen verbind- lichsten Dank ausspreche. Seine Untersuchung bestätigte meine Vermutung. Es kommt also das im Arnotale häufige Fossil Sus Strozzii auch in Tegel en vor. Die Anschauungen über das Alter der Tegelenstufe waren bis jetzt sehr geteilt. Die einen hielten sie für jung- pliocän, andere für alt diluvial, speziell für echt inter- glazial. llhinoceros ctruscus kann die Frage nicht entscheiden, da es bis ins jüngste Tertiär zurückreicht und im, älteren Diluvium häufig ist. Auch die anderen Wirbeltiere sind nicht maßgebend. Dagegen sind Elcphas meridionalis und Sus Strozzii häufige Fossilien der jnngpliocänen Arnostufe und kommen im Diluvium des Südens und Westens nicht mehr vor. An Stelle des Elephas meri- dionalis tritt nach Pohlig 2 und Sof.rgel 3 E. trogontherii. Wenn 1 H. S. Stehlin, Über die Geschichte des Suidengebisses. Zürich 1899—1900. Taf. VII Fig. 1. 2, 3. 1 H. Pohlig, Dentition und Kraniologie des Elephas antiquus F.alc. Halle 1888. p. 225. 3 W. Soergel, Elephas trogontherii und E. antiquus. ihre Stammes- geschichte und ihre Bedeutung für die Gliederung des deutschen Diluvium. Palaeontogr. 60. 1913. p. 109. 668 St. Richarz, Neue Wirbeltierfunde etc. Dubois1 die Tone von Tegel en dem forest-bed von Cromer gleichstellt und betont, daß in diesen E. meridionalis häufig sei, so handelt es sich nach Pohlig um E. trogontherii, oder, man kann mit Gunn 2 darauf hinweisen , daß E. meridionalis nicht in dem eigentlichen forest-bed, sondern in den darunter liegenden mergeligen Sanden und Kiesen vorkomme, die nach demselben Autor durch eine lange Zwischenzeit von dem forest-bed getrennt sind. In diesem letzteren findet sich nach Gunn nur E. antiquus, es ist also diluvial. Andere Autoren sind der Meinung, E. meridionalis sei in das forest-bed eingeschwemmt. In Thüringen scheint allerdings bei Wendelstein der typische E. meridionalis im alten Diluvium vorzukommen3, während er in den westlicher gelegenen Mosbacher Sanden fehlt. Auch Reid4 verlangen, gestützt auf die Flora, unbedingt ein jungtertiäres Alter, weil mehrere fremdartige, besonders ostasiatische Formen auftreten , die in dem jüngeren forest-bed verschwunden sind. Eine besondere Stütze erhält diese Auffassung durch die späteren Feststellungen Reid’s 5, daß in den mehr südlich gelegenen Tonen von Ren v er und S walmen noch mehr fremdartige Flora- typen sich finden. Man hat also eine kontinuierliche Entwicklungs- reihe der Flora: Am ältesten ist die von Renver-Swalmen, dann kommt die von Tegelen, dann die der forest-bed von Cromer. Für eine Eiszeit ist in dieser Entwicklungsreihe kein Platz. Reid halten die Flora von Renver etwa für mittelpliocän. Auch Concliylienfunde von Tegelen werden als Beweis für das diluviale Alter der Tone betrachtet. Dubois6 erwähnt nur Genera von Siißwasser- und Landconchylien. Später aber fand Kkau.se 7 in den untersten Schichten der großen Grube von Canoy & Co. Deckel der Bithynia tentacidatu, und Krause8 1 E. Dubois, Over een equivalent van bet Cromer Forest-Bed in Nederland. Verslagen der Wis-en Natuurk. Afd. Akad. v. Wetenscli. Amsterdam. Deel XIII. 1904. p. 243 ff. 2 Quarterly Journal of the Geol. Soc. London 1870. 20. p. 552. s E. Wüst, Das Pliocän und das älteste Pleistocän Thüringens. Abh. d. naturf. Ges. zu Halle. 23. Stuttgart 1901. p. 17 ff 4 Clem. and El. Reid, The Fossil Flora of Tegelen-sur-Meuse, near Venloo. Verb. d. Kon. Ak. v. Wetenscli. 2. sect. Deel XIII. Amsterdam 1907 5 Clem. and El. Reid, The Pliocene Floras of the Dutsch-Prussinn Border. Haag 1915. 6 E. Dubois, L'äge de l’argile de Tbgelen . . . Archives du Iltisse Teyler. Ser. II. 9. 1905. p. 605 ff 7 P. G. Krause, Über einen fossilführenden Horizont im Haupt terrassendiluvium des Niederrheins. Jahrb. d. preull. geol. L.-A. 1909. 30 2. 'feil. p. 107. Anm. 8 P. G. Krause, Paludina diluviana Kunth aus dem älteren Inter- glazial des Niederrheins. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Monatsberichte 1914. p. 93 ff. Besprechungen. 669 und Menzel bestimmten aus derselben Schicht Pahtdina dihiviana, „ein Leitfossil des älteren Interglazials im ostelbischen Diluvium“ (p. 94), und endlich Menzel eine Helix tonnensis Sandb., „welche sonst nur im II. Interglazial vorkommt“ (p. 95 Anm. 4). Wenn diese letztere nun auch in Tegel en gefunden wird, so folgt daraus nach Krause, daß sie von SW her eingewandert ist (a.a ().). Könnte man aber nicht mit demselben Rechte bei Paludina dilu- viana , die bislang nur im I. Interglazial gefunden wurde, sagen, sie sei vom SW her eingewandert? Dann könnte sie in Tegelen schon im jüngsten Pliocän gelebt haben und sie ist kein Beweis mehr für diluviales Alter der Tone. Aus alledem ergibt sich und die neuen Funde bestätigen es: Die Anschauung vom j ungpliocäuen Alter der Tegelen- stufe ist gut begründet. Wenn man allerdings, wie Haug es tut, Schichten mit Elephas meridionalis und selbst mit Mastodon arvernensis noch dem Diluvium zuteilt, dann ist die Tegelen - stufe auch diluvial. Das ist aber nur ein Streit um Namen ohne wissenschaftliche Bedeutung. Besprechungen. C. W. Schmidt: Geologisch-mineralogisches Wörter- buch. Teubners kleine Fachwörterbücher. Bd. 6. Kl.- -8°. 198 p. Mit 211 Abbild. Verlag von B. G. Teubner. Leipzig 1921. L. Hnnke : Anorganische Chemie mit Anhang: Mineralogie. (Die Auskunft. 8 — 9.) Kl. -8°. 139 p. Heidelberg. Verlag von Willy Einig. Beide Bücher sollen über Namen und Fachausdrücke kurze Auskunft geben, das erste auf dem Gebiete der Mineralogie und Geo- logie, das zweite auf dem der anorganischen Chemie und Mineralogie. Die Angaben sind, soweit Ref. sich überzeugen konnte, zuverlässig und dem Zweck entsprechend. In dem ersten sind auch kurze Biographien bedeutender Geologen und Mineralogen aufgenommen ; neben solchen von jüngeren Fach Vertretern dürften Namen wie Groth und Liebisch nicht fehlen; besser hätte man die von Lebenden überhaupt nicht gebracht. lv. Brauns. 670 Besprechungen. H. Le Chatelier: Kieselsäure und Silikate. Berechtigte Übersetzung von Dr. H. Finkelstein. 8°. 458 p. Mit 65 Fig. und Abbildungen im Text. Leipzig 1920. Akadem. Verlags- gesellschaft m. b. H. Preis 50 Mk. Die vorliegende Übersetzung des im Jahre 1913 in französischer Sprache erschienenen Werkes wurde im Winter 1913/14 nieder- geschrieben, die für 1914 geplante Herausgabe .durch den Aus- bruch des Krieges verhindert. Der Inhalt des Werkes ist sehr mannigfaltig ; Kieselsäure in allen ihren Arten und die wichtigsten Silikate werden nach ihren Eigenschaften und ihrer technischen Verwendung behandelt. Von diesen Produkten selbst, den verschiedenen Gläsern, keramischen Erzeugnissen und feuerfesten Steinen werden die je in Betracht kommenden Eigenschaften ausführlich mitgeteilt, so daß man hier alles übersichtlich beisammen findet, was man sonst in der zer- streuten Literatur zusammensuchen muß. Einige Angaben, an denen man Anstoß nimmt, mögen auf die Übersetzung zurückzuführen sein, so, wenn bei Tridymit von allotroper statt von enantiotroper Umwandlung die Rede ist. Andere Versehen stammen aus der Urschrift; so kann man doch nicht sagen, daß Tridymit wesentlicher Bestandteil aller Laven sei (p. 17 7); daß man Tridymit als Erstarrungsprodukt in den Laven neben Leucit und Nephelin finde, während Quarz und Feldspat in vulkanischen Gesteinen nicht anzutreffen seien (p. 301, 409). Das, was durch Untersuchungen von „trockenen“ Schmelzflüssen festgestellt ist, wird hier mißverständlicherweise auf die Miueral- bildung aus natürlichen Magmen übertragen. Die Literatur aus der Zeit vor 1914 hätte ausführlicher berücksichtigt werden können. Die Ergebnisse späterer Untersuchungen des Verf.’s über Cristo- balit und Dinassteine werden als Nachtrag in Übersetzung mitgeteilt; hierüber wolle man die Referate im Neuen Jalirb. f. Min. etc. nachsehen. R. Brauns. W. H. Einmons: The en rieh ment of ore deposits. U. S. Geol. Surv. Bull. 625. 1917. 530 p. 7 Taf. 29 Fig. Das grundlegende Werk über alle oberflächlichen Änderungen und Umbildungen, welche in Erzlagerstätten eintreten. Es ist die sehr stark vermehrte und völlig umgearbeitete Neuauflage des Werkes desselben Verf.’s über „The enrichment of sulphide ores“, welches 1913 als Bull. 529 erschienen war. Der Titel ist eigentlich zu eng gefaßt, indem außer der den breitesten Raum einnehmenden und wirtschaftlich wichtigsten eigentlichen Anreicherung durch zementative Bildung reicher Sulfide und Sulfosalze auch vollständig die Oxydationszone und sehr ausführlich die unterirdische Wasserzirkulation behandelt wird. Da das Werk eine wohl ziemlich Besprechungen. 671 vollständige Sammlung der Beobachtungstatsachen enthält, teils in zusammenfassenden Kapiteln, teils unter der Überschrift der ein- zelnen Metalle an Hand zahlreicher ausführlicher Lagerstätten- beschreibungen, kann unmöglich in einem Referat auch nur an- nähernd die Fülle des Stoffes angedeutet werden. Die einzelnen Kapitel behandeln folgendes: Nach der kurzen historischen Einleitung und der knappen Formulierung der Hauptprobleme folgt ein Literaturverzeichnis mit über 300 Nummern, das aber nur die speziell mit dem Gegenstand sich befassenden, meist amerikanischen Arbeiten enthält, während im Text selbst noch zahlreiche weitere Arbeiten zitiert sind, in denen auch noch ge- legentliche Hinweise auf die Probleme enthalten sind. Dann folgt die Besprechung der physikalischen Faktoren, welche eine Oberflächenumbildung von Erzlagerstätten bedingen (p. 33 — 44). [Ref. möchte das vom Verf. hierfür stets gebrauchte Wort „euriehiuent“ übersetzen mit dem sachlicheren und all- gemeineren Ausdruck „Oberflächenumbildung“, welche sich dann wieder gliedert in die „Zementation“ oder „zementative Anreicherung“ und die „Oxydation“.] Als Faktoren kommen in Betracht: Klima, und zwar Temperatur und Regenhöhe; ob humid, arid oder nival; Höhenlage, Relief der Gegend, Durch- lässigkeit der Nebengesteine, Intensität der Erosion, Alter der Lagerstätte, physiographisch-inorphogenetische Geschichte der Ge- gend (besonders Einfluß einer früheren Vergletscherung), endlich Struktur und Bau der Lagerstätte. Als nächstes Kapitel wird die Zirkulation des Grundwassers behandelt (p. 44 — 50), und die Verwitterung der Silikat- und Carbonatgesteine (p. 50 — 53). Die Zonengliederung der Sulfidlagerstätten in die einzelnen Zonen: Oxydations-, Zementations- und primäre Zone (p. 53 — 70) gibt sodann Gelegenheit, die geo- logischen , mineralogischen und strukturellen Erscheinungsformen und Unterschiede der einzelnen Zonen zu schildern und ihre jeweiligen Beziehungen zum Grundwasserniveau abzuleiten. Ein besonderer Abschnitt wird der Textur und Struktur der sekundären Erzzonen gewidmet (p. 71 — 79), und dabei die pseudomorphen und Verdrängungsstrukturen besonders berücksichtigt. Eine kurze Zusammenfassung bringt dann die Kriterien zur Erkennung sekundärer Erze (p. 80 — 83), die teils solche geologischer, teils mineralogischer Art sind. Mit Recht wird darauf hingewiesen, daß es nur ganz wenige sulfidische Erze gibt, die ausschließlich primär oder ausschließlich sekundär sind, daß die weitaus meisten sowohl primärer als auch sekundär-zementativer Entstehung sein können. [Der Begriff der „Leiterze“, den Krusch betont wissen will, ist in der Zementationszone sehr cum grano salis zu betrachten und viel mehr Wert ist auf die Verknüpfung solcher „Leiterze“ mit „Leitstrukturen“ zu legen. Ref.] — Unter 672 Besprechungen. der gemeinsamen Überschrift „Chemismus der 0 her flächen - Umbildung“ werden dann auf p. 83 — 504 die Vorgänge der Oxydation und Zementation, die ihnen unterliegenden sulfidischen Ausgangsprodukte und die Endprodukte sowie die dabei eine Rolle spielenden chemischen Reaktionen sehr ausführlich behandelt. Ein •erster allgemeiner Teil umfaßt folgendes: Allgemeine chemische Zusammensetzung von Grundwässern (p. 83 — 86); Zusammensetzung der Grubenwässer in sulfidischen Kupfer- und Edelmetall-Minen v , aber lange nicht so stark wie beim Nadeleisenerz. Die Doppelbrechung ferner scheint geringer zu sein als diejenige von Rubinglimmer und Nadeleisenerz ; sie kommt derjenigen des Muscovits ungefähr gleich. Es ist somit nach all dem kein Zweifel, daß das Eisenhydrat 2Fe203 . 3H.,0, welches einen vorwiegenden Bestandteil der meisten Vorkommnisse von braunem Glaskopf bildet, ein durchaus selb- ständiges, optisch völlig eindeutig charakterisiertes kristalloides Mineral ist, das man dem amorphen Brauneisen gegenüber nach dem Vorgang von Pelikan am besten als Limonit bezeichnet, und Ivlockmann 1 ist daher im Unrecht , wenn er die faserigen Formen des braunen Glaskopfes in allen Fällen zum Nadeleisenerz verweist, das wohl unter Umständen ähnlich aussehende Massen bilden kann, optisch aber stets leicht zu unterscheiden ist. Was endlich den von Lacroix für den Rubinglimmer auf- gestellten Namen Lepidokrokit betrifft, so werden mit diesem Namen gewöhnlich schalige Gemenge bezeichnet, die aus Lagen von mehr schuppigem, rötlichem Rubinglimmer und aus mehr braunen, faserigen Bildungen bestehen , die bald zum Nadeleisenerz , bald zum Brauneisenerz gehören. Vorliegende Abhandlung wurde unter Anleitung meines hoch- verehrten, nur allzu früh dahingeschiedenen Lehrers Prof. Wein- schenk angefertigt und kurz vor seinem Heimgang vollendet; sie sei seinem Gedächtnis gewidmet. München, Petrogr. Seminar der Universität, im April 1921. 1 Klockmann. Lelnb. d. Min. 1912. Stuttgart. 5. u. 6. Autl. H. Philipp, Beitrag zur Kenntnis etc. 079 Beitrag zur Kenntnis der Bewegungsvorgänge in hoch- viskosen geologischen Flüssigkeiten. Von H. Philipp. Mit 3 Textfiguren. In meinen Arbeiten über Gletscherbewegung und Gletscher- textur * 1 habe ich, z. T. in Übereinstimmung mit den Ergebnissen anderer Forscher, den Nachweis erbracht, daß sich, im Gegensatz zu den bisher angenommenen Auffassungen, die Bewegung der Gletscher im wesentlichen durch ein Übereinandergleiten von Teil- Bächen an einer größeren Anzahl von Abscherungsflächen , also als eine „Laminarbewegung“ vollzieht. Der Verlauf der Scher- flächen ist, entsprechend den Flächen größter Reibung, bei Tal- gletschern trogförmig, bei Gletschern mit flachem Untergrund (Plateaueis, Flankeneis, Inlandeis) ebenflächig. Ihre Abstände untereinander zeigen eine gewisse Konstanz ; aus der Verkittung der Scherflächen durch Regelation entsteht die Blättertextur des Gletschereises, die ,, Blaublätter“. Derartige abscherende Bewegungen bei strömenden geologischen Flüssigkeiten müssen an einen bestimmten Viskositätsgrad gebunden sein, wobei einerseits die Neigung des Geländes und die Reibung an der Unterlage, andererseits die Struktur der bewegten Masse (homogen oder inhomogen, kristallisiert oder amorph, Größe der einzelnen Komponenten) von Einfluß sein wird. Vom Standpunkt des Geologen ist die Frage deshalb von Interesse, weil wir außer dem Eise noch eine Reihe anderer hoch- viskoser geologischer Flüssigkeiten kennen, über deren innere Be- wegungsvorgänge bisher wenig bekannt ist. Und zwar sind dies in erster Linie erstarrende Laven, außerdem aber bewegte Schlamm- massen (Schlammströme, Muren, Franen). Zunächst sei an die Untersuchung von Albert Heim2 erinnert, der an Strömen von abgetötetem Gips das Auftreten von Ver- schiebungsflächen beobachtet hatte, die annähernd dem Stromrand parallel verliefen. Es fragt sich nun, ob nicht auch an natür- lichen Schlammströmen, die ja mit den HEm’schen Gipsströmen am ehesten zu vergleichen sind, Ähnliches wahrgenommeu werden kann. Aus der Literatur ist mir bisher derartiges nicht bekannt geworden. Dagegen konnte ich vor einiger Zeit eine Beobachtung 1 Untersuchungen über Gletscherstruktur und Gletscherbewegung. Geol. Rundschau. Bd. V. 1914. p. 285 — 239, und Geol. Untersuchungen über den Mechanismus der Gletscherbewegung und die Entstehung der Gletscher- struktur. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 43. 1920. p. 439 — 566. 1 Über Gletscher. Ann. d. Physik u. Chemie. Erg.-Bd. 5. 1871. p. 30 — 63; vgl. auch Philipp, a. a. 0. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. 43. p. 461. 680 H. Philipp. machen, die mir den Vorgängen bei dem HeiM’schen Versuch zu entsprechen scheint. Sie betrifft einen der kleinen Schlammströme von Kreide, wie sie an dem Steilufer von Rügen zwischen Saßnitz uud Stubbenkammer, namentlich in der nassen Jahreszeit gar nicht selten sind. Einer dieser, bei meinem Besuch im Januar 1914 oberflächlich bereits ziemlich verfestigten Ströme, war in einer Breite von etwa f m in einer Furche am Hange sehr steil herab- geflossen und hatte sich unten am Strande zu einem etwa 4 m breiten flachen Kuchen ausgebreitet. An der Stelle stärkster Neigung am Hange, auf einer Länge von etwa 2 m, zeigte nun dieser kleine Strom eine mit den Seitenrändern parallel verlaufende feine Abscherungskliiftung in Abständen, die ich nach einer nicht sehr scharfen Photographie nachträglich auf etwa 2 — 3 cm schätze. Den Verhältnissen bei Talgletschern entsprechend traten diese Ab- scherungsrisse nur randlich auf, die Mitte war frei davon. Eine nähere Untersuchung, namentlich im Querschnitt, mußte damals leider unterbleiben. Vielleicht gelingt es, an anderen Schlamm- strömen oder Muren ähnliche Beobachtungen zu machen. Die Wahrscheinlichkeit wird dann gegeben sein, wenn die Verfestigung eintritt, noch während der Strom in Bewegung ist. Von größerer geologischer Bedeutung als die Bewegung in Schlammströmen ist das Studium der Bewegungsvorgänge in Laven, da sie geeignet scheinen , über bestimmte textureile Verhältnisse Auskunft zu geben. Die folgenden Mitteilungen beziehen sich auf den großen Obsidianstrom der Bocche rosse auf Lipari, den ich im Jahre 1904 gelegentlich einer Studienreise besuchte. Die Groß- artigkeit und den unvergleichlichen Farbenzauber dieses Glas- stromes, dessen rotbraune Oberflächenfarbe in wunderbarem Kon- trast zu den blendenden Bimssteinwänden seines Kraters, der tief- blauen Farbe des Meeres und dem Blau des Himmels steht, hat Bergrat1 treffend geschildert. Steigt man an der Ostseite des Stromes, vom Monte Pelato kommend, zum Capo Castagno herab, so trifft man auf den auf Fig. 1 dargestellten, etwa 2 — 3 m hohen Aufschluß, den Bergeat ebenfalls in einer etwas schemati- sierten Bleistiftskizze (a. a. 0. p. 114) wiedergegeben hat. Zu- nächst fallen dem Beschauer die prachtvollen Stauchungen auf, die ein Bild wilder Faltung Vortäuschen. Eine zweite Erscheinung, auf die icli hier die Hauptaufmerksamkeit richten möchte, ist die ebenfalls in der Photographie deutlich ausgeprägte Plattung, nach der das Gestein zerfällt, und die von Bergeat ebenfalls in Wort und Zeichnung wiedergegeben ist. Die nähere Beobachtung an einem größeren, von dort aufgesammelten Blocke von etwa 20 — 30 cm Kantenlänge (vgl. Fig. 2) ergibt folgendes Bild im einzelnen. Das Gestein ist ein tiefschwarzer Liparitobsidian, durchsetzt von zahl- Die äolischen Inseln. München 1899. p. 113 114. Beitrag zur Kenntnis , glaubte er unsere Resultate als falsch nachgewiesen zu haben. Auf den sehr temperamentvollen WEiuEL’schen Angriff hin wurden von mir eigene Versuche 1 unternommen und auch diese ließen keinen Zweifel darüber, daß zwischen Entwässerung und Wiederwässerung ein fast völliger Parallelismus 2 * * 5 bestand, daß also unsere frühere Annahme von dem grundsätzlich verschiedenen Verlauf beider Vor- gänge nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Es sei aber gleich hier hervorgehoben, daß der treppen artige Verlauf unserer W ä s s e r u n g s k u r v e n unverändert bestehen bleibt: Der Parallelismns zwischen Entwässerung und Wiederwässerung besteht also nach meinen neuen Versuchen darin, daß beide Vorgänge Kurven mit langen Haltepunkten liefern. Wenn Weigel (p. 2) versichert, es würde vom Heulandit Wasser sehr schnell abgegeben, aber sehr langsam wieder aufgenommen, so ist in solch allgemeiner Form diese Behauptung irreführend, weil die Schnelligkeit des Wasser- austausches durch die Versuchsbedingungen willkürlich verändert werden kann. Die Entwässerung wird unter sonst gleichen Um- ständen um so schneller verlaufen, je trockener die übergeleitete Luft ist, während die Wiederwässerung umgekehrt durch möglichst feuchte Luft begünstigt wird. Daß die von Weigel mit nahezu trockener Luft (8 — 10 mm Dampfdruck) durchgeführte Entwässerung rascher vor sich geht, als die mit einem gleich trockenem Luft- strom unternommene Wiederwässerung, ist eine Selbstverständlich- keit, die mit der Wasserbindung im Heulandit nichts zu tun hat. 1 Der experimentelle Teil dieser Arbeit wurde bereits Anfang August 1920 abgeschlossen ; Krankheit und eine anschließende Operation haben die Veröffentlichung in unerwünschter Weise verzögert. Bei Abfassung der Arbeit lag die ausführliche und gründliche Untersuchung von K. H. Scheumann (Verh. d. sächs. Akad. d. Wiss. Leipzig 1921. Math.-phys. Kl. 73. 1 — 113). welche eine Fülle interessanter Anregungen birgt, noch nicht vor, so daß ich dieselbe nur in Anmerkungen berücksichtigen kann. 5 Er zeigt leichte Störungen infolge der langsamen Zersetzung, welche der Heulandit während der Versuche, auch schon unter 180°, erfährt. 696 A. Beutell Die Tatsache, daß die Ergebnisse mitunter mehr von der Versuchs- anordnung als vom Wesen des Heulandits abhängen, muß bei der Beurteilung aller hier auftretenden Erscheinungen stets im Auge behalten werden. Nach Weigel (a.a. 0. p. 6) soll durch die „von allen Forschern vor Beutell aufgenommenen Entwässerungskurven“ erwiesen sein, daß die Zeolithe keine Wasserverbindungen nach Art der gewöhn- lichen Salzhydrate sein können. Doch muß er einräumen, „daß bei allen diesen Untersuchungen entweder die Versuchsgenauigkeit oder die Zahl der Beobachtungen nicht ausreicht, um mit Sicherheit das Fehlen von Diskontinuitäten auf diesen Kurven zu behaupten“. Hierdurch wird die ganze Beweisführung aber hin- fällig, weil gerade die Diskontinuitäten den sichersten Beweis für chemische Bindung darstellen. Nach den obigen Ausführungen besteht zwischen Weigel und mir Übereinstimmung betreffs des reversiblen Charakters von Entwässerung und Wiederwässerung. Auch die zuerst von uns gefundenen Diskontinuitäten bei ganz molaren Verhältnissen werden durch die W EiGEL’schen Be- obachtungen — nachdem er die Versuchstemperaturen ebenso nahe aneinander gelegt hat wie wir — für die geraden Molzahlen be- stätigt: Unsere von Weigel so bemängelte Apparatur hatte, im (tegeusatz zu allen bisherigen Forschungen, zum erstenmal Dis- kontinuitäten in der Wasserführung der Zeolithe aufgedeckt. Den einzigen grundsätzlichen Unterschied zwischen Weigel und uns bilden die Beständigkeitsintervalle, welche bei seiner „verbesserten“ Methode nicht auftreten. Nach Weigel beruht dieser Widerspruch zwischen den beiderseitigen Arbeiten auf der Ungenanigkeit der Temperaturkonstanz und der Temperaturmessung in unseren Ver- suchen: „Für den weitaus größten Teil der Messungen bestimmt tatsächlich die Sicherheit der Temperaturkonstanz die Genauigkeit aller übrigen Messungen.“ Er hat die Genauigkeit der Temperatur- messung durch Benutzung eines in tV Grade geteilten Thermometers und die Temperaturkonstanz durch Anbringung eines automatischen Temperaturreglers verbessert, welcher die Temperaturschwankungen auf 1° herabdrückt. Diese Verbesserungen sind zu begrüßen, doch besitzen sie nicht die Bedeutung, welche ihnen Weigel zuschreibt. Unsere Beständigkeitsintervalle (Diss. Stoklossa, p. 14 u. 1 f» ) schwanken zwischen 10 und 38° und neuerdings habe ich noch ein weiteres von 54° festgestellt. Höchstens die 4 kleinsten von 10 — 13° (entsprechend 7, 6, 5 u. 4 Mol. Wasser) könnten durch Ungenauigkeit der Temperaturmessung in Frage gestellt werden; die 7 größeren von 18 — 53° (entsprechend 11, 10, 1), 8, 3, 2 u. 1 Mol. Wasser) würden davon unberührt bleiben. Die übertriebene Einschätzung der von ihm cingefiihrten Ver- besserungen verführt Weigel dazu, eine unverständlich scharfe Polemik gegen uns zu eröffnen. Die von ihm auf p. 2 n. 3 zu- I>ie Wasserbindnng im Henlnndit. 097 sammengeti agenen augeblichen „Fehlerquellen reichen völlig aus, um die von den Verfassern erhaltenen Abweichungen ihrer Wässerungs- kurven vom kontinuierlichen Verlaufe zu erklären“. Die beistehende, seiuer Arbeit entnommene Fig. 1 betrachtet er als Stütze dieser kühnen Behauptung. Die doch gewiß auffallende Tatsache, daß unsere 2 Jahre vor ihm festgestellten Beständigkeitsintervalle für 10, 8, 6, 4 u. 2 Mol. Wasser fast genau mit seinen Knickpunkten Fig. 1. für ganze Molzahlen zusammenfallen, läßt sich unmöglich dem Zufall zuschreiben. Seine eigene Figur, welche außer den STOKLOSSA’schen Werten (S) die in seiner Kurve eingezeichneten Z ambox ixi’schen (Z) enthält, ist im Gegenteil ein schlagender Beweis dafür, daß hier nicht der Zufall maßgebend war, sondern daß Beziehungen vorliegen, die im Wesen des Heulandits begründet sein müssen '. 1 Die Unhaltbarkeit des WEiGEL’schen Standpunktes ergibt sich auch aus der Arbeit Schkumann’s (a. a. 0. p. 81 u. 82), der die sämtlichen, zuerst von uns gefundenen ganzzahligen molaren Verhältnisse als bestehend an- erkennt. Scheumann schreibt: „Die WEiGEL’schen Konzentrationsreihen markieren nach seiner graphischen Darstellung nur die ganzen Mole (zeigen also nur 5 Einschnitte) in gleichmäßigen B"genkurven. Ich habe die Weigel sehen Oiiginalwerte in größerem Maßstab neu aufgetragen. Man erkennt (Fig. 19, p. 82), daß die Schlußfolgerung auf die Regel- mäßigkeit der Bogenführung zuriiektritt zugunsten einer Auffassung, wie 698 A. Beutelt Der nach Weigel allein ausschlaggebende Gesichtspunkt der Ungenauigkeit unserer Apparatur wird weder der weitgehenden Übereinstimmung zwischen seinen und unseren Beobachtungen, noch der vorhandenen Unstimmigkeiten (unserer Beständigkeitsintervalle) gerecht. So einfach sind die von uns an den verschiedenen Zeolithen gefundenen (rund 50) Beständigkeitsintervalle, von denen jedes einzelne von 3 — 4 von einander völlig unabhängige Beobachtungen festgelegt ist, nicht aus der Welt zu schaffen. Um die Sachlage richtig zu würdigen, darf man nicht, wie es Weigel tut, auf der Gegenseite nur Unverstand und experimentelle Ungeschicklichkeit vermuten. Eine etwas genauere Durchsicht unserer Arbeiten hätte ihm vielleicht doch gezeigt, daß andere Faktoren für die Yersuchsresultate viel ausschlaggebender sind, als die Genauigkeit der Temperaturmessung, auf die er seine ganze Arbeit auf baut. Bedauerlicherweise ist die in unseren Arbeiten zum erstenmal angewandte Methode, zu jeder Wasserbestimmung eine neue Substanzprobe zu verwenden, bisher gänzlich über- sehen worden (Diss. Blaschke, p. 22; Diss. Stoklossa, p. 13). Das Wasser wurde jedesmal durch Glühen der Probe ermittelt. Unsere Wasserbestimmungen sind daher nie Differenzbeslimmungen, sondern jeder einzelne Kurvenpunkt ist von dem andern völlig unabhängig und wird naturgemäß von seinen Nachbarn kontrolliert. Eine Veranlassung, die der SroKLossA’schen Heulanditkurve zu- grunde liegenden 50 Eiuzelbestimmungeu zu wiederholen, war somit nicht vorhanden. Der gegen uns erhobene Vorwurf, wir hätten für die einzelnen Zeolithe stets nur eine Kurve aufgenommen, beruht auf der irrtümlichen Vorstellung, daß auch unsere Kurven wie die W EiGEij’schen durch Differenzwägungen an ein und demselben Pulver erhalten worden seien. Es könnte scheinen, daß sich unsere Methode von der sonst üblichen nur durch ihre Umständlichkeit und Un- bequemlichkeit unterscheidet. Bei näherer Überlegung stellt sich heraus, daß unsere Haltepunkte ohne diese unbequeme, aber not- wendige Arbeitsart nicht auftreten können. Wird ein und dasselbe Pulver für die Ermittlung der ganzen Kurve benutzt, so entspricht jede folgende Wägung einer längeren Versuchszeit, und es kommen schließlich extrem lange Zeiten zu- stande (622 Stunden bei Weigel). Daß solche Versuchszeiten bei so zersetzlichen Mineralien, wie es die Zeolithe sind, vermieden Y I ■ sie in dem Begriff einer fast stetigen Kurvenreihung ausgesprochen ist. Auch die Halbmolwerte erscheinen in. E. unverkennbar.“ Selbst die WEiGKL’schen Daten liefern also nach Scheumann Anhaltspunkte für alle 11 von uns gefundenen molaren Verhältnisse, wodurch sich die Ansicht Weigel’s erledigt, daß unsere ungeraden Molzahlen (11, 9, 7, 5, 3 u. 1) nur einem unerlaubten Rechenkunststück ihr Dasein verdankten. Die Wasserbindung im Heulandit. 699 werden müssen, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, und doch wird hiergegen fortgesetzt verstoßen. Daß der Heulandit durch 622 Stunden langes Erhitzen chemisch und physikalisch verändert worden ist, kann niemand leugnen; die mit einem solchen miß- handelten Heulandit erhaltenen Werte sind mit einer von Versuch zu Versuch verlängerten Vorbehandlung erhalten ; zu jedem Ver- such ist gewissermaßen eine verschiedene Substanz benutzt worden. Einen der Hauptgründe dafür, daß die WEiGEL’sche Kurve nur schwache Anklänge an die wahren Verhältnisse erkennen läßt, sehe ich in der langen „Vorbehandlung“ des Heulandits, welche die Intervalle völlig zum Verschwinden bringt. Bei unserem Verfahren der Wiederwässerung wurden zunächst zwei größere Proben soweit als nötig entwässert. Die für höhere Wassergehalte bestimmte wurde 24 Stunden im Vakuum einer Queck- silberpumpe auf 150 — 170° erhitzt, wobei bis 12% Wasser aus- getrieben wurde. Die für niedrige Wassergehalte ausersehene Probe erfuhr außerdem noch eine 24 stfindige Trocknung bei 230 — 260°, wobei im ganzen ca. 14% Wasser verdampften (Diss. Stoklossa, p. 10). Zu den sämtlichen STOKLOsSA’sclien Versuchen mit Heulandit kamen somit nur zwei etwas verschieden vorbehandelte Ausgangssubstanzen zur Verwendung1, und diese wurden dann ausnahmslos 14 — 16 Stunden bei verschiedenen Temperaturen wiedergewässert \ Alle unsere Einzelbestimmungen sind unter geringfügiger Änderung von Druck und Temperatur durchgeführte Parallelversuche, während bei Weigel jeder Versuch mit einer jedesmal länger vorbehandelten und des- halb stärker zersetzten Substanz ausgeführt wird. Bezüglich der abfälligen Kritik, welche Weigel an unserer Apparatur übt, muß vor allem betont werden, daß er dieselbe nur aus der SroKLossA’schen Abbildung kennt (Abbild. 3, p. 12) und nie damit gearbeitet hat. Bedauerlicherweise hat die Figur ein Mißverständnis hervorgerufen, das von Weigel als augenfälliger Beweis meines experimentellen Ungeschicks hingestellt wird. Er nimmt an, wir hätten zwischen den Kolben mit warmem Wasser, in welchem die Luft die erforderliche Feuchtigkeit aufnimmt, und das Heizrohr des Wässerungsofens eine Art Luftkühler von 50 cm Länge eingeschaltet. Diese Vermutung ist irrig; das in der Figur vorhandene lange Verbindungsrohr war nur während der photo- graphischen Aufnahme eingeschoben worden, weil die einzelnen Teile der Apparatur weiter auseinander gezogen waren. Wir hatten diesen 1 ScHEUMANN (p. 37) verwendet 17 verschiedene Pulverserien, „die je 6—18 Gleichgewichtseinstellungen unterworfen waren“ 1 Die Vermutung Scheümann’s (a. a. 0. p 21', daß die STOKLOSSA'schen Werte von 0—100° so gering sind, weil sie mit Heul mdit erhalten wurden, der bei 260° getrocknet worden war, ist unzutreffeud; erst von 200° an wurde solcher Heulandit verwandt. 700 A. Beutel], Umstand leider nicht besonders erwähnt *. Die Temperatur im Wasserkolben war bei den Versuchen bis 100° stets 7 — 10° niedriger als die Temperatur im Heizraum des Ofens ; bei den Versuchen über 100° war die Differenz noch bedeutend größer. Eine Gefahr für die Kondensation von Wasserdampf lag nicht vor, da das ein- fache Durchströmen der Luft durch das warme Wasser nicht aus- reichte, um dieselbe mit Wasserdampf zu sättigen. Außerdem war das Verbindungsrohr zwischen Kolben und Ofen naturgemäß mög- lichst kurz und befand sich ständig der Wärmestrahlung des eisernen Topfdeckels ausgesetzt. Übrigens ist eine Bildung von Wasser- tropfen von uns nie beobachtet worden. Vieles, was Weigel sonst noch gegen unsere Apparatur ins Feld führt, ist reine Ansichts- sache und sicher von seiner Vorstellung beeiuflußt, daß unsere Resultate falsch sein müßten und die seinigen allein richtig seien. Um festzustellen, ob dieselbe Anzahl von Wassermoleküleu nur bei einer einzigen Temperatur oder in einem Temperaturintervall auftritt, genügt ein Thermometer, das nur von 2 zu 2° geteilt ist und dessen herausragender Quecksilberfaden nicht korrigiert ist. weil die absoluten Werte der Temperatur hierfür nicht entscheidend sind. Dieses von Weigel bemängelte Thermometer hatte ich be- sonders für die Versuche anfertigen lassen ; die rohe Teilung be- weist, daß icli mich über die Genauigkeit der Apparatur keiner Täuschung hingab. Das Thermometer ist in unseren Versuchen nur ein orientierendes Instrument, welches gestattet, die Versuchs- bedingungen nach Wunsch zu ändern. Nach unseren Erfahrungen war die von Weigel so ungünstig beurteilte Apparatur zweckmäßig und besaß den für die Versuche erforderlichen Grad von Genauigkeit. Dies geht auch deutlich daraus hervor, daß die von uns gefundenen Diskontinuitäten durch die Weigel’ sehen Daten bestätigt werden -. Da Weigel unsere rund 50, an den verschiedenen Zeolithen ge- fundenen Beständigkeitsintervalle als Zufälligkeiten hinstellt, welche durch die mangelhafte Apparatur hervorgerufen seien, möchte ich 1 Schkumann hat eine Zeitlang mit unserer Apparatur gearbeitet, aber leider unter Einschaltung eines solchen langen Verbindungsrohres, wie es die S'roKLOSSA’scbe Figur zeigt. Dabei muß naturgemäß Wasser- kondensation und Tropfenbildung eintreten. Er hat bei diesen Versuchen genau solche Beständigkeitsintervalle gefunden wie wir, deutet sie jedoch als „Überwerte“, die durch Einspritzen von Wassertropfen hervorgerufen seien. Bei dieser plötzlichen Erhöhung des Dampfdruckes schnappen diese molaren Proportionen nach Scheumann „rascher ein“ und bei der Wieder- erniedrigung würden sie schwerer überwunden als andere beliebige Mischungs- verhältnisse. — Nach meiner Ansicht steht diese Vorstellung dem Vorgang einer chemischen Bindung sehr nahe. 2 Auch die Anerkennung der von uns und vor Weigel gefundenen 11 molaren Wasserkonzentrationen durch Scheumann (p. S6) kann als Beweis hierfür ins Feld geführt werden. Die Wasserbindung im Heulandit. 701 zunächst die Aufmerksamkeit auf einige Ergebnisse lenken, die ohne diese Apparatur erhalten und in der folgenden Tabelle 1 zusammengestellt sind. Die Wässerung erfolgte hier durch ein- faches Steheulasseu der Zeolithpulver unter einer Glasglocke mit Wasser (angesäuert mit H., S04) 1 in einem Kellerraum, der eine fast konstante Temperatur von 17° hatte. Wenn jeder Temperatur ein bestimmter Wassergehalt entspräche, so könnte die Sättigung aller untersuchten Zeolithe bei der zufälligen Temperatur von 17° nicht ausnahmslos auf ganze Wassermoleküle führen (Diss. Blaschkk. p. 19 u. 20; Diss. Stoklossa, p. 9, 24, 32, 3(5, 45, 54 u. 02). Tab 1. Wässerung bei Zimmertemperatur (17°). Zn Beginn Gew rtssrrt, Dauer Gleich- gewicht °0 H,0 Mol. H,0 ü„ Htn Mol HsO Tage Tage Skolezit .... 13,64 2,98 13.71 2.99 91 49 Natrolith .... 9,58 2,00 9,84 2,05 91 63 Analcim .... 8,55 2,04 8.62 2,05 91 63 Apophyllit . . . 16,24 1,96 16,32 1,98 98 28 Heulandit . . . 14,90 5,22 16.06 5.49 105 14 Desmin .... 17,79 6.40 19,28 6,95 36 15 Harmotom . . . 13,79 4.80 14.67 4.98 105 35 Chabasit .... 16,11 4,7t) 17.06 4,97 105 14 Von den 8 in Tabelle 1 zusammengestellteu Zeolithen besitzen die 4 ersten, nämlich Skolezit, Natrolith, Analcim und Apopliyllit, be- reits ohne jede Behandlung unsererseits bei 17° sehr augenähert eine ganze Anzahl von Wassermolekülen (2,98, 2,00, 2,04 u. 1,96 Mol.) und behalten diesen Wassergehalt auch in Luft, welche mit Wasser- dampf gesättigt ist: diese 4 Zeolithe enthalten bei der zufälligen Temperatur von 17° sowohl für gesättigte als auch für ungesättigte Luft eine durch ganze Zahlen a u s d r ü c k b a r e Anzahl von W a s s e r m o 1 e k ii 1 e n. Die übrigen 4 (Heulandit, Desmin, Harmotom und Chabasit) er- reichen ganzzahlige Werte für Wassermoleküle erst in Luft, welche mit Wasser gesättigt ist, allerdings muß die gefundene Molzahl (5,49 ) bei Heulaudit mit 2 multipliziert werden. Kann nach diesen bei der zufälligen Kellertemperatur von 17° — und zwar ohne unsere von Weigel so ungünstig beurteilte Apparatur — erzielten Ergebnissen noch daran festgehalten werden. 1 Weil hierdurch nach Tammann (N. .Tahrb, f. Min. etc. 1898. Beil.-Bd. XXVII. p. 323 — 336) die Kondensation von Wasser auf den Pulvern verhindert wird. 702 Besprechungen. daß ganze Wassermoleküle nur bei einer einzigen Temperatur vor- handen sein können? Kann nach dem Auftreten von ganzen Wasser- molekülen sowohl in mit Wasserdampf gesättigter als in un- gesättigter Luft angenommen werden, daß hierfür ein ganz bestimmter Dampfdruck erforderlich ist? Beide Fragen sind zu verneinen. Die Richtigkeit der WsiGEti’schen und aller früheren Resultate wird schon durch diese Tatsachen höchst fraglich. Selbst wenn unsere Hauptuntersuchung, die Wässerung bei wechselnden Temperaturen und Dampfdrücken, ganz ausgeschaltet würde, wäre allein durch die obige Tabelle 1 bereits eine sichere Grundlage für die Existenz von Haltepunkten, d. h. von treppenartig ver- laufenden Kurven geschaffen. Trotzdem hat sich in der Fach- literatur niemand auf unsere Seite gestellt. Im Gegenteil führt C. Doelter im Handbuch der Mineralchemie, 1920, p. 180 — 181 aus, Weigel habe die Resultate von „Beutell und Genossen“ als unrichtig nachgewiesen. Derselben Ansicht sind Groth und Mieleitner (Min. Tabellen, Berlin-München 1921, p. 120), welche die Zeolithe als ..eine besondere Art fester Lösungen“ betrachten. (Schluß folgt.) Besprechungen. Franz Steinriede: Anleitung zur mineralogischen Bodenanalyse, insbesondere zur Bestimmung der feineren Bodenmineralien unter Anwendung der neueren petrographischen Untersuchungsmethoden. 2. Aufl. 8°. 238 p. mit 100 Abbild. Preis geb. 00 Mk. Leipzig, Willi. Engelmann. 1921. Das Werk ist in folgende Teile gegliedert: Geschichte und Bedeutung der mineralogischen Bodenuntersuchung. — Gewinnung der zu untersuchenden Bodenprobe durch das Schlämmverfahren. — Methoden, die bei der mineralogischen Bodenuntersuchung angewendet werden können. — Gang der Untersuchung. — Hilfstabellen zur Bestimmung der Bodenmineralien. — Kennzeichnung der Boden- mineralien. — Schlüssel zur Bestimmung der wichtigen boden- bildenden Mineralien. Verf. war offenbar bestrebt, recht viel zu bieten; Ref. möchte meinen, daß er zuviel gebracht hat, indem er sich nicht auf die bodenbildenden Mineralien beschränkt, sondern die gesteinbildeuden Mineralien allgemein behandelt hat. Chromeisen, Spinell, Flußspat, Perowskit — um nur reguläre Mineralien zu nennen — können nicht gut zu den bodenbildenden gestellt werden. Dagegen fehlen die Mineralien der Sodalithgruppe und die Zeolithe, denen doch eine gewisse Bedeutung zugeschrieben wird; nur bei Besprechung Besprechungen. 7< C5 der Kolloide ist auch von Zeolithen kurz die Rede, aber in ab- weisendem Sinn. Der auch für die Vorgänge im Hoden so wichtige Basenaustausch wird nicht behandelt, die Abhandlungen von R. Gans, Wikc.ner, Ramann und anderen sind auch im Literaturverzeichnis nicht aufgeführt. Allerdings führen diese Untersuchungen hinüber zur Bodenkunde, aber etwas weniger „Bodenmineralien“ und mehr Bodenkunde wäre für die Kreise, für die das Werk bestimmt ist, erwünscht gewesen. Die erste Auflage war i. J. 1889 erschienen, dieser zweiten haften noch Schlacken aus jener Zeit an; was über optische Eigen- schaften gesagt wird, ist z. T. unzureichend, z. T. unnötig, wie z. B. die 8 Interferenzbilder allein für Rutil nach A. v. Lasaulx. Die in Fig. 37 abgebildete Einrichtung zur Vergrößerung der Interferenzbilder wird seit 30 Jahren nicht mehr geliefert. Viele der Abbildungen „nach Hussak“ wären entbehrlich oder hätten durch neuere ersetzt werden sollen ; Schwierigkeiten, die dem heute entgegenstehen, verkennt Ref. nicht. Immerhin tindet man hier viel in gedrängter Kürze übersichtlich znsammengestellt, was man sonst in größeren Werken suchen muß. R. Brauns. F. 31. Jaeger : Lectures ou the Principle of Symmetry and its applications iu all natural Sciences. 2. Aufl. Company „Elsevier“ — Amsterdam 1920. Von diesem vortrefflichen Werk, das erst vor zwei Jahren erschienen war, ist schon eine zweite Auflage notwendig geworden, ein Zeichen für den Auklang, den es gefunden hat. Wesentliche Änderungen sind nicht vorgenommen worden, die Zahl der Text- tiguren ist von 170 auf 173 erhöht worden. Wegen seines Inhaltes kann auf die Besprechung in dies. Centralbl. 1918, p. 324, verwiesen werden. Die Ausstattung ist hervorragend gut, der Preis wird in der Ankündigung zu 0 Dollar angegeben. R. Brauns. Dr. Alfons Lehner: Tafeln zum Bestimmen der Mineralien mittels äußerer Kennzeichen. 8°. 72 p. Berlin u. Leipzig 1921. Vereinigung wissenschaftl. Verleger. Preis 10 31k. Zur Bestimmung der Mineralien werden hier herangezogen : Glanz, Farbe, Strich, Härte, Dichte, Spaltung, Kristallsystem mit Form der Kristalle und Aggregate, nicht aber chemisches Ver- halten, Prüfung mit dem Lötrohr, Schmelzbarkeit, oder irgend- welche mikroskopische oder optische Untersuchung. Die Angaben über die Form mit solchen über das Vorkommen füllen die Hälfte der Tafeln, es ist aber nicht ratsam, Kristalle zur Härtebestimmung 704 Besprechungen. zu benutzen, da sie bald abgenutzt wären, auch die größte Sammlung das Material nicht hergeben könnte. Zur Bestimmung derber Mineralien ist einfache chemische oder mikroskopisch-optische Prüfung doch unerläßlich. Wer mit diesen Tafeln, so gut sie sonst im einzelnen durchgearbeitet sind, derbe Mineralien zu be- stimmen versucht, wird bald scheitern. R. Brauns. Carl Hintze: Handbuch der Mineralogie. Erster Band, 19. Lieferung. Der ganzen Reihe 31. Lieferung. Mit 54 Abbild, im Text. IGO p. Herausgegeben unter Mitwirkung zahlreicher Fach- geuossen von Dr. Gottlob Linck. Berlin u. Leipzig 1921. Ver- einigung wissenschaftl. Verleger. Hintze hat bei seinem Tode das groß angelegte Handbuch unvollendet hinterlassen, die letzte Lieferung war 1916 erschienen; es war zu befürchten, daß dieses einzig dastehende Werk eiu Torso bleiben werde. Mit um so größerer Befriedigung ist das Erscheinen dieser neuen Lieferung zu begrüßen; bei der Tatkraft und Umsicht des Herausgebers ist zu erwarten, daß das Handbuch trotz aller sonstigen, durch die Zeitverhältnisse bedingten Schwierig- keiten zu gutem Ende geführt werde; dafür bürgt auch die Ver- bindung des Herausgebers mit zahlreichen Fachgeuossen , wozu Hintze sich nicht hatte entschließen können. — In der vorliegenden Lieferung werden die Spinelle mit Chryso- beryll und Borate behandelt; der Namen des jeweiligen Bearbeiters wird am Schluß der Gruppe angegeben. Die beigegebenen Ab- bildungen gehen ohne Grund über die früher eingehaltene Größe z. T. erheblich hinaus und lassen ihre Herkunft nicht ohne weiteres erkennen. Es wäre doch ratsam, unter jede Figur den Namen des Minerals und des Verfassers zu setzen, aus dessen Abhandlung sie stammt, und nicht über die Größe des Originals hinauszugehen. R. Braunsi. C. Doelter: Handbuch der Mineralchemie. Bd. II, 14. Dresden u. Leipzig, Verlag von Theodor Steinkopft'. 1920. Die neue Lieferung bringt die Fortsetzung der Zeolithe, sodann die Kalknatronfeldspate, wobei die Möglichkeiten des Vorkommens von Carniegitbeimengungen in Feldspaten und ihre Wirkungen be- sprochen werden. Einige Druckfehler sind übersehen worden; das Umwandlungs- produkt von Melilith ist Deeckeit genannt worden, nicht Deekit; es ist gedruckt Mellilith statt Melilith. Die Formel für Deeckeit ist nach Soellnru: (H, K, Na)2 . (Mg, Ca) . (Al, Fe)2 (Si.205)ft . 9H,0; nicht: (II, K, Na) . (Mg, Ca) (Al, Fe) . 2(SisOÄ)ft 9H20. Die Literatur ist bis auf die neueste Zeit berücksichtigt worden. R. Brauns. E. Krenkel, Die Erdbeben Ostafrikas 705 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Die Erdbeben Ostafrikas. Von E. Krenkel in Leipzig. Mehrere in Ostafrika erlebte Erdbeben veranlaßten mich, möglichst umfangreiches Material über ihre Verbreitung und Häufigkeit in Deutsch- und Britisch - Ostafrika wie in den an- grenzenden Gebieten zu sammeln. Bedauerlicherweise sind die während des Krieges in Deutsch-Ostafrika selbst zusammengebrachten Aufzeichnungen in Feindeshand gefallen. Diese waren geschöpft aus den Bebenmeldungen des Wetterdienstes und vor allem aus Notizen und mündlichen Berichten der deutschen Ansiedler, unter denen besonders die meist lange Zeit in der Kolonie an ein und demselben Orte ansässigen Missionare gute und überraschend zahl- reiche Auskünfte geben konnten. Wieder nach Deutschland zurück- gekehrt habe ich versucht, durch einen, allerdings oft nicht zum gewünschten Ziele führenden Briefwechsel mit den heimgekehrten Kolonisten das Verlorene soweit wie möglich zu ergänzen. Die Ergebnisse der Bearbeitung dieser Quellen, zu denen noch die in der geographischen und geologischen Literatur verstreuten wenigen Nachrichten kommen, mögen hier in Kürze angegeben werden1. Montessus de Ballore äußerte noch 1906 in seinem Werke rLes tremblements de terre“ die Ansicht, daß Ostafrika sehr erdbebenarm sei. Was bis zu diesem Jahre wissenschaftlich über die Beben Ostafrikas nutzbar zu machen wrar, berechtigte vielleicht zu dieser Annahme, wenn auch der tektonische Bau dieser weiten Länderstrecken schon starken Zweifel an ihrer geringen Seismizität hätte erwecken müssen. Erst die für die Jahre 1909 — 1912 in den „Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten“ bei den meteorologischen Beobachtungstabellen veröffentlichten, nur allzu kurzen und wenig beachteten Bebenmeldungen bahnten eine Änderung der Ansicht über die geringe Bebenhäufigkeit in Deutsch-Ostafrika an, und brachten eine wesentliche Bereicherung des bisher so farblosen Bildes. Dr. Castess, dem die amtlichen Bebenmeldungen 1 Für die ausführliche Darstellung mit den Quellangaben, die hier weggelassen sind, sei auf die in den Sitzungsberichten der Sachs. Akademie der Wiss. zu Leipzig erscheinende Arbeit über „Tektonik, Vulkanismus, Erdbeben und Schwereanomalien der Störungszonen Ostafrikas“ hingewiesen. Sie enthält auch eine Reihe von Karten, die sich auf dieses Thema beziehen. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 45 706 E. Krenkel. der Kolonie in Daressalam zuflossen, versuchte auf sie gestützt, zum ersten Male im „Pflanzer“ einen Überblick über die Erdbeben- häufigkeit bestimmter Gebiete des Landes zu geben. Er giug jedoch von einem sehr einseitigen, den geologischen Bau fast gar nicht berücksichtigenden und deshalb zu falschen Schlüssen führenden Einteilungsprinzip aus. Das von mir bearbeitete Beob- achtungsmaterial — so lückenhaft es auch aus vielen Gründen sein muß — zeigt nun in klaren Zügen, daß ganz Ostafrika von Beben heimgesucht wird, daß einzelne Landflächen sehr bebenreich sind, ja daß es innerhalb dieser engere Gebiete gibt, die zu den am häufigsten erschütterten der Erde gehören. Ostafrika wird von drei bedeutsamen Störungszonen durch- zogen. Diese sollen weiterhin als die westliche — mitNjassa-, Rukwa- und Tanganjika-Graben und dessen nördlicher Verlängerung — , die mittlere — mit dem Großen Graben, der Großen Bruchstufe usw. — und die östliche — mit dem Hochlandsanstieg, seiner tektonischen Fortsetzung und seinen Vorbrüchen, — bezeichnet werden. Eine vierte, weniger bedeutende Störungszone ist durch Zusammenfassung von geologischen und seismischen Beobachtungen und durch die Gestaltung der Dichte-Isanomalen wahrscheinlich gemacht. Sie zieht dem Westufer des Viktoria-Sees entlang in den großen Granitschild des inneren Hochlandes hinein, ungefähr in Richtung auf Tabora. Der Bau aller dieser Störungszonen kann hier nicht besprochen werden. Für alle aber läßt sich die tektonische Ent- stehung einwandfrei nachweisen. Wegen der für diese bezeichnenden Einzelheiten verweise ich auf die angeführte Arbeit. Mit den zuerst genannten drei langgestreckten Störungszonen sind drei, sehr verschieden große Gebiete junger vulkanischer Tätigkeit auf das engste räumlich und genetisch verknüpft. Auf diese Störungszonen und vulkanischen Gebiete können alle Erderschütterungen Ostafrikas, die mitunter die Intensität erdumlaufender Beben entwickeln, als ihre Herde zurückgeführt werden — , kleine lokale Beben ausgenommen, die hier beiseite gelassen sind. Zu der, schon durch das Zusammenfallen von Tektonik und Vulkanismus gegebenen höheren geologischen Einheit dynamischer Äußerungen tritt als drittes Element naher Verwandtschaft nun die seismische Tätigkeit der gleichen Gebiete. Diesem Dreiklang einen sich als vierter Ton die in diesen selben wiederum auftretenden Dichteanomalien. Tektonik und Vulkanismus, Erderschütterungen und Schwerestörungen geben in Ostafrika eine in sich untrennbar vereinte geologische Kräftegruppe erster Ordnung. — — Für Deutsch - Ostafrika lassen sich nun im einzelnen drei Jlauptgebiete vulkanischer und vier Hauptgebiete tektonischer Beben unterscheiden. Die Erdbeben Ostafrikas. 707 Die Gebiete vulkanischer Beben. Die Gebiete vulkanischer Erschütterungen schließen sich an die jungen Eruptionszentren der Kolonie au, als deren bedeutendste Vertreter Kilimaudjaro und Mein, die Virunga- und Konde-Vulkane bekannt sind. Ihre seismischen Äußerungen stehen hinter denen der tektonischen Störungszonen weit an Zahl wie Wirkung zurück. Die für Deutsch-Ostafrika von mir ausgeschiedenen vulkanischen Beben sind einmal in dem erweiterten Sinne zu verstehen, dal» man sie als durch, auf der Erdoberfläche selbst nicht unmittelbar nachweisbare vulkanische Ereignisse verursacht auffaßt. Sie ent- springen in Gebieten, wo sich tiefgreifende Störungen der Kruste und vulkanische Erscheinungen genetisch nicht trennbar und im Räume auf kleine Flächen beschränkt zusammentinden. Es sind tektovulkanische Beben. In allen durch eine enge Ver- gesellschaftung von Tektonik und Vulkanismus ausgezeichneten Gebieten entstehen sehr empfindliche und besonders regsame, gesetz- mäßig umgrenzte Schütterregionen. Die Konde-Vulkane, die mannig- faltigen Vulkanbauteu der mittleren Störungszone mit ihrem un- ruhigen Umlande sind Zeugen für diese tektovulkanischen Beben. Neben ihnen finden sich zum andern, jedoch in einer starken Minder- heit, auch rein vulkanische Beben im engeren Sinne des Wortes, die mit sichtbaren Ausbrüchen naher Vulkane in Verbindung stehen und von ihnen allein erregt werden. Es geht nicht an, den Vulkanismus als Erdbebenerreger zu leugnen, wie es nicht selten das Bestreben in der, einem aktiven Vulkanismus meist abholden Zeit ist. K i 1 i m an dj a r o- M er u - Schütter kreis. Nachrichten über Erderschütterungen ans diesem Gebiete gehen bis in die neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück, und lassen sich bis in die neueste Zeit fortführen. Ausführlichere Schilderungen liegen von zahlreichen Missionen an beiden Vulkanen vor. Einzelne Beben am letzteren scheineu mit einer gesteigerten Tätigkeit dieses im Solfatarenstadium befindlichen Vulkans znsammenzufallen. Alle Beobachtungen deuten mit ausreichender Sicherheit darauf hin, daß hier ein enger begrenztes, an Beben tektovulkanisclier Natur reiches Gebiet vorliegt. Das nahe benachbarte Pare-Usambara. die im Süden anliegende Steppenniederung, spürt von den meisten dieser stoßförmigen Beben nichts mehr. Als Ursachen dieser mögen magmatische Vorgänge im Untergründe der vulkanischen, von Brüchen aunehmbarerweise durchsetzten Gegend angesehen werden. Neben den tektovulkanischen Beben wird dieses Schüttergebiet sicher des öfteren von tektonischen durchlaufen, die überwiegend aus der östlichen Störnngszone herzurühren scheinen, zum kleineren Teile auch aus der mittleren. Die in diesem Schütterkreise auftretenden Beben erreichen Stärkegrade, die dazu Veranlassung gaben, feste niedrige Stein- häuser mit Schutzeinrichtungen zur Verhütung schwerer Be- 45* 708 E. Krenkel, Schädigungen zu verseilen, z. B. mit sogenannten Erdbebenschutz- kränzen, die zwischen Erdgeschoß und Dachstuhl zum Zusammenhalt der Mauern eingebaut werden. Schütter kreis der Virunga-Vulkane. Der geringen und späten europäischen Besiedelung entsprechend fließen hier die Quellen spärlich. Vulkanische Beben sind vor allem an die beiden noch tätigen Schlote der Virunga, an Namlagira und Niragongo, geknüpft. Deutlich wird der Zusammenhang zwischen Vulkanismus und Erschütterungen besonders bei einem heftigen Ausbruche, der unfern der Nordküste des Kiwu-Sees in der Nacht vom 4. zum 5. Dezember 1912 einsetzte und in unverminderter Stärke bis zum Januar 1913 anhielt. Es bildete sich am Siidfnß des Niragongo ein neuer parasitärer Krater, der Aschen und Laven förderte. Während des Ausbruchs nun wurde eine Reihe mehr oder weniger heftiger Erdbeben beobachtet, die sich nach dem Februar 1913 zu an Zahl langsam verminderten und an Stärke abnahmen. Vor dem Beginn des Ausbruches wurden auf der nur 20 km entfernten Station Kissenji keinerlei Erdbewegungen verspürt, welche diese dagegen während und nach dem Ausbruche deutlich wahrnahm. Die stärksten Erschütterungen beschränkten sich durchaus auf die kurze Periode der Aktivität des neuen Niragongo-Parasiten. Während dieses Ausbruches des „Katerusi-Kegels“ wurden einzelne Beben auch bis weit nach Ruanda hinein verspürt. Sie können unbedenklich als von ihm ausgehend betrachtet werden. Ruasa, rund 65 km vom Eruptionszentrum gelegen, Kigali in rund 110 km Entfernung von diesem sind als Meldeorte für vulkanische Beben vom 26., 27. und 28., bezw. vom 25. Dezember 1912 zu nennen. Im Monat Dezember 1912 ist dagegen aus der sonst sehr bebenreichen, nahe benachbarten westlichen Störungszone (aus dem Russissi-Tal und vom nördlichen Tanganjika-See) kein einziges Beben gemeldet. Auch von den beiden andern Gruppen der Virunga sind Er- schütterungen bekannt. Unsicher ist jedoch noch, ob es sich in ihnen um das ganze Vulkangebiet berührende Vorgänge handelt oder um nur lokal begrenzte. Die Größe des makroseismischen Schüttergebietes der von den Virunga ausgehenden vulkanischen Beben ist als nicht gering zu veranschlagen, wenn auch vorläufig nur roh zu schätzen. Wurden doch in Mujaga in Urundi, 250 km vom neuen Krater entfernt, und an andern Orten dieser Landschaft in der Tätigkeitszeit dieses Parasiten häuserbeschädigende Erdbeben festgestellt, begleitet von „ hörbaren Vulkanknallen “ . Bemerkt sei hier, daß Ruanda sehr erdbebenreich zu sein scheint; nur läßt sich noch nicht feststellen, um welche Art von Beben es sich handelt. Jedenfalls liegt Ruanda im Einflußbereich der westlichen Schütterellipse und des Karagwe-Herdes am Viktoria-See. Die Erdbeben Ostafrikas. 709 Schütterkreis der K o n de - V ulk ane. Die Landschaften am Nordende des Njassa-Sees sind sehr bebenreich. Sie werden in verschiedenen Richtungen von wichtigen tektonischen Linien durchzogen, an denen sich die Konde-Vulkane emportiirmten. Ihre nähere Umgebung ist äußerst reich an Erschütterungen. Jedoch läßt sich hier vor allem ohne Hilfe feinfühlender Apparate eine befriedigende Scheidung zwischen tektonischen und vulkanischen Beben noch nicht (wenn überhaupt) vornehmen. Trotzdem weisen manche makroseismischen Beobachtungen darauf hin, daß neben den zahlreichen tektonischen Beben dieses Gebietes auch vulkanische auftreten. Die Form des Schüttergebietes vor allem ist es, die auf den vulkanischen Ursprung gewisser Erdbeben hinweist. Diese zeigt sich als Schütter kr eis beschränkten Umfanges, und weicht durch diese Gestaltung deutlich von der langgestreckten Schütterbahn der tektonischen Beben im gleichen Gebiete ab. Das Beben vom 12. Mai 1912 zwischen lh30 und 2h p.m. spiegelt einen solchen Schütterkreis wieder. Es wurde bemerkt in Mbosi, Rusiwa, Brandt, Kidugalla, Tandala, Jakobi, Milow, Peramiho, Ssongea, Kigonsera, Isoko, Rutenganio. Eine sehr ähn- liche Erschütterungsfläche zeigte das Beben vom 28. Februar 1909, gegen 11 Uhr Nachts, das sich vor allem in den Stationen um die Konde-Vulkane am heftigsten äußerte, in Neu-Langenburg z. B. sehr heftig mit drei Stößen. Die Gebiete tektonischer Beben. Die Gebiete tektonischer Beben in Ostafrika schließen sich an die unterschiedenen tektonischen Störungszonen eng an. Die westliche, mittlere und östliche Störungszone sind Geburtsstätten erschütternder Bewegungen ; zwischen sie jedoch sind herdfreie Zwischenstücke eingeschaltet. In enger begrenzten Streifen dieser sehr ausgedehnten tektonischen Zonen sind die verschiedenen tätigen Haupt- und Nebenherde der Mehrzahl der ostafrikanischen Beben zu erblicken, die sich nach der Stärke und Häufigkeit ihrer Äußerungen, nach der Größe des von ihnen erregten Landes im einzelnen stark unterscheiden. Das Schüttergebiet der tektonischen Beben besitzt — im scharfen Gegensätze zu dem vulkanischer Beben mit seinem mehr oder weniger dem Kreise angenäherten, nach einzelnen Seiten dabei oft ausgelappten Umriß — eine langgestreckte Gestalt, die als Schütterellipse zu bezeichnen ist. Solche Schütterellipsen sind besonders charakteristisch entlang der westlichen Störungszone ausgebildet. Sie zeigen für manche makroseismischen Erschütterungen im großen Durchmesser eine Länge von 1400 km innerhalb Deutsch- Ostafrikas, sind aber wahrscheinlich noch über dieses Riesenmaß nach Norden und Süden um mehrere Hundert Kilometer zu verlängern. Schütterellipse der westlichen Störungszone. Die größte Zahl von Bebenmeldnngen aus Ostafrika überhaupt 710 E. Krenkel, entstammt ihrem Bereiche. Sie ist die tätigste Ostafrikas, ja ganz Afrikas, aus der viele verheerende Beben entsprangen. Das größte Beben der westlichen Störungszone ist bisher das vom 13. Dez. 1910. Ihm folgte ein dichter, allmählich abebbender Schwarm von Nachbeben, die sich über mehrere Monate verteilten. Dieses Beben wurde vom Seismometer in Daressalam aufgenommen (annäherungs weise) um 1 1 h 4 1 nach mittlerer Greenwicher Zeit. Als Ortszeit des Bebens im Epizentralgebiet kommt ungefähr 2 Uhr nach- mittags in Betracht. Das Beben vom 13. Dez. 1910 wurde in ganz Deutsch-Ostafrika bemerkt, also auf einem Flächenraum von zwei Malen der Größe Deutschlands. Über die deutsche Kolonie hinaus liegen Meldungen aus Britisch-Ostafrika, dem östlichen Kongostaate und Nord-Rhodesien vor. In Deutsch-Ostafrika wurde diese Erd- erschütterung am stärksten verspürt von Udjidji am mittleren Tanganjika-See angefangen über den Rukwa-Graben hinweg zum nördlichen Njassa-See. Fast alle europäischen Stationen in diesem ausgedehnten Gebiete bezeugen ihre verheerenden Wirkungen und minutenlange Dauer. Bei sehr vielen von ihnen wurden sämtliche Steinhäuser mehr oder weniger schwer beschädigt oder stürzten sogar ganz ein. Ausführliche Schilderungen aus verschiedenen Orten belehren uns über die schweren Schäden; besonders Bischof Hins von Baudouinville (Mission am westlichen Ufer des Tanganjika) gab ein trauriges Bild der Verheerungen auf seiner Station. Zerstörend war außerhalb des oben genannten Gebietes das Beben bemerkens- werterweise auch in Madibira in Uhehe; nicht unwahrscheinlich ist es, daß sich an gewissen, bisher nur gemutmaßten strukturellen Linien am Ostrande des noch problematischen Rualia-Mpangali- Grabens latente Spannungen auslösten und so zur Vernichtung Madibiras beitrugen. Das Beben vom 13. Dezember wird weiterhin als stark bezeichnet im ganzen zentralen Schild aus archäischem Fundamentalgranit, z. B. in Urambo, Ipole, Sikonge, Tabora, Kilima- tinde, Mpapua, Dodoma. In Muansa am Viktoria-See äußerte sich das Beben gleichfalls noch stark; hier soll der See wie bei einem Seebeben 10(?)m angestiegen sein. Ähnliche Beobachtungen über Bewegungen der Wassermassen der großen Seen liegen auch vom Tanganjika-See und von Bukoba am Viktoria-See vor. In Bukoba war die Erschütterung sehr stark, heftiger nach den Zerstörungen als im Granitschild. Die Stärke der Bewegung bei Bukoba läßt sich aus gewissen, bald zu erwähnenden tektonischen Erscheinungen erklären. In allen Küstenstädten am Indischen Ozean war das Beben noch ziemlich stark. Auf den der Küste vorgelagerten Inseln wurde es bemerkt, ebenso am Kilimandjaro und Meru. Britisch-Ostafrika meldet es als nur noch schwach fühlbar ; es erreichte hier mindestens die Ugandabahn. Zwischen Sansibar und Durban brachen vier Kabel, eine stärkere Niveauveränderung im küstennahen Untergrund des Indischen Ozeans andentend. Die Erdbeben Ostafrikas. 711 Das Heben vom 1 3. Dezember ist nach der Lage der genannten Meldeorte auf einem Flächenraum von mindestens 1 1 50 000 4km für den Menschen fühlbar gewesen. Seine Ausdehnung nach Westen zu ist dabei mangels genügender Unterlagen nicht berücksichtigt. Der Radius des makroseismischen Schüttergebietes mag mit 1000 km wohl als noch zu gering eingeschätzt sein. Die Fläche intensivster Erschütterung verläuft, beurteilt nach den stärksten Zerstörungen an europäisch gebauten, festen Stein- häusern, von Udjidji in der Achse des Tanganjika bis Baudouinville und Ivarema, biegt von hier zum Rukwa-Graben ein und setzt sich bis in den nördlichen Abschnitt des Njassa-Grabens fort. Es er- scheint ratsam, vorläufig nicht von Epizentrallinien — bei deren Konstruktion größte Vorsicht obwalten muß — , sondern besser von einer Epizeutralfläche zu sprechen. Diese mag sich vielleicht später mit Hilfe eines (bereits angestrebten) dichten Netzes von Beob- achtungsstationen und seismographisclier Aufnahmen bei ähnlichen großen Beben in eine Anzahl von Herdlinien auflösen lassen. Eine von diesen wahrscheinlichen Herdlinien könnte von Udjidji über Baudouinville südwärts verlaufen, eine zweite am Abfall des Ufipa- Hochlandes zum Rukwa-Graben nach Südosten. Die vermuteten Herdlinien, die bei allen großen Beben der westlichen Bruchzone in Tätigkeit treten, zeigen eine bemerkenswerte Übereinstimmung in ihrer Lage mit den Gebieten größter Schwereanomalien in der westlichen Störungszone. Sie fallen aber gleichzeitig auch mit den wichtigsten tektonischen Linienbündeln dieser Landstrecken zusammen. Der tiefste Einbruch im südlichen Tanganjika-Graben (635 m unter den Spiegel des Indischen Ozeans reichend) und die im nördlichen Njassa-Graben vorhandene, weniger bedeutende Ab- senkung schließen die Gebiete stärkster Erderschütterungen zwischen sich ein. Der tätigste Einzelherd aber der ganzen Tanganjika- Njassa-Epizentralfläche mag zwischen Ulipa-Hochland und Rukwa- Graben liegen, wo gewisse Strecken Landes kaum jemals zur Ruhe kommen. Der geologische Befund widerspricht diesen Annahmen in keiner Weise. Die Schütterfläche zwischen südlichem Tanganjika- und nörd- lichem Njassa-Graben umschließt zugleich die tätigsten Herde der ganzen westlichen Störungszone und ganz Ostafrikas. Sie ist der nicht seltene Ausgangspunkt von erdumlaufenden Fernbeben. Das Beben vom 13. Dezember 1910 — das auf einer 500 km langen Strecke eine Intensitätshöhe von 10 — 11 der Skala Mercalli- Sieberg erreichte — wäre in dicht bevölkerten, städtereichen Gegenden ohne Zweifel zu einem katastrophalen Ereignis von furcht- barer Wirkung geworden. Die mehrfach ausgesprochene Meinung, daß in großen festländischen Bruchgebieten Fernbeben nicht geboren werden können, ist mit ihm zugleich widerlegt. 712 E. Krenkel, Die Erdbeben Ostafrikas. Daß heftige Erderschütterungen in der westlichen Bruchzone nicht selten sind, sollen die folgenden kurzen Angaben über solche aus neuerer Zeit zeigen : In der Nacht vom 28. Februar zum 1. März 1909 kurz vor Mitternacht erschütterte ein starkes Beben das Nordende des Njassa-Sees. Am 18. Mai 1910 gegen llh a. m. durchlief ein lang an- dauerndes Beben die westliche Störungszone von Ruanda im Norden bis zum Njassa-See. Auf das Weltbeben vom 13. Dezember 1910 folgte bereits am 3. Januar 1911 ein neues starkes Beben. Der 24. August 1912 brachte ein Beben von ähnlicher Reichweite wie das vom 18. Mai 1910. Im September 1915 (die Tagesangabe ist in den Kriegs- wirren vorläufig verloren gegangen) fand ein sehr starkes Beben im Rukwa-Graben und am Njassa-See statt. Der Turm der Kirche der Herrnhuter Mission in Neu-Langenburg z. B. wurde so schwer beschädigt, daß er abgetragen werden mußte. Anfang Mai (wohl am ersten) 1919 suchte ein schweres Beben das Njassaland heim; es richtete z. B. in Neu-Langenburg unter den europäisch gebauten Häusern große Verheerungen an ; auch andere Stationen wurden schwer beschädigt. Am 8. Juli 1919 wurde das Land zwischen Rukwa- und Tanganjika-Graben Schauplatz eines sehr starken Bebens, das an zahlreichen Stationen (Galula, Simba, Kate, Kajambi) schweren Gebäudeschaden anrichtete. Auch aus älterer Zeit wird über schwere Erdbeben berichtet. Verschiedenfach ist die Meinung ausgesprochen worden, daß seit 1909 eine Zunahme heftiger Erschütterungen eingetreten sei. Alle von der westlichen Störungszone sich ausbreitenden Erd- beben zeigen elliptische, lang in deren meridionaler Haupterstreckung ausgezogene Schütterfelder. Diese Schütterfelder umziehen zum Teile die ganze westliche Bruchzone. Zum andern Teile sind sie auf kleinere Landstrecken innerhalb der ganzen Störungszone be- beschränkt. Beben der ersteren Art sind dasjenige vom 13. Dezember 1910, ferner diejenigen vom 18. Mai 1910 und 3. Januar 1911. Das letztere wurde z. B. beobachtet: in Ruasa in Ruanda, in Usumbura, in Udjidji, wahrscheinlich in Urwira, in Tandala, Simba (hier als starkes Beben, dem am gleichen Tage und in der Nacht zum 4. Januar noch mehrere folgten), in Bismarckburg (stark), in Rutenganio und in Mbosi. Das Hauptbeben zwischen 9 und 10h vormittags wurde von Vor- und zahlreichen Nachbeben begleitet. Zu Erschütterungen dagegen, die nur bestimmte Gebiete inner- halb der westlichen Störungszone in Bewegung versetzten, sind zu zählen eine größere Reihe von Beben im nördlichen Teile des Tanganjika-Russissi-Grabons. Hier scheint ein besonderer Herd W. Wenz, Über die zoogeographischen Beziehungen etc. 718 vorzuliegen. Ferner eine nicht weniger erhebliche Reihe aus dem Siidwesten der Kolonie. So das Beben vom 21. Januar 1912, das sich zwischen dem Norden des Njassa-Sees und dem südlichen Tanganjika und in den östlich benachbarten Landschaften ausdeiinte: vom nördlichen Tanganjika liegen dagegen keinerlei Meldungen vom gleichen Tage vor. Meldungen über dieses Beben besitzen wir von folgenden Stationen: Mbosi, Ithaka (?), Emmaberg, Bismarckburg, Utinta, Simba, Karema, Ipole, Kitunda. Herdtlüche ist die schon mehrfach erwähnte; nur die ihr zunächst gelegenen Stationen wie Bismarckburg und Simba beobachteten starke Erschütterungen. Neben Beben aus der westlichen Bruchzone, die eine Reich- weite von über 500 km in einer Richtung senkrecht auf die Herd- linie erreichen sowie solchen, die dieses Ausmaß nicht erlangen, tinden sich Erschütterungen, die in ihrer Wirkung auf die engere Umgebung einer Station — auf einen Umkreis von höchstens 50 km — beschränkt sind. Deren Zahl ist noch kaum in Ziffern zu fassen. Solche lokale Bewegungen kommen entlang der ganzen Bruchzone vor. Sie häufen sich besonders im Bereiche der Landbrücke zwischen den beiden großen Grabenseen. Ihre Auslösung beruht auf Ver- schiebungen an kleineren tektonischen Linien der Bruchzone. (Schluß folgt.) Über die zoogeographischen Beziehungen der Land- und Süßwassermollusken des europäischen Tertiärs. Eine Entgegnung an Herrn P. Oppenheim. Von W. Wenz. (Schluß.) Ohne die genaue Kenntnis der auf die Anatomie gegründeten systematischen Zusammenhänge der lebenden Formen ist aber auch eine Würdigung der Systematik der fossilen nicht mehr möglich, und ohne Beherrschung der Systematik läßt sich keine Zoogeographie treiben. Die gebührende Berücksichtigung dieser Tatsache ist es, die wir, C. Boettger und ich, vor allem anstreben. Daß Herrn Oppenheim die Bedeutung der Fortschritte auf diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten noch nicht voll auf- gegangen ist, zeigt seine Berufung auf Paul Fischer (p. 303). Er zitiert gerade die Stelle aus dessen Manuel de Conchyliologie, die so deutlich den Abstand von damals und heute erkennen läßt und heute durchaus keine Geltung mehr besitzt. Für Fischer ließ der anatomische Ban des Genitalapparates der Heliciden in seiner mannigfaltigen Ausbildung nur ein Bild der Verwirrung aufkommen. Dem genialen Blick Pilsbry’s ist es inzwischen gelungen, das Chaos zu entwirren und darauf unter Berücksichtigung der übrigen Merkmale eine wohlgegründete Systematik aufzubauen, die im 714 W. Wenz, einzelnen wohl noch des Ausbaus bedarf, in ihren Grundzügen aber jedenfalls feststeht. War Fischer’s Werk damals eine be- deutende Leistung, so ist es in systematischer Hinsicht, ganz be- sonders was die Heliciden betrifft, völlig veraltet. Während diese Familie, die bei Fischer außer den Heliciden im heutigen Umfang noch eine Anzahl heterogener Gruppen umfaßt, hier auf zwei Seiten abgehandelt wird, umfaßt sie bei Pilsbry eine größere Anzahl von Bänden, von denen einer (Vol. IX) nur zur Einführung in diese Gruppe dient. Wie sehr Herr Oppenheim noch in den Anschauungen der BoETTGER’schen Schule befangen ist, tritt auch darin deutlich hervor, daß ihm der „logische Zusammenhang“ in meiner Bemerkung über die Ursachen der Vernachlässigung der Systematik der tertiären Binnenmollusken nicht aufgegangen ist. Es handelt sich kurz gesagt darum, daß dieser Forschungszweig durch die Theorie 0. Boettger’s in eine Sackgasse gelangt war, aus der niemand mehr ein nocli aits wußte, zumal die Bearbeiter der tertiären Binnenmolluskenfaunen der damaligen Zeit in starker Abhängigkeit von den Anschauungen O.- Boettger’s ständen und bei den meisten Arbeiten eines Keiica, Andreae u. a. 0. Boettger nachweislich Pate gestanden hat. Herr Oppenheim geht aber noch einen Schritt weiter als Sandberger und 0. Boettger, wenn er (p. 301) der Meinung beitritt: „Es schien im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß Landschnecken auf Inseln, an deren Strande ein tropisches Meer brandete . . . unverändert ihre Entwicklung bis zu der so ganz anderen Gegenwart heraufgeführt haben sollten“. Und doch gibt es meiner Meinung nach, die übrigens auch von Sandberger und 0. Boettger geteilt wurde, zahlreiche solche Formen. Um nur einige Beispiele zu nennen, verweise ich auf die Gattungen Azcca, (Jochlicopa, Torquüla, Orcula, Pomatias, Testacella, die heute typisch paläarktische Formen sind und auf andere Gruppen wie Janulus , Graspedopoma, Plebcciüa , Hemici/da, die ihre einzigen lebenden Ver- treter heute auf Madeira, bezw. den Canaren haben. Viele gehen bis ins Eocän zurück und manche dieser Gruppen sind heute vor- wiegend Bewohner des alpinen Gebiets. Auch Herr Oppenheim ist ursprünglich zweifellos anderer Ansicht gewesen, wenn er in seinen Arbeiten über das Vicentiner Eocän seine Patuta resurrecta mit alpcstris, Paracratiaüa umbra (die icli übrigens mit von Moeeeen- dorp für eine Enneide halte) mit Craticula calathiscus Lowe ver- gleicht, eine Atme , ein Pomatias beschreibt, für einen Teil der Clausiliiden paläarktische Verwandte angibt, und auch die Buchs- weiler Pomatias Sandberger i , Cionella formicina , Azeca Boettgcri, mit entsprechenden Palüarkten, ja sogar die beiden letzteren mit noch heute in Deutschland lebenden Arten vergleicht. Ich kann mir nicht recht vorstellen, was Herrn Oppenheim veranlaßt haben könnte, diesen seinen früheren Standpunkt heute völlig aufzugeben. Uber die zoogeographischen Beziehungen etc. 715 Wenn aber für diese Formen, wie ich glaube, die Verwandtschafts- beziehung mit den heute im paläarktischen Gebiet lebenden Arten sichergestellt scheint, warum sollte das nicht fiir einen großen Prozentsatz der übrigen tertiären Formen gelten, bei denen die Zusammenhänge vielleicht weniger augenfällig erscheinen, weil sie im Laufe ihrer Entwicklung stärkere Veränderungen erlitten haben. Denn zweifellos müssen wir berücksichtigen, daß die tertiären europäischen Formen z. T. unter tropischen bis subtropischen Ver- hältnissen gelebt haben, und wenn sich ihre Nachkommen den heutigen klimatischen Verhältnissen anpassen konnten, so geschah dies eben in den allermeisten Fällen nicht ohne mehr oder minder bedeutende Veränderungen. Daß bei Tieren, die unter tropischen Verhältnissen lebten, auch tropische Charaktere ausgebildet waren, was auch in dem Bau der Schale zum Ansdruck kommt, ist klar. Gerade diese Tatsache muß aber auch bei der Suche nach ihren heutigen nächsten Verwandten insofern Berücksichtigung linden, als man sich nicht durch ähnliche, auf konvergenten Erscheinungen bei den heute lebenden Tropenformen beruhende Charaktere allein bestimmen lassen darf, diese miteinander in Beziehung zu setzen. Übrigens habe ich schon früher darauf aufmerksam gemacht, daß diese tropischen Charaktere bei unseren tertiären Binnenmollusken nicht einmal besonders stark in Erscheinung treten, was vielleicht damit zu- sammenhängt, daß das Klima der Alttertiärzeit hier wohl tropisch, aber infolge des insularen Charakters nicht extrem trocken war. Andererseits dürfen wir erwarten, daß mit dem Schwinden der tropischen Verhältnisse allmählich auch die tropischen Charaktere mehr und mehr zurücktreten, also z. B. die rezenten Leucochroen eine weniger dicke und weniger verengte Schale haben als ihre Vorfahren, die Dentellocaracolus des Alttertiärs. Nochmals muß ich mich hier gegen die Unterstellung ver- wahren, als ob ich jeglichen tropischen oder außereuropäischen Be- ziehungen der tertiären europäischen Binnenmollusken ablehnend gegenüberstände und finde es unverständlich, wie Herr Oppenheim (p. 301) zu dieser Behauptung kommt, nachdem ich gerade in der von ihm herangezogenen Arbeit über die Hochheimer Fauna, auf eine größere Anzahl von Fällen auch unter den Hochheimer Arten hingewiesen habe, wo solche Beziehungen zu außereuropäischen lebenden Formen bestehen. Zudem habe ich eine, wie ich annehmen darf, ziemlich ins einzelne gehende Untersuchung über die Gattung Strobilops 1 gerade zu dem Zweck ausgeführt, um den Nachweis zu erbringen, daß die tertiären europäischen Vertreter dieser Gruppe aufs engste mit den lebenden amerikanischen und asiatischen Arten verwandt sind. Das hierbei eingeschlagene Verfahren, ganze Gruppen und Reihen auf ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu unter- 1 N. Jahrb f. Min. etc. 1915. II. p. 63—88. 716 W. Wenz suchen, wie ich das u. a. für die Gattung Klikia, Vertigo callosa, und die Gruppe der Cepaea eversa-ncmoralis durchgeführt habe, halte ich für den aussichtsreichsten Weg, um Klarheit in die Frage der Ver- wandtschaftsbeziehungen zu bringen und für viel erfolgversprechender als die Untersuchung einzelner Formen. Vieles dürfen wir auch noch von einer genaueren Untersuchung der canarischen undmaderensischen Binnenmolluskenfaunen erwarten, die wir als ein Relikt unserer oligocän-miocänen Binnenmolluskenfauna auffassen müssen. Das hat Sandberger in einzelnen Fällen bereits erkannt, auch Oppenheim hat darauf hingewiesen, und auch ich selbst habe eine Reihe neuer Beziehungen festgestellt. Endlich habe ich darauf hingewiesen, daß auch die zoogeo- graphischen Verhältnisse der lebenden Binnenmolluskenfaunen im- stande sind, uns wichtige Fingerzeige für die Verwandtschafts- beziehungen der tertiären Formen zu liefern. Auch dagegen w’endet sich Herr Oppenheim (p. 305). Zurückweisen muß ich zunächst seinen Versuch, andere Tiergruppen mit den Binnenmollusken in zoogeographischer Hinsicht in Parallele zu setzen und zur Widerlegung meiner Ansicht zu benutzen. Es ist heute eine ganz allgemein anerkannte Tatsache, daß sich die einzelnen Tiergruppen in zoogeo- graphischer Hinsicht recht verschieden verhalten, was hier nicht berücksichtigt wird. Auch 0. Boettger hat das in seinen Kontro- versen außer acht gelassen. Es ist keine Frage, daß sich die hier angezogenen marinen Mollusken und ebenso die Säugetiere ganz anders verhalten als die Binnenmollusken. Es würde zu weit führen, im einzelnen darzulegen, warum die Binnenmollusken für unsere Untersuchungen besonders günstige Verhältnisse bieten. Man möge darüber besonders in Kobei.t's „Studien zur Zoogeographie“ und dessen Spezialarbeiten aus diesem Gebiet nachlesen. Nicht ver- schweigen aber möchte ich, daß gerade Kobelt, der doch wohl als ein ausgezeichneter und berufener Kenner dieses Gebiets gelten darf, unsere Anschauungen voll und ganz geteilt hat und auch die Anregungen zu C. R. Boettger’s Untersuchungen über die Ver- wandtschaftsbeziehungen der tertiären und lebenden Heliciden gab. Daß auch ein so vortrefflicher Kenner der tropischen Binnenmollusken wie 0. v. Moellendorf unseren Standpunkt teilte, darauf hat bereits C. Boettger hingewiesen. Mehr und mehr bricht sich heute die Erkenntnis Bahn, daß auch die gesicherten zoogeographischen Er- gebnisse geeignet sind, Licht auf die Verwandtschaftsbeziehungen fossiler Binnenmolluskenformen zu werfen. In einer neueren Unter- suchung über „Physa prinsepii“ hat Annandale denselben Weg eingeschlagen1: „In identifying fossils, therefore, it is necessaiy to rely on comparison with recent species of known anatomy and on geographical considerations“. Rec. Geol. Surv. India. 51, 1. 1920. p. 51. Über die zoogeographischen Beziehungen etc. 717 Es ist unnötig, darauf hinzuweisen, daß hierbei natürlich nur gesicherte zoogeographische Ergebnisse verwendet werden dürfen und nicht mehr oder weniger unverstandene statistische Kompilationen, die neuerdings gelegentlich dafür ausgegeben werden, aber nur geeignet sind, auch der ernsten Forschung zu schaden. Leider ist heute noch nicht allgemein die Erkenntnis dnrchgedrungen, daß sich Zoogeographie nicht rein statistisch betreiben läßt, sondern daß dazu auch die genaue systematische Kenntnis der behandelten Formen gehört. Ich möchte hier nur ein Beispiel für die Bedeutung des zoogeographischen Moments anführen. Die große und formenreiche Familie der Heliciden, so wie wir sie heute systematisch abgrenzen ( Belogom siphonadenia Pilsbry’s) und welche die Subfamilien: Helicodontinae, Hygromiinae, Campvlaeinae, Helicinae, Leptaxidinae, Helicellinae und Geomitrinae umfaßt, ist rein paläarktisch und reicht im Osten nur bis Vorderasien. Es gibt keine tropischen Heliciden. Damit findet auch die Frage (p. 307) ihre Be- antwortung, warum bei den Heliciden die Verhältnisse anders liegen als bei anderen Formen. Alles, was man früher von tropischen asiatischen und afrikanischen Formen hierhergestellt hatte, hat sich im Laufe der Zeit als anatomisch nicht hierher gehörig erwiesen. Noch vor kurzem konnte Pilsbry im ersten Teil seiner umfassenden Bearbeitung der Binnenmolluskenfauna des Kongogebiets 1 durch die anatomischen Untersuchungen nadh weisen , daß die früher zu den Fruticicolen gestellten mittelafrikanischen Formen in Wirklichkeit Eulotiden und mit asiatischen Formen verwandt sind. Wo anders werden wir die Vorläufer der Heliciden in erster Linie suchen müssen als im europäischen Tertiär. Andererseits können wir bei Gruppen, wie bei der Vertiginidengattung Leucochilus, deren Ver- breitung sich heute über alle Erdteile außer Europa erstreckt, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit darauf rechnen, daß sie im Tertiär auch bei uns vertreten war. Herr Oppenheim möchte mich in der Frage der Verwandtschafts- beziehnngen der tertiären Binnenmollusken zu einem Verzicht- standpunkt bringen (p. 305), zu einem Ignoramus und Ignorabimus. Ich kann dem nicht Folge geben, weil es den Tod jeder Wissenschaft bedeutet. Zudem würde dasselbe ja für alle fossilen Tiergruppen gelten müssen, deren Anatomie wir nicht mehr festzustellen imstande sind. Seltsam aber berühi't es, wenn dort, wo ich wirklich einmal notgedrungen zu einem solchen Verzicht auf Erklärung kommen muß, bei der Gattung Strophostoma, weil ich ebensowenig wie irgend jemand vor mir eine nähere Verwandtschaftsbeziehung dieser Form ausfindig machen kann, Herr Oppenheim mir diese Stellungnahme 1 A Review of the Land Mollusks of the Belgian Congo . . . Bull. American Mus. Nat. Hist. 40. 1. 1919. 718 W. Wenz. zum Vorwurf macht. Man wird eben auch gelegentlich mit der Tatsache zu rechnen haben, daß die eine oder andere Gruppe auf europäischem Boden entstanden und hier bis zu ihrem Erlöschen endemisch geblieben ist. Auch scheint mir Herr Oppenheim nicht gut beraten gewesen zu sein, wenn er mit Schlagworten wie „theoretischer Nihilismus“ operiert, die lediglich einer gewissen Gereiztheit entspringen, welche mit dem behandelten Thema un- trennbar verbunden zu sein scheint. Es will mir nicht einleuchten, daß durch solche mehr oder minder persönlich gemeinten Schlag- worte eine Förderung der Wissenschaft erreicht wird, die doch unser beider Ziel bildet; und dann möchte ich anderen die Ent- scheidung darüber überlassen, ob man die von mir geforderte vorurteilslose Prüfung der Verwandtschaftsbeziehungen mit allen uns heute zu Gebote stehenden Hilfsmitteln, zu denen ich (und auch andere) auch die Zoogeographie rechne, oder den Verzichtstandpunkt des Ignoramus und Ignorabimus als Nihilismus bezeichnen könnte. Herr Oppenheim wendet sich sodann einzelnen Beispielen zu, die hauptsächlich außerhalb der Heliciden liegen. Er berücksichtigt dabei nicht, daß sich der Streit von Anfang an gerade um diese Gruppe dreht. Zunächst die Oleaciniden. Herr Oppenheim wendet sich gegen die von Pilsbry und mir vertretene Zuteilung der tertiären euro- päischen Formen zum Genus Poiretia. Die Zuordnung ist nicht „ausschließlich deswegen erfolgt , weil sie , wie P. algira in Europa aufgefunden werden“, sondern mit deswegen, weil die Formen des älteren und mittleren Tertiärs durch solche des jüngeren, vor allem des piemontesisch-ligurischen Oberpliocäns mit den heute hier lebenden Arten innigst verknüpft sind. Andererseits zeigt aber die anatomische Untersuchung, daß die lebenden europäischen Arten ein eigenes Genus bilden, dem sonach aus den oben angeführten Gründen auch die tertiären zugeteilt werden müssen. Folgt man dagegen dem Gedankengange des Herrn Oppenheim, nimmt also an, daß die Verwandtschaftsbezieliungen unserer tertiären Arten „einwandfrei westindische“ sind, das heißt doch nichts anderes, als daß sie näher mit den westindischen Formen verwandt sind als mit den heute bei uns lebenden Poiretien, so bliebe nur die Annahme übrig, daß die tertiären Formen im Pliocän bei uns aus- gestorben und dann später, also im Diluvium oder Alluvium neue Formen (doch wohl von Westindien?) in unser Faunengebiet ein- gewandert sind, sich hier ausgebreitet und von ihren Verwandten anatomisch differenziert haben. Ich kann mir nicht denken, daß diese Theorie bei dem heutigen Stande der zoogeographischen Forschung Anhänger linden wird. Ihr widerspricht vor allem die weite, weder durch Meere noch durch Gebirge behinderte Verbreitung der Gattung bei uns, worauf ich bereits (1. c. p. 38) hingewiesen habe. Übrigens sind die anatomischen Unterschiede zwischen Poiretia und ihren westindischen Verwandten trotz der erwähnten Abweichung Uber die zoogeographischen Beziehungen etc. 719 keine so bedeutenden, wie' Herr Oppenheim zu glauben scheint und beide bilden zusammen eine engumschriebene und recht einheitliche Familie, wie man in Pilsbby’s Manual of Conchology, Vol. XIX, wo auch die anatomischen Verhältnisse eingehend behandelt sind, nachlesen möge, und die Gattung Poiretia wird heute nicht „in erster Linie wegen der Schalenähnlichkeit“ mit den westindischen Gattungen in eine Familie gestellt, wie Herr Oppenheim meint, sondern wegen der weitgehenden Übereinstimmung im anatomischen 15au. Daraus folgt aber auch, daß selbstverständlich zwischen den europäischen tertiären und lebenden Formen einerseits und den westindischen andererseits weitgehende Verwandtschaftsbeziehungen bestehen, worauf ich ebenfalls l. c. p. 139 hingewiesen habe. Als zweites Beispiel führt Herr Oppenheim Metacampylaca rahti (Thomae) an, die ich mit Pilsbky und C. Boettger, zu den Campylaeinen stelle, also als echte Helicide auffasse, während sie nach 0. Boettger und P. Oppenheim mit den Geotrochiis der pazi- fischen Inseln verwandt sein soll. Hier ist der Unterschied unserer Auffassung in erster Linie in der Methode der Vergleichung be- gründet, und darauf möchte ich zunächst kurz eingehen. Sandbergek und 0. Boettger haben fast stets nur die einzelnen tertiären Formen mit den lebenden verglichen. Dieses Verfahren wird in allen den Fällen leicht zu Irrtümeru führen, wenn es sich um etwas aberrante Typen handelt, wie sie auch hier vorliegen. Es ist in erster Linie die stark gekielte Schale, die 0. Boettger zu seiner Annahme verleitet hat. Durch die starke Kielung ist sekundär auch die Form der Mündung bedingt. Nun kommen gekielte Formen in sehr zahlreichen Gattungen vor (von den Campylaeinen will ich nur unsere einheimische Helicigona lapicida L. nennen), deren Formen im übrigen meist gerundete Umgänge besitzen. Ja, wir haben Beispiele dafür, daß selbst bei ein und derselben Art kugelige und scharf gekielte Formen aut'treten können. Ein geradezu klassisches Beispiel bietet Iberus gualtherianus (L.), das C. R. Boettger in einer durch zahlreiche Abbildungen illustrierten Studie behandelt hat1, ein anderes, Murella globularis-platgchela - sicana , auf das Kobelt hingewiesen hat2. (Man vergleiche übrigens die stark gekielte Var. Fig. 1 auf ihre natürlich nur äußerliche Ähnlichkeit mit rahti, die bereits Sandberger aufgefallen war.) Will man bei solchen etwas aberranten Formen hinsichtlich der Verwandtschaftsbeziehungen nicht zu falschen Schlüssen kommen, so muß man auch ihre nächsten Verwandten von normalem Bau mit berücksichtigen. Das wird im vorliegenden Fall besonders dadurch erleichtert, daß in Hochheim mit rahti zusammen M. densi- 1 Die Veränderlichkeit der Schale von Iberus gualtherianus L. Ber. d. Senckenberg. Xat. Ges. 44. 1913. p. 183—197. 2 Bericht über die Senckenberg. Nat. Ges. 1879 80. p. 235 ff. Taf. V. 720 W. Wenz, Über die zoogeographischen Beziehungen etc. papillata auftritt und im französischen Oligocän M. ncmoralites (BoubEe). Diese beiden Formen schließen sich schon näher an die Gattung Galactochilus an. Warum diese aber zum Campjdaeinenstamm zu ziehen ist, hat C. R. Boettger bereits (1. c.) dargelegt, so daß ich darauf nicht zurückzukommen brauche. Auch hier kann ich nur wieder betonen, daß nicht so sehr der Vergleich einzelner Arten als der ganzer Reihen oder auch Gruppen verwandter Formen der Weg ist, der am sichersten zum Ziele zu führen scheint. Auf Ventriculus dolium und Strophostoma tricarinatum gehe ich hier nicht ein, da es mir bisher nicht einwandfrei gelungen ist, ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu ermitteln, wie ich das auch 1. c. p. 123, 124 zum Ausdruck gebracht habe. Die Gattung als solche ist erloschen und dasselbe gilt für Strophostoma und ist auch in der Tabelle in entsprechenderWeise zum Ausdruck gekommen. Weitere Beispiele zieht Herr Oppenheim nicht heran, und doch hätte seine Behauptung, daß die Hochheimer Formen einen hohen Prozentsatz von Formen enthalten, deren Nachkommen heute in den Tropen leben, eine bessere Begründung und zum wenigsten die Namhaftmachung dieser Formen erfordert. Durch das Fehlen dieser Voraussetzung wird eine Diskussion über diesen Punkt un- möglich gemacht. Was endlich die Gattung Strobilops betrifft, so stimmen unsere Anschauungen über Verwandtschaftsbeziehungen und Verbreitung überein. Hier findet nun Herr Oppenheim einen Gegensatz in der Auffassung über das Entstehungs- und Verbreitungszentrum. Ich hatte beiläufig bemerkt, daß sich die Gruppe von Asien aus ver- mutlich ost- und westwärts ausgebreitet habe, daß also die Ein- wanderung nach Amerika von Asien her erfolgte. Über die genaue Lage des Verbreitungszentrums einer so alten Gruppe, die wohl bis in die Kreide zurückreicht, läßt sich streiten, und das letzte Wort ist hier sicherlich noch nicht gesprochen. Immerhin ist meine Annahme ihrer Ausbreitung von Asien aus nicht „ganz in der Luft schwebend“, wie Herr Oppenheim meint, sondern es sprechen doch eine Anzahl von gewichtigen Gründen dafür. Zunächst einmal das analoge Verhalten einer Reihe von Vertiginidengattungen und der Eulotiden ; dann die Tatsache, daß die Gattung in Ostasien am formenreichsten auftritt, indem neben dem Subgenus Strobilops auf den Philippinen das Subgenus Entcroplax hinzutritt mit 3 Arten und einer Unterart. Durch die große Zahl der tertiären Arten in Europa aber darf man sich nicht täuschen lassen; das hängt damit zusammen, daß wir fast aus jeder Stufe Vertreter dieser Gattung kennen. In Wirklichkeit sind es aber nur 3 Reihen, die durch das ganze Tertiär hindurch bestanden, von denen die der uniplicata bereits im Obermiocän bei uns ausgestorben zu sein scheint. Herr Oppenheim, der für eine Einwanderung der Gattung von Europa nach Amerika eintritt, weist darauf hin, daß sie im A Heuteil. Die Wasserbindung im Heulandit. 721 Tertiär Amerikas nicht bekannt ist. Andererseits wissen wir, daß die Gattung bei uns in Europa im Pliocän ausgestorben ist. Eine Abwanderung im Diluvium von Europa unmittelbar nach Amerika ist daher zum mindesten unwahrscheinlich! Es bliebe als einzige Möglich- keit der Weg über Asien. Wenn man aber berücksichtigt, daß die amerikanischen Formen den alttertiären weit näher stehen als unseren jungtertiären, so macht das eine solche Annahme nicht wahrscheinlich Wenn ich zum Schlüsse die Ergebnisse unserer Diskussion über die hier angeschnittene Frage kurz zusammenfassen darf, so will es mir scheinen, als ob unsere Anschauungen, trotz mancher gegenteiliger Ansichten, gar nicht so weit auseinandergehen, als es den Anschein haben könnte. Herrn Oppenheim, der sich vorzugs- weise mit den alttertiären Binnenmolluskenfaunen beschäftigte, mußten dabei die Beziehungen einer Anzahl von Formen mit lebenden außereuropäischen, die ich nie bestritten und auf die ich selbst mehrfach hiugewiesen habe, in die Augen springen, während ich von den jüngeren zu den älteren fortschreitend immer und immer wieder auf den engen Zusammenhang unserer heute hier lebenden Binnenmollusken mit den tertiären hinweisen mußte. Und an dieser Überzeugung, daß sich die überwiegende Zahl unserer heutigen europäischen Binnenmollusken, von wenigen später zugewanderten Formen wie Eidota fruticum, Zebrina detrita usw. abgesehen, von tertiären europäischen Vorfahren ableiten läßt, muß ich auch heute noch festhalten. Es wird eine Aufgabe weiterer Untersuchungen sein, diesen Zusammenhängen im einzelnen nachzugehen und die Entwicklungsreihen allmählich herauszuarbeiten. Die Wasserbindung im Heulandit. IVon A. Beutelt in Breslau Mit 5 Textfiguren. (Schluß.) Experimenteller Teil. Um zu vergleichbaren Resultaten zu gelangen, habe ich meine Apparatur, soweit ich es verantworten konnte, der Weigel’ sehen ähnlich gemacht. Den Einwurf der Ungenauigkeit der Temperatur- konstanz habe ich dadurch ausgeschaltet, daß ich mit konstantem Batteriestrom gearbeitet habe, bei dein Teniperaturschwankungen nicht über +1° betrugen. Den Herren Professoren Bornemann, Oberuoffer und Bauer von der Technischen Hochschule, welche mir monatelang ihre Räume und Einrichtungen zur Verfügung ge- stellt haben, sage ich an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank. Die Anpassung an die WEiGEL’sche Apparatur ist durchaus nicht immer vorteilhaft, sondern bringt in mancher Hinsicht erhebliche Schwierigkeiten in die Untersuchung. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1921. 46 722 A. Beutell. Unter su cli ungsmethode: Darüber, daß der Heulaudit, wenn man ihn über 180° erhitzt, das ausgetriebene Wasser nicht wieder im vollen Umfange oder wenigstens sehr langsam aufnehmen kann, herrscht allgemeine Übereinstimmung. Der Grund hierfür kann nur in der Umwandlung der ursprünglichen Substanz gesucht werden. Der Grad der Umwandlung wird außer von der Temperatur im hohen Maße von der Zeit abhängen. Da nach Weigel selbst bei einer Erhöhung der Temperatur um einen sehr großen Betrag (etwa 80°, p. 11) die Entwässerung bereits nach 16 Stunden zum Gleichgewicht führt, ist es unnötig und daher unstatthaft, Ent- wässerungsversuche bei kleineren Intervallen länger als 16 Stunden auszudehnen. Versuchszeiten von über 600 Stunden, wie sie Weigel angewendet hat, müssen zu falschen Resultaten führen. Scheumann (Die Naturwissenschaften, Berlin 1920, Heft 13, p. 259), welcher mit der STOKLOSSA’schen Apparatur gearbeitet hat, erklärt dieselbe als nicht einwandfrei, „da sich die Versuche nicht mit überein- stimmendem Erfolge wiederholen ließen “ . Die von Rinne (a. a. 0. p. 1 3) erhobene Forderung, daß die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse er- wiesen werden müsse, enthält denselben Vorwurf der Unzuverlässigkeit der Apparatur. Durch umfangreiche Vorversuche habe ich mich bemüht, die Ursachen für die wesentlichen Änderungen der Ergeb- nisse festzustellen und habe gefunden, daß bei Beschleunigung des über geleiteten Luftstromes die Resultate unsicher wurden. Die Schuld darf nicht in der Unzuverlässigkeit der Apparatur gesucht werden, sondern in der Handhabung, wobei scheinbar unwichtige Umstände eine bedeutende Rolle spielen. So- dann habe ich, um Resultate zu erzielen, welche mit den Weigei.- schen direkt vergleichbar waren, meine Versuchsbedingungen ändern müssen. Statt einen Luftstrom anzuwenden, dessen Feuchtigkeits- gehalt mit der Temperatur stieg, wie es zur Erzielung größerer Beständigkeitsintervalle erwünscht wäre, habe ich bei den neuen Versuchen stets Luft verwandt, die bei Zimmertemperatur mit Feuchtigkeit gesättigt war. Notgedrungen mußten infolgedessen die Versuchszeiten bei Wässerungen verlängert werden, da mit dieser relativ trockenen Luft in 14 — 16 Stunden keine Sättigung erreicht werden konnte. An Stelle der von Weigel benutzten Vorrichtung (3 Waschflaschen mit Wasser und ein Kugelrohr mit Glaswolle, a. a. 0. p. 7) zur Sättigung der übergeleiteten Luft mit Wasserdampf, die nach meiner Ansicht keine Sättigung gewähr- leistete, benutzte ich ein mit Wasser gefülltes ca. 100 cm langes und 2j) cm weites, fast horizontal liegendes Glasrohr, durch welches die Luftblasen langsam, wie Perlen aneinandergereiht, hindurch- gingen. Durch eine Tropfpumpe mit konstantem Niveau wurde die Luft langsam durch den Ofen gesaugt. Der durch den Ofen ge- saugte Luftstrom war viel lebhafter als bei den Bi.ASCHKE’schen und S'roKLossA’schen Wässerungen, bei denen alle drei Sekunden Die Wasserbindung im Heulandit. 723 eine Luftblase in den Ofen gesaugt wurde. Diese Verstärkung des Luftstromes lieferte zunächst ganz unsichere Resultste, während das ganz langsame Durchsaugen stets zuverläßliche und überein- stimmende Ergebnisse aufgewiesen hatte. Diese auffallende Er- scheinung erklärt sich dadurch, daß beim ganz langsamen Durch- saugen kein kontinuierlicher Luftstrom zustande kommt, sondern daß die ganze im Ofen vorhandene Luftsäule stoßweise (alle 3 Sek.) durch den Ofen geschoben wird, wobei die Versuchssubstanz immer wieder mit neuer Luft in Berührung kommt. Bei rascherem Durch- saugen entsteht ein kontinuierlicher Luftstrom, doch setzt dieser nach bekannten physikalischen Versuchen nicht, wie es wünschens- wert wäre, die ganze Luftsäule des Ofens in Bewegung, sondern fließt fadenförmig durch denselben hindurch, wobei er sicli den Weg sucht, der ihm den geringsten Widerstand entgegensetzt; der Luftstrom wird daher nur ausnahmsweise über die Oberfläche der Versuchssubstanz streichen. Die zu wässernde Substanz wird sich aus diesem Grunde im allgemeinen in ruhender Luft beflnden; der Austausch der Feuchtigkeit wird nur durch Diffusion und daher nur sehr langsam vor sich gehen. Unter Anwendung einer möglichst kurz bemessenen Versuchszeit (14 — lß St.) wird daher häutig keine- Sättigung erreicht werden : der gegen unsere Apparatur erhobene Vorwurf, daß sich die Ergebnisse nicht reproduzieren lassen, dürfte hierin seinen Grund haben. Bei noch stärkerem Luftstrom, wie ihn offenbar Weigel verwandt hat, wird die ganze Luftsäule des Ofens in Bewegung gesetzt werden: Ein ziemlich rasches und ein ganz langsames Durchleiten von Luft gewährleisten somit die sichersten Ergebnisse. Außerdem ist zu bedenken, daß die Ent- wässerung durch die Schnelligkeit des Luftstromes weniger be- einflußt wird als die Wiederwässerung, weil bei der Entwässerung der ausgetriebene Wasserdampf von selbst von der Versuchssubstanz fortströmt, bei der Wässerung jedoch mechanisch zugeführt werden muß. Diese Ausführungen zeigen, daß die Versuche viel komplizierter sind, als im allgemeinen angenommen wird, und daß daher Un- stimmigkeiten sehr leicht Vorkommen können. Auch die Größe des Ofenraumes ist auf den Verlauf der Versuche von Einfluß, da sich ein kleines Luftvolumen leichter in Bewegung setzen läßt als ein | großes. Hiernach könnte es scheinen, daß man mit einem genügend starken Luftstrom die erwähnten Unzuträglichkeiten vermeiden könnte, doch ist nicht zu vergessen, daß man sich dadurch die Sättigung der Luft für eine bestimmte Temperatur sehr erschwert. Deshalb bin ich bei einem Luftstrom von mittlerer Geschwindigkeit geblieben. Unter Berücksichtigung all dieser Umstände, bin ich schließlich zu der folgenden Versuchsanordnung gekommen. Ein horizontal gestellter elektrischer Röhrenofen mit unedler Wicklung, dessen Heizrohr eine Länge von 21 cm und einen Durchmesser von 3 cm besaß, wurde innen in einer Länge von 14 cm (Heizzone) mit 4fi* 724 A. Beutell. Aluminiumblech ausgekleidet. Ein eng anliegendes Glasrohr, welches beiderseitig 2\ cm aus dem Ofen herausragte, war innen ebenfalls zur gleichmäßigen Verteilung der Wärme mit einem 14 cm laugen Aluminiumblech versehen. Beide Enden des Glasrohres waren mit einfach durchbohrtem Gummistopfen verschlossen; an dem einen Ende war ein seitliches Rohr angeschmolzen, durch welches die feuchte Luft in der angegebenen Weise abgesaugt wurde. Der an diesem Ende befindliche Stopfen trug das Thermometer, welches bis an die Versuchssubstanz heranreichte. Das Heulanditpulver befand sich in einem flachen Alumiuiumschiffchen und wurde mittels eines durch den zweiten Stopfen gesteckten beiderseitig offenen Rohres (von 0,9 cm Weite) immer genau an derselben Stelle im Heizrohr angebracht. Dieses zentrale Rohr war so eng, daß es nur für das Schiffchen genügend Raum bot. Um den Luftstrom zu zwingen, über dem Heulanditpulver fortzustreicheu, war ein beiderseitig nach unten gebogenes Aluminiumblech eingeführt, welches den unteren Raum des Rohres verschloß und zugleich dem Schiffchen als Unterlage diente. Die mit dieser Vorrichtung er- haltenen Resultate waren jederzeit „reproduzierbar“. Um Ent- wässerungs- und Wiederwässerungsversuche unter genau gleichen Bedingungen durchführen zu können, setzte ich frischen und vorher entwässerten Heulandit gleichzeitig demselben Luftstrome aus. Es zeigte sich, daß die beiden Versuche sich gegenseitig nicht störten, so daß sich die Entwässerung und Wiederwässerung gleichzeitig bei genau gleicher Temperatur und gleichem Dampfdruck durchführen ließ. Das zentrale Rohr hatte in diesem Falle einen Durchmesser von 1,5 cm und die beiden nebeneinander liegenden Alumiuiumschiffchen waren etwas schmäler als bei den Einzelversuchen. Versuchsergebnisse. A. Einfluß der Versuchsdauer (Vorbehandlung). Die beistehende Tab. 2 enthält die gleichzeitige Entwässerung eines frischen und die Wiederwässerung eines bei 140° während 22 Stunden entwässerten Heulandits (1). Die angeführten Luft- temperaturen sind gleichzeitig die Temperaturen des Wasserrohres, in welchem die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt wurde. Außerdem sind Daten eines 96 Stunden bei 165° entwässerten Heulandits (2) sowie zum Vergleich Angaben Weigei.’s (p. 10, Tab. I) aus dem- selben Temperaturbereich von 15 — 100° C beigefügt. Ich hatte diese Versuchsreihe bei niederen Temperaturen in Angriff genommen, weil ich hoffte, wenigstens am Anfang, wo auch bei Weigel eine übermäßig lange „Vorbehandlung“ nicht vorhanden ist, mit ihm übereinstimmende Resultate zu erhalten. Zu meiner großen Überraschung war dies, obwohl meine neue Die Wasserbindung im Heulandit. 725 Tab. 2. Gleichzeitige Entwässerung und Wiederwässerung, 17—101° Ofen Luft Hauer Frischer Entw. H. Heulandit 22 std. 140" 5,39Mol.H20 3,32Mol.H.O Entwässert;. Wiederwg.l Entw. H. 4 Tage 165» 3,03Mol.H,O Wiederwg.2 Weigel rt.. Mol. H,0 l),en Entwässg. Dauer Std 17° 17° 91 fii* 5,58 Mol. — 15° 5,46 Mol. 37,5 41 19 45 St. 5.50 , 5,41 Mol. 25 5,39 „ 84,5 48 161 90 “ n 5.56 „ 5,42 „ 5.15 Mol. 85 5,28 „ 106 54 19 48 , 5,50 , 5.38 „ — 46 5,15 „ 128.5 55 181 22 , o,44 „ 5.41 „ 54 5,04 „ 153 57 20 23 „ 5,56 , 5,42 , — — 58 21 24 „ 5,51 „ 5,45 „ — — — — 59 181 49 „ 5,48 „ 5,42 „ — 63 4,91 „ 181,5 64 21 48 „ 5,52 „ 5,41 , 5.01 Mol. — — 68 19 21 „ 5,46 „ 5,35 Mol. — — — — 70 20 24 „ 5,50 „ 5,32 „ — 70 4.79 „ 197 71 17 24 „ 5.47 „ 5,25 „ — — — 83 19 37 „ 5,27 Mol 5.28 „ 4.93 Mol. 80 4,65 „ 220 91 19 23 „ 5,19 „ 5.10 , — 92 4.47 . 135,5 101 19 24 „ 5.02 „ 4.93 „ — 100 4.35 „ 145,5 Apparatur der WEiGEL’scheu im hohen Maße angepaßt war, mu in sehr beschränktem Maße der Fall. Die 12 Entwässerungsversuche zwischen 17 und 71°, d. h. in einem Intervall von 54°, führten durchweg auf 5,5 Mol. Wasser. Hiermit ist sofort der Beweis erbracht, daß auch die Ent- wässerung diskontinuierlich verläuft und daß der Heulandit bei 71° fast genau dieselbe Menge Wasser enthält wie bei 17°, wenn man ihn mit Luft umgibt, die bei Zimmertemperatur (17— 20° C) mit Wasserdampf gesättigt ist. Ein prinzipieller Unter- schied zwischen der Entwässerung und der Wässerung ist somit nicht vorhanden. Von prinzipieller Bedeutung für die Aufklärung der Differenzen zwischen den WEiGEL’schen und unseren Versuchen ist die Ver- minderung des Wassergehaltes um 0,1 Mol. (Wieder- wässerung 1) und um 0,35 Mol. (Wiederwässerung 2) durch ver- schiedene „Vorbehandlung“ sowie die Verkürzung des Beständigkeitsintervalles (Wiederwässerung 1), resp. sein gänzliches Fehlen (Wiederwässernng 2). Die vorherige Ent- wässerung, selbst wenn sie im Vakuum und bei Temperturen unter 180° vorgenommen wird1, ergibt, wegen der bereits er- wähnten pli3rsikalisch-chemischen Veränderungen des Heulandits, 1 Eine bestimmte Umwandlnngstemperatur ist nach meinen Versuchen nicht vorhanden. 726 A. Beutell. für den Wassergehalt durchweg zu geringe Werte und verkürzt außerdem die Beständigkeitsintervalle. Der Einwurf, daß vielleicht meine Versuchszeiten nicht ausreichend waren und daß bei Ab- schluß des Versuchs noch keine Sättigung eingetreten war, wird durch die verschiedenen in der Tabelle enthaltenen Resultate bei längeren Versuchszeiten widerlegt. Die bei 45 — 49 Stunden er- zielten Resultate weichen von den iu 21 — 24 Stunden erzielten nur innerhalb der Versuchsfehler ab. Die wochenlange Verwendung ein und derselben Heulanditprobe Wässerung u. Fntw. im Feuchten LuFtstrom. 7 00 Beutell , 4,93 Mol. 5,02 Moi 'A^SMol Weigel ° 4, 79 Moi 70° muß daher zu völlig falschen Resultaten führen. Von den der Tabelle beigefiigtenWEiGEL’schen Molwerten stimmt nur der von 15° mit den meinigen überein. Schon bei 25° ist eine deutliche Abnahme (Versuchsdauer 84£ St.) zu verzeichnen und diese wird bei jeder folgenden Wägung größer. Noch anschaulicher als in der Tabelle treten die Unterschiede zwischen Weigel und mir in der graphischen Darstellung Fig. 2 hervor. Da bei niederen Tempera- turen (bis etwa 35°) auch eine längere Vorbehandlung keine wesentlichen Störungen verur- sachen würde, so könnten die auf- tretenden Differenzen nur durch die verschiedene Dampfspannung der übergeleiteten Luft verursacht werden. Weigel gibt zwischen 15 und 35° Ofentemperatur mittlere Dampfspannungen zwischen 8,2 und 8,4 mm an; bei mir betragen sie im gleichen Temperaturintervall 14,4 — 16,3 mm, sie sind also fast doppelt so hoch als die WEiGEi/schen. Die folgende Tabelle 3 bringt wiederum gleichzeitig iu dem- selben Ofen durchgeführte Entwässerungen und Wiederwässerungen, jedoch bei Temperaturen von 95 — 177°; sie stellt die Fortsetzung der Versuche der vorigen Tabelle 2 dar. Beginnend mit 5 Mol. Wasser bei 95° ist der frische Heulandit bei 144° bis zu 4 Mol. herabgesunken, welchen Wassergehalt er dann bis zu 167° beibehält. Die Entwässerung ergab somit ein Beständigkeits- intervall von 23°; sie verläuft auch in diesem Intervall dis- kontinuierlich. Die Wiederwässerung eines bei 170° während 196 Stunden entwässerten Heulandits führt zwar ebenfalls auf ein etwas kürzeres Beständigkeitsintervall, doch ist dasselbe kürzer Fig. 2. Die Wasserbindung im Heulandit. 727 Tab. 3. Gleichzeitige Wässerung und Entwässerung, 95 — 177°. Ofen Luftstrom Dauer Frischer H. Entwässerter H 4 Tage, 170° 95° 18° 23 Std 5,05 Mol. 4,83 Mol 111 184 24 5.06 „ 4,54 „ 117 19 24 r 4,87 Mol. 4,59 „ 121 19 22 n 4,81 r — 131 19 39 4,61 „ 4,37 r 134 20 23 n 4,53 „ 4,26 „ 139 19 24 7) 4.27 „ 4,16 „ 144 20 46 r 3.99 Mol 3,74 Mol. 146 19 23 4,00 „ 3,78 „ 153 18 24 r 3.95 „ 3,68 , 158 174 23 _ 3,97 „ 3,38 Mol 167 194 24 „ 3,90 „ 3,09 , 174 16 23 r 3,60 Mol. 2,81 „ 177 17 52 7) 3,29 , 2,60 „ rp€L*t4€^ und tritt nicht bei 4 Mol. Wasser, sondern bei durchschnittlich 3,7 Mol. auf. Die vorangegangene Entwässerung bedingt um 0,3 Mol. zu niedrige Resultate. In der graphischen Darstellung der Fig. 2 728 A. Beutell. sind die WEiGEL’schen Zahlen zum Vergleich beigegeben. Die Werte sind bei niederen Temperaturen bedeutend niedriger, bei höheren etwas höher als die meinigen. Aus den in den beiden Tabellen 2 u. 3 zusammengestellten Daten, sowie den entsprechenden beiden Fig. 2 u. 3 geht hervor, daß die Beständigkeitsintervalle durch längere Vor- behandlung (selbst unter 180°) verkürzt, durch übermäßig lange Vorbehandlung jedoch zum Verschwinden ge- bracht werden können: Bei seinen extrem langen Versuchszeiten können bei Weigel keine Beständigkeitsintervalle auftreten. Immer erkennt man, daß nach nicht zu langer Vorbehandlung die Be- ständigkeitsintervalle zwar noch (wenn auch verkürzt) nachzuweisen sind, daß aber unter diesen Umständeu die Molwerte zu niedrig ausfallen, d. h. daß keine ganzen Molzahlen mehr gefunden werden. Die Versuchsresultate werden durch die Versuchs- bedingungen in hohem Maße beeinflußt. Aus der S'roKLossA’schen Wässerungstabelle 4 (Diss. p. 14 u. 15), die ich hier beifüge1 * 3, ist ersichtlich, daß die Moldifferenzen für 1° bei 14 — lbstiindiger Erhitzungsdauer in verschiedenen Temperatur- bereichen erheblich voneinander abweichen. Sie bleiben in den Be- ständigkeitsintervallen fast gleich (größte Differenz 0,0050 — 0,0004 = 0,0046 Mol.), steigen aber in den Zwischenintervallen ziemlich erheblich (größte Differenz 0,120 — 0,012 = 0,108 Mol.). Die Wasseraufnahme zeigt somit periodische Schwankungen, die in hohem Maße von der Ofentemperatur, in geringerem von dem Dampfdruck abhängen. Ich stelle mir nach meinen neueren Er- fahrungen vor, daß der Heulandit bei allen Temperaturen auf eine bestimmte ganze Molzahl hinstrebt", daß aber zur raschen Einstellung auf ein einfaches molares Verhältnis ein bestimmtes, ziemlich eng begrenztes Temperaturintervall erforderlich ist. So sucht sich z. B. der Heulandit zwischen 60 und 70°, nachdem er 4,5 (9) Mol. überschritten hat, auf 5 (10) Mol. einzustellen; weil jedoch die Temperatur von 60 — 70° schon zu hoch liegt, kann er 5 (10) Mol. in endlichen Zeiten nicht erreichen und bleibt daher in einer Zwischenstufe stecken Daß in einigen Beständigkeits- 1 Sie enthielt einen durchgehenden Bedienfelder, den ich beim Beginn meiner eigenen Untersuchungen sofort erkannte und den auch Scheumann in seinen beiden Arbeiten erwähnt. Die Größe der Beständigkeitsintervalle wird durch die Umrechnung nicht berührt, doch fallen die Mohverte, und zwar besonders die für die mittleren Temperaturen, etwas zu niedrig aus. * Genau wie Schulmann annimmt, daß die Trocknung bei Zimmer- temperatur in trockener Luft auf 3 (6) Mol. hinstrebt, ohne sie je erreichen zu können (a. a. 0. p. 56). 3 Will man mit Scheumann den Begriff der Hysterese einfiihren, so muß diese in den Zwischenintcrvallen (keine einfachen molaren Verhältnisse) gesucht werden und nicht, wie er es tut, in den Beständigkeitsintervallen. Die Wasserbindung im Heulandit. 729 Tabelle 4. Temp. Wasser O Mol.-Diff. für 1° C Temp. Wasser "o .5?« Mol.-Diff. für 1 0 C •o > -o > Mol. \ c bei 15 St. 0/ Mol. c bei 15 St. °C 7o her. a O c 0> 33 Erhitzung 0 C /ü ber. rt r/3 C o> —■ CO Erhitzung 17 16.06 5,57 n 205 7.21 2,26 20 15.03 5,17 0,038 210 7,17 2,25 5 16° 0,005 32 14,65 5,00 216 7.11 2,21 40 14,57 4.97 10 18° 0,003 218 6,56 2,0 t 0.092 50 14.52 4.95 220 5.94 1.84 60 14,25 4.85 225 5,79 1.79 4 15° 0.004 65 14,05 4,77 — — 0,016 233 5,84 1,81 70 14,08 4,77 237 5,63 1.52 0,061 80 13,30 4,46 240 4,53 1.38 90 13,24 4,45 9 25° 0.001 245 4,55 1,36 3 0,001 257 27° 100 13.17 4,43 4,48 1.37 105 13,19 4.44 267 4.43 1.36 110 12,74 4.25 0.022 275 3,43 1.04 0,033 130 11,77 3,89 281 3,23 0,90 140 11,73 3,88 8 20" 0,002 283 2,96 0,89 150 11.63 3,84 291 2,89 0.87 2 38° 0,005 160 11,10 3.64 0,021 303 2.94 0.88 172 10,41 3,38 7? 10° 0.003 313 2.85 0,85 182 10.30 3,35 320 2,51 0,75 184 9,64 3.11 0.122 325 2,35 0,70 — — 0,012 186 8,94 2.86 335 2,10 0,63 190 8,83 2,83 6 12° 0.004 345 1,54 0,45 196 8,88 2,84 360 1,48 0,44 1 25“ 0,0004 198 8,80 2.82 370 1.44 0,44 200 7,62 2.40 0,080 380 1,00 0.29 Intervallen, wie z. B. zwischen 205 und 216°, die gefundenen Werte gegen ganze Molzahlen erheblich Zurückbleiben, beruht sicherlich darauf, daß hier die Temperatur von 180° bereits überschritten war, so daß die Zersetzung des Heulandits schon ziemlich rasch vor sich ging. Es liegt hier gleichzeitig unzersetzter und zersetzter Heulandit vor, wobei nur der unzersetzte Anteil ins Gleichgewicht kommt, während der zersetzte, hier schon in erheblicher Menge vorhandene, das Gleichgewicht in endlichen Zeiten nicht erreicht. Erst bei höheren Temperaturen stimmen die gefundenen Werte wieder besser auf ganze Molzahlen, d. h. hier kommen beide An- teile angenähert ins Gleichgewicht Hiernach liegen in unseren 1 Die Behauptung Scheumann’s (p. 26), das SxoKLOSSA'sche Zahlen- material besäße keine Beweiskraft, läßt sich nicht aufrecht erhalten: Die 730 A. Beutell. Beständigkeitsintervallen angenäherte Gleichgewichte vor; in den Zwischenintervallen ist die Reaktionsgeschwindigkeit zwischen dem Wasser und einem Teil des Silikatgerüstes so gering, daß auch keine angenäherten Gleichgewichte erreicht werden. Genaue Gleich- gewichte können nicht auftreten, weil die Zersetzung des Heulandits schon bei viel niedrigerer Temperatur als bei 180u einsetzt. Die >i ibs’ ^n^rjra 1 -SO! 2 -irr w -iw . ro ■ m Vt -W? t't f , -200' -rso‘ no- VMS' o YfLyU. i® ///' lf Jrbi sj fy S; . Fig. 4. graphische Darstellung Fig. 4, welche neben den SroKLOSSA’schen auch die WEiGEL’schen Ergebnisse zur Anschauung bringt, läßt die geschilderten Verhältnisse klar hervortreten. Wäre die Reaktions- geschwindigkeit in den Zwischenintervallen nicht zu gering, so würde überhaupt keine zusammenhängende Kurve zustande kommen, sondern es würden nur 1 1 voneinander getrennte vertikale Stücke auftreten. 11 gefundenen Knicke bleiben bestehen, und die Tatsache, daß einige der- selben keinen ganzen Molekülen entsprechen, war nach meinen Versuchen zu erwarten. Wenn schon bei relativ niedrigen Temperaturen Zersetzung des Heulandits eintritt, so müssen Abweichungen von ganzen Molen auf- treten. Auch die ScHEUMANN’sche Hypothese, daß der Heulandit Jeweils aus zwei Quasihydraten besteht“ (p. 104), verlangt solche Abweichungen Die Wasserbindung im Heulandit. 731 B. Einfluß des Dampfdrucks. Bisher ist für die Aufklärung der grundsätzlichen Differenzen, welche zwischen unseren Untersuchungen und den aller übrigen Forscher bestehen, allein die übermäßig lange Vorbehandlung heran- gezogen worden. Wenn auch Schwankungen des Dampfdruckes für die Ergebnisse im allgemeinen von weniger Belang siud, als die Temperaturschwankungen, so darf doch der Einfluß des Druckes nicht ohne weiteres aus dem Auge verloren werden. In diesem Zusammenhang ist die Tabelle 5 von Interesse, welche die Ent- wässerung des Heulandits in einem Luftstrom wiedergibt, der mit konzentrierter Schwefelsäure getrocknet war. Zur gründlichen Tab. 5. Entwässerung im getrockneten Luftstrom (konz. SO,H2) Stückchen Bei Beginn H,0 5.54 Mol. Pulver Bei Beginn . . . . H,0 . 5,38 Mol. 155° 1 Std. 3.24 Mol. 153° 1 Std. 2,75 Mol. 157 6 n 2.54 r> 153 17 n 2,24 „ 157 11 n 2.31 P 155 29 i) 1.93 „ 157 12 r 2,16 * 156 22 V 1,80 „ 157 14 i* 1.99 . *) 156 21 V L73 „ 157 24 T 1,75 n 156 22 n 1,66 „ 157 24 1,62 7t 157 10 n 1,63 „ 157 24 1.55 n 157 11 r 1,54 „ 116 Std. 157 22 7t 1,51 „ 157 22 . 1,51 „ ’) Stückchen trübe. 176 Std. Trocknung durchlief die Luft einen ebensolchen aus einem 1 m langen, fast horizontal liegenden Rohr bestehenden Apparat, bei der Sättigung der Luft mit Wasserdampf benutzt wurde. Zunächst beweist der Versuch, daß in diesem extremen Falle bei der Ent- wässerung auch nicht angenähert in 16 Stunden (wie Weigel angibt) Gleichgewicht erzielt werden kann, vielmehr war bei Anwendung von kleinen Stückchen nach 92 Stunden langem Erhitzen auf über 150° noch kein Stillstand eingetreten. Beim Heulandit pul v er konnte zwar nach 154 Stunden innerhalb weiterer 22 Stunden keine Gewichtsabnahme beobachtet werden, doch ist hiermit das Gleichgewicht noch nicht gewährleistet : Es ist möglich, daß der Heulandit unter diesen Umständen bei 1,5(3) Hol. Wasser stehen bleibt, doch liegt dafür keine Sicherheit vor. Bewiesen ist jedoch, daß in trockener Luft (H2S04) der Heulandit bei 157° bis auf 1,5(3) Mol. entwässert werden kann, während nach der Stoklossa- schen Tabelle 4 (p. 729) bei 160° noch 3,64 (7,28) Mol. Wasser 732 A. Beutell. Zurückbleiben. Unter der Voraussetzung', daß der Heulandit bei 157° in trockener Luft nach 1,5 (3) Mol. Wasser hinstrebt, würde feststehen, daß bei höherem Wassergehalt als 1,5 (3) Mol. kein Gleichgewicht erreicht werden könnte; die Haltepunkte bei 11, 10, 9, 8, 7, 6, 5 und 4 Mol. Wasser, welche in der STOKi.ossA’schen Tabelle 4 und Kurve Fig. 3 hervortreten, würden in dem trockenen Luftstrom unterdrückt werden. Bis zu 1,5 (3) Mol. Wasser würde die Kurve stetig verlaufen, wie sie von Weigel und den übrigen Forschern bisher beobachtet worden ist. Nun hat zwar Weigel nicht mit so trockener Luft experimentiert, doch liegt seine Wasser- tension (8 — 10 mm Hg) so tief unter der Sättigung, daß das Verschwinden der Beständigkeitsintervalle zu erwarten ist. Die graphische Darstellung der Entwässerung bringt Fig. 5. Unter diesem Gesichtspunkte ist wohl auch der abweichende Verlauf der WEiGEL’schen Kurve zwischen 17 und 71° (Fig. 2, p. 726) zu betrachten : Der Heulandit strebt wegen des zu geringen Dampf- drucks auf ein bedeutend niedrigeres Gleichgewicht als 5,5 (11) Mol. hin, und daher kann das von mir nachgewiesene, auffallend lange Beständigkeitsintervall von 53° nicht in die Erscheinung treten. Bei höheren Temperaturen ist bei so niedrigem Dampfdruck erst recht kein Gleichgewicht bei den einzelnen molaren Verhältnissen zu erwarten. Die von Weigel ermittelten Kurvenpunkte könnten hiernach im allgemeinen keine Gleichgewichte darstellen. Daß seine Kurve nahezu stetig verläuft und nur noch schwache An- klänge an die STOKLOSSA’sclie zeigt, muß bei seiner langen Vor- behandlung und bei dem zu niedrigen Dampfdruck (8 — 10 mm Hg) erwartet werden *. 1 Durchmustert man das von Scheumann in seiner Arbeit (Verh. d Sachs. Akad. Math.-phys. Kl. 1921. 73. 22) niedergelegte Versucbsmaterial, so ergeben sich für diese Hypothese verschiedene Anhaltspunkte. So fand er bei 85, 96 und 100° Ofentemperatur, d. h. in einem Intervall von 15° sehr angenähert 4.5 (9) Moleküle Wasser, wobei er Dampfdrücke zwischen 355 und 634 mm Hg verwandte. Die Übereinstimmung mit den Stoklossa- schen Werten von 4,5 (9) Mol. bei höheren Dampfdrücken ist aus- Die Wasserbindung im Heulandit. 738 Die Versuclisergebnisse können mithin durch niedrigen Wasser- dampfdruck der übergeleiteten Luft weitgehend verändert werden, weil in diesem Falle eine ganze Reihe von sonst möglichen Gleich- gewichten (Beständigkeitsintervallen) ausgeschaltet werden. Z u niedrige Dampfspannung wirkt genau so schädlich wie übe r mäßig lange Versuchsdauer. ' Die Behauptung Weiciel’s, „er habe die Natur der Wasserbindung in den Zeolithen einer neuen experimentellen Untersuchung von solcher Exaktheit unterzogen, daß aus ihr der wahre Verlauf der Ent- wässerungskurve mit Sicherheit festgestellt werden konnte“, stellt eine völlige Verkennung der Sachlage dar. Seine Versuchsanordnung war für die Ermittlung des wahren Verlaufes der Entwässerungs- knrve die denkbar ungünstigste. Seine Kurven liefern wesentlich Beiträge zur Pathologie des Heulandits. Versuclisergebnisse. 1. Unter geeigneten Versuchsbedingungen verlauten Entwässerung und Wiederwässerung stufenweise. 2. Durch längeres Erwärmen verkürzen sich die Beständigkeits- iutervalle, selbst bei Temperaturen unter 180"C; durch extrem langes Erwärmen verschwinden sie. 3. Bei zu niedrigem Wasserdruck verschwinden die Beständigkeits- intervalle. 4. Um Resultate zu erlangen, die den wahren Verhältnissen möglichst nahe kommen, müssen a) möglichst kurze Versuchszeiten (zu jedem Versuch eine neue Substanzmenge), b) möglichst hohe Wasserdampfdrucke angewaudt werden. 5. Die Beständigkeitsintervalle sind die Temperaturbereiche der größten Reaktionsgeschwindigkeit zwischen dem Silikatgerüst und dem Wasser; in den Beständigkeitsintervallen liegen angenäherte Gleichgewichte vor. gezeichnet. Selbst bei ziemlich niedrigem Dampfdruck von 18,5 — 19,6 mm Hg ist hei Scheimaxx noch ein deutliches Beständigkeitsintervall zwischen 198 und 205 für 3 (6) Mol. Wasser vorhanden, welches dem STOKLOsSA’schen zwischen 186 und 198 entspricht. Außerdem erwähnt er Andeutungen von Stufungen auch für 4,5 (9) Mol. und 3,5 (7) Mol. Die experimentellen Ergebnisse von Scheümann und Stoklossa stimmen mithin stellenweise gut überein, nur deutet Scheumann gerade diese Werte als Fehl werte, welche durch die Unzulänglichkeit unserer Apparatur verschuldet wurden: Nicht die Ergebnisse sind durchweg verschieden, sondern die Deutung derselben. Daß bei Weigel nirgends Stufungen auftreten, dürfte daran liegen, daß seine Dampfdrücke nur etwa halb so groß sind als die Scheu- MANx’schen ; die WEiGEL’schen Ergebnisse ähneln den in extrem trockener Luft zu erwartenden. 734 W. 0. Dietrich. 6. Die Zwischenintervalle sind Temperaturbereiche sehr geringer Reaktionsgeschwindigkeit ; in ihnen treten keine Gleich- gewichte auf. 7. Die 11 ganzen molaren Verhältnisse sind als Hydrate auf- zufassen *. Breslau, Min.-petr. Institut der Universität, Juni 1921. Zur spätglazialen Steppenfauna. Von W. O. Dietrich in Berlin. Aus einer Spalte des Seweckenberges bei Quedlinburg besitzt das Berliner Institut einige bisher unbeschrieben gebliebene Raub- tierreste, deren Bestimmung ich veröffentlichen möchte, da sie die Liste der spätglazialen Fauna dieses Fundortes ergänzen. Es handelt sich um 2 Caniden und 2 Musteliden, nämlich Wolf, Fuchs, Iltis und Dachs, die ich genauer bestimme als: Lupus spelaeus Gf. Foetorius Eversmanni Less. Vulpes corsac L. Meies taxus Schreb. Lupus. Ein linkes Unterkieferfragment mit C bis P7 und ein rechter Oberkiefer mit P- bis M-. PA mißt außen 28, M1- 17, M- 10 mm, also ein starker Wolf, wie nach Alter und Zusammen- setzung der Fauna zu erwarten. Vulpes. Schnauze eines erwachsenen kleinen Fuchses, wie die Maße dartun. Erhalten sind links PA bis M*. Länge vom Hinterrand der Alveole von M2 bis zum Vorderrand der Alveole von P1 . 41 mm Desgleichen M2 bis P2 36,5 „ „ bis C 46 „ Länge von PA am Außenrand 11.6 . n n P- am Innenrand 11,9 „ Breite von P2 (vorn) 5.0 „ Länge von M2 (außen) 6,5 „ Breite von Mi 10,0 „ Länge von M2 (außen) 4.0 „ Breite von M2 6,2 „ Der Reißzahn weicht nicht nur in der Größe, sondern auch morphologisch von dem gleichen Zahn bei V. vulgaris und V. lagopus ab, indem am Vorderaußenrand ein kleiner Zacken vorhanden ist, der jenen fehlt. Die Innen- und Außenlänge des Zahns wird da- 1 Im Gegensatz zu Weigel, der nur die geraden Molzahlen gelten läßt, führen die SctiEUMANN’schen Untersuchungen auf 11 molare Wasser- konzentrationen (a. a. 0. p. 85) Wenn er auch diese molaren Konzentrationen in ihrer Gesamtheit nicht als Hydrate anerkennt, so findet er doch wenigstens hei der 6. Molstufe (p. 108) Ähnlichkeit mit einem echten Hydrat. Die anderen läßt er nur als Quasihydrate gelten. Daß unsere Anschauungen gewisse Ähnlichkeiten mit der seinigen haben, geht aus seiner Bemerkung hervor: „Die Hydrattheorie Beutell’s muß bei konsequenter Durchführung zu ähnlichen Vorstellungen kommen.“ Zur spätglazialen Steppenfauna. 73f» durch fast gleich groß. M1 und MÄ sind «nur in der Größe von den genannten Arten verschieden. Ich kann diesen kleinen Fuchs nur auf Viüpes corsac L., den Steppenfuchs, beziehen, den Nehring schon im deutschen Spätglazial vermutete, ohne ihn sicher nach- weisen zu können. Foetorius. Schädel samt Unterkiefer, der an der Stelle der stärksten Einschnürung abgebrochen ist. Schädelmaße. Breite der Nasenöffnung Höhe „ „ Breite zw. den Außenrändern der C-Alveolen Breite zwischen den Proc. postorbitales . . Länge der Schnauze von der Mitte zwischen den Proc. postorbitales bis zum Oberrand der Nasenöffnung Vom Vorderrand der C-Alveole bis zum Hinter- rand der MJ--Alveole ca. Länge von P^- . , Pi , . PA • „ „ MJ- (innerer Teil) Unterkiefer. Höhe zwischen PT und MT Dicke „ „ „ „ Symphysenlänge (auf der Unterseite) .... Länge des C ca. „ von P5 , - Ps » Pt Die bedeutendere Größe, der massive Kieferkörper, die sehr kräftigen (glatten) Eckzähne , der verkümmerte M1, die zwei- wurzeligen vordersten Prämolaren (Pf), die breite Schnauze, die rundliche Nasenöffnung u. a. verbieten die Bestimmung als F.putorius. Diese Merkmale weisen auf den Steppeniltis, F. Eversmanni, wozu auch die Maße stimmen. Die für diese Art bezeichnende starke Einschnürung des Schädels an den Stirnbeinen hinter den Augen- höhlen ist an unserem Fragment wenigstens noch angedeutet. Die Größe weist auch auf Mustda robusta Newt. aus dem englischen Spätglazial, aber die Schädel dieser Art haben weniger weit aus- ladende Jochbogen, etwas längere Schnauze, keine starke Ein- schnürung der Stirnbeine. Auch ist ihr P5 einwurzelig und M1 ist weniger verkümmert. 31. robusta ist ein gewaltig großer F. putorius. Wie Nehring zwei Unterkiefer, so bestimme ich den Iltis- schädel vom Seweckenberg als Foetorius Eversmanni. Kormos hat die spätglazialen Iltisse der ungarischen Höhlen (hauptsächlich Unterkiefer) mit 3Iusteta robusta Newt. vereinigt. .Ta, er ging soweit, „den“ diluvialen, starken Iltis aller Gegenden überhaupt als diese Art anznsprechen, ein übereiltes, Verwirrung 10 12 21 24 mm 21 23 3,3 4,2 8.1 2,7 9,0 mm 4.5 „ 14,7 „ 21 „ 2.3 „ 3.5 „ 4.6 „ 9.3 „ 736 Personalia. stiftendes Verfahren, irm so mehr, als er seine Funde nicht mit F. Eversmanni verglichen hat. Soergel hat bereits erklärt, daß er Kormos’ F. robusta fiir einen pleistocänen Vertreter der Erers- w»ajMMMM »• t Centralblatt für Mineralogie, Geologie i und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, E. Hennig, J. F. Pompeckj j in Bonn in Berlin in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Original-Mitteilungen etc. geUc. Stecher, E. : „Hemimorphe“ Eiskristalle 289 Cornelius, H P.: Ueber ein neues Andalusitvorkommen in der Ferwallgruppe (Vorarlberg) und seine regionalgeologische Be- ' deutung 29<> Keßler, Paul: Die Bedeutung der jährlichen Klimaschwankungen und des Reliefs für die Bodenbildung. (Vorläufige Uebersicht.) (Schluß folgt.) 294 Prell, H.: Die biologische Bedeutung der Mündungsverengei ung bei Pbragmoeeras. Mit 6 Textfiguren 303 Huene. Friedrich v. : Coelurosaurier-Reste aus dem obersten Keuper von Halberstadt. Mit 6 Textfiguren 315 Person alia 320 Zur Veröffentlichung im Centralblatt für Mineralogie ete. sind an Original-Mitteilungen weiterhin eingegangen: (Drucklegung in der Reihenfolge des Eingangs kann aus technischen Gründen nicht gewährleistet werden.) H. A. Brouwer: Studien über Kontaktmetamorphose in Niederl. -Ost- indien. (13. 4. 1921.) Fr. Katzer: Die sogenannte Uebersehiebung von Livno. (19. 4. 1921.) G. Adolf. M. Pulfrich u. G. Linck: Ueber die Darstellung des Dolomit'- und die Dolomite des Röt in der Umgebung von Jena. (27. 4. 1921 ) Clem. Wurm: Die Mineralien in den Einschlüssen des Basaltes vom Finkenberg bei Beuel. (2. 5. 1921.) E Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) r in Stuttgart. DasDiluvium Deutschlands von Dr. Eugen Geinitz Professor an der Universität Rostock Lex. VIII. 206 Seiten mit 3 Tafeln und 28 Textfiguren. Verlegerpreis Mk. 50. -. Der Name Geinitz bürgt dafür, daß dieses Werk unter eingehender Berück sichtigung der reichen Literatur und an Hand der eigenen langjährigen Untersuchungen des Verfassers eine tiefgründige Aibeit darstellt, die unsere Kenntnis des Diluviums ein gutes Sl tick einer weiteren Klärung entgegenfüliren wird. — Ein Werk, für alle Fachgelehrten vpn größtem Interesse. E. Leitz, Wetzlar, Optische Werke Vertretung für Xorddeutscbland Ernst Leitz. Berlin NW, Luisenstr. 45. „ München Dr. A. Schwalm, Sonnenstr. 10. Polarisationsmikroskope, Demonstrations- und Pro- jektionsapparate für polarisiertes Licht, Apparate für Mikrophotographie und Metallmikroskopie. Orthoskop Kßiioskgp Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0.80x0.85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Strahlengang im mineral. Stativ C31 mit großem Gesichtsfeld. B, ^ In den Ebenen X hegt dns Bild des Kristalls. tu den Ebenen Ji liegt das AcbsenhÜd. E Schweizerbart'sciie Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Die Grundlagen der praktischen Anwendungen der Geologie. Von Wilh. Salomon-Heidelberg. 8°. 16 Seiten. Mit 10 Textfiguren. Preis Mk. 3.—. In allgemein verständlicher Weise wird von fachmännischer Seite in dieser Schrift dargestellt, worauf eigentlich die geologische Voraus- sage für praktische Zwecke (Bohrungen. Tunnel, Bergbau, Wasser- versorgung, Entwässerung etc.) beruht. Neben dem großen Kreis der Interessenten wird die Schrift besonders den Studierenden der Naturwissenschaften willkommen sein. Verwitterung und Bodenbildung als Einführung in die Bodenkunde von Dr. Richard Lang Professor an der Universität Halle a. S. 8°. 188 Seiten mit 8 Textabbildungen. Verlegerpreis Mk. 24 — Diese neue Verwitterungskundc und Lehre von der Bodenbildung aus der Feder des Geologen Lang schlägt wesentlich andere Wege zur Klarstellung des vorliegenden Problems ein, als dies bisher zu geschehen pflegte. . . . Die Behandlung der Materie ist völlig individuell. — Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne nicht neue Anregungen aus seiner Lektüre geschöpft zu haben. Blanck (Internationale Mitteilungen für Bodenkunde, 1920, Bd. X, Heft 5/6). Verlag der E. Schweieerbarfschen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Stuttgart, Johannesstr. 3 a. Druck von Carl Grünlnger Nach!. Ernst Klett, Buchdruckerel Zu Gutenberg, Stuttgart 1. Juni 1921 No. 11 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, E. Hennig, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Tübingen in Berlin : STUTTGART 1921 : ♦ • E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). { • • : * s Dieser Nummer ist beigefügt ein Prospekt, der E. Schweizerbart’sclien Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart betr. Bubnoff, Die Grund- lagen der Deckentheorie in den Alpen. Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Richter. Max: Die exotischen Blöcke im Flysch bei Oberstdorf. Mit 3 Textfiguren • 321 Keßler. Paul: Die Bedeutung der jährlichen Klimaschwankungen und des Reliefs für die Bodenbildung. (Vorläufige Uebersicht.) (Schluß.) . ' 326 Remane, Adolf : Zur Beurteilung der fossilen Anthropoiden . . . 335 Broili, F.: Ein Fund von cf. Placerias Li cas in der kontinentalen Trias von Europa. Mit 2 Textfiguren 339 Salfeld. Hans: Kiel- und Furchenbildung auf der Schalenaußen- seite der Ammonoideen in ihrer Bedeutung für die Systematik und Festlegung von Biozonen 343 Nopcsa. Franz Baron: Zur systematischen Stellung von Popo- saurus (Mehl) 348 Miscellanea 349 Besprechungen. Kraus. Edward Henry and Walter Fred Hunt: Mineralogy . . . 350 Wiegner, G. : Boden und Bodenbildung in kolloid-chemischer Betrachtung . . r 351 Personalia 352 Zur Veröffentlichung im Centralblatt für 3Iineralogie etc. sind an Original-Mitteilungen weiterhin eingegangen: (Drucklegung in der Reihenfolge des Eingangs kann aus technischen Gründen nicht gewährleistet werden.) M. Berek: Lichtfilter für die Benutzung künstlicher Lichtquellen beim Mikroskopieren im polarisierten Licht. (13. 5. 1921.) K. Willmann: Die natürlichen Eisenoxydhydrate. (15.5. 1921.) G. Doelter: Erzeugung rosenroter Färbung in Fluorit. (17.5. 1921.) E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. DasDiluvium Deutschlands von Dr. Eugen Geinitz Professor an der Universität Rostock Lex. VIII. 206 Seiten mit 3 Tafeln und 28 Textfiguren. Der Name Geinitz bürgt dafür, daß dieses Werk unter eingehender Berücksichtigung der reichen Literatur und an Hand der eigenen langjährigen Untersuchungen des Verfassers eine tiefgründige Arbeit darstcllt, die unsere Kenntnis des Diluviums ein gutes Stück einer weiteren Klärung entgegenführen wird. — Ein Werk, für alle Fachgelehrten von größtem Interesse. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. PALAEONTOGRAPHICA. Beiträge zur Naturgeschichte der Vorzeit. Herausgegeben von Prof. Dr. J. F. Pompeckj in Berlin. Bisher erschienen 63 Bände in Quartformat mit zahlreichen Tafeln und Textabbildungen. Die Abhandlungen sind auch einzeln zu haben. Im Nachstehenden tithren wir eine Anzahl der in der letzten Zeit erschienenen Arbeiten an: Schmidt, Ernst Wilh. : Die Arieten des unteren Lias von Harzburg. 5 Bogen mit 7 Tafeln , 4 I, oben- tafeln und 5 Textfiguren. Brandes, Theod. : Plesiosauriden aus dem unteren Lias von Halberstadt. 2 Bogen mit 2 Tafeln und 10 Textfiguren. Loesch, Karl C. v. : Die Nautilen des weißen Jura. I. Teil. 11 £ Bogen mit 6 Tafeln und 8 Textfiguren Boehnke, Kunibert: Die Stromatoporen der nordischen Silurgeschiebe in Norddeutschland und in Holland. Bogen mit 3 Tafeln und 35 Textfiguren. Krenkel, E. : Monographie der Kelloway-Fauna von Po- pilani in Westrußland. 22 Bogen mit 10 Tafeln und 26 Textfiguren. Huene, Fr. v.: Beiträge zur Kenntnis der Ichthyosaurier im deutschen Muschelkalk. 8£ Bogen mit 7 Tafeln, 96 Textfiguren und 1 Textbeilage. Salfeld, Hans: Monographie der Gattung Ringsteadia (gen. nov.). 2 Bogen mit 6 Tafeln und 1 Textfigur. Wedekind, R. : Die Genera der Palaeoammonoidea (Goniatiten). 121 Bogen mit 9 Tafeln und 54 Text- figuren. Kräusel, R. : Die fossilen Koniferenhölzer (unter Aus- schluß von Araucarioxylon Kraus), lli Bogen. Hadding, Assar: Kritische Studien über die Terebratula- Arten der schwedischen Kreideformation. 3 Bogen mit 9 Tafelu und 5 Textabbildungen. Stolley, E. : Beiträge zur Kenntnis der Gauoiden des deutschen Muschelkalks. 8 Bogen mit 3 Tafeln. v. Seidlitz, Wilfried: Trematosaurus Fuchsi, ein Labyrinthodont aus dem thüringischen Buntsand- stein. 1| Bogen mit 2 Tafeln. Schlosser, M. : Beiträge zur Kenntnis der Säugetier- reste ans dem untersten Eocaen von Reims. 6 Bogen mit 2 Tafeln und 1 Textfigur. = Inhalts- und Preisverzeichnisse stehen zu Diensten. = E. Schweizerbart sehe Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Die Grundlagen der praktischen Anwendungen der Geologie. Von Wilh. Salomon-Heidelberg. 8°. 16 Seiten. Mit 10 Textfiguren. In allgemein verständlicher Weise wird von fachmännischer Seite in dieser Schrift dargestellt, worauf eigentlich die geologische Voraus- sage für praktische Zwecke (Bohrungen, Tunnel, Bergbau, Wasser- versorgung, Entwässerung etc.) beruht. Neben dem großen Kreis der Interessenten wird die Schrift besonders den Studierenden der Naturwissenschaften willkommen sein. Verwitterung und Bodenbiidung als Einführung in die Bodenkunde von Dr. Richard Lang Professor an der Universiläl Halle a. S. 8°. 188 Seiten mit 8 Textabbildungen. Diese neue Verwitterungskunde und Lehre von der Bodenbildung aus der Feder des Geologen Lang schlägt wesentlich andere Wege zur Klarstellung des vorliegenden Problems ein, als dies bisher zu geschehen pflegte. . . . Die Behandlung der Materie ist völlig individuell. — Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne nicht neue Anregungen aus seiner Lektüre geschöpft zu haben. Blanck (Internationale Mitteilungen für Bodenkunde, 1920, Bd.X, Heft 5/6). Verlag der E. Scliweizerbart'sclieu Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Joliannesstr. 3 a. Druck von Carl Griiniuger Nachf. Ernst Kielt, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. 15. Juni 1921 No. 12 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Bonn in Berlin in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, E. Hennig, J. F. Pompeckj Dieser Nummer ist beigefügt ein Prospekt der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart betr. B. Hauff, Unter- suchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des Oberen Lias Württembergs. Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Universität Bonn. 37. Carl Skoetsch: Die Einschlüsse in den Basalten zwischen Godesberg und Remagen 353 Nacken, R. und W. Wolff: Ueber die Absorption von Gasen durch Chabasit. Mit 4 Textfiguren. (Schluß folgt.) 364 Reck, H. und W. 0. Dietrich: Ein Beitrag zur geologischen Kenntnis der Landschaft Usaratnö in Deutsch-Ostafrika. Mit 3 'I'extfiguren 372 Brill, Rieh.: Aucella Bronni im schwäbischen Jura. Mit 4 Textfig. 379 Besprechungen. Etzold, Fr.: Die sächsischen Erdbeben während der Jahre 1907 — 1915 382 Berichtigung 384 Wechsel in der Schriftleitung. Nach dem Ausscheiden des Herrn Geheimrat Liebisch hat die Schriftleitung der Abteilung: Petrographie und Allgemeine Geologie Herr Professor Dr. A. Bergeat in Kiel übernommen. Wir bitten die Herren Mitarbeiter, die für das Neue Jahrbuch bezw. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie bestimmten Abhandlungen, Referate und Originalmitteilungen etc, aus den Gebieten 1. Kristallographie, Mineralphysik, Mineralchemie, Ein- zelne Mineralien, Vorkommen von Mineralien, Me- teoriten, Lagerstätten nutzbarer Mineralien an Herrn Geheimrat Prof/ Dr. R. Brauns, Bonn, Min.-petr. Institut, 2. Allgemeine Geologie, Experimentelle Geologie, Radioaktivität, Allgemeine u. regionale Petrographie an Herrn Prof. Dr. A. Bergeat, Kiel, Min. Institut, 3. Geologische Karten, Regionale Geologie, Historische Geologie an Herrn Prof. Dr. E. Hennig, Tübingen, Geol.-pal. Institut, 4. Paläontologie an Herrn Geheimrat PW. Dr. J. F. Pompeckj, Berlin N.4, Invalidenstr. 43, gelangen lassen zu wollen. Alle die innere und äußere Ausgestaltung, sowie die Gesamtleitung des Jahrbuches und Centralblattes be- treffenden Fragen bitten wir, an Herrn Geheimrat Dr. R. Brauns richten zu wollen. Redaktion und Verlag des Neuen Jahrbuchs f. Mineralogie, Geologie u. Paläontologie. R. Brauns. A. Bergeat. E. Hennig. J. F. Pompeckj. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) Stuttgart, Johannesstr. 3a. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. PALAEONTOGRAPHICA. Beiträge zur Naturgeschichte der Vorzeit. Herausgegeben von Prof. Dr. J. F. Pompeckj in Berlin. Bisher erschienen 63 Bande in Quartformat mit zahlreichen Tafeln und Textabbildungen. x Die Abhandlungen sind auch einzeln zu haben. Im Nachstehenden fuhren wir eine Anzahl der in der letzten Zeit erschienenen Arbeiten an: Schmidt, Ernst Willi.: Die Arieten des unteren Lias von Harzburg. 5 Bogen mit 7 Tafeln , 4 Loben- tafeln und 5 Textfiguren. Brandes, Theod. : Plesiosauriden aus dem unteren Lias von Halberstadt. 2 Bogen mit 2 Tafeln und 10 Textfiguren. Loesch, Karl C. v. : Die Nantilen des weißen Jura. I. Teil. 11 1 Bogen mit 6 Tafeln und 8 Textfiguren Boehnke, Kunibert: Die Strumatoiioren der nordischen Silurgeschiebe in Norddeutschland und in Holland. Bogen mit 3 Tafeln und 35 Textfiguren. Krenkelj E. : Monographie der Kelloway-Fauna von Po- pilaui in Westrußland. 22 Bogen mit 10 Tafeln und 26 Textfiguren. Hneue, Fr. v.: Beiträge zur Kenntnis der Ichthyosaurier im deutschen Muschelkalk. 8J Bogen mit 7 Tafeln, 96 Textfiguren und 1 Textbeilage. S a 1 f e 1 d , Hans : Monographie der Gattung Ringsteadia (gen. nov.). 2 Bogen mit 6 Tafeln und 1 Textfigur. Wedekind, R. : Die Genera der Palaeoammonoidea (Goniatiten). 124 Bogen mit 9 Tafeln und 54 Text- figuren. Kräusel, R. : Die fossilen Koniferenbölzer (unter Aus- schluß von Araucarioxylon Kraus). 11^ Bogen. H ad ding, Assar: Kritische Studien über die Terebratula- Arten der schwedischen Kreideformation. 3 Bogen mit 9 Tafeln und 5 Textabbildungen. Stolley, E.: Beiträge zur Kenntnis der Ganoideu des deutschen Muschelkalks. 8 Bogen mit 3 Tafeln. v. S e i d 1 i t z , Wilfried: Trematosaurus Fuchsi , ein Labyrinthodont aus dem thüringischen Buntsand- stein. 14 Bogen mit 2 Tafeln. Schlosser, M. : Beiträge zur Kenntnis der Säugetier- reste aus dem untersten Eocaen von Reims. 6 Bogen , mit 2 Tafeln und 1 Textfigur. = Inhalts- und Preisverzeichnisse stehen zu Diensten. = E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. — Inlandpreis M. 60.—. Das Buch bildet eine umfassende großzügige Darstellung der Deckentheorie und richtet sich in erster Linie an die große Menge aller derer, denen es an Zeit und Möglichkeit gebricht, sich aus eigener Anschauung oder aus der Spezialliteratur ein eigenes Bild vom gegenwärtigen Stand der Alpengeologie zu schaffen. Der Name Bubnoff bürgt für die Güte und Notwendigkeit des Buches. DasDiluvium Deutschlands von Dr. Eugen Geinitz Professor an der Universität Rostock Lex. VIII. 206 Seiten mit 3 Tafeln und 28 Textfiguren. Der Name Geinitz bürgt dafür, daß dieses Werk unter eingehender Berücksichtigung der reichen Literatur und an Hand der eigenen langjährigen Untersuchungen des Verfassers eine tiefgründige Arbeit darstellt, die unsere Kenntnis des Diluviums ein gutes Stück einer weiteren Klärung entgegenführen wird. — Ein Werk, für alle Fachgelehrten von größtem Interesse. Verlag der B. Schwelzerbarl'schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3 a. Druck von Carl Grünlnger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart 1. Juli 1921 No. 13 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Hammer, W. : Ueber eine metasomatische Bildung von Magnesit (Breunnerit) nach Peridotit 385 Nacken, R und W. Wolff: Ueber die Absorption von Gasen durch Chabasit. Mit 4 Text.figuren. (Schluß.) . 388 Liebus, Adalbert: Einige Bemerkungen über die Triasablagerungen der Insel Russkij bei Wladiwostok. Mit 1 Kartenskizze . . 394 Huene. Friedrich v. : Ein Plesiosaurierrest aus dem untersten Lias Württembergs. Mit 2 Textfiguren 401 Reinheimer.S. : Bemerkungen zur Bestimmung numerischer Aperturen an Dünnschliffen zu diagnostischen Zwecken. Mit 2 Textfig. 406 Besprechungen. Niggli, P.: Die leichtflüchtigen Bestandteile im Magma 411 Kr i sehe, Paul: Die Verteilung der landwirtschaftlichen Hanpt- bodenarten im Deutschen Reiche 414 Stromer, Ernst: Paläozoologisches Praktikum 415 Personalia ' 416 Wechsel in der Schriftleitung. Nach dem Ausscheiden des Herrn Geheimrat Liebisch hat die Schriftleitung der Abteilung: Petrographie und Allgemeine Geologie Herr Professor Dr. A. ßergeat in Kiel übernommen. Wir bitten die Herren Mitarbeiter, die für das Neue Jahrbuch bezw. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie bestimmten Abhandlungen, Referate und Originalmitteilungen etc. aus den Gebieten 1 . Kristallographie, Mineralphysik, Mineralchemie, Ein- zelne Mineralien, Vorkommen von Mineralien, Me- teoriten, Lagerstätten nutzbarer Mineralien an Herrn Geheimrat Prof. Dr. R. Brauns, Bonn, Min.-petr. Institut, 2. Allgemeine Geologie, Experimentelle Geologie, Radioaktivität, Allgemeine u. regionale Petrographie an Herrn Prof. Dr. A. Bergeat, Kiel, Min. Institut, 3. Geologische Karten, Regionale Geologie, Historische Geologie an Herrn Prof. Dr. E. Hennig, Tübingen, Geol.-pal. Institut, 4. Paläontologie an Herrn Geheimrat Prof. Dr. J. F. Pompeckj, Berlin N. 4, Invalidenstr. 43, gelangen lassen zu wollen. Alle die innere und äußere Ausgestaltung, sowie die Gesamtleitung des Jahrbuches und Centralblattes be- treffenden Fragen bitten wir, an Herrn Geheimrat Dr. R. Brauns richten zu wollen. Redaktion und Verlag des Neuen Jahrbuchs f. Mineralogie, Geologie u. Paläontologie. R. Brauns. A. Bergeat. E. Hennig. J. F. Pompeckj. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) Stuttgart, Jolianncsstr. 3a. E. Schweizerbart’sclie Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. — Inlandpreis M. 60.—. Das Buch bildet eine umfassende großzügige Darstellung der Deckentheoric und richtet sich in erster Linie an die große Menge aller derer, denen es an Zeit und Möglichkeit gebricht, sich aus eigener Anschauung oder aus der Spezialliteratur ein eigenes Bild vom gegenwärtigen Stand der Alpcngeologie zu schaffen. Der Name Bubnoff bürgt für die Güte und Notwendigkeit des Buches. DasDiluvium Deutschlands von Dr. Eugen Geinitz Professor an der Universität Rostock Lex. VIII. 206 Seiten mit 3 Tafeln und 28 Textfiguren. Der Name Geinitz bürgt dafür, daß dieses Werk unter eingehender Berücksichtigung der reichen Literatur und an Hand der eigenen langjährigen Untersuchungen des Verfassers eine tiefgründige Arbeit darstellt, die unsere Kenntnis des Diluviums ein gutes Stück einer weiteren Klärung entgegenführen wird. — Ein Werk, für alle Fachgelehrten von größtem Interesse. LUTZ OEMONSTRATIONSAPPARATE für die PROJEKTION im polarisierten LICHT POLARISATIONSMIKROSKOPE ELEKTRISCH heizbare OBJEKTTISCHE. MIKROPHOTOGRAPHISCHE APPARATE ERNST LEITZ OPTISCHE WERKE WETZLAR Man verlange Sonderlisre Projektion 303 Verlag der E. Schweizerbart’scben Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johanncsstr. 3 a. Druck von Carl Grünlnger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart 15. Juli 1921 No. 14 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, A.Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Dieser Nummer ist beigefügt ein Prospekt der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart betr. Rosenbusch-Wülfing, Mikroskopische Physiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. I. Bd., 1. Hälfte, I. Liefg. Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Br ou wer, H. A. : Studien über Kontaktmetamorphose in Niederl.- Ostindien. Mit 1 Textfigur 417 Kraus, Ernst: Von der Westküste des Muschelsandsteinmeeres (unterer Muschelkalk von Elsaß-Lothringen). Mit 1 Karten- skizze und 1 Textfigur 423 Reck, Hans: lieber eine neue Faunula im Juragebiet der deutsch- ostafrikanischen Mittellandbahn. Mit 3 Textfignren 431 Schlosser, M. : Neuere Funde von Wirbeltieren, besonders Säuge- tieren im Tertiär und Pleistocän der Iberischen Halbinsel. (Fortsetzung folgt.) 436 Wetzel, W. : Darstellung von Flußspat bei Zimmertemperatur . . 444 Besprechungen. Bubnoff, Serge v. : Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen 447 Personalia 448 Zur Veröffentlichung im Centralblatt für Mineralogie etc. sind an Original-Mitteilungen weiterhin eingegangen: (Drucklegung in der Reihenfolge des Eingangs kann aus technischen Gründen nicht gewährleistet werden.) W. 0. Dietrich: Zur spätglazialen Steppenfauna. (Mai 1921.) F. Heritsch : Zwei neue Tabulaten aus dem alpinen Mesozoicum..(Mai 1921.) Otto Schlagintweit: Die Ceratiten des mittleren Hauptmuschelkalks Wiirzburgs. (Mai 1921.) Steph. Richarz: Neue Wirbeltierfunde in den Tonen von Tegelen bei Venlo. (Mai 1921.) 0. Wilckens: Das Diluvium der Umgegend von Bremen. (26. 5. 21.) W. Wenz: Ueber die zoogeographischen Beziehungen der Land- und Süßwassermollusken des europäischen Tertiärs. (Juni 1921.) 0. Wilckens: Die Dünen zwischen Unterelbe und Unterweser. (11.6.1921.) E. Wittich u. J Kratzert: Ueber ein neues Vorkommen von Dumor- tierit im Granit bei Guadalcäzar. Nordmexiko. (13. 6. 1921.) A. Beutelt: Die Wasserbindung im Heulandit. (13.6. 1921.) 0. Mügge: Ueber Quarz als geologisches Thermometer und die Be- deutung der Zusammensetzungifläche von Zwillingen. (23. 6. 1921.) H. Philipp: Beitrag zur Kenntnis der Bewegungsvorgänge in hoch- viskosen geologischen Flüssigkeiten. (Juni 1921.) W, 0. Dietrich: Ueber den „horizontalen Zahnwecbsel“ bei Mastodon und Elephas. (Juli 1921.) A. und M. Vendl: Ueber Amphibolite aus den Südkarpaten. (2.7.1921.) E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) , in Stuttgart. Soeben erschien : Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. — Inlandpreis M. 60.—. Das Buch bildet eine umfassende großzügige Darstellung der Deckentheorie und richtet sich in erster Linie an die große Menge aller derer, denen es an Zeit und Möglichkeit gebricht, sich aus eigener Anschauung oder aus der Spezialliteratur ein eigenes Bild vom gegenwärtigen Stand der Alpengeologie zu schaffen. Der Name Bubnoff bürgt für die Güte und Notwendigkeit des Buches. DasDiluvium Deutschlands von Dr. Eugen Geinitz Professor an der Universität Rostock Lex. VIII. 206 Seiten mit 3 Tafeln und 28 Textfiguren. Der Name Geinitz bürgt dafür, daß dieses Werk unter eingehender Berücksichtigung der reichen Literatur und an Hand der eigenen langjährigen Untersuchungen des Verfassers eine tiefgründige Arbeit darstellt, die unsere Kenntnis des Diluviums ein gutes Stück einer weiteren Klärung entgegenführen wird. — Ein Werk, für alle Fachgelehrten von größtem Interesse. Neue strukturtheoretische Kristallmodelle (Atomanordnungen von Kristallen) nach Pröf. Dr. J. Beckenkamp in Würzburg. — Katalog in Vorbereitung. Ferner nach Prof. Dr. F. Rinne: Die Kristalle als Vorbilder des feinbaulichen Wesens der Materie, Berlin 1921: 6ModellevonElementarkörpernzurErläuterung des Fein- baus VOn Kristallen ; aus Draht mit gefärbten Holzkugeln. 32 Holzkristallmodelle zur Erläuterung des jeweiligen allgemeinen Falles der 32 Kristallklassen; in über- sichtlicher Anordnung mit stereographischen Projektionen der erzeugenden und der vollen Symmetrie, mit Etiketten versehen. aufgestellt aut Kristallträgern aus Holz . . . 400 Mk. ohne Kristallträger 220 Mk. Neue Mineralien: 1. VonTsumeb: Cuproplumbit, Mottramit, Parabayldonit, Paraurichalcit und Plattnerit. 2. Von Schweden : Pyrobelonit, Trigonit, Dixenit, Sphenomanganit, Blei kristallisiert, Margarosanit, Ektropit, Katoptrit, Inesit, Pyrochroit. 3. Nord-Amerika:Tungstenit,Hibbenit,Macfarlanit,Molybdit,Cristobalit. Dr. F. Krantz Minerallenkontor Bonn a. Rhein °1833 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart Soeben erschien : Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienscbiefer des oberen Lias Württembergs von Dr. Bernh. Hauff Großj4°. 42 Seiten mit 21 mehrfachen Tafeln, lnlandpreis M. 160. — Die Präparationen (Saurier, Pentacrinen) etc. aus der Meisterhand Bernh. Hauffs bilden eine vielbewunderte Zierde für zahlreiche natur- historische Museen der ganzen Erde, ungezählten Gelehrten haben sie Anregungen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten geboten, so daß Institute und Fachkreise die selten interessante Abhandlung als eine unentbehrliche, willkommene Ergänzung zu den Hauff'schen Präparationen betrachten werden. Verlag der H. Schweizerbart'schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johanne.sslr. 3a. Druck von Carl Grßninger Nacht. Ernst Kielt, Buchdruckerei Zu Qutenberg, Stuttgart. 1. August No. 15 1921 1 4.2- o»T~ Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Seite Inhalt. Original- Mitteilungen etc. Mitteilungen aus dein Mineralogischen Institut der Universität Bonn. 38. H. M. E. Schiirmann: Beiträge zur Petrographie der östlichen arabischen Wüste Aegyptens. (Schluß folgt.) . . 449 Oertel, Walter: Revision der Liasgeschiebe Mecklenburgs. . . . 458 Schlosser, M. : Neuere Funde von Wirbeltieren, besonders Säuge- tieren im Tertiär und Pleistocän der Iberischen Halbinsel. (Schluß folgt.) 471 Doelter, C. : Erzeugung rosenroter Färbung in Fluorit 479 Personalia 480 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Rosenbusch- Wülfing: Mikroskopische Fhysiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. I. Band. 1. Hälfte: Untersuchungsniethoden. 5. völlig umgearbeitete Auflage von E. A. Wülfing. Erste Lieferung. Lex. 8°, 268 Seiten mit 192 Textfiguren und 1 farbigen Tafel Inlandpreis Mk. 80. — . Das Erscheinen der ersten Lieferung dieses klassischen Werkes in neuer Auflage wurde schon lange erwartet und wird daher in Fach- kreisen mit Freuden begrüßt werden. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil: Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge: Analysen isolierter Gemengteile. Preise auf Anfrage. — Teil III nicht hei uns erschienen. Wf * E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. I =^ec3= I ■ -y 1 — - Soeben erschien : Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des oberen Lias Württembergs von Dr. Bernh. Hauff Groß 4n. 42 Seiten mit 21 mehrfachen Tafeln. Inlandpreis M. 160. — Sonderabdruck aus Palaeontographica Bd. 64. Die Präparationen (Saurier, Pentacrinen) etc. aus der Meisterhand Bernh. Hauffs bilden eine vielbewunderte Zierde für zahlreiche natur- historische Museen der ganzen Erde, ungezählten Gelehrten haben sie Anregungen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten geboten, so daß Institute und Fachkreise die selten interessante Abhandlung als eine unentbehrliche, willkommene Ergänzung zu den Hauff’schen Präparationen betrachten werden. Soeben erschien : Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. — Inlandpreis M. 60.—. Das Buch bildet eine umfassende großzügige Darstellung der Deckentheorie und richtet sich in erster Linie an die große Menge aller derer, denen es an Zeit und Möglichkeit gebricht, sich aus eigener Anschauung oder aus der Spezialliteratur ein eigenes Bild vom gegenwärtigen Stand der Alpengeologie zu schaffen. Der Name Bubnoff bürgt für die Güte und Notwendigkeit des Buches. LEITZ DEMONSTRATIONSAPPARATE für die PROJEKTION im polarisierfen LICHT. POLARISATIONSMIKROSKOPE ELEKTRISCH heizbare OBJEKTTISCHE. MIKROPHOTOGRAPHISCHE APPARATE ERNST LEITZ optische werke WETZ LAR Man verlange Sonderliste Projektion 303 Verlag der E. Schweizerbart'sehen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johaunesstr. 3 a. Druck von Carl Grüninger Nacht. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. 15. August 1921 No. 16 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Seite Mitteilungen ans dem Mineralogischen Institut der Universität Bonn. 38. H. M. E. Schürmann: Beiträge zur Petrographie der östlichen arabischen Wüste Aegyptens. (Schluß.) .... 481 Schlosser, M. : Neuere Funde von Wirbeltieren, besonders Säuge- tieren im Tertiär und Pleistocän der Iberischen Halbinsel. (Schluß.) 490 Huene, Friedrich v. : Ueber einen wohlerhaltenen Gaumen von Trematosaurus Brauni. Mit 2 Textfiguren 502 Miigge, 0.: Bemerkung zu Brauns, Bildung und Beständigkeit von Modifikationen polymorpher Körper unterhalb ihrer Um- wandlungstemperatur 504 Berek, M. : Lichtfilter für die Benutzung künstlicher Lichtquellen beim Mikroskopieren im polarisierten Licht 505 Besprechungen. Wegen er, A.: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane . . . 50ß Zur Veröff entlichung im Centralblatt für Mineralogie etc. sind an Original-Mitteilungen weiterhin eingegangen: (Drucklegung in der Reihenfolge des Eingangs kann aus technischen Gründen nicht gewährleistet werden.) W. Schüler: Analyse des Paradoxit von Euba in Sachsen. (30. 6. 1921.) F. Machatsch ki: Das Magnesitvorkommen im Kas Wassergraben bei Großreifling, (4. 7. 1921.) F. Katzer: Schwarzer Poechit aus der metasomatischen Eisenerzzone von Vares in Bosnien. (13. 7. 1921.) E. Krenkel: Die Erdbeben Ostafrikas. (14.7. 1921.) E. SchweizerbartV.be Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien: Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 46 Textfiguren. — Inlandpreis M. 60.—. Das Buch bildet eine umfassende großzügige Darstellung der Deckentheorie und richtet sich in erster Linie an die große Menge aller derer, denen es an Zeit und Möglichkeit gebricht, sich aus eigener Anschauung oder aus der Spezialliteratur ein eigenes Bild vom gegenwärtigen Stand der Alpengeologie zu schaffen. Der Name Bubnoff bürgt für die Güte und Notwendigkeit des Buches. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. L , ^ , ■= Soeben erscliien : Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des oberen Lias Württembergs von Dr. Bernh. Hauff Groß 4°. 42 Seiten mit 21 mehrfachen Tafeln. Inlandpreis M. 160. — Sonderabdruck aus Palacontographica Bd. 64. Die Präparationen (Saurier, Pentacrinen) etc. aus der Meisterhand Bernh. Hauffs bilden eine vielbewunderte Zierde für zahlreiche natur- historische Museen der ganzen Erde, ungezählten Gelehrten haben sie Anregungen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten geboten, so daß Institute und Fachkreise die selten interessante Abhandlung als eine unentbehrliche, willkommene Ergänzung zu den Hauff’schen Präparationen betrachten werden. Verwitterung und Bodenbildung als Einführung in die Bodenkunde von Dr. Richard Lang Professor an der Universität Halle a. S. 8°. 188 Seiten mit 8 Textabbildungen. Diese neue Verwitterungskunde und Lehre von der Bodenbildung aus der Feder des Geologen Lang schlägt wesentlich andere Wege zur Klarstellung des vorliegenden Problems ein, als dies bisher zu geschehen pflegte. . . . Die Behandlung der Materie ist völlig individuell. — Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne nicht neue Anregungen aus seiner Lektüre geschöpft zu haben. Blanck (Internationale Mitteilungen für Bodenkunde, 1920, Bd. X, Heft 5/6). Neue strukturtheoretische Kristallmodeiie (Atomanordnungen von Kristallen) nach Pröf. Dr. J. Beckenkamp in Wiirzburg. — Katalog in Vorbereitung. Ferner nach Prof. Dr. F. Rinne: Die Kristalle als Vorbilder des feinbaulichen Wesens der Materie, Berlin 1921 : 6 Modelle vonElementarkörpern zurErläuterung des Fein- baus von Kristallen ; aus Draht mit gefärbten Holzkugeln. 32 Holzkristallmodelle zur Erläuterung des jeweiligen allgemeinen Falles der 32 Kristallklassen; in über- sichtlicher Anordnung mit stereographischen Projektionen der erzeugenden und der vollen Symmetrie, mit Etiketten versehen. aufgestellt auf Kristallträgern aus Holz . . . 400 Mk. ohne Kristallträger 220 Mk. Neue Mineralien: 1. VonTsumeb: Cuprophimbit, Mottramit, Parabayldonit, Paraurichaldt und Plattnerit. 2. Von Schweden : Pyrobelonit, Trigonit, Dixenit, Sphenomanganit, Blei kristallisiert, Mnrgarosanit, Ektropit, Katoptrit, Inesit, Pyrochroit. 3. Nord-Amerika:Tungstenit,Hibbenit,Macfarlanit,Molybdit,Cristobalit. Dr. F. Krantz Mineralienkontor Bonn a. Rhein °1833 E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Rosenbuscli- Wülfing: Mikroskopische Fhysiographie der petrographäsch wichtigen Mineralien. I. Band. 1. Hälfte: Untersucliuiigsmethodeii. 5. völlig umgearbeitete Auflage von E. A. Wiilfing. Erste Lieferung. Lex. 8°, 268 Seiten mit 192 Textfiguren und 1 farbigen Tafel Inlandpreis Mk. 80. — . Das Erscheinen der ersten Lieferung dieses klassischen Werkes in neuer Auflage wurde schon lange erwartet und wird daher in Fach- kreisen mit Freuden begrübt werden. Verlag der K. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nagele), Stuttgart, Johannesstr. 3a. Druck von Carl Grtlninger Nacht. Ernst Kielt, Buchdruckerei Zu Qutenberg, Stuttgart. 1. September 1921 No. 17 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj : Inhalt. Original-Mitteilungen etc. g . Goßner, B.: Zur chemischen Konstitution von Silikaten 513 Reck, Hans: lieber das Alter der jungen Sedimente und des Pecten 'Vasseli Fuchs an der ostafrikanischen Küste. Mit 1 Textfigur 526 Schmidt, Herrn.: Ueber Goniatiten — eine Revision ihrer Systematik mit Beifügung neuer Beobachtungen. Mit 1 Textfigur . . . 538 Zur Veröffentlichung im Centralblatt für Mineralogie etc. sind an Original-Mitteilungen weiterhin eingegangen: (Drucklegung in der Reihenfolge des Eingangs kann aus technischen Gründen nicht gewährleistet werden.) F. Wähn er: Zur Beurteilung der Längsstörungen im mittelböhmischen Faltengebirge. (29. 7. 1921.) L. Krumbeck: Stratigraphische Ergebnisse von Niedermayer’s Reise durch Persien. (31. 7. 1921.) F. Rinne: Bemerkungen zur orientierenden Wirkung der Kristallfelder des Steinsalzes und des Sylvins. (3. 8. 1921.) E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Rosen husch- W ülfing : Mikroskopische Fhysiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. I. Band. 1. Hälfte: Untersuchungsmethoden. 5. völlig umgearbeitete Auflage von E. A. Wülfing. Erste Lieferung. Lex. 8°, 268 Seiten mit 192 Textfiguren und 1 farbigen Tafel Inlandpreis Mk. 80. — . Das Erscheinen der ersten Lieferung dieses klassischen Werkes in neuer Auflage wurde schon lange erwartet und wird daher in Fach- kreisen mit Freuden begrüßt werden. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil: Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge: Analysen isolierter Gemengteile. Preise auf Anfrage. — Teil III nicht bei uns erschienen. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) f in Stuttgart. Soeben erschien: Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des oberen Lias Württembergs von Dr. Bernh. Hauff Groß 4°. 42 Seiten mit 21 mehrfachen Tafeln. Inlandpreis M. 1 60. — Sonderabdruck aus Pataeontographica Bd. 64. Die Präparationen (Saurier, Pentacrinen) etc. aus der Meisterhand Bernh. Hauffs bilden eine vielbewunderte Zierde für zahlreiche natur- historische Museen der ganzen Erde, ungezählten Gelehrten haben sie Anregungen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten geboten, so daß Institute und Fachkreise die selten interessante Abhandlung als eine unentbehrliche, willkommene Ergänzung zu den Hauff'schen Präparationen betrachten werden. Soeben erschien: Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. — Inlandpreis M. 60.—. Das Buch bildet eine umfassende großzügige Darstellung der Deckentheorie und richtet sich in erster Linie an die große Menge aller derer, denen es an Zeit und Möglichkeit gebricht, sich aus eigener Anschauung oder aus der Spezialliteratur ein eigenes Bild vom gegenwärtigen Stand der Alpengeologie zu schaffen. Der Name Bubnoff bürgt für die Güte und Notwendigkeit des Buches. LEITZ DEMONSTRATIONSAPPARATE für die PROJEKTION im polarisierten LICHT POLARISATIONSMIKROSKOPE ELEKTRISCH heizbare OBJEKTTISCHE. MIKROPHOTOGRAPHISCHE APPARATE ERNST LEITZ OPTISCHE WERKE WETZLAR Man verlange Sonderlisre Projektion 303 Verlas der E. Schweizerbart'schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Joliannesstr. 3 a. Druck von Carl Griininger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. 15. September 1921 No. 18 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Inhalt. Original-Mitteilungen etc. 5 Adolf. G.. M. Pul flieh und G. Linck: Ueber die Darstellung ' des Dolomits und die Dolomite des Röt in der Umgebung von Jena. Mit 1 Textfigur 545 Wenz, W.: Zur Frage der Altersstellung des schwäbischen Tertiärs 55^ Heritsch. F. : Zwei neue Tabulaten aus dem alpinen Mesozoicum. Mit 3 Textfiguren 564 Besprechungen. Galitzin, Fürst B.: Vorlesungen über Seismometrie 572 E. Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Rosenbusch- Wülfing : Mikroskopische Physiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. I. Band. 1. Hälfte: Untersuchungsmethoden. 5. völlig umgearbeitete Auflage von E. A. Wülfing. Erste Lieferung. Lex. 8°, 268 Seiten mit 192 Textfiguren und 1 farbigen Tafel Inlandpreis Mk. 80. — . Das Erscheinen der ersten Lieferung dieses klassischen Werkes in neuer Auflage wurde schon lange erwartet und wird daher in Fach- kreisen mit Freuden begrüßt werden. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil: Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge: Analysen isolierter Gemengteile. Preise auf Anfrage. — Teil III nicht bei uns erschienen. E. Schweizerbart’selie Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien: Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des oberen Lias Württembergs von Dr. Bernh. Hauff Groß 4°. 42 Seiten mit 21 mehrfachen Tafeln. Inlandpreis M. 160. — Sonderabdruck aus Palaeontographica Bd. 64. Die Präparationen (Saurier, Pentacrinen) etc. aus der Meisterhand Bernh. Hauffs bilden eine vielbewunderte Zierde für zahlreiche natur- historische Museen der ganzen Erde, ungezählten Gelehrten haben sie Anregungen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten geboten, so daß Institute und Fachkreise die selten interessante Abhandlung als eine unentbehrliche, willkommene Ergänzung zu den Hauff sehen Präparationen betrachten werden. Soeben erschien: Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. — Inlandpreis M. 60.— . Das Schwergewicht der Betrachtung liegt mit Recht auf der Methodik und der kritischen Untersuchung der Grundmauern des großartigen Gedankengebäudes In kühler Objektivität wird die Studie all den gegensätzlichen Auffassungen nach Möglichkeit gl^chmäßig gerecht und weiß den Leser ebenfalls von allen Seiten an den Stoff heranzuführen, der nur so in seiner ganzen Plastik erfaßbar ist. Prof. Dr. E. Hennig. (Centralbl. f. Min. etc. 1921, No. 14.) Neue strukturtheoretische Kristallmodelie (Atomanordnungen von Kristallen) nach Pröf. Dr. J. Beckenkamp in Wiirzburg. — Katalog in Vorbereitung. Ferner nach Prof. Dr. F. Rinne: Die Kristalle als Vorbilder des feinbaulichen Wesens der Materie, Berlin 1921: 6 Modelle vonElementarkörpernzurErläuterung des Fein- baus von Kristallen ; aus Draht mit gefärbten Holzkugeln. 32 Holzkristallmodelle zur Erläuterung des jeweiligen allgemeinen Falles der 32 Kristallklassen ; in über- sichtlicher Anordnung mit stereographischen Projektionen der erzeugenden und der vollen Symmetrie, mit Etiketten versehen. aufgestellt auf Kristallträgern aus Holz . . . 400 Mk. ohne Kristallträger 220 Mk. Neue Mineralien: 1. VonTsumeb: Cuproplumbit, Mottramit, Parabayldonit, Paraurichalcit und Plattnerit. 2. Von Schweden : Pyrobelonit, Trigonit, Dixenit, Sphenomanganit, Blei kristallisiert, Margarosanit, Ektropit, Katoptrit, Inesit, Pyrochroit. 3. Nord-Amerika:Tungstenit,Hibbenit,Macfarlanit,Molybdit,Cristobalit. Dr. F. Krantz Mineralienkontor Bonn a. Rhein °1833 E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Verwitterung und ßodenbildung als Einführung in die Bodenkunde von Dr. Richard Lang Professor an der Universität Halle a. S. 8°. 188 Seiten mit 8 Textabbildungen. Diese neue Verwitterungskunde und Lehre von der Bodenbildung aus der Feder des Geologen Lang schlägt wesentlich andere Wege zur Klarstellung des vorliegenden Problems ein, als dies bisher zu geschehen pflegte. . . . Die Behandlung der Materie ist völlig individuell. — Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne nicht neue Anregungen aus seiner Lektüre geschöpft zu haben. Blanck (Internationale Mitteilungen für Bodenkunde, 1920, Bd.X, Heft 5/6). Verlag der H. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3a. Druck von Carl Griininger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gulenberg, Stuttgart. 1. Oktober 1921 No. 19 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ : Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Rinne, F. : Bemerkungen zur orientierenden Wirkung der Kristall- felder des Steinsalzes und des Sylvins. Mit 1 Textfigur . . . 577 Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Universität Bonn. 39. Clementine Wurm: Die Mineralien in den Einschlüssen des Basaltes vom Finkenberg bei Beuel 581 Wilckens, Otto: Die Dünen zwischen Unterelbe und Unterweser. Mit 1 Kartenskizze • 590 Dietrich, W. 0. : Ueber den „horizontalen Zahnwechsel“ bei Mastodon und Elephas. Mit 4 Textfiguren 595 Besprechungen. Groth, P. und K. Miel ei t n e r : Mineralogische Tabellen .... 603 Pirsson, L. V. and Ch. Schuchert: A textbook of geology . . 604 Kober, L.: Der Bau der Erde 606 Personalia 608 E Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Rosenbusch- Wülfing : Mikroskopische der petrographisch wichtigen Mineralien. I. Band. 1. Hälfte: Untersuchungsmethoden. 5. völlig umgearbeitete Auflage von E. A. Wülfing. Erste Lieferung. Lex. 8°, 268 Seiten mit 192 Textfiguren und 1 farbigen Tafel Inlandpreis Mk. 80. — . Das Erscheinen der ersten Lieferung dieses klassischen Werkes in neuer Auflage wurde schon lange erwartet und wird daher in Fach- kreisen mit Freuden begrüßt werden. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil: Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge: Analysen isolierter Gemengteile. Preise auf Anfrage. — Teil III nicht bei uns erschienen. E. Schweizerbart’ache Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien: Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des oberen Lias Württembergs von Dr. Bernh. Hauff Groß 4°. 42 Seiten mit 21 mehrfachen Tafeln. Inlandpreis M. 160.— Sonderabdruck aus Palaeontographica Bd. 64. Die Präparationen (Saurier, Pentacrinen) etc. aus der Meisterhand Bernh. Hauffs bilden eine vielbewunderte Zierde für zahlreiche natur- historische Museen der ganzen Erde, ungezählten Gelehrten haben sie Anregungen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten geboten, so daß Institute und Fachkreise die selten interessante Abhandlung als eine unentbehrliche, willkommene Ergänzung zu den Hauff’schen Präparationen betrachten werden. Soeben erschien: Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. — Inlandpreis M. 60.—. Das Schwergewicht der Betrachtung liegt mit Recht auf der Methodik und der kritischen Untersuchung der Grundmauern des großartigen Gedankengebäudes In kühler Objektivität wird die Studie all den gegensätzlichen Auffassungen nach Möglichkeit gleichmäßig gerecht und weiß den Leser ebenfalls von allen Seiten an den Stoff heranzuführen, der nur so in seiner ganzen Plastik erfaßbar ist. Prof. Dr. E. Hennig. (Centralbl. f. Min. etc. 1921, No. 14.) LEITZ DEMONSTRATIONSAPPARATE für die PROJEKTION im polarisierten LICHT POLARISATIONSMIKROSKOPE ELEKTRISCH heizbare OBJEKTTISCHE. MIKROPHOTOGRAPHISCHE APRARATE ERNST LEITZ OPTISCHE WERKE WETZLAR Man verlange Sonderlisre Projekhon 303 Verlag der E. Schweieerbart'schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3 a. Druck von Carl Griinlnger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. 15. Oktober No. 20 1921 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). «4 ♦♦♦♦♦♦♦ ♦ Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Miigge, 0.: Ueber Quarz als geologisches Thermometer und die Bedeutung der Zusammensetzungsfläche von Zwillingen. Mit 3 Textfiguren. (Schluß folgt.) 609 Katzer, Friedrich: Die sogenannte Ueberschiebung von Livno. Mit 1 Textfigur 616 Schlagint weit, Otto: Die Ceratiten des mittleren Hauptmuschel- kalks Wiirzburgs 621 Hadding, Assar: Ueber Störungen der Linienabstände und der Linienbreite bei Debyediagrammen. Mit 3 Textfiguren . . . 631 Besprechungen. Zsigmondi, R. : Kolloidchemie 636 Abel, 0: Die Stämme der Wirbeltiere 637 — Lehrbuch der Paläozoologie 638 Diener, K. : Paläontologie und Abstammungslehre • . 640 Berichtigung 640 Personalia 640 Zur Veröffentlichung im Centralblatt für Mineralogie etc. sind an Original-Mitteilungen weiterhin eingegangen: (Drucklegung in der Reihenfolge des Eingangs kann aus technischen Gründen nicht gewährleistet werden.) M. Vendl : Beiträge zur Kenntnis der optischen Daten der Albite. (15. 9. 1921.) P. Tschirwinsky: Pallasit vom Fluß Kurtlak bei Khutor Lipowski, Stanitza Kaspopinskaja , Ust- Medweditzki Distrikt, Gebiet der Donischen Kosaken (Rußland). (18. 9. 1921.) E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Rosenbusch- Wülfing : Mikroskopische Fhysiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. I. Band. 1. Hälfte: Untersuchungsniethoden. 5. völlig mngearbeitete Auflage von E. A. Wülfing. Erste Lieferung. Lex. 8°, 26S Seiten mit 192 Textfiguren und 1 farbigen Tafel Inlandpreis Mk. 80. — . Das Erscheinen der ersten Lieferung dieses klassischen Werkes in neuer Auflage wurde schon lange erwartet und wird daher in Fach- kreisen mit Freuden begrüßt werden. E. Schweizerbart’sclie Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des oberen Lias Württembergs von Dr. Bernh. Hauff Groß 4°. 42 Seiten mit 21 mehrfachen Tafeln. Inlandpreis M. 160. — Sonderabdruck aus Palaeontographica Bd. 64. Die Präparationen (Saurier, Pentacrinen) etc. aus der Meisterhand Bernh. Hauffs bilden eine vielbewundertc Zierde für zahlreiche natur- historische Museen der ganzen Erde, ungezählten Gelehrten haben sie Anregungen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten geboten, so daß Institute und Fachkreise die selten interessante Abhandlung als eine unentbehrliche, willkommene Ergänzung zu den Hauff’schen Präparationen betrachten werden. Soeben erschien: Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. — Inlandpreis M. 60. — . Das Schwergewicht der Betrachtung liegt mit Recht auf der Methodik und der kritischen Untersuchung der Grundmauern des großartigen Gedankengebäudes ln kühler Objektivität wird die Studie all den gegensätzlichen Auffassungen nach Möglichkeit gleichmäßig gerecht und weiß den Leser ebenfalls von allen Seiten an den Stoff heranzuführen, der nur so in seiner ganzen Plastik erfaßbar ist. Prof. Dr. E. Hennig. (Centralbl. f. Min. etc. 1921, No. 14.) Neue strukturtheoretische Kristallmodelie (Atomanordnungen von Kristallen) nach Prof. Dr. J. Beckenkamp in Würzburg. — Katalog in Vorbereitung. Ferner nach Prof. Dr. F. Rinne: Die Kristalle als Vorbilder des feinbaulichen Wesens der Materie, Berlin 1921: 6 Modelle vonElementarkörpernzurErläuterung des Fein- baus von Kristallen ; aus Draht mit gefärbten Holzkugeln. 32 Holzkristallmodelle zur Erläuterung des jeweiligen allgemeinen Falles der 32 Kristallklassen ; in über- sichtlicher Anordnung mit stereographischen Projektionen der erzeugenden und der vollen Symmetrie, mit Etiketten versehen, aufgestellt auf Kristallträgern aus Holz . . . 400 Mk. ohne Kristallträger 220 Mk. Neue Mineralien: 1. VonTsumeb: Cuproplumbit, Mottramit, Parabayldonit, Paraurichalcit und Plattnerit. 2. Von Schweden : Pyrobelonit, Trigonit, Dixenit, Sphenomanganit, Blei kristallisiert, Margarosanit, Ektropit, Katoptrit, Inesit, Pyrochroit. 3. Nord-Amerika:Tungstenit,Hibbenit,Macfarlanit,Molybdit,Cristobalit. Dr. F. Krantz Minerallenkontor Bonn a. Rhein G1833 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Verwitterung und Bodenbildung als Einführung in die Bodenkunde von Dr. Richard Lang Professor an der Universität Malle a. S. 8°. 188 Seiten mit 8 Textabbildungen. Diese neue Verwittcrungskunde und Lehre von der Bodenbildung aus der Feder des Geologen Lang schlägt wesentlich andere Wege zur Klarstellung des vorliegenden Problems ein, als dies bisher zu geschehen pflegte. . . . Die Behandlung der Materie ist völlig individuell. — Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne nicht neue Anregungen aus seiner Lektüre geschöpft zu haben. Blanck (Internationale Mitteilungen für Bodenkunde, 1920, Bd.X, Heft 5/6). Verlag der E. Schweizerbart'schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johanncsstr. 3a. Druck von Carl Grüninger Naclif. Ernst Kielt, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. 1. November 1921 No. 21 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Inhalt. Original- Mitteilungen etc. Seit» Mügge, 0.: Ueber Quarz als geologisches Thermometer und die Bedeutung der Zusammensetzungsfläche von Zwillingen. Mit 3 Textrignren. (Schluß.) 641 Wittich. E. und J. Kratzert: Ueber ein neues Vorkommen von Dumortierit im Granit bei Guadalcäzar, Nordmexiko .... 648 Wilckens, Otto: Das Diluvium der Umgegend von Bremen . . . 650 Wahner, F. : Zur Beurteilung der Längsstörungen im mittel- böhmischen Faltengebirge 660 Richarz. Steph.: Neue Wirbeltierfunde in den Tonen von Tegelen bei Venlo 664 Besprechungen. Schmidt, C. W. : Geologisch-mineralogisches Wörterbuch .... 669 Hunke, L. : Anorganische Chemie mit Anhang : Mineralogie . . . 669 Le Chatelier, H. : Kieselsäure und Silikate 670 Emmons, W. H : The enrichment of ore deposits 670 Zur Veröffentlichung im Centralblatt für Mineralogie etc. sind an Original-Mitteilungen weiterhin eingegangen: (Drucklegung in der Reihenfolge des Eingangs kann aus technischen Gründen nicht gewährleistet werden.) K. Frentzen: Keuperflora und Lunzer Flora. (13. 9. 1921.) E. Dittler: Bemerkungen zur Bestimmung des Ni und Co in Meteoriten. (28. 9. 1921.) E Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Rosenbusch- Wülfing: Mikroskopische Fhysiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. 1. Band. 1. Hälfte: Uutersuchuiigsmethoden. 5. völlig umgearbeitete Auflage von E. A. Wülfing. Erste Lieferung. Lex. 8°, 268 Seiten mit 192 Textfiguren und 1 farbigen Tafel Inlandpreis Mk. 80. — . Das Erscheinen der ersten Lieferung dieses klassischen Werkes in neuer Auflage wurde schon lange erwartet und wird daher in Fach- kreisen mit Freuden begrüßt werden. E Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien: Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des oberen Lias Württembergs von Dr. Bernh. Hauff Groß 4°. 42 Seiten mit 21 mehrfachen Tafeln. Inlandpreis M. 160. — Sonderabdruck aus Palaeontographica Bd. 64. Die Präparationen (Saurier, Pcntacrinen etc.) aus der Meisterhand Bernh. Hauffs bilden eine vielbewunderte Zierde für zahlreiche natur- historische Museen der ganzen Erde, ungezählten Gelehrten haben sie Anregungen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten geboten, so daß Institute und Fachkreise die selten interessante Abhandlung als eine unentbehrliche, willkommene Ergänzung zu den Hauff'schen Präparationen betrachten werden. Soeben erschien: Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. — Inlandpreis M. 60.—. Das Schwergewicht der Betrachtung liegt mit Recht auf der Methodik und der kritischen Untersuchung der Grundmauern des großartigen Gedankengebäudes In kühler Objektivität wird die Studie all den gegensätzlichen Auffassungen nach Möglichkeit gleichmäßig gerecht und weiß den Leser ebenfalls von allen Seiten an den Stoff heranzuführen, der nur so in seiner ganzen Plastik erfaßbar ist. Prof. Dr. E. Hennig. (Centralbl. f. Min. etc. 1921, No. 14.) LEITZ DEMONSTRATIONSAPPARATE für die PROJEKTION im polarisierten LICHT POLARISATIONSMIKROSKOPE ELEKTRISCH heizbare OBJEKTTISCHE. MIKROPHOTOGRAPHISCHE APPARATE ERNST LEITZ OPTISCHE WERKE WETZLAR Man verlange Sonderlisre ProjeUh'on 303 Verlag der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nagele), Stuttgart, Johannesstr. 3 a. Druck von Carl Griininger Nacht. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart, 15. November 1921 No. 22 ♦ ♦ ♦ Centralblatt ! ♦ für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj | in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin » S STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Inhalt. Origiual-Mitteiinngen etc. Seite Willmann. Karl: Die natürlichen Eisenoxydhydrate 673 Philipp, H.: Beitrag zur Kenntnis der Bewegungsvorgänge in hoch- viskosen geologischen Flüssigkeiten. Mit 3 Textfiguren . . . 679 Wenz, W. : Ueber die zoogeographischen Beziehungen der Land- und Süßwassermollusken des europäischen Tertiärs. Eine Ent- gegnung an Herrn P. Oppenheim. (Schluß folgt.) 687 Beute 11, A. : Die Wasserbindung im Heulandit. Mit 5 Textfiguren. (Schluß folgt.) 694 Besprechungen. Steinriede, Franz: Anleitung zur mineralogischen Bodenanalyse, insbesondere zur Bestimmung der feineren Bodenmineralien unter Anwendung der neueren petrographisclien Untersuchungs- methoden 702 Jaeger, F. M. : Lectures on the Principle of Symmetry and its applications in all natural Sciences 703 L ebner, Dr. Alfons: Tafeln zum Bestimmen der Mineralien mittels äußerer Kennzeichen 703 Hintze, Carl: Handbuch der Mineralogie 704 Doelter, C. : Handbuch der Mineralchemie 704 Zur Veröffentlichung im Centralblatt für Mineralogie etc. sind an Original-Mitteilungen weiterhin eingegangen: (Drucklegung in der Reihenfolge des Eingangs kann aus technischen Gründen nicht gewährleistet werden.) M. Richter: Die Wiehler Mulde im Gebiet der Wiehl zwischen Agger und Bröl im Oberbergischen. (Okt. 1921.) E. Schvveizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Rosenbusch- Wülfing: Mikroskopische Fhysiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. 1. Band. 1. Hälfte: Untersuchungsniethoden. 5. völlig umgeavbeitete Auflage von E. A. Wülfing. Erste Lieferung. Lex. 8°. 268 Seiten mit 192 Textfiguren und 1 farbigen Tafel. Das Erscheinen der ersten Lieferung dieses klassischen Werkes in neuer Auflage wurde schon lange erwartet und wird daher in Fach- kreisen mit Freuden begrüßt werden. E. Schweizerbart'sclie Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des oberen Lias Württembergs von Dr. Bernh. Hauff Groß 4°. 42 Seiten mit 21 mehrfachen Tafeln. Sonderabdruck aus Pataeontographica Bd. 64. Die Präparationen (Saurier, Pentacrinen etc.) aus der Meisterhand Bernh. Hauffs bilden eine vielbewunderte Zierde für zahlreiche natur- historische Museen der ganzen Erde, ungezählten Gelehrten haben sie Anregungen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten geboten, so daß Institute und Fachkreise die selten interessante Abhandlung als eine unentbehrliche, willkommene Ergänzung zu den Hauff’schen Präparationen betrachten werden. Soeben erschien: Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. Das Schwergewicht der Betrachtung liegt mit Recht auf der Methodik und der kritischen Untersuchung der Grundmauern" des großartigen Gedankengebäudes In kühler Objektivität wird die Studie all den gegensätzlichen Auffassungen nach Möglichkeit gleichmäßig gerecht und weiß den Leser ebenfalls von allen Seiten an den Stoff heranzuführen, der nur so in seiner ganzen Plastik erfaßbar ist. Prof. Dr. E. Hennig. (Centralbl. f. Min. etc. 1921, No. 14.» Neue strukturtheoretische Kristallmodelie (Atomanordnungen von Kristallen) nach Pröf. Dr. J. Beckenkamp in Würzburg. — Katalog in Vorbereitung. Ferner nach Prof. Dr. F. Rinne: Die Kristalle als Vorbilder des feinbaulichen Wesens der Materie, Berlin 1921: 6ModellevonElementarkörpernzurErläuterung des Fein- baus von Kristallen ; aus Draht mit gefärbten Holzkugeln. 32 Holzkristallmodelle zur Erläuterung des jeweiligen allgemeinen Falles der 32 Kristallklassen ; in über- sichtlicher Anordnung mit stereographischen Projektionen der erzeugenden und der vollen Symmetrie, mit Etiketten versehen. aufgestellt auf Kristallträgern aus Holz . . . 400 Mk. ohne Kristallträger 220 Mk. Neue Mineralien: 1. VonTsumeb: Cuproplumbit, Mottramit, Parabayldonit, Paraurichalcit und Plattnerit. 2. Von Schweden : Pyrobelonit, Trigonit, Dixenit, Sphenomanganit, Blei kristallisiert, Margarosanit, Ektropit, Katoptrit, Inesit, Pyrochroit. 3. Nord-Amerika:Tungstenit,Hibbenit,Macfarlanit,Molybdit,Cristobalit. Dr. F. Krantz Mineralienkontor Bonn a. Rhein °1833 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Verwitterung und Bodenbildung als Einführung in die Bodenkunde von Dr. Richard Lang Professor an der Universität Halle a. S. 8°. 188 Seiten mit 8 Textabbildungen. Diese neue Verwitterungskunde und Lehre von der Bodenbildung aus der Feder des Geologen Lang schlägt wesentlich andere Wege zur Klarstellung des vorliegenden Problems ein, als dies bisher zu geschehen pflegte. . . . Die Behandlung der Materie ist völlig individuell. — Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne nicht neue Anregungen aus seiner Lektüre geschöpft zu haben. Blanck (Internationale Mitteilungen für Bodenkunde, 1920, Bd. X, Heft 5/6). Verlag der H. Sclnveizerbart'sctien Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3a. Druck von Carl Griininger Nacht. Ernst Kielt, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. 1. Dezember 1921 No. 23 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie : Herausgegeben von : R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Seite K renke 1. E. : Die Erdbeben Ostafrikas. (Schluß folgt.) 705 Wenz, W. : Ueber die zoogeographischen Beziehungen der Land- und Süßwassermollusken des europäischen Tertiärs. Eine Ent- gegnung an Herrn P. Oppknhkim. (Schluß.) 713 Beu teil, A. : Die Wasserbindnng im Heulandit. Mit 5 Textfiguren. (Schluß.) 721 Dietrich, W. 0.: Zur spätglazialen Steppenfauna 734 Personalia 736 Zur Veröffentlichung’ im Centralblatt für Mineralogie etc. sind an Original-Mitteilungen weiterhin eingegangen: (Drucklegung in der Reihenfolge des Eingangs kann aus technischen Gründen nicht gewährleistet werden.) E. Glatzel: Über den Magnetkies von Peterswald bei Spornhau im Altvatergebirge. (2. 11. 1921.) J. Stiny: Beziehungen des Tertiärs der Waldheimat zum Aufbau des Nordostspornes der Alpen. (4. 11. 1921.) O. Mügge: Zur Kenntnis der optischen und Kohüsions- Eigenschaften des Manganit. (11. 11. 1921.) P. Tschir winslcy : Pallasit vom Mt. Dyrring, Singleton District. New South Wales, Australia. (11. 11. 1921.) H. Imdahl: Beiträge zur Petrographie von West-Timor. (17.11. 1921.) E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Roseiibusch-Wülliug: Mikroskopische der petrographisch wichtigen Mineralien. 1. Band. 1. Hälfte: Untersuchmigsmethoden. 5. völlig umgeavbeitete Auflage von E. A. Wülfing. Erste Lieferung. Lex. 8°, 268 Seiten mit 192 Textfiguren und 1 farbigen Tafel. Das Erscheinen der ersten Lieferung dieses klassischen Werkes in neuer Auflage wurde schon lange erwartet und wird daher in Fach- kreisen mit Freuden begrüßt werden. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nagele) in Stuttgart. Soeben erschien : Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des oberen Lias Württembergs von Dr. Bernh. Hauff Groß 4°. 42 Seiten mit 21 mehrfachen Tafeln. Sonderabdruck aus Palaeontographica Bd. 64. Die Präparationen (Saurier, Pentacrinen etc.) aus der Meisterhand Bernh. Hauffs bilden eine vielbewunderte Zierde für zahlreiche natur- historische Museen der ganzen Erde, ungezählten Gelehrten haben sie Anregungen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten geboten, so daß Institute und Fachkreise die selten interessante Abhandlung als eine unentbehrliche, willkommene Ergänzung zu den Hauff’schen Präparationen betrachten werden. Soeben erschien : Die Grundlagen der DecKentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. Das Schwergewicht der Betrachtung liegt mit Recht auf der Methodik und der kritischen Untersuchung der Grundmauern des großartigen Gedankengebäudes ln kühler Objektivität wird die Studie all den gegensätzlichen Auffassungen nach Möglichkeit gleichmäßig gerecht und weiß den Leser ebenfalls von allen Seiten an den Stoff heranzuführen, der nur so in seiner ganzen Plastik erfaßbar ist. Prof. Dr. E. Hennig. (Centralbl. f. Min. etc. 1921, No. 14. t LEITZ DE MO N STRATI ONSAPPARATE für die PROJEKTION im polarisierten LICHT POLARISATIONSMIKROSKOPE ELEKTRISCH heizbare OBJEKTTISCHE. MIKROPHOFOGRAPHISCHE APPARATE ERNST LEITZ OPTISCHE WERKE WETZLAR Man verlange Sonderlisre Projektion 303 Verlag der E. Schweieerbart'schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3 a. Druck von Carl Griinlnger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg, Stuttgart. 15. Dezember 1921 No. 24 • •♦••••♦♦•••••••♦#*MMM****M***«4#********0******** ♦ : Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie STUTTGART 1921 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele). Herausgegeben von ■ ♦ R. Brauns, A. Bergeat, E. Hennig, J. F. Pompeckj \ in Bonn in Kiel in Tübingen in Berlin t Inhalt. Original-Mitteilangen etc. Seite Schüler, Walther: Analyse des Paradoxit von Euba in Sachsen . 737 Katzer, Friedrich: Schwarzer Poechit aus der metasomatischen Eisenerzzone von Vares in Bosnien 738 Dittler, E. : Bemerkungen zur Bestimmung des Ni und Co in Meteoriten 741 Krenkel, E.: Die Erdbeben Ostafrikas. (Schluß) 743 Besprechungen. Cloos, H.: Der Mechanismus tiefvulkanischer Vorgänge 751 Andree, K. : Geologie in Tabellen 752 Zur Veröffentlichung im Centralblatt für Mineralogie etc. sind an Original-Mitteilungen weiterhin eingegangen: (Drucklegung in der Reihenfolge des Eingangs kann aus technischen Gründen nicht gewährleistet werden.) W. 0. Dietrich: Bemerkung zum Genotyp der Brachiopodengattung Platystropliia. (Juli 1921.) 0. M. Reis: Ueber das Hautskelett von Iguanodon. (Aug. 1921.) M. Schlosser: Untermiocäne Wirbeltierreste aus einer Spalte im Jura- kalk von Oberkochen in Württemberg. (12. 10. 1921.) J. Simionescu: Ueber eine -pliocäne Wirbeltierfauna aus Rumänien. (20. 10. 1921.) R. Hundt: Studien an deutschen Funden der Gattung Monograptus Gein. (Nov. 1921.) H. Hausen: Zur Frage der Bewegungsrichtungen des abschmelzenden Landeises im Ostbaltikum. (21. 11. 1921.) E. Hungerer: Ein Belegstück zur Elastizitätstheorie der Faltung. (23. 11. 1921.) E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Rosenbusch- Wülfing: Mikroskopische Fhysiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. I. Band. 1. Hälfte: Untersuchungsmethodeii. 5. völlig umgearbeitete Auflage von E. A. Wülfing. Erste Lieferung. Lex. 8°, 268 Seiten mit 192 Textfiguren und 1 farbigen Tafel. Das Erscheinen der ersten Lieferung dieses klassischen Werkes in neuer Auflage wurde schon lange erwartet und wird daher in Fach- kreisen mit Freuden begrüßt werden. E. Schweizerbart’selie Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Soeben erschien : Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des oberen Lias Württembergs von Dr. Bernh. Hauff Groß 4°. 42 Seiten mit 21 mehrfachen Tafeln. Sonderabdruck aus Pataeontographica Bd. 64. Die Präparationen (Saurier, Pentacrinen etc.) aus der Meisterhand Bernh. Hauffs bilden eine vielbewunderte Zierde für zahlreiche natur- historische Museen der ganzen Erde, ungezählten Gelehrten haben sie Anregungen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten geboten, so daß Institute und Fachkreise die selten interessante Abhandlung als eine unentbehrliche, willkommene Ergänzung zu den Hauff’schen Präparationen betrachten werden. Soeben erschien: Die Grundlagen der Deckentheorie in den Alpen von Dr. Serge von Bubnoff. Groß 8°. 150 Seiten mit 45 Textfiguren. Das Schwergewicht der Betrachtung liegt mit Recht auf der Methodik und der kritischen Untersuchung der Grundmauern des großartigen Gedankengebäudes In kühler Objektivität wird die Studie all den gegensätzlichen Auffassungen nach Möglichkeit gleichmäßig gerecht und weiß den Leser ebenfalls von allen Seiten an den Stoff heranzuführen, der nur so in seiner ganzen Plastik erfaßbar ist. Prof. Dr. E. Hennig. (Centralbl. f. Min. etc. 1921, No. 14.) Neue strukturtheoretische Kristallmodelle (Atomanordnungen von Kristallen) nach Prüf. Dr. J. Beckenkamp in Würzburg. — Katalog in Vorbereitung. Ferner nach Prof. Dr. F. Rinne: Die Kristalle als Vorbilder des feinbaulichen Wesens der Materie, Berlin 1921: 6 Modelle vonEIementarkörpern zurErläuterung des Fein- baus VOn Kristallen ; aus Draht mit gefärbten Holzkugeln. 32 Holzkristallmodelle zur Erläuterung des jeweiligen allgemeinen Falles der 32 Kristallklassen ; in über- sichtlicher Anordnung mit stereographischen Projektionen der erzeugenden und der vollen Symmetrie, mit Etiketten versehen, aufgestellt auf Kristallträgern aus Holz . 400 Mk. 1 Frei- ohne Kristallträger 220 Mk. / bleibend. Neue Mineralien: 1. VonTsumeb: Cuproplumbit, Mottramit, Parabayldonit, Paraurichalcit und Plattnerit. 2. Von Schweden: Pyrobelonit, Trigonit, D'xenit, Sphenomanganit, Blei kristallisiert, Margarosanit, Ektropit, Katoptrit, Inesit, Pyrochroit. 3. Nord-Amerika : Tungstenit,Hibbenit,Macfarlanit,Molybdit,Cristobalit. Dr. F. Krantz Minerallenkontor Bonn a. Rhein °1833 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. Verwitterung und Bodenbildung als Einführung in die Bodenkunde von Dr. Richard Lang Professor an der Universität Halle a. S. 8°. 188 Seiten mit 8 Textabbildungen. Diese neue Verwitterungskunde und Lehre von der Bodenbildung aus der Feder des Geologen Lang schlägt wesentlich andere Wege zur Klarstellung des vorliegenden Problems ein, als dies bisher zu geschehen pflegte. . . . Die Behandlung der Materie ist völlig individuell. — Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne nicht neue Anregungen aus seiner Lektüre geschöpft zu haben. Blanck (Internationale Mitteilungen für Bodenkunde, 1920, Bd.X, Heft 5/6). Verlag der E. Schwelzerbart'schen Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele), Stuttgart, Johannesstr. 3a. Druck von Carl Orflninger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Outenberg, Stuttgart. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. 1921 ö rs 1 a J 2- 1 1 Centralblatt fu •^2 und Paläontol