FORTHE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY LCentralblatt für Mineralogie, Geologie und Paiaeontoiogie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineraiogie, Geoiogie und Paiaeontoiogie herausgegebeii von M. Bauer, E. Koken, Th. Liebiseh in Marburg« in Tübingen. in Qöttingen. K T Jahrgang 1902. Mit mehreren Figuren. STUTTGART. E. Schweizerbart’sche Verlagshandlung (E. Nägele). 1902. LIBRARY OF THE AMERICAN MUSSUM OF NATURAL HI STORY »i:t 10 l/.UM iMvV i:MU l.fWÄ' vi,o*i 1 1 \\ juin /.i! 10 4. .. ^ ‘ '7' QB I , 63 \'=icx Inh alt Briefliche Mittheilnnger. Seite Baltzer, A.: Zur Entstehung des Iseosee- und Comersee- beckens 323 Bergeat, A.: A. Stübel’s Untersuchungen über die Eruptions- centren in Südamerika 718 Bodmer-Beder,A.: Der Malencoserpentin und seine Asbeste auf Alp Quadrate bei Poschiavo, Graubünden 488 Brauns, R. ; Ungewöhnlich lange Beständigkeit einiger Schwefelmodifikationen 7 Broili, F. : Ein Beitrag zur Kenntniss von Diplocaulus, Gope. (Mit 4 Figuren.) 536 Chelius, C. ; Melaphyrgänge ini Melaphyr von Darmstadt. (Mit 1 phot. Abbildung und 5 Skizzen.) 513 Gramm er, II.; Ueber den Zusammenhang zwischen Schichtung und Blätterung und über die Bewegung der Gletscher . 103 Dannenberg, A.: Die Deckenbasalte Sardiniens 331 D i e n e r, C.: Ueber den Typus der Gattung Pseudomonotis Beyr. 342 Do eit er, G.; Ueber gegenseitige Löslichkeit geschmolzener Mineralien 199 — Ueber zwei neue elektrische Oefen und über Schmelzpunkts- bestimmungen 426 — Ueber einige petrogenetische Fragen 545 Eck, H.: Ueber den Grund des Zutagetretens der Wildbader Thermen 231 — Historische Notiz über tufferfüllte Ausbruchsröhren . . . 353 Felix,!, und H. L e n k : Zur Frage der Abhängigkeit der Vulkane von Dislocationen 449 Fi n c kh , L. : Ueber die Gesteine des Kenya und des Kilimandjaro 204 — Erklärung 206 Frech, F. : Ueber Trias-Ammoniten aus Kaschmir. (Mit3Fig.) 134 — Ueher Epitornoceras und Tornoceras. (Mit 2 Figuren) . . 172 — Ueber Gervilleia. (Mit 10 Figuren.) 609 Futter er, K.: Erklärung 309 IV InbalL Gürich a:CamtinI>ealsch^50dwe5taMka. - 6& Gürich. G-: Uet^ d»s Lepidophylhim WaWenbar?ense — Calycc*car|:*u> thnc-ides G^-epperL Jüit 2 AbMd.» i>- Haas^ F.: Beroenräii^eo rum Khrriuin im ol-ersten Xeckar- iretVet Hennin. A.: Basah-Tuff roo Liöö ‘ ' ' ' ' ' fr H^<-= H.: Hiüges über GtetsMorrC' XeUK« in Minas Joh.se JS, i: Dseeiies vor Tfarersell^ (Mil 1 Fifur un Tettl ^ — Eemertoiiisei: rum RrystalKohimen. «Mit 1 Fie’Jr im TexL« _ . .aani^Tlir-e narh P2 von Annate*? L S. «>Ot 1 Abbädun?:« ^ Iprren.LA.:Fet^eimgeapÄiscbeGan^?esteineTMPre«.^ Sat r e r . Friediiefc : Fet^ ein KcWenvortommen in den W er- ^ feser Sehicctec _ Kilian. W.: Fet^ Apier un-l Bfesenrjg^e aa^ ^ Mefapfcvr Vit Iiarmstadt ' * ArJ Link. G-: Af^«arai rar I'eii^onstiation der •letö'gsialtung. (Mit ^ Martin. K.: Reis^Ergelnjsse aus den McJoüem ^ Menrel. H.: Feier das Alter des Tim>cs von Nettfangeo be* ••*•”“*"****** Milch. L-: Fet-er Malcfcit und Dortsaeliit uni ihre m dW Reine -der «langgefc^gs^aÄ granitctik-ritisdier Tiefen- festeine -1^ — Feier eire Schmie von ‘ ' % MäiT-e O.- Zur Straitnr der Rutilkrystello. (Mit 1 Figur.) - — Feier etzdge regeimässige Ver«achsungec der Ghmmer mit änderen Waltber-Bernn Id*» ^ . f‘*~ Oppenheim, P-: Feier Keruma corauU May.-Eyn>ir aa^ dem Y^-riz. Aegy^ Uepoi't ef the bureau ef mines 1901. Terenle 1901. Printed by erder ef the legislative assembly ef Ontarie (Canada) . . 240 Kinne, F. ; Gesteinskunde für Techniker, P.ergingenieure und Studirende der Naturwissenschaften ........ 289 Uethpletz, A.: Geolegische Alpenferschungen. I. Das Grenz- gebiet zwischen den Ost- und Westalpen und die rhälischo üeberschiebung 114 — Ueber den RhiUikon und die gresse rhätische Üeberschiebung 11.') — Antwoi't auf den effenen Brief des Herrn Tarnuzzer . . . llä .Sammlung von 928 Modellen in Birnbaumholz zur Erläuterung der Krystallformen der Mineralien (iO.'l Schoenbeck, Fr.: Beiträge zur Kennlniss der polymorphen Körper ; lüO Schroeder van der Kolk, J. L. C. : Over hardheid in verband met splijtbaarheid bij mineralien .87(! Specialkarte, Geologische von Preussen und den thürin- gischen Staaten 141 Tarnuzzer, Ghr. an Herrn Ilothpletz llü Tenne, C. A. f und S. Galderön: Die MineralfundsläUen der Iberischen Halbinsel • . (KÖ Tu 11b erg: System der Nagethiere nebst Bemerkungen ilbor die fossilen Nager und die während des Tertiärs existiren- den Landverbindungen 705. 787 üssing, N- Y. : Mineralproduktionen i Danmark ved Aaret 1900 (U)8 Weber, 11. .V.: Ueber die .Vufschliessung der Silikate durch Borsäureanhydrit und über eine neue Methode zur Be- stimmung des Fluors im Kryolith ü04 Weingarten, P. : Ueber die chemische Zusammensetzung und Constitution des Yesuvian 720 Wyssotzky, N. : Des mines d’or du district de Kotchkar dans rOural du midi 845 Versammlungen und Sitzungsberichte. K. .Akademie der Wissenschaften, Wien 000 Französische geologische Gesellschaft 25. 212. 248. 284. 478. 008. 099 Geographische Gesellschaft zu St. Petersburg 87 Geologische Gesellschaft in Stockholm 571 Inhalt. IX Seite Londoner geologische Gesellschaft 152. 247. 314. 407. 474. 5(59 Mineralogicat Society of London 186. 313. 442 Mineralogische Gesellschaft zu St. Petersburg 215. 410 Naturforschergesellschaft zu St. Petersburg 85. 408 Schwedische geologische Gesellschaft 246 Wiener mineralogische Gesellschaft 58. 151. 440. 665 Miscellanea. Ausllug der Geologists Association 219 ISekanntmachung der Bedingungen betr. den v. Ileinach-Preis für Geologie 315 Beobachtung von F. Kinkelin über einen Fund von Nuirimuliten- kalk in den Mosbacher Sanden 251 Brand in der Universität Odessa 752 Einverleibung des Nachlasses des Mineralogen Websky und seines Lehrers, des Cbr. Samuel Weiss in die K. Bibliothek zu Berlin 604 Ei richtung eines internationalen Laboratoriums für Meeresforscb- ung in Christiania 667 Fund von »Glossopteris« in Kashmir in Schichten, welche unter dem mittleren Produktuskalk lagern 507 Künstliche Diamanten. Ein neues Verfahren zu ihrer Herstellung von stud V. Hasslinger 507 Mammuth von der Beresowka-Kolyma. Bericht von Herz an die »Petersburger Zeitung« 217 Mittheilung E. Green’s über bipedalen Gang der Eidechse (Aga- mide) Otocryptis bivittata 667 Mittheilung Franz Toula’s über seinen IX. Bericht über die »neuesten Erfahrungen über den geognostischen Aufbau der Erdoberfläche« in Wagner’s Geogr. Jahrbuch . . . 638 Palaeolithische Höhlenmalereien. (Mit 2 Abbild.) 87 Steinkohlen -Yorratb in Grossbrittanien. Eine Untersuchung desselben 218 Telegraphische Nachrichten betrelTend die beiden Expeditionen, welche von der Akademie der Wissenschaften zu St Petersburg nach Nord-Sibirien abkommandirt sind ... 90 Personalia. Seite Belowsky 59 Bittner, A. ...... . 251 Ermisch, K 219 Filhol. II 412 Fuchs 219 Gaudn-, A 187 Seite Grälf, F 187. 752 Gregory, J. W 219 Huene, F. von 638 Ippen, J. A 541 King, G 219 Lemberg, .1 752 X Inhalt. Seite Seite Moberg, K. A.. . Sclnvantke, A. .... 443 .Muschketow, J. . .... 91 Sornmerfeldt . .... 412 Palache, Ch. . . .... 443 Steinmann, G. .... 187 Powell, J. W. . . .... 667 Tate, R. . . . .... 219 Reiehhardt . . .... 91 Tenne . . . 59 Reinisch . . . .... 187 Wadsworlh, M. 1 : .... 380 Riva, G .... 412 WahnschafTe . .... 219 Rosen, F. . . . Woodward, .\. S .... 91 Schmierer . . . .... 219 Berichtigungen. 59. .347. 443 6.38. 667. 752. Nene Literatur. 29. ÜO. 92. 125. 155. 188. 221. 252. 286. 316. 348. 381 413. 444. 476. 508. .542. 573. 605. 639. 668. 701. 733. 75.3. K. Marlin, lleise-Ergebiiisse aus den Molukken. 1 Briefliche 3Iittheiluiigeii an die Redaction. Reise -Ergebnisse aus den Molukken. II. Von K. Martini. Leiden, 2-1. November 1901. Iluamual und Buanö. Der schmal.ste Theil der Insel, welcher Iluam ual mit Gross- Ser an verbindet, besteht aus stark zersetzten Glimmerschiefern und Phylliten. Nach der Sammlung von E. A. Foustex^, welcher die Umgebung der Pirubai bereits im Jahre 1842 unter.suchte, kommen schwarze Phyllite, die Gesteinen aus dem Innern von Buru makro- skopisch sehr ähnlich sehen, auch im Südwesten von Gross- Seran, auf dem Wege von Piru nach Kawa, vor. Im schmälsten Theile der Insel ist die Lagerungsform der Schiefer eine stark gestörte; sie sind reich an Quarz. Bei Ruiii steht Karang an; bei Kotania wird das Ufer von Mangrovesumjjf eingefasst. An der Ostküste von Iluamual ist am Nordfusse des steil zum Meere abfallenden G ii n u n g N a g a Peridotit aufgeschlossen ; im übrigen wird jene von Ruin bis Lokki ganz vorlierrscliend (wenn nicht ausschliesslich) von Alluvium gebildet, worin an verschiedenen Orten reichlicher Schotter von Glimmerschiefer beobachtet ist. Weiter südwärts stehen alsdann am Strande die Glimmerschiefer an, beim Kap Batu Kapal und BatuTambaga; sie werden von Karang überdeckt; dann folgt am Kap Saluku als Liegendes der letztgenannten Bildung Cordieritgneiss. Der Karang besitzt in dieser Gegend eine sehr bedeutende •Entwicklung, ähnlich seinem Vor- kommen auf dem benachbarten Ambon und den U Hassern; er erreicht nach Schätzung 250 — 300 m Meereshölie und zeigt an ver- 1 Siehe Centralblatt 1901, No. 11, pag. 321. - Forsten starb 1843 in Ambon. Seine geologische Sammlung ist unbearbeitet geblieben. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 1 2 K. Marlin, Reise-Ergebnisse ans den Molukken. schiedenen Orten deutlich au.sgeprägte Terrassen, so am Gunung L u h u 1 a m a , G. S a 1 u k u und Kap L a ü m a. Am Kap Laüma -wird sein Liegendes von olivinlialtigem Andesit gebildet, welcher durch den Besitz einer dunklen, pech- ähnlich glänzenden Glasrinde ausgezeichnet ist. ln geringer Ent- fernung von hier, am Wae Puti, kommen Fragmente derselben Gesteinsart in einer vulkanischen Breccie vor, welche durch einen an Glasbrocken reichen Tuff verbunden ist. Olivinfreie Andesite treten südlich vom Kap Laüma auf; grober, verkitteter Vulkan- schutt dieses Gesteins scheint hier eine grosse Verbreitung zu besitzen. Das Innere der Halbinsel wurde von mir nur längs des Pfades untersucht, welcher Luhu mitKambello, an der Westküste, ver- bindet. Er führt eine kurze Strecke über Alluvium, dann über den Tome-tome Weru genannten Gipfel, welcher aus Peridolit mit einer dünnen, unvollständig geschlossenen Decke von Karang be- steht. Peridotit bildet sodann das herrschende Gestein des Mena- pele, der Wasserscheide zwischen West- und Ostküste, und steht hier u. a. auf dem Gipfel an ; doch tritt in diesem Rücken unter- geordnet auch Cordiei'itgneiss auf, dessen Lagerungsverhältniss leider nicht klar zu erkennen ist. Weiter nach Westen folgt im Garuda Ketjil zunächst eine Quarzitbreccie, ein an Ort und Stelle durch Gebirgsdruck zertrümmertes Gestein, dessen Fragmente in der Regel noch genau an einander passen und durch ein sehr spär- liches Kalkcement verbunden sind. Dann stehen unterhalb des genannten Gipfels (juarzreiche Biolitschiefer an, welche bis zur Ebene der Westküste anhalten. An der Westküste tritt auf der Strecke zwischen K a m b e 1 1 o und Kap Sial alsbald wieder Peridotit ans Meer heran; dann folgt weiter südwärts, am Kap Tawano und Batu Lob ang, Diorit; doch finden sich in dieser Gegend auch noch zahlreiche Gerolle des erstgenannten Eruptivgesteins sowie von Glimmerschiefer. Peridotit liess sich endlich noch weiter nach Süden, bis zu einem Pindvle in der unmittelbaren Nähe von Elli, nachwelsen. Südlich von hier sind an verschiedenen F’unkten vulkanische Breccien aufgeschlossen; sie bestehen aus porösen oder Ifiasigcn l)is schlackigen Augitande- siten, zum Theil mit Glasrinde, welche durch Tuff verbunden sind und den auf gleicher Breite anstehenden Gesteinen der Ostküste entsprechen. Ausser Andesit kommt an der Südwestküsle von Iluainual wiederum Karang vor. Er erreicht südlich vom Kap Mulut eine ganz bedeutende Entwicklung und hält liier am Strande ununterbrochen fast liis zur immillclljaren Nähe des Kap Sial an; dort bildet er landeinwärts ein auf 200 m gescbätztes Plateau. Ueber die kleine Insel Buanö, welche sich westwärts an Seran anschliesst, liegen nur wenige, auf eine einzige Excursion vom Ilauplorte nach der Nordweslocke des Eilands gegründete Be- obachtungen vor. ln dem niedrigen Laiulstriche zwischen dem K. Martin, Reise-Ergebnisse aus den Molukken. 3 Dorfe und der Bai von Tundona wurde iin wesentlichen nur Karang walirgenommen ; hier muss in quartärer Zeit eine Meeres- bucht bestanden haben, welclie im Südwesten durcli den concaven Rand des l)enachbarten Gebirges begrenzt wurde. Unter delrograj)hische und palaeontologisehe Charakter dieses Schichtencomplexes weist in gleichem Sinne auf eine Ablagerung der Tiefsee hin; zum Theil stellen seine Glieder einen fo.ssilen Glohigerincn- und jRarZ/o^urjoi-Schlick dar; einige lassen .sich den llornsteinschichten des alpinen .Iura vergleichen. Da die Kieselkalk- formation nördlich von den Grauwacken ansteht und nach N. ein- fällt, so ist schon hieraus ahzuleiten, dass sie das Hangende der letzteren darstelle. Globit/erhien sind zudem nicht älter als Iriadisch bekannt, so dass die in Rede stehende Bildung jünger als palae- ozoisch sein muss, und ferner weist das Vorkommen von rothem Aptychenkalk mit M. Innns II. v. M. auf dem henachharten Buru 10 ® magn. unter 80“) steil einfallen, regelmässig e i n g e s c h i c h t e t ist. Die Kohle ist in eine Lage von Sandstein eingeliettet, der am Contact mürbe und bituminös ist, aber weder Pflanzenreste, noch sonstige Versteinerungen er- geben hat. Auch im' entfernteren Liegend und Hangend des Kohlen- schmitzes wurden in dem Aufschluss bis jetzt keine Fossilien gefunden. Die Kohle, welche lufttrocken leicht zerbröckelt, besitzt schwarze Farbe und am flach muschligen Bruche lebhaften Fettglanz. Der Strich ist schwarzbraun. Kalte Kalilauge wird von ihr nur schwach, heisse ziemlich leicht dunkel rothhraun gefärbt. Die Kohle entzündet sich schwer und brennt ausserhalb der Entzünd- ungsllamme nur eine kleine Weile mit kurzer, nicht leuchtender Flamme ohne merkliche Bauchenlwicklung. Der Aschenrückstand ist voluminös, röthlich grau und enthält unter dem Mikroskop neben Thonsilicatmasse und Eisenoxyd auch sichere Quarzsplitterchen und einzelne Glimmerblättchen. Die Immediatanalyse einer lufttrockenen Probe ergab : Feuchtigkeit 8.23 “!o Entgasungsrückstand (aschefrei) . 69.25 Asche 16.0d Flüchtige Bestandtheile 6.48 100.00 “!o. Die etwas schwefellialtige Kohle ist absolut nicht backend. Der Entgasungsrückstand ist sandig, von anthracitischem bis gra- phitischem Aussehen. Des Vergleiches wegen wurde, obwohl das Vorkommen praktisch bedeutungslos ist, auch eine Brennwerth- bestimmung nach Beuthier vorgenommen. Sie ergab 4256 Cal. F. Rinne, Flüssige Luft als Erkaltungsmittel etc. 11 Flüssige Luft als Erkaltungsmittel bei krystallographiseh- optischen Untersuchungen. Von F. Rinne in Hannover. Die optisclie Untersuchung von Kiystallen bei erhöliter Tem- ])eratur liat bekanntennaasseii eine Fülle interessanter Ergebnisse gehabt. Es handelt sich dabei theils um lediglich physikalische Er- scheinungen, so um die Veränderung der Brechungsexporienten bezw. der Stärke der Doppelbrechung, des Winkels der optischeti Axen, des Grades der Circularpolarisation, nicht selten um üfodi- likationsumschläge, theils stellen sich mit der Erhitzung auch mehr oder minder lief eingreifende chemische Umänderungen ein, die dann, wie z. B. die Abgabe von Wasser, nnt optischen Veränder- ungen parallel gehen. Es liegt nahe, zur Ergänzung der Erfahrungen bei erhöhten und gewöhnlichen Wärmeyerhältnissen optische Untersuchungen an Kryslallen (ev. natürlich auch an amorphen Körpern) bei niedrigen Temperaturen vorzunehmen. Ein sehr becpiemes Mittel für diesen Zweck ist die flüssige luift, die man jetzt mancherorts nach der Li.XDE’schen Methode in reichlicher Menge bequem und billig herstellt. Zur vorläufigen Oiienlimng über das anzuwendende Verfahren bei optischen Unter- suchungen im durchfallenden Lichte habe ich einige Versuche an- gestellt, über welche im Folgenden zu berichten ich mir gestatte. ln den doppelwandigen, zwischen den Wandungen luftleeren und mit Silberbelag versehenen DEW.vu’schen Gefässen hält sich, wie bekannt, die flüssige Luft sehr lange, sodass man sich den Vorrath ües Kältemittels für einige Tage bequem aufheben kann. Bei meinen Versuchen wurde z. B. ein solcher Vorralh in einer ganz lose verkorkten DEWAu’schen Flasche an 7 Tage benutzt. Die allmähliche Verdunstung zuerst besonders des Slickstofls der flüssigen Luft macht für die Verwendung der Flüssigkeit als Kälte- mittel nichts aus, da ihr Siedei)uidct sich hierbei nur wenig ändert und immer rund — 180^ G. beträgt. Man kann einen Körper auf diese Temperatur abkühlen indem man ihn, etwa eingeklemmt in einen am Ende eingespaltenen llolzstab, durch den weilen Hals der DEW.Aii’schen Flasche in die flüssige J.uft eintaucht. Das hierbei eintretende starke Sieden der Luft hört bald auf. Zieht man das Präparat schnell aus dem Kältemittel heraus und bringt es unter das Beobachlungsinstrument, so lässt sich die eingetretene Veränderung und ein etwaiger Rücklauf der optischen Erscheinungen beim allmählichen freiwilligen Erwärmen des Körpers verfolgen; jedoch ist schnelle Beobachtung angebracht, da das Präparat alsbald Eis aus der wasserhaltigen Luft auf sich niederschlägt und erst beim Schmelzen dieses Niederschlags wieder durchsichtig wird. 12 F. Riniie, Flüssige Luft als Frkaltungsniillel etc. Sehr hübsche Erscheinungen hot hei dieser Beohachlungsart der Sanidin dar. Eine Platte des Minerals, die etwa senkrechtzu den ersten Mittellinien geführt wir, einen scheinbaren Winkel der optischen Axen von etwa 35'' und die farbenprächtige Erscheinung einer geneigten Dispersion erkennen liess, erwies sich nach dein Herausziehen aus llüssiger Luft stark verändert. Die optischen Axen lagen, ziemlich weit von einander entfaltet, nicht wie früher im sondern senkrecht zum seitlichen Pinakoid, und an Stelle der geneigten Dispersion war, der Lage der Ebenen der optischen Axen entsprechend, eine sehr deutliche horizontale Dispersion zu sehen. Beim Erwärmen, das wegen der Auflage des Präparates auf einem zimmerwarmen Objektträger schnell eintrat, gingen die optischen Axen wieder zusammen, der Punkt scheinbarer oiitischer Einaxigkeit wurde bald erreicht, und dann entfalteten sich die optischen Axen wieder in der Ebene des seitlichen Pinakoids bis zu ihrer früheren Lage. Es entspricht die Erscheinung in ihrer Farbeii[)racht der rück- läufigen Interfereiizfigur um die erste Mittellinie eines erwärmten und sich abkühlenden Gypses. Bezüglich dieses Minerals sei beiläufig erwähnt, dass die optischen Axen um die erste Mittellinie eines in flüssiger Luft gekühlten Präparats durch Vergrö.sserung des Winkels der optischen Axen ganz aus dem Gesichtsfelde des NönRiiNßEUG’schen Polarisationsinstrumentes verschwunden waren. Beim Erwärmen des Gypses in der Zimmerluft kehrten sie in ihre frühere Lage zurück. Beobachtungen bei g 1 e ic h m ä s s ig e r niedriger Temperatur lassen sich mit Hülfe flüssiger Luft bequem unter dem Mikroskop ausführen, wenn man dafür Sorge trägt, dass der Boden des gläsernen Gelasses, welches die flüssige Luft und in ihr den zu untersuchenden Körper birgt, sich nicht in Folge starker Abkühlung mit Eis bedeckt; es verhindert letzteres natürlich den Durchblick durch das Gelass. Eine klare Durchsicht liess sich leicht dadurch erreichen, dass dem Beobachtungsgefäss ein doppelter Boden und doppelte Seitenwand- ung gegeben und der Raum zwischen den Wänden luftleer gemacht wurde. Während einfachwandige Gefässe, die man mit flüssiger Luft füllt, sich bald mit einer weissen Eiskruste, in Folge Nieder- schlags und Gefrierens von Wasserdamiif der Zimmeiiuft bedecken, bleiben die erwähnten kleinen Gefässe klar durchsichtig, und da auch das anfängliche stürmische Sieden der in den Beobachtungs- napf aus der DEWAK’schen Flasche gegossenen Luft bald nachlässt und die kalte Flüssigkeit, von einigen Perlen abgesehen, ruhig und klar durchsichtig in dem oben offenen Napfe steht, so kann man in aller Bequemlichkeit die Einwirkung der Kälte auf das in der flüssigen Luft liegeniie Präparat verfolgen. Für einen Versuch der beschriebenen Art benutzte ich Spaltblättchen von Gyps nach dem seitlichen Pinakoid. Diese Blättchen gestatten einen sehr anschaulichen Demonstrationsversuch JiilLns Romljerg, Entgegnung. 13 Tiber die Einwirkung der Temperalurerniedrigung auf die optisclien Eigenschaften des .Minerals. Spalthlältclien nach xPx (010) ver- ändern nämlicli in llü.ssiger Luft in sehr ausges()rocliener Weise ihre Polarisationsfarlien. Hat man diircli etwas scldefes Spalten sicli eine .Vrt Hypskeil gemacht und heohachtet man seine stufen- weise wech.selnden Interferenzlärhen, so henierkt man heim .\h- kühlen ein deutliches Heraufrucken der 1‘olarisationstöne. .\m an- scliaulichsten wirkt die Veränderung hei der Benutzung eines Hyps- hlättchens vom lloth 1. Ordnung. Das prächtige Rotii ändert sich in der Kälte in ein sehr schönes, tiefes llimmelhlau 2. Ordnung um. Beim Erwärmen in freier Luft kehlt der ursprüngliche rothe Farhen- ton zurück, was man durch .\uftu[)fen mit dem Finger auf eine Stelle des aus der Ilüssigen Luft herausgenomrnenen und wieder unter das Mikroskop gelegten Gypshlättchens beschleunigen kann. Ini Uehrigen ändert sich hei der .Vhkühlung der Gypsspalt- hlättchen in llü.ssiger Luft auch ein wenig die Lage der .Vuslösch- ungsrichtimgen. Während hei gewölndicher Temperatur die kleinste Elasticitätsaxe auf xPx (010) mit den Spaltrissen parallel P^ (101) einen Winkel von etwa ll** macht, verringert sich dieser Witikel hei tler starken Abkühlung um etwa 3”. Entgegnung. Von Julius Romberg. Berlin , 27. Xovendjer 1901. In »Beiti'äge zur Kenntniss des Monzonigehietes« S. 075, Xo. 22 dieses Centralbl. behauptet .M. Wkbku in einer Anmerkung bezüglich der Monzonit-.lplite, odass Ro.mbekg sich in seinem 1901 erschienenen Berichte mit Unrecht die Priorität in dieser Beziehung zuschreibt, wenn auch die von ihm geschilderten .Iplite theilweise andere dunkle Minei'alien führen«. Dieser Vorwurf ist durchaus tinherechtigt. Jene weissen, aiTCh weissgrauen , scharf begrenzten aplitischen Ganggesteine im Monzonit habe ich zuerst am 1-1. .\ugust 1898 be- obachtet und gesammelt, dies auch Wf.beb m i t g e t h e i 1 1 , der damals solche Gesteine nicht kannte, ihn sogar im gleichen S 0 m m e r 1898 an e i n e F u n d s t e 1 1 e i n V a 11 ’ 0 r c a , de rn kleinen Thale X. von Ganzocoli bei Predazzo ge- führt, wo, etwas versteckt neben dem bekannten rothen Granit- gang, der eckige Monzonit Stücke einschliesst, ein weisser .\plit- gang den gleichen Monzonit durchsetzt, auch Rollstücke davon sich vorfinden. Weder hei «lern ersten zufälligen Zusammentreffen am 13. August 1898 auf dem in seiner späteren Disseidation ausschliess- lich beschriebenen Wege vom Monzonithal nach .Vllochet, auch 14 Julius Roniberg, Entgegnung. nicht bei dem gemeinsamen Passiren der Fuggerit-Fundstelle, nocli, als Weber midi spiiter wiederliolt aufsuclite, liat er trotz eingellender Schilderung der Ergebnisse seiner Untersuchungen je den Aplit erwähnt. Die Bezeichnung als Monzonitaplit, zum Unterschiede von den Monzonit und Granit durchsetzenden rothen Aplitgängen, konnte ich erst dann mit Recht anwenden, als ich an vielen Orten das auf den Monzonit beschränkte Auftreten festgestellt hatte, lange bevor mir Weber’s Alihandhing, in der übrigens nie der Name Monzonit- aplit gebraucht wird, zuging. Wenn Weber sich merkwürdiger W^eise jetzt nicht auf obigen Sachverhalt erinnert, so kann der Grund nur darin liegen, dass ihm die richtige AulTassung der petrographischen Bedeutung damals fehlte. Nach seiner ziemlich verworrenen Darstellung (man lese bitte nach!) des Vorkommens an der Fuggerit-Fundstelle Seite 11 — 12 seiner Dissertation erscheint hier ein »Monzonitgang, der in einer Breite von ca. 10 Meter zu verfolgen ist«. »Ca. 5—6 m vom Gontact ist der Monzonit noch ziemlich grobkörnig . . ., der Struktur nach in der Mitte zwischen Gabbro und Diabas«. S. 12 erwähnt er aus diesem Gestein: »Auffallend ist eine den SchlilT bandartig durch- setzende, feinkörnige Bildung, welche durchaus nicht scharf von dem Gestein abgetrennt ist; sie besteht vorherrschend aus kleinen Augit- und Biotit-Fetzen mit viel Apatit«. Er fährt fort S. 12: »Mit der Annäherung an den Gontact wird das Gestein immer heller, feinkörniger und erzreicher«. »Eine Probe ganz nahe am Gontact ergab; Sehr feinkörnig«; zuletzt S. 12: »Das Ganze (sic! Rbg.) kenn- zeichnet sich mit seiner panidiomorph-körnigen Struktur als typisches aplitisches Spaltungsprodukt, welches aber gegenüber dem normalen Charakter des Aplits einen wichtigen Unterschied zeigt: den grossen Reichthum an Erz, Apatit und Titanit«. Wohlbemorkt, nichts wesentliches (ausser der Mineral-Be- schreibung) ist fortgelassen! Auch dei' spätere Exkursions-Bericht (Z. d. g. G., Bd. 51, i. Heft, S. 127) bringt nichts weiter, als: »Hier steht ein sehr erzreicher und limonilisch gefärbter Aplitgang an«. Aus obiger Darstellung des c : 10 m breiten Monzonit-Gabbro-Diabas- Aplit-Ganges kann man wohl auf eine feinkörnige Grenzfacies des Monzonits, die nach Weber aplitisch ist, schliessen, auch an eine eventuelle mineralogische und strukturelle Veränderung durch den Gontact mit Kalk denken, aber nicht an die von mir charaktorisirten scharfbegrenzten Monzonilaplit-Gänge, die geologisch und petro- graphisch wohl zu trennen sind von den feinkörnigen, auch por- phyrischen Grenzbildungen des Monzonits am Gontact mit älteren Gesteinen, sowie seinen Apopbysen. Kann man die unklare, vereinzelte Beobachtung als genügende Grundlage für die Aufstellung eines neuen Gesteinstypus in einem der schwierigsten Gebiete betrachten? Arthur Schwantke, üeber eine etc. 15 Ist auf die Arbeit, die selbst kein einziges Citat enthält, hin- zmveisen , wenn der Autor bei Uebersendung derselben am 26. April 1900 sclireibt; »Ich habe sie nirgends publicirt, weil das Ganze nicht abgeschlossen ist, und weil sie durch meine unglückliche Idee, quasi einen Führer bieten zu wollen, sehr langweilig ausgefallen ist. Das ist auch der Grund, warum ich sie nirgends hin ver- sendet habe«. Zum Schlüsse stelle ich noch fest, dass ich auch im Monzoni- Gebiete lange vor Kenntniss der WEBER’schen Publikationen sowolq feinkörnige Randfacies von Monzonit- bezw. Gabbro-Gesteinen, als auch Monzonit-Aplite aufgesammelt habe. Allerdings zögere ich mit der Mittheilung meiner Beobachtungen aus dem so vielfach unter- suchten Gebiete, weil ich solche später eingehend durch genaue Analysen begründen möchte. Ueber eine interesaante Verwachsung von monoklinem und. rhombischem Augit im Basalt. Von Arthur Schwantke in Marburg. Mit 2 Figuren. Mineralogisches Institut der Universität Marburg. Der Basalt der beiden Badensteine im Burgwalde nördlich von Marburg liefert ein gutes Material zum Studium der Compo- nenten der sogenannten Olivinfelseinschlüsse. Die letzteren sind als grössere Aggregate in dem Basalt durchaus spärlich, dagegen ist das ganze Gestein erfüllt von ihren Mineralien Picolit, Olivin und Pyroxen, in einzelnen Körnern als primären Einsprenglingen. 01i\1n und Pyroxen sind ungefähr im gleichen Mengenverhällniss vorhanden, auch vom Picotit erscheinen fast in jedem Schliff ein oder mehrere Körnchen von der bekannten Form und Beschaffenheit. Der gewöhnliche sogenannte Chromdiopsid anderer Fundorte ist nicht vorhanden. Neben dem rhombischen Bronzit findet sich ein monokliner Pyroxen, der ersterem im gewöhnlichen Lichte in jeder Beziehung gleicht und — abgesehen von den unten zu be- sprechenden Gorrosions- und Umwandlungserscheinungen — • nur im polarisirten Lichte durch die höhere Doppelbrechung und schiefe Auslöschung von ihm unterschieden werden kann. Geringe Unter- schiede der Färbung hinsichtlich der einzelnen Körner sind in beiden Pyroxenen dieselben, auch die Spaltbarkeit macht keinen Unter- schied. Es ist sowohl die pinakoidale (brachydiagonale) wie die prismatische Spaltbarkeit zu beobachten, ohne dass es gelingt, wie am Stempel (.M. B.\leh), nach dem Vorherrschen oder Fehlen der IG Artliur Schwanike, Ueber eine monotomen Spaltbarkeit zwei Varietäten auseinander zu halten in manchen Schnitten parallel der c-Axe ist es überhaupt schwer über den Charakter der Spaltbarkeit zu entscheiden. Die Flüssigkeits- einschlüsse, die sich an anderen Vorkommen in grosser Zahl finden, .sind hier sehr .spärlich; nur in wenigen Körnchen treten sie in grösseren Schwärmen auf. Unter dem Einfluss des corrodirenden Magmas erleidet der Bronzit eine doppelte Umwandelung. Die Corrosion ist stets so weit fortgeschritten, dass eine äussere Krystallbegrenzung nicht mehr erkannt werden kann. Der Rand verläuft demgemäss ganz unregelmässig, rundlich, lappig, in sanft geschwungenen Linien meist ohne buchtenförmiges Eingreifen in den Kern. Die erste Art der Umwandelung hat eine Neubildung von Olivin veranlasst. Es sitzt dann am Rande des corrodirlen Korns ein Olivinkranz von verschieden orientirten Individuen, die, im körnigen Gemenge meist ohne deutliche Begrenzung, gegen den Basalt hin oft regelmässigen Umriss erkennen lassen. In Schnitten, die eine Olivinhülle um den Bronzit tangential getroffen haben, treten diese Partien als Olivinaugen hervor. Von liesonderem Interesse ist eine zweite Art der Bronzit- corrosion, der eine Neubildung von monoklinem Augit gegen den Basalt hin gefolgt ist. Das Weiterwachsen prologener mono- kliner Augilkörner als gewöhnlicher basaltischer Augit ist eine sehr verbreitete Erscheinung. An den hellen oder (im Schlilf) farblosen Kern des ersteren hat sich die braune Augitsub.stanz orientirt an- gelagert, und der Kern ist als Einsprengling in der Form des ge- wöhnlichen basaltischen Augit weitergewachsen. Es zeigt sich dann interessante Verwachsung etc. 17 aucli ini polarisirten Lichte meist ein Unterschied zwisclien Kern und Hülle in der verschiedenen Grösse des Winkels der Auslösch- ung. Die hier beobachtete Anlagerung von jüngerem monoklinem Augit an den rhombischen Kern erfolgte gleichfalls in orientirter Weise. Es ist aber nicht eine gleichmässige randliche Fortwachs- ung des Kerns als basaltischer Augit, sondern der monokline Augit ist in einzelnen absolut parallel gestellten Individuen auf das innere Korn aufgesetzt. Der Kern ist dann im Schliff von einem ruinen- artigen Zaun von Augitindividuen eingefriedigt. Die Erscheinung eines solchen Augitzaunes, die in Figur 1 und 2 naturgetreu in der Yergrösserung von 88 : 1 abgebildet ist, ist keine singuläre. sondern wird in mehreren Präparaten (von verschiedenen Stellen) und mehrfach in ein und demselben Schliffe beobachtet. Die Bildung der Randindividuen fällt zugleich mit der Ausscheidung des Magneteisens im Basalt zusammen, wie die Anordnung der Erz- körnchen in Fig. 1 erkennen lässt; in Fig. 2 sind dieselben im Interesse der Deutlichkeit fortgelassen. Die Längsrichtung der Bandindividuen fällt mit der Richtung der (gerade auslöschenden) Spaltrisse des Kerns zusammen. Im polarisirten Lichte ergiebt sich, dass die randlichen Augite, wie Fig. 2 zeigt, aus Zwillingslamellen (nach dem gewöhnlichen Gesetz) l)estehen, die in zwei Stellungen paarweise parallel (schief) aus- löschen. Die Zwillingsgrenze geht mit der Längsrichtung bez. den Spaltrissen des Kerns parallel. An einem andei'en Korn bestehen 2 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 18 Arthur Schwanlke, Ueher eine etc. die Randindividuen zum Tlieil nur aus zwei ZwillingsliäUten. Wir haben in der lieschriebenen Verwachsung beider Augite einen Fall, analog der orientirten Verwachsung von triklinem mit monoklinem Feldspath, indem eine Symmetrieebene der höher symmetrischen Substanz zur Zwillingsebene der niedriger symmetrischen ge- worden ist. Zwischen dem unveränderten Bronzitkern und dem mono- klinen Rande sielit man eine Randzone, deren Charakter iin All- gemeinen dem sogenannten »Angegriffensein« der Bronzite der Olivinfelseinsprenglinge entspricht. Sie erscheint im gewöhnlichen Lichte wie eine durch ein Cewirr von feinsten Glas- und Schlacken- fetzen getrübte körnige Masse. Zum Theil gelingt es, die Umrisse einzelner Körnchen zu erkennen, zum Theil ist die ganze Masse aber auch mit der stärksten Vergrösserung nicht aufzulösen. Zwischen gekreuzten Nicols erzielt man keine Dunkelstellung. Reim Drehen wechselt die Licht- und Farhenintensität der einzelnen Partien, ohne dass an irgend einer Stelle wirklich Dunkelheit eintritt. Zuweilen scheint es, als ob unter den Körnchen des Aggregates zwei Dunkelstellungen vorhanden seien, die mit denen des Rand- augits correspondiren, die Beobachtungen sind aber viel zu unsicher, als dass sie für die Erklärung von irgend welchem Belang sein könnten. Nur an einzelnen Stellen wurden deutliche Körnchen be- obachtet, die zum Theil mit dem Randaugit, zum Theil mit dem Kern die gleiche Auslöschung erkennen lassen. Es wurden auch einige Olivinkörnchen gefunden, die .sich jedesmal deutlich von der umgebenden Masse unterscheiden liessen. Es ist deshalb nicht sehr wahrscheinlich, dass sich in der schlackig-körnigen Randzone auch Olivin als wesentlicher Bestandtheil finden dürfte. Eine Prüfung mit Salzsäure führte zu keinem Ergebniss; die sicher als Olivin an- gesprochenen Körner zeigen sich angegrifTen, aber in der schon an sich trüben schlackigen Masse ist die Entscheidung darüber unsicher. Am wahrscheinlichsten erscheint die Annahme, dass wir es mit einem feinkörnigen Augitgemenge zu thun haben. Es ist nicht an- zunehmen, dass sich um eine unregelmässige IMasse von ganz beliebig orientirten Körnchen (entsprechend der Orientirung der Olivine eines Olivinkranzes) der neue randliche Augit in der be- obachteten ausgezeichneten Orientirung angelagert haben würde. Eher lässt sich vermuthen, dass die randliche Zone durch den Zerfall des rhombischen Bronzit in monokline Partikel entstand, die in zwei Stellungen analog dem Jüngeren Augit orientirt sind, sich aber auch an den dünnsten Stellen des Schliffs noch gegenseitig überdecken, so dass sich an keiner Stelle die beiden Dunkelstell- ungen wahrnehmen lassen. Auch die protogenen monoklinen Augite zeigen eine Anlage- rung jüngerer basaltischer Augitsuhstanz in orientirter Lage. Sie sind ganz in der schon erwähnten Weise mit krystallographischer Be- grenzung weitergewachsen. Die neue Substanz lagert sich direkt Willielm Salomon, Die Familienzugeliörigkeit elc. 19 an den corrodirten Kern heran, und der Unterscliied zwisctien Kern und Hülle besieht dann in der Farbe und der zunehmenden Schiefe der Auslöschung in der Randsubstanz. In anderen Fällen ist die Auslöschung und Dolarisationslärhe iin Kern und dem Ramie dieselbe. Es ist dann für den Kern charakteristisch, dass er sich im Zustande jenes »Angegriffenseins« befindet. Die ganze Substanz ist erfüllt von dem l)ekannlen Gewirr der Glasfetzen. Es ist kein Zweifel, dass die Herausbildung der schlackigen Struktur entschieden secundär ist und als Begleiterscheinung mit der Gorrosion des Korns durch das Magma verbunden ist. Die Ersclieinung ist allgemein bekannt und lässt sich an zahlreichen Olivinfelseinschlüssen, namentlich an den pyro.Kenreichen, anderer Vorkommnisse studiren. Von besonderem Interesse ist hier, dass solche verschlackten Kerne fast in der Hälfte der Fälle Zwillinge sind, wobei sich auch der Rand in der gleichen Orientirung befindet. Ein Vergleich dieses Befundes mit der Erscheinung der beschriebenen Augitzäune liegt auf der Hand. Und wenn es auffällig erscheinen muss, dass gerade die verschlackten Kerne Zwillinge sind, während die unangegrilTenen sich nie in Zwillingsstellung befinden, so gewinnt die Annahme, dass es sich hier um eine Umwandelung von primärem rhombischen Augit in monoklinen handelt, eine gewisse Berechtigung. Es ist schon von II. Bücking (Basaltische Gesteine vom Thüringer Walde und aus der Rhön, Jahrb. d. preuss. geol. Landes- anslalt für 1880, S. 165) auf die Möglichkeit einer Paramorphose des rhombischen Augit hingewiesen worden. Für das Studium der protogenen Bestandmassen der Basalte ist die Erscheinung von ■grosser Wichtigkeit. Deshalb erschien es angebracht, an dieser Stelle die gemachten Beobachtungen mitzutheilen, wenn sie auch nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit für den A'^organg ergeben haben. Vielleicht lassen weitere Vorkommen die Erscheinung nach anderen Seiten hin studiren. Die ramilienzugehörigkeit der Pleuronectiten. Von Wilhelm Salomon in Heidelberg. Mit 1 Abbildung. In meinem Aufsatze über y>Pseiirlomonotis und Pleiironectites«. i hatte ich gezeigt, dass bei dem damaligen Stande der Kenntniss dieser beiden Gattungen kein Grund vorhanden war sie zu trennen, dass aber trotz der kolossalen Zahl von Exemplaren, in der PI. laevigatus in Deutschland vorkommt und in allen Sammlungen liegt, bei ihm die Form der Ligamentgrube und die Zahl und Form der 1 Z. d. deutsch, geol. Ges. 1900, S. 348—359. 2* ^Vilhelm Salomon, Die Faniilienzugehörigkeit -Muskeleindriicke noch unbekannt war. Ich fügte hinzu: »Sollte sich in Zukunft herausstellen, dass auch in diesen Merkmalen die Plenronectiten mit Pseudo monotis übereinstimmen, so würde Pseudo- monotis einzuziehen sein. Dis dahin mag man den Namen beihe- halten, muss sich aber darüber klar sein, dass es an Beweisen für eine generische Yerschiedenlieit der als Pseudomonotis bezeichueten Formen fehlt.« Einige Zeit nach dem Erscheinen dieses Aufsatzes erhielt ich von Herrn Oberlehrer It. W.\gner in Zwätzen hei Jena, dem sehr verdienten Kenner der Thüringischen Trias, die Mittheilung, dass er, durcli meinen Aufsatz angeregt, sein Laevigatus-Material durchgesehen und darunter drei Exemplare mit dreieckigen Ligament- uruben aefunden habe. Er stellte mir diese Stücke freundlicher Weise zur Verfügung, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen aufrichtigen Dank aus- spreche. Von den dreiExern- plaren zeigt nur der in der nebenstehenden Ab- bildung reproducirte Steinkern ' einer rechten Klappe die Ligament- grube in wirklich klarer, unzweideutiger Weise und zwar natürlich, wie das auch aus der Ali- bildung hervorgeht, als Negativ, also als Erhöh- ung. Die Spitze des dreieckigen Hügels ist in etwa 1 mm Breite von dem ganz geraden ^ Schlossrand ahgeschnitten. Die ihr entgegen- gesetzte Seite verläuft bogenförmig. Die Fläche des Hügels ist schwach convex gewöllA und fällt nach den beiden geradlinigen Seiten ziemlich steil ab. Denkt man sich die dritte bogenförmige Seite, die übrigens vorn von einem fremden Körper (f) etwas bedeckt ist, durch eine Gerade ersetzt, so würde das so entstehende Dreieck annähernd gleichschenklig sein. Der ungleiche Winkel an der Spitze des Hügels ist etwas grösser als die beiden anderen, was in der Abbildung wegen der Wölbungsverhältnisse etwas übertrieben zum Au.sdruck kommt. Die vom Schlossrande, also von der Spitze -'-"V I Auf der linken unteren Seile und rechts unten am Rand sind Schalenreste erkennbar. Fundort: Unterer Muschelkalk g vom Katzenkopf bei Zwätzen. - In der Abbildung leider nicht ganz richtig wiedergegeben* der Pleuronecllten. 21 des dreieckigen Hügels zur bogenförmigen Basis gezogene Winkel- halbirende ist etwas nacli liinten und gegen die linke Klappe, also beim vollständigen zweiklappigen Gehäuse nach innen gerichtet. Der unterste Theil des Hügels wird gerade noch auf der hinteren Seite von der frei darüber vorspringenden Spitze des Schalen- körper-Steinkerns bedeckt, was aus der Abbildung deutlich wird, indem die bogenförmige Basis des Dreieckhügels einen Einschnitt aufweist. Das l)edeutet, dass beim Thiere das Ligament auf einer vom Schlossrande nach innen frei vorspringenden kurzen Platte lag. Die vorstellende Schilderung zeigt, dass die Ligamentverhält- nisse vollständig mit denen der echten Pectiniden übereinstimmen, ♦lass demnach PI e nvo n e. ctites nicht zu den Aviculiden gehört u n d von Pse ii domo 710 t in g e t r e n n t b 1 e i 1) e n m u s s. Ich habe nun schon in meinem vorigen Aufsatz gesagt : »Sollte sich freilich herausslellen, dass Pleu7-07iectites ebenso wie Velopecten die charakteristische dreieckige Ligamentgrube der Pectiniden besitzt, so wäre in der That wohl in vielen Hinsichten )->Pleu>-onecütes nichts anderes als ein ungerippter Velopectem \ (Philippi, Z. d. deutsch, geol. Ges. 1898, S. 613) und es würde dann zu erörtern sein, ob man ihn nicht mit diesem unter dem älteren Namen Pleui-onectiten vereinigen sollte.« Da ich selbst kein genügendes Material der von Philippi als Velopecten bezeichneten Formen zur Verfügung habe, so überlasse ich die Entscheidung darüber Anderen. Die von Bitt.nep, * angeregte Discussion ist durch die hier ge- gegebenen Mittheilungen gegenstandslos geworden. Wohl aber muss ich mich zu den von Bitt.np:r in derselben Arbeit gemachten Be- merkungen über die von mir beschriebenen zwei Psendomonotin- Arten äussern, da ich der Ansicht dieses vortrefflichen Kenners der Triaslamellibranchiaten über ilire Stellung nicht beipflichten kann. Ich hatte die eine Form als Psendomo7iotis nov. sp. aff. lelleri be- zeichnet und von ihr gesagt dass sie sich von allen mir bekannten /’.seafZaatowofis-Arten unterscheidet, »am Besten noch mit der Ps. Tclla-i übereinstimmt«. Als Unterschiede dieser gegenüber hob ich hervor, dass bei meiner Form das Byssusohr einen beträchtlicheren Theil der Schlossrandlänge ausmacht, dass bei ihr die Breite von der Höhe deutlich üliertrolfen wird (22i|2 mm : 26), währeml bei der Telleri das Byssusohr nur etwa ein Drittel der Gesammtlänge des Schlossrandes einnimmt und wenigstens in den bis dahin von Bittner abgebildeten Exemplaren Höhe und Breite beinahe gleich sind. Bitt.ner stützt sich namentlich auf das erstere Merkmal und fügt hinzu, dass an meiner Form bei gleicher Höhe der Schloss- rand fast nur Iialb so lang sei. Dem gegenüber möchte ich zunächst 1 Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1900, S. 563—565. — Ueber y>Fsendomo7iotis«. fjignntea Sghlüt. vergl. meine Berichtigung in Z. d. geol. Ges. 1901, 23. 2 1. c. S. 358. 22 AVilhelm Salonion, Die Familienzugehörigkeit liervorheben , dass nach den an meinem Original i gemessenen uiul in meiner Arbeit mitgetheilten Maassen die Byssusolir-Liinge zum ganzen Schlossrand sich wie 44,1 zu 100, bei der von liiTTNKn in seiner Arbeit auf Taf. XXII, 2 abgebildeten rechten Klappe wie 42,7 ; 100 verhält, dass also in dieser Hinsicht ein durchgreifender Unterschied jedenfalls niclit vorhanden ist. Was das Yerhältniss des Schlossrandes zur Höhe betrilTt, so ist es bei meiner Form 17 : 20 = 65,4 ; 100. Bei Bittner’s allerdings Avesentlich grösseren rechten Klappe (Taf. XXII, IDg. 2) beträgt es 41 : 5312 = 76,6 : 100. Nun gestaltet sich allerdings, wie auch Bittner sehr richtig hervor- hebt, bei zunelimendeni Alter dies A'erhältniss ungünstiger- für den Schlossrand, und aus der betreuenden Abl)ildung ist deutlich zu ersehen, dass in einem jüngeren Stadium die Schlossrandzahl relativ grösser gewesen wäre. Dennoch ist der Unterschied keineswegs ein sehr grosser zu nennen. Wenn daher Bittner .sagt, »mit der echten Pseudomonoüs Teilen kann diese Form von Esine kaum ernstlich verglichen werden«, so beruht das auf dem hohen Wertli, den er, in gewisser Hinsicht entschieden mit Recht, der starken Entwickelung des hinteren Flügels beimisst. Ich dagegen bin auch heute noch der Meinung, dass meine Form der Telleri unter den bis jetzt bekannten Pseadümo9wD'.s-Arten 3 weitaus am nächsten steht und darum zwar als neue Art anzusehen ist, aber die Bezeichnung Dciff. Teilen«. Avohl verdient. Doch Avill ich zugeben, dass sich über diesen Ausdruck diskutiren lässt, je nachdem man durch die Be- zeichnung -»affinis«, wie anscheinend Bittner, einen nahen Verwandt- schaftsgrad oder nur Avie ich das Vorhandensein Amu Beziehungen und Aehnlichkeiten ausdrücken Avill. Hinsichtlich meiner Pseiidonionotis catnnna* sagt Bittner, da.s.s sie seiner Meinung nach der Telleri viel nälier steht, und er fügt hinzu: »Ich zAveifle nicht, dass sie in\i Psend. TefZeri Avirklich, sogar sehr nahe verwandt ist. Ob die von Salojion mitgetheilten Unter- schiede genügen, sie von dieser Art zu trennen, darüber A\-ird Avobl erst ein grösseres Materiale dieser lombardischen Form entscheiden lassen.« Dieser Ansicht kann ich mich nicht anschliessen, da der von mir hervorgehobene Hauptunterschied, das ganz eigenthümliche Vorsjjringen des Vorderrandes unter der Byssusbucht, ein Merkmal ist, dessen Variabilität bei Pseudo monotis im Verhältniss zu anderen Merkmalen ungemein gering ist. In den zahlreichen BiTTNER’schen 1 Sämmtliche in der betreffenden Arbeit abgebildeten Exem- plare sind jetzt Eigenthum des stratigraphisch-palaeontologischen Institutes der Universität Heidelberg. 2 Aber nicht immer. Für die in Fig. 1 Taf. XXII abgebildeta Klappe z. B. im mittleren Stadium eher umgekehrt. 3 Inclusive Pseudonionotis Loczyi Bittn., deren Abbildung und Beschreibung ich soeben Dank der Freundlichkeit des Autors er- halte. Vergl. Resultate der Avissensch. Erforschung des Balatonsees. Bd. I., Taf.'lX, 28—32, S. 89. < a. a. 0. 358—359. der Pleuronectiten. 23 Abbildungen von Ps. Tellcri ist auch nicht die kleinste Andeutung eines solchen Verhaltens zu erkennen. Aehnliche Verhrdtnisse sind bei glatten Pseudomotwtis-Arteu der alpinen Trias überhaupt noch nie beobachtet worden. Sie finden sich bei der jetzt von Bittner in seiner verdienstvollen Untersuchung als besonderes Subgenus abgetrennten C'/rtm/rt-Gruppe, die aber damit viel kleinere Dimen- sionen des Byssusohres verbindet. .Vuch Pseudomonotis Beneckei Bitt.v. hat eine ähnliche Form des Vorderrandes bei grossem Byssus- ohr, ist aber deutlich radial berippt. Für Psendonionotis Telleri liegt ein solches Verhalten des Vorderrandes olTenbar ausserhalb ihrer Variabilität. Ich würde daher die Telleri und die cnmuna auch nicht einmal als m/ßnenv bezeichnen können. 24 Besprechungen. Besprechungen. Karl Friedrich Naumann : Elemente d e r M i n e r a 1 0 g i o. 14. neu bearbeitete und ergänzte Auflage von Ekhijina.M) Ziukkl. Leipzig 1901. 807 pag. mit 1085 Aljbildungen im Texte (vergl. N. .labrb. für Min. etc. 1897, II, — 1 — und 1899, II, — 191 — für die 19. Auflage). Seit dem Erscheinen der vorhergehenden dreizehnten Auflage von Nau.max.x-Zihkicl’s Elementen der Mineralogie im .lahre 1898 sind nur drei Jahre verflossen und .schon ist der dreizehnten die vierzehnte gefolgt. Man sieht daraus, wie das bekannte Lehr- und Handbuch auch unter der Hand des jetzigen Bearbeiters seine alte Beliebtheit sich zu bewahren gewusst hat. Die 13. Auflage hat sich durch mannigfache Aenderungen ganz auf den modernen Standpunkt der Wissenschaft gestellt. Bei dieser neuesten Bearbeitung war desshalb eine so eingehende Umgestaltung nicht erforderlich, wenn auch selbstverstädlich die Ergebnisse der Forschungen aus den letzten drei Jahren die erforderliche Berücksichtigung gefunden haben. Einer stellenweisen Vermehrung von Text und Figuren steht eine entsprechende Kürzung an anderen Stellen gegenüber, so dass der Gesammtumfang nur um 9 Seiten zugenommen hat. Jedenfalls hat sich der Charakter des ganzen Werkes in keiner Weise geändert. Max Bauer. S. L. Penfield und L. V. Pirsaon; C o n tri b ii ti o n s to M i- neralogy and petrography from the Laboratories of the Sheffield scientific school of Yale University. New York 1901, 482 pag. mit zahlreichen Figuren im Text. Der gut ausgestattete Band ist zur Feier des 200jährigen Be- stehens der altberühmten Yale University zu.sammengestellt wordeiu Er enthält eine Anzahl der wichtigsten Arbeiten aus dem Gebiete der Mineralogie und Petrographie, die etwa seit 1850 aus den mi- neralogischen, petrographischen und chemischen Laboratorien der genannten Hochschule hervorgegangen sind. Die Abhandlungen sind unverändert aus den betreffenden Zeitschriften, namentlich aus dem .Vmerican Journal abgedruckt. Die Auswahl der mineralogischen Artikel ist von Pknkield, die der petrographischen von Pms.so.v Versammlungen und Sitzungsberichte. 25 liesorgt worden. Man sieht aus der Zusammenstellung, wie gross der Antheil ist, den die Yale University an der Entwickelung auch der Mineralogie und Petrographie genommen hat. Deutlich geht dieser Antheil auch hervor aus der kurzen historischen Einleitung, die jedem einzelnen Theil, dem mineralogischen sowohl wie dem petrographischen vorangeschickt ist und welche die Männer nennt und kure charakterisirt, die sich an der Arbeit in besonders hervor- ragendem Maasse betheiligt haben. Begonnen hat das Studium der Mineralogie und Chemie an der Yale University im Jahre 1802, in dem Benj.v.mi.v Sillim.vn zum Professor für diese beiden Fächer ernannt ^^'urde. Beigefügt ist ein Vereeichniss der sämmtlichen aus jenen Laboratorien hervorgegangenen mineralogischen und petro- graphischen Arbeiten von 1849 an, eine Liste der dabei neu auf- gestellten und benannten Mineralspecies und zwei solche, die die Species angeben, deren Krystallform und deren chemische Constitution in den Laboratorien von Yale University bestimmt werden konnten: ferner ein Vereeichniss der petrographischen Arbeiten seit 1872. Allgemein bekannt ist die Wichügkeit vieler dieser mineralogischen und petrographischen Aufsätze. Man muss daher den beiden ge- nannten Gelehrten, die ja auch selbst so viel zur Förderung der mineralogischen Wissenschaften beitrugen. Dank wissen, dass sie diese Arbeiten zusammengestellt und so sehr bequem zugänglich gemacht haben. Sie haben sich dadurch entschieden ein V erdienst um ihre Fachgenossen envorben. Max Bauei. Versammlungen und Sitzungsberichte. Französische geologische Gesellschaft. Eine ausserordentliche Vei’samrnlung der Gesellschaft fand vom 3. — 11. September in Lausanne und im Chablais statt, welche ganz den schwierigen straügraphischen und tektonischen Verhält- idssen dieser Gegend gewidmet war. Ausführliche Berichte über lUe Excursioneii und Debatten enthält No. 14 der Comptes-rendus sommaires des seances de la societe geologique de France. Sitzung vom 4. November 1901. Vorlage und Besprechung einer Anzahl von Druckschriften. Schlumberger: Ueber Ortu'foü/es (erscheint in extenso in den Bulletins). Praecisirung der Orb. media d’Arch. von Royan mid der Arten von Maestricht apicuiaia n. sp. und O. minor n. .^p.) Douville macht auf die Bedeutung der Orbitoides für die Stratigraphie aufmerksam {Orbitoides s. str. nur in der obersten Kreide, Orfhophragminn eocän, Lepidocydina oligocän, Miogypsina untermiocän. Doi viLLE bespricht Rudisten vom Goktscha-See (kleiner Kau- kasus) und von Keban am Euphrat. 26 Versammlungen und Sitzungsberichte. n. Thomas: Ueber das Vorkommen des Lutetien superieur (calc. gross, sup.) im Thal der.Seine, zwischen Villenauxe und Montereau, und hei Villiers-St.- Georges, nördlich von P r o v i n s. A. Guebhahd lässt einen Probedruck seiner geologischen Karte der südöstlichen A 1 p e s - M a r i t i m e s in 1 : 80 OOO vorlegen. A. Guebhard: Ueher die Süd grenze des Neocom in den A 1 p e s -Mar i t i m es. Sayn et Roman: Zusammensetzung des Barre mien auf dem rechten Ufer der Rhone in der Gegend von Viv iers. Es folgen sich : 1. Mergelige Kalke mit Crioceras Koechlini und Ancyloceras Jaharelli. 2. Mergel mit zahlreichen kleinen Hamu- Una, nebst Holcodisciis und einigen PulcJiellia. 3. Kalke mit Des- moceras off. difficilis und Fahrei TORC. 4. Kalke mit zahlreichen Pnl- ehellia compressissima und pulchella. 5. Mergel mit Kalken Avechselnd; Leptoceras und Pnlchellia cf. provencialis. Darüber folgt das obere Darremien, weisse dicke Kalke mit einigen Hetcroceras-KQSiew. H. Dallemagne : Der Einschnitt des Thaies der B i- dassoa. E. Harle: Ein Schädel des Moschusochsen von Eyzies (Dordogne) (erscheint in extenso in den Bulletins). Der Rest stammt aus einer Höhle, in welcher ausserdem Knochen des Rennthiers und Magdalennien-Geräthe sich fanden. Einige Knochen von Oribus hat Labtet früher aus einer Höhle desselben Thaies beschrieben. Andere Reste kennt man nicht; die Zeichnungen aus der Grotte von Marsoulas und Raymonden bezieht Harle auf Bison. Er nimmt für das südwestliche Frankreich ein ziemlich gemässigtes Klima und nur gelegentlich Einwanderungen speciell nordischer Thiere an. Sitzung vom 18 November 1901. Die vom VIII. intern. Congress eingesetzte Commission, welche sich mit dem Plan einer »Neuausgabe der Originale bekannter Ver- steinerungen« beschäftigen sollte, legt 3 Probetafeln zur Prüfung vor, mit Ogygia Guettardi Brongn. 1822, Ammonites Masseanm d’Orb. 1843, Maretia Nicklesi Cotteau 1889. Die französische Subcommission denkt etwa 10 Tafeln zusammenstellen und an Palaeontologen ver- schicken zu können. Peron : Bemerkungen über ein Gestein, welches in der Puisaye ausgebeutet werden soll (ähnlich dem Vierzonite Grossouv- re’s, aber dem Genoman angehörig, als eine besondere Ausbildung der Gaize). Douxami: Ueber das Rhonethal in der Umgebung von Belle gar de (in extenso in den Bulletins). Peron: Ueber die Etagen der oberen Kreide in den A 1 p es -Maritim es (in extenso in den Bulletins). Au.sser dem Turon konnte in grosser Verbreitung das »Emscheiien« nachge- Versammlungen und Sitzungsberichte. 27 wiesen werden. Das Aturien ist nui' durch seinen tiefsten Theil als schmales Dand vertreten ; es entluilt die Fossilien der Kreide mit Bel. qnadmta. Toucas fügte einige Bemerkungen über seine eigenen Beobachtungen hinzu. Er sammelte u. A. am Gol de Braus über Gault mit .4. mammiUarifi zahlreiche Fossilien des Genoman. PniKM : Ueber die Fische des unteren Eocän der Umgegend vonBeims (in extenso in den Bulletins). Aus dem Gernaysien stammen zahlreiche Elasmobranchierreste, welche auch iu obere Stufen gelien, daneben auch Formen, die aus dem tiefsten Eocän Belgiens bekannt sind, und eine Squatina Gandryi n. sp. Edaphodon Biicklntidi repräsentirt die ühimaeriden. Teleostoml sind aus dem Gernaysien und vVgeien (Sande mit Unio etc.) liekannt. Aus jenem werden neben Amia angeführt Lah- riden, Spariden und Emhiotociden, aus dem Ageien neben Amiaden und Lcpido.'iteidcn auch Siluriden (Fiinclodm, Arins), ievnev Labriden, wie Phyllodus, Egertoma etc. Es mischen sich also Süsswasser- formen (Amiaden, Lepidosteiden, Siltirideny mit echt marinen, was auf die Bildung der Schichten in einem Haff schliessen lässt. G.\udky wies in einer Bemerkung auf die fauuistischen Be- ziehungen zwischen der Fauna von Gernay (Säugethiere und Beptilien) und des westamerikanischen Alttertiärs hin. V. P.VQUiEn (eingesandte Mitlheilung); Ueber die Fauna und das Alter der B u d i s t e n k a 1 k e in der D o b r u d s c h a. Zur Untersuchung gelangten Steinkerne von Gernavoda, aus einem und demselben Horizonte. Nachgewiesen w'urden Arten von Diceras, Hetero diceras, Matheronia, Valletia, Monopleuva. Unter Berücksichtigung des ungewöhnlichen Zusammenvor- kommens von Diceras resp. Heterodiceras mit Monopleura, Valletia wird die Fauna nicht in das Urgonien, sondern in das Berriasien oder untere Valenginien gestellt. Derselbe über d i e B e z i e h u n g d e r i n v e r s e n zu en normalen Ghamaceen. Die inversen Formen oder Budisten im engeren Sinne leiten sich von den Diceratiden dadurch ab, dass in der liidven Schale der hintere Zahn P II beständig ver- grössert wird, in der rechten Klappe der vordere Zahn A 1 beständig, bis zum völligen Schwunde, abnimmt. Doüville berichtet über Badiolarien-haltende kieselige Platlen- kalke aus der oberen Breccie des Ghablais und macht auf die Ver- breitung ähnlicher Formen im oberen Jura der Alpen und benach- barter Gebiete aufmerksam. Die Beobachtung passt gut zu dem Alter der Breccie nach Lugeon’s Auffassung. Bomulus Sevastos Ceingesandte Mittheilung^ : U e b e r d e n Ursprung der Klippen in den Karpathen. 1 Arius ist so allgemein in marinen tertiären Schichten — Eocän, üligocän, lUiocän — verbreitet, dass man wohl schliessen muss, die Gattung habe sich erst sehr spät in die Flüs.se zurückgezogen. K. 28 Versammlungen und Sitzungsberichte. Im Thal des Baches Farcaza (Nebenfluss der ßistritza) wurde ein Profil beobachtet, welches die Neumayr’scIio Erklärung des Klippenphänomens zu bestätigen scheint,* dass nemlicli die Klippen aus der Tiefe lierausgestossen sind. S i t z u n g V 0 m 2. D e c e m h e r 1901. M. Boule : Ueher die europäischen Arten von Macha Pro d u s. Der Vortragende stellt zuerst fest, dass M. cul- tridens Guv. eine Art des Pliocäns von Val d’Arno und der Auvergne ist, durch relativ geringe Grösse und nicht crenelirte obere Caninen gekennzeichnet. Die Art des oberen Miocäns muss getrennt gehalten werden; der alte K.vup’sche Name n phanistus ist auf sie anzuwenden. In ähnlicher Weise werden die anderen, ans Europa erwähnten Arten kritisch behandelt (die Arbeit wird in extenso in den Bulletins erscheinen). A. Guebhard ; Ueher z w e i L a p p e n v o n S ü s s ^\■ a s s e r- Jliocän (mit Planorhis Mantelli und Helix sylvana) auf dem linken Ufer der S i a g n e. Ueher einen Horizont der oberen Kreide, im NO. des Departement du Var, welcher Avahrscheinlich jünger als Cenoman ist und sich durch zahlreiche gut erhaltene Callinnassn und Gastropoden auszeichnet. Ueher eine Facies des unteren M i o c ä n (Bordi- galien) südöstlich von Saint-Jeannet (A.-M.), welche häufig durch brecciöse oder conglomeratische Beschafl'enheit ausgezeichnet ist (mit Pecten Toarnali M. DE Serres etc.). Leon Janet: Ueher die Versorgung der Städte mit Trinkwasser vermittelst der Anlage künstlicher Quellen. A. Michalet : Das G e n o m a n der Umgegend von T 0 u 1 o n u n d s e i n e E c h i n i d e n (wird in extenso in den Bulletins erscheinen). H. E. Sauvage; Die Pycnodonten des oberen Jura des Boulonnais (wird in extenso in den Bulletins erscheinen). V. Paquier bemerkt zu einer früheren Mittheilung über die Identität der Iludistenhorizonte im N. und S. der Donau hei Gerna- voda (Dobrudscha), dass alle von ihm untersuchten Arten aus den südlichen Klippen stammten, mit Ausnahme von 3 als Diceras sp. und Monoplenra sp. bezeichneten Stücken, welche den nördlichen Aufschlüssen entnommen waren. Demnach ist die Ansicht, dass in denselben Schichten jurassische neben cretaceischen Formen (Heterodiceras, Valletia, Matheronia) hegen, zu modificiren. Derselbe bemerkt zu der Mittheilung von Savn und Roman (Sitzung vom 4. November 1901), dass im Profil von Saint Thome die tiefste Schicht des Barremien , eine glauconitische Bank mit Pul- cliellia, Holcodiscns , nicht mehr erschlossen ist. * Die viel älteren Ausführungen von Beyrich scheinen unbe- kannt zu sein. Neue Literatur. 29 Neue Literat ui‘. Stratigraphische und beschreibende Geologie. 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Während die hängendsten Schichten des unteren Lias in Süd- deutschland, England und anderwärts aus drei mehr oder weniger scharf begrenzten Abtheilungen bestehen, welche der Reihe nach von unten nach ol)en gerechnet durch je einen Ammoniten aus der A’erwandtschaft des Arietitcn obtusus Sow., des Oxynoticems oxynotam Qu. und des Ophioceras raricostatnm ZiEx. charakterisirt werden, ist es bislang im nordwestlichen Deutschland nicht möglich gewesen, diese Dreitheilung nachzuweisen. Namentlich ist es, abgesehen von einem dem Vernehmen nach bei Oelper a. w. W. gemachten Funde , soviel ich weiss, bis jetzt nicht gelungen, gerade in den fraglichen Schichten Ammoniten aus der Gattung Oxynoficeras aufzufmden. Der von Wagener auf Seite 1C3 des 17. Jahrganges der Ver- handlungen des naturhistorischen Vereins für Rheinland und West- falen angeführte Ammonites oxynotus? Qu. scheint aus einem höheren, den jetzt bei Diebrok i. W. aufgeschlossenen Schichten des Ammo- nites caprarius Qu. entsprechenden Niveau zu stammen, und ist wohl dem Ammonites sphenonotus Monke gleichzusetzen. Neuerdings ist es mir nun gelungen, an einem bislang wenig ausgebeuteten Fundorte in den genannten Schichten nicht nur ein Oxynoticems in etwas grösserer Anzahl aufzufmden, sondern auch die Dreitheilung dieser Schichten in deutlicher Abgrenzung der Ab- theilungen festzustellen. Der Fundort, die Thongrube der Egestorfschen Ziegelei im Nerenfold bei dem Dorfe Empelde, liegt etwa 5 km südwestlich von Hannover neben der Landstrasse nach Nenndorf im Hügellande zwischen Deister und Leine. In der Thongrube stehen Schichten an, die zu der ziemlich ausgedehnten Liaspartie gehören, welche von den Höhen von Linden .3 Centralblatt f. Mioeralogie etc. 1902. 34 Iloycr, Der iinlero Lki.s und Roimeiiberg, von Wetll)ergen und Hciilhe l)egrenzl und lü>lang in nein enswerllier Weise nur in der Thongrube bei Empelde, in einer jetzt verschütteten Tbongrulie )jei ])avenstedt und in den Elachsröten von Bornuni aufgesclilossen gewesen ist. Vielleicht linde icli spiiler Gelegenheit, die sehr interessanten tektonischen Verhällnisse der Umgegend von Hannover näher zu erörtern; ich liemerke hier nur, dass die Liasahlagenmgen in den beobachteten Aufschlüssen, zu denen ausser den vorgenannten noch einige Brunnengrahungen in den Dörfern Bornum, Emiielde und Daven-stedt sowie ein paar Ausschachtungen neben der Bahn von Linden nach Ronnenberg liezw. neben Feldwegen zu zählen sind, verschiedene Störungen zeigen, welche auf eine aus mehreren Parallelhrüchen bestehende Dislocation zurückzuführen sind, die im allgemeinen südnördlich verläuft. ln slratigraphischer Beziehung konnte aus dem verschütteten Aufschluss hei Davenstedt fe.stgestellt werden, dass der gesammte Lias von den Angulatenschichten liis zu den Amaltheenthonen vor- handen ist, während die Posidonienschiefer und die .lurensismergel sich hei Emiielde gezeigt haben. Das Liegende der Angulaten- schichten besteht aus dunklen Schieferlhonen ohne Einschlüsse, wenn nicht ein Psiloceras plnnorhe Sow., welches ich in der Nähe der Thone aber nicht im Anstehenden gefunden habe, hierher ge- rechnet werden soll. Im Hangenden des Lias ist hei Hannover der mittlere .iura vollständig vorhanden, wenngleich an keinem Eundorte eine grössere Schichtenfolge desselben erschlossen i.st. In den Thonstichen der Ziegelei hei Empelde stehen etwa 1 m unter diluvialen Sand- und Kies-^Hassen die höchsten Schichten fies unteren und die tiefsten des mittleren Lias an, welche hier durchschnittlich in Stunde 11 streichen und mit rund 20® nach Osten einfallen. Es treten bislang folgende Schichten von oben nach unten gerechnet zu Tage; !a) gelbbraune Schieferthone h) 0,2 — 0,3 m oolithische eisenschihssige Kalke ■ c) 2,0 m braune Schieferthone j d) 2,0 m dunkle fette Schieferthone I e) 0,18 m Eisenkalkhank I f) 2,0 m graue Schieferthone f .\rmaten- Schichten . I. Uaricostaten- Schichten g) 0,30 m mergelige Kalkhank unterer h) (5,4 m dunkelgraue Schieferthone Lias i) 0,07 m thoniger Mergelkalk k) 0,12 m Steinmergelhänk 11. Oxynoten- Schichten 1) — dunkle hlaugraue Schieferthone I Hl. Planicosla- I Schichten von Emi)elde bei Hannover. 85 Die unter 1 aurgeliilirten Schieferllione sind dunkelblau, nicht sehr fett, und fUliren nur wenig Glimmer. Sie enthalten Eisenkie.s in kleinen meist aus Würfeln zusammengesetzten Knollen, sparsame Eisenkalkgeoden und einzelne Gypskrystalle. An einigen Stellen sind die Eisenkalkgeoden etwas häufiger und treten zu Schnüren vergesellschaftet auf. An Petrefacten finden sich in den Thonen Animonites (Micro- ceras) planicoata Sow., Ammonites (Deroceras) Ziplms Hehü, Ammo- nifes (ArietitesJ obtiism Sow. in seltenen nicht gut erhaltenen Exem- plaren verldest vor. In einzelnen Eisenkalkstflcken liegt ausserdem Ammonites plnnicosia Sow., Ammonites Ziphus Hehl, Belemnites ncutus Mill. und Leda Romani Opp. Der von D. Bn.vuxs auf S. 92 seines »unteren .Iura« angeführte Ammonites Ziplms Hehl aus der WiTTE’schen Sammlung dürfte gleichfalls aus diesen Schichten stammen. Die über denselben liegende Bank besteht aus hartem, theil- weise knollig al)gesondertem Steinmergel von graugelblicher Farbe, Avelcher an der Luft nur sehr langsam verwittert, etwas /dfikblende und Kalkspath führt, und beinahe völlig petrefactenleer zu sein scheint. Wenigstens ist es mir trotz langjährigem eifrigen Suchen nicht gelungen, ausser einem Abdruck von Ammonites cf. obtnsus Sow., einigen Bruchstücken von Belemniten, einem unbestimmbaren Kopfstück eines Fisches und wenigen Spuren von Algen etwas darin zu finden. Die darüber lagernden thonigen Mergelkalke i sind weniger hart und lebhafter gelb gefärbt als die ^lergel k. Sie enthalten viel Eisenkies, welcher theilweise in sehr kleinen Krystallen versprengt auftritt. Letztere sind häufig zu Gyps verwittert, welcher grössten- llieils ausgelaugt ist, so dass das Gestein stark poi’ös erscheint. An Petrefacten finden sich in dieser Schicht: Terebratuln sp. Gryphaea obliqna Gldfss. Lima punctata Sow. Lima pectinoides Sow. Pecten priscns Schloth. Acicula oxynoti Qu. Macfodon Bnckmanni Rich. Leda Romani Opp. Leda snbovalis Ge. Lncina 2»'oblematicn Tep.qU. Protocardia oxynoti Qu. Dentalinm etalense Tehqu. c. P. Turritella sp. Ammonites {Microceras) bifer Qu. Ammonites (Oxynoticcras) cf. oxy- notus Qu. Belemnites acntns Mill. Hybodns sp. Solemya sp. Unter diesen Arten kommt Anunonites oxynotns Qu. am häufigsten vor, demnächst folgen die Lima- und ieda- Arten. Die nun folgenden Schieferthone h sind dunkler gefärbt und fetter als die Thone 1, umschliessen kleine kugelige Eisenkiescon- cretionen, einzelne Lagen faserigen Gypses und sehr dünne roth- gelbliche Eisenkalkbänke. Die einzigen nur selten vorkommenden 3* 36 Hoyer, Der untere Lias Yersleinei'ungen sind: Pentacrinus scalaris Gk. und Belemnitva acutus Mill. Ueber den Thonen lagert die mergelige Kalkbank g von grau- grüner Farbe. Sie enthält an manchen Stellen Gonglomeratbildungen, welche im Querbruche des Gesteins durch das Hervortreten det" hellgrauen läs weissen Farbe der Rollstücke auf dem dunkelgraueir oder grünlichen Grunde der umgebenden Steinmasse ein eigen- thümliches Aussehen bekommen. Die Rollstücke zeigen nicht selten Bohrmuschellöcher. Ausserdem sind aus der Bank die folgenden,, mit Ausnahme des Ammonites Lohbergeuis Em., ziemlich häufig auf- tretenflen Petrafacten zu verzeichnen : Rhgnchonella oxynoti Qu. Protocardia oxynoti Qu. Gryphaea ohliqua Gf. Trochus Gaudryanus d’Ohfj. Lima qnmctata Sow. Ammonites (Microceras) Lohbergeu- Pectcn priscus Schloth. sis Em. Avicula inaequivalvis Sow. Belemnites acutus Miuu. Leda subovalis Gldfss. .Manche Exemplare der Gnjphaea, der Lima und des Pecteu zeigen deutliche Spuren von Abrollung. Die Bank g wird überlagert von den dunkelblauen, sehr fetten Thonen f, welche von einigen schwachen gelbgrauen Kalkplatteu durchsetzt sind, sonst aber fast gar keine kalkige oder anders ge- artete Einschlüsse besitzen. Auch an Versteinerungen ist in diesen Lagen ausser wenigen Pea^acTÜnfs-Stielgliedern und einem Ammo- nites sp. nichts vorhanden. Die nächsthöhere Bank e tritt an einzelnen Stellen als thonige Sphärosideritbank mit schaligen Absonderungen von heller gelb- rothor Farbe auf, welche nach den Seiten hin allmählig in ziemlich weiche, graugrüne oder rothbraune, bisweilen oolilhische Kalke übergeht. Letztere sind von spärlichen Kalkspathabsonderungeu und seltenen Zinkblendestreifen durchzogen. Während sich in den schaligen Concretionen nur Abdrücke von Petrefacten, und auch diese nur in der Nähe der eigentlichen Kalklagen befinden, sind die letzteren oft gänzlich von sehr schön erhaltenen verkalkten Fossilien erfüllt. Ich konnte aus dieser Schicht folgende organische Ueberreste sammeln; 1. Lignum sp. 2. Heteropora sq). ii. Pentacrinus scalaris G F. 4. Cidarites nurnismalis ÜPl^ 5. Rhynchonella variabilis Schl. 6. Waldheimia nurnismalis L.v.m. 7. Gryphaea obliqua Gf. 8. Gryphaea cymbium L.x.m. 9. Ostrea sp. 10. Plicatula oxypoti (Ju. 11. Lima punctata Sow. 12. Lima pectinoides Sow. 13. Hinnites velatus Du.m. \4. Pecten priscus Schlütii. 15. Pecten aequalis Qu. 16. Avicula inaequivalvis Sow. 17. Avic^da sp. 18. Inoceramus cfr. pinnaeformis Dku. ID. Modiola oxynoti Qu. 20. Macrodon cjr. puUns T(>.m. von Empelde bei Hannover. 37 88. Hydrohia cerithiiformis Dkr. 39. Aetaeonina c/r. Deivalquei Opi*. Ammonites (Ophiocerns) rari- costatus ZiET. A\. Ammonites (Ophioceras) rari- costatus ZiET. var. microdis- cus Qu. 42. Ammonites (Mitroceras) snh- p>lanicosta Opp, 43. Ammonites (Microceras) Loli- hergensis Em. 44. Ammonites ( Deroceras) muticus d’Orb. Ab. Ammonites (Deroceras) cfr. muticus d’Orb. 46. Belemnites acutus Mild. Al.Belemnites cfr. acutus Mruu. 21. Macrodon Buckmanni Ricu. 22. Cucullaea Muensteri ZiET. 23. Nucula cfr. navis Piette 'M.Leda cfr. Zieteni Brauns 25. Leda Visurgis Br.auns 26. Led cfr. subovalis Gf. 27. Lucina problcmatiea Tq.m. 28. Unicardium cfr. Janthe d’Orb. 29. Protocardia oxynoti Qu. 30. Arcomya elongata Rom. 31. Dentalium compressum d’Orb. .32. Dentnlium etalense 3’qm. et Piette. 33. Trochus Gaudryanus d’Orb. 34. Trochus laevis Schl. 35. Turbo paludinaeformisScutBij. .36. Turbo n. sp. 37. Chrysostoma sp. cfr. Turbo helix Qu. Sämmtliche Mollusken sind mit wohlerhallener Schale ver- sehen, welche zuweilen irisirenden Glanz und mitunter Farhen- •spuren zeigt. Die Ammoniten besitzen last alle die Wohnkammer, wenn auch mit einer Ausnahme mit verletztem Mundsaum. Weit- aus am häufigsten zeigt sich Ammonites raricostatus, demnächst folgen Ammonites subplanicosta , Ammonites muticus, Gryphnea cym- bium und die Leda-Arten. Am seltensten sind die Brachiopoden. Ueber der Raricostaten-Bank tritt der fette dunkelblaue Thon d auf, welcher sehr rein von Kalkabsonderungen und frei von Petre- facten ist. Im Hangenden dieses Thones .steht der braune, bisweilen ins gTaugrüne übergehende, einzelne rothgelbe d'honeisenstein-Knollen umschliessende Thon c an, welcher an organischen Einschlüssen die folgenden, theils verkalkt, theils verkiest erhalten, führt: Pcntacrinus sp. Ammonites (Deroceras) cfr. ar- Waldheimia numismalis Kam. matus So\v. Gryph.aea cymbium Lam. Belemnites paxillosus Sem.. Pecten priscus SciiL. Belemnites claratus Sciii.. Acicula calva U. SCHLÖNB. Die nächsthöhere Schicht b von 0,20 — 0,30 m Mächtigkeit be- steht aus einer nicht sehr fe.sten, bisweilen porösen oolithischen und sehr eisenschüssigen Kalkbank von grauröthlicher Farbe, welche nach dem Innern des Gesteins, namentlich wenn dasselbe noch ganz unverwittert ist, in ein dunkles Graublau überspielt. Die Poro- sität Ist, wie .sich an vielen Stellen gut erkennen lässt, diirrh Aus- laugung der Oolithkörner entstanden. Ganz ähnliche Kalke aus dem gleichen Niveau beobachtete ich auf der Halde eines alten Eisen- steinschurfs bei Schandelah. 38 lloyer, Der untere LLas Bei Empelde führt die Kalkbaidi.: Pentacrinm nuhangalaris Mill. Rhjjnchondla variahilis Schloth. ,, (UD-viceps Qit. hidenn Phill. ,, piilla Röm. V sp. Kpithj/ris subot'oides llöM. •s'p. punctata Sow. ,, cfr. punctata Sow. Waldheimia cor Lam. „ nuhusinalis Sow. Pecten texforins SCHL. ,, sp. Gcrvillia cfr. oli/cx Qi;. Pholadomya amhigaa So\v. Irochus laei'is ScuLOTii. ührgsostonia sp. Liparoce.ras sp. Jur. Belemnites paxillosus ScuL. Als hängendste Schichten sind gegemvärtig die gelhhrannen mergeligen und selir viel Limonit enthaltenden Schieferthone a von unbekannter Mächtigkeit erschlossen, in denen ich Penfacrinus sp., Waldheimia namismalis Sow., Gryphaea cymhinm Lam., Cycloceras Mau.yenestU d’ühb., Lytoccras fimhriatmn Sow., Belemnites paxillosus SciiL. und Belemnites clavatiis Schl. l)eobachtete. Von den im Vorhergehenden aufgeführten Abtheilungen reprä- sentiren sicher die init 1 (111) bezeichneten die an anderen Orten als Übtusus-Thone bezeichneten Schichten; tlabei ist inde.ss zu be- merken, (lass in Nordwestdeutschland Ammonites obtusus an Häufig- keit gegen Amm,onites planicosta Sow. zurücksteht. (Vergl. E.micrsox, Lias V. Markoldendorf, Planicosta-Schichten.) Ferner umfassen die .\btheilungen 11 k und i ilie Schichten des Ammonites oxynotns und 1 f und e diejenigen des Ammonites raricostatns. Den grösseren Theilstrich zwischen 111 und II ziehe ich un- mittelbar über der Abtbeilung 1, weil die petrograpbische Abgrenz- ung zwischen 1 und k eine deutliche ist, während zwischen k und i liin und wieder allmählige Gesteinsübergänge stattlinden. Eine Zu- sammengehörigkeit von k und i mit Rücksicht auf die organischen Einschlüsse dieser beiden Abtheilungen kann bei der grossen Petre- läcten-Armuth von k freilich bislang nicht nachgewiesen werden. Immerhin ist zu herücksichtigen, dass der in 1 häulig vorkommende Ammonites planicosta Sow. und ebenso Ammonites Ziphus in k nicht mehr gefunden ist. Zur Gruppe 11 .sind ausser den Abtheilungen k und i auch noch h und g zu stellen, wenngleich die beiden letzteren bislang: das leitende (Jxynoticeras nicht führen, und mit k und i zusammen dieser Grup[)e eine Mächtigkeit verleihen, welche über diejenige der gleichaltrigen süddeutschen Zone de.s Oxynoticeras oxynotum. hinausgeht. Sowohl zwischen i und h wie auch zwischen h und g treten manchmal ebenso, wie zwischen k und i allmähliche febergänge der Gesteine in einander auf; insbesondere reichen die bisweilen einen Ineccienartigen Gharakter annehmenden Gongiomerate, die sicherlich in grosser Nähe des Strandes abgelagert sind, iles öfteren von Enipekle bei Hannover. 39 ans ?r in li tiinal). Die in diesen 4 Ablheilnngen k, i, h und g ge- machten P'ossilfunde Avidersprechen zum wenigsten der gewählten Eintlieilung nicht, und der vereinzelt in die Ahtheilung 1 hinaul- reicliende ÄmmonitcH Lohbergtmsis E.\i. kann für die Theilung nicht ausschlaggel)end sein. Audi der der Conglomerathildung siclierlich vorangehenden Alirasion am Schlüsse der .Ablagerung h möchte ich ausnalimsweise im vorliegenden Falle nicht so grosse Bedeutung beilegen, dass ihretwegen g ans der Gruppe II ausgeschlossen würde. Oberhalb der Abtheiinng g würde also der zweite Theilstrich zu ziehen sein; und zwar spricht hierfür besonders der Artenwechsel der organischen Einschlüsse oberhalb und unterhalb des Striches. Der oben angeführte Ammon'tes sp., welcher nicht selten in der -Abtheiinng f gefunden wird, ist stets verkiest und stark ver- drückt, trotzdem aber zweifellos als zur Unterfamilie ArieUtes ge- hörend erkennbar. Es könnten nun hier ausser Ophioceras raricu- stainm ZiKT. noch .Ammoniten aus der Gruppe Asterocems in Frage kommen. Dabei darf aber nicht unberücksichtigt bleiben, dass An- gehörige der letzteren in Norddentschland im allgemeinen sparsam anftreten, während umgekehrt auch hier Ammoniten mricostntns ZiKT. in diesem Horizont nicht so selten zu sein pllegt. (Unter anderm kommt derselbe im Eisenbahneinschnitt von Gräfenhagen bei Sande- beck in grosser Häufigkeit verkiest unterhalb einer Kalkbank vor, in welcher er gleichfalls nicht fehlt.) Ich zähle daher bei Empelde bis auf weiteres ilen Ammo)iiten sp. aus f zu A)iimü)iites raricostntus ZiKT. und die Abtheilung f selbst zur Gruppe I. Bezüglich der oberen Abgrenzung der letzteren und damit des ganzen unteren Lias glaube ich hestimmte Entscheidung nicht treifen zu sollen. Einen Anhalt für die Zusammengehörigkeit der -Mitheilnngen d und c kann man in dem allmähligen Uebergange der Schieferthone in einander fnulen, so dass also mit Rücksicht auf ilas A'orkommen des Ammonites anuntns und der Belemniten in c die Gruppe 1 des Ammonites raricostatas und die ganze untere Lias unter d abzuschliessen sein würde. Im allgemeinen ist die hier durchgeführte scharfe Trennung der einzelnen Schichtengruppee von einander von keiner allzugrossen Be- deutung. Afit Rücksicht auf die wechselnde petrographische Be- schallenheit der gleichen Schichten an den ülirigen nordwest- deutschen Fundorten kann diese Trennung selbstverständlich auch nicht als überall vorhanden angesehen werden. Da indess die Schichten mit Ammonites oxf/notus bisher in Xordwestdeutschland überhaupt zu fehlen schienen, und da bei Empelde die Abgrenzung der .Ahtheilungen in den leider schon jetzt sehr verfallenen .Auf- schlüssen leicht und verhältnissmässig .sicher zu bewirken war, habe ich dieselbe zürn A'ergieich mit der andererorts nachgewiesenen Dreitheilnng dieser Schichten und in der HolTnung durchgeführt, liass dadurch für die .\nffindung der Oxynoten-Schichten in anderen 40 Hoyer, Der untere Lias Gebieten des nordwestdeutschen unteren Lias eit)i;^e Anlialti)iinkte gewonnen werden können. B e in e rk u n g e n zu einige n d e r v o r s t e h e n d a u fg e f ü li r t e n Petre facten. L a m e 1 1 i b r a n c h i a t e n. Modiola oxtjnoü Qu. Raricostatenzone Nr. 19 1858 Que.vstedt Fura tab. 18 f. 27 u. 28. Kommt in der Bank e in guten Schalenexemplaren vor, von denen eins noch eiiialtene Farbenspuren (dunkelbraune wolkige Radialstreifen auf hellerem Grunde) zeigt, wie dieselben ferner an einem grossen Exemplare von Leda c^r. suhovalis Gldfss. von Empehle zu beachten sind. Die Sculptur der Modiola besteht aus starken Anwachsstreifen und leichten radialen Runzeln. Xaciila cjr. nnvis Piette Raricostatenzone Nr. 28 Terque.m et Piette, lias inf. t 10 f. 8—10. In der Bank g wird nicht selten eine Nucula gefunden, welche sich \on Xnada nenüs Ptt. durch etwas stärkere Stützung des llinter- randes und ziemlich scharf hervortretende Buckel unterscheidet. Gastropoden. Trochus Gandryaims d'Orb. Raricostatenzone Nr. 88 1850 d'Orhignv Pal. franc terr. jur. t. 811 f. 4—7. Geht hei Empelde in den unteren Lias hinab und lindet sich hier nicht selten in schöner Erhaltung in den Bänken g und e. Trochus laevis Scheotm. Raricostatenzone Nr. 84 1820 V. SCHLOTH. Petref. p. 159. Kommt bei Empelde ebenfalls schon im unteren Lias vor. Auf der Unterseite und den Seitentlächen der letzten IViudung zeigen sich feine Spiralen die von Anwachsstreifen gekreuzt sind. Dieselben könnten Veranlassung zur Aufstellung einer neuen Art geben, wenn man nicht annehmen will, dass die miltellasischen Exemplare diese Spiralen nur in Folge schlechterer Erhaltung ver- missen lassen. Turbo nor. sp. Raricostatenzone Nr. 30. Der Bank e entstammen hei Empelde einige Exemplare eines kleinen Turbo, welcher scharf abgesetzte IVindungen mit senk- rechten Seitentlächen und flach geneigten oberen Flächen besitzt. Die letzteren tragen starke gebündellc An wachsstreifen und etwas über der .Mitte eine geknotete Spirale. Die Seitenflächen sind beiderseits durch eine schneidende Kantensjiirale begrenzt, und die obere der letzteren ist gleichfalls geknotet. Die Unterseite der letzten Windung besitzt 3 oder 4 Spiralen, zwischen denen scharfe radiale Anwachsstreifen stehen. Ein Exemplar hat Farbenspuren, nämlich carminrothe Färbung der Knotenspitzen der oberen Kanten- spirale und verwaschene braune Wellenlinien auf der Unterseite der letzten Windung. Der Gehäusewinkel der 8 mm hohen Schnecke beti'ägt 00®. von Empelde bei Hannover. 41 Gephalopode n. Die naclislebend besprochenen Ammoniten zeigen Abweich- ungen von den unter gleichen Namen von anderen (süddeutschen etc.) Fundarten beschriebenen Ammoniten. Schon E.merson hebt p. 59 seines Lias von Markoldendorf hervor, dass die dem Horizonte des Ammonites hifer Qu. entstammenden Ammoniten vielfach mit den gleichnamigen süddeutschen Arten nicht übereinstimmen. An den Empelder Exemplaren treten die Abweichungen häufig noch stärker hervor. Im übrigen dürfte eine gründliche Revision nicht nur der hier angeführten, sondern auch der sämmtlichen nordwest- deutschen Lias-Ammoniten die Aufstellung einer ganzen Reihe von wohlberechtigten neuen Arten zur Folge haben. Ammonites (Oxynoticeras) cß\ oxynotns Qu. Stimmt im Wesentlichen mit Ammonites oxynotns Qu. überein, wie durch direkten Vergleich mit süddeutschen Exemplaren fest- zustellen war. Die Empelder Stücke sind zumeist nur als verkalkte und beschälte 5Vohnkammern erhalten, da die inneren Windungen verkiest und später verwittert sind. Die Schale besitzt die charak- teristischen etwas steifen öxi/uofü'era.s-Rippen, bei jungen Exem- plaren den scharfen abgesetzten Kiel, welcher mit zunehmender Grösse undeutlichere Uebergänge zu den Seitenflächen erhält. Die Loben zeigen keine wesentlichen Abweichungen von denjenigen der süddeutschen Stücke. Da mir indess bis jetzt nur Exemplare von in max. 20 mrn. Durchmesser vorliegen, und da der Querschnitt dieser sehr engnabeligen Exemplare noch stärker comprimirt ist als derjenige der erstgenannten fremden Stücke, so trage ich vor- läufig Bedenken, die nordwestdeutsche Form mit Ammonites oxynotns Qu. zu identificiren. Ammonites (Ophioceras) raricostatns ZiET. Raricostatenzone Nr. 40 1830 v. ZiETEX Versteinerungen Würtembergs. 1843 d’ürbigny Paleont. franc*. teiT. jurass. t. 54. 1883 — 1885 Quenstedt. Schwäbische Jura- Ammoniten t. 23 f. 20—24, 26. Kommt bei Empelde sehr häufig, mit wohlerhaltener Schale und theilweise in einer für Nordwestdeutschland ungewöhnlichen Grösse — bis zu 110 mm. Durchmesser — vor. Die fast immer erhaltene Wohnkammer hat eine Lange von über II4 Umgangs wobei noch zu berücksichtigen ist, dass der Mundsaum meiner Stücke bis auf eine Ausnahme fortgebrocheu ist. Die Schale besitzt auf den äussei-n Windungen zwischen den Rippen deutliche Radial- sti'eifung. Neben der gewöhnlichen Form zeigt sich auch eine von Quen- stedt auf L 24 f. 4—5 des obengenannten Werkes abgebildete Varietät, die derselbe mit dem Namen Ammonites raricostatns niicrodiscns belegt. Zur Hervorhebung der Unterscliiede der bei Normale Eorm. \ arietät microdiscus. I. 11. tll. IV. •/: o Durchmesser d 22 mm 70 mm 22 mm 58 mm c ~ r? Nalielweite n 14 42 18 32 c* :2. 'cp - -I-. Ci Höhe h 4,ö 5 11,5 E 'K ^ o Stärke b 8,5 21 5 11 — — Yerliältniss d i.2 5’ o ü,Gü7 O.tiOO 0,(100 0,G04 — ^ i>. Bai'icostalenzono Nr. 42 18.Ö8 Oi’i'KL .lurarormation i; 14 Nr. .88. E’indet sich häutig in schönen aber nicht grossen Stucken in der Bank e. In den Zwisclienräumen der stets ungestacln'lttMi Hippen, die am liiicken nur geringe Vorbiegung zeigen, ist die Schale mit leinen Raflialstreiren versehen, welche auf den drei innersten ungeritiptcn Windungen deutlicli sichtbar bleibt. Animoiiifeft ( Micro ceras) Lohherf/enxiü Emkusox. llaricostaten- zone No. 48 1870 E.mersox, Lias von iMarkoldendorf, t. 8, f. 8. Diesen Ammoniten, welclie sich bei Empelde in den Schichten i und g nicht ganz selten und in der Bank e in einem Exemplare gezeigt hat, glaube ich von der vorhergehenden Art und von Am- moniten hijer Qu. getrennt halten zu sollen, wenngleich Wachsthnm.s- verhältnisse und l.ohen der 8 Arten keine grosse Verschiedenheit aüfweisen. Die Kipiien des Ammoniten Ijohherrjennin gehen radial, nicht selten sogar mit etwas Biickwärtsbiegung auf den Seiten, über den flachen, fast rechteckig von den letztei'en abgesetztem Bücken, und tragen an den Bückenkanten regelmässig Dornen. Bei guter von Empelde bei Hannover. 43 Erlialtung linden sicli in ddn .sonst glatten Zwischenräumen der Rippen deutliche Spuren von Spiralstreifen, die jedoch auf den Rippen selbst kaum sichtbar bleiben. Im Allgemeinen erreicht vor- liegende Art bei Empelde bedeutendere Grösse als die vorhergehende. Ammonites (Deroceras) mnficus d’Orbigxv. Raricostenzone Xr. 4d 1844 n’OuBiGNV Paleont. franc. terr. Juras, t. 80 1883 — 188.Ö Quenstedt. Ammoniten des schwäbischen •Iura t. 22 f. 50—52. Ist bei Empelde in der Raricostatenbank nicht selten, und weicht im .Vllgemeinen von den französischen Exemplaren wenig ab, doch sind auf den beschälten Umgängen der hiesigen Stücke tlie Zwischenräume der Rippen auf den Seiten glatt und frei von Anwachsstreifen. Ammonites {Deroceras) cfr: muticns d'Obbignv. Raricostaten- zone Xo. 45. ln der Schicht e tritt mit der vorhergehenden Art zusam.men ein Ammonit auf, welcher sich durch die Querschnittform und die Sculptur wesentlich von der ersteren unterscheidet. Zunächst sind die Windungen des fraglichen Ammoniten viel compiimirter als diejenigen des Ammonites muticns. So ist das A’erhältniss bei einem Exemplar von 63 mm Durchmesser 1,083, während dasselbe bei Ammonites muticns durchschnittlich gleich 0,8fX) zu setzen ist. Ferner besitzt Am»«on/• a it M.yy.-Ey.m. sp. p a 1 ae o n t o 1 o gis ch als bisher älteste kalkige Hydractinia und somit als Form interessant, von der möglicher Weise Brücken hinüberführen zu den mesozoischen Spliäractiniden, so gewinnt sie stratigraphisch dadurch an Werth’ dass sie, ein nunmehr scharf umschriebener paläontologischer Begriff, in Aegypten nach den bisherigen Beobachtungen sehr niveaubeständig ist. Blanckenhorn2 hat sie sowohl am Gebel Abu Rische als auf der Insel Geziret-el-Quorn als am Korallenhügel bei Dime nahe der Basis seiner oberen Mokattamstufe gefunden, in seiner Region »der kleinen Nummuliten- und Gastropodenbanke«, die »Schicht AAAl« bei Schweinfurth und »I® ß« bei Mayer entspricht. Vielleicht lässt sich in Zukunft ihr Auftreten auch auf grössere Gebiete hin verfolgen. Ueber eiuen portugiesischen Alkaligranulit. Von V. de Souza-Brandao. Mit 1 Figur. Lissabon, December 1901. Das Gestein kommt bei Aller-Pedroso in der Provinz Alemtejo vor, ca. 51,5 km in der Luftlinie gemessen, ONO. von Campo-Maior, wo der von H. Rosenbusch in seinen »Elementen der Ge- steinslehre« (2. Aufl., pag. 500) erwähnte Alkaligneiss von Geva- daes (bei Campo-Maior) auftritt. Ueber die Art des Vorkommens kann ich weiter nichts sagen, da es sich um ein in der petro- graphischen Sammlung der portugiesischen geologischen Landes- anstalt seit langer Zeit aufbewahrtes Handstück handelt. Es möge aber bemerkt werden, dass die archäischen Schiefer sich von der unmittelbaren Nähe von Alter-Pedroso in einem ostnordöstlich ge- richteten Zug bis nach Campo-Maior ausdehnen, und dass Alter- Pedroso gerade an der Grenze der genannten Schiefer und des Gambriums liegt, das an diesem Punkte von den auf der geo- logischen Karte als Diorite bezeichneten Gesteinen durchbrochen wird. Es ist ein Gestein von troktolithischem Habitus, ein Forellen- granulit. In einer blass rosenrothen Hauptmasse heben sich grell 1 ViN.YSSA 1 c. p. 48. 2 Z. d. d. g. G. 1900, p. 440 (Tabelle), 443, G, 8. Centralblatt f. ^ineraogie etc. 1902. 4 5U Y. de Souza-Brandäü, Ueber einen liervor die dunkelgrünen, dünneren und längeren Riebecldtsäulen und die moosgrünen kürzeren Aegirine von langrboniboidischem Schnitt und etwas erdigem Bruch. Eine Parallelstruktur wird kaum durch eine im Grossen wahrzunehmende Orientirung der Riebeckite hervorgebracht. Die körnige Beschaffenheit der rosenrothen Haupt- masse bekundet sich durch das Spiegeln der winzigen SpalUlächen des Feldspaths, ohne dass die an Compactheit grenzende Feinheit des Korns irgend welche Diagnose erlaubt. Das mikroskopische Studium hat folgende Resultate geliefert. Riebeckit: Dieser bildet lange, nach den prismatischen Spaltungsebenen in Stengel und Fasern zerfallende Säulen, welche durch eine transversale Absonderung der Höhe nach getheilt, und stellenweise von der Hauptmasse wie angefressen werden. Pina- koidale Spaltbarkeit wurde nicht beobachtet. Es ist ein typischer Riebeckit mit sehr kräftiger Absorption und sehr kleiner Schiefe der negativen Bissectrix a gegen die Yertical- axe, und dem bekannnten Pleochroismus: a (nahe an c) tiefblau > b (j|b) graulich blau > c grün. Dass die optische Syrnmetrieaxe, welche der A'erticalaxe c am nächsten liegt, a und nicht c ist, lässt sich aus dem Yerhalten eines Spaltplättchens unter gekreuzten Nicols dem Roth I. Ordnung gegenüber erschliessen. In der That, wenn in der Diagonalstellung die negative Richtung des Rothblättchens und c (eigentlich die nahe an c liegende Schwingungsrichtung) parallel sind, wird die Farbe tiefer blau, sind dagegen jene Richtungen gekreuzt, so wird die Farbe gelblichgrün, d. h. blau und gelb, genau die Farbe, welche man erhält, wenn man Preussischblau mit Gummigutt ver- mischt. Die Farbe steigt also im ersten Fall und fällt im zweiten. In einem etwas dünneren Spallplättchen war die Auslöschungs- •schiefe leichter zu beobachten; sie wurde ungefähr zu 3 o gemessen. Aegirin. Der Aegirin, weniger reichlich vorhanden als der Riebeckit, ist auch typisch. Er zeigt die charakteristische Spaltbar- keit nach einem Prisma von nahezu 90 Zerfaserung darnach wie beim Riebeckit und Absonderung nach der Basis (Winkel der Spur der Absonderungsfläche mit der Spur der Spaltbarkeit auf einer nahe an (010) liegenden Ebene = 72 o, während ß — 73® 9')- Der Pleochroismus ist; a (nahe an c) grasgrün > b (|| b) heller grasgrün > c grün mit Stich ins Gelbliche. Die nahe der Yerticalaxe c gelegene Bissectrix ist die negative a, wie aus der Beobachtung eines Schnittes folgt, in welchem die Spaltrisse einen Winkel von 85®,5 (also nahezu den Prismein\ünkel 87° 11') mit einander machten, so dass der Schnitt auch nahezu normal zu c war. In der Platte lag die positive Schwingungsricht- ung ])arallel der Ebene der optischen Axen und das Axenbild erschien nahezu symmetrisch um die Itlikroskopaxe. Aus dem langsamen portugiesischen Alkaligranulit. 51 Wandern der schwarzen Hyperbeln lässt sich vermuthen, dass diese negative Bissectrix a die spitze ist. Im Pulver eines auf einem Objectglas mit dem Messer zer- drückten Stückchens ist an Plättchen, die eine gleichrnässige Inter- ferenzfarbe zeigten und daher planparallel begrenzt waren, wieder- holt eine Schiefe der negativen Schwingungsrichtung in der Prismenfläche gegen die Prismenkante von 3°,5 gemessen worden. Auch 3®, aber auch 4®, kamen vor, die besten und meisten Plätteben gaben doch 3®,5. Unter Zugrundelegung dieses Auslöschungswinkels auf (110) und des Winkels 63®, 5 der optischen Axen nach Brögger (auf halbe Minuten abgerundet) lässt sich mittelst einer vom Ver- fasser gegebenen Formel * die Hauptauslöschungsschiefe der Prismen- zone zu c : a = 4® 11 ',5 berechnen. Damit stimmt überein, dass in einem Plättchen, auf welchem die Spaltrisse breit erschienen und das sich im conver- genten polarisirten Lichte als sehr nahezu der Bissectrixenebene parallel erwies, eine Auslöschungsschiefe von 4® bis 5® (nicht präciser wegen unvollkommener Dunkelheit) beobachtet wurde. Was den Sinn der Auslöschungsschiefe auf (010) anbetriO’t, möge folgendes mitgetheilt werden. Auf Spaltblättchen , deren terminale Begrenzung eine ziemlich scharfe gegen die Längsbe- grenzung (Prismenkante) unter 68® geneigte Gerade war, wurde ge- funden, dass die negative Schwingungsrichtung im spitzen Winkel von 68® lag. Die Fläche, welche diese unter 68® gegen die Prismen- kante geneigte Begrenzungslinie der Spaltplättchen erzeugt und j th'atsächlich eine gegen die Prismenfläche wenig geneigte Krystall- tläche ist, da die erwähnte Begrenzung nicht genau linear ist sondern eine gewisse sehr kleine Breite entsprechend der Projektion der Kry.stallfläche auf die Plättchenebene besitzt, kann weder die Basis (001), noch ein einfaches positives Orthodoma sein. Man erhält überhaupt die Neigung v der Kante [f . (010)] gegen die Kante [ (110) . (110) ] , d. h. die Neigung der Spur unserer Fläche auf (010) gegen die Richtung der Yerticalaxe, also die Schiefe der als Ortho- iloma betrachteten Fläche, mittelst der Formel tg V = tg 68® . cos 43® 35 ',5 = tg 60® 51 ', da (110) : (010) = 43® 35 ',5 ist. Dann lässt sich mittelst der Formel X = -f- iL sin (ß + v) — c .sin V wo a, c, ß die Elemente des Axenverhältnisses darstellen, das Symbol (X 0 1) des Orthodoma ermitteln, wobei das obere Vorzeichen einem posi- tiven, das untere einem negativen zukommt. Führt man die Rech - 1 Siehe »Communicacoes da Direegao dos Servi^os Geologicos- de Portugal«, IV, p. 45, 1900—1901. 4* 52 V. de Souza-Branduo, lieber einen nung aus, so erhält man kein einfaclies x wenn das obere, einen> positiven Orthodoma entsprechende Vorzeichen angenommen wird, wohl aber wenn man das untere, einem negativen Doma ent- sprechende, zulässt, und zwar 0,6635’ also sehr annähernd _3 2 ’ woraus (x 0 1) = (302), eine einfache und bekannte Form. Die Folge hiervon ist, dass, in Uebereinstimmung mit den bekannten Verhältnissen, die negative Bissectrix a im stumpfen Winkel ß liegt, und dass H (302) am mi- kroskopischen Aegirin auftritt, sei es als. Begrenzungs- oder als Spaltungsfläche. lieber die terminalen Flächen der Krystalle möchte ich noch etwas hinzu- fiigen. Ein Plättchen zeigt in der Begrenzung eine gegen die Prismenkante unter 82<> und in demselben Sinn eine andere unter .590 geneigte Gerade (siehe beistehende Figur, in welcher sich auch der Auslösch- ungswinkel gegen die Prismenkante ein- getragen findet). Obwohl der Winkel der Spur der Basis auf den Prismenflächen mit der Kante [001] im Aegirin ca. 77®,5 be- trägt, ist doch anzunehmen, dass die Be- grenzungsgerade des Plättchens, welche mit [001] den Winkel von 82® macht, die Spur der Basis ist, und dass die Abweich- ung davon herrührt, dass die Fläche, auf welcher das Plättchen sitzt, keine einheitliche (llO)-Fläche sondern eine von einem oder mehr Absätzen unterbrochene ist. Für die gegen [001] unter 59® geneigte Begrenzungsgerade liegt es nahe das Flächenpaar (101) anzunehmen, für welches der betreffende Winkel ca. 57®,5 anstatt 59® sein sollte. Die Abweich- ung ist in beiden Winkeln in demselben Sinn, was den gemachten Annahmen günstig ist. Die Auslöschungsrichtung a' liegt auch hier im stumpfen Winkel ß. Ein Winkel zwischen 54® und 60® ist mehrmals beobachtet worden, aber nie so scharf und gut messbar wie der Winkel von 59® in diesem Plättchen. Der Riebeckit und der Aegirin kommen öfters neben einander vor, auch mit einander in der Weise verwachsen, dass der Riebeckit aussen und der Aegirin innen liegt. Sollte sich einmal der dynamo- metamorph secundäre Charakter des vorliegenden Gesteines nach- portugiesischen Alkaligranulit. 53 weisen oder wenigstens walirscheinlich machen lassen, so könnte inan unter anderem den Riebeckit als aus dem Aegirin hervor- gegangen betrachten. Mit dem Riebeckit und dem Aegirin eine Art von Zusammen- ballungen innerhalb der feldspathigen Hauptmasse bildend finden sich noch Magnetit in wohl ausgebildeten Oktaedern mit glänzen- den Flächen, z. Th. zu ihn umgebenden Hydroxyden verwittert, und ein anderes Mineral, dessen Bestimmung mir nicht gelang. Es ist wasserhell mit einem Stich ins Gelbliche, lang bis mässig säulen- förmig, gut spaltbar nach einer Fläche (vielleicht nach zwei Flächen) der Hauptzone, welche letztere gestreift und gekerbt ist; es besitzt starkes Relief und cbagrinirte Oberfläche etwa wie der Olivin oder noch mehr. Ein Vergleich der scheinbaren Dicke des DünnschlilTes gemessen einmal durch dieses Mineral hindurch bei parallel zur negativen Schwingungsrichtung schwingendem Lichte und das andere .Mal durch ein daneben liegendes beliebig geschnittenes Albitkorn tiei nach dessen negativer Richtung schwingendem Licht, führt zu einem Brechungsexponenten a = 1,76 des fraglichen Minerals, wenn man für denjenigen des Albits, und zwar für die negative Welle 1,538 als Mittel von a = l,.ö32 und ß = 1,531 annimmt. Die polariskopischen Eigenschaften lauten; Zweiaxigkeit optisch negativen Charakter der Hauptzone, gerade Auslöschung also wahrscheinlich rhombisches System, weshalb der oben be- stimmte Brechungsexponent gleich mit a (und nicht etwa mit a') bezeichnet wurde. Eine oberflächliche Bestimmung der Stärke der Doppelbrechung ■/. — a, wobei x zwischen ß und 7 liegt, mittelst des Glimmer-Comparators ergab 0,04, so dass es sich um ein ziemlich •Stark doppelbrechendes Mineral handelt. Es ist von Eisenerzen 30', und zwar in dem zu den Auslöschungs- schiefen entgegengesetzten Sinn gemessen. Es hiesse die Genauig- keit dieser Beobachtungen überschätzen, wollte man die Berech- nung der Lage der Schlifl'ebene im Albitkorn mittelst der Formel* des Verfassers für drei einer Zone angehörende Bestimmungsebenen, hier Pi, M, Pii, ausführen. Man kann hier, ohne ins Gewicht fallende Fehler zu begehen, die Mittelwerthe der Auslöschungsschiefen und der Schiefen der P-Spuren bilden und cUeselben einer mittleren, der Symmetriezone des Albitzwillings angehörenden Ebene ertheilen, wodurch sich die Berechnung viel einfacher gestallet. Die mittlere Ebene würde also eine Auslöschungsschiefe von ll® 20' und eine Schiefe der P-Spur gegen die M-Spur von 86® 50' aufweisen. Da diese Ebene normal aufM (010) steht, so kann derlVinkel der Spuren von M und P auf ihr höchstens den Betrag des wahren Winkels M:P selbst erreichen. Da dieser für Albit 86® 24' beträgt, so ist unsere mittlere Ebene eigentlich am Albit unmöglich, sie würde erst an einem Plagioklas mit P ; M = 86® 50' auftrelen können. * Siehe Gommunicacoes da Direccao dos Servicos Geologico.s de Portugal IV, 84 und 85, (10) und (13), 1900—1901. Wilhelm Yolz, Elephas Trogonlherii Pohl. etc. 55 und wäre dann nicht nur auf M, sondern auch auf P senkrecht ; und weil der spitze Winkel P:M vom Albit nach dem Anorthit zu abnimmt, so hat man hierbei nicht etwa nach einem anderen Plagioklas zu suchen, sondern weiter nichts als eine durch Beobachtungsfehler, oder vielleicht z. Th. durch Wachsthumsstörungen verursachte Ano- malie zu sehen, und man wird wieder keinen bedeutenden Fehler begehen, wenn man einfach die .Schnittebene des Albitkorns als die zur Kante (100) normale Ebene betrachtet. Diese Ebene hat beim .Vlbit eine Auslöschungsschiefe von ca. 13® 45' gegen die M-Spur, was wenig von dem Mittel 14® 20' und noch weniger vom beobachteten Werth 14® abweicht. Jeden- falls ist diese Abweichung nicht im Sinne eines albitärmeren Plagio- klases, sie ist im Gegentheil wie oben im Sinne einer noch an Albitsubstanz reicheren (unmöglichen) Feldspathmischung. Specifisches Gewicht. Es wurde bestimmt in Thoulet- scher Lösung mittelst Indicatoren. Von drei Gesteinsstückchen sank das eine zu Boden, während ein anderes tlottirte und das dritte schwebte, wenn in der Flüssigkeit 2,752 zu Boden sank, 2,697 oben bUeb und 2,724 (Calcitindicator) schwebte. Letztes ist das Mittel der beiden ersten und dürfte die mittlere Gesteinsdichte gut wiedergeben. Leider konnte in der geologischen Lande.sanstalt eine che- mische Analyse des Gesteins nicht ausgeführt werden. Sollte ein Fachgenosse diese Arbeit zu übernehmen wainschen, so stellt ihm der Verfasser gern Material zur Verfügung. Elephas Trogontherii Pohl, in Schlesien. Zweite Richtigstellung von Wilhelm Volz aus Breslau. Breslau, den 20. December 1901. In Nr. 19 des Centralblattes 1901 musste ich einige Irrthümer und Versehen berichtigen, welche sich hei Herrn Ed. Wüst hin- sichtlich meiner Mittheilungen über EL Irogoniherü in Schlesien in seinen »Untersuchungen über das Pliocän . . . Thüringens . . .« eingeschlichen hatten. Zu meinem Erstaunen sieht sich Herr Dr. Wüst veranlasst, seinen Versuch, diese Irrthümer zu entschuldigen, in die Gestalt neuer .Angriffe zu kleiden, die wiederum auf un- richtiger Grundlage beruhen und zwingt mich damit wider meinen Willen, in dieser wissenschaftlich meines Erachtens nicht gerade sehr wichtigen Frage noch einmal das Wort zum Schutz gegen un- berechtigte Angrilfe zu ergreifen. Herr Wüst glaubt seine falsche Angabe, in den Petersdorfer Sanden sei nordisches Material nachweisbar, während ich das Gegen- theil ausdrücklich betone, durch meine Annahme entschuldigen zu 56 Wilhelm Yolz, Elephas Trogontherii Pohl. können, die Sande seien durch die dem herannahenden Inlandeise vorauseilende Eisdrift entstanden, und diese müsste, so meint Herr Wüst, »begrilTsnothwendig« nordisches Material führen. Viel- leicht unterrichtet sich Herr Wüst einmal an der Hand unserer verbreitetsten Lehrbücher über den gegenwärtigen Stand unseres Wissens von der Art der Bewegung des Eises sowie der Moränen; dann wird er sich wohl auch ohne meine Hilfe erklären können, warum derartige Schmelzwässer vermuthlich kein nordisches (son- dern nur norddeutsches) Material führen werden. Uebrigens war es bisher üblich, einen Widerspruch in den Angaben eines P’orschers, wie Herr Wüst einen solchen bei mir vermutet, nicht einfach durch selbständige Abänderung aus der Welt zu schaffen, sodass also dem Autor das Gegentheil von dem, was er ausgesprochen, unterge- schoben wird. Die ganze Discussion wäre erheblich einfacher gewesen, wenn Herr Wüst sich begnügt hätte, auf diesen vermeint- lichen Widerspruch" bei mir aufmerksam zu machen, im übrigen aber meine Angabe richtig wiedergegeben hätte; wenigstens hätte ihn dann der Vorwurf falschen Gitirens nicht treffen können. Hinsichtlich des zweiten Punktes, in dem ich Pohhg nach Ansicht des Herrn Wüst falsch citirt haben soll [nicht, wie Herr WÜST in seiner »Antwort« schreibt; Herr Wüst mich!] überlasse ich die Beurtheilung ruhig den PAchgenossen, nachdem ich in Nr. 19 beide in Frage kommenden Stellen abgedruckt habe. Der Vorwurf des Herrn Wüst ist um so sonderbarer, als ich in der schärferen Präcisirung der geologischen Stellung des El. Trogontherii im Gegensatz zu Pohlig (ich stelle ihn in die I. interglacial- zeit, Pohlig in das älteste und das untere mittlere Pleistocän, also; vor, in und nach Vereisung II) ziemlich das einzige, allgemeinei' interessirende Ergebniss meiner gelegentlichen Untersuchung der I’etersdorfer Sande erblicke und Herr Wüst in anderen Gebieten nach mir zu dem gleichen Resultat kommt. Wenn übrigens Herr Wüst in seiner Antwort sagt; »Die Ansicht, dass El. Trogon- therii Pohl, dem untersten Pleistocän angehöre, ist von Pohlig nicht vertreten woiden«, so ist diese Angabe zum Mindesten recht ungenau. Auf der von Herrn Wüst so oft citirten pag. 20 der PoHLic’schen Arbeit steht in der Tabelle der Elefantenstufen ausdrücklich; »(3a ?Stufe AQsElephas meridionalis trogontherii für das älteste Plistocän ?)« und dieses Thier ist mein El. Trogontherii, wie ich auf pag. 197/8 meiner Mittheilung ausdrücklich auseinandersetze. Aehnlich sagt Pohlig auch sonst z. B. 1. c. pag. 17 Anm. 1, dass die Trogontherii- Stufe auf das oberste Pliocän folge. Schliesslich sei noch kurz bemerkt, dass die nach Herrn Wüst’s Meinung »logischer Weise nur als — fehlerhaftes — Referat über eine PoHLio’sche Ansicht«, zu betrachtende Stelle meiner Arbeit beginnt mit; »Auch in Schlesien finden sich gelegentlich derartige Molaren . . .« Nun war ich aber der Erste, der eben durch den Petersdorfer Fund El. Trogontherii in Schlesien nach- in Schlesien. 57 ■wies. Das »Referat« beginnt also mit der Mittheilung wissenschaft- lich neuer Thatsachen. Mit der nochmaligen Richtigstellung der von Herrn Wüst in die Litteratur gebrachten falschen Angabe betreffend die Peters- dorfer Sande, und mit der Zurückweisung seines Vorwurfes falschen Citirens hoffe ich diesen wissenschaftlich doch recht unfruchtbaren Streit als erledigt betrachten zu können. 58 Versammlungen und Sitzungsberichte. Versammlungen und Sitzungsberichte. Wiener mineralogische Gesellschaft. 31 o n a ts v ers am m- lung am 6. Mai 1901. Vorsitzender: Herr Tschermak. .Vis Thema für diese Ver- sammlung wurde der Korund gewählt und es war eine Ausstellung interessanter Korundvorkommnisse veranstaltet worden, v. Löhr sprach über Korund als Edelstein unter Vorlage einer reichhaltigen Gollektion geschliffener Exemplare. (Confusion der Benennungen, Farbenreihe, wogender Lichtschein oder Asterismus, Vertälschungen, unter diesen namentlich die mit dünnen Almandin platten doublirten Glaspasten, sog. Mixten.) Berw'erth besprach das Vorkommen des Korunds an zahlreichen interessanten Lagerstätten. Becke erläuterte die künstliche Nachbildung von Korund nach Fremy und Verneuii. und die Krystallisation von Korund aus Silikatschmelzen nach 3Ioro- zEWicz. Tschermak machte Mittheilung über die Schmirgellager- stätten, wo der Korund von Magneteisen begleitet wird, besonders über die von Naxos im Gneiss. -■Vm 3. Juni 1901 besuchte die Gesellschaft die mineralogiscli^ petrographische Abtheilung des naturhistorischen Hofmuseums. Am 5. Juni machte sie einen Ausflug auf dem Schneeberg. .Vm 23. — 25. Juni besichtigte sie die Eisensteinsbergwerke der Alpinen Montan-Gesellschaft auf dem Erzberg bei Eisenerz im nörd- lichen Steiermark mit ihren interessanten Erzen und Mineralien. 3Ionatsversammlung am 4. November 1901. Vorsitzender: Herr Tschermak. Becke legte mehrere Exem- plare des Vorkommens von Anthophyllit und Anomit von Dürnstein bei Krems vor und erläuterte das Vorkommen im Contakt von Gneiss und Olivinfels. Es ist eine grosse Aehnlichkeit mit den Glimmer- kugeln von Hernauschlag in Mähren vorhanden, deren geologisches Vorkommen aber nicht näher bekannt ist. Klaudy hielt einen von Experimenten begleiteten Vortrag über die Erzeugung sehr hoher Temperaturen nach V. Goldschmidt’s Verfahren mittelst T h e r m i t. Aluminiumpulver wird mit einem Äletalloxyd erhitzt, etwa Fe» Os, so dass sich Eisen und Thonerde bildet, letztere zuweilen in centi- Personalia. 59 melergrossen Krystallgruppen. Man kann so zahlreiche Metalle: Ge, Ya, Ni, Mn, Ti elc. darslellen und zwar frei von Kohlenstoff. Die Temperatur steigt bei dem Process auf gegen 3000° C., also etwas niedriger als im elektrischen Lichtbogen. Auch einige technische Anwendungen des Thermitverfahrens wurden vorgeführt. Zur An- sicht war eine Auswahl schöner und interessanter Turmalin- vorkommen ausgestellt, zu der neben den grossen öffentlichen An- stalten auch zahlreiche Mitglieder der Gesellschaft aus ihren Privat- sammlnngen beigetragen hatten. Am 11. November 1901 fand eine Besichtigung des uni er der Direction von G. Tschermak stehenden mineralogisch-petro- graphischen Universitätsinstituts und seiner zwar nicht umfang- reichen, aber äusserst instruktiven und schön aufgestellten, haupt- sächlich Lehrzwecken gewidmeten Sammlungen statt. Personalia. Zum Gustos an der mineralogisch-petrographischen Abtheilung des Museums für Naturkunde in Berlin wurde an Stelle des ver- storbenen Professors Dr. Tenne der bisherige Assistent daselbst, Dr. Belowsky, ernannt. Gestorben: Am 8. Juli 1901 starb im Badeorte Nadendal in Finland Bergrath K. A. Moberg, der viele Jahre Ghef der geo- logischen Aufnahmen in Finland war und unter dessen Leitung die jetzige Organisation entstanden ist. Berichtigung. Die Figur auf S. 20 in Nummer 1 dieses Gentralblattes ist durch ein Versehen des Setzers falsch gestellt. Der am Original ganz gerade Schlossrand zieht von der Ecke rechts von f zur Spitze der Ligamentgrube und ist natürlich horizontal zu stellen. Heidelberg, den 5. Januar 1902. Wilhelm Salomon. 60 Neue Literatur. Neue Literatur. Mineralogie. Broeck, E. van den: Presentation d’un fragment de la nieteorite de Lesve reste non decrit ni figure. Bull. soc. beige de Geol. XII. 1898. 126 — 133. 1901. ßrugnatelli, L. : Berillo ed altri minerali delle pegmatiti di Sondalo. Bivista di min. e crist. ital. 27. 1901. Colomba, L. ; Sopra un jadeitite di Cassino. Rivista di min. e crist. ital. 27. 1901. Dahms, Paul: Mineralogische Untersuchungen über Bernstein. Vll. Ein Beitrag zur Constitutionsfrage des Bernsteins. Schriften d. naturf. Ges. Danzig. 10. Heft 2|3. 1901. 15 pag. mit 1 T. Day, David T. : Mineral Resources of the United States 1899. Me- tallic Products, Goal and Coke. 21. A nn. 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In dem Berichte ' über meine Reisen in Deutscli-Südwest- afrika erwähnte ich p. 206 ein Kalkvorkommen von Uruboh im Kaokofelde, etwa unter dem 20“ S. Br. Dieser Kalk zeigt eine eigenthümliche Structur, die mich an die von Borxeji.ann aus Sar- dinien beschriebenen Archaeocyathinen erinnerte. Ich liess die Stücke seitdem liegen, z. Th. in der HolTnung, noch einmal hinaus- zukommen , um an Oit und Stelle besseres Material zu sammeln. Der Fundpunkt befindet sich in dem Gebiete, das damals von den Zwartboi-Hottentotten bewohnt war. Ein Oheim des Häuptlings, Petrus Zwarthoi, sollte dort einen »Kupferfleck« haben, den ich be- sichtigenwollte. Nach einem anstrengenden Tagesritt dem glühenden Ostwinde entgegen, kam ich am 23. November 1888 auf die Werft des alten gefürchteten »Kapitäns«. Das schöne compacte Stück Kupferglanz, das mir eingehändigt wurde, war an der Strasse ge- funden worden, wo in früheren Jahren die Wagen mit Erz von der Ottawi-Mine nach der Küste gefahren waren. Es war also Ottawi-Erz und mein Weg nach Uruboh vergeblich. Um nicht Zeit zu verlieren, beschloss ich, die_ mondhelle Nacht zum Ritt zurück nach Otyitambi, meinem Standquartier, zu benutzen. In aller Eile schickte ich einen Hottentottenjungen nach der nördlich vom Orte gelegenen Hügelkette mit der Weisung, mir von dort irgend einen Stein zu holen. Unterwegs von Otyitambi bis Urubob war ich aus- schliesslich über Granit geritten, und ich war daher überrascht, als mir mein Bote ein Stück theilweise krystallinisch erscheinenden Kalkes herbeibrachte. Das eigenartig fleckige Aussehen der an- gewtterten Oberfläche liess mich bald organische Reste darin ver- muthen. Der Höhenrand nördlich von Urubob stellt augenscheinlich 1 Deutsch-Südwest-Afrika, Reisebilder und Skizzen aus den Jahren 1888 und 1889 mit einer Originalroutenkarte (Mittheil, der Geogr. Gesellsch. in Hamburg 1891). L. Friederichsen. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. O Georg liüricli, Cambiimn (?) G6 die Oberkante einer flach nordwärts einfallenden Scliolle vor; ähn- liche, ebenfalls flach nordwärts fallende, rückenartig hervortretende Schollenkanten hatte ich auf meinem Wege von S. her mehrfach passirt; sie bestehen aus Gneis, Glimmerschiefer etc., wie ich es auf meiner Routenkarte nach der mikroskopischen Untersuchung der mit- gebrachten Gesteinsstücke eingetragen liabe. Bei Franzfontein (Obom- bo) hatte ich auch einen Kalkzug gekreuzt; das Gestein daselbst war mir wegen seines tleckigen Aussehens ebenfalls aufgelällen, ich fand aber nichts, was irgendwie auf organische Structur hingewiesen hätte. Ich nahm ursprünglich an, dass die Kalklager den kry- stallinischen Schiefern untergeordnet wären; es ist nun aber doch Krystallinischer Kalk von Urubob, Kaokofeld, Deutsch-Südwestafrika, mit Archaeocyathinen ? DünnschlifT 14:|15. wohl möglich, dass sie als oberstes Glied der Schichtenserie in dem in lange 0.— W. streichende Schollen zertrümmerten Gebirge wiederholt an die Oberfläche treten. Die Structur des Gesteins von Urubob ist breccienartig. Frag- mente von dichtem Kalkstein ohne feinere Structur wechseln mit Bruchstücken, an denen man eine stromatoporoide Structur erkeimen kann und mit Gystiphyllum-artigem Blasengewebe, alles eingebettet in einen der Menge nach nicht sehr hervortretenden, weissen, kry- stalhnischen Kalk, welcher auch besonders die Ilohlräume des Blasengewehes erfüllt. Auch die Lamellen des Rlasengewebes sind vielfach zertrümmert und die Bruchstücke auseinander gerückt. {Figur, pg. 66.) in Deulscli-Südwestiifrika. 67 Die Blasen zeigen tlieils concenirische Anordnung, llieils Bangen sie in Liingsreihen zusammen, die miteinander convergiren. Es scheinen somit konische Hohlkörper vorzuliegen, deren Wandung aus mehreren unregelmässigen Lagen von Blasenzellen besteht. Uadiäre Elemente auf Querschnitten treten nicht deutlich hervor; es überwiegt das concentrische Element. Die Körper mögen zolllang und fast ebenso weit sein. Mit den anderen Stücken, deren Structur stromatoporoid ist, scheint das Blasengewebe verwachsen zu sein, wenigstens zeigen Stücke der ersteren Art an einigen Stellen der Überlläche Partien mit der lockermaschig- blasigen Structur. Die Stromatoporen-ähnlichen Stücke zeigen eine parallel-blättrige Structur mit erkennljaren Querelementen. Die Dimensionen der Lamellen sind diejenigen engmaschiger Stromatoporen im Allgemeinen. Bei stärkerer Yergrösserung (Objektiv 4) waren die Wänile der Blasen an der reichlicheren Trübung der Kalkspathkörnchen wohl zu erkennen. Bei gekreuzten Nicols bemerkt man, dass die Lamellen dieser Blasen aus sehr feinkörnigem Kalk bestehen. Der Durchschnitt der Körnchen beträgt etwa 0,03 mm ; der innere Raum der Blasen ist von grobkörnigem Kalkspath (1 mm Durchmesser) erfüllt, die Lamellen selbst sind gegen den Innenraum mit eng- gestellten, etwas gestreckten Kalkspathindividuen austapezirt. Die Stromatoporen-ähnlichen Partien sind aus sehr feinkörnigem Kalk- spath zusammengesetzt, zeigen eine dem maschigen Gewebe ent- sprechende Anordnung der fein vertheilten Trübungen ; zuweilen fällt der Ilohlraum zwischen den Blättern und Säulen durch die andersartige Orientirung der Kalkspathkörner auf. Bemerkt muss endlich noch werden, dass beim Zerschlagen des Stückes flach -konische glatte Flächen hervortraten, welche der Oberfläche dieser konischen Körper entsprachen. Was nun die Deutung dieser Körper anlangt, so könnte man zunächst denken, es in der That mit Fragmenten von Cystiphyllum- ähnlichen Korallen, verwachsen mit Stromatoporen zu thun zu haben. Es würde sich also um Silur oder Devon handeln. Diese Deutung weise ich aber zurück, da in diesem Falle die Structur eine viel bestimmtere, die Formen sicherer erkennbar wären. Ein fester Kelchrand wie bei Cijstiphyllimi ist nicht constatirbar. Ferner könnte man annehmen, dass die eigenthümlichen Structurformen nur anorganischer Natur v\'ären. In manchen Korallenkalken erscheinen krustenartige Partien, die aus körnigem Kalkspath bestehen und sicher nicht organischer Entstehung sind; in den vorliegenden Stücken könnten ähnliche zufällig anorganische Gebilde vorhegen. Dagegen scheint mir die fast stets mehr oder minder regelmässige Anordnung der Blasen, dann auch die Schärfe der ßlasenwände zu sprechen. Bei der wiederholten Untersuchung des fraglichen Ilandstückes kam ich immer wieder auf den Vergleich mit den Archaeocyatldnen 68 Georg Gürich, Cambrium (?) in Deutsch-Südwestafrika. zurück. Die regelmässigen Formen wie Ethmophyllmi Marianum F. Roemer kommen allerdings nicht in Betracht. Dagegen zeigen schon Archaeocyathus profiindm und noch mehr „Spiro cyathus‘' (Hinde) atlanticas Formen, an welche unsere Schnitte von Uruboh erinnern. Aber auch die Figuren von Protopharetra bei Borne.manx zeigen mit ihrem feineren Blasengewebe stellenweise Anklänge. Ich kann meine Fragmente mit keiner der bekannten Formen identi- üciren, nehme aber eine nähere Verwandtschaft mit Spirocyathus an. Wegen Unzulänglichkeit des Materials sehe ich davon ab, die Form näher zu präcisiren. Was nun die systematische Stellung der Archaeocyathinen an- langt, so gehen darüber, wie bei Durchsicht der unten i angeführten Litteratur ersichtlich ist, die Ansichten ausserordentlich auseinander. Ich verzichte hier darauf näher einzugehen. Die Untersuchung der bei Boi\ne.\i.\nn erwähnten BoEMER’schen Originale des Breslauer Museums legt den Gedanken nahe, dass Archaeocyathus Marianus F. B. {Ethmophyllum bei Binde etc.) und Archaeocyathus profundus Bill, zwei ganz verschiedene Formenkreise vertreten. Meine Be- trachtungen beziehen sich nur auf den letzteren. Mit Arch. profun- dus ist ohne Zweifel auch Spirocyathus Binde und Protopharetra Bornemann nahe verwandt, wie ich hier lediglich aus der Art des Blasengewebes schliesse. Die Art der Verbindung feinerer Blasen- wände mit gröberen Gewebselementen erinnert mich durchaus an die Blasen in den sog. Zooidien-Röhren gewisser Stromatoporoiden z. B. Parallelopora. Die Auffassung der Archaeocyathinen nähert sich dadurch der Anschauung von Bornemann in Bezug auf das Ver- hältniss von Coscinocyathus und Protopharetra. Die Archaeocyathinen können also sehr wohl stärker individualisirte Formen aus der Ver- wandtschaft der stockbildenden Stromatoporoiden darstellen. Die von Binde namentlich hervorgehobenen Beziehungen zu den Ruyosen würden nicht dagegen sprechen, wir können vielmehr in Formen von so hohem Alter Glieder des Systems erwarten, die zwischen den Ruyosen und somit den Korallen überhaupt einerseits und den Stromatoporoiden andererseits stehen. Auch zu der von Binde 1. c. geäusserten Auffassung steht die vorliegende Deutung nicht in Widerspruch. Dagegen dürfte die von Toll 1. c. geäusserte Hypothese, dass die Archaeocyathinen zu den Siphoneen, also den Kalkalgen zu stellen sind, anfechtbar sein. Die beobachtete »Schwärmspore« ist wohl mehr als zweifelhaft; 1 Bornem.vnn. Die Versteinerungen des Cambrischen Schichten- systems der Insel Sardinien. (Nova Acta Ksl. Leop. Carol. D. Akad. d. Naturf.) Balle 1886 und 1891. W.ALCOTT. The Fauna of the lower Cambrian or Olenellus Zone. U. St. Geol. Surv. X. Ann. Bep. 1891. Binde. On Archaeocyathus etc. E. V. Toll. Beiträge zur Kenntniss des sibirischen Cambrium. Acad. Imp. Sc. St. Petersburg 1899. E. Ilussak, lieber Glialmersif ete. 69 auch ist wohl der verhältnissmässig complicirte entwickelte Bau des inneren Gerüstes nicht genügend gewürdigt. Die von feineren Poren durchsetzte Aussenwand, welche etwa an die entsprechenden Bild- ungen bei den Siphoneen erinnert, scheint mir mindestens ebenso auf die äusserste, durchbohrte Schicht, z. B. hei Amphipora hin- zuweisen. Der Zweck der vorliegenden Zeilen war also einmal auf Grund der Untersuchung der Breslauer Exemplare auf die Beziehungen der Archaeocyathinen (Gruppe der A. profiindm etc., nicht A. Maria- nus) zu den Stromatoporen hinzuweisen, und noch einmal hervor- zuhehen, dass Gebilde dieser Art, demnach also auch Schichten cambrischen Alters, höchst wahrscheinlich in Deutsch-Südwestafrika. Vorkommen. Ueber Chalmersit, ein neues Sulfid der Kupferglanzgruppe von der Qoldmine »Morro Velho« in Minaa Qeraes, Brasilien. Von E. Hussak in Sub Paulo. Sao Paulo, Weihnacht 1901. Die Goldmine Morro Velho, wohl eine der ältesten und bis heute mit Erfolg im Betriebe stehenden Minen Brasilien’s (seit 1835), liegt am Fusse der Serra do Curral, nahe der Hauptstadt des Staates Minas Geraes und besteht der mächtige Erzkörper, der mit gleichem Streichen chloritischen Kalkphylliten eingelagert ist, vorherrschend aus Magnetkies, Garbonaten und Arsenkies, neben Quarz. Der Erzkörper ist heute schon bis zu einer Tiefe von nahe un 1000 Meter abgebaut, hat ein Streichen fast Ost — West und ein Einfallen von nahe 45^ und besteht aus dichtem feinkörnigem Kies- gemenge, ohne sichtbares Freigold, der Goldgehalt steigt aber im Mittel bis zu 18 Gramm pro Tonne. Eine ausführlichere Beschreibung der Mine, nach dem letzten Pveport, findet sich im »Engineering and Mining .Journal« New York, vom 19. October 1901. Beim Abteufen der beiden erslen Schächte A, B und neuerlich uieder beim Abteufen der neuen Schächte G und D wurden, besonders an der Grenze gegen den Kalkphyllit hin^ Drusenräume gefunden, die von prächtigen Krystallen von Magnet- kies, Albit, Quarz und Garlionaten u. A. bekleidet w'aren. Schau- stücke solcher Krystalldrusen von Morro Velho finden sich seit Langem in den Museen zu London, Wien u. a. 0. Folgende Mineralien finden sich in den Drusenräumen : Quarz, Dolomit, Siderit, grosse tafelige Krystalle von Albit, grosse Tafeln und Prismen von Magnetkies, kleine schwarze tafelige Anatase, Chlorit, selten Butilprismen, winzige Kupferkieskryställchen , sehr 7U E. Ilussak, Ueber Clmlmersit etc. selten ScheelU; derb im Erze landen sich ausser den erwälmten Sulfiden, Arsenkies, Pyrit noch Bleiglanz (dann mit viel Freigold) und schliesslich sehr selten grüner derber Fluorit. Das im Folgenden beschriebene neue Sulfid ist immer mit Magnetkies und Kupferkies vereint, sehr selten und trotzdem schon längere Zeit bekannt; ©s wurde seinerzeit vom Prinzen Dom Pedko Algusto de SAXE-CoBuno 1 als Millerit beschrieben. Erst durch die neueren Funde ward es mir ermöglicht, dank der liebenswürdigen Zuvorkommenheit des Herrn Superindenten der Mine, G. Chalmers, genügend Material zu einer quantitativen An- alyse sammeln zu können. Das neue Material, der Chalmersit, besitzt folgende Eigen- schaften ; Rhombisch- holoedrisch. Manchmal erscheinen die- selten vorkommenden beiderseitig ausgebildeten Kryställchen wie hemimorph, indem an dem einen Ende die Basis (001) vorwaltend ist, während sie an dem anderen Ende fehlt und zahlreiche Pyra- miden- und Domenflächen hier erscheinen. A X e n - V er h ä 1 1 n i SS : a ; b : c = 0.5731 : 1 : 0.9619, also dem des Kupferglanzes überaus nahe.stehend. Formen: Selten a (100); m (110), b (010), c (001), p (111), g (011) sind die häufigsten. Ausserdem findet sich noch ein Prisma und mehrere Domen- und Pyramidentlächen. Zwillings -Verwachsungen: Sehr häufig, nach m (110) Zwillinge, Drillinge und ganze Zwillingsstöcke, sodass einfache Individuen zu den grössten Seltenheiten gehören. Ausserdem finden sich seltener Contact- und Durchkreuzungszwillinge nach einer Pyra- midenfläche, wahrscheinlich, wie beim Kupferglanz, nach v (112).. Beschaffenheit d e r K r y s ta 1 1 e : Die Krystalle sind fast durchwegs lang- und dünn- nadelförmig, prismatisch ausgebildet und nur an einem einfachen Krystall konnte nach (010) tafelförmige Gestalt beobachtet werden. Die Flächen der Prismenzone sind stets stark vertikal gestreift, sodass sie zu genauen Messungen der Winkel unbrauchbar sind. Alle terminalen Flächen, obwohl sie sehr klein sind, sind tadellos- glänzend und ist auch die Basis nicht, wie beim Kupferglanz, || (010) gestreift. G e m e s s e n e W i n k e 1 (Normalenwinkel) : m (110) : b (010) = 30« 12' [) (111) : pui(lll) = .52 29 *) p (111) : pi (111) = 100 54 *) p (111) : g (011) == 50 27 c (001) : g (011) = 43 56 ; an 9 Krystallen gemessen. Spaltbarkeit ist keine vorhanden; der Bruch ein aus- gesprochener muscheliger. 1 Yergl. Groth Z. f. Kryst. u. Min., Bd. XX, pag. 638. E. Hiissak, Eeber Clialmei'sit elf*. 71 Härte: = 3.5. Glanz: Metallglanz. Undurch-sichtig. Farbe: Speisgelb bis bronzegelb; oft bunt angelaufen. Sehr stark magnetisch, wie der Magnetkies. Speci fisch es Gewicht: Das specifische Gewicht wurde von meinem Freunde und Gollegen W. Flore.\ce, der auch die Güte hatte, die (piantitative Analyse an dem so spärlichen .Material auszuführen, mittelst der hydrostatischen Wage zu 4.68, an 0.015 gr. Substanz, bestimmt. Chemische Zusammensetzung: Nachdem schon Vor- versuche die vollständige .Vbwesenheit von Nickel in dem Mineral ergeben hatten, war die Bestimmung desselben als Millerit, mit dem es ja thatsächlich grosse .Vehnlichkeit in Form und Farbe hat, als hinfällig erwiesen. Die quantitative Bestimmung ergab Herrn Florexce: .Vngewandte Substanz = 0.016 Gramm, altes lose Kryställchen, die unter dem Mikroskop als vollkommen frei von anderen Mine- ralien befunden wurden. M. V.: Fe -- 46.95 Cq . . 33.6 . . 3 Cu = 17.04 . . 10.8 . . 1 S = 35.30 . . 44.0 . . 4 99.29 0!o. Daraus ergiebt sich die Formel Cu Fej S4 oder C112 Fee Sg — Cu2 S . Fee S7. Der Chalmersit ist demnach nicht allein in der Form sondern auch seiner chemischen Zusammensetzung nach dem Kupferglanz isomorph und erscheint mir ferners hierdurch auch die Möglich- keit, dass der Magnetkies (Fen Sn -j- i) dimorph sei, wie dies schon Streng ^ bei seiner Untersuchung über den Silberkies aus- sprach, näher gerückt. Der Chalmersit ist durch das specifische Gewicht und starken Magnetismus, wie der Magnetkies, ausgezeichnet. Paragenetische Verhältnisse: An einer Reihe von prächtigen Krystallstufen der Mine Morro Velho, die ich zum grossen Theil Mr. Ch.vlmer’s verdanke, konnte ich folgende Beobachtungen über die .lltersverhältnisse in der Ausscheidung der genannten Mi- neralien machen : 1. Als älte.ste Bildungen, auf dem Kalkphyllit (Killas genannt) finden sich Quarz und .Vlbitkrystalle ; 2. darauf sitzen die Carbonate, von welchen Siderit als das ältere erscheint, dann Dolomit in grossen rhomboedrischen Krystallen und als jüngstes der skalenoedrische Calcit. 3. Hierauf sitzen nun die Sulfide, zum Theil auch an der Oberfläche in die Dolomitkrystalle eingewachsen und hier erscheint wieder als das ältere der Magnetkies, das einzige der Sulfide, » N. Jahrb. f. Min. u. Geol. 1878, 785. 72 0. .Mügge, Zur Structur der Rutilkrystalle. welches hin und wieder zersetzt (in Limonit) ist. Auf diesen sitzt der Chalmersit, der seinerseits wieder häufige winzige Kupferkies- zwilünge auf den Basisflächen aufgewachsen zeigt. "Wir hätten also folgende Reihe in der Ausscheidung der Drusen minerale in Morro Velho; 1. Quarz -Mbit Chlorit Rutil und Anatas Scheelit 2. Siderit Dolomit Magnetkies u. a. Sulfide Chlorit mit Freigold Calcit B. Magnetkies mit Freigold Pyrit Chalmersit Kupferkies. Die Annahme, dass im Chalmersit etwa eine Pseudomorphose von Magnetkies nach Kupferglanz vorliege, erscheint mir ausge- schlossen zu sein, da Kupferglanz bisher nie in Morro Velho auf- gefunden wurde, die Krystalle von Chalmersit auch eine vom Magnet- kies sehr abweichende Farbe zeigen und auch die chemische Zu- sammensetzung derselben eine constante zu sein scheint. Zur Structur der Rutilkrystalle. Von 0. Mügge in Königsberg L Pr. Mit 1 Figur. Im Neuen Jahrb. f. Min. etc. B.-B. U, 308 ist gezeigt, dass das Netz des Rutils in den Flächen (100) ein pseudohexagonales sein muss, wenn er im Stande ist Umlagerungen in Zwillingsstellung mit den Kreisschnittsebenen Kj = (011) und K2 — (031) einzugehen. Die Beobachtungen, welche auf dieses Umlagerungsschema hin- weisen, waren aber bisher nur an wenigen Flächen gemacht (1. c. 1886 I, 147), nämlich an der zu den beiden Kreisschnittsebenen senkrechten Fläche (100), der in der Zone beider Kreisschnittsebenen gelegenen Fläche (010) und den beiden Flächen der primären Säule (110). Dass diese in der That die durch die beiden oben genannten Kreisschnittsebenen geforderte Umstellung in bezv. (100), (011), (211) und (211) erfahren haben, konnte ich seither auch an Krystallen einiger anderer Fundorte feststellen, dagegen gelang es niemals Krj'stalle zu finden, deren Endflächen von messbaren secundären O. Miigge, Zur Structur der Rutilkrystalle. 73 Lamellen durchsetzt waren. Einen solchen habe ich nun kürzlich von Blumberg bei Adelaide (Süd-Australien) erhalten. Die Figur zeigt sein oberes Ende naturgetreu in etwa vierfacher Yergrösserung (die Pfeile bezeichnen die Neigung der Grenzflächen der Lamellen nach unten, wenn die Fläche, auf welcher sie auftreten, horizontal gedacht wird). Die Lamellen verlaufen fast ausnahms- los II (01_1) und waren ausser auf den Flächen (llO), (110) und (010)_ auch messbar auf (101), (101), (oil) und (111), während auf den übrigen gezeichneten Flächen, sowie auf zwei nicht gezeichneten schmalen Abstumpfungen in den Zonen (lil) : (Oil) und (111) : (101) wenigstens der richtige Sinn der Neigung festgestelllt werden konnte. Für Kl = (011) und K2 = (031) gilt die Transformationsformel , . , k — 3 1 k -f- I h : k : 1 ii : ^ ” •' ~ 2 ’ e.s geht daher üiicr: 101 in 23i 101 in 231 Oll in 010 111 in 120 für die Neigung (h k 1) : (h' k' 1') berechnen sich daher die in der folgenden Tabelle aufge- führten und mit den gemessenen verglichenen Winkel : hkl OiiK'i:) her. gern. 010 . . on . 8« 22>|,' . . 80 1I2' u. 8“ 9' 010 . . oil . — . 8« 27*:2' 110 . . 211 . 6« 14' . 70 4' lio . . 211 . — . 70 5' Oll . . 010 . 8» 2242' . . 70 50>'2' 11. 8’ 0 01 r . . 010 . — . 90 11>'2' u. 8» 24' 101 . . 231 . 30 18' . 30 21' u. 30 49' ioi . . 231 . — . 20 58' (2° 34' - .3« 29') 101 . . 231 . — . 40 18' ' lil . . Rio . 0'’ 22' . 8« 32'. Die Abweicliungen zwischen gemessenen und berechneten ^Verthen sind kaum grösser als sie bei Messungen an solchen schmalen Lamellen etwas verbogener Krystalle zu erwarten sind. Die durch Verschiebung neu entstandenen Flächen (211), (231) und (120) sprechen um so mehr für die secundäre Entstehung der La- mellen, für die Richtigkeit der angenommenen zweiten Kreisschnitts- ebene und somit für die pseudohexagonale Structur in (010) als sie sonst, soviel ich gesehen, den Krystallen von Blumberg fehlen und überhaupt nicht zu den gewöhnlichen des Rutils gehören. 74 E. Koken, lieber die Gekrösekalke lieber die Gekrösekalke des obersten Muschelkalkes am unteren Neckar. Von E. Koken. Mit 9 Textfiguren. * f Tübingen, Januar 1902. ^ bei meinen Aurnahmen in dei' Gegend von Kocbendorf fielen mir in der Stufe des Glauconitkalkes die vielfach oft ganz bizarr gebogenen Einschaltungen auf, welche in allen Aufschlüssen, die t ich sah, sich etwa in der Mitte dieser Stufe einstellen. Diese von mir als »Gekrösekalke« bezeichneten Schichten habe ich in den Erläuterungen zu der »Geologischen Specialkarte von Kochendorf« (1900) kurz charakterisirt, auch wurde versucht, eine Erklärung zni geben, ich möchte aber doch noch etwas ausführlicher auf diese Verhältnisse zurückkommen, da sie für die Aullässung der Schicht- bildung nicht ohne Bedeutung sind. Die Profile 1 — 4, welche von verschiedenen Stellen der Gegend entnommen sind, werden über die allgemeinen Verhältnisse orientiren. Unter den oft krystallinisch-körnigen, häufig löcherigen, oft aber auch ganz compacten glauconithaltigen Kalken, welche da.s obere Drittel der Stufe ausmachen, stellen sich wunderbar gebogene Kalkplatten, die »Gekrösekalke« ein. Unter ihnen kommt dann wieder eine dicke, splittrige oder körnige, ebenflächige Kalklage (Splitterkalk), welche die Stufe nach unten abschlies.st. Die Ge- krösekalke liegen also zwischen ganz normalen Kalkbänken ; e.'? ist aber bemerkenswerth, dass gelegentlich Aufbäumungen einer einzelnen Schicht noch in den gewöhnlich eben geschichteten Semipartituskalken verkommen, und dass in den Bairdienletten, welche zwischen diese beiden Stufen sich einschalten, ebenfalls Erscheinungen Vorkommen, welche nur durch Zerquetschungen noch plastischer Schichten zu erklären sind. Die erwähnten zwei Quaderniveaus erhärteten wahrscheinlich rascher, während die thonigen, bläulichen Gekrösekalke länger weich und plastisch blieben und vielfältigen Verschiebungen aus- gesetzt waren. Die Belastung durch den Glauconitkalk musste solche hervorrufen. Es sind nun den bläulichen Kalken, welche die Hauptmasse des Gekrösekalkes ausmachen, auch gelbe, dolomitische Lagen bei- gemischt. Bald treten solche nur als Krusten auf, bald sind sie schlierenartig in jene hineingewalzt, oft auch in ganz unregelmässige Stücke zerrissen und mit dem blauen Material verknetet. Besonder.'^ deutlich lassen verwitterte Stücke diese Structur erkennen. Nach meiner Ansicht liegt eine ursprüngliche, einfache Wechsellagerung brauner dolomitischer und blauer, thonigkalkiger Schichten zu Grunde, welche durch den Druck, der auf die noch plastischei\ lies obersten aiuschelkalkes am unteren Neckar. Gla uconiika IJc Dolomitischer KatJc 2 m 0,50 050 Glaucon iikalk mgelber sandiger Dolomit. ''Gekrösekalk Wulstige Kalke und. gelbe Dolo- mitfetzen. M.Goldfussi Gekrösekalk Rostiger Iplilter- kalk Sairdien - leiten Volom. Kalklagen * ^~knöile 2 GlauconitkaJk Spli ifriff -körn ig er Kalk Bairdien - letten. Linsen u Knollen Semipartiluskalk 3 Kocherhalde Dolomit Harter splittriger Kalk Bairdienlelten Fig. 1—4. 4 1 und 2 Profile vom Winterberg bei Wimpfen, 8 von Ehrenberg, 4 von der Kocherhalde zwischen Oedheim und Kochendorf. 76 E. Koken, Ueber die Gekrösekalke Schichten wirkte, zerstört und in diese complicirte Structur ül)er- geführt ist. Ich beobachtete Aehnliches gelegentlich am kurischen HafT, wo durch den Druck der Dünen Theile des noch weichen, thonigen HafTmergels aufgepresst und mit sandigen Schichten ver- mischt waren. Dass die Schichten, welche sich falteten, noch weich und von Wasser durchdrungen waren, geht auch daraus hervor, da.ss die wulstigen Kalkfalten und die linsenförmigen abgequetsehten Partien durch Schwundrisse durchsetzt werden, sodass oft ganz septarien- artige Bildungen entstehen. Instructiv ist das Bild einer Schicht- fläche des massig stark gefalteten Gekrösekalkes, welches ich bei Fig. 5. e. 1 : 50 Ehrenberg gezeichnet habe. iMan sieht hier Ijesonders deutlich, dass es nicht horizontaler, seitlicher Druck ist, welcher die im Profil oft sehr regelmässig heraustretenden Falten erzeugle, sondern mehr in der Verticale wirkende Bewegungen; anders wäre der un- regelmässig gewundene Verlauf der Faltenzüge, zwischen denen öfter rundliche domartige Auftreibungen liegen, nicht zu erklären. (Fig. 5.) Fig. G zeigt im Querschnitt einige Lagen von Gekrösekalk, welche in scheinbar weniger verschobenes Material eingebettet sind. Die obere Lage ist noch zusammenhängend, aber aucb von Schwund- rissen durchzogen; die mittlere hat ganz ihren Zusammenhang ein- gebüsst und ist in septarienartige Stücke aufgelöst. Die Klüfte dieser Linsen sind von Kalkspath durchzogen. des obersten Muschelkalkes am unteren Neckar. 77 Fig. 7 ist die Skizze eines Stückes Gekrösekalk, welches Herr Dr. Philippi, der mich auf einigen Ausflügen von Jagstfeld aus be- gleitete, in das Berliner Museum für Naturkunde gebracht hat. Es Fig. 6. Gekrösekalk vom Winterberg bei Wimpfen. Details eines Gekrösekalk vom Winterberg bei Wimplen. ist der in Profil 1 angedeuteten Lage des Gekrösekalkes am Winter- berg bei Wimpfen entnommen, welcher hier ziemlich viel Fossilien, darunter Xothosaiinis-Reste und zerdrückte Gemütes semiparütus enthält. Die Falten sind auffallend scharf und die Schenkel verdickt, 78 E. Koken, Ueber die Gekrösekalke wie es bei quellenden Massen (Gyps) aber nicht bei Horizontaldruck vorkommt, ln diesem Falle kann es sich allerdings um keine Quellungserscheinungen bandeln, das lehren schon die Schwundrisse. Die Flächen des Faltenstückes sind noch secundür gekräuselt und Geste einer dolomitischen Lage schmiegten sich ihm an k Sehr complicirte Verhältnisse zeigt die im Detail nach der Natur gezeichnete Figur 8. Sie wurde aufgenommen in einem frischen Anbruche am Winterberge, in dem der obere eigentliche Glauconitkalk abgeräumt war und geht bis zu der Region der unteren Gekrösekalke der Fig. 2. Gelbe und braune dolomitische Partien wechseln mit reiner kalkigen, blau gefärbten, sind aber an den Grenz- flächen oft mit diesen schlierenartig verbunden und verfalzt. Eine obere meist körnige Kalkbank ist stark von Schwundrissen durch- setzt und geht seitlich in mehrere Lagen einer Lumachelle über. Auf der gebogenen Grenzfläche zu dem im Liegenden befindlichen gelben Dolomit ist Myophoria Gold/iissi in Menge vorhanden, tritt aber auch in dem Dolomit selbst reichlich auf. Eine tiefere Kalkbank ist ganz zerrissen und die einzelnen Stücke sind von klaffenden, mit Kalkspath ausgekleideten Schwund- spalten durchsetzt, echten Septarien vollkommen gleich. In den zwischenliegenden Regionen sind gelbe und blaue Partien oft so verknetet, dass die Details nicht wiederzugeben sind. Einige Meter weiter, aber in derselben Höhe der Wand ist Fig. 9 aufgenommen. Bemerkenswerth ist hier die Krümmung der Lumachellenlage, welche ganz rückläufig wird. Bei a liegt ein lang gezogener, dolomitisch-kalkiger Fetzen, welcher durch gleichmässig gebogene, vielleicht schon bei der Zerrung entstandene Risse so regelmässig zertheilt wird, dass man an die Kammerung von Gepha- lopoden erinnert wird. Mitten im Kalk schwimmt ein brecciöses Stück, welches aus der oberen Region zu stammen scneint. Diese Faltungen, Verquetschungen, Schlieren- und Breccien- bildungen fallen schon von weitem auf und lassen sich vvohl in jedem Bruch der Gegend studiren. Aber auch die Bairdienletten^, welche die nächst tiefe Stufe bilden, sind durch analoge, wenn auch weniger bizarre Bildungen ausgezeichnet. Gewöhnlich bestehen sie wesentlich aus weicheren, thonigen und mergeligen Gesteinen, die fast stets nach unten mit einer 1 Ich will hier bemerken, dass ich nur wenige Bestimmungen auf Dolomit gemacht habe, und von diesen ausgehend die braunen und gelben Lagen allgemein als dolomitisch bezeichne, ohne näher nachzuprüfen. 2 Die thonigen undlettigen, oft dünnplattigen Lagen enthalten in der That massenhaft Bairdia und andere Ostracoden, den ein- gelagerten Kalkbänken scheinen sie zu fehlen. Local sind einzelne dünne Kalkbänke von Estheria- und ün^afa-Schalen bedeckt. Die Knollen an der unteren Grenze oder ihnen äquivalente Kalkbänke führen Hörnesia, Coenothyris etc. und local viel Bactryllien. Hier ist das Hauptlager des typischen Ceratites semipartitus. des obersten Muschelkalkes atu uiilereu Neckar. 79 Knollenlage abscliliessen , welche lebhaft an die Formen der schwe- dischen mariekor erinnern, zuweilen durch sehr regehnassige Sprünge ganz paJ'adigmatische Septarien darstellen. Dennoch uber- zeugt man sich bald, dass sie nicht concretionär, sondern durch ■yerquetschung von Kalklagen entstanden sind. Man findet in er That alle Uebergänge. So werden in einem Bruche bei Ehrenberg (Fig. 3) die Bairdienletten von vielen Kalkbänken durchzogen , welche 80 E. Koken, Lieber die Gekrösekalke etc. der Tiefe zu sich mehr und mehr autlösen und schliesslich in Linsen- und Knollenlagen übergehen. Die Oberfläche dieser Linsen ist zuweilen geglättet wie ein Harnisch und die Versteinerungen, die an ihnen haften, sind zerquetscht. Nehmen die Kalkbänke an Zahl derartig zu, dass sie die Letten fast verdrängen oder an Masse überwiegen (Oedheim), so kommt es nur zu welligen Biegungen, wie man sie im Wellenkalke kennt. Die Zerreissungen scheinen sich zu steigern^ je weniger Kalkbänke in die Letten eingezogen sind. Auch die oberen Semipartitusschichten (mit Ceratites dorso- planus Philippi und einzelnen C. nodosiis) zeigen an manchen Stellen wulstige Absonderungen, meist aber stellen sich unter den Bairdien- letten feste harte Quader ein, welche etwa in Abständen von 1 — 1,50 m durch dünne Lettenlagen gegliedert sind. Das Alterniren zwischen offenbar in plastischem Zustande gefalteten oder zerquetschten Lagen mit ebenflächigen, horizontalen Kalkbänken scheint mir darauf hinzudeuten, dass die Schichten verschieden rasch erhärteten. Sind die rasch erhärteten Bänke dick, so begrenzen sie die Faltungen der zwischenliegenden pla- stischeren Sedimente sehr scharf. Sind sie dünner, so können sie verschoben und zerrissen werden , bis zur Bildung vollkommener Breccien. Schlierenförmige Structuren entstanden, wenn särnmtliche in Betracht kommende Lagen noch plastisch waren, wenn auch in verschiedenem Grade. Etwas Aehnliches beschrieb Logan aus den Schichten von Cape Gaspö (Geology of Canada, 1863, S. 391 und 392) unter dem Namen »corrugated beds«. Eine 7 Fuss mächtige Schicht, zusammen- gesetzt aus dünnen Lagen von Kalk und Kalkschiefer (limestone shale) und intensiv gefaltet, liegt zwischen völlig eben geschichteten Bänken eines grauen, plattigen Kalksteins. Die Fallen der kalkigen Bänke sind gelegentlich zerrissen, »broken up into fragments«. M. Weber, Erwiderung. 81 Logan denkt an Faltung durch Seitendruck eigenartig ist aber das unvermittelte Abstossen der Falten sowohl an den im Hangenden wie an den im Liegenden befindlichen ebenen Schichten. Wenn man an eine Abrasion oder Abhobelung der Oberfläche vor Ablagerung der jüngeren Sedimente denken könnte, so ist doch dieselbe Erklärung nicht gut auf die Unterseite der »corrugated beds« anwendbar. Bei den »Gekrösekalken« des Neckargebiets gleicht sich die Faltung meist nach oben und unten aus. Bei günstiger Entblössung sieht man die unversehrten Sättel auf der Oberfläche aufragen. Jedoch kommt auch ein Abstossen gelegentlich vor. Erwiderung. Von M. Weber in München. München, 11. Januar 1902. Auf Ro.mberg’s Entgegnung in No. 1 des Centralblattes habe ich Folgendes festzustellen: Wohl erinnere ich mich sehr genau, dass Romberg mir bei Predazzo helle Gänge im Monzonit gezeigt hat, allein dass hier ein neuer Typus , der » M o n z o n i t - A p 1 i t « , vorliege , hat er nicht gesagt und konnte er auch nicht sagen, weilerdamals gleich mir erst im Sammeln begriffen war und das Gestein absolut noch nicht untersucht hatte; soviel ich mich erinnere, hielt er damals dieses Vorkommen für einen Granit- gang. Später habe ich mit Romberg über diesen Gang nicht mehr gesprochen und war auch nachher nie mehr an dieser Stelle. Wenn ich Romberg nie von meinen Funden, gesprochen habe, so folgt daraus doch nicht, dass ich sie nicht gemacht haben könne; und wenn er einwirft, dass ich nie den vollen Namen »Monzonit- Aplit« gebrauche, so habe ich zu erwidern, dass für Jeden, der meine Arbeit auch nur flüchtig liest, gar nicht zweifelhaft sein kann, dass es sich nur um solchen handelt. So scheide ich z. B. saure Granitgänge auf Seite 41 und auch am Schlüsse ausdrücklich davon ab. Betreffs des Vorkommens vom Fuggerit-Fundplatz ist ebenfalls für jeden Unbefangenen klar, dass sich in der Beschreibung der Ausdruck »das Ganze etc.« nur auf den 2. Schliff, resp. die Zusammen- fassung der in diesem auftretenden Mineralien bezieht (diese Mineral- beschreibung hat Romberg anscheinend auch jetzt noch nicht ge- funden, obwohl sie 15 Zeilen umfasst) ; das geht auch hervor aus 1 It would appear as if the layers, after their deposit, had been contorted by lateral pressure, the underlying Stratum re- maining undisturbed; and had then been worn smooth, betöre the deposition of the next bed. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 6 82 M. Weiter, ErAvideniiig. dem gleichen kleinen ürnck, nnd durnns, dass die 2. SchlilTbe- schreihung durch eine 4 Zeilen lange gross gedruckte Notiz von der ersten getrennt ist. Dass ich den Ausdruck »das Ganze« immer nur in der angegebenen Weise gebrauche, lässt sich z. 15. auch auf Seite 41 erkennen. In einer Beziehung aber hat Ro.mukrg wirklich recht: Dass nämlich hier am Fuggerit-Fundplatz kein Gang vorliege ; es ist eine aplitische Randbildung. Ich gestehe gern zu, dass ich mich hier geologisch ungenau ausgedrückt habe, wenn ich auch der Amsicht bin, ein llandstück von einer derartigen Stelle werde sich mine- ralogisch und chemisch kaum sonderlich von einem solchen unter- scheiden, das aus einem scharf begrenzten aplitischen Gange ent- nommen ist. Nach Zirkel (Bd. II pg. 46) und Rosenbusch (Eiern, pg. 190) ist es zum BegrifTe des Aplites absolut nicht erforderlich, dass er nur gangartig auftrete; sie fassen auch Grenzfaciesbildungen mit unter die echten Aplite zusammen. Demzufolge hatte ich vollständig recht, die Bildung äni Fuggerit-Fundplatz als Aplit zu bezeichnen, und Romberg geht einseitig vor, wenn er nur für gangartige Vor- kommen diesen Namen reservirt. Aber habe ich denn nur diese eine Stelle ange- führt? Ich verweise auf Seite 17, wo ich von aplitischer Form des Monzonites spreche; lassen wir indessen auch dieses Vorkommen bei Seite, weil sich wegen ungenügenden Aufschlusses nicht genau angeben lässt, ob es ein wirklicher Gang sei. Aber auf Seite 28 und 29 meiner Dissertation ist ganz genau ein ecbter Gang beschrieben, d er nach Weinschenk’s u n d m e i n er A n s i c h t obwohl durch den Contact etwas modificirt, als Aplit des Mon- zonites zu betrachten ist, wie er auch als Aplit deutlich bezeichnet ist. Dass Romberg noch viele derartige Gänge gefunden hat, glaube ich sehr gerne; aber weder dieses noch alle anderen vor- hergehenden Argumente, deren vollständige Grund- losigkeit ich h i e m i t d a r g e t h a n habe, vermögen die Thatsache umzustossen, dass ich, unabhängig von ihm, zum e r s t e n m a 1 e den Ausdruck »Aplit« nicht nur in Bezug au f R an d facie s bi 1 d u n gen, sondern auch in Bezug au fechteGängedesM onzonitesgeb rauch t habe- Hätte Romberg meine Dissertation, die er sich vor Erscheinen seines Berichtes sogar eigens schicken liess, auch gelesen, so würde er sich diese Berichtigung von meiner Seite erspart haben. Auf seine persönlichen Bemerkungen gehe ich nicht ein. Damit ist diese geringfügige Angelegenheit für mich und wohl auch für die Fachg-eno.ssen erledigt. Besprecluuigen. 83 Besprecliuugen. W. Barlow and H. A. Miers, assisted by Q. F. Herbert Smith : The S t r u c t u r e o f G r y s t a 1 s. Report of the Gomniittee, coii- sisting of Piofessor N. Story Maskelyxe (Ghairman), Professor II. A. Miers (Secretary), I\Ir. L. Fletcher, Professor W. J. Sollas, Mr. W. Barlow, Mr. G. F. Herbert Smith and the E.arl of Berkeley, appointe«! to report on tlie Present State of our Knowledge concer- ning the Structure of Grystals. Glasgow 1901. 41 pag. ndt 10 Ab- bildungen iin Text. Der von den drei erstgenannten Forschern erstattete Bericht giebt eine ausgezeichnete Uebersicht über den gegenwärtigen Stand des Problems mit weiten Ausblicken in die Zukunft. Es ist eine streng wissenschallliche Beleuchtung der in Rede stehenden Fragen im Gegensatz zu den allgemein verständlichen, im nächsten Hefte zu besprechenden Aeusserungen von B.aumh.yuer über den nämlichen Gegenstand. Zunächst liegt nur der erste Theil vor. An ihn wird sich später ein zweiter anschliessen, der es mit einigen der physikalischen und mechanischen Ideen zu thun hat, die der Diskussion der Frage nach der möglichen Structur der Krystalle zu Grunde gelegen haben und sodann mit den definitiven Strukturen, die gewissen Substanzen neuerer Zeit zugeschrieben werden. Man findet zuerst die früheren Anschauungen über den in Rede stehenden Gegenstand vor Haüv kurz besprochen und sodann die Ansichten von Haüy selbst, ferner die von Br.av.yis, Jordan, SOHNKE, ScHÖNFLiEss, Fedorow und B.YRLOw hl einzelnen getrennten Abschnitten mit mehr oder weniger grosser Ausführliclikeit aus einandergesetzt, während Andere wie Hessel, Fr.ynkenheim, Gadolin, Del.yfosse, Viola, Kelvi.v, Turner etc. daran anschliessend Er- wähnung linden. Auf diesen Theil der Arbeit sei mit der Bemerkung verwiesen, dass überall die Literatur mit grösster Ausfübrlichkeit zusammen- gestellt und verwerthet worden ist; auf Einzelnes einzugehen ist nicht möglich. Zum Schluss wird das Resultat der Untersuchung 0* 84 Besprechungen. von den Verfassern selbst in einer besonderen Uebersicbl in folgender Weise zusammenfasst: Mit der Aufstellung der 230 Strukturtypen (von Schünflies.s^ und Fedorow) ist das rein geometrische Studium des Problems zu einem gewissen Abschluss gelangt. Die Geschichte seiner Ent- wicklung, wie sie in dem Bericht auseinandergesetzt wird, ist die Geschichte eines Versuchs, die physikalischen Eigenschaften der Krystalle geometrisch auszudrücken ; in jedem Stadium des Fort- schritts haben Beziehungen auf deren bekannte morphologische Eigenschaften die Mathematiker gezwungen, den Gesichtskreis ihrer Forschungen auszudehnen und ihre Definition der Homogenität zu erweitern, so dass sie im Stande war, Symetrietypen zu umfassen, die nicht unter den beschränkteren Begriff fielen. Die Nothwendig- keit die Hemiedrien zu erklären, führte zu dem System von Sohnke ; die Nothwendigkeit, der bekannten Symmetrie des Dioptases Rechnung zu tragen, ergab eine weitere Ausdehnung der SOHNKE’schen Principien. Die zwei befriedigendsten Formen der schliesslichen mathe- matischen Lösung des Problems sind die folgenden : 1. Ein einziges Pfincip, — nämlich die Homogenität im ausgedehnteren Sinne, ist i genügend, die beiden wichtigsten Eigenschaften der Krystalle, ihren Aeolotropismus und das Gesetz der rationalen Indizes zu erklären. 2. Die Gesichtspunkte sind nunmehr gegeben, von denen aus Spe- kulationen über die wirkliche, thatsächliche Structur der krystalli- sirten Substanzen angestellt werden können. Es sind drei Fragen, die bei der Erklärung der Structur der Krystalle beantwortet werden müssen: 1. Welches sind die Theilchen, aus denen ein Krystall besteht? 2. Wie sind sie angeordnet? 3. Warum sind sie auf diese besondere Weise angeordnet? Wir haben jetzt guten Grund zu glauben, dass eine theilweise Antwort auf die zweite Frage gefunden worden ist und dass die Theilchen, aus denen die Krystalle bestehen, wie immer sie auch beschalfen sein mögen, nach einem oder dem anderen der 230 Symmetrietypen angeordnet sein müssen. Sohnke’s Systeme und Br.wais’ Raumgitter sind unstreitig und selbstverständlich nur Specialfälle von diesen. Es ist richtig, dass wenn man geeignete Körper (mit einer i gewissen Symmetrie begabte Moleküle) in die Knotenpunkte eines ; Raumgitters gelegt denkt, alle Eigenschaften eines Krystalls erklärt werden können. Aber es sind keine genügenden Gründe vor- handen, das Problem in dieser Weise einzuschränken. Das Ma- terial, das die Fundamentalhereiche von Schönfeiess einnimmt oder das durch ein verallgemeinertes Punktsystem dargestellt wird, mag immerhin, wenn es erforderlich ist, auf die Knotenpunkte des unter- gelegten Raumgitters vertheilt gedacht werden, so dass was auf den ersten Blick als so viele Einheiten erschien, sich als die Theile einer einzigen zusammengesetzten Einheit herausstellt; aber das ist Versammlungen und Sitzungsbericlite. 85 in einzelnen Fallen, wie einige von Haüy’s »molecules soustractives Riviere, E. Les dessins graves et peints de la grotte de la Mouthe (Dordogne). Memoire lu par l'auteur ä l’Academie des Sciences .30 Sept. 1901. Auch Revue scientifique, 19 Oct. 1901. 90 Misnellniiea. sravirle Fläche liiiieiiigeiiialt. Zahlreiche Figuren waren von Kalk- sinter überzogen. Die Autoren erwähnen ; Auerochs 4:9, Rennthier 4, Hirsch 1, Pferd 2, Antilopen 3, Mainniuth 2, unhestiminte Thiere 11 Zeichnungen. Dazu koininen noch geometrische Ornamente und sealaride Linien, wie sie Piktte ganz ähnlich auf bemalten Geröllen und gravirten Knochen entdeckt hat. Nach den zahlreichen Reproductionen des iUammuths lässt sich die Zeit der Entstehung in das Quartär zurückverlegen, aber wohl sicher in den Ausgang dieser Zeit, der hei uns durch die Station von Schussenried bezeichnet wird. AufTallend ist die Er- wähnung der Saiga. .Tedenfalls stehen wir hier vor Entdeckungen, welche zu den wichtigsten gehören, welche seit langer Zeit auf dem Gebiet der praehistorischen Anthropologie gemacht sind. (E. K.) — A'on den beiden Expeditionen, welche von der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg nach Nord-Ost-Sibirien ah- kommandirt sind, kommen folgende telegraphische Nachrichten; 1. Von der Expedition nach der neusibirischen Insel. »Die Jacht »Sarja« begann ihre Fahrt am 12. August. Sie wurde mit dem Eise aus dem Winterhafen in der Taimyrbucht ins offene Meer getrieben. Am 19. August pa.ssirten wir Kap Tscheljuskin, ohne Eis anzutreffen. Unter 75® nördl. Br. und 115® ()Stl. L. nahm ich den Kurs gerade auf die Insel Kotelny. Wir gingen, ohne die Insel zu l)erühren, nach NO. bis 77 ®9' nördl. Breite und 140® östl. Länge, wo unwegsames Eis lag und hinter ihm dicliter Nebel. Am 27. August erhob sich ein Südsturm, der die Sai’ja mit der Drift 30 Meilen nach NW. abführte; derselbe ging dann aid’ WSW. über, und ich nahm das Kap Emma in Sicht. Ein dicker Eisgürtel von 12 Meilen Breite, w'elcher die Insel umgab, verhinderte den Zugang zu ihr. Zwei Tage wartete ich im .Vngesicht der Insel; die Lage des Eises ver- änderte .sich nicht; der Kessel musste gereinigt und die Pumpe nach dem Sturm ausgebessert werden. Ich ging längs dem Eis- rande bis 77® 22' nördl. Breite und 142® östl. Länge. Nachher war ich genöthigt, nach der Insel Kotelny umzukehren. Am 3. Sep- tember warfen wir Anker in der Nerpitscbja-Bucht, wo wir einen guten Hafen fanden. Am 11. September war die Sarja bereit zu neuer Fahrt, aber die Bucht bedeckte sich mit Eis und die Winter- 1‘uhe musste eintreten. Hier traf ich Wolossowitsch, der sehr er- folgreich seine schwierige Aufgabe gelöst hatte. Seine geologischen Sammlungen sind reich, ich forderte ihn auf, auf der Sarja zu überwintern. Die meteorologisch-magnetische Station ist unter günstigen Bedingungen eingerichtet. Das geographische Resultat der vorigen Ueberwinterung besteht in der Aufnahme der Küste vom Kap Sterlegow bis zur Mündung des Taimyrflusses, die sich nördlicher erwies, als wir angenommen hatten. Es gelang nicht. Personalia. 91 die Halbinsel Tscheljuskin zu durcliqueren, da wir das im Herbst angelegte Proviantdepot wegen des tiefen Sclinees nicht aufdecken konnten. Die zoologisclien Sammlungen von der letzten Seefahrt enthalten viel Neues. Alle Mitglieder der Expedition und das Kommando sind gesund und guter Dinge. Genaueres im ausführ- lichen Bericht. Winterhafen in der Bai Nerpitschja auf der Insel Kotclny unter 75° 22' nördl. Breite und 137° 10' östl. Länge. 2. Jakutsk, Sonnabend 15. December. Die von der Akademie der Wissenschaften abkommandirte Expedition unter der Leitung des Herrn Herz zur Bergung des Marnmuths im Bezirk Kolymsk ist nach vielen Beschwerden mit dem geborgenen Mammuth in Sredne- Kolymsk angekommen. Es handelt sich um ein männliches Mam- muth von mittlerem Alter. Skelett und Haut sind in der Hauptsache tmversehrt. Der Schwanz ist kurz und mit langen Haaren bedeckt. Im Magen, zwischen den Zähnen und auf der Zunge wurden Reste unverdauter Nahrung gefunden. Die geborgenen Theile des Mam- muths werden in gefrorenem Zustande nach Petersburg gebracht werden. Personalia. Dr. Arthur Smith Woodward, F. R. S., ist zum Vorstand (Keeper) der geologischen Abtheilung des British Museum gewählt worden. An der Bergakademie Freiberg in Sachsen wurde der dipl. Berg-Ingenieur Beichhardt zum Assistenten für Geologie, Lager- stättenlehre und .Mineralogie ernannt. Gestorben : Iwan Musehketow, Geologe in St. Petersburg, der sich namentlich um die geologische Erforschung Kaukasiens und Centralasiens verdient gemacht hat. 92 Neue Literatur. Neue Literatur. Mineralogie. Samoiloff, J. ; Ueber Hydrogoethit, ein bestimmtes Eisenoxydliydrat. Zeitschr. f. Kryst. 35. 1901. 272—273. Stokes, H. N. : Pyrite and Marcasite. Amer. Journ. 1901. 414 — 420. Trechman, Ch. 0.: Ueber einen Fund von ausgezeichneten Pseudo- gaylussit- (= Tliinolith = Jarrowit-) Krystallen. Zeitschr. f. Kryst. 35. 1901. 283 — 285 mit 1 T. Tschermak , G. : Bemerkungen über das Mischungsgesetz der Tur- maline. Zeitschr. f. Kryst. 35. 1901. 209 — 219. Viola, G. : Beitrag zur Symmetrie des Gypses. Zeitsclir. f. Kryst. 35. 1901. 220 — 228. Viola, C. ; Uel:)er Ausbildung und Symmetrie der Krystalle. Zeitschr. f. Kryst. 35. 1901. 229—241. Ward, H. A. : Yeramin Meteorite. Amer. 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Mineralien-Xiederlage zu Freiberg erhielt, las.sen sich natürliche Aetzfiguren wahrnehmen, die für die Symmetrieverhältnisse des Minerals von erheblichem Interesse sind: Die Ausbildungsform der Aetzfiguren auf (102), Poe beweist nämlich * *, dass das Brachypinakoid bei diesen Krystallen nicht Symmetrieebene ist, dass dieselben vielmehr der rhombischen Hemimorphie angehören. Bereits mehrfach sind Bedenken gegen die Zugehörigkeit des Schwerspathes zur rhornbisch-holoödrischen Krystallgruppe erhoben worden; H.vxkel2 wies durch elektrornetrische, Beckenkamp ^ durch Bestäubungsversuche mittels des KuNDT’schen Verfahrens nach, dass Barytkrystalle pyroelektrisch .sind, Reuss^ und CHESTEa^ schlossen aus der Flächenausbildung, dass gewisse Vorkommen des Barytes von der rhombischen Iloloödrie abweichen. Die Aetzfiguren des Minerals hingegen fanden mehrere Mineralogen in Uebereinstimmung mit der Iloloedrie, neuerdings aber hat Beckenkamp c auch hier auffallende Abnormitäten entdeckt. 1 Die Krystalle sind hier stets so orientiert gedacht, dass ihre Basis parallel der vollkornmneren Spaltbarkeit ist. 2 Hankel, Elektr. Untersuch. 9. 1871. 278. 2 Beckenka.mp, Zeitschr. f. Kryst. 23. 80. * Reuss, Sitzber. d. Wien. Akad. 1869. 59. ^ Chestep., Zeitschr. f. Kryst. 14. 297. ® BeckenK-amp, Zeitschr. f. Kryst. 30, G2 und 1. c. Ceotralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 98 Ernst Soninierfeldt, Natürliche Aetzfiguren am Baryt erwähnen Gonnard >, Becke^ und Bucz3 die von diesen Beobachtern gefundenen Gestalten wichen jedoch nicht von dbr rhombischen Holoedrie ab. Auch V.vlentin gelangte durch das Studium der natürlichen Aetzfiguren des Barytes von Kronthal im Eisass und künstlicher Aetzfiguren von einigen weiteren Barytvorkommen zu der Auffassung, dass die Aetzfiguren des Barytes im Einklang ständen mit den Forderungen der rhom- bisch-holoedrischen Symmetrie. Die an dem erwähnten Barytvorkommen von Dalmellington !Mine sichtbaren Aetzfiguren erreichen bisweilen eine Grösse von mehr als 2 mm, sind also bereits makroskopisch deutlich erkenn- bar. Nur die Flächen (102),^P oc erscheinen deut- lich geätzt, die Form (110) ooP hin- gegen ist völlig frei von Aetzfiguren. Gestalt und Orien- tirung der Aetz- figuren auf (102) 1 _ ^ P oc zeigt die nach einer Jlikrophoto- graphie ange- fertigte Fig. 1, in welcher die hori- zontal verlaufende (wegen der be- trächtlichen Dicke des Krystalles un- scharfe) Begrenzungslinie der Fläche die Schnittkante von 102 und 102 d. h. die Makroaxe b ist. Die Aetzfiguren sind also unsymmetrisch orientirt gegen die Schnittlinie [010 : 102] ; das Brachypinakoid ist folglich bei diesen Krystallen nicht Symmetrieebene, wofern dieselben überhaupt rhombisch sind, können sie nur einer Meroedrie angehören. Ein Vergleich der Aetzfiguren auf 102 und 102 zeigt aber, dass das Ma- kropinakoid Symmetrieebene, die c-Axe hingegen nicht Symmetrie- axc ist (vgl. die schematische Fig. 2), folglich kann nur die Hemi- 1 Gonnwbd, Bull, de la soc. fr. de Min. 11. 274. 1888. - Becke, Tschermacks min. u. petr. IMitth. 5. 82. 1883. ^ Bucz, Zeitschr. f. Kryst. 10. 33. 1885. Fig. 1. Natürliche .Aetzfiguren am Baryt von Dalmellington öline bei Frizington auf 102, '^Pöc. Natiuliche Aetzfiguren am Baiyt. 99 iiiorpliie Lni rliombisclien System dei' Symmetrie der Aetzfiguren entsprechen. Dass aber in der Tliat die Symmetrie nach der Basis als Symmetrieeljene erhalten geblieben ist, zeigt die in Big. 2 eben- l'alls wiedergegebene relative Orientirung der Aetzfiguren auf 102 und 102. Sehr bemerkenswerth ist noch folgende charakteristische Eigenthümlichkeit der Aetzfiguren. Es lassen sich zwei verschie- dene Typen von Aetzgrübchen beobachten, die sich schon durch ihre verschiedene Grösse scharf unterscheiden (vgl. Fig. 1); die- jenigen nun, welche zum Typus der grö.sseren Aetzfiguren gehören, erweisen sich oft hei Zuhülfenahme stärkerer Yergrösserungen als zu- sammengesetzt aus einzelnen Subindividuen, deren Anzahl ver- ■schieden gross sein kann. Merk- würdigerweise sind diese Subindi- viduen weder gleich gestaltet mit den llauptindividuen noch innerhalb der letzteren annähernd gleich orientirt mit denselben (vgl. Fig. 3). Die kleineren Aetzfiguren zeigen 4iuch bei den stärksten Vergrösser- ungen von einem derartigen Aufbau keine Spur. Es scheint, als ob die Krystalle nach einander zwei ver- schiedenen Aetzvorgängen in der Natur unterworfen gewesen waren, und dass die Aetzfiguren vom grös- seren Typus durch Superposition beider Aetzwirkungen entstanden sind. Das Hauptresultat ist indessen unaldiängig von der speciellen Art des Aetzvorganges und tautet : Gewisse Baryte v o n D a 1- mellington Mine bei Frizington besitzen natürliche Aetzfiguren, welche der r h o m b i s c h - h e m i m o r p h e n Symmetrie entsprechen. Darf man nun unter Verallgemeiner- ung dieses Resultates sagen dass jeder Baryt rhombisch-hemimorph ist? Einer derartigen Verallgemeinerung kann man, wie ich glaube, nicht bedingungslos zustimmen. Vielmehr lässt sich behaupten : Eben so gut, wie optische Anomalien infolge der Beimischung einer fremden Substanz (unter Bildung einer festen Lösung) an Krystallen hervorgerufen werden können, sind auch Anomalien in den Aetzwirkungen bei anomalen festen Mischungen zu erwarten. Man kann also die Ursache für die geringe Symmetrie unseres Barytes darin suchen, dass er einen Fremdkörper, dem eine ent- sprechend niedrige krystallographische Symmetrie zukommt, aul- genommen und mit ihm ein Mischkrystall gebildet bat. 102 i02 o 102 102 Fig. 2. Die Orientirung der natürlichen Aetzfiguren auf den Flächen (102). 7* 100 Emst Somnierreldt, Von einer derartigen Erniedrigung der Symmetrie kann natür- lich nur bei anomaler, nicht aber bei isomorpher oder isodirnorpher Mischkrystallbildung die Rede sein. Bekanntlicli hat Rktgers zuerst den Satz aufgestellt', dass isomorphe Substanzen bei gleichen Aetz- mitteln gleiche oder sehr ähnliche Aelzliguren liefern müssen. Dieser Kegel lässt sich zwar eine grosse Zahl von Ausnahmen gegenüber- steilen, so dass man ihre allgemeine Giltigkeit keineswegs behaupten darf, dennoch aber stimmt sie wenigstens für eine Anzahl von Bei- spielen. Man wird nun nicht annehmen dürfen , dass die Aetzfiguren der M is c h kr y s t a 1 1 e in den Füllen, für welche die RETGERs’sche Regel gilt, erheblich von denen der beiden isomorphen Compo- n enteil ab weichen; die Symm etrie eigen schäften der Aetzfiguren werden jedenfalls für die ganze Jlischungsreihe constant bleiben müssen. Aber auch in denjenigen Fällen von Isomorphismus, die der Retgehs- schen Aetzfigurenregel nicht ge- horchen, ergiebt sieb das gleiche Re- sultat: Denn es ist mit der Existenz der zahlreichen additiven Eigenschaften bei streng isomorphen Mischkry- stallen nicht die Ansicht vereinbar dass die Symmetiieeigenscbaften zwar an den beiden äussersten Enden der Mischungsreihe die gleichen, gegen die Milte derselben jedoch von anderer Art seien. Diese Ueberlegung lässt sich olfenbar auch auf jede isodimorphe Mischungsreihe übertragen, da man eine solche stets als den stabilen Theil der beiden streng iso- morphen Mischungsreihen zweier dimorpherSubstanzen betrachten kann. Fig. 3. Aufbau der grösseren Aetz liguren aus Subindividuen. Die Verhältnisse liegen aber völlig anders bei anomalen Misch- krystallen, wie z. B. bei denen von Eisencldorid und Salmiak; es kann, wenn eine Phase mit einer zweiten sich homogen mischt, weiche geringere krystallographische Symmetrie besitzt, unmög- lich die resultireiule Mischunpsphasc noch eine gleich hohe Sym- metrie besitzen, wie die erste. Diese Verringerung der Symmetrie wird sich an verschiedenen physikalischen Eigenschatten nachweiseu lassen, besonders an den optiseben oder den Aelzerscheinungen. Naliirlich darf die stetige Verringerung der Symmetrie, von der wir hiei' sprechen, nicht verwechselt werden mit der stufen- weisen Abnahme des Symmelriegrades von einer der 32 Symmetrie- gruppen zu gewissen anderen. Fm ein direktes Beispiel liir beide •Symmeti'ieänderungen zu liefern, denken wir uns einen Leucitkry- ' Retgers, Zeitschr. f. physikal. Ghem. 16. 577. 1895. Xalürliche Aelzfiguren am Baryt. lOJ stall in so hoher Temperatur befindlich, dass derselbe isotrop ist. Bei einseitiger Compression desselben geht eine stetige Entfernung {nämlich stetig in Bezug auf die Intensität der Compression als unabhängige Variabele) der Symmetrie vom isotropen Verhalten vor sich; bei Abkühlung desselben Leucites auf gewöhnliche Tem- peratur eiTolst die plötzliche Abnahme des Symmetriegrades unter Bildung der Zwillingslamellen. ln vollkommen analoger Weise wie die äussere Compression z. B. bei regulär holoedrischen Krystallen ein Sinken der optischen Symmetrie zu derjenigen der optisch einaxigen Krystalle bedingt, veranlasst unserer Aulfa.s.sung zufolge z. B. die homogene Beimisch- ung des Eisenchlorides zu Salmiak ein Sinken der Cesammtsym- mmetrie des Krystalles auf die krystallographische Symmetrie der betreffenden Eisenchloridmodifikation. Ebenso wie die Compressions- intensität bei dem erhitzten Leucit das ^laass bildet für die Ab- weichung vom isotropen Verhalten, kann man die procentisehe !Menge des homogen beigemiscliten Eisenchlorides als ungefähres Maass be- trachten füi- die Abweichung der gefiirbten Salmiakkrystalle vorn regu- lären Verhalten, dieselbe convergirt in quantitativer Hinsicht gleich- zeitig mit der Verringerung des Eisenchloridgehaltes gegen Null, ver- ändert aber gleichwohl niemals ihren qualitativen Charakter, d. h. ein Salmiakkrystall mit beliebig kleinem Eisenchloridgehalt gehört der- selben Symmetriegruppe (unter den 32 Ahtheilungen) zu. wie (“in Salmiakkrystall mit höherem Eisenchloridgehalt. Leider sind Aetzversuche an anomalen Misehkrystallen bisher nicht angestellt, dieselben würden indessen zweifellos ergeben, dass bei abnehmender Concentration des in fester Lösung befindlichen Stoffes die Gestalt und Onentirung der Aetzfiguren mehr und mehr der Symmetrie des festen Lösungsmittels sich nähert aber nur im Grenzfall dieselbe exakt darstellt; die mehr oder minder grosse Abweichung derselben von jener Gi’enzlage wird man als ungerälii’es -Maass für die mehr oder weniger starke .Abweichung der Symmetrie des Mischkrystalles von derjenigen der lösend wirkenden Compo- nente betr'achten können, genau ebenso, wie man die Stärke der Doppelbrechung eines comprimirten Glases als Maass für die Com- {(ressionsintensität auffassen kann. Dieser .Vuffassung widerspricht rächt die Thatsache, das.s: ■optische Anomalien bereits bei echt isomoi’phert Mischungen auf- treten können. Dieselben müssen sich natürlich bei anomalen -Misehkrystallen, die ein regulär krystallisirendes Lösungsmittel enl- halten, stets constatiren lassen und sind bekanntlich hei den Ersen- chlorid-Salmiakwürfeln sehr intensiv; aber die Bildung anomaler -Mischkrj'stalle ist eben nicht die einzige Ursache für optische Ano- ■malien von Misehkrystallen, sondern es scheint, als ob starke Ab- weichungen der Componenten echt isomorpher Mischkrystalle in ihrem Molekularvolumen oder krystallographischen .fxenverhältniss «nd andere Umstände dieselben gleichfalls hervorzurufen verairögen. 102 Ernsl Sommerfeldt, Natürliche Aetzfiguren am Baryt. Eine dem .Vuftreten von optischen Anomalien echt isomorpher Mischkrystalle correspondirende Aenderung der .Aetzfiguren ist in- dessen niemals beobachtet, es scheint also, dass die Aetzfiguren in geringerem Maasse derartigen störenden Einflüssen unterworfen sind, als die optischen Eigenschaften. Uebertragen wir nun die soeben für den allgemeinsten Fall angestellten Ueberlegungen auf unser specielles Beispiel, so können w’ir sagen; Vielleicht entspricht die geringe Symmetrie der Aetz- figuren am Baryt von Dalmellington Mine nur dem Umstande, dass derselbe geringe Mengen eines Fremdkörpers von niedriger Krystall- symmetrie beigemischt enthält. Die geometrischen Eigenschaften,, die ich, durch diese Vermuthung veranlasst, genauer untersuchte, stimmen indessen mit denen des normalen Barytes vollkommen überein. Die untersuchten Krystalle von Dalmellington Mine bei Frizington, die stets farblos bis hell-weingelb und vollkommen durchsichtig sind, zeigen die bei Baryt häufige Formenconibination (102), ^Pöc; (110), 00 P; (101) Pw, von denen die letzte nur untergeordnet auftritt. Ausserdem erscheinen nur noch unscharfe Pyrarnidenflächen als Prärosionsflächen. Die Aetzung auf (102) ^ Pöö ist nicht so weit vorgeschritten, dass die Güte der Reflexe dadurch gelitten hätte; es wurde gefunden ; Gemessen SO.MMERFELDT Normalwerthe nach D.\n.\s System of Min. 110 ; lio 1010 43' 1010 37' .34" 102 ; i02 1020 16' 1020 17' 4" 101 ; 101 630 40' 630 39' Versuche künstliche Aetzfiguren mittels möglichst verschieden- artiger Aetzmittel zu erzeugen in Verbindung mit .Analysen zur Feststellung etwaiger chemischer Differenzeti der geätzten Baryte können erst die definitive Entscheidung darüber bringen, ob die hier beschriebenen .Abweichungen der Barytkrystalle von der rhorn- bisch-holoedi ischen Symmetrie allgemein sind, oder sich auf einzelne anormale Vorkommen beschränken. Uebrigens ist — wovon ich mich bei der Durchsicht eines mir kürzlich zur Verfügung gestellten reichhaltigeren Materiales des Barytvorkommens von Frizington überzeugte — zwar die Gestalt aber nicht die Orientirung der .Aetzfiguren auf 102 ^P* bei allen Hans Craminer, Ueber den Zusanimenliang elc. 103 Kryslallen die gleiche. Vielmehr nähert sich an manchen Exem- plaren die Orientirung der symmetrischen Lage in Bezug auf das Brachypinakoid stark (wie in Fig. 2 z. Th. angedeutet); zwischen dieser und der in Fig. 1 — 3 gezeichneten ganz schiefen Lage lassen sich stetige Uebergänge verfolgen. Es dürfte schwer zu entscheiden sein, ob diese Veränderlich- keit in der Natur des Aetzrnittels oder der Krystalle ihren Grund hat; in ersterem Falle wäre anzunehmen, dass die Verhältnisse ähnlich wie beim Apatit liegen, wo ebenfalls eine continuirliche Drehung der .Vetzfiguren durch Aenderung des Lösungsmittels her- vorgerufen werden kann. Wenn indessen die oben ausgesprochene Annahme, dass die unsymmetrische Lage der Aetzfiguren bei den Barytkrystallen überhaupt nur bedingt ist durch eine anomale feste Beimischung, zugegeben wird, so liegt es näher zu folgern, dass die einzelnen Krystalle minimale Unterschiede in ihrer chemischen Zusammensetzung aufweisen, und dass diejenigen Exemplare, welche annähernd symmetrisch orientirte Aetzfiguren besitzen, am meisten frei von der anomalen Beimischung sind. lieber den Zusammenhang zwischen Schichtung und Blätterxing und über die Bewegung der Gletscher. Von Han« Crammer in Salzburg. Hans Hess teilte in diesem Jahrbucli > seine Anschauung über den Zusammenhang zwischen Schichtung und Bänderung* * der Gletscher mit. Es freut mich, mit Hess in dieser Richtung in Ueber- einstimmung zu sein, weil wir beide durch von einander ganz un- abhängiges Studium zu dem gleichen Resultat gelangten, und ich darin eine Art gegenseitiger Bürgschaft für die Richtigkeit unserer Ansichten erkenne*. Ein DifTerenzpunkt besteht aber doch. Im Frühjahre 1901 habe * 11. Hess: Ueber den Zusammenhang zwischen Schichtung und Bänderung der Gletscher. N. Jahrb. f. Min. etc. Jahrg. 1902. Bd. I. S. 23—34. * Der Benennung »Bänderung« ziehe ich im Folgenden den Namen »Blätterung« vor, weil dieser das Wesen der Sache trifft, wahrend jene sich nur auf das Ausgehende der Blätterung bezieht. Die von mir gebrauchten Bezeichnungen: »Blättening« und »Blatt- tlüchen« sind also mit jenen von Hess: »Bänderung« und oGrenz- tlüchen der Bänder« gleichbedeutend. * Nach Abfassung dieses Manuskriptes theilte mir Professor A- Penck mit, H. F. Reid hat schon am Internationalen Geologen- Congress zu Paris 1900 den Zusammenhang zwischen Schichtung und Blätterung ausgesprochen. 104 Hans Craniirier, ich in einem Vortrag > darauf hingewiesen, dass sich die Blätter, in welche die Schichten des Firnfeldes durch die- Bewegung ausge- walzt werden, in die Richtung des l’liessens stellen. Im darauf- folgenden Sommer gewann ich beim Besuche mehrerer Oetzthaler- gletscher die Ueberzeugung, die Schicht- und Blattflächen sind Flächen der DifTerenzialbewegung des Eises. Im direkten Gegen- satz hierzu sagt aber Hess im letzten .\bsatz seiner Arbeit, dass die Grenzflächen der Blätter {-- Bänder) keine Bedeutung für die Differenzialbewegung der Gletschermasse haben, soweit nicht stellen- weise sehr grosse Schuttmassen zwischen den Blättern eingebettet liegen. — Mit der Abfassung einer grösseren Arbeit über Gletscher- structur und Bewegung beschäftigt, komme ich der von Hess an mich ergangenen Aufi'orderung gerne nach, mich über diesen streitigen Punkt zu äussern. Die verschiedenen Geschwindigkeiten, welche man quer über die Gletscherzungen auf deren Oberfläche gefunden hat, schliessen bekanntlich vollkommen aus, dass die Bewegung der Gletscher in einem Gleiten der Masse als Ganzes bestehe. Es müssen Ver- schiebungen von Eistheilen einlreten. Dieselben können entweder von Molekül zu Molekül oder in der .\rt stattfinden, dass sich die Verschiebungen auf bestimmte Flächen concentriren , wobei zwischen den Verschiebungsllächen Eismengen sich befinden, innerhalb welcher eine gegenseitige Verrückung der Moleküle ansgeschlosseu ist. Die erste Bewegungsart ist nur in einer durch und durch homogenen Masse denkbar. Sobald aber die Masse ein Gefüge aus gesetzmässig angeordneten Molekülgruppen hat, steht zu erwarten, der Zusammenhang der Moleküle ist nicht üljerall der gleiche feste. Die bewegenden Kräfte finden dann mancherorts einen geringeren Widerstand und die Moleküle werden sich gruppenweise nach den Flächen geringster Cohäsion aneinander verschieben. Sehen wir diesbezüglicdi das Eis im Firnleide an ; denn dort nimmt die Bewegung ihren Anfang. — Das Firnois besitzt Korn- structur. Es ist aus lauter einzelnen, verschieden orientirlen Eis- krystallen zusammengesptzt, liat also tliatsächlich ein Gefüge atis gesetzmässig angeordnefen Gruppen von Molekülen. — Das Firneis ist ferner geschichtel. Wie die Schichtung zustande kommt, schildeit Hess auf Seite 24 zutreffend. Der von ihm erwähnte, auf jeder Schneeschichte sich sammelnde Verwitterungsstaub bildet im Firn- eise dünne, flächenförmi.g vertheilte Zwischenlagerungen von Freirul- körpern, welche die Schiclitflächen markieren. Diesen feinen Staub- lagen kommt, wie ich seinerzeit eingehender auseinandersetzen werde, eine sehr wesentliche Bedeutung zu. Sie bilden nämlich durchlaufende Fugen zwischen den Krystallen benachbarter Schnee- scliicliten, und verhindern bei der Umwandlung des Schnees in 1 Den Vortrag hielt ich im geograpliischen Institut der Wiener Universität, wo sich allmonatlich ein Kreis von Geographen zn- sammenfindel. Teber den Zusammenhang zwischen Schiclitung etc. 105 Eis das Wachsllmrn der Krystalle einer Schichte hinüber in die be- jiachbarte Schichte. Sie halten die gegenseitige Verzahnung der Krystalle sich berührender Firneisschichten hintan, sind also Ur- -sachen an der Erhaltung der Schichtflächen. Im »gesunden« Eise, das eine Temperatur unter 0® hat, nehmen wir weder in der Gletscherzunge noch im Firngebiet die Kornstructur wahr, weil die Körner fest aneinander gefroren sind. Durch Schlag oder rasch wachsenden Druck entsteht ein von der Kornstructur und Schichtung ganz unabhängig verlaufender musche- liger Druch. Der Zusammenhang der Moleküle scheint sonach in ■diesem Eise weder an den Korngrenzen, noch an den Schichtflächeu loser wie im Innern eines jeden Krystalles zu sein. AVenn aber .«las Eis auf ()<> erwärmt wird, schmilzt es nicht nui’ an seiner Ge- sammtobeiiläche, sondern auch zum Theil im Innern, indem der Schmelzprocess den gemeinsamen Grenzen benachbarter Körner folgend, der 01)erflüchenschmelzung in’s Eisinnere vorauseilt. Hier- durch wird das Eis bis zu geringer Tiefe in die Einzelkrystalle zer- legt. Unterhalb der gelockerten Schichte bleiben die Korngrenzen dem freien Auge zwar noch immer unsichtbar. Ein mit massiger Kraft ausgeführter Schlag erzeugt jedoch dort nicht mehr einen von der Kornstructur und Scliichtung unabhängig verlaufenden musche- Jigen Bruch wie früher, indem die Bruchfläche jetzt, wenigstens stellenweise, den Korngrenzen und besonders den Schichtflächeu folgt. Daraus geht siclier hervor, dass an den Korngrenzen und vorzugsweise an den Schichlflächen , welche eigentlich auch nichts als durchlaufende und durch Fremdkörper verunreinigte Korngrenzen sind, der Zusammenhalt der^Ioleküle im Eise bei einer Temperatur von 0°, also bei der Schmelztemperatur, ein schwächerer wie inner- lialb eines jeden Kornes ist. Temperaturmessungen, welche Fokül und H.vgknbacji, Blümckk «und Hess, sowie v. Dryg.\eski anstellten, haben ergeben, dass mächtige Eislager in grösserem Abstande unter ihrer Oberfläche constant die Schmelztemperatur besitzen. Desshalb muss auch in ■«Uesen Tiefen das Gefüge nach den gemeinsamen Grenzen der Gletsclierkörner und zwar besonders nach den Schichtflächeu ge- lockert sein. Dazu kommt noch der Druck der überlagernden Eis- >ma.ssen, welcher im gleichen Sinne wie die Wärme wirkt Weil irn P’irnfeld von .lahr zu Jahr neue Schichten Zuwachsen, nimmt mit der Zeit der Druck in der Tiefe und damit der Grad der Lockerung •hysikalischen Eigenscharien und auf die chemische Beschaffenheit bezieht, wobei der Redner an die krystallographischen Verhältnisse des Eisenglanzes und des llmenits, sowie an die des Kalkspaths und des Dolomits erinnert. Dreifach ist die Symmetrie der Krystalle sodann, sofern es nicht nur eine solche nach Ebenen, sondern auch nach Axen von verschiedener Zähligkeit und einem Gentrum giebt. Durch consecpiente Anwend- ung dieser verschiedenen Symmetrien erhält man die 32 nach den Symmelrieelementen zu unterscheidenden Krzstallklassen. die aber, wie der Redner stark betont, immer noch am zwcckmässigsten in den alten sechs durch ihre Axenkreuze charakterisirten Kiystall- systemen untergebracht werden. Er sagt: Den Klassenbestand be- dingen die Symmetrieeigenschaften, die Klassenverbindungen werden begründet durch die Axenkreuze der Kryslallsysteme. Sodann werden die Verhältnisse der Hemiedrie und damit zusammen dei’ Enanliomorphie besprochen und hieran die Erläuterung der Zwillinge und der durch die Zwillingsbildungen vermehrten Symmetrie nebst der Mimesie angeschlossen. Zum Schluss wird darauf aumerksam gemacht, dass die Symmetrie überall bei den Krystallen nicht rein stereometrisch aufzufassen ist, sondern dass gleiche Begrenzungs- elemente sehr verschiedene Genlraldistanzen haben können, so dass dann die rein äusserliche Symmetrie der Form verloren geht. Max Bauer. Hotbpletz, A. : Geologische Alpen forschun gen. 1. Das Grenzgebiet zwischen den Ost- und West- Alpen und die rhätische U e b e r s c h ie b ung. München. Lindauer- sche Buchhandlung. 1900. 8®. 176 S. 69 Fig. (Profde), 4 Einlagen (Profiltafeln) und 1 Farbentafel (tectonische Karte). Hcsprecliungen. 115 Kothpletz , A. : Uelier den Rliiitikon und die grosse rhütische Ue l> e rs cli ie lui n g. (Z. d. d. g. G. Prolok. 51. 1899. 86—93.) Hothpletz, A. : Uel'cr den Rliätikon und die grosse rhütische Ue h ers c li ie Ii ung. (Zeitsehr. d. d.-öster. Aljienvereins. 1900.) Tarnuzzer, Chr. an Herrn Rotuplktz. (Genlralbl. 1'. Mine- ralogie etc. 1901, 8, 233 — 23r>.) Kothpletz, A.; Antwort auf den offenen lirief des Herrn l)r. Tau-NUzzei;. (Centrall)l. f. Mineralogie etc. 1901, 12, 353—360.) In weiterem Verfolg seiner geologischen üntersucluingen in Graubünden hat Rothpletz eine umfangreiche Studie veröirentlicht, deren erster Theil (64 S.) die Stratigraphie, deren zweiter Theil (107 S.) die Tektonik des Rhätikon und des Plessurgebirges sowie der angrenzenden Regionen (Oherhalbstein, Schyn, Calanda, Fläscher Berg) behandelt. Aus dem ersten Theile mögen hier einige der wichtigsten Neuerungen hervorgehoben werden. Perm. Die untere, conglomeratische Aljtheilung des Perm nennt Rothpletz Sernifit, da unter der sonst üblichen Bezeichnung Verrucano in diesen Gebieten manchmal auch Buntsandstein mit einbegrilTen gewesen ist. Als mittleres Glied wird der »Piöthidolomit« eingeführt, worunter der Verfasser die bis über 100 m mächtigen Dolomite hegreift, die sonst meist der Trias zugezählt wurden. Er soll sich durchgängig vom obertriadischen Dolomit durch das Fehlen von Bitumen und der mit Kalkspath gefüllten Hohlräume unterscheiden (!) Trotz ihres Kalkreichthums und ifjrer Radio- larienhornsteinführung werden die fast überall (auch in den meisten ROTHPLETz’schen Profilen) im Hangenden des Lias erscheinenden rothen Schiefer als »Quartenschiefer« angesprochen und als .jüngstes Glied des Perm betrachtet. Die Jaspisgerölle des Buntsandsteins sollen aus solchen permisclien Radiolarienhornsteinen stammen, eine wichtige und ülierraschende Entdeckung, wenn sie sich be- •stütigen sollte. Trias. Im Rhätikon tritt zwischen Buntsandstein und Muschel- kalk ein Rauchwackenhorizont auf, der den »3D/opAor/««-Schichten des Karwendels gleich gestellt wird. ^Vührend im Rhätikon die Trias in den schon durch v. Riehthoeen unterschiedenen Gliedern zur Ausbildung gelangt ist, macht sich im 0. des Rellsthals ein Facieswechsel bemerkbar, der besonders in einer beträchtlichen Mächtigkeitsabnahme der mittleren Triasglieder hervortritt. Ob Arlberg- und Raibler-Schichten vollständig fehlen oder ob nur eine allgemeine Pieduklion eingetreten ist, lässt der Verf. unbestimmt. Im Plessurgebirge werden 4 Glieder, Buntsandstein, Muschelkalk, Dolomit und Kössener Schichten unterschieden, wobei wegen der Fossilarrnuth elienfalls der Zweifel bestehen bleiht, ol) der Dolomit S’" IIG Besprechungen. mir den Hauptdolomit oder auch die älteren Glieder bis zum Muschel- kalk hinab vertritt. Das Rhät transgredirt mancherorts über Perm oder Gneiss. Auf der Strecke zwischen der Geissspitze und Klosters fehlt Trias gänzlich. Lias. Im eigentlichen Rhätikon, d. h. im 0. und N. der rhätischen Grenzlinie tritt der Lias in der Form weisser und rother Kalke (.Vdnether Facies) auf. Die Schiefer im Hangenden desselben deutet Rothpletz abweichend von v. Richthofen nicht als Algäu- schiefer, sondern als Flysch. In dem weiten Gebiete der Bündner Schichten werden Algäuschiefer und Flysch unterschieden , jene durch das Falknisconglomerat, durch Crinoidenkalke und -schiefer, letztere durch die Flyschalgen, durch lagenförmige Hornsteine und fein- körnige Sandsteine ausgezeichnet. Dem Flysch fällt fast der ganze Prätigau N. des Landquartthals und ein schmälerer Streifen zu, der in bogenförmigen, angenähert N. — S. Verlaufe vom östlichen Prätigau ausgehend das Plessurthal schräg durchquert, die I-enzer Heide begreift und zipfelförmig gegen 0. im Landwasserthale endigt; der Rest wird als Lias angesprochen, obgleich mit .Vusnahme der frag- lichen Reste des Faulliorns Versteinerungen fast ganz darin fehlen. Die vom Ref. zum Cenoman gestellten Radiolarienhornstein führenden Gongiomerate des Plessurgebirges sollen ebenfalls dem Lias ange- hören. Bemerkenswerth erscheint die .Vuffindung von Belemniten in den Schiefern, welche das Hangende des Dolomit und Gyps unter- halb Tiefenkasten bilden. .\ls ein drittes Glied der Schieferbildungen werden die palaeo- zischen Schiefergesteine betrachtet, welche in Verbindung mit grünen Schiefern das Oberhalbstein erfüllen und hier das Liegende vom Piz Toisa bilden. Ihre südliche Fortsetzung finden sie, wie Rothpletz schon früher ausgeführt hat, in der Via mala, dem Piz Beveriu und der Unterlage der Splflgener Kalkberge. Ihre Erkennungs- zeichen sind bei dem Mangel jeglicher Versteinerungen die Führung von grünen Schiefersteinen, von krystallinen Kalken und Dolomiten an ihrer Basis, ferner die Ueberlagerung durch Perm und Trias (so- weit es sich um normale Auflagerung bandelt? — Ref.). Tithon. Dogger und Malm sind bisher in Bünden noch nicht nachgewiesen, dagegen ist fossilführendes Tithon aus dem Zuge der Drusenfiuh, Sulzfluh, Scheinenfiuh schon früher bekannt ge- Avorden. In der Umgebung des leztgenannten Berges fand Verf. Ncrinea consohrina, Actaeonina ntricidnm. Diceras Lucii, an der Sulz- fluh Itieria Staszyci und Petemin gmnulosa. Dem unteren Tithon Averden auch die Couches rouges, deren Aveite Verbreitung im Pihäti- kon bestätigt A\ird, zugerechnet, AvieAvohl ihr jungcretacisches Alter in letzter Zeit sehr Avahrscheinlich, Avenn nicht sicher geAvorden ist. Von der Scheinenfiuh zieht das Tithonband, meist von älteren Gesteinen unsicherer Stellung und krystallinen Schiefern (Gneis.s) überlagert bis Klosters. Auch das oft erAvähnte Kalkvorkommen von Gargellen hat sich als Tithon crAviesen und zAvar als die östliche r.esprocluingeri. 117 t'ortselzung des eben ei'Wähnten von Gneiss überlagerlen Streifens. Das Tithon zeigt iin Priitigau eine ausgesproclien transgressive l.agemng, indem es niclit nur dem Lias, sondern manclierorts auch ■dem Perm oder dem Gneiss direkt auflagert. Flyscli. Den Flyscb, als dessen sicheres Kennzeichen das Vorkommen der Itekannten Fucoiden (Phycopsis) betrachtet wird, fand Hotiiuletz namentlich im llhätikon in grösserer Verbreitung xuls bis jetzt angenommen wurde. Selbst im Triasgebiete des Rhätikon soll ein langgestreckter Schieferzug, der direkt rothem Liaskalk oder lihat auflagert und der früher für Lias gehalten ist, Flysch sein. Auch im Plessurgebirge und in der Albula-Region tritt er in grö.sscrer Ausdehnung auf. Ob er nun dem Oligocän ent- spricht oder bis ins Eocän, wenn nicht gar bis ins Senon binab- reicht, wird unentschieden gelassen. Basalt und Serpentin (unter ersterem Namen werden die sonst als Diabas, Spilit etc. bezeichneten Gesteine verstanden) sind auch nach Rothi>lp;tz sehr Jung, vielleicht postoligocän und haben — was Kenner der stark zeniuetschten Serpentine nicht ohne Erstaunen lesen können — die grossen tektonischen Bewegungen nicht mitgemacht, im Gegensatz zu den griinen Schiefern des Ober- halbsteins und der Gegend des llintei rheinthaLs, die als bezeicbnend für paltäozoische Schichten gelten. G 1 a c i a 1 e A b 1 a g e r u n g e n. Ausser einigen Bemerkungen über die altglaciale Nagellluh von Bürs l)ei Bludenz linden wir eine Schilderung der besonders ausgedehnten Moränenbedeckung des unteren Landquarttals. Die Frage, warum gerade hier wie im Plessurthal eine ungewöhnlich starke Anhäufung durch den Silvretta- gletscher stattgefunden hat, beantwortet Rothpltctz dahin, dass diese; Thäler an ihrem Ausgange durch Felsenschranken versperrt waren, die das Eis schwer übersteigen konnte und dass, wenn dies ge- schehen, eine Stauung an dem viel mächtigeren Rheinthalgletscher Platz greifen musste. Der tektonische Th eil der Arbeit bringt eine Fülle von Detailuntersuchungen aus dem Rhätikon, dem Plessur- und Albula- ■gebirge. Auf ihre Wiedergabe müs.sen wir, als im Prahmen eines Referats unmöglich, verzichten. Die grossen Züge des Baues und der Geschichte dieser Gebiete gestalten sich nach Botiipi.ktz lölgendermaassen ; Unabhängig von der Begrenzung der drei grossen Gebirgs- gruppen wird ein unteres r hä tisch es Gebirge von einem oberen unterschieden. Sie zeigen in Zusammensetzung und Bau wesentliche Verschiedenheiten. Das untere rhätische Gebirge bestehtim VVesenllichen aus Flysch, unter dem in dem nördlichen Faciesbezirke Eocän, Kreide und Jura in belvetischer Facies, im südlichen dagegen Tithon und Lias in ostalpiner Facies liegt. Der letztere Bezirk ist noch durch das Auftreten der polygenen Conglomerate im Lias und durch 118 Bespreclmngen. die Iransgredirende und discordante Aiinagemng dieses Gliedes auf Trias, Penn, Palaeozoicum und Gneiss ausgezeichnet. Audi da>r 'l’ithoa liegt hier discordant auf Lias, desgleichen der Flysch auf Tithon. Die herrschende Streichrichlung der Falten ist SW. — XO. Das obere r hä tische Gebirge begreift die östlich der grossen rhätischen Ueberschiebung.slinie gelegenen Theile. Fly.sch ist nur spärlich darin entwickelt; er liegt discordant auf Tithon, Trias, Lias, Perm. Tithon nur im südlichen Uhätikon als Kalk der Sulz- und Drusenlluh entwickelt, weiterhin erst wieder im Engadin vorhanden. Goncordant darunter Lias, im Uhätikon in Adnethei', im Albula- und Plessurgebirge in Allgäuer Facies auftretend. Trias tritt im Uhätikon in der bekannten Ausbildung, im Plessur- und Albulagebirge in mehr dolomitischer Facies auf, discordant auf Perm oder Gneiss ruhend. Von palaeozoischeu Schichten ist nur Perm entwickelt. Auf der rhätischen Ueberschiebungsfläche, die Uüth- i’i.KTZ ein wenig mehr nach innen verlegt als der lief, es gethan hatte und die Uotupletz von Tiefenkastel an ins Oberhalbstein fortsetzen lässt, denkt sich Uothiu.etz das obere rhätische Gebirge über das untere hiuübergeschoben, aber nicht etwa in wechselnder, stets senkrecht zum Schichtenstreichen verlaufender Uichtung, wie Uef., sondern ausschliesslich in der Uichtung 0. gegen W. Dadurch ge- langt UOTiU’LETZ daun zu einem ganz gewaltigen Ausmaas.s der Hüiizontalverschiebung, für welches die Tiefe der Prätigau-Bucht (ca. 30 km) als Minimum angenommen werden muss. Nach dieser Auf- fassung wäre der gesammte Uhätikon wurzellos und mindestens 30 km von 0. her gewandert, .\usser den Falten, die im oberen rhätischen Gebirge theils NO. oder ONO., theils N. — S. streichen, glaubt der Verfasser zahlreiche Verwerfungen von ver.schiedeuem Alter gefunden zu haben. Die ältesten Ver- werfungen, zu denen besonders die Linie Tiefenkastel — Splügen gehört, sind der Hauptlältung nachgelölgt, aber der Ueberschiebung vorausgegangen. In die Zeit der Ueberschiebung möchte Uotupletz die Spalte Tilisuna-Gallei verlegen, welche sowohl die obere wie die untere Schubmasse durchsetzt, die aber ein schmaler Streifen mit gesondertem Faciesgebiete von der oberen abtrennt. Unter den jüngsten Verwerfungen w'erden als Längsverwerfungen die Linie Vaduz — Bludenz, lleuspiel — Bhulenz und Glecktobel — Filisuna, als quere Lünersee— Bludenz, Schweizerthor — Parsenn — Parpan, Tili- •suna -Klosters, Selfranga-Klosters und Stein — Tiefenkastel unter- schieden. Wenn diese jüngeren Dislokationen auch kein sehr be- deutendes -Vusmaass erreichen, so werden sie doch als die Ursachen besonders aulfälliger orograiihischer Erscheinungen wie die des lainersee’s, des Schweizerthores, des Grubenpasses etc. betrachtet. ln die Zeit nach d e r U c b e r s c h i e b u n g verlegt UOTtr- PLKTz die Durchbrüche von Serpentin und der anderen ophiolilischen nesprecluuigeii. 110 Gesteine — liier schlechtweg Basalt genannt — , die sowohl die untere als die obere Schnbniasse durchsetzen. Ini letzten Kapitel der Schrift, Orogenetischer Ausblick be- titelt, versucht der Verfasser solche Fragen zu lieantworten, deren Lösung aus der Behandlung des engeren Arbeitsgebietes nicht möglich ist, in erster Linie die Frage nach der westlichen Fort- setzung der unteren rhälischen Gebirgsinasse. Seiner AulTassung nach steht sie nach S. zu mit dem Piz Beverin und den Splügener Kalkbergen in Verbindung, gegen W. lindet sie ihre Grenze an der Linie des Vorderrheines, mit anderen Worten, sie ist nur die öst- liche Fortsetzung der Glarner Ueberschiebungsmasse. Diese setzt aber über den Walensee durch die Churfirsteii und den Sänlis bis nach Vorarlberg fort, wo sie gleichfalls die Unterlage der rhälischen Schubmasse bildet, wie in Bünden. Da nun das Minimal-Ausmaass des Glarner Schubes in 0.— W.-Bichtung 40 km (vom Ostrande des Calanda bis zur Westseite des Linththals), die rhätische Schubbreite mindestens ilO km betr.ägt, so »kann man b e h au [i t e n , j e d e r Punkt der Glarner Schubmasse lag ursprünglich 40, jeder der rhälischen Sc h u li m a, s s e 70 k m w e i t e r ö s 1 1 i c h. « Um unserer Vorstellung mit einem concreten Beispiel zu Hülfe zu kommen, führt der Verf. den Leser aid' die Spitze der Scesaplana. »Unter uns haben wir zunächst die rhätische Schubmasse mit ihren Triassedimenten in einer Mächtigkeit von über 1500 m, darunter die Glarner Schubmasse mit einer wahrscheinlich ebenso grossen Dicke. Fast 3000 m unter unseren Füssen ist mithin die feste Basis der Erdkruste, . . ., zu erwarten.« Diese tritt erst im W. des Bheins zu Tage und bildet die Galandakette sowie die Grundlage der Glarner Ueberschiebung bis zum Tödimassiv. Nach N. und S. verschwindet sie wieder unter der Ueberschiebungsdeeke und tritt nur im N. des Walensees unter der Ghurfirsten und als schmaler Streifen am Nordrande des Alpengebirges vor dem Säntis mul seiner Fortsetzung, den Vorarlberger Kreideketten, zu Tage. Alles Uebrige in diesem weiten Gebiete ist iivach Botiipletz wurzellos und zumeist um die angegebenen Beträge (30 resp. 70 km) von Ost nach West ver- schoben. Eine kritische Beleuchtung aller stratigraphischen und tekto- nischen Ergebnisse der RoxuPLETz’schen Arbeit durch den Bef würde ein Werk von annähernd gleichem Umfange erfordern, wie die Originalarbeit. Da sich der Verf. nicht darauf beschränkt bat, seine Vorstellungen über die Tektonik ausschliesslich in wissen- schaftlichen Arbeiten zur Discussion zu stellen, sondern sie als ge- gesicherte Resultate auch dem Laienpublikum des deutsch-öster- reichischen Alpenveroins zu unterbreiten, so sieht sich Ref., in ähn- licher Weise wie cs Dienep. in einem Referate in Petehmann’s Mittheilungen (15)01, Lit. B. p. 10) gethan hat, genöthigt, laut Einsprache zu erheben gegen den Versuch, den gordischen Knoten der Bündner und Glarner Geologie durch Gewalthieb zu lösen, d. h. in diesem 120 IJesprecliungeii. Falle durch die Annahme immenser Ueberschiebungen, deren that- sächliches Vorhandensein nicht nur nicht erwiesen ist, sondern nicht einmal wahrscheinlich gemacht werden kann. Bis jetzt hat noch Nie- mand den Flysch, der sich unter dem ganzen Rhätikon hindurch er- strecken soll, auch nur an einer einzigen Stelle im Rhätikon selbst gesehen ; er wird als Unterlage n u r a n den Rändern sichtbar. Wie Rotiu’lktz in der Vorrede treflend hervorhebt, »ist ver- loren, wer ohne stratigraphische Aufklärung den Bau dei' Alpen ent- wirren will. Man kann das nicht oft und laut genug wiederholen.« Auf welch trügerischen stratigraphischen Fundamenten Rothpletz die Tektonik aufgebaut hat, davon giebt am besten ein Vergleich mit der im Nachfolgenden besprochenen Arbeit von Tn. Lorknz Aufschluss. Steinmann. Lorenz, Th.: Geologische Studien im G r e Ji z ge b ie t e zwischen helvetischer und os t alpin er Facies. II. Th eil. Südlicher Rhätikon. (Ber. naturf. Ges. Freiburg i. B. 12,1901, 34 — 62, 9 Taf., 19 Textfiguren.) Lorenz hat im Anschluss an seine Monographie des Fläscher Berges (Beitr. z. geol. K. d. Schweiz; N. F. 10, 1900) den südlichen Rhätikon eingehend studirt und eine Spezialkarte im Massstabe 1:50 (XX) aufgenommen, die das Falknisgebiet und den Südabhang der Scesaplana bis zur Drusenfluh umfasst. Weiterhin führen 22 z. Th. kolorirte Profite und eine Anzahl von Spezialkärtchen und Ansichten in das Verständnis des verwickelten Baues ein. Trotz der berüchtigten Armuth an Fossilien, die dieses Gebiet ebenso wie Graubünden auszeichnet, ist es dem Verf. gelungen, die Schichtfolge fast durchgängig durch bezeichnende Funde sicher festzulegen. Das gilt auch vom l’lysch, der gerade in diesem Gebiete sich sehr reich an Algenresten erwiesen hat. Da diese aber, wie Verf. nach- weisst, nur unzuverlässige Daten liefern, so ist der Fund eines offenbar auf sekundärer Lagerstätte befindlichen eocänen Orbitoiden in der Flyschbreccie des Falknis von grosser Bedeutung, denn er beweist, dass der dortige Flysch wirklich posteocänen d. h. oli- gocänen Alters ist. Von Ganey wird eine nicht benannte neue Algenforni von Lepidodendron-artigem Habitus beschrieben. Ab- weichend von Rothpletz kennt Lorenz den Flysch nur vom W.- und S.-Rande des Falknis nicht aus dem Hoch-Gebirge selbst. Obere Kreide ist in weiter Verbreitung in der Facies der Gouches rouges entwickelt. Ausser den bekannten Foraminiferen und Inoceramen wurden Belemniten gefunden, die vielleicht zu B, nmcronata gehören. Die bezeichnendste Foraminifere dieses Hori- zonts ist Globigerina Linnaeana d’ORR, (= Discorhina canaliculata Rss. “ Palvinuluvi fricarinata Quer.), die auch in der Scaglia häufig aiiflritl. Bemerkenswerth ist der von Lore.nz geführte Nachweis, iiesprechungeii. 121 •dass llacliolarien in den Couches rouges der Freiburger Alpen und andererorts (nicht aber im Rhätikon) häufig mit den Forammiferen zusammen Vorkommen. Wie spärlich auch die Fossilfunde der Conches rouges im Allgemeinen sind, so genügen doch die im Berner Museum auf- bewahrten und von Steinmann neu untersuchten Funde (aus welchen nnv Ti’rehratidiim striata hen'orgehoben werden möge) um ihr jung- crelacisches Alter mit Sicherheit zu erweisen. Die im Wesent- lichen wohl gleichaltrigen Sewenschichten fehlen im Rhätikon selbsl; linden sich aber am Ausgange des AYildhaustobels bei Balzers in dem Habitus noch typisch ausgebildet, jedoch ohne die fast ganz aui diese Facies beschränkte und für sie sonst allgemein leitende Fora- miniferen, die von K.vüfmann als Lagena ovalis bezeichnet worden ist. Für diese schlägt Louenz den neuen Gattungsnamen Pithonclla vor, da sie sich von Lagena durch ihre tonnenförmige Gestalt, die con- stant vorhandenen doppelten Polöffnungen und durch ihre Dick- wandigkeit unterscheidet. Untere Kreide. Von wesentlicher Bedeutung für die Stratigraphie und Tektonik des Rhätikons muss der Nachweis gelten, dass überall normal im Liegenden der oberen Kreide und im Hangen- den des Tithons ein mächtiges Schichtsystem von flyschartigem Charakter, mit Einlagerungen feinkörniger Breccien vorhanden ist, welches bisher von allen Forschern entweder für Lias oder für Tertiärflysch gehalten worden ist. Es handelt'sich um eine besondere Flachsee- und Küstenfacies der unteren Kreide, die einerseits in den breceiösen Lagen, der »T r i s t e 1 b r e c c i e«, Orhitnlina lenticularis, eine mässig erhaltene Diplopore {D. Mühlbcrgeri) — auch im Sclirattenkalk der Dauphine nachgewiesen — und nicht selten Belemnites suhfusijonnis führt, andererseits in ihren kalkig-schiefrigen Horizonten in weiter Verbreitung eine reiche Algenllora enthält, deren sicher bestimmbare Glieder {Phgeopsis arhascitla, affinis, Targioni, ■intricata etc. von den Formen des Oligocänflyschs nicht zu unter- scheiden sind. Innerhalb des mächtigen Kalkschiefer-Cornplexes nimmt die Tristelbreccie, welche auf der Spezialkarte auch als ge- sondertes Glied ausgezeichnet ist, wahrscheinlich den Horizont des Schrattenkalks (Urgo-.\ptien) ein. Jura. Lop.e.nz hat am S.- Abhange des Rhätikons keine Ge- steine gefunden, die mit Sicherheit als Lias zu bezeichnen sind, trotz der (vielleicht aus dem höheren Rhätikon stammenden und erratisch verfrachteten) Funde von Ammonites radians und einer Lias-Terebratel (Churer Museum). Was man bisher dort für Lia.s, angesprochen hat, gehört entweder dei' unteren Kreide an oder ist, wie die Schichtfolge von grauen Kalken mit Einschaltung der sog. Falknisbreccic, Malm, wie Lobenz durch Fossilfunde tithonischen Alters (l‘rosopon marginatuni, Spondylus globosus, Heterodiceras cf. Lad etc.) darlhut. Die kalkige Grundmasse der Falknisbreccie führt eine Foraminifere — Calpionella alpina n. g. die auch im 122 llesprechungen. Aplychenkalk der sclnveizer Klippen und in gleicludUigon Sclnchlen der lombardischen Seeregion verbreilet isl. Der ^lalni Irin im LonEXz’sehen Untersnchnngsgebielü in vier, vielleicht gar in fünf verschiedenen Facies auf; 1. als graue Kalke mit llornsteinen und Falknisbreccie, 2. als hellgraue, z. Th. oolithische, auch dolomitische Neiineenkalke, 3. als bunte Radiolarieidiornsteine (die Louenz auch in den Freiburger Alpen nachgewiesen hat), K als dichte graue Kalke (ChMelkalk) und ? ö. als rothe, brecciose Kalke und Mergel. Als Gonpionenten der Falknisbreccie fand Lühe.nz von massigen Gesteinen nur Granite, Grainlporphyre, Lamproi)hyre und Aplite, von Sedimenten Triaskalke und -dolomite. Ein Vergleich der von Rotupletz und Louenz ermittelten Schichlfolge des Jiira und der Kreide gestaltet sich folgendermaassen: Rotupletz 1900 Tertiar-Flysch z. Unteres Tithon Tertiär-Flysch z. '1. Lias, Malm, Perm Lias Lorenz 1901 Oligocänilysch Obere Kreide (Gouches rouges) Untere Kreide incl. Tristelbi'eccie) .Malm 7 •> 7 Die Trias, welche haupts' chlich im N. der grossen Rhätikon- Ueberschiebung verbreitet ist, hat Lore.nz nicht eingehend unter- sucht. In seinem Gebiete lindet sich an der Basis des Muschelkalks ein fossil frei er, Ilyschartiger Horizont, der »Streifenschiefer Theo- bai.d’s«, der keine Fossilien geliefert hat. Von älteren Gesteinen wären die hekannten Triasglieder des hohen Rhätikons und der Gneiss im N. der Drusenlluh zu erwähnen. Die Facies der mesozoischen Sedimente im südlichen Rhätikon stimmt weder mit der oslalpinen, jenseits der rhätischen Ueber- schiebung herrschenden, noch mit der helvetischen, wie sie am benachbarten Fläscherberge entwickelt ist, überein; dagegen zeigt sie sowobl in der .Vusbildung des ^lalm als der oberen Kreide auf- fallende .Vehnlichkeit mit der Ausbildungsweise dieser Glieder in den schweizer Klippen und in den Freiburger Alpen, weshalb sie von Louenz ganz pa.ssend als vindelicischc im Sinne Quereau’s unterschieden wird. 5Iit dieser Deutung harmonirt auch ganz gut das -Vuftreten von Diabasporphyriten (oder Spiliten), wie sie aus der Klippenregion bekannt sind. Die vindelicische Facies stellt sich auch hier als eine Mischfacies zwischen helvetischer und ostalpiner dar; sie begleitet in der Form eines schmalen Bandes, das sich in der Falknisgegend etwas ver- breitet, den Südrand des hohen Rhätikons. Tektonik. In dem westlichen Theile des südlichen Rhätikon konnte der Verf., wie auch am Fläscherberge deutlich zwei Faltungs- richtungen unterscheiden, eine ältere, durch NW. — SÜ.-Streichen bezeichneto, welche als rhätische Bogenfaltung unterschieden wird und die concentrisch mit der Glarner Bogenfaltung verläuft, und Besprechungen. 123 eine jüngere, die llauptalpenfaltung, die dem schon gefalteten liehirge ein mehr untergeordnetes SW. — NO.-Streichen und eine in «liesem Sinne verlaufende Transversalschieferung aufgeprägt hat. Die primäre Faltung hat sich theils in kontinuirlichen Falten, theils in üeberschiebungen innerhalb der vindelicischen Schichtfolge aus- gelöst. Es können drei über einander liegende Schuppen unter- schieden werden, die im W. vom Falknis unter Herausbildung zweier über einander liegender Falten auf zwei reducirt werden. Der ge- summte Coitiplex der vindelicischen Zone ist Ober den Flysch des Prätigau hinübergeschoben und wird seinerseits von der Triasmasse des hohen Hhätikon in ostalpiner Facies schuppenartig überdeckt. Für Loue.nz endigt die rhätische Ueberschiebung bei Vaduz und ihre scheinbar continuirliche Fortsetzung am NW.- und N.-Rande des Rhätikon Lst ein Erzeugniss der späteren Hauptalpenfaltung. Im östlichen Theile des südlichen Pihätikons (0. des Tschingeli verschmälert sich die vindelicische Jura - Kreide - Zone zu einem hickenhaften Bande, das erst im 0. des Gavelljochs sich wieder etwas verbreitert und den Zug der Kirchlispitzen— Drusenfluh — Salz- fluh bildet. Mit dieser Verschmälerung geht eine .Venderung des tektonischen Verhaltens Hand in Hand: wurzellos schwimmen die Erosionsreste der Zone auf dem Flysch und ihr Klippencharakter kommt noch dazu in einer »chaotischen« Aufeinanderfolge der Schichten zum .\usdruck. An zahlreichen Specialprofilen und Kärtchen erläutert Lore.vz dies Verhalten. Die Zusammenpressung und das Durchstechen der einzelnen Glieder der Schichtfolge geht stellenweise so weit, dass auf der Karte J : 50000 die einzelnen sonst so mächtigen und gut unterscheidbaren Glieder nur als »QueLschzonen« ausgezeichnet werden konnten. Diese rudimentäre Ausbildung der r h ä t i s c h e n V o r z o n e (wie Ref. die Region vinde- licischcr Facies nennen möchte) zwischen Tschingel und Cavelljoch ist auch der Grund, weshalb die Scesaplana von S. aus gesehen sich so majestätisch über dem Prätigau heraushebt. Gerade am Fusse der Scesaplana bei der Alp Fasons und in der Nähe des Scesaplanazuges, wird die Zerdrtickung der Vorzone besonders deutlich beobachtet, indem sie hier auf ein Band von 20 — 30 m Mächtigkeit reducirt erscheint, an dessen Zusammensetzung sich ausser dem Flysch, Trias, Tithon , untere und obere Kreide sowie Diabasporphyrit in ungesetzmässiger Verknüpfung betheiligen. Wieder ein anderes Bild bieten die Profile im 0. des Gavelljochs. Der von oberer Kreide umhüllte Tithonklotz der Kirchlispitzen liegt wurzellos im Flysch und kleinere, aus Streifenschiefer, Malm (als Breccie, Kalk und Radiolarienhornstein) bestehende Klippenschollen liegen davor und dahinter. Mit Recht hebt Lorenz hervor, dass aus den .\lpen kein zweites Gebiet bekannt sei, in dem man mit solcher Klarheit den seitlichen U ebergang von Faltungs- und Schuppenstructurin typisch klippenartige Lagerung beobachten kann. 124 Besprechungen. Für die Erforschung der Geologie Bündens bedeutet die LoRENz’sche Arbeit einen wesentlichen Fortschritt, insofern sie für ein freilich beschränktes, aber zugleich auch höchst verwickeltes Gebiet eine gesicherte, durch Fossilfunde präcisirte Schichtfolge schafft und die Lagerungsverhältnisse nicht nur in grossen Zügen, sondern auch im Einzelnen aufklärt. 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Der oft beschriebene typische Hornblende-Andesit vom Stenzel- berg im Siebengebirge zeigt bekanntermaassen Ausscheidungen von Plagioklas und Hornblende in einer Grundmasse, welche u. d. M. aus fluidal oder divergent gelagerten Leistchen und Blättchen von Plagioklas nebst etwas Augit, Biotit, 3Iagnetit, Apatit besteht und ausserdem eine spärliche Menge von hellem Glas in sich besitzt. Die ausgeschiedenen Feldspathe dieses Gesteins enthalten ganz eigenthümlich beschalTene Glaseinschlüsse, welche, soviel mir hekannt, in dieser Art noch nirgendwo beobachtet worden sind, weshall) eine kurze Erwähnung derselben gerechtfertigt sein dürfte. Sonst hat in den gewöhnlichen Fällen die Aufnahme der Glas- partikel gleichzeitig mit dem Wachsthum des Krystalls statt- gefunden; erstere, oft negative Krystalle darstellend, wie z. B. die Glas-Ikositetraeder in den Leuciten, die Glashipyramiden in den Quarzen, liegen alsdann isolirt durch die ganze Krystallmasse, ge- trennt durch die letztere, vertheilt. Genau das entgegengesetzte Verhalten zeigen die in Rede stehenden Plagioklase, welche nebenbei bemerkt, auf OP (001) fast genau parallel mit der Zwillingslam ellirung auslöschen, also am unteren Ende der Oligoklasreihe stehen. Die verschiedenen Schnitte derselben enthalten nämlich manchmal relativ dicke Kerne von reinem Glas in sich, welche in bemerkenswerther Weise eine äussere Begrenzung zeigen, die mit der äusseren automorphen Gontour des Feldspaths übereinslimmt. Diese Glasmassen sind von einer dunkelgrünen Farbe, welche derart derjenigcji der andesitischen 9 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. Edward Zalinski, Ueber eigentliiiniliclie 1 30 Augile ähnelt, dass man auf den ersten Blick die centralen Ein- schlüsse mit Augit verwechseln könnte. Zwischen den gekreuzten Nicols bekunden sie aber ihre hyaline Natur durch die bei jeder Stellung eintretende totale Dunkelheit. Die Grenze zwischen dem innerlichen Glas und dem umgebenden Feldspath ist allemal äusserst scharf. Fig. 1, wie alle anderen schemalisch gezeichnet, zeigt den gewöhnlichsten Fall, welcher keiner Erläuterung bedarf. ln Fig. 2 ist es ein Karlsbader Zwilling von polysynthetisch- lamellirlem Plagioklas, welcher den Glaskern umschliesst. Wie Fig. 3 erweist, besitzen die Contouren des Glaskerns atich wohl Hächen, welche in der äusseren Feldspathbegrenzung nicht mehr zur Ausbildung gelangt sind. Mit Schnitten dieser Art sind andere verknüpft, bei welchen, indem abermals der innerste Kern aus Glas besteht, während des Weiterwachslhums einzelne dünne zonare Lagen von Glas in den Feldspath eingeschaltet erscheinen (Fig. 4); dal)ei sind wohl eben- falls während des späteren Wachsthums der Krystalle gewisse anfangs vorhandene Flächen verloren gegangen. Vielleicht könnte man auf die Yermuthung kommen , es werde ein Anblick wie ihn Fig. 1, 2, 3 gewährt, dadurch hervorgebracht, dass im Innern des Feldspaths dennoch ein von einer Glasschicht umgebener Feldspathke rn stecke, und nun der Schnitt gerade durch die Glaslage parallel derselben geführt worden sei, ohne den centralen Feldspath hervortreten zu lassen, ülan braucht nur die ausserordentlich grosse Menge von Feldspathschnitten mit reinen Glaskernen in Betracht zu ziehen, um diese Yermuthung als ganz unwahrscheinlich fallen zu lassen. Man könnte sich andererseits auch vielleicht die Erscheinungs- weise von Fig. 1 dadurch entstanden denken, dass ein Feldspath innerlich grösslentheils bis auf eine Schale von dem Magma resorbirt, und nun der Schnitt gerade so geführt worden sei, dass die Stelle, wo das corrodirende Magma eindrang, nicht zu erblicken ist. In tler 'l'hat kommt anderswo bei Noseanen, Apatiten, Magnetiten ein solches innerliches Eindringen corrosiver Masse vor, und günstige Fig Olaseinschlüsse in andesitischen Feldspalhen. 131 Schnitte zeigen dann auch eine von letzterer eingenommene Lücke in der Krystallumgrenzimg; auf diese AVeise sind ja ebenfalls manche sog. Grundmasse-Einschlüsse in Quarzen der Porphyre und Khyolithe als isolirt erscheinende Durchschnitte von hineinragenden Grundmasse- Aesten zu erklären. .\her in allen diesen Fällen, mag es sich um Erscheinungen in Basalten, Diabasen, Porphyren handeln, stimmt die in das Innere eingedrnngene Corrosionsmasse allemal mit der umgehenden Grundmasse, von ■welcher sie eben ausging, überein. ln den vorliegenden Präparaten aber haben die Kerne im Feldspat!) mit der angrenzenden andesitischen Grundmassse gar nichts zu thun, bestehen eben aus reinem grünen Glas. Es ist deshalb wohl ebenfalls ausgeschlossen, den zuletzt erwähnten Er- klärungsversuch heranzuziehen. Wenn in einem einzigen Falle ein Schnitt wie Fig. 5 beobachtet wurde, ein ziemlich dicker Glaskei’n mit einem höchst winzigen Feldspathparlikelchen in der Mitte, so hat das letztere aller AVahr- .scheinlichkeit nach mit der äussern Feldspathmasse überhaupt nichts zu thun, sondern es handelt sich hier um einen der üblichen fflaskerne, welcher zufällig schon einen kleinen Feldspathmikro- lithen in sich enthielt. Die vorerwähnten Erscheinungen lassen wohl nur die Deutung zu, dass rund um einen vorhandenen Theil des Schmelzmagmas sich ausscheidende Feldspathsubstanz allseitig in der AA'eise fest wurde, dass vermöge der Krystallisationskraft derselben die magma- tische Alasse selbst in die Feldspathform gepresst wurde. Im Falle der Fig. 5 könnte man vermuthen, dass die Krystallisationstendenz des Feklspaths selbst auf die Position des im Glaskern liegenden, anfänglich vielleicht ganz anders gerichtet gewesenen Feldspath- mikrolithen einen Einfluss ausgeübt habe. Bei den sonst üblichen Glaseinschlüssen hat vorhandene K rys tall s u bstan z den Schmelzpartikel mechanisch in sich aufgenommen und ihm eventuell eine polyedrische Form gegeben; hier ist umgekehrt der Feldspat!) erst um einen bereits vor- handenen, und als Ansatzpunkt dienenden Alagmatheil zur Ausscheidung gelat^gt. Dass der Glaskern dunkelgrün, die in der Grundniasse spärlich vorhandene Glasbasis fast farblos ist, wird einfach dadurch erklärt, dass zur Zeit der Umhüllung des ersteren eine grosse Menge von später ausgeschiedenem Magnetit sich noch in magnaatischer Lösung befand. Schliesslich mag noch erwähnt werden, dass die geschilderten A'erhältnisse jedenfalls an Ort und Stelle selten und nur auf gewisse Theile des Stenzelberg-Andesits beschränkt sind, denn in einer reichlichen Menge von Präparaten desselben war nichts davon zu entdecken. 132 E. Koken, Eine altsilurische Bohrmuschel, Eine altsilurische Bohrmuschel, Litho bia atava Ko. Von E. Koken. Mit 2 AbbUduD^en. Tübingen, Januar 1902. Bohrende Zweischaler werden zuerst aus der Steinkohlen- l’ormalion angegeben und zwar aus der Gruppe der Mytiliden. Sehr viel später, wenn man von der noch wenig bekannten leredo antiqua Mc COY aus dem Kohlenkalk absieht, deren generische Stellung noch näher präcisirt werden muss, treten Bohrmuscheln aus den Familien der Gastro chaoiiden und Pholadiden auf. Die abweichende Lebensweise hat einschneidende Aender- ungen im inneren Bau und in der Schale heiamrgerufen und man hat im Allgemeinen angenommen, dass derartig specialisirte Typen relativ jung sein müssten. Oefter schon hat ein der- artiger Schluss sich als trügerisch erwiesen — ich erinnere an das hohe Alter der Girrhipedier, von deren Gattungen Pollicipes schon im Obersilur vorkommt. Vor einigen Jahren entdeckte ich in einem untersilurischen Gastro- poden die Gänge und Schalenreste einer kleinen interessanten Bohrmuschel ; in der Hoffnung, gelegent- lich das Material zur Unter- suchung vermehren zu können, habe ich die Publieation zurück- gestellt, allein bisher ist mir kein neues Stück vor die Augen ge- kommen. Ich gebe nunmehr hier eine kurze Beschreibung und Abbildung. im l)a', tischen Untersilur ist die Schicht des Vaginatenkalkes (Ü3 in Fn. Schmidt’s Bezeichnung) besonders reich an einigen, ge- wöhnlich auch gut erhaltenen Gastropoden, die z. Th. schon seit langer Zeit bekannt sind. Beim Präpariren eines von Palms stammen- den Esein|»lares von Maclurea helix Eicnw., welche ich von den echten Maclureen abgetrennt und zu Lesueurilla gestellt habe,, bemerkte ich Eindrücke, welche von bohrenden Organismen her- rühren mussten, und beim Zersprengen des Stückes gelang es iiicbt nur die Bohrgänge, sondern auch einige der in ihnen stecken- den kleinen .Muscheln frei zu legen. Leider sind sie alle ziemlich stark beschädigt, sodass ich über die wichtigsten Gharaktere der Schale wie Schlo.ss, Muskeleindrücke und Mantellinie keine Auskunft iieben kann. Fig. 1. Lesueurilla helix Eichw. sp. mit Lifhobia atava. Vaginatenkalk. Lilholjia atava Ko. 133 Die Auslüllung: des Rohrganges ist cylindriscli, öfter etwas gebogen; der Durchmesser der Röhre betnig am grössten Stück nur ca. 3 mm. Von einer keulenförmigen Anschwellung ist nichts zu bemerken. Die Schalen haben die Form einer Modiola, sind an der Vorder- seite verschmälert und die Region des etwas hinter dem Vorderrand gelegenen "Wirbels hebt sich rundlich heraus. Die Schale ist für die geringe Grösse sehr dick und von blättrigem Gefüge; nach diesen Lamellen bricht sie leicht auseinander und in Folge dessen ist weder eine unversehrte Uberfläche noch ein reiner Steinkern heraus- gesprungen. Die inneren Lagen sind deutlich perl- mutterglänzend. Die Sculptur ist schwach und wird zunächst durch die Anwachslinien bedingt. In der Nähe des , Wirbels stellen sich dann auch eigenthümliche, quer gerichtete Runzeln der Ober- fläche ein. Auch die Aussen- seite ist .stark glänzend. Es ist wohl kaum möglich, nach diesen Be- obachtungen die verwandt- schaftliche Stellung der Form zu ermitteln. Wenn man einerseits an die Myti- liden erinnert wird, unter denen Lithophagus eine l?e- j^uhohia « x. richtigen Auflassung der Oberer Theil der Palaeotrias. Ladagh, ilimalaya-Trias ent- Photographische Wiellergabe des Bevricii- genenstehende An- sehen üriginalexemplars mit weiss ausge- halimen beseitigt worden- tuschten Kammern. sind, kann dem Anuno- nites peregrinm sein Platz in der oberen Palaeo- trias (= ob. Buntsand- slein), der zweiten Art das Vorkommen in dem unteren Muschelkalk mil hinlänglicher Sicherheit angewiesen werden. Ammonites peregri- niis (1. c. t. 5, Fig. 4. p. 123) möchte ich zu Fle- mingites (nicht wie Diener auf Grund der Vergleichung der Abbild- ung vermuthete, zu Prionolohus) stellen. Hierauf deutet vor allem die Entwicklung der Suturzacken hin. Die Zähnelung der Sutur ist bei den älteren Formen, Ophiceras und Prionolohus sehr fein und Avenig tief eingesenkt, verschwindet bei abgeAvitterten Exemplaren ziemlich rasch und hat daher zur Bestimmung derartiger Exemplare als »Lecanites«- Veranlassung gegeben. Fig. 2. Flemingites trilohatus Waag. Ob. Palaeotrias. Salt-Range. Sutur nach Waagen. 1 Abh. Berliner Akademie. iMath.-phys. Kl. 14. Decbr. 1865. Berlin 1867. - Ich glaube, dass sämmtliche Lecaniten-Arten Waagen’s nicht.s anderes sind als abgeAvitterte Ophiceren oder Prionoloben. F. Frech, Ueher Trias-Aiiimoniteii aus Kaschmir. 135 Bei geht — ebenso wie bei den deutschen Gera- Uten — die Ziihnelung- viel tiefer und bleibt daher selbst bei stark abgewetzten und abgewitterten Exemplaren wie Flemingites j^erc- grimis noch lange sichtbar, ln dieser Hinsicht stimmt die Kascli- mir-.\rt durchaus mit Fle»i. Flemingianus d. h. mit den typischen 4. A 1 Fig. 3. Flaningitefi praenuutius n. sp. Uebergang zu Ophlceras. Unterste Trias, Zone d. Frionol. rotundatus. Chideru, Salt Range. a, b) ausgewachsenes Exemplar mit Mündungsrand; der Pfeil giebt die (ungefähre) Lage der ersten Kammerwand an. ^/o. c) Vollständige Sulur eines zweiten, etwas klei- neren Exemplars, Flerningiten-Arten ‘ überein. Von der Spiralsculptur der Flemingiten ist wegen der Abwitterung nichts sichtbar; Knoten scheint die Art nicht besessen zu haben. 1 Noetli.ng, Perinische und triassische .\blagerungen der Salt-Range, p. 46.ä .Ami. 13(i F. Fred), Heber Trias-Ammoniten aus Kaschmir. Weniger leicht ist Vergleichung des vorliegenden Stückes mit anderen Arten ; Am nächsten dürfte Flemingites trilobatus W.\ag. (Salt-Range, Gerat, limestone, t. 16, f. 2) unserem Stücke kommen. Auch hier ist die Berippung schwach und die Ausbildung eines ah- • gegliederten Auxlliarlohus hemerkenswerth. Aehnlich in beider * Beziehung ist auch Flemingites BoJtilla aus der unteren Trias des Ilimalaya derselbe besitzt jedoch einen besonders stark verlängerten Fxternlobus. Bei einer dritten, ziemlich glatten, ebenfalls in Ver- gleich zu ziehenden Avt, Flem. gtaber VvA\G.^,is{. der zweite Lateral- imd der Auxiliarlohus schwächer entwickelt als hei Flem. peregrinns. Der deutlichen Ahgliederung des Auxiliarlohus ents))richt auch die Entwicklung der Innensutur, die zu beiden Seiten des ziemlich tiefen Antisiphonalloben 3 einen ahgegliederten Laterallohus, nicht einzelne Zacken erkennen lässt. Die grossen Flemingiten vom Typus der Flemingites Flemingianus gehören der zweitohersten (gleichnamigen) Zone der Salt-Range an, während in der Mittelzone des »Koninckitesa volutiis die glatten kleineren Arten Vorkommen. Welcher von beiden das vorliegende mittelgrosse Stück zu ver- gleichen ist, lässt sich nicht genau entscheiden. ledenfalls kann man aber sagen, dass Flemingites peregrinns Beyr. s(). dem oberen Theil der Palaeotrias, den Hedenstroemia- Schichten Noetling’s (oder sogenannten Suhrohustus heds Diener’s) zugehört. Denn in der tieferen Palaeotrias, der Zone des Prionolobns roüindatns (den Meekoceras-Schichten), vollzieht sich, wie eine inte- ressante, auf voriger Seite ahgehildete Art erkennen lässt, die DilTe- renzirung von Flemingites und Ophiceras. Oh man Flemingites ? praenuntius noch zu Ophiceras oder schon zu Flemingites rechnen will, unterliegt dem suhjectiven Er- messen. Für die ältere Gattung spricht die schwache Ausbildung der Lobenzacken und die nur mit schwacher, den Anwachsstreifen entsprechenden Rippen versehene Oberfläche, für Ilemingites die grössere Tiefe des zweispitzigen Antisiphonaltobus und die Ab- gliederung eines Auxiliarlohus. Auf jeden Fall vollzog sich in der vorletzten Zone der üntertrias die Abgliederung von Flemingites. Typische F 1 e m i n g i t e n wie Fleming i tes pere g r i n ns sind also schon den II e d e n s t r o e m i a - S c h i c h t e n , der o 1' e r e n Gruppe der Üntertrias zuzureclmeu. Ptgehites brachgphyllns Beyr., 1. c. t. 5, f. 1, p. 148. Specifisch weniger scharf, aber für die Altersbestimmung hinlänglich genau, lässt sich die zweite Art als ein Jugendexemplar bezw. eine innere Windung einer Art aus der Gruppe des Ptgehites rugijer Oppel (Diener, Himalayan fossils. Muschelkalk, p. 64, 1 — 22, 24) bestimmen. Ganz übereinstimmend hat ja auch Beytuch schon die Art gedeutet, 1 G. Diener, Gephalopoda, Lower Trias Himalava, t. 23, f. 1. 2 1. c. t. 11, f. 2. 3 Derselbe ist wahrscheinlich zweispitzig, aber undeutlich er- halten. Paul Viiiassa de Regny, Ueber Kerunia conmta etc. 137 >välireud eine schärfere Bestimmung angesichts des Embryonal- oharakters der Sutur nicht möglicli erscheint. Ptychiten von dieser Form sind bisher nur in dem unteren — im llimalaya besonders -weit verbreiteten — IRuscbelkalk bekannt. Die beiden isolirten Stücke von Ladagh weisen also auf das Vorhandensein von ä 1 1 e r e m M u s c h e 1 k a I k und oberer Palaeotrias in Kasclimir hin. Die kritischen Bemerkungen Oppexheim’s über das für Mayep.- Evmah so merkwürdige Tbier sind von grossem Interesse. Die so- g:enannte Kerunia ist eine wirkliche Ilydractinide, und ist bis jetzt Hijdractinia Michelini Fisch. Cjclacti.nia incrustans Glde. sp. Längsschnitt (vergr.) Längsschnitt (vergr.) -die einzige sichere Art dieser Familie, welche im Eocän gefunden ist, denn H. grcfjaria Schafh. sp. ist ziemlich zweifelhaft. Da aber Herr Dr. Oppenheim eine kleine Unrichtigkeit in der Gattungsbestimmung begangen hat und da im Neuen Jahrbuch noch nicht über meine Arbeit »Studi sulle Idractinie fossili« referirt wurde, so erlaube ich mir, auch einige Worte über Kerunia cornuta zu sprechen. In meiner oben angegebenen Arbeit i habe ich in der Familie Hydractinidac drei Gattungen unterschieden. Die Gattungsmerkmale beider neuen Genera Cyclactinia und Porartinia sind vielleicht, wie ich schon betont habe, nicht sehr wichtig; aber sie sind doch wichtig genug um verschiedene Structur- Ueber Kerunia cornuta May.-Eym. Von Paul Vinassa de Regny in Bologna. Mit 4 Figuren. 1 Memorie R. Accad. Lincei. Anno GGXCVI, 1899; p. 105 — 155. 138 raiil Vinassa de Regiiy, Ueber Kerunia cornuta etc. Verhältnisse zu unterscheiden. Nach Nicholson haben die von mir beschriebenen Merkmale einen entschiedenen generischen Werth. Die drei Gattungen sind durch folgende Structurmerkmale unterschieden : Hydractinia v. Ben. Zooidröhren, Defensoren und reiche Sarcorhizenbildung vorhanden. Defensoren überall zer- streut. Die inneren Theile des Skelets haben keinen concentrischen Aufbau. (Fig. 1.) Cyclactinia Vi.\. Zooidröhren und reiche Sarcorhizenbildung’ vorhanden. Defensoren nur in bestimmten Räumen zerstreut. Die inneren Theile des Skeletts haben einen entsclüeden concentrischen Aufbau. Die Cyclactiiiiti lajipenförmig oder ästig. (Fig. 2.) Poractinia Yix. Zooidröhren und Sar- corhizen vorhanden. Defensoren fehlen gänzlich. Die inneren Theile des Skelets haben keinen concen- trischen Aufi)au. Auf der Oljeriläche befinden sich kleine Höcker, grösser als die Defensoren, "welche oben durchbohrt sind. (Fig. 3.) Nachdem Herr Dr. Oppenheim die Zugehörigkeit von Kerunia zuHydractiniden bewiesen hat, fügt er hinzu; »Die Gattung aber, der alle diese Polyparien angehören, ist und kann nur sein Hydractinia van Cyclactinia , welche Yin.vssa .... ab- müssen geglaubt hat und Melche mir in einem aus Castellarquato stammenden, von mir als Cychtc- tinia incrustans CiOiMV. bestimmten Exemplare . . vorliegt, hat zwar in ihrem Aufbau wie in d(.‘r häufig reihenförmigen Anordnung ihrer Defen- soren die allergrösste Aehnlichkeit, besitzt aber stets oben geöffnete Dornen (protuberanze perforate bei Yinassa) während bei der y>Keriinia«- die unverletzten Gebilde dieser .Vrt stets geschlossen sind«. Nach Herrn Oppenheim würde desshalb Cyclactinia »protuberanze perforate« besitzen. Das ist aber nur für Poractinia der Fall. Die kleineren Dornen des Skelets (viel kleiner und physiologisch sowie morphologisch von den »Protuberanze perforate«, oder durchbohrte Höcker, verschieden) sind unvollständig ausge- bildete Zooiden, und wirkliche Yertheidiger gegen Zerquetschung der Nährpolypen, desshalb »Difensori«, Defensoren genannt. Die von mir als »Protuberanze perforate« angegebenen Bildungen wurden schon von Nicholson beschrieben, aber, nach meiner Meinung,. Fig. 3. Poractinia circumvestiens Wood. sp. Längsschnitt (vergr.) Beneden, denn scheiden zu Fig. -t. Cyclactinia in- cruHtans Gldf. sp. Durchschnitt eines Zweiges (vergr.) auch J. lloiuberg, Schlusswort. 139 nicht richtig gedeutet. Sie finden sich nur bei Poraclinia und sind auch nicht mit den listigen Zweigen der Gyclactinien zu ver- wechseln. Alle diese Dornen, Defensoren, bei Hi/dractinia sowohl wie bei Cyclactinin, sind oben u n d u rc h b o h r t , wenn die Exeni- plare gut erhalten sind. Die Aeste können aber, wie es öfters bei Ct/clacfinia incruatann Gldf. sp. vorkommt, oben gerundet enden, und dann durchbohrt sein. Das ist ganz natürlich, denn die Aeste sind aus zahlreichen concentrischen Röhren aufgebaut, welche rund um einen leeren Cen- tralraum angeöfdnet sind. (Siehe Fig. 4.) Diese durchbohrten Zweige sind aber von den durchbohrten Höckern ganz verschieden- Ich würde desshalb wegen des concentrischen Baues, der uii- durchbohrten Dornen, der regulären Anordnung der Defensoren , die ästige Form y>KeruniaKentnia 100,26 100,17 100,34 100,31 100,28 Der in der Analyse Siam III der Schmelze zugesetzte Quarz ist ebenfalls zur Analyse mit B2 O3 zusammengeschmolzen und wie gewöhnUch in salzsaurem Methylalkohol gelöst Avorden. 0,6862 gr. Substanz ergaben dann 0,6816 gr. Si O2. Die Substanz ist also fast chemisch rein. 9. Sapphir von Ceylon. Die analysirten Krystalle waren langsäulenförmig mit der Basis oder spitzpjTamidal , meist tiefblau, wenige gelb oder wasserhell. Die Leukosapphire wurden getrennt 10 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 146 Besprechungen. von den anderen analysirt (111). Aufschlusssclnvierigkeil wie beim Rubin, die Substanz wird ebenfalls nicht leicht von Bo Os-schmelzen angegriffen und gleichfalls besser l)ei Gegenwart von etwas Quai-z ei ilirer geringen Verbreitung nine grosse Beachtung gefunden. Die Resultate zahlreicher Unter- suchungen derselben liegen in einer umfangreichen Literatur vor. Zu heftigen Erörterungen über ihre Natur hat es, namentlich im letzten .Jahrhundert geführt. Plutonisten und Neptunisten führten beiderseits Beweise für ihre Ansichten über die Entstehung in’s Feld, bis erstere den Sieg für sich beanspruchlon und nun Ruhe eingetreten zu sein scheint. So ist wenigstens zu entnehmen aus einem Aufsatz von Dr. 0. Beyeh im »Prometheus« 1898 über den »Basalt, ein geologischer Zankapfel«, der in einer Todeserklärung des Neptunismus ausklingt. Unter diesen Umständen heisst wohl der Versuch, diese Friedhofsruhe zu unterbrechen und in neue Er- örterungen einzulreten, »Eulen nach Athen tragen«, besonders wenn diese Störung nicht von einem zur »Zunft« gehörenden Gelehrten ausgeht. Verfa.sser hat sich in den letzten 22 .Jahren nur aus Inte- resse für die Sache mit Untersuchungen der rheinischen Basalte, 10^ 148 l!es|jrecliuugeii. Aiidesite, Tracliyle, Plionolillie und Laven eingehend befassl ninf- wichtige Beweisgründe in einer umfangreichen, liechst interessanten. Sammlung genannter Gesteine und der darin vorkommenden Ein- schlüsse festgelegt. Da eüie Beschränkung auf die jüngeren Eruptivgesteine hei der Bearbeitung aus einleuchtenden Gründen nicht angängig war., so wurden auch die älteren Eruptivgesteine in dieselbe mit hinein- gezogen und die Ansichten der Plutonisten und Xeptunisten über die Entstehung der Eruptivgesteine überhaupt in thunlichster Kürze vorausgeschickt. Es werden hierauf die Aeusserungen zahlreicher »Plutonisten« und ihre AulTassung namentlich der Gesteinseinschlüsse kritisch besprochen, (von dem grossen Werke von L.\croi\, der auch die Einschlüsse rheinischer Eruptivgesteine vielfach berücksichtigt hat,, ist nirgends die Rede), und ihnen die Aussprüche der bekanntesten Xeptunisten gegenübergestellt. Sodann werden nochmals einige Beweise von Plutonisten für die Entstehung des Basalts \ind ver- wandter Gesteine aus einem Schmelzfluss zusammengefasst und zum Schlüsse »einige e i n w a n d f r e i e , a u f u n w i d e r 1 e g liehen Thatsachen begründete Beweise« für die gegentheilige Ansicht des Verfassers hinzugefflgt, diese sind die folgenden in der Hauptsache altbekannten ; 1. »Der Wassergehalt aller kiystallinischen Gesteine und die darin begründete leichtere Verwitterbarkeit derselben im Vergleicb zu den unzweifelhaften Laven, denen der Wassergehalt fehlt. Hiermit fällt auch die Behauptung, dass Pechstein, Rhyolith und andere derartige Gesteine Eruptivgesteine sind.« 2. »Der bekannte Gehalt an kohlensaurem Kalk und kohlen- saurem Eisenoxydul, welcher sich als primärer, integrirender Be- standtheil in der Grundmasse der Basalte lindet, dagegen als. solcher in den echten Laven fehlt.« 3. »Der so häufig in den Basalten sich vorfindende Jlagnetkies. welcher sich in der mannigfachen Art seines Auftretens als ein unzweifelhaft ursprünglich mitgebildeter Gemengtheil enveist, in Laven aber nicht vorhanden ist.« 4. »Der durch organische Stoffe dunkelbraun bis schwarz ge- färbte, in Basalten so häufig vorkommende Quarz, der auch in -Vndesit und Trachyt nicht fehlt, wogegen der in Laven analog vor- kommende Quarz durch den Schmelzprocess nicht nur gebleicht, sondern zum Theil mit verschmolzen worden ist.« 5. »Der in Basalt, Andesit und Trachyt sowohl in Einschlüssen., und als isolirtes Vorkommen wie in der Gesteinsmasse befindliche Glimmer, bei welchem eine Einwirkung der Hitze nicht zu e r k e n n e n ist, während eine solche an dem in Laven befindlichen, falls er nicht durch einen Zufall dieser Einwirkung entgangen, nicht zu verkennen ist.« Bespreclumgen. 149 G. »Die Einwirkving einer feurigflüssigen Basallmasse auf Sand- stein-, Thon- und granitisclie Einselilüsse ist in keinem Falle als -stichhaltig erwiesen und findet ihre unzweifelhafte Widerlegung in den hetrelTenden Stücken der Sammlung. Dasselbe ist der Fall bei den in Basalt, Andesit und Trachyt mehr oder weniger häufig auf- tretenden Mineralien, Zirkon (Ilyacinth), Saphir, Sillinianit etc. Es ist weder eine Einwirkung eines Magmas, noch auch erwiesen, dass diese Einzelmineraliei. aus durchbrochenen Tiefengesteinen her- rühren: das Gegentheil aber und die Art ihres llineingelangens be- weisen die vielen Belegstücke ganz unzweifelhaft.« 7. »Eine Injektion d. h. das Eindringen einer schmelz- tlüssigen Gesteinsmasse in eine vorhandene Spalte oder Höhlung ■eines anderen über- oder nebenlagerndeu festen Gesteins ist erklär- lich und einwandfrei. Selbstredend müssen und werden sich an den >albändern die Wirkungen dieser Injektion bestimmt nachweiseii lassen.« »Eine Intrusion d. h. das Eindringen einer schmelznüs.sigen Gesteinsmasse in ein anderes festes Gestein ohne das Yorhanden- sein einer Spalte oder Höhlung in diesem, ist unerklärlich, ja un- denkbar. Wäre es dennoch möglich, so müsste die Einwirkung des Magmas auf das Nebengestein allseitig eine höchst intensive sein und in keinem Falle fehlen. Dieser jedesmalige unanfechtbare Beweis fehlt aber stets.« »Wie dem Hauptvertreter der Tiefengesteine, dem Granit, eine dreifache Entstehungsweise — nothgedriingen — zuerkannt wurde, so hat man beim Basalt, einem sogenannten vulkanischen Gestein, eine nachträglich statigefundene Umwandlung mit tiefgreifenden 'Chemischen Yeränderungen angenommen. A ielleicht führen derartige »Zugeständnisse« allmählich weiter.« Die .\rl)eit des Yerfassers erhebt nicht den Anspruch darauf, ■eine erschöpfende zu sein. Manches wurde nur angedeutet und dem Nachdenken des Lesers überlassen. .Vuch von Seiten des Ref. kann die Würdigung der ganzen Arbeit dem Nachdenken der Leser liber- iassen werden, denen iler Yerfasser seine Sammlung mit den seinen Standpunkt stützenden Belegstücken zur Besichtigung und Beurtheil- ung zur A’erfügung stellt. .ledenfalls ist die ganze Darstellung, wie alle derartigen aus älterer Zeit auch, eine einseitige, rla sie die vor allem wichtigen Lagerungsverhältnisse ganz ausser Betracht lässt. Einen Umschwung in den Anschauungen der Geologen über die Entstehung des Basalts w'ird sie wohl schwerlich bewirken. Gha- rakteristisch ist auch der Hinweis des A"erf., dass er nicht zur »Zunft« gehöre und sich »nur aus Interesse für die Sache« damit beschäftigt habe. Wie wenn bei den zur »Zunft« Gehörigen andere Rücksichten ina.ssgebend wären! Max Bauer. llesi)i’ecluingeii. läO Friedrich Schönbeck: IJ ei trüge zur Kenutniss der polymorphen Körper. Dis.s. Älarburg. 1901. ln dieser Allheit wird zunächst eine Uebersicht gegeben über die ältere Geschichte des Polyinorpliismus, die brnwandlung poly- morpher Formen und die Arten der Dimorphie, die Ueberfuhrnng luiantiotroper Körper in monotrope durch Zusatz fremder Stoffe. Itestimmung des Umwandlungspunktes bei enantiotropen Körpern, Berechnung des hypothetischen Umwandlungspunktes monotropei- Körper, Anschauungen über das Wesen des l’ölymörphismus, geo- metrische und physikalische Beziehungen der Modifikationen poly- morpher Körper und Methoden zur Darstellung metastabiler Formen, in diesen Abschnitten, die nahezu die Hälfte der Abhandlung ein- nehmen, ist etwas neues nicht enthalten. Daran schliessen sich Versuche, die den Zweck haben, die Entstehungs- und Existenz- t)edingungen des metastabilen Benzophenon näher kennen zu lernen Sie haben ergeben, dass die Bildung der metastabilen Form er- leichtert wird 1. durch besonders hohes Erhitzen, 2. durch langsame Unterkühlung auf tiefe Temperatur; 3. durch Häufigkeit der Schmelz- ungen, 4. durch Anwesenheit löslicher Fremdkörper. Die Be- ständigkeit des metastabilen Benzophenons wird weder bedingt durch die Beschalfenheit der angrenzenden Wände, noch durch die Anwesenheit von Fremdkörpern, insbesondere nicht durch Zer- setzungsprodukte des Benzophenons, sodass man gezwungen ist anzunehmen, dass durch die hohe Temperatur (100°) das Benzo- phenon selbst verändert ist. Ueber die Natur dieser Aenderuug lässt sich zur Zeit nichts sagen. Die Beständigkeit wird erhöht nach wiederholtem Schmelzen; während früher das metastabile Benzophenon sich von selbst umlagerte, ist es jetzt durch das öftere Schmelzen und durch das hohe Erliitzen gegen äussere Einflüsse höchst widerstandsfähig geworden, sodass es z. B. in einem .Mörser zerkleinert werden konnte, ohne dass, wie durch Prüfung des Schmelzpunktes festzustellen war, Verwandlung erfolgte. Die Ver- suchsergebnis.se sind in Tabellen zusammengestellt. Hierauf folgen einige Mittheilungen über Dinitrochlorbenzol, von dem drei Modifikationen entstehen, eine labile gelbliche, eine meta- stabile weisse vom Schmelzpunkt 42° und eine stabile, die bei 52° schmilzt. Daran schliessen sich kurze Bemerkungen über Zinn ohne neues zu enthalten und den Schluss bildet eine Uebersicht der bekanntesten ]iolymorphen Körper. Hierbei hätte die Literatur etwas sorgfältiger angegeben werden müssen ; sie ist weder nach der Zeit noch nach dem Alphabet geordnet und darum recht wenig übersicht- lich, auch sind die Angaben nicht frei von Unklarheiten und Fehlern. B. Brauns. Eugen Hussak : K a t e c h i s m u s d e r 51 i n e r a 1 o g i e. 6. ver- mehrte und verbesserte Auflage. 245 pag. mit 223 .\bbildungen im Text. Leipzig bei J. .1. Weber. 1901. Versammlungen uml Silznngslierichte. 151 Der weit verbreitete Katecliismus, der aber nicht in Form von Fragen mul Antworten abgefasst ist, liegt nunmehr in sechster Auflage vor, nacdideni 189(5 die fünfte erschienen war. ln dem kry- stallographischen Theü sind die Krystalle in die 32 Klassen getheilt, die als voll- und theililächige Formen in den sechs Krystallsystemen gruppirt sind. Ausserdem wurden theilweise neben den Naumann- schen auch die Mii.LEu’schen Symbole verwendet, und kleine Ab- schnitte über Projektion, Zonenverband etc. eingefügt. Im spe- ciellen Theil haben eine Anzahl neuer Mineralien und einige neue oder bessere Krystallfiguren Aufnahme gefunden. Der Umfang hat gegen die fünfte Aullage um 53 Seiten, die Zahl der Figuren um 69 zu- genommen. Max Bauer. Versammlungen und Sitzungsberichte. Wiener mineralogische Gesellschaft. Sitzung vorn 2. De- cember 1901. Voi’.silzender : lleiT (1. Tschermak. Neue Funde. Fil. v. Haslinger : Gypskrystalle aus Spalten des Grauwackenschiefers von der Strasse zur »Malvasinka« bei Smichow. Entstanden durch Verwitterung des Pyrits im Schiefei'. V. Loeiir: Quai’zkrystalle in Drusen auf Klüften im Granit des Po- launer Tunnels bei Tannwald, Böhmen. Martinowsky: Basalt vom Rollberg bei Niemes mit Einschlüssen von Gi'anitit. Becke bespricht nach den Mitllieilungen von Knett den eigenthümlichen i’othen Strich eines violetten, jungtertiären pelitischen Gesteins bei Pistyan in Ungarn. B.ujer berichtet über Krystalle von Analcim und Natro- lith aus Ilohh'äumen im Teschenit in der Umgebung von Neu-Tit- schein, begleitet von anderen secundären Mineralien: Chalcedon, Bei'gkiystallen und besonders Kalkspalh und anderen Garbonaten. Vorträge, v. Loehr beschreibt ein kleines Insti'ument zur Bestimmung des specilischen Gewichts von Edelsteinen. Es ist eine Senkwaage, die in Quecksilber eintaucht und die unten ein nach unten ofl'enes Körbchen trägt, in das der Stein mit einer Pincette hineingebracht wird. Infolge des Auftriebs bewegt sich der Apparat in die Höhe und wird dann mit Gewichten herabgedi’ückt, bis eine Marke wieder wie zu Anfang mit einer Ireweglichen Marke coincidirt. Das Instrument ist noch verbesserungsbedürftig, ver- spricht aber gute Resultate. Koechlin hat den Schneehergit unter- sucht und gefunden, dass er kein Granat, wohl alrer sehr ähnlich einem auf gleicher Lagerstätte (am Schneeberg in Tirol) vorkommen- den Granat (Topazolith) ist, so dass sie beide verwechselt wui'den. Der Schneehergit bildet stets Oktaeder und unterscheidet sich vom Granat auch im Löthi’ohi'verhalten und im Vorkommeh, das näher beschrieben wird. Früher wurde Schneehergit im Anhydrit einge- wachsen gefunden, in späteren Zeiten niemals mehr'. ]52 Versammlungen und SiUungsljerichlc. Ausgestellt Avar eine Collektion von Opal, besonders erwähnt werden die Pseudomorphosen nach Gyps von Australien (White Cliffs, Jloomljalarm, Yanungra Cty, Neu-Südwales). Der Ilyalith vom Duppauergebirge repräsentirt einen neuen Fundort; Blühlberg bei imehotin, WNW. von Waltsch. Farbe zum Theil Roth. Tscheumak bespricht das Farbenspiel des edlen Opals, das an den Vorkommen von Uruguay und Brasilien wegen des dunklen Hintergrundes genauer verfolgt werden kann. Man sieht zum Theil sehr deutlich, dass einzelne feine Sprünge das schöne leuchtende Farbenspiel hervoiRringen. Derselbe macht auf ein ausgestelltes Stück Geyserit aus dem Yellowstone-Park aufmerksam, dessen Oberfläche ganz an einen Algenrasen erinnert, so dass man deutlich sieht, wie der Geyserit durch Inkrustation von Algenvegetationen entsteht. Max Bauer. Londoner geologische Gesellschaft. Sitzung vom 20. No- vember 1901. Fr. Gowper Reed : Bemerkungen über die G a. 1 1 u n g IMchas. Versuch die bisherige Gruppirung der Lichadiden iji Subgenera durch eine andere zu ersetzen, welche wesentlich von Beecher’s Untersuchungen ausgeht und die natürliche Entwickelung der Gruppe besser zunii Ausdruck bringt. N. Ekuolm ; Einige Be m e r k u n g e n ü )j e r d i e meteo- rologischen Zustände der pleistocänen Epoche. Der Vortragende weicht in wichtigen Punkten von den von H.vrmer geäusserten Ansichten ab. Die Schneelinie fällt nicht zusammen mit der Jahresisotherme von 32® (F.), wie das Beispiel von Wer- chowjansk (nicht vergletschert) und der Südspitze Grönlands (ver- gletschert) lehrt. Jenes hat eine Winter-Anticyclone, während Süd- grönland das ganze Jahr hindurch von den centralen oder nördlichen Theilen von Gyclonen durchwandert wird. Das Gebiet des pleisto- tüinen Inlandeises in Nord- Amerika und Europa ist jetzt das Gebiet liäuligcr und regelmässiger Stürme, ln der llaupteiszeit scheint zwischen dom Jahresmittel in Europa und Nord-Amerika der gleiche Unterschied geherrscht zu haben wie jetzt und man nimmt an, dass ein Sinken der jetzigen Schneelinie um 1000 m eine ähnliche Ver- eisung im Gefolge haben würde. Die Hypothese, dass eine Ver- gletscherung von Nord-Amerika die Temperatur von Europa er- höhen würde (und vice versa), ist unhaltbar. Aufenthalt und Be- wegung der Anticyclone sind nicht im Allgemeinen beherrscht von den Bodentemperaturen unserer Breiten; sie hängen viel mehr von der Luftcirculation im Ganzen ab und für diese muss die grössere Landfläche und die grössere Zufuhr von Wärme in den Tropen stets von überwiegendem Einfluss sein. Der Vortragende vergleicht den Einfluss der Glacialzeit auf die Luftbewegung mit dem eines kalten Winters. Die Gyclone würden allmälilich in mehr südliche Versaininlungen und Sitzungsherichle. 153 llalineii gedrängt, während eine Anlicyclone sich im Korden bilden würde, niclit stationär sondern sicli verscliiebend wie eine Gyclone, nnr langsamer und unregelmässiger. Der Sommer müsste kalt und stürmisch sein, mit häufigen Nebeln, etwa ähnlich wie am Kap Horn. Hau.mkh hat den Elin fluss der Sonnenbestrahlung unterschätzt gegenüber dem Ell'ect der Winde. »Nur die Temperatur des Sommers ist wesentlich für das Phänomen der Eliszeit«. In der lebhaften Debatte trat IIaumkh nochmals dafür ein, •dass die Vereisung in Nordamerika nicht mit der in Europa coin- cidire, während Sou.as darauf aufmerk.sam machte, da.ss nach den neuesten rntersuchungeu nicht mehr daran zu zweifeln sei, dass Neue Literatur. Mineralogie. Aigner, August; Ueber den Polyhalit der alpinen Salzberge. Oesterr. Zeitscbr. f. Berg- u. Hüttenwesen. 1!)01. 686 — 689 mit 2 Fig. Barlow, W., Miers, II. A. and Smith, G. F. Herbert; The Struc- ture of Grystals. Report of the Gommittee, consisting of Professor N. Storv .Maskelyne (Chair man), Professor II. A. Miers (Secretary), Mr. L. Fletcher, Professor W. J. Soll.ys, Mr. \V. Barlow, Mr. G. F. Herbert Smith and the Earl of Berkeley, appointed to report on the Present State of our Knowledge concerning the Structure of Grystals. Glasgow 1901. Beyer, S. W. ; Mineral production of Jowa. Jowa Annual Report 1900. 39—53. 1901. Clarke, F. W. and Steiger, G. ; Action of .Vmmonium Ghloride upou certain Silicates. Amer. 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Die Erscheinungen der Gesteinsfaltung imd Schichtenver- biegung, welche man in den mannigfaltigsten Formen fast allerorts beobachten kann, führte die Geologen schon frühe zu der Ueber- zeugung, dass das feste Material unserer Erdkruste nur innerhalb bestimmter Grenzen als starre Masse angesehen werden darf, während unter der Einwirkung mächtigen Druckes sich in derselben eine Art von plastischem Zustand einstellt. Heim verdichtete diese An- schauungen zu seiner Theorie von der bruchlosen Faltung der Ge- steine, welche die Plasticität als eine allgemeine Eigenschaft der Gesteine annimmt, die weniger von (1er Substanz derselben abhängig ist, als vielmehr von der Stärke eines unter mächtiger Belastung der Gesteine selbst wirkenden Seitendruckes. Diese Theorie, welche auf rein makroskopischen Beobachtungen fusst, konnte aber der fortschreitenden Forschung auf mikroskopischen Gebiete nicht Stand halten, indem unter dem Mikroskop die Fälle mehr und mehr redu- cirt wurden, bei welchen eine thatsächlich bruchlose Faltung vor sich ging, während weitaus in den meisten gefalteten Gesteinen die Erscheinungen einer inneren Zertrümmerung der Bestandtheile die Verbiegung der Schichten begleiten, bei diesen also von einer bruchlosen Faltung, von einem eigentUch plastischen Verhalten nicht die Rede sein kann. Wenn wir die Erscheinungen in der Natur verfolgen, so müssen wir in erster Linie unterscheiden zwischen den aus feinen Elementen zusammengesetzten Schichten der sedimentären Formation und den compacten krystallinischen Gesteinen, bei welchen die einzelnen Bestandtheile durch meist grössere Dimen- sionen und namentlich durch eine characteristische Art der Ver- wachsung unter einander sich von jenen unterscheiden. Ceotralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 11 162 E. Weinschenk, Dass z. B. ein Ihoniges Gestein ein ziemlich hohes Maass von Biegsamkeit und Deformirbarkeit besitzt, hat nichts auffallendes an sich ; die kleinsten Schüppchen von glimmerarliger Beschaffen- heit, aus welchen das Gestein zusammengesetzt ist, gleiten leicht an einander vorüber und befähigen so das Gestein selbst, seine äussere Form zu verändern, einem Drucke leicht nacbzugeben. Den höchsten Grad erreicht diese Plasticität bei den knetbaren Tbonen, sie tritt um so mehr zurück, je stärker das Gestein verhärtet ist, aber auch den härtesten Thonschiefern wohnt, soweit die mächtigen Wirkungen gebirgsbildender Kräfte unter starker Belastung in Frage kommen, ein hohes Maass von Plasticität inne. Solche Gesteine erscheinen in zahlreichen Fällen bruchlos gefaltet. Betrachten wir als zweite Gruppe die Kalksteine, so linden wir bei diesen gleichfalls ein hohes Maass von Plasticität. Die Er- scheinungen aber, welche uns die Kalksteine unter der Einwirkung gebirgsbildender Processe darbieten, sind doch etwas abweichend von dem an den Thonschiefern beobachteten. Während bei diesen die eine Plasticität bedingende Verschiebung der einzelnen Theile im Allgemeinen ohne eine Aendening der Gesteinsstructur vor sich geht, sehen wir nicht selten unter der einfachen Einwirkung des Gebirgsdrucks dichte Kalke ein mehr oder minder deutliches kry- stallinisches Gefüge annehmen, und man wird daraus schliessen dürfen, dass die Plasticität der Kalke in einer leichten Verschieb- barkeit nicht der Körnchen selbst, welche sie zusammensetzen, sondern deren kleinster Theile, der Moleküle beruht, welche leicht an einander gleiten. Diese lange bekannte Eigenschaft der Kalksteine, der dichten sowohl wie der krystallinischen, wurde im vergangenen Jahr durch F. G. Adams und J. Th. Nicolson > auch experimentell nachge^viesen, und damit in erster Linie der Beweis erbracht, dass bruchlose Faltung und Umformung, soweit Kalksteine in Betracht kommen, thatsäch- lich möglich sind. Als Beitrag zu derselben Frage will ich zunächst in Folgendem einige Beobachtungen zusammenstellen, welche genau auf dieselben Beziehungen hinweisen, wie jene experimentellen Untersuchungen selbst. In der Gegend von Wunsiedel im Fichtelgebirge, speciell in der Richtung gegen Sinatengrün treten im Granitcontact aus- gedehnte Lager von vorherrschend weissen, körnigen Kalken auf, die im Allgemeinen nur sehr unvollkommen geschichtet sind, aber von zahlreichen Gängen durchsetzt werden, welche ähnlich wie jene in den körnigen Kalken von Auerbach a. d. Bergstrasse die Zusammensetzung von dichten Feldspathamphiboliten haben und sich durch schwarzgrüne Farbe vom lichten Marmorhintergrund abheben. Ursprünglich waren diese Gesteine wohl lamprophyrische * An experimental investigation into the flow of marble. Philos. transact. roy. soc. London 1901, 195, 363. Ueber die Plasticität der Gesteine. 163 Gänge, vielleicbt vom Character der Minetten; da sie aber älter sind als die Intrusion der Granite, haben sie im Gefolge dieser eine eontactmetamorphe Veränderung erlitten, so dass sie zu einem den ursprünglichen Character nicht mehr verrathenden feinkörnigen Ge- menge von blaugrüner Hornblende mit Plagioklas, Quarz und Titan- eisen wurden, welches deutliche Spuren einer Parallelstructur parallel zu den Salbändern der Gänge zeigt. Diese Dildinigen erweisen sich als eigentliche Gänge und nicht als schichtenartige Zwischenlagerungen dadurch, dass sie in ■durchaus unregelmässiger Weise und in den verschiedensten Richt- ungen die Kalke durchsetzen, dass sie da, wo durch Aufnahme von Graphit oder von Phlogopit eine Schichtung des Kalkes einiger- »naassen hervortritt, dieser nicht parallel zu verlaufen ptlegen, und dass sie sich endlich in der mannigfaltigsten Weise verästeln und vergabein. Ihre Mächtigkeit ist wechselnd: von 1 m bis zu einem •Gentimeter und darunter schwanken die Quermaasse. Durch den Mechanismus der granitischen Intrusionen und in deren Gefolge wurden diese Ge- steinscomplexe von mannigfachen Deformationen betrolTen. Die be- gleitenden Schiefergesteine sind gefaltet und gefältelt ; im Kalk selber allerdings sind die Faltungen nur in geringem Maasse zum Aus- druck gekommen, indem hier die Schichtung zu wenig hervortritt. Doch beobachtet man öfter ein ■eigenthümliches Verhalten der •dunklen Gänge, welche manchmal ganz zerstückelt sind und in eine Reihe rektangulärer Stäbe zerlegt erscheinen, welclie gegen einander verschoben sind, wie das die Figur im Querbruch eines llandstücks zeigt. Alle Einbuchtungen und Zwischenräume sind A'on dem durchaus normal beschaffenen weissen Marmor aus- gefüllt. Parallel zu seiner Richtung zeigt der Gang, obwohl er recht scharf an dem Kalk absetzt, einen schmalen schattenartigen Saum, welcher denjenigen Theilen fehlt, die erst durch die Zei'brechung in Contact mit dem Kalk gekommen sind. U. d. M. beobachtet man, dass der feinkörnigen Masse des Amphibolits ausser an den schon mit blossem Auge sichtbaren Zerbrechungsstellen und den zwischen diesen hindurchsetzenden Klüftchen jede Kataklase fehlt; an diesen Klüften aber ist die Schieferung des Amphibolits meist etwas ge- schleift. Der ursprüngliche Contact des Ganges mit dem Kalk wird bezeichnet durch ein schmales, sehr feinschuppiges, sericitisches Rand, jenseits dessen der schon makroskopisch hervortretende Beitr. z. Palaeontologie Oesterreich-Ungarns, Bd. XIV. 2 Da das Exemplar nicht vollständig ist, dürfte die Länge der Wohnkammer keinesfalls weniger als einen Umgang betragen haben. Bei T. simplex ist die Wohnkammer nur = Umgang. Ueber Epitornoceras und Tornoceras. 173 hier der äussere Ast mit dem Lateralsattel der drittnächsten Kammer, Infolge dessen erinnert das Bild der inneren Umgänge an eine Iris- blende, Offenbar wird durch diese Vorrichtung die Festigkeit des Hachen scheibenförmigen Gehäuses erhöht. Vorkömmen: Oberstes Mitteldevon ; zusammen mit Phacops hreviceps Barr. Aphyllites evexus v. B. var. crassa Holzapp'EL, Aphyllites Barroisi n. sp. (früher Fig. 1. Tornoceras Bertranäi Frech. ’|i. Oberstes Mitteldevon, Rother Eisenkalk, Pic de Cabriöres, Südabhang, leg. F. Frech. Die letzte Kammer und dann jede dritte ist weiss ausgetuscht. aff. Dannenhergi Bey.) in den braunrothen Eisenkalken in dis- locirter Stellung am Südabhang des Pic de Cabriöres. Epitornoceras nov. gen. Scheibenförmige involute Gehäuse, deren Sulur sich von Tor- noceras s. str. durch spitze Endigung des Externsattels und 1 ^ Phacops fecundas mit snprodevonia Frech. Z. d. geol. G, 1887 p. 469. 174 F. Frech, Länge des Externlobus, von Pinacites durch Rundung des Seiten- satlels unterscheidet. Unterdevon — Unt. Oberdevon. Typus: mi fhravoides Frec h. Die Eintäcliheit der Organisation oder mit anderen Worten der Mangel an Merkmalen macht die Bestimmung der als Tornoceras bezeichneten Gehäuse äusserst schwierig. E. IIolz.vpfel hat — unter vorläufiger Trennung der Formen mit langen (siehe T. Ber- trandi) und derjenigen mit kurzen Wohnkammern — die einen auf Anarcestes, die andern auf zurückzuführen gesucht und es sei daher besonders auf die bemerkenswerthe Uebereinstimmung des mitteldevonischen Änarcestes vittiger mit der oberdevonischen Gruppe der Tornoceras anris hingewiesen (deren Wohnkammerlänge allerdings nicht übereinstimmt). Die Tornoceras-Arten mit spitzem Aussensattel nehmen in- sofern eine Sonderstellung ein, als ihre Entstehung nicht in mittel- devonischer sondern in vordevonischer Zeit erfolgt sein muss: 1. Tornoceras Stachel Frech (Zeitschr. d. geol. Ges. 1887, t. 28 f. 11) kommt noch in Gesellschaft von silurischen Cephalopoden und im Liegenden einer Schicht von silurischen Brachiopoden {Rhynch. Megaera), also an der unteren Grenze des Devon vork 2. Tornoceras mithrax Hall gehört der oberen Helden- berg-Gruppe, d. h. der Grenze des europäischen Unter- und Mittel- devon an und stimmt mit 3. Tornoceras mithracoides Frecii^ in allen wesentlichen Punkten überein, der seinerseits dem tiefsten Oberdevon angehöil und dessen Abbildung hier neben diejenige der mitteldevonischen Art gestellt wird. Wir haben es also liier mit einer, zwar selten und vereinzelt auftretenden, geologisch aber geschlossenen Formenreihe zu thun, die stammesgeschichtlich älter ist als die übrigen bekannten zu Tornoceras gestellten Arten. Von diesem phylo- genetischen Gesichtspunkt fasse ich, trotz der Geringfügigkeit des gemeinsamen Merkmals (spitzen Aussensattel), die Gruppe als Gattung auf. Allerdings kommt dazu, dass bei den mitteldevonischen Tornoceren nicht nur der Aussensattel besonders abgerundet sondern auch der Aussenlobus stets sehr kurz ist. E}) itorno ceras i r i d e n m n. sj). Die überaus flache Gestalt der Schale ähnelt Pinacites lugleri, das an eine Irisblende erinnernde Ineinandergreifen der Lateralloben ist vergleichbar mit Tornoceras Bertrandi, der spitze Aussensattel 1 Die genauere systematische Stellung von Tom. 1 inexspec- tatum Frech 1. s. c. mit seinem an Cheiloceras oxyacantha und glo- hosnni erinnernden Sutur bleibt wegen M.angels an besser erhaltenem Material in seiner systematischen Stellung vorläufig noch unbestimmt. 2 Geoloüie der Umgegend von Haiger (Dillenburg), Berlin 1887, Palaeonl. Anh. p. 30, T. 2, F. 1. Hall, Illustration ofDevonian Ueber Epitornoceras und Tornoceras. 175 176 11. Warth, Ueber Hydrargillit weist der Art ihren Platz neben E. miihracoides an. Die letztgenannte jüngere, in derselben Gegend verkommende Art ist bauchiger und die Loben stehen in grösserer Entfernung von einander als bei K. irideum. Die neue Art, von der nur ein bis ans Ende gehämmerter Pyritkern sich in der Breslauer Sammlung befindet, stellt die geo- logische Verbindung der unterdevonischen Formen (Devon-Silur- Grenze und Ober-Heldenberg) und der oberdevonischen Art her. E. irideum stammt von Wissen b ach. Es liegt nahe, E. irideum für eine Uebergangsform zu Pinacites lugleri anzusehen. Jedoch kommen typische Pinaciten schon in den Kalken von Mnenian und Konieprus vor, so dass die eigentliche Abzweigung der nahe ver- wandten Gruppen schon etwas weiter zurückliegt. Ueber Hydrargillit von den Palni-Bergen im Süden Indiens. Von Dr. H Warth, früher Deputy Superintendent im Geologischen Department in Indien. Das im Nachfolgenden beschriebene Mineral wurde von dem Verfasser im Jahre 1893 zu Kodikanal auf den Palni-Bergen in dem Madura-District der Präsidentschaft Madras entdeckt. Die Palni- Berge erheben sich bei Kodikanal zu einer Höhe von mehr als 2000 Metern über der Meeresfläche und bilden einen von Westsüd- west nach Ostnördost sich hinziehenden Bücken, 50 Kilometer lang und etwa halb so breit. Das Gebirge besteht aus grauem Eruptiv- gestein, Avelches zu .1. H. Hollands »Charnockite«-Gruppe gehört, mit einer dem Rücken parallelen, steil einfallenden Schieferung, Die Höhen sind jetzt grösstentheils nur mit Gras bewachsen ; der Boden ist mit schwarzer Humussubstanz iinprägnirt und zeigt mässige Fruchtbarkeit. Zwischen dem Grasboden und der Felsen- oberfläche befindet sich das Lager des Minerals. Es ist etwa ein drittel Meter dick und zeigte sich mir ununterbrochen in einer- grossen Zahl von Ausgrabungen, welche über eine Fläche von vielleicht einem Hektar behufs Anpflanzung von Bäumen gemacht worden waren. Das Mineral ist vollkommen amorph und ist in der Form von etwas unregelmässigen, lose zwischen einander gehäuften Platten von einem Centimeter und mehr Dicke. Das Mineral nimmt zwischen den Fingern gerieben eine Politur an. Infolge seiner Porosität haftet es auch leicht an der Zunge. Das specifische Gewicht ist 2,42. Es ist weisslich, etwa wie Rahm, zuweilen auch mit einem schwachen Stich ins Rothe. Fossils. Albany, 1876, T. 69 F. 7, T. 74, F. 14. Diese F. 14 dargestellte Sutur stimmt zum Verwechseln mit der F. 2 a dargestellten Loben- linie von E. mithracoides. von den Palni-Bergen im Süden Indiens. 177 Eine .\nalyse des .Minerals ergab: Auf 100 Ab O3 . 3 II2 0 Gefunden berechnet Theoretisch II2 0 33,74 34,95 34,58 Ab O3 (12,80 (15,05 65,42 Feo O3 0,44 Ca 0 0,20 Mg ü 0,03 Si O2 2,78 Si O2 0,04 100,03 Die Zusammensetzung stimmt somit seiir nahe mit der theo- retischen Zusammensetzung des Hydrargillits (AI2 O3 . 3 H2 0) und die Uebereinstimrnung wäre noch vollkommener, wenn wir annehmen könnten, dass das Eisenoxyd an Stelle einer äquivalenten Menge von Thonerde getreten. Das Eisenoxyd scheint jedoch vielmehr eine Verunreinigung zu sein, da es sich in den kleinen Springen und Hohlräumen des Minerals concentrirt. Soviel ich weiss, war das Mineral vorher noch nicht in Indien gefunden worden. Das Mineral löst sich leicht in heisser starker Schwefelsäure auf, auch in heisser Natronlauge, weniger vollständig in heisser Salzsäure. In der Kälte wirken alle diese Lösungsmittel nur langsam. Um die Wirksamkeit der hier erwähnten Lösungsmittel zahlen- mässig zu bestimmen, behandelte ich je ein Gramm des pulverisirten Minerals mit einer der Flüssigkeiten einmal unter Kochen und dann auch bei gewöhnlicher Temperatur. Ich sammelte alsdann den jemaligen Rückstand auf dem Filter und nach vollständigem Aus- waschen, Trocknen und Glühen bestimmte ich dessen Gewicht. Aus diesem Gewicht liess sich alsdann das Yerhältniss des unzersetzt gebliebenen Theils als frisches Mineral berechnen. Das Folgende wurde erhalten; Lösungsmittel ZeU Unzersetzt auf frisches Mineral berechnet. Ho SO4 von 1,35 sp. G. 5 Minuten kochend 3,8 Oo 2 Stunden kalt 57,7 ‘'’o H Gl von 1,10 sp. G. 5 Minuten kochend 20,7 «!o 2 Stunden kalt 83,7 »Io Na HO, starke Lösung 5 Minuten kochend 2,1 % 2 Stunden kalt 86,9 « 0 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 12 178 II. Wartli, lieber Ilydrargillil elc. Wenn das Mineral über der Bunsenflamine erhitzt wird, so verliert es nahezu alles Wasser. Die letzten Spuren verschwinden erst über der Gehläseflamme. Das Mineral zerknistert nicht, wenn es in Stücken erhitzt wird. Nach dem Erhitzen über der Gehläse- flaimne ritzte es Quarz und hatte ein specifisches Gewicht von 3,68. Das über der Gebläseflamme erhitzte Pulver des Minerals zeigte sich nach dem Erkalten trotz seines Eisengehaltes rein schneeweiss. Die Zusammensetzung des Hydrargillits (Ah O3 . 3 II2 0) ist der des Niederschlags gleich, welcher sich bildet, wenn man Kohlen- säure durch eine Lösung von Natriumaluminat leitet, wie dies hei der fahrikmässigen Darstellung reiner Thonerde aus Bauxit geschieht. Bei dem indischen Mineral mag wohl Alkalialuminat aus dem ver- witternden Gestein gelaugt worden sein und aus der verdünnten Lösung wurde sodann das Thonerdehydrat durch die im Sicker- wasser enthaltene Kohlensäure gefällt und allmählich in Gestalt von Hydrargillitkrusten angesammelt. Innerhall) des mehr oder weniger verwitterten Eruptivgesteins zu Kodikanal kommen sehr vielfach weisse Knollen eines Minerals vor, dessen Zu.sammensetzung die Folgende ist; Si (>2 krystallinisch . . . 2,0 Si O2 frei, amorph .... 0,6 Si O2 gebunden 39,2 AI2 O3 37,3 Fc2 O3 2,5 Ca 0 0,9 II2 0 in dem hei 115<> G getrockneten Mineral 16,2 98,7 Mittelst kochender Salzsäure wurde das Mineral nicht voll- ständig zersetzt. Es blieb ein Rückstand, welcher nach dem Glühen folgende Zusammensetzung zeigte : Si Oo .... 43,5 AI2 Ü3 . . . . Ga 0 .... I' 62 O3 .... .... 0,2 ln Prozenten des ursprünglichen Minerals; 53,l°|o Kochende starke Schwefelsäure zersetzte das Mineral so weit dass beinahe ganz reine Kieselsäure übrig blieb. Die 2,0 Procent krystallinischer Kieselsäure, welche in dem Mineral nachgewiesen wurden, bestanden aus reinen wasserklaren Körnern. Sie wurden durch abwechselndes Kochen des Minerals mittelst concentrirter Schwefelsäure und Natronhydrat isolirt. Eine geringe Menge amorpher freier Kieselsäure wurde durch Kochen des frischen Minerals mittelst starker Lösung von kohlensaurem Natron ausgezogen. Es geht aus Allem hervor, dass weitaus die Hauptmasse der Kieselsäure an die Thonerde gebunden ist. A. Wollemann, Das Alter des Turons etc. 179 Das Mineral nähert sich dem Kaolin und ist wohl zum Kaolin zu rechnen, stellt aber diejenige Varietät dar, welche nicht plastisch ist, noch sich fettig anfühlt. Um genauer zu erfahren, wie sich das Mineral zu Lösungs- mitteln verhält gegenüber gewöhnlichem plastischem KaoUn, wurden vergleichende Versuche angestellt. Ich nahm dazu feingeschlemmten, etwas eisenhaltigen Kaolin von folgender Zusammensetzung; Si Ü2 . . 17,50 AI2 O3* . . 38,76 *als Differenz berechnet Fe2 O3 . . 1,90 Ca 0 . . 0,20 II2 0 . . 11,64 ursprünglich bei 115® G. getrocknetes Material. Ich dampfte das Mineral von Kodikanal und diesen Kaolin je mit starker Schwefelsäure und mit starker Salzsäure zur Trockene ein und kochte beide je 15 Jlinuten lang mit starker Natronlauge, liltrirte sodann und wusch den Rückstand aus. Sämmtliche 6 Rück- stände wurden über der Gebläseflamme erhitzt und dann gewogen. Rückstände von Allein erhitzt Eingedampft mit mit H, SO4 1 H CI 15 Minuten mit Na HO gekocht Mineral von Kodikanal 83,8 ®io 42,4 o'o 52,7 o|o 74,0 0,0 Kaolin 88,4 «io 53,5 «io 86,1 O'o 77,4 o,V Rei Rehandlung mit Schwefelsäure und mit Natronlauge verhält sich das Mineral von Kodikanal ziemlich gleich wie der plastische Kaolin, bei Behandlung mit Salzsäure aber ist der Unterschied gross, indem ersteres Mineral stark, letzeres aber so gut wie gar nicht angegriffen wurde. Bei der grossen Aehnlichkeit in der Zu- sammensetzung war überhaupt kein grosser Unterschied im che- mischen Verhalten zu erwarten. Vielleicht ist das Vorkommen nichtplastischen Kaolin’s mit dem gleichzeitigen Vorkommen von Hydrargillit in Verbindung zu bringen. Ersterer liegt innerhalb des mehr oder weniger verwitterten Gesteins, letzterer an der Oberfläche. Das Alter des Turons von Neulingen bei Hildesheim. Von A. Wollemann. Braunschweig, 27. Februar 1902. In dem eben erschienenen zweiten Hefte des Jahrgangs 1902 des N. Jahrb. für Mineral, etc. befindet sich eine Arbeit des Herrn 12* 180 A. Wollemann, Das Alter des Tiirons etc. H. Menzel, welche betitelt ist; »Der Galgcnberg und das Vorholz bei Hildesheim«. Auf Seite 55 dieser Abhandlung giebt der Ver- fasser auf Grund einer vorläufigen, von Herrn Schrammen in Hildes- heim herrührenden Bestimmung eine Lüste der Versteinerungen au.«t dem Pläner von Neulingen an und kommt hierbei zu dem Schluss: »Anscheinend gehören alle diese Pläner den Schichten mit Ino- ceramus Brongniarti an«. Ich habe selbst in dem Nettlinger Turon gesammelt; auch war Herr Schrammen so liebenswürdig, mir seine Nettlinger Plänerversteinerungen zu genauerer Untersuchung zu übersenden. Hierdürch ist es mir möglich geworden, die von Heim Menzel a. a. 0. angeführte Liste etwas zu ergänzen resp. zu korrigiren. Die mir vorliegenden Species von Nettlingen sind folgende; die Zahl hinter dem Namen giebt an, wieviel Exemplare der betreffenden Art mir bekannt geworden sind. Nautilus sp. Ein nicht bestimmbares Bruchstück. Pachgdiscus peramplus Mant. sp. 2. Ostrea hippopodium NlLSSON 3. Spondglus Intus Sow. 2. Inoceramus latus Mant. 12. [noecramus Brongniarti Sow. Ein schlecht erhaltenes Bruchstück. Rhgnchonella Cuvicri d’Orb. 2. Terebrntula suhrotunda Sow. 16. (Die typische Form und eine Iliesenforrn.) Stomatopora raniea Blainville sp. 5. Echinoconus subconicus d’Orb. sp. 1. Ananchytes ovata Lamarck 3. Holaster planus Mant. 2. Micraster cortestudinarium Golde, sp. 3. Micraster breviporus Ag. 2. Wie diese Liste zeigt, fehlt in dem Nettlinger Turon Inoceramus Brongnüu-ti , welcher bekanntlich in dem nach ihm benannten Brong- niartipläner — auch in der sogenannten Galeritenfacies — überall massenweise vorkommt, fast vollständig. Dagegen tritt der für den Skaphitenpläner charakteristische Inoceramus latus Mant. in be- trächtlicher Menge auf; die Stücke von Nettlingen sind von den mir vorliegenden Exemplaren aus dem typischen Skaphitenpläner des Oderwaldes bei Wolfenbültel oder aus der Umgegend von Alfehl nicht zu unterscheiden. Pachydiscus peramplus findet sich ebenfalls fast nur im Skaphitenpläner und kommt im Brongniartipläner äusserst selten vor^; aus letzterem ist mir bislang nur ein einziges Exemplar aus dem grossen Steinbruche in Wolfenbüttel, Goslarsche Strasse 16. bekannt geworden während ich die Ait an fast allen von mir 1 Stombeck, Gliederung des Pläners im nordwestlichen Deutsch- land nächst dem Harze. Zeitschr. d. d. geol. G., Bd. 9, S. 417. 2 Wollemann, Aufschlüsse und Versteinerungen im Turon des Kreises Braunschweig und Wolfenbüttel einschliesslich des. F. Haag, Bemerkungen zum Diluvium etc. 181 Besuchten Aufschlüssen im Skaphitenpläner gefunden habe. Die bei NelUingen vorkommende Riesenform der Terebratula subrotimda habe ich ausschliesslich im Skaphitenpläner beobachtet; dasselbe gilt von Micraster breviporus, welcher allerdings nach Schlüter* *, Leonhard 2 und anderen auch im Brongniartipläner auftreten soll. Auch die übrigen genannten Arten kommen nach meinen Beobacht- ungen im Skaphitenpläner häufiger vor als im Brongniartipläner; eine Ausnahme macht nur Echinoconus subconicus, welchen ich in unserm Skaphitenpläner noch nicht gefunden habe. Hiernach scheint es mir sehr zweifelhaft zu sein, ob überhaupt ein Theil des Nett- linger Turons zu dem Brongniartipläner gerechnet werden kann; die Versteinerungen weisen jedenfalls mehr auf Skaphitenpläner hin, trotzdem von dort Scaphites Geinitzi d’Orb noch nicht bekannt geworden ist. Bemerkungen zum Diluvium im obersten Neckargebiet. Von F. Haag. Tübingen, im Februar 1902. J. Stoller hat am Schluss seiner Arbeit den Wunsch aus- gesprochen, dass die Verhältnisse im obersten Neckarthale noch genauer untersucht werden möchten. Dazu erlaube ich mir vor- läufig Folgendes zu bemerken: 1. Die Beziehung der 2. Zone zur Haupteiszeit steht fest, da nur durch einen Einbruch der Donau das plötzliche Auftreten enormer Massen von Jurageröllen mit nicht aus dem Eschachgebiet stammen- . 36 S. 1902. Schlüter, Wilhelm: Schwingungsart und Weg der Erdbeben- wellen. 1. Theil. Neigungen. Gerland, Beiträge zur Geophysik. 5. Heft 2. 314 — 359 m. 1 T. u. 5 Fig. im Te.\t. Uhlig, V. : Bericht über die seismischen Ereignisse des Jahres 1900 in den deutschen Gebieten Böhmens. .Mitth. der Eidbeben-Gommission der k. Akad. d. Wiss. in Wien. Neue Folge. HI. Sitz.-Ber. Akad. d. Wiss. Wien. Math.-naturw. Gl. 110. (1.) 55 S. 5 T. 1 Fig. Neue Literatur. 191 Stratigraphische und beschreibende Geologie, ßaumberger, E. : Ueber Facies und Transgressionen der unteren Kreide am Nordrande der mediterrano- helvetischen Bucht im westlichen Jura. Programm. Basel 1901. 44 pag. mit 2 K. 4°. Cacciamali, B. B. : üsservazioni geologiche sulla regione Ira Villa Gogoszo ad Urago Mella (Brescia). Boll. Soc. geol. it. XX. 3. 351 — 367. c. carta geol. Cacciamali, G. B. : Sui saggi di terre vergini rollivabili della prov. di Brescia raccolli dal Prof. Ragazzoni. Boll. Soc. geol. it. XX. 4. Bend. LXXXIX. Capeder, G. ; Appunti geologici sui dintorni di Polenza. Boll. Soc. geol. it. XX. 3. 478—487. Cassetti, M. : Balla valle del Liri a quelle del Giovenco e del Sa- gittario. Boll. U. Gomit. geol. it. 11)01. fase. 2. 164 — 178. Cermenati, M. ; Gonsiderazioni e notizie relative alla storia delle scienze geologiche ed a due precursori bresciani. Boll. Soc. geol. it. XX. 4. Rend. XGllI. Cortese, E. : Escursioni geologiche del Venezuela. Boll. Soc. geol. it. XX. 3. 447 — 469. Dainelli, G.: Appunti geologici sulla parte meridionale del Gapo di Leuca. ♦ Boll. Soc. geol. it. XX. 4. 616 — 694. c. 3 tav. e carla geol. Gramann, A. : Literatur zur physischen Landeskunde Graubündens pro 1900. Geologie. Jahresber. d. naturf. Ges. Graubündens. Neue Folge. 44. 1900 bis 1901. 161—172. Kloos, J.: Ueber das Unterseiion von Gr. und Kl.-Biewende. 12. Jahresber. d. Vereins f. Naturw. Braunschweig f. 1899,1900 u. 1900|1901. pag. 52. Kloos, ,1.: Ueber einen neuen Aufschluss in den Brunsvicensis- Thonen östlich von Braunschweig. Ibid. pag. 54. Kloos, J. : Ueber die Bohrungen auf Kalisalze im Norden der Stadt Braunschweig. Ibid. pag. 60. Kloos, J. : Ueber die Ergebnisse einer Bohrung auf Kalisalze bei Vörin, an der Bahn Hannover-Altenbeken. Ibid. pag. 65. Knett, J.: Die geologischen Verhältnisse von Karlsbad. Organ d. Ver. d. Bohrtechniker. Wien. 1901. No. 21. 15 S. T. 1. Linck, G. ; Bericht über seine Reise nach Kordolän. Verh. d. Ges. f. Erdk. Berlin 1901. 217 — 225. T. 7. Lotti, B. : Sulla questione del terreno cretaceo nei dintorni di Scienze Boll. Soc. geol. it. 1901. XX. 3. 343—345. 192 Neue Literatur. Lotti, B. : Ancoi’a suU’ etä della formazione marnoso-arenacea lossili- fera dell’ Umbria superiore. Boll. R. Gomit. geol. it. 1901. fase. 2. 151—163 e carta geol. Martelli, A. : Le formazioni geologiche ed i fossili di Paxos ed Antipaxos nel mare Jonio. Boll. Soc. geol. it. XX. 3. 391—437. c. tav. Nelli, B. : H. Langhiano di Rocca di Mezzo. Boll. Soc. geol. it. XX. 3. 346—350. Nessig, R. : Tiefbohriing in der Dresdener Heide. Abhandl. d. naturw. Ges. Isis. Jan. — Juni 1901. 14 — 18. 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Dem internationalen Geologencongress in Paris legte ich eine Studie! über obiges Thema vor, über welche in diesem Gentralblatt^ ein Referat erschien, das mir seinerzeit durch irgend einen Zufall entgangen ist, und auf welches ich erst von anderer Seite aufmerksam gemacht wurde. Da dieses Referat mir so ziemlich den entgegen- gesetzten Standpunkt beilegt zu jenem, welchen ich in der an- geführten Studie genau und in nicht misszuverstehender Weise präzisirt habe, wird es wohl erklärlich erscheinen, wenn ich etwas eingehender die Grundzüge festlegen möchte, welche mich zu meiner dort niedergelegten Auffassung geführt haben, zumal die Originialabhandlung in der Hauptsache nur den Theilnehmern jenes Congresses zugänglich ist. Der erste Missgriff des Referenten bestand darin, dass er dasjenige, was ich unter der Rubrik: »Dans la theorie du dynam ometamorphisme on explique ces faits de la maniere suivante« geschrieben habe, als meine eigenen An- sichten auffasst, während darin eine Rekapitulation desjenigen ge- geben sein soll, was bisherige Autoren als den Kern ihrer Studien erkennen lassen, dem gegenüber ich eben meine Ansichten als durchaus entgegengesetzte hingestellt habe, um den Unter- schied der Theorie der Piezokrystallisation gegenüber der- jenigen des Dynamometamorphismus genauer festzulegen als dies bisher geschehen war. Das, was jenes Referat als den Inhalt meiner Abhandlung angiebt, habe ich selbst nur referirend mitgetheilt, um das Gegensätzliche desselben meinen Ansichten gegenüber hervortreten zu lassen. Meine Abhandlung enthält so zwar, wie Referent am Beginn seines Auszuges mittheilt, eine ! Dynamometamorphisme et piezocristallisation. Memoire presente au congres Paris 1900. 2 Centralblatt für -Min. etc. 1901 , 51. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 13 194 E. Weinschenk, Zusammenfassung derifypolhesen überden Dynamomelamorpliismus, aber durchaus keine Erweiterung desselben wie er anzunebmen scheint, sondern eine neue, derjenigen des Dynamometamorpbismus durchaus entgegengesetzte Theorie, deren hauptsächliche Grund- züge kurz geschildert, und deren wichtigste Beweise in den Haupt- zügen gegeben werden. Doch nun zum Inhalt der Abhandlung selbst, von welchem nur dasjenige rekapitulirt werden soll, was nothwendig erscheint, um ferneren Missverständnissen vorzubeugen. Nach einer kurzen Einleitung über die Entwicklung der in Betracht kommenden Frage nach der Entstehung der krystallinischen Schiefer wird zunächst als besonders wichtiges Resultat der Forsch- ung auf diesem Gebiete die von Rosi^xbusch zuerst hervorgehobene Erscheinung angeführt, dass zwei hauptsächlichste Gruijpen unter den krystallinischen Schiefern unterschieden werden müssen, welche petrographisch und chemisch sich an die beiden Ordnungen der eruptiven und der sedimentären Gesteine anschliessen. Hie ersteren, ursprünglich krystallinisch und körnig, erhalten nach der Theorie des Dynamometamorphismus unter dem Einfluss der ge- birgsbildenden I'rocesse eine parallele Orientirung ihrer einzelnen Gemengtheile, wobei auch chemische Umlagerung staltlinden kann. Die letzteren, von Anfang an schiefrig, aber aus Trümmermaterial aufgebaut, wurden unter der Wirkung derselben Agentien krystalli- nisch, ohne gleichzeitig ihre Schieferstructur einzubüssen. Zwischen beiden Gruppen, welche je in innigem Zusammenhang mit den un- veränderten Gesteinen der beiden e.Ktrem verschiedenen Ordnungen stehen, zeigen sich aber wieder Uebergänge, die sich bei genauer Untersuchung als mechanische Gemenge der beiden Typen zu er- kennen geben. Eruptives Material ist zwischen die Schichten de- tritischer Gesteine eingedrungen, hat diese injicirt und so ist ein scheinbar intermediäres Gebilde entstanden. Diese verschiedenen Arten krystallinisch-schiefriger Gesteine finden sich meist in stark dislocirten Gebieten, und eben auf diese Beobachtung in erster Linie stützt sich die Theorie des Dynanio- metamorphismus, auf welche hier nicht weiter eingegangen zu werden braucht, da man dieselbe als allgemein bekannt voraus- setzen darf, und da ferner das oben angeführte Referat diesen Theil ausführlich berücksichtigt. Die Gneisse der Centralzone der Alpen sind chemisch, wie geologisch echte Granite, welche namentlich in den Randzonen zu wohlausgebildeter Parallelstructur neigen, die in erster Linie durch die parallele Lagerung der Biotitblättchen hervorgebracht wird. Dazu kommt die bis in den Kern der granitischen Massive zu beobachtende Zertrümmerung der Gemengtheile, die Er- scheinung der A uge n s t r u c t u r etc. als structurelle Unterschiede gegenüber normalen Graniten, während in dem massenhaften Auf- treten gewisser, sonst nicht häufiger Gemengtheile wie Epidot, Klinozoisit, Granat, Sericit, Sillimanit, Chlorit cha- Dyiuimometaniorplüsmus und Piezokrystallisatioii. 195 rakleristiselie mineralogische Unlerscheidungspunkte gegeben sind. Bekannt ist, dass die Tlieorie des Dynaniometamorpliisnius alle diese Eigentlnhnliclikeiten als secundär von dem schon verfestigten Gesteiti erworbene Eigenschaften ansieht, deren Ilerausbildnng eben den Gebirgsdnick als Ursache voranssetzt. Dass nach der- selben Theorie die basisclien Eruptivgesteine unter der Einwirkung des Druckes sich noch als leichter veränderlich erweisen und in Amphibolite, Grünschiefer etc. übergehen, dass klastische Gesteine eine molekulare Umlagerung durch dieselben Kräfte erleiden sollen, ■welche in ihnen ein krystallinisches Gefüge und zahlreiche Mineral- neiibildungen entwickelt, unter welchen solche mit kleinem Volumen, also hohem Gewicht vorheirschen, ist ebenso bekannt. Die Erscheinung der Zertrümmerung der Gesteinsgemeng- theile, welche in all diesen Gesteinen verbreitet ist, ist im (Jefolge der mechaniscben Umformung durchaus natürlich, aber schon die Annahme, dass eine Parallelstructur innerhalb eines festen Gesteins entsteht, ohne dass dieses gleichzeitig völlig zertrümmert wird, 04 lieber die Gesteine des Kenya und des Kilimandjaro. Vorläufige Mittheilung von L. Finckh. Berlin, 8. März 1902. In seinem Bericht über die Geologie des Mount Kenya be- schreibt J. W. Gregory 1 die Eruptivgesteine, welche sich am Aufbau dieses ostafrikanischen Vulkanes betheiligen. Zugleich weist er aut die Aehnlichkeit eines Theiles der von ihm und Hobley am Kenya gesammelten Laven mit solchen des Kilimandjaro hin. Schon seit längerer Zeit mit der Untersuchung einer grösseren Suite von Gesteinen des Kilimandjaro ^ beschäftigt, halte ich es für angebracht, im Anschluss an die Mittheilungen von Gregory einen vorläufigen Bericht über die von mir untersuchten Gesteine zu geben und auch meinerseits die bereits von Gregory erwähnte nahe Verwandtschaft zwischen gewissen Laven des Kenya und des Kilimandjaro zu bestätigen, soweit sich aus den Ausführungen Gregory’s ein Urtheil bilden lässt. Das Referat von Salomon über die Arbeit Gregory’s im Neuen Jahrbuch ist so ausführlich gehalten, dass ich hier nicht eingehender auf dieselbe zurückkommen will. Ich möchte mich nur dem Be- dauern Salomon’s anschliessen, dass Gregory für seine Kenyte keine Analysen gegeben hat. Dieser Umstand ist für mich um so bedauerlicher, als gerade die Kenyte für den Vergleich in Betracht kommen. Die von Gregory über die Kilimandjarogesteine gegebene Mittheilung stützt sich auf eine Untersuchung von Drior, nach welchem einige im Natural Ilistory Museum in London befindlichen Gesteinsproben vom Mawensi sowohl makroskopisch wie mikro- skopisch grosse Aehnlichkeit mit den Kenyten zeigend Zu den Ausführungen Gregory’s liin ich in der Lage folgendes zu bemerken: 1. Ein Theil der Kilimandjarogesteine, und zwar fast aus- schliesslich Typen des Kibo, weisen in ihrer mineralogischen Zu- sammensetzung eine grosse Verwandtschaft mit den von Gregory beschriebenen Kenyten auf; nur ist in denselben der Aegyrin meist durch andere Pyroxene vertreten. Ferner spielt bei den Kibolaven ausser Nephelin auch Leucit eine grosse Bolle. 2. Die Kibogesteine, welche wie die Kenyte vorzugsweise ^ J. W. Gregory; Gontributions to the Geology of British East Afrika. — Part. II. The Geology of Mount Kenya. Quart. Journ. Geol. Soc. 56. p. 205 — 222. London 1900. \V. Sai^o.mon (Referat über diese Arbeit), Neues Jahrb. f Min. 1902, p. 231. 2 Das mir vorliegende Material wurde von Herrn Professor Dr. Hans Meyer gesammelt. 2 Nach den Mikrophotographien, welche Gregory seiner Arbeit beigefügt hat, scheint allerdings eine weitgehende Uebereinstimmung zwischen seinen Kenyten und gewissen Laven des Kibo vorhanden zu sein. des Kenya and des Kiliniandjaro. i;'05 hyalopilitisclie oder glasige Grandmassen besitzen, sind verhältniss- inässig selir reich an gefärbten Gemengtheilen. Sie characteilsiren sich dadarch, sowie darch ihr rauhes trachytisches Aussehen und im Gegensatz zu den Trachyten durch meist dunklere, graue bis Iwaune Färbungen als Gesteinstypen, welche in der Mitte stehen zwischen den Trachyten und Phonolithen einerseits, sowie den 'l’ephriten und Rasaniten andererseits. Demnach sind sie den Trachydoleriten zuzurechnen h Zur Gharacterisirung dieser Ge- steine möchte ich noch bemerken, dass dieselben in ihrem Aussehen lebhaft an die Rhombenporphyre erinnern. Dass auch die Kenyte den Rhombenporphyren recht nahe stehen, wird von S.vlomox in seinem Referate ausdrücklich betont. Osann 2 stellt die Rhomben- [)orphyre auf Grund ihres chemischen Bestandes in die Familie der Trachydolerite. Demnach wäre es immerhin möglich, dass die trachydoleritischen Gesteine des Kibo junge .Vequivalente gewisser Rhombenporphyre vorstellen. Ueber diese Frage ward wohl das ResuUat der chemischen Analyse Aufschluss geben. 3. Am Mawensi scheinen die rhombenporphyrarligen Gesteine keine wesentliche Rolle zu spielen. Dagegen nehmen Feldspath- basalt, Nephelinbasalt, Ilornblendebasalt, Tephrite und Basanite, sowie Limburgite, also vorzugsweise basischere Gesteine, Antheil am Bau dieses Berges. H. Meyer 3 sagt in seinem neuesten Werke über den Kili- mandjaro wohl auf Grund der Untersuchungen 11 yland’s^; »Das vor- herrschende Gestein am Mawensi ist Nephelinbasalt und Feldspath- basalt«. Im Gegensatz dazu erwähnt er als herrschendes Gestein am Kibo den Nephelinbasanit. Als Nephelinbasanit hat IIveand -Vnorthoklasgesteine bezeichnet, welche jedenfalls die grösste Aehn- lichkeit mit den mir vorliegenden Trachydoleriten zeigen und wohl auch diesen noch zuzurechnen sind. Leider hat uns auch Hyland keine chemische Analyse seines Nephelinbasanites gegeben. Trotz der nahen Verwandtschaft der Kibogesteine mit den Kenyten möchte ich den Namen Kenyt für die mir vorliegenden Gesteine nicht in Anwendung bringen, da ich es vorziehe, dieselben in einer bereits bekannten Gesteinsfamilie unterzubringen, solange ich nicht durch das Resultat der chemischen Untersuchung ge- zwungen bin, die betreuenden Gesteine als neue Gesteinstypen aufzufassen. * Auf die Zugehörigkeit dieser Kibogesteine zu den Trachy- doleriten wurde ich bereits vor längerer Zeit von Herrn Geheimen Bergrath Rosenbusch aufmerksam gemacht. 2 A. Osann: Versuch einer chemischen Glassification der Eruptivgesteine. II. Die Ergussgesteine. Tscherm. Min. petr. Mitth. XX. 1901. p. 460 IT. 3 11. Meyer: Der Kilimandjaro. Berlin 1900. p. 308 u. 316. ^ J. S. Hyland : Ueber die Gesteine des Kilimandscharo und dessen Umgebung. Tscherm. Min. petr. Mitth. X. 1888. p. 203. 206 L. Finckli, Erklärung. Erklärung. Von L. Finckh. Peiiin, Februar 1902. In einer Abhandlung »Studien über das Tellur« bringt .\. Oi T- bierI folgende krystallographische Notiz: »Die Tellursäure ist diniorph und 1. in regulären Oktaedern und 2. in einer Modilikalion krystallinisch zu erhalten, welche von den älteren Forschern zu dem monoklinen Systeme gerechnet wurde, während nach St.\ude.m.\ier's Angaben W. Muthm.vnn ihre Zugehörigkeit zum trigonalen Systeme bestimmt hatte. Ich habe die Angaben in Gemeinschaft mit Herrn Dr. L. Fixckh nachgeprüfl und gefunden, dass hier ein gi'osser Irrthum vorliegt. Es gelang uns nämlich, nachzuweisen, dass die zweite ilodifikation weder dem monoklinen, noch dem trigonalen, sondern dem he.vagonal- rhomboedrischen Krystallsysteme angehört. .Man erhält diese Krystallform öfter als die reguläre, und namentlich aus verdünnten, wässerigen Lösungen der Tellursäure; die Krystalle behalten ihren Glanz auch bei längerem Aufbewahren an der Luft vollständig bei und haben folgende Gestaltung: Sie zeigen parallel den Prismen kanten auf allen sechs X R - F 1 ä c h e n gerade A u s 1 ö s c h u n g , und als häutigste Form xR und R als Abstumpfung der Prismen, während selten OR als Rasis auftritt.« Mein Antheil an dieser Mittheilung ist folgender: Ich habe die Tellursäurekrystalle nur unter dem Mikroskope angesehen und gerade Auslöschung parallel den Prismenkanten beobachtet, ln Anbetracht der allgemeinen Form der mir vorgelegten Krystalle habe ich sie unter Vorbehalt für hexagonal und zwar rhomboedrisch erklärt. Für eine Publication hätte diese Bestimmung durch ^less- ungen und eingehendere optische Untersuchung gestützt werden müssen. Das Manuskript obiger Arbeit hat mir nicht Vorgelegen, folglich bin ich an der Gegenüberstellung von trigonalem und hexagonal- rhomboedrischeni Krystallsystem nicht betheiiigt. ' A. Gutbier, Studien über das Tellur. Erlanger Habilitations- schrift, Leipzig 1901. Siehe auch : Zeitschrift für anorganische Chemie. XXIX. p. 27.' F. Kinne, Cluilniersit. 207 Chalmersit. Von F. Rinne in Hannover. Mineralogisch-geologisches Institut der Technischen Hochschule zu Hannover. Auf Seite 69 — 72 dieses Centralblattes vom laufenden Jahre gieht E. Hl'ss.\k einen Bericht über interessante Untersuchungen an dem von ihm als neu erkannten und benannten Mineral Chal- mersit von der Goldmine »Morro Yelho« in Minas Geraes, Brasilien. Die Ghalmersitkrystalle zeichnen sich, ^vie E. Huss.vk hervor- liebt, durch eine sehr bemerkenswerlhe Aehnlichkeit mit Kupfer- glanz aus, zwar nicht im allgemeinen Aussehen — sie sind nadel- förmig — aber in den Wiidcelverhältnissen der beobachteten Flächen. Chalmersit Rhombisch a : b : c = 0,5734 : 1 ; 0,9649 Kupferglanz Rliomljisch a : b : c = 0,5822 : 1 ; 0,9709 Chalmersit Kupferglanz »P 110 ; xP lio = 1200 20' 1190 35' OP 001 : P 111 = 1170 16' 1170 23' Die enge Beziehung des Ghalmersits zum Kupferglanz ist um so bemerkenswerther, als in seiner Formel (Cua S . Fee S7) die des Kupferglanz (CuoS) als erstes Glied enthalten ist. Der von E. Huss.vk aufgestellte Isomorphismus zwischen den beiden Mine- ralien scheint mir indess wegen mangelnder chemischer Analogie zwischen Ciu S und C112 S . Feg S7 nicht annehmbar. Sei es gestattet, auf einen anderen Gesichtspunkt hinzuweisen, unter welchem die geometrische Verwandtschaft zwischen Chalmer- sit und Kupferglanz betrachtet werden könnte. Wie Huss.vk bereits erwähnt, entspricht das zweite Glied der chemischen Formel des Ghalmersits der des Magnetkies, wenn man ihn alsFen Sn -p 1 auf- fasst. Es ist nun nicht ohne Interesse zu beobachten, dass eine grosse krystallographische Aehnlichkeit nicht nur zwischen Chal- mersit und Kupferglanz sondern auch mit Magnetkies besteht. xP 110 : xP llo OP 001 : P 111 Chalmersit Cu2 S . Fee S7; rhombisch, pseudohexagonal 120 0 20' 117 0 16' Kupferglanz CU2S; rhombisch, pseudohexagonal 119 0 35' 117 0 23' Magnetkies FeeS7'; hexagonal 1200 II70 41' Es scheint mir hier wieder ein interessantes Beispiel, nicht des Isomorphismus sondern der Isotypie vorzuliegen, d. i. der oft zu beobachtenden Thatsache, dass »typische« Krystallformen — die man unter den Elementen findet — besonders bei einfach zusammen- 1 bezw. Fe S. 208 F. Rinne, Ghalinersit. Hexa- gonal a : c .\uf rhom- bisches Axen- kreuz bezogen bez. rhombisch a : b : c Prismen- winkel Basis zur | Slamm- pyramido Magnesium Mg 1 1,6391 0,5774 1 0,9463 1200 0' 1170 51' Beryllium Be 1 1,5802 0,5774 1 0,9123 120» 0' 1180 44' Cadmium Cd 1 1,6554 0,5774 1 0,9557 1200 0' 117037' Iridosmium (Ir, Os) 1 1,6288 0,5774 1 0,9404 1200 0' 1180 0' Zinkoxyd Zn 0 1 1,6219 0,5774 1 0,9364 1200 0' 1180 6' Berylliumoxyd Be 0 1 1,6305 0,5774 1 0,9414 1200 0' 117059' Würtzit Zn S 1 1,6006 0,5774 1 0,9214 120« 0' 1180 25' Greenockit Cd S 1 1,6218 0,5774 1 0,9364 120^ 0' 1180 6' Magnetkies FeS bez. FCn Sq -|- 1 1 1,6502 0,5774 1 0,9528 1200 0" 1170 41' Covellin Cu S 1 1,5888 0,5774 1 0,9171 1200 0' 1180 36' Arsennickel Ni .\s 1 1,6389 0,5774 1 0,9462 1200 0' 1170 51' Antimonnickel Ni Sb 1 •1,7220 0,5774 1 0,9942 1200 0' 116'' 42' Jodsilber AgJ 1 •1,6392 0,5774 1 0,9464 120® 0' 1170 51' Carborund C Si 1 1,6324 0,5774 1 0,9423 1200 0' 117057' Eis ll2 0 1 1,617 0,5774 1 0,9336 1200 0' 1180 10' Tildymit Si 0™ (über 1300) 1 1,6530 0,5774 1 0,9414 1200 0' 117039' Jodcadmium Cd J2 1 1,5940 0,5774 1 0,9203 1200 0' 1180 31' Bleijodid PbJ2 1 1,6758 0,5774 1 0,9675 1200 0' 1170 20' .Vntimonzink Znm Sbn — 0,5706 1 0,9594 120035' 117019' Antimonsilber Agm Sbn — 0,5774 1 1,0074 1200 0' 1160 24' Tridymit Si O2 — 0,5774 1 0,9414 1200 0' 117059' Chrysoberyll Mg 0 . AI2 O3 — 0,5800 1 0,9400 HO’ 47' 11 80 5' Kupferglanz Cu2 S — 0,5822 1 0,9709 119035' 1170 24' Silberkupferglanz (Cu, Ag)2S — 0,5820 1 0,9206 119036' 1180 39' Chalmersit Cu2 S . Feg S7 — 0,5734 1 0,9649 120020' 1170 16'- und andere mehr gesetzten, gelegentlich auch bei chemisch verwickelteren StofTen •wiederkehren. Im vorliegenden Falle handelt es sich um eine typische hexa- gojiale bez. pseudohexagonal-rhombische Form, die sehr oft in der Krystallwelt erscheint, unter den Elementen bei Mg, Be, Cd, (Jr, Os) gefunden 'würd und bei chemisch einfach zusammengesetzten kry- stallographisch bekannten Verbindungen -wiederkehrt im Zn 0, Be 0,. Zn S, Cd S, Fe S, Cu S, Ni As, Ni Sb, Ag J. Hz 0, Si O2, C Si, Cd J2, Pb Jj, Cu2 S, bei mehr als zweiatomigen Stoffen z. B. im Chrj’soberyll und schliesslich auch im Chalmersit. DiekrystallographischeUebereinstimmungallerdieser, chemisch sehr verschiedenen Gruppen angehörigen Stoffe ist sehr gross, wie Iwan Wassiljewitsch Muschketow f. 209 nebenstehende Tabelle zeigt. Die enge Formverwandtschaft kann füglich nicht durch Isomorphismusannahme erklärt werden, weil che- mische Analogie nicht gleichmässig zwischen den Körpern besteht. Es handelt sich vielmehr meiner Meinung nach bei den Gestalten obiger und anderer Verbindungen um einen Fall der Isotypie, um eine Krystallform, zu der sich bei chemisch einfach aufgebauten Sub- stanzen, insbesondere also bei Elementen und bei zweiatomigen Körpern, seien es nun Oxyde, Sulfide oder andere Stoffe, die Mole- küle oft zusammenfinden, und die auch bei verwickelter zusammen- gesetzten Substanzen gelegentlich wieder verkörpert wird. Fasst man den Chalmersit als eine Molekülverbindung von Cuo S und Fep S7 auf, so erscheint im Hinblick auf die Formver- wandtschaft von Gu2 S als Kupferglanz, Feg S7 (bez. Fe S) als Magnet- kies und Cu2 S . Fee S7 als Chalmersit noch ein Vergleich mit anderen Substanzen nicht ohne Interesse, die gleichfalls als Molekülver- bindung aufgefasst werden können und eine enge krystallographische Verwandtschaft der beiden Componenten untereinander sowohl als der Componenten mit der Molekülverbindung zeigen. Denn wie die unter sich ähnlichen Formen des Kupferglanz (CU2S) und Magnet- kies (FeeS7) in der Molekülverbindung Cu2S.FegS7 des Chalmersits wiederkehren, so ist es bekanntermassen der Fall mit Ca CO3 als Kalkspath, 51g CO3 als Jlagnesit und ihrer Vereinigung Ca CO3 . Mg CO3 Dolomit, wohl auch mit den Augitcomponenten Ca SiOs sowie Mg Si O3 und ihrer .Molekülverbindung Ca Si03 . 5Ig Si03 als Diopsid. Möglicher- weise kann die bekannte Beziehung der tetragonalen Substanzen Si O2 und Zr O2 untereinander und mit Zirkon Si O2 . Zr O2 in der Hinsicht gleichfalls verweTthet werden. Iwan Wassiljewitsch Muschketow f. Nach kurzem Leiden verschied am 10. .lanuar 1902 im 50. Lebens- jahre der Professor für Geologie am Berginstitut in St. Petersburg Iwan W.assiljewitsch Muschketow. Im .fahre 1850 geboren, absolvirte er 1867 das Gymnasium zu- Novo-Tscherkask und 1872 das Berginstitut in Petersburg. Seine amtliche und wissenschaftliche Thätigkeit begann .der Verstorbene am Ural. Nach einem Jahre wurde er dem General- gouverneur von Turkestan für Montanwesen zur Verfügung gestellt. In dieser Zeit begann er seine geologische Erforschung von Tur-- kestan zuerst im kleinen Maassstabe, später in grösserem Umfange. Dazwischen arbeitete er auch am Ural, später am Kaukasus und in vielen anderen Gegenden Russlands, wie aus der Liste seiner Arbeiten zu ersehen ist. Im Jahre 1878 begann JIuschketow seine Lehrthätigkeit als Professor-.\djunkt am Berginstitut. Mit 11 Centraiblatt f. Mineralogie etc. 1902. 210 Iwan WassUjewitsch Muscliketow f. der Gründung des geologischen Gomites trat er in die Reilie der Ghef-Geologen ein und blieb in dem Amt bis 1897, in welchem Jahre er einen Ruf als Professor an das Rerginstitut bekam; als solcher war er bis zum Tode thätig. Ausser im Berginstitute las er auch im Wegebauingenieur-Institute und in der höheren Frauen- schule. Seiner wissenschaftlichen Thätigkeit nach stand Muschke- Tow in naher Beziehung zu der geographischen Gesellschaft, in deren Abtheilung für physikalische Geographie er fast siebzehn Jahre (von 1885) einer der Vorsitzenden war. Unter seiner Leitung und zum Theil von ihm persönlich wurde von Seiten der Gesell- schaft eine lange Reihe verschiedener Programme und Anleitungen zu wissenschaftlichen Beobachtungen zusammengestellt. In der Gommission für Beobachtung der Erdbeben (bei der K. Akademie der Wissenschaften) spielte ÜIuschketow auch eine wichtige Rolle. Er war Vertreter Russlands in der internationalen Commission für Beobachtung der Gletscher. Den späteren Biographen des verstorbenen Gelehrten müssen wir es überlassen, die vollständige Liste seiner Arbeiten zu.sammen- zustellen. Wir können hier nur einige hervorheben: 1872. Wolinit. Verb. d. k. min. Ges. VII. 1873. Ueber das mineralogische System von Dana. Trav. de la Soc. Oural. d,. Amat. d. Sc. nat. Die Herrn Nowikow gehörende Goldgrube Uspenkoi im süd- lichen Ural. Verh. min. Ges. VIII. 1875. Kurzer Bericht über eine geologische Reise in Turkestan im .Tahre 1875. Verli. min. Ges. XII. 1876. Beiträge zur Kenntniss der geologischen Constitution und der Erzlagerstätten des Bergreviers Slatoust im südlichen Ural. (Dissert.) Verh. d. k. min. Ges. XIII. Ueber die Vulcane des mittleren Asiens. N. .1. f. M. (Deutsch). Les volcans de l’Asie Centrale. St. Pb. Bull, de l’Acad. (Fr.) 1878. Reise nach Alai und Station Tschatir-Kul. Bergjourn. I. Les richesses minerales du Turkestan russe. Geologische Bemerkungen über Üst-Mongolia. Bergj. II. Zur Kuldja-Frage. Goloss. 1881* Bericht über die Expeditionen 1879—80 im mittleren Asien. Isvest. geogr. G. XVII. 1882. Geologische Reise nach dem Kaukasus. Isvest. geogr. G. XVIII. (Mit Beck) Nephrit und seine Lagerstätten. Bergjourn. T. II. Dasselbe. Deutsch. Verh. k. m. G. XI III. 1885. Apercu geologique sur le District de la ville de Lipetzk du Gouv. Tambov et des sources minerales de la ville de Li- petzk. Trav. Com. Geol. T. I. 4. Compte rendu preliminaire de Texcursion dans les steppes de Kalmyck. Bull. Gom. Geol. 1886. Turkestan vol. I. aprcs les donncs de voyages en 1871—1880. Iwan Wassiljewilsch Muschketow f. 211 Reclierclies geologiques, faites dans les steppes Kahiiouks eil 1885. Rull. Coni. Geol. Muschketow und Romaxowski. Geologische Karte des russischen Turkestan. Geologische Notizen über die Mineralwässer des Kaukasus. Verb. m. G. XXII. 1887. Origine et diversite des Sources. Prot. Soc. Balneologique ü Piatigorsk. Expedition nach Ghan-Tengri. Rer. geogr. G. Geologische Forschungen im transkaspischen Gebiet. Eine Anleitung. Rull. Gom. Geol. 1888. Physikalische Geologie. Rand II. Conipte rendu preliminaire sur les reclierclies du tremblement de terre ä la ville de ^Yerny le 281 Y 1887. Rull. Com. Geol. Erdbeben vom 28. Mai 1887 in St. Werny. Isvest. geogr. G. R. XXIY. 1889. Ein Anleitungs-Programm zur Erforschung des oro-geologischen Gharacters des Wolga-Deltas. Isvest. geogr. G. R. XXY. 1890. Le tremblement de terre ä Yerny 28 Mai 1887. Mem. Gom. Geol. Y. X. 1. Die Erdbeben. Programm. Eine Notiz über Nephrit und .ladeit vom Ost-Pamir. Isvest. geogr. G. XXY. 1891. Materialien zur Kenntniss der Erdbeben in Russland. Physikalische Geologie. Band I. 1892. Kurze Skizze des geologischen Baues des transkaspischen Gebietes. Yerh. min. G. XXYIII. Geber die Erscheinung einer neuen Insel im Caspischen See in der Nähe der Apscheron-Halbinsel. Yerh. min. G. XXIX. Geber die Beobacbtung der Gletscher. Programm. Geber den Fu'Klort des gediegenen Platins am Gral. Yerh. min. G. XXIX. 1893. Bemerkungen über den geologiscben Bau des Ilingans und der östlichen Mongolei. Yerh. min. G. XXX. Muschketow und Orlow. Katalog der Erdbeben des russischen Reiches. Sapiski d. geogr. G. XXYI. 1895. Eine Notiz über die Herkunft der Salzseen in der Krim. Rerg- journ. R. II. Allgemeine geologische Karte von Russland. Blätter 95 u. 96. .Mem. Com. Geol. XIY. 1. Ein kurzes Lehrbuch der Petrographie. 1896. Geologische Skizze des Glacialgebietes der Teberda und der Tschschalda. Mem. Com. Geol. Y. XIV. 4. Allgemeine geologische Karte von Russland. Blatt 114. Mem. Com. Geol. Y. XIV. 5. 1897. Die Gletscher-Forschungen in Russland. Lsw. geogr. G. XXXIII. 1899. Physikalische Geologie. 2. Ausgabe. I. Rand. 14* 212 Versammlungen und Sitzungsberichte. Versammlungen und Sitzungsberichte. Französische geologische Gesellschaft. Sitzung von» 16. D e c e m b e r 1901. Thevemic: Ueber die Entdeckung von Aracbniden im Carbon von Go in m e n t r y (erscheint erweiteit in den Bull.). Zwei neue Opilioniäcn, deren eine (Eotroguhis Fayoli) an die Troguliclen erinnert, während die andere den Xemastoma ähnelt (Nemastomoides Elaveris). Sie sind durch ausgeprägtere Meta- merisation primitiver als die jetzigen Opilioniden und nähern sich Eophrgnus und Kreischeria. A. Boistel : Einige M i o c ä n a u f s c h 1 ü s s e in d e r 1’ a n s e du Bugey (Bresse) (erscheint in den Bull.). Die obere Abtheilung besteht aus Thonen und Mergeln, mit denen Lignite wechseln, die untere aus festem Thon mit wenig Lignit, einer Bank sandigen Thones mit Fossilien, und 2 — 3 m groben Sandes mit Enio atavus var. Sayni und Melanopsis Depereti. Es sind pontische Schichten und viele Fossilien mit diesen gemeinsam. A. Guebh.vrd besprach die Erklärungsversuche des sonderbaren Auftretens jüngerer Schichtfetzen in- mitten eines Gebietes älterer Schichten. An der Dis- cussion betheiligten sich de L.vpparext und H.4Etg. H. und R. Douville berichten über die grosse Ausdehnung des Eocäns in der Umgegend von Roy an. Ihre Untersuch- ungen stützen sieh besonders auf das Vorkommen verkieselter Kalke (mit Miliola, Nammnlites etc.) in wenig abgerollten Fragmenten übef einen weiten Umkreis. Gors.m.\NiN: Ueber die grossen Venericard ien des Eocäns auf beiden Seiten des atlantischen Oceans (erscheint erweitert ln den Bull.). Die Tnicricardia des nordameri- kanischen Eocäns wird als densatn Conrad von V. planicosta unter- schieden. Es war dies die letzte Art, welche als beiden Eocän- gebieten gemeinsam angeführt werden konnte. Ch. B.vrrois : Ueber d i e G r a p t o 1 i t h e n v o n G a t a 1 o n i e n und ihre Beziehungen zu den graptolithenfübr enden Horizonten Frankreichs (erscheint ausführlicher in den Bull.). Versammlungen und Sitzungsberichte. 21.3 Vier obersilurisctie Stufen sind nachweisbar: 1. Stufe von Can Ferres mit Monograptus lohiferus, Diplo- graptus sinnatus etc. (entspricht den Phtaniten von Anjou; Llandovery). 2. Stufe von (Jamprodon mit Monogr. turriculatus, Cgrto- graptas Gragi etc. (entspricht den Ampeliten von Poligne; Stufe von Tarannon). 3. Stufe von Gracia mii Monogr. priodon, dtt&fits (entspricht den Ampeliten von Andouille; Wenlock). 4. Stufe von Cervello mit M. colonus, Nilssoni (entspricht den Schiefern von Grozon; Ludlow). E. Haug: Ueber die liegende Falte der Diablerets. Es wird darauf hingewiesen, dass Vortragender schon 1894 dieselbe Erklärung gegeben hat, zu der neuerdings Lugeon, entgegen früheren Anschauungen, gekommen ist. R. FouRTE.AU : Beitrag zurKenntniss der fossilen Echiniden Aegyptens (erscheint in den Bull.). Echinolampas Fraasi de Lor. und Osiris Des. sind nur Varietäten des E. africanus DE Lor. Von Sismondia Saemanni wird eine neue vor. niinor be- schrieben. Für Amphiope truncata Fuchs wird der Name A. Fuchsi vorgeschlagen. Sitzung vom 6. Januar 1902. Vorstandswahl; E. Haug wird zum Vorsitzenden gewählt. .Stellvertr. Vorsitzende : M. Boule, L. Gentil, M. Lugeon, G. Mouret. Sitzung vom 20. Januar 1902. Douville berichtet über die Auffindung triassischer Kalke in Griechenland, im Massiv von Cheli. Douville bespricht einige Versteinerungen, welche fieneral Jourdy aus Süd-Oran mitgebracht hat. Von Igli stammen «arbonische Arten, darunter einige neue. Von Fignig liegen vor oolithische Bathonienkalke und anscheinend liassische Stücke (Rhyn- <-honella aß. tetraeda, Harpoceras). Douville : Uelier die N u m m u 1 i t e n s c h i c h t e n Aqui- taniens. Ein genaues Studium der Nummuliten hat zu folgender F^arallelisirung geführt, (vgl. S. 214.) An dieser Zusammenstellung ist bemerkenswert!! : 1. Die Existenz von 2 Niveaux mit Assilinen. 2. Die Beständigkeit des Niveau mit Orhitpides stellata und radians (Priabona, Chalosse de Montfort, Biarritz). 3. Diese Orbitoidesschichten sind regelmässig überlagert von Schichten, welche trotz der Verschiedenheit der Facies synchron sein müssen (Asterienkalk, Sande mit Euspatangus von Biarritz, Mergel von Gaas). Nur eine Discordanz konnte festgestellt werden, über den jüngsten Nummulitenschichten von Gaas und unter dem Aquitanien mit Lepidocgclina. Auch in den .\lpen sind die Schichten mit Xatica 214 Versammlungen und Sitzungsberichte. -D 13 p £ S ® CO S" nrj CO ® CO 2. CO OQ c: p fT ^ CO c c *r H CO H s s = o r p ci a ® * p g-c^o § ^ c o- ä.'S o a “ ® z;‘ c- 's'" 's ^ o S S.3 s » li-ia ~-K § Ct> ■Je Cc («» ShS'^' 'S ? O .o 2 •* ^ ^ O . CO CO ‘2.0- ; 3-.a> i O ; a 2. : la ^ a a o 3 fs3 -5 O P O N p a 2. ;-• f’g.® 2§ P ® B Versammlungen und Sit/.ungsbericlite. 215 rraiimtina sctiarf getrennt von der aqiiitaiiischen ^Molasse mit Helix liamondi. G. DoLLFi s und Hauo machen dazu einige Bemerkungen. Caxu; Ueber die fossilen Bryozoen (erscheint in den Bull.). P. Lorv; Bemerkung über die Tektonik im Süden von Grenobl.e E. H.\rlk : Elchre.'Jte von La ugerie - Haute, bei E y z i e s , D 0 r d o g n e. Unter einem überliängenden Felsen wurden zusammen mit Silex vom Magdalen- und Solutre-Typus diluviale arktische und Steppentliiere gefunden. Etwas jünger, der Erhaltung nach, sind die Reste von Pferd, Schwein und Elch. \V. Kilia.n; Bemerkungen über den Mangel an tek- tonischer C o r r e 1 a t i 0 n zwischen den beiden Ufern der Isere (gegen Lugf.o.x). Aufl’allend ist diese Abweichung be- sonders im Thal unterhalb Grenoble. Links (Balme de Fontaine) fallen senone Schichten nach Osten, rechts heben sich tithonische und subcretacische Schichten heraus und neigen sich gegen Westen. Es erklärt sich dies aus dem südöstlichen Fortstreichen (unter den Alluvionen) der Querverwerfung der Schwelle des Furon, welche selbst wiederum die Folge einer Torsion der Falten ist. Biese Verhältnisse mussten die Erosion der Isöre erleichtern und ihren Eintluss auf die Richtung des Thaies ausüben. Mineralogische Qesellschait zu St. Petersburg. Sitzung V o m 7. Jan u a r 1902. -V. P. Karpixski sprach über die krystallo graphischen Eigenschaften des Eises. Die Schneeflocken, welche in letzter Zeit oft photographirt sind, zeigen sich combinirt aus einer grossen Zahl hexagonaler Individuen. Ferner ist Eis in kiystallograpbischen Formen auch unter den Hagelkörnern gefunden, zuerst von Arich und von ihm auch beschrieben. Eiskrystaile wurden auch öfter in Höhlen gefunden. In allen diesen Fällen handelt es sich um Auskrystalü- sirung aus der Luft, d. h. aus dem Wasserdampf. Eis, welches aus Ilüssigem Wasser gebildet ist, stellt ein Aggregat einaxiger Indivi- duen dar, aber nie in so feiner krystallographischer Ausbildung, wie in den obigen Fällen. A’ortr. erwähnte dann die fremden mineralischen Einschlüsse in den Hagelkörnern. Diese können irdischen Ursprungs sein, wie es der Hagel im Jahre 1890 in der Nähe von »Iwan-gorod« bewies, oder kosmischer Staub, wie es bei dem Hagel im Jahre 1897 daselbst der Fall war. ln den Hagelkörnern von 1890 erkannte Voitr. vulkanische Asche vom Vesuv, in denen von 1897 gediegenes Eisen, Eisenoxyd, Augit und Schwefel-Verbindungen, was alles zusammen genommen einen kosmischen Ursprung anzeigt. P. Gerassimow sprach über den Ursprung des Seifen- goldes im Gebiete Olekma. Quarzgänge sind vom edlen Metall 216 VersammUingen und Sitzungsbericble. fast frei, oder enthalten es nur in Spuren. Dagegen findet man in dem Eisenkiese, welcher in grossen Mengen in lüesigen Thonschiefern vorkommt, und chemisch auf seinen Inhalt an Gold genau untersucht ist, im Mittel bis ein halbes Pfund pro 100 Pud. Auf Grund dieser Beobachtungen meint Vortr., dass das Seifengold sich aus dem Kiese der Thonschiefer gebildet habe. Bis jetzt werden die Kiese technisch noch nicht ausgebeutet. V. J. WOROBiEFF zeigte einen Granat aus Sibirien (von der bekannten Fundstätte für Wiluit und Achtaragdit), welcher aus sechs Individuen in paralleler Verwachsung besteht, und den Ha- bitus eines groben Octaeders hat. Fr. B. Schmidt sprach über die ToLL’sche Expedition, Avelche jetzt auf der neusibirischen Insel sich befindet. Unter aiir derem sind auf der Insel Kotelny Triasablagerungen gefunden. Sitzung vom 18. Dezember 1901. S. N. Nikitin sprach über die Naphtavorkommnisse im Bassin Emha im Uralischen Gebiet. Die Gegend lässt sich nach ihrer geologischen Beschaffenheit in drei Theile zerlegen. Der südlichere ist durch das Ust-Ürt-Plateau gebildet, welches nach S. durch einen Absturz (s. g. »Teschinka«) abgegrenzt wird. Diese stellt wahrscheinlich eine Verwerfung dar und bietet zum Studium der Geologie des Ust-Urt eine Beihe von guten Aufschlüssen. Die oberen Horizonte von Ust-Urt sind sarmatische Schichten; nach unten folgt ein Üstrea-Horizont mit Ostrea-Bänken, welche von eisenhaltigen Schichten mit Fischzähnen unterlagert werden. Noch tiefer liegen salzhaltige, mit Muscheln überladene Ablagerungen, welche zum unteren Oligocän gehören. Die Grenze zwischen den sarmatischen und den Ostrea-Schichten ist sehr wasserreich. Am Fusse des Ust- Urt liegt der s. g. »Takir«, d. h. eine vegetationsfreie Thonablagerung, welche kein Salz enthält. Der zweite Theil ist ein gefaltetes System von Kreideschichten. Die Beste der Falten bilden gewöhnlich eine Beihe von Kelten mit W. — O.-Streichen. Diese Ablagerungen sind sehr reich an Fossilien vom Alter des oberen Genoman bis zum Senon. Die überlagernden Sandsteine sind fossilienleer. Zwischen den Faltengebirgen kommen auch Beste von üliocänablagernngen vor. An den Ufern der Flüsse findet man mächtige Lössablagerungen. IMe Gegend ist an Mineral-Wasser sehr reich, aber nicht an Süss- wasser. Es giebt keinen Salzsee, und der Salzboden ist ausschliess- lich ein Wüstenprodukt. Der dritte Theil ist die mit kaspischen Ablagerungen bedeckte Gegend, mit Resten der noch im Kaspi lebenden Muscheln. Als »Sori« bezeichnet man hier die Stellen, welche im Früh- ling unter Wasser sind und später sich mit Salzausblühungen be- decken. An vielen Stellen findet man natürliche (fuellen mit Salz-, Eisen- und sogar Süsswasser, was einige Hoffnung auf die Möglich- keit artesischer Brunnen giebt. Naphla ist von 28 Orten bekannt. Miscellanea. 217 i>ie ist entweder normal-flüssig, so besonders in der Näl^e vom Kaspi, oder durch ihre Oxydationsprodukte ersetzt. Die Naphta bildet sicli allein, oder mit Wasser in Brunnen, ist auch in den Schlammvulkanen bekannt, so wie in der Nähe von Salzseen. Ein ■wichtiger Unterschied von der bakinischen Naphta liegt darin, dass die hiesige ihr Hauptlager in der Kreide hat, und in kaspischen Schichten nur in kleinen Massen und wahrscheinlich nur secun- där vorkommt. K. J. Bogdanowitsch sprach über einige Gletscher des südöstlichen Theiles des Kaukasus, welche bei einem ver- hältnissmässig grossen Firnfelde nur sehr kleine Zungen bilden und weniger zum alpinen als zum Polartypus gehören. Die Oscila- -tionen dieser Gletscher sind sehr unregelmässig. Miscellanea. — Das Mammuth von der B e r e s o w ka- K o ly m a. Der Leiter der an die Beresowka geschickten Mammuth-Expedition, Herr Uonservator Herz, hat an die »St. Petersburger Zeitung« einen aus- führlichen Bericht vom »Mammuthplatze« gesandt, dem wir das Folgende entnehmen : »In den ersten beiden Tagen nach meiner Ankunft hier hatte ich noch zwei warme Tage gehabt, und ich trug während dieser Zeit einen grossen Theil der den Mammuthcadaver bedeckenden Erdmassen ab und grub dann um das Mammuth herum so viel frei, dass beinahe der ganze Körper sichtbar wurde. Von der Behaarung ist nicht viel mehr an den Bauch- seiten und drei Beinen vorhanden und was noch in der Erde mit Haaren liegt, wird auch nicht zu retten sein. Das linke Vorderbein dagegen ist, so lange die Haarbekleidung noch mit Erde an der Haut festhält, grossartig und giebt uns vollständigen Aufschluss darüber, dass das Mammuth eine solche Pelzbekleidung hatte, dass •es das kälteste Klima vertragen konnte. Die dunkel-rostbraune, ziemlich dichte Haarbekleidung dieses Beines bis zum Mittelarm ist 20 Centimeter lang, während sie an der Innenseite des Vorder- fusses über der Fusssohle aschblond ist, aber dort noch viel dichter steht. Unter diesen sogenannten Steif- und Borstenhaaren sitzt eyi richtiger Pelz von 5 bis 10 cm langem Wollhaar, das eine hellgelbe F'ärbung wie bei einem jungen Kameel zeigt. Durch solche Haar- bekleidung ist sicher keine Kälte gedrungen. Vom Rüssel ist gar nichts vorhanden, was ich auch niemals erwartet hatte; dagegen fand ich wiederum im Eise beim rechten Hinterbeine eine ganz dünne Schwanzspitze von 20 cm Länge, das ganze obere Stück habe ich noch nicht entdeckt und es wird wohl auch nach der Lage des Körpers nicht zu finden sein. Diese Schwanzspitze ist auch 218 Miscellanea. ganz dicht mit sehr langem, verfilzten Haar umgeben, ähnlich wie bei einem Büirelschwanze, und wird grosses Interesse erregen. Icli muss sie gefroren mitbringen, da ich sonst ein Zerfallen derselben befürchte. Von noch grösserem Interesse aber ist die Entdeckung des Futters zwischen den Zähnen und auf der Zunge. Auch dieses bringe ich unberührt mit, da bei dem Futter, das zwischen den Zähnen gefunden wurde, noch die Lamellenabdrückc deutlich vorhanden sind. Dieser Fund beweist vor allen Dingen, dass die Mammut he hier im Norden gelebt haben und nicht durch grosse Ueberschwemmungen hierher geführt worden sein können. Ferner weist auch die ganze Lage des Cadavers darauf hin,, dass das Mammuth hier an Ort und Stelle ein unfreiwilliges Ende gefunden hat. Das Mammuth ist augenscheinlich beim Fressen in eine Eisspalte, die überwachsen gewesen sein muss, gestürzt oder vielmehr abgerutscht. Das beweisen die Stellungen der Vorderbeine,, von denen das linke so gekrümmt ist, dass deutlich sichtbar ist, wie das schwere Thier aufwärts zu klettern versucht hat, während das rechte Vorderbein einen Stützpunkt fand, der aber wahrschein- lich zu glatt und zu steil war, den colossalen Hinterkörper hoch zu heben. Die Hinterbeine haben bei dem Abrutschen so eine Lage erhalten, dass sie horizontal unter den Bauch zu liegen kamen, wodurch das Thier sich ganz unmöglich in der engen Lage wieder aufrichten konnte. Diese Eisspalte ist entweder schon mit breiigea Sand- und Lehmmassen ausgefüllt gewesen oder sehr bald vollge- füllt worden und dann zum Theil gefroren, wodurch sich der Körper auch nur erhalten konnte. Der Fundort hefmdet sich etwa 35 m höher als der jetzigtv Wasserstand der Beresöwka, auf einem mächtigen Absturzgebiete von li|2 Werst Länge. Dieses ganze Absturzfeld fällt bei einer Steigung von 40 Grad 112 Meter zur Beresöwka ab, ist ganz zer- rissen und zerklüftet imd rutscht allmählich zum Flusse hinunter, hauptsächlich im Frühjahr, wenn von den anstehenden Bergen zahlreiche Wässerchen das ganze sich senkende Erdreich durch- nässen. Unter dem oberen, 60 m hohen Bande des Absturzgebietes Veten unter einer schmalen Humusschicht und einer 2 m und mehr dicken Erdschicht mächtige, verticale Eiswände von 5—8 m zu Tage, die frei nach Osten liegen und der ganzen Sonnenwürme ausgesetzt sind. — Nach meiner Ansicht hat man hier einen in Auflösung begriffenen fossilen Gletscher vor sich und keine sog. Schneelehnen, die sich bei der fortwährenden Sonnenwärme wohl nicht hätten erhallen können.« — Zur Untersuchung des Steinkohlen-Vorraths von Grossbrittanien ist eine Gommission ernannt, bestehend aus W. L. J.\CKSON (Vorsitzender), G. J. Armytage, W. T. Lewis, Lindsav Personalia. 219 \VoOD, Thomas Bell, William Brace, A. C. Briggs, II. B. Dixon, J. S. Dixo.x, G. Le Neve Foster, Edw.vrd Hüll, G. L.vpworth, .1. B. Macl.vy, Arthur Sopwith, J. ,T. Teall, Ralph Young. Der Auftrag lautet; »Zu untersuchen: Ausdehnung und zugänglichen Reichthuni der Kohlenfelder, den Betrag des Verbrauchs, der angenomnaen werden kann, hei Berücksichtigung aller möglichen bestehenden Spareinrichtungen, des Ersatzes durch andere Feuerungsmittel oder der Benutzung anderer Arten von Kraft; den Effect des Exports auf die heimische Production, und auf welche Zeit hinaus das geförderte ^laterial, besonders der besseren Qualitäten, den englischen Gon- sumenten, insbesondere der Königl. Marine, zu einem Preise ge- liefert werden kann, der das Gemeinwohl nicht beeinträchtigt; die Möglichkeit einer Verminderung dieser Kosten durch billigeren Transport, Vermeidung unnöthiger Kosten beim Abbau, durch die Anwendung besserer Methoden und verbesserter Anwendungen, oder durch eine Aenderung in den üblichen Terminen und Verord- nungen der Minenrechtsverleihung; und ob die Bergindustrie des Landes , unter den bestehenden Verhältnissen die Goncurrenz mit den Kohlenfeldern anderer Länder aufrecht erhalten kann. Die Geologista Association wird ihren diesjährigen grösseren Ausflug (26. Juli bis 2. August) nach Suffölk und Norfolk unter- nehmen. Die Führung übernehmen W. Whitaker und F. W. Harmer. Personalia. Ernannt; Der Kgl. Landesgeologe Prof. Dr. Wahnschaflfe in Berlin zum Geheimen Bergrath. Dr. Fuchs und Dr. Schmierer zu Hülfsarbeitern an der geologischen Landesanstalt in Berlin. Prof. Dr. J. W. Gregory, F. R. S., provisorisch zum Director des Geolugical Survey of Victoria. Bergingenieur K. Ermiseh zum Assistenten für Geologie an der Bergakademie in Freiberg. Gestorben: Am 24. December 1901 Clarence King, geboren 1830 in Newport, Rhode Island. Bekannt durch seine Verdienste um das United States Geological Survey, deren Director er wurde, als 1880 die Verschmelzung der verschiedenen Surveys zustande kam. Er zog sich allerdings schon ein Jahr später von diesem Amte zurück. Man verdankt ihm den geologischen und topogra- phischen Atlas und verschiedene Beiträge für die Geological Ex- ploration of the 40 th Parallel. — Am 20. September 1901 Professor Kalph Tate, geboren 1840 in Alnwick, seit 1875 Professor an der Universität in Adelaide, Südaustralien. Seine zahlreichen, werthvollen Publicationen über die Palaeontologie und Geologie Australiens sind meist enthalten in •220 Personalia. den von ihm in das Leben gerufenen Transactions of the Pliilo- sophical Society of Adelaide, deren Präsident er längere Zeit war und welche 1880 unter seinem Einfluss in die »Royal Society of South Australia« umgewandelt wurde. Ein vollständiges Verzeichniss seiner Schriften findet man im Geological Älagazine, Februar 1902. n Deutschland ist Tate bekannter durch seine älteren Arbeiten über den Lias, insbesondere durch das in Gemeinschaft mit J. F. Blake verfasste wichtige Werk; The Yorkshire Lias, London 1876. Neue Literatur. 221 Neue Literatur. Mineralogie, Arsandaux II. : Analyse de quelques mineraux (carbonates rhom- boedriques, forsterite de Kandy [Ceylon]). Bull. Soc. frang. de mineralogie. 24. 1901. 472—476. Cesaro, G. ; Resolution grapbique des cristaux. II. Mem. Acad. Bruxelles 1901. 24 pag. mit 20 Fig. (I. ibid. 1900.) Cohen, E. : Das Meteoreisen von N’Goureyma unweit Djenne, Provinz Macina, Sudan. Mittb. a. d. naturw. Verein f. Neu-Vorpommern u. Rügen 1901. XXXIII. 15 pag. m. 3 T. Derby, 0. A. ; Occurrence of Monazite in Iron Ore and in Graphite. Ainer. Journ. 1902. 211 — 213. Eisenhnt, K. : Beiträge zur Kenntniss der Bitterspathe. Zeitschr. f. Kryst. 35. 1902. 582 — 607. Frenziel, A. : Ueber ein Steinbeil von Halsbach. Abh. naturw. Ges. Isis in Dresden. 1901. Heft II. 111 — 112 m. 1 Abb. im Text. Gaubert, P. : Sur les figures d’efflorescence. Bull. soc. frang. de mineralogie. 24. 1901. 476 — 487. Kahlbanm, Georg W. A., Roth, Karl und Siedler, Philipp; Ueber Metalldestillation und destillirte Metalle. Zeitschr. f. anorg. Chemie. 29. 1902. 177 — 294 mit 24 Fig. im Text u. 1 T. Melczer, G. : Ueber einige krystallographische Constanten des Korunds. Zeitschr. f. Kryst. 35. 1902. 561 — 581 mit 2 T. Sachs, A. ; Der Anapit, ein neues Kalkeisenphosphat von Anapa am Schwarzen Meer. Sitz.-Ber. k. preuss. Akad. d. Wiss. Berlin 1902. 18 — 21 mit 1 Abbildung im Text. Sachs, A. : IVesen und Werth der Mineralogie. Breslau 1902. 12 pag. 222 Neue Futeralur. Samoilolf, J. : Zur Mineralogie der Bakalskij-Erzlagerslälte (Siid-Ural). Yerh. d. russ. kais. rnin. Ges. zu St. Petersl)urg. (2.) 39. 1901. 329—336. Russisch mit deutschem Resume. Samoilolf, J. ; Beiträge zur Krystallographie des Baryts. Bull. soc. imp. des naturalistes de Moscou. 1902. 105—263. (Russ. mit deutsch. Resume.) Schaller, W. T. : Siehe Arthur S. Eakle. Slavik, F. : Krystallographische Mittheilungen. (1. Stephanit von Pfibram. 2. Topas von San Luis Polosi. 3. Apatit von der Knappen- wand. 4. Baryt von Branik bei Prag. 5. Struvitkrystalle aus dem menschlichen Enddarm. Bull. Internat. Acad. des Sciences de Boheme. 1902. 6 pag. mit 1 Abbild, im Text. (Deutsches Resume.) Slavik, F. ; Mineralogische Mittheilungen aus Westmähren. I. (1. Anatas von Jasenic hei Namest a. d. Oslava. 2. Der Mineralien- fundort Dolni Bory hei Gross-Meseritsch ; Bemerkungen über die mährischen Lokalitäten von Anthophyllit. 3. Lussatit von Bojano- vich bei Jevisovich. 4. Prehnit von Cernin. 5. Die Mineralien des Urkalksteins von Cichov bei Gkrisko. 6. Die Mineralien von Bo- bruvka hei Gross-Meseritsch. 7. Rother Zoisit aus der Borovina bei Trebitsch. Bull. Internat. Acad. des Sciences de Boheme. 1962. 7 pag. (Deutsches Resume.) Sollas, W. .1.: On the intimate structure of crystals. Part. V. Cubic crystals with octahedral cleavage. Proc. roy. soc. 69. No. 455. 1902. 294 — 306. Treptow, E. : Die Mineralbenutzung in vor- und frühgeschicht- licber Zeit. Jahrb. f. d. Berg- u. Hüttenwesen im Kgr. Sachsen. 1901. 43 S. 6 Abbild. 4 T. Vernadsky W. et Samoilolf, T. : Revue des travaux sur la minera- logie de la Russie. I. 1897 — 1898. Ann. geol. et min. de la Russie. 4. 49 — 136. 1901. Petrographie. Lagerstätten. Arsandaux H. : 1. De la variabilite de la composition chimique du magma fondu d’une eruption, pendant le cours de celle-ci. Inter- pretation de la composition chimitiue d’un tel magma. Bull. Soc. Franc, de rnineralogie. 24. 1901. 466—471. Bell R. : Laurentian lirnestones oF Bafünland (abstract). Bull. Geol. Soc. Amer. 1901. pag. 471. Berg G. : Beiträge zur Kenntniss der Goldlagerstätten von Raposos in Brasilien. Zeitschr. f. prakt. Geol. 10. 1902. 81—84 mit 5 Fig. im Text. Ciisbing H. P. : Origin and age of an Adirondack augitesyenite (abstract). Bull. Geol. Soc. Amer. 1901. pag. 464. Neue Literatur. 223 English Th.; Coal- and Petroleum -Deposits in European Turkey. Quart. Journ. Geol. Soc. 1902. 150 — 159. t. IV (K.). Ermiscb. Die Kupfererze der Sünükgruben im Gouvernement Elisa- betpol, Transkaukasien. Zeitscbr. f. prakt. Geol. 10. 1902. 88 — 89. Hall C. W. : Keewatin area of Eastern and Central Minnesota. Bull. Geol. Soc. Amer. 1901. 343—377. Hall G. W. ; Keweenawan area of Eastern Minnesota. Bull. 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Inaug.-Diss. Freiberg 1901. 37 pag. m. 1 Abbild., 1 K. u. 4 T. 8®. Schubert, R. J. ; Der geologische Aufbau des dalmatinischen Küsten- gebietes Vodice-Canal Prosjek und der demselben vorgelagerten Scoglien. Verb. geol. Reichsanst. 1901. 330 — 336. Strack, Rud. : Der Verlauf der nördlichen und südlichen Haupt- moräne in der M-eiteren Umgebung Lübecks. Geogr. Ges. Lübeck. Heft 16. 1 — 48. 11 Abbild. 1 K. Tarnuzzer, Ghr.; Glacialreste von Chur und Filisur. Jahresber. d. naturf. Ges. Graubündens. Neue Folge. 44. 1900 bis 1901. 87-94. Tarnuzzer, Ghr.: Ein diluvialer Bergsturz der Bündnerschieferzone auf der Flimserbreccie von Valendas. Jahresber. d. naturf. Ges. Graubündens. Neue Folge. 44 1900. bis 1901. 95—106 mit 1 T. Toldo, G. : Sezioni geologiche rignardanti la coltre alluvionale padana. Boll. Soc. geol. it. XX. 4. 579—615. e. carta geol. 224 Neue Literatur. Trabncco, G. : Sulla posizione ed etä del macigno dei Moiiti di Cortona. 4 Boll. Soc. geol. it. XX. 3. 476—477. Treuer, G. 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Wollemann, A. ; Aufschlüsse und Versteinerungen im Turon des Kreises Braunschweig und Wolfenbültel einschliesslich des Oder- waldes. 12. Jahresber. d. Vereins f. Naturw. Braunschweig 189911900 u. 1900I190J. pag. 87. Voshiwara, S. : Notes on the raised coral reefs in the Islands of the Rinkin Curve. The Journ. of the Goll. of Science Tokio. XVI. 1 — 14. T. I — II. 1901. Yoshiwara, S.: Geologie structure of the Rinkin (Socchoo) curve, ^ and its relations to the northern part of Formosa. Journ. Coli. Sei. Tokio. XVI. Part. I. 67 S. 5 T. 1901. Zaccagna. D. ; Alcune osservazioni sugli Ultimi lavori geologici in- torno alle Alpi Occidentali. Boll. R. Comit. geol. it. 1901. fase. 1, 4—74. fase. 2, 129—150, Hans Hess, Einiges über Gletsclier. 225 Briefliche Mittheilnngen an die ßedaction. Einiges über Gletscher. Von Hans Hess in Ansbach. Der kleinen Arbeit »über den Zusammenhang zwischen Schichtung und Bänderung der Gletscher«, welche im Heft 2 des neuen Jahrb. f. Mineralogie etc. 1902 abgedruckt ist, möchte ich noch einiges hinzufügen. Von hochgeschätzter Seite Avurde mir briellich mitgetheilt: Man könne im allgemeinen dem Ergebnisse meiner Experimente zustimmen, doch erklären dieselben nicht, warum gerade unterhalb Eisbrüchen, in denen die Eismassen Avirr durcheinander geAvorl'en erscheinen, die Bänderung^ am schönsten ausgebildet auftritt. Ich glaube, diese Erscheinung in folgender Weise klar legen zu können. Der Eisbruch ist die Folge einer starken Vergrösserung, die das Gefälle des Gletscheruntergrundes erfährt. Die Eismasse des Gletschers muss, um sich der Thalform anzubequemen, stark gebogen Averden und die löffelartig ineinander liegenden Schichten der Gletscherzunge, die Bänder, machen diese Biegung natürlicher- weise mit. Die oberflächlichen Schichten des Eises, AA-elche bei der Biegung die grösste Verlängerung erfahren, AAerden, Aveil sie dieselbe nur in beschränktem Maasse ertragen können, zerklüftet und bilden daher das A\dlde Durcheinander von Zacken, Pyramiden und Nadeln, die in ihrer glitzernden Farbenpracht dem Eisslurze das malerische Gepräge geben, das uns in BeAV’underung versetzt. Während ihrer Bewegung über den Gefällsbruch kommen die Eis- massen rasch in tiefere Regionen, avo die Abschmelzung einen be- deutend höheren Betrag ausmacht, als am oberen Ende der Kaskade und da die zerrissenen oberen Schichten des Gletschers der Ein- Avirkung der abschmelzenden Agentien eine bedeutend grössere Angriffsfläche entgegensetzen , als die zusammenhängende Gletscher- oberfläche, so sind am Fusse des Eisbruches diese Oberflächen- schichten verschAvunden. Nun aber muss, da eine Verminderung 15 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 226 Hans Hess des Gefälles eintriU, die Eismasse in enlgegengeselzlcin Sinne ge- bogen werden, wie vorher. Das Längsprofil der Gletscherzunge ist unterhalb des Sturzes nach oben concav, während es beim Beginn desselben nach oben convex gekrümmt erscheint. Die Folge davon ist, dass nun auf kurze Entfernung eine grössere Anzahl von Bändern Eig. a. Einiges über Gletscher. 227 Cgatheites idlesiaca« erhielt F. Roemer durch Kossmaxn von der Gräfin Laura-Grube in Oberschlesien. Vier weitere Exemplare end- lich stammen aus den hellbraunen Thoneisensteinen des »Myslo- witzer Waldes« , also aus der Gegend zwischen Janow und der Jacob-Grube, aus der Nähe der Agnes Amanda-Grube. Die oberschlesischen Vorkommnisse gehören zwei ver- schiedenen Horizonten an ; das aus der Gräfin Laura- und aus der Ferdinand-Grube der Sattelllötzgruppe und dasjenige aus dem Myslo- wilzer Walde den Zalenzer Schichten Gaeblers, die als die untersten Schichten der Nicolaier Flötzgruppe unmittelbar über den oberen Rudaer Schichten liegen. Die Exemplare aus dem Waldenburger Revier gehören , soweit genauere PTmdortsangaben vorliegen oder sonst bestimmbare Reste in den Handstücken enthalten sind, dem Waldenburger Hangendzug an. Potonie führt sie auch aus dem Liegendzug an. Das von v. Roehl angegebene Vorkommen stammt aus der Fettkohlen-Flötzgruppe des Ruhrreviers. Am besten sind die Exemplare im Thoneisenstein erhalten. Man kann an dem fraglichen Blattgebilde zwei Regionen unter- scheiden, die hier als fertile Region und als Laminar-Region be- zeichnet werden mögen. Die Mittelrippen beider Theile stehen senkrecht zu einander. Aber während die fertile Region, in verti- kaler Richtung gestreckt, in der Ebene der beiden Mittelrippen liegt, steht die Flächenausbreitung der Lamina senkrecht auf dieser Ebene, deswegen ist die Erhaltung dieser Körper stets so ungünstig; der breitere, fertile Theil liegt meist in der Schichtfiäche, die Lamina durchschneidet sie oder ist durch Umbiegung in dieselbe hineingelegt ; in allen Fällen ist sie schwierig in ihrer natürlichen Lage zu fixiren. (Fig. 2). Die Lamina ist schmal, aus lanzettlichem Grunde spitz zu- laufend; die Spitze selbst konnte nur an einem Exemplar einiger- massen sicher erkannt werden ; die Mittelrippe ist auf der Oberseite des Blattes meist deutlich vertieft. An der Basis ist die Lamina knieförmig umgebogen und fast kapuzenförmig nach unten aus- gestülpt. Die Substanz des Blattes war anscheinend lederartig. An der fertilen Region ist auser dem eigentlichen fruchttragenden Blatte über der Mittelrippe noch ein unterer Flügelsaum zu unter- scheiden, und an dem der Lamina gegenüber befindlichen Ende der Mittelrippe des fertilen Theils tritt noch sehr deutlich eine kräftige quer zur Mittelrippe veTlaufende gestreifte »Leiste« hervor. Die Streifung der Mittelrippe setzt auf diese Leiste über und vertheilt sich auf derselben nach deren beiden Enden. Anscheinend enthielt diese »Lei.ste« bündelartige Gewebestränge wie die Mittel- 236 G. Gürich, lieber das sog. Lepidophyllum rippe, ihre Gestalt war wahrscheinlich spindelförmig. Mit dem Samenpolster nach oben und mit dem Pdiigelsaum nach unten ist sie nur auf eine kurze Strecke verwachsen , die Enden sind frei Auf dem breiten , etwa gerundet rechteckigen Samenpolster fand ich in mehreren Fällen einen samenartigen Körper von elliptischem Umriss, ca. 8 mm lang und 4 mm breit; mit der längeren Seite liegt dieser der Mittelrippe an; er ist nur wenig kürzer als das Samen- polster und etwa so hoch. Unregel- mässige Wülste, vielleicht von Druck oder von Schrumpfung herrührend, Hessen sich in einigen Fällen, und zwar am Laminar -Ende beobachten. Während das Samenpolster und auch die übrigen Theile der Karpophylle in Form eines dünnen schwarzen Kohle- Häutchens erhalten sind, war der Samen zuweilen auf ein dünnes braunes Häut- chen reducirt. ln ähnlicher Weise habe ich sonst nur isolirte Sporen in den Gesteinen der genannten Horizonte er- halten gesehen. Bei den verschiedenen E.xemplaren konnte ich den Samen sowohl auf der linken, wie auf der rechten Seite des von mir sogenannten Samenpolsters beobachten; meist Hess er sich ringsum frei loslösen. Der »Same« lag also zwischen zwei Samenpolstern, oder wahrscheinlich vielmehr in einer ringsum schliessenden Hülle. Beim Druck im Gestein wird diese Hülle flach- « gedrückt; beim Spalten der Schiefer geräth die eine Hälfte derselben mit dem Samen auf die eine Platte, die andere Hälfte ohne Samen bleibt auf der Gegenplatte. Die Stelle der Insertion des Samens ist nicht ersichtlich. Gewöhnlich zeigen die Abdrücke einige parallele Längslürchen, die etwa von seitlichen Längsrippen der äusseren Hülle herrühren mögen. Höchst eigen- thümlich ist der untere »Flügelsaum«. Bei flüchtiger Betrachtung, zumal bei schlechter Erhaltung im Schiefer sieht der Körper über- haupt symmetrisch aus. Die Mittelrippe scheint von zwei gleich- artigen »Wangen« eingefasst zu sein. Erst bei näherer Prüfung wird man gewahr, dass die eine Wange stets schmaler als die andere ist und dass beide eine verschiedene Gestalt haben. Der Flügel- saum ist also schmal, läuft sowohl an der »Leiste« wie an dem Knie der Lamina etwas herab, zeigt keinerlei Rippen , wohl aber gegen den Rand hin eine feine Querstreifung, die in eine feine randliche Ausfransung oder Zerschlitzung übergeht; die Fransen sind schwach sichelförmig gekrümmt. Der Saum war also wohl etwas wellig kraus. Fig. 2. Calycocarpm Wahlen- bnrgemis PoT. spec.' Aus den Thoneisensteinen des »Myslowitzer Waldes«, Zalenzer Schichten. Die Lamina schneidet in das Gestein hinein und ist durch Abspaltung des Gesteins oberhalb der Frucht frei- gelegt. 3;2. Waldenburgense Potonie etc. 237 Die Deutung der Fruciit bietet zahlreiche Schwierigkeiten. Zunächst kann man über die Lage des proximalen Endes im Zweifel sein. War vielleicht das vorher als frei angenommene Ende der Lamina der Blattansatz an der Axe — sowie es seinerzeit Goeppekt annahm? Es widerspricht dies der Beobachtung; in einem Falle sehe ich die Lamina deutlich in eine ganz feine Spitze auslaufen. Ferner könnte der Flügelsaum den Rest eines abge- rissenen Blattpolsters, eine »Wange« darstellen; dann stände sowohl die »Lamina« wie die »Leiste« senkrecht zu der Hauptaxe. Man müsste in diesem Falle, dem Blattpolster von Lepidodendron ent- sprechend, eine zweite Wange, einen zweiten Flügelsaum erwarten. Die Exemplare in Thoneisenstein sind gut genug erhalten um eine solche Beobachtung zu gestatten. Diese Erwartung findet keine Bestätigung, ein zweiter Flügelsaum ist nicht vorhanden. Es bleibt nunmehr eine dritte Möglichkeit, nämlich dass die »Leiste« das Organ darstellt, mit welchem das Karpophyll an der Hauptaxe befestigt war. Die Leiste hat sich in Form eines spindel- förmigen Kissens von der Hauptaxe losgelöst und bleibt als Schildchen am proximalen Ende des Karpophylls bestehen, ln diesem Falle muss man daran die Reste eines Blattspurstranges, eine Narbe er- warten; diese ist nun nicht zu beobachten. Wahrscheinlich biegt der Blattspurstrang auf dem Wege von der Mittelrippe der fertilen Region zur Stammaxe in der »Leiste« senkrecht nach unten um, und die Narbe ist am unteren Ende der Leiste zu suchen. Diese Auffassung von der Insertion des Karpophylls ist die natürlichste, in diesem Falle steht die Mittelrippe zwischen Frucht und Flügelsaum senkrecht zur Hauptaxe und die Lamina parallel dazu. Ebenso schwierig ist die Deutung des samenartigen Körpers selbst. Nimmt man an, dieser elliptische 8 mm lange Körper wäre ein Sporangium, dann würde man demselben, selbst bei der starken Veränderung in Folge des Druckes, ansehen, dass er einen voraus- sichtlich aus mehreren Sporen bestehenden Inhalt gehabt hat. Das ist aber nicht der Fall, der Körper sieht vielmehr durchaus einheit- lich aus. Auch müsste in diesem Falle das »Samenpolster« oder die Hülle als Gonceptaculum gedeutet werden; ein solches ist in der lebenden Pflanzenwelt aber nur bei einem Inhalte von mehreren Sporangien bekannt. Denkbar wäre es, dass der fragliche Körper eine singuläre Makrospore, die Hülle das Sporangium selbst darstellte. Sporen von so grossen Dimensionen sind aber bislang nicht bekannt. Es ist indes nicht zu leugnen, dass diese Verhältnisse bei jenen alten Pflanzenformen sehr wohl anders gewesen sein können als bei den recenten. Am wenigsten Schwierigkeiten stellen sich aber ein, wenn man den fraglichen Körper einfach als den Samen einer phanero- gamischen Pflanze ansieht; das ganze Karpophyll kann sehr wohl eine Schuppe aus dem Fruchtstande einer gymnospermen Pflanze sein. Aus der Thatsache, dass sich meist mehrere Exemplare neben 238 G. Güiicli, lieber das sog. Lepidopliylluni etc. einander auf derselben Schichlfläcbe finden — auf der fast fuss- grossen Platte von der Rubengrube kann man mindestens 12 Früchte zählen — darf man schliessen, dass die Karpophylle zu mehreren, vielleicht zu vielen einen Fruchtstand bildeten. Die Stellung der sich kreuzenden Blattflächen der Lamina und des Flügelsaumes deuten auf den mechanischen Zweck dieser Einriclitung hin: die von der Axe losgelösten Fruchtblätter wurden vom Winde fortgetragen, trotz des wahrscheinlich ziemlich com- pacten Baues der ganzen »Frucht«. Die letzte Frage, die eine Antwort erheisclit, ist die nach der Zugehörigkeit unserer Früchte zu bekannten Pflanzenformen. Stur sprach sich 1. c. gegen die Zugehörigkeit derselben zu Lepidoäendron sowohl wie zu Lepidophloios aus. Bei der letzt genannten Gattung seien die »Wangen« der Blattpolster, mit denen er ja die beiden vermeintlichen Theile der Basalschuppen vergleiclit, zu klein. Bei den als 1 ruchtzapfen der Lepidodendreen anzusehenden Lepidostroben bleiben nach seiner Auffassung die Sporophylle an der Axe fest, liöchstens löst sich die Lamina los. Bei unserer Form löst sich bei der Reife das ganze Karpophyll los. Dazu kommt ferner nach meiner Auflassung der Unterschied, dass sowohl Mikro- wie Makro- sporangien auf den Sporopliyllen von Lepidostrohus eine andere An- ordnung zeigen wie bei unserem Karpopliyll, ganz abgesehen Ravon, dass ich eher dazu neige, einen Samen als eine Spore oder ein Sporangium darin zu sehen. Aus diesen Gründen ist die von Potonie gewählte Gattungsbe- zeichnung zurückzuweisen. Dagegen istder Goeppert- sche Name Cahjcocarpm dem Sinne nach zutrefl’end; ich schlage des- wegen hier vor, diesen alten Namen provisoriscli weiter zu führen, bis der Nacliweis der Zugehörigkeit dieser Früchte zu bekannten, generisch bestimmten vegetativen Sprossen oder Stammtheilen er- bracht feit. Es sei dabei erinnert, dass in den vorliegenden Zeilen das Pro.ximalende nacli Goeppert’s Auffassung zum distalen geworden ist. Goeppert’s Artbezeichnung »fhmides« lässt sich allerdings in keinerWeise rechtfertigen, wogegen derSpeciesname nachP0T0NiE:L. Waldenburg ense einwandfrei ist, weil diese Früchte sowohl im Walden- burger Liegendzug wie im Waldenburger Hangendzug Vorkommen. Die Grössenverhältnisse der verschiedenen Exemplare schwanken in geringen Grenzen. Die Länge, von der Basalleiste bis zur Lamina gemessen, beträgt zumeist 15—16 mm; in einzelnen Fällen betrug sie nur 10 mm. Zuweilen ist die Lamina kurz, zu- weilen länger. Es scheinen dies unwesentliclie Schwankungen zu sein. So mögen denn die Früchte ferner als Calgcocarpus Walden- burgensis geführt werden. Sollte später eine Trennung der Arten sich als nothwendig heraussteilen, so muss dieser Name auf die Form mit längerer Lamina Anwendung finden, wie sie Potonie ab- gebildet liat, während die Formen mit kurzer Lamina, wie in Fig. 2, vielleiclit einer zweiten Art angehören. Besprechungen. 239 Besprecliuugeii. P. Rinne; Gesteinskunde für Techniker, Berg- ingenieure und S t u d i r e n d e der Naturwissenschaften. ); 28,75 CO2 ; 1,53 Fe S. Sa. = 99,82. W. S. Bayley. E. W. Parker : The production of Fluorspar in 1900. (The Mineral resources of the U. S., Calendar Year 1900. 22. Ann. report U. S. geol. Survey, Washington.) Von den 18450 Tonnen von Flussspath, die 1900 in den Ver- einigten Staaten producirt worden sind, stammen ca. 80®|o aus den Grafschaften Galdwell, Crittenden und Livingston, Kentucky. Der Abbau dieser Lager ist sehr jungen Datums, da die erste Nach- richt davon im Handel vom Jahre 1898 ist. Das Mineral soll auch in Menge bei Castle Dome, Y'uma Co., Arizona Vorkommen, sowie bei Cripple Creek, Colorado mit den dortigen Tellurverbindungen. E.W. Parker: The production ofMica in 1900, with a review of the Mica industry in 1900 b y J. A. Holmes. (Ibid.) Besprechungen. 243 Ini Jahre 1900 fand ein starkes Anwachsen in der Produktion von geschnittenem sowohl als von anderem Glimmer (ground mica) statt. Das meiste kam von gut eingerichteten Gruben, es wurden aber auch einige neue aufgethan und zwar bei Marion in Dowell Go., bei Sandy Ridge in Stokes Co., bei JelTerson in Ashe Co. und bei Sapphire in llaywood Go. In Neu-Mexiko wurden einige neue Gruben bei Petaca und bei Harvey’s Range, 25 miles nordwestlich von Las Vegas eröffnet. J. H. Pratt ; The production ofGraphitein 1900. (Ibid.) Neue Vorkommen von Graphit in Massen von commercieller Wichtigkeit werden von Junction City, Wiscon.sin, Graphiteville, Mc Dowell Co., X., G. und von Petaluma Sonoma Co., Cal. berichtet. Der Graphit von Nord-Carolina findet sich in der Form von Graphit- schiefer mit Glimmerschiefer und Gneiss. J. H. Pratt: The production of Abrasive Materials in 1900. (Ibid.) Granat. Granat als Schleif- und Polirmittel wurde 3185 Tonnen producirt. Sie stammen aus den vier Staaten New York, Connecticut, Pennsylvania und Nord-Carolina. Der NewY'orker Granat wird bei North Creek und Minerva, Warren Co., in dem oberen Hudsonthale und in Essex Co. gewonnen. Das Mineral kommt in ausgeschiedenen Massen im Gneiss und im Kalk vor. Es ist überall Almandin. In Connecticut ist es das berühmte Vorkommen von Ro.xbury, Litchfield Co. Das Mineral dort ist bekanntlich Andradit. Es sind durch einen Glimmerschiefer zerstreute Granatoeder. ln Pennsylvania durchsetzt der Granat sehr reichlich in ikosi- tetraedrischen Krvstallen einen zersetzten Gneiss. Es ist Almandin und wird an Orten in den Grafschaften Delaware und Chester ge- graben. Die Minen in Nord-Garolina werden auf Lagen von granat- führendem Gneiss im gewöhnlichen Gneisse betrieben. Diese Lagen sind bis zu 50 Fuss und mehr mächtig und enthalten zuweilen bis 30 ®o Granat. Alle Gruben liegen in Jackson Co., die wichtigste am Sugar Loaf Mountain, wo das Mineral Almandin ist. Die Sa- vannah Mine am Corvee Mountain und die Presley Mine bei Speed- well, Jackson Go., producirt ebenfalls Almandin, aber diese Gruben waren 1900 nicht im Betrieb. In Mitchell County findet sich ungefähr fünf Meilen von Spruce Pine ein mächtiges Lager derben Granats mit Epidot im Gneiss, und im südlichen Theil von Clay County und im nördlichen Theil von Rabun County kommen Granat und Korund, beide in einer Schicht von Quarzschiefer, vor. Das Gestein wird auf Korund verarbeitet mit Granat als Nebenprodukt. Korund und Schmirgel. Wie wir wissen, kommt Korund in den Vereinigten Staaten in folgender Weise vor: in Peridotit; in Biotit, im Gontact von Gneiss und Saxonit; in Enstatit; in Serpentin, Chlorit und Amphibolit; in Norit; in basischer Minette; in Andesit; in Amphibolschiefer; in Syenit; in Gneiss; in Quarzschiefer; in Kalk und in Cyanit. 16 244 Besprechungen. Das wichtigste Vorkommen ist bekanntlich das zuerst er- wähnte. Peridotite breiten sich in einemi schmalen Bande von Talla- poosa Co., Alabama bis Trenton, N. J. aus und stehen an einzelnen getrennten Punkten an. Die südlichsten Gesteine dieser Art sind Dunite, die nördlichsten weitverbreitete Serpentine und Talk. Das Vorkommen des Korunds am Gontact des Peridotits mit seinem Nebengestein ist wohl bekannt. Aller als Schleif- und Polirmittel dienende Korund, der in den Vereinigten Staaten gewonnen worden ist, stammt aus dieser Zone, und aller 1900 gewonnene aus Nord- Carolina. Die Corundum Hill-Mine', bei Franklin, Macon Co., Nord- Carolina hat allein in diesem Jahre Ertrag gegeben, aber viele andere bedeutende Lagerstätten sind bekannt. Die wichtigsten sind die der Mincey-Mine, zwei miles nordwestlich von Corundum Hill, die Back Creek-Mine, Clay County, und die Sapphirgruben in den Grafschaften Jackson und Transsylvania. Die Stellen in Georgia, die zeitweise Erträge geliefert haben, sind die Laural Creek-Mine, Pine Mountain, Rabun County und die Trap Rock-Mine im nordöstlichen Theil von Union County. In der Rattlesnake-Mine, Sapphire, .Jackson County, Nord Carolina, liegt das Mineral in einem Gestein, das vorwiegend aus Enstatit besteht. Bei Unionville in Chester County und in Delaware I County, Pennsylvania, ist im Contact von Serpentin und Gneiss der Korund mit Plagioklas vergesellschaftet. Bei Pelham, Mass und in der Bad Creek-Mine bei Sapphire, Nord-Carolina, liegt der Korund in einer Zone von Biotit im Contact von Saxonit und Gneiss. Süd- östlich von Webster, Nord-Carolina, ist das Mineral durch Bänder von Chloritschiefer verbreitet. Das Vorkommen von Schmirgel im Amphibolit von Chester Mass. ist zu gut bekannt, als dass eine • Beschreibung nöthig wäre. In Clay County, Nord-Carolina, und in den angrenzenden Theilen von Georgia ist das Mineral ebenfalls mit Gängen von Amphibolit im Peridotit verbunden. Die Norite in der Nachbarschaft von Peekskill, New York, enthalten Lager von Magneteisen und Schmirgel. Der erstere ist nahezu rein. Der Schmirgel ist untermischt mit Magneteisen und Spinell. Bei Cruger Station sind diese Ablagerungen als Eisenerze ausgebeutet worden. Die im südöstlichen Theil von Gortland Township haben Schmirgel geliefert. Der Korund im Amphibolschiefer kommt in der Sheffield Mine, Cowe Tornship, Macon County, Nord-Carolina vor. Das Ge- stein ist ein gneissartiges Aggregat von Hornblende, Plagioklas und gelegentlich Biotit und Granat. Der Korund ist in diesem und in einem saprolithischen Zersetzungsprodukt desselben in Form von 2—3 cm dicken Knollen zerstreut. Das Vorkommen im Syenit ist am Fusse eines Hügels zwischen den Flüssen Galatin und Madison, Galatin County, Montana. Das Gestein ist ein feinkörniger Syenit- Gneiss. Der Korund ist in Krystallen darin zerstreut. In einem zersetzten Gneiss findet sich das Mineral an den südlichen Ab- hängen von Grass Ridge und der Chunkey Gal Mountains, Clay Co., Besprechungen. 24S Nord-Carolina und im Kalk in Vernon Township, Sussex Co., New York. Das Vorkommen im Quarzschiefer kann noch wichtig werden. Das Gestein ist dasselbe, wie das aus dem Granat gewonnen wird. Es ist ein aus Biotit und Quarz bestehender Schiefer und findet sich bei Scaly Mountain im Südwesten von Nord-Carolina und im Nordosteii von Georgia. Bänder, reich an Korund, ziehen sieh durch den Schiefer hindurch. Das Mineral bildet kleine Partikel und Bruchstücke, sowie grosse Krystalle von grauer, weisser und bläulichweisser Farbe. Das Vorkommen von Korund mit Cyanit ist ungewöhnlich. Die Masse von 1500 Pfund von Litchfield Gon. ist wohl bekannt. Diesselbe Mineralassociation ist in Nord-Carolina und in Georgia entdeckt worden. Ein neuer Fund von Korund bei Meadow Valley, P. 0. Plumas County, Galifornien, wird als ein Gang von Feldspath und Korund beschrieben, der an der Ostseite von Spanish Peak den Serpentin durchsetzt. W. S. Bayley. J. H. Pratt : Die Gewinnung v o n W o 1 f r a m , M o 1 y b d ä n, Uran und Vanadium im Jahre 1900. (Mineral resources of the U. S., Calendar Year 1900. 22. ann. rep. U. S. geol. Survey Washington.) Wolframmineralien (Hübnerit) in technisch nutzbaren Mengen «ind aus den Dragoon Mountains bei Benson, Go., Arizona; zwölf miles südlich von Osceola, White Pine Co., Nevada (Wolframit) und an einer Anzahl von Fundorten in den Counties San Juan, Boulder, Gilpin, Ouray und Lake in Colorado bekannt. Im Osten werden Scheelit und Wolframit bei Long Hill, Fairfield County, Gönn, gewonnen. Die Menge der 1900 gewonnenen Uranerze beträgt 306,655 Pfund Carnotit und Uraninit. Sie stammen von Gilpin County und .Montrose County in Colorado. W. S. Bayley. A. H. Brooks ; Ein Vorkommen von S t r o m z i n n in der New York- Region, Alaska. (Ibid.) Es ist dies ein ausführlicherer Bericht über den Fund von Zinnstein in den Seifen von Bühner Creek und Anikovik River, Alaska. W. S. Bayley. Die Produktion von Platin, Quecksilber, Nickel und Kobalt im Jahre 1900. (Mineral resources of the U. S., Calendar Year 1900. 22. An. rep. U. S. geol. Survey, Washington.) Die genannten Substanzen sind im Jahre 1900 nur in kleinen Mengen gewonnen worden. Piatin findet sich in geringen Quantitäten in den Seifen von Galifornien und Oregon und in einigen solchen von Idaho, Montana und Alaska. Die reichsten Sande sind in den Counties Plumas, Shasta, Trinity und Siskiyon in Galifornien. 246 Versammlungen und Sitzungsberichte. Zinnober. Fast alles Quecksilber stammt von Californien, doch sollen 200 Flaschen aus Oregon und 1800 Flaschen aus Texas kommen, die letzteren aus den neuen Zinnoberablagerungen im Terlingua-Distrikt. Die erzführende Fläche dehnt sich in ostwest- licher Richtung über 8 miles aus. Das Mineral kommt auf Kalk- spathgängen im Kalk vor, sowie in gewissen Yerwerfungsklüften in den den Kalk überlagernden Schiefern und Sandsleinen. L e p i d 0 1 i t h und S p o d u m e n. Die Hauptquelle des Lithion in den Vereinigten Staaten ist der Lepidolith von Pala, San Diego County, Californien. Regelmässiger Abbau dieses Minerals hat schon begonnen. Auch Spodumen wird zur Herstellung von Lithion benützt; dieses Mineral ist auch in der Etta- und in der Harney Peak-Zinngrube in den Black Hills von Süd-Dakota, schon ge- wonnen worden. Nickelerze. Grosse Aufmerksamkeit ist den Nickelerzen von Oregon gewidmet worden, wo beträchtliche Ablagerungen der- selben im Rye Valley, Baker County und am Dixie Creek, Grant County Vorkommen. Ein nickelhaltiger Magnetkies ist ungefähr fünfzehn miles südöstlich von Mount Idaho, Idaho County, Idaho gefunden worden, ob aber in für den Abbau genügender Menge ist nicht bekannt. W. S. Bayley. Versammlungen und Sitzungsberichte. Schwedische geologische Gesellschaft. Si tzung v. 7. No v. 190R Gunnar Andersson berichtete über aufgefundene Reste von R e n n t h i e r (glacialer Süsswasserthon unter dem Moor von As- keröd) , Pferd (Anschwemmungen von Ullstorpsä , mit Eichen ; Gärathal bei Sibbarp), Hirsch (von Svensgärden im Kirchspiel St. Skedvi, Dalarne, in Torf mit Eichen, Linde, Ahorn, Hasel und anderen kältescheuen Pflanzen). Dahl sprach über seine Untersuchungen betr. die Ablenk- ung des K 1 a r e 1 f. Sernander trug vor über einen W o h n p 1 a t z aus der Steinzeit bei Ä 1 o p p e in U p 1 a n d. Die Funde gehen zurück bis zum mittleren Theil der jüngeren Steinzeit (döstid) und gehören z. Th. noch der gänggrift tid (Zeit der Ganggräber) an. Unter den Thierresten sind Seeadler und Seehund bemerkenswerth ; das Meeres- niveau lag damals ca. 30 m höher als Jetzt. Das Torfmoor, an dessen Rande die Ansiedlung lag (auf dem Abhang eines Moränen- rückens), wird unterlagert von Clypeusthon, der gewöhnlichen Ab- lagerung der Litorinazeit in Upland. Lagerheim sprach über die Reste von Rhizopoden, H e 1 i 0 z 0 e n und T i n t i n n i d e n in Schwedens und Finlands lakustren Quartärablagerungen k ' Ausführlich und mit deutschem Resume in Heft 209. Yersammlungen und Sitzungsberichte. 247 W. Peterssox sprach über dieErbohrungvon Magnet- eisenerz unter dem Silur beiYintrosa in Nerike; es geliört wahrscheinlich dem Urgebirge, nicht dem Silur an. Londoner geologische Gesellschaft. Sitzung vom 18. De- c e m b e r 1901. Th. E.nglish : Kohle- und Petroie umlager in der europäischen Türkei. Nördlich von der Bucht von Xeros und dem westlichen Marmorameer sind neuerdings Kohlenflötze und Naphta führende Sande entdeckt. Die tiefsten bekannten Schichten sind Nummulitenkalke (Lutetien), dann folgen blaue Schiefer, noch höher kalkige Sandsteine mit eingeschalteten Basalten und Rhyolithen. Sie bilden eine deutliche Mulde und einen Sattel. Die ihnen eingelagerten Kohlen scheinen durch Contact mit Rhyolith aus Lignit entstanden zu sein. Palagonittuffe, Schiefer und harte Kalke des Miocäns liegen über dem Eocän, gelegentlich auch weiche Sande (wahrscheinlich Pliocän), welche die Naphta enthalten. Die Schichten sind stark gestört. Bemerkenswerth ist noch ein Ge- schiebethon mit geschrammten, facettirten Geschieben, welcher alle genannten Schichten überzieht. Alte Uferwälle 30' über dem Meere enthalten Dreisseua polymorpha und NeWD'««, wahrscheinlich danubialis. Der Dardanellenkanal ist eine Schlucht, welche vom Ausfluss des gewaltigen SOsswasserbeckens genagt wurde. J. W. \Y. Speucer : Ueber die geologische und physi- kalische Entwickelung von Dominica, nebst Bemerk- ungen über Martinique, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen. Ueber die geologische und physikalische Entwickelung von Barbados, mit Bemerkungen über Trinidad. Die erstgenannten Inseln setzen die von Guadeloupe aus- gehende vulcanische Kette fort, sind aber von einander durch tiefe Einschnitte in das submarine Plateau getrennt. Yon Circusartigen Thalschlüssen gehen Kanäle von Thäler aus von verschiedenem Charakter. Die einen gleichen in ihrem undulirenden Yerlaufe den geschlängelten Erosionsfurchen aus Mio-Püocäner Zeit, wo das Land stark erniedrigt war nach Yerlauf einer langen Denudation, die anderen, sehr tiefe Schluchten und Thaleinschnitte, stammen aus der pleistocänen Periode, in welcher das Land 6 — 7000' hoch lag. .\lle Inseln haben alttertiäre oder praetertiäre Eruptivgesteine zur Basis, deren erodirter Oberfläche andere Tuffe u. s. w. auflagern. Eine Erosionsfläche trennt auch diese von den noch jüngeren Geröll- schichten, die ebenfalls stark ausgewaschen sind und in deren Yer- tiefungen junge Korallenkalke eingelagert sind. Nochmals folgt eine Denudationsfläche und eine Geröll- und Sand-Bildung, die Gehänge sind oft mit Lehm bedeckt. Das Pleistocän bietet also eine Folge sehr verschiedener physikalischer Bedingungen. 248 Versammlungen und Silzungsbericlite. Laven unterlagern gelegentlich die Geröllschichten, ein Beweis dass nach langer Ruhe in der Tertiärzeit die vulcanische Thätigkeit im Pleistocän sich erneute. Die von den alten TulT- schichten unteiiagerten Flächen sind derart gehoben, dass sie von den Centren der jüngeren vulcanischen Thätigkeit abfallende Ter- rassen bilden, sodass ihre Hebung auf locale Ursachen, nicht auf regionale Bodenhewegungen zurückzuführen ist. Die recenten, kleinen Terrassen sind nicht gestört und erheben sich nicht höher als 70 Fuss über das Meer. Junge Canons sind nahe der Mündung der Ströme entstanden, ein Beweis für recente Wiedererhebung des Landes. Barbados ist ebenfalls ein Theil des zerstückelten und ver- sunkenen Antillenplateaus. Westlich der Insel erreicht die Versenk- ung eine Tiefe von 7000'; nach Süden und Norden erstreckt sich der alte Rücken des versunkenen Landes und tritt in Verbindung mit der Martinique-Masse. Die Oceanic Series auf Barbados ist jünger als Eocän, die Scotland Series reicht bis in den Beginn des Tertiärs oder noch weiter zurück. Die gehobenen Korallenriffe vertheilen sich auf 3 Formationen, von denen die ältesten mit steilen Schichtstellungen eine oligocäne Fauna umschliesst. Ihre Oberfläche ist in gerundeten Formen erodirt, in der langen Zeit des Miopliocäns, während das Land relativ tief lag. Die Ragged point series liegt horizontal in den Vertiefungen der Oberfläche. Jünger noch ist die Bath series, Korallenkalk mit recenter Fauna; sie gehört in das ältere Pleistocän und ist stark denudirt. Die grösste Hebung und Erosion fällt in das Alt-Pleistocän. »Die Terrassen liegen auf Barbados viel höher als auf anderen Inseln, da das Land nicht so stark zurückgesunken ist. PranzÖBische geologisclie Gesellschaft. Sitzung o n^ 3. Februar 1902. A. G.\udry ; U e b e r die A e h n 1 i c h k e i t zwischen menschlichen Zähnen und solchen anderer T liiere (Resume eines Aufsatzes in L’Anthropologie). ln einer Reihe, welche aus Oreopithecus, Dryopithecus, Pliopithecus, Orang, Gorilla, Gibbon, Schimpanse, Australier, Neger, Franzosen zusammengestellt ist, bemerkt man, dass der 5. Höcker des letzten Molaren im Unter- kiefer allmählich an Grösse abnimmt, seinen Platz ändert, sich zwischen die beiden Höcker des zweiten Lobus schiebt, sich gegen sie drängt, schliesslich mit ihnen verschmilzt. Zugleich verkürzt sich der Kiefer, das Gesicht verliert das schnauzenartige Profd. »La bouche humaine n’est plus faite seulement pour manger, comme cela des animaux, eile sert a proferer ces belles paroles qui sont l’expression de la pensee«. Versammlungen und Sitzungsberichte. 249 lMBii.\ux: Ueber die Wasserversorgung und Ass ai- nirungder Städte. Priem : UebertertiärePycnodonten des Dept. de l’Aude. Einige Reste stammen wahrscheinlich aus dem Eocän von Coniza, P. Munieri, andere aus dem Mitteleocän von Villespy, P. Savini, noch andere aus dem Xummuütenkalk von Conques. Mit letzteren fanden sich Ancistrodon-Zähne, einer Gattung »dont les affinites sont encore douteuses«. (Bekanntlich von Dames als Schlundzähne erkannt. Gosselet : Beobachtungen bei der Ausbeutung der Kalkphosphate. 1. Die Schichten der craie phosphatee sind ge- faltet und discordant bedeckt von horizontaler craie blanche; beide gehören zur Zone der Belemnitella quadrata. 2. Man trifft bei Crecy ganz lockere craie phosphatee, welche durch Strömungen aus älterer craie phosphatee ausgewaschen ist. SeitUch geht sie in phosphat- ärmere Schichten über, weil sie gemischt ist mit Fragmenten weisser Kreide. Die »craie heterogene« von Laon ist besonders aus Bruchstücken von Inoceramus gebildet, enthält aber auch Frag- mente normaler weisser Kreide. 3. Die Basis der Phosphatsande von Grecy-en-Ponthien und Au.\y-au-Bois ist dunkel gefärbt, weil Fragmente schwarzen Thones beigemischt sind. Es rührt das her von der Zerstörung der »craie panachee«, d. h. weisser Kreide, welche von Bohrlöchern durchzogen ist, welche nach dem Tode des Thieres von craie phosphatee ausgefüllt sind. Bei der Zersetz- ung hinterlässt die craie phosphatee Phosphatkörner, die weisse Kreide etwas dunklen Thon. Douxajii: Bemerkung zu der Mittheilung von Douville über das aquitanische Nummulitengebirge. Pervinquiere ; Demonstration von Photographien aus Oued Seldja (Tunis), das Vorkommen der Phosporite betreffend, und Be- merkungen über das Eocän jener Gegend, welches sich ganz all- mähUch aus der Kreide entwickelt, während im Süden von Maktar das mittlere Eocän transgredirt. J. Blayac : Ueber das Vorkommen von mittlerem Eocän in der Gegend von Souk-Ahrras (Gonstantine). Aequivalente der von B. Pervinquiere beschriebenen mitteleocänen Schichten treten auch in Algier am Rande der Hochplateaus auf; nach Ficheur’s Arbeiten nahm man früher an, dass solche sich nur in der Küstengegend des algierischen Teil fänden. B.abinet ; Ueber die Quellen von Dhuys. Barrois: Bemerkungen über die Geologie von Crozon (Fini- stere), in Anknüpfung an eine Arbeit von Kereorne. Garalp: Das Perm von Bellongue (Ariöge) und seine Beziehungen zu den schistes ardoisiers. Nach stratigraphischen Beobachtungen liegen die Schiefer von Bellongue zwischen dem Kohlenkalk von Dinant und dem unteren Perm, ge- hören also nicht zum Silur oder zu mesozoischen Scliichten (frühere Annahmen), sondern zum Houiller (Perm). 250 Versammlungen und Sitzungsberichte. Sitzung vom 17. F e b r u a r 1902. M. Lugeox : lieber die grossen üel)erschiebungs- decken der Schweizer Alpen (wird in extenso in den Bull, erscheinen). Von der Arve bis zum Rhein und weiter bis mindestens nach Salzburg wird die Nordseite der Alpen von auteinanderge- packten Ueberschiebungsdecken gebildet. Die wahre autochthone Nordgrenze ist unbekannt. Alle Schollen sind nach Norden ge- schoben. Es giebt zwei Gruppen von Deckscholleu ; Solche mit äusseren und solche mit inneren Wurzeln. Jene setzen alle Ketten der hel- vetischen Facies zusammen. In den Berner Alpen lassen .sich über- einander 3 Decken unterscheiden, die tiefste von Mordes, die der Diablerets und die des Gond- Wildhorn, lieber dieser letzten taucht im Wildstrubel noch die Scholle der untersten Schuppe der inneren Praealpen-Zone auf, als vierte. Zählt man die anderen Decken der Praealpen hinzu, so erhält man mindestens 8, die ursprünglich über- einander gelagert sind. Für die östlichen Schweizeralpen gilt dasselbe. Nach A’ortr. ist die zuerst von M. Bertrand ausgesprochene Hypothese der einfachen Glarner Falte durch Beweise zu stützen und verdient den Vorzug vor der Hypothese eine Doppelfalte. Man unterscheidet in Glarus : 1. Untere Glarner Scholle, deren Stirnfalte die Ketten von Mattstock lüs Pilatus und Beaten berg bildet. 2. Mittlere Scholle (obere Falte des Glärnisch und der Silberen). 3. Obere Schollen, deren Stirnfalten für die Berge im N. des Klön- jthales charakteristisch sind. Sie bilden die Ghurfirsten und den Sentis. Demnach besitzt keine dieser Ketten helvetischer Facies eine Wurzel in der Tiefe. Die Decken mit innerer Wurzel umfassen die mittleren Prae- alpen und die Region der Breccie. Die ersten finden sich im Fal- knis, wo überall die Falten gegen N. und NW', abgebogen sind und nicht gegen SO., wie Lorenz annahm. Das Querthal des Rheines zeigt überall F ly sch unter dem Falknis. Demnach ist be- wiesen, dass die mittleren Praealpen wurzellos sind. Die Scholle des Rhätikon entspricht tektonisch der Region der Breccie von Ghablais. Die W'urzel des Falknis und der Rhätikon-Scholle muss ca. 70 km weiter rückwärts gesucht werden. Die letztere Deck- scholle umfasst das Silvrettamassiv und die Granitregionen des Piz Eit. Auch die W'urzel der mittleren Praealpen ist rückwärts ge- legen, auf dem nördlichen tessiner Massiv oder in der Zone der Amphibolite von Ivrea. Das Phänomen, welches die grossen liegenden Falten der Alpen helvetischer Facies geschaffen hat, ist dasselbe, welches den praealpinen Decken zu Grunde liegt. Es beruht auf tangentialen Kräften und vollzog sich in der Tiefe. Der Flysch kann nicht auf diesen Mechanismus der Decken zurückgeführt werden. Miscellanea. — Personalia. 251 Je hölier eine Scholle liegt in der Reihe dieser Ueber- decknngen, lun so weiter nach innen ist ihre Wurzel zu suchen und um so grösser ist ihr Umfang an der Oberfläche. Die Decken, mit den am weitesten rückwärts liegenden Wurzeln sind die, welche die Stirn der Ketten bilden oder bildeten. L. Bertr.\nd besprach die Resultate seiner neueren Forschungen in der Umgebung von Biarritz (wird aus- führlicher in den Bull, erscheinen). Zwei grosse übereinander ge- schobene Decken lassen sich erkennen, in deren jeder gipshaltige und salzführende Triasthone von Kreide und Tertiärschichten über- lagert werden. Jedoch ist die Serie der aufeinanderfolgenden Sedi- mente stets sehr verstümmelt. Eine starke Torsion der Deck- schollen nach N. wird von der aus oberer Kreide bestehenden Unterlage nicht mitgemacht. Bei der Bewegung der Schollen sind starke Faltungen ent.standen. So ist das Genoman, welches zwischen die beiden Triasschollen eingeklemmt ist, an einem Eisenbahnein- schnitt unter dem Schloss Larralde, bei Villa Franca, in nordwärts gebogene Falten gepresst, was auf die Richtung der Kraft schliessen lässt. L. C.vREz knüpfte einige kritische Bemerkungen an diesen Vortrag. G. Delepine: Beobachtungen über di e p e rm is ch en Dolomite von Robache (Vosges) (erscheint in den Bull.). Miscellanea. — Eine interessante Beobachtung in den Mos- bach er Sanden berichtet F. Kinkelin. Es fand sich ein ziemlich grosses geschrammtes Geschiebe von Nummulitenkalk, und damit ist der Beweis geliefert, dass in der Interglacialzeit, welcher die Mosbacher Sande angehören , ein Fluss aus den Alpen den heutigen Weg des Rheins einsehlug. Der Transport des Blockes mag durch eine Eisscholle oder durch Grundeis bewirkt sein. Es sei hierzu bemerkt, dass schon durch Bohrungen bei Mannheim in den tiefen Schottern des Rheines alpine Gerölle festgestellt wurden, und zweitens dass durch den erwähnten Fund des gekritzten Ge- schiebes zugleich ein neuer indirecter Grund beigebracht ist, die -Mosbacher Sande in das 2. Interglacial zu setzen. Personalia. Gestorben: Dr. phil. Alexander Bittner, Chefgeologe an der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. — Baron Friedrich Rosen, der bekannte Mineraloge, im Alter von 68 Jahren in Kasan. Er war Professor an der Universität Kasan und später am Veterinär-Institut von Charkow. 1899 hatte er auf die Lehrthätigkeit verzichtet. 252 Neue Literatur. Neue Literatur. Mineralogie. Sioma, J. ; lieber die Krystallform von n-Methyl-di-ortho-imido-tri- phenyl-carbinol. Bull. soc. imp. des naturalistes de Moscou 1902. 102 — 105. Russisch mit deutschem Resume. Tutton, A. E. : Eine vergleichende Untersuchung der Doppelselenate der Reihe Rg M (Se Oi)2 . 6 H2 0. Gruppe 2. Salze, welche Magne- sium enthalten. Zeitschr. f. Kryst. 35. 1902. 529—560 mit 17 Abbild. Weber, Hermann Albert: Ueber die Aufschliessung der Silikate durch Borsäureanhydrid und über eine neue Methode zur Be- stimmung des Fluors im Kryolith. Inaug.-Diss. Heidelberg. 1900. 38 pag. Weingarten, P. : Ueber die Zusammensetzung und Constitution des Vesuvian. 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März veröffentlichten) Notiz entnehme ich, dass während der Zeit des Staubfalles, d. h. vom 14. bis ettva zum 22., auf der Serra de E s t r e 1 1 a (Hochgebirge in Mittelportugal), vor Sonnenauf- und nach Sonnenuntergang eine Art Wolke oder Nebel wahrgenommen wurde, welche sich langsam nach Norden bewegte, bis sie so hoch war, dass sie der Beobachtung entging. Am 18. abends und am 19. früh, in einem ca. 20 km südlich von der Serra gelegenen Ort erschien die Sonne weisslich gefärbt und konnte ohne Anstrengung fixirt w'erden, obwohl der Himmel wolkenfrei war. Was das vom Staubfall bedeckte Areal anbelangt, so ist die Stadt Bcj a im A l e m tej o bei ca. 38° n. Breite als südliche Grenze, und der Breitenkreis von Porto (ca. 41°) als nördliche Grenze be- obachtet worden. Die reichliche Menge Staubes in der Umgebung von Bej a und die Erscheinung des Staubfalles im nördlichen Frank- reich am 22. machen es wahrscheinlich, dass das Piiänomen sich im Süden und Norden der genannten Grenzen ausdehnte, üebrigens ist der Staub in gleicher Weise an der oceanischen und an der spanischen Grenze gefallen, was eine gleichmässige Ausbreitung iu .Mittelportugal bezeugt, und es scheint, dass die Menge mit der Höhenlage der berührten Oerler zunahm, was ganz naturgemäss wäre. Ueber den Staub selbst sagt noch P. Choffat, dass derselbe ein sehr feines zimmtbraunes Pulver darstellt, welches auf den ersten Blick für Zimmtpulver selbst gehalten werden könnte, unter dem Mikro- skop aber sich aus Bruchstücken von Krystallen, zum grössten Theil wasserhellen Quarzes, übrigens braun, rosa oder gelblich gefärbter Mineralien, zusammengesetzt zeigt; einige weisse Krystalle bestehen aus Kalkcarbonat, aber der allergrösste Theil der anderen Körner ist unlöslich. Es soll noch erwähnt werden, dass von einer Localität 17 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 258 V. de Souza Brandao, l)ericlitet wird, dass das Pulver einen unangenelnneii Geruch ver- breitete. Soweit die Notiz von P. Chofkat. Ich kann die von Ghoffat angegebene Farbe nur l)estätigen. Ueber den wabrgenommenen unangenehmen Geruch, welclier schon frülier von E. A. Wülfing vom grönländischen Kryokonit erwähnt wird, kann ich nichts sagen, da in meine Hände zu wenig Pulver gelangte und möglicherweise der Geruch schon verschwunden war; ich bemerkte ihn aber nicht. Ueber die Zusammensetzung selbst soll im folgenden berichtet werden. Bei der Beobachtung des Pulvers unter dem Mikroskop fällt zunächst die allgemeine Doppelbrechung der Körner auf, unter denen sich nur wenige isotrop zeigen. Die Grösse der Bruchstücke ist ziemlich gleichmässig und beträgt im Mittel 0,025 mm, was eine Art äolischer Aufbereitung voraussetzt. Eine untere Grenze noch häufig auftretender Körner ist 0,007 mm, die obere Grenze dürfte etwa bei 0,15 mm liegen, welche Dimension nur vereinzelte Stücke über- schreiten. ln der Folge mögen die einzelnen Mineralien für sich beschrielien werden. Calcit. Bildet einen grossen Theil des Pulvers und tritt nicht etwa vereinzelt auf, wie man aus dem Verhalten des Staubes gegen Chlorwasserstoffsäure schliessen möchte. Das Brausen hört nur deswegen sehr rasch auf, weil die Spaltblättchen und Kryställchen sehr klein sind und, jedes für sich, sehr schnell von der Säure gelöst wird. Er tritt ganz besonders in dünnen Spaltblättchen und als Rhomboeder R auf. Die Form — '/»R an einem Kryställchen von 0,015 mm Dicke zwischen zwei entgegengesetzten Mittelkanten von R, beobachtet worden, welches mit seiner Hauptaxe parallel zur IMikroskopaxe im Balsam lag. Vielleicht waren die Flächen von — '2R nur scheinbar da, und ihr Erscheinen eine Folge der Licht- beugung an den Kanten von R. Die Rhomboeder sind gut ausge- bildet, meistens rundum, manchmal bemerkt man auch eine Bruch- fläche, vielleicht die Anwachsfläche. Man nimmt auch häufig spitze Rhomboeder, wohl 4 R, wahr, und an einem solchen Krystall war eine gegen die Hauptaxe wenig geneigte Zwillingsstreifung, wohl nach — 'oR, sichtbar, welche das mittlere Drittel der Länge einnahm. Der Calcit findet sich noch in rundlichen körnigen Aggregaten, welche aus winzigsten Rhomboederchen zu bestellen scheinen, und als sehr dünne Rinden um die Splitterchen und Blättchen der übrigen Staubgemengtheile, ebenso der krystallinen wie der amorphen (organischen), wie er vom Löss wohl bekannt ist. Eine Prüfung der Lösung in H Gl auf Mg ergab ein negatives Resultat. Leistenförmige Korner mit der Länge paralleler, negativer Schwingungsrichtung und etwa calcitstarker Doppelbrechung dürften dem Aragonit zuzurechnen sein. Glimmer, Chlorit, Serpentin. Das häufigste kiesel- säureführende Mineral ist ein gelber Glimmer in unregelmässig begrenzten Schüppchen, stark mit Eisenhydroxyd imprägnirl und Uel)er den Staubfall in Portugal vom Januar 1902. 259 ■erfüllt von allerhand Mikrolithen. Die Schüppchen sind normal zur negativen spitzen Bissectrix eines kleinen Winkels der optischen Axen (ca. 19® in Luft). Mangels jeder krystallographischen Begrenzung war es unmöglich , die Lage der Bissectricenebene bezüglich der Fläche (010) zu bestimmen. Er ähnelt sehr dem verwitternden eisenreichen Biotit gew isser Gesteine und dürfte ein Muscovitisirungs- stadium eines solchen darstellen. Das letzte Stadium dieser Um- wandlung stellen wohl die eisenschüssigen Thonflocken dar, welche sich auch in diesem Staube beobachten lassen. In kleiner Menge begegnet man einem grünlichen schüppigen Miiieral, welches die Eigenschaften des Chlorit zeigt; sehr schwache Doppelbrechung, schwachen Pleochroismus zwischen hell- grün und fast farblos grünlich, und zur Blattfläche nomaale Ebene der optischen Axen. Ob vereinzelte Blättchen von etwas dunklerer (snlner) Farbe hierher oder einem Biotitglimmer angehören, konnte ich nicht entscheiden. Auch faserigen gelben Serpentin habe ich, wenn auch selten, beobachtet ; er machte den Eindruck, secundär aus einem vollkommen spaltbaren Mineral entstanden zu sein. Amphibol. Der grösste Theil aber der grünen spaltbaren Partikel dürfte dem Amphibol zuzurechnen sein. Er kommt in breiten Leisten mit meistens etwas unregelmässiger Längsbegrenzung vor, gegen welche die positive Auslöschungsschiefe unter einem Winkel von 24° im Maximum, geneigt ist. Seine Farbe ist hellgrün, er dürfte actinolithartig sein. Dass hier kein Glimmer- oder Chloritmineral vorliegt, folgt auch aus dem Verhalten im polar, converg. Lichte, da man kein Xormalsein der Spaltblättchen auf einer optischen Symmetrieaxe beobachtet. Feldspathe. Ein Plagioklas betheiligt sich ganz besonders an der Zusammensetzung des Staubes, dessen Natur zwischen der- jenigen eines basischen Oligoklases und derjenigen des Andesin steht. Sein Brechungsexponent ist im Mittel gleich demjenigen des einschliessenden Balsams, so dass ein grosser Theil der Splitterchen erst nach Einschaltung des Analysators sich durch die Polarisations- farbe von der Umgebung abhebt, in welcher seine Umrisse im natür- lichen Lichte verwischt sind. Er polarisirt im hellgrau 1. Ordnung. Eine Verwechslung mit Quarz ist durch den relativen Brechungs- exponenten und ausserdem dadurch ausgeschlossen, dass einige Partikeln eine anisotrope optische Axe austreten lassen. Neben den besprochenen, ungestreiften Körnern, welche z. gr. Theil gegen M (010) wenig geneigte Plättchen bieten mögen , beobachtete ich auch poly.synthetisch gestreifte Splitterchen. An einem solchen, dessen breitester Streifen ungefähr auf a senkrecht war, fand ich eine Auslöschungsschiefe gegen die Spur der Zwillingsebene (.M) von 13°, und den Brechungsexponenten etwas grösser als derjenige des Balsams. Ein zur positiven Bisectrix c nahezu normal Plättchen zeigte die Spuren von P und 1 einen Winkel von ca. 108° bildend, und die 17* 260 Y. de Souza Brandito, negative Auslöschung parallel zur P-Spur. Dies dürfte auf Orthoklas liinweisen. Ich habe übrigens auch Spalt blättchen beobachtet, aus denen c normal austrat. Endlich habe ich auch zwei Mal Bruchstücke von Mikroklin gefunden, mit seiner charakteristischen Kreuzstreifung und einem Brechungsexponenten bedeutend niedriger als derjenige des Balsams. Er ist wohl selten. Auch wenn es sich nicht um Spaltungsblättchen handelt, so sind doch die Bruchstückchen der Feldspathe, ebenso wie diejenigen des weiter unten besprochenen Quarzes, platten- resp. keilförmig, indem sie nach einer Seite an Dicke abnehmen. Sie sind also dazu geeignet vom Wind getragen zu werden und zugleich den geringsten Widerstand beim Fortschreiten in der Luft zu erfahren. Es dürfte die genannte Gestalt eine Bedingung der Betheiligung einer Mineral- art im grösseren IMaass an einem weit transportirten äolischen Sedimente ausmachen. Der Glimmer, der Chlorit, das Amphibol und der zum grössten Theil in dünnen Spalthlättchen erscheinende Calcit sind damit in vollster Uebereinstimmung. Quarz. Er bildet die grössten Bruchstücke. Ich mass eines wohl der grössten und fand 0,11 mm für die grösste, 0,075 für die darauf senkrechte Dimension ; ein anderes Stückchen hatte 0,15 mm Länge. Die Diagno.se basirt auf der Einaxigkeit mit positivem Charakter, welche Eigenschaften an nahezu zur isotropen optischen Axe normalen Plättchen bestätigt wurden, und auf dem Brechungs- exponenten, etwas höher als derjenige des Balsams. Er scheint in geringerer Menge als Feldspath vorzukommen, und an seinen discoiden keilförmigen Stückchen bemerkt man am häufigsten die oben erwähnten Galcitrind en. Andere Mineralien. Butil, mit gerundeten Kanten und selbst im Ganzen etwas gerollt, länglich und ovoid, auch verunreinigt bis ganz undurchsichtig durch Beimengung von Eisenhydroxyd, ist leicht an den starken Totalreflexionssäumen und an der starken positiven Doppelbrechung zu erkennen. Ein gemessenes Kryställchen hatte 0,(M . 0,01 mm. Zirkon, viel seltener, z. Th. an einem Ende der Säule flächenreich ausgebildet, zeigte einmal 0,03 mm Länge. Spinell, in Oktaedern und den bekannten Avie mit Finger- eindrücken bedeckten gerundeten Körnern , nur als Einschluss im Glimmer beobachtet. Turmalin, einmal beobachtet, leicht erkenn- bar an der Absorption der ordentlichen Welle; Dichroismus: o hell bräunlich grün > e fast farblos. Das Säulchen war nur an einem Ende krystallographisch terminirt. Die opaken Eisenoxyde folgen z. Tb. dem Magnet, Mag- netit, z. Th. aber nicht, Hämatit, eventuell Ti tan eis e ner z. Eisenhydroxyde als Imprägnation des Glimmers und, neb.st Eisen- oxyd, in eisönschüssigen Thonpartikeln und Flocken geben dem Pulver die eigenthümliche braune Farbe. Ueber den Staubfall in Portugal vom Januar 1902. 261 Orguniscbe Substanz. Man findet ausser den genannten Mineralien, und zwar in kleiner Menge, isotrope Gebilde mit Eigenform, also keine Bruchstücke, welche nichts anders als organische Körper sein können. Sie sind theils discoid elliptisch mit warzigem Kern und glatter Randzone, denen analoge, jedoch aus Galcitsubstanz be- stehende, Gebilde hie und da beobachtet werden. Andere sind conisch mit gerundeter Spitze und warziger Oberfläche. Man be- obachtet aucli braune Pflanzenhaare (?), und von einer optisch uni- form orientirten Calcithülle eingeschlossene , lang leistenförmige isotrope Gebilde, welche auch keine andere Deutung als die organischer Körper zulassen. Die von parallelen Geraden begrenzte Projektion der Calcithülle wird an beiden Enden von zwei gegen die Leistenaxe symmetrisch unter 41® (ca.), also unter 98® (Aussen- winkel) gegen einander geneigten Geraden begrenzt, welche viel- leicht die Projektionen zweier Rhomboederflächen sind. Die vorhin l)eschriebenen organisclien Gebilde tragen meistens die mehrer- ■Widnite Galcitrinde an sich. Um die organische Natur dieser Körper ausser Zweifel zu setzen, wurde das Pulver in einem einseitig geschlossenen Glasrohr erhitzt,; die fortgehenden Gase wurden auf Ammoniak mittelst nassem rothem Lakmuspapier geprüft, ln der That war das rothe Papier nach einiger Zeit deutlich blau gefärbt. Das Pulver verliert dabei, besonders wenn das Robr mit der Löthrohrflamme berührt wird, seine rötlich braune Farbe und wird schwärzlich. Das beim Glühen auf dem Platinblecli schwärzlich gewordene Pulver nimmt eine Itraungelbe Farbe an, woraus zu schliessen ist, dass die schwarze Farbe von gebildeter Kohle herrührte, welche beim Glühen ver- brannte. Hierdurch wird die Anwesenheit organischer Substanz weiter bestätigt. Dieser Staub stimmt im Ganzen mit demjenigen der anderen Staubfälle des südlichen Europas überein ; er islröthlich braun gefärbt und kalkreich. Was seine Herkunft anbelangt, so wäre gewagt, dar- über etwas auszusagen. Er ähnelt durch den hohen Gehalt an Ga GOs dem Löss-Staub auch und ganz besonders durch die Galcitrinden der anderen Gemengtheile. Diese Rinden kann man nicht von einem krystalliuLschen Gestein unmittelbar ableiten, sie müssen secundär sein ; auch die Rhomboeder und andere Galcitgebilde (ragen den Charakter einer secundären Entstehung. Man müsste dann das krystalline Gestein an der Oberfläche weitgehend zersetzt annehmen, und das Kalkcarbonat als durch Verwitterung unterstützt vielleicht von pflanzlicher Thätigkeit entstanden denken. 262 F. Ilimie, Bemerkungen über die • Druckfestigkeit einiger Quarz- und Feldspathwürfel ■ I sowie über die Zugfestigkeit von Glimmerstreifen. Von F. Rinne in Hannover. . ' Die Festigkeilsverliältnisse der Gesteine sind in teclinischer aber aucli in geologiscber Hinsicht bedeutsam. Sie b.ängen ab von der Natur der das Gestein zusainrnensetzenden Mineralien und von ihrem Verbände, ganz ähnlich wie ein Bauwerk, z. B. eine Brücke, durch die Art des verwandten Materials und durcli die Anordnung der Bautlieile in ilirem technisclien Wesen cliarakterisirt wird. Leider ist bei den zalilreichen Bestimmungen der Festigkeitsver- hältnisse von Gesteinen dieser grundlegende Gedaidce meist nicht gewürdigt; auch sind die Untersuchungen ülier die Festigkeit der einzelnen gesteinsbildenden Mineralien noch sehr spärlich, abgesehen von den eingehenden und interessanten Beobachtungen an Quarz, Feldspath, Kalkspath, Steinsalz u. a., bei denen die Beanspruchung innerhalb der Elasticitätsgrenze blieb. Die Kenntnisse über das Verhalten gesteinsbildender Mineralien bei einer Beanspruchung über diese Grenze hinaus bis zum Bruch sind bislang, insbesondere bei den Mineralien der Eruptivgesteine, noch sehr gering. Es ist somit recht erwünscht, dass weitere Versuche in dieser Hinsicht angestellt und ihre Ergebnisse verötTentlicht werden. Wenn nun zwar auch erst sehr zahlreiche Daten eine richtige •Würdigung der in Betracht kommenden Verhältnisse ermöglichen, so möchte ich mir doch im Hinblick auf die bislang nur sehr spärlich vorliegenden Erfahrungen gestatten, eine kurze Notiz über solche von mir angestellte A' ersuche hier zu machen, zumal weitere Untersuchungen, bei denen die gewonnenen Ergebnisse verwandt werden könnten, von mir zunächst nicht beabsichtigt sind. I. Quarz. Der Quarz zeigt, wie bekannt, keinen grade besonders hohen Dehnungswiderstand. Sein Elasticilätsmodul beträgt etwa die Hälfte desjenigen von Stahl i, es ist nämlich in Richtung der Hauptaxe E — 1030i bezogen auf kglqmm, senkrecht dazu nur 7853 und irn Maxi- mum 13158. In Bezug auf Druckfestigkeit erwies sich der Quarz bei meinen Versuchen als ungemein widerstandsfähig. Es kommt bei solchen Experimenten darauf an, die Belastung ■festzustellen, unter welcher ein Probewürfel zusammenbricht. Zum Zwecke des A’ergleichs ist es nöthig eine Normalgestalt für die Untersuchungen festzusetzen. Während bei Gesteinen Würfel von 5 — 7 cm Kantenlänge für die Beobachtung der Druckfestigkeit üblich 1 Bei Stahl ist E — etwa 200ÜÜ. Der höchste beobachtete Elasticitätsmodul ist der an Korund. Bei diesem Mineral ist in Richtung der Hauptaxe E = 520()0. Bemerkungen über die Druckfestigkeit etc. 263 .sind, ersclieint im Ilinhlick auf die meist geringe (Jrbsse der Kry- stalle gesteinslüldender Mineralien ein Würfel von 1 cm Kanten- längewohl am zweckmüssigsten. Natürlich müssen die Druckllächen eben sein, damit die Belastung gleichmässig auf die parallelen Druckllächen vertheilt werden kann. Die untor.suchten Würfel waren von Voigt & llochgesang in Döttingen aus einem grossen Bergkrystall vom St. Gotthard heraus- geschnitten. Das Material war optisch einheitlich. Die Druckllächen gingen der Basis [)arallel, die Seitenwürfeltlächen entsprachen einer Drotoprismen- und einer darauf senkrechten Deuteroprismenfläche sowie den betreuenden parallelen Gegenllächen. Als Apparat wurde eine ScuENK’sche Maschine im Laboratorium meines Collegen Frese Benutzt. Sie vermag den bedeutenden Druck von 50000 kg aus- zuühen. Es ist nicht leicht, die Versuchsbedingungen richtig zu er- lüllen, zunächst Prohewürfel mit ganz ebenen und genau plan- parallelen Druckllächen herzustellen, ferner die Druckflächen glatt anzulcgen. Fehler in der Hinsicht beeinllussen natürlich das Re- sultat sehr beträchtlich, und scheint es gerathen, nur den Maximal- werth zu berücksichtigen, denn die oben erwähnten Hauptfehler veranlassen eine Verkleinerung der heim Versuch sich ergebenden Druckfestigkeitszahl. Es ergab sich, dass bei sorgfältiger Herstellung des Probewürfels und genauster Einstellung des Präparats bei den angestellten Ver- suchen der Quarz im Maximum den ganz ausserordentlich grossen Druck von 15364 kgl(icrn, also rund 15 000 kg qem aushielt. Der Würfel brach also erst zusammen, als auf seiner nur 1 qcm grossen Druckfläche das Gewicht von 1* 2 Wagenladungen ruhte. Diese au.sserordenllich hohe Belastung entsi^richt dem Druck, den eine Gesteinssäule von etwa 57000 m Länge ausüLt. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass Quarz noch etwas höheren Druck erträgt; denn wenn auch sorgfältig angestrebt wurde alle Fehler zu vermeiden, so ist nicht ausgeschlossen, dass dennoch solche untergelaufen sind. Es lässt sich also nur sagen, dass eine maximale Druckfestigkeit von rund 15 000 kg'qcm bei Quarz beobachtet ist. Bei anderen Versuchen wurden Werthe von nur 11000 kglqcm, ja auch von 8000 und 7000 kgjicm beobachtet. Allem Anschein nach liegt dies an den wie erwähnt schwer zu ver- meidenden Versuchsfeldern, anderseits daran, dass die Probewürfel schon durch andere Versuche, die zur Bestimmung des Elasticitäts- moduls gemacht wurden, beansprucht xvaren, und sie zum Theil schon Risse enthielten', ehe sie auf Druckfestigkeit geprüft wui'den. Solche Würfel können natürlich nur niedrigere Zahlen als unbean- spruchte sie liefern geben. Erwähnt sei noch, dass bei dem als Musterwürfel angeführtem Präparat bei 11 500 kg Belastung mit dem ch.iraktoristischen Knistern der erste Riss sich einstellte. 264 F. Rinne, Interessant ist die Heftigkeit, mit welclier der plötzliche Zu- sammenbruch der Quarzwürfel erfolgte. Es geschah dies förmlich explosionsartig, sodass die zermalmten Theile mit grosser Gewalt umherspritzten. Beim Zusammenbruch flammten die Würfel mit selbst bei Tageslicht sehr kräftig erscheinendem grünen Lichte auf. II. Feldspat b. Viel weniger widerstandsfähig erwiesen sich Würfel aus Ortho- klas von Hirschberg, Schlesien. Bezüglich des Elasticitätsmoduls stehen sich Quarz und Feldspath nicht so sehr fern. Es wird als Elasticitätsmodul angegeben bei Adular in Richtung der Normalen auf der Basis 8120, für Sanidin 7710. Der widerstandsfähigste Orthor klaswürfel (mit Basis als Druckflächen und Klinopinakoid sowie einem Flächenpaar senkrecht Basis und Klinopinakoid als Seiten- flächen) ergab bei meinen Versuchen als Druckfestigkeit 1730 also rund 1700 kglqcm. Der erste Riss stellte sich bei 1500 kg Betastung ein. Ein anderer Würfel wurde bei gleicbfalls rund 1700 kglticm Druck zermalmt, ein dritter schon bei 1250 kglqcm. Zur Beurtheilung der Versuche an Quarz und Feldspath ist noch zu erwähnen, dass der Fortschritt der Belastung ziemlich schnell geschah, sodass vom Beginn der Beanspruchung bis zum Bruch nur wenige Minuten (etwa 5—10) verstrichen. HI. G 1 i m m e r. An Muscovit von Connecticut stellte ich einige Versuche zur Ermittelung der Zugfestigkeit an. Zu dem Zwecke wurde eine Glimmerplatte in schmale Streifen zerschnitten und zwar so, dass bei den einen die Längsrichtung der Präparate, bei anderen die Querrichtung der Streifen der Richtung der charakteristischen Linie der Schlagfigur parallel verlief. Das Zerreissen geschah in einer JMaschine von Schoi’PER. Die Zeitdauer jedes Versuches betrug, von der Beanspruchung bis zum Bruch gerechnet, etwa 1 — 2 Minuten. In folgender Tabelle sind die Ergebnisse zusammengeslellt. 1. Charakteristische Linie der Schlagfigur (|! xPoc (010)) parallel der Längsrichtung der Glimmerstreifen. Einspann- länge mm Mittlere Dicke mm Mittlere Breite mm Zug- festigkeit kglqcm Bruch- aussehen OS 0,127 15 31,0 schieferig 70 0,077 15 20,0 104 0,1336 15 31,3 -n 106 0,1334 15,2 32,2 Mittel 31,1 Bemerkungen über die Druckfestigkeit etc. 265 2. Charakteristisclie Linie der Schlagfigur (|1 xPoc (010)) quer zur Längsrichtung der Glimmerstreifen. Einspann- länge mm Mittlere Dicke mm Slittlere Breite mm Zug- festigkeit kglqcm Bruch- aussehen 64 0,096 15 23 schieferig 65 0,108 15 24,7 )) 70 0,029 15,3 25,4 120 0,242 19,1 24,8 157 0,208 20,4 28,3 5) Mittel 25,2 Aus obigen Ergebnissen tritt zunächst heraus, dass die Zugfestig- keit des Glimmers eine sehr bedeutende ist und an die des Schmiede- •eisens heranreicht. Sie bleibt aber bedeutend unter der von Stahl, für den mindestens 50 kgjqcm Zugfestigkeit verlangt wird. Ander- seits ist die Zugfestigkeit des Glimmers bedeutend grösser als die der meisten Gesteine. So beträgt diese Zahl für festen Granit etwa 50—80 kg auf den qcm, rechnerisch also nur 0,5 — 0,8 kg auf den i lassen. Eher kann man an T. strcmqidntn Grat, denken. Ich habe 1. c. p. 252 bis 253 die Gründe ventilirt, aus denen ich auch von einer Be- ziehung auf diese ahsehe, und habe die Form als T. prominensi^ beschrieben und abgebildet. Naticn Sandrii n. sp. (p. 269, T. 30, F. 26 — 27). Für mich ist (vergl. 1. c. p. 258, wo diese Formen besprochen sind) diese Type auf die eocäne N. capacaa Lk. zurückzuführen, mit welcher der Autor sie nicht einmal vergleicht! C iptochilm laevigafns , n. sp. (p. 271, T. 31, F. 17 — 20). Ich sehe keinen Grund, diese Form von C. imbricatas Sandb. abzutrennen, wie ich bereits 1. c. p. 259 ausgesprochen habe. Cerithinm ampullosnai Bbonc. (p. 272, T. 32, F. 5 — 6). Soweit ich nach der Abbildung urtheilen kann, scheint auch mir diese Art sehr ähidich; allerdings sehe ich nicht die Wülste der bei Ga.stel- gomberto ziendich seltenen venelianischen Art, die ausserdem gemeinhin schlanker ist. G. Donatii (p. 273, T. 32, F. 7) erinnert mich an gewisse Varietäten des C. diaboli Brongn.’, die übrigen Gerilhien und lleliciden, welche auch mir seiner Zeit Vorlagen, halte ich für unbestimmbar. ßfrombas problcmaticm Micirri (p. 277, T. 33, F. 1). Wahrscheinlich gehört auch Finita sp. (T. 33, F. 4) hierher. Bei der grossen Aehnlichkeit, welche der eocäne St. Jorirnoneri Bay. besitzt, sind in dieser Gruppe füi' scharfe Arlbestimmungen äusserst gut er- haltene Exemplare nothwendig. Die Gruppe tritt zudem auch in den l’riabonaschichten anf, wie in meiner Monographie^ p. 207 IT. nachzulesen ist. i^assidaria Hanert v. sp. (p. 279, T. 29, F. 27). Die Art wäre mit C. ambigna SOL. zu vergleichen. Lainbidinm dthara Bnocc. (p. 278, T. 31, F. 24). Ohne Eängswülste und ohne Mündung, vollkommen unsicher, kann Harjia, Natica und vieles Andere ebenso gut wie eine Gassis sein. 1 Vergl. die von mir gegebenen Figuren in Z. d. d. g. G. 1896. r. IV. I'. 5—6. 2 Palaeontographica. 47. 1901. Uelier die Fauna des Mt. Proiiiiiia in Dalmatien etc. 271 Plriaorbis cornn Duoxgt. (p. 280, T. 33, F. 2—3). Diese Form hat auch mir Vorgelegen und ist von mir ebenso bestimmt worden (1. c. p. 275). Wie Herr D.\inelli den gänzlich verschiedenen, schon in der Grösse so abweichenden P. tressinensis mihi aus den vicentinischen Eocänbildnngen hiermit vereinigen kann, verstehe ich nicht. Ich sehe nicht die geringste Aehnlichkeit. Clandina indata Reuss (I. c. p. 281, T. 32, F. 18). Ich habe die Formen des Mt. Promina 1. c. p. 275 auf G. Cordieri Desh. bezogen Und mir haben fiir meine Bestimmung zahlreiche Stücke Vor- gelegen, wäiirend Dainelu nur über 2 verdrückte Exemplare verfügte. ynntilnfi decipiens MiCHTi (1. c. p. 285, T. 32, F. 19) wurde von mir 1. c. p. auf den X. vicenünm de Zigno der Priabonaschicbten be- zogen, und zwar nach genaueren Vergleichen, üebrigens scheinen sich, wie ich schon an andererstelle betonte, beide Formen sehr nahe zu stehen h — Soweit die Kritik, welche sich gegen das thatsächliche Ma- terial des Autors richtet; es wäre hier vielleicht noch hinzuzufügen, . — CerUh. ampullo^nn Brgt. gehört übrigens, wie fast alle Gastropoden des sOdrussischen Unteroligocän zu dem Theile der .Uusbeute Sokolow's, welcher noch nicht be- schrieben wurde und erst durch eine im russischen Texte der unter- tertiären -Vblagerungen Südrusslands. Mem. du Comite geologique. rx. 2. 1893. p. 133—136 enthaltene Liste bekannt ist (cf. p. 135 1. c.). Diese Formen stammen nicht von der Eisenbahnbrücke über den Dniepr. sondern von Mandrikowka, einer Vorstadt von Jekaterinoslaw. * Vergl. G. VOX Bukowski: Geologische Uebersichtskarte der Insel Rhodus. Jahrh. k. k. geol. Reichsanst. 48. Wien 1892. p. 584. 280 Paul Oppenlioiin , arcuata, Cardiuui /allax elc., in den gleichallrigeii Sedimenleii Veiie- üens sehr individuenreich auftreten. Man darf die Möglicidveit nicht ausser Acht lassen, dass derartige Verbindungen auch in etwas späterer Periode fortgedauert hal)en, da der Conservalivisnius docli gemeinhin Ijei ähnliclien Erscheinungen (iherwiegt. Indessen scheint mir bei dem lieutigen Stande der Dinge, wo nocli über die einstigen Verbindungen so gut bekannter mul erschlossener Gebiete, wie des österreichisch-ungarischen Neogenbeckens mit dem damaligen Welt- meere unter den berufensten Kennern keine Uebercinstimmung erzielt ist, für eine eingehende Diskussion ähnlicher Fragen auf der Balkanhalbinsel noch nicht der Moment gekommen zu sein, und ich habe diese Punkte auch nur gestreift, weil mir der Erklärungs- versuch des Altmeisters hier nicht in allen Punkten den Thalsachen gerecht zu werden scheint. Für das Neogen möchte ich hier parenthetisch iiinzulugen, dass allerdings die Funde der letzten Jahrzehnte die alte Hypothese von Tn. Fuchse zu bekräftigen scheinen der zufolge das Wiener Becken in der zweiten lilediterran- stufe durch Ungarn und den Norden der Balkanhalbinsel einst mit dem Weltmeere zu.sammenhing. Ich habe bisher noch keine näheren Daten, die mich zu einer Entscheidung der Frage ermächtigten, ol> und welche Tertiärschichten die Unterlage des Gombertocomplexes bei Bela bilden. Jedenfalls aber sind sie mit ihrer eventuellen tertiären Basis nach mündlichen Mittheilungen von Professor Gvuic die ersten Schichten, welche horizontal liegen und seit ihrer Bildung nicht gefaltet worden sind. Hier ist also die fallende Be- wegung mindestens seit dem Mitteloligocän erloschen^; das gleiche gilt für Thessalien, wie PhiÜppson^ nachgewiesen hat. Auf der Westseite der Balkanhalbinsel^ und in den heule von Sui:s.s zu den 1 /,. (1. d. g. G. 1885. p. lei— 165. 2 ln einer mir soeben durch die Güte des Verfassers ge- wordenen Arbeit; Tektonische Vorgänge in der Bhodopemasse, Sitzungsber. k. Acad., Bd. 110, I, Wien, Dec. 1901, p. 421, hat Herr Prof. Gvmc, welcher damals die Schichten von Bela noch als Priabonien an.s))rach, es direct ausgesprochen, dass in ihnen keine Falten sondern nur Brüche annehmbar sind. In einer an mich gerichteten Karte vom 11. März erklärt der Autor, dass »die Gombertoschichlen von Bela bei Kocane schwach gestört und transgredirend liegen über den kryslallitdschen Schiefern. ^ Z. d. d. g. G. 1894, p. 800, »Sie (seil, die Lücke) ist von einem Ihigellande tertiärer Sandsteine, Conglomerate und Mergel erfüllt, dio nicht an der Faltung der Gebirge theilnehmen, sondern als Schollen mit llacher oder sanft geneigter Lagerung zwischen den höheren Gebirgen liegen. ^ Vei'gl.'l'iKTZE in: Mo.isisovics, Tiktze u. Bittneh: (bundlinieii der Geologie von Bosnien-Hereegovina, Wien 1880, p. 117 und 174; »Wir sahen ferner, dass z. B. in der Nähe von Tuzla nocli junge Ablagerungen vom Alter der Congerienschichten in steil aulge- richleter Stellung sich befinden, dass also intensivere Slörungeti sich noch in dieser Epoche geltend machen konnten. Sogar am äussersten Bande des nordbosnischen Hügellandes waren die kohlen- luhrenden Schichten von l'glewik noch vielfach gefallet« elc. Ueljer die P’auiia des Mt. Promina in Dalmatien etc. 281 Dinariden gezogenen Südalpen hat .sie noch itn obersten Miocän eine stellenweis gewaltige Intensität entwickelt. Dei Pergamon sind nach den letzten Mittheilungen Philippson’s * die levantinischen Süss- wasserschichten lebhaft gestört, und in Gilicien liegen nach Schai fep. ndocäne Mediterranschichten bis zu bedeutenden Höhen horizontal 2. Das sind Momente, die neben einander gestellt zu werden verdienen, und welche vielleicht gewisse Zweifel gegen die von SuESS neuer- dings vertretenen Anschauungen, wenn nicht rechtfertigen, so doch jedenfalls entschuldbar erscheinen lassen. — Im Allgemeinen können wir auch hier den von Piueippson sehr oft betonten Gegensatz zwischen Osten und Westen der Balkan- halbinsel erkennen ; im Westen hat die Faltung noch lange intensiv lörtgewirkt, als ihre Rolle im Osten längst ausgespielt war. Aber die steilen Aufrichtungen und Faltungen, welche Philippson jüngst an den levantinischen Süsswasserschichten der Küstenregion im nördlichen Kleinasien beobachtete, falten aus dem Schema heraus. Auf der Balkanhalbinsel selbst scheint der Gegen.satz in der Faltungs- intensität, wie er sich in den horizontal gelagerten Gombertoschichten von Thessalien, Epirus und Nordmacedonien einer- und den gestörten und steil aufgerichteten Gongerienschichten Bosniens anderseits olfenbart, eine sehr auffallende Thatsache. Nachschrift: Ich freue mich, constatiren zu können, dass auch Herr Rovereto in einem soeben in der Riv. Italiana di Pa- leontologia 1902, fase. 1., p. 2—3, veröffentlichten Referate über die DAiNELLi’sche Publication mit mir in der Auffassung einzelner Arten sowohl wie in dem Vorwurfe mangelhafter Literaturhenutzung Reitens des Autors übereinstimmt. 1 Sitzungsber. d. k. preuss. Akad. d. Wiss. 1902. p. 70 — 71. - Vergl. .lahrb. k. k. geol. Reichsanst. 1901. 1. Heft. 282 Besprechungen. Besprechungen. U. S. Grant; P reliniinary Report on tlie Copper- bearing Rocks of Douglas County, Wisconsin. 2. Edition.. Containing a preliminary report on the copper-l.iearing rocks of parts of Washburn and Bayfield Counties. Wisconsin geological and natural history Survey. Bull. VI. Economic series 3. 1901. Mit 13 Tafeln. Die untersuchten Gebiete liegen ungefähr 300 km WSW. von den bekannten Kupferlagerstütten der Keweenaw-Ilalbinsel am Oljereu See und südlich von letzterem. Die Schichten im nordwestlichen Wisconsin bilden eine flache SW. — NO. streichende Mulde, deren Liegendes im SO. das Archaeicum in Michigan ist; über diesem folgt diskordant das Huron mit den Rotheisenerzlagerstätteji der Penokee Iron Range (unteres Algonkium) und weiterhin diskordant auf diesem die untere und die obere Keweenaw-Formation (oberes Algonkium); die letztere bildet als eine ungefähr 30 km breite Zone den Kern der jUulde. K up f e r fü h r e 11 d ist n u r il i e un t e r e Ke w e e na w - S t u f e. Innerhalb des nordwestlichen Muldentlügels liegen darin die Kupfer- vorkommnisse der St. Croi.x Copper Range und, nördlich von ihr und nahe dem Oberen See, die Douglas Copper Range; im südöst- lichen Flügel, der zugleich die unmittelbare Fortsetzung der Schichten der Keweenaw-Ilalbinsel ist, findet sich das Metall in der Minong Copper Range. Die untere Keweenaw-Stufe ist weithin charakteri- siert durch das Vorkommen von Diabas- und Melaphyrdecken ; über den Ursprung dieser 0,6 — 30 m mächtigen Ströme ist nichts bekannt. Manche derselben sind meilenweit, einer von ihnen angeblich bis auf 3.Ö km streichender Erstreckung nachgewiesen worden. Selten sind saure Gesteine, wie Quarzporphyr. Intrusive Gesteine sind am häufigsten in der Douglas Copper Range beobachtet worden; sie gehören zu den Gabbros und Syeniten, weniger häufig sind Granite und Diabase. Gonglomeratbänke liilden zu.sammen mit Sandsteinen und Thonschiefer die Ablagerungen der oberen Keweenaw-Stufe. Sie nehmen stellenweise auch Theil am Aufbau der unteren, fehlen I liesprecliungen. 283 hier in der St. Croix Range, sind stark entwickelt in der Minong Range, ln beiden Stufen besteht ihr klastisches Material fast gan?^ ausschliesslich aus gerollten Trümmern der Eruptivgesteine. Das südliche L’fer des Oberen Sees wird umsäumt von dem Lake Superior-Sandstein (Cambrium). Derselbe liegt fast horizontal jenseits einer mehrfach beobachteten, von Zerrüttungen begleiteten Verwerfung, welche die Mulde des Algonkiums im Norden ab- schneidet. Das Vorkommen des Kupfers entspricht völlig dem auf der Keweenaw-Halbinsel, ist aber sehr unregelmässig und, soweit sich beurtheilen lässt, bei weitem nicht so massenhaft wie dort. Erz ist gediegen Kupfer in Klumpen, die selten einige Pfund Gewicht en eichen, in Blechen und in der sonstigen Art des Auftretens dieses Metalls. Es ist immer begleitet von Quarz und Kal kspa th, sehr häufig auch von Epidot, Chlorit und Pr ehni t manchmal von Laumontit. Sehr selten ist Kupferkies oder Kupfer- glanz; stellenweise ist das Kupfer von gediegen Silber über- zogen. Das Kupfer tritt in vielerlei Art und Weise auf; 1) Am häufigsten in den Mandeln, welche besonders in den hangenden Partien der Diabasströme, seltener der Melaphyre ange- trolTen werden. Es erfüllt dieselben ganz oder theilweise und bildet hie und da die erste in dem Hohlraum gebildete, die Wände un- mittelbar überkleidende Schicht; 2) in dünnen Lagen und Häutchen insbesondere in solchen Partien des Gesteins, die hochgradig epidotisiert sind. Solche Epidotzonen erreichen Dicken von wenig Zollen bis zu mehreren Fuss und gelten als Kupferbringer. 3) Häufig ist der hangende Teil der Ströme brecciös aufge- lockert und alsdann durchädert von den obigen Mineralien, beson- ders von Quarz, Calcit und Prehnit sammt gediegenem Kupfer in unregelmässigen Massen. Diese Auflockerungszone kann einige Fuss dick sein. Gänge von einiger Bedeutung sind in dem ganzen Gebiete nicht gefunden worden. 4) Untergeordnet ist das Auftreten von Kupfer im Cäment von Conglomeraten; es findet sich dann mit Vorliebe in der Nähe der eruptiven Decken oder an der unmittelbaren Berührung der ersteren mit den letzteren. Die Entstehung des Kuplers wird in letzter Linie auf eine Aus- laugung der basischen Gesteine zurückgeführt, welche das Metall in feinster Verteilung enthalten haben müssten. Da auf der grossen Verwerfung, an der das Cambrium am Oberen See zur Tiefe ge- brochen ist, auch dort keine bemerkenswerte Kupferanreicherung stattgefunden hat, wo dieselbe die Diabase der Douglas Copper Range abschneidet, so schliesst Gb.vnt, dass die Auslaugung des Metalls durch circulirende Wässer wohl schon beendigt gewesen sein müsse, als jene Störung den letzteren günstige Wege öffnete. Die Lagerstätten haben zur Eiszeit schon bestanden. Während 284 Versammlungen und Silzungsbericble. derselben wurden so grosse Massen des Gebirgs abgetragen, dass man es in den jetzigen Kupferlunden jedenfalls mit Gebilden erheb- licher Teufe zu thun hat. Das berechtigt nach Graxt zu der Hofl- nung, dass das gediegene Kupfer auch in grösserer Teufe anhalten werde. Allerdings befindet sich der Bergbau in diesen Teilen der Keweenaw-Mulde noch im ersten Anfang, und auch die bestehenden Betriebe scheinen noch keine besondere Bedeutung erlangt zu haben. Bis jetzt hat sieh in diesen Gegenden noch kein Gegenstück zu den riesenhaften Kupfererzlagerstätten von Keweenaw gefunden ; neben diesen kommt am Oberen See keine andere in Betracht. Bergeat. Versammlungen und Sitzungsberichte. Französische geologische Gesellschaft. Sitzung vom 3. März 1902. P. Fliche: Ueber einen Zosterites aus der oberen Kreide von Devoluy (wird gedruckt in den Bulletins). A. Boistel; Die Conglomerale der Dombes in der l’anse du Bugey (wird in erweiterter Form in den Bulletins gedruckt). Die ältesten Geröllschichten, welche hauptsächlich die Hügel von Saint-Denis-en-Bugey und des Bois de la Servette zusammen- setzen, sind schon pleistocän und werden auf die ersten An- schwemmungen zuiückgeführt, welche der Gletscherbildungin dieser Gegend vorausgingen; an einigen Stellen sind sie von Moränen be- deckt, deren iMaterial stark zersetzt ist. Später drang dieser Gletscher bis Lyon vor. Die Periode des Rückganges ist gekennzeichnet durch die lange Linie der Moränen von Lagnieu (im Bugey) bis Heyrieu im Dauphine, ln diese Phase gehört auch die schöne Endmoräne zwischen den oben genannten Hügeln; eine zweite, niedrigere hinter ihr ist mit einer Fluvioglacial-Terrasse (in zwei Höhenlagen) verbunden. Von der Stelle ab, wo der Gletscher die Berge verlässt, kann man seine Seitenmoräne nach Norden auf der ganzen Flanke des Juraausslriches verfolgen. Von Allymes an findet man kein deutliches Glacial mehr, sondern als Reste der zerstörten Moränen nur noch eine Anhäufung von Quarzitblöcken in lehmigen Sanden. Coss.MAX'.N und Ghartuo.x' : Ueber den Infralias der Vendee (wird gedruckt in den Bulletins). Fossilreiche Taschen unter dem mittleren Lias mit Gryphaea cyrnhiam lieferten eine Heltangienfauna, reich an Gastropoden (42 Arten, von denen 16 schon bekannt waren). Pervix'qüiere erinnert an die alten Mittheilungen von Baron’ über den Infralias von Fontenay-le-Cmte. (B. S. G. F. (2). XXVH. 695. (3). Xlll. 476). G. Le.moixe und G. Rouyer; Ueber das Kimmeridien zwischen den Thälern des Aube und der Loire (wird in erweiterter Form in den Bull, gedruckt). Das Profil von Bar-sur-Aube zeitrt Versammlungen und Sitzungsberichte. 285 i’ortlandien : Lithographische Kalke. Kimmeridien sup.: 25 m Thone, Jlergel und Lumachellen von Baroville: Oben mit Rein. cf. Eiidoxus D’Orb. Unten mit Aspidoceras caletnmim Opp. Kimmeridien moyen.; 20 m Helle Mergelkalke mit Chemnitzia (jigan- tea, Pinna grannlata Sow., Rein. cf. pseudonia- tabilis de Lop.. 7 m Thone und Lumachellen von Arrentiöres mit Asjndoc. orthocera D’Orb. , Lallieriaimm D’Orb. Kimmeridien inf. :• 15 m feste Kalke mit Pholad. hortulana Ag. (Graue Mergel von Plaisance mit Ostrea pnlU- gera Goldf). 12 m Blaue Thone von Fontaine. 5 m Angebohrte Kalke und Mergel von Molin mit Harpagodes und Zeilleria Imnieralis ROE. Die Humeralis-Zone wird (wie in Norddeutschland) zum Kim- meridge und nicht zum Sequanien gerechnet; die Autoren verweisen besonders auf das Vorkommen von Perisphinctes decipiens d’Orb. und Pictonia Cgmodoce D’Orb. Asp. Lallieriannm fand sich im Bou- lonnais und in der Charente ausschliesslich im oberen Kimmeridge; -l.s/). longispinam fehlt. Es wird aufmerksam gemacht auf das Vorkommen von Li- thodomm in den unteren Kalken und von Gerollen, auf welchen PlicaUda und Osfrea sitzen. Die Aufarbeitung und Bioslegung der Kalke fand statt in Folge von Faltungen, welche sich im Meeres- boden, vielleicht weit vom Ufer ereigneten (plages sublittorales von Munier-Chalmas). Kerforne: Vorläufige Mitlheilung über die Graptolithen des armoricanischen IMassivs. Es werden schon jetzt im Ordovicien und Gothlandien 10 Zonen unterschieden, die sich wahrscheinlich noch vermehren werden. An den Graptolithen wurden ähnliche Be- obachtungen wie von Ruedemann gemacht. Savornix: Voiläufige Notiz über die Lithothamnien des algierischen Tertiärs. 286 Neue literatur. Neue Literatur. Mineralogie. Beykirch, .1.; lieber Calcit aus dem Carbon von Dortmund. Centralblatt f. Min. 1901. No. 16. Mit 1 Fig. 494—497. Sonza ßrandao, Ade. : Ueber Krystallsysteme. N. Jahrb. f. Min. 1901. Bd. 11. Mit 10 Fig. .97—66. Bnsz, K. : Mittheilungen über Manganosphärit, Schwefel, Brookit Angit und Pyrit. N. Jahrb. f. Min. 1901. Bd. II. Mit Taf. V und 6 Fig. 129—140. Jedorow, E. v. : Bemerkungen betreffend des Herrn Souza de Brandäo Aufsatz »Ueber Krystallsysteme«. Centralblatt f. Min. 1901. No. 18. 545 — 546. Schmidt, Alb.: Ueber den Fichtelit und über Vorkommen von Dopplerit. Centralblatt f. Min. 1901. No. 17. 519 — 525. Schröder van der Kolk, J. L. C.; Ueber die Farbe des ausge- riebenen Strichs des Bornits. Centralblatt f. Min. 1901. No. 17. p. 519. Tietze, 0.: Krystallographische Untersuchungen einiger neuer che- mischer Verbindungen. N. Jahrb. f. Min. 1901. Bd. II. Mit 7 Fig. 105 — 116. Viola, C. : Beitrag zur Lehre von der Spaltbarkeit der Krystalle. N. Jahrb. f. Min. 1902. Bd. I. H. 1. 9—22. Wülfing, E. A. : Ueber einen vereinfachten Apparat zur Herstellung orientirter Krystallschliffe. N. Jahrb. f. Min. 1901. Bd. II. Mit 14 Fig. 1—22. Petrographie. Lagerstätten. ßergeat, A. : Beiträge zur Kenntniss der Erzlagerstätten von Cam- piglia Marittima (Toscana), insbesondere des Zinnsteinvorkommens, dortselbst. N. Jahrb. f. Min. 1901. Bd. I. IMit Taf. VI u. 2 Fig. 135—156. Busz, K. : Ueber die Umwandlung von Spatheisenstein in Magnet- eisen durch Contact an Basalt. Central blatt f. Min. 1901. No. 16. Mit 1 Fig. 489 — 494. Neue Literatur. 287 Doelter, G. : Die Dichte des flüssigen und des festen Magmas. N. Jahrb. f. Min. 1901. Bd. II. 141—157. Johnsen, .\.: Natronsyenite und verwandte Gesteine von Miask. N. Jalirb. f. Min. 1901. Bd. II. 117—127. Küppers, E. : Ein Ahsonderungscylinder aus dem Melaphyr von Darmstadt. Centralblatt f. Min. 1901. No. 16. 481-482. 3Ingge, 0.: Zur Contactmetamorphose am Granit des Hennberges bei Weitisberga. Gentralblatt f. 5Iin. 1901. No. 12. 368 — 370. Allgemeine und physikalische Geologie. Hess, II.: Leber den Zusammenhang zwischen Schichtung und Banderung der Gletscher. N. Jalirb. f. Min. 1902. Bd. I. H. 1. Mit 5 Fig. 23—34. Mnrray, John, Sir und Philippi, E. : Die Grundproben der Valdivia- Expedition. Gentralblatt f. Min. 1901. No 17. 525 — 527. Oldham, R. 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Kothpletz, A. : Antwort auf den offenen Brief des Herrn Dr. Tar- NUZZER. Gentralblatt f. Min. 1901. No. 12. Mit 5 Fig. 353 — 360. Ruedemann, R. : Hudson river beds near Albany and their taxonomie equivalents (abstract). Bull. Geol. Soc. Amer. 1901. 11. Rutot, A. : Sur les relations existant entre les cailloutis quaternaires et les couches entre lesquelles ils sont oompris. Soc. beige de Geol. XYI. Mem. 16—39. 1902. 288 Neue Literatur. Spnrr, .T. E. : Origin and structure of tlie Basin ranges. Bull. Geol. Soc. Amer. 1901. 217—271. Stoller, J. : Die alten Flussschotter ini oberen Neckargebiete (Strecke Horb- Altenburg). N. Jabrb. f. Jlin. 1902. Bd. II. H. 2. Mit Taf. I. 60—98. Szajnocha, lYl. : .Vtlas geologique de la Galicie. XIII. livraison. Przemysl, Brzozow, Sanok, Lupkow, Wola Michowa. 3. K. u. Text (poln.). 1901. Krakau. Turner, H. W. : Geology of the Great basin in California and Ne- vada (abstract). Bull. Geol. Soc. Amer. 1901. 498. White, D. : Age of the coals at Tipton, Blair county, Pennsylvania. Bull. Geol. Soc. Amer. 1901. 473 -478. Williams, H. S. : Points involved in the siluro-devonian boundary question (abstract). Bull. Geol. Soc. Amer. 1901. 472. Zuber, R. : Sur Torigine du flysch. Kosmos, Lwöw. XXVI. 1901. 232—243. poln. Zuber, R. : Remarques sur les prötendus traces d’un glacier diluvial SOUS Truskawiec. Kosmos, Lw6\v. XXVI. 1901. 254 — 256. 1 T. poln. Palaeontologie. Berther, F. A.: Herrn Profe.ssor Rudolf Burckhardt’s Beobachtungen im Elgin-Sandstein. Centralblatt f. Min. 1901. No. 15. 473—474. Diener, C.: Mittheilungen über einige Cephalopodensuiten aus der Trias der Südalpen. N. Jabrb. f. Min. 1901. Bd. II. Mit. Taf. I. 23—36. Hnene, F. Y. : Kleine palaeontologische Mittheilungen. 1. 2. N. Jahrh. f. Min. 1901. Bd. I. Mit Taf. I, II. 1—8. Hnene, F. Y. : Kleine palaeontologische Mittheilungen 3. Der vermuth- liche Hautpanzer des Compsognathus longipes \Yagn. N. Jahrb. f. Min. 1901. Bd. I. Mit Taf. Yll und 1 Fig. 157—160. Hnene, F. Y. : Vorläufiger Bericht über die triassischen Dinosaurier des europäischen Continents. N. Jahrb. f. Min. 1901. Bd. II. Mit Taf. III, IV und 6 Fig. 89 — 104. Liebus, .V.: lieber die Foraminiferenfauna des Bryozoenhorizontes von Priabona. N. Jahrb. f. Min. 1901. Bd. I. Mit Taf. V. 111—134. Pompeckj, J. F. ; lieber Tmegoceras Hyatt. N. Jahrb. f. Min. 1901. Bd. II. Mit 6 Fig. 158—170. Pompeckj, J. F. : .\us dem Tremadoc der Montagne Noire (Süd- Frankreigh.) N. Jahrb. f. Min. 1902. Bd. I. II. 1. Mit 2 Fig. 1—8. E. Witticli, CiyplopiUiecus ina»Togiiallius n.ycpec. etc. 289 Briefliche Mittheilungen an die Redaction. Cryptopithecus macrognathus n. spec., ein neuer Primate aus den Braunkohlen von Messel. Von E. Wittich, Münclien-Darinstadt. Mit 3 Textfiguren. Die nordöstlich von Darrnstadt an der Station Messel (Linie Darmstadt — AschafTenburg) auftretenden tertiären Braunkohlen haben schon seit Jahren durch ihre ganz eigenartige Fauna besonderes Interesse erregt. Das ganze Kohlenvorkommen bei Messel stellt nur einen kleinen Rest, eine von Verwerfungen eingeschlossene Scholle, einer grösseren Ablagerung dar, die jedoch mit dem Tertiär des Mainzer Beckens nicht in unmittelbarem Zusammenhang steht. Dadurch wurde die Altersbestimmung der Braunkohle ausserordentlich er- schwert; was bis jetzt an Fossilien sich dort fand spricht für ein unterrniocänes Alter derselben b Durch intensiven Abbau ist eine grössere Anzahl von Fossilien bis jetzt zu Tage gefördert worden. Die recht eigenthümliche Fauna und Flora der Kohle setzt sich aus folgenden ü Vertebraten und einigen Pflanzenzusammen : Diplocyaoclon Danvini Ludwig. ,. Ebertsi Ludwig. Ainia Kehreri Andh. Lepidosteus Siraussi Kinkel. 'Trionyx Messdensis v. Reixach. Rhynchae'ites ilesselensis WiTTicli. Dombeyopsis spec. Taxodium spec. Laurus spec. etc. Davon sind die 4 ersten, die Alligatoren und die Ganoiden ziemlich häufige Fossilien, selten sind schon die Schildkröten, und 1 Wittich, E. : Beiträge zur Kenntniss der Messeier Braun- kohle und ihrer Fauna. Abhandl. d. grossh. hess. geol. Landesanst. Darmstadt 1898. Bd. III. H. 3. Centralblalt f. Mineralogie etc. 1902. 19 290 E. Wilticli, Rhynchaeites, eine den Schnepfenrallen verwandte Vogelart, ist his heute noch ein Unicum geblieben. In anderen Schichten des Mainzer Tertiärbeckens haben sich hiervon nur die beiden Diplocynodon-Arten und Lepidosteus Straussi gefunden, die übrigen Messeier Fossilien sind bis jetzt auf diese Rraunkohlenablagerung beschränkt geblieben. Die stratigraphischen Verhältnisse der Messeier Kohlen habe ich in meiner oben erwähnten Abhandlung näher erörtert und kann daher hier davon absehen; erwähnt sei nur, dass wir in diesen Schichten Süsswasserablagerungen vor uns haben. Zu der oben aufgezählten kleinen Fauna kommt nun noch der neue Fund eines Primaten hinzu, der unten beschriebene Cryptopithecns macrognathus\ hierdurch wird das Eigenartige der messeier Fauna nur noch erhöht, zumal da wir in diesem Fund den ältesten Affen des Mainzer Tertiärs und zugleich den jüngsten Vertreter seines Genus vor uns haben h Fig. 1. Linker Unterkiefer mit Praemolar 1; 2 und Molar 1; 2. Nat. Grösse. Zugleich mit mehreren Ganoiden wurde voriges Jahr auch der vorliegende Rest des zu den Pseudolemuriden gehörenden Cry- ptopithecus gefunden. Der ganze Fund besteht nur aus einem linken Unterkiefer- fragment, dem rechten Olecranon, dem Fragment des Radius und einem isolirten Eckzahn; an allen Stücken ist die Knochensubstanz noch sehr gut erhalten, was wohl dem schützenden Einfluss des bituminösen Kohlenthoiies zuzuschreiben ist. Das Unterkieferfragment (Fig. 1) reicht von der Alveole des 4. Praemolaren bis zum Angulare, der Processus coronoideus fehlt. Von ersterem ist nur die Alveole vorhanden, ebenso vom dritten Molaren. An der vordersten Bruchstelle erkennt man noch die tiefe Alveole des sehr kräftigen Ganinus. Die Praemolaren 1 — 2 und die Molaren 1 — 2 sind ziemlich gut erhalten. Was an dem Unterkiefer sofort ' Der zweite Primate des Mainzer Beckens ist der unterplio- cäne Dryopithecus von Eppelsheim. Cryptopitlieeus macrognathus n. spec. etc. 291 aufTällt ist seine beträclitliche Länge und Dicke, die Speciesbezeich- ming daher wolil gerechtfertigt. Vom innersten Winkel zwischen Krön- und Eckfortsatz bis zum Foramen mentale unter dem 4. Prae- molar misst der Kiefer 77 mm bei einer mittleren Dicke von 5 — 7 mm und 16 mm mittlerer Höhe. Der Eckzahn war 36 mm lang, gekrümmt, vorn etwas ge- rundet und hinten zugeschärft, sein Durchmesser an der Basis der Krone beträgt 8 mm. Die Alveole des 4. Praemolaren lässt erkennen, dass hier nur ein schwacher Zahn gesessen hat. Der durch ein kleines Diastema getrennte Praemolar 3 fehlt, seine Alveole ist zweiwurzelig, 3 mm breit und 4 mm lang. Vom folgenden Praemolaren 2 ist nur die hintere Zahnhälfte erhalten; er war zweiwurzelig und bestand aus einem hohen, dick- kegelförmigen Aussenhöcker, an den sich noch ein schwacher Innenhöcker anschloss. Die Zahnlänge beträgt 6 mm, übertrifft die nur 4 mm erreichende Breite. Vollständig erhalten ist der hinterste Praemolar. In seinen Dimensionen und seinem Bau hat er grosse Aehnlichkeit mit dem vorhergehenden, bei 6,2 mm Länge erreicht er nur 4,8 mm Breite. Der vordere Aussenhöcker ist wie bei Praemolar 2 ein starker Kegel, der weit über die Zahnkrone emporragt. Weit niedriger bleibt der vordere Innenhöcker, der beim Abkauen eine dreieckige Usurfläche erhält. Nach hinten ist eine talönartige Leiste entwickelt, die von der Hauptspitze durch eine breite, rundliche Grube getrennt wird. Die eigenartige Entwicklung der Molaren , von denen die beiden vorderen vorhanden sind, charakterisirt unseren Fund als einen Hyopsodiden im Sinne Schlosser’s. Für letztere giebt Schlosser folgende Diagnose: Die Höcker der unteren Molaren stehen in Opposition und die vordere Hälfte des Zahnes ist stärker entwickelt, wogegen der hintere Abschnitt talonartig bleibt. An unseren vor- liegenden Zähnen überragt der konische Protoconid, dessen Usur- lläche gleichfalls, wie bei Praemolar 1, dreieckig wird, die Zahn- krone. Die beiden inneren Hügel sind weggebrochen , doch erkennt man, dass sie erheblich schwächer waren, als der vordere äussere. Eine niedere Leiste verbindet die beiden Vorderhöcker, ebenso vereinigt ein Joch die hinteren. Die Dimensionen des ersten Molaren sind 6,4 mm Länge und 4,6 mm Breite, er übertrifft die beiden hinteren erheblich an Grösse. Den gleichen Bau wie Molar 1 zeigt auch der folgende Molar, nur erreicht er bloss 5,5 mm Länge und 4,3 mm Breite. Auch hier ist der vordere Aussenhöcker der stärkste der ganzen Krone. Eine niedere Brücke verbindet ihn mit dem opponirten Innenhöcker, der an Grösse hinter ersterem zurückb eibt. Der talonartige hintere Zahntheil trägt 3 unbedeutende hockerarüge Erhebungen. Die beiden hinteren Höcker, der äussere und innere, werden durch ein niederes gebögenes Joch mit einander verbunden. Dicht am Aussen- höcker liegt dann noch auf der hinteren Zahnkante eine kleine, 19* 292 E. Wittich, warzenartige Erhölmng, der kleine Zwischenhöcker. Von diesem Entoconid ist fast nur noch die Usurfläche übrig geblieben. Der folgende Molar 3 fehlt ; er war einwurzelig und zweifellos kleiner und schwächer als der vorhergehende. Die Reihe der Molaren lässt also einen Re- ductionsprocess erkennen, der zu einer Schwäch- ung der letzten Molaren führt, während die Prae- inolaren, wenigstens bis zum dritten, noch zwei- wurzelig geblieben sind. Dicht hinter dem letzten Molaren steigt der Processus coronoideus in stumpfem Winkel nach oben ; der obere Theil desselben ist jedoch weg- gebrochen. Aulfallend gross, 3,5 cm lang, tief und durch eine deutliche Kante wohl umschrieben ist der Massetereindruck. Hinter dieser grossen Grube Fig. 2. biegt das Angulare als ca. 9 mm breiter und 11 mm ^^'^^EckzahiT^* langer Fortsatz nach utiten mit einer auffallenden Nat Grösse. Tendenz sich nach Innen zu krümmen ; wie wir es bei Maki und Galago ähnlich wieder finden. Das Innere des Kiefers durchzieht mit einem breiten Lumen der Ganalis mandibularis ; seine Ausmündung, das Foramen alveolare posterius, bildet eine breite und lange Furche, die weit hinter dem letzten Molar liegt. CO Der untere Rand des Kiefers ist dick und gerundet, er beschreibt eine ganz Hache Wellenlinie vom Foramen mentale bis zum Angulus. Der obere Eckzahn (Fig. 2) ist 36 mm lang, also ausserordentlich gross, die eigent- liche Krone ist wenig gekrümmt, jedoch erhält der Zahn durch die gleichfalls gebogene Wurzel eine starke Neigung nach hinten. Die Krone hat 16 mm Länge und 8 mm basale Breite; die Wurzel 20 mm Länge und 9 mm mittlere Breite. Auf der Rückseite des Zahnes läuft eine breite und scharfe Kante entlang. Eine ähnliche Ausbildung der Eckzähne treffen wir bei den Gynopitheciden wieder. ^ Von den Extremitätenresten ist nur das Olecranon (Fig. 3) gut erhalten. Wie noch deutlich am unteien Ende desselben zu erkennen ist, war die Ulna oben seitlich stark zusammengedrückt, ihr sagittaler Durchmesser beträgt 13,0 mm, der mediolaterale 5,2 mm. Die Fossa sigmoidea hat in verticaler lüchtung 15,5 mm Weile, in horizontaler 9,0 mm; die bei höheren Primaten auftretende verticale Kante in der Fossa fehlt hier noch gänzlich. Unten und aussen von der Fossa liegt der Sinus lunaris c ^ ^ Xfl '' 3 o bߧ So Ü O cö O S rt — 73 ü g Cryptopithecus macrognatlius n. spec. etc. 293 ulnae als dreiseitige Gelenkfläche von 10,6 mm Länge und 6,5 mm grösster Breite; die ganze Fläche ist auffallend flach, doch muss, bei der Grösse des Sinus, die Pronations- und Supinationsbewegung schon recht ausgiebig gewesen sein. Der Unterrand der Fossa sigmoidea springt als breiter und hoher Fortsatz, Processus coronoideus ulnae, vor und biegt nach unten sich schwach über. Unter letzterem zieht die Tuberositas ulnae als 10,2 mm lange tiefe rauhe Fläche am Schafte der Ulna herab. Das obere Ende des Olecranon bildet einen niederen, wenig überhängenden Fortsatz. Die mediane Fläche der Ulna geht direct in die des Olecranon über. Die hintere Kante der Ulna erweitert sich auf dem letzteren zu einer dreiseitigen breiten Fläche , die sich oben in die Tuberositas olecrani direct fortsetzt. Die Tuberositas bildet eine rechteckige unebene Fläche von ca. 8 mm Breite und 6 mm Länge; mit dem Schafte des Olecranon ist sie bis auf den äussersten Rand schon fest versvachsen, was auf ein ausgewachsenes Thier hinweist. Unter den fossilen Primaten ist es besonders die Gattung Adapis, deren Olecranon viel Aehnlichkeit mit dem von Crjptopi- thecus hat. Abgesehen von den Grössenverhältnissen — unsere neue Form ist etwa doppelt so gross als Adapis parisiensis — ist die Tuberositas ulnae weiter nach innen gerückt bei letzteren, ferner springt der obere Flügel der Fossa sigmoidea weiter nach oben und innen vor. Bei den Cynopitheciden finden wir auch hier ein ähnliches Verhalten. Letztere scheinen überhaupt die recenten Nachkommen der Pseudolemuren zu sein, während ihre Vorfahren mit Greodonten nahe verwandt waren. Dass wir in vorliegenden Fragmenten die Reste eines Pseudo- lemuriden zu erkennen haben, geht aus der Zahl und Gestalt der Zähne mit Sicherheit hervor; auch die ganze Form des Unterkiefers überhaupt spricht gleichfalls für die Einreihung unseres Fundes zu den Pseudolemuriden. Von den Lemuriden ist unser Cryptopithecus durch seine starken Eckzähne sofort zu unterscheiden. Hinsichtlich der Zahnbildung stehen die Pseudolemuriden- Gattungen Microsyops, Hyopsodm und Pehjcodm unserem neuen Funde sehr nahe. .\lle diese Genera haben 3 Molaren, i Prae- molaren; dagegen ist bei den 3 ersten Gattungen der dritte Molar erheblich stärker und grö.sser als die beiden vorderen; während bei dem neuen Kiefer gerade umgekehrt der hinterste Molar sch^\\ächer ist und sogar nur eine Wurzel besitzt. Die grösste Aehnlichkeit mit dem oben beschriebenen Kiefer hat der von Schlosser i als Cryptopithecus siderolithicus bezeichnete Unterkiefer, der angeblich aus den Bohnerzen von Heudorf in Baden stammt 2. Dieser erreicht zwar nur ca. ^,3 der Grösse des Messeier 1 Schlosser, M. : Die Affen, Lemuren etc. d. europ. Tertiärs. Beiträge zur Pal. Oestr.-Ung. 1887. VI. (Heteroyus? Microchoerus?) 2 V. Zittel: Handbuch d. Palaeont. Bd. IV. 294 F. Rinne, Fundes; dagegen ist der Bau der Molaren, die Form des ganzen Kiefers, der grosse und weit vorspringende Massetereindruck auf- fallend übereinstimmend mit der neuen Form. Kur der hinterste Molar ist bei dem Kiefer von Heudorf, wie seine Alveolen zeigen, noch zweiwurzlig gewesen, der Zahn selbst kann jedoch nicht grösser gewesen sein, als die beiden vorderen Molaren; in dem vorliegen- den Kiefer ist dagegen der letzte Molar schon zu einem einwurzeligen Zahn geworden. Es scheint demnach von den eocänen Cryptopithecus bis zu unserem unter-miocänen sich eine Entwicklung zu grösseren Dimen- sionen unter gleichzeitiger Reduction des letzten Molaren geltend gemacht zu haben. Von diesem Gesichtspunkt aus habe ich für unseren neuen Pseudolemuriden nicht ein neues Genus aufgestellt, sondern denselben zu Cryptopithecus Schlosser gerechnet, und betrachte ihn als einen geologisch jüngeren Ausläufer dieser Familie. Der Vollständigkeit halber sei noch ein dritter Fund von Cryptopithecus erwähnt, es ist ein stark abgekauter unterer Pra- molar 4 aus dem Bohnerz von Frohnstetlen der jetzt im Museum zu Stuttgart liegt. Bei der Untersuchung und Bearbeitung des neuen Fundes hatte ich mich lebhafter Unterstützung von Seiten der Herren Geh. Rath v. ZiTTEL und M. Schlosser zu erfreuen, und ich möchte nicht verfehlen beiden Herrn hiermit besten Dank auszudrücken. Ferner sei auch noch der verdienstvollen Bemühungen des Herrn Dr. Spiegel, Director der Grube Messel, mit dem Ausdrucke des w'ärmsten Dankes gedacht. Seit einer Reihe von Jahren hat Herr Dr. Spiegel die Fossilien der Messeier Braunkohle mit grosser Sorgfalt gesammelt, präparirt und dem hiesigen Museum zwecks Bearbeitung zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise ist eine grosse Anzahl solcher Funde erhalten geblieben und in unserem Museum vereinigt worden, deren wissenschaftliche Bearbeitung gegenwärtig noch im Gange ist. Ueber das Verschwinden und Wieder erscheinen des Magnetismus beim Srhitzen und Abkühlen von Magneteisenerz. Von F. Rinne in Hannover. Mit 3 Figuren. Mineralogisch-geologisches Institut der Technischen Hochschule zu Hannover. Erhitzt man Magnetit auf Rothgluth, so erlischt die bei ge- wöhnlicher Temperatur sehr ausgeprägte Eigenschaft des Materials, * M. Schlosser; Beiträge zur Kenntniss der Säugethierreste aus den süddeutschen Bohnerzen. Geolog, pal. Abhandlungen von E. Koken. N. F. Bd. V. Heft 3. Im Erscheinen! lieber das Versclnvinden und Wiedererscheinen etc. 295 vom Magneten angezogen zu werden. Beim Abkiililen des Magnetits erscheint diese Fälligkeit wieder. Es lässt sich der bezügliche Versuch leicht in der Weise aus- führen, dass man einen Magnetitkrystall oder auch ein mit Magne- titpulver gefülltes Röhrchen aus schwerschmelzigem Glase an einem dünnen Platindraht aufhängt und durch einen Bunsenbrenner erhitzt. Entfernt man nach erreichter Rothgluth die Flamme und nähert dem Magneteisenerz einen Magneten, so erfolgt keine Anziehung. Ist die Temperatur allmählich so weit gesunken, dass noch eben schwärzliche Rothgluth erkannt werden kann, so vollzieht sich ein plötzlicher Umschlag der magnetischen Verhältnisse, das Magnetit- pendel wird kräftig vom Magneten erregt, sodass es aus seiner Lothlage herausschwingt und sich dem Magneten anlegt. Ich schätze nach der Glutfarbe die Umschlagstemperatur auf etwa 575 Diese Erscheinung des Verschwindens der Magnetisirbarkeit des Magnetits beim Erhitzen und des Wiedererscheinens dieser Fähigkeit beim Abkühlen war mir nicht bekannt, und finde ich sie auch nicht in den mineralogischen Lehrbüchern erwähnt. Beim Studium der älteren Literatur ersah ich indess, dass dies merk- würdige Verhalten des genannten Minerals schon vor fast 70 Jahren beobachtet ist. Es ist dann anscheinend bei den Mineralogen wieder in Vergessenheit gerathen. Faraday berichtet im Jahre 1836 in den Annalen der Physik und Chemie, Band 37, S. 423 »über die allgemeinen magnetischen Beziehungen und Charaktere der Metalle«, und in dieser Abhandlung findet sich auch eine kurze Bemerkung über die Magnetisirbarkeit des Magnetits. Nach der Mittheilung, dass natürliche Magnete ihre Polarität unter dem Punkte des sichtbaren Glühens verlieren und sich dann wie weiches Eisen verhalten, schreibt Far.aday von solchen entpolten Magneten bezüglich ihrer Magnetisirbarkeit » u n d ilarauf2 verloren sie auch dies Vermögen plötzlich«. Wenn somit in den obigen, gesperrt wieder gegebenen wenigen Worten das magnetische Verhalten des Magnetits bereits cha- rakterisirt ist (denn in der angebenen Art ändern sich nicht nur die 1 Nachgewiesenermaassen fangen alle Körper bei derselben Temperatur an zu glühen und verändern sie die Gluthfarben gleich- mässig bei wachsender Hitze. Nach einer Zusammenstellung in V. JüPTNER, Siderologie Bd. 2, S. 387, ist der Parailelismus zwischen Glühfarbe und Temperatur folgender: Dunkel kirschroth, schwarzroth Hellorange, helllachsroth 941 o 500° C. Gelb 996 <> Dunkelroth, blutroth 566 o Dunkelkirschroth , beginnendes Kirschroth 635° .Mittelkirschroth 694° Vollkirschroth 746° Hellkirschroth, hellroth 843° Orange, lachsroth 899° 2 d. h. beim Erbitzen über Hellgelb 1079° Weiss 1205° Die Zahlen beziehen sieh auf Messungen mit dem Pyro- meter von Le Ghatelier durch Maunsel White und F. W. Taylor. tes Glühen hinaus. 296 F. Rinne, natürlichen Magnete sondern alle Magnetite), so verdient die eigenartige Erscheinung doch eine genauere Untersuchung und Besprechung. Nachdem ich das qualitative magnetische Verhalten des Magnetits beim Erhitzen beobachtet hatte, suchte ich die Erschein- ung des Verschwindens der Magnetisirbarkeit beim Erhitzen und ihr Wiederkehren beim Erkalten me.ssend zu verfolgen. Bei der Ausführung der Versuche, die ich im elektrotechnischen Institut meines Collegen Geheimrath W. Kohlrausch anstellte, hat mich Herr Assistent Schüppel mit Rath und That unterstützt. Auch an dieser Stelle möchte ich ihm bestens danken. Das Magneteisenerz 1 M Fig. 1 wurde als ganz feines Pulver benutzt, in eine Röhre RR aus schwer schmelzendem Glas gepresst und vor der Einwirkung der Luft, die bei höherer Temperatur Fes O4 in Fes O3 umwandelt, möglichst durch zwei Asbestpfropfen an den Enden der Röhre geschützt. Da es auf Messungen bei verschiedenen Temperaturen ankam, wurde für passende Ileizvorrichtungen gesorgt. Es geschah dies bei den Versuchen auf verschiedene Weise. Bei der in Fig. 1 an- gegebenen Methode wurde das Röhrchen mit IMagnetit in eine aus- gebohrte Bogenlampenkohle CG gesteckt, welcher nun durch die zu den Klemmen Kj und Ks führenden Drähte ein elektrischer Strom zugeführt wurde. Dieser Heizstrom erwärmte somit die Kohle und auf diese Weise auch die Glasröhre mit dem in ihr befindlichen Magnetit. Bei anderen Versuchen diente ein Platindraht als Heizkörper. Er wurde durch die Mitte der magnetiterfüllten Glasröhre (U R in Fig. 2 S. 299) gezogen und durch einen elektrischen Strom, in dessen Kreis der Platindraht eingeschaltet war, erwärmt. Die Magnetisirung des Erzpulvers geschah durch eine Spule P (vergl. Fig. 1 und Fig. 2), die isolirt die Heizvorrichtung mit dem Magnetit umschloss. Sie besass 25 Windungen von 3 mm Kupfer- draht und war ihrerseits von einem Thoncylinder Z (Fig. 1) um- schlossen, der von zwei auf dem Grundbrett A (Fig. 1) befestigten Trägern (D Fig. 1) getragen wurde. Die erwähnte Magnetisirungs- spirale erhielt elektrischen Strom durch die mit den Klemmen K3 und K4 verbundenen Drähte. Der Magnetisirungsslrom magnetisirte, entsprechend Stromstärke und Windungszahl, das Erzpulver. Zum Nachweis dieser Magnetisirung und ihrer Stärke diente eine Se- cundärwicklung S (Fig. 1 und Fig. 2), die der Thonzelle Z (Fig. 1) aufsass, 560 Windungen von 1 mm Kupferdraht besass, und deren ab- leitende Drähte zu einem Spiegel-Galvanometer G (Fig. 2) führten. Hiernach ist also zu unterscheiden (Fig. 2) : 1. Der Heizstrom zur Erwärmung des Magnetitpulvers. Er wurde von einer Akkumulatorenbatterie Bh geliefert, durch 1 von Gellivara in Schweden. lieber das Yersehwinden und Wiedererscheinen etc. 297 298 F. Rinne, das Ampöremeter Jn gemessen, durch den Regulator Rh geregelt und dem Heizkörper durch die Klemmen Kj und K2 zugeführt. Der Heizstrom erwärmt das Pulver ent- sprechend dem Quadrat seiner Intensität. 2. Der Magnetisirungsstrom zur Magnetisiinng des Magnetit- pulvers. Er wurde von der Akkumulatorenbatterie Rm ge- liefert, durch das Ampferemeter Jm gemessen, durch den Regulator Rji geregelt und der Primärspule P durch die Klemmen K3 und K4 zugeführt. 3. Secundärer Stromkreis, in welchem beim Schliessen bezw. Oeffnen des Magnetisirungsstroms ein Induktionsstrom entsteht, der durch das Spiegelgalvanometer G (mit dem Yorschaltwiderstand W) nachgewiesen wurde. Wird der Magnetisirungsstromkreis geschlossen bez. geöffnet, ohne dass die Spule P magnetisirbares Material birgt, so erhält man einen Galvanometeiausschlag, der dem magnetischen Felde (der Kraftlinienzahl) entspricht, das von der Spule P allein hervorgerufen wird. Ist magnetisirbares Material, im vorliegenden Falle Magnetit, in der Spule enthalten, so bringt der gleiche Magnetisirungsstrom einen grösseren Ausschlag hervor. Somit ist derjenige Ausschlag- antheil, der von dem magnetisirten Material allein herrührt, gleich der Differenz der erwähnten Ausschlage. Es wurden letztere beim Oeffnen und Schliessen des Stromes und ebenso nochmals bei um- gekehrtem Strom abgelesen, sodass das Mittel aus je 4 Messungen gezogen werden konnte. Reim Erwärmen des Magneteisensteins durch den Heizstrom änderte sich seine Magnetisirbarkeit, was an der Veränderung der Ausschläge erkannt wurde. Folgende Tabellen geben Aufschluss über die Ergebnisse. Abhängigkeit der Magnetisirbarkeit des Magnetits von der Temperatur. I. Heizkörper: Bogenlampenkohle (Fig. 1). 1. A' e r 1 a u f beim Erwärmen. .In = Heizstrom; Jg als Maas* für die zugeführte Wärme angenommen; Jm = Magnetisirungsstrom; a = Mittel der auf con- stantes Jm reducirten Ausschläge; ß = Dilferenz der Ausschläge bei leerer und mit Magnetit versehener Spule; Zeit: Minuten der Erhitzungsdauer auf den verschiedenen Stufen. No. •’h Jm redu- cirt a ß Zeit in Mi- nuten Bemerkungen 1 0 41 110,0 0 — ohne Magnetit 2 0 41 120,4 10,4 1 3 400 41 121,5 11,5 12 ( mit Magnetit M H H H H H H Ueber das Verschwinden und Wiedererscheinen etc, 299 Fig.2. R Röhrchen mit Magnetit und mit Platindraht als Ileizköi'per ; P Wicklung iür die Magnetisirung ; S Secundur Wicklung ; Kf K2 Klemmen für den Heizstrom; K3 K4 Klemmen für den Magnetisirungsstrom ; lin Batterie für deii Heizstrom; .In Strommesser für den Heizstrom; Rh Regulirwiderstand für den Heizstrom; Bm Batterie für den Magnetisirungsstrom ; •Im Strommesser für den Magnetisirungsstrom; Rm Regulirwiderstand für den Magnetisirungsstrom; (• (Jalvanometer ; W Vorsclialtwiderstand ; s Schlüssel. 300 F. Rinne, No. Jh Jm redu- cirt 1 a ß Zeit in Mi- nuten Bemerkungen 4 900 41 122,4 12,4 6 5 1239 41 122,6 12,6 6 j 6 1369 41 121,9 11,9 6 7 1452 41 115,7 5,7 5 y iTilt 8 1521 41 111,0 1,0 7 l Magnetit 9 1600 41 110,1 0,1 7 ) 10 1806 41 110,0 0 7 2. Verlauf beim Abkühlen. No. Jm redu- cirt a ß Zeit in Mi- nuten Bemerkungen 1 1521 41 110,8 0,8 10 2 1361 41 111,2 1,2 19 3 1296 41 112,0 2,0 15 4 1218 41 115,9 5,9 23 5 1156 41 118,0 8.0 17 6 1076 41 118,3 8,3 15 7 894 41 118,1 8,1 11 * Magnetit 8 784 41 117,7 7,7 10 9 625 41 117,0 7,0 8 10 225 41 116,0 6,0 12 11 0 41 115,7 5,7 12 12 0 41 114,1 4,1 43 , II. Heizkörper: Platindraht. 1. Verlauf beim Erwärmen. j 1 No. J'h Jm redu- cirt ] a C r* Zeit in Mi- nuten Bemerkungen 1 0 36,7 104,0 0 — ohne Magnetit 2 0 36,7 114,9 10,9 — 3 225 36,7 115,0 11,0 12 4 625 36,7 115,7 11,7 5 5 900 36,7 115,9 11,9 5 mit 6 1225 36,7 116,2 12,2 6 Magnetit 7 1369 36,7 116,4 12,4 6 1 8 2025 36,7 116,3 12,3 5 9 2201 36,7 110,7 6,7 6 ) Ueber das Verschwinden und ^Yiedere^scheinen etc. 301 No. Jh Jm redu- cirt a D " Bemerkungen 10 2401 36,7 106,2 2,2 1 5 11 2500 36,7 106,0 2,0 1 5 1 12 2601 36,7 106,0 2,0 ; 5 > mit Magnetit 13 2704 36,7 105,8 1,8 i 5 i U 2916 36,7 104,0 0 j 11 2. Verlauf beim Abkühlen. No. Jh Jm I redu- 1 a eilt I Zeit in Mi- nuten Bemerkungen 1 2500 36,7 : 104,6 0,6 5 2 2209 36,7 ! 105,1 1,1 6 3 2025 36,7 105,7 1,T 5 4 1764 36,7 105,7 1,7 5 5 1600 36,7 110,8 6,8 o mit 6 1521 36,7 113,8 9,8 7 7 1225 36,7 114,0 10,0 5 Magnetit 8 625 36,7 113,9 9,9 5 9 225 36,7 114,1 10,1 3 10 0 36,7 113,1 9,1 6 11 0 36,7 113,4 i 9,4 600 Der charakteristische Verlauf der Magnetisirbarkeit tritt deutlich aus den Tabellen heraus, wie insbesondere bei der Betrachtung der Zahlen für ß zu erkennen ist. Sieht man von schwer zu vermeiden- den kleinen Fehlem ab, so lässt sich die Abhängigkeit der Magneti- sirungsfähigkeit des Magnetits durch folgende nüttlere Kurven dar- stellen (Fig. 3). Dabei ist die Magnetisirbarkeit entsprechend ß der Tabelle angegeben, während die Temperaturen als propoitionalJa angenommen sind. Man erkennt (Kurve 1) dass die Magnetisirbarkeit des Magnetits mit wa c hs end e r T e m p e r at ur zunächst allmählich zunimmt, dann jedoch plötzlich und sehr stark fällt. Bei sinkender Temperatur (Kurve 2) treten rückläufige Erscheinungen ein. Das benutzte Magneteisenerz erlangte, wie Fig. 3 zeigt, beim Er- kalten seine volle Magneüsirbarkeit nicht wieder. Dieser Umstand, der sich in dem beü’effenden Höhenabstand der Kuiwen 1 und 2 äussert, l'mdet seine Erklämng in der chemischen Umänderung, die das Material trotz Abschlusses durch Asbestpfropfen bei den Versuchen erfuhr. Mag'iielisirlüirkoit 302 F. Rinne, Es wandelte sich stets im Verlaufe der Experimente ein Theil des •Magnetits durch eindringende Luft in Fe2 O3 um, wie man an der rothen Farbe der veränderten Theile erkennen konnte. Dies Eisen- oxyd ist nicht magnetisirbar und ruft also im benutzten Material eine Abschwächung der Magnetisirbarkeit hervor. Der allgemeine Verlauf der Magnetisirung ist jedoch nicht nur durch Kurve 1 sondern auch durch Kur\'e 2 gut ausgedrückt. Fig. 3. Schematische Darstellung der Abhängigkeit der Magnetisirbarkeit des Magnetits von der Temperatur. Die Umsehlagstemperatur wird, wie erwähnt, bei etwa 575 0 liegen. Es wurde versucht, sie mit Hülfe des le CH.\TELiER’schen Thermoelements genau festzustellen. Indess scheiterten diese Bemühungen daran, dass Probematerial von zur Feststellung der Magnetisirbarkeit vermittelst der erwähnten Pondeiversuche ge- nügender Menge nie ganz gleichmässig temperirt in seinen äusseren und inneren Theilen befunden wurde. Ueber das Verschwinden und Wiedererscheinen etc. 303 Die geschilderten Verhältnisse haben in verschiedener Hinsicht Interesse. Bei den aus Schmelzfluss, z. B. in Basalten, ausgeschiedenen Magnetiten ist mit einiger Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass sie sich, wenigstens z. Th., bei Temperaturen über 575° gebildet haben k In solchem Falle würden die Magnetite also als unmagnet- ische Körper ausgeschieden sein, die dann erst später beim Ab- kühlen des Gesteins die Fähigkeit der Magnetisirbarkeit erlangten. Diese Eigenschaft vom Magneten angezogen zu werden, wäre in solchen Fällen also eine secundäre, wenn man unter primäi’en Eigenschaften eines Materials die versteht, die es bei seiner Ent- stehung besitzt. Ohne Zweifel ist das Erlöschen bezw. Erscheinen der Magneti- sirbarkeit eines Körpers eine so bedeutsame Eigenschaft, dass weiter die Frage berechtigt ist, ob die in Rede stehende Umwandlung der magnetischen Eigenschaften einen Dimorphismus oder besser gesagt Disomatismus der Substanz Fea O4 anzeigt 2. Kennzeichnet man das Wesen des Disomatismus als die Fähigkeit einer Substanz zwei wesentlich verschiedene Körper dar- zustellen, so wird man in diesem Sinne auch von einem Disoma- tismus des Magnetits sprechen dürfen, denn die Fähigkeit von ^lagneten angezogen zu werden ist sicher eine sehr wesentliche Eigenschaft des Minerals. Es verliert diese wesentliche Eigenschaft ))ei etwa 575° und geht in einen unmagnetischen ß-Magnetit über. 1 Die gleichmässige Vertheilung der specifisch schweren Magnetite z. B. in Basalt spricht zwar dafür, dass sie sich in einem zähen, also wohl schon stark abgekühlten Schmelzfluss entwickelten; in einem dünnflüssigen Magma würden sie zu Boden gesunken, somit ausgesaigert sein, was wohl auch gelegentlich, so bei der Ansammlung grosser Magnetitmassen in Eruptivgesteinen (Gora Blagodat etc.) vorgekommen sein mag. Immerhin darf man trotz der meist gleichmässigen Vertheilung des schweren Erzes wohl annehmen, dass z. B. die Temperatur des sich verfestigenden Ba- saltes die der erlöschenden Rothgluth (525°) und auch 575° übersteigt. 2 Es ist nicht zu veikennen, dass der Name Dimorphismus, allgemein Heteromorphismus, das Wesen der Sache nicht voll- ständig richtig kennzeichnet. Man wird z. B. ohne Zweifel auch die Möglichkeit physikalischer Isomerie im Rahmen des regulären Systems zugeben müssen, wobei dann Form Verschiedenheit 'der zwei oder auch mehr Modificationen nicht vorhanden ist, wenn die betreffenden Modificationen derselben Gruppe des Systems ange- hören. Würden bei solchen Substanzen Verschiedenheiten z. B. im specifischen Gewicht, der Härte, plötzliche Aenderungen z. B. der Brechung, der Wärmetönung oder des Volums eintreten, so brauchte man wohl nicht zu zögern »Dimorphismus« anzunehmen. Auch beim Boracit ist keine Gestaltsverschiedenheit der beiden bekannten Modi- ficationen vorhanden. Mit F. Zirkel würde man also in solchen Fällen jedenfalls besser für Heteromorphismus den Namen Heteroso- matismus, im speciellen also Disomatismus, anwenden entsprechend der Erklärung : Heterosomatismiis ist »die Fähigkeit einer und der- selben Substanz, wesentlich verschiedene Körper darzustellen«. 304 F. Rinne, Ueber das Verschwinden etc. Wichtig für die Beurtheilung des vorliegenden Verhältnisses ist die oben zahlengemäss nachgewiesene Thatsache, dass der Umschlag nicht mit allmählichem Uebergang sondern schnell erfolgt. Nimmt man somit einen Disomatismus von Fea O4 an, so ist bernerkenswerth, dass die zwei physikalisch isomeren Körper, also der bei gewöhhlicher Temperatur bestehende Magnetit und der bei Temperaturen über Rothgluth beständige ß-Magnetit, allem Anschein nach beide dem regulären System angehören. Der im Schmelzfluss bei hohen Hitzegraden auskrystallisirende unmagnetische ß-Magnetit zeigt reguläre Formen. Man muss ihn also wohl, will man nicht Pseudosymmetrie annehmen, dem regulären System zuweisen. Anderseits besitzen auch Magnetite, die wohl unterhalb Rothgluth- temperatur entstanden, so die schönen Oktaeder in Chlorit- und Talkschiefern, nach Quenstedt solche in Gyps von Valencia, regu- läres Aeussere. Weiterhin hat W. Bruhns Magnetitoktaeder bei Temperaturen unter Glühhitze, allerdings unter Anwendung starken Druckes, dargestellt. Die Aetzfiguren stehen am Magneteisen- erz mit der Annahme regulären Systems im Einklang, und in magnetischer und elektrischer Hinsicht erweist sich das Mineral isotrop. Somit liegt in der Substanz Fes O4 wohl ein Beispiel von Disomatismus innerhalb desselben und zwar des regulären Systems vor. Sei es ferner gestattet, hier auf eine Verwandtschaft bezüg- lich des magnetischen Verhaltens von Magneteisenerz und von Eisen hinzuweisen. Auch das Eisen, das ja bei gewöhnlicher Temperatur sehr kräftig vom Magneten angezogen wird, verliert diese Fähigkeit in hoher Temperatur und zwar, falls nur sehr geringer G-gehalt in ihm vorhanden ist, bei etwa 745®. Die Magnetisirbarkeit tritt wieder auf, wenn Abkühlung um ein Geringes unter diesen Hitze- grad eingetreten ist. Die erwähnte magnetische Umschlagtemperatur wäre somit höher als die oben beim Magnetit angegebene. Dass dem in der That so ist, erkennt man an der Verschiedenheit der Rothgluthfarben der beiden Materialien in der Zeit ihrer magnetischen Wandlung. Während beim Magneteisenerz die Glühfarbe dann im Dunklen eben noch zu erkennen ist, haftet ein in der Abkühlung befindliches, noch kirschroth glühendes Stückchen welches Eisen (Drahtnagel) bereits am Magneten. Eine weitere Analogie im magnetischen Verhalten des Magnetits zu dem des Eisens besteht darin, dass die Umschlagstemperatur sich beim Erhitzen und Erkalten des Materials nicht gleich stellt. Bezüglich des Magnetits tritt dies deutlich aus den Kurven 1 und 2 Fig. 3, heraus. Der Uebergang des steil aufsteigenden Kurven- theils in den links gelegenen, schwach geschwungenen Theil liegt in Kurve 1 und 2 nicht gleich weit von der Ordinatenaxe entfernt, und zwar tritt der rückläufige Umschlag (vom unmagnetischen zum magnetischen Magnetit) bei der niedrigeren der beiden Temperaturen auf. Ebenso ist es beim Eisen. Der Unterschied der beiden Um- schlagstemperaturen ist bei C-armen Eisensorten nur gering (einige Hans Menzel, Ueher das Alter des Turons etc. 305 Grade), bei Eisen von ü,85 ojg G al)er an 50°. Vielleicht kann man diese Erscheinung am Eisen und Magnetit als durch Ueber- kühlung hervorgerufen ansehen. ^ian weiss, dass beim Eisen auch andere physikalische Eigen- schaften beim Erhitzen des Metalls eine plötzliche Aenderung er- fahren, so das elektrische Leitungsvermögen, das Maass der Aus- dehnung und anderes mehr. Es regen diese Verhältnisse eine entsprechende Untersuchung heim Magneteisenerz an. Ueber das Alter des Turons von Nettlingen bei Hildesheim. Von Hans Menzel. Berlin, den 10. April 1902. In Xo. () dieses Blattes unternimmt es Herr A. Wollem.vxn in Braunschweig, auf Grund von ihm in den Kalkbrüchen bei Nett- lingen gesammelter Eossilien und des ebendorther stammenden Materiales des Herrn Schp.am.mex in Hildesheim, die in meiner Ar- beit über den Galgenberg und das Vorholz bei Hildesheim (N. Jahrb. f. Mineral, etc., Jahrgang 1902) gemachten Bemerkungen über das Alter der turonen Pläner von Neulingen »zu ergänzen, resp. zu corrigiren.« Er stellt am Schlüsse dieser Notiz dem von mir auf- gestellten Satze: »Anscheinend gehören alle diese Pläner den Schichten mit Imceramus Brongniarti an« den anderen gegenüber: »Hiernach scheint es mir sehr zweifelhaft zu sein, ob überhaupt ein Tlieil des Netllinger Turons zu dem Brongniartipläner gerechnet werden kann.« Dieser ohne nähere Berücksichtigung der stratigraphischen Verhältnisse von Nettlingen, nur unter Zugrundelegung eines ge- legentlich gesammelten und die Fauna keineswegs erschöpfenden Vlateriales an Fossilien aufgestellte Satz, der in seiner Allgemeinheit geradezu falsch gedeutet werden muss, hat mich bewogen, auf Grund der von mir im Jahre 1900 in der Gegend von Nettlingen gemachten Aufnahmen und unter Beifügung einer Kartenskizze noch einmal auf das Alter des Turons von Nettlingen zurückzukommen. Die Ablagerungen der oberen Kreide südlich und südöstlich von Nettlingen stellen in der Hauptsache eine sog. Mulde dar, deren Achse in ostnordöstUcher Richtung streicht. Ihre südliche Umwellung habe ich etwa von der Strassenkreuzung Grasdorf-Nett- lingen und Wöhle-Luttrum ab, wo sie sich an den Gaultsandstein- zug von Otlbergen anschliesst, nördlich Luttrum und südlicii Hohen- assel entlang, bis in die Gegend des Bahnhofes Osterlinde verfolgt. Ueber ihren weiteren Verlauf kann ich nichts aussagen. An der genannten Strassenkreuzung biegt der Vluldenrand nach N. um, 20 Centralblatt f. mineralog^ie etc. 1902. 3U6 Hans Menzel, läuft etwa in südnördlicher Richtung bis dicht südlich Nettlingen und biogt von hier ab in eine nordöstliche Richtung (mit einer ge- ringen Ablenkung nach Osten) um. Die ihn bildenden eenomanen Schichten sind bis in die Gegend von Söhlde und darüber hinaus zu verfolgen. Am Südrand der Mulde, am Mieckenberge, sind die Schichten an einer spitzwinklig zum Schichtenstreichen verlaufenden Verwerfung steil aufgerichtet, nehmen aber nach Osten zu ein etwas flacheres Einfallen an. Weniger steil fallen die Schichten am west- lichen und besonders am nördlichen Rande, in der Gegend von Nettlingen selbst, ein. In der Mitte der Mulde, etwa bei und west- lich von Nordassel, liegen die Schichten fast horizontal. Im einzelnen ist diese Mulde natürlich auch von zahllosen Brüchen und kleinen Verwerfungen durchsetzt, die aber in den Plänerkalken schwei- nachweisbar sind. Nur an einer Stelle, dicht östlich Nettlingen, liess * sich eine etwas grössere Verwerfung constatiren. Die Verfolgung der Schichten im einzelnen war in dem an Aufschlüssen im allgemeinen nicht sonderlich reichen Gebiet, haupt- sächlich auch wegen der theilweisen Bedeckung mit Laubwald im Süden und Westen und wegen Verhüllung durch diluviale Schichten ebenda und besonders im N. recht erschwert. Ehien guten Anhalt bildete hier wie in allen Plänergebieten der Gegend der Streifen der rothen Pläner, die im wesentlichen den Schichten mit Inoce- rainiis labiatus angehören, aber auch noch in die Schichten mit Jnoceranius Brongniarti hinaufreichen. Alles was im Liegenden dieser rothen Pläner auftritt, wurde in der beigegebenen Kartenskizze dem Genoman zugerechnet, die rothen Pläner selbst und was da- rüber folgt, dem Turon. Die eenomanen Bildungen haben wegen der in tieferen Hori- zonten in ihnen auftretenden weichen mergeligen Schichten im unteren Theile Veranlassung zur Erosion und Bildung von Thälern gegeben, die indes mit diluvialen Schichten wieder aufgefüllt sind. Daher sind sie hier nur unmittelbar unterhalb der rothen Pläner an einer Anzahl Stellen, besonders auf den Feldern, mehr oder minder gut sichtbar. Ueber dem rothen Pläner folg-t eine mächtige Schichtenfolge von weissen Plänerkalken, die besonders im Süden, wo sie steiler stehen, aber auch im Westen und Norden einen Anstieg bedingen und in denen zahlreich Inoceramus Brongniarti auftritt, wie in den gelegentlichen kleinen Aufschlüssen auf den Feldern und an den Wegrändern zu sehen ist. Grössere Aufschlüsse in diesen Schichten fehlen indessen fast ganz. Nur im Süden, oberhalb Luttrum befindet sich ein alter verlassener Steinbruch in ihnen. Es ist also im Turon von Nettlingen nicht nur der B r 0 n g n i a r t i p 1 ä n e r in normaler Ausbildung und voller Blächtigkeit entwickelt, sondern auch noch der tief ste Horizont des Turons, die Mytiloidespläner, sowie ausserdem noch das G e n o m a n. Ueber das Alter des Turons etc. 307 Flcrmmatmer^el Cau>ma7te J)ihnnian Vei’n-(T/)injcn Turme/ Fläncr Eine schwache Decke von diluvialen Schichten (meist nordischen Ursprungs), die besonders auf den cenomanen Schichten noch stellenweise liegt, wurde bei dieser Darstellung nicht berücksichtigt. 20* Die Plänermulde von Neulingen. "'öhle lnQen. nm Emis^lrrizi’l ISOff- 308 Hans Menzel, Ueber das Alter des Turons etc. Ganz im Innern der Mulde, südöstlich von Neulingen, -svestlich von Nordassel, sind in den höchsten hier anstehenden Schichten eine Anzahl von Kalksteinbrüchen angelegt, die etwa die obersten 5 m der hier über 50 m mächtigen Plänerkalke aufschliesen. Aus ihnen stammen ausschliesslich die von Herrn Wollemanx und Herrn Schrammen gesammelten Fossilien > und nur diesen kleinen Theil der Ablagerung der oberen Kreide von Nettlingen kann Herr Wollemanx meinen, wenn er vom »Turon von Nettlingen« spricht. Also auch nur auf ihn kann sich sein Zweifel an der Zugehörigkeit zu den Schichten mit Inoceramus Brongniarti beziehen. Es war mir keineswegs entgangen, dass diese Schichten schon wegen ihrer hohen Lage als auch wegen ihrer Fauna auf höhere als echte Brongniartischichten hindeuteten, was ich im übrigen mit dem Ausdrucke »Anscheinend« andeuten wollte. Indessen ist es auch gerade wieder die Fauna, die mich veranlasste, diese Schichten bei den Brongniartiplänern zu belassen. Denn es ist vor allem nicht ganz richtig, dass der Inoceramitft Brongniarti Sow. in diesen Schichten »fast vollständig fehlt«. Er kommt vielmehr in einigen Steinbrüchen garnicht so selten vor. Nur hat ihn Herr Schrammen, der diese Brüche meist zu Rad be- suchte, wegen seiner Grösse und seines Gewichtes und weil sein Hauptaugenmerk auf Spongien gerichtet war, in der Regel liegen lassen. Kleinere gefälligere Formen, wie Inoceramus latus M.ant. u. a. dagegen hat er mitgenommen. Was die übrigen Fossilien anbetrilTt, so ist nach Herrn Wollemann’s eigenen Ausführungen vor allem als echte Brongniartiplänerlbrm noch Echinoconus sub- conicus d’Orb. zu nennen. Dem gegenüber stehen ebenfalls 2 bis- her nur im Scaphitenpläner gefundene Formen: Inoceramus latus Mant. und Terebratula subrotunda Sow. (var. der Riesenform). Dazu kommt noch eine Anzahl Fossilien, die beiden Horizonten gemein- sam, nach Herrn Wolle.mann jedoch häufiger im Scaphitenpläner sind. Es fehlt aber vor allem jede Andeutung von dem Vorkommen des Scaphites Gcinitzi d’Orb. Ich war und bin wie gesagt auch heute noch mit Herrn WoLLE.^rANN der Ansicht, dass wir es hier nicht mehr mit einer echten Brongniartipläner-Fauna zu thun haben, ich hielt mich aber nicht für berechtigt, wie Herr Wollejiann es will, diese Schichten dem Scaphitenpläner zuzuweisen, denn es wider- strebte mir, Schichten, in denen Inoceramus Brongniarti nicht selten, Scaphites Geinitzi aber garnicht vorkommt, deren übrige Fossilien sich aber ungefähr die Waage halten, Scaphitenpläner und nicht Brongniartipläner zu nennen. Im übrigen ist das letzte Wort über diese Schichten noch nicht gesprochen. Es ist vielmehr noch eine andere Lösung der 1 Es sind neuerdings noch eine ganze Anzahl Stein brüche mehr angelegt, als auf der Karte angegeben werden, besonders im Osten und Südosten der Biegung der Strasse Nettlingen-Nordassel. K. Futterer, Erklärung. 309 . Frage nach ilirer Alterstellung möglich. Bisher nahm sowohl Herr Wolle.maxn als auch ich als stillschweigende Voraussetzung an, dass die Kalkbrüche, weil sie ungefähr in derselben Höhen- lage liegen, auch in denselben Schichten angesetzt sind. Es durchsetzen aber, wie schon oben erwähnt, die Plänermulde von Neulingen eine grosse Anzahl von Brüchen und Verwerfungen, die sich indessen in dem ganz ähnlichen Gestein garnicht oder nur schwer nachweisen lassen. Es ist nun nicht ausgeschlossen, dass einzelne Schollen an solchen Verwerfungen tiefer als andere ge- sunken sind, so dass ein Best von höheren Schichten, also Sca- phitenpläner, zwischen tieferen der vVbtragung entgangen ist. Viel- leicht ist nun der eine oder der andere Kalksteinbruch in einer solchen Scholle angesetzt. Um das nachzuweisen, wäre genau zu prüfen, ob die Fauna in allen Steinbrüchen dieselbe ist oder ob niclit vielmehr die einen Brüche die Fauna der Brongniartipläner, die anderen die der Scaphitenpläner liefern. Auf alle Fälle aber ist sicher, dass weitaus der grösste T h e i 1 d e s N e 1 1 1 i n g e r T u r o n s unzweifelhaft den Brong- niartiplänern oder noch älteren Schichten angehört und nur ein kleiner Rest, die gegenwärtig so schön aufge- schlossenen höchsten Schichten, bei einem Zweifel in Frage kommen können. Erklärung. Von K. Futterer. Karlsruhe, 8. April 1902. Nach dem Erscheinen meiner dritten Arbeit über venetianische Kreide (Ueber einige Versteinerungen der karnischen Voralpen, Pal. Abh. von Dames und Kayseu, Bd. VI, Jena 1896) machte mich Herr Professor Dr. G. Böhm darauf aufmerksam, dass in der Ein- leitung derselben ein »Irrthum« unteiiaufen sei, indem ich die Worte »importanti risultanti stratigrafici«, die Prof. Marinelli im Vorworte der Uebersetzung meiner zweiten venetianisclien Arbeit: Gliederung der oberen Kreide in Friaul (Sitzg.-Ber. kgl. Akad. Wiss. 1893) gebraucht, auch auf meine erste grosse Kreidearbeit: Die oberen Kreidebildungen in der Umgebung des Lago di Sta. Croce (Pal. Abh. von Dames u. K.wser Bd. VI 1892) bezogen habe. Ich war damals durch die Vorbereitungen zur Forschungsreise durch Asien so in Anspruch genommen, dass ich nicht, wie icli gerne gewollt hätte, meine Erklärung geben konnte; ich hatte mir vorge- nommen bei später beabsichtigten weiteren Arbeiten über vene- tianische Kreide, diese Frage klarzustellen und auch andere Streit- fragen in rein wissenschaftlicher Form zu behandeln. 3]0 K. Futterer, Erklärung. Auf eine vor einiger Zeit erfolgte Anfrage von Hrn. Professor Dr. G. Böhm nach der Richtigstellung jenes Irrthumes, halte ich es nun für angemessen zu erklären, dass Herr Prof. Dr. G. Marinelli auf meine daraufhin erfolgte Anfrage antwortete, dass er damals die erste Kreidearbeit über Sta. Croce nicht gekannt habe. Da seine Worte »importanti risultanti stratigrafici« in keiner Weise, als nur auf die zweite Arbeit bezüglich, gekennzeichnet waren, und in meiner ersten Arbeit ebenfalls Stratigraphisches enthalten ist, hatte ich in gutem Glauben den allgemeinen Ausdruck impor- tanti risultanti stratigrafici auf beide meiner venetianischen Arbeiten bezogen und die Zustimmung meiner damaligen Vorgesetzten, des Herrn Geh.-Rath Prof. Dr. Beyrich und des Herrn Prof. Dr. Dames, gefunden. Ich glaube die Sache damit aufgeklärt zu haben, dass ich constatire, dass Herr Professor Marinelli die erste Arbeit nicht kannte, also thatsächlich die Kritik nur der zweiten Arbeit zufällt. So lange mir das unbekannt war, konnte ich keinen Fehler oder Irrthum darin finden, dass ich annahm, dass alle meine strati- graphischen Resultate gemeint seien. Besprechungen. 3U Besprechungen. The Gold-Pield of Waenkd by H. H. Hayden, B. A. B. E. E. G. S., Officiating Deputy Superintendent Geological Survey of India and F. H. Hutch, Ph. D. F. G. S., Assoc. M. Inst., G. E. Minjing, SpecLalist, Geological Survey of India. Menioirs Geological Survey of India vol. XXXIII, pt. 2., 1901. Unter denjenigen Goldbergwerken in Indien, über welche die widersprechendsten Ansichten im Umlauf waren , gehören die gold- führenden Gänge von Wynaad. Es scheint, dass dieselben vor wenigstens zwei Jahrhunderten von den Eingeborenen bearbeitet wurden, ja es wird sogar noch ein früheres Alter für die alten Baue in Anspruch genommen. Nachdem mehrfache Versuche unter- nommen worden waren, die Gänge auszubeuten, entwickelte sich im Jahre 1880 eine Schwindelindustrie, da die Gänge angeblich bis zu 200 Unzen Gold per Tonne Erz enthalten, kein Erz aber ärmer als 1 Unze per Tonne sein sollte. Wie zu erwarten, brach dieser Berg\\’erksschwindel, bei dem angeblich 4 Millionen Pfund verloren wurden, bald in sich zusammen. Trotzdem wurden die Versuche immer wieder von Neuem fortgesetzt, aber die Resultate waren so wenig befriedigend, dass im Jahre 1893 alle weiteren Arbeiten aufhöiten. Die ausserordentlichen Widersprüche, die sich in den Unter- suchungen über die Erzgänge von Wynaad herausstellten, Hessen es der indischen Regierung räthlich erscheinen, eine erneute Unter- suchung vorzunehmen, mit der die beiden Verfasser betraut wurden. Als Hauptresultat ergab sich, dass die schlimmsten Befürchtungen bei Weitem übertroffen wurden, indem sich als Durchschnitts- gehalt von 93 sorgfältig ausgewählten Proben nur 2 dwts Gold per Tonne ergaben. Die Gold führenden Quarzgänge bilden eine Serie mehr oder weniger gewölbter Bänder von ziemlich bedeutender Längserstreck- ung, welche schräg durch Biotitgneiss streichen. Genaueres über das Streichungsverhältniss zwischen Gängen und Muttergestein liess sich in der dicht bewachsenen Gegend nicht feststellen. Die Gänge 312 , Besprechungen. bestehen aus hartem, durchscheinenden weissen Quarz, der neben Eisenkies noch eine Reihe accessorischer Mineralien enthält. Das Gold kommt hauptsächlich an Eisenkies gebunden vor, aber auch hie und da in kleinen Blättchen in gediegenem Zustand, haupt- sächlich in den Saalhändern, und es scheint, dass der alte Abbau hauptsächlich in den Saalbändern umging. F. Noetling. Some Auriferous Localities in North Cocinbatore, by H. II. Havden, B. A. B. G. F. G. S., OlTiciating Superintendent Geological Survey of India. Memoirs Geological Survcy oi India, vol. XXXIll, pt. 2, pag. 53, 1901. Im Cocinbatore-Dislrikt der Madras Presidency, ca. 11® 50 d. B. und 77® 20' östl. L., linden sich zahlreiche alte Pingen, welche darauf hinweisen, dass einst hier ein ausgedehnter Bergbau um- ging. Leider lassen sich diese alten Gruben nicht ohne ausge- dehnte Aufräumungsarbeiten untersuchen, doch war es möglich, drei Gänge genauer zu erforschen. Der Bensibetta-Gaug, welcher die meisten alten Baue zeigt, besteht aus weissem Quarz, der häufig rostbraun gefärbt ist. Die Ilauptmineralien sind: Eisenkies, Limonit, Hämatit und Chlorit. Das Gold ist gewöhnlich an den Eisenkies gebunden, doch kommen auch kleine Mengen gediegenes Gold vor. Das Erz enthält etwa 7 Pennyweights per Tonne. Bei den beiden anderen Localiläten, der Porscdyke-Mine und Hada banatta, ist der Goldgehalt ein sehr geringer. F. Noetling, The Kolar Gold-Field, being a description of Quartz-Mining and Gold-Recovcry as practised in India, by F. 11. Hatch, Ph. D. Assoc. M. Ind. C. E. E. G. S. Mining Specialist Geological Survey of india. Memoirs Geological Survey of India, vol. XXIll, pt. 1, 190L Die Arbeit ist wesentlich bergmännischen Inhaltes, da von den sieben Kapiteln fünf ausschliesslich der Discussion von rein berg-technischen Fragen gewidmet sind. Die beiden ersten Kapitel, welche der Geologie im Allgemeinen, und den Erzgängen im Be- sonderen gewidmet sind, umfassen ungefähr ein Drittel der ge- sammten Abhandlung. Die goldführenden Erzgänge treten in Schiefern auf, welche die indischen Geologen unter dem Namen Dharwar-System von den älteren Gneissen unterschieden haben. Obgleich es richtig sein mag, dass die Dharwars im Grossen und Ganzen jünger sind als der Gneiss, so scheint es doch, dass die Beziehungen der beiden Systeme durch spätei’e Intrusionen von Granit längs der Grenze zwischen Dharwar und Gneiss sich etwas' complicirter gestalten, als man bisher annahm. Hornblendeschicfer machen den llauplbeslandtheil der Dharwarformation nais; dieselben Yersainmlungeii und Sitzungsbericlile. 313 werden als veränderte Trapp-Ergüsse basischer Zusammensetzung angesehen und darum als Epidiorite bezeichnet. Die goldführen- den Gesteine bestehen aus einer Reihe paralleler Quarzgänge, welche im wesentlichen eine centrale Position innerhalb der Dharwars ein- nehmen. Da Streichen und Einfallen der Gänge ziemlich genau mit dem der Schiefer übereinstimmt, so werden dieselben als Schicht- gänge aufgefasst, die durcli die Aussclieidung von Quarz und andern Mineralien in offenen Spalten, die mit der Faltungsrichtung' der Schiefer übereinstimmten, geljildet wurden. Obgleich eine Reihe paralleler Gänge auftreten, so wird doch hauptsächlich nur die Champion lode abgebaut. Der Quarz dieses Ganges ist von dunkel blaugrüner Farbe, besitzt einen starken Glasglanz und muscheligen Bruch. Wo derselbe jedocb starkem Druck unter- worfen war, nimmt er hornsteinartiges Aussehen an zugleich mit einer wohl ausgebildeten Bänderstructur. Ini Allgemeinen ist das Gold nicht dem freien Auge sichlijar, doch kommen häufig genug Handstücke mit ziemlich grossen Goldflitterchen vor. Neben Gold treten eine Reibe accessorisclier Mineralien auf, so namentlich: Eisenkies, Pyrrhotit, Mispickel, Blende, Bleiglanz und Kupferkies. Interessant ist, dass der grösste Goldgehalt sich häufig da findet, wo die Gänge eine Zurückfaltung in sich selbst erlitten haben. Diese Zurück- oder Doppelfaltung wird ausführlich besprochen, ist aber nicht gut ohne Skizze zu erläutern. Ein weiteres bemerkens- werthes Yerhalten ist die Concentration des Goldgebaltes in mehr oder weniger scharf begrenzten Massen (Chutes). Die Champion lode führt im Durchschnitt über eine Unze Gold per Tonne. Auf die folgenden Kapitel, so werthvoll und interessant vom bergmänni- schen Standpunkte aus dieselben auch sein mögen, können wir hier nicht eingehen. Erwähnt sei nur, dass die Totalproduktion seit 1882 bis Juni 1900 2308695 Tonnen Erz betrug, welche 2 746130 Unzen Gold ergaben, die einen IVerth von Pfd. St. 11533757 (ca,. 231 Millionen Mark) repräsentirlen, hieraus lierechnet sich der Durcb- schnittsgehalt auf 23*12 Pennyweight per Tonne Erz. F. Noetling. Versammlungen und Sitzungsberichte. Mineralogische Gesellschaft in London. Sitzung vom 25. März unter dem Vorsitz von Herrn Hugo MClleh. G. T. Prior theilte den Inhalt einer Abhandlung über die Petrograpiiie von Britisch-Ostafrika mit, das Ergebniss einer Unter- suchung der Sammlung von Gesteinsstücken, die von Professor J. AV. Gregory während seiner Expedition an den Kenya und an den Baringo-See im Jahr 1892 — 93 angelegt worden war ; ferner von Sammlungen des Sir Harry Johnston vom Uganda-Protektorat aus 314 Versammlungen und Sitzungsberichte. neuerer Zeit. Beschrieben wurden die drei hauptsächlichsten Ge- steinsgruppen, nämlich das Grundgebirge der archäischen Gneisse und Schiefer, die palaeozischen Schiefer und Sandsteine und die tertiären vulkanischen Gesteine. Die Gneisse und krystallinischen Schiefer stehen mit Gängen von sauren Pegmatiten und von basischen Diabasen und Epidioriten in Verbindung und ebenso mit granitischen Gesteinen ähnlich den Charnokiten Indiens und Ceylons. Aus den palaeozoischen Karagwe series wurde eine Reihe von eisen- schüssigen Schieferthonen und von Kieselschiefern von Ungoro be- schrieben. Diese Gesteine zeigen schlagende Aehnlichkeiten mit denen von Hatch’s Hospital Hill series aus dem Transvaal und mit Gesteinen vom Ingowenyaherg im Swazilande und es wurde eine Beziehung zwischen den Karagwe Series und dem Cape-System von Transvaal aufgestellt. Die vulkanischen Gesteine bestehen vorzugsweise aus natronreichen phonolitischen Gesteinen, die zweifeilos aus einem nephelinsyenitischen Magma ahstammen. Die Laven aus den Vul- kanen des Great Rift Valley und die des Kenya, sowie der zusehen- liegenden Gegend sind wie die der Ganaren und der Azoren charakterisirt durch das Vorwiegen von Anorthoklas, durch eine grosse Menge von Natron-Amphibolen (Gossyrit, Gataphorit, Arfved- sonit) sowohl als von Natronpyroxenen, und durch das Führen von Titanit und Nosean. Sie bilden ein bemerkenswerthes Beispiel einer Gesteinsreihe, mit einer Abstufung in der Zusammensetzung von basischen Phonolithen mit Nephelin in Krystallen und in der Grund- masse durch phonolithisebe Trachyte ohne erkennbaren Nephelin zu phonolitbischen Quarztrachyten und endlich zu sauren Riebeckit- Rhyolithen mit viel Quarz. Die jüngeren Eruptivgesteine von Mt. Elgon und der Westseite des Great Rift Valley bieten einige Unter- schiede gegenüber den fi’üher ergossenen, älteren. Sie sind ge- wöhnlich basischer, wie die des Kilimandscharo, im Vergleich mit denen des Kenya. Ein anderer Unterscheidungspunkt ist die Gegen- wart von ziemlich viel Ti O2 in ihnen, in der Form von Perowskit in den mehr basischen Nepheliniten, und als Titanit in den Phono- lithen, die die gewöhnliche Art der Ausbildung ohne Natronamphi- bole zeigen. Die meisten Handstücke vom Mt. Elgon und der Nachbarschaft bestehen aus Nephelinit, aber in einigen von ihnen ist der Nephelin — sowohl die deutlich ausgebildeten Krystalle als der der Gruudmasse — tbeilweise oder ganz durch Melilith ersetzt. Stücke von Melanit-Nephelingestein in Verbindung mit Borolanit, sowie von Monebiquit-Ganggesteinen von Mt. Elgon wurden eben- falls beschrieben. Ein Stück Nephelinit aus der Nähe des Kuwen- zori mit viel Perowskit lässt die Gleichaltrigkeit der Eruptivgesteine des Mt. Elgon mit denen aus der vulkanischen Region am Fusse des Mt. Kuwenzori vermuthen. Londoner geologische Gesellschaft. Sitzung v. 8. J a n. 1902. P. Fr. Kendall; Eine Gruppe von Gletscher-Seen in den Cleveland Hills. Miscellanea. 315 A. R. Dwerryhol'se; Die Vergletscherung von Tees- dale, Weardale und dem Tyne-Thal, nebst ihren Nebenthäleru. Vier verschiedene Erscheinungsformen des Diluviums werden unterschieden. 1. ein sandiger, rothbrauner Thon mit zahlreichen gekritzten Geschieben, 2. ein dunkler, lehmiger oder humoser Thon (in den Ge- bieten alter Seebecken), 3. Schotter mit meist abgerollten und nur selten gekritzten Geschieben, meist als Esker, 4. ein zäher blauer Geschiebethon. Sitzung vom 22. Januar 1902. S. H. Reynolds ; Fossilführende Silur schichten und mit ihnen verbundene Eruptivgesteine im Clogher Head District (County Kerry). Die Schichten, denen verschiedene Localnamen beigelegt werden, sind stark gefaltet und reichen vom Llandovery bis zum Old red (Dingle series). Die eruptiven Gesteine gehören zu den Rhyolithen und erreichen ihr Maximum im IVenlock. Am Schluss der postcarbonischen Faltung wurden Diabase intrudirt. Da die Mächtigkeit der eruptiven Massen im Allgemeinen nach Süden zu- nimmt, werden hierher die Ausbruchsstellen gelegt. W. J. SOLLAS; Eine Methode der Gesteinsanalyse. Miscellanea. — Geologisches Preisausschreiben. Die Direktion der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft gibt die Be- dingungen des V. R e i n a c h - P r e i s e s für Geologie bekannt, der auf Mk. 1000 erhöht worden ist. Der Preis soll der besten Arbeit zuerkannt werden, die einen Theil der Mineralogie des Gebiets zwischen Aschaffenburg, Heppenheim, Alzey, Kreuznach, Koblenz, Ems, Giessen und Büdingen behandelt ; nur wenn es der Zusammen- hang erfordert, dürfen andere Landestheile in die Arbeit einbezogen werden. Die Arbeiten, deren Ergebnisse noch nicht anderswo ver- öffentlicht sein dürfen, sind bis zum 1. Oktober 1903 in versiegeltem Umschlag, mit Motto versehen, an die Direktion einzureichen. Der Xame des Verfassers ist in einem mit gleichem Motto versehenen zweiten Umschlag beizufügen. Die Gesellschaft hat die Berechtigung, diejenige Arbeit, welcher der Preis zuerkannt wird, ohne weiteres Entgelt in ihren Schriften zu veröffentlichen, kann aber auch dem Autor das freie Verfügungsrecht überlassen. Nicht preisgekrönte Arbeiten werden den Verfassern zurückgesandt. Ueber die Zu- ertheilung des Preises entscheidet bis spätestens Ende Februar 1904 die Direktion auf Vorschlag einer von ihr noch zu ernennenden Prüfungskom mission. Neue Literatur. 316 Neue Literatur. Mineralogie. Berwerth, Frieclr. : Ueber die Structur der cliondrilischeii Meteor- steine. Centralblatl f. Min. 1901. No. 21. 641 — 647. Brauns, Reinh. : Beobacbtungen über die Krystallisalion des Schwefels aus seinem Schmelzfluss. N. Jahrb. f. Min. Beil.-Bd. XIII. 1901. Mit. Taf. III— IX. 39—89. Breusing, Ed.: Untersuchungen über Breith.\upt’s Manganocalcit (Agnolit Breusing). N. Jahrb. f. Min. Beil.-Bd. XIII. 1901. 265—330. Busz, K. : Datolitb in Thaumasit von West-Paterson (New Jersey). Centralblatt f. Min. 1901. No. 18. ülit 2 Fig. 547 — 549. Dalmer, K. ; Beiträge zur Kennlniss der Cbloritgruppe. Centralblalt f. Min. 1901. No. 20. 627—632 Dieseldorff, Arthur; Nephrit im Muttergestein und neue Ne[)brit- lündorte auf Neu-Seeland. Centralblatt f. Min. 1901. No. 11. Mit 1 Karte im Text. 334— 344. Fahrenhorst, J. ; Ueber ein Vorkommen von Dolomit bei Magde- burg. Zeitscbr. f. Naturw. 73. Bd. 1900. 275 — 280. Gürich, G.: Edelopal und Opal-Pseudomorpliosen von White ClilVs Australien. N. Jahrb. f. Min. Beil.-Bd. XIV. 11.3. 1901. Mit 1 Fig. 472—483. Hintze, C. : Sammlung von 928 Modellen in Birnbaumbolz zur Er- ' läuterung der Krystallformen in Mineralien. 3. Aullage. (F. Krantz. Rliein. Min. Contor-Katalog 5 b. 60 S.) 1902. Hussak, E. ; Ueber Gbalmersit, ein neues Sulfid der Kupferglanz- gruppe von der Coldmine »Morro Velho« in Minas Geraes, Brasilien. Genlralblatt f. ülin. 1902. No. 3. 69 — 72. Krusch, P. ; Ueber einige Tellurgoldsilberverbindungen von den westaustraliscben Goldgängen. 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Ugo Panichi, Flüssige Luft als Erkaltungsmittel etc. 321 Briefliche Mittheilnngen an die Kedaction. Flüssige Luft als Erkaltungsmittel bei krystallographiscb-optischen Untersuchungen. Von Ugo Panichi. Florenz, 18. Januar 1902. In der No. 1 dieses Jahrganges des Gentralblatts f. Min. etc. lese ich eine kleine Mittheilung von Herrn F. Rinne über diesen Gegenstand. Solche Untersuchungen habe ich schon seit anderthalb Jahren angefangen und die betreffenden Resultate sind in einer Arbeit zu- sammengestellt R welche der R. Accademia dei Lincei in Rom am 5. Januar 1902 von den Herren Prof. StrCver und Roiti in meinem Namen vorgelegt worden ist. Nun sehe ich mit Vergnügen , dass auch Herr F. Rinne einige Experimente dieser Art angestellt hatte, und bemerke mit Freude, dass die Ergebnisse seiner Forschungen mit den m einigen voll- ständig übereinstimmen. Die hauptsächlichen Resultate, zu denen ich gelangt bin, (hierbei gebrauchte ich einen Erkaltungsapparat durch flüssige Luft, welchen man zwischen den beiden Nicols des Polarisationsapparates aufstellen kann, in Sicherheit vor der Feuchtigkeit der Luft gesetzt, und die Temperatur vermittelst eines thermoelektrischen Paares und Galvanometers messend) sind folgende. ln den Mineralien, die kein \Yasser enthalten, bringt die Er- kaltung Aenderungen der optischen Eigenschaften, welche im All- gemeinen eine Fortsetzung sind derjenigen, die unter höheren Temperaturen erscheinen. So wird der Gerussit, wenn er stark ' Influenza della variazione della temperatura e piü special- mente dei forti raffreddamenti, sul comportamento ottico.di alcuni minerali — Memoria dei Dott. Ugo Panichi — R. Acc. dei Lincei — Pioma — 5 Genn. 1902. — Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 21 322 Ugo Panichi, Flüssige Luft als Erkaltungsmittel etc. abgekühlt ist, einaxig und dann öffnen sich die optischen Axen in einer Ebene, die zu der ursprünglichen normal ist; der Sanidin der Eifel folgt demselben Process, wenn er bei gewöhnlicber Tempera- tur die Dispersion p < v zeigt; zeigt er aber die entgegengesetzte Dispersion, so ist seine Einaxigkeitstemperatur höher als Null und bei der Erkaltung vergrössert sich dann der Axenwinkel; dagegen nimmt dieser ab im Goelestin aus Sicilien, und ebenfalls, wenn auch sehr wenig, in dem Datolith von Serra Zanchetti. Der Brookit, welcher bei gewöhnlicher Temperatur einaxig ist für eine zwischen Gelb und Grün liegende Farbe, wird einaxig für die gelbe und hat die Tendenz es auch für die rothe zu werden, sodass es leicht ist, dass, nachdem die Einaxigkeit für alle Farben nacheinander statt- gefunden hat, die Axenebene für alle dieselbe Lage (nach 010) erstrebt, während die Temperatur dem absoluten Nullgrad sich nähert. Gomplicirter ist das Studium der Mineralien, welche beim Glühen Wasser entwickeln. Ich habe gezeigt, dass eine starke Erkaltung eine Veränderung des Zustands im Krystallisationswasser beim Heulandit und Analcim hervorruft; ich habe an dem Leadhillit beobachtet, dass der Winkel der optischen Axen, während der Alv nahme der Temperatur, sich vergrössert bis zu einer gewissen Grenze, wo die Zunahme des Winkels aufhört. Im Gyps wächst der Axenwinkel, aber die Schnelligkeit, mit der sich die optischen Axen bewegen, nimmt ab, während zugleich die eine eine raschere Bewegung fortsetzt als die andere, so dass die Hauptmittellinie der Richtung der Klinoaxe sich nähert, aber mit geringerer Schnelligkeit als die, mit welcher sie sich von ihr entfernt, wenn die Temperatur im positiven Sinne wächst. Nun hat Herr Rinne in einer Lamelle von Sanidin, die eben von mir in den Sanidinen, welche die Dispersion p < v aufweisen, beobachtete Erscheinung constatirt. — Er hat auch beobachtet, dass in einer Lamelle von Gyps , die in flüssige Luft (— 190®) ge- taucht ist, die Richtung der Axe der kleinsten Elasticität ungefähr um 3® sich dreht, indem sie sich der Richtung der Ecke 010: 101 nähert. — Ich habe, einer anderen Methode folgend, eine Drehung von 2® 49*12' im selben Sinne bei einer Erkaltung von — 167®, ge- funden. Im Oktober 1900 Üieilte ich Herrn F. Rinne meine Idee mit, Experimente mit Anwendung starker Erkaltungsmittel zu machen und bat ihn um ein Stück Heulandit von Berufjord. Für seine ge- fällige Erfüllung meines Wunsches spreche ich ihm hier meinen besten Dank aus. A. Baltzer, Zur Entstehung etc. 323 Zur Entstehung des Iseosee- und Comerseebeckens. Von A. Baltzer. Bern, 26. April 1902. A. Iseoseebecken. Vor einiger Zeit habe ich i die Entstehung des Iseoseebeclcens vorwiegend auf tektonische Ursachen (Senkung der Beckenregion) zurückgeführt und angenommen, dass diese Senkung wegen Ver- biegung der jüngeren Bergmoränen während der Ablagerung der letzteren noch fortdauerte. Neuerliche Beobachtungen erlauben mir dies Resultat theils etwas zu modificiren, theils zu vervollständigen ; ich bin dabei der fraglichen Bergmoränengrenze fast Schritt für Schritt nachgegangen und habe ferner mein Augenmerk auf die Terrassen, ihre Rückläufigkeit, Verhältniss zur Schichtung u. s. w. gerichtet. Es ergab sich dabei, dass die betreffende Senkung im geringeren Grade auf die Bergmoränen, mehr dagegen auf die Terrassen sich begründen lässt. Zum Verständniss ist eine kurze Terrainschilderung nothwendig (vergl. auch das Kärtchen zur unten citirten Abh. oder Blatt 34 (Breno) in 1 ; 100000 oder Blatt Lago dTseo in 1 : 25000 (34 III). 1. Die obere Moränengrenze zwischen Sale und Iseo. Von Sale bis Pilzone ist das östliche Ufergehäng flach, meist dick von Moränenschutt bedeckt; von Pilzone an wird es steiler. Nach oben schUessen sich die steilen Wände des Lias in der Weise an, dass sie mehrfach vorspringende Sporne aussenden, wodurch verschiedene topographische Mulden, Becken und flache Nischen abgetheilt werden: 1) Becken von Sale, 2) Becken von Sulzano, von jenem durch den Sporn des Redondone (1141 m) getrennt; 3) Nische von Pilzone, von 2 durch einen Sporn der Punta del Orso geschieden. Becken von Sale, in der Luftlinie gemessen 3,5 km breit, ,, ,, Sulsano, ,, ,, ,, ,, 3,/ ,, ,, , Nische ., Pilzone, „ „ „ „ 1 „ „ . Es zeigte sich nun bei näherer Untersuchung, dass die obere Grenze der jüngeren Moräne nicht annähernd gleichmässig ansteigt, sondern in drei Theilstücke A, B, G zerfällt, von denen jedes für sich stark ansteigt, die aber sammthaft betrachtet, geringer an- steigen als es den Anschein hatte. Folgendes ist der Verlauf der oberen Moränengrenze, wobei gleich bemerkt sei, dass die Grenzen der letzten und vorletzten Vereisung fast zusammenfallen. 1 Geologie der Umgebungen des Iseosees. Geologisch-palaeont. Abh. von E. Koken, Neue Folge, Bd. V, 2, pag. 21. 21* 324 A. Baltzer, Theilstück A in der Mulde von Sale, lialbmondförmig, 4'j4 knt lang, verläuft aus der Gegend von C. Verzano zuerst fast horizontal bis zur prachtvollen Wallmoräne von Colarino, ein 50 m hoher, 790 m langer, blockübersäter Wall. Nordende 659 m , Südende 682 in hoch', Steigung demnach 23 m. Entfernung des Nordendes vom Sporn d er Percaprello-Dossikette 2,6 km. S üdlich setzt sich der Wall unmittelbar als Flachmoräne auf einer kleinen Terrasse fort und steigt bis 719 m zum nächsten, süd- lichen Sporn des Redondone. Hier aber bricht die Moräne plötzlicli ab; um ihre Fortsetzung zu finden, müssen wir bis fast zur Gas. Croce d. h. um 47 m hinabsteigen. Theilstück B. Bei Gasa Groce in der Sulsanomulde setzt sich eine neue schöne, oberhalb Nestesino durchziehende Wallmoräne an, die der Golarinomoräne an Länge und Höhe nicht nach- stehende Neste.sinoraoräne. Sie ist ebenfalls mit grossen Adamello- granit-, Gneiss- und anderen Blöcken bedeckt. Da oberhalb derselben kein Erraticum vorhanden ist, insbesondere beim Anstieg von Casa Groce gegen S. Maria del Giogo ^ Glacial nicht nachgewiesen werden konnte, so muss dieses Theilstück die Fortsetzung des Theilstückes A sein. Die sich verflachende Nestesinomoräne setzt sich alsdann, stetig ansteigend, als Moränensaum auf einer Terrasse bis zum Roccolo (740 m) fort, in dessen Nähe sie an den von der Punta del Orso abzweigenden Sporn anstösst. Da, wo sie noch deutlich wallförmig ist, tritt darüber noch ein schmaler Saum sehr zersetzten Gletscherschuttes auf (zersetzte Gneisse und Sandsteine), welcher der älteren Glacialzeit zugeschrieben werden kann. Höhe über der üloräne ca. 30 m. Aulfallend sind die vielen z. Th. recht grossen Trichter im Liaskalk bei Roccolo. Wo nun das Theilstück ß an den genannten Sporn anstösst,. bricht abermals die Moräne ab und konnte erst wieder bei G. Parlo (629 m), also 111 rn tiefer, nachgewiesen werden. Theilstück G. In der Nische von Pilzone setzt, analog dem Verhalten bei G. Groce, eine hübsche Wallmoräne auf, die sich auf eine Terrasse als Lappen fortsetzt, am Vorsprung über Prato del Monte sich bis zu 626 m weiterhin zu 641 und 656 (Maximum) er- hebt. Von hier ab beginnt nun die grossartige, gut aufge- schlossene Wallmoräne, welche über die Palazzina herunter gegen La Torre fortsetzt und mit etwa 2® Neigung normal nach Süden fällt. 1 Alle Zahlen sind absolute, mit controlirtem Aneroid von Gold- SGHMiDT bestimmte DilTerenzwerthe, mit Temperaturcorrection und Anschluss an das Seeniveau (185 m) oder die Höhenquoten der Karte. 2 Hier Ammonitico rosso und beim Anstieg gegen den Gran- dinale Majolica, welche letzteren Gipfel bildet und noch bei Ga.sa Golma gesehen w’urde. Auf meiner geologischen Karte des Gebietes nachzutragen. Auch ist die Anmerkung auf pag. 38 meiner citirlen Abhandlung betrefl’end Vorkommen von Ammonitico rosso auf Seririione zu streichen. Zur Entstehung des Iseosee- und Comerseebeckens. 325 Betrachten wir nunmehr die 3 genannten Theilstücke in der Weise, dass wir nur die Höhenquoten vorn an den vorspringenden Spornen berücksichtigen. Länge des Moränenzuges Sporn des Redondone 719 m Sporn der Punta del Orso beim Roccolo über C.Parlo 710 ,, Sporn der Punta Orso über Prato del Monte 672 „ Ebendaselbst etwas weiter südlich. (Höchster Punkt des Moränenziigs) 683 „ Somit zeigt sich, dass, wenn wir die Fehlerquelle des todten Winkels ausschliessen, die Rückläufigkeit weniger bedeutend ‘ist als früher auf Grunddes Theilstückes A allein angenommen wurde. Die stärkere Rückläufigkeit der Theilstücke beruht, ähnlich wie in anderen alten Gletschergebieten darauf, dass jeweilig im todten AVinkel hinter den 3 angegebenen Spornen die obere Moränengrenze nicht dem oberen Rand des Eisstromes entspricht, da dieser nicht in den toten Winkel eindrang, sondern sich gegen ihn abdachte, wo dann Moränenmaterial in tieferes Niveau abrutschen konnte. Die wirkliche an den Spornen vorn zu bestimmende Rückläufigkeit beträgt zwischen Redondone und Orsosporn auf 3^14 km nur 21 Meter ; von da ab tritt, abgesehen von einer unbedeutenden Schwankung, normales Abfallen nach Süden ein. Gegen die Beweiskraft der Rückläufigkeit kann eingewendet werden, dass der Eisstrom entsprechend der Form des unteren Seebeckens ansteigen konnte oder in Folge von Stauung. Solang das Seebecken noch wenig ausgeschliffen war, lag auch für den Gletscher kein Grund vor, der Seemulde conform anzusteigen ; be- stand aber zur grossen Eiszeit das Seeloch schon, so glaube ich nicht, dass die Oberfläche des Gletschers, die sich ca. 500 m über dem heutigen Seespiegel befand, Anlass hatte den Seegrund abzu- formen. Der Gletscher verhielt sich annähernd wie Wasser, welches ein Gefäss ausfüllt und dann oberflächlich überfliesst. Was den zweiten Einwand anlangt, so konnte das stauende Hinderniss wohl nicht in der Isola liegen, über deren dachförmigen Grat der Gletscher noch ca. 200 m emporragte. Als plastische Masse vermochte er bequem seitwärts in das breite Becken von Sale-Sulsano, sowie in das Thal von Yigolo auszuweichen. Dagegen mag zwischen Capo Gorno und Pilzone zur Zeit des Hochstands eine gewisse Stauung stattgefunden haben. Immerhin war der obere Durchmesser noch 4 km breit, bei Marone wenig über 5 km. Warum sollte der Gletscher deswegen ansteigen? Wir kommen nun aber zu einem anderen Beweismittel für die tektonische H>q)othese, nämlich zu solchen rückläufigen Terrassen , die sich über der Gletschergrenze an Orten vorfinden, wo nie ein Gletscher hinkam. 3-s km. 1 km. 326 A. Baltzer, 2. Die Terrassen am Iseosee zwischen Sale und Iseo. Auf der ca. V\z km (Luftlinie) betragenden Strecke von Sale bis Iseo fallen vom Seeniveau (185 m) aufwärts bis zu etwas über 1000 m Terrassen jedem Beobachter auf. Dieselben sind rück- läufig, zum Theil ins Glacial eingescbnitten, also Glacialterrassen, z. Th. in den festen Fels. Letztere liegen namentlich auch ü bei- der oberen Moränengrenze z. B. an der Punta del Orso (Orto der Karte). Diese Terrassen sind weder vom Gletscher ausgeschlilTen noch Verwitterungsterrassen, sondern wohl meist alte Flussterrassen. Dafür spricht (abgesehen davon, dass sie auch über der alten Moränengrenze auftreten) die Art der Auflagerung der Moräne; so- dann der Umstand, dass sie z. Th. auch in den todten Winkel sich fortsetzen, wo der Gletscher nicht hin kam. Für manche derselben ist eine gewisse modellirende Beeinflussung durch den Gletscher nicht ausgeschlossen. Dass es sich hier aber allermeist nicht um Verwitterungsterrassen handelt, ergiebt sich daraus, dass sie nicht der Schichtung folgen, vielmehr die Schichtung oft schneiden. Ich habe in mein Aufnahmsblatt 1 : 25000 eine Anzahl Eintragungen des Schichtfalles gemacht, die sich auf verschiedene Terras.sen be- ziehen; dabei fallen die Schichten meist viel steiler und in anderer Richtung als die Terrassenflächen. Den Eindruck der Rückläufigkeit gewinnt man in erster Linie durch die Beobachtung von passenden Punkten z. B. von der Isola oder von S. Pietro bei Marone. Es coincidiren z. Th. diese Terrassen mit der oberen Moränengrenze, wie sie oben festgelegt wurde, z. Th. schneiden sie dieselbe oder setzen sich ansteigend fort, während die Moränengrenze nach abwärts knickt. Exacte ziffermässige Werthe für die Rückläufigkeit vermag ich nicht zu geben, da die Karte in 1 : 25000 für solche Zwecke nicht ausreicht und ich die Terrassen nur theilweise begangen habe. Als sofort ins Auge fallende rück- läufige Terrassenstücke möchte ich diejenigen unter der Punta del Orso bei ca. 800 und 730 m bezeichnen. Sie liegen im Fels, be- trächtlich über dem höchsten Glacial und schneiden die viel steiler fallende Schichtung, Andere sieht man nur beim Begehen. Andere Terrassenstücke verlaufen auch oberhalb G. Verzano bei c. 900 m nach C. Gottola hinüber; ferner ganz unten von 300 m bei Riva nach 350 m (Martegnago) ; ein Terrassenrest befindet sich auf dem Vorsprung des Redondone bei 1031 m, hoch über der Gletschergrenze. Eine heikle Aufgabe ist es, die gleichaltrigen Terrassenstücke miteinander in Verbindung zu setzen. Während man bei noiToalen Flussterrassen ausserhalb der Moränenzonen die gleichmässige Ab- dachung flussabwärts für die zeitliche Identificirung benutzt, haben wir es hier mit anormalen Verhältnissen zu Ihun und wissen nicht, ob die Senkung resp. Hebung überhaupt eine gleichmässige war. Hier müsste erst durch eine Kartenaufnahme im grossen Maasstab oder umfassende Aneroidbeobachtungen eine Grundlage geschaffen werden. Ich verzichte daher auf die Mittheilung meiner Versuche, Zur Entstehung des Iseosee- und Gomerseebeckens. 327 wie inan sich auf eine Strecke von ca. 8 km den Zusammenhang dieser Terrassen denken könnte und begnüge mich mit dem Resul- tat, dass grössere Stücke wirklich rückläufig sind. B. Die rückläufigen Terrassen am Comersee. Schon Philippi ^ hat kurz auf rückläufige Terrasse n bei Lierna am Ostufer des Leccoarmes hingewiesen und angenommen, dass sie eine Rolle bei der Entstehung dieses Beckens gespielt haben. Ich kann seine Bemerkungen im Allgemeinen bestätigen und Weiteres hinzufügen, was ich zusammen mit Herrn Stud. Franz Wilmer neuer- dings beobachtete. Der herrliche, von Bellagio in V'z Stunden leicht zu erreichende Aussichtspunkt Civenna^ giebt vielleicht die beste orientirende üebersicht; denn auch hier bestätigt es sich, dass die Rückläufigkeit besser von Weitem als an Ort und Stelle beurtheilt w'erden kann. Zwei Hauptabschnitte des östlichen See- geländes kommen hier in Betracht: 1) die Strecke Lierna, Sornico, Olcio und 2) der Abschnitt Mandello Abbadia^. 1. Lierna, Sornico, Olcio. Meine Zeichnung von Civenna aus weist 3 Terrassen auf: eine untere, mittlere und obere. Untere Terrasse (ca. 275 bei Sornico, 389, 400 bei Gal- dano, 450 bei Grocetta) ist circa 2 km (Luftlinie) lang und steigt mit circa 2® (Boussolenmittelwerth von Givenna aus gemessen) nach Süden an. Mittlere Terrasse, circa 2^,2 km lang, .steigt mit an- scheinend etwas geringerer Neigung (1,8®) nach Süden an. Sie beginnt oberhalb Sornico, läuft über G. Pisola (411 m), G. Savioli und lässt sich oberhalb der Felswand, die sich bei Olcio in süd- südöstlicher Richtung hinaufzieht, bis Roccolo (475) verfolgen. Die Schichtung schneidet diese Terrasse z. B. südlich von Sornico. Obere Terrasse, kürzer, lässt sich von oberhalb Pesola bis oberhalb Roccolo verfolgen. 2. Abschnitt. M a n d e 1 1 o - A b b a d i a. Hier sind ebenfalls 3 Terrassen erkennbar: Untere Terrasse: Buzzeno, Maggiana, Perla bis Yalle Meria; liegt bei Maggiana 140 m über dem See.spiegel (199). Ueberall Erraticum, aber keine guten Aufschlüsse, sodass fraglich, ob sie glacial ist oder eine später von Erraticum bedeckte Felsterrasse vor- liegt. Steigt deutlich nach Süden. * Beiträge zur Kenntniss des Aufbaues der Schichtenfolge im Grignagebirge, pag. 688. (Inauguraldissertation). - Yergl. Tornquist: Geologischer Führer durch Oberitalien. Berlin bei Bornträger, p. 87. ® Vergl. für das Folgende die betreffenden Kartenblätter in 1 : 25000. 328 A. Baltzer, Mittlere Terrasse, oberhalb Lombrino 212 m über dem See, steigt nach Süden. Obere Terrasse, von Rongio im Norden bis 726 m (anc- roidisch bestimmt) im Süden ; bei Maggiana 350 m über dem See- spiegel, 3*4 km lang, steigt zwischen Maggiana und Perla mit ca. 4,5 ®lo. ist also ebenfalls rückläufig. Unterhalb Corte steht lehmige und sandige Grundmoräne an ; oberhalb Lambrino ist die Moräne stark verfestigt. Der Gesammteindruck dieser 3 Terrassen spricht wohl zu Gunsten der tektonischen Hypothese, jeder sich am Comersee auf- haltende Geologe sollte sie besuchen. 3. Rückläufige Terrassen bei Civenna. Auch auf dem westlichen Ufer bei Civenna kommen rück- läufige, jedoch nicht näher untersuchte Terrassen vor. Die Kirchen des Ortes liegen auf einer solchen ca. 2 — 3® nach Süden ansteigenden^ Terrasse, welche beim Campo santo von den 60® fallenden Schichten geschnitten wird. Höher oben scheinen noch 2 rückläufige Terrassen aufzutreten. Demnach setzt sich wohl die Rückläufigkeit vom Ostufer des Sees auf das Westufer fort. Nun beträgt die Tiefe des Leccoarmes nach gef. Mittheilung des militärgeographischen Instituts in Florenz nördlich Lecco .... 85 m bei Mandello 170 m bei Olcio 155 m bei Lierna 180 m bei Bellagio u. Fiumelatte 275 m Sie nimmt also von Süd nach Nord zu, womit die nach- gewiesene Rückläufigkeit der Terrassen in Uebereinsümmung steht*. Dass bei Olcio der See 15 m weniger tief ist wie bei Mandello hängt vielleicht mit unterseeischer Moränenanhäufung zusammen. 4. Andere rückläufige Terrassen am Gomersee. Meine Beobachtungen hierüber sind nur fragmentarisch. Es könnte das Phänomen z. B. am östlichen Ufer des Gomersees bei Careno und Blevio, entsprechend dem bei Urio befindlichen tiefen Seetrog von 410 m! Vorkommen. Ich glaube hier rückläufige Ter- rassen gesehen zu haben; doch habe ich keine Lokaluntersuchung vorgenommen, ebensowenig wie bei Bellano und Varenna, wo auf- steigende Terrassen, jedoch weniger deutlich wie bei Mandello, 1 Während Philippi vielleicht annimmt, dass die Ostseite des Sees längs der angenommenen Leceospalte sich einseitig gesenkt bat, möchte ich auf Grund des Vorhergehenden eher meinen, dass beide Seeufer sich senkten. Uebrigens ist auch die Möglichkeit einer Hebung im A'orland im Allgemeinen nicht abzuweisen, wofür S.\cco’s Angaben über höbe Lage des Pliocäns am südlichen Alpen- saum (Piemont) spricht. Zur Entstehung des Iseosee- und Gomerseebeckens. 329 vorzukommen scheinen. Noch weniger sicher sind, da nur von Weitem gesehen, die kurzen Terrassenstücke bei Abbondio und Rezzonico als rückläufig zu bezeichnen. Hieran schliesse ich noch eine Zusammenstellung der Tiefen des Gomersees nach den stituts an. Seespiegel 199 Angaben des militärgeo m über Meer. graphischen Tn- Zwischen Argegno und Gavagnola . . 398 m ,, Sala 55 Lezzeno . . . 390 „ 51 Domaso ,, Montecchio . . 177 „ 55 Musso 55 Olgiasca . . . 225 „ Uezzonico 5’ Dervio .... 205 „ 55 -Menaggio 55 Varenna . . . 290 „ 55 Nobiallo 55 Lasso Morcale . 340 „ 55 Omo 55 Mandello . . . 170 „ 55 Sassello 55 Lecco .... 85 „ Nördlich der Osteria della Farne 150 „ Zwischen Vassena und Olcio .... 155 „ Limonta 55 Gastello diLierna 180 „ 55 Bellagio 55 Fiumelatte . . 275 ,. 55 Bellagio Majolica . . . 150 „ '5 Palbianello Villa 376 „ 55 Brienno 55 Gastello . . . 410 „ •5 Sa.sso Pedrone „ Gorno .... 4141 „ 55 Garate 55 Riva Palanzo 278 „ 55 Villa Pizzo 55 Blevio .... 150 „ 5* Gapriccio 55 Geno .... 89 „ Bis Jetzt habe ich vom Gomersee den Eindruck eines Fels- beckens. Resultate. In der Frage nach der Entstehung der grossen und tiefen randlichen See-Fels becken unserer Alpen stehen sich bekanntlich 2 Hypothesen schroff gegenüber, die Gletschererosions- und die tektonische Hypothese. Erstere schöpft besonders aus der Ver- breitung der Seen ein Argument; dieselbe findet jedoch auch eine Deutung durch die Ileimsche Hypothese der Senkung des Alpen- körpers. Die Erosionshypothese vermochte aber bisher nicht die -Mechanik eines Ausschürfungsprocesses von solchen Dimensionen in genügender Weise zu erklären. Dass manches Nebenthal stufen- förmig gegen das Hauptthal abfällt, erklärt sich durch zurück- bleibende Wassererosion so genügend, dass hieraus wohl kaum ein schlagendes Argument hergeleitet werden kann. Es scheint beim gegenwärtigen Stand der Frage geboten neues Material zu sammeln und von Fall zu Fall zu untersuchen. Insbesondere schien es mir wünschenswerth, an den oberitalienischen Seen die-tektonische 1 21.5 m unter dem Meeresspiegel. 330 A. Baltzer, Zur Entstehung etc. Hypothese auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen und habe ich dafür den Iseosee und Comersee gewählt. Der jetzige Stand dieser Unter- suchung ist nun folgender; Am Iseosee, im unteren östlichen Seeahschnitt, bildet die obere Grenze der letzten Vereisung mit ihren prächtigen wallförmigen Bergmoränen ein geeignetes Mittel, ein anderes die Terrassen, in- sofern sie glacial oder noch älteren Ursprungs und nicht etwa Ver- witterungsterrassen sind. Rückläufigkeit, A’erbiegung von Moränen und Terrassen, ansteigende GletscherschlilTe i deuten auf tektonische Veränderungen hin. Bezüglich der Moränen ergab die genaue Untersuchung, dass, wenn man den Effekt des todten Winkels, durch den die Grenze, namentlich in engen Seitennischen, local stark beeinflu.sst wird, ausser Rechnung lässt und nur die Grenze an den vorspringenden Bergspornen berücksichtigt , das Niveau des alten Gletschers auf eine Distanz von 3^14 km um 21m ansteigt statt abzufallen; erst dann findet ein Absinken nach Süden statt. Die hieraus abgeleitete Senkung genügt zwar nicht zur Erklärung des tiefen Seetrogs, lässt aber in Verbindung mit den stärker rückläufigen jungglacialen Terrassen der Isola^ und des Sale-Sulsanobeckens vermuthen, dass die Senkung noch in jungglacialer Zeit andauerte. Beweisender sind die Terrassen am Ostgehäng des Sees. Es zeigte sich, dass beträchtliche Stücken derselben deutlich rück- läufig sind, woraus auf Senkungen in glacialer o.ler präglacialer Zeit geschlossen werden kann. Weitere Resultate könnten wohl nur auf Grundlage genauerer Messungen und Gartirung in grösserem Maasstab erzielt werden. Am Leccoarm des Comersees sind nun ebenfalls 3 schöne, rückläufige Terrassen von Lierna bis Abbadia im Detail erwiesen, die in Verbindung mit denen von Civenna gleichfalls auf tektonische Entstehung des Leccobeckens hinweisen. Auch an anderen oben angegebenen Punkten des Comersee.s scheinen derartige Untersuchungen Aussicht auf Erfolg zu bieten. Dass der Iseosee im Wesentlichen ein Felsbecken, kein Ab- dämmungssee ist, habe ich schon früher betont; dem Anschein nach ist es auch der Comersee (tiefster Punkt 215 m unter dem Meeresspiegel). Nun mag der Gletscher wohl eine nach unten und aussen offene Hohlform bilden, schwerlich aber eine beider- seitig geschlossene von solcher Tiefe. Die bisherigen Resultate möchte ich weder verallgemeinern, noch sie zur Begründung der tektonischen Hypothese in einer ihrer Formen (Längsverwerfung, Senkung ohne oder mit Querverwerfung, 1 Solche finden sich nicht nur am See seihst, sondern noch südlich desselben in der Mte. Altokette, nahe an 400 m über der äussersten Wallmoräne. - Abbildung loc. cit. pag. 18. A. Dannenberg, Die Deckenbasalte Sardiniens. 331 Faltung oder Hebung im Vorland) als schon ausreichend betrachten. Wer die hier behandelten Seen durch Eiskolk erklären will, steht mindestens eben so sehr auf hypothetischem Boden wie der, der sie tektonisch zu verstehen sucht. Die erstere Hypothese enthält jedenfalls nicht die einzige Möglichkeit der Erklärung. Weitere Untersuchungen, zu denen ich hiermit anregen möchte, müssen nun lehren, welche .\nsicht die richtige ist. Die Deekenbasalte Sardiniens. Von A. Dannenberg. Die Vorkommen basaltischer Gesteine in Sardinien zerfallen nach ihrem geologischen Auftreten in drei natürliche Gruppen. Die eine wird gebildet von den Schlackenhügeln und Lavaströmen im Nordwesten der Insel. Eine zweite — die sich südlich unmittelbar an die vorige anschliesst — würde den aus Basaltlaven gebildeten Kegelmantel des Mte. Ferru (sein Kern ist trachytisch) und wahr- scheinlich auch die basaltischen Ergüsse des anscheinend analog gebauten Mte. Arci umfassen müssen. In der dritten Gruppe hätten wir dann alle jene in Decken- oder Plateauform auftretenden basalt- ischen Bildungen zu vereinen, die namentlich im mittleren Theile Sardiniens an vielen Punkten und zum Theil in bedeutender Aus- dehnung erscheinen. Die erste Gruppe zeigt am schönsten die als typisch geltenden Vulkanformen: Schlackenkrater mit Lavaströmen, zwar meist nur in kleinstem Maassstabe, aber dafür in so vortrefflicher Ausbildung und Erhaltung, dass L.\ M.vrmoba dem von ihnen eingenommenen Gebiete im Norden des Mte. Ferru den Ehrennamen der »sardischen .Vuvergne« gab. Auch die Vorkommen der zweiten Gruppe geben sich als Produkte eines einheitlichen, in einem Vulkanberge indivi- dualisirten Eruptivcentrums zu erkennen. Wenigstens ist dies der Fall bei dem bisher allein näher bekannten Mte. Ferru, dessen Basaltlaven als jüngste Ausbruchsmassen den trachytischen Kern mantelartig fast allseitig einhüllen und sich noch weit ins Vorland liinausziehen. Man wird hierdurch lebhaft an den in vieler Be- ziehung ähnlichen Bau der beiden grossen Vulkanruinen Gentral- frankreichs, den Cantal und Mt. Dore erinnert, sodass man die von L.\ M.vrmor.4 nur für die, unsere erste Gruppe bildenden, jüngsten und besterhaltenen Eruptivbildungen angewandte Bezeichnung »Au- vergne sarde« mit gleichem Rechte auch auf den Mte. Ferru aus- dehnen kann, oder richtiger ausdehnen muss. Erst damit wird die bemerkenswerthe grosse Analogie beider Gebiete in das richtige Licht gesetzt: der Mte. Ferru mit den nördlich anschliessenden 332 A. Dannenberg, Sclilackenvulkanen ist nicht nur morphologisch sondern jedenfalls auch genetisch das genaue Aequivalent des Mt. Dore mit der chaine des puys. Ein gan^ abweichendes Verhalten mm zeigen die Rasaltvor- kommen der dritten Gruppe. Hier haben wir keine Beziehung zu bestimmten, localisirten Eruptivcentren. Sie erfüllen Thalnieder- ungen oder erscheinen, was das gewöhnliche, als Krönungen flacher, aber steilrandig begrenzter Tafelberge. Namentlich in dieser letzteren Form sind die Basaltplateaus ein charakteristisches topo- graphisches Element, wie es unter der generellen Bezeichnung »Giara« (z. B. Giara von Gesturi) im mittleren Sardinien häufig wiederkehrt und gleichfalls an ähnliche Formen in centralfranzösi- schen Vulkanlandschaften erinnert. Trotz der oft nicht unbedeuten- den Ausdehnung dieser Decken pflegt ihre Mächtigkeit 5 — 10 m nicht zu übersteigen, ln ihrer allseitig gleichmässigen, horizontalen Erstreckung lassen sich diese Basaltdecken, wie gesagt, nicht auf bestimmte Eruptivcentren beziehen. Nirgends in ihrem Gebiete lässt sich eine, wenn auch noch so verfallene, Ruine eines eigent- lichen Vulkanberges nach weisen, dessen Krater oder Flanken sie als Lavaströme entquollen sein könnten. Da diese Ergüsse mit den Laven des Mte. Ferm wesentlich gleichaltrig sind, so ist auch nicht anzunehmen, dass die zugehörigen Vulkanherge etwa durch Erosion zerstört wären. La Marmora spricht daher mit Bezug aut diese eigenthüm- lichen, auf keinen bestimmten Aushruchsort hinweisenden Decken von einer »provenance enigmatique«, indem er sie damit in Gegen- satz stellt zu den Strömen des Mte. Ferm und den Kraterbildungen seiner »Auvergne sarde«. Er vermochte eben den Begriff vulkanischer Thätigkeit nicht zu trennen von der Vorstellung eines kratertragenden Kegelberges, obwohl gerade das Studium der Eruptivformationen Sardiniens geeignet gewesen wäre, diese einseitige Auflassung, deren Herrschaft bis in die Gegenwart die Entwickelung der Vulkan- ologie gehemmt hat, zu beseitigen. Betrachtet man indessen diese Eruptivdecken unabhängig von solchen geologischen Schulvorstellungen, so muss man zu der Ansicht gelangen, dass man hier nichts anderes als Magmaergüsse vor sich hat, die ohne Vermittelung eines Vulkanherges oder Kraters unmittelbar dem Erdinneren entquollen sind und, indem sie sich — offenbar in sehr dünnflüssigem Zustande — über und um die Aushruchskanäle aushreiteten, diese seihst verhüllten und so ihren Ursprungsort an der Oberfläche unkenntlich machten. Man kann auf die sardinischen Basaltplateaus die Worte über- tragen, die A. Geikie* mit Bezug auf die analogen, nur unver- 1 The tertiary basaltplateaux of northwestern Europe. Quart, ■lourn. Vol. hi. pag. 339. — Vgl. auch Bertouo, Gontrihuzione allo Studio dei terreni vulcanici di Sardegna. Boll. del com. geol. 1896. pag. 195. Die Deckenbasalle Sardiniens. 33» gleichlich gros.sarügeren der nordwestearopiiisciien Inseln ausge- sprochen hat: »the inore the basaltplaleaux of Brilain and Ihe Faroe Islands are studied tlie inore cerlain does the conclusion becorne, that these widespread sheets of lava never llowed from a few large central volcanoes of the type of Etna or Vesuvius but were emitted from inniunerable minor vents or from open fissures«. Auch liier in Sardinien handelt es sich olfenbar um solche Spallenergüsse. Dabei gewahrt die verhältnissmässige Kleinheit dieser ganzen Eruptivformation den Vortheil, die Erscheinung leichter ubersehen zu lassen. Die seit dem Erlöschen dieser Eruptionen bereits mit beträchtlichem Erfolge thätigen Erosions- kräfte haben nicht nur die Lavadecken selbst vielfach durch- schnitten sondern auch ihre meist weniger widerstandsfähigen Sockel mehr oder weniger lief blossgelegt. Man sieht, wie bald Tertiär- schichten, bald Kreidekalke, in anderen Fällen wieder Granite oder noch andere Gesteine und Formationen die Unterlage bilden. So bieten sich im Ganzen recht günstige Verhältnisse für das Studium dieser interessanten Abart des Vulkanismus. Auf wiederholten Reisen in Sardinien halte ich Gelegenheit,, an der Hand der Beschreibungen und Skizzen von La Marmoha die grö.sseren Bildungen dieser Art kennen zu lernen. Leider konnte ich diese Studien nicht so weit ausdehnen, wie ich gewünscht hätte, da ich bei meinem letzten Besuche, im Frühjahr 1900, durch ungewöhnliche Ungunst der Witterung an der Durchführung meines Programms gehindert wurde. Aus diesem Grunde konnte ich auch dem grössten und vielleicht charakteristischsten Basaltplateau, der ziemlich schwer zugänglichen Giara von Gesturi, nur einen ganz flüchtigen Besuch abstatten. Da ich jedoch einstweilen keine Aus- sicht habe, die damals unterbrochenen Beobachtungen lörtzuselzen, möge es mir gestattet sein, hier in Kürze die aus dem angegebenen Grunde nothwendiger Weise sehr unvollständigen Ergebnisse meiner Wahrnehmungen zu besprechen. Die drei hier unterschiedenen Gruppen basaltischer Geslein.s- vorkommen sind, wie aus dem eingangs Bemerkten hervorgelit„ nicht nur durch die geologische Erscheinungsform deutlich ge- schieden, sondern treten im Allgemeinen auch in scharfer räum- licher Sonderung auf. Weniger klar erscheinen dagegen die Alters- verhällnisse, namentlich in Bezug auf die zweite und dritte Gruppe, während die Bildungen der ersten Gruppe durch ihr jugendliches Alter und dadurch bedingte gute Erballung in dieser Beziehung hinreichend gekennzeichnet sind. Sie sind jedenfalls posttertiär, wenngleich auch die jüngsten unter ihnen zu historischer Zeit längst erloschen gewesen sein dürften. Dies ergiebt sieb, wie La Marmora hervorhebt, besonders aus dem Umstande, dass der Lavastrom des »Cucureddu von Keremule« genannten Schiackenkraters, den er als »le cratöre le plus interessant et le plus intact de loute la contreecv bezeichnet, auf seinem Kücken bereits zwei jener grossarligen 334 A. Dannenberg, prähistorischen Thurmbauten, Nurhage, trägt, die ais Wahrzeichen Sardiniens gelten können. Schwieriger wird die Altersbestimmung bei der zweiten und dritten Gruppe: den grossen Yulkanruinen (Mte. Ferm und ? Mte. Arci) und den Plateaubasalten. Es macht sich liier, wie überhaupt bei den älteren vulkanischen Gesteinen der Insel (Trachyte, Phono- lithe etc.) der Mangel gleichaltriger Sedimente fühlbar. Die jüngsten Tertiärschichten Sardiniens gehören dem mittleren Miocän an. Es fehlt also das obere (ebenso wie auch das untere) Miocän und das ganze Pliocän. Da die hier in Rede stehenden basaltischen Erup- tionen jedenfalls in den dieser Lücke am Ende der Tertiärzeit ent- sprechenden Zeitabschnitt fallen, so fehlt jeder Anhalt zur genaueren Bestimmung ihres Alters. Nach Lovisato * wären die ältesten unter den jungvulkanischen Gesteinen Sardiniens, die »alten Trachyte«, die ihrerseits älter sind als unsere Basalte, dem mittleren Miocän zu- zurechnen. De Stefani2 bestreitet das miocäne Alter; nach ihm begannen die Eruptionen erst mit dem Schluss des Tertiär (Pliocän) und dauerten bis in die späte Quartärzeit. Bleibt so die absolute (im stratigraphischen Sinne) Altersstellung der Basalte beider Gruppen einstweilen ungewiss, so ist es — bei ihrer räumlichen Trennung — kaum möglich, auch nur über ihr gegenseitiges Alters- verhältniss eine bestimmte Ansicht zu äussern. Dem allgemeinen Habitus nach dürften beide wohl wesentlich gleichaltrig sein. Auch die äussere Erscheinungsform der Vorkommen der zweiten und dritten Gruppe liefert trotz ihrer principiellen Ver- schiedenheit nicht in allen Fällen ein völlig sicheres Unterscheidungs- merkmal. Auch die Laven des Mte. Ferm breiten sich plateauartig im Vorlande aus, wodurch die Analogie dieses Gebietes mit Mt. Dore und Gantal um einen weiteren Zug bereichert wird. So kommt ■es, dass in den — allerdings seltenen — Fällen, wo Bildungen der zweiten und dritten Gruppe sich berühren, die Unterscheidung und Trennung schwierig und unsicher werden kann. Es gilt dies speciell von dem Gebiete im NO. des Mte. Ferm. Hier erscheint der Vulkan der die westlichen Ausläufer der Catena del Marghine bildenden Hochfläche aufgesetzt, über die sich auch seine höchsten Gipfel nur um ca. 300 m erheben, während seine Hauptmasse in annähernd gleichen Niveau völlig damit verschmilzt. Es ist wohl nicht anzu- nehmen, dass die Laven des Vulkans in dieser Richtung auf nicht oder kaum abfallendem Terrain in grösseren Massen zehn Kilo- meter weit und weiter geflossen seien. Auch Dölter spricht sich mit Bezug auf die Basaltdecke des nördlich von Macomer gelegenen Altopiano della Campeda dahin aus, dass deren Höhenlage »ein& zu beträchtliche ist, um annehmen zu können, dass sie vom Mte. 1 Brani sparsi di geologia Sarda. Acc. dei Lincei. Rendic. Ser. IV. Bd. 7. (1891.) pag. 168. 2 Genni preliminari sui terreni cenozoici della Sardegna. Acc. dei Lincei. Rendic. Bd. VH. (1891.) pag. 464. Die Deckenbasalte Sardiniens. 335 Kerru ans geflossen sei«'. Er möchte sie deshalb auf parasitische Krater des Hauptvulkans zurückführen. Ich glaube, dass man sie vielleicht als eine von den Ausbrüchen des Mte. Ferru ganz unab- hängige, vielleicht ältere Plateaubildung auffassen kann und dass die Ergüsse jenes Vulkans nur die trennende Niederung aufgefüllt haben. Hier bedarf es noch eingehender Untersuchungen, ehe eine sichere Abgrenzung des Mte. Ferru und seiner Produkte von den benachbarten Eruptivbildungen durchgeführt "werden kann. Aber gerade hier wird man auch am ehesten Aufschluss über das Alters- verhältniss beider Gruppen erwarten dürfen. Wird in dem soeben besprochenen Falle die Unterscheidung der Gruppen II und III infolge enger räumlicher Beziehungen unsicher, so können bei allen übrigen Vorkommen der Gruppe Hl, den eigentlichen Plateau- oder Deckenbasalten, solche Zweifel nicht entstehen, da in ihrer Umgebung nirgends ein irgendwie her\'or- ragendes, als Vulkanberg individualisirtes Eruptivcentrum vorhanden ist, mit dem man sie in Verbindung bringen könnte. Nichts kann das absolute Fehlen von Vulkanen im gewöhn- lichen Sinne im Gebiete dieser gleichförmig und richtungslos aus- gebreiteten Eruptivdecken besser illustriren als das eifrige, aber gleichwohl vergebliche Bemühen von L.\Marmora, für jedes selbst- ständig erscheinende Vorkommen dieser Art, den zugehörigen Aus- bruchskegel mit Krater zu finden resp. zu construiren. Die unbe- deutendsten Erhebungen müssen zu diesem Zwecke dienen, und schematische Zeichnungen, in denen diese Höcker thunlichst ver- grössert und mit schönem , in der Natur meist nicht einmal an- gedeutetem Krater versehen werden, sollen über das offenkundige Missverbältniss des »Vulkans« zu seinem »Produkte« hinwegtäuschen. Aber man lese nur die Beschreibung und man wird über die Un- zulänglichkeit dieser Auffassung nicht im Zweifel bleiben können, wie ja auch La Marmora selbst trotz aller Anstrengungen sich zu dem oben citirten Bekenntniss von dem »räthselhaften« Ursprung dieser Ergüsse genöthigt sieht. Gewiss kann es einem Manne der, obwohl nicht Geologe von Fach, um die geologische Erforsch- ung eines bis dahin sogut wie unbekannten Gliedes Europas unsterb- liche Verdienste sich erworben hat, billigerweise nicht zum Vorwurf gemacht werden, dass er die beobachteten Erscheinungen mit den herrschenden Anschauungen und Theorien in Einklang zu bringen suchte. Aber es musste hier um so mehr auf die Unverträglichkeit der Thatsachen mit einer solchen Deutung hingewiesen werden, als auch heute noch unsere Kenntniss von dem geologischen Bau Sar- diniens in seinen grossen Zügen auf den Arbeiten LaMarmoras beruht. Eine kurze Besprechung der einzelnen Vorkommen wird am besten Gelegenheit geben, das Gesagte näher zu erläutern. ' Der Vulkan Monte Ferru auf Sardinien. Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. zu Wien. Math.-naturw. Gl. Bd. XXXVIIl. pag. 20(). 336 A. Dannenberg, 1. Plateau von Orosei. In der Umgegend von Orosei, an der Ostküste Sardiniens, bildet der Basalt ein ziemlich tiefliegendes Plateau, das den unteren Theil der Thalniederung des Rio Mannu einnimmt und sich von dessen Mündung an der Küste namentlich nach Norden noch ziemlich weit ausbreitet. Eingeschlossen und überragt wird die Eruplivdecke im Thale des Rio Mannu im Süden von Kreidekalk, im Norden von Granit, die beiderseits zu 800 m und darüber an- steigen. Die durchschnittliche Höhenlage des Basaltplateaus beträgt 100—150 m. Nach der Küste senkt es sich auf 50—60 m, während es thaleinwärts — wenn man die durch Erosion abgetrennten zeugen- artigen Plateaureste dazurechnet — zu ca. 180 m Höhe ansteigt. Das ganze besteht aus einer wechselnden Zahl übereinander geflossener Ströme oder Decken. Durch diese hindurch hat sicli der Fluss noch bis in die Unterlage eingeschnitten und man sieht die Decke im Thale des Rio Mannu bald auf Kreidekalk bald auf Granit lagern, während unterhalb Orosei und an der Küste Tertiär unter dem Basalt zu Tage tritt. Es liegen also in der Thalniederung die Kreideschichten und der Granit ca. 700 m tiefer als auf den angrenzenden Höhen. Das legt die Vermuthung einer Senkung, eines Einbruchs, nahe, der von Eruptivmassen überfluthet wurde. Freilich sind auch andere Deutungen möglich. Nur ein eingehendes Studium der tektonischen Verhältnisse könnte jene Annahme bestätigen bezw. widerlegen. In den schematischen Profilen, die La Marmora von dieser Gegend giebt, spielt ein kleiner Krater »sa Mortale« > (der Mörser) genannt, scheinbar eine hervorragende Rolle, wenngleich er nicht als Ausgangspunkt der gewaltigen Decke bezeichnet wird 2. In der That ist hier ein kraterartiger, halbringförmiger Schlackenhügel vorhanden — das einzige mir bekannt gewordene Beispiel einer einigermaassen kraterähnlichen Bildung im Gebiete der Decken- basalte — dessen offener Flanke ein Miniaturstrom von Blocklava entquillt. Nach den örtlichen Verhältnissen ist ohne weiteres klar, dass dieser unbedeutende Schlackenhaufen in keiner direkten Be- ziehung zur Bildung der Basaltdecke steht. Denn ganz abgesehen von dem offenkundigen Misverhältniss beider erscheint die Schlacken- anhäufung bei näherer Betrachtung gar nicht als integrirender Theil des Plateaus, sondern steht merkwürdiger Weise in einer Vertiefung, die rings von den steil abgebrochenen Schichten der Lavadecke umschlossen ist. Auch der — eigentlich nur angedeutete — Strom 1 Unter dieser Bezeichnung ist der Hügel auch auf der neuen Karte von Italien im Maassstabe 1 : 50000, Blatt Orosei, eingetragen. Bei den Einwohnern scheint der Name nicht gebräuchlich zu sein; das Gebilde wurde mir dort als Cucculu dTsteddu (nach der um- liegenden R. dTsteddu) bezeichnet. 2 Vergl. auch G. vom Rath; Verh. d. Nat. Ver. der Rheinl. etc. 1883. pag. 135. T)ie Peckenltasalle Sardinien«?. 337 von Blocklava bleibt gänzlich innerhalb dieses Cirkus und ergiesst sich nicht — wie in dem Prolile von La Marmora angegeben — über das Plateau. Ebensowenig ist eine Aul'biegung der Lavabänke gegen den Mortale, wie ebendort — wohl in Anlehnung an das Schema eines »Erhebungskraters« — dargestellt, zu bemerken. Es scheint mir das wahrscheinlichste, dass man es hier mit einem späteren, explosiven Ausbruch zu thun hat, durch den zuerst die cirkusarlige Vertiel'ung in der — ursprünglich doch jedenfalls geschlossenen — Decke ausgesprengt wurde, worauf noch ein unbe- deutender Schlackenauswurf stattfand, der den heutigen Hügel sa Mortale über der EruptivölTnung aufbaute. 2. Die Decke von Dorgali. Wie die Decke von Orosei, mit der sie sich im Norden und Westen fast berührt, wird auch diese von höheren Bergen, vor- wiegend aus Kreidekalken bestehend, überragt. Im Norden der Berg von tialtelli, im Süden und Westen die Höhen von Dorgali (Mle. Erweri, Mte. Ardia, Mte. Tuii). Als Basis der Kreideablager- ungen tritt stellenweise, besonders in der nächsten Umgegend von Dorgali, (’iranit, weiter nach Süden krystalline Schiefer zu Tage. Auch die Basaltdecke ruht hier wie dort theils dem Hranit, theils dem Kreidekalk auf. Noch mehr wie bei Orosei drängt sich hier die Vermuthung auf, dass die Verbreitung der Basaltdecke mit grossen Störungen in einem nicht nur zufälligen Zusammenhänge steht. Ein Krater als Ursprungsort ist hier so wenig wie dort nach- weisbar, wenn auch La Marmora den Hügel Gullei ^luru zwischen Orosei und Dorgali (für die abweichende poröse Lava den Hügel la Costa über Dorgali) dafür ansprechen möchte. Um so nachdrück- licher scheinen die Verhältnisse auf eine stattgehabte grosse Senkung hinzuweisen. Fast senkrecht sind die genannten Kreideberge über Dorgali ahgeschnitten. An ihrer Basis ist hier und da der unter- lagernde Granit entblösst, der seinerseits von Basaltgängen so durchschwärmt wird, dass man oft kaum weiss, welches das herrschende Gestein und welches als Gang darin auftritt. Sehr an- schaulich schildert La M.\rmor.v die Verhältnisse an dieser Stelle mit den Worten: »au point de contact des deux roches, celles-ci se sont tellement penetrees, qu’on dirait que c’est la granite qui s’est injectee dans le basalt«. Die Aufschlüsse bei Dorgali gehören Jedenfalls zu den inte- ressantesten und für die uns hier beschäftigende Frage nach dem Ur-prung der Deckenbasalte wichtigsten, die man finden kann. Die Gesammtheit der Erscheinungen: das Fehlen eines localisirten Aus- bruchspunkles, der plötzliche Abbruch der Kreide und des unter- lagernden Granites in einem fast schnurgerade noch ca. 15 km wei nach Süden zu verfolgenden Sleilrand, die enge Verknüphmg der Basaltdecke mit diesem Absturz und das in den erwähnten Apo- physen sich darstellende Empordringen des Eruptivgesteins an Centralhlatt f. Mineralosrle etc. 1902. 22 338 IJannenberg, diesem Brucli, alles das lässt sich wohl nur so deuten, dass hier der Basalt in relativ ruhigem Flusse aus bpalteu austrat, die als Steilwände noch heute die grabenartige Senke des Rio Mannu und des Flumincddu bei Dorgali begleiten. Dem erwähnten Steilrand auf der Ostseite entspricht nämlich ein ebenso jäher Absturz auf der Westseite dieser Niederung, die ihrerseits vielmehr den Eindruck einer tektonischen Einsenkung als eines Erosionsthaies macht k Den Fuss des gegenüberliegenden Steilrandes, also die Westseite der Senkung, konnle ich leider nicht besuchen und vermag also nicht zu sagen, ob auch dort ähnliche Anzeichen von dem Empor- dringen des Magmas zu linden sind, wie auf der Ostseite. 3. Basa It p 1 a t e au von Bari Sardo. Etwa 50 km südlich von dem zuletzt besprochenen Vorkommen liegt an der Ostküste Sardiniens die gleichfalls deckenförmig aus- gebreilete Basaltmasse von Bari in der Ogliastra. Die Höhenlage dieses Plateaus ist eine ziemlich unbedeutende,, ähnlich wie bei Orosei, doch schneiden einige Schluchten, sowie auch die Fahrslrasse von Tortoli nach Bari tief genug ein, um auch die Unterlage erkennen zu lassen. Diese besteht, wie es scheint, ausschliesslich aus Granit, dem herrschenden Ge.stein der ganzen Gegend, hier fast völlig zu Grus verwittert. Den Ausbruchs- ))imkt des Basaltes sieht L.\ IMak.moua in einem, nahe dem West- rande des Plateaus gelegenen, ».sa Iblia manna« (»der grosse Höcker«) genannten Hügel und bezeichnet die ganze Basaltmasse direkt als Lava der Ibba manna. In seinen schematischen Ansichten und Profden stellt sich dieser »Höcker« allerdings als ein ganz an- sehnlicher Kegelberg mit Gipfelkrater dar, wohl geeignet, eine Holle zu spielen, wie sie ihm die Deutung La Marmoha’s zuweisen würde. In Wirklichkeit ist jedoch das Verhältniss ein ganz anderes. Die Ibba manna ist nichts als ein höchst unbedeutender, regelloser Blockhaufen — ohne Andeutung eines Kraters — , dem in dem ganzen Eruptivgebilde nur eine völlig untergeordnete Bedeutung zukommt, was ja auch wohl der anspruchslose Name zur Genüge andeutet. Ebenso unerheblich ist natürlich sein kleinerer, sonst durchaus ähnlicher Nachbar »der kleine Höcker« (»sa Iliba piticca« wie ihn La .M.\rmora nennt, oder »Ibbigeddu« wie er mir bezeichnet wurde). IMöglich dass solche Erhöhungen, wie sie auf den sonst völlig ebenen Basalttafeln öfter zu finden sind (z. B. auch die »/eppara manna« und »Zepparedda« auf der grossen »Giara« von Gesturi), einem local stärkeren Auftrieb des Magmas — etwa am Bchnittpunkt zweier Spalten — entsprechen, ebensowohl können es aber auch rein zufällige Bildungen sein, wie sie auf jedem grösseren Blocklavafelde Vorkommen, ein eigentliches Eruptiv- centrum repräsentiren sie gewiss nicht. ’ .'\uch G. VOM Rath — 1. c. pag. 138 — vermuthet Mitwirk- ung von Verwerfungen bei der Bildung des Thaies. Die Deckenbasalle SartlinLeiis. 339 Allerdings vermochte ich — hei eineiri kurz hemessenen Be- suche — auch keine anderweitigen Anzeichen der Aushruchskanäle zu finden. Wie üherall in der Umgegend ist der untei’liegende Granit von zahlreichen Porphyrgängen durchsetzt, ausserdem auch an einer Stelle des erwähnten Strasseneinschnittes von zahlreichen dunklen Gesteinsgängen durchschwärmt, die mich auf den ersten Blick an die Basaltapophysen im Granit von Dorgali erinnerten. Eine nähere Untersuchung zeigte indessen, dass dies dunkel grau- grüne, stark zersetzte Gestein wohl ein Glied der Diahaslämilie darstellt, wie sie in älndichen Verhältnissen, den Granit und den Porphyr durchsetzend, am henachharten Kap Bellavista (hei Tortoli) so herrlich aufgeschlossen sind. Topographische und tektonische Verhältnisse, die als Anhaltspunkte für die Erklärung der Basalt- eruption dienen könnten, sind, wenn vorhanden, hier jedenfalls nicht so aullallend wie etwa hei Dorgali. 4. Umgegend von N u r r i. Die z. Th. ehenlälls plateauförmig auftretenden Basalte der Umgegend von Nurri hilden das östlichste Glied eine Reihe grösserer Vorkommen dieser Art, welche sich nach Westen durch die »Giaren« von Serri und Gesturi an die Ergüsse des Mte. Arci anschliessen. Eine Reihe kleinerer hasaltischer Tafelberge dieser Gegend mögen theils durch Erosion ahgetrennte Fortsetzungen der genannten, theils Reste selbständiger grösserer Plateaus darstellen. Die Basaltgehilde der näheren Umgehung von Nurri sind offenbar verschiedener Art. Ich unterscheide hier den flachen Kegelherg »Planu Muras« unmittelbar über dem Orte; die grosse Basaltdecke, die sich als vielfach zerschnittene Tafel in südöstlicher Richtung über Orroli nach Escalaplanu zu erstreckt, und endlich den eigenthümlichen Ringwall des Mte. Gussini im Westen von Nurri. Der Berg Planu Muras stellt sich als Rest eines flachen, auf der Südseite steil abgebrochenen Kegels dar, dessen Böschung 10—120 nicht übersteigen dürfte. Er scheint aus übereinander ge- nossenen Laven, ohne Betheiligung von Schlacken oder sonstigen losen Auswurfsmassen gebildet. La Maumor.v will in ihm den Ausgangsort der mächtigen Basaltdecken der Umgegend erkennen. Jedenfalls hat man es hier ausnahmsweise einmal mit einer dominirenden Erhebung zu thuii, der man eine solche Rolle schon eher zuschreihen dürfte als den unbedeutenden Hügeln der bisher betrachteten Plateaus oder der Giaren von Serri und Gesturi. Immerhin scheint mir diese Bedeut- ung des Kegelherges von Nurri noch nicht erwiesen. Ein normaler Vulkan, im gewöhnlichen Sinne, ist er jedenfalls nicht. Es. ist wohl kaum angängig, in dem bogenförmigen Abbruch an seiner Südseite den Rest des Kraters zu sehen, dem die Decke von Orroli ent- llossen wäre. Ich möchte die, überhaupt sehr unvollkommene, Kraterform des Bei'ges eher durch Zufälligkeiten bedingt glauben 22* 340 A. Dannenberg, als darin den Ausdruck seiner wirklichen Natur sehen. Es mag somit die Frage olTen bleiben, ob jene grosse Basaltdecke ein Produkt des »Kraters« von Nurri ist, oder ob sie nicht vielmehr als gleichförmiger Massenerguss an kein bestimmtes Eruptions- centrum anknüpft. Den besten Aufschluss dieses Gebildes lüetet der finstere Canon der Flumendosa, zu dem die Strasse nach Escalaplanu durch die Schlucht des Arco di S. Stefano hinabsteigt. Man sieht hier, dass die aus schönem, körnigen Dolerit bestehende Decke eine ungewöhnliche Mächtigkeit besitzt, vielleicht 50 m. Auch ihre Unterlage ist in dem tiefen Einschnitt erschlossen: es sind hoch- krystalline sericitische Schiefergesteine, die einstweilen als Silur gedeutet werden. Da dieselben Gesteine in dem nahen Mte. Sta. Vittoria zu über 1200 m Höhe ansteigen, so kann man auch hierzu der Yermuthung einei’ mit dem »Massenerguss« in ursächlichen Zusammenhang stehenden Einsenkung kommen. Ein eigenthümlicher vulkanischer Rau ist der liereits genannte Mte. Gussini, der hier noch anhangsweise besprochen werden möge, obwohl es .sich bei ihm nicht um eine Eruptivdecke handelt. Ein sehr flacher Lavahügel trägt auf seinem Scheitel eine weite, nahezu dreiviertel kreisförmige Einsenkung, ln der Mitte dieser »Caldera« erhebt .sich klippenartig ein schrofl'er Felsen, mit dem Rande des Kessels durch einen niederen Grat verbunden. Beide Theile bestehen aus festem Basalt, der aber in dem Kegelmantel sehr feinkörnig ist, während er in dem centralen Felsen die Ausbildungs- weise eines äusserst grobkörnigen Dolerits zeigt. Mit einem gewöhn- lichen, kratertragenden Yulkanberge lässt sich der iUte. Gussini kaum vergleichen. Eher möchte man an eine Miniaturausgabe eines Vulkans vom Typus des Kilauea denken. Auch die Be- schreibung, die neuerdings Beiss' von dem »Potrerillos« gegeben, erinnert in mancher Beziehung an die hier zu beobachtenden Ver- hältnisse, nur dass dem Mte. Gussini der Lavastrom fehlt. Eine ähnliche Auflassung liesse sich vielleicht auch für die Vulkanruine des Planu Muras geltend machen. Ueber die weiter westlich gelegenen »Giaren« kann ich keine näheren Angaben machen, da ich sie theils nicht, theils, wie erwähnt, nur sehr flüchtig Ijesucht habe. Indessen kann es auch bei diesen und speciell bei dem grössten und typischsten Vertreter der Gattung, der Giara von Gesturi kaum einem Zweifel unterliegen, dass sie ihre Entstehung Spaltenergüssen verdaidcen und nie mit einem VulUanberge in Verbindung gestanden haben. Die beiden von L.\ Maumor.-^ angezogenen kleinen Erhebungen in der sonst ganz gleichförmigen Decke von Gesturi, die Zeppara manna und Zepparedda, können gleich ähnlichen früher betrachteten Gebilden nur von ganz sekundärer Bedeutung sein. Ecuador. Berlin 1901. Heft I. pag. 18. Die Deckenbasalte Sardiniens. 311 ln petrographischer Rezielmng sind sainmtliche vorstehend betrachtete Vorkommen überaus eintönig: es sind dnrclnveg normale Feldspathbasalte. Die etwa vorhandenen Verschiedenheiten bewegen sich somit innerhalb ganz enger Gi enzen und sind wesent- lich struktureller Art. Hervorhebung verdient das entschiedene Ueberwiegen der do 1er i tischen Ausbildung, die hei der Mehrzahl der Vorkommen durch die ophitisclie hez. intersertale Struktur und das gleichzeitige — meist ausschliessende — Vor- herrschen leistenförmiger Querschnitte des Erzhestandtheils (llmenit) in typischer Weise zum Ausdruck kommt. Von accessorischen Bestandtheilen ist nur Apatit vertreten und auch dieser nicht eben reichlich. Die Gesteine sind dabei theils vollkrystallin entwickelt, theils enthalten sie grössere oder geringere Reste glasiger Basis in Form einer »Mesostasis«. Eine extrem grobkörnige Ausbildung stellt das Gestein des Centralhöckers des Mte. Gussini dar, das durch Vorherrschen des Feldspaths so hell erscheint, dass der basaltische Habitus fast völlig verloren geht. Die Structur nähert sich hier der panidiomorphkörnigen. Im grossen zeigt das Gestein «ine eigenartige Absonderung in dicke, nahezu senkrecht gestellte Platten. Ferner ist dies Gestein noch bemerkenswerth durch das acce.ssorische Auftreten von Biotit, den ich bei keinem anderen der besprochenen Vorkommen beobachtete, wogegen dies Mineral für die Laven des Mte. Ferru und die Gegend von Macomer ein •charakterisüscher Uehergemengtheil zu sein scheint. Nicht doleritisch entwickelte Basalte, von mehr oder minder deutlich porphyrischer Structur finden sich am IMortale, hei Dorgali (hier besonders die Gänge im Granit) , an der Ihba Manna, am »Krater« von Nurri, und am Mte. Gussini, dessen Schlacken einen »Hyalobasalt« darstellen. Diese Ausbildungsweise gehört also den räumlich beschränkteren Vorkommen an, wogegen die Haupt- masse der eigentlichen Decken fast durchweg doleritisch entwickelt zu sein scheint. Ahe von mir untersuchten Gesteine der in Rede stehenden Gebiete sind, wie schon gesagt, echte Feldspathbasalte, die herrschenden — und zugleich fast einzigen — Bestandtheile also : Augit, Olivin und basischer Plagioklas (Labrador), daneben ■opakes Erz (Magnetit oder llmenit). Es würde sich aus dieser Zu- sammensetzung ein gewisser Gegensatz zu den Vorkommen nörd- lich des Mte. Ferru ergeben. Diese sollen z. Th. durch sauere Plagioklase (Oligoklas) charakterisirt sein. So beschreibt G. d’Achi- ARDii die basaltischen Gesteine von Torralba als »Augitolivinande- site« eben wegen der geringen Auslöschungsschiefe (nicht über 5 ®) , deren Kanten regellos gelagert sind. Daneben entstehen aber auch, meist viel kleinere, Kryslällchen, mikroskopische Octaederchen, vielfach Wachsthums- formen von trigonalem Umriss, welche fast ausnahmslos gegenüber dem Glimmer orientirt sind. Stets ist einelvante dergleich- s e i t i g e n Dreiecke s e n k r e c b t z u r E b e n e der optischen Axen, also || (010), die Dreiecke dabei vielfach zwillingsartig nach der tafligen Octaederfläche verbunden; indessen kommen beiderlei 180® gegen einander gedrehte Stellungen auch ohne Gontact an verschiedenen Stellen derselben Glimmerplatte vor. Die Verwachsungen sind ebenso zierlich wie leicht zu erhalten. Bromkalium verhält sich ebenso; l)ei G h 1 o r kal i u m ent- standen Octaeder seltener und deren Lagerung ist seltener regel- mässig, an manchen Stellen ist sie aber zweifellos auch vorhanden. Versuche mit C h 1 o r n a t r i um dagegen waren ganz erfolglos; auch als etwas Harnstoff zur Lösung hinzugefügt wurde, was be- kanntlich die Bildung von Octaederflächen begünstigt, zeigten die z. 'l'h. ebenfalls tafligen Octaederchen keine regelmässige Orientirung Auf Biotit von »Italien« (wahrscheinlich "Vesuv, sehr dunkler VIeroxen mit kleinem Axenwinkel) entstanden , wenn recht verdünnte .lodkaliumlösung benutzt wurde, neben unregelmässig gelagerten, mikroskopisch grossen Octaedern auch sehr feine octaedrische Wachsthumsformen von derselben Orientirung wie beim Muscovit (Beobachtung mit Vertical-Illuminator). 4. Glimmer mit Salpeter. Franke.nheim erwähnt an der zuerst erwähnten Stelle, dass auch Natronsalpeter mit Glimmer und auch mit Gyps regelmässig 1 Indessen erhält man auch auf Glas zuweilen spärlich, zu- weilen reichlicher, Octaederchen. 23* 356 0. Mügge, Ueber einige regelmässige etc. verwachse, ohne aber die Art der Lagerung näher anzugeben Meine Versuche an Gyps liessen keinerlei Uegelmässigkeit der Orientierung erkennen, am Muscovit wurden mit Leichtigkeit ganz ähnliche zierliche Verwachsungen wie bei Jodkalium erhalten. Die grösseren (mikroskopischen) Kryställchen zeigen wie die auf Glas erhaltenen nur das Grundrhomboeder, die kleineren dagegen ent- wickeln sich tafelig nach der Basis, sind vielfach zwillingsartig danach verwachsen und kommen auch ohne Gontact mit einander in zwei Stellungen der Art vor, dass die Kante zum Rhom- 1) o e d e r senkrecht z u r T r a c e tl e r o p t i s c h e n A x e n e b e n e also II (010) liegt. Dabei reihen sich die gleichseitigen Dreiecke vielfach in den zu den vorigen senkrechten Richtungen an einander,, feine sechsstrahlige Sterne bildend, deren Elemente kaum noch krystallographische Umrisse erkennen lassen. Auch die k a 1 i r e i c h e n r h o m b o e d r i s c h e n M i s c h k r \ - stalle, welche gerne solche sechs- oder auch dreistrahligen, Wachsthumsformen bilden (0. Lehmann, Zeitschr. f. Kryst. 10, 323,. Taf. 10, Eig. 3, 1885) verhalten sich dem Glimmer gegenüber grade wie Na NO3. •5. Biotit mit Kalkspath. Die bekannten Verwachsungen von Natronsalpeter mit Kalk- spath legen angesichts der eben beschriebenen die Vermuthung nahe, dass auch Kalkspath mit Glimmer in derselben Weise wie Natronsalpeter verwachsen könne. Unter den Biotiten der hiesigen Sammlung fand sich in der That eine 12 : 5 mm grosse Platte von Monroe, New Vork (Meroxen mit ziemlich grossem Axenwinkel), welchem an 5 Stellen nach (0001) tafliger Kalkspath eingelagert ist. Die Kalkspathtafeln erreichen bis 3 cm Breite bei 2 mm Dicke, sie zeigen ausser Spaltflächen am Rande der Glimmerplatte etwa.s wellige Grenzflächen ungefähr von der Lage (loio), auf der Basis, trianguläre Streifung, herrnhrend von Spaltrissen || (1011) und La- mellen und Absonderung nach (0112). Die nur wenig glänzende Basis spiegelt mit der Spaltfläche des Glimmers ein (gemessene Neigung ca. 0® 45'; 1011 : 001 43° 48' gern, [ca.], 44°' 36' her.), ihre Streifung (parallel den Umrisslinien der Kalk- spathtafein) verläuft parallel den D r u c k 1 i n i e n , der Kalkspath bat also nicht dieselbe Oi'ientinmg zum Glimmer wie der Natronsalpeter sondern erscheint um 30° gedreht. Uebrigens ist die Orientirung des Kalkspaths wieder eine doppelte, beide zu einander zwillingsaitig nach (0(>01), grade wie liei NaNOs, KJ etc. Die Verwachsung ist zw'eifellos gesetzmässig, denn aller ein- gelagerter Kalks[)atb hat die genannte Orientirung. Es mag bei dieser Gelegenheit daran erinnert werden, dass schon Bueithaupt ähnliche Verwachsungen von Dolomit und Ghiorit beschrieben hat (Schweigger-Seidel’s Journal f. Chemie und Physik 55, 308, 1829). Die Stufe stammte vom Rolhenkoi)f im Anders Ilennig, Basalt-TufT von Liliö. 357 Zillerthal, der Dolomit zeigte die Form (1011), der Chlorit war taflig nach (0001) mit rhomboedrischen Randflächen. Beide stehen mit ihren »Ilaupta.Ken und Queraxen vollkommen parallel«, auch sollen die »Spaltungs-llhomhoederflächen beider Substanzen« ganz parallel spiegeln. Der Habitus ist nach der Figur sehr abweichend von der oben beschriebenen Verwachsung, indem die Ghloritplatte das Dolomitrhomboeder anscheinend ringförmig umgiebt. .Vuch ll.viDi.XGER (Handbuch, p. 279) erwähnt vom Grossari in Salzburg Dolomit mit blassgrünem Glimmer so verwachsen, dass •die Basisflächen parallel liegen. Basalt-Tuff von Lillö. Von Anders Hennig. In der nordöstl. Ecke des westl. Ring-Sees im mittleren Schonen springt eine Äs-ähnliche Halbinsel, Lillö, in nordöstlich-süd- westlicher Richtung vor. Wie man schon aus Eichstaedt’s Unter- suchungen 1 weiss, setzt sich dieses as aus Nephelinbasalt zusammen mit dunkler Glasbasis, in welcher Kiystallindividuen von Nephelin, Angit, Olivin und Magnetit eingeschlossen liegen. Auf diesem Basalt ruht, wie man vor einigen Jahren beim Graben eines Brunnens sehen konnte, eine dunkelgrüne Tuffmasse, ■ein ganz fest verkittetes Agglomerat von Lapillen und Aschentheilen sowie allothigenen Elementen, cementirt von secundären Infiltra- tionsprodukten, hauptsächlich Calcit. Die Lapillen von Haselnuss- bis Erbsengrösse sind abgerundet, mit einer dichten dunklen Erstarrungszone versehen und erweisen sich dadurch als subaerische Ejectionsprodukte und nicht etwa als intrusive Tuirbildungen auf Hohlräumen oder offenen Spalten 2. In ihrem ganzen Habitus ähneln sie den Lapillen des TulTes von Dju- padal^ bestehen wie diese aus einem grünlich grauen, feinstruirten und schwach polarisirenden Aggregat — umgewandelten Glas — mit ovalen oder runden Poren, die durch Calcit und ein grünes, radialfasriges Mineral ausgefüllt werden. Die einzigen ursprünglich in der Glasmasse ausgeschiedenen Mineralelemente sind Olivin und Magnetit in idiomorphen oft aber bei der Ejection zerquetschten Individuen. Die Olivinsubstanz ist niemals frisch, immer in einen grünen läsrigen Serpentin unter Ausscheidung von Magnetit um- gewandelt. J Skänes basalter, Sveriges geol. Unders., Ser. C, N. 51, S. 51. - Cfr Kilroe und Hexrv, Quart. Journ. Geol. Soc., 1901, S. 479. 3 Eichst.vdt, Geol. Foren. Förhandl., Bd. 6, S. 408 und 774; SvED.M.\RK, ibid., S. 574. 358 Anders Hennig, Fremde Einschlüsse in den Lauillen sind selir selten und he- stehen nur aus isolirten Mmeralkörnern, gewöhiUich aus Quarz, aber auch aus Plagioklas und Mikroklin. Der Quarz bildet runde oder unregelmässig polyedrische Körner, deren Diameter zwischen 1,3 und 0,1 mm wechselt; Körner von 0,2 — 0,1 mm Diameter sind die am häufigsten vorkommenden. Gewöhnlich sind die Körner in kleine Fragmente zerkleinert; die oft verschobenen Bruchstücke sind durch eine glasige Zwischenmasse verkittet. Der Quarz umschliesst Mikrolithe von Apatit, Hornblende und Biotit, Rutil? — Trichite und liquide Interpositionen in geraden oder gebogenen Reihen, zuweilen mit beweglicher Libelle b Dieser Quarz stammt ursprünglich aus einem granitischen oder quarzdioritischen Gestein; die explodirende Basalt- lava nahm jedoch ihren Quarz-Gehalt nicht direct aus dem primären Gestein sondern aus einer klastischen Masse schon losgelöster Quarzkörner. Die zwischen den Lapillen eingelagerlen Aschentheile bestehen aus feinen Glaspartikelchen und Fragmenten von Olivin- und Magne- tit-Individuen sowie aus allothigenen Elementen in grösserer oder kleinerer Menge. Zuweilen nimmt das fremde Material in dem M aasse zu, dass das Gestein einem Sandstein ähnlich wird. Die fremden Mineralkörner, ergriffen von der empordringendeii Lava, eingebettet in den Lapillen oder gemischt mit den echt vul- kanischen Aschentheilen, zeigen oft deutliche Contacterscheinungen. Auch die die Körner umgebende Lavazone hat eine substanzielle Veränderung von Seiten der Einschlüsse erlitten. Die eingeschlossenen Feldspatlikörner zeigen wie gewöhnlich - keine oder sehr geringe Veränderungen. Sie sind scharf begrenzt und zeigen alle Eigenschaften eines unveränderten granitischen Feldspalhs; nur in einem Falle habe ich ein Feldspathkorn mit Schlauch -ähnlichen Gorrosionsbucliten längs den Durchgängen gesehen. Die Quarzkörner sind oft zersprengt, die Fragmente werden durch die erstarrende Glasmasse cementirt. Gleichzeitig findet eine wenigstens partielle Einschmelzung der Quarzsubstanz statt ; grössere oder kleinere Theile der peripherischen Zone der Quarzköiner werden von der glasig erstarrenden Lavamasse resorbirt. Die cen- tralen Partien können unverändert stehen bleiben, oder das ganze Korn wird eingeschmolzen, sein ehemaliges Dasein wird dann nur durch secundäre Charaktere angegeben. Der übrig gebliebene Rest zeigt keine besondere Contacterscheinungen; nur sind die Inter- ferenzfarben nach Verhältniss der Dicke der Dünnschlilfe ausser- ordentlich schwach. 1 Cfr z. B. Lehmann, Neues Jahrb. f. Min, 187L, S. 431; Bücking, Jahrb. Preuss. Geol. Landesanst., 1880, 8.167; I1uss.vk> Jahresher. d. Wiener Acad. d. Wiss., Abth. 1, 1880, S. 226. 2 Dannenbeug, Min. m Petr. Mittheil., Bd. 14, S. 81. P.asalt-TulV von Lillö. 359 Auf der angescliliflenen überlläclie der Lapilleii zeigen sich die eingescidossenen Quarzkörner von einem irn aufTallenden Licht dunklen Ring umkränzt. Unter dem Mikroskope im durchfallenden Licht scheint dieser Ring aus einer Glaszone zu bestehen, die heller ist als die Umgebung, und die einige doppelbrechenden Elemente ndt zwischengellossenem , isotropem Glas enthält. Die Breite dieser Höfe wechselt nicht nur für verschiedene Einschlüsse, sondern auch für verschiedene Theile desselben eingeschlossenen Quarz- kornes. Ein solches Korn von 0,24 mm Diameter hatte einen Gontaclhof, dessen Breite zwischen 0,04 und 0,025 mm wechselte; ein anderes Korn von 0,09 mm Durchmesser hatte eine Gontact- zone von einer Breite zwischen 0,11 und 0,02 mm. Die äussere Grenze des Hofes ist durch Anhäufung staubähidicher Parlikelchen deutlich markirt, die innere dagegen ist undeutlich, indem Theile der eben erwähnten doppelbrechenden Elemente sich von dem Gontactbofe in die Quarzsubstanz hinein erstrecken. Bei stärkerer Vergrösserung sielit man im Goiüacthof feine leistenförmige Mikrolithe in wirrer .Vnordnung. Die Leisten haben eine Länge von 0,017 — 0,022 mm; ihre Dicke beträgt ungefähr der Länge. Sie sind deutlich doppelbrechend und schief aus- loschend; in mehreren Eällen glaube ich eine der Längsrichtung parallele Zwillingslamellirung beobachtet zu haben, kann aber nichts Bestimmtes darüber sagen. Sicher ist, dass die Lichtbrechung der Leisten kleiner als die des Quarzes ist, und dass dieselben von kochender conc. Salzsäure nicht beeintlusst wurden. Wenn die Leisten, wie ich glaube, aus Feldspathsubstanz bestehen, muss diese eine Ab-reiche sein und weniger als 15 An enthalten. Ausser diesen leistenförmigen sieht man auch rhombische l)urchschnilte von dünnen schwach anisotropen Lamellen. Ihr ganzer Habitus erinnert an die PE.NCK’schen rhombischen Lamellen, die von Kheutz’ als Sanidin-, von Möhl'^, I’enck^ und mehreren anderen Autoren als Plagioklaskrystalle gedeutet werden. Cohen ^ will die Frage iler Plagioklasnatur dieser Lamellen nicht als ent- schieden ansehen, sagt aber, dass die Lamellen eben für Basalt- gläser sehr charakteristisch sind. Zur selben Kategorie gehören die von Törnebohm^ beschrie- benen und von ihm als Mikroklin gedeuteten lamellenartigen Ein- lagerungen in den Quarzkörnern eines dunklen Sandsteins, der von Xathorst als Geschiebe bei dem Dagstorp-See aufgefunden wurde. Aehnliche Geschiebe sind auch bei /i.kersberg in der Nähe vom Bahnhof Höör angetroflen worden. Durch Ueberhandnehmen der 1 Silzungsber. d. Wiener Akad. d. Wiss., math.-iiaturw. Gl.» 1809, H, 1 S. 186, Fig. 14. - Die Gesteine der Sababurg in Hessen, Kassel 1871, S. 30. 3 Zeitscbr. d deutsch, geol. Ges., 1878, S. 99. ^ Neues Jabrb. f. .Mineralogie, 1880, 11, S. 30. Geol. Fören. Furhandl., Bd. 0, S. 190. 360 Anders llennig, Quarzkörner über die Lapilli und vulkanischen Asclientlieile geht auch der Lillöer-TufT in einen ähnlichen Sandstein über. Ein für alle diese Sandsteine gemeinsamer Charakter besteht darin, dass sie dieselbe eigenthümliche Umwandlung zeigen; in der Peripherie der Körner siebt man nändich kleine doppelbrechende Lamellen von der oben erwähnten rhombischen Form eingelagert. Diese Lamellen, sowohl die der Gontactböl'e wie die der Quarzkörner zeigen schwach ausgeprägte Durchgänge nach einer als (001) gedeuteten Flüche; es ist schwer, die Auslöschungsschiefe genau zu bestimmen; sie scheint jedoch 12—15® gegen die Durch- gänge nach (001) zu bilden. Ihre Lichtbrechung ist schwächer als die des Quarzes; eine Einwirkung kochender, concentrirter Salz- säure auf die Lamellen ist nicht merkbar. Einige isolirte Quarzkörner mit peripherisch eingelagerten Lamellen wurden nach Boricky’s Methode mit II Fl Ijehandelt. Aus der Lösung erhielt ich Kieselfluornatrium- und Kieselfluorkalium- Krystalle in ungefähr gleicher Menge, vielleicht etwas mehr von den erstgenannten. Durch diese Zusammensetzung unterscheiden sich die Lamellen in dem Lillöer-Tuh' von denjenigen des Dagstorper- Sandsteins, in denen nur ein Jlonoxyd, K^O, enthalten ist’; wenn diese als Kalifeldspath so müssen jene als Alkalifeldspath gedeutet werden. Im Basaltglas ausserhalb des Contakthofes wurden keine Feldspath- Individuen ausgeschieden; in der langsam erstarrten Nephelin-Lava der Lillöer-Kuppe finden wir höchst selten ein Pla- gioklasindividuum. Es scheint daher, als wenn der Contaethof um das theilweise eingeschmolzene Quarzkorn herum eine saurere Mischung als die gewöhnliche Lavamasse bildete ; aus dieser schied sich nur Nephelin, aus jener Feldspath aus. Ein Th eil lier Kieselsäure des geschmolzenen Quarzes wurde für die Feldspathbildung des Contaethofes in Anspruch g e n 0 m m e n. Die Alkalifeldspath-Lamellen liegen, wie gesagt, z. Th. in den Quarzkörnern eingebettet; der diese Neubildungen umschliessende Theil des Quarzes muss jünger als die Einschlüsse sein, muss demnach als ein regenerirter Theil des Quarzkornes angesehen werden. An den vielleicht ungeschmolzen übrig gehliehenen Best des Quarzes legte sich direct und in paralleler Orientirung der aufs Neue aus der geschmolzenen Si O'-Masse auskrystallisirende Quarz, ohne dass man eine Grenze zwischen dem alten und dem neuen Theil des jetzigen Kornes entdecken kann. Ein Theil der Kieselsäure des geschmolzenen Quarzkornes schied sich als Q u a r z s u h s t a n z aus. WicHM.\N.N hat- gezeigt, dass schnell erstarrender gesclnnol- ’ TöRN'EnoiiM, loc. CiL, S. 200. - Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges., 1883, S. 849. Basalt-Tuff von I.illö. 361 zener Quarz ein isotropes Glas bildet. Doss sagt^ dasselbe, zeigt aber auch, dass eingeschmolzener Quarz sich in vielen Fällen als eine krystallinische Masse — Quarz oder T r i d y m it — ausscheidet. Diese Thatsache ist schon früher von J. Leh.\i.\.vn2 und von K. V. CfiRL'STSCHOFK^ bewiesen worden. Da nun Doss findet, dass Augitkrystalle in doppelbrechendeni Quarz eingebettet liegen, oder dass die geschmolzene Mischung von Quarz und ßasaltlava zu Feld- spalh und Quarz in mikropegmatitischer Verwachsung erstarrte, betrachtet er es als eine bewiesene Thatsache, dass der um- schliessende Quarz neugebildet worden ist gleichzeitig mit oder später als die eingeschlossenen Elemente. Auch Becke ^ nimmt bei der Besprechung fremder Quarzeinschlü.sse in den lampro- phyrischen Gängen des s. Vorspessarts an, dass der Quarz, welcher die ungefähr gleichzeitig ausgeschiedenen Hornblendenädelchen umschliesst, regenerirt ist; er sah nämlich in manchen Fällen eine deutliche Grenze zwischen den älteren und den jüngeren Theilen des Jetzigen Quarzkornes. Endlich giebt auch D.\xnenbergs zu, dass sich krystallinischer Quarz aus einer Si 0--Masse regeneriren kann. Die hier oben erwähnten Feldspathleisten gehören vorzugs- weise zu dem Gontacthof der Quarzkörner in den Lapillen, die Feldspathlamellen dagegen zu den peripherischen Theilen der extralapillären Quarzkörner. .Vusser den Feldspathelementen in der Si O^-reichen Mischungs- zone des Basaltglases und Quarzes finden sich hier auch andere Krystallausscheidungen, kleine doppelbrechende Mikrolithe, kürzer als die Feldspathleisten und von einer grünlichen bis schwach braunen Farbe. Ich möchte diese Bildungen als .Vugit-Mikrolithe deuten. Das auf Lillö anstehende sandsteinähnliche Gestein ist, wie sein geologisches Vorkommen zeigt, im Zusammenhang mit der Absetzung eines echt vulkanischen Tufles gebildet worden, demnach selbst ein Tuff mit überwiegenden allothigenen Quarz- und Feld- spathkörnern ; seine Quarzkörner zeigen eigenthümliche Neubildungs- iind Regenerirungs - Erscheinungen. Ganz dieselben Phänomene linden wir auch in den Quarzkörnern des als Geschiebe beim Dag- storp-See und bei .Äkersberg gefundenen Sandsteins. Hieraus darf man wohl schliessen, dass auch diese Sandsteine als Tuffsandsteine gebildet worden sind, die bei der Basalteruption Schonens abge- lagert wurden. Auch will Tör.neboh.m® die »Grünsteinfragmente« 1 Min. u. petrogr. Jlitth., Bd. 7, 1886, S. 520. - Verhandl. d. nat. Ver. d. preuss. Rheinl. u. Westphal. 1874:, S. 34 u. 37, ibidem 1877, S. 213. 3 Min. u. petrogr. Mitth., Bd. 7, S. 68. * Min. u. petrogr. Mitth., Bd. 11, S. 271. ^ Min. u. petrogr. Mitth., Bd. 14, S. 67. ® Loc. eit, S. 203. 362 G. Liiick des Sandsteins vom Dagstorp-See eher als Basalt wie als Diabas tleiUen. Von den Fundorten der fest anstehenden Basalllulfe — Djupa- dal und Lillö — können diese Geschiel)e nicht mit dem Landeis nach dem Dagstorp-See und nach Jlkersberg transportirt worden sein; sie müssen entweder aus der Nähe ihres jetzigen Vorkommens oder weiter von Osten her stammen. Jedenfalls beweist ihre jetzige l..age, dass Tulfbildungen im Zusammenhang mit den Basalterup- tionen Schonens ursprünglicli eine nicht unbeträchtliche Verbreit- ung halten. Mittheilungen aus dem mineralogischen Institut der Universität Jena. I, Apparat zur Demonstration der Gebirgafaltung. Von G. Linck in Jena. Mit 4 Figuren. Schon vor mehr als Jahresfrist habe ich einen kleinen, hand- lichen Apparat construirt, um die Faltung diii’ch seitlichen Druck einem grösseren Kreise von Zuhörern vorzuführen. Er liat sich in- zwischen bewährt und darum möclite ich die Fachgenossen darauf aufmerksam machen. Fig. 1. Wie man aus den beistehenden Figuren ersieht, besteht die Vorrichtung aus einem llolzrahmen, der am oberen Ende zwar olfen, aber zum Schutze gegen die Wirkung des Druckes seitlich durch zwei dünne Eisenstangen verbunden ist. Er hat eine Höhe von 20 cm eine lichte Weite von etwa 33 cm und besitzt innen zwei Nuten, in welche zwei dicke Glasplatten in einem Abstand von ca. 2,.5 cm eingeschoben sind. Der Druck wird durch einen zwischen den Glasplatten laufenden Ilolzpflock, der durch eine Schraube bewegt und durch zwei Eisenstangen geführt wird, bewirkt. Apparat zur Demonstration der Gebirgslaltung. 363 Als Ersatz für die Gesteinsscliicliten verwendet man am besten in kleine Blecbformen gegossene Gelatinestreifen von etwa 1,2 cm Dicke und dem Apparat entsprechender Länge und Breite. Sie werden entsprechend der verschiedenen Plasticilät der Gesteine in verschiedenen Tiefen mit verschiedenem IVassergehalt hergestellt und zwar habe ich sieben Schichten verwendet, welche je 10, 15, 20, 25, 30, 35, 40 Gramme Gelatine auf Je 100 Gramme Wasser ent- hielten. Die Gelatine wird mit Anilinfarben gefärbt. Hierzu eignet sich am besten folgende Reihenfolge; Grün, Roth, Weiss, Blau,. Gelb, Roth, Weiss. llan lost die Gelatine auf dem Wasserbad in der vorgeschriebenen Menge Wasser, färbt, giesst in die Formen, die man vorher etwas mit Fett einreiben kann, nimmt sie nach dem Erkalten leicht heraus, schneidet die Streifen auf die richtige Länge ab und liringt sie mm in regelmässiger Reihenfolge, den. weichsten zu unterst, zwischen die etwas eingeölten Glasplatten, Fig. 2. wobei man zum bequemeren Einlegen die eine Glasplatte heraus- nimmt. Ist das Ganze soweit in Ordnung, dann kann man mit dem Druck beginnen. Beistehende vier Figuren stellen vier verschiedene Phasen der Faltung dar. Man sieht im ersten Bilde die horizontal liegenden Schichten vor der Faltung, im zweiten den Beginn der- selben. Man sieht wie die Falten sich dort bilden wo der Druck ein- setzt (Bruchrand), während das Vorland ungefaltet bleibt. Man erkennt auch, wie die oberen Schichten stärker gefaltet werden als die unteren und wie intratellurische Hohlräume entstehen. Auf dem dritten Bilde gelangen bereits sehr complicirte Lagerungsverhältnisse zum Ausdruck, man sieht Brüche, doppelte Faltungen, Ausquetsch- ungen, Klippenbildungen und so fort. Auf dem letzten Bilde endlich ist das Endstadium dargeslellt, welches mit den complicirtesten geologischen Verhältnissen vergleichbar ist. Auf diesem Bilde sieht man auch einen leicht eintretenden Fehler, dass sich nämlich der schiebende Pflock etwas in die Höhe bewegt und ein Theil der 364 G. Linck, Apparat zur Demonstration etc. untersten Schicht ausgequetscht wird. Dies lässt sich leicht ver- meiden, wenn man während der Ausübung des Druckes gleichzeitig mit der freien Hand den Pflock etwas niederdrückt. Das Resultat ist bei jedem Versuch wieder etwas anders, sodass man bei öfterer Wiederholung zu einem kaleidoskopartigen Fig. 3. Wechsel der Einzelerscheinungen kommt, die geradezu ein be- sonderes Studium herausfordern. Der ganze Versuch ist ausserordentlich leicht auszuführen, b3sonders im durchfallenden Lichte einer Lampe für einen grossen Fig. 4. Kreis von Zuhörern deutlich zu sehen und kann von jedem Diener in kurzer Zeit vorbereitet werden. Der nach meinen Angaben gefertigte Apparat kann samml den Blechformen für die Gelatinestreifen von dem hiesigen Tischler- imeister G. Bezold zum Preise von 20 Mark bezogen werden. Erich Taubert, lieber rolhes Quecksilberjodid (Hg J2). 365 n. Ueber rothes Quecksilberjodid (Hg J^). Von Erich Taubert in Jena. Mit 3 Figuren. Krystalle von rolbem Quecksilberjodid sind zuerst von Mit- scHEnucHi untersucht worden. Er fand die Krystalle tetragonal, bat an den nach der Basis tafelförmigen Krystallen nur noch eine Pyramide beobachtet und die Winkel (111) : (001) = 109 0 30', (111) : (111) = 390 gemessen. Rammelsberg^ bat aus dem Winkel (111) : (001) das Axenverhältniss gleich a : c = 1 : 1,9955 bestimmt. Auch erwähnt er eine Spaltbarkeit nach der Basis. Groth^ fand an anderen Krystallen als seltene Form noch ^ P (114). Die mir vorliegenden Krystalle wurden durch Zufall erhalten. Sie fanden .sich in einem Gefäss, welches etwas mit Quecksilber gereinigtes Methylenjodid in Benzol enthielt, und sind demnach aus Benzol krystallisirt. Die Farbe der tafelförmigen Krystalle, welche etwa bis 2 mm dick und bis 6 mm breit und lang werden, ist ein dunkeles Biutroth. Sie stellen eine Gombination von Pyramide erster Art, Basis und Prismen erster und zweiter Art dar. Die Messungen, welche aller- dings keinen Anspruch auf allzu grosse Genauigkeit machen können, da die Pyramidenflächen matt waren, ergaben für den Polkanten- winkel der Pyramide 110“ für den Winkel zwischen Basis und Pyramide 12G“ 1'. Man ersieht hieraus, dass man es offenbar mit einer anderen Form zu thun hat als Mitscherlich, und zwar wäre 1 hei analoger Aufstellung unsere Form P (112), wenn die Pyramide, die Mitscherlich beobachtet hat, (111) ist. Die Axenverhältnisse betragen nach :Mitschrlich a ; c = 1 ; 1,9955, nach meiner Messung a ; c = 1 ; 0,9726. Man kann bei den Krystallen drei Typen unterscheiden; der erste Typus zeigt eine prismatische Ausbildung, der zweite stellt quadratische Tafeln dar; der dritte endlich hat die Form einer vier- seitigen Pyramide mit nach der Vertikalachse scheinbar hemi- morpher Ausbildung. Die Krystalle des ersten Typus .stellten sich bei näherer Untersuchung als einfache Individuen heraus, welche von den Formen: (100), (112), (001) und (110) begrenzt werden, und zwar herrscht (100) stets stark vor, während (110) und (001) bis zum Verschwinden zurücktreten. Dadurch erlangen die Krystalle Aehn- lichkeit mit einem verzerrten Granatoeder. 1 Pogge.ndorff's Annalen. 28. 116. 2 Ra.mmelsberg ; Krystall. physikal. Ghemie. I. 304. “ Groth; Physik. Krystallographie 1895. 428. 366 Erich Taiiherl, Der zweite Typus stellt DurchlcreuzungszwiHinge ’ dar, deren Zwillingsebene (102) ist. Dadurch fallen zwei Fläclien von (100) in eine Ebene, nach welcher dann die Krystalle, wie Eig. 1 zeigt, tafelartig ausgehildet sind. Fig. 1. An diesen Zwillingen wurde der Winkel, den zwei Basisllächen ver- schiedener Krystalle mit- einander bilden, gemessen und gleich 90° 10' 12" ge- funden. Berechnet man hieraus das Axenverhält- niss, so ergieht sich a : c = 0,99725, welches aus- gezeichnet zu dem von Uammklsberg angegebe- nen stimmt. Aus dieser Messung ergieht sich, dass der Winkel, den zwei ab- wechselnde Polkanten am einfachen Individuum mit einander bilden 90'' 10' 12" beträgt. Infolgedessen sehen die Krystalle wie tetragonale, nach der Basis tafelförmige, sonst noch von einer Pyramide und einem untergeordneten Prisma anderer Art begrenzte Individuen aus. Die zwei Polkanten , welche einer Seile der 'l’afel und zwei Individuen angehören, fallen aber, wie die Be- rechnung ergieht, nur an zwei gegenüberliegenden Seiten der Tafeln in eine Gerade. An den beiden anderen würden sie sich unter einem Winkel von 1790 39 '36 "treffen. Man kann dies aber nicht wahr- nehmen, weil die Grenze der beiden Krystalle durch einen ein.springenden Winkel bezeichnet wird, in dem von beiden Indi- viduen je eine Fläche von einen Winkel von 90® 10' 12" mit einander bilden. <100) liegt, die ‘ Man könnte sie natürlich auch als Vierlinge nach demselben Gesetz deuten und auch die Messungen scheinen bald das eine, bald das andere anzudeuten. Ueber rollies Quecksilberjoclici (Ilg J2). 367 Der dritte Typus endlich stellt Drillinge nach demselben Gesetze dar. Auf eine der beschriebenen, nach (102) des ersten Individuums verzwillingten Tafeln ist ein drittes Individuum symme- trisch nach (012) aufgewachsen, sodass die Basis (001) des dritten Krystalls mit der dem ersten und zweiten gemeinsamen Fläche von (100) sehr annähernd parallel verwachsen ist, und das Ganze das Aussehen eines tetragonalen, nach der llauptaxe hemimorplien Krystalles erlangt. Auf den Pyramidenflächen sind ganz flach aus- springende IVinkel zu beobachten. Figur 2 stellt einen solchen Drilling, auf die Basis des drillen Individuums projicirt, dar. Fig. 3. Das specifische Gewicht der Substanz wurde mit dem Pykno- meter bestimmt und zu 5,916 (als Mittel aus zwei Beobachtungen) gefunden. Die Krystalle spalten ausgezeichnet nach der Basis (001), weniger gut nach einer Pyramide 1. Art, welche, nach nur sehr wenig genauen Messungen etwa der an unserem Präparate be- obachteten Pyramide entspricht. Die Krystalle sind optisch einaxig und der Charakter der Doppelbrechung ist negativ. Die Doppelbrechung ist oOenbar sehr stark, wie sich aus den zahlreichen Interferenzringen des Axen- bildes sehr dünner Blättchen ergiebt. In sehr dünnen Blättchen sind die Krystalle blutrolh durchsichtig und zeigen in Schliffen 368 C. SchUUer, Zur Keuperkolile etc. parallel der Hauptaxe einen deulliclien Pleochroismus und zwar ist »u blutroth, s orangerolh. Es scheint daher die Absorption für u> grösser als für e zu sein. Wegen der allzu geringen Lichtdurch- lässigkeit konnten die Brechungsexponenten nicht bestimmt werden. Die von Groth* erwähnten anomalen optischen Erscheinungen konnte ich an keinem meiner Präparate beobachten. Zum Vergleich wurden auch Krystalle gemessen, wie sie von Merck bezogen wurden. Es ergab sich da, dass, wie ein Vergleich mit den Spaltungstracen nach (112) lehrt, die MERCK’schen Krystalle durch (111), (100), (001) begrenzt werden. Die Messung ergab: (111) : (111) “ 1400 58', woraus sich das Axenverhältniss a;c - 1 ; 1,995 berechnet. Mit demselben Präparate wurde eine Umkrystallisation aus Benzol versucht und dabei erhielt man neben kleinen, vermiUhlich von (100), (111) und (001) begrenzten einfachen Krystallen, zahl- reiche kleine Zwillinge von der Ausbildung der Eig. 3, weiche nach dem an der Photographie mit dem Transporteur gemessenen ein- springenden Winkel von 138 o zwischen den Polkanten der beiden Krystalle von (111) und (100) begrenzt werden. Das Zwillingsgesetz, ist dasselbe wie das an unserem Präparate festgestellte. Zur Keuperkohle östlicb vom Teutoburger Walde. Von C. Schlüter in Bonn. Unlängst wurde an mich die Frage über unsere Kenntniss der Keuperkohle im Osten des Teutoburger Waldes — anscheinend veranlasst durch die jüngste Mittheilung des Herrn Dr. Stille, welche seine Beobachtung von Keuperkohle hei Neuenheerse bringt — gerichtet. Wenn ich meine sehr dürftige .\ntwort hierher setze, so leitet mich lediglich die Hoffnung, sie werde von berufener Seite eine umfassende Ergänzung erfahren, wo möglicii unter Berücksichtigung auch anderer Vorkommnisse, wie des Eisens und des Bleies iiu Muschelkalk und Pläner der allen Paderborner Lande, sowie der ehemaligen Goldgewinnung daselbst. Aus den Begesten des Fürstenthums Lippe und den Mittheil- ungen A. !• alk.m.w.n’s ist bekannt, dass , abgesehen von einem alten Bergbau bei »Grevenhagen«, 1593 l)ei dem auf Keuper stehenden Dorfe Heester, SO. von Horn »Steinkohlen» geschürft wurden. Ebenso im Keuper bei Marienmünster, SO. von Steinheim, an der Chaussee nach Fürstenau, im Jahre 1596. 1 Gkoth; Physik. Krystallographie 1895. 428. J. A. Ippen, Ueber einige aplitische Ganggesteine etc. 369 Gesucht wurden uni dieselbe Zeit auch Kohlen in der Gegend von Oerlinghausen und der Bau darauf 1605 in grösserem Umfange wieder aufgenommen. Im Keuper am Köterberge — »dem höchsten unter den Bergen in dem Hügellande Westphalens«, 1 Meile OSO. von Schwalenberg — wurde 1520—1536 Bergbau betrieben. Der herzoglich Sachsen -weimarsche Hüttenverwalter J. H. Sigismund L.vnger berichtet im letzten Viertel des vorvorigen Jahr- hundert unter anderem von Neuenheerse; »Von dem Dorfe aus gegen Abend ist ein Versuch auf Steinkohlen gemacht ... So hoffnungs- voll auch die Anzeichen auf Steinkohlen sind, so waren doch die gemachten Versuche nicht zweckmässig . . •« und ertheilt dann bergmännischen Rath, wie dieselben besser anzustellen seien. 1825 schrieb Fr. Hoffmanx: »Unstreitig zu den unbedeutendsten Einlagerungen im Ge- biete der Keuper-Formation gehört das Vorkommen von Kohlen- flötzen; ich fand sie von Schichten des bunten Mergels um- schlossen unter anderen bei Borgentreich und am Abhange des Teutoburger Waldes bei Neuenheerse«. Dass überhaupt »im Regierungsbezirk Minden, im Kreise Warburg in der Umgebung von Peckelsheim viele Versuche auf einem nur wenige Centimeter mächtigen Kohlen-Flötze gemacht« seien, erwähnte noch neuerlich H. von Dechen (1873) etc. Dass die Hoffnungen auf Kohlen in dortiger Gegend, gleich denen im rheinischen Unterdevon von Zeit zu Zeit wieder aufflackern, ist mir seit vielen Jahren bekannt. Ueber einige aplitische Qanggesteine von Predazzo. Von Dr. J. A. Ippen. Graz, mineralog.-petrogr. Institut der Universität. In einer Arbeit, die ich im März der Wiener Akademie der Wissenschaften eingereicht habe, »Ueber einige Ganggesteine von Predazzo« habe ich letztere in me lano kr ate und leuko kr ate Ganggesteine eingetheilt und unter den leukokraten Ganggesteinen auch die Monzonitaplite in der Eintheilung erwähnt, und auch aplitische Formen unter den Contacterscheinungen beschrieben. Eine ausführlichere E'ntersuchung habe ich damals nicht be- absichtigt und seien hier die wesentlichen Resultate meiner Unter- suchungen, nachdem ich auch inzwischen eines der aplitischen Gesteine analysirt habe, veröffentlicht. Nach Angaben Doelter’s, welcher diese Gesteine sammelte, bilden die hier in Frage kommenden Gesteine Gänge im Monzonit, gehören also jedenfalls zur Ganggefolgschaft des Monzonites. 24 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 370 J. A. Ippen, Die aplitische Forni des Monzonites findet sich übrigens niclit nur als selbständige Gangbildung, wie dies RÖmberg* beschrieb, sondern ebenso als Randbildung des Monzonites (w'as auch M. Webern wieder hervorgehoben hat). Wie das Korn der Aplite, so wechselt auch je nach massen- hafteren oder geringeren Eintritt der gefärbten Bisilicate die Farbe der aplitischen Gesteine, im allgemeinen kann man sagen, dass, da ja das Yorhandensein von reichlicherem Pyroxen oder grösseren Mengen von Biotit oder Magnetit sich von vornherein nicht mit der Aplitnatur vertrüge, die Farbe überhaupt nicht sehr dunkle sein kann. Sie w'echselt thatsächlich nur zwischen hellfleischroth oder isabell. Die Aplite sind daher leukoptoche Gesteine. In typischer Ausbildung sind die aplitischen Monzonite gerade nicht allzuhäufig, vielleicht dürfte sich aber ergeben, dass sie ziemlich ebenso häufig Vorkommen, wie die porphyrischen Aus- bildungen der Monzonite. Die Ursachen der aplitischen Ausbildung mögen hier nicht w'eiter untersucht w'erden. Die Gangnatur allein muss nicht die Ursache der Feinkörnigkeit sein. Wir wdssen aus den Untersuch- ungen von Weed und Pirsson (Igneous rocks of Yogo Peak Montana, Americ. Journ. 1895) dass in den Bearpaw Mountains in Montana die Aplite den Kern eines lakkolithischen Syenites vom Monzonit- typus bilden, wmbei ich allerdings noch bemerken muss, dass der aplitische Kern von Yogo Peak erstens Quarz führt, der nur in einigen der von mir untersuchten Aplite spurenweise zu finden ist, ferner, dass der Feldspath im Aplit von Yogo Peak als Mikroperthit bezeichnet wird, eine Ausbildung, die in den Apliten von Predazzo fehlt. Der Unterschied ergiebt sich übrigens auch aus der che- mischen Zusammensetzung des von Pirsson Granitsyenitaplit ge- nannten Gesteines, die ebenso wie die chemische Zusammensetzung des Monzonites von Yogo Peak nicht mit der von mir ausgeführten Analyse übereinstimmt. Nur w^enige Beschreibungen der aplitisch ausgebildeten Gang- gefolgschaft mit den Monzoniten von Predazzo stehenden Gesteine seien hier gegeben. Aplitisches Gestein von Boscampo. Ein sehr feinkörniges Gestein von hellfleischrother Allgemein- farbe, nur stellenw'eise von länglichen Flecken unterbrochen. Bei der Beobachtung unter dem Mikroskop bemerkt man, dass der Oi'thoklas vorherrscht. Er ist theils glasklar, theils grauröthlich getrübt durch feinen Staub, der auch unter starker Yergrösserung * Ro.mberg; Berl. Akad. Wissensch. 1901. - M. Weber: Beiträge zur Kenntniss des Monzonigebietes. Gentralblatt f. Mineralogie 1902. S. 673 ff. Ueber einige aplitische Ganggesteine von Predazzo. 371 nicht gut definirbar wird, wesentlich aber, was längere Einwirkung von concentrirter Salzsäure zeigt, wohl nur sowohl wasserfreie als wasserhaltige Formen des Eisenoxydes repräsentirt. Stets sind die Orthoklase Zwillinge. Auch zeigt sich, dass manche Orthoklase nicht gleichmässig getrübt sind, sondern dass helle Linien die röthliche Färbung unterbrechen. Ob diese Linien eine Pseudospaltbarkeit des Orthoklases andeuten oder ob der Absatz von rothen Eisenoxydpartikelchen gewisse Richtungen mehr bevorzugt hat, ist kaum nachzuweisen. Hellgrüne, krystallographiscn nicht gut begrenzte Augit- partien finden sich im Orthoklas als Einschluss; nicht alle sind frisch, sondern es ragen in dieselben gleichsam spitzzungenförmig Streifen einer veränderten, dnnkelhraun-grünlichen Substanz hinein. Manche Augite zeigen auch stärkere Zerfaserung. Magnetit ist sowohl Einschluss im Augit als auch im Feldspath. Neben dem Orthoklas findet sich in leistenförmiger Ausbildung einPlagio- k 1 a s , der nach wiederholten Messungen einer chemischen Zu- sammensetzung der Mischungsformel Ab4Ani entspricht. Die -\hweichungen der Messungen (es ist Schichtenbau vor- handen) sind sehr geringfügig, sodass ein grosser Wechsel der Zu- sammensetzung in den einzelnen Schichten wohl nicht vorauszu- setzen ist. Einige uralisirte Augite sind ebenfalls vorhanden, genaue Messungen lassen sich wegen unvollständiger .Vusbildung wohl nicht geben, doch ist immer noch sicher festzustellen, dass Zer- faserung zur Bildung stark pleochroitischer Hornblende führte, während andere Stellen noch deutlich Spaltbarkeit des Aiigites zeigen. Titan it (Grothit) findet sich nur in Körnerform. Der Apatit tritt in diesem Gesteine in zwei Formen auf. Erstens in Form zarter schmaler Stengelchen mit xP . OP, immerhin nicht zu den kleinsten Dimensionen herabsinkend, als Einschluss im Plagio- klas, Orthoklas und zuweilen auch im Augit; ferner aber in Form von etwas gröberen Körnern und kurzstengeligen Individuen ange- hörend in den Zwickeln. Als ein nicht zum normalen Bestände des Gesteines gehöriges Mineral ist der Turmalin anzuführen. Er findet sich sehr sparsam. In dem Dünnschliffe, der mir zur Unter- suchung vorlag, waren nur zwei Exemplare anzulrelTen. 1. Ein Schnitt || zur Hauptaxe, Prisma mit Rhomboeder, cen- traler dunkler Kern und wasserklare Hülle, hat starken Dichroismus E hell sepia, to neutraltinte. 2. Ein einzelner dunkler Durchschnitt || OP. Biotit findet sich in diesem Gesteine nur in höchst geringer Menge, hie und da einige Lamellen. Dieses Gestein unterzog ich der .\nalyse und erhielt folgendes Resultat : 2T* 372 J. A. Ippen, I II Si O2 60,58 1,018 Columne I die Ti()2 0,28 — G ewichtsprocente AI2 O3 19,48 0,19 der Analyse, Fe2 O3 4,71 0,03 Columne II FeO 1,55 0,01 Molecularzahlen. Mg 0 0,86 0,02 CaO 2,74 0,049 Na2 0 5,55 0,089 KaO 3,89 0,041 H2O 0,63 — Summe D = 2,667 100,27 1,447 Das Ergebniss der Analyse zeigt, dass dieses Gestein nicht, obwohl der mineralogische Bestand es erlauben würde, es Monzonit- aplit zu nennen, in chemischer Verwandtschaft mit Monzonit steht. Die Monzonite besitzen durchaus einen höheren Ca 0-gehalt und einen niedereren Si02-gehalt, als das von mir analysirte Gestein aufweist. Der höchste Si 02-gehalt der Südtyroler Monzonite ist 58,98 t |o. Bröggeri hat als Mittel aus den Analysen der Monzonite von Predazzo festgestellt: Si O2 55,88 “Io, CaO 7 “[0, Summe der Alkalioxyde 6,8i “|q und äussert sich auch an anderer Stelle Seile 53: » Sie sind (die Monzonite), abgesehen von den Grenzfaciesbildungen, echte Tiefen- gesteine von intermediärer Mischung (62—49 “|o Si O2) mit einem Ga 0-gehalt von 6—7 “lo mit procentisch ungefähr gleich grossem Alkaligehalt K2O und Na2 0 ziemlich im Gleichgewicht, hohem AI2 Os-gebalt (circa 17—18 “| ,), relativ niedrigem Mg 0-gehalt.« Nach Doelter2 ist das Mittel der quarzfreien Monzonite des Monzoni: Si 02-gehalt 52,27 “|o, CaO 10,11 “0; die Mittel der Alkalien 6,48 “:o, sowie des AI2 O3 17,58 “jo bewegen sich innerhalb der auch von Brögger gegebenen Grenzen. Das von mir analysirte Gestein weicbt also wesentlich vom Mittel der Monzonite ab. Brögger 1. c. rechnet auch das bekannte Hodritscher Gestein, das andere als Augitdiorit oder auch als Banatit bezeichneten, zu den Monzoniten. Aber auch dieses mit 61,73 “|o Si02, 17,45 AI2 O3 kann nicht in Beziehung zu dem von mir analy- sirten Gesteine gebracht werden, da die Magnesiamenge (2,29 “Jo) des 1 Brögger: Die Eruptionsfolge der triadischen Eruptivgesteine bei Predazzo in Südtyrol. 2 G. Doelter: Chemische Zusammensetzung und Genesis der Monzonige.steine. Tscherm. min. u. jietr. Mittheil., Bd. XXI, lieft 1. lieber einige aplitische Ganggesteine von Predazzo. 373 Hodritscher Gesteines zu hoch, die Alkalisumme (6 ®|o) zu nieder im Yergleiche zu meiner Analyse ist. Ich habe früher auch auf die schönen Untersuchungen von Weed und Pirsson hingewiesen, ich fand aber unter den in dieser Arbeit verzeichneten Analysen kein Analogon zu meiner Analyse. Ein dort als Granitsyenitapht of Sheep Creek verzeichnetes Gestein ergab nach der Analyse von W. F. Hillebrand folgende Procentzahlen ; Si O2 66,29, Ab O3 15,09, Mg 0 2,39, Ca 0 2,38, Summe der Alkalienoxyde 8,87. Wie ich schon früher (Seite 370) erwähnte, deckt sich auch das petrographische Verhalten nicht ganz mit dem des von mir untersuchten Gesteines von Boscampo. Am nächsten stehen jedoch die Resultate meiner Analysen denen der Pulaskite und Laurvikite. Vergleichsweise seien in der folgenden Tabelle die Zahlen der Analyse des Pulaskites von Fourche Mountain (Arkansas), Analy- tiker Brackett I ferner des Laurvikites (Byskoven Laurvik), Anal. G. A. Merlan 2 und meiner Analyse zusammengestellt. Pulaskit von Fourche Mountain Laurvikit Byskoven von Laurvik Ganggestein im Monzonit von Boscampo Si 0» 60,03 58,68 60,58 Ti Ü2 — 1,00 0,28 A1‘2 O3 20,76 19,50 19,48 Fe2 O3 4,01 3,63 4,71 FeO 0,75 2,58 1,55 MnO Spur — — MgO 0,80 0,79 0,86 CaO 2,62 3,03 2,74 Na» 0 5,96 5,73 5,55 K2O 5,48 4,50 3,89 H2O 0,59 1,01 0,63 P2O5 0,07 0,54 101,07 100,99 100.27 Ich halte diese Uebereinstimmung der Analysen für hin- reichend, um annehmen zu dürfen, dass das von mir untersuchte den Alkalisyeniten angehörige Ganggestein den Pulaskiten und Laur- vikiten am nächsten steht. 1 J. F. Williams (Igneous rocks of Arkansas) Little Rock 1891. - W. G. Brögger; Das Ganggefolge des Laurdalites, Kristi- ania 1898. 374 J. A. Ippen, Damit ist auch für das Gebiet von Predazzo für die fehlende Reihe mit 50 — 61 o|o das den Laurvikiten und Laurdaliten sowie Rhombenporphyren entsprechende Glied, welchem Brögger» dort nur die Monzonite und Plagioklasporphyrite entgegenstellte, gefunden. Es ist damit das Vorhandensein eines Alkalisyenitaplites resp. Pulaskitaplites für Predazzo nachgewiesen. Aplit vom Gipfel des Mulatto. Dieser Aplit hat eine mehr grauröthliche Farbe. Das Korn ist sehr fein mit Ausnahme einiger die Grösse von 1 mm über- schreitender und 1,5 mm eiTeichender Feldspathe. Die Struktur ist rein panidiomorph. Das Gestein ist frei von Quarz, wie auch der Aplit von Boscampo. Orthoklas waltet vor. Der hellgrüne P y r o .\ e n , kaum Spuren von Pleochroismus zeigend, giebt wegen schlechter Formen- entwicklung wenig Anhalt zu verlässlichen Messungen, doch haben wiedei'holte an verschiedenen Individuen des Sciilifl’es, die wenigstens .sicher als Schnitte || c zu erkennen waren, stets eine Auslöschung zwischen 36° — 37» ergeben. Der Pyroxen ist zumeist Einschluss im Orthoklas. Grothit-Titanit in Körnerform von relativ be- deutender Grösse findet sich ebenfalls im Orthoklas eingeschlossen. Neben Pyroxen und Grothit findet sich nun auch Magnetit in Körner- forin, nie krystallographisch begrenzt als Einschluss. Der Plagio- klas dieses Aplites ist im Vergleich zum Orthoklas in geringer Menge vorhanden. Doch sind die Individuen desselben ziemlich gross, sodass für den ersten Anblick das relative Mengenverhältniss der beiden Feldspathe etwas verhüllt erscheint. Der Plagioklas zeigt Schichtenbau, die Messungen auf den einzelnen Schichten ergaben auf M wiederholt die hohen Werthe 30*^ — 34°, sodass also Misch- ungen von Abi Ans Abi Ano angedeutet werden. Ausser dem vorhin geschilderten Einsprenglingspyroxen findet sich in den Räumen zwischen den Orthoklasen ein Pyroxen, der offenbar jünger ist. Er unterscheidet sich bezüglich Pleochroismus und Farbe vom Einschlusspyroxen nicht, nur zeigt ersieh reichlich mit Magnetitkörnern durchtränkt und Feldspathe sind um solchen Pyroxen in Form von Leistchen, senkrecht auf die Umrandungen des Pyroxens gerichtet, sodass an solchen Stellen eine schwache Andeutung von Mikroocellarstructur entsteht. Von accessorischen Mineralien ist nur noch der Apatit zu erwähnen. Es wäre also wohl die Altersfolge und Mineralmenge folgendem Schema entsprechend (wobei ältestes Mineral unten). Wenn auch in dem Pyroxen zweiter Generation der Magnetit etwas reichlicher vorhanden ist, als in dem Gesteine von Bos- campo, so ist die Menge doch immerhin noch so gering, dass J Brögger 1. c. Seite 163, Vergleich der Eruptionsfolge im Kristianiagebiete und in Tyrol. lieber einige aplitisclie Ganggesteine von Predazzo. 375 I . EEE I Plag:iokIas i i ■■ ■ II Orthoklas * — I ■ Ma^aetic i — \ ■ ■■ Pyroxen ) gewiss auch dieses Gestein noch als ein leukoptoches hezeichnht werden kann. Ich behalte mir vor, auch diesen Aplit der chemischen Unter- suchung zu unterziehen, da ich der Ansicht bin, dass unter den Gängen im Monzonit von Predazzo sich sowohl syenitaplitische mehr saurer Natur, wie auch Aplite von der chemischen Natur der Mon- zonite finden werden. Was den ürthit anbetrifft, so ist derselbe in den bis nun behandelten Gesteinen nicht anzutreffen, aber sehr gut in den aplitischen Gängen des Monzonites der Sforzella. Ich sehe jedoch von weiteren Beschreibungen ab, das ist als Ergebniss der Arbeit jedenfalls zu bemerken, dass mikroskopisch und makro- kopisch äussersl ähnliche Gänge chemisch verschieden sind daher nur zahlreiche chemische Untersuchungen die wahren Auf- schlüsse über die Natur der verschiedenen Ganggesteine von Pre- dazzo liefern werden. Meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. C. Doelter möchte ich auch diesmal meinen lebhaftesten Dank abstatten. Er war es, dem ich die Anregung zu dieser gewiss nicht erfolglosen Studie verdanke. 376 Besprechungen. Besprechungen. Geologische Karte von Preuesen und benachbarten Bundes- Btaaten im Maassstabe 1:25000. Herausgegeben von der König- lich Preussischen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie. Lieferung 105. Berlin 1901. Die aus den Blättern Perleberg, Schilde, Schnackenburg und Rambovv bestehende Lieferung bringt einen Streifen des alten Elb- Urstromtbales mit seinem nördlichen Rande und Theile des nördlich anstossenden Diluvial-Plateaus zur Darstellung. Etwa die Hälfte des dargestellten Gebietes fällt in das alte Elbthal, in dem Thalsand und Schlickthon die Hauptrolle spielen. Aus dem Gebiete des Plateaus sind von allgemeinerem Interesse : Das auf Blatt Perleberg mehrfach an die Oberfläche tretende Tertiär (Braunkohlenformation), dann ein auf demselben Blatte endigender Grand-Äs (der Perleberger Weinberg), ferner auf Blatt Rambovv eine das Blatt von Südosteu nach Nordwesten durchziehende, orographisch allerdings sehr wenig hervortretende Staumoräne und ein mit dieser wohl in genetischem Zusammenhänge stehende sehr eigenthümliche Thalbildung (Kessel des Rambower Sees), die eine grossartige Ausstrudelung mit an- schliessender Erosion darstellen dürfte. (Eingesandt von der Directioii der kgl. geol. Landesanstalt.) J. L. C, Schröder van der Kolk. Over hardheid in verband met splijtbaarheid bij mineralen. (Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam. Verslag van de Gewone Vergadering der Wis- en Natuurkundige Afdeeling van 20. April 1901. pg. 692 — 696) und ausführlicher; Verhandelingen der Koninklijke Akademie van Wetenskappen te Amsterdam (2. Sectie) Deel. VHI. Nro. 3. pag. 3 — 21 mit 11 Tafeln. Der Verfasser hat in den beiden Abhandlungen die Resultate der Untersuchungen niedergelegt, die er über die Verhältnisse der Härte der Mineralien in Beziehung zu ihrer Spaltbarkeit angestellt. In der ersten Arbeit giebt er einen kurzen Ueberblick über die er- langten Ergebnisse, in der zweiten eine eingehende Darstellung über diese und den Gang der ganzen Untersuchung. Die gefundenen Besprechungen. 377 Gesetzmässigkeiten fasst der Verfasser selbst in folgender Weise zusammen : Kenngott hat im Jahr 1852 versucht, Beziehungen nachzu- veisen zischen der Härte der Mineralien und ihrem specifischen und Molekulargewicht. Als Ausgangspunkt wählte er den Korund und den Hämatit und bemerkte, dass in Beziehung zu dem Molekular- gewichte der beiden Mineralien das specifische Gewicht des Korunds, wenn es auch absolut niedriger ist als das des Hämatits, relativ sehr hoch sei. In derselben Weise verglich er noch eine Anzahl der- artig gepaarter Mineralien und fand als Regel, dass stets das Mineral mit dem grössten »relativen specifischen Gewichte«, wie Kenngott es nannte, auch die grösste Härte besass. Ein Maass für die Grösse des »relativen specifischen Gewichts« erhalten wir, wenn wir das spezifische Gewicht durch das Mole- kulargewicht dividiren. Wir finden dann für den Korund, das härtere der beiden genannten Mineralien, den Quotienten 0,039, für den weicheren Hämatit dagegen nur den Quotienten 0,033. Kenngott hat sich bei seinen Untersuchungen auf solche Mineralien bescliränkt, die nahe mit einander verwandt sind, vile Korund und Hämatit, Calcit und Dolomit, auf Mineralien also, die einander krystallographisch sehr ähnlich sind, die eine analoge chemische Zusammensetzung haben und die die gleiche Spaltbar- keit besitzen, was, wie wir sehen werden, von grosser Wichtigkeit für die Erzielung richtiger Ergebnisse ist. Es erschien jedoch der Versuch wünschenswert!!, auch weniger analoge Mineralien mit einander zu vergleichen. Denn es war zu erwarten, dass selbst, wenn sich dabei widersprechende Resultate heraussteilen sollten, daraus doch neue Gesichtspunkte würden gewonnen werden können. Ein erster Versuch mit den Elementen, bei denen das speci- fische Gewicht durch das Atomgewicht dividirt werden musste, fiel nicht unbefriedigend aus. Der Diamant, die weitaus härteste Sub- stanz, ergab auch den weitaus grössten Quotienten, nämlich = 0,293. Man könnte diesen Quotienten die Compaktheit oder die Verdichtung nennen. Die einzige Substanz, deren Härte sich einigermaassen der des Diamants nähert, ist das krystallisirte Bor; hier war der Quotient = 0,245. Weiter erhielt ich gute Resultate bei den folgenden Metallen ; Nickel (0,147) ; Mangan (0,145) ; Eisen (0,141) ; Chrom (0,133) ; Iridium (0,119); Platin (0,109); Gold (0,098); Blei (0,055); Natrium (0,042) ; Kalium (0,022) etc. Auf einige wenige, wie wir später sehen werden scheinbare, Ausnahmen kommen wir weiter unten zurück. Beispiele dieser scheinbaren Ausnahmen sind: Beryllium (0,233) und Kupfer (0,141). Wenn wir diese Quotienten mit denen vergleichen, die wir beim Korund und beim Hämatit erhalten haben, so scheint eine sehr schlechte Uebereinstimmung zu herrschen. Der Quotient für den sehr harten Korund ist nämlich nur = 0,039, der des weichen 378 Bespreehungeii. Bleies ist höher und zwar = 0,055. Es ist aber einleuchtend, dass es nicht angeht, in einem Falle durch die Atomgewdchte , im anderen durch die Molekulargewichte zu dividiren. Statt durch das letztere müssen wir durch das mittlere Atomgewicht d. h. durch dividiren, wo n die Anzahl der Atome im Molekül bedeutet, oder was dasselbe ist, wir müssen die bei der Division durch das Mole- kulargewicht erhaltenen Quotienten mit der Atomzahl des Moleküls multipliciren. Die Resultate lassen sich dann besser vergleichen, denn es erhält z. B. der Korund jetzt nach der Multiplication mit 5 den sehr hohen Quotienten 0,195 und der zwar weniger, aber doch immer noch recht harte Hämatit den Quotienten 0,165. Bei näherer Untersuchung hat sich herausgestellt, dass man das Hydroxyl, das z. B. im Topas, wie man zu sagen pflegt, iso- morph durch Fluor ersetzt ist, bei unserer Berechnung als ein einziges Atom anzusehen hat; wie auch die Gruppe NH^ beim Salmiak. Diese Berechnung habe ich für etwa 300 Mineralien durch- geführt; vorläufig wurden aber die Zeolithe und andere ähnliche Mineralien, bei denen die Bedeutung des Wassers noch nicht ganz aufgeklärt ist, ausser Acht gelassen. Zwar haben wir durch die Multiplication die Vergleichbarkeit der Mineralien in hohem Maasse gefördert. Das erste Verzeichniss der Resultate sieht aber doch noch gar nicht hoffnungsvoll aus, denn der Graphit, der wegen seiner geringen Härte allgemein be- kannt ist, erhält den hohen Quotienten 0,188 und für den ebenfalls sehr weichen Talk ergab sich derselbe Quotient wie für das harte Eisen, nämlich 0,111. Andererseits liefert der sehr harte Quarz den verhältnissmässig niedrigen Quotienten 0,132. Die gewonnenen Re- sultate waren aber doch in vieler Hinsicht zu befriedigend, um von weiteren Untersuchungen abzuschrecken. Zum Zwecke einer besseren Uebersichtlichkeit wurden die Mineralien nach ihren Quotienten angeordnet und bei Jedem Mineral die Härte angegeben, ausgedrückt nach der Skala von Möhs, jedoch nicht in Ziffern, sondern durch eine Art von Ordinaten. Die End- punkte dieser Ordinaten können verbunden werden, und wir erhalten dann eine eigenthümliche Zickzacklinie, die mit der Abnahme der Quotienten allmählig herabsteigst, so dass die Härte im Allgemeinen in der That gleichzeitig mit den Quotienten sich vermindert. Der Zickzackverlauf beweist jedoch, dass noch Störungen existiren, die ausser Acht geblieben sind. Diese Störungen erklären sich aber, sobald die Spaltbarkeit berücksichtigt wird , denn in den Minimis liegen die Mineralien mit vollkommener Spaltbarkeit, in den lUaxi- mis die undeutlich spaltbaren U 1 Ausser der grösseren oder geringeren Vollkommenheit der Spaltung ist auch die Anzahl der Spaltungsrichtungen von Bedeut- ung. Denn wenn eine Spaltungsfläche sich durch Reichthum an Besprechungen. 379 Diese Regel gilt, bis die Maxima der Zickzacklinie unter den fünften MoHs’schen Härtegrad heruntersinken. Yon da an hört alle Regelmässigkeit auf. Die Ursache dieser neuen Störung ist bald gefunden, wenn wir die Mineralien der Mons’schen Härteskala selbst in unserer Liste aufsuchen. Es zeigt sich dann, dass die fünf höheren Grade der IMoHs’schen Skala der Hauptsache nach in ihrer dortigen Reihen- folge in der Liste erscheinen, während die fünf unteren Grade ganz unregelmässig in unserer Liste zerstreut sind. Die Härten der niederen Grade von Mohs sind nur »Scheinhärten«, sie sind die Folgen einer mehr oder weniger vollkommenen Spaltbarkeit, sofern z. B. No. 1 von Mohs nach einer Richtung, No. 2 nach zwei Richt- ungen, No. 3 nach drei und No. 4 nach vier Richtungen deutliche Spaltbarkeit aufweist '. Wir müssen also zweierlei Härten unterscheiden: eine theo- retische, welche der Hauptsache von dem Quotienten abhängig ist und eine experimentelle, die in hohem Maasse durch die Spaltbarkeit bedingt wird. Allerdings erreicht thatsächlich kein einziges Mineral seine theoretische Härte, so dass wir diese als die Grenze anzusehen liaben, der bei einem gegebenen Quotienten die experiementelle Härte sich nähern kann. Doch ist diese theoretische Härte immer- hin eine Grösse, die keineswegs ohne Bedeutung ist. Denn während wir einerseits gefunden haben, dass die Spaltbarkeit in hohem Maasse die experimentelle Härte herabsetzen kann, gibt es an- dererseits Erscheinungen, die zeigen, dass Mangel an Spaltbarkeit die Härte stark zu vergrössern vermag. Die Beispiele sind viel- leicht nicht zahlreich, sie fehlen aber nicht. So kann der Biotit, ein ausserordentlich leicht spaltbares Mineral , seine Spaltbarkeit fast ganz verlieren und in den sogenannten Rubellan übergehen und gleichzeitig wächst auch die Härte. Etwas ähnliches sehen wir beim Talk, der beim Glühen seine Spaltbarkeit verliert und sehr Molekülen auszeichnet, ist diese besser möglich bei einer einzigen Spaltungsrichtung, als bei zwei, bei zwei mehr als bei drei etc. Bei unendlich vielen Spaltungsrichtungen würde thatsächlich keine einzige Fläche sich durch Reichthum an Molekülen auszeichnen und wir würden es mit einer gar nicht spaltbaren Substanz zu thun haben. Eine Substanz mit vier oder sechs Spaltungsrichtungen ist einer schwer spaltbaren Substanz bei Härteversuchen ziemlich ähnlich; in geringerem Maasse ist dies der Fall bei Spaltbarkeit nach dem Würfel, in noch geringerem Maasse bei der nach den Flächen des Rhomboeders; am wenigsten bei Spaltbarkeit in einer einzigen Richtung (nach nur einer Fläche). 1 Die Spaltbarkeit spielt bei allen bis jetzt unternommenen Untersuchungen über die experimentelle Härte eine grosse Rolle, so dass die Reihenfolge der Mons’schen Skala unverändert geblieben ist, sowohl bei der Untersuchung mit dem Sklerometer als bei der mittelst der Bohrmethode von Pfaff (mittlere Härte) und dem Druck einer Linse auf eine ebene Fläche nach Auerbach. 380 Personalia. viel härter wird. Auch Einschlüsse fremder Mineralien können schon in geringen Quantitäten die Spaltbarkeit vermindern. Davon sind durch das Mikroskop zahlreiche Beispiele bekannt geworden. So ist oft der leicht spaltbare Amphibol von Apatitnüdelchen durch- spickt, welche mehr oder weniger die Rolle von Nägeln spielen und die Spaltbarkeit herabsetzen. Eine Eigentümlichkeit dieser Erscheinung ist, dass die Zahl der Einschlüsse nur klein und ihre Härte nicht gross zu sein braucht ; es handelt sich hier eben nur darum, die Spaltbarkeit oder Gleitbarkeit zu verhindern. Eine ähnliche Erscheinung aber kennen wir ganz genau bei Legirungen, wo ganz kleine Zusätze von an sich vielleicht nicht immer sehr harten Elementen die Härte des Hauptbestandttheils bedeutend vermehren können. Dies ist eine bekannte Thatsache beim Eisen; aber der Quotient des Kupfers, also dessen theoretische Härte, ist ebensogross wie beim Eisen. Daher muss das Kupfer im Stande sein, durch Zusatz geringer Quantitäten anderer Elemente eine Härte anzu- uehmen, welche nicht nur der des Eisens, sondern sogar der des Stahls ähnlich ist. So müssen wir also annehmen, dass durch diese Beimengungen die Spaltbarkeit oder das Translationsvermögen des Kupfers herabgesetzt \vird. Daher ist es am besten, solche Elemente zu wählen, die nicht zu nahe mit dem Kupfer verwandt sind, weil diese entw'eder diesselbe Spaltbarkeit haben werden oder sich mit dem Kupfer, wie man zu sagen pflegt, isomorph mischen. Was vom Kupfer beispielsweise gesagt worden ist, gilt natur- gemäss von allen Metallen, weil wohl bei keinem einzigen absoluter Mangel an Spaltbarkeit besteht und keinem einzigen jegliches Gleit- oder Translationsvermögen fehlt. Kein einziges Metall wird also seine theoretische Härte erreichen können. In erster Linie jedoch gilt dies von dem Beryllium-Metall mit dem sehr hohen Quotienten 0.233. Diesem (der theoretischen Härte) zufolge müsste es eine experimentelle Härte erlangen können, welche die des Stahles weit übertrifft. In der an zweiter Stelle genannten umfangreicheren Abhand- lung sind alle hier kurz berührten Punkte ausführlicher dargestellt und zum Theil durch Abbildungen erläutert; hierauf muss hier aber verwiesen werden. Max Bauer. Personalia. Ernannt: Dr. M. E. Wadsworth (Vorsteher des Department of Mines and Mining in Pennsylvania State College) zum Geologen für den Pennsylvania State Board of Agriculture. Neue Literatur. 381 Neue Literatur. Mineralogie. Biedermann, ^Y. ; Ueber die Bedeutung von Krystallisationsprocessen bei der Bildung der Skelette wirbelloser Tbiere, namentlich der Molluskenschalen. Zeitschr. f. allg. Phys. 1902. 154 — 208. 4 T. Brauns 11. : Ungewöhnlich lange Beständigkeit einiger Schwefel- modificationen. Centratblatt f. Min. 1902. No. 1. 7 — 9. Hilton, Harold: Ein Vergleich der verschiedenen Bezeichnungen, die in der Theorie der Krystallstruktur benutzt werden, und eine Revision der 230 Bewegungsgruppen. Centralblatt f. Min, 1901. No. 24. 746—753. 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Der als Fundpunkt von anstehendem Nephrit bekannte Stein- bruch von Jordansmühl am Zobten, durch welchen das — wesentlich aus Serpentin bestehende — zwischen Jordansmühl und Naselwitz sich erstreckende kahle Plateau der Steinberge aufgeschlossen ist, enthält neben herrschendem Serpentin weisse Gesteinsmassen, an deren Grenze gegen den Serpentin besonders häufig der Nephrit beobachtet wurde (11. Traube, »lieber den Nephrit von Jordansmühl in Schlesien«, N. Jahrb. f. Min., Beil.-Bd. III, Heft 2, 1884, S. 414). In seiner Inauguraldissertation : »Beiträge zur Kenntniss der Gabbros, Amphibolite und Serpentine des niederschlesischen Gebirges« (Greifswald, 1884) bezeichnete Traube (S. 40) dieses Vorkommen als »sogenannten Weissstein« (ofl'enbar dem Vorgänge von J. Roth folgend, der das anloge Vorkommen von Mlietschi s. von Jordans- mühl, ö. des Johnsberges so nannte), in der schon citirten Abhand- lung über den Nephrit von Jordansmühl aber als »Granulit (Weiss- stein)«. Dem Begriff nun, den wir heute mit Granulit = Weissstein verbinden, entspricht das Jordansmühler Vorkommen in keiner Weise. Vor Allem ist das Fehlen jeder Parallelanordnung hervor- zuheben (auf das übrigens auch Roth beim »Weissstein« von Mlietsch hinwies); viele Varietäten des Jordansmühler »Weisssteines« sind völlig feldspathfrei, und endlich entspricht auch die chemische 1 Dieser Weissstein von Mlietsch spielte eine Rolle für die Auffassung der Entstehung der Zobtengesteine ; bekanntlich schloss Roth aus seinem lagerförmigen Auftreten im Serpentin, »dass der Serpentin zu den in Schichten vorkommenden Gebirgsarten gehört, nicht zu den eruptiven« (Erl. zu der geogn. Karte v. niederschl. Gebirge, S. 135). Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 25 386 A. Sachs, Der »Weissstein« Zusammensetzung nicht der der Granulite. Auch das Auftreten von Glimmer, das Traube beobaclitete (Ueber den Nephrit von Jordans- mühl, S. T14:), fehlt jedenfalls den typischen Granuliten. S1dzzcX-I. 1=1000 Plan des Steinbruches von Jordansmühl. Es tauchen somit die Fragen auf, was ist der »Weissstein« von Jordansmüld, wie ist er entstanden, und in welcher Beziehung steht er zum Serpentin. Zur Beantwortung dieser Fragen habe ich den Jordansmühler Steinbruch einem detaillirten Studium unterzogen ; es wurden von des Jordaiismüliler Nephritvorkonimens. 387 verschiedenen Feldern des Bruches Proben genommen und etwa 100 DünnschlilTe untersucht. Rein äusserlich betrachtet sind die Gesteine des Bruches in 3 Gruppen zu theilen: in solche von weisser bis hellgelblicher Farbe, solche von hellgrüner bis lieldunkelgrüner Farbe, und in eine dritte Gruppe, die eine Vereinigung von weisser und anders- farbiger Substanz darstellt. Die erste Gruppe sei in der nun folgenden Skizze No. 1 unschraflirt, die zweite eng, die dritte weit schraflirt; die Skizze selbst stellt eine in den rohesten Zügen ge- haltene Projektion des Bruches auf die Horizontalebene dar, wie «r sich, durch mannigfache Steinarbeiten zerklüftet, gegenwärtig dem Auge des Beschauers darbietet. Die einzelnen Felder sind durch Buchstaben unterscbieden. Der Bruch bildet also einen nach 0. geöffneten Bogen; man kann in ihm wesentlich 5 Complexe unterscheiden: 1. Die Nordostwand des Bruches (a b c) ; 2. den Gomplex um den im Jahre 1899 entdeckten 1 grossen Nephritblock (d): die Felder (e, f, g, h, i,l-S ® k. I); l|ra< 3. den um die von Tr.vube (Ueber den Nephrit von / § g S- Jordansmühl, S. 414) erwähnte Weisssteinklippe I (m n o) herumliegenden Gomplex (p q r); / “ o. 4. den nach Süden zu gelegenen Gomplex (s t u) ; • 5. den nach Osten zu gelegenen Gomplex (v w x y z). Endlich ragt hinter dem eigentlichen Bruche nach Nordwesten zu eine einzelne herausgewitterte Säule empor, die ein Analogon in dem nach Norden zu gelegenen kleinen Stück des Bruches hat (a). Nach der oben erwähnten Gruppendreitheilung dagegen ge- hören zusammen; 1. die Proben; f, m, n, o, x, a (weissfarbige Gesteine); 2. die Proben: a, b, c, d, e, g, h, k, 1, p, r, s, t, u, v, z (hell- grüne bis dunkelgrüne Gesteine); 3. die Proben; i, q, w, y (Vereinigung von weisser und anders- farbiger Substanz). Um zunächst die hier weniger in Betracht kommende zweite Gruppe vorwegzunehmen, so umfas.st sie hauptsächlich Serpentin, weiterhin Hornblendegesteine bezw. Nephrit, endlich untergeordnet solche mit herrschendem Talk und Ghlorit. Die Proben a, b, c, k, r, v zeigen mikroskopisch, dass sie nusschliesslich aus Serpentin bestehen. Von Maschenstructur ist keine Spur zu bemerken, sodass, wie bereits Tr.vube (Ueber den Nephrit von Jordansmühl, S. 418) feststellte, von Olivin als Mutter- material hier nicht die Rede sein kann. Man erkennt deutlich die auf Pyroxen hinweisende sogenannte gestrickte Struktur. Der Winkel von 90° ist durchaus vorherrschend. Bei den 3 erstge- nannten Proben, die von der Nordostwand des Bruches stammen, kann man von Balkenstructur reden, während bei den übrigen eine 2.Ö* 388 A. Sachs, Der »Weissstein« Tendenz zum Feinfaserigen herrscht. Auch die Anordnung der überall vorhandenen Erzpartikelchen in parallelen Reihen weist auf Entstehung aus Pyroxenmineralien hin. Probe t (vom südlichen Com- plexe) enthalt übrigens besonders zahlreiche Reste des Ursprungs- materials,die dem SchlilT jenen bekannten , scheinbar porphyrischeu Charakter geben. Dieser Schliff ist weiterhin besonders dadurch inter- essant, dass er eine vollkommen bogenförmige Verbiegung, stellen- weise geradezu eine Knickung der umgewandelten Pyroxenindividuen zeigt, das erste Moment, welches auf Dynamometamorphose hin weist. Auf Dynamometamorphose deutet auch SchlilT p. Schon makrosko- pisch erkennt man an der ausserordentlichen Weichheit und fettigen Oberllächenbeschaffenheit der Probe, dass hier Talk voiiiegt Mi- kroskopisch bestätigt sich dies durch gerade Auslöschung, massige Lichtbrechung und jene charakteristischen, fast schreienden Inter- ferenzfarben, die durch die hohe Doppelbrechung (0,04 — 0,05) ent- stehen. Eine andere Umwandlung der Pyroxene bezw. Amphibole des Bruches ist die zu Chlorit. Probe g zeigt neben langfaseriger Hornblende eine schwach lichtbrechende Substanz, die bei gekreuzten Nikols sich in feine Schüppchen auf löst, und so schwach doppel- brechend ist, dass sie beinahe isotrop erscheint. Schon dies deutet auf Chlorit hin, und eine Analyse eines Stückes, welches mikro- skopisch möglichst wenig Hornblende zeigte, bestätigte dies; Chlorit von Jordansmühl; SiQ2 . . . 35,00 A12 C)3 . . . 19,40 Fe2 03 . . — Fe 0 . . . 5,22 .Mn 0 . . . 0,25 Mg 0 . . . 28,92 CaO . . . 3,20 Na2 0 . . . 0,13 K2 0. . . . 0,14 112 0. . . . 7,10 Giühverl. . . 0,00 90,90 Noch in einer zweiten Probe (s) glaube ich Chlorit beobachtet zu haben; in ihr wechseln grüne und hellfarbene Bänder schichtenartig mit einander ab. Die grünliche Substanz halte ich für Chlorit, der hier aber eine faserige Structur und eine schwache Doppelbrechung (das charakteristische Stahlblau) zeigt. Die hellfarbene, bröcklige Substanz (stark lichtbrechend) möchte ich für Epidot halten, der bei der Chloritisirung der Hornblende mitentstanden ist. Auch diese Lagen- structur weist auf Dynamometamorphose hin, die einzelnen Bänder sind ausserdem deutlich gebogen. Probe d und e sind Nephrit, vielfach von Serpentin und auch Zoisit durchsetzt, erstere gehört dem 1899 entdeckten grossen Nephritblock an, in dessen Umgebung des Jordansmühler Nephritvorkommens. 389 übrigens eine reichliclie Ilyalitausscheidung zu beobachten ist; Probe 1 besteht ausscl)liesslich aus Hornblende, die SchlitTe von b, u und z zeigen eine Mischung von Serpentin und Hornblende, letztere bald nephritisch, bald langfaserig, bald auch in mehr tafeligen Individuen in der Serpentinmasse auftretend. Alles in Allem zeigt diese Gruppe das typische Bild der durch den Gebirgsdruck umgewandelten Pyroxen- bezw. Amphibolgesteine. Die der ersten Gruppe angehörigen Proben m, n, o liegen zusammen, sie bilden jene prismatische Weisssteinklippe, von der Traube spricht. Der von m angefertigte Schliff ist sicher der be- merkenswertheste von allen; man erkennt, dass er ausschliesslich aus Plagioklas besteht. Der Winkel, den die .luslöschungsrichtung auf P mit der Kante P M bildet, wurde zu 2<> gemessen. Das speci- lische Gewicht dieser Probe ist 2,65. Eine Analyse ergab folgende Hesultate ; Plagioklasgeste von J 0 r d a n s m ü h 1 : Si02 . . . 62,.34 A12 03 . . . 21,79 Ee2 03 . . . 0,79 Fe 0 . . — Mn 0 . . — Mg 0 . . — CaO . . . 5,50 Na2 0 . . . 8,42 K2 0 . . . . 0,45 112 0 . . . . 0,34 Glühverl. . . 0,00 99,63 Es liegt mithin ein saurer Plagioklas, und zwar O ligo klas vor. Probe n, die mitten aus der Weisssteinklippe stammt, lässt sich schon makroskopisch als Zersetzungsprodukt erkennen, das Gestein fühlt sich miid und erdig an und haftet an der Zunge. Das Mikroskop lehrte, dass es .sich im Wesentlichen hier um Granat handelt; rundliche isotrope Körnchen von ausserordentlich hoher Lichtbrechung; vielfach ist eine Umsetzung in ein nicht scharf zu definirendes Mineralgemenge zu beobachten, das ich für eine Ver- einigung von Epidot mit Hornblendemineralien halten möchte, wie sie in ähnlicher Weise in den Tiroler Alpen beobachtet wurde (C.ATHREi.N', Z. f. Kryst. 1885, 10, 433). Diesem eben beschriebenen SchlitTe gleicht völlig der von a angefertigte. Es geht also daraus hervor, dass die vorher erwähnte, hinter dem Bruche herausge- witterte Säule, sowie das nach Norden zu gelegene Stück des Bruches derber in .\mphibolitisirung bezw. Epidotisirung begriffener Granat sind. Auch makroskopisch ist die .Vehnlichkeit dieser Stücke mit dem mitten aus der Weisssteinklippe stammenden Stück n un- verkennbar. Probe 0 ist der eigentliche »Weissstein« im engsten 390 A. Sachs, Der »Weissstein« Sinne: er zeigt mikroskropiscb eine Vereinigung von Quarz und Zoisit; aus der körnigen Quarzmasse hebt sich der weit stärker lichtbrechende Zoisit heraus, bald in unregelmässig begrenzten Inseln, bald leistenförmig. Das specifische Gewicht dieser Probe beträgt 2,83. Von dieser Partie wurden 3 Analysen angefertigt: » W e i s s s t e i n « (s. str.) von J 0 r d a n s m I II 111 Si02 . . 70,21 . . 72,69 . . 72,02 A12 03 . . 16,68 . . 12,93 . . 15,05 Fe 0 . . 3,98 . 3,78 . . 2,16 Mn 0 . . — . . — . . — Mg 0 . . — . . 0,01 . . 0,12 Ca 0 . . 7,80 . . 7,80 . . 8,16 Na2 0 . . 0,77 . . 0,28 . . 1,13 R2 0 . . 0,22 . . 1,05 . . 0,31 R2 0 . . 0,00 . . — . . 0,17 Glühverl. . 0,35 . . 0,70 . . 0,61 100,01 99,24 99,73 Kein normaler Granulit enthält 8 o|o Ca 0, es ist somit be- wiesen, dass der »Weissstein« von Jordansmühl auch in chemischer Deziehung den für die typischen Granulite gestellten Anforderungen nicht entspricht. Probe x und Probe f bestehen beide fast aus- .schliesslich aus Prehnit. Rhombisches System, eine ausgezeichnete Spaltbarkeit, starke Lichtbrechung und starke Doppelbrechung,, sowie die optische Orientirung (c = c, a = o) wiesen mikro- skopisch auf dieses Mineral hin. Reste von Plagioklas deuten auf eine Entstehung des Prehnites aus Plagioklas hin. Specifisches Gewicht 2,78. Auch eine Analyse bewies, dass es sich um einen durch geringe Mengen von Plagioklas verunreinigten Prehnit handelt. Prehnit von Jordans mühl (durch Plagioklas verunreinigt). SiQ2 . . . 43,89 A12Q3 . . . 24,72 Fe2Q3 . . . 1,23 Mn 0 . . — Mg 0 . . — CaO . . . 21,27 Na2 0 . . . 2,94 K2 0 . . . . 0,49 R2 0 . . . . 4,27 Glühverl. . . 1,42 100,23 Die dritte Gruppe wird durch die Proben i, q, w, y gebildet. Sie stellen eine Vereinigung von weisser und andersfarbiger Sub- stanz dar, und zwar so, dass entweder eine vollkommene gegen- des Jordansniühler Xephritvorkonmiens. 391 seitige Durchdringung statt hat, oder dass, wie es besonders bei der von dem östlichen Complex stammenden Probe y zu beobachten ist, die beiden verschieden gefärbten Gesteinstheile von einander geschieden sind. Aber auch in diesem Falle sind deutliche Ueber- gänge vorhanden: ich besitze Stücke, welche geradezu typisch den Uebergang: weiss, hellgrün, tiefdunkelgrün zeigen. Im Wesent- lichen be.stehen die Stücke aus Zoisit und Hornblende. Stellen- weise tritt etwas Quarz, auch Prehnit hinzu. Stück i zeigt makro- skopisch und im Schliff von der Hauptmasse stofflich abweichende Schmitzen : schmale Streifen von Plagioklas , theilweise in Prehnit umgewandelt, liegen mit scharfen Grenzen in einer aus Zoisit und nephritischer Hornblende bestehenden Hauptmasse. Schliff y ist besonders seiner Struclur wegen hervorzuheben, er beweist deutlich die Dynamometamorphose. Die Individuen zeigen unverkennbar authiklastische Structur, die Aehnlichkeit mit den von W. Schäfer (Tscherm. min. Mittheil , XV, 189G, S. 91) beschriebenen Allaliniten ist auffallend. Von einem solchen Zoisit-Hornblendegestein wurden 2 Analysen angefertigt. Zoisit-Hornblendegestein von Jordansmühl: I II Si Q2 . . .03,00 . .51,13 W- Q3 . . 11,30 . 1.3,71 Fe2 03 . . — — Fe 0 . . 3,15 . 2,42 MnO . . 0,23 — Mg 0 . . 17,78 . 11,32 CaO . . 12,60 . 16,08 NaH) . . 0,21 . 2,23 R20 . . 0,22 . 0,18 H2 0 . . 0,25 . 0,05 Glühveil. 1,20 . 2,51 99,94 99,63 Eine Uebersicht über die Lagerungsverhältnisse des Bruches gestatten die nun folgenden drei Skizzen, w'elche nach Photographien angefertigt wurden, also nicht streng als Profile auf- zufassen sind. Die erste Skizze (No. 2) giebt die Verhältnisse an der schon mehrfach erwähnten Weisssteinklippe; man sieht, dass hier der »Weissstein« mantelförmig von farbigen Bestandtheilen, also von Pyroxen- bezw. Amphibolgesteinen, bezw. deren Derivaten, umhüllt wird. Schwieriger sind die Verhältnisse schon bei der zweiten Skizze (No. 3) an dem Nephritblock zu reconstruiren, weil hier der Abbau den Ueberblick verwischt hat. Immerhin liegt hier wohl ein Ana- logon zu den eben geschilderten Lagerungserscheinungen vor: 392 A. Sachs, »Der Weisssteiii« Audi hier ein weissfarbener Kern (derber Prehnit) in einer Schale von farbigen Bestandtheilen (Nephrit, Serpentin). Durchaus abweichend dagegen sind, wie inan aus der dritten Sldzze (No. 4) ersieht, die Lagerungsverhältnisse an dem nach Osten zu gelegenen Theile des Bruches, wo eine vollkommene 2 ■5’ •a CD horizontale Bankung zu constatiren ist; es wird hier im Gegensatz zu den beiden anderen abgebildeten Partien der Serpentin bezw das Amphibolgestein vom Weissstein überlagert. Aus den vorstehenden Betrachtungen lassen sich nun folgende Schlüsse ziehen: des Jordansmühler Nephritvorkommens. 393 1. Der »Weissstein« von Jordansmühl ist seiner Zusammen- setzung nach nicht constant ; er besteht bald vorwiegend aus Oligo- klas, bald aus Zoisit, Prehnit oder Granat, er ist bald quarzhaltig, bald quarzfrei'. 2. Eine Regelmässigkeit in den Lagerungsverhältnissen ist nicht feststellbar. 3. O) 3. Es sind zweifellos Uebergänge zwischen Weissstein und Serpentin vorhanden. ' Kalifeldspath, der nicht selten im Gabbro, zumal in dessen saureren Facies nachgewiesen wurde, fehlt dem Jordansmühler 394 A. Sachs, »Der Weissslein« 4. Die Gesteine des Jordansmühler Bruches sind dynamo- metamorph verändert, wie die Structur des Serpentins, in einigen Fällen auch der authiklastische Charakter der Gemengtheile heveisen. Für die Entstehung des Jordansmühler »Weisssteines« endlich scheinen überhaupt nur 4 in Diskussion kommende Möglich- keiten zu bestehen: 1. Der »Weissstein« von Jordansmühl ist eine Scholle mit- gerissenen Gneisses. B Weissstein«. Hingegen habe ich ihn in nicht unbeträchtlicher Menge als Gemengtheil des »Weisssteines« von Mlietseh gefunden. Die Analyse dieses Gesteines ergab; des Jordansmühler Nephritvorkommens. 395 2. Er ist das Produkt einer nachträglichen Eruption in den Gabbro bezw. Serpentin. 3. Er ist eine secundäre Spaltenausfüllung. 4. Er ist ein primäres Spaltungsprodukt des gabbroiden Magmas. Gegen die Möglichkeit, dass es sich um eine Scholle mit- gerissenen Gneisses handelt, sprechen zwei Gründe; Einmal giebt es keinen Gneiss, der 8 °o CaO enthält, und zweitens wären Ueber- gänge zwischen »Weissstein« und Serpentin, die unverkennbar vor- handen sind, bei dieser Annahme unerklärlich. Die zweite — von vornherein nicht sehr wahrscheinliche — Annahme einer nachträglichen Eruption könnte an Gürich’s Be- obachtung, dass der Granit des Zobtens jünger als der Gabbro zu sein scheint (Erl. z. d. geol. Uebersichtsk. v. Schlesien, Breslau 1890, S. 20), eine Stütze finden. Sie wird jedoch schon durch die che- mischen Verhältnisse widerlegt: man kennt kein granitisches Magma mit 8 «Io Ca 0. Dieser hohe Kalkgehalt legt vielmehr den Gedanken nahe, dass der »Weissstein« seine Existenz dem gabbroiden Magma ver- dankt; es handelt sich nur noch um die Entscheidung, ob hier eine secundäre Spaltenausfüllung, oder ein primäres DilTerenzirungs- produkt vorliegt. Gegen die Annahme einer secundären Spalten- ausfüllung sprechen besonders die sehr unregelmässigen Lagerungs- verhältnisse. Will man aber überhaupt von einer Lagerungsform .sprechen, so tritt der »Weissstein«, wie schon Roth es auch bei dem Mlietscher Weissstein beobachtete, eher lagerförmig als gang- förmig auf. Es bleibt somit nur die Annahme übrig, dass sich das gab- broide Magma primär in einen farbigen basischen Theil (Pyroxen, der sich uralitisirte, bezw. serpentinisirte), und einen farblosen sauren Theil spaltete: (Plagioklas, mit oder ohne Quarz, der sich durch Dynamometamorphose in Granat, Prehnit, Saussurit umsetzte) und der »Weissstein« würde diese saure Constitutionsfacies dar- stellen. Die Anwesenheit von Quarz gehört bekanntlich beim Gabbro nicht zu den Seltenheiten. Durch eine ähnliche Annahme erklärte W. Sch.^fer das Auftreten saurer, aus Feldspath und Quarz » W eissstein« von M 1 i e t s c h. Si Q2 A12Q3 Fe2 Q3 MnO MgO CaO Na2Q K2 0 112 0 . 69,48 . 16,65 . 1,30 . 0,02 . 0,04 . 4,12 . 3,13 . 2,66 . 3.51 100,91 396 Job. Königsl)erger, aufgebauter (Euril-) Gänge in dem olivin freien Gabbro des Jfatter- borns (Tscherm. Min. Mittlieil., XV, 1896, S. 132). . Es scbeinen somit zwei Momente den Gesteinen des Jordans- mübler Bruches den Gbarakter aufgeprägt zu haben: 1. Differenzirung des gabbroiden Magmas. 2. Spätere dynamometamorpbe Umwandlungen des Gabbros und seiner sauren Gonstitutionsfacies. Zum Schlüsse spreche ich meinem hocbverelirten Lelirer Herrn Prof. L»r. Hintze, sowie Herrn Prof. Dr. Milch für die An- regung zu vorliegender Arbeit, sowie für freundliche Unterstützung bei Ausführung derselben meinen herzlichsten Dank aus. Ueber Bestimmung von Feldspath im Biotitprotogin. Von Joh. Königsberger. Freiburg i. B., Mai 1902. Im letzten Heft des Neuen Jahrbuchs (1902, I, — 344 — ) hat Herr Becke über eine Arbeit des Verfassers »Bestimmung von Feldspath im Biotitprotogin nach der Methode von Fedorow« (Zt. f. Kryst. 34, S. 261, 1901) referirt und dabei die Deutung der in einem der Diagramme wiedergegebenen Beobachtungsresultate an- gefochten. Obgleich Herr Becke gerade auf dem Gebiete der Feld- spathbestimmung Autorität ist und es durch seine schöne Methode der Messung der Lichtbrechungsunterschiede wesentlich erweitert hat, 'glaube ich doch meine Auffassung aufrecht halten zu dürfen. Herr Becke bezweifelt, dass die beiden in ihrer optischen Orientirung auf dem Diagramm (loc. cit. Taf. Al) eingetragenen Individuen nach dem Albitgesetz verzwillingt sind und hält das Karlsbadergesetz für wahrscheinlich. Demgegenüber muss auf die Bestimmungszahlen verwiesen werden. Diese sind die Abstände der Trace dei' A'erwachsungsebene der polysynthetischen Plagioklaszwillinge von den iig, iim, iip. Die A^er- wachsungsebene ist wohl unstreitig bei allen Albit- und Karlsbader- zwillingen die Ebene (010). Diese Abstände ergeben sich aus den Beobachtungen bezw. dem Diagramm für das erste Individuum zu — 90°, -|- 16°, — 73°; für das zweite zu — 88°, +17°, — 75°. Die Abweichung dieser Zahlen von einander ist gerade so gross wie die Beobachtungsfehler, welche bis 2° (1. p. 267) betragen können; deshalb halte ich das Albitgesetz für äusserst wahrscheinlich; das Karlsbadergesetz ist aber vollkommen ausgeschlossen. Letzteres wäre nur dann möglich, wenn die A'erwachsungsebene, von deren Trace aus gemessen wird, nicht (010) wäre. Dieser Fall dürfte aber bei polysynthetischer Zwillingsbildung, der untersuchte Krystall Ueber BesUmrnung von Feldspatli im Biotitprotogin. 397 l)estebt aus etwa 20 Lamellen, äusserst selten sein. Ich möchte noch hinzufügen, dass hei meinen Messungen die relative Grösse von ng, nm, np mit Quarzkeil bestimmt wurde und eine Verwechs- lung wohl ausgeschlossen ist. Herr Becke wendet ferner ein, dass die Albitzwillinge des Oligoklas andere optische Orientirung zeigen, als ich in diesem Diagramm angegeben. Dass aber wirklich ein Oligoklas vorliegt, zeigt abgesehen von der Bestimmung mit Hülfe von Fedorow’s Diagramm der Axenwinkel von 85°, den auch Fouque für den Oligoklas von Ramlöss gefunden hat. Dass die Beobachtungen richtig sind, dafür dient die Bestimmungszahl von np als Controlle. Die Zahlen für ng und nm genügen zur eindeutigen Bestimmung;, aus ihnen folgt, dass die Zahl für rip = 74’|2° sein sollte, während sie direkt zu 75° bezw. 73° gefunden worden war. Einen Einwand von Herrn Becke muss ich als riclitig an- erkennen ; es ist auf dem Diagramm die Lage der Fläche (010) falsch angegeben h Zur Bestimmung ist nur die (richtig angegebene) Trace von (010), TT, erforderlich, und ich habe daher leider den Irrthum bezüglich (010) übersehen. Statt (010) auf Linie 99 um 27° vom Mittelpunkt nach rechts aufzutragen, hätte (010) um 27° nach links gesetzt werden sollen,, wie ich jetzt aus meinen früheren Daten und durch nochmalige Beobachtung ermitteln konnte. Damit ist auch der Widerspruch des zu grossen Abstandes der Fläche (010) von den ng beseitigt; Terebratula semiglobosa Sow. in grösster Fülle der Individuen vorhanden, so dass hier das Hauptlager dieses Brachiopoden ist«. Auch in den Pläneraufschlüssen im Oder über Gramme habe ich noch nie ein Exemplar von Scaphites Geinitzi gefunden, wohl aber Pachydiscus peramplus und die übrigen für den Skaphitenpläner charakteristischen Versteinerungen, weshalb ich die dortigen Schichten ebenfalls zum Skaphitenpläner rechne Ich lasse hier nun noch einmal die Liste der Versteinerungen folgen, welche mir aus den Aufschlüssen im Nettlinger Turon bekannt geworden sind, um derselben dann das Verzeichniss der von mir im Brongniartipläner der Kreise Wolfen- büttel und Braunschweig gefundenen Versteinerungen entgegenzu- 1 Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft Bd. 9, 1857, S. 417. - Zeitschrift d. d. geol. Ges. Bd. 18, 1866, S. 66. 3 WOLLEM.'VNN: Aufschlüsse und Versteinerungen im Turon des Kreises Braunschweig und Wolfenbüttel einschliesslich des Oderwaldes. 12. Jahresber. d. Ver. f. Nat. zu Braunschweig S. 87. Noch einmal Xettlingen. 401 stellen, welche auch alle Arten enthält, die an den Neulingen näher liegenden Punkten von mir im Brongniartipläner beobachtet sind. I. Versteinerungen aus dem Skaphitenpläner von Nettlingeu. Xanfilus sp. Pacht/discns peramplus Mant. sp. Ostrea Mppopodimn NlLSSOX. Spondylns latus Sovv. InoceraniHS latus Mant. Inoceramus Brongniarti Sow. Selten. Wtynclionella Cuvieri d’Orb. Jerebratula subrotundn Sow. Die typische Form und eine Riesen form. Stoinatopora ramea Blainville sp. Echinoconus subconicus d’Orb. 1 Exemplar. Änanchytes ovata Lamarck. Holaster planus Mant. Micrasier cortestudinarium Goldf. sp. Mieraster breriporus Ag. Ausserdem 19 Arten Spongien. 11. Versteinerungen aus dem B r o n g n i a r t i p 1 ä n e r h Ptychodus polygurus Ag. Acanthoceras Woolgari Mant. sp. Pachydiscus peramplus Mant. sp. Ein etwas zweifelhaftes Exemplar. Pleurotomaria linearis Mant. Inoceramus labiatus Schloth. Selten. Inoceramus Brongniarti Sow. Massenweise. RItynchonella Cuvieri d’Orb. Terebratula subrotunda Sow. Typische Form. Die Riesen- form des Skaphitenpläners fehlt. Stereocidaris subhercynica Schlüter. Echinocenus subconicus d’Orb. sp. Holaster planus Mant. Infulaster excentricus RosE sp. Spongien sind von mir nicht gefunden. Mit dieser Liste stimmt die von Strombeck 2 gegebene im Wesentlichen überein, wenn seine Bestimmungen corrigirt werden. Änanchytes ovata Lam., welcher von ihm mit angeführt wird, habe ich noch nicht irn Brongniartipläner gefunden. Ein Vergleich der Listen I und II wird jedem zeigen, dass 1 12. Jahresber. d. Ver. f. Nat. zu Braunschweig S. 89. - Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. 9, S. 417. CeDtrttlblatt f. Mineralogie etc. 1902. 26 402 F. Rinne, Bemerkung über die Methode etc. die Fauna des Nettlinger Turons wesentlich von der des Brongni- artipläners abweicht', sich dagegen sehr eng an die Fauna anschliesst, wie sie überall im norddeutschen Skaphitenpläner gefunden ist Meinerseits schliesse ich hiermit die Debatte über den in Rede stehenden Gegenstand. Bemerkung über die Methode der optischen Untersuchung von Krystallen in kalten Flüssigkeiten. Von F. Rinne. Hannover, 5. Juni 1902. Den Zeilen von U. Paxichi im Centralblatt No. 11, insbesondere seiner Endbemerkung, aus welcher der falsche Schluss gezogen werden könnte, dass ich erst durch Pamchi's briefliche Mittheilung auf die oben erwähnte Methode aufmerksam gemacht sei, füge ich hinzu, dass ich bereits Anfang 1897, gut 3 Jahre bevor U. Paxichi seine Untersuchungen begann, den Einfluss sehr tief temperirter Flüssigkeiten auf die optischen Eigenschaften von Krystallen (Gyps, Feldspath, Topas, auch von Zeolithen) untersucht, demonstrirt und in Vorlesungen erwähnt habe. Da auch meine VerölTentlichung über den Gegenstand vor Publikation der mir bislang in ihren Ergebnissen unbekannten Ver- suche Paxichi’s erschien, so darf ich mit allem Recht einen ent- sprechenden Antheil an der Entwicklung und an den Ergebnissen der in Rede stehenden Methode beanspruchen. ' Vergl. auch die eben erschienene Abhandlung von Elbert: »Das untere Angoumien in den Osningbergketten des Teutoburger Waldes«. Zweite Hälfte. Verb. d. nat. Ver. d. pr. Rheinlande etc. Jahrg. 58, S. 97. Besprechungen. 403 Besprecliuugen. G. F. Kunz; Precious stones. (Mineral resources of the United States. Calendar Year 1899. 21. Ann. rep. U. S. Geol. Sur- vey 1899—1900. Washington 1901. part. VI. pag. 419 — 462.) Diamant. Der erste Diamant aus Tennessee wurde am süd- lichen Ufer des Clinch River, Iloane County in einem selir schieferigen Boden gefunden; nach dem Schleifen wog er IV4 Karat. Ein Stein von 2 Karat wurde in einer tertiären Kiesablagerung bei Nelson Point, Plumas County, Galifornien, gefunden. Korund, ln Plumas County, Galifornien, durchsetzt ein Felsit- gang den Serpentin. Er ist vom Serpentin durch eine vier Fuss mächtige Ablagerung von Feldspath getrennt. Dieser zeigt einige Andeutungen, dass er Korundkrystalle enthält, aber in dem Boden unterhalb des Ganges finden sich Feldspathstücke, in denen Kry- stalle von grauem Korund häufig sind. Einzelne Krystalle wurden wohl auch gelegentlich durch Auswaschen der Erde gewonnen. Der weitaus grösste, so gefundene Krystall ist 2 Zoll lang und 1 Zoll dick mit G. = 3,91. Der Habitus der Krystalle ist der pyramidale mit gelegentlichen Tafelflächen. Der mit dem Korund zusammen vorkommende Feldspath ist wahrscheinlich ein Gemenge einiger Spezies mit »amorphem Korund.« Sapphir. Die hauptsächlichsten Formen der Sapphire aus den Seifen am Rock Creek, Granite County, Montana, 35 miles nord- östlich von Phillipsburg sind hexagonale Tafeln und kleine ver- längerte Prismen. Die Steine sind grün, blassroth, gelb und braun in Nuancen, die von denen anderswo verschieden sind und alle Farben werden im künstlichen Lichte glänzender. Die Urquelle des Minerals ist nicht bekannt. Smaragd. Das Muttergestein in den Smaragdgruben am Bush Creek Mountain, Eustatal, Mitchell Co., Nord-Carolina, ist ein etwas gebänderter Glimmergneiss und ein Biotitschiefer. Der Gang, in dem die Edelsteine verkommen, besteht aus Quarz und Albit mit unregelmässig zerstreutem schwarzem Turmalin, schwarzem Glim- mer, Granat, Titaneisen und Beryll. Die meisten Berylle sind von 2 6* 404 Besprechungen. der gewöhnlichen trüben, gelblichen Art. Der Smaragd findet sich nur sporadisch in Form kleiner Krystalle nahe dem Contakt des Ganges mit dem Schiefer, bald in dem Glimmergestein, bald in dem Gang. Beryll und Aquamarin. Eine vielversprechende Quelle- von Aquamarin sind die Gruben bei Spruce Pine, Nord-Carolina. Er findet sich auf pegmatitischen Gängen im Gneiss. Die Steine sind von guter Farbe und einige sind gross — im Gewicht bis zu 20 Karat. Honiggelbe Berylle sind gemein. Ausgezeichnete Kry- stalle von Beryll und Goldberyll wurden in diesem Jahr in der Wilson Mine bei Merryall gefunden. Turmalin. Krystalle von Achroit, Rubellit, Indicollth und grünem Turmalin sind bei Pala in Galifornien gefunden worden, sie besitzen aber geringen Wert als Edelsteine. Bergkrystall. Grosse durchsichtige Massen von Bergkrystall stammen von Bay City, Oregon und Krystalle, Krystallgruppen und Drusen von den verschiedenen Goldgruben bei Granite Basin, Cali- fornien. Amethyst. Amethyst ist zu Cripple Creek, Colorado bei Divide unweit Butte, Montana, bei Adair, Indianerreservation und bei Dawson City, in dem Yukon-Distrikt, Alaska gefunden worden. Blauer Quarz von schöner Farbe ist ein gewöhnlicher Gemengtheil der krystallinischen Gesteine von Süd-Ost-Pennsylvanien. Oute Stücke kamen längs des Pennypack Creek bei Neshaming, Bucks County und im Flusskies bei Gibson Point, am Schuylkill. River vor. Opal. Eine Sandsteinmasse, breite Schnüre von Opalkörnern* enthaltend, die durch edlen Opal comenlirt sind, wurde bei Hor- beek Louisiana, gefunden. Halb Opal. Ein weisser Halbopal mit blauem Schein kommt von Safford, Arizona. Eine grau und braun gebänderte Varietät von Loveloek, Nevada und runde Knollen mit einem weissen Cacholong- Ueberzug von Pony, Madison Go., Wisconsin. Ghalcedon. Chalcedongerölle von verschiedenen Farben- .sind häufig am oberen Spanish Creek, Galifornien und in einem erloschenen Krater in der El Paso Range bei Freeman, Kern Countjv im gleichen Staat. Knollen weissen Chalcedons sind auch bei San Diego, Galifornien, gefunden worden. Achat. Carneole, aus Basalt ausgewitterte Strandgeschiebe^ kommen am Ufer der Popof-Insel, Alaska, vor. Jaspis. Grüner, rother, sowie roth und weiss gebänderter Jaspis findet sich in den Schiefern und Thonen, und grüner Jaspis- im Serpentin des Meadow Valley, Plumas County, Galifornien. Türkis. Gerölle .sind in Brown Co., Nebraska, vorgekommen.. Granat. Almandin in ausgesuchten Krystallen wird noch- immer bei Avondale und Bothwin, Delaware County, Penn, gefunden- Besprechungen. 405 IlessonLt ist in Gesellschaft von grünem Flussspath in der 70. Strasse und der Chester Avenue in Philadelphia, Penn., gefunden worden. Rhodonit in Menge ist in einem goldführenden Quai’zgang nn der Spitze voti Silver Bay bei Sitka, Alaska vorgekommen. Chrysocoll, von blauer Farbe, findet sich in Kerr County, Californien. Er ist bis jetzt fälschlicher Weise für Türkis gehalten worden. W. S. Bayley. G. F. Kunz. The production of precious stones in 1900. (Mineral Resources of the United States, Galendar Year 1900. 22. au. report U. S. Geol. Survey, W'ashington). Diamant. Ein Oktaeder von 4^14 Karat wurde bei der Ge- winnung von Seifengold in der Glacialdrift in Gold Creek, Morgan County, Indiana gefunden. Zwei Steine fanden sich bei Knoxville. Tennessee, der eine im Gewicht von 3, der andere l'^^e Karat, Der letztere wurde am Ufer von Flat Creek, bei Luttrell, Union Co. ■aufgenommen. Ein vierter Stein, l'fi Karat schwer, wurde in einem Haufen loser Erde, in Shelby County bei Birmingham, Alabama an- getrolTen. Rubin. Es wurde ein Versuch gemacht, den Rock Creek Montana zu verfolgen, um das Muttergestein der Rubine und Sapphire •aufzuspüren, jedoch ohne Erfolg (siehe den vorhergehenden Bericht). •Sechzig verschiedene Orte des Vorkommens der Edelsteine wurden nachgewiesen. Die Menge der Buhine, die sich darunter befinden, hat zugenommen, aber die Farben sind, wenn schon glänzend, doch nicht tief genug. Die Zahl der verschiedenen Nüancen ist sehr beträchtlich. Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 war eine Brosche mit über 200 dieser Steine zu sehen, von l'|4 bis zu 3 Karat, jeder mit einer anderen Farbennüance. Obwohl der tiefrotlie Rubin und der sammetblaue oder kornblumenblaue Sapphir fehlten, war doch der Reichthum der Varietäten anderer Art ohne Gleichen; Blasse Rubine, rosenrothe, lachslärbige ins gelbe, reingelbe, gelb- braune und tiefbraune, blassblaue, grüne, blaugrüne etc. Oft zeigte ein einziger Stein zwei bis drei verschiedene Farbennüancen. Viele derselben sind bis jetzt an keiner anderen Stelle vorgekommen. Alle waren von ungewöhnlichem Glanz und gewannen beträchtlich im künstlichen Lichte. Muttergestein des Smaragd. Das Muttergestein mit den eingewachsenen Smaragdkrystallen vom Big Grabtree Mountain, Mitchell County, Nord-Carolina, ist nun als Ornamentstein geschliffen und poliert worden. Die Krystalle von schönem Smaragdgrün liegen unregelmässig in Gängen von Quarz und Feldspath, so dass hübsch grün und weiss gefleckte Steine entstehen, die eine gute Politur annehmen. 406 Besprechungen. Beryll. Berylle von bedeutender Grösse sind in Lagen von weissem Quarz in einem Steinbruch bei Blandford, Mass. gefunden ■worden. Die Kryslalle sind häufig und einige von ihnen sind von beträchtlichem Umfang. Einer der schönsten, der angetrolTen wurde, mass 5 Fuss in der Länge und 2 Fuss in der Dicke. Kleine schleif- bare Steine sind in Blöcken entdeckt worden, die an demselben Orte in Steinmauern hineingebaut waien. Eine Masse von rosa Beryll, ein Bruchstück eines sehr grossen Krystalls, wurde mit farbigem Turmalin bei Mesa Grande, San Diego Go., Galifornien gefunden. Granat. Dodekaedrische Krystalle von Uwarowit bedecken die Wände von Spalten oder Ilohlräumen im Ghromeisenstein bei Carrville, Trinity Go., Galifornia. Der Verf. vermuthet, dass das 18G5 von Goldsmith als Trautweinit von Monlerey Gounty Co., Califor- nien beschriebene Mineral wolil ein unreiner Uwarowit ist (Proc. Acad. Nah Sei. Philadelphia. 1865. p. 9. pg. 348 — 365). Turmalin. Lepidolith kommt in beträchtlichen Mengen und in grossblättrigen Massen am Mesa Grande Mountain, San Diego Co., Galifornien, vor. In dem Lepidolith und in dem begleitenden Quarz sind einzelne grosse Krystalle von durchsichtigem bis durch- scheinendem Turmalin eingewachsen mit vollkommener Ausbildung der Prismen und der Endhegrenzung. Die meisten Krystalle sind Ilubellit, es sind aber auch manche mehrfarbige dabei. Die con- centrischen Krystalle sind gewöhnlich innen grün, roth aussen und dazwischen farblos. Einige der Krystalle sind beiderseits von niederen Pyramiden begrenzt. Ein Krystall, nahezu 40 cm dick» trägt am Ende drei 'v^'enig steile Rhomboederflächen mit Anzeichen» die vermuthen lassen, dass hier ein Drilling vorliegt. Das Mutter- gestein der durchsichtigen Krystalle ist gewöhnlich ein trüber weisser Quarzit. Die Krystalle im Lepidolith sind meist weniger durchsichtig. Einschlüsse im Quarz. Ein grobkörniger Pegmatit bei Silver Star, JelTerson County, Montana, besteht aus vollkommenen Kry.stallen von Orthoklas von 8 bis 14 Fuss Durchmesser, kleinen Glimmerschuppen, schwarzem Turmalin und farblosem, rauchgrauem und violblauem Quarz (Rauchtopas und Amethyst). Die farblosen und rauchgrauen Quarze sind erfüllt von Nädeln und dünnen Kry- stallen von Turmalin, die ihre Wirthe nach allen Richtungen durch- ziehen und die zonal angeordnet sind. Einige der Rauchtopaskry- stalle sind bis 3 Fuss lang und bis 8 Zoll dick. Die Amethyste sind frei von Einschlüssen. Sie bilden oft Gruppen für sich allein oder in paralleler Stellung auf Rauchtopas oder auch Krystalle des letzteren als durchsichtige violette Pyramiden begrenzend. In diesem Fall ist der Amethyst gleichfalls vollkommen frei von Einschlüssen» selbst wenn die Rauchtopasprismen, die sie begrenzen, schwarz von solchen sind. Versammlungen und Sitzungsbericlite. 407 ln der San Bernardino Bange, San Bernardino Co., Californien, sind schöne durclisiclitige Quarzkrystalle von Rutilnadeln durch- wachsen. Sie finden sich in Begleitung von Orthoklas und Eisen- glanz. Andere Quarze von demselben Fundort enthalten Chlorit- skelette und Gruppen von grünen Nadeln. Türkis. Der Türkis von Los Cerillos, Neu-Mexico, kommt in Verbindung mit einem Aegirin-Syenit vor, der in Form von Strömen und dünnen Zwischenlagen auftritt, die Fragmente von jurassischer und cretaceischen Sedimenten absorbirt haben. Es besteht der Gedanke, dass der Türkis durch Einwirkung des ge- schmolzenen Syenitmagmas auf kupferhaltige Juragesteine ent- standen sei. Mexicanischer Onyx. Onyxmarmor findet sich am Cune Creek bei Phönix, Arizona, in grosser Menge, aber es ist nichts über die Art des Vorkommens bekannt. Andere Ablagerungen sind im Kirtland Valley und bei Greaterville im nämlichen Staat ent- deckt worden. Unter den sonstigen Mineralfunden des Jahres 1900 ist Jet von Loper Hall und Fort Dorsey, Anne Arundel Co.. Maryland; grosse C h i a s 1 0 1 i t h e in Madeira Co., Californien und M o o s a c h a t in den San Bernardino Mountains, Californien zu erwähnen. W. S. Bayley. Versammlungen nnd Sitzungsberichte. Londoner geologische Gesellschaft. S i t z u n g v. 26. F e b r. 1902. E. W. W.vlford; Ueber einige Lücken im Lias. Es w'ird hingewiesen sowohl auf stratigraphische Lücken (Schwund ganzer Zonen oder von Theilen einer Zone) wie auf palaeontologische (plötzliches Auftauchen vieler neuer l’ormen). Die mittelliassische Zone des A. spinatus besteht aus 30 Fuss eisenschüssigen Crinoidenkalkes, 20 Fuss Schichten des Spirifer oxygona. Die Abnahme der oberen Schicht an gewissen Stellen wird auf innerliche Auswaschung durch Grimdwasser zurückgeführt. A. Strah.\n: Ueber den Ursprung des Flusssystems i n S ü d - W a 1 e s und seinen Zusammenhang mit dem des Severn und der Themse. Der südwärts gerichtete Lauf einiger Flüsse vom Usk bis zum Ogmore wird beschrieben und gezeigt, dass er unabhängig ist sowohl von der Faltung in 0. — W., wie von den Verwerfungsricht- ungen der Gesteine nach NNW. Weiter nach W. nimmt das Ent- wässerungssystem eine andere Richtung und wird nunmehr ganz offenbar beeinflusst von WSW.-Störungen. 408 Yersamniluiigen und SiUungsbericlile. Die Zusamnienfaltung zu OW.-streichenden Falten wird als arinorikanisch bezeichnet und ist praetriassiscli ; die faltende Kraft kam von S., erreichte ihre grösste Intensität in Devon, Sommerset und Südwales und erlosch in Central- Wales. Die Verwerfungen in NNW. (Charnian) sind z. Th. praetriassiscli, erneuten sich aber nach dem Eocän, und ziehen über ganz England; sie kennzeichnen eine Periode, wo der Zusammenschub nachliess. Die WSW. streichenden Falten (caledonische genannt, aber nicht ini SUEss’schen Sinne) sind die jüngsten; der Impuls kam von N. und war stärker in Central- als in Süd- Wales. Er verursachte eine Reihe secundärer Störungen und bestimmte das Abtlnss-System. Die älteren Stör- ungen waren ohne Einfluss, weil die palaeozoischen Flächen von Schichten der Oberen Kreide bedeckt waren, als das Flussnetz entstand. Die Ostrichtung des oberen Severn wird auf eine llebungs- linie (jetzige Ilauptwasserscheide) in Central- Wales zurückgeführt. Seine Abbiegung nach S. und SW. beruht auf einer Anticlinale in der Kreide, welche parallel aber ein wenig westlich des jetzigen Steilabfalles der Kreide gelegen haben muss und parallel und gleich- zeitig mit den caledonischen Störungen in Wales war. Diese Anticlinale, combinirt mit den armorikanischen Auf- faltungen in den Becken von London und Hastings, regte das Fluss- system der Themse und Frome an. Dies geschah nach dem Oligo- cän und vor dem Pliocän ; dasselbe Alter wird für die Systeme von Süd- Wales und des Severn vorausgesetzt. Naturforschergesellaehaft zu St. Petersburg. (Abtheilung für Geologie und Mineralogie.) Sitzung vom 16. Februar 1902. G, J. TAUFiLJt:t'F sprach über die Temperatur des Wassers in der Mündung des Flusses Stepnoi Kutschuk (Sibirien, Gouv. Tomsk, Bezirk Barnaul). Am Beobachtungstage war die Temperatur an der Ooerfläche 17*^, 1 — 1^2 Meter tief 37®, aber noch tiefer lallt die Temperatur wieder ab. Die Erscheinung lässt sich dadurch er- klären, dass die obere Schicht aus süssem Flusswasser besteht und die untere eine starke Salzlösung des Sees darstellt. Durch die erste geht die Sonnenwärme hindurch, sie nur wenig erwärmend, während fast die ganze durchgehende Wärme sich in der schwereren Salzwasserschicht concentrirt. N. J. K.\p,ak.\sch sprach über fossile Cirrhipedier aus der Krim. G. G. VON Petz berichtete über seine Bearbeitung einer De von -Fauna vom nördlichen Ural, aus der sogenannten »Saoserskaja Datscha«. Die Materialien sind von Prof. Loewinson- Lessing gesammelt, welcher dieses Gebiet aufgenommen und schon beschrieben hat. . » Yersammliingen und Sitzungsberichte. 409 Sitzung vom 23. März 1902. P. A. Zexiatschern’skv sprach über den Calcit vom Toro s- berge in der Krim (bei dem Baidarka-Tliore). Die Galcitlager- stätte kann als ein Gang bezeichnet werden, welcher bei der Durchkreuzung mit einem anderen viel stärker wird. Die Krystalle gehören dem skalenoedrischen Typus an und sind verzwillingt nach (0001). Die gewöhnlichen Zwillinge nach R kommen auch oft vor. Bei dem Auflösen in HCl bleibt ein Rest von mechanischen Beimengungen; Staub etc., im Ganzen 0,62 Die chemische Ana- lyse ergab; CaO 55,86; Fe 0 0,405; Mg 0 Sp. ; CO2 43,00. Zu physi- kalisch-optischen Zwecken sind die Calcitkrystalle ganz geeignet. N. J. Karak.vsch sprach über die ko h 1 e n f ü h r e n d e n Juraablagerungen der Krim. Einen Theil der schwarzen, sogen- Liasschiefer muss man jetzt zum Dogger oder Kellovay und zum Theil auch zu Bath rechnen. Sitzung vom 27. April 1902. B. A. Popow sprach über eine neue Untersuchungs- methode von S p h är 0 li t h e n. Sphärolithe bilden sich vom Centrum nach der Peripherie (eclite Sphärolithe) oder von der Peri- pherie nach dem Centruin. Wenn wir an fertigen Sphärolithen die Art ihres Wachsthums zu erkennen ganz sicher im Stande wären , so könnten wir wichtige Schlüsse über die Bildungs- art dieser in vielen Fällen so räthselhaften Gesteinstheilen ziehen. Nach dem Vorschläge des Yortr. muss man im Sphärolithgeste in eine Stelle suchen, wo der wachsende Sphärolith an irgend ein llinderniss anstiess, eventuell an einen anderen Sphärolith. Die Structuränderungßn, welche bei dem weiteren Wachsthum der Sphärolithe eintreten, zeigen ganz bestimmt, ob die Sphärolithe der einen oder anderen Gruppe angehören. J. P. Tolm.atschow sprach über das Bodeneis vom Fl. Beresawka (NO. -Sibirien), von welchem einige Kilo von der Expedition der kgl. Akademie nach Petersburg gebracht waren. Seinen Eigenschaften nach hat sich das Eis aus Schnee gebildet und erinnert an das Firneis der Gletscher. Mit Gletschern aber hat das Eis der Beresowka nichts zu thun. Es sind Schneeanhäufungen, welche im alten Seebassin oder vielleicht an einer Terrasse des- selben sich gesammelt hatten und aus klimatischen Ursachen bis jetzt liegen blieben. Derselbe zeigte der Gesellschaft eine sonderbare Bryozoen- Art aus der Unterkarbonablagerung am Altai, welche unter den Gyclostomata kein Analogon findet, aber einige Merkmale der Cheilostomata besitzt; sie gehört wahrscheinlich zu einer neuen Familie. Jak. A. Makerow sprach über die Glacia labiagerungen, welche er in der Nähe vom D. Kultuk am Baikal gefunden hat. Derselbe übergab der Gesellschaft einen neuen Meteorit 410 Versammlungen und Sitzungsberichte. (Sideril) aus Sibii ien, welcher im Gouvernement Jenisseisk gefunden ist. Das Stück ist 57 Pfund (fast 23 Kilo) schwer. Mineralogische Gesellschaft zu St. Petersburg. Sitzung V 0 m 5. JI ä r z 190 2. A. A. Stuckenberg (Kazan) sprach über die neu entdeckten goldhaltigen Quarzgänge am Westah- hange des Ural am Fl. Wisch er a. Am linken Ufer desselben zieht ein Gebirge, Tschuval genannt, das von Gabbrogesteinen ge- bildet wird. Die Gabbro sind von krystallinischen Schiefern über- lagert und auf einer Seite liegen diese (Fluss abwärts) unter dem Devonkalke. Das Alluvium des Thaies liegt auf denselben Schiefern und Kalken, in denen die Quarzgänge gefunden sind. Die Quarz- masse derselben enthält ausser Eisen- und Kupferkies, und einigen anderen Mineralien, Gold in der Quantität 4'|2 Solotnik pro 100 Pud. Die Kalksteine zeigen am Salband auch einen, natürlich kleineren, Goldgehalt bis li|2 Solotnik pro 100 Pud. Die ganze goldhaltige Schicht kann bis zu 2 Faden (4 Meter) mächtig angenommen werden. J. A. Morosewitsch sprach über ein blaues Mineral, welches bei Troizk (am Wege zwischen Troizk und Tscheljabinsk) gefunden ist und mit Quarz ein selbständiges Gestein in der Reihe hier vorkommender krystallinischen Schiefer bildet. Durch Be- handeln mit HF und II2 SO4 löst sich das blaue glimmerähnliche, dem Pyrophyllit verwandte Mineral. Bei der Verwendung einer schweren Flüssigkeit fjekommt man eine blaue Portion und eine weisse (oder gelbliche). Beim Zusammenschmelzen mit kohlen- saurem Natron zersetzt sich das Mineral ganz leicht. Durch Glühen nimmt es eine schneeweise P'arbe an. Eine genaue optische Untersuchung lässt sich an dem vor- liandenen Material nicht ausführen; die Axe der grössten Elasticität gellt der Richtung der Faser parallel. Die erste Analyse (Dichtigkeit = 2,85) giebt folgende Formel des Minerals: (l^lj H2 0 . Na2 0) 3 AI2 O3 . 9 Si O2, welche an die Zusammensetzung des Natrolit erinnert. Zweite Analyse (D = 2,869; bei der Behandlung mit HF -j- II2 SO4 bleibt 2']2°!o unzerlegt) ergiebt sich (314 II2 0 1I2 Noa 0) 2 AI2 O3 10 Si üg), wo das Verhältniss zwischen AI2 und Si Ü2 schon mehr an Harmo- tom und Phillipsit erinnern. Die zweite Formel kann vielleicht auch als Verbindung einer Alumokieselsäure mit ihrem Anhydrit gedeutet werden. Das Mi- neral steht zwischen der Kaolinsäure und Pyrophyllitsäure. Versammlungen und Sitzungsberichte. 411 B. A. Popow sprach über den Verlauf seiner Expedition nach der Kolahalbinsel im Gebiete zwischen Natosero und Imandrasee. J. A. Morosewitsch demonstrirte der Gesellschaft die Bino- kularlupe von Braus-Drixer und die mikroskopische Bestimmung der Axenwinkel nach der von Beeke ausgearbeiteten Methode. Sitzung vom 2. April 1902. A. A. Bunge sprach über das Bodeneis im nördlichen Sibirien. Di'. Bunge hatte Gelegenheit gehabt, die Eisschichten im nördlichen Sibirien und auf der neusibirischen Insel su sehen und speciell untersuchen zu können. Auf Grund seiner Beob- achtungen kommt Dr. Bunge zu dem Schluss, dasss die Eisah- lagerungen, welche nach Toll’s Ansicht die fossilen Gletscher dar- stellen, nichts anderes sind als das in den Erdspalten gefrorene Wasser. Bei dem Frost bilden sich diese Spalten in der Tundra in grosser Menge und von ansehnlichen Dimensionen. Das Wasser', welches in die Spalten einfällt, kann durch seitliches Eindringen auch die horizontalen Schichlen liilden. J. A. Morosewitsch sprach über Verwitterungser- scheinungen an den erzführenden Gesteinen des Berges Magnitnaja. Das uni ersuchte Gestein ist aus Pla- gioklas, Augit und Magnetit zusammengestellt. Das Auftreten des Orthoklases, welcher jedoch immer in kleineren Quantitäten voi'- kommt als Plagioklas, stellt das Gestein zu den Augitsyeniten. Nach den ausführlichen Analysen setzt sich dieses Gestein aus 34*^10 Augit (mit der Zusammensetzung TO^Io Diopsid und 23*'!o Tschermak’s Silicat), ll®|o freien Oxyden und 55®|o Feldspäthen zusammen, von welchen 5<”o auf Orthoklas, 33'^lo auf Anorthit und Id^io auf Albit- subslanz entfallen; der Plagioklas steht demnach dem Andesin am nächsten. Bei der Verwitterung wandelt sich Augit in ein Gemenge von Chlorit mit Granat um, die Feldspäthe in Kaolin. Eisenoxyde werden ausgelaugt, und das Gestein wird an Si Oo bereichert. Ca 0 nimmt zuerst stark zu (was mit dem Erscheinen des Granats in Zusammen- hang steht), aber zuletzt ist Ga 0 doch in kleinerer Quantität vor- handen, als im frischen Gestein. Der Gehalt an Mg 0 bleibt fast unverändert, was seine Erklärung in einer Cblorit-Bildung findet. Zuerst fängt bei der Verwitterung der Auslaugungsprocess an; dann geht die Umwandlung des Augits in ein Gemenge von Chlorit und Granat der Kaolinisirung des Gesteins voraus. Dabei nehmen Ho 0, AI2O3 und Si O2 procentuarisch zu; Fe2 03, FeO, GaO und Na2 O gehen weg; Mn2 O3, MgO und K2 0 bleiben fast in denselben Quanti- täten, wie im frischen Gestein. A. W. Fa.\s sprach über das Vorkomrnen von Mae- otischen Ablagerungen im Gebiete von Krivoi II og. Am linken Ufer des Flusses Ingultz gelang es dem A^ortragenden 412 Persoiialia. Ablagerungen zu finden, welche slratigraphisch der unteren Abthei- lung des Kertschkalksteines angehören. W. J. WoROBiEF'F zeigte der Gesellschaft eine Sammlung von Demantoid-Krystallen vom Nyschnni TagLl (Ural), welche eine grosse Seltenheit vorstellen, da das Mineral sonst fast ausschliesslich in Form abgerundeter Körner vorkommt. Personalia. Am 28. April d. J. starb in Paris H. Filhol, Professor der ver- gleichenden Anatomie, ein verdienstvoller P.alaeontologe. Seine wichtigsten Arbeiten erschienen in den Annales des Sciences Geo- logiques. Grundlegend waren seine llecherches sur les Phophorites du Quercy (1876. 1877), welche eine erstaunlich reiche Säugethier- fauna kennen lehrten, die Etüde des Mammiferes Fossiles de St. Geraud le Puy (Allier) (1879 und 1880), die Etüde des Mammiferes Fossiles des Rougon (1881) und die Etüde sur les Mammiföres Fossiles de Sansau (1891), die letztere eine Fortsetzung der von Labtet begonnenen Arbeiten. Am 3. Juni d. J verunglückte I)r. Carlo Riva, Dozent der Petrographie und Assistent am mineralogischen Institut der Uni- versität Pavia, bei der Besteigung des »Mte. Grigna« durch einen Lawinensturz. Habilitirt; Dr. Sommerfeldt an der Universität in Tübingen, für Mineralogie. Neue Literatur. 4ia Neue Literatur. Mineralogie, Blasdale, "SV. C.: Contributions to the Mineralogy of California. Bull. Departm. of Geology Univ. California, vol. II. No. 11. Derby, 0. A. : Occurrence of Monacite in Iron Ore and in Graphite, Ainer. Journ. Sei. March 1902. 211 — 212. Eakle, A. S. : Mineralogical Notes. Bull. Departm. of Geology Univ. California, vol. II. No. 10. Ransome, F. L. : On Lawsonite, a New Rock-forming Mineral from the Tiburon Peninsula, Marin County, California. Bull. Departm. of Geology Univ. California, vol. I. No. 10. Wells, II. S. and Penfleld, S. L. ; New occurence of Sperrylite. Amer. Journ. Sei. Febr. 1902. 95 — 96. Petrographie. Lagerstätten. 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Um ihn trauern seine treue Lebensgefährtin Lea geborene Schwamkrug, seine Tochter Martha, Gattin des Hüttenmeisters WoHLf ARTii in Freiherg mit 4 Kindern und eine grosse Schaar von Freunden und Verehrern. Geboren in Freiherg am 6. Decemher 1833 als Sohn des berühmten Professors der Mechanik Julius Weisbach und dessen Gattin Marie geh. Winkler, w'uchs er im berg- männisch-akademischen Kreis der alten Bergstadt auf, der er eine Zierde w erden sollte. In diesem Kreis dreht sich das Interesse um Bergbau im weitesten Sinn und mehr als anderswo ist dort die Mineralogie die führende Wissen- schaft und die Vereinigerin der anderen AVissenschaften. Die 27 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 418 Alhin W'cishach. Mineralien sind da nicht nur Gegenstand chemischen, physi- kalischen und mathematischen Studiums, sie sind zugleich Professoren wie Studenten, Berg- und Hüttenleuten, Deutschen, Avie Jünglingen und Männern aller Nationen, die Freiherg vereinigt, Gegenstand des wärmsten persönlichen Interesses. Eltern und Geschwister, Verwandte und Freunde AVkis- bach’s gehörten diesem altbergmännischen Kreis an und aus diesem iNIilieu ist sein persönliches, wie Avissenschaftliches Wesen zu verstehen. Sein Schaffen und Leben, seine Vor- lieben und Abneigungen. Die Wissenschaft ist ihm unzer- trennlich von den persönlichen Beziehungen; sie ist ihm mit diesen Herzenssache. Ein ungerechter wissenschaftlicher Angriff auf ihn oder auf seinen verehrten Ijehi’er und Vor- gänger Breithaupt ist ihm eine jiersönliche Beleidigung, gegen die er mit der ganzen Kraft seiner Empfindung mit Wort und Feder vorgeht. 1842 trat AVeisb.vch in das Freiberger Gymnasium ein, das er 1850 verliess, um als Student in die Freiberger Berg- akademie einzuti’eten. Damals Avar die Zahl der Studirenden dort klein und die Zahl der Professoren verhältnissmässig gross. Es lehrten zu AVeisbach’s Studienzeit dort 11 Pro- fessoren und einige Hülfslehrer bei etwa 80 Studenten. Es konnten sich daher die Professoren mit jedem einzelnen Stu- denten eingehendst beschäftigen. AVie sehr dies der Fall war, ersieht man aus einer Bemerkung in der Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Freiberger Akademie 1866 S. 36 : „Die A^orlesung über Mineralogie wurde von Breithaupt, um bei einer beschränkteren Zahl von Zuhöreim die Demonstration jedem Einzelnen zugänglicher zu machen, immer doppelt ge- lesen und ausserdem regelmässig allwöchentlich ein Eepeti- torium abgehalten“. Damals war das Arbeitsgebiet für den Professor Avie fiü* den Studenten nicht so gross wie heute, die A’orlesungsstundeu nicht so zahlreich und beide Theile hatten Zeit und Frische zur selbständigen A ertiefung in ein Lieblingsfach, sowie zu aller Art akademischer Fröhlichkeit. Die Wissenschaften Avaren noch nicht so weit ausgearbeitet und vertieft, die Literatur in Büchern und Zeitschriften hatte eine mässige Ausdehnung, sodass ein Professor, ohne sich aufzureiben, mehrere Fächer, Albin Weisbach. 419 ja das ganze "Wissensgebiet des berg- nud biitteuiiiännischen Interesses übersehen und verfolgen konnte. So wissen wir von WeisbaciIs bedeutendem Lehrer Febd. Reich: Er war, nachdem er in Freiberg, Göttingen und Paris studirt, einige Jahre im praktischen Hüttendienst, von 1824 an Akademie-Inspector, ordnete die von Wekxeb hiuterlassenen Sammlungen und die akademische Bibliothek, las 1827 — 1860 Physik, 1830 — 1842 Yersteinerungskunde, 1842 — 18.56 theoretische Chemie, wurde Oberhüttenamts- Assessor und i-edigirte 1827 — 1837 das Jahi’buch füi- den Berg- und Hüttenmanu. Er mass zuerst richtig durch Versuche mit der Drehwage in einem tiefen Schacht das Gewicht der Erde und fand durch Spectral- Analyse das neue Element Indium. Solche Universalität ist heute nicht mehr denkbar. Ist es Joch heute einem Mineralogen kaum mehr möglich, alle Ge- biete der Mineralogie, Krystallographie und Petrographie zugleich zu beherrschen. Alle Professoren, die zu AVeisbach’s Studienzeit an der Freiberger Akademie lehrten, hatten dort studirt. Es mag von Interesse sein, diese grossentheils hochl)edeutendeu Männer hier zu nennen: CoxsT. Aug. Xau.maxx (nicht der Mineralog C. Fbiedr. Xaum.vnn) lehrte Mathematik. Cabl Febd. Pl.vttner docirte die Hüttenkunde und brachte das Löthrohr zu hohem Ansehen. Seine Publicationen dar- über sind classisch geblieben. Aug. Breith.aupt las Mineralogie. Er, der grosse Kenner der Mineralien hob, vermehrte und ordnete die Mineralien- sammlung, reorganisirte die Mineralieu-Xiederlage und war für AVeisbach, der sein Assistent und X^achfolger wurde, ein persönlicher, wie wissenschaftlicher Förderer. Febd. Reich lehrte Physik und Chemie. Ein Mann, dessen universelles AVissen und Geistesklarheit seine Verehrer (darunter auch der A'erfasser) bis in sein höchstes Alter be- wundern durften. A on ihm war schon oben die Rede. Ed. Heuchlp:b, der für alles Schöne begeisterte Lehrer der Zeichenkuust, dessen sinnige Bilder aus dem Bergmauus- leben in Druck und Farben, wie in Aletallguss, Arbeitstisch 420 Albiii Weisliacli. und Zimmer der Freiberger ITamilieu wie der früheren dortigen Studenten im In- und Ausland zieren. Julius Weisbach, der Vater Albln Weisbach's, eine der grössten Zierden der Akademie, der den Enlim derselben weit liinaus in die Welt trug. Er bat durch seine Schriften und Yoi träge die Mechanik, den Maschinenbau und die Markscheidekunst besonders für den Bergbau reformirt. M. F. Gätzsciimann lehrte den Bergbau etwas kleinlich und pedantisch, aber er hielt darauf, dass der Student mit allen Eigenthümlicbkeiten des Freiberger Bergwesens von damals und aus alter Zeit bekannt wurde. Bernh. V. Cotta, der phautasiereicbe Geolog, der es verstand, das versteinert ausgegrabene Getbier neu zu beleben und in SciiEFFEL’scher Weise in humoristische Beziehungen zu setzen. Fr. W. Fritzsciie lehrte die Probirknnst auf trockenem und nassem Weg mit iiedantischer Gewissenhaftigkeit. TiiEonoR SciiEERER las über praktische und analytische Chemie. Aber seinen Neigungen nach war er Mineralog (er hat wichtige mineralogische Arbeiten publicirt), Hütteumaun und Dichter. G. E. Bömisch lehrte Bergrecht und bergmännischen Ge- schäftsstyl. Das waren Albin AVeisbach's akademische Lehrer in Freiberg. Nach beendeter Studienzeit dort bezog er zu seiner weiteren Ausbildung die Universitäten Leipzig, Berlin, Göt- tingen und Heidelberg. Er stndirte besonders Physik und Mineralogie. Zu seinen mineralogischen Lebreni gehörten Chr. S. Weiss in Berlin, .1. F. L. H.vusmann in Göttingen und C. C. v. Leonhard in Heidelberg, vor Allen aber Auu. Breithaupt in Freiberg, dessen Ijiebliugsschüler und Assistent (von 1857 au) er war. Viel Krystallograpbisches bat er gewiss auch von seinem berühmten Vater, Julius Weisb.vch, gelernt, der von 1842 an in Freiberg über Krystallographie las, von 1851 an über descriptive Geometrie und der die Krystallographie durch eine Schrift: „Anleitung zum axouo- metrischen Zeichnen (Freiberg 1857) gefördert hat. 1857 erwarb sicli Albin Weisbauh ilas Doctor-Diplom in Heidelberg Albin Weisbacli. 421 Suiuma cum laiule mit eiuer Dissertation über die Monstro- sitäten tesseral krystallisirender Mineralien (Freiberg 1858). Von 1857 an leitete AVeisbach die mineralogischen Ueb- nngen an der Freiberger Akademie. Dazu las er Physik 1858 — 1867 nnd wurde 1863 ziim Professor ernannt. 1866 wurde ihm dazu die durch Bheithaupt’s Rücktritt erledigte Professur für Mineralogie übertragen. 1S67 zwang ihn eine schwere Xeiwenerscbütterung seine Lebrthätigkeit zu unter- brechen, und als er dieselbe 1868 wieder aufnabm, erschien es ihm ratbsam, die Professur für Physik niederzulegen, um der Ueberbürduug zu entgehen, und sich ganz der Mine- ralogie widmen zu können. Die Vorlesungen hierüber, sowie die mineralogischen Uebuugen hat er bis Ende 190U ohne Unterbrechung abgehalten, erstere also durch 33 Jahre, letztere durch 43 Jahre. Zeugniss seiner Thätigkeit als mineralogisch-krystallo- graphischer Forscher geben seine Pub 1 i c at i o u en , die unten zusammeugestellt sind. Den grössten buchbändlerischen Erfolg unter diesen hatten seine Tabellen zurBestiiuni- nng der Mineralien. Sie sind in verschiedene Sprachen übersetzt nnd in Deutschland 1900 bereits in 5. Auflage er- schienen. Diese Auflage wird gewiss nicht die letzte sein, Aveuu auch Weisbach nicht mehr die Freude haben wird, eipzig. 426 G. Doelter, Briefliche Mittheilnngen an die Redaction. lieber zwei neue elektrische Oefen und über Scb melzpunktsbestimmun gen . Von C. Doelter in Graz. Im Jahrgang 1901, p. 679 die.ser Zeitsclirift beschrieb II. Traube einen zu synthetischen Versuchen geeigneten elektrischen Ofen; ich selbst gab in Tscherm. Min.-petr. Mitth. Bei. XXI Heft 1 die Be- schreibung eines solchen. Sehr zweckmässig erscheinen zwei neue von Heraeus in Hanau construirte Oefen, von denen namentlich der eine für Schmelzpunktsbestimmungen geeignet ist. Der eine dieser Oefen ist ein Ilöhrenofen von 44 cm I.iinge und einem inneren Durchmesser von 2 cm. Die Heizspirale aus dünnem Platinblech ist um ein olTenes Porzellanrohr aus schwer schmelzbarem Porzellan der Kgl. Porzellanmanufaktur Berlin ge- wickelt, welches von einem weiteren Chamotterohr umgeben ist, sa dass zwischen beiden eine Luftschicht bleibt. Das ganze ist in eine Trommel aus Eisenblech montirt und steht horizontal auf einem Fussgestell. Der A^ortheil des Ofens ist, dass er sehr constanle- 'l'emperaturen gieht und dass die Temperatur nicht nur behellig (bis 15(X)®) gesteigert werden kann, sondern dass man durch ent- sprechende Begulirung des Yorschalt-Widerstandes (es ist dies ein Widerstand mit Nebeneinanderschaltung von der FirmaVoigt&Haeffner in Frankfurt a. M.), sehr langsam steigende Temperaturen erhalten kann, und er daher zur Bestimmung der Schmelzpunkte sehr ver- wendbar ist, da man die Vorgänge im Ofen beobachten kann. Die Bohre kann zu anderen Zwecken z. B. bei Arbeiten mit Gasen an den kalten Enden verschlossen werden. Bei Schmelzpunktsbe- stimmungen verschliesse ich sie mit Glimmerplatten, um die Vor- gänge beobachten zu können. Der zweite Ofen lässt es zu, grössere Tiegel zu erhitzen, er ist besonders zu synthetischen Versuchen geeignet, aber auch zu Schmelzversuchen ; sein innerer Heizraum hat einen Durchmesser von 6 cm und eine Höhe von 11 cm, es ist ein Vertical-Ofen. Die Heizspule ist mit dünner Platinfolie umgeben, durch welche der elektrische Strom durchgeleitet wird. Der Deckel ist durchbohrt, um das Thermo-Element einführen zu können. Der Ofen hat zwei Mäntel und wird der Zwischenraum durch Quai'zpulver ausgefüllt, sonst ist er dem von mir in TsciiEinrAK’s Min. Jütth. Bd. 21 p. 24 L'eber zwei neue elektrisclie Oelen elc. 427 l)eschriebenen sehr ähnlich. Er giebt eine Maximaltemperatiir welclie 1300° beträgt man kann allerdings noch höhere Tempe- raturen erreichen durch weiteres Ausschalten des Widerstandes, doch ist dies nicht rathsam, da Schmelzen der Platinfolie eintreteu kann. Die Temperatur steigt von 1100° sehr langsam, was bei Schmelzpunktsbestimmungen erforderlich ist. Beide Oefen sind, da die Heizspulen leicht herauszunehmen sind, unschwer zu repariren- Der erste Röhrenofen kann sehr gut zur Bestimmung der Schmelzpunkte verwendet werden, weil derselbe gestattet die Vor- gänge zu beobachten. Es geschieht dies mit einem Fernrohr; das Mineralsplitterchen ist auf einem Platinträger befestigt und ■wird beobachtet, auch kann man jeden Augenblick dasselbe herauszieben und näher untersuchen; es ist dies nothwendig, denn der Beginn des Scbmelzens ist nicht so leicht zu erkennen, und man erhält viel zu hohe Temperaturen, wenn man nur den Moment der bereits vollzogenen Schmelzung beobachtet. Daher sind z. B. die neuer- dings von BnuN gemessenen Schmelzpunkte viel zu hoch 2, z. Tb. ganz exorbitant hoch. Derselbe verwendet ein Sauersloffgebläse, bei dem die Tempe- ratur sehr rapid steigt und nicht constant erhalten werden kann ; da er auch zur Beobachtung jedesmal den Deckel entfernen muss, so ist es kaum möglich den Punkt des Scbmelzens genau zu eruiren, sondern nur den des vollzogenen Schmelzprocesses, man wird daher unbedingt zu hohe Temperaturen erhalten. Abgesehen davon ist die Anwendung der SEGEu’schen Schmelzkörper für tech- nische Zwecke wohl gestattet, nicht aber für genaue wissenschaft- liche Untersuchungen; überdies geben sie nach Bnux nur von 20° zu 20° Temperaturen an; da diese Schmelzkörper ausserdem sich näher an den Ofeiiwandungen befinden, so werden sie auch höhere Temperaturen geben müssen. Auch ist bei der rapiden Steigerung in einem Gebläseofen die Masse des geschmolzenen Minerals zu berücksichtigen, was bei den BnEx’schen Versuchen nicht geschah, daher eine Reihe von Fehlerquellen , welche zu theilweise ganz ali- normen Resultaten führte. Für niedrig schmelzende Mineralien wie manche Granate, Hornblende, Augite sind seine Temperaturen mit meinen früheren noch ziemlich übereinstimmend, bei höheren aber nicht mehr, obgleich er die Reihenfolge der Plagioklase genau so lindet wie ich, was er nicht erwähnt, wohl aber anführt »que tout etait ä faire«', was im Hinblick auf die vielfach übereinstimmende Reihenfolge der Mineralien unberechtigt erscheint. Die Abweichungen von der Reihenfolge, welche sich in Bru.n’.s. Arbeit gegenüber meiner und auch der von Joly-Gusack° findet, sind ' Bei 110 Volt, 10—11 Ampere. - Arch. d. sc. phys. et nat. Geneve 1902 (N. Jahrb. f. Min. etc. 1902. 11). ° On the Melting points of Minerals 1886. Die Schmelzpunkte Cus.\ck’s sind zumei.st noch niedriger als die von mir zuerst ge- fundenen (vergl. N. Jahrb. f. Min. etc. 1899. I. — 196 — ; 11. — 357 — ). 428 C. Doelter, aber zum grossen Theil auf Irrthümer zurückzuführen. Man begreift wohl, dass nach jener Methode zu hohe Schmelzpunkte erhalten wurden, doch müssten alle gleichmässig höher sein, aber es ist nicht erklärlich, dass Brun für so viele Mineralien einen niedrigeren Sciimelzpunkt erhielt, als die bisherigen Forschungen es ergaben, und die auch mit den älteren qualitativen Untersuchungen im Wider- spruch stehen, so erhält er für Cyanit nur 1300®, also viel weniger als für Anorthit, 1500°, nur wenig mehr als für manchen Augit, während ich Tj 1360, T2 1100® erhielt, für Obsidian erhielt er 830®, für den äusserst schwer schmelzbaren Eisenglanz auch nur 1300®, während er für Anorthit, Apatit ganz exorbitante Zahlen erhält, und für einen Olivin gar 1750®, also wie für Platin, während ich für Monticellit nur wenig mehr als 1400® finde. Es dürften also zahl- reiche Fehlerquellen bei seiner Methode unterlaufen, welche auf die nicht richtige Bestimmung seiner Yergleichsobjekte und be- sonders auf die wenig constante Temperatur seines Ofens zurück- zuführen sind, abgesehen davon, dass die Masse des Krystalls ver- schieden war. Allerdings sind in meiner ersten Arbeit, als ich nur mit (!as- öfen arbeiten konnte, die Schmelzpunkte alle um 30 — 40® zu nieder angegeben, was ich theilweise bei Anwendung des elektrischen Ofens bereits in meiner Arbeit: Neue Bestimmung von Schmelzpunkten verbessern konnte; immerhin sind durch meine jetzigen weiteren Arbeiten mit den eben beschriebenen Oefen noch Correcturen möglich gewesen, und konnte die Genauigkeit der Methode bedeutend gebessert werden. Wenn man bedenkt, dass bei einem Körper, dessen Schmelzpunktsbestimmung viel weniger Schwierigkeit bietet: dem Kupfer so grosse Differenzen für den Schmelzpunkt sich ergaben, circa 40®, und erst jetzt der richtige Schmelzpunkt bestimmt werden konnte, so wird man gerade bei Körpern, bei denen der Punkt des Schmelzens so schwer zu beobachten ist, sich leicht um 2 — 3 Procent irren können. Vor Allem muss man aber ein zuverlässiges Thermometer benützen, und diess haben wir bisher nur im Thermo-Element aus Platin und Platiii-Bhodium. Ausserdem kann man nur Metalle und Salze, die durch genaue wissenschaftliche Untersuchungen auf ihren Schmelzpunkt vielfach geprüft sind, verwenden, nicht aber die an- nähernde Uesultate gebenden technischen Pyrometer. Ich halte die directe Messung vermittelst der Thermo -Elemente für die einzig richtige. Durch die Arbeiten der physikalischen Reich-sanstalt, insbesondere durch Holborn und Wien, ist die.se Methode sehr entwickelt worden, und die Temperaturbestimmung ist eine sehr genaue, jedenfalls ist diese Methode der durch Ver- gleich mit Körpern, deren Schmelzpunkt auch keineswegs sicher ist, vorzuziehen, Immerhin liegt aber noch in der Methode dci‘ absoluten Schmelzpunkte etwas unsicheres, subjektives, was auch Ueber zwei neue elektrische Oefen etc. 429 dadurch bewiesen wird, dass in verschiedenen Oefen auch nach derselben Methode nocli kleine DilTerenzen sich ergeben; wir müssen uns daher hauptsächlich an die re 1 ati v e n Schmelzpunkte halten, welche für Mineralogen und Geologen von besonderer Wichtigkeit sind. Man erhält für die absoluten Schmelzpunkte andere Resultate wenn man feinstes Pulver oder grössere Stücke verwendet, die DilTerenzen können, wie ich mich vermittelst des elektrischen Ofens überzeugte, recht erheblich sein. Bei den meisten Versuchen wird nicht die Temperatur des schmelzenden Minerales gemessen, welche die richtige Schmelztemperatur giebt, sondern die des Raumes,, unter Vernachlässigung der Schmelzwärme. Die Feuerung muss -Hber grösser sein bei grösseren Massen als bei kleinen, man kann allerdings, wenn man ein Mineral bei denselben Temperaturen durch lange Zeit erhält, dies wieder ausgleichen, dazu gehören aber 6 — 8 Stunden, bei grossen Krystallen vielleicht noch mehrb Es sind noch andere Fehlerquellen vorhanden, auf die ich in meiner ausführlichen Arbeit über Schmelzpunkte zurückkommeii werde. Jedenfalls ist es nothwendig, wenn man die Temperatur des Raumes mi.sst, statt der des schmelzenden Minerals, immer gleiche Mengen Mineral zu verwenden. Bei Splittern erhält man, auch wenn sie sehr klein sind, etwas höhere Schmelzpunkte als bei feinstem Pulver. Leider ist die Methode des directen Ein- tauchens des Thermometers in das schmelzende Mineral, welche ich für die richtigste halte, nicht immer anwendbar, auch muss das Schutzrohr entfallen, da es zu geringe Temperaturen verursacht, daher auch in meiner Arbeit: »Neue Bestimmungen von Schmelz- punkten« zumeist noch um ca. 20° zu niedere Temperaturen er- halten werden. .\m schwierigsten ist aber die Beobachtung des Schmelz- punktes selbst. Vielfach hat man sich einfach damit begnügt, grössere oder kleinere Mengen zu erhitzen, und die Temperatur des vollkommen geschmolzenen Minerals zu bestimmen, dies ist aber nicht richtig, man erhält zu hohe Temperaturen, und kann die Diflerenz sehr beträchtlich sein. Es ist bei den meisten Mine- ralien, auch wenn man, wie ich dies in dem Röhrenofen durch- führte, den Schmelzprocess genau mit dem Fernrohr beobachtete, nicht möglich, genau den Punkt des Schmelzens festzustellen. Da der Schmelzpunkt kaum zu bestimmen ist, so habe ich zwei Punkte bestimmt; 1. den Beginn iles Schmelzens, bei welchem der grö.ssere Theil des Minerals in Glas umgewandelt ist, und wo man unter dem Mikroskop beobachten kann, dass die S[)litter oder Körnchen rund geschmolzen sind, 1 Vergl. auch Joly: Gongres geologitjue VII Ses.sion p. C89. Die geologischen Folgerungen desselben theile ich nicht, auch sind seine zweiten Schmelzpunkte p. 699 sehr zweifelhaft. 430 C. Doelter, Ueber zwei neue eleklrisclie üelen elc. 2. den Punkt der vollkommenen Flüssigkeit; zwischen diesen, über weit eher bei dem ersten Punkt (welchen ich Ti nannte), liegt der Schmelzpunkt. Die DifTerenz zwischen Tx und T2 ist bei Augiten, Hornblenden, Olivin sehr gering, ungefähr 20®, oft weniger, bei Feldspathen, Nephelin, Quarz, Cyanit weit grösser, 40—80®. Bhun hat durchwegs den Punkt T2 angenommen, was ich nicht für richtig halte, trotzdem vergleicht er diesen Punkt mit meiner Temperatur T] (z. B. bei Anorthit), olfeidDar weil er meine Ausführungen nicht beachtet oder nicht verstanden hat; der Schmelzpunkt des Anorthits, wie ihn Brun auffasst, war in meiner ersten Arbeit auf 1150° bestimmt, allerdings etwas niedriger als icli seither genauer bestimmen konnte, aber jedenfalls dürfte dieser Punkt immerhin dem richtigen doch näher gelegen sein als der BuuN’sche, bei welchem Andalusit, Cyanit, Eisenglanz, also lauter längst als vor dem Löthrohr unschmelzbar bekannte Mineralien, eichter als Anorthit schmelzen sollen. Meine neuen Bestimmungen wurden nach 3 verschiedenen Methoden vorgenommen : 1. An feinem Pulver mit eingetauchtem Thermoelement, 2. an winzigen Spaltblättchen oder Si)litterchen, 3. an kleinen Tetraedern aus feinem Pulver geformt. Die Methode 2 giebt immer etwas höhere Schmelzpunkte als 1 und 3, ca. 10 — 15®, da die Masse immerhin eine Rolle spielt, nur wenn man stundenlang bei derselben Temperatur l)elässt, kann man diesen Fehler eliminiren. Sie dürfte aber für vergleichende Schmelzpunkte von Wichtigkeit sein. Die Resultate nach diesen tlrei Methoden ergeben ungefähr dieselbe Reihenfolge, wie ich sie in meiner Arbeit; Neue Bestimtn- ungen von Schmelzpunkten (Tsciierm. Min. Mitth. Bd. XX Heft 1) gegeben habe, nur für den Anorthit und Labrador wurde ein etwas höherer Schmelzpunkt gefunden; dieselben sind schwerer schmelzbar wie Mikroklin, bei den übrigen Mineralien sind die Unterschiede ca. 10--25®. Ich habe neuerdings mit über 100 verschiedenen Mi- neralvarietäten Versuche angeführt um auch den Einlluss der che- mischen Zusammensetzung bemessen zu können. Der Schmelzpunkt des Albits erhöht sich gegen früher um ca. 25®, der des Anorthits um 35®, für ersteren erhält man Tj 1135—1145, für letzteren Tj 1165 — 1180, 14 ist 1175 für ersteren, T2 1195—1205 für letzteren; für J.eucit erhielt ich Tj 1275—1295, T2 1300—1310, für Augite, Horn- blende, Nephelin erhöhen sich die seinerseits angegebenen Zahlen um ca. 10 — 20®. Für Orthoklas erhielt ich l’i 1190, T2 1200—1210, für Magnetit Tj 1195, T2 1210. Bei Glimmer, Augiten, Hornblenden, Olivinen schwankt je nach der chemischen Zusammensetzung der Schmelzpunkt ganz bedeutend. Ausser Quarz und Korund sind Eisenglanz, Monticellit, Bronzit, Cyanit, Andalusit, Chromit die am schwersten schmelzbaren der gesteinsbildenden IMineralien. üesprechungen. 431 Besprechungen. H. Erdmann ; Lehrbuch der a n o r g a n i s c h e n C h e m i e. 3. Auf!, (fünftes bis achtes Tausend). Braunschweig bei Friedrich Yieweg u. Sohn. 1902. 788 pag. Mit 291 Abbildungen im Text, 99 Tabellen, 1 Rechentafel und 6 farbigen Tafeln. Die zweite Auflage des vorliegenden Werkes ist vom Ref. in diesem Centralblatt 1900 pag. 365 besprochen worden. Dass die Vorzüge des Buches anerkannt werden, ist daraus zu ersehen, dass nach so kurzer Zeit eine neue Ausgabe nöthig geworden ist. Diese ist in der Anlage nicht verändert, in der Seitenzahl wenig erweitert, auch die Zahl der Abbildungen ist nur unbedeutend vermehrt, die der Tafeln ist dieselbe geblieben. Dagegen enthält die neue Auf- lage mehrfache Verbesserungen, u. A. sind auch die Hinweise des Ref. auf Irrthümer bezüglich des Vorkommens der Mineralien (1. c.) theilweise benutzt, wenn auch nicht alle. Es muss daher noch ein ^lal auf diese zum Theil schwache Seite des Werkes hingewiesen werden, um so mehr als der Verfasser ausdrücklich diesem Punkte grosse Bedeutung beilegt. Diese Angaben sollten durchweg einmal gründlich revidirt werden, damit nicht Sätze verkommen wie: »Mit anderen Elementen verbunden, findet sich das Eisen in der Natur ausserordentlich verbreitet und bildet, vorzugsweise an Sauerstoff und Schwefel gebunden, eine grosse Anzahl . . . .Mineralien, die man unter der Bezeichnung Eisenerze zusammenzufassen pflegt« (pag. 604). Ferner: »Ausserdem findet sich freier Schwefel als Produkt vulkanischer Thätigkeit an den Kratern erloschener Vul- kane, so namentlich in Sicilien, wo aus weit ausgedehnten Lager- stätten jährlich gegen 100000 t Schwefel bergmännisch gewonnen werden« (pag. 237). Im Uebrigen sei auf die oben erwähnte Be- sprechung der zweiten Auflage verwiesen, welche das Werk in seiner Bedeutung würdigt und seine Vorzüge hervorhebt. Max Bauer. J. H. Pratt : The p r o d u c t i 0 n o f A s b e s t o s in 1900, w i t h notes on the occurrence of Asbestes in Lamoille and Orleans Counti es, Vermont, by J. F. Kemp. (Extract from the Mineral resources of the United States, Galender Year 1900, Washington 1901. 12 pag.) 432 15espreclmiigen. Asbest und Chrysotil werden beide in den A'ereinigten Staaten gegraben. Im Jahre 1900 kam last Alles was gewonnen wurde au.s den Ablagerungen von Sali Mountain, White Go., Georgia, nur geringe Mengen kamen von Elsimere in Calilbrnien und von Ualton in Massachusetts. Die Gesammtproduktion war nur 1054 Tonnen im Betrag von 16310 Dollars. Ueber neue Ablagerungen von Chn’sotil wird berichtet von Casper, Wyoming; North Wilkesboro, N. Carolina und aus dem centralen Theil von Bedlord Co., Virginia. Die späteste Entdeckung des Minerals wurde am Ostabhang des Belvedere Mountain in den Städten Eden und Lowell in A^ermont gemacht. Das Mineral findet sich auf Gängen im Seipentin und als Ueberzug auf glatten Spalten- wänden (Butschllächen) in demselben Gestein. W. S. Bayley. H. A. Miers: A’ukon, a visit to the Yukon-Gold- Fields. (Oxford 1901. 30 pag.) Verfasser l)esuchte im Sommer 1901 den Klondike-Distilct und giebt nun eine kurze Beschreibung des A'orkommens und der Gewinnung des Goldes. A'on besonderem Interesse sind einige Be- merkungen über das Auftreten des Goldes auf primärer Lagerstätte. Zunächst spricht die Zusammensetzung der Goldsande dafür, dass sie aus den Gesteinen entstanden sind, aus denen auch das dortige Gebirge (»Der Dom«) aufgebaut ist; und die Beschallenheit der einzelnen Körner und Stücke, sowie die nocli gut erhaltene, scharfe Begrenzung der, allerdings selten auftretenden Goldkrystalle be- weisen, dass ein weiter Transport der Massen nicht stattgefunden hat. Nun kommen in den Schichten zahlreiche Linsen und Adern von Quarz vor, die deutlich siclitbares Gold enthalten. Ob aber diese reichhaltig genug sind um einen Abbau zu lohnen, muss weiteren Untersuchungen Vorbehalten bleiben; jedenfalls siml manche der Adern reich an Quarz, und es ist mit ziemlicher Sicher- heit anzunehmen, dass zumal die goldführenden Ablagerungen, die dort als »white Channel« bezeichnet werden, aus den Gesteinen des Districtes selbst entstanden sind. Die Methoden der Gewinnung des Goldes haben zwar in den letzten Jahren bedeutende A'erbesserungen erfahren, aber die hohen Kosten an Transport, Material und Arlieit stehen einem ordentlichen .Vufschwung sehr im Wege. Die Befürchtungen, dass die Al)lagerungen von Klondike bald erschöpft sein würden, theilt Verfasser nicht. Aber selbst diesen Fall angenommen, so bleibt noch das ganze Yukon-Territorium, das sicher auf weite Erstreckung hin goldführend und bisher noch wenig untersucht worden ist. Auch andere Mineralschätze kommen vor, so Kohle am Cliir Creek, 55 engl. Meilen unterhalb Dawson City, und am Yukon-Flusse bei den Five Finger llapids; Kupfer und Kupfererze werden von verschiedenen Localitäten genannt. K. Busz. Besprechuiigien. 433 Viktor Qoldschmidt ; Ueber Harmonie und Gonipli- cation. Mit 28 in den Text gedruckten Figuren. Berlin 1901. Julius Springer. (13G S., gr. 8®.) In der vorliegenden Schrift unternimmt es der Verfasser zu zeigen, dass das von ihm für die Entwicklung der Krystallformen, die sich in einer Zone zwischen zwei Primärflächen einschieben, nachgewiesene »Gesetz der Gomplication« (Zeitschr. f. Kryst. 1897, 28, S. 13), von dem das von der Rationalität der Indices ein Theil ist, auch andere grosse Gebiete beherrscht, und dass es insbesondere die Grundlage der Harmonie der Töne und Farben ist. Her Verfasser giebt damit zugleich die Begründung der Be- zeichnungen »harmonische Zahlen«, »harmonische Reihen«, »Oktaven- form der Reihe«, »Dominante«, die er in seinen früheren Arbeiten (Zeitschr. f. Kryst. 1896, 26, 7; 1897, 28, 25) anwendet, um damit die Beziehungen zwischen Krystallographie und Harmonielehre anzu- deuten. Die Reilie der »harmonisciien Zahlen« 0 . ’ 3 . ^'2 . . 1 . • 2 . 3. oc ergiebt sich z. B. bei einer Gornbination der Formen ooOcc (001), x03 (103), x0 2 (102), x03,a (203), xO (101) (in der Gold- scH.MiDT’schen Bezeichnung 0, I3O, V2O, ^go, lo) zwischen je zwei Würfelflächen, wenn man von der Mitte des Würfels die Normalen zu allen Flächen der Zone fällt und die Entfernung der Durchschnitts- punkte auf einer mit einer Würfelfläche zusammenfallenden Ebene mit dem Abstand vom Mittelpunkt des Würfels misst. Diese Reihe zeigt die in der Natur nur ganz selten überschrittene Grenze, bis zu der die Gomplication geht, und ist nur ausnahmsweise als lücken- lose »Normalreihe« (N3) vorhanden. Alle anderen Zahlenreihen lassen sich durch Anwendung einer einfachen Transformationsformel in die oben gewählte Form der mit o beginnenden und x schliessen- den Normalreihe bringen. Dies gilt z. B. auch für die musikalische Zahlenreihe, welche man erhält, wenn man die Schwingungszahlen für die Terz, Quart, Quinte, Sexte und Oktave durch die Schwing- ungszahl des Grundtons dividirt, also die Zahlenreihe Die Reihe, welche die Oktavenform (1 . . . . 2) hatte, ist damit in eine allerdings nicht lückenlose »harmonische Reihe« (o ... 1 ... x) umgewandelt, in welcher der Quinte fg gegenüber c) die Zahl 1 entspricht. Diese Zahl kommt bei der oben als Beispiel angegebenen Gornbination der Fläche des Rhombendodekaeders zu, welche die Würfelkanten gerade abstumpft und als wichtigste Fläche zu den Würfelflächen hinzutritt, wie die »Dominante« (g) zu Grundton (c) und Oktave (c). Die Rolle der Dominante p = 1 bei dem Ausbau Ceotralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 28 C 2 durch .Anwendung der Formel p = in in die Reilie p = O *;3 *'o 1 2 434 liesjirechun^en. des Zonenveiljiuides durch Bildung von Secuudür-, Terüarzoiieii enlspdcht der Bedeutung der Dominante in der Musik zur Fort- liildung der Tonarten (nächste verwandte Tonart zu C-Dur ist g-Dur und l'-Dur = Quinte aufwärts und abwärts). Wie der Verfasser zeigt, dass auch im übrigen in den llaupt- accorden und Folgen und in dem Aneinanderreihen der Grundtöno der Accorde zum Aufbau der Musikstücke die Normalreihen o 1 o ^|2 1 2 so und die unvollständigen Reihen o Vs 1 3 oo nach Ana- logie mit den Krystallen die wichtigste Rolle spielen, kann hier nicht näher auseinandergesetzt werden. Hervorzuheben ist nur, dass es sich bei all dem keineswegs um zufällige Analogien oder Zahlenspielereien handelt, sondern dass die aufgefundenen Gesetz- mässigkeiten auch vom Rel’erenten bei jedem weiteren untersuchten Beispiel in geradezu verblüffender Weise bestätigt gefunden wurden. Gerade scheinbare Ausnahmen ergeben bei richtiger Deutung neue Stützen der Theorie. Eine solche liegt z. B. darin, dass die in der diatonischen Tonleiter für die Secunde und Septime in der harmo- nischen Reihe für die Schwingungszahlen ®,s ti'id auftretenden Zahlen V- und 7, welche in die Normalreihe nicht passen, in die nächst verwandte Tonart g-Dur gehören als Terz und Quinte mit ilen Zahlen * 3 und 1, während der durch die Symmetrie geforderte Ton, welcher der fehlenden Zahl 3 entspricht, dem Ton b mit der Schwingungszahl '',4 zukommt, der den G-Dur Accord voller und den Wohlklang gesättigter macht. Die Ursache, weshalb für uns nur die Töne im gleichzeitigen Erklingen (Accord) oder in der Folge wohlthuend — harmonisch sind, welche zwischen Grundton und Oktav nach dem Gesetz der Gom- plication entwickelt sind, sieht der Verfasser in der Einrichtung unseres Gehörorgans. Es wird Aufgabe der Physiologen sein zu prüfen, welcher Theil des Ohres (Trommelfell? Grundmembran des GouTi’schen Organes?) die Fähigkeit hat nach Accomodation auf einen Grundton mit Leichtigkeit anzusprechen auf die dem Gesetz der Gomplication nach zu erwartenden Töne, etwa wie bei einer gespannten Saite ein Schwingen in Theilen erfolgt bei leiser Be- rübrung bestimmter Knotenpunkte. Psychologisch richtig dürfte es dann auch sein, dass eine solche Gruppirung von Tönen, welche der Eigenart unseres Gehörorgans angepasst ist, den Sinnen und dem Gemüth wohlthuend ist d. h. harmonisch. Eine ähnliche Reihe, wie die aus den Schwingungszahlen der Töne einer Oktave gebildete, erhält man auch für das Licht, wenn man aus dem continuirlichen Spektrum die Farben auswählt, welche den besonders hervortretenden FR.\u.\HOFER'schen Linien ABGD E F G II entsprechen. Sowohl aus den V'erhältnissen der Wellen- längen, als aus den Verhältnissen der Schwingungszahlen pro Secunde, welche letzteren für das höchste Violett doppelt so gross ist als für das tiefste Roth, erhält man eine Reihe, die sieb aus der Oktavenform (1 . . 3|2 . . 2) in die Form 0 . . . 1 . . x umsetzt. Es üesjirecluuigeii. 435 ergiebt sich dann die harmonische Reihe o . ' 3 . 1,2 • 1 • 2 . 3 . 8 . oo, in der nur die Zahl 8, \velche der FR.vuxHOFEu’schen Linie G im Indigo entspricht, befremdet, während sonst die Analogie mit den Tönen frappirt. (Die zu den FnAUNHOFER’schen Linien A G D E F gehörenden harmonischen Zahlen ents[)rechen merkwürdiger Weise gerade den gleichbenannten Tönen in A-.MoIl). Die in den »Sonnen-Accord« der FRAUXHOFER’schen Linien nicht passende Linie G gehört als Hy dem »Spectral-Accord« des Wasserstoffs an, bei dem es die harmonische Zahl p = 2 hat, während für Ha. welches mit der Frauxhofer Linie C zusammei»- fällt, die harmonische Zahl o und für Hß (= Frauxhofer Linie F) die Zahl 1, für Ho die Zahl 3 erscheint. Das Auftreten der Zahl 8 wäre damit ähnlich erklärt wie das der Zahlen 7 und fy in der Ton- leiter. ln welcher Weise der Verfasser die Analogie mit den Tönen weiter nachweist, indem er von »harmonischen Farben«, »Farben- Accorden«, »Farben-Dreiklängen«, Gelb als Dominante unter den Farben spricht, kann hier nicht weiter ausgeführt werden. Die physiologische Erklärung, wonach jeder Zapfen der Netz- haut als Aufnahmeorgan zugleich für das Licht und die Farben an- zusehen ist, in dem die Aufnahmefähigkeit entwickelt ist durch Knotenbildung nach dem Gesetz der Complication, scheint zunächst noch eine Hypothese, deren Richtigkeit zu prüfen Aufgabe der Physiologen sein muss. Von den Versuchen des Verfassers das Gesetz der Gompli- cation auch auf verschiedenen anderen Gebieten nachzuweisen, verdient an dieser Stelle vielleicht besonders erwähnt zu werden dass die Zusammenstellung des Bildes zur Erläuterung der Ent- wicklung derKrystallformen in der freien Zone mit dem schematischen Bilde in Zittel’s Palaeontologie, durch das die Entwicklung der Septen der hexameren Korallen veranschaulicht wird, sehr weit- gehende Aehnlichkeilen zeigt. Die Schrift, von deren reichen Inhalt hier nur eine dürftige Andeutung gegeben werden kann, wirkt auf jeden, der sich in den Gedankengang des Verfassers etwas vertieft, ausserordentlich an- regend, auch wenn er sich nicht mit allen Ansichten desselben ganz einverstanden erklären kann. Der Krystallograph insbesondere aber muss sich freuen, dass auch einmal von seinem Specialgebiet aus nicht nur dem Physiker und Ghemiker, sondern auch dem Physiologen und Philosophen , dem Musiker und Aesthetiker wissen- schaftliche Anregung und der Untersuchung werlhe Probleme ge- liefert werden. Aug. Nies. O. Corazza: Geschichte der artesischen Brunnen. 119 S. (Leipzig und Wien. Franz Deuticke. 1902.) Nach einer Definition des Begriffes »artesisches Wasser« und »artesischer Brunnen«, welcher nicht mit »gebohrter Brunnen« 2s* 436 liespreclmngeii. verwechselt werden dürfe, beginnt Verfasser die Zusammenstellung der historischen Daten. Artesisches Wasser Ist oft schon in geringer Tiefe erreichbar und war schon im Alterlhum bekannt (Moses, Herkules). Schon vor 4000 Jahren verstanden es die Aegypter artesische Brunnen zu graben; durch .sie fand die Kunst auch Yerhreitung. in Europa stammen die ältesten bekannten artesisclien Brunnen aus dem Mittelalter (1126 Karthäuserkloster zu Lillers) ; aber erst seit dem 17. Jahrhundert vervollkommnet sich die Technik mehr. Durch Italiener ward zum ersten Mal Bohrgeräth angewendet, um auf der Sohle des tiefen Brunnenschachtes weiter zu bohren (gegen 1650), ähnlich verfuhr man in Niederösterreich. Während man in China schon seit dem 18. Jahrhundert und wahrscheinlich schon früher eine primitive Seilbohrung (mittelst einer 300—400 Pfund schweren •stählernen Rammkeule mit eingekerbtem Rande am Rotangseil -- Brunnen bis 500 — 600 m Tiefe!) kannte, fand die Brunnen-Bohrung (Üestängebohrung) in Europa, obwohl schon etwas früher bekannt, erst im Beginn des 19. Jahrhunderts weitere Anwendung. Das Be- dürfuiss nach Trink- und Nutzwasser war es seit je, das Anlas.s zum Brunnenbohren gab. Zuerst waren es hauptsächlich England, Frankreich, Süddeutschland und Nieder-Oesterreich, wo auf Wasser gebohrt wurde. Mit der allmähligen Vervollkommnung der Technik dehnten sich die Versuche weiter und weiter aus bis zur heutigen Höhe. Besonders segensreich wirkte sie in der Sahara (seit 1856 wurden in Algier durch Frankreich über 722 Brunnen gebohrt), deren Bewohner seit dem Alterthum durch eine besondere Be- völkerungsklasse ihre Brunnen gruben. (Das Buch bildet eine .Vneinanderreihung der wichtigeren Daten (nicht nur artesische Brunnen enthaltend) mit gelegentlichen leider nicht systematischen und so recht unvollständigen Hinweisen auf die jeweilige Technik sowie einige Literatur. Dankenswert!! wäre die Eintheilung in innerlich verschweisste Abschnitte, statt der kahlen Aufzählung gewesen, sowie die Umrechnung der zahl- losen verschiedenen Maasse und alten Münzsorten. Geologisch bietet l>as Buch nichts, abgesehen von der Erwähnung erfolgreicher Bohrung meist nichtartesischer Brunnen im festen Gestein: Königs- stein, Skandinavien; dagegen enthält es zahlreiche interessante .\n- gaben über die Wasserführung der einzelnen Brunnen. Ref.) Zum Schluss führt der Verfasser die »umgekehrten artesischen Brunnen«, d. h. Brunnen zur Abführung oberirdischer Wässer in durchlässige unterirdische Schichten an. Wilh. Volz. Geologische Karte von Preussen und den benachbarten -Bandes-Staaten im Maassstabe von 1 : 25000, herausgegeben von der Königlichen Preussischen Geologischen Landesanstalt und Berg- akademie. Lieferung 97. Blätter Graudenz, Okonin, Linowo und Gr. I’lowenz, Grad-Ahllieihing 33 No. 33, 34, 3.5, 36, nebst Bohrkarte nespreclmngen. 437 2u jedem der 4 Blätter. Berlin. Irn Vertrieb bei der Königlichen Preussischen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie, Berlin S. 4, Invalidenstrasse 44. 1901. Die 4 beigegebenen Hefte Erläuterungen umfassen zusammen 148 S. geognostische und agronomische Erläuterungen, 71 S. Bohr- register und je 40 S. eines allen 4 Heften gleichmässig beigegebenen analytischen Theiles. Dazu kommt auf besonderer Tafel eine graphi- sche Darstellung der aus den 4 Blättern bekannt gewordenen Tiet- bohrprofile, sowie in den Erläuterungen zu Blatt Graudenz eine Tafel mit Lichtdrucken, welche ein typisches Beispiel der in ihren Heizen und Höhenverhältnissen noch nicht hinreichend allgemein gewürdigten Weichsel-Landschaft veranschaulichen. Die vier, durchweg von Professor Dr. Alfrkd Jentzsch be- arbeiteten Blätter reihen sich westöstlich an einander. Sie umfassen die Weichselufer bei Graudenz und ostwärts davon das Thal der Ossa aufwärts bis in die Nähe des an der Thorn-Insterburger Eisen- Jtahn gelegenen Städtchens Bischofswerder. Dort ist das mächtigste vordiluviale Profd des Gebietes zu ilermannshöhe, Blatt Gr. Plowenz, erbohrt. Dasselbe zeigt in den Haupt-stufen volle Uebereinstimmung mit der durch Jextzsch (Jahr- l)uch Geologische Landesanstalt f. 1896, S. 94 — 103) für die Stadt Thorn aufgestellten und inzwischen in weitem Umkreise bestätigt gefundenen Gliederung: Posener Thon Posener Braunkohlenbildung (Miocän) Thorner Thon, unten mit etwas Form- sand-Einlagerung Glaukonitischer sandiger Kreidemergel mit Pentacrinus Agassizi, Cyphosorna sp., Asterideyi, Bryozoen etc., jedoch ohne Belemniten 12,8 Meter 39,5 „ 19.0 „ 17.1 „ Die Blätter Linowo und Okonin haben keine vordiluvialen Aufschlüsse. Dagegen sind bei Graudenz ganz ähnliche Kreide- mergel unter gleichen Tertiärschichten erbohrt worden. Zunächst liegt auch dort darüber der Thorner Thon, welcher in Thorn 14 m, in Graudenz 20,5 m, in Schweiz 31 m Mächtigkeit erreicht. Darüber folgt die Posener Braunkohlenbildung (Miocän) in Thorn 20 m, in Graudenz 32,4 m, in Schweiz 58 m mächtig, über welche sich dann weiterhin der Posener Thon (Flammenthon) legt. Der bei Hermannshöhe fnlher gefundene Grünthon wurde noch in mehreren kleinen Vorkommen nachgewiesen, welche sich in einer 5400 m langen Linie von Lippinken bis Ossowken anordnen, die die Richtung NW. — SO. eiidiält. Obwohl zweifellos tertiären oder vortertiären Alters, liegen sie doch auf und im obersten Dilu- vium, enveisen sich mithin als verschleppte Schollen. In der Diluviallandschaft werden die bis 120 m aufragenden 438 rjCPiirecliimgeii. ('liprelpimkle als Stücke von Endmoränen anfgefasst und die An- ordnung der Seen wie der lebenden und toten Thäler geschildert. iin Diluvium wird insbesondere der vertikalen Gliederung: eine eingehende Darstellung gewidmet \ind an der Hand von Ge- .s c h i e b e z ä h 1 u n g e n der Nachweis geführt, dass , wie bei Marien- bnrg, so auch bei Graudenz Kreidegeschiebe in den untersten Dilu- vialschichten nur sehr spärlich auftreten (0 bis 0,5 Procent der ausgesiebten Geschiebe im iUittel 0,1 Procent), dass dieselben aber in den jüngeren Schichten allmählig häufiger werden und in den jüng.sten bis 14,9 Procent der Geschiebe ausmachen. Das obere Diluvium zeigt die für die Weichselgegend gewöhnliche Zusammen- setzung. Unter der Thalsandstufe, wo ein Theil seiner Schichten, insbesondere der obere Geschiebemergel, durch Thal-Erosion zer- .stört ist, ergiebt sich unter dem Thalsande, also im Liegenden des oberen Diluvialgrandes und des oberen Geschiebemergels bei Grau- denz folgende diluviale Schichtenreihe von oben nach unten: 1 — 5 m 4:— 7 „ 3-5,2 „ 1. Geschiebefreier hellgelblichgrauer Thonmergel k. Sand ( i. Grand, kreidearm ( h. hellgelblichgrauer Thonmergel g. gelber Diluvialsand von gewöhnlichem Kalk- gehalt, nach unten in grauen kalkarmen Sand übergehend 2,8— 9,5 f. Süsswasserthon mit Pflanzenresten und Blau- eisenpunkten, als Zeugen verwester Orga-) nismen e. grauer Sand d. grauer Mergel c. grauer Sand 1). 0,9 Diatomeenerde a. Diliuvialgrand Das erwähnte Interglacial wurde in mehreren, gut zusammen- stimmenden Bohrungen nachgewiesen, eine aus kalkfreiem Thon- und Diatomeenmergel aufgebaute Interglacialscholle auch zu Tage tretend unter Geschiebemergel in der Stadt Graudenz aufgefunden und beschrieben. Die Reste der in Ostdeutschland seltenen Dilu- vialthiere Saiga prisca Nehring und Megaceros hihernicm liegen bei Graudenz, vermischt mit anderen Diluvialthieren, in oberdiluvialem Grand, welcher eine der jüngsten Diluvialbildungen ist und bereits, einer hochgelegenen Thalstufe angehört. Die Thalstufen sind insofern hemerkenswerth, als sie theils der Ossa und deren Nebenthälern, theil.s der grossen Graudenzer Weitung des Weichselthaies ange- hören, welche, von mehreren Diluvialhöhen durchragt, die auf- fälligste Erscheinung des preussischen Weichselthales bildet. Im Alluvium sind, neben den gewöhnlichen, fast allgemein verbreiteten Bildungen, besonders hemerkenswerth die beträchtlich entwickelten Thaldünen, ein zur Ziegelfabrikation in ganz dünner Pjesprecliiingen. 439 Scliicht auf grosse Flächen liiii aligehiiuter Thon und der Moor- niergel, ^velcher auf Blatt Graudenz grosse Verbreitung erlangt; ferner auf Blatt Gr. Plowenz ein sclineckenreieher Kalktuff und ein für we.stpreussische Verhältnisse selteneres Profd, w elches 1,8 m lYiesenkalk als Einlagerung unter und über Torf zeigt, endlich die Abrutschmassen, welche an der Weichsel stellenweise zu grösseren Bergnitschen anwachsen. In praktischer Hinsicht werden die landwirthschaftlich oder technisch nutzbaren Bodenarteti geschildert und die Grundwasser- verhältni.sse durch Mittheilungen von Brunnenprofden und Wasser- analysen berücksichtigt. Der analytische Theil bringt neue mechanische und che- mische Analysen von Geschiehemergel, Diluvialgrand, Diluvialsand, sowie von alluvialen Abschlemmmasssen, Wiesenthon, Moorerde, Torf mit Schalresten, Moormergel, Wiesenkalk und KalktulT. Für die gleichen und eine Anzahl anderer Diluvial- und Alluvial-Bild- ungen werden noch Mittelwerthe aus den Nachbarblättern mit- getheilt. Da diese Mittelwerthe aus dem gesammten Analysen- material der Lieferungen 43, 65, 85 und 86 vom Verfasser berechnet wurden, geben sie, im Verein mit den Analysen der vorliegenden 97. Lieferung eine Anschauung davon, welche mechanische und chemische Zusammensetzung man von den auf den geologischen Karten des preussischen Weichselgebietes unterschiedenen Bild- ungen durchschnittlich zu erwarten hat. (Eingesendet von der Direktion der kgl. geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin.) In den Abhandlungen der Königlichen Geologischen Landes- anstalt und Bergakademie, Neue Folge, Heft 35, erschien soeben die Geologisch -agronomische Darstellung der Umgebung von Geisenheim a. Rhein von A. Leppl.v und F. Wahxsch.vfi'IC. (In Vertrieb bei der Königlichen Geologischen Landesanstalt und Berg- akademie in Berlin N. 4, Invalidenstrasse 44.) Der Anregung der Königlichen Lehranstalt folgend, wurde hier der Versuch gemacht, die Bodenverhältnisse der Umgegend von Geisenheim, eines der wichtigsten Theile des Bheingaues, sowohl geologisch als auch agronomisch zu untersuchen und dar- zustellen. Als Grundlage der Arbeit musste die geologische Auf- nahme betrachtet werden, deren Ergebnisse auf einer geologisdien Karte im 5Iaassstab 1 : 10000 und in einer Schichten-Beschreibung hier niedergelegt worden sind. Den Untergrund des Gebietes bilden gefaltete, stark verwitterte Schiefer und Quarzite von wahrscheinlicli unterdevonischem Alter. Ihre Oberfläche wurde durch vortertiäre und tertiäre Abrasion stark umgestaltet. Der letzteren folgten Ablagerungen von oligocänern Alter, Schotter, Sande und Thone, die von 330 m Meereshöhe bis Versaiiiinluiigeii und Silzungsbericl)te. 44ti zuin Ulieinspiegel herabreichen. Die diluvialen Seilenthäler de> Gebietes liaben die Terliärbedecknng am alten Uferrand des Mainzer Declcens bis auf den devonischen Untergrund durchgehagt und lagerten auf ihm ilir von oben milgebraclites Material terrassenförmig ab. Vom Rhein aufgeschüttete Schotter wurden erst in der jüngsten iJiluvialzeit und in geringer Höhe über dem heutigen Uett abgelagert. Ueber das ganze Gebiet bis zu 310 m Höhe verbreitet sich der Löss. Mit der Entstehung der heutigen Oberflächenformen trat die Bildung des Gehängeschuttes ein, der nun am Fuss der steilen Röschungen gi’osse Flächen in mehreren Metern Mächtigkeit bedeckt und für die Bodenbildung sehr wichtig wurde. Im zweiten Theile der Arbeit, der eine Darstellung der agro- nomischen Verhältnisse bringt, werden zunächst die Gründe ange- führt, weshalb von der Eintragung von Bodenprofden in die geo- logische Karte Abstand genommen wurde. Die ausserordentlich tiefgreifende künstliche Veränderung des Bodens namentlich inner- halb des Weiidjergbezirkes, sowie die immerfort stattfmdende Ab- schwämmung der feineren Bodentheile an den steileren Gehängen Hessen es unmöglich erscheinen, einigermaassen constante und durch die Natur enstandene Bodenprofile anzugeben. Die verschiedenen dort auftretenden Bodenarten als devonische Ouarzit- und Thonschieferböden, tertiäre Thon- und Milchquarzkies- böden, diluviale Schotter- und Lössböden, alluviale Abhangsschutt-, Schuttkegel-, Sand- und Thonmergelböden werden nach ihrer mechanischen Mengung, petrographischen und chemischen Zu- sammensetzung näher charakterisirt. Auf dem verhältnissmässig hohen Kaligehalte der verwitterten Thonschiefer von 3,95—4,38 ®,o scheint zum grossen Theil die günstige Wirkung dieses ganz all- gemein für relienmüde Weinberge angewandten Meliorationsmittels zu beruhen. Die durch kochende Salzsäure erhaltenen .\uszüge der Feinböden unter 2 mm Korngrösse ergaben für die Schotterböden ausreichende Mengen von PflanzennährstolTen, ein Umstand, der ihr günstiges Verhallen für den Wein- und Obstbau erklärt, falls nämlich bei ihnen die nöthige Untergrundsfeuchtigkeit vorhanden ist und keine Ausscheidungen von Eisenoxydhydrat dem Eindringen der Wurzeln hinderlich sind. (Eingesendet von der kgl. geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin.) Versammlungen und Sitzungsberichte. Wiener mineralogische Gesellschaft. 51 o n a t s v e r s a m m 1 u n g am 13. .1 a n u a r 1902. Vorsitzender: G. TscmcnMAK. Zur Ausstellung gelangte Gold, wozu heigesteuerl hatten: Das k. k. Hofmuseum, das mineralogische VersaimiiUii]i.'eii und ^ilzungsbericlile. 441 und das mineralogisch-pelrogiapische Universitätsinstitiit sowie die Herren E. vox Klepsch, M. Lechxer und J. Weixberger. Re- präsentirt waren hauptsächlich Fundorte aus den xMpen, den Sudeten- ändern, aus Ungarn, Siebenbürgen und dem Banat, dem Ural, Silnrien und dem Altai, von Amerika und Afrika. Herr Becke berichtete über die Krystallforrn des Goldes, namentlich auch der Skelette und der Bleche, wozu Herr Tscherm.\k noch weitere Er- läuterungen gab. Letzterer macht noch darauf aufmerksam, dass beim haarförmigen Gold der Metallglanz verschwindet ähnlich wie beim Schwammgold der Zahnärzte. Es ist ein Analogon zur Kupfer- blüthe. Er bespricht das Goldwäschen unter xVnwendung von Woll- stoffen und berichtet, dass noch vor 30 .Jahren Zigeuner Gold aus der Donau gegenüber von Klosterneuberg gewaschen haben. Herr A. vox Loehr redet üj)er die Kennzeichnung der Gold- waaren durch Punzirung. 51 0 n a t s V e r s a m m 1 u n g a m 3. Februar 1902. Herr Berwerth berichtet über das 51 eteor eisen von Ouesa; eine ausführliche Beschreibung wird in den Schriften dei IViener Akademie erscheinen. Herr Tscherm.vk spricht über das Meteor eisen von 5ru- kerop (Deutsch-Südwestafrika), das dadurch merkwürdig ist, dass es aus vier geradlinig und schart getrennten 5Iassen besteht, auf denen die Widmannstätterischen Figuren verschieden orientirt sind (Wiederholungszwilling, in dem vier Individuen nach dem Spinell- gesetz vereinigt sind). Herr Becke beschreibt das Auftreten einer dunkelblau- gr ü n e n Hornblende, die als Fortsetzung auf den Piismenflächen gemeiner grüner Hornblende in einem Grünschiefer am Lämmer- büchl bei Lanersbach (Duxer Thal) auftritt. Sie hat dieselbe Orien- tirung wie die Hornblende in Elaelithsyenitporphyr von Predazzo (Hl.\ WATSCH, min. u. petr. 5Iitth., 20, 1901, pag. 40.) Sie ist vom Riebeckit verschieden, von dem Pelikan an Exemplaren von Sokötra die Richtigkeit der von Rosexbusch angegebenen Orientir- ung auf Schnitten nach (010) bestätigt hat. Herr Tertsch hat die Orientirung der Hämatitschuppen im üligoklas von Tvedestrand untersucht. Der Hauptschimmer ist infolge der Zwillingsbildung nach dem Albitgesetz in zwei Richtungen symmetrisch zur Zwillingstläche zu sehen und zwar in einer vorderen rechten Pyramide nahe der Lage (213). Diese wurde in einer näher dargelegten Weise nach der von Reusch (Pogg. Ann. 116, 118, 120) und 5Tola (Zeitschr. f. Kryst. 34, 117) bei der Untersuchung der farbenspielenden Feld- spathe angewandten 5Iethode bestimmt. In einem Präparat _j_ (001, 010) wurde eine Schuppe beobachtet, die durch mehrere Zwillings- lamellen hindurch ging und ihnen entsprechend regelmässig geknickt war. Hieraus wurde geschlossen, dass die Abscheidung der Schuppen vor der Verzwillingung erfolgt sei. 442 Yersamniluiigen und Sitzungsbericlite. Eingesandt wurde eine Stufe von C li a 1 c o p li y 1 1 i t auf dem Schwerspatli einer Barytgrube eines neuen Fundorts, riämlicii bei Schmiedeberg im Erzgebirge, begleitet von zelligem Quarz. Herr L. K. Moser tbeilt seine Untersuchungen über die ]\1 in e r al vor k om m en des Karstgebiets von Triest mit. Er erwähnt; gelben Thoneisenstein, Brauneisenstein als Umwand- lungsprodukt von Pyrit, Gyps, Kalkmilch, Quarz nebst Feuerstein aus der Kreide, geritzte Serpenlingescbiebe und Vivianit. Zur Ausstellung gelangten R o t b gi 1 1 i ge r z e (Pyrargyrit und Proustit). Mineralogische Gesellschaft in London. Sitzung vom 10. .iuni 1902, unter dem Vorsitz von Dr. Hugo Müller. Dr. A. Hutchinson berichtete über die Versuche, die er unter- nommen batte, um die Ursache der Verschiedenheit der Resultate zu entdecken, die Meigen und Panerianco erhielten, als sie Meigen’s Methode zur Unterscheidung von Kalkspath und Aragonit anwendeten. Er fand, dass Kalkspath mit einer siedenden verdünnten Lösung von Kobaltnitrat behandelt, nur dann weiss bleibt oder gelb wird (wie es Meigen behauptet), wenn das Kobaltnitrat Spuren von Eisen enthält, und dass Panerianco’s lavendelblaue Farbe nur dann auf- trilt, wenn das Kobaltnitrat eisenfrei ist. G. F. Herrert Smith besprach einige Krystalle von Krenne- rit «aus Nagyag, an denen er eine grosse Anzahl bisher noch nicht bekannter Flächen fand. Sodann führte er das neue dreikreisige Goniometer vor, das kürzlich nach seinen Zeichnungen von den Herren Trouglitou & Simms für das British Museum hergestellt worden ist. Er legte die Wichtigkeit der gnomonischen Projektion in der Krystallographie dar und zeigte eine Tabelle, die er zur Er- leichterung der .Anwendung dieser Projektionsmethode zusammen- gestellt hatte. G. T. Prior legte Proben der am 7 — 8. Mai d. J. in Barbadoes, nach der Eruption der Soufricre auf der Insel St. Vincent, gefallenen vulkanischen Asche vor und beschrieb die constiluirenden Aline- ralien. Der Umstand, dass diese Mineralbestandtbeile die eine.s Hypersthen-Augit-Andesits sind, weisen auf einen Zusammenhang der Eruptionen eher mit iler pacitischen, als mit der atlantischen Vulkankette hin. L. J. Spencer setzte die Gründe für die Nichtexistenz des K a 1 g 0 0 r 1 1 1 und des C o o 1 g a r d i t als Minerals[)ecies auseinander. Zu Kalgoorlie in We.staustralien findet man häufig mit den Tellu- riden des Goldes und des Silbers, Sylvanit, (Au, Ag) Te2, Cala- verit, (Au, Ag) Te2 und Petzit (Au, Ag)2 Te, das Tellurid des Quecksilbers , den G o 1 o r a d o i t. Petzit und G o 1 o r a d o i t stimmen bei ihrer eisenschwarzen Farbe im äusseren Ansehen voll- kommen mit einander überein und finden sich zuweilen innig mit Personalia. 443 einander verwachsen, ln diesem Falle zeigen kleine von einer solchen scheinbar homogenen Masse losgelöste Proben bald das Löthrohrverhalten des Petzit, bald dasjenige des Coloradoit. Ana- lysen von grösseren Stücken müssen daher die Gegenwart von Tellur, Gold, Silber und Quecksilber in verschiedenen Mengenver- hältnissen ergeben, wie es thatsäcblich der Fall ist in den Analysen des »Kalgoorlits« und des »Coolgardits«, die 1897 von Pittmax, resp. 1901 von Carx'OT als neue Mineralien beschrieben worden sind. Keinem dieser beiden Forscher scheint das Vorkommen des Colora- doits bei Kalgoorlie bekannt gewesen zu sein und die von ihnen analysirten Mineralien waren ohne allen Zweifel mechanische Ge- menge von Coloradoit mit den oben erwähnten Goldsilbertelluriden, besonders mit Petzit. R. H. SoLLY beschrieb die krystallographiscbe Beschaffenbeit des Livein git, eines neuen Sulfarsenits von Blei (5 Pb S . 4 As2 S3) aus dem Binnenthal, worüber eine vorläufige Mittheilung von ihm in den Proc. Cambridge Phil. Soc. 1901 XI pag. 239 gegeben worden war. Messungen an drei guten, kürzlich erhaltenen Krystallen zeigten die Zugehörigkeit zum rhombischen System und zwar ergal) sich; 100 : 110 = 440 49'. 010 ; 011 = 46» 48', 001 ; 101 = 43° 23'. ln der Prismenzone waren die Flächen von (210), (430), (540), in der makrodiagonalen Zone die von (302), (504), (908), (101) wohl entwickelt und (100) ist eine Spaltungsfläche. Eine Pyramidenzone mit zahl- reichen schmalen Flächen ist gleichfalls vorhanden. Die Krystalle zeigen oft ein polysynthetisches Wachsthum parallel mit (100). Im Ansehen gleichen sie dem Rathit. Personalia. Dr. Charles Palache wurde zum ausserordentUchen Professor der Mineralogie an der Harvard University in Cambridge, 5Iass., ernannt. Dr. Arthur Sehwantke, Assistent am mineralogiscben Institut der Universität Marburg, hat im Auftrag und mit Unterstützung der Dr. Friedrich TAMXAU-Stiftung der Kgl. Friedrich Wilhelms-Uni- versität in Berlin eine Reise nach Grönland unternommen, um dort mineralogische Forschungen auszuführen und Sammlungen anzulegen. ßericlitignng. pag. 314, Z. 21 von oben statt Führen lies Fehlen. 444 Neue Literatur. Neue Literatur. Mineralogie, Neuwirth, Y i n c en t ; Neue Mineralvorkommen in der Umgebung von Wermsdorf bei Zöptau. Vorh. naturf. Ges. Brünn für 1900. 39. 1901. 198—201. Palache, Charles; A description of Epidote crystals from Alaska. Proc. Amer. Acad. of Arts and Sciences. 37. ]\Iärz 1902. No. 19. 531 — 535 mit 1 T. Palache, Charles: The crystallisation of the Calcite from the copper mines of Lake Superior. Geological Survey of Michigan. 6. part- II. Appendix. 161 — 184. Panichi, U.: Flüssige Luft als Erkaltungsmittel bei krystallograpliisch- optischen Untersuchungen. Gentralbl f. 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Reichsanst. 1902. No. 2. 68 — 75. Palaeontologie. lliering, II. von: Historia de les Ostras Argentinas. Anales del Museo Nacional de Buenos-Aires. T. VH. 1902. 109—123. Maska, Ch.: La Station paleolithique de Predmost en Moravie (Autriche). L’Anthropologie. 1901. T. XH. 147 — 149. Matthew, W. D.: Fossil Mammals of the Tertiary of northeastern Colorado. Mem. Amer. Mus. of Nat. Hist. vol. I. Pt. III. 1901. 355—447. 37-39. Matthew, W. D. : Additional observations on the Creodonta. Bull. Am. Mus. Nat. Mist. XIV. 1901. 1—38. Neue Literatur. 447 Merriani, .1. : The Distribution of tbe Neocene Sea-urchins of Middle Calil'ornia, and its Bearing on the Cdassificalion of Ihe Neocene l’orniations. Bull. Departm. of Geology Univ. California, vol. II. No. 4. Mojsisovics, Edm. v. : Ueber das .Vlter des Kalkes mit *4>festätigt. Es erscheint uns demnach im Gesengsatz zu Stübel (1. c. p. 4) für die weitere Forschung durchaus nicht als ein von vornherein gänzlich aussichtsloses Bemühen, die Ursachen ergründen zu wollen, »warum die Eruplionsmassen gerade an den Stellen abgelagert wurden, wo sie, wie alte und neue Ausbruchserscheinungen unver- kennbar lehren, abgelagert worden sind.* Auch braucht man »be- züglich der Grundursache der vorbei rschenden Längenrichtung in der Anordnung der südamerikanischen Vu'kangebiete nicht im Unklaren zu sein und voraussichtlich immer zu bleiben,« wenn man nicht die Möglichkeit von Berstungen bezw. Brüchen innerhalb der Lithosphäre unseres Planeten überhaupt negirt. Was bedeuten, so fragen wir uns, die denn doch ziemlich allgemeinen Behauptungen Stübel’s gegenüber den von gegnerischer Seite einfach ignorirten Resultaten der nicht allein auf die äussere Form und den Bau der japanischen Vulkane, sondern auch auf die Tektonik ihres Grundgebirges gerichteten detaillirten Forsch- ungen Xalm.vxn’s und Harada’s? Von deren Wiedergabe glauben wir unter Bezugnahme auf Neumayr’s Erdgeschichte 2. Aufl. Bd. I p. 240 hier absehen zu können. Sind die Forschungsresultate Verbeek’s und anderer Geologen im ostindischen Archipel, die An- gaben eines so gewissenhaften Geologen, wie G. Sapper es ist, über die Verhältnisse Gentralamerikas oder die Beziehungen der Eruptiv- centren Ostafrikas zu dem »grossen Graben« etwa nur Phantasie- gebilde? Wir bezweifeln sehr, dass alle Geologen, welche A'ulkan- 458 J. Felix und II. Lenk, Studien betreiben, Stübel’s Ratli^ befolgen und in Zukunft unter Verzicht auf ein eigenes Urtheil an Ort und Stelle ihr Beobaclitungs- material etwa einem vulkanologischen Obertribunal in Dresden unterbreiten werden ! Wenn wir trotz der Forschungen von Heiss und StCbee »über die Lage der südamerikanischen Vulkane zu einander, über ihren tektonischen Bau, über die Beschalfeidieit der Basis, auf der sie stehen« (Stebel 1. c. p. 4), auch jetzt nocli überaus ungenügende Kenntnisse besitzen, dann muss man sie eben bei der Discu.s.sion über vulkanologische Fragen zunächst ausscheiden, darf aber nicht durch die hier gewonnenen, negativen Resultate ilas anderwärts Erkannte zu erschüttern versuchen oder gar neue vulkanologische Theorien auf solch unsicherer Grundlage aufbauen. So hoch wir die geistige Auflassung und die in ihrer Art einzig dastehende künstlerisclie Wiedergabe in den im Leipziger Grassimuseum aufge- stellten Vulkanljildern Stübel’s anerkennen, so wenig können wir uns der lJel)erschätzung dieser Darstellungsmethode für die vulkano- logische Forschung anschliessen. Die hier durchgeführte, minutiöse Wiedergabe des V u 1 kan äu s s e r n kann uns nicht Specialprolile und Kartenskizzen, welche am V u 1 k a n kö r p e r selbst aufge- nommen sind und einen, wenn auch vielfach mangelhaften Blick in dessen inneren Aufbau und seine Beziehungen zu seiner Grmul- lage gestatten, ersetzen. Gerade in dieser Hinsicht lässt die, mit einem künstlerischen Genuss verknüpfte Betrachtung der Yulkan- bilder Stübel’s das Gefühl rechter Befriedigung nicht aufkommen. Mit der Zeit wird indessen auch an den südanierikanischen Vulkanen ein umfangreicheres Beobachtungsmaterial gewonnen werden und wir vermögen der Entsagung Stübel’s incht beizuiiflichten, wenn er meint, dass man wohl darauf verzichten müsse, »die Anordnung der südamerikanischen Eruptionscentren mit erforschbaren Ursachen in Verhindung bringen zu können!« Bei aller Hochachtung vor der Autorität Stübel’s vermögen wir in diesem Ignoramus oder gar Ignorabimus keinen positiven Fortschritt in der vulkanologischen Forschung zu erblicken. Wesentlich anders stehen wir den Vorschlägen Stübel’s be- züglich einer neuen Classification der Vulkane, seinen geistvollen Betrachtungen über die Tiefenlage der vulkanischen Herde und den Anschauungen von Abbhe.nius über ilie physikalisch-chemischen Ursachen der Eruptionen gegenüber. Wenn bei der Dehnbarkeit des Begrifl’es »monogen« — wovon die Anwendung dieser Bezeich- nung seitens Stübel’s selbst in mehreren Fällen einen drastischen J »Von den Forschern, die sich aufmachen, um in fernen Welt- gegenden die vulkanischen Schöpfungen bezüglich der Wirkungsart ihrer Herde zu studiren, verlangen wir also keine fertigen Urtheile über das, was sie an Ort und Stelle gesehen haben, wir verlangen vielmehr nur die Unterlagen, die uns hier in den Stand setzen, uns ein eigenes Urtheil zu bilden«. Stübel I. c. p. 9. Zui’ Frage der Abhängigkeit etc. 459 Beleg liefert — im Bezug auf die Eintlieilung der Vulkane in ino- nogene und polygene, auch in Zukunft MeinungsdifTerenzen sicher- lich nicht aushleiben werden, so ist die Unterscheidung jener Essen, welche nur einmal einem Ausbruch gedient, von Jenen, welche durch wiederholte und länger andauernde Eruptionsthätigkeit aus- gezeichnet sind, gewiss von Vortheil. Die aus festem Gestein he- .stehenden Massenergüsse, die Jetzt als »homogene« bezeichneten Vulkane sind mit den Maaren, Diatremen, Calderen vereint im Gegensatz gebracht zu den geschichteten Strato- und zusammen- gesetzten Vulkanen, die substantiell einheitlichen! geologischen Individuen zu den durch mehr oder minder grosse petrographische .Mannigfaltigkeit charakterisirten ; und in dieser Ilin.sicht scheinen uns die Begrilfe monogen und polygen den Vorzug der Prägnanz vor der Jetzt üblichen Bezeichnungsweise zu besitzen. Auf die anderen eben erwähnten Theorien, welche ohne Zweifel äusserst befruchtend auf die weitere Erforschung der Erup- tionsvorgänge einwirken werden, hier näher einzugehen, haben wir augenblicklich keine Veranlassung; doch möchten wir an dieser Stelle wenigstens noch unserer üeherzeugung Ausdruck gehen, dass die Dislocationstheorie sich sehr wohl mit Stübel’s Annahme peripherisch gelegener Vulkanherde vereinigen lässt und dass ferner gerade diese Vereinigung in vielen Fällen wieder die Ver- knüpfung von Stübel’s Anschauungen mit den physikalisch scharf- sinnig begründeten Vorstellungen von Arrhenjus vermitteln wird. Anmerkung; Was die Bhön anlangt, so beziehen sich die Angiheii Bückings, auf welche sichBnANCO stützt, wohl auf die nordwestliche, sog. kuppenreiche Hhön, die mir zu wenig be- kannt ist, als dass icii mir ein Urteil darüber erlauben könnte, im bayrischen Antheil der Rhön aber ist das Trias-Grundgebirge, wie auch Proescholdt (.lahrb d. pr. g Landesanstalt 1893 p 2) bervor- hebt, sehr häufig von prävulkanischen Störungen durchsetzt; im Buntsandsteil gebiet sind sie Ja im Allgemeinen allerdings sehr schwer nachweisbar. Als einschlägiges Beispiel möchte ich hier die Bruchlinie Motten-Oberbach erwähnen, bei der man auf 8 km Erstrei kung ein*^ um ca. 200 m ringesunkene Muschelkalkscholle, eine Pieihe von Barytgangbi düngen, einen Tuffschlot (bei Silberhof) und endlich zwei darüber sich erhebende Basaltkuppen (Grosser Auersberg und Maria Ehretib^ rg) beobachten kann, von denen die östliche einen Barytyang durchsetzt, und zweifellos Jünger ist als dieser. Wie ich einer soeben erschienenen Arbeit I. Söllner’s (.lahrb. d. pr. g. L.-A. 1901) entnehme, ist dieser Bruch, begleitet von den gleichen Phänomenen, als echte Verwerfung durch die Schwarzen Berge hindurch noch weiter nach SO zu verfolgen. — v. Seyfried, ■welcher im Jahrb. d. pr. g. L.A. 1896 eine geognostisch-petrographische Schilderung des Kreuzbergs veröffentlicht hat, zeichnet auf seiner geologischen Karte neben verschiedenen andeien Brüchen auch ! Wobei die Möglichkeit sowohl für eine strukturell ver- schiedenartige Ausbildung der geförderten Massen (krystallinische — glasige Laven, lose Auswurfsprodukte) als auch für die Ent- wicklung von Spaltungsgesteinen innerhalb der DHTerenzirungs- grenzen eines Gesteinsmagmas gegeben sein sollen! 4G0 K. Martin, eine sehr bedeutende, NNO-SSW streichende Verwerfung am Nord- abliang des Berges ein, deren Sprunghölie, wie ich mich erst jüngst überzeugte, ca. 150 m beträgt. Diese Dislocation ist nicht nur des- halb von Interesse, weil ihre unter Tephrit- und Basaltdecken ver- borgene südliche Verlängerung ungefähr gegen den Gipfel des Berges, unter welchem doch wohl der Hauptförderschlot anzunehmen ist, verläuft, sondern auch, weil an ihrem niedergesunkenen West- flügel die meines Wissens bisher einzige in der vulkanischen Süd- rhön bekannte Scholle von Keuper sich erhielt, woraus auch in diesem Falle die Präexistenz des Bruches zu folgern sein dürfte. An dieser Stelle darf ich wohl auch einen Irrthum Bhancos berichtigen. Branco glaubt (Jahresh. d. V. f. v. Naturkunde in Württemberg, 53 Jahrg., 1897, p. 21) den Mittheilungen Bücklngs entnehmen zu dürfen, dass die Rhön ein von »Hunderten« (!) von Tuüröhren durchbohrtes, dem Uracher Maargebiet analoges unge- störtes Tafelland darstelle. Wenn ich auch nicht bezweifle, dass die Zahl der bekannten TufiVorkommen in der Rhön bei künftigen Spezialaufnahmen noch erheblich wachsen wird, so glaube ich doch jetzt schon constatiren zu können, dass sie an Bedeutung und Verbreitung weit hinter den massigen Eruplionsprodukten zurück- stehen. Dazu kommt, dass wohl die meisten Ablagerungen vul- kanischen Tuffs in der Rhön als Straten entwickelt sind, welche in grösserer oder geringerer Mächtigkeit die Unterlage von Basaltströmen und -decken bilden, während die von Branco gemeinte typische Form der TulTgänge bezw. -röhren mir nur vom Silberhof, aus der Umgebung von Oberbach, Oberriedenberg und Fladungen bekannt ist. Wenn bei sehr vielen vulkanischen Durchbrüchen in der Rhön ein Zusammenhang mit der Tektonik der Triasgrundlage absolut nicht ersichtlich ist, so vermag dies meiner Ueberzeugung, dass die Rhön kein Vulkangebiet in solchem Umfang geworden wäre, hätten ihre Sedimente nicht so zahlreiche und bedeutende Dislocationen erfahren, keinen Abbruch zu thun. Nach Norden, im Bereich der Dislocationen des Thüringer Waldes sind die Durchbrüche häufiger, nach Süden, wo die Störungen seltener werden, verlieren sich auch die Spuren eruptiver Thätigkeit. H. Li'.nk. Reise-Ergebnisse aus den Molukken, m. Von K. Martin h Leiden, 23. Juni 1902. Ein Profil durch B u r u. Die Insel Buru wurde von einem Punkte, welcher an der Nordküste in der Nähe der Mündung des Nibe gelegen ist, bis zur Mündung des Mala, an der Südküste, durchquert. Der Weg führte zunächst etwas östlich vom Nibe mit Umgehung seiner Zu- flüsse über den Gipfel des Gebirges, welches schon unfern der Küste bis zu rund 800 m steil ansteigt, dann zum rechten Neben- flüsse des genannten Stromes, den Bobbo (320 m), hinunter und * Siehe Centralblatt 1901, No. 11, p. 321 und 1902, No. 1, p. 1. Heise-Ergebnisse aus den iMolukken. 461 nun in der Niilie des Nibe, mitunter unmittelbar an seinem Bette entlang, weiter, anfangs noch am rechten, dann am linken Ufer; dabei stieg er allmählig wiederum bis zu 800 m Meereshöhe an. Der Punkt, an dem der Strom überschritten wurde, liegt etwa in -ja des Abstandes von der Nordküste bis Wakollo (787 m). Obwohl die ganze Gegend bis zum letztgenannten Orte hin, mit Ausnahme des zur Nordküste abfallenden Gehänges, von dichtem Urwald bedeckt ist, in dem der Weg ausgekappt werden musste, weil nicht einmal ein Jagdpfad hindurchführt, so konnte der Aufbau des Gebirgslandes doch an zahlreichen Punkten studirt werden; denn es wurden viele, tiefe Bachbetten und scharf ein- geschnittene Wasserrisse mit vortrefflichen Aufschlüssen passirt. Hiernach wird das Land von der Nordküste bis zum See von Wakollo (749 m) von krystallinen Schiefern aufgebaut, in erster Linie von Glimmerschiefern, welche stellenweise in Phyllit übergehen, sodann von Quarzitschiefer, wozu sich untergeordnet Chloritschiefer und Kalkglimmerschiefer gesellt. Diese Schiefer- formation streicht im Wesentlichen W. — 0., mit gelegentlichen Ab- weichungen nach NW. und NO., welche selten mehr als 20® zu be- tragen scheinen. In der Nähe der Nordküste stehen die Schichten auf dem Kopfe, weiter landeinwärts nimmt die Steilheit der Schichten- stellung ab ; doch sind die Schiefer in der Richtung von N. nach S. zusammengeschoben, wobei sie ausser der Faltenbildung im Grossen auch noch im Einzelnen vielfache Störungen erfuhren. Fältelungen bis zu mikroskopischer Feinheit liessen sich in dem ganzen Gebiete nachweisen. Der See von Wakollo liegt in einer von Gebirgsland uni- schlossenen, alluvialen Ebene, in der nirgends anstehender Fels beobachtet wurde. Die Geschiebe der Bäche dieser Gegend weisen aber darauf hin, dass die Schieferformation noch eine kurze Strecke südlich vom See aidiält; dann stellt sich im Alluvium Schotter von Grauwacke ein. Dies Gestein steht auch im 1065 m hohen Gunung Tagalaggo an, der Wasserscheide zwischen N. und S. ; es ist hier beiderseits an zahlreichen Punkten nachgewiesen und stellt das herrschende Gebirgsglied dieser Gegend dar. Untergeordnet treten in "Verband mit der Grauwacke auch Thongesteiue auf, doch fehlen die im wasserscheidenden Gebirge von Seran vorkommenden Kalksteine. Vermuthlich bildet die Grauwacke Bänke von grosser Mächtigkeit, denn die Schichtenstellung liess sich im Allgemeinen nicht gut erkennen; doch scheinen die Schichten am Nordhange des G. Tagalaggo N. 68® 0. zu streichen und auf dem Kopfe zu stehen. Es gewinnt somit eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Wanne, in welcher der See gelegen ist, durch Einbruch entstanden sei ; dann stauten sich die vom G. Tagalaggo aus nordwärts fliessenden Wassermassen am Südrande des aus krystallinen Schiefern aufge- bauten Gebirgslandes und fanden nachher im Nibe ihren Abfluss, 462 K. Marlin, ^v£ihrend die gesammte Wanne durch Denudation, namentlich des Graiuvackengeliirges, erweitert wurde. Vom Südfusse der Wasserscheide dehnt sicli eine von niedrigen Höhen durclisetzte Ebene, in welcher der 5fala fliesst, bis zur Südküste aus; sie besitzt im Innern eine mittlere Höhe von 700 m und fällt allmählich zur +_ 200 m hohen Steilküste bei Tifu ab. Diese Ebene, welche ich Mala- Ho che bene nennen will, stellt eine Savane dar, welche im Gegensätze zu dem waldbedeckten Schiefer- und Grauwackengebiete einen weiten Ueberblick gestattet und somit das Studium ihres geologischen Aufbaus wesentlich er- leichtert. Kalke herrschen hier vor allen anderen Gebirgsgliedern so sehr vor, dass sie das einzige anstehend beobachtete Ge.stein der M a la- H o c h e b e n e darstellen; doch zeigen dieselben erheb- liche petrographische Verschiedenheiten. Am weitesten verbreitet sind sehr feste, ungeschichtete Kalke von vorherrschend hellgrauer Farbe, welche unter der Lupe fast ausnahmslos feinkörnig oder marmorartig erscheinen und häufig vollständig zerquetscht sind, so aber, dass die einzelnen Fragmente ihre ursprüngliche gegenseitige Lage mehr oder minder deutlich bewahrt haben. In diesen druckmetamorphisch veränderten Ge- steinen sind mikroskopisch nur vereinzelt Radiolarien und sehr undeutliche Reste von toramini/eren (?) aufzufinden; makroskopisch wahrnehmbare Versteinerungen sind ebenfalls ausserordentlich selten ; es sind Bryozoen und vermuthlich Korallen, welche beide weit landeinwärts angetroffen wurden. Diese Kalke enthalten gleich der Kieselkalkformation von Seran Einlagerungen von Hornstein, die indessen im Innern auf weiten Strecken ganz und gar vermisst werden und erst im südlichen Theile der Ma la- H o c h e b e n e eine bedeutendere Rolle spielen. Hier ist der Boden stellenweise nach Fortführung des Kalkes mit Brocken von Hornstein dicht bedeckt. Einzelne Hornsteine sind abermals reich an Radiolarien, unter denen Sphaerozoum häufig sehr klar hervortritt. Andere Kalksteine, welche von Globigerinen mit vortrelTlich erhaltener Schalenstruktur erfüllt sind, besitzen eine weit geringere Verbreitung. Sie fallen sogleich durch ihre bunte Farbe auf ; denn sie sind fleischfarbig bis braun oder hellgrau, mit einem Stich ins Violette oder Grüne. Dem blossen Auge erscheinen sie vollkommen dicht und auch unter dem Mikroskop lösen sie sich nur in matt durchscheinende Partikelchen auf; dabei enthalten sie ebenfalls Einlagerungen von Hornstein. Eine Trennung dieser bunten Globigerinenkalke von den erstgenannten Kalksteinen ist nicht ausführbar; ich fasse deswegen beide unter der bereits früher an- gewandten Bezeichnung! »Burukalkstein« zusammen. Das Streichen desselben Hess sich am Unterlaufe des Mala an verschiedenen Gesellsch. f. Erdkunde, Berlin 1894, pag. G (Sep.-Abdr.) Ueise-Ergehnisse aus den Jlolulcken. 463 Punkten feststellen; es schwankt hier zwischen S. 62“ 0. und W. — 0. hei steiler Schichtenstellung. In der Gegend von Polpitu treten in beschränkter Aus- dehnung noch andere Kalksteine auf, welche eine gesonderte Stellung einnehmen; sie schliessen grössere Foraminiferen., worunter dypeina, und sehr gut erhaltene Brocken von Lithothnmnium ein. Yer- inuthlich handelt es sich um eine tertiäre Bildung, welche die älteren, hornsteinführenden Kalke überlagert hat. Sodann finden sich in der südlichen Hälfte der iMala- 11 och ebene an verschie- denen Orten Gerolle von Grauwacken, besonders im Unterlaufe des Mala selbst, wo sie reichlich und in Blöcken bis ''2 m Durch- messer vertreten sind. Diese Grauwacken, welche mit denen der AVasserscheide petrographisch übereinstimmen, dürften somit in nächster Nähe im Untergründe der Burukalke anstehen ; vereinzelt kommen unter dem Flussschotter in derselben Gegend auch Erup- tivgesteine vor, die Schroeder vax der Kolk als Ande.site be- stimmt hat. Innerhalb der Burukalksteine, welche nach Obigem unter den zu Tage ausgehenden Gebirgsgliedern der Mala- Hoch ebene gewiss bei weitem überwiegen, ist eine scharfe Trennung in be- stimmte Gruppen vorderhand nicht möglich, obwohl ihre Bildung lange Zeiträume erfordert haben muss und somit beträchtliche Altersunterschiede bei den Gesteinen dieser Formation Vorkommen dürften; nur scheint ein gewisser Faciesunterschied zwischen den am weitesten landeinwärts und den mehr südlich anstehenden Kalken vorhanden zu sein. Denn jene enthalten wenig Hornstein und führen stellenweise makroskopisch erkennbare Versteinerungen {Bryozoen und vermuthlich Korallen), diese enthalten, soweit bekannt, nur Beste von mikroskopischen Organismen {Glohiyerinen u. a.) und sind durch grossen Reichthurn an Hornstein-Einlagerungen ausge- zeichnet. Der betonte Unterschied würde sich durch die Annahme er- klären lassen , dass die am weitesten landeinwärts gelegenen Kalke des oberen Mala küstennahe Bildungen darstellten, während die südlicher, am Unterlaufe dieses Flusses, anstehenden in grösserer Entfernung vom Lande zur Ablagerung gelangten, und damit ergiebt sich gleichzeitig ein neuer Gesichtspunkt für die Beurtheilung der Kalke des benachbarten Seran. Auf Seran wurden, vom Karang abgesehen, die folgenden Kalksteine unterschieden; 1. Kalksteine der Wasserscheide, 2. Kalk- steine von unbekannter Stellung, 3. Kieselkalkformation, 4. bunte Globigerinenkalke. Der Kieselkalkformation entsprechen diejenigen Burukalke, welche reichliche Einlagerungen von Hornstein führen; bunte Globigerinenkalke sind unter den Burukalken ebenfalls ver- treten, hier aber, im Gegensätze zu Seran, auch durch Hornstein ausgezeichnet: die Yermuthung, dass die Globigerinenkalke von Seran »mit den Kieselkalken zusammen eine ununterbrochene 464 K. Martin, Reise-Ergebnisse aus den ]iIolukken. Ablagerung grosser Meeresliefen darstellen« * *, erhält somit eine weitere Stütze. In den weiter landeinwärts anstehenden Kalk- steinen von Seran (1 und 2) .sind die Hoinsteiue bis jetzt nicht nachgewiesen 2; die Kalksteine »von unbekannter Stellung« wurden von den Kiesel- und Globigerinenkalken (3 und 4) geschieden, weil es sich bei ihnen offenbar »um ganz andere Bildungsverhältnisse« handele andererseits wurde betont, dass sie vielleicht zu den Kalk.steinen der Wasserscheide gehören könnten. Trifft dies zu, so gelangen wir für Seran zu zwei durch verschiedene Facies aus- gezeichnete Gruppen von Kalksteinen; Kalksteine der Wasserscheide und aus dem Stromgebiete des Wae Uta (1 und 2) einerseits, Kiesel- und Globigerinenkalke des Küstengebirges (3 und 4) anderer- seits, und es gewinnt einen sehr hohen Grad von Wahrscheinlich- keit, dass diese beiden Gruppen der eben hervorgehobenen, ver- schiedenen Ausbildung der Burukalke im oberen und unteren Stromgebiete des M a 1 a entsprechen ,dasssomitdiege nannten Kalksteine von Seran z u s a m m e n g e n o m m e n den B uru- k a 1 k e n g 1 e i c h z u s t e 1 1 e n s i n d Schwierigkeiten bereiten bei dieser Deutung nur die mit Grauwacken lagernden Kalksteine der Wasserscheide von Seran, da ihr Lagerungsverhältniss nicht genügend aufgeklärt werden konnte; doch ist schon an einem anderen Orte hervorgehoben, dass diese Kalksteine »recht wohl den Grauwacken eingefaltet sein und möglicherweise das jüngere von beiden Gebirgsgliedern dar- stellen« können 5. Den Grauwacken, welche das wasserscheidende Gebirge von Buru aufbauen, fehlen zudem die Kalksteine, was sich durch den Umstand erklären lässt, dass sie in weit grösserem Abstande von der Nordküste anstehen; denn die Nordküste beider Inseln war sehr intensiven Druckwirkungen ausgeselzt, so dass die Einfaltung der Kalke in die Grauwacken auf Seran eher als auf Buru stattfinden konnte. Wie dem aber auch sein möge, so wiederholt das Profil des mittleren Gross-Sera n in der Richtung S. — N. jedenfalls in grossen Zügen dieselbe Reihenfolge der Gebirgs- glieder, welche auf Buru in entgegengesetzter Richtung unter- schieden wurden: Krystalline Schiefer, Grauwacken und Buru- kalksteine. 1 Gentralblatt 1902, p. 5. 2 Reisen in den Molukken, Geolog. Th., p. 166. 3 Centralblatt 1902, p. 4. * Diese Auffassung stimmt auch mit dem ersten Eindruck überein, den die Untersuchung der Kalke während der Reise in Verband mit den orographischen Verhältnissen gemacht hatte und der bereits in einer früheren Mittheilung angedeutet ist (Gesellsch. 1. Erdk., p. 7). Die strenge Trennung der verschiedenen Kalkstein- gruppen auf Seran stösst ohnehin im Einzelnen auf mancherlei Schwierigkeiten (vgl. Reisen p. 136, 187 (Buano), 166, 168). 5 Reisen p. 135. W. Kilian, lieber Apüen in Südafrika. 465 Ueber Aptien in Südafrika. Von W. Kilian (Grenoble). Dank der liebenswürdigen Uebermittelung des Herrn Prof. Gottschh: konnte ich eine kleinere Saite südafrikanischer Fossilien aus dem Hamburger naturliistorischen Museum iu letzter Zeit näher untersuchen. Es stammen diese Stücke aus der Umgegend von Delagoa-ßai an der südöstlichen Küste von Afrika, wo sie 1899 von Ackerm.\nn gesammelt wurden. Ich erkannte unter diesem Material ohne Schwierigkeit eine charakteristische Aptfauna, deren Vorkommen den Gegenstand dieser vorläufigen Mittheilung bilden mag und deren Cephalopoden ich in nächster Zeit näher zu beschreiben und abzubilden gedenke. Das Gestein, welches die Fossilien enthält, ist ein gelblicher, leicht rostfarbiger, kalkhaltiger Sandstein; zahlreiche Pfianzenreste, mehrere von leredo herrührende und nachträglich von Sandstein ausgefüllte Bohrlöcher, Austernstücke und andere Pelecypoden deuten auf littorale Bildungen. Cephalopoden sind zum Theil mit Schale, zum Theil als gut erlialtene Steinkerne häufig, ich konnte darunter folgende Species und Gattungen erkennen; Hamites Royerianus d’Orb. Bruchstück und Abdruck. Oppelia Xisus d’Orr. sp. Ein vollständiges Exemplar. Gut erhalten. Acanthoceras (Parahoplites) Martini d’Orb. sp. var. Diese, in mehreren Stücken vorhandene Varietät, welche ich unter den Namen var. Gottscliei Kilian zu beschreiben und abzubilden gedenke, unterscheidet sich von der typischen Form des Ac. Martini durch einige secundäre Merkmale, besonders durch die Beschall'enheit der Knoten uud die Form der Flanken in den äusseren Umgängen. Es sind jedoch bisher zu Ac. Martini Formen gestellt worden, welche vom Typus dieser Species noch mehr abweichen v^ie die Vorliegenden; die ganze Gruppe bedarf übrigens einer eingehenden Bearbeitung. Acanthoceras (Parahoplites) Albrechti Austriae Uhl. Ein sehr kennt- liches Stück, das mit den UHLio’schen Abbildungen und mit Exem- plaren aus den Karpathen und aus Südfrankreich (unteres Aptien) vollkommen übereinstimmt. Acanthoceras sp. (aus derselben Gruppe). Ein Exemplar. Acanthoceras (Parahoplites) Ahichi Anthula. Eine dem Typus ziemliche nahestehende, als var. africana Kil. zu beschreibende Varietät. (1 Stück.) Ancyloceras sp. Grosses, mit Lobenlinie versehenes, z. Th. be- schältes Bruchstück, unzweifelhaft aus der, für das untere Aptien sehr bezeichnenden Gruppe \on Ancyl. Hillsi Sow. = (Bowerbanki Sow.) und Consorten (Aue. Fallanxi Uhl., Renanxi d’Orb., etc.j. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 30 466 W. Kilian Ancyloceras (ürioceras) nov. sp. Kleines, sehr scliön eclialtenes, die innersten Umgänge begreifendes Slilck aus der Gruppe der Ancyl. ( Animo 7iitoce ras) Ucctiac E. Dumas,- welches auf den Flanken zwei Knotenreihen trägt und ausserdem auf der breiten Sephonalseite, jederseits der Mittellinie im Jugendstadium An- deutungen je einer Rippenanschwellung aufweist. Ganz i d e n tis ch e Fo r m e n 1 ie g e n mir au s dem typischsten Aptien von Dioux (Südfrankreich) vor, aber keine der lüs jetzt abgel)ildeten Arten stimmt mit dieser vollkommen überein; ich gedenke in nächster Zeit das Stück und seine südfranzö- sischen Verwandten als Ancyl. Acker mann i n. sp. zu be- schreiben. Ausser den Gephalopoden kommen noch im Gestein der Dehigoa-Bai folgende Reste vor; Gastropoden. Unbestimmbare Steinkerne. Pelecypoden, und zwar; OHrca sp. ind. Anomia laeviyafa Sow. (aus der unteren Kreide von Frankreich Ijekannt). Thetis sp. ind. Psammohia sj). ind. Pinna cf. llohinaldina d'ükb. (in der unteren Kreide von Frankreich bekannt). Teredo sp. Zahlreiche ausgefüllte Bohrlöcher. Fossiles Holz. Häufig; ein Stück von Teredo durchbohrt. F i s c h r e s t e ? Oben genannte, leider zu mangelliaft erhaltene Gastropoden und Zweischaler gestatten keine genauere Bestimmung, scheinen aber von den aus der Uiteidiaageformation von Krauss, Sharpe u. A. bekannt gemachten Formen namentlich abzuweichen. Es fehlen übrigens die für die Uitenhageschichten bezeichnenden Trigonien in dem Uelagoamaterial vollständig. Es weisen liingegen die oben erwähnten Cephalopoden, welche fast alle in Südostfrankreich nicht selten Vorkommen und zu den L e i t f o r m e n d e r A p t s t u f e gehören, entschieden auf Aptien. Das Gestein der Delagoa-Bai stellt sich also als dem oberen Theile der unteren Kreide gehörend heraus und ist demnach jünger als die bekannte Uitenhageformation, unter deren Leltfos-silien Holcoslephanus Atherstoni Sharpe, eine in Südostfrankreich für das Valanginien bezeichnende Art, genannt werden muss, welche ebenfalls in Norddeutschland [als i/o/c. mulli- jdicatns N. a. Uhl. (non Roem.) (= Hole. Athei-stoni Sharpe)] im unteren Hilsthon vorkommt. Der Nachweis gut gekennzeichneter Aptienge- l)ilde ist für Südafrika neu. G. Müller hatte nämlicli in Deutschostafrika nach dem BüRNHARDT’schen Material Schichten mit Ueber Aptien in Südafrika. 467 Bel. (Diivalia) hinervins als Vertreter der unteren Kreide angegeben und Austernschicliten (Ostrea aquila, O. maeroptera) nachgewiesen, welche als dem Aptien muthmasiich entsprechend betrachtet werden konnten, aber es lag noch kein einziger Ammonitenfund vor, welcher erlaubt hätte, die Vertretung der Aptfauna in Südostafrika mit Sicherheit zu erkennen. Aehnliche Schichten mit Aptiencephalopöden hat Mavku- Ky.mar aus dem Somalilande in Ostafrika beschrieben ; aus Algerien (Oued Gheniour) wurden ebenfalls Ammonitenreiche Aptienmergel «nit Parahoplites gargasensis d’Obb. sp., Oppelia nisoidex Sau., etc., von .1. Blayac erwähnt. Es gehören die cephalopodenreichen Aptschichten der Dela- goa-Bai dem Typus der Ablagerungen mit Acant. Maetini an, welche in Madagascar (nach dk Grossouvrp:), in Indien (Ukrahill, Prov. Kutsch), in Persien (nach Douville und de Morgan) im Laurestan, in Dagheslan bei Mangischlau und im Kaukasus (Anthula), sowie in Südamerika (Bogota, Venezuela) und an der Magellanstrasse (nach Goqu.\nd mit Ancyloc. Matheroni) bereits nachgewiesen worden sind. Auch bis nach dem südlichen Nordamerika (Texas) scheint .sich die Gephalopodenfauna der .Vptstufe unverändert erstreckt zu liaben; es beginnen nämlich dort die marinen Kreideschichten mit Sanden (Trinity-Sands), aus welchen in der PiOEMER’schen (in der Breslauer Universitätssammlung aufbewahrten) Suite eine Ammo- nitenform vorliegt, welche ich, dank der freundlichen Bereitwillig- keit von Prof. b’. Frech, als Hoplites fureatus Sow. (= Hoplites Diijrenoyi d’Orb. sp.), d. h. eine der cliarakteristischsten Leitformeu der südfranzösischen Aptrnergel bestimmen konnte b Es hat bereits Ed. Scess (Antlitz, II., Mesozoische Meere) auf die einförmige Verbreitung der Ammonitidenfauna im Aptien der verschiedensten Gebiete (Südostfrankreich, Pariser Becken, England, Norddeutscliland, Bussland, Indien, etc.) hingewiesen. Einige Arten wie Hoplites fureatus Sow. sp., Hopl. Deshayesi Ley.m. sp., Oppelia Xisus d’Orb. sp., Acanthnceras Martini d’Orb. sp., Ancyloceras aus der Gruppe der Anc. Matheroni d’Orfe und Hillsi Sow. und Gonsorten, scheinen in der That zu jener Zeit sich einer ganz gewaltigen geo- grajFhischen Verbreitung erfreut zu haben; zu ilinen gesellen sich nur an gewissen tieferen Stellen des Mediterrange- bietes (Noyers und llyöges in der Basses-Alpes, Oued Gheniour in Algerien) eigenartige 2 Elemente {Phylloceras Guettardi d’Orb., P/tyff. Goreti Kic., Tetragonites Duvali d’Orb. u. A., Puzosia Eiiterici d’Orb., * Es ist dies eine Bestätigung der Vermuthungen von Douville (Bull. Soc. Göol. de Fr., S. Serie, t. XX” (s. 307, u. t. XXVHI p. 218), welcher aus anderen Gründen die »Trinity Sands« der Aptstufe gleichzustellen geneigt war. 2 Wohl von den mediterranen Barremiensippen abstammend, welche sich nur in den Gebieten tieferer Schlammfacies erhalten hatten. . ' 30* 468 Paul Oppenheim, P. Bclus d’Ohb. elc. etc.), welche in der mittleren Kreidezeit sich zu den, ebenfalls in Südeuropa (Rosans, Tice im Dep. Dröine und Mizel, Noyers, Hyeges im Dep. Basses- Alpes), den Balearen und Nordafrika, vor Kurzem nachgeM’iesenen, an PhylJoceras, Desmoccrns Tetragonites, Gaudryceras imA anderen eigenthümlichen Typen reichen sowie zu den späteren, von Kossmat aus dem Cenoman Indiens vor- trefflich beschriebenen Faunen entwickelten. Das A'orkommen von zahlreichen, zum Theil von Tcredo durch- bohrten Hölzern und die sandige, klastische Beschaffenheit der Aptgesteine der Delagoa-Bai erlauben ferner den Schluss, dass wir es hier, wie in manchen anderen Gegenden (vgl. Gn'insande der Ar- dennen und England, Trinity-Sands von Texas etc.) mit trans- gredirenden Schichten zu thun haben, welche sich am östlichen Rande des afrikanischen Festlandes tieferen Neocomschichten (Uitenhageförmation) übergreifend aufgelagert haben. Noch einmal über die Tiefenzone des Septarienthones. Von Dr. Paul Oppenheim in Charlottenburg-Beiiin. Vor einigen .fahren halte ich Gelegenheit,’ mich bei der Be- sprechung einer Bearbeitung der Mittelohgocän-Fauna von Itzehoe etwas eingehender über die Tiefenzone zu äussern, in welcher der norddeutsche Septarienthon zum Absätze gelangt sein dürfte. Mit dem Autor2 der von mir besprochenen und theilweise berichtigten Arbeit nahm ich an, dass es sich hier um Absätze der Laniinarien- und Corallinenregion handele, und dass kein Grund vorliege, zu grossen Tiefen von 100 — 200 Faden seine Zuflucht zu nehmen. Gegen diese zuerst durch v. Koenen^ vertretenen .Anschauungen spräche schon die reiche Glossophoren-Fauna der Bildung, deren zahlreiche 1 Z. d. d. g. G. 1899. pag. 315 If. 2 G. Reinhard; Untersuchungen liber die Molluskenläuna des Rupelthons zu Itzehoe. Archiv für Anthropologie und Geologie Schleswig-Holsteins etc. II. p. 24 IT. — Wie mir Herr Prof. Gottsche im Anschluss an meine Publikation brieflich mittheilte, sind die von Reinhard bearbeiteten Materialien mit solchen aus dem eben- falls in Itzehoe vorhandenen Miocän vermengt worden. Aus diesem letzteren stamme z. B. die vom Autor fälschlich auf Ehnrna Caronis Brgt. bezogene, von mir 1. c. besprochene Form, welche mit der kleinen Ehurna von Dingden, die v. Koenen E. hrngadina Grat, nennt, ühereinstimme. Alsenia (olim Koenenia) Alse7ti Haas, die der mitteloligocänen Fauna angehört, sei eine wahrscheinlich mit A. Basteroti Benoist identische Atm-ia und Murex octonarius bei Reinhard wohl auf M. DesJiayesi Nyst zurückzuführen. 2 Pas marine Mitteloligocän Norddeutschlands und seine Mol- luskenfauna. Palaeontograpliica XVI. 1867. p. 130—31. Noch einmal über die Tiefenzoiie des Septarienthones. 469 Angehörige doch nicht sämmtlich, wie der citirte Autor seiner Zeit annahm, einen weiteren Transport vor ihrer Einbettung ausgesetzt, geschweige von Fischen verscliluckt und gänzlich unversehrt wieder zurückgegeben sein könnten. Ich wies ferner darauf hin, dass die Gattung Avinm keineswegs ausschliesslich abyssisch sei, dass sie sich wohl in grosse Tiefen verlieren kann, aber nach den uns vor- liegenden Daten nicht einmal aus der Litoralregion gänzlich aus- geschlossen sei. Auf Grund dieser Erwägungen, deren Einzelheiten icli an der citirten Stelle nachzulesen bitte, und zu welchen ich hier nur kurz hinzufügen möchte, dass auch in den typisch literalen, an Conus, Oliva, Ancillaria etc. reichen Serpentinsanden von Turin Acinus ßexuosus Mont, keineswegs selten zu sein scheint,' dass auch M. IIOERNES^ ihn aus dem Wienerbecken angiebt und zwar aus Absätzen, die, wie z. B. Grund, in keiner grösseren Tiefe erfolgt sein können und dass die Gattung auch in den Litoralbildungen des pariser Eocänbeckens wie in Aegypten gut vertreten ist,^ habe ich seiner Zeit dahin plaidirt, mit den diesbezüglichen, durch v. Koe.\e.\ in seinem Jugendwerke vertretenen Anschauungen definitiv zu brechen, und den Absatz des Septarienthones nicht in einer grösseren Tiefe erfolgen zu lassen, als sie der Charakter seiner Fauna ohne weitere Zuhilfenahme von im Grossen und Ganzen doch recht unwahrschein- lichen Hypothesen erfordert, ich will gern gestehen, dass ich beim Niederlegen dieser Ansichten auf keinerlei Widerspruch gefasst war. Zum Mindesten aber hätte ich erwarten dürfen, dass man die Ver- theidigung einer, wie icii meine, durchaus erschütterten I'osiüon nicht mit den alten, bereits widerlegten und eigentlich niemals recht stichhaltig.; en Argumenten unternehmen würde. Dies aber hat Herr v. Koenen gethan, als er in einem Referate^ über meinen Auf- satz die von den seinigen abweichenden Ansichten zu widerlegen versuchte. Nun kann man schon über die hier gewählte Form sehr getheilter Meinung sein; meines Erachtens — und ich glaube, hierin iiiclit allein zu stehen — müsste Referat und Polemik, zumal in eigener Sache, strenger getrennt gehalten werden. Zudem dürfte Vergl. V. Koenen: Norddeutsches Unteroligocön. II. p. 331. - In dieser umfassenden Monographie hat der Autor sowohl lür das Mitteloligocän als für das Miocän manche seiner frtdieren Bestim- mungen verändert und seine früher viel zu weit gezogenen Art- begriiTe wesentlich eingeschränkt, wie ich glaube, mit Fug und Recht. Leider sind die betreffenden Bemerkungen im Texte nicht genügend her\orgehoben, so dass sie leicht entgehen können. Für die Bestimmung von Fossilien des Septarienthones ist in erster Linie eine kleine .\rbeit v. Haas (Verzeichnis der . . fossilen Mollus- kenarten aus dem Rupelthone von Itzehoe. Schriften des natur- wissensch. Vereins für Schleswig-Holstein VH. 2.) deshalb praktisch recht brauchbar, als hier auch die gewöhnlicheren Formen abge- bildet wurden, welche in der grossen Monographie v. Koenen's nach dieser Richtung hin etwas stiefmütterlich behandelt worden sind, worauf ich auf Grund eigener Erfahrungen znm allgemeinen Nutzen hinweisen möchte. 472 üppeiilieim, Noch einmal über die Tiefenzone etc. Pleitrotoma Diichastelii Nyöt. 11 Ex. Surcula Yolgeri Phil. 9 „ Pleurot. regidaris DE KON. 21 „ „ Koninckii Nyst 3 „ Conus Semperi Speyer 3 „ Dazu an Bivalven : Leda Deshayesiana Nyst 7 „ Nucula Chastelii Nyst 5 „ Cassis Rondeletii B.\st. 4 „ Axinus univarinatiis Nyst 12 „ „ obtusus Beyr. 2 „ Thracia aff Nystii v. Koenen 1 „ Ich meine, dass diese Daten genügen, um den Ausspruch des Referenten, dass die Fauna des Septarienthones weder reicli an Gattungen noch Arten oder selbst Individuen sei, als den tliatsächlichen Verhältnissen nicht entsprechend klarzustellen. Nachschrift: Sandberger nennt (Mainzer Becken p. 431) den Septarienthon »eine Schlammbildung aus der Algenzone, welche bis zu 15 Faden Tiefe hinabreicht;« Fiebelkorn spricht (Geolog. Aus- flüge in die Umgegend von Berlin 1896, p. 59) von dem »ausser- ordentlichen Petrefactenreichthum« der Thongrube bei Buckow Dames (G. Berendt u. W. Dames: Geognost. Beschreibung der Gegend von Berlin 1880 p 56) von den »zahlreichen Versteinerungen des Septarienthones«, und Otto BIeyer (Beitrag zur Kenntnis des märkischen Rupelthones, Separatum anscheinend aus den Berichten des Senckenbergianum in Frankfurt a. Main) zählt 84 Molluskenarten aus dem märkischen Septarienthon auf, darunter 61 Gastropoden. Versammlungen und Sitzungsberichte. 473 V^ersammlangen mid Sitzangsberichte. Französische geologische Gesellschaft. Sitzung vom 6. März 1902. H. Douville: Untersuchungen über Nummuliten^ M. Boule ; Ueber Fossilien aus einer Höhle bei Montmaurin (Haute-Garonne). Die Fauna besteht aus Rhinoc. Mercki, Equus caballus, Sus scro/a, CeiTus elaphiis und capreolus, Canis luptts. Hyaena brutinea. UrSHS (non) spelaem, Maehaerodus caltridens, Castor sp. Sie weicht beträchtUch von der gewöhnlich im Quartär der Pvrenäen gefundenen (mit Mammuth, Renthier, Rhin, iichorhinus etc.) ab und nähert sich jener von Chelles, besonders aber jener von H.vrle aus den P\Te- näen beschriebenen. Eine obere Schicht in der Höhle enihielt u. A. auch Renthier, wodurch die Existenz zweier verschieden alter quartärer Faunen in den Pyrenäen bewiesen wird. Sitzung vom 3. April 1902. Jahresversammlung. SCHLU.MBERGER Sprach über cretaceische Orbitoides. Ch. B.\rrois: Ueber den Kersanton der Rhede von Brest. Die Ausfüllung der Klüfte mit Kersanton ist carbonischen .Vllers. Die Salbänder sind blasig und microlithisch (Porphyrites micacees). mit Mandeln von Calcit, Quarz und Pyrrhotin (nickelhaltig), welche oft 25 ®o des Gesteins ausmachen und ein Erzlager dar- slellen, welches unter dem Einfluss lamprophyrischer Gesteine ent- standen ist, deren Aufdringen pneumatolytisehe Processe folgten. Die centralen Theile der Gänge sind körniger, enthalten schwarzen Glimmer, Pyroxen, Oligoklas-Andesin , sind saurer und ärmer an Magnesia als die Salbänder. Contractionsrisse sind erfüllt von Pegmatiten, denen Aplite, später geodische Massen folgten. Die Acidität dieser Concretionsgesteine nimmt normal zu; Albit ersetzt den Andesin, Amphibol den Pyroxen, die Structur ist mikro- pegmatitisch , sphaerolithisch oder mikrogranulitisch. Der Gehalt 1 Ausführlich in den Bulletins. 474 Yersammlungen und Silzungsbericlile. an Si 02 geht von 52 »io auf 68 liinauf, der an Magnesia fällt von 12 o'o auf 1 o|o. Schliesslich vird die Reihe der Yerfestigungsprodukte ge- • kreuzt von Minette-Adern, mit schwarzem Glimmer und Orthoklas. Das Ganze lehrt, dass die Kersantonadern langsam, unter dem Einfluss pneumatolytischer Processe verfestigt sind. Londoner geologische Gesellschaft. S i t z u n g v. 12. März 1902. A. K. Coomaba-Swamy; Geher den krystallinen Kalk- stein Gey Ions. Das Grundgebirge Ceylons zerfällt in : 3. Granu Ute (Charnockite Serie.s) — Pyroxengranulite, Leytynite etc. Local die Point de Galle Group (lYolhi- stonit-Skapolith-Gneiss etc.). 2. Krystalliner Kalkstein. 3. Aeltere Gneisse. Die Marmore sind mit dem Granulit eng verbunden und wechsellagernd. Uebergänge kommen vor; Granulitgänge schieljen sich parallel der Schichtung der Kalke ein, im Ganzen als intrusive blassen. Im Ganzen werden aber beide als gleichzeitige Gebilde, als Erstarrungsformen eines schmelzflüssigen Magma aufgefasst. Der Calcit, der in den Granuliten nahe dem Contact vorkommt, ist allem Anschein nach primär gebildet, die Schichtung resp. Foliation des Marmors wird als Fluidalstructur gedeutet und ist vollkommen gleich jener der Granulite. Ursprünglich mögen die Kalke ein Sedi- ment oder ein Tuff gewesen sein, der später erweicht und mela- morphosirt wurde; sie können aber auch dem Charnockite ver- wandte, magmatische Massen sein. Jane Donald: Geber proterozoische Gas trop öden, welche zu Murchisonia und Pleurotomaria gestellt sind. Sitzung vom 26. März. J. Fn. Blake; Ueber eine bem er ken s werth e Ein- lagerung in den Juraschichten Sutherlands und ilire Bedeutung für die Erklärung der Breccien. An der Küste Southerlands (südl. Port Gower) ist ein lang- gezogener Rücken von Oldred mit steil einfallenden Schichten von Jura fast horizontal umlagert. In diesem kommen, unregelmässig vertheilt, grosse Blöcke von Oldred vor und zwar um so häufiger, je näher man der Oldredklippe kommt. Sie erscheinen zuerst in den Schichten mit Hoplites eudoxus, und häufen sich in denen mit Perisphinctes Pallasi. Stauchungserscheinungen kommen innerhalb der Schichten vor. Es wird angenommen, dass diese Breccien das Produkt eines Eisfusses von oberjurassischem Alter sind. Besonders wird auf die Ausbreitung des Schuttes zu Schichten gleichmässiger Versammlungen und Sitzungsberichte. 475 Dicke und aus eckigen Fragmenten hingewiesen, weil dieses gegen die Erklärung als Talus spricht. A. J. Inkes-Browne: EineTiefbohrungbeiLymeRegis^ Das Bohrloch hat mit 1300' den blue lias, die Rhätischen Schichten (White Lias, Black Shales, Grey Marls) und 1129' Keuperschichten durehsunken. Sitzung vom 16. April. Ch. Davison: Das Erdbeben von Carlisle, 9. und 11. J u 1 i 1901. Derselbe: Das Erdbeben von I n v e r n e s s , 18. Sep- tember 1901. Fr. Ph. Mexxell: Der Woods Point Gang, A'ictoria (Australien). Ein intrusiver Gang von Hornblendeporphyrit in Obersilur wird beschrieben. Goldreefs schliessen sich gewöhnlich an den Contact oder die Nähe solcher Gänge an. Bei AVoods Point liegen die reefs horizontal, queren die Gänge und die Schiefer, wobei die Kreuzungsstellen gewöhnlich reicher an Gold sind. A’erf. weist darauf hin, dass das A’orkommen von Gold in solchen Schichten fast stets an das Auftreten Hornblendehaltiger Ganggesteine ge- knüpft ist. Sitzung vom 30. April. E. Greexly: Ursprung und A'or kommen von Kiesel- schiefern (Jaspers) im südöstlichen Anglesey. Rothe Kieselschiefer treten in Anglesey in Begleitung von Kalken, Diabasen, Serpentinen etc. auf, und sind stark dislocirt. Es wird angenommen, dass die Kieselschiefer umgeänderte Radio- lariengesteine sind. H. H. Thomas. Die mineralische Zusammensetzung der feinen Zwischenmasse in den Bunter Pebble-Bed im westlichen England. Die gefundenen mineralischen Bestandtheile deuten darauf bin, dass sie von einem Gebiete stark metamorphosirter Schichten herstammen, wie ein solches jetzt im südwestlichen England un- bekannt ist AA'ahrscheinlich sind sie auf das armoricanische Massiv zurückzuführen. Ch. Emersox Beecher. Revision der Phyllocariden ausderChemungundAA'averlyGruppePennsylvaniens. Besprochen worden Echinocaris, Tropidocaris und EJyniocarifi. 476 Neue I.iteratur. Neue Literatur. Mineralogie. Gonnard, Ferdinand: Sur quelques cristaux de quarz, du Bresil. Bull. soc. frang. de mineralogie. 25. 1902. 56—58. Gonnard, Ferdinand: Sur une face P,, observee sur un cristal de quartz du Valais, par Mr. A. Termier. Bull. soc. frang. de mineralogie. 25. 1903. 61—62. Gonnard, Ferdinand: Sur un cristal d’amethyste du Bresil. Bull. soc. frang. de mineralogie. 25. 1902. 59 — 60. Hauswaldt, Hans: Interferenzerscheinungen an doppeltbreclienden Krystallplatten, im konvergenten polarisirten Licht. Photographisch aufgenommen von Hans Hauswaldt in Magde- burg. Mit einem Vorwort von Th. Liebisch. 33 Tafeln. 18 Seiten Text. 1 Abbildung. Hillebrand, W. F. : Common errors in the Determination of Silica. Journal of the American Chemical Society. 24. Nro. 4. April 1902. 362—374. Hilton, H. : Ueber ViOL.vs Methode der Ableitung der Krystallklassen aus dem Prinzip der Homogenität. Zeitschr. f. Kryst. 36. 151 — 153. 1902. Hollmann, R. ; Die Doppelsalze von Magnesiumsulfat und Zinksulfat. Zeitschr. f. physik. Chem. 40. 577 — 580. 2 Fig. 1902. Viola, G.: Bemerkung zur vorhergehenden Notiz (vgl. Hilton). Zeitschr. f. Kryst. 36. 153 — 155. 1902. Petrographie. Lagerstätten. Gräber, 11. V.: Ueber die Plasticität granitischer Gesteine. Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1902. 144—150. Neue Literatur. 477 Hirschi, IJ.: Beiträge zur Kenntniss der gesteinsbildenden Biotite und ihrer Beziehungen zum Gestein. Inuug.-Diss. Zürich. 1901. 4 u. 43 p. mit l T. Hoff, J. II. van t’, Uleyei hoffer, W. und Cottrell, F. G. : Unter- suchungen über die Bildungsverhaltnisse der oceanischen Salz- ablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXV. Die Bildung von Langbeinit und deren untere Temperaturgrenze in den Salzlagern bei 37’. Sitz.-Ber. der kgl. preuss. Akad. d. "Wiss. zu Berlin. 1902. 276—282. Holf, J. H. van t’ und oTarelly, A. : Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Steinsalzlager, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXYI. Die Bildung von Löweit und deren untere Temperaturgrenze bei 43". Sitz.-Ber. kgl. preuss. Akad. d. Wiss. 1902. 370 — 375. Högbom, A. S. : Om nomenklaturen för vara lösa jordslag. Geol. Foren, i Stockholm. Förhandl. 24. 174 — 192. 1902. Horusilzky, II.: Agrogeologische Verhältnisse des Staatsgestüts- prädiums vvn Bäbolna. Mitth. a. d. Jahrb: d. k. Ungar, geol. Anstalt. XIII. 5. 1902. 199—235. Tab. 15—18. John, C. V. : Ueber Gabbro- und Granititeinschlüsse im Basalt von Schluckenau in Böhmen. 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Febr. 1902. 177-185. 478 Neue Literatur. Hörnes, R. ; Erdbel)en und Stosslinien Steierinarks. Akad. Wien. lt)02. IV ii. 115 p. Hunt, A. R. : A Yindication of Bacon, Iluxley, Darwin and Lyell. The geol. Magaz. 11)02. 265—274. Keilhack: Ueber eine geologisch-morpliologische Uebersichtskarte der Provinz Pommern. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges- 53. Verh. 42 — 43. 1902. Kjellen, R. . Bidrag tili Sveriges endogena geografi. Geol. Foren, i Stockholm. Förhandl. 24. 193 — 220. 1902. Koken, E. : Die deutsche geologische Gesellschaft in den Jahren 1848—1898 mit einem Lebensabriss von Ernst Beyrich. Berlin 1901. 69 p. 1 Bildniss. Kraichgauer, P. D.; Die Aeijuatorlrage in der Geologie. Steyl. 1902. 394 S. Kubierschky, K. : Ueber ein eigenthümliches Salzvorkommen im so- genannten Magdeburg- Halberstädter Becken. Sitz.-Ber. kgl. preuss. Akad. d. Wiss. 1902. 404 — 417 mit 1 Fig. im Text. Lacroix, A. : Madagascar au debut du XX« si6cle. Mineralogie. I’aris 1902. 42 p! mit 20 Abbildungen im Text. 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Hanthal, R. ; Die Ilöhlenfunde von Ultima Esperanza im südwest- lichen Patagonien. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 53. 570 — 581. 1 Fig. 1902. Herraet: Statues-Menhirs de l’.Vveyron, du Tarn et de ITIerault. L’Anthropologie. 1901. 12. 595—608. Hudleston, \V. II. : Creechbarrow in Purbeck. The geol. Magaz. 1902. 211 — 255. 1 Illustr. Jaeckel, 0.: Leber Reste eines neuen Placodontiden aus dem unteren Keuper von Yesprem am Plattensee in Ungarn. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 53. Verh. 56 — 58. 1902. Jooss, G.: Beiträge zur Schneckenfauna des Steinheimer Obermioeän. Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württ. 1902. 302 — 306. Khvoika, V.: Decouvertes paleolithiques recemment faites en Russie. L’Anthropologie. 1901. T. XII. 158 — 159. Klaatsch; Leber die neuesten Funde fossiler Menschenknochen. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 53. Verh. 11 — 15. 1902. Klemm : Leber den Quarzporphyr von Weinheim a. d. Bergstrasse. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 53. Verh. 19—51. 1 Fig. 1902. liagerheira, G. ; Bidrag tili Kännedomen oni Kärlkryptogamernas forna utbredning i Sverige och Finnland. Geol. Foren. Förhandl. Stockholm. 21.1. 1902. 37 — 13. Lehmann -Nitsche, R. : L’homme fossile de la formation pam- peenne. L’Anthropologie. 1901. T. XII. 160—165. 480 Neue Literatur. Loe, de A. : Decouverte de palafittes en Belgique. L’Anthropologie. 1901. 12. 558 — 564. Maas: lieber Blattreste aus dem Posener Tertiär. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 53. Verh. p. 109. 1902. Manouvrier, L. : A propos de la reconstitution plastique du Pitlie- canthropus. L’Anthropologie. 1901. T. XII. 103 — 104. Mnntbe, H. : Om nya däggdjursfynd i Sveriges kvartär. Geol. Foren. Förhandl. 24. Stockholm 1902. 145—158. 481 G. Steinmann, Zur Tektonik etc. ■■^run.- Briefliche Mittheilnngen an die Redaction. Zur Tektonik des nordschweizerisehen Kettenjura. Von G. Steinmann. Mit einer tektonischen Kartenskizze. Zu den auffallendsten Lagerungsverliältnissen, welche durch die Forschungen des letzten Jahrzehnts in den Juraketten südlich der Mont Terrible-Linie ermittelt worden sind, gehören die »Ueber- schiebungen« in den beiden Klüsen von Oensingen und Mümsliswil sowie die »Ueberschiebungsklippen« des Kellenköpfli und ihre Fort- setzung bis zur Neubrunnfluh südlich Waldenburg. Sie sind durch F. Mühlberg, durch Grepplx und z. Th. durch Kollier untersucht und gedeutet worden; die schweizerische geologische Gesellschaft unil die Excursion des internationalen Congresses haben sie be- sichtigt, Rothpletz hat in seinen »Gectektonischen Problemen« diese merkwürdigen Stellen ausführlich behandelt und sie sind auch in die Profilserie übernommen worden, welche C. Schmidt zu- sammmengestellt und Mlnot in Genf in den Handel gebracht hat. Was an diesen Ueberschiebungen auffallend erscheint, ist der Umstand, dass sie nicht, wie die von Merl\n und A. Müller zuerst erkannten und neuerdings duich F. Mühlberg in zahlreichen Pro- filen zur Darstellung gebrachten Ueberschiebungen an der Grenze von Ketten- und Tafeljuia in die tektonisch ausgezeichnete Mont Terrible-Kette falten, sondern dass sie in den S. davon gelegenen, normalen Ketten, in der Passwang-, Graitery- und Weissenstein- Kette, auftreten, wo die sonst recht einfachen Lagerungsverhältnisse derartig intensive und dabei z. Th. nur wenige Kilometer anhaltende »Ueberschiebungen« ganz unmotivirt und unerklärlich erscheinen lassen. Daraus erklärt es sich auch, dass trotz der Avesentlichen Uebereinstimmung von Mühlberg, Greppin und Rothpletz in Bezug auf die thatsächlichen Verhältnisse, die Deutungen derselben weit auseinander gehen. Mühlberg sah sich genöthigt zur Erklärung der Klusen-Ueberschiebungen auf tief eingeschnittene Antiklinal- thäler zurückzugreifen, die vo r der Ueberschiebung existirt hätten 31 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 482 G. SteinmuDn, und die glatte Ueberschiebung des Südschenkels über den Nord- schenkel ein und ders e 1 be n Ful te ermöglicht liätten. Greppix glaubte dagegen, eine Falten Verwerfung annehmen zu müssen und behauptet, mehrfach Reste des verdrückten Mittelschenkels gefunden zu haben. Rothpletz denkt an flach S. ein fallen de Bruchrisse, auf welchen, durch fortgesetzten Seitendruck in der Tiefe, die Ueberschiebung sich vollzogen haben soll. Wie sehr die Erklärungen des Vorganges aber auch von einander abweichen, das Vorhandensein echter Ueberschiebungen oder Ueberfaltungen wird von allen drei Autoren in übereinstimmender Weise angenommen und ebenso haben sich die Theilnehmer an den Excursionen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft und des internatio- nalen Gongresses von der Richtigkeit der dortigen Ueberschiebungen überzeugt. Ich selbst habe früher diese nach unseren heutigen Vor- stellungen wirklich »anormalen Lagerungsverhältnisse« nur einmal flüchtig auf einer Durchquerung des Jura von Reigoldswil nach Oensingen kennen gelernt, wobei ich mich der Erklärung meines damaligen Assistenten, Dr. M.\x Mühlberg, zu erfreuen hatte. Aber zu einem klaren Begreifen der A'erhältnisse gelangte ich nicht, nur zu der Ueberzeugung, dass die Gegend noch weitere Durchforschung Ijenöthigt. Als ich im Juli des verflossenen Jahres auf einer Durchquex’- ung des Jura wieder in die Gegend der Klüsen kam und ineinen Studenten die abweichenden Lagerungsveiiiältnisse nach den reich- lich in der Litei’atur vorliegenden Angaben und Profilen zeigen wollte, begegnete mir das Missgeschick, dass ich beim Anblick der Mümliswiler Klus in der Wiedergabe meiner eingelernten Weis- heit plötzlich verstummen und meinen Begleitern erklären musste, dass ich in den dortigen Lagerungsverhältnissen überhaupt keine Ueberschiehungen, sondern nur Einbrüche in der Kette erblicken könne. Was meine Aufmerksamkeit vor Allem erregte, war der Umstand, dass an der Stelle, wo nach der herrschenden Auffassung der Rogenstein des Dogger über den Sequankalk ge- schoben sein soll, NO. der Fabrik in der Mümliswiler Klus, eine unverkennbare, etwa 100 m senkrecht in die Tiefe setzende Schleppung des Rogen Steins zu sehen ist, die sich ebenso wenig mit einer Ueberschiebung wie mit einer Ueberfaltung, sondern nur mit einer normalen Verwerfung in Einklang bringen lässt. Da nun auch andere Erscheinungen in der Mümliswiler Klus nur für das Vorhandensein von Verwerfungen zu sprechen schienen und die Durclniuerung der Oensinger Klus mir ein ganz analoges Bild lielerte, so beschloss ich, die nächste Gelegenheit zu ergreifen, um die Lagerungsverhältnisse in dieser Gegend zu studiren, wozu um so mehr Veranlassung vorlag, als von dem Auftreten grösserer Verwerfungen in diesen Theilen des Kettenjuras bisher so gut wie nichts verlautet hat. Zur Tektonik des nordsclnveizerisehen Kettenjura. 483 Zur genaueren Feststellung derjenigen Bruchlinien, welche die Lagerungsverhältnisse in den Klüsen veranlasst haben , habe ich in diesem Frühjahr, zeitweise in Begleitung der Herren v. Bistram, Hoeri und Schiller, die mich bei meinen Aufnahmen unterstützten, das fragliche Gebiet kartirt und bin dabei zu folgenden Ergebnissen in Bezug auf die Verhältnisse der beiden Klüsen gelangt. Die Region der »Klus-Ueberschiebung« von Mümliswil, mit der wir unsere Betrachtungen am besten beginnen (siehe Karten- skizze S. 484), wird in 0. und ^Y. von normal gebauten Gewölben der Graiterj'-Kette begrenzt; das tektonisch abnorm gebaute Stück der Kette zwischen den Doggergewölben des Breitenbergs im W. und des Beretenbergs im 0. besitzt eine Länge von ca. 6 km. Wenn wir uns die beiden Enden durch ein normal gebautes Verbindungsstück vereinigt denken, so würde dieses eine schwache Convex-Krümmung gegen N. besitzen müssen, da das Breitenberg- Gewölbe etwa 70°, das Beretengewölbe etwa 80° streicht. Ueber- blLcken wir von X. ber, z. B. vom Passwang oder vom waldfreien Westende des Helfenbergs aus, die Kette, so bietet sich unserm Auge gerade das Gegentheil dar von dem, was wir erwarten sollten : an Stelle eines in Folge der — allgemein angenommenen — Ueber- schiebung oder Ueberfaltung erhöhten Zwischenstücks sehen wir eine auffällige grabenartige Depression dieses Stückes und in der Mitte desselben den Einschnitt der Klus. Es handelt sich nicht etwa nur um eine allmähliche, rein orographische Erniedrigung der Kette, sondern um eine tektonische Senkung, denn der gleiche Horizont des Hauptrogensteins, der die Höhen der normal gebauten Gewölbestücke zusammensetzt, bildet auch die Unterlage der um 200 m tiefer gelegenen Plateaus des Farisbergs und des Ober- bergs, in welche der Rogenstein der Klus fast 200 m eingesenkt ist. Die tektonischen Verhältnisse liegen nun folgend ermaassen : An der O.-Seite des Beretenberges ist das Vorhandensein einer Querwerfung evident. Sie ist hier auch schon früher von E. Greppin beobachtet und in der »Geotektonischen Skizze der nordwestlichen Schweiz« von Mühlberg angedeutet worden, freilich nur auf eine ganz kurze Strecke und mit nordöstlicher Richtung, ln Wirklichkeit liegt hier eine sehr bedeutende Bruchlinie vor, welche durchschnitt- lich XXO. — SSW. streicht, die sich durch den Südflügel der Pass- wangkette sowie durch die ganze Graitery- und Weissenstein-Kette verfolgen lässt und deren abgesenkter Flügel im W. gelegen ist. Ich nenne sie B e r e t e n -Verwerfung (A-A unserer Skizze). Ich konnte sie von der grossen Passwang-Längsspalte durch den Südflügel dieser Kette (Helfenberg) verfolgen. Hier tritt sie besonders deut- lich am W.-Ende der Gallovien-Oxford-Gombe von Helfenbergmatt (im S. von A. unserer Skizze) hervor, da das Westende dieses 1 Herrn Hoek bin ich zu besonderem Danke für die gefällige Aufnahme einer Anzahl Photographien verpflichtet. 31* 484 G. Steinmann annähernd 0 — W. streichenden Isoklinalthals an einen fast senk- recht gestellten, 85° streichenden Sequangrat anstösst, dessen öst- Uche Fortsetzung (0. der Yerwerfung) nur etwa G0° fällt. Ebenso erscheint das Malmband des N.-Flügels der Graitery-Kette durch die Verwerfung in zwei auffallend verschieden streichende Stücke zerschnitten, deren östliches normales Streichen und Fallen besitzt, Zur Tektonik des nordschweizerischen Keltenjura. 485 während das westliche bei einem Streichen von ca. 50° stark nach N. überkippt ist. Den Betrag der Absenkung können wir nicht an den steil gestellten Flügeln, sondern nur am Scheitel der Ge- wölbe messen. Hierzu bietet die W.-Seite des Beretenkopfs gute Gelegenheit. Das Rogensteingewölbe des Beretenkopfs wird durch die Verwerfung gegen \Y. scharf abgeschnitten und am Fusse des Gewölbes treffen wir auf Birmensdorfer Schichten, die hier um mindestens 150 m zu tief liegen. Während die hangenden Lagen des Rogeiisteins auf dem Beretenkopf in ca. 1100 m liegen, findet man sie 600 m weiter westlich bei Graben in 850 m wieder. Bis zum Breitenberge bleibt der Scheitel des Rogensteins (schwache, punktirte Linien der Skizze) in dieser geringen oder gar in noch geringerer .Meereshöhe, um auf dem Breitenberg wieder plötzlich auf nahezu 1100 m hinaufzuschnellen. Im Malmbande des S.-Flügels der Graitery-Kette wiederholt sich die Erscheinung, die ich vom X.- Schenkel geschildert habe: 0. der Verwerfung normales Fallen, W. derselben Ueberkippung, in diesem Falle natürlich gegen S. Der Eintritt in die Weissensteinkette ist von vielfachen kleinen Stör- ungen begleitet, die sich nicht leicht klar stellen lassen. Sehr bald aber tritt deutlich die Ablenkung zu Tage, die die Verwerfung inner- halb der Kette selbst erleidet. Sie streicht ein Stück weit XO. — SW. und bringt den Malmschenkel dort wo sie ihn durchschneidet bis auf wenige Meter zum Verschwinden. Auf dem Fusswege, der von Balsthal über Hinter-Flühli nach Balsthalroggen führt, trifft man zwischen der Molasse und dem steil fallenden Gallovien nur wenige Meter Malmkalk, so dass hier ein Schichtkomple.v von ca. 200 Meter. Argovien, Sequan und Kimmeridge umfassend, ausgefallen ist. Der Rogensteinscheitel der Roggenfluh liegt am Sonnenwirbel (0. der Verwerfung) ca. 800 Meter, unterhalb Hesselberg in der Oensinger Klus (W. der Verwerfung) nur 560, so dass hier die Absenkung noch beträchtlicher zu sein scheint als weiter nördlich. Wo die Bereten-Verwerfung an der Aeusseren Klus von Oen- singen ihr Ende findet, trifft sie nahezu senkrecht auf die 0-W- streichende Bruchlinie der Wannenfluh (D — D), deren abgesenkter Flügel nach XL gelegen ist. Durch ihr Zusammentreffen heben sich beide Verwerfungen auf, wobei aberwieder Ueberkippungen, dieses Mal an der stehengebliebenen O.-Seite auftreten. Bei der Annäherung an die Verwerfung stellt sich der S-fallende Rogenstein der Brenten senk- recht, und nördlich Ravellen sieht man Gallovien und Argovien bis zu 45° X.-Fallen überkippt. Auch das Malmband X.-W. Oensingen ist noch schwach gegen das Molasseland übergelegt. Ich habe den Verlauf der wichtigsten Bruchlinie des Klusen- gebiets ausführlicher besprochen, weil sie uns manche wichtige Erfahrungen liefert; die übrigen Dislocationen kann ich dem vor- läufigen Gharakter dieser Mittheilung entsprechend kurz behandeln. Die W a n n e n f l u h wird von einer Längsver werfung (D-D) durch- setzt, welche den nördlichen Flügel der Kette absenkt. Als grosser 486 G. Steimnann, Bruch läuft sie in der Riclilung der Sclimelze im abgesunkenen Flügel selbst weiter, ihre l)auptsächlicbe Fortsetzung findet sie in der W-O-laufenden Abbrucbslinie, die bei der Aeusseren Klus auf die grosse Bereten-Spalte (A-A) trifft. Dass es sich aucli hier um eine wirkliche Verwerfung und nicht um eine Ueberschiehung handelt, sieht man aus der senkrechten Schlepf)ung des Bogensteins enilang eines Theils dieser Linie (D-D). Der Einbruch, den die Weissensteinkette durch das Zusammen- treffen der Bereten- und Wannennuh-Yerwerfungen erfahren hat, gelangt zum Ausdruck 1. in der niedrigen Lage des Bogensteins und seiner hangenden Schichten innerhalb der Oensinger Klus; 2. in den nach S. vorgewölbten Verlauf der Keltenaxe; 3. in dem eigenartigen Baue der Mulde von Balsthal. Die ungewöhnliche Breite dieser Blulde W. der Bereten-Verwerfung fällt beim Austritt aus der Oensinger Klus sofort auf, weiterhin aber die Thatsache, dass die Mulde nicht nur von Molasse, sondern auch von Malmschollen erfüllt ist, die wohl zumeist ein normales WSW. — ONO.-Streichen, aber ein sehr wechselndes, vielfach flaches Fallen gegen S. erkennen lassen, während doch der normale Südflügel der Graitery-Ketle N. der Mulde intakt erhalten ist. Dass diese abnormen Lagerungsver- hältnisse nicht auf Bergstürze zurückgeführt werden können, wie sie die geologische Karte 1 : 100000 und die tektonische Karte von Mühlberg angiebt, leuchtet bei der Betrachtung jedes besseren Aufschlusses sofort ein. Wohl befinden sich die Malmkalke häufig in mehr oder weniger zerrüttetem Zustande, aber sie werden nor- mal von Molasse bedeckt, was nicht der Fall sein könnte, wenn sie von den molassefreien Bergen abgestürzt wären. Auch bietet die Topographie keinerlei Anhaltspunkte für die Erklärung derart aus- gedehnter Absturzmassen, ln dieser Erscheinung liegt vielmehr nur die ganz natürliche Folge des Zusammenbruchs des Nordflügels der Weissensteinkette vor. Ganz analog, aber meist noch klarer liegen die Verhältnisse in der Mümliswiler Klus. Annähernd parallel mit der Bereten-Verwerfung (A-A) zieht die Mümliswiler Verwerfung (B-B). Wie jene, bringt sie scharfe Knicke oder gar Absätze und eine Veränderung der Fallrich- tungen in den Malmbändern hervor. Wo sie an derNO.-Ecke der Klus Bogenslein mit Sequan in Kontakt bringt, zeigt sich eine Einklem- mung von verdrücktem und übergeschlagenem Callovien zwischen beiden. Ausserordentlich deutlich ist hier die senkrechte Schleppung des Bogensteins zu beobachten, der etwa 100 m tief als schmaler Grat gegen die Lobisei zu verfolgen ist. Diese Erscheinung allein genügt, um jeden Gedanken an eine Ueberschiehung zurückzudrüngen. Ehe sie den Rogenstein der Kette ganz durchquert hat, wird sie spitzwinckelig von der Breiten berg-Verwerfung (G-C) getroffen; hier, wie in der Oensinger Klus heben sich beide Brüche bei ihrem Zusammentreffen auf. Die Sprunghöhe jeder der beiden Verwer- fungen beträgt rund 200 m, was sich aus der Differenz der Höhen- Zur Tektonik des nordschweizerischen Ketlenjnra. 487 läge des Rogensteins in der Klus und zu beiden Seiten derselben ergiebt. Die Einbriichserscheinungen sind in der Mulde von Müm- liswil besonders deutlich. In der Verlängerung der Graitery-Kette, die durch die PiOgensteingewölbe des ßeretenkopfs im 0., des ßreiten- bergs im W. dargestellt wird, liegt S. Mümliswil nicht nur zer- brochener und widersinnig fallender Malm, sondern, hart an den flexurartig abbiegenden Rogenstein des Kirchhölzi (S.-O. Mümliswil) gedrängt, auch Molasse. Der ganze Malm einschliesslich des Oxford ist hier auf einen schleppenden Streifen von minimaler ßi eite redu- ciert. Der Eiid^ruch des Nordflügels der Graitery'-Kette hat eine ähnliche Muldenausweitung erzeugt, wie bei ßalsthal, die gegen 0., d. h. jenseits der ßeretenverwerfung plötzlich verschwindet, wie in der Mulde von ßalsthal. Kleinere Dislokationen, die mit dem partiellen Zusammen- bruch der beiden Ketten in Verbindung stehen, sind noch in grösserer Zahl vorhanden. So weit sie mir bis jetzt bekannt geworden sind, habe ich sie auf der Kartenskizze angedeutet. Die Ergebnisse meiner ßegehungen fasse ich folgendermassen zusammen. In der Region der Klüsen von Oensingen und Mümliswil habe icb keinerlei Anzeichen für das Vorhandensein irgendwelcher Uelierschiebungen oder Ueberfaltungen, wie sie bisher allgemein angenommen wurden, auffinden können. Dagegen wird dieses Ge- biet von zahlreichen und z. Th. beträchtlichen Verwerfungen durchsetzt, die sich zwei verschiedenen Systemen einordnen. Das System der NNO.-SSW. streichenden ßrüche liegt in der Verlänge- rung des ßruchliniensystems gleichgerichteter Verwerfungen im Kanton Baselland, die nach v. Huene gegen die S.-W.-Ecke des Schwarzwaldes bei Säckingen konvergiren und mit der fast meri- dional laufenden Spalte des Dinkelbergs im Zusammenhang stehen. Ein zweites System von ßruchlinien folgt den Ketten, streicht also im Allgemeinen WSW.-ONO. Wo grössere Spalten beider Sy'steme auf einander stossen, heben sie sich auf und erzeugen tiefe drei- eckige Einbrüche, welche analoge Lagerungsverhältnisse in den beiden Ketten hervorrufen und die Mulden von ßalsthal und Müm- liswil beckenartig erweitern. Während ich es früher unentschieden lassen musste, ob solche Becken ungefaltete Stücke des Juragebirges darstellen oder auf nachträglichen Einbruch zurückzuführen sind, kann jetzt das Letztere als erwiesen gelten, wenigstens für diese zwei Becken. Der partielle Einbruch der ursprünglich wohl ganz normal aufgewölbten Ketten ist jedenfalls in unmittelbarem Anschluss an die Faltung selbst erfolgt. Denn anders kann es nicht erklärt werden, dass die leicht zerstörbare Molasse noch in den einge- brochenen N.-Flügeln vorhanden ist, von denen sie nach der Auffaltung der Ketten jedenfalls rasch abgetragen w'orden ist- Zeitlich fallen also diese Dislokationen wohl mit dem mio-pliocänen Systeme der 488 A. Bodmer-Beder, Rheinthalspalten zusammen, deren Richtung sie sich zum Theil anschliessen. Das geselzmässig eintretende widersinnige Fallen, welches in der Nähe der Querhrüche beobachtet wird, erklärt sich als eine Beugungserscheinung in den steil aufgerichteten Flanken. Wenn eine steil aufgerichtete, aber noch normal fallende Flanke von einem Querbruche durchsetzt wird, der nicht eine wagrechte, sondern eine schief geneigte Absenkung liervorruft, so muss widersinniges Ein- fällen als Schleppungserscheinung resultiren, vorausgesetzt, dass das stärkere Einsinken in der Richtung des Schichtenfalls erfolgt*. Aus den Einbruchserscheinungen unseres Gebiets erklärt sich nun auch sehr einfach die auffallende Topographie der Gegend, vor allem die beträchtliche Höhenabnahme der beiden Ketten im Ge- biete der Klüsen, ebenso aber auch das Auftreten eines 2*12 Kette durchsetzenden Querthal auf der Südseite, der einzigen derartigen Erscheinung zwischen Biel und dem Aare-Durchbruch bei Brugg. Die Klüsen von Oensingen und Mürnliswil sind tektonisch angelegte und durch die Erosion ausgestaltete Querthäler, die den Wasser- abfluss nach S. hin erleichterten, während Ueberschiebungen ihn erschwert haben müssten. So gedeutet erweist sich das landschaftlich hervorragende Ge- biet der beiden Klüsen zu einem geologischen Muster für das Zu- sammenwirken von Faltung und Einbruch, es lehrt uns das Ausmaass nachträglicher Einbrüche im Faltengebirge und ihre Begleiterschein- ungen kennen; die Geschichte ihrer Erforschung zeigt aber auch den Betrag von Suggestion auf gemeinsamen nationalen und inter- nationalen Exkursionen. Mit Recht wird man sich fragen müssen: wenn es so mit den Ueberschiebungen in dem einfachen, leicht zu- gänglichen Juragebirge steht, wie werden die nach den neuesten Theorien massenhaft über einander geschichteten Ueberschiebungs- kuchen im Alpengebirge den Detailuntersuchungen gegenüber Stand halten ? Der Malencoserj)entin und seine Asbeste auf Alp Quadrate bei Posehiavo, Qraubünden. Von A. Bodmer-Beder. Zürich, Juli 1902. Von Herrn Dr. Chr. T.^rnuzzer in Chur erschien gleichzeitig im Juliheft 1902 der Zeitschr. f. prakt Geologie in Berlin und in dem Jahresbericht XLV der Naturf. Ges. Graubündens eine geologische * Die hier gemachte Erfahrung wird uns vielleicht später manche widersinnige »Rückfaltung« am Südrande der Alpen er- klären ; diese treten dort vielfach ebenso örtlich begrenzt auf, wie im Juragebirge. Der Malencoserpenlin und seine Asbeste etc. 489 Beschreibung mit Kartenskizze der Asbestlager der Alp Qua- drate im Puschlav nebst einem Rericbt über die Art, bisherige Ausbentung und mögliclie Verwendung dieser Asbeste. lieber den geologischen Aufbau des Gebietes wird bemerkt, dass die krystallinischen Gesteine unter dem C a n cian o p as se, wo die Asbestgruben liegen, einen Rücken zwischen schmalen nörd- lich wie südlicli folgenden Triaszonen bilden, welche Theobald* als Mulden auffasste, während Tabnuzzeb sie eher als Ueberschie- bungen des Grundgebirgs anzusehen geneigt ist. Diese Formation bestellt hier aus Gneiss. Glimmerschiefer, Lavetzstein, grünen chlo- ritischen und talkigen Schiefern und den grünen Schiefern des serpen- tinartigen Malencogesteins, welchem in einer IMaclitigkeit von 500 bis 700 m namentlich die Alp Quadrata und der ganze Bergstock zwischen Val Ganciano und Val Quadrata angehören. Fast in ebenso starker Ausdehnung streichen diese grünen Schiefer nach Lanzada und der Val Malenco in Italien liinüber. Der ganze Comple.K des in vielen Abänderungen vorkommenden M al e n c o s e rp e n ti n s , in dem die Asbestgruben liegen, erreiclit auf der scliweizerisclien Seite eine Breite von ca. 1100 bis gegen 1600 m. Von diesen Varietäten wurde das auf der A s b e s tgr u b e N 0. 5 der Alp Quadrata erscheinende Gesteinsmaterial einer mikroskopischen und cliemischen Untersuchung unterworfen. Folgendes sind die Resultate : Das grünlichgraue, ursprünglich massige, zahlreiche weisse faserige, asbeslartige Einlagerungen zeigende Gestein hat durch Gebirgsdruck, unter dem Einfluss der Gebirgswässer und Wärme liedeutende Veränderungen erlitten, die sich durch starke Schieferung und Fältelung einerseits und theilweise oder gänzliche Umwandlung {Ummineralisation) seiner ursprüngliclien Gemengteile andererseits kundgeben. Die mikroskopische Untersuchung lässt nämlich nach der unten folgenden Beschreibung wesentlicli auf derben Bronzit und Olivin und accessorisch aufDiopsid als wahrsclieinliclien ]irimären Mineralbestand schliessen, während dagegen die Prüfung der feinblättrigen, feinfaserigen, teilweise kataklastisch zerriebenen Blasse jetzt thatsächlich aus folgenden Blineralen sich zusammen- setzt; Antigoritserpentin, in Massen von blättrigen, rechtwinklig aufeinander stehenden Leistchen und Fasern, deren Anordnung auf einen ursprünglichen Pyroxen schliessen lässt. Ghrysotilserpentin, der Nachkomme des Olivins, in fein- faserigen, in parallele Lage gepressten Aggregaten. Beide u. d. BI. farblos erscheinenden Serpentinarten sind ausser an der Form ilires Auftretens, an der niederen Lichtbrechung, * G. Theobald, die südöstl. Gebirge von Graubünden, Lief. 3 der Beitr. z. geol. Karte d. Schweiz, Chur, 1866. 490 A. Bodmer-Beder, parallelen Auslöschung und am optischen Charakter zu erkennen. Zwischen den Serpentinen machen sich ferner einzelne Fasern oder Haufen solcher mit höherer Lichtbrechung und kleiner schiefen Auslöschung geltend, sie gehören einer wahrscheinlich sekun- dären Hornblende an ; bei Behandlung mit Salzsäure blieb letztere intact, während die Serpentine gelatinierten. Ursprünglich einem nunmehr in Metamorphose gerathenen derben Bronzit dürften farblos-schwachgrünliche, feinfaserig filzige Aggregate sich zueignen, die in Folge etwas stärkerer Licht- brechung gegen den Serpentin mit rauher Oberfläche hervorlreten, mit sehr schwacher Doppelbrechung, dunkelbrauner Interferenzfarbe, fast isotrop erscheinen und optisch positiven Charakter zeigen. Bemerkenswerth sind die nicht selten darin eingereihten einzelnen und Schaaren von Serpentinfasern, ferner wenige Leistchen und Nadeln eines monoklinen Pyro.Kens. Hiernach scheint das neue Produkt 'iBastit« darzustellen. Monokliner Pyroxen ist nur noch in Aggregaten von Spaltblättchen, Leistchen, Fasern und Körnchen — es sind olTenbar die Trümmer grösserer primärer Individuen — zu erkennen. Diese Spaltstückchen sind farblos bis schwach grünlich in dicken Blätt- chen, mit 36 bis 50® schief auslöschend und optisch positiv; diese Eigenschaften und die gänzliche Abwesenheit von ausgeschiedenem Kalk dürften eher auf Diopsid als auf Diallag schliessen lassen; die Trümmer liegen in einer isotropen opalartigen Grundmasse oder in Schichten in Gesellschaft mit dem oben erwähnten Bronzit-Bastit und mit Magnetit. Der Magnetit tritt meist in derben Massen auf, sehr wahr- scheinlich durch Auslaugung der Pyroxenen, namentlich des Bronzits, in welchem seine Aggregate besonders häufig erscheinen, gebildet. Die mikroskopische Untersuchung lässt also darauf schliessen, dass der vorliegende Malencoserpentin primär als eine Eruptivbildung aus derbem Bronzit, Olivin und wenig Diopsid bestand, welche Zusammensetzung einem Harzburgit entspricht; es ist daher die Felsart in ihrer jetzigen Verfassung petrographisch als ein schiefriger Harzburgitserpentin zu bezeichnen. Die unter der Leitung des Herrn Prof. Dr. Gruben.man.n’ im mineralog.-petrogr. Institut des Polytechnikums in Zürich von Frl. Dr. L. Hezner ausgeführte Analyse I dieser Felsart und die zur Vergleichung hier beigefügte Untersuchung 11 von Alf. Gossai über einen ähnlichen aus Bronz it-Peridotit hervorgegangenen Ser- pentin von Rio Alto auf Elba zeigen folgende wesentlich über- einstimmende Resultate; 1 Gossa. Mem. d. Acad. dei Lincei. 3. 1880. — N. Jahrb. f. Min. 1881. II. 238. Der Maleiicoserpentin und seine Asbeste etc. 491 I 11 Si02 . . . 39,27 . . 39,58 Ti O2 . . . Sp. . — Alo O3 3,14 . — Fe2 O3 . . 4,97 . . 7,65 Fe 0 . . . 2,64 . . 4,13 Mn 0 . . . Sp. . . Sp. CaO . . . 2,74 > . . Sp. MgO . . . 36,78 . . 36,37 K2O . . . Sp. . — NaaO . . 0,19 . — II2O unter 110° 0,08 . — Ha 0 über 11 00 10,49 . . 12,72 CF2 O3 — . Sp. Summa 100,30 100,45 Spec. Gew. 2,703 2,62 Der in dünnen, bis 12 cm mächtigen Lagen in den Schichten dieses Serpentinschiefers in Verbindung mit Calcilblättern als com- pactes Gestein bis zu feinfaserig zerfallenen Massen oft auftretende Asbest''^ ist von silberweisser oder graubrauner, hellgelblich grüner bis dunkler Farbe, die biegsamen Fasern haben eine Länge von meist 10 bis 20, in einzelnen Lagen bis GO cm. Die mikroskopische Unter- suchung ergiebt ein Gemenge von weissem, feinfaserig-filzigen Chrysotil und grauem faserig-filzigen Br onzit-Ba st it. Beide Minerale löschen parallel aus und zeigen die Eigenschaften des rhombischen Krystallsystems; sie unterscheiden sich aber dadurch, dass nur das erstere in Salzsäure löslich erscheint, was in der That hier der Fall ist. Ausser diesen beiden wesentlichen Componenten fanden sich noch vor farblose Fasern oder Nadeln, die sich als Hornblende (Tremolit) erwiesen und andere, welche den Cha- rakter monokliner Pyroxene zeigten. Der vorliegende Asbest stellt somit ein Gemisch von Chrysotil-, Amphibol- und Pyroxenfasern dar, deren Mengenverhältnisse je nach den Varietäten des Malencoserpentins sich verändern. Der Analyse I von Frl. Dr. L. IIezner über dieses Asbest- material folgt zur Bestätigung meiner Diagnose in Golonne II die chemische Untersuchung von IIeddle-^ über einen in bastitartige faserige Masse umgewandelten Bronzit aus Serpentin von Ayrshire, Schottland: 1 Dieser Kalkgehalt dürfte auf den Diopsid zurückzuführen sein. 2 Das untersuchte Material wurde der Grube No. 5 auf Alp Quadrata (2000 m ü. M.) entnommen. 3 Heddle, Ztschr. f. Kryst. i. 309. Hintze, Min. 1897. 1002. Anal. CX. 492 II. Warth, Die Bildung des Aragonits etc. 1 11 SiÜ3 . . . 38,13 . . 37,78 TiOa . . . Sp. . — ■ AI2 O3 2,02 . . 2,12 l' 62 O3 3,38 . 5,07 Fe 0 . . . 3,92 . . 2,09 .Mn 0 . . . — . 0,08 CaO . . . 5,()7 . — MgO . . . 35,42 . . 37,01 K2Ü . . . Sp. . . Sp. Na» 0 . . 0,50 . . Sp. ILü unter 110° 0,55 . — H2 0 über 110° 10,50 . . 16,07 Summa 100,09 100,22 Spec. Gew. 3,219 — Der Kalkgehalt unseres Asbestes lässt auf eine etwa 25‘'oige Beimischung von Tremolit schliessen. lieber die Lage und Ausbeutung der verschiedenen Asbest- gruben und die mögliche commercielle Yerwerthung dieser Asbeste ist auf die ausführliche Beschreibung Tar.nuzzer’s in oben ge- nannten Publicationen zu verweisen. Die Bildung des Aragonits aus wässriger Lösung. Von H. Warth. Birmingham, den 21. Juni 1902. Die Annahme, dass in der Natur Aragonit sich stets aus heissen Lösungen ausscheidet, musste einigem Zweifel unterliegen, seit es unter Anderem bekannt ist, dass in Eureka Mine, Nevada, sich Ara- gonit bei 30° G. gebildet hat. Wie icli im Folgenden zeigen kann, ist es nicht die höhere Temperatur der Lösung, welche die Bildung von Aragonit bei der Abscheidung des kohlensauren Kalks bedingt, sondern die alkalische (basische) Beschaffenheit der Lösung, ln den meisten Fällen, in denen sich Aragonit aus alkalischen (basischen) Wässern niederschlägt, sind diese Wässer auch Thermen, daher die irrige Ansicht von der notwendigen Hitze. Wir haben jetzt nach dem Centralblatt für Mineralogie 1901 Seite 577 — 78 ein Mittel an der Hand, um Aragonit und Calcit sehr leicht von einander zu unterscheiden und ich habe dieses Mittel wie folgt benützt: Ich fing meine Versuche damit an, dass ich Selenit mit kalter koiilensaurer Natronlösung einige Wochen digerirte, wobei sich eine feinfasrige Masse von kohlensaurem Kalk bildete. Diese Jlasse F. Rinne, Koenenit. 493 sorgfältig mit kaltem Wasser gewaschen und bei gelinder Wärme getrocknet, lieferte beim nachmaligen Kochen mit verdünnter Lösung von salpetersaurem Kobalt ein schön violettes Pulver, war also Aragonit. Nachdem so die Entstehung des Aragonits aus kalter^ alkalischer Lösung gezeigt war, stellte ich die folgenden Nieder- schläge von kohlensaurem Kalk dar. Erstens durch langsames Ein- tropfen einer mit Kalkwasser alkalisch gemachten Chlorcalcium- lösung in überschüssige starke Lösung vor. kohlensaurem Natron, (alle Lösungen kalt). Zweitens durch Mischen einer kalten Lösung von doppelt kohlensaurem Natron mit einem Ueberschuss von angesäuerter Chlorcalciumlösung (auch kalt). Der erstere wie der zweite Niederschlag wurden beide sorgfältig gewaschen. Der erstere, aus alkalischer Lösung hergestellte, gab sodann beim Kochen mit Kobaltnitratlösung ein schön violettes Pulver. Der zweite, aus saurer Lösung entstanden, gab beim Kochen mit Kobalt ein hell- blaues Pulver. Im ersten Fall hatte sich also aus der basischen Lesung in der Kälte Aragonit gebildet, im zweiten Fall aus der sauren Lösung Calcit. In gleicher Weise erhielt ich beim Kochen von fein gepulvertem natürlichem Aragonit ein violettes Pulver und beim Kochen von fein gepulvertem gewöhnlichem Kalkspath ein hellblaues Pulver mit einem Stich ins Grünliche. Nach diesem Ver- such unterliegt es keinem Zweifel, dass die alkalische oder die schwach saure (Kohlensäure) Beschaffenheit der Lösungen die Bil- dung von Aragonit in dem einen und von Calcit in dem anderen Fall bedingt. Die Fundorte des Aragonits in Basalt, Serpentin u. s. w. deuten iedenfalls auch auf alkalische Lösungen. Ausserdem ist beachtens- werth, dass Aragonit so oft mit Gyps vorkommt und sogar als Pseudo- morphose von Gyps. Dies ist Ja ganz derselbe Vorgang, wie der im Anfang angegebene Versuch mit Selenit. Koeneuit. Von F. Rinne in Hannover. Geheimer Bergrath Professor Dr. A. v. Koenen fand beim Befahren des Kalisalzbergwerkes Justus I bei Volpriehausen im Solling ein fremdartiges Mineral und übersandte es mir mit dem Ersuchen um Auskunft über seine Natur. Es stellte sich heraus, dass eine neue Mineralart vorliegt. Ich schlage vor, sie zu Ehren des Entdeckers Koenenit zu nennen. Weiteres Untersuchungsmaterial verdanke ich dem Gruben- vorstand von Justus I, Herrn A. S.vuer in Köln, und dem Direktor des erwähnten Bergwei kes, Herrn S.veger, sowie Herrn Dr. Precht in Neu-Stassfurt. 494 F. Rinne, Der Koenenit wurde bislang nur in Klüften des Salzlliones der genannten Zeclistein-Salzlagerstätte gefunden. Zum Theil tritt er in Gemeinschaft mit klarem bezw. weisslichern Steinsalz auf, zum Theil liegt er in Stücken vor, die aus violettem Anhydrit, klarem Steinsalz und rothem, stellenweise faserigem Garnallit bestehen. Gelegentlich bildet der Koenenit Schnüre im Garnallit. Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit auch das Vorkommen sehr kleiner, funkelnden flächenreicher Eisenkieskryställchen, die sich auf der schwärzlichen Masse des Salzthons gut abheben. Das neue Mineral besitzt eine Farbe ähnlich der rother Gar- nallite, und wie diese verdankt es dies schöne Aussehen zahlreichen, sehr kleinen Einschlüssen von durchscheinenden Eisengianzschüpp- chen. Im Uebrigen ist der Koenenit mit Garnallit durchaus nicht verwechselbar, denn es zeichnet ihn, im Gegensatz zu letzterem, nicht spaltbaren, vielmehr mit quarzartigem Bruche erscheinenden Mineral, eine vollkommene, glimmerartige Spaltbarkeit aus. Beim Kochen zerfällt das Mineral wegen seiner ausgezeichneten Theilbarkeit in zahllose, glänzende Blättchen. In den Krusten, als welche der Koenenit oft erscheint, lagern die Krystalle vielfach so zusammen, dass die Spaltflächen ungefähr senkrecht zur Krustenoberfläche, im Uebrigen aber verschieden gerichtet verlaufen. ■ Beim Zerbrechen der Lagen erscheinen dann reichlich die schön sattrolh glänzenden, bis 1 cm im Durchmesser haltenden Spaltebenen. Bei der Herstellung von Spaltpräparaten fällt die ganz ausser- ordentlich grosse Milde der Krystalle auf. Die Blättchen sind sehr leicht biegsam, sodass sie sich Avie weiches Leder zerknüllen und bei vorsichtiger Behandlung aucli wieder ausglätten lassen. Schwache Ueberzflge von Koenenit lassen sich an dieser sehr grossen WeiL’hheit, ■wie sie beim Ueberlähren des Materials mit dem Fingernagel oder mit einem Messer auffällig heraustritt, leicht erkennen. Krystallformen sind am vorliegenden Koenenit nur angedeutet. Sie weisen auf hexagonal-rhomboedrisches System hin. Die Oberfläche der zu Krusten vereinigten Krystalle ist uneben rauh. Hier und da liehen sich im Allgemeinen tonnenförmig ge- .staltete Theile mit stumpfen Kanten heraus. Verhältnissmässig am besten gaben über die Formverhältnisse in Steinsalz eingewachsene, etwa 1 cm lange, schlank spindelförnnge Krystalle Aufschluss, die auf Spaltflächen ebene Winkel von ab- wechselnd 152° und 88'> erkennen Hessen. Es entspricht das Skalenoederflächen, die auf den Nebenaxen die Längen 4a:a;'‘3a abschneiden. Diese Schnittlinien verlangen nämlich Winkel von 152“ 12' und 87“ 48', welche Zahlen somit mit den gemessenen Werthen gut übereinstimmen. Das betrelTende Skalenoeder hat eine schlanke Form. Zur Abmessung der Axe c genügte die Ausbildung der mir vorliegenden Individuen nicht. Einige Spaltflächen wiesen regelmäsig dreiseitige Umgrenzung auf, entsprechend dem Einschnitt Koenenit. 495 eines Rhomboeders, das im Uebrigen gelegenllich auch als sehr steile Form au den ersvähnten Krystallkrusten angedeutet gefunden wurde. Aetzliguren wurden von mir bei Benutzung von II Gl auf den SpalUlächen des Koenenit nicht beobachtet. Auch Schlagfigurver- suche ergaben kein sicheres Ergebniss. Als specifisches Gewicht des Koenenit ermittelte ich mit Kali- umquecksilberjodid-Lösung die Zahl 1,98. Die optische Untersuchung wurde durch die vortreffliche Spaltbarkeit des Minerals sehr erleichtert. Ihre Ergebnisse stehen im Einklang mit der obigen Annahme einer hexagonal-rhomboe- drischen Natur des Minerals. Im convergenten, polarisirten Lichte des umgewandelten Mi- kroskops erkennt man auf den Spaltblättchen die auch bei recht dünnen Präparaten scharfe Interferenzfigur optisch einaxiger Krystalle auf der Basis. Nur bei sehr zarten Blättchen verschwinden die Ringe, welche das schwarze Kreuz durchschneiden. Ist somit die in Rede stehende optische Erscheinung etwa der von Biotiten ver- gleichbar, so tritt beim Einschieben des Gypsblättchens vom Roth 1. Ordnung alsbald der Gegensatz zu diesem Mineral durch die Beobachtung positiver Doppelbrechung heraus. Die chemische Untersuchung des neuen Minerals vertraute ich meinem Assistenten Herrn Dr. Yngve Buchholz an. Weiterhin bin ich ganz besonders Herrn Dr. Precht in Neu-Stassfurt zu Dank verpflichtet, weil der Genannte, der gleichfalls das Mineral von Justus 1 erhalten hatte, in seinem Laboratorium durch Herrn Dr. Sundmacher Analysen von Koenenit ausführen liess und mir letztere für diese Yeröffenllichung zur Verfügung stellte. Das Zusammenvorkommen des Koenenit mit Steinsalz, das ihn durchwächst, und mit Carnallit, sowie sein eigenartiger che- mischer Charakter machten die Erforschung seiner chemischen Natur zu einer ziemlich schwierigen Arbeit. Indess konnte nach einiger Zeit erfreuliche Uebereinstimmung der Ergebnisse bei den Untersuchungen der Herrn Dr. Sundmacher und Dr. Buchholz fest- gestellt werden bis auf die Höhe des Wassergehaltes. Wie z. B. bei Zeolithen und auch sonst im Mineralreich führen die verschie- denen Bestimmungen bezüglich dieses Gelialtes zu etwas verschie- denen Resultaten. Da es sich aber nur um ein wenig mehr oder weniger an II2 0 in einer wasserreichen Substanz handelt, so ist dieser Unterschied in den Zahlen der beiden Analytiker nicht von erster Wichtigkeit und für die allgemeine stoffliche Natur des chemisch recht interessanten Körpers nicht von Belang. Stets wurden bei den chemischen Untersuchungen Chlor- alkalien gefunden, die zum grössten Theil aus Chlornatrium be- standen, das auf beigemengtes Steinsalz zurückzuführen ist. Es war auch durch sorgfältiges Auslesen vom Koenenit nicht vollständig zu trennen. Die Menge solchen beigemenglen Ghlornatriums schwankte 496 F. Rinne, natürlich. Es wurden von 15,94 bis 33,76 <>/o gefunden. Ausserdem trat als schwer inechaniscli abzutrennende Verunreinigung etwas Garnallit auf, auf dessen Gegenwart die Erfahrung hinwies, dass ein wenig Ghlonnagnesium des Analysenmaterials in Alkohol sich lös- lich zeigte, wie es für das genannte Salz charakteristisch ist. Sein Ghlorniagnesium ist durch Alkohol leicht ausziehbar, eine Eigenart, die zur Bestimmung von Garnallit neben Kainit benutzt wird’. Das dem Koenenit zugehörige MgGl2 ist in Alkohol unlöslich. Nach diesen Ueberlegungen war es Herrn Dr. Precht möglich, das Analysenergebniss des Herrn Dr. Sundmacher folgendermassen zu deuten. Es scheiden aus als Beimengungen 15,94 ° o Ghloralkalien und 0,35 ®'o Unlösliches, ferner als in Alkohol löslich 1,87 ojo MgGl2 und 2,13 »io Il2 0. Der Rest von 28,60 o;» Mg Gb, 16,91 o|o Mg 0 ; 14,25 <> o AI2O3; 20,36 O0H2O giebt auf 100 berechnet die Zahlen unter I, während die Formel A12 O3 . 3 Mg 0 . 2 Mg Gb . 8 II2 0 die Zahlen unter H erfordert. I (Gefunden) II (Berechnet) AI2 Ü3 . . . 17,79 O q . • . 18,34 ojj Mg 0. . . . 21,10 . . . 21,58 Mg GI2 . . . 35,70 . . . 34,18 \UO . . . 25,41 . . . 25,90 In Anbetracht der schwierigen Verhältnisse darf der Vergleich der gefundenen und der berechneten Werthe befriedigen. Die Analyse ( Jes Herrn Dr. Yngve Buchholz ergab, auf an Ghloralkalien und an Unlöslichem- Ireie Substanz umgerechnet, die im P'olgenden unter I vermerkten Zahlen, während die Formel AI2 O3 . 3 Mg 0 . 2 Mg Gb . 6 H2O die unter 11 gestellten verlangt. I (Gefunden) II (Berechnet) Ab Ü3 . . . 18,25 % • • . 19,58 »0 Mg 0 . . . 23,44 . . . 23,20 MgGb . . . 36,85 . . . 36,50 H2Ü . . . 21,46 . . . 20,72 Zum üeberblick sei nunmehr zusammengestelit was dieFormelii AI2O3 . 3 MgO . 2 MgGb . 8 II2O und AI2Ü3 . 3 MgO . 2 Mg GI2 . 6 II2 0 erlöi dern und was die Analysen der Herren Dr. Sundmachek und Dr. Buchholz ergeben haben. Somit erscheint es nacii beiden Analysen zweifellos, dass im Koenenit das erste in der Natur aufgefundene Alu- 1 Precht, Fresenius Zeitscbr. f. analytische Ghemie, Bd. 18, S. 438, 1879. 2 An Ghloralkalien waren beigemengt 18,48 °'o. Das Unlösliche betrug 0,245 “'q. Koenenit. 497 1 II HI IV Berechnet auf Berechnet auf Analyse Analyse AI2 O3 . 3 Mg 0 . AI2 O3 . 3 Mg 0 . von Dr. von Dr. 2 Mg GL . 8 II2 0 2 Mg CL . 6 Hj 0 SUNDMACHER Buchholz A12 03 18,34 0,0 19,58 ’lü 17,79 .oio 18,25 o|o MgO 21,58 23,20 21,10 23,44 Mg CI2 34,18 36,50 35,70 36,85 ILO 25,90 20,72 25,41 21,46 niiniu m - ]\[agn esiuni 0 xy ch Io ri d vorliegt. Der Stamm AI2 O3 . 3 MgO . 2 Mg CI2 ist mit 8 oder 6 II2 0 verbunden. Der Koenenit wird durch Wasser zerlegt. Nach viel- z. B. 80-stündigem Kochen mit destillirtem Wasser erhält man ein Cl- ^reies Präparat. Das Mineral zerfällt hierbei nicht etwa zu Pulver, bewahrt vielmehr seine Blättchenform. Die qualitative Analyse des bei ca. 60® getrockneten Rückstandes ergiebt AI2 Os, MgO, H2 0 und falls Lösung mit Rückstand einige Tage gestanden haben auch CO2, zum Zeichen dass sich unter dem Einfluss der Kohlensäure des Wassers bezw. der Luft Mg CO3 gebildet hat, das nunmehr den abfiltrirten Rückstand heim Behandeln mit H CI aufbrausen lässt. Auch in optischer Hinsicht kann man eine Umänderung des Koenenit beim Liegen in Wasser feststellen. Blättchen, die etwa 14 Tage in destillirtem, kalten Wasser gelagert hatten, erwiesen sich auf der Basis zwar noch optisch einaxig aber negativ und schwächer als vorher doppelbrechend. Andere Versuche wurden von Herrn Dr. Buchholz angestellt, um das Ergebniss einer langtägigen Behandlung des Koenenit mit concentrirter Salmiaklösung kennen zu lernen. Es sollte hierbei die oben erwähnte Ausscheidung von MgCOs vermieden werden. Nach etwa 100-stündigem Kochen bestand der Rückstand aus AL O3 . 2 H 2O. Während der Operation war somit aus dem Koenenit sämmtliches Mg 0 und Mg CL in Lösung gegangen und ein Körper von der chemischen Natur mancher Beauxite entstanden. Eine von Herrn Dr. Bughholz ausgeführte Analyse ergab ausser AI2O3 an H2 0 25,60®io; für AI2 O3 . 2 H2 0 berechnen sich 25,99®lo H2 0. Es ist sehr beachtenswerth, dass bei der erwähnten, in das chemische Wesen der Substanz tief einschneidenden Operation die Blättchen nicht zu Pulver zerfallen, vielmehr förmliche künstliche Pseudomoiphosen von .\L O3 . 2 H 2O nach Koenenit (AI2 O3 . 3 Mg 0 . 2 Mg CI2 . 8 [bezw. 6] H 2O) erzielt werden. Der Zusammenhalt des entstandenen Körpers erscheint durchaus nicht gefährdet. Die entstandenen AL O3 . 2 H 2O - Blättchen verhalten sich in der 32 Centralblatfc f. Mineralogie etc. 1902. 498 F. Kinne, Koenenit. Hinsicht wie der Koenenit vor dem Kochen, sodass also das Ileraus- lösen von 3 Mg 0 . 2 Mg da und die Entfernung von 6 bezw. 4 Ha 0 aus dem Krystallgebäude durchaus keinen förmlichen Ein- sturz veranlasste. Die entstandenen AU O3 . 2 H 2O- Blättchen lassen sich optisch leicht untersuchen. Wenn zwar die Koenenit- krystalle durch die Bewegung beim Kochen in feine Schuppen nach der Basis zerfallen, so kann man doch im convergenten, polarisirten Lichte des umgewandelten Mikroskops auf ihnen noch sehr deut- lich das Interferenzkreuz optisch einaxiger Krystalle erkennen. Im Gegensatz zum unberührten Koenenit erweist sich die Doppel- brechung auf diesem Metakoenenit als negativ. Man kann den chemischen Abbau des Koenenit noch weiter dadurch treiben, dass man die durch Kochen des Minerals in Salmiaklösung erhaltenen Blättchen von AU O3 . 2 HoO glüht. Sie wandeln sich dann in AU Ü3 um, sodass nun eine neue Pseudomor- phose nämlich einer sehr einfachen Substanz, von Thonerde, nach dem chemisch complicirten Koenenit vorliegt Eine Analyse des Rück- standes durch Herrn Dr. Buchholz ergab 99,900(, AU O3. Auch jetzt erkennt man noch auf den Blättchen, die man am besten in Oel aufklärt, die Interferenzerscheinung optisch einaxiger Körper auf der Basis und zwar von negativem Charakter. Wegen der grossen Dünne der Blättchen ersclüen das schwarze Kreuz ohne Ringe. In eigenartigem Gegensatz zu der grossen Zähigkeit, mit der die äussere Form der Krystalle bei der weitgehenden chemischen Um- wandlung durch Wasser bezw. Salmiaklösung erhalten bleibt, steht die schnelle Gestaltszerstörung der Koenenitsubstanz beim Erhitzen. Bringt man ein schmal und lang zugeschnittenes Koenenit- blättchen, indem man es mit einer Pincette am einen Ende fasst, in die Nähe einer Flamme, so blättert es sich alsbald fächerartig auf, ähnlich etwa wie sich ein Maikäferfühler entfaltet. Dabei ver- liert die Substanz ihre rothe Farbe, sie wird weiss. Unter dem Mikroskop erkennt man, dass die Ursache hierfür nicht etwa allein in der Entstehung zahlreicher Hohlräume zu suchen ist, die in be- kannter Art eine weisse Farbe der nun porösen Substanz veran- lassen, wie es z. B. im Gegensatz zum kompakten, klaren Glase Glaspulver zeigt. Vielmehr sind auch die rothfärbenden Eisenglanz- schüppchen nach dem Erhitzen verschwunden. Dies Verflüchtigen des Eisenoxyds wird im Hinblick auf den Mg CG und den Ha 0- gehalt des Koenenit verständlich. Es entsteht wohl beim Erhitzen durch Wechselwirkung zwischen Mg CI2 und Ha 0 Salzsäure, die den zarten Eisenglimmer zerstört. Die lange mit destillirtem Wasser oder Salmiaklösung behandelten Blättchen ertragen da§ Erhitzen ohne Formzerstörung und ohne die Eisenglanzschüppchen zu ver- lieren , welch’ letztere Erscheinung sich aus dem nunmehrigen Freisein der Substanz an Chlor und damit der Unmöglichkeit der Salzsäureentstehung erklärt. F. Rinne, Arsensulfurii. 499 Nach Obigem erweist sich der Koenenit in mancher Hinsicht als ein recht interessantes Mineral. Es ist zu wünschen, dass auf sein etwaiges Vorkommen auch in anderen Salzlagerstätten besoo- ders geachtet wird. Arsensulfurit. Von F. Rinne in Hannover. Im August 1899 besuchte ich den unfern Garut in Java ge- legenen Vulkan Papandajan, dessen Krater bei seiner sehr bequemen Zugängigkeit das Studium ausklingender vulkanischer Thätigkeit ganz besonders erleichterte. Mühe- und gefahrlos Hessen sich dort Beobachtungen machen über bedeutende Exhalationen von Wasser- dampf und schwefliger Säure, über ihre bleichende Wirkung auf die Andesite, über die Ablagerung reichlicher Schwefelmassen, das Emporcpiellen von Thermalwassern, die vereinigt als heisser Bach der breiten Kraterscharte entströmten, u. a. mehr. Bei der Durchsicht der von mir gesammelten Proben fielen mir kürzlich wieder eigenartige Krusten über dunklen, rauhen Ande- siten auf. Es sind braunrothe, meist sehr dünne, ja oft nur papier- starke Ueberzüge mit glatter, z. Th. spiegelnder Oberfläche. Ge- legentlich beobachtet man bei ihnen kleinblasig schaumige Struktur. Es kommt auch vor, dass die Ueberzüge feine, runde Oeffnungen aufweisen, mit welchen entweichende Gase die Hülle durchbrachen. Die in Rede stehende Substanz ist spröde bei einer Härte von etwa 2,b der MoHs’schen Skala. In Schwefelkohlenstoff löst sie sich nicht. Vor dem Löthrohr verbrennt sie mit dem charak- teristischen Geruch nach S O2. Ausserdem tritt der Arsengeruch auf. Ich veranlasste meinen Assistenten, Herrn Dr. Yngve Buch- HOi.z zu einer quantitativen chemischen Untersuchung des Materials. Da sich die Krusten nicht in genügender Menge rein gewinnen Hessen, wurden einige überkrustete Gesteinsstückchen gepulvert und mit LuxGE’scher Flüssigkeit (1 Vol. conc. Salzsäure und 3 Vol. conc. Salpetersäure) erst in der Kälte und dann auf dem Wasser- bade behandelt. Das Krustenmaterial ging hierbei in Lösung. Ab- züglich 12,04 Vo Schwefel, der aus dem Gesteinspulver durch CS2 ausziehbar war, also nicht der in diesem Mittel unlöslichen Ueber- zugssubstanz angehörte, fand sich 10,83 0/0 S und 4,47 °,'o As, entsprechend (auf 100 berechnet) 70,78 0/0 S und 29,22 0 0 As. Es Hegt somit in den Krusten ein an As ziemlich reicher Schwefel vor’. 1 Im Falle im Gesteinspulver noch für sich bestehender, in G S2 unlöslicher Schwefel vorhanden war, würde sich der Gehalt an .\rsen, das mit Schwefel molekular gemischt ist, procentmässig sogar noch erhöhen. 32’ 500 Paul Oppenheim, Aehnliches ist von der Solfatara bei Neapel bekannt, von wo Phipson (Compt. rend. Bd. 55, S. 108, 1862) einen orangefarbenen Schwefel analysirte, der 87,6 "|oS; ll,20io As und noch 0,3° oSe ent- hielt. Summa 99,1. Diese Notiz gab Veranlassung auch den Papan- dajanschwefel auf Se zu prüfen. Es war dieser Stoff jedoch in ihm nicht zu erkennen. Bei der Betrachtung im polarisirten Lichte erwies sich der in Rede stehende javanische Schwefel als amorph. Er scheint mit bräunlichrother, in dünnen Splittern röthlichgelber Farbe durch, ver- gleichbar etwa dem Farbenthon, den rothbraune Flaschengläser haben. Vielleicht empfiehlt es sich, den amorphen Schwefel aus der Reihe der SchwefelstolTe durch einen besonderen Namen heraus- zuheben, zumal es üblich ist, charakteristischen Naturprodukten eine Bezeichnung beizu legen. Man könnte ihn Sulfurit nennen und anschliessend den Namen Arsenosulfurit für die amorphen As- und S-haltigen Mischungen benutzen. Solche Arsensulfurite mit wechselndem Verhältniss von As: S lassen sich bekanntermassen auch leicht künstlich durch Auflösen von Arsen in geschmolzenem Schwefel herstellen. Ueber ein überraschendes Auftreten von Exogyra columba Lk. bei Crespano Veneto. Von Dr. Paul Oppenheim in Charlottenburg-Berlin. Der unserer Wissenschaft zu früh geraubte, ausgezeichnete Forscher Arturo Rossi giebt aus den Mergeln und Grünsanden des Torrente Lastico bei Crespano, welche er zum Elveziano rechnet und die wohl zweifellos, wie später gezeigt werden soll, den oberen Schioschichten entsprechen, eine Auster an, welche er zuerst zu Gryphaea Brongniarti Broxn.^, später zu cochlear PoLi^ zieht. In seinem hinterlassenen, leider nicht publicirten Manuskripte, welches mir vorliegt, spricht er an zwei Stellen von dieser Form. An der einen (Libro III, p. 142) sagt er, dass in den Mergeln mit der von Bassani einst studirten Fischläuna sei »abbondantissima, come in alcuni letti miocenici del Vicentino, una Griphaea, lörse la G. columba che perö non corrisponde perfettamente a questa specie e forse 6 nuova«. An der anderen Stelle (1. c. p. 224) schreibt er folgendermassen : Ostrea cf. cochlear Voia (Hoernes: Moll. Wiener Beckens, Biv. p.635, T. 68, F. 1—3) Molti furono gli esemplari da me raccolti nelle marne di Gol Canil (Crespano) e con forme graduate 1 La Provincia di Treviso. Boll. soc. geol. Ital. I. p. 210. 2 Note illustrative alle carta geologica della Prov. di Trevi.so Boll. soc. geol. Ital. 111. 1884. p. 154. Ueber ein iiberrascliendes Auftreten etc. 501 bensi ma svariate e non corrispondenti ad alcuna specie da me linora veduta descritta. Per molti caratteri li trovai affini alle O. vesiciilaris e 0. colamba Brong., ma difTeriscono in generale da questa ultima forma p. il lembo palleale assai piii regolare e raccolto. Ma una netta distinzione non l’ho ancora trovata tra i miei esemplari e quelle due specie, quantunque queste appartengono soltanto al cretaceo ed Eocene ed i miei esemplari al miocene indubiamente. Adesso pero mi pare di poterli avicinare grandemente alla 0. cochlear PoLi. Invero hanno com’essa la valva inferiore ovato-oblunga, cim- biforme, obliqua ed infradilatata, Tumbone grande, ricurvo a foggia di uncino o brevamente solcato. Local; Marne Elveziane di Co. Ganil (Crespano).« Herr Prof. Tar.\melli, in dessen Kablnet sich ein grosser Theil der Coli. Rosst befindet, hatte die grosse Güte, mir Stücke von Gol Ganil zur Vollendung meiner Priabona-Monographie zuzu- senden. Da es sich hier um zweifellos jüngere Sedimente handelt, so wurden diese Stücke vorläufig bei Seite gestellt, doch habe ich diese Austern provisorisch als Gryphaea Brongniarti Broxx. eti- (ILiettirt und mir über das Auftreten dieser Form am Gol Ganil zuerst keine Scrupeln gemacht, da ja bekanntlich zahlreiche oligo- cäne Typen in die Schioschichten hinaufreichen. Meine Aufmerksam- keit wurde erst intensiver auf diese Austern gelenkt, als ich an die Bearbeitung der Fauna des Schio-Complexes näher herantrat und zu gleicher Zeit im Frühjahre 1901 bei Vence (Alpes-Maritimes) in den Kalkmergeln, welche das Miocän dieser Gegend östlich vom Orte unterlagern, sehr zahlreiche Austern fand, welche mich so- gleich an Ort und Stelle an die Typen des Gol Ganil di Crespano auf das Lebhafteste erinnerten. Diese Austern von Vence sind aber von Exogyra columba Lk. nicht zu trennen, und auch Herr Dr. Guebh.vrd, der beste Kenner der Seealpen, schrieb mir auf meine Anfrage hin unter dem 13. 5. 1902: »Quand on sort de Vence, ä l’Est, soit par la route de St. Paul, soit par celle de St. Jeannet, on trouve tout de suite le Cemonanien, si bien caracterise que je n’ai jamais prete d’attention particuliere ä ses fossiles , ni remarque si l’Exogyre n’etait pas celle que Ton trouve — assez variable d’ailleurs, tantöt avec, tantöt sans stries au crochet — dans le meme gisement un peu partout«. Eine Präparation des AVirbels der Type von Crespano- liatte inzwischen ergeben, dass es auch hier um einen stark ge- drehten, typischen Exogyren-Apex handele, und dadurch fiel jeder Grund fort, die Form von Crespano von derjenigen von Vence ge- trennt zu halten und sie etwa auf Gi-yphaea Brongniarti zu beziehen, die einst von Broxgxi.vrt fälschlich für Exogyra columba ange- sprochen wurde L sich aber im Oligocän Venetiens nicht gerade selten findet, nicht im Miocän, wie Rossi schreibt. Es ist für mich 1 Vergl. meine Monographie der Priabonaschichten. Palaeonto- graphica 1901, p. 120 — 121, wo sowohl das Chat bei Broxg.xi.vrt wiedergegeben ist, als der Type von Crespano kurz gedacht wurde. 502 Paul Ofipenheim, somit jetzt jeder Zweifel ausgeschlossen, dass die Auster von Cres- pano der cenomanen Exogyra columbn Lk. entspricht. Stammt nun diese Exogyra columha wirklich vom Gol Cani bei Crespano? Ich glaube, dass hier kein Zweifel möglich ist Arturo Rossi hat sich mir stets als ein äusserst zuverlässiger Be- obachter gezeigt, von dessen Ansichten man wohl gelegentlich ab- vveichen kann, der auch wohl in dieses und jenes der zahlreichen von ihm beackerten Gebiete nicht allzu tief eingedrungen war, dem ich aber niemals eine gedankenlose Flüchtigkeit Zutrauen möchte. Und diese müsste vorliegen, zumal wo der Autor — und deshalb liabe ich einleitend seine Worte so ausführlich wiedergegeben — sich der grossen und überraschenden Aehnlichkeit seiner Form mit Kreideaustern wohl bewusst war und er trotzdem mit aller Ent- schiedenheit betonte, dass die Type vom Col Ganil stamme und dem Miocän angehöre. Der Gedanke, dass hier irgend welche Fundortsverwechselung vorliegt, scheint mir gänzlich ausser Acht gelassen ! Wenn nun aber, wie ich annehmen muss, diese Exoygra columba durch Rossi am Gol Ganil gefunden wurde, so darf sie wohl ein allgemeineres und weiterreichendes Interesse beanspruchen. Der einfachste Fall wäre, dass es sich um Fossilien auf secundärer Lagerstätte handelte; das Gestein, in dem die Austern in grösserer Menge eingebettet liegen, ist ein ziemlich fester, lichtgrauer Kalk- mergeP, und durchaus abweichend von den dunklen Thonen und Grünsanden, welche sonst am Gol Ganil anstehen und durch den Torrente Lastico aufgeschlossen sind. Auch in diesem Falle wäre es auffallend, dass sich Rossi über die Art der Provenienz seiner Austern gänzlich ausschweigt. Aber, ob nun in die Grünsande ein- geschwemmt oder dem diese discordant bedeckenden altdiluvialen- Gonglomerate entstammend, in jedem Falle müssten auch hier cenomane Kalk m er ge 1 mit Exogyra colnmba in der Nähe an- stehen oder einst angestandeu haben ! Nun wird allerdings wohl das Genoman von Rossi B.\lestr.\^ und Secco ^ in der Umgegend von Grespano resp. Bassano ausgeschieden, aber doch auf Grund von anscheinend nicht allzu typischen Fossilien®. Exogyra cohunba ‘ Gestein wie Petrefakten von Grespano und Yence sind so ähnlich, dass ich die grösste Vorsicht anwenden musste, sie nicht zu verwechseln ! 2 Vergl. Rossi in Boll. soc. geol. Ital., I, p. 214. ® Derselbe ebendort II, p. 139 (Pederobba). Auch die Fisch- mergel mit der Fauna von Lesina, welche bei Grespano zwischen den Rudistenkalken und der Scaglia liegen, könnten hierher gehören. * Gontribuzione geologica al periodo cretaceo del Bassanese. Boll. annuale del Glub alpino Bassanese. 1896. III. Bassano 1897. p. 35 und 93. ® Note geologiche sul Bassanese. Bassano 1883. (Nach dem Gitat von Balestra, ich habe den Aufsatz nicht einsehen können.) ® Als specifisch be.stimmt bleibt nur Scaphites aequalis Sow. Uelier ein iil)errnsclieii(ie.s Auftreten etc. 503 ist mir weder von doi't noch von einem anderen Punkte der Süd- alpen bis zu den Seealpen hin liekannt geworden, sie scheint sowohl dem versteinerungsarmen oberen Biancone als den mehr küsten- nahen Caprinenkalken vom Gol dei Schiosi, Pinguente, Goerz etc. gänzlich zu fehlen und eine ganz andere Facies anzudeuten. Es wäre also auch unter diesen Gesichtspunkten ihr Vorkommen bei Crespano nicht interesselos. Viel bedeutender wäre allerdings die Wichtigkeit des Punktes, wenn das Genoman seihst unter den Schioschichten und von diesen überlagert im Torrento Lastico anstände. E.s verläuft hier eine zuerst von Ilossi aufgefundene, auch bei Taramelli> eingezeichnete, sich nach Osten wahrscheinlich gabelnde Bruchspalte, welche Taramelli Frattura di Val Mareno genannt hat. Diese ist mit Unterbrechungen westlich bis Schio zu verfolgen, und an ihr ist das südliche Vorland abgesunken, oder besser gesagt, bewegt worden. Wie nun im 0. bei Possagno-Onigo in der Spalte des Val Orc.agna die tieferen blauen Mergel des Priabonien wieder auftauchen^, nicht jüngere Sedimente, wie man bei einer einfachen Versenkung des Südflügels annehmen sollte, so könnte möglicherweise im Torrente Lastico das Genoman einem analogen tektonischen Vor- gänge sein Auftreten verdanken. Man könnte geneigt sein, hier an Erscheinungen zu denken, wie sie die Seealpen darbieten und wo auch Aufpressungen aus der 'liefe als Erklärung herangezogen worden sind 3. Jedenfalls scheint mir das Auftreten der Exogyra cohimba Lk. im 'J'orrente Lastico bei Gre.spano wichtig genug, um hier weitere Nachforschungen zu veranlassen. Ich möchte noch hinzufügen, dass nach Rossi’s und meinen eigenen Beobachtungen sich bei Grespano nördlich vom Gol Ganil Jenseits der starken Be- deckung durch ein Diluvialconglomerat tiefere Eocänschichten und Scaglia einstellen (Madonna del Govolo), und zwar, wie ich damals (1898) notirt habe, in überkippter Lagerung. 1 Geologia delle Provincie Venete. Atti dei Lincei. Mem. Gl. scienze fisiche (lila). 13. '1. 11. 2 Vergl. Priabonaschichten 1. c. p. 15. 3 Guebhard in Gomptes-rendus des Seances de la soc. gdol. de France. 1902. p. 78. 504 Besprechungen. Besprechungen. Hermann Albert Weber ; UeberdieAufscliliessung der Silikate durch Borsäureanhydrid und über eine n e u e 51 e t h o d e z u r B e s t i m m u n g d e s F 1 u o r s i ni K r y 0 1 i t h. (Inaug.-Diss. Heidelberg 1900. 38 pag.) Der Verfasser setzt die von P. Jannasch zuerst angewendete Jlethode der Aufschliessung von Silikaten ausführlich auseinander. Er weist nach, dass das Verfahren auch bei den Mineralien der Andalusitgruppe anwendbar ist, wo es früher zu versagen schien und dass sich auch die Kieseifluoride, wie Topas etc. in dieser Weise behandeln lassen. 5Ian kann dabei die Kieselsäure neben Fluor direkt bestimmen und auch den Graphit zur Analyse voll- ständig aufschliessen. Folgende Analysen wurden ausgeführt, der Gang im Einzelnen beschrieben und die Resultate angegeben: Quarzporphyr aus dem Kinzigthal. I II (llaack) Si O2 . . 71,81 . . 71,68 Ti O2 . . Spur . . Spur AI2 O3 . . 16,56 . . 16,60 1 63 O3 . . 1,67 . . 1,81 Ca 0 . . . 0,69 . . 0,66 MgO . . . 0,83 . . 0,82 K2 0 . . . 5,06 . . 5,02 Nhu 0 . . 0,60 . . 0,11 II2O . . . 2,63 . . 2,58 99,88 99,01 Gyanit. Lincoln in Nord Carolina. Es waren zahlreiche Versuche nöthig, um das 5Iineral mittelst Borsäure aufzuschliessen, was früher unmöglich zu sein schien. 1 II SiOa . . . 37,21 . . 37,11 .M2 O3 . 60,78 . . 61,00 Ca 0 . . . 0,33 . . 0,31 K2O . . . 1,35 . . 1,31 Na2 0 0,52 . . 0,11 II2 0 . . — — 100,19 100,20 Besprechungen. 505 Dumortierit. Clip, Yuma County, Arizona. Nach der Reinigung des Pulvers mittelst KLEiN’scher Lösung und dem Aufschliessen mittelst Borsäure wurde erhalten: Si O2 . . . . 31,11 AI2 O3 . . 61,76 I' 02 O3 2,42 MgO . . . 0,22 Kj 0 . . . . 0,70 Na2 0 . . . 0,61 B2 O3 . . 2,22 II2O . . . 1,18 100,22 Der den Dumortierit begleitende Quarz wurde ebenfalls mit Borsäure aufgeschlossen und dabei als Zusammensetzung 99,41 Si O2 gefunden. Das mit dem Dumortierit vorkommende Mneral ist also in der That ziemlich reiner Quarz. Zirkon aus Nord-Carolina und Rutil von Nord-Carolina wurden zwar durch Zusammenschmelzen mit B2 Ü3 zersetzt, aber es gelang nicht, die Schmelze vollständig in Lösung zu bringen, so dass hierüber noch weitere Versuche nöthig sind. Graphit von Ceylon. Beim Zusammenschmelzen mit B2 O3 wurde C des Graphits vollständig oxydirt und es hinterblieb : Si O2 mit Spuren von AL O3 23,97 Fe2 03 ' . 10,11 Ca 0 0,78 Mg 0 1,53 Iv2 0 1,34 Na2 0 1,49 39^22 Zur Bestimmung des C und des H2 0 wurde der Graphit mit Kaliumbichromat und Kieselsäure (zur Verhinderung der Bildung von K2 CO3) zusammen geschmolzen und erhalten; I II SiOa . . . 39,22 . . 39,22 C . . . . 50,09 . . 49,89 IJ2Ü . . . 12,28 . . 12,35 101, .59 101,46 Die Resultate stimmen überein mit den bei dei' Analyse nach dem gewöhnlichen Chromschwefelsäureverfähren erhaltenen. Fluss spat h. Freiberg. Beim Zusammenschmelzen von Flussspath mit IL O3 und Aufnahme der Schmelze in II CI fand sich 1,.56, bei einem anderen Versuche 1,82 “ 0 Si O2. Es ist damit be- wiesen, dass beim Schmelzen die Kieselsäure in diesem Fall nicht als Fluorsilicium entweicht, während alles Fluor als Borfluorid 506 Besprechunscen. ■weggeht, sodass man dadurch Si O2 neben Fl quantitativ bestimmen kann. Diese Möglichkeit wurde noch weiter erhärtet durch die Analyse eines gewogenen Gemenges von Kryolith und Quarz mittelst Zusammenschmelzen mit B2 O3. Es wurde dabei nur 0,17 “0 Si Ü2 zu wenig gefunden. Topas, Schneckenstein, ergab nach dieser Methode; I II III Si O2 . . 33,39 . 33,35 — AI2 O3 . . 55,17 . 55,47 — Fl . . . . 14,53 . 14,38 — H2O . . . 1,72 . 1,61 . 1,68 K2O . . . 0,69 . 0,78 — Na2 0 . . 0,77 . 0,76 . — 106,27 106,35 — — ü entspr. Fl 6,11 6,06 — 100,16 100,29 Die Wasserbestimmung geschah nach der Bleioxydmethode ; die Bestimmung des Fl nach dem Aufschliessen mit Pottasche als Ga FI2. Auch im Kryolith wurden nach dem Aufschliessen mittelst B2 O3 geringe Mengen Si O2 gefunden (0,22 und 0,27 <> o)- Die neue Methode von Jannasch zur direkten Bestimmung von Fl besteht darin , dass das Fluor mittelst H2 SO4 als H Fl aus- getrieben und als GaFl2 bestimmt wird. Zur weiteren Erprobung des Verfahrens wurden einige Mineralien darnach analysirt. Kryolith, Grönland. Der specielle Gang der Untersuchung wurde mehrfach modificirt und dabei ein Fluorgehalt von 49,34; 49,16; 49,06; 48,91 und 49,19 erhalten. Zwei Gesammtanalysen ergaben; I II Fl . . . 49,19 . 49,06 Na . . . 30,38 . 13,17 Al . . . 13,39 . .30,49 Ga . . . 1,51 . 1,46 Mg . . . 0,81 . 0,79 K . . . 1,55 . 1,71 H2O . . 1,66 . 1,82 G . . . 0,84 . 0,83 Si O2 . . 0,27 . 0,22 99,60 99,55 Flussspath von Freiberg i. Sachsen. Die Austreibung von HFl mittelst H2 SO4 gelingt nicht, weil das gebildete Galciumsulfat den weiteren Angriff bindert. Daher -wurde statt dieser Säure Phosphorsäure benützt. Zwei Analysen ergaben: Miscellanea. 507 1 11 SiO.2 . . 1,56 . 1,82 AG O3 . . 0,62 . 0,49 Ca . 49,33 . 49,16 K2O . . 0,46 . 0,42 Na> 0 . . 0,60 . 0,51 HoO . . 0,23 . 0,23 Fl . .. . 47,56 . 47,72 100,36 100,35. Max Bauer. Miscellanea. — Prof. Qoldechmidt (Chem.) hat der Wiener Academie der Wissenschaft Mittheilung über ein neues Verfahren zur Herstel- lung künstlicher Diamanten von stud. v. Hasslikger ge- macht, dem es in Prof. Goldsch.midt’s Privatlaboratorium gelungen ist, aus einer dem südafrikanischen Muttergestein analog zusammen- gesetzten Masse Diamanten zu erhalten. Diese künstlichen Diamanten sind durschschnittlich 0,05 Millimeter gross, vollkommen durchsichtig und stellen schön ausgebildete Octaeder dar. — Nach einer brieflichen Mittheilung von Dr. Fr. Noetling ist in Kashmir in Schichten, welche unter dem mittlerenPro- ductuskalk lagern und entweder den Damudas oder den Banhar entsprechen, Glossopteris gefunden. Hiernach erhöht sich die Wahr- scheinlichkeit, dass, vielleicht mit Ausnahme der Kota-Maleri-Gruppe, das ganze Gondwana System, soweit es durch Glossopteris characterisirt wird, in das Perm gehört. 508 Neue Jüteratur. Neue Literatur. Mineralogie. Brngnatelli, L. : Beryll und andere Mineralien der Pegmatite von Sondalo im Yeltlin. Zeitsclir. f. Kryst. 36. 97 — 101. 1902. Brngnatelli, L. : lieber einen Fundort von Titanolivin im Yal Malenco (Yeltlin). Zeitschr. f. Kryst. 36. p. 151. 1902. Bruni. G. e Meyerhotfer, W. : Sugli equiUbri eterogenei fra cri- stalli misti di idrati salini isomorli. Atti R. Accad. dei Lincei. 1902. (5.) Rendic. CI. sc. fis., mat. e nat. 16. Febr. 1902. 185—190. Bücking, H. : Sulfoborit von der Asse. Zeitschr. f. Kryst. 36. p. 156. 1902. ßuttgenbach, H. ; Note sur quelques cristaux provenant de gisements beiges. Bull. soc. beige geol. Jan. 1902. 9 p. m. 3 Fig. im Text. ßuttgenbach, II.: Figures de corrosion du quartz par l’acide fluor- bydrique. 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J. zwei bisher, soviel ich weiss, noch nicht bekannt gewordene Gänge von Gangmelaphyr, welche ein Lager der .llelaphyre dort von unten nach oben durchsetzen. In dem JMelaphyr lagern zwei oder mehrere Ströme übereinander; die Gänge durchqueren einen Strom und sind vielleicht Ausfuhrgänge der Lava eines jüngeren Stroms oder Nachschübe von Magma des einen der beiden Melaphyrlager. Die Gänge sind unten 10 — 15 cm breit, winden sich in flacher Krümmung durch den Melaphyr nach oben und verbreitern sich auf 25—40 cm bei 2— 2> 2 lü Länge. Das Ganggestein ist hellbraun bis braunviolett und an den dichteren Salbändern von kleinen länglichen, enger geschaarten Blasen , in der etwas körnigeren Gangmitte von vereinzelten grösseren Blasen durchzogen, die mit Kalkspath erfüllt und innen grün, rostbraun, gelblich oder weiss ausgekleidet sind. Der eine Gang, im westlichen Steinbruch an der Rossdorfer Strasse bei Darmstadt endigt oben stumpf in der Nähe der Grenze zwischen den beiden Lagern. An dem zweiten Gang unweit des westlichen Endes der Katzenschneise zum Müblweg bei Darmstadt (s. die umstehende photogr. Abbildung) ist die obere Endigung undeutlich, weil hier die Verwitterung des Melaphyrs zu weit fortgeschritten ist. Die Wände des Melaphyrs am Salband der Gänge sind wellig und mit einem rothbraunen oder gelben thonigen Besteg überzogen. Das feinkörnige, dunkle Ganggestein hebt sich sehr deutlich von dem meist lichteren grobkörnigen Melaphyr ab, der zudem grobblasig, dolerit- ähnlich entwickelt ist. An der Rossdorfer Strasse ist der Melaphyr 33 Ceotralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 514 G. Ghelius, an einigen Stellen frischer und ebenfalls braunviolett gefärbt; trotz- dem ist auch dort das Ganggestein selbst in kleinen Stücken von dem Lagergestein durch sein dichteres Gefüge und seine anders- artige Absonderung leicht unterscheidbar. Älelaphyrgang m Jlelaphyrlager vom Mühhveg beii Darmstadt, 1 ; 25. Köbrich phot. Das Gestein des Gangmelaphyrs zeigt mikroskopisch scharfe, frische, farblose, schmale und breitere Plagioklasleisten, die sich in allen Richtungen kreuzen, oft zerschlitzt endigen. Diese Plagioklase liegen in einer braunen, opaken, mikrolithisch entglasten Grundmasse. Die fasrigen Mikrolithe mögen vielleicht die Erze und Augitsubstanz vertreten, welche im übrigen Theil der Schliffe Melapliyrgänge im Melaphyr von Darmsladt. 515 nicht nachweisbar sind. Neben den in der Grundmasse eingebetteten Plagioklasen, die selbst bisweilen noch einen dunklen Grundmasse- kern zeigen, finden sich noch zahlreiche einzelne oder in Gruppen nebeneinander liegende, scharf begrenzte, idiomorphe Krystallquer- schnitte von sechsseitiger, rechteckiger oder rhombischer Form, welche im gewöhnlichen Licht farblos, blassgriinlich oder an lländern und Adern röthlichbraun gefärbt sind; im polarisirten Licht zeigen dieseiben Aggregatpolarisation. Die Krystalle sind umgewandelter Olivin. Einige der Krystalltörmen würden auch zersetztem Augit angehören können. Dieser ist aber als idiomorpher älterer Ein- sprengling in einem so basisreichen Gestein neben Feldspath und Olivin weniger wahrscheinlich, da er unter solchen Verhältnissen auch sonst oft zu fehlen pflegt. Es fanden sich einige wallnussgrosse Mandeln in dem Gang- geslein, welche mit einer grünlichen, bolusartigen Substanz erfüllt waren ; sie mögen vielleicht umgewandelte geschmolzene Ein- schlüsse von llothliegendem oder von Melaphyr sein, wie solche ähnlich im Basalt des nahen Rossbergs Vorkommen; dort ist eine solche Substanz oft aus dem glasigen Hydrotachylyt hervorgegangen. Der gewöhnliche Melaphyr ist meistens so zersetzt, dass nur die dolerilische oder die Intersertal-Struktur des Gesteins erkannt werden kann, Augit, Olivin und Gesteinsbasis aber in ihren Umwand- lungsprodukten unklar bleiben. Derbraune, frischere Melaphyr von der Rossdorfer Strasse zeigt ausnahmsweise wohlerhaltene, divergent- strahlige Feldspalhleisten, idiomorphe Olivinkrystalle, unselbstständig begrenzten blassbräunlich-grauen Augit, der die Plagioklase verkittet. Somit ist der Olivintholeyittypus sowohl in unserem Melaphyr als den Gängen deutlich au.sgeprägt; in den schmalen, dichten Gängen stellt derselbe sich naturgemäss etwas verändert dar gegen- über dem des Melaphyrlagers. Einen dunkelvioletlgrauen Melaphyrgang im Granit der Slifls- slrasse in Darmstadt beschreibt R. Ludwig schon 1865 S. 188 im Nolizblall des Vereins für Erdkunde. So sehr diese Beschreibung an die neuen Melapliyrgänge erinnert, ist wohl dennoch anzunehmen, dass Ludwig dort nicht einen Melaphyrgang, sondern einen Basalt- gang vor sich hatte. Der Basaltgang der nahen Kraftsruhe und vom Anmerkung. Die neueren Notizen von E. Küppeus (dieses Centralblatt f. Min. 1901 No. 16 und ‘20), von G. Kle.mm (Notizblatt lies Vereins f. Erdkunde, Darmstadt 1901) und von E. Wittich (Tschekmak’s min. u. petrogr. Mittheilungen, Wien 1902, Bd. XXI, 11. 3, S. 186) über Blasenzüge und Gontractionssäulen in den .Mela- phyren von Darmstadt veranlasslen einen neuen Besuch dieser Ge- steine, welche bei ihrer starken Zersetzung sonst wenig zur Be- sichtigung anreizten, ln den Erläuterungen zu den Blättern Darm- stadt, Rossdorf, Messel der geologischen Karte von Hessen habe ich die Melaphyre kurz beschrieben; ich erwähnte ihre Blasenzüge auch in der geologischen Uebersicht S. 76 des »Odenwald« (Mobbing & Büchle, Stuttgart 1900), weil diese an den Mauern und Pflaster- 33* 516 C. Clielius. Erlemveg streicht nämlich so, dass er in der Stiflstrasse durchziehen könnte. Da in demsell)en Heft S. 95 Ludwig den Basalt von Isen- burg—Liiisa ebenfalls als Melaphyr irrthümlich deutet, ist auch bei dem Gang in der Stiftstrasse die naheliegende V'erwechselung nicht ausgeschlossen, die sich auch später noch öfters bei den Melaphyren unweit Dietzenbach— Götzehain wiederholte. Nachdem ich die beiden oben beschriebenen Gänge gefunden und untersucht hatte, schien es gut, noch die südlicheren Melaphyre bei Treisa durchzugehen. So fand ich auch dort im mittleren Hauptbruch einen weiteren Gang im Melaphyr, welcher genau so wie die zwei beschriebenen ausgebildet ist nach Farbe, Mächtigkeit, Blasenstellung am Salband, Verjüngung nach unten. Das Gang- gestein ist etwas frischer als das der anderen Gänge und schlagt sich deshalb ebener und besser. Der Gang scheint ein südwest- nordöstliches Streichen zu haben, wenn die ungewöhnliche Schnitt- l'orm nicht täuscht; er lässt sich nach Südwest nicht verfolgen, weil dort eine Nordwest-Verwerfung den Melaphyr durchsetzt. Seine Feldspäthe sind noch zierlicher, seine Glasgrundmasse ist weniger dunkel als in den zwei vorher beschriebenen Gängen. Der Melaphyr längs dieser Verwerfung ist zu einem blau- grauen Grus zerfallen, in dem nur hier und da einige runde Me- laphyrkerne mit concentrisch schaliger Oberfläche erhalten sind. Auf den beiden Seiten der Verwerfungskluft ist der Melaphyr noch steinen Darmstadt’s altbekannte Erscheinung früher nicht näher bezeichnet war. Für diese Blasenzüge sind kleine oder grosse Blasen, hohl oder mit Kalkspath, Quarz und Anderem gefüllt, nothwendig. Ohne jeden Zusammenhang mit den Blasenzügen und den daraus sich ableitenden cylindrischen Körpern steht die aufTallende Erscheinung der conc ent rischen Ringe in dem Melaphyr, welche durch rothbraune Bestege markirt sind. Dieselben deuten unzweifelhaft auf einen geringeren Zusammenhang der Gesteins- masse längs der Ringe hin, da hier sich dieselben Producte, wie auf Klüftchen des Melaphyrs, absetzten; sie lassen aber auch auf eine gewisse Neigung des Melaphyrs schliessen, sich cöncentrisch zu sondern (vergL auch dieses Heft pag. 521). Melapliyrgänge im Melapliyr von DarmslacU. 517 auf 3—4 Meter Breite kleinstückig zerpresst; an anderen Stellen sind seine Theile breccienartig durch Eisenstein verkittet; Rotlieisen- steinadern und kleine Malachitschnürchen durchziehen die zer- trümmerten Theile. Die haselnussgrossen Mandeln lösen sich in dem zertrümmerten Melaphyrmandelstein los und können in grosser Menge einzeln gesammelt werden. An Stellen starker Pressung und Schleifung sind einzelne Melaphyrbänder so flasrig, schiefrig und miss- farbig geworden, dass ihr Material an anderer Stelle gewiss als »gneissartig« bezeichnet würde ; dasselbe liat das Aussehen mancher zertrümmerter Granittheile bei Darmstadt und sonst im Odenwald, die früher ebenfalls irrthümlich als »Gneissschollen« angesehen wurden. In der Mitte der im Querschnitt 4—5 Meter breiten, gegen NW. streichenden Verwerfungskluft sind von dem den Melaphyr überlagernden Schieferthonen des Rothliegenden Brocken mitge- rissen und eingepresst worden. Diese Stücke des Rothliegenden Fig. 2. Einschluss von Rothliegendem im Melaphyr mit Injektionen desselben. zeigen keine Schieferung mehr, sind aber durch und durch von Spiegeln und Harnischen durchzogen, ein wichtiger Unterschied gegen die unten beschriebenen Einschlüsse und ganz ähnlichen Massen. Seit langer Zeit war eine Auflagerung von Rothliegendem über dem Melaphyr an dem Bahneinschnitt nordwestlich Trei-sa bekannt. An anderen Stellen der Gegend von Darmstadt war diese Ueberlagerung sehr wahrscheinlich; ich suchte darauf eine Ein- theilung des Rothliegenden in Schichten über und unter dem Melaphyr in meinen Erläuterungen zu Blatt Rossdorf und Messel zu gründen. Die neuen Aufschlüsse in dem mittleren Steinbruch bei Treisa am Pfad nach Darmstadt und an der Rossdorfer Strasse legten nun wieder die bekannt gewesene Grenze zwischen rothliegenden Schiefer- thonen (Bröckelschiefer) und Melaphyr frei. Dieselben rothen 20 cm Mela- phyr 518 C. Chelius, Schieferthone, welche das Hangende des Melaphyrs bdden, sind auch das Liegende des Melaphyrs und geben hier einen charakteri- stischen Wasserhorizont, weil das in dem durchlässigen Melaphyr Fio- 4 Oberer Theil des Melaphyrs, emge- drungen in rothe Schieferthone des Rothlie- genden bei Treisa. Sand Schieferthon blasiger Mela- phyr, Schiefertlion von Melaphyr- adern durch- drungen, dichter Mela- phyr. sich sammelnde Wasser auf den liegenden Schieferthonen aus- Es ergab sich dort die überraschende Thatsache, dass die Melaphvre, welche ich bisher als Decken angesehen hatte, intrusive Lager in den Schichten d es R o th 1 legen d e n sein müssen. Melaphyrgünge iin Melaphyr von Darmstadt. 519 Der Melaphyr hat die hangenden rothliegenden Schichten etwas verändert und gefestigt und hat dieselben mit seinem Magma gerade so injicirt wie Granit an seinem Rande Thonschiefer durch- trümert. (Fig. 2.) Grosse Schollen des Rothliegenden sind nahe der Grenze in den Melaphyr eingeschlossen und Adern von Melaphyr durchdringen den Schieferthon längs und gelegentlich auch quer zu seiner Schichtung (Fig. 3 u. 1.) An dem Contact gegen das Roth- liegende ist der Melaphyr grobblasig. Der rothliegende Schieferlhon ist daselbst gehärtet, an der Unterseite blasig oder von einigen Kalkspathmandeln durchsetzt. Nahe der Melaphyrgrenze braust der Schieferthon mit Säure und ist ebenso kalkhaltig wie der blasige Melaphyr und seine Adern, die den Schieferthon durchdringen. Die entfernteren oberen Schichten der rothliegenden Schieferlhone sind dagegen kalkfrei. Somit wird die vermeintliche obere Melaphyrdecke zum ersten älteren Intrusivlager, die weiteren Decken zu Nachschüben, die in das erste im Innern noch nicht verfestigte oder infolge Erkaltung und Zusammenziehung klaffende ältere Lager eindrangen, nachdem Ober- und Unterseite des Lagers an den Grenzen gegen das auf- und unterlagernde Rothliegende schon erstarrt waren. Die jüngeren Nachschübe zeigen an ihrer Oberseite des mittleren und nördlichen Steinbruchs unweit Waldesruh bei Treisa sehr deut- lich Fiusserscheinungen — wulstige, gerundete, wellige Flächen mit Striemen, aufgewachsenen Schnürchen und einer felderartigen Theilung. Bei der Freilegung der Oberfläche erscheint diese in wollsackähnlichen, nierenförmigen und grossen wickelartigen, rund- lichen Formen, wie sie von den Porphyren von Grossumstadt, den Doleriten von Londorf und den Diabasen des hessischen Hinter- lands und sonsther bekannt sind. Auch das Jüngere Lager ist da, wo es mit seiner wulstigen Oberfläche an den dichten, mandelfreien, älteren Melaphyren stösst, von zahllosen Blasen (Mandeln) erfüllt. Es folgt demnach in dem Steinbruch von Treisa von oben nach unten anstehend auf eine Höhe von 5 — 6 und mehr Meter: Oben; Schieferthon des Rothliegenden' über Melaphyrmandelstein über Melaphyrmandelstein mit Ein- schlüssen von Rothliegendem, von Melaphyr durchdrungen, über dichtem Melaphyr, bankig bis plattig abgesondert über wulstiger Melaphyrmandelstein- oberfläche Melaphyrmandelstein und dich- ter Melaphyr In anderen Steinbrüchen ergänzt sich diese Reihenfolge nach unten, indem weiter folgt : - > 1. Lager 2. Lager 520 C. Clieliiis, Melupliyrgünge iin Melapliyr von DarrnslacU. blasigei ]\lel;tpliyr 2. Lager (Unterseite) dichter Melapliyr i blasiger Melapbr, (— Qiiellliori- 1 1. Lager zont — ) I unten; Schiefertlion des Uotlilicgenden, was die Skizze Fig. 5 schematisch darstellen soll. Obere Schiefer- thon e blasiger und dichter Mela- phyr des älteren, (welliger Stromrand-) blasiger dichter und blasiger Mela- phyr des jüngeren, dichter und blasiger Mela- phyr des älteren Lagers. Untere Schieferthone. Die drei oberen und zwei unteren Theile gehören zum ersten Intrusivlager, die -t mittleren Theile znm zweiten Lager. Die Melaphyrmandeln, meist erbsenähnlich, erreichen eine Grösse von 4 — 5 cm Breite und 10 — 20 cm Länge und sind mit con- centrischen Lagen von Dolomit, Kalkspath und Quarz ausgekleidet oder sind echte Achatmandeln. Zahlreiche rothbraune gangähnliche .Vdern im .Alelaphyr des östlichen Steinbruchs an der Bossdorfer Strasse bei Darmstadt dürfen nicht mit den oben beschriebenen Gängen verwechselt werden. Dieselben, 10—30 cm breit, kalkhaltig, setzen scharf gegen den Melapliyr ab, sind aber von Kalkspath- oder Schwerspathadern längs durchzogen oder theilweise von einer breiteren Schwerspath- E. Küppers, Conlraktionscylinder etc. 521 ader verdrängt. An einigen Stellen enthalten diese gangähnlichen Gehilde Splitter und Streifen des sie umgebenden Melaphyrs. Mikroskopisch sind nur kleine Quarzkörnchen sichtbar, die in einer rothbraunen Masse eingebettet sind. Man geht -wohl nicht fehl, dieselben als Kluftausfüllungen des Melaphyrs zu betrachten, die durch aufsteigende Quellen, welche den rothliegenden Schieferthon von unten mit sich führten, gefüllt wurden. Dieselben, vielleicht warmen Quellen setzten den Kalk und Baryt auf den Klüften ab. Ich behalte mir vor, das intrusive Auftreten der Melaphyr- lager und ihrer Gänge in meinem alten Arbeitsgebiet noch weiter zu verfolgen und zu versuchen, vielleicht Anhalte zu gewinnen, ob diese Gangmelaphyre zu anderen Ganggesteinen des Odenwalds Beziehungen aufweisen. Contraklionscylinder und Blasenzüge aus dem Melapbyr von Darmstadt. Erwiderung an Herrn Prof. G. Klemm. Von E. Küppers. Kürzlich wurden meine beiden Miltheilungen ‘ über Absonder- ungsgebilde aus dem Darmstädter Melaphyr von Herrn Prof. Klemm^ scharf angegrifTen, so dass ich zu einer Erwiderung genöthigt bin. Herr Klem.m kennt die von mir beschriebenen Cylinder überhaupt nicht, zieht aber trotzdem darüber die weitgehendsten Schlüsse, die meinen früher gegebenen Beschreibungen vollständig widersprechen. Herr Klemm schreibt, seine Notiz einleitend. Folgendes: »,Steinnäger, deren Yorkommen zuerst durch E. Küppers erwähnt worden ist, während frühere Beobachter dieselben nicht besprochen haben«. Er hat mitzutheilen vergessen, wer diese »früheren Beob- achter« sind, die so bescheiden waren, ihre Beobachtungen nicht zu besprechen. Dann bemerkt Herr Kle.mm zu dem von mir beschriebenen Blasenzugsfragment; »Nach Mitlheilung des Herrn Professor Schopp stammt übrigens der von Küppers gemeinte Cylinder aus dem Darmstädter Melaphyr, was Küppers aber nicht angegeben hat«. Vielleicht giebt sich der Verfasser in Zukunft die Mühe, meine Aufsätze mit etwas mehr Aufmerksamkeit zu lesen. Bei meiner zweiten Mittheilung steht schon in der üeberschrift der 1 Centralhlatt f. Min. etc. 1901. p. 481 u. 609. - Ueber Blasenzüge (sog. »Steinnägel«) im Melaphyr von Darmstadt. Notizblatt des Vereins für Erdkunde etc. zu Darmstadt. 1901. p. 4. 522 E. Küppers, Fundort des fraglichen Stücks genau angegeben : »Absonderungs- erscheinungen aus dem Melaphyr von Darmstadt«. Auf S. 6 meint Klemm : ' »Wenn Küppers vor der Yeröffent- lichung seiner Notizen etwas mehr Material gesammelt und aus demselben auch nur wenige Dünnschlilfe hergestellt hätte, würde er wohl kaum zur Aufstellung seiner ,Theorie‘ über die Erscheinung jener Cylinder gelangt sein«. Demgegenüber kann ich mittheilen dass mir über 30 Blasenzüge und Contra ktionscylinder zur Verfügung stehen. Auch auf Grund dieses wohl genügenden aber auch vollständigen Materials halte ich nach wie vor an meiner bereits früher gegebenen Ansicht vollskommen fest. Dass zum Erkennen von Blasenzügen Dünnschlilfe nöthigsind, ist mirübiigens ganz neu. Bisher waren die Mandeln immer schon mit blossem Auge zu erkennen, wie das auch bei unseren Blasenzügen der Fall ist. Die Blasenzüge des genannten Verfassers scheinen allerdings sehr merkwürdiger Weise aus mikroskopischen (!) Blasen aufgebaut zu sein. Wie denkt sich der Verfasser im Notizblatt, dass durch derartige Blasen eine solche Absonderung des Gesteins hervorge- rufen werden kann? Ein Blasenzug ohne makroskopisch erkennbare Blasen ist vollständig undenkbar. Der erste, der den Darmstädter Melaphyr mikroskopisch untersuchte, war Chelius. Dieser i kam dabei zu folgendem Resultat; »Unter dem Mikroskop sind von seinen Bestandtheilen nur die schmalen, leistenförmigen Feldspäthe deut- lich als Plagioklase zu erkennen. Die übrigen Mineralien, . . . und eine etwa vorhanden gewesene Grundmasse sind zersetzt«. Zu analogen Resultaten kam Herr Lehrer JuNG-Darmstadt, dessen Unter- suchung leider nicht veröffentlicht wurde. Ob nun bei den neuesten Dünnschliffen mehr gesehen wurde? Jedenfalls kann aus den kurzen Angaben sehr wenig entnommen werden. In meiner zweiten Mittheilung' (1. c.) hatte ich bereits auf das Vorkommen von Blasenzügen im Darmstädter Melaphyr hingewiesen. Diese wurden dann schon vor Klemm von E. Wittich^ in ein- gehender Weise behandelt und typische Stücke davon abgebildet. Dieser Autor schreibt, Gontraktionscylinder und Blasenzüge mit einander vergleichend: »Scharf unterschieden von den Gon- traktionscy lindern ist eine weitere, gleichfalls im Melaphyr vorkommende cylindrische Absonderungsform, die als Blasen- zug gedeutet wird«. Wittich war es möglich, Blasenzüge auch ohne Dünnschlilfe als Blasenzüge zu erkennen. Dass am Glasberg bei Darmstadt mehrere Melaphyrergüsse sich überlagern, hat übrigens ebenfalls schön Wittich (1 c.) an- gegeben. > Erläuterungen zur geologischen Karte des Grossherzogthums Hessen. I. Lieferung. Blatt Rossdorf. Darmstadt 1886. 2 Ueber Blasenzüge aus dem Melaphyr. Tschebmak’s mine- ralogische u. petrogr. Mitth. 1902. p. 185. Contraktionscylinder und Blasenzüge etc. 523 Klemm besitzt also nur Blasenzüge und keinen einzigen Con- traktionscylinder. Trotz dieses durchaus ungenügenden Materials glaubt Herr Klemm meine Ansicht als falsch bewiesen zu haben. Wenn ich nun behaupte, durch Contraktion könnten Cy- linder als Absonderung.sgebilde entstehen, so weiss ich mich im vollen Einverständniss mit unseren erfahrensten Geognosten- Unter anderem mag dem Verfasser im Notizblatt folgende gütige briefliche Miltlieilung des Herrn Geheimrath Zirkel dienen; »Die in dem Gestein von Freienhäuschen in der Eifel 1858 ^ ersichtlich gewesenen Cylinder sind meiner Erachtung nach ohne Zweifel durch Gontraktion entstandene Absonderung-sgestalten , ganz übereinstimmend mit den zuerst durch Nöggerath beschriebenen sog. Umtäufern am Stenzeiberg im Siebengebirge, welche u. a. auch von v. Dechen und G. Fr. Naumann für Absonderungsformen gehalten werden« etc. Auf diese von mir aucli als Beweis meiner Ansicht angeführten Gylinder und die XOEGGERATH’schen^ »Umläufer« geht Herr Kle.m.m überhaupt nicht ein. In meiner zweiten Notiz hatte ich auch Conlraktionskugeln aus dem Darmstädter Melaphyr beschrieben. Darüber bemerkt Klemm; »Zweifellos finden sich manchmal vereinzelte grössere Blasenräume vor, um die herum dann das Gestein sich kugelig ablöst, was KCpper’s als ,Kugelabsonderung‘ beschreibt«. Klemm glaubt anscheinend, dass die blosse Verwitterung schon zur Ent- stehung derartiger Kugeln ausreicht; er ist aber vorsichtig genug,, über diesen ihm scheints so klaren Vorgang nichts näheres zu verrathen. Ich will hier nur bemerken, dass durch Verwitterung allein concentrische Kugel- resp. Cylinderschalen nie entstehen können. Auch die »concentrische rostfarbige Bänderung des Mela- phyrs um den Blasenzug« (Klem.m 1. c. S. 16) kann nie so ent- standen sein. Die genannten Gebilde sind Produkte der Gontraktion; die Verwitterung begünstigt nur ihr Her- vor treten. In diesem Sinne äusserte sich bereits 1866 Dressel* in seiner bekannten Preisarbeit; »Die Verwitterungsformen sind ja stets durch die innere praeexistirende Gesteinsstrukturbedingt«. Altem Anschein nach ist aber Herrn Klem.m diese Literatur über Gontraktionsgebilde unbekannt. Die vom Verfiisser im Notizblatt beigegebenen photographischen Reproduktionen sind, wie der Augenschein zeigt, in keiner Weise geeignet, die fraglichen Verhältnisse aufzuklären oder gar die dort vorgebrachten Ansichten zu erläutern. ^ Zeitschr. d. d. geol. Ges. XI (1859) ; Ferd. Zirkel, Die trachyL Gesteine der Eifel. 2 Dr. J. Noeggerath, Das Gebirge in Rheinland-Westfalen. Bonn 1826. IV. S. 359. 3 L. Dressel S. J-, Die Basaltbildung. Haarlem 1866. S. 71. 1 524 J'erruccio Zanibonini, Notizen über den Guarinit. Yon Ferruccio Zambonini in Rom. Mit 4 Textfiguren. Der Guarinit wurde von GuiscardiI im Jahre 1857 entdeckt. Er hielt die Krystalle für tetragonal, aber, wie Bbezina^ später be- richtete, entsprechen die Messungen der rliomhischen Symmetrie. Auf Grund seiner Analyse wäre der Guarinit eine isomere Modifi- cation des Titanits. Er fand nämlich: SiOa ... 33,64 TiOa . . . 33,92 Ca 0 ... 28,01 Fe2 03, Mu2 03 Spur 95,57 Y. V. L.\ng3 bestimmte die Krystalle als rhombisch. Er be- obachtete regtanguläre Prismen mit den Formen (lOOl, lOlOl, lOOl), (110), (210), (120). Aus seinen Messungen, sowie aus denjenigen GuiscARors, berechnete er das Axenverhältniss: a : b : c = o,9892 : 1 : 0.3712. lYas die optischen Eigenschaften betrifft, fand v. Lang dass (001) die Ebene der optischen Axen ist und dass die Orientirung der Elasticitätsaxen x = n, y = c, z b ist. Des Gloize.\ux4 be- obachtete Krystalle (010), (001), (310), (210) mit grossem Axenwinkel. KrennerS machte auf die Formenähnlichkeit zwischen Gua- rinit und Pseudobrookit aufmerksam. Wenn man (103) des Pseudo- brookits als (101) annimmt und die Axen x und V des Guarinit ver- wechselt, so hat man : Guarinit. a : b : c = 1 ; 0,9892 : 0,3712 (100) : (110) = 450 18' : (101) = 69 38 Pseudolirookit. a ; b : c = 0,9978 : 1 ; 0,3784 (100) : (110) = 440 56' : (101) = 69 49. Wir verdanken Rebuffat® eine neue Analyse des Guarinits. Das Resultat seiner Untersuchung ist sehr merkwürdig, weil er kein Titan fand, vrährend Guiscardi fast 34o,o Ti O2 bestimmt hatte. Rebuffat fand: ^ Zeitsch. d. deutschen geol. Gesellsch. 1858, Bd. 10, S.,14. - Tschermak’s min. Mitth. 1874, 285. 3 Tschermak’s min. Mitth. 1871, 81. ^ Manuel de mineralogie. Paris 1874, Bd. 2, pg. XXIII. 5 Földtani Közlöny 1888 18 153. ® Laboratorlo chimico scuola ingegneri Napoli 1894. Notizen über den Guarinit. 525 Si O2 . . .34.84 Y2 03(?) . . . 1,23 Ce® O3 . . 3,45 Fe2 O3 . . 1,69 AI2 O3 . . 25,37 Ca 0 . . 25,20 Na2 0 . . 6,57 K2O . . 1,56 99,91 Die Analyse Guiscardi’s zeigt eine völlige Identität mit der Zusammensetzung des Titanit; es war sehr wunderbar, dass der Entdecker des Guarinits , welcher dessen elgenthümliche Form bestimmt hatte, nur den so verschiedenen Titanit analysirt haben sollte. Daher glaubte man im Allgemeinen, dass die Analyse Re- buffat’s eine Bestätigung erfordere. Ich habe im vorigen Sommer die Sammlung der Herren CORBADINO und Alfoxso Sell.v in Biella gesehen. Ich fand dort einige Stufen mit kleinen Guarinitkrystallen. Die Gebrüder SellA haben mir gerne erlaubt, ihre .schönen Stufen zu beschädigen, um an den Krystallen einige Versuche ausführen zu können ; ich erlaube mir, auch hier ihnen meinen besten Dank dafür zu sagen. Drei der von mir untersuchten Proben bestehen aus einem Gemenge von Sanidin und Nephelin mit Amphibolnädelchen und etwas Glimmer; die Guarinitkryställchen sitzen in den kleinen Drusen auf dem Sanidin. Die vierte Probe war ein grauvioletter Trachyt mit sehr grossen, trüben Sanidinkrystallen, Amphibolnädelchen, ziem- lich grossen Melanitdodekaedern und Glimmerblättchen. In den Drusen sind sehr schöne Sanidinkrystalle reichlich vorhanden. Der Guarinit ist hier viel häufiger als in den drei anderen Proben. Die von mir untersuchten Krj'stalle haben folgende Formen gezeigt: llOOl d !0111 Px e' k Die besten Krystalle sind jene des Trachytes. Der Habitus der Guarinitkrystalle ist sehr mannigfaltig. Gewöhnlich sind sie nach (010) tafelförmig und nach z verlängert. Das Pynakoid !100) ist ziemlich gross und die Prismen sehr klein. An den Kr\'stallen dieses Typus (Fig. 1) ist 1210! sehr klein, illO! und {120! etwas grösser. Häufig ist nur {110! vorhanden: {120! und 1210! sind selten. Es giebt auch Kiwstalle mit unregelmässiger Entwickelung der 526 Ferruccio Zambonini, Flächen der verschiedenen Formen, wie jener der Fig. 2, an welcher (100) eine einzige Fläche, (110) deren nur drei hat. Ein seltener Typus ist derjenige der Fig. 3. Solche Krystalle haben (100) und (010) fast gleich gross, und weil ferner die Winkel iio 100 <100) : (110) und (010) : (110) nur sehr wenig von 15® abweichen, stehen sie in der Zone [001] den tetragonalen Krystallen sehr nahe. An einem dieser Krystalle hatte (110) nur zwei Flächen. Ein etwas häufigerer Typus, besonders unter den Krystallen des grauvioletten Trachytes vorkommend, ist deijenige der Fig. 4. Die ihm entsprechenden Krystalle sind nach (100) tafelförmig und zeigen (011} als Endflächen. Bei den Guariiiitkrystallen sind die grösseren Flächen, nämlich diejenigen von {100} und {001} in zahlreiche Facetten zertheilt, so Notizen über den Guarinit. 527 dass sie häufig unter gekreuzten Nicols nie auslöschen. Sie be- stehen oft aus vielen mehr oder weniger parallel verwachsenen Kn’stallen. Ferner sind ziemlich häufig die Kanten der Zone [001] nicht genau parallel: sie divergiren nach der freien Fläche der Basis (gewöhnlich sind solche Krystalle durch eine Fläche der Basis mit dem Gestein verbunden). Einmal habe ich auf einem Krystall, welcher als Endflächen nur die Basis zeigte, einen anderen mit (011) gefunden. Die Dimensionen der Guarinitkrystalle sind sehr wechselnd: die des ersten Typus messen oft 3 mm (z), 1*|2 fx), *'2 (y). Die Krjstalle des zweiten und dritten Typus sind länger nach z: sie messen 2 — 3 mm (z) und I3 mm nach x und y. Auch die Farbe und die Durchsichtigkeit sind sehr wechselnd. Oft sind die grösseren Krystalle des 1. Typus bräunlich und halb- durchsichtig. Es sind dies besonders die Krystalle, die in den aus Sanidin und N'-phelin bestehenden Auswürflingen verkommen. Es giebt auch citronengelbe Krystalle, vollkommen durchsichtig und endlich auch sehr hellgelbe, fast farblose Krystalle. Obwohl der Sanidin und der Amphibol, welche den Guarinit begleiten, bedeutende geometrisc'e Stö ungen zeigen, sind solche beim Guarinit selten wahrzunehmen. An einem Krystall habe ich den genauen Parallelismus der zwei Flächen von llOOl und die Gleichheit der Winkel a m und a m' festgestellt. Ein zierlicher Knstall gab: (100) : (010) = (010) ; (iOO) = (100) : 010) = (010) : (100) = 90 <> genau. Seltener sind Krystalle mit Störungen: an einem solchen fand ich ((10) : (110) = 450 2' : (110) = 450 32'; ein anderer Krystall lieferte (100) : (010) = 89 » 55'. Die von mir gemessenen Winkel weichen nur sehr wenig von denjenigen Guisc.vRDfs ab. Da sie aber sehr genau sind, so habe ich neue Constanten berechnet. Sie sind : a : b : c = 0,99268 : 1 0,37008 (010) : (110) := 45° 14' 40" gern.* 45° 12' 36" ber. (100) : (1-20) = 63 15 30 63 15 58 (010) : (120) = 26 44 30 26 44 2 (100) : (210) = 26 25 26 23 49 (100) : (310) = - 18 18 33 (001) : (011) = - 20 18 31 91 (010) : (011) = 69 41 30 69 41 29 (001) : (021) = - 36 30 27 (010) : (021) = - 53 29 33 > Diese Werthe sind die Mittel verschiedener übereinstimmen- der Messungen. 528 Ferruccio Zambonini, Notizen über den Guarinil. Nach Guiscahdi zeigt der Guarinit Spaltbarkeit senkrecht zu {0101, aber es war unentschieden geblieben, ob sie parallel zu {1001 oder zu (001) sei. Nach meinen Beobachtungen geht die Spaltbar- keit des Guarinit parallel zu ilOOl ; sie ist aber wenig deutlich. Was nun die Orientirung der Elasticitätsaxen belrilTt, so kann ich die frühere Angabe von v. Lang bestätigen, es ist nämlich X = 0, y = c, z = b. Die Doppelbrechung ist schwach und der des Quarz fast gleich. Ich habe auf den Flächen (100) und (010) eines sehr schönen Krystalles die entsprechenden Doppelbrechungen aus der Höhe der Interferenzfarben und aus den Dicken be.stimmt. Die Messung ist sehr genau, ich fand: ß = 0,0047 ß— a -= 0,0048 daher 'y—a = 0,0095 2 V ist also sehr nahe 90° (genau 90° 36'). Ebene der optischen Axen (001): die spitze Bissectrix ist o, daher ist der Guarinit optisch negativ. Die Dispersion ist sehr stark p < V. Deutlicher Pleochroismus : . a = canariengelb, ' \ b = farblos, c = sehr hellgelb, fast farblos. Das specifische Gewicht des Guarinit ist nach Guiscardi 3,487; dieser Werth ist aber unrichtig, weil die Guarinitkryställchen im Methylenjodid (sp. Gew. 3.3) schwimmen ; sie sinken im verdünnten Methylenjodid von sp. Gewicht 2.9. Ich habe an einigen reinen Guarinitkrystallen die kolorime- trische Reaktion des Titans von A. Weller ausgeführt und habe so festgestellt, dass der Guarinit keinen Titan enthält. Die Analyse Guisc.ardTs entspricht ziemlich gut der von Rebuffat, wenn man annimmt, dass Guiscardi das mit Ammoniak erhaltene Präcipitat als Ti O2 betrachtet hat, ohne es zu analysiren. Guiscardi hat die Alkalien vernachlässigt; doch ist das Natrium deutlich mit der Flamme nachweisbar. Aus seiner Analyse hat Rebuffat die Formel 10 Si Oz . 5 (AL Fe, Cejz O3 . 8 Ca 0 . 2 (K, Na)z 0. berechnet Vereinigen wir in AI2 O3 die Oxyde R2 O3 und in Ca 0 die Al- kalien, so erhalten wir: SiÜ2 : AI2O3 : CaO = 2.1 : 1 : 21 und daher die Formel 2 RO . Alo O3 . 2 Si O2. Weil nun das Verhällniss ALO3 : RO in den Alumosilikalen 1 sein Max Schlosser, Die fossilen Säugethiere Chinas. 529 muss so haben wir im Giiarinit die Mischung eines Alumosilikates und eines einfachen Silikates 2. Wir haben also: R AI2 SiOe . RSiOs. Der Guarinit ist krystallographisch dem tetragonalen System sehr nahe. Seine Form ist nur wenig von der des Gehlenits verschieden. Man hat: Guarinit a : b : c = 0,99208 ; 1 : 0,37008 Gehlenit 1 ; 1 : 0,400563. Auch die chemische Zusammensetzung beider Mineralien ist ähnlich, wie es aus den Bruttoformeln Gas AG SG Ojo Gehlenit Cao AG SG O9 Guarinit hervorgeht. Aber das Mineral, mit welchem der Guarinit in enger Be- ziehung steht, ist der Danburit. Beide Mineralien krystallisiren rhombisch; die Axenverhältnisse .sind fast gleich: Guarinit a : b : ■‘,3 c = 0,99268 ; 1 : 0,49343 Danburit b : a : c — 1 : 1,08892 : 0,48006. Auch die optischen Figenschaften dieser Mineralien stimmen überein. Die Ebene der optischen Axen ist (001) ; der Axenwinkel 2V ist 90® ungefähr für beide Mineralien. Endlich bieten die gelb- lichen Guarinitkrystallen des grauvioletten Trachytes eine merk- würdige Aehnlichkeit, so im äusseren Aussehen wie bezüglich des Vorkommens mit dem Danburit, welchen L. Fantappie^ in einem Sanidinauswürfling von Carcarelle, nahe bei Viterbo, gefunden hat. Der Guarinit ist also meines Erachtens in die Danburitgruppe zu stellen. Die fossilen Säugethiere China’s. Von Max Schlosser. In den letzten Jahren gelangte das Münchener palaeontolo- gische Museum in den Besitz einer reichhaltigen Sammlung fossiler Säugethierreste aus China, welche Herr Dr. K. H.vberer in Schang- hai, Tientsin, Itschang und Peking mit ebenso grosser Sachkennt- niss wie mit beispiellosem Eifer zusammengebracht und dem ge- nannten Museum zum Geschenk gemacht hat. Von der Reichhaltigkeit dieser Collection wird man sich am besten eine Vorstellung machen können, wenn ich erwähne, dass 1 Siehe darüber: A’ernadskv, Zeitschr. f. Kryst. 1901. 34—37 2 Wir nennen mit Vehnadsky einfache Silikate jene Silikate, welche Metalloxyde vom Typus Ro O3 nicht enthalten. 3 MiLLER’sche Aufstellung. * Rendiconti R. Acc. Lincei. 1896. (5a.) vol. A'; 2° sem. fase. 3®. 34 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 530 Max Schlosser, z. B. Aceratherium Blanjordi durch 100, Hipparion Richthofeni durch nahezu 1000 Backenzähne vertreten ist, dass von den im Folgenden genannten, durchaus neuen Antilopen arten durchschnittlich je 10 Kieferstücke und 20—30 isolirte Zähne vorliegen und dass fast von allen Hufthieren, mit Ausnahme der Suiden und Proboscidier, sowohl das gesammte definitive als auch das Milchgebiss zusammen- gestellt werden konnte. Mindestens 95 ojo aller dieser Säugethiere gehören pliocänen Arten an, dagegen sind solche aus dem Pleistocän auffallend spär- lich vertreten. Die pliocänen Arten stammen theils aus den rothen Thonen von Schansi, Schensi und Sztschwan, theils aus feinkörnigen röthlichen Sandsteinen und hellen Mergeln von Honan, Hupe und Hunan. Die Reste der ersteren gleichen in ihrem Aussehen durchaus jenen von Pikermi, die letzteren haben dunkle Farbe und glasartige Consistenz wie die meisten Säugethierreste aus Süsswasserschichten. Der Unterschied zwischen diesen beiden, scheinbar verschiedenen Faunen, beruht lediglich auf der verschiedenartigen Facies, wie die Existenz der vielen gemeinsamen Arten beweist, die aber in der einen oder der anderen der beiden Ablagerungen in sehr verschie- dener Quantität vertreten sind. Die Fauna aus den rothen Thonen ist eine ausgesprochene Steppenfauna, die aus den Sandsteinen eine typische Waldfauna. Pleistocäne Säugethierreste, wenigstens aus älterem Pleisto- cän, sind, wie schon bemerkt, unter meinem Materiale überaus selten , während sie in dem von Koken bearbeiteten Materiale, welches mir Herr Geh. Bergrath Branco, wie ich hier dankend erwähnen möchte, in liebenswürdiger Weise zur Ansicht schickte, an Zahl den wirklich pliocänen Arten zum Blindesten gleichkommen. Die Bearbeitung dieser reichen Sammlung des Herrn Dr. H.vberer wurde mir von Herrn Geheimrath v. Zittel übertragen und ist innerhalb 7i|2 Blonaten zum Abschluss gelangt. Da sich jedoch das Erscheinen der Arbeit durch die Herstellung der zahl- reichen Tafeln noch länger werzögern wird, möchte ich hier die Namen der fossilen Säugethier-Arten Ghina’s in beistehender Tabelle veröffentlichen. Für die Namen der chinesischen Orte und Provinzen habe ich sowohl hier wie in meiner Arbeit die nämliche Schreibweise ge- wählt wie in Stieler’s Atlas, da ich nicht einsehen kann, warum wir für die Namenorthographie eines fremden Landes erst noch die englische Vermittlung nöthig haben sollten. Die fossilen Säugelhiere Cliinas. 531 i 1 S p e c i e s I’leistocän: Itschang (1) Petscliili (P), .lünnan (J) rother J hon von Schansi, Sztschwan etc. c cs Q e 9 S O- O 3 "Sa •3 - SS *§ 1 SK 1 J3 1 S« JS « :0 fl H Indien K. Karnul, N. Nar- bada Pleistocän 3. Perim, B. Birma ;>j.Punjab,S.Si\valik:j identisch oder vicariirend M a r a g h a in Persien identisch oder vicariirend Homo? Anthropoide? ] ? — ? Palaeopithecus ! sivalensis Pj. Ursus sp. — 1 — + ? Ursus Theobaldi S. V japonicus Kok. +j — — „ namadicus N. Hyaenarctos? sp. +?s| — — Tulpes sinensis n. sp. 1 — + Canis curvipala- tus S. Canide gen. et sp. ind. — — + Canis Cautleyi S. „ Wolf sprösse — — ? sp. — — Lutra brachygnathus n. sp. — + Lutra bathygnathus Pj. S. palaein- dica S. Meies taxipater n. sp. — + Meies maraghanus Palhyaena aß. hippario- + +S Lepthyaena siva- Palhyaena hippa- num Gerv. lensis Pj. S. rionum Hyaena sinensis 0\v. ■|“ s — — Hyaena crocuta K. J PI „ macrostoma Lyd. — ? Ml „ macro- stoma Pj. „ sp. — + +s „ sivalensis S. „ sp. : — -r +S „ felina S. Hyaena eximia 1 partim. „ gigantea n. sp. 1 + +S 1 Machairo dus horribi lis i — + Machairoduspalae- Machairo dus (leo- n. .sp. ! iniicus Pj. ninus) ajihanistus „ sp. ? j — — + ? Machairo ius siva- Machairodus onen- 1 lensis Pj talis Felis sp. aß. pardus L. — + ; + Felis sp.aß.pardui Felix cfr. bveviro- 1 Pj. s. stris Siphneus arvicolimis i — — — Nehr2 1 Dipoides Majori n. sp. 1 — — + 1 Mongolei. 2 Süsswasserschichten von Quetä. s = selten. 31* 532 Die fossilen Säugethiere Chinas. S p e c i e s 1 1 IMeistocän : Itschang (1) l’elschili (P), .lünnan (,I) rother 'l'hon von Schansi, Sztschwan etc. e 1 « e C 3 ' o X ► ^ .S ö* « 3 ” g SK J5 ™ fl j: :o p u ® H Indien K. Karnul, N. Nar- bada Pleistocän P. Perim, B. Birma Pj.Punjab,S.Si\valik identisch oder vicariirend M a r a g h a in Persien identisch oder vicariirend Elephas priniigenius + P — — Blmb. „ namaditns Falc. + s — — Elephas namadiciis N. B. Stegodon honibifrons — — Stegodon bombi- Falc. frons Pj. S. B. „ Clijti Falc.i — — Stegodon Clijti Pj. S. B. „ insignis Falc.^ — — — Stegodon insignis N. PJ. S. B. Mastodon aff. latidens — + + Mastodon latidens Clift. P. Pj. B. „ Lydekkerin.Sp. — — + Mastodon latid. et perimensis P. Pj. „ perhnensis var. — — + Mastodon perimen- ? Mastodon sp. sinensis Kok. sis P. Pj. „ sp. ex. aff. Pan- — + Mastodon Pandi- Mastodon Penteliei dionis Falc. onis P. Pj. Sind. Wiinoceros sinensis Ow. + J — — Rhinoceros Karnu- I s liensis K. Atelodus antiquitatis. +1P — — Blmb. Rhinoceros plicidens Kok. +JI — — „ Hahereri n. sp. — Rhinoceros palae- ? Atelodus Eeu- indicHS S. Pj. ? mayri Osb. „ Brancoi n. sp. — — + „ Ceratorhinus? sp. — + ? Rhinoceros siva- lensis S. Sind. Aceratherium Blanfordi — + — Aceratherium Blan- Acerathenum Blan- var. hipparionum Kok. fordi Pj. Sind. fordi (testeKiTTL.) lapirus sinensis Ow. -fJI — — Chalicother. sinense Ow. + J — — 1 Mergelige Schichten bei Schanghai. 2 Kansu. Fokien? Die fossilen Säugethiere Chinas. 533 S p e c i e s ■1 1 c S ' c 5 — © — O 5 ^ ; - ^ 5 J ■ II 1 ^ t: ^ c ? 5 5* “ — :© C T? fc« © Indien K. Karnul, N. Xar- bada Pleistocän P. Perim, B. Birma Pj.Punjab.S.Siwalik identisch oder vicariirend M a r a g h a in Persien identisch oder vicariirend C'halicotlierimn sp. — ~r ' — Chalicotheriiim si- valensf S. Anchithsrium Zitteli n.sp. — 1 Hipparion Richfho/eni — + 1 + Hipparion antilo- Hipparion Rieht- Kok. pinum P. Pj. S. hofeni (teste Kitte.) Equus sivalensis F.\LC. — Ml -f Equus sicalensis S. „ caballusLisy:.elsp. +PJ Sus n. sp. Kok. -i-j - - ^ cfr. scrofa L. — R2 „ Stehlhii n. sp. — +s + Sus punjabiensis Pj. « sp- ? — „ mia-odon n. sp. — - + „ hyothenoides h. sp. — +s + Sus hysudricus P. Sind. Pj. S. „ n. sp. ind. "T — Sus Falconeri S. ? Sus erymanthius „ gigantensF AL.C.{tesle “h — , — ?„ giganteus S. V]. Ltoekker) Sz3 Hippopotamus n. sp. ind. — 1 _T — Hippopotamus siva- lensis F^. S. Paracamelus gigas n. g. - , 4- Camelus sivalen- n. sp. sis S. Camelopardalis cfr. siva- — + : - Camelopardalis si- Camelopardalis lensis Falc. valensis P. S. attica ? ? „ microdonKoK. + +s Alcicephalus sinensis n.sp. 1 1 Hydaspitherium Alcicephalus Neu- grande Pj. S. (alias mayri RODL. Helladotherium .') „ ? sp. _ + - Alcicephalus coelo- phrys Rode. . _ Sivatheriine gen. etsp. ind. — + - Sivatherium gigan- U>fniatherium Po- teum S. laki Rode. 1 M Mongolei Lydekker. 2 H Honan. 2 Sz Sztschwan. s = selten. 534 Diö fossilen Säugethiere Chinas. 1 S p e 0 i e s Pleistocän : Itschang (I) Petschili (P), Jünnan (J) rother Thon von Schansi, Sztschwan etc. röthlicher Sandstein von ,, Tientsin“, Honan^ Hupe, Hunanj Indien V. Karnul, N. Nar- bada Pleistocän ^ Perim, B. Birma Pj.Punjab,S.Si\valik identisch oder vicariirend M a r a g h a in Persien identisch oder | vicariirend I Cervavus Oweni Kok. sp. +s + ' „ 2. Species — +S + „ Rntimeyerin.sp, — -i-s + „ speciosns n. sp. — +S + ,, ? sp- — + — Palaeonieryx sp. — +S — ? Propalaeomeryx sivalensis S. Cervus a^. sivalensis Lyd. — — + Cervus sivalensis Pj. S. „ aß. simplicidens — 9 + Cervus simplicidens Lyd. Pj- ;; ? sp- — +S + „ cf.AristotclisCvv. — Cervus Aristo telis K. N. „ leptodus Kok. + — — Cervus Axis K. TU „ Monyoliae Gaud. + P — — Antilopinar. gen, inc. Kok. + J — — Gazella sp. Lyddeker — M2 — „ dorcadoidcs n. sp. — + — Gazella porrecti- Antilope sp. noiK cornis Pj. minor RODL. „ altidens n. sp. — + — Gazella deperdita ? ,, palae.o sinensis — +S + Gazella sp. Pj. Gazella capricornis n. sp. Rode. ? ' ,, aff. palaeo sinensis — — + Protetraceros Gaudryi n. — — + letracerosDaviesi'6 g. n, sp. Palaeoreas ? sinensis n. sp. — + — Palaeoreas Linder- mayeri ? Tragoceras gregariiis n. sp. — + +S Iragocerus amal- theus ? „ spectahilisn.sp. — + +S „ ? sylvaticusn.sp. — — + 1 Tientsin. 2 Mongolei. s = selten. Die fossilen Säugethiere Chinas. 535 S p e ci e s 1‘leistocän ; Ilschang (1) Petschili (P), Jünnan (J) rother Thon von Schansi, Szlscbwan etc. röthlicher SamUteia von „Tistitsien“, Honan, Hupe, Hunan Indien K. Karnul, N. Nar- bada Pleistocän P. Perim, B. Birma Pj.Punjab,S.Siwalik identisch oder vicariirend M a r a g h a in Persien identisch oder vicariirend Tragoceros ? Kokeni n. sp + Plesiaddax Depereti n. q. — + — ? Alcelaphns palae- n. sp. indicns S. St>‘epsice7-os praecursor — — St)-epsiceros Falco- n. sp. neri P. Pj. „ mmectensn.sp. — — Paraboselaphus n. g. — + — ? Boselaphus S. Pseudobos gracilidens n. — + - Bucapra Daviesi S. g. n. sp. „ sinensis n. sj). — + — Antilope nov. sp ind. major. RoDL Bos primigenim Blmb. + P — — Bos namadicHS X. Bison priscHS BOJ. + — — Ril j Bibos sp. + H2 1 - 1 - Bibos palaeo- 1 gawus N. 22 1 41 1 40 Summa 62 Pliocänarten, weil 19, als beiden Schichten gemeinsam, in Abzug gebracht werden müssen. * K Kansu v. Löczy. 2 H Honan. 536 F. Broili, Ein Beitrag zur Kenntniss von Diplocaulus, Cope. Vorläufige Mittheilung von F. Broili. Mit 4 Figuren. Die erfolgreichen Resultate der SxERNBERG’schen Expedition nach Texas 1895 veranlassten den Conservator des Münchner palae- ontologischen Museums, Herrn Geheimrat von Zittel, nachdem ■wiederum Herr Ch.\rles Sternberg von Lawrence city in Kansas für das Unternehmen gewonnen war, zum zweiten Male eine Expe- dition im Jahre 1901 in die permischen Ablagerungen der dortigen Gebiete abzusenden. Die Aufsammlungen, welche von Mitte Juni bis Ende Sep- tember stattfanden, — während des Monats August war es mir selbst vergönnt, mich an dem Unternehmen zu betheiligen — er- gaben sehr günstige Resultate, die eine Fülle neuen, interessanten Stoffes in die Münchner palaeontologische Staatssammlung brachten. Neben Resten von Pariotichus, Dimetrodon, Trimerorhachis dürfte wohl ein umfangreiches Material der Gattung Diplocaulus * den Glanzpunkt des Ganzen bilden. Die monographische Bearbeitung dieser Gattung ist bereits abgeschlossen; da indessen die Beschreibung der anderen Genera noch geraume Zeit in Anspruch nehmen wird, sehe ich mich ver- anlasst, an dieser Stelle über die wichtigsten Ergebnisse eine vor- läufige, kurze Zusammenfassung zu geben. Zugleich möchte ich auch einer angenehmen Pflicht nach- kommen und dem Conservator des Museums of Natural history in New-Vork, Herrn Professor Dr. Osbobn und dem Assistant Curator Dr. Matthew des gleichen Museums für die ungemein freundliche Aufnahme und die grosse Bereitwilligkeit, mit der sie mir das ge- sammte CopE’sche Material während meines Aufenthaltes in New- Vork zum Studium zur Verfügung stellten, meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Das Genus Diplocaulus lässt sich nach den von Cope und mir an Diplocaulus magnicornis CoPE, Diplocaulus limbdtus COPE, Diplocaulus salamandroides Gope, Diplocaulus Copei sp. nov., Diplo- caulus pusillus sp. nov. angestellten Untersuchungen folgendermassen charakterisiren: »Schädel stumpf dreieckig bis halbmondförmig, kann beträcht- liche Dimensionen erreichen. (Grösste bis jetzt bekannte Maasse: Seitenlänge 32 cm, rückwärtige Breite 37 cm.) Schädeldach sehr flach, von hinten nach vorne lehnend abfallend. Augenhöhlen rund, kleine, sehr nahe an den Schnauzenrand gerückt; auf diesem selbst 1 Ueber Diplocaulus .siehe Gope: Proceedings .\meric. Philos. Soc. XVIII. 1877. S. 182 ff. Die gleiche Zeitschrift 1882. S. 417 ff. Die gleiche Zeitschrift 1896. S. 436 ff. Ein Beitrag zur Kenntniss von Diplocaulus, Gope. 537 die unscheinbaren rundlichen Nasenlöcher. Schädeldach rückwärts mit hornähnlichen seitlichen Verlängerungen. Oberfläche mit rauher, höckeriger Skulptur versehen ohne erkennbare Nähte. Foramen parietale vorhanden. Furchen von Schleiinkanäleu sind nicht nach- weisbar. Parasphenoid von weinblaltähnlichem Uinriss nnt spahn- förmigem Processus cultriformis. Pterygoidea flügelartig geschweift, sehr kräftig entwickelt. Gondyli occipitales leicht convex. Zahnreihe 538 F. Broili. iin Yerhältniss zu der Grösse des Schädels überraschend kurz, nur ein kleiner Bruchtheil der seitlichen Schädellänge mit kleinen, spitzconischen, gleichgrossen Zähnchen besetzt, die sich aus einer Dentinschicht mit dichten, büschelförmig sich auflösenden Zahn- beinröhrchen, aus einer schmalen Zone Yitrodentin und einem, die Spitze und obere Hälfte des Zahnes bedeckenden Ueberzug echten Schmelzes aufbauen. Parallel zu dieser ^laxillar- beziehungsweise Ein Beitrag zur Kennlniss von Diplocaulus, Cope. 539 Praemaxillarreihe auf dem Palatinum eine zweite kleinere und gleich- laufend zu dieser auf dem Vomer die dritte, kleinste Zahnreihe> Fangzähne fehlen gänzlich. Unterkiefer in der Symphyse verschmol- zenes, im Verhältniss zum Schädel sehr kurzes, hufeisenförmiges Knochenstück. Atlas von breit fünfeckigen Umriss. Gelenkfläche für die Condyli leicht konkav. Oberer Bogen nach vorne röhrenförmig ausgezogen. Schwache Hypa- pophyse als Kiel. Wirbel lepospondyl mit oberen Bogen, die neben hori- zontal gestellten Post- und Prae- zygapophysen typisch ent- wickelte Zygosphen undZygan- tren tragen. Processus spinosus nur am dritten Wirbel als kleine, keilförmige Erhöhung ausge- bildet, mckwärts von demselben tritt an seine Stelle eine kleine halbmondförmige, zuweilen auch dreieckige Vertiefung, die jeden- falls einem kleinen verknorpelten Schematische Ansicht von der Seite Processus spinosus als Stütz- von oben: za. = Zyg^ntrum punkt diente. 5 om Epistropheus fQp (j0n Proscessus spinosus. ptz. ab sämmtlicheWirbel mit doppel- = Postzygapophyse. prz. = Prae- ten, kräftigen dornartigen Dia- zygapopliyse. d‘ = Diapophyse. pophysen. Rippen zwei- köpfig, röhren- förmig. Kehlbrust- panzer aus zwei blattähnlichen mit Granulationen ver- sehenen Seiten- platten und einer ebenso skulptirten, rautenförmigen Mittelplatte zu- sammengesetzt« Systematische Stellung. Cope war anfänglich geneigt, auf die verhältnissmässig spär- lichen Wirbelfunde in Illinois hin (Diplocaulus salamandroides)> Diplocaulus unter die Reptilien einzureihen. Ja er betrachtete sogar denselben als Typus einer Familie, der Diplocaulidae, welche Fig. 4. 3 Wirbel von Diplocaulus magnicornis Cope. Seitenansicht (nat. Grösse). sp Wirbel von Diplocaulus. 540 F. Broili, Ein Beitrag zur Kennlniss etc. er zu den P ely co sauri ern (Therioäontia üwenO und damit zu den Theromorphen stellte. (Gatalogue of Vertebrata ot the Permian Formation of the United States. Americ. Naturalist 1881, S. 162.) Als ihm jedoch durch W. Cummins ein reichliches Material aus den .permischen Ablagerungen von Texas übermittelt wurde, da erkannte er die Batrachier- und speciell die Stego cephalen-'H&.iuv sofort, was er auch in der »Third contribution of the Vertebrata of the Permian formation of Texas« (Proc. of the Americ. Philos. Soc. XX, 1882, S. 452) aussprach. Auf Grund der unsegmentirten Wirbel- centren und der fehlenden Intercentren kamen für die sy.stematische Stellung weder die »Rhachitomi« noch die »Embolomeri« in Betracht und so stellte Gope Diplocaiilus mit seinen amphicoelen Wirbeln zu den Micro Sauriern Dawson’s, die Zittel mit den Aistopo- dide n unter die Unterordnung der Lepo spondyl i oder Hülse n- wirbler zusammenfasst. Nun haben ja die Wirbelcentren von Diplocaulns entschieden »Hülsenwirbel«-Charakter und gehören deshalb sicherlich zu der von Zittel aufgestellten Unterordnung der Lepospondyli, allein die Genera, welche bei Dawson’s Microsauriern untergebracht sind, sind zumeist kleine oder doch nur mittelgrosse, salamanderähnliche ' Stegocephalen mit Extremitäten, von denen die vorderen schwächer Tils die hinteren entwickelt sind. Ausserdem tragen dieselben sämmtlich ein Schuppenkleid. Keines von diesen Merkmalen stimmt nun auf unser Genus, -da von dem in Bezug auf die Grössenverhältnisse doch recht an- sehnlichen Diplocaulns bis jetzt aus dem so reichen Material weder Extremitäten noch Hautbedeckung bekannt sind. Ueberdies besitzt unsere Gattung eine Pieihe nur allein ihr eigenthümlicher Eigen- schaften — ich nenne hier nur; »Die auffallend kurze Erstreckung der Zahnreihe an der Schädelbasis und der dementsprechend kleine, unscheinbare Unterkiefer, die mit den lepospondylen Wirbeln ver- bundenen charakteristisch ausgebildeten oberen Bogen mit ihren Ophidierähnlichen Zygosphen und Zygantren — so dass ich es für zweckmässig erachte, für dies unter allen Stegocephalen vereinzelt und eigenartig dastehende Genus den erledigten Namen y>Diplo- caulidae«. wieder aufzunehmen und diese neue Familie den Lepo- spondyli Zittel’s unterzuordnen. Demgemäss hätten wir also; Lepospondyli Zitt., Hülsenwirbler. 1. Familie; Microsauridae Dawson. 2. Familie ; Aistopodidae Miall. 3. Familie; DijAocaulidae /am. nov. Die Diagnose der Diplo canlidae würde dem Voraus- gehenden zu Folge sich ungefähr so gestalten; »Körper lang, schlangenförmig. Wirbelkörper h ü 1 s e n f ö r m i g , a m p h i c o e 1 , obere Bogen mit Z y g o p h e n u n d Z y g a n t r e n. Rippen r ö h r e n f ö r m i g , z w e i k ö p f i g. Zähne spitz, glatt, aus Dentin, Vitrodentin und Schmelz Personalia. 541 zusammengesetzt und mit grosser Pulpa. Hinterhaupt verknöchert.« Es wäre zwecklos, Diplocaulns mit anderen Gattungen zu- sammenzustellen oder vergleichen zu wollen — der flache Schädel mit seinen ganz nahe an den Schnauzenrand gerückten Augen und seinen hornartigen, seitlichen Verlängerungen, die Kürze der Zahn reihe, — welches Factum unter allen bekannten, fossilenStegocaphalen nichts ähnliches findet — die Wirbelsäule in ihrer eigenthüm liehen Ausbildung mit Gentren, die fisch- ähnlich, und oberen Bogen, die gewissen Reptilien sehr nahe verwandt sind — alle diese Merkmale sprechen für die völlig isolirte Stellung unserer Gattung unter allen Amphibien. Personalia. Dr. phil. J. A. Ippen, Assistent am mineralogischen Institute in Graz, wurde, nachdem er an der dortigen Universität am 28. April d. J. seine Probevorlesung: »Ueber Isomorphismus« gehalten hatte , alsPrivatdocent für Mineralogie und Petrographie daselbst zugelassen. 542 Neue Füteratur. Neue Literatur. Mineralogie. D’Achiardi, Antonio: Considerazioni sull’aqua di cristallizzazione. Atti Soc. Tose, di Sc. naturali in Pisa. Memorie. 18. 1902. 15 p. ßeckenkamp, J. : Die vicinalen Flächen und das Rationalitätsgesetz. Zeitschr. f. Kryst. 36. 111 — 116. 1902. 1 Textfig. Beckenkamp, J. ; Ueber den Paramagnetismus einiger hexagonaler und regulärer Krystalle. Zeitschr. f. Kryst. 36. 102 — 110. 1902. 6 Textfig. Becker, G. ; Zur Kenntniss der sesquioxyd- und titanhaltigen Augite. Diss. Erlangen. 1902. 55 p. mit Tab. Beckmann, E. : Ueber Spektrallampen. IV. Zeitsclir. f. physik. Chemie. 40. 465 — 575 mit 8 Abbild, i. Text, ßenedicks, G.: Der tektonische Leitungswiderstand des Stahles und des reinen Eisens. Zeitschr. f. phys. Chemie. 40. 545 — 560. 1902. 5 Fig. ßerwerth, Friedrich; Der Meteorstein von Zavid. Wiss. Mitth. aus Bosnien und der Herzegowina. 8. 1901. 1—18 mit 1 T. u. 3 Abbild, im Text. ßervvertb, Friedrich: Ueber das neue Meteoreisen von Mukerop. Anzeiger d. k. k. Akad. d. Wissensch. in Wien. Math.-naturw. Gl. 20. Febr. 1902. 4 pag. ßöggild, 0. B.; On Ilvaite from Siorarsuit at Julianehaab, Greenland. Meddelelser om Greenland. 25. 1902. 43 — 89 mit 32 Fig. i. Te.xt. Wendt, G. v. : Eine ausgezeichnete Beleuchtungsquelle für mikro- skopische Zwecke. Zeitschr. f. wissensch. Mikroskopie. 28. 417 — 418. 1902. Wolff, John E. and Palache, Charles: Apatite from Minot, Maine. Proc. Amer. Acad. of Arts and Sciences. 37. No. 18. März 1902. 517—528 m. 1 T. Neue Literatur. 543 Wulff, G. : üeber den Gang der Rechnung in der Tlieodolitmetliode. Zeitschr. f. Krystallographie etc. 36. 1002. 29 — 39 m. 2 T. u. 1 Textfigur. WulfiF, G. ; Untersuchungen im Gebiet der optischen Erscheinungen isomorpher Krystalle. Zeitschr. f. Krystallographie etc. 36. 1902. 1 — 28 m. 5 T. u. 5 Fig. im Text. Zambonini. Feruccio: Wavellite di Manziana (Provincia di Roma). Atti R. Accad. d. Lincei. 1902. (5.) Rendic. Gl. fis. mat. e nat. 11. Febr. 123—125. Zambonini, Ferruccio. Sul glaucofone di Chateyroux (valle di Gressoney). Atti R. Accad. d. Lincei. 1002. (5.) Rendic. Gl. di sc. fis., mat. e nat. 11. 2. März. 204 — 208. Zirngiebl, H. : Beitrag zur Kenntniss der Beziehungen zwischen Krystall und Molekül. Zeitschr. f. Kryst. 36. 117 — 150. 16 Textfig. 1902. Petrographie. Lagerstätten. D’Achiardi, Giovanni; Descrizione di alcune rocce della Golonia Eritrea raccolte dal Dott. G. Bartolommei Gioli. Atti Soc. Tose, di Sc. naturali in Pisa. Memorie. 18. 1902. 30 p. Wernecke: Eisenerze im südlichen Portugal. Zeitschr. f. prakt. Geol. 10. 151 — 153 m. 4 Fig. im Text. Winkler, GL: Zur Zusammensetzung des Eisens von Ovifak in Grönland und der bituminösen Kohle (des Kulms) und der cam- brischen Formation Westergötlands. Oefvers. K. Yetensk.-Akad. Förh. Stockholm. 1901. No. 7. 495 — 503. Witticb, E. : Ueber Blasenzüge aus dem Melaphyr. Tschermak’s min. u. geolog. Mitth. XXL 1902. 185—190. Wolff, John E.; Leucite-Tinguaite from Beemerville, New Jersey. Bull. Mus. 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Die Ausscheidungsfolge der Mineralien hängt hauptsächlich ab von der chemischen Zusammensetzung des Magmas, der Lös- lichkeit, Schmelzbarkeit der Mineralien, von Druck und Temperatur. Untersuchen wir vorerst den einfacheren Fall der Laven und trockenen Schmelzen — hier scheiden sich die nicht silikatischen Bestand- theile zuerst ab, was man mit dem geringen Mengenverhältniss er- klären wollte. Ich glaube, dass dieses einen solchen Einfluss nicht haben kann, da eine solche Lösung verdünnt erscheint, und aus einer verdünnten Lösung weniger Ausfallen zu erwarten ist als aus einer concentrirten. ich sehe den Grund in der Schwerlöslichkeit in Sili- katen, welche ich bei Zirkon, Korund, Titanit direkt constatiren konnte. Bei Magnetit ist die Sachlage eine andere, die Lösung er- scheint hier z. B. bei Basalten als eine concentiirtere. Magnetit ist in letzteren weniger löslich (nach meinen Versuchen) als in eisenärmeren Magmen, immerhin gehört Magnetit auch in jenen noch zu den relativ leicht löslicheren Substanzen. Sein frühes Ausscheiden ist daher nicht recht erklärlich; allerdings scheint die Löslichkeit stark mit der Temperatur zu wechseln, ich beabsichtige die Löslichkeit in verschieden concentrirten Lösungen quantitativ zu messen. Aehn- liches gilt für Augit, welcher leichter löslich als Feldspalh ist. Der Einfluss der .Affinitäten spielt eine bedeutende Rolle, kann aber nur in einfachen Fällen festgestellt werden (vergl. den .Aufsatz von Loewinsox-Lessing, Studien über die Eruptivgesteine. Congrös geol. intern. VII. Session St. Petersburg 1899. Gentralblatt f. Min. 1900. 183-192). Um bei Magnetit und .Vugit die qualitative Löslichkeit in einem eisenreichen Magma festzustellen , habe ich dieselben (und zwar den schwer schmelzbaren Augit vom Bufaure T] 1175 Ta 1195) in Lava 35 Centraltlatt f. Mineralogie etc. 1902. 546 C. Doelter, vom Aetna, welche bei 1030 — 1040° flüssig ist, in grösseren Bruch- stücken eingetaucht, üie Temperatur der Schmelze betrug 1070 bis 1110°, es konnte also Schmelzung nicht eintreten. In der 100 lachen Menge Basalt war der Magnetit nicht völlig löslich, da er kein homogenes Glas gab, es bildeten sich concretionäre Ausscheidungen von Magnetit. Die Lösung war hier unter Berücksichtigung des im Basalt vorhandenen Magnetits sehr concentrirt. Die Concentration des Augits war der verwendeten Menge nach 1 : 200 eine geringere, es erfolgte Lösung. Immerhin ist die Löslichkeit jener Mineralien, wenn sie auch quantitativ noch nicht be.stimmt ist, zu gross, z. B. im Vergleich mit Feldspäthen, um ihre frühe Ausscheidung zu er- klären, ich möchte daher glauben, dass der in Ergussgesteinen beobachtete Fall, dass Augit nach Plagioklas sich ausscheidet, der inormale ist', und das Entgegengesetzte der nicht normale, wenn auch häufige Fall. Die scheinbare Umkehrung der Löslichkeit dürfte vielleicht durch physikalische Verhältnisse verursacht sein, die wir jetzt betrachten wollen. Bei der Umschmelzung 2 einer und derselben Vesuvlava vom selben Handstücke beobachtete ich grosse Ver- schiedenheiten, die wohl von der Temperatur abhängen dürften, meistens war Leucit das erste Ausscheidungsprodukt, dann aber wieder Olivin oder Magnetit. Zu den von vielen Autoren, wie Becke, Lagorio, Brauns, Loewinson-Lessixg^ Vogt hervorgehobenen chemischen Einflüssen, möchte ich noch auf eine Reihe physikalischer Faktoren, welche mir von nicht geringer Bedeutung erscheinen, hinweisen; auf die Temperatur, welche die Löslichkeit und Schmelzbarkeit bedingt, auf den Grad der Unterkühlung (vielleicht auch auf die Differenz der Erhitzungstemperatur des Magmas und seiner Erstarrungstempe- ratur), ferner auf die Krystallisationsgeschwindigkeiten der Mineralien und ihre Härte. Bei den Temperaturverhältnissen kommt auch die Geschwindigkeit der Abkühlung in Frage. .Jedenfalls ist die Temperatur einer der wichtigsten Faktoren, weshalb es nothwendig sein wird, noch verschiedene experimentelle Arbeiten in dieser Hinsicht auszuführen. Die Erstarrungspunkte sind noch nicht für die Mineralien genau genug bestimmt, obgleich ich für einzelne wenigstens die relativen Punkte bestimmte; haupt- sächlich wird auch die Differenz zwischen Schmelzpunkt und Er- starrungspunkt noch zu studiren sein. Die Temperatur spielt ferner eine bedeutende Rolle bezüglich der Löslichkeit, wie bereits bemerkt, ' Vergi. Loewtnson-Lessing 1. c. 2 Tsch. Min. Mitth., XX, 312. 2 1. c. Spec. Gewicht und das Molekularvolumen spielt nach diesem Autor eine Rolle, ich werde darauf in einer anderen Mit- theilung zurückkommen. Das spec. Gewicht ist jedenfalls von grossem Einfluss, allerdings haben basische Bestandtheile natür- lich auch hohes spec. Gewicht, doch könnte die Thatsache, dass schwerere Bestandtheile sich zuerst ausscheiden, vielleicht doch nicht immer eine Consequenz der chemischen Zusammensetzung sein. lieber einige petrogenelische Fragen. 547 und sie beeinflusst ferner den Yertheilungsmodus der Salze, welcher bei verschiedenen Temperaturen ein verscliiedener ist'. Endlich spielt auch die Zeitdauer der Erstarrung eine Rolle, denn raschere oder langsamere Abkühlung können diese Verhält- nisse äii lern. Hei Laven, trockenen Schmelzen ist der Temperatur- intervall zwischen Begum der Krystallbildung und Aufhören derselben kein sehr grosser, daher kleine Differenzen schon bedeutend ein- zuwirken scheinen. Der Einfluss der Eigenschmelzbarkeit macht sich selbstverständlich dadurch fühlbar, dass ein Körper, welcher sich ausscheiden könnte, wieder flüssig wird, wenn die Temperatur seinen Schmelzpunkt überschreitet, während bei einem gleichzeitig sich bildenden von hohem Schmelzpunkt das nicht der Fall ist; Löslichkeit und Schmelzbarkeit scheinen in manchen Fällen parallel zu gehen 2. Die Temperaturdiflerenz zwischen Mineralien von sehr hohem Schmelzpunkt, wie Olivin, Leucit einerseits, Augit, Albit andererseits dürfte eine Rolle gespielt haben, wenngleich dieser Einfluss durch die Wirkung der Affinität wieder aufgehoben werden kann, nur der Einfluss, dass ein Körper nicht über seinen Schmelz- punkt erhitzbar ist, bleibt^ bestehen. Nach allerdings nicht sehr genauen Temperaturmessungen betrug der Temperaturintervall zwischen Beginn des Erstarrens und völligem Erstarren bei erwähnter Yesuvlava 30—35°. Der Einfluss ■der Temperatur scheint aber ein ausserordentlicher zu sein, da ■dieselbe Lava, von demselben Handstücke stammend, bei .sonst gleichen Bedingungen, wie erwähnt, verschiedene erste Ausscheid- dungen zeigte. Ich vermuthe, dass die Zeitdauer des Beginns der Ausscheidung jener Mineralien keinen grossen Unterschied aufweist, und dass Jene Verschiedenheit theilweise (abgesehen von einer direkten Einwirkung der Temperatur und auch vielleicht der Schmelz- punkte) auch der Krystallisationsgeschwindigkeit zuzuschreiben ist Die Krystallisationsgeschwindigkeit ist nach Tamann u. A. ■eine Eigenschaft, welche bei verschiedenen Körpern die grössten Unterschiede zeigt. Sie ist abhängig von der Temperatur und der Viscosität, in der Kähe des Erstarrungspunktes nimmt sie schnell ah, dieseFaktoren ändern sich aber in der erstarrenden Schmelzmasse. Aus vielen synthetischen Versuchen schliesse ich, dass Augit ' Vergl. Meyerhofer, Z. f. physik. Chemie, Bd. 37. 2 G. Doelter, Tscherm. Min. Mitth. 1901. 3 Scheinbar ist dies aber auch nicht immer der Fall, da es mir bei zwei Versuchen gelang, grössere Bruchstücke eines Minerals in einer Schmelze von nahezu gleicher Schmelzbarkeit zu erhitzen, ohne dass dasselbe zerstört wurde (Tscherm. Min. Mitth., Bd. XX, Ueber Schmelzbarkeit der Mineralien und ihre Löslichkeit im Magma, p. 309), dies dürfte dadurch verursacht sein, dass nicht die nöthige Zeit vorhanden war, um das Bruchstück zu schmelzen; unter Be- rücksichtigung der Schmelzwärme war offenbar die Temperatur des Bruchstückes niedriger als die der umgebenden Schmelze, deren Temperatur gemessen wurde. 35* 548 G. Doelter, in derselben Zeit grössere Krystalle bildet als Plagioklas und dass seine Krystallisationsgeschwindigkeit grösser ist als die des letzteren. Vielleicht hängt der Zustand der Viscosiiät, der bei Feldspatben beim Schmelzen und Erstarren beobachtet ist, und der viel länger anhält als bei Olivin und Pyro.ven, mit geringerer Krystallisations- geschwindigkeit zusammen. Wenn die Bestandtheile, wie es wohl wahrscheinlich ist, ver- schiedene Krystallisationsgeschwindigkeiten haben, so könnte der etwas später sich ausscheidende Augit gegenüber dem unlöslicheren Plagioklas, den Vorsprung, welchen letzterer hat, wieder durch die raschere Krystallisation einholen, umsomehr als der Beginn der Ausscheidung kein sehr verschiedener ist, der normale Fall wäre aber den Löslichkeitsverhältnissen nach die erste Ausscheidung von Plagioklas, welche ja in Diabasen, Basalten vorkommt. Es wirken aber noch alle anderen genannten Faktoren mit und können diese Norm beeinträchtigen (zu berücksichtigen ist auch die Verschieden- heit der chemischen Zusammensetzung der Augite und die damit verbundenen physikalischen Unterschiede). Die Krystallisations- geschwindigkeit ändert sich auch bedeutend mit der Viscosiiät des Magmas. Die Viscosiiät ändert sich mit der Temperatur sowie durch die in Folge der Ausscheidungen sich verändernde chemische Zusammensetzung des Magmas; das ursprüngliche Magma muss geringere innere Reibung besitzen als das spätere, welches mehr sauer ist und bereits auch in P'olge des allmähligen Temperatur- rückganges schon dem halbl'esten Zustand zuneigt, auch muss die Krystallisationsgeschwindigkeit dann abnehmen, daher aus allen den Faktoren hervorgeht', dass zum Schlüsse des Processes keine so gut ausgebildete Krystalle erscheinen werden. Das ist nur einer der Einflüsse, von grösster Wichtigkeit sind aber die Temperaturverhältnisse an und für sich und ihr Einfluss auf die gegenseitigen Lösungsverhältnisse, worüber allerdings bei unseren Schmelzen noch wenig positives bekannt ist. Sehr wichtig dürfte, wie erwähnt, die Abkühlungsgeschwindigkeit auch auf die chemischen Verhältnisse seink Ich halte auch das Temperaturmaximum, welcher die Schmelze Unterworten war, resp. die Differenz zwischen jenem und der .-ius- scheidungstemperalur für nicht belanglos. Kapillare Einflüsse könnten auch bei der Abscheidung von einigem Einfluss sein, es ist ja bekannt, dass durch die Anwesen- heit eines Kryställchens die Krystallisation befördert wird; wenn nun die gleichzeitig begonnene Reaktion , z. B. Magnetit und Olivin, durch grössere Krystallisationsgeschwindigkeit und andere Einflüsse zu einer früheren Bildung von Magnetit führt, so würde die Magnetit- 1 Küster, Z. phys. Chemie, Bd. 25. Friedl.4nder und Ta.m.\nx, ibid. Bd. 24. lieber einige petrogenetische Fragen. 549 bildung früher abschliessen als die Olivinbildung, oder die Augit- bildung früher als die Plagioklasbildung. Einfluss der Härte. Bei meinen Versuchen, Mineralien in geschmolzenen Gesteinen oder Mineralien zu lösen, erwies es sich, dass Olivin, Quarz, Korund, Zirkon verhältnissmässig am schwersten löslich sind, dann kommt erstLeucit; mit der Temperaturerhöhung der Schmelze wächst die Löslichkeit allerdings, immerhin sind jene Mineralien als schwer lösliche zu betrachten. Jene Mineralien zeigen sich durch hohen Schmelzpunkt und die drei ersten (Leucit ist immer leichter schmelzbar und löslich) sind auch durch grosse Härte ausgezeichnet. Die Rolle der Härte ist noch wenig studirt, sie scheint doch zu dem Molekularvolumen in einem gewissen Zusammenhang zu stehen 2. Der Unterschied der Schmelzpunkte zwischen Leucit und eisenhaltigen Olivinen ist kein grosser, jener der Härten bedeutend, Olivin ist viel weniger löslich als Leucit. Zwischen Härte und Löslichkeit dürften Beziehungen bestehen, welche noch zu studiren sind. Körper, deren Härte über 7 ist, haben zwar nicht immer, aber sehr häufig sehr hohen Schmelz- punkt; Quarz, Olivin, Andalusit, Korund, Spinell, Chrj'soberyll, Beryll, Topas, Zirkon. Tiefengesteine. Betrachten wir nun die im vulkanischen Heerde unter Druck in Gegenwart von Wasser und den Mineralisatoren sich abspielenden Vorgänge, so muss der Druck auch die Schmelzbar- keit, Löslichkeit und Krystallisationsgeschwindigkeit beeinflussen. Das Wasser hat nach Arrhenius einen chemischen Einfluss als Säure, und wirkt auch schmelzpunkterniedrigend. Die Viscosität wird durch Wasser gemindert. All dies muss andere Verhältnisse er- zeugen als bei trockenen Schmelzen, daher auch vielfache Unter- schiede in den Ausscheidungsverhältnissen sich ergeben Die grössten Unterschiede werden die Mineralisatoren erzeugen; ihre Wi kung ist eine mehrfache: 1. Während der Schmelz- punkt durch Druck gehoben wird, wirken die Mineralisatoren im entgegengesetzten Sinne und zwar sehr kräftig, ähnliches scheint auch für Wasser der Fall zu sein (nach einem Versuche von Fouque und Michel-Levy, citirt in der Arbeit des letzteren, Porphyre bleu de l’Esterel, Bull, de la soc. geol., Serie III, 27). Die Erhöhung der Schmelzpunkte durch Druck dürfte keine sehr grosse zu sein, denn nach meinen Versuchen war die Volumänderung beim Schmelzen einiger Mineralien keine so grosse, daher auch der Einfluss nicht sehr gross sein dürfte, aber er kann für verschiedene Mineralien ver- schieden sein. 2. Die Mineralisatoren ändern die Löslichkeit der Mineralien im Silikatmagma, diese dürfte durch den Druck vielleicht 1 Vergl. JIeyerhofer 1. c. 320. 2 Siehe Referat von M.\x. B.vuer über die Arbeit von Schröder VAN DER Kolk, Centralblatt 1902, p. 376. 2 Vergl. Becke, T. Min. Mitth., XVI, p. 330. 550 C. Doelter, Ueber einige pelrogeneüsche Fragen. sehr kräftig verändert werden, so dass dann umgekehrte Aus- scheidungsfolge als in Laven möglich wäre. 3. Die Viscosität der Silikatschmelze wird gemindert, die Reaktionsgeschwindigkeiten können verändert werden. 4. Die Mineralisatoren wirken oft als Katalisatoren, Reaktionsbeschleuniger (im Sinne Ostwald’s). 5. End- lich können sie andererseits in manchem Falle auch chemische Wirkung haben. Wir sehen, dass der Druck hauptsächlich auf die Löslichkeits- verhältnisse wirkt und überdies indirekt, indem er das Wasser und die Mineralisatoren am Entweichen verhindert. Die behauptete Ein- wirkung des Druckes auf die Krystallbildung bestätigt sich nach den Versuchen Oetling’s nicht, bei Tiefengesteinen scheint dies eher von der langsamen Erstarrung abzuhängen, auch scheinen hier die Perioden der Ausscheidung einzelner Mineralgruppen länger ge- dauert zu haben und auch der zeitliche Beginn der Krystallisation bei einzelnen Gruppen weniger nahe zu liegen. Der Einfluss der Temperatur dürfte auch hier namentlich bei der Vertheilung der Salze in der Lösung ein sehr grosser sein; vielleicht noch grösser als bei Laven. Was nun die Differentiation anbelangt, so glaube ich, dass dieselbe eigentlich nur der vollständig durchgeführte, chemisch- physikalische Process der Mineral-Ausscheidung ist, d. h. eine Sonderung der Mineralien, welche im undifferencirten Gesteine nur zur Ausscheidung derselben, im differencirten zur volRtändigen Trennung führt, was in ersterem nur begonnen ist und im Kleinen durchgeführt, ist in letzterem im Grossen vollendet. Dabei glaube ich, dass die sogenannten Kerne nichts anderes sind als die Mine- ralien selbst, wie dies Bröggeri wahrscheinlich gemacht hat. Daher das Auftreten von Labradoriten, Pyroxeniten, Feldspathiten, Ilornblenditen. Differentiation kann bei viscosen Gesteinen nicht statlfinden, daher sie auch in den Ergussgesteinen fehlt; eine Wanderung in diesen Magmen ist nicht möglich, die zuerst ausgeschiedenen Mine- ralien, z. B. der Olivin repräsentirt sich als scheinbarer Einschluss, da er nicht wandern und sich zu Gangmassen oder Randfa' ies- bildungen concentriren kann. Differentiation fuidet daher nur unter Druck statt, d( r Druck ist aber erst in zweiter Linie wirksam, hauptsächlich verhindert er das Wasser in die Mineralisatoren zu entweichen; letztere halte ich für unbedingt nöthig bei der Dilfe- rentiation, da sie die grosse innere Reibung, die bei viscosen Ge- steinen vorhanden ist, vermindern, und einige Versuche in dieser Hinsicht zeigen dies 2. Am Monzoni haben wir als Differentiationsprodukte Gang- 1 Ganggefolge des Laurdalits. 2 Chem. Zusammensetzung etc. der Monzonigesteine, Tsch. Min. Mitth., XXI, Heft 3. Carl Ochsenius, Das Gesetz der Wüstenbildurg etc. Ö51 massen von Pyroxen, Labrador, kleinere Ausscheidungen von Ortho- klas, daneben Combinationen von Orthoklas-Plagioklas in Gangform,. Pyroxen-Magnetit, Pyroxen-Biotit, Pyroxen-Plagioklas. Letztere sind intermediäre Bildungen, bei -svelchen die Differentiation noch un- vollendet ist, es lie.ssen sich diese als Zustände des Ungleichge- wichtes bezeichnen. Der Fall der vollständigen Differentiation ist ein seltener, weil die hemmenden Kräfte sie verhindern, z. B. ein- tretende Viscosität in Folge des Sauerwerdens des Magma durch. Druck-Aenderung, durch Sinken der Temperatur. Dass jedoch die sehr häufig auftretenden chemischen Ver- schiedenheiten in den Gesteinen eines Eruptivstockes noch ausser- dem durch Einschmelzung der durchbrochenen Massen, wenigstens theilweise und auch durch andere Ursachen bewirkt werden können, ist wahrscheinlich Was uns noch unverständlich erscheint, ist die Natur der Kraft, welche die Mineralien auseinander treibt, und in einigen Fällen zur vollständigen Sonderung führt, dass diese durch Visco- sität, Temperaturverhältnisse, Capillare, durch Erstarrung und theilweise Ausscheidung gehemmt werden kann wie bei jeder Re- aktion, kann uns n'cht wundern. Völlige Differentiation wäre ver- gleichbar mit einer im ganzen System (hier im Eruptivstock, Lakko- lith) zu Ende geführten Reaktion, diese scheint aber oft nur in wenigen Theilen desselben durchgeführt zu sein, zumeist nur theilweise. Es kann aber auch die entgegengesetzte Reaktion wieder eintreten, wenn beispielsweise durch Nachschübe Temperaturerhöhung, oder wenn Druckverminderung eintritt, dann erfolgt Mischung, Wieder- herstellung des gemengten Gesteines. Das Gesetz der Wüstenbildung von Johannes Walther-Berlin 1900. Von Carl Ochsenius. Marburg, August 1902. Dieses fesselnd geschriebene Buch enthält folgende Passrns.: 1. S. 73. »Die von Ochsenius mit so viel Nachdruck ver- fochtene Ansicht, dass eine Barre am offenen Meere Bestand habe, und bei allen Abrasionsvorgängen und allen Oscillationen des Meere.s- spiegels persistiren könne, widerspricht aller Wahrscheinlichkeit und ässt sich aus der Gegenwart an keinem Beispiel belegen. Der viel- genannte Karabugas ist die Bucht eines abflusslosen Binnensees und wird uns noch von diesem Gesichtspunkt aus wichtige Auf- schlüsse geben«. 2. S. 140. »Untersuchen wir die heutige Erdoberfläche, so stellt sich die eigenthümliche Thatsache heraus, dass weder am 552 Carl Ochsenius, Meeresgrund, noch an den Meeresküsten irgendwo grössere Salz- lager unter den von Bischof und Ochsenius formulirten Bedingungen in grossen, ,durch eine Barre abgeschnittenen Küstenbuchten* ent- stehen«. 3. S. 156. »Angesichts solcher, in der Gegenwart leicht zu be- obachtender Thatsachen, dürfte es wünschenswerth erscheinen, das Problem der Bildung fossiler Salzlager, wie dies von Ramsay, E. Fbaas, W. Branco u. A. schon geschehen ist, einer erneuten Prüfung zu unterziehen und die von Ochsenius mit so grossem Erfolg begonnenen Studien über den Chemismus bei der Salzbildung auch nach der klimatolpgischen Seite weiter zu verfolgen«. Da muss ich mich natürlich in nachdrücklichster Weise wehren, um das Produkt von mehr als SOjähriger Beobachtungsarbeit und Gehirndestillation in Schutz zu nehmen. Also : ad 1. Oceanische Barren am offenen Ocean giebt’s unzählige seit Menschengedenken. Besonders häufig sind solche vor Fluss- mündungen; da entstehen durch Ablagerung des von dem Flusse mitgeführten Materials Sand- oder Schlammbänke, die als Untiefen oft ein grosses Hinderniss für die Schifffahrt bilden. Sehr ausge- bildet finden sieh solche an der Westküste des Schwarzen Meeres zwischen Donau und Dnjepr und an der preussischen Ostseeküste. Nicht immer kann ein Süsswasserrinnsal als die Ursache der Barren- bildung angesehen werden. So empfängt z. B. der grosse Thalmuldenhafen von San Fran- cisco bloss die beiden Flüsse S. Joaquin und Sacramento, und commu- nicirt mit dem Pacific nur durch das goldene Thor (golden gate); halbkreisförmig liegt öceanseitig vor diesem eine Barre, die auf den Karten deutlich verzeichnet ist (Berghaus Hydrograph. Attas IV). Unmöglich kann die ihren Ursprung in dem Material haben, was der S. Joaquin und Sacramento anbrachten und bringen; denn die hätten doch zuerst den grossen Hafen ausfüllen müssen. Die Barre im offenen Ocean existirt schon lange. Aber lassen wir alle Fälle, bei denen Flüsse der Mitwirkung verdächtig sind. Das Mittelmeer ist durch die Meerenge von Gibraltar mit dem Atlantischen Ocean verbunden. Auf der Linie quer von Gibraltar nach Ceuta an der afrikanischen Küste ist das Mittelmeer 1000 m tief, etwa 20 km westwärts auf der da zwischen Tarifa und der Ciresspitze nur 14'lz km breiten Meerenge findet sich eine Barre von 1000 — 448 m Meerestiefe d. h. 552 m Höhe; dann folgen noch drei Barren, nämlich eine 14,5 km weiter westlich mit 338 m Meerestiefe d. h. 662 m Höhe, darauf in 10 km Distance eine mit 320 m Tiefe und über 680 ni Höhe, ferner in 19 km Entfernung die letzte, die sogen. Schwelle von Gibraltar auf der Linie Trafalgar— Spartel mit nur 82 m Tiefe, also mit einer Barrenhöhe von 918 m über den 1000 m. Thatsachen: Auf dem in äquatorialer Richtung mitten durch die Strasse von Gibraltar gelegten Profil reicht die 1000 m Tiefen- linie bis nahe an den Meridian von Gibraltar selbst, 173 km weiter Das Gesetz der Wüslenbildung etc. 553 westlich trifft man die Tiefenlinie gleicher Valenz im atlantischen Ocean, und in dem Gibralter zunächst liegenden Drittel der ganzen Distance linden sich (Berghaüs, Hydrogr. IX und Stieler 35) nicht weniger als vier Barren, die wer weiss wieviel Millionen Jahre schon dem Ansturm der oceanischen Oberflächenströmung und der mediterranen submarinen widerstanden haben. Diese Barren werden schwerlich durch Abrasionsvorgänge und Meeresspiegeloscillationen alterirt. Ja sie würden es auch wohl nicht, wenn sich das ganze westliche Mittelmeerbecken um 324 m höbe. Dann wäre Sicilien mit Tunis und Calabrien vereinigt (die Strasse von Messina ist an der flachsten Stelle nicht ganz 200 m tief), und bei mangelnden Süsswasserzugängen wäre eine colossale Salzpfanne mit nur 5 m Wasserstand — 329 m ist die tiefste Stelle auf der Linie Trafalgar- Spartel — über der Barre gegen den atlantischen Ocean hergestellt. Schwerlich würde diese Zahl reichen , aber eine Berechnung darüber wäre doch Zeitverschwendung. Da könnte man allerdings sagen; unterseeische Riegel giebt es viele, allein das sind noch keine Barren! Nun, solche entstehen auch in Folge blosser Brandung an Küsten- strichen, an denen keine Flüsse münden, so be'^onders im süd\\e.st- lichen Frankreich an der Bai von Biscaya, wo sich hinter den sandigen Barren sogen. Etangs formirt haben. Eine Salzbildung kann jedoch da bei 100 cm jährlicher Regenmenge nicht in den recht zahlreich au der Küste vorhandenen Etangs Platz greifen. Dergleichen Situationen lassen sich an der Hand von Seekarten sehr, sehr viele nachweisen. Die sind schon nicht mehr unwahr- scheinlich, sondern leibhaftig vorhanden. Es geht aber auch ohne nautische Karten. Offenbar besitzt der jugendliche, thatkräftige Herr Universitätsprofessor Dr. Johannes Walther keine alte Literatur. In solcher findet man oft viel noch recht brauchbares. So steht z. B. im 1849 er Handbuch der Geognosie von Walchner S. 404 ff.; »Oefters trägt das Meer die Kies- und Sandmassen nicht bis auf den Strand, sondern nur bis in seine Nähe, wo sie Untiefen und Sandbänke bilden, und niemals führt es sie in den Grund von Buchten oder Meerbusen, sondern nur bis vor ihren Eingang, wo es Barren von Geröllen oder Sand absetzt, über welchen die Bewegung seiner Wellen aufliört Solche Bildungen, zuweilen meilenlang, sieht man fast an allen Küsten, und auf ihre Entstehung hat die tägliche Fluth weniger Einwirkung als der herrschende Wind, indem man sie auch an den Küsten solcher Meere findet, deren Fluth gering oder sehr un- bedeutend ist. Ein sehr interessantes Beispiel einer solchen Ab- lagerung, deren Längenausdehnung jederzeit senkrecht auf die Richtung des vorherrschenden, gegen die Küste laufenden Windes ist, giebt die Ghesilbank, ein 4 deutsche Meilen langer Geröll- damm, der die Insel Portland mit dem Festlande Südenglands verbindet«. Walchner bespricht im folgenden dieselben Verhältnisse bei 554 Carl Ochsenius Pülau und den OstseelialTen, die Etangs, Sandwcälle und Lagunen an der Küste von Texas etc. Die besten Beweise für die salinische Thätigkeit derartiger Sperren citirt jedoch Walther selbst durch seine Beschreibung der Verhältnisse am Adschidarja bezw. dessen Mündung Karabugas obschon er diesen Verhältnissen Beweiskraft abspricht, weil sie nicht am offenen Ocean, sondern an einem Binnensee obwalten. Der Grund ist nicht stichhaltig, denn dieser Binnensee ist bei 463244 qkm Flächenraum und 1260 km Länge mit Tiefen bis 900 m der grösste der Erde und grösser als die blos 357 900 qkm haltende Ostsee mit nur 427 rn Maximaltiefe. Die Vorgänge auf einer so be- deutenden Wasserfläche unterscheiden sich nicht von denen auf offenem Ocean , sofern nur die in Rede stehenden Umstände zu berücksichtigen sind, sc. partielle Abschnürungen von Buchten durch Sandbarren. S. 76 im Gesetz der Wüste steht nämlich : »Die Bucht von Krasnowodsk wird durch eine 35 km lange Sandbarriere von dem stürmischen Meere abgegrenzt Zwei gegen einander wachsende Nehrungen haben sicli bis auf 100 m genähert und einen 5 km langen Kanal offen gelassen, das gefürchtete »schwarze Thor« oder Karabugas. So ist ein Haff entstanden. Das Wasser des Caspi strömt während des ganzen Jahres in den Adschidarja mit einer Geschwindigkeit von 24 — 44 m. Eine ganze Kette solcher Haffe wild besonders im südlichen Ufergebiet des Caspi gebildet. Eine lange Kette von Buchten werden zu Haffen verwandelt, in die die starke Salzlösung hineingesaugt wird um darin immer mehr ein- gedampft zu werden. Von der Wüste dringt transgredirend das Sandmeer der Karakum heran, und wie Streusand auf frische Schrift wirkt der trockene Sand auf die Salzseen. Es entsteht eine Kette von Salzstöcken und Gypslagern, die den klastischen Sedimenten des Binnensees aufgelagert und von Sandsteinen überlagert werden. Und all diese Vorgänge spielen sich ab, ohne dass eine Hebung und Senkung der Erdrinde oder eine Oscillation des Oceans dabei irgend wie thätig wäre 2«. S. 120 steht; »Die weite Fläche des Karabugas ist schon durch die Nehrung abgeschnilten bis auf einen 100—500 ni breiten Kanal, ^ Ich bemerke, dass die Salzlösungen keineswegs stark sind. Im nördlichen Theile ist das Wasser nur brakisch und im südlichen Theile hat es nicht über 37,7 Theile Salz gegen 100 im Oceanwasser. Wer keine geologischen Werke hat, kann das im Gonversations- Lexikon lesen. 2 Dieser Schlusssatz gehört mir; denn ich bin der Erste gewesen, der gezeigt hat, wie eine Veränderung der Barrenhöhe die Wechsellagerungen von marinen, biakischen und limnischen Schichten hervorrufen kann, ohne dass des Oceansniveau sich ändert oder das Land krakenartig auf- und abtauch'. Wai.ther identificirt hier im Geiste aber doch den Caspi mit dem Ocean — und mit Recht. Er nennt den Caspi ja auch »stürmisches Meer«.. Das Gesetz der Wttstenbildung etc. 555 und im südlichen Caspi sind andere Nehrungen entweder noch in Bildung hegrifTen, oder ihre Lagune ist schon vom Lande her zu- geschüttet«. S. 129 besagt; »Das einschrumpfende nordcaspische Meer hinterliess auf dem trocken gelegten Seeboden eine Anzahl von flachen Wassertümpeln, erfüllt mit einer an Goncentration immer mehr zunehmenden Salzsoole- Buchten des sich verkleinernden Binnensees mussten durch Nehrungen und Barren abgetrennt werden, so wie sich jetzt noch am Ostufer des Caspi der Karabugas ab- gliedert«. Ich sollte meinen, das von Walther hier gesagte reicht doch vollkommen hin, um zu beweisen, dass Barren, mögen sie auch nur aus sandigem Material bestehen, Widerstandsfähigkeit genug gegen oceanische Brandung haben, um einen Salzbildungs- process im Innern der von ihnen partiell abgeschnürten Bucht einzu- leiten und unter Umständen zu überdauern. Wenn nun Walther die Stabilität der Barre anzweifelt, so ist da zu bemerken, dass ich eine starre Permanenz derselben bei meiner Bildungserklärung der Steinsalzlager keineswegs voraussetze. Sie muss nur so lange halten, bis das Salzflötz unter das Dach seines Anhydrithutes gebracht ist. Thut sie das nicht, so wiid die Salzlake wieder ins Meer zurückgenommen oder das Salzflötz wieder gelöst und lässt nur sein Liegendes, den Gipsgrund bezw. Anhydrit- lagen zurück. Solche Fälle sind von mir bereits mehrfach angeführt worden. Gipslager ohne massiges Salz gibt es in Menge. Aber auch Recoiistrukt'onen kommen vor. Die Barre unseres norddeutschen Kalibusens versandete total kurz nach dem Beginn des Laugen- ausflusses, blieb so bis nach der Vollendung der Salzthondecke über den erstarrten Edelsalzen und wurde vom Ocean darauf in den Status quo ante versetzt, so dass sich nun ein regelrechtes Stein- salzflötz ohne Nebensalze absetzen konnte. Auch bei dem Werde- gang der Kohlenflötze muss eine Zerstörung der Barre, der Holz- barricade im Flussarm, der den Kohlensee speist, jedesmal (annehmbar durch Hochwasser) stattgefunden haben, wenn eine Gonglutinatschicht zwischen den einzelnen Kohlenflötzen auftritt; denn Gerölle, Grand und Sand gehen doch nicht über Barren weg, die muss vorher eingeebnet worden sein. Eine Reconstruction brachte wieder reine Kohle oder reinen Thon u. s. w., je nach dem Wasseistande. Ich habe also von jeher durchaus keine absolute Widerstandsfähigkeit bezw. Dauer der Barren für meine Erklärung beansprucht oder nötig gehabt. Allein das muss doch zugegeben werden, dass oceanische Buchten mit enger Mündung, welche nur Seewasser erhalten und es rasch verdampfen, keinen Salznieder- schlag entstehen lassen können, denn sie bleiben nicht abflusslos, weil die durch Concentration schwer gewordenen Salzwasserschichten untersinken und sich vom Grunde den Weg zurück in den Ocean 556 Carl Ochsenius, suchen, wenn sie nicht durch eine genügend hohe Barre zurück- gehalten werden. Einen thatsächlichen Beweis dafür gibt uns das Mittelmeer, das über die Schwelle von Gibraltar schweres, d. h. etwas concentrirtes Salzwasser dem Atlantic submarin zuschickt, während normales an der Meeresoberlläche durch die Strasse einströmt. Wenn also Walther meint, die Karabugasbarre existiere nur in meiner Phantasie, so muss er dort Lotungen gemacht oder vorgefunden haben, die das beweisen. Sicher ist, dass sie vorhanden war, weil der Boden des Adschidarja Steinsalz von unbekannter Mächtigkeit im Grunde besitzt. Ist die Barre jetzt eingeebnet, so gibt der Adschidarja durch seine Mündung Karabugas alles bislang dem Caspisee entzogene Steinsalz »ohne Murren« wieder ab. Steinsalz- lager, die seitlich von Lösungswassern angefasst werden, gibt es nicht, d. h. sie dauern nicht, sondern sie kehren in ihren früheren Lakenzustand zurück. Ob nun die in Frage kommenden Salzlösungen noch Original- eceanwasser sind, oder ob sie von zerstörten, früher vom Ocean abgesetzten Steinsalzflötzen herrühren, bleibt sich doch für den Processverlauf ganz gleich. ad 2. Dieser Processverlauf ist zuweilen in raschem Tempo vorgegangen. So ist es am Ostufer des Gaspi vorgekommen, dass die Besatzung eines russischen Forts sich zur Aufgabe desselben gezwungen sah, weil die fischreiche Uferbucht am Fort durch Sturm mit einer Nehrung versehen wurde, die nach und nach eine der- artige Goncentration des Buchtwassers zur Folge hatte, dass die Fische, auf deren Fang die Besatzung als Provianttheil angewiesen war, das offene Wasser aufsuchten oder coagirten. Aus einer fisch- reichen Bucht wurde allmälig eine bitterversalzene fischleere, und zwar quasi unter den Augen der ganzen Garnison. Wenn nun Walther meint, es sei eigenthümlich, dass keine durch Barre abgeschnittenen Küstenbuchten entstehen, so stellt er selbst diesem Ausspruch seine vorstehend citirten Angaben aus der Caspigegend gegenüber, obgleich er die nicht gelten lassen will. Ein ähnlicher Fall liegt übrigens vor bei den Kohlenflötzen. Wer sieht denn heutzutage sich ein solches bilden? Mir war es ver- gönnt, hier in der Lahn bei einem Brückenbau den Werdegang eines quartären Kohlenfl'tzchens skelettiren zu können, und das reichte hin für den Aufbau der ganzen Erklärung. ad 3. Zu der Aufforderung der Prüfung des Problems der Bildung fossiler Salzlager gibt W. selbst S. 151 einen charakteri- tischen Beitrag. Da heisst es: »Prüfen wir jetzt die Prämissen, unter denen heutzutage in allen abflusslosen Regionen Salz- ausscheidung beobachtet werden kann, so sind folgende Annahmen notwendig: 1. »Eine Lösung von beliebiger Herkunft und beliebiger Goncentration, mag dieselbe eine abgeschnürte Meeresbucht erfüllen, mag sie durch Verwitterung und Auslaugung nicht mariner Schichten Das Gesetz der Wüstenbildung etc. 557 entstanden sein, oder mag das Seesalz aus den marinen Schienten einer früheren Periode ausgelaugt sein — in allen diesen Fällen kann dasselbe Resultat erreicht werden. — Substituirt man hier einige Ausdmeke zu Anfang, so stimmt die Behauptung mit meiner Erklärung. Der Satzbeginn würde dann lauten : »Eine Lösung von oceanischer Herkunft und üblicher Con- centration mag eine partiell abgeschnürte Meeresbucht erfüllen.« Dann ist das ganz mein Eigenthum. Abflusslos ist die Salzbucht während der ersten drei Phasen der Salzbildung sicher; erst die letzte vierte Phase entlässt submarin die Bittersalze während der Formation des Anhydrithutes still über die Unterkante der Eiarre hinweg. Die weiteren Verhältnisse; Verwitterung, Auslaugung etc. gehören nicht hieiher; sie beziehen sich auf secundär abgelagerte Salz- schichten. Die sind stets unrein und haben keinen ausgeprägten Anhydrithut. S. darüber Zeitschr. f. pract. Geologie 1893, S. 194. 2. ein Wüstenklima mit hoher Verdunstung und geringen Niederschlägen. Ist auch von mir vorausgesetzt. 3. ein Wüstenklima mit starker Insolation, gelegentlichen Schneefällen und Ivälteperioden, heftigen Stürmen, wandernden Dünen und treibendem Sand.« Diese Bedingungen sind durchaus nicht unerlässlit h. Schnee hat schwerlich bei der Bildung der quartären Salzflötze in Luisiana bei Petit Anse und im peruanischen Litoral bei Payta (5° s. Br.) mitgewirkt, und Sand gehört keineswegs zu den notwendigen Begleitern primitiv abgesetzter Salzlager. Salzthon ist in der Regel mehr mergelig bezw. dolomitisch als sandig. Als Spezialfall, der Dünenwanderungen als Ursache der Deckmaterialbildung bei Salz- flötzen entschieden bestreitet, möge erwähnt sein der Befund im Salz von Burgbernheim bei Schweinfurt in den Münchener Geog- nostischen Jahresheften 1901. S. 122. Es sind da nur vereinzelte Sandschmitzen im Anhydrithut genau verzeichnet und näher erörtert. In demselben 127 Quartseiten starken Hefte steht S. 108: »Für den Abschluss des Muschelkalk-Salzlagers in Süddeutschland kann also jene Auffassung der Entstehung des Salzthones nicht Platz greifen, welche von Joh. Walther und nach ihm auch von Eb. Fraas und F. A. FCrer vertreten wird. Hier existirt überhaupt kein eigentlicher Salzthon unmittelbar über dem Salz, sondern normal eine Anhydrit- decke, welche zwar thonige Schichten enthält und so lithologisch zu manchen Vorkommen von Salzthonen von ferneher überleitet Der hangende Salzthon ist daher im allgemeinen nur eine besondere eigenartige Form des normalen Anhydrithutes nach den Ausführungen von OCHSEXIUS.« Eine prägnantere Bestätigung dieser meiner Anschauung über Specialitäten beim Salzbildungsprozess kann ich mir ja nicht wünschen. 558 Carl OchsenLus, Ich habe mehrfach publicirt: »Gegen Ende, also mit der 4. Phase des Prozesses nimmt die Bucht den Charakter eines Bittersees an, 'vodurch die Vegetationsdecke der Uferregionen zu Grunde geht. Der Wind fasst den nackten Boden fest an und ver- weht dessen Staub, dalier die oft beobachtete Thatsache, dass der Salzthon in den oberen Parlhien eines Steinsalzflötzes stärker ver- treten ist, als in den unteren. Oceanwasser spült keine nennens- werthen Thonmassen ein.« Ob nun Stürme die schweren Laken arg aufzuwühlen im stände sind, steht dahin. Ich bezweifle es. Doch ist dieser Umstand nicht erheblich. Erheblicher für mich ist das Endurteil, welches auf S. 118, 119 lautet : »Es zeigt das die Entstehung von Theilmulden im Gebiete des Wellenkalkmeeres an, welche eine erhöhte Ausscheidung der sali- nischen Substanzen als eine Episode der marinen Entwicklung nach sich zieht; an keiner Stelle dagegen zeigt sich irgend eine Er- scheinung, welche auf eine ausgedehnte Trockenlegung etc., wie man sie nach den fesselnden Ausführungen Joh. Walthers an- nehmen müsste, schliessen Hesse. Wenn man erwägt, dass Ghlor- natrium fast die dreifache Menge Wassei’, Gips noch viel mehr zu seiner Auflösung nöthig hat, und man nach Walthers Ausführungen nur sehr allmählige Zuführung von Ghlornatrium unter fortdauernder, auch quantitativ gewaltiger Zei Störung älterer, mariner Sedimente annehmen müsste, und trotzdem in der Reihe der Schichten des gesammten Muschelkalks von Zerstörungsproducten solcher älteren Sedimente (also bei einer nothwendigen Zufuhr ungeheurer Wasser- massen nach dem Salzbecken) gar nichts wahrnehmen kann', so wird man verstehen, warum Er. Fr.vas nur von gänzlich abge- trennten, abflusslosen Meeresarmen spricht, welche der völligen Verdunstung anheimgefallen und dann durch Wüstenstaub zugedeckt worden sein sollen. Dass aber allein die Verdunstung solcher Becken ohne lange und stetige Zufuhr schon salzigen Wassers nicht die zum Theil über 100 m mächtigen salinischen Absätze des mittleren Muschelkalks bilden konnte, das ist klar und schon oft wiederholt worden; wir haben daher eine Salzwasserzufuhr zu er- wägen, welche mit Wasser und Salzen keine weiteren Sediment- einschaltungen mit Verwitterungsproducten zerstörter Gebirge oder weiter Landesebenen verbürgt, und diese gewährt meiner Ansicht nach bis jetzt nur die Barrentheorie von G. Ochsenius, dessen Ideen wir uns trotz der anregenden Darstellungen Joh. Walther’s in den 1 Es müssten besonders in den centralen Tiefenregionen solcher abflussloser Gebiete, welche zugleich auch die Haupt- entfaltung der salinischen Gebilde zeigen, in deren Unterlage grosse Detritusansammlungen sich befinden. Auch bezüglich der Voraus- setzung der Zerstörung älterer, mariner Sedimende käme man bei dem Muschelkalksalzlager und noch mehr bei den älteren und ältesten Lagern in grosse Verlegenheit. Das Gesetz der Wüstenbildung etc. 559 vorhergehenden Schilderungen im Grossen und Ganzen eng ange- schlossen haben und zu bestätigen Gelegenheit fanden«. Aehnlich drückt sich ein anderer Münchener Geologe in seiner Arbeit: »Geber eine Tiefbohrung bei Mellrichstadtdlhön«, auch in den geognostischen Jahresberichten, aus mit den Worten; »Eine befrie- digende Erklärung der Bildung der Salzlagerstätten mit ihren Begleit- schichten bei Annahme der Barrentheorie findet man in mehreren neuen Bublicationen vor. Eine sehr klare, hübsche und kurze Darlegung des muthmasslichen Bildungsvorganges auf Grund der Studien des für Ermittelung dieser Verhältnisse besonders verdienstvollen Forschers Ochsenius ist in Rosenbusch’s Elementen der Gesteins- lehre bei Gelegenheit der Charakterisirung des Steinsalzes enthalten«. Ich denke, das genügt zu meiner Rechtfertigung. Behufs der Ausarbeitung vorstehender Rechtfertigung musste ich natürlich die beiden Wüstenbücher von Jon. Walther genau durchgehen und habe bei dieser Gelegenheit manches gefunden, vas mich befremdet. Auch mir sind afrikanische, sowie nord- und südamerikanisclie Wüsten keine persönlich unbekannten Gebiete, und desshalb tragen meine Zusammenstellungen vielleicht dazu bei, Erklärungen da zu provociren, wo ich sie nicht zu geben im Stande bin. Gitiren wir: S. 1. im Gesetz der Wüste' steht der Satz: »Salzreich sind auch viele Wüsten; Salzseen, Salzsümpfe und salzige Quellen sind weit verbreitet; aber während die chemische Zusammensetzung des Meerw’assers vom Pol bis zum Aequator und vom Strand bis zur Tiefsee annähernd dieselben Elemente zeigt, ist das Wüstensalz qualitativ von überaus wechselnder Beschaffenheit. Salze, wie Glaubersalz, Borax, Natron, welche im Seewasser nur eine geringe Rolle spielen, charakterisiren den Salzgehalt von Wüstenseen, fast jeier See hat eine andere Zusammensetzung und eine andere Gon- centration, und grosse Wüstenstrecken sind dagegen wieder so salzarm, dass die Beduinen weite Reisen unternehmen, um das nöthige Nahrungssalz zu erhalten«. Damit springen wir von vornherein in den Brennpunkt der ganzen Cuestion, in das Salz, mittenhinein. Holen wir nun zusammen, was constatirt und darüber gesagt worden ist. S. 17. (G.) Blendend weisses recentes Salzlager leuchtet uns dort (in der Wüste) entgegen. S. 75. (G.) Der hohe Salzgehalt vieler Wüstenseen bringt die mit den Flüssen herbeigetragene Flusstrübe zum Niederschlag. S.78. (G.) Das blendende Weiss des salzigen Takyrs ... S. 81. (G.) Der ' In der Folge bezieht sich D. auf das erste Wüstenbuch, die Dellation, G. auf das zweite Gesetz der Wüste. 560 Carl Ochseniiis, hohe Salzgehalt des Bodens ist last überall bemerkenswerth, iiinmit aber in den Depressionen stark zu. S. 50. (D.) In vielen Depressionen der Sahara finden sich Seen, welche durch Verdunstung zur »Sebcha« d. h. Senke mit salz- erdiger harter Kruste auf schlammiger, sumpfiger Unterlage werden. Alle Oasen der nordafrikanischen Wüsten sind (nach Rohlfs) durch Sebchabildungen ausgezeichnet. S. 185. (D.) Salzlose Regionen sind in der Wüste ebenso weit verbreitet wie salzige. Ich traf in Uadi Arabah am Fusse der nördlichen Galala eine Karawane, welche mehrere Tage weit geritten war, um dort Salz zu graben, und aus der mittleren Sahara wird dasselbe berichtet. Um so salzreicher sind die den Küsten nahe gelegenen Randgebiete, und hier ist die Existenz des Salzes leicht erklärlich >. S. 144. (G.) Hier inteiessirt uns nur die Thatsache, warum und dass soviele Felsen in der Wüste salzreich ; aber der Salzreich- thum der Wüsten ward noch wesentlich gesteigert . . . Efflorescenzen finden sich häufig erwähnt, so u. a. S. 41. (G.) Salz efdorescirt aus den Felsen. Also Salz genug einstweilen, aber was für Salz? Auch darüber sind Daten vorhanden; sie werden mehrfach als hygroskopisch bezw. leichtlöslich geschildert. Notiren wir: S. 20. (G.) »Endlich giebt es sehr hygroskopische Salze, die am Felsen oder Boden solange kleben bleiben, bis ein Regenguss sie entfernt«. S. 60. (G.) »Leichtlösliche Salze .sind aus dem Boden ausge- blüht und überziehen Felsen und Erdboden mit einer weissen Kruste«. Weiter beist es z. B. S. 112 (G.) »auf dem durch hykroskopische Salze feuchtgehaltenen Takyrboden muss jedes Stäubchen festkleben«. S. 138. (G.) »Der Wind bläst allen Salzstaub aus der Wüste heraus, und so geraten eine Menge leichtlöslicher Salze in die Löss- ablagerung hinein«. S. 57. (G.) »Die Wüstengewässer der algierschen Sahara ent- halten nach Rolland Ghlornatrium 0,039—4,03; Magnesiumsullät 0,100— 0.916 ; Ghlorkalium 0,005—0,307 ; Natriumsulfat 0,025—1,214 etc.« Also Mutterlaugensalze in optima forma. Leibhaftige fertige Stein- salzflölze haben nur Chlornatrium und Calcium sulfat. Weiter steht da: »Viel häufiger ist der Gehalt noch höher und kann sich soweit steigern, dass eine Quelle ganz ungeniessbares Wasser liefert. Es ist begreiflich, dass der Wüstenreisende nur selten Veranlassung nimmt, solche , bittere' Quellen zu untersuchen«. 1 Vorgreifend muss ich diesen Anspruch W.xlther’s betonen. Salzfreie Regionen im Innern und salzreiche Küsten sind doch nicht vereinbar mit der Behauptung, dass das Wüstensalz überhaupt aus den marinen Sedimentgesteinen stammt. Deren giebt’s sowohl an der Küste als auch im Innern. Aber gerade an den Küsten fanden früher Steinsalzlagerbildungen statt; daraus erklärt sich alles. Das Gesetz der Wüstenbildung etc. 561 Analysen von Wiistensalz hat Walther leider nicht mitge- bracht bezw. in seinem Wüstengesetz mitgetheiit. Ich vermnthe aber, dass auch Chlormagnesium nicht in den Salzgemischen fehlt, weil S. 192 (D.) von eigenthümlich dunkeln Stellen mitten im Sand bei feuchtem Wetter die Rede ist, welche Schweinfurth treffend als »Oelflecke« bezeichnet. Ganz dasselbe Vorkommen der sogen. Oelflecke ist bereits von Raimondi aus der Salpeterwüste von Tara- pacä beschrieben worden. Es ist Chlormagnesium, das stellen- weise den Boden eintränkte, im Schatten oder Nebel alsbaldigst feucht wird und den Boden dunkel gefleckt mit öligem Ansehen erscheinen lä.sst. Zu der Liste der Wüstensalze lässt sich noch anführen Sal- peter. Darüber berichtet die Handelskammer von Algier, dass die Oasengruppe Tuat beim Gurarasalzsee solchen liefert, mit welchem die Eingeborenen Schiesspuler läbriciren. (Deutsche Bergwerks- Zeitung 22. 8. 1902.) Hier scheint es mir auch passend, auf die von W.alther auf S. 1 im Gesetz der Wüste betonte, vorhin citirle, überaus wechselnde Beschaffenheit des Wüstensalzes mit einigen Worten schon hin- zuweisen. Da Meerwasser, wie er selbst da sagt, vom Pol bis zum Aequator und vom Strand bis zur Tiefsee, im Gegensätze zu jener, annähernd dieselben Elemente zeigt, muss auch der Gehalt an salinischen Substanzen, welche W. in marine Gesteine einschliessen lässt, der qualitativ gleiche sein, d. h. die lösenden Gewässer müssten während langer Perioden in jede von ihnen gespeiste abflusslose Senke ein Salzgemisch transportieren, dessen Zusammensetzung dem des Meerwassers entspricht, ferner müssten alle Senkencomplexe iden- tische Salzgehalte additionsvveise darstellen. Das ist nun durchaus nicht der Fall. Die Sachlage ergibt sich jedoch vollkommen in anderer Weise, wie ich bereits lange vorher u. a. 1893 in der Zeit- schrift f. prakt. Geologie auseinandergesetzt habe. Die concentrirten Mutterlaugenreste, welche über einem Stein- salzflötz stehen bleiben und bei dessen Hebung ausgeschüttet werden, lassen häufig eine Trennung ihrer Componenten auf ihrem Marsche bezw. auf dessen Stationen erkennen. Da scheiden sich oft Sulfate von Chloriden, Boraten und secundär gebildeten Carbonaten. Das sind Thatsachen, die fast überall in Salzgegenden mit schwachen atmosphärischen Niederschlägen beobachtet worden sind, in Nord- und Südamerika, Asien u. s. w. Ich habe s. Z, auch mit Illustrationen aus dem nordamericanischen Westen gezeigt, dass auf diese Weise sich dm manchmal überraschenden Yerschiedenheiten zweier benachbarter Salzbäche anstandslos deuten lassen. So ent- hält z. B. der in den Eltonsee des Caspigebietes mündende Salz- bach Gharysacha 40,65 Na CI; 5,20 Mg CG; 2,83MgS04; l,24CaS04; dagegen sein Nachbar, der ebenfalls in den Eltonsee laufende sog. bittere Bach Gorkoi Jerik 16,83 Na Gl; 1,65 Mg GU; 2,07 Ca CI2. Roth 36 Cectralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 562 E. Witlich. meinte 1879 dazu (Chem. Geologie I, S. 470); »Dieser hohe Gehalt an Chlorcalcium und die Abwesenheit der Sulfate ist schwer zu erklären.« Gerade so ist es mit der WALXER’schen Ansicht des Meer- wassergehaltes der klastischen Sedimente; mit dem lassen sich solche Differenzen in räumlich beschränkten Verhältnissen nicht er- klären. Das geht nur mit meinen Beobachtungen über Trennung der verschiedenen Gomponenten der Mutterlaugen auf (vielleicht) mehreren Etappen, deren Residuen nach differenten Richtungen in ungleicher Menge abgeführt werden. Solches tritt aber schwerlich ein bei schwachen Lösungen, die erdige Massen eintränken, wie unsere salinischen Mineralquellen beweisen ; bei denen sind die Unterschiede nicht so prägnant. Und ebenso dürften die Unter- schiede der Wüstensalze nicht so gross sein, wie sie sind, wenn sie alle auf den gleichartigen Gehalt von Meerwasser zurückgeführt werden müssten, wie Walther es will. (Näheres darüber w'eiter vorn.) (Fortsetzung folgt.) Myolagus Zitteli n. spec. ein neuer Nager von lEppelsheim in Rheinhessen. Von E, Wittich, Darmstadt. Mit 3 Textflguren. Die reiche Fundgrube fossiler Säugetiere von Eppelsheim bei Worms in Rheinhessen hat, wie bekannt, neben den Resten der Dinotheriensande auch zahlreiche Lösstiere, vorzüglich Nager ge- iefert. Unter einer solchen Collection bekam ich kürzlich Skelettteile, Kiefer, Fussvvurzel, Sacrnm etc., die ich sofort als mit Myolagua sardus Wag. nahe verwandt erkannte. Da aber bis jetzt in dem Diluvium — wenigstens im Löss — noch nie ein Myolagus-Rest ge- funden w^ar, so bat ich Herrn Prof. Nehring um sein Urteil. Ich halte mich bezüglich des Alters von Myolagus sardus an Nehrings Ansicht, der denselben für pliocän ansieht, möchte dabei aber doch auch an Zittels Angabe (Handb. d. Palaeont. IV) erinnern, wonach pleistocäne Myolagus- krien bekannt sind. Herr Nehring war so freundlich, die Eppelsheimer Reste genau zu prüfen und konnte meine Annahme — der neue Fund sei ein Myolagus — bestätigen. Ich benütze hierbei die Gelegenheit, Herrn Nehring für seine Unterstützung bestens zu danken. Nur hinsichtlich des Alters hatte Herr Nehring Bedenken. Nun sind Ja gerade in Eppelsheim dilu- viale und pliocäne Reste öfters miteinander verwechselt worden. Aber die iT/yofrt^as-Fundstücke haben durchweg die echte, typische helle Farbe der Lössknochen, ferner sitzen ganz kleine Kalkconcretionen mit Lössmaterial an denselben; um doch die Sicherheit zu stützen, legte ich die Funde mehreren Kennern der Eppelsheimer Fossilien Myolagus Zilleli n. spec. etc. 563 vor, die mir die Herkunft der 3/^ofa^its-Knoehen aus Löss bestätigten. Wenn icii also darnach dieselben als Lössreste betrachte, so sprechen dafür eine Reihe Wahrscheinlichkeitsgründe. Das gesammte Material von unserem diluvialen Myolagus besteht aus 1 Oberkiefer links mit Pr*, M^, M^, 1 Unterkiefer rechts; complett nur der Incisivus an der Usurfläche verletzt, 2 Incisivi oben und unten, 1 Molar 3 unten, 1 Ileum und Ischium, 1 Sacrum,’ 1 Calcaneus links und einige andere Fragmente. Aus allen Skelettteilen geht hervor, dass der neue M., den ich M. Zitteli benenne, ein gut Theil grösser war, als der Myol. sardus W.\G. und Myol. Meyeri Tschudi. Das für die Systematik der Lagomyiden charakteristischste Merkmal ist die Beschaffenheit der Zähne. Nach 11. V. Meyer* unterscheiden sich die 3 Genera der Lago- myiden durch ihre Bezahnung folgenderweise: Titanomys besitzt im Unterkiefer 4 Zähne; M3 hat 2 Prismen, Lagomys „ „ „ 5 „ ; M3 hat 1 Pristna, Myolagus „ „ „ 4 „ ; M3 hat 3 Prismen. Da jedoch Uebergänge Vorkommen, so trennt M. Schlosser^ die Lagomyidenfamilie nach der Gestaltung des vorderen Praemo- laren im Unterkiefer. Die Diagnose des Praernolaren bei den Myola- gide.n lautet; »Eine tiefe Spalte dringt vom Vorderrand des Zahnes bis zur Mitte vor; vor dieser Spalte liegt ein schwacher, isolirter Pfeiler. Ferner sind noch einige seichte Furchen auf der Aussen- und Innen- seite des Zahnes vorhanden«. Es trifft nun für unseren Fund sowohl die obige Angabe H. V. Meyers zu, als auch die von Schlosser. Der Unterkiefer des neuen Myolagus hat 4 Zähne, sein letzter Molar besteht aus 3 prismatischen Pfeilern, und der Bau des Praernolaren stimmt mit Schlossers Diagnose ganz überein. Auch der scheitd^ar aus 2 Zähnen zusammengesetzte Incisivus des Oberkiefers findet sich bei unserem Myolagus , Zitteli genau wie bei den anderen Arten wieder.' Die Bezahnung des Oberkiefers, 2 Praernolaren; 3 Molaren, stimmt mit den Diagnosen, die Zittel von Myolagus gibt, völlig überein. Die3eckige Form der Pr, sowie die aus 2 zusammengedrückten Pfeilern bestehenden Molaren zeigen sich bei der Eppelsheimer Form genau wieder. Nach v. Zittel ist aber Myolagus Hens. = Prolagus Poxi. auch noch im Pleistocän verbreitet; unser neuer * H. V. Meyer. Palaeontographica XVII. pag. 228. 2 M. Schlosser. Die Nager des europäischen Tertiärs etc. Palaeontogr. XXXI. 1885. 36* 564 E.Wittich, Fund aus dem Diluvium würde dann nicht so ganz isolirt dastelien. Die sonst bei uns im Diluvium vorkommenden Nager hat u. a. Nehhing in zahlreichen Publikationen eingeliend behandelt, darunter auch das den Mi/olagiden verwandte Genus erst neuerdings die kleineren Wirhelthiere vOmSchweizersbild bei Schad- hausen in Nuesch. Das Schweizersbild. Schweiz.Naturf. Ges. XXXV. 1901. Ueber die einzelnen Skelettreste möchte ich mich in dieser kurzen Mittheilung nur ganz knapp fassen. Der Unterkiefer (Fig. 1) hat im Grossen und Ganzen die Form eines Leporiden Unterkiefers, nur ist er etwas kleiner und schlanker. Vona Vorderende der Sym- physe bis zum Hinterende des Processus angularis misst er 53 mm ; seine Höhe am Molar 2 12,5 mm; vom Processus glenoidalis bis zum Proc. angularis 30 mm. Das Diastema zwischen Incisiven und Praemolaren beträgt 10 mm; die Dackzahnreihe (Fig. 2) hat 22,5 mm Länge, die 3 Molaren zusammen 8,3; bei Myol. sardas nur 6,7 mm. Der letzte Molar ist 3pfeilerig. Nach gütiger Mit- theilung hält Nehring diesen Zahn für Fig. 1. Rechter Unterkiefer von Myolagus Zitteli von aussen; natürl. Grösse. Prj.M1.M2.M3. Fig. 2. Zahnreihe des Unterkiefers von Myolagus Zitteli mit Prx einen aus 2 Theilen — einen 2 pfeilerigen und den 3 Molaren ; von oben, und einen 1 pfeilerigen — zusammen- Doppelte Grösse, gesetzt ; also ein M3 bestehend aus M 2 (zweitheilig) und M 3 (eintheilig). Aehnlich erscheint der Incisivus oben, siehe später. Der Processus coronnideus steigt in einem Winkel von ca. 130« gegen den hori- zontalen Kieferrand in gerader Linie auf. Das Angulare ist unten abgeplattet und leicht einwärts gebogen. Der Massetereindruck ist nur schwach angedeutet. Unter M2 beginnt der Incisi- vus, der selbst nur flach ge- krümmt ist. Die obere Zahnreihe, ge- messen von der Alveole des P2 bis zu M3 (Fig. 3) hat 11,3 mm Länge. P^ und M> fehlen. Die Praemolaren sind 3eckig; die Molaren aus »2 zusammengedrückten Querpfeilern gebildet«. Die Alveole von M‘ misst in der Quere Zahnreihe des Oberkiefers von Myolagus Zitteli mit Pr^; M^; M® und den Alveolen von Pr'^ und Mb Doppelte Grösse. Myolagus Zitteli n.-spec. etc. .565 3,5 mm, M* nur 2,5 mm. Das Diastema betragt mindestens 12 mm. ; Der obere Nagezahn. ist sehr stark gekrümmt und macht den Eindruck', als sei er aus 2 seitlicli mit einander verwachsenen Zähnen zusammengesetzt. Der Sacralabschnitt ist aus mindestens 5 Wirbeln zusammen- gesetzt; er ähnelt sehr dem von Myol. sardus, ist aber grösser, kräftiger und biegt in seinem hinteren Abschnitte, vom 3. Wirbel an, stärker nach unten; das Hintertheil des neuen Myolagus war daher kürzer — vielleicht abgestuzt — als bei obiger Form. Die Länge des erhaltenen Sacralabschnittes von der vordersten Gelenk- fläche bis in den 4. Wirbel erreicht 24 mm. Das Becken ist gleichlalls dem von Myol. sardus ähnlich, aber grösser. Erhalten ist complett das Ileum, Acetabulum und kleine Theile von Pubis und Ischium. Das Ileum ist aussen stark vertieft, sodass am Rande 2 grosse, erhaltene Kiele entstehen. Von der Mitte des Acetabulums bis zum vorderen Ende misst das Ileum 29,6 mm. Der linke Galcaneus. der einzig erhaltene, hat 13,1 mm Länge ; bei Myol. sardus nur 11,3 mm. Sein Tuber hat ungefähr ovalen Querschnitt mit 4 mm grösstem und 3 mm kleinstem Durchmesser. Die distale Facette für das Guboideum ist beträchtlich, sie beginnt dicht unter dem Sustentaculum und läuft mit concaver Wölbung schräg nach aussen, ihre längste Dimen.sion erreicht 3,8 mm. Bei dem ähnlichen Myol. sardus liegt diese Facette beträchtlich tiefer und bleibt relativ erhebhch kleiner. Danach muss bei dem neuen Myolagus das Guboideum von ziemlicher Grösse gewesen sein. Auch die Facette für die Fibula ist stark ausgeprägt. Nach den kurzen Mittheilungen, die in einer späteren Arbeit noch mehr ergänzt werden sollen, haben wir in den dem Eppels- heimer Myolagus eine neue, verhältnissmässig junge Art dieses nun- mehr erloschenen Genus vor uns, die wohl Anklänge an Myolagus sardus Wagn. zeigt, sich aber besonders durch beträchtlichere Grösse und in einer Reihe von Einzelheiten im Skelettbau wohl unterscheidet. Noch grösser sind die Differenzen zwischen unserer Form und dem geologisch älteren Myolagus Meyeri Tsch. Nachdem bereits eine Species dieses Genus nach H. v. Mkyer benannt wurde, möchte ich den neuen Fund zu Ehren des Herrn VON ZiTTEL Myolagus Zitteli bezeichnen. Die Anzahl der in Eppelsheim gefundenen diluvialen Säuge- thiere erfährt durch den neuen Fund eine interessante Bereicherung; die dortige Nagerfauna enthält nunmehr die Genera Arctomys, Sper- mophilus, Arvieola, Myodes, Cricetus, wozu jetzt noch das neue Genus Myolagus kommt. 56G A. Johnsen, Eisenkies von Traverselia. lüsenkies von Traverselia. Von A. Johnsen, Mit 1 Figur im Text. Königsberg i Pr., 21. Juni 1902. Elin kürzlich in den Besitz, des Königsberger mineralog. In- stituts gelangter Eisenkies-Zwilling nach illO), nach der Etiquette von Traverselia, schien beistehender Abbidung wert. Er zeigt vier grosse glänzende Flächen ;111} und an deren Ecke eine kleine, ebenfalls Zweimalige Vergrösserung. glänzende Fläche ilOOl, im übrigen unebene Bruchflächen, denen etwas Quarz aufsitzt. Die unregelmässige Zwillingsgrenze verläuft continuierlich auf den drei abgebildeten Flächen llll) und ist auch auf der vierten sichtbar Besonders aber wird die Zwillingsbildung durch die schöne, zu beiden Seiten der Grenze verschieden orientirte, E’lächenzeichnung markirt. Es sind grosse gleichseitige Dreiecke mit hier und da schwach convexen Seiten. Diese werden durch zahlreiche hervorspringende Flächenstreifen von der ungefähren Lage IC 1210) gebildet (eine genauere Messung am Reflexionsgonio- meter wurde durch die Grösse des Krystalls verboten). Daneben V. Koenen, Ueber den Rupelthon. 567 sind einzelne kleinere Aetzhügel vorhanden, bestehend aus je 3 Flächen n !210). Durch solche ist die Ecke 111, lil, 001 (rechts oben) weggenoinmen. An der Zwillingsgrenze blitzen hier und da kleine Flächen 001 auf. Die von StrüverI in seiner Arbeit über die Eisenkiese Pie- monts und Elbas abgebildeten Zwillinge zeigen stets vorherrschend (100) oder i: 12101. Der von Groth^ abgebildete Zwilling (von Elba) von wesentlich Oktaederform weist matte Flächen ohne deutliche Zeichnung auf ; an ihm ist besonders die zwillingsgemässe Vertheilung der auftretenden Flächen - ;210l bemerkenswert. lieber den Rupelthcn. Von V. Koenen. Auf die lange Ausführung des Herrn Oppenheim in No. 13 des Centralblattes »Noch einmal über die Tiefenzone des Septarien- thones« will ich kurz bemerken, dass ich das, was ich damals, vor bald 40 Jahren hervorheben wollte, dass der Rupelthon aus tieferem Wasser abgelagert ist, als das marine Unter- und Ober-Oligocän, auch heute noch für richtig halte. Wenn Herr Oppenheim aber, um zu zeigen, dass Hermsdorf reich an Arten etc. ist, anführt, dass er an einem Tage, am 21. März, in Hermsdorf eine ganze Anzahl von Arten, zum Theil in zahlreichen Individuen, erhalten (nicht gefunden) habe, so hätte er hinzufügen müssen, wie viele Leute diese Stücke in wie vielen Wochen gesammelt haben, vielleicht den ganzen Winter. Die Preise der Fossilien sind nach den An- gaben des Herrn Oppenheim gegen früher, vor 40 Jahren, sehr ge- fallen, wo für ein einziges seltenes Stück bis zu 2 Mark verlangt wurde. Ich verzichte aber darauf, auf .«eine sonstigen Austührungen einzugehen, und bemerke nur, dass ich seit der Zeit, wo die grosse Arbeit von Hoernes erschien und ich die siphonostomen Gastro- poden des Miocän bearbeitete, bis 1880, wo der II. Theil, die holo- stomen etc. Gastropoden fertig wurde, allerdings wesentlich andero Anschauungen bezüglich der Unterscheidung von Arten gewonnen habe. Hiermit ist diese Angelegenheit für mich erledigt. 1 Memorie d. Reale Accad. d. Scienze di Torino. Ser 11 t. XXVI p I. (Turin 1871). 2 Mineraliensammig d. Univers. Strassburg. 1878. p. 37, so- wie Taf. Hl, Fig. 2(5. 568 H. V. Peelz, Berichtigung. Berichtigung. Von H. V. Peetz. St. Petersburg, 18.131. Mai 1902. Im N. Jb. 1902, I, — 437 — erschien ein Referat über meine Arbeit: »Beiträge zur Kenntniss der Fauna aus den devonischen Schichten am Rande des Steinkohlen-Bassins von Kousnetzk« (Trav. de la Section Geol. du Cabinet de Sa Majeste, IV, 1901), in dem mir der Referent Herr Prof. Kayser eine Ansicht zuschreibt, die icli keineswegs ausgesprochen habe und gegen die ich mich auflehnen muss. Referent schreibt nämlich auf Seite 437—438: »Mittel de von. Hierher gehören einmal Kalke, Mergel, Sandsteine und Schiefer, die unmittelbar über den Schichten mit Rhizophyllum liegend, die Fauna der Eifeier Calceola-Schichten ein- schliessen, darunter besonders Calceola sandalina etc.« »Einem zweiten höheren Niveau gehören Kalksteine und Schiefer mit Pentamerus bascJtkiricus und pseudobaschkiricus, Spiri/er Anossowi, Stringocephalus Burtini (?), HelioUtes porosa, Alveolite-f suborbicularis, Phillipsastrea ananas etc. an. Sie bilden Aequivalente unserer Stringocephalenkalke in russisch-uralischer Ausbildung etc.« Somit sollen Pentamerus baschkiricus und pseudobaschkiricus der Stringoeephalus-Stufe angehören? ^ In dem kurzen Auszuge in deutscher Sprache, der meiner Arbeit beigelegt ist, steht auf Seite 384: »Das Mitteldevon ist durch zwei Stufen dargestellt: 1. Stufe mit Pentamerus baschkiricus, pseudobaschkiricus, Calceola sandalina etc. (vollständiges Verzeichniss auf Seite 280—282); 2. Stufe mit Spiri/er Anossowi, Spirifer Williamsi, Stringocephalus Burtini (?) etc. (Verzeichniss der Arten auf Seite 297 — 298)«. Sollte es Prof. K.\yser’s persönliche Ansicht sein, dass die ural-altaischen Schichten mit Pentamerus baschkiricus und pseudo- baschkiricus mitunter Aequivalente der Eifeier Stringocephalus-Stufe bilden, so würde es ja, wenn es bewiesen werden kann, von über- raschendem Interesse sein, mir aber diese Ansicht zuzuschreibeii ist jedenfalls ungerechtfertigt. Versammlungen und Sitzungsberichte. 569 Versammlungen und Sitzungsberichte. Londoner geologische Gesellschaft. Sitzung v. 28, Mai 1902. W. Boyd Dawki.ns : DieRedSandstone-Schichten von Peel (Isle of Man). Die an Verwürfen in das Ordovician ein- -gesenkten Sandsteine enthalten Conglomerate und Breccien, aus deren Geschieben ausser untensilurischen (ordovicischen) auch ■carbonische Fossilien bestimmt werden konnten. Der Vortr. hält die Sandsteine für permisch; die Verwerfungen fallen noch vor die Ablagerung der ältesten mesozoischen Schichten. Derselbe; Die carbonischen, per mischen und triassischen Schichten unter der glacialen Drift i tu Norden der Isle of Man. Die unter Anleitung des Vortr. gestossenen 6 Bohrlöcher haben unter dem Diluvium Kohlenkalk, Yoredale, Perm und Trias (mit Gyps und 76 Fuss Steinsalz) erwiesen. Alle Schichten fallen regel- mässig gegen N. und bilden ein Plateau mariner Erosion, welches mit stellenweise über 450' mächtigem Glacial verhüllt ist. J. S.MiTH Flett: Eine vorläufige Untersuchung der Asche, welche nach der Eruption auf St. Vincent in Barbados fiel. Die Asche enthält Plagioklase (meist idiomorphen Labrador), welche mit dünner Glashaut überzogen sind, Hypersthen, braunen «lonoclinen Augit, beide häufig in vollkommenen Krystallen, Magne- tit, Apatit, vielleicht Zirkon, und Fragmente eines braunen Glases. Unter dem feinsten Detritus ist viel Feldspath in der Form kleiner Spähne. Die vollkommene Krystallform vieler Bestandtheile und die geringe Menge anhaftenden Glases zeigt an, dass das Magma im Moment der Eruption sehr flüssig war. Nach den Berichten von Dr. Morris fielen zuerst die Minerale von hohem spec. Gewicht die Reihenfolge war Magnetit und Pyroxene, dann die Feldspäthe, schliesslich die Glasfäden und kleinen Plagioklas-Trümmer. Die Analyse (nach W. Pollard) ergab ; 570 Versammlungen und Sitzungsberichte. Siüi . . . 52,81 Ti O2 . . . 0,95 AI2 O3 . . . 18,79 F2 O3 . . . 3,28 Fe 0 . . . 4,58 Mn 0 . . . 0,28 (GoNi)O . . 0,07 CaO . . . 9,58 MgO . . . 5,19 K2 0 . . . 0,60 Na2 0 . . . 3,23 P2 O5 . . . 0,15 SO3 . . . 0,33 Gl . . . . 0,14 II2O . . . 0,37 Summa 100,35. ln der Discussion wies .Iohxston-Lavis darauf hin, dass die Zusammensetzung der Asclie sicli mit der Entfernung vom Focus der Eruption sehr ändert, dass ferner dieselbe sehr verschieden sein kann von dem Material, welches die Eruption bedingte (Bei- mischung älterer vulkanischer Gesteine und Sedimente). Sitzung vom 11. Juni 1902. Vor Beginn der Vorträge demonslrirle Bonney die auf üeck des Roddam gefallene yVsche des Mt. Pelee. Grösse der mine- ralischen Beslandtheile meist 0,007 — 0,008 Zoll. Nachweisbar sind: Feldspäthe, meist Labradorit; Pyroxene und zwar llypersthen und Augit; Glassplilter. Die Asche von St. Vincent (Soufriere) ist (vergl. auch ilen Bericht von Flett) sehr ähnlich. Cu. Call.wvay : B e s c h r e i b u n g d e s p 1 u l o n i s c h e n G o m- plexes von Central Anglesey. Die früher als Gneisse und Granitoide beschriebenen Gesteine sind nicht sedimentären, sondern plutonischen Ursprungs und be- stehen aus Dioriten, Felsiten und Graniten. Die Diorite unterliegen vielen Abänderungen in llornblendegneiss, Chloritgneiss, Glimmer- Ghlorit-Gneiss, Kersantit, Biotilgneiss. Die Felsite sind stets in ')llälleflinla«, Quarzschiefer, Glimmerschiefer und Glimmergneiss umgewandelt. Granite und Quarz-Felsit sind intrusiv in den Diorit und Felsit; sie sind nicht geschiefert und sind erst intnidirt, als Diorit und Felsit schon in Gneiss und Schiefer umgewandelt waren. Der Diorit, ursprünglich ein Xenolith, der von Granit umgeben und injicirt wurde, ist in das elliptische Gewölbe eines dunklen Gneisses verwandelt; in einfachen Gneiss durch Druck, in complexen Gneiss durch Druck plus granitischer Intrusion. T. G. Bonney: Alpenthäler und ihre Beziehung zu G 1 e l s (• li e r n. Versammlungen und Sitzungsberichte. 571 Eine Besprechung und Bekämpfung der Ansichten von Davis^ auf Grundlage genauer Studien im Visper Thal. In allen ihren Theilen verrathen die alpinen Thäler den Einfluss meteorischer Agentien mehr als den der Gletscher, die nur eine relativ kurze Zeit hindurch an der Arbeit waren. E. JOHNSTONE Garwood :DerUrsprungeiniger»hängen- den Thäler« in den Alpen und im Himalaya. Der Voitr. tritt dafür ein, dass die Ueherliefung durch den Fluss (in Folge pleistocäner Hebungen) und nicht durch Eis zu Stande kam. Sitzung vom 18. Juni 1902. H. M. Ami: Die grosse St. Lawrence-Champlain- Appalachen-Verwerfung und einige damit verbundene geologische Probleme. Nach genauer Besprechung der grossen tektonischen Linie betont der Yortr., wie sie auch eine Scheide der faunistischen Entwickelung seit sehr alten Zeiten ist, indem im Süden und Südosten die britische Entwickelung (atlantische), im Westen die echt amerikanische oder epicontinentale herrscht. A. K. CooMARASWAMV: Die Point-de-Galle-Gruppe (Ceylon): Wollastonit-Skapolith-Gneisse. Nach Vortr. handelt es sich um Ortho-Gneisse, in denen Wollastonit und Skapolith ursprüngliche Gemengtheile sind. Der hohe Kalkgehalt beruht vielleicht auf Absorption von Sedimenten, kann aber auch einer ursprünglichen Abänderung des Magmas zuge- schrieben werden. Krustenbewegungen haben keinen Einfluss auf die Gesteine ausgeübt, und die Adern müssen gleichzeitiger Ent- stehung sein, da die Mineralien der Adern in die Gesteinsmasse fortsetzen. SiDNEY H. Reynolds und A. Yaughan : U e b e r die J u ra- schic hten, welche von der South Wales DirectLine zwischen Filton und Wootton Bassett geschnitten werden. Die Schichtenfolge reicht vom Planorbisbed bis zum Corallian. Geologische Gesellschaft in Stockholm. Sitzung vom 3. April 1902. Löfstrand besprach eigenthümliches Eisenerzvor- kommen bei Helgelöt zwischen Söderköping und Valdemars vik. Das Lager erstreckt sich NO-SW parallel mit einem im Contact mit einem kleinen Granitmassiv stehenden Kalk- stein. Die herrschende Gehirgsart ist Gneiss mit einem Streichen NW-SO. In ihm liegen Erzlinsen, meist im Streichen, zuweilen aber auch rechtwinklig dazu. Das Erz besteht aus einer für Schweden ungewöhnlichen Vermischung von Apatit, Bleiglanz und Eisenglanz,, mit ge'egentlichem Auftreten von Pj rit und Schwefelkies. 572 Versammlungen und Sitzupgsbericlite. SvEDAiARK besprach ein Ilyperitvorkommen südlicli von der Eisenbahnstation Mälaskog, ferner die Eisenstein- grube von Langhult. Holmquist berichtete über seine Untersuchungen an porphyrischen Quarzkrystallen, insbesondere über das Verhalten der angeblich durch maginatische Resorption entstandenen Höhlungen. Nach genauer Schilderung seiner Beobachtungen ent- wickelt er eine im Allgemeinen an Loewinson-lessings Ansichten sich anschliessende Theorie. Danach sind in den von ihm unter- suchten Porphyre die Quarzkörner ursprünglich in flüssiger Be- schalTenheit ausgeschieden und enthielten noch eine kleine Quanti- tät der übrigen Bestandtheile des Magma (Feldspath, Magnetit, Kohlensäure elc.) in Lösung. Beim Festwerden des Quarzes wurden diese gelösten Massen ausgeschieden und dementsprechend zum Theil von Quarz umschlossen. Die Kohlensäure sprengte die Körner und verursachte dadurch die Röhren und »Einstülpungen«. Für die Ansicht, dass die Krystalle sich anfänglich in flüssiger Phase be- fanden, spricht auch die Art und Weise, wie die getrennten, sub- parallel gestellten Stücke wieder zusammengefügt sind. Die Ein- buchtungen der Zusammenfügungslinie sind stets schärfer als die Ausbuchtungen, was gut übereinstimmt mit der Art, wie Tropfen von zähen Flüssigkeiten zusammenfliessen. Neue Literatur. 573- Neue Literatur. Mineralogie, D’Achiardi, G.: Tliom.sonite e apofillite di Schiket nella Golouia'Eritrea; Atti R. Accad. d. Lincei. 1902. (5.) Rendic. cl. d. sc. fis., mat,. e nat. 16. Marz.- 11. 251 — 254. Schmidt, C. : lieber einen zweiten Scheelitkrystall aus dem Made- ranerthal in der Schweiz. Zeitschr. f. Kryst. 36. 1002. 160 — 161. Smith, G. F. Herbert: Ün the remarkable probleme presented by tlie cryslalline development of calaverite. Min. Mag. 13. No. 60. 1902. 121—1.50. Solly, R. H. : Sulpharsenites of Lead from the Binnenthal. Part III. Baumhanerite, a new mineral; and Dufrenoy.site. Min. mag. 13. No. 60. 1902. 151—171. Tamann, G. : lieber die sogenannten tlüssigen Krystalle. II. Ann. d. Phys. 4. Folge. Bd. 8. 1902. 103—108. Termier, Pierre: Sur la neotantalite, espece minerale nouvelle. Bull, de la soc. fraiiQ. de mineralogie. 25. 1902. 34 — 37. Ussing, N. Ak: Mineralproduktionen i Danmark ved Aaret 1900. Danmarks geologiske Undersögelse. II. Raekke. No. 12. 118 |>. m. 1 T. 1902. Wahl, W. ; lieber ein wasserhaltiges Baryumsilikat. Zeitsehr. f. Kryst. 36. 1902. 156 — 160. 2 Textfig. Wallerant, Fred.: Sur un nouveau modöle de refractometre. Bull. soc. frang. de mineralogie. 25. 1902. 54 — 55. Warth, II.: On Gibbsite from the Palni Hills in Southern Ind a. Min. Mag. 13. (No. 60.) 1902. 172—173. Watson, T. L. : Occurrence of uranophane in Georgia. Am. Journ. Sei. XHI. 1902. 464—466. Wells, H. L. u. Penfield, S. L. : Ein neues Vorkommen von Sperrylith. Zeitschr. f. Kryst. 36. 1902. 155 — 156. AVeyberg, Z. : Einige Beobachtungen über das AA'achsthum der Kaliumaluminiumalaunkrystalle. Zeitschr. f. Krystallographie etc. 36. 1902. 40—61 m. 3 Textfig.. 574 Neue [äteratur. Petrographie. Lagerstätten. -Schenck, A. ; lieber die Kupfererzlagerstätte von Oekiep in Klein- namaland. Zeitschr. d. deutsch, gecl. Ges. 53. 64—66. 1902. Schmidt, C.: Untersuchung einiger Gesteinssuiten, gesammelt in Gelebes von P. und F. Sarasin. Anhang zu; P. Sarasin und Fr. S.arasin: Materialien zur Naturgeschichte der Insel Celebes. 4. Bd. Entwurf einer geographisch-geologischen Beschreibung der Insel Gelebes. Wiesbaden. 1801. 4®. 28 p. .Schröder van der Kolk, J. L. C. : Staring en het Steenkolen \Taag- stuk in Zuid-Limburg. Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam. Yers- lag van de Gowone A'ergadering der Wis- en Natuurkundige Af- deeling van 29. Maart 1902. 5 p. m. 1 T. .Smyth jr., G. H ; Geology of the crystalline rocks in the vicinity of the St. Lawrence River. University of the State of New York. 19 th. annual report of the State geologist. Albany 1901. 85 — 104 m. 1 K. u. 24 T. Strandmark J. E. ; Konstgjords kuprit och Dolerofanit fran Atvidaberg. Geol. Foren. Förhandl. 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Ges. 26. 1902. 465— 533 mit 3 Abbild, im Text. Walther, J. ; Die Geologie in der Schule. Natur u. Schule. I. Bd. 1902. 45 — 50. Stratigraphisehe und beschreibende Geologie. Blaas, J.: Geologischer Führer durch die Tiroler und Vorarlberger Alpen. 1. Geol. Uebersicht 246 p. 2. Bayerische Alpen, Vorarl- berg 249—332. 3. Nordtirol 333 — 479 4. Mitteltirol 481 — 705. 5. Süd- tirol 709 — 845. 6. Literatur und Register 846—983. 7. Profile und Karten 80 p. 1 geol. K. Innsbruck, Wagner’sche Universitätsbuchhandlung. 1902. Schellwien, E. : Trias, Perm und Garbon in China. Schriften d. physik. ökon. Ges. Königsberg 1902. 22 p. 1 T. Schlos«er, M. : Die Fauna des Lias und Dogger in Franken und der Oberpfalz. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 53. 513, 569. 1 T. 1902. Simionescu, J. : La faune neocomienne du bassin de Dimbovicioara. Annales scientifiques de funiversite de Jassy. 1902. Simionescu, .1. : La faune sarmatique et tortonienne de la Moldavie. 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Basel. 13. 1902. 391—484 mit 5 Profiltafeln und Abbildungen im Text. Strübin, K. : Geologische Beobachtungen im Eisenbahneinschnitt (Burgeinschnitt) bei Liestal. Thätigkeitsbericht d. naturf. Gesellsch. Baselland pro 1900 und 1901. 68-72. 1 Fig. Palaeontologie. ßeadnell, II. J. L. : A preliminary note on Arsinotherium Zittcli Be.^d.v. from the upper eocene strata of Egypt. Cairo. Survey department. 2 p. 6 T. 1902. Bloch. A. : De l’origine des brachycephales neolithiques de la France L’Anthropologie. 1901. 12. 541 — 549. Saint-Venaut, J. de; Dissemination des produits des ateliers du Grand-Prossigny aux temps prehistoriques. L’Anthropologie. 1901. 12. 550 — 555. Sclioetensack, 0.: A qui servaient les «bätons de commandement?« L’Anthropologie. 1001. T. XII. 140-144. 1 T. Sclioetensack, 0.: Sur un os sculpte de la grotte paleolithique de Thayingen. L’Anthropologie. 1901. 145—146. Sharman, G. and Newton, E. 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Caii Ocliseniiis, Das Gesetz der 'Wüsten bildung etc. 577 Briefliche Mittheilungen an die Kedaction. Das Gesetz der Wüstenbüdung von Johannes Walther-Berlin 1900. Von Carl Ochsenius. (Fortsetzung.) Recht bezeichnend ist dafür die Notiz auf S. 188, 189 (D.), woselbst zu lesen: »Das Wasser der meisten Saharabrunnen oder -quellen in algierschem Gebiet enthält Seesalze, darunter Ghlormagnesium (nach Gosson, Algerie). Neben Chlornatrium findet sich ausserdem Glaubersalz, Bittersalz etc. (Dubocq).« Der algierische Saharasand besteht nach Brun aus 72,860 Kiesel; 19,843 Gyps und enthält an manchen Stellen Glaubersalz. Wasser aus einem artesischen Brunnen der tunesischen Schotts (1885) enthielt Das Salz um Germa, nordwestlich von Murzuk, ist mit Bitter- salz verunreinigt. .\uch das specifische Mutterlaugensalz Thenardit findet sich bei Shenemta zwischen Tibesti und Cador am Südrand der »Grossen Wüste«. Nun gelangen wir zu der Frage; »Woher kommt das Salz?« Walther sagt S, 185 (D.) : »Zu den Beweisen für die Existenz eines diluvialen Saharameeres wurde das Salz gerechnet, welches in der Wüste sich findet und weite Strecken überzieht. Dass salz- lose Regionen eben so weit verbreitet sind, das wurde übersehen, und so blieb die irrige Meinung. OeDtralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 37 Marburg, August 1902. Kalkcarbonat Kalksulfat Magnesiumsulfat Natrium Chlorid Magnesiumchlorid 0,607 g 1,196 0,490 0,052 0,842 3,187 im Liter (C. r. 31. 1. 1887). 578 Carl üehsenius. Um so salzreicher sind die den Küsten nahegelegenen Uand- gehiete, und hier ist die Existenz des Salzes leicht verständlich. Aber nicht so sehr die sandigen Wüstengebiete, als vielmehr die lehmbedeckten Niederungen sind durch ihren Salzreiclühum aus- gezeichnet« . S. 188, 189 (D.): »So erscheint es mir zweifellos, dass ein Theil der Lehmwüsten, die der heutigen Küste nahe liegen, weiter nichts ist als eingetrockneter Meeresboden. Schwieriger ist es aber, das Auftreten von salzigen Lehmwüsten im Innern der Sahara und in den Oasen der libyschen Wüste zu erklären. Wir müssen uns erinnern, dass die Sahara zum Theil aus Gesteinen besteht, welche zweifellos marinen Ursprungs sind; ge- waltige Flächen Nordafrikas sind mit echten marinen Sedimenten bedeckt. Seit der Miocänzeit ist es aber Wüste gewesen. Wüste aber ist gleichbedeutend mit Regenarmulh. Jedes marine Gestein enthält grosse Mengen Meeressalz in seinen Poren. Da darf es uns nicht Wunder nehmen, wenn der Salzgehalt der Felsen in der Wüste ein so grosser ist. Das Wüsten.salz ist also thatsächlicli Meeressalz, nur gehört es ursprünglich Formationen an, welche viel weiter zurückliegen als das Diluvium«. Der Schlu-sssatz ist unanfechtbar, der erste ül)er den Gehalt der marinen Gesteine an Meeressalz dagegen total unhaltbar. Walther geht näher darauf, nämlich quantitativ, ein S. 143 (G.) woselbst er sagt; »Alle marinen Ablagerungen enthalten mehr oder weniger beträchtliche Hoblräume, die während ihrer Bildung am Meeresgrund von Jleei wasser erfüllt sind. Man braucht nur das sogenannte Porenvolumen lufttrockener recenter Sedimente zu be- bestimmen, um die Menge dieser kleinen Hohl räume richtig schätzen zu können. Das Porenvolumen eines organischen Kalksandes aus dem Golfe von Neapel betrug über 35 ® o- Hilg.\rd bestimmte das Porenvolumen recenter Sedimente des Mississippideltas zu 23 — Gl ®o- Nach methodischen Untersuchungen von v. Fador nimmt das Poren- volumen von grobem Kies zu feinem Sand von 23 bis zu 55 zu : und wenn wir hören , dass die Lotröhre bei 5500 m im Tiefsee- schlamm bis 45 cm lief einsank, so geht daraus hervor, welche Mengen von Seewasser mit dem Tiefseethon während seiner Bildung gemischt werden. Das Seewasser, das zu 30—50 o|o die Zwischen- räume zwischen den klastischen Elementen mariner Sedimente erfüllt, ist eine Salzlösung von 3,5 Salzgehalt, und eine einfache Rechnung zeigt, dass jedes klastische marine Sediment, so lange es am Meeresgründe ruht, eine Menge Seesalz enthält, die man mit 1 '’lo der Gesammtmächtigkeit wohl nicht zu hoch anschlagen dürfte. Wenn wir die jMächtigkeit der Juraformation mit H. Credner auf 1000 m schätzen, so enthielten diese Schichten eine Salzmenge, die im concentrirten Zustand einem 10 m mächtigen Salzlager auf die ganze Verbreitung der Juraformation entsprechen müsste, und wenn man das Silur zu 6000 m. das Devon zu 6000 m rechnet, so Das Gesetz der Wüstenbildung etc. 579 waren in diesen beiden Formationen 120 m Seesalz fein vertheilt enthalten«. Dagegen ist zu erinnern, dass unsere klastischen Sediment- gesteine keineswegs 1 ‘'Io Seesalz enthalten. Vergebens sucht man in alten und neuen Werken über Petrographie nach den Ziffern für Salzgelialt in den Analysen für Silikatgesteine (Thonschiefer, Grau- wacke, Thone), Quarzgesteine (Sandsteine, Conglomerate) und Car- bonate (Kalke, Mergel). Unmöglich wäi'e den Analytikern ein ganzes Procent Salz entgangen in diesen Gesteinen, welche die sedimentären Formationen von den Urschiefern an Iris zu den jüngsten Ablager- ungen zusammensetzten. Nichts der Art ist da zu finden; die Ge- steine halren nur unbedeutende Spuren von Meersalz behalten. Ebensowenig haben sie von den später aus der Tiefe durch sie stellenweise aufsteigenden Salzlösungen etwas conservirt. Das wird bewiesen durch die sog. hoppers. Diese sind KrystaHoide nach Kochsalz, die auf den Schichtungsflächen mariner Sandsteine, Schieferletter, Mergel und Kalksteine aus der entsprechenden Ge- steinsmasse bestehen. Sie reichen nicht in die Tiefe, sondern nur bis an die ihnen zur Basis dienende Gesteinsobei fläche, und sind, wie E. W. IIilgard bewiesen, durch aufsteigende Salzlösungen entstanden. Ueber dem Gestein stagnirende Kochsalzsolutionen lassen dagegen ringsum ausgebildete Würfel fällen, wie vielfach beobachtet worden ist. Die hoppers wurden bei Absatz der nächsten Schicht aufgelöst, und der so entstandene Ilohlraum von dem Sedi- ment erfüllt. Sie finden sich schon vom Siiur an bis in die jüngsten neptunischen Gesteine, namentlich in der Trias. (Roth, ehern. Geologie, II, 5.5.5). Der Salzgehalt unserer marinen Gesteine ist, was die Regel betrifft, nur als winzig zu bezeichnen. Wenn nasser Küstensand in seinen Zwischenräumen soviel Seew'asser hält, dass dessen Salzgehalt 1 Procent des Gewachtes oder Volumens des Sandes beträgt, so fragt es sich: was wird aus diesem in Wasser gelösten Salzgehalt, w'enn der Sand sich zu Sand- stein verfestigt? Die Antwort lautet; das salinische Wasser wird herausgepresst durch das Gewicht der sich überlagernden Sand- oder Schlammschichten, und dabei nimmt es doch sein Salz mit hinaus; denn bekanntlich giebt eine Salzlösung durch Filtriren kein Salz ab. Oder aber: der nasse Sand trocknet an der Luft zur Ebbe- zeit, dann nimmt die folgende Fluth das Salz wieder an sich ; oder die Sandbank bleibt in Folge von Hebung des Bodens oder mächtiger Anhäufung sandigen Materials (von der Seeseite her bei Sturmfluth oder dergleichen) trocken, dann ziehen die hygroskopischen Meeres- salze soviel Luftfeuchtigkeit an, dass sie nach dem tiefer liegenden Strande zurücksickern müssen. In einem lockeren Haufwerk gehen die leichtestlöslichen Salze meist in die Tiefe. Gew'öhnlich verläuft die Sache jedoch folgendermassen. Besteht der Strand in grosser Ausdehnung aus Sand, so w^erden an der Küste Sandhügel aufge- worfen, und ihrer Nähe Sandbänke im Meere gebildet, die bisweilen 37* 580 Carl Ochsenius, eine solche Höhe erreichen, dass sie die tägliche Flut nicht mehr überschwemmt. Weiter erheben sie .sich aber nicht ; denn der Sand fängt an zu fliegen, wenn er über dem Wasser liegt und trocken wird. Der Wind führt zur Ebbezeit alsdann weg, was eine vorangegangene Flut höher aufgeschüttet hatte. (»So was« steht schon im alten Walchner.) Und die vielen, vielen Analysen mariner Gesteine, welche verzeichnet sind, hat man doch nicht vorgenommen mit oberflächlich von Sonne, Luft und Wasser angegriffenen d. h. verwitterten bezw. ausgelaugten Ilandstücken, sondern aus frischen, die aus dem intacten Innern solcher Sedimente gewonnen sind, wo sie noch ihre ursprüngliche Beschaffenheit bewahrt haben. Ein Promille Salz müsste in den Analysen, die doch oft bis drei Decimalen angeben, schon in der ersten Decimale erscheinen, das thut es aber nicht Mit anderen Worten: die ganze Satzbezugsquelle von Walther existirt nicht*, das ganze Exempel ist ein Phantom. Das lässt sich auch auf anderem Wege beweisen. Wenn nämlich der Boden 1 °'o Salze enthält, so müssen die ihn durchdringenden und befeuchtenden Gewässer sie ihm nach und nach entführen und zw'ar zuerst das Regenwasser, dann die Quellen und darauf die Rinnsale. Zu einem Procent Salzgehalt im Boden steht aber der unsere.s Grund-, Quell- und Flusswassers in keinem entsprechenden Yer- hältniss, mag Walther S. 143 (G.) auch darauf hinweisen, dass alle diese verschiedenartigen Salze vom Regenwasser gelöst, die Felsen ausgelaugt werden und dass ein beständiger Strom von überaus schwachen Salzlösungen von den Festländern nach dem Meere rinnt. Wie aber nun diese überaus schwachen Lösungen ein Salz- flötz machen sollen, ist unerfindlich. Sie sollen doch aus 1000 m Jura 10 m Steinsalz, entsprechend 1 ®Iq, herausziehen, also müssen sie nicht nur die äussern Partien, sondern das ganze Gebirge auslaugen. Dabei würden sie in der Form von Tiefen- und Grund wasser sicher alles lösliche, was in ihren Bereich kommt, mitnehmen d. h. sie würden zu Soole werden, das Liter Wasser, was durch Erdreich mit 1 ®|o Salz sickert, begnügt sieb doch nicht mit diesem 1 ®|o, sondern löst auf seinem weitern Wege bis zu 25, wenn sie ihm geboten werden. Die Salzarmuth der Gesteine ergiebt sich recht deutlich aus dem Gehalt unserer süssen Gewässer. 1 Mit dieser Deduction gerathe ich durchaus nicht in Wider- spruch zu meiner Ansicht, dass salinische Lösungen in zanlreichsten Fällen unsere Erzgänge in marinen Sedimentgesteinen gemacht haben, denn diese Lösungen gehen nicht aus der Bergfeuchtigkeit und dem Salzgehalt der Sedimentgesteine hervor, sondern aus den Laken, die von gehobenen Steinsalzflötzen stammen und nachträg- lich in tieferen Horizonten ihr Wesen trieben. Das Gesetz der Wüstenljüdung etc. 581 Da existiren nun eine recht grosse Anzahl von Analysen, die in den chemischen Geologien von G. Bischof und .1. Roth einwands- frei verzeichnet sind. Hierbei scheiden natürlich die Gewässer aus notorisch versalzenen Gegenden aus, denn solche bilden nicht die Regel, sondern nur eine Ausnahme. Fast alle unsere Quelhvasser sind für Trinkzwecke brauchbar, d. h. sie enthalten weniger als 1 g Salz im Liter. 13 Analysen von Quellwasser (Roth, I, 441) gaben im Mittel D,3024 g Chlornatrium im Liter, d. h. nur 0,03 o|o. 53 Analysen von Flusswasser (15 bei Bischof, I, 271 ff. und SS bei Roth, I, 456 ‘ ergaben im Mittel 0,015 g Chlornatrium im Liter d. h. nur 0,0015 o Roth sagt sehr richtig (S. 459 1. c.) : »Die Menge des Gelösten ist im Flusswasser viel geringer als im Quellwasser«. Hieraus geht doch deutlich hervor, dass die erdigen, marinen Sedimentgesteine unserer Erdrinde nicht ein Procent Salz enthalten. Selbst, wenn man entgegnen wollte, dass die jetzigen Quellen, Bäche etc. nur noch die Reste des früheren Salzprocentes bespülen, .so lässt sich auch da der Beweis führen, dass das frühere Salzpro- cent nicht einmal in der Oberfläche der Gesteine existirt haben kann. Zu diesem Beweise liefert Walther selbst wieder das Ma- terial. Er sagt S. 81 (G.) ganz ausdrücklich; »Ein abwechselnd feuchter und austrocknender Boden bleibt schon bei 1 ®!n Salzgehalt steril« 2, d. h. mit anderen Worten: vom Gambrium an hätten alle marinen gehobenen Schichten des Pflanzen- wuchses entbehren müssen. Das ist alier nie der Fall gewesen. Wir haben cambrische Kohlenreste bei Kunda, silurische Anthracit- flötze in Schottland und Irland, sowie devonische in China. Und so durch alle geologischen Systeme durch bis heute. Dazu kommt noch, dass ohne Flora sich auch keine Fauna finden kann. Beide Kategorien sind von vornherein reichlich und hoch entwickelt ge- wesen, mögen auch die Florenreste nicht kenntlich geblieben sein. Festland, id est gehobener Meeresboden, gab’s schon im Gambrium, das wird durch die cambrischen Steinsalzflötze bewiesen, und da kann Vegetation nicht gefehlt haben. ^ Hier sind nur die vier Analysen des versalzten Wüsteiiflusses Ghelif in Algerien ausgescbaltet worden. Am Ghelif giebts drei Oel- zonen, und »Kein Petrol ohne salzige Gesellschaft«. 2 Sollte hier kein Druckfehler vorliegen und statt 1 Procent 1 Promille zu setzen sein? Ein kochsalzhaltiges Wasser nimmt nach J. König — Selbstreinigung der Gewässer 1899, II, S. 400 — bei Wiesenberieselung schon eine bedenkliche Beschaffenheit an, wenn es über I2 g hn Liter enthält; Grenze des erträglichen wird bei 1 g im Liter liegen, das ist also 1 Promille. Freilich wird dabei der Widerspruch zwischen dem von Walther supponirten Salzgehalt der marinen Schichten mit 1 ®io, <1. h. mit 10 g für Liter noch kolossaler. Da giebts überhaupt keine Vegetation mehr. Und reines Kochsalz ist dazu dieser viel weniger schädlich als sein Gemisch mit giftigen Bittersalzen ; (Nilwasser hat ^ 2 g Kochsalz im Liter und ist ohne solche Bittersalze). 582 Carl Ochseriius, Behielte unser Dünensand auch nur ein Promille Seesalz, so wäre eine künstliche Befestigung desselben durch Anzucht von Sandgräsern, Sanddorn etc. unmöglich. So enthält z. B. der Erdboden im Rhonedelta, auf dem noch Getreide gedeiht, nur 0,2 Promille. Steigt der Gehalt über diese Grenze, so kommen auf dem Boden, in dem aller Graswuchs ver- schwindet, nur noch Strandpflanzen fort, aber auch diese nicht mehr, wenn der Salzgehalt auf 0,5 promille d. h. g im Liter steigt. Die Ableitung des Wüstensalzes aus den voi’wiegend marinen Sedimentgesteinen der Wüsten ist hiernach total hinfällig. Die marinen Ablagerungen haben nach ihrem Festwerden, nach ihrer Trockenlegung nicht einmal ein Promille Seesalz conservirt, viel weniger ein Procent. Die Franzosen würden doch nicht Hunderte von artesischen Tiefbrunnen in der algier’schen Sahara angelegt haben, wenn sie statt auf süsses Wasser auf salziges (d. h. mit mehr als 1 % Gehalt an Chlornatrium, Chlormagnesium und Magne- siumsullät) gestossen wären. Nur Süsswasser ermöglichte dort Colonisation, und das kommt doch in den meisten Fällen aus (marinen) Kreideschichten, die da weit verbreitet sind. Dasselbe Resultat ergieht sich aus den Analysen der Gesteine, aus dem Gehalt der sie bespülenden und auslaugenden süssen Gewässer und aus der Unmöglichkeit der Produktion einer Flora auf einprocentig- .salzigem Boden. Keine Art von Landpflanzen hätte auf einem solchen Erdreich sich ansiedeln können, selbst wenn sie auf oberflächlich entsalzenem Boden es versucht hätte, denn sobald ihre Rhizome den salzigen Untergrund in Anspruch hätten nehmen müssen, wären sie zu Grunde gegangen. Der Ansicht, dass das Wüstensalz nicht von einer ehemaligen Meeresbedeckung (im vorliegenden Falle zu identificiren mit der WALTHER’schen Ansicht: »von (ehemaligen) marinen Gesteinen«) herrühren kann, war schon C. J. B. Karsten in seiner Salinen- kimde 1846. Er sagt, I, 740, dass in diesem Falle die ganze Sahara mit einer einheitlichen Salzkruste überzogen sein müsse. Es giebt aber im Gegensatz hierzu grosse, weite salzlose Gegenden, wo die Bewohner ihr Speisesalz erkaufen müssen, obschon die Boden- gesteine da auch marinen Ursprungs sind«. K.arsten hebt auch die Thatsache hervor, dass es an Süsswasserquellen, sowohl für .sich, als in unmittelbarer Nähe von Salzquellen nicht fehlt, weil sonst, statt der mit erfrischendem Grün bekleideten Oasen, nur Salzsümpfe oder Salzfelder in der Wüste angetrolfen werden könnten. Er citirt nach Browne: »Obwohl überall auf den Punkten der Ostwüste, wo Wasser angetrolfen wird, neben den Süsswasserquellen auch Salz- (juellen, und diese letztem in überwiegendem Verhältniss gefunden werden, ist der Salzreichthum in der Ostwüste doch in eben der Art, wie in der Westwüste nur gruppenweise und keineswegs all- gemein verbreitet vorhanden«. Das Gesetz der Wiisleiibildung etc. 583 Mit der Widerlegung der WALTiiEidschen These: »Die marinen Gesteine liefern das Wüstensalz«, fällt alles, zugleich auch die Be- hauptung, dass aus dem W'üstensalz in abflusslosen Depressionen unsere Steinsalzlager ohne direkte Mitwirkung vom Ocean hervor- gegangen sind. Doch hiervon später. Zuerst taucht da die Frage auf; »Woher kommt nun das Wüstensalz? oder conciser gesagt: woher stammen die Wüstensalze?« Ich habe diese Frage bereits in Braunschweig 1897 Ijeantwortet in der Yersammlung deutscher Xaturforscher und Aerzte; Aus direkt vom Ocean an den Küsten in Barrenbusen ab gesetzten und nachträglich gehobenen S t e i n s a 1 z f lö t z en mit deren Neben salzen. Die haben nicht n u r d a s IV ü s t e n s a 1 z g e 1 i e f e r t , s o n d e r n auch die g a n z e W ü s t e gemacht. Dort führte ich aus: Dei‘ Ausdruck »Wüste« bezeichnet im richtigen und pflanzen- geographischen Sinne ein ausgedehnt vegetationsloses Terrain. Wüsten giebt es in allen Klimaten der Erde. Wir finden Fels- wüsten in den Polarregionen, Lehm- und Sandwüsten in der ge- mässigten Zone und Fels-, Staub- und Sandwüsten unter den Tropen. J. WALTiiEK-Jena hat "u. a. die Sahara trefflichst vor Kurzem ge- schildert und Theile davon analysirt. Ich ging bei meinen Aus- führungen hierüber auf Grund eigener Beobachtungen in Amerika und Afrika, sowie anderer Forscher in .Vfrika, Asien und Australien von folgenden Gesichtspunkten aus. Steinsalzbildungen finden nur an den Küsten statt, und diesen gehören (oder gehörten) auch die Gebiete des Vulkanismus an ; hier sind also Hebungen in grossem und grösstem Maassstabe an der Tagesordnung gewesen und noch wirksam (Beispiele die nord- und südamerikanischen Cordilleren, Innerasien als früherer Ocean etc.). Die vom Meere bei solchen Hebungen ahgeschnittenen und damit landeinwärts gelangten Steinsalzflötze entlassen die über ihnen stehen gebliebenen Mutterlaugenreste, und deren Salze im Verein mit den bittern (Magnesia-) Salzen ruiniren die Vegetation überall in ihrem Verhreitnngsbezirk. Dadurch geht auch die Fauna ein, und die vorher bewachsen und beschattet gewesene Oberfläche der Gesteine wird nackt. Die in Farbe und Festigkeit verschiedenen Partien und Gemengtheile der Gesteine werden von der Sonnen- bestrahlung am Tage unregelmässig erwärmt und ausgedehnt, von der nächtlichen Kühle rascher oder langsamer wieder zusammen gezogen, als ihre Nachbarpartien oder -Partikel, das Gefüge wird stetig, wenn auch noch so langsam, gelockert, und damit werden sie der Herrschaft der aeolischen Gewalten überliefert; der Wind kann sie fast von allen Seiten anfassen, denn er dringt in alle noch so feinen Risse und Spalten, kurz: er zerbläst sie. (J. Walther hat alle diese Windesvorgänge bislang unübertrolfen beschrieben.) t 584 Carl Ücliseiüus, Grand, Grus, Sand, Staub sind die Endprodukte, und nament- lich der Sand in Form von Sandgebläse zerfeilt Alles, was er triITt, wiederum zu Sand und Staub. Zu der Zerstörung durch diesen bedarf es für die nächst- hegende Umgebunng schon nicht mehr der Mitwirkung von sah- nisclien Substanzen, die haben das Vernicbtungswerk nur an den Rändern begonnen bezw. eingeleitet. Die Ausbreitung des Sandes über grosse eingeebnete Flächen (Stromer von Reichenb.vch sagt von Südwestafrika in seiner Geologie der deutschen Schutzgebiete 1896, dass Sandwehen keine Thäler ausfegen, sondern sie ausfüllen) lässt hohe Boden- und Lufttemperaturen entstellen — äg>"ptischer Kalksand erwärmt sich in der Sonne (nach Sickenberger) bis zu 9ü® — , diese verringern die früheren Regenmengen, und so schreitet die Verwüstung in der Richtung der vorherrschenden Winde vor- wärts, mit oder Hülfe der Aufthürmung von Dünen. Aber nicht bis ins Unendliche, sondern nur bis dahin, wo die A'egetation den Kampf aufnimmt, und kräftig genug ist, um nicht ganz zu unter- liegen. Das ist die Steppe, das Randgebiet jeder Wüste. An sie schliesst sich peripherisch der Wald wieder, und an diesem erlahmen die Stürme; elastischen Widerstand setzen ihnen die Holz- und Laubmassen entgegen, und ebensowenig wie ein Geschoss ein starkes Federkissen oder Heupolster zu durclischlagen vermag, kann der Sturm das Waldesdickicht ungeschwächt verlassen; er erlahmt in ihm. Als Beispiele wurden bezeichnet; 1. die argentinische l’ampas- wüste; diese geht als solche zurück, weil die Bittersalze, die von den Cordilleren kamen, von den Andengewässern nach und nacli in Senken (den Salares) gesammelt und die anderen Bodenstrecken allmählich ausgesüsst werden, so dass die Vegetation wieder Besitz von ihnen nehmen kann. 2. die Sahara ; auch diese geht stellen- weise zurück, zwar nicht in der Gegend zwdschen den Canaren und Gapverden, wohl aber im Osten und Norden, wo der Mensch mit ein- greifen hilft — schon Napoleon sagte: unter einer guten Verwaltung besiegtder Nil die Wüste >, unter einer schlechten die Wüste den Nil — ; im Süden von Algier machen die erhob rten artesischen Süsswasser- 1 Am oberen Nil hat man, wie der Londoner Aegyptologe Flinders Petri mittheilt, in der Nähe der Steinbrüche von Silsitscb, welche die Bausteine für die Pyramiden lieferten, uralte Gultur- stätten der Menschheit entdeckt. Der englische Profe.ssor fand Werkzeuge aus Feuerstein, Waffen mit Feuersteinspitzen, Schüsseln und anderes, Dinge, die ein Menschenstamm einst benutzt hat. Jene Leute, deren Spuren die Zeit und der Wüstensand fiir immer verweht hat, hatten schon künstlerische Triebe. Auf den harten Steinflächen der Abhänge findet man Zeichnungen, die sogar eine höhere Gesinnung verrathen. Auf einer der in den Felsen eingeritzten Zeichnungen sieht man einen Mann mit einem Stecken einen Ochsen um ein Schöpfwerk treiben, ein anderes Bild ist ein langgestrecktes Schiff mit aufgespanntem Segel; dann sieht man ein Karneel, Böte ohne Segel mit Rudern, eine Kuh von einem Das Gesetz der Wüstenliildung etc. 585 bmnnen immer melir Wüstenterrain zu fruchtbarem Land; ähnlich geht’s ohne menschliches Eingreifen nördlich vom Tschadsee, wo die Südoase Bilrna ihre Mimosen nach Norden vorschiebt. Das ganze Terrain von Kufe (15" n. B.) bis zum Tsad war früher Dünen- land, ist jetzt Mimosenwald. Die Vegetation schreitet mit dem in Sommermonaten herrschenden feuchten Südwind auf Kosten der Wüste nach Norden fort. (D. S. 202.) 3. Die Gobi; sie scheint noch auf Eroberungszüge auszugehen. Nicht zu verwechseln mit dem eigentlichen Charakter der Wüste ist der der Versandung durch Küstendünen, die aus ein- fachem Seesand hervorgegangen sind- Diese mögen meilenbreite Striche landeinwärts unter Sand begraben', aber darüber gelangen sie nicht hinaus, ihre Herrschaft erstreckt sich nicht viel über den Meeressaum ins Land hinein Das sieht man recht deutlich an den Dünen des südwestlichen Frankreichs, welche längst tief in das Innere unseres Continentes gedrungen sein müssten, wenn sie seit der Quartärzeit unaufhaltsam vorgerückt wären. Das »Geheimniss der Wüste« existirt also nicht mehr, seitdem wir wissen, woher es stammt. Nun müssen wenigstens einige Belege dafür angebracht werden, dass die Sahara von randlichen Steinsalzflötzen umgeben ist, wenn nicht in ganz geschlossenem King. Solches ist nicht nöthig, wie die argentinische Pampas- und chilenische Atacama- wüste beweisen. Dort waren Salzflötze in einer einzigen Flanke Manne getrieben. Verschwunden ist jede Kunde von den Leuten, die dort einst hausten. Und nach Tausenden von Jahren kam für die Steinbrüche eine andere Zeit. Die Pharaonen von Ober- und Unter-Aegypten schickten ihre Sklaven hinaus, um Steine zu brechen für die Pyramiden, unter denen sie ihren Todesschlaf halten wollten, für die Obelisken, welche ihren Ruhm der Nachwelt verkünden sollten. Hier, wo heute ein Fenet, ein leichtfüssiger Wüstenfuchs, haust, haben viele Tausende gearbeitet, angetrieben von der Peitsche der Aufseher. Noch sieht man, ausgehauen aus dem harten Sand- stein, die kleinen Tempel, wo sie die Gottheiten verehrten: Isis und Osiris, den Vogel Ibis, den Stier Apis und den Hundegott Annbis. Hier lebten und starben sie, ausgemergelt von der Frohnarbeit und der Wüstengluth. Noch stehen die Pyramiden und leuchten und glühen in der afrikanischen Sonne, noch künden die Obelisken und die Säulenhallen der Tempel den Ruhm der Pharaonen und ihrer schlanken, klugen Königinnen — aber die Namen der Bauleute sind dahin wie jene ihrer Vorfahren aus der Urzeit. Heute tönt vom Nilufer herüber das taktmässige Rufen der Arbeiter, welche die Eisenbahn nach Assuan bauen, und am steinigen Ufer wimmelt es von geschäftigen Menschen, die sich beeifern, einen Eisenweg zu schaffen, mitten hinein in das Land der wandernden Söhne des Gham, die dieses Land einst von den Vätern erbten, das heute die Habgier anderer Menschen erringen will. Der sinkende Tag ver- nimmt das singende Abendgebet der Araber und die eintönigen Dudeleien der Neger. Mitten hinein ertönt gellend der Pfiff der Locomotive und das laute Commando der Officiere. Das Zeitenrad hat wieder einen Umschwung gethan. Und nach weiteren zehn- tausend Jahren? (Weser-Ztg. N. 18371, 1898.) 58G Carl Ochseniiis, des früher reich besetzten und tierisch bevölkerten Terrains hin- reichend, um daraus Wüsten zu schalfen. Waltiier selbst weist ja auf den Salzreichthuni der Küsten der Wüste S. 185 (D.) und stellenweises Fehlen des Salzes im Innern derselben hin, aber das genügt nicht Jedem in Jedem einzelnen Fall. Desshalb mache ich folgende, vielleicht noch recht lücken- hafte Zusammenstellung. Fangen wir bei Marokko an. (Salzseen, Salzsümpfe, Salz- quellen, sowie Salzbäche etc. [mit Steinsalz auf secundärer Lager- stätte] werden nur ausnahmsweise angeführt.) Bedeutende Steiu- salzgruben bei Laalooah in der Nähe von Dar el Beida (Casablanca) im Salzgebirge, ebenso bei Larasch, in der Umgegend von Fes z. B. bei Hajar el Waksif. Auch iu den Thälern des Atlas geht es zu Tage aus. Algier. Im Ilippuritenkalk der Kreide mit Dolomiten und den unvermeidlichen Gips- und Anhydritschichten (Alabaster etc.), ln der Nähe von Oran am Fusse des Gebirges; am DJ e bl Garibu bildet das Steinsalz förmliche Berge; südlich von Algier erhebt sich süd- lich von Medea der Salzcoloss DJebl Sahari; am Südabhang des saharischen Atlas werden vom Beni Mzab grosse Stücke Steinsalz gebrochen ; in der Provinz Gonstantine werden Steinsalzgruben in der Nähe von Mila bearbeitet; auch südlich von Bisisra steht solches an ; noch weiter südlich in der Oase Wad Rir, also am Nordraud der Sahara, ist das wirkliche Steinsalz, welches im Gebirge von Tuggurt gewonnen wird, von sehr beliebter grauer oder bläulicher Farbe. Ein alter Vortrag von Fourxel in der Akademie der Wissen- schaften in Paris über den Salzreichthum von Algier und Bona sagt ; »Schon in der Tiefe von wenigen Metern trifft man auf reiche Steinsalzlager, und selbst ganze Salzberge erheben sich über die Ebenen. Der südlichste der drei grossen algierschen Steinsalzzüge streicht vom Toten Meere bis zu den Inseln des grünen Vorgebirges«. Tunis. Der DJebl Haddeffa ist ein ganz aus Salz bestehender Berg. Das Salz ist hart und fest wie Stein und hat eine röthlicho oder Purpurfarbe. Tripolis. Dass die östlichen Ausläufer des Atlas in Tripolis nicht aufgehört haben, ein Steinsalz führendes Gebirge zu sein, geht aus der grossen Menge von Salzseen etc. hervor, die ausserdem das Plateau von Barka und Cyrenaica bedecken. Im Norden von Sockna liegt Wadi Bonjem ganz in Gyps, ein Berg einer benach- barten Kette heisst Salzberg. Nordöstlich von Murzuk (Fezzan) auf dem Wege nach Germa dient das Steinsalz in Form von Blöcken als Iläuserbaurnaterial in mehreren Ortschaften. Gips wird ebenfalls unter den Mineralien von f'ezzan angeführt. Oestlich von Murzuk auf der Route nach Cairo wird ein Salzlager auf einer beträchtlichen Anhöhe verzeichnet, welches bei unabsehbarer Länge einige Meilen breit ist. Das Gesetz der Wüstenbiklung etc. 587 / Aegypten. Obgleich das Steinsalz auf seiner ursprünglichen Lagerstätte im eigentlichen Aegypten noch nicht gefunden ist, kann das Vorhandensein desselben doch nicht bezweifelt werden. Häufige und mächtige secundäie Ablagerungen sind ohne die Nähe der primitiven nicht wohl denkbar Gips und Steinsalz kommen gemein- schaftlich in Jüngern Gebirgen — Kreide und Tertiär — in Ober- ägypten, wenn aucli unter sehr gestörten Lagerungsverhältnissen, vor. Ein grosser Theil der ganzen Wüste des südlichen Nuliiens um Sennaar besteht aus Steinsalz; zwischen Damer (an der Mündung des Atbara in den Nil) und Assuan (in Oberägypten), also im Bereich der nubischen Wüste, liegen eine Tagereise lang von Schikr bis Nabah, auch weiter nördlich bis Umarack überall grosse Blöcke von Steinsalz auf der Erdoberfläche; im Dar-Mahas befindet sich das sehr feste und harte Steinsalz in Kalkschichten, mit voll- kommen durchsichtigen Würfeln. Aus den Nachrichten über Nubien geht hervor, dass das jüngeres Steinsalz führende Gebirge unbezweifelt mit demjenigen auf der Ostseite des Rothen Meeres correspondirt und nur durch Eruptivmassen vom Westufer des Rothen Meeres zurückgedrängt worden ist. Geboten erscheint mir daher hier die Erwähnung der arabischen Steinsalzbetten am Ufer des Rothen Meeres. Ich finde darüber einiges. Man behauptet, dass die grosse Gebirgskette östlich von Akaba sich ununterbrochen von der Ostküste des Toten Meeres zur Ostküste des Rothen Meeres und von dort nach Yemen forterstreckt. Die Gebirgsverhältnisse würden daher auf der ganzen Erstreckung von wenigstens 20 Breitengraden, und insofern plutonische Gebirgs- bildungen sich nicht einschieben und locale Störungen in den Schichten hervorbringen, dieselben bleiben, und man würde — wenn es in jenen Gegenden darauf ankommen könnte — vom Toten Meer bis zur südlichsten Spitze von Arabien , das Steinsalz überall mit gleicher Wahrscheinlichkeit dort antreffen, wo es noch nicht zu Tage gekommen ist, wie z. B. bei Yemen, Gisan, Loheia, Hodojda (Yambo) etc. Auch die jüngeren Gebilde der merkwürdigen Halb- insel Sinai (eine durch plutonische Massen emporgetriebene Blase) sind dieselben Steinsalz führenden Schichten, welche die Küsten- kette am Ostufer des Rothen Meeres zusammensetzen. Auf dem Wege von Massaua nach Tigre in Abessinien wird im Gebirge Steinsalz gewonnen und zu Geldtafeln gemacht. Ueberhaupt sind zwischen Massaua an der Küste bis Tedjura am Fusse der plutonischen Gebiete Steinsalzgruben im Betrieb z. B. in der Nähe von llamfilah, wo das Salz horizontale Lagerung behalten hat, weiter bei Assab, wo Salztafeln etwa einen Quadratfuss gross ge- hauen werden, die in Abessinien als Münze dienen. Dass auch der oft erwähnte Salzsee Bahr Assal seinen salinischen Gehalt aus einer Steinsalzablagerung erhält, die so tief liegen mag, dass sie bisher nicht bekannt geworden ist, darf wohl nicht bezweifelt werden. 588 Carl Oclisenius. Das wären die mir bekannten Localitäten in den Nord- und Ostrandgebieten der Saliara. Die letzt notirten sind vielleicht als niclit liierher gehörig zu l)etrachten, weil zwischen ihnen und der sudanischen 'Wüste sich abessinisclies Hochland einschiebt. Es durchbriclit den Adigrat-Sandstein in Tigre. Der Südrand der Sahara ist weniger erfoischt und bekannt, ergiebt jedoch immerhin Material genug. In Kordol’an gerathen Brunnen mit 'cO — 30 m in gipsigen Sand. In Darfur, einem grossen Landschattsgeoiete des früher ägyptischen Sudans, kommt das Steinsalz in gewissen Distrikten sehr häufig vor. Darfur reicht nur mit einem kleinen nördlichen Strich in den Bereich der Sahara bezw. libyschen Wüste, ln diesen Gegenden, sowie in Wadai, dem üppig bewaldeten lleicbe galt im Handel kein Geld, sondern nur Salz; in den innern Gebieten ist Afrika salzarm Weit nördlich von Wadai, unter 20® n. B., in Tibesti kommt aber Thenardit, ein specifisches Multerlaugen.salz vor; da wird Steinsalz nicht fehlen; Gips steht an bei den Mafarasbergen 170 km westlich von Tibesti. Wir gelangen in die Gegend vom Tsad-See. 150 km nördlich dieses 27000 Quadratkilometer enthaltenden Süsswasser-Binnensees liegt die Südgrenze der Sahara bei Kanimani, und weitere 150 km nordwärts die Oase Bilma, welche durch die starke Salzgewinnung ihrer Umgebung z. B. bei Kalala und Garu u. a. die Bornuländer im Süden des Tsads mit diesem nothwendigen Nahrungsmittel ver- sorgen. Auch nach Westen geht es bis dahin, wo die 'N’ersorgungs- sphäre der etwa im Meridian von Timbuktu in der südlichen Sahara liegenden Salzwerke von Taudeni beginnt. Diese werden in gross- artigem Maassstabe bearbeitet. Die Flötze liegen etwa 1 m unter Tage in dicken Bänken. Steinsatzplatten gehen von da nach Timbuktu und von da nach Osten und Süden. Das Steinsalz von Taudeni setzt sich anscheinend nördlich bis Trasas (etwa 110 km) fort, da werden viele Steinsalzblöcke zu Häuserbauten verwendet. Annehmbar zieht sich die Ablagerung auch in südwestlicher Dichtung nach der grössten Einsenkung der Sahara, nach El Djub, hin, der im Hand- atlas von Stieler mit den Worten »voll Steinsalz« bezeichnet wird. Die Gruben von Ouaden (Wadan), aus denen Steinsalz in denselben Dimensionen, wie die der Tafeln von Taudeni gewonnen wird, liegen westlich in dem südlichen Wüstengipfel Waran. Wir gelangen zum Westrand der Wüste, den Kreis nahezu schliessend. Dort liegt nur 280 km von der Küste (südlich vom Wendekreis in der Landschaft Tiris) die grosse Salzfläche von Ischil, die bei einer Breite von 3 Meilen 8 Meilen lang ist und unerschöpf- liche Mengen von Steinsalz birgt. Wir sind mit der Aufzählung zu Ende. Mit Casablanca an der marokkanischen Küste in der Breite von Madeira haben wir begonnen, mit der Sebcha Ischil südlich von den Canarischen Inseln schliessen wir. Die Umwallung der Sahara ist fertig. W.vlther selb-st hebt ja den Salzreichthum der Dandgelüese (D. S. 185), wie Das Gesetz der Wiistenbildung etc. 589 bereits erwähnt, hervor. Kein einziges Steinsalzvorkommen in der Wüste selbst habe ich in der Literatur verzeichnet gefunden b Aus den vorstehenden Daten vermag ich keinen andern Schluss zu ziehen, als dass die ländlichen Steinsalzflötze der Sahara nacli ihrer Bildung und Hebung ihre giftigen Nebensalze zuerst entliessen und sie in tiefere Horizonte ergossen. Später sind noch reine Chlor- natrium- und Caliumsulfatlösungen von den gesprengten Steinsalz- flötzen nachgefolgt und haben das Zerstörungswerk besiegelt durch Begünstigung der Verwitterung des entblössten Felsbodens, d. h. das in ihrem Bereich liegende Land stellenweise zur Wüste machen helfen, die dann weiter um sich gefressen und nur Oasen übrig gelassen hat. Die bittern Laken, die sich polwärts von den nördlichen Salz- tlötzen entfernten, erreichten das Mittelmeer, wurden mit den rein salzigen von atmosphärischen Niederschlägen verdünnt und Hessen keine Wüste zurück; diejenigen dagegen, welche in äquatorialer Richtung abllossen, machten den nördlichen Theil der Sahara zu der Oede, die sie heute repräsentirt. Umfassender noch wirkten die firgüsse der Flötze am Südrand der Wüste, die traten ver- heerend nach allen Richtungen auf. Desshalb existirt die Sahara noch südlich der Steinsatzvorkommen von Bilma, Taudeni, Wadan, Ischil etc., wo die Sandwüsten von El Djuf, Akela, Waran, Asfal und andere auf den Karten verzeichnet sind. Ich kann mir keine beredteren Thatsachen denken und steile daher den bereits erörterten Satz auf ; DerAnstosszurWüsten- b i 1 d u n g w i r d i n d e n h e i s s e n u n d g e m ä s s i g t e n K 1 i m a t e n der Erde meistens gegeben durch die Entlassung der bittern Nebensalze eines mächtigen über das Meeres- niveau gehobenen Stein salzflötzes in umliegendes G e 1 ä n (1 e. Sind dieselben massig genug vorhanden, so ver- nichtensie unter Umständen die Vegetation und über- liefern damit den seiner Schutzdecke beraubten Boden der Verwitterung, Felszertrümmerung etc., deren Produkte weiter um sich fressen und so das Gebiet der Wüste bis zu gewissen Grenzen erweitern. Dass dieser Satz für die Sahara mit ihren das ganze ,Iahr herrschenden nördlichen Winden (nur am Tsadsee finde ich für den Juli Süd west notirt) passt, ist Ja einleuchtend. Er erklärt zu- gleich ungezwungen die Existenz von salzfreien Wüstentheilen, die mit der WALTHEifschen Ansicht über die Herkunft des Salzes aus marinen Sedimentgesteinen nicht vei’einbar ist. Ich wundere mich darüber, dass Walther sich nicht die ^ Ein Blick auf eine Tiefenkarte der nordafrikanischen West- küste zeigt, dass die Sahara namentlich an der Küste von Tiris weit in den Ocean hineinreicht und wahrscheinlich immer mehr Terrain ihm abgewinnt. Der das ganze Jahr beherrschende Nord- ostwind wirbelt den Sand aus der Wüste in den Atlantic hinein. 590 Oarl ücliseiiius, Das Ueselz der Wüslenljüdung elc. Frage vorgelegt hat: Warum Salzreichthum an den Küsten? Marine Gesteine finden sich da, wie im Innern. Aber am Meere fliegt doch das Salz nicht auf das nächste Landgebiet. Sehen wir zu, ob der vorherige Satz auch in Amerika sich bestätigt. Europäische Wüsten giebts nicht, bei asiatischen und australischen fehlt mir eigene Anschauung. Von letztem bemerkt W.VLTHER, dass von allen Flüssen Südaustraliens nur der Onka- paringa das Meer erreicht. Alle andern werden in ihrem Laufe immer brakischer und enden dann in einen Salzsumpf. Zurückgehende Wüsten sind die Badlands, mauvaises terres, alkali soils und great sand hills, die sich in den Vereinigten Staaten vom Süden Montanas vorüber bei den Black bills durch die süd- liche Westecke von South Dakota nach Nebraska in das Gebiet des Loup River hinziehen. Die jährliche Regenmenge bleibt da unter 35 cm, und desshalb geht die Aussüssung der bittersalzigen Lände- reien nur sehr langsam vor sich. Die Namen bittercreek und salt- well kehren dort ausserordentlich häufig wieder. In Wyoming präsentirt sich nördlich der Eisenhahnstation Bittercreek der Wüsten- fleck Red Desert und nördlich der Uintaberge im Gebiet bad lands. Dieselben salzigen und niederschlagsarmen Verhältnisse gelten von den Territorien westlich vom Grossen Salzsee bis an die Grenze von Galifornien und . südlich bis nach Yuma-Arizona am Colorado River, der nur 100 km weiter nach Süden in den Golf von Cali- lörnien mündet. Alle die wüsten Landstriche, die Deserts Great American, Sevier in Utah , die von Hot Springs, Black rock, Goshute, Ral- ston, Amargoza ln Nevada, Mohave und Colorado in Californien, Gila in Arizona u. a. bergen unermessliche Mengen von allen Arten der Mutter- laugensalze mit Boraten, Carbonaten etc. im Boden und in Seen. Die Coioradowüste (nordwestlich von Vuma in Arizona) liegt zudem 300 m unter dem Oceanniveau, kann also nicht leicht aiisgesüsst werden. Diese nordamerikanischen Verhältnisse liefern einen deutlichen Beleg dafür, dass bittere (giftige) Salze und Wüste in vielen Fällen unzertrennlich sind, dass aber Landstriche, die von ihnen zur Wüste gemacht worden sind, nicht wüst bleiben, wenn die Regenhöhe hinreicht, die Störenfriede in Rinnsalen abzuführen. Ich betone absichtlich den Ausdruck »bitter«, weil die Nachbar- schaft reiner Steinsalzlager keineswegs hinreicht, um eine Wüste hervorzurufen. Das wird bewiesen in unserm gemässigten Klima durch die Salzberge von Cardona und besonders die von Sieben- bürgen, wo prächtige Eichenwälder auf Humus wachsen, der in geringer Tiefe leibhaftiges Steinsalz birgt. Gleiches gilt unter den Tropen von den andinischen Steinsalz- llötzen im Innern von Peru etc. Dort ragen mächtige Salzfelsen empor, haben aber keine Verheerungen, die noch heute sichtbar wären, um sich herum angerichtet. Reichlichste Regen, bis über 200 cm Jährlich, habend anscheinend alles salinische ohne Schaden für die Vegetation abgeführt. (Schluss folgt.) A. Johnsen, Bemerkungen zum Krystallvolumen. 591 Bemerkungen zum Krystallvolumen. Von A. Johnsen. Mit eiaer Fi»ur im Text, Königsberg i. Pr., 21. Juni 1902. Schr.a.uf1 hat das Volumen eines Ellipsoids, dessen Axen nach Länge und Richtung dreien zu einander senkrechten Kanten- schnitten entsprechen, unter dem Namen »Krj’stallvolumen« begriff- lich eingeführt; Lixck^ modificirte die mathematische Form unter Anwendung des Eckensinussatzes für schief winkelige Axensysteme und erhielt als Krystallvolumen K V = ®3 - ab c jy sin s . sin (s— a) sin (s— ß) sin (s— y). Hierin sind abc drei Kantenschnitte, a, ß, y die von ihnen fX — [- ß —}— gebildeten Winkel, s = ^ > Lehrb. d. phvsikal. Krystallosr. II. 40 (Wien 1866). Zeitschr. f. Kryst. 1896. 26." 280; N. J. 1902. I — 3 — . 592 A. Johnsen, Im regulären, tetragonalen und rhombischen System sind drei auf einander senkrechte ausgezeichnete Richtungen gegeben. Im hexagonalen System sind zwei Axensysteme von ausgezeichneter Lage denkbar, deren eines einen Specialfall des rhombischen, deren anderes einen solchen des monoklinen Coordinatensystems darstellt. Bei monoklinen Körpern sind die Richtungen der beiden in ;010! liegenden Axen variabel, bei triklinen endlich sind vom Symmetrie- standpunkt alle Kanten von einander verschieden. Es lassen sich also für eine Substanz von der Symmetrie der letzteren Sy- steme unendlich viele Krystallvolurnina berechnen und es erscheint die Frage von Interesse: Wird bei Transformation der Coordinaten- KY axen eines Krystalls der Quotient ^ rational? wobei KV das aus dem neugewählten .\xensystem berechnete Krystallvolumen bedeutet. Es ist im triklinen System bei einer Richtungsänderung der Z-Axe innerhalb der Ebene X Z (siehe Figur) K Y KV ®|3 1t a b c ®3 it a' b' c' sin s sin (s— a) sin (s— ß) sin (s — y) sin s' . sin (s'— a‘) sin (s' — ß') sin (s'— r). In dem sphärischen Dreieck, dessen Bogen a, ß, y und dessen Winkel A, B, G (Winkel der Coordinatenebenen) sind, ist sin (s — ß) sin (s— y) sin sin und cos IT — sin s . sin (s — a) sin ß sin y .\usserdem ist b' = b, a' = m a, wo m eine rationale Zahl; mithin . A A ^ sin y cos Y sin ß ■ sin y K Y' c' A' A' sin • cos • sin ß sin y Da nun y = y', -V = A', so ist KV m c sin ß K Y' “ ■ sin ß' Schliesslich ergiebt sich aus der Figur, dass m c _ sin u' K V sin ß siij_ß|^ c' sin ;a ’ K V sin a ’ sin ;a‘ Es handelt sich hier aber, wenn man will, um die Winkel der Spuren tautozonaler Krystallflächen auf einer Ebene. Da nun Ebeiien- büschel und in ihnen liegende ebene Strahlenbüschel projektiv zu einander sind, so besagt das GAUSs’sche Gesetz der Krystallflächen- winkel zugleich, dass auch die Schnittkanten einer Fläche mit vier Bemerkungen zum Krystallvolumen. 593 unter sich tautozonalen Fläclien ebenso wie die letzteren ein rationales Doppelverhältniss der Sinus ihrer Winkel bilden. Somit ist obiger Ausdruck rational*. Hieraus ergiebt sich durch einfache Ueberlegung, dass auch bei Hinausfallen sämmtlicher drei Axen aus sämmtlichen ursprüng- K V lieh angenommenen Coordinatenebenen der Ausdruck y. - ratio- nal wird. Im monoklinen System erhalten wir dieselbe Endformel mit der speciellen Eigenschaft, dass, w'enn die Länge der in ihrer Richtung unveränderlichen Y-Axe constant, die Winkel der ge- zeichneten Flächenspuren auf (010} gleich den entsprechenden Flächenwinkeln der Zone Y werden, oder dass, wenn eine der Axen X und Z constant (und die zu dieser geneigte Goordinaten- ebene Zeichnungsebene ist), der für <): ß zu substitrdrende <* oder Y — 90° wird. Führt man bei hexagonalen Krystallen das übliche monokline Coordinatensystem in ein rhombisches über, so ist (Hauptsymmetrie- axe = Y) z. B. ß = 120°, ß' = 90, 11 = 30, u' = 60, a = c, c' = ^, m = *|j, ||-, = °!2 oder ß = G0°, ß’ = 90, [A = 00, [x' = 30, a = c, c' = c VT, m = *[2, = *[2. Da man unbeschadet obiger Ergebnisse für KV resp. KV' einen Ellipsoidoktant und für diesen das ihm zu Grunde liegende Tetraeder eintühren kann, so fliesst aus dem Vorhergehenden folgender Satz: Stelltmandurch Parallel verschiebungmöglicher Flächen eines Krystalls Tetraeder her, diemitje einer Ecke im Gentrum z us amm ens t os s en und deren dem Gentrum gegenüberliegende Flächen (eventuell er- weitert) irgend eine durch dieses gehende Kante in einem und demselbenPunkte sch neiden, so stehendie Volumina der Tetraeder in rationalem Verhältnis s. Es möge hieran noch eine specielle Folgerung geknüpft * Setzt man in dem Ausdruck sin ß sin (X = 180 - (v + ß) sin [X sin [X und (x‘ = 180 — (v “t“ ß'), so erhält man nach einigen Umformungen KV K V tg ß' ('^Ig V + 1) ■■ ( \l ! + 1) Eine hinreichende Bedingung, diesen Ausdruck rational zu machen ist u. a. die, dass das Tangentenverhältniss irgend zweier (und damit aller!) unserer tautozonalen Flächenwinkel rational wäre. Die Frage nach letzterer Rationalität ist von Neumann (1823), Kupffer (1831) und Nau.man.n (1855) discutirt worden. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 38 594 F. Rinne. werden. Linck hat für je zwei »eulropische« Substanzen folgende empirische Formel aufgestellt: K Vi .Dl K . K A’2 . Ü2 Ml " M, welche für polymorphe Körper übergehen soll in K Vi . Di = R . K A 2 • 1^2' Hierin bedeutet D die Dichtigkeit, M das Molekulargewicht K V das Krystallvoluraen, R eine einfache rationale Zahl. Nun erhebt sich die Frage, ob die eventuelle Gültigkeit dieser Formeln unab- hcängig ist von der Wahl der Coordinatenaxen bei schiefaxigen Sub- stanzen. K A' . Der Quotient y/ eines Krystalls ist nach obigem dann rational, wenn die Längen der K Y' liefernden Axen durch bestimmte trigono- metrische Funktionen mit denen der KY bildenden Axen verknüpft sind. Nimmt man nun an, dass der Werth R der LiNCK’schen Formeln für irgend zwei Körper dann rational würde, wenn man für die eine derselben gewisse Kantenschnitte a b c als Axen wählte und für a eine rationale Zahl, sagen wir eins, annähme. Bei Substitution der Axe a durch die neue a' - ^ J, wo J eine irrationale Funktion von a, ist wie oben bewiesen 1 . b . c \' . . . . J . b . c \— 777 ^ '■ational; nun kennen wir aber die geforderten Axen a b c nicht, wählen z. B. statt ihrer empirisch a'bc und benutzen a' als Maassstab, dann ist b c ■’ J ■ J ' ' natürlich im allgemeinen ein irrationaler WertK Mithin genügt bei schiefaxigen Substanzen höchstens je ein einziges Axensystem der LiNCK’schen Formel und dieses könnte stets nur empirisch gefunden werden. Die Lockerung des Krystallgebäudes von Zeolithen unter dem Einfluss von Salzsäure. Yon F. Rinne in Hannover. Mit 6 Figuren. Hannover, mineralogisch-geologisches Institut der Technischen Hochschule. Bekanntermassen werden Zeolithe, wie Heulandit, Brewsterit, Desmin, Harmotom, Phillipsit, Chabasit, Natrolith, Analcim u. a. durch Salzsäure unter Hinterlassung eines Rückstandes von pulveriger Die Lockerung des Krystallgebäudes etc. 595 oder schleimiger Kieselsäure zersetzt. ')KieselgalIerte« Uel'ern z. B. die letztgenannten beiden Mineralien, Kieselpulver die vor ihnen aufgeführten. Benützt man für diese Versuche Spaltblättchen oder Schliffe, so verläuft der chemische Process, im Falle sich colloidale Kiesel- säure bildet, wie vorauszusehen, derart, dass die Gestalt der ver- wandten Blättchen nicht erhalten bleibt; es entsteht ein schleimiges Häutchen ohne bestimmte Form. Hingegen werden Platten von Heulandit, Brewsterit, Desmin, Harmotom, Phillipsit, Chabasit durch Salzsäure umgeändert, ohne dass die Blättchen ihre krystallographische Umrahmung verlieren. Ihr Winkelmass ist gegenüber dem der an- gewandten Zeolithe, soweit erkennbar, nicht geändert. Dass die Umwandlung indess nicht ganz ohne mechanische Beanspruchung stattfand, deuten zahllose, mikroskopische, maschige Sprünge an, welche die Platten in meist unregelmässiger Weise* durchziehen, und die beim Auslaufen in den Rand der Blättchen sie hier und da fein gekerbt erscheinen lassen. Am widerstandsfähigsten erwiesen sich bei diesen Yefsuchen Spaltblättcben von Heulandit und Brewsterit, sowie unmittelbar zu benutzende Krystalltäfelchen des Desmins. Leichter zerfallend zeigten sich schon die Schliffe, die von Harmotom, Phillipsit und Chabasit für die Untersuchung hergestellt werden mussten, wohl weil ihre Festigkeit offenbar beim Schleifen durch entstehende Spältchen bereits gelitten hatte, möglicherweise aber auch weil die benutzten Chabasite und besonders Phillipsite mit Salzsäure Rückstände lieferten, die sich, wie mir schien, in ihrem Zusammen- halt schon dem Kieselschleim etwas näherten, wie er z. B. aus Natrolith entsteht. So kann man also einen Gegensatz aufstellen zwischen dem in sich zusammenhängenden Absatz, den Heulandit, Brewsterit, Desmin, Harmotom, auch noch Chabasit und Phillipsit liefern, und dem schleimigen Rückstand, den man aus Natrolith oder Analcim erhält. Macht man sich ein Sinnbild von diesen Vorgängen, so lässt sich sagen, dass die Salzsäure, indem sie aus den Bautheilen alle basischen Bestandteile herauslöst und nur Kieselsäure bestehen lässt, das Krystallgebäude des Zeoliths lockert. Diese Lockerung des Gefüges kann zu einer derartigen Schwächung des Baues führen, dass ein bedeutendes Erweichen und ein Verfliessen des mit * Bei Benutzung von Desminplättchen nach dem seitlichen Pinakoid zeigen die Präparate ziemlich regelmässig ein System von Rissen etwa parallel zu den benachbarten Prismenkanten oder ein wenig steiler geneigt, während die Zertheilung der zwischen diesen Parallelrissen liegenden Streifen in Maschen unregelmässiger ver- läuft. Da in Folge der Zwillingsbildung vier Kanten nach dem Prisma auf ooPoo (010) einschneiden, kommt somit durch die erwähnten Maschensysteme eine Theilung der Blättchen in vier, an die vier Prismenkanten sich anschliessende Bezirke zu Stande. 38* 596 F. Rinne, Wasser sich sättigenden Gebildes statt hat, wie man es eben z. B. im Falle des Natroliths oder Analcims beobachtet, die Kieselgallerte liefern. Andernfalls ist diese Schwächung nicht so bedeutend, dass solch freiwilliges Zerfliessen vor sich geht, ja die Standfähigkeit des aus dem Zeolithgebäude abgeleiteten Kieselsäurebaues ist, wie be- sonders Heulandit, Brewsterit, Desmin, auch Harmotom zeigen, oft noch recht bedeutend. Glüht man die durch Salzsäure aus Zeolithen erhaltene Kiesel- säure, so geht sie durch Wasserverlust in Si Og über. Auch bei dieser Veränderung bewahren die erhaltenen Blättchen ihren Zu- sammenhang, und auf die Weise sind somit künstliche Pseudo- morphosen von Si Og z. B. nach Heulandit, Brewsterit oder Desmiu leicht herzustellen. Die trockenen Kieselpräparate sind weiss, ge- wiss in Folge der Risse und wegen porigen Aufbaues. Durch Hineinlegen in Oel kann man sie aufhellen. Im Hinblick auf die oben angestelllen Erwägungen war es mir von Interesse, die optischen Eigenschaften der in Rede stehen- den Kieselbildungen zu studieren^ und hierbei die Aufmerksamkeit besonders auf die Frage zu richten, oh sich in dem zwar gelockerten aber nicht eingestürzten Gebäude Anklänge an die Verhältnisse der unberührten Zeolithsubstanz auffinden lassen. Im Falle ein völliges Zerfliessen der entstehenden Kieselsäure eintritt, also ihren Theilchen keine gesetzmässige Lagerung mehr zukommt, kann von einem solchen Anklang natürlich nicht mehr die Rede sein. Die Kieselgallerten erweisen sich optisch isotrop. Beim Glühen der Substanz, die dabei wasserärmer und schliesslich wasserfrei wird, kommt es zu unregelmässigen Zusammenziehungen, die innere Spannungen und demzufolge flecken- und streifenförmige Polarisationserscheinungen zu Wege bringen, wie man sie ja auch bei den natürlichen Opalen beobachtet. Bei den gut zusammen- haltenden Kieselpräparaten hingegen bemerkt man in der That regelmässige Polarisationserscheinungen. An den wasserhaltigen Produkten sind letztere zwar in Folge nur noch äusserst schwacher Doppelbrechung nicht sonderlich auffällig, hei Benutzung des Gyps- blättchens vom Roth 1. Ordnung indes nicht zu übersehen. Glühen der Präparate verursacht eine Kräftigung der Polarisationswirkung und bringt entsprechend besser studirbare Objekte zu stände. Geht man von Desmin^ aus, so erhält man eine Si Oz-Pseudoi. morphöse mit optischen Verhältnissen, wie sie schematisch in Fig. 1 1 Die optische BeschafTenheit des Heulandit- und Desmin- kiesels sind von mir bereits früher (N. Jahrb. 1896, I, S. 139 und 1897, I, S. 41) erwähnt. 2 Es wurden klare Täfelchen des Desmins von Naals-Oe, Far- 0er, benutzt. Die Umwandlung wurde, wie auch bei den übrigen Zeolithen, meLst bei der Wärme des Wasserbades vorgenommen. Die Erhitzungsdauer betrug an 40— .50 Stunden, um sicher zu sein,, dass der chemische Process zu Ende geführt war. Die Lockerung des Krystallgebäudes etc. 597 angedeutet sind. Die Auslöschungsrichlungcn sind aus der Figur zu ersehen. Im convergenten Lichte erkennt man in allen Sektoren der feldergetheilten Blättchen das Interferenzhild um eine negative Mittellinie hei grossem Winkel der optischen Axen. Zum Vergleich Pinakoid. diene Fig. 2, welche einen unversehrten Desmin optisch kennzeichnet. Stellt man sich das nämliche chemische Produkt aus einem Heu- landit-Spalthlättchen dar^, so ist es mit nicht unwesentlich anderen optischen Eigenschaften ausgestattet, wie Fig. 3 erkennen lässt. Fig. 3. Si O2 aus Heulandit hergestellt. Fig. 4. Heulandit, Spalt- hlättchen nach dem seitlichen Pinakoid. Man findet eine von der des Desmins abweichende Feldertheilung. Indess w ie die Sektorenbildung sich bei dem Desminkiesel an die Desmingestalt schliesst, so ist es beim Heulanditkiesel bezüglich * Verwandt wurde Heulandit vom Berufjord, Island. 598 F. Rinne, der Heulanditl'orm der Fall. Mit Ausnahme des an das Doma sich schliessenden Sektors ist die Doppelbrechung in der Richtung der Plattennormale sehr schwach. Die Lage der Auslöschungsrichtungen war daher nur in dem erwähnten Felde leidlich gut zu bestimmenk Im convergenten, polarisirten Lichte erscheint auch bei den aus Heulandit erhaltenen Pseudomorphosen das Interferenzbild um eine negative Mittellinie. Der Axenwinkel ist aber viel kleiner als bei Desmin, ja ausgenommen auf dem an das Doma sich schliessenden Sektor war kaum eine OefTnung des dunklen Kreuzes beim Drehen des Präparats zu beobachten, was die erwähnte, sehr geringfügige Doppelbrechung, die im parallelen, polarisirten Lichte auf den be- treffenden Feldern beobachtet wrd, erklärt. Weiterhin muss ver- merkt werden, dass Feldertheilung nur erscheint, wenn auch das Heulanditspaltblättchen solche aufwies, wie es bei dem in Fig. i schematisch dargestellten der Fall ist. Benutzt man ein ganz aussen von einem Heulandit abgespaltenes Blatt, das, wie bekannt, keine solche Sektoren zeigt, so erweist sich auch das aus ihm dargestellte Si 02-Präparat entsprechend einheitlich und zwar im parallelen, polarisirten Lichte sehr schwach doppelbrechend mit Auslöschungs- richtungen, die etwa denen des Domensektors in Fig. 3 entsprechen. Im convergenten, polarisirten Lichte erscheint auch hier unverkennbar 1 Man erkennt die Sektorengrenzen bei Heulandit gelegentlich ganz gut im gewöhnlichen Lichte an dem verschiedenen Grade des Durchscheinens der Felder. Der Basissektor ist gegenüber den anderen klarer. Beim Desminkiesel sieht man oft deutlich trübere, weissliche Zonen, die sich mit nach aussen etwas huschelig verbreitertem Ver- lauf an den einstigen Zwilling.sgrenzen des Desmins (Fig. 2) hinziehen. Fig. .5. Si O2, aus Brewsterit hergestellt. Fig. 6. Brewsterit, Spalt- blättchen nach dem seitlichen Pinakoid. Die Lockerung des Kr\'stallgebäudes etc. 599 das Interferenzbild um eine negative Mittellinie mit kleinem ^Yinkel der optischen Axen. Beim Brewsteritkiesel hat man ein Bild, das wiederum ab- weicht von dem, welches die aus Desmin oder Heulandit darge- stellten Si 02-Präparate aufweisen. Man findet das aus einer Spalt- platte hergestellte Kieselblättchen mit einer Feldertheilung versehen (Fig. 5), wie sie dem chemisch unberührten Brewsterit (Fig. 6) in seinem Sektorenaufbau entspricht. Im convergenten, polarisirten Lichte erkennt man auf den chemisch verwandelten Spaltblättchen, wie beim Desmin- und Heulanditkiesel, das Interferenzbild um eine negative Mittellinie, und zwar mit einem sehr kleinen Winkel der optischen Axen in den Seitenfeldern und mit etwas grösserem in dem Centralsektor. Wie bei Heulandit ist das Erscheinen der Felder bedingt durch das Vorhandensein solcher Felder im chemisch un- berührten Mineral. Sie finden sich in breiter Entwicklung, wie sie in Fig. 5 gezeichnet sind, nur in Spaltblättchen aus dem Krystallinnern. Anschliessend an diese Untersuchungen wurden entspre'chende an Harmotom, Chabasit und Phillipsit ausgeführt. Der Harmotomi lieferte Kieselpräparate, die, insbesondere nach dem Glühen, noch deutliche Wirkung auf das polarisirte Licht erkennen Hessen. Schliffe nach dem seitlichen Pinakoid zeigten, wie Harmotom selbst, aber in sehr grosser Abschwächung der Doppelbrechung, Felder- theilung, und zwar eine Abweichung der im stumpfen ß- Winkel ge- legenen mittleren optischen Elasticitätsaxe von jeweils etwa 5° zur •\xe a. Schnitte nach der Basis des Harmotoms lieferten sehr schwach doppelbrechende Kieselblättchen, an denen sich die an- scheinend zur Axe a parallele Lage der Richtung der in der Platten- ebene grösseren optischen Elasticität wahrnehmen liess. Koch weniger Wirkung auf polarisirtes Licht zeigten Kiesel- präparate, die aus Schnitten nach dem Stamm-Rhomboeder von Chabasit angefertigt wurden 2. Immerhin liess sich auch hier noch die Wiederkehr der optischen Zweitheilung bei der Si 02-Pseudo- morphose erkennen, wie sie für den Chabasit bekanntermassen charakteristisch ist. Die aus Phillipsit ^ hergestellten Präparate näherten sich, wie mir schien, vor dem Glühen in ihrer Consistenz bereits etwas der Kieselgallerte, und in optischer Hinsicht erwiesen sich diese Kiesel- säure- bezw. (nach dem Glühen) Si O-j-Pseudomorphosen als isotrop. Beim U eberblick der erwähnten Verhältnisse ergiebt sich, dass die Umwandlung von Zeolithen in Kieselsäure zum Theil, so bei Natrolith und Analcim, ein Produkt oljne be- stimmte Form liefert. Es übt keine Wirkung auf das polarisirte Licht aus, weil für das Bestehen von Doppelbrechung massgebende < Von St. Andreasberg, Harz. 2 Material von Rübendörfl bei Aussig, Böhmen. 3 Von Richmond, Australien. 600 F. Rinne, Richtungsunterschiede in ihm als colloidaler Substanz nicht vor- handen sind. Anderseits liefern Heulandit, Brewsterit, Desmin, Har- motom unter Erhaltung der Krystallform Kieselsäure (bezw. nach dem Glühen Si02), der man auf Grund der beobachteten optischen Verhältnisse gesetzmässige Richtungsunterschiede zuschreiben muss. Zur Erklärung erscheinen die Thatsachen von Bedeutung, dass die unter dem Einfluss von Salzsäure aus den erwähnten Zeo- lithen entstandenen Si 02-theilchen Reste der Silikattheilchen des ursprünglichen Minerals sind, und ferner dass der Zusammenhalt dieser Resttheilchen noch gut gewahrt ist. Hiernach erscheint das Bestehen einer für optische Richtungsunterschiede massgebenden Struktur in diesen künstlichen Pseudomorphosen auch wohl ver- ständlich, ebenso der Umstand, dass die optischen Eigenschaften des Produktes die erwähnten Anklänge an die Verhältnisse des Ausgangsmaterials zeigen. Unter sich weichen die Kieselpräparate in ihrem Aufbau nicht unwesentlich von einander ab, je nachdem z. B. Heulandit, Brewsterit oder Desmin das Ausgangsmaterial war. Also liegt hier der sehr bemerkenswerthe Fall vor, dass die nämliche Substanz (Si 02) verschiedene physikalische Eigenschaften aufweist je nach ihrer Herstellung aus verschiedenen Körpern. Den Uebergang zum optisch strukturlosen Kieselschleim liefern die aus Ghabasit und besonders Phillipsit herzustellenden Kieselpräparate. Der Zusammenhalt ist hier anscheinend bereits recht locker. Bei Phillipsit insbesondere sind die Theilchen bereits der Art gelagert, dass keine optischen Differenzen nach verschie- denen Richtungen wahrgenommen wurden. Man könnte die in Rede stehenden Verhältnisse auch in anderer Art umschreiben, und vermerken, dass den aus Zeolithen hergestellten Si 02-theilchen »an sich« keine Doppelbrechung zu- kommt, letztere vielmehr beim Heulandit-, Brewsterit- etc. -Kiesel zu den secundären optischen Verhältnissen gehört, die vielen Körpern mit sog. optischen Anomalien gewissermassen übergeprägt sind. Im Hinblick darauf, dass z. B. Glas durch Zug und Druck doppel- brechend wird und darauf, dass der molekulare Verband der Theilchen in isomorphen Mischungen regelmässige Spannungen und damit Polarisationswirkungen hervorruft, könnte man auch die Doppelbrechung des aus Desmin, Heulandit etc. hergestellten Sili- ciumdioxyds als auf secundären Umständen beruhend sich vor- stellen und annehmen, dass die Bautheile unter dem Einflu.ss regel- mässiger Spannungen stehen > die in Folge der noch kräftigen Ver- kettung der Theilchen in dem zwar gelockerten, aber noch in sicli zusammenhaltenden Gebäude vorhanden sind. ' Das »normale« aus Zeolithen hergestellte Si O2 würde dann in den aus Phillipsit erhaltenen Pseudomorphosen vorliegen oder auch, aber ohne Formerhaltung, in der Kieselgallerte, die z. B- aus Natrolith entsteht. Die Lockerung des Krystallgebäudes etc. 601 Eine andere Deutung der optischen Wirksamkeit der er- wähnten Zeolithkiesel könnte darin bestehen, dass noch Reste eines Zeolithsilikats angenommen würden, welches, entsprechend seiner nur noch geringfügigen Menge, ein schwaches Durchschimmern einer dem Silikat zugehörigen optischen Struktur durch die ent- standene, isotrop anzunehmende Hauptmasse veranlassen würde. Dagegen spricht indess der Umstand, dass die erwähnten optischen Eigenarten, auch bei sehr dünnen Präparaten, nach sehr lange währendem, gut 50-stündigen Erhitzen mit Salzsäure auf dem Wasserbade nicht verschwanden und ebenso beim vielfach wieder- holten Kochen in Salzsäure sich nicht änderten, wohingegen die Umwandlung der Zeolithe in die in Rede stehenden Substanzen in heisser Salzsäure sich bereits nach ein paar Stunden vollzogen hatte. Lang andauernde Versuche wurden in der Hinsicht mit Heu- landit- und Desminkiesel gemacht, die wegen ihres vortrefllichen Zusammenhaltes hierfür besonders geeignet sind. Schliesslich spricht gegen die Annahme eines Silikatrestes in den Kieselpräparaten die Wahrnehmung, dass in ihneii bei der chemischen Analyse keine basischen Bestandtheile nachgewiesen wurden. 602 Besprechungen. Besprechungen. Johann Philipp Becher ;MineralogisclieBeschreibung der Oranien-Nassanischen Lande nehst einer Ge- schichte des SiegenschenH ritten -und Hammerwesens. 2. Aufl. (Die erste erschien 1789.) Bei C. Seel’s Nachfolger (Moritz Weidenbach) in Dillenburg. 1902. 326 pag. mit 4 Karten. Die vorliegende Beschreibung der Oranien-Nassauischen Lande, zu denen zur Zeit des erstmaligen Erscheinens auch das Siegerland gehörte, hat von Anfang an als Quellenwerk für die mineralogischen, geologischen und bergmännischen Verhältnisse jener Gegenden nicht geringe Bedeutung gehabt und diese auch in gewissem Sinne und jedenfalls in ausgedehnten Kreisen von Interessenten bis auf den heutigen Tag behalten. Es ist daher nicht zu verwTjndem, wenn jetzt, avo nach 113 Jahren die erste Auflage beinahe vergriffen ist, eine zweite, selbstverständlich unveränderte, erscheint. Das Buch ist noch jetzt eine Fundgrube für Nachrichten über das Vor- kommen von Mineralien in jenem bergmännisch so AA ichtigen Bezirk und für manche Gruben etc. ist man auf dasselbe vollständig an- geAAlesen. Der Verfasser hat mit grossem Fleiss und ausgedehnter Sachkenntniss als nassauischer Berg- und Hüttenbeamter das Ma- terial zu seinem Werk zusammengetragen. Er erweist sich aber dabei keineswegs als ein urtheilsloser Compilator, sondern als ein selbständig denkender Forscher. Entgegen dem unter Werner’s Einfluss damals überall herrschenden Neptunismus tritt er durchAveg energisch für die eruptive Natur der Westerwälder tertiären Erguss- gesteine ein und nennt die Basalte (anderes kennt er noch nicht) an zahlreichen Stellen Laven. Die dortigen Lignite erklärt er mit Bestimmtheit für wirkliches Holz im Gegensatz zu anderen zeit- genössischen Geologen, die darin Anderes erkennen Avollten. Er hebt die grosse Aehnlichkeit seiner Heimath mit dem Harz mehr- fach hervor, die er in der ausgedehnten Verbindung von Thon- schiefern und Grauwacken mit Grünsteinen erblickt und hebt auch einen Hauptunterscliied zwischen beiden Gebieten hervor, der in dem Fehlen des Granits in Nassau (und im Siegen’schen) besteht. Versaiiiinluiigeii und Sitzungsbericlile. 603 Eine Gliederung der Schichten wird, dem Zeitgeist entsprechend, nicht einmal versucht Trotzdem ist die Beschreibung bei aller Kürze an zahlreichen Stellen so trelTend, dass man daraus mit Sicherheit entnehmen kann, mit welchen Formationsgruppen und -Theilen man es an der betreffenden Stelle zu thun hat. Dem Verf. zu Ehren ist die Posidonomya Becheri des Culm und zwar nach Exemplaren von Herbom, also aus der Heimath desselben, benannt worden. Er ist sicherlich zu den bedeutenderen Mineralogen und Geologen jener Zeit zu rechnen. Max Bauer. Versammlungen und Sitzungsberichte. Französische geologische Gesellschaft. Sitzung vom 26. Mai 1902. Gentil berichtet über die AschedesMontPelee. Sie ent- hält Hypersthen, Magnetit, Feldspäthe (basischen Andesin und Lab- rador) und Glas. Es handelt sich also um Hypersthen-Andesit- Laven. Gabez bespricht zunächst kritisch die von L. Bert- B.\ND über die Falaises von Biarritz geäusserten An- sichten und berichtet über seine Aufnahmen im Thal der Garonne bei Boussens und Saint-Martory. Toucas vertheidigt gegenüber Grossouvre seine Ansicht, dass in der Kreide der CorbiSres neun wohlunterschiedene Hippu- ritenhorizonte Vorkommen und dass genaue Uebereinstimmung in der Entwicklung der Hippuriten und der Ammoniten herrscht. Deperet bespricht die Charaktere des Schädels von Lophiodon. Er kommt zu dem Schluss, dass die LopJiiodonfiden die Tapiriden und die Rhino cerotiden drei unabhängige, parallele Zweige vorstellen, deren sehr alte gemeinsame Wurzel noch un- bekannt ist, ^ielleicht aber bei primitiven Amblypoden zu suchen ist; gewisse Aehnlichkeiten mit Coryphodon deuten darauf hin. M. Boule tritt für die Abstammung der Tapinden von den Lophiodonten ein (cf. Gaudry) und spricht gegen jede Beziehung zu den Coryphodonten. Grossou\’re: lieber die Kieselgerölle des Seine- Beckens. Derselbe: lieber das Danien und Montien. In den Landes, bei Tercis, folgen echt dänische Schichten auf das höchste Senon mit Am. colligatus; in der Haute-Garonne schiebt sich die Montien-Fauna in dänische Schichten ein; in der Provence liegt Kalk mit Physa montensis an der Basis der Schichten mit Physa prisca und über den Schichten von Rognac (mit Lychnus). 604 Miscellanea. Die ersteren sind lacustre Aequivalente des Danien, die zweiten des Senon mit A. colligatus. Es folgt daraus, dass Danien und Montien Facies sind, welche sich in beliebiger Reihenfolge vertreten können. G. Dollfus : lieber die granitischen Sande des Pariser Beckens. Verwahrung gegen Grossouvre, der einige Resultate zur Stütze seiner Annahmen (dass die Mündung des Loirethaies unterhalb Gieu im Miocän noch nicht bestand und viel jüngeren Datums ist) herangezogen bat. Unterschieden wurden bei den Aufnahmen: 1. Graue kaolinreiche, granitische Sande (ohne Basaltbrocken), besonders auf den Plateaux des Calc. de Beauce; Unter- miocän. 2. Granitische Sande ohne Kaolin, ohne Basalt, mit vielen Ge- rollen von Feuerstein, Meuliöre etc., ohne Artefacte, ohne Knochen, zum Theil als Hochterrasse; Pliocän. 3. Sande, in niederen Terrassen über der Seine, mit über- wiegenden cretacischen Kieseln, mit abgerollten Graniten, mit Artefacten und diluvialer Fauna; Quaternär. E. DE M.vrtonne: Ueber das Klima der Glacial- periode in den südlichen Karpathen. Das Klima wich nicht sehr vom gegenwärtigen ab, sowohl was die Windrichtung wie die Niederschläge betrifft. Es war kälter, aber besonders feuchter. C. Chatelet : Ueber Molasse-Blöcke in denplio- cänen Sanden von Jonquerettes (Vaucluse. Die grossen, gerollten oder doch vom Wasser bearbeiteten Blöcke werden für die letzten Reste von kleinen Molasseinseln er- klärt, welche allmählich abgetragen und unterwaschen wurden. Derselbe. Ueber das Aquitanien von Aramon (Gard). Miscellanea. — Der Nachlass des Mineralogen Websky (gestorben 1886) ist in den Besitz der kgl. Bibliothek zu Berlin übergegangen. Gleichzeitig damit wurde der Nachlass von Websky’s Lehrer Christian Samuel Weiss (gest. 1856), dem ersten Ordinarius für Mineralogie an der Berliner Universität, der kgl. Bibliothek einverleibt. Neue Literatur. 605 Neue Literatur. Mineralogie. Bombicci, Luigi: Replica a due obbiezioni sulla eristallizzazione cubiforme della silice nella Cubosilicite. Mem. della R. Accad. d. Scienze dell’Istituto di Bologna. (5.) 8. 1900. 8 pag. Bombicci, Luigi: Sui probabili modi di formazione dei cristalli di Granato. Mem. della R. Accad. d. Scienze dell’Istituto di Bologna. (5.) 9. 1901. 43 p. m. 1 T. Bombicci, Luigi: Alcune obbiezioni circa i supposti cristalli liquidi ed i pretesi cristalli viventi. Mem. della R. Accad. d. Scienze dell’Istituto di Bologna. (5.) 9. 555—568. Bombicci, Luigi: Di un sensibile aumento di volume negli aghetti di Rutilo (Sagenite) diffusi nei limpidi cristalli di Quarzo. Mem. della R. Accad. d. Scienze dell’Istituto di Bologna. (5.) 9. 593—595. Borgström, Leon IL: Mineralogiska Notiser. 1. Baryt frän Pit- käranta. 2. Mineral fran Kintsiniemi dolomitbrott. 3. Uwarowit frän Kuusjärvi. 4. Hackmanit, ett nytt mineral i sodalitgruppen. Geol. fören. förhandl. No. 210. 23. Heft 7. 1901. 557 — 566. Prior, G. T.: The Identity of Kilbrikenite with Geocronite. Min. Mag. 13. Nr. 60. 1902. 186—190. Prior, G. T. and Spencer, L. J.: The Cerargyrite Group (holohedric oubic silver haloids). Min. Mag. 13. Nr. 60. 1902. 174—185. Raaber, A.: Ein Krystallodrom. Zeitschr. für wissensch. Mikroskopie. 28. 418 — 421. 1902. Rinne, F.: Bemerkungen über die Druckfestigkeit einiger Quarz- und Feldspathwürfel sowie über die Zugfestigkeit von Glimmer- streifen. Centralblatt f. Min. 1902. 262—266. 606 Neue Literatur. Rinne, F. : lieber das Verschwinden und Wiedererscheinen des Magnetismus heim Erhitzen und Abkühlen von Magneteisenerz. Gentralblatt f. Min. 1902. 294 — 305. Sachs, A. : Beiträge zur Kenntnis der Krystallform des Langbeinits und zur Auffassung der Tetartoedrie im regulären System. Sitzungsber. k. preuss. Akad. d. Wissensch. Berlin 1902. .376—379. Petrographie. Lagerstätten. ßowman, H. L.: On an occurrence of minerals at Haddam Neck, Connecticut, U. S. A. Min. mag. 13. No. 60. 1902. 97 — 121 m. 1 T. Werweke, L. van; Nachweis einiger bisher nicht bekannter Mo- ränen zwischen Masmünster und Kirchberg im Doller-Thale. Mitth. d. geol. Landesanst. von Elsass-Lothringen. Y. 3. 1901. 253-261. Wichmann, A: lieber Gesteine von der Humboldt-Bai auf Neu-Guinea. Yerh. d. Ges. deutsch. Naturforscher u. Aerzte. 73. Hamburg. 1902. II. Th. p. 230. Wiesbaur, J. B.: Theralith im Duppauer Gebirge. Sitz.-Ber. Lotos, Prag. 1901. 62 — 71. Wisniüwski, T. : Notice sur la lignite pres Kuty en Galicie orientale. (Polnisch.) Kosmos. Rok 1902. 7 — 10.' Allgemeine und physikalische Geologie. The Nacional Geographie Magazine. Yol XHI. July 1902. No. 7. 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Verhältnisse der südlichen Umgebung von Bukova und Värhely. Jahrb. k. ungar. geol. Anstalt für 1899. 1901. 86 — 96. Sveriges Geologiska Undersökning. Uplysningar tili Geologisk Öfver- siktskarta öfver Sveriges Berggrund. Upprätted och upgifven of Sveriges Geologiska Undersökning är 1901. Mit deutsch. Resume. 62 p. Treuer, G. B. : Vorlage der geologischen Karte des Lagorai und Cima d’Asta-Gebirges. Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. 1902. 180 — 184. Wollemann, A.: Noch einmal Neulingen. Centralblatt f. Min. etc. 1902. 398 — 102. Wollemann, A. : Ein Aufschluss im Mukronatensenon bei Roten- kamp, nordwestlich von Königslutter. 13. Jahresber. d. Ver. f. Naturw. zu Braunschweig. 1902. 6 — 8. Palaeontologie. Bommer, Gh.: La variabilite des caracteres chez les vegetau.v et la determination des empreintes fossiles. BuU. d. l. Soc. Beige de Geol. 12. 193—194. 1902. Bonle, M.: Les gravures et peintures sur les parois des cavemes. L’Anthropologie. 1901. 671 — 677. RavD, J. P. 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Williams, H. S. : Fossil Faunas and their use in correlating geo- logical formations. Am. Journ. Sei. XIII. 1902. 417 — 432. Wilson, Th.: Glassification des pointes de flaches, des pointes de lances et des couteau.\ en pierre. L’Anthropologie. 1901. 12. 568 — 594. WoHemann, A. ; Einige Bemerkungen über die Versteinerungen aus der Kreide von Missburg bei Hannover. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1902. 30 — 33. Fritz Frech, Ueber Gervilleia. b09 Briefliche Mittheilungen an die Redaction. Ueber Gervilleia. Von Fritz Frech. Mit 10 Figuren. Die geologische Bedeutung der um Gervilleia, Ferna, Aiicella und Inoceramus gruppirten Zweischaler mit getrennten Ligament- gruhen kommt in manchen mesozoischen Schichten der der Ammo- niten gleich ; die Gliederung der oberen Kreide nach den Inoceramen- Species, die Eintheilung der ^Yolga-Schichten nach dem Auftreten der verschiedenen Aucellen ist allgemein angenommen worden. Weniger Beachtung haben bisher die Gervilleien gefunden, obwohl ihre Häufigkeit und Mannigfaltigkeit wenigstens in der Trias nicht hinter der der jüngeren Gattungen zurücksteht. Im wesentlichen sind dieselben bisher in Local-Monographieen be- schrieben und daher in ihrer natürlichen Entwickelung und Gliede- rung nicht entsprechend berücksichtigt worden. Obwohl mich in erster Linie die geologische Wichtigkeit der »LeitfossilieiK^ zu einem genaueren Studium der Formen veranlasst hat, ist doch die sach- gemässe Abgrenzung der Untergattungen und Gruppen nicht ohne Bücksicht auf die Stammesgeschichte möglich. Als wichtigstes Merkmal für die Eintheilung der Gervilleien in natürliche Gruppen ist der Zahnbau anzusehen — und zwar mit demselben Recht, mit dem bei den palaeozoischen Formen mit bandförmigem Ligament, d. h. bei Pterinaea, Gosseletia, Cyrtodonta und Cyrtodontopsis natürliche Gruppen unterschieden werden können. Ob Seitenzähne vorhanden sind oder fehlen, ob die Schloss- zähne durch eine quergestellte Zahnleiste gestützt werden, das muss die Untersuchung in erster Linie feststellen, ob ferner die Zähne in gleichmässiger Grösse und bedeutender Zahl die Schlossfläche bedecken oder ob nur wenige kräftige Schloss- und Seitenzähne vorhanden sind, das steht in zweiter Linie, ist aber wesentlicher, als die mehr oder weniger grosse Zahl der Ligaraentgruben oder 39 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 610 Fritz Frech, r üebpr Gervilleia. 611 39* Gervilleia Deeckei n. ! aus St. Gassian die Zugehörigkeit zu Gervilliopsis für möglich hält. > Auch sonst leidet die in der Beobachtung triadischer Formen ausgezeichnete Arbeit an zu geringer Bücksichtsnahme auf jüngere mesozoische Formationen. Eine Avicula Freclii ist z. B. schon 616 Fritz Frech, Mil Recht hat E. Holzapfel darauf hingewiesen, dass sich unter dem Sammelnamen G. sole.noides verschiedene Species ver- bergen. Dies gilt insbesondere für die Formen des Kieslingswalder Sandsteins (= Emscher). Ohne die Möglichkeit des Vorkommens der echten G. Sole- noides bei Kieslingswalde bestreiten zu wollen sind dort mindestens noch zwei verschiedene Arten zu unterscheiden : 1. Gervilleia gUi- ciana n. sp. Aeusserlich und im Zahn bau an G. Sole- noides erinnernd, nur ist ein deutlich abgesetztes vorderes Ohr vorhanden, das bei der untersenonen Form fehlt; die ge- körnten Zähne sind unter dem Wirbel fast senkrecht, unter dem Ilinterflügel longitudinal angeordnet. Ein deutlich erhal- tenes Stück im Breslauer geologischen Institut. 2. Gervilleia n. sp. aff.Gervilliopsis en- siformis Conrad bei Whitfield, Lamellibran- chiala and Brachiopoda of the Raritan clays and Greensand marls ofNew Jersey. U. S. Geol. survey Monographs IX, T. 15, F. 8. Bei der amerikanischen Art und der europäischen Form sind die zahlreichen Zähne auch auf dem Ilinterflügel vertical — nicht longitudinal wie bei G.süZeno jd. — angeordnel. von E. Holzapfel 1893 aus der Kreide (1. c. T. 27, F. 18) beschrieben; die A. Frechi Bittner ist also umzutaufen etwa in Avicula Littneri n. noni (Bittner, Lamell. von St. Cassian, T. 8, F. 12, 13); die Original- exemplare wurden von mir auf der Seelandalp bei Landro-Schluder- bach gesammelt. Ueber Gervilleia. 617 Das abgebildete Bruchstück ist wohl die am stärksten ver- längerte Form von Gervilleia, die bisher bekannt ist. Leider maclit die unvollkommene Erhaltung eine genauere Beschreibung unmög- lich. Von der um das Doppelte grösseren G. ensiformis unterscheidet sich die GlatzerFörm durch verhältnissmässig kräftige Entwickelung der verticalen Zähne. Vorkommen: Kieslingswalde im Kieslingswalder Sandstein. Geologisches Institut, Breslau. Linke Schale. Gervilleia (Odontoperna) Bouei Hau. Grosse Schale. Torer Schichten. Torer Scharte bei Raibl. Oben: Schlösser der linken Klappe mit verschieden entwickelten Schlosszähnen. Unten: Doppelklappiges Exemplar, ergänzt. Gervilleia (Odontoperyia) BouH Hauer. Ferna Bouei v. H.auer, Raibler Schichten. Silz.-Ber. der k. k. Akad. der Wissensch. Math.-nat. Gl. Bd. X, 1857, \Yien, T. 5, F. 1—4. Gervilleia Bouei v. Wöhr.manx. Jahrb. k. k. geol. Reichsanst. Bd. 39. 1889. T. 7. F. 16 — 18. (Sehr schlechte Abbild.) 618 Fritz Frech, Die rhombische, dickschalige Muschel besitzt nur zwei Schloss- zähne (z. Th. auch die Andeutung eines dritten) in der linken und einen in der rechten Klappe, während Seitenzähne fehlen. Diese unvollkommene Entwickelung des Zahnbaus erinnert an Perna, bildet aber keineswegs den Uebergang zu dieser viel jüngeren Doggerform. Die Aufstellung eines besonderen Subgenus ist also nicht »ziemlich überflüssig« (Bittxer, Laniellibranchiaten des ßakony, p. 31), sondern angesichts der Abweichung des Schloss- baus von älteren und jüngeren Gervilleien nothwendig. Meine frühere Angabe, dass Odontoperna sich durch Dick- schaligkeit von Gervilleia unterscheidet, bezieht sich natürlich auf die dünnschaligen Gervilleien des Muschelkalkes ; man kann meines Erachtens direct nur die auf gleicher Entwicklungshöhe stehenden Formen mit einander vergleichen. Wenn Odontoperna die Dick- schaligkeit der jurassischen Formen erreicht, im Zahnbau aber wesentlich von ihnen abweicht, so beweist dies das Vorhandensein eines besonderen Seitenzweiges d. h. eines Subgenus. Gervilleia (Odontoperna) Bouei mit ihren 1 — 2 Schlosszähnen und den fehlenden Seitenzähnen ist nicht die Uebergangsform von Gervilleia und Perna, sondern ein besonderer Seitenzweig, zoologisch und geologisch wohl differencirt, dem daher auch ein besonderer Name gebührt. Wäre es eine der Uebergangsformen von Gervilleia und Perna, so wäre G. Bonei natürlich zu der einen oder zu der anderen Gattung zu ziehen. Wahrscheinlich gehört die im Umriss mit G. Bonei ziemlich übereinstimmende G. exilis aus dem Hauptdolomit ebenfalls hierher. Der Zahnbau scheint nicht näher bekannt zu sein. Der Uebergang von Gervilleia und Perna ist durch eine Be- obachtung von E. Philippi bekannt geworden : Gerv. Hagenoivi Düxkeu aus dem Unter-Lias von Halberstadt zeigt in der Jugend deutliche Gervilleien-Zähne, die mit zunehmender Grösse verschwinden. Da echte Pernen (P. isognomoides) erst vom Unteroolith an Vorkommen*, so stimmt das geologische Auftreten mit der Entwickelung von G. Hagenowi überein. Gervilleia Bonei gehört hingegen der Mittel- trias an. Die Angabe über die Umwandlung von Gervilleia Hagenowi in ein Perna lassen sich auch durch Beobachtungen an der Ent- wickelung der lebenden Perna ephippinm bestätigen. Die ältesten Stadien (Figur 1 — A) kommen für die vorliegende Frage nicht in Betracht^; Abbildung 5 und 6 entspricht dem Stadium der dyadischen * Der Schlossbau einer zweiten Gervilleia-Art aus dem Unter- lias ist wohl auch noch näher festzustellen. 2 Jedoch wird die sehr nahe Verwandtschaft (? oder Identität) von Hoern. bipartita und Hoern. Joannis Anstriae auch durch die Ontogenie erläutert; die ältere H. bipa7-tita mit einer Ligamentgrube entspricht — ähnlich wie Cassiatiella — den Abb. 1 — A, die jüngere H. Joannis Aiistriae mit mehreren Gruben den Abb. 5 und 6, sowie Ueber Gervilleia. 619 und triadischen dünnschaligen Gcrvilleien, die man früher als Bakc- wellia bezeichnete. Die Schlosszähne, welche der erwachsenen Perna fehlen, sind sehr deutlich ausgeprägt; die geringe Zahl der Ligainentgruben (2) erinnert an aBakeivdlian ceratophaga, von der ein junges, mir vorliegendes Exemplar ebenfalls nur zwei Ligament- gruben zeigt. Die grösseren y>Bakewellien«, wie sie z. B. King ab- Entwickelung des Zahnbaus von Perna. Perna epJiippium L. 1, 2. Erste Entwickelung des Dissoconchs (rechte Klappe), s b Byssusausscbnitt. 3, 4. Vorgeschritteneres Stadium. 5, 6. Bakewellia- Stadiurn („ifricw/a'^-Stadium Bernard), Entwicke- lung der Zähne und Erscheinen der zweiten Ligamenigrube (L2). bildet, zeigen ebenso wie die Gervilleien des Muschelkalkes schon 4 — 5 Ligamentgruben. Die y>Bakeivellien«, die in der Dyas, im Buntsandstein (Gervilleia Murcliisoni u. a.^ und Muschelkalk (Gerv. costata, subcostata und s«&- striata) keine erheblichen Verschiedenheiten unter einander und den späteren Stadien. A. Bittner, der die beiden »Species« scharf trennt, hat diese nahe, durch die Entwickelungsgeschichte erläuterte Beziehung nicht beachtet. 620 Carl Ochsenius. von der jungen Perna (Fig. 5, 6) erkennen lassen, sind somit nur eine jüngere Entwicklungsstufe von Gervilleia. Die Einziehung von Bakeivellia, die u. a. E. Philippi befürwortet, ist also durchaus gerechtfertigt. Ergebnisse. 1. Bakeicellia umfasst in der Dyas und unteren Trias die dünn- schaligen, mit wenigen Ligamentgruben und indifferentem Schloss ausgestattelen d i r e c t e n Vorläufer von Gervilleia und ist somit einzuziehen. 2. Gervilleia s. str. lasst sich in Jura und Kreide' nach dem Schloss- bau und der Schalenform in 4 natürliche Gruppen gliedern. 3. In der Mitteltrias sondern sich zwei kurzlebige, selbstständige Seitenzweige ab, die somit als Untergattungen mit besonderen Namen {Hoernesia Laube, Odo7ito2>erna Frech) zu belegen sind. Das Gesetz der Wüatenbildung von Johannes Walther-Berlin 1900. Von Carl Ochsenius. (Schluss.) Anders an der Küste, wo sich eine regenlose Region von Chaharai in Chile unter dem 26® s. B. bis nach Amotape in Peru unter 4® 36' s. B. am Pacific hinzieht. Auch darin haben die von den Salzflötzen der westlichsten Cordillerenkette abgeströmten Mutterlaugensalze Wüsten geschaffen und stellenweise mächtige Dünenformationen hervorgerufen. Sie beginnen bei Sechura etwas südlich von Amotape und setzen sich, wenn auch nicht ununterbrochen, fort durch die ganze regenlose Region der südamerikanischen Westküste. Raimondi sagt: »Abge- sehen von den bedeutenden Steinsalzmassen im Innern, sind alle Küstenländer Perus von Ghlornalrium imprägnirt. Es existiit keine Region in der Wüste, in der Sierra oder der Montana, in der nicht einige Lager dieser nützlichen Substanz angetroffen werden«'-. Die üebereinstimmung der Salzgemische, die hier wüsten- bildend auftreten, mit der Zusammensetzung unserer bittern (sog. Stassfurter) Kali- und Magnesiasalze habe ich ausführlich in meinem Buche: »Die Bildung des Natronsalpeters aus Mutterlaugensalzen« 1887 erörtert. ' Der letzte Ausläufer kommt im Eocän vor. 2 Die peruanischen Anden bestehen nicht aus einer Kette, wie in Chile, welche man dort Cordilleren nennt, sondern aus zwei, ja stellenweise aus drei Zügen, von denen der erste Sierra oder Gordillera heisst, die darauffolgenden Montanas oder Anden genannt werden. Das Gesetz der Wüstenbildung etc. 621 Sulfate und Chloride von Kalium, Natrium, Calcium und Magnesium treten in bunter Reihe auf, auch mit Boraten, nament- lich aber in den südlichsten chilenischen Theilen der regenlosen Region, d. h. in Tarapaca, .Vntofagasta und Atacama. Hier gelangten die Salze nicht bis zum Meeresufer, weil da die Küstencordillere vorgelagert war. Sie stagnirten dort und produ- cirten Wüsten in ausgeprägtester Form mit überraschenden sahara- ähnlichen Analogien. Hier entstand auch der Natronsalpeter aus dem Salzgemisch mit Natriumcarbonat und Guano. Jugendlich ist die .Uacamawüste. Luzernefelder liegen unter Salzdecken, Baumstämme, Reste grosser Säuger, Geschirrscherben ja eine Indianerleiche mit voller Wehr und dem todbringenden Speer im Leibe sind aufgefunden worden in verschiedenen Tiefen unter dem Nitrat und dessen Begleitsalzen. Dort hat das Salz arg gewüthet; bis in die gemässigte Zone reicht sein Unheil. Wo die Westflanken der Cordilleren Wasser genug an das Litoral geben, um in ausgiebigem Maasse zur Bewässerung von Ländereien zu dienen, liegt ein Paradies neben der Wüste. 'Leider sind solche Punkte nicht sehr häufig. (Nicht vergessen will ich die Erwähnung des leibhaftigen Steinsalzflötzes dicht an der Küste bei Huacho nördlich von Callao in Peru. Dieses Steinsalz ist so rein, dass es in handlichen Stücken an der ganzen Westküste bis nach der Magelhaeusstrasse als Speise- salz vom Volke verwandt wird. (Feines Tafelsalz kommt paradox von England.) Es liefert den Beweis, da.ss es nicht aus zusammen- gelaufenen Laken, die einst von den Höhen rannen oder sickerten, entstanden, sondern ein direkt legitimes Oceanskind ist.) Ueberschreiten wir von .Vtacama aus die schutthaldenähn- lichen felsigen Wüsteneien der .Vnden nach Osten, so gelangen wir in ein weiteres Wüstengebiet, nämlich das der Argentina. Auch in diesem vasten Gelände haben dieselben Salze den Lehm- und Löss- boden, der bis an 600 m Mächtigkeit aufweist, zu einer Wüste gemacht. Einzelne Wasserläufe sind heute noch pure Salzbäche, und salinisclie Efflorescenzen machen sich recht breit, aber nur westlich vom Parana. Den haben sie nicht überschritten. Flora und Fauna gingen zu Grunde, Massengräber von grossen herbivoren Vierfüsslern lassen erkennen, was vorging. Die bitter gewordenen Gewässer ruinirten alles. Jetzt .sammeln die Bäche und Flüsse salzfreien Inhalts vom Gebirge her die salinischen Substanzen der Ebene in den Depres- sionen (Salares) und süssen allmählig den Boden aus. Die argentinische Pampaswüste geht durch die Niederschläge, welche diesseits der Anden bis 60 und mehr cm erreichen, zurück. Weizen, Mais, Huf-, Horn-, Woll- und Borstenvieh gedeihen vortreff- lich da, die Vierfüssler sogar ohne Lecksteine. Nachträglich will ich unter Anrufung einer .Autorität noch be- merken, dass der Unterschied zwischen primär aus dem Ocean abge- setzten mächtigen Steinsalzflötzen und denen in abflusslosen Binnen- 622 Carl Ochsenius, becken auch Neumayr betont in seiner Erdgeschichte. (I. S. 551 in erster und I S. 601 in zweiter Auflage, 1887 und 1895.) Es steht da: »Da kohlensaurer Kalk in fast allen Flüssen die erste Rolle spielt, scheidet er sich zunächst aus; allmählich sammeln sich auch die übrigen Salze. ... So einförmig die Zusammensetzung des Meer- wassers ist, so ausserordentlich wechselnd ist sie in den abfluss- losen Seen, nicht nur was die Concentralion, sondern auch was die Beschafl’enheit der enthaltenen Bestandteile betrifft; diese ist eben lediglich von der Natur der Stoffe abhängig, die die Zuflüsse aus den Gesteinen, mit denen sie in Berührung kommen, auszu- laugen im Stande sind. Es können demnach im Laufe der Zeit auf diese Weise Salzlager äusserst mannigfaltiger Art entstehen, die aber, abgesehen von sehr seltenen Ausnahmen, nur eine geringe Mächtigkeit haben. Doch sind selbst hohe Productionszahlen aus solchen Salzseen oder Salzlagern (z. B. Elton- und Baskuntschach) vom geologischen Standpunkt aus verschwindend klein, wenn wir sie mit den gewaltigen Salzstöcken der alten Schichtenfolgen ver- gleichen.« Hieraus ergibt sich, dass die Begleitsubstanzen der Salzflötze im abflusslosen Wasser des Binnenlandes ausser koblensaurem Kalk mannigfach.ster Art sind, während der Anhydrithut fehlt, wo- gegen die primitiv aus dem einförmigen Oceanwasser in diesen Barrenbusen abgesetzten Salzflötze keineswegs viel kohlensauren Kalk aufweisen, sondern nur Calciumsulfat als Liegendes und Hangendes der Hauptmasse des reinen Chlornatriums. Diese DüTerenzen sind doch in die Augen springend. Sie gipfeln in den beiden Gegensätzen : Gering mächtige unreine Steinsalzletten (ohne Anhydrithut), nach Ochsenius Anschauung secundärer Bildung. Bedeutend mächtige bis kolossale reine Steinsalzflötze (mit Anhydrithut), nach Ochsenius primär auf dem Ocean in partiell ab- geschnürten Busen entstanden. Zu letztem Satze gebe ich folgende Daten. Im norddeutschen Zechsteiiibusen flpgt das reine sog. ältere Steinsalz ohne irgend welche nennenswerthe Zwischenmittel massiv 1472 m mächtig bei Oldau in der Nähe von Celle, 1184 m stark bei Sperrenberg südlich von Berlin und 930 m dick bei Sothenberg unweit Goslar. 22 weitere erfolgreiche Tiefbohrungen, sämmtlich ülier 1000 m, darunter Ino- wrazlaw mit 1003 m, liessen ebenso wie Sperrenberg, dass Stein- salz undurchbohrt. Solche staunenswerthe Vertikaldimensionen einer reinen in Wasser löslichen Substanz lassen sich doch gewiss nicht aus schlammigem Binnselwasser von Wüstenbächen, welches in ge- schlossene abflusslose Senken läuft, ableiten. Das ist, was ich kurzgefasst von Salzbildungen und Wüsten weiss. Daraus ergiebt sich im Anschluss an den vorhin aulge- stellten Satz folgender Ideengang. Das Gesetz der Wüstenbildung etc. 623 Die Masse der über einem vom Ocean abgesetzlen Sleinsalz- flötz stehen bleibenden Mutterlaugenreste (bittere Salze) kann sehr verschieden sein. Ist sie geringfügig, so ist ihre Entlassung vom gehobenen Salzflötz von weniger schwerwiegenden Folgen für die Umgebung, als bei massigem Auftreten. In unbedeutender Menge kann sie sogar nach und nach von der Vegetation absorbirt werden. In grösserm Maassstabe kann sie auch von durchlässigem oder zer- klüftetem Gestein aufgenommen werden, und liefert dann später das Jlalerial für unsere salinischen Mineralquellen ; ergiesst sie sich in reichbesetzte Meeresbuchten, so ruinirt sie plötzlich die Fauna und Flora, deren Reste Petroleum geben, wenn luftdicht begraben; trifft sie nicht durchlässige Gelände, so vernichtet sie die Um- hüllungen der Felsen und überliefert die blanken Gesteinsoberflächen der Zerstörung durch Sonne, Wind etc.; dadurch werden jene in Staub und Sand verwandelt, und diese machen die Wüste, die sich weiter ausdehnt bis dahin, wo das Pflanzenkleid der Erde stark genug ist, dem Ansturm der Sandmassen zu widerstehen. Das ist hier punctum saliens — sc. Bittersalze mach eff unter Umständen die Wüste. Das Schlusswort Walther’s in seiner »Denudation 1891« »die Wüste erklärt sich aus der Wüste« war deshalb total unbefriedigend, und seine Ableitung des Wüstensalzes auf den marinen Wüsten- gesteinen in seinem »Gesetz der Wüstenbildung 1900« ist meines Erachtens in dem von ihm angewandten Maassstabe ein Irrthum. Das glaube ich bewiesen zu haben zugleich mit der Behauptung, dass in vielen Fällen Bittersalz Ursache der Wüstenbildung ist, und nicht ein Produkt derselben. Ich sage: »in vielen Fällen«, vielleicht sogar in den meisten. Ob in allen, steht dahin. Die Yegetationsarmuth bezw. Vegetationslosigkeit der mittel- chilenischen Anden rührt vielleicht nicht von Bittersalzen her, trotzdem sind die Scenerien wüstenartig genug. Es fehlt dort die niedere Pflanzenwelt. Ob weiter in den australischen Wüsten Bitter- salze gewirkt haben, weiss ich nicht. Eine Ursache der die Wüstenbildung veranlassenden Zer- störung der Pflanzendecke gebe ich hiermit. Es ist die nachhaltige, nicht nur temporäre Vertilgung aller lebenden Pflanzen durch Lös- ungen von Bittersalzen. Das ist schon etwas. Ein Gesetz der Wüstenbildung habe ich jedoch aus dem Buclie W.vlther’s nicht herausfmden können trotz eifrigen Suchens, wohl aber sind mir manche Stellen in den beiden Wüstenbüchern auf- gefallen, die mit andern im Widerspruch zu stehen scheinen. Ich führe einige davon an. So steht S. 144: (G.) : »In einem dränirten Lande muss jeder Wassertropfen mit den von ihm gelösten Substanzen zum Meere zurückkehren, aus dem er ursprünglich stammte; in einem abfluss- losen Gebiete wird er bald in die Atmosphäre aufgenommen, aus der er herniederfiel, und die von ihm gelösten Salze bleiben zurück. 624 Carl Ochsenius, Deshalb versalzen alle abflusslosen Regionen und nur salzreiche Gegenden sind wirklich abflusslos« In der Theorie mag das richtig sein, aber wo Theorie und Praxis sich nicht decken, behält die Praxis immer Recht. ^Yenn deshalb S. 151 (G.) steht, dass in allen abflusslosen Regionen Salz- ausscheidung beobachtet werden kann von Lösungen beliebiger Goncentration, so stimmt das nicht. Sehr schwache Lösungen be- wirken selbst in langer Dauer keine Salzausscheidungen. Walther führt ja selbst ein eklatantes Beispiel an, welches beweist, dass die Versalzung eines abflusslosen Gebietes nicht in von ihm be- rechnetem Maassstabe Platz greift. Er sagt S. 14 (G.) bei der Besprech- ung der Oasen der Libyschen Wüste: »Der Fayum-See hat nahezu süsses Wasser, obwohl er aus der Verdampfung des alten Moeris- Sees entstand, und obwohl im zufliessenden Nilwasser eine Menge von Salzen enthalten sind, die sich im Laufe der Zeiten hätten an- reichern müssen. Wenn war annehmen, dass der See seit römischer Zeit dieselbe Wassermenge immer behalten und durch Verdunstung ebensoviel verloren hätte, wie ihm vom Nil zuströmte, so müsste innerhalb von 1900 Jahren der Salzgehalt auf 2,27 °|o gestiegen sein. Da aber sein Niveau nachweislich früher höher gestanden hat, so müsste der Salzgehalt sogar 8,53 °lo betragen. Die geringe Menge von Salzen in dem. Wasser des Qurun-Sees (wohl identisch mit Fayum-See und Birket el Kurun) lässt sich also nur verstehen, wenn wir anuehmen, dass ein grosser Theil des zuströmenden Nil- wassers auf unterirdischen Spalten versank und der Wüste zu- strömte«. Die hier von Walther geschilderte Situation ist nicht ganz klar, denn er supponirt unterirdische Spalten, weil der Salzgehalt der Depression nicht mit seiner Rechnung stimmt. Die Oase Fayum ist von Höhenzügen der Libyschen Wüste umschlossen, welche nur itn Osten durch eine Thalschlucht, El Lahun, unterbrochen sind; durch diese Pforte tritt der vom Nil ab- geleitete Bahr Jussuf (Josephscanal) in die Oase und theilt sich hier in eine grosse Anzahl Arme, die Fayum schon im hohen Alterthum zu einem der fi uchtbarsten Landeslheile Aegyptens machten. Zwei dieser Arme ergiessen sich im Westen in das schwach salzige Wasserbecken Birket el Kurun (See der Hörner), das 54 km lang und 10 bis 11 km breit ist, jedoch nach den Untersuchungen von Linant de Bellefonds keineswegs mit dem Moerissee identisch ist. Doch ist dieser letztere Umstand unwichtig für den Moment. Sicher ist, dass Amenemha aus der 12. Pharaonendynastie um 2.500 V. Chr. den Jussufcanal angelegt hat und dass seit dieser Zeit die Oase Fayum das abflusslose Gebiet für einen Nilarm ge- wesen ist. Nun enthält Nilwasser bei Kairo 0,14192 g Rückstand in 1 Liter, darunter 0,00.555 g Kochsalz — auf die übrigen Bestandtheile kommt es bei der Frage des Versaizens nicht an, es sind nur Erden Das Gesetz der Wüstenbildung etc. 625. mit etwas Organischem (Popp, Ann. Chem. Pharm. 155, 344, 1870,^. ev. Roth, Chem. Geol. I, 457) — , aber die 4400 Jahre der Berieselung der Oase Fayum durch nicht salzfreies Flusswasser haben nichts bewirkt, als eine sehr schwache Salinität des Kurunseewassers, das nach Walther ja nahezu süss ist. Unterirdische Abflüsse giebts da nicht; denn dann müsste der Kurun nur einfaches Nihvasser sein; sein schwacher Salzgehalt wird aber etwas über 1 g im Liter betragen; so viel ist nöthig, um geschmeckt zu werden. In 4400 Jahren hat es der Jussufcanal bloss fertig gebracht, den vierten TheiU des Areals der Oase Fayum mit 6 m tiefem kaum salzigen Wassers, d. h. mit einem Gehalt von wenig mehr als einem Tausendstel (gegen mehr als 2*14 ®Iq, wie Walther berechnet) Ghlornatrium zu. versehen. (Wenn man den Canalquerschnitt und die Wasser- geschwindigkeit wüsste, Hesse sich die Menge des durch ihn nach Fayum importirten Salzes wohl annähernd berechnen.) Jetzt sind in den 1500 Millionen Kubikmetern Kurunwassers ebensoviele Kilo Salz vorhanden , in jedem Quadratmeter Kurunsee- Areal also rund 6 kg. Da nun 1 m® Steinsalz 2280 kg \viegt, so würde beim Austrocknen des Kuruns eine Salzrinde von 2,63 mm Stärke Zurückbleiben, und da diese Rinde doch wohl alles Salz repräsentirt, was die ganze in den Kurun entwässernde Oase er- halten hat, so käme da auf dem Boden nur eine Kruste von 0,66 mm, nota bene heute nach 4400 Jahren. Ja, nehmen wür das zehnfache, sogar das hundertfache an^ so würde die Vegetation alles Natriumchlorid in Carbonat längst umgesetzt haben. Natron ist einer der 13 unentbehrlichen Pflanzen- nährstoffe; darüber braucht man einzig Analysen von Pflanzenaschen nachzulesen. Wendet man doch unter Umständen Kochsalz als Dungmittel an, um die in festen, von Natur salzarmen Böden vor- handenen Kalksalze, Phosphate, Kalisilikate leichter löslich zu machen. Dabei wird das Chlornatrium natürlich zersetzt, sagen wir: von der Vegetation verzehrt. Und so ist es gewiss auch in der höchst fruchtbaren Oase Fayum der Fall gewesen. Ihr See versorgt zudem Aegypten mit Fischen. Des fernem bespricht Walther S. 141 (G.) das abflusslose- Gebiet Russlands und sagt: »Selbst die Stelle wo ein grösserer Fluss wie der Murghab verdampft und seine letzten Wasser im Sande verlaufen, ist eine grünende Oase«. Das ist sehr richtig. Der Murghab giebt ein ganzes System von Bewässerungscanälen der Oase Merw in der Wüste Karakum im jetzt (seit 1883) russischen Turkmenengebiet ab, ernährt auf 4000 qkm Culturland an 200000 Einwohner mit reichen Ernten und verliert sich darauf im Sande> Den Salzgehalt der Karakumdünen giebt Walther S. 112 (G.) an. Dieses Faktum allein, welches der in Merw gewesene Walther be- stätigt mit den Worten : »Mit grossartigen Bewässerungsanlagen ver- wandelt Russland das verödete Transcaspien in einen fruchtbaren Garten«, dieses Faktum allein würde mich abgehalten haben, eine 40 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 626 Carl OchseniuS; •so apodictische Behauptung über das unbedingte Versalzen abfluss- loser Wannen aufzustellen. Nach Waltheb’s Ansicht müsste der sehr wasserreiche, vom Hochgebirge Sefidkuh kommende Murghab, der doch keinenfalls chemisch reines Element anbringt, dazu beitragen, die Umgegend Merws, in der er erstirbt, wenngleich äusserst langsam, zu ver- salzen. Das Gegentheil findet statt. Sein süsses (annehmbar >(2 Tausendstel Salz enthaltendes) Wasser löst die in der Karakum enthaltenen Salze, die Ursache der Wüste, auf und führt sie den Pflanzen zum Zersetzen etc. zu. Mit anderen Worten; hier wird ■eine abflusslose Depression durch Süsswasserzugänge entsalzt. Ganz dasselbe findet statt an den peruanischen und nord- ■chilenischen Küsten, welche Andengewässer erhalten und sie zur Irrigation verbrauchen, ehe sie den Ocean erreichen. Da müssten sich die Übeln Folgen der Anhäufung des noch so schwachen sali- nischen Gehaltes des Berieselungselementes schon fühlbar gemacht haben. Aber nicht nur dieser Gehalt sondern auch noch ein ver- hältnissmässig bedeutender des verwüstet habenden Bittersalzes wird zersetzt bezw. unschädlich gemacht durch continuirliche Ver- dünnung. Und was nicht verzehrt werden kann, geht in benach- barte Vertiefungen , daher haben die meisten alten Oasen im Süden von Algier etc. eine Sebcha neben sich; diese Sebcha entsprechen offenbar den Salztümpeln und Salares in der Argentina. Die neuen Oasen, die um die frisch erbohrten artesischen Süsswasser- brunnen entstehen, bedürfen der Sebcha jedoch nur, wenn sie in oberflächlich versalztem Gelände liegen. Die zahllosen artesischen Brunnen in Algier und anderswo bringen doch kein Salzwasser auf, solches ist in den Wüsten an der Oberfläche zu finden, wenn auch noch so spärlich. Allein in der Provinz Gonstantine sind von 1856—1896 722 artesische Brunnen ge- bohrt worden, die 31000 Hectoliter minütlich liefern. Im Westen derWereinigten Staaten ist es ähnlich 1 Kolossaler noch ist der Erfolg in Australien. 200 Brunnen allein in Queensland geben minütlich 6720 Hecto- liter (täglich ca. 213 Millionen Gallonen). Bei einem sehr ergiebigen Bohrloch in Nordaustralien (mit einer Production von 22 Hectolitern in der Minute, 700000 Gallonen täglich), hat sich ein kleiner Süss- wassersee gebildet. In Neu-Südwales sprudeln an 150 Bohrbrunnen (minütlich 2460 Hectoliter, 78 Millionen Gallonen täglich) auf. (Bohrtechniker- Zeitung No. 14, S. 10, 1902.) 1 Dem salzigen Oedland, den Alkaliwüsten im Westen der Vereinigten Staaten, geht man jetzt regierungsseitig zu Leibe. Der Congress von 1902 hat namhafte Summen für die Anlage von künst- licher Bewässerung der bad lands verwilligt. Werden dabei die Bewässerungskanäle nicht stark von massigen salzhaltigen Höhen überragt, so wird der gute Erfolg nicht fehlen. Das Gesetz der Wüstenbildung etc. 627 Den schlagendsten Gegenbeweis der unbedingten Versalzung abflussloser Depression liefert jedoch in grösstem Maassstabe der Tsadsee im Sudan. In dieses 27000 qkm enthaltende Süsswasser- becken strömen die bedeutenden Flüsse Schari, Mbulu und Waube, aber sein Wasser bleibt süss und die wirklich abflusslose Gegend zunächst um den Tsadsee ist nicht salzführend. S. 3 unten (G.) heisst es : »Dass Sandkörner keineswegs häufig eine Auswanderung über den Bannkreis der Wüste hhiaus unter- nehmen. Das wird bewiesen durch die w^eite Verbreitung der Sand- dünen gerade innerhalb der Wüste«. Das wäre ja ein grosses Glück. Leider haben Sandmassen in .Asien hochcultivirte Gegenden zu Wüsten gemacht, die Gobi soll heute noch Eroberungszüge unternehmen, und die Sahara gewinnt sogar dem Atlantischen Ocean in der Gegend zwischen den Canaren und Capverden Terrain ab. Wie gut wär’s, wenn die Dünen sich nur darauf beschränkten, zu Hause, in ihrer Wüste zu bleiben, aber leider giebt es viele .Ausnahmen neben der Gobi. Die unheilvolle Ausbreitungsthäligkeit der letztem ist in neuester Zeit von Sven Hedln besprochen worden. Seine Mittheilungen gipfeln (im Umriss auszugsweise) in folgendem: Der Tarim ist der grösste Strom des innere Asiens, und nur dieser mächtigen Pulsader hat es der centrale Theil Asiens zu danken, dass er bewohnt werden kann. Er durchströmt die nördliche Hälfte Ostturkestans in west- östücher Richtung und biegt endlich nach Südosten ab, wo er aber immer noch in der fürchterlichen Sandwüste ums Dasein kämpft. Von den Unternehmungen Hedins sind vor allem die Forschungen am Lob-Nor und die Reise in die Wüste Gobi interessant. Einige Tagereisen von der Quelle .Altimischbulack fand Hedin die Ruinen after Städte, zu deren näherer Untersuchung er sich eine Woche Rast gönnte. Insgesammt entdeckte er vier solcher Städte, sowie noch einzeln liegende Gehöfte und Häuser, die alle aus gebranntem Lehm aufgeführt waren. Bei Ausgrabungen im Innern eines dieser Gebäude wurde ein Dutzend gut erhaltener, vollständiger Manuscripte in chinesischer Sprache und eine Unmenge Bruchstücke von solchen gefunden. I"erner entdeckte man 30 Stäbchen oder Lamellen von Tamariskenholz, alle mit chinesischen Buchstaben beschrieben. Die Handschriften hat ein schriftkundiger Chinese für Privatbriefe erklärt, in denen u. a. von einem grossen Wege die Rede sei, der von Sadschou nach den Städten führe. Recht eigen- thümlich sind auch die beschriebenen Stäbchen. Sie bilden eine Art Quittung für genau angegebene Mengen Weizen und Mais, die die Bewohner den Behörden geliefert hatten. AVo sich jetzt einederschauerlichsten Wüsten derErdehinzieht, befand sich also früher eine fruchtbare Gegend, die Getreide hervorbrachte. Ein Chinese nannte als Alter der Stäbe 800 Jahre. Der Tempel war gegen Norden von einem 40* 628 Carl Ochsenius, Pappelliain umgeben, und gegen Süden halte er Aussicht auf den alten Lob-Nor geboten. Nach den Forschungen, die Hedin in diesen Gebieten aus- fübrte, ist nämlich nicht daran zu zweifeln, dass der alte Loli-Nor gerade südlich vor den entdeckten Ruinenstätten lag. Die Ufer des Sees werden durch vertrocknete Schilfreste und eigenthümliche Wasserpflanzen bezeichnet, ebenso finden sich hier vertrocknete Ueberhleibsel grösserer Waldstrecken. Der alte Seegrund ist mit Muschelschaalen bedeckt. Einige Fischreste und -Skelette, die man in den Ruinen fand, liessen erkennen, dass der See, der hier lag,, dieselbe Art Fische, wie der neue Lob-Nor oder Kara-Kosclmn, wie er genannt wird, aufwies. Eine Höhenmessung der ganzen Land- schalt zwischen dem alten und dem neuen Lob-Nor, 86 km. ergab, dass beide Stellen auf ungefähr gleicher Höhe liegen. Schon auf seiner vorigen Expedition nach Centralasien war Hedin zu der An- .sicht gekommen, dass der neue Lob-Nor oder Kara-Koschun, der südlich vom alten See liegt, wieder im Begriff stehe, seine Lage nach Norden hin zu verschieben, und dies bestätigte sich. Seit den ersten Forschungen, die er vor etlichen Jahren im Loh-Nor- Gehiet ausführte, hat sich 40 km nördlich vom Kara-Koschun und in der Richtung zum alten Loh-Nor ein neuer See gebildet, zu dessen Umgehung die Karawane vier lange Tagereisen brauchte. Mit solcher Schnelligkeit geht die Verschiebung des Sees von statten, dass Hedin nicht wagte, an dessen Ufer ein Lager aufzu'chlagen. Der neue See empfängt vom Kara-Koschun in der Secunde nicht weniger als 32 Kubikmeter Wasser. Mit dieser Entdeckung ist die Lob-Nor- Frage, die verschiedene Geographen lebhaft beschäftigt hat, end- gültig aus der Welt geschafft. Der alte Lob-Nor ist nach Süden gedrängt worden durch den Wüstensand, der der vorherrschenden Windrichtung folgt. Nun wandert der See, der jetzige Kara-Koschun,. wieder nach Norden zurück, und es ergiebt sich hieraus, wie schwer es ist, auf längere Zeit die Lage des Loh-Nors zu berechnen. DerFlugsand der Gobi wüste, der somit Seen ver- schiebt und Städte v e r s c h ü 1 1 e t , bildet auch für Kara- wanen ein schlimmes Uebel. Manche der Sanddünen erreichen eine Höhe von gegen 100 Meter. So betont auch Walther S. 130 (G.) die Transgression der Wüstensande und sagt, dass die Karakum in jedem Jahre nach SW. wandert. Aehnliche, wenigstens scheinbare Widersprüche fallen dem aufmerksamen Leser der beiden Wüstenbücher mehrfach auf: S. 21 (D.) wird gesagt: »In den der Sonne unterworfenen poly- chromen Gesteinen werden hei der Erwärmung die einzelnen Mine- ralien verschieden erhitzt, gegen einander gelockert und fallen schliesslich vollkommen aufeinander«. Im Gegensatz hierzu heisst es S.23 (D.) : »Es ist überaus auf- fallend, dass im Durchschnitt die 1500 Jahre alten Inschriften der Das Gesetz der Wüstenbildung etc. 629 besonnten Wände viel besser erhalten sind, als die viel tiefer ein- gegrabenen dieses Jahrhunderts, welche auf schattigen Felswänden stehen. Diese Erscheinung aber erklärt sich ungezwungen, wenn wir berücksichtigen, dass in der Wüste an schattigen Stellen Ver- witterung stattfindet, welche an besonnten Flächen fehlt«. Wie ist das zusammen zu reimen? S. 29 (D.) steht nun : »Die chemische Verwitterung ist in der Wüste gering und wirkt nur im Laufe langer Jaiirtausende. Sie findet überall da statt, wo Gesteinstlächen beschattet sind, und deshalb die Feuchtigkeit länger wirken kann als auf besonnten Flächen. Zu einer Verwitterung auf grösseren Flächen kommt es in der Wüste nicht, sie bildet immer eine locale Erscheinung«. Die angenommene chemische Verwitterung der Inschriften dieses (19.) Jalirhunderls muss aber doch keine Jahrtausende be- ansprucht haben. S. 208 (D.) : »So wechseln Insolation und Verwitterung Tag und Nacht das Arbeitsfeld ; ruhig vollziehen sie ihre Arbeit, deren Leistung deshalb so schwer abzuschätzen ist, weil die Deflation alles fort- räumt, was sie geschaffen haben«. Andererseits berichtet Walther S. 54 (G.): »Mitten in der Wüste linden wir die Spuren eines Lagers, so frisch als ob es gestern erst verlassen wäre, obwohl wir wissen, dass die Feuer- stätte vor Jahren gebrannt hat. Die Spur eines Wagens, den eine Goldsucherkarawane durch die californische Wüste führte, war nach 11 Jahren noch so frisch, als ob sie eben erst entstanden wäre. Kameelspuren in der Sahara von 1877 waren 1892 noch voll- kommen deutlich zu erkennen«. Ebenso heisst es S. 88 (G.), dass solche von 1887 in der Karakum 1892 noch deutlich erkennbar waren. Wie reimt sich das mit der so energisch betonten Insolation, Verwitterung und Deflation? W.\LTHER will mit solchen Beispielen, die sich, wie er sagt, noch vermehren lassen, die Anschauung belegen, dass die Wüste im Durchschnitt regenärmer ist, als die meteorologischen Be- obachtungen an bewohnten Oasen in der Wüste vermuthen lassen. Ich kann daraus nur entnehmen, dass an jenen Stellen weder Regen noch Verwitterung mit Deflation etc. an der Arbeit gewesen sind, d. h. es giebt auch stille Wüstenorte. Weiter S. 206 (D.); »Die Insolation, die Verwitterung, das Sandgebläse sind nur die Diener der Deflation«. S. 102 (D.): »Die Facetten der sog, Dreikanter sind nur eine Sandschlifferscheinung«. S. 35 (D.): »Stürme bilden die charakterische Signatur des Klimas von Nordtibet und überhaupt aller Wüsteneien des centralen Hochasiens. Ihre Stärke ist eine gewaltige', sie füllen die Luft mit Wolken von Staub und Sand und fegen zuweilen sogar das kleine 630 Carl Ochsenius, Steingerölle mit fort. Ihre zerstörende Wirkung ist im Verein mit den andern athmosphärischen Einflüssen, den Frösten im Winter und den Regengüssen im Sommer geeignet, die Configuration der Gelände zu verändern«. Diese Worte Przerwalski’s citirt Walther und fügt hinzu; »Sie lassen sich mit geringen Aenderungen auch auf die ägyptischen Wüsten anwenden, denn neben der Insolation und gelegentlichen Sturzregen wirkt keine Kraft so intensiv und so nachhaltig auf die Wüstengebiete ein, als Wind und Sandgebläse«. Ich erinnere mich auch, in einem Reisebericht Walther’s gelesen zu haben, dass ein Sandsturm in Transkaspien einmal die Luvseite eines fahrenden, von ihm benutzten Eisenbahnzuges arg mitgenommen hat und dass die dicken Telegraphendrähte oft er- neuert werden müssen, weil der vom Wind angeschleuderte Sand sie dünn feilt. Des weitern ist S. 101 (G.) zu lesen: »In der langen Trocken- zeit ist die Ebene (zwischen Tucson und El Paso an der South Pacificbahn) und alle auf ihr liegenden Steine ein Spiel der Deflation und des Sandtreibens, und so verschwinden allmählich die Spuren der Erosion. Grössere Granitblöcke sah ich bis in 3 m Höhe voll- kommen glatt geschliffen und zwar in einer sandarmen Felswüste. Man kann daraus die Intensität des Sandwindes ermessen«. Im Gegensätze hierzu betont aber Walther S. 33 (G.) ; »Ich bekämpfe nach wie vor die Anschauung, dass der windgetriebene Sand bei der Bildung des Wüstenreliefs irgend welche bedeutsame Rolle spielt«. Wie ist das nun zu verstehen? Ist das Ausfüllen von Thälern durch windgetriebenen Sand, der sich fortwährend durch Abfeilen von Gesteinen rekrutirt, keine Reliefänderung? Wem fällt denn nun die Haupt wüstenrolle zu? Antwort: Dem Vernichter der Vegetation d. h. der grossenKältein denPolarländern, den giftigen Salzen in der gemässigten und heissen Zone. Diese giftigen Salze gelangen zur Bildung nur in Gegenden, die schon von vornherein regen los oder wenigstens sehr regenarm sind, so dass Steinsalz flötze geboren werden können, über deren Anhydrithut Reste von bitter n Laken stagniren. Bei der Hebung derFlötze werden dieseLaken verschüttet. Laufen sie in’s benachbarte Meer, so können sie da die Fauna der Buchten vergiften und begraben, so dass die Gadaver Material für Petroleum abgeben; laufen sie — immer ihre Massigkeit vorausgesetzt — in’s Land, so können sie in porösem oder zerklüftetem Erdreich ver- sinken und versickern und liefern dann u. a. das Material für salinische Mineralquellen; treffen Das Gesetz der Wüstenbildung etc. 631 sie dagegen mehr oder weniger undurchlässige- Oberfläehenschichten, so ruiniren sie in unheil- vollster Weise Vegetation und thierische Be- völkerung; damit wird der nackteBoden der Sonne und dem Winde, der Deflation etc., kurz den wüsten- machenden Faktoren überliefert Alles weitere ergiebt sich dann von selbst, wie vorhin ge- schildert. Da nun Steinsalzflötze in allen Sediment- systemen auftreten, ist es natürlich, dass es auch> in allen diesen Systemen Wüsten, jetzt fossile Wüsten, gegeben hat, mögen sie Fels-, Kies-, Lehm- oder Sand wüsten geworden, gewesen oder ge- blieben sein. Die Wüste aus der Wüste zu erklären, wie Walther es thut, vermag ich nicht, dazu reicht mein simpler Bergmannsverstand nicht aus. Ebenso wenig vermag ich ein unbekanntes Gesetz der Wüstenbildung zu construiren ; aber die Ursache der Wüstenbildung glaube ich scharf genug präcisirt zu haben. Nun besteht in den wissenschaftlichen Forschungen der ge- deihliche Fortschritt stets im Gewinn neuer Erfahrungen und Er- kenntnisse, und eine Lehre kann erst dann als vollbefestigt gelten,, wenn alle Erscheinungen sich ungezwungen durch sie erklären lassen, und wenn sie mit jeder neuen Erfahrung und Beobachtung im Einklänge bleibt. Sehen wir einmal zu, ob sich nicht eine Erklärung der Schutz- rinde angefundon hat auf Grund anderweitiger Beobachtungen. Ich habe natürlich alle Stellen, die von der Schutzrinde handeln, aufmerksam durchgelsen und brauche hier nur zwei Aus- sprüche anzuführen. S. 20 (G.) steht: »Man denke sich ein Lösungs- gemisch verschieden leicht löslicher Salze, so werden manche Verbindungen chemisch mit dem Gesteinsmaterial verschmelzen; hierhin gehört die Bildung der Schutzrinde«. S. 114 (D.); »Es scheint, dass nur eine gewisse Modification der Kieselsäure sich für die Bräunung eignet; denn die bekannten weissen Verwitterungsrinden von Feuerstein, die durch Wasser- verlust aus dem wasserhaltigen Chalcedon entstehen, färben sich nicht braun oder schwarz«. Die Sache ist meines Erachtens recht einfacher Chemismus. Chlornatrium, das ja in der Wüste fast nirgends fehlt, wird von Kohlensäure unter mancherlei Verhältnissen zum Theil in Natrium- carbonat verwandelt. Ich erinnere hierbei an den Ammoniaksodaprocess und ver- weise im übrigen auf die Zeitschrift für praktische Geologie 1893,. Seite 198. Da nun Alkalitümpel, Sodaseen, Tronavorkommen (sogar einzelne Salmiakablagerungen) in Wüstengegenden gar nicht selten 632 Carl Ochsenius, Das Gesetz der Wüstenbildung etc. sind (die californischen Salzgemische z. B. sind voll davon), so bedarf es nur der Einführung von etwas staubförmigem Natrium- •carbonat in das im ersten Aus.spruch berührte Gemisch der trockenen Niederschläge, um die Bildung der Schutzrinde zu erklären. Nahezu alle Gesteine enthalten etwas Kalksilicat, das wird vom Natriumcarbonat mit Hilfe von etwas atmosphärischer Feuchtig- keit zersetzt; es bildet sich Kalkcarbonat und Natriumsilicat, und aus letzterem geht leicht die Kieselsäure des Wüsten lacks hervor mit Hilfe des Sonnenlichtes und der von Walther angedeuteten Factoren. Wo der Garbonatstaub hingelangt, wirkt er ja nach Um- ständen weniger oder mehr rasch und energisch, also nicht oder kaum auf die Unterfläche eines fest am Boden liegenden Fels- brockens, oder auf die noch im Gestein steckende Hälfte eines Nummuliten. Alle Erscheinungen ergeben sich leicht daraus; auch die im zweiten Ausspruch berührte, denn das Kieselmehl der Feuersleinrinde reagirt nicht auf Soda, wohl aber werden es die Kiesel, die Quarzite thun, weil diese bis 1,53 ®|o CaO enthalten. Dass die nabatäischen Inschriften gut lackirt sind, ist wohl dem Umstande zuzuschreiben, dass das beim Einmeisein entstehende Strichpulver, welches an den Wundflächen haften blieb, für das Natriumcarbonat leichter fassbar blieb als die heil und fest ge- bliebene Gesteinsoberfläche, (Ich habe das s. Z. schon Eutixg milgeteilt, der darüber sehr befriedigt war.) In derselben Weise habe ich die von Darwin, Stelzner u. a. für rätselhaft erklärten Kiesel- und Kalkkrusten in den Lösschichten der argentinischen Wüste erläutert. (S. Zeitschr. d. d. geol. Ges 1896, S. 492.) Recht wichtig ist für mich in dieser Wüstenfrage: warum? die Ansicht des höchst competenten Wüstenforschers Schweinfurth, welche in den Worten liegt: »Vermuthlich hat das allgemein ver- breitete Kochsalz, die Seele der Verwitterung in der Wüste die Vermittelung bei diesem chemischen Processe übernommen. Der Thau und einzelne Regen lösen Chlornatrium, und die Alkalilösung greift ihrerseits wieder, wenn auch in sehr geringem Maasse, die Sandkörner an, löst Kieselsäure und bildet Alkalisilicat.« Interponirt man hier das Umwandelungsprodukt aus dem Chlor- natrium d. h. Natriumcarbonat und lässt es auf das in der Wüste wolil nirgends fehlende Kalksilikat los, so ist der Process in ein- fachster Weise erklärt. Eninommen habe ich aus den Wüstenbüchern Walthers die Bestätigung meiner Ansicht, dass Rippelmarken und Kreuz- schichtung sandiger Sedimente keineswegs den Absatz aus Wasser beweisen, und dass der Buntsandstein auch von ihm für eine Wüstenformation gehalten wird. (Ueber die Bildung von Thongallen berichtete schon E. Spandel 1896; s. auch Prometheus, Nr. 661.) Wenn nun, wie ich behaupte, Bittersalz die Wüste macht, so muss es vom Cambrium an auch Wüsten — gleichviel ob zahlreich oder Ernst Sommerfeldt, Bemerkungen etc. 633 selten — gegeben haben, denn warum sollten die giftigen Salze damals anders agirt haben als heute? Nicht angenehm berührt, dass W.\lther noch den Ausdruck »Formation« für die Reihe von Schichtenfolgen gebraucht, die seit 1885 nach internationalem Uebereinkommen mit »System« bezeichnet werden sollen. Er sagt z. B. Juraformation statt Jurasystem. Einem ganz alten Herrn, dem schwerfällt etwas längst gewohntes »weg- zulernen«, kann man »sowas« hingehen lassen, nicht aber einem thatkräftigen, jugendlichen, in voller Wirksamkeit arbeitenden, sehr mutigen Universitätsprofessor. Alles Yortragene thut aber meinem aufrichtigen Wunsche, JOH. W.vLTHER VOR Zahlreichen weitern im Interesse der Geologie unternommenen Reisen recht viel Beobachtungsmaterial gesund heimbringen zu sehen, nicht den geringsten Eintrag, Dazu ein herzliches Glückauf von Dr. C.vrl Ochse.nius. Bemerkungen zu der Volumtheorie von Krystallen. Von Ernst Sommerfeldt. Mit 2 Textfiguren. Tübingen, 20. September 1902. Der Ausdruck, welcher von Schr.vuf und nach ihm von Lin'Ck als »Krystallvolum« definirt wird, besitzt nicht die Eigenschaft, an welche man bei dem Wort Volumen unwillkürlich denkt , unabhängig von der Wahl des Coordinatensystems zu sein; vielmehr ist die Definition von voinherein auf solche Goordinatensysteme zuge- schnitten, welche den Flächen des zu betrachtenden Krystalles rationale Indices verleihen. Dass auf diejenigen Goordinatentrans- formationen keine Rücksicht genommen wird, welche die Rational- flächen des Gomplexes in Irrationalflächen überführen, ist aber kein wesentlicher Uebelstand, denn derartige Transformationen haben für die geometrische Krystallographie nur sehr untergeordnete Be- deutung und werden thunlichst vermieden. Indessen existiren auch solche Transformationen der Axenelemente, welche die Rational- flächen des Gomplexes wiederum in Rationalflächen überführen und den Werth des Krystallvolums ändern, wobei, wie Herr Johnsen kürzlich! in dieser Zeitschrift nachgewiesen hat, das Yerhältniss des ursprünglichen zu dem transformirten Krj stallvolum rational ist. Es soll nun die Frage beantwortet werden, wie müssen die Transformationen der Axenelemente beschaffen sein, damit überhauptkeineAenderung des Krystallvolums durch sie veranlasst wird? Nur wenn sich nachweisen lässt. ! Centralbl. f. ^lin. etc. 1902, pag. 591. 634 Ernst Sommerfeldt, dass diesen Transformationen grössere Wichtigkeit zukommt, als denen, welche das Krj^stallvolum ändern, ist die Bezeichnung desselben als »Volum« begründet und es würde dann berechtigt erscheinen, auch letztere Transformationen möglichst zu vermeiden. Es kann nun wirklich unter der Annahme der Richtigkeit ge- wisser Strukturhypothesen bewiesen werden, dass letztere Trans- formationen nicht eine Vereinfachung sondern stets nur eine Com- plicirung in der Auffassung und Beschreibung der geometrischen Eigenschaften des Krystalles bedingen. Als Goordinatenebenen seien drei Krystallflächen, welche die Winkel A, B, C und deren Schnittkanten die Winkel o, ß, y ein- schliessen, gewählt, auf jenen Schnittkanten seien die Axeneinheiten — oder »Axenvectoren« — a, b, c vom Coordinatennullpunkt aus markirt, deren Endpunkte wir als Einheitspunkte bezeichnen. Es möge der a + ß-t- T Kürze wegen = s gesetzt und der Ausdruck 1) a b c sin A .sin ß sin y = 2 abc sin s sin (s— a) sin (s— ß) sin (s— y) betrachtet werden. Derselbe stellt, abgesehen von einem rein numerischen Faktor (nämlich i:), Schrauf’s Krystallvolum dar, andererseits repräsentirt er gerade das Volum desjenigen Parallelepi. peds (Fig. 1), das von den drei Goordinatenebenen und den durch die Einheitspunkte ihnen parallel gelegten Ebenen begrenzt wird. Um die Lage aller Rationalflächen des Gomplexes zu veran- schaulichen, tragen wir von 0 aus auf jeder Goordinatenaxe sämmt- liche ganzzahligen (positiven und negativen) Vielfachen des auf ihr liegenden Axenvektors ab und legen durch jeden der so gewonnenen ganzzahligen Punkte der Goordinatenaxen eine Parallelebene zu derjenigen Goordinatenebene, welche ausserhalb dieses Punktes liegt. So erhält man ein Raumgitter, welches wir als das zu dem Bemerkungen zu der Volumtheorie von Krystallen. 635 Vektorenkreuz a, b, c gehörige »Ebenengitter« bezeichnen, sein Elernentarparallelelepiped ist das in Fig. 1 gezeichnete mit den Seiten a, b, c. Denken wir uns nun, dass die Ebenen und Linien aus dem Gitter herausgenommen, die Punkte aber an ihren früheren Plätzen unverrückbar festgehalten werden, so wandelt sich das »Ebenengitter« in ein räumliches »Punktgitter« um ; es bleibt nämlich die Gesammtheit der Punkte übrig, welchen ganzzahlige Parallel- Coordinaten in Bezug auf das Vektorenkreuz a, b, c zukommen k Ein solches Punktgitter kann nun in sehr verschiedener Art in ein Ebenengitter zurückverwandelt werden, denn man kann durch ganz verschiedene Systeme paralleler Linien und Ebenen die Gitterpunkte mit einander verbinden. Die verschiedenen Verbindungsweisen be- deuten aber nichts anderes als Transformationen des ursprünglichen Axensystemes resp. Vektorenkreuzes. Ein Beispiel wird die Sachlage deutlich veranschaulichen (vgl. Fig. 2). Statt des ursprünglichen Vektorenkreuzes 0 A = a, 0 B = b, 0 C = c und statt des zugehörigen Elementarparallelepipedes 0 A B C D E F G können wür 0 F = a', 0 B = b, 0 G = c als Vektoren- Kreuz und also OFBCDGHl als Elementarparallelepiped eines Ebenengitters betrachten, w^elches, als Punktgitter aufgefasst, mit dem ursprünglichen vollkommen identisch ist. Diese Operation ist 1 Die Längeneinheit, mit der wir diese Goordinaten ausmessen, denken wir uns für die drei Coordinatenrichtungen verschieden gross angenommen , und zwar setzen wir jeden der drei Einheits- maassstäbe der ihm gleichgerichteten Axeneinheit gleich. «36 Ernst Sommerfeldt, aber andererseits als eine Transformation der Axenelemente des Complexes zu bezeichnen, indem FBC die neue Einheitsfläche und O F, OB, OG die neuen Axen sind. Offenbar ist aber das neue Elementarparallelepiped dem alten gleich, wir haben hier also den Fall vor uns, dass das Krystallvolum Schrauf’s bei einer Goordinatentransformation keine Aenderung erfährt. Es lässt sich nun beweisen, dass allediejenigen Ebenen- gitter, welche aus einem und demselben Punktgitter durch verschiedenartige Eintragung von Ebenen •erzeugt werden können, gleich grosse Elementar- parallelepipeda besitzen, und dass umgekehrt zwei Ebenen- gitter, welche sich durch das Volumen ihrer Elementarparallelepipeda unterscheiden, auch stets verschiedenen Punktgittern angehören. Mit dem Beweise dieses Satzes wird zugleich die Frage über das Krystallvolum, die wir aufwarfen, erledigt sein, denn dasselbe unterscheidet sich ja nur um den Faktor ^,3 . 3,14159 von jenem Elementarparallelepiped; es ergiebt sich also alsdann: Die not h wendige und hinreichende Bedingung dafür, dass bei einer Transformation der Axen- elemente eines Kr y Stalles zugleich das Krystall- volumen sich ändere, besteht darin, dass ausser, den Axenele menten selbst auch das zugehörige Punktgitter eine Aenderung erfahre. Der Beweis für obigen Satz kann in sehr anschaulicher Weise folgendermassen geführt werden: ln einem Ebenengitter ist die Anzahl der Gitterpunkte und Elementarparallelepipeda gleich; denn jedes einzelne Elementarparallelepiped hat zwar acht Gitterpunkte zu Eckpunkten, andererseits aber stossen in jedem Eckpunkte acht Elementarparallelepipeda zusammen. Da vor und nach dem Wechsel ■der Ebenenschaaren des Gitters die Gitterpunkte die gleichen sind, ist auch die Anzahl der Elementarparallelepipeda des ursprünglichen und des neu construirten Ebenengitters gleich. Es wird also die gleiche Grösse — nämlich der gesammte Raum — in beiden Fällen in eine gleiche Anzahl von unter sich gleichen Theilen zerlegt, folglich sind diese Theilstücke d. h. die Elementarparallelepipeda in beiden Fällen gleich gross. Uebrigens ergiebt sich im Anschluss hieran das Resultat des Herrn Johnsen ohne jede Rechnung aus der einfachen Thatsache, dass die allgemeinste Art der Transformationen der Axenelemente, welche die Axenvektoren a, b, c überführen in a', b', c', in folgender Beziehung zu den soeben behandelten speciellen steht: Man trage in das Punktgitter derart drei Parallelschaaren von Ebenen ein, dass je drei in einem Punkt zusammenstossende Kanten des Ebenengitters die Richtungen des Axenvektorenkreuzes a,' b,' e' haben, alsdann muss jede Kante des Elementarparallelepipeds zu dem ihr gleichgerichteten Axenvektor im Verhältniss einer rationalen Bemerkungen zu der Volumtheorie von Krystallen. 63? Zahl stehen. Also dadurch, dass man aus geeigneten rationalen. Multiplen der Kanten des Elementarparallelepipedes (ohne deren Richtung zu ändern) ein neues Elementarparallelepiped construirt, kann man die verlangten Axenlängen a', b‘, c' gewinnen, natürlich ändert sich auch das Volum des Elementarparallelepipedes bei dieser Construktion um einen rationalen Faktor. Dieses aber ist das von Herrn Johnsen erhaltene Resultat. Es sei gestattet hinzuzufügen, dass besonders bei schief- winkligen Axensystemen gar keine Veranlassung vorliegt den Zahlen- ausdruck 1) oder das *,3 t: fache von ihm geometrisch als Ellipsoid zu interpretiren, während die Auffassung desselben als Elementar- parallelepiped in der Natur der Sache begründet ist. Im ersteren Fall entsteht die Unbestimmtheit, dass man die Hauptaxen des Ellipsoides in ganz verschiedener Weise im Vergleich zu den Kry- stallaxen orientiren kann. So lange hierüber eine Festsetzung nicht getroffen wird (was z. B. Herr Johnsen unterlässt) scheinen mir diejenigen Ausführungen, in welchen dennoch der Ausdruck 1) bei schiefwinkligem Axensystem als Ellipsoid interpretirt wfrd, eine Unklarheit zu enthalten. Die bisherigen Resultate sind völlig unabhängig von der Frage,, ob für die Struktur eines Krystalles ein Raumgitter massgebend ist, denn die Raumgitter dienten uns bisher lediglich als rein geo- metrisches Hilfsmittel zur Veranschaulichung des Krystallflächen- complexes, in ähnlicher Weise wie man z. B. die Polfigur oder irgend eine Projektionszeichnung hierfür benützt. Will man aber für jede krystallisirte Substanz einem bestimmten Raumgitter besondere physikalische Bedeutung zuschreiben und es etwa als »wahres Raum- gitter« bezeichnen, so zerfallen die gesammten Transforrhationen der Axenelemente in zwei Klassen, erstens in solche, welche das Raum- gitter (als Punktgitter aufgefasst) ungeändert lassen und in solche,, welche es ändern. Letztere würden alsdann für den Krystallo- graphen ebenso wenig in Betracht kommen, wie gegenwärtig die Transformationen, welche die Rationalflächen eines Complexes in Irrationalflächen überführen. Bei bekanntem Punktgitter würden nur die verschiedenen Möglichkeiten für die Construktion der ein- beschriebenen Ebenengitter noch krystallographische Bedeutung haben, alle diese Gonstruktionen liefern aber dem Obigen zufolge gleiches Krystallvolumen, daher können wir zusammenfassend kurz, sagen : Ist das Punktgitter für eine krystallisirte Phase bekannt, so kann das Krystallvolumen als unabhängig von den krystallographiscben Axen- elementen betrachtet werden, falls nur solche Vektoren als proportional den Axeneinheiten ge- wählt werden dürfen, welche zwei Nachbarpunkte, des Gitters verbinden, d. h. solche Gitterpunkte, zwischea denen keine weiteren auf ihrem Verbindungsvektor liegen. 638 Personalia. — Miscellanea. — Berichtigungen. Personalia. Herr Dr. F. von Huene, Assistent am geologischen Institut der Universität Tübingen hat sich an der dortigen Universitität für Geologie und Palaeontologie habilitirt. Miscellanea. Der Unterzeichnete erlaubt sich die geehrten Herrn Fach- kollegen aufmerksam zu machen, dass sein IX. Bericht (1900 — 1902) über die »neuesten Erfahrungen über den geognostischen Aufbau der Erdoberfläche« in Wagner’s Geogr. Jahrbuche (Gotha, J. Perthes) mit letztem December d. J. zum Abschlüsse gebracht werden soll. Er ersucht um freundliche Zusendung neuester Publikationen. Prof. Dr. Franz Toula. Wien IV, k. k. techn. Hochschule. Berichtigungen. Jahrg. P- Z. 1900 99 Analyse von A. J. Higgin statt A. G. Higgin 99 . „ „ G. A. Goydeh yy J. A. Goyder 174 23v. u. Von Diestite ,, Diestite "ty 176 llv. 0. A Three-Circle The Thracivile yy 176 12 V 0. Prior and Spencer yy Prior and Smith 1901 399 33v. 0. Carnmoney yj Carmnoney yy 413 •3v. u. improved yy unproved yy 413 Iv. u. dele Proceed. yy 414 12v. 0. Rock-slices Rock-lices V 445 13v. u. Jodyrite Fodyrite 445 18 V. 0. Rathite Rathit 1902 176 24v. 0. T. H. Holland J. H. Hollands 177 llv.o. TiOa 0.04 yy SiOz 0.04 yy 186 G. T. Prior yy G. J. Prior yy 186 13 V. u. Kilbrickenit yy Kilbrikenit ^y 186 12v.u. Camborne yy Gramborne Neue Literatur. 639 Neue Literatnr, Mineralogie. Lacroix, A.: Note preliminaire sur une nouvelle espece minerale Grandidierite. Bull. soc. franc. de mineralogie. 25. 1902. 85 — 87. Lacroix, A. : Sur la klaprothine de Madagascar. Bull. soc. fraiiQ. de mineralogie. 25. 1902. p. 115. Laus, Heinrich: Mineralogische Notizen (1. Mährische Disthen- Vorkommen, 2. Chabasit von Marschendorf, 3. Ein neuer Beryll- Fundort, 4. Ber. u. Abhandl. d. Clubs f. Naturk. f. d. Jahr 1901j02. 1902. 57—61. Liifa, A. : Beiträge zur krystallographischen Kenntniss des Chryso- berylls von Ceylon. Term. Füz., Pest 1902. 16 p. Mit 1 T. Merrill, George P. : A newiy found Meteorite from Admire, Lyon County. Kansas. Proceed. N. S. National-Museum. 24. 1902. 907 — 913. Mit 7 T. Moesz, C. : Baryt, Antimonit, Pyrargyrit und Pyrit von Körmöcz bänga (Földtani Közlöny). Geolog. Mittheil. 32. 1902. Mit 1 T. Name, R. G. van : Grystals of Crocoite from Tasmania. ca Amer. Joum. Sei. May 1902. 339—343. Petrographie. Lagerstätten. Liebenam, W. : Vorkommen und Gewinnung von Gold in Nieder- ländisch-Ostindien. Zeitschr. f. prakt. Geol. 10. 1902. 227—230. Mit 1 F. Meigen, Wilhelm: Beiträge zur Kenntnis des kohlensauren Kalkes. Ber. d. naturf. Gesellsch. Freiburg i. Br. 13. Juni 1902. 40 — 94. Mit 9 F. Meister, A. : Bassins de l’Onder6i et de l’Ondoronga. (Russ. m. franz. Rdsume.) Explorations geologiques dans le Rdgions auriföres de la Siberie. — Region auriföre d’Jeuisses. Livr. I. 1900. 59 — 87. 9 K. 640 Neue Literatur. Allgemeine und physikalische Geologie. Lockyer, W. : Mont Pelee eruption and dust falls. Nature 1902. p. 53. Milne, J.; The recent volcanic eruptions in the West Indies. Nature 1902. 56—58. 79. 107—112. 151. 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August 1902 verstarb zu Freiberg nach kurzem Krankenlager an einer Magenverhärtung, die seinen Körper seit längerer Zeit geschwächt hatte, der Vorstand des Königl. Oberhüttenamts-Laboratorium, Dr. phil. Friedrich August Frenzel. Der grosse Antheil, den der Verblichene an den mineralogischen Forschungen der letzten drei Jahrzehnte genommen hat, und seine vielen persönlichen Beziehungen zu mineralogischen Kreisen, veranlassen uns zu folgendem Nekrolog. Der Verewigte hat sich aus ganz bescheidenen Verhält- nissen durch rastloses Streben und natürliche Begabung zu einem bekannten wissenschaftlichen Mineralogen eraporgear- beitet. Er stammte aus einer einfachen Hüttenarbeiterfamilie. Geboren am 24. Mai 1842 widmete er sich nach Besuch der Volksschule dem Berufe eines Bergmannes und wurde als solcher Michaelis 1861 in die Bergschule zu Freiberg auf- genommen, um sich zur Steigerlaufbahn auszubilden. Zu Johannis 1865 bestand er hier seine Abgangsprüfung mit vorzüglichem Erfolg und arbeitete hierauf zunächst als Zimmerling bei Himmelfahrt Fundgrube. Da erhielt seine Lebensbahn eine andere Richtung. Es wurde damals noch einzelnen besonders hervorragend beanlagten Schülern der Bergschule der Besuch der Vorlesungen an der Königl. Bergakademie gestattet. F. erhielt in Folge seiner glänzen- den Abgangszeugnisse diese Vergünstigung. Er besuchte, wie die Akten ausweisen, mit ausgezeichnetem Erfolg die 41 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 642 Friedrich August Frenzei f. Vorlesungen und Uebungen in Mathematik, Physik, Chemie, Mineralogie, Versteinerungskunde, Geognosie, Erzlagerstätten- lelire, Löthrohrprobierkunst, Markscheidekunst, Baukunst und Buchführung. Unter seinen damaligen Lehrern sind be- sonders hervorzuheben ; Aug. Breithaupt, B. Cotta, Th. ScHEERER und Th. Richter. Hier legte F. die eigentliche Grundlage zu seinen gediegenen wissenschaftlichen Kennt- nissen, die er von da ab unermüdlich zu vermehren strebte. Aug. Breithaupt wurde auf den begabten Schüler auf- merksam und zog ihn heran, anfangs nur zu mechanischen Hilfeleistungen, bald aber zu wissenschaftlicheu Unter- suchungen. Er beschäftigte ihn auf diese Weise bis 1868 und blieb auch fernerhin sein besonderer Gönner. Frenzel lernte in diesen Jahren die Schätze der reichen bergakade- mischen Sammlung von Grund aus kennen. Nebenbei gab er damals Unterricht in Mineralogie und Chemie, besonders an in Freiberg studirende Fremde, und erwarb sich hierbei durch seine liebenswürdige gerade Art manche Freunde für das ganze Leben. Im Jahre 1868 fand er auf die warme Empfehlung von Breithaupt hin bei den fiskalischen Hütten Verwendung, von 1874 ab als etatsmässiger Hüttenchemiker. Von da ab verlief sein Leben in der bescheidenen Stellung eines mittleren Beamten. Erst wenige Wochen vor seinem Tode glückte es ihm, als Vorstand des Hüttenamts-Laboratorium an die Stelle des verstorbenen Bergrath Prof. Dr. Schertel zu treten und damit die ersehnte grössere Selbständigkeit zu erlangen. Hohe Pfiichttreue und unermüdlicher Fleiss zeich- neten ihn als Beamten aus. So bescheiden aber seine bürgerliche Stellung war, so fruchtbar gestaltete sich seine wissenschaftliche Thätigkeit, zu der er sich die Zeit neben seinen Dienstgeschäften abzu- sparen verstand und zu der man ihm gern die Hülfsmittel des Laboratoriums zur Verfügung stellte. Die weiter unten zusammengestellte Liste seiner zahlreichen Arbeiten, die fast sämmtlich mit zeitraubenden Analysen verknüpft waren, geben Ausweis von seiner Thätigkeit. Die mineralogische Wissenschaft verdankt ihm nicht nur die Aufklärung und Berichtigung der Eigenschaften vieler bekannter Mineralien, Friedrich August Frenzei f- 6F3 sondern auch die Entdeckung und wissenschaftliche Ein- führung einer ganzen Reihe neuer Species, nämlich des Lithiophorit, Pucherit, Heterogenit, Agricolit, Miriquidit, Lautit, Rezbanyit, Hohmannit, Amarantit, Quetenit, Grordait und Kylindrit. Allgemeine Anerkennung fand auch sein „Mineralogisches Lesicon für das Königreich Sachsen“, das namentlich hei der neuen geologischen Landesaufnahme sich als ganz unent- behrlich erwies. Frenzel’s erfolgreiches wissenschaftliches Streben wurde von zahlreichen Fachgenossen anerkannt, mit denen er leb- haft correspondirte , und die ihre Schritte gern nach seinem kleinen Häuschen lenkten , wenn sie Freiberg berührten. Be- sonders nahe standen ihm u. a. G. vom Rath, A. Arzbuni und C. Hintze. Seit 1875 war er Mitglied der Deutschen Geologischen Gesellschaft, seit 1873 Foreign Member of the American Institute of Mining Engineers. Im Januar 1881 erhielt er von der philosophischen Facultät der Universität Leipzig die Doktorwürde. Frenzel war ein leidenschaftlicher Mineraliensammler. Als er sich 1896 dazu entschlossen hatte, seine werthvolle Sammlung zu verkaufen, verging nur kurze Zeit, und wieder wuchs eine neue unter seinen Händen heran. Grosse Befriedigung fand der Verstorbene ferner in dem ganz ausgezeichneten Unterricht in Mineralogie und Geognosie, den er seit 1883 an der Kgl. Bergschule ertheilte. Auch als langjähriger Vorstand des naturwissenschaftlichen Vereins zu Freiberg verstand er es, einen befreundeten Kreis andauernd für die ihm vertrauten Wissenschaften zu inte- ressiren, wobei ihn sein grosses Vortragstalent unterstützte. Nebenbei sei gesagt, dass er als ornithologischer Sachver- ständiger und Züchter weithin bekannt war, sowie auch die vom Deutschen Verein zum Schutze der Vogel weit heraus- gegebene Monatsschrift mit redigirte und durch zahlreiche sachkundige Beiträge unterstützte. Unter seinen Charaktereigenschaften nahmen Geradheit, Schlichtheit und Bescheidenheit die erste Stelle ein. Er 41* 644 Friedrich August Frenzei f. hinterlässt eine Witwe und zwei Töchter. Viele Freunde betrauern seinen Heimgang. Die Publicationen A. Frenze l’.s. 1870 Ein neuer Fundort von Meneghinit. Poggendorfs Annalen. Bd. 141. 1870. S. 443-446. — Ueber die Zusammensetzung des Plumbostib und Embrithit. Journ. f. prakt. Ghem. 1870. S. 360—364. — Eit hiophorit, ein lithion haltiges Manganerz. Journ. f. prakt. Ghem. 1870. S. 203—206. 1871. (2.) S. 253—355. 1871 Mineralogisches. 1. P u c h e r i t. Journ. f. prakt. Ghem. Bd. IV, 1871. S. 227-231 u. S. 361—362. — Hypochlorit. Journ. f. prakt. Ghem. 1871. (2.) S. 355—361. u. N. Jahrb. f. Min. 1871. S. 291. 1872 Mineralogisches. 4. Myelin. 5. Heterogenit. Journ. f. prakt. Ghem. Bd. V. 1872. S. 401—408. Notiz über den Pucherit. N. Jahrb. f. Min. 1872. S. 939 u. S. 514—517. 1873 Mineralogisches. Beraunit, Arsenglanz, Arsenkupfer. N. Jahrb. f. Min. 1873. S. 23—27. — Mineralogisches. Weisskupfererz, Pikropharmakolith, Arsen- eisensinter, Melanglanz, Kerolith und Limbachit, Kornit, Erlan, Beilslein, Eulytin und Ag r i c o li t, Gilbertit, Milarit- Tellurwismuth, Kupfermanganerz, Wismuthspath, Zinn N. Jahrb. f. Min. 1873. S. 785—803. — Notiz über Wismuthspath nach Scheelspath, Zeunerit, Agri- colit. N. Jahrb. f. Min. 1873. S. 946—949. 1874 Mineralogisches. M i r i q u i d i t , Mineralien von Langen- striegis, Neolith, Arsenglanz, Selenwismuthglanz, Goralith und Rezbanyit, Gabrerit, Eisenplatin, Famatinit, Glanz- eisenerz. N. Jahrb. f. Min. 1874. S. 673 — 687. — Mit G. VOM Rath. Ueber merkwürdige Verwachsungen von Quarzkrystallen auf Kalkspath von Schneeberg in Sachsen. Monatsber. d. kgl. Ak. d. Wissensch. z. Berlin. 5. Novbr. 1874. S. 683—689. — Mineralogisches Le-vicon für das Königreich Sachsen. Leipzig 1874. 380 S. Verlag von Wilh. Engelmann. — Famatinit und Wapplerit. Tschermaks Min. Mitth. 1874. 4. Heft. S. 279—280. 1875 Mineralogisches. Descloizit und Vanadinit, Linarit, Goslarit, Löllingit, Spiauterit, Famatinit, Kupferglanz und Pucherit, Zöblitzit, Quarz, Kalkspath, Magnetit, Nachträge. N. Jahrb. f. Min. 1875. S. 673—686. 1876 Kurze Berichtigung betreffs des Quarzes von Schneeberg. N. Jahrb. f. Min. 1876. S. 171. 1877 Kurze Notiz über das Werner’sche Arsenikwismuth. N. Jahrb. f. Min. 1877. S. 621. Friedrich August Frenzei f. 645 1878 Kurze Notiz über Pelagosit. N. Jahrb. f. Min. 1878. S. 733. — • Kaukasische Mineralien in dem Werke von 0. Schneider. Natur«'. Beitr. z. Kenntniss der Kaukasusländer. Dresden 1878. S. 133—141. 1879 Notiz über LithiophoritFRENZEL’s u. a. N. Jahrb. f. Min. 1879. S.55. 1880 Kaukasische Mineralien. Tschermaks Min. Mitth. II. 1880. S. 125—136. — Mineralogisches. 1. Tanadinit und Tritochorit. 2. Vorkomm- nisse von Albergaria velha in Portugal. 3. Pikrosmin. 4. Topas-Gilbertit-Kaliglimmer. 5. Mehlquarz. 6. Lautit Tschermaks Min. Mitth. III. 1880. S. 504 — 516. 1881 Mineralogisches aus dem Ostindischen Archipel. Celebes. Tschermaks. Min. Mitth. III. 1881. S. 289-300. — Ueber Pseudoapatit und Neolith. Ebenda. III. 1881- S. 364 bis 365. 1882 Ueber Lautit und Tritochorit. Ebenda. IV. 1882. S. 97. 1883 Mineralogisches. 7. Rezbanyit. 8. Alloklas. 9. Vorkomm- nisse von Alexandrien. Ebenda. V. 1883. S. 175-^188. 114 Analysen und viele Bestimmungen von sp. G. in dem I Werke: A. B. Meyer, Jadeit- und Nephrit-Objekte II. u. III. ( Leipzig 1882 und 1883. 1888 Mineralogisches. 10. Hohmannit. 11. Am arantit. 12. Vorkommnisse von Ehrenfriedersdorf. Tschermaks Min. Mitth. IX. 1888. S. 397-400. 1890 Notiz über Whewellit von Zwickau. Ebenda. XI. 1890. S. 83. — Mineralogisches. 13. Sideronatrit. 14. Hohmannit. 15. Q u e t e n i t. 16. G o r d a i t. 17. Sonstige Vorkommnisse. Ebenda. XL 1890. S. 214—223. 1891 A. Arzruni und A. Frenzel: Ueber den Ferronatrit. Zeitschr. f. Kryst. 1891. 18. S. 595 — 598. 1893 Ueber den K y 1 i n d r i t. N. Jahrb. f. Min. 1893. Bd. 11. 5. 125—128. 1895 Mineralogisches. 18. Serpierit. 19. Kohlenspath. 20. Lautit. 21. Pseudobrookit. Tschermaks Min. Mitth. XIV. 1894. S. 121—130. 1895 Leitfaden für den Unterricht in der Mineralogie an der Kgl. Bergschule zu Freiberg. Freiberg 1895. 1897 Mineralogisches. 22. Vorkommnisse von Zschorlau. 23. Kupfer- glanz nach Arsenkies. 24. Wolframit aus Bohvien. 25. Agricolit vom Graul. 26. Arsen von Akadanimura. Tscher- maks Min. Mitth. XVI. 1896. S. 523—529. — Phenakit-Analyse bei C. Hixtze. Ueber krjstallisirten Phena- kit aus Schlesien. Zeitschr. f. Kryst. 28. Bd. 2. H. S. 176. — S. L. Penfield and A. Frenzel. On the identity of Chalco- stibite (Wolfsbergite) and Guejarite, and on Chalcostibite from Huanchaca, Bolivia. Amer. Journ. of Sc. Vol. IV July 1897. p. 27—35. 646 Friedrich August Frenzei f. 1897 S. L. Penfield und A. Frenzel. Ueber die Identität des Chalkostibit (Wolfsbergit) mit Guejarit und über Chalko- stibit von Huanchaca, Bolivia. Mit einem Zusatze von A. Frenzel. Zeitschr. f. Knst. 28. Bd. 6. H. S. 598—609. 1898 Sylvanit von Kalgoorlie. Tschermaks Min. Mitth. XVII. H. 2[3. S. 288. 1899 Ueber das San Gregorio-Eisen. Ebenda. XVllI. H. 1. S. 91. — Ueber mexikanische Meteoreisenmassen. Ebenda. XVIII. H. 4. S. 367. 1900 Arg>rodit ist Breithaupts Plusinglanz. Ebenda. XIX. H. 3. S. 244—245. — Ueber den Plusinglanz. Jahrb. f. d. Berg- und Hüttenwesen. Freiberg 1900. S. 61—66. 1901 Ueber ein Steinbeil von Halsbach. Abh. d. »Isis« in Dresden 1901. H. 2. S. 111—112. 19(2 Neue Pseudomorphosen. Rotheisenerz nach Wolframit, IVis- muthocker nach Eulytin, Stilpnosiderit nach Uranit. Tscher- maks Min. Mitth. XXI. H. 2. 1902. S. 182. Beck. Edward Zalinski, Ueber die Löslichkeit etc. 647 Briefliche Mittheilungen an die Redaction. Ueber die Löslichkeit der Eisenerze in Fluorwasserstoffsäure. Von Edward Zalinski aus New York. Leipzig, Juli 1902. Der Thuringit von Gebersreuth im Thüringer Wald wird als Eisenerz benutzt. Er besteht aus einem grünen chloritischen Ma- terial, welches ausserordentlich zahlreiche kleine Magneteisen- körnchen umschliesst, die so fein vertheilt und so innig verwachsen sind, dass es geradezu unmöglich ist, eine mechanische Trennung von Thuringit und Magnetit, etwa in schweren Flüssigkeiten vor- zunehmen. Einige Versuche, die Substanzen mit Hülfe eines Magneten zu separiren, blieben erfolglos. Unter diesen Umständen schien noch der chemische Weg offen zu stehen, indem nach der Angabe der gebräuchlichsten Lehrbücher der Magnetit in Fluorwasserstoff- säure unlöslich sein soll, während der Thuringit darin leicht in Lösung gehe. Bevor aber dieser Gegensatz zur Trennung benutzt wurde, schien es unerlässlich, zu versuchen, ob in der That reiner Magnetit in HFl unlöslich ist. Es ergab sich, dass dies nicht der Fall ist. Die Reinheit der angewendeten Flusssäure, die Abwesenheit von H CI, H2 SO4 und H NO3 wurde besonders festgestellL Ein Magnetit-Oktaeder aus dem Chloritschiefer vom Greiner ira Zillerthal wurde staubfein gepulvert und in HFl einige Stunden stehen gelassen. Bei Prüfung mitKeFe2 Cvi2 erweist sich, dass ein ganz bedeutender Theil des Eisens in Lösung gegangen ist. Bei 20stündiger Einwirkung der Flusssäure gelangte der Magnetit zur vollständigen Lösung. Wiederholte Versuche gaben die übereinstimmenden Resultate, dass Magnetit, zuwider den be- stehenden Angaben, in HFl löslich isL Also war es unmöglich, auf diese Weise die beabsichtigte Trennung vorzunehmen. 648 Edward Zalinski, lieber die Löslichkeit etc. Hervorzuheben ist noch, dass bei der Behandlung des Magnet- eisens mit H Fl bisweilen in spärlicher Menge eine weissliche pulverige Substanz zum Vorschein kommt, von welcher man auf den ersten Blick glauben könnte, dass in ihr unlöslich gebliebene Titansäure vorliege, etwa in der Form von Rutil, welcher als mikroskopische Einwachsung in Magnetiten bekannt ist. Doch konnte eine Reaktion auf Ti02 bei diesem Pulver nicht erhalten werden, weder durch die Färbung der Phosphorsalzperle im Reduktionsfeuer, noch durch Schmelzen mit Kaliumbisulfat und Behandlung mit etwas Wasser- stoffsuperoxyd. Auch unter dem Mikroskop zeigten die Partikelchen dieser weissen Substanz gar keine Aehnliehkeit, weder mit Rutil noch mit Anatas. Die Substanz ist eben ein zur Abscheidung gelangtes Fluorid — (Fe FI3) — wie sich daraus ergab dass sie in Schwefel- säure unter Entwickelung von Fluorwasserstoffsäure völlig löslich war. Diese Gelegenheit habe ich benutzt, um das wenig bekannte Verhalten auch anderer Eisenerze gegen HFl zu prüfen. Titaneisen-Ilmenit — von Egersund in Norw'egen — 70 Stunden lang in HFl stehen gelassen, löst sich vollkommen, aber gleichfalls mit Hinterlassung eines weissen Pulvers. Wenn zunächst die Vermuthung vorlag, dasselbe bestehe aus Rutil, so zeigte die mikroskopische Untersuchung des gepulverten Titaneisens, dass kein Rutil in ihm mechanisch eingeschlossen war, und ausserdem -wies jenes Pulver auch mikroskopisch gar keine Aehnliehkeit mit Rutil auf. Wurde das Pulver mit Kaliumbisulfat geschmolzen, gelöst und mit Wasserstoffsuperoxyd versetzt, so ergab sich durch das Aus- bleiben jeder Reaktion, dass dasselbe überhaupt weder aus Titan- säure bestand, noch auch solche enthielt. Es ist demnach nur möglich, dass der pulvrige Rückstand neu gebildetes Eisenflorid FeFls darstellt, womit in Einklang steht, dass derselbe durch Schwefelsäure völlig gelöst wird. Wenn ein Theil der reinen Lösung in der Platinschale zur Trockenheit verdampft wurde, so zeigte sieh die deutlichste Titansäure - Reaktion mit Wasserstoffsuperoyyd. Alle Titansäure dürfte in Lösung gehen, wie es, nach der Angabe von Rammelsberg, auch bei der Behandlung des Titaneisens mit H CI der Fall ist. Hämatit von Elba mit HFl circa 70 Stunden behandelt, ver- ändert sein rothes Pulver in Schwarz, wird aber nicht sichtbar gelöst. Die überstehende Flüssigkeit gab eine schwache Eisen- reaktion. Sehr schwer löslich. Magnetkies, Pyrrhotin von Bodenmais hat sich nach 70 Stunden etwas gelöst. Er löst sich ein w'enig leichter als Hämatit, aber in sehr geringem Maasse, demnach kann er nicht als voll- kommen unlöslich gelten. Pyrit blieb nach 70 Stunden vollkommen ungelöst, und ebenso w'urde auch Chromit unter denselben Bedingungen absolut neiht angegriffen. A. Johnsen, Quarzzwilling nach P2 von Annaberg i. S. 649 Aus vorstehenden Versuchen scheint sich jedenfalls zu er- geben, dass innerhalb 70 Stunden d. b. circa 3 Tagen in H Fl sich folgendes Verhalten der feingepulverten Mineralien zeigt; 1. Magnetit völlig löslich » Beide bilden etwas 2. Ilmenit völlig löslich i Eisenfluorid Fe FI3. 3. Hämatit nicht vollkommen unlöslich. 4. Magnetkies sehr schwer löslich. 5. PjTit vollkommen unlöslich. 6. Chromit ebenfalls garnicht angegriffen. Quarzzwilling nach P 2 von Annaberg i. S. Von A. Johnsen in Königsberg i. Pr. Mit 1 phot. Abbildung- im Text. Quarzz-willinge nach P 2 wurden als solche zuerst von Weiss * * an Stufen von La Gardette im Dauphine erkannnt. Später ist das Gesetz noch von Brooke^ sowie von Dufrenoy^ beschrieben worden. Sodann machte Jenzsch^ die Zwillinge von Munzig bei Meissen bekannt; der dortige Bergbau ruht, und das Vorkommen scheint leider wenig in den Sammlungen vertreten zu sein (diejenigen Freibergs i. S. besitzen nach gütigen Mittheilungen von Herrn Dr. Frenzel nicht eine einzige Stufe!). Jenzsch erwähntauch Schreibers- hau L Schl, als Fundort Erst SellaS und vom Rath® erkannten, dass 2 Gesetze vor- liegen: Entweder Zwillingsaxe die Normale von P2, je 2 Flächen R gleichen Vorzeichens hegen symmetrisch zur Zwillingsebene oder ZwllUngsaxe die Höhenlinie von P2, je 2 Flächen R ungleichen Vorzeichens liegen symmetrisch zu P2. Sella beschrieb Zwillinge der letzten Art von Traversella, vom Rath die Japaner Kiystalle. Weitere Angaben finden sich nach letzterem Autor bei Gonxard " (vom Dauphine) und in Kokscharow’s Vorlesungen über Mineralogie (pag. 301 Abbildung). DurchkreuzungszwilUnge von Traversella 1 Akad. d. Wiss. Berlin 1829, 2. Nov. VergL auch des Cloize.\ux : Sur la ciystallisation du quartz, Mem. de TAcad. d. Sc. 15. 1858. 554. Table IH. 78, 79, sowie ders., Manuel de iüneral. 1862. I. 14. Table Ml. 36. 2 The London a. Edinbui^h phil. Magaz. (by Brewster). X. 18.37. 369 (s. a. PHmtms, Mineralogie [by Brooke and Miller], London 1852). 3 Traite de Mineral. 1856. 11. 129. * Zeitschr. d. d. geoL Ges. 6. 18.54. 245. ® Studii Sulla mineralogia sarda. Torino. 17. 1858. ® POGGEND. Ann. 155. 1875. 57. ■ Soc. d’Agricult. Hist. nat. etc. de Lyon 1873. 650 A. Johnsen, Quarzz\\111ing nach P2 von Annaberg i. S. beobachtete Websky Vorkommen von den Sanarka-Gruben im Oren- burger Gebiet machte Jeremejew2 bekannt und über solche von Madagaskar berichteten Penfield^ und Sperry^ (Formen xR . + R . -R). Schliesslich finden sich die Japaner Zwillinge in einer neueren Arbeit von Jimbo^ unter Fundort- Angaben erwähnt; wr erfahren 1 N. Jb. 1874. 128. Taf. III. Fig. 7. 2 Ref. N. Jb. 1889. II. 265. 3 Ref. N. Jb. 1891. II. 243. * The Journ. of the College of Sc. Imp. Acad. Tokyo, Japan. 9 Part. III. 1899. 226. Wilhelm Salomon, Muschelkalk etc. 651 hier auch von 2 ca. 25 cm langen in japanischen Sammlungen be- findlichen Exemplaren. Kürzlich fand sich in unserm Institut ein bisher als solcher nicht erkannter Zwilling nach P2 auf einer nach der Etiquette von Andreasberg i. S. stammenden Stufe. Dieselbe besteht durchweg aus Quarzkrystallen, nicht ein Stäubchen Erz oder dergl. ist zu be- merken. Die Quarze, ooR . +R gross. — R klein, sind in der Säulenzone aussen trüb, innen und an der Spitze klar, ähnlich wie die von Munzig nach Jenzsch’s Beschreibung. Sie wurden durch Aetzung angeschliffener Flächen OR als einfache theils rechte, theils linke Krystalle erkannt; auf einer ähnlichen, von etwas Kupferkies über- zogenen Annaberger Stufe erv\des sich neben einfachen Krystallen einer als Zwilling zweier rechter. Auf ersterer Stufe also sitzt ein grosser Zwilling nach P2, nach welchem der beiden Gesetze, ist nicht zu constatiren; er zeigt wie die Japaner ooR . -f- R . — R und ist flach nach der gemein- samen Säulenfläche; c ; c = 85° 30' mit Anlegegoniometer gemessen, 84° 33' berechnet. Die Säulenkante beträgt ca. 10 mm (s. d. Photo- graphie, links oben). Der Bergbau von .\nnaberg liegt, weitere Zwillinge könnten sich also nur in Sammlungen finden. Nachtrag während des Druckes: Bauer (N. J* 1882, 1, 150) beschrieb einen Zwilling nach P2 von Guanajuato (-[-R • — R . ooR), Wada (Sitzgsber. d. Ges. naturf. Freunde, Berlin 1884, 80) einen Von den Dauphinder Zwillingen zeigt derjenige Gonnard’s R u- — R symmetrisch, ein von Rath besprochener -}- R u. -j- R. derjenige von Weiss besteht aus einem Rechts- und einem Links- Krystall in symmetrischer Stellung zur Zwillingsebene P2. Die Eruptivgesteine des Katzenbuckels, des höchsten Gipfels des Odenwaldes, erheben sich, wie längst bekannt, über einem aus Buntsandstein gebildeten Plateau. Auf der Nordwestseite stehen im Walde unmittelbar nördlich der Felder die Plattensandsteine der unteren Abtheilung unseres oberen Buntsandsteines an. In dem süd- östlich von dem Gipfel, aber schon wesentlich niedriger gelegenen Orte Waldkatzenbach sollen beim Graben einer Fundamentgrube vor ein paar Jahren zwei der bekannten höckerigen Kugeln des Kugel- sandsteins gefunden worden sein, die ich im vorigen Jahre von einem Wirthe dort erhielt. Dasselbe Niveau findet man aber auch solchen von Nagasaki + R . — R . ooR . Muschelkalk und liias am Katzenbuckel. Von Wilhelm Salomon in Heidelberg. 652 Wilhelm Salomon, beim Abstieg nach Gaimühle, schon etwas unterhalb des Ortes, wieder anstehend, was vielleicht eine Verwerfung andeutet. Muschel- kalk ist aus der ganzen Gegend, wenn ich von der ziemlich weit entfernten Grabenscholle von Eberbach absehe ^ nicht bekannt. Im Sommer 1901 fand ich nun auf dem Wege, der von Waldkatzenbach erst WSW. ziehend, dann in NW.-Richtung zum höchsten Punkt des Berges führt, auf einigen Haufen von Basaltlesesteinen, ungefähr 75 m südöstlich des Punktes 545,5 der Generalstabskarte 2, etwa ein Dutzend eckige, bezw. undeutlich gerundete, zum Teil faustgrosse Stücke von Muschelkalk. Beim Punkt 545,5 ist Basalt anstehend erschlossen, und noch weit unterhalb des Fundortes sind ringsum nur Basalt- lesestücke zu finden. Eine Beschotterung dieses oder eines be- nachbarten Weges mit Muschelkalk hat, wie ich durch Nachfrage feststellte, nie stattgefunden, schon deswegen, weil der Unter- grund noch aus Basalt besteht und Basaltschotter dort an Ort und Stelle natürlich billiger ist, als der aus dem über 400 m niedriger gelegenen Neckarthale heraufzuschaffende Neckarkies. Auch sind die Stücke zu gross, als dass man sie als Beschotterungsmaterial ver- wendet haben könnte; ilire Form zeigt, dass sie keinen weiten fluviatilen Transport erfahren haben 3. Endlich gehören sie fast alle derselben Lumachelle-artigen Gesteinsvarietät an und ein Theil von ihnen zeigt deutliche Spuren vulkanischer Frittung. Dieser unerwartete und interessante Fund war die Ursache, warum ich in diesem Sommer wieder eine Unterrichtsexcursion mit meinen Schülern nach dem Katzenbuckel veranstaltete. Ich führte sie an den Muschelkalk-Fundort, wo wir in der That wieder einige Muschelkalkbrocken fanden, machte sie auf die Bedeutung des Fundes aufmerksam und ersuchte sie, bei unserem Wege über den Berg sorgfältig auf fremde Gesteinsstücke zu achten. Wir fanden denn auch mitten in dem Basaltgebiet auf dem an der Westseite des Berges am Waldrande entlang führenden Wege noch eine An- zahl von eckigen Fragmenten, sehr feinkörniger, etwas thoniger und Muscovitblättchen führender, anscheinend auch etwas gefritteter Sandsteine. Da diese aber bei ihrer petrographischen Beschaffenheit dem oberen Buntsandstein angehören konnten, so setzten wir unseren Weg weiter fort. Um so grösser war daher meine freudige Ueber- raschung, als mir einer der Herren, stud. geol. Wilhelm Freuden- berg, von einem Punkte westlich unseres Fundortes, an dem er allein längere Zeit gesucht hatte, beim Mittagessen Stücke eines ge- fritteten Schieferthones mit Versteinerungen überbrachte, die er selbst bereits ganz richtig als Posidonomya Bronni und als falcifere 1 Vergl. Salomon: Ueber eine eigenthümliche Grabenver- senkung bei Eberbach im Odenwalde. Mittheü« bad. geol. Landes- anst. Bd. IV. S. 211—252. 2 In 1 : 25000. •'* Wohl aber ist der Weg von der Bildeiche oberhalb Zwingen- berg bis nach Oberdielbach mit normalem Neckarkies beschottert. Muschelkalk und Lias am Katzenbuckel. 653 Atiimoniten (Harpoceras im weiteren Sinne) bestimmt hatte. Er hatte auch bereits durchaus richtig in diesen durch die Frittung entfärbten Schieferthonen die Posidonienschiefer des Lias erkannt. Mittlerweile erfuhr ich von meinem verehrten Freunde, dem Grossherzogi. ba- dischen Obersalineninspektor Herrn Dr. Buchrucker, dass er, ver- muthlich an derselben Stelle, vor etwa 9 Jahren zusammen mit einem anderen Herrn auf Veranlassung der Gemeinde Waldkatzenbach einen Versuchsschacht auf Basalt hatte anlegen lassen, der aber nur die nun von Herrn Freudenberg wenigstens zum Theil als Lias erkannten Schiefer und die von uns und ihm gefundenen (Keuper- ?)-Sandsteine geliefert hatte und darum wieder zugeschüttet worden war. Herr Freudenberg hat dann bei einem zweiten Besuch des Fundortes noch mehr Material von dem Lias gesammelt und wird auf meine Veranlassung eine sorgfältige Untersuchung der Fundstellen des Muschelkalkes und Jura, sowie der darin auftretenden Versteinerungen vornehmen und veröffentlichen. Die Bedeutung der hier nur kurz mitgetheilten Funde liegt vor allem darin, dass sie zeigt, dass das Jurameer auch die höchste Stelle des jetzigen Odenwaldes noch überfluthete. Die Alpersbacher Breccie, der Muschelkalk von Eberbach und der Muschelkalk und J.,ias des Katzenbuckels werden nun wohl auch dem Widerstrebend- sten beweisen, dass die Meere der mittleren und oberen Trias, des unteren und mittleren Jura unsere südwestdeutschen Gebirge bedeckten. Durch diesen neuen Fund wird aber auch wieder die Wahr- scheinlichkeit erhöht, dass die weissen Kalkstein-Bröckchen, die schon ThCrach aus dem Basalt des Steinsberges erwähnt ^ und die ich auf der diesjährigen Versammlung des oberrheinischen geo- logischen Vereins zeigte und als vermuthlich zum Malm gehörig deutete, wirklich in dies Niveau zu stellen sind. Aber noch ein weiteres interessantes Problem knüpft sich an das Auftreten von Muschelkalk- und Lias-Schollen im Basalt des Katzenbuckels. Der Katzenbuckel ist keine Tuffröhre. Fester Basalt und »Nephelinit« bilden ihn in seiner ganzen Ausdehnung, soweit er bekannt ist. Auch neue, schon ganz in der Nähe des Contactes auf der NW.-Seite angelegte Gruben haben keine Spur von Tuff er- geben; und dennoch finden wir in dem emporgedrungenen Basalt Schollen von Sedimenten, die zum Theil in viel grösserer Höhe an- stehend vorhanden gewesen sein müssen, die also eine Bewegung nach unten erfahren haben. Ich sehe in ihnen den Beweis dafür, dass der Katzenbuckel-Vulcan in seinem ersten Stadium Maar- Charakter gehabt hat, so dass bei der ersten Explosion Stücke der in die Höhe geschleuderten, zerrissenen Sedimentdecke tief in den 1 Erläuterungen zu Blatt Sinsheim der badischen geol. Karte. S. u. 35. Auch hier wird bereits gesagt, dass diese Stücke »mehr an Gesteine der Juraformation als an solche des Steinmergelkeupers oder des Muschelkalkes erinnern«. 654 Wilhelm Salomen, Explosionskrater zurückfallen konnten. Nur zum Theil wurden Sie dann von der im zweiten Stadium nachdringenden Basaltlava wieder bis zur Erdoberfläche emporgerissen, zum Theil blieben sie in der Kraterröhre stecken, ein willkommener Beweis für die ehemalige vertikale Ausdehnung der Sedimente über dem jetzigen Denudations- plateau. Und noch in einer letzten Beziehung sind die hier mitgetheilten Beobachtungen von Bedeutung. Das körnige Gestein des Katzen- buckels geht in der Literatur gewöhnlich unter dem Namen »Ne- phelinit« oder »Nephelindolerit« und wird meist zu den Erguss- gesteinen gestellt. Rosenbusch, Elemente der Gesteinslehre, II. Auf- lage, S. 370, hebt aber ganz richtig bereits hervor, dass »diese Ne- phelinite« mitunter »abyssische Theile der Nephelinbasalte bilden (Katzenbuckel, Oberwiesenthal)«. Durch den Nachweis des Lias sind wir nun in die Lage versetzt, eine Minimaldicke der über dem »Nephelinit« noch ursprünglich vorhandenen Sedimentkruste zu be- rechnen. Er steht etwa 20 m über dem Niveau des obersten Auf- schlusses im Plattensandstein der NW.-Seite an. Vernachlässigen wir also diesen ganz, so erhalten wir noch etwa 24 m Röth über den Chirotheriensandsteineni, 70 m unteren Muschelkalk 2, 42V2 m mittleren Muschelkalk 90 m oberen Muschelkalk^, 36 m Letten- kohle s, 210 m bunten Keuper®, 7V2 m Rhät'^ und wenigstens 60 bis 70 m Lias a— e®. Die Gesammtsumme beträgt ungefähr 545 m; und das ist ein Minimalbetrag, der in Wirklichkeit jedenfalls wesent- lich übertroffen gewesen sein dürfte, da es sehr unwahrscheinlich ist, dass uns gerade die allerjüngste Sedimentschicht erhalten sein sollte. Die Decke, unter der der norwegische Drammengranit er- starrt ist, wird, wenn ich mich recht besinne, auf 600 m geschätzt. Wir sind also berechtigt, unseren »Nephelinit« als ein echtes Tiefen- gestein zu betrachten. Dann aber ist mir kein rechter Grund er- sichtlich, warum man ihn nicht als Ijolith bezeichnen sollte®. Verwunderlich ist es dagegen, zu sehen, dass noch tiefere Theile des Berges von echtem Nephelinbasalt eingenommen werden. Man sollte, wenn die Herausbildung der Tiefengesteinsstructur im Wesentlichen eine Funktion der Tiefenlage des Gesteins, näm- 1 Vergl. ScHALCH. Die Gliederung des oberen Buntsandsteins etc. Mittheil. Gr. bad. geol. Landesanst. Bd. II. S. 515 — 516 und Taf. XVIII. 2 Ebendort Taf XVIII. ® Ebendort S. 564. * Ebendort Taf. XX. ® Ebendort Taf. XXL ® Thürach. Erläuter. zu Blatt Sinsheim. S. 25—26. Benecke und Cohen. Geogn. Beschreibung d. Umgegend von Heidelberg. S. 464—465. ® Ebendort. S. 479, 482, 487, sowie unter Berücksichtigung der Verhältnisse in Schwaben. ® Rosenbusch (Elemente, II. Auflage, S. 225) nennt ihn auch bereits einen »ijolithischen Nephelinit«. Miisclielkalk und Lias am Katzenbuckel. 655 lieh der Grösse des Druckes und des Temperaturunterschiedes gegenüber den umgebenden Gesteinen wäre, erwarten, die ganze Kuppe des Katzenbuckels aus körnigem Gestein zusammengesetzt zu finden. Die entgegengesetzte Beobachtung möchte ich dahin deuten, dass ein wesentlicher Faktor für die Herausbildung der körnigen Struktur das langsame Entweichen der Magmadämpfe ist. Wo diese, wie am Katzenbuckel, im Eruptionskanal eines Vulkanes schnell entweichen können, da entsteht trotz sonst aus- reichender Tiefe porphjTische Struktur. Vielleicht ist auch die sonderbare Struktur der in der Tiefe erstarrten nordamerikanischen Lakkolithe auf ähnliche Weise zu erklären. Der Ijolith des Katzen- buckels aber dürfte von einer späteren Intrusion herrühren, die nach vollständiger Verstopfung der oberen Theile des Eruptions- kanales von statten ging und nun allerdings die Bedingungen zur Herausbildung körniger Struktur vorfand. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch kurz eine andere Beobachtung anführen, die ich schon vor einigen Jahren am Katzen- buckel machte. Hierbei muss ich aber darauf hinweisen-, dass nach einer freundlichen Mittheilung von Herrn Geheimen Ober- bergrath Prof. Dr. Rosenbusch ein Manuskript einer unveröffent- lichten Preisschrift von Lattermann über den Katzenbuckel existirt, deren Inhalt mir unbekannt ist und von der ich daher auch nicht weiss, welche Wahrnehmungen sie enthält. — In dem Steinbruch auf der Waldkatzenbach zugekehrten Seite ist nicht nur der Ijolith aufgeschlossen, sondern auch ein Gang eines Gesteines mit dichter Grundmasse und grossen scharf begrenzten Einsprenglingen von Nephelin h Diesen Gang, den L.\tter.mann eingehend untersucht zu haben scheint 2, bezeichnet Rosenbusch als Glimmertinguait- porphyr^. Er giebt von ihm an, dass er den »ijolithischen Nephe- linit des Katzenbuckels durchsetzt«. Ich fand nun auf der NW.- Seite des Berges am Waldrande zahlreiche Bruchstücke dieses Gesteines mitten unter Lesestücken von Nephelinbasalt in einer Gegend, in der der Ijolith ganz fehlt. Es muss demnach den Basalt gleichfalls gangförmig durchsetzen und ist das jüngste der drei Hauptgesteine des Katzenbuckels. Bei dem gänzlichen Fehlen von Basalt-Lesestücken im Bunt- sandsteingebiete in grösserer Entfernung von dem Katzenbuckel und bei der rundlichen Form des Basaltverbreitungsbezirkes wird man nach den bahnbrechenden Untersuchungen Branco’s wohl keinen Zweifel mehr daran haben können, dass auch der Eruptions- kanal des Katzenbuckels rundlichen Querschnitt besitzt. Dennoch 1 Zum Theil prachtvollen Zwillingen, die ich demnächst be- schreiben werde. 2 Vergl. Rosenbusch (Elemente, II. Auflage; S. 225). 2 Ebendort und Massige Gesteine (3. Auflage) S. 485 und 1260 Anm. 656 E. Wittich und B. Neumann, kann es nach den im Eingänge mitgetheilten Beobachtungen sehr wohl möglich sein, dass er auf einer Verwerfung liegt. Ich werde demnächst einige neuere Beobachtungen über den Eberbacher Graben nachtragen. Dabei werde ich erstens den mittlerweile durch Erbohrung von Muschelkalk unter Buntsandstein am Rande des Grabens erbrachten Nachweis von dem nach unten divergenten Fallen der Gr abenspalten erörtern und zweitens auch auf die nahe liegende Frage eingehen, ob wohl zwischen der Eruption des Katzenbuckels und dem Grabeneinbruch bei Eberbach ein Zusammenhang bestand oder nicht. Bis dahin wird dann hoffentlich auch die Untersuchung des Herrn stud. Freudenberg noch weitere interessante Einzelheiten über die im Katzenbuckel eingeschlossenen fremden Schollen er- bracht haben. Nachtrag während des Druckes: Die Muschelkalk- stücke sollen nach Mittheilung eines Bauern an Herrn Freudenberg zu Meliorirungen hinaufgeschafft worden sein. Da sie gebrannt waren, erklärt sich auch die Frittung. Der Lias ist aber von Herrn Freudenberg mittlerweile anstehend aufgefunden worden. Ueber ein neues Vorkommen von Kakoxen am Taunusrande. Von E. Wittich und B. Neumann. Seit einigen Jahren sind die Manganerzlager von Ober-Rosbach am südöstlichen Taunusrande — nahe bei Friedberg in der Wetterau — zur technischen Ausbeutung wieder erschlossen worden. Neben sehr schönen und hochprocentigen Mn-Erzen, meist Pyrolusit und Psilömelan, wurden dagegen nur wenige andere Mineralien bis jetzt dort gefördert. Das Erz selbst liegt in Thonen, linsenartig auf Stringoce- phalenkalk, resp. auf dessen oberen meist stark dolomitischen Partien. Ausser schönen Pyrolusitkrystallen und Psilomelannieren sind nur nur noch Polianite, seltener Manganspath vorgekommen; in den seit- lichen Begrenzungszonen, die wahrscheinlich ausgefüllte Verwerfungs- klüfte darstellen, findet sich ein Mn-haltiges Eisencarbonat und Pyrit. Ueber den Manganerzlagern breitet sich eine mehrere Meter mächtige Brauneisenzone aus, die gleichfalls abgebaut wird. In diesem Brauneisen und zwar in dem Mn-armen Erze, fanden sich an einer Stelle des Bergwerkes vielfach Krystallaggregate von Kakoxen. Meist sind es sammetartige Ueberzüge von dunkelgoldgelber Farbe oder Ausfüllungen von Hohlräumen im Brauneisen; nicht selten zu radialstrahligen Aggregaten gruppirt, die wohl dünne Krystallblättchen zeigen, aber ohne messbare Randflächen erkennen zu lassen. Diese Blättchen zeigen im Mikroskop deutliche Spalt- barkeit. Ihr spec. Gewicht ist infolge des grossen Fe-Gehaltes hoch. Ueber ein neues Vorkommen von Kakoxen etc. 657 es beträgt 2,816, während die hellen Kakoxeno nur 2,3 — 2,4 spec. Gewicht besitzen. Unter dem Mikroskop lassen diese Kakoxenblättchen Pleo- chroismus erkennen und zwar einen von hellgelb bis zu orange gehenden Farbenwechsel. Die Auslöschung unseres neuen Kakoxens ist gerade. (Es sei dabei auf das optische Verhalten von Kakoxenen aus dem bayerischen Wald hingewiesen, bei denen Weinschenk eine Aus- löschungsschiefe von ca. 8° nachweisen konnte h Schon rein äusserlich unterscheidet sich das Ober-Rosbacher Kakoxen von dem anderer Fundorte durch seine tief dunkle Nuancen, während letztere meist etwa citronengelbe Farbe aufweisen. Schon hieraus darf auf eine etwas von dem Durchschnittsgehalte ab- weichende Zusammensetzung geschlossen werden, was durch die Analyse völlig bestätigt wird. Die bisher bekannten Kakoxene von hellerer Farbe enthalten rund 21 °!o P2O5; 47 °|o Fe2 0s; 32 H2O; nur das Kakoxen von Zbirow hat nur halb so viel Phosphors im Mittel 9,2 ®|o P2 O5.' Dagegen ergaben mehrere Analysen des neuen Kakoxens von Ober-Rosbach einen Durchschnittsgehalt von 82,70 Fc2 O3 3,41 P2O5 13,84 H2O 99,95. Flusssäure konnte nicht nachgewiesen werden. Der höchste Gehalt an P2O5 betrug 4,33; der geringste nur 2,54 ®|o. Die erheblich dunklere Farbe des Ober-Rosbacher Kakoxens dürfte wohl aus dem bedeutend höheren Eisengehalt zu erklären sein. Diese Vermuthung wird bestätigt durch die Analysenergeb- nisse des Kakoxens von Amberg. Letzteres weicht gleichfalls durch seine tiefdunkelgelbe, fast braune Farbe von anderen Kakoxen ab und enthält auch nur 3,95 P2 0s, dagegen 90,31 Fe2 08. Das bisher aus dem nordöstlichen Taunus — Umgegend von Wetzlar — bekannt gewordene Kakoxen hat auch eine niedere Menge an Phosphorsäure als bei anderen Vorkommen. Kakoxen von der Grube Eleonore hat 6—7,2 “|o P2 Os®. Zur Genese des Kakoxens ist es interessant, dass schon die Hauptmasse des Ober-Rosbacher Brauneisens, in dem die Kakoxene auftreten, eine nicht unbeträchtliche Menge Phosphorsäure enthält. 1 Ueber das optische Verhalten des Kakoxens siehe: L. M. Luquer, Amer. Journ. Sc. 1893, 46, 154. E. Weinschenk, Ueber einige neue Mineralvorkommen des bayer. Waldes, Zeitschr. f. Min., Kryst. 1896. 2 A. Streng: Ueber Phosphate von Waldgirmes. N- Jahrb. f. Min., 1888, I. A. Nies: Bericht über 2 neue Mineralien der Grube Eleonore. Ber. d. Oberh. Ges., XIX. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 42 658 E. Wittich u. B. Neumann, Ein neues Vorkommen etc. Nach gütiger Mittheilung des Herrn A. Moritz, Oher-Rosbach, enthält das Eisenerz im Mittel; 54,07 »Io Fe 1,42 Mn 0,769 P 6,21 Rückstand von Sihkaten etc. Es ergiebt sich hieraus 1,76 P2 O5. Da der Gehalt an P2 O5 im Kakoxen bis auf 4,33 ^lo steigt, so muss in den Brauneisenlagern eine nicht unbeträchtliche Menge von Phosphorsäure vorhanden gewesen sein. Das neue Kakoxenvorkommen ist das erste, das in Hessen bis jetzt entdeckt wurde. Die seither bekannten einzigen Eisen- phosphate von Oberhessen w'aren Vivianite, die aus den jung- tertiären Braunkohlenthonen stammten. Herrn Bergwerksbesitzer A. Moritz, dem wir das neue Kakoxen verdanken, sei zum Schluss noch der schuldige Dank hiermit aus- gesprochen. Besprechungen. 659 Besprechungen. Hinrich Hanssen: Die Bildung des Feuersteins in der Schreibkreide. Inaug.-Diss. Kiel 1901. 48 pag. m. 1 Tafel. Der Verfasser giebt zuerst eine kurze Beschreibung und eine Darstellung des Vorkommens des Feuersteins, wobei er die Ver- muthung ausspricht, er möchte ein Gemenge von Chalcedon und Opal sein und die rauhe weisse Kieselsäurerinde durch Auslaugen des Opals entstehen. Sehr ausführlich wird sodann auf 24 Seiten die Literatur über den in Rede stehenden Gegenstand behandelt und zwar zuerst historisch zusammenstellend, sodann die bisher aufgestellten sieben Hypothesen über die Entstehung des Flints kritisch betrachtend. Bei der Erörterung der eigenen Ansicht des Verfassers hieniber wird erst der Ursprung der Kieselsäure, sodann die Auflösung derselben und endlich ihre Wiederausfüllung und Verfestigung zu Flint betrachtet. Was den Ursprung der Kieselsäure anbelangt, so wird es als wohl keinem Zweifel mehr unterliegend dargestellt, dass diese in erster Linie von Spongien, in geringer Menge von Radiolarien und Diatomeen geliefert worden seL Dabei wurde daran erinnert, dass die genannten Organismen für den Aufbau ihres Skeletts nicht auf die geringe Menge Si02 beschränkt sind, die im Meerwasser sich in Lösung befinden, sondern dass sie im Stande sind, Silikat zu zerlegen und aus Schlamm die darin enthaltene Kieselsäure aus- zuscheiden. Kieselsäure wird also in Form von Spongiennadeln etc. auf dem Boden des Meeres angehäuft und sodann von dem Meer- wasser wieder aufgelöst und zwar mit Hülfe von sich zersetzender organischer Substanz. Wahrscheinlich gingen die dabei gebildeten organischen Basen und das Ammoniak mit der Kieselsäure lösliche VerbinduBgen ein. Hierfür werden verschiedene Thatsachen an- geführt und ein Versuch erwähnt, der direkt die Löslichkeit der Kieselsäure zoogenen Ursprungs beweist. Der grösste Theil der Spongiennadeln etc. ist so zur Auflösung gelangt und zur Bildung 42* 660 Besprechungen. der Kieselgallerte verwendet worden; nur ein kleiner Theil derselben wurde in die Kreide eingebettet. Die Wiederausfällung der Kieselsäure, die wohl zum Theil in der Lösung an Calcium und Alkalien gebunden war und zwar in gelati- nösem Zustand, geschah durch eine andere Säure und zwar durch Kohlensäure oder Schwefelwasserstoff. Der Verfasser erinnert dabei an die auf dem Meeresgrund nachgewiesenen Kohlensäureansamm- lungen. Die ausgeschiedenen Kieselsäureflöckchen, für deren gelati- nösen Zustand mehrfache Gründe und Beweise angeführt werden, bewegten sich leicht im Wasser hin und her, bis sie einen Ansatz- punkt fanden, an dem sie sich concentrirten und Knollen bildeten. Der Ansatzpunkt war nicht selten das Skelett einer Spongie und zwar in vielen Fällen die nur die äussere Gestalt bewahrende Um- hüllung desselben, in die dann die Kieselsäure hineinfloss. Auf solche Weise entstand dann eine Flintknolle, die im Allgemeinen die Form einer Spongie bewahrt hat und an welcher aussen Skelett- struktur zu sehen ist, während man im Innern nichts davon ent- decken kann. Oder es wurden Spongienfragmente umhüllt, die sich auch häufig auf der Oberfläche einer Knolle abgesetzt haben. In vielen Fällen w'urden aber auch solche Skelette umschlossen, die überhaupt noch keine Auflösung oder Zerstörung erlitten hatten, so dass in der Feuersteinknolle noch das vollständige Spongien- gewebe erhalten ist, das sich gewöhnlich in hellen Linien von der dunkeln Flintmasse abhebt. Zuweilen sind die von Feuerstein umgebenen Spongienskelette in Schwefelkies umgewandelt und dieser ist zum Theil in Braun- eisenstein übergegangen L Die Vererzung ist aber von der Ver- kieselung ganz unabhängig und wahrscheinlich älter als diese. Bei anderen Spongien sind die Maschen und Netze des Skeletts mit Flintmasse erfüllt, ausserdem aber noch mit scharfer Grenze das Ganze mit einer Flinthülle umgeben. Wurde dabei Kreide mit eingeschlossen, die später durch einzelne Löcher im Flintmantel wieder herausfiel, dann entstanden Klappersteine. War nicht genug Kieselsäure vorhanden, um den ganzen Schwamm zu umhüllen, so schliesst der Feuerstein mitten in der Spongie ab. Auch um Muscheln und um Echinodermengehäuse concentrirte sich die Kieselsäure, in das Innere der letzteren duich den Mund und die Afteröffnung eindringend und sie mehr oder weniger voll- ständig erfüllend und auch zum Theil umhüllend, je nach der Menge des disponibeln Materials. Bei der Bildung der Feuersteinbänke 1 Aus diesem letzteren Umstand schliesst der Verfasser, dass wirklich Pyrit und nicht Markasit vorliegt, der sich hätte in Eisen- vitriol verwandeln müssen. Dieser Grund ist keineswegs stichhaltig: Pyrit und Markasit können bei der Verwitterung sowohl Eisen- hydroxyd als Eisenvitriol liefern. Der Ref. Besprechungen, 661 wurde von der massenhaft ausgeschiedenen Kieselsäure alles um- hüllt, was vorhanden war: Bryozoenkolonien , Brachiopodenschalen, Muschel- und Echinodermenfragmente etc. Auch wurde in der Nähe der Bänke die Kreide mit Kieselsäure durchtränkt. Um die Feuersteinschichten zu erklären, nimmt der Verfasser unter Ab- lehnung anderer Erklärungsversuche an, dass die Ausfüllung der Kieselsäure vielleicht periodisch erfolgte und zwar jedesmal wenn die Lösung concentrirt genug geworden war. Zum Schluss werden noch einige besondere Erhaltungs- zustände von Versteinerungen in der Kreide beschrieben. Einige Seeigelgehäuse bedeckten sich im Innern mit Kalkspathkrystallen, von denen jeder auf einer Assel aufsass, ihre Fläche vollkommen bedeckte und mit der der Krystall gleich orientirt war. Der übrig bleibende Hohlraum füllte sich mit Feuerstein. Verschwand nun aus irgend einem Grund die Schale mit den aufsitzenden Kalkspathkrystallen, so blieb der Flintkern mit den letzteren entsprechenden Vertiefungen, Auch Quarzkrystalle treten in solchen Hohlräumen auf und bilden dann mit dem Chalceder des Feuersteins ein zelliges Gewebe. In der mittleren Mukronatenkreide von Lüneburg wird zuweilen die Kieselsäure eines Skeletts durch eine dunkelgrüne Substanz ersetzt, die aus optisch inaktiven mikroskopischen Schüppchen besteht und die, rein berechnet, 13,5 Si 02 und 86,5 Fe2 O3 enthält. Der Verfasser nimmt an, dass sich zuerst das Skelett in Pyrit und Mar- kasit verwandelt habe, wie das ja auch sonst geschieht (siehe oben) und dass diese in Eisenhydroxyd übergegangen seien. Gleichzeitig lieferte die Verwitterung des FeS2 auch Schwefelsäure, die etwas Kieselsäure aus Ca- oder Alkalisilikaten frei machte und diese verband sich mit einem Theil des Eisenoxyds, der andere Theil blieb Eisenhydroxyd, das allmählich unter Wasserverlust zu Fe2 Og wurde. In der Zone, wo diese Umwandlung stattfand, sind gar keine Feuersteine vorhanden. Es bleibt die Frage, wo die Kiesel- säure der Schwämme hingekommen ist. Max Bauer. W.Bruhns: Elemente der Krystaliographie. Leipzig und Wien bei Franz Deuticke. 1902. 211 p. mit 346 Fig. im Text. Das vorliegende Werk ist demselben , jedenfalls vorhandenen und vielfach empfundenen Bedürfniss entsprungen, das seiner Zeit zur Veröffentlichung des 1896 erschienenen, im Umfang und in der Anlage ungefähr gleichen Grundrisses von G. Linck geführt hat, nämlich den Studierenden einen kürzeren und billigeren Leitfaden zur Einführung in das Studium der Krystaliographie (nebst Krystall- physik und Krystallchemie) in die Hand zu geben. Mit dem ge- nannten Buch wird also das jetzt vorliegende in erster Linie zu concurriren haben. Es ist wie jenes für Anfänger bestimmt und 662 Besprechungen. erstrebt daher eine möglichst elementare, klare und fassliche Darstellung in Verbindung mit thunlichster Kürze. Darum wurde auch von eingehenden theoretischen Auseinandersetzungen ab- gesehen und specielle Quellenangaben im Texte vermieden. Statt dessen ist die wichtigste selbständig erschienene Literatur in den Vorbemerkungen zusammengestellt. Hierauf folgt der allgemeine Theil der geometrischen Krystallographie , der den Begriff des Kri'stalls, die Krystallmessung nebst den Winkeln in den Kanten, die Begrenzungselemente, das Rationalitätsgesetz, die Zonen und das Zonengesetz, die Symmetrieverhältnisse, sowie die Voll- und Theilflächigkeit etc. zur Darstellung bringt. Daran schliesst sich die Beschreibung der 32 Krystallklassen, die in sechs Systeme eingetheilt sind und deren Schilderung vom regulären und in jedem einzelnen System von der vollflächigen Klasse ausgeht. Die Be- trachtung der Zwillingskrv'stalle und der gesetzmässigen Verwachs- ungen ungleichartiger Krj'stalle macht den Schluss dieses Abschnitts. Der zweite Theil, die physikalische Krystallographie, ist wie der vorhergehende in ziemUcher Ausführlichkeit gehalten. Er beschäftigt sich mit der Darstellung der Cohäsionsverhältnisse, selbstver- ständlich besonders eingehend mit den optischen Eigenschaften, endlich mit dem thermischen, magnetischen und elektrischen Ver- halten der Krystalle. Nur ganz kurz ist die Beziehung der che- mischen Zusammensetzung zur Krystallform behandelt; zwei kleine Abschnitte besprechen den Isomorphismus und den Dimorphismus. Den Schluss macht eine tabellarische Zusammenfassung und Ueber- sicht der 32 Krystallklassen sowie eine Anzahl von Vergleichungs- tabellen der verschiedenen gebräuchlicheren krystallographischen Bezeichnungsweisen. Die Ausstattung des Buchs ist gut und die Figuren sind reichlich. Ein grosser Theil derselben ist den Lehr- büchern von Groth und Tschermak entnommen, Max Bauer. Y C. A. Tenne und S. Calderön : Die Mineral fun d s tät t e n der Iberischen Halbinsel. Berlin 1902. A. Asher & Co. 341 Seiten mit Register. Der am 8. Juli 1901 verstorbene Prof. G. A. Tenne hatte von der Universität Berlin das Tamnau-Stipendium erhalten um spa- nische Minerallagerstätten zu studiren. Er vereinte sich mit Prof. Calderön in Madrid, um über die gemeinsamen Erfahrungen ein Werk herauszugeben. Nachdem ein Viertel davon gedruckt war starb Tenne und das Werk wurde von Prof. Calderön, Prof. Klein und den Beamten des mineralogischen Instituts zu Berlin vollendet. Das Buch behandelt, wesentlich im Anschluss an Naumann’s Mineralogie, die wichtigsten Mineralien nach ihren Eigenschaften Besprechungen. 663 und nach ihrem Vorkommen in Spanien und Portugal, sodass es als Fundortsnachweis für diese Gegenden von Werth ist, zumal wir nichts Aehnliches in der Art besitzen. Die wichtigsten der von Tenne und Calderön benutzten Sammlungen sind überdies angegeben und eine Zusammenstellung der ziemlich zerstreuten Literatur (hauptsächlich der spanisch- portugiesischen) angefügt. Bei jedem Mineral wird übrigens die auf dasselbe bezügliche Literatur am Anfang gegeben. Max Bauer. Sammlung von 928 Modellen in Birnbaumholz zur Erläuterung der Krystallformen der Mineralien. 3. von Prof. Dr. C. Hintze in Breslau revidirte und vermehrte Auflage des älteren Katalogs des Krantz’schen Mineralien-Contors in Bonn a.Rh. Diese Sammlung von Krystallmodellen ist von 675 Stück in der ersten Auflage (1862) auf 928 vermehrt. Es wurden die seit dem Erscheinen der 2. Auflage in den letzten ll Jahren neu beschriebenen Mineralien berücksichtigt, gleichzeitig aber 150 ältere entbehrlich er- scheinende Modelle eingezogen, sodass die Gesammtzahl auf 928 Stück beschränkt blieb. Neu beschriebene Krystalltypen altbekannter Mineralien wurden nur in sehr beschränktem Maasse herangezogen. Für jede Nummer wurden wie früher unter Angabe der Literatur die Flächen in NAU.MANN’scher und MiLLER’scher Manier aufgezählt. Ein Register erleichtert den Gebrauch der in mancher Hinsicht nütz- lichen und bequemen Zusammenstellung. Max Bauer. N. V.Ussing; Mineralproduktionen i Danmark ved Aar et 1900. (Danmarks geologiske Undersögelse. II. Raekke. No. 12. 1902. 118 pag. mit 1 Tafel und französischem Resume.) Die Tafel enthält eine Karte von Dänemark (mit Bornholm), auf der die wichtigsten Fundorte nutzbarer Mineralien mit ver- schiedenen Zeichen angegeben sind. Der ganze Aufsatz hat es überhaupt nur mit den nutzbaren Mineral- (und Gesteins-) Vor- kommen Dänemarks zu thun. Den geologischen Verhältnissen des Landes entsprechend ist deren Zahl gering. Es ist Granit, Kalk, Kreide, Feuerstein, Kaolin und Thon, wozu noch Sand und Kies kommen, über deren Produktion aber nichts näheres bekannt ist. In den Kolonien spielt noch der Kryolith eine Rolle und nicht ohne erhebliche Bedeutung ist auch der Doppelspath, der wie der Kryo- lith in nutzbarer Menge bisher noch irgends anders als innerhalb der Grenze des dänischen Gebiets gefunden worden ist. Die vor- kommenden und gewonnenen Mineralsubstanzen sind die folgenden: Granit, nur auf Bornholm. Kalkstein (Kridsten). Ein Bryozoenkalk, der bei Stevns 664 Besprechungen. die Schreibkreide überlagert und der als Baustein Verwendung findet Kalk zum Brennen. Faxekalk und andere, Kreidekalke. Gement Portlandcement, hergestellt aus weisser Kreide und Thon. Weisse Kreide •wird ausser zum Gement auch noch zur Mergelung und zu anderen Zwecken gegraben. Feuerstein zur Porzellan- und Gementfabrikation wird am Strand von Stevns ge'wonnen. Kaolin von Rönne, Bornholm; zur Porzellan- und Papier- fabrikation. Ist zersetzter Granit Thon. Westküste von Bomholm ; rhätisch und liassisch. Zu feuerfesten Backstein, zu Pflastersteinen und zu Fayence. Brennstoffe. Einigermassen -wichtig ist nur der Torf. Lignitische Kohlen ohne Bedeutung. Bornholm (\Yestküste) , keine Produktion mehr seit 1880. Jütland an vielen Orten. Farör, be- sonders Suderö. Island, lokal nicht ohne Bedeutung. Kryolith. Steht bei Ivigtut im westlichen Grönland unter 63’ 13' nördl. Breite in einer 500 Fuss langen und 100 Fuss breiten Masse zu Tage an; eingelagert im Gneiss. Selten rein, meist mit 10 — 30 °lo fremden Mineralien, in der Hauptsache Eisenspath. Der unreinste wird technisch nicht verwertlieL Gewonnen in einem Tagebau und theils nach Kopenhagen, theils nach Philadelphia aus- geführt Vorzugsweise jetzt benutzt zur Herstellung von Opalglas, Eisenemail und Aluminium, früher auch von Soda. Ausgebeutet seit 1854. Höchste Produktion 1897 mit 13361 Tonnen, 1901 nur noch 8125 Tonnen, von denen ca. 5000 nach den Vereinigten Staaten, ca. 3000 nach Europa gingen. Gesammtproduktion von 1854 — 1901 (incl.) : 307 731 Tonnen im Werth von je 50 Kronen am Produktionsort. Doppelspat h. Die berühmte Grube liegt neben dem Land- gut Helgustadir bei dem kleinen Handelsplatz EskiQördr, an der Ostküste Islands. Das Mineral bildet einen Gang im Basalt. Die Grube ist Staatseigenthum und seit 1895 an einen Kopenhagener Kaufmann verpachtet Die Hauptmasse des Kalkspaths ist nicht klar genug; der ganz reine Doppelspath kostet bis zu 300 Franken pro Kilogramm. Vom Mai bis in den September werden 10 Arbeiter beschäftigt Was in einem Sommer gewonnen wird, wird im folgenden Winter auf Schlitten bis zum Fjord und sodann im Früh- jahr zu Schiff nach dem Hafen von Eskiljördr geschafft Verkaufs- werth der Jahresproduktion; 7000 Franken oder ein wenig mehr. Für alle genannten Mineralsubstanzen sei bezüglich der Einzelnheiten der Produktioiisangaben etc. auf das Original ver- Maz Bauer. wiesen. Versammlungen und Sitzungsberichte. 665 Versammlungen und Sitzungsberichte. Wiener mineralogische Qesellschaft. Sitzung am 3. März 1902. F. Focke berichtet über ein neues S ko lecit verkommen in Salzburg und zwar über das in der langen Klamm an der Hutwand auf der Mairalp. R. Köghlin legt verschiedene Salze von Kalucz in Ostgalizien vor und zwar Epsomit, Pikromerit und einen Natronkali- simonyit, sowie (noch zweifelhaft) Aphthalose. A. V. Loehr zeigt holzbraunen Opal, angeblich aus Tasmanien, mit schönem Farbenspiel, der in Folge feiner, paralleler Hohlräume ähnliche Reflexerscheinungen liefert wie das Tigerauge (Opal- tigerauge). F. Becke spricht über die krystallinen Schiefer der Alpen und zwar wurde besonders die Ausbildung ihrer Schiefer- struktur herausgegrilTen und an dem Beispiel des Tonalitgneisses erläutert. Die Ausbildung der Schieferstruktur ist kein rein mecha- nisches Phänomen, sondern von Auflösung und Umkrystallisiren der Gemengtheile begleitet. Die alte Massengesteinsstruktur geht dabei sehr rasch und bis auf geringe Spuren verloren. Die Ausbildung der Krystallformen in der neuen Gleichgewichtslage ist nicht mehr das Resultat der zeitlichen Aufeinanderfolge der Bildung, sondern der Ausdruck der höheren Krystallisationskraft im Kampf um den Raum. Die so entstehende Struktur wird als die krystalloblastische be- zeichnet. Weiter besprach der Vortragende die verkehrte Zonen- folge der Feldspathe (innen kalkreicher als aussen), die Erscheinung der Streckungshöfe um Granat, Biotit, Erzkörnern, den Formver- ändernden Einfluss, den die Lage der Individuen gegen die Schiefer- ungsfläche ausübt, und der namentlich bei Mineralien mit bevor- zugten Wachsthumsrichtungen auffallende Verschiedenheiten herbei- führt (Biotit tafelförmig, wenn in der Schieferungsrichtung liegend, fassförmig, wenn quergestellt). Zur Ausstellung gelangten Mineralien Niederösterreichs südlich der Donau, worüber A. Sigmund in der Aprilsitzung berichtete. Sitzung am 7. April 1902. Franz Steuer erläutert die Gold- und Silberstrich- probe mittelst des Prüfsteins, der Prüfnadel und der Prüfsäure und beschreibt das Verfahren im Einzelnen besonders im Anschluss an das österreichische Punzirungsgesetz. Ausgestellt waren nieder- österreichische Mineralien nördlich der Donau, die ebenfalls, wie die der Märzsitzung, A. Sigmund besprach. Die in diesen beiden Sitzungen vorgelegten Mineralien waren solche aus der Sandstein- zone, der Kalkzone und der Zone der krystallinen Schiefer, von denen die wichtigeren besonders bervorgehoben wurden. 666 Versammlungen und Sitzungsberichte. Sitzung am 24. April 1902. Die Mitglieder besuchten das Naturhistorische Hofmuseum und besichtigten dort vorzugsweise die Meteoritensammlung, die von grösster wissenschaftlicher Bedeutung ist und bezüglich der Fallorte (560) auch jetzt noch an erster Stelle steht. Die einzelnen Meteoriten-Gruppen wurden besprochen, die Chondriten alsum- geschmolzene Tuffe aufgefasst und die Beziehung des hexaedrischen zum oktaedrischen Eisen so erklärt, dass sie sich verhalten wie ein Einzelkrystall zu einem Netzgebilde gleicher Krystalle. Vom 2. bis 4. Mai machte die Gesellschaft einen Ausflug nach Budapest, um die Mineraliensammlung im könig- lich ungarischen Nationalmuseum und das neu erbaute Amts- und Museumsgebäude der königlich ungarischen geologischen Anstalt mit den darin befindlichen Sammlungen zu besichtigen. Die Sammlungen des Nationalmuseums, deren Stamm die LOBKOwiTzische Sammlung bildet, sind namentlich durch die werth- vollen Zuwendungen des Herrn von Semsey zu den bedeutendsten der Gegenwart zu rechnen. Namentlich hat auch die Meteoriten- sammlung bereits einen ansehnlichen Umfang erlangt. Sie zählt gegenwärtig .370 Fallorte und 800 Stück. Ihr Grundstock ist die um 18000 Mark angekaufte Sammlung des Professors Baumhauer. Be- sonders hervorragende Stücke sind von: Utrecht, Gross-Divina (Hauptstück, mit der schönen Oberflächenorientirung), Nagy Borove (Hauptstück im Gewicht von 6 Kilo), der nur dort vertretene Fall von Fehertö in Ungarn (ganzer Stein, arrondirt und über 1 Kilo Gewicht), Tjabe (G K), Indarch. Von Eisenmassen sind in Haupt- stücken vertreten das Gapeisen (66 Kilo) und das brodförmige Eisen von Lenarto. K. Akademie der Wissenschaften, Wien. Math.-phys. Kl. Sitzung am 22. Mai 1902. V. Mojsisovics machte Mittheilungen über stratigraphische Fragen der arktisch-pacifischen Triasprovinz. Er hatte früher auf Grund rein palaeontologischer Era'ägungen die Schichten mit Pseii- (lomonotis ochotica und P. siibcirculans Ostasiens der bajuvarischen Triasserie eingereiht. Die Richtigkeit der Niveaubestimmung war in Zweifel gezogen worden. Nach neuen Untersuchungen des Prof. Perrin Smith, Stanford University, Californien, findet jedoch v. Moj- sisovics genugthuende Bestätigung. In Shasta County, Californien, überlagern nämlich die Pseudo monotis sitöciVcafarfs-Schichten direkt den Hosselkus limestone, der sich von oben nach unten in Spiri- ferina beds, Juvavites beds, Tropites beds und Halobia slates theilt, darunter liegen die Protrachyceras Humfreyi beds; unter diesen liegt mittlere Trias mit Ceratiten und Anolcites Whitneyi 1500 Fuss mächtig. Ueber den Pseudomonotis-Schichten befindet sich trans- prodirend Lias. Miscellanea. — Personalia. — Berichtigungen. 667 Miscellanea. — Unter der Leitung von Professor Fridtjof Nansen wurde in Christiania ein internationales Laboratorium für Meeresforschung eingerichtet, welches hoffentlich auch der Geologie wichtige Dienste leisten wird. — Mr. Ebnest Green aus Peradeniya, Ceylon, theilt in der »Nature» vom 18. September 1902 mit, dass die Eidechse (Agamide) Otocryptis hivittata WiEGM. bei raschem Lauf sich auf den Hinter- beinen bewegt, wie dies bisher nur an dem australischen Chlamy- dosaurus Kingi bekannt war (Kampfstellung). R. H. Thomas hat (Nature 1902, 2. Okt.) ähnliche Beobachtungen bei Lacerta viridis gemacht. Es mehren sich also die bekannten Analogien zwischen den lebenden Eidechsen und mesozoischen Dinosauriern. Die Vorder- extremitäten von Otocryptis sind sehr kurz. Personalia. Am 23. September 1902 starb J. W. Powell in Washington als Direktor des U. S. Bureau of Ethnology. Er war früher Direktor des U. S. Geological Smwey und Präsident der American Association for the Advancement of Science gewesen. Berichtigungen. In der Notiz über den Guarinit (d. Centralblatt 1901, No. 17, p. 524) habe ich mitgetheilt, dass dieses Mineral starke Dispersion p < V zeigt. Ich muss hinzufügen , dass diese Erscheinung um c stattfindet; natürlich muss dann die Dispersion um a umgekehrt p > V sein. Rom, 13. Oktober 1902. Ferruccio Zambonini. Ferner; Jahrg. 1902, p. 449 lies Golima statt Golomia. 668 Neue Literatur. Neue Literatur. Mineralogie. Richards, F. W.: Note on the application of the Phase Rule to the fusing points of copper, silver, and gold. Amer. Joum. Sei. May 1902. 377 — 379. Rimatory, C. ; La Prehnite ed altri zeoliti nelle granuliti di Gala Francese. Atti R. Accad. d. Lincei (5) Rendic. Gl. d. sc. fis , maL et nat. 11. 15. Juni 1902. 542-547. Rinne, F. : Bemerkungen über die Methode der optischen Unter- suchung von Krystallen in kalten Flüssigkeiten. Gentralbl. f. Min. etc. 1902. 402 — 403. Rösler, H.: Ueber Hussakit (Xenotim) und einige andere seltene gesteinsbildende Mineralien. Zeitschr. f. Kiyst. 36. 1902. 258 — 267. Spezia, Giorgio: Gontribuzioni di geologia chimica. Sulla tras- formazione dell’opale xiloide in quarzo xiloide. Atti R. 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Juni 1902 starb Carlo ßivA, noch nicht dreissig- jährig, zu früh für seine zahlreichen Freunde und für die Wissenschaft, der er trotz seines jugendlichen Alters schon zahlreiche und besonders für die italienische Geologie und Petrographie wichtige Dienste geleistet hatte. Er war am 2. August 1872 zu Imbersago in der Bri- anza geboren. Mit grosser Willenskraft, einem ungewöhn- lich kräftigen und widerstandsfähigen Körper ausgerüstet, von schwärmerischer Liebe zu den Alpen beseelt, erhielt er,^ wie so viele Alpen geologen, durch Bergwanderungen den ersten Ansporn, sich mit der Geologie zu beschäftigen und entschloss sich darum nach Beendigung der Schule Geologie und Mineralogie in Pavia zu studiren. Er promovirte mit einer werthvollen Dissertation 1894, wurde sofort zweiter, 1897 erster Assistent am dortigen mineralogischen Institute und habilitirte sich 1901 für Mineralogie und Petrographie, Er nahm an den Congressen von Petersburg und Paris und den sich daran anknüpfenden Reisen in den Kaukasus und die Pyrenäen theil. Stets blieb er seinen hergsteigerischen Neigungen treu und unternahm so am 3. Juni zusammen mit seinem Freunde Prinetti von Mailand aus die Besteigung der Grigna settentrionale. Eine niederbrechende Schnee- gwächte riss ihn mit dem Gefährten mehrere hundert Meter in die Tiefe und zerschmetterte beide in furchtbarem Sturze! Wer die am Schlüsse aufgeführte Liste der Arbeiten Riva’s liest, wird die rastlose Thätigkeit des Verstorbenen 43 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 674 Carlo Riva f. anerkennen. Wer ihn aber näher kannte, wie der Verfasser dieses Nachrufes, der Jahre lang in demselben Zimmer mit ihm gearbeitet und im innigsten wissenschaftlichen wie persön- lichen Verkehr gestanden hat, der betrauert in ihm nicht nur den gewissenhaften, unermüdlichen Forscher, sondern auch einen lieben Freund von reinem und edlem Charakter! Diese wenigen Worte haben nicht den Zweck der wissen- schaftlichen Thätigkeit und Persönlichkeit des Verstorbenen gerecht zu werden. Sie sollen nur den Fernerstehenden zeigen, dass sein Andenken als Forscher und Mensch er- halten zu bleiben verdient! Liste der Arbeiten. 1892 Appunti sopra alcune arenarie dell’Appennino. Pavia. Giorn. di Mineralogia. Bd. III. 1893 Sopra alcune rocce della Val Sabbia. Ebenda. Bd. IV und Rendiconti Istit. Lombarde. Ser. II. Bd. 26. — Studio cristallografico di alcune sostanze organiche. Giorn. di Mineralogia. Pavia. Bd. IV. 1895 Sulla forma cristallina di due sostanze organiche. Giorn. di Mineralogia. Pavia. Bd. V. 1896 Sopra un dicco di diorite quarzoso-micacea presse Rino in Val Camonica. Atti Societä ital. Scienze natur. Bd. 36. — Le rocce paleovulcaniche del gruppo dell’Adamello. Memorie Istit. Lombarde. Bd. 17. 1897 Studio petrografico sopra alcune rocce granitiche e meta- morfiche dei dintorni di Nuoro e della valle del Tirso in Sardegna. Boll. Soc. geol. Ital. Bd. 15. — Nuove osservazioni sulle rocce filoniane del gruppo dell’Ada- mello. Atti Soc. Ital. Scienze natur. Bd. 37. — Sopra alcuni minerali di Nebida. Rendic. Accad. dei Lincei. Ser. V. Bd. 6. 1898 Relazione interne alle rocce raccolte nelle adiacenze di Cre- molino e del Turchino lungo la linea ferrata Genova-Ovada- Asti. Roma. Tipografia Squarci. — Osservazioni sulle Trachiti Andesitiche della Tolfa. Atti Soc. Ital. Scienze naturali. Bd. 37. — Relazione sommaria delle gite compiute nei dintorni di Lago- negro in occasione della riunione estiva della Societä geo- logica italiana. Boll. Soc. geol. Ital. Bd. 17. — Escursioni nel Caucaso e nell’Armenia in occasione del con- gresso geologico internazionale di Pietroburgo. Atti Soc. Ital. Scienze natur. Bd. 37. Carlo Riva f. 675 1899 Sopra la formazione diabasica e sopra alcuni minerali di Rosas nel Sulcis (Sardegna). Rendiconti R. Ist. Lombardo. Ser. II. Bd. 32. — Brochantite di Rosas (Sulcis). Rendiconti Accad. dei Lincei. Bd. 8. 1900 Sul naetamorfismo subito dai Gneiss a contatto coi porfidi quarziferi nelle vicinanze di Porto Geresio (Lago di Lugano)^ Rendiconti R. Ist. Lomb. Ser. II. Bd. 33. — Sopra due Sanidiniti delle isole Flegree. Rendiconti R. Accad. Lincei. Bd. 9. 1901 I Feldispati del Granito di Gala Francese (isola della Madda- lena-Sardegna) e alcuni minerali cbe li accompagnano. Rendiconti R. Ist. Lomb. Ser. II. Bd. 34. — Ueber die Brecbungsexponenten des Anorthoklas von Portus- cuso (Sardinien). Zeitschr. f. Krystallogr. Bd. 35. Gemeinsam mit G. de Lorenzo veröffentlichte er 1900 in den Atti della R. Accad. delle Scienze di Napoli (Bd. X) eine Mono- graphie: II Cratere di Vivara nelle Isole Flegree. Eine Jiweite Monographie über den Krater der Astroni, der gleichfalls von Rfva und DE Lorenzo gemeinsam untersucht worden ist, soll, wie ich erfahre, in nächster Zeit noch erscheinen. Zahlreiche andere Unter- suchungen aber theils über Sardinien, theils über das Gebirge der Val Viola westlich von Bormio scheinen nicht weit genug gediehen zu sein, als dass eine posthume Veröffentlichung noch möglich sein wird, obwohl ich bestimmt weiss, dass er seit Jahren viele inte- ressante und wichtige Beobachtungen über beide Gebiete gesammelt hatte. Wilhelm Salomon. 43* 676 L. Milch, Briefliche Mittheilungen an die Redaction. Ueber Malchit und Durbachit und ihre Stellung in der Reihe der Ganggefolgschaft granitodioritischer Tiefengeeteine. Von L. Milch in Breslau. Beim Studium der den Granit des Riesengebirges durchsetzenden Ganggesteine fielen mir unter den basischen dunklen Gängen Gesteine auf, die sich bei panidiomorpher Struktur wesentlich aus Plagioklas und bräunlicher Horn- blende aufbauen, somit die Zusammensetzung der Spessartite zeigen, in eigenthümlicher Weise aber durch Zwischenglieder mit anderen Ganggesteinen von annähernd granitporphyrischem Habitus verknüpft erscheinen und somit Zweifel an ihrer Spessartitnatur erweckten. Diese Zweifel erwiesen sich durch die chemische Untersuch- ung als völlig berechtigt; eines dieser Gesteine, die im dritten Theil der Beiträge zur Kenntniss der granitischen Gesteine des Riesen- gebirges ausführlich beschrieben werden sollen, ein Vorkommen von Niederarnsdorf, ergab bei der von Herrn Privaidocenten Dr. Herz freundlichst ausgeführten Analyse folgende Werthe; Gestein von Niederarnsdorf. Si02 . . . . 52,5 A12Q3 . . . . 23,0 Fe2 03 . ... 6,6 FeO . ... 2,0 MgO . ... 4,6 CaO ... 8,4 Na2 0 ... 1,7 R2 0 ... 0,9 H2 0 ... 0,7 Summa 100,4 Der hohe Thonerdegehalt lehrt auf den ersten Bück, dass hier kein typischer Spessartit vorüegen kann; hingegen zeigt das Gestein chemisch (wie auch nach seiner mineralogischen Zusammen- setzung) ganz nahe Beziehungen zu den von Chelius aus dem Odenwalde beschriebenen und Luciit genannten Gesteinen (Das Granitmassiv des Melibocus und seine Ganggesteine, Notizblatt des Vereins für Erdkunde und der grossh. geologischen Landesanstalt zu Darmstadt, IV Heft 13, p. 1 ff., 1892), die Rosenbusch mit dem Ueber Malchit und Durbachit etc. 677 von Osann schon früher entdeckten und beschriebenen Malchiten Bei einer erneuten chemischen Untersuchung wurde ge- funden : Si 02 = 46,04 o|q. 2 Nicht, wie 1. c. angegeben 100,50. 678 L. mich, Das Gestein steht chenaisch in der Mitte zwischen den oben erwähnten »Luciiten« und dem ersten, durch Osann bekannt ge- wordenen Gestein der ganzen Gruppe, dem Malchit vom West- abhange des Melibocus;es gleicht, von seinem etwas höheren Kalk- gehalt abgesehen, ferner in hohem Grade dem gleichfalls durch Augit und Biotit charakterisirten, von C. Riva beschriebenen »Malchit« (»Glimmermalchit«) vom Südufer des Lago d’Arno im Ada- me 11 o gebiet (Nuove osservazioni sulle rocee filoniane del Gruppo deH’Adamello, Atti della Soc. Ital. di science naturali e del Museo Civico di storia naturale in Milano, 37, p. 69 ff., spec. p. 78 ff., 1897)* Malchit, Westabhang des Meli- »GUmmermalchit« vom Südufer bocus (vergl. Osann, Ueber des Lago d’Arno (Adamello) dioritische Ganggesteine im (vergl. G. Riva, sulle rocce fdo- Odenwald, p. 385). niane del Gruppo deH’Adamello, p. 84.) Si02 . . . . . 63,18 . . . . A12 03 . . . . 17,03 .... 20,02 Fe2 03 . . . . 0,24 .... ( FeO . . . . . 6,37 .... ( 6,40 MgO . . . . . 0,921 . . . . 3,70 CaO . . . . . 4,17 .... Na2 0 . . . . 4,44 .... 4,01 K20 . . ... 2,91 .... 3,94 H20 . . . . . 0,52 (Gl.-V.) . S03 . . . . . 0,19 .... — P2 03 . . . . . 0,23 .... — Summa 100,20 100,372. Anal. Henrich C. Riva. Es gehören somit die schlesischen Gesteine in Rosenbusch’s Gruppe der Ganggesteine von malchitischem Habitus, die mineralogisch durch ihren Reichthum an Plagioklas (somit also chemisch durch hohen Thonerdegehalt) und einen er- heblichen Gehalt an farbigen Gemengtheilen, hauptsächlich Horn- blende, aber auch Biotit und Augit charakterisirt sind und panidiomorph körnige oder ho lokrystallinporphy rische Struktur besitzen. Die Malchite Osann’s und die Luciite von Ghelius können als saure und basische Malchite zu- sammengefasst werden; von den auf die Gefolgschaft des Gabbro beschränkten Beerbach iten soll hier abgesehen w'erden. Osann stellte die von ihm entdeckten Ganggesteine, die einen ganz neuen Typus darstellten, in die Ganggefolgschaft ba- sischer Diorite und brachte die im Granit des Melibocus auf- 1 Die Angabe über den Mg 0-gehalt hält Rosenbusch nicht für richtig (Elemente der Gesteinslehre, p. 228). 2 Nicht, wie 1. c. angegeben 100,36. Ueber Malchit und Durbachit etc. 679 tretenden Gänge in Beziehung zu den stockförmigen Massen des mittleren Odenwaldes (1. c. p. 385 -387). Im Vergleich mit basischen Dioriten zeigen thatsächlich die zuerst studirten Vorkommen der Malchite höheren Gehalt an Kieselsäure und Alkalien geringere Mengen von Eisen, Magnesia und Kalk, besitzen also aplitischen Charakter, auf den auch die Struktur der Gänge vom Melibocus hinweist, ihre mit den Apliten übereinstimmende panidiomorphe Anordnung der Gemengtheile, entsprechend der autallotriomorphen Struktur Brögger’s (vergl. Die Eruptivgesteine des Kristiania- gebietes, m. Das Ganggefolge des Laurdalits, pag. 215, Christiania 1898). Die Kenntniss von der Struktur, der mineralogischen und chemischen Zusammensetzung der Malchite im weiteren Sinne wurde durch die Untersuchungen von Ghelius im Oden- walde sehr erheblich gefördert. (Das Granitmassiv des Melibocus und seine Ganggesteine, Notizblatt des Vereins für Erdkunde etc. zu Darmstadt IV, Heft 13, p. 1 ff., 1892, Luciitporphyrit, ein ^Gang- gestein von Ernsthofen . . . Heft 18, p. 14 ff.) Wenn Ghelius die von ihm in diesen Abhandlungen beschriebenen »Luciite« und die »Malchite« »Diorit-Ganggesteine« nennt (Heft 18, 1. c. passim), so wird die Bezeichnung »Ganggestein« wohl nicht streng im Sinne Rosenbusch’s gleichbedeutend mit »Ganggefolge eines Tiefenge- steins« angewendet. In den gegen Zirkel’s Auffassung gerichteten Bemerkungen, der die »Malchite« zu den »dioritischen Quarzglimmer- porphyriten« (Lehrbuch der Petrographie, II, 564) stellt und die »Luciite« als »feinkörnige Dioritgänge« bezeichnet (1. c. 481), betont Ghelrjs als Beweise für die Selbstständigkeit dieser Gesteine »die geologischen Faktoren, das gangförmige Auftreten, die Altersver- hältnisse der Gänge und der Gesteine, in denen diese aufsetzen« und trennt sie scharf von den gangähnlichen Adern, für die als charakteristisch angegeben wird ; »Ihre Gemengtheile sind stets abhängig von dem Gestein, das sie durchziehen. Diese Adern sind desshalb gangartige Nachschübe der Diorite ... in veränderter Form und Ausbildung . . .« (Heft 18, p. 19, 20). Die von Ghelius beschriebenen Ganggesteine sind nun, wie die oben angeführten Analysen zeigen, erheblich basischer als Os.\nn’s Malchit vom Melibocus, der auch schon bei einem Gehalt von 63 o|o Si02 einerseits, von 6* 2 Eisen und 4 o|o Kalk anderer- seits nicht in die Reihe der ausgesprochen sauren Gesteine hinein- gehört. Die Struktur dieser basischen Malchite zeigt nicht mehr den autallotriomorphen Gharakter der aplitischen Gesteine, sondern die panidiomorphe Anordnung der Lamprophyre; ihr ganzer Habitus weist auf basische Spaltungsprodukte hin. Für die Beurtheilung der Stellung der Malchite muss noch berücksichtigt werden, dass sie gewöhnlich in Tiefengesteinen auftreten, die saurer sind als sie selbst; die meisten bisher bekannten Vorkommen finden sich 680 L. Milch, im Granit*. Ein Zusammenhang mit basischen Dioriten wurde im Odenwald anfangs nur unter dem Einfluss der Struktur und der mineralogisch-chemischen Zusammensetzung hypothetisch ange- nommen, von Chelius trotz der Bezeichnung »Diorit-Ganggestein« bestritten: »Ein Luciitgang, der im Granit gangförmig aufsetzt, Ein- schlüsse von Granit enthält, kann demnach nicht mit dem alten Diorit zusammengestellt werden, den derselbe Granit als Einschluss enthält« (Heft 18, 1. c. p. 20); für die Gesteine des Riesengebirges erscheint jede genetische Beziehung zu Dioriten bei dem Fehlen der Diorite im Riesengebirge selbst und in seiner Umgebung von vornherein ausgeschlossen. Aus allen diesen Gründen glaube ich die Malehite als basische Spaltungsprodukte granitdioritiscber Magmen ansprechen zu sollen. Ist man durch diese Erwägungen zu dem Ergebniss gelangt, in den Malchiten basische Spaltungsprodukte zu erblicken, so muss doch der nächstliegende Gedanke, diese Gebilde in ihrer Ge- sammtheit oder auch nur in ihren basischsten Gliedern den lampro- phy rischen Ganggesteinen zuzuweisen, nach einem Vergleich der Analysen aufgegeben werden. Für die Lamprophyre ist charakteristisch, dass sie im im Vergleich zu ihrem Stammmagma »ärmer an Si 0- und verhält- nissmässig ärmer an Alkalien, dagegen reicher an Oxyden der zweiwerthigen Metalle« sind (Rosenbusch, Elemente p. 196) ; »die feldspathbildenden Kerne treten zurück und mit ihnen der Quarz, die Al-freien Kerne wachsen stark an« (1. c. p. 232). Dieser Definition entsprechend zeigen die Analysen der hier in Frage kommenden Lamprophyre, der typischen Kersantite und Spessart ite, niedrigen bis höchstens mittleren Thonerdegehalt, während die als Malehite zusammengefassten Gesteine einen auffallend hohen Thonerdegehalt aufweisen. Berücksichtig man die Alkalien, so zeigt ein Theil der Kersantit- und Spessartit-Analysen sehr wenig Alkalien, ein anderer mi mehr Alkalien stets neben Natron eine bedeutende Menge Kali, d. h. es sind entweder, vorausgesetzt, dass das Zurücktreten der Alkalien in der primären Zusammensetzung des Gesteins be- gründet und nicht erst durch Verwitterung hervorgerufen ist, sowohl der Kali- wie der Natron-haltigeKern sehr stark zurück- getreten, oder es ist dort, wo die Dille renzirung nicht so weit vorgeschritten ist, neben dem Plagioklas ein Kalithon- erdesilicat, sei es im Kalifeldspath oder im Biotit, in erheb- licher Menge in dem Spaltungsprodukt verblieben, sodass dann * Die »Malehite« aus dem Adamellogebiet weichen durch ihren hohen Kaligehalt von den typischen Malchiten ab und werden desshab hier zunächst nicht berücksichtigt, sondern weiter unten besonders besprochen. üeber Malchit und Durbachit etc. 681 procentual das Kali dem Natron häufig gleichkommt oder nicht selten es sogar überwiegt. Bei den Malchiten tritt im Gegensatz hierzu trotz des hohen Feldspathgehaltes das Kali unter allen Umständen hinter dem Natron zurück; sieht man von dem sauren, in der DifTerenzirung offenbar nicht bis zum Ende gelangten Gestein vom Melibocus ab, so kann man geradezu von einem Verschwinden des Kali gegenüber dem Natron sprechen. G e m e i n s a m ist den Jlalchiten mit den Lamprophyren eine Anreicherung der die farbigen Gemengtheile bildenden Kerne und somit eine Zunahme derzw ei werthigen Metalle gegen- über dem Stammmagma, d. h. die Tendenz zur Melanokratie; während dies jedoch bei den Lamprophyren der allein be- stimmende Zug ist und infolge dessen mit dem Quarz die Feld- spathbildendenKerne sämmtlich zurücktreten , tritt bei den Malchiten mit dem Quarz von den Feldspathbildneni wesentlich nur der Kali-führende Kern , dieser aber bis zum Verschwinden zurück, es reichern sich die P 1 agi o k 1 a s b i 1 d n e r, bis- weilen unter Bevorzugung des Kalkkernes, und mithin besonders stark die Thonerde neben den zweiwerthigen Metallen an und es entsteht ein an farbigen Gemengtheilen mehr oder weniger reiches Plagioklasgestein. Die Lamprophyrtendenz würde , wenn die Spaltung vollkommen sich vollzieht, zu einem Feldspath-freien, somit an Thonerde und Alkalien überaus armen Gestein, vielleicht von der Zusammensetzung der Hornblendite, führen — das Endprodukt der malchitischen Spaltung ist ein aus Plagioklas und farbigen Gemengt heilen aufgebautes Gestein. Ein typischer Lamprophyr und ein typischer Malchit von gleich hohem Kalkgehalt würden sich somit durchgreifend dadurch unterscheiden, dass der Lamprophyr Feldspath-arm, also auch arm an AUO^ sein wairde, und unter seinem Feldspath, auch wenn das Gestein zu den Kersantiten oder Spessartiten gehört, der Kali- feldspath, unter seinen Alkalien mithin das Kali eine verhältniss- mässig grosse Rolle spielen könnte, während der Malchit viel Plagioklas, mithin viel Thonerde enthalten müsste und demgemäss erheblich weniger melanokrat sein würde — unter seinen Alkalien herrscht das Natron völlig über das Kali. F ür die Definition der Malchite muss man daher den Nachdruck auf ihren Reichthum an Plagioklas und somit an Thon erde legen; die ganze Gruppe könnte man nach ihrem Gehalt an farbigen Gemengtheilen in leukokrate Malchite (zu anorthositischen resp. oligoklasitischen Gesteinen Verwandtschaft zeigend, vergl. Osann, Versuch einer chemischen Classification der Eruptivgesteine, I, Tschermak’s mineralogische und petrographische Mittheilungen, 19, pag. 419—422, 1900), Malchite s. str. und m e 1 a- nokrate Malchite (zu den Lamprophyren hinüberführend) 682 L. Milch eintheilen. Malchite (im weiteren Sinne) sind somit basische Spaltungsprodukte granito dioritischer Magmen, aufge- baut aus Plagioklas mit wechselnden, aber stets wesent- lichen Mengen von farbigen Gemengtheilen, am häufigsten von Hornblende, die aber durch Biotit und Augit ganz oder theilweise ersetzt werden kann. Ein Seitenstück zu den Malchiten würden Gesteine darstellen, in denen zugleich mit Quarz die Plagioklas bildenden Kerne zurück- getreten sind und in denen somit eine Anreicherung des Kalifeldspathes mit der Zunahme der farbigen Gemeng- theile verbunden ist; einen Hinweis auf Gebilde dieser Art könnte man in den von Sauer in Verbindung mit Graniten aufgefundenen und als Durbachit bezeichneten Gesteinen erblicken (Der Grani- tit von Durbach im nördlichen Schwarzwald und seine Grenzfacies von Glimmersyenit (Durbachit), Mittheilungen der badischen geo- logischen Landesanstalt 2, p. 233 IT., 1891). Ein Vergleich der von Sauer mitgetheilten Analysen des Durbachites und des Stamm- gesteines lässt die Tendenz der DifTerenzirung deutlich erkennen: Durbachit Granitit (Sauer, 1. c. p. 258) (Sauer 1. c. p. 243) SiQ2 . . . . 51,05 . . . . . . 67,70 Ti Q2 -f Zi Q2 . 1,76 . . . . . . 0,50 A12Q3 . . . . 14.49 . . . . . . 16,08 Fe2Q3 . . . . 4,16 . . . • • J 5,26 FeO . . . . 4,37 . . . MgO ... . 8,16 . . . . . . 0,95 Ca 0 ... . 5,11 . . . . . . 1,65 Na2Q . . . . 1,85 . . . . . . 3,22 K2Q ... . 7,24 . . . . . . 5,78 P2 05 ... . 0,70 . . . . . . — Gl.-V. . . . . 1,05 . . . . . . — Summa 99,94 101,14 Plagioklas ist in dem analysirten , der verbreitetsten Varietät des Durbachit von Durbach entsprechenden Gestein nur untergeordnet vorhanden, wie die geringe Menge Natron und das Sinken der Thonerde im Vergleich zum Thonerdegehalt des Granites zeigt; die Hauptmenge des Kalks muss der Hornblende angehören. Anderen und bezeichnender Weise Hornblende-reichen Varietäten, deren Calcium als Metasilikat gebunden werden konnte, fehlt der Plagioklas völlig: »sein Mengenverhältniss im Gestein ist überaus schwankend und zwar derart, dass mit Zunahme des Hornblendegehaltes Plagioklas sehr zurücktritt, selbst völlig ver- schwindet« (p. 256). Es ist somit für den Durbachit neben der Zu- nahme der farbigen Gemengtheile und dem Austreten Ueber Malchit und Durbachit etc. 683 des Quarzes im Vergleich zu dem Stammgranit das Aus treten des Plagioklases in hervorragendem Maasse charakteristisch; dies ist der für die ganze Gruppe, für die hier der Name Durbachit angewendet werden soll, maassgebende Zug: es verschwindet der Kalkthonerdekern zusammen mit dem Natronthonerdekern. Es ist nun durchaus nicht zu erwarten, dass man durbach- itische und nicht stark differenzirte lamprophyrische SpaltungsprodukteKali-reicher Magmen, wie es die meisten Granite sind, leicht unterscheiden kann. Zurücktreten des Quarzes, also geringerer Si O^gehalt gegenüber dem Stammmagma ist beiden Gruppen gemeinsam, ebenso eine Zunahme der farbigen Gemeng- theile, somit also der Magnesia und des Eisens sowie des an die Metakieselsäure gebundenen Kalkes. Die Lamprophyrtendenz bedingt ein Zurücktreten des Kalifeldspathes und des Plagioklases annähernd im gleichen Verhältniss, wie diese Gemengtheile im Stammgestein vertreten sind; bei schwach differenzirten Gliedern, bei denen die procentuale Zunahme des KaUfeldspathes infolge des Quarz-Austrittes grösser ist, als die Abnahme infolge der Lampro- phjTtendenz, findet dann sogar eine scheinbare Zunahme des Kali- feldspathes statt — ein starkes Vorwiegen des Kalifeldspathes über den Plagioklas findet sich auch noch bei stärker differenzirten Gliedern. Das Austreten der Plagioklase infolge der Durbachit tendenz bringt bei Kali-reichen Magmen chemisch nicht sehr erhebliche Unterschiede hervor, da das Kali von vornherein das Natron erheblich überwiegt und die Verminderung des Kalkgehaltes infolge Austretens des Kalk- thonerdekemes, der auch im Stammmagma keine erhebliche Rolle spielt, gegenüber der Zunahme des Kalkes durch Anwachsen der farbigen Gemengtheile nicht schwer in das Gewicht fällt. Erschwert wird die Unterscheidung noch durch den Umstand , dass die Minetten (und Vogesite) gewöhnUch stark zersetzt sind und bei der Zersetzung das Natron schneller entfernt \slrd als das Kali. Bei stärkeren! wickelterLamprophyr tendenz sind der geringere Antheil der Feldspathe am Aufbau des Gesteins und die hierdurch hervorgerufenen chemischen Verhältnisse natürlich auch bei Kali-reichen Stammmagmen ein sicheres Unterscheidungsmittel gegenüber den stets Kalifeldspath-reichen Durbachiten. Viel leichter ist die durbachitische Tendenz eines Spaltungsproduktes bei Plagioklas-reichen Gesteinen festzu- stellen, da sich hier ein erheblicher Gehalt an Kalifeldspath in einem an farbigen Gemengtheilen reichen Gebilde im Vergleich zum Stammgestein mineralogisch und chemisch deutlich geltend macht. Als Beispiele für derartige Vorkommen können wohl die Gesteine gelten, die C. Riva aus dem A dam ello gebiet beschrieb und als Malchit bezeichnete (Nuove osserv'azioni sulle roccie filo- niane del gruppo dell’Adamello, Atti Soc. Ital. di Sc. Nat. e del Mus. Civ. di Storia Nat., 37, p. 67 ff., 1897). Im Vergleich zu dem 684 L. Milch, Stammgestein, dem Tonalit, tragen die Gänge, wie auch Riva hervorhob, nicht aplitischen Charakter (p. 84); auf die Durbachit- tendenz weist der im Vergleich zum Tonalit überraschend hohe Kaligehalt hin, der übrigens schon an sich, ohne Rücksicht auf das Stammgestein, gegen eine Einreihung unter die Malchite spricht. Biotit-Hornblende- Durbachit, Passo di Gampo, Adamello (Riva, 1. c. p. ^). Biotit- Augit-Dur- bachit, Südufer des Lago d’Arno, Adamello (Riva 1. c. p. 84, vergl. oben). Tonalit, Aviosee, Adamello (G. VOM Rath, lieber das Gestein des Adamello- gebirges, Zeitschr. deutsch, geol. Ges. 16, p. 249 ff., sp. p. 257). Si 02 . . . 57,48 . . . . . . 56,77 . . . . . . 66,91 A12 03 . . . 16,82 . . . . . . 20,02 . . . . . . 15,20 • • • Fe 0 ’ ... 6,40 .. . fi AJi (»1« Fe O MgO . . . 4,64 . . . . . . 3,70 . . . . . . 3,73 CaO . . . 5,45 . . . . . . 5,40 . . . ... 2,35 Na2 0 . . . 2,63 . . . . . . 4,01 . . . . . . 3,33 K2 0 . . . 4,57 . . . ... 3,94 .. . . . . 0,86 R2 0 . . . 0,25 ... . . . 0,13 . . . . . . 0,16 Sa. 100,33 100,37 98,99 .\nal. : C. Rrv'A G. Riva G. VOM Rath. Die Nothwendigkeit, zur Erkennung der Tendenz der Spaltungsvorgänge immer auf die entsprechenden Stamm- magmen zurückzugehen und nicht ohne Weiteres gleich oder sehr ähnlich zusammengesetzte Gebilde als gleichwerthig aufzufassen, kann gerade für Durbachit durch ein sehr auffallendes Beispiel belegt werden. Der Durbachit Sauer’s (vergl. oben p. 682) stimmt chemisch auffallend überein mit einer von B. Doss aus dem Plauen’schen Grund bei Dresden beschriebenen »Minette« (DieLamprophyreund Melaphyre des Plauen’schen Grundes, Tsghermak’s Mineralogische und Petrographische Mittheilungen, 11, p. 17 ff., spec. p. 27, 1890). Ver- gleicht man jedoch dieses Gestein mit seinem Stammmagma, dem Syenit des Plauen’schen Grundes, so zeigt sich, dass sich die Minette chemisch von ihrem Stammgestein nicht sehr weit entfernt, da der melanokrate Charakter dem Syenit gegenüber zwar merklich, aber doch nicht übermässig zunimmt — der allerdings sehr erheblichen Zunahme der Magnesia steht sogar eine Abnahme des Eisens gegen- über — und da das auffallend starke Ueberwiegen des Kali über das Natron verbunden mit absolut hohem Kaligehalt sich nur wenig schwächer auch beim Stammgestein vorfindet. Ueber Malchit und Durbachit etc. 685 Augitminette. Hornblendesvenit, zweiter Bruch oberhalb Plauen’scher Grund der Gasanstalt (vergl. Zirkel, Syenit- (vergl. Doss, I. c. p. 27). und Granulitanalyse. Poggendorf Annalen 122, p. 621 ff. sp. p. 622, 1864). Si02 . .... 50,81 .... .... 59,83 Ti 02 . .... 1,71 .... . ... — Al* 03 .... 15,13 .... .... 16,85 Fe* 03 .... 2,40 .... [ 7,01 (als Fe 0 best.) FeO . .... 3,52 .... MnO . . • • . Sp MgO . .... 10,64 .... .... 2,61 CaO . .... 4,96 .... .... 4,43 Na*0 .... 1,01 .... .... 2,44 K*0 . .... 7,01 .... .... 6,57 P*03 . .... 0,62 .... .... — H*0 . .... 3,07 .... .... 1,29 (G1.-V.) CO* . • • • • Sp . . . - . — Gl . . .... Sp .... — Sa. 100,88 101,03 Anal. ; Doss Zirkel. Es ist somit die Minette des Plauen’scben Grundes das Er- gebniss einer relativ nicht weit vorgeschrittenen Differenzirung, über deren Tendenz sich demgemäss kaum etwas Bestimmtes aussagen lässt; die äusserlich sehr ähnliche Zusammensetzung dieses schwach differenzirten, aus einem Plagioklas-armen, ziemlich basischen und Kali-reichen Stämmmagma entstandenen Gebildes mit dem aus einem Plagioklas-reicheren, sauren und an zweiwerthigen Metallen armen Magma durch weit vorgeschrittene Differenzirung hervor- gegangenen Durbachit Sauer’s ist somit kein Beweis für eine nahe Verwandtschaft beider Gesteine. Verschiedene Tendenzen, die in verschiedener Stärke auf primär verschiedene Stammmagmen ein- wirken , können mineralogisch und chemisch sehr ähnliche Produkte entstehen lassen ; gleiche Tendenz erzeugt aus primär verschiedenen Magmen verwandte, aber durchaus nicht immer gleiche Gesteine. n Durch die Abspaltung des Kernes H Si bringt die L a m p r o- phyrtendenz bei weitgehender Entwickelung aus den verschie- denen granitodioritischen Magmen sehr nahe stehende Ge- steine hervor; weniger weit entwickelte werden bei Plagioklas-armen Graniten mehr den Charakter von Minetten, hei Dioriten die Zusammensetzung von Kersantiten besitzen. DieMalchit- tendenz kommt naturgemäss deutlicher bei Plagioklas -armen, die Durbachittendenz bei Kalifeldspath-armen Magmen in den Spaltungsprodukten zum Ausdruck. Für die Endglieder lässt sich ohne Rücksicht auf die Zusammensetzung der granitodio- 686 L. Milch, ritischen Stammmagmen je eine gemeinsame mineralogische De- finition angeben, womit natürlich nicht gesagt ist, dass alle Malchite resp. Durbachite unter einander mineralogisch oder gar chemisch gleich sind: Malchit ist ein basisches Spaltungsprodukt eines granitodioritischen Magmas, das neben viel Plagioklas nur farbige Gemengtheile enthält, D urbachit eine entsprechende Bildung, aufgebaut aus viel Kalifeldspat h mit farbigen Ge- mengtheilen; die Mittelglieder, welche die Endglieder mit dem Ausgangsmaterial verbinden, müssen für verschiedene granito- dioritische Magmen chemisch verschieden sein und sind daher in ihrer petrographischen Bedeutung nur durch einen Vergleich mit dem S t a m m m a g m a zu erkennen. Versucht man, die Beziehungen dieser basischen Spaltungs- produkte zu einander für e i n granitisches ülagma von beliebiger, aber constanter Zusammensetzung graphisch darzustellen, so kann man vielleicht folgenden Weg wählen : Von einem Punkte G, dem normal zusammgesetzten Stamm- magma, gehen in drei verschiedenen Richtungen die Linien GM, GL, G D, welche die drei der malchitischen, lampro- phyrischen und durbachitischen Spaltung entsprechenden Tendenzen darstellen. Richtungen, die zwischen diesen drei Haupt- linien von G ausgehen, bezeichnen zwischenliegende Tendenzen der kleinere oder grössere Winkel, den sie mit den beiden be- nachbarten Hauptlinien bilden, die grössere oder geringere An- näherung an diese. Die einzelnen Gesteine finden ihren Platz als Punkte auf oder zwischen den von G aus gezogenen Linien; die Entfernung dieser Punkte vom Mittelpunkt drückt den Grad aus, bis zu dem die Spaltung vorgeschritten ist, so dass Gesteine, die den gleichen Spaltungsgrad erreicht haben, auf einem Kreisbogen ihren Platz finden. Es liegen somit die extremen möglichen basischen Spaltungsprodukte auf dem äussersten möglichen Bogen M L D und zwar bezeichnen die dem Austritt der M-Linie zunächst liegenden Theile der Kreislinie den Platz für die typischen i\I a 1- chite, entsprechend ordnen sich die extremen, Feldspath-armen bis -freien Lamprophyre s. str. um den L-Punkt, die Dur- bachite um den D-Punkt. Zwischen den typischen Gesteinen liegen Uebergänge : die malchitischen Lamprophyre und die durbachitischen Lamprophyre. A bsolut scharfe Grenzen bestehen natürlich zwischen diesen einzelnen Gruppen ebensowenig wie zwischen anderen genetisch verw'andten Derivaten eines Magmas. ln dieser Ge.stalt ist das Schema für alle granitodioritischen Magmen anw^endbar, aber mit der w^echselnden Zusammensetzung von G wechselt auch die Zusammensetzung von M und D, dem für das betreffende Magma charakteristischen extremen typischen Malchit und Durbachit; nur der extreme typische Lamprophyr L ist von der Zusammensetzung der granitodioritischen Magmen unabhängig, da Ueber Malchit und Durbachit ete. 687 II er sich nur aus dem Kern RSi aufbaut, also von dem Mengenver- hältniss dieses und der anderen Kerne im Stammmagma nicht be- einflusst werden kann. Als extremen typischen Malchit resp. Durbachit kann man dasjenige Spaltungsprodukt bezeichnen, das die Plagioklasbildner resp. Kalifeldspathbildner einerseits, die zum Aufbau der farbigen Gemengtheile andererseits erforderlichen Kerne in demselben Verhältniss enthält wie das Stammmagma. Gesteine mit mehr farbigen Gemengtheilen, als diesem Verhältniss entspricht, gehören in die Reihe der malchitischen resp. durbachi- tischen Lamprophyre, Gebilde mit weniger farbigen Gemengtheilen — immer unter der Voraussetzung, dass nur der charakteristische Feldspath entwickelt ist, der andere völlig fehlt — findenihren Platz unterhalb des M-Punktes resp. D-Punktes und führen hinüber zu den leukokraten Feldspathgesteinen vom Habitus der Anorthosite L und Oligoklasite resp. entsprechender Kalifeldspathgesteine (der »Orthoklasite« oder »Orthosite« Loewinson-Lessing’s, vergl. Kritische Beiträge zur Systematik der Eruptivgesteine IV, Tschermak’s Mine- ralogische und petrographische Mittheilungen, 20, p. 110 ff., spec. p. 114, 1901). Es ist somit klar, dass Gesteine von absolut gleichem Verhältniss des Feldspathes und der farbigen Gemengtheile, wenn sie verschiedenen Magmen entstammen, petrographisch un gl eich- wert hig sein würden, mithin an verschiedenen Stellen des be- treffenden Schemas ihren Platz finden müssten. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, stellen die Reihen der Kersantite (Spessartite) und Minetten (Vogesite) Sammel- gruppen dar, unter denen nach ihrer mineralogisch-chemischen Zusammensetzung nahestehende, aber genetisch nicht gleich werthige Gesteine zusammengefasst werden, denen wesentlich eine nicht über einen gewissen Punkt hinausgehende Differenzirung gemein- sam ist. Für diese Betrachtung müssen die Spaltungsprodukte der 688 L. Milch, Ueber Malchit und Durbachit etc. Plagioklas-armen und der Plagioklas-reichen Stammmagmen ge- schieden werden. Die Zusammensetzung der Kersantite resp. Spessartite besitzen unter den Spaltungsproducten der Granite und Syenite sowie der Monzonite Gesteine mit der Tendenz der Malchite und malchitischen Lamprophyre, unter den Derivaten der Diorite auch die meisten Gesteine mit lamprophyrischer Tendenz, sowie nicht stark dilTerenzirte Glieder mit der Tendenz der durbachitischen Lamprophyre und der Durbachite, da ja alle »Kersantite« und »Spes- sartite« einen erheblichen Kaligehalt aufweisen. Die mineralogisch-chemischen Eigenschaften der Minetten weisen zunächst alle nur massig stark differenzirten Spaltungs- produkte der Plagioklas- armen Ka life Ids p a t hges tei n e auf, ausser diesen aber auch die meisten stärker differenzirten De- rivate der genannten Magmengruppe, soweit sie die Tendenz der Lamprophyre, der durbachitischen Lamprophyre und der Durbachite besitzen. Bei starkem Zurücktreten des Plagioklases im Stamm- magma wäre eine sichere Entscheidung, welche der drei genannten Tendenzen für die Bildung massgebend war, nur bei den relativ seltenen, nahezu völlig differenzirten Gebilden möglich. Schliesslich können auch durbachitische Spaltungsprodukte Plagioklas-reicherer Kalifeldspatgesteine und der Diorite die Zusammensetzung der typischen Minetten zeigen. Eine von den Minetten etw'as stärker abweichende Stellung, als es für die Spessartite im Vergleich zu den Kersantiten der Fall zu sein scheint, nehmen vielleicht die Vogesite ein, w'orauf wenigstens bei den meisten beschriebenen Vorkommen der erheb- liche Natrongehalt, die nicht unwichtige Rolle des Plagioklases in manchen Gesteinen, die geologischen und chemischen Beziehungen zu Kersantiten und Spessartiten hinweisen. Es können sich somit zu dieser Gruppe lamprophyrische Spaltungsproducte von M o n - zoniten und ihnen nahestehenden Plagiokla.'^-reichen Graniten und Syeniten vereinigen einerseits mit malchitischen Bildungen Plagioklas-armer Gesteine, andererseits mit durbachitischen Bildungen dioritischer Magmen. Ueberblickt man die basischen Spaltungsprodukte der granitodioritischen Magmen in ihrer Gesammtheit mit Rücksicht auf ihr häufigeres oder spärlicheres Auftreten, so fällt sofort auf, dass Feldspath-arme Gesteine unter ihnen recht selten sind, die Tendenz der Lamprophyre s. str. mithin nur aus- nahmsweise rein und extrem zum Ausdruck gekommen ist: es be- steht offenbar eine Abneigung gegen die Bildung Feldspath-freier oder -armer Gesteine aus Feldspat-reichen Magmen und dieser Umstand erklärt, dass gerade die Sammelgruppen Kersantit, Minette etc. quantitativ eine hervorragende Rolle spielen. Beschränkt man den Namen der einzelnen Sammelgruppen auf verhältnissmässig Feld- James Perrin Smith, Ueber Pelecypoden-Zonen etc. 689 spath-reiche Gesteine, so kann man eine Gesetzmässigkeit, die für die verschiedenen basischen Spaltungsprodukte eines und desselben Magmas besteht, zwar nicht als aus- nahmslos gütig, aber doch den natürlichen Yerhältnissen recht nahe kommend auf die Gesammtheit dieser basischen Derivate der granitodioritischen Magmen übertragen: in der Reihe Malchit — Kersantit und Spessartit — Yogesit — Minette — Durbachit nimmt der Gehalt an Plagioklas von links nach rechts, der Gehalt an Kalifeldspath im entgegengesetzten Sinne bis zum Yerschwinden ab — dabei kann jedoch nach der Zusammensetzung der verschiedenen Stammmagmen ein Kersantit durch durbachitische Spaltung, eine Minette durch malchitische Tendenz entstanden sein. Für die Einreihung in eine der genannten Gruppen genügt in den meisten Fällen die Untersuchung des Ganggesteins, ohne Rück- sicht auf das Stammmagma; zum Yerständniss der genetischen Yerhältnisse, der Tendenz der Spaltung und somit der petro- graphischen Stellung des Gesteins ist ein Yergleich mit dem zu- gehörigen Tiefengestein unbedingt erforderlich. Ueber Pelecypoden-Zonen in der Trias Nord- Amerikas. Yon James Perrin Smith in Palo-Alto, Stanford University, Californien. Die Stratigraphie des Trias-Systems ist vor allem auf die Am- moniten-Faunen begründet, weil diese »gewöhnlich von grosser horizontaler und geringer verticaler Yerbreitung« sind. Cephalopoden sind aber nicht überall in der nordamerikanischen Trias gut er- halten wegen der Metamorphose, welche diese Sedimente öfters erlitten haben. Zuweilen fehlen sie gänzlich, Pdecypoden sind da- gegen in guter Erhaltung an vielen Lokalitäten gefunden worden, wo keine Ammoniten-Reste bekannt sind. Es ist daher wünschens- werth, die genaue Horizontirung dieser Vorkommnisse zu ermitteln. Von Sibirien, vom Indischen Ocean, aus Asien und von ver- schiedenen Lokalitäten im Westen Amerikas sind seit langer Zeit triadische Pelecypoden-Faunen beschrieben worden, deren genaues stratigraphisches Lager nicht bekannt ist, sondern nur vermuthet werden kann. Das Auffmden dieser Faunen in Yerbindung mit be- zeichnenden Ammoniten ist daher für die richtige Deutung der anderen Vorkommnisse in Nord-Amerika wichtig. Die Pdecypoden, welche für die Stratigraphie der Trias am wichtigsten sind, gehören bekanntlich den Aviculiden-Gattungen, 44 Ceotralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 690 James Perrin Smith, Daonella, Halohia und Pseudomonotis an. Dieselben sind öfters in der Literatur erörtert und ihr Vorkommen in einigen Erdtheilen genau stratigraphisch bestimmt worden. Diese Gattungen gehören auch zu den in der amerikanischen Trias häufigsten Fossilien, aber die Angaben in unserer Literatur sind dürftig und meistens ungenau, so dass es gegenwärtig unmöglich ist, aus den geologischen Schriften zu ermitteln, aus welchen Schichten und in welcher Verbindung diese triadischen Pelecypoden überhaupt gefunden wurden. Ich habe während meiner Trias-Studien im Laufe der letzten zehn Jahre alle Hauptlokalitäten in den Vereinigten Staaten besucht und genaue Beobachtungen über das stratigraphische Vorkommen der Arten gemacht, ln der unteren Trias habe ich im südöstlichen Idaho und in der Ingo-Kette in Californien gesammelt; in der mittleren Trias in der Ingo-Kette, in dem Klamath-Gebirge in Cali- fornien und in der Humboldt-Kette in Nevada; in der oberen Trias im Klamalh-Gebirge im nördlichen Californien und in der Humboldt- Kette in Nevada. Und auch von anderen Lokalitäten, welche von mir selbst nicht besucht wurden, liegen mir Sammlungen vor, namentlich die Whitney’sche Sammlung und diejenigen der geo- logischen Aufnahmen der Vereinigten Staaten. Ich habe daher aus eigener Beobachtung die Lager der meisten aus der amerikanischen marinen Trias beschriebenen Fossilien bestimmt. Die Untere Trias. Meekoceras-Schichten. Im südöstlichen Idaho, in dem Aspen-Gebirge, in der Nähe von Soda Springs sind die unteren Trias-Schichten am besten bekannt. Dort sind gelbe und graue Kalke und Schiefer, etwa 250 m mächtig, mit sehr vielen Ammoniten und einigen Brachiopoden und Pelecypoden entwickelt. Aus diesen Kalken hegen mir vor: Meekoceras gracilitatis White, M. (Gyronites) aplanatum White, M. (Koninckites) mushbachanum White, Nannites sp. nov., Ophiceras sp. nov., Flemingites sp. nov., Aspidites sp. nov., Pseiidosageceras sp. nov., Ussnria sp. nov., andere neue Arten aus denselben Gattungen und mehrere neue Gattungen hauptsächUch aus der Gruppe der Pinacoceratoidca. Pelecypoden sind in diesem Horizont nicht häufig, ich habe aber Pseudomonotis aus der Ver- wandtschaft der P. Iwanowi Bittner gesammelt. In den darüberliegenden Kalken wurde von White i Pseudomo- notis Pealei beschrieben, dessen Horizont wahrscheinUch dem oberen Buntsandstein angehört. Im östlichen Californien, in dem Ingo-Gebirge, kommen die Meekoceras - Schichten auch vor. Aus diesen habe ich neulich * Triassic Fossils of Southeastern Idaho, 12.th. An. Rept. U. S. Geol. und Geograph. Survey, Terr. Part. I (1883), p. 109. lieber Pelecypoden-Zonen etc. 691 Tabelle der Pelecypoden- Horizonte in der Trias Nord-Amerikas. 0) O o Pseudomonotis- Schichten, Thon- Schiefer, mit Pseudomonotis subcircularis, Rhabdoceras, Halorites und Placites im Klamath-Gebirge in Galifornien und der Humboldt-Kette in Nevada. Ä O ca ä i ® s E o ^ cc Kalke mit Halobia superba, Tropites subbullatus, Sagenites Herbichi, im Klamath-Gebirge, Cali- fornien. Thonschiefer mit Halobia conf. rugosa, Protra- chyceras Homfrayi in Galifornien. Aequivalente der Wengener Schichten nicht bekannt. a o* . < ca B ’S 'S ’S c/} Sh. 2 u ^ ® Ob« Schieferige Kalke mit Daonclla dubia, conf. taramellii, Ceratites aff. C. trinodosus etc., Bey- richites rotelliformis, Hungarites sp. r\ov.,Balato- nites sp. nov., Acrochordiceras Hyatti und vielen Arten, den mittleren und oberen Muschelkalk Faunen des Alpengebietes nahe verwandt. In der Humboldt-Kette in Nevada. 03 ® 03 C Ü ^ 7) Schieferige Kalke mit Acrochordiceras, Ceratites, Hungarites, Xenodiscus und Parapopanoceras. Nur in der Ingo-Kette in Galifornien bekannt. Diese Schichten enthalten Bruchstücke von Daonellen ? 2 H ^ 03 7) Ci :ö D ao nella-Schicliten, schwarze Kalke mit Dao- nella aff., D. Böckhi im Santa Ana-Gebirge in Galifornien. ’stallen, bald in unregelmässig begrenzten Stücken. Das lose herumliegende Material stammt zweifellos aus Gängen. Ausser Bergkrystall ist aber auch Rauchquarz, Amethyst, gelber Quarz, falscher Topas etc., sowie Ghalcedon, Onyx und Jaspis von sehr verschiedener Farbe zu erwähnen, letztere dichten Varietäten aus den Basalten stammend. Von folgenden Metallen sind Erze beobachtet worden: Eisen. Erze sind sehr verbreitet, besonders M a g n e t e i s e n, zuweilen in Eisenglanz umgewandelt (Martit). Ferner kommt Hämatit und Limonit vor, letzterer namentlich in grosser Menge im Laterit. Trotz des reichlichen Auftretens von Eisenerzen hat sich eine umfangreiche Eisenindustrie bisher in Madagaskar nicht entwickelt, wenn auch die Eingeborenen eine geringe Menge des Metalls seit langer Zeit hersteilen. Kupfer. Fast nur zwei Kupfererzlagerstätten sind bekannt. Bei Ambato Fangahana sind es prächtige Massen von Bunt- kupfererz auf Gängen im Kalk, die im Ausgehenden zersetzt sind zu Malachit und Brochantit im Gemenge mit Eisenoxyden. Diese Gänge ziehen sich noch weiter nach Norden. In der Gegend von Bekiady in der Kinkonysee-Region findet man Ged. Kupfer (bis mehrere Kilogramm schwere Blöcke) und Rothkupfererz nebst einigen Zersetzungsprodukten (Malachit und Chrysokoll) in einem sehr stark umgewandelten zeolithführenden Basalt. Das Vorkommen ähnelt dem von den Farörinseln mehr als dem vom Lake Superior. Ausser von diesen genannten Fundorten ist das Vorkommen von Kupfer (auch ged. Kupfer) noch von anderen Localitäten bekannt. Blei. Bleiglanz, zum Theil begleitet von Blende und mehrfach stark in Weissbleierz umgewandelt. Zink. Blende ausser mit Bleiglanz in gelben durchsichtigen Spaltungsstücken im Kalk. Silber. Im Bleiglanz. Von Silbermineralien ist nur K e r a r- gyrit in Form dünner gelber Krusten auf Weissbleierz bekannt. Nickel. Bei Valojora ein dem neucaledonischen ähnliches Nickelerzvorkommen. Die Gesteine sind stark zersetzter Lherzolith und Serpentin, die im Maximum 5 — 7 o|o Ni enthalten. M a n g a n. Fe- und Co-haltiger Psilomelan im Sandstein als Anflug und in kleinen Massen in den benachbarten Kupfererzlager- stätten. Versammlungen und Sitzungsberichte. 699 Zinn. Zinnstein soll von den Madagassen schon ge- wonnen worden sein. Antimon und Quecksilber. Erzvorkommen ganz un- bedeutend. Von anderen nutzbaren Mineralien werden noch erwähnt: Schwefel, Salpeter, Graphit (ziemlich viel im Gneiss), Kaolin (Verwitterungsprodukt vorzugsweise von Granit und Gneiss), Tremo- lit nebst Asbest (auf einem Gang in dem erwähnten Ni-erzführenden Serpentin, der Tremolit in Talk verwandelt); ferner Phosphorit und sehr reiner Gyps. Zum Schluss sind die fossilen Kohlen südhch von Nosi-be besprochen, die dem oberen Lias angehören und die der Braunkohle mehr als der Steinkohle zu gleichen scheinen. Uebrigens ist das Vorkommen noch wenig bekannt. Hieran schliesst sich der auf der Insel stark verbreitete Torf an. Steinsalz wird aus dem Meer (Diego Suarez) und aus Salzsümpfen gewonnen. Für alle Einzelnheiten, namentlich bezüglich der Fundorte, muss auf das Original mit seiner Karte verwiesen werden. Max Bauer. Versammlungen und Sitzungsberichte. Französische geologische Gesellschaft. Sitzung vom 16. Juni 1902. L. Gentil legt eine Abhandlung vor, betitelt: Strati- graphische und petrograhische Notiz über das Tafna- B ecken, in welcher die Geologie Algiers zwischen Oran und der Grenze gegen Marokko behandelt wird. Gh. DEPräET macht im Anschluss an seine Notiz: Ueber ein neues Vorkommen von Säuget liieren aus dem Mittel- eocän zu Robiac bei Saint- Mamert einige Mittheilungen über die dortigen Funde und demonstrirt Exemplare von Lophiodon rhinocerodes Rütim., Pachynolopims Duvali Pomel, Änchilophus Des- maresti Gervais, Hyopotamus Gresslyi Rütim. und Paloplothenum magnum Rütim. Deperet überreicht ferner einen ersten Versuch der Re- staurirung eines z. Th. schon in einer früheren Sitzung vorgezeigten Exemplares von Lophiodon leptorhynchmn Filhol. A. Gaüdry sucht eine Bemerkung Deperet’s, der zufolge Lophiodon nicht der Vorfahre des Tapirs (wegen Verschiedenheiten von Schädel und Fuss) sein könne, zu widerlegen. Deperet vertheidigt seinen Standpunkt von neuem und spricht über die Beziehungen der Lophiodontiden zu den Tapiriden und Rhino cerotiden einerseits und zu den Coryphodontiden andrerseits. 700 Versammlungen und Sitzungsberichte. Munier-G HALMAS theüt Beobachtungen über Foramini- feren mit. L. Bertrand spricht über seine in der Gegend von Boussens, Salies-du-Salat und Betchat gemachten Studien und sucht die von Carez geäusserten Ansichten über die Falaises von Biarritz (vgl. Sitz.-Ber. vom 26. Mai) zu widerlegen. A. DE Grossouvre giebt eine Erwiderung auf die Be- merkungen von G. Dollfus (vgl. Sitz.-Ber. vom 26. Mai), in welcher er seinen früheren Standpunkt vertheidigl. G.F.Dollfus kann auch nach diesen Ausführungen Grossouvre’s der Ansicht desselben nicht zustimmen und hält namentlich die aus dem angeblichen Basaltvorkommen im Kirchhof von Brinon gezogenen Folgerungen für nicht beweiskräftig. Kilian giebt eine Berichtigung zu der Angabe, dass bei Noyarey Callovien beobachtet sei. Die Existenz dieser Schicht wurde vermuthlich infolge einer Verwechselung von Lytoceras Juilleti oder sutile Opp. mit Lytoceras Orbignyi irrthümlich behauptet. Es liegen dort wahrscheinlich nicht Callovien- sondern Tithon-Ablagerungen vor. Kilian spricht ferner über die von Ackermann an der Delagoa- Bay gesammelten Fossilien sowie über seine Beobachtungen an Versteinerungen aus der unteren Kreide von Texas und endlich über eine bei Voreppe häufige Diplopora aus dem Barre mien, welcher kürzlich die Bezeichnung D. Mühlbergi LOR. gegeben worden ist. DE Riaz spricht sodann über die tertiären oder quaternären Ablagerungen bei Villefranche-sur-Mer. P. Lory theilt mit, dass R. Sorel soeben südUch von Belle- donne eine Ablenkung der randlichen Schichten des dortigen Plateaus nach aussen beobachtet habe. G. B. M. Flamand spricht über Beobachtungen an den Nitraten der Sahara gelegentlich eines Fundes von natürlichem Salpeter bei Voulad Mahmoud. Neue Literatur. 701 Neue Literatur, Mineralogie. 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Ueber Tullberg’s System der Nagethiere nebst Bemerkungen über die fossilen Nager und die während des Tertiärs existirenden Landver bindun gen . Von M. Schlosser in München. Die umfangreiche, überaus interessante Arbeit Tullberg’s^ befasst sich nicht nur, wie etwa der Titel erwarten Hesse, mit der Systematik der Nager, wdr finden vielmehr darin eine ausführ- liche Schilderung der Gesammtorganisation aller recenten Nager- gattungen, insbesondere wird der Bau des Skelettes, namentlich des Schädels und der Bezahnung, und der Weichtheile, insbesondere der Verdauungs- und Geschlechtsorgane eingehend behandelt. Der erste Abschnitt, »Zur Historik des Systems«, giebt eine sorgfältige Zusammenstellung aller die Systematik der Nager be- treffenden bisherigen Arbeiten, der zweite, »anatomische Untersuch- ungen«, bringt die genaue Beschreibung aller recenten Nager- gattungen, der dritte, »phylogenetische Ergebnisse«, führt nicht nur zur Aufstellung eines theilweise neuen Systems der recenten Nager, sondern auch zur Aufstellung eines sehr detaillirten Stammbaumes der einzelnen lebenden und fossilen Gattungen. Der vierte Abschnitt ist betitelt »Verbreitung der Nagethiere nebst einigen Bemerk- ungen über frühere Landverbindungen«. Hieran schliesst sich ein ausserordentlich vollständiges Literaturverzeichniss. Die fossilen Nager kennt Verfasser freilich nur zum kleinsten Theil aus eigener Anschauung, weshalb es nicht zu verwundern ist, dass hier mehrfache Irrthümer mit unterlaufen, ebenso enthält auch der vierte Abschnitt Verschiedenes, w'as nicht acceptirt werden kann. Ich bin daher zu allerlei ausführlicheren Bemerkungen und Richtigstellungen genöthigt, die den Rahmen eines gewöhnlichen Referates weit überschreiten und in einem solchen auch zu leicht * Tullberg, Tycho: Ueber das System der Nagethiere. Eine phylogenetische Studie. Nova Acta Reg. Societatis Scienciarum, Ser. HI, Upsala. 1899. 4“. 514 p. 57 T. Ceotralblatt f. Mineralogie etc. 1902. 45 706 M. Schlosser. übersehen würden. Dies ist der Grund, weshalb ich es vorziehe, diese an sich so dankenswerthe Arbeit zum Gegenstand einer be- sonderen Besprechung zu machen. Der erste Abschnitt ist so objektiv gehalten, dass ich von einer auszugsweisen Wiedergabe vollkommen absehen kann, der zweite bildet eine solch unerschöpfliche Fundgrube der kleinsten Details, dass es nicht möglich ist, auch nur das Allerwichtigste in kurzen Zügen zur Darstellung zu bringen. Auch bezüglich des dritten Abschnittes muss ich als Referent auf die Lektüre des Originales verweisen, aber immerhin giebt die umstehende Tabelle doch ein ungefähres Bild davon, wie sich Tullberg die verwandt- schaftlichen Beziehungen der verschiedenen lebenden Gattungen vorstellt. Sein System der Nager lautet: Duplicidentata. Farn. Leporidae: Lepus. Farn. Lagomyidae: Lagomys. Simplicidendata. I. Tribus Hy strico gnatlii: 1. Subtribus Bnthyergomorphi: Farn. Bathyergidae : Georhychus, Bathyergus. 2. Subtribus Hystricomorphi: Farn. Hystricidae: Hystnx, Atherura. Farn. Caviidae: Coelogenys, Dasyprocta, Cavia, Dolichotis, Hydrochoerus. Farn. Erethizontidae: Erethizon, Coendu, Chaetomys. Farn. Chinchillidae : Chinchilla, Lagidium, Lagostomus. Farn. Aulacodidae: Aulacodes. Farn. Echynomyidae, Myopotaminae : Myopotamus, Echinomyinae : Echinomys, Nelomys, Cannabateomys, Habrocoma,Octodon, Spalacopus, Ctenomys. Farn. Petromyidae: Betromys. II. Tribus Sciuro gnathi: 1. Subtribus Myomorphi : a) Sectio Ctenodactyloidei. Farn. Ctenodactylidae : Ctenodactylus. b) Sectio Anomaluroidei. Farn. Anomaluridae : Anomalurus. Farn. Pedetidae: Petetes. c) Sectio Myoidei. a. Subsectio Myoxi/ormes. Farn. Myoxidae : Graphiurus, Myoxus, Eliomys, Muscardinus. ß. Subsectio Dipodiformes: Farn. Dipodylae: Sminthus, Zapus, Dipus, Alactaga. f. Subsectio Muriformes: Farn. Spalacidae. Siphneus, Spalax, Bhizomys, Tachyoryctes. lieber Tullberg’s System der Nagethiere etc. 707 Farn. Nesoynyidae: Gymnuromys, Xesomys, Eliunis, Brachyu- romys, Brachytarsomys. Farn. Cricetidae: Cncetus. Farn. Lophiomyidae : Lophiomys. Farn. Anicolidae: Ellobius, Andcola, Neofiher, Fiber, Ciini- culus, Myodes. Farn. Hesperomyidae ; Hesperomys, Neotoma, Sigmodon, Oxy- mycterus. Farn, iftiridae: Unterfam. Murinae: Mus, Nesokia, Chiropodornys, Hapalotis, Hydromys, Dendromys, Steatomys, Sacco- stomus. Unterfam. Phloeomyinae: Phloeomys. Unterfam. Otomyinae: Otomys. Farn. Gerbillidae: Gerbillus, Psammomys. 2. Subtribus Sciiiromorphi : a) Sectio Sciuroidei. Farn. Haplodontidae: Haplodon. Farn. Seiuridae: Sciiinis, Sciuropterus, Pteromys, Arctornys Cynomys, Spermophilus, Tamias. b) Sectio Castoroidei. Farn. Castoridae : Castor. c) Sectio Geomyoidei. Farn. Geomydne. Unterfam. Dipodotnyinei. Perodipus, Dipodomys, Pe- rognatlms, Heteromys. Unterfam. Geomyinae: Geomys, Thomomys. Die fossilen Gattungen Pseudosicurus, Sciuroides, Trechomys, Theridomys, Issiodoromys und Archaeomys — Protechimys und Xeso- kerodon werden überhaupt nicht erwähnt — sowie Allomys (Menis- comys) kennt Verf. zu wenig, als dass er sich über ihre systematische Stellung ein bestimmtes Urtheil erlauben möchte, auch die ver- wandtschaftlichen Beziehungen von Eomys sind nach seiner Meinung noch nicht sicher ermittelt. Dagegen steht die Gattung Cricetus den fossilen Cricetodon sehr nahe und zwar den miocänen Arten näher als den eocänen. Steneofiber ist im Zahn- und Kieferbau noch primi- tiver als Castor. Amblyrhiza ist kein Verwandter von Castoroides, sondern ein Hystncomorphe. Ischyromys und Paramys standen der Urform der Sciuoridei sehr nahe. Protoptychus hat sich vielleicht aus einer JstÄyrowys-ähnlichen Form entwickelt. Später behandelt Verf. die Theridomyiden und Pseudo sciuHden immer als unzweifelhafte Anomaluriden, wesshalb ich noch näher auf sie zu sprechen kommen muss. Die genetischen Beziehungen der fossile' ’’nd recenten Nager- familien veranschaulicht Verf. in einem Schema, das hier freilich nur im Auszug viedergegeben werden kann. 4:5* 708 M. Schlosser, Hesperotuyidae Cficetidtie Muridat Arvicolidue lieber Tullberg’s System der Nagethiere etc. 709 Werthvoller vielleicht als die Ergebnisse des der Systematik, gewidmeten Theiles der Arbeit sind die allgemeinen Betrachtungen über die Entstehung von neuen Arten und die verschiedenen Formen von Differenzirungen in Folge veränderter Lebensweise. Verfasser sucht die Ursache für die Entstehung neuer Arten in der Anpassung an veränderte Lebensweise, wobei nur nützliche, oder von nützlichen Charakteren abhängige Merkmale entwickelt werden, während im übrigen die ursprüngliche Organisation erhalten bleibt. Getrennte Formen müssen daher doch Spuren der gemein- samen Abstammung aufweisen, allein sie können nie wieder in eine einzige Form zusammenfliessen, selbst wenn sie zu der ursprüng- lichen Lebensweise der Stammform zurückkehren. Dagegen können unter gleichen Bedingungen bei getrennten Formen parallel ver- laufende Organisationsverl'iältnisse auftreten. Einfache Organe, welche geschwunden sind, können bei einer neuen Anpassung wieder entwickelt werden, z. B. Knochenfortsätze, dagegen ist dies nicht der Fall bei complicirten Organen. Vermehrung einzelner Organe kann sicher erfolgen, z. B. die Vermehrung der Wirbel- oder Zitzenzahl, neue Zähne können jedoch höchstens am Hinterende der Zahnreihe entstehen. Ueber den Ursprung der Nager erlaubt sich Verfasser kein direktes Urtheil, denn die Art der Kauverrichtung ist wenigstens bei den Simplicidentaten von der aller übrigen Säugethiere ver- schieden. Immerhin besteht grosse Wahrscheinlichkeit, dass die Nager ebenso wie die Insectivoren von Säugern mit ringförmigem Tympanicum abstammen, wenn sie auch in dieser Beziehung vor- geschrittener sind als viele Insectivoren. Die verwandtschaftlichen Beziehungen zu. den Marsupialiern sind sehr entfernte. Aber auch zwischen den Duplicidentaten und den Simplicidentaten besteht keine besonders nahe Verwandtschaft, vielmehr haben sich schon die Ahnen dieser beiden Gruppen unabhängig von einanderzu Nagern entwickelt. Die Kaubewegung ist bei beiden durchaus verschieden, denn bei den ersteren kann der Unterkiefer nur wenig vorgeschoben werden, auch sind die beiden Unterkieferhälften im Gegensatz zu denen der Simplicidentaten fest mit einander verbunden. Die Stammform der Simplicidentaten stellt sich Verfasser vor als Sohlengänger, mit kleinem Daumen, abgeplattetem Daumennagel, mit fünfzehiger bekrallter Hinterextremität, mit schmaler Stirn, mit langgezogenem rinnenartigen Kiefergelenk, mit nicht sehr starken Jochbogen und kleinem Infraorbitalforamen ; die beiden Unterkiefer konnten bereits gegen einander verschoben werden, die Incisiven waren zwar schon wurzellos, aber noch ziemlich kurz. Die Zahl 5 6 , , der Backenzähne war oder vielleicht sogar [? Ref.J Jeder Zahn besteht aus vier Höckern, zwischen welchen die Falten sieh einsenkten — ursprünglich je eine auf Aussen- und auf Innenseite — [durchaus irrig, die Zahl der Falten war vielmehr ursprünglich 3 710 M. Schlosser äussere und 1 innere an den oberen und 3 innere und 1 äussere an den oberen Backenzähnen. Ref.] Das Centrale Carpi war noch nicht mit dem Scaphoid verwachsen, ebensowenig die Fibula mit der Tibia. Das Femur hatte einen dritten Trochanter. Der Blind- darm war jedenfalls gut ausgebildet. Die Zahl der Zitzenpaare war relativ gross. Die Hystricognathen haben sich von dieser Urform der Sym- plicidentaten noch am wenigsten entfernt. Ihre Kiefer, sowie ihr Gebiss sind der Pflanzenkost angepasst. Der Kiefer ist fast nur vor- und rückwärts, aber nur wenig seitlich beweglich. Er verläuft parallel mit dem Jochbogen. Das Infraorbitalforamen ist bei allen, mit Ausnahme der Bathyergiden, sehr weit. Der Unterkiefereck- fortsatz ist weder gesenkt noch eingebogen. Die Sciurognathi besitzen die Fähigkeit, den Unterkiefer von innen gegen die Höcker der oberen Backenzähne anzudrücken. Der hintere Theil des Unterkiefereckfortsatzes ist in die Höhe gehoben und auswärts gedreht, der vordere gesenkt und eingebogen. Die Myomorphi unterscheiden sich von den Scmromorphi durch die Er- weiterung des Infraorbitalforamen. Es wäre, wie Verf. meint, nicht ausgeschlossen, dass die Sciu- rognathi sich nicht in die zwei Gruppen der Myomorphi und Sciu- romorphi gespalten hätten, sondern in Scmroidei, Anomaluroidei und Ctenodactyloidei einerseits und in Castoroidei, Geomyoidei und My- oidei andrerseits, eine Möglichkeit, die ich für sehr wahrscheinlich halten möchte, nur sollte man auch die Myoxiden zu einer den Myoidei gleichwerthigen Gruppe erheben, wofür schon ihr hohes geologisches Alter spricht, oder wie es jetzt von Forsyth Major vorgeschlagen wird, mit den Anomaluriden vereinigen. Das letztere Verfahren hätte allerdings den Nachtheil, dass der sehr isolirt stehende exotische Anomalurus zum Typus einer Gruppe erhoben würde, während die relativ zahlreichen, längst bekannten einhei- mischen Myoxiden gewissermassen in ihrer systematischen Be- deutung herabgesetzt würden. Dass Tullberg die Ctenodactyloidei von den Hystricognathen trennt, kann ich nicht als Fortschritt bezeichnen. Immerhin kommt in der Reihenfolge seiner Familien und Tribus doch die Thatsache sehr deutlich zum Ausdruck, dass zwischen den typischen Hystri- cognathen und den echten Sciurognathen sich auch noch in der Gegenwart eine Anzahl I’ormen Petromys, Ctenodactylus, Anomalurus^ Pedetes und die Myoxiden einschieben, die augenscheinlich den Rest der ursprünglichen Prosimplicidendata repräsentiren, ein Name, der sich zwar praktisch mit Protrogomorpha deckt, aber doch eigentlich richtiger wäre, insofern die Duplicidendata, welche doch auch y>Trogo. morpha« sind, mit diesen Protrogomorpha nicht das Geringste zu thun haben. Die Bemerkungen Tullberg’s über die Duplicidentata stimmen so gut wie vollständig mit den Resultaten überein, zu welchen lieber Tullberg’s System der Nagethiere etc. 711 kürzlich Forsyth Major bei seinen Studien über die lebenden und fossilen Lagomorphen gelangt ist, wesshalb ich auf letztere Arbeit, beziehungsweise auf mein Referat über diese Arbeit verweisen darf. Sehr interessant ist die Schilderung, wie innerhalb der ver- schiedenen Nagerslämme Anpassung an die nämliche Lebensweise auch gleichartige Organisation zur Folge hatte, sodass Formen, die durchaus nicht näher mit einander verwandt sind, einen sehr ähn- lichen Habitus aufweisen können, z. B. besteht grosse Aehnlichkeit zwischen allen Springern, allen Gräbern und allen Kletterern. Alle Läufer haben wohlentwickelte Sinnesorgane, grosse Augen und meist auch grosse Ohren, reducirte Claviculae, eine ver- längerte Pubissymphyse und reducirte Zehenzahl; das Centrale Garpi ist mit dem Scaphoid verschmolzen; der Schwanz ist bald larfg, bald kurz. Tibia und Fibula verwachsen meist mit einander. Läufer sind die Hystriciden, Caviiden und die Miiri/ormes. Alle Springer haben wohlentwickelte Sinnesorgane, kurze Vorderbeine und lange Hinterbeine, die Hand bat nur geringe Ver- änderung erfahren, dagegen hat am Hinterfuss Reduktion der Seiten- zehen, zuweilen sogar Verschmelzung von Metatarsalien stattgefunden. Die Haare des sehr langen Schwanzes zeigen meist eine zweizeilige Anordnung, Springer sind die Chinchilliden, Pedetiden und Dipodiden. Bei den Gräbern erfolgt Reduktion der Sinnesorgane, die Cla- vicula ist sehr stark, das Fell ist weich, Daumen sowie Handballen sind gross, die Pubissymphyse ist kurz, ebenso der Schwanz. Tibia und Fibula verwachsen miteinander. Die öfters auch zum Graben benützten Incisiven werden sehr kräftig. Gräber sind Lagostomus, die Bathyergiden und Spalaciden, ferner Ellobius, Arvicola, Haplodon, Arctomys, Cyyiomys. Die Kletterer zeigen keine besondere Veränderung der Sinnesorgane, die Glavicula ist kräftig, der Schwanz hat zuweilen Haftpapillen. Die Krallen sind wohl entwickelt. Kletterer sind die Erethizontiden, Echinomyiden, Anomaluriden, Myoxiden, Sminthus und Sciurits. Aus Kletterern haben sich gewisse Seiiiriden zu Fliegern entwickelt. Auch die Art und Weise der Ernährung prägt sich in der Organisation der Nager sehr deutlich aus, nämlich im Gebiss und in der Beschaffenheit des Blind- und Dickdarms. Bei Pflanzenkost werden die Backenzahnhöcker abgeflacht, die Krone wird höher und zuletzt wurzellos. Dickdarm und Blind- darm sind gut entwickelt. Herbivor sind alle Hystricognathen und die Arvicoliden. Frugivore Nager haben Höckerzähne oder die Zähne sind mit Querleisten versehen. — Myoxiden. Bei den Muriden bildet sich an den Backenzähnen öfters eine secundäre dritte Höckerreihe. Fleischfresser verkürzen die Zahnreihe und verlegen die; Hauptwirkung des Masseter auf den vordersten Backenzahn. Die 712 M. Schlosser, lieber Tullberg’s System etc. Höcker dieser Zähne werden grubig, sodass die Schmelzränder als Schneiden wirken können. Die Incisiven dienen als Greiforgan, die Kiefer sind sehr beweglich. Dickdarm und Blinddarm erleiden Re- duktion, ebenso verringert sich öfters die Zahl der Backenzähne 2 bis auf Fleischfresser finden sich zumeist unter den Murinen- Hyäromys, Ichthyomys. Zum Schluss behandelt Verfasser die Verbreitung der Nager und knüpft hieran Bemerkungen über frühere Landverbindungen, wobei er sich allerdings zumeist auf die Angaben Lydekker’s stützt. Dieses Gapitel ist das schwächste des ganzen Werkes, denn bei der naturgemäss höchst lückenhaften Ueberlieferung der Nager lässt sich von ihnen ohnehin nicht allzuviel erwarten. Verfasser begeht übrigens auch noch dazu den Fehler, die Mehrzahl der fossilen europäischen Nager mehr oder weniger ganz aus dem Spiele zu lassen, obwohl gerade diese noch am ehesten geeignet wären, uns wenigstens über den genetischen Zusammenhang innerhalb der Simplicidentalen Aufschluss zu geben. Eigenthümlicb berührt auch die Inconsequenz, welche darin liegt, dass Verf. Afrika womöglich schon von der Kreide an mit den mannigfachsten Placentaliern bevölkert sein lässt, obwohl wir von dort nicht die mindesten fossilen Säugethierreste kennen — von den ägyptischen abgesehen — während er bei Europa und Nordamerika absolut nicht zwischen wirklichem und nur scheinbarem Fehlen unterscheidet. Gerade Letzteres kommt aber für die Nager leider mir allzuhäufig in Betracht. In vielen Ablagerungen z. B. fast im ganzen europäischen Eocän — Ausnahme hiervon machen nur Reims, Mauremont, Debruge und Paris — dürfen wir überhaupt keine Microfauna erwarten, da sich bei deren Bildung nur Reste von grossen Thieren erbalten konnten, und ebenso verhält es sieb wieder im Pliocän. Da aber in den nächst höheren, resp. nächst tieferen Schichten eine Microfauna vorkommt, so hat eine solche sicher auch während jener Perioden existirt, deren Ablagerungen der Ueber- lieferung von Nagern nicht günstig war. Dagegen ist es doch ganz und gar unstatthaft, einen Gontinent mit Lebewesen zu bevölkern, aus dem auch nicht die geringste Spur von solchen bisher nach- gewiesen werden konnte. Sehen wir nun, wie sich Verfasser diese Dinge zurechtlegt. Der älteste bis jetzt ermittelte Nager ist die Gattung Paramys im Eocän von Nordamerika. In Europa treten Nager erst etwas später auf, entfalten aber daselbst schon einen ziemlichen Formen- reichthum. Es sind theils echte Sciuromorphen, theils Pseudosciu- riden und Jhe.ridomyiden, theils Cricetodon und Myoxus. Nähere Verwandtschaft zwischen ihnen und der Gattung Paramys erscheint vollständig ausgeschlossen. Landverbindungen zwischen Europa und Nordamerika hat es während des älteren Tertiärs nicht L. Milch, Ueber eine Schmelze etc. 713 gegeben. Alle genannten Nager haben ihre ursprüngliche Heimath in Asien. Im Untermiocän oder schon im Oligocän kommen neue Einwanderer von Asien nach Nordamerika — Steneofiber, Heliscomys, Geomys, Eumys und Lagomorphi, die letzteren erscheinen gleich- zeitig auch in Europa. Dagegen stammen die nordamerikanischen Gattungen Ischyromys und Protoptychiis von der nordamerikanischen Gattung Paramys ab. Im mittleren Miocän erhält Europa neue Formen — Hystrix — jedenfalls einen südlichen, wahrscheinlich afrikanischen Einwanderer, mit welchen auch Proboscidier und Anthropoiden nach Europa ge- langten, also ebenfalls afrikanische Typen. Afrika soll nach Ansicht des Yerf. folgende Phasen durchgemacht haben: 1. Verbindung zwischen Madagaskar und Asien, aber bereits im Eocän erfolgt die Trennung dieser Landmassen. 2. Verbindung Madagaskars mit Ostafrika, welch letzteres durch ein Meer von Westafrika geschieden war. 3. Trennung Ostafrikas von Madagaskar und Verbindung mit Südwestafrika. 4. Verbindung Afrikas mit Asien und Europa, sodass also nicht blos Formen, die bis dahin in Südwestafrika zu Hause waren, nach Eurasien gelangten, sondern auch Nachkommen der eocänen, asiatischen Einwanderer [z. B. Cavicornier — im Eocän ! ! Ref.] (Schluss folgt.) Geber eine Schmelze von Quarzkörnern und Kalk. Von L. Milch. Breslau, 21. August 1902. Bei der Herstellung von Carbi d im MoissAN’schen Ofen durch Herrn Professor Dr. Abegg in Breslau schmolz resp. sinterte ein Theil des Sandes, in dem der Graphittigel bei diesem Versuche stand, untermischt mit Fragmenten des Kalkblockes, in dessen Höhlung der Process vorgenommen wurde und von dessen oberen Hälfte infolge der Hitze losgelöste Partien auf den Sand fielen, zu einer ziemlich festen Masse zusammen. Auf Wunsch des Herrn Professor Dr. Hintze übergab Herr Abegg diese Masse dem Mineralogischen Institut und Herr Professor Dr. Hintze übertrug mir freundlichst die Untersuchung des Materials; beiden Herren spreche ich auch hier meinen besten Dank aus. Als Hitzequelle für den Sand diente der Graphittigel, in dem der Process vorgenommen wurde; der Apparat war bei dem Ver- suche offenbar so aufgebaut, dass die Hitzewirkung an einem Theil 714 L. Milch. des Tigels erheblich stärker war als an den übrigen, dem gleichen Querschnitt angehörigen Partien. Diesen Verhältnissen entspricht die Gestalt der gesinterten Masse: sie erscheint halbmondförmig, nach innen begrenzt von der halben Peripherie des appr. 7 cm Durchmesser besitzenden Tigels ; die breiteste Stelle des flachen Kuchens misst 7 cm und liegt einer stark angegriffenen Partie des Graphittigels gegenüber. Die Dicke des Kuchens beträgt dort, wo er an den Tigel stösst, 1 — V',2 cm und nimmt nach den äusseren Theilen hin ab. Auf der anderen Seite des Tigels war die Hitze- wirkung viel geringer; nach den mir vorliegenden Bruchstücken zu urtheilen, scheint nur auf 1—2 cm Entfernung ein Zusammensintern der Körner stattgefiinden zu haben. Die Oberfläche des Kuchens wird von einem weisslichen bis grünlichen Glase gebildet, in dem, besonders in der Nähe des Tigels, bläuliche opalisirende und bräunliche undurchsichtige Partien, ausserdem, weiter vom Rande entfernt, grünlichweisse porzellan- artige Massen liegen. Während die oberste Lage glatt und compakt ist, erweist sich der tiefer liegende Theil des Glases, wie der Quer- bruch zeigt, stark blasig. Die Beobachtung des Querbruches lehrt ausserdem, dass die nur wenig unter dem die Wärme ausstrahlen- den Theil des Tigels liegenden Partien des Gefässes abkühlend gewirkt haben : die geschmolzene und glasig erstarrte Masse ist in der Entfernung von circa 1 cm viel dicker als an der Berührungs- stelle des Tigels. Horizontal erstreckt sich das Glas in einer Breite von 4 cm über die Oberfläche des Kuchens; an den weiter entfernten Theilen tritt die gesinterte Körnermasse zu Tage, die überall die Unterlage des Glases bildet. An der Stelle stärkster Hitzewirkung unmittelbar am Tigel ist kohlige Substanz in das Glas eingedrungen, das infolge dessen hier völlig dunkel erscheint. Es war nun erstens zu untersuchen, in welcher Weise sich infolge der Einwirkung der hohen Temperatur das Ausgang.s- material verändert hat, und zweitens zu prüfen, ob Mineral- neubildungen infolge des Processes stattgelünden haben, wobei zu berücksichtigen ist, dass sich, wie oben erwähnt, dem Sand in erheblicher Menge Kalk beigemischt hat. Das Ausgangsmaterial war Odersand, mehr oder weniger gerundete Körner von durchschnittlich ija — 2 mm Durchmesser, farblos, weisslich, oft auch röthlich und braun, wie die Unter- suchung im Dünnschliff lehrt, fast ausschliesslich aus Quarz- substanz bestehend. Der grösste Theil der Körner ist durchaus homogen, andere bestehen aus einer grösseren oder kleineren Zahl optisch selbständiger Individuen, die jedoch nach ihrem ganzen Verhalten erkennen lassen, dass sie durch Druck aus primär ein- heitlichen Körpern hervorgegangen sind; Gebilde, die sich als Frag- mente von Quarziten und Sandsteinen erweisen, treten quantitativ zurück. Einige völlig aus Eisenoxydhydrat bestehende Körnchen Ueber eine Schmelze von Quarzkörnern und Kalk. 715 sind wohl durch mehrlachen Gebrauch des Sandes zu Sandbädern aus den Eisenschalen in den Odersand gelangt. Die gefritteten Sandkörnchen scheinen wie von Email überzogen, das in den meisten Fällen weiss, bisweilen lichtbräunlich- rölhlicli gefärbt ist. Partien, in denen die Körner wirklich von einer Schmelze überzogen und fest verkittet sind, gehen nach der Tiefe resp. den Orten geringerer Hitzewirkung zu über in Tlieile, in denen die Körnchen nur lose durch ganz dünne Glashäutchen verbunden sind, sich sehr leicht von diesen Häutchen und von einander trennen lassen und einen emailähnlichen Glanz, der keineswegs auf allen Körnern auftritt, nur der Anschmelzung verdanken. Dabei ist die Färbung des Ausgangsmaterials, soweit röthliche oder bräunliche Farben vorhanden waren, verschwunden : auch die nicht von der Schmelze überzogenen Körner erscheinen weiss. Eine Untersuchung der Körner auf innere Veränderungen lässt zwei verschiedene Tendenzen, Zertrümmerung und Schmelzung, erkennen und in jeder sehr verschiedefie Grade der Beeinflussung unterscheiden. DerAnfangderVeränderung ist beiden Arten gemeinsam ; er giebt sich durch sich schneidende Systeme von parallelen Rissen zu erkennen, die offenbar der Spalt- barkeit nach dem positiven Rhomboeder entsprechen; zu ihnen gesellen sich unregelmässig verlaufende Sprünge. Bei der ersten Art der Beeinflussung nehmen nun die Sprünge sehr stark zu, das Korn erscheint dann durch die Streifen getrübt und die von den Sprüngen begrenzten Theilchen des Korns werden optisch von einander unabhängig: man gelangt auf diesem Wege von optisch homogenen Körnern über ein Mosaik kleiner Körnchen zu Gebilden mit typischer Aggregatpolarisation und schliesslich zu Gebilden, in denen nur noch einzelne Splitterchen und Körnchen merklich auf das polarisirte Licht einwirken, während die Hauptmasse trübe erscheint und nur bei Anwendung des Gypsblättchens ihren Aufbau aus kleinsten doppelbrechenden Körnern erkennen, theilweise nur vermuthen lässt. Bei der Schmelzung erweitern sich die Sprünge und füllen sieh mit Glas, weiterhin entsteht ein Netzwerk von Glas, dessen Maschen noch mit Quarz gefüllt sind, ähnlich wie bei der Serpen- tinisirung von Olivin in einem bestimmten Stadium Reste des un- veränderten Minerals von netzförmigen Strängen der Neubildung durchzogen sind. Umwandlung der äusseren Theile, sodass Gebilde von der geschilderten Struktur von einen Glasrahmen umgeben sind, und weitere Verminderung der primären Substanz führen zu Glas mit ganz geringen Quarzresten und schliesslich zu reinem Glas an Stelle der Körner. Natürlich kommen auch Körner vor, die beide Arten der Um- w'andlung erkennen lassen; es erscheinen dann Glas und Reste eines Mosaik resp. Partien mit Aggregatpolarisation zusammen mit 716 L. Milch. Glas den Raum eines ursprünglich homogenen Quarzkornes ein- nehmend. Das Glas wird im Schliff zum grössten Theil farblos durch- sichtig, umschliesst aber in den Theilen des Kuchens, die der an- gegriffenen Partie des Graphittigels zunächst gelegen waren, soviel kehlige Substanz in schwarzen Kügelchen, dass dieses Glas im Stück dem Auge schwarz und pechglänzend erscheint; die schon makroskopisch erkennbaren braunen Partien sind gleichfalls Glas, das offenbar durch die geringen Mengen Eisen des Sandes gefärbt ist. Diese braunen Theile lassen deutlich einen Aufbau aus verschieden stark gefärbten Lagen erkennen ; auf einen entsprechen- den Bau ist wohl das Opalisiren einzelner Theile des Glases zurückzuführen, das an der Oberfläche des Kuchens besonders die Umgebung der braunen Partien, im Schliff die braungefärbten Theile selbst erkennen lassen. Untersucht man das Glas in etwas unter der Oberfläche liegenden Theilen des Kuchens, wo die Quarzkörner in ihrer Um- grenzung noch deutlich zu erkennen sind, die Hauptmasse des Glases also in geschmolzenem Zustande herabgesickert ist und die Räume zwischen den einzelnen Körnchen erfüllt hat, so wird man auf eine auffallende Erscheinung aufmerksam. Jedes Korn, dessen äussere Zone zu einem Mantel von farblosem Glase geschmolzen ist. wird von einem schmalen, aber deutlichen Saum umgeben, der aus Glas besteht, sich aber aus zwei deutlich verschieden stark lichtbrechenden Substanzen in der Weise aufbaut, dass die schwächer lichtbrechenden Partien als kleine Zäckchen und Stäbchen von Quarzkorn ausstrahlen, die stärker brechenden von dem infiltrirten Glase herrühren. Zweifellos hat das infiltrirte, oft bräunlich gefärbte Glas eine andere Zusammensetzung, als die ge- schmolzene Quarzsubstanz: es enthält, wie durch die chemische Untersuchung nachgewiesen wurde, in erheblicher Menge Kalk, der von den herabgefallenen und eingeschmolzenen Theilen des Kalkblockes herrührt. Diese Beobachtung erklärt auch eine andere Erscheinung, ln den fast völlig in Glas umgewandelten Partien nahe der Oberfläche glaubt man nicht selten noch die ursprüngliche Gestalt der Körner erkennen zu können ; ein Studium der Lichtbrechungsverhältnisse zeigt auch hier, dass zwischen rundlichen Partien schwächer brechenden Glases von concaven Flächen begrenzte Massen stärker brechenden Glases liegen. Die Grenze ist hierbei nicht scharf, sondern es findet ein allmählicher Ausgleich der Lichtbrechung zwischen den verschiedenen Massen statt — offenbar hat die Zeit, in der sich die Massen im Schmelzfluss befanden, zu einer gänz- lichen .Mischung der kalkreicheren Massen, entstanden durch Schmelzen des Kalkes und der äusseren Theile der Quarzkörner, und der kalkfreien innern Theile der Quarze nicht ausgereicht. Für diese Deutung spricht auch der Umstand, dass an Stellen, an lieber eine Schmelze von Quarzkörnern und Kalk. 717 denen bräunliches und farbloses Glas zusammen auftreten, das bräunliche Glas fast immer in Partien erscheint, die von con- caven Flächen begrenzt werden, also Ausfüllungen von Hohlräumen zwischen den ursprünglichen Quarzkörnern entspricht; schliesslich findet die Thatsache, dass die opalisirenden Partien des farblosen Glases besonders häufig in der Umgebung derartiger braunen Flecken erscheinen, zwanglos ihre Erklärung durch die Annahme, dass hier durch die theilweise Vereinigung des kalk- reicheren Füllglases und der geschmolzenen Quarzkörner Lagen von Glas mit verschiedenem Kalkgehalt und dementsprechend ver- schieden starker Lichtbrechung entstanden sind. Schliesslich sind noch Mineralneubildungen zu er- wähnen. Unterhalb der ganz aus Glas bestehenden Oberschicht des Kuchens fand ich ungefähr 1 cm von dem Tigel entfernt als Kitt angeschmolzener oder stark zersprengter Quarzkörner graubräun- liche Partien, die zum grossen Theil ohne Anwendung des Analysators von Glas nicht zu unterscheiden sind, seltener jedoch einen Aufbau aus subparallelen oder radialstrahlig an- geordneten Lei stehen erkennen lassen. Ein genaueres Studium dieser Partien zeigt, dass die scheinbaren Leistchen Durchschnitten durch Tafeln entsprechen, an denen man im convergenten polari- sirten Licht ganz unzweideutig optische Einaxigkeit und optisch positiven Gharakter feststellen kann. Die Doppel- brechung der Substanz ist ziemlich stark; in Schnitten, in denen die Quarzkörner das Gelb erster Ordnung zeigen, erscheinen die Leistchen bei gekreuzten Nicols in den Farben zweiter Ordnung. Berücksichtigt man, dass nur Quarz und Kalk das Material zu der Schmelze bilden und das Glas, wie die chemische Untersuchung lehrte, reich an Kalk ist und nur Spuren von Thonerde, Magnesia und Eisen enthält, so kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass die Neubildungen dem bekannten hexagonalen Kalk- silikat angehören (Literatur in Hixtze, Handbuch II, p. 1015, 1016). Interessant ist der Umstand, dass dort, wo sich die Neubildung findet, der ganze Kitt aus dieser krystallisirten Substanz besteht und den Quarzkörnern auch die Aureolen fehlen, die sie bei der Ver- kittung durch Glas so oft zeigen : dieser Umstand lässt wohl die Annahme zu, dass die herabsickernde, an Kalk sehr reiche schmelz- flüssige Glasmasse von den Quarzkörnern nur soviel Si 0- gelöst und in sich aufgenommen hat, wie zum Aufbau des hexagonalen Kalksilikates erforderlich war. 718 A. Bergeat. A. Stübel's Untersuchungen über die Eruptionscentren in Südamerika i. Von A. Bergeat. Clausthal, 14. August 1902. Der unten näher bezeichnete Aufsatz Stübel’s giebt zunächst eine kritische Uebersicht über die südamerikanischen Vulkane, welche die bislier existirenden Listen nicht unerheblich modificirt und einen erwünschten Beitrag zur Vulkangeographie liefert. Hieran knüpft Stübel dann theoretische Erörterungen im Sinne seiner zuletzt so oft besprochenen Hypothesen, wobei zu bemerken ist, dass er jetzt entschiedener als früher die Unabhängigkeit der Vulkane von der Tektonik ihres Untergrundes behauptet. J. Felix und H. Lenk^ haben vor kurzem in dieser Frage den entgegengesetzten Standpunkt vertreten und sind dabei auch auf Stübel’s Ausführungen eingegangen. Weil ich selbst früher schon 3, damals im Gegensatz zu Branco, für einen Zusammenhang zwischen der Vertheilung der Vulkane und Bruchlinien eingetreten bin und auch über die den Vulkanen zugrunde liegenden Magmaherde Be- trachtungen angestellt habe, so hatten Stübel’s Bemerkungen auch für mich ein besonderes Interesse, und ich darf deshalb wohl noch einmal das Wort zu dieser Frage ergreifen und zeigen, dass mich Stübel keineswegs zu anderer Meinung bekehrt hat. Dabei weiss ich sehr wohl, dass ich den Gegenstand nicht erschöpfen werde. Einleitend möge zuerst kurz über den ersten Theil des Stübel- schen Aufsatzes berichtet werden. Verfasser betont die Unmöglichkeit einer vollständigen Auf- zählung und genauen kartographischen Zusammenstellung der theil- weise noch recht wenig bekannten südamerikanischen Vulkane; er beschränkt sich deshalb auf die Gruppirung derjenigen Vulkanberge, welche »sich zumeist durch ihre kegelförmige Gestalt und hervor- ragende Grösse oder durch Ausbruchserscheinungen in geschicht- licher Zeit selbst dem Laien als solche zu erkennen gegeben haben«. Die Gruppirung erfolgt nach »Vulkangebieten« und diesen untergeordneten »V'^ulkan bezirken«. Innerhalb derselben werden nur die eigentlichen Vulkankegel, nicht aber diejenigen vulkanischen Massen berücksichtigt, welche älteren Ausbrüchen unbekannten 1 A. Stübel: Ueber die Verbreitung der hauptsächlichsten Eruptionscentren und der sie kennzeichnenden Vulkanberge in Süd- amerika. Mit einer Uebersichtskarte in 1 : 10000000. Peterm. Geogr. Mitth. 1902. Heft 1. 2 Zur Frage der Abhängigkeit der Vulkane von Dislokationen. Dies. Gentralblatt, 1902, 449—460. 3 Die äolischen Inseln. Abh. d. k. bayr. Akad. d. Wiss. II. Gl. XX. Bd. I. Abth. 251—270. A. Stübel’s Untersuchungen etc. 719 Ursprungs angehören und welche z. B. das Fussgebirge der ecua- dorianischen Stratovulkane, wie des Antisana oder Cotopaxi, bilden. Da Stübel ausdrücklich den Zusammenhang zwischen Bruchlinien und Vulkanen nicht anerkennt, so vermeidet er Bezeichnungen wie »Vulkanspalte« oder auch »Vulkanreihe«. Er giebt aber selbst zu, was übrigens schon deutlich aus seiner Karte hervorgeht, »dass die Vulkanberge Südamerikas sämmtlich unweit der Westküste und zwar annähernd parallel mit dem Verlauf derselben liegen«. Sie bilden, auf dem Kamm des andinen Kettengebirges aufsteigend, Gruppen, die sich zu langgestreckten »Vulkangebieten« vereinigen. An Stelle der von G. W. C. Fuchs unterschiedenen drei Vulkanreihen von Quito, Peru und Chile ergeben sich vier grosse, durch vulkan- freie Striche getrennte Vulkangebiete: 1. Das colombianisch-ecuadorianische Gebiet. 2. Durch einen 1600 km langen vulkanfreien Zwischenraum von dem vorigen getrennt ist das peruanisch-bolivianische Vulkangebiet, von Puno und Arequipa unter dem 16° s. Br. 1300 km weit bis zum Südende der Wüste Atacama in 26° s. Br. sieh er- streckend. 3. Unter dem 34° s. Br., also jenseits einer 800 km langen Lücke, beginnt das 1100 km lange mittelchilenische Gebiet, welches scheinbar in der Insel Chiloe unter 43'|2° sein Ende findet. 4. Nur ungenau bekannt ist das patagonische Vulkan, gebiet zwischen dem 49° und 55° s. Br. Diese vier Gebiete werden wieder gegliedert in 17 »Vulkan- bezirke«, in welche die gruppenweise einander benachbarten, von anderen Vulkenbezirken durch vulkanfreie Gebiete getrennten Kegel zusammengefasst werden. »Dieses inselartige, in genetischer Hinsicht überaus beachtenswerthe Auftreten der vulkanischen Baue inmitten älterer und ältester Formationen war es. das uns die weitere Ein- theilung der Vulkangebiete in Vulkanbezirke vorschrieb«. Innerhalb dieser Bezirke spielen die Vulkane selbst für Stübel die geringere Rolle, denn sie sind ihm, um mit einem von C. F. Naumann ge- brauchten Bilde zu sprechen, nur die topographischen Signale für das ehemalige oder andauernde Vorhandensein eines »lokalisirten Herdes«, der oberflächlich als ein »Ausbruchscentrum« gekennzeichnet ist. Die 17 »Vulkanbezirke« gehören indessen nur den beiden ersten Vulkangebieten an, welche Verfasser genau kennt. Schon im südlichen Bolivien erfolgt die Zusammenfassung nur mehr nach Gruppen einander benachbarter Vulkane, für das mittel- chilenische und patagonische Gebiet musste eine Gruppirung über- haupt unterbleiben. Jm Ganzen werden 117 ».Vusbruchscentren« und eine Reihe anderer Vulkanberge namhaft gemacht, welche viel- leicht mehreren solchen entsprechen könnten. Die weiteren Ausführungen StCbels gelten seiner Theorie von den peripherischen Magmaherden, der Bildung der monogenen 720 A. Bergeat. Vulkane in dem erweiterten Sinne seiner früheren Abhandlungen und der vulkanischen Spaltentheorie. Stübel zählt nicht mehr die »Vulkanberge« auf, sondern die »Eruptionscentren«. Die letzteren markiren oberflächlich »einen in relativ geringer Tiefe gelegenen und zwar lokalisirten Ursprungsort der Gesteinsmassen, die von dort an die Oberfläche gefördert und zu Bergen aufgeschichtet worden sind«. Zunächst ist wohl, so weit ich Stübel verstehe, keinUnterschied zwischen »Vulkan«, »A- ulkanberg« und »Eruptionscentrurn«, und gerade so wie wir früher grosse Kegel sammt ihren zweifellos als solche erkennbaren Parasiten und Lava- ausbrüchen zusammenfassend als »Vulkan« bezeichnet haben (z. B. den Aetna), so dürfte diese alteingebürgerte Benennung sich mit dem decken, was Stübel als »Eruptionscentrum« bezeichnet. Die einfache Morphologie des Vulkanlandes liess bisher ebenso wenig erkennen, was ein selbständiger A-ulkan, was seine Parasiten und was chemisch und petrographisch davon unabhängige Neubildungen sind, wie Stübel zu erkennen vermag, was ein selbständiges »Eruptions- centrum« ist. Ihm ist nur darum zu thun, die unterirdischen Magma- herde festzulegen, weil er, wie dies ja wohl allgemein geschieht, diese für den Ursitz aller grossartigeren vulkanischen A’or- gänge halten muss. Aber woher wissen wir irgend etwas über die räumliche Ausdehnung dieser peripherischen Herde ? Stübel nimmt an, dass dieselben durch je einen grossen Vulkan entleert werden, sei es auf einmal unter Entstehung eines »monogenen Vulkans« oder durch zwei oder wenige Ausbruchsperioden (»polygene A’ulkane«). Die relativ geringe Masse eines Cotopaxi, Antisana, Aetna, Vesuv- Somma würde dann dem Inhalt eines solchen »lokalisirten Herdes« entsprechen. Das steht im Gegensatz zu den Resultaten, die das Studium der grossen »petrographischen Provinzen« förderte, und, Söweit darüber bis jetzt überhaupt Untersuchungen vörliegen, zu dem gleichmässigen Gang der chemischen Veränderungen, welche die Produkte ganzer A'ulkanbezirke erkennen lassen. So ergab sich für die äolischen Inseln folgende petrographisch-geologische Ent- wicklungsgeschichte : 1. Zeit der Vollkraft vulkanischer Thätigkeit. a) Epoche der Basalte. b) Epoche der Andesite. 2. Verfall der vulkanischen Thätigkeit. c) Epoche der sauren Andesite, der Liparite und Dacite einerseits, der Basalte (Basanite) andererseits. Daraus scheint mir doch hervorzugehen, dass wenigstens im Beginne des A^ulkanismus auf den äolischen Inseln die grossen Hauptvulkane — Stübel würde sie Eruptionscentren nennen — einen gemeinschaftlichen Herd besessen haben, der allerdings später viel- leicht in räumlich geschiedene Theilherde oder vielleicht auch nur in chemisch verschiedene Zonen zerfiel. A. Stübel’s Untersuchungen etc. 721 Es ist mir zwar durchaus nicht unbekannt, dass oft einander unmittelbar benachbarte Vulkane in ihrer Thätigkeit völlig selbst- ständig und unabhängig von einander sein können, wie z. B. der basanitische Vesuv gegenüber dem trachy tischen Vulkangebiet der phlegräischen Felder, der dacitische Vulcano gegenüber den basal- tischen Kegeln des Stromboli und des Aetna. Andererseits ist es aber doch recht auffällig, dass auf Martinique der Mont Pele und auf St. Vincent die Soufriöre am gleichen Tag, nämlich am 8. Mai, ihre grossartigen Paroxismen hatten. Die beiden Vulkane sind etwa 160 km von einander entfernt, der Mont Pele hatte einen gering- fügigen Ausbruch im Jahre 1851, die Soufriöre einen ziemlich heftigen im Jahre 1812; die Produkte beider sind Hypersthenandesite. Welches mögen wohl die Ursachen sein, welche diese weit von einander entfernten, so lange ruhenden Vulkane an ein und dem- selben Tag zu einem fürchterlichen Ausbruch zwangen ? Ich glaube die Auffassung, dass jedem der beiden »Eruptionscentren« ein lokalisirter Sonderherd entspricht und dass zwischen beiden Vulkanen überhaupt keine tektonischen Beziehungen irgend welcher Art be- stehen, wäre am allerwenigsten im Stande, jenes Sympathisiren zu erklären. So lange wir über die Ausdehnung der Magmareservoire nur so viel wissen, dass sie höchst wahrscheinlich viel grösser sind, als Stübel annimmt, wird es also nach meiner Meinung gut sein, bei einer Aufzählung und Gruppirung der Vulkane dieselben ganz aus dem Spiele zu lassen und uns damit zu begnügen, weiterhin einfach von Vulkanen zu reden. Die Bezeichnung »Eruptions- centrum« verliert dabei ihre Berechtigung. StüBEL wendet sich dann gegen die Spaltentheorie. Was er aber hier bekämpft, ist nicht die Theorie, wie sie heutigen Tages Anspruch auf Diskussion erheben darf, sondern wie sie vor Jahr- zehnten in unbestimmter Form begründet w'urde und wie sie heute noch ganz vereinzelt, ich möchte fast sagen unüberlegt, vorgetragen wird. Wohl alle Geologen werden Stübel Recht geben, wenn er bestreitet, dass sich längs der südamerikanischen Küste eine einzige, ununterbrochene, klaffende Vulkanspalte von etwa 6000 km Länge hinziehen, dass in dieselbe das Meerwasser eindringen und die vul- kanischen Eruptionen bewirken soll. Ich selbst glaube noch an den Zusammenhang zwischen Bruchlinien und Vulkanen und habe diese Auffassung, wie ich meine, so weit begründet, dass sie wenigstens Anhaltspunkte für eine tiefer gehende Erörterung bieten konnte; ich habe mich aber auch wiederholt gegen eine falsche Anwendung der »Spaltentheorie« gewandt*. Stübel nimmt auf meine Aus- führungen keine Rücksicht, und man könnte last glauben, dass er selbst die Uebertreibungen in der Konstruktion von 14000 km langen * Aeolische Inseln S. 256 und 259. — Zur geographischen Ver- breitung der Vulkane. Geographische Zeitschrift. (Herausgeg. von A. Hettner.) VIII. 1902. 160-163. — Neues Jahrb. 1902. II. 40. 46 CcntralblAtt f. Mineralogie etc. 1902. 722 A. Bergeat. Vulkanspalten , wie sie heute noch von einzelnen Nichtgeologen verübt werden, als charakteristisch für das heutige Vulkanstudium betrachtet. Stübel warnt folgendermassen vor der »Spaltentheorie« : »An dieser Hypothese nicht länger festzuhalten, scheint aber um so mehr geboten, als sie in der Zahl solcher Spekulationen, die das Auge momentan bestechen, wohl am meisten dazu beiträgt, ein trügerisches Licht über die Erfolge der geologischen Forschung in den letzten Jahrzehnten zu breiten und die Bestrebungen jüngerer Forscher in falsche Bahnen zu leiten.« Ich selbst 1 habe über den Zusammenhang zwischen der An- ordnung der pacifischen Vulkane und der Küstenentwickelung des Stillen Ozeans vor einigen Jahren beiläufig folgende Vermuthung ausgesprochen : Die Vulkane bauten sich nicht nothwendigerweise über den hauptsächlichsten tektonischen Bruchlinien, sondern viel- mehr über den Zerrüttungszonen auf, welche diese begleiten und durch die Auslösung einer Spannung entstehen mussten; »als solche Zerrüttungszonen, die weit hinein ins Land reichen, möchte ich auch jene Küstenstriche um den Stillen Ozean auffassen, welche klassische Gebiete des Vulkanismus bilden. Es wird kaum jemand behaupten wollen, dass die Vulkane einer längs der amerikanischen oder asiatischen Küste verlaufenden Spalte aufsitzen, und mancher, der von einer südamerikanischen oder mexikanischen »Vulkanspalte« sprach, hat darunter wohl nur die Summe einer Unzahl unter sich mehr oder weniger paralleler Spalten verstanden, die alle, gerade so wie z. B. die bolivianischen Erzgänge, einer wichtigen, durch den Verlauf der amerikanischen Westküste gekennzeichneten Stö- rungslinie gleichlaufen. Mir erscheint es unmöglich, den Zusammen- hang gerade zwischen jenen Vulkanreihen und der Küstengestaltung des Stillen Ozeans, als eines weiten Senkungsgebietes, in Abrede zu stellen, wenn auch die Entfernung der Vulkane von der Küste oft eine viel beträchtlichere ist, als man an der Hand kleiner Karten manchmal schlechthin annimmt.« Ich musste darauf gefasst sein, dass Stübel an der Hand etwaiger tektonischer Studien in dem Gebiete, um dessen geographische und geologische Erforschung er sich so unbestrittene Verdienste erworben hat, meine Auf- fassung modifiziren oder korrigiren Averde. Um so mehr hat es mich überrascht, wie er den von ihm selbst zugestandenen Zusammenhang zwischen Vulkanismus und Meeresbedeckung im Gebiete des Stillen Ozeans erklärt. Ich lasse hier Stübel’s eigene Worte folgen: »Rein topographisch gesprochen bilden die südamerikanischen Vulkangebiete einzelne, kürzere und längere Stücke in dem Rande, der das grosse Becken des Stillen Oceans gegen SO. begrenzt. Die Bildung dieses Beckens — der umfäng- lichste Schauplatz des irdischen Vulkanismus — reicht aber un- zweifelhaft in eine Zeit zurück, in der atmosphärische Niederschläge 1 Aeolische Inseln, S. 258 — 259. A. Stübel’s Untersuchungen etc. 723 noch nicht eintreten konnten, Meere noch nicht vorhanden waren. Und ebensowenig, wie wir die Ursache für die Lage der Hunderte von vulkanischen Bildungen zu ergründen vermögen , deren höchste Theile als Inselgruppen über dem Wasserspiegel des Stillen Oceans emporragen, dürfen wir hoffen, die Anordnung der südamerika- nischen Eruptionscentren mit erforschbaren Ursachen in Verbindung bringen zu können Welcher Geolog aber möchte, voll ein- gedenk der ursprünglichen Glutflüssigkeit des Erdkörpers, wohl noch der Ansicht sein, dass das Meer die Lage der Vulkane be- stimme und nicht vielmehr die Ueberzeugung hegen, dass die vulkanischen Kräfte durch ihre gewaltigen Schöpfungen in unermess- licher Vorzeit auch den Meeresbecken ihre Grenzen gezogen hatten, noch lange bevor das Wasser vorhanden war, das diese Becken füllen konnte!« Gegenüber der leider nicht bewiesenen Annahme, dass das 161 Millionen Quadratkilometer grosse pacifische Becken von Uranfang an zum Meeresbecken bestimmt gewesen sei, haben schon Felix und Lenk ihre Bedenken ausgesprochen. Für micfi ergiebt sich aus den eben citirten Sätzen zweierlei; erstlich, 'dass StCbel doch die möglichen Erfolge exakter geologischer Detail- forschungen sehr unterschätzt, und zweitens, dass thatsächlich in den vulkanischen Gebieten Südamerikas solche noch nicht vor- genommen worden sind, geschweige denn, dass wir dort irgend etwas Positives oder Negatives über den Zusammenhang zwischen Tektonik und Magmaergüssen wüssten. Weite Strecken sind dort von älteren vulkanischen Massen bedeckt, deren Ursprungsort man nicht einmal genau kennt, die aber sicherlich auch die Tektonik des Untergrundes weithin unsichtbar gemacht haben. Nach meiner Ansicht können also die südamerikanischen Vulkangebiete vorläufig für die exakteLösung der Frage nach den Ursachen der Vulkanvertheilung gar nicht in Betracht kommen. Stübel sagt weiter: »Die Spaltenhypothese ist, was zur richtigen Beurtheilung ihres zweifelhaften Werths nicht übersehen werden darf, in einer Zeit entstanden, in der man von den Vulkanbergen Südamerikas — auf die sie sich doch hauptsächlich gründet — so gut wie nichts wusste«. Ich glaube nicht, dass es gerade die süd- amerikanischen Vulkane und insbesondere die im grossen ausge- zeichnet reihenförmig angeordneten Kegel von Chile allein gewesen sind, welche L. von Buch zur Ansicht bewogen haben, solche Vulkanreihen müssten einer Spalte aufgesetzt sein. Die reihen- förmige Anordnung der Vulkane ist in manchen Gegenden ein Phä- nomen von geradezu aufdringlicher Deutlichkeit, und ich finde, im Gegensatz zu den Gegnern der »Spaltentheorie«, dass dasselbe z. B. auf den Karten von Centralamerika oder den ostasiatischen Inseln um so offenkundiger wird, je grösser deren Maassstab ist. Bisher hat man vergeblich auf eine triftige Erklärung dieser Eischeinung seitens Branco’s, Stübel’s und ihrer Anhänger gewartet, und auch 46* 724 A. ßergeat. die Thatsache, dass Vulkane und vulkanische Gebilde so häufig in der Nähe offenbarer tektonischer Störungen zu finden sind, hat von jener Seite noch keine Deutung erfahren. Sind der südliche Abbruch des Erzgebirgs und die nord böhmischen Eruptivmassen, oder das Verhältniss zwischen der Grabenverwerfung des Rheinthals und den in ihrer nördlichen Fortsetzung liegenden Störungen und Basalt- ergüssen in der Wetterau, am Vogelsgebirge und in der Gegend von Kassel und Göttingen in ähnlicher Weise zu erklären, wie Stübel die Beziehungen zwischen den südamerikanischen Vulkanen und dem Stillen Ocean deutet? Hat auch dort der Vulkanishaus vor Existenz des Wassers gewisse Gebiete zu Bodensenkungen prädestinirt^? Ich hatte früher die Ansicht ausgesprochen, dass die Un- möglichkeit, oberflächliche Spalten und Störungen nachzuweisen, durchaus noch kein Beweis dafür ist, dass solche in der Tiefe fehlen. Die Thatsache, dass manche Gesteinsgänge in ihrem Aus- streichen Unterbrechungen zeigen, manchmal im Thale beobachtet werden, im Gebirge aber nicht nachgewiesen w'erden können, dass ferner manche Erzgänge nicht zu Tage ausstreichen, könnte als Beleg dafür angeführt werden. Vielleicht werden unsere Vorstellungen von den südafrikanischen diamantführenden Kimberlitschloten noch eine Modification erfahren müssen. Denn einerseits halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass Geschäftsinteressen einer genaueren geologischen Kenntniss derselben bisher mindestens nicht förderlich gewesen sind, anderer- seits ergiebt sich aus Mittheilungen, die mir aus erster Quelle zu- gingen, beinahe mit Sicherheit, dass in Griqualand thatsächlich solche Diatremen durch kimberlitführende Gänge mit einander ver- bunden sind. In einer schönen Abhandlung hat Geikie^ neuerdings die Grundrisse einiger Tuffvorkommnisse im östlichen Schöttland veröffentlicht; haben schon die meisten derselben langgestreckte Formen, so fordert z. B. das Vorkommen am Strande von Laws Gastle, östlich von St. Andrews, geradezu heraus, den Tuffschlot als Erweiterung einer Spalte zu betrachten: Der Schlot hat 36 — 40 m im Durchmesser und verschmälert sich beiderseits in einen Gang, der nach der einen Richtung etwa 230 m weit nachgewiesen werden konnte, in der anderen aber alsbald unter dem Meeresspiegel ver- schwindet und sich so der Messung entzieht. Weist schon das Vorkommen mancher Vulkane in ausge- sprochenen Bruchzonen und die oft beobachtete reihenförmige An- ordnung derselben auf einen zweifellosen Zusammenhang mit Zer- rüttungen in der Erdkruste hin, so vermag auch die scheinbar regellose Gruppirung der Vulkane eines Vulkangebiets gegen diese Annahme nichts zu beweisen, so bald man nicht mehr an lang 1 Vergl. VON Koenen im Jahrb. d. k. preuss. geol. Landesanst- für 1883, 192-193. 1884, 53—55. 1885, 71—78. 2 The volcanic rocks of East Fife. The Geology of Easlern Fife. Memoir of the Geological Survey of Scotland. 1902, 200—283. A. Stübel’s Untersuchungen etc. 725 ausgedehnte »Yulkanspalten« sondern eben an Zerrüttungszonen denkt, welche von vielen Rissen, von Spaltenzügen durchsetzt werden. So wenig sich überhaupt über jeder dieser versteckten Spalten ein Vulkan zu erheben braucht, so wenig wahrscheinlich ist es, dass sich Jeweils mehr als ein Kegel über einer solchen auf- gebaut haben muss. Dadurch wird die Vulkanreihe, in welcher Vulkan hinter Vulkan in geradliniger Folge steht, zur Ausnahme, die Gruppi- rung der Kegel in langgestreckte Vulkangebiete aber eher zur Regel. Stübel spricht am Schlüsse seiner Arbeit den Wunsch aus, diejenigen, welche sich mit Vulkanstudien befassen und dazu in ferne Länder reisen, möchten, mehr als das bisher geschehen sei, der genauen bildlichen und kartographischen Darstellung der Vul- kane ihre Sorgfalt widmen. Er kann sich dabei mit allem Recht auf seine eigenen Vorarbeiten berufen. Denn Niemand wird die prächtigen Vulkandarstellungen, mit denen er selbst das Leipziger Grassi-Museum beschenkt hat, ohne Bewunderung und Genuss be- trachten, und gewiss wird diesen, zum Theil mit peinlichster Sorgfalt entworfenen Bildern Niemand einen wissenschaftlichen Werth ab- sprechen, insofern sie uns zum ersten Male naturwahr ein klassisches Gebiet in allen Einzelheiten vor Augen führen. Es wäre zu hoffen, dass Stübel auch diese Ergebnisse seiner jahrelangen Forschungs- arbeit dereinst weiteren Kreisen zugänglich machte, und zu wünschen, dass allen Geologen, welche Vulkangebiete studiren, auch die Meisterschaft der bildlichen Darstellung und die für solche Arbeiten nöthige Zeit gegeben wäre! Andererseits kann ich den weiteren wissenschaftlichen Werth solcher Bilder für diejenigen Fragen nicht zugeben, zu deren Discussion Stübel in den letzten Jahren den Anstoss gegeben hat. Für seine Anschauungen von den monogeneii Vulkanen, und noch viel mehr für die lokalisirten Herde oder das Vorhandensein oder Fehlen von Vulkanspalten vermögen sie nichts zu beweisen ; Bilder und topographische Karten ersetzen hier niemals die genauere geologische Kartirung und vor allem die petrographische Untersuchung. Mit Recht bezeichnet Stübel zwar als eines der Haupt- ziele vulkanologischer Forschung die Feststellung der Geschichte der grossen Vulkane. Dieselbe kann aber nur gleichbedeutend sein mit einer sorgfältigen petrographischen Untersuchung derselben. Hier wird die Petrographie zur Hülfswissenschaft wie die Palaeon- tologie für den Stratigraphen. Zweifellos werden sich noch in manchen Vulkangebieten gewisse, für einen engeren oder weiteren Bereich gültige Gesetzmässigkeiten in der allmähligen chemischen Veränderung der Produkte erkennen lassen; die Geschichte der A’ulkane fällt zusammen mit derjenigen ihrer Produkte, und aus dieser lässt sich ein Einblick in die Geschichte des Magmaherdes, in seine Ausdehnung und vielleicht auch in die inneren Vorgänge seiner räumlichen und stofflichen Scheidung gewinnen. Es öffnet sich da der Vulkanologie ein weites, fast ganz unbebautes Feld! 726 Besprechungen. BesprecbuDgen. Paul Weingarten : Ueber die chemische Zusammen- setzung und Constitution des Vesuvian. (Inaug.-Diss. Heidelberg 1901.) Diese unter der Leitung von P. Jannasch ausgeführte Arbeit schliesst sich an die ebenfalls von ihm veranlassten Untersuchungen von J. H. Yogel an (d. Jahrb. 1890, II, 31). Die von letzterem mitgetheilten Analysen werden revidirt und in einzelnen Punkten berichtigt und schliesslich eine Formel aufgestellt, die in der .Ab- handlung von Vogel noch Vorbehalten geblieben war. Wir haben es also mit einem wesentlichen Fortschritt in der chemischen Kenntniss des wichtigen Minerals zu thun. Der Verfasser giebt zuerst eine ausführliche Darstellung der historischen Entwickelung unserer Kenntnisse von der chemischen Zusammensetzung des Vesuvians von Klaproth ab, der sich zuerst mit diesem Gegenstand beschäftigte, bis auf unsere Zeit. Er er- läutert sodann ausführlich die von ihm selbst angewandten Methoden, die seinen Vorgängern gegenüber mehr oder weniger verbessert worden sind. Hierfür sei auf das Original verwiesen. Sodann werden die Resultate der ausgeführten Untersuchungen mitgetheilt. Es sind dies zunächst zwei vollständige Analysen des Vesuvians vom M a 1 1 e r h 0 r n (I, II), dessen Reinheit und physikalische Eigen- schaften durch besondere Prüfungen ermittelt worden waren und dessen G. = 3,3994 gefunden wurde. I II Si O2. . . 37,09 . . 36,38 Ti O2 . . . 2,15 . . 2,14 Fe* O3 . . 3,59 . . 3,56 AI2 O3 . . 15,56 . . 15,71 Fe 0 . . . 0,83 . . 0,83 CaO . . . 35,24 . . 35,20 MnO . . 0,18 . . 0,19 MgO. . . 2,24 . . 2,26 KjO . . . 0,72 . . 0,73 NaaO . . 0,53 . . 0,45 H2O . . . 2,71 . . 2,71 100,84 100,16 Besprechungen. 727 Hauptsächlich ^"urden aber die älteren Analysen Vogel’s einer wiederholten Betrachtung unterzogen. Es wurden einzelne Bestandtheile nach neuen verbesserten Methoden wiederholt be- stimmt, ohne dass sich wesentlich Differenzen ergeben hätten und namentlich von allen der Wassergehalt direkt und nicht wie früher als Glühverlust ermittelt. Dabei wurden folgende Werthe erhalten; Vesuvian von Zermatt = 2,85 Ha 0 Corbassera = 2,86 „ Cziklova = 2,94 „ yy Canzacoli = 2,56 „ yy yy Matterhorn = 2,71 „ yy yy Vesuv = 1,97 „ yy yy Sandford = 1,53 ,, yy yy Egg = 2,00 „ yy yy Arendal = 2,21 „ yy 99 Haslau (Egeran) - 1,87 „ yy yy Eker = 2,15 „ Setzt man diese Werthe in die früheren Analysen von Vogel ein, so erhält man die folgende Uebersicht über die Zusammen- setzung des Vesuvians, wobei der Analyse für jeden Fundort die aus der unten anzuführenden Formel berechnete theoretische Zu- sammensetzung beigefügt ist. Die ganze Reihe der untersuchten Vesuviane ist in eine Gruppe der fluorfreien und der fluorhaltigen zerlegt. A. F 1 u 0 r f r e i 1. Vesuvian von Zermatt- gefunden berechnet Si O2 37,49 37,21 Ti O2 1,20 1,19 Fea O3 4,68 4,65 Ala O3 14,74 14,63 Fe 0 1,09 1,08 CaO 35,43 35,17 MgO 2,42 2,40 KaO 0,66 0,66 Naa 0 0,18 0,18 HaO 2,85 2,83 100,74 100,00 3. Vesuvian von 1 Cziklova. gefunden berechnet Si O2 37,00 36,69 Ti 0* 0,12 0,12 Fea O3 1,53 1,52 Uebertrag 38,65 38,33 I Vesuviane. 2. Vesuvian von Corbassera. gefunden berechnet Si O2 37,18 37,30 Ti Oa 0,40 0,40 Fea O3 2,94 2,95 AI2 O3 17,12 17,18 FeO 0,62 0,62 CaO 34,35 34,46 MgO 3,56 3,57 KaO 0,36 0,36 NaaO 0,29 0,29 HaO 2,86 2,87 99,68 100,00 4. Vesuvian von Canzacoli. gefunden berechnet Si Oa 36,29 36,10 Ti Oa — — Fea O3 3,85 3,83 Uebertrag 40,14 39,93 728 Besprechungen. üebertrag 38,65 38,33 üebertrag 40,14 39,93 AI2 Os 17,51 17,36 AI2 O3 16,31 16,22 FeO 0,83 0,82 FeO 1,23 1,22 CaO 36,56 36,25 CaO 36,01 35,82 MgO 3,82 3,79 MgO 2,70 2,68 K2O 0,02 0,02 K2 0 0,23 0,23 Nas 0 0,51 0,51 Nas 0 1,36 1,35 H2O 2,94 2,92 H2O 2,56 2,55 100,84 100,00 100,54 100,00 5. Vesu\ian vom Matterhorn 6. Yesuvian vom Matterhorn (1. Anal.) (2. .4nal .) gefunden berechnet gefunden berechnet Si Oo 37,09 36,78 Si O2 36,38 36,32 Ti O2 2,15 2,13 Ti O2 2,14 2,14 Fej O3 3,59 3,57 1 62 Og 3,56 3,55 AI9 O3 15,56 15,43 A12 03 15,71 15,68 FeO 0,83 0,82 FeO 0,83 0,83 CaO 35,24 34,94 CaO 35,20 35,14 Mn 0 0,18 0,18 MnO 0,19 0,19 MgO 2,24 2,22 MgO 2,26 2,26 K2O 0,72 0,71 K2O 0,73 0,73 NajO 0,53 0,53 NajO 0,45 0,45 H2O 2,71 2.69 H2O 2,71 2.71 100,84 100,00 100,16 100,00 B. Fluor halti ge Y e s u V i a n e. 7. Yesuvian vom Y e s u v. 8. Yesu\1an von Sandford. gefunden berechnet gefunden berechnet Si O2 ■ 37,15 36,69 Si O2 37,49 37,36 Ti O2 0,50 0,49 Ti O2 — — Fe2 O3 3,28 3,24 Fes O3 2,79 2,78 AI2 O3 15,73 15,54 AI2 O3 16,03 15,97 Fe 0 1,94 1,92 FeO 3,08 3,07 CaO 35,49 35,06 CaO 33,84 33,72 Mn 0 0,52 0,51 MnO 0,37 0,37 MgO 2,64 2,61 MgO 2,13 2,12 K2O 0,38 0,38 K2O 0,16 0,16 NajO 0,67 0,66 Na« 0 1,83 1,82 F 1,68 1,66 F 1,92 1,91 H2O 1,97 1,95 H2O 1.53 1,52 101,95 101,17 9. Yesuvian von Egg. 10. Yesu\ian von A r e n d a 1. gefunden berechnet gefunden berechnet Si O2 36,68 36,37 Si O2 36,81 36,27 Ti O2 0,41 0,41 Ti O2 0,28 0,28 Üebertrag 37,09 üebertrag 37,09 Besprechungen. 729 Uebertrag 37,09 Uebertrag 37,09 Fea O3 2,62 2,60 Fea O3 3,92 3,86 Ala O3 16,70 16,56 Ala Og 16,25 16,01 FeO 2,76 2,74 FeO 2,21 2,18 CaO 34,97 34,68 CaO 35,49 34,97 MgO 2,51 2,49 MnO 0,14 0.14 KaO 0,25 0,25 MgO 2,72 2,68 Naa 0 1,18 1,17 Ka 0 0,16 0,16 F 1,32 1,31 Naa 0 0,52 0,51 HoO 2,00 1,98 F 1,36 1,34 101,40 HaO 2,21 2,18 102,07 11. Ege ran von H a s l a u. 12. Vesuvian von E ker. gefunden berechnet gefunden berechnet Si Oa 36,96 36,45 Si Oo 36,92 36,62 Ti Oa 1,35 1,33 Ti Oa 0,89 0,88 Fea O3 2,43 2,40 Fea O3 3,46 3,42 AI2 Os 16,18 15,96 AI2 O3 15,43 15,27 FeO 2,47 2,44 FeO 1,51 1,49 CaO 35,11 34,63 CaO 35,81 35,44 MgO 2,67 2,63 MgO 3,04 3,01 KaO 0,12 0,12 KaO 0,18 0,18 Naa 0 1,25 1,23 Naa 0 0,81 0,80 F 1,70 1,68 F 1,35 1,34 HaO 1,87 1,84 HaO 2.15 2,13 102,11 101,55 (im Text steht : 101,62) Aus diesen Analysen ergeben sich die Verhältnisse der den Yesuvian zusammensetzenden Elemente folgendermaassen ; Vesuvian von Riv Zermatt 1,90 Corbassera 1,86 Cziklova 1,80 Canzacoli 1,81 Matterhorn I 1,93 Matterhorn II 1,90 Vesuv 1,85 Sandford 1,88 TT er er 1,84 Arendal 1,83 Haslau (Egeran) 1,86 Eker 1,85 Abgerundet : 2 Rill ; Rii :Ri: 0 1,03 : : 2,10 : 1 : 7,94 1,11 : : 2,12 : 1 : 8,02 1,05 : : 2,21 : 1 ; 7,88 1,10 : : 2,18 : 1 : 7,95 1,05 : : 2,09 : 1 ; 8,02 1,06 : : 2,11 : 1 : 8,01 1,04 : : 2,18 : 1 : 7,67 1,05 : 2,12 ; 1 : 7,66 1,08 : : 2,17 : 1 : 7,76 1,09 : 2,18 ; 1 ; : 7,75 1,02 : 2,15 : 1 ; ; 7,64 1,02 ; : 2,17 : : 1 : 7,67 1 : 2:1 Der Sauerstoff ist in den fluorfreien Vesuvianen wie 1 Ri : 86 vorhanden, in den fluorhaltigen Verbindungen ist dagegen die Sauer- stoffmenge dem Gehalt an Fluor entsprechend bei der Berechnung 730 Besprechungen. gekürzt worden. In den fluorfreien Vesuvianen wird das Fl durch 0 H vertreten. Es muss daher angenommen werden, dass die drei- werthigen Elemente mit den einwerthigen in der Constitution die zweiwerthigen vertreten. Demnach besitzen die Vesuviane die Formel : SUOt (Al, Fe"‘) (OH, F) (Ca, Mn, Mg, Fe”)2 oder die Constitutionsformel: O2 Ca II Si Si Ö2 Ca Max Bauer. Gustav Becker : Zur Kenntniss der sesquioxyd - und titanhaltigen Augite. (Inaug.-Diss. Erlangen 1902. 53 pag. mit 1 Tabelle). Der Verfasser fand Schwierigkeiten, den von ihm analysirten augitischen Bestandtheil einer Basaltlava vom Kilima Ndscharo nach den ^herrschenden Anschauungen in die verschiedenen supponirten Molekel zu zerlegen. Um dies aufzuklären und die Grundlage für eine Strukturformel zu schaffen, begann er die chemische Unter- suchung von noch zwei weiteren basaltischen Augiten, einem aus dem Leucittephrit von Falkenberg in Böhmen und einem zweiten aus dem Nephelinit von der Hoehl bei Fladungen in der Rhön. Der Verfasser machte, um der Constitution der Al* O3- und Ti 02-haltigen Augite auf die Spur zu kommen, Gebrauch von einem von ihm entdeckten Verhalten dieser Augite, wonach diese sich in verdünnter heisser Salzsäure zu einem recht erheblichen Theil auflösten. Er analysirte je den löslichen und unlöslichen Theil getrennt und machte dabei die Bemerkung, dass ganz dieselbe Zersetzung, wie mit H CI, auch durch Schmelzen mit HK SO4 bewirkt werden kann, mit dem einzigen Unterschied, dass dabei keine Si O2 in Lösung geht, wie bei der Behandlung mit H CI. Der Augit vom Kilima Ndscharo wurde auch als Ganzes analysirt. Für alle Analysen wird das Verfahren umständlich angegeben. Die Resultate waren die folgenden : Besprechungen. 731 Kilima Ndscharo. G = 3,36. Gesammt- Löslich Unlöslich analyse (14,94 <>lo) (84,06 °io) Si02 . . 44,89 . . . 2,36 42,15 TiOj . . 2,39 . . . 0,745 1,525 AI2 O3 3,93 . . . 3,875 — Fe2 03 . . 2,72 . . . — 3,23 FeO . . . 10,54 . . 0,73 9,63 Ca 0 . . . 22,13 . . 4,345 18,01 MgO. . . 12,79 . . . 2,305 10,23 Glühverl. . 0,11 Falkenberg. Hoehl bei Fladunge G. = 3,39. G. = 3,27. Löslich Unlöslich Löslich Unlöslich (16,36 « , )) (82,31 0 o) (25,56 ®|o) (72,66 o|o) Si,02 . . 2,71 . . . 34,51 2,51 . . . 21,60 Ti02 . . 1,01 . . . 5,58 2,40 . . . 6,31 AI2O3 . . 4,37 . . . 1,76 . 4,14 . . . 3,83 FC2 O3 . . — . . . 9,56 2,78 . . . 12,27 FeO . . 0,86 ... — . 6,47 . . . — Mn 0 . . — . . . — — . . 1,37 CaO . . 4,80 . . . 20,32 5,06 . . . 14,50 MgO . . 2,61 . . . 10,58 2,20 . . . 8,01 Na2 0 . . — . . . — — . . . 4,77 16,36 82,31 25,56 72,66 Glühverlust: 0,05 0,35 Im löslichen Theil aller drei Augite findet man annähernd: Si O2 * AI2 O3 : Ca. 0 ; ^0 = 1 : 1 : 2 : l'l*. »Das Verhältniss von Ti 02 : Fe 0 unter sich ist zunächst w’ 1 : 1 und zur Gesammtheit wie 1:4. Es ist dies, da es bei allen drei Augiten wiederkehrt, jedenfalls charakteristisch, und lassen die constanten Verhältnisse einerseits von Si O2 : Alj O3 : Ca 0 : Mg 0, dann von Ti O2 : Fe 0 untereinander, dann von (Si O2 : AI2 O3 : Ca 0 : MgO) ; Ti02 : FeO) auf eine chemische Verknüpfung schliessen.« In dem Augit aus der Rhön liegen die Verhältnisse etwas complicirter. Diese chemische Verknüpfung im löslichen Theil wird nun in ausgedehnten Strukturformeln zur Anschauung gebracht; sie sind im Text nachzusehen. Das Princip, das den Augiten die typische violettbraune Färbung verleiht, ist nach dem Verfasser ein Eisen- Titanoxydul. Es wird nun das Unlösliche des Kilima-Ndscharo-Augits be- trachtet, bei dem sich die Säuren zu den Basen wie 18 : 18 ver- halten mit einem Ueberschuss von Fe2 03- Diesen Theil könnte man nun in einzelne Metasilikatmolekel in üblicher Weise zerlegen, der Verfasser glaubt aber nicht, dass die Substanz aus solchen Molekeln in isomorpher Mischung aufgebaut ist und drückt die 732 Besprechungen. Verknüpfung der Atome in einer einheitlichen Verbindung ebenfalls wieder durch eine seitenlange Strukturformel aus. Im Krystall ist nach des Verfassers Annahme das Lösliche und das Unlösliche wahrscheinlich zu einer Molekel vereinigt gewesen; beide stellen dann Spaltungsprodukte dieser Molekel dar. Der Grund der Spaltung wird in der verschiedenen Bindung der Sesquioxyde gesucht. Jeden- falls wäre an dem Aufbau der Augite, je nach der Vorstellung, die man sich von dem Verhältniss des löslichen zum unlöslichen Theil macht, nur ein einziges resp. zwei Moleküle betheiligt. Zu analogen Schlüssen führt auch die weitere Betrachtung der beiden Augite; für alle drei werden schliesslich grosse Formeln aufgestellt. Be- züglich aller Einzelnheiten ist im Text nachzusehen. Krystallographische und optischeUntersuch- ung des Augits vom Kilima Ndscharo. Begrenzung der tiefschwarzen matten Krystalle ; ooPoö . ooPöb, ooP.P. Nicht selten geknickt und gebogen. Zwillinge nach ooPöö häufig. Weniger häufig Penetrationszwillinge nach — xP» und Px. Erst bei sehr geringer Dicke pellucid. Starker Dichroismus: b violett, n gelblich grau, c grau- violett. Zonar- und Sanduhrstruktur sehr ausgebildet, wesshalb bei keiner Stellung der ganze Krystall dunkel und in SchlilTen || ooPcö stark schwankende Auslöschungsschiefe. Die optische Untersuchung wurde im Li- und im Ka-Licht ausgeführt; (es ist wohl anzunehmen, dass statt des unabänderlich wiederkehrenden Ka-Lichts Na-Licht gemeint ist). Nahe dem Kern ist im stumpfen Axenwinkel (ß — 105° 49' 51") auf 00 Px: c : c = 52° 23' (Li); 53° (Na). Für weisses Licht schwankte die Auslöschungsschiefe zwischen 51° und 54°. Nach aussen hin wächst die Auslöschungsschiefe. Optischer Axenwinkel: 2 Ha = 62° 20' (weiss); 64° 5' (Li); 63° 26' 14" (Na). 2 Ho = 125° 16' 34" (weiss); 123° 45' 40" (Li); 117° 42' 46" (Na). 2 V = 30° 13' 50" (weiss); 31° 1' 41" (Li), 31° 33' 40" (Na). Mittlerer Brechungscoefficient ß — 1,7045 (weiss); 1,6977 (Li); 1,7117 (Na). Die auf xPx austretende Axe macht mit der Normalen zu dieser Fläche den scheinbaren Winkel 11° 58' und den wahren Winkel 6° 59' 13". Hieraus für weisses Licht: c : c = 52° 46 '57". Dispersion der Mittellinie, die die Richtung der kleinsten Elasticität ist, also zwischen Cp und c, = 40' 22". Dispersion der nach vorn resp. nach oben austretenden Axen: 1° 12' 21" resp. 8' 23"; also zeigen die ersteren die stärkere Dispersion p > v. Den Grund für die Art der Dispersion sieht der Verfasser in dem Sesquioxydgehalt, den für die auffällige Stärke der Dispersion (welcher?) in dem Titangehalt. Aus der Beziehung zwischen <): c : c und dem Sesquioxydgehalt wird gefolgert, dass die Zonen von innen nach aussen an Basicität zunehmen. Max Bauer. Neue Literatur. 733 Neue Literatur. Mineralogie. Banmhauer, H. : lieber einen neuen flächenreichen Krystali von Seligmannit. Sitz.-Ber. kgl. preuss. Akad. d. Wiss. Berlin. 1902. 611 — 614. ßeiwertb, F. : lieber die chondriti-sche Struktur der Meteorsteine. Yerh. d. Ges. deutsch. Naturforscher u. Aerzte. 73. Hamburg. II. Th. 1902. p. 230. Brauns, R. ; lieber die Krystallisation des Schwefels aus Schmelzfluss. 33. Bericht d. Oberh. Ges. f. Natur- u. Heilkunde. 1899—1902. 1—7. Brezina, A. und Cohen, E. : Ueber ein Meteoreisen von Mukerop, Bez. Gibeon, Grossnamaland. Jahresh. d. Yer. f. vaterl. Naturk. i. Württ. 58. 1902. 292 — 302 m. 1 T. Brnhns, W. : Elemente der Krystallographie. 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Es muss daher eine Land- verbindung zwischen Afrika und Südamerika bestanden haben, die jedoch schon endete, bevor im Miocän die Verbindung zwischen -Afrika und Europa-Asien erfolgte. Südamerika war ausserdem auch mit .Australien verbunden, aber Jedenfalls schon in einer früheren Periode, denn in Santacruzeno finden sich Marsupialier, die mit australischen verwandt sind. Nach Lydekker stammen die Marsu- pialier aus der nördlichen Hemisphäre, aus der sie jedoch bei Beginn des Eocän nach Südostasien verdrängt wurden. Hier theilten sie sieh in die Diprotodonten, welche nach Australien auswanderten und in Polyprotodonta, von denen Didelphys wieder nach Europa und Nordamerika zurückkehrte, während aus australischen Poly- protodonta sieh gewisse Marsupialia Südamerikas entwickelten. Tullberg ist dagegen der Ansicht, dass die Marsupialier und Mono- tremen nur in einem Gebiete entstanden sein können, wo es keine Placentalier gegeben hat, denn sonst müsste AustraUen auch Pla- centalier besitzen. Er sucht dieses Gebiet zwischen Europa, Nord- amerika, dem südöstlichen Asien und Australien. Aus diesem Ge- biete kamen im Oligocän Didelphiden sowohl nach Europa als auch nach Nordamerika. Während Lydekker die Vorfahren jener Placentalier, welche von Afrika nach Südamerika gekommen waren, im Norden sucht, hält es Verf. für unmöglich, dass die Santacruzfauna von eocänen Placentaliern der nördlichen Hemisphäre abgeleitet werden könnte namentlich sind verwandtschaftliche Beziehungen zwischen der 47 Centralblatt f. Miaeralogie etc. 1902. 738 lU. Schlosser, nordamerikanischen Gattung Paramys und den südamerikanischen Hystncomorphen absolut ausgeschlossen. Tullberg nimmt daher zwei vollkommen getrennte Entwicklungscentren an, ein südwest- liches und ein nordöstliches. Allerdings kennen wir aus dem letzteren nur Säuger im älteren Teiliär von Europa und Nord- amerika — Prosimiae, Creodonta, Condylarthra, Amblypoda, Tillodontia und Sciurognathi — aus dem ersteren — nur im Santacruzeno von Patagonien — Siniiae, Litopterna, Astrapotheriidae, Pyrotheriidac, Toxodontia, Hystricognatha und Brnta. Da aber nun doch, wenn auch nur entfernte, Verwandtschaften zwischen den Prosimiae und Simiae, ferner zwischen den nördlichen und den südlichen Huf- t liieren und ausserdem auch zwischen den Sciurognathen und Hystricognathen bestehen, so muss eben auch schon zu der Zeit, als die Urheimath der Placentalier in einen südwestlichen und einen nordöstlichen Gontinent zerlegt wurde, eine Dreitheilung der Pla- centalier in Primaten, Ungulaten und Simplicidentaten bestanden haben. Freilich muss es wohl auch bereits Duplicidentaten gegeben haben, sofern sie gemeinsamen Ursprung mit den Simplicidentaten besitzen und die Entstehung dieser letzteren damals schon ein- getreten war. Nach der Trennung des südlichen Continents in Westafrika- Südamerika und Ostafrika-Madagaskar-Asien entwickelten sich jene drei genannten Pfaceafaher-Gruppen in verschiedener Weise, die Simplicidentaten des östlichen Continents wurden Scinrogneithen, die des westlichen Hystricomorpha. Das Fehlen von Beutelt liieren in Afrika könnte man dadurch erklären, dass sie erst nach Südamerika gekommen wären, nachdem dessen Trennung von Afrika erfolgt war, Verf. hält diese Erklärung aber keineswegs für absolut nothwendig. Die Beutler könnten vielmehr auch schon früher aus dem südpacifischen Gontinent nach Südamerika vorgedrungen sein. Ja es könnte sogar vorübergehend auch Beutler in Afrika gegeben haben. Die mehrfach erwähnte Verbindung zwischen Südamerika und Afrika wurde spätestens am Anfang der Tertiärzeit unterbrochen, beide Faunen schlugen daher einen verschiedenen Entwickelungs- gang ein. Vor der Vereinigung mit Westafrika besass Ostafrika von Nagern die Vorfahren von Tachyoryctes und wohl auch von anderen Mnn/ormes. ferner auch die A'orläufer von Graphiurns, sowie jene der Anomalnriden und Pedetiden und vielleicht auch von Sciurus. Ist Ctenodactylns ein Scinrognathe, so stammt er aus Ostafrika, ist er aber ein Hystncognathe, so stammt er aus Westafrika. Im Obermiocän war Asien mit Nordamerika verbunden. Am Ende der Miocänzeit erfolgte Verbindung von Nordamerika mit Süd- amerika. Zu dieser Zeit gelangten Hesperomys, Sciurus, Lepus und vielleicht auch Didelphys nach Südamerika und Erethizon nach Nordamerika und Amblyrhiza und Capromys nach Westindien. lieber Tullberg’s System der Nagethiere etc. 739 Erst im Pliocän erscheinen Cricetiden und Arvicoliden in Europa, von Asien lier eindringend, letztere, ebenfalls von Asien her, auch in Nordamerika. Im Pleistocän endlich rückten Dipodiden aus Asien nach Europa vor. Auf diese geographischen Verhältnisse und die wirkliche oder vermeintliche Existenz von Landbrücken komme ich noch später zu sprechen. Vorerst möchte ich mich mit den fossilen Nagern überhaupt etwas näher befassen. Was die europäischen alttertiären Nager betrifft, so verlheilen sich dieselben auf zwei geologische Horizonte — Eocän von Paris, Debruge, Egerkingen und Mauremont mit Trechomys, Theridomys, Sciuroides, Sciuras? Plesiarctomys, und Oligocän, Phosphorite von Quercyi, schwäbische Bohnerze und Ronzon mit Trechomys, Theri- domys, Protechimys, Nesokerodon, Sciuroides, Pseudo sciurus, Sciurns, Sciurodon, Sciuromys, Myoxus, Eomys und Cricetodon — Theridomys kommt freilich in beiden Horizonten vor, aber die geologisch jüngeren Arten sind entschieden weniger primitiv. Sciuroides ist beiden Perioden eigen, aber im Oligocän reicher an Arten. Die Trechomys der Phosphorite stammen vielleicht doch aus Eocän, von der grösseren Art ist dies sogar nahezu sicher. Von den Vorläufern der meisten dieser Gattungen wissen wir nun allerdings nichts, allein da Plesiarctomys, Sciurus und Sciurodon mit dem nordamerikanischen Paramys unzweifelhaft sehr nahe ver- wandt sind, so wird die Abstammung dieser Nager von einer oder mehreren Urformen im Eocän von Nordamerika überaus wahrschein- lich, allein wir dürfen kaum hoffen, diese Formen wirklich zu finden, weil dort der Charakter der Eocänablagerungen — meist harte Sandsteine, ohnehin relativ arm an Säugethierresten und überdies noch stark verwittert — der Ueberlieferung so zarter Objekte wenig- günstig ist. Gerade im älteren Tertiär w'ar die Verbindung zwischen Nordamerika und Europa eine sehr gute, wie der wiederholte, leb- hafte Verkehr zwischen beiden Gebieten zur Genüge erkennen lässt. An der richtigen Deutung der als Sciurus. Myoxus und Crice- todon beschriebenen Reste und ihrer Wichtigkeit für die noch lebenden Sciuriden, Myoxiden und Muriformes scheint auch Tull- HiiRG nicht zu zweifeln. Dass diese Formen wirklich die Ahnen von recenten Typen darstellen, wird überhaupt wohl Niemand ernstlich bestreiten können, wenn es auch natürlich bei dem weiten zeitlichen Abstand unmöglich ist, anzugeben, welche Gattung gerade aus dieser oder jener Species hervorgegangen sein dürfte. Ueber die Bedeutung der Gattung Sciuromys äussert sich Verf. nicht weiter, auch ich getraue mir darüber kein Urtheil abzugeben, wenn ich sie auch allenfalls für einen Verwandten der nordamerikanischen Ischy- romys halten möchte. Dagegen stehe ich nicht an, die Gattung Eomys, in welcher manche Autoren den Ahnen von Dipus erblicken 1 Ein Theil der Phosphoritfauna ist eocän. 47* 740 M. Schlosser, möchten, unbedingt für einen wirklichen, freilich noch sehr primi- tiven, weil vierzähnigen Muriformen anzusprechen, dessen nähere Verwandtschaft mit noch lebenden Gattungen freilich kaum mehr zu ermitteln sein wird. Höchst bemerkenswerth erscheint das Vorkommen eines un- zweifelhaften und noch dazu schon sehr grossen Hustriciden in den Phosphoriten von Quercy, und zwar stammen die Ueberreste nur von Lokalitäten, welche ausschliesslich Ueberreste von wirklich eocänen Säugethierarten geliefert haben, so dass also auch für diesen, allerdings noch sehr braehyodonten, aber für seine Zeit schon auffallend grossen Nager ein eocänes Alter höchst wahrscheinlich wird, womit sieh allerdings die von Tullberg behauptete afrikanische Herkunft der Gattung Hystrix sehr schwer in Einklang bringen lässt. Die Gattungen Pseudosciunis und Sciuroides haben zwar mit den Iheridomyiden die Art und Weise der Insertion des Jochbogen am Oberkiefer, die Form des Kiefergelenkes und vielleicht auch die Form des Unterkiefereckfortsatzes gemein, auch besitzen sie das nämliche weite Infraorbitalforamen, ihre bunodonten Molaren und Prämolaren sind jedoch noch primitiver. Ein gemeinsamer Ursprung beider Familien, der Pseudosciuriden und Thendomyiden, ist daher höchst wahrscheinlich, aber sie müssen doch wenigstens als Familien auseinander gehalten werden. Sichere Nachkommen der Pseudo- sciuriden wüsste ich nicht anzugeben. Als Theridomyiden werden allgemein die Gattungen Trechomys, Jhendomys, Protechimys, Archaeomys, Nesokerodon und Issiodoromys zusammengefasst. Dies ist jedoch nicht richtig, die ersten vier Gattungen stehen den beiden letzteren im Kiefer- und Zahnbau scharf gegenüber. Man ist daher genöthigt zwei Familien zu unter- scheiden, die Theridomyiden und die Issiodoromyiden, wenn auch die letzteren allerdings auf Theridomyiden zurückgehen dürften. Aber auch innerhalb der Theridomyiden muss eine Trennung in zwei Gruppen vorgenommen werden, die jedenfalls den Rang von Unterfamilien besitzen. Es sind die Theridomyiden mit Trechomys und Theridomys und die Archaeomyinen mit Protechimys und Archae- omys. Die letztere Familie ist jedenfalls aus der Gattung Theridomys hervorgegangen. Issiodoromys ist der unzweifelhafte Nachkomme von Xesoke- rodon, Archaeomys der von Protechimys ; Issiodoromys und Archae- omys haben Reduktion der Faltenzahl erfahren und sind somit specialisirter als die beiden anderen Genera, welche auch ein höheres geologisches Alter, Unteroligocän, besitzen, während jene erst im Oberoligocän oder im untersten Miocän — Cournon und Peublanc (Allier) — gelebt haben. Von den echten Hystricognathen unterscheiden sich sowohl die Theridomyiden als auch die Issiodoromyiden durch den Besitz eines deutlichen Goronoidfortsatzes am Unterkiefer. Hierin schliessen lieber Tullberg’s System der Nagethiere etc. 741 sie sich ja allerdings an die Anomaltinden an, auch ist ihr Kiefer- gelenk noch mehr knöpf- als walzenförmig, nicht minder erinnert an diese die Lage und Grösse des Infraörbitalforamen und das ziem- lich ebene Schädeldach, allein diese Anklänge beweisen höchstens eine entferntere Verwandtschaft, wohl einen ziemlich weil zurück- liegenden gemeinsamen Ursprung mit den Anomaluriäen, dagegen kann ich in dieser Organisation kein Hinderniss erblicken für die Ableitung wenigstens gewisser Echinomyiden und wohl auch der Myopotomiideti von den Theridomyiden, der Chinchilliden von den Archaeomyiden und der Cnviiden von den Issiodoromyiden. Gerade so müssen die Ahnen dieser Hystncognathen beschaffen gewesen sein — höchstens die relative Kürze des Gesichtschädels würde vielleicht gegen direkte Verwandtschaft mit jenen Hystricognathen sprechen. — Da Letztere ausgesprochene Hcrbivoren sind, müssen auch sie, wie dies für aWe Herbivoren zutrifft -- z. B. die Selenodonta unter den Paarhufern — von brachyodonten Bimodonten ab- stammen. Wie bei den Selenodonten muss auch in diesem Fall eine Aenderung des Kiefergelenkes erfolgt sein, nur darin besteht der Unterschied, dass bei diesen die ursprünglich vertikale lüefer- bewegung sich in eine seitliche und demzufolge das anfangs rollen-, dann aber mehr knopfförmige Gelenk des Unterkiefers sich in eine quer zur Schädelaxe stehende Platte umgewandelt hat, während hier entsprechend der vor- und rückwärts gehenden Kieferbewegung das knopftörmige Gelenk des Unterkiefers sich in einen zur Längs- axe des Schädels parallel stehenden Cylinder umgestaltete. Die ursprüngliche Kieferbewegung dagegen erfolgte bei beiden, den primitiven bunodonten Nagern und den bunodonten Artiodactylen in vertikaler Richtung. Die Umgestaltung der brachyodonten Zähne in prismatische und die Umformung des knopfförmigen Kiefergelenkes in ein walzen- förmiges und ausserdem die Streckung des Unterlüefereckfortsatzes müssen auch die Ahnen der Hystricognathen unter allen Umständen erfahren haben, mögen diese Ahnen nun die Theridomyiden und Issiodoromyiden sein oder auch nicht. Die Entstehung der Hystrico- gnathen aus bunodonten Nagern wird nun aber auch Tullberg nicht bestreiten wollen, da er doch selbst die beiden grossen Gruppen der Nager, die Hystricognathen und die Sciurognathen, als einen einheitlichen Stamm der Simplicidentaten zusammenfasst. Es erhebt sich daher nur die Frage, sollen wir die genannten fossilen Formen als Ahnen der erwähnten Hystncognathen gelten la.ssen, oder sollen wir erst noch auf die Entdeckung neuer Formen warten, welche sich besser als bypothetische Vorläufer dieser Hystricognathen eignen? Die Antwort hierauf geben uns die fossilen Nager Patagoniens. Diese Typen sind die unbestreitbaren Ahnen der jetzigen süd- amerikanischen Nager. So ziemlich für jede einzelne recente südamerikanische Hystricognathen-(iBii\m% lässt sich mit voller 742 M. Schlosser, Sicherheit daselbst ein miocäner Vorläufer ausfindig machen. So reich jedoch hier auch das Obermiocän — Santa Cruz-Schichten — ati Nagern ist, um so seltener werden solche in den Golpodon- Schichten — etwa Untermiocän — , wo nur mehr Steiromys, ein Erethizontide, Perimys, ein Chinchillide, Proacaremys und Prospani- omys-Echinomyiden Vorkommen und in den noch tieferen Xotostylops- Schichten, welche Ameghino irriger Weise schon zur Kreide rechnet, während sie lediglich oligocän sein können, fehlen echte Nager vollständig, denn was dieser Autor hieraus als Nager beschreibt, besieht aus ganz dürftigen Problematica, Formen mit mehreren Inci- siven, die sich auf keinen Fall mit den echten Nagern in nähere Beziehung bringen lassen. Von Südamerika dürfen wir daher keinen Aufschluss über den Ursprung seiner Nagerfauna erwarten, und desshalb drängt sich mir eben doch immer wieder der Gedanke auf, dass seine Nager aus Europa eingewandert sein müssen. Unsere Thendomyiden und Issiodoromyiden unterscheiden sich eben doch nur durch primitivere Organisation, nicht aber durch fundamentale .Abweichungen. Auch zeitlich eignen sie sich vortrefflich als Ahnen jener Südamerikaner, sie verschwinden gerade zu der Zeit aus Europa, wo es in Süd- amerika noch keine sicheren Nager gegeben bat und entfalten dort erst nach einiger Zeit jenen erstaunlichen Formenreichlhum, ganz entsprechend einer Zwischenperiode, die erforderlich erscheint, um eine Spaltung in so viele neue Formenreihen zu ermöglichen. Zudem sind jedoch die Nager nicht die einzige Säugethiergruppe, welche damals von Europa nach Südamerika gelangt sein könnte, das Nämliche gilt vielmehr auch für die jetzigen südamerikanischen Chiropteren. Auch diese schliessen sich, wie Weithofer gezeigt hat, an Chiriptoren-Y ovmen der Phosphorite an, ferner könnten auch die in Europa bis zum Untermiocän sehr häufigen Peratherimn die .\hnen von der Didelphys sein, sodann ist es sehr fraglich, ob die von .\meghi.no als Sparassodonta beschriebenen Fleischfresser wirklich eine natürliche Gruppe darstellen, denn es befinden sich darunter Formen mit sehr weitgehender Reduktion der Incisiven- Zahl und Hyaenodon- oder Pierorfon-ähnlichem Gebiss, die ich für wirkliche Creodonten und für Nachkommen der europäischen halten möchte — es sind dies gewisse Borhyaeniden — , während andere mit vier oberen Incisiven aller Wahrscheinlichkeit nach echte Ihy- laciniden zu sein scheinen. Endlich ist auch nicht zu vergessen dass in den Phosphoriten von Quercy Panzerplatten gefunden worden sind, ähnlich solchen \ on Dasypus — Filhol nennt sie -Vecrof/asiipas — auf welche ich jedoch kein besonderes Gewicht legen möchte, da Platten eines echten Dasypodiden wirklich auch schon in den Notostylops-Schichien von Patagonien existiren. Aber selbst abge- sehen von Necrodasypus wäre das Contingent der europäischen Ein- wanderer in Südamerika immerhin ein ganz respektables, denn es blieben dann als wirklicbe oder doch scheinbare südamerikanische Ueber Tullberg’s System der Nagethiere etc. 743 Autochthonen nur mehr die Ahäeritidae, Pyrotheriidae, Typotheria, Toxodontia, Lifopterna und die Edentaten übrig, die angeblichen Primaten sind ofTenbar nichts anderes als Typotheriiden-älmliehe Formen. Auf die vermuthliche Herkunft dieser südamerikanischen Formen werde ich noch zurückkommen. Da nun überhaupt eine Einwanderung europäischer Säuger in Südamerika etwa im Untermiocän oder im Oligocän keineswegs unmöglich erscheint, so gewinnt die Möglichkeit, dass auch eine Einwanderung von Nagern und zwar gerade der Ahnen der Hy- stricognathen von Europa her stattgefunden hätte, entschieden an Wahrscheinlichkeit. Die europäischen Theridomyden und Issiodoro- myiden eignen sich demnach nicht blos in morphologischer, sondern auch in zeitlicher Hinsicht als die Ahnen der oder doch gewisser südamerikanischer Hystricognnthen. Auszuschliessen als ihre Nach- kommen wären freilich etwa die Hystriciden — übrigens selbst ein europäischer Stamm — , die Erethizontiden, Aulacodiden, Petromyiden und Bathyergiden. Ich weiss allerdings, dass auch Scott den Zusanamenhang zwischen den Nagern des Santacruzeno und jenen des älteren europäischen Tertiärs bestreitet — die betreffende Abhandlung ist mir leider nicht zugänglich — und auch hier wieder nur von Con- vergenzerscheinungen spricht. Solche existiren auch thatsächlich viel mehr, als man bisher angenommen hat, aber es ist auch ebenso sicher, dass man hierin jetzt entschieden zu weit geht und auch in vielen Fällen nur Convergenserscheinungen erblicken will, wo wirk- liche Verwandtschaft besteht. Hätten die Vertreter dieser Anschau- ung in allen Fällen recht, so bliebe wohl nicht viel von gene- tischen Reihen übrig, und wir müssten uns mit vollem Recht die Frage vorlegen, warum haben wir uns denn überhaupt drei Dezennien lang mit Descendenztheorie befasst? Es wäre dies freilich Wasser auf die Mühle des Herrn Professor Fleischmanx in Erlangen, allein es ist doch sehr die Frage, ob sein Standpunkt »Ignoramus et Igno- rabimus«, das für seine Person ja vollkommen zutreffen mag, eines Naturforschers würdig erscheint. Es ist jetzt nicht mehr der Mangel an fossilem Material, sondern die Fülle desselben, was uns sehr oft bei der Aufstellung von Formen- reihen, beziehungsweise beim Ausfüllen noch bestehender Lücken in solchen genetischen Pieihen die richtige Auswahl unter den zu Gebote stehenden Formen erschwert. Wir sind hyperkritisch ge- worden und scheuen uns nur allzuoft einer Form einen bestimmten Platz anzuweisen, lediglich desshalb, weil sie in dem einen oder anderen Merkmal nicht ganz genau jene Redingungen erfüllt, welche wir an die noch fehlende Zwischenform stellen zu müssen glauben. Erneute Untersuchung des Materials oder neue glückliche Funde haben uns hiebei schon oft zur richtigen Deutung verhelfen. Ich halte also nach wie vor die Theridomyiden und Issio- doromyiden für die wirklichen Ahnen der südamerikanischen 744 M. Schlosser, Hystncognathen, wälirend Tullberg anscheinend die Ileimath dieser letzteren in Afrika oder in einem südwestlichen Gontinent sucht, von welchem Afrika ein Hauptbestandtheil bildet. Was bietet uns denn dieses Afrika in Bezug auf fossile Säugethiere? Die Antwort kann nur lauten: Nichts! oder höchstens Hypothesen, theils auf der Zu- sammensetzung seiner jetzigen Thierwelt beruhend, theils auf den allerneuesten Funden in Aegypten, welche jedoch erst nach dem Er- scheinen des TuLLBERG’schen Werkes gemacht worden sind. Allerdings hat Aegypten in jüngster Zeit fossile Säugethiere aus verschiedenen Perioden geliefert, von denen jedoch lediglich die geologisch ältesten — Moeritherinm, Barytherium und von den Zweitältesten Arsinoitherium, Palaeomastodon — hiermit identisch Phiomia, weil nur junges Individium hievon — und Saghatherinm allenfalls für afrikanisch angesehen werden könnten, denn der mit letzteren Gattungen vergesellschaftete Ancodus ist ein Europäer, ebenso wie Brachyodus aus dem ägyptischen Miocän, und die jüngste ägyptische Tertiärfauna mit HipyaHon, Antilopen erweist sich als ein Glied der in Europa und Asien weitverbreiteten Hip>pn- rjoncH-Fauna, sodass also Nordafrika in faunistischer Beziehung schon mindestens vom Mittelmiocän an ebenso wie in der Gegenwart zu Eurasien gehört hat. Die oben genannten Gattungen, mit Ausnahme von Sagha- therium, hingegen sind vielleicht doch mit den Amblypoden verwandt, namentlich dürfte dies für Arsinoitherium gelten, und in diesem Falle müssten wir ihre Heimath in Nordamerika suchen. Freilich haben sie auch Anklänge an gewisse Formen aus den Notostylops- Schichten von Patagonien, so Moerithenum an Didolodus. Diese patagonischen Formen erinnern sowohl an Proboscidier, als auch an Amblypoden, allein sofern Verwandtschaft mit diesen letzteren besteht, würden sie sich eben doch wieder nur als Nachkommen von nordamerikanischen Typen, etwa von Pantolambda erweisen. Nehmen wir jedoch mit Ameghino wirklich nähere Verwandtschaft zwischen den erwähnten Formen aus Aegypten und den Didolodus etc. an, so bekämen wir wenigstens eine Formengruppe, die Ahnen der Probossidier, welche als Autochthone eines grossen südwest- lichen Continents gelten könnte. Ein zweiter, dem südwestlichen Gontinente eigenthümliche Gruppe wären ferner die Tyjiotheriiden und Hyracoidea, sofern sieh zwischen ihnen wirklich nähere Beziehungen ergeben sollten. Es würde jedoch zu weit führen, hier das Für und Wider einer solchen Annahme ausführlich auseinander zu setzen. Die Trennung müsste jedenfalls schon vor dem Oligocän erfolgt sein. Als Verwandte von südamerikanischen fossilen Formen kämen ausserdem die afrika- nischen Edentaten Orycteropus und Manis in Betracht, sowie ge- wisse Nager, die Anomaluriden, die Bathyergiden, Aulacodiden, Pctromyiden und Pedetidcn. Ueber Tullberg’s System der Nagethiere etc. 745 Dass die Beziehungen der beiden genannten Edentaten-CtaA- tungen zu den südamerikanischen Edentaten keine sehr innigen sind, giebt auch Tullberg zu, auch hat es wirklich den Anschein, als ob Orycteropus- und J/rt«is-ähnliche Formen in den Phosphoriten von Quercy vertreten und somit europäischen Ursprungs wären. Die erwähnten Nager gehören theils zu den Hystricognathen-Ba- thyergiden, Aulacodiden und Petromyiden, theils sind es Formen, welche sich als Nachkommen primitiver Sciurognatlien erweisen und somit, selbst w'enn die Theridomyiden und Issiodoromyiden keine Bedeutung für die fossilen südamerikanischen Hystricognathen hätten, sondern nur alte Typen der Anomaluroidei wären, ohnehin zu jenen südamerikanischen Nagern in keinen näheren verwandtschaftlichen Beziehungen stehen könnten, sondern vielmehr ebenfalls von europä- ischen Stammformen abgleitet werden müssten. Dass die von Ameghino beschriebenen fossilen Primaten theils unzweifelhafte Typoiheriiden — Nothopithecm, Adpithecus — , theils überaus proble- matisch sind, habe ich schon oben erw’ähnt. Es fällt also auch, selbst wenn Afrika als Entstehungscentrum der Anthropoidßn und Cynopitheimen sich herausstellen sollte, doch die Annahme, dass die Primaten auf dem von Tullberg supponirten südwestlichen Continent entstanden sein müssten, in sich zusammen. Dagegen giebt es im Eocän von Nordamerika Pseudolemuriden, die eben doch als die Ahnen dieser Primaten sich erweisen könnten, auch die Platyrhinen werden wohl von Pseudolemuriden abstammen. Für die Lemuriden Madagaskars, die ja auch nach Tullberg nichts mit den südamerikanischen Affen zu thun haben, gilt ohnehin jetzt wohl allgemein die nördliche Hemisphäre als ursprüngliche lleimath. Die vermeintlich auf dem südamerikanisch-afrikanischen Con- linent autochthonen Formen reduciren sich also sehr beträchtlich, es bleiben höchstens etwa Beziehungen übrig zwischen gewissen Typen der patagonischen .N-o^os^^Zo^JS-Schichten einerseits und den Pro- hoscidiern und dem ägyptischen Saghatherium andrerseits, und ausser- dem zwischen den ältesten lypotherien Patagoniens und den Hyra- coidea. Sollten sich bei näherer Betrachtung wirklich in dieser Hinsicht Verwandtschaften ergeben, so wäre zwar die Annahme einer vorübergehenden Landverbindung zwischen Südamerika und Afrika nothwendig, aber doch gewiss nicht die Annahme eines grossen, Südamerika und Afrika umfassenden Gontinentes. Dass Südamerika doch wenigstens vorübergehend mit Austra- lien verbunden war, halte auch ich wegen der in Patagonien ge- fundenen yiarsupialier, Abdtritiden und der Thylacinus ähnlichen Formen für höchst wahrscheinlich. Auch glaube ich wohl mit Scott Verwandtschaft zwischen den Pyrotheriiden und der Gattung Dipro- todon annehmen zu dürfen. Allein darüber, wie sich hier die Wanderung vollzogen hat, ob von Patagonien nach Australien oder umgekehrt, oh die Abderitiden als Diprotodonten mit reducirter 746 M. Schlosser, Molarenzahl aul'gefasst werden müssen, oder ob sich die lebenden australischen Diprotodonten aus Ahderitiden entwickelt haben, wobei der vierte Molar der ersteren neu entstanden sein müsste, das wage ich nicht zu entscheiden. Sehr lange kann auch diese Land- verbindung schwerlich gedauert haben, sonst müssten in Australien doch auch Verwandte der fossilen patagonischen Placentalier zu finden sein. Die Existenz eines grossen südlichen Gontinents wahrend der ganzen oder doch während der ganzen älteren Tertiärzeil erscheint demnach doch sehr problematisch. Von den drei, jetzt noch erhaltenen Ueberresten dieses Gonti- nentes zeichnet sich Australien durch seine Mono fro men- und Dipro- fodonfen-Fauna aus, über deren Herkunft jedoch ebensowenig sicheres bekannt ist, wie über den Zeitpunkt der ersten Besiedelung dieses Erdtheiles. Die Raubbeutler könnten aber auch im Miocän von Patagonien gekommen sein und ihrerseits von Diddplddcn abstammen. Freilich wäre die Zeit zwischen der Einwanderung der europäischen Peratherinm — Didelphys — in Patagonien und dem ersten .A.uftreten von Prothylacynus wohl zu kurz, als dass sieh so weitgehende Diffe- renzirungen hätten vollziehen können, wie die .\bleitung der Thyht- cyniden von Didclphiden voraussetzen würde. Afrika spielt als Entstehungscentrum von Säugethieren eine höchst untergeordnete Rolle. Es erhielt wohl schon im älteren Tertiär von Europa die Ahnen der madagassischen Lemuroiden, in der Mitte der Tertiärzeit primitive Sciaroynathen und wohl auch Myoxiden, Cricetodon und Sciuriden, aus welchen Cricetodon sich Braehyuromys und andere Mnriformes entwickelt haben dürften, vielleicht kamen damals auch Pseudolemiiriden, Carnivoren, Ede.ntaten nach Afrika. Im Pliocän erscheinen die Ahnen seiner jetzt so zahlreichen Ruft liiere. Von Südamerika mögen allenfalls die Proboscidier und selbst die Hymcoiden stammen, vielleicht auch das räthselhafte Saghatherium sowie Moerotherinm und Barytherinm, auf keinen Fall aber mehr Hystricognathen, denn die Verbindung zwischen Afrika und Südamerika muss schon unterbrochen gewesen sein, als die Einwanderung der europäischen Typen in Südamerika erfolgte, wohl aber kann damals eine Verbindung zwischen Europa und Afrika existirt haben, wie die Anwesenheit von Ancodns in Aegypten zeigt. Südamerika hingegen hat als Entstehungscentrum einerreichen Säugerfauna ganz hervorragende Bedeutung, wenn auch seine älteste Thierwelt aller Wahrscheinlichkeit nach ein geringeres geologisches Alter besitzt als jene der nördlichen Hemisphäre. Die ersten Ein- wanderer kamen augenscheinlich im Eocän von Nordamerika. Es waren Condylarthra, aus welchen sich wohl alle südamerikanischen Hufthiere entwickelt haben dürften, wenn auch die Uebergänge zwischen manchen Gruppen, wie den Typotheria und Toxodontia zu den Condylathren noch nicht sehr deutlich hervortreten, ferner kamen Ueljei' Tullberg’s System der Nagethiere etc. 747 von Nordamerika die Ganoäonta, die Ahnen der Megatheriiden, viel- leicht auch Creodonta und Pseudolemuriden, aus welchen dann die Bo rhyaoniden resp. Platyrhinen entstanden sein dürften, allein die ersteren konnten ebenso gut von europäischen Creodonten ab- stammen, und geologisch ältere fossile Platyrhinen sind bis jetzt überhaupt nicht bekannt. Im Oligocän oder Untermiocän existirte dann eine Landver- bindung mit Europa, welche die Einwanderung der Microfauna — Nager, Chiropteren nnd Didelphiden — und allenfalls auch von Creodonten und Loricaten ermöglichte, im Jüngeren Pliocän w'urde endlich Südamerika wieder mit Nordamerika verbunden, sodass Mastodon, Tapir, Dicotyles, Auclienia, Hirsche, Pferde, Hasen und Muriformes sowie Carnivoren von Norden nach Süden und umgekehrt Gravigraden, gewisse Nager und Didelphys von Süden nach Norden sich ausbreiten konnten. Die Urheimath aller Säugethiere scheint demnach doch die nördliche Hemisphäre zu sein, wo schon im ältesten Tertiär eine reiche und äusserst entwickelungsfähige Thierwelt gelebt, und wo zwischen Westen und Osten so ziemlich zu allen Zeiten, vom Eocän Ins in die Gegenwart, ein äusserst reger Formenaustausch statt- gefunden hat. Südamerika erhielt seine Fauna von Norden, und anscheinend erfolgten Einwanderungen in drei verschiedenen Perioden, zuerst und zuletzt von Nordamerika und in der Mitte des l'ertiärs auch von Europa. Vom Obereocän oder Unteroligocän an bis in das oberste Pliocän hat es jedoch als Heimath einer reichen Fauna hervorragende Bedeutung. lieber die Art und Weise der Besiedelung Australiens können wir uns nur in vagen Vermuthungen ergehen, die Bedeutung Afrikas als Entstehungscentrum dürfte wohl auf den Nullpunkt gesunken sein, denn die Ahnen fast aller seiner Säugethiere sind aus Eurasien eingewandert, nur einige wenige, Hyracoidea und Proboscidia, viel- leicht auch Saghatherinm mögen von Südamerika gekommen sein, und würden somit in letzter Linie in Nordamerika wurzeln. Asien habe ich bisher geflissentlich nicht erwähnt. Die un- bestreitbare Existenz eines grossen Tertiärmeeres in Vorderasien scheint einer Einwanderung von Europa her überaus hinderlich ge- wesen zu sein. Erst mit dem Rückzug dieses Meeres im Miocän wurde eine solche Invasion ermöglicht, die aber dann zur Entfaltung einer reichen Thierwelt führte. Ungefähr zur nämlichen Zeit scheint auch eine Einwanderung von Nordamerika her und umgekehrt von Asien aus eine Einwanderung in Nordamerika erfolgt zu sein. Die demnach erst sehr spät auftretende asiatische Thierwelt hat sich aber dafür um so rascher und um so formenreicher entwickelt und ihrerseits wieder nach Afrika, Europa und Nordamerika ausgedehnt. Ich möchte zum Schluss noch bemerken, dass ich die bei den Zoogeographen so beliebte Reconstruktion von Landbrücken 7 48 G- Klein, Apatit etc. — G. Klein, Pyromorphitzwilling etc. auf Grund der Verbreitung gewisser Gattungen und Arten überhaupt für eine höchst problematische Sache halte, denn einzig und allein die geologische Untersuchung kann uns über frühere Landver- bindungen Aufschluss geben. Der Zoogeographie kann ich lediglich die Berechtigung zugestehen, auf jene Punkte hinzuweisen, wo die geologische Forschung einzusetzen hat. Apatit (Moroxit) vom Flusse Swakop, Südwestafrika. Von C. Klein in Berlin. Berlin, 23. Oktober 1902. Von H. Meinegke dahier erhielt ich eine Anzahl blaugrüner Steine, die derselbe für Sapphir hielt, zur Untersuchung. Andere, denen er die Steine gezeigt hatte, hatten sie für besagtes Mineral ebenfalls erklärt. Die nähere Untersuchung ergab; hexagonales System mit OOP (lOiO), OP (0001), P (lOil), 2 P2 (1121). Die Flächen waren nicht übermässig eben, doch erhielt ich lOil : lOiO = 130» — . Dieser Winkel ist beim Apatit = 130® 18ii2'. Der Charakter der Doppelbrechung war negativ, die Einaxig- keit konnte ohne Mühe constatirt w'erden. Härte = 5, spec. Gew. = 3,2. Glasglanz auf den gerundeten Krystallflächen , Fettglanz auf den muscheligen Bruchflächen. Chemisch liess sich Kalk und Phosphorsäure nachweisen. Danach kann an der Apatitnatur kein Zweifel sein. Die Kry- stalle stammen aus zersetztem Feldspath eines grobkörnigen Granits. Pyromorphitzwilling nach 2 P (2021) von Friedriehssegen bei Eme. Von C. Klein in Berlin. Berlin, 28. November 1902. Durch die Mineralienniederlage der kgl. sächs. Bergakademie zu Freiberg erwarb ichCerussite und Pyromorphite älterer Vorkommen. Die Krystalle letzteren Minerals sitzen einzeln auf Schiefer von graugelber Farbe auf und zeigen die Gombination OOP (lOlO), OOP 2 (1120), OP (0001), P (lOil). Mehrfach kommt es vor, dass zwei Individuen so verbunden sind, dass bei beiden die Flächen des ersten Prismas, der Pyramide und C. Klein, Pyromorphitzwilling etc. 749 der Basis in einer Zone liegen und die zum ersten Prisma normalen Flächen des zweiten Prismas bei beiden Individuen einspiegeln. Der einspringende Winkel zwischen beiden Individuen beträgt ca. 60®, gerechnet von einem Prisma zu derselben Fläche des zweiten Individuums. Die Zusammensetzungs- und Zwillingsfläche muss also die einer Protopyramide sein, welche zur Basis etwa 120® neigt Sehr nahe kommt diesem Erforderniss: 2P (2021) : OP (0001) = 120 ® 28', so dass damit das Zwillingsgesetz nach 2P (2021) hervor- geht In der Literatur habe ich dies Zwillingsgesetz nicht erwähnt gefunden. 750 Bespreelmnf^eii. Besprechungen. Catalogue of tlie types and figured specirnensi in the palaeontologieal collection of the Geological Department of the American Museum of Natural lii- story. (Bull. Amer. Mus. N. Hist. XI. Part. lY. 1901.) Ein werthvoller Besitz der geologischen Abtheilung des American Museum of Natural History ist die Sammlung von J.\mes Hall (gekauft 1875) mit der grossen Zahl von Originalen oder ah- gebildeten Stücken, besonders palaeozoischer Arten. Es ist dankbar zu begrüssen, dass in einem besonderen Gataloge nunmehr eine Uebersicht über diese Stücke, auf die man noch oft zurückkommen wird, gegeben ist. Man findet in der geologischen Abtheilung; 1. Zwei Drittel der Originale zu Yol. I der Palaeonlology of New York (Cambrium und Silur). 2. Etwa der Originale zu Yol. II (Medina- bis Onondaga- Stufe). 3. Dreiviertel der Originale zu Yol. III (Lower Helderberg, Oriskany). 4. Mehr als der Originale zu Yol. lY (devonische Brachio- podenl. 5. Etwa ’ls der Originale zu Yol. Y Part 1 (devonische Zweischaler). 6. Etwa J|s der Originale zu Yol. Y Part II (Cephalopoden, Gastropoden). Yon den Bryozoen (Yol. VI) sind nur 74 Originale, von den Grustaceen (Band VH) etwa 70 Arten vorhanden , dagegen wiederum sehr viele von den in Band YIII beschriebenen Brachiopoden. 1 Bei dieser Gelegenheit sei eine Bemerkung gestattet. Man hat bisher im Deutschen die Ausdrücke type specimen, original mit der Bezeichnung Original wiedergegeben, da es uns an einem ge- bräuchlichen deutschen Ausdruck fehlt. Wenn in neuerer Zeit sich in manchen Schriften das Wort »die Type« eingebürgert hat, so ist das nicht correct; man kann von »dem Typus« sprechen, aber nicht von »der Type«. Die falsche Bildung »Type« ist bei den Buch- druckern zu einem neuen Wort geworden, aber in wissenschaft- lichen Publicationen sollte man es sich nicht aneignen. Besprechungen. 751 Ini Besitz des Museums sind ferner. Die iin 16. Report beschriebenen Fossilien aus dem Gambrium von Minnesota und Wisconsin. Das im 28. Report publicirte Material von Waldron, Ind. (Niagara). Die Graptolithen und die aus den Niagaraschichten Wiscon- sins stammenden Originale zum 20. Report. Die Trenton-Fossilien von Wisconsin, beschrieben in Report of Progress of the Geological Survey of Wisconsin for 1861 (revidirt durch R. P. Whitfield in Mem. Amer. Mus. N. Hist., vol. I, Part II). Die von Hall beschriebenen Warsaw-Fossilien von Spergen Hill, Ind. (Transact. Albany Inst, Vol. IV, revidirt von Whitfield in Bull. Am. Mus. Nat. Hist. Vol. I). Die Fossilien der Clintonschichten von Arisaig, Nova Scotia (Hall, Canadian Naturalist and Geologist vol. V). Viele der von Hall in der Geology of Jova beschriebenen devonischen und jüngeren Fossilien (revidirt von Whitfield, Mem. Amer. Mus. Vol. I, Part 1). Mehrere Originale zu den Dictyospongiden (Hall uncf Clahke, Whitfield). Die Originale der Kreidearten aus den Badlands, beschrieben von Hall und Meek in Mem. Amer. Acad. Sc. and Arts vol. V. Früchte und Samen aus dem Eocän von Braudon, Vt (Les- quereux in Hitchcock’s Geology of Vermont). Einige der Gephalopoden, Gastropoden und Lamellibranchiaten beschrieben von Whitfield in U. S. Geolog. Survey monograplis über die Fossilien der Kreide und des Tertiärs von New Jersey. Die Holmes Collection mit ca. 200 Arten, welche in Tuomey und HOL.MES, Pleiocene Fossils of South Carolina, und in Fb.ancis S. Holmes, Postpleiocene Fossils of South Carolina, beschrieben sind. Ausserdem die Originale zu den Publicationen des American Museum of Natural History. E. Koken. F. W. Küster ; L o g a r i t h m i s c h e Rechentafeln für Chemiker. Dritte Aull. Leipzig. Veit & Comp. 1902. Diese Rechentafeln, die bereits in dritter Auflage vorliegen, haben sich gut bewährt und sie seien jedem, der sich mit quanti- tativen Analysen beschäftigt oder solche umrechnet, empfohlen. Wie nicht anders zu erwarten, wurden die Atomgewichte zu Grunde gelegt, welche die Kommission der deutschen chemischen Gesell- schaft in ihrem Berichte veröffentlicht hat und bei der Sauerstoff gleich 16 angenommen vrird. Es wäre im Interesse der Einheitlich- keit sehr zu wünschen, dass diese Atomgewichtszahlen nun auch allgemein angenommen würden. R. Brauns. 752 Jliscellanea. — Personalia. — Berichtigung. Miseellanea. — Durch einen Brand in der Universität Odessa .sind Ende November die dortigen geologischen Sammlungen schwer geschädigt worden. Personalia. Gestorben: Der ehemalige Professor der Mineralogie an 1er Universität Dorpat Johannes Lemberg im 61. Lebensjahr. Er wirkte seit 1865 an der Universität Dorpat, längere Zeit als Dozent der Chemie, seit 1888 als Professor der Mineralogie, und wurde vor wenigen Jahren verabschiedet — In Freiburg i. B. der Univ.-Prof. Dr. Qraeff, bekannter Petrograph. Berichtigung. pag. 550, Z. 9 V. u. statt in lies und. Neue Literatur. 7.Ö3 Neue Literatur. Mineralogie. Angelis, G. de: Appunti sopra alcuni minerali cU Ga§al di Pari (comune Compagnatico, prov. Grosseto). •Vtti R. Accad. d. Lincei. (5.) Rend. Gl. di sc. fis., mat. e nat. 11. 15. Juni 1902. 548—555. Cohen, E. ; Das Meteoreisen von Rafrüti im Emmenthale, Ganton Bern, Schweiz. Mitth. d. naturwiss. Vereins f. Neuvorpommern u. Rügen. 34. 1902. 5 p. Fedorow, E. von: Theorie der Krystallstruktur. R. Theil. Reü- culäre Dichtigkeit und erfahrungsgemässe Bestimmung der Kry- stallstruktur. Zeitschr. f. Kryst. 36. 1902. 209—233 m. 2 Fig. im Text. 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