FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin Jahrgang 1915 Mit zahlreichen Figuren im Text STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser iq-JT63lg<3 - >yJL30. Alle Rechte, auch das der Übersetzung, Vorbehalten. Druck der K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart. aB/ .03 /9/5 Inhalt. r Original-Mitteilungen an die Redaktion. Seite Amin off, G. : Ueber gesetzmäßige Verwachsungen von Barium- bromatkristallen. Mit 4 Textfiguren 163 Bauer, Max: Ein neues Polarisationsinstrument. Mit 2 Textfiguren 513 Beck, R. : Zur Systematik der Erzlagerstätten 272 Beger. Johannes: Ueber einen Porphyrit nahe bei Diirrhenners- dorf in der sächsischen Lausitz. Mit 1 Textfigur 65 Bergeat, Alfred: Zur Konstruktion des Interferenzkreuzes nach E. G. A. ten Siethoff 51 Berns, Arthur: Beiträge zur Petrographie der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel 483. 517 Beut eil, A. : Vorlesungsversuch zur Veranschaulichung der Sammel- kristallisation 144 B e u t e 1 1 , A. und K. B 1 a s c h k e : Das Wasser im Desmin ist chemisch gebunden. Mit 4 Textfiguren 4 — Der Basenaustausch beim Desmin 142 — Ist die Existenz kristallisierter Hydrosilikate mit gelöstem oder absorbiertem Wasser erwiesen? 195 Be ute 11, A. und Fr. Lorenz: Zerlegung des Speiskobalts und Löllingits durch Luftoxydation. Mit 1 Textfigur 359 Beutel 1, A. und M. Matzke: Die Konstitution von Zinkblende, Wurtzit und Hauerit 263 Boeke. II. E. : Die alkalifreien Aluminiumaugite. Mit 8 Textfiguren 422 — Zu J. Samojloff’s Mitteilung „Ueber die Modifikationen des Witherits beim Erhitzen“ 272 — Zu G. Tschermak’s Aufsatz „Ueber die chemische Zusammen- setzung tonerdehaltiger Augite“ 1 Broili, F.: Ueber Capitosaunts arenacem Münster. Mit 2 Text- figuren 569 Brüggen, Joh.t Die Kreide von Algarrobo in Chile 406 Clark, R. W. und W. F. Hunt: Ungewöhnliche optische Eigen- schaften des Muscovits in dem Mar Villa-Marmor von Cockeys- ville, Maryland 666 Dettmer, Friedrich: Neues zum Fucoidenproblem. Mit 1 Text- figur 285 Dienemann, W. : Aelteres Paläozoicum von Südsyrien und West- arabien. Mit 2 Textfiguren 23 Diener, C. : Zur systematischen Stellung der Pelecypodengattung Pomarangina 129 ii Dietrich, W. 0.: Kein marines Oligocän in Schwaben 668 »Drevermann, Fr.: Ueber Placodus 402 Endeil, K. : Zur Demonstration der Bimssteinbildung. Mit 2 Text- figuren 69 Frech, Fritz: Ein Normalprofil durch Quartär und Tertiär im schlesischen Hügelland 417 IV Inhalt. Seite Frech, Fritz: Loses und geschlossenes Gehäuse der tetrabranchiaten Oephalopoden. Mit 4 Textfiguren 593 — Ueber Scaphites. I. Mit 14 Textfiguren 553 — Ueber Scaphites. II. Mit 2 Textfiguren 617 Frendenberg, Wilhelm: Die Zweiteilung der Niederterrasse im Flußgebiete des diluvialen Neckars 696 Fromme, J.: Ueber die Entstehung des Nephrites und des Oarcaro von Harzhurg. Mit 4 Textfiguren 431 Gagel, C. : Geologische Notizen aus der Lausitz. Mit 1 Textfigur 113 — Tiefengesteine von den Canarischen Inseln 373 Goldschlag, M. : Notiz „Zur Demonstration der Bimssteinbildung“ 665 — Ueber das Auftreten eines Eruptivgesteines in der Polonina Rohonieska in den Czarnohora-Karpathen 395 Haas, Otto: Ueber den Internlobus bei Arietites und Arieticeras Seguenza, über seinen Wert als Gattungsmerkmal und über die obere Grenze der stratigraphischen Verbreitung von Arie- tites s. 1. Mit 1 Textfigur 27 Henkel, L. : Die „postglaziale Terrasse“ der Saale bei Kosen . . 641 Hennig, Edwin: Hans von Staff f 689 — Ueber dorsale Wirbelsäulenkrümmung fossiler Vertebraten . 575 .Taworski, E. : Die systematische und stratigraphische Stellung von „Torlessiu Mackay i“ Bath. (= Terebellina) von Neusee- land. Mit 1 Textfigur 504 Johnsen, A. : Die Symmetrie des Diamanten 331 — Künstliche Translationen am Bittersalz 33 — Optisches Drehungsvermögen von Lithiumsulfat -Monohydrat. Mit 5 Textfiguren 233 — Zur Kenntnis der Hydrate 289 Jooss, C. H. : Zur Altersfrage der Süß Wasserablagerungen bei der Ruggburg am Pfänder bei Bregenz 62 Kaemmerer, Paul: Studien über Asterismus. Mit 22 Text- figuren 524. 546 Katzer, Friedrich: Zur Auffassung der Tektonik des Altpaläo- zoicums in Mittelböhmen 479 Kirchner, Hell. Sylv.: Ueber Belleroplion striatus Bronn. Mit 2 Textfiguren 348 Kling, P.: Das Tachbydritvorkommen in den Kalisalzlagerstätten der Mansfelder Mulde. Mit 8 Tabellen und 8 Textfiguren. 11. 44 Kraus, E. H. und W. F. Hunt: Manganhaltiger Albit von Kali- fornien 465 Krumbeck, Lothar: Berichtigung zu meiner Arbeit : Beiträge zur Geologie und Paläontologie von Tripolis 188 Zur systematischen Stellung der Pelecypodengattung Poma- rangina 419 Lang, Richard: Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 4. Besteht die Möglichkeit gleichzeitiger lateritischer und nicht-lateritischer Verwitterung in den Tropen? .... 148 — Ist Lublinit eine neue monokline Modifikation des Calcium- carbonats ? 298 „ Lebling, C. : Friedrich Felix Hahn f : 193 Leidhold, CI.: Notiz über die Jura- und Tertiärablagerungen bei Rosheim im Unter-Elsaß 131 Leuchs, Kurt: Die Siidkiiste des Angaralandes zwischen 70° und 105° ö. Gr. Mit einer Kartenskizze 170 Liesegang, Raphael Ed.: Zur Systematik der Konkretionen . 257 Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Universität Bonn: 26. .T. Uhlig: Monazit von Born Jesus dos Meiras, Provinz Bahia, Brasilien. Mit 1 Textfigur 38 Inhalt. V Seite Miigge, 0.: Strukturmodelle nach W. H. und W. L. Bragu. . . . 545 — Ueber die Kristalle des Maleinsäureanhydrid. Mit 1 Text- tigur 481 Niggli, Paul: Raummodelle zur Einführung in die physikalisch- chemische Eruptiv-Gesteinskunde. Mit 12 Textfiguren . . . 449 Nopcsa, Franz Baron: Ueber Geschlechtsunterschiede bei Dino- sauriern. Mit 2 Textfiguren 385 Xotvak. Ernst: Neue Anschauungen über die Tektonik des mittel- böhmischen Altpaläozoicums. Mit 1 Kartenskizze 306 Ochotzky, H. : Untersuchungen über den Pfahl des Bayrischen Waldes und seine Nebengesteine 50 Oertel, Walter: Beiträge zur Kenntnis der oberjurassischen Schildkrötengattung Hydropelta. Mit 1 Abbildung 336 Penecke, K. A.: Versteinerungen aus dem Schöckelkalk bei Graz 243 Quensel, Percy: Vesuvian und Hastingsit aus dem Nephelin- syenit von Almunge 201 Richter, Rudolf: Eigenartige Ausbildung eines „Strudeltopfes:; durch schaukelnde Reibsteine. Mit 7 Textfiguren 670 Rosati, Aristide: Johannes Strüver f. Mit 1 Porträt. . . . 321 Sachs, A.: Die chemische und geologische Abgrenzung der Stein- kohle gegen die Braunkohle 475 — Ueber pneumatogene Erzlagerstätten 501 — Zur Systematik der Erzlagerstätten 77 Samojloff, J. : Ueber die Modifikationen des Witherits beim Erhitzen 161 Schmidt, W. E. : Arthroacantha H. S. Williams = Pläthyhexa- crinus W. E. Schmidt. Mit 3 Textfiguren 119 Schwarz, M. v. : Abermals zwei neue Dichtebestimmungswagen. Mit 6 Textfiguren 97 Sch wiet ring, Fr.: Ueber die Methoden von F. Becke und F. E Wright für die Bestimmung des Winkels der optischen Achsen. Mit 2 Textfiguren 293 Sch w inner, Robert: Analogien im Bau der Ostalpen 52 Sedeltschikoff, W 1. und G. K u 1 g a w o f f : Ausbruch des Schlamm- vulkans „Djautepe1 auf der Halbinsel Kertsch am 18. März 1914. Mit 3 Textfiguren .106 Sonntag, P. : Zur Frage der Verbiegung des Leba-Rheda-Urstrom- tales. Mit 1 Kartenskizze 398 Soergel, W. : Die Stammesgeschichte der Elephanten. 179. 208. 245. 278 Spengler, E.: Die stratigraphische Stellung der Oberkreide von Assam (Ostindien) 621 Stromer, Ernst: Eberhard Fraas f. Mit einem Porträt . . . 353 Tschermak, G. : Ueber das Mischungsgesetz der alkalifreien Aluminiumaugite 225 Tue an, Fr an: Ueber einen Meerschaum aus dem Agramer Gebirge 73 Ullrich, Emil: Beiträge zur Kenntnis der Quarzporphyre in der Utendörfer, Adolf: Beiträge zur Petrographie des Hiihnberg- gesteins zwischen Schmalkalden und Friedrichroda. Mit 2 Text- figuren 623. 642 Wepfer, E.: Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. I. Die Entstehung der Pozzolana im Aniotal. Mit 1 Textfigur ... 17 — Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. II. Das Aniotal oberhalb Tivoli und seine geologische Geschichte bis zur Gegen- wart. Mit 1 Kartenskizze 82 Wittich, E. : Ueber Eisenlager an der Nordwestküste von Nieder- Kalifornien. Mit 2 Textfiguren 389 — Ueber lakustre Tertiärbildungen auf dem Hochplateau von Mexiko. Mit 3 Profilen 4.67 VI Inhalt. Seite Besprechungen. Artini. E. : I Minerali 127 Beckenkamp, J. : Statische und kinetische Kristalltheorien. Zweiter Teil : Theorie der Ausbreitung der Energie in Kristallen durch Strahlung (Kristalloptik) und Veranschaulichung der optischen Eigenschaften der kristallisierten Kieselsäure durch statische Strukturbilder 701 Braun, Fritz: Zum Kample um die Meerengen 591 Bugge, Günther: Edelsteine, eine Einführung in das Gebiet der Schmuck- und Edelsteine 592 Chamot, E. M. : Elementary Chemical Microscopy 480 Da ly, Reginald A. : Igneous Rocks and Their Origin 410 Dittler, E. : Mineralsynthetisches Praktikum. Eine praktische An- leitung für das Laboratorium 447 Do eit er, C. : Handbuch der Mineralchemie 94. 253. 412. 616 Fuchs, 0. W. C. : Anleitung zum Bestimmen der Mineralien . . . 254 Hahn, F. f : Einige Beobachtungen in der Flyschzone Südbayerns. — Weitere Beobachtungen in der Flyschzone Südbayerns. 2. Zu- sammensetzung und Bau im Umkreis und Untergrund des Murnauer Moores. — Versuch zu einer Gliederung der austro- alpinen Masse westlich der österreichischen Traun. — Ergebnisse neuerer Spezialforschungen in den deutschen Alpen. 3. Die Kalkalpen Südbayerns. — „Geologischer Überblick“ in: „Das Hochkaltergebirge“ von Zeller. — Grundzüge des Baues der nördlichen Kalkalpen zwischen Inn und Enns. I und II. . . 215 — 223 Hambloch, A. und A. Mordziol: Ueber Trinkwasserversorgung im Felde nebst Vorschlägen über die Verwendbarkeit vul- kanischer Filtermaterialien 542 Heim, Albert: Geologische Nachlese. No. 22. Die horizontalen Transversal Verschiebungen im Juragebirge 706 Johann sen, Albert: Manual of Petrographie Methods .... 125 Karny, Heinrich; Wiederholungs-Tabellen der Mineralogie . . . 416 Kley, P. D. G. : Behrens-Kley mikrochemische Analyse. Zugleich 3. Auflage der Anleitung zur mikrochemischen Analyse von H. Behrens 445 Kunz, George Frederick: The Curious Lore of Precious Stones being a description of their sentiments and folk lore, supersti- tious, symbolism, mysticism, use in medicine, protection, pre- vention, religion and divination, cristallgazing, birthstones, luckystones and talismans, astral zodiacal and planetary . . 255 Lacroix, A. : Mineralogie de la France et de ses colonies. Descrip- tion physique et chimique des minöraux, etudes des conditions geologiques de leurs gisements. 5. Deuxieme Supplement et index geographique dresse avec le concours de colonel Az£ma 95 Ledoux, A. : Elements de mineralogie 352 Michel. Hermann: Die künstlichen Edelsteine, ihre Erzeugung, ihre Unterscheidung von den natürlichen und ihre Stellung im Handel 256 Partsch, Joseph: Der karpathische Kriegsschauplatz 589 Ries, Heinrich und Thomas L. W a t s o n : Engineering Geology 409 Scharf f, R. F. : Distribution and Origin of Life in America 633. 654. 678 Scheid, K.: Die Metalle 31 Schulz, Karl: Einführung in die Kristallographie für die Oberstufe der Realanstalten 415 Seemann, Fritz: Leitfaden der mineralogischen Bodenanalyse nebst Beschreibung der wichtigsten physikalischen Unter- suchungsmethoden am gewachsenen Boden 411 Inhalt. Vll Seite Tables annuelles de constantes et donnees num&riques de cliimie, de physiqne et de technologie publiees sous le patronage de l'Association internationale des Academies par le Comite inter- nationale nomine par le VII. Congrös de Chimie appliqnee . . 448 Tammann, Gustav: Lehrbuch der Metallographie, Chemie und Physik der Metalle und ihrer Legierungen 189 Till, Alfred: Mineralogisches Praktikum. Anleitung zur Bestim- mung der wichtigsten gesteinsbildenden und nutzbaren Mine- ralien 94 Petrographisches Praktikum 351 Tschermak, Gustav: Lehrbuch der Mineralogie 416 Weinschenk, E.: Die gesteinsbildenden Mineralien 512 Miscellanea. BENECKE'sche Preisaufgabe 160 Friedrich TELLER-Fonds 287 Programme du prix Vallauri pour les annees 1915 — 1918 .... 224 Personalia. Boehnke, Kunibert 32 Meyer, Hermann L. F. . Meyer, O.-E 708 Bonard, Arthur 384 224 Clausnitzer 32 Müller 32 Daiber, Otto 32 Niggli, Paul 320 Doss. Bruno 512 Ölst 592 Etzold, F Oppenheimer, Leopold . , f 32 Finckh. Alfred 128 Papp, K 688 Fischer. Ernst 32 Penck, W. 592 Fraas, Eberhard Görgev von Görgö und Toporcz. 192 von Pernthaler, Hans . 32 Riedel, Adolf 32 Rudolf 416 Sauer, Alfr. 128 Haarmann, E 224 Schlunck, Johannes . . 288 Haniel, Curt Alfons . . 96 Schubert, F 352 Kirn, Hans 32 Schwantke, Arthur . . 320 Klien. Walther 224 von Staff, Hans .... von Koenen, Adolf 320 Strüver, Johannes . . . 224 Kraus, H 32 Tornau 32 Kretzer, Heinrich Kutschera, Friedrich .... 96 Vogel von Falckenstein, Kurt 96 64 Walter, Eberhard . . . . 96. 128 Lepsius, Richard 664 Wanderer. Karl .... 352 Meyer, Erich 288 Weigel, Oskar .... 320 Berichtigung 64 VIII Sachregister. Sachregister zum Centralblatt, für Mineralogie etc. 1915. Die Original-Mitteilungen sind kursiv gedruckt. Absonderung, säulenförmige der Poz- \ zolana, Aniotal, Italien 20. Absonderungsflächen, Bittersalz 33. Absonderungslamellen, gepreßte Bit- tersalzkristalle 35. Absorptionsspektrum, Neodym mul Praseodym, Monazit 41. Acantlioceras rotomagense 553. Acanthodes cylindricus und tubulus, Silur 245. Actaeon Landbecld, Tertiär, Algar- robo, Chile 407. 408. Adular, Dichte 104. Aegirinaugit, Habichtswald, York. \ 51S. Aegoceras capricornu und Davoei, \ Lias, Unter-Elsaß 133. Aetosaurus crassicauda 359. Agramer Gebirge, Meerschaum 73. Alaska, Fauna 637. Alaun, W assergehalt 291. Albergaria velha, Portugal, Wurtzit, Analyse 264. Albit ehern. Formel 226. Dichte 104. manganhaltig, Pala, Kalifornien 465. Algarrobo in Chile, Kreide, Fossilien , 406. Alizarin, Anfärbung von Meer- schaum 76. Alkalibasalte, C anarische Inseln 373. Alluviale Braunkohlen 700. Almunge, Schiveden , Vesuvian und Hastingsit aus dem Nephelin- syenit 201. Alpen Ergebnisse neuerer Spezialforsclmn- gen in den deutschen 216. Jura, horizontale Transversalver- schiebungen 706. Ost-, Analogie im Bau 52. Alpenfaltung 52. Alpengletscher, Stand durch die Aus- dehnung des Mittelmeeres 700. Altpaläozoicum, Mittelböhmen , Tek- tonik 306. Amaltheus margaritatus und spina- tus, Lias, Unter-Elsaß 133. Amerika Lebewesen, Verteilung und Herkunft 633. 654. 678 Eisenlager , Nordwestküste von Nieder- Kalif orn ien 389. manganhaltiger Albit, Pala, Kali- fornien 465. Ammoneen, Aufrollung des Gehäuses der Nebenformen 593. Ammonites sp., Kreide, Algarrobo, Chile 408. Amphibol Almunge in Schweden 205. Niederländisch Ostindien 64. Amphibolit, Bayrischer Wald 50. Analogien, Bau der Ostalpen 52. Anderbergit, Wassergehalt 200. Angaraland, Südküste zwischen 70° und 105 0 ö. Gr. 170. Aniotal, Italien 90. Pozzolana , Entstehung 17. 82. Anisoceras sp., Ob. Kreide, Assam, Ostindien 622. Anleitung zum Bestimmen der Mine- ralien 254. Anneliden, Torlessia Mackayi 504. Anthrophora (Podalirius) , Miocän, Ehingen, Württemberg 669. Antidrauzug 53. Antisiphonallobus bei Arietites 29. Apatit Gomera, Canarische Inseln 375. Hühnberggestein , Schmalkaldener Gegend 632. Oberschönau i. Thür. 582. Porphyrit bei Dürrhennersdorf in der sächsischen Lausitz 67. Aplit Apophyse des Lausitzer Granit 113. Nieder-Kalifornien, Vork. 392. A pparate, Dichtebestimmungswagen \ 97. Sachregister. IX _lrc« cf. liratu. Tertiär, Algarrobo, Chile 408. — liasina, Dogger, Mosheim. Unter- Elsaß 135. Archaeopterix, Kopflage 575. Argentinien, Säugetieri'aunen 685. Argonauta, Abstammung 568. — , Schale 604. A riet it es Bucklandi, Lias, Mosheim, Unter-Elsaß 133. — und Arieticeras, Internlobus und über seinen Wert als Gattungs- merkmal und stratigraphische Verbreitung 27. Arthroacantha, Unterdevon 123. — depressa, Oberdevon 125. — eupelmatus, Hunsrückschief er 125. j — Ithacensis, Oberdevon 125. — = Platyhexacrinus 111). ornata, unt. Mitteldevon 125. — punctobrachiata, Mitteldevon 125. — Schwer dii, Devon 124. — tenuispinata, Devon 124. Aschemonia gigantea. Cenoman, Weißer Berg bei Prag 285. Aschen, vulkanisch, Aniotal, Italien 17. Asien Angaraland, Südküste 170. Ostindien. Assam, Oberkreide 621. Assam, Ostindien, Oberkreide, strati- graph. Stellung 621. Ast arte detrita, Dogger, Mosheim, Unter-Elsaß 137. — minima, Dogger, Unter-Elsaß 136. — sp., Lias, am Bischenberg im Unter-Elsaß 134. Asteriten 524. Jura. Schwaben und Franken 357. Asterismus, Studien 524. 546. Asterstrahlen, -kurven 524. 546. Atakamit, Zwillingsbildung 168. Aufrollung des Gehäuses bei den Nebenformen der Ammoneen 593. Augengneise, Bayrischer Wald 51. Augit alkalifrei, aluminiumhaltig. For- mel, qraph. Darstellung der Ana- lysen 422. Mischungsgesetz des alkalifreien 225. tonerdehaltig, chemische Zus. 1. Habichtswald 487. Hühnberggestein , Schmalkaldener Gegend 624. Ausbruch des Schlammvulkans „Diau- tepe “ auf der Halbinsel Kertsch am 18. März 1914 106. Australien, Beziehung der Fauna zu der Südamerikas 687. Auswaschung des Meeres 676. Auswürjlinge, Canarische Inseln 383. Avicula inaequivalvis, Lias. Mosheim, Unter-Elsaß 134. Bacidites vagina und cf. anceps. Oberkreide, Assam, Ostindien 622. Bahia, Brasilien, Monazit 38. Bariumbrom at , gesetzmäßige Ver- wachsung 163. Bariumcarbonat , Verhalten beim Er- hitzen 161. Barrandeoceras, Ob. Silur 602. Baryt, Dichte 104. Basalt, Atotonilco in Mexiko 470. Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel 483. Basenaustausch beim Desmin 142. Bayreuth, Benk, Capitosaurus arena- ceus aus dem Keupersandstein 569. Bayrischer Wald, Pfahl und Neben- gesteine, Untersuchung 50. Beiträge zur Geologie und Paläonto- logie, Tripolis 188. Beilsteinhöhle auf dem Heuberg 357. Belemnites acutus, Lias, Otrott, Unter-Elsaß 133. — apicicurvatus, clavatus und cf. ventroplanus , Lias, Mosheim, Unter-Elsaß 133. — breviformis und subclavatus, Dog- ger, Mosheim, Unter-Elsaß 135. — giganteus, Dogger, Unter-Elsaß 136. — giganteus, württembergensis und canaliculatus, Dogger, Mosheim, Unter-Elsaß 137. — irregularis, bipartitus, digitalis und Blainvilli, Lias, am Bischen- berg im Unter-Elsaß 137. — longisulcatus und tripartitus. Lias, Mosheim, Unter-Elsaß 135. — paxillosus, clavatus und com- pressus, Lias, Mosheim, Unter- Elsaß 133. Belleroplion striatus, Devon, mittl. Soetenich 348. Belonite im Quarzporphyr von Ober- schönau 582. Beneke'sche Preisaufgabe, Erschei- nungen der Kristallmetamorphose der Gesteine 160. Beobachtungen, geolog. -mineralogische in Indien 148. \ Bergmilch, Adamstal 299. I Bergkristall, Dichte 105. X Sachregister. Bermuda-Inseln, Fauna 656. Bestimmen von Mineralien . Anlei- tung 254. Beugungserscheinungen 530. Bimssteinbildung Demonstration 69. Notiz zur Demonstration 665. Bison priscus, Diluvial-Neckar gebiet, Weinheim i. B. 697. Bittersalz künstliche Translation, Wachs- tumsflächen 33. Wassergehalt 2S9. Bittersalzkristalle, Pressung 35. Bitumenreiche Schiefer, Silur, Sahr- ul-Ghul, Westarabien 26. Bleicherde, Bildung 149. 158. Böhmen Pribram, Wurtzit, Analyse 264. Tektonik des niittelböhm. Altpaläo- zoicums 306. Weißer Berg bei Prag, Fucoiden- sandstein 285. Bohnere, Sumatra und Malakka, Bildung 152. Born Jesus dos 31 eiras, Bahia, Bra- silien, Monazit, York. 38. Bostrychoceras, Gehäuse 594. Brachiopoden, Cambrium, Ghor es- Saft, Beschreibung 23. Brachiosaurus, Tendaguru 386. Brasilien Rosenquarz, Asterismus 524. Born Jesus dos Meiras, Bahia, Monazit 38. Braukopf bei Oberschönau i. Thür., Porphyr 608. Braunerde, Bildung 151. Braunkohle , cliem. und geolog. Ab- grenzung gegen die Steinkohle : 475. Braunkohlenbildung, Alluvium, Karls- ruhe 700. Braunkolilenbohrungen bei Kl. Saube- ritz in der Lausitz 116. Breccia, Aniotal, Vork. 21. 86. Brechungsindizes von Lithiumsulfat — 3Ionohydrat 237. Bregenz, siehe Ruggburg. Brodiceras primaevum und comense, J Lias, am Bischenberg im Unter- Elsaß 134. Buchsweiler, Eocän 138. Bukowina, Kriegsschauplatz 590. Bythinella pygmaea, Eocän, Unter- Elsaß 139. Calabrische Küste, Strandlinien und j -terrassen 93. Calcit 301. (siehe auch Kalkspat.) I Calciumcarbonat, Lublinit 298. Cambrium Fossilien. Ghor es-Safi. Totes Meer 23. Mittelböhmen 315. Canadit, Almunge in Schweden, Vork. 201. Can arische Inseln, Tiefengesteine 37 3. Cancellophycus scoparius, Dogger, Unter-Elsaß 136. Cancrinit, Wassergehalt 200. Capitosaurus arenaceus, Trias, Benk bei Bayreuth 569. Carbon Gebirgsbildung, Ostalpen 52. Meeresverteilung, Angaraland, In- nerasien 170. Carcaro, Harzburg, Entstehung 431. Cardiniidae, Pomarangina, System . Stellung 419. Cardium acuticostatum, Kreide, Al- garrobo, Chile 408. Castelmadama, Aniotal, vulkanische Tuffe, Vork. 19. Cepaea silvestrina, Obermiocän 64. Ceratosaurus nasicornis, Geschlechts- unterschied 386. Cerro Colorado, Nieder-Kalifornien. Eisenerzvork. 389. Chabasit, Wassergehalt 197. Chalcedon, Nieder-Kalifornien 390. Chemische Mikroskopie 480. Chile Fauna 686. Kreide von Algarrobo, Fossilien 406. Chlorit, im Porphyrit bei Dürr- hennersdorf in der sächs. Lau- sitz 66. Chromdiopsid, Habichtswald 522. Chrysoberyll, Dichte 105. Chrysotil, Wassergehalt 199. Cidaris maeandrina und Zschokkei. Dogger, Rosheim, Unter-Elsaß 137. Clausilia, helvetica, Obermiocän 62. Clypeaster circularis, Assam, Ost- indien 623. Clypeus Ploti, Dogger, Rosheim. Unter-Elsaß 137. Cockeysville, Maryland. 3Iuscovit mit ungewöhnlich opt. Eigenschaften 666. Coeloceras Raquini, Lias, am Bischen- berg im Unter-Elsaß 134. Compsognathus, Jura, Solnhofen 515. Cordierit, Wassergehalt 199. Sachregister. XI Costatus-Schichten im Unter-Elsaß 133. Cottesicoldia frequens, Lias, am Bischenberg im Unter-Elsaß 134. Cristobalit, Bildung aus Quarz 72. Ctenostreon pectiniforme, Dogger , Rosheim, Unter-Elsaß 137. Cucullaea Goldfußi, Dogger, Ros- heim, Unter-Elsaß 137. Cuphorbia viminea, Galapagos-Inseln 679. Cyclostoma mumia , Eocän, Ober- Elsaß 139. Cyclotosaurus, siehe Capitosaurus. Cypricardia brevis, Lias, am Bisclien- berg im Unter-Elsaß 134. Uzarnohora-Karpathen, Eruptiva in der Polonina Rohonieska 395. Dakota, Senon , Scaphites nodosus 619. Dampfspannung von kristallisierten Hydraten 197. Dardanellen, Kampfplatz 591. Davoei-Kalk, Lias, Unter-Elsaß 133. Deformation, Bittersalzkristalle 36. Demonstration, Bimssteinbildung 69. 665. Denkmann ia , erbaense Lias, am Bischenberg im Unter-Elsaß 134. Dentalium subcylindricum , Kreide, Algarrobo, Chile 408. Desmin Basenaustausch 142. TFasser chemisch gebunden 4. Wassergehalt 195. Devon, Mittelböhmen, Tektonik 308. Deweylith, Wassergehalt 200. Diabas Agramer Gebirge 73. Bühnberg, Thüringen 648. Lausitz, Alter 113. Spitterfall, Kreuz, Leinatal, Spieß- berg,Wacht b.Friedrichsroda 652. Diabas-Melaphyr-Basaltfamilie, Po- lonia Rohonieska , Czarnohora- Karpathen 397. Diamant Dichte 104. Symmetrie 331. Diaphorit, siehe Intrusivgneise. Diasterismus 524. Diautepe , Ausbruch des Schlamm- vulkans auf der Halbinsel Kertsch am 18. März 1914. 106. Dichtebestimmungen, 2 neue Metho- den 97. Diluviale Schotter, Aniotal, Italien, York. 17. Diluvium Aniotal, Italien 87. Käsebach bei Tübingen , Gerolle von Muschelkalk 700. Münsterberg, Schlesien 418. Neckarflußgebiet, Zweiteilung der Niederterrasse 696. Dimorphie, Zinkblende und Wurtzit 263. Dinariden, Beziehung zu Alpen 59. Dinosa urier Geschlechtsunterschiede 385. Deutsch-Ostafrika, dorsale Wirbel- säulenkrümmung 577. Ostafrika 358. Dinotherium bavaricum, Obermiocän 64. Diopsid-Carcaro, Harzburg 434. Diorit Algarrobo in Chile, York. 40 7. Bayrischer Wald 50. Nieder-Kalifornien, Vork. 391. Diplograptus, Silur, Sahr ul-Guhr, W estarabien 26. Discoceras antiquissimum und eur- asiaticum, Silur, Sadewitz bei Oels 597. Dissoziation des Bariumcarbonais 161. Donnershauk, Oberschönau i. Thür. 613. Doppelbrechung, Monazit 41. Drehungsvermögen von Lithiumsulfat- Monohydrat 233. Dumortieria pseudoradiosa, Dogger, Roslieim, Unter-Elsaß 135. — signata, Lias, am Bischenberg im Unter-Elsaß 134. Dürrhennersdorf, sächsische Lausitz, Porphy ritvorkornmen 65. Dyas, Verbreitung im Angaraland, Innerasien 173. Dyphia-Kalk 218. Dysodil-Schiefer. Ober-Miocän, Rand- ecker Maar 64. Echinobrissus Renggeri, amplus und orbicularis, Dogger, Bernhard- weiler, Unter-Elsaß 137. — Renggeri, Dogger, Rosheim. Unter- Elsaß 137. Edelsteine Einführung 592. Eigenschaften.Vorkommen usw. 255. künstliche Erzeugung, Unterschei- dung und Stellung im Handel 256. Ehingen, Württemberg, Miocän, .4k- thophora 669. Eisenchlorid und -chlorur, Tachhydrit 47. XII Sachregister. Eisenglimmer , 1 'achhydrit , Mans- f thi er Mulde 45. Eisenlager, Nieder- Kalifornien, Vork. und Analyse 3S9. ELenoolithische Fazit s, Dogger, Bern- hard, Unter-Elsaß 136. Eiseriovoide, D22. Pachypora reticulata und Nicholsoni, \ Silur, Graz 244. Palaeoniscus. Zechstein , Rückenkrüm- mung 577. Palaeotachea crepidostoma, Unt. Mio- cän 64. Paläozoicum älteres, in Mittelböhmen , Tektonik 479. Südsyrien und Westarabien 23. Palästina, Geologie und Paläonto- logie, Beiträge 23. Palagonit, Habichtswald 487. Paludina Hammeri, Eocän, Unter- Elsaß 139. Pamirgebiet, Trias 175. Paradoxides sp., Cambrium 25. Paradoxides-Schiefer, Cambrium, Lit- \ tawa, Mittelböhmen 317. Parkinsonia Parkinsoni, Dogger , Bernhardsweiler , Unter - Elsaß 138. Pecten aequivalvis, Lias, Rosheim, Unter-Elsaß 134. — lens, Dogger, Unter-Elsaß 136. — ( Variamussium) personatus, ( Eu- solium) demissus und personatus, Dogger, Rosheim, Unter-Elsaß 135. 136. Pelccypodengattung Pomarangina, systematische Stellung 129. 419. Pentacrinus cristagalli, Dogger, Ros- heim, Unter-Elsaß 137. tnberculatus , Lias, Rosheim, Unter-Elsaß 133. Periadriatischer Bogen, Gesteine, Ostalpen 54. Perm , Rotliegendes, Hühnberggestein, Thüringer Wald 624. Perna crassitesta, Dogger, Bernhards- weiler, Unter-Elsaß 136. Petersberg bei Oberschönau i. Thür., Porphyrvorkommen 614. Petrographie Methods, Manual 125. Petrographie Basalttuffe des Habichtswaldes 483. (gesteinsbildende Mineralien) 512. Praktikum der Gesteinsbestimmung 351. Pfahl, Bayrischer Wald und Neben- gestein 50. Pfahlquarzit , Bayrischer Wald, Ent- stehung 51. Pfahlschiefer, Bayrischer Wald, Ent- stehung 50. Phakolith, Wassergehalt 197. Phillipsä, Wassergehalt 197. Phlyseogrammoceras sp., Lias, Bi- schenberg, Unter-Elsaß 134. Pholadomya Landbeck i , Tertiär, Al- garobbo, Chile 408 Phosphoritknollen, Inas, Bischenberg, Unter-Elsaß 134. Physocardia 129. Picos de Europa, Spanien, Zinkblende, Analyse 264. Pinna cuneata , Dogger, Rosheim, Unter-Elsaß 137. Pisidium, Diluvium, Licenza, Sabiner- gebirge, Italien 87. Placodus, oberer Muschelkalk, Heidel- berg 402. Plagioklas ehern. Aufbau 226. Hühnberggestein , Schmalkaldener Gegend 626. Planctoceras falcatum , Unt. Silur . Reval 599. Planorbis pseudammonius und cher- tieri, Eocän, TJnter-Elsvß 139. Planorbissande, Obermiocän 64. Platyhexacrinus = Arlhroacantha 119. Plebecula Ramondi, Oberoligocän 64. Pleochroismus Monazit 41. Meerschaum aus dem Agramer Ge- birge 76. Plesiochelys minima, ob. Jura 343. Plesiosaurus, ob. Lias, Holzmaden 359. Pleuromua anqusta, Doqqer , Rosheim. Unter- Elsaß 137. — unionides , Dogger, Rosheim, Unter-Elsaß 135. — tenuistria, Dogger, Unter-Elsaß 136. Pleurotoma acutinoda, Tertiär, Al- garrabo, Chile 408. Pleurotomaria armata, Dogger, Ros- heim, Unter-Elsaß 137. Plicatula spinosa, Lias, Rosheim, Unter-Elsaß 134. Pliocän, Aniotal, Italien 91. Pliosaurus chilensis, Kreide. Algar- robo, Chile 408. Pneumatogene Erzlagerstätten 501. Pneumatogene Lagerstätten 80. Polarisation 294. Sachregister. XIX Polarisationsinstrument, Beschreibung eines neuen 513. Polonina Rohonieska, Czarnohora- Karpathen, Diabas, Melaphyr- Basaltgesteine 397. Polyschicles-Schichten, Dogger, Unter- Elsaß 136. Pomarangina, System, ob. Trias 419. 421. — cordiformis , Trias (harnische St.). Van-yen in Tonking 130. — Haydeni, Trias, Spitt (Central- Himalaya) 129. Porphyrit, Dürrhennersdorf in der sächsischen Lausitz 65. Porphyrgranit, Bayrischer Wald 50. Porphyr itdecken und -tuffe, Weißig bei Pillnitz 69. Portugal. Wurtzit von Alber gar ia velha 264. Posidonomya Suessi, Dogger, Ros- heim, Unter- Elsaß 135. Poteriocrinus rhenanus, siehe Artbro- acantlia tenuispinata. Pozzolana, Aniotal, Italien, Auftreten und Entstehung 14. 82. Präcambrium, Mittelböhmen, Tektonik 317. Fribram, Böhmen, Wurtzit, Analyse 264. Propylit, Bildung 501. Proterochersys , Keuper , Württem- berg 358. Protohippus Castilloi, Tertiär. Mexiko 471. Pseudodeweylith, Wassergehalt 200. Pseudogrammoceras subfallacio und Cottcswoldiae, Lias, Bischenberg, Unter-Elsaß 134. Pseudolioceras compactile, Lias, Ros- heim, Unter-Elsaß 135. — ramosum , Caecilia und lythense , Lias, Bischenberg, Unter-Elsaß 134. Pseudomonotis elegans, Dogger, Ros- heim, Unter- Elsaß 135. Münsteri. Dogger, Unter-Elsaß 136. Pteropoden, Cambrium, Ghor es-Safi 23. Ptychoparia sp , Cambrium 25. Pupa columella, Diluvium, Weinheim i. B. 697. Pustulopora Quenstedti, Dogger, Unter-Elsaß 136. Pyrit, ehern. Konstitution 272. Pyroelektrizität, Lithiumsulfat — Mo- nohydrat 243. Pyrop, Dichte 105. Pyrophyllit, Wassergehalt 197. Pyrrhotinbildung, Raummodell 449. Pyrula scularia, Tertiär , Alqarrobo, Chile 408. Quartär Aniotal, Italien 83. Schlesisches Hügelland 417. Quarto del Piano, Aniotal, Italien, Kalkvorkommen 86. Quarto de Piano, Sabinergebirge, Tripelvorkommen 20. Quarzporphyr, Oberschönau i. Thür. 577. Quecksilber gänge, Entstehung 503. Radioaktivität, Pfahlgesteine, Bay- rischer Wald 51. Ranchos San Isidro, Nieder-Kali for- men, Eisenerze, Vork. 389. Raummodelle in die phys. -ehern. Erup- tiv-Gesteinskunde 449. Regionalmetamorphose, Zentralgneise, Alpen 54. Reibsteine, Ausbildung eines Strudel- topfes bei Heg gen in Westfalen 670. Renntierstangen im Flußgebiet des diluvialen Neckars 699. Renntierverbreitung in Amerika 654. Rhabdocidaris horrido. Dogger. Unter- Elsaß 136. Rhabdodon. siehe Machlodon. Rhinoceros tichorhinus, Diluvium, Schlangenbühl bei Weinheim i. B. 697. Rhynchonella acuta, Lias, Rosheim. Unter-Elsaß 131. — gryphitica und plicatissima, Lias, Rosheim, Unter-Elsaß 133. — lotharingica , varians und cf. For- besi, Dogger. Rosheim, Unter- Elsaß 137. — rimosa und furcillnta, Mittl. Lias, Börsch, Unter-Elsaß 133. — spinosa , Dogger. Unter- Elsaß 136. Rhyolith, Mexiko 472. Riechelsdorf, Speiskobalt. Analysen 361. Ries bei Nördlingen 358. Roclisberg, Weschnitztal, Lamprophyr, Porphyr 69. Rohhumusbildung 155. Rosenquarz, Brasilien, Asterkurven 524. Rosheim, Unter-Elsaß, Jura- und Tertiärablagerungen 131. Rostverwitterung 152. XX Sachregister. Roteisensteinkonkretionen im Latent, Bildung 152. liotliegendes , Hühnberg gestern 624. Rubellit, Pala, Kalifornien , Dichte 105. Rubin, Ceylon, Dichte 105. Rückbildung der Skulptur der jüng- sten Scaphitenart 617. Ruggburg, Pfänder bei Bregenz, Süß- wasserablagerung 62. Ruppberg bei Oberschönau i. Thür. 607. Rutil, Dichte 104. Saale bei Kosen , postglaziale Ter- rasse 641. Sabinergebirge, Aniotal, Geologie 17. Salzekzeme 223. Salzgestein, tachhydrit führend, Mans- felder Mulde, Beschreibung 14. Salzlagerstätten , Tachhydrilvor kom- men, Mansfelder Mulde 11. Sammelkristallisation, Vorlesungsver- such zur Veranschaulichung 114. San Cosimato, Aniotal, Italien, vul- kanische Tuffe 86. Sandstein, Dogger, Rosheim, Unter- Elsaß 135 Sapphir, Ceylon, Dichte 105. Saurolophus , Geschlechtsuntcr schied 388. Saurosphargis, Unterschied von Pla- codus 405. Scaphites, Bedeutung für die Glie- derung der Oberkreide 553. — binodosus = Sc. nodosus var. brevis, Unt. Senon, Dakota 619. — Conradi , Ob. Senon, Standing Rock in Süd-Dokata 617. — , Gehäuse 594. — , Rückbildung der Skulptur 617. Schiefer, Bayrischer Wald 50. Schildkrötengattung Hydropelta 336. Schlammvulkan „Djautepe(i auf der Halbinsel Kertsch am 18. März 1914. 106. Schlesien, Hügelland, Quartär- und Tertiär profil 417. Schlettau, siehe Mansfelder Mulde. Schloenbachia (Mort.) inflatum, Ob. Gault 555. Schlotheimia angulata, Lias, Ros- heim, Unter-Elsaß 133. Schmalkalden, Huhnberggestein 623. Schöckelkalk, Graz, Versteinerungen 243. Schotter, Diluvium, Aniotal, Italien 17. Schußkanal, siehe Explosionsröhre. Schwaben, kein marines Oligocän da- selbst 668. Schivarzenkopf bei Oberschönau in Thür., Porphyr 614. Schweden, Vesuviun und Hastingsit aus dem Nephelinsyenit von Al - munge 201. Schwefel, Sublimation zur Veran- schaulichung der Sammelkristalli- sation 145. Schwemmtuffe, Habichtswald 484. Senon, Scaphites, Rückbildung der Skulptur 617. Sepiolith, Wassergehalt 200. Sericit, Porphyrit von Dürrhenners- dorf in der sächs. Lausitz 67. Serpentin Uebergang in Nephrit, Baste bei Harzburg 438. Wassergehalt 199. Agramer Gebirge 73. Serpula conformis, convoluta , gor - dialis und socialis, Dogger, Ros- heim, Unter-Elsaß 137. — • gordialis , Lias, Bischenberg,. Unter-Elsaß 134. — socialis, Dogger, Unter-Elsaß 136. Siliquaria, Aufrollung des Gehäuses 593. Sillimanit, Neubildung durch Schmel- zen 72. Silur Graptolitlie n, Sahr ul-Ghul, West- arabien 26. Graz 245. Mittelböhmen, Tektonik 308. Sadewitz bei Oels, Discoceras .'>96. Sinter, siehe Travertin. Siphonotretaunguiculata u. verrucosa r Cambrium 24. Skapolith, Habichtswald 519. Skolezit, Wassergehalt 197. Skulptur rückbildung bei der jüngsten Scaphitenart 617. Smaragd, Born Jesus dos Meiras. Bahia, Brasilien 39. Solen elytron , Tertiär, Algarrobor Chile 408. Sonninia Sowerbyi, Dogger, Ros- heim, Unter-Elsaß 136. Spaltbarkeit, Monazit 41. Spaltungsflächen, Bittersalz 33. Spanien , Zinkblende von Picos de Europa, Analyse 264. Speiskobalt, Zerlegung durch Luft- oxydation, Analysen 359. Spermophilus cf. rufescens, Diluvial- Neckargeb/et, Weinheim i. B. 697 . Sphärolithe 584. Sphärosiderit, Habichtswald 49<>. Sachregister. xx r Spinell, Ceylon, Dichte 105. Spiriferina Penecke, Silur, Graz 344. — verrucosa und Wulcotti, Mittl. Lias, Unter-Elsa/4 133. Staß elgleitung 307. Stammesgeschichte der Elephanten 179 208. Steenstrupin, Wassergehalt 200. Stegocephalen , Capitosaurus arena- ceus, Trias, Bayreuth 569. Stegodon bombifrons, Verwandtschaft mit Eleplias 180. Steinhauk bei Uberschönau i. Thür., Porphyre 588. Steinkohle, ehern, u. geol. Abgrenzung gegen die Braunkohle 475. Steinsalz, Pseudomorphosen 262. Stigmatopygus elatus, Ob. Kreide, Assam, Ostindien 622. Stratigraphie, Stellung der Terebel- hna Mackayi 510. Stromatopora dichotoma, Dogger, Rosheim, Unter-Elsaß 137. Strontianit, Verhalten beim Erhitzen 162. Strontium formiat- Dyhydrat, Teilung durch Pressung 37. Strophostoma-Kalk , Arnegg, Mittel- oligocän 64. Strudeltopf , Ausbildung , durch schaukelnde Reibsteine 670. Struktur bilder, statische der opt. Eigen- schaften der Kristall. SiO, 701. Strukturmodelle 545. Struthiosaurus, Gosau 385. — , Geschlechtsunterschied 388. Studien über Asterismus 524. Sublimation , Sichtbarmachung der Sammelkristallisation 144. Südamerika Beziehungen zu den Faunen Nord- amerikas und Australiens 687. Fauna der nördlichen Staaten 681. Süßicasserablagerung , Ruggburg am Pfänder bei Bregenz 62. Sybillenhöhle auf der Teck 357. Sylvanakalk, Altersfrage 62. Symmetrie des Diamanten 331. Synthese von Mineralien , praktische An- leitung 447. Ostalpen 5S. Syrien, Geologie und Paläontologie, Beiträge 23. Systematik der Erzlagerstätten 272. der Konkretionen 257. Systematische Stellung der loma- rangina 419. Tabellen zur System. Mineralbestim- mung 446. Taehhydrit synthetische Untersuchung der Gelb- färbung 44. Mansfelder Mulde 11. 44. Tafeln der konstanten Untersuchun- gen im Jahre 1912. 448. Tektomk, Mittelböhmisches Altpaläo- zoicum 306. 407. Tektonische Anlage, Aniotal, Italien 23. Tektonische Erschütterung. Pfahl- gebiet, Bayrischer Wald 50. Tellina algarrobensis, complanata und Landbecki, Tertiär, Algarrobo, Chile 408. Telmatosaurus, Kreide 386. Temperaturkoeffizient von Lithium- sulfat— Monohydrat 236. Terebethna, Trias, Neuseeland, syst, und straf. Stellung 504. Terebratula cf. perovalis, Dogger. Rosheim, Unter-Elsaß 136. Terra rossa, Entstehung 15 (Ts) entstanden. In reinem Zustande ist ein solches Silikat jedoch bis- lang weder angetroffen noch künstlich dargestellt worden. Sollte aber das Silikat MgAl2SiOß wirklich existieren, so bleibt trotz- dem seine Annahme als Augitkomponente eine Spekulation '. Das- selbe gilt für das hypothetische Silikat Ca AL Si Oß (Tc). Hier geht sogar aus der umfangreichen, im Geophysikalischen Institut zu Wa- shington ausgeführten Bearbeitung des Systems CaO — A1203 — Si02 (Shepheed und Rankin) hervor, daß ein solches Silikat sich aus der Schmelze der drei Komponenten nicht bildet. Zusammenfassend kann man sagen, daß die Annahme bestimmter Silikate als Augitkomponenten nach unseren bisherigen Kenntnissen keine Berechtigung besitzt, daß aus den Analysen vielmehr nur eine feste Lösung der beteiligten Oxyde mit be- stimmten Sättigungsgrenzen gefolgert werden kann, wobei natür- lich keineswegs eine chemische Bindung dieser Oxyde im Kristall in Abrede gestellt wird. — Es tut mir leid, daß Herr Tschermak meine sachlichen Aus- führungen mit persönlichen Bemerkungen beantwortet hat. Ich möchte darauf nicht eingehen. Mineralogisch-petrogr. Inst, der Universität Frankfurt a. M. 1 Die Fig. 1 in Tschermak’s Aufsatz, die außerdem als einzige Pro- jektion eines Raumgebildes keine Beweiskraft besitzt, ist nicht geeignet, die dort gemachte Annahme wahrscheinlich erscheinen zu lassen. 4 A. Beutell und K. Blaschke. Das Wasser im Desmin ist chemisch gebunden. Von A. Beutell und K. Blaschke in Breslau. Mit 4 Textfiguren. Rinne (N. Jahrb. f. Min. etc. 1899. I. p. 1 — 31) hatte durch Erhitzen von kristallisiertem Chlorbaryum und Kupfersulfat ge- funden, daß außer den wasserfreien Salzen noch zwei, beziehent- lich drei verschiedene Hydrate existierten. Ein in die Salzpulver eingetauchtes Thermometer stieg während des Erhitzens sprung- weise, weil während der Zersetzung eines Hydrates die zugeführte Wärme zum Absieden des Wassers verbraucht wurde. Versuche, die er in gleicher Weise mit Desmin vornahm, lieferten hingegen einen kontinuierlichen Anstieg der Temperatur, ohne daß sich Sprünge von einem Hydrat zum anderen bemerkbar machten. „Es stellten sich je nach dem Wärmegrad und der Wasserführung der Umgebung bestimmte Gehalte an H2 0 als Ausdruck von Gleichgewichtszuständen ein, ohne daß im allgemeinen einfache multiple Molekularverhältnisse Vorlagen“ (Fortschritte der Mineral. 1913. 3. p. 162). Die eingehenden Untersuchungen von Friedel (Soc. Mineral. 1896. 19. p. 94 — 118) am Analcim, Harmotom, Heulandit und Chabasit sind mit den RiNNE’schen Anschauungen in völliger Übereinstimmung. Die Formulierung der FRiEDEL’schen Resultate, die darin gipfelte, daß das Wasser der Zeolithe nicht chemisch gebunden sei, sondern sich wie in einem Schwamm auf- gesaugt fände, stieß unter den Mineralogen kaum auf Widerspruch. In einer sehr elegant durchgeführten Arbeit zeigt Rinne (N. Jahrb. f. Min. etc. 1897. I. p. 41, und Fortschritte der Mineral. 1913. 3. p. 159 — 183), daß die Lage der optischen Achsen des Desmins durch die Entwässerung außerordentlich stark beeinflußt wurde. Die Achsen passieren viermal die Nullage und öffnen sich dann wieder in einer anderen Ebene. Sehr bemerkenswert ist die Tat- sache, daß die Einachsigkeit sehr angenähert mit fünf, vier, drei und zwei Molekülen Wassergehalt zusammenfällt. Bei der prinzipiellen Bedeutung, welche die Bindung des Wassers in den Zeolithen besitzt — denn es handelt sich darum, zu entscheiden, ob sie kristallisierte Kolloide sind — , haben wir es unternommen, der Frage nochmals experimentell näher zu treten. Einerseits ermutigten uns hierzu die erwähnten RiNNE’schen Re- sultate, anderseits schienen die Versuche Friedel’s einen Finger- zeig zu enthalten, in welcher Richtung eine Klärung zu erwarten sei. Aus zwei Entwässerungskurven , die Friedel unter sonst gleicheu Bedingungen für Analcim als feines Pulver und in Stück- chen von 2 — 3 mm erhalten hat (Soo. Mineral. 1896. 19. p. 97), muß geschlossen werden, daß ihr Verlauf von der Korngröße wesentlich beeinflußt wird. Der Wassergehalt der Zeolithe würde sich hiernach nicht als eine Funktion der Temperatur und der Das Wasser im Desmin ist chemisch gebunden. O Luftfeuchtigkeit allein darstellen, sondern es müßte außerdem die Kohäsion in Rechnung gesetzt werden. Falls sich unsere Hypo- these bewahrheiten sollte, würden die kontinuierlichen Entwässe- rungskurven dadurch zu erklären sein, daß bei einer bestimmten Temperatur infolge der Verzögerung durch die Kohäsion im Innern eines Massenteilchens das erste Wassermolekül, an der Oberfläche bereits das zweite absieden würde. Die Wässerungskurven hingegen müßten bei chemischer Bindung des Wassers, weil der Einfluß der Molekularattraktion aus ge- schaltet ist, zickzackförmig verlaufen. Eine ausführliche Darstellung der Versuchsmethoden wird erst die Dissertation von K. Blaschkk bringen; hier beschränken wir uns auf eine Zusammenstellung der wichtigsten, in dieser Richtung erhaltenen Resultate. Als Material zu den Versuchen diente der bekannte strahl ige Desmin aus dem Granit von Striegau, dessen Analyse die folgende Zusammensetzung ergab : Si02 . • .' A1203 . . . . . . 16,80 Ca 0 . • - Na2 0 . ■ • . . . 0.82 K20 . . • h2o . . . . . . 17,79 Summe . . 99,90 °/o Durch Umrechnung des Na20 und K2 0 in CaO ergibt sich die Formel 6 Si 02. A12Os, Ca0 + 6,4H20. Es wurden zunächst Entwässerungskurven bei verschiedenen Temperaturen aufgenommen , und zwar arbeiteten wir , um auch möglichst niedrige Temperaturen heranziehen zu können, im hohen Vakuum, das mit einer BEUTELL’schen Quecksilberpumpe (dieses Centralbl. 1911. No. 15. p. 491 — 495) hergestellt wurde. In einem Kellerraum, der eine ziemlich konstante Temperatur von etwa 17u aufwies, ergab sich in 87 Stunden die in Fig. 1 dar- gestellte Entwässerungskurve, doch war die Entwässerung für diese Temperatur noch nicht beendet. Da die Entwässerung bei Zimmer- temperatur nur sehr langsam fortschritt, wurde der Desmin in ein Rohr gebracht, das in einem angeschmolzenen Ansatz P20- zur Absorption des Wasserdampfes enthielt. Nach dem Evakuieren wurde dasselbe an einer vorher angebrachten Verengung abge- schmolzen. Erst nach 4 Wochen wurde das Rohr zum erstenmal geöffnet; der Wasserverlust des Desmin betrug 10,46°/o. Nach- dem wieder evakuiert und abgeschmolzen war, trat in drei weiteren Wochen noch ein Wasserverlust von 0,27 °/o ein, so daß der Ge- 6 A. Beutell und K. Blaschke, samtverlast 10,73 °/o betrug. Die Fortsetzung ergab keinen weiteren Gewichtsverlust. Ein ebenso angestellter Parallelversuch ergab im Maximum 10,92% H20; der geringe Unterschied dürfte sich durch etwas höhere Versuchstemperatur erklären. In Molekülen ausgedrückt, entsprechen die gefundenen Endwerte 3,88 beziehent- lich 3,90 Molekülen. Der eingetretene Gleichgewichtszustand ent- spricht somit keinem einfachen Molekularverhältnis. Bei 100° im Vakuum wurde das Gleichgewicht bereits in 53 Stunden erreicht, wobei der Desmin 14,72°/» H„ 0 oder 5,31 Moleküle verlor. Fig. 2 stellt die Entwässerungskurve bei 100° dar. Bei den folgenden, in Fig. 3 veranschaulichten Versuchen wurde die Entwässerung bei 200° begonnen, doch wurde die Tem- r peratur gesteigert, als sich nur noch wenig Wasserdampf ent- wickelte. Der letzte Best des Wassers trat im Vakuum bei 470° aus, während bei gewöhnlichem Druck Glühhitze erforderlich ist. Die im hohen Vakuum bei verhältnismäßig niedrigen Tem- peraturen erzielten Resultate haben somit ebensowenig auf ein- fache Molekularverhältnisse geführt, wie die Versuche von Rinne und Fkiedel. Um nichts unversucht zu lassen, wurden noch einige Er- hitzungskurven bei gewöhnlichem Luftdruck mit der Apparatur von K. Friedrich aufgenommen (dies. Centralbl. 1912. No. 6. p. 174 — 184, No. 7. p. 207 — 220), die uns von ihm giitigst zur Ver- fügung gestellt wurde ; auch hier erhielten wir kontinuierlich ver- laufende Kurven. Bezüglich des Wassergehalts der Zeolithe bei gewöhnlicher Temperatur liegt ein umfangreiches Analysenmaterial vor. Von den 95 bisher bekannten Analysen von Desmin mußten 32 ver- Das Wasser im Desmin ist chemisch gebunden. 7 Worten werden, da sie aus stark verunreinigtem Material stammten. Der Wassergehalt der übrigen 63 schwankt zwischen 5 und 7 Molekülen, was sich z. T. durch unvorsichtiges Trocknen erklären dürfte. Obgleich aus den angeführten Untersuchungen auf einen bestimmten Wassergehalt nicht geschlossen werden kann, findet sich der Desmin in den Lehrbüchern allgemein mit 6 Molekülen Wasser verzeichnet. Nur Hersch (Der Wassergehalt der Zeolithe, Inaug.- Diss. Zürich, 1887) hat 7 Moleküle Wasser ermittelt. Da die von Rinne (a. a. 0.) und Fiuedel (a. a. 0.) ausgeführten Untersuchungen keinen Zweifel darüber lassen, daß der Wassergehalt der Zeolithe von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit wesentlich beeinflußt wird, so wurde zunächst untersucht, wieviel Wasser der Desmin bei Zimmertemperatur aufnimmt, wenn man ihn in Luft stehen läßt, welche mit Wasserdampf gesättigt ist. Zu diesem Zwecke wurde feines Desminpulver unter einer Glasglocke stehen gelassen, in der sich ein Gefäß mit Wasser befand. Es stellte sich heraus, daß das Pulver im Anfang schnell, am Ende jedoch sehr langsam Wasser aufnahm. Im Maximum betrug der Wassergehalt 6,95 Mole- küle. Es ist hiernach möglich, daß, wie Hersch gefunden hat, der Desmin bisweilen 7 Moleküle Wasser aufweist. Es liegt daher kein Grund vor, in Desmin 6 Moleküle Wasser anzunehmen, es erscheint vielmehr natürlicher, ihm die Formel Si60)G Al, Ca, 7H20 zuzuschreiben, die jedoch, wie sich weiter unten zeigen wird, zu verdoppeln ist. Dieser Versuch war — da bei der Absorption die Kohäsion keine Rolle spielt — für die Fortführung unserer Arbeit von prinzipieller Bedeutung, denn er ist die erste Bestätigung unserer Vermutung, daß die kontinuierlichen Entwässerungskurven infolge der störenden Wirkung der Kohäsion ein falsches Bild geben; die Wässerung führt auf bestimmte Hydrate, während die Entwässerung keine einfachen stöchio- metrischen Verhältnisse liefert. Um festzustellen, ob auch bei höheren Temperaturen Hydrate mit einem bestimmten Molekularverhältnis entstehen, mußte der Desmin zunächst ge- nügend entwässert werden. Bei der ersten Hälfte der Versuche geschah dies im hohen Vakuum bei etwa 150 — 170°, wobei 12 — 1 4 ° o Wasser (4,3 — 5,1 Moleküle) ausgetrieben wurden; beim zweiten Teil wurde die Substanz um 15 — 17,00 °/o (5,4 — 6,13 Molekülen) entwässert. Weiter durfte die Entwässerung nicht ge^ trieben werden, da vollkommen entwässerter Desmin, den man bei gewöhnlichem Druck erst bei Rotglut, im Vakuum bei der relativ geringeren Temperatur von 470° erhält, überhaupt kein Wasser mehr aufnimmt. Das so vorbereitete Desminpulver wurde dann in einen elektrischen Röhrenofen gebracht, der vorher auf die gewünschte Temperatur einreguliert war. Während des Erliitzens wurde feuchte Luft über das Pulver geleitet, die für die Versuchs- temperatur nahezu mit Wasserdampf gesättigt war. Nachdem 8 A. Beutell und K. Blaschke, Vorversuclie gezeigt hatten, daß das Gleichgewicht bei höheren Temperaturen in der Kegel schon nach 7 Stunden erreicht war, wurde das Überleiten feuchter Luft 12 — 14 Stunden fortgesetzt, so daß völlige Sicherheit für die Sättigung bestand. Die Resultate unserer Versuche sind in folgender Tabelle zusammengestellt. Temperatur Wassergehalt in Prozenten Moleküle Auf ganze Zahlen abgerundet Beständig- keitsinter- valle 17° 19,26 6,95 14 — 20° 17,97 6.48 32 17,97 6,48 13 34° 54 17,90 6,45 59° 17,44 6,29 65 17,19 6,20 68" 16,92 6,10 71 16,49 5,95 8t 16,69 6,02 85 16,78 6,05 12 27° 89 16,46 5,94 92 16,62 5,99 93 16,66 6,01 95 16,39 5,92 98° 16,11 5,81 98 16,09 5,81 102 15,95 5,75 104 15,77 5,68 106° 15,37 5.54 108 15,30 5,52 110 15,28 5,51 116 15,25 5.50 11 21° 118 15,19 5,48 123 15,15 0,4 / 127 15.24 5.50 130° 14,92 5,38 133 14.71 5,30 137 14,12 5,09 10? — 142 13,56 4,89 144 12,64 4,56 9? — 146 12,09 4,36 150 11,49 4,14 Das Wasser im Desmin ist chemisch gebunden. 9 Temperatur Wassergehalt in Prozenten Moleküle Auf ganze Zahlen abgerundet Beständig- keitsinter- valle 152® 11,16 4,03 8? _ 155 10.56 3,81 158 9,85 3,55 7? — 161 9,20 3,32 164 8,80 3,11 167° 8,49 3,09 172 8.47 3,05 6 11° 178 8,42 3,04 180° 7,70 2,79 — — 181° 7,17 2,59 186 7,00 2,53 5 11° 192 6,80 2,47 194° 5,65 2.04 200 5,60 2,02 4 12° 206 5.54 2,00 211° 4,29 1,55 216 4,13 1,49 3 11" 222 3,98 1,44 227° 3,90 1.41 232 3,46 1,25 237° 3,01 1,08 243 3,00 1,08 245 2,75 1,00 250 2,76 1,00 255 2,65 0,96 41° 264 2,87 1,04 270 2,75 1,00 278 2,56 0,92 284° 2,49 0,90 302 2,20 0.79 325° 1,51 0,54 339 1.47 0,53 351 1,39 0,50 1 32° 357 1,23 0,45 380° 0,84 0,30 — — 10 A. Beutell und K. Blaschke, Das Wasser im Desmin etc. Während die Entwässerung des Desmins auf kontinuierliche Kurven führte, verläuft die Sättigung desselben mit Wasserdampf dis- kontinuierlich. wie die folgende graphische Darstellung (Fig. 4) zeigt. Unsere Vermutung, daß die Kontinuität der Entwässerungs- kurven unter dem Einfluß der Kohäsion zustande komme, hat sich vollkommen bestätigt. Nur unter dieser Annahme wird es ver- ständlich, daß der umgekehrte Vorgang, die Sättigung mit Wasser- dampf, auf definierte Hydrate führt, die jedoch nur in ganz bestimmten Temperaturinter- vallen beständig sind. Wegen des Auftretens halber Wassermoleküle muß die Desminformel verdoppelt wer- den ; dem wasserfreien Desmin entspricht somit die Formel Si, 2 032 Al4 Ca2. Derselbe kann nach unseren Untersuchungen vierzehn Hydrate mit 1 — 14 Molekülen Wasser bilden. Vier derselben sind nicht mit völliger Sicherheit nachgewiesen, weil sie nur bei einer einzigen Tem- peratur gefunden wurden ; sie sind in obiger Tabelle mit einem Fragezeichen versehen. Es lag nahe, diese vier kleinsten Intei1- valle, die den unbeständigsten Hydraten entsprechen, mit der vorübergehenden Einachsigkeit des Desmins in Verbindung zu bringen, zumal-da dieselbe nach Rinne (X. Jalirb. f. Min. etc. 1897. I. p. 57) viermal beim die Punkte der Kurve, an denen durch ein beigefiigtes R gekenn- derselben in die vier kleinsten 380"- 360°- - 3 Vf— 3 20° - 300° - zacf- 260°- 240"- 220°-- 200- • 100 - 2,0- 20' Moleküle. -I — I — I — t — I — I — I — I — I — I — I — I- 74 13 12 II 10 9 6 3 4 3 2 1 Fig. 4. Entwässern auftritt. Wir haben nach Rinne Einachsigkeit auftritt, zeichnet. Tatsächlich fallen zwei Intervalle, während die beiden anderen etwas größeren entsprechen. Da die RiNNE’schen Werte beim Entwässern erhalten worden sind, und da hierbei infolge der Kohäsion die Werte verschoben werden, erscheint es nicht unmöglich, daß die Einachsigkeit mit den kleinsten Intervallen für 7, 8, 9 und 10 Moleküle Wasser zusammenfällt. Ergebnisse. 1. Das Wasser des Desmins ist chemisch gebunden. 2. Die Sättigung vorher entwässerten Desmins mit Wasser- P. Kling, Das Tachhvdritvorkommen etc. 11 dampf führt auf vierzehn verschiedene Hydrate ; in feuchter Luft und bei gewöhnlicher Temperatur kommt ihm die Formel Sil2 032 Al4 Ca2, 14 H, 0 zu. 3. Die Hydrate sind nur in ziemlich eng begrenzten Tem- peraturintervallen beständig. 4. Die vorübergehende Einachsigkeit des Desmins fällt mit den kleinsten BeStändigkeitsiutervallen zusammen. 5. Die Entwässerungskurven entsprechen bei sehr losen Ver- bindungen nicht den wahren Verhältnissen, weil sich infolge der Kohäsion gleichzeitig verschiedene Hydrate zersetzen. 6. Ein richtiges Bild liefern bei losen Verbindungen nur die W ässerungskur ven . Versuche über andere Zeolithe sind in Vorbereitung. Breslau, Mineral. Institut der Universität, Juli 1914. Das Tachhydritvorkommen in den Kalisalzlagerstätten der Mans- felder Mulde1. Von P. Kling aus Halle a. S. Mit 8 Tabellen und 8 Textfiguren. 1. Allgemeine Lagerung. Das Auftinden tachliydrithaltiger Kalisalze in der Mansfelder Mulde, deren bergbauliche Erschließung in den letzten zehn Jahren stattfand, gab die Veranlassung zur Untersuchung der Lagerungs- verhältnisse und der Bildungsbedingungen des Tachhydrits im genannten Bezirk. Das Mineral ist in diesem Gebiet an die obere Carnallitregion der Salzlager gebunden, und zwar tritt es im südöstlichen Teile der Mulde in größerer Menge auf, um nach Westen und Nordwesten hin» allmählich abzunehmen. Die petrographische und chemische Untersuchung, welche eingehend bei den Halleschen Kaliwerken zu Schlettau als der übersichtlichsten Lagerstätte des südöstlichen Teiles der Mulde durchgeführt wurde, ließ erkennen, daß die Gesamt- heit der Zechsteinsalze unterhalb des grauen Salztons in normaler Weise gelagert waren, und zwar vom Hangenden zum Liegenden in nachstehender Beihenfolge: a) Halitcarnallit, b) Carnallithalit, c) Kieseritischer Carnallithalit, d) Carnallitischer Kieserithalit, e) Anhydritischer Kieserithalit, f) Anhydrithalit. 1 Verkürzte Wiedergabe der Dissertation des Verf.'s. Halle a. S. 1913. 12 P. Kling, Das Tachhydritvorkommen In der Zone des Halitcarnallits findet sich der Tachhydrit, und zwar meist in feiner Verteilung, was sich besonders hei der Aus- witterung zeigt. Die Wand des Stoßes erscheint dann waben- artig zerfressen und durch Eisenhydroxyd schrnutziggelb gefärbt. Das Eisen stammt aus dem gelb gefärbten Tachhydrit. Hin und wieder werden Nester angetroffen, die mit grobkristallisiertem Tach- hydrit gefüllt sind; in einem solchen Nest fanden sich auch eigen- artige haselnußgroße Kieseritanhäufungen, die wahrscheinlich als sekundäre Ausscheidungen anzusprechen sind (vergl. Fig. 4 p. 15). Auch größere Mengen sekundären Carnallits wurden beobachtet. Die Tachhydritzone beginnt etwa 5 m unterhalb des Salztones und verschwindet ca. 22 m unterhalb derselben. In der oberen tachhydritfreien Region wurden große idiomorph ausgebildete An- hydritkristalle gefunden. Um zu erfahren, in welcher Beziehung der Calcium- und Magnesiumgehalt der ganzen Salzfolge zur Tachhydritfiihrung im oberen Teile steht, wurden Proben des oben angegebenen Profils, das in einem 300 m langen Bremsberg des Werkes auf- geschlossen war, in durchgehender Reihenfolge analysiert, wobei die chemische Untersuchung sich in den Regionen b) bis f) auf die Bestimmung des Calciums und Magnesiums beschränkte, während von der Halitcarnallitzone Vollanalysen ausgefiihrt wurden. Die Er- gebnisse sind in den gegeniiberstehenden Tabellen I — III mitgeteilt. Aus der Tabelle I geht hervor, daß die Verteilung von Ca und Mg im älteren Steinsalz dem Vorkommen dieser Elemente im Fig. 1. Verlauf des Gesamtcalciums und des alkohollöslichen Calciums in der Halitcarnallitzone der Halleschen Kaliwerke. primären Salze von Staßfurt entspricht. Das Vorkommen des Tachhydrits im Halitcarnallit der Schiettauer Lagerstätte zeigt somit keine Beziehung zu der Ausbildung des liegenden primären Salzes. Die Menge des Tachhydrits (die durch Bestimmung der Menge des alkohollöslichen Calciums ermittelt wurde) zeigt, wie aus Fig. 1 zu ersehen, ein Maximum von ungefähr 10°/o Tach- in den Kalisalzlagerstätten der Mansfelder Mulde. 13 Tabelle I. Meter °/o Ca °* Mo* / 0 o Meter °/o Ca °/o Mg 0—7 1,39 105—112 0,18 4,10 7—14 1.83 — 112—119 0.19 4,44 14-21 1,45 Spur 119—126 0.30 5,09 21—28 1.77 0,02 126-133 0,26 3,55 28—35 1,18 0,07 133—140 0,25 5,38 35—42 1.68 0,04 140—147 0.20 3,66 42—49 1,27 0,31 147-250 0,47 5,70 49—56 2.75 2,33 250—258 0,26 8,12 56—63 1,19 1.01 258 — 265 0,77 7,85 63—70 2,90 2.11 265—272 0.93 8.00 70 — 77 0.32 1,11 272-279 0,66 8,19 77—84 0,21 2,74 279—286 0.93 7,90 84—91 0.23 2,25 286—293 1,26 7.15 91—98 0,20 2,39 293-300 1,86 7,54 98—105 0.16 4.60 1 Tabelle II. 1 47—250 250—258 25S— 265 265—272 272—279 279—286 286—293 293—300 Na 16,97 8,82 8,23 7.45 6,69 8,51 9.40 6,29 K 6,98 8,48 8,54 8.77 8,93 7,85 9,09 10.03 Mg 5,71 8,12 7.85 8,00 8,19 7,90 7,15 7,54 Ca 0,49 0,26 0,77 0.93 0,66 0.93 1.26 1,86 CI 43,16 36,70 37,59 37,50 37,55 37,44 38,42 35,34 so4 9.24 12,10 9,49 9,34 8,03 10.05 9,88 11,74 H20 17,39 24,98 27,08 ! 27,48 29,39 26,72 24,60 26,52 Unlösliches . . 0,24 0.25 0,35 1 0,30 0,22 0,31 0,67 0,85 Summe 100,18 99,71 99,90 99,77 99,66 99,71 100,47 100,17 Alkohollöslich. Mg 3,64 5,10 5,67 5,70 6.25 5,54 5.22 5,66 Ca. .... . 0,07 0,18 0,39 0,82 0.51 0,62 7 i 0,31 0,06 Tabelle III. 147 — *250 250—258 25S— 265 265—272 272—279 279—286 286— 293 293— 300 Tachhydrit . . 0,90 2,33 4,64 10,58 6,58 8,08 4,01 0,77 Sylvin .... 2,42 1,22 0,36 2,29 — 0,31 2,50 2,00 Carnallit . . . 40.56 55,68 59,34 53,74 64,22 54.64 55,25 63.78 Kieserit . . . 11.77 17,16 12,37 13,08 11,03 13,42 10,96 10,70 Anhydrit . . . 1,43 0,27 1.29 0.37 0,51 1,05 3,23 6,11 Steinsalz . . . 43,09 22,70 20.80 18,98 16.97 21,60 23,85 15,95 Unlösliches . . 1 0.24 0,25 0,35 0.30 0,22 0,31 0,67 0,85 14 P. Kling, Das Tachbydritvorkommen liydrit, und auch das Ansteigen des Anhydritgehaltes (also des alkoholunlöslichen Calciums) ist deutlich zu erkennen in den hängendsten Partien der Lagerstätte. Die Beobachtungen, die in den benachbarten Werken: Krügers- hall, Salzmünde, Georgischacht gemacht worden waren, ergaben nichts wesentlich von obigem Abweichendes. In dem ersten Werk ist die Tachhydritregion etwas weniger ausgedehnt, in den beiden letzteren ist sie auf bestimmte Abbaubezirke beschränkt. 2. Mineralogische Eigenschaften und petrographische Be- schaffenheit des tachhydritführenden Salzgesteins. Der Ta ch liydrit kristallisiert hexagonal-rhomboedrisch (di- trigonal-skalenoedrisch). Der Winkel (101 1) : (1 101) ist 10(1° 30' (nach Gkoth und Schulten ca. 104°). Daraus ergibt sich a:C = 1 : 2,1 12. Vollkommen spaltbar nach R(10Il). Härte nahezu 2, Dichte 1,664 (nach Bischof 1,671, Erdmann 1,671 — 1,867, van’t Hoff 1,6634 — 1,6683). Lichtbrechung (best, mittelst Pulfrich’s Totalreflektometer) nQ = 1,5215 ne — 1,5128. Doppelbrechung negativ = 0,0087. Zwillingsbildung bezw. -lamellie- rung wurde nicht beobachtet. Im Dünnschliff ist der Tachhydrit im gewöhnlichen Licht im allgemeinen an seiner gelben Farbe 1 zu erkennen, die in den Kristallen gleichmäßig verteilt ist. Da die mittlere Lichtbrechung 1,517 ist, sich demnach nicht stark von der des Canadabalsams unterscheidet, ist nur ein schwaches Relief zu beobachten. Manch- mal macht sich die vollkommene rhomboedrische Spaltbarkeit an den Spaltrissen gut bemerkbar. Pleochroismus fehlt. Zwischen gekreuzten Nicols läßt das Mineral, da die Doppel- brechung (y — a ) = 0,0087 ist, gewöhnlich die leuchtenden Far- ben zweiter Ordnung in Schnit- ten parallel der c-Achse er- kennen; das Gelb erster Ord- nung, welches z. B. in Ge- steinsschliffen der in bezug auf Doppelbrechung mit Tachhydrit fast übereinstimmende Quarz (0,009) zumeist aufweist, tritt hier selten auf, da Salzschliffe aus tech- nischen Gründen immer etwas dichter als die der Silikatgesteine ausfallen. 1 Die synthetische Untersuchung der Gelbfärbung folgt im Abschnitt 4. Vergr. 1 :20. Fig. 2. Paragenese von Tachhydrit T, Carnallit C und Sylvin S. in den Kalisalzlagerstätten der Mansfelder Mulde. 15 Nebeu dem Tachhydrit lassen sich im Dünnschliff als wesent- liche Gemengteile des Salzgesteins noch Carnallit, Kieserit, Stein- salz, Anhydrit und Sylvin (auch Ton) unterscheiden. Von Wichtig- Vergr. 1:15. Fig. 3. Tachhydrit T ein Carnallitkorn C, Ct durchsetzend. Fis:. 4. Vergr. 1 : 5. Sekundäre Kieseritknolle K umgeben von Tachhydrit T und Steinsalz St. keit war die Auffindung der Paragenese Tachhydrit — Carnallit — Sylvin (Fig. 2), die weiter unten (Abschnitt 3) noch näher be- sprochen werden soll. Eine bemerkenswerte Erscheinung weist Fig. 3 auf: Tachhydrit T durchsetzt einen Carnallitkristall Cv Cn; 16 P. Kling, Das Tachhydritvorkommen etc. die Zusammengehörigkeit der Stücke Ci, C2 gab sicli an der gleich- zeitigen Auslöschung zu erkennen. Die Erklärung ist dadurch ge- geben, daß die beiden Teile des Carnallits ursprünglich einen einheitlichen Kristall bildeten, der durch den vordringenden Tacli- liydrit zerstört wurde. Oberhalb oder unterhalb der Ebene des Schliffes mag dieser Zusammenhang noch bestanden haben, doch wurde er bei der Herstellung des Schliffes zerstört. Ähnliche Andeutungen für eine lappig-konkave Gestalt der Carnallitkristalle in Berührung mit Taclihydrit traten auch in anderen Schliffen auf. Fig. 4 zeigt eine jener oben erwähnten eigentümlichen Kieserit- knollen im Dünnschliff. 3. Genetische Betrachtungen. Die Beobachtungen, die in den einzelnen Werken gemacht worden waren, führten zu dem Resultat, daß der Taclihydrit sekundärer Entstehung sein müsse. Ein- mal wegen seiner unregelmäßigen Verteilung im Gestein, seiner Vergesellschaftung mit sekundärem Carnallit, vor allem aber wegen der eigentümlichen Paragenese: Taclihydrit, Sylvin , Carnallit. Dieses Zusammenvor- kommen der 3 Mineralien steht der primären Ausscheidung des Tachhydrits nach den van’t HoFF’sclien Untersuchungen direkt entgegen, nach denen nur die Paragenesen: Taclihydrit, Biscliofit, Carnallit und Tach- liydrit, Carnallit, Chlorcalcium möglich sind (Fig. 5). Die Entstehung des Tachhydrits ist folgendermaßen zu denken: Infolge umfang- reicher Durchtränkungsprozesse, wie sie M. Naumann 1 angenommen hat, sind die Salzlagerstätten weitgehend verändert worden. Die, die chemische Umwandlungen bedingende, einbrechende Magnesium- chloridlauge hat Anhydrit teilweise gelöst, entsprechend der Gleichung : MgCl2 + CaS04 ^ CaCI2 + MgS04, wobei Chlorcalcium entstand, das sich mit einer gewissen Menge MgCl2 zu Taclihydrit vereinigte. Ans der Gleichung ist zu er- sehen, daß sich Kieserit neubilden mußte. Tatsächlich sind auch wohl jene eigenartigen Kieseritanhäufungen als Neubildungen an- zusehen. Ferner läßt sich auf diese Weise die Ausscheidung des Sylvins einerseits und die Bildung des sekundären Carnallits andrer- seits gut erklären, und zwar durch Annahme von Konzentrations- änderungen der Chlormagnesiumlauge. War diese sehr konzentriert, 1 M. Naumann, Zeitschr. Kali. 7. Jahrg. 1913. 4. p. 88 — 92. Bischof. il Tachhydrif Carnallit Chlorcalcium Sylvin Fig. 5. E. Wepfer, Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. 17 so mußte sich Carnallit bilden, im anderen Falle war eine Zer- setzung dieses Minerals und Entstehung von Sylvin unausbleiblich. Ebenso steht die Beobachtung, daß sich oberhalb dichter Bänke Tachhydrit angereichert hat, mit der Theorie in Einklang, da die durch schwer durchlässige Schichten bedingte Stagnation der Lauge die Bildung des sekundären Minerals begünstigen mußte. Die großen Anhydritkristalle der oberhalb der Tachhydritzone befind- lichen Region sind als Rekristallisationen der ursprünglichen dichten Anhydritmassen aufzufassen, und die regionale Verteilung der Minerale läßt sich auf Gleichgewichtsverschiebungen zui’ück- führen, entsprechend der Gleichung: Chlormagnesium + Anhydrit ^ Kieserit -f- Chlorcalcium. Im oberen Teile des Lagers überwog die Anhydrit-, in den tiefer- liegenden die Tachhydritbildung. (Schluß folgt.) Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. Von E. Wepfer. Mit 1 Textfigur. I. Die Entstehung der Pozzolana im Aniotal. Das Diluvium des Aniotales wird seit alters von den ita- lienischen Geologen eingeteilt in älteres Diluvium ohne, und jüngeres Diluvium mit vulkanischen Bestandteilen1. Auf die Ab- lagerungen der älteren Schotter im Aniotal, die vielleicht noch zum Pliocän zu rechnen sind2, folgte eine Eruptionsphase, wohl dieselbe, in die die übrigen vulkanischen Erscheinungen des alten Latium fallen. Eine natürliche Folge davon ist, daß sich in den jüngeren Schottern2 häufig vulkanische Bestandteile finden, die den älteren Schottern fehlen. Im Bereich des mittleren Anio- tales hat diese Eruptionsphase nur Tuffe hinterlassen, die, unter dem Namen Pozzolana bekannt, zur Herstellung hydraulischer Mörtel schon im Altertum verwendet wurden. Die dunklen An- brüche des Tuffs verraten sich schon von weitem dem Auge. Über die Entstehung dieser Tuffe bestehen sehr verschieden- artige Vorstellungen ; wohl am allgemeinsten verbreitet ist die Anschauung, daß die Tuffe normale Einlagerungen in den dilu- vialen Schottern, dort „Breccia“ genannt, bilden, die durch Winde von den Vulkanen im Westen herübergetragene Aschen darstellen. Diese Aschen bildeten zuzeiten eine mehr 1 Angelis d’Ossat, L’alta valle dell’ Aniene. Mem. soc. geogr. Ital. 7. 1897. u. a. 2 Wepfer, Das Aniotal oberb. Tivoli etc. Oentralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 2 18 E. Wepfer, verbreitete Decke, dann aber gerieten die lockeren Massen an den steilen Gehängen ins Rutschen, sackten zusammen, wurden zu- sammengeschwemmt und häuften sich so im Tal zwischen den Schottern an, von denen sie teils zugedeckt wurden. Diese Vor- gänge würden nur ein lagen- bis linsenförmiges Auftreten vul- kanischer Aschen, reichlich vermischt mit Sand und Schotter, er- klären, können aber unmöglich das Auftreten gewaltiger, bis über 1 km Länge, 350 m Breite und bis zu 50 m in der Dicke messen- der reiner Tuffe ohne irgend welche Verunreinigung durch Schotter- oder Sandmassen verständlich machen. Noch andere Umstände treten herzu, die der genannten Anschauung von einer sub- a er i sehen Entstehung mehr und mehr Boden entziehen, und so kann es nicht wundernehmen , wenn schon von italienischer Seite gegenüber der herrschenden Vorstellung andere Auffassungen geltend gemacht worden sind. Schon Brocchi 1 beschreibt von seiner Reise von Tivoli das Aniotal hinauf ein Gestein mit L a v a Charakter, das aber doch keinen echten Lavastrom dar- stelle (bei Colle San Giovanni). Es befremdet, mit welcher Schärfe diejenigen unter den italienischen Geologen später an- gegriffen worden sind, die sich der allgemeinen Anschauung nicht angeschlossen haben, so z. B. Terbigi1 2 durch Meli3. Was das geologische Auftreten der vulkanischen Tuffe angelit , so muß vor allem deutlich betont werden , daß es sich keineswegs um Lagen oder Linsen innerhalb der I) i - 1 u v i a 1 ablagerungen handelt, sondern vielmehr um deutlich darin aufsetzende stockförmige Gebilde: Die Lagerung ist durch- greifend, daher auch die nicht recht befriedigenden Erklärungen des Zusammensackens lockerer Tuffmassen. Die Grenze zwischen Tuff und (älterem) Schotter, die ich übrigens nur in einem Fall deutlich aufgeschlossen fand, verläuft an den steilen Tal- hängen hinauf ziemlich senkrecht; an den ungeschichteten Massen der — besonders im unteren Teil — aus „Pozzolana“ bestehenden Tuffe setzen die Kiesbänke scharf ab: Keine Kalk- gerölle liegen in der Pozzolana, kein vulkanischer Tuff findet sich als Bestandteil in den älteren Schottern. Wenn demnach größere Massen von hergeblasenen vulkanischen Aschen zusammen- gesackt ins Tal gerutscht wären, so müßten sie, um erhalten zu bleiben , geradewegs je in ein großes Loch gefallen sein : Diese Vorstellung ist für ein Flußbett unmöglich , und auch ein See in 1 Osservazioni naturaü fatte in aleuue parti degli Apennini. Mai- land 1819. 2 Le formazioni vulcaniche del Bacino Romano considerate nella loro fisica costituzione e giacitura. R. Accad. dei Lincei. ser. 3 a. 1881. (p. 389—419.) 3 Boll. Com. Geol. 13. 1882. (p. 260 ff.) Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. 19 dem Tal, in den die Aschenmassen hineingerutscht, -geweht oder -gespült wären, hätte nicht so steile, oft senkrecht nach der Tiefe zu abfallende Wände (aus Schottern) besitzen können , wie die Begrenzungslinie zwischen Tuff und Schotter in Wirklichkeit zeigt. Ist der Tuff aber nicht in eine derartige Vertiefung gefallen, sondern einfach ins Tal gerutscht, bezw. dort znsammengeblasen, so hätte er — um das heutige Bild seiner Lagerung zu zeigen — als ein Klotz mit senkrechten Wänden stehenbleiben müssen und der Schotter hätte sich rings allmählich aufgehäuft, ln Wirklich- keit wären die lockeren Aschenmassen natürlich weiter verschwemmt worden. Ich meine aber, die Vorstellung von der subaerischen Entstehung der Pozzolana im Aniotal müßte endgültig verschwinden, trotz der allerdings verlockenden Tatsache, daß jedenfalls alle in dem von mir untersuchten Gebiet liegenden Vor- kommen vulkanischen Tuffs im Aniotal selbst liegen. Selbst- verständlich müssen hiervon aber die auf der italienischen geo- logischen Karte 1 : 100 000 mit derselben Signatur gezeichneten deutlichen Terrassen oberhalb Tivoli in den breiteren Auen des An io und Empiglione, die aus mehr oder weniger geschichtetem vulkanischem Material aufgebaut sind, getrennt werden. Ein deutliches Profil durch verschiedenartige Ablagerungen vulkanischen Ursprungs ist in der kleineren P o z z ol an a grübe oberhalb der Station Vico va ro zu sehen: Zuunterst liegt Poz- zolana von meist dunkler Farbe, darauf festere Tufflagen, die zu einer Zone guter Bausteine überleiten, welche durch z. T. stark verwitterte Leu eite weißgesprenkelt erscheinen. Diese Bau- steine tragen echten Tuffcharakter, führen überwiegend Bestand- teile vulkanischen Ursprungs, und nur vereinzelte gerundete und eckige Einschlüsse von eoeänem Kalkstein. Oben sind diese Gesteine abgeschnitten durch eine taschenförmige Vertiefung, die gleichfalls mit vulkanischem Material erfüllt ist: Auf weichen, bröckeligen Tuffgesteinen , die zahlreiche , ziemlich große , durch- weg stark verwitterte Leu eite und vereinzelte große braune Glimmerblättchen führen, folgen mit immer deutlicherer Schichtung hellere, zu oberst hellgraue, äußerst feinkörnige, papier- dünn geschichtete Sande aus vulkanischem Material. Diese ge- schichteten Tuffe tragen einen ganz ähnlichen Charakter, wie die Gesteine der Terrasse oberhalb Tivoli (s. o.). Auch in der großen Tuffmasse, 1 km oberhalb von Station Castelmadam a, liegen zu oberst hellgraue Tuffe, die hier zudem Hohlräume zeigen, die früher Holz enthielten und deren Wände deutlich die Holz- struktur verraten; diese Hölzer scheinen nicht allzu selten zu sein, ich fand sie auch weit oberhalb bei Carsoli in den dort zu altem Mauerbau verwendeten Tuffen. In welchem Verhältnis zu den geschichteten sedimentären Tuffgesteinen die in der Literatur öfters als Zwischenlagen genannten Tripel- Ablagerungen stehen, 2* 20 E. Wepler, kann ich nach meinen Beobachtungen nicht entscheiden. Ich habe nur in einem Tälchen am Quarto del Piano weißen geschichteten Tripel gefunden, der über vulkanischem Tuff lagerte. Auffallend ist die Eigenschaft der Pozzolana, öfters säulenförmige Absonderung zu zeigen; schon in den beiden Steinbrüchen am Bahnhof Vicovaro zeigt sich diese Neigung z. T. sehr deutlich. Vorzüglich säulenförmig abgesondert ist aber ein Teil der Pozzolana 1 km oberhalb der Station Castel- madama, und zwar ist die Säulenstellung eine deutlich fieder förmige (s. Textiigur). Über die Natur dieser säulen- Fig. 1. förmigen Absonderung ist gar kein Zweifel möglich. Sie ist in der Nähe von Vicovaro schon früher, z. B. von Keller1 be- obachtet worden. Terrigi2 hatte, unter anderen Gründen auch auf die säulenförmige Absonderung vulkanischer Gesteine an der Sedia del Diavolo — an der Via Nomentana, 3 km von Rom — gestützt, die Ansicht verfochten, daß es sich hier nicht um Tuff, sondern um echte Lava handle; er war deswegen von Meli1 scharf angegriffen worden, der sich bemühte, diese deut- liche prismatische Absonderung nur als eine oberflächliche Erscheinung (!) darzustellen, die nichts mit der eigentlichen Säulen- * Meli, Boll. Com. Geol. d'Ital. 1882. 13. Anm. z. p. 276—279. 2 Le Formazioni vulcaniche del Bacino Romano etc. R. Acc. Lincei 1881. p. 389—419. Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. 21 form gewisser Ergußgesteine zu tun habe. Meli hätte sich die Mühe sparen können , denn es scheint tatsächlich diese Absonde- rungsform ausnahmsweise auch bei Gesteinen vorzukommen , die weder aus Feuerfluß erstarrt, noch mit heißen Eruptivmassen in Be- rührung gekommen sind. Jedoch ist die fiederförmige Säulen- stellung bis jetzt meines Wissens immer nur bei eruptiven Ge- steinen beobachtet worden, ja die dafür gegebene Erklärung fußt geradezu auf der allmählichen Abkühlung des eruptiven Gesteines, und schon ihr Auftreten scheint mir beweisend für die im folgen- genden auseinandergesetzte Entstehung dieser Pozzolanamassen des Aniotales. Indessen hat schon Terrigi noch andere Gründe zur Stütze seiner Anschauungen ins Feld geführt, die ich aus eigener Anschauung bestätigen kann : Kieslagen, die mit diesem Tuff in Berührung gekommen sind, zeigen nämlich Verände- rungen, einzelne Gerolle sind durch Sublimation grünlich oder rötlich gefärbt. Meli will diese „oberflächliche Limonit- färbnng“ auf hydrochemische Prozesse zurückführen. In diesem Zusammenhang möchte ich einen vorzüglichen Aufschluß beschreiben, der sich 250 m südlich der Station Castelmadama im Aniotal an der Abzweigung der Fahrstraße nach diesem Ort von der Landstraße (Rom-)T i vo 1 i - Vico var o befindet. An die eocänen Gesteine, die bis dahin an der Straßenböschung anstehen und sofort von älteren, hart verkitteten Schottern (Breccia) überlagert werden, grenzen Pozzolanamassen. Der Kontakt zwischen diesen beiden ist nicht deutlich aufgeschlossen ; Bewachsung hindert den Blick. Geht man die Landstraße talabwärts weiter, so stößt sehr bald wieder Eocän an die Pozzolana. Die beiden Straßen zweigen in sehr spitzem Winkel voneinander ab und laufen daher eine Zeitlang eng nebeneinander. Südlich der Straßen steht sofort wieder Eocän an. An der ziemlich flachen Talböschung aber, die nördlich der Straßenabzweigung ansteigt, kann man die Pozzolana nur kurze Zeit verfolgen, sie wird bald ringsum auf dem Hang von Breccia eingeschlossen. Man kann die halb- kreisförmig verlaufende Grenze auf dem flachen Hang deutlich verfolgen , wie sie auf beiden Seiten auf die Grenze zwischen Eocän und Pozzolana zuläuft. Hier ist also durch die Straßen und die Talböschung ein annähernd rundlicher Komplex von Pozzolana quer durchgeschnitten, dessen Grenzflächen sowohl gegen das Eocän als auch gegen die Schotter massen annähernd senkrecht stehen. Die Breccia ist, wo nur ihr Kontakt mit der Pozzolana zu sehen ist, auf ca. 30 — 40 cm Entfernung von der letzteren deutlich rot gefärbt. Die Unter- suchung dieser rot gefärbten Breccia hat nun gezeigt, daß nicht nur einzelne Gerolle durch und durch gerötet, sondern daß sogar vereinzelte von ihnen vollkommen kristallinisch ge- worden sind. Besonders stark verändert ist das Bindemittel, 22 E. Wepfer, Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. das stärker als die Gerolle gerötet ist, und zudem kleine braun- rote G 1 i m m e r blättchen führt; Glimmer fehlt aber dem Binde- mittel der normalen unveränderten älteren Breccia durchaus, und so zeigt dieser rote Schotter alle Eigenschaften eines durch den Kontakt mit einem glutheißen Gesteinskörper metamor- phosierten Gesteins. Die Annahme, die bereits durch die eigenartigen Lagerungsverhältnisse der vulkanischen Tuffe (s. o.) nahegelegt ist, findet hier ihre Bestätigung. Diese Tuffe sind nicht Einlagerungen in den Schottern, das beweist schon ihr eben beschriebener Kontakt mit dem Eocän; sie sind nicht erst durch irgendwelche Agentien (Wind und Wasser) hier zu- sammengehäuft worden, sondern sie liegen unzweifelhaft auf primärer Lagerstätte. Die einzelnen Vorkommnisse der Pozzolana sind nichts anderes als einzelne Punkte ein- stiger vulkanischer Tätigkeit. In einmaliger Eruption ist die Erdrinde durchschlagen worden, Pozzolanamassen wurden hernach ausgeworfen, blieben in der Eruptionsröhre direkt liegen, oder fielen wieder in dieselbe zurück : so erklärt sich ihr stock- förmiges Auftreten. Daß sich dabei die Tuffe eventuell auch ein- mal auf die Schotter legen konnten, ist nur selbstverständlich, da sich die Explosionsröhre nach oben trichterförmig erweitert haben wird. Die ausgeworfenen Massen waren heiß genug, um das umgrenzende Gestein, wenn auch nur auf kurze Entfernung hin, zu metamorphosieren, und von diesem Gesichtspunkt versteht man auch die säulenförmige Absonderung der Pozzolana- massen. In der Vertiefung, die nach Beendigung dieser einmaligen Eruptionsphase an der Oberfläche wohl entstand, konnte sich Wasser sammeln, das vulkanische Material wurde z. T. umgelagert, und so entstanden über der Pozzolana diejenigen Tuffe, die z. T. wegen ihrer Festigkeit als Bausteine benutzt werden können und deren Leucite vollkommen verwittert sind, in denen sich Kalkgerölle und -brocken, sowie Holzreste finden. Und zu oberst konnten sich je nach Umständen die papierdünn geschichteten Lagen, wie beim Bahnhof Vicovaro, ablagern; in diese post- vulkanische Phase fällt dann auch die lokale Entstehung des Tripels. Diese neue Auffassung der Pozzolanavor kommen des Aniotals ist aufgebaut auf den Lagerungsverhältnissen, auf dem unzweifelhaften Kontaktmetamorphismus und auf der fieder- förmigen Säulenstellung ; von diesem Gesichtspunkt lösen sich alle Schwierigkeiten, die bisher die Erklärung so ungemein erschwerten: man darf nicht einmal erwarten, daß sich innerhalb der Pozzo- lana auch Bruchstücke älterer, insbesondere kristalliner Gesteine finden müßten. Ihr Fehlen läßt auf eine große Heftigkeit der ersten Explosion, die den „Schußkanal“ bildete, schließen, durch welche die durchschlagenden Gesteine in alle Winde zerstäubt W. Dienemann, Aelteres Paläozoicum von Südsyrien etc. 23 wurden. Diese Auffassung fordert zu einem Vergleich mit den Vulkanembryonen Bkanca’s heraus. Das Auftreten der vul- kanischen Tuffe ausschließlich im Tal erscheint nur bei oberfläch- licher Betrachtung als eine Stütze für die alte Annahme von ihrer subae rischen Zusammentragung. Das Aniotal ist sehr alt, das beweist seine erstmalige Auffüllung mit den alten (vielleicht pliocänen) Schottern; bedeutend jünger sind die vulkanischen Erscheinungen , und daß sie sich gerade an den alten Tallauf halten, spricht eben für die tektonische Anlage des Aniotals. Beiträge zur Geologie und Paläontologie von Palästina und Syrien. Unter der Mitwirkung von Facbgenossen herausgegeben von M. Blanckenhorn, Marburg. 2. Älteres Paläozoicum von Südsyrien und Westarabien. Von W. Dienemann, Marburg. Mit 2 Textfiguren. A. Cambrinm von Ghör es-Safi am Südostemle des Toten Meeres. Auf seiner Karte von Palästina, die dem Werk „Natur- wissenschaftliche Studien am Toten Meer und im Jordantal“, Berlin 1912, beigegeben ist, hat M. Blanckenhokn als bis dahin in jener Gegend unbekannte Formation Cambrium ausgeschieden, und zwar auf Grund von Fossilfunden am Wadi el-Hesi und an dem Ruinenfelde Chirbet el-Burdsch, südöstlich vom Toten Meer. Über die Auffindung und die Lage der fossilführenden Schichten finden sich nähere Angaben in dem erwähnten Werk (p. 125 — 135), sowie auch in dem Vortrag: „Neues zur Geologie Palästinas und des ägyptischen Niltals“ (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1910. p. 410 — 413) und dem „Kurzen Abriß der Geologie Palästinas“ (Zeitschr. d. Deutsch. Palästina-Vereins. Leipzig 1912). Danach besteht der dortige als cambrisch anzusprechende Schichtenkomplex von unten nach oben aus ca. 240 m rotem Sandstein, 14 m bunten Mergeln und zu oberst 51 — 65 m Dolomit und oolithi- schem Kalk mit Brachiopoden und Hyolithen (so am Wadi el-Hesi) oder an Stelle des letzteren Hornstein oder schwach kalkigem Quarzit mit denselben Brachiopoden und mit Trilobiten. Hier mögen nun die Fossilien, die mir Professor Beanckenhorn zur Bearbeitung über- geben hat, kurz beschrieben werden. Es handelt sich um Brachio- poden, Pteropoden und Trilobitenreste, die in den obersten, kalkig- quarzitisclien Schichten des Systems liegen, die aber nicht aus anstehenden Felsen, sondern aus herumliegenden Stücken und Ge- rollen gewonnen wurden. 24 W. Dienemann, Aelteres Paläozoicum Die Brachiopoden stellte Blanckenhorn wegen ihres Loches im Schnabel vorläufig in die Nähe von Tercbratula oder Discina, ohne aber auf eine genauere Bestimmung einzugehen1. Der Er- haltungszustand ist einer solchen auch wenig günstig, nur etwa ^ Dutzend Stücke ließen sich näher bestimmen. Das Gestein ist ein kieseliger, z. T. oolithischer Kalk, dessen Oberfläche die verkieselten Schalenreste stellenweise in größerer Anzahl bedecken. Da nun von einem Schloßapparat an keinem Exemplar etwas zu bemerken war, obwohl einzelne Stücke die innere hintere Schalenpartie gut erkennen lassen , haben wir es mit inartikulaten Formen zu tun. Ich stelle sie zu 1. Siphonotreta unguiculata Eichwald? (Fig. 1 2). Walcott, Cambrian Brachiopoda. llnit. States Geol. Survey. 51. p. 626. Teil II. Taf. 81 Fig. 6. (Mit Literaturangaben.) Eine größere und breitere, ca. 22 mm lange Form. Schale länglich oval, mäßig gewölbt, konzentrisch gestreift. Häufiger ist Fig. 1. Siph. unguiculata Eichw.?, Cambrium, südöstlich des Toten Meeres. Fig. 2. Siph. verrucosa Eichw. ?, Cambrium, südöstlich des Toten Meeres. 2. Siphonotreta verrucosa Eichw.? (Fig. 2). Ebenda, p. 627. Taf. 81 Fig. 5. Eine kleinere, mehr längliche und dichter konzentrisch ge- streifte Art, bis 1,9 mm lang. Ein Exemplar zeigt unter dem von einer Stielöffiiung durchbohrten Wirbel eine niedrige, quer- gestreifte Area. Das Stielloch steht mit einem nach innen führen- den Kanal in Verbindung. Von Muskeleindrücken ist bei beiden Arten nichts zu sehen. 3. Hy olithes sp. Es liegen verschiedene, nicht näher bestimmbare Reste vor. Der Querschnitt ist oval. Eine kleinere Form scheint sich schneller 1 Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. f. 1910. p. 411. 2 Die zwei Zeichnungen verdanke ich Fräulein E. Döring, Sonders- hausen . von Südsyrien und Westarabien. 25 zu verjüngen als eine andere , die auch breiter wird (bis 6 mm). Oberfläche glatt. 4. Paradoxides sp.? Die Trilobitenreste des kalkigen Quarzits haben schon Herrn Dr. W. E. Schmidt (Berlin) zur Untersuchung Vorgelegen1. Schmidt möchte die zahlreich vorhandenen Bruchstücke von Kopfschildern, meist Wangenstacheln, zu Paradoxides stellen, wofür auch ein bei der Präparation zersprungenes Schwanzschild sprechen soll. Die Wangenstacheln allein lassen keine Entscheidung zu, ob wir es wirklich mit Paradoxides zu tun haben. 5. Ptychoparia sp. Ein leidlich erhaltenes, unvollkommenes Kopfschild hat schon Schmidt zu dieser Art gestellt und auf die Ähnlichkeit mit der tief mittelcanibriscken amerikanischen Gattung Protokolls liin- gewiesen. Nach dem oben Gesagten würden wir es den Trilobiten nach vielleicht mit mittelcambrischen Schichten zu tun haben; jedoch ist die Gattung Ptyclioparia nicht auf diese Stufe beschränkt. Nach Walcott’s Tafel der Entwicklung der cambrischen Brachio- poden (1. c. p. 317) tritt die Gattung Siphonotreta erst im Ober- cambrium auf, und zwar finden sich die beiden beschriebenen Arten in den Passage beds und im Untersilur des Balticums. Da nun Blanckenhorn die gegenseitige Lagerung der Trilobiten führenden Schichten und der Kalke mit Brachiopoden nicht am anstehenden Gestein feststellen konnte, läßt sich vorläufig nur so viel sagen, daß wir es am Toten Meer einmal mit einem hellen, splittrigen, Quarzit von vielleicht mittelcambrischem Alter und einem schmutzig- grauen, oft stark oolithischen und nur wenig verkieselten Kalk obercambrischen bis untersilurischen Alters zu tun haben. Es wäre sehr zu wünschen , daß der stratigraphische Verband der Fossilien führenden Schichten genau festgestellt und besonders durch paläontologische Aufsammlungen eine Vermehrung der sehr spärlichen Fauna herbeigeführt würde. Liegt doch dieses Vorkommen von Cainbrium in dem Großen Mittelmeer, mitten zwischen denen von Languedoc, Sardinien und der östlichen Salt Range in Gegenden, aus denen man bisher noch kein Cambrium kannte. Da die cambrischen Gesteine am Toten Meer transgre- dierend über verschiedenartigen Eruptivgesteinen, Konglomeraten und Tuffen, die von Blanckexhorn in das Präcambrium gestellt werden, liegen, und Blanckenhorn sogar deutliche Steilküsten mit 1 Blanckenhorn, Naturw. Studien, p. 129 u. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. f. 1910. p. 412. 26 W. Dienemann, Aelteres Paläozoicum von Südsyrien etc. Brandungskonglomeraten beobachten konnte , haben wir es hier mit einer Transgression des südfranzösisch-spanisch-sardinischen Meeres über Teile des alten Südkontinentes zu tun. B. Uber die Auffindung von Silur an der Hedschäs-Bahn (Westarabien). Im Wintersemester 1913 zeigte Professor M. Blanckexhorn im Marburger Geologischen Kolloquium schwarze, bitumenreiche Schiefer von Sahr ul-Ghul bei km 736 an der Hedschäs-Bahn (28° 20' n. Breite, 36° 48' östl. Länge v. Greenw.), die er durch Vermittlung des Erbauers der Bahn , Meissner Pascha , erhalten hatte. In diesen Schiefern fanden sich einige Beste von Graptolithen, die als zu Diplograptus gehörig bestimmt wurden. Eine nähere Bestimmung war bei der Erhaltung des Materials und der Spärlich- keit der Reste leider nicht möglich. Die Länge eines vielleicht vollständigen Exemplars beträgt 23, die größte Breite 2 mm. Die Reste gestatten daher keine sichere Horizontierung des Vorkommens, da Diplograptus vom Arenig bis zur Basis des Wenlock vorkommt. Jedoch ist schon an und für sich der sichere Nachweis von Silur in dieser Gegend von großer Bedeutung. Er lehrt, daß das süd- westeuropäische Graptolithenmeer sich (vielleicht nur vorüber- gehend) weiter nach Osten ausgedehnt hat, als man bisher an- nahm. Auf diesen Umstand deutete schon das Auffinden von allerdings jüngeren Graptolithenschiefern mit Monograptus colonus in Bulgarien in der Nähe von Sofia hin (AllachverdJeff, Vor- läufige Mitteilung über den ersten Fund von Silur in Bulgarien, dies. Centralbl. 1905, p. 679). Auch der von Broili 1 aus dem GROTHE’schen Funde von Phgcodes circinnatus abgeleitete Schluß auf Vorkommen von Untersilur im Antitaurus würde dazu passen. Ausführlichere Beobachtungen über das Untersilur des Amanos (mit Acaste sp. und Cruziana) veröffentlichte Frech (N. Jahrb. f. Min. etc. 1913. I. Ref. p. 130). Dieser neue Graptolithenfund beweist, daß in einer etwas früheren Periode des Silur im Südosten des heutigen Mittelmeer- gebietes eine Ausbreitung des Ozeans stattfand. Ob an dieser Stelle nur Graptolithenschiefer Vorkommen, oder auch Brachiopoden und Korallen führende Kalke, die auf einen Zusammenhang mit dem pazifischen Becken und besonders auf die Vorkommen vom Balkasch-See und Himalaya hindeuten würden, und die sich daran knüpfende Frage, ob das Große Mittelmeer, Suess’ Tethys, auch zur Silurzeit als durchgehendes Becken be- standen hat, das bleibt weiteren Forschungen überlassen. Marburg, Geologisches Institut, im März 1914. 1 H. Grothe, Meine Vorderasien-Expedition 1906 und 1907. I. Bd. Broili, Die paläont. Resultate der Expedition. 0. Haas, Ueber den Internlobus bei Arietites etc. 27 Über den Internlobus bei Arietites und Arieticeras Seguenza, über seinen Wert als Gattungsmerkmal und über die obere Grenze der stratigraphischen Verbreitung von Arietites s. 1. Von Otto Haas in Wien. Mit 1 Textfigur. Unter den wohlwollenden Besprechungen, die meiner im Früh- jahre 1913 erschienenen Monographie „Die Fauna des mittleren Lias von Ballino in Südtirol“ 1 zuteil wurden, durfte mich gerade diejenige Professor Fucini’s in Pisa2 mit besonderer Genugtuung erfüllen ; ist doch Professor Fucini heute zweifellos einer der besten Kenner der mesozoischen Faunen der siidalpin-apenninischen Region. Im besonderen verdanke ich Fucini die wertvolle Anregung am Schlüsse seines Referates, ich möge gelegentlich der hoch- wichtigen Frage der Beschaffenheit des Internlobus bei den Arie- ticeren (Harpoceren der „ algovianus “ -Gruppe) näher treten und insbesondere deren Verwertbarkeit als generisches Trennungsmerk- mal gegenüber den echten Arieten untersuchen. Fucini erhebt nämlich gegen den Hauptabschnitt meiner ein- gangs zitierten Arbeit, die sich mit den Ammoniten befaßt, nur einen wichtigen Einwand: er vermag es nicht zu billigen, daß ich einzelne der aus südalpinen und apenninischen Liasfaunen schon seit langem bekannten Übergangsformen zwischen Arieten und Harpoceren (Arieticereu) trotz des verhältnismäßig hohen Ni- veaus (Domeriano , d. i. Lias t)'), dem die Fauna von Ballino an- gehört, deshalb zu Arietites s. 1. gestellt habe, weil ich in ihren morphologischen Merkmalen ein deutliches Überwiegen des Arieten- Gepräges wahrnehmen zu können glaubte. Ein solcher Vorgang erscheint Fucini unzulässig, und zwar zunächst mit Rücksicht auf die stratigraphische Stellung der in Rede stehenden Formen 3; überdies glaubt er aber ein sicheres generisches Unterscheidungsmerkmal zwischen Arietites und Arie- ticeras z\\ besitzen : erstere Gattung soll stets einen zweispitzigen, letztere stets einen einspitzigen Internlobus aufweisen. Meine auf ältere Arbeiten G. Geyer's zurückgreifende Auf- fassung bezüglich der Annahme der — wie ich des öftern be- tonte, rein künstlichen — Grenze zwischen diesen beiden Gattungen, in welcher der von Professor Fucini beanstandete Vorgang be- 1 Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns etc. 25 u. 26. 2 „Sulla fauna di Ballino illustrata dal dott. Otto Haas.“ Atti Soc. Toscana Sc. Nat., Proc. verb. 22. No. 4. 1913. 3 „11 fatto dell’ esistenza degli Arieti in un Lias cosi alto sarebbe cosi strana che nasce spontaneamente il dubbio che sia successa qualche confusione nella raccolta dei fossili o che sia stata qualche inesatta inter- pretazione generica.“ (1. c. p. 2.) 28 0. Haas, Ueber den Internlobus gründet erscheint, glaube ich bereits in meiner Monographie' an verschiedenen Stellen hinlänglich vertreten zu haben. Trotzdem war ich vollkommen auf Einwände gegen die Richtigkeit der Ein- reihung einzelner Formen bei Arietites s. 1. gefaßt, soweit solche Einwände sich bloß auf die Erwägung stützen würden, daß echte Arieten im oberen Mittellias „nicht mehr Vorkommen dürfen“. Denn ich war mir wohl dessen bewußt, mit welchem Mißtrauen viele Paläontologen Tatsachen und Anschauungen begegnen , die eine Verschiebung von herkömmlich angenommenen stratigraphischen Verbreitungsgrenzen im Gefolge haben. Anders steht es mit dem zweiten Argument, das Professor Fucini ins Treffen führt : mit der Beschaffenheit des Internlobus bei Arietites einerseits, bei Arieticeras andererseits. Wenn ich auch zunächst einer Auffassung etwas skeptisch gegenüberstehen mußte, die einem verhältnismäßig so untergeordneten und leider auch so selten und nur bei ganz besonders günstigem Erhaltungszustände in voller Deutlichkeit zu beobachtenden Suturmerkmale eine so große Bedeutung für die Trennung zweier Genera, ja sogar ganzer Ammonitengruppen , beimißt , so unternahm ich es dennoch , der Frage der Beschaffenheit des Internlobus bei Arieten und Arie- ticeren in der Literatur und an dem mir zu Gebote stehenden Fossilmaterial nachzugehen. Was nun zunächst die „echten“ Arieten des unteren Lias anbelangt, so konnte ich sowohl an zahlreichen Abbildungen bei Quenstedt1 2, Wähner 3, Fucini4 und anderen Autoren als auch an einzelnen von mir untersuchten Exemplaren Professor Fucini’s Satz bestätigt linden, daß der Antisiphonallobus hier in zwei feinen Spitzen endigt, oder doch paarige Endspitzen aufweist, daß also mit anderen Worten die Mitte seines Unterrandes von einem Loben zacken und nicht von einer Loben spitze ein- genommen wird. Von denjenigen Formen von Ballino , die von mir seinerzeit bei Arietites s. 1. eingereiht wurden, eignete sich leider keine für eine genaue Untersuchung des Internlobus. Nur bei einem kleinen Windungsbruchstück von Arietites Fontanellensis Gemm. ließ sich die Innenseite bloßlegen ; leider waren aber ge- rade die Endspitzen des Internlobus nicht in wünschenswerter Deutlichkeit zu beobachten , zumal sie bei fortschreitender Prä- 1 1. c., insbesondere Bd. 26. p. 37, 58, 134—137. 2 So Cephalopoden, Taf. III Fig. 13 c; Ammoniten d. schwäb. Jura, Taf. V Fig. 1 ; Taf. X Fig. 2 b ; Taf. XI Fig. 19 ; Taf. XV Fig. 2 b ; Taf. XXI Fig. 1 b; Taf. XXIII Fig. 30, 31. 3 Beiträge zur Kenntnis der tieferen Zonen des unteren Lias usw. 6. Taf. XXII Fig. 1 i ; Taf. XXIII Fig. 2 q ; Taf. XXIV Fig. 9 e ; Taf. XXV Fig. 2 d, 4 f; 8. Taf. XVI Fig. 4 f; Taf. XVIII Fig. 1 h, 7 h. * Cefalop. liass. del M. di Cetona. 8. p. 131 Fig. 41; p. 140 Fig. 44 ; p. 209 Fig. 73 ; 9. p. 145 Fig. 84. bei Arietites und Arieticeras Seguenza etc. 29 paration des Exemplares fast ganz verschwanden. Was aber an- fangs zu sehen war und was sich heute noch — wenn auch un- deutlich — wahrnehmen läßt, entspricht viel besser der Annahme einer paarigen Anordnung der Endspitzen mit einem kleinen Höckerchen in der Medianlinie, als der einer einzigen medianen Endspitze. Diese Wahrnehmung mußte mich um so mehr über- raschen, als Arietites Fontanellensis Gemm. (= „ Arieticeras “ Juliae Fuc.) gerade diejenige Art ist, an der Professor Fucini, wie er in seinem eingangs zitierten Referate 1 berichtet , mit aller Deut- lichkeit die Einspitzigkeit des Antisiphonallobus festgestellt hat und die er als typisch für das Verhalten der Arieticeren in dieser Hinsicht anführt. In der vortrefflichen Lobenzeichnung, die Fuctni an anderer Stelle2 von dieser Art abgebildet hat, ist allerdings der Internlobus leider nicht vollständig wiedergegeben. Erweist sich der Befund , von dem ich oben berichtet habe, an Exemplaren, die günstigere Voraussetzungen für die Beobachtung des gegenständlichen Merkmales bieten, als richtig, so würde sich die auffallende Tatsache ergeben , daß der Innenlobus innerhalb ein und derselben Art — (gegen die spezifische Identität seiner Form mit der meinen erhebt Professor Fucini keine Bedenken) — bei manchen Exemplaren ein-, bei anderen wieder zweispitzig endigt. Unter derselben Voraussetzung würde aber auch die Form des Innenlobus — selbst wenn ihr die von Fucini zugeschriebene generische Bedeutung zukäme, an der die eben erwähnte Tatsache und das Folgende starke Zweifel erregen — mindestens nicht gegen die Einreihung des Ariet. Fontanellensis bei Arietites sprechen; eine Einreihung, die bereits Rosenberg 3 versucht, die später auch der Verfasser4 * vorgenommen und ausführlicher begründet hat und der jüngst auch J. v. Pia 6 zustimmend gefolgt ist. Gehen wir nun zu denjenigen Arten des in Rede stehenden Formenkreises über, die von allen Autoren und auch vom Ver- fasser stets zu Arieticeras Seguenza gestellt wurden, so finden wir hier — entsprechend dem jüngeren Alter unserer Kenntnis dieser Formen — Beschreibungen und Abbildungen von Intern- loben in der Literatur viel spärlicher als bei den echten Arieten. Sehen wir von Fucini’s oben erwähnter Darstellung der Sutur seines Arieticeras Juliae (= Arietites Fontanellensis) ab, da wir diese Form noch zu den Arieten rechnen, so bleiben hauptsächlich zwei Lobenzeichnungen in desselben Forschers schöner Hono- 1 1. c. p. 2. 2 Ammon, del Lias medio dell’ Appen, centr. 5. p. 184, Fig. 23. Taf. XXIV Fig. 5. 3 Die lias. Cephalopodenfauna d. Kratzalpe. p. 258. 4 1. c. 26. p. 42, Taf. III Fig. 1—2, Taf. VII Fig. 11. 6 Autorreferat „Über eine mittelliassische Cephalopodenfauna aus dem nordöstlichen Kleinasien“. N. Jahrb. f. Min. etc. 1914. I. p. - 162-. 30 0. Haas, Heber den Internlobus bei Arietites etc. graphie über die mittelliassischen Ammoniten des Zentral-Apennins in Betracht: die eine, bei Arietic. atgovianum Oppel bringt den schmalen, deutlich einspitzigen Internlobus eines Exemplares dieser am längsten bekannten Art der ganzen Gruppe vollständig zur Darstellung, während die andere, bei A. Bertrandi Kilian1 2, von den inneren Partien der Sutur nur den linken Internsattel , also nur noch den einen Seitenrand des Antisiphonallobus wiedergibt, nicht aber auch dessen Unterrand und die Endspitzen, die ja für uns von dem größten Interesse sind. Dagegen erwies sich an dem Materiale von Ballino die Unter- suchung der Arieticeren für die in Bede stehende Frage als er- giebiger als diejenige der noch zu Arietites s. 1. gestellten Formen. Im ganzen waren es 3 Stücke , an denen sich die Iuternseite im gekammerten Teile des Gehäuses bloßlegen ließ : ein Windungs- fragment von Arietic. retrorsicosta Oppel var. geycriana (und zwar das Original zu 26. Taf. II Fig. 12), das Originalexemplar unserer var. involuta des A riet. Del Campanai Fuc. (26. Taf. II Fig. 15) und ein Windungsbruchstück von Ariet. Bertrandi Kilian, von dem die Lobenzeichnung Fig. 22 auf unserer Lobentafel (26. Taf. VII) ab- genommen ist. Während ich bei den beiden ersten Stücken die Internloben, insbesondere mit Biicksicht auf ihre ungemein kleinen Dimensionen, nicht in solcher Deutlichkeit untersuchen konnte, daß ich mir eine positive Äußerung über die Anzahl und Anordnung der Endspitzen gestatten könnte, ließen sich diese Merkmale bei dem Exemplare von Ariet. Bertrandi — also gerade bei derjenigen Art, bei der uns Fucini’s vorerwähnte Lobenzeichnung im unklaren läßt — trotz der Winzigkeit der in Betracht kommenden Loben- elemente an zwei aufeinanderfolgenden Suturlinien gut beobachten. Hier zeigt der Internlobus das folgende Bild (Textfigur 1): Fig. 1. Internlobus eines Windungsbruchstücks von Arieticeras Bertrandi Kilian von Ballino (Original zu Ballino 26. Taf. VII Fig. 22). Vergrößerung ca. 5:1. von den mäßig schlanken, randlich gekerbten Internsätteln ein- gefaßt, wird er median durch ein Höckerchen von abgerundet-drei- eckigem Umriß in zwei schwach divergierende Hauptspitzen ge- 1 Ammon, del Lias medio dell’ Appenn. centr. 5. p. 176. Fig. 19. 2 Ibid. p. 179. Fig. 20. Besprechungen. 31 teilt, die selbst wieder in je zwei feine Endspitzen auslaufen. Dieser Internlobus zeigt also unzweifelhaft paarige Anlage der Endspitzen; er ist deutlich zweispitzig. Berücksichtigen wir andererseits, daß Fucixi bei einer dem Arid. Bertrandi ungemein nahestehenden Art, bei A. algovianum , einen einspitzigen Internlobus beobachtet und abgebildet hat, so ergibt sich, daß der Antisiphonallobus bei den Arie- ticeren bald ein-, bald zweispitzig ist und durchaus nicht, wie Fucini annimmt, im strikten Gegensätze zu den echten Arieten immer „nur eine Spitze allein“ aufweist. Daraus folgt aberweiter, daß der Ein- oder Zweispitzig- keit des Innenlobns für die Unterscheidung von Arietites und Arieticeras der Wert eines Gattungsmerkmals nicht zukommt und daß auch dieses Merkmal keine Handhabe bietet, um inmitten der mannigfachen Formen, die in einer breiten Grenz- zone von den typischen Arieten zu den höher entwickelten Harpo- ceren hiniiberleiten , eine scharfe, unnatürliche Grenze za ziehen. Auch die — selten dankbare — Untersuchung des Intern- lobus wird es dem Forscher, der sich mit derartigen Formen befaßt, nicht ersparen , bei jeder einzelnen Art sorgfältig zu prüfen , ob bei ihr — rein morphologisch betrachtet — die Arieten- oder die Harpoceren-Merkmale überwiegen , und er wird sich bei der Ent- scheidung dieser Frage, unbeirrt durch stratigraphische Vorurteile, nur von seinem auf Formenkenntnis und Scharfblick beruhenden wissenschaftlichen Taktgefühl leiten lassen dürfen. Wien, 10. Juni 1914. Besprechungen. K. Scheid: Die Metalle. 3. Aufl. Leipzig bei B. G. Teubner. 1914. (Aus Natur und Geisteswelt.) 111 p. Mit 10 Textfiguren. Diese kurze Übersicht über die Erze, die Eigenschaften und die Gewinnung der Metalle ist 1901 zum erstenmal erschienen. Man erhält aus den gebotenen knappen Darstellungen einen guten Einblick in die Verhältnisse. Selbstverständlich ist das Schriftchen nur für Nichtfachleute bestimmt. Nach einer allgemeinen Ein- leitung folgt die Besprechung von Gold, Platin, Quecksilber, Kupfer, Blei, Silber, Eisen (dieses nur verhältnismäßig kurz, weil ein anderes Bändchen derselben Sammlung die Eisenhüttenkunde speziell be- handelt), Zink, Nickel, Zinn, Aluminium, Leichtmetalle. Zum Schluß wird die Heizung und deren chemische Vorgänge und die Ver- arbeitung der Metalle erläutert und eine allgemeine Übersicht über die Eigenschaften der Metalle gegeben, sowie ein Überblick über die 1911 in Deutschland geförderten Erze und die aus ihnen produzierten Hüttenerzeugnisse nach Menge und Preis. Max Bauer. 32 Personalia. — Fürs Vaterland gefallen. Personalia. Im Kampfe fürs Vaterland gefallen. Dr. H. Krauss, Assistent bei der geognost. Landesanstalt in München, Leutnant im 1 . bayr. Fußartillerie-Regiment. Dr. Adolf Riedel, Geologe in München, vom Iufanterie-Leib- regiment. Dr. Ernst Fischer, Vizewachtmeister der Reserve des würt- tembergischen Reserve-Feldartillerieregiments No. 26, gefallen am 21. August 1914 bei Freconrupt in den Vogesen. Geboren in Reutlingen am 29. April 1888. Studierte seit 1906 an den Uni- versitäten Tübingen, Freiburg und München und promovierte im Winter 19 10/11 mit einer wertvollen Monographie des Lochen- gebiets in der Schwäbischen Alb bei Professor Koken in Tübingen. Bis zum Herbst 1911 Assistent am dortigen Geologisch-minera- logischen Institut, war er vom Frühjahr 1913 ab in Halle a. S. bei Professor Walther. Er beabsichtigte, sich im Laufe des Wintersemesters 1914/15 dort für Geologie und Paläontologie zu habilitieren. Dr. Kunibert Boehnke, Königsberg i. Pr. , gefallen am 27. Oktober 1914 in der Schlacht bei Suwalki. Seine Erstlings- arbeit über „Die Stromatoporen der nordischen Silurgeschiebe in Nord-Deutschland“ wird demnächst in der „Palaeontographica“ erscheinen. Otto Daiber (aus Stuttgart), cand. geol. in Tübingen. Hans Kirn (aus Tübingen), stud. geol. in Tübingen. Dr. Müller, Leutnant der Reserve im württembergischen In- fanterie-Regiment No. 119. Clausnitzer, Bergassessor, Leutnant der Reserve im 2. Garde- Regiment zu Fuß. Dr. Tornau, Bezirksgeologe, Oberleutnant der Landwehr im Landwehr-Infanterie-Regiment No. 10 (seiner Verwundung im Bres- lauer Garnison-Lazarett erlegen).’ Dr. Leopold Oppenheimer aus Schriesheim bei Heidelberg, Lehramtspraktikant in Heidelberg, Einjähriger Unteroffizier im 81. Infanterie-Regiment, 4. Komp., 18. Armeekorps, gefallen am 22. August als Patrouillenführer bei Bertrix in Belgien. Seine Dissertation „Untersuchungen an Cordierit“ erschien in den Verhandl. d. Heidelb. Naturh.-Med. Vereines. N. F. 13. (1914.) p. 257 — 303. Hans von Pernthaler aus Riva am Gardasee, gefallen am 8. September 1914 in Nordgalizieu. Er vollendete seine Studien an der Universität Innsbruck und begann daselbst sich der Staats- prüfung für das Mittelschullehramt zu unterziehen durch Abfassung einer interessanten Arbeit über „Zwillingsbildung der Kristalle“, welche er am mineralogisch-petrographischen Institute ausführte und die auch als Dissertation hätte dienen und im N. Jahrb. f. Min. etc. veröffentlicht werden sollen. Stuttgart, 8, Januar 1915. i 1 > Hierdurch machen wir die schmerz- liche Mitteilung, dass der Mit- inhaber unserer Firma, Herr J Leutnant d, R, im Feldartillerie-Regiment No. 29, Inhaber des Eisernen Kreuzes und des bayr. Militär- verdienstordens mit Schwertern, am 3. Januar in Polen im Kampfe für sein Vaterland gefallen ist. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser. A. Johnsen, Künstliche Translationen am Bittersalz. 33 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Künstliche Translationen am Bittersalz. Von A. Johnsen in Kiel. Einleitung. Nach der kürzlich auf Li., S 04 . H2 0 angewandten Methode 1 ■wurden nunmehr Bittersalzkristalle gepreßt, die bei Zimmertemperatur in einer wässerigen Lösung von 100 g Bitter- salz + 5 g Borax entstanden waren und folgenden Habitus zeigten : (lll}, (llOj und zuweilen {01 0), oder (lll), J 1 1 Oj und zuweilen (OloJ. Es wurde jedesmal ein Kristall in .Schwefelblumen inner- halb des Stahlzylinders festgestampft. Der mit der hydraulischen Presse2 auf den Stahlstempel einige Stunden lang ausgeübte Druck betrug 3000 bis 4000 Atmosphären, der Kristalldurchmesser parallel der Stempelachse 2 bis 5 mm, senkrecht dazu etwa 5 mm. Das Herauslösen aus der kompakt gewordenen Schwefelmasse geschah in CS.,. Die Pressung erfolgte bei Zimmertemperatur. 1. Translationen nach (110}. •6 Versuche. Stempelachse _ {010} (Spaltungsflächen) oder J_ {100} (Schliffflächen). Die Kristalle waren in 0,3 bis 1 mm dünne Blättchen II (110) und // (110) zerfallen, die meist noch locker aneinander hafteten. Die Absonderungsflächen {110} sind unregelmäßig gewellt, jedoch sehr glänzend, glänzender als die Wachstumsflächen 3; (1 10): (010) = 45°20]'+l4' und 45ü37'+14' an 2 Präparaten gemessen, = 4f>°17' berechnet4. Die translatierten Schichten zeigen zuweilen vom Hauptteil ein wenig abweichende Doppelbrechungen und Aus- löschungslagen ; ihr Ausstreichen auf Spaltungsflächen {010} und auf Absonderungsflächen {110} gibt unregelmäßig variierende, jedoch der Zone [001] gehorchende Beflexe : einzelne Translations- streifen auf {010} reflektieren zugleich mit einer Absondernngs- fläclie von {HO). Also T = ;ilO). t = ? [HO]. 1 A. Johnsen, N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXIX. p. 508. 1914. 2 Dieselbe wurde mir auch dieses Mal wieder aus dem Physikal. Inst , durch Herrn Dieterici gütigst geliehen. 3 Gewöhnlich .Kristallflächen“ genannt; der Begriff .Kristallfläche“ im weiteren Sinne umfaßt aber sowohl die Wachstumsflächen als auch die Auflösungsflächen. 4 Die Berechnung erfolgte stets nach den Messungen von Brooke. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 3 34 A. Johnsen. 2. Translationen nach (100). 6 Versuche. Stempel achse 1(110) oder J_ (110). Die Kristalle waren in 0,3 bis 1 mm dünne Blättchen //{100} zerfallen, die meist noch locker aneinander hafteten. Die Ab- sonderungsflächen (100) sind unregelmäßig gewellt, .jedoch sehr glänzend, glänzender als die Wachstumsflächen; (100) : (010) = 90° + 2£° gemessen, = 1)0° o/ berechnet. Die Translations- schichten weichen zw. X Nie. zuweilen ein wenig vom Hauptteil des Kristalles ab. Auf (010) und (110) bemerkt man vertikale Translationsstreifen mit variierenden, in der Zone [001] liegenden Behexen. Also T = (100), t = ? [010]. 3. Translationen nach (Oll}. 8 Versuche. Stempelachse _L (001) (angeschliffen) oder J_ (010} (angespalten) oder J_(110). Es erfolgte zuweilen eine ziemlich unebene, aber glänzende Flächen liefernde Absonderung nach (oll). Häufiger sieht man vereinzelte sehr geradlinige Translationsstreifen, deren Längsrich- tungen L folgende Orientierungen hatten: auf (010) L : [001] — 90° + 1° gern., = 90° 0' berechn.; auf (110) «^1 L : [001 1 = 65° + 14° gern., = 67°56' berechn.; auf (100) (= Absonde- rungsfläche) «^1 L : [001] = 60° + ;}° gern., = 60° 17' berechn. Absonderungsflächen (Oll) ergaben auf dem Reflexionsgoniometer: ; L : [001] = 42° + 1° gern., = 40° 56' berechn. Also T = {201}, t = ? [TOS]. 6. Allgemeineres. Alle oben verifizierten Translationsebenen sind ihrer Lage nach als Wachstumsflächen des Bittersalzes bekannt. Es sind sämtlich solche Flächen, die eine in jeder Hinsicht gleichwertige Parallelfläche (Gegenfläche) besitzen. Lamellen oder auch nur Klüfte parallel der vollkommenen Spaltungsebene (010) entstanden bei obigen Druckversuchen nie- mals. Daher dürfte keine der obigen Absonderungen, zumal ihnen optisch abweichende Schichten (wie beim Steinsalz) parallel laufen, Spaltbarkeit bedeuten. Prinzipiell ausgeschlossen ist es im übrigen nicht, daß unter hohen allseitigen Drucken andere Spalt- barkeiten auftreten als unter niedrigen. Die von Groth1 zitierte Spaltbarkeit nach {10 1] konnte ich nicht beobachten, statt dessen aber Translationen nach dieser Form. Die oben mit je einem Fragezeichen versehenen Translations- richtungen t bedeuten nur die nach meinen Versuchen wahr- scheinlichsten t-Richtungen. Translationsstreifung konnte mit Sicherheit nur auf den vor der Pressung freigelegten Spaltungs- flächen {010] sowie auf den während der Pressung entstandenen Absonderungsflächen, nicht aber auf den Wachstumsflächen { 1 1 1] oder {111} beobachtet werden, da die Wachstumsflächen, von vorn- herein nicht sehr glänzend, nach der Pressung und dem Heraus- lösen des Kristalles aus dem Schwefelzylinder recht matt waren. Eine Unterscheidung von -f-t und t konnte unter diesen Be- dingungen naturgemäß erst recht nicht erfolgen, zumal da regel- mäßige Fältelungen nie auftraten. Nach der Häufigkeit und Feinheit der Absonderungslamellen und der Translationsstreifen müßten die Gleitungen nach (110] 1 Groth, Chem. Kristallogr. II. p. 430. 1908. 3* 36 A. Johnsen, und {100} viel leichter vor sich gehen als die übrigen, wofür wohl auch die starke optische Deformation der letzteren gegenüber ersteren sprechen dürfte. Jedoch kann auch die Form der Kristalle die Druckverteilung zugunsten dieser oder jener Gleitung beein- flussen. Würde man statt des Kristalles eine Kugel in das Schwefelpulver des stählernen Hohlzylinders einbetten und dann den stählernen Vollzylinder (Stahlstempel) bei guter Abdich- tung hineinpressen, so würde die Druckverteilung auf jener Kugel durch ein in der Richtung der Stempelachse gestrecktes Rotations- ellipsoid dargestellt werden. Nennen wir seine Radien p, seine beiden Hauptradien R und r, so herrscht auf jedem Oberflächen- element unserer Kugel ein konstanter Druck r nebst einem von Ort zu Ort variierenden Überdruck p— r; dieser Überdruck wird zum Minimum Null in den Richtungen senkrecht zur Stempelachse, d. h. auf den Flächenelementen des Kugeläquators, und zum Maxi- mum R — r in der Richtung der Rotationsachse, d. h. am Nordpol und am Südpol. Messen läßt sich (mit dem Manometer der hydrau- lischen Presse) nur II, während sich r der Messung und bis heute auch genauerer Berechnung entzieht; doch läßt sich ein unterer Grenzwert r' für r berechnen, so daß aus R und r' für jeden Ort der Kugelfläche ein p' sich ergibt. Ersetzt man nun aber die Kugel durch einen weniger regelmäßigen Körper, wie z. B. ein Glaspolyeder oder einen regulären Kristall, so verändert sich dies Druckellipsoid zu einer völlig unbekannten Fläche höherer Ordnung. tu dieser Hinsicht scheint es von Interesse zu sein, daß die Bedingung „Stempelachse J_ (110)“ stets Translationen nach T=(100), nie nach T = (110) zur Folge hatte, die Bedingung „Stempelachse J_(010)“ stets Gleitungen nach T = ( 1 1 0} , nie nach T = {100} bewirkte. 7. Die Zirknlarpolarisation. Bittersalz bietet das erste Beispiel für Translationsfähigkeit solcher Kristallarten dar, die als zirkularpolarisierend erkannt sind. Dufet 1 hat die Beziehung zwischen Form und Drehungssinn des Bittersalzes nicht fixiert, auch Pocklington 2 hat das in ein- wandfreier Weise nicht getan. Schleift man eine 4 mm dicke Platte von Bittersalz senkrecht zu einer optischen Achse (für Na-Licht), d. h. unter 25° 43' gegen (010) und unter 19° 34' gegen (HO), benetzt sie beiderseits mit Zedernholzöl, bedeckt sie mit einem Deckgläschen, legt sie auf den Glastisch eines NöHRENBEKG’schen Polarisationsapparates, aus dem man Sammellinsen und Kondensorlinsen sowie das gesamte 1 Dcfet, Bull. Soc. frany. min. 27. p. 162. 1901. - Pockunoton, Nature. 73. p. 270. 1906. Künstliche Translationen am Bittersalz. 37 Fernrohr entfernt hat, stülpt über das Präparat einen Dreh- Analysator und setzt auf diesen etwa Objektiv „0“ eines Ffess- schen Mikroskops, so entsteht in der oberen Brennebene dieser Linse das primäre reelle Interferenzbild. Dieses Bild beobachtet man mit einem Mikroskop, welches zwecks großen objektiven Seh- feldes ebenfalls etwa mit Objektiv .0“ versehen ist, während man das Okular zur Änderung der Vergrößerung wechseln kann. Um den öffnungswinkel des benutzten unteren Norren-berg-TuIius möglichst weitgehend auszuuutzen, hat man die Na-Lainpe ge- nügend nahe an den NöRRENBERG-Spiegel und vor allem das Ob- jektiv möglichst dicht an das Präparat zu bringen ; zu letzterem Zweck entfernt inan den Analysator, setzt das Objektiv direkt auf das Deckglas und den Dreh-Analysator auf das Mikroskop- Okular. Diese Anordnung ist prinzipiell das BEitTRAND-AMici’sche Konoskop, indem unser ob eres Objektiv die Bolle der Bertrand- Linse spielt. Setzt man den Polarisator statt in den Xürrenberg- Tubus in kürzere oder längere Tuben, so variiert man die Kon- vergenz innerhalb der durch den Polarisator gegebenen Grenzen. Auf stärkere Konvergenz und auf großes objektives Sehfeld ist be- sonders dann zu achten, wenn die Plattennormale mit der optischen Achse einen relativ großen Winkel bildet; dann ist unmittelbar unter dem Präparat, also in der Tischöffnung, eine die Öffnung- möglichst ausfüllende Konvergenzlinse anzubringen, deren Brenn- sein muß, wo L die Länge des Nörrenberg- weite f < * (■', + *1.) Tubus, d, der Durchmesser seiner unteren Öffnung und d., der- jenige seiner Tischöffnung ist. Der obigen Betrachtung entsprechende Anordnungen werden stets dann zu wählen sein, wenn man schwache Zirkularpolarisation bei starker Doppelbrechung im Interferenzbilde beobachten will. Das gilt für Bittersalz, a\;o Debet 1 die spez. Drehung ()'D = 2,ß°, die Doppelbrechung (y — a)J)=<>,02ü fand1 2. Wünscht man ledig- lich den Drehnngs sinn zu ermitteln, so schiebt man in das Mikroskop eine ^ -Platte und beobachtet den Windungssinn der dunklen Spirale. So fand ich diejenigen Bittersalz-Kristalle, die unter den in der Einleitung genannten Bedingungen mit dem bei üblicher Auf- stellung rechten Bisfenoid J 1 1 1 ) kristallisieren, rechtsdrehend. S. Strontiumforiniat — Dihytlrat. Dieses Salz kristallisierte aus reiner wässeriger Lösung bei 1 s. Groth, Chem. Krist. 3. p. 430. 1908. 2 Die Doppelbrechung ist also über 3mal so groß wie diejenige des Quarzes, die Drehung fast nur so groß. 38 J. Uhlig, Monazit von Bom Jesus dos Meiras, Zimmertemperatur mit (010), ( 1 1 Oj , {Oll), {121} und kleinem Jlll), oder mit (010), (l 10}, (011), { 1 2 1 J und kleinem {111). Pressungen von obiger Art bewirkten nur eine Teilung nach {Oll): (011) : (010) = 58°49J' + 1' gern., = 59° 17' berechn. 1 2 i (OH) : (HO) = 74° 35' +1' „ , = 74°35' (011) : (110) = 74° 11' + li' „ , = 74° 35' Grailich 2 und Lang 2 geben Spaltbarkeit in Spuren nach (0 10} und nach JOll) an. Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Universität Bonn. 26. Monazit von Bom Jesus dos Meiras, Provinz Bahia, Brasilien. Von J. Uhlig. Mit 1 Textfigur. Der Monazit tindet sich bekanntlich in Brasilien, besonders auch in der Provinz Bahia, in ziemlicher Verbreitung. Nament- lich tritt er in Sanden auf, aber er ist auch „ein konstanter, mitunter durchaus nicht seltener akzessorischer Gemengteil der brasilianischen Granite und Gneise der verschiedenen Staaten“3. Das Vorkommen von Bom Jesus ist neu. Angeblich tindet sich hier der Monazit in einem Pegmatit zusammen mit einer Anzahl anderer bemerkenswerter und teilweise schön kristallisierter Minera- lien. Freilich dürften die miteinander zusammen vorkommenden Mineralien nicht sämtlich pegmatitische Bildungen sein, wie u. a. aus dem Auftreten von Magnesit unter ihnen hervorgeht. Da die mit dem Monazit vergesellschafteten Mineralien, wie ich erfuhr, bereits von anderer Seite ihre Bearbeitung linden, so will ich auf sie hier nicht näher eingehen und nur meine schon länger abgeschlossenen Untersuchungen über deu Monazit mitteilen. Dieser wurde wegen seiner ungewöhnlichen kristallographischen Ausbildung für ein möglicherweise neues Mineral gehalten und mir zur chemischen Untersuchung übergeben. Aus dem oben ange- gebenen Grunde will ich auch meine nahezu beendeten Unter- suchungen über den mit dem Monazit vergesellschafteten Magnesit nicht veröffentlichen. Nur zwei Analysen desselben teile ich an- hangsweise mit, da die Publikation von Analysen ja auf jeden Fall erwünscht ist. Das untersuchte Material entstammt teilweise dem hiesigen 1 Nach Alexatt, s. Gkoth’s Chem. Krist. 3. p. 19. 1910. 2 s. Groth, ibid. 3 E. Hüssak, Mineralogische Notizen aus Brasilien. Tscherm. Min. u. petr. Mitt. 12. (1891.) p. 470. Provinz Bahia. Brasilien. 39 Mineralogischen Museum. Herrn Geheimrat E. Brauns, der mich zur Bearbeitung anregte und mir das Material überließ, möchte ich auch an dieser Stelle wärmstens danken. Außerdem gebührt Herrn Kommerzienrat Dr. ■ G. Seligmann in Koblenz mein Dank, der mir aus seiner Sammlung weiteren Monazit und Magnesit für die Untersuchung zur Verfügung stellte. Die Stufen waren in beiden Fällen ursprünglich von dem Mineralienhändler H. Menn in Idar erworben. Der untersuchte Monazit von Born Jesus zeichnet sich nament- lich durch den ungewöhnlichen Habitus seiner gut ausgebildeten Kristalle und chemisch durch den verschwindend geringen Gehalt an Thorium aus. Die gelbbraunen bis kolophoniumbraunen Kristalle sind z. T. rundum ausgebildet und werden dabei bis f cm groß. An dem mir vorliegenden Material bilden sie gewöhnlich untereinander sowie mit Magnesit, rosafarbenem Topas und Smaragd zusammen- gebackene Massen. Beobachtet wurden die folgenden, auch sonst am Monazit häufigen Formen: v = (111) P z = (811) 3P3 a = (100) ooPoo e = (011) Poo w = (101) —Poo v, a und w sind stets vorhanden, z und e finden sich nur an manchen Individuen als schmale Facetten, die mit a und v in einer Zone liegen. Der ungewöhnliche Habitus wird durch das Vorherrschen von v bedingt (s. Fig. l), wodurch die Kristalle ein prismatisches Aussehen erhalten. Soweit ich aus der Literatur ersehen konnte, ist ein ähn- licher Typus bisher festgestellt worden an einem Kristall vom Ural1, an den von Seligmann beschriebenen Kristallen aus dem Tessin2 *, am Monazit von Alexander County, Nord- Carolina8, an manchen Kristallen von der Grube Tripuhy bei Onro Preto in Minas Geraes, Brasilien4 * * *, und endlich am sog. 1 N. v. Kokscharow, Materialien zur Mineralogie Rußlands. 4. p. 17. 2 U. Seligmann, Mineralogische Notizen. II. Zeitschr. f. Krist. 6. 1882. p. 231. ; E. S. Dana, Über den Monazit von Alexander County, Nord-Caro- lina. Zeitschr. f. Krist. 7. 1883. p. 363. 1 E. Hussak und G. T. Prior, Lewisit und Zirkelit, zwei neue brasi- lische Mineralien. Min. Magazine. 11. 1895. p. 80—88. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1897. I. p. 446. 40 .T. Uhlig, Monazit von Bom Jesus dos Meiras. Kryptolith von Norwegen '. Diese schon früher beschriebenen Monazitkristalle sind jedoch, mit Ausnahme des Kryptoliths, durch- gängig viel flächenreicher als diejenigen von Bom Jesus. Die- brasilianischen Monazite haben für gewöhnlich eine andere Aus- bildungsweise 2. In Tabelle 1 sind die an den fünf besten Kristallen erhaltenen Messungen zusammengestellt. Die Abweichungen hängen z. T. mit der nicht ganz tadellosen Beschaffenheit der Flächen (die Signale sind gewöhnlich mehr oder weniger auseinandergezogen), z. T. mit wirklichen Schwankungen der Winkelwerte an den verschiedenen Kristallen zusammen. Tabelle 1. Kristall No. v : v' a' : v a : w a' : z a : e 1 . . . 73° 26' 62°26' 39° 7' 27°56' — 2 . . .72 48,5 61 25 39 24 27 11 4 3 . . . 73 1 1 ,5 61 25 39 31 26 52 — 4 . . . 73 4,5 62 8 39 19 — 80° 1' 5 . . . 72 51 — — — — Mittel . 73° 4.5' 6 1° 5 1 ' 39“ 20' 2 ?°20' 80° 1' Aus den .Messungen v : v', a' : v und a : w wurde das Achsen- verhältnis I berechnet: I. a : b : c = 0.9698 : 1 : 0,9154 ; ß = 76° 6' II. a : b : c = 0,96983 : 1 : 0,92558 ; ß = 76° 20' 10" III. a : b : c = 0,97224 : 1 : 0,92784; ß = 76°26' 30" Zum Vergleich ist das von X. v. Kokscharow angegebene Achsenverhältnis unter II, das von K. Busz (a. a. 0. p. 4 84) für Monazit von Dattas ermittelte unter 111 beigefügt. In Tabelle 2 sind neben die gemessenen Winkel die berech- neten und die in Dana’s Mineralogy, 1894, p. 750, angegebenen Werte beigefügt. Tabelle 2. Gefunden Berechnet Nach Dana v : v' • . . . *73° 4,5' 73° 4.5- 73° 19' a' : v . . . . *61 51 61 51 61 31 a : w • . . . *39 20 39 20 39 12 30 a' : z . 26 54.5 26 44 a : e . ... 80 1 79 39 79 53 1 E. Mali. ard, Über den Kryptolith von Norwegen. Bull, de la soc. frans, d. Min. 1887- 10 P- 236. Ref. Zeitsehr. f. Krist. 15. 1889. p. 642. 3 Vergl. K. Busz, Über den Monazit von Dattas, Diamantina, Provinz Minas Geraes in Brasilien. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXIX (Fest- band Bauer). 1914. p. 482. Provinz Bahia, Brasilien. 41 Eine schlechte Spaltbarkeit ist nach a(100) vorhanden. Spez. Gewicht = 5,162, Härte = 5. Doppelbrechung sehr stark, n = ca. 1,75 — 1,80 (nach Einbettungsmethode). Schwacher Pleo- chroismus zwischen heller und dunkler gelb ist u. d. M. an kleinen Kristallen deutlich wahrnehmbar. Vor dem Lötrohr ist das Mineral unschmelzbar. Es wird beim Glühen weiß, behält aber seine hohe Doppelbrechung. Die Analyse, durch die das Mineral als Monazit identifiziert wurde, ergab die folgenden Werte; der Analysengang ist im An- hang dargelegt. I. 11. Mittel Mol.-Veih. P.,0, — 29,31 29,34:142,0 =0,207 'I'ii 0., 0,05 — 0,05 : 264,42 Ce,ön 25,99 26,12 26.06:328,50 = 0,079 (Nd, Pr, La)a 0, . • 40,22 39.61 39,92:332 = 0,120 Ya0, 2,65 2,90 2,78:285 = 0,010 CaO 0.39 0.42 0,41: 56.09 = 0.007 Unlösl. in II, SO, . . 0.40 — 0,40 11,0. 0,54 — 0,54 Summe . . . 99.50 (Außerdem Spuren von Fe, Mn, Mg) An der chemischen Zusammensetzung des Monazits von Born Jesus ist nach der Analyse zweierlei bemerkenswert. Das ist einmal der geringe Gehalt an ThOa, so daß bei seiner Feststellung besondere Vorsichtsmaßregeln angewendet werden mußten (s. Ana- lysengang). Weiter ist ungewöhnlich, daß Ce, 03 der Menge nach hinter den übrigen Ceriterden Nd, 03, Pr, 03 und La, Ö3 beträcht- lich zurücksteht. Unter den Ceriterden scheint namentlich Nd, 03 vorzuherrschen, indem alle Lösungen der Erden sowie auch die Oxalat- und Hydroxydfällungen charakteristisch rosa bis zartviolett gefärbt waren und das Absorptionsspektrum des Neodyms, daneben auch des Proseodyms zeigten. Bei der Berechnung wurde dem- entsprechend als mittleres Atomgewicht von Nd, Pr, La 142 ge- wählt unter der Annahme, daß etwa Nd == Pr -f- La. Dies ist z. B. in der unten zum Vergleich angeführten Analyse 3 des Monazits von Bandeirinha, Minus Geraes’, angenähert der Fall. Da die Atomgewichte der drei Elemente überhaupt nur wenig voneinander abweichen, ist der mögliche Fehler gering. Das Molekulargewicht des Gemisches der drei Erden ist dementsprechend 332. Für die Yttererden ergab eine direkte Bestimmung das Atomgewicht 118,5. Als Molekulargewicht ist für Y203 ent- sprechend 285 eingesetzt. Die Berechnung ergibt, daß P, 0. recht genau durch die Basen gebunden wird. Da 1 P, Oä 1 R, 03 (seltene Erden) und 3 CaO bindet, so ergibt sich: P205:(R,0., + J CaO) = 0,207:0,211 = 1 : 1,02. 42 J. Uhlig, Monazit von Bom Jesus dos Meiras, entsprechend der Formel: 111 111 R2 P2 Os bezw. K P 04. Zum Vergleich sind im folgenden eine Anzahl Mouazitanalysen aus DoelteiFs Handbuch der Mineralchemie, 3, p. 546 ff., die durch Fehlen oder geringen Gehalt an Th 02 ausgezeichnet sind, neben die oben mitgeteilte Analyse gestellt. Allen gemeinsam ist der hohe, über 29 °/o hinausgehende Gehalt au P205, der bei den Th02-reichen Varietäten um einige Prozent geringer zu sein pflegt. Auch der hohe Gehalt an (Nd, Pr, La), 03 und der geringere an Ce, 03 ist diesen Varietäten eigen. 1. 2 3. 4. 5. P2 o5 . . . 29,34 29,92 29,18 28.7 29,32 Th 0, . ■ • 0.05 — 1,09 — 1,48 Ce2 03 • . 26,06 28,82 32,46 31.3 37.26 (Pr, La), 0,( Nd, 0., . .( 39,92 40.79 { 19,21 \ t 16,81 1 39,9 31,60 \2 03 . . . 2.78 — — — — Fe2 03 • • — [1,36] 0,61 — — Ca 0 . . . 0,41 [0,90] 0,10 — — H, 0 . . . 0,54 — — — 0,17 Unlösliches 0,40 [1,60 Si 02 - — 0,32 Summe . • 99,50 99,53 99,46 99,9 100,15 1. Bom Jesus dos Meiras, Provinz Bahia (Brasilien). Oben mitgeteilte Analyse. 2. Arendal, anal. L. F. Rammelsberg 1877. Doelter, a. a. 0. No. 1. 3. Bandeirinha, Minas Geraes (Brasilien), anal. .T. Reitinger 1903. A. a. 0. No. 26. 4. Caravellas (Brasilien), anal. H. Gorceix 1885. A . a. 0. No. 27. 5. Alexander Co, Nord-Carolina, anal. S. L. Penkield 1888. A. a. 0. No. 32. Die folgenden Analysen zeigen die Zusammensetzung des Magnesits, der sich in Gesellschaft des Monazits und gern mit ihm verwachsen findet: I. Ia. II. C02 50,27 51,66 51.9 Mg 0 46,09 47,36 47.4 CaO 0,28 0,29 0.7 Fe 0 0,67 (z. T. Fe, 03) 0,69 0.5 Seit. Erden . , . 0,45 — P205 0,17 In HCl unlösl. 1,78 — — Feuchtigkeit. . 0.06 — Summe . • 99,77 100,00 100.5 Provinz Bahia, Brasilien. 43 J. Kleine, ca. 1 mm große Rhomboederchen von Maguesit. mit Monazit innig verwachsen ; Menge der Analysensubstanz 0,65 g. I a. Vorige Analyse, nach Abzug der fremden Beimengungen auf 100% Carbonat berechnet. II. Größere, flächenreiche Magnesitkristalle, bis über 1 cm im Durch- messer; farblos und durchsichtig. Menge der Analysensubstanz 0,1 g ca. Anhang : Analysengang. Die beiden Kontrollanalvsen I und II fanden nach verschiedenen Methoden statt, wobei jedesmal ca. 0,8 g Substanz verwendet werden konnten. Eine dritte Portion der Substanz wurde zu einer Fluorbestim- mung benutzt, da ich bei der qualitativen Vorprüfung Fluor festgestellt zu haben glaubte. Eine genaue Bestimmung nach der Methode von Ber- zklius ergab jedoch ein negatives Resultat. Analyse I. Das Analysenpulver wurde im Schiffchen innerhalb eines Porzellanrohres stark geglüht. Das hierbei ausgetriebene Wasser wurde in einem Chlorcalciumrohr aufgefangen und gewogen. Beim Glühen war das Pulver nicht im geringsten zusannnengesintert und konnte für die weitere Analyse in konz. Schwefelsäure gelöst werden. Der rberschuß der letzteren wurde größtenteils abgeraucht (vergl. R. .1. Meyer und 0. Hauser. Die Analyse der seltenen Erden und Erdsäuren. 1912. p. 230. 231). Die entstandenen Sulfate wurden in kaltem Wasser gelöst. Ein hierbei znriickbleibender unlöslicher Rückstand bestand wesent- lich aus harten Teilchen unaufgeschlossener Silikate, die dem Monazit bei- gemengt waren. Längeres Kochen der Lösung ergab keine Fällung von Ta, 05 und Nb2 05, durch Schwefelwasserstoff fand ebenfalls keine Fällung statt. Zur Prüfung auf Alkalien wurden die Erden, Pliosphorsäure usw. durch Ammoniak ausgefällt. Im Filtrat konnten nach dem Eindampfen und Fortrauchen der Ammoniumsalze nur spurenhafte Mengen von Alka1 lien gefunden werden, die wohl aus Reagentien und Gefäßen stammten und daher unberücksichtigt blieben. Die Hauptbestandteile der Analyse befanden sich in der Ammoniak- fällung. Diese wurde wieder in Salzsäure gelöst, aus der Lösung wurden die seltenen Erden durch Oxalsäure gefällt, im Filtrat durch vorsichtigen Zusatz von Ammoniak und nachheriges schwaches Ansäuern mit Essigsäure CaO durch doppelte Fällung abgeschieden. Hierbei könnte sich auch ZrOa Al, 03 usw. befinden. Doch löste sich das Glühprodukt leicht und ohne Rückstand in verdünnter Essigsäure und wurde dementsprechend als reines CaO betrachtet. Die Oxalate der seltenen Erden wurden durch Glühen in Oxyde übergeführt und gewogen. Die Erden wurden in Salzsäuie gelöst, aus dieser Lösung wurde ThO, durch Wasserstoffsuperoxyd gefällt. Wegen der geringen Menge fand die Fällung nicht ohne weiteres statt. Es mußte daher vorsichtig Ammoniak zugesetzt werden, um durch das so ausfallende Cerihydroxyd das Thorhydroxyd niederzuschlagen. Das Gemisch beider Hydroxyde wurde wieder in Salzsäure gelöst, die Lösung mit Oxalsäure 44 P. Kling, Das Tachhydritvorkonimen gefällt und aus dem erhaltenen Gemisch von Cer- und Thoroxalat durch heiße Ammoniumoxalat-Lösung das letztere extrahiert. Aus dieser Lösung ließ sich Th02 durch Eindampfen und Glühen erhalten. Bei Analyse II wurde die Fällung des Th 0,_, mit Natriumthiosulfat versucht, jedoch ohne Erfolg. Die Trennung der übrigen seltenen Erden geschah in der üblichen Weise, wobei ich mich an die in Doelter’s Mineralchemie, 3, p. 216 usw. gegebenen Vorschriften hielt. Durch Kaliumsulfatlösung fand die Zer- legung in Yttererden und Ceriterden statt. Von den letzteren wurde das Ceriurn maßanalytisch durch Titration der Cerisulfatiösung mit Wasserstoff- superoxyd und Zurücktitrieren des überschüssigen Superoxyds mit Kalium- permanganat bestimmt (vergl. Meyer und Hauser, a. a. 0. p. 241 — 244). Nach Abzug von Ce 02 und Y., 0, vom Gesamtgewicht der Erden ergab sich (Nd, Pr, La)203 aus der Differenz. Eine Atomgewichtsbestimmung durch Überführung der Oxyde in Sulfate ergab für das Yttererdengemisch von Analyse I 116, für dasjenige von Analyse II 121 (vergl. Meyer und Hauser, p. 217, 218, 222). Für den Mittelwert beider Bestimmungen war das Atomgewicht demnach 118,5, das Molekulargewicht der Oxyde 285. Diesen Werten nach herrschte Y203 im Gemisch der Yttererden vor. Analyse II. Das Analysenpulver wurde mit Natriumcarbonat auf- geschlossen, die Schmelze mit Wasser ausgelaugt. Nachdem aus dieser mit Salpetersäure angesäuerten Lösung durch Eindampfen eine geringe Menge Kieselsäure abgeschieden war, wurde die Phosphorsäure als Ammonium- magnesiumphosphat gefällt und als Magnesiumpyrophosphat gewogen. Auf diese Weise wurden jedoch nur 24,49 °/0 P2 05 gefunden. Der übrige Betrag von 4,85 0 o P2 Os war im wasserunlöslichen Rückstand der Sodaschmelze verblieben. Der letztere ließ sich durch längeres Digerieren mit Schwefel- säure in Lösung bringen. In der Lösung fand die Bestimmung der seltenen Erden und des Kalks in gleicher Weise wie bei Analyse I statt. Int Filtrat dieser Fällungen fand sich der Rest der Phosphorsäure, die wieder als Magnesiumpyrophosphat bestimmt wurde. Alle Fällungen wurden, soweit wie möglich, doppelt vorgenommen. Das Tachhydritvorkonimen in den Kalisalzlagerstätten der Mans- felder Mulde1. Von P. Kling aus Halle a. S. Mit 8 Tabellen und 8 Textfiguren. (Schluß.) 4. Synthetische Untersuchung der Gelbfärbung des Tachhydrits. Das natürliche Mineral ist fast immer wachs- bis honiggelb gefärbt, die Färbung rührt nach Boeke 1 von Eisenchlorid her, Hammerbacher 2 hatte Eisensalze nicht als Ursachen der Gelb- 1 Boeke, N. Jahrb. f. Min. etc. 1911. I. p. 49. 3 Hammerbacher, Dissertation Erlangen 1874. p. 21. in den Kalisalzlagerstätten der Mansfelder Mulde. 45 färbung anerkannt, sondern nahm an, daß bituminöse, organische Substanzen diese verursachten, docli sind die Stützen für diese Behauptung viel zu unsicher. Bei dem Material, das mir zur Ver- fügung stand, beträgt der Gesamteisengehalt nach meinem Befunde durchschnittlich 0,06 °/o, wovon ungefähr 0.04 — 0,05 °/o auf an Chlor gebundenes Eisen entfallen, rund 0,01 — 0,02 °/o als Eisen- glanz vorhanden sind. Diese Eiseuglimmerblättchen sind nicht, wie es in gewissen Fällen beim Carnallit konstatiert wurde \ gesetz- A lg mäßig orientiert, sondern beliebig im Kristall verteilt; wahrschein- lich stammen sie aus dem zersetzten primären Carnallit. Mittels rotem Blutlaugensalz konnte ich auch Ferrochlorid nachweisen : Einschlüsse von Eisenchloridlauge, wie sie Boeice1 2 3 an Wolkrams- liausener Sylvin fand, konnten selbst bei stärkerer Vergrößerung nicht wahrgenommen werden. So lag die Frage nahe, welches 1 Johnsen, Dies. Centralbl. 1909. p. 168— 173. 2 Die Kreise sind die darstellenden Punkte der Lösung, die Kreuze die der Kristalle + Lösung. Dasselbe gilt für Fig. 7 u. 8. 3 Bof.ke, N. Jahrb. f. Min. etc. 1909. II. p. 21. 4(3 P. Kling', Das Tachhydritvorkommen der beiden Chloride isomorph von Tachlivdrit aufgenommen werden kann. Dies ergab sich aus Kristallisationsversuchen, die mit fünf-, zehn- und fünfzehnprozentiger Eisenchlorid- resp. Eisenchloriir- chlorinagnesiumchlorcalciumlösung ausgefiibrt wurden , und zwar zwischen den Temperaturen 55 — 65°. Die entstandenen Kristalle mit anhängender Lösung und die Mutterlauge wurden analysiert und nach Umrechnung der so ermittelten Gewichtsprozente von Ca, Mg und Fe (Tabelle IV) auf 100 sind die gewonnenen Zahlen (Tabelle V) in bekannter Weise in ein Dreieckskoordinatensystem eingetragen worden (Schueinemakers1 Restmethode *), Fig. (5. Für Eisen chlorid ergab sich folgendes: Tabelle IV. Gewichtsprozente E i s e n c h 1 o r i d 1 o o/ 1 . 10 Ca Mg Fe 5u/o Ca Mg 10 °l AU Io Fe Ca Mg Fe Lösung 0,55 13.12 4,44 2,68 19,37 5.90 2,24 8,41 3,76 Kristalle + Lösung 0,11 8,70 8,31 0.48 8.88 | 7,70 0,76 8,72' 8.08 Tabelle V. Koordinatzahlen Gewichtsprozente X 0/ 0 0 10 °/n 15 0;„ Fe Ca Mg Fe Ca Mg Fe Ca Mg Lösung 3,02 72,48 24,50 9,58 ! 64,29 21.11 15,59 58,33 26,08 Kristalle -j- Lösung 0,64 50,82 48,54 2,81 52.08 45,13 4.32 49,68 46.00 Die Verbindungslinien der so bestimmten Punkte schueiden sich sämtlich in einem auf der Calcium-Magnesiumaclise liegenden Punkte T , welcher die Zusammensetzung der durch die Kristalli- sationen erhaltenen Kristalle darstellt. Da nun zugleich Punkt T die aus der Formel Ca CI* . 2MgCl2 . 12H20 berechnete Zusammen- setzung reiner, eisenfreier Tachhydritkristalle angibt, so folgt daraus, daß Eisenchlorid in isomorpher Mischung nicht von Tach- hydrit aufgenommen werden kann. Dies wurde noch dadurch be- stätigt, daß die entstandenen Kristalle n. d. M. vollkommen farblos waren und nur Einschlüsse der gelben Eisenchloridlauge aufwieseu. In derselben Weise wurden Kristallisationen mit Eisen - chlor iir ausgeführt. Das Ergebnis war folgendes (Fig. 7): 1 Schreinemakers, Zeitschr. f. pbys. Chern. 1893. 11. p. 76. — Bancroft, Journ. Pliys. Cliem. 1902. 6. p. 179. — Siehe auch Findi.ay, Phasenlehre, deutsche Ausg. 1907. p. 191. in den Kalisalzlagerstätten der Mansfelder Mulde. 47 Tabelle VI. 1 Eise nchlorür Gewichtsprozente r\ 0 ° 0 10% 15% ! Fe Ca Mg | Fe Ca Mg Fe Ca Mg Lösung 0.59 1 14.27 4,73 1 2,60 16.96 4,41 4,76 14,71 1 3,61 Kristalle + Lösung 0,39 1 10.62 9.101 0.59 8,06 7,46 0.94 8.34 , 8.22 Tabelle VII Koordinatzahlen LÖSUDg Kristalle + Lösung 3,02 1.93 72,82 52,77 24,16 45,30 10.85 3,67 70,74 50,01 18,41 1 46.32 20,63 5.32 63,72 47.67 15.65 47,01 Fig. 7. Wie aus der Fig. 7 zu ersehen, gehen in diesem Falle die Verbindungslinien der darstellenden Punkte nicht durch den Tacli- hydritpunkt T, sondern neigen sich mit zunehmender Eisenchlornr- konzentration nach der Seite des Eisenpunktes Fe. Es ergibt sich 48 P. Kling, Das Tachhydritvorkommen hieraus, daß Eisencliloriir (ähnlich wie es auch heim C'aruallit der Fall ist1) in geringer Menge von Tachhydrit in fester Lösung auf- genommen wird. Um zu ermitteln, wie groß die Menge des aufgenommenen Eisens ist, sind die Gewichtsprozente der Tabelle VI auf Atom- prozente umgerechnet worden (Tabelle VIII). Tabelle VIII. Atomprozente 5 °/0 Fe Ca 1 M8' , 10% F e Ca j Mg i Fe 15 °o Cü Mg Lösung j Kristalle 4- Lösung ! 1,89 63,42 1,06 41.03 34,69 j 57,91 7.14 65,03 2,04 38.83 27,83 59.13 ! 14,19 2,99 61,12 37.00 24.69 60.01 Diese Werte sind in der üblichen Weise in der schematischen Fig. 8 eingetragen, die allerdings nur einen Teil der rechten Seite des Koordinaten- dreiecks darstellt. Aus der Annahme, daß das zwei- wertige Fe des Eisenchlorürs das Mg des Tachhydrits isomorph vertritt folgt, daß der molekulare Calcium- gehalt der entstandenen Mischkri- stalle, berechnet, auf Ca -j- Mg -j- Fe = 100, ebenso groß sein muß, wie im eisenfreien Tachhydrit, der seinen darstellenden Punkt in T hat. Dies ist auf der Linie TT' der Fall, die parallel zur Fe-Mg- Achse gezogen ist und die Verbindungslinien der darstellenden Punkte in den Punkten 1 , 2 und 3 schneidet. Diese Schnittpunkte geben die Zusammensetzung der eisenchloriirhaltigen Mischkristalle an. Fe Nun läßt sicli das Verhältnis ,, der Lösung und der Mg + Fe ° daraus abgeschiedenen Kristalle auf Grund folgender Überlegungen berechnen. Als Beispiel seien die aus fünfzehnprozentiger Lauge entstandenen Kristalle gewählt. Die horizontale Strecke von 1 bis zur Koordinatenachse Ca-Mg gibt den Eisengehalt der Kristalle 1 an und ist gleich der Strecke IT. da ja ein gleichseitiges Dreieckskoordinatensystem angewandt worden ist. Weiterhin ist der molekulare (Mg + Fe)-Gehalt, berechnet auf (Ca -f- Mg -j- Fe) = 100, für Mischkristalle gleich 66,7, ent- 1 Boeke, N. .Tahrb. f. Min. etc. 1911. J. * wie es auch z. B. im Dolomit der Fall ist. in den Kalisalzlagerstätten der Mansfelder Mulde. 49 sprechend der Tachhydritformel. Dasselbe gilt von dem darstellenden Punkt, der dazu gehörigen Lösung. Fe Folgende \\ erte für ,, . -wurden auf diese Art gefunden : Mg Jb e Lösung Kristalle 5 0 o • • • ... 0.06 0.006 10 . . . 0.018 lh „ ■ • . . . . 0.29 0,026 Das Verhältnis des Eisens in den Kristallen und in der Lösung ist (zwischen den Temperaturen F» 5 — 65°) demnach rund 1 : 10, oder mit andern Worten: sind in der Lösung 10 Teile Mg durch zweiwertiges Eisen ersetzt, so ist in den zugehörigen Mischkristallen nur ca. 1 Teil Mg durch Fe vertreten. Die Gelbfärbung des Tachhydrits ist nach vorigem so zu er- klären. Zunächst erinnere ich daran, daß die Eisenoxydführung des Carnallits darauf beruht, daß Eisenchlorür, welches isomorph diesem Mineral beigemischt ist, durch Oxydation infolge des Kristall- wassers in die dreiwertige Form des Eisens übergeführt wird. Die erste Stufe der Oxydation ist die Entstehung von Eisenchlorid. Tatsächlich hat man durch Eisenchlorid gelb gefärbten, sekundären bezw. rezenten Carnallit gefunden. Die weitere Stufe bei der Veränderung der Eisenverbindung ist dann die Überführung des Eisenchlorids in Fe203. Dasselbe gilt für den Tachhydrit, nur daß hier diese zweite Verwandlungsstufe nicht erreicht wurde (also nur Eisenchlorid gebildet wurde), wahrscheinlich, weil die Zeit seit der Entstehung dieses sekundären Minerals dazu zu kurz gewesen ist. Schließlich mag noch erwähnt werden, daß sich aus einer Lösung, deren Chlorcalciumgehalt nicht ganz hinreichte, um Tach- hydrit ausfallen zu lassen, bei einer Temperatur oberhalb 50° in geringer Menge winzige, skelettförmige, farblose, reguläre Kri- ställchen abschieden , die sich in Wasser außerordentlich leicht und einheitlich lösten. Bei weiterer Eindunstung der Lauge wurden sie von Bischofit iiberkrustet, ohne sich jedoch in diesen umzu- wandeln. Die regulären Kristalle bildeten sich sowohl aus einer eisensalzfreien, als auch aus einer eisensalzhaltigen Lösung. Die chemische Untersuchung, die so durchgeführt wurde, daß die Kri- stalle von der Lösung getrennt und so lange mit Wasser abgespült wurden (unter Absaugen mittels Wasserstrahlluftpumpe), bis sie keine Spur einer von Eisensalzen herrühreuden Gelbfärbung zeigten, ergab vollkommene Abwesenheit von Calcium- und Eisenchlorid (resp. Chlorür) und folgenden Prozentgehalt an Magnesium und Chlor : Mg CI 1. L87 ° 0 22,95% 2. 8,33 „ 23,90 „ . CentraJblatt f. Mineralogie etc. 1915. 4 50 H. Öchotzkv. Untersuchungen über den Pfahl etc. Dies entspricht einem Atomverhältnis 1 : 2,01 und 1 : 1,98. Es handelt sich also um ein Hydrat von Chlonuagnesium (vielleicht MgCl2.4H20). Der Wassergehalt konnte bei der obigen Ver- suchsanordnung nicht bestimmt werden. Es sei noch bemerkt, daß bei vax’t Hoff’s Untersuchungen über die Tachhydritbildung 1 bis 83° nur von Bischotit die Bede ist als einzigem Hydrat des Chlormagnesiums. Mineralogisches Institut Halle a. S. Untersuchungen über den Pfahl des Bayrischen Waldes und seine Nebengesteine 2. Von H. Ochotzky in Wiirzburg. Verfasser untersuchte den Pfahl des Bayris dien Waldes mit Einschluß seiner nächsten und entfernteren Neben- gesteine von Freyung (Schloß Wolfstein) über Grafenau — Kegen — Viech tach bis nach Alt randsberg, entsprechend einer Längeuausdehnuug von ca. 70 km. Die Ergebnisse wurden in einer Dissertation der philosophischen Fakultät an der Uni- versität Wiirzburg am 16. Oktober 1914 vorgelegt. Da sich die definitive Drucklegung verzögern dürfte, sollen die Besultate liier kurz veröffentlicht werden; sie sind entsprechend der Ein- teilung der ganzen Arbeit teils geologisch-petrographischer. teils chemisch-physikalischer Natur. 1. Das ganze untersuchte Gebiet hat zur Hauptsache grani- tischen Charakter (Porphyrgranit), nur lokal treten basischere Gesteinsprovinzen auf, welche oft alle Über- g ä n g e von Granit zu D i o r i t bis Amphibolit aufweiseu . Diese basischen Provinzen entsprechen Bandzonen des grani- tischen Hauptmassivs. 2. Sämtliche Gesteine wurden an zahlreichen Stellen von 1 a m p r o p h y r i s c h e n und a plitisclien Nachschüben durch- drungen; letztere gaben Veranlassung zur Bildung von injizierten Schiefern, deren basisches Schiefermaterial zum Teil m e ta- rn orphosierten Tonschiefern entsprechen mag, zum Teil aber sicher nur ein basisches gepreßtes Tiefen ge stein ist. 3. Das Pfahlgebiet war lange nach der Entstehung der Auf- bruchspalte noch häufigen tektonischen Erschütterungen ausgesetzt. 4. Sämtliche von der hierdurch veranlaßten Verwerfung be- troffenen Gesteine wurden in Pfahlschiefer umgewandelt. Hiefiir gilt ganz allgemein : 1 van t Hoff, Bildung d. ozean. Salzabl. 1909. 2. p. 10. Vergl. auch dies. Centralbl. 1914. p. 140. A. Bergeat. Zur Konstruktion des Interferenzkreuzes etc. 51 a) die Stärke der Umwandlung nimmt proportional mit der Ent- fernung von der Verwerfungsspalte ab, b) dabei können drei Druckzonen unterschieden werden : I. die innerste Zone der eigentlichen dichten Pfahl- schiefer, II. die mittlere Zone der Augengneise, III. die Zone des Übergangs in das normale Gestein. 5. Bei dieser Umwandlung blieben die neugebildeten Pfahl- schiefer in ihrer chemischen Zusammensetzung mit dem Muttergestein vollkommen identisch, jedoch nicht in Struktur und Mineralbestand. 6. Der Pfahlquarzit selbst verdankt seine Entstehung höchst wahrscheinlich thermalen Prozessen, d. h. er ist aus juvenilen Wassern abgesetzt. 7. Die Pfahlgesteine weisen nur in ganz unerheblichem Grad Radioaktivität auf. Wiirzburg, Mineral. Inst. d. Universität, 7. November 1914. Zur Konstruktion des Interferenzkreuzes nach E. G. A. ten Siethoff. Von Alfred Bergeat, Königsberg, zurzeit Kompagniefübrer in Ingolstadt. Im ersten Bande dieses Centralblattes 1 hat ten Siethoff auf einer Zeichnung, deren Ebene senkrecht zur spitzen Bisektrix eines zweiachsigen Kristalles und als die Bildebene seiner Interferenz- ligur gedacht ist, von gleichmäßig entfernten Punkten aus die Schwingungsrichtungen der Strahlen eingetragen, welche in diesen Punkten durch das Objektiv gesammelt werden. Durch Drehung dieser Zeichnung treten die Veränderungen hervor, welche die Interferenzfigur bei der Drehung der Platte zwischen den Nicols erfährt. Recht sinnfällig kann man diese Veränderungen in folgender Weise zur Darstellung bringen. Man übertrage auf photographischem Wege die Zeichnung auf eine matte Metallplatte und graviere sie gleichmäßig tief in diese ein. Die Übertragung kann geschehen, indem man die Zeichnung unmittelbar auf Positivpapier kopiert und deren empfindliche Schicht auf die Platte abzieht, um sie nach der Gravierung zu entfernen. Als Platte wählte ich mattes Alu- miniumblech, weil es bei der Aufbewahrung nicht sofort anläuft. Bei geeigneter einseitiger Beleuchtung erscheinen auf dieser Platte die gleichgerichteten Striche der Gravierung in gleicher Helligkeit, am hellsten diejenigen, welche quer zur Richtung nach 1 Dies. Centralbl. 1900. p. 267—269. 4* 52 R. Schwinner. der Lichtquelle liegen. Je nach der Orientierung der Platte zur Lichtquelle sieht man bald das hier helleuchtende, randlich ab- dunkelnde Achsenkreuz oder die bei der Drehung aus diesem hervor- gehenden Formen der Interferenzfigur. Genau genommen entspricht also die Darstellung der Erscheinung zwischen parallelen Nicols. Es versteht sich von selbst und sei schließlich nur nebenher erwähnt, daß sich durch solche gravierte und reflektierende Bilder auch andere Erscheinungen nachahmen lassen, die mit dem ver- schiedenen Schwingungsazimut interferierender Strahlen zu tun haben, wie z. B. das Achsenkreuz einachsiger Kristalle oder das Sphärolitlikreuz. Ingolstadt, 13. Dezember 1914. Analogien im Bau der Ostalpen. Von Robert Schwinner. Mit einer Arbeit über die mechanischen Theorien der Gebirgs- bildung beschäftigt, fand ich es notwendig, mir einen Überblick über die Analogien zu verschaffen, welche die carbonischen mit den tertiären Gebirgen aufweisen und las daher neuerdings die grundlegende Darstellung Fkrch’s (in Lethaea palaeozoica, p. 405 ff.). Für den Alpengeologen hat eine Frage von der Wichtigkeit wie die des carbonischen Anteils an der Alpenfaltung immer genug sozusagen persönliches Interesse, um ihr auch beim Vorübergehen einige Momente des Nachdenkens zu schenken. So ziemlich un- bestritten ist, daß die karnische Hauptkette ein Relikt des carbo- nischen Baues darstellt, wenn sie auch vielleicht bei der zweiten Faltung einige Veränderungen erlitten haben mag. Aber die Fort- setzung? Die Darstellung bei Frech (1. c. p. 420): „Hingegen spricht ein hohes Maß von Wahrscheinlichkeit dafür, daß nach Süden zu die Dolomitalpen, d. h. das ungefaltete Plateaugebiet der Trias in Südtirol und Venetien, auf der starren Grundlage eines paläozoischen Gebirges ruht“, konnte auch diesmal nicht befriedigen. Denn einerseits ist nicht einzusehen (so oft es auch behauptet wird), daß eine Gesteinsmasse durch die Gebirgsbildung, d. i. durch die Ausbildung von zahllosen Rutschflächen, Umformung der durch- greifenden klotzigen Eruptivstöcke zu handlichen, von Schiefer- zonen ummantelten Linsen u. ä., irgendwie an Festigkeit gewinnen sollte. Andererseits hat sich der Untergrund der Dolomiten auch gar nicht iu dieser Hinsicht bewährt. Es sind Horizontaldisloka- tionen z. T. von recht beträchtlichem Ausmaß, und zwar in allen Teilen des Gebietes, festgestellt worden, so daß die frühere Vor- stellung der „ungefalteteu Tafel" nicht aufrecht erhalten werden kann. Und schließlich sieht der Untergrund der Dolomiten, „der hinlänglich bekannte und oft beschriebene Typus des südalpinen Analogien im Bau der üstalpen. 53 Quarzphyllites“ ’, der an sicli wohl kaum sehr widerstandsfähig ist, dort, \4o er aufgeschlossen ist, gar nicht wie der Rumpf eines alten Gebirges aus; denn dann müßte die ermüdende Einförmig- keit, die vom Pustertal bis Recoaro2 herrscht, doch einigermaßen durch andersartige Einfaltungen belebt werden. Hier knüpfte nun spontan eine Gedankenreihe an, die sich aus gelegentlichen eigenen Beobachtungen und älteren Literatur- angaben über das kristalline Gebirge von Deffereggen, Schober, Kreuzeck usw. plötzlich zusammenschloß. Ich hatte bei einer touristischen Durchquerung der Schobergruppe mit Verwunderung einen kleinen echten Zentralgneiskern zu erkennen geglaubt, wenig südlich vom Matreier Zug. Herr Regierungsrat Geyer, der beste, wahrscheinlich auch einzige Kenner dieser Gegend, fand dies plausibel3 4 5 und ermunterte mich, die Sache weiter zu verfolgen. Für die bewiesene Förderung sei ihm hier der verbindlichste Dank ausgesprochen. (Anderweitige Abhaltung, sowie die im Zug be- findliche Verbesserung der Wegverhältnisse durch den Alpenverein veranlaßten mich, die weitere Untersuchung bis jetzt aufzuschieben, hoffe aber, diesen Sommer Gelegenheit zu linden.) Es ergab sich nun ungezwungen die Vorstellung, daß wir in dem kristallinen Gebirge nördlich der Drau — man könnte es nach berühmten Mustern den Antidrauzug nennen — mit seinen alten Zentral- graniten, seinen Amphibolit-, Grünschiefer-, Pegmatit-1 und Marmor- zügen ebenfalls ein nur wenig modifiziertes Stück des alten Ge- birges vor uns haben, allerdings nicht die Fortsetzung der sedi- mentären hämischen Kette, sondern das Analogon der heutigen kristallinen Zentralkette. Wir hätten dann die nachstehenden Parallelen (siehe p. 54 oben). Von den hier verzeichneten Analogien wollen wir zuerst die Massive granitischer Tiefengesteine herausgreifen, die, wenn auch im chemischen Bestand sehr nahestehend , doch petrograpliiscli, nach ihrer geologischen Situation und nach dem Alter, sehr wohl in 3 Gruppen geschieden werden können3. Die erste: Tonalit- 1 Br. Sander, Geologische Beschreibung des Brixner Granites. Jahrb. k. k. Reicbsanst. 1906. p. 714. - A. Tornqüist, Das vicentinische Triasgebirge. Stuttgart 1901. p 64, rindet sogar eine Schwierigkeit darin, die Metamorphose des Quarzphyllites zu erklären, da eine früher stattgefundene tektonische Beeinflussung absolut nicht nachzuweisen ist. 3 Auch die STtm’sche Manuskriptkarte zeichnet hier einen Gneiskern. Vergl. Jahrb. k. k. Reichsanst. 1856. p 412. 4 Auch die Pegmatite dürften hier ziemlich alt sein ; denn sie werden im Iseltal vou den Tonalitporphyritgängen gekreuzt, müssen also zu einer älteren Serie gehören. 5 F. Becke, Chemische Analysen von kristallinen Gesteinen der Zentral- kette der Ostalpen. Denkschriften d. Akad. d. Wissensch. Wien. 75. I. 1913. p. 153 ff. 54 R. Schwinner, Konvexe Seite des Alpen- bogens Fächer- Mitte V a r i s c i s c h Alpin AS. Bozen— Lugano — Eruptionen III. — Plateau central— N — Hegau Karnisches Paläozoi- cum — Graz — Nördliche Kalkzone Antidrauzug — Koralpe — 1 t Kristalline Zentralzone etc. mit granitischen Zen- — mit den Zentralgneis- % tralmassiven (Antholz u.a.) J l kernen der Tauern Konkave Seite Zentralgrauite der Tauern Intrusionen I Nördliche Grauwackenzone Periadriatische Tonalite Südliche Ivalkzoue („Dinariden“) rN. Porphyroide (Blasseneckgn.) Eruptionen II. Vicentin— Süd- Steiermark S. g esteine des periadriatischen Bogens sind unzweifelhaft die jüngsten. Die heute wahrscheinlichste Annahme über ihr Alter ist die, daß sie im Gefolge der ersten Phase der Alpenfaltung im Innern der konkaven Seite des Alpenbogens intrudierten, jedenfalls aber vor Beendigung der Alpenfaltung1 . Die zweite Gruppe, die der Zentralgneise, ist wesentlich älter und wird meist für carbonisch gehalten. Ihre Struktur, hauptsächlich die Kristalli- sationsschieferung der größeren Tiefe und nur regional die Kata- klase, würde der Annahme nicht widersprechen, daß sie nach der variscischen Hauptfaltung, ganz analog wie die Tonalite nach der alpinen Hauptfaltung, also etwa „intravariscisch“, enstanden sind. Sie hatten also die ganze Zeit des Mesozoicums Begionalmet.a- morphose und während der ganzen Alpenfaltung dynamische Ein- wirkung erlitten (eine Wirkung der letzten Phasen der variscischen Gebirgsbildung dürfte durch die nachfolgende Kristallisations- schieferung wohl völlig verwischt worden sein). Die Tonalite haben nur die zweite Hälfte der Alpenfaltung mitgemacht und es dürfte das Verhältnis der Häufigkeit und Ausdehnung der Zonen mit Kataklase bei beiden Gruppen dem entsprechen. Auch die Funde von Gerollen junger Granite im Bozner Perm 2 sprechen für 1 R. Schwinner, Mitt. d. Wien. Geol. Ges. 1913. p. 221. Daß sich Waaoen schon in Verhandl. Reichsanst. 1907, p. 108, für ein cretacisches Alter ausgesprochen, war mir entgangen und sei hier nachgetragen. Vergl. auch Heritsch, Mitt. d. Naturwiss. Ver. f. Steiermark. 50. p 74. Auf den Zusammenhang von Vulkanismus und Gebirgsbildung zur Kreidezeit hat Kossmat, Mitt. d. Wien. Geol. Ges. III. 1910. p. 281, hingewiesen. 2 F. v. Wolff, N. Jalirb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXVII. 1908. p. 137, welche Angabe von Sander, Jalirb. k. k. Reichsanst. 1906. p. 742, be- stätigt wird. Analogien im Bau der Ostalpen. 55 diese Altersbestimmung, wenn auch die Sicherheit der Identifikation durch die Erwägung etwas gemindert wird, daß ein großer Teil von den Gesteinen der Gruppe 2 damals, frisch, wie er als Geröll fossilisiert werden konnte, von ebensolchen der Gruppe 1 von heute kaum zu unterscheiden sein dürfte. Jedenfalls beweisen aber diese Fuude, daß es zu Anfang der Dyas junge Alpengranite gegeben hat, und mehr brauchen wir hier nicht. Die dritte Gruppe, die Becke „alte Intrusivgneise“ nennt, zeigt schon in ihrer Struktur die Spuren einer langen wechselvollen Geschichte, „sie zeigen jene Erscheinungen, die in ihrer Vollendung zu Diaphoriten führen, in ihren Anfängen aber allenthalben in ihnen verbreitet sind“ (1. c. p. 155), kein Wunder, wenn sie mindestens zwei volle Alpenfaltungen durchgemacht haben. Hieher gehören neben den kleineren Gneiskernen die Antholzer-, Bundschuh-, Schladmiuger- und Bösenstein-Masse. Bei der letzteren ist durch die Gerolle im Rannachkonglomerat ein präcarbones Alter so ziemlich sicher er- wiesen V Da nun Becke in diese seine dritte Gruppe eine große Zahl von Gneisen aus dem Ötztal einreiht, so folgt naturgemäß die Frage, wie wir uns die weitere Erstreckung der Zentral- zone des Variscischen Gebirges vorzustellen hätten. Folgen wir von Deffereggen ans dem Gebirgsstreichen (durch Marmor- Amphibolitzüge u. ä. markiert), so gelangen wir, der S.-Ecke des Hochalm-Massivs im Bogen ausweichend1 2, in das Gebiet der kärnt- nerisch-steirischen „Alpen“ (Sau-, Kor-, Pack-, Glein-, Seethaler- Alpen), das auf alle Beobachter den Eindruck eines sehr alten Gebirges gemacht hat 3. Selbst Kob-er konnte sich diesem nicht entziehen , wenn er sich auch durch seinen unerschütterlichen Glauben an die Termier'scIic* Hypothese zu einem Sacrißcium intellectus verpflichtet fühlt: „Nun muß aber die ostalpine Decke über diese Gebiete darübergegangen sein. Das ist ohne Zweifel der Fall4.“ — Mau muß nie müssen, sagt Lessing. — Es ist zweifellos ein sehr kompliziert gebautes Gebiet und weist vielleicht noch ältere als variscisclie Züge auf. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß wir die Fortsetzung unseres Gebirges im N. in den Sudeten zu suchen haben, daß also das variscisclie Gebirge im Bogen aus dem alpinen W. — E. -Streichen in das mährische (S. — N.) überging. Allein gerade hier an der Umbiegung sind durch die 1 F. Hkritsch, Beiträge zur Geologie der Grauwackenzone des Palten- tales. Mitt. d. Naturw. Ver. f. Steiermark. 48. p. 26. 1912. 2 Vergl. P. Egerter, Die Marmorlagerstätten Kärntens. Zeitschr. f. prakt. Geol. 17. 1909. p. 419 ff. 3 z. B. En. Suess, Antlitz der Erde. III/,. p. 221 : Kossmat. Mitt. Wien. geol. Ges. VI. 1913. p. 148. * L. Kober, Über Bau und Entstehung der Ostalpen. Mitt. Wien, geol. Ges. V. 1912. p 455. 56 R. Schwin ner. Kreuzung mit den jüngeren Dislokationen die alten Züge so gründ- lich verwischt, daß wir vorläufig noch nichts sicher erkennen können. Auch in der Fortsetzung im Westen scheint die Brenner- gegend mit ihren Komplikationen die Stelle zu bezeichnen, wo die variscischen Züge von der großen Alpenknickung überquert werden. Dafür scheint das W7iederauftauchen der alten Grauite im Ötztal 1 und das der paläozoischen Marmor- und Magnesitzone im Vintsch- gan zu sprechen; ebenso der Umstand, daß die autochthoDeu Schweizer Massive allgemein als carbouische, also Äquivalente der Tauernzentralgneise, angesehen werden. Außerdem liegt die größte permo-carbonische Schuttanhäufung im Helvetischen einerseits, in den Bergamasker Hochalpen anderseits. Ein heutiges Analogon sind die Nagelfluhen bei Luzern und Chiasso z. B., zwischen denen das ganze Gebirge liegt. Es ist unzweifelhaft, daß jede Gebirgsbildung vulkanische Erscheinungen im Gefolge hat und auch in diesem Punkt stimmt die Analogie der beiden hier betrachteten Fälle. Die Neben- einanderstellung Bozen — plateau central dürfte vielleicht etwas fremd- artig Vorkommen ; denn es ist eine fable convenuc, nur die Erup- tiva im Innern eines Gebirgsbogens diesem zuzuordnen. Allein die greifbare Menge an solchen ist zweifellos vor der konvexen Front der Alpen vom plateau central bis Schlesien größer, oder, wenn man die innerungarische (deren Westflügel [Steiermark] aber nach unserer Anschauung eine intermediäre Stellung zwischen kon- kaver Seite des Alpen- und konvexer des Dinaridenbogens einnimmt) noch hinzurechnet, mindestens gleich jener an der Innenseite, und ihre Ausbruchszeiten koinzidieren mit den zwei letzten Phasen der Alpenfaltung mindestens ebensogut oder besser als die der im Innern des Alpenbogens gelegenen. Ohne Willkür lassen sich jedenfalls beide Gruppen nicht trennen. Ganz analog sehen wir das carbonisclie Gebirge beiderseits von vulkanischen Vorgängen begleitet und z. T. gefolgt, ebenso wie in der Gegenwart zu be- obachten ist, daß der Vulkanismus die Gebirgsbildung, . in deren Gefolge er steht, einen beträchtlichen Zeitraum, wenn auch wesent- lich schwächer und abklingend, überdauert. Es wäre nun wohl angezeigt, die stratigraphischen Verhält- nisse der paläozoischen Geosynklinale zu erörtern. Allein da gerade jetzt über einen der wichtigsten Übergangspunkte (Graz2) sehr divergierende Ansichten bestehen, fehlt hier der Raum, mit der 1 Vergl. dazu B. Sander. Geologische Studien am Westende der Hohen Tauern. Denkschr. d. Akad. d. Wiss. Wien. 82. 1911. p. 39 fl. 2 Fr. Heritsch, Zur Stratigraphie des Paläozoicums von Graz. Mitt. Wien. geol. Ges. IV. 1911. p. 619. — H. Mohr, Vortrag in der Wien, geol. Ges. 15. Mai 1914. — Es scheint mir übrigens, als ob die unbedingte Anerkennung der TERMiER’schen Hypothese hier in hohem Grad verwirrend gewirkt hätte. Analogien im Bau der Ostalpen. 57 nötigen Ausführlichkeit darauf einzugehen. Sicher scheint, daß die Reihe der alten Massive ebenso die Rolle der Geantiklinale gespielt hat, wie die der Zentralgneise der Tauern (verbunden mit dem älteren kristallinen Gebirge) in der mesozoischen Geosynklinale, und das Auftreten des transgredierenden Obercarbon 1 ist das Analogon zur Gosau. Ich glaube auch, daß es ganz wohl gelingen wird, den gleichmäßigen Sedimentationsrhythmus der zusammen- gehörigen Geosynklinalzoneu festzustellen 2, doch ist dieser Punkt für unser Thema nicht wesentlich; denn der Vergleich mit den heutigen Alpen zeigt, daß die isopischen Zonen der ursprünglichen Geosynklinale und die tektonischen Zonen des Kettengebirges durch- aus nicht immer kongruent zu sein brauchen. Sehr beachtenswerte Züge zeigt die Verteilung der nutzbaren Lagerstätten in den Ostalpeu 3, die in vielem an bestimmte Zonen des paläozoischen Gebirges gebunden zu sein scheinen. Ein wich- tiger Teil sind jene Lagerstätten, welche an ein bestimmtes strati- graphisches Niveau und meist auch an eine bestimmte Fazies der Sedimente gebunden sind. Analogon in den heutigen Alpen : die Bleiglanz-Blende-Lagerstätten im obersten ladinisclien Riffkalk, die außerdem streng auf das große Faziesgebiet: Lombardei — Drau- zug — Tieroliscli, beschränkt sind *. Ganz ähnlich in ihrer Verteilung 1 Besonders schön in den Karnischen Alpen. Vergl. Vinassa und Gortani, die neue Arb. bes. in Boll. R. Com. It., Monographie angekündigt. 2 Für die karnische Kette ist die Literatur in Geyer’s Erläute- rungen zu den Kartenblättern Ober-Drauburg — Mauthen (1901) und Sillian— S. Stefano (1902), für Mähren in den Erläut. zu den Sudetenblättem von Bdkowski 1903). Drf.ger (1899). Paul, F. E. Süess (1900), Tausch (1898), Tietze (1898) zu rinden. Für die Mur au er Mulde vergl. Geyer, Verb, k. k. Reichsanst. 1899. p. 406. für Kitzbühel Ohnesorge. Verh. k. k. Reichsanst. 1905. p. 373. (Beachtenswert, daß der Schwazer Dolomit ins Silur gestellt wird.) 3 Vergl. die ausgezeichnete Übersicht bei Granigg, Über die Erz- führung der Ostalpen. Mitt. Wien. geol. Ges. V. 1912. p 345. ‘ Daß in ihrer heutigen Gestalt sowohl die triadischen Bleiglanz- Blende- als die carbonischen Magnesit- und die sibirischen Spateisenstein- lager metasomatisch sind (vergl. Redlich und Grosspietsch, Zeitschr. f. prakt. Geol. 21, 2. 1913. p. 90), verschlägt für unsere Betrachtung nichts, die Annahme eines besonderen (meist unbekannten) Erzbringers aus der Tiefe, also eines deus ex machina für jedes einzelne dieser Erzlager (vergl. auch Granigg und Koritschoner, Zeitschr. f. prakt. Geol. 1914. p. 171), ist aber offensichtlich eine der Größe des Phänomens nicht adäquate Erklärung. Man vergegenwärtige sich den unterirdischen Apparat, der etwa für die triadischen Bleiglanzzonen nötig wäre. Das betreffende Erzquantum muß ursprünglich schon mit dem Sedimentkomplex verbunden gewesen sein. Das Wie? ist allerdings noch ungeklärt, allein dies ist ferneren Unter- suchungen zugänglich. Die Annahme einer posttriadischen Eruptionszone vom Corner See bis in die Süd-Steiermark und im Inntal ist dagegen völlig R. Scliw inner, 58 zur alten variscischen Zentralzone verhalten sich die carbonischen Magnesite (Semmering — Dienten und kBreitenau — Millstadt, III A und IV A bei Granigg); nur der nördlichen Zone gehören die silu- rischen Spateisenstein- etc. Lager (III B) an (Semmering — Inntal), obwohl nicht zu übersehen ist , daß die Gruppe IV B Zinnober- Spateisenstein (Gratwein — Turach — Dellach a. Drau) recht nahe Berührungspunkte mit der ersteren hat ; vielleicht sind die Ver- schiedenheiten nicht höher zu bewerten, als die kleine, aber kon- stante Differenz im Ag-Gehalt der nördlichen und südlichen Zone der ladinischen Bleiglanz-Blende-Vorkommen V Sehr interessant im Sinne unserer Ausführungen ist die Verteilung der Gruppe 11 B Kieslagerstätten (Muralpen — Antidrauzug — Stubai) und II D Blei- glanz-Zinkblende (Muralpen — Stubai) ausschließlich auf Gebiete der alten kristallinen Zentralzone. (Für die landläufige Synthese dürfte das Überschneiden des Zuges II B mit dem periadriatischen Tonalit- bogeu unbequem sein.) Die vorstehend angedeuteten Vergleiche sind zweifellos einer weitgehenden Verfeinerung fähig; denn, wie schon ein Blick auf die Übersichtskarte zeigt, sind die betreffenden Lagerstätten nicht nur grosso modo über die bezeichneten Areale verstreut, vielmehr folgt jede Gruppe bestimmten Zonen im Streichen und eine Berücksichtigung dieses Fingerzeiges wird bei der Ent- zifferung der Struktur dieser jetzt noch ziemlich mangelhaft be- kannten Gebiete von Nutzen sein. Welche Konsequenzen für die Synthese der Ostalpeu würde die Annahme nach sich ziehen, daß wir in den kristallinen Drau- Muralpen ein durch spätere Ereignisse nur wenig verändertes Stück des variscischen Gebirges vor uns haben ? In den Westalpen (in der Zone des Mt. Blanc Lory’s = autochthone Massive) ist eine Menge von sehr bemerkenswerten Tatsachen festgestellt worden, welche für zwei jungpaläozoische Faltungsperioden sprechen2; da aber diese Zone auf heftigste von der alpinen Faltung ergriffen wurde, ließen sich die Züge des variscischen Gebirges bis jetzt noch nicht zu einem einheitlichen Bild zusammenfassen. Treffen wir nun anderswo ein Gebiet, wo die variscischen Züge unver- gleichlich besser erhalten sind, so müssen wir schließen, daß dieses undiskutierbar : und für die weniger vollständig erhaltenen älteren Lager muß dann wohl das gleiche gelten, besonders da ein ursprünglicher Mg- und Fe-Gehalt bei marinen Sedimenten recht häutig ist. 1 R. C ana val, Über den Silbergehalt der Bleierze in den triassischen Kalken der Ostalpen. Zeitschr. f. prakt. Geol. 1914. p. 157. 2 B. G. Eschf.r, Über die prätriassische Faltung in den Westalpen. Dissertation Zürich. Amsterdam 1911. — M. Lugeon, Sur l'existence de deux phases de plissements paKozoiques dans les Alpes occidentales. C. R. Paris. 153. p. 842. 1911; — Sur quelques consüquences de l'hypothese d’un dualisme des plissements paleozoiques dans les Alpes occidentales. Ebenda p. 984. Analogien im Bau der Ostalpen. 59 nachträglich viel weniger gestört worden ist. also für die alpine Faltung weder Wurzel noch Decke gewesen ist. Auf unsern Fall angewendet würde dies bedeuten, daß die Dinariden eben in der Gegend Spital — Villach sich von den Alpen abzulösen beginnen. Gleichzeitig kippt die nördliche Kette der Dinariden (der Drauzug, der bei Lienz — wie die ganzen Dinariden dort und weiter west- lich — scharf gegen S. überfaltet war) nach N. um und wir haben von dort nach 0. ein ganz normales doppelseitiges Faltengebirge, dessen Fächermitte in dem paläozoischen karnischen Zentralzug liegt. (Weil dieser autochthon, hat er ebenfalls die variscischen Züge konserviert.) Damit stimmt ausgezeichnet überein, daß wir das Drautal für sehr alt ansehen müssen. Da das Satnitzkonglo- merat, das bis Bleiberg hinauf als Talausfüllung nachgewiesen ist. noch vor dem Ausklingen der Karawankenfaltung ergriffen wurde \ so dürfte das Drautal als die Furche zwischen der sich auftürmen- den Kette im S. und dem alten Gebirge im N. aufzufassen sein, also für diese letzte Faltungsphase als eine Urform im Sinne von Davis. (Das innerkärntnerische Becken selbst bestand schon seit der Kreide und dürfte ganz analog bezüglich der ersten Alpen- faltung aufzufassen sein.) Der kristalline Antidrauzug verschmilzt im W., wo die Südalpen sich an die Nordalpen anlegen, mit diesen beiden zu dem einheitlichen Alpenfächer; demgemäß verblassen die variscischen Züge. Es soll nun nicht behauptet werden, daß der östliche Teil zur Zeit der alpinen Faltungen keine Störungen er- litten hat, allein es ist daran festzuhalten , daß Ostkärnten und Mittelsteiermark für diese relativ autochthon ist. Ein Freund von Paradoxen könnte sagen : Graz liegt nicht in den Alpen — eher in den Sudeten. (Damit erledigen sich die Schwierigkeiten, welche die mesozoischen Lappen dieses Gebietes der Synthese bereitet haben.) Eine gewisse Schwierigkeit ist vielleicht in der scharfen Knickung zu linden, mit welcher nach dieser Auffassung der eigent- liche Alpenzug im Hochalmmassiv nach N. ausbiegen müßte. Allein dafür haben wir ein ausgezeichnetes Analogon in der Knickung am Tonalepaß. (Ob diese Analogie weiter ins einzelne durch- geführt werden kann, z. B. Ortler = Badstädter Tauern, mag hier noch offen bleiben.) In beiden Fällen liegt es nahe, zur Erklärung einen Schub aus SW. anzunehmen, der das eine Mal etwa aus der Gegend des vicentinischen, das andere Mal aus der des südsteirischen Eruptivgebietes herstammt. (Es soll anderwärts ausführlicher nach- gewiesen werden, daß die Vorstellung, die Regionen, von denen der gebirgsbildende Schub herkommt, seien ziemlich regelmäßig durch vulkanische Phänomene markiert — Begleit- resp. Folgeerscheinung, 1 H. Hofer, Das Konglomerat bei Bleiberg in Kärnten. Verh. k. k. Reichsanst. 1902. p. 291; — Das Alter der Karawanken. Ebenda 1908. p. 293. 60 R. Schwinner, nicht Ursache ! — , mit unseren sonstigen geophysikalischen Kennt- nissen widerspruchslos zusammeufügen läßt. Daß die Beobachtungs- tatsachen sich ebenfalls recht gut in diesem Sinn gruppieren lassen, ist bekannt.) Daß die Zentralgneise der Tauern an Stelle eines gegen S. konvexen Bogens, den wir doch nach der Krümmung des varis- cischen Gebirgsbogens erwarten würden, eine gegen S. konkave „peri- adriatische Kontur“ 1 zeigen, ist wohl im Siune Kossmat’s als Er- zeugnis der letzten Alpenfaltung zu erklären. Im Iseltal markieren die Tonalitporphyritgänge 2 3 eine der jungen, hiebei entstandenen Be- wegungsflächen. Für die beiden Regionen, wo die alpine Faltung die variscischen Faltenzüge in schiefem Winkel schneidet, ist natürlich die größte Komplikation zu erwarten. Es ist leicht ein- zusehen, daß ein Rumpf von alpinem Bauplan,* d. i. von zahlreichen weithin streichenden und ausholenden Bewegungsflächen zerlegt, durch eine zweite Faltung von gleichem Charakter, deren Streichen das alte schief überkreuzt, eine Art Linsenstruktur bekommen muß. Die einzelnen Decken und Schubmassen werden in mehr minder spitzem Winkel abgeschnitten und nun nach den neuen Bewegungs- flächen gegeneinander verstellt, so daß es schwierig werden muß. bei dieser im regelmäßigsten Fall schachbrettförmigen Abwechs- lung bestimmte tektonische Zonen längere Strecken im Streichen zu verfolgen und alte und neue Bewegungsflächen richtig aus- einanderzuhalten. (Sollten nicht die Schwierigkeiten in der Deutung der Brennergegend hierauf zurückzuführen sein?") In den ein- zelnen tektonischen Gliedern müssen sich dabei tektonische Serien genau so verhalten wie stratigraphische, deukt mau sich z. B. die Nordostschweiz von heute einer solchen Prozedur unterworfen, so würde man wahrscheinlich die Regel ableiten können, daß Flysch von Kreide überlagert wird. Wenn man annimmt, daß dem analog die Überschiebung des erzführenden Silur-Devoukalkes variscisch (2. Phase) ist, würden jedenfalls etliche gewagte Manöver mit den Grauwackendecken überflüssig4. Ich glaube, daß schon der Ver- dacht solcher Komplikationen, deren Möglichkeit nach dem vor- liegenden Material nicht ohne weiteres verneint werden kann, eine sehr eingehende Prüfung dieser Eventualität nahelegt, ganz abge- sehen von dem hohen theoretischen Wert, den eine sichere Auf- klärung des Verhaltens eines alten Gebirges zu einer neuen Fal- tung haben würde. Vergleichen wir nun die hier entwickelten Gedankengänge 1 Kr. Kossmat, Die adriatische Umrandung in der alpinen Falten- region. Mitt. Wien. geol. Ges. VI. 1913. p. 133 ff. * Fr. Teller und Toullon, Über porphyritische Eruptivgesteine aus den Tiroler Zentralalpen. Jahrb k. k. Reichsanst. 1886. p. 74ö. 3 Vergl Sander, Verb. k. k. Reichsanst. 1913. p. 337 unten. 4 Betreffs der angeblichen Beteiligung von Werfener Sch. an diesem Schul) vergl. R. Polgner, Verb. k. k. Reichsanst. 1913. p. 449 ff. Analogien im Bau der Ostalpen. 61 mit denen der vielfach angenommenen, im wesentlichen auf Termiek zuriickgehenden Synthese, so finden wir, daß ein Teil ohne weiteres übernommen werden könnte (z. B. die Anschauungen über die beiden Kalkzonen werden dadurch nicht wesentlich modifiziert), daß aber andere, und zwar gerade für die TERMiER’sche Hypothese charakte- ristische Punkte einer starken Umformung unterzogen werden müßten und man könnte es nicht genügend gerechtfertigt finden, einge- standenermaßen auf Grund bloßer Analogieschlüsse eine solche Forderung zur Diskussion zu stellen. Allein wenn man genauer zusieht, so stützen gerade diese Teile der TERMiF.n’schen Hypothese auch heute noch sich ausschließlich auf Analogien, und es ist daher die Frage nicht abzuweisen, ob es nicht auch andere synthetische Gedankengänge geben könnte, und zweitens, ob diese nicht eben- falls nützliche Dienste bei der Bearbeitung des schwierigen tek- tonischen Problemes der Ostalpen leisten könnten. Die erste Frage ist bereits bejaht worden, indem Iyossmat die Ostalpen als peri- adriatische Umwallung 1 2 dargestellt hat. Ich würde die Bedeutung dieser Darstellung weniger in der Demonstration suchen, daß auch das .vollständige Gegenbild 3 2 zu Termier’s Hypothese möglich und realisierbar ist, als gerade in jenen Punkten der formellen Behandlung, in denen sie von jener abweicht. Für Termier war die sogenannte Westalpen — Ostalpen-Grenze ein Erosionsrand, ein zu- fälliger Schnitt einer Horizontalebene (oberes Erosionsniveau) mit einer im allgemeinen von W. nach 0. absinkenden (geometrisch ungefähr als Zylinder s. 1. anzusehenden) Flächenschar. Wir wissen aber heute, daß es sich um eine wirkliche Knickung des ganzen Alpenkörpers, von der jedes tektonische Element zwischen Etsch und Ehein betroffen worden ist, um wirkliche Verschiebungen handelt und nicht um den vorerwähnten perspektivischen Effekt 3. Indem nun Iyossmat den ganzen Ostalpenbogen als analog dem kleineren von ihm genau studierten Bogen der Dinariden in Krain betrachtet, gelingt es ihm, jene Querstörungen organisch in seine Synthese einzuordnen, welche für die Schule Termier’s immer ein „verwirrendes" , die ursprüngliche Einfachheit und Eleganz — nebenbei gesagt ihren Hauptvorzug • — beeinträchtigendes Beiwerk bilden. Betreffs der restlosen Durchführung dieser Vorstellung ist 1 K.’s Vorstellung, daß „die Südalpen mit ihrer starren Porphyr- unterlage .... förmlich in den Körper der Zentralalpen hineingepreßt sind, so daß ein Überquellen in den Bandpartien der letzteren erfolgte c (1. c. p. 136), ist im wesentlichen eine Weiterbildung des von Frech (Kar- nische Alpen, p. 468) gegebenen Bildes eines „von jungen Falten umwallten carbonischen Gebirgskernes“. 2 Hammer. Verh. k. k. Reichsanst. 1913. p. 446. Mitte. 3 Vergl. Ampferer und Hammer, .Jalirb, k. k. Reichsanst. 1911. p. 705 . Spitz und Dyhrenfurth, Verh. k. k. Reichsanst. 1913. p. 413; Schwixxer. Mitt. Wien. geol. Ges. 1913. p. 216. 62 C. H. Jooss. Zur Altersfrage der Süßwasserablagerungen allerdings Hammer’s Einwand unwiderleglich, daß damit die Schwierig- keiten sozusagen nur von der Drau an den Inn übertragen werden. Daraus sollte man eine Warnung entnehmen, theoretische Vor- stellungen durch eine Art regressus in infinitum nicht ins Absurde zu verzerren. Jede Schlußkette führt, „konsequent“ weiterverfolgt, einmal über ihren Geltungsbereich hinaus ; denn der Umfang der Prämissen, den wir fassen können, ist beschränkt, das Kausal- gewebe der Natur unendlich. Ganz besondere Vorsicht erfordern aber Analogieschlüsse ; es ist ja a priori auszuschließen, daß sich ein Naturvorgang ganz gleich, oder gar einfach in einen andern Maßstab übertragen, wiederholen würde. Daher ist es zweifellos von Vorteil, wenn mehrere voneinander unabhängige Ketten von Analogie- schlüssen • — die geologischen „Arbeitshypothesen“ beruhen ja fast ausschließlich auf solchen — zur Erklärung eines seiuer Natur nach sehr verwickelten Phänomens vorliegen. Es wird dann leichter der Fehler der Einseitigkeit vermieden und schließlich ist eine Selbst- täuschung über die, Sicherheit der Resultate weniger leicht möglich. Graz, Geologisches Institut der Universität, im Mai 1914. Zur Altersfrage der Süßwasserablagerungen bei der Ruggburg am Pfänder bei Bregenz. Von C. H. Jooss. In den neuen Denkschriften der schweizerischen naturforschen- den Gesellschaft. 46. 1911. p. 1, veröffentlichte Herr Professor Dr. L. Rollier, Zürich, eine Arbeit: „Revision de la Stratigraphie et de la tectonique de la molasse au nord des alpes en general et de la molasse subalpine suisse en particulier. “ Der Autor nimmt darin auf p. 63 Stellung zu einer von mir im Nachrichtsblatt der deutschen malakozoologischen Gesellschaft. 42. 1910. p. 19 — 29, veröffentlichten Mitteilung über „Binnenconchvlien aus dem Ober- miocän des Pfänders bei Bregenz am Bodensee“, indem er mir vorwirft, die Mehrzahl der vom Pfänder stammenden Gastropoden- arten falsch bestimmt und dadurch das Alter der dortigen Siiß- wasserablagerungen, die von mir den Sj/Zwma-Kalken J gleichgestellt, von Herrn Rollier aber der tigurischen Molasse1 2 zugerechnet werden, verkannt zu haben. Nur drei von den zehn daselbst vor- kommenden Gastropodenarten läßt Herr Rollier als richtig be- stimmt gelten, nämlich: Clausilia ( Eutriptychia ) lielvetica (Mayer, San imi.) Maill. Limnaea ( Limnus ) elliptica (Kurr) v. Klein. Melania (Metamelania) Eschen Brong. 1 Unteres Obermiocän. Rollier rechnet die .Sy/rmia-Kalke bekannt- lich zum oberen Oligocän. 2 Oberstes Obermiocän. bei der Ruggburg am Pfänder bei Bregenz. 63 Hierzu sei bemerkt, daß auf p. 24 meiner Arbeit deutlich zu lesen ist: Tr iptychia (Eutripty chia) Helvetica (Hayek, Eymar, Sandberger, Maillard) Jooss1, ferner auf p. 27, Limnaea (Lim uns) d ilatatus No ulet und nicht, wie Herr Kollier an- gibt, L. elliptica (Kirr) v. Klein 2. Herr Rollier fährt dann von Zeile 13 ab fort: _En parti- culier Helix ( Tachea ) sylvana v. Klein et H. ( Chilostoma ) inflexa v. Klein, cites aussi de la Ruggburg, me paraisseut etre mal determines. En tout cas le vrai H. inflexa v. Zieten, qui a la priorite, n’est pas l’espece de Hörsingen ordinairement citee sous ce nom d’apres v. Klein. (Voir mon 3e suppl., p. 134.) Les Helicides de uotre Miocene superieur sont ä etudier tres minutieuse- inent et ä comparer avec les especes du meine äge du S. de la France plutöt qu avec celles des %/m»rt-Kalke. En particulier les Tachea doivent etre confrontees avec les especes de Noulet, avec H. genieulata Öandb. du Gypse du Hegau, et aussi avec H. Delphi- nensis Font. (Vallon de la Fully, 1875, p. 41 — 43, pl. 1, fig. 4), du Pontien inferieur du Plateau d'Hevrieu, eite aussi dans le miocene superieur. “ Ich habe Herrn Rollier hierauf zu erwidern, daß gerade die Heliciden vom Pfänder seinerzeit aufs sorgfältigste untersucht und mit ihren fossilen Verwandten verglichen wurden. Zum Vergleich wurden sowohl die in Betracht kommenden Arten Noulet’s aus dem Miocän Südwestfrankreichs, als auch II. Delphinensis und genieulata herbeigezogen. Es ergab sich aber eine völlige Übereinstimmung mit den typischen Vertretern unserer Sylvana- Kalke Cepaea sylvana (Klein), Pseudochlor itis incrassata (Klein) = Helix inflexa Klein und Klikia giengensis (Klein). Auch die übrigen in den Siißwasser- ablagernngen des Pfänders vorkommenden Gastropodenarten sind identisch mit solchen der Sylvana- Kalke. Die Bestimmungen sind übrigens seinerzeit von 0. Boettger nachgeprüft und für richtig befunden worden. Die Süß Wasserablagerungen des Pfän- d e r s sind daher d e n Sy l v a n a - K a 1 k e n gleichzu stellen und nicht zur tigu rischen H o 1 a s s e zu rechnen, wie Herr Rollier mein t. Zum Schlüsse sei noch bemerkt, daß Herr Rollier die Syl- rann-Kalke nach wie vor für oberoligocän hält; hierauf weiter ein- zugehen halte ich für überflüssig, um so mehr, als Herrn Rollier * Eutriptycliia Böttger 1877 ist Subgenus der 1882 von Ü. Böttgek zur Gattung erhobenen Clausilieusektion triptychia Sanubkrger 1874 (Nachrichtsblatt d. deutsch, malakozool. Ges. 14. 1882. p. 33 — 35) und nicht von Clausilia Drap., wie Herr Rollier meint. 2 Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturk. in Württemberg. 2. 1846. p. 83. Taf. II Fig. 5 a u. b. Unter diesem Namen bildet Klein ein sehr großes Exemplar von Limnaea (Limnophysa) socialis (Scheeler) Zieten aus dem obersten Obermiocän von Steinheim am Aalbuch ab. Die am Pfänder vor- kommende Liinnaeenart hat mit der letztgenannten absolut nichts zu tun. 64 Berichtigung. — Personalia. — Fürs Vaterland gefallen. von zahlreichen Seiten die Unhaltbarkeit seiner Ansicht nachgewiesen wurde und Herr Rollier damit nach wie vor vereinsamt dasteht. Profil der schwäbischen Siißwasserltild ungen. Sande und Mergel Oberschwabens mit Cepaca silvestrina (Zieten), Unio flabellatus Gor.o- Ober- küss, Dinotherium bacaricum H. v. M. Pla- nor&is-Sande von Steinheiin am Aalbuch. Bandkalke des Steinbeimer Beckens. Ober-Miocän ; Unter- t Syloana- Kalke Oberscliwabens mit Cepaea malleolata (Sandu.), ('. syloana (Klein) etc., Böttinger Sprudelmarmor, Siißvvasserkalke des Randecker und Laicbinger Maares mit C. syloana (Kl ), Dysodil-Schietev des Randecker Maares. | Ober- Untere Süßwassersande Oberscliwabens Unter-Miocän Mittel- Kalke mit Palaeotachea crepidostoma (Sanub.) I Unter- Öpbnger Schichten. < Ober- Kalke mit Plebecula Ramondi Brong. Oligocän ! Mittel- Strophostoma- Kalk von Arnegg, Spaltenkalk ' vom Eselsberg und Örlinger Tal. Tübingen, Geolog. Institut der Universität. Berichtigung. In dem Aufsatz von H. A. Broijwer .Über nonnalsymmetrische Amphibole aus Niederländisch Ost-Indien“ (dies. Centralbl. 1914, p. 675 — 679) ist auf p. 675 ein Quarzepidotchloritschiefer von dem Gunung (Berg) Tiomissa beschrieben und dabei durch ein Versehen angegeben, daß dieser Berg auf der Insel Moa liegen soll. Dem ist jedoch nicht so; der Gunung Tiomissa liegt auf der Insel Leti, und damit muß die Insel Moa gestrichen werden als ein Fundort normalsymmetrischer Amphibole. Molengraaff Personalia. Im Kampfe fürs Vaterland gefallen. Dr. pliil. Friedrich Kutschera aus Wien, Gymnasialsupplent und Leutnant im 59. Infanterie-Regiment, gefallen am 18. November 1914 bei Biorkow, nordöstlich von Krakau. Er studierte 1903 bis 1 908 Naturwissenschaften an den Universitäten Wien und Inns- bruck, wo er 1 909 die Lehramtsprüfung bestand. Neben seinem Hauptfache, der Zoologie, pflegte er mit Interesse und Verständnis die Mineralogie und wählte sie als zweites Fach beim Rigorosuni. Für das mineralogisch-petrographische Institut der Innsbrucker Universität verfaßte Kutschera ein mustergültiges Referat über die 1907 von Professor Cathreik veranstaltete Exkursion nach Carrara, Larderello und Elba. J. Beger, Ueber einen Porphyrit etc. 65 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über einen Porphyrit nahe bei Dürrhennersdorf in der sächsischen Lausitz. Von Johannes Beger in Leipzig. Mit 1 Textfigur. In dem ersten Bahneinschnitt südlich von Dürrhennersdorf an der Linie Löbau— Ebersbach setzt neben zahlreichen Lamprophyren der Kersantit-, Odinit- und Malchitgruppe ein 55 cm mächtiger Gang auf, dessen Gestein einen recht eigentümlichen Charakter trägt. Es ist von hellgrauer Farbe mit einem Stich ins Grünliche, während die schmale Verwitterungsrinde mehr gelblich- bis bräunlich- grau aussieht. Das Korn ist nicht einheitlich. Zu einer vorwiegend dichten Grundmasse gesellen sich in unregelmäßiger Verteilung und beträchtlicher Menge Stecknadelkopf- bis senfkorngroße Feldspat- brocken. Etwas spärlicher sind die eigentlichen Einsprenglinge, die aus gut begrenzten, seltener tafeligen als nach a gestreckten Feldspaten bestehen. Durch ihre Größe, die oft 1 cm erreicht, fallen sie deutlich aus dem Grundmassegemenge heraus. Aus diesem Gefüge läßt sich leicht verstehen, daß das Gestein sehr zäh ist. Es bricht muschelig bis splitterig zu schneidend scharfkantigen Scherben. Außer den feldspatigen Gemengteilen läßt sich makroskopisch nichts erkennen. Erst vermittels der Lupe vermag man etliche winzige Erz- und Quarzkörnchen wahrzunehmen. Die Anwesenheit dunkler Gemengteile läßt sich nur dadurch erschließen, daß die Feldspate bisweilen grünlich gefleckt erscheinen, was auf eine Ein- wanderung chloritischer Substanz deutet. Auch u. d. M. erweist sich das Gestein als auffällig hell. Die Grundmasse besteht in der Hauptsache aus einem Gemenge von kurzleistenförmigem Plagioklas und reichlichem verkittenden Quarz. Der Feldspat ist noch leidlich frisch, obwohl eine Trübung infolge Umsetzung zu Sericit und Ton sich meist bemerkbar macht. Seine Lichtbrechung ist je nach der optischen Richtung größer oder kleiner als die des Canadabalsams, die Auslöschung in der Zone J_ 010 gerade. Demnach gehört er dem säuern Oligoklas an. Zu dem Gemenge der hellen Bestandteile gesellt sich in ver- hältnismäßig untergeordneter Weise Chlorit von grasgrüner Farbe und lavendelblauen Interferenztönen. Seine Begrenzung und Spalt- barkeit erinnern kaum je an ein Glimmermineral, noch weniger Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915 5 66 J. Beger, Ueber einen Porphyrit aber an Hornblende oder Augit. Er bildet meist durchaus un- regelmäßige filzig-schuppige oder seltener radialstrahlige Aggregate von geringer Größe, die in den Zwickeln zwischen den Feldspäten Platz finden. Nicht selten ist er in die Plagioklaseinsprenglinge eingewandert. Mit ihm in Verbindung steht ein glimmeriges Mineral, das man auf den ersten Blick seiner optischen Beschaffenheit nach dem Muscovit zurechnen würde. Doch zeigt sich bei sorgsamerer Betrachtung, daß es durch zahlreiche Übergänge mit dem Chlorit verbunden ist. So zunächst in bezug auf seine Form. Das muscovitartige Endglied gibt zwar mitunter langgestreckte, leisten- förmige Durchschnitte, die höchstens insofern an den Chlorit er- innern, als die Lamellen leicht gewellt erscheinen können. Durch Verringerung der Größe und Anreicherung der Individuen aber gleichen sie meist genau den wirr schuppigen Aggregaten, wie sie für den Chlorit bezeichnend sind. Ferner äußert sich die Ver- wandtschaft im Pleochroismus. Das dem Muscovit scheinbar am nächsten stehende Glied zeigt nur geringe Absorptions-, nicht aber Farbunterschiede. Mit der Annäherung an den Chlorit hingegen stellt sich parallel der Spaltbarkeit mehr und mehr ein grünlicher Ton ein, während das Mineral senkrecht zur Spaltrichtung farblos erscheint. Hand in Hand damit ändert sich die Doppelbrechung, und zwar sind den am stärksten pleochroitischen Gliedern — also den chloritähnlicheren — die niedrigsten Interferenzfarben eigen, die um das Blaugrau und Gelb der I. Ordnung spielen. Mit ab- nehmendem Pleochroismus steigt die Doppelbrechung. Die muscovit- artigen farblosen Endglieder haben die leuchtenden Interferenz- farben vom Ende der II. Ordnung. Als weiteres, die Verwandt- schaft mit Chlorit, nicht aber mit Muscovit andeutendes Merkmal kommt hinzu, daß sich in dem Minerale bisweilen Eisenerz und Epidot als Ausscheidungsprodukte finden. Alle diese Erscheinungen vermag ich nicht anders zu deuten, als daß der Chlorit eine weitere, mit Enteisenung verbundene Umsetzung erfahren hat, die auf Talk hinauszulaufen scheint. Dem könnte man entgegenhalten, daß er und das muscovitartige Mineral bisweilen parallel ver- wachsen sind; doch ist da zu bemerken, daß auch die Umsetzung von Biotit zu Chlorit lamellar verläuft, so daß man den Eindruck paralleler Verwachsung gewinnt. Zu den optischen Merkmalen, soweit sie sich feststellen ließen, ist noch hinzuzufügen, daß die Auslöschung gerade und der optische Charakter der Hauptzone — bezogen auf die Spaltrisse — positiv ist. Es ist nicht möglich, auf Grund dieses Bestandes zu sagen, ob das Gestein den Hornblende- oder Glimmerporphyriten zuzu- rechnen ist. Als Akzessorien treten zu der Grundmasse etliche Titaneisen- körner, die zum größten Teil in Form der als Leukoxen bezeich- nahe hei Dürrhennersdorf in der sächsischen Lausitz. 67 rieten Umwandlungsprodukte vorliegen. Fernerhin ist Apatit in einer für Porphyrite verhältnismäßig beträchtlichen Menge an- wesend. Einige seiner Kristalle sind so groß, daß sie neben den übrigen Grundmassegemengteilen auffällig werden. Von den Plagioklaseinsprenglingen läßt sich nicht viel mehr sagen, als daß sie fast völlig zu Sericit umgewandelt sind. Die noch einigermaßen frischen Ränder löschen gerade aus und dürften demnach von derselben Zusammensetzung sein wie der Grundmasse- plagioklas. Fig. 1. Die Struktur des Gesteins weicht erheblich von der normaler Porphyrite ab durch die beträchtliche Größe der Grundmasse- gemengteile sowohl als auch durch die größtenteils gut idioinorplie Form der Plagioklase (vergl. Abbildung). Man fühlt sich infolge- dessen versucht, das Vorkommnis eher einer anderen Felsart, etwa den Kuseliten, zuzuteilen. Dem ist jedoch gegenüberzuhalten, daß ganz besonders der chemische Bestand des Gesteins ein voll- kommen anderer ist und sich gut mit Porphyriten vergleichen läßt. Es sei zunächst die Analyse nebst der Umrechnung auf die OsANN’schen Verhältnisse angeführt : 5* 68 J. Beger, Ueber einen Porphyrit etc. Si02 Ti 02 A1.2Os Fe2 0, FeO Mn 0 MgO Gewichts-0/, . 62,64 0,65 15,28 0,17 3.94 0,05 1,43 Mol.-°/0 . . . 69,62 0,54 9,99 3,77 0,05 2,83 CaO K, 0 Na20 H20 p2o5 C0.2 Summe Gewichts-0/,, . 6,15 2,98 3,87 1,88 0,12 0,71 99,87 Mol.-°/0 . . . 7,32 2,11 4,16 — 0,05 — 99.99 S Al F =22,5:3 : 4,5 NK = 6,63 M C Alk = 12,5 : 9,5 : 8 IIC = 2.45 Porphyrit, erster Bahneinschnitt südlich von Dürrhennersdorf (Lausitz). Vergleicht man diese Werte mit den 13 Kuselit- Analysen, die M. Schuster und A. Schwager1 anführen, so ergibt sich, daß in den Kuseliten mit einem hohen Betrage an Si02 auch ein großer Prozentsatz Al2 03 verbunden zu sein pflegt, was beim vorliegenden Gesteine nicht in dem Maße zu bemerken ist. Ferner ist bei den meisten Kuseliten mehr dreiwertiges Eisen vorhanden als zwei- wertiges, während ein derartig auffallender Unterschied wie bei der in Bede stehenden Analyse überhaupt nicht vorkommt. Be- merkenswert ist, daß bei dem Dürrlrennersdorfer Gesteine der Gehalt an Gesamteisen im Vergleich zu Kuseliten sehr niedrig ist. Fe203 + FeO betragen 4,11 °/0. Der niedrigste Wert der in der genannten Abhandlung zusammengestellten Analysen aber ist 3,92 %, der Mittelwert 6,36 °/0. Ausschlaggebend sind vor allem die Zahlen für MgO und CaO. Die Grenzen für MgO sind in der Zusammen- stellung von Schuster und Schwager 1,94% und 6,76%. Das Mittel aus allen 13 Analysen beträgt 4,34 %. Das Diirrhenners- dorfer Gestein nun geht mit 1,43% MgO nicht unbeträchtlich unter die untere Grenze herunter. Umgekehrt liegen die Verhältnisse beim Kalk. Dessen niedrigster Betrag ist nach den genannten Autoren 1,10%, der höchste 3,51. Das Mittel liegt verhältnis- mäßig niedrig bei 1,89%. Demgegenüber weist die Analyse des Diirrhennersdorfer Gesteins 6,15% CaO auf. Alle diese Zahlen fügen sich schlecht in das Bild des Kuselits ein, während, wie schon bemerkt, ein Vergleich mit den Porpliyriten sich sehr wohl ausführen läßt. Zur Veranschaulichung sei die Analyse eines Hornblende, Plagioklas, Quarz nebst Zersetzungs- produkten führenden Hornblendeporphyrits von Nevada City, Cal., neben die des Diirrhennersdorfer Gesteins gesetzt. 1 M. Schuster und A. Schwager, Neue Beiträge zur Kenntnis der permischen Eruptivgesteine aus der bayerischen Bheinpfalz. I. Die Kuselite. Geognost. Jahreshefte. 23. 1910. p. 43. K. Endell, Zur Demonstration der Bimssteinbildung. 69 Siü2 Ti02 A1203 Fe2Oa FeO MnO MgO 1 62,64 0,65 15,28 0,17 3,94 0,05 1,43 II 62,09 0,32 16,69 1,45 3,76 Sp. 1,93 CaO K20 Na20 H., 0 P20. C02 Summe 1 6,15 2,98 3,87 1,88 0,12 0,71 99,87 II. 6,08 1,84 3,36 1,66 0,39 — 99,77 I. Porphyrit, Dürrhennersdorf. II. Hornblende-Porphyrit. Nevada City, Cal. Mit 0,10 BaO und 0,10S03. Anal. Stokes. Nach alledem gehört das Gestein in die mannigfaltig ge- staltete Reihe der Quarzporphyre und Porphyrite, die vorwiegend mit Lausitzer, seltener erzgebirgiscliem Streichen steil im Lausitzer Granit aufsetzen und in Verbindung zu bringen sein dürften mit den Porphyritdecken und -tuffen, die dem mittleren Rotliegenden von Weißig bei Pillnitz aufgelagert bezw. eingeschaltet sind. Ihr im Vergleich zum lamprophyrischen Ganggefolge des Granites ge- ringeres Alter ergibt sich daraus, daß die Lamprophyre an mehreren Orten von den Porphyren durchsetzt werden, so am Rochsberg bei der Arnoldsmühle im Weseuitztale, auf dem benachbai’teu Vieweg- berge und anderwärts. Sie weichen zum größten Teile mehr oder minder von der für Porphyre charakteristischen Struktur ab, auch bei solchen Vorkommen, die Quarzdihexaeder als Einsprenglinge führen, so daß sich das Dürrliennersdorfer Gestein in seiner mikroskopischen Beschaffenheit ebenfalls gut in ihre Reihe einfügt. Leipzig, Institut für Mineralogie und Petrographie, am 5. Juli 1914. Zur Demonstration der Bimsstembildung Von K. Endeil in Berlin. Mit 2 Textfiguren. A. Brun1 2 hat gezeigt, daß gewisse Obsidiane, z. B. die von Lipari, beim Erhitzen auf ca. 900° sich wie ein Schwamm auf- blähen. Die Erscheinung wird hervorgerufen durch das bei dieser Temperatur plötzliche Entweichen von Gasen , die nach seinen Analysen zu ca. 90° o aus Salzsäure, zum übrigen aus schwefeliger Säure, Kohlensäure, Stickstoff etc. bestehen. Freilich muß ziem- 1 Die nachfolgend abgebildeten und beschriebenen Präparate dienten zur Illustration eines Vortrages, den ich vor 1 \ Jahren auf Veranlassung von Herrn Geheimrat Branca im Geologischen Institut der Universität „Uber geologische Temperaturmessung“ gehalten habe. Die Originale be- finden sich in genanntem Institut. 2 A. Brun, Recherches sur l’exlialaison volcanique. Genf 1911. 70 K. Endeil, licli rasch erhitzt werden, da sonst die Gase bereits bei tieferen Temperaturen kontinuierlich fortgehen und dann zu keinem Auf- blähen Veranlassung geben. Die Temperatur der plötzlichen Schwammbildung bezeichnet Brun als Explosionstemperatur. Nach seinen Forschungen erfolgt bei 1000° noch eine weitere, allerdings geringere Ausdehnung, die durch Verflüchtigung der Alkalichloride bedingt ist. Erhitzt man den so entstandenen sehr porösen Schwamm, der unter der Bezeichnung Bimsstein allgemein bekannt ist, auf höhere Temperaturen, bis 1400°, so schmelzen die feinen Trennungswände der nur schwach gefärbten natürlichen Glasmasse zusammen und es entsteht wieder ein dunkles, kompaktes Glas, das äußerlich dem Obsidian gleicht. Beim erneuten Erhitzen findet kein Aufblähen statt, da ja die Gase bereits entwichen sind. Dieser Vorgang der Bimssteinbildung aus Obsidian, den man in der Natur nur selten zu beobachten Gelegenheit haben dürfte, kann leicht im Laboratorium nachgeahmt und als Vorlesungsversuch verwendet werden. Man füllt einen kleinen Tiegel mit etwa erbsen- großen Stücken von liparischem Obsidian bis zum Rand, wie es in Fig. 1 , I angegeben ist. Der Tiegel wird in einem senkrechten Röhrenofen, etwa einem Gasgebläseofen, einem elektrisch heizbaren Kohlegrieswiderstands- oder Platinfolioofen gestellt und rasch er- hitzt, so daß längstens in ^ Stunde 1000° erreicht werden. Zweck- mäßig setzt man den Tiegel in den bereits auf 500° vorgewärmten Ofen. Man kann dann beobachten, wie etwa bei 850 — -900° die Masse herausquillt, was auf der Fig. 1 in II und III dargestellt ist. Es ist darauf zu achten, daß neben dem Tiegel genügend Raum für die Ausdehnung des Schwammes übrigbleibt. Andern- falls kann es Vorkommen, daß das Rohr des Ofens in die Höhe gehoben oder zersprengt wird. Glaubt man das Maximum der Ausdehnung erreicht zu haben, so zieht man den Tiegel schnell heraus und läßt abkühlen. Bei höherer Erhitzung würde das Ge- bilde wieder zusammenschmelzen. Nicht alle Obsidiane zeigen den Vorgang so schön. Tiegel IV in Fig. 1 entspricht einem Obsidian aus Teneriffa, dessen Ausdehnung erheblich geringer war, da er wohl weniger Gas enthielt. In der angegebenen Weise kann man z. B. die Entstehung der Aiguille des Mont Pelee auf Martinique anschaulich illustrieren. Bei größeren Stücken ist die Reaktion der Gasabgabe häufig mit Explosionen verbunden, wie auch Brun bereits erwähnt, so daß derartige Versuche nur mit Vorsicht ausgeführt werden dürfen. Bei genügender Umsicht gelingt es, etwa faustgroße Stücke in der Weise zu erhitzen, daß die Obsidianmasse nur zur Hälfte in Bims- stein umgewandelt ist. Solche genetisch interessante Stücke sind auch auf Lipari gefunden worden. Tiefengesteine (roches mortes nach Brun) zeigen derartige Erscheinungen nicht. Sie schmelzen langsam zu einem Glase. Da Zur Demonstration der Bimssteinbildung. 71 Fig. 1. Bildung von Bimsstein aus Obsidian von Lipari beim Erhitzen auf 900—1000° (natürl. Größe). 72 K. Endeil, Zur Demonstration der Bimssteinbildung. sie aus verschieden hochschmelzenden Mineralien zusammengesetzt sind, die auch noch im halbflüssigen Zustand miteinander reagieren, kann ihre Schmelztemperatur nicht genau angegeben werden. Immerhin ist es nicht uninteressant, die Einwirkung bestimmter Temperaturen auf Tiefengesteine zu verfolgen. Einen derartigen Versuch aus einer größeren Versuchsreihe will ich kurz beschreiben. Granitstiicke von ca. 4 — 5 cm Durchmesser wurden in Industrie- öfen der Kgl. Porzellan-Manufaktur zu Berlin auf Temperaturen bis zu 1200° und 1450° erhitzt. Die genannte Maximaltemperatur wirkte 4 — 5 Stunden ein. Die verschieden hocherhitzten Proben sind in Fig. 2 wiedergegeben. Es zeigt sich, daß eine derartig kurze Erhitzung keineswegs zur Herstellung einer homogenen Schmelze ganzer Stücke ausreicbt ; vielmehr liegen auch in den Anfangszustand nach 4stündigera nach 4stündigem Erhitzen auf 1200° C Erhitzen auf 1450° C Fig. 2. Einwirkung verschiedener Temperaturen auf Granitbruchstücke (§■ natürl. Größe). am höchsten erhitzten Proben die einzelnen umgewandelten Minera- lien bezw. Mineralgläser nebeneinander. Ein chemischer Ausgleich durch Diffusion hat noch nicht in erheblichem Maße stattgefunden. Die Veränderung ist aber in Dünnschliffen gut zu verfolgen. Der verwandte Granit bestand in der Hauptsache aus Orthoklas, Plagio- klasen, Biotit und Quarz. Die auf 1200° erhitzte Probe zeigt u. d. M. folgendes : Der Biotit ist zu einem schwarzen Glas ge- schmolzen, das anscheinend etwas von den angrenzenden Mineralien aufgelöst hat. An Stelle des Orthoklases ist ein farbloses Glas getreten, während Plagioklase z. T. noch an ihrer Zwillingsstreifung und Anisotropie als solche erkennbar sind. Die Quarze sind zer- trümmert, eine Umwandlung in Tridymit oder Cristobalit ist aber nicht mit Sicherheit wahrnehmbar. Bei 1450° dagegen sind sämtliche Feldspäte geschmolzen und die Quarzkristalle in Cristo- balit bezw. bereits teilweise in Tridymitnädelclien umgewandelt. Aus dem Feldspat-Glimmer-Glas sind an einzelnen Stellen verfilzte Nadeln von hoher Doppelbrechung auskristallisiert, die wohl Silli- manit sein dürften. Berlin-Charlottenburg, Techn. Hochschule, Juli 1914. F. Tucan, Ueber einen Meerschaum etc. 73 Über einen Meerschaum aus dem Agramer Gebirge. Von Fran Tucan in Zagreb (Agram, Kroatien). Die kristallinischen Gesteine, von welchen die Zagrebacka gora (Agramer Gebirge) aufgebaut ist, gehören meistens zu den grünen Schiefern und Diabasen. An einigen Stellen erscheinen hie und da Gabbro- und Serpentingesteine. Serpentin, der aus Olivin- gesteinen (aus Lherzolit) entstanden ist, kommt hauptsächlich an der östlichen Seite des Gebirges vor, und zwar an der Straße, die von Marija Bistrica nachOresje gornje führt. An der rechten Seite der Straße (bei dem Dorfe Oresje gornje), im Serpentin- terrain selbst, heben sich die Felsen eines roten Gesteines (an- gewitterter Serpentin) empor, die mit schmalen Adern eines weißen Minerals durchflochten sind. Das weiße Mineral ist stellenweise rosig gefärbt und besitzt eine nicht besonders ausgeprägte faserige Textur. Im Dünnschliff u. d. M. sieht man, daß das Mineral voll- kommen kristallinisch ist, und da es dem faserigen Serpentin sehr ähnlich ist, könnte man es auf den ersten Blick für einen faserigen Serpentin halten. Einige Fasern sind sehr fein und bilden stellen- weise ein wirrfaseriges Gemenge, einige sind wieder etwas gröber. Die Fasern löschen gerade aus und haben y‘ in der Längsrichtung. Nach der chemischen Analyse besteht das Mineral aus folgenden Bestandteilen Si02 . . . . 53,05 °/n Fe2 03 . . . . 0,97 NiO . . . . 0.31 Mn 0 MgO . . . . 23,50 H, 0 unter 107° C . . . . . . . 12,02 HaO über 107° C . . . . . . . 9,52 99,37 •/„ Das Mineral gibt einen Teil seines Wassers schon im Exsikator ’ Chlorcalcium) ab, und zwar : Nach 6 Stunden . . . . 2,41 •/„ r weiteren 18 Stunden . .... 1,89 » » 6 * .... 0,29 ■ „ 18 „ .... 0,29 n y> ^ 7) .... 0,05 » . 18 , .... 0.00 Nach 72 Stunden über Chlorcalcium ab- gegebenes Wasser 4,93 °/0 1 Mn rührt von Mn-Hydrat her, das als winzige Dendrite im Meer- schäum vorkommt. 74 F. Tucan. Wird jetzt das so zum Teil entwässerte Mineral in freier Luft gehalten, so nimmt es das verlorene Wasser wieder auf, und zwar: Nach 4 Stunden 1,38 u/o B weiteren 3 Stunden . . . . . 0,66 n r> 17 . . . 1,61 n 7> 24 n . . . 0.61 7 7) 24 ,. . . . 0.14 7> 7) 24 .. . . . 0,00 Nach 96 Stunden absorbiertes Wasser . 4,40 #/0 Im Trockenschrank verliert gehalt : das Mineral von seinem Wasser- bei 88” C . 11,08 % .. 92 0.42 bezw. . - . . . 11,50 o/0 ,109 0,47 „ . . . . . 11,97 „ 1Ö0 0.42 „ . . . . . 12,39 „ 225 0,76 „ . . . . . 13,15 über 225 (vor dem Gebläse) . 8,31 , . . . . . 21.52 Wenn wir aus der oberen Analyse die Molekularquotienten berechnen, erhalten wir folgende Zahlen : Si 02 0.88507 Fe, Oa 0,00607 NiO 0.00415 Mg 0 0,58655 H,0 unter 107° C 0,67444 H20 über 107° C 0,53111 Nehmen wir für Si 02 den Molekularquotient = 3, so erhalten wir für die anderen Bestandteile folgendes Molekularverhältnis: Si Ü2 : Fe2 0, : Ni 0 : Mg 0 : H2 0 unter 107 0 C : H2 0 über 107 0 C wie 3 : 0,0205 : 0,01*40 : 1,9881 : 2,2860 : 1,8002. was der Formel H4 Mg, Si3 O]0 . 2 H2 0 entspricht. Das Mineral reagiert vor dem Glühen alkalisch, fühlt sich fettig an, haftet stark an der Zunge und ist in Salz- und Schwefel- säure leicht zersetzbar; hat eine Dichte st = 22° = 2,02. Wie erwähnt, verhält sich unser Meerschaum u. d. M. wie ein anisotropes Mineral. Keine isotrope Partie wurde beobachtet. Indessen ist Meerschaum in zwei Modifikationen bekannt, und zwar als kristalline und kolloidale Modifikation. In neuer Zeit hat man versucht, die kolloidale Modifikation mittels der Chromatophilie zu bestimmen. Die Chromatophilie wäre ein Mittel, das uns den Unterschied zwischen kolloidaler und kristalliner Substanz zeigen würde. Ueber einen Meerschaum aus dem Agramer Gebirge. 75 H. Michel 1 hat in dieser Richtung gerade mit Meerschaum verschiedener Fundorte Anfärbungsversuche gemacht. Er hat das Meerschaumpulver mit Ehelich’ sc hem Triazidgemisch1 2 angefärbt und schreibt folgendes: „Die überstehende Flüssigkeit war stets rot, es war also der basische Farbstoff Methylenblau stärker absorbiert worden, wiederum eine basophile Färbung. Doch zeigte sich stets ein Bodensatz von rot angefärbten gröberen Pulver- teilchen. Wenn das Pulver grob war, so war auch dieser Boden- satz reichlicher, je feiner das Pulver war, desto weniger roter Bodensatz zeigte sich. Wird nun der rote Bodensatz eines feineren Pulvers isoliert und abermals angefärbt, so zeigte sich, daß er oxyphil ist, das Säurefuchsin aus der Lösung auszieht, so daß die überstehende Flüssigkeit nunmehr blau ist. Nach einigen Tagen wird allerdings auch der blaue Farbstoff gänzlich absorbiert und es verbleibt ein ganz schwach rötlicher Strich der überstehenden Lösung. Der Bodensatz eines gröberen Pulvers zeigt nach Isolieren, feinerem Pulverisieren und abermaligem Anfärben eine lila über- stehende Flüssigkeit, nach nochmaligem Isolieren, Pulverisieren und Anfärben schließlich auch eine blaue überstehende Flüssigkeit. Bei der mikroskopischen Prüfung ergibt sich , daß sich in dem gröberen, schwereren Bodensatz der kristalline Anteil sehr stark angereichert hat, der sich durchwegs oberflächlich rötlich angefärbt hat und sich daher als oxyphil erweist. In dem feineren, blau gefärbten Anteil sind unter einer sehr großen Anzahl kristalliner und rötlich angefärbter Teilchen noch erheblich stärker blau ge- färbte Partien vorhanden, welche die rötlichen kristallinen Fasern miteinander auf das innigste verkitten und die zumeist isotrop sind. Diese verbindende isotrope Substanz verhält sich typisch basophil. Beim Eintrocknen dieses feineren Anteiles zeigt sich gleichfalls, daß eine große Menge kristalliner, rot gefärbter Teil- chen neben dunkler blau gefärbten vorhanden ist, während im gröberen Bodensatz die rot gefärbten Teilchen auch der Menge nach weitaus überwiegen. In dem feineren Anteil kommt die blaue Farbe nur dadurch zustande, daß sich die verbindende isotrope Substanz viel intensiver anfärbt, als die kristallinen Fäserchen. Aus diesem Grund tritt auch stets eine raschere und intensivere Absorption des blauen, basischen Farbstoffes ein, so 1 H. Michel, Die Anwendung der Kolloidchemie auf Mineralogie und Geologie. Zur Kenntnis des Meerschaumes. Zeitschr. f. Chemie und In- dustrie der Kolloide. 12. 1913. p. 135. 2 H. Michel schreibt, daß er Anfärbungsversuche mit EHRLicH'schem Triazidgemisch, das Methylenblau-Säurefuchsin enthält, gemacht hat. Für meine Anfärbungsversuche bestellte ich die Farbstoffpräparate von der Firma Dr. G. Grübler & Co. in Leipzig. Dr. G. Grübler meldet mir, daß Ehrlich's Triazidlösung Methylenblau und Säurefuchsin nicht enthält, wohl aber die alte Triazidlösung nach Pappexheim. 76 F. Tucan, Ueber einen Meerschaum etc. daß die überstellende Flüssigkeit rot erscheint. Es ergibt sich also deutlich, daß in den hier untersuchten Meerschaumvorkommen zwei Substanzen miteinander gemengt sind: 1. ein kristalliner Anteil, oxyphil, 2. ein isotroper Anteil, basophil.“ So MicHEL’sche Untersuchungen. Ich habe auf unserem Meerschaum Anfärbungsversuche mit Ehelich ’s ehern und Pappenheim’ schein Triazidgemisch ge- macht. Mit EHKLicH’scher Triazidlösung (Methylgrün, Orange G und Säurefuchsin) färbten sich alle Pnlverteilcben schön grünlich- blau. Die überstehende Flüssigkeit war topasgelb. U. d. M. bemei’kt man, daß alle Meerschaumpartikelchen grünlichblau sind und einen schwachen Pleochroismus zeigen: Hy — intensiv grünlichblau, _L y — dieselbe Farbe, nur in schwächerer Nuance. Mit P APPENHEiM’scher Triazidlösung (Methylenblau und Säure- fuchsin) färbt sich das Meerschaumpulver auch grünlichblau und die überstehende Flüssigkeit blieb topasgelb. Wenn man das an- gefärbte Pulver u. d. M. beobachtet, so sieht man, daß es vor- wiegend aus grünlichblauen Partikelchen und Fasern besteht, und nur eine kleinere Anzahl ist von schwach fleischroter Farbe. Durch nähere Untersuchung bemerkte ich, daß auch die fleischrot gefärbten Partikelchen und Fasern blau sind, nur wenn man dieselben in eine andere Lage stellt. Durch die Anfärbung mit der Pappex- HEiM’schen Triazidlösung wurde nämlich der Meerschaum stark pleochroitisch, und zwar Hy — grünlichblau, J_ y — farblos bis schwach fleischrot. Bei einigen sind die Partikelchen Hy — intensiv blaugrünlich, bei einigen wieder schwach graulich, und bloß einige Fasern sind gewöhnlich grünlich. Diese Fasern sind _L auf y = schwach fleischrot. Wie man sieht, ist unser Meerschaum deutlich basophil, aber trotz dieses basophilen Charakters ist er vollkommen kristallinisch, vollkommen anisotrop. Ich habe noch andere Anfärbungsversuche auf unserem Meer- schaum durchgeführt, und zwar mit : Alizarin (gelöst in sehr verdünnter Kalilauge). Bei dieser Behandlung wird das Meerschaumpulver voluminös und färbt sich braun. Größere Pulverteilchen sind fast schwarz gefärbt. U. d. M. sieht man, daß die Meerschaumblättchen und -fasern gelb sind, so daß dieselben sehr an gelbe Glimmerblättchen erinnern. In der Richtung y ist die Farbe goldgelb, senkrecht zu dieser Richtung ist die gelbe Farbe von etwas schwächerer Nuance. Ponceau R R R. Das Meerschaumpulver wird voluminös und färbt sich blaßrot (rosig). U. d. M. sehen die Pulverpartikelchen rosig aus, und zwar ist die Intensität der Farbe in der ^-Richtung stärker als in der Richtung senkrecht zu y. A. Sachs, Zur Systematik der Erzlagerstätten. 77 Methylgrün. Der Niederschlag ist voluminös und grünblau gefärbt. U. d. M. sind die Blättchen und Fasern // y — blau mit einem Stich ins Grüne, ± y = dieselbe Farbe, nur ist die grüne Nuance etwas stärker. Methylenblau B extra (ZnCl2-frei). Der Niederschlag wird voluminös und blau gefärbt. U. d. M. sind die Mineral- partikelchen II y = intensiv blau, _L y — grünblau oder blau mit einem Stich ins Grüne. Säure-Fuchsin. Das Mineralpulver wird lila gefärbt. U. d. M. sehen die Partikelchen farblos aus. Bismarck-Braun extra. Der Niederschlag ist voluminös und rotbraun gefärbt. U. d. M. sieht man, daß die Blättchen und Fasern blutrot gefärbt sind (sie ähneln sehr an Hämatitblättchen), II y = blutrot, _L y = gelbrot bis rot. Anilingrün. Der Niederschlag ist voluminös und von dunkel- grüner Farbe. U. d. M. // y — dunkelgrün, _L y — lichtgrün. Safranin G extra. Der Niederschlag wird karminrot ge- färbt. U. d. M. // y = karminrot, JL y — dieselbe Farbe mit einem Stich ins Rosige. Licht grün S. Der Niederschlag wird grün gefärbt. U. d. M. // y = intensiv grün, _L y = blaßgrün. Methyl violett. Das Meerschauinpulver ist voluminös und violett gefärbt. U. d. M. Hy — blau, _1 y = violett. Car min Nacarat (gelöst in sehr verdünnter Kalilauge) färbt das Meerschaumpulver überhaupt nicht. Zum Schluß erwähne ich, daß dies der erste Meerschaum- fundort in Kroatien ist. Zagreb (Agram), Min. -petrogr. Institut, Juli 1914. Zur Systematik der Erzlagerstätten. Von A. Sachs in Breslau. Die verschiedenen Versuche die Erzlagerstätten zn systemati- sieren sind insbesondere bei Beyschlag-Krusch-Vogt (Die Lager- stätten der nutzbaren Mineralien und Gesteine. 1. 1910. p. 220 — 235) eingehend besprochen. Es werden hier unterschieden: a) morphologische Einteilungen, b) morphologisch-genetische Ein- teilungen, c) genetische Einteilungen. Nach diesen Angaben rühren morphologische Einteilungen her von Werner, Waldauf von Waldenstein, Burat, v. Weissenbach und Whitney, v. Cotta, Grimm, Callon, Lottner-Serlo, Neve Foster, Köhler. Morpho- logisch-genetische Einteilungen werden genannt von Naumann, Whitney, Phillips und Louis. Als Autoren rein genetischer Ein- teilungen werden angeführt : v. Groddeck, Stelzner, Kemp, Po- 78 A. Sachs, Sepny, Fuchs und de Launay, Hoefer, Gürich, Vogt, Berge at, Beck, endlich Beyschlag-Krusch-Vogt. Da eine wissenschaftliche Einteilung unbedingt die Genesis, als deren Ausdruck nur die äußere Form anzusprechen ist, in den Vordergrund stellen muß, so seien hier nur die rein genetischen Einteilungen in Betracht gezogen. Groddeck (1879) klassifizierte: a) ursprüngliche Lagerstätten, 1. geschichtete, 2. massige, 3. Hohlraumausfiillungen, 4. metamorphe; b) Trümmerlagerstätten. Kemf (1892, 1895, 1900 — 1907) unterscheidet: 1. magmatische Ausscheidungen, 2. aus Lösungen chemisch niedei’geschlagene, 3. aus Lösungen mechanisch gebildete Lagerstätten. Posepny (1893) unterscheidet: I. Diszissionslagerstätten (Gänge), II. Lagerstätten in auflöslichen Gesteinen, III. metamorphische Lagerstätten, IV. hysteromorphe Lagerstätten. de Launay (1893): I. gites en inclusion dans des roches eruptives, II. gites filoniens, III. gites sedimentaires. Vogt (1894/95) teilt die Lagerstätten der Eruptivgesteine ein in : I. magmatische Differentiationsprodukte, II. pneumatolytische bezw. pneumatohydatogene Produkte. Hoefer (1897) schlägt vor: Gürich (1899): I. Imprägnationslagerstätten, II. magmatische oder Erstarrungslagerstätten, III. Präzipitationslagerstätten, IV. Aufbereitungslagerstätten ; bei den Gruppen I und II unterscheidet er: a) syngenetisch, b) epigenetisch, c) metagenetisch. I. gleichalterig mit dem Nebengestein sedimentäre, | Eruptivlagerstätten, II. jünger als das Nebengestein ( Hohlraumausfüllungen, | metamorphe Lagerstätten. Zur Systematik der Erzlagerstätten. 79 Stelzner legte seiner Vorlesung folgende Einteilung zugrunde : I. protogene Lagerstätten: A. syngenetiscke : eruptive, sedimentäre ; B. epigenetisclie: liypostatiscke, 1. Spaltenfüllung, 2. Höklenfiillung, metasomatiscke (nach Art der Verdrängungspseudo- morphose) ; II. deuterogene Lagerstätten : A. metathetische, B. Seifen (mechanische Ablagerungen). Beck (1900) unterscheidet: I. primäre Lagerstätten : A. syngenetische, 1. magmatische Ausscheidungen, 2. Erze als Sedimentgesteine, B. epigenetische, 1. Gänge, 2. nichtgangförmige, a) epigenetische Erzlager, b) epigenetische Erzstöcke, c) kontaktmetamorphe Lagerstätten, d) erzhaltige Hohlraumausfüllungen ; II. sekundäre = Trümmerlagerstätten. Bergeat (1904 — 1906): I. protogene Lagerstätten : 1. eruptive (syngenetisch mit Eruptivgesteinen), 2. schichtige (syngenetisch mit Sedimentärgesteinen), 3. Erzgänge 4. Höhlenfüllungen ! epigenetisch; 5. metasomatische H. deuterogene Lagerstätten : 6. metathetische (elnviale Seifen), 7. alluviale (alluviale Seifen). Unter die metasomatischen werden auch die Kontaktlagerstätten gestellt. Endlich Be yschlag-Krlsch- V ogt (1910): I. magmatische Ausscheidungen, H. Kontaktlagerstätten, HI. Gänge, unregelmäßige Hohlraumausfüllungen und meta- somatische Lagerstätten, IV. Erzlager. 80 A. Sachs, Es wäre müßig, die einzelnen Systeme einer Kritik zu unter- ziehen. Einwendungen lassen sich gegen jede Systematik erheben. Und sicherlich ist dies auch möglich bei derjenigen Einteilung, die ich mir vorzuschlagen erlaube. Aber ich glaube, daß diese Einteilung der einfachen Vernunft ziemlich entsprechen wird, und weiterhin, daß sie sicherlich die Hauptmöglichkeiten umfassen wird. Ich verfolge drei Gesichtspunkte. Erstens : der Gegensatz zwischen den an ihrem Bildungsorte befindlichen Lagerstätten und den durch Wasser translozierten Lagerstätten scheint mir so natür- lich, daß ich die Hauptklassifikation in I. primäre, II. sekundäi-e — Seifenlagerstätten nicht vermissen möchte. Zweitens möchte ich als Haupteinteilungsprinzip der primären Erzlagerstätten die Ent- stehungsweise der Erze selbst vorschlagen. Da sich alle Erze, wie alle Mineralien überhaupt , aus Dampfform , aus Schmelzfluß oder aus wässeriger Lösung bilden, so möchte ich die primären Lagerstätten in pneumatogene, magmatogene und hydatogene unter- scheiden. Und drittens möchte ich als Unterabteilungen die zeit- lichen Beziehungen der Erze zum Nebengestein, d. h. die Gesichts- punkte der Syngenese und Epigenese in Anwendung bringen. So würde sich folgende Klassifikation ergeben : I. primäre Lagerstätten : A. pneumatogene, 1. syngenetische : Zinnerzvorkommen, 2. epigenetische: Exhalationslagerstätten, B. magmatogene, 1. syngenetische: magmatische Differentiationen, 2. epigenetische: Injektions- = Intrusivlagerstätten, C. hydatogene, 1 . syngenetische : sedimentäre Erzlager, 2. epigenetische: metasomatische Lagerstätten, Höhlenfüllungen, Erzgänge; II. sekundäre = Seifenlagerstätten. Es seien zu den einzelnen Gruppen noch wenige Bemerkungen gestattet. Als den Typus der pnemnatogen-syngenetischen Lagerstätten betrachte ich die primären Zinnsteinvorkommen. Es ist bekannt, daß sie fast überall an sauere Eruptivgesteine geknüpft sind. Daß ihre Bildungsweise pneumatogen (pneumatolytisch) ist, kann nicht bezweifelt werden. Der Reichtum an Fluor- und Bormineralien weist unverkennbar hierauf hin. Die Frage ist nur, ob sie syn- genetisch oder epigenetisch sind. Die Vorkommen sind entweder stockförmig (Zinnstockwerke) oder gangförmig. Ich halte beide Formen für syngenetisch. Ich glaube, daß die erzbildenden Dämpfe gleichzeitig mit dem Magma emporgestiegen sind, daß die Um- Zur Systematik der Erzlagerstätten. 81 setzungspvozesse noch im sclimelzflüssigen Magma erfolgten, und daß der Absatz in den Spalten, die als Kontraktionsspalten auf- zufassen sind, gleichzeitig mit der Spaltenbildung während der Verfestigung erfolgte. Die pneumatogen-epigenetischen oder Exlialationslagerstätten entsprechen jener Gruppe, die man bisher als Kontaktlagerstätten bezeichnete. „Sie sind dadurch entstanden, daß bei Durchbruch eines Tiefengesteines durch ein reaktionsfähiges Nebengestein die von jenem ausgestoßenen Dämpfe mit dem Nebengestein in Wechsel- wirkung traten, so daß unter Verdrängung des letzteren eine Stoff- zufnhr in dasselbe statthatte“ (Bergeat). Wir werden jedoch sehen, daß die Kontaktlagerstätten sich mit dieser Gruppe nicht erschöpfen , daß vielmehr die Exlialationslagerstätten nur einen Teil der Kontaktlagerstätten bilden. Betrachten wir weiterhin die magmatogenen Lagerstätten, so sind magmatogen-syngenetisch die bekannten magmatischen Differen- tiationen, deren Kenntnis wir besonders Vogt verdanken. Sie zerfallen in 1. Ausscheidungen gediegener Metalle, 2. oxydische Ausscheidungen, 3. sulfidische Ausscheidungen. Unter den letzteren nun führen Beyschlag-Krusch-Vogt (1. c. 1. p. 298) eine besondere Gruppe als intrusive Kieslager- stätten auf. Diese Vorkommen sind allerdings in bezug auf das durchbrechende Eruptivgestein syngenetisch, in bezug aber auf das durchbrochene Gestein, in welchem sie auftreten, sind sie als magmatogen-epigenetisch zu bezeichnen, sie bilden die Gruppe der Injektions- oder Intrusivlagerstätten. Beyschlag- Krusch-Vogt bezeichnen als die wichtigsten hierher gehörigen Typen: die norwegischen Vorkommen (Röros-Sulitelma), die süd- spanischen Vorkommen (Huelva-Distrikt) und außerdem Boden- mais. Daß die südspanischen Vorkommen magmatogenen und nicht hydatogenen Ursprunges sein sollen, erscheint mir nach den Unter- suchungen besonders von Ferd. Roemer und Klockmann als zweifel- haft. Wahrscheinlicher klingt die Intrusionstheorie schon nach den Ausführungen von Vogt, Brögger und Stutzer für die nor- wegischen Vorkommen. Völlig sicher aber scheint sie mir nach den Untersuchungen von Weinschenk für Bodenmais zu gelten. Als weiterhin hierhergehörig ist auch die Arsenkieslagerstätte von Reichenstein in Schlesien zu bezeichnen. In einer neueren Arbeit (dies. Centralbl. 1914. p. 592) rechnen Beutell und Heinze diese Lagerstätte zu den magmatischen. Das ist insofern richtig, als das Muttergestein des Serpentins der Erzbringer war (mit den dor- tigen Graniten hat die Erzfiilirung nichts zu tun). Ich glaube aber, daß auch eine Injektion von erzhaltigem Material in die benachbarten dolomitischen Kalke stattfand, und insofern ist auch Reichenstein zu den Injektionslagerstätten zu zählen. Die Injektionslagerstätten bilden nun zusammen mit den Ex- Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 6 82 E. Wepfer, lialationslagerstätten die Kontaktlagerstätten. Ich glaube deshalb, daß diese nicht als einheitliche Gruppe aufzustellen sind, sondern daß die eben geschilderte Zergliederung unumgänglich notwendig ist. Daß von den Kontaktlagerstätten die kontaktmetamorphen, d. h. die durch Eruptivgesteine nicht gebildeten, sondern nur ver- änderten Vorkommen scharf geschieden werden müssen, ist selbst- verständlich ; ich glaube aber die kontaktmetamorphen Lagerstätten ebensowenig als besondere Gruppe ansprechen zu müssen, wie die dynamometamorph veränderten, die metatlietischen und die Hut- bildungen. Zum Schlüsse noch wenige Worte über die hydatogenen Lagerstätten. Die Einteilung in syngenetische Lager einerseits und in epigenetische metasomatische Verdrängungen, Höhlenfüllungen und Gänge andererseits erscheint so natürlich , daß jedes weitere Wort hierüber überflüssig wäre. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Abgrenzung der sedimentären Lager gegen die metasomatischen Verdrängungen. Es wird die Aufgabe peinlichster Forschung sein bei jedem einzelnen Vorkommen zu untersuchen, ob es syngenetisch oder epigenetisch, oder aber, wie z. B. bei den oberschlesischen Erz- lagerstätten, primär syngenetisch und sekundär epigenetisch ist. Ich selbst bin geneigt, die Gruppe der syngenetischen Vorkommen zu erweitern ; ich glaube, daß man gegenwärtig die Gruppe der meta- somatischen Verdrängungen zuungunsten der sedimentären Erzlager zu stark vergrößert. Eine weitere Frage bildet bei den epigenetischen Vorkommen die Herkunft der erzhaltigen Lösungen. Daß man in dieser Hinsicht gegenwärtig die Aszensionstheorie in einseitiger Weise in den Vordergrund stellt, habe ich an anderer Stelle (dies. Centralbl. 1914. p. 653) zu beweisen versucht. Breslau, Min. Univ.-Inst., Anfang Dezember 1914. Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. Von E. Wepfer. Mit 1 Kartenskizze ca. 1 : 50000 im Text II. Das Aniotal oberhalb Tivoli und seine geologische Ge- schichte bis zur Gegenwart. Im Frühjahr 1911 verweilte ich mehrere Wochen im Sabiner Gebirge; von den verschiedenen geologischen Problemen, die sich dort allenthalben bieten, lockte mich kaum eines so, wie die Frage nach der Gliederung der zahlreichen verschiedenartigen Ablage- rungen im Aniotal, der Schotter, der Pozzolana, der Travertine. Es ist mir, unter möglichster Berücksichtigung aller Faktoren, gelungen , ein Bild von der Geschichte des Aniotales seit seiner Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. II. 83 Entstehung zu entwerfen, das ich im folgenden mitteile. — Natur- gemäß müssen dabei zuerst die verschiedenen Ablagerungen be- schrieben werden. Auf der geologischen Karte 1:100 000 (Blatt P al o mb ara- Sabina) sind bei Mandela, etwa am Zusammen- fluß der Licenza mit dem Anio (s. die Kartenskizze) mit gelber Farbe kalkige Konglomerate eingezeichnet, die unter Vorbehalt zum unteren Pliocän gestellt wurden; dieses Gestein besteht Flüsse - — • Landstraßen <2^T~7 340 m-Terrasse Eisenbahn Bom— Tivoli — Castellamare Maßstab ca. 1 : 50 000. in der Hauptsache aus Konglomeraten mit vereinzelten kalkigen Sandsteinbänken. Schon de Angelis d’Ossat 1 hat erkannt , daß es sich dabei um Quartär handle, und zwar um älteres, da ihm vulkanische Bestandteile fehlen. Indessen sind die dünnen kalkigen Sandsteinbänke , die er aus ihrem oberen Teil erwähnt , auch weiterhin im Quartär des Aniotales ver- breitet; und somit kann ich keinen Grund Anden, diese Geröll- massen von Mandela zu trennen von denjenigen „breccia“- 1 L’alta valle dell’ Aniene. Mem. Soc. geogr. Ital. 7. 1897. 6* 84 E. Wepfer. Massen , die in großer Verbreitung und erheblicher Mächtigkeit besonders im Aniotal auftreten; weder hier noch bei Mandela haben sich je ausschlaggebende Tierreste gefunden. Unter „brec- cia“ versteht man dort vorwiegend feste Kalkgeröllmassen, die oft charakteristische Nagelfluhfelsen bilden und die — wie bereits angedeutet — ausschließlich den Talgebieten angehörend , junge, etwa diluviale Bildungen darstellen. Zudem ist die Lagerung dieser „breccia“ eine so gestörte, daß sich mit ihr auch die verhältnismäßig hohe Lage bei Mandela ohne weiteres in Ein- klang bringen läßt. Doch zunächst ist es notwendig, das gesamte Diluvium des Aniotales seiner Zusammensetzung nach kennen zu lernen. An das bekannte Auftreten von vulkanischen Gesteinen, besonders der Pozzolana an zahlreichen Stellen, und ferner an das Vor- kommen von Travertinen knüpft sich der alte Streit um die Altersverhältnisse dieser verschiedenartigen Bildungen, und ferner der noch wichtigere Streit um die Entstehuug derselben. Die überwiegende Menge des Diluviums wird indes hier gebildet von Geröllmassen , die man leicht nach ihrem Alter zweiteilen kann. Die ältere Abteilung besteht aus großenteils gänzlich ver- festigten Nagelfluhmassen mit kalkigsandigem Bindemittel; sie trägt den Charakter etwa der M o 1 a s s e nagelfluh, ist aber durch- weg hell gefärbt, und was ich an Gerollen darinnen gesehen habe, gehört wohl dem Eocän und dem Mesozoicum an. Andere als kalkige Gerolle habe ich nicht gefunden, vor allem aber fehlen vulkanische Bestandteile gänzlich. Das Gestein ist meist außer- ordentlich fest und dient z. T. als Material für Mauerwerk. Zwischengelagert finden sich z. B. an der Landstraße ca. 3 km von Vicovaro talabwärts, ferner bei Mandela (s. p. 83) teils grob- , teils feinkörnigere Lagen von sehr hartem Sandstein mit kalkigem Bindemittel , z. T. auch an ersterer Lokalität weicher Sand , in dem ich Bruchstücke von Landschnecken (Helix) fand, ferner aber auch mergelige Schichten. Als weitere , sehr auf- fallende Einschaltungen finden sich am Quarto. del Piano ein bis drei ca. 20 — 30 cm mächtige Lagen von sehr feinen weißen, 8 — 10 cm dicken Kalkplatten, die man auch am Eisenbahnein- schnitt westlich der Station Castelmadama beobachten kann. In allen diesen besprochenen Ablagerungen konnte ich keine vul- kanischen Bestandteile eingelagert finden. Es stimmt dies mit den Beobachtungen von de Angelis d’Ossat für das Diluvium von Mandela überein (s. p. 83). Dieser „breccia“ ein höheres Alter zuzuweisen als einer großen Menge weiterer Kiese, Sande und Travertine, dazu be- stimmte mich neben dem Fehlen vulkanischer Bestandteile auch ihre Lagerung. Schon bei der Station Castelmadama Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. II. 85 liegt die breccia nicht mehr horizontal; ihr Einfallen, deutlich an den erwähnten Kalklagen zu kontrollieren, beträgt bis zu 10° und wechselt hier sehr rasch. Noch deutlicher ist das Einfallen am Bahneinschnitt westlich von Station Castelmadama zu sehen, es beträgt hier bis zu 20° nach Westen. Schlüsse aus einer derartigen Lagerung einer Kiesformation dürfen aber erst nach einer Erörterung ihrer Entstehungsweise gezogen werden ; es kommt mit anderen Worten darauf an, ob eine solche Lagerung nicht auch eine ursprüngliche sein kann. Für die Entscheidung der Frage, ob wir es hier mit den Ablagerungen eines alten Flusses oder eines Sees zu tun haben, wird die Erkenntnis maß- gebend sein , ob den genannten Kalkschichten eine größere oder geringere Verbreitung zukommt. Soweit ich diese beobachten konnte , blieb ihre Mächtigkeit recht konstant , aber im Hinblick auf den sonstigen fluviatilen Charakter, auf die ganze Art des Auftretens dieser Ablagerungen , und mit Bücksicht auf die immerhin örtlich beschränkten Aufschlüsse glaube ich sie auch innerhalb des Rahmens einer Flußablagerung genügend erklären zu können. Wenn man den großen Reichtum jener Flußsysteme an kohlensaurem Kalk in Betracht zieht, so erscheint der Nieder- schlag von Kalkbänken innerhalb breiterer toter Flußarme durch- aus möglich. Mag es auch in jenem altdiluvialen Aniotal einmal zur Seenbildung gekommen sein , der Charakter der ge- samten älteren Geröllablagerungen, ihr Auftreten in — wenn auch nachträglich stark entstellten — Terrassen fast ausschließlich hoch über dem rechten Flußufer zeigt eine deutliche Übereinstim- mung mit dem Auftreten alter Flußschotter überhaupt, in die sich der Fluß späterhin stärker eingenagt hat. Derartige Flußschotter lagern sich im großen ganzen ziemlich eben ab , ihr Gefäll ent- spricht ungefähr demjenigen des Flusses, der sie ablagert. Somit muß die erwähnte Steilstellung eine nachträgliche sein; sie be- weist einerseits das verhältnismäßig hohe Alter gegenüber den jüngeren Geröll- und Travertinmassen, und erklärt andererseits die verschiedene Höhenlage dieser älteren Gebilde: sie liegen auf Quarto del Piano ca. 325 m hoch, nur 7 km talaufwärts bei Mandela hingegen auf 450 m. Ob diese älteren Terrassenreste noch dem jüngsten Tertiär, ob dem Diluvium zuzurechnen sind, möchte ich nicht entscheiden ; einwandfreie beweisende Wirbeltier- funde sind mir nicht bekannt. Die vulkanischen Tuffe. In ihrem Alter stehen zwischen diesen besprochenen älteren und den jüngeren Schottern die vulkanischen Tuffe. Sie fallen meist schon dem Nicht-Geologen auf; auch wenn nicht durch z. T. riesenhafte, schon im Altertum betriebene Steinbrüche (cave 86 E. Wepfer, di Pozzolana) das Auge auf sie gelenkt wird, so verrät sie schon die veränderte Vegetation. Die braunschwarzen, violett- getönten, großen Anbrüche des vulkanischen Materials bieten im Verein mit den gelben Blüten der Ginsterbüsche, die am Rand und überall an den nicht abgebauten Stellen sich ansiedeln , ein überraschend schönes Landschaftsbild. In der Geländeform treten die Tuffe nicht überall gleich hervor; wenn sie, wie z. B. nord- östlich der Station Castelm adama eine deutliche Eidiebung aus der Talaue heraus bilden, so schmiegen sie sich in anderen Fällen dem Abfall der Berge gegen das Tal in einer mehr oder weniger sichtbaren Terrasse an, so das große Vorkommen ca. 700 m nord- östlich der erwähnten Station, ferner dasjenige neben der Station Vicovaro. Am Kloster San Cosimato aber liegen die Tuffe vollkommen unter den Ablagerungen der dortigen höheren Terrasse verdeckt. Über die Entstehung dieser Tuffe ist an anderer Stelle be- richtet worden L Die jüngeren Schotter. Mögen auch in den älteren Schottern Travertine mit Vor- kommen, ihre Hauptmasse ist jüngeren Datums und verquickt sich z. T. eng mit denjenigen Gebilden des Diluviums (bezw. Al- luviums), die noch heute meist deutlich ausgeprägte Terrassen in einiger Höhe über den heutigen Flußbetten bilden. Auch hier sind es großenteils Schottermassen, untergeordnet Sande, die selten so fest verkittet sind wie die älteren ; öfters sind es lockere feine Kiese oder gröbere Schotter , dazu treten gelbliche tonige Sande, vereinzelte Lehmlagen, dunkelgraue mergelige Schnüre und Lagen mit vulkanischem Material, vor allem aber Travertine. Das vulkanische Material ist es, das eine Unterscheidung von den z. T. sehr ähnlichen älteren Schottern möglich macht; die älteren Schotter führen niemals vulkanische Bestandteile. All diese Ablagerungen liegen teils auf der älteren Breccia, teils auch direkt auf eocänen Schichten auf, so z. B. an der alten Straße von Vicovaro nach San Cosimato, wo sie mit groben Schottern , Kiesen und Sandlagen beginnen. Ganz in der Nähe dagegen , östlich vom Kloster , lagern sie direkt auf vulkanischen Tuffen. Ein gutes Profil durch diese Schichtenfolge bietet die Licenza kurz vor ihrer Einmündung in denAnio; sie hat sich hier in die Terrasse Campo di San Cosimato eingesägt und deren Ablagerungen entblößt. Zu unterst am Wasser be- obachtet man dunkelgraue mergelige Lagen und grobe Schotter mit wenigen vulkanischen Komponenten, darin liegen 1 Wepfer, Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. I. Die Ent- stehung der Pozzolana im Aniotal. Dies. Centralbl. 1915. p. 17 — 23. Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. II. 87 einzelne Schalen der Süßwassermuschel Pisidium ; darüber folgen 20 — 25 m mächtig tonige und kalkige Sande mit zahlreichen Zwischenlagerungen von lockerem Travertin. Auch die Landstraße vom Kloster San Cosimato nach Osten durchschneidet diese Massen : hier fällt vor allem eine nur wenige Zentimeter dicke Lage von schwärzlich gefärbtem lockerem Travertin auf, der ganz durchsetzt ist von Pflanzenabdrücken. Der regelmäßige horizontale Verlauf der Schichten legt mehr denn je den Gedanken an Ent- stehung in einem Seebecken nahe; diese Auffassung findet sich auch überwiegend in der italienischen Literatur. Vicovaro selbst liegt auf einer ähnlichen Terrasse , deren Oberfläche zum Teil, besonders an der Nordwestseite des Städtchens durch eine äußerst hart verkittete Geröllage gebildet wird , unter der eine Lage dunkelgrauen vulkanischen Sandes hervorschaut. Weiter hinten finden sich etwa 1 km westlich von Vicovaro an der Landstraße Kiese und Sande mit vulkanischen Bestandteilen , die somit gleichfalls der jüngeren Abteilung des Diluviums an- gehören. Um den Zusammenhang dieser Ablagerungen zu überblicken, müssen wir jedoch erst unser Augenmerk auf die Travertine richten. Schon Pellati 1 unterscheidet zwei Arten Travertine : 1. den älteren, zu Baustein verwendeten, 2. den jüngeren, z. T. jetzt noch entstehenden. Der erstere tritt besonders in weit aus- gedehnten Mengen, gut gebankt, schon im Altertum als vorzüg- licher Baustein geschätzt und auch jetzt noch in zahlreichen Steinbrüchen ausgebeutet, in der Campagna auf, nahe dem Berg- rand, z. B. unterhalb Tivoli; er ist wohl zur Diluvialzeit aus einem größeren Wasserbecken, das der Anio nährte, ab- gesetzt. Zu den jüngeren Travertinen indessen gehören — jeden- falls zum Teil — die Kalksinter von Tivoli selbst, und ferner diejenigen von Vicovaro und Umgebung. Innerhalb dieser jüngeren Travertine kann man bei Vicovaro deutlich unterscheiden zwischen solchen , die in einem Seebecken oder auch fließendem Wasser — -etwa wie die durch die Licenza unterhalb des Campo di San Cosimato angeschnittenen — entstanden sind, und zwischen solchen, die als mehr oder weniger senkrecht angeordnete Überkrustungen auftreten und den Absturz unterhalb dem Kloster San Cosimato gegen den Anio zu bilden. Alle diese jüngeren Travertine sind, wie schon Pellati bemerkt, bedeutend weniger dicht als die ältereu , es sind losere , porösere Massen, die sich nur zu leichterem Bauwerk eignen. Betrachten wir nochmals die bisher hier als jüngeres Di- luvium bezeichneten Ablagerungen; an ihrem Aufbau beteiligen sich überwiegend diese jüngeren Travertine. Besonders deutlich 1 I Travertini della Camp. Bomana. Boll. Soc. Geol. 13. 1882. 88 E. Wepfer, liegen die Verhältnisse am Campo di San Cosimato; zwei ebene Terrassen, die eine 340, die andere östliche 325 m über dem Meer gelegen , treten im Landschaftsbild deutlich hervor. Die höhere erstreckt sich westlich und östlich bis nordöstlich vom Kloster San Cosimato, tritt als Fläche, auf der die Kirche Santa Maria östlich Vicovaro steht, deutlich hervor und wird in einem weiteren Rest von der Straße ins Licenzatal, etwa 1 km nordöstlich von Vicovaro angeschnitten. Die niedrigere Terrasse von 325 m Meereshöhe begreift die östliche Hälfte des Campo di San Cosimato, ist in einem kleinen Rest auf der gegenüberliegenden Seite der Licenza gegen Mandela zu er- halten und entspricht wohl auch der Höhe, auf der Vicovaro steht. Gebildet werden diese Terrassen von San Cosimato aus Material, das im Schwemmgebiet eines einst so hoch liegenden Flusses abgelagert wurde. Damals müssen die beiden, zwei auf- einanderfolgende Stadien der damaligen Wasserhöhe bezeichnenden Terrassen größere Verbreitung gehabt haben. Der Fluß, der sie gebildet hat, vertiefte später sein Bett und somit mußten sie zum großen Teil der Erosion durch den Anio und dessen Nebenflüsse anheimfallen. Wenn man an dem Steilabfall des Campo di San Cosi- mato gegen den Anio zu , der hier in tiefer, enger Schlucht fließt, entlang geht , so finden sich hier nirgends Kieslagen ; die zum Teil senkrecht abfallenden Wände bestehen aus völlig un- geschichtetem Travertin, dessen vorhangähnliche Übersinterungen vielfach deutlich die einstige Überkrustung von Pflanzen verraten, genau so, wie man dies jetzt noch an den Wasserfällen von Tivoli beobachtet. Dieser Travertin muß also eine dementsprechende Entstehung gehabt haben , im Gegensatz zu den geschichteten Lagen an der Licenza (s. p. 86); unter dem Kloster selbst zeigt sich immer dasselbe Bild eines „versteinerten Wasserfalls“. Ob man der alten Via Valeria von San Cosimato nach Vicovaro folgt, oder ob man hinunter zur Mühle bei der Brücke und beim alten Aquädukt unterhalb des Klosters am Anio selbst geht , stets tritt bei geeigneten Aufschlüssen der Travertin hervor, und genau so ist er durch die Landstraße südlich unter- halb Vicovaro entlang stets angeschnitten. Wie weit die Tren- nung zwischen geschichteten und diesen „übergegossenen“ Tra- vertinen sich durchführen läßt, ist eine schwierige Frage, jedoch ist sie für das Verständnis des ganzen Aufbaues der weit ver- breiteten Terrassen von untergeordneter Bedeutung. Diese Ter- rassen liegen an dem Zusammenfluß zweier bedeutender Wasser- adern: des Anio und der Licenza. In dem ganzen Aniotal oberhalb ihres Zusammenflusses konnte ich bis über die Station Cineto Romano hinaus nirgends Reste älterer höher liegender Terrassen finden, die etwa denen von San Cosimato entsprechen Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. II. 89 würden. — Zwei auffallende Tatsachen treten ferner bei der Be- trachtung des Licenzatales hervor: erstens das Nord — Süd ver- laufende Licenzatal liegt als solches bedeutend höher als das A n i o t a 1 ; unterhalb des Ortes L i c e n z a fließt der Fluß auf 400 m Meereshöhe, 5 km abwärts befindet sich sein Spiegel noch auf 325 m; verlängert man den fast schnurgeraden Flußlauf noch um 1250 m nach Süden, so gelangt man zum Flußbett des An io, das hier auf 275 m über Meer liegt; eine Meereshöhe von 325 m aber erreicht das heutige Aniotal erst ca. 10 km oberhalb, und eine solche , die der höheren Terrasse von San Cosimato ent- sprechen würde, nämlich 340 m, erst noch weitere 5 km flußauf- wärts. Auf der Breite von Anticoli Corrado, wo 325 m erreicht werden, weitet sich das Aniotal sehr stark aus und er- reicht auf über 2 km Erstreckung eine Breite von 1| km. — Wenn demnach die verhältnismäßig jungen Terrassen von San Cosi- mato vom An io aufgeschiittet worden wären, so müßte dieser Fluß seither eine ganz erstaunliche Erosionsarbeit vollführt haben, indem er insbesondere das breite Talbecken bei Anticoli Cor- rado erst nach Ablagerung jener Terrassen sich geschaffen hätte. Vor allem müßte man dann erwarten, oberhalb von San Cosi- mato im Aniotal Reste dieser Terrassen zu finden; und höchst auffallend wäre von diesem Gesichtspunkte aus das Fehlen jeg- lichen Travertins auf der rechten Talseite des A n i o angesichts der gewaltigen Massen bei San Cosimato und Vicovaro. Die zweite Merkwürdigkeit im Verlauf des Licenzatales liegt in der auffallenden widersinnigen Krümmung ihres letzten Stückes gegen Osten vor ihrer Einmündung in den Anio. Knapp 1| km nördlich der zusammenhängenden 340 m-Terrasse von San Cosimato erreicht die Talaue der L i c e n z a deren Höhe, und das verbindende Stück zwischen beiden bildet der Rest der 340 m-Terrasse an der Landstraße Vicovaro — Licenza, der 650 m von dem Campo di San Cosimato und etwas über 1 km von derjenigen Stelle der Talaue entfernt ist, die 340 m Meereshöhe hat. Hier im Licenzatal liegt demnach die ursprüng- liche Fortsetzung der Terrassen von San Cosimato, und die merkwürdige Umbiegung der Licenza kurz vor ihrem Zusammen- fluß mit dem Anio ist durch nachträgliches Einschneiden jenes Flusses in seine eigenen Ablagerungen bedingt. Nicht der Anio, sondern die Licenza hat die mächtigen Terrassen aufgeschüttet, hat die Travertine, auf denen San Cosimato und Vico- varo zum Teil stehen, abgelagert; daß das Wasser dieses Tal- zuges reich an Kalk ist, erhellt schon aus den Travertinmassen, durch welche die Fassung der (unterhalb des Ortes Licenza bei der Villa des Horaz gelegenen) „Fons Bandusiae“ gänz- lich übersintert ist. Wir gelangen so zu der Vorstellung, daß das Wasser aus dem hochgelegenen Tal der Licenza in Wasser- 90 E. Wepfer, fällen über die Felsen von San Cosimato usw. in das ca. 60 m tiefer gelegene Aniotal hinuntergestürzt ist. Schon damals floß vielleicht ein kleiner Bach in demjenigen Tal, das heute die Li- cenza zu ihrem Austritt in das Aniotal benutzt, und je weiter er durch rückschneidende Erosion sich einschnitt , um so gefähr- licher mußte er den Wasserfällen der Licenza werden, bis er schließlich das Bett der Licenza anzapfte und somit die Wasser- fälle zum Versiegen brachte. Jedoch findet auch die Annahme Analoga, daß die Licenza selbst durch fortwährenden Kalksinter- absatz sich ihr eigenes Bett verstopft und sich selbst einen neuen Abfluß geschaffen hat. Jene einstigen Wasserfälle waren es, die die vollkommene Überkrustung der Abstürze von San Cosi- mato herbeiführten, indem sie bald hierhin, bald dorthin sich ver- schiebend „Vorhang“ auf „Vorhang“ aus Travertin ausbauten, und so jenen entzückenden grottenartigen Aufbau der Felspartien her- vorbrachten. — Genau wie bei Tivoli jetzt stürzte hier einst das Wasser aus einem hochgelegenen Tal in die Tiefe, wir haben eine vollkommene „fossile“ Parallele zu den heutigen Wasserfällen von Tivoli. Talgeschichte des Anio. Wollen wir die Geschichte eines Flußsystems ganz begreifen, so müssen wir letzten Ursprungs doch auf diejenigen Vorgänge zurückgreifen, die dem Fluß ungefähr seine heutige Richtung vor- gezeichnet haben, die ihn überhaupt erst haben entstehen lassen; es ist dies die Bildung des Gebirges überhaupt. Aus der Tat- sache, daß miocäne Schichten noch mitgefaltet, an der Gebirgs- bildung teilgenommen haben, ergibt sich für diese ein miocänes bis pliocänes Alter. Daß schon damals Täler entstanden sind, ist selbstverständlich, und wo sollten wir sie suchen , wenn nicht in den auch heute noch deutlich hervortretenden Talzügen? Dem- nach muß das Aniotal schon recht alt, wohl pliocän sein; später, als das Gefäll jenes Tales mehr ausgeglichen war, ist es dann erst von den älteren Schottern erfüllt worden. Und zwar muß man annehmen, daß das Wasser jenes alten Anio im Westen irgendwo gestaut worden ist, oder daß das Land sich damals langsam senkte , sonst wäre die mächtige Aufschüttung nicht zu begreifen. — Die Lage der pliocänen Meeresbildungen von Rom über dem jetzigen Meeresspiegel zeigt, daß zum mindesten noch im jüngeren Pliocän Gebirgsbildung bezw. Hebung des Landes stattgefunden hat; pliocäne Stx’andbildungen erstrecken sich vom Meere her bis an den Steilabfall des Gebirges gegen die Campagna. Die älteren Schotter des Aniotales sind aber gleichfalls noch von Bewegungen betroffen worden, das zeigen ihre z. T. ziemlich schiefstehenden Schichten ; und daß diese Bewegungen be- Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. II. 91 sonders in einer ungleichförmigen Hebung des ganzen Landes be- standen haben, die, je weiter man einwärts ins Gebirge vorrückt, desto stärker wurden , das beweist die stark zunehmende Höhen- lage dieser Schotter im A n i o t a 1 , das beweist ferner ihr starkes Einfallen bei Station Castelmadama (s. o.). Ob wir nun diese Schotter noch für P 1 i o c ä n und gleichalterig mit den marinen Ablagerungen der Campagna, oder bereits für Diluvi um halten, das ist grundsätzlich ohne Bedeutung und läßt sich ohne Wirbel- tierfunde in diesen Schottern wohl nicht entscheiden. Da das obere Pliocän von Rom, ebensowenig wie unsere älteren Schotter, keinerlei vulkanische Bestandteile führt , so stünde von dieser Seite einer Gleichaltrigkeit beider nichts im Wege, wiewohl sie natürlich dadurch keineswegs erwiesen ist. Indessen muß in diesem Zusammenhang betont werden, daß das pliocän e Alter der Sande des Mte. Mario nicht mehr allgemein anerkannt wird, sondern daß sie von manchen ins Postpliocän gestellt werden. Diese ungleichförmige Hebung des Landes war es jedenfalls, die das Gefäll des An io erhöhte, und die den Fluß daher zwang, tiefer in sein eigenes schottererfülltes Flußbett sich einzu- schneiden, seine eigenen eben abgelagerten Schotter z. T. wieder auszuräumen und wiederum tiefer in dem alten, schon exi- stierenden Tal hinzufließen. In diese Zeit der Gebirgsbildung fallen auch die vulkanischen Erscheinungen im Aniotal, die sich an die alte, vielleicht tektonisch vorgezeichnete Linie des An iotales hielten1; nicht ganz außer dem Bereich der Möglich- keiten scheint mir zu liegen , daß das rasch sich ändernde Ein- fallen der älteren Schotter bei Quarto del Piano veranlaßt ist durch die verhältnismäßig große Pozzolana-Eruption, die knapp 1 km oberhalb der Station Castelmadama jene gewaltige Anhäufung vulkanischen Materials erzeugt hat. Von jener Zeit der Gebirgsbildung her datiert bereits die Möglichkeit für den Fluß, jüngere Schotter mit vulkanischem Material ver- mischt abzulagern; von da ab wurde denn auch das heutige Land- schaftsbild ausgearbeitet. Damals lagerten sich auch die aus vul- kanischem Material gebildeten Terrassen im unteren An io- und Empiglionetal oberhalb Tivoli ab, in die dann schließlich — wohl infolge einer weiteren Hebung des Landes — der Anio sich neuerdings wieder einschnitt; damals entstanden wohl auch erst die Bedingungen für das Zustandekommen des einstigen Licenza- wasserf alles. Die Wasserfälle von Tivoli mögen leicht älter sein , das läßt sich im Rahmen dieser Betrachtungen nicht ent- scheiden; für diejenigen von San Cosimato fehlt jeder Hinweis auf ein höheres Alter. In letzter Linie ist die Schwelle, über die die Wasserfälle 1 s. Die Entstehung der Pozzolana etc. Dies. Centralbl. 1915. p. 17-23. 92 E. Wepfer, von Tivoli stürzen, wohl verursacht durch den Zug mesozoi- scher Gesteine, mit denen das Gebirge gegen die Campagna abstlirzt. Was hei der Licenza die erste Veranlassung zur Bildung eines Wasserfalles war, ist schwer zu sagen; vielleicht staute eine Schwelle eocäner Gesteine die Licenza so, daß sich ihr ganzer Tallauf in größerer Meereshöhe halten konnte, vielleicht waren es die widerstandsfähigen Breccia -Massen des älteren Diluviums, vielleicht darf man in diesem Zusammen- hänge die Pozzolana nennen, die gewissermaßen einen Kern in den Ablagerungen des Campo di San Cosimato bildet. In ihrem Schutz konnten sich Schotter, Sande des Flusses ablagern, ja jene Schwelle konnte schließlich einen See abstauen, in dessen Grund sich Travertinschichten niederschlugen, wie sie die Li- cenza heute nahe ihrer Mündung bloßlegt. Irgendwo aber mußte das Wasser überfließen , und ist einmal so der Anfang zu einem Wasserfall gebildet, so kann sich ein derart kalkreicher Fluß sein Bett durch Absatz von Travertin fortgesetzt selbst er- höhen, das Ende seines Tales, über das er im Wasserfall hinunter- stürzt, wird mehr und mehr vorgeschoben durch beständigen Neu- absatz von Travertin , und ein anfänglich steiler Abfluß in ein tieferes Tal mag sich so allmählich zu einem regelrechten Wasser- fall vorbauen. Infolge des reichlichen Absatzes war das Wasser wohl öfters gezwungen, seinen Weg zu verlegen, und so erklärt sich die scheinbar so breite mächtige Front jenes einstigen Wasser- falles, die sich von Vicovaro bis oberhalb von San Cosimato in einer Breite von über 2 J- km hinzieht. Wann der Wasserfall endgültig versiegt ist, ist schwer zu sagen ; es ist wohl nicht aus- geschlossen , daß irgendwo auf dieser breiten Front noch in hi- storischer Zeit ein Licenza- Wasserfall bestanden hat: die steil abfallenden Gehänge jenes Täl cliens, durch das die Licenza zu ihrem Umweg nach dem Osten gezwungen wird , um in den A n i o zu gelangen , zeugen deutlich von dem jugendlichen Alter jener Erosionsarbeit. Inzwischen hat Erosion noch weiter an der Zerstückelung jener einst zusammenhängenden Terrassen gearbeitet, sie hat die einstigen Schwellen, die die erste Veranlassung zum alten Wasser- fall bildeten, wohl z. T. entfernt, und so das Bild besonders bei der Einmündung der Licenza unübersichtlich gestaltet. Inzwischen hat sich auch der An io noch tiefer in die Schlucht südlich von San Cosimato eingenagt und gefährdet fortgesetzt den steilen Travertinabsturz zu seiner Rechten. Dort ist alles in Bewegung, ein Teil des Klosters ist einst abgestürzt, die römischen Aquädukte, die in den Travertinen eingehauen sind, machen die sonderbarsten Windungen , offenbar um den öfter entstandenen Spalten und der Absturzgefahr zu entgehen. Beiträge zur Geologie des Sabinergebirges. II. 93 In diesem Travertin sind zahlreiche Höhlen, z. T. mit Tropf- steinen, und seine leichte Bearbeitbarkeit hat es mit sich gebracht, daß sich längs der alten Via Valeria zahlreiche Gelasse darin befinden, die heute großenteils als Schweineställe dienen ; ob diese künstlichen Höhlen ein größeres Alter besitzen, ob sie einst anderen Zwecken, vielleicht als Wohnräume gedient haben, läßt sich schwer entscheiden. Jedenfalls befinden sich am Steilabsturz vom Kloster San Cosimato gegen den Anio Gräber, die z. T. durch die römischen Aquädukte angeschnitten sind. Leider würde sich eine Untersuchung dieser hochinteressanten Funde , die Herr Professor Ec.e in Vicovaro gemacht hat, an den z. T. senkrechten, z. T. dicht bebuschten Hängen schwierig gestalten; schon de Rossi und Ponzi 1 sprechen von jung-steinzeitlichen Gräbern auf dem Campo di San Cosimato, und so kann man sich der Hoffnung nicht verschließen, daß eine systematische Untersuchung jener alten Höhlen und Gräber sehr bedeutsame Ergebnisse zutage fördern müßte. Schluß. Daß die Apen ninen lialbinsel in verhältnismäßig junger Zeit noch Hebungen erlebt hat, das zeigen ganz deutlich die z. T. vorzüglich ei’haltenen , fast überall mehr oder weniger sichtbaren alten Strandlinien und -terrassen über dem Niveau des jetzigen Meei’es, das zeigt in besonders überraschender Deutlich- keit der stufenförmige Aufbau etwa der ganzen calab rischen Küste. — Die schmale Apenninenhalbinsel ist besonders günstig für Beobachtungen über die jüngsten Bewegungen wegen der stetigen Nähe des Meeres, aus dem nacheinander die Absätze der verschiedenen Zeitalter hervortauchen ; und auch die Täler , die direkt ins Meer münden, spiegeln daher in der Lagerungsart ihrer Schotter jene verschiedenen Bewegungsphasen deutlich wieder. — Und wenn es einmal gelingen sollte, die Ablagerungen der Flußtäler im einzelnen genau mit den Abteilungen des marinen Pliocäns der Campagna im Alter zu parallelisieren, so wäre auch damit eine ganz genaue zeitliche Feststellung der einzelnen Hebungs- und Stillstands- bezw. Senkungsphasen gegeben. 1 Rapporto sugli studi e sulle scoperte paleont. nel Bacino della Campagna Romana. Ann. del Ist. di corresp. archeolog. 1867. 94 Besprechungen. Besprechungen. C. Doelter: Handbuch der Mineralchemie. 2. 1 . Lieferung und 3. 1. Lieferung. Dresden und Leipzig bei Theodor Steinkopff 1913, je mit 160 p., nebst vielen Abbildungen, Tabellen, Diagrammen und einer Tafel. Nach längerer Pause sind die beiden genannten Lieferungen jetzt gleichzeitig erschienen. Die erste Lieferung des zweiten Bandes enthält : F. Becke : Über den Zusammenhang der physi- kalischen, besonders der optischen Eigenschaften mit der Zusammen- setzung der Silikate. J. Königsberger : Paragenesis der natürlichen Kieselsäuremineralien. C. Doelter: Konstitution der Silikate. M. Dittrich : Analysenmethoden von Quarz , Chalcedon und Opal. C. Doelter : Siliciumdioxyd (Si 02). C. Doelter : Quarz. M. Herschkowitsch : Chemisch-technisches über Quarzglas. In der ersten Lieferung von Band III findet man folgende Abschnitte: C. Doelter: Allgemeines über das Vorkommen der Elemente Ti, Zr, Sn und Th. K. Peters: Die Analysenmethoden zur Be- stimmung und Trennung der Titansäure. C. Doelter : Titan- dioxyd. C. Doelter: Rutil. Gl. d’Achiardi : Strüverit. M. Henglein: Anatas, Brookit und Pseudobrookit. C. Doelter : Titansesquioxyd. F. Zambonini: Titanate und Silicotitanate. K. Peters: Analysen- methoden zur Bestimmung und Trennung des Niobs und Tantals. F. Zambonini und G. Prior: Silicotitaniobate. R. Pribram: Germanium. K. Peters: Analysenmethoden zur Bestimmung und Trennung des Zirkonoxyds. C. Doelter: Zirkonoxyd und Zirkon. R. Manzelius : Analysenmethoden für Lävenit, Eudialyt, Johnstrupit, Katapleit. F. Zambonini: Silikozirkoniate. Max Bauer. Alfred Till: Mineralogisches Praktikum. Anleitung zur Bestimmung der wichtigsten gesteinsbildenden und nutzbaren Mineralien. Wien 1913 bei Schworella und Heik. 94 p. Das kleine Buch ist dazu bestimmt, als Leitfaden bei minera- logischen Übungen zu dienen, ohne Anwendung der eigentlich mineralogischen Methoden, z. B. mit Lötrohr und Mikroskop. Be- rücksichtigt sind nur die verbreitetsten, sowie die technologisch, montanistisch oder pedologisch wichtigsten Spezies, von denen wieder die an erster Stelle stehenden durch fetten Druck hervor- gehoben sind. Zur Bestimmung benützt werden die morphologischen Merkmale mit Vorübungen an Kristallmodellen, die physikalischen Besprechungen. 95 Eigenschaften (Farbe, Glanz, Strich, Härte, Spaltbarkeit) und die durch einfache Versuche feststellbare chemische Beschaffenheit, sowie endlich Vorkommen und Begleitmineralien. Die Mineralien werden bei den Bestimmungsübungen in vierfacher Weise in Ta- bellen angeordnet: 1. Mineralien mit charakteristischer Kristall- form; 2. Kristalline Aggregate; 3. Mineralien nach der Farbe geordnet mit Anwendung namentlich physikalischer und chemischer Merkmale; 4. Anordnung nach der chemischen Zusammensetzung. Den Schluß bilden Übungsaufgaben. Bef. will es scheinen, als ob die bekannten WEiSBACH’schen und die FucHS-BiiAUN’schen Tabellen bei kaum größerem Umfange das gleiche Ziel auf ein- facherem Wege erreichten, auch wird die Brauchbarkeit des vor- liegenden Buchs durch zahlreiche Fehler und Irrtümer stark be- einträchtigt. Max Bauer. A. Lacroix: Mineralogie de la France et de ses colonies. Description physique et chimique des mi- neraux, etudes des conditions gcologiques de leurs gisements. 5. Deuxieme Supplement et index geo- graphique dresse avec le concours du colonel Azema. Paris bei Ch. Beranger 1913. 501 p. Mit einigen Textfiguren. Der vierte Band dieses umfassenden und wichtigen Werkes ist im Jahre 1910 erschienen (vergl. dies. Centralbl. 1910. p. 744). Er enthielt neben dem Schluß des Ganzen ein umfangreiches erstes Supplement aus Nachträgen zu zahlreichen Mineralien in derselben systematischen Anordnung, die in dem Buche überhaupt befolgt wird. Ein kürzeres zweites Supplement bringt zunächst dieser fünfte Band, in dem aber die einzelnen Mineralien wegen ihrer verhältnismäßig geringen Anzahl nicht systematisch, sondern alpha- betisch angeordnet sind. Die Kenntnis der einzelnen Spezies wird hier bis auf die neueste Zeit ergänzt. Dies geschieht aber für die Vorkommen in Madagaskar nur bei den wichtigsten Arten, da Verf. in nächster Bälde eine die Mineralien und Gesteine dieser Insel speziell behandelnde Arbeit veröffentlichen wird. Von hoher Bedeutung ist das alphabetische Ortsregister, das den größten Teil des Bandes einnimmt (p. 95 — 495). Man ündet hier die an jedem einzelnen Fundort vorkommenden Mineralien zusammengestellt mit Angabe der Stellen der eingehenden Beschreibung in dem Buch. Die letzten Seiten enthalten eine Anzahl von Druckfehlerberich- tigungen für die früheren Bände. Max Bauer. 96 Personalia. — Fürs Vaterland gefallen. Personalia. Im Kampfe fürs Vaterland gefallen. I)r. Curt Alfons Haniel , Privatdozent für Geologie und Paläontologie an der Universität Bonn a. Rh., gefallen am 29. De- zember 1914. Dr. Eberhard Walter aus Eßlingen, Hilfsarbeiter bei der Geologischen Landesanstalt von Elsaß-Lothringen, Leutnant d. Res. im Reserve-Fußartillerie-Regiment No. 13, gefallen am 6. Januar 1915 im Oberelsaß. Dr.-Ing. Heinrich Kretzer, Reallehrer an der Städt. Höheren Mädchenschule und Handelsschule in Fürth, Assistent für Minera- logie und Geologie an der K. Technischen Hochschule in München von 1908 — 191 1, Kriegsfreiwilliger, gefallen in einem Nachtgefecht vom 31. Oktober auf 1. November 1914 bei Wytschaede. Dr. pliil. Kurt Vogel von Falckenstein, Privatdozent für Geologische Bodenkunde zu Gießen, Leutnant d. Res. im Reserve- Dragoner-Regiment No. 4, wurde am 24. Oktober 1914 bei Lille verwundet und starb dort am 25. Oktober im Lazarett. Geboren in Schweidnitz am 25. März 1876, ergriff er nach Absolvierung der Kadettenanstalt seiner eigenen Neigung folgend und vielleicht auch unter dem Einfluß seines Stiefvaters, des bekannten Chemikers Viktor von Richter, das Studium der Chemie und der Natur- wissenschaften und besuchte die Universitäten Genf, München und Kiel und wurde in Kiel am 2. Juni 1902, auf Grund einer Arbeit aus dem Gebiete der organischen Chemie, zum Doktor der Philosophie promoviert. Oktober 1907 — 09 war er Assistent des Professors für Chemie an der Forstakademie zu Eberswalde, wo er sich im April 1908 als Privatdozent für Chemie habilitierte. Nach seiner Habilitation in Eberswalde begann er seine Ausbildung auf geologischem und mineralogisch-paläontologischem Gebiete zu vervollständigen, indem er bei Branca und Liebisch in Berlin arbeitete. Als Frucht dieser Zeit erschienen mehrere Arbeiten. In einer paläontologischen Arbeit behandelte er die Brachiopoden und Lamellibranchiaten der seuonen Kreidegeschiebe aus West- preußen. Eine neue Projektionsmethode zur Messung von Ge- weihen beschäftigte ihn längere Zeit. Am 13. Januar 1913 habili- tierte er sich für geologische Bodenkunde an der Landesuniversität zu Gießen. Mehrere bodenkundliche Arbeiten erschienen in dieser Zeit. Sein Hauptinteresse wandte sich den Molkenböden der Gegend von Hannoversch-Müuden zu. Seine erste, von Analysen begleitete Mitteilung darüber erschien in den Internationalen Mitteilungen für Bodenkunde 1914. Eine zweite Mitteilung fand sich als Manu- skript in seinem Nachlasse vor und wird voraussichtlich noch ver- öffentlicht werden können. M. v. Schwarz, Abermals zwei neue Dichtebestimmungswagen. 97 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Abermals zwei neue Dichtebestimmungswagen. Von M. v. Schwarz. Mit 6 Textfiguren. Für Unterrichtszwecke und Demonstrationen schien es emp- fehlenswert, ein ganz einfaches, billiges Modell der Dichtebestim- mungswage im Quadrantensystem auszuführen. Von diesem Ge- sichtspunkte ausgehend gelangte ich zu dieser nachstehend be- Fig. 1. schriebenen Wage, deren Konstruktion den hier schon früher aufgeführten Modellen1 ähnlich ist. Wie aus Fig. 1 ersichtlich, besitzt diese Wage 2 nur eine einfache Skalenteilung ; der Meß- bereich ist 0 bis 20 Gramm in Gramm geteilt. Diese Aus- fiihrungsform mag wohl auch für einfache Praktikumsversuche 1 Vergl. dies. Centralbl. 1910. No. 11. p. 447 ; 1913. No. 18. p. 565. 2 Diese Wage, wie auch die früher beschriebenen Modelle, wird von der Firma A. Dresdner in Merseburg a. d. Saale hergestellt. Oentralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 7 98 M. v. Schwarz, geeignet sein, wo es hauptsächlich darauf ankommt, die Arbeits- weise bei solch einer Dichtebestimmung vorzuführen. Die damit zu erzielenden Resultate kann man wohl noch als gute bezeichnen, wenn man zu diesen Versuchen entsprechende Stücke von etwa 10 — 20 Gramm wählt. In der Tab. 1 sind einige so gewonnene Resultate zusammengestellt, welche die damit erreichbare Genauig- keit erkennen lassen. Im Laboratorium kommt man häufig in die Lage, das spezi- fische Gewicht von ganz kleinen Mineralsplittern und Kristallen bestimmen zu müssen. Bei diesen kleinen Stücken (10 — 20 Milli- gramm und auch noch darunter) war es bisher nur mit Hilfe der Abermals zwei neue Dichtebestimmungswagen. 99 schweren Flüssigkeiten möglich, günstige Resultate zu erzielen; außerdem war dabei die obere Grenze des spezifischen Gewichtes etwa 3,2 — 3,5 und jede Bestimmung umständlich und zeitraubend. Eingehende Versuche , die vorher beschriebenen Wagen im Quadrantensystem auch für derartig kleine Gewichte auszuführen, scheiterten an konstruktiven Schwierigkeiten , weil hierbei die in Frage kommenden Wagebalken zu dünn ausfallen und zu leicht Schaden leiden würden. Hierhingegen haben Proben mit einer Torsionswage, sogar bei kleinen Mineralsplittern, noch sehr gute Resultate ergeben und deshalb soll diese Konstruktion hier näher 7* Fig. 3. 100 M. v. Schwarz, beschrieben werden. Die Fig. 2 und 3 zeigt in dem natürlicher Größe diese Torsionswage1, wie sie schon vielfach in der mikro- chemischen Analyse verwendet wird. Fig. 2 ist die sogenannte Präzisionswage mit Spiegelablesung, während Fig. 3 das vereinfachte Modell, ohne Spiegelablesung zeigt. Das Arbeiten mit dieser Wage ist auch sehr einfach. Mit Hilfe der Fußsclirauben und des Senkels kann die Wage auf jedem festen Tisch senkrecht gestellt werden. Der Hebel f wird auf „frei“ gestellt, bevor man eine Wägung vornimmt und die Null- stellung der Wage kontrolliert. Dies geschieht durch Drehung des Hebels d, wodurch der Zeiger c bis zum Nullpunkt verschoben wird; hier wird dann der Wagebalken bei b ebenfalls in der Nullage einspielen. Sollte dies nicht der Fall sein, so kann dies durch Drehen der Indexkorrektionsschraube, wie aus Fig. 4 ersichtlich, leicht erreicht werden. Fig. 4. Fig. 5. Für Dichtebestimmungen von festen Körpern wird bei a ein vergoldetes Schälchen angehängt, das an einem äußerst feinen Platindraht noch eine selbstfedernde Klammer trägt, in welcher die Mineralsplitter befestigt werden können. Fig. 5 zeigt diesen kleinen Hilfsapparat und Fig. 6 die Wage in der Aufstellung. Bei Dichtebestimmungen ist diese Klammer etwa 5 cm tief in ausgekochtes, destilliertes Wasser einzusenken. Der Vorgang bei einer Dichtebestimmung ist nun folgender : Der betreffende Körper 1 Die Torsionswage wird von der Firma Hartmann & Braun. A.-G. in Frankfurt a. M., hergestellt. Abermals zwei neue Dichtebestimmungswagen. 101 wird auf die Wagschale aufgelegt und der Hebel d so weit nach rechts gedreht, bis der Wagbalken auf den Nullpunkt einspielt. Der Zeiger c läßt uns an der Skala sofort das absolute Gewicht ablesen. Nachdem d wieder in die Ausgangsstellung zurück- gebracht wurde, bringt man den Körper in die Klammer und senkt ihn ins Wasser ein. Eine abermalige Drehung und Ablesung läßt das Gewicht unter Wasser erkennen. Aus diesen Werten ist Fig. 6. Torsionswage für 150 Milligramm. sogleich das spezifische Gewicht zu berechnen. Naturgemäß ist hier ebenso wie bei allen anderen Dichtebestimmungen auf Rein- heit des Materials und auf das Anhaften von Luftbläschen am Körper oder der „Zange“ zu achten. Außerdem darf der Platin- draht nie mit den Fingern angefaßt werden, sondern alle Stücke sind mit der Pinzette zu fassen. Ist der Draht fett geworden, so muß er unbedingt in einer farblosen (blauen) Flamme ansgeglliht werden. Zu bemerken bleibt noch, daß die Einstellung der Wage sehr schnell erfolgt, weil die in Steinen laufende Drehachse mit 102 M. v. Schwarz, 1. Präzisions-Torsionswage. Meß- bereich Millig. Anzahl der Skalen- teile W ert eines Skalen- teils Millig. Größe eines Skalen- teils etw.mm Mit zwei Meß- bereichen (erzielt durch Vorspannen j der Torsionsfeder) I. Millig. 1 II. Millig. Anzahl der Skalen- teile Wert eines Skalen- teils Millig Größe eines Skalen- teils etw.mm 0— 80 300 0,1 0.8 0— 40 400 0,1 0,6 — — — ■ — — 0— 00 300 0,2 0,8 0— 30 30— 60 300 o,i 0.8 0— 80 400 0,2 0,6 0— 40 40— 80 400 0,1 0,6 0 1 o o 500 0,2 0.5 0— 50 50— 100 500 0,1 0,5 0— 150 300 0,5 0.8 0— 75 75— 150 375 0,2 0,7 0— 200 400 0,5 0.6 0—100 100— 200 500 0,2 0,5 0— 300 300 1,0 0,8 0—150 150— 300 300 0,5 0.8 0— 400 400 1,0 0,6 0—200 200— 400 400 0,5 0,6 0— 500 500 1.0 0,5 0—250 250— 500 500 0,5 0,5 0— 600 300 2,0 0,8 0—300 300— 600 300 1,0 0,8 0— 800 400 2.0 0,6 0—400 400— 800 400 1,0 0,6 0—1000 500 2.0 0,5 0—500 500—1000 500 1.0 0,5 2 Vereinfachte Torsionswage. Meß- bereich Milligramm Anzahl der Skalen- teile Wert eines Skalen- teils Millig. Größe eines Skalen - teils etw. mm Mit unter- drückten An- fangswerten M^fäbereich Milligramm Anzahl der Skalen- teile Wert eines Skalen- teils Millig. Größe eines Skalen - teils etw. mm 0— 6 120 0,05 2,0 2— 6 200 00,2 1.2 0— 12 120 0,1 2,0 4— 12 160 0,05 1,5 0— 20 200 0,1 1,2 7— 20 130 0.1 2.0 0— 30 150 0,2 1,6 10— 30 200 0,1 1,2 0— 40 200 0.2 1,2 20— 40 200 0,1 1,2 0— 60 120 0,5 2,0 30— 60 150 0,2 1,6 0— 80 160 0,5 1,5 40— 80 200 0,2 1.2 0— 100 200 0,5 1,2 50— 100 250 0,2 0,1 0— 150 150 1,0 1,6 75 — 150 150 0,5 1,6 0— 200 200 1,0 1,2 100— 200 200 0,5 1,2 0— 300 150 2,0 1,6 150— 300 150 1,0 1,6 0— 400 200 2,0 1,2 200— 400 200 1,0 1,2 0- 500 250 2,0 1.0 250— 500 250 1,0 1,0 0— 600 120 5,0 2,0 300— 600 150 2,0 1,6 0— 800 160 5,0 1.5 400— 800 200 2,0 1.2 0— 1000 200 5,0 1,2 500— 1000 250 2,0 0.1 Abermals zwei neue Dichtebestimmungswagen. 103 Tabelle 1. Zusammenstellung einiger Versuchsresultate der Dichte- bestimmungswage für Unterrichtszwecke. Name des Minerals Ab- solutes ,Gewicht in g Gewicht unter Wasser in g Ge- wichts- verlust = Vo- lumen Spez. Gewicht = Dichte Spezifisches Gewicht nach Literatur- angaben 1 Orthoklas (Feldspat) 7,55 4,50 3,05 2,5 2,5 Kalkspat (Calcit) 15,55 9,80 5,75 2,7 2,6— 2,8 2,72 Flußspat (Fluorit) 9,30 17.50 6,36 12,00 2,94 5,50 3.17 3.18 3,1— 3,2 Quarz 16,78 9,83 10,43 6,35 6,13 3,70 2,65 2,65 2.65 Apatit 14,16 11,50 9,76 7,85 4,40 3,65 3,2 3,2 3.2 Gips 12,73 20,00 7,18 11,40 5,55 8,60 2 3 ’ 2 2—2 4 2,33 Oligoklas 20,00 12,53 7,47 2,7 2.7 Korund 15,60 11,63 3,97 3,9 3,9— 4,0 Granat (Pyrop) 19,80 17,00 14,45 12,40 5,35 4,60 3,7 3,7 3, 7-3, 8 Bronzit 19,40 11,60 13,40 8,00 6,00 3,60 3,23 3,22 3 — 3,5 Mangankiesel 10,10 7,10 3.00 3,4 3,4— 3,7 Wolframit 19,70 12,40 17,08 10,70 2,72 1,70 7,3 7,2 7,1 — 7,5 Schwerspat (Baryt) 15.10 17.10 11,60 13,20 3,50 3,90 4.3 4.4 4,3— 4,7 Anhydrit 8,30 15,30 5,50 10,15 2,80 5,15 9 97 2;97 2’3-3’0 1 Diese spez. Gewichte sind hauptsächlich aus: Franz v. Kobell’s Tafeln zur Bestimmung der Mineralien , neu bearbeitet von K. Oebbeke. München 1912. entnommen. 104 M. v. Schwarz, Tabelle 2. Zusammenstellung einiger, mit der Torsionswage er- zielter Resultate. Name des Minerals Ab- solutes Gewicht in Milli- gramm Gewicht unter Wasser in Milli- gramm Ge- wichts- verlust = Vo- lumen Spez. Gewicht = Dichte1 Spez. Gewicht nach Literatur- angaben2 * Zirkon 96,3 75,0 21,3 4,52 4,5— 4,7 Diamant (von Deutsch- Südwest- Afrika) 62.5 40.7 35,2 35.7 20,4 23,1 24.6 23,0 44,7 29.1 25.2 25.6 14.6 16.5 17.6 16,5 17,8 11,6 10,0 10.1 5,8 6,6 7,0 6,5 3.51 3.52 3,52 3,55 3.50 3.51 3.52 3,54 3,5 3,50—3,52 Albit 124,7 116,6 77,2 72,4 47,5 44,2 2,64 2,64 | 2,6 Calcit 132,0 77,1 83,4 48,7 48,6 28,4 2,72 2,72 1 2,6— 2,8 / 2,72 Fluorit 117,2 55,6 80,6 38,0 36.6 17.6 3,18 3,17 | 3.1— 3,2 Gips 53.1 75.2 30,2 42,6 22,9 32,6 2,33 2,31 J 2,2— 2,4 Adular 107,5 145,4 65.4 88.4 42,1 57,0 2.55 2.55 \ 2,5 ) 2,55 Baryt 116,1 117,5 90.0 91.0 26,1 26,5 4,47 4,44 | 4,3— 4,7 Graphit 110.0 73,7 57,9 39,0 52,1 34,7 2,11 2,13 } 2, 1-2, 2 , 141,7 Rutil . I °0-4 108,6 38,5 33,1 11,9 4,26 4,26 \ 4, 2-4,3 I 4,26 Kupferkies 76.2 145,4 58,0 110,9 18,2 34,5 4.19 4.20 } 4,1-43 1 Bei 17—18° C, bezogen auf Wasser derselben Temperatur. 2 Diese spez. Gewichte sind hauptsächlich aus: Franz v. Kobei.l s Tafeln zur Bestimmung der Mineralien , neu bearbeitet von K. Oebbeke, München 1912, entnommen. Abermals zwei neue Dichtebestimmnngswagen. 105 Name des Minerals Ab- solutes Gewicht in Milli- gramm Gewicht unter Wasser in Milli- gramm Ge- wichts- vei lust = Vo- lumen Spez. Gewicht = Dichte1 Spez. Gewicht nach Literatur- angaben 2 Wolframit 85,2 149,8 73,5 129,0 11.7 20.8 7,31 7,19 } 1-7,5 Bergkristall 92,3 121,0 57,4 75,3 34,9 45,7 2,65 2,65 1 2,6— 2,7 J 2,65 Pyrop 86,4 58,6 63,2 42,8 23,1 15,8 3,74 3,70 \ 5,7 — 3,8 ) 3,69—3,78 Hvacinth (Ceylon) 74,8 71,7 58,6 56,3 16,2 15,4 4,67 4,64 j 4,5— 4,7 Spinell (Ceylon) 66,3 84,0 48,0 60,7 18.3 23.3 3,63 3,62 1 3,5— 4,1 j 3,60—3,63 Turmalin (Schörl) 122,5 130,0 82,6 87,7 39,9 42,3 3,08 3,08 1 2, 9-3, 2 / 3,02—3,08 Rubellit (Pala. Kalifornien) 109,8 112,5 101,7 73,8 76,0 68,6 36.0 36,5 33.1 3.05 3,08 3.06 ( 2,9— 3,2 j 3,02—3,08 Rubin (Ceylon) 101,6 41.0 131,0 66.0 68,4 54,2 76.3 30.6 98.3 49.6 51,2 40,8 25.3 10.4 32,7 16.4 17,2 13.4 4,01 4,06 4.01 4.02 4.02 4.03 3,9—4 4,08 , Sapphir (Ceylon) 143,3 77,1 106,0 48,3 107,6 57,8 79,5 36,0 35,7 19.3 26,5 12.3 4,02 4,01 4,01 4,04 | 3,9—4 | 4,06 Chrysoberyll (Aegypten) (Brasilien) j j 105.0 133,6 134.2 123.2 104.0 77.0 97,6 97,8 90.0 76.0 28,0 36.0 36,4 33,2 28.0 3,75 3,71 3.70 3.71 3.72 3,5— 3,8 3,68—3,78 Olivin (Aegypten) ! 118,1 147,5 82,6 103,0 35.5 44.5 3,33 1 3,32 1 3,2— 3,4 1 3,33—3,37 1 Bei 17 — 18° C, bezogen auf Wasser derselben Temperatur. 2 Diese spez. Gewichte sind hauptsächlich aus: Franz v. Kobell’s Tafeln zur Bestimmung der Mineralien, neu bearbeitet von K. Oebbeke, München 1912, entnommen. 106 Wl. Sedeltschikofi und G. Kulgawoff, einer Aluminiumsclieibe versehen ist, welche sich zwischen den Polen eines Magneten dreht und so durch Wirbelströme eine sehr günstige Dämpfung der Schwingungen hervorruft. Solcherart ist bei einiger Übung eine Wägung in 5 — 10 Sekunden auszuführen. Versuche mit einem Modell, dessen Skala bis 150 Milligramm reichte und in | Milligramm geteilt war, haben sehr befriedigende Resultate ergeben , von welchen in Tabelle 2 einige davon zu- sammengestellt seien. Diese Größe der Wage scheint mir für Laboratorien und Edelsteinhändler besonders empfehlenswert. Hier sei aber noch angefügt, in welchen Größen solche Torsionswagen ausgeführt werden (siehe p. 102). Das untersuchte Modell (bis 150 Milligramm) scheint mir geeignet , die seinerzeit von mir angegebene Dichtebestimmungs- wage (von 0,1 — 0,8 g) ins Kleine fortzusetzen und mag so manchem Mineralogen oder Edelsteinhändler willkommen sein. Zum Schlüsse möge noch darauf hingewiesen werden, daß die molekularen Ober- flächenspannungen der Empfindlichkeit solcher Wagen für Dichte- bestimmungen eine Grenze setzen ; bei den empfohlenen Größen von 150 oder 200 Milligramm stören diese Erscheinungen noch nicht, wenn der Draht von entsprechender Feinheit gewählt wird und die nötigen Vorsichtsmaßregeln eingehalten werden. Mineralogisches Laboratorium der K. Technischen Hochschule zu München, im Juni 1914. Ausbruch des Schlammvulkans „Djautepe“ auf der Halbinsel Kertsch am 18. März 1914. (Vorläufige Mitteilung.) Von Wl. Sedeltschikoff und G. Kulgawoff in Nowotscherkassk. Mit 3 Textfiguren. Literatur , die die Autoren bei der Zusammenstellung der vorliegenden Mitteilung benutzt haben : P. S. Pallas, Bemerkungen auf einer Reise in die südlichen Statthalter- schaften des Russischen Reiches in den Jahren 1793 und 1794. 2. (Deutsch.) N. Andrussow, Die Geotektonik der Kertsch-Halbinsel. (Russisch.) Mate- rialien zur Geologie Rußlands 1893. 16. Kurzer Auszug im Guide des Excursions du VII. Congies Geologique International St.-Peters- bourg 1897. (Environs de Kertsch.) Prof. Golowkinsky, Bericht des Hydrogeologen im Jahre 1897. (Russisch.) Abich, Einleitende Grundzüge der Geologie der Halbinsel Kertsch und Taman. Mein, de l’Acad. Imp. de Sc. de St.-Petersbourg 1865. 9. No. 4. (Deutsch.) Ausbruch des Schlammvulkans „Djautepe“ etc. 107 X. X. Klepixix, Ausbruch eines Schlammvulkans auf der Halbinsel Kertsch. Berichte der Naturforscher -Gesellschaft in der Krim. 1911. 1. (Kussisch mit deutschem ResumA) A. X. Krassnow, Zur Kenntnis der Schlammvulkane des östlichen Trans- Kaukasien. Travanx de la Sociöte des naturalistes ä l’Universite Imperiale de Charkow. 39. Lief. II. Am 18. März 1914, wie es in dem Zeitungen telegraphisch mitgeteilt war, erfolgte ein gewaltiger Ausbruch des Schlamm- vulkans Djautepe auf der Halbinsel Kertsch. Um die Ursache und den Charakter des Ausbruchs, seine Dimension und Resultate aufzuklären, wurden von der Technischen Hochschule in Nowotscherkassk Assistent Wl. Sedeltschikoff mit dem Studenten G. Kulgawoff entsandt. Die Resultate sind in dieser vorliegenden vorläufigen Mit- teilung dargelegt. Kurze geologische Beschreibung der Halbinsel Kertsch. AVas die Orographie und Tektonik anbetrifft, so kann man die Halbinsel in zwei Teile teilen: SVV-Flachland und XO-Htigelland. Die Sedimentgesteine der Halbinsel gehören zur tertiären For- mation; sie sind von Prof. N. Andrussow untersucht und von ihm der Fauna nach in Stufen eingeteilt worden, die wir hier schema- tisch wiedergeben : Tertiär-Formation. P. Pontische Stufe. .. ( b) Obere pontische Schichten. Phocan , TT A. , _ , . , ^ a) Lntere pontische Schichten Oberes Miocän MP. Mäotische Stufe. c) Schichten mit Dreissenia novorossica Sixz. b) Schichten mit Dreissenia subbasterotii Tourx. a) Baukalkstein H3. Sarmatische Stufe. d) Bryozoenschichten c) Heller Schieferton b) Mergel, Sand, Kalk (3 Abteil.) a) Oberer dunkler Ton Mj. Mediterran-Stufe. r c) Spamodön-Schichten (2 Abteil.) Mittleres Miocän b) Tschokrakschichten (4 Abteil.) I a) Unterer dunkler Ton (2 Abteil.) Die Gegend der Halbinsel Kertsch wurde am Ende des Miocän bedeutenden tektonischen Prozessen unterworfen. 108 Wl. Sedeltschikoff und G. Kulgawoff, Fast unzerstörte, z. T. ganz horizontal und völlig von anderen Schichten unabhängig liegende pontische Schichten zeigen, daß die Bildung der Falten zu Anfang der pontischen Zeit ganz vollendet war, und daß der Hauptzeitpunkt der Faltenbildung für die Halbinsel Kertsck in das Miocän fällt, d. h. die Zeit, die mit den gewaltigen tektonischen Veränderungen auch im Kaukasus zu- sammenfällt. Durch spätere Denudationsprozesse sind die Falten zerstört worden. (Fig. 1.) Karte der Faltungszonen von Kertsch und Taman. In dem südwestlichen Teil, der wahrscheinlich früher höher gewesen ist , sind alle Ablagerungen , die höher als der untere dunkle Ton M2a liegen, weggewaschen, und diese Tone sind hier als Grundgesteine ausgebildet. In dem nordöstlichen Teil linden wir alle Gesteine, die in dem Schema angeführt sind. Sie sind in Falten geordnet und die Zerstörung konnte, wegen der verschiedenen Zusammensetzung, hier nicht mit gleicher Schnelligkeit fortschreiten, wodurch auch das Relief in dieser Gegend bedingt ist. Was die Schlammvulkane anbetritft, so sind alle Schlamm- vulkane einer bestimmten Region in Reihen parallel der tekto- nischen Linien verteilt, und die Regionen selbst sind auf den Anti- klinen angeordnet. Diese Gesetzmäßigkeit wurde von Abich und Prof. Krassnow für die transkaukasischen und von Prof. Golow- kinsky und Prof. Andrussow für die Schlammvulkane der Halb- insel Kertsch und Taman festgestellt. Ausbruch des Schlammvulkans „Djautepe“ etc. 109 Der Schlammvulkan Djautepe liegt ganz isoliert in der Ebene des südwestlichen Teiles des Kreises Theodossia, auf dem halben Wege zwischen Theodossia und Kertsch. 20 Werst1 weit von der Station Sem-Kolodesei der Südlichen Eisenbahn, 12 Werst weit vom Dorfe Petrowsky. Die dem Schlammvulkan nächsten bewohnten Stellen sind: das Dorf der Tartaren Djautepe südlich 1 Werst weit; östlich auch in 1 Werst Entfernung liegt eine Ökonomie der Russen und 4,5 Werst weit nördlich liegt das Dorf der Tartaren Kip-Kiptschak. Der Schlammvulkan liegt ungefähr 250 Fuß über dem Meeresniveau und ungefähr 150 Fuß höher als das Flachland, so daß er von weitem zu sehen ist. Über die früheren Ausbrüche des Schlammvulkans Djautepe berichtet der Akademiker Pallas. Er beschreibt einen Ausbruch im 18. Jahrhundert, der von Flammen und Rauch begleitet wurde. Später beschreibt Prof. Golowkinsky im Jahre 1889 diesen Vulkan und weist darauf hin, daß er auf dem Gipfel des Berges nassen, zähen Schlamm getroffen hat. Weiter bis zum Jahre 1909 blieb der Schlammvulkan ganz still. In diesem Jahre waren zwei Ausbrüche 16./ 17. März und 17./ 18. August, die von N. N. Klepinin beschrieben wurden. Aus dieser Beschreibung sieht man , daß der Gipfel des Berges nach dem Ausbruch sich mit tiefen Spalten (tiefer als 5 Faden2) bedeckt hat. Der Schlamm hat auf dem südlichen Teil des Kraters eine Pforte bis 2 — 2,5 Faden hoch und 20 Faden breit, durchgebrochen, durch die der Schlamm auf die südliche Seite des Berges herunterfloß. Der ganze Schlammstrom war 160 Faden lang, 20 — 30 Faden breit und 2,5 Faden bis 3 Arschin3 dick. Die ganze Masse des Schlammes wurde von N. N. Klepinin auf ca. 8 000 000 Pud4 berechnet. Weiter bis zum Jahre 1914 bleibt Djautepe wieder still und sieht ganz erloschen aus. Im Anfang März 1914 bemerkt man eine stärkere Gasausscheidung und am 18. März geschieht ein gewaltiger Ausbruch, von dem die Augenzeugen uns folgendes erzählt haben. Am 18. März um 7 Uhr morgens hörten sie von der Seite des Berges Lärm und Getöse ; die Gase, die aus dem Krater herausstiegen, warfen den Wasserdampf und den Schlamm bis 30 Faden hoch. Dann kam der Schlamm, der ziemlich ruhig vom Berge in die Pforte, die noch während des Ausbruchs 1 909 entstanden ist, herunterfloß. Zu der Zeit, wo wir nach Djautepe gekommen sind (2. April), wurde die Tätigkeit des Schlammvulkans so schwach, daß im 1 1 Werst = 1,0668 Kilometer. 2 1 Faden = 2,1336 Meter. 3 1 Arschin = 0,7112 Meter. 4 1 Pud = 16,3804 Kilogramm. 110 Wl. Sedeltschikoff und G. Kulgawoff, Krater selbst der Schlamm ganz ausgetrocknet war und nur aus den Spalten, die den Schlamm durchschneiden, das Gas mit leichtem Zischen ausstieg. Der Plan des Schlammvulkans (Fig. 2), der nach Messungen mit dem Theodoliten von uns zusammenge- stellt ist, gibt ein Bild der Resultate des Aus- bruches. Der Krater des Vul- kans stellt einen Kessel mit einem flachen Boden dar, dessen Dimensionen in der Richtung NS bis 23, in der Richtung OW bis 18 Faden messen, die Tiefe des Kessels ist 2 Faden. Der Krater ist mit einer frischen, aus- getrockneten, knolligen Masse des Schlammes ausgefiillt ; der östliche Teil des Kraters ist sehr stark zerstört, mit breiten Spalten bedeckt, und der nebenliegende Teil ist mit Blöcken alten Schlammes, dessen Oberfläche oft mit Glei- tungsstrichen bedeckt ist, versperrt. Dieser Teil des Kraters ist am meisten deformiert und zeigt ein groß- Fi£. 2. artiges Bild der Zer- störung. Der westliche Teil ist ebenso mit Spalten bedeckt, die Spalten sind aber nicht so groß und zeigen nur das Sinken des Bodens. In dem südwestlichen Teil des Kraters befindet sich die Pforte, 8 Faden breit, die noch beim Ausbruch im Jahre 1909 entstanden ist und durch die auch im Jahre 1914 der Schlamm vom Berge herunterfloß. Um den Krater herum, insbesondere an der nordwestlichen Seite, sieht man eine Menge Spalten, die teils neu, teils aber schon im Jahre 1909 entstanden sind. Die Spalten liegen mehr oder weniger konzentrisch um den Krater herum. Die Haupt- Ausbruch des Schlammvulkans „Djautepe“ etc. 111 raasse des Schlammes floß durch die Pforte herunter und bildete hier auf der südlichen Seite des Berges in der Richtung SO — 160° einen zungenartigen Strom 155 Faden lang, 28 (oben beim Krater) bis 65 (unten am Fuß) Faden breit. Am Anfang bei der Pforte hat der Schlamm sich den Weg im Material des Ausbruchs 1909 gegraben in der Form eines Hauptkanals, 5 — 2 Faden breit und 35 — 40 Faden lang; von der Mündung des Kanals an floß schon der Schlamm in der Form eines breiten Stromes auseinander. Außer durch den Hauptkanal wurde wahrscheinlich der Schlamm direkt über die Ränder des Kraters an seiner SSO-Seite heruntergeworfen, was die Ursache zur Bildung eines kleineren Stromes gegeben hat, der eine kleine Schlucht ausfüllte. Das Vorhandensein der Pforte hat das Herunterfließen der Ströme, wie im Jahre 1909, so auch jetzt, auf einer Seite des Berges verursacht, sowie auch die Überlagerung der beiden Ströme, so daß aus dem jetzigen Strom nur an einigen Stellen die Teile des Stromes von 1909 zum Vorschein kommen. Die Mächtigkeit des Schlammes auf dem Berge ist wahrscheinlich nicht höher als 1 Arschin, am Fuß aber steigt sie bis ca. 3,5 — 4 Arschin. Wir nehmeu durchschnittlich die Mächtigkeit des Stromes bis 1,5 Arschin an. Das mit den beiden Stimmen bedeckte Plateau, auf dem Plan mit dem Planimeter ausgemessen, und auf den Abhang des Berges (ca. 8°), bezogen, nimmt ca. 9740 Quadrat- faden ein. Wenn wir das spezifische Gewicht der Produkte des Ausbruchs (Gesteine, Schlamm und Wasser) gleich 2,2 annehmen, so bekommen wir als ganzes Quantum des ausgebrochenen Mate- rials 6 470 000 Pud. Ausbruchsprodukte. Der Schlamm ist ein Gemisch von verschiedener Konsistenz von feingeriebenem schlammigem Tonmaterial mit Wasser: im nassen Zustand hat er eine dunkelgraue bis grünliche Farbe: beim Austrocknen wird er hellaschgrau; beim Durchglühen wird er rot. U. d. M. kann man folgendes unterscheiden: Quarz, Kalk- stein und T o n t ei 1 e verschiedener Dimension, Glaukonit, der dem Schlamme die grünliche Farbe gibt. Auf chemischem Wege wurden qualitativ Si, Fe, Al, Mn, Ca, K, Na, CI, P, S gefunden. In dem Schlamm ist eine große Anzahl verschiedener Sedi- mentgesteine eingeschlossen, die abgebrochen und beim Heraus- treten des Schlammes unter starkem Drucke der Gase mitgerissen wurden. Stücke von solchen weichen Gesteinen wie Mergel, Ton sind gerieben und abgerollt und ihre Oberfläche ist gekritzt. Unter diesen Auswürflingen kann man folgende Gesteine und Mineralien unterscheiden: Schieferton dunkelgrauer Farbe, Mergel weiß und grünlich, Glaukonitton und -Sandstein, Muschelkalkstein, tonigenSiderit, Markasit, Pyrit, 112 Wl. Sedeltschikoff und G. Kulgawoff, Ausbruch etc. Gips, Calcit; die beiden letzten sind häufig bituminös; das Bitumen kommt als Ausfüllung der Hohlräume, als Niederschlag auf den Kristallen und auch als färbender Stoff, die Kristalle durch- dringend, vor. Die Oberfläche des Schlammes ist an einigen Stellen mit aus- blühenden Salzen bedeckt. Hier haben wir die Ausscheidungen zweier Arten gefunden. Die einen sind dicht, bedecken die Ober- fläche des Schlammes wie mit einem Häutchen; die anderen nadelförmig. Diese letzten konnte man auf dem Schlamm selbst sehen und auch auf den Aus- scheidungen der ersten Art, hauptsächlich in den Spalten aufgewachsen. Wir haben sie auf dem Schlamme der beiden Ausbrüche ( 1 909 u. 1 9 1 4) gesammelt. Diese Ausscheidungen werden von uns chemisch untersucht. Im Gebiete des Schlamm- vulkans kann man zwei Aufschlüsse der Gesteine beobachten (Fig. 3). Der eine ist ein Aufschluß der sarmatischen Kalkstein- schichten (Bestimmung von Prof. Goloavkinskv und AndrussowJ mit den Lage- rungselementen : N ca. 15° — 35° 0, liegt an der NO- Seite des Berges in der Entfernung von ^ Werst und bildet einen Hügel, der Tobetschik genannt wird. Der andere Aufschluß liegt beim Teich und stellt einen dunkelbraungrauen Tonschiefer dar. (Das Alter ist nicht bestimmt, scheint aber älter als der sarrna- tisclie Kalkstein zu sein.) Die Lagerungselemente sind: das Streichen N 70° 0, das Fallen SO; parallel der Schichtungsfläche enthalten diese Schiefer oft tafelförmige Gipskristalle, runde Konkretionen von tonigem Siderit, der dem in den Auswürfen des Vulkans ge- fundenen sehr ähnlich ist. Die beschriebenen Aufschlüsse sind nicht hinreichend, um den geologischen Bau der Gegend aufzuklären, doch kann man auf Grund der Untersuchung dieser Aufschlüsse sagen, daß der geologische Bau einerseits recht kompliziert ist, daß der Schlamm- vulkan Djautepe anderseits nahe dem Antiklinalkern liegt. cJLxyori oUi Sch/ccmm - Z/ct/cczsio a ute/oe . fcul. aco s®o v JzcnucUj Jchlasnmu d ' jujhcitf} Ju*6züdt*' , Jo-n o ? sr i Fig. 3. C. Gagel, Geologische Notizen aus der Lausitz. 113 Außer dem, was in der vorliegenden Notiz mitgeteilt ist, haben wir eine Sammlung von Auswürflingen, Gasen, Schlamm und Fossilien mitgebracht, deren Beschreibung nach der geologisch- paläontologischen, petrographischen und chemischen Bearbeitung nebst den an Ort und Stelle gemachten photographischen Auf- nahmen später veröffentlicht werden wird. In der letzten Zeit sind in der russischen Literatur folgende Beschreibungen des Ausbruchs des Schlammvulkans Djautepe er- schienen: in der Zeitschrift „Juschniy Inscliener“, April 1914, von S. S. Gembizky; in der Zeitschrift „Priroda“, Mai 1914, von P. A. Dwoitchenko; ebenda von P. Bei.sky, „Zur Frage der Ent- stehung der Schlammvulkane“. Fiir unsere Entsendung in das beschriebene Gebiet sagen wir unseren besten Dank den Herren Professoren der Technischen Hoch- schule in Nowotscherkassk P. P. Sustschinsky, P. N. Tschirwinsky und N. S. Uspensky. Mineralogisches Institut der Technischen Hochschule Nowo- tscherkassk, Mai 1914. Geologische Notizen aus der Lausitz. Von C. Gagel. Mit l Textfigur. I. Das Alter des Lausitzer Granitits und der Diabase. Gelegentlich einer Bereisung des Lausitzer Braunkohlengebietes zwecks Vorbereitung von Vorlesungsexkursionen und zum Studium der interglazialen Verwitterungserscheinungen im älteren Diluvium gelang es mir, nebenher einige Beobachtungen zu machen, die — wenn sie auch z. T. nichts völlig Neues bringen — mir doch als anschauliche, völlig klare Beweise für vielerörterte Streit- fragen nicht ohne Interesse zu sein scheinen. In den großen Grauwackensteinbrüchen von Oßling-Scheckthal bei Zeißholz südlich Hoyerswerda sind jetzt ganz ausgezeichnete Aufschlüsse vorhanden, in denen die außerordentlich starke, steil aufgerichtete Faltung und transversale Schieferung der quarzitischen Grauwacken ausgezeichnet zu beobachten ist. Was den Aufschlüssen augenblicklich ein besonderes Interesse verleiht, ist nun der Um- stand, daß quer durch die steilgestellten, gefalteten und geschieferten Grauwacken eine ganz ungestörte, horizontale, z. T. aplitische Apophyse des Lausitzer Granitits quer durchsetzt, zum augen- scheinlichsten Beweise, daß die Intrusion dieses Lausitzer Granitits nicht nur postculmisch ist — was man nach der Kontaktmeta- Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 8 114 C. Gagel, morphose durch den Granitit an andern Stellen der jetzt als Unter- culm erwiesenen Grauwacken bei der Kartierung schon festgestellt hatte1 — , sondern daß diese Intrusion des Granitits und seines Ganggefolges auch erst n a c h der Aufrichtung, Faltung und Schieferung des C u 1 m s erfolgt ist! Westwand Fig. 1. Steinbruch Oßling-Scheckthal. März 1914. Cug — Quarzitische Grauwacke des Untercuhu. Die Grauwacke ist z. T. dünnschichtig, z. T. ziemlich dickbankig. Die Schieferung steht ebenfalls sehr steil und schneidet die Schichtung im spitzen Winkel — sie ist hier nicht mitgezeichnet. Die Grauwackenbänke sind z. T. auch noch ver- schiedenfarbig. G = z. T. aplitische Apophyse des Lausitzer Granitits: 3 — 4 dm mächtig. J) = Diabas feinkörnig. Der Aufschluß ist jetzt so schön und lehrreich, besonders für Studentenexkursioneu, wie er nicht schöner gedacht werden kann, und ist ohne jede Erläuterung schlechthin beweisend für das Alter des Granitits. In denselben Brüchen, noch besser aber in den Grauwackenbrüchen des Koschenberges bei Seuftenberg, wo der Granitit zwar auch aufgeschlossen , im Kontakt aber nicht zu beobachten ist, sind auch mächtige Diabasintrusionen zu beobachten und auch bei diesen Diabasen — besonders am Koschenberg — ist es evident, daß auch sie postculmisch und nicht altpaläo- zoisch, daß sie also Mesodiabase sind. Der Diabas am Koschenberg bildet einen linsenförmigen, etwa 90 — 100 m langen und 30 m mächtigen, steil aufsetzendeu Eruptivkörper, der an den 1 Weise, Beiträge zur Geologie der nordsächsischen Grauwacken- formation. Zeitsehr. d. deutsch, geol. Ges. 1913. p. 587 ff., und Erläute- rungen zu den sächsischen Kartenblättern. Nach Mitteilung der Arbeiter sollen auch hier in der Grauwacke Ptianzenreste Vorkommen. Geologische Notizen ans der Lausitz. 115 Schichten dev steil aufgerichteten quarzitischen Grauwacke abstößt und ganz offenbar ebensowenig von der Gebirgsbildung betroffen ist, wie die Granitit — Aplit-Apophvse von Oßling-Scheckthal. Die culmische Grauwacke ist von dem Diabas aufs deutlichste kontaktmetamorphosiert; der Diabas in der Mitte des Intrusivkörpers grobkörnig mit schönster Diabasstruktur1, nach dem Salband zu recht feinkörnig und an der Kontaktfläche ganz eigentümlich zersetzt und umgewandelt. Auch dieser Aufschluß am Koschenberg ist jetzt schlechthin überzeugend und außerordent- lich lehrreich ; die transversale Schieferung der sehr gleich- und feinkörnigen quarzitischen Grauwacken ist so stark, daß meisten- teils die Schichtung kaum oder gar nicht festzustellen ist, während sie in den Brüchen bei Zeißholz doch immer noch recht gut kenntlich ist. [[. Die Mächtigkeit (1er Lausitzer Braunkohlenbildung. Während die übrigen Braunkohlenablagernngen der Lausitz in der Gegend von Senftenberg — Hoyerswerda ganz ungestört oder nur wenig gestört liegen, fiel mir bei einem Besuch der Ober- lausitzer Braunkohlenwerke („Olba“) bei Kl. Saubernitz die sehr erhebliche Störung und Steilstellung der dortigen Flöze auf, und ferner erfuhr ich durch den liebenswürdigen Leiter des dortigen Werkes, Herrn Dipl. -Ing. Fräser, daß neuere Bohrungen in dem Kohlengebiet von Kl. Saubernitz eine ganz erstaunliche und un- erwartete Mächtigkeit der dortigen Brannkohlenformation ergeben haben, die in mehreren Bohrlöchern mehr als 120 — 126 m, in einem 160 m, ferner in einigen andern 161,2 m, 173,6 m und 176,5 m beträgt, also die auffällige Mächtigkeit der Kohlenbildungen im Zittauer Bevier fast erreicht. Die Zahl der Flöze in diesen mächtigsten Ablagerungen beträgt 8 — 10 mit 26 m bis 36 m, ja bis über 61 m Flözmächtigkeit; die Mächtigkeit der einzelnen Flöze schwankt zwischen 1,5 m, 2,5 m, 3,5 m, 4,5 m, 5,5 m, 6 m, 7 m, 10 m, 13 m bis 26.5 m. wobei der starke Wechsel in der Zahl, Mächtigkeit und Lage der einzelnen Flöze bei den ver- schiedenen Bohrungen sehr auffallend ist. Sehr auffällig bei den Bohrregistern ist die — auch von Herrn Bräsel bei den Bohrungen bemerkte — Tatsache, daß, während die Tone zwischen den Kohlen- flözen wie gewöhnlich hell bis fast weiß, braun oder grau bezw. schwarz sind, die tiefsten Tone eine deutlich bezw. intensiv blaue Farbe hatten und sehr harte Steinschichten enthielten oder von solchen nnterlagert wurden, die gewöhnlich den Bohrungen ein Ziel 1 Als mineralogisch- petrographische Merkwürdigkeit sei erwähnt, daß ich mitten im grobkörnigen Diabas eine saure, ganz unregelmäßig be- grenzte. mit dem Diabas fest verwachsene, über kopfgroße Ausscheidung beobachtet habe, die miarolitisch struiert war und im wesentlichen aus Albit und Quarz besteht! 8* 116 C. Gagel, setzten. Leider ist weder von diesen blauen Tonen noch von den auffälligen Steinschichten in ihnen irgend etwas aufgehoben, auch auf das Vorkommen von Fossilien ist nicht geachtet, so daß über Alter und genauere Beschaffenheit dieser Tone nichts auszusagen ist. Profile einiger Braunkohlenbohrungen bei Kl. Saubernitz. Bohrung 265 Bohrung 283 0 — 0,30 m grauer Ton — 1,30 Kieselguhr (alluv.) — 7,50 Ton schwarz -13.00 Kohle (5,50 m) —15,00 sandiger Ton —21.50 Kohle (6.50 in) — 24,5 schwarzer Ton —28,50 grauer fester Sand —30,0 brauner Sand —83,50 Kohle (3,50 m) —34,50 sandiger Ton —38,50 grauer Sand —39,50 sandiger Ton —41,0 Kohle (1,50 m) —42.0 grauer Sand —52,0 Kohle (10 m) —54,0 brauner Ton — 59 Ton mit Kohle -61,50 Kohle (2 50 m) —68,0 Ton mit Kohle —70,0 grauer Ton —71,0 Kohle (lm) —74,0 Ton mit Kohle -77,5 Kohle (3,50 in) —81,5 grauer Ton —88,0 Kohle mit Ton- schichten —92,0 grauer Ton —98,0 Ton mit Kohle —124,50 Kohle (26,5 m) —127,0 Ton mit Kohle — 160,0 weißer Ton zusammen 10 Flöze mit > 60,5 m reiner Kohle 0—0,40 m Mutterboden —1,60 Kieselguhr —2,40 Sand grau -3,0 Ton braun -7,50 Kohle (4,50 m) —10,0 Ton mit Kohle —15,0 grauer Ton —21,5 grauer Sand —28,5 schwarzer Ton -34,0 Kohle (5,50 m) —39,0 schwarzer Ton — 40.0 grauer Sand —43,0 schwarzer Ton —47,0 grauer Sand — 53,0 Ton mit Kohle —66,0 Kohle (13 m) —95,0 grauer Ton —98.0 sandiger Ton — 106,0 grauer Ton —107,5 Kohle holzig (1,5 m) —118,0 weißer Ton —119.5 Ton mit Kohle — 127,0 grauer Ton —130.0 Ton mit Kohle —132,0 Kohle m. Tonschicht. —133,50 grauer Ton —137,5 Kohle (4 m) —139,5 Kohle mit Ton -143,0 Kohle (3,5 m) —144,0 Ton -146.0 Kohle (2 m) — 148,0 Ton —150,0 Kohle (2 m) —152,5 Ton mit Kohle —155,0 grauer Sand —156,5 toniger Sand — 161,2 grauer Ton zusammen 9 Flöze mit >36 m reiner Kohle Geologische Notizen aus der Lausitz. 117 Bohrung 389 0-1 m grauer Ton 71,0 — 73,0 m brauner Ton —6,00 grauer Sand — 77,0 grauer Sand —10,0 grauer Ton — 78,0 brauner Ton —20.0 grauer Kies — 81.0 Kohle (3 m) —40,0 grauer Sand — 84.0 Kohle mit Ton —42.0 grauer Ton — 102,0 grauer Ton — 44,5 sandiger Ton — 107.0 Ton mit Sand —45,5 grauer Sand — 109,0 grauer Sand — 51.5 grauer Ton — 142,0 grauer Ton —54,0 grauer Sand — 149,0 brauner Ton — 58,0 sandiger Ton — 152,0 Ton mit Kohle — 64,0 grauer Ton — 168,0 sandiger Ton -66,0 brauner Ton — 170,0 grauer Ton —68.0 grauer Sand — 176,5 grauer sandiger Ton —69,0 brauner Ton zusammen 2 Flöze mit > 5 m -71.0 Kohle (2 m) reiner Kohle ! Bohrloch 384 Bohrloch 386 0 — 6,5 m grauer Sand 0 — 4 m grauer Sand —8.0 Kohle (1.50 m) —8 schwarzer Ton —11.0 Sand mit Kohle — 13 Kohle (5 m) — 12,5 schwarzer Ton —17 grauer Sand 1 IC b Kohle (14.5 m) — 19 Kohle (2 in) —33,0 brauner Ton — 20 grauer Sand —38,0 grauer Sand — 22,5 schwarzer Ton mit Kohle —46,0 weißer Ton — 34.5 Kohle (12 m) — 50,0 gelber Ton — 37,5 brauner Ton —60.0 weißer Ton — 46,0 schwarzer Ton mit Kohle —64,7 blauer Ton mit Stein- — 49,0 grauer Ton schichten — 51,0 brauner Ton —65,1 festes Gestein — 54.0 Kohle mit Ton - — 60,0 grauer Ton — 62.0 blauer Ton zusammen 2 Flöze mit 16 in — 66,0 blaues Gestein reiner Kohle — 66.8 festes Gestein zusammen 4 Flöze mit mehr als 19 m reiner Kohle Alle diese — gegen 400 — Bohrungen sind auf Verhältnis- mäßig kleinem Gebiet, den Feldern der „Olba“, heruntergebracht und beweisen, daß die Unterkante der Braunkohlenformation eine sehr unregelmäßige und stark schwankende ist und daß die ganze Ablagerung entweder in ihrem Aufbau stark wechselnd oder 118 C. Gagel, Geologische Notizen aus der Lausitz. stark gestört — oder beides — ist. Die sehr großen Schwankungen in der Mächtigkeit der Flöze in den Bohrungen wird wahrschein- lich auf Aufrichtung und Steilstellung einzelner Flöze zurück- zuführen sein. Eine von den tiefsten Bohrungen (No. 388) ergab sowohl eine sehr große Zahl von Flözen wie auch ganz unten die blauen Tone, die also ebenfalls in sehr schwankendem Niveau auftreten. B o li r u n g 388 0—1 m toniger Sand 67,5 — 70,0 m Ton mit Kohle — 1,50 grauer Sand -96.5 grauer Ton -7,0 weißer fester Ton —98,0 fester Sand —8,50 grauer Sand —105,0 grauer Ton — 11,0 weißer Ton —106.0 Kohle (1 in) — 13,0 grauer Sand — 112,0 grauer Ton —23,5 weißer Ton —113,5 Kohle (1,5 in) —28,0 Kohle (4.5 m) —116.5 brauner Ton —29,0 brauner Ton — 120,5 Ton mit Kohle —33,0 grauer Sand - 126,0 Kohle (5,5 m) —34.5 brauner Ton —134.0 grauer Ton -40,5 Kohle (6 m) — 138.0 sandiger Ton —43,5 grauer Sand — 147,0 grauer Ton —45,0 Ton mit Kohle —150,5 Kohle (3,5 m) —46,5 sandiger Ton -170,0 grauer Ton —50,0 fester Sand —173,6 blauer Ton — 57.5 —66,0 Kohle (7,5 m) brauner Ton zusammen also 8 Flöze mit —67,5 Kohle (1,5 m) reiner Kohle! Ich bin der Direktion der „Olba1- zu großem Dank verbunden für die Mitteilung der Bohrprofile und für die Erlaubnis, diese interessanten Profile zu publizieren. Leider sind alle Bemühungen des Herrn Bräsel, noch etwas von den blauen Tonen und den eingelagerten harten Steinschichten unter dem Bohrmaterial auf- zufinden, vergeblich gewesen. Aus der immer und bestimmt wieder- holten Angabe über die blaue Farbe des Tones und dem Auf- treten der sehr harten Bänke darin und darunter, die in der ganzen Braunkohlenformation fehlen, wird man aber wohl mit ziemlicher Sicherheit auf eine marine (glaukonitische) Bildung schließen können, die hier im Liegenden der Braunkohlenformation auftritt. Sowohl an Zahl der Flöze wie in der Mächtigkeit der ganzen Bildung überschreiten diese Braunkohlenablagerungen von Ivl. Saubernitz bei weitem alles, was bisher aus der Lausitzer Braunkohlenforma- tion bekannt war. Dahlem, 25. Oktober 1914. W. E. Schmidt, Arthroacantha H. S. Williams etc. 119 Arthroacantha H. S. Williams = Platyhexacrinus W. E. Schmidt. Eine Berichtigung von W. E. Schmidt. Mit 3 Textfiguren. In dem paläontologischen Anhänge zu meiner vorwiegend stratigraphischen Arbeit: „Cultrijugatus- Zone und Unteres Mittel- devon südlich der Attendorn-Elsper Doppelmulde“, Jalirb. Preuß. Geol. Landesanstalt 1912, Bd. 33, T. 2, p. 265 — 318, Berlin 1913, ist mir eine bedauerliche Unachtsamkeit unterlaufen, die ich hiermit berichtigen will. Der Wunsch, die bei den Aufnahme- arbeiten gefundenen neuen Versteinerungen zusammen mit den stratigraphischen Resultaten zu veröffentlichen, hatte mich verleitet, die Literatur nicht mit der nötigen Gründlichkeit zu berücksichtigen; auch habe ich einige Beobachtungsfehler zu berichtigen. Gestützt auf zwei leidlich vollständige Exemplare habe ich in dem paläontologischen Anhänge zu jener Arbeit die neue Gat- tung Platyhexacrinus aufgestellt , als deren Typus P. inornatus zu gelten hat, was ich dort zu betonen versäumt hatte. Die genannte Art betrachtete ich als den Typus der neuen Gattung, weil sie die Organisation am vollständigsten erkennen läßt , nämlich die Gestalt und Zusammensetzung des Kelches und der Kelchdecke, den Bau der Arme und der Pinnulae und auch den proximalen Teil des Stieles. Diese Art hat sehr wahrscheinlich glatte Täfelchen des Kelches und der Kelchdecke ; die zweite, auch in der Gestalt des Kelches etwas abweichende Art, P. ornatus, hat aber deut- liche Tuberkel auf allen Plättchen des Kelches und der Kelchdecke. Bei der Beschreibung jener beiden Arten hatte ich die Gat- tung Arthroacantha Williams = Hystricrinus Hinde unbeachtet gelassen, für die die folgende Literatur in Betracht kommt: H. S. Williams, On a crinoid with movable spines. Proceed. Ame- rican Philosophical Society. 21. 1383. p. 81 — 88. Williams hat das am meisten auffallende Merkmal dieser Formen , nämlich die an Echiniden- stachel erinnernden beweglichen Stachel, die Tuberkeln mit zentralem Eindruck aufsitzen , eingehend und richtig beschrieben. Die beiden von ihm durch Größe und durch Zahl und Länge der Stacheln unterschiedenen Arten haben 2 Costalia; der Stiel war noch nicht richtig erkannt worden. G. J. Hinde, Description of a new species of crinoids with arti- culating spines. Ann. u. Mag. Nat. Hist. 15. (5. Ser.) 1885. p. 157 — 173. Hinde hat die eine der WiLLLAMs’schen Arten unter neuem Gattungs- und Artnamen ausführlich beschrieben. Neu und wichtig ist in der Beschrei- bung, daß er isolierte Stielfragmente, die durch besonders stark entwickelte Cirren ausgezeichnet sind . richtig als zu der von ihm beschriebenen Art gehörig erkannt hat. Ch. Wachsmdth u. F. Springer . Revision of the Palaeocrinoidea, Part. III. Proceed. Academy Nat. Hist. Philadelphia 1885. p. 338 — 341. 120 W. E. Schmidt, Arthroacantha H. S. Williams Wachsmüth u. Springer beschäftigen sich mit nomenklatorischen Fragen und entscheiden sich für den Namen Arthroacantha. Sie zweifeln an der Zugehörigkeit der von Hinde beschriebenen cirrentragenden Stielfragmente zu dieser Gattung. 0. Follmann, Hystricrinus Schwer clii Follm. , eine neue Crinoiden- art aus den Oberen Coblenzschichten. Verli. Naturhist. Ver. Eheinl. u. Westf. 58. 1901. p. 66 — 76. Die Arbeit Follmann’s bedeutet einen großen Fortschritt , da hier zum ersten Male an vollständigeren Exemplaren die Zusammengehörigkeit der auffallenden cirrentragenden Stiele und voll- ständig erhaltener Arme mit zur Gattung Arthroacantha gehörigen Kelchen festgelegt werden konnte. An dieser neuen Art konnten nur Tuberkel mit zentralem Eindruck, keine Stacheln erkannt werden ; auch diese Form besitzt 2 Costalia. J. F. Whiteaves, Oontributions to Canadian Palaeontology. Part. II. Geol. Survey of Canada. 1. 1889. p. 96 — 98. Whiteaves bringt nur lite- rarische Bemerkungen zu A. p u nctobrachiata Will., keine neue Be- obachtungen. Ch. Wachsmüth und F. Springer , The North American Crinoidea Camerata. 2. Mein. Museum Comparat. Zool. Harvard College. 21. 1897. p. 747 — 752. In diesem zusammen fassenden Werke werden nochmals die beiden schon bekannten amerikanischen Arten und eine neue, ebenfalls 2 Costalia besitzende ausführlich beschrieben. Aus obigen Beschreibungen ergibt sich folgende kurze Diagnose der Gattung Arthroacantha: BB 3 gleichgroß; RR 5 sehr groß, mit kleinem halbmondförmigen Ausschnitt als Gelenkfläche für das folgende Costale und mit einer kielartigen Erhöhung unter dem Gelenkausschnitt; CC 2X5 klein von der Gestalt der P> Br; über dem axC2 beginnen die stark divergierenden Arme; die untersten BBr über axC2 meist einzeilig oder wechselzeilig, die höheren bald zweizeilig werdend; jedes Br trägt eine Pinnula von 5 oder mehr Gliedern; AIR, so hoch als R, aber nicht so breit und mit weniger stark divergierenden Seitenkanten. Über die Zahl und Anordnung der IRR ist aus den Beschreibungen keine völlige Klarheit zu gewinnen ; die Kelchdecke ist blasenartig aufgewölbt. Stiel mit alternierenden Gliedern verschiedener Breite und mit höheren Gliedern in unregelmäßigen Abständen , die Wirtel von starken , aufwärts gerichteten Cirren tragen. Das auffallendste Merkmal der Gattung sind die auf Tuberkeln mit einem zentralem Eindruck aufsitzenden Stachel auf allen Täfelchen der dorsalen und ventralen Kelchkapsel und z. T. auch der Brachialia. Die beiden von mir beschriebenen Arten haben nun nach meiner früheren Beschreibung einige Besonderheiten gegenüber den vorher untersuchten Formen. So hatte ich angegeben, daß die als Pia tyhexacrinus beschriebenen Formen 3 Costalia über den Radialen besäßen, nicht 2 wie alle anderen, auch hatte ich keine auf den Besitz beweglicher Stachel hindeutende Merkmale an- = Platyhexacrinus W. E. Schmidt. 121 gegeben. Die bei den Platyhexacrinus- Arten von mir im Bau der Interradien und im Analinterradius angegebenen Abweichungen fallen weniger ins Gewicht , da über den Bau dieser Kelchteile bei den genannten Forschern keine Übereinstimmung besteht. Zn der ersten Besonderheit, nämlich dem Besitz von 3 Costalien, muß ich feststellen, daß auch die Platyhexacrinus-F ormen nur 2 Costalia besitzen , wie die anderen Arten von Artliroacantha. Tatsächlich scheint zwar die Reihe der Costalia länger als bei den früher beschriebenen Arten zu sein, es sind aber nur 2 Costalia vorhanden. Der Erhaltungszustand der Exemplare ist gerade an diesen Stellen nicht gut, und ich hatte eine wulstartige Erhaben- heit unter dem halbmondförmigen Gelenkausschnitt in den Radialien für das erste Costale gehalten. Fig. 1. Stielfragment von Artliroacantha (?) ornata mit kräftigen Cirren. Ziegelei NO von Olpe. Original in der Sammlung d. Geol. L.A. Berlin. Zu der zweiten Besonderheit, dem Mangel der beweglichen Stacheln, ist zu bemerken, daß diese au den Platyhexacrinus- Arten nicht zu beobachten sind. Nun aber habe ich bei erneuter Prü- fung der beiden Arten erkennen können , daß die Tuberkel von P. ornatus mitunter einen zentralen Eindruck erkennen lassen, der mit Sicherheit auf eine Bewehrung mit beweglichen Stacheln schließen läßt. Dagegen kann ich auf den Täfelchen der dorsalen Kelchkapsel von P. inornatus Tuberkel auch jetzt noch nicht er- kennen, so daß sie auch keine beweglichen Stacheln getragen haben werden ; auf den Plättchen der Kelchdecke hat* man zwar an einigen Stellen den unklaren Eindruck , daß einige Tuberkel vorhanden gewesen sein könnten , aber das Vorhandensein von beweglichen Stacheln ist auch auf der Kelchdecke kaum wahrscheinlich. P. inor- natus scheint demnach tatsächlich keine beweglichen Stachel be- sessen zu haben. .Jedenfalls geht daraus, daß sich der stachellose P. inornatus in allen anderen Organisationsverhältnissen aufs engste an die Arten mit beweglichen Stacheln anschließt, deutlich hervor, daß der Besitz beweglicher Stachel lediglich eine spezifische Eigentüm- lichkeit ist , was auch von Wachsmuth und Springer a. a. 0. 122 W. E. Schmidt, Artliroacantha H. S. Williams 1885, p. 340 betont worden ist. Es ist keinesfalls angängig, wie Hindu a. a. 0., p. 162 ausführt, daß die beweglichen Stachel, die an Organisationsverhältnisse der Echiniden erinnern, diese Formen so weit von den ähnlich gebauten Hexacriuiden entfernen, daß sie die Aufstellung einer neuen Familie der Hystricrinidae nötig machen. Endlich ist nachzutragen , daß ich jetzt auch’ die für die 0 attung Arthroncantha charakteristischen Stielglieder gefunden habe. In der Ziegelei NO von Olpe, dem Fundort des P. ornatus, fand ich das hier abgebildete Stielfragment mit ungewöhnlich kräftigen Cirren , das nunmehr unbedenklich zur oben genannten Art zu stellen ist. Die vorstehenden Ausführungen lassen keinen Zweifel dar- über, daß die von mir aufgestellte Gattung Platyhexacrinus ident ist mit Artliroacantha Williams sive Hystricrinus Hinde ; der Name Platyhexacrinus ist daher einzuziehen und durch Artliroacantha zu ersetzen. Es entsteht nun die Frage, welcher Gattungsname für diese amerikanischen und deutschen Formen zu wählen ist. Williams’ Name Artliroacantha wurde von Hinde durch Hystricrinus ersetzt, weil ein ähnlicher, auf dieselben griechischen Wörter zurückzu- führender Name, nämlich Arthracanthus, schon von Schmarda für eine Rotatoriengattung vorgeschlagen war. Wachsmuth und Springer a. a. 0. 1885, p. 338 — 339, und ebenso Whiteaves a. a. 0., p. 98 halten die Gründe Hinde’s nicht für stichhaltig und haben den von Williams gegebenen Namen beibelialten, — mit Recht, denn nur völlige Identität von Namen kann eine Namensänderung recht- fertigen. Follmann dagegen hat den Namen Hystricrinus Hinde angenommen. Später haben dann Wachsmuth und Springer den nicht richtig gebildeten Namen Artliroacantha in den sprachlich richtigeren Arthracantha umgeändert, was ich nicht billigen kann. Es sind zwar in neuerer Zeit vielfach unrichtig gebildete Namen verbessert worden, so schreibt man jetzt häufig Megalanteris statt Meganteris, Gastrocoma statt Gastcrocoma usw. Mit dieser neuen Sitte kann ich mich nicht befreunden, denn die naturwissenschaft- liche Nomenklatur ist kein geeignetes Feld, um philologisches Besserwissen kundzutun. Bei anderen ebenfalls falsch gebildeten Namen denkt man ja auch nicht an Änderung, denn nach wie vor schreibt inan Megatheriim. Man kann daher z. B. Quen- stedt 1 nur zustimmen, daß er den jetzt gebräuchlicheren Namen Stringoccphalus in Strigocephalus umgeändert wissen will , da von Defrance diese Form zuerst als Strygocephale1 2 3 und später als Strigocephalus Burtini 3 bezeichnet worden ist. während der Name 1 Die Brachiopoden. Leipzig 1871. p. 234. 2 Tableau des Corps organises fossiles. 1824. p. 110. 3 Dictionaire de Sciences naturelles. 1827. 51. p. 102. = Platyhexacrinus W. E. Schmidt. 123 SlringocepJialus auf eine Umänderung Sanübekger’s 1 zurückzuführen ist. Der Name allein vermag keine Vorstellung zu erwecken ; erst durch Beschreibung und Abbildung wird er Begriff und Inhalt. Nach meiner Ansicht sollte der Umständen erhalten bleiben, für diese Formen Arthroacantha lauten. Zu der Gattung Arthro- acantha gehören folgende Arten, die hier nach dem geologi- schen Alter gruppiert aufge- führt werden : 1. Arthroacantha sp.indet. Aus dem alten Unterdevon, Siegener Schichten, liegt in der Sammlung der Geol. Landes- anstalt Berlin von Walporz- heim, Ahrtal, ein kurzes Stiel- fragment mit sehr kräftigen, aufwärts gerichteten Cirren, das zweifellos einer Art der Gattung Arthroacantha angehört. Das Stück ist schlecht erhalten; man erkennt eine aus verschie- den breiten und verschieden hohen Gliedern zusammen- gesetzte Säule von 8 mm Breite, die in Abständen von 1 7 oder mehr mm von höheren Gliedern ausgehende Wirtel ' von kräf- tigen, ca. 5 cm langen Cirren tragen. Bemerkenswert ist dieser unvollkommene Rest als Beweis dafür, daß Arthroacantha in Deutschland schon zur Zeit des alten Unterdevons exi- stiert hat. 2. Arthroacantha cupelmatus n. sp. Aus den Hunsrückschiefern von Bundenbach , Birkenfeld, liegt in der Sammlung des Geol. zuerst gegebene Name unter allen Daher würde der Gattungsname Fig. 2. Arthroacantha eupelmatns n. sp. aus den Hunsrückschiefern von Bundenbach, Birkenfeld. Original in der Sammlung des Geol. Instituts der Universität Bonn. 1 Bronn’s Jahrbuch. 1842. p. 398. Allerdings entscheiden über die korrekte oder inkorrekte Form wissenschaftlicher Namen nicht die sub- jektiven Anschauungen des Einzelnen, sondern die Abmachungen wissen- schaftlicher Vereinigungen. Red. 124 W. E. Schmidt, Arthroacantha H. S. Williams etc. Instituts der Universität Bonn ein z. T. schlecht erhaltenes Exemplar einer neuen Art von Arthroacantha, die ich deshalb benennen zu dürfen glaube, weil die gleichartige Erhaltung der Crinoiden des Hunsrückschiefers die Art wahrscheinlich gut wird wiedererkennen lassen, denn der Stiel des einzigen, hier abgebildeten Exemplares ist vorzüglich erhalten. Im Gegensatz zu der jüngeren A. Schicerdii Follm. stehen die Cirren der vorliegenden Art viel weitläufiger, bei A. Schicerdii folgen die Cirren an einem größeren Exemplar in Abständen von 0,2 — 0,4 cm, bei A. eupelmatus ist der geringste Abstand zweier Cirrenwirtel 1, der größte 1,6 cm. Außerdem sind die Stielglieder der ersteren Art ohne Verzierung, die der neuen dagegen besitzen eine feine Längsriefelung am Außenrande, so daß ihr Rand crenuliert erscheint. Außer den hohen, Wirtel von Cirren tragenden Stielgliedern sind zwei in der Höhe unter- schiedene Arten von Stielgliedern vorhanden , die unregelmäßig alternieren , über einem Wirtelglied folgen z. B. dreimal über- einander 7 niedrige, dann ein höheres Stielglied, dann 3 niedrigere. Fig. 3. Arthroacantha tenuispinata n. sp. aus dem Obercoblenz des Lieser- tales. Original in der Sammlung des Geol. Instituts der Universität Bonn. Die Tuberkulierung der Täfelchen schematisiert. 2 höhere und endlich wieder ein Wirtelglied. Die Höhe und Breite der kleineren Glieder ist nicht ganz gleich. Die Crenu- lation zeigen am deutlichsten die kleinen Glieder. Die Zusammen- setzung des Kelches ist sehr undeutlich , aber man kann mit Sicherheit schließen, daß er den für Arthroacantha charakteristischen Bau gehabt hat. Aus dem Abdruck ist deutlich ersichtlich, daß der Kelch der neuen Art viel schlanker gewesen ist als der von A. Schicerdii , dessen Basis eine außerdeutlich flache Schüssel bildet. 3. Arthroacantha Schicerdii Follm. sp. aus dem Obercoblenz des Dörrbaches bei Coblenz , in der ScHWERD’schen Sammlung in Coblenz in mehreren Exemplaren vorhanden. Die von Follm ann sehr ausführlich beschriebene Art ist ausgezeichnet durch die sehr flache Basis und die fast parallel-kantigen Radialia, die beinahe einen Zylinder bilden. Die Tuberkel stehen ziemlich weitläufig und sind verhältnismäßig groß. 4. Arthroacantha tenuispinata n. sp. Aus dem Obercoblenz des Liesertales im Moselgebiet liegt unter der Bezeichnung Poterio- crinus rhenanus eine neue Arthroacantha in der Sammlung des Besprechungen. 125 Geol. Instituts der Universität Bonn. Das Stück zeigt nur ein Bruchstück eines Kelches, das, für eine eingehende Charakteri- sierung nicht ausreichend, hier nur der Vollständigkeit halber be- schrieben und benannt wird. Der Kelch ist sehr schlank, er bildet einen vollkommenen Kegel , dessen Seiten wahrscheinlich einen rechten Winkel gebildet haben. Sichtbar ist nur die dreiteilige Basis, ein vollständiges Radiale und zwei Bruchstücke eines anderen; der lange, neben dem Kelch liegende cirrenlose Stiel gehört offenbar nicht dazu. Außer der schlanken Gestalt ist für die Art die große Zahl der sehr kleinen Tuberkel bezeichnend, welch letztere in der Größe variieren. Auf den meisten Tuberkeln kann man den zentralen Eindruck, der auf eine Bewehrung mit beweglichen Stacheln schließen läßt, deutlich wahrnehmen. 5. Arthroacantha ornata m. (Platyhexacrinus inornatus). Diese von mir im untersten Mitteldevon bei Olpe in Westfalen gefundene Art scheint auf der dorsalen Kelchkapsel keine Tuberkel und keine beweglichen Stachel besessen zu haben. In der Gestalt des Kelches erinnert sie an A. Schwerdii. 6. Arthroacantha ornata in. ( Platyhexacrinus ornatus), eben- falls aus dem untersten Mitteldevon von Olpe. In der Gestalt des Kelches nähert sie sich A. tenuispinata , hat aber spärlichere und größere Tuberkel. 7. Arthroacantha punctobrachiata Williams ( Hystricrinus Car- penteri Hinde sp.) aus dem Mitteldevon von Nordamerika (Hamilton group, Arcona and Barletts’chill, Ontario, Canada) ist ausgezeichnet durch sehr kleine Stacheln und relative Größe des Kelches. 8. Arthroacantha depressa W. u. Spr. aus dem Oberdevon von Nordamerika (Lower Chemung group, Steuben Co. N. Y.) ist leicht kenntlich an dem niedergedrückten , breiten Kelch , den breiten Costalien und den wenigen stacheltragenden Tuberkeln. 9. Arthroacantha Ithacensis Williams aus dem nordameri- kanischen Oberdevon (Chemung group, Ithaca division, Itliaca, N. Y.) ist ausgezeichnet durch weniger zahlreiche , aber längere Stacheln als A. punctobrachiata. Besprechungen. Albert Johannsen: Manual of Petrographie Methods. New York bei Mc Graw-Hill Book Comp. 1914. XXVIII und 649 p. Mit 765 Figuren im Text. Nach dem Verf. soll dieses Handbuch, welches nicht weniger als 42 Kapitel enthält, all die optischen Eigenschaften der Kristalle und verschiedenen Methoden, welche bei petrographischen Unter- suchungen wichtig sind, vollständig behandeln. 126 Besprechungen. Zuerst werden die kristallograpliischen Grundlagen kurz be- schrieben und die stereograpbische Projektion mit den von der- selben abzuleitenden Methoden eingehend dargelegt. Die allgemeinen Eigenschaften des Lichtes und die optischen Cliarakteristica der isotropen und anisotropen Substanzen werden dann in vier Kapiteln diskutiert. Die folgenden sechs Kapitel besprechen Linsen und Mikroskope. Die Beobachtungen im gewöhnlichen Lichte umfassen drei Kapitel. Messungen u. d. M., Zeichenapparaten, Drehapparaten, Farbe der Mineralien, monochromatischem Lichte, Untersuchungen mit geradem polarisiertem Lichte und Interferenzfarben widmet Verf. je ein Kapitel. Die nächsten sechs Kapitel besprechen die Untersuchungen zwischen gekreuzten Nicols, während die Beobach- tungen in konvergentem Lichte in zwei Kapiteln behandelt werden. Dann folgen: Dispersion des Lichtes in Kristallen, das petro- graphische Mikroskop als Konoskop und die Methoden zur Be- obachtung von Interferenzfiguren, Messung des optischen Charakters mittels der Interferenzfiguren und mit Drehapparaten, Bestimmung anderer optischen Eigenschaften mit dem Uuiversaltische, optische Anomalien, Bestimmung des spezifischen Gewichtes, mechanische Trennung der Gesteinsbestandteile, mikrochemische Reaktionen, Herstellung von Gesteinsdiinnschliffen und petrographische Samm- lungen sind die Gegenstände der folgenden Abschnitte. Wie schon angedeutet, soll der Student von petrographischen Methoden all das, was nötig ist, um ein klares Verständnis der verschiedenen optischen Eigenschaften der Kristalle zu erhalten, hier in diesem Handbuch finden können. Während die Gegenstände mehrerer Kapitel vollständig und verhältnismäßig klar behandelt worden sind, wurden es leider manche andere nicht. So z. B. läßt die Beschreibung der Bildung der einachsigen Interferenz- liguren, p. 417 und 418, an Klarheit vieles zu wünschen übrig. Dies ist auch der Fall bei der Besprechung der Interferenz von polarisiertem Lichte, p. 337, 338 und 339. Hier bei den Fällen II N X und IV, in 9 , muß N eine ungerade Zahl sein und nicht, wie angegeben, irgend eine beliebige. Abschnitt 287 über Interferenz- farben bedarf einer eingehenden Revision, denn die gegebene Dis- kussion ist weder klar noch akkurat. Obzwar das Kapitel über Dispersion, p. 442 — 448, nicht weniger als 29 Figuren enthält, werden die sehr wichtigen Beobachtungsmethoden zur Bestimmung der Dispersion der optischen Achsen nicht in deutlicher Weise angegeben. Die Figuren, welche die Farbenverteilung darstellen sollen, sind sämtlich ohne die nötige Erklärung. Die Angaben über die EinachSigkeitstemperatur des Gipses, p. 448, sind 15° und 25° zu hoch. Hier wurde die Arbeit von Hutchinson und Tutton nicht erwähnt. Abschnitt 404, p. 45 7, über die Anwendung des Glimmerplättchens, gibt dem Studenten keine genügende Erklärung Besprechungen. 127 dieser wichtigen Erscheinungen. Fig. 113 bis 118 sind umzu- stellen. Die begleitende Diskussion wäre auch bedeutend ein- leuchtender, wenn Verf. die oberen anstatt die unteren Kreise in Fig. 108 bis 118 punktiert gezeichnet hätte. Die Interferenzerscheinungen der optisch aktiven .Substanzen, besondei’s die des Quarzes , in konvergentem Lichte sind nicht erwähnt, was sehr zu bedauern ist. Das ausgangs 1911 vom Verf. beschriebene Zeichenbrett wird, p. 18 und 19, abgebildet und ein- gehend besprochen, ohne jedoch die früher von Wülfing beschrie- benen Wandtafeln an dieser Stelle zu erwähnen, obgleich das Zeichenbrett von Johannsen bekanntlich nur eine Modifikation und Erweiterung der WüLFixo’schen Tafel ist. Die WüLFiNG’schen Wandtafeln werden erst später, p. 26, als Nebenapparate zur stereographischen Projektion erwähnt. In einigen Fällen sind die Zitate nicht vollständig angegeben, so z. B., um nur eins zu erwähnen, findet man auf p. 33 1 „ Winchell, Elements etc., 62- — 63“, was sicherlich dem Anfänger Schwierig- keiten bereiten wird, um das betreffende Buch in den verschiedenen Literaturverzeichnissen zu finden. Obzwar das Buch allerlei Methoden für petrograpliische Unter- suchungen beschreibt, sind leider die fundamentalen Teile der Kristalloptik, welche dem Anfänger und dem Vorangeschrittenen immer viele Schwierigkeiten machen, öfters in sehr unvollkommener und fehlerhafter Weise behandelt. Wenn man beim Durchblättern eines Buches, welches als das letzte Wort angegeben wird, fort- während auf Fehler oder unklare Darstellungen und Angaben stößt, so muß der Gebrauch desselben immer von mehr oder minder Mißtrauen begleitet sein. Die Ausstattung des Buches betreffs des Druckes und der Abbildungen ist vorzüglich. E. H. Kraus. E. Artini: I Miuerali. Mailand bei U. Hoepli. 1914. 422 p. Mit 132 Textfiguren und 40 Tafeln in Chromolithographie. Verf. will dem Mangel eines für Sammler und Studenten gleich brauchbaren italienischen Lehrbuchs der Mineralogie durch sein Buch abhelfen. Die Einteilung ist die bei solchen Lehr- büchern gewöhnliche. Die allgemeine Mineralogie umfaßt 185 p., die Mineralbeschreibung, bei der italienische Mineralien und Fund- orte besonders berücksichtigt sind, den Rest. Die Darstellung ist wissenschaftlich, die Textfiguren wegen des sehr kleinen Formats des Buches (15 cm hoch, 10 cm breit) z. T. undeutlich, besonders die Abbildungen der Instrumente. Nicht alle farbigen Darstellungen sind gelungen. Max Bauer. 128 Personalia. — Fürs Vaterland gefallen. Personalia. Im Kampfe fürs Vaterland gefallen. Dr.-Iug. Alfred Finckh. Stuttgart, fiel am 26. September 1914 als Unteroffizier der Reserve im 16. Sächsischen Infanterie- Regiment No. 182 bei einem Sturmangriff auf Juvincourt, Dep. Aisne, im Alter von 25 Jahren. Obgleich er sich speziell der organischen Chemie gewidmet hatte, so verdanken wir ihm doch als einem vorzüglichen Sammler und feinen Beobachter nicht nur eine Anzahl paläontologisclier Neuigkeiten, sondern auch hervor- ragende geologische Aufnahmen und chemisch-petrographische Unter- suchungen in Württemberg. Seine Arbeiten, soweit sie publiziert sind, finden sich in den Wiirtt. Naturwissenschaftlichen Jahres- heften 1910, 11 und 12. Ein wertvolles Aufnahmematerial wurde dem Statistischen Landesamt und eine Anzahl schöner Fossilien der K. Naturaliensammlung übergeben. Dr. Alfr. Sauer, Oberleutnant der Reserve im Füsilierregiment No. 122, ist seinen im August 1914 erhaltenen Verwundungen im Alter von 32 Jahren in Trier erlegen. Er studierte in Tübingen, arbeitete dort im geologisch-mineralogischen Institut vorwiegend auf den Gebieten der Mineralogie und Kristalloptik und promovierte bei Prof. v. Koken 1908 mit einer Dissertation über „Zonar- struktur mit besonderer Berücksichtigung der Feldspate“. Nach vorübergehender Beschäftigung im Schuldienst wurde er im Juli 1913 Assistent an der Geologischen Laudesanstalt in Stuttgart und be- faßte sich mit chemischen Untersuchungen von Gesteinen und Bodenproben, insbesondere aus dem oberschwäbischen Diluvialgebiet. Dr. Eberhard Walter, geboren am 25. Juni 1889 in Plie- ningen bei Stuttgart, seit dem 1. August 1913 Hilfsarbeiter an der Geologischen Landesanstalt von Elsaß-Lothringen, als Leut- nant der Reserve im Reserve-Fußartillerie-Regiment No. 13 ge- fallen am 6. Januar 1915 südlich von Sennheim im Oberelsaß. Er studierte von 1909 — 1913 Geologie und verwandte Fächer in Tübingen, München und Berlin. Seine Promotiousai’beit „Hydro- logische Untersuchungen des Hils, des Ohmgebirges und des Kyff- häusers“ wird demnächst in den Geologischen und Paläontologischen Abhandlungen (N. F. 13. H. 4) erscheinen. Einen kleineren Auf- satz über die isostatische Theorie veröffentlichte er in der Natur- wissenschaftlichen Wochenschrift. Einen für die Wasserversorgung des industriereichen lothringischen Moseltals wichtigen Auftrag, die Untersuchung der Moselterrassen, hat er mit gutem Erfolg zu Ende geführt. Mit ihm sind viele Hoffnungen verloren gegangen. C. Diener, Zur systematischen Stellung etc. 129 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Zur systematischen Stellung der Pelecypodengattung Pomarangina. Von C. Diener. Im Jahre 1908 habe ich unter dem Namen Pomarangina eine interessante neue Bi valven gattun g aus der oberen Abteilung der der julischen Unterstufe der Trias angehörigen „Grey beds“ in Spiti (Central-Himalaya) beschrieben1. Mir war nur eine einzige Art der neuen Gattung bekannt geworden , der ich den Namen Pomarangina Hagdeni beilegte und die selbstverständlich als Gat- tungstypus zu gelten hat. Sie erwies sich als eines der häufigeren Leitfossilien der oben bezeichneten Schichtgruppe in den Profilen zwischen Pomarang und Mani und westlich von Lilang. Ungeachtet eines ziemlich reichen Materials an Steiukernen und wenigstens teilweise erhaltenen Schalenexemplaren beider Klappen blieb die systematische Stellung dieses neuen Genus un- sicher. Als besonders charakteristische Merkmale konnten hervor- gehoben werden : Die stark gewölbte Gestalt der beiden dick- schaligen Klappen der ziemlich schräg-ovalen, in der Vorderansicht herzförmigen Muschel, die Ungleichklappigkeit, indem — abweichend von der äußerlich ähnlichen Phi/socardia Woehrm. — die rechte Klappe die linke an Größe ganz erheblich iibertrifft, die starke Einrollung der prosogvren Wirbel, endlich der vollständige Mangel von Hauptzähnen im Schloß. Nur auf die Anwesenheit schwacher Seitenzähne konnte ans kleinen Vertiefungen an den entsprechenden Stellen des Steinkerns geschlossen werden. Ich habe Pomarangina mit großer Reserve provisorisch in die Familie der Cardiniidae eingereiht und auf die Möglichkeit gene- tischer Beziehungen zu Pachgcardia Hau. hingewiesen, ohne die ernsten Bedenken zu unterdrücken , die einer solchen Annahme entgegenstehen. Auch F. Bkoili führt in der dritten Auflage von Iv. v. Zittel’s „Grundzügen der Paläontologie“ (I. p. 327) Pomarangina unter den Vertretern der Cardiniidae an. Über weitere Funde von Repräsentanten der Gattung Poma- rangina ist vor kurzem von zwei Seiten Bericht erstattet worden. In den mutmaßlich karnischen Triasschichten von Van-yen in Tonking fand Leutnant Magnin einige merkwürdige dickschalige 1 C. Diener, Ladinic, carnic and noric fossils of Spiti. Palaeontol. Indica, ser. XV. Himal. Foss. Vol. V. No. 3. Calcutta 1908. p. 64. PI. X fig. 5, 6. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915 9 130 C. Diener. Zur systematischen Stellung etc. Muscheln, die H. Maxsuy1 zunächst mit berechtigtem Zweifel zur Gattung Neomegalodon stellte. Später erkannte er ihre Überein- stimmung mit Pomarangina. Da eine direkte Identifizierung mit der Spiti-Art nicht vorgenommen werden konnte, so brachte er für die Muschel aus Van-yen den Namen P. cordiformis in Vorschlag. Auch diese Art teilt mit dem Gattungstypus aus dem Hima- laya die Ungleichklappigkeit und die stark eingerollten prosogyren Wirbel. Mansi y konnte an seinen Exemplaren meine Diagnose bezüglich des Fehlens von Hauptzähnen im Schloß bestätigen. Ja, er geht in gewisser Hinsicht noch weiter, indem er auch die An- wesenheit von Lateralzähnen in Abrede stellt, so daß Pomarangina zu den Formen mit völlig verkümmertem Schloß gehören würde. Ferner hat L. Kkumbeck2 in seiner eben erschienenen Mono- graphie der Padang-Schichten von West-Sumatra eine Muschel be- schrieben, die er mit Pomarangiua Haydcni vergleicht. Im Innern der rechten Klappe beobachtete er „auf der ziemlich breiten, massiven Schloßplatte einen einzigen, mächtigen, 25 mm langen, 10 mm breiten, <5 mm hohen, ringsum steil aufstrebenden, fast parallel zum Schloßrande verlaufenden, beinahe halbkreisförmig gebogenen Schloßzahn mit beträchtlich verdickten Enden“. Da die Ausbildung dieses Schloßzahns ihn lebhaft an jene bei Gonodon laticostatus Muenst. und G. rostrat us Müexst. aus den Cassianer Schichten erinnerte, so glaubte er Pomerangina in die Nähe von Gono- don und mithin in die Familie der Lucinidae stellen zu können. Dieser Auffassung Kkumbeck’s kann ich mich nicht anschließen, glaube vielmehr, mich gegen eine Identifizierung der Muschel aus dem Tambang-Profil mit Pomarangina aussprechen zu müssen. Die erstere unterscheidet sich schon äußerlich nicht unwesentlich von Pomarangina Haydcni und P. cordiformis durch ihre Gleich- klappigkeit und dadurch , daß die Wirbel nicht spiral eingerollt sind. Vor allem aber scheint mir der gewaltige Kardinalzahn zu der Diagnose von Pomarangina nicht zu passen. Weder ich noch Mansi v haben au unseren Exemplaren Spuren eines solchen, doch sehr auffallenden Zahnes gefunden . die auch auf Steinkernen sichtbar sein müßten. Es wäre doch sehr merkwürdig, wenn zwei Heobachter, die ein ungleich reicheres Material als Kkumbkck in ihren Händen gehabt haben , die Spuren eines so auffallenden Schloßzahnes übersehen hätten , vorausgesetzt , daß ein solcher wirklich vorhanden gewesen wäre. Ich halte demgemäß an der Überzeugung fest, daß Poma- 1 H. Mansly. Sur la presence du genre Pomarangina Dien, du Trias de l’Himalaya dans le Trias du Tonkin. Mem. Serv. g6ol. de lTndochine. Vol. II. fase. 5. Hanoi-Haiphong 1913. p. 34. - L. Krcmbeok , Obere Trias von Sumatra. Die Padang-Schichten von West-Sumatra. Beitr. z. Geol. v. Nieder!. -Indien von G. Boehm. II '3. Palaeontographica, Suppl. IV. 1914. p. 256. 01. Leidhold, Notiz über die Jnra- und Tertiärablagerungen etc. 131 rungina keinen Hauptzahn besitzt und daß Krcmbeck’s Muschel infolgedessen nicht zu diesem Genus gestellt werden kann. Ich schlage für sie einen neuen Namen Krumbechia tambangensis vor. Kt itntbeckiu darf allerdings in die Familie der Lucinidae ein- gereiht und an Gonodon Schafh. angeschlossen werden , von dem sie sich nach Krumbeck’s Ausführungen durch die schräg-ovale Gestalt der Schale und durch den stärker individualisierten Kardinal- zahn unterscheidet. Dagegen kann man meines Erachtens Poma- rangina nicht mit den Lucinideu in eine nähere Beziehung bringen. Wohl gibt es auch in dieser Familie Formen mit reduzierten Schloßzähnen, aber die sehr ungleiche Größe beider Klappen und die auffallend starke Einrollung der Wirbel stimmen schlecht zu einem Repräsentanten derselben. Wahrscheinlich wird man für Poma- rangina eine besondere Familie errichten müssen, was in Anbetracht der großen Selbständigkeit der triadischen Lamellibranchiatenfaunen des Himamalavischen Reiches kaum Bedenken erregen kann. Notiz über die Jura- und Tertiärablagerungen bei Rosheini im Unter-Elsaß. Von CI. Leidhold, zurzeit Stettin. Zwischen den Städten Rosheim und Oberehnheim erhebt sich in der Vorbergzone der Vogesen die Hiigelgruppe des Bischen- und Nationalberges. Der nördliche Bischenberg erreicht eine Höhe von 361 m, der südlich anschließende Nationalberg 321 m; beide sind durch ein nach der Rheinebene sich öffnendes Tal getrennt. Nach Osten fallen die Anhöhen allmählich ab und werden von Löß bedeckt. Nach Süden, nach dem Tal der Elin, und nach Westen bedingen die mitteloligocänen Konglomerate einen Steilabfall. Nach Norden und Nordwesten verflacht sich das Gelände im Gebiete der Keuper- und Juraablagerungen unterhalb des Hauptooliths allmäh- lich bis nach Rosheim. Während die Juraablagerungen dieses Gebietes in der Lite- ratur nur ganz gelegentlich erwähnt werden sind die tertiären Schichten verschiedentlich Gegenstand näherer Untersuchungen ge- wesen, und zwar interessierten dabei besonders die Eocänablage- rungen des Bischenberges. Eocäne Süßwassermergel und -Kalke sind am Rande der Vogesen in einer Reihe kleiner Vorkommen bekannt, von denen das in bezug auf seine Lagerungsverhältnisse und seinen fossilen Inhalt am besten durchforschte der Siißwasser- kalk von Buchsweiler ist1 2. Das Eocän des Bischenberges ist in 1 Dacbräe, Description geologique et mineralogique du departement du Bas— Rhin. Strasbourg. 1852. 2 Andreae, Beitrag zur Kenntnis des Elsässer Tertiärs. Die älteren Tertiärschichten im Elsaß. Abhandl. z. geol. Spezialk. v. Elsaß-Lothringen. 2. Heft 3. »* 132 Cl. Leidhold. der Literatur bei’eits von Daubree verzeichnet (1. c. p. 202), später dann von Andre ae in verschiedenen Arbeiten gelegentlich gestreift worden. Einige Angaben finden wir bei Fliche und Bleicher 1 und schließlich bei Kessler2. Andreae stellte die Eocänablage- rungen des Bischenberges zwischen den raitteleocänen Buchsweiler Kalk und den für obereocäu bis unteroligocän angesprochenen Melanienkalk von Brunstatt bei Mülhausen. Fliche und Bleicher glaubten anfangs die fraglichen Schichten den mitteloligocänen Ab- lagerungen von Lobsann gleichstellen zu müssen, nach weiteren Fossilf linden hielten sie die Bischenberg-Siißwasserschichten für gleichaltrig mit dem Buchsweiler Kalk. Kessler läßt die Frage nach dem Alter dieser Ablagerungen offen. An dem Aufbau des Bischenberges beteiligen sich Keuper, Jura und Tertiär. Die mesozoischen Schichten sind, wie erwähnt, auf den Nordwest- und Nordabhang des Hügels beschränkt. Als Grenze gegen W mag eine Verwerfung angesehen werden, die von Rosheim in NNO — SSW-Richtung auf Börsch streicht und oberen Muschelkalk gegen mittleren Keuper verwirft. Von dieser Ver- werfung ab konnte, den Bischenberg ansteigend, eine vollständige Schichtenfolge vom mittleren Keuper an bis zu den Varians- Scliichten der Bath-Stufe festgestellt werden. Es mag indessen betont werden , daß gute Aufschlüsse mit Ausnahme im Haupt- oolith völlig fehlen; die Jura- und Eocänablagerungen, sowie die Küstenkonglomerate am Südhang des Natioualberges sind fast aus- schließlich mit Reben bepflanzt. Erschwerend bei den Unter- suchungen wirkt die starke Überschüttung mit Hauptoolirhbruch- stiicken und Tertiärgeröllen. Durch geeignete Kombination zu- fälliger Aufschlüsse, besonders bei Anlage von Rebbergen, gelang es immerhin , die Schichtenfolge nachzuweisen. Die Schichten streichen ziemlich parallel mit dem Hang des Hügels in NNO — SSW-Richtung und fallen nach SO bis zu 35° ein, so daß die einzelnen Zonen als schmale Bänder am Hügel ausstreichen. Von den Ablagerungen des mittleren Keupers konnten die auch sonst unterschiedenen Abteilungen festgestellt werden. Im Steinmergelkeuper, der an den polyedrisch zerfallenden Bruchstücken seine Anwesenheit verrät, wurde in einer der unteren Steinmergel- bänke, die den violetten bis grauen Mergeln eingeschaltet sind, eine kleine Zweischalerbank mit nicht näher bestimmbaren Formen ( Pseudocorbnla ?) festgestellt. Der obere Keuper (Rliät) zeigt, wie auch sonst, unten schwarze, schiefrige Tone mit Sandsteiulagen, und oben die roten, fetten Tone, die gegen die grauen Mergel und Kalke des unteren Lias scharf abgrenzen. 1 Recherclies sur le terrain tertiaire d’Alsace. Bullet, de la Soc. d’histoire naturelle de Colmar. 1885. 2 Die tertiären Küstenkonglomerate in der mittelrheinischen Tief- ebene. Mitteil. d. geol. Landesanst. v. Elsaß-Lothringen. 7. Heft 2. Notiz über die Jura- und Tertiärablagerungen etc. 133 Dieser erstreckt sich in einem schmalen Bande am Fuß des Bischenberges östlich Börsch bis nach Rosheim, und zwar streichen die Schichten, wie in einem jetzt zugeworfenen und eingeebneten Steinbruch beobachtet wurde, N 2 5° 0 und fallen nach SO ein. In diesem Aufschluß war der Wechsel von Mergeln und Kalken gut zu beobachten. In den Weinbergen ist der Lias a an dem massenhaften Vorkommen von Gryphäen leicht zu erkennen. Die obersten mehr schiefrigen Ablagerungen mit Pentacrinus tubcr- culatus und Belemnites acutus sind weiter südlich in den horizontal liegenden Liasschichten von Otrott aufgeschlossen. Daß auch die tieferen Zonen vorhanden sind, zeigt das gelegentliche Vorkommen von Schlotheimia angulata Schloth. Von weiteren Versteinerungen wurden außer Bruchstücken von Arieten (Gruppe des Arietites Buck- landi Sow.) gefunden: Bhynchonella gryphitica Qu., Bh. plicatissima Qu., A vicula inaequivalvis Sow., Ostrca irregulär is Münst., Lima pectinoides Sow. Die fossilfreien Tone und Mergel des Lias (1, die häufig Eisenovoide führen, entziehen sich meist der Beobach- tung, sind jedoch vorhanden. Auf die Anwesenheit der Raricostaten- schichten deuten Bruchstücke des leitenden Ammoniten sowie häu- figere Vorkommen von Gryphaea obliqua Golde., die indessen auch tiefer vorkommt. Der mittlere Lias streicht von der Anhöhe süd- lich Börsch in der oben genannten Richtung am Hang des Bischen- berges entlang. Die hellen kalkigen Numismalis- Mergel führen Bhynchonella rimosa v. Buch, Bh. furcillata Theod., Waldheimia numismalis Lam. sp., Spiriferina Walcotti Qu., Sp. verrucosa v. Buch. Der Bavoei- Kalk ist überall leicht zu finden : lichtgrau gefärbte, geflammte Kalke, die reichlich Versteinerungen führen. Meist handelt es sich um Belemniten und Bruchstücke von Ammoniten, namentlich: Lytoceras fimhriatum Sow., Aegoceras capricornu Schloth. sp., Acg. Bavoei Sow., Belemnites apicicurvatus Blainv.. B. clavatus Schloth., B. cf. ventroplanus Voltz. Am besten sammelt man diese Fauna in dem Tälchen, das beim Schlachthaus von Rosheim in den Rosenmeerbach mündet. Es folgen die ilibr^arifflfMS-Schichten (Ovoidenmergel) ; graue Tone und Mergel mit massenhaft einge- lagerten, schalig zerfallenden Toneisensteinkonkretionen ; septarien- führende Knollenmergel konnte ich nicht finden. Leidlich auf- geschlossen waren die Ovoidenmergel, allerdings ohne Toneisenstein- knollen, in einer Mergelgrube an der Bahnstrecke Börsch — Otrott, etwa fioo m vor der Haltestelle St. Leonhard. Hier wie an anderen Stellen wurden oft gefunden : Amaltheus margaritatus Monte, var., Belemnites paxillosus Schl., B. clavatus Qu., B. comprcssus Stahl, Steinkerne von Gastropoden. Die Costatus- Schi eilten sind ein leicht kenntlicher Horizont. Wie im nördlichen Unter-Elsaß sind es wenig mächtige, hellbraun verwitternde, feste, körnige und fossil- reiche Kalke, die gelegentlich Toneisensteinkonkretionen führen. Von gut erhaltenen Fossilien wurden beobachtet: Amaltheus spinn- 134 CI. Leidhold, tus Brug., Pedcn acquivalvis Sow., Plicatula spinosa Sovv., Iikyu- chonella acuta Sow. Posidonienschiefer konnten nirgends anstehend gefunden werden, werden aber gleichwohl vorhanden sein und nur mit den Tonen und Mergeln höherer und tieferer Ablagerungen ver- wachsen sein. Interessant ist der Nachweis der Zone des Harpoceras bicarniatum Ziet. am Bischenberg. Diese Zone wurde zuerst im Elsaß von Schirakdin 1 bei Heiligenstein nördlich Barr erkannt. Von hier erstreckt sie sich in nördlicher Richtung über den Rücken südlich Börsch. wo sie in den Eisenbahneinschnitt au der Kurve der Strecke Börsch — Otrott schlecht aufgeschlossen sind und die ver- kiesten Versteinerungen an dem aufgeschütteten Bahndamm dicht bei der oben erwähnten Mergelgrube in den Amaltheenschicliten gesammelt werden können; weiterhin konnte sie am ganzen west- lichen und nördlichen Hang des Bischenberges aufgefunden werden. Braune brockige Mergel mit Phosphoritknollen und vielen verkiesten Ammoniten charakterisieren die Zone, die man bei einigem Suchen nicht wird übersehen können. Von Versteinerungen fanden sich nach teilweiser freundlicher Bestimmung des Herrn Dr. Schirakdin folgende Formen: Serpüla gordialis Schloth. Variamussium inerustatmn Defk. Xiicula Hammer i Roem. Leda subovalis Golde. — rostralis Lam. Astarte' sp. Cypricardia brevis Wright. Lytoceras sublineatum Orr. — sp. Coeloceras Baquini d’Orb. Hammatoceras insigne Schüblek mut. praec. JJumortieria signata Buckm. Denhnannia erbaense Hauer Haugia jugosa Sow. ruriabilis Schirard. — sp. ftrodiceras prhnaevum Schirard. comcnse Buckm. Ludwigia Beneckei Schirard. Harpoceras biearinatum ZiE'r. — subtile Schirard. Pseudolioceras ramosum Schirard. — Caccilia Rein. mut. post. — lythense J. u. B. mut. post. — sp. Lioceras cf. elegans Sow. Cotteswoldia frequens Schirard. Grammoccras penestriatulum Buckm. mut. praec. — toarcense d’Orb. mut. praec. - — - lateroplanum Schirard. — SP- Pseudogrammoceras subfaltacio- sum Buckm. mut. praec. — Cottcsiroldiac Buckm. mut. praec. — sp. Pldyseogram moceras sp . Belemnites irregularis Schloth. — bipartitus Schloth. — digital is Bi.ainv. mut. praec. — BlainviUi Voltz. 1 Der obere Lias von Barr — Heiligenstein. Mitteil. d. geol. Landesanst. von Elsaß-Lothringen. 8. p. 339- 448. Notiz über die Jura- und Tertiärablagerungen etc. 1 35 Von diesen Versteinerungen gehören nur sehr wenige Formen der Zone der IÄllia Lilli Hauek, der übrige Rest gehört ausschließ- lich der Zone der Haugia variabilis d’Orb. an, die auch bei Barr gegenüber der unteren Zone durch ihren Fossilreichtum ausgezeichnet ist. Es folgen die eigentlichen J»re«sis-Schichten ; graue Mergel mit Phosphoritknollen und einigen Versteinerungen. Die fossil- reichen Kalkknollen, wie sie sonst in den ./«mtsis-Schichten des nördlichen Unter-Elsaß gerade für diese Zone so charakteristisch sind, wurden nicht angetroffen. Von den wenigen lose umher- liegenden, meist kleinen Versteinerungen seien genannt: Lytoccras jurensc Ziet., L. rugiferum Pomp., Hammatoceras insigne Schübt,. , Grammoceras faUaciosum Bayle, Gr. cf. toarcense d’Orb. sp., Gr. quadratmn Halb. Pseudolioccras compa etile Simps., Belcmnites longi- sulcatus Voltz, B. tripartitas Schl. Der untere Dogger beginnt mit Tonen, kalkigen Mergeln und wenig Mergelkalken, die im allgemeinen fossilleer sind; es wurden nur einige Belemniten und ein Exemplar von Grammoceras cf. aalense Ziet. gefunden ; die sonst so bezeichnende Astartc Voltz-i und die übrige kleine Fauna wurde nicht angetroffen. Gut charakte- risiert sind die Schichten mit Trigonfa na vis. Tone und Mergel mit Einlagerungen von versteinerungsreichen Kalkknollen. Der- artige fossilführende Knollen kommen besonders vor an dem Weg, der bei der Quelle unterhalb des Gehöftes Kilbs im Tal in südöstlicher Richtung durch die Weinberge auf die Chaussee Börsch — Ober- ehnheim führt ; von hier stammen auch die Versteinerungen aus den -/«racsös-Sch ichten . Manche der 0/)«/?'j<«s-Kn ollen führen aus- schließlich Ammoniten, in einer anderen fanden sich nur taxodonte Zweischaler. Die Fauna setzt sich zusammen ans: Gcroillia Harimanni Golde. Xucula Hammer i Defk. Area liasina Roem. Trigonia navis Lam. pulchella Aa. Pleuromya unionides Ao. Dumortieria pscadoradiosa Brco. Grammoceras aalense Ziet. — finita ns Dum. Lioceras opalinum Rein. Belemnitcs brrriformis Voltz subclavatus Voltz. In der Zone der Ludtvigia March isonae lassen sich zwei Ab- teilungen unterscheiden. Unten liegen harte, blaugraue, sandige Kalke, darüber folgen die echten gelben March isonae- Sandsteine, die ihren Kalkgehalt bei der Verwitterung meist verlieren. Diese Schichten sind an dem den Hang des National- und Bischenberges entlang ziehenden Weg oberhalb der Chaussee Börsch — Bischofs- heim leidlich aufgeschlossen. In den unteren kalkigen Schichten herrscht Pccten ( Variamussium ) personatus Ziet., Pseudomonotis degans Sow. und Posidonomya Suessi Öpp. in einer kleinen Form. In den eigentlichen Sandsteinen kommt eine große Form der Posido- nomya Suessi vor, ferner Preten (Eutolium) demissus Phil., Gervillia 136 Cl. Leidhold. subtortuosa Opp. ; Pecten pcrsonatus ist liier seltener. Ferner wurden angetroffen: Terebratula cf. pcrovalis Sow., Lima contractu Qu.,. Ostrea calceolii Ziet., tlryphaea calceola Qu., Modiola plicata Sow., Ludtcif/ia Murchisonae Sow. sp. Die eisenoolithische Fazies der Murcliisonac-Sdnchten wurde am Bischenberg nicht beobachtet, ist indessen etwa 2 km weiter südlich in den Rebbergen westlich Bernhards weiter vorhanden, wo sie auf die untere Hälfte der Zone beschränkt zu sein scheint. Die Einteilung und das Auffinden der mittleren Doggerablagerungen hat besonders unter den oben an- gegebenen Beobachtungsschwierigkeiten zu leiden. Die Zone der Sonninia Sowerbyi ist vertreten durch graue Mergel mit Einlage- rungen von grauen tonigen Kalken ; in den unteren Lagen kommen gelegentlich Eisenovoide vor. Von Versteinerungen, die man am besten, ebenso wie die der nächsten Zone, in den Weinbergen nordwestlich Bernhardsweiler sammelt, wurden Montlivaultia sessilis, Ctenostreon pectiniforme Schl., Perna crassitesta Mnstr., Myaciten beobachtet. Als Vertreter der blauen Kalke des Unter-Elsaß sind dünnbankige dunkle, sandige Kalke anzusehen, die einen gewissen Gehalt an kohliger Substanz enthalten und bei der Verwitterung auf den Schichtflächen die als Caucellophycus scoparius bezeichnete Verwitterungsform zeigen. Linyula Beani , die im Unter- Elsaß stellenweise massenhaft auftritt und auch noch in den Kiisten- konglomeraten des Scharrachberges vorkommt, konnte nicht gefunden werden. Die Polyschides-Schichten (Schichten mit Stephanoceras Humphriesi Sow., Sphaeroceras polyschidcs Waag, und Sauzei h’Orb.) sind ausgebildet als gelbe mürbe Kalke und Mergel. Charakte- ristisch sind Einlagerungen von dunkelgrauen eisenoolithischen Kalken, die kaum übersehen werden können. Die gelben mürben Kalke führen an Versteinerungen Bliabdocidaris horrida Quenst., Serpula socialis Golde., Pmtulopora Quenstcdti Waag., Wujnchonella spinosa Schl, var., Pseudomonotis Münster i Bronn, Ostrea ftabelloides Lam., Pleuromya tenuistria Ag., Harpoceras sp. Schlecht aufge- schlossen sind die Giganteus-Mergel , immerhin wurde Belemnites (jupuiteus Schloth. verschiedentlich gefunden. In den Blagdeni- Schichten findet man gelegentlich kleine Aufschlüsse unterhalb des Hauptooliths, da die Mergel gern zum Mergeln der Weinberge be- nutzt werden ; zudem sind die Schichten an den bis kopfgroßen Kalkknollen leicht kenntlich. Von Versteinerungen fanden sicli Pecten lens Sow., Pseudomonotis Minister') Bronn, Modiola cuneata Sow., Astartc minima Qu. Der jetzt folgende Hauptoolith bildet wie überhaupt im Elsaß den am besten erkennbaren und aufgeschlossenen Schichtenkomplex ; von der Schliffmühle zieht er sich am Westhang des Nationalberges und des Bischen berges entlang und biegt dann allmählich um bis zum Kloster Bischenberg. In einer isolierten Anhöhe, dem Bruderberg, tritt er westlich Rosheim nochmals heraus; ein anderes kleines Notiz über die Jura- und Tertiärablagerungen etc. 137 Vorkommen liegt zwischen Lias- und Doggerschichten eingeklemmt etwas unterhalb der von Bischofsheim nach Börscli führenden Chaussee. Überall ist der Hauptoolith in einer Beihe Steinbrüche gut aufgeschlossen. Die unteren Schichten sind im allgemeinen massig, stark zerklüftet, die Oolitlistruktur tritt häufig zurück ; nach oben werden sie deutlich, die Schichtflächen heben sich gut ab. Die obere Abteilung ist auch hier besonders reich an Ver- steinerungen, die zwischen den Kluft- und Schichtflächen oft schön erhalten siud. Besonders die Steinbrüche im Bruderberg sind den Sammlern schon lange als Fundpunkt bekannt, aber auch die anderen Steinbriiche beherbergen stets eine Beihe Fossilien. Nach Aufsammlungen des Herrn Dr. Birx und nach eigenen Funden konnte ich folgende Fauna feststellen: Pentacrinus cristagalli Qu. Cidaris tnaeandrina Ag. — Zschokkei Gott. Clypeus Ploti Klein Echinobrissus Renggeri Desoi: Serpula conformis Golde. — convoluta Golde. — gordialis Golde. — socialis Golde. Stromatopora dichotoma Lamour. Waldheimia subbuadenta Chap. u. Dew. — oniitocephala Sow. — sp. Rhynclionella lotharingica Haas Pseudomonotis Münster i Bronn Ctenostreon pectiniforme Sow. Ostreu acuminata Sow. — Marslii Sow. — edüliformis Ziet. Hinnites objectus Phil. Trieb ites sp. Lithopliagus inclusus Phil. Macrodon liirsoncnse d’Arch. Limopsis oolithica d’Arch. Trigoniaßecta Morris u. Lycett. — sp. Asturte detrita Goldf. Pleuromya angusta Ag. Pleurotoinaria arniuta Golde. Xerinea sp. div. Belemnites gigantcus d'Orr. — württembergicus Opi*. — cunulicidatus Ziet. Außerdem gibt Schlippe 1 noch eine Anzahl Versteinerungen aus den Steinbrüchen vom Bruderberg und bei Rosheim an, die zur Vervollständigung der obigen Liste aufgeführt werden mögen : Rhynclionella cf. Forbesi Davids. Gervillia acuta Sow. Pecten lens Sow. Cucullaea Goldf ussi F. A. Boem. Pinna cuneata Phil. Trigonia hemisphaera Lycett. Bei Bernhardsweiler sammelte ich in einem an Seeigeln reichen Steinbruch Echinobrissus Renggeri Desor, Ech. ampliis Desor, Ecli. orbicularis Phil., Rhynclionella lotharingica Haas. Die Schichten mit Rhynchonella varians Schloth. wurden genau nördlich vom Kloster Bischenberg festgestellt. Es fanden sich massenhaft 1 Die Fauna des Bathonien im oberrheinischen Tieflande. Abhand], z. geol, Spezialk. v. Elsaß-Lothringen. 4. Heft 4. 138 CI. Leidhold Jth. varians Schloth., Ostrca Knorri Ziet., seltener ZeiUcriu oniitho- ccphala Sow., Parlcinsonia Parlcinsoni Sow. sp. Die eocänen Süßwasserablagerungen sind beschränkt aut’ zwei Vorkommen am Nordabhang des Bischenberges. Das eine, größere, liegt nördlich des Klosters Bischenberg und erstreckt sich in nord- westlicher Richtung etwa 400 in weit, um dann gegen eine Ver- werfung abzustoßen. Das zweite, kleinere Vorkommen liegt nörd- lich von dem ersten und ist hier in tiefere Lage gebracht; am besten zu beobachten ist es an dem Horizontalweg, der unterhalb der Straße Bischofsheim — Börsch entlang führt. Die Lagerung der Süßwasserablagerungen vom Bischenberg zwischen Bath-Stufe und dem oligocänen Konglomerat ist bereits von Daubree erkannt. Genauer angegeben liegen die fraglichen Schichten z. T. auf Varians- Schichten, z. T. auf Hauptoolith. Durch geeignete Verfolgung ver- schiedener Aufschlüsse, die auf die gelegentliche Neuaulage von Rebbergen beschränkt sind, konnten in dem Eocän zwei Abteilungen unterschieden werden: eine untere Abteilung, bestehend aus grünen, fetten Mergeln und eingelagerten Kalkknollen, und eine obere Ab- teilung, in der zwar Mergel auch noch auf treten, hier aber zwischen dünnplattigen bis bankigen Kalken abwechseln. Die Mächtigkeit der gesamten Ablagerungen dürfte höchstens 35 m betragen. Die Kalksteine sind hellgelb bis hellgrau, seltener hellrosa gefärbt, gelegentlich recht hart und splittrig, und zeigen andererseits auch häufig den von Andkeae angegebenen zerfressenen, kavernösen Habitus. Die Kalke der oberen Abteilung sind weicher und ähneln mehr dem Buchsweiler Gestein. Dazu kommen konglomeratische Bildungen, die ich in der unteren Abteilung beobachten konnte. Es handelt sich dabei um ein Gestein, das sich fast ausschließlich aus gerundeten, häutiger eckigen, bis 1,5 cm großen Bruchstücken von Hauptoolith besteht; diese werden durch ein kalkiges, kristallines Bindemittel zusammengehalten. Das Bindemittel selbst dürfte eben- falls dem Hauptoolith entstammen. Analoge Konglomeratbildungen im Eocän sind auch aus anderen Gebieten des Elsaß bekannt. Nach Beobachtungen von van Wkrveke führt Kessler 1 ein der- artiges Vorkommen von Sigolsheim an. Der Süßwasserkalk liegt nördlich von der genannten Ortschaft zwischen wenig mächtigen eocänen Bohnerztonen und den oligocäuen Konglomeraten. Wie am Bischenberg liegen auch hier knauerartige Kalke in grünen Mergeln, die von Versteinerungen Liinnea Michelin i Desh., L. fusi- fonnis Sow. und L. cf. marginata Sandk. führen. Andere eigentümlich konglomeratisch-brecciös struierte Kalke sind in dem großen Eocän- steinbruch bei Buchsweiler zu beobachten1 2 und hier in manchen Blöcken häufig. Die einzelnen Bruchstücke sind scharfkantig und 1 1. c. p. 55. - Sie werden bereits von Axdrkak erwähnt, 1. c. p. 10. Notiz über ilie Jura- und Tertiärablagerungen etc. 139 erreichen einen Durchmesser von mehreren Zentimeter, die abge- rundeten Bruchstücke sind wesentlich kleiner. Während aber bei den obengenannten Konglomeraten die einzelnen Komponenten aus Hauptoolith bestehen, erkennt man an den Buchsweiler Stücken nur Bruchstücke von Eocänkalk selbst. Es sind also Teile des bereits verfestigten Eocäukalkes weggeführt und frisch verkittet. Einen größeren Transport können diese Breccien nicht zurückgelegt haben, wie sich aus den scharfkantigen Bruchstücken ergibt, vor allem bei derartig weichen Gesteinen, wie es die Eocänkalke sind. Die beiden Eocänvorkommen vom Bischenberg haben eine ganze Reihe Süßwasserversteinerungen geliefert. Fast in jedem Kalkblock kann man mehr oder minder gut erhaltene Exemplare finden. Von bestimmbaren Versteinerungen sammelte ich : Paludina Hämmert Dekr. Limited Micltelini Des». Planorbis pseudammoitius\. Schl. Xanina occlusa F. Edw. — Chertieri Desh. Glandina Cordieri Desh. Limiten olirula Rons. llydrobia sp. Nach Angaben von Fuche und Bleicher sollen ferner noch Vorkommen : Megalostoma mumia Lam., Eucltilus cf. pupiniformis Sandb., Li nt netts- Gruppe des palustris, Hydrobia- Gruppe der lhibuis- soiti Born,.. Hythinella-G ruppe der pygmaea Brongn. Planorbis pseudammonius ist in manchen Blöcken sehr zahlreich vertreten und überall vorhanden; die Form erreicht die Größe der Buchsweiler Arten und unterscheidet sich in nichts von ihnen : ebenso ist Limiten Micltelini häufig. Die anderen Formen sind seltener. Andere Knollen, namentlich des kleineren Vorkommens, enthalten viele kleine, unbestimmbare Hydrobien. Für das geo- logische Alter dieser fossilführenden Ablagerungen kommt, soweit eine Parallelisierung von Süßwasserablagerungen auf Grund von Gastropoden überhaupt möglich ist. meines Erachtens nur das Alter des Buchsweiler Kalkes in Betracht. Es sei nur auf das häufige Vorkommen von Planorbis pseudammonius und Limiten Micltelini hin- gewiesen. Beiden Vorkommen sind ferner gemeinsam die weniger häufigen Planorbis Chertieri, Limiten olirula, Xanina glaudina. sowie die am Bischeuberg seltenen Glandina Cordieri und Paludina Hain- meri. Demgegenüber sind am Bischenberg häufig und kommen im Buchsweiler Eocän selten oder überhaupt nicht vor die Hydrobien und Cyclostontu mumia, welche letztere Art besonders im Melanien- kalk des Ober-Elsaß recht häufig ist. Auf diese etwas wechselnde Zusammensetzung der beiden Faunen glaube ich keinen allzu großen Wert legen zu brauchen. Auch bei Buchsweiler wechselt die Menge der einzelnen Arten in den verschiedenen Aufschlüssen. So herrschen jetzt in dem großen in Betrieb befindlichen Stein- bruch durchweg die Paludinen, während die Planorben hier stark znrücktreten. Ein umgekehrtes Verhältnis bieten die kleinen Auf- 140 01. Leidhold Schlüsse an dein Weg zum Bastberg. Überhaupt wird wohl eine gleiche Zusammensetzung der Gastropodenfauna an den einzelnen Fundpunkten schon von vornherein kaum zu erwarten sein, zumal hei derartig mangelhaften Aufschlüssen, wie sie meist angetroffen werden. Für die Gleichaltrigkeit der Eocänablagerungen am Bischenberg mit dem Buchsweiler Kalk war noch ein anderer Um- stand maßgebend. Wie oben erwähnt lassen sich am Bischenberg eine untere Abteilung aus Mergeln mit Kalkknauern und eine obere Abteilung trennen, in der die Mergel stark zurücktreten und diinn- bis dickbankige geschlossene Kalke auftreten. Ein analoges Profil ist nun auch am Bastberg von Daubree 1 angegeben und ver- schiedentlich mitgeteilt worden. Auch hier liegen über der Braun- kohle, die am Bischenberg nicht vorhanden ist, zunächst grüne Mergel mit Kalkbänken (12 m durchschnittlich) und darüber der an Sumpf- und Landschnecken reiche Kalk (18 m durchschnittlich). Die Gesamtmächtigkeit würde also ebenso wie am Bischenberg auf 30 — 35 m kommen. In diesem Zusammenhang wäre noch zu er- wägen, ob das Eocän des Unter-Elsaß in einer Anzahl kleiner Becken abgelagert wurde, wie es meist angenommen wird, oder ob nicht etwa in einem einzigen größeren Süßwasserbecken die heute getrennt liegenden Eocänbildungen zur Sedimentation ge- langten, analog wie später die jetzt bis 20 km getrennt liegenden Vorkommen von Küstenkonglomeraten die Reste eines einheitlichen, mehrmals transgredierenden Meeres sind. Mir scheinen die Eocän- vorkommen vom Bastberg bis Bernhardsweiler, vielleicht auch die von Sigolsheim, einem einzigen Süßwasserbecken anzugehören. Es sind dies die Eocänreste von Buchsweiler, Dauendorf, Neuburg, Bitschhofen, Morschweiler, vom Bischenberg und von Bernhards- weiler. Wo die Oligocänkonglomerate in diesem Gebiet erhalten sind, trifft man auch häufig darunter das Eocän oder aus diesem stammende Gerolle. Derartige Gerolle mit Planorbis pseudammonias führt Kessler (1. c. p. 204) vom Scharrachberg an ; nach einer Mitteilung van Werveke’s ist das Eocän auch dicht dabei anstehend vorhanden. Am Bischenberg und bei Bernhardsweiler sind die Eocängerölle recht häufig und erreichen große Dimensionen ; Siiß- wassergerölle werden schließlich noch bei Barr gefunden. Diese Geröllablagerungen setzen zu ihrer Bildung einen größeren Schichten- komplex voraus, noch dazu bei weichen Kalksteinen, wie es die Eocänkalke sind, der sich bei Annahme kleiner Becken schwer erklären läßt. Die mitteloligocänen Küstenkonglomerate des Bischen- und Nationalberges sind bereits von Kessler näher beschrieben worden. 1 1. c. p. 194. Ein ebenso vollständiges Profil findet man in dein immer noch brauchbaren Werk von C. v. Oeynhausen, H. v. Dechen. H. v. La Roche, Geognostisclie Umrisse der Rheinländer zwischen Basel und Mainz. Essen 1825. II. Teil, p 379 — 386. Notiz über die Jura- und Tertiärablagerungen etc. 141 Da meine Beobachtungen sich im wesentlichen mit seinen Angaben decken, brauche ich nur auf diese Arbeit zu verweisen. Es wären nur einige Ergänzungen hinzuzufügen. Die Konglomerate lagern auf Hauptoolith, Fur/ans- Schichten oder Eocän, und zwar ist die Auflagerung diskordant; die Schichten des Hauptooliths fallen bis 35° nach S bis SO, die oligocänen Konglomerate am Bischenberg nach NW. Als tiefste Ablagerungen sind rot und grün gefleckte Mergel anzusehen , die genau nördlich vom Kloster Bischenberg auf Funans-Schichten ruhen. Das älteste Konglomerat (c, bei Ivesslek) besteht ausschließlich aus Eocän und Hauptoolithgeröllen, in das sich nach oben andere Juragesteine einmischen, besonders Afnrc/n'sonue-Sandsteine, wie am Südwestabhang des Nationalberges gut zu sehen. Die Zwischenlagerungen von Mergeln und fein- körnigen kalkigen Ablagerungen sind schon von Kessler näher beschrieben. Manche dieser Bänke bestehen wesentlich aus Schalen- trümmern von Hauptoolithversteinerungen, unter denen noch Bryo- zoen erkennbar sind, durch kalkiges Bindemittel verkittet. Bei der Verwitterung treten dann die Schalenreste und einige beigemengte Quarzkörner auf den Schichtflächen deutlich heraus. Da am Rande der Vogesen von Buchsweiler bis Rufach überall die tiefsten Konglomerate auf oberem Dogger resp. Eocän liegen, muß die Küste während der Bildung dieser Gerolle im wesentlichen aus Doggergesteinen bestanden haben oder, was das- selbe ist, die Abtragung ist in diesem Gebiet eine ziemlich ein- heitliche gewesen und im Mitteloligocän ‘, vielleicht schon im Eocän (Doggerkonglomerate im Eocän), abgeschlossen worden. Die höheren Konglomerate (c2 und c3 bei Kessler) ermöglichen keine scharfe Trennung. Die Beobachtungen sind erschwert, da auch die Kon- glomerate verworfen sind — die geologisch ältesten liegen jetzt am höchsten (vergl. dazu Kessler). Die wechselnde Zusammen- setzung dieser Konglomerate war sehr gut zu beobachten bei der Neuanlage eines Turnspielplatzes auf dem Nationalberg. Die Schichten fallen hier flach nach S bis SO. Einerseits herrscht durchaus Hauptoolithkonglomerat , während an anderen Stellen Hauptoolith und Buntsandstein vorwiegt, Muschelkalk völlig zurück- tritt, und wiederum nicht weit entfernt alle drei Gesteine gleich- mäßig auftreten; Muschelkalkkonglomerate allein, wie eigentlich zu vermuten wäre, kamen nicht vor. Gleichzeitig war das An- schieben weißer kalkiger Sandsteine, die Unterlagerung nußgroßer Konglomerate durch kopfgroße Gerolle, andrerseits die allmähliche Zunahme in der Größe der Gerolle in streichender Richtung, kurzum Verhältnisse, wie sie auch heute an der Küste herrschen, wo starke 1 Neuerdings stellen Förster und auch Klähn (Die Geologie der Umgebung von Colmar. Colmar 1914) das Doggerkonglomerat ins Unter- oligocän; ich halte nach wie vor in Übereinstimmung mit Kessler an dem mitteloligocänen Alter sämtlicher Konglomeratablagerungen fest. 142 A. Beutelt und K. Blaschke, Küstenversetzung stattffndet, deutlich aufgeschlossen. In einem Aufschluß südlich Kloster Bischenberg lagen bis 1 m große Ge- rölle von Hauptoolith neben ebenso großen aus Buntsandstein. Eine einheitliche zusammengesetzte Küste kann derartige Bildungen wechselnder Zusammensetzung nicht schaffen. Es müssen also nach Ablagerung des Doggerkonglomerats erhebliche Niveaudifferenzen eingetreten sein, die eine derartige aus Jura- und Triasgesteinen aufgebaute Küste in den Bereich der Wellenwirkung zogen. Da die unteren Doggerkonglomerate diskordant auf Hauptoolith lagern, müssen auch bereits vor Ablagerung dieser tiefsten Mitteloligocän- konglomerate Störungen, wenn auch in geringerem Maße, statt- gefunden haben. Diese Beobachtungen stimmen gut überein mit den Verhältnissen im Ober-Elsaß, wie sie durch van Werveke, Kessler und Klähn bekannt geworden sind. Der Basenaustausch beim Desmin. Von A. Beutelt und K. Blaschke in Breslau. Da der Basenaustausch der Zeolithe außer von rein minera- logischem, auch von weitgehendem landwirtschaftlichen Interesse ist, hat sich über denselben eine umfangreiche Literatur angehäuft. Als erster machte Way (Journ. Agric. Soc. England 1850, p. 11 und 313, 1852, p. 15 und 91) auf diese Umsetzungen aufmerksam, au dessen Arbeiten sich dann die neueren anschlossen. Während Eichhorn (Pogg. Ann. d. Phys. u. Chem. 1858. 4. Reihe. 15. p. 126) bei Chabasit und Natrolith nur einen Teil des Kalkes durch Natron verdrängen konnte, gelang es Lemrerg (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1885. 37. p. 158), im Desmin sämtlichen Kalk durch Natron, Kali oder Ammoniak zu ersetzen. Die von Lemberg beobachtete Tatsache, daß in alkalischen Lösungen der Basenaustausch wesent- lich rascher verlief als in neutralen, ließ es möglich erscheinen, daß der Desmin ein saures Salz sei, und daß sich das Ammoniak an die in ihm enthaltenen 1 4 Hydroxylgruppen anlagern könnte. Wir experimentierten zunächst mit einer neutralen Lösung von Chlorammonium, um uns zu vergewissern, ob wirklich aller Kalk durch Ammoniak zu ersetzen sei. Es diente zu den Versuchen derselbe Striegauer Desmin, den wir für die Entwässerungs- und Wässerungsversuche benutzt hatten (dies. Centralbl. 1915. p. 4). Das feine Mineralpulver wurde mit der Salmiaklösung in Flaschen geschüttet, die mit eingeriebenen Glasstöpseln und mit Gummikappe verschlossen waren. Die Flaschen waren auf einem Schüttelapparat befestigt, der in einen Thermostaten eingebaut war, welcher eine konstante Temperatur von 28° hatte; der Antrieb geschah durch einen kleinen Elektromotor. Die ganze Apparatur war uns von Der Basenaustausch beim Desmin. 14?. Herrn Prof. Dr. \Y. Hehz freundlichst zur Verfügung gestellt worden, dem wir unseren besten Dank hierfür aussprechen. Nachdem Vorversuche ergeben hatten , daß nach 2v> Tagen der Desmin kein Ammoniak mehr aufnahm, wurden die Flaschen in der Folge stets nach dieser Zeit aus dem Thermostaten heraus- genommen. Wir ließen dann absetzen und trennten durch Dekan- tieren die Flüssigkeit vom Pulver. Die über dem Bodensatz stehende Lösung opalisierte stets etwas, und es gingen daher Spuren des angewandten Mineralpulvers bei diesem Verfahren verloren. Da jedoch das Filtrieren nur sehr langsam vor sich ging, und da auch hierdurch keine klaren Lösungen erhalten wurden, mußte dieser Übelstand in den Kauf genommen werden; einen störenden Einfluß auf die Untersuchungen hat er nicht ausgeübt. Nach sechsmaligem Erneuern der Salmiaklösung wurde der Versuch als beendet angesehen, nachdem festgestellt war, daß dann im Desmin kein Kalk mehr nachzuweisen war. Die Bestimmung des aufge- nommenen Ammoniaks geschah durch Abdestillieren mittelst Natron- lauge und Zurücktitrieren der vorgelegten Schwefelsäure. Eine eingehende Behandlung finden die Versuche in der demnächst er- scheinenden Dissertation von K. Blaschke. Da es uns vor allem auf das Ende, d. h. auf die völlige Sättigung des Desmins mit Ammoniak ankam, so wurde das auf- genommene Ammoniak nicht nach jeder Erneuerung der Lösung bestimmt, sondern nur nach 2^, 5 und 15 Tagen, doch wurde, wie bereits erwähnt, nach 2^tägiger Dauer die verbrauchte Sal- miaklösung jedesmal durch neue ersetzt. Die folgende Tabelle enthält die Versuchsresultate. Tabelle 1. Ersatz des Ca durch X H, in neutraler Lösung. Versuchsdauer abdestilliertes X IL ersetztes Ca Tage mg mg 7» 2i 13.18 15,70 51 5’ 19,14 22,52 73 15 25, OG 29,48 96 Läßt man statt neutraler Chlorammoniumlösung ammoniakalische einwirken, so verläuft die Reaktion, wie schon Lemberg erkannt hatte, schneller (Zeitsclir. d. deutsch, geol. Ges. 1885. 37. p. 991). Die folgende Tabelle 2 gibt über die Versuchsresultate Aufschluß. Tabelle 2. Ersatz des Ca durch NH, in ammoniakalischer Lösung. Versuchsdauer abdestilliertes NH, ersetztes Ca Tage mg mg °/o 2-J 15,87 18,67 64 ö' 23,53 27,68 90 15 26,25 30.88 100 144 A. Beutell. Vorlesungs versuch Daß die Reaktionsgeschwindigkeit in ammoniakalischer Lösung größer ist, ersieht man aus dem Vergleich der letzten Zahlenreihe in beiden Tabellen. Zugleich ergibt sich aber auch, daß nicht mehr Ammonium eingetreten ist, als dem Calcium entspricht. Eine Anlagerung von NH3 an die Hydroxyl- gruppen hat mithin nicht stättgef unden. Die Versuchsergebnisse Lemberg’s (a. a. 0.) über den Aus- tausch des Calciums gegen Ammonium sind durch unsere Versuche am Desmin ohne Einschränkung bestätigt worden. Es handelt sich hier offenbar um chemische Gleichgewichte, so daß durch ge- nügend oft wiederholte Erneuerung der Lösung praktisch alles Ca durch N H4 ersetzt werden kann. Wir hatten festgestellt (a. a. 0.), daß völlig entwässerter Desmin das ansgetriebene Wasser nicht wieder aufnimmt, wobei es gleichgültig ist, ob er durch Erhitzen bis zur Rotglut oder nur bei 47ü° im Vakuum entwässert wurde. Es war von Interesse, zu untersuchen, ob bei völliger Entwässerung auch die Austausch- barkeit der Basen verloren geht. Während frischer Desmin unter gleichen Versuchsbedingungen in 1 5 Tagen sein gesamtes Calcium gegen Ammonium austauschte, hatte sich im völlig entwässerten nur etwa des Calciums ersetzt. Ob diesem Basenaustausch des völlig entwässerten Desmins eine ebenfalls sehr langsame Hydrat- bildung vorausgeht, war nicht zu entscheiden. Breslau, Min. Institut der Universität, November 1914. V orlesungsversuch zur Veranschaulichung der Sammelkristallisation. Von A. Beutell in Breslau. Die Erkenntnis, daß die Sammelkristallisation in der Meta- morphose der Gesteine eine außerordentlich wichtige Rolle spielt, tritt immer deutlicher zutage. Ganz neuerdings betont F. Rinne in einer interessanten Studie (VII. Jahresber. niedersächs. geolog. Verein, Hannover 1914) ihre große Bedeutung für die Genese der Salzlager und Silikatgesteine. Da sich das Wachsen großer Kristalle auf Kosten kleiner in Lösungen so langsam vollzieht, daß ein Vorlesungs versuch darauf nicht gegründet werden kann, versuchte ich, die Sammelkristalli- sation durch Sublimation sichtbar zu machen. Genau wie in einer Lösung die großen Kristalle wegen ihrer relativ geringen Lösungs- tension auf Kosten der kleinen wachsen, fallen in einer Dampf- atmosphäre die kleinen den großen zum Opfer, weil sie eine relativ große Verdampfungstension besitzen. Als geeignete Substanz faßte ich den Schwefel ins Auge. Ich hatte bei den Versuchen über die Einwirkung von Hauerit auf zur Veranschaulichung der Sammelkristallisation. 145 Silberblech (dies. Centralbl. 1913. p. 758 — 768) nachgewiesen, daß der Schwefel im Vakuum schon bei gewöhnlicher Temperatur merk- lich fiiichtig ist, doch mußte erst festgestellt werden, ob die Ver- dampfung so schnell verlief, daß ein deutlich sichtbarer Schwefel- beschlag im Laufe einer Vorlesung wieder verschwand. Zu diesem Zwecke füllte ich ein Glasrohr z. T. mit Bruchstücken von natür- lichen Schwefelkristallen an, versah dasselbe dann mit einer Ver- engung zum Abschmelzen und schmolz schließlich das offene Ende an einem Schliff der BEUTELL’schen Quecksilberpumpe (dies. Cen- tralbl. 1911. p. 491 — 495). Nach dem Evakuieren und Zuschmelzen tauchte ich das Ende des Rohrs, in dem sich der Schwefel befand, in siedendes Wasser, damit sich an dem kalten Teil ein Schwefel- beschlag bilden sollte. Gegen meine Erwartung trat dies erst nach längerer Zeit ein, doch war dann die Menge des sublimierten Schwefels so beträchtlich, daß die Rückwanderung viele Stunden in Anspruch nahm. Außerdem beobachtete ich, daß sich noch nach dem Entfernen aus dem heißen Wasser reichlich Schwefel- dämpfe an der Glaswand verdichteten, und zwar bildete sich ein starkes Sublimat nur in der nächsten Umgebung der Schwefelstücke, d. h. an dem Teil des Rohres, der vorher im heißen Wasser ge- steckt hatte. Dieser zunächst auffallende Vorgang erweckt den Anschein, daß die Schwefeldämpfe wegen ihrer Schwere im unteren Teil des Glasrohres bleiben. Da jedoch eine derartige Annahme im Vakuum unmöglich ist, wurden weitere Versuche angestellt. Es wurden mehrere 1,6 cm weite Rohre etwa zur Hälfte mit Schwefelstücken gefüllt, dann evakuiert und zugeschmolzen. Taucht man ein solches Rohr 1 — 2 Minuten in siedendes Wasser, so bildet siclx zunächst kein Beschlag von Schwefel. Nimmt man die Rohre aus dem heißen Wasser heraus, so bemerkt man sofort einen Unter- schied zwischen den dünnwandigen und den dickwandigen. Während die dünnwandigen (Reagenzrohre) einen starken , gelblichweißen Beschlag liefern, der stellenweise NEwroN’sche Farben auf weist, erscheint bei den dickwandigen Rohren kein nennenswerter Anflug. Hält man jedoch ein solches dickwandiges Rohr nach dem Heraus- ziehen aus dem heißen Wasser unter die fließende Wasserleitung, so bildet sich in dem vom Schwefel ausgefüllten Ende ein ebenso reichliches Sublimat. Außer der Dicke der Glaswand ist auch der Durchmesser der Rohre von Einfluß auf den Verlauf der Erschei- nung. So erreicht man bei einem 3 cm weiten Rohre erst nach 2 — 3 Minuten einen deutlichen Beschlag und bei einem 4 cm weiten ist auch durch 5 Minuten langes Erwärmen im siedenden Wasser noch kein Sublimat an der Glaswand zu erzielen. Die Erklärung dieser interessanten Erscheinungen ist eine relativ einfache. Da das Vakuum der beste Wärmeisolator und der Schwefel ein schlechter Wärmeleiter ist, erwärmt er sich im evakuierten Rohr beim Eintauchen in heißes Wasser nur an den 10 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 146 A. Beutell, Vorlesungs versuch Berührungspunkten mit der Glaswand. Der entwickelte Dampf kondensiert sich jedoch sofort an den kalten Schwefelstücken im zentralen Teil und gelangt nicht bis an das aus dem Wasser herausragende kalte Rohrende. Es lindet , solange das Rohr im heißen Wasser steckt, eine unmerkliche Sublimation des Schwefels von außen nach innen statt. Nimmt man das Rohr aus dem heißen Wasser heraus, so kühlt es sich, namentlich wenn es dünnwandig ist, in Berührung mit der kühlen Umgebung rasch ab. Die Glas- wand ist daher kälter als die erwärmten Stellen des Schwefels, und so kondensieren sich die Schwefeldämpfe an ihr, doch wird sicherlich immer noch der größte Teil an der Oberfläche der nicht erwärmten Schwefelstücke verdichtet. Bei einem dickwandigen Glasrohr ist die Abkühlung in der Luft so langsam, daß die Kondensation der Schwefeldämpfe schon beendigt ist, bevor dasselbe die Zimmer- temperatur angenommen hat. Es entsteht daher an der Glaswand nur dann ein Schwefelbeschlag, wenn man das Rohr rasch in kaltem Wasser abkühlt. Ist der Rohrdurchmesser größer als 3 cm, so ist beim Erwärmen in siedendem Wasser die Destillation nach dem Rohrinnern so lebhaft; daß selbst beim Abkühlen in kaltem Wasser nur ein ganz schwacher, für Demonstrationszwecke unzu- reichender Schwefelbeschlag entsteht. Das Auspumpen der Rohre muß sehr sorgfältig vorgenommen werden, da sonst das Zurücksublimieren des Schwefels von der Glaswand nach den Schwefelstückeu die in einer Vorlesung zur Verfügung stehende Zeit weit überschreitet. Es genügt nicht, aus- zupumpen, bis das an der Pumpe befindliche Kathodenrohr rein grünes Kathodenlicht gibt, vielmehr ist es notwendig, das Rohr mit dem Schwefel bei abgestelltem Hahn noch viele Stunden mit der Pumpe in Verbindung zu lassen. Es entweicht nämlich aus den Schwefelstücken noch lange Zeit Luft , und daher geht das Vakuum schon nach kurzer Zeit stark zurück. Es muß dann von neuem nachgepumpt werden, und erst wenn sich das Vakuum nach längerem Stehen (etwa über Nacht) nicht wesentlich verschlechtert hat, darf das Rohr abgeschmolzen werden. Das Auspumpen kann 2 — 3 Tage in Anspruch nehmen; es dauert um so länger, je poröser der Schwefel ist. Aus diesem Grunde ist der natürliche kristallisierte Schwefel am geeignetsten. Er ist fast frei von Poren, während der kristalline im Gegenteil sehr porös ist und daher beim Auspumpen viel mehr Zeit in Anspruch nimmt. Der Stangenschwefel steht in der Mitte zwischen beiden und ist daher dem natürlichen derben Schwefel für diesen Zweck vorzuziehen. Im übrigen weisen sorgfältig ausgepumpte Rohre, gleichgültig ob sie mit kristallisiertem, derbem oder Stangenschwefel gefüllt sind, im Anfang keine merklichen Unterschiede auf. Ganz ungeeignet ist für diese Versuche der künstliche kristallisierte Schwefel, weil er reich an Einschlüssen von Schwefelkohlenstoff ist. zur Veranschaulichung der Sammelkristallisation. 147 Nachdem die Bedingungen ermittelt waren, unter denen ein deutliches, auch auf größere Entfernungen sichtbares Schwefel- sublimat zu erzielen war , mußte noch festgestellt werden , wie lange bei Zimmertemperatur das Zuriicksublhnieren zu den Schwefel- stücken dauerte. Wie die folgenden Daten zeigen, nimmt die De- monstration der Sammelkristallisation nicht mehr als eine viertel bis halbe Stunde in Anspruch; der sehr instruktive Versuch kann mithin bequem im Laufe einer Vorlesung ausgeführt werden. Rohr No. 1: 3 cm Aveit, ziemlich dickwandig, von 22 cm Länge, ist bis zur Hälfte mit Stücken kristallisierten Schwefels von — | cm Größe gefüllt. 2 Minuten in siedendes Wasser ge- taucht und daun unter der Wasserleitung abgekühlt, gibt es einen starken Schwefelbeschlag, welcher bei Zimmertemperatur in 20 Mi- nuten wieder verschwunden ist. Taucht man es 3 Minuten in siedendes Wasser, so ist der Beschlag noch reichlicher, jedoch ohne daß dadurch der Versuch an Anschaulichkeit gewinnt; erst nach 30 Minuten ist in diesem Falle der Schwefel zurücksublimiert. Rohr No. la: 2,7 cm weit, ziemlich dickwandig, von IS cm Länge, ist zur Hälfte mit i — | cm großen Stücken von natürlichem, derbem Schwefel gefüllt. l£ Minuten in siedendes Wasser ge- taucht und dann in kaltem Wasser gekühlt, zeigt es einen aus- reichenden Schwefelbeschlag, der bei Zimmertemperatur bereits in 6 Minuten wieder verschwunden ist. Durch 2 Minuten langes Er- wärmen auf 1 00° ist der Schwefelbeschlag entsprechend stärker, doch braucht er dann 10 Minuten zum Zurückdestillieren. Nach 2 Monaten hatte sich das Rohr dadurch, daß trotz des langen Evakuierens Luft aus den Poren entwichen Avar, derartig ver- schlechtert, daß es nach 2 Minuten langem Erhitzen in siedendem Wasser nur einen ganz schwachen und selbst nach 3 Minuten nur einen unzulänglichen Beschlag gab. Aus diesem Grunde ist der derbe natürliche Sclnvefel für den Versuch nicht empfehlensAvert. Rohr No. 2b: 2,7 cm AAreit, ziemlich dickwandig, von 18 cm Länge, ist zur Hälfte mit Stücken von Stangensclnvefel gefüllt. Nach 2 Minuten langem Erhitzen auf 100° und darauf folgender Abkühlung bildete sich ein starker Beschlag von Sclnvefel, der in 14 Minuten Avieder verseil Avunden ist. Nach 2 Monaten hat auch dieses Rohr nachgelassen, so daß es erst nach 3 Minuten langem Erhitzen einen sclnvachen Beschlag lieferte, welcher ca. 30 Minuten zum Versclnvinden brauchte. Am besten bewährt sich für die Versuche der natürliche kristallisierte Sclnvefel, weil er frei von Porenist; Rohre, die mit solchen Sclnvefelstücken gefüllt sind, bleiben unverändert und immer brauchbar. Rohre N o. 2 und 3: Die beiden Rohre sind ganz gleich, 1,6 cm Aveit, dünnAvandig und 14 cm lang; sie sind beide mit natürlichem kristallisierten Sclnvefel gefüllt. 1 \ Minuten in siedendes 10* 148 R. Lang. Wasser getaucht, gaben sie ohne Kühlung mit kaltem Wasser nach dem Herausnehmen einen guten Beschlag, der in 13 Minuten wieder verschwunden ist. Bei gleichlangem Erwärmen mit darauf fol- gender Wasserkühlung ist das Sublimat viel stärker, weil dann weniger Schwefel nach dem Innern destilliert; er braucht dann 20 Minuten bis zum Verschwinden. Solche kleine Rohre sind geeignet für Demonstrationen im kleinen Kreise; für ein gi’ößeres Auditorium empfehlen sich die 3 cm weiten. Läßt man ein solches mit Schwefel gefülltes Rohr einige Stunden in siedendem Wasser, wobei der ganze Schwefel auf 100" erwärmt wird, so bildet sich in dem kalten Teil über dem Schwefel ein fast weißes, kristallines Sublimat, das nach seinem Aussehen verschieden ist von dem gewöhnlichen, durch kurzes Erwärmen erhaltenen. Nach einigen Monaten kann man mit der Lupe in diesem Beschlag kleine, glänzende Kriställchen erkennen ; es findet also auch hier ein Wachsen der größeren Kristalle auf Kosten der kleinen statt. Leider vollzieht sich dieser Prozeß so langsam, daß die Kriställchen bis jetzt zur kristallographischen Untersuchung noch ungeeignet sind. Ob es sich hier um eine andere Modifikation des Schwefels handelt, kann zunächst noch nicht entschieden werden, doch weist die langsame Verdampfung darauf hin. Auch eine andere Beobachtung macht die Existenz einer weniger flüch- tigen Modifikation wahrscheinlich. Taucht man nämlich ein eva- kuiertes Rohr mit Schwefel einige Minuten in heißes Wasser und dreht nach dem Herausnehmen das oberste Ende nach unten, so hinterlassen die Schwefelstücke beim Rutschen über die heiße Glaswand weiße Striche, die nach einigen Wochen kristallinisch aussehen und nach Monaten noch nicht verschwunden sind. Durch Eintauchen in heißes Wasser kann man sie in wenigen Augen- blicken vertreiben. Breslau. Min. Institut der Universität, August 1914. Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. Von Richard Lang in Tübingen. 4. Besteht die Möglichkeit gleichzeitiger lateritischer und nicht lateritischer Verwitterung in den Tropen ? In den ersten beiden Aufsätzen über meine geologisch-minera- logischen Beobachtungen in Indien habe ich darüber berichtet, daß ich auf meinen Reisen durch Java, Sumatra und Malakka an der Erdoberfläche ausschließlich Brauuerden und Humuserden ge- funden habe und daß erst unter diesen Latent aufzutreten pflegt. Nach der heute herrschenden Anschauung schließt Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 4. 149 die Bildung v o u mehr oder weniger humusreichen Böden die Entstehung von Laterit zur gleichen Zeit an derselben Stelle aus und umgekehrt. Aus dem Vor- kommen der beiden Verwitterungsarten übereinander habe ich des- halb auf eine Klimaänderung seit der geologisch jüngsten Vergangenheit in diesen Ländern geschlossen. Die Lateritbildung kann sich nämlich nur da vollziehen , wo stets eine sofortige Zerstörung des Humus stattfindet. Das Klima muß somit in den genannten Gegenden zur Bildungszeit des Laterits trockener gewesen sein als zur .Jetztzeit, in der Böden mit mehr oder weniger reichlichen Humusbeimengungen den Laterit bedecken. Eine wesentliche Temperaturänderung war nicht anzunehmen, da seit der Diluvialzeit in den genannten Gegenden stets hohe Tem- peraturen herrschten. Die eben skizzierten Überlegungen , von denen ich mich bei der Annahme eines Klimawechsels im östlichen Indien leiten ließ, halte ich vollkommen aufrecht. Wenn ich trotzdem noch einmal auf die Frage zurückkomme, ob nicht eine andere als die bisher von mir angenommene Er- klärungsmöglichkeit für die höchst eigentümliche Lagerung des Laterits unter Braunerden und Humuserden bestehe, so ist für mich ein Grund hiezu eine gegenteilige Ansicht, die der Agrogeolog an dem botanischen Garten in Buitenzorg, Dr. Mohr, in einer Schrift über die Böden Javas vertritt1. Es ist mir dadurch auch gleichzeitig die erwünschte Gelegenheit gegeben , die Frage der Möglichkeit gleichzeitiger lateritischer und nicht lateritischer Verwitterung in den Tropen eingehend zu erörtern. Mohr unterscheidet in seiner Arbeit für Java folgende Boden- arten: 1. Roten Laterit (Roode Lateriet), 2. Gelben Laterit (Geele I^ateriet), 3. Bleicherde unter Humus (Pallesciet = Witte Verwee- ringsmassa onder humus), 4. Schwarzen Boden (Zwarten Grond), 5. Schwarzbraunen Boden (Zwartbruinen Grond), 6. Salzablage- rungen (Zoutafzettingen). Für die Behandlung der vorliegenden Fragen interessiert besonders der Rote und der „Gelbe" Laterit Mohr’s. Nur der Rote Laterit Mohr’s entspricht der Bodenart, die ich als Jjaterit bezeichne. Der Gelbe Laterit Mohr’s ist dasselbe, was ich mit dem Namen Braunerde belege. Ebenfalls zu den Braun- orden ist der Schwarzbraune Boden Mohr’s zu rechnen. Es ist eine contradictio in adjecto, von „Gelbem Laterit“ zu sprechen. Laterit hat als wichtige und charakteristische Eigen- tümlichkeit die rote bunte Färbung. Fehlt einem Gestein bezw. Boden diese Färbung, so kommt ihm die Bezeichnung Laterit in keinem Falle zu. Ein gelb gefärbtes Ver witterungs - 1 Over den Grond van Java. Batavia. 1911. 126 p. 150 R. Lang, Produkt kann somit nie die Bezeichnung- Laterit er- halten. Die Frage, wo der „Gelbe Laterit“ zu erwarten ist und wie er sich seinen qualitativen Eigenschaften nach verhält, beantwortet Mohr mit der Angabe, daß er in jungen Formationen, in relativ kühlen und sehr feuchten Gegenden auftrete. Im allgemeinen sei er fruchtbarer als der Rote Laterit; er sei jünger und deshalb weniger ausgewaschen ; er enthalte mehr Humus und gelbes Eisen- hvdroxyd, die beide imstande seien, lösliche Bestandteile festzu- legen, was der Rote Laterit viel weniger gut könne. Es sei im Anschluß au diese Notiz nur kurz darauf hin- gewiesen, daß der Humusgehalt in dem „Gelben Laterit“, von dem Mohr spricht, gleichfalls beweist, daß der „Gelbe Laterit“ Mohr’s überhaupt kein Laterit sein kann , da eben das Fehlen von Humus die Voraussetzung für die Lateritbildung ist. Als Ursache für die Verschiedenheit des Roten und „Gelben“ Laterits gibt Mohr die höhere oder niederere Temperatur an, bei der sie entstehen. „Darmede is het vraagstuk echter lang niet uitgeput (erschöpft)“ ! Als wahrscheinlich mit- wirkend nennt er noch drei Faktoren: 1. Perioden von trockener Hitze, trockener Wind, Entwaldung und fortdauernde intensive Sonnenbestrahlung des Bodens wirken in der Richtung auf Bildung des Roten Laterits. 2. ln demselben Sinn beeinflußt Kalkgehalt des Bodens. 3. Endlich kommt die Zeit als Agens für die Um- bildung von „Gelbem Laterit“ in Roten Laterit in Betracht. Mohr weist bei Besprechung des letzten Punktes darauf hin, daß künstliches Glas im Laufe der Zeit trüb werde, d. h. sich entglase. Derartige Entglasungen gehen im Laufe geologischer Perioden auch bei Naturprodukten, wie z B. dem Obsidian, vor sich. Eine entsprechende Umwandlung sei auch bei der Ent- stehung des Roten Laterits aus „Gelbem“ anzunehmen. Denn Mohr betrachtet den „Gelben Laterit“ als die im all- gemeinen metastabile Form, die i m Laufe der Zeit in die stabile Form, den Roten Laterit, übergeht und sich von selbst nicht mehr in „Gelben Laterit.“ zurückver- wandelt. („Welnu'zoo beschouw ik ook den geelen lateriet als den [in de meeste omstandigheden] metastabielen vorm , die op den langen duur in den stabielen vorm, den rooden lateriet, moet overgaan en ook inderdaad erin overgat.“ „Een roode lateriet gaat . . . nimmer vauzelf weer terug tot geelen.“) Diese Auffassung Mohr’s über die Bildung des Laterits bezw. der Braunerde in Java stellt eine Behauptung dar, der eine Be- gründung und Beweisführung durch entsprechende Beobachtungen im Gelände in der genannten Schrift fehlt. Immerhin ist seine Annahme beachtenswert und es ist deshalb notwendig, das Für und Wider dieser These zu besprechen, um eine einwandfreie Klärung Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 4. 151 der Frage der Lateritbildung einerseits und der Braunerdebildung andererseits in den Tropen zu erhalten. Obwohl Mohr’s „Gelber Laterit“ keinenfalls Laterit ist, so wäre es immerhin eine zu ei’wägende F r a g e . ob nicht in Indien im Laufe der Zeiten aus Braunerde echter Laterit sich gebildet haben kann, und zwar, ohne daß ein Klimawechsel stattgefunden hätte. Denn es wäre denkbar, daß Faktoren ein- wirken , die wir nicht kennen oder deren Bedeutung wir heute unterschätzen und die, trotz aller scheinbaren Unmöglichkeiten, die allmähliche Umbildung der Braunerde in Laterit bewirkten. Eine zweite Möglichkeit möchte ich von mir aus noch anführen, daß es nämlich denkbar wäre, daß sich der Laterit gleich- zeitig mit der Braunerde unter derselben gebildet habe. Gegen diese Annahmen sprechen eine Reihe gewichtiger Gründe, die im folgenden einzeln behandelt seien. 1 . Das Profil der Verwitterungsschichten dürfte nicht stets oben die gelben , braunen oder schwarzen Farben der Braunerde und erst darunter die bunten Farben des Laterits zeigen, wenn man einen zeitlich allmählichen Übergang von Braun- erde in Laterit annimmt, wie dies Mohr tut. Denn in diesem Falle müßte gerade die umgekehrte Reihenfolge der Bodenarten sich bilden: zu oberst Latei'it, unten Braunerde. Denn bekanntlich setzt die Verwitterung von der Erdoberfläche aus ein und ergreift erst allmählich die tieferliegenden Schichten. Es werden somit die zu oberst liegenden Bodenschichten die am längsten gebildeten, die in der Tiefe befindlichen die jüngsten Ver- witterungsbildungen sein. Entsprechend der Auffassung Mohr’s, daß der „Gelbe Laterit1" allmählich in den Roten Laterit über- geht, müßten somit die obersten, weil am längsten gebildeten. Bodenschichten am ehesten rote Färbung aufweisen , während die tieferen jüngeren Verwitterungsprodukte noch braune Farben zeigen könnten. In Indien habe ich jedoch immer das Gegenteil be- obachtet. Es kann somit der Ansicht Mohr’s eine Bedeutung nicht zugespi’ochen werden. 2. Nicht immer zeigt der unter der Braunerde liegende Laterit über sein ganzes Profil ausschließlich rote bunte Farben. Da und dort begegnet man an den Profilen Kluftflächen oder gröber sandigen Partien oder auch Zonen über wasserundurch- lässigem Gestein, welche Braunfärbung aufweisen. Dasselbe konnte ich auch an manchen Stellen ungefähr an der Grenze des Grund- wasserspiegels beobachten, wo die Sickerwässer sich sammeln. Der heutige Grundwasserspiegel aber fällt nicht selten in diesen Ge- bieten mit dem zur Zeit der Lateritbildung vorhandenen zusammen und liegt dann auf der Grenze des lateritisch verwitterten Ge- steins zu den unzersetzten Schichten. Diese rostfarbenen 152 R. Lang, Adern und Schwitzen könnte man nach Mohr als letzte Überreste der ursprünglichen „Gelben“ Lateritver- witterung auffassen. Dagegen spricht aber, daß diese Färbung nur au den Stellen sich iiudet , welche besonders wasserdurch- lässig sind oder das Wasser stauen, während sie den wenig wasser- durchlässigen feintonigen Partien des Laterits zu fehlen pflegen. Es ist deshalb keine andere Deutung möglich als die , daß die Rostfärbung in vereinzelten Teilen des Laterits eine sekundäre ist, hervorgerufen durch dieselben Sickerwässer, welche über dem Laterit in den Lagen der Braunerdeverwitterung zir- kulieren. Zu genau demselben Resultat gelangt man bei der Unter- suchung der im Laterit enthaltenen Roteisen ko nkretionen. Wie ich in meinem letzten Aufsatz darlegte, sind diese Konkre- tionen in der Weise gebildet, daß sie von außen nach innen, gegen den Kern zu, immer härter werden, derart, daß die äußeren Teile noch bröcklig weich sind, während die dann folgenden mehr Zusammenhalt aufweisen und im innersten Teil ziemlich unzerbrech- lich sind. Sie sind vollkommen unregelmäßig begrenzt und be- sitzen keinerlei besondere Struktur, wie etwa die Bohnerzkörner, so daß sie mit diesen in keiner Richtung verglichen werden können. Diese Roteisenkonkretionen, die gern an Klüften und in gewissen Zonen angereichert sind , zeigen nicht selten an den Stellen , wo die rostfarbenen Adern und Schmitzen sich Anden, gleichfalls eine mehr oder weniger vollkommene Braunfärbung. Bei einigem Um- fang der Roteisenkonkretionen ist die Rostfärbung meist nur eine unvollkommene. Dann ist deren äußere Hülle braun ge- färbt, während der Kern ausgezeichnete Rotfärbung aufweist. Nicht ein einziges Mal konnte ich dagegen umgekehrt innen Braunfärbung beobachten, die von einem roten Mantel um- hüllt ist. Auch aus diesem Befund geht hervor, daß die Rost- verwitterung eine sekundäre Erscheinung ist. Würde Braunerde- und Lateritverwitterung nebeneinander hergehen, so müßten die Kerne der Eisenkonkretionen bald rot bald braun und die Hüllen dementsprechend umgekehrt gefärbt sein. Wäre endlich, wie dies Mohr annimmt, der Laterit aus Braunerde zeitlich nacheinander, aber ohne Klimaänderung hervorgegangen , so müßte entweder jede Braunfärbung im Laterit fehlen oder es müßte der äußere Teil der Eisenkonkretionen rot, der Kern braun gefärbt sein und nicht umgekehrt, wie beobachtet ist. ß. Einen ausgezeichneten Beweis dafür, daß der Laterit in Indien nicht aus Braunerde hervorgegangen sein kann, bietet das von mir in den Braunerden Sumatras und Malakkas gefundene Bohner z, über das ich in dem letztvorhergehenden Aufsatz der vorliegenden Artikelserie berichtet habe. Ich konnte darin zeigen, daß es sich nie im Laterit , sondern stets in der Braunerde be- Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 4. 153 tindet und daß es in letzterer aus überschüssigem Eisen des Laterits hervorgegangen ist. Wäre zuerst die Braunerde entstanden und dann erst der Laterit , so müßte man notwendigerweise heute da und dort im Laterit noch Beste von Bohnerz linden, was nicht der Fall ist. 4. Gegen die Auffassung, daß sich ohne Klimaänderung gleich- zeitig Braunerde und Laterit untereinander bilden könnten, sprechen eine Beihe chemischer Gründe. Zur Erklärung sei auf die Theorie der Lateritbilduug mit kurzen Worten eingegangen. Die von Meigen 1 angegebene Theorie besagt, daß der Laterit unter der Einwirkung des infolge der hohen Temperaturen hydrolytisch in relativ hohem Masse gespaltenen Wassers sich bilde, eine Auffassung, die heute die herrschende sein dürfte. Doch möchte ich auch die Möglich- keit nicht ganz von der Hand weisen, daß bestimmte Bakterien, wie dies Holland1 2 annimmt, die Lateritbildung verursachen. In beiden Fällen kommt, was meines Erachtens nicht immer genügend hervorgehoben wurde, hinzu die intensive oxydierende Wirksamkeit des atmosphärischen Sauerstoffs sowie hohe Bodentemperaturen, die zusammen den Gesteinen die rote bunte Färbung verleihen. Stets wird für das Zustandekommen dieses Vorganges auch vorausgesetzt, daß alle Humusbestandteile in diesen Böden zerstört sind. Beim Betrachten der in Indien immer wieder auftretenden Profile: oben Braunerde, unterhalb Laterit, kann man auf den Ge- danken kommen, daß etwa das Wasser zunächst der Erd- oberfläche überall da, wo Pflanzenreste in größerer Menge als lin musbildende Bestandteile im und am Boden liegen, Braunerde erzeugt, und allmählich in eine Zone durchsickert, in der es, von der Mit- einwirkung der Humuss übstanzen oder anderer im Wasser gelöster Bestandteile befreit, Lateritbildung verursacht. Gegen diese Annahme sind folgende Bedenken zu erheben : Beim Durchsickern der obersten Bodenschichten verarmt das Wasser immer mehr an Sauerstoff, der bei rein anorganischen Oxyda- tionsvorgängen und besonders von den Bakterien bei der Zerstörung der Humussubstanzen verbraucht wird , während an dessen Stelle zum Teil Kohlensäure gebildet und in dem Sickerwasser gelöst wird, da Wasser außerordentlich große Mengen von Kohlensäure aufzunehmen vermag. Es ändert sich somit der Gasgehalt des Wassers bei seiner Bewegung in der Bichtung gegen den Grundwasserspiegel zu immer mehr zu- ungunsten des Sauerstoffs und zugunsten der Kohlen- säure. Es ist schon an sich nicht anzunehmen, daß derartig 1 Geologische Rundschau. 1911. p. 167. 2 On the Constitution, Origin and Dehydration of Laterite. Geo- logical Magazine. 1903. p. 59—69. 154 R. Lang, zusammengesetztes Wasser Laterit zu bilden imstande ist, da bei dessen Bildung die Anwesenheit von viel Sauerstoff zu kräftiger Oxydation Voraussetzung ist. Insbesondere läßt sich aber unter Voraussetzung derartig zu- sammengesetzten Wassers nicht erklären, warum im Laterit auf den Klüften und in den poröseren Lagen, wo noch am ehesten Sauerstoff der Luft zu dem Sickerwasser zutreten kann, und wo auch das Wasser deshalb am raschesten von etwa in ihm enthaltenen Humussubstanzen durch Oxydation befreit werden kann, vielfach rostbraune Verwitterungsfarben sich zeigen, während unter dieser Voraussetzung unbedingt liier am ehesten lateritische Bildungen zu erwarten sein müßten. Überhaupt dürften keine , selbst wenn auch nur vereinzelte , Schmitzen oder Adern von rostbraun verwittertem Material unter der durchschnittlichen Grenze zwischen Braunerde und Laterit Vorkommen , die Grenze müßte vielmehr einheitlich sein. Auch müßte die lateritische Verwitterung am intensivsten an der Grenze gegen das unver- witterte Gestein wirksam sein , während nicht selten in dieser Grenzzone gleichfalls rostbraune Farben sich zwischen die rot- farbenen Lateritpartien einschieben. Auch aus diesem Grunde muß man annehmen , daß das Wasser in größerer Tiefe der Verwitte- ruugsschichten keine so wesentliche Änderung seiner Eigenschaften erlangt hat , daß es Laterit zu erzeugen vermöchte. Vielmehr weisen die Beobachtungen im Gelände darauf hin, daß das in die Tiefe sickernde Wasser durch die ganze Breite der Ver- witterungsschichten einheitlich rostbraune Verwitte- rungsschichten liefert. Wenn trotzdem Komplexe von beträchtlicher Mächtigkeit noch nicht in Braunerde umgewandelt sind , so darf daraus nur der Schluß gezogen werden , daß ' die Braun er d e ver witter u n g bis heute zu kurz und zu wenig intensiv auf die Produkte der früheren Laterit- verwitterung eingewirkt hat, als daß aller Laterit hätte zerstört werden können. Auch wenn man eine Einwirkung von Bakterien bei der Lateritbildung annimmt, müßten z. B. auf den Kluftflächen im Laterit stets ausschließlich rote Verwitterungsfarben sich zeigen. Denn da es sich nur um aerobe Bakterien handeln könnte, so müßte gerade an diesen Stellen, wo der Sauerstoff der Luft relativ am besten zutreten kann , die lateritisierende Tätigkeit derselben am intensivsten sein, während gerade hier rostbraune Verwitterungs- farben am ehesten entstehen. Endlich wäi'e noch zu berücksichtigen, daß die Tätigkeit der Bakterien mit der Tiefe unter der Erdober- fläche abnimmt und schon wenige Meter unter derselben auf Null zurückgehen soll. Des weiteren könnte man ein wenden, daß die Braun- erdeverwitterung und dem entsprechend darunter die Lateritver Witterung allmählich immer weiter in die Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 4. 155 Tiefe dringe, weil die oberflächliche Abtragung an der Erdoberfläche immer weiter fortschreite und daß somit die Braunerdeverwitterung notwendigerweise allmählich ursprünglich lateritische Partien und die darunter befindliche Zone der Laterit- verwitterung uuzersetztes Gebirge ergreifen müsse. Aber erstens zeigt sich die teilweise Brauneisenverwitterung, wie erwähnt, da und dort auch zwischen den lateritisch verwitterten Teilen, und außer- dem findet sich , wie gleichfalls besprochen , an der Grenze zum nnzersetzten Gestein vielfach wieder eine Zone mit Rostfärbung als Zeichen, daß die Lateritbildung in der Tiefe gegen das un zersetzte Gebirge zu heute nicht fort schreitet, vielmehr zum Stillstand gekommen ist zugunsten der Braunerde- verwitternng , die auch hier allmählich einsetzt. Es ergibt sich somit auch aus diesem Grunde, daß die Later it Verwitterung in den besprochenen Ländern fossil ist. Endlich ist zu berücksichtigen, daß weite Gebiete der Tropen an ihrer Erdoberfläche tatsächlich die Produkte der lateritischen Verwitterung tragen. Daß dort der Latent eine rezente Bildung ist, wird niemand bezweifeln. Es ist deshalb aber auch nicht ein- zusehen , warum ein Laterit , der von Braunerde überlagert wird, gleichfalls rezent sein soll. 5. Die fossile Beschaffenheit des Laterits läßt sich da ohne weiteres konstatieren, wo der Laterit unter R oh humus- bild ungen gelagert ist. Dies habe ich in Malakka bei Ipoli, aber auch im Barissangebirge auf Sumatra in der Nähe des Ortes Tjoeroeb an Balm- bezw. Straßeneinschnitten beobachten können. Daß unmöglich Rohhumus- und Lateritbildung gleichzeitig neben- einander vor sich gehen können , bedarf wohl keines Beweises. Aber auch bei mächtiger Überlagerung des Laterits durch vier und mehr Meter hohe Braunerdeschichten, wie ich gleichfalls im Barissangebirge , aber auch in Ostjava bei Tosari beobachten konnte, wird es unverständlich, warum zu oberst solch mächtige humusreiche Schichten liegen, welchen nach unten reiner rot und weiß gefärbter Laterit folgt, wenn man nicht annimmt, daß jede dieser verschiedenartigen Verwitterungdecken, gleichwie bei uns eine Lößschicht unter Braunerde, eine selbständige Bil- dung von verschiedenem geologischen Alter darstellf. 6. Daß lateritische und Braunerdeverwitterung nicht gleichzeitig nebeneinander sich vollziehen, vielmehr die Produkte verschiedener geologischer Zeiteu bezw. verschiedener klimatischer Einwirkungen darstellen , zeigt endlich auch der Umstand, daß auf den jungen Tuffen und Laven auf Java nie Böden mit lateritische r Verwitterung liegen, eine Erscheinung . auf die ich schon in meinem zweiten Aufsatz der vorliegenden Serie hingewiesen habe. Würde gleichzeitig mit der Braun erde unter derselben Laterit entstehen , so wäre nicht einzusehen, warum gerade den Böden der jungen Tuffe und Laven 156 R. Lang, diese Erscheinung fehlen sollte. Diese Tatsache ist am einfachsten dadurch zu erklären, daß man annimmt, daß zur Zeit der Ab- lagerung der jungen Eruptiva und ihrer Tuffe die Lateritbildung in Indien schon auf gehört hatte, daß sich also die Änderung zu dem feuchten Klima, das heute dort herrscht, damals schon vollzogen hatte. Aus diesen kritischen Erörterungen heraus ergibt sich, daß bei genauer Überlegung keine Tatsache zugunsten der Annahme spricht, daß etwa die Braun- erde durch „Altern“ im Laufe längerer Zeiträume in Laterit sich umgewandelt habe, oder daß gl eich - zeitig an d e r Erdoberfläche Braunerde, darunter Laterit sich gebildet habe. Sowohl alle Beobach- tungen als auch alle theoretischen Erwägungen weisen vielmehr darauf hin, daß der in. Java, Sumatra und Malakka von mir beobachtete Laterit fossil ist, einer vergangenen tro ebeneren Klimaperiode zugehört und daß heute, unter dem jetzt herrschenden sehr feuchten Klima, nur noch Braunerden und Humus- erden sich bilden. Eine Folgerung aus diesen Re- sultaten ist die Klimaänderung seit der Diluvialzeit, die ich für die genannten Gebiete aufgestellt habe. Tübingen, im April 1914. Nach Drucklegung der vorliegenden Abhandlung erschien in der Geologischen Rundschau eine Besprechung von Stremme über „Laterit und Terra rossa als illuviale Horizonte iiumoser Waldböden“1, aus deren Titel schon der in dieser Schrift vertretene Gegensatz zu der von mir im vorstehenden und a. a. 0. dargelegten Anschauung über die Entstehung des Laterits hervorgeht. Nur in zwei Punkten möchte ich mich hier gegen Stremme’s Erklärung der Unterlagerung von Laterit unter Humus- böden wenden. Einmal dagegen, daß unter diesen Umständen der hum ose Boden und der Laterit gleichaltrig sei. Daß dem nicht so sein kann, glaube ich im vorstehenden zur Genüge gezeigt zu haben. Stremme zieht für seinen Beweis u. a. das Bodeuprofil heran und nimmt, zugunsten seiner Auffassung, an, daß jedenfalls der Laterit nichts anderes als der (tiefere) Bodenhorizont B sei. über dem der lnxmose Waldboden als Bodenhorizont A liege. Diese Einteilung des Bodenprofils stimmt aber mit den von mir in der Natur beobachteten Verhältnissen nicht überein. Schon in der ersten Abhandlung meiner geologisch-mineralogischen Beobachtungen in Indien2 erwähnte ich, daß die beobachteten Braunerden genau so ausgebildet sind wie z. B. in Deutschland, und in meiner dritten 1 1914. p. 480—499. ! Dies. Centralbl. 1914. p. 257. Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 4. 157 Abhandlung 1 wies ich erläuternd darauf hin, daß die Braunerde allein schon zwei Horizonte bildet. Die zu oberst liegende humosere Schicht ist, nach einer größeren Anzahl von Messungen, die ich in Sumatra auf welligem Waldgelände des Flachlandes der Kesident- scliaft Palembang ausfiihren konnte, 5 — 40 cm dick, während die hellere, humusärmere Bodenpartie, die darunter folgt und die meist eine lößähnliche Färbung aufweist, ,j — 3 m und mehr Mächtigkeit zeigt. Darunter liegt an der Grenze zum Latent eine Zone mit Brauneisenschlacken und zelligen Brauneisenplatten von unregel- mäßiger Beschaffenheit, wenn nicht, bei relativ niederen Regen- mengen, an Stelle derselben Bohnerz auftritt, das sich infolge von Auswaschung des tonigen Bodenanteils allmählich anzureichern pflegt. Erst unter dieser Zone steht der Laterit an,, der allein, im Gegensatz zu den gelben bis braunen und dunklen dariiber- liegenden Schichten, rote bunte und rein weiße Farben zeigt. Ganz entsprechende Verhältnisse habe ich in Java und Malakka gefunden. Aus diesen Angaben geht hervor, daß der B-Horizont Stremme’s schon in der den Laterit überlagernden Braunerde und der Zone mit den Eisenkonkretionen enthalten ist und somit nicht der Laterit- horizont sein kann. Der Horizont mit den Eisenkonkretionen, den auch Lacroix2 beobachtete, entspricht der Konzentrations- oder Zementationszone in dem Sinn, wie ich den Begriff für geologische Erscheinungen anwende3. Die Konkretionsbildung erfolgt in den regenfeuchten Tropen, wie dies auch Stremme im Gegensatz zu der Auffassung von Lacroix ausdrücklich hervorhebt 4, nicht von unten nach oben, sondern durch absteigende Wässer. Die Eisen- konkretionen bilden sich somit auf Kosten der überlagernden Braun- erde, der Eisen entzogen wird, und nicht durch Wanderung aus dem die Konkretionszone unterlagernden Laterit. Letzterer liegt vielmehr, wie ich insbesondere in der vorstehenden Abhandlung näher beschrieb, meist völlig intakt und durch scharfe Farbunter- scliiede von ihr getrennt unter der Konzentrationszone. Da nun die Zementationszone im bergmännischen Sinne sich auf der Grenze zwischen einer primären und der sekundär veränderten Lagerstätte befindet, so muß in diesem Sinne die Zone mit den Eisenkonkre- tionen ein schon länger gebildetes Material, das in der Tiefe liegt, von einem sekundär, also erst in jüngerer Zeit umgewandelten, darüberliegenden Verwitterungsprodukt trennen, d. h. der Laterit und die Braunerde können nicht gleichaltrig, sondern sie müssen zeitlich nacheinander gebildet sein. Es kann somit der Laterit kein illuvialer Horizont humoser Waldböden sein. Daß auch rein weiße Farbe im Laterit auftritt, kann 1 Dies. Centralbl. 1914. p 642. 2 Zitiert nach Stremme, a. a. 0. p. 492. 3 Über eine Einteilung nichtmetamorpher Sedimente in Tiefen- zonen etc. Dies. Centralbl. 1910. p. 69—76. 4 a. a. 0. p. 493. 158 R. Lang, an jedem guten Haudstiick beobachtet werden. Daß die rein weiße Farbe im Laterit aber mit Bleicher.debildung nichts zu tu n hat, wie dies Stremme annehmen möchte, hätte Stremme schon aus dem von mir betonten Umstand entnehmen können, daß das Weiß untrennbar mit eisenreichen rot-, lila- und violett- tärbigen Lagen, Bändern und Adern verbunden ist. Wohl habe ich auch Bleicherde in den Tropen beobachtet, die unter der Ein- wirkung von Rohhumuswässern entstanden ist; diese aber war dann jeweils vollständig frei von färbenden Eisenbeimengungen. Auch die Tatsache, daß über dem Laterit in den von mir besuchten Gegenden zumeist Braunerde — also vielfach kein Rohhumus — liegt, beweist, daß im allgemeinen keine kolloidal gelösten Humus- stoffe vorhanden sind, welche eine Auslaugung in der Richtung auf Bleicherde herbeiführen könnten. Zudem müßte dann der obere Teil des Profils der Bleicherde entsprechen und somit eisenfrei sein, was bei der Braunerde nicht der Fall ist. Sollte Stremme mit dem Satz: „Ja, das Vorkommen rein weißer Farben läßt sogar das Auftreten von Bleicherdehorizonten erwarten“1, etwa andeuten wollen, daß mit den Bleicherdebildungen des gemäßigten und kalten Klimas möglicherweise der Laterit der Tropen identisch sei? Auch nach seiner und Gmnka’s klimatischer Bodenklassifikation, die ich in zweiter Linie besprechen will, muß man auf diesen Gedanken kommen und auch das Folgende weist daraufhin. Bei der Besprechung einer Arbeit von Lacroix über Laterit in Französisch-Guinea erwähnt Stremme die dort u. a. beobachteten tonigen Verwitterungsprodukte („Tone, Kaolin“), und zitiert die Ansicht Lacroix’, daß zwischen der Verwitterung in den Tropen und derjenigen des gemäßigten Klimas kein prinzipieller Unter- schied sei 2, ohne es abzulehnen , daß überhaupt bei lateritischer Verwitterung tonige, also nicht laterisierte Verwitterungsreste mög- lich seien. Tatsächlich kann es sich bei den in Französisch- Guinea durch die Verwitterung entstandenen kieselsäurehaltigen Zerstörungsprodukten gar nicht um das Resultat lateritischer, sondern nur um ein solches touiger Verwitterung handeln. Denn wir müssen entsprechend den klärenden Darlegungen Bauer’s daran fest halten, daß nur diej e n i ge Ver witte- rn n g s a r t , bei der die Kieselsäure entzogen wird und als letztes Restprodnkt n u r A 1 u m i n i u m h y d r o x y d und wasserfreies bezw. wasserarmes Roteisen übrigbleibt, als die lateritische bezeichnet werden darf. Meines Er- achtens handelt es sich bei den von Stremme in seiner letzten Arbeit geäußerten Anschauungen um die Gefahr, wenn nicht die Tatsache einer bedenklichen Umwertung bisher klarer Begriffe und Anschauungen. Die roten bunten und weißen, von Roteisen und Aluminiumhydroxyd herrührenden Farben einerseits, die Auslaugung 1 a. a. 0. p. 491. 2 a. a. 0. p. 492 f. Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 4. 159 der Kieselsäure , der Erdalkalien und Alkalien andererseits , zu- sammen mit einem völligen Fehlen von Hnmusbeimengungen und Humuswirkung, müssen als die charakteristischen Eigenschaften des Laterits in Geltung bleiben. Ans dem Vorstehenden folgt noch ein zweites, daß nämlich auch die Einreihung des Laterits nach klimatischen Gesichtspunkten in der von Glinka 1 aufgestellten und von Stremme in seiner Besprechung übernommenen Bodenklassifi- kation als Boden von optimaler Befeuchtung nicht richtig sein kann. Glinka teilt die Böden nach den Nieder- schlagsmengen ein, unter deren Einfluß sie stehen, und unter- scheidet im wesentlichen zwischen Böden von optimaler, mittlerer, mäßiger und ungenügender Befeuchtung. Zu den Böden von optimaler (besser starker) Befeuchtung rechnet er den Laterit, die Koterden uud die Gelberden, zu den Böden von mittlerer Befeuch- tung die Kohhumus enthaltenden Böden (Bleicherde-, Podsolboden l, zu den Böden von mäßiger Befeuchtung die Schwarzerden, zu den Böden von ungenügender Befeuchtung n. a. die Braunerden1 2 3. Ganz entsprechend ist auch die Einteilung Stremme’s. Es ist schon höchst sonderbar, daß die Böden von starker Befeuch- tung gar keine Vertreter in der kälteren gemäßigten uud in der ganzen kalten Zone haben sollen und daß die Rot- und Gelberden, die z. B. an den Küsten des Mittelmeers verbreitet sind, Böden von optimaler Befeuchtung sein sollen, ob- wohl die dort beobachteten jährlichen Regenmengen keineswegs besonders hoch sind, während anderen Gegenden mit ähnlicher Durchschnittswärme, aber viel höherer Feuchtigkeit, diese Böden fehlen. Auf der anderen Seite werden, um nur ein weiteres heraus- zugreifeu, die in ganz Mitteleuropa weit verbreiteten Braun er den, die u. a. Ramaxn 3 ganz besonders eingehend behandelt und denen wohl die meisten bodenkundlicheu Arbeiten der deutschen Forscher gewidmet sind, von Stremme in seiner Besprechung mit keinem Worte erwähnt. Nach Glinka bilden sich die den deutschen Braunerdeu entsprechenden , Braunen Böden" Rußlands bei unge- nügender Befeuchtung. Wir finden die Braunerden aber z. B. in Süddeutschland in Gegenden mit Regenmengen von zum mindesten über 500 mm. und nirgends wird bei uns ein Mangel an Feuclitig- 1 Die Typen der Bodenbildnng. 1914. p. 37 ff. 1 Glinka nennt die Böden etwas abweichend , Braune Böden“ und .Kastanienfarbige Böden“. Diese in den russischen Steppen verbreiteten Böden sind nach Glinkas Beschreibung sicher nichts anderes, als die deutschen ..Braunerden“ im Sinne Ramann's. Wenn Glinka angibt, daß die von Ramaxn beschriebenen Braunerden zu den podsoligen Böden und den grauen Waldböden gehören (a. a. 0. p. 39), so irrt er sich, da Ramaxn in seiner Beschreibung ausdrücklich hervorhebt (a. a. 0. p. 585): ..Eisen wird nicht ausgewaschen, daher herrschen gelb- bis rotbraune Färbungen vor." Schon dadurch unterscheidet sich die deutsche Braunerde scharf von allen rohhumusführenden Böden. 3 Bodenkunde. 3. Aufl. 1911. p. 585 — 600. 160 Miscellanea. keit, der sich etwa in Steppenbildung ausdrücken könnte, beobachtet. Vielleicht sieht Stremme selbst an diesem Beispiel, daß es un- möglich ist, Beziehungen, die für Rußland gültig sind, ohne wesent- liche Modifizierung der GmxKA’schen Bodenklassifikation auf andere, z. B. die in Deutschland herrschenden Boden- und Klimaverhält- nisse zu übertragen. Die Fehler, die der Bodenklassifikation Glinka’s und Stremme’s anhaften, sind u. a. darauf zurückzuführen, daß sich die beiden Forscher nicht zu der Auffassung entschließen konnten, daß auch in den Tropen selbständige, d. h. keineswegs mit Laterit zusammen entstehende Braunerden, Schwarzerden und selbst Rohhumuserden sich zu bilden vermögen. Hätten sie dies anerkannt, dann wäre von selbst die Erkenntnis gefolgt, daß der Laterit, eben weil ihm Humusbeimengungen fehlen, unter Bedingungen entstehen muß, unter denen ein so geringes Maß von Feuchtigkeit herrscht, daß die Bildung bezw. Erhaltung von Humus verhindert wird, so daß er also kein Produkt optimaler Befeuchtung sein kann, wie dies Glinka und Stremme annehmen. In einer besonderen Abhandlung werde ich darauf noch eingehend zu sprechen kommen. Miscellanea. Beneke’sche Preisaufgabe. „Zusammen fassende und kritische, soviel als möglich auf Autopsie gegründete Darstellung der Erscheinungen der Kontaktmetamorphose der Gesteine, nämlich der Änderungen ihrer chemischen und mineralogischen Zusammensetzung und ihrer Struk- tur, mit dem Ziele der Feststellung und Erklärung der chemischen und physikalischen Prozesse, welche die Metamorphose bewirken. Auch wenn dieses Ziel nicht zu erreichen ist, sollen die sich darbietenden Probleme scharf definiert und die Bedingungen, unter denen sie lösbar erscheinen, erörtert werden. Die Darstellung soll den Umfang von ca. 30 Druck- bogen nicht überschreiten.“ Bewerbungsschriften sind bis zum 31. August 1 9 1 6 1, auf dem Titelblatt mit einem Motto versehen , an die philosophische Fakultät der Universität Göttingen einzureichen, zusammen mit einem versiegelten Brief, der auf der Außenseite das Motto der Abhandlung, innen Name, Stand und Wohnort des Verfassers an- zeigt. In anderer Weise darf der Name des Verfassers nicht angegeben werden. Auf dem Titelblatt muß ferner die Adresse verzeichnet sein, an die die Arbeit zurückzusenden ist, falls sie nicht preiswürdig befunden worden ist. Der erste Preis beträgt 1700 Mark, der zweite 680 Mark. Die Zuerkennung des Preises erfolgt am 11. März 1 9 1 7 1 in öffentlicher Sitzung der philo- sophischen Fakultät der Universität Göttingen. 1 Dieser Termin ist wegen der Zeitverhältnisse um vorläufig 1 Jahr hinausgeschoben. J. Samojloff, Ueber die Modifikationen des Witherits etc. 161 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über die Modifikationen des Witherits beim Erhitzen. Von J. Samojloff in Moskau. Petrowsko-Rasumowskoje. Eine eingehende Zusammenfassung der Literatur über die thermische Dissoziation des BaC03 findet man bei Leitmeier1. Die Frage über die Dissoziation und Zerstörung des Ba C 03 bei- seite lassend . die erst bei einer relativ sehr hohen Temperatur von 1350 — 1450° stattfindet, beabsichtige ich, mich nur bei jenen thermischen Effekten aufzuhalten, welche das Bariumcarbonat bei einer Temperatur unter 1050°, d. h. beträchtlich unter der Disso- ziationstemperatur, offenbart. Le Chatedier 2 hat bereits bewiesen, daß beim Erhitzen des BaC03 bis 795° Wärme absorbiert wird (freilich nannte Le Chate- lier diese Temperatur fälschlich point de fusion Ba 0, CO 2). Kristallographische Untersuchungen an Witherit beim Erwärmen führte Mügge3 aus. Später, im Jahre 1906, bestätigte Boeke 4, daß beim Erhitzen des BaC03 bei t° = 811° eine bedeutende Ver- zögerung im Gang der Temperatur eintritt, wobei diese Reaktion umkehrbar ist: beim Abkühlen wird Wärme abgegeben, und zwar bei einer etwas niedrigeren Temperatur, die von der Schnelligkeit der Abkühlung abhängt (für langsameres Abkühlen bei 795°, für rascheres bei 761°). Zwei Jahre später erschien die Arbeit La- tschenko’s5 6, welcher bewies, daß diese Absorption der Wärme bei 800° 375 großen Kalorien pro Gramm-Molekül des Bariumcarbonats entspricht. Schließlich bestätigte Friedrich u im Jahre 1912, daß nahe bei t° = 810° im Gang der thermischen Kurve ein deutlicher Stillstand eintritt, der ungefähr bei 780° bereits bemerkbar wird. Es kann folglich als erwiesen gelten, daß bei t" = 80u° ca. der Witherit in eine andere Modifikation, den a-Witherit, übergeht. 1 H. Leitmeier, Hamlb. d. Mineralchemie, herausg. von C. Doelter. 1912. 1. p. 491. * H. Le Chatelier, Bull. d. 1. Soc. chimique de Paris. 1887. 47. p. 301. 3 0. Mügge, N. Jahrb. f. Min. etc. Beil -Bd. XIV. p. 258. 4 H. E. Boeice, Zeitschr. f. anorg. Chemie. 1906. 50. p. 244. 5 P. Latschenko, Compt. Rend. 1908. 147. 58. und Journ. d Russisch. Phys.-chem. Gesellsch. 1910. 42 p. 1604. 6 K. Friedrich, dies. Centralbl. 1912. p. 657. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 11 162 J. Samojloff, Ueber die Modifikationen des Witherits etc. Unter den verschiedenen mineralischen Körpern, welche von mir in letzter Zeit auf ihr Verhalten beim Erhitzen untersucht wurden, wandte ich meine Aufmerksamkeit auch dem Witherit zu. Das fein gepulverte Mineral wurde in einem elektrischen Ofen erwärmt, das Pyrometer in die Substanz selbst versenkt; ein be- sonderes „registrierendes Pyrometer mit elektrischem Antrieb“ von Siemens & Halske notierte alle 1 2 Sekunden die Temperatur auto- matisch als Punkt auf einem Papierstreifen, der sich mit einer Schnelligkeit von 1 mm in der Minute bewegte. Eine genaue Be- schreibung der ganzen Einrichtung ist in meinem Artikel über die chemische Konstitution des Kaolins zu finden i. Der erwiesene Übergang des Witherits in a-Witherit steht in Einklang mit meinen Beobachtungen. Wie aus dem Papierstreifen zu ersehen ist, fällt der Halte- punkt der Kurve während des Abkiihlens viel schärfer auf als während des Erhitzens , da hier eine Überkühlung eintritt und die Temperatur, die bereits bis 755 ° gesunken war, bei der molekularen Umgruppierung wieder bis auf 760° steigt. Neben dieser a-Modifikation des BaC03 kommt jedoch auf meinen thermischen Kurven noch ein anderer Punkt zum Ausdruck. Die thermische Kurve eines Witherits aus Aiston , Cumberland, zeigt beim Abkiihlen eine deutliche Brechung der Kurve bei t° = 940 — 94 5°, die aber viel schwächer ausgeprägt ist, als jene bei 755 — 760°. Berücksichtigt man, um wieviel die Brechung bei der Abkühlung schroffer ist als beim Erhitzen, so ist es nicht zu verwundern, daß die entsprechende Brechung der Kurve beim Über- gang in die ^-Modifikation beim Erhitzen der Beobachtung entgeht. Außer dem Witherit aus dem vorgenannten Vorkommen wurde noch Witherit aus Fallowfield bei Hexham, Nortlmmberland, unter- sucht, wobei die ganz deutliche, wenngleich etwas schwächer aus- geprägte Brechung der Kurve auf die gleiche Temperatur fiel. Schließlich äußerte sich ganz klar die Verzögerung im Gang der Kurve bei der nämlichen Temperatur auch beim Abkiihlen eines künst- lichen Ba C 03-Präparats von Kahlbaum (Bariumcarbonat gefällt). In meinen thermischen Kurven beim Erhitzen und Abkühlen des Strontianits finde ich keine neuen ausgezeichneten Punkte, ich konnte nur die Angaben der früheren Autoren (ein Umwand- lungspunkt bei ca. 875° beim Abkühlen) bestätigen. Zieht man in Betracht, daß beim Abkiihlen die Temperatur der Brechung unserer Kurve bei der Bildung des a-Witherits um ca. 30° niedriger ist als beim Erhitzen, so berechnet sich der Übergangspunkt in die ß- Modifikation beim Erhitzen annähernd auf 97 0°, wobei dieser Umwandlungsprozeß durch Aufnahme einer viel geringeren Menge von Kalorien begleitet wird, als beim Übergang 1 J. Samojlokk, Bull. d. l’Acad. d. Scienc. St.-Petersb. 1914. G. Aminoff, Ueber gesetzmäßige Verwachsungen etc. 163 in die «-Modifikation (wie bekannt, erfolgt z. B. der Übergang des Aragonits in Calcit unter ganz geringem thermischem Effekt, welcher laut Angaben verschiedener Autoren nicht nur verschiedene Größe, sondern auch verschiedenes Zeichen besitzt). Mehrfaches Erhitzen und Abkiihlen ein und desselben Objekts, sei es Witherit oder künstliches Bariumcarbonat, ergab stets die gleiche thermische Kurve. Unser Beobachtungsmaterial erlaubt folglich den Satz auf- zustellen, daß der Witherit bei t° = ca. 800u in «-Witherit und dieser bei t° = ca. 970° seinerseits in ^-Witherit übergeht, während beim Abkiihlen entsprechend ein Übergang des /^-Witherit in «- Witherit und darauf in normalen Witherit stattfindet. Über gesetzmäßige Verwachsungen von Bariumbromatkristallen. Von G. Aminoff in Stockholm. Mit 4 Tex’figuren. In einem Präparate von Bariumbromat (BaBr206 . H2 0), von der Firma Kahlbaum hergestellt, habe ich zufällig bemerkt, daß zwillingsähnliche Verwachsungen in beträchtlicher Menge Vor- kommen. Um etwaige Zwillingsgesetze festzustellen, habe ich das Material einer goniometrischen Untersuchung unterworfen. Bei den, der Orientierung wegen, an den einfachen, 1 — 3 mm großen Kristallen ausgeführten Winkelmessungen ergaben sich ziemlich schlechte Werte, obschon die Flächen meistens gut spiegelnd waren, was wohl mit einem gestörten Kristallisationsvorgang Zusammen- hängen mag. Ich teile jedoch einige dieser Messungen an den einfachen Kristallen mit, um eine Vorstellung von der Beschaffen- heit des Materials zu geben (Tab. 1). Bariumbromat kristallisiert bekanntlich nach den Messungen von Marignac, Torsoe, Eppler Tabelle 1. (110): (110) . . . 96° Grenzen 43'- 98° 22' Mittel 97044/ Berechnet 97° 50' Anzahl der Messungen 18 (110) : (T10) . . . 81 40—83 20 82 22 82 10 14 (100): (101). . . 41 15—42 13 41 48 42 0 11 (001): (101). . . 44 55 —45 9 45 3 44 58 3 (112): (112). . . 54 21 -55 38 55 11 55 20 8 (110): (Oll). . . 56 7—56 7 56 7 56 0 2 (110): (Oll). . — 52 57 52 53 1 (110): (112). . . 49 32—50 29 50 5 50 1 4 (100) : (101) . . — 44 42 44 51 1 (100) : (001) . . . 93 7 —93 11 93 9 93 2 2 (011): (Oll). . . 99 0-101 39 100 42 100 55 5 11* 164 6. Aminoff, Ueber gesetzmäßige Verwachsungen und Behr monoklin holoedrisch. Die Konstanten sind von Gossner 1 berechnet : a :b : c = 1,1486 : 1 : 1,2130; ß = 93° 2'. Die Kristalle kamen in zwei verschiedenen Typen vor. Der eine Typus (Fig. l) zeigt die Kombination { 1 00}, (110}, {112|, { 1 0 1 }, {Oll}, {oOl), wozu sich selten die Formen {010} und {lOl} gesellen. Die Flächen von {112} herrschen über [10 'J und {011} vor. Die Flächen von {100} und {110} sind im allgemeinen im Gleichgewicht. Die Basis {001} ist oft gerundet und gibt selten günstige Reflexe. Die Kristalle sind nach der c-Achse gestreckt. Der andere Typus (Fig. 2) unterscheidet sich vom ersteren durch das Fehlen von {112} und durch große Flächen von {0 1 1 }. Die Flächen von {100} und {010} sind schmal, {010} fehlt oft ganz. Die Kristalle sind kurzprismatisch ausgebildet. Die von Marignac2 beobachtete Form {211} habe ich nicht finden können. Bei der Untersuchung der Kristalle mit zwillingsähnlicher Verwachsung konnte icli bald feststellen , daß unter ihnen Ver- wachsungen ganz gesetzmäßiger Art vorkamen , und zwar einer Art Zwilling, die den zuerst von Brögger3 am Hydrargillit be- 1 Groth, Chemische Kristallographie. 2. 1908. p. 115. 2 Annales des mines. 12. 1857. p. 65. 2 Zeitschr. f. Krist. 16. 1890. p. 24. von Bariumbromatkristallen. 165 schriebenen Zwillingen nahesteht. Die zusammengewachsenen Kristalle sind im allgemeinen ungleich groß , seltener haben sie die gleiche Größe. Die beiden Individuen (vergl. Fig. 3) haben denselben Habitus und sind immer von dem Typus mit der Form {112} und 'mit gut ausgebildeten Flächen von {100}. Sie haben die Flächen {() 10} parallel und sind derart miteinander verbunden, daß die Basisflächen des einen den Flächen von { 1 00} des anderen parallel sind. Bei den Individuen sind also außer den Flächen von {010} auch die ungleichwertigen Zonen [(010) : (001)] und [(100) : (0 1 0)] parallel. Dieses Zwillingsgesetz läßt sich folgender- 10 1 maßen ausdrücken : Drehung 180° um eine Achse, die in {010} liegt und den (spitzen oder stumpfen) Winkel zwischen den kristallo- graphischen Achsen a und c halbiert. Die Stellung der beiden Individuen läßt sich auch in folgender Weise ausdrücken: Die (kristallographischen) Achsen a, b und c des einen Individuums sind parallel bezw. den Achsen c, b und a des anderen. Ich teile die Messungen an 20 Zwillingen dieser Art mit (Tab. 2 auf p. 166 und 167). Die Werte wechseln, wie man sieht, bedeutend, scheinen mir doch unzweideutig auf dieses Gesetz hinzudeuten. Das Zwillingsgesetz „Zwillingsebene {101}“ sowie das Gesetz „Zwillingsebene {lül}“ liegen beide diesem Gesetze nahe. Die Tabelle 166 G. Aminoff, Ueber gesetzmäßige Verwachsungen •o co lO O 00 «-< 00 CO iß i o >o CM 05 Tabelle 2 (Fortsetzung). von Bariumbromatkristallen. 167 168 G. Amin oft', Ueber gesetzmäßige Verwachsungen von mir gemessenen Winkel stimmen jedoch mit den aus diesen beiden Gesetzen berechneten viel schlechter iiberein. Der Winkel (lü0):(10o) z. B. würde bei Zwillingen nach {101} 96° 0' be- tragen und bei Zwillingen nach { 1 0 1 } 89° 42'. Bei den von mir gemessenen Zwillingen schwankt dieser Winkel von 94° 18' bis 92° 16', und das Mittel vou 20 Messungen ist 93° 22' gegen 93° 2' für einen Zwilling der von mir angegebenen Art berechnet. . Ich habe mit besonderer Sorgfalt nach Verwachsungen, die als Zwillinge nach { 1 0 1 } oder{lOT} zu deuten sein könnten, gesucht, habe aber deren keine gefunden. Diese Art Zwillingsbildung, die man ja nicht in die drei ersten Klassen des TscHERMAK’schen Zwillingsschemas einpassen kann, scheint jedoch nicht so selten zu sein, wie man es vorher geglaubt hat. Nach dem ersten Beispiel am Hydrargillit sind nicht wenige beschrieben worden. Von diesen will ich nur bei zwei verweilen, die für den von mir beobachteten Fall näheres Interesse haben. Der eine ist von Boeris ] an triklinem Kupfer- sulfat beschrieben worden. In diesem Falle sind die Flächen {010} der beiden Individuen parallel und außerdem die Zone [( 1 00) : (0 1 0)] des einen parallel der Zone [(010) : (00 1)] des anderen Individuums. Sodann hat Ford 2 am Atakamit ein anderes Beispiel beobachtet, bei dem eine von den Flächen {() 1 1 } sich an beiden Individuen parallel stellt und außerdem die Fläche (011) in die Prismazone des anderen Individuums zu liegen kommt1 2 3. Ford (1. c.) macht darauf aufmerksam, daß im Falle des Ata- kamits nicht nur die Flächen von {01 1}, sondern auch die meisten anderen Flächen der beiden Kristalle sich beinahe parallel stellen. Er spricht auch die Vermutung aus, daß diese Art Zwillingsbildung mit einer Orientierung nach vorherrschenden Flächen und Zonen in Zusammenhang stehe. Bei pseudosymmetrischen Kristallen wäre dann die Erscheinung als eine parallele Verwachsung unter Ver- tauschung ungleichwertiger, aber ähnlicher Flächen -und Zonen zu verstehen, was ja auch in Goi.dschmidt’s 4 Auffassung der Genesis von den heteroaxialen Zwillingen, zu denen wohl die Zwillinge des Bariumbromats zu rechnen sind, liegt. Beim Bariumbromat fallen, da die Substanz pseudoregulär ist, außer der Zone [(01 0) : (00 1 )] des einen mit der Zone [(100) : (010)] des anderen Individuums auch die in diesen beiden Zonen liegenden 1 Atti della Societä italiana di scienze naturali Milano. 44. 1905. p. 13. (Ref. in Zeitschr. f. Krist. 43. 1907. p. 489.) 2 Amer. Journal of Science. 30. 1910. p. 16. 3 G. Friedel diskutiert in Bull, de la Soc. frangaise de Min. 35. 1912. p. 45, andere Deutungen dieses Zwillings, wobei er auch auf die Möglichkeit, diese Zwillinge als von pseudoregulärer Struktur des Ata- kamits bedingt anzusehen, hinweist. 4 Zeitschr. f. Krist. 43. 1907. p. 582. von Bariumbromatkristallen. 169 Flächen beinahe zusammen. Das -Verhältnis wird in der steno- graphischen Projektion (Fig\ -1) veranschaulicht. Die Projektion enthält die Pole der beiden Individuen iu Zwillingsstellung und ist nach der Prismazone des Individuums I polar gestellt. Die Pole des Individuums I sind mit gefüllten Eingen bezeichnet, die des Individuums II mit leeren. Ivoinzidierende Pole sind mit Eingen beider Art bezeichnet. Wie man sieht, fallen alle Pole, 100 mit Ausnahme derer von {112}, der beiden Individuen zusammen (bezw. beinahe zusammen). Analoge Verhältnisse liest man aus der von Ford (1. c.) publizierten Projektion ab. Es war von genetischem Interesse, feststellen zu können, daß in meinem Materiale von Bariumbromat auch andere Verwachsungen vorkamen, bei denen die Individuen nach verschiedenen ungleich- wertigen Flächen und Zonen orientiert waren. Ich unterzog auch diese Verwachsungen einer goniometrischen Untersuchung, wobei ich indessen fand, daß bei den betreffenden Verwachsungen, obschon An- 170 K. Leuchs, Die Südküste des Angaralandes näherungeu an gewisse Gleichgewichtslagen deutlich zu erkennen waren, die Winkelschwankungen zu groß erschienen, als daß man von strengerer Gesetzmäßigkeit sprechen könnte. Häutig fanden sich Ver- wachsungen, bei denen die Flächen { 1 1 des einen Individuums beinahe parallel den Flächen {lOo} und { 1 1 0} des anderen waren, sowie solche, bei denen die Flächen { 1 1 0} der beiden Individuen wechselweise beinahe parallel waren und außerdem die Zonen- kante [(01 1) : (1 10)] des einen beinahe parallel der Zonenkante [(0 10) : (1 1 0)] des anderen Individuums. In diesen Fällen war also die orientierende Kraft zu schwach, um genauere Gesetz- mäßigkeit hervorrufen zu können. Möglicherweise könnte man im Sinne Baumhauf.r’s * an eine „Konkurrenz“ der beiden Zwillingsgesetze „Zwillingsebene {l oi}“ und „Zwillingsebene {lOl}“ denken, da ja das soeben beschriebene Zwillingsgesetz an Bariumbromat eine „Zwillingsebene“ fordert, die eine Mittellage zwischen { 1 0 1 } und {101} einnimmt. Indessen scheint es mir näher zu liegen, dem Phänomen die oben ange- gebene Deutung zu geben. Stockholm, Min. Laborat. der Hochschule, Dezember 1914. Die Südküste des Angaralandes zwischen 70" und 105° ö. Gr. Von Kurt Leuchs. Mit einer Kartenskizze. Die Geschichte des Angaralandes zeigt vom Präcambrium bis zum Tertiär ein stetiges Wachsen des alten Nordlandes nach Süd, eine andauernde Verschmälerung des, Angaraland und Gondwana trennenden, Meeres, bis endlich auch dessen letzter Rest der Land- bildung zum Opfer fällt und damit die beiden Erdteile zu einem einzigen verschmelzen. Dank den Forschungen der letzten Jahrzehnte ist dieser Ent- wicklungsgang genügend sicher nachgewiesen. Jedoch sind die Beobachtungen, welche darüber an Ort und Stelle gemacht wurden, in neuerer Zeit nicht zusammenfassend bearbeitet worden , eine Aufgabe, welche einerseits durch die Lückenhaftigkeit der Forschung, andrerseits auch dadurch erschwert wird, daß die in Betracht kommenden Schriften z. T. schwer zugänglich und nur mühsam zu verarbeiten sind. Es soll daher Aufgabe des Folgenden sein, für das südliche Gebiet des heutigen Innerasien die Lage der Grenze zwischen Land und Meer, d. h. die andauernde Verschiebung dieser Grenze nach Süd von der Carbonzeit an festzustellen, soweit dies die bisher Zeitschr. f. Krist. 21. 1899. p. 266. zwischen 70° und 105° ö. Gr. 171 unternommenen Forschungen gestatten. Jedoch lege icli dabei be- sonderen Wert auf knappe Darstellung und unterlasse aus diesem Grunde auch die Erwähnung der zahlreichen Schriften, die für diese Ausführungen in Betracht kommen. Es ist nun notwendig, sich kurz die Verteilung von Meer und Land im Gebiete des heutigen Innerasien im Untercarbon zu vergegenwärtigen. Das Bild, welches sich auf Grund der Forschung bietet, ist allerdings einfach genug. Denn in allen Gebirgsländern Innerasiens ist marines Untercarbon vorhanden. Es liegt manch- mal konkordant auf Devon und beginnt dann mit dem unteren Untercarbon, meist aber transgrediert das obere Untercarbon (Stufe des Productus giganteus ) über devonische und ältere Gesteine, so daß zu dieser Zeit das ganze Gebiet des heutigen Innerasien vom Meer bedeckt war. Dabei muß es vorläufig noch unentschieden bleiben, in welchem Maß einzelne kleinere oder größere Partien des vorcarbonischen Landes als Inseln erhalten blieben, wie dies sicher im Gebiete des mittleren Kwenlun der Fall war, wo das Meer im Obercarbon über den Bereich des Untercarbonmeeres hinaus vordrang und Sedimente unmittelbar auf vorcarbonischen Gesteinen absetzte. Für die hier zu behandelnde Frage genügt es zu wissen, daß weitaus der größte Teil des Gebietes vom Meer überflutet wurde und daß von dem vorcarbonischen Gebirgslande höchstens Inseln noch lückenhaftes Zeugnis ablegten. An diesem Zeitabschnitt möge nun die vorliegende Unter- suchung einsetzen ! Von den Hochgebirgen Innerasiens ist heute der Tianschan, dank der in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich von deutscher und österreich-ungarischer Seite aus betriebenen Erforschung, das bestgekannte. Daher geht die Besprechung mit Vorteil von ihm ans. Während noch im oberen Untercarbon das ganze Gebiet des heutigen Tianschan vom Meere bedeckt war, bewirkte die nach- untercarbonische Gebirgsbildung ein Zurückweichen des Meeres nach Süd in einem solchen Umfang, daß im Obercarbon nur noch in den südlichen Randgebieten des Tianschan Meer war. Diese südlichen Meeresgebiete sind im weitaus größten Teile des Tian- schan die letzten vom Meer überfluteten Bezirke. Nach dem Ober- carbon ist, mit einer Ausnahme am westlichen Teil des Südrandes, keine Meeresbedeckung im Tianschan mehr erfolgt , vielmehr ist das Gebiet seitdem Festland und damit ein Teil des Angaralandes. Es erscheint nun nötig, zu untersuchen, ob sich das Angara- land am Ende des Obercarbons nur bis zur Südgrenze des Tian- schaugebietes ausdehnte oder ob gleichzeitig noch weitere Gebiete dem Festland angegliedert wurden. Die Entscheidung dieser Fragen ist deshalb erschwert, weil südlich des heutigen Tianschan das weite Tar im b eck en liegt. In ihm verhüllen junge Ablage- 172 K. Leuchs, Die Südküste des Angaralandes rungen kontinentaler Entstehung die älteren Gesteine. Die einzige Ausnahme von dieser Regel bildet der M a s art a gh , welcher aber noch zum Tianschan gehört als dessen am weitesten in die Wüste sich erstreckender Ausläufer. Somit kann über die Meeresbedeckung zur Zeit des Obercarbons im Gebiete der Tarimsenke aus Beobach- tungen an Ort und Stelle nichts gesagt werden. Dagegen ermög- lichen die anstoßenden Gebiete sichere Schlüsse, sowohl durch die in ihnen vertretenen Meeresablagerungen, als auch durch die Art, wie die Schichten am Rande des Tarimbeckeus endigen. Ich habe schon früher (Geologische Rundschau 1914) aus- eiuandergesetzt, daß das Tarimbecken ein Bruchbecken ist. Dem- gemäß sind seine Ränder tektonisch gebildet. So ist z. B. der ganze Südrand des Tianschan gegen das Tarimbecken ein großer Bruchrand, au dem sich das Absinken der Tarimscholle überall bemerkbar macht. Ob nun das Gebirge an einfachen Verwerfungen von großer Sprunghöhe endigt oder in Staffelbrüchen nach Süd absinkt, oder ob an solchen Brüchen und durch die Absenkung hervorgerufen, Überschiebungen vom höheren Gebiete gegen das tiefere hin erfolgen, stets ergibt sich, daß die Senkung der Tarim- scholle die Ursache dieser Bewegungen ist, durch welche z. B. der Masartagh quer zum Streichen zerschnitten und abgeschnitten wurde. Ähnliche Verhältnisse scheinen auch an den übrigen Rändern des Tarimbeckeus zu herrschen. Denn am Innenrand des westlichen Kwenlun sind die carbonischen und devonischen Gesteine durch Brüche abgeschnitten und an diese legen sich die Hanhaischichten des Beckens an. Diese Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, daß die Ränder des Tarimbeckens keine Anhaltspunkte für die Verbreitung ober- carbonischer Sedimente geben können, da sie ja erst viel später entstanden sind und in den verschiedensten Richtungen zum Streichen der älteren Schichten verlaufen. Wenn also obercarbonische marine Ablagerungen rings um das Tarimbecken vorhanden sind, so dürfte auch das Gebiet des Beckens vom Obercarbonmeer bedeckt gewesen sein. Tatsächlich ist iu allen in Betracht kommenden Gebirgen Obercarbon, wenn auch lückenhaft, nachgewiesen, nämlich im südöstlichsten Teil des Tianschan, dem Pesch an, der das Tarimbecken im Osten ab- schließt, ebenso im mittleren Kwenlun, wo es, im Gegensatz zu dem Untercarbon, nicht aus rein marinen, sondern hauptsächlich aus limnischen und klastischen Ablagerungen (mit Kohlenflözen) besteht. Dies beweist, daß die im Untercarbon von neuem be- ginnende Herrschaft des Meeres im Gebiete des mittleren Kwenlun während der Obercarbonzeit zwar noch angedauert hat, stellenweise, wie unmittelbar über vorcarbonischen Gesteinen liegendes Ober- carbon beweist , sogar noch größere Ausdehnung erreicht hat, zwischen 70° und 105° ö. Gr. 173 daß diese aber anscheinend auf Kosten des rein marinen Charak- ters ging. Einfacher sind die Verhältnisse im westlichen Kwe ul un. Unteres und oberes Carbon in mariner Entwicklung ist an ver- schiedenen Stellen nachgewiesen; dyadisches Alter wäre möglich bei den am Flusse Gussass gefundenen Kalksteinen , jedoch ist deren Fauna nicht ausreichend zu einer sicheren Bestimmung. Im Peschan und im westlichen Kwenlun fehlen jüngere marine Ablagerungen vollständig (die Ablagerungen am Flusse Gussass bilden wahrscheinlich eine Ausnahme !), und im mittleren Kwenlun sind sie nur aus dem südlichen Gebiete bekannt. Somit erreichte die Meeresbedeckung am Ende des Obercarbons in den beiden ersten Gebieten vollständig ihr Ende, während sie im letzten Ge- biete auf dessen südliche Teile beschränkt wurde. Dort hat die Meeresbedeckung durch die Dyas bis in die Trias hinein angedauert, denn die dyadischen Doliolinenschichten des südlichen Kukunor- und Semenowgebirges sind gleich- förmig von unterer Trias (ekythische und anisische Stufe) über- lagert. Westlich Lantschoufu am Tatungho liegen dyadische Sandsteine, die mit Schiefertonen wechsellagern und ein Gemisch von Meer- und Landformen enthalten, also dem Küsten- saum des Dyasmeeres entsprechen dürften. Die anisische Trias ist die jüngste bis heute gefundene marine Stufe im mittleren Kwenlun, daher ist es möglich, daß auch diese südlichen Teile darnach Land wurden. Aus dem Gesagten ergibt sich nun mit Sicherheit, daß am Ende des Carbons die ganze Umrandung des heutigen Tarimbeckens und dieses selbst Festland wurde. Das Meer wurde weiter nach Süd gedrängt in die südlichen Teile des mittleren Kwenlun und hielt sich ebenso in dem Gebiete südlich des westlichen Kwenlun. Denn auch dort sind durch die allerdings erst geringe Er- forschung marine Ablagerungen von Dyas bis Jura , sowie obere Kreide bekannt. Sicher nachgewiesen sind in dem weiten Gebiete zwischen westlichem Kwenlun im Norden, Karakorum und Hedingebirge im Süden: Dyas, obere Trias, Lias, Callo- vien und obere Kreide. Es läßt sich noch nicht entscheiden, ob nur die durch Versteinerungen festgelegten Stufen vorhanden sind oder ob eine lückenlose Sedimentreihe von der Dyas bis zum Jura oder vielleicht sogar bis zur oberen Kreide in diesem Gebiet zum Absatz gekommen ist. Jedenfalls aber war dort während eines großen Zeitraumes in der Dyas und im Mesozoicum Meer, und es kann angenommen werden, daß der westliche Kwenlun während dieser ganzen Zeit die Südküste des Angaralandes gebildet hat. Dieses erfuhr somit in der Richtung nach Süden keine oder nur un- bedeutende Vergrößerung. Ob und wieweit Dyas und Mesozoicum in mariner Ausbildung 174 K. Leuchs, Die Südküste des Angaralandes in Tibet vorhanden sind, läßt sich noch nicht entscheiden. In Westtibet sind Sandsteine und darüber Kalksteine, beide ohne Versteinerungen, bekannt, in Süd- und Osttibet ist die Gesteins- folge mannigfaltiger, indem dort zu den vorherrschenden Kalk- und Sandsteinen noch Grauwacken und untergeordnet Schiefer treten, jedoch ist das Alter dieser verschiedenen Gesteine weder relativ noch absolut sicher festgestellt, so daß auch nicht entschieden werden kann, ob sie nicht z. T. noch zum Carbon gehören. Einigermaßen sichergestellt erscheint Rassisches Alter für Kalksteine östlich des Tengrinor. Daraus sowie aus der Lagerung und petrographischen Aus- bildung der Gesteine, besonders in Westtibet, kann mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, daß das dyadische und triadische Meer des südlichen Teiles des mittleren Kwenlun und das des Gebietes zwischen westlichem Kwenlun und Karakorum miteinander durch Tibet hindurch in Verbindung standen. Wenn vorhin gesagt wurde, daß das Gebiet des heutigen Tarimbeckens am Ende des Carbons Festland wurde und blieb, so gilt diese Behauptung nur mit einer Ausnahme, auf die ich schon früher hingewiesen habe. Im westlichen Teil des Tarimbeckens liegen näm- lich marine Sedimente der oberen Kreide und des Eocäns trans- gressiv über älteren Gesteinen und stehen nach West durch die Grenzgebiete zwischen Tianschan und Alai in Verbindung mit den gleichen Ablagerungen im Ferghanabecken und in der turauischen Niederung. Es ergibt sich daraus, daß sich im Senon ein Meeres- arm von West her bis in das Gebiet des heutigen Tarimbeckens erstreckte, jedoch anscheinend nur in dessen westlichsten Teil. Das legt die Vermutung nahe, daß das Becken zur Zeit dieser Transgression nicht seine heutige Form hatte, sondern diese erst durch spätere tektonische Bewegungen erhielt, welche, nach dem Fehlen von jüngeren als eocänen marinen Schichten zu schließen, wohl am Ende der Eocänzeit stattgefunden haben. An das Gebiet mit den dyassischen und mesozoischen Ab- lagerungen im Süden schließt sich das Karakorumgebirge. Auch in ihm sind marine Sedimente aufgefunden worden, in Braldu, und es kann angenommen werden, daß diese einst das ganze Ge- biet bedeckt haben und erst später durch tektonische Vorgänge und dadurch verstärkte Abtragung größtenteils entfernt wurden, so daß heute nur kümmerliche Überreste erhalten sind. Das Alter dieser Sedimente ist noch nicht sicher bestimmt. Insgesamt haben sie in Braldu 1500 in Mächtigkeit, und Diskor- danzen sollen in der ganzen Reihe nicht vorhanden sein. Es wäre daher möglich, daß hier ununterbrochene Sedimentation vom oberen Carbon bis weit in das Mesozoicum hinein stattgefunden hätte , und diese Annahme würde ja , wie schon gezeigt wurde, zwischen 70° und 105° ö. Gr. 175 durch die Sachlage in dem Hochlande nördlich des Karakorum- gebirges eine kräftige Stütze finden. Bezüglich der östlichen Fortsetzung des Karakorum, des He din g ebir ges , stehen keine Angaben zur Verfügung, welche für die vorliegende Untersuchung brauchbar sind. Sicheres ist erst wieder vom Südwestfuß des Karakorum- gebirges bekannt. Dort im Industal und südlich davon liegt marines Eocän, und die Tatsache, daß bis heute nördlich davon keine Spur von solchem gefunden worden ist, läßt darauf schließen, daß das Eocän des Industales nahe der Nordgrenze des Eocän- meeres abgelagert wurde. Alles, was nördlich davon liegt, dürfte am Ende des Mesozoicums Festland geworden sein, und wieder wächst somit das Angaraland um ein gewaltiges Stück nach Süd. Das Induseocän lagert sich an das Land nordöstlich des heutigen Industales an. Im Süden dehnte sich das Eocänmeer aus. Posteocän erfolgte dann eine weitere Zurückdrängung des Meeres, marine Sedimente aus der folgenden Zeit kommen nur in den äußersten Ketten des Himalaya vor, dort jedoch schon großenteils nicht mehr rein marin ausgebildet. Demnach setzte sich die Kückzugsbewegung des Meeres auch nach dem Eocän weiter fort und hatte zur Folge, daß im höheren Tertiär die V er- einigung von Angaraland mit dem indischen Teil von Gondwana erfolgte. Das trennende große Mittelmeer war verschwunden, verdrängt von der durch lange Zeiten hindurch in gleicher Richtung sich äußernden Kraft des Nordlandes, immer neue Gebiete dem alten Rumpf anzugliedern. Es erübrigt noch, den südwestlichen Teil von Inner- asien zu besprechen. Der Mustaghata, die Fortsetzung des Karakorumgebirges, scheint von carbonischen und jüngeren marinen Ablagerungen frei zu sein, und es wäre möglich, daß dieses über- wiegend aus Gneis bestehende Gebirge schon von vorcarbonischer Zeit an nicht mehr vom Meer überflutet wurde. Jedoch kann dies heute mangels genauer Erforschung nicht sicher angenommen werden. Sicher dagegen ist, daß dvadische und mesozoische Meeresablage- rungen nicht über den Mustaghata hinüber auf dessen Inneuseite sich erstrecken. Vielmehr liegen dort die kontinentalen Angara- schichten, der Mustaghata hat also die gleiche Stellung wie weiter im Südosten der westliche Kwenlun und ist sicher seil dem Ende des Carbons ein Teil des Angaralandes. Wie sich nun auf der Außenseite des westlichen Kwenlun eine ganze Anzahl von naclicarbonischen marinen Horizonten findet, so auch auf der Außenseite des Mustaghata. Am Fuße des Gebirges bei Aktasch im Pamir gebiet liegt obertriadischer Kalkstein und im westlichen Pamir gebiete liegen über obercarbonischen Fusulinenkalken mächtige dyassische und triadische Sedimente. Es sind Fnsulinenkalke, Tuffe und Tuffsandsteine der Dyas sowie rote 176 K. Leuchs, Die Südküste des Angaralandes Sandsteine mit Tonen und Kalksteinen der untersten Trias. Auch andere Formationen: obere Trias, unterer Jura, vielleicht auch oberer Jura, sind durch die letzte deutsch-österreichische Forschungs- expedition in jenen Gregenden festgestellt worden. Dazu kommt noch obere Kreide in transgressiver Lagerung, darüber Alttertiär. Im großen betrachtet zeigen sich also hier ähnliche Verhält- nisse wie im Süden des westlichen Kwenlun. Es kann angenommen werden, daß beide Gebiete miteinander in Verbindung standen, und es ei’gibt sich daraus, daß das dyadische und mesozoische Mittel- meer vom südlichen Teil des mittleren Kwenlun nach West am ganzen Südrand des westlichen Kwenlun entlang und weiter süd- westlich des Mustaghata durch das heutige Pamirgebiet, besonders durch dessen südwestlichen Teil, sich bis über die AVestgrenze von Innerasien hinaus ununterbrochen ausgedehnt hat. Weiter im Norden, im Gebiete der Alaiketten, sind wieder weniger nachcarbonische marine Ablagerungen vorhanden. Dort liegen transgressiv über den carbonischen und älteren Gesteinen nur senone Kreide und Eocän, und zwar bilden sie die Absätze jener Meeresbucht, welche von AVesten her durch das Ferghana- becken in das heutige westliche Tariinbecken sich erstreckte. Dem- nach sind die Alaiketten nach dem Obercarbon mit dem Angara- land verwachsen, und die senone Transgression vermochte den Zu- sammenhang nicht ganz zu stören. \7ielmelir scheinen die heutigen Hauptketten des Alaigebirges von nachcarbonisclier Meeresbedeckung freigeblieben zu sein, und dieses Gebiet mag, besonders in der jüngeren Kreidezeit, einen sich weit nach AVesten in das Meer erstreckenden Land- oder richtiger Gebirgszug gebildet haben. Nacheocän erfolgte daun der völlige Rückzug des Meeres aus dem westlichen Pamir- und auch aus dem Ferghanagebiet. Damit war das heutige Innerasien vollständig ein Teil des Angaralandes geworden. Zusammenfassung. Aus diesem kurzen Überblick über die Vorgeschichte von Innerasien ergeben sich nun einige bemerkenswerte Erscheinungen. Es hat sich gezeigt, daß auf die große Transgression im oberen Untercarbon schon am Eude des Untercarbons eine sehr bedeutende Regression gefolgt ist, die hervorgebracht wurde durch die starke Gebirgsbildung in weiten vom Untercarbonmeer überfluteten Gebieten. Die Gebirgsbildung setzt aufs neue kräftig ein am Ende des Obercarbons, und wieder erfährt das Aleer eine Regression nach Süd von ganz bedeutendem Ausmaß. Dann folgt eine lange Zeit, in der Dyas und im Mesozoicum, aus der keine Beweise für starke Gebirgsbildung bekannt sind. Dem- gemäß verändert sich auch die Grenze von Land und Meer nicht oder wenigstens nicht in größerem Maße, wie die an verschiedenen, weit voneinander entfernten Orten gefundenen Meeresablageruugen zwischen 70° und 105° ö. Gr. 177 aus jener Zeit zu beweisen scheinen. Erst im jüngsten Mesozoicum ergeben sich wieder größere Veränderungen. Dazu gehört die senone Transgression von West her bis in das heutige Tarim- becken, in dessen westlichem Teil die Meeresbedeckung sich bis in das Eocän erhielt. Möglicherweise war in Westtibet der Ab- lagerung der oberen Kreide eine Regression des Meeres voraus- gegangen, ja, wenn dein Umstand, daß bis heute nur an einer Stelle in Westtibet obere marine Kreide nachgewiesen ist, Gewicht bei- gelegt werden darf, so könnte für Tibet eine Regression des Meeres etwa am Ende der Jurazeit und neuerliche, verhältnismäßig wenig- ausgedehnte Transgression in der oberen Kreidezeit angenommen werden. Auch im westlichen Pamirgebiete fehlt ja die untere Kreide in mariner Entwicklung, und der dortige Jura ist trans- gressiv von oberer Kreide überlagert. Beweise für eine Trans- gression in der oberen Kreidezeit sind somit auch im südlichen Innerasien anscheinend vorhanden. Jedoch dürfte dort der Trans- gression keine große regionale Bedeutung zukommen, was sich auch daraus ergibt, daß sich das Eocän nur bis zum Südwestfuß des Karakorumgebirges erstreckt. Dieses marine Eocän des Indus- tales liegt bereits außerhalb des heutigen Innerasien, in welchem das einzige Vorkommen von marinem Eocän das des Fergliana — Alai — westlichen Pamir — westlichen Tarimgebietes ist. Posteocäne marine Sedimente sind in ganz Innerasien nicht vorhanden. Sehr bemerkenswert an diesem Entwicklungsgang ist die ganz oder fast ganz unveränderte Lage der Südküste des Angaralandes in der Dyas und im größten Teil des Mesozoicums. Alai, Mustaghata, der westliche und der Hauptteil des mittleren Kwenlun bilden in dieser langen Zeit die Grenze, und bis heute ist noch kein sicherer Nachweis dafür erbracht, daß während dieser Zeit das Meer die Küstengebiete überflutet hätte. Weiter zeigt sich, von der Oberkreidetransgression abgesehen, daß immer, wenn eine Veränderung in der Verteilung von Meer und Land erfolgt, diese auf Kosten des Meeres geschieht. Das Land wächst, ich möchte sagen ruckweise, nach Süd weiter, das Meer wird nach Süd verdrängt von immer neuen, dem Meeres- boden entsteigenden Gebirgsländern, und zuletzt erfolgt die Vereinigung von Nord- und S ü d 1 a n d , wobei dem letzteren eine vollständig passive Rolle zufällt derart, daß sich die äußersten Ketten des Himalaya über ihr Vorland iiberschieben. Bemerkungen zur Kartenskizze. Es ist selbstverständlich, daß die Karte nur eine allgemeine Vorstellung von der Meeresverteilung in Innerasien geben kann. Denn bei der noch sehr geringen Kenntnis weiter Gebietsteile kann natürlich jeder Tag neue Funde bringen, welche eine Ver- Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 12 178 K. Leuchs, Die Südküste des Aiigaralandes etc. änderung der Kiistenlinien bedingen. Es möge daher beachtet werden, daß die Karte nur in großen Zügen bringt, was bis heute bekannt ist. Im einzelnen ist zu bemerken, daß die Verbreitung der nachcarbonischen marinen Sedimente im Alai und Pamir nur ganz S» Cu a> *1 P P CQ P P •S P Ui CD P < O 3 o p •-* er o P p P o p oz O o c o c: ungefähr richtig ist, da die neuesten Ergebnisse noch nicht ver- öffentlicht sind, daß die nachcarbonische Nordgrenze des Meeres im mittleren Kwenlun von Westen bis zum Kukunor ganz schema- tisch ist und daß von nachcarbonischen Meeresablagerungen nur solche eingezeichnet sind, deren Alter durch Versteinerungen oder Lagerung sicher bestimmt ist. W. Soergel, Die Stammesgescbichte der Elephanten. 179 Die Stammesgeschichte der Elephanten. Von W. Soergel. Der Fund eines irrtümlich dem Elephas planifrons zuge- schriebenen Zahnfragments bei Dobermannsdorf in Niederösterreich war für G. Schlesinger Veranlassung, die Stammesgeschichte der Elephanten einer „kritischen“, auf fleißigen Literaturstudien be- ruhenden Überarbeitung zu unterziehen. In diesen 19 12 erschiene- nen „Studien über die Stammesgeschichte der Proboscidier“ 1 * ge- langte er hinsichtlich Verwandtschaft und Abstammung der einzelnen Elephantenarten zu wesentlich anderen Resultaten als ich in meiner im gleichen Jahre veröffentlichten Arbeit über diluviale Elephanten Da mir in der Folgezeit die Besprechung meiner Arbeit, Brief- wechsel und vielfach mündliche Aussprache mit Fachgenossen zumeist Zustimmung zu meinen Schlußfolgerungen und den dafür eingesetzten Argumenten zeigten, da meine Arbeit ferner die Unhaltbarkeit ver- schiedener, in der älteren Literatur verbreiteter und von Schlesinger wieder aufgenommener Ansichten nachwies, so hielt ich es vorläufig nicht für nötig, meine Resultate gegenüber den ScHLESiNGER’schen Anschauungen nochmals zu begründen. Nun hat ein neuerlicher Fund des vermeintlichen Elephas planifrons G. Schlesinger ermutigt, die Diskussion über die Stammesgeschichte der Elephanten mit „größerer Entschiedenheit“ wieder aufzunehmen. In dieser 1914 erschienenen Abhandlung „Ein neuerlicher Fund von Elephas plani- frons in Niederösterreich“ 3 erhebt er verschiedene Ein wände gegen die von mir begründete Stammesgeschichte der Elephanten , ver- zichtet aber vorläufig darauf, „im Rahmen dieser kurzen Kritik die , Beweise1 Soergel’s punktweise zu widerlegen“. Für mich besteht das erfreuliche Moment dieser Arbeit be- sonders darin , daß Schlesinger sich in einem sehr wesentlichen Punkte, nämlich in der Auffassung des El. africanus und in der Frage nach der Lebensberechtigung des El. priscus meinen An- sichten nähert oder doch zu nähern beginnt. Infolge dieser An- näherung ist der Unterschied zwischen der von Schlesinger befür- worteten und der von mir begründeten Phylogenie der Elephanten kein so grundlegender mehr, eine Verständigung nicht mehr so aussichtslos, als es vor zwei Jahren scheinen mußte. Damit zeigt sich mir die Möglichkeit, einmal durch eine ausführliche Diskussion die letzten strittigen Fragen über die Stammesgescbichte der Ele- phanten klar herauszuschälen, zum anderen den Schlußstrich zu 1 Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1912. 62. Heft 1. 3 Elephas troyontherii Pohl, und El antiquus Falc., ihre Stammes- geschichte und ihre Bedeutung für die Gliederung des deutschen Diluviums. Palaeontographica. Bd. LX. 1912. 3 Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1913. 63 Heft 4. 12* ziehen unter die „Planifrons- Episode“ und naclizuprüfen, ob die Arbeiten der letzten Jahre eine Revision und eventuelle Abände- rung meiner Anschauungen über die Stammesgeschiclite der Ele- phanten nötig machen. Auf die von Schlesinger dem El. planifrons zugeschriebenen Zahnfragmente von Krems, Dobermannsdorf und Laaerberg brauche ich hier nicht näher einzugehen, nachdem ich an anderer Stelle 1 ausführlich nachgewiesen habe, daß die 3 Zahnfragmente zweifellos nicht dem EL planifrons , sondern dem El. meridionalis resp. El. meridionalis troyontherii angehören. Aus didaktischen Gründen gliedere ich die folgenden Aus- führungen in einzelne Abschnitte. Zuerst bespreche ich kurz die Stellung des El. africanus, in einem 2. Abschnitt erörtere ich sehr ausführlich die Stammesgeschichte der europäischen Elephanten und die von Schlesinger gegen meine Auffassung erhobenen Einwände; der 3. Abschnitt behandelt schließlich die indisch-asiatische, ein 4. die amerikanische Gruppe. I. Elephas africanus. Der afrikanische Elephant galt bis in die jüngste Zeit für einen nahen Verwandten des pleistocänen El. antiquus, mit dem er den direkten Stammvater, den vielumstrittenen El. priscus, gemein haben sollte. Diese seit der Zeit Falconer’s von der Mehrzahl der Forscher geteilte Auffassung konnte ich 1912 als unhaltbar erweisen. Es zeigte sich, daß El. africanus in einigen Merkmalen, besonders der Dentition, primitiver ist als El. meridionalis , ja als El. planifrons, daß eben diese primitiven Merkmale die Art den Stegodonten näher rücken. Daraus ergab sich die von allen anderen Elephanten des Pliocän , Pleistocän und der Gegenwart weit ent- fernte Stellung dieser Art, deren direkte Vorfahren ich mit Weit- hofer in der näheren Verwandtschaft des Stegodon bombifrons ver- mutete. Elephas priscus stellte sich als eine „Kollektivart“ heraus, die falsch bestimmte Zähne, meist stark abgekaute letzte Unter- kiefermolaren verschiedener Arten vereinigte, unseren Vor- stellungen von einer „Art“ also nicht entsprach und gestricheu werden mußte. Diese Auffassung hat kürzlich W. 0. Dietrich in einer kritischen Studie über die Stammesgeschichte des afrikanischen Elephanten2 durchaus bestätigt und die Unhaltbarkeit eines El. priscus klar und ausführlich begründet. Im Gegensatz zu Weit- hofer und mir vermutet er in noch unbekannten afrikanischen Mastodonten die direkten Vorfahren des El. africanus. Schlesinger, der in seiner ersten Arbeit die eingangs erwähnte alte Auffassung vertrat, hat sicli neuerdings der von mir begriin- 1 Paläontologische Zeitsclnift. 1915. 2. Heft 1. - Zeitschr. f. induktive Abstammungslehre. Jalirg. 1913. Die Stammesgeschichte der Elephanten. 181 deten Anschauung stark genähert. Er schreibt selbst: Jedenfalls erkläre ich ausdrücklich, daß mich die neueren Aus- führnngen über die Pliylogenie des afrikanischen Elephanten soweit beeinflußt haben, daß ich an meinen 1912 geäußerten Behauptungen nicht ohne weiteres festhalten kann und die Frage der Abstam- mung des El. africanus für gänzlich offen halte.“ „Die Nachprüfung der Priscus-Frage behalte ich mir vor.“ Ich hoffe, daß meine kürzlich an anderer Stelle 1 erschienenen Ausführungen über das Gebiß des El. africanus inzwischen auch die letzten Zweifel des Herrn Schlesinger an der Richtigkeit meiner Auffassung beseitigt haben und ihn auch in der Nach- prüfung der Prisctis- Frage wirksam unterstützen werden. Trotz der noch bedingten Zustimmung Schlesinger's zu der neuen Anschauung darf ich auf Grund zahlreicher schriftlicher und mündlicher Äußerungen von Fachgenossen heute schon behaupten, daß Einigkeit herrscht darüber: daß El. africauus in verschiedenen Merkmalen als eine wesentlich primitivere, den Stegodonten näher- stehende Form gelten muß als El. planifrons, daß El. africauus unter den Elephanten der Vergangenheit und Gegenwart eine völlig isolierte Stellung einnimmt, daß er mit El. planifrons, dem Stamm- vater aller sonstigen oberpliocänen und pleistocänen Elephanten, den direkten Vorfahren u i c h t gemein hat. Ungelöst ist bis heute die Frage nach der Herkunft des afrikanischen Elephanten. Über den direkten Vorfahren kann man nur so viel mit einiger Bestimmtheit sagen, daß er unter den bis heute bekannten fossilen Proboscidiern nicht enthalten ist. II. Der europäische (eurasiatische) Formenkreis. Meine 1912 veröffentlichten Studien über diluviale Elephanten führten mich zu folgenden Vorstellungen von der Stammesgeschichte der europäischen (eurasiatisclien) Elephanten : Der gemeinsame Stammvater der indisch-asiatischen und der europäischen (eurasiatischen) Formen ist der nur aus Indien be- kannte Elephas planifrons Falc. Unter seinen direkten Nach- kommen setzten die großartigen Wanderungen nach Westen ein, die schließlich zu einer Trennung in eine östliche, indische Form. El. hysudricus , und eine westliche, europäische Form, El. ineri- i lionalis , führten. Unter dem Einfluß der Wanderungen, die unter den zwischen El. planifrons und El. nicridianalis stehenden Formen resp. unter den primitiveren Formen des El. nicridionalis beginnend diesen aus dem asiatischen Stammland über fast ganz Europa verbreiteten, und unter dem Einfluß der kleineren, die Klima- schwankungen der Eiszeit einleitenden Oszillationen entwickelte die 1 Mitteil. d. bad. geol. Landesanstalt. 1911. 9. Heft 1. 182 W. Soergel. Art eine größere Variationsbreite, aus der im Oberpliocän 2 Varie- täten deutlicher lieraustraten. Die großen Klimaschwankungen, die den Beginn des Pleistocän charakterisieren und die sich in erster Linie in der Zusammensetzung der Flora, im örtlichen Landschafts- charakter und damit in der Verteilung der verschiedenen Land- schaftsformen in Europa geltend machen mußten, begünstigten eine Isolierung der beiden Formen, die allmählich zu einer schärferen Trennung führten. Die eine Form bevorzugte die reinen Wald- gebiete und wurde dadurch die Charakterform ozeanischer Klima- bezirke, die andere Form assimilierte sich der freien Landschaft, der Grassteppe, war also vorwiegend in kontinentalen Klimabezirken verbreitet. Damit war die definitive Aufteilung in eine Waldform. EL antiquus, und eine Steppenfovm, El. trogontherii, vollzogen; die weitere Entwicklung hat beide Nachkommen des El. meridionalis (im weiteren Sinne) mehr und mehr auseinandergeführt und jeden in seiner Art zu einem hochspezialisierten Typus ausgebildet. In dem ersten Stadium der Trennung, im älteren Diluvium, sind beide noch durch zahlreiche Zwischenformen verbunden, die je nach den klimatischen und landschaftlichen Verhältnissen eines Landes hier eine größere, dort eine kleinere Rolle spielen und die Variations- breite des El. meridionalis gleichsam fortsetzen, aus der die Typus- formen beider Pole schon zu dieser Zeit völlig herausgewachsen sind. Vom älteren Mitteldiluvium an treten diese Zwischenformen mehr und mehr zurück, die Variationsbreiten der Mnf/^HW.s-Formen und der Trogontherii- prim igen ius- F orm eu iibeischneiden, ja tangieren sich nicht mehr: es sind zwei scharf geschiedene Arten, El. antiquus Falc. und El. prim igen ius Blume. ent- standen. Gegen diese Darstellung der Stammesgeschichte der euro- päischen Elephanten hat G. Schlesinger in seiner letzten Arbeit verschiedene Einwände erhoben. Da Schlesinger nicht die Ab- sicht hatte, „im Rahmen dieser kurzen Kritik die , Beweise1 Soergel’s punktweise zu widerlegen“, so beschränkt er sich darauf, „die Momente hervorzuheben, welche Soergel’s Auffassung anders beleuchten oder ihr widersprechen“. Er diskutiert drei solcher Momente: zwei von ihnen, nämlich die zwischen El. tro- gontherii und El. antiquus intermediären Formeu und die im Gebiß und Unterkiefer antiquus-axtigen Formeu des El. meridionalis sollen in der neuen Beleuchtung direkt für die Abstammung des El. antiquus von El. planifrons, das dritte, die Schädelformen der ein- zelnen Arten, soll vollkommen gegen die von mir vertretene Auf- fassung sprechen und nur bei Annahme der Deszendenzlinie Plani- frons- Antiquus eine befriedigende Lösung finden. Zur Klarstellung meiner von Schlesinger z. T. mißverstandenen, jedenfalls in seiner Arbeit nicht richtig wiedergegebenen Auffassung sehe ich mich besonders in der Schädelfrage zu einer ausführlichen Diskussion Die Stammesgeschichte der Elephanten. 188 resp. zu einer detaillierten Interpretation meiner früheren Aus- führungen veranlaßt. Ich erörtere im folgenden die 3 Momente in folgender Reihenfolge: A. Die antiquus-a.rtigen Molaren des Kl. meridionalis. B. Die intermediären, zwischen Kl. trogontherii und Kl. antiqiws stehenden Formen. C. Die Schädelfrage. A. Schlesinger schreibt p. 739 (II): „Die Deszendenten des Kl. plani/rons in der Richtung gegen Kl. antiquus typus mußten ja hei der großen Ähnlichkeit dieser Art mit El. meridionalis im Bau der Molaren begreiflicherweise Stadien durchlaufen, welche Merkmale von Kl. meridionalis und Kl. antiquus vereint trugen. Solchen Stücken entsprechen die von W. Soeegej. (1. c. p. 87) für seine Ansichten in Anspruch genommenen Molaren , welche C. Boktolotti publizierte.“ Stammt Kl. antiquus direkt von Kl. plani/rons ab, wie Schle- singer glaubt bewiesen zu haben , so muß er selbstverständlich einmal ein Meridionalis- Stadium durchlaufen haben, d. h. in den von mir als Mutationsmerkmalen bezeichneten Merkmalen eine Ent- wicklungshöhe besessen haben, die derjenigen des oberpliocänen El. meridionalis entspricht. Ebenso sicher ist, daß die Zähne zweier solcher auf gleicher Stufe stehenden Formen infolge der Gleichheit der Mutationsmerkmale eine gewisse Ähnlichkeit erhalten können. Niemals aber würde man in solchen Fällen zweifelhaft sein über die Zugehörigkeit eines nur einigermaßen erhaltenen Zahnes zu dieser oder zu jener Art, da die Variationsmerkmale ja sehr verschieden sein können, und sobald es sich um 2 Arten auf n u r gleicher Entwicklungshöhe handelt , verschieden sein müssen. Wären sie nicht verschieden, so hätten wir kein Recht, von 2 Arten zu reden, wären sie es aber nur an extremen Stücken, sonst aber durch alle Übergänge miteinander verknüpft, so hätten wir nur das Recht, von 2 Varietäten, von der Summe aller Formen als von einer Variationsbreite zu reden. Dieser letzte Fall liegt nun für „ Kl. meridionalis “ des Oberpliocän tatsächlich vor. Neben einer großen Anzahl antiquus-arüger Zähne, die Charakteristika dieser Art mehr oder weniger markiert zur Schau tragen, gibt es zahlreiche Zähne, die zwischen beiden Typen die Mitte halten. Diesen Tatbestand habe ich in meinen Ausführungen über „Kl. meridionalis Nesti und seine Beziehungen zu Kl. antiquus Falc. “ seinerzeit unzweideutig dargestellt und auch in dem Entwicklungs- schema auf p. 93, wie ich glaube, klar zum Ausdruck gebracht. 184 W. Soergel. Diese enge Verknüpfung der beiden Formen auf dem Meridionalis- Stadium, die also keineswegs mit der gleichen Entwicklungshöhe beider restlos erklärt werden kann, spricht gegen eine schon bei El. planifrons eingetretene Divergenz in 2 Zweige. Für eine solche Annahme — wir sprechen hier nur von den Molaren — fehlt vor allem im Planifrons- Material irgend ein Anhaltspunkt. Es fehlt dieser Art die größere Variationsbreite, w'ie sie beginnenden Artspaltungen vorauszugehen pflegt, es fehlt überhaupt jeder anti- quoide Einschlag. Und wenn Schlesinger versuchte, eine solche größere Variabilität gerade für El. planifrons gegenüber El. meri- (lionalis zu begründen, so ist er hierbei einem Irrtum zum Opfer gefallen, wie er Autoren, die sich fast ausschließlich auf Literatur stützen, sehr leicht verhängnisvoll werden kann. Ich habe an anderer Stelle schon darauf hingewiesen , daß von El. planifrons fast das ganze geringe Material, Zähne verschiedensten Abkauungsr grades, verschiedenster Erhaltung abgebildet wurden, daß von El. nieridionalis dagegen, besonders von der Form des Val d’Arno, nur die Auslese eines sehr reichen Materials in den Arbeiten zur Darstellung kam. Für den auf diesem Gebiete Ungeübten ergibt sich bei einem Vergleich des an sich ungleichwertigen Darstellungs- materials leicht der Trugschluß, daß El. planifrons eine variabele, El. meridionalis eine in sich gefestigte, engere Art wäre. Wie wir gesehen haben, ist das Umgekehrte der Fall : Die oberpliocäne Art zeigt eine Variationsbreite, die eine Artabspaltung vorbereitet resp. vorbereitet hat. B. Im gleichen Sinne sprechen die zwischen El. trogontherii und El. antiquus intermediären Formen des Altdiluviums. Schlesinger meint zwar: „Das Vorhandensein intermediärer Molaren ist zu mindest ebenso begreiflich bei der Ahnenschaft des El. planifrons wie des El. meridionalis11 , doch wird das Vorhanden- sein solcher Formen im älteren Diluvium bei einer vor dem Ober- pliocän eiugetretenen Artabspaltung immerhin merkwürdiger er- scheinen als bei einer erst im Laufe des Oberpliocän eingeleiteten. Das Persistieren von Zwischentypen vom oberen Mittelpliocän bis ins ältere Diluvium erscheint doch überaus lang und es wäre zum mindesten ein naheliegender Schluß auf Grund dieser intermediären Formen des älteren Diluviums, die beiden durch Übergänge mit- einander verknüpften Formen des Oberpliocän nur als Varietäten und nicht als Arten gelten zu lassen. Und hiermit berühren wir wieder den Kernpunkt der Meinungsverschiedenheit zwischen Schle- singer und mir, den wir auch bei der Schädelfrage noch eingehend zu behandeln haben werden: Ist die antiquus- artige Form des Ober- pliocän als eine Art für sich oder nur als Varietät des Meridionalis- Kreises aufzufassen ? Die Stammesgeschiehte der Elepbanten. 185 C. Der dritte, wichtigste und nach Schlesinger’s Meinung ent- scheidende Einwand gegen meine Auffassung gründet sich auf die Eigentümlichkeiten des Schädelbaues der einzelnen Arten. Hier ist Schlesinger besonders unzufrieden mit mir, und wenn man allein seine im folgenden zitierten Ausführungen kennt, scheinbar mit vollem Recht. Er schreibt p. 739 (II.) : .Wir wenden uns nunmehr den Cr a nie n zu. Soergel hat diese Frage (1. c. p. 85) mit wenigen Worten, die gerade das Un- wesentliche treffen, als abgetan betrachtet. Er hat dabei vollkommen übersehen, daß es sich bei dieser Frage in erster Linie nicht um den Vergleich von EA.tro- gontherii und El. antiquus handelt, sondern um den Vergleich der letztgenannten F orm mit El. meridionalis. Und zu einem solchen scheint mir doch genügend Schädel- material sogar publiziert zu sein. Ein Blick auf die Tafel I, II und VI von A. Weithofer’s Arbeit (1. c.) läßt erkennen, daß El. meridionalis Nesti einen sehr erhabenen, aufgetürmten Schädelgipfel besaß, ein Merk- mal, das ihn mit als Vorfahren des Mammuts kennzeichnet. Diese Erhöhung nimmt bei mehr spezialisierten Formen (Weithofer’s FA. Igrodon) zu. Die von Soergel angenommenen gemeinsamen Ahnen des Trogontherien- und Urelephanteu müßten der noch bedeutenderen Molarenspezialisation zufolge diesen Charakter eher stärker betont an sich getragen haben. Demgegenüber erweisen schon die altdiluvialen Schädel der sizilischen Zwergform von El. antiquus, wie Pohlig gezeigt hat, den ausgesprochen depressen, breiten und niedrigen Cranialdom auf, der besonders schön und scharf bei El. antiquus namadicus herausgebildet erscheint. Ich kann mir schwer vorstellen, wie eine so ausdrück- liche Spezialisationserscheinung, wTie es der erhöhte Schädelgipfel ist, zu einem Zustand führen soll, der den gerade entgegengesetzten Spezialisationsgrad darstellt.“ Diese Ausführungen Schlesinger’s, auf die ich im einzelnen sogleich zu sprechen kommen w'erde, basieren auf der irrtümlichen Voraussetzung, daß ich den El. meridionalis typus, die Art in ihrer bis vor kurzem gebräuchlichen engen Fassung als Vorfahren des El. antiquus und El. trogontherii angenommen hätte. Ich muß demgegenüber ausdrücklich betonen: 1. daß ich auf p. 87 . 88 für El. meridionalis eine größere als die bisher angenommene Variationsbreite nachgewiesen resp. konstatiert habe; 186 W. Soergel 2. daß ich unter dem Namen El. meridionalis in allen nach p. 87 folgenden Darlegungen stets die Art in ihrer ganzen Varia- tionsbreite, nicht den einen, bisher allein als El. meridionalis be- zeichneten Pol darunter verstanden habe. Diese Auffassung geht klar aus meinen Ausführungen sowie aus dem Entwicklungsschema auf p. 93 hervor. 3. Daß ich trotz dieser w e i teren Fassung des El. meridio- nalis den Ausdruck: „El. antiquus stammt von El. meridionalis ab“ in dieser Schärfe bewußt vermieden und stets von „El. meridio- nalis in seinen vei’schiedenen Varietäten“ oder von der „Variations- breite des El. meridionalis “ gesprochen habe. In dem kleinen Stammbaum ließ es sich der Einfachheit halber allerdings nicht vermeiden , El. antiquus einfach von El. meridionalis herzuleiten ; wie ich mir diese Ableitung vorstelle, geht aber aus den vorher- gehenden Ausführungen völlig klar hervor. 4. Daß ich, wie aus meinen Darlegungen auf p. 85 und 89 erhellt, sowohl für die antiquus-artige Form des El. meridionalis als auch für die zwischen El. trogonthcrii und El. antiquus inter- mediären Formen eine Schädelform für wahrscheinlich hielt, die Charaktere jeweilig beider Typen in sich vereinigte, also einen intermediären Charakter besaß; 5. daß nach alledem also niemals die Eede davon sein kann, daß ich an die Entwicklung des MnZüpws-Schädels aus dem hohen Meridionalis typus-Schädel gedacht oder gar einen solchen Ge- danken ausgesprochen habe, wie es nach Schlesinger’s Ausführungen scheinen muß. Ich nahm für die anZif/MMS-artigeVarietät des El. meridionalis einen Schädel an, der M er i dio- naZis-Charaktere mit ALnfi^MMS-Charakteren verband. Aus alledem geht mit völliger Klarheit hervor, daß der Ein- wand gegen die von mir begründete Pli3'logenie, wie ihn Schlesinger vorbringt, auf einem Mißverständnis beruht, das sich bei ein- gehenderem Studium meiner Arbeit durch Herrn Schlesinger wohl hätte vermeiden lassen. Unverständlich ist mir übrigens in Schle- singer’s zitierten Ausführungen die Folgerung, daß die von mir „angenommenen gemeinsamen Ahnen der Trogontherien und Ur- elephanten“ den Schädelcharakter des El. meridionalis typus noch stärker betont an sich getragen haben müßten als letzterer „der noch bedeutenderen Molarenspezialisation zufolge“. Da ich erstens als gemeinsamen Ahnen beider Elephanten nicht El. meridionalis typus, ferner auch keine Form mit „bedeutenderer Moiarenspeziali- sation“ als letzterer annahm, so kann ich in dem SciiLESiNGER’schen Schluß nur die Kombination eigenartiger Vorstellungen erblicken, die außerhalb des Bereiches einer ernsthaften Diskussion fallen. Entbehrt der Einwand Schlesisger’s also auch des Nötigsten, nämlich einer genauen Kenntnis dessen, gegen das der Einwand erhoben wird , so soll doch für die Schädelfrage im allgemeinen Die Stammesgescbicbte der Elephanten. 187 gern anerkannt werden, daß Schlesinger das Problem durch Be- tonung der zwei vorhandenen Spezialisationsrichtnngen viel schärfer und klarer umgrenzt hat, als ich es in meinen kurzen Darlegungen über diese Frage versucht habe. Ich habe in meiner Arbeit — laut Vorwort — von vornherein auf eine ausführliche Darstellung des Schädelmaterials, auf eine eingehende Erörterung der sich an- schließenden Fragen verzichtet, weil von Schädeln derjenigen Arten, denen die Monographie gewidmet war, nur sehr wenig Material vorhanden war, und übrigens heute noch ist. Ich habe selbstverständlich nach dem Material und der Literatur auch hier die Haltbarkeit der von mir begründeten Phylogenie nachgeprüft und bin dabei zu dem Resultat gekommen , daß die tatsächlichen Befunde des Schädelmaterials nicht gegen meine Auffassung sprechen. Zur richtigen Einschätzung der vorhandenen Unterschiede habe ich auf die Umbildung hingewiesen, die ein Schädel in seiner Onto- genie durchmacht, und aus diesen Erwägungen heraus schien mir das Vorhandensein zweier Schädeltypen in einer Variations- breite — derjenigen des „ El mcridionnlis “ — durchaus verständlich. Dagegen schien mir für das Vorhandensein der Frontalkapuze bei El. antiquus eine Erklärung notwendig. Ob diese Ausführungen, die ja die Schädelfrage keineswegs erschöpfen sollten, gerade das Unwesentliche treffen, wie Schlesinger meint, wird das Folgende lehren. Ich ergreife jedenfalls jetzt, wo Schlesinger die Schädel- frage nochmals augeregt und zum Prüfstein der von mir begrün- deten Phylogenie gemacht hat, gern die Gelegenheit, mich aus- führlicher darüber zu äußern und die Erwägungen vorzutragen, die meine frühere — und auch noch heutige — Stellungnahme in diesen Fragen veranlaßten. Es wird sich besonders darum handeln, nachzuprüfen, ob auf Grund der Schädelcharaktere die von mir begründete Stammesentwicklung zugunsten der von Schle- singer vorgeschlagenen abzuändern ist, d. h. ob El. antiquus aus der Variationsbreite des El. meridionalis oder direkt von El. plani- frons herzuleiten ist. Aus didaktischen Gründen gliedere ich unser Thema in einzelne Abschnitte und behandle der Reihe nach fol- gende Fragen : 1. Welche Momente wirken im Laufe der Stammesgeschichte in erster Linie umbildend auf die Schädelform der Elephanten ein? 2. Was ergibt sich daraus für die Bewertung des Schädels in phylogenetischen Erörterungen gegenüber den Merkmalen anderer Skeletteile, besonders der Dentition? 3. Sind Tatsachen vorhanden , die darauf hinweisen , daß die oberpliocäne antiquus- artige Form dem El. meridionalis in einigen Merkmalen des Schädelbaues beträchtlich näher stand als der pleistocäne El. antiquus ? 4. Wie verhält sich der Schädel dieser antiquus-urtigen Form des Oberpliocän zu den Schädeln von El. planifrons ? 188 L. Krumbeck, Berichtigung etc. 5. Sprechen die Tatsachen gegen die Auffassung, daß die antiquus- artige Form des Oberpliocän als der eine Pol einer Varia- tionsbreite , deren anderer Pol El. meridionalis typus war, also als Varietät, nicht als Art aufgefaßt werden darf? 6. Was ergibt sich aus dem diskutierten Tatsachenmaterial für die Gültigkeit der Deszendenzlinie El. planifrons El. antigans ? 7. Wo laufen die Aufigwus-Reihe und die Trogontherii- Reihe in einer Art zusammen? (Fortsetzung folgt.) Berichtigung zu meiner Arbeit: Beiträge zur Geologie und Palä- ontologie von Tripolis. Von Lothar Krumbeck, Erlangen. Es handelt sich darum , ein grobes Versehen wieder gut- zumachen, das mir bei Beschreibung der von Gerhard Rohi.fs im östlichen Tripolis gesammelten Maästrichtienfossilien passierte. Ich stellte dort (Palaeontographica 190(1. 53. p. 101 — 102, Taf. 8. Fig. 3 a — b) für eine neue Exogyra aus der Verwandtschaft der Exogyra cornu-arietis Coqu. den Namen E. Eohlfsi auf. Unter dieser Bezeichnung ist sie auch in der Beschreibung aufgeführt. Ein ärgerliches Mißverständnis wurde nun dadurch verschuldet, daß ich diese neue Art während der Korrektur in E. Peroni um- taufte und den ersten Namen zwar in der Überschrift und im stratigraphischen Teil p. p. entsprechend abänderte, jedoch vergaß, es auch in der Beschreibung zu tun, wo der Name E. Eohlfsi jetzt eine irreführende Rolle spielt. Ich wurde darauf von Herrn Fourtau, der das Versehen nach seiner schriftlichen Mitteilung mit Recht als lapsus calami auffaßte, noch im Jahre 1906 in sehr freundlicher Weise aufmerksam gemacht. Herr F. teilte mir auch mit, daß es schon eine Ostreu Peroni Ooqu. gäbe. Leider versäumte ich damals , die hierdurch notwendig ge- wordene Änderung des Artnamens bekannt zu geben , möchte es aber nun, veranlaßt durch eine Bemerkung v. Stromer’s (Abh. Akad. d. Wiss. München 1914, Matli.-naturwiss. Kl. 26. No. 11. p. 38), nachzuholen suchen. Demgemäß halte ich es für geboten, auf den älteren Namen Exogyra Eohlfsi, der bereits in der Art- beschreibung figuriert, zurückzugreifen, da eine Verwechslung mit der von Th. Fuchs aufgestellten miocänen Ostrea digitalina var. Eohlfsi nicht zu befürchten ist. An die Herren Vorstände der Institute aber, die die Palae- ontographica halten, und an die Herren, welchen ich die betreffende Arbeit seinerzeit zusandte, sei die dringende Bitte gerichtet, die Bezeichnung Exogyra Peroni auf 1. c. p. 101, 123, 127, 128, 130 und auf der_Erklärung zu Taf. 8 Fig. 3 durch Exogyra Eohlfsi giitigst zu ersetzen. Besprechungen. 189 Besprechungen. G-ustav Tammann : Lehrbuch der Metallographie, Chemie und Physik der Metalle und ihrer Legie- rungen. 390 p. Mit 205 Figuren. Leipzig und Hamburg bei Leopold Voß. 1914. „Der Kreis des vorliegenden Lehrbuches kann als die Theorie der Metallkunde bezeichnet werden.“ „Es unterscheidet sich in mehrfacher Beziehung von dem bisherigen Typus der Lehrbücher der Metallographie.“ -Es kam dem Verf. darauf an, den An- fänger, aber auch den Vorgeschritteneren, mit dem Wesen der Metalle und ihrer Legierungen, ihrer Entstehung und ihren Eigen- schaften bekannt zu machen.“ „Der Verf. hat die Metallographie im wesentlichen auf Grund eigener Erfahrungen dargestellt.“ „Die den Forscher leitenden Ideen hervorzuheben war der Verf. be- sonders bestrebt.“ Von dem reichen Inhalt dieses soeben mit den Worten des Verf. ’s charakterisierten Buches kann das Nachfolgende kaum mehr als eine Andeutung geben, wenn auch die besondere Bedeutung des Werkes es rechtfertigt, den Rahmen eines kurzen Referates zu überschreiten. Als den „Hauptzweck“ des Buches bezeichnet der Verf. die Beschreibung der Entstehung von festen Legierungen aus den Schmelzen zweier Metalle. Es gibt hier das vorliegende Buch eine Übersicht über das reiche vorhandene Material. In tabella- rischer Form in 2 Haupt- und 4 Nebentabellen sind die bekannten Daten über die Mischbarkeit im anisotrop festen und flüssigen Zustande, über die Verbindungsfähigkeit und die Mischungslücken im flüssigen und im kristallinischen Zustande zusammengestellt und im Anschluß daran (p. 215 — 243) der Charakter der binären Metallverbindungen, die Verbindungsfähigkeit und die Mischbarkeit mit Bezug auf die chemische Analogie in der Stellung im perio- dischen System und die Abhängigkeit von der Temperatur der Kristallisation besprochen. Ein weiterer Abschnitt (p. 243 — 306) enthält eine spezielle Betrachtung der Zustandsdiagramme der 21 binären Systeme Fe — C, Fe — Si, Fe — Ni, Fe — Mn, Fe — Cu. Fe — Zn, Fe — Co, Fe — FeS, Fe — Sn, Cu — Zn, Cu — Al, Cu — Ni, Cu — Ag, Cu — Au, Au — Ag, Pb — Sn, Mg — Al, Ni— Cr, Co — Cr, Sb— Cd, Sn— Sb. Zur Einführung in diese speziellen Kapitel werden vorher die Grundlagen der Lehre von den heterogenen Zweistoffsystemen in elementarer und anschaulichster Weise an den typischen 8 Fällen in Zustandsdiagrammen (p. 138 — 156) und an den Flächen des Wärmeinhalts — mit photographischen Abbildungen der Modelle — (p. 156 — 168) entwickelt und in einem weiteren Abschnitt (p. 168 Besprechungen. 190 bis 184) die praktische Anleitung zur Ausführung der thermischen Analyse gegeben. Ein folgender (p. 184 — 215) enthält die zu- sammenfassende Besprechung der Reaktionen im festen Zustande, die Entmischung im anisotropen Zustande in Analogie mit der Entmischung flüssiger Lösungen , die polymorphe Umwandlung, Bildung und Zerfall von Verbindungen , das Verhalten der zu- sammengepreßten Metallpulver beim Erhitzen und Schmelzen (ent- sprechend immer dem tiefsten nonvarianten Gleichgewicht im Zu- standsdiagramm), die reversibeln Reaktionen in kristallisierten binären Lösungen (ein Verzeichnis von 40 + 22 Fällen). Es sind in diesen allgemeinen Kapiteln besonders auch der Verlauf der Kristallisation, die Form der ausgeschiedenen Kristalle, die Struk- turen, die Schichtkristalle, die Diffusion der Moleküle aus der Schmelze durch feste Kristallschichten, die innere Vereinheitlichung durch Homogenwerden von Mischkristallen mit Zonarstruktur durch Diffusion im festen Zustande dargestellt. Die hier vorangestellten Abschnitte machen aber erst den zweiten Teil des Buches aus. Der erste Teil gibt zunächst eine eingehende und gründliche Einführung in den Vorgang der Kristalli- sation (p. 1 — 23) und in die Änderung der Eigenschaften bei Zu- standsänderungen (p. 23 — 54). Der erstgenannte Abschnitt be- trachtet demgemäß die Kristallisationsverhältnisse einer sich ab- kühlenden Schmelze einer Komponente, die Entstehung der anisotropen Moleküle unter Energieabgabe, die sich durch die vektorielle Eigen- schaft der Influenzwirkung auf die isotropen Moleküle zu Kristalliten vergrößern, die Kristallkerne und ihre maximale Zahl in der Zeit- einheit, die Kernzahl K.-Z. (das spontane Kristallisationsvermögen), die lineare Kristallisationsgeschwindigkeit K.-G., die lineare Um- wandlungsgeschwindigkeit U.-G., die Unterkühlungsfähigkeit und die Möglichkeit der Glasbildung (mit Erweichungsintervall), die Größe und Zahl der Kristallite und die Form der in der Schmelze wachsenden Kristalle. Die im zweiten Abschnitt besprochenen Eigenschaften zerfallen in zwei Klassen, solche, die sich im Schmelz- und Umwandlungspunkte diskontinuierlich ändern, der Wärmeinhalt, das spezifische Volumen, das metallische und das elektrolytische Leitvermögen, die magnetische Suszeptibilität, die Löslichkeit von Gasen in Metallen, und solche, die sich nicht diskontinuierlich ändern, der Dampfdruck, der osmotische Druck, die Löslichkeit, ganz allgemein das thermodynamische Potential, die elektromoto- rische Kraft der Umwandlungs- und Thermoelemente. Alle diese Eigenschaften sind zunächst allgemein besprochen, um dann im nächstfolgenden Abschnitt noch auf die Metalle eine ganz besondere Anwendung zu finden. Gerade diese Kapitel sind es, die vielleicht das hervorragendste Interesse auf sich ziehen. Die Frage nach den Ursachen der merkwürdigen Eigenschafts- änderungen bei der Bearbeitung der Metalle ist lange ein Rätsel Besprechungen. 191 gewesen und durch die Versuche der Annahme einer polymorphen Umwandlung, einer Änderung der inneren molekularen Zusammen- setzung oder einer partiellen Schmelzung nicht in befriedigender Weise erklärt worden. Eine Erklärung dieser Fundamentalfrage gefunden zu haben, ist das besondere Verdienst des Verf.’s, der auch bis dahin dieses Buch hinausgeschoben hat. „Erst nachdem es gelungen war, dieses Rätsel zu lösen , wurde die Abfassung einer Übersicht des Erreichten unternommen.“ Im dritten Ab- schnitt (p. 54 — 13H) des Buches wird nun an einem überaus reichen Material gezeigt, da(5 die Eigenschaftsänderungen der kaltbearbeiteten Metalle durch Gleitflächenbildung bei der Deformation und durch Umkristallisation im festen Zustande (Kornvergrößerung) beim Er- hitzen hervorgerufen werden. Die Bildung der Gleitflächen ist durch die mikroskopische Betrachtung (die ebenso wie die Um- kristallisation durch ausgezeichnete photographische Abbildungen veranschaulicht wird) erwiesen. Es wird dadurch (z. T. auch durch Schließung der bei der Kristallisation unter Volumenverminderung entstandenen Lücken) eine innere Verfestigung und Vereinheit- lichung (Homogenisierung des Kraftfeldes) bei der Deformation erreicht. Die ersten Gleitflächen treten in Kristalliten auf, die gerade so liegen, daß ihre Gleitflächen 45° mit der Druckrichtung machen (untere Elastizitätsgrenze), bei Steigerung der deformieren- den Kraft treten sie auch in den anderen Kristalliten mehr und mehr auf, bis die charakteristische maximale Zahl der Gleitebenen erreicht ist und das AVeitergleiten als allgemeines Fließen beginnt (obere Elastizitätsgrenze). Es kann infolgedessen die untere Elastizitätsgrenze eines Metallstückes durch Kaltbearbeitung immer weiter bis an die obere herangebracht werden. (Für die Praxis gibt es ein Optimum wegen der zuletzt eintretenden Sprödigkeit.) Beim Erhitzen tritt dann unter der Wirkung der Oberflächen- spannung1 eine Umkristallisation und Kornvergrößerung ein. Die Gleitflächen wirken hier analog den freien Oberflächen. Es wird nun an der ganzen Fülle des Materials über die Änderungen der Eigenschaften bei Kaltbearbeitung, Erhitzung und Abkühlung der Metalle gezeigt, daß sich alle durch Gleitflächenbildung und Um- kristallisation einheitlich erklären lassen. Der Inhalt im einzelnen kann wieder nur durch Stichworte angedeutet werden : Die Aus- flußgeschwindigkeit der Metalle, die Änderung der elastischen Eigenschaften, die Abhängigkeit der technischen Festigkeitseigen- schaften von der Temperatur (die „Härte“ der Strukturelemente im kristallographischen Sinne ändert sich bei der Deformation nicht 1 Die Wirkung der Oberflächenspannung auf die Kristallisation wird auch in den ersten Abschnitten besprochen und wohl mit Recht auf die Fälle beschränkt, in denen ihre Kräfte die Ftstigkeit übertreffen. An- zeichen : krumme Oberfläche der Kristalliten. (Als Beispiel ist auch Dia- mant erwähnt. ? Ref. Man denke z. B. auch an Schriftgranit.) 192 Personalia. merklich), die Volumenänderung bearbeiteter Metalle, die Änderung des Energieinhaltes bei der Verfestigung, die Änderung des elek- trischen Leitvermögens beim Drahtziehen (die Gleitfläche ist die Richtung der kleinsten Leitfähigkeit), der Unterschied im Verhalten der elektrolytisch abgeschiedenen Metalle (infolge der primären Orientierung der Kristal 1 ite ), die Änderung der elektromotorischen Wirksamkeit, der Einfluß der Gleitflächen auf die Lösuugsgeschwin- digkeit (NEUMANti’sche Linien und ihr Verschwinden nach dem Erhitzen), der Einfluß der Orientierung auf die thermoelektrische Kraft, der Einfluß der Bearbeitung auf die ferromagnetischen Eigenschaften des Eisens (mit Bemerkungen zur Molekulartheorie ferromagnetischer Metalle). Am Ende des zweiten Teiles folgt noch ein spezieller Ab- schnitt (p. 306 — 352) über die Eigenschaften binärer Lösungen, das spezifische Volumen in Abhängigkeit von der Zusammensetzung, die Volumen- und Längenänderungen von Konglomeraten bei Ände- rungen der Temperatur und des Druckes, die mittlere spezifische Wärme dev Metallverbindungen im Vergleich zu der ihrer Komponen- ten, die magnetischen Eigenschaften binärer Legierungen, die Härte, die Spannung an einer Elektrode aus einer binären Legierung, das elektrische Leitvermögen, die thermoelektrischen Kräfte der Legierungen. Den Schluß des Buches (p. 354 — 382) bildet eine Besprechung der Dreistoffsysteme (die Darstellung der Zusammensetzung im Dr.. die Kristallisation im Dr., Übersicht über die Erfahrungen betreffend die Kristallisation ternärer und quaternärer Schmelzen) und der Phasenregel. Es sei darüber wieder mit den Worten des Verf.’s berichtet: „Die Elemente des Kristallisationsverlaufes in Dreistoff- systemen durften nicht vernachlässigt werden, um das, was auf diesem Gebiete gefördert ist, übersehen zu können.* „Den Schluß bildet ein Kapitel über die Phasenregel, welches nach reif- licher Überlegung nur hierher gesetzt werden konnte, nachdem der Leser bei Behandlung der Dreistoffsysteme das Bedürfnis nach einer Regelung der mit wachsender Komponentenzahl eintretenden Komplikationen empfunden hat.“ Es geht schon aus dem Inhalt hervor, daß die Bedeutung des vorliegenden Buches über den Kreis der Metallographie weit hinaus- geht. Auch für allgemeine kristallographische und petrographische Probleme wird es ganz ebenso wie das frühere Buch des Verf.’s über Kristallisieren und Schmelzen (dies. Centralbl. 1904. p. 51) die vielseitigste Anregung geben und eine unerschöpfliche Fund- grube sein. Arthur Schwantke. Personalia. Gestorben: Am 6. März Prof. Dr. Eberhard Fraas, Kon- servator an der K. Naturalien-Sammlung, in Stuttgart. Friedrich Felix Hahn f. 193 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Friedrich Felix Hahn *j*. Frikdkich Felix Hahn, Dr. pliil., Assistent an der K. Natu- ralien-Sammlung in Stuttgart, ist als Reserveleutnant. des 3. bay- rischen Feldartillerie Regiments und Ritter des Eisernen Kreuzes, nachdem er an drei Schlachten und mehreren Gefechten ruhm- vollen Anteil genommen, am 8. September 1914 bei Trouville- Serres im Kampfe für das Vaterland gefallen. Er war geboren am 29. Mai 1885 in München als Sohn des Kunstmalers Joseph Hahn und dessen Frau Hulda, die ihn nun vereinsamt betrauert. Er absolvierte das humanistische Max- Gymnasium in München und diente hier beim 3. bayrischen Feld- artillerie-Regiment. Dann begann er ebenda sich der Geologie zu widmen, wandte sich später für je ein Semester nach Marburg und Berlin und promovierte 1909 nach seiner Rückkehr nach München und zweisömmeriger Feldarbeit in den Alpen mit der Abhand- lung „Stratigraphische und paläontologische Untersuchungen in der Kammerker-Sonntagshorngruppe“. Etwas später erschien der zweite, tektonische Teil dieser Arbeit Die beiliegende Karte enthält eine Ausscheidung der Rassischen und triadischen Faziesgebilde in bis dahin unerreichter Genauig- keit — die Trias war zudem, weil eigenartig, ganz neu zu gliedern gewesen. Dadurch glückte es Hahn vor allem, den Über- gang von der oberbayrischen zu der Berchtesgadener Triasfazies zu verfolgen und zu beschreiben. Dasselbe vermochte er an der Hallstätter Fazies und der Trias östlich der Saalach auszuführen. Tektonisch betrachtet bilden die letzteren Gesteine eine riesige Schubmasse, die an dem großen Saalach- Westbruch über der ober- bayrischen Masse eingebrochen ist. Im Sommer 1910 beendete er bereits seine zweite Kartierung, die des bedeutsamen Ober- Saalachgebietes, wodurch sich die früheren Ergebnisse befestigen und erweitern ließen. In dieser Zeit entstand auch die syste- matische und beschreibende Studie über Liasbrachiopoden aus Nord- tirol. Im Sommer 1911 folgte er einem Ruf als Kurator an die Columbia-Universität in New York und nahm als erster diese Stellung ein, die von Professor Grabau für junge Deutsche be- gründet war. Dort fand er in reichem Maß, was er suchte: An- regung in der Stratigraphie, besonders in der Lehre von den Transgressionen. Er blieb jedoch nicht nur der empfangende Teil: er sprach in Washington vor der Geologischen Gesellschaft von Central hl at.t. f. Mineralogie etc. 1915. Io 194 Friedrich Felix Hahn f. Amerika über eigene Graptolithenstudien, die sich in von Hyatt und Grabau gewiesenen Bahnen bewegten, und vor der Gesell- schaft amerikanischer Mineningenieure in New York über das ihm gleichfalls vertraute Problem der norddeutschen Kalilager; auch hielt er kleine Vorträge an die Studenten der Universität. Eine Besprechung von Ulrich’s Revision des Paläozoicums setzte sich zugunsten der Faziestheorie mit der Kata-(Dia-)strophentheorie der Transgressionen auseinander, wurde aber auch der neuen, genialen Richtung durchaus gerecht. Zugleich verglich Hahn die authigene Breccien- und Geröllbildung und die Gleiterscheinungen im ameri- kanischen Paläozoicum mit verwandten Gebilden aus Deutschland. Eine große Reise nach dem Westen beschloß das reiche Jahr. Nach seiner Heimkehr besuchte er aufs neue die Alpen, teils um seine früheren Ideen in neuen Gebieten — dem Steinernen Meer und Dachstein — weiter auszubauen, teils um Stoff zu sammeln zur Ausführung einer Lieblingsidee: einer umfassenden Beschreibung der arg vernachlässigten bayrischen Flyschzone. Anfang 1913 wurde er Beamter der Stuttgarter Staatssammlung und widmete sich mit Erfolg besonders der Neuaufstellung von Wirbellosen. Seine Abende waren ausgefüllt mit der Ausarbeitung der jüngsten Feldbeobachtungen sowie mit kritischer Tätigkeit : er besorgte seit 1912 die Besprechung der Arbeiten über die Kalk- alpen für das Neue Jahrbuch und nebenher die Sammelbesprechung sämtlicher deutsch-alpinen Arbeiten für die Geologische Rundschau. Als Krönung seines Arbeitsgebäudes muß sein letztes Werk, die Beschreibung der Kalkalpen zwischen Inn und Enns, gelten (über die Ergebnisse siehe Bespr. p. 217 — 223). Sechs Jahre nur hat Hahn seiner Wissenschaft schöpferisch gedient. Er hat in dieser Zeit unglaublich viel geleistet. Sein Arbeitsdrang, sein Ehrgeiz und seine Willenskraft haben kein Hindernis gekannt; hat er doch manchmal selbst seine Nerven- kraft zu stark beansprucht. Seine Beherrschung der Literatur war vollkommen, seine Darstellung in Schrift, Rede, Zeichnung vorzüglich. Dabei war er keineswegs einseitig; er war nicht nur ein Geolog, er war Bergsteiger, Skifahrer, Naturfreund. Er zeichnete nicht nur Karten und Profile, sondern auch Landschaftsbilder; er war kunstverständig und ein gewandter Klavierspieler. Er war besonders auch ein strammer Offizier. Nie hat er äußere Vorteile von seiner Wissenschaft erhofft und angestrebt. Sein beträcht- liches väterliches Vermögen geht nach seinem Wunsch auf die Münchner Universität, seine für einen jungen Geologen ungewöhn- lich große Bücherei und Kartensammlung auf das Münchner geo- logische Institut und die Stuttgarter Staatssammlung über. So hat er sein Leben dem Vaterland, all seine Arbeit und seinen Besitz der Wissenschaft geopfert. Darum ist sein Leben ein reiches zu nenneu. Ehre seinem Andenken ! A. Beutell und K. Blaschke, Ist die Existenz etc. 195 Verzeichnis der Schriften IIaiix’s (Bespr. p. 215—223). Geologie der Kammerker-Sonntagshorngruppe I, II. Jahrb. k. k. Reichsanst. 60. 1910. Mit geol. Karte. Neue Funde im nordalpinen Lias der Achenseegegend und bei Ehrwald. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXII. 1911. Ergebnisse neuerer Spezialforschungen in den deutschen Alpen. 1. Algäuer Alpen und angrenzende Gebiete. Geol. Rundschau. 2. 1911; 3. Die Kalkalpen Südbayerns. Geol. Rundschau 5. 1914. Zur Geologie der Berge des oberen Saalachtais. Verh. k. k. Reichsanst. 1911. Versuch zu einer Gliederung der austroalpinen Masse westlich der öster- reichischen Traun. Verh. k. k. Reichsanst. 1912. On the Dictyonema Fauna of Navy Island, New Brunswick. Ann. New York Ac. Sc. 1912. The Form of Salt Deposits. Econ. Geol. VII. 1912. Untermeerische Gleitung bei Trenton Falls (Nordamerika) und ihr Ver- hältnis zu ähnlichen Störungsbildern. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXVI. 1912. E. 0. Ulrich’s Revision der paläozoischen Systeme, ein Markstein der Strati- graphie als Wissenschaft? Geol. Rundschau. 3. 1912. Geologie des oberen Saalachgebietes zwischen Lofer und Diesbachtal. Jahrb. k. k. Reichsanst. 1913. Einige Beobachtungen in der Flyschzone Südbayerns. Zeitsch. d. deutsch, geol. Ges. 64 1912. Weitere Beobachtungen in der Flyschzone Südbayerns. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 66. 1914. „Geologischer Überblick“ in Zeller: „Das Hochkaltergebirge“. Zeitschr. d. Deutsch, u. Österr. Alpenver. 1914. p. 181 — 184. 2 Abb. Grundztige des Baues der nördlichen Kalkalpen zwischen Inn und Enns. Mitt. d. geol. Ges. Wien 1913. C. Lebling. Ist die Existenz kristallisierter Hydrosilikate mit gelöstem oder absorbiertem Wasser erwiesen? Von A. Beutell und K. Blaschke in Breslau. Wir hatten in einer kürzlich erschienenen Arbeit (dies. Cen- tralblatt 1915. p. 142) durch Wässerungs versuche an entwässertem Desmin nachgewiesen, daß das Wasser im Desmin chemisch ge- bunden ist. Während die Entwässerung kontinuierlich verläuft, führte die Wässerung des Desmins auf 14 verschiedene Hydrate, welche allerdings nur in ziemlich eng begrenzten Temperatur- intervallen beständig waren; die vier unbeständigsten entsprachen der vorübergehenden Einachsigkeit des Desmins. Die kontinuierlich verlaufenden Entwässerungskurven, welche bisher als sicherer Beweis für absorbiertes oder gelöstes Wasser 13* 196 A. Beutell und K. Blaschke, liingestellt wurden, erklärten wir dadurch, daß im Innern eines Wasserteilchens das Absieden des Wassers durch die Kohäsion so stark verzögert wird, daß an der Oberfläche bereits höhere Hydrate Wasser abgeben, wenn innen erst die Zersetzung des niedrigsten beginnt. Naturgemäß drängt sich, nachdem festgestellt ist, daß der Desmin nicht an die Seite der Hydrogele gestellt werden kann, die Frage auf, ob es überhaupt kristallisierte Mineralien gibt, deren Wasser als gelöst oder absorbiert zu betrachten ist. Bei der Entscheidung dieser Frage müssen wir uns darüber klar werden, ob die von den verschiedenen Forschern angeführten Gründe nach unseren Erfahrungen am Desmin noch als stichhaltig anzusehen sind. Wir hatten in unserer ersten Arbeit (a. a. 0.) absichtlich von einer kritischen Besprechung der einschlägigen Literatur Abstand genommen, weil eine richtige Würdigung ohne die Benutzung der am Desmin erzielten Resultate nicht möglich war. Nur die Ar- beiten von Rinne (N. Jahrb. f. Min. etc. 1899. I. p. 1 — 31) und Fiuedel (Soc. Mineral. 1896. 19. p. 14, 94 und 363), die den Ausgangspunkt für unsere Untersuchungen bildeten, waren schon damals erwähnt worden, soweit sie mit dem Desmin zusammen- hingen. Sehr eingehende Untersuchungen, die Rinne am Henlandit anstellte (a. a. 0.), ließeu erkennen, daß die Entwässerung geuau wie beim Desmin ohne ruckweise verlaufende Siedeerscheinungen vor sich ging. Ein bei 140 — 150° während 289 Stunden durch- geführter Versuch führte auf keine einfachen molekularen Zahlen- verhältnisse; dasselbe negative Ergebnis hatten Trocken versuche bei 400°, 475° und 555°. Der kontinuierliche Verlauf der Ent- wässerung und die Tatsache, daß die bei verschiedenen Tempera- turen herbeigeführten Gleichgewichte keinen einfachen molekularen Verhältnissen entsprechen, sind kein Beweis gegen die chemische Bindung des Wassers, weil die Entwässerung hier genau so wie beim Desmin unter dem Einfluß der Kohäsion vonstatten geht. Auf das Vorhandensein von gelöstem oder absorbiertem Wasser im Henlandit darf aus den RiNNE’schen Versuchen nicht geschlossen werden. Die Versuche Friedel’s (a. a. 0.) sind am Analcim, Harmo- tom , Henlandit und Chabasit angestellt worden. Seine durch- weg kontinuierlich verlaufenden Entwässerungskurven veranschau- lichen z. T. die Beziehungen zwischen dem prozentisclien Wasser- verlust und der Temperatur oder, soweit sie bei konstanter Temperatur erzielt wurden, den Zusammenhang zwischen Wasser- verlust und verbrauchter Zeit. Zwischen den FKiEDEL’schen, den RiNNE’schen und unseren eigenen Entwässerungskurven besteht kein wesentlicher Unterschied, und daher sind die weitgehenden Schlüsse hinfällig, die Fkiedel aus seinen Ergebnissen gezogen hat. Auch Ist die Existenz kristallisierter Hydrosilikate etc. 197 hier ist der kontinuierliche Verlauf der Entwässerungskurven höchst- wahrscheinlich eine durch die Kohäsion hervorgerufene Täuschung, die dadurch zustande kommt, daß sich gleichzeitig mehrere Hydrate zersetzen. Erst wenn der umgekehrte Vorgang, nämlich die Sättigung mit Wasserdampf, auf kontinuierliche Kurven führen sollte, wäre eine Grundlage für die FRiEDEL’sche Schwammtheorie geliefert. Einen etwas anderen Weg hat Tammann in seiner Arbeit über die Dampfspannung von kristallisierten Hydraten (N. Jahrb. f. Min. etc. 1898. Beil.-Bd.XXVH. p. 323 — 336) beschritten. Seine Versuche beziehen sich durchweg auf eine fast konstante Tem- peratur von 18 — 20°, bei der die Mineralien über Schwefelsäure verschiedener Konzentration bis zur Gewichtskonstanz ausgetrocknet wurden. Die Dampfspannungen der verschiedenen Schwefelsäure- mischungen sind aus folgender Tabelle (a. a. 0. p. 327) ersichtlich. Dampfspannung für Schwefelsäure bei 19°. 0/uS04H2 . 0 10,0 20,26 29,21 40.64 50.11 60,42 70,32 80,46 85,10 mm Hg . . 16.32 15,72 14,55 12,48 9,11 6,05 2,93 1.23 0,39 0,11 Bei eingetretener Gewichtskonstanz wurde die Tension des Minerals gleich der der betreffenden Schwefelsäure gesetzt. Vor dem Abwägen sättigt Tammann die Mineralien (kleine Kristalle oder Splitter) dadurch mit Wasserdampf, daß er sie 8 — 14 Tage über 1 c/oiger Schwefelsäure liegen läßt, was „ gegenüber reinem Wasser den Vorteil hat, daß Temperaturschwankungen nicht so leicht eine Kondensation des Wassers auf den Versuchsobjekten bedingen“. Aus der Unterlassung dieser sehr empfehlenswerten Vorsichtsmaßregel erklären sich die außerordentlich abweichenden Angaben über den Wassergehalt der Zeolithe. Die von Tammann in bezug auf Wasserbindung untersuchten Mineralien sind in folgender Tabelle zusammengestellt. Wassergehalt der mitFeuchtigkeitgesättigteu Mineralien. Gmelinit Formel Si4 0I9 Alj, 6 Hj 0 °/o H5 0 berechn. 23,09 °/, H2 0 gefund. 21,51 Moleküle H20 5,6 Phakolith Si4 012 Al, (Ca Na,), 6H,0 — 22,11 — Chabasit Si40I2 Alj (CaNa2). 6H20 — 22,79 — Leonhardit Si40I2 Ca Al,, 4 E, 0 15,26 14,78 3,9 Phillipsit Si. 014 Al2 (Ca K,), 5 H2 0 — 16.58 — Gismondin, ähnlich Philiipsit — 21,86 — Okenit Si2 04 Ca, 2 H2 0 16,92 17,83 2,1 Natrolith Si3 OI0 Al, Naa, 2 H2 0 9,44 10.40 2,2 Skolezit Si3 Ol0 Al2 Ca, 3 H, 0 13,73 13,84 3,0 Pyropbyllit Si40;, Alj, H20 5,46 5.17 0.95 Thomsonit Si4016Al4 (CaNa,)4, 5H,0 — 14,25 — 198 A. Beutell und K. Blaschke, Deu nach Sättigung mit Wasserdampf gefundenen Gewichts- prozenten haben wir, soweit dies möglich war, die der Formel entsprechenden Prozente sowie die Molekülzahlen beigefügt. Der graphischen Darstellung (a. a. 0. p. 328), die durchweg kontinuier- liche Kurven ergibt, sind die nach Erreichung des Gleichgewichts erhaltenen Dampfspannungen und der Wasserverlust iu Gramm- Molekülen zugrunde gelegt. Fußend auf die Kontinuität der Kurven betrachtet Tammann sämtliche aufgezählte Mineralien als feste Lösungen. Falls dies zutreffen sollte, wäre es höchst auffallend, daß die von uns berechneten Molekülzahlen angenähert auf ganze Zahlen führen. Eiue Abweichung von 2 Einheiten in der ersten Dezi- male spricht keineswegs gegen ganze Zahlen, denn es ist zu be- denken, daß die zur Untersuchung verwandten Mineralien vorher nicht analysiert worden sind. Die chemische Zusammensetzung ist aber selbst bei denen, welchen eine feste Formel zugeschrieben wird, durchaus nicht so konstant, wie man glauben sollte. So enthält z. B. der Natrolith , der nach der Formel kein Calcium enthalten sollte, bis 6,41 °/o CaO, während der Gelialt an Si02 zwischen 42 — 48°/o schwankt. Selbst der Wassergehalt des Gmelinits läßt sich auf eine ganze Anzahl von Wassermolekülen deuten, wenn man, wie dies für den Desmin zutrifft, die Formel verdoppelt. Solange jedoch über die Bildungstemperatur der Zeolithe nichts Sicheres bekannt ist, muß auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß bei der willkürlichen Beobachtungstemperatur von 18 — 20u zwei verschie- dene Hydrate existenzfähig sind , dei'en Beständigkeitsintervalle Übereinandergreifen. Iu diesem Falle läge für die Verdoppelung der Formel kein Grund vor, doch wäre dann auch selbstverständ- lich keine ganze Anzahl von Wassermolekülen zu erwarten. Mit Sicherheit läßt sich die Frage, ob bei einem HjMrosilikat der Wassergehalt einer ganzen Zahl von Molekülen entspricht, nur dann beantworten, wenn von der untersuchten Substanz eine genaue quantitative Analyse vorliegt. Nach unserer Ansicht weist der von Tammann festgestellte Wassergehalt der zuvor mit Wasserdampf gesättigten Mineralien viel mehr auf chemische Bindung des Wassers als auf feste Lösung hin. Die einzige Schwierigkeit für die chemische Bindung bilden wiederum die kontinuierlich verlaufenden Entwässerungskurven. Wir müssen uns folgerichtig fragen, ob auch bei der Dampf- spannung die Molekularattraktion eine Rolle spielen kann. Die Frage ist ohne weiteres zu bejahen. Ob ich ein Hvdrosilikat durch gelindes Erwärmen entwässere oder dadurch, daß ich es in einen Kaum mit geringem Feuchtigkeitsgehalt bringe, wie es Tammann gemacht hat, ist in der Wirkung dasselbe. Iu beiden Fällen stellt sich ein Gleichgewichtszustand her zwischen dem Ist die Existenz kristallisierter Hydrosilikate etc. 199 Feuchtigkeitsgehalt der umgebenden Luft und dem des Minerals. Auch wird — vorausgesetzt, daß das Mineral mehrere Hydrate bilden kann — die Entwässerung an der freien Oberfläche eines Massenteilchens weiter fortschreiten als im Innern, wo die Kohäsion der Entwicklung des Wasserdampfs entgegenwirkt: die Massen- teilchen bestehen im Innern aus höheren Hydraten und an der Oberfläche aus niederen. Da somit bei der Entwässerung stets mehrere feste Phasen vorhanden sind, so ergeben sich kontinuier- liche Kurven, welche aus der Überlagerung verschiedener, neben- einander verlaufender Zersetzungen entstehen. Ob ich den Ent- wässerungsvorgang als eine Funktion der Zeit, der Temperatur oder der Tension darstelle, ist ziemlich gleichgültig. Der Verlauf der Kurven wird nahezu derselbe sein, weil höhere Temperatur ähnlich wirkt wie trockene Luft, und was die Zeit anbetrifft, so schreitet die Entwässerung um so rascher vorwärts, je höher die Temperatur und je weniger feucht die umgebende Luft ist. Die Entwässerungskurven Tammann’s sind somit ebensowenig ein Beweis für feste Lösung als die von uns am Desmin erhaltenen. Die Sättigung der Mineralien mit Wasserdampf bei verschiedenen konstanten Temperaturen wird höchstwahrscheinlich wie beim Des- min auf bestimmte Hydrate führen. In neuerer Zeit sind Entwässerungsversuche in größerem Umfange von Zambonini vorgenommen worden (Atti R. Accad. delle Scienze Fis. et Mat. di Napoli. 1908. 16. No. 1. p. 1 — 127, und Groth Zeitschr. 1911. 49. p. 73 — 105). Leider liegt auch diesen Untersuchungen die von uns als irrtümlich erkannte Ansicht zu- grunde, „daß durch den Verlauf der Entwässerung bei zunehmender Temperatur oder durch Trockenmittel“ festgestellt werden kann, ob das Wasser in Hydrosilikaten chemisch gebunden, gelöst oder absorbiert ist. Zambonini benutzte die Mineralien, um bei allen Versuchen gleiche Korngröße zu haben, fein gepulvert und gesiebt und leitete zur Entwässerung einen Strom feuchter Luft über die erhitzte Substanz. Die folgende Zusammenstellung enthält die Mineralien, welche nach Zambonini gelöstes Wasser enthalten. Im edlen Serpentin und Chrysotil betrachtet er das Wasser, welches unter 5<>0° entweicht, als gelöst, weil die Zer- setzung kontinuierlich erfolgt, ohne daß die Durchsichtigkeit be- einträchtigt wird. Xanth ophyllit: das Wasser, welches kontinuierlich von ziemlich niedrigen Temperaturen an bis zur Rotglut entweicht, wird als gelöst, z. T. auch als eingeschlossen betrachtet. Kiesel zinkerz: das bis ca. 500° entweichende Wasser, welches den Kristallen entzogen werden kann, ohne daß sie trübe werden, wird als gelöst, der Rest als Konstitutionswasser bezeichnet. Cordierit: die ursprüngliche Natur des Wassers ist pro- blematisch. 200 A. Beutell lind K. Blaschke, Ist die Existenz etc. Cancrinit: das Wasser entweicht kontinuierlich und ist kein Konstitutionswasser. Kataplei't (sowohl Natron- wie Kalknatronkatapleit) soll nur gelöstes Wasser enthalten. Elpidit: das Wasser wird als gelöst bezeichnet. Steenstrupin: der größte Teil des Wassers ist gelöst. Epistolit: entwässert sich kontinuierlich bis 400°, weshalb sein Wasser als gelöst anzusehen sei. Malakon einschließlich An derb er git enthält nur gelöstes Wasser. Orthit: bei den wasserreichen ist die Hälfte des Wassers gelöst, die andere Hälfte Konstitutionswasser, während bei den wasser- armen das gesamte Wasser als Konstitutionswasser betrachtet wird. Sepiolith: sein Wasser verhält sich wie das der Hydrogele. Deweylith (Gymnit) und Pseudodeweylith sind beim Entwässern dem Sepiolith sein- ähnlich. Zeolithe: das Wasser wird als gelöst oder absorbiert an- gesehen. Aus den bereits oben angeführten Gründen sind die von Zambonini aus seinen Entwässerungsversuchen gezogenen Schlüsse hinfällig. Für keines der von ihm untersuchten Hydrosilikate ist der Beweis erbracht, daß es gelöstes oder absorbiertes Wasser enthält. Die von Löwenstein (Zeitschr. f. auorg. Cliem. 1909. 63. p. 69 — 139) aufgenommenen Entwässerungskurven am Chabasit, Desmin, Heulandit und deren Kali- und Ammoniak-Substitutions- produkten liefern keine neuen Gesichtspunkte für die Wasserbindung der Zeolithe. Interessant jedoch ist die von ihm nachgewiesene Tatsache, daß auch typische Salze wie die Oxalate von Cer, Lan- than, Erbium, Yttrium, Thorium und Zirkonium beim Entwässern kontinuierlich verlaufende Dampfspannungskurven geben. Da durch unsere Versuche am Desmin bewiesen ist, daß die Entwässerung von Substanzen , die mehrere leicht zersetzliche Hydrate bilden können, infolge der Mitwirkung der Kohäsion auf kontinuierliche Kurven führt, können diese nicht mehr als Beweis für feste Lösungen ausgegeben werden. Hieraus ergibt sich der Schluß: Bis jetzt ist für kein Hydrosilikat der Beweis erbracht, daß sein Wasser gelöst oder absorbiert ist. Diese Feststellung ist von prinzipieller Bedeutung : Wenn die kristallisierten Substanzen aus atomistischen Raumgittern aufgebaut sind, woran nach den schönen Untersuchungen von Laue, Friedrich, Knipping (Sitzungsb. d. k. Bayer. Akad. 1912. p. 303 — 323 und 363 — 373), W. H. Bkagg und W. L. Bkac.g (Proceed. Eoy. Soc. London. A 89. p. 277) kaum noch gezweifelt. werden kann, so können kristallisierte Körper keine Lösungen sein. Breslau, Min. Institut der Universität, November 1914. P. Quensel, Vesuvian und Hastingsit etc. 201 Vesuvian und Hastingsit aus dem Nephelinsyenit von Almunge. Von Percy Quensel in Stockholm. Vesuvian. Der Vesuvian ist immer für eines der typischsten Mineralien der kontaktmetamorphen, kalkhaltigen Sedimentgesteine gehalten worden. Um so auffallender war es, dieses Mineral als einen durchaus häufigen, akzessorischen Gemengteil der unter dem Namen Canadite neuerlich beschriebenen1 theralitisclien Nephelin- syenite von Almunge unweit Upsala zu finden. Zur Orientierung über die geologischen Verhältnisse diene folgendes : Mitten in den archaischen Graniten und Gneisgraniten des mittelschwedischen Urgebirges findet sich das beinahe kreis- förmige, nur ca. 1 3 qkm große Umptekitmassiv von Almunge. Der Umptekit hat sich mit einer aplitischen oder protoklastisclien Rand- zone von nordmarkitischer Zusammensetzung umgeben. Ziemlich regellos verstreut kommen in dem Umptekit größere und kleinere Massen von neplielinfiikrenden Gesteinen vor, die sich doch im allgemeinen zu dem Umptekit etwas peripherisch gruppieren und gewöhnlich innerhalb oder dicht au der nordmarkitischen Rand- fazies auftreten. Das Altersverhältnis zwischen Umptekit und Nephelinsyenit scheint nicht anders gedeutet werden zu können, als daß die nephelinführenden Gesteine älter sind als der Umptekit; an mehreren Stellen kann man direkt wahrnehmen , wie das umptekitische Magma die dunklen, nephelinreichen Canadite in zahlreichen Adern durchdringt. Sonst sind beinahe alle Kontakte in dem Almungegebiet ziem- lich unscharf und allerlei Übergänge zwischen den verschiedenen Gesteinstypen sowohl innerhalb des Massives als gegen die um- gebenden Granite vorhanden. Dieses Verhältnis ist möglicherweise dadurch zu erklären, daß das beinahe kreisförmige Gebiet der Alkaligesteine als ein tiefer Schnitt eines Schlotes aufzufassen ist, durch welchen ein sich aufwärtsbewegendes Magma vielleicht längere Zeiten hindurch emporgedrungen ist. Der protoklastische Charakter der Randfazies, deren Streichen meistens konform mit den äußeren Kontakten verläuft, sowie die durch Assimilation exogenen Materials oft undeutlichen Kontakte gegen die umgebenden archaischen Granite finden durch eine solche Annahme eine natürliche Erklärung, und das Fehlen von Ganggesteinen oder anderen Apophysen als solche, die mehr oder weniger konform mit den Kontakten verlaufen, steht auch in Übereinstimmung mit einer derartigen Auffassung. Das Magma hätte daun durch diesen Zufuhrskanal intrusive oder effnsive 1 The alkaline rocks of Almunge. Bull. Geol. Inst, of Upsala. 12. 1913. p. 173. 202 P. Quensel, Vesuvian und Hastingsit Gesteine in höheren Schichten der Erdrinde hervorgerufen, die nun schon lange von der Erosion weggeführt worden sind. Die eigenartige Sonderstellung der unter dem Namen Canadite beschriebenen Nephelinsyeuite kann kurz dadurch charakterisiert werden . daß die Syenite durch die Kombination Albit-Xephelin neben reichlichen dunklen Gemengteilen gekennzeichnet sind. Ein nicht unbeträchtlicher Ca-Gehalt ist in den dunklen Gemengteilen zu suchen ; trotz dem Reichtum an femischen Mineralien verbleibt der Feldspat der typischen Canadite reiner oder so gut wie reiner Albit. Diese Definition der Canaditgruppe deckt teilweise einen schon früher von Iddings 1 herausgesonderten Nephelinsyenittypus : „Nepheline-syenites witli subordinate normative lime-soda feldspar, whicli may not appear as feldspar in the mode but may enter into mafic minerals as well as felsic ones.“ Gesteine dieser Gruppe sind vorläufig am besten durch die von Adams und Barlow be- schriebenen Nepheline-syenite 2 von Bancroft in Canada bekannt. Statt der langen und umständlichen Definition von Iddings habe ich den Namen Canadite für den Teil dieser Gesteinsgruppe vor- geschlagen, in welchem der oft nicht unbeträchtliche. Ca-Gehalt in den reichlichen dunklen Gemengteilen zu finden ist, während der Feldspat reiner oder beinahe reiner Albit verbleibt. Vorübergehend sei erwähnt, daß die vorliegenden Gesteine von Almunge zu den Ce-reichsten Eruptivgesteinen gehören. Eine Analyse des Normaltypus eines mittelkörnigen Canadits von M. Ditt- rich ergab : SiO, .... 48,60 ai2o3 .... 19.89 Fe2 03 ... • • .... 2.97 FeO .... 5,76 Mn 0 .... 0,36 MgO .... 1,32 CaO .... 4,43 K,0 .... 2,26 Na,0. .... 8,74 P2Os .... 0.56 TiOä .... 1,34 Ce,03. .... 0,59 BaO .... 0.05 F .... 0,06 CO, .... 1.10 so3 .... 0.10 S .... 0,01 + H,o .... 1.73 - H,o .... 0.21 100,11 1 Igneous Rocks. II, 1. p. 210. 1 Canada Dept. of mines. Geol. Survey Brauch. Memoir. No. 6. 1910. aus dem Nephelinsyenit von Almunge. 203 Innerhalb der canaditisclieu Gesteine des Almungegebietes ist nun der Vesuvian als ein gar nicht seltener Gemengteil in den ver- schiedensten und am weitesten voneinander gelegenen Canadit- massiven wiederzufinden. Der Vesuvian ist frühzeitig auskristallisiert und tritt gewöhn- lich mit vollkommen idiomorpher Begrenzung gegen Feldspäte und Nephelin auf. Die prismatisch ausgebildeten Kristalle erreichen stellenweise eine Länge von 2 cm. Die Formen (100) und ( 1 10) sind gut und ungefähr gleichmäßig ansgebildet. Endflächen sind nicht beobachtet worden. Das einachsige Interferenzkreuz zeigt stets negativen Charakter. Bestimmungen der Lichtbrechung auf einem Kristallrefraktometer ergaben : (o = 1,7811 s = 1.7269 ü>—e = 0,0041. Eine von Dr. ß. Mauzelius im Laboratorium der geologischen Landesanstalt ausgeführte Analyse ergab: Mol.-Prop. SiC>2 • • • • . . . 36,16 59,87 62,98 Ti02 • ■ • ■ . . . 2,49 3,11 ai2o3 . . . . . 17,59 17,21 19,66 Fe203 • ■ ■ . . . 3,91 2,45 Fe 0 • ■ . ■ . . 1.80 2.50 MnO . . . . . . . 0.34 0.48 > 64,97 Mg 0 • . ■ ■ . . . 0,81 2,01 CaO . . . . . . . 33.67 59,98 K, 0 . . . . . . . 0,13 0,14 Na20 . . . . . . . 0.86 1,38 13,18 H20 . . . . . . . 2,10 99,86 11,66 Die Analyse zeigt einige Abweichungen von den normalen Vesuviananalysen. Rammelsberg hat hervorgehoben, daß das Ver- hältnis R 0 : ß2 03 ziemlich konstant 4 : 1 bleibt, während das V er- hältnis R20:R0 zwischen 1 : 2,4 und 1 :8 schwankt. Im vor- liegenden Falle ist das Verhältnis R0:R203 3,3:1 anstatt des normalen 4:1. Das eigenartige geologische Auftreten des Vesuvians als ein wirklicher magmatischer Gemengteil eines Eruptivgesteins ist vielleicht ein genügender Grund, die etwas abweichende chemische Zusammensetzung zu erklären. Der Vesuvian der nephelinführenden Gesteine kommt nur aus- nahmsweise in größeren Mengen vor. Nur an einer Stelle steigt der Gehalt derart, daß man von einem veritablen Vesuviansyenit sprechen kann. Der Gehalt dürfte dann bis auf 1 5 °/o der Ge- steinsmasse steigen. Sonst ist der Vesuvian eher als ein akzesso- 204 P. Quensel, Vesuvian mid Hastingsit rischer denn ein wesentlicher Gemengteil anzusehen , hat aber, wie gesagt, eine ziemlich allgemeine Verbreitung innerhalb der canaditischen Gesteine. Es erscheint schwer, dieses sehr auffallende Vorkommnis von Vesuvian in einem Eruptivgestein anders zu erklären, als daß hier Überreste von exogenem Material vorliegen, das sonst vollständig assimiliert worden ist. Eine ähnliche Erklärung ist für den pri- mären Kalkspat der Alnöer Xeplielinsyenite versuchsweise gegeben worden. Es scheint unzweideutig, daß in beiden Fällen wirklich magmatische Mineralien in Form von Kalkspat oder Vesuvian vor- liegen in dem Sinne, daß diese Mineralien gleichzeitig mit den anderen Gemengteilen des Gesteins auskristallisierten und also wirklich als integrierende Bestandteile des Magmas bei beginnender Auskristallisation vorhanden waren und nicht etwa als resorbierte Kristalle exogenen Ursprungs aufzufassen sind. Es braucht aber deswegen nicht angenommen zu werden, daß diese Mineralien oder entsprechende chemische Verbindungen ursprünglich dem Magma zugehörten. Die Möglichkeit, daß wir gerade in den nephelin- führenden Gesteinen einen beträchtlichen Gehalt an oft vollständig assimiliertem exogenem Material zu suchen haben, ist in letzterer Zeit besonders von den amerikanischen Petrographen wiederholt hervorgehoben worden. Daly will bekanntlich diese Vermutungen derart generalisieren, daß die nephelinfiihrenden Gesteine gerade diesem Vorgang ihre Entstehung verdanken. Im Almungegebiet lassen sich keine endgültigen Beweise weder für oder gegen diese Annahme linden, aber das unerwartete Auftreten von nicht unbe- trächtlichen Mengen von Vesuvian ist eine Tatsache, die Auf- merksamkeit verlangt und die vorläufig durch die Annahme von exogenem, aber vollständig resorbiertem Material am leichtesten erklärlich ist. In diesem Zusammenhang dürfte der auffallend hohe Cancrinit- gehalt der t\rpischen Canadite von Almunge (über 1 7 °/o) Erwäh- nung verdienen. Es wäre ja leicht denkbar, daß bei einer Assi- milation von kalkhaltigen Sedimenten unter solchen äußeren Be- dingungen , bei denen die Kohlensäure nicht entweichen konnte, dieselbe gerade in dem Cancrinit wiederzufinden wäre. Ein Vergleich mit dem geologischen Auftreten der nahe ver- wandten canadensisclien Canadite von Bancroft ist natürlich von großem Interesse. Welcher Auffassung über die Genesis der cana- densischen Nephelinsyenite man sich auch anschließen will, so scheint es doch unzweideutig, daß die an die Kontaktzone zwischen den laurentischen Graniten und den Kalksteinen der Grenville-Hastings- serie streng gebundenen Nephelinsyenite ihren außerordentlich hohen Kalkspatgehalt einem Assimilationsprozess seitens der Kalksteine verdanken. Tatsächlich ist auch im Felde jeder Übergang von Kalkstein zu Nephelinsyenit vorhanden. aus dem Nephelinsyenit von Alniunge. 205 Es muß daher die Möglichkeit offen gehalten werden , daß wir in dem Vesuviangehalt der Alnnmgecanadite die Reste ähn- licher Assimilationsprozesse vor uns haben. Hastin gsit. Als ein charakteristischer dunkler Gemengteil der Alkaligesteine von Almunge tritt ein sammetschwarzer Amphibol auf, der sich bei genauerer Untersuchung als ein typischer Hastingsit erwiesen hat. Rosenbusch1 erwähnt kurz diesen Amphibol bei einer Be- schreibung des Umptekites von Almunge als einen optisch negativen Amphibol mit blauschwarzen Absorptionsfarben, normalsymmetrischer Achsenlage, starker Achsendispersion , schwacher Doppelbrechung und ca. 25° Auslöschungsschiefe. Schon im Anfänge meiner Untersuchungen schien mir eine große Ähnlichkeit zwischen dem betreffenden Amphibol und dem von Adams zuerst beschriebenen Hastingsit von Cauada vorhanden zu sein. In der ersten Beschreibung von Adams wurde zwar der Hastingsit mit symmetrischer Achsenlage beschrieben, aber neuere Untersuchungen von R. P. Graham zeigten, daß die Achsenlage in seinem Untersuchungsmaterial normalsymmetrisch war. Der Achsen- winkel wurde als klein bis sehr klein angegeben; eine approxima- tive Messung ergab 2 V = 16°. Diese neuen Bestimmungen machten die Übereinstimmung mit dem Amphibol von Almunge noch auffallender. Die optische Unter- suchung, die an bis 5 cm großen Individuen in einer grobkörnigen Fazies des Umptekits von Seglinge ausgeführt wurde, ergab fol- gendes: Die Farbe ist sammetschwarz mit hohem Glanz. U. d. M. macht sich ein lebhafter Pleochroismus geltend mit a = gelbgriin, ß = blaugriin, y — grün bis blangrün und mit ß > y > u. Die Ebene der optischen Achsen ist nicht konstant. In manchen Dünnschliffen ist die Lage durchgehend symmetrisch, in anderen ist die Lage ebenso sicher normalsymmetrisch. Die Auslöschungs- schiefe ist groß, zwischen 35° — 41° schwankend. Wegen der starken Dispersion ist es oft schwer, die Auslöschungsrichtung genau zu bestimmen. Der Achsenwinkel ist sehr klein, oft kaum wahrnehmbar, so daß das Interferenzbild als ein einachsiges Kreuz mit negativem Charakter erscheint. Wegen der außer- ordentlich niedrigen Doppelbrechung sind alle Interferenzbilder im konvergenten Licht ziemlich verschwommen und oft ist es sogar an einem geeigneten Schnitt schwierig zu entscheiden, welche Lage die optischen Achsen besitzen. In allen optischen Beziehungen stimmt der Amphibol von Almunge ziemlich genau mit dem Hastingsit von Dungannon überein. Nur in der Hinsicht, daß die Achsenebene nicht konstant normal- symmetrisch zu sein scheint, gehen die Beobachtungen auseinander. Physiographie. II, 1. p. 152. 206 P. Quensel, Vesuvian und Hastingsit Aber auch hier scheinen im Grunde keine wesentlichen Ver- schiedenheiten vorzuliegen; Graham sagt seihst bei der Revision der optischen Konstanten des Hastingsits , daß die Achsenebene bei sehr kleinem Achsenwinkel möglicherweise nicht konstant ist, sondern sogar in einem Kristall für verschiedenes Licht verschieden sein kann, derart, daß für rotes Licht eine symmetrische, für blaues Licht dagegen eine normalsymmetrische Achseulage ver- mutet werden kann. Genau dasselbe kann von dem Hastingsit von Almunge gesagt werden. Es scheint aus einer Zusammenstellung der optischen Charakter- züge dieser Amphibolgruppe hervorzugehen, daß der Hastingsit- begriff kaum auf Amphibole mit der einen oder anderen Achsen- lage beschränkt werden kann, sondern daß eher das Charakteristische dieser Gruppe gerade in der veränderlichen Achsenlage bei sehr kleinem Achsenwinkel neben niedriger Doppelbrechung und großer Auslöschungsschiefe zu suchen ist. Die chemische Untersuchung des Hastingsits von Almunge zeigt eine ebenso nahe Verwandtschaft mit dem Hastingsit von Dungannon wie die optischen Bestimmungen. I. II. Si02. . . . 37,49 34.18 Ti02. • ■ ■ 0,86 1,53 Al., 03 . . . 10.81 11,52 Fe2 03 . . ■ 7,52 12,62 Fe 0 . . • • 25,14 21,98 Mn 0 . . . . 0,95 0,63 MgO . • ■ ■ 1.34 1.35 CaO .... 9,77 9,87 K20 . . . . 1.91 2,29 Na2 0 . . • 2.06 3,29 H2 0 . . . . .... 2.01 0,35 99,86 99,60 I. Hastingsit aus grobkörnigem Umptekit, Seglinge, Almunge. R.Mau- zelius anal. Bull. Geol. Inst. Upsala. 12. p. 148. II. Hastingsit, Dungannon. Am. Journ. of Science. 48. p. 18. Die chemische Zusammensetzung allein genügt aber scheinbar nicht, um eine natürliche Klassifikation der Amphibole durchzuführen. Folgende Tabelle gibt eine Zusammenstellung chemisch nahe ver- wandter Hornblenden, die aber optisch wenig gemeinsam haben, indem der Achsenwinkel von 16° — 70° wechselt, die Auslöschungs- schiefe von 9°— 40°, die Doppelbrechung von stark bis sehr schwach usw. aus dem Nephelinsyenit von Almunge. 207 I. II. III. IV. V. Si02 . • . . 37,49 38.03 36,86 35,42 34,18 Ti 02 ■ . - . 0,86 0,22 1,04 1,34 1,53 AI, 03 . . . 10,81 11.59 12,10 8,89 11,52 Fe2 03 . • . 7,52 6,81 7,41 9,73 12,61 FeO . • ■ 25.14 23,72 23,55 24,48 21,98 Mn 0 . . • . 0,95 1,11 0,77 1,17 0,63 MgO . . . . 1,34 2,87 1,90 0.17 1,34 Ca 0 . . . . 9.77 9,75 10,59 6,93 9,87 K, 0 . . . . 1,91 1.90 1,20 3,23 2,29 Na., 0 . ■ - . 2.06 2,30 3,20 5,13 3,29 F . . • • . — 0,05 0,27 — — H20 . . . . 2,01 1,20 1,30 3.15 0,35 99,86 99,50 99,99 99,64 99,60 I. Hastingsit, Seglinge, Almunge. II. Hornblende im Pegmatit, Österskär, Stockholm. P. Gei.ter, Geol. Für. Fürh. 35. p. 147. III. Hudsonite. Am. Joutn. of Science. 15. p. 264. IV. Hornblende, Beverley. F. E. Wright, T. Min.-petr. Mitt. 19. p. 312. V. Hastingsit, Dungannon. Am. Journ. of Science. 48. p. 13. Ebensowenig wie die chemische Zusammensetzung genügt, eine natürliche Klassifikation der Amphibole durchzuführen, ebenso- wenig genügt die eine oder andere optische Eigenschaft allein, diese Amphibolgruppe zu charakterisieren. Normalsymmetrische Amphibole kommen z. B. bekanntlich in den verschiedensten Ge- steinen und mit sehr abweichender chemischer Zusammensetzung vor. Eine scharfe Definition des Hastingsitbegriffes ist deswegen auch schwer zu geben. Die ursprüngliche Definition des Hasting- sites als ein mehr oder weniger reines Orthosilikat dürfte nicht aufrecht erhalten werden können. Schon Penejeld hat hervor- gehoben, daß die verschiedenen Glieder der Amphibolgruppe keine solchen Divergenzen der Kristallform aufzuweisen haben, die die Annahme rechtfertigen könnten, daß Verbindungen verschiedener Säuren vorhanden waren. Die Charakterzüge der Hastingsitgruppe scheinen daher eher in der Kombination folgender optischer Eigenschaften zu liegen: Kleiner bis sehr kleiner Achsenwinkel, wechselnde Lage der optischen Achsen, sehr niedrige Doppelbrechung, starke Achsendispersion und blaue oder blaugrüne Absorptionsfarben. Chemisch wären diese Amphibole gleichzeitig durch niedrigen Al203-Gehalt (ca. 10 °/o), eine ungefähr gleich große Menge Fe 0, 2ü — 25°/o Fe203, ca. 10°/o CaO und relativ niedrigen Alkali- gehalt gekennzeichnet. 208 W. Soergel, Amphibole, die zu dieser Gruppe gehören oder damit sehr nahe verwandt sind, wurden vorläufig unter verschiedenen Namen aus Alkaligesteinen erwähnt und beschrieben , z. B. außer von Almunge und Dungannon von Wright aus Beverley und von Pik.ssox und Washington aus Belknap Mountains und Bed Hill. In den Almungesyeniten kommt übrigens außer dem typischen Hastingsit ein anderer, etwas zonar gebauter Amphibol mit rötlich- braunen Tönen im Zentrum und olivgrünen Farben in den äußeren Teilen der Kristalle vor. Die Amphibole haben eine symmetrische Achsenlage, etwas stärkere Doppelbrechung und größeren Achsen- winkel als bei den Hastingsiten, neben bedeutend kleineren Aus- löschungsschiefen von ca. 20° für die rötlich gefärbten Partien und etwa 2ö° für die grünen. Es scheint hier die Annahme nahe zu liegen, daß nur Glieder einer einzigen Reihe vorliegen, die von den barkevikitischen Amphi- bolen zu den sogenannten grünen Alkali- Amphibolen und weiter zu den typischen Hastingsiten führt. Die Stammesgeschichte der Elephanten. Von W. Soergel. (Fortsetzung.) 1. Welche Momente wirken im Laufe der Stammes- geschichte in erster Linie um bildend auf die Schädel- form der Elephanten ein? Der Elephantenschädel erleidet im Laufe seiner ontogenetischeu Entwicklung bekanntlich ganz außerordentliche Veränderungen, die in der exzeptionellen Molarenbildung und im Stoßzahnwachstum ihre direkten Ursachen haben. Besonders das letztere ist für die Ausgestaltung des Oberschädels von grundlegendem Einfluß. Das Verhältnis zwischen Schädelform und Entwicklung der Stoßzähne kann man dahin charakterisieren, daß jede Altersstufe einen Gleich- gewichtszustand darstellt, der beim Weiterwachsen der Stoßzähne aufgehoben und durch einen neuen ersetzt wird. Da dieses Wachstum zum mindesten bis zur Reife des Tieres ein kontinuierliches ist, so befindet sich die Schädelbildung bis zu einem Grenzstadium dauernd in Fluß. Diese Tatsachen sind, wie ich 1912 p. 89 aus- geführt habe, für das Verständnis des fossilen Schädelmaterials und seiner Ausdeutung bezüglich phylogenetischer Zusammenhänge von größter Bedeutung. Denn wie in der ontogenetischeu Ent- wicklung des Individuums, so muß auch in der phylogenetischen Heranbildung der „Art“ die Stoßzahnbildung von größtem Einfluß auf die Schädelbildung gewesen sein, wie übrigens von allen Die Stammesgeschichte der Elephanten. 209 Autoren, einschließlich Schlesinger, anerkannt wird. Unterschied- lich kommt in der Phylogenese nicht nur eine Größenveränderung, sondern in stärkerem Maße eine Form Veränderung der Stoßzähne als umbildender Faktor in Betracht. Die Schädelformen von ver- schiedenen Mutationen resp. Arten einer Stammreihe sind also auch hier nur als Gleichgewichtszustände aufzufassen, die mit fort- schreitender Änderung der Stoßzahnform oder Größe aufgehoben werden und erst in der nächsten Mutation wieder „fest“ werden. Während aber in der Ontogenese das stets kontinuierliche Wachstum eines Tieres eine kontinuierliche Veränderung des Schädels bedingte , erfolgen die Veränderungen des Schädels im Laufe der Phylogenie nicht gleichmäßig, sie haben gewissermaßen Ruhepunkte. Denn hier liegt der iu letzter Linie dem kontinuier- lichen Wachstum entsprechende Beiz außerhalb der Art, in der Umgebung, im Milieu. Gerade die Stoßzahnbildung ist in hohem Maße abhängig vom Klima des Wohngebietes, vom landschaftlichen Charakter desselben, wie ich 1912 p. 89 dargelegt habe. Damit kommt etwas der Art an sich Fremdes etwas Sprung- haftes in die Entwicklung, das der Ontogenie abgehen muß. Der Mechanismus der Umbildung ist jedenfalls im Prinzip der gleiche. Andern sich also die klimatischen Bedingungen für das Wohn- gebiet einer Art und damit der Landschaftscharakter dauernd, so kann die Art darauf durch eine Form- resp. Größen Veränderung der Stoßzähne reagieren , was eine Umbildung gewisser Schädel- partieu, besonders des Schädeldachs zur Folge haben muß. Diese einfachen Beziehungen zwischen Ontogenie und Phylo- genie, einmal ln dem Umbildungsprozeß der Schädel, zum anderen in der Ausdeutungsmöglichkeit der hervorgerufenen Abänderungen hatte ich früher p. 89 kurz dargelegt. Den Zweck dieser Dar- legungen hat Schlesinger, wie ich einer Anmerkung auf p. 740 (II) entnehme, vollkommen mißverstanden. 2. Was ergibt sich daraus f ü r d i e Bewertung des Schädels in phylogenetischen Erörterungen gegenüber den Merkmalen anderer Skeletteile, besonders der Dentition? Es liegt auf der Hand, daß ein in der Ontogenese so lange umänderungsfähiger plastischer Teil des Skeletts auf äußere Ein- flüsse, wie sie letzten Endes die Phylogenie beherrschen, durch Formveränderung schneller reagieren wird als ein ontogenetisch weniger plastischer, daß dieser Skeletteil zur Fixierung neuer Merkmale, zur Erlangung neuer Gleichgewichtszustände schneller fortschreiten wird als andere. Werden zwei verschieden plastische Skelettelemente von ein und demselben äußeren Einfluß indirekt gleich intensiv beeinflußt, so wird sich der plastische erstens Centr&lblait f. Mineralogie et«. 1915 14 210 W. Soergel, schneller , zweitens stärker verändern als der andere. In einer größeren Variationsbreite, wie sie Artabspaltungen vorauszugehen pflegen , werden die beiden Pole deshalb in dem plastischeren Skeletteil viel weiter auseinanderweichen als in jedem anderen. Sind infolge spärlichen Materials Zwischenformen zwischen beiden Polen, wenigstens in dem plastischen Skeletteil, nicht vorhanden, so könnte man leicht geneigt sein, auf die hier obwaltenden Unter- schiede die beiden Varietäten für Arten zu halten, die Spal- tung, die definitiv noch nicht eingetreten ist, als weiter zurück- liegend, als eingetreten anzunehmen. In solchen Fällen ist ein Entscheid selbstverständlich nur auf Grund aller vergleichbaren Skeletteile zu führen ; zeigt sich, daß in weniger plastischen, aber doch dauernd umänderungsfähigen Teilen beide Pole durch Übergänge gut verbunden sind, so ist zum mindesten wahr- scheinlich , daß auch die in den plastischen Teilen obwaltenden größeren Unterschiede zwischen beiden Polen durch Zwischenformen überbrückt sind, wir es also nur mit Varietäten, nicht mit Arten zu tun haben. Ein sehr plastischer Skeletteil im eben erörterten Sinne ist nach 1 der Schädel, ein weniger plastischer, auf äußere Einflüsse langsamer reagierender, sind die Backzähne der Elephanten. Ein und dieselbe variierende Art wird deshalb in den die Schädelform bedingenden Merkmalen eine weiter fassende Variabilität aufweisen als in den Merkmalen der Dentition. Die Art wird in dem ersten Merkmalkomplex weit weniger geschlossen erscheinen als im zweiten. Bei der Beurteilung fossiler, stärker variierender Formen auf Grund der Schädelcharaktere wird man besonders dann, wenn das Schädel- material sehr gering ist oder der Schädel in seiner Gestaltung nur induktiv erschlossen werden kann, leicht zu einer schärferen Unter- scheidung zweier Formen gedrängt; in solchen Fällen sind andere Skelettelemente, besonders die Backzähne, die durch ihre besondere Häufigkeit und die Stetigkeit ihrer phylogenetischen Weiterbildung einen günstigeren Gradmesser der Stammesentwicklung darstellen, zur Korrektur heranziehen. Bei stammesgeschichtlichen Erörterungen sind die Schädel- charaktere also nur mit Vorsicht und nur im Zusammenhang mit allen übrigen verfügbaren Merkmalen, besonders denen der Denti- tion, zu verwerten. 3. Sind Tatsachen vorhanden, die darauf h i n w e i s e n , daß die oberpliocäne antiquus- artige Form dem El. mcridionalis in einigen Merkmalen des Schädelbaues beträchtlich näher stand als der pleistocäne El. antiquus ? Zur Beurteilung des Schädels der antiquus- Form des Pie Stammesgeschichte der Elephanten. 211 Obevpliocän liegt aus dem Oberpliocän selbst keiu Material vor. Auch aus dem alten Diluvium sind Anthems-Schädel , die ja im Vergleich mit dem jungdiluvialen El. antiquus einen Schluß auf die pliocäne Vorform gestatten würden , sehr spärlich und nur in einem einigermaßen brauchbaren Stück vorhanden. Die Zwerg- formen des El. antiquus von Sizilien, von denen Pohlig Schädel- reste beschrieb gehören nicht dem Altdiluvium an, wie Schlesinger meint. Unter anderem spricht für ein höchstens mitteldiluviales Alter der Formen die Tatsache, daß sie ausschließlich einwurzelige MM III mand. aufweisen, die El. antiquus des Festlandes erst nach der zweiten Eiszeit als konstantes Merkmal besitzt. Daß die Zwergformen schon vor Beginn der insularen Abschließung, vor Beginn der Degeneration einwurzelige M M III besessen haben müssen, habe ich anderwärts1 2 ausgeführt. Die Formen können daher frühestens direkt nach der zweiten Eiszeit insular abgeschlossen worden sein. Das Schädelmaterial zur Beurteilung unserer Frage ist also ein sehr spärliches, das zu eiuer sicheren Lösung kaum hin- reicht, wie ich früher schou behauptet habe. Wenn demgegenüber Schlesinger meint , es scheine ihm dazu doch genügend Schädel- material „sogar publiziert“ zu sein, so beweist das nur, daß er die paläoutologischen Grundlagen der von mir vertretenen Stammesgeschichte, gegen die er seine Einwände richtet, in ihren letzten Konsequenzen nicht verstanden hat. Der einzige Schädel, der uns zur Verfügung steht, ist der „Ganesa“ -Schädel des El. antiquus von Mauer. Leider fehlt ihm das Schädeldach völlig uud es ist ein Vergleich nur in einem ent- wicklungsgeschichtlich wichtigen Merkmal , der Breite der Inter- maxillarpartie, möglich. Der jungdiluviale El. antiquus ist bekannt- lich durch enorm entwickelte Intermaxillaria ausgezeichnet, die am vorderen Ende eine Breite von über 1 m erreichen können. Mit 6 1 cm ist die Intermaxillarbreite des Mauerer Schädels beträchtlich geringer, ja nur wenig größer als das entsprechende Maß an einigen Mammutcranien. Darin steht der altdiluviale El. antiquus dem El. meridionalis, sogar der Typusform, näher als die jungdiluviale Form. Damit wäre die Richtung der Entwicklung dieses Merkmals festgelegt. Da Mauer in das Ende des 1 . Interglazials resp. ins 2. Glazial gehört, also vom Oberpliocän zeitlich schon recht entfernt ist, so darf man für die oberpliocäne antiquus- artige Form wohl Schädel mit noch weniger breiten Intermaxillarien voraussetzen. 1 H. Pohlig, Eine Elephantenhöhle Siziliens und der erste Nachweis des Cranialdoms von El. antiquus. Abh. d K. Bayr. Akad. d. Wiss. II. Bl. 18. I. Abt. 1893. 2 W. Soergel, Stegodonten aus den Kendengschichten auf Java. Paläontogiaphica. Suppl. 1913. 14* 212 W. Soergel, Das bedeutet aber eine starke Annäherung an die in diesem Merk- mal bei El. meridionalis vorherrschenden Verhältnisse. Ich habe früher darauf verzichtet, aut diese Eigentümlichkeit des einzigen altdiluvialen Schädels besonderes Gewicht zu legen. .Jetzt aber, nachdem wir über die Ausbildung der Stoßzähne des Mauerer Antiquus besser orientiert sind, erscheint das besprochene Merkmal in ganz anderem Lichte. Wie wir unter 1 ausführten, bedingen Veränderungen in der Stoßzahnform Änderungen in der Schädelform. Man wird deshalb aus verschiedenen Stoßzähnen auf mehr oder weniger verschiedene Schädelform schließen dürfen. Die Stoßzähne des El. antiquus von Mauer weichen aber von denen des .jungen El. antiquus von Taubach , Gräfentonna etc. , wie ich an anderer Stelle1 gezeigt habe, zum Teil nicht unbeträcht- lich ab in der Richtung nach El. meridionalis hin. Andererseits kommen im Oberpliocän auch schon mehr oder weniger antiquus- ähnliche Stoßzähne vor. Diese Tatsachen sprechen entschieden dafür, daß der Schädel des Mauerer El. antiquus allgemein etwas anders gestaltet war als der des geologisch jüngeren El. antiquus, sprechen also im gleichen Sinne als der einzige erhaltene Schädel selbst. In höherem Maße müssen wir eine solche, vom jungdilu- vialen El. antiquus abweichende Schädelorm aber für die ältere, oberpliocäne antiquus- artige Form gelten lassen , die deshalb im Bau der Intermaxillarpartie dem El. meridionalis typus näher ge- standen haben muß als der geologisch jüngere El. antiquus von Taubach. Inwieweit das auch noch für andere Merkmale des Schädels zutrifft, ist heute noch nicht zu entscheiden. Eine gewisse Annäherung im Schädelbau an El. meridionalis , wie ich sie früher schon für wahrscheinlich hielt, wird man auf Grund dieser Tatsachen wohl zugeben müssen , wenn auch dieser Praeantiquus keinesfalls das hohe, spitze Schädeldach des El. meri- dionalis tjqnis besessen haben kann. Das Schädeldach dürfte, besonders bei den extremeren Formen, viel niedriger und breiter gewesen sein. 4. Wie verhält sich der Schädel dieser antiquus- artigen Form des Oberpliocän zu dem Schädel des El. planifrons? Schlesinger begründet seine Deszendenzlinie El. planifrons — El. antiquus besonders mit den Schädelcharakteren beider Arten. Ich gebe gern zu, daß eine Ähnlichkeit des „ Praeantiquus“ -Schädels mit dem Schädel von El. meridionalis in manchen Merkmalen in höherem Grade eine Ähnlichkeit mit dem Schädel von El. planifrons bedeutet, ja, daß die Schädel des „ Praeantiquus “ im ganzen Habitus, besonders im Schädeldach den Pfani/Vous- Schädeln ähnlicher geworden 1 W. Soergel, Die diluvialen Säugetiere von Baden. I. Teil : Älteres und mittleres Diluvium Mitt. d. Großh. Bad. geol. Landesanstalt. 1914. Die Stammesgeschichte der Elephanten. 213 sind als den Schädeln des El. meridionalis typus. Diese größere Ähnlichkeit kann aber keineswegs die direkte Linie El. planifrons — El. aniiquus im Sinne Schlesinger’s beweisen. Entwickelt in einer direkten Stammreihe a — b — c die geo- logisch jüngste Art (Mutante) c eine größere Variationsbreite, so ist klar, daß die beiden Pole dieser Variationsbreite c, und c2 in den „ Variationsmerkmalen“ untereinander unähnlicher siud als jede von ihnen der direkten Stammform b, in vielen Fällen auch als jede von ihnen der übernächsten Stammart a. Denn die Stamm- formen besitzen die Merkmalskomplexe, die bei Entwicklung einer größeren Variationsbreite eben gesondert , in zwei sich immer schärfer unterscheidende Pole getrennt werden, noch gebunden, sie haben mit den jüngeren Varianten gewisse Ähnlichkeiten, selbst wenn die Varianten nur noch sehr geringe untereinander besitzen. Der Grad der Ähnlichkeit wird bedingt einmal von der Weite der Variationsbreite, vom Abstand der Pole und ferner von der Größe der durch Mutation hervorgerufenen Unterschiede zwischen a, b und c. Sind letztere, wie bei den Elephanten, nicht so bedeutend, daß sie von Mutante zu Mutante den Charakter des Tieres ver- ändern — wie es an vielen tertiären Stämmen lediglich wegen des mangelhaften Fossilmaterials und der großen offenstehenden Lücken der Fall ist ■ — , so können Cx (Praeantiquu s) und c2 (El. meridionalis typus) jeder für sich einer älteren Stammart a (El. planifrons) ähnlicher sein, als beide unter sich. 5. Sprechen die Tatsachen gegen die Auffassung, daß die a ntiquus - artige Form d e s 0 b e r p 1 i o c ä n als der eine Pol einer Variationsbreite, deren anderer Pol El. meridionalis typus war, also als Varietät nicht als Art aufgefaßt werden darf? Die Frage, ob die antiquus- artige Form des Oberpliocän als eine besondere Art gegenüber EL meridionalis oder nur als eine Varietät, die mit El. meridionalis eine Variationsbreite bildet, aufzufassen ist, läßt sich natürlich nur im Vergleich aller Merk- male entscheiden. Uns kommt es hier in erster Linie darauf an, festzustellen, ob die zwischen beiden Formen obwaltenden Schädel- differenzen gegen die Auffassung der antiquus-aixigen Form als Varietät einer Variationsbreite, an deren anderem Ende El. meri- dionalis typus steht, beweisend sind. Wäre ein sehr reiches Schädel- material aus dem Oberpliocän erhalten , so würde mit dem Vor- handensein oder Fehlen von „intermediären Formen“ im Schädel die Frage entschieden sein. So hängt ihre Beantwortung vom Resultat verschiedener Erwägungen ab , nicht zum geringen Teil auch von der Bedeutung, die man den einzelnen Merkmalen dieser so verändernngsfähigen Schädel zumessen will. „Gerade hier 214 W. Soergel, Die Stammesgeschichte der Elephanten. kommt es“, wie Schlesinger in Anmerkung 1 p. 150 (I) schreibt, „auf eine sorgfältige Auswahl derjenigen Merkmale an, welche pliyle tisch von Bedeutung sind. Die Schädel ein und derselben Elephantenart variieren zufolge individueller Momente in einer geradezu unglaublichen Breite.“ Gilt letzteres schon für die Arten der Gegenwart, die seit Generationen in einem relativ gleichmäßigen Klima gleichmäßige Lebensbedingungen finden, wie viel mehr für d i e fossilen Arten , die am Wendepunkt zweier klimatisch ganz verschieden charakterisierter Epochen lebten, die dem Einfluß be- ginnender Änderungen direkt ausgesetzt waren. Bei solchen Arten wird eine große Variationsbreite, die schließlich eine Aufteilung in mehrere Arten erfährt , nur selbstverständlich erscheinen. Die oberpliocäne Nachkommenschaft des El. planifrons stand aber wie keine andere Art unter dem Einfluß solcher einsetzender Ände- rungen , der sich in der Entwicklung einer größeren Variations- breite geltend gemacht haben muß. Ich halte es daher für sehr wohl möglich , daß der Schädeltypus des El. meridionalis und der des „Praeantiquus“ , wie wir ihn oben charakterisiert haben, in einer Variationsbreite enthalten gewesen sind. Wollte man einwenden, die Variationsbreite der rezenten Arten enthält nur Schädeltypen der gleichen Spezialisationsrichtung, die fossile Variationsbreite aber von zweien, so läßt sich dem folgendes entgegenhalten. Gehen zwei Arten, die verschiedene Spezialisations- richtungen darstellen, auf eine gemeinsame dritte Art zurück, so muß irgend wann einmal die Stammart eine Variationsbreite be- sessen haben , die die beiden Spezialisationsrichtungen der beiden zukünftigen Arten mehr oder weniger ausgeprägt enthielt. Wie stark jede Richtung in dem entsprechenden Pol der Variationsbreite schon betont, wie groß die Variationsbreite vor der Auflösung war, das wird sich stets nach besonderen Umständen richten, nach dem Zeitpunkt, wann äußere Verhältnisse eine Isolierung der beiden Variationspole erzwingen und ähnlichem mehr. Der Zeitpunkt der definitiven Trennung kann jedenfalls einmal früher, einmal später eintreten. Unter günstigen Umständen kann eine solche Variations- breite also ihre größte mögliche Breite erreichen, über die hinaus auch ohne Hinzutreten neuer äußerer Momente, lediglich durch die Expansionsenergie der beiden Pole ein Zerfall eintreten würde. Für unseren speziellen Fall ergibt sich daraus: Es muß unter den PfowZ/rous-Nachkommen einmal eine Variationsbreite gegeben haben, in der die Schädelcharaktere des El. meridionalis sowie die des „ Pracantiquus“ , also beide Spezialisationsrichtungen mehr oder weniger stark ausgeprägt enthalten waren. Da die oberplioeänen Nachkommen des El. planifrons nun im Bau der Molaren, im Bau des Unterkiefers , in der Gestaltung der Stoßzähne eine sehr be- trächtliche Variabilität zeigen, da sich in diesen Merkmalen zwei durch Übergänge eng miteinander verbundene Formen, nämlich Besprechungen. 215 El. meridionalis typns und eine antiquus- artige Form unterscheiden lassen , so sehe ich mich auch heute noch gezwungen , in dieser oberpliocänen Formengruppe die eben geforderte Variationsbreite zu erblicken und die etwas größere Divergenz in den Schädel- charakteren — die übrigens laut Abschnitt 3 gar nicht als so überaus beträchtlich angesehen zu werden braucht — gemäß unseren vorhergehenden Ausführungen (1,2) für etwas ganz Natürliches, Selbstverständliches zu halten. Die cintiquus-artige Form des Oberpliocän und El. meridionalis tvpus haben also nach wie vor als Varietäten des El. meridionalis im weiteren Sinne zu gelten. Die Ein wände Schlesinger’s von der craniologischen Seite her beweisen nichts gegen die von mir be- gründete Stammesgeschichte: „Aus der Variationsbreite des El. meridionalis lösen sich im Laufe der phylogenetischen Ent- wicklung zu Beginn des Pleistocän zwei Formen schärfer heraus: El. antiquus und El. trogontherii.“ (1912.) (Fortsetzung folgt.) Besprechungen. F. Hahn f: Einige Beobachtungen in der Flysch- zone Südbaj^erns. (Zeitschr. d. deutsch, geol. Des. Mon.-Ber. 1912. p. 528 — 536. 3 Textüg.) Verf. kehrt zur J. BöHii’schen Auffassung zurück, daß Sand- stein den liegenden, Zementmergel-Kieselkalk den hangenden Teil der Flyschgruppe bilde. Beide müssen , da die Inoceramenfunde in dem oberen Teile gemacht seien, bis mindestens zum Lech west- wärts als cretacisch gelten (siehe die im folgenden besprochene Arbeit). Das Flyschkonglomerat führt alpine Bestandteile und gehört der Sandsteingruppe an. Der Flyscli lagert infolge Über- schiebung auf der Kreide und zeigt Großfaltnng, während diese, ihrer geringen Mächtigkeit halber , von Kleinfaltung beherrscht wird. Quersprünge im Flyscli sind nachweisbar, auch Überdeckung durch Kalkalpen-Gesteine, wodurch sich der steile Verband zwischen Flyscli und Kalkalpen als nachträglich geformt erweist. Lebling. F. Hahn f : Weitere Beobachtungen in der Flyscli - zone Südbayerns. 2. Zusammensetzung und Ban im Umkreis und U n t e r g r u n d d e s Murnauer Moore s. (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. Mon.-Ber. 1914. p. 46 — 63. 2 Textfig.) Südlich von Mui nau erfährt das Loisachtal eine starke trichter- förmige Erweiterung, der der größte Teil der Flyschzone zum 21« Besprechungen. Opfer fällt. Doch ragen kleine „Kögel“ aus der vermoorten Ebene. Diese bestehen aus Flysch, Gault, Schrattenkalk und Or- bitulinenschichten (?). Die Gesteine sind in einen Sattel gefaltet, dem im westlichen Talhang ein antiklinaler, zwischen zwei Zement- mergelzügen erscheinender Aufbruch von Flyschsandstein entspricht. Östlich der Murnauer Lücke gibt es nur einen Zementmergelzug, der aber in der Zwieselmasse als der südliche des Normalprofiles sich entpuppt. Diese Erkenntnis ermöglicht es, in der Lücke drei Quersprünge nachzuweisen, welche in den Kalkalpen z. T. schon von Knauer festgestellt wurden. Die Bewegung ist älter als die Molassefaltung Die Lücke ist nicht durch diese Brüche, sondern durch Ausräumung entstanden. Das Lageverhältnis Flysch über helvetischer Kreide gehe auf Überschiebung zurück. Innerhalb der helvetischen Kreide ist der hier besprochene mittlere Zug aus echt helvetischer Kreide von dem nördlichen, mit abweichender Fazies (Pattenauer Schichten usw.) und Eocän im Hangenden zu unterscheiden. Lauter sehr wichtige Ergebnisse. Leblingr. F. Hahn f: Versuch zu einer Gliederung der au stro- alpinen Masse westlich der österreichischen Traun. (Verb k. k. Reiehsanst. 1912. p. 337 — 344. Übersichts-Kärtchen.) [Eine klare, vorläufige Übersicht des Gebietes, das in den zwei im folgenden besprochenen Arbeiten ausführlicher beschrieben wird.] Lebling. F. Hahn f : Ergebnisse neuerer Spezialforschungen in den deutschen Alpen. 3. Die Kalkalpen Südbayerns. (Geol. Rundsch. 1914. p. 112 — 145. 1 Textfig.) [Entsprechend der Art dieser Arbeit, als eines Sammelreferates, ist eine ausführliche Besprechung nicht erforderlich. Immerhin ist die Verarbeitung eine so selbständige, daß wenigstens einiges er- wähnt werden muß.] Es wird zum ersten Male seit langer Zeit ein Überblick über die gesamten stratigraphischen Verhältnisse der Bayrischen Alpen gegeben. Die Besprechung der tektonischen Verhältnisse beschränkt sich auf das Gebiet nördlich des großen Hauptdolomitzuges (Karwendelvorberge bis Trainsjoch bei Kuf- stein). Ihm folgt im S die Karwendelmulde, die wiederum an der „tirolischen“ Linie: Eibsee — Pertisau — Guffert N — Pendling N ihre südliche Begrenzung findet. Nördlich von jener Dolomitzone liegt zuerst der Muldenzug Farchanter Alpen — Jachenau — Roß- stein— -Setzberg — Rotwand — Brünnstein — '?. Es folgt die „hocli- bajuvarische“ Randmulde, im W aus der Lechtaler Schubmasse hervorgehend, gipfelnd in Aggenstein, Tegelberg, Klammspitz, Ettaler Manndl, Benediktenwand, Fockenstein, Brunstkogel, Wendel- Besprechungen. 217 stein, Heuberg S, Kampenwand, Hocbgem, Hochfeilen. Das Ganze von der „tirolisehen“ Linie bis hierher Heißt „hoclibajuvarisch“. Nördlich davon bis zum Flysch liegt die „tiefbajuvarische“ Masse, mit weniger mächtigen Sedimenten und starker Schuppung. Regio- naler Überschiebungsbau beherrscht nach dem Verf. das ganze Gebiet, doch ist von Fernschub vorläufig abzuselien. Schub- flächen sind oft nachträglich versteilt. Ein wichtiger Scher- horizont sind die Raibler. Längsschübe treten nicht stark hervor. Lebtag. F. Hahn f : „Geologischer Überblick“ in: „Das Hoch- kalt er ge bi r ge“ von Zei.i.er. (Zeitschr. d. Deutsch, n. Oesterr. Alpenver. 191t. p. 181 — 184. 2 Abb.) Wird im wesentlichen in der folgenden Arbeit wiederholt. Lebtag. F. Hahn f: Grundzüge des Baues der nördlichen Kalkalpen zwischen Inn und Enns. I. (Mitt. d. geol. Ges. Wien. 6. 1913. p. 238 — 357. 3 Taf. 6 Abb.) Das Werk bildet gleichsam die Fortsetzung des vorigen, be- handelt aber die gesamten Kalkalpen vom Inn bis zur Enns. Die gesamten Nordalpen vom Inn bis zur Enns zerfallen in die Helvetisch-lepontinische Zone, die Bajuvarische Zone, die Tirolische Masse und die Jnvavische Deck- scho.llenmasse. 1 . Der Flysch (Sandsteine, Konglomerate, bunte Mergel) im Liegenden, Kalkmergel im Hangenden, ist in zwei Hauptmulden gefaltet und selbständig („lepontinisch“) der helvetischen Kreide und dem Eocän aufgeschoben. Nachträgliche Verfaltung hat eine Einheit hergestellt. Jener Schub ist mindestens posteocän, diese Bewegung, welche die Molasse nicht ergreift, spätestens jung- oligocän, die Überschiebung der Kalkalpen auf die Einheit nach eocän — vormiocän. [Die Anwendung des Begriffes „leponti- nisch“ scheint verfänglich, da sie nur dem Gläubigen der Über- faltung ans dem Süden znkommt, der Verf. aber zu dieser Theorie keine entschiedene Stellung einnimmt. Daß der Flysch über die Kreide geschoben ist, trifft wohl weithin, aber nicht überall zu ; der Verband Flysch — Nierentaler scheint meistens ursprünglich zu sein. Doch eine nur örtliche Anerkennung jener wichtigen Auf- fassung würde es schon erlauben, von einem Fernschub der Kalk- alpen auf den Flysch abzusehen; ein Faziesgegensatz besteht nur zwischen Kalkalpen und Helvetischem, nicht zwischen Kalkalpen und Flysch ; auch könnte so die Steilheit der Verbandsfläche zwischen den letzteren, wie bei den ganz ähnlichen Schuppenflächen in der Molasse, als ursprünglich bet) achtet werden.! 218 Besprechungen. 2. Die bajuvarisclie Zone, zwischen Flyscli im N, der Linie Kufstein — Salzburg, Griinau a. d. Alm — Reichraminger Bach im S, zerfällt in eine tief bajuvarisclie Zone (N) mit stratigraphischer Verarmung (an Mächtigkeit und Mannigfaltigkeit) und leichter Diskordanz der mittleren Kreide, und eine hochbajuvarische (S) mit größerer Mächtigkeit und reicherer Schichtfolge sowie mit starker Diskordanz der mittleren Kreide — entsprechend der AJgäuer und der Lechtaler Schubmasse Rothpletz’, vergleichbar der Franken- felser und Lunzer Decke Kober’s. — AVestlich der Salzach, in dem Dreieck Kufstein— Inzell — Nußdorf, liegen vier Hauptschuppen; die [in diesem Falle nur stratigraphische] Grenze zwischen hoch- und tiefbajuvarisch läuft in der zweiten, von N gezählt. Mit NO-Streichen am Inn einsetzend konvergieren die vier Züge gegen das Trauntal und verschwinden bei Inzell. Südlich von ihnen fehlt nach dem Verf. ein Stellvertreter des großen Haupt- dolomitgebietes und der Karwendelmulde (siehe vor. Bespr.) west- lich vom Inn. Statt dessen liegt hier die „tirolische“ Masse, die dann von Innzell ab auch jene vier Schollen verdrängt hat; nur nördlich des Stauffen liegen kleine bajuvarisclie Grundschollen. Östlich der Salzach bis zum Mondsee bildet das Tirolische die ganze Kalkzone. Dortselbst erscheint dann bajuvarisches Neocom und die diesem gleichwertige Langbathscholle. Am Trannsee (0) springt jenes nochmal bis an den Flyscli vor. Von der Alm an wächst das Bajuvarisclie keilförmig zwischen beiden heraus, wie dort in vier Züge zerteilt ; die Fazies hat sich etwas geändert, doch ist tief- von hochbajuvarisch unterscheidbar. Eigentümliche Gesteine, wie Diphya- Kalk und Gaultmergel, und leichte vortertiäre Störung bezeichnen jenes Gebiet. Dieses ist vortertiär heftig ge- stört; doch liegen mittelcretacische Gesteine unter den Schubflächen; da das Alttertiär (Reit, Inntal) quer über kräftigen Falten liegt und nur leichte Eigenfaltung erlitten hat, schließt der Verf. auf eine große paleocäne Störung [?]. 3. Südlich des Bajuvarischen liegt der „tirolische Bogen“ — vom Kaisergebirg bis zum YVarscheneck mit dem Scheitel an der Salzach — , den Verf. als Ausstrich einer einheitlichen, bedeutenden Schubfläche betrachtet. [Der Name „tirolisch“ scheint nicht glück- lich gewählt, da er von der Landschaftsbezeichnung nicht unter- schieden werden kann.] Im W versinkt nach dem Verf. die Kar- wendelmulde unter den Kaiser und der Vorschub ist noch gering; an der Salzach ist alles Bajuvarisclie verschwunden und der Vor- schub ist am größten — um dann von der Alm bis zur Enns wieder geringer zu werden. Daß die Masse östlich der Salzach tirolisch ist, ergibt sich aus dem Zusammenhang der Kammerkehrkreide unter der Berchtesgadener Schubmasse hindurch mit Gütschenzug und Osterhorn, aus der Analogie zwischen der Stauffen- und der Höllengebirgsüberschiebung, zwischen jener N des Sonntagsborns Besprechungen. 219 und dev Grünseescherfläche, endlich aus mancher stratigraphischen Beziehung zwischen beiden Gebieten. Die Schubweite an der Salzach schätzt Verf. folgendermaßen: der Jura östlich von Salz- burg (tirolisch) gleicht dem der Karwendelmulde (bajuvarisch), dieser liegt nahe der Grenze zwischen tirolisch und bajuvarisch : sonach wäre das Tirolische bei Salzburg, das hier den Flysch berührt, etwa um die Breite der westlichen bajuvarischen Zone nach N geschoben, um 13 — 20 km. [Dieser Versuch ist sicher sehr an- regend, dürfte aber doch durch eine Überlegung anderer Art ge- hemmt werden : wir können nicht beweisen , daß der tirolische Bogen ursprünglich ungespannt — gerade — weiter südlich ge- legen hat; wenn aber der Bogen schon durch die Abreißung und nicht durch Vorschub der Mitte entstanden ist, wenn andererseits wirklich die Fazieszonen regelmäßig 0 — W streichend neben- einander lägen, so kämen wir zu dem gleichen Bild, wie es uns tatsächlich vorliegt. Bespr.j Das Alter des Schubes ist nach dem Verf. paleocän [Es wäre aber auch möglich, daß eine vorsenone und eine oligocäne Bewegung erfolgt ist; das Eocän nördlich vom Kaiser wird von tirolischer Fläche geschnitten und die geringe Faltung in der jüngeren Kreide paßt nicht zu der großen tiro- lischen Bewegung; diese scheint im wesentlichen älter zu sein. Aber die kühne Auffassung vom tirolischen Bogen verliert nichts von ihrer Großzügigkeit ] Sehr erwünscht müssen jedem auch die zusammenfassenden Angaben über stratigraphische Verhältnisse sein, über das zwischen Wettersteinkalk und Ramsaudolomit und Reiflingerkalk , über die Mächtigkeit der Raibler, die Grenze zwischen oberbayrischer und niederösterreichischer Fazies (zwischen Atter- und Traunsee) und über die mannigfaltigen Liasgebilde. 4. Am Südrand des Tirolischen bildet die Kalksteingruppe den Übergang zwischen oberbayrischer (W) und Berchtesgadener Fazies (0). Die Trias ruht transgressiv auf der Grauwackenzone. Die Gleichwertigkeit des Kaisersüdhanges mit dem Absturz des Steinernen Meeres und Hochkönigs wird erwiesen und damit die tektonische Zerlegung dieser Massen — durch Haug — als halt- lose Konstruktion erkannt. Die ladinisclien Gesteine keilen hier südwärts aus, die norische Stufe verkalkt gegen SO (Übergang der Steinbergfazies in die des Hochkönigs, vergl. Säulenprofile !). Südlich vom Kaiser und sicherer vom Hochkönig und Tennengebirg beobachtet Verf. scheinbar südwärts gerichtete Schübe und vergleicht sie mit den analogen am ganzen Südrand der Kalkalpen nachgewiesenen Erscheinungen (Übersicht p. 311 ff'., darin auch die „norische Linie“ Ivober’s). Diese Schübe sind jung. Verf. glaubt, daß es sich um Unterschiebungen handle ; dies ist ein Tribut an die Lehre vom einseitigen Schub; Kossmat betrachtet umgekehrt die S — N-Schübe als Ausnahmen von der Regel. [Bespr. schließt sich weder an diese noch an jene „Richtung“ an.] 220 Besprechungen. 5. Zwischen diesen Rändern dehnt sich das Kerngebiet der t irdischen Masse als große Mulde, die in der Mitte ober- flächlich durch die „juvavischen“ Deckschollen unterbrochen ist. Die Fazies zeigt zahlreiche Beziehungen zu der vorgelagerten Masse, so daß die tektonische nicht als Faziesgrenze gelten darf. Erwähnenswert sind besonders folgende von den Ergebnissen, die Verf. durch jahrelange mühevolle Forschung zum großen Teil selbst gewonnen hat: der karnische Horizont, in Bayern meist dreigeteilt und mächtig, verliert weiter südlich mehr oder weniger den unteren und den oberen Teil und besteht dann oft ganz ans Dolomit. Cö>Y?//fl-Schichten und Reingrabener Schiefer oder eines von beiden je mit einer Dolomitlage im Hangenden (oberer Ramsaudolomit) sind für den Südrand der Kalkalpen weithin bezeichnend. Noch südlicher liegt die Aflenzer Fazies; sie wäre, weil mit Gesteinen von Hallstätter Art verknüpft, als Tiefseegebilde anznsehen. Im Dachsteinhorizont sind Dolomit und Riffkalk Gegensätze. Rhät fehlt meist oder wird nach N oder S litoral. Auch im Lias liegt je ein Mergelstreifen nördlich und südlich des Kalks, bei aller Hetero- pie. Der Jura sei abyssisch, die Konglomerate seien auf unter- meerische Gleitung zurückzuführen ; der Kieselknollenkalk ist iso- pisch mit dem der anisischen, karnischen, norischen Stufe. Im Neocom ist keine Tiefenachse nachweisbar. Die Gosaukreide ist trotz ihrer Heteropie als einheitlich gebaut zu betrachten. Ebenso- wenig gibt es in der Natur den (von Haug) zum Zwecke der Deckenmultiplikation konstruierten Gegensatz zwischen alpinem und voralpinem Eocän. — Die große Mulde ist im W (Kaiser) einheitlich, zerlegt sich aber bald in drei kleinere Mulden, während die Gesamtbreite sich vergrößert. Aus der mittleren von jenen wird jenseits von Querbrüchen (Dürnbachhorn) die Kammerkehr- mulde, die sich wieder nach 0 erweitert und, sow'eit nicht ver- deckt, in kleinen Wellen und Grabenbruchsystemen {Stein. Meer) ausklingt. Das OSO-Streichen am Südrand wird von dem großen Schub aus S (SO) schon angetroffen, ist also vorsenon. Nördlich des Sonntagshorns gibt es eine Schuppungszone; am „Saalach- Westbrnch“ sinkt der mittlere Muldenteil — mit einer Schubmasse darüber — tief gegen 0 ab. Dieser jüngere Verwurf und die Aufwölbung der Watzmann-Hochkaltergruppe sind andersartige Störungen ; hierher gehört auch die große Störung südlich dieser Gruppe, die (gegen Lebling) nichts mit jener Faltung und Schie- bung in N — S und ähnlichen Richtungen zu tun habe, sondern auf Querschub zurückgehe. Sonst ist das Gebirge um den Königs- see einheitlich. Es setzt sich nach 0 fort in Tennengebirg, Dach- stein, Schwarzem Berg und Gamsfeld. Der Schwarze Berg sei ein nach W herausgeschobener Teil des Rigausbergs (Osterhorn). Die Gamsfeldgruppe hat schon mannigfache Deutung erfahren ; Verf. glaubt, daß sie in der Tertiärzeit ein wenig auf die in der Besprechungen. 221 Kreidezeit vorgeglittenen Hallstätter Kalke nach N hinaufgerückt sei (ähnlich Nowak). Die Hallstätter Kalke des Salzbergs bilden kein Fenster (Haug !), sondern eine Deckscholle [!]. Die Deckschollen (?) von Mitterndorf scheinen — wie der Salzberg — in einer Mulde, zwischen Totengebirg und Sarstein — Grimming, zu liegen. Das Totengebirg scheint nur örtlich überschoben zu sein ; in der Breite des Almsees zieht eine „Aufbruchszone“, nördlich davon die Kas- bergiiberfalte ; im 0 Flexur gegen das Warscheneck. Letzteres hat die Fazies des Totengebirgs , wie das Sengsengebirg die des Kasbergs; diese ist die oberbayrische Fazies des „tirolischen“ Nordrandes, jene ein Mittelding zwischen dieser und der Berchtes- gadener, die hier weit nach N dringt; die Hallstätter liegt weiter südlich. II. (Mitt. d. geol. Ges. Wien. (». 1913. p. 374 — 501. 4 Taf.) 6. Der juvavische Einschub. „Juvavisch“ heißt die in der Kreidezeit über das Tirolisch e geförderte Masse. Der westlichste Teil ist die „Reiteralpdecke“, bisher Berchtes- gadener Schubmasse genannt. Sie bekundet ihre Eigenart durch Führung von Hallstätter Gesteinen, ladinische Schichtlücke, lücken- hafte Jurafolge, eigenartigen Dachsteinkalk. Aus der strati- graphischen Beschreibung, die das Tiefste, Vollständigste und Genaueste darstellt, was je in einem Gebiet von ähnlicher Größe von einem einzigen geleistet worden ist, soll folgendes heraus- gegriffen sein. Der Reichenhaller Kalk, nach Rothpletz-Kbauss doch wahrscheinlich skythisch, gehört zur Vorzone, der Werfener Kalk zur echten Berchtesgadener Fazies. Die Schwankung der Mächtigkeit im aniso-ladinischen Stockwerk (Anskeilen gegen die Vorzone) beruht nicht auf einer Lücke über dein Skythischen, auch nicht auf einer Ersetzung mächtigen Sediments durch ein bathyales von geringerer Dicke, sondern auf einer Lückenbildung im Ladi- nischen, wie am Südrand der Kalkalpen. Die karnische Stufe ist beständig; der obere Ramsaudolomit gehört zu ihr; bei Reichen- hall stehen Raibler mit Hallstättern in Verzahnung. Der Dach- steinkalk ist weiß, rötlich, bräunlich, in Stöcken dolomitisch, mit- unter mit Hallstätter Fossilien versehen und mit Hallstätter Gesteinen verknüpft; letztere gelten, obwohl ammonitenleer, als Sedimente aus Tiefenrinnen. Rhät mag stellenweise im Dachstein- kalk vertreten sein, doch liegt Lias ß diskordant. Letzterer ist gleichartig mit dem des Steinernen Meeres. Es folgt Korallen- tithon, hierauf die jüngere Kreide, die, wie das Eocän, sich nicht wesentlich von der der Nachbarschaft unterscheidet; dagegen scheint, innerhalb der Masse, eine 0 — W laufende Linie ein Gebiet früherer von einem späterer Transgression zu trennen. [? Bespr.| Es folgt die tektonische Besprechung der durch Gleitung aus SO hergestellten Schubfläche und von deren Umgestaltung durch Fal- 222 Besprechungen. tung, Verwerfung (Saalachtal) und Querstau. Das Ergebnis ist die Lage der Deckschollentnasse in einer 0, W und S aufgebogenen Wanne. Steile Scliubflächen trennen Mittelteil und Hallstätter Vorzone. [Statt „Reiteralpdecke bliebe wohl besser der alte Name, da solche „ pars pro toto“ -Namengebung, wie im Falle des „Cre- tacic“, „Cambric“ der Amerikaner und ähnlicher Begriffe, gewaltige Verwirrung zu erzeugen vermag.] Der Göll mit den alttriadischen Schollenstreifen südlich davon ist in jüngerer Zeit nach W, früher schon mit den juvavischen Schollen nach N geschoben worden. [Jene Schollenstreifen gehören nicht zum Göll, sondern ziehen selbständig nach W fort. Bespr.] Die „Lammermasse“ begreift nach dem Verf. lediglich die Hallstätter und untertriadischen Schollen von Golling — Abtenau in sich. Östlich des Tennengebirgs treffen diese mit den gleichartigen vom Südrand des Gebirgs zusammen, und zwar lägen die Deckschollen des Nordrands über den Schuppen des Südrands, während das Tennengebirg sich zwischen die beiden einschöbe; hier ist noch vieles unklar. — Auch die Stellung des Buchbergriedel — Donnerkogelzuges ist zweideutig; wahrscheinlich gehört er zur juvavischen Masse. Dies gilt bestimmt von den Schollen auf dem Hallstätter Salzberg; hier zeigt sich übrigens dieselbe Verzahnung zwischen Hallstätter und Berchtesgadener Fazies, wie im W an der Reiteralp. — Losgelöst von diesen zu- sammenhängenden Massen liegt die Hallstätter Zone Ischl — Goi- sern — Aussee; doch sind bei Goisern — Aussee Übergänge in Dach- steinkalk und Zlambachschichten nachweisbar. Die Gamsfeld — Sarsteinmasse ist nachträglich den juvavischen Gesteinen aufge- schoben. Ähnlich wie letztere liegen die Klippen von Mittern- dorf— Bosruck; doch schießt das Tirolische nach N unter sie ein, und die Nordgrenze der Klippen ist noch nicht bestimmt. Weiter würden Bosruck, Pyrgas, Grebnerstein nach ihrer Fazies zur juva- vischen Masse gehören. Die Gesäuseberge setzen den Grimming — Dachstein (tirolisch) fort und nähern sich gegen S der Aflenzer Lückenfazies. Die Haller Mauern stehen zwischen den letzteren Gruppen und man bildet hier so wenig wie weiter östlich eine gleich- altrige Fortsetzung der juvavischen Schubfläche (weiter nördlich verschmilzt auch das Bajuvarische mit dem Tirolischen). 7. Woher kommt die juvavische Deckschollenmasse? Verf. antwortet : vom Südrand der Kalkzone her, wo in der Aflenzer Fazies eine ebensolche Lücke im Ladinischen und ebensolche Hall- stätter Gesteine Vorkommen, wie in der juvavischen Masse. Süd- lich vom Salzachdurchbruch bestehe eine Dissonanz, zwischen Kalk- alpen und Vorland, die durch Rückeinschiebung der juvavischen Masse entfernt würde. Die juvavische Masse sei durch Gleitung nach N gelangt; sie habe den Zusammenhang zwischen Deck- schollen und Wurzel gelöst. Die Rutschungsweite beziffere sich auf etwa 40 km. Nach der Rutschung sei Unterschiebung des Besprechungen. 223 südlichen Vorlands unter die Kalkzone erfolgt. Hatte Lebling am Südrande der Kalkzone litorale Einflüsse zu erkennen geglaubt, so muß Verf. auf Grund seiner Verknüpfung von Hallstätter und Aflenzer Fazies den bathyalen Charakter jener auch auf diese über- tragen ; damit treffen Lückenhaftigkeit und bathyaler Charakter an beiden Serien zusammen, und hier wie dort könnte nur Grund- strömung den Schichtenausfall bewirkt haben. Nun hat Lachmann, ausgehend von dem regelmäßigen Zusammensein von Hallstätter und Salzgebirge die Hallstätter als über Salzekzemen transgredierend erklärt. Dabei wird aber das Fehlen der ladinischen Stufe, als Anlaß zum Aufsteigen des Salzes, vorausgesetzt, und dies muß nach Verf. durch die Strömungshypothese erklärt werden ; außer- dem wäre nachträgliche vorkarnische Versenkung erforderlich, weil die Hallstätter Gesteine bathyal seien. Wahrscheinlicher klingt — da die Lokalisation der Strömungen unerklärbar ist — , daß die Hallstätter auf stehengebliebenen, niederschlagsarmen, durch Salz sich hebenden „Sattelgraten“ entstanden sind, doch ebenfalls nach einer allgemeinen Absenkung. [Man möchte dem Verf. entgegnen, daß, entfiele die Annahme von dem bathyalen Charakter der Hall- stätter, eine ganze Reihe von Problemen gleichfalls entfallen würden, so besonders jenes, daß am Südrand der Kalkzone eine Tiefenzone der Trias läge, für die keine Südgrenze erweisbar und in deren Verlängerung das Übergreifen von Werfener Sandstein, Ramsau- dolomit und Raiblern auf die Grauwacken festzustellen ist. In welchem Maße ferner die Einseitigkeit der Schübe, die Gleitungs- theorie und die große Schubweite begründbar sind, darüber muß weitere Kartierung Aufschluß geben. Jedenfalls aber hat der Verf. auf die sämtlichen Probleme seines großen und großartigen Arbeitsgebietes hier hingewiesen und hat die meisten von diesen aufs gründlichste gelöst.] 8. Die jüngere 0 — W gerichtete Bewegung wird an der Linie Lofer— Reichenball, sowie der Linie Hirschbichl — Hunds- tod— Golling nachgewiesen. Es gibt weder Faziesdecken noch Reihentröge, es gibt weder Einheit der Zeit noch Einheit der Richtung für die alpinen Schübe, so sehr sich auch die Lehre vom tangentialen Schub durchgesetzt hat. So schließt Verf. diese seine letzte und größte Arbeit. Als Denkmal deutschen Fleißes und deutscher Gründlichkeit wird sie bleiben, wird für Jahrzehnte jedem dienen und jeden zum Geisteskampf stellen, der ihre Wege betritt. Lebling. 224 Miscellanea. — Personalia. — Fürs Vaterland gefallen. Miscellanea. Programme du prix Vallauri pour les annees 1915 — 1918. L’Academie Royale des Sciences de Turin, d’apres le testament de son associe, Mr le Senateur Thomas Vallauri, decernera un prix au savant italien ou etranger, qui du le*' janvier 1915 au 31 de- cembre 1918 auva publie l’ouvrage le plus considerable et le plus celebre dam le domaine des Sciences physiques, ce mot pris dans sa plus large acception. Ce prix sera de vingt-six mille francs. Le prix sera confere une annee apres son echeance. II ne pourra etre attribue aux membres italiens, residants ou non residants, de l’Academie. L’Academie ne rendra pas les ouvrages qui lui auront ete adresses. On ne tiendra aucun compte de travaux manuscrits. 30 janvier, 1915. IjC President de l’Academie Paolo Boselij. Dr. Walther Klien, 1. Assistent am geologischen Institut und der Kgl. Bernsteinsammlung zu Königsberg, fiel am 21. Februar als Leutnant d. Res. und Kompagniefiilirer in Polen. Er war sechs Jahre hindurch Assistent bei Professor Toknquist und hat, sich um die Neuaufstellung der Königsberger Bernsteinsammlung und in den letzten Jahren vor allem um die Auswertung der Regi- strierungen der dein Königsberger geolog. Institut angegliederten Hauptstation für Erdbebenforschung Gr. Raum verdient gemacht. Ein Unterlassenes Manuskript über die Zweischaler der Binnen- meertrias des westlichen Mittelmeeres wird demnächst im Druck erscheinen. Gestorben: Am 21. Februar 1915 starb nach ganz kurzer Krankheit in Rom Dr. Johannes Strüver, Professor der Minera- logie an der dortigen Universität und Direktor des mineralogischen Institutes daselbst, einer der hervorragendsten Mineralogen unserer Zeit. Habilitiert: Dr. E. Haarmann als Privatdozent für Geo- logie und Paläontologie an der Universität Berlin. — Dr. O. E. Meyer als Privatdozent für Geologie und Paläontologie an der Universität Breslau. Le Secrelaire de tu Classe de Sciences physiques , mathem. et naturelles CoitRADO SeGRE. Le Secretaire de la Classe des Sciences morales, hist, et philoloyiques Ettore Stampini. Personalia. Im Kampfe fürs Vaterland gefallen. G. Tschermak, Uebei- das Mischungsgesetz etc. 225 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über das Mischungsgesetz der alkalifreien Aluminiumaugite. Von G. Tschermak. Bei einer Diskussion über dieses Thema haben sich Schwierig- keiten der Verständigung in terminologischer und begriff licher Be- ziehung bemerklich gemacht. Das Folgende ist ein Versuch, die Frage aufzuklären und die bestehenden Widersprüche zu beseitigen. In einer Abhandlung über diesen Gegenstand wurde von mir gesagt1, daß die Verbindung Si2CaMgOß (Di) die Grundlage der chemischen Zusammensetzung dieser Augite bilde und daß der An- nahme einer isomorphen Beimischung der Verbindung Si„ Mg„ Oß (En), ferner der Verbindungen SiMg A1206 (Ts) und Si C-a Al", 06 (Tc) volle Berechtigung zukomme. Dem wurde beigefügt, daß jedoch die Existenz dieser Verbindungen weder durch Rechnung noch durch eine räumliche Darstellung bewiesen oder widerlegt werden könne. In einer Notiz, die vor kurzem erschien2, gibt Boeke an, er habe nachgewiesen, daß die Auffassung dieser Augite als Misch- kristalle verschiedener willkürlich gewählter Silikate, wie die vorher- genannten, nicht genügend begründet sei, ferner, daß die Annahme bestimmter Silikate als Augitkomponenten nach unseren bisherigen Kenntnissen keine Berechtigung besitze. Da die beiden Äußerungen einander zu widersprechen scheinen, so wäre es möglich, daß hier ein Wortstreit vorliegt, der von der Mehrdeutigkeit der gebrauchten Ausdrücke lierriilirt. Bezüglich des Ausdruckes Annahme geht meine Ansicht dahin, daß in einem Falle, wie im vorliegenden, eine Annahme durch Größen (nicht durch Worte) darstellbar sein müsse , im übrigen jedoch vorerst keines Beweises, keiner Begründung bedürfe und ihr kein Eintrag geschehe, wenn sie von einer Seite als alt, will- kürlich gewählt und als eine Spekulation bezeichnet wird. Sie soll erst begründet werden durch den Nachweis , daß die vor- handenen und die noch hinzukommenden Tatsachen mit ihr über- einstimmen. Sie ist eine Arbeitshypothese, die zur Ausführung- neuer Beobachtungen anregt und die Aufstellung des entsprechenden empirischen Gesetzes einleitet. Daß bei der von mir herrührenden 1 Tschermak's min. u. petr. Mitt. her. v. Becke. 32. 1913. p. 520. 2 Dies. Centralbl. 1915. p. 1. Oentralblatt f. Mineralogie etc. 1^15, 15 226 G. Tschennak, Uebpr das Mischungsgesetz Annahme Di und Ts die nötige Vorsicht gebraucht wurde, zeigt der Text meiner Abhandlung über Pyroxen und Amphibol '. Inwiefern sich eine Übereinstimmung der Analysen mit obigen Annahmen ergeben hat., wird später angezeigt. Zuvor möge die Bedeutung des Ausdruckes Berechtigung be- züglich der Annahme bestimmter Silikate an zwei Beispielen er- läutert werden. Die Analysen homogener Oj'thoklaskristalle haben Resultate geliefert, die in dem Ausdruck Si3"AlKOs . nSi3AINa Os zusammen- gefaßt werden, in dem n, wie es scheint, höchstens den Wert 1 erreicht und der abkürzungsweise Or Ab,, geschrieben werden kann. Dieser ist das wohlbegründete empirische Gesetz der Orthoklas- mischung. Da die zuverlässigen Analysen mit den daraus abge- leiteten Zahlen übereinstimmen, so kann man sagen, daß die An- nahmen Or und Ab berechtigt seien. Wenn dieses Gesetz in Worten ausgedrückt werden soll, begegnet man großen Schwierigkeiten. Mischung von Orthoklas und Albit sagt zu viel, denn es läßt sich nicht beweisen, daß in dem Mischkristall tatsächlich beide als solche vorhanden sind, um so mehr, als damit dem Albit eine monokline Form zugeschrieben wird, während bisher ein monokliuer Albit noch nicht künstlich dargestellt wurde. Auch die Anwendung der Ausdrücke Adular- substanz und Albitsubstanz hat ihr Mißliches, denn die Substanz des- Albits kann eine andere sein, als die entsprechende in der Mischung, erstere z. B. eine Molekularverbindung Si02 -f- Si2AlNa06, letztere Si, 04 + Si Al Na 04. Außerdem kann die Meinung auftreten, daß gar keine Alumosilikate anzunehmen seien und eine Gruppierung Si3 Oß + AlNa02 die wahrscheinlichere sei usw. Die bisherige Unsicherheit bezüglich der Bindung führt zu dem Extrem, über- haupt nur die einfachen Stoffe als Ivompouenten anzunehmen und für jenes empirische Gesetz den Ausdruck Si3_j_.Jv Al1 + vKXav Og_^8v zu wählen. Dementsprechend könnte gesagt werden, die Auffassung der homogenen Orthoklase als Mischungen der beiden Verbindungen Orthoklas und Albit sei zurzeit noch nicht berechtigt. Trotzdem dürfte die alte Bezeichnung Or . Abn für das empirische Gesetz der Mischung nicht aufgegeben werden, weil jeder Fach- mann weiß, daß damit nur die Zahlenverhältnisse der Analysen gemeint sind. Die Analysen der homogenen Plagioklase können durch den Aus- druck x Si.( Al Na 08 . y Si2 Al2 Ca Os . z Si3 Al K Os zusammengefaßt werden , der als das empirische Gesetz der Plagioklasmischung sich darstellt und abkürzungsweise durch Abx Anv Orz ersetzt werden kann, wo z immer einen relativ kleinen Wert besitzt. Ob auch 1 Mineralog. Mitt. ges. v. Tschkrmak. 1871. p. 30 — 32. der alkalifreien Alumininmaugite. 227 ein viertes Glied in die Formel aufzunehmen sei, erscheint zurzeit noch fraglich. Die Annahme der genannten drei Verbindungen erscheint berechtigt, weil die Zahlen der zuverlässigen Analysen sich daraus ableiten lassen. Die Übersetzung dieser Zeichensprache in die Wortsprache dadurch, daß die Plagioklase als Mischungen von Albit, Anorthit und Adular bezeichnet werden, ist unvollkommen, um so mehr, als Or in der Plagioklasform nicht bekannt ist. Aber auch die Gliede- rung des empirischen Gesetzes in bestimmte Silikate kann ange- fochten werden, weil ein Beweis dafür, daß diese in der Mischung wirklich existieren, bisher nicht geführt ist. Demzufolge könnte mau sagen, daß die Auffassung der Plagioklase als isomorphe Mischungen von Albit-, Anorthit- und Adularsubstanz zurzeit noch nicht berechtigt sei. Trotzdem empfiehlt es sich, bei der Bezeichnung Abx Any Orz zu bleiben und die Worte Mischung von Albit und Anorthit zu gebrauchen, weil es praktisch oder, wie Boeke sagt, zweckmäßig ist. Diese Beispiele zeigen, daß der Ausdruck berechtigt sich in dem einen Falle auf die zahlenmäßige Übereinstimmung der An- nahmen mit der Beobachtung, in dem anderen auf die wörtliche Deutung bezieht. Das Verhältnis der einfachen Stoffe in den alkalifreien Alu- miniumangiten wird nach der üblichen Zusammenfassung der unter A1,03 und MgO verstandenen Oxyde allgemein durch SipCa (Mgr Al.,s ausgedrückt, wo der Sauerstoff weggelassen ist. Nach den schon früher genannten vier Annahmen wäre die Zusammensetzung der hierhergehörigen Augite angegeben durch xSPCaMg . ySi2Mg2 . z SiMg Al, . v SiCaAlj, und es wäre p = 2x-f2y4-z-)-v, q = x + v, r = x + 2 y + z, 2 s = z + v. Daraus folgt p = q + r und keine weitere Beziehung. Das entsprechende Mischungsgesetz wäre demnach Siq + rCaqMgrAIas I. wo 2 s immer den geringsten Wert besitzt. Darin sind alle vier Annahmen enthalten. Diese geben bloß eine Erläute- rung des empirischen Gesetzes. Dasselbe weist nur drei Größen: q, r, s auf, obwohl vier Annahmen gemacht wurden , demzufolge reicht man bei der Berechnung der Analysen immer mit dreien derselben aus. Ich habe an dem Beispiele einer Analyse von Clarke gezeigt , daß dieselbe sich ebensogut nach der ersten, dritten und vierten, als nach der ersten, zweiten und vierten be- rechnen lasse und hinzugefügt, daß die Gegenwart des einen oder des anderen Alumosilikates sich rechnerisch weder beweisen noch widerlegen lasse. Damit ist hinreichend angedeutet, daß durch die Aufstellung der genannten Annahmen das Vorhandensein dieser Silikate in der Mischung nicht behauptet wird. 15* 228 G. Tschermak, lieber das Mischungsgesetz In der Formel I ist der Wert 2 s von den übrigen unabhängig und die Werte q und r sind voneinander unabhängig, daher man die Annahme von Alumosilikaten ganz ausschalten und für I schreiben kann q (Si Ca) . r (Si Mg) 2 s (Al) II. Demnach kann die Berechnung der Analyse auch auf Grund der drei Annahmen Si Ca 03 , Si Mg 03 und Al„ 03 als Komponenten geführt werden , was dem Vorschläge Rammeesberg’s entspricht. Derselbe fand wegen der Ungleichartigkeit der Komponenten — einerseits Silikate, anderseits ein Oxyd — keinen Eingang. Man kann auch hier allen Annahmen bestimmter Verbindungen ausweichen, wenn man bloß die Oxyde oder die Elemente als Kom- ponenten betrachtet. Ein Beweis für die Richtigkeit dieser An- schauung ist aber zurzeit ebensowenig zu erbringen, als für die Richtigkeit der zuerst genannten Annahmen , daher diesen einen Mangel an Berechtigung zuzuschreiben mindestens verfrüht er- scheinen dürfte. Die Berufung auf einen vieldeutigen Ausdruck wie feste Lösung oder darauf, daß jene Verbindungen künstlich nicht dargestellt seien , vermag m. E. noch keine Entscheidung herbeizuführen. Nunmehr steht noch in Frage, ob das Gesetz , welches die zuerst genannten vier Annahmen enthält, als das empirische Gesetz bezüglich der hierhergehörigen Augite zu gelten habe , ob also jene Annahmen durch die Analysen begründet erscheint. Eine größere Anzahl von Analysen, an reinem und verschieden zusammen- gesetztem Material von einem geübten Analytiker ausgeführt, könnte die Entscheidung bringen. Von den bisher bekannten Resultaten dürften die von Rosex- bisch publizierten, die wahrscheinlich in Dittrich’s Laboratorium zu Heidelberg erhalten wurden, als solche zu betrachten sein, die in neuerer Zeit nach erprobten Methoden gewonnen sind. Von diesen 18 Analysen sind 8 auszuscheiden, die über 1 % Alkalien angeben, ferner eine, deren Analysensumme 102 übersteigt und eine mit fehlerhafter Summe. Die restlichen 8 ergeben nach der Berechnung von Boeke 1 in Molekularperzenten im Mittel : p q r s | p q + r D 48,05 23,33 25,01 3,61 48,05 48,34 —0,29 Diese Zahlen können als eine genügende Bestätigung der Regel p — q -j- r gelten. Werden die von mir als einigermaßen zuverlässig betrachteten 54 Analysen, deren Ergebnisse ich in meiner Abhandlung zu einer Projektion benutzte, bei deren Auswahl jedoch das subjektive Zeitschr. f. Kristallogr. 1914. 53. p. 445. der alkalifreien Aluminiumaugite. 229 Moment nicht ausgeschaltet ist, der Berechnung unterzogen, so ergibt sich im Mittel : 48,26 21.99 26,08 3,67 48,26 48,07 +0.19 Hier zeigt sich, daß von den in Betracht genommenen 109 Analysen die Hälfte Durchschnittszahlen liefert, welche der Regel p = q + r vollkommen entsprechen. Entschließt man sich, die von Boeke versuchte statistische Methode anzuwenden, indem alle hierhergehörigen Analysen, ohne Rücksicht auf deren Qualität, in Rechnung genommen werden, in der Erwartung, daß bei einer großen Zahl von Beobachtungen sehr ungleichen Gewichtes die Fehler sich ausgleichen, so bleiben von den von Boeke aufgezählten und berechneten 163 Analysen nach Ausscheiden von 52, die über 1 °/o Alkalien angeben, also nicht zu den alkalifreien Augiten gezählt werden dürfen , ferner von zweien wegen bedenklicher Analysensumme, noch 109, deren Mittel die folgenden Zahlen ergibt: 48.42 21,70 25,89 3.99 48,42 47,59 +0,83 Auch liier ist die Übereinstimmung mit der Regel p — q + r zu erkennen, doch erscheint die Differenz J — 0,83, welche einen Überschuß des Siliciumdioxyds angibt, größer als in den vorigen Fällen. Dazu ist folgendes zu bemerken: Von den 109 Analysen gibt ein Drittel Alkalien unter 1,0 °/o an, die übrigen zwei Drittel enthalten keine Angabe von solchen, was aber nicht immer die Abwesenheit, sondern in der Mehrzahl der Fälle nur die Unter- lassung der Bestimmung der Alkalien bedeutet. Nach meiner Überzeugung ist kein im Magma ausgeschiedener Aluminiumaugit ganz frei von diesen Stoffen. Demnach ist es wahrscheinlich, daß auch in den letzteren Augiten mindestens eine kleine Menge davon enthalten war. Angenommen ein alkalifreier Augit, eisenfrei gedacht, ergäbe in Molekularperzenten : 48 22 26 4 also p = q + r = 48, J = 0 Ein zweiter enthalte bei übrigens gleicher Zusammensetzung noch 0,49 Gewichtsperzente NatroD, so würde in diesem auch der Sili- ciumgehalt größer sein, gemäß der sein- wahrscheinlichen Annahme einer Beimischung von Ägirinsilikat Si2AlXa06, wonach obiger Natrongehalt ein Plus von 0,95 Siliciumdioxyd herbeiführt. Dieser Aluminiumaugit ergäbe die Molekularperzente : 48,46 21,81 25,77 3,96 48,46 47.58 +0.88 Abgesehen von der Erhöhung der Differenz J durch Vernach- lässigung des Alkaligehaltes ist bei älteren Analysen der Fall möglich, daß infolge ungenauer Trennung von Al und Mg die 230 G. Tschermak, Ueber das Miscliungsgesetz Zahl für Magnesia etwas zu klein ausgefallen ist, was wiederum erhöhend auf J wirkt. Für einen Minderbetrag an Magnesia von 0,4 Gewichtsperzenten berechnet sich bei den obigen Voraus- setzungen die Zunahme von J zu 0,55 Molekularperzenten. Anstatt des statistischen Verfahrens wäre die Berechnung der einzelnen Analysen wünschenswert, die nach Prüfung derselben auf ihre Genauigkeit vorzunehmen wäre. Letzteres begegnet aber solchen Schwierigkeiten z. T. persönlicher Art, daß dieselbe kaum durchführbar erscheint. Als Ergebnis obiger Berechnungen darf man wohl aussprechen , daß die vorhandenen Beobachtungen im ganzen dem empirischen Gesetze 8i(j + r Caq Mgr Al2'g bei Minimal- wert von 2 s entsprechen, also die darin enthaltenen vier Annahmen so gut, als es jetzt möglich, begründet sind. Dem steht die eingangs erwähnte Behauptung Boeke’s gegen- über, er habe nachgewiesen, daß die Auffassung jener Augite als Mischkristalle der genannten vier Silikate nicht genügend be- gründet sei. Der Ausdruck nicht genügend hat eine größtenteils subjektive Bedeutung uud entzieht sich der Diskussion. Der Ausdruck nach- gewiesen wie das Folgende nehmen Bezug auf jene von Boeke erfundene räumliche Konstruktion, in der jede Analyse durch die Lage eines Punktes ausgedrückt wird (1. c.), Diese Punkte pro- jizieren sich auf drei zueinander senkrechten Ebenen, auf welchen die Koordinaten x und y für jeden Projektionspunkt (Analysen- punkt) aus je zwei Differenzen von p, q, r, s berechnet, einge- tragen werden. So ergeben sich auch für die vier angenommenen Silikate die entsprechenden Projektionspunkte Di, En, Ts, Tc. Linien, die zwischen Di und den drei übrigen gezogen werden, z. B. Di — Ts, geben die Richtung oder besser den Streifen an, in welchem sich jene Anatysen projizieren, die nur zwei der Kom- ponenten aufweisen. Die Analysen mit drei Komponenten pro- jizieren sich in Zwischenlageu zwischen jenen Streifen. Die erhaltenen Projektiousbilder zeigen ein Zusammendrängen vieler Analysenpunkte um den Punkt Di, was dem Vorherrschen des Diopsidsilikates entspricht, ferner geben sie Lagen in jenen drei Streifen oder Zwischenlagen au, was auf die Gegenwart von zwei oder drei Komponenten hinweist. Dies alles war aber durch die Berechnung der Analysen schon bekannt. Bei der von Boeke vorgenommenen Deutung der Bilder wurde der Streifen Di — Tc nicht berücksichtigt, wodurch eine von den übrigen untrennbare, in dem empirischen Mischungsgesetz enthaltene Annahme ausfiel , außerdem wurde die Bedeutung der Zwischen- lagen nicht gewürdigt. Als Ergebnis der Deutung wurde aus- gesprochen, daß ,. die Wahl des Silikates Ts als Augitkomponente, abgesehen von der unzureichenden Begründung, als eine nicht glückliche bezeichnet werden müsse“. der alkalifreien Alumininmaugite. 231 In meiner Entgegnung wies ich auf die vorerwähnten Mängel der Deutung hin und zeigte an einer Projektion als Beispiel, daß eine Anzahl von Analyseupunkten jenen vier Annahmen günstig gelegen sei, aber die Projektionen wegen der vielen in Zwischen- lagen vorkommenden Analysenpunkte für eine richtige Deutung sich weniger brauchbar erweisen als die Rechnung. Bei dieser Folge der Diskussion ist die vorgenannte Äußerung, Boeke habe nach ge wiesen, daß alle vier Annahmen nicht genügend begründet seien, schwer verständlich. Jene Abhand- lung Boeke's beschränkte sich auf Äußerungen, die gegen die eine Annahme Ts gerichtet waren, und es wurde dort keineswegs nach- gewiesen, daß alle vier, demnach das empirische Mischungsgesetz der genügenden Begründung entbehre. Nach meiner Vermutung beziehen sich aber jene Worte darauf, daß schon aus den Pro- jektionen der Analysen ohne Erläuterung eine Berechtigung der einzelnen der vier Annahmen nicht zu erkennen war, und dies stimmt mit dem zuvor Gesagten überein. Als meine Ansicht über Deutungen der Projektionen wurde ausgesprochen, daß hier, wo nur Zahlenverhältnisse in Betracht kommen, eine wenn auch sinnreiche Konstruktion nichts anderes ergeben könne als die Rechnung. Endlich wurde angeführt, daß schon die Berechnung der Koordinaten für die Projektionen Boeke’s ähnlich wie die Berechnung isomorpher Mischungen erfolge, also von der gleichen Voraussetzung ausgehe, nämlich von der Annahme chemischer Verbindungen als Komponenten. Dies wurde von Boeke als mißverständlich bezeichnet, weil erstere Berechnung lediglich eine geometrische Operation sei, die mit der Annahme chemischer Verbindungen nichts zu tun habe. Zur Erläuterung meiner Ansicht möge folgendes dienen : Wenn das Ergebnis eiuer hierhergehörigen Analyse dem genannten empirischen Gesetz entspricht, so ergibt dieselbe das Verhältnis Si .Ca Mg AL . Die bezüglichen Beträge der von Boeke be- q ~r r q °r 2s ~ ° rechneten sechs Koordinaten sind nach Weglassung des gern. Faktors x, = r x2 = q + r — s x3 = q y, = s — r y2 == q - r y3 = <1 — s Bei der Berechnung der Analyse möge zuerst Tc abgesondert werden, wobei, wie in den folgenden Fällen, die Voraussetzung stattfindet, daß diese Verbindung als eine der Komponenten zu betrachten sei. Dann wird von dem Verhältnis q + r : q : r : 2 s zuerst s(SiCaAl2) abgenommen und es bleiben die Reste: q + r — s : q — s : r : 0, welche den Koordinaten x2, v3, x, entsprechen. Wird hierauf die 232 G. Tschermak. lieber das Mischungsgesetz etc. Komponente Diopsid mit (q — s) (Si,CaMg) in Abzug gebracht, so ergeben sich die Reste: — q + r + s : 0 : — q + r -f s : 0, die zu der Komponente En führen. Beginnt die Berechnung mit dem Abheben von Ts, also von s(SiMgAl2), so sind die Reste: q + r — s : q : r — s : 0, welche den Koordinaten x2, x3 und — yj entsprechen. Nach Abzug von Diopsid mit q(Si.,CaMg) bleiben die Reste: — q + r — s : 0 : — q-j-r — s : 0 für die Komponente En. Die beiden letzten Reste zusammen er- geben das Doppelte von — y2. Somit kommen bei der Berechnung, die unter der Voraus- setzung einer isomorphen Mischung bestimmter Verbindungen statt- lindet, die Beträge aller sechs Koordinaten vor und es zeigt sich die Ähnlichkeit beider Arten der Berechnung. Zuletzt will ich noch darauf hinweisen, daß bei der Deutung der Projektionen die Lage bestimmter Analysenpunkte als Aus- druck von Verbindungen wie Di, En, und Verbindungslinien solcher Punkte als Orte von Mischungen solcher Verbindungen betrachtet wurden. Damit gewinnen m. E. auch die zur Berechnung der Koordinaten dienenden Verhältniszahlen eine chemische Bedeutung. Wenn ich als Endresultat der vorigen Erörterungen angebe, daß das empirische Mischungsgesetz der alkalifreien Aluminium- augite so gut als es jetzt möglich begründet sei und daß die Erläuterung desselben durch die Annahme von vier Verbindungen so lange eine Berechtigung besitze, als ein Gegenbeweis nicht erbracht wurde, so möge dies nicht so gedeutet werden, als ob ich letztere Auffassung als die einzig richtige betrachte. Ich halte es vielmehr für möglich, daß die einfachere Annahme von drei Komponenten SiCa03, SiMg03, Al2 03, wenn diese unter einen neuen Gesichtspunkt gestellt wird, die Oberhand gewinnt. Es kann auffällig erscheinen, daß in der Abhandlung Boeke’s, wie auch in dessen letzter Notiz, immer nur die von mir her- rührenden Annahmen angefochteu werden, die von anderen For- schern aufgestellten unbehelligt bleiben. Dies birgt jedoch, wie ich schon früher bemerkte und wie mir der Autor brieflich be- stätigte, keine persönliche Spitze, ist vielmehr, wie aus der letzten Publikation erkennbar, nur durch die „Beliebtheit“ und den „Er- folg“ der ersteren Annahmen hervorgerufen. A. Johnsen, Optisches Drehungsvermögen etc. 233 Optisches Drehungsvermögen von Lithiunisulfat— Monohydrat. Von A. Johnsen in Kiel. Mit 5 Textfiguren. Einleitung. Optisches Drehungsvermögen in Verbindung mit natürlicher Zweiachsigkeit ist bisher nur an rhombisch-hemiedrischen und an monoklin-hemimorphen Kristallarten beobachtet worden ; während sich unter den ersteren auch solche mit inaktiven Lösungen beiinden, wie z. B. Bittersalz, sind die monoklinen Vertreter, n ämlicli Rohrzucker, Weinsäure und Isod ulzit, sämtlich durch asymmetrische C-Atome ausgezeichnet. In dem Vorhanden- sein solcher Atome könnte man eine notwendige Bedingung für Aktivität monoklin-hemimorpher Körper um so mehr vermuten, als zwar 3 Raumgruppen , aber keine homogenen Punktsysteme existieren, die der monoklinen Hemimorphie isomorph 1 sind. Eine optische Untersuchung des dieser Symmetrieklasse bestimmt an- gehörenden Li.2S04.H20 schien daher von Interesse. H. C. Pocklington2 sowie H. Dufet3 haben bisher folgende Drehungswinkel 1 mm dicker zweiachsiger Platten im Na-Licht ermittelt: Isodulzit (monokl.) —12° 54' bezw. — 5° 24', Rechts- weinsäure (monokl.) —11° 24', Rohrzucker (monokl.) -)-6°24/ bezw. —2° 12', Xa H2 P 04 . 2 H2 0 (rhomb.) 4° 27', d-Methyl-a- Glukosid (rhomb.) -j-4°24', Bittersalz (rhomb.) 2° 36', d-NH4- Seignettesalz (rhomb.) — 1°33', d-K-Seignettesalz (rhomb.) -j- 1° 12' (Pocklington) und -j- 1 0 2 1 ' (Dufet). In Zukunft dürften auch die Kristallarten der von A. Werner4 durch Aufspaltung anorganischer Komplexverbindungen von Co, Fe, Cr, Rh gewonnenen Antipoden optisch untersucht werden, so- weit die Autorazemisierung ihrer aktiven Lösungen nicht der Kristallisation allzusehr vorauseilt. Die oben nach abnehmender Größe geordneten Drehungen sind sämtlich viel geringer als diejenige des Quarzes. Da überdies die innere konische Refraktion der Zweiachsigen die Beobachtung schwieriger und die Messung viel ungenauer macht, so ist eine minimale Plattendicke von mehreren Millimetern erforderlich. Weil schließlich Li2S04.H20 unter gewöhnlichen Umständen in sehr dünnen Tafeln // {101} kristallisiert, so mußten zunächst zur Erzielung dickerer Kristalle besonders günstige Bedingungen ge- schaffen werden. 1 A. Schoenflies, Kristallsysteme und Kristallstruktur, p. 364. 1891. 2 H. C. Pocklington, Philos. Mag. (6). 2. p. 361. 1901. 3 H. Dufet, Bull. Soc. fr. min. 27. p. 156. 1904. 4 A. Werner, Neuere Anschauungen auf dem Gebiete der anorganischen Chemie p. 51 bis 63 und p. 360 bis 370. 3 Aufl. Braunschweig 1913. 234 A. Johnsen, Optisches Drehungsvermögen Die folgende Methode ist auf alle zwischen -j- 20° und +65° nicht zu schwer löslichen Kristallarten bei einer beliebigen Temperatur dieses Inter valles a n w e n d 1) a r. Schnelle Züchtung großer, homogener Kristalle bei beliebiger Temperatur (Fig. 1). Das Kristallwachstum soll sich unter zwei Bedingungen voll- ziehen : 1. es sollen sich keine Keime an dem Kristall festsetzen; 2. die Temperatur soll möglichst konstant sein. Die erste Bedingung begünstigt die Größe , die zweite die Homogenität des Kristalles; die erste ist stets wichtig, die zweite um so mehr, je größer der Temperaturkoeffizient der Löslich- keit ist. Ein klarer, gut ausgebildeter Kristall von Li2 S 04 . H2 0, der wie gewöhnlich II [010] gestreckt und zwar einige Millimeter lang ist, wird mit einem Ende dieser Achse auf einen Objektträger H mittels Akkumulatoren- Vergußmasse 1 aufgekittet , nachdem er im Trockenschrank auf 80 bis 100° vorgewärmt ist, damit er keine Sprünge bekommt; Li2S04.H20 verliert sein H, 0 bei Atmo- sphärendruck erst erheblich oberhalb 100°. Der Objektträger H ist bereits vorher mit Cauadabalsam an die untere Gabelung eines gläsernen Rührers R, gekittet. Ein Moment, bevor man Gabe- lung -f- Kristall in die gesättigte Lösung senkt, wird letzterer mit ein paar Tropfen H2 0 benetzt, welches anhaftende Keime auf- löst; diese etwa 0,01 g H20 lösen 0,003 g des Kristalles auf, d. i. etwa 1 °/0 seines Gewichtes. In dem Becherglas B befinden sich etwas über 200 cm® gesättigter Lösung. Die sich an der Oberfläche der letzteren bildenden Kriställchen werden von der Rotation der Rührergabelung und den Wirbeln der Lösung unter deren Spiegel bewegt und fallen auf den Gefäßboden ; der über dem Kristall K befindliche Objektträger H sowie die Rotation des Kristalles schützen diesen gegen die Anlagerung umhertreibender Keime. Große Übersättigungen und starke Konzentrationsströme werden durch den Kristall und die Keime sowie durch die Rührung verhindert. Der Rührer R, wird durch einen Heißluftmotor ge- dreht und nach Maßgabe der Verdunstung täglich mittels der Klemmschraube S um ein Stück tiefer in das Becherglas B ge- senkt. Dieses steht auf dem perforierten Blecheinsatz E eines Thermostaten, welcher 12 1 Wasser enthält, so daß dessen Spiegel über demjenigen der Mutterlauge liegt. Das zweimal gebogene 1 88° 0 Trinidad-Asphalt, 1 0 °/0 Kolophonium, 2 °/0 Wollfett; zu be- ziehen von der Akkumulatorengesellschaft m. b. H. „Varta“. Hamburg 5. Hansaplatz 2. von Lithiumsulfat— Monohydrat. 235 Fig. 1. 236 A. Johnsen, Optisches Drehungsvermögen kommunizierende Glasrohr G, das teils an der Innen-, teils an der Außenwand des Thermostaten entlang läuft, zeigt außen durch seinen Meniskus und eine Marke das Niveau des Thermostaten- Wasserspiegels an, so daß das Verdunstete rechtzeitig durch Nacli- füllen von Wasser ersetzt werden kann , welches genau auf die Thermostatentemperatur vorgewärmt ist. Dieses ist für Temperatur- konstanz sehr wichtig und erfolgt täglich einmal. Ebenso wichtig ist in dieser Hinsicht eine gleichmäßige Rührung des Thermo- statenwassers ; sie erfolgt durch die 4 schiefen Flügel des Glas- rührers R, derart, daß das Wasser von unten nach oben bewegt und so die natürliche Zirkulation des vom Gefäßboden her er- wärmten Wassers unterstützt wird. Die beiden Rührer Rx und R2 sind verbunden , so daß sie von dem gleichen Motor getrieben werden. Die Gleichmäßigkeit der Rührung wird nun dadurch erreicht , daß der Motor täglich einen Tropfen Petroleum erhält und der Druck des den Motor heizenden Gases durch einen Gas- druckregulator konstant gehalten wird ; letzterer ist mit einem Wassermanometer verbunden. Der Tourenzähler wird auf das rauh geschliffene obere Ende des Glasrührers R, aufgesetzt und durch die Öse 0 gestützt; er drückt also nur mit seinem eigenen konstanten Gewicht und beeinflußt somit die Tourenzahl stets in gleicher Weise. Die Temperatur wird durch einen besonders großen Quecksilber-Toluol-ThermoregulatorQ konstant gehalten und kann zugleich mit der Flamme F durch die Stell- schrauben A und J reguliert werden1. Während der etwa 20tägigen Wachstunisperiode jedes Kristalles wurden durch zweimalige tägliche Ablesung folgende Messungen gemacht. Der Gasdruck war gleich dem Atmosphärendruck, ver- mehrt um 11 +0,1 Grammgew./cm2. Die Tourenzahl des Rührers R, betrug pro Minute 61 + 1. Die Thermostatentemperatur betrug, während die Zimmertemperatur nach den Angaben eines Maximum- Minimum-Thermometers um + 3° schwankte, -j- 30,61° + 0,01°. Der Temperaturkoeffizient der Löslichkeit des Li2 S 04 . H2 0 ist zwischen + 20° und -j- 40° negativ und pro 1°C gleich 0,3 °/0 der Sättigungskonzentration 2, so daß sich in 200 cm3 Mutterlauge beim Sinken der Temperatur um 0,01° noch nicht 3 mg, d. h. etwa 0,1 mm3 auf lösen. Das Meiste der etwa 70 g Li2S04 . H20, die sich aus 200 cm3 Mutterlauge ausscheiden können , entfällt auf das am Boden des Becherglases wachsende Aggregat; immerhin resultiert in je 2 bis 3 Wochen ein Kristall von 1,5 bis 2 cm // [010], 1 bis 1,5 cm // [ 1 0 1 ] und 0,5 bis 1 cm Der Umstand, daß der An- 1 Das Quecksilberthermometer T erlaubt Ablesung von zehntel und Schätzung von hundertstel Graden. 2 Landolt-Börnstein’s Tab. p. 549. 3. Auff. 1905. von Lithiumsulfat— Monohydrat. 237 fangskristall mit einem Ende von [010] aufgekittet wird, begünstigt das gewünschte Dicken Wachstum _L {101}. Die Formen sind {101}, {101}, {301}, {110}, {HO}, {210} („Rechtser“) oder {101}, {101}, {301}, {HO}, {HO}, {210} („Linkser“). Die „Rechtser“ haben den analogen Pol der Pyroelektrizität rechts, die „Linkser“ links. Die Prismenflächen sind ziemlich eben, die Orthodomen aber viel- fach durch Vizinalflächen ersetzt. Die Klarheit der Kristalle ist nicht an allen Stellen vollkommen, im ganzen aber befriedigend, zumal bei Herstellung der optischen Präparate inhomogene Partien abgeschliffen werden können. Optische Orientierung, Brechungsindizes uml Achsenwinkel. Zur Herstellung der optischen Präparate wurden die vor- gewärmten Kristalle auf die Träger des WüLFiNG’schen Schleif- apparates mit Bienenwachs aufgekittet ; dieses ist bei 1 5° für den Schleifprozeß von Kristallen , welche etwa die Härte des Stein- salzes besitzen, genügend fest. Geschliffen wurde mit feinstem Schmirgel und Paraffinöl auf Mattglasplatten , poliert wurde auf dem für WuLFF’sche Netze üblichen Pauspapier , welches , mit Paraffinöl benetzt, sich einer Mattglastafel völlig anschmiegt. Der optische Charakter ist negativ, C // [010], a im spitzen <$; ß. Platten // (010) mit Farben zweiter Ordnung ergaben im Na-Licht u. d. M. <£ a : [101] = 32° 26' + 8', 32° IS' + 8', 32° 17' + S', /\ im Mittel 32°21/±S', also n c = 36° 32' + S' ; die Spur [101] der vorzüglichen Spaltbarkeit nach {101} wurde erst nach dem Dünnschleifen der Platten durch Zerbrechen derselben realisiert, worauf die Fragmente in Canadabalsam eingebettet wurden. In weißem Licht ist eine Dispersion der Auslöschungsrichtungen nicht zu bemerken. Der optische Achsenwinkel wurde mittels Reflexionsgoniometers gemessen , da die J_ fl orientierten Platten auch zur Ermittlung 238 A. Johnsen, Optisches Drehungsvermögen des Drehungsvermögens dienen sollten und daher mehrere Milli- meter dick waren. Zwei Platten ergaben 2 ENa = 137° 56' + 2-V und 137°53' + 2'; beschwert man die letztere, genauere Messung mit dem doppelten Gewicht, so ergibt sich im Mittel 2 ENa — 137° 54' + 2,7' l 2. Übrigens kann man an einer Platte, deren beide Flächen der stumpfen Bisektrix parallel, untereinander aber nicht genau parallel sind, ohne Kenntnis der Brechungsindizes die wahre Richtung der spitzen Bisektrix ermitteln. In beistehender Fig. 3 bedeuten a die spitze Bisektrix, F, und F2 die beiden Flächen der Platte mit den Normalen N5 und N2, a, und a2 die Bisektrix a in Luft. Setzt man ■$; N, N2 = F, F2 = cp . «§; a, N, = i, , a2 N, = i2, ■Zfc rt N, — rx und i, folgende Re- lation ctg r, = sini, — ^ — . — 4- ctg a , smij sin betrugen + ?<, was bei normaler Inzidenz einen maximalen Fehler von + 0,0002, bei Minimalablenkung einen solchen von + 0,0001 im Brechungsindex 1 Das ist der „mittlere“ Fehler, der „wahrscheinliche“ ist also nur 1,8'. 2 Diese beiden Zahlen sind, da für rc und ß nur je 2 Bestimmungen vorliegen, als arithmetisches Mittel zweier gleich großen Fehler gebildet, während für y der „mittlere“ Fehler (aus den Fehlerquadraten) be- rechnet ist. von Lithiumsulfat —Monohydrat. 239 Fig. 3. AJV l verursacht. Die Fehler der Ablenkungswinkel d betrugen + l-|-; bei normaler Inzidenz, + £' bei Minimalablenkung , was einen maximalen Fehler von + 0,0007 bezw. + 0,0001 im Brechungs- index bedeutet. Diese Berechnungen gelten für 25° des Natriumlichtes sehr gering zu sein pflegt; sie beträgt bei NaC103 und bei Quarz weniger als 1' pro 1 mm. Fig. 4. Optisches Dreliungs vermögen . von Lithiumsulfat — Mouohydrat. 241 und bei der Einstellung: des Scheitels der Hauptisogryre auf Iutensi- tätsminimum variiert das Azimut des Analysator-Hauptsclinittes uni mehrere Grade, so daß selbst die Messungen Pocklington’s und Dufet’s an über 1 cm dicken Platten von Rohrzucker, Weinsäure und Bittersalz noch einen Fehler von fast 150' in der spezifischen Drehung zur Folge haben. Die üblichen Halbschatten Vorrichtungen lassen sich auf die Saccharimetrie Zweiachsiger ohne weiteres leider keineswegs anwenden. Fünf Platten J_ <1 wurden teils auf dem Goniometer (I), teils u. d. M. (H) untersucht. I. Die Platte wurde auf dem für Achsenwinkelmessung ein- gerichteten Goniometer drehbar um die lotrecht montierte Achse mittlerer Elastizität in einen großen parallelwandigen Glastrog ’ gehängt, der mit Paraffinöl vom Brechungsindex nx. = 1,4751. gefüllt war. Da ß^ = 1,4768 für Li2S04 . H2 0 ermittelt worden war, so gewährleistet jenes Medium, daß die parallel einer optischen Achse, also schräg zur Plattennormale fortschreitenden Wellen beim Austritt keine merkliche Änderung ihres Polarisationsazimuts er- leiden. Da die planparallelen Wände des Troges normal zur Fern- rohrachse orientiert waren, so fand auch beim Eintritt der Strahlen in die Glaswand und in Luft praktisch keine Drehung1 2 statt. Das Gesichtsfeld betrug 13°. II. Die Platte wurde in einen großen 3 auf dem Mikroskop- tisch stehenden und wieder mit Paraffinöl (s. oben) gefüllten Dreh- apparat gebracht, dessen Glasboden bis auf 0° 8' plan und bis auf 0°4' planparallel war. Die Platte konnte um die horizontal mon- tierte Achse mittlerer Elastizität gedreht werden. Die Oberfläche des Paraffinöls benetzte die Unterseite eines horizontal gerichteten Objektträgers, der bis auf 0°6' plan und bis auf 0°1(V plan- parallel war4. Dieses Objektglas trug ein Objektiv (Xo. 0 der Firma Winkel) von 10 mm freier Öffnung, 0,29 relativer Öffnung, 1 6° 22' Öffnungs- winkel, 0,14 num. Apertur und 34,8 mm Äquivalentbrennweite. Das durch dieses Objektiv entworfene aufrechte primäre Inter- ferenzbild, das 10 mm Durchmesser hatte, wurde mikroskopisch beobachtet. Das Mikroskop-Objektiv (No. 1 der Firma Seibert) hatte 7 mm freie Öffnung, 0,30 mm relative Öffnung, 16° 56' Öffnungswinkel, 0,15 num. Apertur und 23,5 mm Äquivalentbreun- weite. Das HuYGHExs’sclie Mikroskop-Okular (Xo. 0 der Firma 1 Wie er für Achsenwinkelapparate benützt wird. 2 Andernfalls können Drehungen um mehrere Grade eintreten ; vergl. F. E. Wright, Min. Mitt. 30. p. 171. 1911. 3' Besonders allgefertigt. 4 Deckgläser sind oft mehr plan, aber weniger planparallel. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 16 242 A. Johnsen, Optisches Drehungsvermögen etc. Seibert) hatte ein Kollektiv von 33,1 mm und ein Augenglas von 40,7 mm Äquivalentbrennweite, so daß letzteres eine bfache Ver- größerung gab. Da der Durchmesser des objektiven Sehfeldes 3 mm betrug uud die Vergrößerung des obigen Mikroskops mittels Abbk’s Zeichenapparat als 40fach* 1 sich ergab, so erblickt man ein virtuelles sekundäres Interferenzbild von 3X40= 120 mm Durchmesser. Liefert daher z. B. eine senkrecht zu einer optischen Achse orientierte Rohrzuckerplatte von 6,65 mm Dicke 7 dunkle und 7 helle Ringe, so ist die durchschnittliche Breite dieser Ringe etwa 4 mm, also in deutlicher Sehweite gut zu beobachten. Da eine senkrecht zur optischen Achse geschnittene Kalkspatplatte von 5,08 mm Dicke im Xa-Licht zw. X Xic. noch gerade den innersten schwarzen Ring zeigt, so berechnet sich ein Gesichtsfeld vou 4° gegen- über den gewöhnlichen konoskopischen Gesichtsfeldern von über 120^ und bei Immersion sogar über 134°. Für zweiachsige Kristall- arten von besonders geringer Drehung und besonders hoher Doppel- brechung wäre es erwünscht, noch geringere Konvergenzen zu erzielen, ohne die Intensität und Homogenität des Lichtes sowie die Größe des objektiven Sehfeldes allzusehr zu verringern ; auf diese Weise würde die Plattendicke und somit die Genauigkeit des berechneten Drehungsvermögens vergrößert werden können. Andern- falls hätte man nur noch die Möglichkeit, die mikroskopische Ver- größerung des primären Interferenzbildes zu erhöhen, was eine sehr erhebliche Verstärkung der Lichtquelle erheischt. Die Kombination von Projektionsobjektiv + Mikroskop wurde m. W. zuerst von H. Dufet 2 auf die Saccharimetrie zweiachsiger Kristallarten angewendet ; sie entspricht im Prinzip dem Bertraxo- AMici’schen Konoskop mit gesenktem Tubus, und das virtuelle Achsenbild ist ein umgekehrtes. Die spezifische D r e h u n g (pro 1 mm) des Li2 S 04 . H2 0 ergab sich im Xa-Licht unter Berücksichtigung des <£ 2 VNa der _L fl orientierten Platten nach obigen beiden Methoden I und II wie folgt : 1. Platte eines Linksers. 2,99 mm dick; in Richtung beider Achsen — 2° 0' + 40' pro 1 mm 2. Platte eines Linksers, 2,865 mm dick; in Richtung einer Achse — 1° 20' + 20' pro 1 mm 3. Platte eines Linksers, 2,91 mm dick; in Richtung einer Achse — l°52' + 35' pro 1 mm 4. Platte eines Rechtsers, 4,50 mm dick ; in Richtung beider Achsen — 1° 1 9' + 40' pro 1 mm 5. Platte eines Rechtsers. 6,30 mm dick ; in Richtung beider Achsen -|- 1° 48' + 36' pro 1 mm. 1 Objektiv -f- Kollektiv gaben also eine ^ fache Vergrößerung. 1 H. Düeet, 1. c. K. A. Penecke, Versteinerungen aus dem Scliöckelkalk etc. 243 Beschwert man diejenigen der obigen Werte, die das Mittel der Drehungen beider Achsen darstellen, mit doppeltem Gewicht, so ergibt sich als Mittel des Dreluingsvermögens pro 1 mm «Na - 1°48' + 39'*. Die Drehung ist in Richtung beider Achsen gleichsinnig und gleich- groß. Diejenigen Kristalle, die den analogen Pol der Pyro- elektrizität rechts haben, sind rechtsdrehend (Fig. 5), die Fig. 5. Rechtsdrehender Kristall. anderen linksdrehend. Der absolute Drehungsbetrag ist für die Längeneinheit in allen Kristallen gleich. Macht man den Analysator zirkularpolarisierend , so zeigen im Xa-Licht deutlich die Rechtser eine rechte, die Linkser eine linke Spirale. Versteinerungen aus dem Schöckelkalk bei Graz. sVon K. A. Penecke, derzeit in Graz. Herr Ingenieur Bock übergab mir vor einigen Jahren mehrere Stücke eines blaugrauen dolomitischen Kalkes aus tiefen Lagen des Schöckelkalkes des Luiloches bei Semriach, der von zahlreichen weißen Ästchen einer Pachypora vom Aussehen der Pachypora reticulata Goldf. und P. Nicholsoni Frech durchzogen ist. Leider ist die Erhaltung so schlecht, daß eine artliche Bestimmung nicht möglich ist. Gleichzeitig machte Herr Bock mich auf einen Fund- ort eines ähnlichen Vorkommens im Badeigraben nördlich von Peggau aufmerksam. Letzterer Fundort liegt unmittelbar oberhalb der Einmündung des Mühlgrabens in den Badeigraben. Das Talstück verläuft hier im Scheitel einer Antiklinale, und es stehen beiderseits des Baches dunkelschwarzgraue, tonreiche Kalkschiefer und plattige 1 „Mittlerer“, aus den Fehlerquadraten berechneter Fehler; der „wahr- scheinliche“ Fehler beträgt nur 26'. 16* 244 K. A. Penecke, Versteinerungen aus dem Schöckelkalk etc. Kalke an, die dann ihrerseits von normalem Schöckelkalk an den beiderseitigen Talflanken überlagert werden. Die erwähnten Kalk- schiefer und Kalke beherbergen eine kleine Fauna, an deren Zu- sammensetzung die vorerwähnte Pachypora an Stückzahl weit überwiegt; daneben fanden sich verschiedene Tetracorallia und auch ein eigentümliches, nicht näher bestimmbares Bryozoen- stöckchen; Crinoidenstielglieder sind häufig. Leider läßt die Er- haltung der Versteinerungen viel zu wünschen übrig. Wie so häufig in tonigen Sedimenten auch viel jüngeren Alters ist das Innere der Korallenstöcke in eine zuckerkörnige Kalkmasse umgewandelt und die Innenstruktur verloren gegangen. Dort, wo das tonige Sediment direkt die Skeletteile berührt, sind sie gut erhalten, das ist also an der Oberfläche, im Innern der Korallenkelche bis zum obersten Boden, und dort, wo infolge von Verletzungen der Ober- fläche vor ihrer Einbettung toniges Material in den Visceralraum eindringen konnte. Unter den Tetracorallia, durchwegs Einzelindividuen oder Ast- fragmente von rasenförmigen Stöcken, bietet besonderes Interesse ein Stück, das sich als der Gattung Spini/erina Peneckk 1 (— Acau- thodes Dybowski nec de Haan nec Ag.) angehörig mit Sicherheit nachweisen ließ. Es war ein beiläufig 2 cm langes Bruchstück eines zylindrischen Astes mit erhaltenem Kelch. Der Durchmesser des Astes beträgt 1 cm. Zwei Querschnitte, die durch den in seinem Innern mit schwarzer Gesteinsmasse erfüllten Kelch ge- macht wurden, zeigen außen einen weißen Kalkring von etwa einem Drittel seiner Radiuslänge, ähnlich wie es in Fig. 1 1 Taf. I bei Dybowski1 2 dargestellt ist. Vom Innenrand dieses Kelchringes strahlen Septa gegen die Mitte, die diese aber nicht erreichen, so daß das Zentrum der Zelle nur von der Gesteinsmasse erfüllt ist, die sich zwischen den Septen in die Interseptalräume fortsetzt. In diesem von Gesteinsmasse erfüllten Mittelteil des Schliffes sieht man vor den Innenenden der Septen weiter gegen das Zentrum des Kelches zu einen Kranz von ovalen, weißen Punkten vom Durchmesser der Septenenden; es sind dies die schräge durch- schnittenen Spitzen der dornförmigen, schräge nach aufwärts ge- richteten, tiefer liegenden Septaldornen. Der durch die tieferen Teile des Ästchens gemachte Längsschnitt zeigt leider keine weiteren Details, da er ganz in spätige Masse umgewandelt ist. Durch den Besitz der Septaldornen gehört diese Koralle sicher der obenerwähnten Gattung an. In ihren Dimensionen stimmt die 1 Penecke, Das Grazer Devon. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1893. p. 592. W. N. Dybowski. Monographie der Zoantharia sclerodermata rugosa aus der Silurformation Esthlands, Nord-Livlands und der Insel Gotland. Dorpat 1873. W. Soergel, Die Stammesgeschichte der Elephanten. 245 vorliegende Art mit Acantliodes cylindricus Dyb. 1 und A. tubidus Dyb. 2 aus dem Silur annähernd überein , unterscheidet sich aber von beiden durch viel längere, bis weiter gegen das Zentrum reichende Septaldornen. von beiläufig zwei Drittel der Radiuslänge. Ich wollte diesen Fund gelegentlich einer geplanten Ver- öffentlichung eines Nachtrages zur Fauna des Grazer Paläozoicums erwähnen, wurde aber durch meine Versetzung nach Czernowitz davon abgehalten. Da nun seitdem auf Grund tektonischer Spekula- tionen dein unter dem Grazer Devon liegenden Schöckelkalk carbo- nisches Alter zugeschrieben wurde1 2 3, so sehe ich mich veranlaßt, diesen kleinen Einzelfund bekannt zu geben, weil die kleine und leider nicht besonders gut erhaltene Fauna des Badeigrabens aus tiefen Partien des Schöckelkalkes doch mit Sicherheit das alt- paläozoische Alter der sie beherberg enden Gesteine k u n d t u t. Sowohl die P a c h y p o r e n schließen sich eng a n silurisclie und devonische Typen an und die Gattun g S p i n ifc rinn ist fast gänzlich im Silur zu Hause und greift nur mit einer durch ihre Größe von den s i Iu- ris ehen Formen ziemlich abweichenden Art in das U n t e r d e v o n h i n a u f . Die Stammesgeschichte der Elephanten. Von W. Soergal. Fortsetzung.) 6. Was ergibt sich aus dem diskutierten Tatsachen- material für die Gültigkeit der direkten Deszendenz El. pl a n ifrons — El. a ii t i q uns? Es bleibt nur noch übrig, die von Schlesinger befürwortete Deszendenzlinie El. planifrons — El. antiqniis an der Hand der Tat- sachen zu beleuchten, die Frage zu erörtern, ob El. planifrons als der direkte Stammvater des El. antiqniis und El. ineridionalis an- gesehen werden darf, ob von El. planifrons an die beiden Haupt- zweige der europäischen Elephanten divergieren. Der Schädel des El. planifrons zeigt in Vorderansicht be- kanntlich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem des El. antiqniis in der Ausbildung des relativ niederen Schädeldaches; mit El. meridio- 1 Dybowski. 1. c. p. 109. Taf. I Fig. 11a, b. c. 2 Dybowski, 1. c. p. 114. Taf. I Fig. 13 a. b. 3 Mohr, Mitteil. d. geol. Ges. in Wien. 4. p. 305. 7. p. 46 : — . Denk- schriften d. k. Akad. d. Wissensch. in Wien. Math.-naturwiss. Kl. 88. p. 646. — Kober. Denkschriften d. k. Akad. d. Wissensch. in Wien, Math.-natur- wiss. Kl. 88. p. 376. 246 W. Soergel, nalis stimmt er dagegen in der Vorderansicht nur wenig, mehr in der Seitenansicht überein , wenn wir von den horizontaler ver- laufenden Incisoralveolen bei JA. planifrons absehen. Im Schädel- habitus — Einzelheiten können hier nicht erörtert werden — sind also bei FL planifrons gewisse Ähnlichkeiten mit beiden jüngeren Formen vorhanden. Was beweisen uns diese Ähnlichkeiten? An sich nicht mehr, daß die Art in der Vorfahrenreihe des El. meri- dionalis sowohl als der des FL antiquus zu liegen scheint, und, wie andere Momente erhärten, liegt, aber nichts Bestimmtes dar- über, welche Stelle sie in dieser Reihe einnimmt, ob sie eine, zwei oder drei Stufen unter den anderen Arten steht. Der Grad der Übereinstimmung in einzelnen Schädelmerkmalen mit den beiden jüngeren Arten sagt uns nichts Bestimmtes darüber, und halten wir uns an den Schädel allein, so können wir nur zu dem Schluß kommen, daß eine in den einzelnen Merkmalen so festgefügte, einheit- liche Art wie El. planifrons nicht der direkte Vorfahr zweier ge- rade in diesem Merkmalskomplex so auseinanderweicheuder Formen wie EL antiquus und EL meridionalis tvpus sein konnte. Der Spaltung in diese beiden Formen mußte notwendigerweise ein Wachsen der Variationsbreite vorausgehen, wie es sich aber am Schädelmaterial des EL planifrons nicht konstatieren läßt. Allerdings ist das vor- handene Schädelmaterial gering und zu einer derartigen Auswertung kaum ausreichend. Wir wenden uns zur Beantwortung unserer Frage deshalb zweckmäßiger dem reicheren Molarenmaterial zu. Und hier zeigt sich das gleiche Verhalten : eine große Ein- heitlichkeit im ganzen Zahnmaterial, das, von den selbst verständlich primitiveren Mutationsmerkmalen abgesehen, auffällig ü b e r e i n s t i m m t mit den Molaren des EL meridionalis tvpus. Diese Übereinstimmung ist allen Autoren aufgefällen, die auf Grund eigener Untersuchungen Erfahr u n g in de r B ewertung v o n Eie ph antenzähnen besaßen. Neben den Namen Falcoxer, Pohlig, Weithofer und Adams könnte ich als Eideshelfer hier auch Herrn Schlesinger aufführen, wenn ich von den verschiedenen Aussprüchen, in denen er sich über dieses Verhältnis äußert, den gerade hierher passenden auswähle. Demnach bildet also auch in der Bezahnung EL planifrons einen völlig geschlossenen Typus; nirgends ist ein Anlauf zur Heraus- bildung zweier Zahntypen , nirgends schon hier das Auftreten anfiqnus-avtiger Molaren zu konstatieren. Es ist selbstverständlich, daß aus einem so einheitlichen Typus nicht zwei neue Arten wie zwei Pfeile herausschießen können. Es fehlt die Zwischenstufe, auf der sich die Merkmalskomplexe sondern, sich gewissermaßen zu zwei Formen- gruppen herausdestillieren, erst unklar mit vielen Mischtypen, all- mählich klarer und klarer, l'nd nicht einmal der erste Prozeß einer solchen Sonderung ist am Planifrons- Material zu konstatieren. Die Stammesgescbichte der Elephanten. 247 Aus diesen Tatsachen und Erwägungen gellt meines Erachtens mit aller Deutlichkeit hervor, daß KL planifrons wohl, wie ich früher schon fesstellte, in der Vorfahrenreihe des Kl. meridionalis sowohl als des Kl. antiquiis liegt, daß er aber nicht als der direkte Vorfahr des Kl. meridionalis typus und des Kl. antiquiis nicht als die Mutation der Stammreihe zu gelten hat, in der die Aufspaltung der Stammreihe in zwei Zweige eingesetzt hat. Diese Teilung muß später erfolgt sein. Wann und wo haben wir sie anzunehmen? Wo laufen die Antiquiis- Reihe und Trogonther Zi- lle i h e in einer Art zusammen? Ich habe an anderer Stelle gezeigt, daß die beiden Zweige unserer europäischen diluvialen Elephanten in der Variationsbreite des oberpliocänen Kl. meridionalis zusammenlaufen und habe daher „Kl. meridionalis in seinen verschiedenen Varietäten“ oder einfach Kl. meridionalis im weiteren Sinne als Vorfahren des KL antiquiis und Kl. trogontherii bezeichnet. „Es ist bei Aufstellung von Stammbäumen selbstverständlich, daß wir ein Divergieren zweier Stämme aus einer Kollektivform dort eintreten lassen, wo wir beide Deszendenten schon als Varie- täten des Grundtypus erkennen können, wo gewisse Unterschiede, wenn auch schwach und durch alle Übergänge verbunden , nach- weisbar sind. Daß wir uns dabei vollkommen klar sind darüber, daß eine schwache , eben erkennbare Divergenz schon mit dem Wachsen der Variationsbreite der jeweiligen Kollektivform ein- getreten sein muß, braucht kaum betont zu werden. In unserem Falle würde also die ideelle, paläontologisch nicht nachweisbare Trennung in eine Antiquiis-Reihe und eine Trogontherii— Pr imigenius- Keihe schon in den zwischen KL planifrons und Kl. meridionalis stehenden Formen eingesetzt und vorerst als erstes nachweisbares Stadium der Entwicklung zu einer größeren Variationsbreite des Kl. meridionalis geführt haben. Da wir eine solche Zwischenform als eigentliche Wanderform ansehen müssen, die den asiatischen Elephantenstamm nach Europa führte , so wäre die Herausbildung einer größeren Variationsbreite gerade bei dieser Form recht ver- ständlich.“ (Aus Soergel, Die diluvialen Säugetiere von Baden. Mitt. d. großh. bad. geol. Landesanstalt. 1914.) Gehören dieser Wanderform — und dafür könnte manches geltend gemacht werden die Funde von Ferladani, Stauropol und Kouialnik an, so ist sie als ein primitiver KL meridionalis zu bezeichnen. Will man also in der Ableitung der zwei diluvialen Reihen ganz korrekt sein, so muß man als den direkten Vorfahren einen primitiven, noch undifferenzierten KL meridionalis annehmen, der infolge bedeutender Wanderungen und der dadurch bedingten Einflüsse in der Folge- zeit eine größere Variationsbreite entwickelte. Im Oberpliocän sind 248 W. Soergel, in dieser Variationsbreite zwei Pole, El. meridionalis meridionalis und El. meridionalis antiquus deutlich zu erkennen. Nach alledem sehe ich keinen Grund, die früher von mir ver- tretene Auffassung aufzugeben ; letztere hat keine Korrektur, höchstens eine Vertiefung erfahren. .. W i e weit man immer die Spaltung unserer beiden diluvialen Hauptstämme in das obere Pliocän hin- unter verlegen mag, unbestreitbar besteht die Tat- sache, daß die Divergenz beider Stammbäume erst Ende Pliocän markanter 1: er vortritt, daß erst mit dem Beginn des Eiszeitalters die eng nebeneinander herlaufenden und durch alle Übergänge verwachsenen Varietäten scharf aus ein an der weichen.“ (Soergel, Bad. Säuget.) Die europäischen Z w e r g e 1 e p li a n t e n. Wir können die europäische Gruppe nicht verlassen, ohne mit einigen Worten die Zwergeleplianten der Mittelmeerinseln und ihre spezielle Stammesgeschichte behandelt zu haben. Die nahen Be- ziehungen dieser Formen zur El. antiquus- Reihe sind von allen Autoren schon gebührend gewürdigt worden ; desgleichen dürfte jetzt Einigkeit in der Ansicht über den Grund der Verzwergung- resp. Degeneration herrschen; sie kann, wie Falconer und Pohlig schon annalimen und ich an anderer Stelle 1 gegenüber Bäte und Deperet ausführte, lediglich in der insularen Abschließung der Formen gesucht werden, die einmal zur Größenreduktion und dann zu einem Stillstand der „Mutation“, zu einem Auf hören der phy- letischen Weiterentwicklung führte. Da die Abtrennung der einzelnen Inseln vom Festlande zu verschiedenen Zeiten erfolgte, so ist die Möglichkeit vorhanden, daß die Formen der verschiedenen Inseln zu verschiedenen Zeiten abgeschlossen und dem Einfluß dieser Abschließung auf ver- schiedener Entwicklungshöhe ausgesetzt wurden. Daraus erklärt sich vor allem der verschiedene Charakter der einzelnen Insel- formen, der zu zahlreichen Namengebungen verleitet hat. Soweit die Literatur und die Kenntnis relativ geringen Originalmaterials ein Urteil über diese komplizierten Verhältnisse gestatten, scheinen mir wenigstens zwei Formen unterschieden werden zu können. Die eine, deren Typus in Sizilien vorkommt, ist El. melitensis Falc. Sie stellt einen kleinen, degenerierten El. antiquus dar. Das Vorhandensein einwurzeliger M M III beweist, wie ich anderen Ortes ausführte, daß die Form nur vom echten, ich möchte sagen, fertigen El. antiquus stammen kann, und zwar nur von 1 Stegodonten aus den Kendengscliichten auf Java. Palaeontograpliica. Suppl. Die Stammesgeschielite der Elephanten. 249 der Form des ältesten Mitteldiluviums oder jüngerer Nachkommen. Die Abschnürung der Inseln, aut' denen El. melitensis Falc. heimisch ist, wäre also in diese Zeit und nicht etwa ins Altdiluvium oder gar Pliocän zu legen. Alle Merkmale der Art sind, von den durch Degeneration hervorgerufenen Charakteren abgesehen , typisch antiquus. Eine zweite Form trägt primitivere Charaktere, die, obwohl antiquoid , vielfach an El. meridionalis erinnern. Dahin gehört auch die von Batf. als El. cypriotis bezeichnete Form von Cypern. Diese Gruppe ist zweifellos in einem früheren Stadium abgetrennt worden und könnte sich direkt von meiner anliqims- artigen Varietät des El. meridionalis oder, wie ich die Form oben bezeichnete, von El. meridionalis antiquus ableiten. Diese Form nenne ich mit Busk El. Ealconeri Blsk. In der Unterscheidung dieser Formen bin ich mit Schlesinger im wesentlichen einer Ansicht. Da aber sicherlich auch zwischen der Ablösung der beiden Arten vom Hauptstamme Isolierungen vorgekommen sind, so dürften noch mancherlei Zwischen- oder Übergangsformen vorhanden sein. Hier kann nur eine sehr genaue Durcharbeitung des Materials, eine genaue Sonderung auf Grund des Vorkommens zu gesicherten paläontologischen Resultate führen, aber zugleich auch wesentliche Anhaltspunkte liefern für die Abfolge der geologischen Ereignisse, die die landfeste Agaeis und die italische Landbriicke zwischen Afrika und Eui’opa allmählich in einzelne Inseln zerbrachen. III. Der indisch-asiatische Formenkreis. Für die Stammesentwicklung der indisch-asiatischen Gruppe habe ich früher im Prinzip ganz ähnliche Verhältnisse angenommen, wie ich sie für die europäische Gruppe nachweisen konnte: Aus der Variationsbreite des El. hysudricus — und zwar der primi- tiveren Form — , dem in den östlichen Gebieten verbliebenen Nach- kommen des El. planifrons, wachsen mit dem Beginn des Pleistocän zwei Stämme heraus, derjenige des El. namadicus und derjenige des El. Indiens. Die Deszendenzlinie El. planifrons-indicus mit den Zwischenstadien El. hysudricus und El. hysudrindicus ist durch zahlreiches Material sichergestellt. Schlesinger vertritt hier den gleichen Standpunkt wie ich. Bezüglich der Herkunft des El. namadicus hat sich Schlesinger für die schon von Pohlig einmal begründete Ansicht entschieden, daß die Art nur eine Wanderform des in Europa zur Entwicklung gelangten El. antiquus darstelle. Für diese Auffassung fällt die bis zur Identität gehende Ähnlich- keit beider Formen sehr schwer ins Gewicht. Mich bestimmten seinerzeit zu der Annahme, El. namadicus sei ein Abkömmlung des oberplioeänen El. hysudricus — die Art, wie sie Falconer umgrenzte, enthält zum großen Teil entschieden 250 W. Soergel, auch altdiluviale Formen — , folgende Tatsachen und Erwägungen, die ich kurz diskutieren muß. 1. Unter dem Zahnmaterial, das Falconei: von El. hysudricus abbildet, finden sich einige Molaren, die einem zwischen dieser Art und El. namaclicus in den Variationsmerkmalen durchaus inter- mediären Charakter besitzen. Diese Tatsache schien mir für eine engere verwandtschaftliche Beziehung zwischen beiden Arten zu sprechen und ein ähnliches phylogenetisches Verhältnis anzudeuten, wie ich es für Kl. meridionalis und El. antiquns an dem viel reicheren europäischen Material erweisen konnte. Die Bedenken, die sich gegen eine solche Ableitung aus der Spärlichkeit des mir zu Gebote stehenden Materials geltend machten, ließ ich fallen in dem Gedanken, daß ja in Europa ein völliges Analogon dieser Entwicklung bewiesen werden konnte. Die Unterschiede in den Schädelcharakteren der Hysudricus- und Xamadicus typus-Formen konnten mir bei der oben wieder diskutierten bedingten Verwend- barkeit von Schädelmaterial für phylogenetische Fragen nicht aus- schlaggebend sein gegen die Momente, die für meine Annahme sprachen. Aus einer wenig differenzierten älteren Hysudricus-F orm schien mir die Herausbildung zweier in den Endstadien so ab- weichende!' Schädeltypen wohl möglich. Heute kann ich mich nicht mehr zu dieser Auffassung be- kennen und meine angeführten Argumente gegenüber stärkeren Gründen nicht mehr für beweiskräftig halten. Die Voraussetzung für eine derartige Entwicklung der indischen Gruppe wäre die Herausbildung einer großen, derjenigen des „El. meridionalis1' entsprechenden Variationsbreite des Kl. hysudricus primitivus. Eine gewisse Variabilität der Art ist zwar durch einige intermediäre, nach namadicus zu gravitierende Molaren gekenn- zeichnet, doch findet diese und verwandte Erscheinungen an anderer Stelle eine befriedigende Lösung. Die Herausbildung einer solchen großen Variationsbreite ist bei einer Wanderform wie El. meri- dionalis primitivus wohl verständlich, wie sollen wir sie uns aber bei einer lokal eingesessenen Form wie El. hysudricus erklären, welche Einflüsse zu ihrer Herausbildung unter den gleichmäßigen klimatischen Bedingungen Vorderindiens und seiner Nachbargebiete heranziehen? Und selbst wenn El. hysudricus auf Grund von uns unbekannten Einwirkungen eine solche Variationsbreite hätte ent- wickeln können, so müßte es doch sehr merkwürdig erscheinen, daß unter wesentlich anderen Bedingungen als in Europa sicli ein Zweig zu einer der entsprechenden europäischen sehr ähnlichen, ja identen Form, der andere zu einer von dem anderen europäischen Zweig mehr oder weniger abweichenden, jedenfalls in sehr wesent- lichen Merkmalen dieser europäischen unähnlichen Form entwickelte. Die Stammesgeschiclite der Elephanten. 251 Fassen wir El. namadicus dagegen als Wanderforin des EL antiquus oder als eine diesem idente Art auf, wofür die voll- kommene Übereinstimmung- in allen Charakteren ja spricht, so fallen die eben skizzierten Schwierigkeiten ohne weiteres fort. Ich schließe mich dieser letzteren Auffassung um so rückhaltloser an, als das von mir nach Falconer’s Abbildungen konstatierte Vorkommen einiger zwischen El. hi/sudricus und El. namadicus in der Dentition intermediärer Formen auch in der neuen Darstellung der indischen Formengruppe eine durchaus befriedigende Erklärung in einem weiteren Aufsatz erfahren wird, den Tatsachen also kein Zwang angetan zu werden braucht. 2. Gegen die Auffassung des El. namadicus als eine ostwärts gezogene Wanderform des El. antiquus schienen mir bisher ferner folgende Erwägungen zu sprechen. El. antiquus ist ein ausgesprochener Waldbewohner, wie ich anderen Orts 1912 gezeigt habe; als Waldtier muß auch El. Indiens angesprochen werden. Die Unterschiede in der Nahrung beider Arten dürften nicht sehr groß, jedenfalls nur graduell verschieden gewesen sein, keinesfalls in so weitgehendem Maße, wie zwischen El. qfricanus und El. indicus. Nun wissen wir aber aus der Gegenwart, daß das Vordringen einer Art in ein Gebiet, das eine andere Art der gleichen Gattung mit gleichen oder sehr ähnlichen Lebensgewohnheiten bewohnt, nur möglich ist, wenn diese zweite Art aus irgendwelchen Gründen sich im Eiickgange beündet, wenn das Gleichgewicht der beiden Arten also gestört ist. Denn die Grenze des gegenseitigen Wohn- gebietes bei Arten von gleichen Lebensbedingungen und Gewohn- heiten ist lediglich eine Funktion des Gleichgewichts. Die sich auf Kosten der anderen Art ausbreitende ist deshalb, wenigstens im Moment der Ausbreitung, stets die stärkere, lebenskräftigere. Indien, das eigentliche Heimatland des El. indicus und seiner Vorfahren, ist auch zur Diluvialzeit vorwiegend Waldland gewesen, das von direkten Einflüssen der Eiszeit so gut wie verschont ge- blieben ist. Die Stammreihe des El. indicus hat also seit dem mittleren Pliocän unter nahezu gleichen Lebensbedingungen hier gesessen. Daß die Art resp. die Stammreihe lebenskräftig ist, beweist ihr Ausdauern bis in die Gegenwart, beweist die heute noch fortschreitende Ausbildung von Lokalrassen, mit der die Stammart sich in jüngerer Zeit an verschiedene Verhältnisse an- paßt. Und in die Gebiete dieses lebenskräftigen Stammes soll nun von Westen her eine auf ganz ähnliche Lebensverhältnisse und Bedingungen eingestellte Art eingedrungen sein, soll das Wohn- gebiet der einheimischen Art durchdrungen und sich noch weit nach Osten über das Gebiet der eingesessenen Art hinaus ausge- 252 W. Soergel. Die Stammesgeschichte der Elephanten. breitet haben, ohne daß in der Entwicklung und Verbreitung des einheimischen Stammes für ein solches Eindringen resp. die Mög- lichkeit eines solchen Eindringens direkte Ursachen nachweisbar wären , ohne daß eine so gewaltige Verschiebung sich in der weiteren Entwicklung des zeitweise doch außerordentlich zurück- gedrängten Stammes geltend gemacht haben sollte? Und das schließliche Endergebnis : die so kraftvoll sich ausdehnende Art stirbt noch im Diluvium aus , der zeitweise so zurückgedrängte Stamm blüht heute noch! Das erschien mir und erscheint mir heute noch recht unwahrscheinlich. Eher verständlich wäre eine solche Durchsetzung der Verbreitungsgebiete in der Tat, wenn beide Arten autochthon wären, von Anbeginn ihrer artlichen Selbständigkeit sich in die gleichen Gebiete geteilt hätten. Gegen diese Möglichkeit sprechen aber die unter 1. diskutierten Verhältnisse. Da sich mein Wissen über die Verbreitung des El. namadicus lediglich auf die Literatur stützt — ich kenne keines der wich- tigen Belegstücke im Original — , so bleibt es allerdings fraglich, ob man das eben diskutierte Argument gegen die Identität von El. namadicus mit El. antiquus bei den oft recht unsicheren und zweifelhaften Speziesbestimmungen in der Literatur, allzuschwer in die Wagschale werfen darf. Der Nachweis des El. namadicus gründet sich oft auf Fragmente von Zähnen und vielfach auf Stücke, die schon in der Literatur heiß umstritten worden sind. Wie wir in einem weiteren Aufsatz sehen werden, können in der Planifrons-indicus- Reihe sehr wohl Molaren Vorkommen — und auf solche gründet sich, wie ich der Literatur entnehme, häufig der „Nachweis“ des El. namadicus — , die denen des El. namadicus recht ähnlich sind. Fragmentärer Charakter der Stücke und starke Abkauung werden dann, wie es ja auch beim europäischen Ele- phantenmaterial der Fall ist, das Ihre zu Fehlbestimmungen dazu- tun. Auf die Verbreitung des El. namadicus wird man deshalb gegenüber dem rein paläontologischeu Befund nicht eher phylo- genetische Schlüsse aufbauen dürfen, bis eine kritische Revision aller für El. namadicus in Anspruch genommenen Reste, und zwar am Originalmaterial , und für jeden Fund auch eine Klarstellung der Altersverhältnisse erfolgt ist. Es könnte eine solche Arbeit meines Erachtens doch zu einer wesentlichen Einschränkung des Verbreitungsgebietes der Art führen lind das Zusammenvorkommen dieser Art mit Arten der Stammreihe Planifrons-indicus in den gleichen Schichten ließe sich dann als ein geringeres Übergreifen der Verbreitungsgebiete, wie es so häufig vorkommt, begreifen. Jedenfalls kann ich beim heutigen Stand unserer Kenntnisse über die Verbreitung des El. namadicus , besonders in Anbetracht der tatsächlichen Grundlagen dieser Kenntnisse, die Verbreitung der Art nicht zum ausschlaggebenden Prüfstein der phylogenetischen Resultate machen. Besprechungen . 253 Alle gesicherten Tatsachen sprechen dafür, daß wir in EL namadicus eine mit El. antiquus idente Art zu sehen haben. Ob die östliche Ausdehnung im Verbreitungsgebiet der Art dabei schon im Oberpliocän unter der - Mg S 04 . 6 H2 0 -f Fe S 04 . 7 H, 0 zu leistende maximale Arbeit ab 5 A. Rosenstiehl, Compt. rend. 152. p. 598. 1911. Oeutralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 19 ;• crq 290 A. Johnsen, sein können, so muß der Urheber der letzteren annehmen, daß MgS04.7H20 durch Trocknung unmittelbar in Pentahydrat oder ein noch wasserarmeres Hydrat übergeht. Daher stellte ich feinstes Pulver von klaren Bittersalzkristallen her und brachte davon zweimal etwa 1 g auf einem Uhrglas aus- ebreitet in einen Ca Cl2-Exsikkator. Die erste Versuchsreihe (I) »t bei + 14ü+ 1°, die zweite (II) bei -)- 11°+ 1° angestellt. Tabelle I und II. in Tagen Gesamter H20- Verlust in Mol. Zunahme des H, 0- Verlustes in Mol. 2 0.01 0,01 4 0,35 0,34 6 0.83 0,48 8 0.97 0,14 10 0,98 0.01 12 1,01 0,02 14 1,01 0,00 16 1,01 0,00 1 0,00 0,00 2 0,00 0,00 3 0,02 0.02 4 0,12 0,10 5 0,28 0,16 6 0,39 0.11 7 0,49 0,10 8 0,59 0.10 9 0,68 0.09 10 0.72s 0,04s 11 0,78 0 © 01 12 0,83 0.05 13 0,88 0,05 14 0.93 0,05 15 0,96 0,03 16 0,96 0,00 17 0,97 0.01 18 0,97 0,00 19 0,97 0.00 20 0,97 0,00 21 0,98 0,01 22 0,98 0,00 24 0,98 0,00 26 0,98 0,00 28 0.98 0.00 30 0,98 0,00 Zur Kenntnis der Hydrate. 291 Ans den Tabellen I und II ersieht man, daß die Wasser- abgabe sieb zunächst beschleunigt und daun verlangsamt, derart, daß sich der gesamte H2 O-Yerlust asymptotisch einem Mol nähert. Die Abgabe erfolgt bei 14° bereits ungefähr doppelt so schnell als bei +11°. Impfung. Seitdem vor 100 Jahren Ziz 1 gefunden hat, daß in über- sättigten Glaubersalzlösungen ein wasserärmeres Natriumsulfat2 sich auflöst, statt Kristallisation zu bewirken, sind ziemlich zahl- reiche Versuche über die Impfwirkung wasserarmerer Hydrate gegenüber wasserreicheren angestellt worden. Sie haben bemerkens- werterweise bei verschiedenen Verbindungen zu entgegengesetzten Ergebnissen geführt. Während C. S. Reischauer3 analoge Resul- tate erhielt wie Ziz, erzielten L. C. de Coppet4 und D. Gernez 5 zuweilen Impfwirkung, und W. Ostwald6 7 gibt sogar an, daß ver- witterter Alaun den gleichen unteren Sch well wert des Impfvermögens besitze wie frischer. Bringt man das durch Trocknung rechtsdrehender Bittersalz- kristalle erhaltene Hexahvdratpulver in eine metastabil übersättigte Bittersalzlösung, die auf 100 g Bittersalz etwa 5 g Borax' ent- hält, so tritt keine Impfwirkung auf, denn es kristallisieren nicht mehr Rechtser als Linkser. Vermutlich wird eine Keimwirkung nur in denjenigen Fällen eintreten, wo die beiden Hydrate (oder Hydrat und Anhydrid) regelmäßige Verwachsungen bilden. Konstitution. Die Abgabe von 1 H2 0 des Bittersalzes spricht, wie schon A. Werner8 hervorhob, für die von diesem aus verschiedenen 1 Ziz, Schweigg. Jouru. 15. p. 160. 1815. 1 Von H. Löwel. Ann. Chim. phys. [3.] 29. p. 62. 1850 als Hepta- hydrat erkannt. 3 C. S. Reischauer, Lieb. Ann. 115. p. 116. 1860. 4 L. C. de Coppet, Compt. rend. 73. p. 1324. 1871. ä D. Gernez, ibid. 78. p. 283. 1874. 6 W. Ostwald, Zeitschr. physikal. Chem. 22. p. 289. 1897. Übrigens könnten Ostwald’s quantitative Impfversuche noch dadurch verfeinert werden, daß man z. B. den NaC103-Kristall, dessen Pulver, mit Quarz- pulver verdünnt, zur Impfung verwendet wird, auf seinen optischen Drehungs- sinn prüft; bei Impfwirkung muß jener Drehungssinn in der Ernte vor- herrschen. 7 Der Borax dient lediglich zur Erzeugung eines Habitus, welcher rechtsdrehende und linksdrehende Individuen leicht, zu unterscheiden ge- stattet; vergl. A. Johnsen, dies. Centralbl. 1915. p. 36. 8 A. Werner, Neuere Anschauungen auf dem Gebiete der anorg. Chem. 3. Aufl. p. 205. 1013. 19* 292 A. Johnsen, Zur Kenntnis der Hydrate. Gründen hergeleitete Formel [Mg (H2 0)6] S 04 . H, 0, wonach ent- sprechend der maximalen Koordinationszahl sowie der maximalen Nebenvalenzzahl 6H20 in der ersten Zone an das Mg-Atom ge- kettet sind. Freilich würde die ionogene Bindung des S04-Radikals wahrscheinlich auch mit der Formel [Mg (H4 02)3] S 04 . H2 0 und vielleicht auch mit der Formel [Mg (H6 03)2] S 04 . H20 verträglich sein. Für die Alaune nimmt A. Werner in der Tat Doppel- moleküle H4 02 an, um alles Wasser in erster Sphäre an das Al-Atom entsprechend der Formel [Al (H4 02)6] (S 04)2 K binden zu können. Solche Polymerisationen werden auch wahrscheinlich gemacht durch die schon 1891 von Röntgen betonte assoziierte Natur des flüssigen Wassers und die von G. Tammann1 aus der Walden- schen Regel 2 für Eis I, II, V und VI berechnete Formel H6 03. Aber auch für Hydrate mit ausschließlich polymeren Wasser- molekeln läßt sich Rosenstiehl’s oben zitierte Behauptung, daß stets mindestens 2 Moleküle H2 0 entweichen, nicht begründen, weil die Polymerisation der H2 O-Molekeln auch erst beim Austritt aus dem Hydrat erfolgen kann; gibt doch z. B. auch Ba02 beim Erliitzen ein O-Atom ab, wobei sich sogleich 02-Molekeln bilden. Während Bittersalz und die meisten „Kristall Wasser“ führenden Salze Einlagerungsverbindungen im Sinne A. Werner’s sind, dürften die durch sog. „Konstitutions- wa s s e r“ ausgezeichneten Silikatminerale seinen Anlagerungs- hydraten zuzuzählen sein. Hierfür spricht wohl auch die Tat- sache, daß in den Silikatmineralien die Zahl der H- Atome diejenige der Ö-Atome niemals übersteigt. Auch die Hexit-Pentit-Tlieorie von W. Asch3 und D. Asch3 operiert lediglicli mit Hydroxylgruppen. Welcherlei k ristallographische Bedeutung solchen Kon- stitutionsbetrachtungen innewohnt , wird die Röntgenogrammetrie von Gips und anderen hydratischen Kristallarten wohl bald ent- scheiden. Wieweit andererseits von der Konstitution nicht kristalli- sierter Hydrate überhaupt gesprochen werden kann, ist fraglich; vermag doch z. B. die Theorie der Lösungen nichts über die Wässerungsstufe gelöster Hydrate auszusagen, und auch chemische Reaktionen scheinen keinen Aufschluß zu geben. Die Frage, warum unter den Elementen nur Chlor und Brom, unter den Sulfiden nur Alkalisulfide (kristallisierte) Hydrate liefern, dürfte ein rein chemisches Problem sein. 1 G. Tammann, Nachr. K. Gesellsch. Wiss. Göttingen. p. 1. 1912, und Physikal. Zeitschr. p. 1087. 1913. ’ Konstanz der molekularen Entropieänderung beim Schmelzen. 3 W. Asch und D. Asch, Die Silikate in chemischer und technischer Beziehung. Berlin 1911. Fr. Schwietring, Ueber die Methoden von F. Becke etc. 293 Über die Methoden von F. Becke und F. E. Wright für die Be- stimmung des Winkels der optischen Achsen. Von Fr. Schwietring in Celle i. H. Mit 2 Textfiguren. F. Becke 1 und F. E. Wright1 2 haben beide die Bestimmung des Winkels der optischen Achsen für durchsichtige inaktive Kristalle in dem Falle behandelt, daß nur die Spur einer optischen Achse im Interferenzbilde der hinteren Brennebene des Objektivs bei ein- fallendem konvergenten polarisierten Lichte sichtbar ist. Beide Forscher gründen ihre Methode auf die Ermittlung der Polari- sationsrichtung p für eine solche Wellennormale n im Kristall, deren Spur N' im Interferenzbilde durch einen dunklen Punkt der Hauptisogyre angegeben wird. In der Tat, liefert das Interferenz- bild die Lage einer optischen Achse und die Ebene der optischen Achsen, so ergibt ein Paar zugehöriger Werte n, p mit leichter Mühe nach der FRESNEL’schen Regel die Lage der zweiten optischen Achse. In der Auffindung von zwei entsprechenden Werten lt, p gehen jedoch die Methoden von Becke und Wright auseinander. P. Kaemmerer3 4 hat diese beiden verschiedenen Methoden miteinander verglichen und festgestellt, daß in theoretischer Hinsicht das Ver- fahren von Becke einwandfreier und deshalb vorzuziehen sei, während es in praktischer Hinsicht etwa denselben Genauigkeits- grad besitze wie das Verfahren von Wright. Kürzlich hat V. Souza-BrandIio 4 den umstrittenen Gegenstand von neuem unter- sucht. Er behauptet, daß Kaemmerer den Kernpunkt der Streit- frage nicht klargelegt habe, daß er vielmehr durch eine besondere Annahme im voraus der Auffassung von Becke den Vorzug ge- geben habe. Die vorliegende Abhandlung hat den Zweck, den Gedankengang von Kaemmerer wie auch den Ein wand von Souza- BRANDäo nochmals nachzuprüfen ; dabei zeigt sich, daß der erwähnte Einwand nicht zutreffend ist. Zunächst sollen die verschiedenen Methoden von Becke und Wright kurz angegeben werden. N' sei entsprechend der obigen Bezeichnung ein dunkler Punkt der Hauptisogyre in der Inter- ferenzerscheinung. Die zu dieser Spur N' zugehörige Wellen- normale tt im Kristall habe auf einer Kugel mit dem Einfalls- punkt 0 auf der vorderen Grenzebene der Kristallplatte als Mittel- punkt den Pol X, die AVellenebene W, die Polarisationsebene und die Polarisationsrichtung p. Der Radius der Kugel sei a2 . f, wo a2 den mittleren Hauptbrechungsindex der Kristallplatte und 1 F. Becke, Min.-petr. Mitt. 24. p. 35. 1905 ; 28. p. 290. 1909. 2 F. E. Wright, Min.-petr. Mitt. 27. p. 293. 1908; 30. p. 171. 1911. 3 P. Kaemmerer, Fortschr. d. Min. 3. p. 141—158. 1913. 4 V. SoDZA-BRANDäo, Zeitschr. f. Krist. 54. p. 113 — 119. 1914. 294 Fr. Schwietring, f die vordere Brennweite des Objektivs bezeichnen; PP sei die Polarisationsebene des Polarisators und AA diejenige des Analy- sators. Die Kugel werde durch eine stereographische Projektion auf die vordere Grenzebene der Kristallplatte abgebildet; der obere Pol(O) des Grundkreises stelle den Schnittpunkt des Kristalls mit der Instrumentenachse dar, die zugleich das Einfallslot bedeutet. Die Ein- fallsebene E E verläuft durch N und (0), N' folgt aus N durch ortho- gonale Projektion auf die hintere Brennebene. Becke findet dann den zu N' gehörigen Wert von |) dadurch, daß er N auf- sucht, dort eine Gerade p' parallel zu PP zieht und den p' in N tangierenden Großkreis als die Polarisationsebene 5|$ an sieht, p' ist dabei die Polarisationsrichtung der Welle in N', P Fig. 1. Die Polarisationsrichtung p für die Wellennormale ON ist nach F. Becke durch OM, nach F. E. Wright durch OS angegeben. 0)- Ebenen und der theoretische Reflexionswinkel des Spektrums 1. Ordnung der (lOO)-Ebenen des flächenzentrierten Gitters ist. 3 Außer T = — - ist für zwei flächenzentrierte Würfel- 4 a\ 3 gitter nur noch möglich T = ‘ ’0 , was Bragg’s nicht er- örtert haben. Es ist aber leicht zu erkennen, daß dann weder das Spektrum 1. Ordnung der (lOO)-Ebenen noch dasjenige 2. Ord- nung der (lll)-Ebenen vernichtet wird. W. H. Bragg und W. L. Bragg machten überdies nach der LAUE’schen Methode mit heterogen strahlender Pt-Antikathode ein 1 W. H. Bragg und W. L. Bragg, Proceed. Roy. Soc. 89. p. 277. London 1914. 332 A. Johnsen. Photogramm einer Spaltungsplatte (111). Die 19 beobachteten Arten von Schwärzungsflecken, entsprechend ebensovielen Flächen- arten, erhalten die einfachsten Indizes (MiLLEa’sche) dann, wenn man (111) als Einheitsfläche und die Kanten [0 11], [101] und [110] als Koordinatenachsen wählt; diese Kanten stellen im flächen- zentrierten Gitter die dichtest punktierten Netzlinien dar. Trans- formieren wir die von Bragg’s auf diese Achsen bezogenen Indizes auf die drei vierzähligen Achsen, welche im einfachen Würfelgitter die dichtest punktierten Netzlinien sind, so erfahren die Indizes der stärksten Schwärzungsflecke, nach abnehmender Schwärzung geordnet, folgende Änderung: (120) >-(113), (130) ->- (T 1 2), (100) >-(l!l), (010) >-(111), (001) >- ( 1 1 T ) . Transformieren wir von drei zweizähligen auf drei dreizählige Achsen, entsprechend dem Übergang vom flächenzentrierten in das raumzentrierte Wiirfel- gitter, so erfahren obige Indizes folgende Änderung: (120)— >-(153), (130) v (021), (100) >- (311), (010) ->-(131), (001) >-(113). Die Indizes werden also in der Tat in beiden Fällen komplizierter. Auch rühren, wie schon Bragg’s bemerkten, die meisten und stärksten Flecke von der Reflexion au solchen Flächen her, die einer der Achsen [01 1], [101] und [1 10] parallel laufen. Der Umstand, daß die auf diese Achsen bezogenen Indizes beim Diamanten stets ent- weder eine ungerade oder eine durch vier teilbare Summe ergeben, spricht, wie Bragg’s zeigten, speziell für zwei um T = a\/3 gegeneinander verschobene flächenzentrierte Gitter. Schließlich untersuchte E. Keller 1 Diamantröntgen ogramme von Laue und von W. Friedrich 1 2, sowie das obige von W. H. Bragg und W. L. Bragg, im ganzen Beugungen von etwa 100 ver- schiedenen Gitterebenen. Er fand folgende zwei von ihm aus der BnAGG’schen Diamantstruktur gezogene Schlüsse glänzend bestätigt. Erstens dürfen keine Schwärzungspunkte vorhanden sein, deren „LAUE’sche Indizes“ die Summe s = 4 n -f- 2 geben, wo n irgend- eine ganze Zahl ist. Zweitens müssen die Flecke mit der Indizes- summe s = 4n doppelte Intensität der Schwärzung zeigen. So ist z. B. auf Keller’s Fig. 1 (p. 159) der Fleck (466) der stärkste von allen, der Fleck (335) einer der schwächsten. II. Fragestellung. Die BRAGG’sche Folgerung, Diamant bestehe aus zwei flächen- zentrierten Würfelgittern, die um ein Viertel der Raumdiagonale des flächenzentrierten Würfels gegeneinander verschoben seien, wird nach obigem vielfach und durchweg gestützt. Daher dürfen 1 E. Keller, Ann. d. Phys. 46. p. 157. 1915. '2 W. Friedrich, ibid. 44. p. 1169. 1914; Fig. 3 auf p. 1178 und Tab. 2 auf p. 1179. Die Symmetrie des Diamanten. 333 wir aus jener Folgerung wiederum Schlüsse ziehen, um mit diesen irgendeine Frage zu beantworten oder irgendeine Streitfrage zu entscheiden. Da der Diamant von den einen zur Holoedrie, von den andern zur tetraedrischen Hemiedrie gestellt wird, fragen wir jetzt: Welche Schlüsse kann man aus der BuAGu’schen Struktur des Diamanten auf dessen Symmetrie ziehen? Zu diesem Zwecke betrachten wir den Diamant wie üblich als regulär, machen die einzige und bei einem chemischen Element wohl unbedenkliche Annahme, daß alle Partikeln der BRAGG’schen Anordnung einander direkt kongruent oder spiegelbildlich kon- gruent sind, und bedenken schließlich, daß das LAUE’sclie Verfahren über die Symmetrie der Partikel nichts auszusagen vermag. Nun- mehr nimmt obige Frage die präzisere Form an: Welche regu- lären Symmetrieklassen entstehen, wenn die Partikel der BRAGG’schen Anordnung alle möglichen Symmetrien durchläuft? Demgemäß suchen wir jetzt für jede der fünf regulären Sym- metrieklassen eine Partikelsymmetrie zu ermitteln, welche im Verein mit der BRAGG’schen Anordnung die Symmetrie der betreffenden Klasse ergibt. III. Untersuchung. Setzt man in irgendeine der 230 ScHOEXFLiEs’schen Raum- gruppen eine symmetrielose Partikel derart ein, daß sie von keinem einzigen Symmetrieelement getroffen wird , und führt dann mit dieser Partikel alle Deckschiebungen (Translationen) und alle Symmetrieoperationen jener Raumgruppe aus, so entsteht ein Kristall derjenigen Symmetrieklasse, der die betreffende Raumgruppe an- gehört. Dann befinden sich in jedem Elementarparallel- epiped so viele symmetrielose Partikeln, als die allgemeinste Kristallform der Symmetrieklasse Flächen besitzt. Diesen ebenso wichtigen wie einleuchtenden Satz hat Schoexflies 1 soeben ausgesprochen. Da jedes Raumgitter ebensoviele Elementarparallelepipede als Gitterpunkte besitzt, so umfaßt ein flächenzentrierter Würfel seinen 4 Gitterpunkten entsprechend 4 Elementarparallelepipede, also 4n symmetrielose Partikeln, wenn n die Flächenzahl der allgemeinsten Form einer regulären Symmetrieklasse ist. Tetartoedrie, n=12; pentagonale Hemiedrie, n = 24; tetraedrische Hemiedrie, n = 24; plagiedrische Hemiedrie, n — 24 ; Holoedrie, n = 48. Nach Bragg’s aber enthält der Raum eines der flächenzentrierten Würfel des 1 A. Schoenflies, Zeitschr. f. Krist. 54. p. 545. 1915. Der Güte der Herren Schoenflies und Groth verdanke ich die Korrekturbogen dieses demnächst erscheinenden Artikels. 834 A. Johnsen, Diamanten statt obiger 4 n nur 4x2 = 8 Kohlenstoffpartikeln, weil letztere lediglich die Gitterpunkte zweier (statt n) ineinander gestellter llächenzentrierter Gitter iunehaben. Die BRAGG’sche 4 n Diamantpartikel umfaßt also = N symmetrielose Partikeln. 48 96 Tetartoedrie, N = -g- = 6 ; pentagonale Hemiedrie, N = -g- = 12; 96 tetraedrische Hemiedrie, N = -g =12; plagiedrische Hemiedrie, 96 192 N = 8 =12; Holoedrie, N = y =24. Man hat daher die Bragg’scIic Partikel, um die Diamant- struktur einer Raumgruppe zuzuordnen, in gewisse von Symmetrie- elementeu getroffene Punkte dieser Raumgruppe einzusetzen, welche durch jene Symmetrieelemente auf N-fache und nur auf N-fache Weise in sich selbst übergeführt werden. Solche Punkte wollen wir allgemein als N-wertig, speziell als 12-wertig, 24-wertig etc. bezeichnen. Ist z. B. N = 6, so muß der Punkt entweder von einer drei- zähligen Drehungsachse und drei zweizähligen Drehungsachsen oder von einer dreizähligen Drehungsachse und drei Spiegelungsebenen oder von einer dreizähligen Drehungsachse und einem Inversions- zentrum getroffen werden. Wir untersuchen jetzt jede reguläre Raumgruppe, deren Trans- lationsgruppe r das flächenzentrierte Würfelgitter r ist, darauf- hin, ob sie N-wertige Punkte in BRAGG’scher Anordnung enthält. 1. Tetartoedrie. N = 6. Die Translationsgruppe F , ist nur in einer Raumgruppe1 enthalten, nämlich in SE2; diese enthält aber keine 6-wertigen Punkte. 2. Pentagonale Hemiedrie. N = 12. Die Trans- lationsgruppe r , ist nur in den beiden Raumgruppen Xh und £{, enthalten. In jeder derselben umfaßt der Raum eines flächen- zentrierten Würfels acht 12- wertige Punkte. Die Anordnung ist aber nur in der Gruppe £h mit der BRAGG’scheu ident. Die in einen 12-wertigen Punkt gesetzte Partikel erhält durch die sie treffenden Symmetrieelemente die Form eines rechten oder eines linken Tetartoeders ; die rechten Tetartoeder bilden ein einfaches flächenzentriertes Gitter, die linken ein gleiches, welches um ^ der Würfeldiagonale gegen das erstere verschoben ist. Dagegen be- trägt in der Gruppe Xh diese Verschiebung 4 der Würfeldiagonale. 3. Tetraedrische Hemiedrie. N = 12. Die Trans- lationsgruppe r . ist nur in den beiden Raumgruppen £d und Xa 1 Die folgenden Raumgruppensymbole X 1 etc. sind diejenigen von A. Schoenklies, Kristallsysteme und Kristallstruktur, p. 534 ff. 1891. Die Symmetrie des Diamanten. 335 enthalten. Erstere besitzt überhaupt keine 1 2-wertigen Punkte ; letztere besitzt zwar solche, doch ist deren Anordnung nicht die ßRAGG’sche, da die beiden Gitter um ^ statt um ü der Diagonale des flächenzentrierten Würfels gegeneinander verschoben sind. 4. P 1 agie dr is ch e Hemiedrie. N = 12. Die Trans- lationsgruppe r , ist nur in den beiden Raumgruppen 03 und 04 enthalten. 03 besitzt zwar 12-wertige Punkte, doch ist die Ver- schiebung der beiden Gitter gleich ^ der Diagonale. Dagegen enthält 04 12-wertige Punkte von der BRAGo’schen Anordnung. Die Partikeln erhalten sämtlich die Form eines und desselben Tetartoeders. Die Tetartoeder des einen Gitters sind gegen die- jenigen des andern um 180° um eine Richtung [110] gedreht. 5. Holoedrie. N = 24. Die Translationsgruppe T ist nur in den Raumgruppen 0h, 0h, 0h und Da enthalten. 0R und 0h besitzen keine 24-wertigen Punkte; 0a enthält zwar solche, doch ist die relative Verschiebung der beiden Gitter gleich der Diagonale. Nur 0h besitzt 24-wertige Punkte von der Bragg- schen Anordnung. Die Partikel erhält die Form eiues Hexakis- tetraeders; die Hexakistetraeder des einen Gitters sind in Inver- sionsstellung zu denen des andern1 *. IV. Ergebnisse. 1 . Ermittelt man alle Raumgruppen, denen eine experimentell gefundene Kristallstruktur zugeordnet werden kann, so erscheint letztere im allgemeinen nicht mit allen Symmetrieklassen ihres Kristallsystems in Übereinstimmung. Daher kann die ScHOENFLiEs’sche Strukturtheorie im Verein mit experimentellen Methoden über die Symmetrieklasse einer Kristallart entscheiden. 2. Die BRAGG’sche Diamantstruktur läßt sich nur der holo- edrischen Raumgruppe 0h, der plagiedrischen 04 und der penta- gonalen ^h zuordnen. Diamant kann also wreder tetraedrisch noch tetartoedrisch sein. 3. Die in manchen, übrigens recht seltenen Fällen beobachtete Tetraedrie von Habitus oder Oberflächenzeichnung beruht auf Zu- fällen, d. h. auf Ursachen, die außerhalb des Diamanten liegen. 4. Wollte man die spärlichen Diamantkristalle mit gekerbten Kanten als Ergänzungszwillinge deuten, so hätte man entweder das „Gesetz des Eisernen Kreuzes“ (Pentagonale Hemiedrie) an- zunehmen oder parallelachsige Verwachsung eines Rechtsers und eines Linksers (Plagiedrische Hemiedrie). 5. Als Symmetrieklasse des Diamanten ergibt sich mit größter Wahrscheinlichkeit die Holoedrie. 1 Diese Raumgruppe hat bereits Schoenflies, holoedrische Symmetrie des Diamanten voraussetzend , der BRAGG’schen Struktur zugesprochen (Zeitschr. f. Krist. 54. p. 566. 1915). 336 W. Oertel, Beiträge zur Kenntnis 6. Da die fraglos tetraedrisclie (oder tetartoedrische) Zinkblende die gleiche Partikelanordnuug liat wie Diamant, diese Anordnung aber nach obigem bei Gleichheit aller Partikeln tetraedrisclie (oder tetartoedrische) Symmetrie nicht besitzen kann, so folgt, daß die Partikeln nicht gleichartige Zn S-Molekeln, sondern wohl — wie Bragg’s 1 auch bereits aus andern Gründen1 2 annahmen — zur Hälfte Zn-Atome, zur Hälfte S-Atome darstellen, welche je ein Hächenzentriertes Gitter aufbauen. Beiträge zur Kenntnis der oberjurassischen Schildkrötengattung Hydropelta. Von Walter Oertel, München Mit einer Abbildung. Als Ergänzung zu meiner Monographie über die Schildkröten des oberen nordwestdeutschen Jura nahm ich auch eine Sichtung des aus dem lithographischen Schiefer von Solnhofen , Eichstätt und Kelheim stammenden Testudinatenmaterials, das sich auf die Gattungen Eurysternum , Idiochelys und Hydropelta verteilt, vor. Schon damals fiel mir auf, daß auf einen großen Teil der Stücke, die der noch recht ungenügend bekannten Gattung Hydropelta an- gehören sollten, die Beschreibung, wie sie H. von Meyer, Lortet und Rütimeyer von diesem Genus gegeben haben, nicht paßt; es fiel mir ferner bei der Einsicht der in Betracht kommenden Lite- ratur auf, daß überhaupt unter dem Begriff „ Hydropelta “ recht verschiedenartige T}rpen zusammengefaßt wurden. So paßt auf das von H. von Meyer begründete Genus Hydropelta durchaus nicht immer der später von Lortet, Rütimeyer, Maack und von Zittel in erweitertem Sinne gebrauchte Gattungsbegriff. Um diese, wie es scheint, bisher noch nicht aufgedeckten Unstimmigkeiten klar- zustellen , nahm ich eine Neubearbeitung des in der Münchener paläontologischen Staatssammlung aufbewahrten Materials vor, welches seinerzeit die Originale zu den von H. von Meyer, Maack und von Zittel vorgenommenen Untersuchungen lieferte. Für die liebenswürdige Bereitwilligkeit, mit der die Herren Professor Roth- pletz und Broili meine Untersuchungen unterstützten, möchte ich ihnen auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aus- sprechen. Das in der Münchener Sammlung aufbewahrte , Hydropelta zugeschriebene Material setzt sich aus zwei Rückenpanzern, einem 1 W. H. Bragg und W. L. Bragg, Proceed. Roy. Soc. 89. p. 286. London 1914. 2 Schwaches, aber doch gegenüber Diamant deutliches Spektrum 1. Ordnung der (lOO)-Ebenen wie Spektrum 2. Ordnung der (lll)-Ebenen. der ober jurassischen Schildkrötengattung Hydropelta. 337 Bauchschild und dem Gipsabguß eines im Pariser naturhistorischen Museum befindlichen , aus dem Ciriner lithographischen Schiefer stammenden, recht vollständigen Schildkrötenexemplares zusammen. Dieser Abguß, der von dem damaligen Direktor des Pariser Mu- seums, Cordier, der bayrischen Staatssammlung überlassen wurde, wurde seinerzeit von dem Konservator an der Staatssammlung, Andreas Wagner, in den „Gelehrten Anzeigen der K. Bayrischen Akademie“ beschrieben. Außer den erwähnten Stücken zog ich auch noch die LoRTET’schen Originale, soweit sie in seiner Ab- handlung: „Des reptiles fossiles du bassin du Rhone“ (Berichte d. naturliist. Museums zu Lyon 1892) abgebildet sind, in den Rahmen der Untersuchung. Einen Teil des Lyoner Materials, welches schon von Rütimeyer beschrieben wird, konnte ich allerdings nicht mitbehandeln, weil keine Abbildung und genauere Beschreibung davon existiert und eine Untersuchung an Ort und Stelle oder eine Besichtigung der im Solothurner naturhistorischen Museum aufbe- wahrten Gipsabgüsse des Ciriner Materials zurzeit ausgeschlossen war. Somit werden also an dieser Stelle folgende als Hydropelta Meyeri oder Hydropelta sp. bestimmte Stücke behandelt : 1. Ein Bauch- und Rückenschildfragment, das stark beschädigte rechte Hyo- und Hyposternum, das Entosternum, sowie den rechten Discusrand nebst den sechs ersten Costalplatten um- fassend (abgebildet bei H. von Meyer, „Die Fossilien aus dem lithographischen Schiefer.“ Frankfurt 1860. Taf. XVI Fig. 9. p. 139, und Lortet, „Les reptiles fossiles du bassin du Rhone.“ Archives du Mus. d’histoire naturelle de Lyon. Taf. II Fig. 3. p. 18 — 23). 2. Die rechte Hälfte eines Bauchschildes, bestehend aus dem rechten Hyo- und Hyposternum und dem Entosternum. Da- neben sind auch Teile der sehr beschädigten Costalplatten, die vorderen Extremitäten, sowie der rechte Hinterfuß vor- handen (abgebildet bei Zitted, Handbuch der Paläontologie. 3. p. 530). 3. Der Gipsabguß der Pariser Schildkröte, welcher die hintere Bauchschildhälfte, einen vollständigen Rückenschild und die wohlerhaltenen Extremitäten umfaßt (erwähnt in Wagner, „Vergleichung der urweltlichen Fauna etc.“ Gelehrte An- zeigen der K. Bayr. Akad. d. Wissensch. No. 49. 2. Mai 1860. p. 394). 4. Ein stark beschädigter Rückenschild, von der Innenseite ge- sehen, nebst den Überresten der Sternalflügel des Plastrons und den Beckenteilen (abgebildet bei Maack, „Die bis jetzt bekannten Schildkröten und die im oberen Jura bei Kelheim und Hannover neu aufgefundenen Arten derselben.“ Palae- ontographica. 1868 — 69. Taf. XL. p. 314). Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 22 338 W. Oeitel, Beiträge zur Kenntnis 5. Ein bisher noch nicht beschriebener, als Hydropelta sp. be- stimmter Riickenschild, der aus dem lithographischen Schiefer von Kelheim stammt und der ehemaligen LEiK’schen Samm- lung angehörte. Das Genus Hydropelta wurde von H. von Meyek begründet, der im N. Jahrb. f. Min. etc. 1852. p. 833 ein ihm von Thiolliere zur Bestimmung gesandtes, aus den lithographischen Schiefern von Cirin stammendes Plastron unter diesem Genusnamen beschrieb. Thiolliere war schon vorher die Ähnlichkeit des von großen Fontanellen durchsetzten Bauchschildes mit dem lebender Cheloniiden aufgefallen, und er hatte deshalb dieses Stück Chclone Meyeri ge- tauft. Wie wenig H. von Meyer, der aus den Schildkrötenresten des bayrischen lithographischen Schiefers nicht weniger als 8 Gat- tungen und 9 Arten beschrieb, während deren in Wirklichkeit wreit weniger vorliegen, die Anatomie des Schildkrötenstammes beherrschte, zeigt sich darin, daß er das Stück vollkommen verkehrt orientierte. Obwohl an dem Plastron das Entosternum mit dem Hyoplastron noch in Verbindung stand, hielt er doch diesen Bauchschildteil für das Hypoplastron und damit notwendigerweise die rechte Bauch- schildseite für die linke (siehe oben erwähntes Werk, Taf. XVI Fig. 9). Lortet berichtigte in seiner Abhandlung den Irrtum H. von Meyer’s. Aber er hielt es doch für berechtigt, daß die neue Gattung Hydropelta bestellen blieb. Er brachte das Plastron, wie wir sehen werden, ohne jeden zwingenden Grund mit dem in seiner oben erwähnten Abhandlung auf Taf. II Fig. 5 abgebildeten Rücken- panzer in Verbindung, obwohl beide Stücke isoliert gefunden wurden. Wie gewagt es ist, von einer ungenügend bekannten Art auf Grund lediglich kombinierter Bauch- und Rückenschildfragmente eine voll- ständige Beschreibung liefern zu wollen, habe ich bei der Bearbei- tung des hannoverschen Materials erfahren müssen : dabei hat sich gezeigt, daß auch Portes nachweislich die Plastren typischer Plesio- chelyden seiner Tropidemys Seebachi zuwies. Auch die Bestimmungen Rütimeyer’s, der mehrere isolierte Bauchschildteile teils zu Tropid- emys, teils zu Thalassemys stellte, dürften nicht immer ganz ein- wandfrei sein. In unserem Falle ist das Resultat aber ein wesentlich günstigeres. Wie nämlich die Betrachtung der Marginalia, Costalia und des Nuchale der rechten Rücken schildhälfte zeigt, liegt hier zweifellos ein Eurysternum vor, und zwar die von H. von Meyer begründete und in Münsteii’s Beiträgen zur Petrefaktenkunde 1843 beschriebene Art Eurysternum Wagleri. Eine eingehende Beschrei- bung dieser Art auf Grund eines wohlerhaltenen Exemplars lieferte aber erst von Zittel (Bemerkungen über die Schildkröten des litho- graphischen Schiefers. Palaeontographica. 14. 1876). Das Exem- plar Zittel’s war etwas kleiner; es handelte sich, wie Zittel der oberjurassischen Schildkrötengattung Hydropelta. 339 selbst bemerkt, hier um ein junges Tier. Dagegen muß die von Lobtet beschriebene Form als ausgewachsen bezeichnet werden. Vergleichen wir nun die beiden Stücke, so werden wir linden, daß die Gestalt und Ausbildung der Rippenplatten bei beiden Exemplaren völlig übereinstimmt, die Nuchalplatte ist hier wie dort ähulich wie bei Idiochelys und bei Thalassemyden überhaupt sehr breit, wenig hoch und vorne tief ausgebuchtet. Auch der Riicken- schildrand zeigt bei beiden Abbildungen dieselbe Ausbildung: zwischen den Marginal- und den Costalplatten klaffen Lücken, die 3. — 7. Randplatte sind nicht breit und abgeflacht wie die des läuteren Discusrandes, sondern stabartig, von rundem Querschnitt und wenig breit. Von dem 8. Marginale an nach dem Pygale zu verbreitern sich aber die Randplatten, wie aus beiden Abbildungen deutlich zu ersehen ist. Rein zufällig klafft auch bei beiden Exemplaren zwischen dem Nuchale und dem 1. Costale und 1. Neu- rale eine Lücke, welche Zittei. für primär hielt und auf eine ähnliche, bei den Triony chiden tatsächlich vorkommende Erschei- nung hinwies, während Wegner 1 mit Recht sie für sekundär, und zwar durch Gesteinsdruck erzeugt, ansieht. Meiner Ansicht nach bezeichnen die beiden erwähnten Abbildungen dieselbe Art, mindestens dieselbe Gattung. An zweiter Stelle soll hier das bei Zittel (Handbuch der Paläontologie. 3. p. 530) abgebildete Plastron besprochen werden. Die rechte Seite dieses Bauchschildes ist trefflich erhalten, von der linken sind nur mehr Bruchstücke des Hyo- und Hyposternums zu sehen. Es handelt sich hier um ein kleines, aber, wie aus der Beschaffenheit der Knochenteile hervorzugehen scheint, doch schon nahezu erwachsenes Exemplar. Die Länge des Bauchschildes beträgt nur 14,5 cm, der Carapax mag über 16 cm breit und 18 cm lang gewesen sein. Die Hyo- und Hvposternalia sind mit dem Carapax nur lose durch zackige Fortsätze verbunden. Das Plastron zeigt sehr deutlich seitliche Lücken und eine größere zentrale Fon- tanelle. Auch zwischen den Xipliisternalia waren Lücken vor- handen. Das Entosternum hat wie bei der an erster Stelle er- wähnten Abbildung die Gestalt einer Lanzenspitze. Im vorliegenden Falle sind auch die Epiplastra vorhanden, kleine halbmondförmige, mit dem Entoplastron fest verbundene Blättchen. Dagegen ist das Entoplastron im Gegensatz zu den rezenten Meerschildkröteu (Clieloniiden) mit dem Hyosternum nicht fest verbunden (siehe auch Wegner, Desmemys Bertelsmanni nov. gen. nov. spec. Palae- ontographica. 58. 1911). Vom Rückenschild sind nur die Costal- platten der rechten Seite einigermaßen deutlich zu sehen. Es hat den Anschein, als ob zwischen den Rippenplatten und dem Rand 1 Wegner, Desmemys Bertelsmanni nov. sp. nov. gen. Palaeonto- graphica. 58. p. 121. 22* 340 W. Oertel. Beiträge zur Kenntnis keine größeren Fontanellen bestanden, wahrscheinlich gelenkten die Costalia der vorderen und hinteren Rückenschildgegend lückenlos mit den entsprechenden Randplatten. Von den Vorderextremitäten sind nur die Schulterknochen und die Oberarmknochen (Radius und Ulna) erhalten. Nur am rechten Hinterfuß läßt sich deutlich die Gestalt und Größe der Tarsalia und Metatarsalia erkennen, auf die der Carpalia kann geschlossen werden. Die genannten Extre- mitätenknochen zeigen nun keinen wesentlichen Unterschied von den entsprechenden Handknochen von Eurysternum Wo gier i (siehe Zittel, 1. c. Taf. XXVIII). Vor allem fällt mir an der Zittel- schen Abbildung das breite 5. Metatarsale auf (mtV auf Taf. XXVIII Fig. 1). Die übrigen noch erhaltenen Metatarsalia und Phalangen stimmen völlig mit den gleichartigen Knöchelchen des hier be- handelten Zittel’ sehen Originals überein, so daß auch die Be- schaffenheit der Extremitäten unbedingt für Eurysternum sprechen würde. Es wäre jedenfalls widersinnig, eine Form, deren Bauchschild, wie das ja auch bei den Angehörigen der Gattung Eurysternum der Fall ist, schon fast völlig dem marinen Leben angepaßt erscheint, von diesem Genus willkürlich zu trennen und zu den Plesiochelyden zu stellen. Ob hier ja nun gerade Eurysternum Wagleri vorliegt, läßt sich bei dem dürftigen Erhaltungszustand des Rückenschilds natürlich nicht sagen, jedenfalls aber gehörte die angeführte Schild- kröte dem Genus Eurysternum an. An dritter Stelle sei der Gipsabguß der Pariser Schildkröte besprochen. Konservator Wagner verkannte völlig die wahre Natur dieses ausgezeichnet erhaltenen und sehr charakteristischen Stücks. Hier liegt keine Hydropelta, sondern eine Idiochelys vor (siehe auch Lortet, 1. c. p. 16 und 17). Da das Tier auf dem Rücken liegt, ist der Rückenschild von der Innenseite zu sehen, vom Bauchschild sind die beiderseitigen Hypo- und Xipliiplastra erhalten. Das Plastron besitzt keine zentrale Lücke, sondern nur seitliche Fontanellen. An dem fast kreisrunden Rückenschild zeigt sich die Nuchalplatte vorne ausgebuchtet. Der Rand des Rücken- schildes ist durch breite hintere und schmale vordere und mittlere Marginalplatten gekennzeichnet. Die Behauptung Wagner’s, daß zwischen den Marginal- und Costalplatten keine Lücken bestünden, beruht auf einem vollkommenen Irrtum. Wie bei den bei Rüti- meyer (Die fossilen Schildkröten von Solothurn, Taf. XV) abge- bildeten Ciriner Idiochelyden , klaffen zwischen den Rand- und Rippenplatten sogar noch in der Abdominal- und Caudalgegend ansehnliche Fontanellen. Von den Hautschildern sind die Verte- bralscuta des Rückenschildes sehr breit. Von den Neuralplatten ist nur eine, wahrscheinlich die erste, zu sehen, welche schmal kegelförmig ist. Die Extremitäten sind vorzüglich erhalten und stimmen genau mit denen typischer Idiochelyden überein (siehe Rütimeyer, 1. c. Taf. XV Fig. B und C, und Lortet, 1. c. Taf. II der oberjurassischen Schildkrötengattung Hydropelta. 341 Fig. 2 und 3). Zweifellos handelt es sich also bei dem vor- liegenden Gipsabguß um die in Cirin und Solnhofen in mehreren wohlerhaltenen Exemplaren nachgewiesene Idiochelys ( Chelonemys ) Fitzingeri. Ma ack hat in seinem oben angegebenen Werke die sehr mangelhaft erhaltenen Reste eines Rücken- und Bauchschildes, welche in den Kelheimer Jurakalken nachgewiesen wurden , als Hydropelta Meyeri bestimmt (siehe Maack, 1. c. Taf. XL). Es handelt sich um einen ziemlich großen, elliptischen Rückenpanzer, dessen Schale fast papierdünn ist. Das Tier lag bei der Ein- bettung in den Schlamm auf dem Rücken, so daß der Carapax von der Innenseite sichtbar ist. Der Bauchschild ist so zertrüm- mert und defekt, daß nur die Sternalfliigel der rechten Seite (Hyo- und Hyposternum) , sowie Teile der Xipliiplastra erhalten sind. Zwischen den Costal- und Marginalplatten scheinen nur geringe Lücken bestanden zu haben, während in der Pygalgegend und am vorderen Teil des Rückenschildes die Rippen- und Randplatten an- scheinend ganz dicht aneinanderschlossen. Die zwei letzten Marginalia (10 und 11) sind breit, das Pygale ist klein, und das Supracaudale, ein großes rundes Plättchen, drängt sich so gewisser- maßen noch in den Rückenschildrand ein. Von einer Teilung des Supracaudale in zwei Plättchen, wie sie Rütimeyer (1. c. p. 136) gesehen haben will, konnte ich nichts bemerken ; wahrscheinlich hat Rütimeyer einen Sprung in der Knochenmasse als Naht ge- deutet. Vom Becken sind die beiden Iscliia und ein weiterer Teil, wahrscheinlich das Hium darstellend, erhalten. Diese Beckenteile unterscheiden sich nicht wesentlich von den gleichartigen Becken- knochen, wie sie bei Eurysternum Wagleri beobachtet worden sind. Am Schwänze, der sehr gut erhalten ist, waren offenbar noch An- sätze von Caudalrippen vorhanden; es ist bezeichnend, daß sich auch bei dem oben erwähnten Eurysternum Wagleri Zittel’s Caudal- rippen finden. Ich glaube, daß auch dieses Stück zu der Gattung Eury- sternum gestellt werden muß. Es würde sich dann allerdings um eine neue Art handeln, denn mit dem bisher beschriebenen Eury- sternum Wagleri (Alterstadium E. crassipes) ist es nicht vollkommen identisch, sondern unterscheidet sich von dieser Form durch das Vorhandensein einer kleinen Caudalplatte. Wohl aber hat die Supracaudalplatte bei dem MAACü’schen Exemplar die Gestalt der Caudalplatte eines Eurysternum ; auch in der Ausbildung der Neural- und Costalplatten, der Vertebralschilder und des Beckens etc. stand das Tier der Gattung Eurysternum sehr nahe. Die Neuralplatten, von denen nur schwache Abdrücke erhalten sind, waren, wie dies auch Rütimeyer bemerkt, kegelförmig. Auch der Abdruck eines Vertebralschildchens hat sich erhalten ; er zeigt, daß sich bei dem 342 W. Oertel, Beiträge zur Kenntnis betreffenden Tiere bereits gerunzelte Vertebralscuta fanden, die, wie bei E. Wagleri, nach hinten zu ziemlich tief ausgebuchtet waren. Lobtet hat neben dem schon erwähnten Bauchschild auch einen Rückenschild Hydropelta Meyeri zugeschrieben (siehe Taf. II Fig. r>). Dieses Stück stammt nicht direkt aus dem Ciriner litho- graphischen Schiefer, sondern aus den Kimmeridgekalken von Creys im Departement Isere, Cirin gegenüber, auf dem anderen Ufer der Rhone; ob die beiden Vorkommnisse gleichaltrig sind, läßt sich wahrscheinlich nicht entscheiden. Es scheint fast, als ob die Schildkröte, deren Rückenschild von Lortet dargestellt ist, gegen eine Gleichaltrigkeit der beiden Fundpunkte sprechen würde. Denn hier liegt eine neue Gattung vor, welche zu den bis jetzt erwähnten Formen in gar keiner Beziehung steht. Da das Tier auf dem Rücken liegt, ist nur die Innenseite des Rückenschildes zu sehen, welcher 29,1 cm lang und 1,8 cm breit ist; Fontanellen bestanden im vorliegenden Falle zwischen der 2. — 4. Costalplatte einerseits und dem 3. — 7. Marginale andererseits. Die erhaltenen Marginalia des hinteren Randes (8 — 11), sowie das Pygale sind auffallend hoch. Außerdem waren das 2. und 3. Supracaudale wie bei der Gattung Plesiochelys halbmondförmig, und das 1 . Supracaudale be- sitzt wie bei manchen Solothurner Schildkröten die Gestalt eines Trapezes (vergl. Plesiochelys Etalloni, PI. Jaccardi und Thalassemys Hugii). Auffallend ist die geringe Höhe der Costalia und der recht stark gekrümmte Verlauf, den die Knochennähte der hinteren Rippenplatten zeigen. Über die Neuralplatten läßt sich nach der Abbildung leider sehr wenig sagen. Nach der Zeichnung hat es den Anschein, als ob die Wirbelplatten teilweise wie bei Idiochclys verkümmert waren. Die noch sichtbaren, unverkümmerten Neuralia waren lang und schmal. Das Becken scheint an der 8. Rippen- platte nur recht lose befestigt gewesen zu sein. Die Verwachsung scheint durch Ligament erfolgt zu sein, und wir haben hier wahr- scheinlich wieder ein Beispiel für die „amphichelydische“ Art der Beckenverwachsung (siehe Wegner, 1. c. p. 119). Hier liegt jeden- falls eine neue Form vor, die wirklich zu einem neuen Genus ( Hydropclta ) erhoben werden muß. An letzter Stelle sei hier das aus der LEtK’schen Sammlung stammende Exemplar der Münchener Staatssammlung, bestimmt als Hydropelta sp., behandelt. Es handelt sich um einen 20 cm langen und über 18 cm breiten, fast kreisrunden Rückenschild, der noch recht gut die Form der Neuralia, Costalia und Marginalia be- obachten läßt. Schon auf den ersten Blick fällt die Ähnlichkeit des Stückes mit gewissen Solothurner und hannoverschen Schild- krötentypen auf, so daß hier entschieden ein Anklang an die Kimmeridgefauna Solothurns und Hannovers vorliegt. Die Neural- platten, von denen alle acht vorhanden sind, sind kegelförmig, nehmen nach der Hinterseite des Schildes an Höhe ab und wrerden der oberjurassischen Schildkrötengattung Hydropelta. 343 sechseckig (7. und 8. Neurale). Supracaudalplatten waren zwei vorhanden, von denen die erste halbmondförmig, die zweite ellip- tisch geformt ist. Die Costalplatten sind niedrig und ziemlich breit, sie gleichen in ihrer Gestalt vollständig den gleichartigen Fig. 1. Plesiochelys minima nov. spec. Verkleinerung ca. Panzerteilen von Plesiochelys. Eigentümlich in ihrer Art sind die Marginalia. Die Randplatten des vorderen Rückenschildes gleichen vollständig den entsprechenden Marginalia des Plesiochetydenpanzers (vergl. Ml, M2, M3 mit den entsprechenden Randplatten etwa von Plesiochelys Hannover ana). Ebenso schließen sich die Mar- ginalia der hinteren Rückenschildgegend, also etwa M 8 — M 1 1 , den entsprechenden Elementen des Plesioclielydenpanzers an. Dagegen sind die Marginalia 4 — 7 nicht so breit wie bei den meisten Ver- 344 W. Oertel, Beiträge zur Kenntnis tretern der Gattung Plesiochelys, sondern schmal und an der Stelle, wo die verlängerten Rippen in sie eintreten, leicht eingebuchtet. Fontanellen waren aber zwischen Marginal- und Costalplatten sicher- lich nicht vorhanden. Die Vertebralschildchen sind ausnehmend breit, sie über- schreiten die halbe Breite der Costalia, so daß für die Costal- schilder nur ein geringer Raum übrigbleibt. Die Marginalschilder waren, soweit sie noch erkennbar sind, vollständig wie bei Plesio- chelyden entwickelt. Die Ausbildung der mittleren Marginalia, welche noch schmal sind und dort, wo die Rippen in sie eintreten, eine Einbuchtung aufweisen, macht es wahrscheinlich, daß hier ein noch nicht völlig entwickeltes und noch nicht ausgewachsenes Tier vorliegt. Aller- dings läßt sich mit Sicherheit feststellen , daß diese auffallend kleine Schildkrötenform auch im ausgewachsenen Zustande nicht viel größer wurde wie das vorliegende Exemplar. Der vorliegende Panzer stellt unbedingt die kleinste bis jetzt bekannte, Solothurner Gepräge besitzende Form dar. Selbst die von Portis beschriebene Plesiochelys minor und die von mir aufgestellte PL pumilio sind erheblich größer gewesen als die Kelheimer Plesiochelys. Ich schlage daher für die vorliegende Schildkrötenform, welche weder hinsichtlich ihres Aussehens noch hinsichtlich ihrer Größe mit einer der bisher bekannten Plesiochelyden zu identifizieren ist, den Namen Plesiochelys minima vor. Maße. Rückenschild : Länge : über 20 cm ; Breite : 18,5 cm. Größte Länge Größte Breite Neuralia : Neur. II 2,5 cm — Neur. ID 2,5 1,5 cm Neur. IV 2,2 2 Neur. V. .... 2 2 Neur. VI 1,8 2 Neur. VII — Neur. VIIT. .... 1,2 2 Supracaudalia : S. 1 1 5 S. II 1,5 5 Costalia: C. I. 2 6 C. II. .... . 2,5 7,5 C. III 2,5 7,8 C. IV 2 8 C. V 2 7,5 C. VI 2,5 6 C. VII 2 4,5 C. VIII. 2,5 4 der oberjurassischen Schildkrötengattung Hydropelta. 345 Größte Länge Größte Breite Marginalia: M. II 1cm 3 cm M. III.. 1,5 2 M. IV — — M. V. 1,5 2 M. VI 1.5 2.5 M. VII 1.7 2,5 M. VIII 1,9 2,3 M. IX 2 2,5 M. X 2,5 3 M. XI. — 2,5 Die Betrachtung des bisher bekannten Hydropelta- Materials hat nun ergeben, daß darunter sehr verschiedene Typen verstanden wurden. So ließ sich eine Form sofort als ldiochelys Fitzingeri erkennen, ein anderer Teil des Materials steht der aus Solnhofen und Cirin bekannten Gattung Eury sternum, insbesondere der be- kannten Art E. Wayleri, nahe. Ja sogar das aus dem oberen Jura Solothurns, Hannovers , Nordfrankreichs und Englands bekannte Genus Flcsiochclys ließ sich unter dem Hydropelta- Material der Münchener Sammlung nach weisen. Nur der von Lortet abge- bildete und beschriebene, aus Creys stammende Rückenpanzer von Hydropelta Meyeri scheint wirklich eine neue Form zu sein, für welche der Genusname Hydropelta bestehen bleiben kann. Es käme dann die Gattung Hydropelta im lithographischen Schiefer Bayerns bis jetzt überhaupt noch nicht vor, denn die Angehörigen dieses problematischen Genus würden sich zwanglos der Gattung Euty- sternum anreihen lassen. Hydropelta aber, deren systematische Stellung infolge des bis jetzt noch nicht bekannten Bauchschildes noch nicht sicher ist und die vielleicht am besten zu den Thalass- emyden gestellt wird, ließe sich dann auf Creys beschränken. Ich möchte meine Abhandlung nicht schließen, ohne kurz auf die systematische Stellung der Thalassemyden eingegangen zu sein. Über die Zusammenhänge und die Anordnung dieser Schildkröten, welche neben den otfenbar die allmähliche Anpassung an das marine Leben ausdrückenden Kennzeichen auch noch die Merkmale Land und Sumpf bewohnender Ahnenformen besitzen , herrscht noch wenig Klarheit. Ursprünglich (vergl. Zittel) faßte man alle Formen, welche mehr oder minder stark den Typus der Meer- schildkröten angedeutet besitzen, unter dem Sammelnamen „Thalass- emydidae“ zusammen, Lortet hat aber dann von den Thalass- emydidae, unter denen er die Formen, welche in höherem Grade dem marinen Typus sich nähern sollten, verstanden haben wollte, die Halmyrachelyden abgetrennt. Diese Gruppe, der die Gattungen ldiochelys, Hydropelta und Chelonides zufallen sollten, sollte sich angeblich mehr den Pleurodiren (Plesiochelydae, rezente Chelydidae) anschließen. 346 W. Oertel, Beiträge zur Kenntnis In neuerer Zeit wurden denn auch diese drei Gattungen zu den Plesiochelyden, welche man als Urpleurodiren auffaßte, ge- stellt. Chclonides verbindet nun aber mit den Plesiochelyden nicht die geringste Ähnlichkeit; der Ausbildung des Rückenschikhrandes und des Bauchschildes nach zu schließen, muß diese Form unbedingt zu den echten Thalassemyden gestellt werden, Idiochelys und melleicht auch die von Creys stammende Hydropelta Lörtet’s sind in ge- wissem Sinn Mischformen. Doch überwiegen bei Idiochelys die thalassemydischen Eigenschaften, als welche unbedingt die Aus- bildung des von großen Fontanellen durchsetzten Rückenschildes des Discusrandes, sowie der Hyo- und Hyposternalflügel aufgefaßt werden müssen. Plesiochelydisch ist bei Idiochelys nur die Form des Entoplastrons und der Epiplastra, auch das Fehlen einer zen- tralen Fontanelle könnte als plesiochelydisch angesehen werden. Dagegen darf aus dem Fehlen bezw. der teilweisen Reduktion der Neuralplatten nicht ohne weiteres auf eine Verwandtschaft zu lebenden Chelyden geschlossen werden; denn die Unterdrückung von Neuralplatten ist bei den jurassischen Schildkröten überhaupt eine häuüge Erscheinung. Von Hydropelta Meyeri kennen wir nur den Rückenschild, der in der Hauptsache ebenfalls thalassemydisch ausgebildet erscheint. Man hat bei der Einteilung der jurassischen Schildkröten seinerzeit großen Wert auf die Verwachsung des Beckens (Ilium und Pubis) mit dem Rücken- und Bauchschilde gelegt. Bei den eigentlichen Thalassemyden sollte danach das Becken weder mit der 8. Rippenplatte noch mit dem Xiphiplastron verwachsen sein. Da- gegen sollten die Halmyrachelyden ein mit Bauch- und Rücken- schild mehr oder minder stark verwachsenes Becken besitzen. Diese allzu einseitige Einteilung der Schildkröten, lediglich nach einem einzelnen Merkmal, ist durch die Entdeckung Wegner’s, der nachweisen konnte, daß auch bei der vielleicht am meisten den Meerschildkröten ähnelnden Gattung Eurysternum das Becken mit der 8. Rippenplatte und dem Xipliiplastron verwachsen war und daß bei einer sogar typisch marinen Form, wie es die cretacische Desmemys Bertelsmanni ist, die Ilia mit dem Rücken- schild und die Iscliia mit dem Bauchschild verwachsen konnten, widerlegt worden. Ich bin der festen Überzeugung , daß das Becken mehr oder minder bei allen jurassischen Schildkröten mindestens im Alter mit dem Bauch- und Rückenschild verwachsen war, so daß eine Einteilung lediglich danach, ob das Becken frei oder verwachsen erscheint, viel zu einseitig ist. Mir erscheint vielmehr eine den gesamten morphologischen Habitus berücksichtigende Systematik die einzig richtige zu sein. Von weitaus ausschlaggebenderer Rolle ist meiner Ansicht nach die Ausbildung des Rückenschildes, des Discusrandes und vor allem auch des Bauchschildes. Je nachdem nämlich der Carapax von der oberjurassischen Scliildkrötengattung Hydropelta. 347 Fontanellen durchsetzt ist, je nachdem sich die Marginalia und das Nuchale verschmälert zeigen, je nachdem ferner der Bauch- schild zentrale und seitliche Lücken aufweist und das Entosternum lanzenförmig zugespitzt ist oder eine rautenförmige bezw. rund- liche Gestalt besitzt, lassen sich die jurassischen Schildkröten leicht in verschiedene Gruppen bringen. Ich schlage nun für die Thalassemyden folgende, ins einzelnere gehende Einteilung vor. Thalassemydidae (im weiteren Sinue): Kückenschild meist breit und flach, kreisrund bis herzförmig, seltener elliptisch und hochgewölbt. Stets Fontanellen zwischen den Marginal- und Costalplatten vorhanden oder wenigstens ange- deutet. Nuchale niedrig und breit, meist auch eingebuchtet. Becken wenigstens im Alter mit dem Rücken- und Bauchschild verwachsen. Bauchschild mit zentralen und seitlichen Fontanellen oder nur mit seitlichen Lücken; Entosternum spitz lanzettförmig oder rhombisch, Epiplastra halbmondförmig oder mehr rundlich und groß. 1. Untergruppe: Thalassemyden im engeren Sinn (den lebenden Cheloniiden noch am ähnlichsten). Entoplastrou lanzettförmig, Epiplastra klein und halbmond- förmig. Zentrale und seitliche Fontanellen am Bauchschild vor- handen. Eurysternnm (E. Wagleri, Syn. : E. crassipes). Hierher ge- hört auch Parachelys Eichstättensis v. Meyer (vergl. Zittel, Palae- ontographica. 14), sowie der größte Teil der bisherigen Gattung Hydropelta (H. Meyeri v. Meyer, H. Meyeri Maack, H. Meyeri bei Zittel). Eurysternum ist die den Meerschildkröten am nächsten kommende Form. Thalassemys Hugii Rütlu., Th. Gresslyi Rütim., Th. marina Fraas und Th. Heuseri nov. spec. Von den genannten Formen trägt die von Fraas beschriebene Th. marina am meisten den Charakter der Meerschildkröten. Chelonides Wittei Maack und C7«. rohusta Portis. Die erst- genannte Form ist zwar hoch gewölbt, schließt sich aber in der Ausbildung des Rückenschildes, des Bauchschildes (namentlich der Epiplastra und des Entoplastrons) den echten Thalassemyden an. Hierher gehört auch vielleicht Tropidemys Rütimeyer, deren Banchschild noch nicht sicher bekannt ist, und sicher Pclobato- chelys Seeley. Ferner gehört wahrscheinlich hierher auch uocli Lortet’s Hydropelta Meyeri, abgebildet in „Les reptiles fossiles du bassin du Rhone“ Taf. II Fig. 5. Das Plastron dieser Form ist leider nicht bekannt, doch sprechen die Fontanellen des Rückenschildes für die Zugehörigkeit zu den Thalassemyden, wie ja auch andrer- seits diese Schildkröte sich in der Ausbildung der Neuralia mehr den Idiochelvden anschloß. 348 H. S. Kirchner. 2. Untergruppe: Idio chely den. Bauclischild ohne zentrale Fontanellen, Entoplastron rauten- förmig, Epiplastra groß, rundlich, nicht halbmondförmig. Rücken- schild jedoch thalassemydisch. Neuralia teilweise unterdrückt. Idiochelys ( Chelonemys ) Fitzingeri. Diese Einteilung gründet sich nicht auf ein allzu stark be- tontes Einzelmerkmal, sie berücksichtigt eine Summe mehr oder minder hervortretender Eigenschaften. Es muß das Bestreben neuerer Arbeiten sein, die zahlreichen Gattungen, welche frühere Autoren unter allzu starker Betonung an sich nicht gewichtiger Abweichungen aufstellten, zu reduzieren. Meistens gründen sich ja diese Ergebnisse älterer Arbeiten nicht auf ein zusammen- hängendes Material, sondern nur auf einzelne Stücke, die der Autor für wichtig genug hält, um daraus neue Gattungen und neue Arten zu schaffen, wobei diese natürlich aus dem Rahmen vergleichender Gesamtbetrachtung ausgeschaltet wurden. Die Aufgabe späterer Bearbeitung wird es sein, diese vielfach verstreuten, einander nicht berücksichtigenden Bemerkungen zu sammeln und in einer die Grundzüge des anatomischen Baues mehr berücksichtigenden Sich- tung zu unterwerfen. Dabei werden sich eine Reihe von Analogien linden lassen und es werden sich größere Zusammenhänge, Sammel- gruppen ergeben, welche den Überblick über die Formenreihen erleichtern. Über Bellerophon striatus Bronn. Von Hch. Sylv. Kirchner. Mit 2 Textfiguven. In einer Abhandlung über „Mitteldevonische Gastropoden von Soetenich i. d. Eifel“, die bereits im Jahre 1913 zum Abschluß kam und in den Verhandlungen des Nat. Hist. Vereins d. preuß. Rlieinl. und Westfalens, Jahrg. 1914, zum Abdruck gelangt, habe ich die Mehrzahl der bei Soetenich gefundenen Bellerophontiden unter dem Namen Bellerophon striatus Bronn zusammengefaßt, ge- stützt auf die Ausführungen Holzapfel’s (Oberes Mitteldevon, p. 206 ff.), denen ich für das gesamte zahlreiche Material bei- ptlichten mußte. Die Fertigstellung des Druckes hat sich jedoch infolge mehrerer hindernder Umstände unlieb verzögert. Unter- dessen erschien im März 1914 in dies. Centralbl. (p. 161 — 169) eine Abhandlung Frech’s „Über einige mitteldevonisclie Bellerophon- Arten“. Da zwischen den Ergebnissen Frech’s und den meinen einige Verschiedenheit besteht, wollte ich in einem Anhang zu meiner obenerwähnten Abhandlung darauf zurückkommen, ziehe es aber jetzt vor, meine Ansicht gesondert zum Ausdruck zu bringen. Ueber Bellerophon striatus Bronn. 349 Frech unterscheidet für die liier in Betracht kommenden Bellerop honten: 1. Gruppe des B. tuberculatus : mit gekörnter Oberfläche (und An wachsstreifen) , 2. Gruppe des B. lineatus: nur mit Anwachsstreifeu, die z. T. rippenartig verdickt sind. Zur 1. Gruppe stellt er: B. striatus Fer. et d’Orb., B. tuber- culatus Fer. et d’Orb. und B. memoria Kokeni Frech; zur 2. Gruppe: B. lineatus Sandb., ( B . compressus Sandb.), B. lineatus Sandb. var. callosa Frech, B. undulatus Goldf. bezw. Frech, B. rudicostatus Kok. Während also Frech einen Unterschied darin macht, ob die Oberfläche gekörnelt ist oder nur mit (auch rippenartigen) An- wachsstreifen bedeckt ist, sehe ich mich durch meine abermaligen Untersuchungen veranlaßt, B. striatus Fer. et d’Orb. und B. lineatus Sandb. auch weiterhin als eine Art aufznfassen und unterscheide lediglich nach der Art der Berippung folgende Unterabteilungen, die aber durch Übergänge miteinander verbunden sind : 1. Feine, eng beieinander stehende Linien. 2. Wellig gebogene Linien, die sich verästeln und anasto- mosieren. 3. a) Breite, gerundete Rippen mit runden Knoten, b) breite , dachziegelartig iibereinandergreifende Bändei-, die feine Zuwachsstreifen und Längswiilste aufweisen. Nach der Einteilung Frech’s müßte ich 1 und 2 unter die Gruppe des B. lineatus , 3 a und b unter die Gruppe des B. tuber- culatus einreihen. Ich müßte Exemplare, die durch allmählichen Übergang sich als zusammengehörig erweisen, voneinander trennen. In der Abgrenzung würde des weiteren eine bedeutende Schwierig- keit bestehen, da ich bei dem zahlreichen, ineinander übergehenden Material ebensowenig plötzlich eine Scheidung vornehmen kann wie bei den Varietäten intermedia und coronata der Murchisonia turbinata Schi.otii. In der Jugend findeu sich nur feine Streifen, die Knoten- bildung ist auf größere Exemplare beschränkt. Solche der Aus- bildung 3 a sind z. B. bei ca. 30 mm Höhe gewöhnlich noch ohne jede Spur von Knoten, doch konnte ich bei einem etwas kleineren Exemplar bereits Knoten in Gestalt und Größe von Stecknadel- köpfen .beobachten. Etwas anders erscheint die Abart 3 b, die besonders in großen Exemplaren vorkommt. Ihre Oberfläche ist mit breiten Bändern überzogen , die sich dachziegelartig übereinanderlegen und längliche, höckerartige Runzeln tragen (Abb. 1 u. 2 bei Frech). Diese Höckerbildung tritt bereits bei einer Gehäusehöhe von ca. 20 mm auf und unterscheidet sich auch durch ihre Form von den 350 H. S. Kirchner. Ueber Bellerophon striatus Bronn. Knoten der Art 3 a. Die Bänder sind ihrerseits wieder von zahl- reichen, eng beieinander liegenden Zuwachsstreifen bedeckt. Um die Jugendform dieser Abart mit Sicherheit zu finden, habe ich bei einem kleinen Exemplar, das bereits Höckerbildung aufweist, die vorhergehenden Windungen möglichst weit freigelegt. Ich gelangte so zu Stadien , in denen scharfe , unregelmäßig ge- bogene Rippen noch ziemlich weit voneinander abstehen, dann sich allmählich einander nähern und schließlich die gleiche oder wenigstens sehr ähnliche Ausbildung zeigen wie die 2. Entwick- lungsstufe der vorerwähnten Art: wellig gebogene, sich verästelnde und anastomosierende Linien. Da sich nun von der Art mit gerundeten Rippen nicht allzu- viele Exemplare finden, die nach der Verästelung schließlich Knoten aufweisen, andererseits aber nach der Umbildung aus den gerundeten zu scharfen, weiter auseinanderstehenden Rippen auch eine Zu- nahme in der Schalendicke stattfindet, so glaube ich, daß auch die oben als Abart bezeichnete Form ans der 1. Art aus Gründen der Lebenserhaltung hervorgegangen ist. Die Umbildung der Rippen führt dann zu dem dachziegelartigen Übereinandergreifen, bedingt dadurch auch eine starke Verdickung der Schale, und die an Wellblech erinnernden Längsrunzeln verleihen noch außerdem dem Gehäuse einen hohen Grad von Festigkeit. Dieser Umstand erklärt auch die Tatsache, daß gro ß e Exemplare mit feinen, ge- rundeten Linien oder Rippen nicht anzutreffen sind, während Indi- viduen mit den breiten welligen Bändern beträchtliche Größen er- reichen. Die beiden größten derartigen befinden sich in der Samm- lung des Geolog.-Paläontolog. Institutes in Bonn. Das eine (aus dem Schladetal, gefunden 1914) besitzt eine Breite von 9,5 cm (der eine Flügel ist teilweise abgebrochen , durch Rekonstruktion ergibt sich eine ehemalige Breite von 10,5 cm). Das andere Exemplar ist 9 cm breit. Die Höhe ist annähernd dieselbe wie die Breite. Intei’essant ist auch die Dicke der Schalen zweier gleich- großer Individuen (Höhe 3 cm), eines mit feinen Streifen und eines mit Wellenbändern, miteinander zu vergleichen. Das erstere zeigt an der Mündung eine Dicke von nur ca. 1 mm, während das letztere eine solche von ca. 4 mm aufweist. Bei diesem Exemplar konnte ich auch durch eine Verletzung des Gehäuses innerhalb der Mün- dung konstatieren, daß die Schale an der Stelle, wo sich die weit auseinanderstehenden scharfkantigen Rippen verzweigen, noch ebenso dünn ist wie bei der feinlinigen Art. Die Umbildung der Rippen bietet also einen Schutz gegen mechanische, zerstörende Ein- flüsse. Kleine Exemplare sind solchen noch nicht so sehr ausge- setzt, bei größeren ist die Widerstandskraft mehr als durch ein- faches proportionales Dickenwachstum zu erhöhen, wenn sie nicht vorzeitig zugrunde gehen sollen. Besprechungen. 351 Bronn hat in der Letliaea geognostica 1835) sowohl die feinlinige (Bronn, Leth. geogn., Taf. 1 Fig. 1 1) als auch die ge- bänderte Form (ebenda Taf. 31 Fig. 19) abgebildet und als Bellero- phon striatus beschrieben. Beide Ausbildungsformen können diesen Namen auch gemeinsam führen. B. lineatus Sandb. betrachte ich nur als Jugendform. bezw. nehme ich bei den größten derartigen Exemplaren nur ein Aussetzen der normalen Entwicklung an. Bellerophon striatus Bronn sensu lato. Oberes Mitteldevon. Fig. 1 zeigt den Übergang der feinen, gleichmäßigen und ge- wölbten Linien zu scharf- kantigen und ivelligen Streifen. Fig. 2 läßt auf dem 1. Drittel des letzten Umganges noch scharfe Hippen ohne Knoten, an der Mündung jedoch diebreiten knotigen Bänder erkennen. Will man aber trotzdem eine Trennung in 2 Arten vornehmen, so ist m. E. eine solche nach der Ausbildung der Kippen, nämlich ob diese gerundet sind oder scharfkantig, vorzunehmen. Beide Formen sind in allen oben angeführten Stadien anzutreffen : sie zeigen gerade Linien, die sich später verzw-eigen und schließ- lich auch Knoten bezwr. Höcker tragen. Zu beachten ist dabei jedoch, daß eine Entwicklung der scharfkantigen Form aus der mit gerundeten Linien zu konstatieren ist (Fig. 1). Eine solche Umbildung der Rippen konnte ich auch an anderen mitteldevonischen Bellerophon- Arten naclnveisen. Geolog.-Paläont. Institut der Universität Bonn. Besprechungen. Alfred Till: P e tr o g r a p hi s ch e s P r ak t i k u m. Anleitung zur makroskopischen Gesteinsbestimmung mit zahlreichen Übungs- aufgaben. Wien bei Schw'orella u. Heick. 1914. 86 p. Verf. bezwreckt mit diesen Tabellen, Technikern aller Art sowie Geographen ein praktisches Hilfsmittel in die Hand zu geben, das sie befähigen soll, die die Erdkruste zusammensetzenden Ge- steine richtig makroskopisch zu bestimmen , soweit es eben ohne Zuhilfenahme der mikroskopischen Methoden möglich ist. Wissen- 352 Personalia. — Fürs Vaterland gefallen. schaftliche Ziele hat Verf. nicht im Auge, er schließt sich aber, unter steter Festhaltung des praktischen Zwecks, so eng als mög- lich an die Ergebnisse der wissenschaftlichen Petrographie und deren Systematik an unter besonderer Berücksichtigung der Lehr- bücher der makroskopischen Petrographie von Löwl, Weinschenk u. a. Die geographische Verbreitung der Gesteine wird nicht be- rücksichtigt. Die Wichtigkeit praktischer Übungen in der makro- skopischen Gesteinskunde wird besonders betont und hiezu soll das vorliegende „Praktikum“ auch als Anleitung dienen, ist jedoch hiezu wohl kaum geeignet. Nach einem Vorwort und einer Ein- leitung findet man eine Übersicht der wissenschaftlichen Gesteins- systematik und über die wichtigsten makroskopischen Gesteins- merkmale, wobei die Struktur eine besondere Rolle spielt. Sodann wird der Gang der makroskopischen Gesteinsbestimmung besprochen und Übungsaufgaben nebst Bemerkungen zu diesen beigefügt. Den Schluß macht ein petrographisches Wörterbuch, das namentlich zum Vergleich äußerlich gleicher, aber wesensfremder Gesteinsarten dienen soll. Zwei Tabellen zur Bestimmung der wesentlichen und akzessorischen Gemengteile der eruptiven und metamorphen Gesteine sind auf besonderen Blättern beigefügt. Leider sind dem Verf. mancherlei Irrtümer unterlaufen, auch sind viele Druckfehler stehen geblieben , die auf einem besonderen Blatt verbessert sind, aber keineswegs alle. Tadelnswert sind auch, besonders angesichts des Leserkreises, für den das Buch bestimmt ist, die vielen neuen, gänzlich überflüssigen Bezeichnungen und Namen. Wünschenswert wäre auch ein besseres Hervorheben der wichtigen und verbreiteten Gesteine gewesen. Max Bauer. A. Ledoux: Elements de mineralogie. Brüssel und Paris 1914. 195 p. Mit einer farbigen Tafel und 268 Textflguren. Das Buch enthält die Vorlesungen, die Verf. den Kandidaten der Naturwissenschaften an der freien Universität in Brüssel ge- halten hat. Max Bauer. Personalia. Im Kampfe fürs Vaterland gefallen. Am 2. Mai d. J. in Westgalizien als k. u. k. Infanterie-Leutnant Dr. F. Schubert, Geologe an der k. u. k. Geologischen Reichsanstalt in Wien. Wir verlieren in ihm einen der besten Kenner der Foraminiferen und des dalmatischen Küstenlandes. Verliehen: Dem Kgl. Landesgeologen Dr. F. Etzold in Leipzig der Titel als Professor. — Dr. Karl Wanderer am Mineralogisch-geologischen Museum in Dresden der Titel als Professor. Eberhard Fraas f. 353 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Eberhard Fraas *f*. Die Nachricht von dem Tode Prof. E. Fraas’ hat gewiß in weiten Kreisen Bewegung hervorgerufen, denn nur wenige seiner Fachgenossen konnten sich eines solch allgemeinen Ansehens und derartiger Beliebtheit erfreuen wie er. Sein Lebenslauf, den ich hier kurz darlegen will, läßt die Gründe hierfür klar ersehen. Eberhard Fraas wurde am 26. Juni 1862 in Stuttgart ge- boren als der Sohn Prof. Oskar Fraas’, Konservators an der geo- Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 23 354 Eberhard Fraas f. logisch-paläontologischen Abteilung des Kgl. Naturalienkabinetts, eines Gelehrten, der es in vortrefflicher Weise verstand, die Re- sultate der geologischen Wissenschaft weiteren Kreisen mitzuteilen. Nach Absolvierung des heimatlichen Gymnasiums studierte er an den Universitäten in Leipzig und München Geologie, Paläontologie und Mineralogie. Seine wichtigsten Universitätslehrer waren Credner und Zirkel sowie Zittel, Rothpletz und Groth. Im Jahre 1886 promovierte er an der Universität München in Geologie und Palä- ontologie als Hauptfächern mit einer Abhandlung über Seesterne des weißen Jura '. Bald darauf wandte er sich der Alpengeologie zu. Geologische Aufnahmen im südlichen Karwendelgebirge und am Wendelsteine, also in den nördlichen Kalkalpen, sowie vor allem seine „Scenerie der Alpen“ (2), die in gemeinverständlicher Weise die damaligen Anschauungen über Tektonik und über den Bau der Alpen darlegt, sind Früchte dieser Tätigkeit. Im Juli 1888 habilitierte er sich an der Universität München und gründete sich im Jahr darauf einen Hausstand, aber bald (1891) wurde er Assistent an der heimatlichen Naturaliensammlung und 1894 Konservator ihrer geologischen, paläontologischen und mineralogischen Abteilung mit dem Titel Professor. Dort war seine bleibende Stätte, und die Bodenständigkeit seines Wirkens ist trotz seiner großen Vielseitigkeit charakteristisch für ihn. Der Boden für seine Tätigkeit war ihm da durch seinen Vater, mit dem er noch mehrere Jahre zusammen arbeitete, wie keinem anderen geebnet, aber E. Fraas übertraf jenen in jeder Beziehung. Die geologische und paläontologische Erforschung seiner Heimat förderte er zunächst nicht nur durch Aufnahmen mehrerer Blätter der geognostischen Spezialkarte Württembergs (3 a), durch sonstige kleine Untersuchungen über Trias, Jura und Tertiär Schwabens und durch Höhlenforschungen (3 b), sondern auch durch seine Be- teiligung an der geologischen Untersuchung des Rieses und des Steinheimer Beckens, die so unerwartete und höchst bemerkens- werte Ergebnisse in der Feststellung von Überschiebungen in dem tektonisch für ganz uninteressant gehaltenen Tafelgebirge des schwäbischen Jura hatte (3 c). Aber er beschränkte sich keineswegs auf die geologische Er- forschung dieses Gebietes, obwohl auch seine zusammenfassenden Abhandlungen über die Trias sich natürlich vor allem auf seine gute Kenntnis der nordalpinen und schwäbischen Trias gründeten (4). Er machte außer zahlreichen Exkursionen geologischer Ver- einigungen, vor allem der deutschen geologischen Gesellschaft und der oberrheinischen geologischen Vereinigung, in denen er sich eifrig betätigte, mehrere Reisen in den Süden Europas (Spanien, 1 Siehe das Literaturverzeichnis am Schlüsse des Nachrufes. Eberhard Fraas f. 355 Sardinien, Italien, Balkan), auf Einladung des naturhistorischen Museums in New York in den Westen Nordamerikas (1901), den Spuren seines Vaters folgend nach Ägypten und Syrien (1897 und 1906) und endlich nach Deutschostafrika (1907). Über die dabei gemachten geologischen Beobachtungen veröffentlichte er aber nur kleinere wissenschaftliche Abhandlungen (5). Es waren nicht nur rein wissenschaftliche Beweggründe, die ihn zu seinen geologischen Untersuchungen und seinen Reisen veranlagten, sondern vielfach förderte er auch technische Unter- nehmungen durch seine Gutachten, z. B. machte er sich um die so schwierige Wasserversorgung seiner Vaterstadt durcli solche sehr verdient. ln erster Linie waren es jedoch während seines ganzen Lebens paläontologische Studien, die ihn anzogen. Auch hierin schloß er sich an seinen Vater insofern an, als er sich vor allem für Wirbel- tiere interessierte. Dementsprechend führte ihn seine amerikanische Reise, die Jurastudien bezweckte, auch zu den Dinosaurier-Lagern in Grenzschichten von Jura und Kreide Wyomings, und seine zweite ägyptische Reise galt hauptsächlich der besseren Aus- beutung der Fundstätten alttertiärer Wirbeltiere am Mokattam und im Fajum, wo der von ihm entdeckte und hauptsächlich durch ihn angelernte Naturalienhändler Markgraf prächtige Erfolge er- zielte, die der Stuttgarter, aber auch anderen deutschen Samm- lungen (München. Frankfurt a. M. usw.) wundervolle Fossilreste zuführten. Seine ostafrikanische Reise endlich führte zur Ent- deckung und ersten Ausbeutung (6) der großartigen Dinosaurier- Fundstelle des Tendaguru, die dann für die Berliner Sammlung in großzügigster Weise erschlossen wurde. Vor allem waren es jedoch heimische Fossilien, deren Gewinnung und Beschreibung er sich zuwandte. Über die verschiedensten Gruppen von Wirbeltieren des Meso- und Känozoicums erstreckten sich seine Forschungen. Neben kleineren, aber z. T. sehr interessanten Schriften über Fischreste aus dem Jura Württembergs sowie des ägyptischen Eocäns (7) und über Säugetiere aus den Höhlen Württembergs (3 b) und aus den Diamantseifen Südafrikas, sowie insbesondere über die primitivste Wale aus dem Eocän Ägyptens (8) sind es zahlreiche, teilweise grundlegende Abhandlungen über triassische und jurassische Stego- cephalen und Reptilien (9). Vor allem sind hier seine Studien über die schwäbischen Labyrinthodonten (9 a), die zahlreichen über Ichthyosauria der Trias und des Jura (9 b), die Meerkrokodile (9 c) und über triassische und jurassische Schildkröten (9 d) liervor- zuheben, die außerordentlich wichtige und neue Befunde ergaben. Das kostbare Material zu solchen Arbeiten und zu einer stattlichen Anzahl von Abhandlungen von Fachgenossen, denen er, wie z. B. dem Verfasser dieser Zeilen, stets in liberalster Weise 23* 356 Eberhard Fraas f. entgegenkam, ist fast völlig im Besitze der Kgl. Naturaliensamm- lung in Stuttgart und seine Gewinnung oder Erwerbung meistens E. Fraas selbst zu danken. Auch hier war ihm durch seinen Vater sowie durch Quenstedt insofern der Weg geebnet, als diese es verstanden, bei ihren Landsleuten nicht nur ihre Wissenschaft in einzigartiger Weise populär zu machen, sondern sie auch zum Sammeln zu veranlassen. E. Fraas nun eignete sich ausgezeichnet zu ihrem Nachfolger, da seine heitere und gesellige, von Über- hebung freie Art ihn zu einem trefflichen Gesellschafter machte und auch mit den einfachsten Leuten ungezwungen verkehren ließ und da er in lebendigen Vorträgen sowie in kleineren und größeren Abhandlungen (1<>) das Interesse weiter Kreise und speziell seiner Landsleute immer wieder auf seine Wissenschaft zu lenken wußte. Recht bezeichnend ist es für ihn und sein Verhältnis zu seinen Schwaben, daß er im Februar dieses Jahres eine Ausstellung von „Kriegs Versteinerungen“ veranstaltete, die von ihm angeeiferte Soldaten in den Schützengräben des östlichen Frankreich gesammelt hatten. Vor allem verstand er es, mit den Lehrern Beziehungen zu erhalten. Unter anderem förderte er nicht nur den geologischen Unterricht durch Herausgabe eines Leitfadens der Geologie uud von instruktiven Wandtafeln, sondern auch den Sammeleifer durch den trefflichen, reich und schön illustrierten „Petrefaktensaminler“ (11). Unermüdlich und mit größtem Eifer und Geschick wußte er dabei für Bereicherung „seiner“ Sammlung zu wirken und hatte dabei glänzenden Erfolg. Denn trotz nichts weniger als reich- licher offizieller Mittel bekam sie durch prächtigen Zuwachs nicht nur aus Württemberg, sondern aus allen möglichen Ländern, z. B. aus den Vereinigten Staaten Nordamerikas und aus Afrika, einen solchen Umfang und z. T. einzigartigen Gehalt, daß sie heute zu den wertvollsten der Welt gehört. Noch vor kurzem gelang es E. Fraas, Dinosaurier-Reste von seltener Vollkommenheit aus der heimatlichen Trias zu gewinnen und aufzustellen. Ihre wissen- schaftliche Bearbeituug konnte er aber leider nicht mehr heraus- geben. Die oben erwähnten Beschreibungen der so erworbenen Fossilien, die er seit Jahren mit dem Übertitel „Mitteilungen aus dem Kgl. Naturalienkabinett“ versah, erregten deshalb schon von vornherein einiges Aufsehen, weil man fast stets die Erörterung besonders schöner und interessanter Stücke erwarten konnte. Dabei wußte er stets reklameliaftes Auftreten, das sich neuer- dings auch in unserer stillen Wissenschaft leider mehrfach bemerk- bar macht, völlig zu vermeiden, und alles Streben nach äußerlichen Auszeichnungen lag ihm ferne. Ihm genügte die Wertschätzung seiner Freunde und weiter von ihm für seine Wissenschaft inter- essierter Kreise sowie die Hochachtung seiner Fachgenossen. Sie äußerte sich u. a. in mehrfacher Wahl in die Leitung gelehrter Eberhard Fraas f. 357 Gesellschaften, vor allem zum Vorstand des Vereins für vater- ländische Naturkunde in Württemberg' und zum ersten Vorstand der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte, ferner in seiner Wahl zum Mitglied der Leopoldinischen Akademie in Halle und zum Beirate am Deutschen Museum in München. Jahre hindurch war es aber mißlich für ihn. daß die Schätze der geologischen und paläontologischen Abteilung der Naturalien- sammlung infolge Raummangels aufeinander gehäuft werden mußten und deshalb nicht genügend zur Geltung kommen konnten. Sobald es ihm nun vor wenigen Jahren gelang, neue Räume bewilligt zu erhalten, ging er daran, die paläontologische Sammlung nach modernen Gesichtspunkten, d. h. unter Anschluß an rezente Ver- gleichsobjekte und systematisch in übersichtlicher und instruktiver Weise aufzustellen. Leider blieb diese schwierige und große Arbei.t unvollendet, denn sein Assistent, Dr. F. Hahn, der ihm dabei ein wertvoller Mitarbeiter war, erlitt im vergangenen Herbst den Tod für das Vaterland, und E. Fraas selbst, dessen unverwüstlich erscheinende Kraft und Gesundheit durch eine Dysenterie stark er- schüttert war, die er sich auf seiner Reise nach Deutschostafrika zugezogen hatte, starb nach kurzer schwerer Krankheit am 6. März 1915 gleichzeitig mit seinem einzigen Sohne, der auf dem Felde der Ehre in Frankreich üel. Ein reiches und schönes Leben, eine in ihrer Vielseitigkeit und Fülle erstaunliche Arbeitskraft, von der noch viele und große wissenschaftliche Erfolge zu erwarten waren, ist mit ihm dahin- gegangen, ein Gelehrter, der in seiner tüchtigen Eigenart nicht zu ersetzen ist, und dessen Andenken nicht nur in seiner Heimat, die ihm so viel verdankt, ein gutes und bleibendes sein wird. Ernst Stromer (München). Wichtigste Veröffentlichungen. 1. Die Asterieu des weißen Jura von Schwaben und Franken. Palaeontogr. 32. Stuttgart 1880. 2. Das Wendelsteingebiet. Geognost. Jahreshefte. Jahrgang 3. 1890. Kassel 1891. Scenerie der Alpen. 325 p. 120 Textfig. Leipzig 1892. 3 a. Begleitworte zur geognostischen Spezialkarte von Württemberg. Arlasblätter Neckarsulm, Öhringen und Ober-Kessach, Stuttgart 1892; Mergentheim. Niederstetten, Kiinzelsau und Kirchberg 1892 ; Stuttgart 1895; Kirchheim 1898; Urach 1902. 3b. Die Sybillenhöhle auf der Teck. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. Berlin 1899 Die Irpfelhöhle im Brenztale. Ebenda 1893. Die Beilsteinhöhle auf dem Heuberg. Fundberichte aus Schwaben 3 1895. Stuttgart 1896. Die Höhlen der Schwäbischen Alb. Schriften schwäb. Höhlenvereins. No. 4. Tübingen 1901. 358 Eberhard Fraas f. 3 c. W. Branco und E. Fraas, Das vulkanische Bies hei Nördlingen in seiner Bedeutung für Fragen der allgemeinen Geologie. Abhandl. k. preuß. Akad. Wiss. Berlin 1901 : und Beweis für die Richtigkeit unserer Erklärung des vulkanischen Rieses hei Nördlingen. Sitz.-Ber. k. preuß. Akad. Wiss. Berlin 1901 . 4. Die Bildung der germanischen Trias. Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. Wiirtt. Stuttgart 1899. Triasformation. Handwörterbuch d. Naturwiss. 10. Jena 1913. 5. Geognostisehes Profil vom Nil zum Roten Meer. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 52. Berlin 1900. Fraas und Dacqu£, Beobachtungen über den ostafrikanischen Jura. Dies. Centralbl. Stuttgart 1908. 6. Ostafrikanische Dinosaurier. Palaeontogr. 55. Stuttgart 1908. 7. Neue Selachierreste aus dem oberen Lias von Holzmaden in Württem- berg. Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. Stuttgart 1896. Chimaeridenreste aus dem oberen Lias von Holzmaden. Ebenda 1910. Säge von Propristis Schweinfarthi Dames aus dem oberen Eocäu von Ägypten. N. Jahrb. f. Min. etc. 1907. I. Stuttgart 1907. 8. Neue Zeuglodonten aus dem unteren Mitteleocän vom Mokattam bei Cairo. Geol. u. paläont. Abhandl. N. F. 6. Jena 1904. 9 a. Die Labyrinthodonten der schwäbischen Trias. Palaeontogr. 36. Stuttgart 1889. Neue Labyrinthodonten aus der schwäbischen Trias. Ebenda. 60. 1913. Die schwäbischen Trias-Saurier, nach dem Material der Kgl. Naturalien- sammlung in Stuttgart zusammengestellt. Mit Abbildungen der schönsten Schaustücke. Festgabe zur 42. Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft in Stuttgart 1896. 9 b. Über die Finne von Ichthyosaurus. Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. Stuttgart 1888. Die Ichthyosaurier der süddeutschen Trias und Jura-Ablagerungen. 81 p. 14 Taf. Tübingen 1891. Ichthyosaurus numismalis E. Fraas. Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. Stuttgart 1892. Die Hautbedeckung von Ichthyosaurus. Ebenda 1894. Embryonaler Ichthyosaurus mit Hautbekleidung. Ebenda 1911. Ein unverdrückter Ichthyosaurus- Schädel. Ebenda 1913. 9 c. Die Meerkrokodilier (Thalattosuchia) des oberen Jura unter spezieller Berücksichtigung von Dacosaurus und Geosaurus. Palaeontogr. 49. Stuttgart 1902. 9 d. Proganochehys Quenstedtii Bair ( Psammochelys keuperina Quekst.). Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. Stuttgart 1899. Thalassemys marina E. Fraas aus dem oberen weißen Jura von Schnaitheim nebst Bemerkungen über die Stammesgeschichte der Schildkröten. Ebenda 1903. Proterochersys , eine pleurodire Schildkröte aus dem Keuper. Ebenda 1913. A. Beutell und Fr. Lorenz, Zerlegung des Speiskobalts etc. 359 9e. Aetosaitrus erassicauda n. sp. nebst Beobachtungen über das Becken der Aetosaurier. Ebenda 1907. Plesiosaurier aus dem oberen Lias von Holzniaden. Palaeontogr. 57. Stuttgart 1910. Iteptilien und Säugetiere in ihren Anpassungserscheinungen an das marine Leben. Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. Stuttgart 1905. 10. Vorträge in vielen Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. Württemberg. Stutt- gart 1888—1918. Die Triaszeit in Schwaben. Ein Blick in die Urgeschichte an der Hand von E. Blezinger’s geologischer Pyramide. 40 p. 6 Textiig. Ravensburg 1900. Wüstenreise eines Geologen in Ägypten. Kosmos. 1906. Die ostafrikanischen Dinosaurier. Witting, Samml. wiss. Vorträge. Heft 1. Leipzig 1912. Die neuesten Dinosaurierfunde in der schwäbischen Trias. Die Natur- wissenschaften. Berlin 1913. Führer durch das Kgl. Naturalienkabinett zu Stuttgart. I. Die geo- gnostische Sammlung Württembergs, zugleich ein Leitfaden für die geologischen Verhältnisse und die vorweltlichen Bewohner unseres Landes. 82 p. 42 Textiig. Stuttgart 1905. 11 Der Petrefaktensammler. Ein Leitfaden zum Sammeln und Bestimmen der Fossilien Deutschlands. 276 p. 72 Taf., 139 Textiig. Stutt- gart 1910. Leitfaden fiir den geologischen Unterricht in den württemhergischen Schulen. 57 p. 8 Taf., 13 Textiig. Stuttgart 1913. Wandtafeln : a) Die Naturerscheinungen der Erde. Als Einführung in die physi- kalische Geographie und allgemeine Geologie. 12 Taf. Stuttgart. b) Die Entwicklung der Erde und ihrer Bewohner. Mit Schichten- profilen, Leitfossilien und landschaftlichen Rekonstruktionen. 7 Taf. Stuttgart. Zerlegung des Speiskobalts und Löllingits durch Luftoxydation. Von A. Beutell und Fr. Lorenz in Breslau. Mit 1 Textfigur. Der Speiskobalt gehört, trotzdem er sich in wohlgeformten Kristallen findet, zu den Mineralien, welche eine außerordentlich wechselnde Zusammensetzung aufweisen. Zwar wird ihm in den Hand- und Lehrbüchern der Mineralogie die von Bekzelius auf- gestellte Formel As2 Co zugeschrieben, doch kommt ihm dieselbe nur ausnahmsweise zu. Die folgende Zusammenstellung enthält außer den in Hintze. Handbuch der Mineralogie, p. 810 — 812, verzeichneten Analjrsen auch die inzwischen hinzugekommenen. Weggelassen haben wir in der Tabelle 1 nur diejenigen Analysen, welche sich infolge starker Verunreinigung nicht zu Berechnung des Atomverhältnisses As : Co eigneten. 360 -*-5 c3 © bß © oo X © "© © © O & c ^ c <2 |— ] co © E>s ^ — cd c$ H c cö c3 -© o CO © X © x c cö © x CO X © Q A. Beutell und Fr. Lorenz, Zerlegung des Speiskobalts o co Ci X X iO »o X CM iD -t GM __ X X X < CO 00 I- i'- CD CD CD X CD CD X uo 40 X »O X X X CM CM co GM CM CM CM CM CM CM CM CM CM CM CM CM Ol CM CM CM CM CM CM CM CM - — - - - - - - - -i Fl - FH - - - - - - - 1— ▼H © r*- -+ iO _ CM co X *-t< o X X CM CM ■ -H X CM X , Ol X X ' M x O O O o o o o o o o o X o O o O o o X o o o Ci i < © Ol t— L'- 30 GO X X , Ci X X »o o , . -r X -t [> »ß o - CO CO CO CO co co co X X X X -f* -f w1 -*J o o o o © o o o O o o o o o o r*^i o o o o o o © GM CO c» l— lO X lO _ X X CM X -*r X Ci a t— CM CM CD CM co CM X X *o X L^- X X Ci Ci £ Ci o Ci Ci GO r- Ci o Ci r- 05 X Ci X Ci o o X Ci Ci X o Ci Ci o Ci Ci Ci Ci Ci o Ci Ci Ci Ci X X X o o X X X o Ci t/3 r“1 © 1 - 5 » p£ s 5 s o 00 — CD C'* r— © | S cgT 5 cT <5 5 co — r cT = O m s 3 o . 00 . - _ -* . ~ . -s . .. 1 . - Ci X X I 1 1 1 00 1 1 1 1 3 00 x co Ci X X 35 -C X iD X X 'Ö o © pp o" cT PH Ph o &H d' ''t o‘ o Tli' C$ o CM — — *• X o co O Ci X o o ° o o o i £ CO iO J-J CM Ol [> io X X 0 lO CM CM CM X X »o -f Ol CM O Äl GM CO cd CM iß CO -t o •c X •d X CM X CM X X X CM X X CM o iC x o *ß 'D o © IO Tjl o 1— ( X X 1—* l>“ 1—1 CM X CM iß o — 1 c- CM -f Ci GM Ci X o lO Tt« X X _ D* Ci z 00 X o X lO X Ci CM | TT X o L"- *-r o t“H T— . 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Lorenz, Zerlegung des Speiskobalts Wie aus der letzten Kolumne ersichtlich ist, welche die von uns berechneten Atomverhältnisse enthält, schwankt die Zusammen- setzung zwischen den Formeln As33Co und As, ,, Co. Da die unter dem Namen Tesseralkies zusamraengefaßten Varietäten durch Übergänge mit dem Speiskobalt verbunden sind, lassen wir der Vollständigkeit wegen die Analysen der bis jetzt be- kannten Vorkommen in Tabelle 2 (p. 363) folgen (Hintze, Handbuch, p. 881 u. 882); das Atomverhältnis As : Co ist von uns hinzugefügt. Wie aus der Tabelle zu ersehen ist, kommt dem Tesseralkies ebensowenig eine bestimmte Formel zu wie dem Speiskobalt, viel- mehr schwankt seine Zusammensetzung zwischen As,,,, Co und As20Co. Die Varietäten 1 — 11, sowie die beiden Speiskobalte vou Rieclielsdorf (1 a und 1 b) der Tabelle 1 könnten nach ihrer Zusammensetzung zum Tesseralkies gezählt werden. Da seine Kristallform scheinbar dieselbe ist wie die des Speiskobalts, und da sich eine Grenze zwischen Tesseralkies und Speiskobalt nicht ziehen läßt, so liegt kein Grund vor, den Tesseralkies als eigene Mineralspezies zu betrachten ; er ist nichts anderes als ein arsen- reicher Speiskobalt. Schon G. Rose (Krystallochem. Mineralsystem. 1852. p. 51) hatte die Richtigkeit der Formel As2Co angezweifelt, wenn auch erst Rammei.sberg mit Sicherheit die großen Schwankungen in der chemischen Zusammensetzung nachwies (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1873. 25. p. 266; Mineralchemie. 1875. p. 28, 1895. p. 12); er betrachtete den Speiskobalt als isomorphe Mischung ganz verschie- dener Arsenide wie AsR, As4R3, As3R2, As5R2 und AssR mit S2R. Groth hält den Speiskobalt nach seinen Beobachtungen für isomorph mit Pyrit und schreibt ihm daher die Formel As2R zu. wobei er die Abweichungen von dieser Formel durch Verunreini- gungen erklärt (Tab. Übers. 1882. p. 18). In den arsenärmeren Varietäten nimmt er die Beimengung von AsR, in den arsen- reicheren diejenige von As3R an. Mit Recht wies Bauer (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1875. 27. p. 245) darauf hin, daß weder die Isomorphie mit Pyrit, noch die Beimengung von As Co und As3 Co sichergestellt seien. Um die Zusammensetzung des Speiskobalts experimentell aufzuklären, hat auf Groth’s Anregung Vollhardt (Inaug.-Diss. München 1886, Groth’s Zeitschr. 1888. 14. p. 407) versucht, die Komponenten des Speiskobalts chemisch zu trennen. Er ging dabei von der Erwägung aus, daß Arsenide von so verschiedenem Arsengehalt wie As3Co, As., Co und As Co in bezug auf ihre Löslichkeit in Säuren so beträchtliche Unterschiede zeigen dürften, daß ihre Trennung dadurch ermöglicht werden könnte. Nach den Er- fahrungen, die im hiesigen Mineralogischen Institut bei der Unter- suchung von Pyrit, Markasit und Magnetkies (Inaug.-Diss. Breslau Tabelle und Löllingits durch Luftoxydation 363 364 A. Beutell und Fr. Lorenz, Zerlegung des Speiskobalts 1913), sowie von Zinkblende, Wurtzit und Hauerit (Inaug.-Diss. Breslau 1914; dies. Centralbl. 1915. p. 263) gemacht worden sind, können nur sehr schwache Lösungsmittel sichere Resultate liefern. Hierdurch erklärt es sich zweifelsohne, daß Vollhardt, der mit Salzsäure und Kaliumchlorat arbeitete, keine eindeutigen Erfolge hatte. Er kam zu dem Schluß, daß der bei der Lösung übrig bleibende Rückstand sich entweder als As5R2 oder vielleicht als As3R erweisen würde, dem auch freies Arsen beigemischt sein könnte. Die Entscheidung überläßt er späteren Untersuchungen. Eine endgültige Klärung herbeizuführen ist der Zweck unserer Arbeit. Hier soll nur über die Hauptresultate berichtet werden; genauere Angaben über die angewandten Methoden finden sich in der demnächst erscheinenden Dissertation von Fr. Lorenz. Zu unseren Untersuchungen dienten 3 Varietäten von Riechels- dorf (Hessen), für welche die folgende Zusammensetzung ermittelt wurde : Varietät 1. Varietät 2. Varietät as: • 77,10 % 77,32 % 72,97 % Sb 0,47 0,62 — Bi. — — 1,31 S . 0,39 0,42 1,70 Co . 10,98 10,23 10,88 Ni . 9,79 10,41 9,41 Fe 0,75 0,78 2,78 Unlösl. Rückst. . 0,56 0.13 0,58 100,04 99,91 99,63 Nach Umrechnung von Antimon, Wismut und Schwefel in Arsen, sowie von Nickel und Eisen in Kobalt, ergeben sich die folgenden Atomverhältnisse : As: Co = 2,85:1 2,87:1 2,53:1. Um zunächst festzustellen, ob metallisches Arsen im Speis- kobalt vorhanden ist, wurde das feine Pulver der Varietät 1 im Vakuum einer BEUTELL’sclien Quecksilberpumpe (dies. Centralbl. 1911. p. 491; Jahresber. Scliles. Ges. 1910. p. 1; Chemikerztg. 1910. No. 150) der Destillation unterworfen. Während freies Arsen zwischen 350 und 355° rasch überdestilliert, lieferte das Speiskobaltpulver bei 3£stündigem Erhitzen auf 410° keine Spur von Arsen. Hierdurch ist der Beweis erbracht, daß freies Arsen in unserem Speiskobalt nicht vorhanden ist; es können somit nur Arsenide beigemengt sein. Im Anschluß hieran wurde versucht, ob sich durch Vakuum- destillation bei verschiedenen Temperaturen Anhaltspunkte für die Existenz der im Speiskobalt vorhandenen Arsenide gewinnen ließen. Durch Vorversuche waren die geeignetsten Destillationstemperaturen festgestellt worden. Nach dem völligen Evakuieren wurde das und Löllingits durch Luftoxydation. 365 Mineralpulver (Varietät l) in einem Kaliglasröhrchen erhitzt, welches an die Quecksilberpumpe angeschlossen war. Der elek- trische Ofen war vor dem Einführen des Röhrchens auf 385° ein- gestellt worden. Diese Temperatur empfahl sich, weil bei ihr das As4Oc, welches sich stets an der Oberfläche bildet, leicht ab- destilliert, ohne daß auch nur die geringste Zersetzung des Speis- kobalts eintritt. Nach 22 Stunden war die Destillation beendigt, und es waren dann 2,23°/oAs406 iiberdestilliert. Nun wurde die Temperatur auf 5 1 0° gesteigert ; durch täglich wiederholtes Heraus- nehmen und Wägen des Erhitzungsröhrchens wurden die abdestil- lierten Arsenmengen bestimmt. Nachdem die Destillation mit Unter- brechungen 186 Stunden bei 510° im Gang gehalten worden war, destillierte kein Arsen mehr ab. Das Pulver hatte dann die Zu- sammensetzung AsQ91Co, d. h. sehr angenähert As Co. Eine bessere Übereinstimmung war bei den starken Verunreinigungen des Speis- kobalts an Fe, Ni, Sb und S nicht zu erwarten. Eine später zu anderen Zwecken angestellte Destillation bei 600° lieferte für dieselbe Varietät nach 10 Tagen das Verhältnis Co:As= 1 : 1,01 und bei Varietät 3 das Verhältnis Co : As = 1 : 1,05. Der Ofen wurde jetzt auf 700° einreguliert und die Destilla- tion bei dieser Temperatur noch 146 Stunden fortgesetzt. Als in 20 weiteren Stunden nur noch 1 °/o Arsen abdestillierte, wurde der Versuch abgebrochen. Die Tabelle 3 enthält eine Zusammenstellung der erzielten Resultate, welche die in Fig. 1 dargestellten Kurven liefern. Tabelle 3. Vakuumdestillation der Varietät 1. Temperatur Destillat Einzeldauer Stunden Gesamtdauer Stunden 385° 2,23 % As4 Os 22x 22t 510 21.74 % As 42 66t T 29,90 7) 25 91t 7» 35.00 7) 21f 113 V 42,23 21 134 n 45,74 7) 161 150t V 51,71 r 22£ 173 7) 53,04 T, 13 186 700 60.20 Ti 46 t 232t 7) 61,52 7) 22t 254f r 66,03 16 270t T. 69.15 7) 41 311f r 70,21 7) 20 33 lf Sowohl bei 510° wie bei 700 0 verlaufen die Destillations- ,ren kontinuierlich ; als einzige Verbindung hebt sich As Co heraus, das als Rückstand bei 510° und 600° zurückbleibt. Weder bei As„Co noch bei As5Co2 ergeben sich Kuickpunkte in den Kurven. 366 A. Beutell und Fr. Lorenz, Zerlegung des Speiskobalts As% Fig. 1. Destillationskurven von Varietät 1. Die Existenz der Verbindung A s Co ist durch die Destillation bei 510° und 600° sic her gestellt, doch ist damit noch keineswegs bewiesen, daß As Co bereits von vornherein im Speiskobalt vorhanden war; sicherlich ist der größte Teil des zurückgebliebenen Monarsenides durch Zersetzung höherer Arsenide entstanden. Die Destillation bei 700° läßt erkennen, daß auch das Mon- arsenid des Kobalts noch beträchtliche Mengen Arsen abgibt, doch führte die Destillation nicht auf definierte, niedere Arsenide. Es war somit erforderlich, durch Untersuchungen auf rein chemischem Wege die erwünschte Klärung herbeizuführen. Die von uns benutzten che- mischen Methoden sind teils analytischer, teils synthetischer Natur. Oxydation des Speiskobalts durch den Luftsauerstoff. Zur langsamen Oxydation wurde feines Pulver von Speiskobalt der Varietät 2 in verdünnter Salzsäure entweder an der Luft stehen gelassen oder zur Beschleunigung Luft durchgesaugt. Die Versuche wurden in verschiedenen Stadien abgebrochen, da sich naturgemäß zuerst die leicht zersetzbaren und erst hinterher die schwer zersetzbaren Arsenide herauslösten. Im allgemeinen wurde im Anfang, d. h. nach kurzer Dauer, nur die Lösung analysiert und die Zusammensetzung des Rückstandes berechnet, während am Ende der Versuchsreihe (der längste Versuch hatte 210 Tage in Anspruch genommen) aus praktischen Gründen der Rückstand analysiert wurde. Nur ausnahmsweise wurde zur Kontrolle sowohl die Lösung wie der Rückstand der Analyse unterworfen. Einen Überblick über die erhaltenen analytischen Resultate gibt die Tabelle 4 (p. 368), in der die durch Analyse gefundenen Zahlen mit Sternchen bezeichnet sind. und Löllingits durch Luftoxydation. 367 Betrachtet man zunächst den gelösten Anteil, so ergibt sich, daß zuerst das Atomverhältnis Co : As = 1 : 2,5 auftritt, während sich am Schluß Kobalt und Arsen wie 1 : 3 verhalten. Bezeich- nend ist hierbei, daß das zuerst beobachtete Verhältnis von 1 : 2,5 in allen Versuchen von 2 bis 8, d. h. bis zu einer Dauer von 39 Tagen, fast konstant bleibt, und daß erst dann sich ein rasches Ansteigen auf das Verhältnis 1 : 3 bemerkbar macht. Auch dieses tritt nicht erst am Ende auf, sondern es ist schon in dem Ver- suche 9 zu erkennen, wenn auch hier noch die Beimischung der zuerst gebildeten Lösung mit dem niedrigen Verhältnis stark be- merkbar ist. Da die zuerst in der Lösung auftretenden Kobalt- und Arsenmengen sich wie 1 : 2,5 verhalten, während das ange- wandte Mineralpulver die Formel As986Co besitzt, muß sich natur- gemäß das Arsen im Rückstände anreichern. Ebenso selbst- verständlich ist es, daß der Arsengehalt im Rückstand wieder abnehmen muß, weil ja zuletzt die Lösung das Verhältnis Co : As = 1:3 aufweist. Nach unseren Versuchsergebnissen tritt in der Lösung zuerst das Arsenid As5Co2 und dann As3Co auf, während im Rückstand schließlich nur As2 Co verbleibt. Auffallend ist die Reihenfolge der Arsenide, weil sich dieselben nicht nach dem Arsengehalt ordnen. Man sollte glauben, daß das höchste Arsenid, d. h. As3Co das löslichste, und das niedrigste, As2 Co, das unlöslichste sein müßte, doch tritt uns im Gegenteil gerade das mittlere As. Co2 zuerst entgegen. In der Tat ordnen sich die von uns im Vakuum er- mittelten Zersetzungstemperaturen nach dem Arsengehalt, auch beobachtet man bei der Einwirkung von Salpetersäure, daß das ursprüngliche Speiskobaltpulver As989Co viel heftiger angegriffen wird als das übrigbleibende As2 Co. Es war daher erwünscht, nocli eine andere Varietät von Speis- kobalt in derselben Weise zu untersuchen, um festzustellen, ob sie ebenfalls auch das Arsenid As5Co2 fuhrt. Die Versuche 14 und 15 der Tabelle 4, welche auf Grund dieser Erwägungen mit der Varietät 1 (As985Co) ausgeführt sind, habeu auf etwas abweichende Resultate geführt, denn es hat sich hier das Verhältnis Co : As = 1 : 2,3H und 1 : 2,31 ergeben. Die Existenz des Arsenids As5 Co., erscheint hiernach noch nicht sicher, doch ist nach unseren Versuchen das Vorhandensein von As3Co und As2 Co im Speiskobalt nicht mehr zu bezweifeln. Oxydation des Löllingits durch den Luftsauerstolt'. Die Untersuchung des Löllingits muß sich logischerweise an die des Speiskobalts anschließen, weil derselbe außer Kobalt- und Nickel- arseniden stets auch Eisenarsenide enthält. Besonders bei unseren synthetischen Versuchen, zu welchen wir einen Speiskobalt mit 2,78°/o 25,73 0,1094 0,2572 | *1 : 2,36 25,16 0,1083 0,2504 ; *1:2,31 368 A. Beutell und Fr. Lorenz, Zerlegung des Speiskobalts tr» p x Gu P 3 a* co PT O ö- P P O Tabelle 4. und Löllingits durch Luftoxydation. 369 Eisen benutzten, trat diese Notwendigkeit gebieterisch zutage. Be- züglich der chemischen Zusammensetzung herrschen beim Löllingit ähnliche Verhältnisse wie beim Speiskobalt, insofern die Analysen nur ausnahmsweise auf die ihm zugeschriebene Formel As2Fe führen. Bei der Berechnung der Analysen verursacht der fast stets auftretende Schwefelgehalt Schwierigkeiten , da man nicht weiß, ob derselbe von mechanisch beigemengtem Magnetkies oder von isomorph beigemengtem Arsenkies herrührt. Wir haben für die bis jetzt bekannten Analysen, welche in Hintze, Handbuch d. Min., p. 872 und 873, zusammengestellt sind, beide Rechnungen durchgeführt und dann für beide Fälle das Atomverhältnis Fe : As der Lölliugite berechnet. Neu hinzugekommen sind nur die beiden Analysen 13 und 17 (N. Jahrb. f. Min. etc. 1911. II. p. 35, und 1913. II. p. 42). Die Tabelle 5 (p. 370 u. 371) enthält sämtliche bekannten Analysen , einschließlich der sogenannten Leukopyrite, geordnet nach fallendem Arsengehalt, wobei diejenigen Arsenwerte zugrunde gelegt sind, welche nach Abzug des Schwefels als Arsen- kies (S2As2Fe,) erhalten wurden. Wie die beiden letzten Kolumnen der Tabelle 5 erkennen lassen, wird das Atomverhältnis sehr geändert, je nachdem Arsen- kies oder Magnetkies abgezogen wird. Während für den arsen- reichsten Löllingit nach Abzug von Arsenkies die Formel As208Fe, d. h. fast genau As2Fe erhalten wird, führt die Abrechnung von Magnetkies auf die viel höhere Formel As,,sFe. Auch die 5 folgenden Analysen (2 — 6) führen bei Abrechnung von SFe auf höhere Arsenide als As, Fe. Nach Abzug von Arsenkies hingegen ergibt sich bei der ersten Hälfte der Analyse' sehr angenähert die Formel As2Fe. Welche der beiden Umrechnungen die richtige ist, kann mit Sicher- heit erst aus unseren synthetischen Versuchen geschlossen werden, über die wir in einer zweiten Mitteilung berichten wollen. Hier sei nur vorweggenommen, daß sich höhere Arsenide als As, Fe nicht darstellen ließen ; es liegt daher kein Anhalt dafür vor, höhere Arsenide, wie sie sich nach Abzug von Magnetkies be- rechnen, im Löllingit anzunehmen. Der in den Löllingit- Analysen auf treten de Schwefel ist somit in Form von Arsenkies beigemischt. Um Einblick in die Zusammensetzung des Löllingits zu er- langen, wurde derselbe Weg beschritten wie beim Speiskobalt. Auch hier wurde das feine Löllingitpulver in Wasser und Salz- säure unter Durchsaugen von Luft oxydiert und nach verschiedenen Zeiten die Lösung oder der Rückstand analysiert. Das zu den Versuchen benutzte Löllingitmaterial stammt von Reichenstein in Schlesien aus der Grube „Reicher Trost“. Es stellt ein Durch- schnittsmuster des in den dortigen Arsenwerken verarbeiteten Löllingits dar und war von Herrn Direktor Dr. Schaerfe, dem wir hierdurch zu großem Danke verpflichtet sind , speziell für unsere Zwecke dem üblichen Aufbereitungsverfahren verschiedene Oentralblatt f. Mineraloge etc*. 1Ö15. 24 Tabelle 370 A. Beutell und Fr. Lorenz, Zerlegung des Speiskobalts und Löllingits durch Luftoxvdation 371 O 0 05 05 co kO CM X tO CM O X CO CM 0 0 05 05 05 05 05 X X t— r- CO co co *0 X CM CM CM — r — — rH rH rH r rH -• -1 - - -1 -1 -1 - -1 — -1 - CC X CO tO CO CO CO tO »O CM X co X CM X X X X X X X co co CO CO co 10 •0 X X — rH rH rH rH *“♦ f-H H-H rH — rH rH rH r H rH — -H *-H CO CO X 05 CO CO X O co^ CO 05 »o_ io CM tO CM 0 X .0 X, X X 0 05 05 05 05 05 X 05 O 05 X 05 0 X O 05 05 0 05 05 05 05 05 05 05 O 05 05 05 0 05 cvf of «f ©” — r «r oooooooootM-^coin— rr^ o_ CM^ CO I>^ CM^ CM^ W 05^ CM^ © cq_ oo_ t"- CO^ oT 00" cd* r-~ ocT C5~ r-T* r-T of ö* *-T of oT cd' 00" »cf CMCMOJCMCMCMCOXCOCOCOCOCOCMCQCOCC 05 r* CO © C5rfCOt-COCM[>- .C5CO*ncO CM 05^ rH^ I CO_ CO CO O X^ CO_ CO cd rf r-T r-T 1 t-T co~ cd cd' t-T r-T r-T r-T cT ocT CCC505©05L'~CMXtJ1h*C^X^h01©'**~h CM^ C5^ »O CM © (» CC H 03 rH^ 00_ CO lO^ ©^ CO CM^ t>~ tO cd' cd' r-T cd i-T — cd" cd cc~ lcT »cf *— T id cd' cd COCOCOCOD-COCOCOiOCOCOCCCOCOiOiOCO z W 3- z O *1 xn a z a O a z a X < Ed Ed S >* PH a a a z . *; a > < h; h; a cd a C-* a z a äc, H a 0 O O O z a H m Q Eh H! S3 a is. Eh 55 cd a >* H X H a O 0 :p 0 a 0 ü Ü a a :a < :a a a Q HH O Q W s X O « 0 ^5 a |*VH .S -5 0 J—+ <$} r-< »c *■" ■ rC ^ ü o £ 2 MH •>— ■ W ”0)0)0 S oj fi Q c3 :a ^ o a> QOas I— irr^rHrHrHrnCMCMCMCMCMCMCMCMCMCM 24* 372 A. Beutell und Fr. Lorenz, Zerlegung des Speiskobalts etc. Male unterworfen worden. Durch die sehr sorgfältige Trennung der Beimengungen auf Grund des spezifischen Gewichtes ist das Material, wie die beiden folgenden Analj-sen beweisen , außer- ordentlich rein. I II Fe . 29,05 28,86 As . 68,21 68,38 S . 1,32 1,32 Unlösl. Rückstand . . 1,21 1,21 Summe . . . 99.79 99,77 Rechnet man den Schwefel in Arsen um, so ergibt sich als Atomverhältnis : I II As : Fe = 1 : 1,83 und 1 : 1,85 Hieraus ist zu schließen, daß der Löllingit aus einem Gemenge von As2Fe mit einem oder mehreren niederen Arseniden besteht. Die Tabelle 6, welche die zur Klärung der Zusammensetzung unternommenen Oxydationsversuche enthält, gibt einen Überblick über die Hauptergebnisse. Tabelle 6. Luftoxydation des Löllingit s. No. Dauer cm3 H20 cm3 C1H im ganzen gelöst °/o in Lösung im Rückstand Atome Fe Atome As Atome Atome Fe 1 As Fe: As 1 0,953 0,515 1 : 1,85 2 1 Tag 50 5 3,25 0,028 0,022 1 : 0,77 — — — 3 1 , 50 5 2,78 0,025 0,018 1 : 0,72 — _ — 4 13 „ 50 5 7,20 0,047 0,061 1 : 1,29 — — — 5 •3 , 50 5 9,59 0.012 0,074 1 : 1,03 — — 6 3Mon. 50 6 59,00 0,344 0,529 1 : 1,53 0,190 1 0,373 1 : 1,96 7 3 * 50 6 62,19 0,370 0,553 1:1,49 0,175 0.339 1 1:1,94 In den Versuchen 2 und 3 der Tabelle 6, welche nur einen Tag gedauert hatten, finden wir Eisen und Arsen in dem Ver- hältnis Fe : As = 1 :0,74, das sehr annähernd auf die Formel As3 Fe4 paßt. Ob diese Verbindung wirklich im Löllingit vor- handen ist. oder ob Zufallswerte vorliegen, kann, zumal da sich im ganzen nur 3°/o vom Löllingit gelöst hatten, erst durch die synthetischen Versuche entschieden werden, die wir in einer zweiten Mitteilung veröffentlichen wollen. Sichere Schlüsse lassen die Ver- suche 6 und 7 zu, welche 3 Monate in Gang gehalten wurden und bei denen 60°/o der angewandten Substanz in Lösung ge- gangen waren. Wir beobachten hier Eisen und Arsen in der C. Gagel. Tiefengesteine von (len Canarischen Inseln. 373 Lösung im Verhältnis Fe : As = 1 : 1,51, das fast genau der Formel As3 F2 entspricht. Der in diesen Versuchen unzersetzt gebliebene Rückstand hingegen führt auf das Verhältnis Fe : As = 1 : 1,95; es kommt ihm also die Formel As, Fe zu. Es ist daher die Existenz der beiden Arsenide As3Fe2 und As2Fe gesichert, doch erscheint eine Bestätigung durch die Synthese nicht unerwünscht. Breslau, Mineral. Institut der Universität, Januar 1915. Tiefengesteine von den Canarischen Inseln. Von C. Gagel in Berlin. In den Jahren 1862/63 hat K. v. Fritsch sehr eingehende Studien auf den Canarischen Inseln und auf Madeira gemacht und umfangreiche und sehr interessante Sammlungen der dortigen Ge- steine mitgebracht. Leider hat v. Fritsch nur die Ergebnisse seiner Untersuchungen auf Tenerife selbst1 veröffentlicht; der bei weitem größere Teil seiner Sammlungen und Beobachtungen ist unbearbeitet bezw. unveröffentlicht geblieben, und ein sehr wesent- licher Teil seiner Sammlungen schien spurlos verschwunden. Dem Entgegenkommen von Herrn Prof. Dr. Walther in Halle und den Bemühungen seiner Assistenten verdanke ich es nun, daß dieser anscheinend verloren gegangene Teil der v. FmTSCH’schen Samm- lungen von den Inseln Gomera, Hierro, La Palma und Fuerte- ventura jetzt doch noch — wenigstens teilweise — wieder auf- gefunden und mir zur Bearbeitung zugänglich gemacht ist , und es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Prof. Dr. Walther hier meinen besten Dank dafür auszusprechen. Schon die erste flüchtige Durchsicht dieser mir jetzt zum Studium zugänglich gemachten Gesteine ergab, daß auf Gomera, Hierro und, soweit das sehr dürftige vorhandene Material erkennen läßt, auch auf Fuerteventura ganz dieselben Gesteine vorhanden sind wie auf La Palma 2 und Madeira 3, Teneriffa und Gran Ca- naria. Trachydolerite und Alkalibasalte in ihren verschiedensten Modifikationen, daneben auf Gomera anscheinend in weiter Ver- breitung phonolithartige und sehr helle alkalitracliytartige Gesteine, die noch nicht näher untersucht sind, und unter den Ganggesteinen in erheblicher Verbreitung ganz typische Moncliiquite. Einen anderen Teil der v. FRiTSCH’sclien Sammlungen von Fuerteventura 1 Geologische ßeschreibung der Insel Tenerife. 1868. 2 Cohen, Über die sogenannten Hypersthenite von La Palma. Neues Jahrb. f. Min. etc. 1876. p. 747. — C. Gagel, Die Caldera von La Palma. Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk. Berlin 1908 Heft 3 und 4, und: Das Grund- gebirge von La Palma. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1908. p 25. 3 C. Gagel, Studien über den Aufbau und die Gesteine von Madeira. I und II. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1912 und 1914. 374 C. Gagel, hat schon vor Jahren L. Finckh bearbeitet und daraus Nordmarkit, Pulaskit, Ackerit, Essexit, Camptonit und Gauteit beschrieben L Was mich an diesen neu aufgefundenen v. FRrrscH’schen Auf- sammlungen naturgemäß ganz besonders interessierte, waren die — leider sehr spärlichen — Proben der Tiefengesteine Gomeras, Fuerte- venturas und La Palmas, die in j e der Beziehung genau mit den von mir auf Madeira und La Palma gesammelten und durch Finckh und von mir selbst untersuchten Essexiten und deren verschiedenen Abänderungen übereinstimmen (siehe „Caldera von La Palma“ 1. c.). Aber nicht nur die verschiedenartigen Essexite und ihre monzonitähnlichen und basischen Varietäten, sondern auch das ultrabasische Differentiationsprodukt, der Madeirit, ist sowohl auf Gomera wie auf Fuerteventura , wie es scheint nicht selten, vorhanden, und endlich liegt unter den v. FRrrscH’schen Handstücken aus der Caldera von La Palma auch eine schöne Probe eines grob- körnigen, ganz typischen, sehr quarzreichen Alkaligranits, also der ganz saure Gegenpol zu dem Madeirit, vor. Die M ade i rite von Gomera und Fuerteventura entsprechen ziemlich genau dem seinerzeit von mir auf Madeira gefundenen und von dort beschriebenen ultrabasischen, sonderbaren Gestein, das als Randfazies der Essexite dort auftritt1 2, aber im Gegensatz zu den Essexiten nicht annähernd gleichkörnig, sondern ziemlich ausgesprochen porphyrisch ausgebildet ist. Auch hier auf Gomera und Fuerteventura sind es schwarze, mittelkörnige bis grobkristalline, z. T. deutlich porphyrisclie Gesteine, die ganz wesentlich aus großen, protogenen, diopsidartigen Augiten mit sehr stark verschlackten Rändern und aus zahlreichen großen, z. T. stark resorbierten, rund- lich zugeschmolzenen Olivinen bestehen, sowie aus sehr reichlichen großen Körnern und unregelmäßigen Klumpen von Magnetit. Da- zwischen liegt z. T. eine wesentlich feinerkörnige Füllmasse von Plagioklasen, die an Menge sehr zurücktritt; vereinzelt treten auch einzelne größere, grünliche Plagioklase auf, die z. T. schon mit bloßem Auge bezw. mit der Lupe erkennbar sind. Von dem Madeirenser Madeirit unterscheiden sich diese Gesteine Gomeras durch ihren nicht unbeträchtlichen Gehalt an Biotit und an Alkali- hornblenden, die ich in den wenigen Schliffen von Madeira nicht habe nachweisen können. Der Madeirit vom Barranco de Abajo bei Valle Hermoso auf Gomera enthält, schon mit bloßem Auge erkennbar, torabakbraune Glimmerblättcheu, die sich im Schliff als tiefbraune Biotite mit ungewöhnlich schöner Spaltbarkeit und auffallend starkem Pleo- chroismus erweisen. Das Gestein ist leider stark zersetzt. Im Schliff erweisen sich die zahlreichen großen Olivine größtenteils 1 L. Finckh, Tiefen- und Ganggesteine von Fuerteventura. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1908. p. 76 — 80. 2 C. Gagel, Studien etc. I. Zeitschr. d. deutsch, geol. Gesellsch. 1912. p. 380-385, 394-395. Tiefengesteine von den Canarischen Inseln. 375 von sehr zahlreichen Eissen und Sprüngen aus mit sehr feinem, dichtem , pechschwarzem Magnetitstaub imprägniert bezw. mit Magnetitkörnchen erfüllt, so daß sie oft ganz trübe und z. T. kaum noch zu erkennen sind, besonders wo sie stark resorbiert und zu rundlichen Körnern abgeschmolzen sind. Vereinzelt treten in dem Schliff kleinere, kristallographisch schön begrenzte, tief- braune Barkevikite auf, an die sich tiefblauer Arfvedsonit derartig ansetzt, daß die rhombischen Spaltrisse ungestört durch beide Amphibole durchgehen'. Außer diesen kristallographisch sehr schön begrenzten Amphibolen treten in dem Schliff noch reichlich sehr auffallende, ganz lang- und feinfaserige Amphibole auf, z. T. derart in Verbindung mit kleinen Resten von Pyroxen, daß mir ihre Ent- stehung durch molekulare Umlagerung aus diesen, in sie verfließen- den, diopsidähnlichen Augiten erwiesen erscheint; z. T. lassen diese faserigen Amphibolaggregate noch die Form des ursprünglichen Augits erkennen. Diese sehr auffallenden, ganz lang- und feinfaserigen Am- phibolaggregate sind z. T. fast farblos , z. T. ganz zart see- griin bis grünlichbläulich gefärbt, z. T. mehr oder minder intensiv braun gefärbt und dann von den Barke vikitkristallen in ihrem optischen Verhalten nicht merklich verschieden ; vereinzelt kommen auch intensiv blaugrün bis grünblau (wie der Arfvedsonit) gefärbte Fasern und Faserbündel vor. Die verschieden gefärbten Fasern bezw. Faserbündel dieser Amphibole sind nur selten scharf und deut- lich voneinander abgesetzt; meistens gehen die Farben verfließend aus der fast farblosen Hauptmasse hervor, besonders die blaugrüne Farbe ist in einzelnen, länglich linsenförmigen, ausgefaserten Par- tien innerhalb der fast farblosen Amphibolfaserbündel verteilt; nur an selteneren Stellen wechseln tiefbraune, blaugrüne und fast farb- lose Fasern bezw. Faserpakete scharf abgesetzt miteinander ab. Die Mehrzahl der Pyroxene ist aber nicht in Amphibole um- gesetzt, sondern — wenn auch mit z. T. stark verschlackten Rän- dern — in ihrer ursprünglichen Form und Beschaffenheit erhalten und kaum zersetzt; z. T. zeigen sie ganz ausgezeichnet die charakte- ristischen Spaltrisse. Apatit ist in recht großen Kristallen vorhanden. Außerdem linden sich in dem Gestein einige sonderbare, rundliche, großenteils entglaste, mit zahllosen Mikrolitlien erfüllte und z. T. in ein Aggregat minimaler Plagioklase umgewandelte Glaseinschliisse. Der Madeirit von Termonoy auf Fuerteventura zeigt dieselbe Struktur und dieselben Mineralien wie der von Gomera : große, z. T. resorbierte Olivine, sehr große farblose, diopsidartige, frische Augite mit z. T. stark verschlackten Rändern, Magnetit (wenig und kleine Körner), Plagioklas, braune und zart seegriine, sowie z. T. tiefblaugrüne Amphibole und braunen Glimmer; doch sind die 1 Eine ähnliche Verwachsung von brauner Hornblende und Arfved- sonit beschreibt auch L. Finckh 1. c. aus den Tiefengesteinen Fuerteventuras. 376 C. Gagel, Amphibole hier niemals faserig und zeigen nicht verfließende Fär- bung, sondern sind, wenn auch kleine, so docli scharf auskristalli- sierte, wohl begrenzte Individuen, z. T. mit schön erkennbaren rhombischen Spaltrissen. Einmal fand sich ein Aggregat gesetz- mäßig verwachsener, ziemlich großer, brauner und seegrüner Horn- blendeprismen vollständig umwachsen von einem sehr großen Diopsid; sonst bilden die Amphibole, Biotite und Plagioklase die feinkörnige Füllmasse zwischen den großen Augiten und Olivinen. Essexite (im erweiterten Sinne, mit ihren Übergängen zu monzonitartigen Gesteinen) liegen außer in den Belegstücken aus der Caldera von La Palma, wo sie schon durch Rosexbuscii 1 und dann nach meinen Aufsammlungen durch L. Finckh2 bekannt ge- macht sind, jetzt auch in einer ganzen Anzahl Typen von Go- mera vor. Es sind alles mittelkörnige bis grobkristalline Gesteine, weiß, schwarz und braun gesprenkelt und je nach dem Vorwalten oder starken Zurücktreten der Feldspäte von dunkler oder heller Ge- samtfarbe. Die Feldspäte der — zum großen Teil leider wenig frischen — Gesteine sind z. T. stark polysynthetisch verzwillingte Plagioklase, die meistens sehr schön divergent-strahlig angeordnet sind. Daneben tritt ab und zu Mikroklin mit schöner Gitter- struktur und fast immer Orthoklas in größerer oder geringerer Menge auf — sehr häufig ist deutlicher Schalenbau vorhanden! Die starke Zersetzung — z. T. intensive Epidotisierung — der Alkalifeldspäte macht eine genauere Bestimmung oft unmöglich. Die Bisilikate sind in den vorliegenden Handstücken im all- gemeinen so verteilt, daß die dunkleren, basischen, von Feldspäten ganz vorwiegend Plagioklas enthaltenden Gesteine fast farblose Pyroxene, violette Titanaugite und große, oft rundlich abge- schmolzene Olivine enthalten; nur einmal ist daneben noch sehr wenig Biotit nachgewiesen. Die helleren, feldspat- und vor allem orthoklasreicheren Hand- stücke enthalten keine Olivine, sondern neben den diopsidartigen Pyroxenen und seltenen und dann nur schwach violett gefärbten Titanaugiten reichlich braunroten Biotit und braune Hornblende. Nur in wenigen Schliffen sind sowohl Biotite wie Amphibole gleich- mäßig nebeneinander vorhanden; meistens ist eines oder das andere sehr stark vorwiegend. Apatite sind immer, Titanite z. T., in sehr gi-oßen Kristallen und sehr reichlich vorhanden, Magnetit in großen, unregelmäßigen Klumpen, desgleichen große Ilmenitkörner. Fast immer sind die Augite entweder mit den Biotiten oder mit den Amphibolen ausgezeichnet granophyrisch verwachsen, derart, daß die zusammenhanglosen Biotit- bezw. Amphibolfetzen auf sehr 1 Rosenbusch, Mikroskopische Pbysiographie der Gesteine. II, 1. 1908. p. 160 und 405. 2 C. Gagel, Caldera von La Palma, p. 237. Grundgebirge von La Palma, p. 29. Tiefengesteine von den Cauarischen Inseln. 377 große Erstreckung innerhalb der großen Pyroxene einheitlich aus- löschen, und in einem Haudstiick lindet sich daneben auch ein sein- großer Biotit, der in gleicher Weise von einheitlich orientierten, zusammenhanglosen Pyroxenfetzen durchsetzt ist. Auch in diesen Essexiten findet sich — - orientiert mit der braunen, barkevikitartigen Hornblende verwachsen — öfter eine zart seegrüne, tiefgrüne bis grünblaue Alkalihornblende, die noch nicht genauer untersucht ist. Die Verwachsung von brauner und grünblauer Hornblende ist oft derart, daß die prismatischen, rhom- bischen Spaltrisse gleichmäßig durch beide Amphibole durchgehen und daß die grünblaue Hornblende oft winkelig-zackig an den rhombischen Spaltrissen absetzt. Z. T. haben die grünblauen Amphibole merklich geringere Auslöschungsschiefe als die braunen. Ein Teil dieser grünblauen Amphibole ist sicher Arfvedsonit; andere zeigen eine ganz zart seegrüne Farbe, ähnlich wie die vorher- beschriebenen langfaserigen Amphibole im Madeirit von Gomera. Auch Finckh1 beschreibt aus entsprechenden Gesteinen Fuerte- venturas Verwachsungen von Katophorit mit Arfvedsonit, und ich kann nach Durchsicht der von Fixckh untersuchten Schliffe nur bestätigen, daß sich die Amphibole dieser Gesteine Gomeras und Fuerteventuras sehr ähnlich sind bezw. z. T. völlig miteinander übereinstimmen. Sehr auffallend ist in einem Handstück aus dem Barranco de la Piedra gorda bei Agulo auf Gomera eine sonderbare regel- mäßige Verwachsung von Biotittafelu mit annähernd ebenso dicken Platten von Ilmenit, die sich mehrfach wiederholt, und noch dadurch kompliziert ist, daß derartige, aus parallelen Tafeln von Biotit und Ilmenit bestehende Pakete sich unter Winkeln von 60° schneiden. Was die Reihenfolge der Ausscheidungen betrifft, so ist trotz der oft sehr deutlichen divergent-strahligen Anordnung der Feld- späte eine eigentliche Diabasstruktur nicht vorhanden in dem Sinne, daß die Augite nur xenomorph die Zwickel zwischen den Feldspatleisten ausfüllen. Im Gegenteil, es zeigen die Diopside und Titanaugite großenteils fast vollständige idiomorphe Begrenzung ebenso wie die Amphibole, und die Feldspäte füllen eher mit ihren meist divergent-strahligen Leisten und Tafeln die Zwischenräume zwischen den Augiten und Amphibolen aus, senden z. T. allerdings kristallographiseli gut begrenzte Enden tief in die großen, sonst idiomorphen Diopside hinein. Bei einem Handstück aus dem Barranco de Abajo liegen die ungewöhnlich fein polysynthetisch verzwillingten Plagioklase als völlig xenomorphe Füllmasse zwischen den wohl auskristallisierten Diopsiden, Titanaugiten und Amphibolen. In einem anderen, be- sonders stark zersetzten (epidotisierten) Handstück aus demselben Barranco liegen große, einheitliche, sehr gering lichtbrechende, 1 L. Finckh, 1. c. p. 78. 378 C. Gagel, tafelige Feldspäte, die anscheinend Orthoklase gewesen sind, diver- gent-stralilig angeordnet, und die dreieckigen Zwickel zwischen diesen Orthoklas(?)tafeln sind durch ebenfalls stark zersetzte, aber noch sehr deutlich fein polysynthetisch verzwillingte Plagioklase ausgefüllt, während an anderen Stellen desselben Schliffes Aggre- gate stark zersetzter einfacher Zwillinge nach dem Albitgesetz zwischen den Augiten liegen. Bei einem Gestein aus der Nähe von Tamargada auf Gomera, das besonders schön die vorher beschriebene granophyrische Durch- wachsung von Diopsid durch Biotit und von Biotit durch Diopsid zeigt und das anscheinend besonders viel Orthoklas und sehr wenig Plagioklas enthält (leider auch sehr stark zersetzt), sind an- scheinend nur die großen Apatite und einige Magnetitkörner idiomorph begrenzt — alles andere stößt mit den sonderbarsten, großenteils welligen und verschlungenen Grenzen aneinander und greift ineinander ein, selbst ein großer Biotit ist von (stark zer- setzten) Feldspatfetzen durchwachsen, und zwischen den großen, einheitlichen, aber xenomorph begrenzten Feldspäten mit ganz geringer Lichtbrechung (Orthoklasen?) liegen feinkristalline Aggre- gate ganz zersetzter Feldspäte und Augite, die von einem großen (ganz zersetzten), einheitlichen Feldspat umwachsen sind. Die Auskristallisierung sämtlicher Bestandteile, abgesehen vom Apatit, muß also bis zum Schluß völlig gleichmäßig erfolgt sein. Es ist sehr zu bedauern, daß die starke Zersetzung der vor- liegenden Handstücke der Tiefengesteine Gomeras eine genauere Bestimmung so sehr erschwert bezw. vielfach fast unmöglich macht. Diese intensive Zersetzung der nach v. Fhitsch in den hohen See- klippeu und in den tief eingeschnittenen Barrancos im NO von Gomera zwischen Hermigua und Tazo bis zu 700 m Meereshöhe auftretenden grobkristallinen Gesteine ist sicher mit ein wesent- licher Grund dafür gewesen, daß K. v. Fritsch diese grobkristallinen Gesteine als das alte Grundgebirge der Insel aufgefaßt hat. Leider hat v. Fritsch über diese immer noch fast unbekannte und deshalb interessanteste der Canaren gerade die allerdürftigsten Notizen gegeben, und sein Tagebuch von Gomera scheint verloren gegangen zu sein, so daß man nur auf die Etikettennotizen au- gewiesen ist und sich keinerlei begründete Vorstellung über die Verbands- und Lagerungsverhältnisse dieser Tiefengesteine dort machen kann. Ich hohe, nach Beendigung des Krieges mit Hilfe eines mir von der Kgl. Preuß. Akademie der Wissenschaften be- willigten Reisestipendiums die Frage nach dem Alter und den Lagerungsverhältnissen der Tiefengesteine Gomeras ihrer Lösung näher zu bringen und möchte daher diese Angaben nur als vorläufige Mitteilung aufgefaßt wissen. Außerdem liegt mir von Fuerteventura noch ein Handstück von Nordmarkit vor, das im ganzen Aufbau, in der Art der Feld- späte und des eigentümlich schmutzig-braunen Glimmers genau Tiefengesteine von den Canarischen Inseln. 379 iibereinstimmt mit den seinerzeit von Finckh1 beschriebenen Nord- markiten Fuerteventuras. Nacli den Ortsnamen und den laufenden Handstiicksnuinmern müssen nun aber die von Finckh beschriebenen Nordmarkite und Essexite auf das engste zusammengehören mit dem oben beschriebenen Madeirit und mit einigen deutlich kontakt- metamorphen Sedimentgesteinen sandig-kalkiger Natur, die Herr Prof. Erd manns dörffer die Güte hatte, auf ihre Kontaktverände- rungen zu untersuchen. Es sind sehr dunkle und grünliche, harte, splitte rige, deutlich geschichtete und gebänderte Ge- steine, aus kalkig-sandigen und tonschieferartigen Lagen bestehend. Die Schliffe sind sehr trübe und undeutlich ; Herr Prof. Dr. Erd- mannsdörffer konnte darin Neubildungen von Diopsid und Epidot nachweisen, soweit die Sedimente kalkhaltig sind; in den Ton- schieferlagen, die reich an semitischem Glimmer sind, sind sichere Kontaktwirkungen aber nicht erkennbar. Z. T. sind schmale Adern des panidiomorph-körnigen, feldspatreichen Eruptivgesteins zwischen diese harten Sedimente eingedrungen ; ein Handstück ist direkt über den Kontakt geschlagen. Über das Alter dieser kontaktmetamorphen Sedimente läßt sich daraus naturgemäß nichts ableiten: nach v. Fritsch kommen im Kontakt mit den Tiefengesteinen auf Fuerteventura außer Ton- schiefern auch noch Kalke vor, und ein Belegstück dieser Kalke aus der v. FRrrscH’schen Sammlung, das ich vor Jahren gesehen habe, enthielt Bruchstücke schlecht erhaltener Bivalven, die aber nach ihrer Form und Beschaffenheit nichts anderes als Ostreen sein konnten , woraus immerhin ein mindestens postjurassisches Alter der die Sedimente metamorphosierenden Tiefengesteine folgen würde, wenn diese Kalke wirklich in engem stratigraphischen Verband mit den kontaktmetamorphen Tonschiefern etc. stehen; die Notizen v. Fritsch’s sind hierüber leider mehr wie dürftig und besagen nur, daß diese Kalke über „Diabas“ und unter Basalt liegen. Das eine geht aber aus den v. FitiTSCH’schen 2 Handstücken und Hartuxg’s Beschreibungen 3 mit Sicherheit hervor, daß auf Fuerteventura eine Serie von Tiefengesteinen auftritt, die ebenso wie auf Madeira und La Palma aus Essexiten in allen möglichen Modifikationen bis herab zu dem ultrabasischen Madeirit einerseits und bis zu Nephelinsyeniten und bisilikatarmen , quarzhaltigen Alkalisyeniten (Nordmarkiten) andererseits besteht, und daß diese Tiefengesteine in Form eines Lakkolithen mit glockenartigen, 1 L. Finckh, 1. c. p. 78. 1 v. Fritsch, Reisebilder von den Canarischen Inseln. Petermann’s Mitt. Ergänzungsband. 1867/68. p 31. 3 Hartung, Die geologischen Verhältnisse der Inseln Lanzarote und Fuerteventura. Neue Denkschr. d. Allg. Schweiz. Ges. f. d. ges. Naturw. Zürich 1857. — C. Gagel, Die mittelatlantischen Vulkaninseln. Handbuch d. regionalen Geologie. 7. 10. p. 16. 380 C. Gagel, uhrglasförmig sch aligen Absonderungsflächen auftreten, die unter 30 — 40° nach außen fallen. Zeichnen sicli die vorliegenden Tiefengesteine Gomeras alle durch erhebliche bezvv. sehr starke Zersetzung aus, so befindet sich im Gegensatz dazu zwischen den v. FRiTSCH’schen Aufsamm- lungen aus der Caldera von La Palma, die mir erst jetzt zugäng- lich wurden, unter anderen schon beschriebenen Tiefengesteinen (Essexiten, Pyroxeniten etc.) auch ein ganz helles, ziemlich frisches, eugrani tische s, grobkörniges Gestein mit sehr reich- lichem makroskopischem Quarz und sehr zurücktretenden, putzen- förmig verteilten, gefärbten Gemengteilen, von denen mit der Lupe Biotit und Amphibol erkennbar sind. Das Gestein ist hellbräun- lich bezw. fleischfarbig und bildet nach der Etikette im „Barranco quero del Agua“ (Barr, de las Augustias) „große nesterförmige Lager“. Ich kenne die Lokalität trotz 1 4tägigen Aufenthalts in der Caldera nicht und kann mich auch nicht entsinnen, den Namen irgendwo gelesen zu haben — es muß eines der Stammtäler des großen Barranco sein, die jeder Führer in der Caldera, also auch jeder Forschungsreisende, der dort war, anders bezeichnet. Ich habe seinerzeit diese Täler fast alle durchwandert und daselbst die Tiefengesteine in der mannigfachsten Form als ziem- liche Stöcke, als mächtige oder schmälere Gänge und Lagergänge und als dicke, kaum über die Bachsohle emporragende Kuppen beobachtet, und wenn ein solcher schiefstehender Gang, Lagergang oder eine Seitenapophyse eines größeren Stockes seitlich durch die Erosion angeschnitten wird, so ergibt sich sofort das Bild eines großen „nesterartigen Lagers“. Eines ist nach meiner persönlichen Kenntnis der Verhältnisse in der Caldera als völlig erwiesen anzusehen, daß dieses große, nesterartige Lager von ziemlich frischem Granit jedenfalls nicht zum alten Grundgebirge der Insel gehört, sondern eine Differen- tiation des jungvulkanischen Magmas ist, das die junge Deckformation der Insel gebildet hat und deren zugehörige Tiefen- fazies in Form von massenhaften frischen Essexiten, Nephelin- syeniten, Mouzoniten und Pyroxeniten in der Tiefe der Caldera auftritt. Denn dieser Granit ist ziemlich frisch und weist auch mikroskopisch keinerlei mechanische Zertrümmerung auf im Gegen- satz zu den ganz und gar unfrischen, meistens stark cliloritisierten, epidotisierten und oft innerlich gequetschten und deformierten Ge- steinen des alten Grundgebirges '. U. d. M. zeigen die Schliffe massenhaft Quarz und Orthoklas z. T. in schriftgranitischer Verwachsung, ferner Albit in größeren Individuen und in mikroperthitischer Verwachsung mit Orthoklas und z. T. auch mit Mikroklin. Polysynthetisch aufgebaute Kalk- natronfeldspäte sind in den Schliffen nicht zu Anden. 1 C. Gagel, Die Caldera von La Palma. Zeitschr. d. Ges. f. Erdk. 1908. p. 236 — 238; Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1908. p. 28. Tiefengesteine von den Canarischen Inseln. 381 Als gefärbte Gemengteile treten auf ein eigentümlich schmutzig- braun gefärbter Biotit und eine hellblaugrüne bis seegrüne Horn- blende, die beim Drehen olivfarbig bis fast farblos wird, z. T. in größeren und verzwillingten Kristallen. Ferner ist recht reichlich Titanit, Apatit, etwas Magnetit und Zirkon in einzelnen kurzen Säulen und Querschnitten vorhanden. Der Quarz tritt sowohl in großen einheitlichen Körnern auf als in Form kleinkörniger Aggregate, zwischen deren Körnern kleine Orthoklaskörner einge- sprengt sind. Es ist somit ein ganz typischer, natronreicher Alkaligranit. Die Analyse dieses Gesteins ergab folgendes Resultat (I) : I II III IV VI V SiOj 68.54 48,85 44.50 40,80 68,79 40,22 Ti 02 0,13 2,30 1,72 3,44 — nicht best. Zr02 0,11 — — — — — Al, 0, . . • ■ 15,96 16,53 13,23 14,77 16,83 14.41 Fe203. .... 1,33 5.85 4,11 7,91 1,54 17,42 FeO 1,63 5,68 7,76 7.33 0,61 2,36 Mn 0 Spur Spur Spur Spur — — CaO 0.65 6.51 11,20 11,63 0.51 11,53 Mg 0 0.24 2,95 13,19 5.09 0,24 7,92 k2o .... 4.90 2,91 0,74 2,14 3,71 1,90 Na20 .... 6,25 5,49 1,69 4,38 6.65 3,94 h2o 0.42 1,48 1,36 1.05 0,99 — s. ...... . 0,07 0,21 0,10 0,18 0,05 — pso5 0,13 0,83 0.22 0.88 0,10 — 100,36 99,83 100,18 99,65 100,02 99,70 Spez. Gew. . . . 2,632 2,786 3,072 3,065 2,558 — Analytiker . . . Klüss Eyme Eyme Eyme Klüss v. Wekveke OsANN’sche Konstanten des Granits aus der Caldera : I. S = 75,67 a = 14,6 A = 10,09 c = 0.4 C = 0,25 o II «♦H F = 3,49 n = 6,6 Die daneben gestellten Analysen II, III, IV, V sind die der essexitartigen und pyroxenitischen Tiefengesteine und des Lim- burgits aus der Caldera von La Palma \ die also aus demselben Magma differenziert sind ; die Analyse VI ist die des Quarzbostonits von Porto Santo (Madeira) 1 2 als des nächstgelegenen, ebenso sauren Differentiationsproduktes eines essexitischen Magmas. 1 C. Gagel, Studien etc. I. 1912. p. 399 und 428. * C. Gagel, Studien etc. II. 1914. p. 468. 382 C. Gagel, Die theoretische Bedeutung dieses Fundes ausführlicher zu erörtern, erübrigt sich m. E. — sie ist zu offensichtlich! Es mag nur nochmals hervorgehoben werden, was ich in meinen oben zitierten Arbeiten über die Caldera ausführlich begründet habe, daß La Palma ein völlig einheitliches Vulkangebiet ist — sowohl das alte Grundgebirge wie das junge Deckgebirge bestehen ausschließlich aus trachydoleritischen bezw. alkalibasaltischen und ganz verschwindenden phonolithischen Gesteinen nebst den zugehörigen camptonitischen Ganggesteinen und essexitischen Tiefen- gesteinen. Es ist trotz der zahlreichen, grandiosen, bis > 1800 m tiefen Aufschlüsse nirgends die Spur eines sedimentären, quarz- reichen Gesteins bekannt geworden, das etwa durch Einschmelzen in das essexitische Magma hätte aufgehen und dieses verändern können. Offenbar ist dieses essexitische Magma mit rund 50°/o SiO„ von Natur aus aufs äußerste spaltungsfähig, und ebenso wie es nach dem basischen Pol zu sich zu pyroxenitischen Gesteinen mit nur 40,8% Si 02 differenziert1 und Pikrite produziert hat2, ebenso hat es nach dem andern Pol zu Nephelinsyenite und nun auch noch den sehr sauren Natrongranit abgespalten. Auf dem in gleicher Weise völlig einheitlich aufgebauten Madeira, das ebenfalls in ganz überwiegender Weise aus Trachy- doleriten und Alkalibasalten besteht, 'haben sich neben den Esse- xiten und nephelin- bezw. sodalith-syenitischen Varietäten einei'seits der ultrabasische Madeirit mit nur 40% Si02 und andererseits Quarzbostonite mit rund 69% Si02 3 abgespalten. Der Granit aus der Caldera ist also ebenso kieselsäurereich und noch alkali- reicher als die Quarzbostonite Madeiras. Sehr auffällig ist dabei nur, daß La Palma, soweit bisher bekannt, in noch weit höherem Grade als Madeira an Effusiv- gesteinen fast nur basische bezw. stark basische Laven geliefert hat: Trachydolerite, Hauyntephrite, Limburgite, Alkalibasalte4, und an Ganggesteinen Camptonite und Kalkbostonite, während die auf den anderen Canaren weit verbreiteten Phonolithe und Alkali- trachyte dort anscheinend fast ganz fehlen 5 ; die saureren Diffe- rentiationsprodukte des La Palma-Magmas scheinen also nur in geringen Mengen aufgetreten und in der Tiefe stecken geblieben zu sein (etwa 1800 m unter der jetzigen Oberfläche!). 1 C. Gagel, Studien etc. I. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1912. p. 399; Zeitschr. d. Ges. f. Erdk. 1908. p. 236 — 238. 2 Caldera von La Palma. Zeitschr. d. Ges. f. Erdk. 1908. p. 237. 3 C. Gagel, Studien etc. II. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1914. p. 468; I. 1912. p. 451. 4 van Werveke, Beitrag zur Kenntnis der Limburgite. N. .Tahrb. f. Min. etc. 1874. p. 481; Zeitschr. d. Ges. f. Erdk. 1908. p. 228 — 232. 5 Sauer, Untersuchungen über Phonolithe der Canarischen Inseln. Halle 1876. Tiefengesteine von den Canarischen Inseln. 383 Auswürflinge. Außer den an Ort und Stelle im stratigraphischen Verband anstehend gefundenen Tiefengesteinen liegen in den v. Fritsch- schen Aufsammlungen auch noch einige körnige Auswürflinge vor, die ihrer Struktur und ihrem Mineralbestand nach durchaus der Tiefenfazies der canarischen Magmen entsprechen und deshalb hier auch besprochen sein mögen. Ein sehr charakteristischer derartiger Auswürfling liegt vor aus den roten Schlacken vom Pico de los Muchachos, dem höchsten Punkte La Palmas, der, am Rande der Caldera gelegen, nach den Schilderungen von Lyell, Reiss und v. Fritsch offenbar einen ehemaligen Eruptionsschlot bezeichnet1, von dem das Vorkommen loser „Hypersthenit“ blocke schon mehrfach angegeben wird. Es ist ein sehr mürbes, rötlichweiß geflecktes, zuckerkörniges Gestein, das bei flüchtiger Betrachtung mehr den Anschein eines mürben Arkosesandsteins als eines Tiefengesteins macht. U. d. M. erweist es sich als ein richtungslos-körniges Gemenge von kleinen und etwas größeren Alkalifeldspäten und sehr fein polysynthetisch ver- zwillingten Plagioklasen , von grünlich-gelblichen und grünlichen Pyroxenen, von viel dunkelolivfarbigen bis schwarzbraunen, auf- fallend stark pleochroitischen Amphibolen, die ungewöhnlich schöne prismatische Spaltbarkeit mit dem charakteristischen Winkel zeigen. Die Alkalifeldspäte sind noch nicht genauer untersucht; zum erheb- lichen Teil scheinen es nach der geringen Lichtbrechung und der wolkig-fleckigen Auslöschung ziemlich natronhaltige Orthoklase zu sein; sie zeigen z. T. recht deutlichen Schalenbau. Viel Apatit, etwas Magnetit und Titanit sind als Übergemengteile vorhanden. Die Feldspäte greifen z T. mit sonderbaren, wellig gebogenen Grenzen ineinander; das Gestein ist frisch bis auf einige kleine, trübe, unregelmäßig begrenzte, z. T. stark mit Magnetitstaub im- prägnierte, bi-äunliche bis tiefgraue Massen einer unbestimmbaren, annähernd isotropen Substanz, die zwischen den Feldspäten bezw. in der Umgebung der Amphibole Vorkommen und eine Art Gesteins- glas gewesen zu sein scheinen. Quarz fehlt ganz. Die Feldspäte walten vor den gefärbten Gemengteilen ziemlich vor; das Gestein ist wohl als eine Art Syenit zu bezeichnen und gehört wohl in die Reihe der schon von Rosenbusch aus der Caldera bekannt gemachten Monzonite 2. Ferner liegen derartige Auswürflinge vollkristalliner Gesteine auch von Hierro vor, wo sie zwischen Alto del Mal Paso und der Montana de Tenerife gefunden sind; von Hierro (Ferro) sind bisher überhaupt keine Tiefengesteine bekannt geworden. Es ist z. T. ganz typischer Essexit mit großen, langleistenförmigen, schön divergent-strahlig angeordneten Plagioklasen, großen farblosen oder 1 Vergl. C. Gagf.l. Die Caldera etc., 1. c. p. 180 u. 228. Fig. 64. 2 Rosenbüsch, Mikroskopische Physiographie der Gesteine. II. p. 169. 384 Personalia. schwach violett angehauchten Pyroxenen, die fast alle in Zwillingen nach 100 bezw. mit mehrfachen Zwillingslamellen danach ausge- bildet und von zahllosen kleinen Magnetitkörnern durchsetzt sind. Reichlich ist ein tief(schmutzig)graubrauner Biotit vorhanden, selten und nur in kleinen Kristallen eine tiefolivbraune Hornblende mit dem charakteristischen Winkel der Spaltrisse. Große , dicke Apatite und sehr große Magnetitklumpen sind ebenfalls reichlich vorhanden; ganz vereinzelt kleine Titanite. Die Pyroxene sind z. T. fein granophyrisch von Plagioklas durchwachsen. Ganz ver- einzelt sind auch einige einfach gebaute , wolkig-fleckig aus- löschende Alkalifeldspäte vorhanden, die zwischen den strahligen Plagioklasleisten liegen. Sehr auffallend ist an einzelnen Pyroxenen ein feines Gitter- werk von sehr feinen, opaken Plättchen, die teils parallel zur prismatischen Spaltbarkeit, teils unter einen Winkel von 60° dazu angeordnet sind und sich auch in den Pyroxenen anderer canarischer Gesteine finden. Ein anderer derartiger Auswürfling zeigt eine annähernd gleich- körnige Struktur, kurze dicktafelige Plagioklase, erheblich mehr Alkalifeldspat und von Bisilikaten nur farblose Pyroxene, die reich- lich mit Magnetitstaub durchsetzt sind. Biotit und Amphibol fehlen völlig, Magnetitkörner sind selten, und Apatit ist nur in winzigen, spärlichen Körnchen vorhanden. Ein anderer Auswürfling von derselben Stelle endlich zeigt eine ganz ausgesprochen panidiomorph-körnige Struktur und besteht aus gleichmäßig kleinen, isodiametrischen Plagioklasen und kleinen Alkalifeldspäten ; dazwischen liegen größere, bräunliche, von zahl- losen kleinen Feldspäten durchspickte Augite und reichliche Magnetit- körner. Die Augite sind offenbar sekundär veiffärbt und verändert; sie sind z. T. tief rotbraun verfärbt. Andere Bisilikate sind nicht vorhanden. Die Spaltrisse der Pyroxene gehen über größere Er- streckung gleichmäßig durch, trotz der zahllosen eingewachsenen kleinen Plagioklase ; die intensive Braunfärbung der Pyroxene geht z. T. offensichtlich von den Spaltrissen aus. Aus diesen wenigen Auswürflingen abyssischer Gesteine ergibt sich also, daß auch Hierro aus denselben Magmen entstanden ist wie die anderen Canaren. Dali lern, 27. März 1915. Personalia. Gestorben: Dr. Arthur Bonard, Professor der Mineralogie und Petrographie, in Lausanne. F. Nopcsa. Ueber Geschlecbtsunterschiede bei Dinosauriern. 385 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über Geschlechtsunterschiede bei Dinosauriern. Von Dr. Franz Baron Nopcsa. Mit 2 Textfiguren. Da in den Kohlenbergwerken von Bernissart nebst Iguanodon bernissartensis auch der bloß etwas kleinere Iguanodon MantcHi gefunden wurde, sah sich Dollo schon in 1882 veranlaßt, die Frage zu untersuchen, ob I. bernissartensis und I. Mantelli nicht bloß die beiden Geschlechter einer Iguanodon-Spezies wären. Wegen einer größeren Anzahl von Differenzen bei der einen Spezies sah er sich aber genötigt, dies zu verneinen. Ein zweites paarweises Vorkommen zweier annähernd gleich großer Dinosaurierspezies derselben Gattung an einer Lokalität haben wir in der Gosau zu verzeichnen, woher durch Seeley die beiden Struthiosaurus- ( Crataeomus -) Spezies, Str. lepidophorus und Str. Pawlovitschi, beschrieben wurden, deren Unterschiede besonders im Baue der von Seeley abgebildeten Scapulae in die Augen springen. Betreffs der Identität von Struthiosaurus und Crataeomus verweise ich auf meine Arbeit von 1903. Das drütte Vorkommen zweier annähernd gleich großer Dino- saurierspezies an einer Lokalität konnte ich beim Genus Ehabdodon (= Mochlodon1) im Danien von Szentpeterfalva konstatieren, und dementsprechend kreierte ich in 1899 für die stärkere Ehabdodon- (Moclüodon-) Form die Spezies „ Mochlodon “ robustum. Später, in 1902 (siehe Literaturverzeichnis), glaubte ich, trotz der Verschieden- heit der Prädentale von Ehabdodon Suessi und Eh. robustum, den- noch die Bezeichnung Eh. robustum fallen lassen zu müssen; heute sehe ich nun aber infolge neuer Funde, daß Eh. robustum und 1 Die generische Identität von Mochlodon und Ehabdodon gelang es in letzter Zeit, anläßlich eines Besuches in Marseille, wo Matheron’s Ori- ginale aufbewahrt werden, zu erkennen. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 25 386 F. Nopcsa, Eh. Suessi doch verschieden sind, daß Eh. robustum sicli völlig mit Eh. priscum deckt und daß es daher am besten ist, von Eh. priscum und Eh. priscum var. Suessi zu reden. Mehrere Jahre nach meiner Beschreibung von Eliabdodon wies Hooley auf die Größe eines neuentdeckten Exemplares von Igua- nodon Mantelli und betonte, daß dieses Tier und I. bernissartensis bloß einer Spezies angehören. Er hielt I. Mantelli für das Weib- chen von I. bernissartensis. Eines der Resultate meiner neuesten, bereits in Druck belindlichen Untersuchungen über die sieben- biirgischen Dinosaurier 1 ist nun die Konstatierung der Tatsache, daß ein Dimorphismus auch bei dem in neuester Zeit mit OrtJw- merus identifizierten Kreidedinosaurier Telmatosaurus vorkommt. Als Beleg für diesen Dimorphismus soll vorderhand die Abbil- dung zweier von Valiora stammender Schwanzwirbelcentra der- selben Schwanzregion zweier fast gleich großer Orthomcrus-lnii\i- duen gelten. Die nichtgefurchten Wirbel schreibe icli dem Ortho- merus ( Telmatosaurus ) transylvanicus zu, für die an ihrer Basis ge- furchten proponiere ich die Bezeichnung 0. transylvanicus var. sulcata , obzwar freilich bis jetzt nur das feststeht, daß beide von Orthomcrus stammen und die Zugehörigkeit des Schädels des Typus von „ Telmatosaurus “ zu dem einen oder anderen Reste, ähnlich wie bei Struthiosaurus, noch nicht endgültig fixiert werden konnte. Auch am Tendaguru wurde ein paarweises Vorkommen beim gigantischen Brachiosaurus (B. Brancai und B. Fraasi ) nachgewiesen. Wir konstatieren also bei den europäischen und afrikanischen Dino- sauriern fünfmal ein paariges Vorkommen gleich großer, angeblich spezifisch verschiedener Dinosaurier, deren Zähne aber stets so- zusagen gleich sind, und da nun von Boulenger schon vor Jahren auf die große Verschiedenheit im Baue der Schwanzwirbel des Männchens und Weibchens von Hcloderma hingewiesen wurde, so glaube ich jetzt, alles zusammenfassend, daß es nicht gewagt ist, auch das mehrfache paarweise Zusammenvorkommen verschiedener annähernd gleich großer Dinosaurierspezies derselben Genera durch geschlechtliche Unterschiede erklären zu wollen. Die Ähnlichkeit des Zahnbaues erklärt sich dann naturgemäß daraus, daß diese Kau- organe durch die Geschlechtsverschiedenheit am wenigsten beein- flußt werden. Die plumperen, größeren Formen, also Iguanodon bernissartensis , Struthiosaurus Paivlovitschi, Eliabdodon priscum und Orthomerus transylvanicus können in so einem Falle, nach Analogie mit den lebenden Lacerten, als Weibchen gedeutet werden, wo- gegen die leichteren, schlankeren Formen, also Iguanodon Mantelli, 1 Dieselben werden im Jahrbuch der k. Ungar, geol. Reichsanstalt 1915 erscheinen. Ueber Geschlechtsunterschiede bei Dinosaixriern. 387 Fig. 1. Schwanzwirbel von Orthomer us transylvanicus var. sulcata (nat. Größe). Fig. 2. Schwanzwirbel von Orthomerus transylvanicus (nat. Größe). 25* 388 F. Nopcsa, Ueber Gesclilechtsunterschiede bei Dinosauriern. Struthiosaurus lepidophorus , Bhabdodon priscum var. Suessi und Orthomerus transylvanicus var. sulcata die Männchen darstellen würden ; da Hooley aber anderer Meinung ist, halte ich es noch nicht für angebracht, die Zeichen und 3 zu verwenden. Jedenfalls wäre es erwünscht, wenn auf Grund dieser in Europa gemachten Beobachtungen die amerikanischen Paläontologen nun daran gingen, ihr reiches Dinosauriermaterial zu revidieren. Namentlich das Verhältnis mancher Trachodontiden, zumal Sauro- lophus , scheint in dieser Hinsicht höchst verdächtig, und ebenso könnte man sich veranlaßt sehen, in dem offenbar bloß Hautkämme oder ähnliche Ornamente und nicht Waffen tragenden „gehörnten“ Ceratosaunis nasicornis einen sexuell verzierten Dinosaurier zu er- blicken. Daß ein solches, auch die Beckenregion in Betracht ziehendes Studium uns ferner möglicherweise Aufschlüsse über die noch immer ungelöste Frage der Yiviparität oder Oviparität der Dinosaurier geben könnte, dies sei hier nur nebenbei erwähnt. Literatur: B. Brown, The cretaceous Ojo Alamo Beds of New Mexico with a des- cription of the new Dinosaur Genus Kritosaurus. Bull. Amer. Mus. nat. hist. 1910. — A crested Dinosaur of the Edmonton cretaceous ( Saurolophus ). Bull. Amer. Mus. nat. hist. New York 1912, The Skeleton of Saurolophus. Bull. Amer. Mus. nat. hist. New York 1913. — - A new Trachodont Dinosaur Hypacrosaurus from the Edmonton cretaceous. Bull. Amer. Mus. nat. hist. New York 1913. Dollo, Premiere note sur les Dinosauriens de Bernissart Bull. Musöe royale d'hist. nat. Bruxelles 1882. Hooley, On the discovery of remains of Iguanodon Mantelli in the Wealden beds of Brighton Bay. Geol. Magaz. London 1912. W. Janensch, Übersicht über die Wirbeltierfauna der Tendaguru- Schichten etc. Archiv f. Biontologie. Berlin 1914. Matheron, Notice sur les reptiles fossiles. Mem. Acad. Imper. des Sc. et helles lettres. Marseille 1869. Marsh, Dinosaurs of North America. Bull. U. S. geol. Survey. 1895. Nopcsa, Dinosaurierreste aus Siebenbürgen. I, II und III. Denkschr. Ak. d. Wiss., math.-naturw. Klasse. Wien 1899, 1902 und 1904. — Notizen über cretacische Dinosaurier. Sitzungsber. Ak. ö. Wiss., math.-naturw. Klasse. Wien 1902. Seeley, Reptile fauna of the Gosau formation. Quart. Journ. geol. Soc. London 1881. Budapest, März 1915. E. Witticb, Ueber Eisenlager etc. 389 Über Eisenlager an der Nordwestküste von Nieder-Kalifornien. Von Dr. E. Wittich, Mexiko D. F. Mit 2 Textfiguren. An der Westküste der Halbinsel Nieder-Kalifornien, etwa 80 km südlich von der Stadt Ensenada, unter 31° 15' n. Br., finden sich große Lager von Eisenerzen, die sich weit ins Innere des Laudes hineinziehen; auch weiter nach Süden bis etwa znm 29° 30' n. Br. treten immer noch Eisenerzgänge in großer Zahl, wenn auch in geringerer Mächtigkeit, auf, denen sich dann auch Kupfererze anschließen. Die mächtigsten dieser Vorkommen sind die oben erwähnten, die nach ihrer Lage am Bach von San Isidro benannt werden ; auf diesen Gängen und Lagern ging vor einer Reihe von Jahren für kurze Zeit Bergbau um, und die wenigen Arbeiten aus dieser Periode gewährten uns einige Einblicke in die Natur dieser Erzlagerstätten. Die Hauptpunkte, an denen vor etlichen Jahren die Minen- spekulation mit einigen wenigen Arbeiten begonnen hatte, liegen bei den heute fast verlassenen Ranchos San Isidro, Guadalupe, San Vicente und Webbs House, die alle einige 3 bis 5 km von- einander entfernt sind. Alle diese hier auftretenden Eisenmassen, die meist aus Hä- matit, weniger aus Magnetit und Martit, sehr selten mit etwas Pyrit, bestehen, sind als Thermalquellenabsätze anzusehen. Es scheint, daß der Mittelpunkt dieser Phänomene an der Stelle lag, wo sich heute ein aus Eisenerzen und Kieselmassen aufgebauter Berg, der „Cerro Colorado“, etwa 100 m hoch, erhebt. Dieser Berg liegt ungefähr in der Mitte zwischen den oben erwähnten Ranchos, unmittelbar über dem kleinen Bach von San Isidro. Die nach dem schmalen Bachtale gelegene Seite des Cerro Colorado ist fast senkrecht durchschnitten und dadurch ein Blick in den Berg geöffnet. Auf der anderen Seite des Isidrotales, dem Cerro Colorado gegenüber, setzen sich die Absätze von Kiesel und Eisen- erzen noch einige hundert Meter weit fort. An dem natürlichen Vertikalprofil des Cerro Colorado sieht man, daß der ganze Berg aufgebaut ist im wesentlichen von Kiesel- säure, die stark mit Roteisen oder mit Limonit imprägniert ist, daher rot oder gelb aussieht ; zuweilen trifft man breitere Bänder oder dicke Schalen und Krusten von Hämatit in den Schichten eingelagert. In den Hohlräumen der wesentlich aus amorpher Kieselsäure bestehenden Gesteine finden sich oft Quarzkristalle 390 E. Wittich, Ueber Eisenlager oder auch grobes Quarzpulver oder Sand, zuweilen auch Opal- schnüre. Alles deutet darauf hin, daß hier ein ungeheurer, aber auch rascher Absatz von Kieselsäure und Eisen stattgefunden haben muß. Dieselben Erscheinungen, nur in kleinerem Maßstabe, finden sich wieder am Meeresstrande einige Kilometer vom Cerro Colorado weiter westlich ; hier sind diese Ablagerungen teilweise noch auf- geschlossen in der heute verlassenen Eisenmine „El Tepusteteu. In einem breiten, schrägen Stollen, der teilweise ganz ausgeschachtet ist, so daß die ganze Schichtenfolge zutage liegt, zeigt sich das folgende Profil (Fig. l): 22° SW Fig. 1. Mine Tepustete, Rancho San Isidro. n = Kieselbreccie; b — Eisenerzlager: c — Manganerzknollen mit Karbo- naten; d = Amphibolzone; e — Diorit. Unter einer bis zu 2 m mächtigen Lage von amorpher, opal- artiger und undeutlich geschichteter Kieselsäure, die nur in dickeren Bänken abgesondert ist, folgt eine etwa 0,5 m mächtige Kiesel- breccie. Diese Breccie besteht aus Opal und Chalcedonfragmenten, die durch ein amorphes Kieselzement miteinander verbunden sind. Darunter folgen direkt die Eisenerze, etwa 3,5 m mächtig, und zwar wechselnde Lager und Bänder von dichtem Hämatit, manch- mal auch Streifen von Eisenglimmer und zuweilen Limonitzonen. Darin liegen zerstreut große linsenförmige Massen von Braunstein mit Karbonaten, wesentlich Kalkspat und Breunerit, oft mit etwas Chalcedon oder Karneol. Gegen die Sohle des Erzlagers hin finden sich Maguetite und gelegentlich einige Epidote. Mitten in den Manganerzen und Karbonaten findet sich als Einsprengling gelegent- lich auch Pyrit, so daß kein Zweifel sein kann, daß diese an der Nordwestküste von Nieder-Kalifornien. 391 Thermalwässer auch etwas H0S enthalten haben. Eine ganz ähn- liche Beobachtung konnte ich früher in der Laguna seca, Cerro San Andres, Hacienda Jaripeo, Michoacän, machen, wo heute noch die kleinen Kieselgeyser Massen von amorpher Kieselsäure absetzen, in denen Pyrit und Bleiglanz in kleinen Flecken eingesprengt sind. Unter den obigen Eisenerzen folgt in unserem Profil ein Diorit, dessen Oberseite, die mit den Erzen in unmittelbarem Kon- takte steht, in eine grüne, faserige Hornblende umgewandelt ist. Nahe bei diesem Aufschluß erhebt sich ein breiter und mäch- tiger Quarzkamm, der etwa 10 m Höhe über der Oberfläche erreicht, bei ebenso beträchtlicher Breite; es ist der Rest eines ehemals wohl viel größeren Gangausgehenden, der von der nahen Brandung zerstört wurde. Das Auffallende an diesem Gestein ist, daß es fast ausschließlich aufgebaut ist aus Geyserit und Stalaktiten, Sinter und konzentrisch-schaligen Nieren, alles aus Quarz oder amorpher Kieselsäure bestehend. Die Umgebung dieser beiden Stellen ist auf größere Ent- fernung hin überdeckt mit Gerollen von Kieseln und Eisenerzen, die förmliche Lager bilden (hierzulande „Mantos“ genannt); es sind die Reste einer jungen, marinen Denudation. In der unmittelbaren Nachbarschaft der Kiesel-Eisenmassen wurden in einem alten, heute verfallenen Bau stark zersetzte Schiefer gefördert, in denen große Mengen von hellen Granaten, sowie Epidot, Bustamantit und Kalkspäte auftreten. Diese eigen- artige Mineralkombination erweckt sofort den Eindruck einer kon- taktmetamorphen Entstehung, eine Auffassung, die durch das Vor- kommen von dichten braunen Granatfelsen noch mehr an Wahr- scheinlichkeit gewinnt. Dadurch, daß die alten Schürfe bereits verfallen sind und andererseits eine mächtige Decke von jung- marinem Strandschutt alles überdeckt, war ein genaueres Unter- suchen dieser Verhältnisse nicht möglich. Es scheint jedoch, als ob hier neben den Oberflächenerscheinungen der Kiesel- und Eisen- thermalen gleichzeitig auch kontaktmetamorphe Vorgänge in größerer Tiefe sich abgespielt hätten. Ganz ähnliche Erscheinungen be- schreibt J. G. Aguilera aus der Region der Eisenerze der Sierra Carrizal im Staate Nuevo Leon, Nordmexiko (J. G. Aguilera, Algunos criaderos de fierro de la Repüblica. Bolet. Soc. Geol. Mex. Mexico 1909. 5. p. 75). Folgt man von dem erwähnten Cerro Colorado aus dem San Isidrobach etwa 4 — 5 km nach aufwärts, so kommt man in eine weitere Region von Eisenerzgängen und von ausgedehnten Erz- mantos, die alle in der Umgebung des Ranchos „Webbs House“ gelegen sind. Eine große Anzahl von Grubenfeldern bedecken den ganzen Erzdistrikt, ohne daß es jedoch in irgendeinem Feld zu einer größeren bergbaulichen Tätigkeit gekommen wäre. 892 E. Wittich, Ueber Eisenlager Das Erz auf primärer Lagerstätte erweist sich hier als Aus- füllung von Gängen; der bedeutendste derselben an Mächtigkeit und Längserstreckung ist der Gang der Mine Colossus. Er erhebt sich als mächtige Eisenmasse, meist Hämatit und weniger Magnetit, etwa 8 m über die Oberfläche, bei rund 10 m Mächtigkeit, und setzt sich mit flachem Einschießen mehr als 2 km weit fort. Daß sich mit dieser Eisenmasse gleichzeitig auch Kieselsäure abgesetzt hat, beweisen einige kleine Quarzgänge oder Trümer, die hie und da in dem Erze auftreten, ferner Anden sich an einigen Stellen, mitten im Eisenerz und ganz umschlossen davon , langgestreckte Quarzkristalle in stängligen Gruppen vereinigt. Das Liegende des Colossus-Ganges ist wiederum ein Diorit, dessen Oberfläche gleichfalls, wie am Tepustete, in faserige Horn- blende verwandelt ist, die an vielen Stellen metasomatisch in faserigen Limonit umgewandelt wurde. Kleine Erzgänge durchziehen die benachbarten Felder und bilden oft Ausfüllungen in den Spalten der älteren Gesteine. Ein hier auftretender Aplitgang, der die Diorite durchbricht und an mehreren kleinen Verwerfungen staffelartig gebrochen ist, wird ebenfalls an den Bruchstellen von Eisenerz durchsetzt, und oft sind die einzelnen Aplitbruchstiicke wieder zusammengekittet durch Hämatit, Magnetit resp. Martit und Brauneisen. Die schmalen Spalten und Gangausfüllungen von Erzen durch- kreuzen oder scharen sich oft, so daß zuweilen unregelmäßige, verzweigte Gangsysteme entstehen, deren im allgemeinen niedrige Ausbisse wiederum Veranlassung geben zur Bildung von großen Mengen von Rollerzen, die die ganzen Abhänge der niederen Berge bedecken. Bei allen diesen Eisenerzgängen fällt es auf, daß man oft eingesprengten Pyrit, Chalcopyrit oder gelegentlich Malachit be- obachtet. Ferner tritt etwa 1 km von Webbs House entfernt ein kleiner Kupfererzgang auf, gleichzeitig mit erheblichen Mengen von Eisenerz, das aber wesentlich nur das Salband bildet, während die in der Nähe desselben vorkommenden Quarz-Eisengänge stets Pyrit und Chalcopyrit, wenn auch in geringer Menge, führen. Auch in die Nebentäler des San Isidrobaches ziehen sich die Erzgänge hinein, in gleicher Lagerung wie geschildert, jedoch scheint es, als ob mit größerer Entfernung vom Cerro Colorado und dem Isidrotale die Eisenführung der Gänge mehr und mehr abnimmt, der Quarz dementsprechend überwiegt. Es bleiben schließlich nur noch Quarzgänge mit geringem Eisenerzgehalt übrig. Dabei ist an vielen Stellen immer wieder die hydrothermale Herkunft dieser Gänge zu erkennen; am schönsten beim Rancho Guadalupe, etwa 4 km nördlich von Webbs House, wo ein aufgerissener Hügel von an der Xordwestküste von Kieder-Kalifornien. 393 Diorit durch die Wirkung der Thermalwässer völlig zersetzt und gleichzeitig von Quarz und Hämatitadern durchdrungen wurde (Fig. 2). Weiter nach Süden bis etwa zum 29° n. Br. reichen diese Gangbildungen, doch tritt hier das Eisen mehr und mehr zurück und an seiner Stelle treten Kupfererze, derart, daß schließlich Kupfergänge mit geringem Eisengehalt entstehen. Diese Erzgänge sind zuweilen derart reich an Kupfererzen , daß sie vor Jahren bergmännisch abgebaut wurden, besonders in der Gegend von San Fernando, 30° n. Br. ; jetzt sind alle diese Unternehmungen zum Erliegen gekommen. Wichtigen Aufschluß über die Art und die Zeit dieser Kiesel- Eisen-Imprägnationen bietet die südlich des Isidrotales gelegene Schlucht des Arroyo Salado, der bei der Hacienda San Antonio Fig. 2. Schnitt durch eine Dioritanhöhe beim Eancho Guadalupe. del Mar ins Meer Hießt. In dieser sogenannten „Canada de San Antonio" stehen mächtige Ablagerungen von Andesittuffen (Porphyr) an, denen mehrere Andesitdecken eingelagert sind. Diese Tuffe sind nun häutig durchsetzt von VerkieselungszoDen, so daß es oft zur Bildung von großen Kieselknollen oder Bändern gekommen ist, außerdem sind sie vielfach imprägniert mit dichtem Hämatit und Eisenglimmer, die alle Risse und Klüfte des Gesteins erfüllen. Dazu gesellen sich an mehreren Stellen auch Ablagerungen von Kupfererzen, besonders dann, wenn die Quarz-Eisenmassen gang- artig auftreten. Derartige Kupfergänge gaben mehrfach Anlaß zu Abbauversuchen, die jedoch bei dem raschen Vertauben nach der Tiefe bald eingestellt wurden. An einem solchen Aufschluß waren nahe der Oberfläche gute Kupfererze gefördert worden, besonders Chalcopyrit, ferner Cuprit in Pseudomorphosen nach verzerrten Kupferkristallen, sowie Hydro- karbonate von Kupfer; in wenig über 20 m Tiefe war der Gang 394 E. Wittich, Ueber Eisenlager etc. völlig verarmt und nur noch ein Kalkspatgang mit wenig Eisenerz und Quarz übrig. Was das geologische Alter dieser Erzbildungen betrifft, so läßt sich wenigstens die untere Grenze einigermaßen sicher an- geben. Da die Erzgänge die jüngeren Injektionsgänge der Granite, die Aplite, durchsetzen, so sind sie jüngeren Alters als diese. Nun haben unsere Studien (E. Böse y E. Wittich, Informe relativo a la exploraciön de la region norte de la Baja California. Mexico 1913. Parerg. Inst. Geol. 4) in der Region dieser Erzlager, be- sonders zwischen den kleinen Ansiedelungen von St. Tomas und San Vicente, etwa am 31° 30' n. Br. über die Zeit der Diorite und Granite folgendes ergeben : Die Diorite und die auf sie folgenden Granite sind jünger als die Andesite (Porphyre) und deren Tuffe. Die Eruption dieser letzteren fand statt im oberen Cenoman bis in das Turon ; die Intrusionen des Diorit-Granitmagmas und ihr Ganggefolge sind in das Turon zu setzen; hierüber folgt in ruhiger Lagerung die senone Kreide, ohne Spuren erheblicher Paroxysmen. Erst im Neogen beginnen wieder derartige Erscheinungen mit der Eruption von Rhyolithen, und es ist wahrscheinlich, daß mit diesen oder als Folgeerscheinung die Kiesel-Eisen- und Kupfergänge entstanden sind. Die verschiedenen Versuche, die oben beschriebenen Eisen- erzlager auszubeuten, wurden von amerikanischen Gesellschaften unternommen. Zahlreiche Analysen sind ausgeführt worden, von denen hier ein Teil wiedergegeben sei : Mine Hercules (berechnet auf Metall): Fe 61,84 °/0 P 0,19 Si02 6,2 Mn 0,31 S 0,049 Wasser und Feuchtigkeit 4,30 Al ...... 0,72 Spuren von Mg und Ca. Mine Colossus (im Mittel) : Fe Si02 P Cu S Wasser Dazu Mn, Ca und Al. 59.85 0 o 8,57 2,00 0,51 0,74 2,8 M. Goldschlag, Ueber das Auftreten eines Eruptivgesteines etc. 395 Der höchste Prozentsatz einer Analyse an Eisen war 65,25, der geringste 56,65; der Gehalt an Si02 schwankte zwischen 2,38 und 13,91%. Der Erzvorrat der Region von San Isidro dürfte sich auf fast 5 000 000 Tonnen belaufen, doch ist die Zerstücklung des Gruben- besitzes, aber auch ebenso die Umständlichkeit der Transport- verhältnisse einem geregelten Abbau im großen Maßstabe hinder- lich. Der absolute Mangel an Kohlen würde natürlich einen Transport des Erzes bis zur Stelle der Verhüttung bedingen. Anhangsweise soll hier noch erwähnt werden, daß ganz ähn- liche Kiesel- und Hämatitimprägnationen, wie sie vom Arroyo Salado bei San Antonio del Mar erwähnt wurden, sich auch in den Andesiten von Manzanillo (Hafen im Staate Colima) unmittel- bar an der Küste anstehen. Nördlich von Manzanillo schließen sich dann große Eisenlager an, die bis in den Staat Jalisco sich hineinzielien. Eine ähnliche Entstehung, wie die der oben be- handelten Vorkommen, ist auch für diese Bildungen wahrscheinlich. Über das Auftreten eines Eruptivgesteines in der Polonina Roho- nieska in den Czarnohora-Karpathen. Von M. Goldschlag in Wien. Unsere bisherigen Kenntnisse über den Aufbau der südlich von Pietros und Szesa gelegenen Karpathen beruhen hauptsächlich auf der ungarischen geologischen Karte von Th. Posewitz (Blatt Bogdan 1889) und der von Hugon Zapalowicz, die seiner grund- legenden Monographie der Pokutiscli-Marmarosclier Karpathen bei- gefügt ist. Die ältesten Mitteilungen stammen von F. Beudant *. Auf seiner Karte „Carte geologiques de la Hongrie et de la Transyl- vanie avec une partie des pays limitrophes“ ist das um die Weiße Theiß gelegene Gebiet als „gres houiller“ bezeichnet. Das öst- lich und südwestlich, zwischen der Weißen Theiß und der Ruszkowa, angrenzende Gebiet wird nach dieser Karte von Grauwacke 1 F. Beudant, Voyage mineralogique et geologique. en Hongrie pen- dant l'annee 1818. 4. Atlas. Paris 1822. 396 M. Goldschlag, Ueber das Auftreten eines Eruptivgesteines aufgebaut. Im Jahre 1833 beschäftigt sich mit unseren Karpathen A. Boue *, der in die BEUDANT’schen Begriffe insofern eine Ände- rung herbeiführt, als er den karpathischen Sandstein als cretacisch bestimmt. Genauere Angaben fangen erst mit der Zeit an, in der F. v. Hauer und F. v. Richthofen 2 in diesem Gebiet zu arbeiten anfingen. Viel Aufmerksamkeit schenken sie dem Profil Bogdan (Ort) — Pietros. Die große Monotonie dieses Landstriches wird durch die Entdeckung des Melaphyrs und jurassischer Kalke ver- ringert. Die allgemein bekannten Studien von E. Tietze und C. Paul1 2 3 4 können als Fortsetzung dieser Studien gelten. H. Zapa- lowicz 4 beschreibt die Polonina Rohonieska ganz kurz. In der Beschreibung des Profils des oberen Bogdan erwähnt er nur obercretacische Sandsteine und untercretacische Hieroglyphen- schichten. Sie treten unterhalb der Mündung des der Polonina Rohonieska entströmenden Baches auf. Im oberen Tale des Bogdan sah er nur Sedimentgesteine. Eruptivgesteine (Melapliyr) beobachtete er in der Polonina Harmanieska (1. c. p. 577) und in der Kl au zur a Lopuszanki. Posewitz5 6 reiht an diese Auf- schlüsse noch zwei an der Ostseite des Pietros an. Es tritt hier Melapliyr mit jurassischen Kalken auf. Es ist ein porphyrisches Gestein mit Mandelbildung. Im Tale des oberen Bogdan ü be- obachtete er, analog wie Zapalowicz, nur Kreidesandsteine mit Einlagerungen von Schiefern und Konglomeraten. Im Juni und Juli vorigen Jahres besuchte ich mit Prof. Dr. A. Pawlowski die Czarnohora-Karpathen und die Polonina Roho- nieska. Der neu gebaute gute Weg lieferte an manchen Stellen sehr gute Aufschlüsse, so daß sich hier für geologisch-petro- graphische Aufnahmen ein weites Feld eröffnet. Prof. Pawlowski lenkte meine Aufmerksamkeit auf einen Aufschluß am Wege in 1 A. Boue, Coup d’oeil d’ensemble sur les Carpathes le Harmarosch, la Transylvanie. Mem. de la Soc. geol. de France. 1. 1833. 1834. (Zit. nach Posewitz.) 2 F. v. Hauer und F. v. Richthofen, Bericht über die geologische Übersichtsaufnahme im nordöstlichen Ungarn. Jahrb. d. k. geol. Reichsanst. 10. Wien 1859. 3 C. M. Paul und E. Tietze, Studien in der Sandsteinzone der Kar- pathen. Jahrb. d. k. geol. Reichsanst. 27. p. 66 — 95. 4 H. Zapalowicz, Eine geologische Skizze des östlichen Teiles der Pokutisch-Marmaroscher Grenzkarpathen. Jahrh. d. k. geol. Reichsanst. 36. p. 361—594. 5 Th. Posewitz, Bericht über die geologische Detailaufnahme im Jahre 1887. Jahrb. d. k. ungar. geol. Anst. 1887. p. 114 — 123. 6 Th. Posewitz, Das Gebiet der Schwarzen Theiß. Bericht über die geologischen Detailaufnahmen im Jahre 1888. Ibid. p. 72 — 85. in der Polonina Rohonieska in den Czarnohora-Karpathen. 397 der- Polonina Rohonieska, am Südabhange des Bergrückens, oberhalb der Milchmeierei. Das Gestein zerfällt konzentrisch- schalig. Die Schalen zerfallen für sich in parallelepipedische Blöckchen. Im frischen Zustande ist das Gestein hell- bis dunkel- grün gefärbt, verwitternd nimmt es eine erdige Farbe an und weist schmutziggrüne Flecken auf. Das folgende Profil soll das Auftreten des Gesteins näher erklären : Der Bergrücken, der sich an der östlichen Seite der Polonina hinzieht, zeigt zwei Erniedri- gungen auf. An der ersten nördlicher gelegenen Erniedrigung ist ein mittelkörniges Konglomerat entblößt, an der zweiten tritt Sandstein auf. An den Sandstein stößt das Eruptivum an. Die Kontaktstelle fällt mehr weniger mit dem Rand der zweiten Er- niedrigung zusammen und ist am nördlichen Abhange des Rückens gut sichtbar. Äußerliche Kontaktersclieinungen fehlen. Die Grenzlinie ist gerade, die Sandsteinschichten ungestört. Das Eruptivgestein bildet einen massiven Hügel, der auch von der Seite der Polonina Harmanieska entblößt ist. Weiter unten (etwa 30 m) tritt das Gestein nochmals auf und liefert Blöcke am Talboden. Die vorläufige mikroskopische Untersuchung des Gesteins ergab dessen Zugehörigkeit zur Diabas-Melapliyr-Basaltfamilie. Die nähere Zuordnung wird sich vielleicht nach Untersuchung des Konglomerats bestimmen lassen. Die Struktur des Gesteins ist weder porphyrisch noch mandelsteinartig, sondern eine äußert feinkörnige. Das frische Gestein führt in einer reich vorhandenen Glasbasis Feld- spatkriställchen und sehr wenig sekundäre chloritisch-serpentinöse Substanzen. Im venvittei'ten Gestein sind die letzteren in größerer Menge vertreten und es gesellt sich ihnen noch Calcit hinzu. Die Publikation der mikroskopischen Untersuchung wird später erfolgen. 398 P. Sonntag. Zur Frage der Verbiegung des Leba-Rheda-Urstromtales. Von P. Sonntag in Danzig. Mit 1 Kartenskizze. In dies. Centralbl. 1914, p. 464 ff., wird von E. Wunderlich das Leba-Rheda-Urstromtal mit der von Keilhack angegebenen Ver- biegung einer kritischen Betrachtung unterzogen. Auf Grund exakten Kartenstudiums allein schon kommt Wunderlich zu dem Resultat, daß die heutige Wasserscheide (bei Gr.-Boschpol) ihre Entstehung der Akkumulation der Leba verdankt, die hier bei Louisental von Süden her in das 0 — W verlaufende Urstromtal eintritt und einen mächtigen Schuttkegel ausbreitete. Die Leba floß in postglazialer Zeit bald nach Osten zur Danziger Bucht, bald nach Westen zur pommerischen Küste. Die Rheda entspringt auf dem Leba-Schuttkegel, ein Teil des Lebavvassers geht also auch heute noch als „Rheda“ nach Osten in die Danziger Bucht, und „Leba“ und „Rheda“ sind nichts anderes als die durch Schuttkegelbildung veranlaßte Bifurkation eines und desselben Flusses. Eine Verbiegung von 50 in (Höhe der Wasserscheide über dem Meeresspiegel, welcher von dem Ur- stromtal im 0 sowohl wie im W erreicht wird) ist ausgeschlossen, die Aufschüttung der Leba beträgt nach W 15 m; es könnte also nur eine Verbiegung von 30 — 35 m in Betracht kommen. Aber auch eine Verbiegung in diesem verminderten Maße ist zweifelhaft. Wunderlich stellt für die Erklärung des Talgefälles nach beiden Seiten hin drei Möglichkeiten zur Diskussion, über welche Untersuchungen an Ort und Stelle entscheiden müssen. Wir kommen weiter auf diese drei Annahmen zurück. Da ich die Situation der fraglichen Wasserscheide im ver- flossenen Sommer durch Begehung des Terrains kennen lernte, und zwar ohne von der mir erst jetzt bekanut gewordenen Unter- suchung Wunderlich’s Kenntnis zu haben, so möge es mir ge- stattet sein, hier einige Bemerkungen zu machen. Im allgemeinen stimme ich der Ansicht Wunderliches unbe- dingt zu, soweit es sich um die Schuttkegelbildung und seine Folgen handelt. Dort, wo die Leba zwischen Paraschin und Louisental in das Urstromtal eintritt, ist eine tiefgelegene alluviale Terrasse leicht von einer höher gelegenen kiesigen älteren zu unterscheiden. Auf letzterer liegen die Insthäuser von Paraschin und das Gut selbst noch im eigentlichen Lebatal. Am Westufer Zur Frage der Verbiegung des Leba-Rheda-Urstromtales. 399 kann man Reste einer nocli höheren Terrasse mit grobem Geröll linden, die bis an den Fuß der westlichen Berge reicht. Bei Austritt in das Urstromtal ist die NW-Ecke in alluvialer Zeit stark abgenagt, an der Ostseite hat sicli das Flüßchen in die Terrasse eingeschnitten. Wandert man von Louisental nördlich quer durch das breite Urstromtal dem Nordufer zu nach Strebielin, so stößt man zunächst südlich der Bahn auf Rieselwiesen, die das Wasser der Leba benutzen. Nördlich des Bahndamms folgt san- diger Acker, dann eine ebene Kiefernheide mit Grand und Kies- boden ; durch die Heide zieht sich eine sumpfige Rinne mit einzelnen Tümpeln und Teichen resp. Morästen, offenbar nocli Reste eines alten Flußlaufes. Nördlich der in der Richtung des Urstromtales laufenden Chaussee, nach Strebielin zu, tritt ein sehr ebener Sand- boden auf, der immer feuchter wird, je mehr man sich dem Dorfe nähert. Die Rheda entspringt gleich W von Strebielin und ist hier schon sehr wasserreich, das ganze Terrain sehr quellig, so stark, daß die Dorfstraße stellenweise kaum passierbar oder nur mit Hilfe von Steinen und Brettern zu begehen ist. Es ist ganz klar, daß hier ein starker Grundwasserstrom austritt, der nur von der Leba herstammen kann, und noch heute fließt, wie Wunderlich mit Recht bemerkt, ein Teil des Leba- wassers als Rheda zur Danziger Bucht. Soweit wird man unbedingt der Meinung Wunderlich’s zu- stimmen. Es würden also die 1 5 m Aufschüttung von der Höhe der Wasserscheide abgehen. Wie steht es nun mit dem Rest der Verbiegung? Es bleiben nach Wunderlich immer noch 30 — 35 m übrig. Zur Beantwor- tung dieser Frage will Wunderlich drei Möglichkeiten in Betracht ziehen. Zunächst könnte es sich um eine postglaziale tektonische Aufbiegung des Talbodens in dieser Größe handeln. Andererseits wäre vielleicht eine ursprüngliche Schwelle vorhanden, die einen Aufstau der Gewässer und ein Überfließen bewirkte. Endlich könnte auch der Rest von 30 — 35 m eine spätere Aufschüttung sein. Welche dieser drei Möglichkeiten zutrifift, wird weiteren Untersuchungen an Ort und Stelle Vorbehalten. Bei der Aufstellung dieser drei Möglichkeiten wird nun aber von einer Voraussetzung ausgegangen, die sich nicht halten läßt, trotz- dem sie bisher von allen Autoren, die sich mit dieser Frage be- schäftigten, allgemein als gültig angenommen wurde. Das ist die Annahme, daß das Leba-Rheda Urstromtal östlich bis zur Danziger Bucht reicht und hier unter den Meeresspiegel untertaucht. Wie ich in meiner Arbeit über „Die Urstromtäler des unteren Weichselgebietes“ (Schrift, d. Naturf. Ges. Danzig. N. F. 13. 3/4 H. 1912) nachgewiesen habe, erreicht dieses Tal im Osten bei dem Orte Rheda sein Ende. Es steht liier zwrar 400 P. Sonntag. mit einem jüngeren breiten Tal in Verbindung, das zur Danziger Bucht führt, jedoch war letzteres durch eine dasselbe durchquerende Eisrandlage im Briick’schen Moor versperrt. Die Hochterrassen, die allein ausschlaggebend sind, brechen hier ab, der Geschiebe- mergel gleitet von da ab die Abhänge herunter etc. Anschluß fand das Leba-Urstromtal über Kielau an ein anderes südlich ge- legenes, nämlich das mit seiner Sohle 40 m hohe Kl.-Katzer Tal, von wo aus sich die Hochterrasse am Westrande im Zusammen- Das Neustadt —Lauenburger Urstromtal und sein Zusammenhang mit dem diluvialen Danziger Stausee. 1:1500000. hang und bis 45 m aufsteigend in das Rheda-Leba-Tal nach W verfolgen läßt. An der Wasserscheide bei Strebielin — Gr. -Boschpol fällt die Hochterrasse mit der Talsohle zusammen. Nach 0 zu aber, d. h. zur Danziger Bucht hin, fehlt diese Terrasse (von Polchau bei Rheda ab). Das Lebatal bildete damals den Abfluß des Danziger Stausees, dessen Spiegel 40 — 50 m hoch war (vergl. 1. c. Fig. 2). Die Weichsel war noch nicht nordwärts durch- gebrochen. Stellt man sich auf diesen Standpunkt, so ist jede der drei Annahmen Wunderuch’s überflüssig, da ein gleichmäßiges Gefälle in dem Hochtal vom Danziger Stausee mit 40 — 50 m Höhe über die nicht mehr 50 m, sondern nach Abzug des Schuttkegels nur Zur Frage der Verbiegung des Leba-Rheda-Urstromtales. 401 35 m betragende Höhe und sog. Wasserscheide von Gr. -Boschpol zu vermerken ist. Die Sohle des Tales der Rheda ist aller- dings später während des zweiten Stadiums des Danziger Stausees, als der Abfluß zur Danziger Bucht eisfrei wurde, von dem Flüßchen auf 9.4 m bei dem Dorfe Rheda, wo das Hochtal in das tiefer gelegene Urstromtal des Brück’schen Moores einmiindet, vertieft worden. Die Hochterrasse fällt von Gr.-Boschpol anscheinend von f.O m auf 35 — 45 m bei Rheda nach Osten zu. Nachdem nun aber die von Wunderlich dargestellte Aufschüttung bei Gr.-Boschpol feststeht, kann von einer Verbiegung der Hochterrasse keine Rede mehr sein. Die Talsohle kann für die Beurteilung der Frage nicht in Betracht kommen. In Übereinstimmung damit steht es, wenn Jentzsch durch die verdienstvolle Nachprüfung des Präzisions- Nivellements Lauenburg — Neustadt — Rheda (Jahrb. d. Kgl. Geol. Landesanst. Berlin 1912) keine noch jetzt fortdauernden Höhen- änderungen gefunden hat (1. c. p. 383), was ihn allerdings zu der Annahme führt, „daß die Verschiebungen entweder ruckweise erfolgt sind oder seit dem Verschwinden des Landeises sich ver- langsamt haben“. Uns scheint die Annahme, daß hier überhaupt keine tektonische Bewegung vorliegt, am meisten gerechtfertigt zu sein. Ergebnisse. Über die angebliche tektonische postglaziale Aufbiegung des Neustadt — Lauenburger Urstromtales, das von der Danziger Bucht westlich zur pommerschen Küste zieht, ist zu bemerken : 1. Nachdem Wunderlich in dies. Centralbl. 1914 auf Grund von Kartenstudien zu dem Resultat gekommen ist, daß an der Wasserscheide des Tales ein Schuttkegel beteiligt ist, wird diese Annahme von mir auf Grund eigener Terrainstudien bestätigt. 2. Außerdem glaube ich den Nachweis geführt zu haben, daß eine Verbiegung der Terrassen überhaupt nicht vorliegt, da die Hochterrasse nicht nach Osten in die Danziger Bucht versinkt, sondern sich in Talstücken bis zum Rande der Deltasenke der Weichselniederung in entsprechender Höhenlage verfolgen läßt. Centralblatt f. Mineralogie et c. 1915. 26 402 Fr. Drevermann, Über Placodus. Vorläufige Mitteilung. Von Fr. Drevermann in Frankfurt a. M. Von Placodus ist bisher nur der Schädel bekannt geworden, und dieser Umstand erklärt es, daß über die systematische Stellung der Gattung verschiedene Ansichten ausgesprochen wurden. Es war von vornherein wahrscheinlich, daß ein zusammenhängender Skelettfund nicht nur darüber größere Klarheit bringen würde, sondern daß er gleichzeitig über einige der vielen, in ihrer Zu- gehörigkeit rätselhaften Knochen aus dem deutschen Muschelkalk Licht verbreiten würde. Ein solcher Skelettfund ist die Anregung zu dieser kurzen vorläufigen Notiz und wird nach der Präparation Veranlassung zu einer größeren Arbeit sein. Der Fund wurde vor kurzem im oberen Muschelkalk, und zwar 10 — 12 m unter der Spiriferiuenbank im oberen Trochiten- kalk, also unterhalb der eigentlichen Nodosenschichten, in der Gegend von Heidelberg gemacht. Er war zum großen Teil von den Arbeitern zerschlagen, ehe er von Herrn Redakteur H. König in Heidelberg entdeckt und geborgen wurde. Die außergewöhnlich großen Schwierigkeiten der Präparation — das Skelett liegt in einem dunkelblauen sehr dichten und festen Kalk und ist selbst recht brüchig — veranlaßten ihn, sich an den Präparator des Senckenberg-Museums, Herrn Chr. Strunz, zu wenden, dessen Er- fahrung in der Herausarbeitung gerade von Muschelkalkvertebraten bekannt ist. Bei der wissenschaftlichen Bedeutung des Fundes soll versucht werden , das Skelett frei herauszuarbeiten, um so mehr, als Schädel und Wirbelsäule fast ganz unverdrückt sind. Ob es namentlich bei den Rippen und den Bauchrippen gelingen wird, ist noch zweifelhaft; jedenfalls werden erst beide Seiten der Platte in situ präpariert und Gipsabgüsse davon aufbewahrt, um die ursprüngliche Lage jedes Knochen auch später jederzeit einwandfrei feststellen zu können. Das Skelett ist auf der Seite liegend eingebettet worden ; er- halten sind: Schädel mit Unterkiefer, die zusammenhängende Wirbel- säule mit Ausnahme eines unbekannten Teils der Schwanzwirbel ein großer Teil des Brust- und Beckengürtels, der Rippen und Bauchrippen, sowie ein noch nicht sicher festzustellender, aber nicht unbedeutender Teil der Extremitäten. Ich möchte mit dieser Notiz vor allem die Augen der Fach genossen und Sammler auf die nunmehr an Ueber Placodus. 403 Placodus an zu schließenden Reste aus dem Muschel- kalk lenken und sie bitten, mir alles derartige, auch unpräparierte und scheinbar ungünstig erhaltene Material auf kurze Zeit zu überlassen, um bei der Bearbeitung nichts zu übersehen, was Klarheit über die Stellung der eigenartigen Tiere bringen kann. Daher zähle ich im folgenden die isolierten Knochen auf, die zu Placodus gehören, und diejenigen, die fälschlich hierhergerechnet worden sind. Aus der erst begonnenen Präparation erklärt sich zur Genüge, daß diese Liste einen provisorischen Charakter trägt und später vielleicht eine Vermehrung, kaum aber eine Verminde- rung erfahren wird. Teile des Skeletts von Placodus sind bereits be- schrieben als Anomosaurus v. Huene (Pal. Abh. N. F. 6, 1. 1902. p. 33. Taf. IV Fig. 3, 4, Taf. VI Fig. 4, Taf. VII Fig. 6). Der Name wurde geschaffen für tief amphicöle Wirbel mit langen Querfortsätzen, hohem Dornfortsatz und Hyposphen. Über die Beziehungen der Form zu den Placodontiern (d. h. zu Placochelys) war v. Huene zweifelhaft; dafür sprachen „die langen Diapophysen, die Form der Präzygapopliysen, Bauchrippen, Pubis, Hautverknöcherungen“ (wobei allerdings bemerkt werden muß, daß die letzten drei Charaktere damals von Anomosaurus gar nicht bekannt waren, sondern von einem nicht hierhergehörigen Funde im Breslauer Museum : Saurospliargis entnommen wurden, dessen nahe Verwandt- schaft angenommen wurde), „dagegen die hohen Dornfortsätze, die Kürze der Bückenwirbelcentra, das Vorkommen im Hauptmuschel- kalk zusammen mit ganz anders gebauten Wirbeln, die jedenfalls Placodus angehören“ (das sind die beiden, weiter unten unter No. 6 genannten, nicht hierhergehörigen Wirbel). Eine ausführ- liche Beschreibung mit besserem Material folgte 1905 (N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XX. p. 321); auf diese soll hier nicht ein- gegangen werden, sondern nur die Bemerkungen über die syste- matische Stellung von Anomosaurus strunzi v. Huene (p. 336 ff.) erwähnt werden. Nach v. Huene ist Anomosaurus kein Sauropterygier (Grund: die tiefe Amphicölität der Wirbel und das Hyposphen), kein Placodontier (Grund: die „thekalen“ Rückenwirbel von Placochelys seien zu verschieden von den Wirbeln des Anomosaurus ; Placochelys und Placodus aber müßten nahe ver- wandt sein), kein Dinosaurier, sondern ein Pelyco- saurier. Er wird besonders mit Embolophorus verglichen und für einen „Nachzügler der permischen Pelycosaurier in der jüngeren Trias“ erklärt. Case (Revision of the Pelycosauria. 1907. p. 34, 158) hält Anomosaurus nicht für einen echten Pelycosaurier und glaubt, daß solche Formen sich frühe vom Pelycosaurier- Stamm 26* 404 Fr. Drevermann. abspalteten; auf p. 156 hält er es nicht für unmöglich, daß wenigstens ein Teil der AnomosaMras-Wirbel zu Placodus gehören, v. Huene (dies. Centralbl. 1908. p. 432) schloß sich der Ansicht von Case über die Stellung von Anomosaurus an und glaubt später (Geol.-pal. Abh. N. F. 10. 1911. p. 51), daß er (und eine Reihe weniger gut bekannter Formen) eine Abzweigung der Cotylosaurier oder deren Verwandten darstelle, die nach Europa ausgewandert seien ; er hält das Zusammenvorkommen mit Sauroptervgiern und Placodonten für eine Stütze dieser Ansicht. Da die Wirbel des neuen Fundes mit denen von Anomosaurus übereinstimmen, so gehört diese Gattung als Synonym zu Placodus; dieser besitzt tief amphicöle Wirbel der oben geschilderten Art und ein plattenförmiges Becken. Dagegen gehören nicht zu Placodus: 1. Pscplioderma alpinum H. v. Meyer (Palaeontogr. 1867. 15; neue Abbildung Jaekel, Placochelys , p. 52). v. Huene (1902. p. 33) und E. Fraas (Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. 1905. p. 367) hielten den Rest für den Panzer von Placodus; 0. Jaekel (1. c. p. 53) hob die Verschiedenheit von Placochelys, besonders in der mikro- skopischen Struktur, hervor. 2. Psephosaurus sucvicus E. Fraas (Die schwäbischen Trias- saurier. 1896. p. 13. Textfig. 7). Nach v. Huene 1. c. Panzer von Placodus; nach E. Fraas 1896 wahrscheinlich zu einem Xotlio- sauriden, 1905 1. c. vielleicht zu Placodus gehörig. Jaekel 1. c. mahnte zur Vorsicht. 3. Chdyzoon latum v. Huene | 1. c. 1902. p. 50 und 51, 4. Chdyzoon Blezingeri v. Huene | Taf. VII Fig. 1 und 2. Von v. Huene zu den kryptodiren Schildkröten gerechnet; nacli Jaekel (1. c. p. 4 6, 88) könnten die Wirbel ebensogut zu Placodus gehören. 5. Tanystrophaeus conspicuus H. v. Meyer (Saurier des Muschel- kalks. 1847 — 1855. p. 42. Taf. 30, Taf. 46, 1 — 4). Von Copf. u. a. zu den theropoden Dinosauriern gerechnet; von R. Owen (Philos. Transact. I,ondon 1858. p. 183) und E. Fraas (1. c. 1896. p. 14) als fraglich zu Placodus gehörig bezeichnet. Die Ansicht wurde bereits von v. Huene (1902. p. 17) abgelehnt. 6. Zwei Rückenwirbel von Placodus gigas (?) H. v. Meyer (v. Huene 1. c. 1902. p. 32. Taf. V Fig. 1, 2). Als Anhang sei erwähnt, daß die als Placodus duplicatus von E. Fraas 1. c. 1896. p. 14. Fig. 8 beschriebenen Zähne nicht hierher, sondern wohl zu Tholodus H. v. Meyer gehören, womit über die Natur dieser eigenartigen Gattung nichts gesagt sei. Ebensowenig hat der als Eupleurodus sidcatus Gürich (Zeitschr. d. Ueber Placodus. 405 deutsch, geol. Ges. 30. 1884. p. 142. Textfig. 5) beschriebene Rest etwas mit den Placodontiern zu tun, wohin er unter dem Namen Pleurodus bicolor Gürich (Jahresber. schles. Ges. vaterl. Kultur. 62. 1884. p. 219) von Lydekicek (Cat. foss. rept. amph. Brit. Mus. IV. 1890. p. 9) und v. Huene (1. c. 1902. p. 69) gerechnet wurde; Gürich verglich den Rest bei der Beschreibung bereits mit den Pycnodonten. Audi das Skelett von Eunotosaurus africanns Seeley (Quart. Journ. Geol. Soc. 48. 1892. p. 583. Fig. 1, 2), das von v. Huene (1. c. 1902. p. 19, 09) hierhergestellt wurde, kann jetzt von den Placodontiern entfernt werden, und ebensowenig bestehen Beziehungen zwischen diesen und Edaphosaurus pogonias Cope, an die Case wegen der Ähnlichkeit der Schädel glaubte (1. c. 1907. p. 156. Taf. 34, Textfig. 66 — 69). Denn seither hat sich heraus- gestellt, daß Edaphosaurus der Schädel von Naosaurus ist (Case 1. c. Anna. p. 145; Case und Williston, Publ. Carnegie Inst. Washington 181. 1913. p. 71 ff.), und der einzige Rest in der germanischen Trias, Ctenosaurus v. Huene, der mit Naosaurus ver- glichen werden kann (Case 1907. p. 146), hat mit Placodus nichts zu tun , stammt überdies auch aus dem biologisch und strati- graphisch ganz verschiedenen mittleren Buntsandstein. Ein sehr eigenartiger Rest, den ich bereits erwähnt habe, ist Saurosphargis Volz mscr. (Lethaea geogn. II, 1. p. 17), den v. Huene (1. c. 1902 p. 37) mit Anomosaurus verglich. Wegen der tief amphicölen Wirbel glaubte ich, bevor ich das Stück ge- sehen hatte, gleichfalls an eine Verwandtschaft; nachdem mir Geh. Rat Frech jedoch die Platte in freundlicher Weise zugeschickt hatte, überzeugte ich mich sofort, daß hier ein anderer Typ vor- liegt, dessen Stellung bei den Placodontiern (Lethaea. p. 17) zu- nächst fraglich bleibt. Ich kann die große Selbstlosigkeit von Prof. W. Volz in Erlangen nicht dankbar genug hervorheben, der mir das wertvolle Stück, das er selbst bei Gogolin gesammelt und so gut wie fertig selbst präpariert hatte, da er es beschreiben wollte, zur wissenschaftlichen Bearbeitung im Anschluß an Placodus überließ. Um so weniger möchte ich jetzt schon eine voreilige Ansicht äußern, denn vor allem scheint mir vorher die Verwandt- schaft von Placodus mit Placochehjs noch sehr der Klärung zu bedürfen. Jedenfalls unterscheidet sich Saurosphargis durch ihre niedrigen Dornfortsätze und die plattenförmig verbreiterten Rippen ohne weiteres von Placodus. 406 J. Brüggen, Die Kreide von Algarrobo in Chile. Von Dr. Joh. Brüggen, Santiago. Algarrobo ist ein kleiner Fischer- und Badeort der chilenischen Küste, einige 30 km südlich des Hafens von Valparaiso gelegen. Das Auftreten fossilführender Schichten in der Umgebung dieses Ortes ist im Jahre 1862 durch Herrn Ludwig Landbeck, einen Angestellten des Nationalmuseums in Santiago, entdeckt worden, der auch die erste Fossilsammlung von dort nach Santiago brachte. Später, im Jahre 1882, besuchte Philippi den Ort, von dem er in seiner wertvollen Arbeit: „Die tertiären und quartären Ver- steinerungen Chiles“, eine kurze Beschreibung bringt. Am Schlüsse dieser Arbeit stellt Philippi eine Liste der von Algarrobo stammenden Fossilien zusammen, auf Grund deren er die Algarroboscliichten für gleichaltrig mit den senonen Quiriquinaschichten hält. Wilckens reproduzierte später diese Fossilliste des Algarrobo in seiner „Revi- sion der Fauna der Quiriquinaschichten“ 1 und weist auf die großen Unterschiede in den Faunen beider Gebiete hin. Da ihm jedoch genauere Angaben über die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Algarrobo fehlten, so ist es verständlich, daß er keine be- friedigende Erklärung der eigentümlichen Algarrobofauna geben konnte. Bei der paläontologischen Bearbeitung der von mir in der Provinz Arauco gesammelten Versteinerungen fiel mir auf, daß zahlreiche sehr charakteristische und leicht kenntliche Fossilien aus unzweifelhaften Tertiärschichten nach Philippi in der Kreide von Algarrobo Vorkommen sollten. Da in chilenischen Geologen- bezw. Mineningenieurkreisen noch immer die schon vor Jahrzehnten von Steinmann2 widerlegte Auffassung fortbesteht, daß die Kohlen- lager der Provinz Arauco einer Übergangsformation von der Kreide zum Tertiär angehören, beschloß ich, eine Untersuchung der fossil- führenden Schichten von Algarrobo vorzunehmen. Der kurze Aufenthalt in dieser Gegend führte zu dem voraus- zusehenden Resultat, daß nämlich dort auf kleinem Raume beide Formationen, sowohl marine Kreide als auch marines Tertiär, entwickelt sind. Das Grundgebirge wird wie an der ganzeu Küste durch die kristallinen Gesteine der Kiistenkordillere gebildet. In dem süd- 1 N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XVIII. p. 181 ff. 2 G. Steinmann, Das Alter und die Fauna der Quiriquinaschichten. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. X. p. 533 ff. Die Kreide von Algarrobo in Chile. 407 lieber gelegenen Hafen von San Antonio sind es Glimmerschiefer und Gneise, in die sich bei Algarrobo eine große Dioritmasse ein- schaltet. Über dein Diorit liegt in einem kleinen Bach südlich des Ortes aufgeschlossen das Grundkonglomerat der Kreide. Es enthält untergeordnete Sandsteineinlagerungen und ist recht reich an Ammonites sp., Inoceramus sp., Trigonia Hanetiana d’Orb. und Cardium acuticostatum d’Orb. Nach oben zu treten die Konglo- merate mehr und mehr zurück, die Hauptmasse der Kreide besteht aus tonigen, marinen Sandsteinen. Wo diese Sandsteine am Meere ausstreichen, fanden sich außer dem schon erwähnten Cardium und der Trigonia , die beide besonders zahlreich sind, noch Madra colossea Ph. und Fischzähne, die von Philippi in seiner oben erwähnten Arbeit auf Taf. LV Fig. 8 fälschlich zu Plesiosaurus ( Pliosaurus ) chilensis Gerv. gestellt worden sind. In dem schon erwähnten Bache folgt über der Kreide, die eine Mächtigkeit von einigen 40 m haben mag, durch eine deutlich erkennbare Diskordanz getrennt das Tertiär. Ein Transgressions- konglomerat fehlt ; die Grenzlinie ist unregelmäßig gewellt, und die unterstell Schichten des Tertiärs enthalten vereinzelt große Blöcke der liegenden Kreideschichten. Petrographisch unterscheidet sich die untere Tertiärabteilung, die aus limnischen Sandsteinen mit Diagonalschichtung besteht, leicht von den tonreichen, marinen Sandsteinen der Kreide. Über der unteren limnischen Abteilung, die nur 10 — 15 m Mächtigkeit besitzt, folgen fossilreiche grüne tonige Sandsteine mit großen Kalkkonkretionen , die besonders schön an dem kleinen Wasserfall, mit dem der Bach sich zu dem Sandstrande hinabstürzt, aufgeschlossen sind. Die hier sowie in den am Meeresufer aus- streiclienden Schichten gefundenen Fossilien sind nach einer vor- läufigen Bestimmung: Nautilus sp. Nuctda Medinae Ph. Adaeon Landbecki Ph. Area cf. lirata Ph. TurriteUa Landbecki Ph. Venus sp. Außerdem sind verkieselte Holzreste häufig im Tertiär im Gegen- satz zu den in Kohle verwandelten Holzstücken der Kreide. Die Kreide- und Tertiärschichten des Algarrobo besitzen nord- südliches Streichen und schwaches Einfallen nach Westen. Während sie im Osten dem Diorit regelmäßig auf lagern, sind sie im Westen durch eine streichende Verwerfung begrenzt, die den Diorit wieder an die Oberfläche bringt. An der Südküste nehmen diese Sedimente kaum eine Breite von 1 km der nach Norden offenen Bucht von Algarrobo ein. Ihre Nord — Süderstreckung ist unbekannt. Nacli diesen Beobachtungen an Ort und Stelle erklärt sich die sonderbare Fossilliste Philippi’s leicht. Ihm war völlig ent- 408 J. Brüggen, Die Kreide von Algarrobo in Chile. gangen, daß die von ihm gesammelten Versteinerungen aus zwei ganz verschiedenen Formationen stammten. Die große Ähnlichkeit der Gesteine, zumal dort, wo sie im Meeresspiegel einer fast ständigen Benetzung und Durchtränkung mit Meereswasser aus- gesetzt sind, hat Philippi getäuscht und es ihm nicht nötig er- scheinen lassen, genau auf die Verbreitung der einzelnen Fossilien in den verschiedenen Felsbänken zu achten. Sonst hätte es ihm nicht verborgen bleiben können, daß in den Schichten, wo die typischen Kreideformen sich finden, nicht ein einziges Tertiärfossil vorhanden ist, also eine Mischung beider Faunen nicht stattfindet. Eine Trennung der PHiuppi’schen Fossilliste von Algarrobo in die Versteinerungen beider Formationen bietet einige Schwierig- keiten, da es mir bei dem kurzen Aufenthalt nicht möglich war, die gleichen Formen zu sammeln, die Philippi und Landbeck ge- funden haben. In den folgenden revidierten Listen stelle ich zur Kreide sämtliche Fossilien, die auch von der Quiriquina bekannt sind. Was an Fossilien aus anderen Tertiärvorkommen bekannt ist, muß ins Tertiär gestellt werden. Fossilien, die bisher nur in Algarrobo gefunden sind, rechne ich zum Tertiär, da dieses hier viel artenreicher als die Kreide ist. Um aber die Unsicherheit dieser letzten Gruppe hervorzuheben, werden die zu ihr gehörigen Namen in Klammer angegeben werden. Unter Berücksichtigung der von mir gefundenen Fossilien erhalten wir folgende revidierte Liste : 1 . Kreide von Algarrobo. Fischzähne Pliosaurus chilensis Gerv. Ammonites sp. Natica globula Dentalium subcylindricum Ph. Inoceramus sp. Cardium acuticostatum d'Okis. Trigonia Hanetiana d’Orb. Mactra colossea Ph. 2. Tertiär von Algarrobo. Notidanus sp. Pleurotoma acutinoda Ph. ( Pgrula scalaria Ph.) Gastridium retusum Ph. Turritella angusta Ph. — affinis Hupe — Landbecki Ph. — leptogramma Ph. Adaeon Landbeclci Ph. (Venus alta Ph.) ( — Landbecki Ph.) ( — subsulcata Ph.) ( Tellina algarrobensis Ph.) ( — complanata Ph.) ( — Landbeclci Ph.) (Mactra scolia Ph.) ( — subangulata Ph.) (Plioladomya Landbecki Ph.) Solen elytron Ph. ( Lucina subpentagona Ph.) (Nucida angusta Ph.) Nucida Medinae Ph. Area cf. lirata Ph. Besprechungen. 409 Mit dieser Klarlegung der geologischen Verhältnisse der Um- gebung von Algarrobo fällt auch die letzte Stütze der Philippi- schen Behauptung, daß Kreide und Tertiär an der chilenischen Küste gemeinsame Fossilien besäßen. Philippi glaubte eine Liste von 13 solchen Formen aufstellen zu können. Schon Steinmann hat die Unrichtigkeit dieser Liste nachgewiesen. Von den ange- führten Fossilien werden allein fünf wegen ihres Vorkommens in Algarrobo als typische Kreideformen ausgegeben, die sich an anderen Punkten im Tertiär gefunden haben. Weitere vier finden sich in der Artbeschreibung als überhaupt nur von einem einzigen Fund- punkte stammend angegeben. Die übrigen vier Arten sind teils ganz dubiöse Formen, teils liegen aus einer der beiden Formationen nur sehr schlecht erhaltene unbestimmbare Exemplare vor. Nähere Einzelheiten hierüber finden sich in : G. Steinmann, Das Alter und die Fauna der Quiriquinaschichten in Chile. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. X. p. 1 ff. Besprechungen. Heinrich Ries and Thomas L. Watson: Engineering Geology. New York bei John Wiley and Sons. 1914. XXVI und 672 p. Mit 104 photographischen Tafeln und Karten und 225 Figuren im Text. In dem vorliegenden, reichlich ausgestatteten Handbuch streben die Verf. das für Ingenieure Wichtigste über Gesteine und allge- meine geologische Verhältnisse darzustellen. Überall werden die praktischen Anwendungen der behandelten Gegenstände, soweit wie möglich, hervorgehoben. Das Buch zerfällt in 17 Kapitel, welche die folgenden Gegen- stände behandeln: Gesteinsbildende Mineralien; allgemeine Eigen- schaften, (Entstehung) und Art des Vorkommens der Gesteine; strukturelle Verhältnisse und Metamorphismus der Gesteine; Ge- steinsverwitterung und Bodenbildung; Flüsse; unterirdische Ge- wässer; Bergstürze und ihre Wirkungen; Wellen und Küsten- strömungen; Seen, Bildung und Beziehung zu den Unternehmungen des Ingenieurs; glaziale Ablagerungen, Bildung, Struktur und tech- 410 Besprechungen. nisclie Bedeutung; Bausteine; Kalk, Zement und Pflaster; Tone und Tonprodukte; Kohlen; Petroleum, Gas und andere Kohlenwasser- stoffe; Straßenbau und Materiale; Erzlagerstätten. Wie angedeutet, wird der Leser erst mit den allgemeinen Eigenschaften der gesteinsbildenden Mineralien und Gesteine be- kannt gemacht. Hier ist zu erwähnen, daß die betreffenden Mine- ralien eingehend beschrieben und sogar kristallographisch abgebildet werden, ohne daß die nötigen elementaren kristallographischen Darstellungen vorausgeschickt sind. Die Kapitel über die all- gemeinen geologischen Verhältnisse und über die Eigenschaften und technischen Anwendungen der Bausteine, Tone, Kohlen usw. sind in einer besonders vorzüglichen, das Interesse des Ingenieurs er- regenden Weise geschrieben. Ohne Zweifel wird das Buch viele Freunde unter den Studenten und Lehrern der angewandten Geo- logie finden. E. H. Kraus. Reginald A. Daly: Igneous Bocks und Their Origin. New York bei Mc Graw-Hill Book Company. 1914. XXII und 563 p. Mit 2 Tafeln und 205 Textfiguren. Dieses Buch enthält in umgearbeiteter Form die Vorlesungen, welche der Verf. während der letzten Jahre an der Harvard Uni- versity und dem Massachusetts Institute of Technology gehalten hat, und zerfällt in drei Teile. Der erste Teil, Kapitel II bis VII, bespricht die Beobachtungen und Tatsachen, welche Erklärung in einer Philosophie der Eruptivgesteine bedürfen. Der zweite Teil umfaßt Kapitel VIII bis XIV und enthält eine allgemeine eklek- tische Theorie , während der dritte , Kapitel XV bis XXII, die durch Anwendung dieser Theorie gewonnenen Besultate , soweit diese bestimmbar sind, gibt. Nach einer eingehenden Besprechung der Eigenschaften und Brauchbarkeit der „Mode“- und „Norm “-Klassifikationen der Eruptiv- gesteine, wie respektive von Eosenbusch und Cross, Iddings, Pras- son und Washington vertreten, zieht Verf. die „Mode “-Klassifika- tion vor, welche er dann in diesem Werke verfolgt. Diese ist die KosENBuscH’sche, aber etwas modifiziert. Verf. strebt durchaus, unsere Kenntnisse über Eruptivgesteine zusammenzufassen und die Beziehungen derselben anzudeuten, legt das Hauptgewicht jedoch auf die quantitativen Verhältnisse und auf die Verbreitung der- selben. Besprechungen. 411 Die Ausstattung des Buches und die Abbildungen sind vor- züglich. Für alle Studenten der Petrogenesis wird dieses Werk von sehr großem Interesse sein. E. H. Kraus. Fritz Seemann: Leitfaden der mineralogischen Boden- analyse nebst Beschreibung der wichtigsten physika- lischen Untersuchungsmethoden am gewachsenen Boden. Wien und Leipzig bei Wilhelm Braumüller. 1914. 110 p. Mit 39 Textfiguren, 3 Tafeln und 7 Mineralbestimmungstabellen. Das wohl in erster Linie für wissenschaftliche Zwecke, weniger für die praktischen Bedürfnisse des Landwirts bestimmte Buch bespricht nach einer Einleitung über Wesen, Zweck und Bedeutung der mineralogischen Bodenanalyse die Entnahme der Bodenprobe, die Untersuchung der wichtigsten physikalischen Bodeneigenschaften (Wasserkapazität, Porenvolumen, Luftkapazität, Durchlässigkeit), die Zerlegung des Bodens mittels der mechanischen Schlämmanalyse (Apparate von J. Kopecky) und die mineralogische Untersuchung der Bodenbestandteile. In letzterer Hinsicht werden die Unter- suchungsmethoden, und zwar die optischen, die sonstigen physika- lischen (darunter Färbbarkeit durch organische Farbstoffe) und die chemischen (Löslichkeit, makro- und mikrochemische ßeaktionen) auseinandergesetzt, sowie die Bestimmung der Menge einer Mineral- art nebst Winken für den Gang der mineralogischen Bodenunter- suchung und Darstellungsweise der Untersuchungsergebnisse. Bei der Charakteristik der bodenbildenden Mineralien werden die kri- stallisierten Mineralien und die Kolloide besonders behandelt und die Bedeutung der letzteren für den Boden hervorgehoben. Den Schluß bilden 7 Tabellen zur Bestimmung der Bodenminerale. Das Ganze ist durchaus wissenschaftlich gehalten und unterscheidet sich von einem petrographischen analogen Leitfaden wesentlich nur dadurch , daß eben das Verhalten der Mineralien im Boden vorzugsweise berücksichtigt ist, nicht das vielfach abweichende im Gestein. Allen Interessenten sei das praktisch angelegte Buch bestens empfohlen. Max Bauer. 412 Besprechungen. C. Doelter: Handbuch der Mineralchemie. 8. 2. Lieferung. Bogen 11 —20. (1913.) Dresden und Leipzig bei Theodor Steinkopff'. Diese neueste Lieferung des rasch fortschreitenden Werkes enthält folgende Abschnitte : Silicozirkoniate und Zirkoniate, Schluß, zuletzt Polymignit (G. T. Prior), sodann Zinn, und zwar Allgemeines (C. Doelter) , Bestimmung des Zinns in Mineralien (L. Moser) , Gediegen Zinn (C. Doelter), Zinnoxyd [Zinnstein] (C. Doelter) und Calcium-Stannosilikat [Stockesit] (C. Doelter). Cer i um, und zwar: Allgemeines (C. Doelter), Die Analysen- methoden zur Bestimmung und Trennung der seltenen Erden (K. Peters). Blei. Allgemeines (C. Doelter), Analysen- methoden der Bleioxyde (L. Moser), Gediegenes Blei (C. Doelter). Thorium. Allgemeines (C. Doelter), Die Analysenmethoden zur Bestimmung und Trennung des Thoriumoxyds (K. Peters), Thorianit (St. Tolloczko und C. Doelter), Tliorit (C. Doelter), Die Be- deutung der Radioaktivität für die Mineralogie (St. Meyer). Die Elemente der fünften Vertikal reihe des periodischen Systems (St. Meyer), Niobate und Tantalate (G.T. Prior), Nitrate (A. Kailan), Phosphate, Einteilung der Phosphate (C. Doelter), Analysenmethoden der Phosphate (P. Jannasch), Alkaliphosphate, Ammoniumphosphate und Berylliumphosphate (H. Leitmeier), Magnesiumphosphate (C. Doelter und H. Leitmeier), Anhang. Max Bauer. C. Doelter: Handbuch der Mineralchemie. 3. 3. Lieferung, p. 321 — 480. Dresden und Leipzig bei Theodor Steinkopff. 1914. Mit vielen Abbildungen, Tabellen, Diagrammen und Tafeln. Das in raschem Fortschreiten begriffene Werk enthält in dieser neuesten Lieferung : Wasserhaltige Magnesiumphosphate von H. Leitmeier; Calciumphosphate (Apatit) von M. Seebach; Phos- phorite von J. Samoiloff ; Phosphate der Thomasschlacke von E. Dittler; Gewinnung und Eigenschaften der Thomasschlacken von F. W. Dafert ; Spodiosit, wasserhaltige Calciumphosphate, Manganphosphate, Eisenoxydulphosphate, Manganeisenoxydulplios- pliate, Kupferphosphate, Zinkphosphate, Bleiphosphate, reine Ton- erdephosphate und komplexe Tonerdephosphate (Amblygonit etc.) von H. Leitmeier. Zu korrigieren ist auf p. 455 unter „Umwandlung des Pyromorphit“ : Pseudomorphosen von Pyromorphit nach Bleiglanz in : Ps. von Bleiglanz nach Pyromorphit. Max Bauer. Besprechungen. 413 C. Doelter: Handbuch der Mineralcliemie. 3. 4. Abteilung, p. 481 — 640. Dresden und Leipzig bei Theodor Steinkopff. 1914. Die vorliegende Abteilung bringt den Schluß des Abschnitts über Amblygonit und den zugehörigen und sich anschließenden Mineralien. Es folgt dann die Beschreibung des Minervit (Kalium- Tonerdephosphat) [Leitmeier] ; des Jezekit (Slavik) ; Lacroixit und Lazulith (Magnesium -Tonerdephosphat) [Leitmeier]; Roscherit (Slavik) ; Eosphorit und Childrenit (Mangan-Eisenoxydul-Tonerde- phosphate), Henwoodit (Kupfer-Tonerdephosphat) undKohoeit (Zink- Tonerdephosphat) [Leitmeier] ; Türkis (M. Seebach) ; Hamlinit (Strontium- Aluminiumphosphat,), Gorceixit (Baryum- Aluminiumphos- phat) , Plumbogummit und Hitchcockit, Barrandit (Eisenoxyd- Tonerdephosphat), Florencit (Cer-Alumophosphat), Eisenoxydphos- phate, Dufrenit, Berannit, Phosphosiderit, Strengit, Koninckit, Kakoxen, Picit, Delvauxit, Globosit (Magnesium-Calcium-Eisenoxyd- phospliat), Bofickit (Calcium-Eisenoxydphosphat), Richellit (Calcium- Eisenoxyd-Fluorphosphat) und Heterosit mit Purpurit (Manganoxyd- Eisenoxvdphosphate) [Leitmeier]; Phosphate der seltenen Erden, Monazit, Xenotim, Skovillit (Rhabdophan) und Churchit (C. Doelter) ; Darstellung und Verwendung der seltenen Erden (K. Peters) ; Uran- phosphate, Phospliuranylit, Autunit oder Kalkuranit, Fritzscheit, Uranocircit und Kupferuranit (Ritzel); Verbindungen von Phosphaten mit Carbonaten, Sulfaten, Silikaten und Boraten, Dahllit (Calcium- carbonatphosphat), Podolit, Munkforssit (Calcium-Aluminium-Sulfo- phosphat), Svanbergit (Strontium-Calcium- Aluminium-Sulfophosphat), Hinsdalit (Blei-Aluminium-Sulfophosphat) , Harttit (Strontium- Alu- minium-Sulfophosphat), Diadochit, und Destinezit(Ferri-Sulfophosphat), Beudantit (Blei-Ferri-Sulfophosphat) , Erikit, Wilkeit (Calcium- Carbonato-Sulfo-Silicophosphat) und Liineburgit (Leitmeier); Arsen (As), Gediegen Arsen, Arsenolamprit , Allemontit , Arsenoxyde, Arsenolitli, Claudetit, glasiges As2 03 (As4 Ofi) und As2 03 • S 03 (Michel) ; Analysenmethoden der Arsenate (Dittrich f) ; Arsenate, Hoernesit, Rösslerit, Svabit, Berzeliit und Tilasit (Calcium-Magnesium- arsenate) und Pyrrhoarsenit (Calcium-Manganarsenat) [Leitmeier]. Max Bauer. 414 Besprechungen. C. Doelter: Handbuch der Mineralchemie. 2. 6. Heft und 3. 5. Heft. Dresden und Leipzig bei Theodor Steinkopff. 1914. Audi der Krieg hat das Weitererscheinen des Werkes nicht zum Stillstand gebracht. Band 2, 2. Hälfte, 1. Heft (6. Heft des zweiten Bandes) enthält die Silikate dreiwertiger Metalle, und zwar in folgenden Abschnitten : Aluminiumsilikate, Andalusit, Distlien (Cyanit), Silli- manit, Dumortierit, Topas und Zunyit (C. Doelter) ; wasserhaltige Aluminiumsilikate, die durch Salzsäure leicht aufschließbaren wasser- haltigen Aluminiumsilikate, und die durch Salzsäure schwer oder kaum aufschließbaren Aluminiumhydrosilikate (H. Stremme) ; die Chemie des Porzellans (Reinhold Rieke); Analysenzusammenstel- lung der Tonmineralien, Pyrophyllit, Cimolit, Kaolin (C. Doelter); die Genesis des Kaolins in der Literatur (H. Stremme) ; Halloysit, Allophan, Montmorillonit, Paramontmorillonit, zweifelhafte Silikate der Tongruppe, Newtonit, Rectorit, Leverrierit, Schrötterit, Eisen- oxydsilikate, Höferit, Hisingerit, Nontronit, Müllerit, eisenhaltige Tone, Chromoxydsilikate, Kosmochlor und Wolchonskoit (C. Doelter). Bd. 3, 5. Heft bringt den Schluß der Arsenate, und zwar: Haidingerit, Pharmakolith, Pikropharmakolith , Adelit, Brandtit. Roselith, Karyinit, Sarkinit oder Polyarsenit, Xanthoarsenit, Häma- tibrit, Allaktit, Synadelphit, Flinkit, Arseniopleit, Hämatolith, Retzian, Rhodoarsenian, Symplesit, Annabergit, Forbesit, Erythrin, Olivenit, Euchroit, Trichalcit, Erinit, Cornwallit, Chalcophyllit, Koniclialcit, Lavendulan, Tirolit, Adamin und Köttigit (H. Leit- meier); Barthit (M. Henglein und W. Meigen); Bayldonit, Mime- tesit, Georgiadesit, Liskeardit, Durangit, unbenanntes Aluminium- arseniat, Lirokonit, Skorodit, Pharmakosiderit, Carminit, Mazapilit, Arseniosiderit, Sjögrufvit, Chenevixit, Atelestit, Rliagit, Mixit und Walpargin (H. Leitmeier); Uranarsenate , Trögerit, Uranospinit und Zeunerit (A. Ritzel); Sulfarsenate, Lindackerit, Lossenit, Pittizit, Ekdemit, Fermorit und Veszelyit (H. Leitmeier). Es folgt: Antimon (Sb) (C. Doelter); gediegen Antimon, Antimonblei, Antimonoxyd, Antimontrioxyd (Sb203), Senarmontit und Valentinit (H. Michel) ; Antimonocker (M. Henglein) ; Analysenmethoden der Antimonate (L. Moser); Antimonate, Atopit, Romeit, Manganostibiit, Häinatostibiit , Stibiatil , Ferrostibian , Basilit, Melanostibian, Chondrostibiau, Tripuhyit, Monimolit, Nadorit, Ochtrolith, Bind- lieimit, Thrombolith, Ammiolit, Barcenit und Taznit (M. Henglein); Längbanit (Hj. Sjögren) und Arequipit (M. Henglein). Den Schluß macht der Anfang des Artikels : Gediegen Wismut (H. Michel). Max Bauer. Besprechungen. 415 C. Doelter : Handbuch der Mineralchemie. 2. 7. H. i Bogen 11 — 70). p. 161 — 320. Mit vielen Abbildungen, Dia- grammen, Tabellen und Tafeln. Dresden und Leipzig bei Theodor Steinkopff. 1915. Das neu erschienene Heft setzt die Betrachtung der Silikate fort. Es enthält: Eulytin (Kieselwismut) und Agricolit (C. Doelter). Uransilikat (A. Ritzel). Silikate der seltenen Erden (C. Doelter). Analysengang für die Silikate der seltenen Erden (K. Peters). Cerit, RowlaDdit, Thalenit, Yttrialith, Gadolinit, Beckelith, Hellandit, Melanocerit, Karyocerit, Cappelinit, Tritomit, Erdmannit, Thortveitit, Kainosit, komplexe Silikate von Aluminium (Eisen) mit einwertigen Alkalimetallen, Eukryptit, Spodumen , Petalit, Cookeit, Lithium- Aluminium-Borosilikat, Natrium- Aluminiumsilikate, Nephelin, Pseudo- nephelin, die Sodalith-Hauj’ngruppe, Sodalith (C. Doelter). Hack- mannit (St. J. Thugutt), Hauyn und Nosean (C. Doelter). Itt- nerit und Skolopzit, Mikrosomit, Davyn, Cancrinit, die künstlich dargestellten, in der Natur nicht bekannten Sodalithe bezw. Sodalith- hydrate (St. J. Thugutt). Lasurstein (C. Doelter). Das künst- liche Ultramarin (Kurt Eisenreich). Gieseckit lind Liebenerit, Hydronephelit (St. J. Thugutt). Nephelinhydrat (Lembergit), Natro- lith (Anfang, C. Doelter). Max Bauer. Karl Schulz: Einführung in die Kristallographie für die Oberstufe der Realanstalten. Leipzig bei Quelle und Meyer, o. J. (1914.) 40 p. mit 73 Texttiguren. Verf. „will für die Behandlung der Kristallographie auf der Oberstufe einen Weg vorschlagen, der, von den Begriffen Sym- metrie nach Ebenen, axiale und zentrische Symmetrie der Kristall- flächen und der Kristalle ausgehend, zwanglos zu den einzelnen Abteilungen der Kristallsysteme (den 32 Gruppen kristallisierter Körper) führt. Es wird dabei jedoch vermieden, die einzelnen Ab- teilungen voneinander abhängig zu machen, so daß jede von ihnen außer der Reihe behandelt werden kann.“ Diese Methode ist in allen Fällen nach des Yerf.s Ansicht der sonst in der Schule bevor- zugten vorzuziehen. Im speziellen Teil werden die einzelnen be- handelten Gruppen dann zu einem Kristallsystem zusammengefaßt. Verf. lehnt sich bei seinen Ausführungen , besonders was die Bezeichnungsweise anbelangt, an Th. Liebisch, vorzugsweise dessen „Grundriß der physikalischen Kristallographie“ an. Max Bauer. 416 Personalia. — Fürs Vaterland gefallen. Heinrich Karny: Wiederholungs-Tabellen der Mi- neralogie. Nebst 30 Kristalluetzen. Wien bei A. Pichlers Witwe und Sohn. 1914. 23 p. Die Tabellen sind für die unteren Klassen österreichischer Gymnasien und Realschulen bestimmt, in denen Mineralogie im Verein mit Chemie gelehrt wird. Die Mineralien werden eingeteilt in: Elemente, Sulfide, Nitrate und Carbonate, Oxyde, Phosphate und Silikate, Sulfate und Haloide, Anthrazide. Die Kolumnen der Tabellen geben: Namen, Kristallisation und Spaltbarkeit (mit Ab- bildung der wichtigsten Formen), sonstige Strukturen, Härte, Dichte, Farbe, Strich, Glanz, chemische Zusammensetzung, besondere Eigen- schaften und Verwendung. Selbstverständlich sind nur die wich- tigsten Spezies aufgenommen , für die Unterstufen sind aber doch wohl auch diese nicht alle notwendig. Die auf Karton gedruckten Netze sollen den Schüler zur Herstellung von Modellen der wichtigsten Kristallformen befähigen. Max Bauer. Gustav Tschermak: Lehrbuch der Mineralogie. 7. ver- besserte und vermehrte Auflage, bearbeitet von Friedrich Becke. Wien und Leipzig bei Alfred Holder. 1915. 738 p. Mit 2 Farben- drucktafeln und 960 Textfiguren. Das bekannte TscHERMAK’sche Lehrbuch der Mineralogie ist in dieser neuen Auflage bearbeitet von F. Becke. Es hat dabei seine alte bewährte Form vollkommen beibehalten, nament- lich finden wir in der neuen Auflage die beiden vorzüglichen Farbentafeln wieder, die, schöner als irgendwo anders, die Disper- sionsverhältnisse an den Interferenzfiguren rhombischer, monokliner uud trikliner Kristalle darstellen. Auch im Stoff sind nur gering- fügige Änderungen vorgenommen worden, wie sie dem Fortschritt der Wissenschaft entsprechen. Einige Verbesserungen hat vor- nehmlich der physikalische Abschnitt des allgemeinen Teils erfahren. Fortgeblieben ist das Kapitel über Kristallberechnung, auch die Literaturangaben des speziellen Teils wurden größtenteils gestrichen. Zweifellos wird dem neuen Bearbeiter, der auch hierin der Nach- folger des Verfassers des weitverbreiteten Lehrbuchs geworden ist, der alte Erfolg nicht fehlen. Max Bauer. Personalia. Im Kampfe fürs Vaterland gefallen. Dr. Rudolf Görgey von Görgö und Toporcz, Privatdozent und Assistent an der mineralogisch-petrographischen Lehrkanzel der Wiener Universität, Kompagniekommandant im 2. Tiroler Kaiserjäger-Regiment, Besitzer des Militär- Verdienstkreuzes mit der Kriegsdekoration, am 25. Mai 1915 bei Rudnik am San. F. Frech. Ein Normalprofil des Quartär und Tertiär etc. 417 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Ein Normalprofil durch Quartär und Tertiär im schlesischen Hügelland. Von Fritz Frech. Während das nordische Eis in vielen Teilen des schlesischen Bodens starke Auffaltungen und Dislokationen des Untergrundes hervorgerufen hat 1, ist in dem oberen, Nordsüd verlaufenden Ohletal bei Münsterberg ein vollkommen ungestörtes Normal- profil sichtbar. Die Aufschlüsse liegen in den , über mehr als 1 km aus- gedehnten Gruben der deutschen Tonröhrenfabrik südlich von Münsterberg und umfassen eine Höhe vou einigen 20 m. Die jahrzehntelang fortgesetzten Arbeiten haben hier Aufschlüsse von großartiger Deutlichkeit geschaffen. Die Abwesenheit aller glazialen Druckerscheinungen beruht teils darauf, daß das tektonische, Nordsüd streichende Ohletal nur wenig von der Hauptbewegungsrichtung des Eises abweicht, vor allem aber auf der Vorlage des Bummelsberges im Nordnordosten von Münsterberg, der stärkere Druckwirkungen gewissermaßen abfing. Dagegen lagern dort, wo glaziale Faltungs- und Stauungs- erscheinungen in die Erscheinung treten, die Höhenzüge quer zur Vorwärtsbewegung des Eises, so vor allem bei Trebnitz und Neusalz. Die große Grundmoräne dürfte der zweiten oder Hauptvereisung, der einzig in Schlesien sicher beobachteten, angehören. Der Löß könnte somit noch dem letzten, Schlesien nicht mehr erreichenden Eisvorstoß zeitlich gleichstehen. Die Schichtenfolge, für die eine Zeichnung mit Rücksicht auf die große Regelmäßigkeit nicht nötig erscheint, ist die folgende: Profil der großen Münsterberger Tongrube. Quartär: Oben. 7. Löß in unregelmäßiger Mächtigkeit mit Lößkindein. ohne Ge- schiebe; an der Basis häufig Kantengeschiebe. 6. Unregelmäßige Sandschmitzen, die häufig fehlen, so daß Löß meist das Hangende von 5 bildet. 5. 6 — 12 m mächtiger, brauner, sandiger Geschiebemergel mit typischen nordischen Geschieben ; vereinzelt finden sich schlesische Basalte aus der Gegend von Oppeln und Löwen. 4. Eine 1 — 2 m braune Kiesschicht, die gelegentlich mehr anschwillt, ohne größere Geschiebe. 1 So bei Trebnitz, Neusalz und in der Oberlausitz. Oentralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 27 418 F. Frech, Ein Xormalprotil durch Quartär und Tertiär etc. Tertiär (Untermiocäne Braunkohlenformation) : 3. Eine 1 — li m mächtige blaue Tonschicht ohne Lignit. 2. 8 m mächtige Schichten von grauem Sand und Kies mit schle- sischen Geschieben. 1. Eine 1—2 m mächtige Schicht von tertiärem blauem Ton mit gelegentlichen Treibhölzern, die zu Lignit umgewandelt sind ; der Lignit ist völlig wertlos, ja für die Tonröhrenfabrikation sogar schädlich. Unten. Die Gesamtmächtigkeit der Schichten beträgt einige 20 bis höchstens ca. 30 m. Die Entstehung läßt folgende drei Phasen erkennen: 1. Die Ablagerung der tertiären Braunkohlenschichten erfolgte in Gebirgs- seen , die mit unregelmäßigen wechselnden Sedimeuten toniger, sandiger und kiesiger Beschaffenheit ausgefüllt wurden. Alle diese Absätze deuten auf tiefgreifende säkulare chemische Verwitterung vorhandener Sudetengesteine hin, denn es sind nur tonige, quarzige und quarzitische Gemengteile vorhanden; alle Kalke sind aufgelöst, alle Feldspäte, Augite etc. zu Ton verschiedener Beschaffenheit zersetzt. Der Umstand, daß Braunkohle oder Lignite oder einzelne Treibholzmassen nur in den unteren Schichten auftreten, weist auf die fortschreitende Verarmung des Bodens hin. Die chemische Zersetzung macht die mineralischen Pflanzennährstoffe frei. Nach ihrem Verbrauch bleibt aber schließlich eine Bodenzusammensetzung übrig, die an die sterilen tropischen Höhen des Dekkan erinnern dürfte. Dort, wo in Schlesien in höheren Tonlagern Abdrücke von Laubhölzern gefunden sind, deuten sie auf die Einschwemmung von den höheren Teilen des Gebirges hin und haben daher den Charakter kühl gemäßigter Flora. Dagegen bestehen die Hölzer der Braunkohle, soweit sie Struktur aufweisen, ausschließlich aus Taxodien und Glyptostrobus , die auf subtropisches Klima hinweisen. Auch diese Mengung deutet auf die recht erhebliche Höhe des mitteltertiären Sudentengebirges hin. Die Grenze zwischen Tertiär und Quartär entspricht einem langen Zeitintervall, d. h. dem oberen Miocän und Pliocän. 2. Das Quartär zeigt mit einem mächtigen Geschiebemergel und einem oberen und unteren Geschiebesand das Bild einer regel- mäßig entwickelten großen Vereisung. Der untere Kies von Münster- berg besitzt weiter nördlich am Gebirgsrand bei Freiburg sehr viel mächtigere Entwicklung, der postglaziale Saud, der dem Gletscher- rückzug der großen Vereisung entspricht, ist durch Staubstürme großenteils entfernt und nur in einzelnen Mulden und unregel- mäßigen Linsen erhalten geblieben. 3. Über die abgewehte Oberfläche dieses nacheiszeitlichen Sandes und über die ebenfalls abgewehte, durch Kantengeschiebe L. Krumbeck, Zur systematischen Stellung etc. 419 gekennzeichnete Oberfläche des Geschiebemergels zieht sich im gesamten Bereich des schlesischen Hügellandes eine Lößdecke dahin. Ihre Mächtigkeit ist auf der Gebirgsseite des Hügellandes sehr viel erheblicher als auf der Außenseite; während auf der West- seite des Rummelsberges der Löß alle Felder zusammensetzt, ist auf dem Außen- oder Ostabhang derselben Berggruppe Löß nur in dünnem Anflug vorhanden. Zur systematischen Stellung der Pelecypodengattung Pomarangina. Von L. Krumbeck, Erlangen. In den nachstehenden Bemerkungen möchte ich meine ab- weichende Meinung über die systematische Zugehörigkeit der obertriadischen Gattung Pomarangina Dien, bezüglich der Ansicht Vorbringen, die von Diener (dies. Centralbl. 1915. p. 129 — 131) soeben unter gleichlautendem Titel geäußert wurde. Es handelt sich, um sogleich den springenden Punkt zu bezeichnen, um Be- antwortung der Frage nach der Beschaffenheit des Schlosses von Pomarangina, einer relativ jungen, erst im Jahre 1908 aufge- stellten Gattung, deren Typ, die ziemlich großwüchsige P. Hagdeni Dien., durch leichte Ungleicliklappigkeit, starke Wölbung, Ein- rollung der kräftigen prosogyren Wirbel, ferner durch ungleich- seitigen. schrägovalen, in der Vorderansicht herzförmigen Umriß und die konzentrische Berippung der sehr dicken Schale gekenn- zeichnet wird. Ehe ich darauf eingehe, darf ich vielleicht kurz darauf hin- weisen, wie eng bei den Pelecypoden, z. B. bei denen der oberen Trias, die Wechselbeziehungen sind zwischen der Wölbung und Dicke der Schalen nebst der Entwicklung der Wirbel einerseits und anderseits der Ausbildung des Schlosses. Die Verhältnisse liegen so, daß man ruhig behaupten kann: große, dickschalige Formen mit starken Wirbeln besitzen auch ein kräftiges, lietero- dontes Schloß. Als allbekannte Beispiele nenne ich nur die Mega- lodon, JJiccrocardium, Physocardia, Myophoria, Cardita, Pachycardia , Gonodon u. a. Steinkerne solcher Formen sind gegebenermaßen stets durch Wirbelregionen charakterisiert, die den Schloßrand stark überragen und innen stark unterhöhlt sind. Wir können ans dem Grad dieser Unterhöhlung sogar vielfach einen Rückschluß auf die Stärke des Schlosses ziehen, was überall da von Bedeutung ist, wo — wie es nicht selten vorkommt — der Steinkern selbst infolge ungünstiger Erhaltung unmittelbare Zeugen in Gestalt von Zahngruben nicht bewahrte. Betrachtet man von diesem Gesichtspunkt aus die Verhält- 27* 420 L. Krumbeck, Zur systematischen Stellung nisse bei den Originalfigureu von Pomarangina \ so stellt man vor einem merkwürdigen Mißverhältnis : auf der einen Seite die sehr kräftig gewölbte und dickschalige Form, bei der man nach dem Gesagten ein entsprechend kräftiges Schloß erwarten sollte; auf der anderen die Angabe Diener’s, wonach Kardinalzähne voll- ständig fehlen und nur schwache Seitenzähne vorhanden sein sollen, welch letztere Beobachtung aber von Mansuy, wie ich der erst- erwähnten Schrift Diener’s (p. 130) entnehme, auf Grund seines tonkinesischen Materials in Abrede gestellt wird. Danach wäre Pomarangina, wie Diener annimmt, eine schloßlose Form. Wie aber soll man sich unter dieser Annahme die Tatsache erklären, daß Steinkerne dieser Gattung den Schloßrand mächtig überragende, innen stark unterhöhlte Wirbelbuckel zeigen, wie sie in dieser Entwicklung eigentlich nur bei gleichgroßen Individuen großer Schloßträger wie Megalodon oder Physocardia und, in relativ ähn- lich kräftiger Beschaffenheit, etwa bei den kleineren Pachycardia, Cardita oder Gonodon auftreten? Stellen wir uns aber auch wirk- lich für einen Augenblick vor, daß hier — entgegen der bei Lamellibranchiaten fast stets zu beobachtenden Korrelation zwischen Schalendicke und -Wölbung sowie Wirbelgröße einerseits und ander- seits der Stärke des Schlosses — eine Schloßverbinduug der Klappen fehle : enthält dann wenigstens der Steinkern auch nur Spuren des sehr kräftigen Ligaments, das doch in solchem Falle, wie bei den Austern, nebst dem Öffnen der starken Schalen auch den Zusammenhalt der massigen Wirbelregionen besorgte? Allein weder die Figuren noch der Text zu Pomarangina bejahen diese Frage. So gut also der Autor aus dem Umstande, daß ihm an den Stein- kernen keine unmittelbaren Zeugen eines Schlosses entgegentraten — was übrigens bei deren Erhaltung, wie sie die Phototypien zeigen, vielleicht nicht verwundern darf — , auf sein vollkommenes Fehlen schließt, könnte man schließlich das Vorhandensein jeglicher Verbindung zwischen den Klappen von Pomarangina schlechthin bestreiten. Ich glaube, daß sich der Frage nach der Familienzugehörig- keit von Pomarangina vorläufig nur auf Grund folgender Über- legung beikommen läßt. Wir beobachten bei der Mehrzahl der Lamellibranchiaten, wie schon erwähnt, daß Tj^pen mit dicken, stark gewölbten Klappen und mit kräftigen, noch dazu eingerollten Wirbeln auch starke, heterodonte Schlösser besitzen. Eine Aus- nahme bilden diesbezüglich nur die an der Beschaffenheit der Schale leicht erkennbaren Austern. Es erschien mir deshalb auch von vornherein unwahrscheinlich, daß Pomarangina eines Schlosses ermangele. Diesen Eindruck verstärkt die Betrachtung des Stein- 1 Diener, Ladinic usw. faunae of Spiti. Pal. indica. 1908. 5. No. 3. p. 64. Taf. 10 Fig. 5-6. der Pelecypodengattung Pomarangina. 421 kerns (1. c. Fig. 5 c und d), dessen mächtig über dem Schloßrand aufragende Wirbelregion durch ihre starke innere Aushöhlung den Besitz eines kräftigen Schlosses beinahe zur Gewißheit macht. Sehen wir uns nun nach der nächstverwandten, ein kräftiges Schloß besitzenden Gattung um, so kommt eigentlich nur ein Typ in Be- tracht, den ich kürzlich aus den harnischen Padang-Schichten von SW-Sumätra beschrieb V Es ist dies eine zwar etwas groß- wüchsigere Art, die aber durch ihre dicke, konzentrisch berippte Schale, den schiefovalen Umriß, durch kräftige Wölbung und starke, prosogyre Wirbel auf den ersten Blick so lebhaft an Pomarangina Haydeni Dien, erinnert, daß ich sie als P. aff. Haydeni ohne Be- denken in das Genus Pomarangina einreihte und in die Nähe der DiEXER’schen Spezies gestellt habe. Als es dann gelang, bei der Sumätraform einen starken, hufeisenförmigen Schloßzahn (1. c. Fig. 37) nachzuweisen, wie ilm ähnlich nur einige Gonodon-A rten aufweisen, zweifelte ich nicht daran, daß Pomarangina in die Familie der Luciniden und in die Nähe von Gonodon zu stellen ist. Mit dieser Meinung erklärt sich jedoch Diener in der ein- gangs erwähnten Äußerung (1. c. p. 130) nicht einverstanden. Diener hält die Sumatraform für generisch verschieden von Poma- rangina. Er erklärt sie als Vertreter eines neuen Genus, das er liebenswürdigerweise als Krumbeckia bezeichnet, und gibt ihr zu- gleich den neuen Artnamen tambangensis. So berechtigt nun auch dieses letztere erscheint, so wenig kann ich einer generellen Trennung der beiden Formen auf Grund der beiden, von Diener angeführten Unterscheidungsmerkmale zustimmen. Es sind 1 . die Ungleicliklappigkeit , 2. die spirale Einrollung der Wirbel bei Pomarangina Haydeni. Was No. 1 betrifft, so wrertet Herr Diener den in meiner Beschreibung der Sumätraform enthaltenen Passus, daß die Schalen „anscheinend gleichklappig“ sind, in Gleichklappigkeit schlechthin um. Das ist aber deshalb nicht zu empfehlen, wreil das einzige, durch meine Fig. 36 veranschaulichte, doppelklappige, leider ver- drückte Exemplar, wie mir jetzt scheint, sogar eher für eine kräf- tigere Ausbildung der rechten Klappe spricht. Zu No. 2 ist zu bemerken, daß der Einrollung der Wirbel doch kaum der Rang eines gattungsscheidenden Merkmals zukommt, wie beispielsweise ein Blick auf die von Frech in der Lethaea abgebildeten Megalo- donten der oberen Trias oder - — als für unseren Fall noch wich- tiger — auf die von Bittner (Lamell. alp. Trias, Taf. III) be- schriebenen Gonodonten lehren kann. Bis zur Auffindung neuen, ausschlaggebenden Materials muß ich aus obigen Gründen an meiner Auffassung festhalten, d. h. ich behaupte : 1 Palaeontogr. 1914. Suppl. IV. p. 256. Taf. 17 Fig. 36-38. 422 H. E. Boeke, 1. daß P omarangina Haydeni ein kräftiges Schloß be- sitzt, 2. daß dieses Schloß auf Grund ihrer generellen Verwandt- schaft mit der sumatranischen P. tambangensis wahrscheinlich Gonodon- ähnlich ist und 3. daß deshalb auch P. Haydeni , als Urtyp der Gattung, voraussichtlich in die Familie der Lucinidae, und zwar in die Nähe von Gonodo n gehört. Die alkalifreien Aluininiumaugite. Von H. E. Boeke. Mit 8 TextfigureD. In dies. Centralbl. 1915, p. 225—232, hat Herr Tschermak unter dem Titel: „Das Mischungsgesetz der alkalifreien Aluminium- augite“ die kürzlich von mir 1 zusammengestellten Analysendaten der tonerdehaltigen Augite für Schlußfolgerungen über die chemische Zusammensetzung dieser Augite verwendet. Ich sehe mich ver- anlaßt, dazu folgendes zu bemerken. Nach Herrn Tschermak sollten sich die alkalifreien Ton- erdeaugite als Mischungen der Verbindungen Si2CaMg06 (Di), Si2Mg206 (En), SiMgAl206 (Ts) und SiCaAl2Oß (Tc) darstellen lassen, worin Mg teilweise durch zweiwertiges Eisen und Mangan. Al durch dreiwertiges Eisen und eventuell Chrom isomorph ver- treten sein kanD. Schreibt man die Augitformel unter Fortlassung des Sauerstoffs als SipCaqMgrAl2sj so würde aus der obigen Annahme folgen: V = 9 + r. Auch die einfachere Annahme der Komponenten SiCa03 (Wo), SiMg03 und A1203 führt zu der Beziehung p = q + r (Tschermak, 1. c. p. 228 und 232). Selbstverständlich würde das Zutreffen der Beziehung p = q + r einen Rückschluß auf die Komponenten, etwa Di, En, Ts und Tc oder Wo, En und A1203, nicht gestatten, wie es schon aus der doppelten Komponentenannahme des Herrn Tschermak hervorgeht. Ist aber umgekehrt die Beziehung p = q + r für einen bestimmten Augit nicht erfüllt, so kann dieser Augit auch nicht als Misch- kristall der genannten Komponenten gelten. 1 Zeitschr. f. Krist. 1914. 53. p. 445. Die alkalifreien Aluminiumaugite. 423 Zur Prüfung der Beziehung p = q + r hat Herr Tschermak einmal aus acht von Rosenbüsch mitgeteilten und von mir auf Molprozente der Oxyde umgerechneten Analysen das Mittel gezogen, weiterhin aus 109 Analysen meiner Umrechnung mit weniger als 1 °/o Alkalien und einer zulässigen Analysensumme. Diese Mittel- werte sind : p q r s p q — J— r A 8 Aralysen 48,05 23,83 25,01 3,61 48, C5 48.34 — 0,29 109 „ 48,42 21.70 25,89 3,99 48.42 47,59 +0.83 Für die Mittelwerte ist somit die Forderung p = q + r an- nähernd erfüllt. Handelte es sich um die Ausmerzung zufälliger Fehler (etwa Analysen fehler), so wäre die Mittelnahme durchaus zulässig ge- wesen ; wo aber das Gesetz der Veränderlichkeit von Größen — in diesem Falle der Mengen der Bestandteile des Augitmisch- kristalls — gesucht wird, kann nur das Verhalten der einzelnen Vertreter der Gruppe, nicht ein Durchschnittswert, Aufschluß geben. Die Zahl zl bei den 109 einzelnen Analysen ist somit wesent- lich; sie wurde von Herrn Tschermak nicht mitgeteilt und ist deshalb in der Tabelle I (siehe p. 424) zur Ergänzung angeführt. Die Nummern beziehen sich auf diejenigen meiner oben zitierten Arbeit1. Man sieht aus der Tabelle, daß die Differenz zl z. T. recht beträchtliche Werte erreicht. Es liegt kein Grund vor anzunehmen, daß die Analysen mit großem +- Werte unzuverlässig seien. Im Gegenteil wurden diese Analysen teilweise in neuester Zeit oder von anerkannt sorgfältigen Forschern ausgeführt. Eine Beziehung p = q + r als Mischungsgesetz der alkalifreien Tonerdeaugite ist somit nicht allgemein erfüllt, und damit erweist sich auch die TscHERMAK’sclie Hypothese, daß die Augite allgemein als Mischungen der Komponenten En, Di, Ts und Tc oder Wo, En und Al„ 03 aufgefaßt werden können , als unrichtig. Entsprechend kommt auch Zambonini (1. c.) zum Schluß, daß die Hypothese von Tscher- mak endgültig verlassen werden muß. Die Tatsache, daß das Mittel von zl nahezu gleich Null ist, soll weiter unten näher besprochen werden. 1 Nach Niederschrift dieser Zeilen erhielt ich eine Abhandlung des Herrn F. Zambonini (Atti d. R. Accad. d. Scienze fis. e mat. di Napoli, 1914. 16. Ser. 2 a, No. 2), der ebenfalls für die von mir umgerechneten Augitanalysen die Zahlen p und q + r zusammengestellt und aus ihrer z. T. erheblichen Differenz gefolgert hat, daß die Beziehung p = q + r für die Augite keineswegs allgemein zutriftt. Die Wiederholung der Tabelle an dieser Stelle geschieht bloß der einfachen Übersicht wegen. 424 H. E. Boeke Tabelle I. No. P q + r A | No. P q + r N°. P q + i- 2 48,4 46,15 2,25 47 48,05 49,6 — 1,00 113 47.5 45.5 5 50,4 46,2 4,2 48 49,95 40,95 9.0 j 114 46,95 50,6 6 44,2 47,1 - 2,9 49 51,6 47,15 4,45 115 48,55 46,05 8 48.95 49,15 — 0.2 55 49,75 48,5 1.25 116 48,8 48,05 9 47,75 50,25 -2,5 57 47.95 49,8 — 1,85 119 50,2 48,1 10 49.1 48,4 0.7 58 49.4 4S,55 0.85 127 48,95 46.25 11 51,2 46,65 4,55 59 48.45 48,65 -0,2 128 47,8 50,2 12 47,45 48,0 — 0,55 60 48.6 48,05 0.55 129 47.25 48.05 13 49,7 47,45 2.25 61 50,2 48,2 2,0 130 48,9 48,9 14 48,15 45,05 3,1 62 48,85 50,45 - 1,6 131 46,95 47,4 15 53.6 41,75 11,85 64 47,9 51,2 -3,3 133 45,75 48,35 16 46.6 48,7 — 2.1 65 49.1 50,2 -1,1 136 48.55 49,45 17 45,8 47,95 — 2,15 66 47,05 52,05 — 5,0 137 48,5 49,5 18 47,7 47,3 0.4 69 48,7 47,3 1,4 138 45,65 45,2 19 49,4 48,2 1,2 72 49.35 46,45 2,9 139 50,25 44,7 20 49.55 48,1 1,45 73 47,9 49,75 — 1,85 141 49,05 47,9 22 51,8 44,6 7,2 74 51,0 46,3 4.7 142 51,0 48,0 23 45.9 46,8 — 0.9 75 50,4 47,9 2,5 143 49,15 48,85 24 48,6 47,45 1,15 76 49,9 47.45 2,45 144 49,25 43.4 25 47.95 46,05 1,9 77 50,3 48,85 1,45 145 48.85 43,6 26 48,55 47,65 0.9 78 51,6 42.85 8,75 147 49,8 47,1 27 47.1 47,75 — 0,65 80 45,4 47,75 — 2,35 148 49.65 48.65 28 45,45 47,1 — 1.65 83 50,3 46.8 3,5 149 47,9 49,8 29 47.5 47,8 -0.3 84 49,0 49,85 — 0.85 150 48,4 48.35 30 47,5 48.25 — 0,75 85 52,4 43,95 8,45 151 47.95 47,7 31 44.1 48,2 -4,1 86 48.25 47,5 0,75 152 49,35 48,5 32 44,1 47.3 -3,2 87 47,75 46,9 0.85 153 46.9 50,35 33 43.8 47,85 -4,05 92 49,8 48.5 1,3 155 50.1 48,65 34 49,8 49,25 0,65 93 46,65 45,7 0,85 157 50,5 47,3 35 48,45 50,55 -2.1 94 46.4 46,9 — 0,5 158 50,4 47,25 36 49,45 49,45 0,0 97 47.9 49,95 -2.05 159 47.9 46,05 37 48,55 50,3 — 1,75 103 49,6 46.05 3,5o 160 49,7 45,4 38 45,7 49,85 — 4,15 104 50,0 49,45 0,55 161 51.4 43,1 39 42,6 45,55 - 2,95 109 48,8 47,85 0.95 162 49.1 47,2 40 41,7 40,35 1,35 110 46.35 49,0 — 2,65 163 49,45 47,1 41 43,85 48,75 -4,9 111 48,5 48,7 -0,2 43 45,0 45,8 - 0,8 112 48,3 48.7 -0,4 | _/ 2.0 3,65 2,5 0.75 2,1 2,7 -2.4 -0,8 0,0 -0,45 -2,6 -0,9 1,0 0,45 5,55 1.15 3.0 0,3 5.85 5,25 2,7 1.0 -1.9 0.05 0,25 0,85 - 3,45 1.45 3.2 3.15 1.85 4.3 8.3 1,9 2,35 Die alkalifreien Aluminiumaugite. 425 Die obigen Ausführungen gewinnen an Übersichtlichkeit, wenn die Analysen graphisch dargestellt werden, und zwar nach meinen früheren Auseinandersetzungen durch Punkte im Tetraeder mit den Komponenten Si02, CaO, MgO und A1,03 in Molprozenten1. Trägt man in dieser Weise die Verbindungen MgSi03 (En), Mg Ca (Si03)2 (Di), MgAl2Si06 (Ts) und CaAl2Si06 (Tc) oder auch MgSi03, CaSi03 (Wo) und A1203 ein, so zeigt es sich, daß die entsprechenden Punkte sämtlich in einer Ebene liegen (Fig. 1 ). Mischungen dieser Körper würden ebenfalls durch Punkte dieser Ebene darzustellen sein. Die Tatsachen der früher von mir durch- geführten graphischen Darstellung und Projektion des Augitmisch- kristallkörpers im Tetraeder schließen es offenbar aus, daß der Augit nur durch Punkte der genannten Ebene dargestellt werden könnte. Bei der damals gewählten Projektion auf die kristallo- graphischen Achsen ebenen des Tetraeders kommt jedoch die Lage des Augitmischkristallkörpers in bezug auf die Ebene Wo— En — Al2 03 noch nicht deutlich zum Ausdruck. Hierzu wäre es erwünscht, die orthogonale Projektion einmal auf eine Ebene durch die Linie Wo — En und senkrecht zu Wo — En — A1203 vorzunehmen — wobei die letztere Ebene als Linie erscheint — , zweitens auf die Ebene Wo — En — A1203 selbst, was den Durchschnitt des Augitmisch- kristallkörpers und der Ebene Wo — En — A1903 in wahrer Gestalt ergibt. Diese Änderungen der Projektionsebene dürften auch für sonstige spätere Anwendungen der Tetraederdarstellung von Nutzen sein. 1 Der Versuch von Zambonini (1. c.), die Verhältnisse zu „verein- fachen“ durch Zusammenziehen der Komponenten CaO und MgO und Auffassung des Systems als ein solches dreier Komponenten, kommt mir nicht glücklich vor. Wo die graphische Behandlung von Vierstoffsystemen noch leicht möglich ist, ist diese jedenfalls besser dazu geeignet, zur Feststellung von Beziehungen zu führen als eine solche, bei denen die Differenzierung künstlich herabgesetzt worden ist. 426 H. E. Boeke, 1. Orthogonale Projektion auf eine Ebene parallel der Linie Wo— En und ± Wo — En — A1203. Wir gehen von der orthogonalen Projektion auf der Tetraederfläche Si02 — CaO— Mg 0 aus (Fig. 2). Es sei der Molekulargehalt eines beliebigen Augits P an MgO, Si02, A1203 und CaO resp. a, b, c und d, worin a -f b -f c -{- d = 100 = Tetraederkante s. Es sind dann (vergl. meine zitierte Arbeit p. 447) die Koordinaten a' und b' der Pro- jektion von P a — a — | — ^ c b' = b + § c. Die Projektionsebene wird nun- mehr um die Linie DA so weit gedreht, daß sie eine Lage senk- recht zur Ebene Wo— En— Al2 03 einnimmt. Bei dieser Trans- formation bleibt für jeden Punkt des Tetraeders die Abszisse im B rechtwinkligen Koordinatensystem Y D X dieselbe, während sich die Ordinate um einen Betrag ändert, der von der Lage von P inner- halb des Tetraeders abhängig ist. Für die Abszisse gilt oder x = a' -f | b' x = a+ £b + ic. (I) Die Änderung der Ordinate ist in der Seitenansicht Fig. 3, senkrecht zu DBA und zu Wo — En — Al2 03 der Fig. 2, eiläutert. Gesucht wird die Ordinate or (oder yj. Der Drehungswinkel a der Projektionsebene findet sich aus der Beziehung tg« = isVe = iV2. Die alkalifreien Aluminiumaugite. 427 Zur Berechnung- von o r ist nur noch die Entfernung p P von P bis zur Tetraederfläche DBA erforderlich. Fig. 4 zeigt: p P : c — li : s oder P P — i cV6- Jetzt ist or aus Fig. 3 leicht zu berechnen (vergl. Fig. 2): ■ 0 P — I b' \ 3 = i(b + ^c) V3 pq = P P tg « = i c V 6 . i V’ 2 = c V 3 y, = o r = o q cos« = (b + | c) V 3 . cos «. (II) 2. Orthogonale Projektion auf die Ebene Wo— En— A1203. Wiederum drehen wir die ursprüngliche Projektionsebene DBA um die Linie DA, jetzt aber um einen Winkel 90° + a. Die Ab- szissen der Punkte bleiben dieselben, die Ordinaten dagegen er- halten den Wert y2 = o' r' = (5 c — b) \ \ 3 . sin «, (III) wie es nach dem Vorhergehenden aus Fig. 3 gleich hervorgeht1. In der Tabelle II (p. 428) sind die Abszisse x und die Ordi- naten der beiden Projektionen fiir die schon erwähnten 109 Analysen eingetragen. Die Ordinate in der Ebene J_ Wo — En — A1903 ist als yx (vergl. Fig. 5), die Ordinate in Wo — En- — A1203 als y2 (vergl. Fig. 6) bezeichnet (p. 429). Die Fig. 5 zeigt die Lage der Punkte beiderseits der als Linie erscheinenden Ebene Wo — En — A1203. Wie es aus der schwach positiven Durchschnittszahl Tschermak’s (siehe oben) schon hervorging, verteilt diese Ebene den Augitmischkristallkörper in zwei ungleiche Teile. Im übrigen weichen die Punkte sowohl nach der Si02-, wie nach der CaO -j- MgO-Seite z. T. erheblich ab. Als Umgrenzung des Mischkristallfeldes ist eine Linie gezogen, die aber keineswegs als endgültig gelten soll und an der Hand einwandfreier zukünftiger Analysen jederzeit berichtigt werden kann. 1 Falls « bei anderen Anwendungen der hier beschriebenen Pro- jektionsmethode nicht den besonderen Wert arc . tg\y/2 besitzt, bekommen die Formeln II und III die folgende allgemeinere Gestalt : y, = £ (b -|- | c) X 3 cos « -f- X c V 6 sin « y2 = — 1 (b -j- ^ c) V 3 sin « -f | c \ 6 cos «, wie aus Fig. 3 ersichtlich. — Unter Umständen wird noch eine zweite Rotation der Projektionsebene, wodurch sich die Abszisse x ebenfalls ändert, notwendig sein. Auch in diesem allgemeinsten Fall lassen sich die Koordinaten leicht berechnen. 428 H. E. Boeke, Tabelle II. Xo. X y. y. No. X y> y* No X y1 y« CaO 0 0 0 37 51,54 41.89 —6,45 110 54,37 41.47 — 3,52 MgO 100 0 0 38 50,92 40,88 —3,54 111 50,3 42,56 — 5,20 Si 02 50 85.28 -15,08 39 54,82 41,36 +2,51 112 50.65 42,45 — 5,03 Al, 0, 50 42,64 75,38 40 47.15 43.18 +7.21 113 53.15 43.49 - 1,88 Wo 25 42,64 — 7jQ4 41 51,02 40,58 —0.96 114 52,04 41,07 - 5.23 En 75 42,64 — 7,54 43 51.57 42,29 +0,19 115 50,67 43,69 — 3,25 Di 50 42,64 — ( ,o4 47 49.79 41.97 —5,47 116 50.07 42,94 — 4,98 Ts 66,7 42,64 20,10 48 48,32 46,45 -- 0,67 119 50.47 43,56 — 6,25 Tc 33.3 42.64 20,10 49 51,05 44.50 —6.88 127 48,47 43,77 — 3,76 2 55,75 43,58 — 3,23 55 66.14 43,17 —6,18 128 48,05 41.60 — 5,70 5 51,0 44,43 — 5,04 57 49,49 41,82 —5,53 129 54,27 42,29 — 3,58 6 44.27 41,40 — 0,07 58 50,15 43,02 —5,86 130 55,87 42,60 — 5,75 8 53,27 42,55 — 5.86 59 49,27 42,55 — 5,12 131 50,89 42,42 — 2,82 9 51,17 41,57 — 5,69 60 48,97 42,87 - 4,80 133 49.34 41,49 — 2,49 10 57,07 42.95 — 5,48 61 50.82 43,50 —6,32 136 49,32 42,25 -5,81 11 61,3 44,59 — 6.06 62 51,82 41,95 —6,84 137 52,4 42,20 — 5,80 12 50.59 42,38 — 3,72 64 54,7 41.21 —6,54 138 46,79 42,81 + 0,02 13 50,42 43.59 — 5,34 65 55,57 42,18 —6.84 139 52.54 44,95 — 3,84 14 54,67 43.87 — 2,13 66 55,22 40,50 —6,42 141 53,12 43,15 — 5,06 15 54,2 47,67 — 4,54 69 od,3o 43,23 —4.33, 142 49.9 43.90 — 6,94 16 57,32 41,70 — 3,52 72 48,44 43,88 —4,24 143 54.22 42,77 — 5,90 17 47,57 41.70 — 2,19 73 53.02 41,84 —5,46 144 48,04 45,12 — 1,88 18 53,2 42,80 -3,42 74 52.72 44,67 - 5,62 145 49.52 44,89 — 1,64 19 50,22 43.11 — 5,68 75 50,42 43,68 —6,36 147 53.32 43,76 — 5,21 20 52,07 43.28 — 5.66 76 53,07 43,68 — 5,52 148 54,77 43,07 — 6,20 22 65,87 45,72 — 5,06 77 50.3 43,22 - 6,98j 149 55,62 41,83 — 5,45 23 53,37 42.22 — 1,45 78 50.35 46,35 — 3,63 150 57,0 42,68 — 4,81 24 52,42 43.10 — 4.35 80 52.7 41.60 —1.72 151 52.74 42,73 — 3,95 25 51,27 43,45 — 2,71 83 49,8 44,13 —5,40 152 48.97 43,01 — 5,78 26 50.29 43.05 — 4,42 84 51.45 42,29 —6,48 153 50,7 41,18 -4,96 27 52,62 42,30 — 3.30 85 51,2 46,21 - 5,19 155 49.35 43,22 — 6,65 28 50,94 41,89 -1,24 86 47,17 42,98 —4.03 157 66.32 43.97 — 5,99 29 52,5 42,50 -3,62 87 52,82 42.98 —3,20 158 58,77 43,97 — 5,82 30 53,3 42,32 -3,92 92 49,77 43.18 —6,26 159 51,3 43,46 — 2,62 31 47,77 40,90 — 0,81 93 48,04 43,02 — 1.27 160 52,45 44,46 - 3,80 32 46,5 41,28 — 0.17 94 47,35 42.40 — 1,94 161 57,2 46.16 -3,60 33 46,97 40,90 — 0,30 97 53,47 41,75 — 5,60 162 47,45 43,44 — 4,61 34 50,22 42,87 -6,79 103 48,02 44,15 — 4,20 163 49,94 43,62 - 4,85 35 50,67 41,73 — 6,55 104 49.57 42.86 —7,12 36 50,47 42.64 -6,63 109 48.22 43,04 — 4,83 Die alkalifreien Aluminiumaugite. 429 Die Projektion des ganzen Tetraeders, Fig. 7 u. 8 (p. 430), zeigt die relative Größe des Mischkristallfeldes. Die Umgrenzung des Misch- kristallfeldes bedeutet die Sättigungsgrenze der Mischkristalle in der - _ • • -- f 1 ) • ► > • \ _4_ I* e • p bp 1 tq 4 V,' P $ • • — " •5 •< > • • V • • — 4« 45 45 SO 52 54 55 58 60 62 54 55 Fig. 5. 44 45 . 45 50 52 54 55 58 60 62 54 55 Fig. 6. durch die Projektionsebene gewählten Richtung und gibt daher für spätere synthetische oder analytische Forschungen über die Augit- mischkristalle wichtige Anhaltspunkte, die sich aus den Analysen- 430 H. E. Boeke, Die alkalifreien Aluminiumaugite. tabeilen od3r ihren Umrechnungen nicht ersehen lassen. In- soweit ist die graphische Darstellung geeignet, nicht bloß die Anschaulichkeit zu erhöhen, sondern auch eine positive Vertiefung unserer Kenntnisse über verwickelte Mischkristallbildungen anzu- bahnen, was von Tschermak wohl mit Unrecht in Zweifel gezogen wurde. Fig. 6 1 und Fig. 8 zeigen die Projektionen der Analysen in der Ebene Wo — En — Al2 Oa. Für die Umgrenzung des Misch- kristallfeldes gilt das oben zu Fig. 5 und 7 Gesagte. In kristallographischer Hinsicht besteht bekanntlich eine enge Beziehung zwischen den diopsidischen Pyroxenen als reinen Meta- silikaten und den tonerdehaltigen Gliedern der Gruppe. Man könnte daher versucht sein, die Metasilikate, und zwar insbesondere diejenigen zwischen Diopsid — Hedenbergit undEnstatit — Hypersthen, als „Lösungsmittel“ für die übrigen Bestandteile der Pyroxen- misclikristalle aufzufassen. Hierbei wäre jedoch zu bedenken, daß eine solche Auffassung weder über die innere Struktur, das Raum- gitter, der Mischkristalle Auskunft gibt, noch auch in physikalisch- chemischem Sinne einen Fortschritt bedeutet. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben zur Genüge bewiesen, daß die Unter- scheidung von „Lösungsmittel“ und „gelöstem Stoff“ zwar für sehr starkes Überwiegen der einen Komponente (des „Lösungsmittels“ i wegen der dann herrschenden einfachen Gesetze zweckmäßig ist, daß im übrigen die Komponenten eines homogenen Gemisches, sei 1 No. 6 in Fig. 5 und 6 bezieht sich auf eine Pseudomorphose nach Gehlenit, No. 39 und 40 auf Angaben von C. Doelter, die wohl noch einer näheren Bestätigung bedürfen. J. Fromme, Ueber die Entstehung des Nephrites etc. 431 es gasförmig, flüssig oder fest am besten als gleichwertig behandelt werden. Bei den durch Mischkristallbildung ausgezeichneten ge- steinsbildenden Mineralen ist es eine erste Aufgabe, die Grenzen der stofl'lichen Veränderlichkeit im homogenen Gebilde festzustellen. Daß hierzu die Wahl oxydischer Komponenten am allgemeinsten und daher zunächst am zweckmäßigsten ist, dürfte nach den obigen Ausführungen wie nach meiner Notiz in dies. Centralbl. 1915, p. 1 — 3 , nunmehr wohl außer Zweifel stehen. Eventuell vor- handene Beziehungen zu bestimmten stöchiometrischen Verbindungen werden dann aus diesen allgemeinen oxydischen Darstellungen er- sichtlich sein. Solche Beziehungen liegen aber m. E. beim Alu- miniumaugit nicht vor, abgesehen von den schon genannten Meta- silikaten. Schließlich möge noch bemerkt werden, daß die Zusammen- fassung einiger Oxyde, so daß die Gesamtzahl der Komponenten vier nicht übersteigt, ein vorläufig unvermeidliches Übel ist, das durch die Dreidimensionalität des Raumes bedingt wird. Ließe sich die Umgrenzung der Mischkristallfelder durch eine konkrete mathematische Gleichung wiedergeben, so könnte man auch diese Beschränkung der Komponentenzahl fallen lassen. Frankfurt a. M., Mineralog.-petrogr. Inst, der Universität. Über die Entstehung des Nephrites und des Carcaro von Harzburg. Von J. Fromme in Egeln. Mit 4 Textfigareu. Herr Privatdozent Dr. J. Uhlig kommt in einer neuen Arbeit über den Harzburger Nephrit (Literaturvermerk 1914 a zu wesent- lich anderen Anschauungen über dessen Entstehung als in seiner ersten Arbeit (1910 a). Hatte er ursprünglich angenommen, der Harzburger Nephrit am Koleborn sei entstanden durch Verknetung eines plagioklasarmen Gabbroganges mit seinem Nebengestein, dem Harzburgit, unter dem Einfluß der Ödemmetamorphose, so nimmt er jetzt an, dieser Nephrit sei entstanden aus Pvroxenitgängen im Harzburgit unter der Einwirkung hydrochemischer und dynamischer Vorgänge. Demgemäß erblickt er jetzt in einem, in der Nähe des großen Nephritganges aufsetzenden Carcarogange das von der völligen Nephritisierung verschont gebliebene Muttergestein des Nephrites. Zur Änderung seiner Anschauung mit beigeti’agen hat ein von mir in Goslar in der Frühjahrssitzung des Niedersächsischen geologischen Vereins vom Jahre 1913 gehaltener Vortrag über den Nephrit, in welchem ich darlegte, daß der große Nephritgang der 432 J. Fromme, Ueber die Entstehung Verwerfen eines grobkörnigen Gabbroganges sei, daß er mit zahl- reichen Nephrit- Asbestgängen ein ganzes System von Verwerfungs- spalten darstelle, seine Entstehung von der Ödemmetamorphose unabhängig, und er durch eine Art von Lateralsekretion und Ge- birgsdruck entstanden sei (1913). Uhlig hat meine Darlegungen z. T. so gedeutet, daß Miß- verständnisse entstehen können. Es ist das einer der Gründe, weshalb ich auf seine Arbeit zurückkommen muß. Hervorheben möchte ich aber besonders, daß die Verschiedenheit seiner und meiner Ansichten über den Harzburger Nephrit in der Frage wurzelte: Ist nach Kalkowsky der Serpentin (in unserem Falle der Harzburgit) oder nach Steinmann der Pyroxenit (Carcaro) das Muttergestein des Nephrites? (1906 bezw. 1908). Je länger ich die beiden Harzburger Nephritvorkommen an der Baste und am Koleborn studiert habe, was mir namentlich durch neue, höchst interessante Funde ermöglicht wurde, desto mehr Ähnlichkeiten haben sich bisher untereinander und mit dem ligarischen Vorkommen ergeben. Von diesem verdanke ich schönes Vergleichsmaterial der Freundlichkeit des Herrn Geh. Bat Kal- kowsky. Glaubte ich bisher schon, die KALKOwsKY’schen For- schungen in Ligurien, ganz besonders im Hinblick auf die Genesis des Nephrites, hätten in Harzburg im wesentlichen ihre Bestätigung gefunden, so beweisen meine neuen Funde unmittelbar die Bichtig- keit der IvALKowsKY’schen Theorie von der Umwandlung von Serpentin in Nephrit. Dabei will ich hier gleich betonen, daß ich den durch Uhlig neuerdings geführten Nachweis der Nepliritisierung auch von Carcaro als gelungen betrachte. In Harzburg kommen also beide Prozesse in Frage. I. Erläuterungen zu meinem Vortrage, Einwendungen zu Uhlig’s Darlegungen und über die Entstehung des Carcaro. 1. Uhlig führte zur Begründung seiner früheren Theorie, daß der Nephrit ein Verknetungsprodukt von plagioklasarmem Gabbro mit Harzburgit sei, an, der Nephrit enthalte braune Hornblende und Beste von Diallag. Er folgerte: „daß sicherlich ein sich an die Gabbros anschließendes diallaghaltiges Gesteinsmaterial bei der Nephritbildung verarbeitet worden“ sei (1910 a, p. 94). Ferner sagte er, daß der Nephritgang am Koleborn „außer allerlei kleineren Adern noch von ziemlich grobkörnigem Gabbropegmatit durchsetzt“ werde (1910 b, p. 3). Daß der Nephritgang an allen Stellen Carcaro enthalte, davon sagte Uhlig bis dahin nichts ; er erwähnte nur eine 2^ cm breite Ader von „Prehnit-Carcaro“ neben dem Nephritgange (1910 a, des Nephrites und des Carcaro von Harzburg. 433 p. 96 ff. und b, p. 6). Das eingekuetete Gabb rogestein war ihm Hauptsache für seine Theorie. In meinem Vortrage in Goslar habe ich mich bei der Zu- sammenfassung meiner Anschauungen über die Entstehung des Nephrites u. a. in folgender Weise geäußert: „Strahlstein, Diopsid und Chlorit sind durch eine Art von Lateralsekretion in die Spalten eingedrungen und darin zum Absatz gelangt. Dabei lieferte der Harzburgit die Magnesia, der Gabbro den Kalk und die Tonerde. Strahlstein und Diopsid sind dabei oder auch später durch Ge- birgsdruck längs des erwähnten Spaltensystems zu Strahlsteinfilz und Carcaro verdrückt und gleichzeitig mit Chlorit zu streifigen Aggregaten zusammengepreßt worden. Von den Gabbrogängen her verschleppte und in die Spalten eingequetschte Brocken von Gabbro sind hie und da mit verknetet worden.“ Ähnlich habe ich mich in meinem Vortrage im Verein für Naturwissenschaft in Braunschweig im Jahre 1913 ausgesprochen (Sitz, vom 27. Nov.). Uhlig teilt nun erst ein Jahr später mit, daß der Nephrit- gang am Koleborn überall Reste von Carcaro enthalte, sagt aber trotzdem: „Es kann sich also sicherlich nicht bloß, wie J. Fromme annimmt, um einige von oben her aus dem Gabbrogang in die Verwerfungsspalte hineingeratene Bruchstücke handeln“ (1914a, p. 456). Danach muß wohl ein Mißverständnis Uhlig's vorliegen, denn nach meinem obigen Erklärungsversuch durfte er nicht annehmen, ich habe den Carcaro für umgewandelte Gabbrostücke gehalten. Uhlig ist überhaupt wohl der einzige gewesen, der eine Entstehung des Nephrites durch Verkuetung von Harzburgit und Gabbro an- genommen hat. Die in meiner Erklärung erwähnten, eventuell eingekneteten — für die Genesis des Nephrites belanglosen — Gabbrobrocken mußte ich auf Grund der Angaben Uhlig’s schließ- lich mitanführen, damit das von ihm für seine erste Theorie zur Voraussetzung gemachte Vorkommen gabbroiden Gesteins im Nephrit überhaupt verständlich werden konnte. Der Carcaro am Koleborn ist dem ligurischen bis auf un- wesentliche Abweichungen in der Farbe äußerlich und mikroskopisch ähnlich. Jener von der Baste ist z. T. dem gefleckten von Ligu- rien ähnlich. Von allen Proben habe ich Dünnschliffe zum Ver- gleich herangezogen. Beide Harzburger Vorkommen habe ich analysiert. I. Baste.' Gemenge von Diopsid, Carcaro und Chlorit, linsen- förmig im Harzburgit steckend. Chlorit durch Behandeln mit heißer Salzsäure entfernt. Gewonnenes Analysenmaterial z. T. nicht ganz frisch. Spez. Gew. = 3,141 bei 15° C. Gesammelt 1909, anal. 1912. II. Koleborn. Carcaro aus einem bereits in Goslar vor- gelegten, streifigen Gemenge von Nephrit und Carcaro aus den Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 28 434 J. Fromme, üeber die Entstehung oberen Teilen des Nephritganges. Sehr rein und frisch. Spez. Gew. = 3,2 76 bei 15° C. Si 0, A1203 Fe, 03 Fe 0 Mn 0 CaO MgO H,0 Sa. I. . . 55,96 1,29 0,77 5,46 0,09 18,76 16,15 2,04 100,52 11. . . 53,78 1,23 0,86 4,95 0,38 23,45 14,75 0,90 100,30 2. Uhlig bekämpft meine Anschauungen über die Entstehung des Nephrite und Carcaros durch eine Art von Lateralsekretion. Er sagt p. 457 : „Ich will nicht leugnen, daß es bei Harzburg Strahlsteingänge von gleicher Mächtigkeit wie am Nephritgang (20 cm) gibt. Mir sind nur solche von wenig Zentimeter Dicke bekannt.“ Demgegenüber darf ich hier bemerken, daß der große Nephritgang am Koleborn nicht 20 cm, sondern nur etwa halb so breit, z. T. noch schmäler ist. Nebenbei bemerkt: Ich hatte die Angabe Uhlig’s ohne Nachmessung übernommen. Nun sei es gestattet, hier ganz kurz auf die bedeutenden Wirkungen der Lateralsekretion im Gabbro von Harzburg über- haupt hinzuweisen. Die Strahlstein- und Chloritgänge am Schmalenberge, bezw. auch am Radauberge sind teilweise fast ebenso breit, ja der von mir beschriebene Quarz-Kalkspat-Pyknochloritgang war sehr viel mächtiger und in viel größerer Erstreckung aufgeschlossen als der große Nephritgang. Aber nicht nur Strahlstein und Chlorite, sondern auch chloritische Gangquarze sind hier Produkte der Lateralsekretion. Ich besitze ein 6 cm breites Gangstück von solchem Quarz, welches beiderseits tiefe Hohlformen vom Skaleno- eder R3 des Kalkspates aufweist, also sicherlich auf wässerigem Wege entstanden ist, jedenfalls keine eruptive Bildung darstellt. 3. Uhlig sagt auf p. 457 : „Dagegen scheint Diopsid als wässeriger Absatz auf Spalten im Harzburger Gabbrogebiet nicht bekannt zu sein.“ Im Widerspruch damit sagt er auf p. 478 von dem, im Harzburgit an der Baste in Linsen vorkommenden Diopsid- Carcaro Vorkommen : „ Schließlich fand sich auch ein vorwiegend aus Chlorit bestehendes Trum, dessen Aggregate regellos durch- spießt werden von ziemlich langen und dünnen Pyroxennädelchen.“ Also ist doch zweifellos sekundärer Pyroxen, der von dem, mit ihm zusammenhängenden Carcaro natür- lich nicht zu trennen ist, im Harzburgit vorhanden. Es ist Diopsid-Carcaro von demselben Vorkommen, welches ich schon im Jahre 1909 gesammelt und dann in Goslar als „jüngere Bildung“ bezeichnet hatte, Pyroxen, der sich auf Kosten des Chlorites unter Zufuhr von Kalk etc. gebildet hat (Fig. 1. Anal, oben). — Außerdem aber sieht Uhlig den manganhaltigen Diopsid auf Spalten des — übrigens Rutil führenden — Prelmitgabbro vom Koleborn selbst als zweifellos sekundäres Mineral an (1914 b, p. 448). des Nephrites und des Carcaro von Harzburg. 435 Im Hinblick auf die vorhandenen Analogien zwischen dem ligurischen und Harzburger Carcaro-Nephritvorkommen ist es endlich von Interesse, was Uhlig über den ligurischen Carcaro geäußert hat: „Nach dem Studium der Präparate E. Kalkowsky’s muß ich mich durchaus seiner Ansicht anschließen, daß der von ihm Carcaro genannte Diopsidfels eine mit Nephrit analoge Neubildung ist, nicht, wie Steinmann glaubt, das der Nephritisierung entgangene Muttergestein des Nephrites“ (1910a, p. 98). Fig. 1. Diopsid mit Carcaro in Chlorit. Baste. Yergr. 13,5fach. 4. Ein von mir am Koleborn gesammeltes Stück Carcaro erweist sich im Schliff als ein ziemlich reiner Diopsidfilz mit Spuren von Strahlsteinasbest; es schließt je ein bohnengroßes Stück Bleiglanz und Chlorit ' ein. Hindurch zieht sich eine 2 — 3 mm dicke Ader feinster Diopsidfasern, die quer zur Ader stehen. Diese Diopsidfasern sind natürlich auch sekundärer Entstehung. Das ganze Stück, von dem ein Dünnschliff untersucht wurde, sehe ich im wesentlichen als eine Pseudomorphose nach Serpentin an, die Diopsidfasern als ehemaligen Chrysotil! 5. Eine besondere Betrachtung verdienen die Carcarogänge. Uhlig faßt seinen Carcaro als einen eruptiven Pyroxenitgang auf, „dessen Beste im Nephritgange in allerdings schon umkristallisierter 28* 436 J. Fromme, Ueber die Entstehung Form .... vorliegen“ (1914a, p. 458). Während er auf p. 457 der von mir geäußerten Ansicht, daß es lateralsekretionäre Bildungen seien, mit den Worten begegnet : „Ein eigentlicher Beweis wird nicht angeführt“, läßt er selbst einen Beweis für die Eruptivnatur des Carcaro völlig vermissen. Ein solcher ist in Harzburg aber auch nirgends zu finden. So sind z. B. normale Eruptivstruk- turen am Carcaro nicht vorhanden. Daß solche bei einer etwaigen Metamorphose im Uhlig’s dien Sinne völlig verwischt sein sollten, ist um so weniger a n - z unehmen, als sie in anderen, den Harzburgit im Nephrit spaltensystem durchsetzenden Eruptivgän gen verschiedener Art noch aufs deutlichste erhalten geblieben sind. Aber auch vom geologischen Stand- punkte aus ist das Auftreten solcher herzynisch ge- richteter basischer Gänge wenig wahrscheinlich. Diese Richtung ist jüngeren Datums, wie aus den Arbeiten von Erdmannsdörffer hervor geht; sie spielt in der geologischen Geschichte des der ältesten I n - trusious phase angeh origen Gabbros keine Rolle. Das wichtigste Gegenargument gegen die Annahme einer eruptiven Natur der Pyroxenaggregate liegt aber in dem Umstande, daß der Pyroxen sich mehrfach nach- weislich auf Kosten des Chlorites gebildet hat, also sekundärer Entstehung ist. Da Uhlcg dies selbst an Proben von der Baste beobachtet hat, und für den manganhaltigen Diopsid vom Koleborn eine sekun- däre Bildung annimmt, so ist es um so erstaunlicher, daß er die Natur des Carcarodiopsides nicht erkannt hat. Hier wäre nocli der Frage näher zu treten, ob in den Carcaro- gängen — es gibt deren mehrere am Koleborn — überhaupt echte Gänge vorliegen. Erst kürzlich habe ich dort zwischen dem großen Nephrit- und Uhlig’s Carcarogange eine fußlange, 8 cm dicke Carcarolinse beobachtet, die durchaus nicht den Eindruck eines Ganges machte. An den Rändern geht die Linse allmählich in Harzburgit über, indem sie schwärzlichgrünen Serpentin auf- nimmt, der im festsitzenden Nebengestein noch Reste von Bastit aufweist. Es liegt also primärer Kontakt vor. Die Linse besteht, was besonders im Anschliff aufs deutlichste hervortritt, in der Mitte aus fast reinem, graugelbem Carcaro, nach den Rändern hin aus einem fleckigen Gemenge von Carcaro, Chlorit, Nephrit und Harzburgit-Serpentin. Das Gestein ist dem gefleckten Carcaro aus Ligurien im Aussehen und in bezug auf Festigkeit und Härte zum Verwechseln ähnlich. Vereinzelt sind feine Spalten und sehr kleine Drusenräume mit Chloritblättchen und stark glänzenden, farblosen Diopsidkriställchen ausgekleidet. In einem Dünn- schliff vom Rande des Gesteins sieht man größere Carcaropartien, des Nephrites und des C’arcaro von Harzburg. 437 sowie in farblosem Chlorit netzartig verteilte Pyroxenaggregate, die vielfach von Nephrit umsäumt sind, sodann auch größere Nephritpartien. Untergeordnet treten zierliche, in Chlorit hinein- ragende Nadeln von Strahlstein auf. Für etwas anderes als eine Neubildung, und zwar aus Serpentin, wird das Gestein wohl nicht gehalten werden können. Die Voraussicht Kalkowsky’s, daß sich sein Carcaro auch noch an anderen als dem ligurisclien Nephrit- vorkommen finden würde, konnte sich nicht zweifelsfreier als bei diesem Gestein erfüllen. Daß ein Gang vorliegen sollte, erscheint ausgeschlossen. Und da gerade das Gestein ein so typischer ge- fleckter Carcaro im Sinne Kalkowsky’s ist, so bedarf es im Hin- blick auf Uhi.ig's Carcarogang wohl noch weiterer Forschungen, um die geologische Natur des Harzburger Carcaro restlos aufzu- klären. Nach dem bisherigen Tatsachenmaterial spricht alles nur dafür, daß er aus Serpentin entstanden und deshalb an Serpentin gebunden ist. 6. Wenn Uhlig auf p. 458 hervorhebt: „Namentlich der Chromspinell ist ein Mineral, das wohl überhaupt noch nicht als Absatz auf Spalten infolge Lateralsekretion bekannt geworden ist“, so scheint hier ein zweites Mißverständnis Uhlig’s vorzuliegen. Ich habe den Spinell im Nephrit stets als ein Relikt aus dem Harzburgit angesehen, welches dadurch in den Nephrit gelangte, daß der Harzburgit nephritisiert wurde. II. Bemerkungen zu Uhlig's neuer Entstehungstheorie des Harzburger Nephrites. Uhlig weist darauf hin, daß der Carcaro im großen Nephrit- gange am Koleborn z. T. aus scharfkantigen Bruchstücken bestehe. Dies trifft zu. Ebenso seine Angabe, daß der ganze Nephritgang mit Carcaro mehr oder weniger durchsprengt sei. Besonders in der hoch oben über der Landstraße gelegenen Gangpartie findet man streifige Gemenge von grünem Nephrit und gelbem Carcaro, deren Streifen z. T. fingerbreit und äußerlich scharf gesondert erscheinen. Was die scharfkantigen Bruchstücke des Carcaro be- trifft, so muß hervorgehoben werden, daß dieser ziemlich spröde ist und unter dem Gebirgsdruck in Stücke zersprang; in diesem Zustande wurde er vom Nephrit eingeknetet. Daß der Carcaro auch noch sekundär zersprungen ist, bezeugen die vielen Bruch- flächen in ihm, die mit schwarzen Dendriten überzogen sind. Nun entdeckte Uhlig, daß an der Grenze von Pyroxen und Nephrit die „Pyroxenaggregate wie zerrupft aussehen. In vielen spitzen Vorsprüngen und von allen Seiten dringt der Nephrit in den Carcaro ein, während im Nephrit in der Nähe der Grenze noch geringe Relikte von Carcaro inselartig liegen. Es ist das ein ganz 438 J. Fromme, Ueber die Entstehung typischer Anblick, aus dem unmittelbar li e r v o r g e li t , daß sich der Nephrit auf Kosten des Pyroxens ge- bildet hat“. Uhlig hat damit in der Tat eine Nephritisierung von Carcaro nachgewiesen, und ich kann seine Beobachtung nur bestätigen. Andererseits zeigen meine Schliffe aber auch, daß Carcaro und Nephrit mit scharfen Grenzen aneinanderstoßen, sowie daß scharfkantige Carcarobrocken von dem elastischen Nephritfilz lediglich eingewickelt sind. Mit Uhlig’s Feststellung ist die Frage nach der Entstehung des Harzburger Nephrites jedenfalls noch nicht erledigt. Ohne darauf einzugehen, daß Nephrit außerdem auch noch durch Verkalkung von Serpentin entstanden sein könnte, läßt Uhlig nur in undeutlicher Weise die Beteiligung von Serpentin mit folgenden Worten zu: „Allerdings ist bei dem großen Nephrit- gange auch sicherlich mit eingequetschtes Material aus dem be- nachbarten Harzburgit verarbeitet worden, wie aus der .... in- homogenen Beschaffenheit der Gangmasse hervorgeht“ (p. 467). Uhlig’s Beobachtung, daß Carcaro in Nephrit übergehen kann, ist richtig, aber es ist das noch kein Beweis für die primäre Bildungsweise des Diopsides und noch weniger ein solcher für die Annahme, daß aller Nephrit auf Pyroxen zurückzuführen sei. Hierauf komme ich unter III. zurück. Auf eine Unklarheit gestatte ich mir hier noch hinzuweisen: Der breite Carcarogang in der Nähe des großen Nephritganges ist fast gar nicht nephritisiert, obgleich auf beide Gänge sicher- lich dieselben Druckkräfte eingewirkt haben müssen, denn sie liegen zu nahe beieinander und mitten in demselben Spaltensystem. Trotzdem erblickt Uhlig in dem Carcarogange das der Nephriti- sierung entgangene Muttergestein des Nephrites. Er erklärt den Widerspruch durch eine besondere Annahme, indem er die dyna- mischen Vorgänge im großen Nephritgange „als ganz lokaler Natur“ hinstellt. Diese Annahme glaube icli für um so unzu- lässiger halten zu dürfen, weil Uhlig selbst die Intensität des Druckes in dem in Betracht kommenden kleinen Raume aufs schärfste betont (1914a, p. 479). III. libergangsgesteine von Serpentin in Nephrit. Nephrit von der Baste. 1. Schon seit dem Jahre 1900 verwahre ich ein eigentüm- liches Gesteinsstück, welches ich aus anstehendem Harzburgit selbst herausgebrochen habe. Es stammt aus einem, zum Nephritspalten- system am Koleborn gehörigen Gange. Es ist 20 cm lang und 5| cm breit (Fig. 2). Beide Enden des Stückes bestehen vor- wiegend aus einem weichen, serpentinähnlichen, schwärzlichgrünen Gestein, die Mitte dagegen aus rein weißem Asbest. Dieser ist des Nephrites und des Carcaro von Harzburg. 439 jedoch lediglich als aufgefaserter Nephrit anzusehen, denn er bildet nur eine dünne, einhüllende Schicht auf frischem, hartem, grün- lichem, parallelfaserigem Nephrit. Schon auf dem Bilde sieht man deutlich den allmählichen Farbenübergang zwischen beiden Extremen, viel schöner aber an dem Gestein selbst. Ein quer zur Übergangszone gewonnener Dünnschliff zeigt farblosen Strahlstein und bräunlichgrünen Chlorit. Der Chlorit bildet zahlreiche, randlich zerfressene Inseln im Strahlstein und wird durch dessen Nadeln vielfach durchspießt. Außerdem dringt der Strahlstein als äußerst feines, hyphenartiges Gewebe bis tief ins Innere des Chlorites ein, während Chloritreste um die Inseln verstreut liegen. Ein Längsschliff zeigt ganz ähn- liche Verhältnisse, nur treten dabei parallele Schichten von Strahlstein und Chlorit be- sonders hervor. Sonst sieht man in beiden Schliffen noch braunen Spinell, der darauf hinweist, daß veränderter Harzburgit vor- liegt. Wir haben hier also eine typische Nephritisierung von Chlorit bezw. Serpentin vor uns. Betonen möchte ich noch, daß die Chloritinseln auch im Querschliff rundliche Formen zeigen, woraus man folgern darf, daß ihre Umwand- lung etwaige Pressungen des Gesteins über- dauert hat, von solchen also unabhängig ge- wesen ist. Aus der rundlichen Zersetzung der Chloritinseln und aus ihrer Durchspießung von Strahlstein ist weiter zu schließen, daß die Nephritisierung des Chlorites nicht nur in der Quer-, sondern auch in der Längsrichtung der Strahlsteinfasern stattgefunden hat. Man vergleiche nun die entsprechenden Analysen. I. Reiner Strahlstein (faseriger Nephrit) vom Koleborn. Fromme’s „Nephritoid“. Anal, in Min. u. petr. Mitt. 1909. 28. p. 306. Kalk und Magnesia waren seinerzeit irrtümlich falsch angegeben; die Zahlen sind hier berichtigt. Die Gesamteisenbestimmung wurde an demselben , noch vorhandenen Material in einem be- sonderen Fluß-Schwefelsäureaufschluß auf jodometrischem Wege wiederholt, und derselbe Wert wie früher im reduzierten Fe.jOg- Niedersclilage mit KMn04 erhalten. FeO war früher nach meinem Fluß-Kieselsäureverfahren (1. c. p. 329) doppelt ausgeführt worden. Tatsächlich befindet sich in meinem Material das Eisen in beiden Fig. 2. Harzburgit in Nephrit übergehend. Koleborn. natiirl. Größe. 440 J. Fromme, Ueber die Entstehung Oxydation sstufen, ähnlich wie im Carcaro. Uhlig’s Analyse ist durchaus ähnlich, führt aber kein Fe203, dagegen Spuren von seltenen Elementen an; sie könnte hier ebensogut zum Vergleich herangezogen werden. II. Das Zwischengestein Strahlstein — Harzburgit. Fr. 1915. III. Serpentin vom Radauberge nach Streng. N. Jahrb. f. Min. etc. 1862. p. 542. Seltenere Elemente fortgelassen. Si Oj A1203 Fe203 FeO Mn 0 Ca 0 Mg 0 H20 Sa I. . . 56,22 0,51 0,49 5,67 Spur 13,30 20,97 2,95 100,11 II. . . 49,50 4,74 2,63 5,65 0,04 8,76 21,24 7,30 99,86 III. . . 35,67 2,98 6,04 4,95 0.11 0,18 35,03 12,04 — Fe203 und FeO dürften in jeder Analyse als Gesamteisen in Betracht zu ziehen sein. Von der Tonerde muß ganz abgesehen werden, da gerade der Harzburgit vom Koleborn vielfach saussuriti- sierten Plagioklas enthält, der die Tonerde für das Zwischengestein geliefert haben kann ! Unter solchen Umständen hält dieses fast in allen Teilen die Mitte zwischen Serpentin und Strahlstein. Auffallend ist dabei sein hoher Kieselsäuregehalt, sowie der ver- hältnismäßig geringe Gehalt an Magnesia. Aber man wird auch nicht feststellen können , ob der Kalk bei seiner Zuführung noch andere Stoffe mitbrachte, und in welcher Weise die Umwandlung des Serpentins verlaufen ist. Im Hinblick auf den mikroskopischen Befund bestätigen indessen die Analysen, daß der Serpentin unter Zuführung von Kalk, Entwässerung und Enteisenung in Strahlstein übergegangen ist. Ich habe versucht, die Art des Chlorites durch Rechnung zu vermitteln. Unter a steht die Analyse des Zwischengesteins. Zieht man deu aus der Kalkmenge berechneten Nephrit b davon ab, so erhält man den Rest c. Dieser auf 1 00 umgerechnet d zeigt eine ähnliche Zusammensetzung wie der Epichlorit e aus dem Diabas- hornfels des Riefenbachtales. Poggendore’s Ann. 1849. 77. p. 237. | ^ 02 A1203 Fe203 FeO CaO MgO H20 Sa. Zwischengestein a . 49.50 4,74 2,63 5,65 8,76 21,24 7,30 99,86 minus Nephrit b . . 37.02 0,33 0,32 4,96 8.76 13.81 1,94 67.14 = Rest c . . . 12,48 4,41 2,31 0,69 — 7,43 5,36 32,72 Rest auf 100 ber. d 38,14 13.45 7,06 2.11 22,72 16,38 99,98 Epichlorite .... 40,88 10.96 8,72 8,96 0,68 20,00 10,18 100,38 Das Zwischengestein enthält nach Vorstehendem ungefähr 67 °/o Strahlstein und 33 °/o Chlorit. des Nephrites und des Carcaro von Harzburg. 441 2. Ein anderes Stück habe ich im Jahre 1913 auf den Halden des verfallenen Harzburgitschachtes an der Baste gesammelt. Es besteht aus Harzburgit, der eine 7 mm breite, freigelegte Ader zeigt, die z. T. aus dunkelgrünem, ölglänzendem, sehr weichem Chrysotil, vielleicht auch aus daraus entstandenem Chlorit besteht, z. T. aus lichtgrünem, mattem, hartem Nephrit. Die bis 2 mm breiten Chrysotilstengelchen stehen in buntem Wechsel zwischen denen des Nephrites. Nebenbei bemerkt, kommen au derselben Fundstelle unzersetzte Chrysotil- und Leukotiladern von gleicher Fig. 3. Harzburgit von der Baste. Ein großer Bastitkristall mit rund- lichen Serpentinkörnern, darin streifige Neubildungen von Nephrit. Oben rechts Gemenge von Carcaro und Nephrit. Vergr. 13,5facb. Breite vor. Hatte schon Kalkowsky solche Nephritadern aus Ligurien ihrer Erscheinungsweise nach als ehemaligen Chrysotil erklärt, so läßt das vorliegende Stück die Umwandlung in un- widerlegbarer Weise erkennen. Ähnliches findet man auch am Koleborn. Unser Stück zeigt außerdem im Anschliff prachtvoll sichtbar typischen, sehr harten, grünen Nephrit, weißen Diopsid in gröberen Stengelchen und weißen Carcaro, alle den Harzburgit in feinen Lagen durchtriimernd, sodann aber auch — was von besonderer Wichtigkeit ist — in Serpentinkörnern der siebartig 442 J. Fromme, Ueber die Entstehung durchbrochenen Bastitkristalloide Nephritkörper- chen! Zuweilen sind diese im Serpentin streifig oder büschelig angeordnet. Ja, an stärker nephriti- sierten Stellen im Harzburgit sind die Löcher im Bastit ganz mit Nephrit erfüllt! Die Nephritisie- rung erreicht schließlich ihren Höhepunkt in einer fast nur aus Nephrit bestehenden Stelle im Harz- burgit. Alles, was schon das Handstiick im Anschliff zeigt, wurde im Dünnschliff durch das Mikroskop bestätigt (Fig. 3). Fig. 4. Strahlstein und Nephrit in Chlorit. Baste. Vergr 60fach. 3. Ein weiteres Stück vom gleichen Fundorte ist 21/s cm dick. Im Dünnschliff besteht es aus ziemlich groben Stralilstein- fasern, z. T. aus Strahlsteinfilz, eingebettet in Chlorit. Biotit findet sich in einzelnen frischen Exemplaren. Auch dieses Prä- parat erweist die Entstehung von Strahlstein und Nephrit aus Chlorit bezw. aus Serpentin (Fig. 4). Der Fund ist ein Analogon zu den Diopsid-Carcarolinsen von der Baste. Das Gestein ist sehr dunkelfarbig, hart und zähe und würde sich zur Herstellung von Waffen usw. geeignet haben. Es erweckt die Erinnerung an Jasche’s und Zimmkrmann’s „zollstarke Lagen“ von Nephrit im Serpentin von der Baste (Jasche, Kleine min. Schriften. 1817. p. 63, und Zimmermann, Harzgebirge. 1834. p. 174). Für mich des Nephrites und des Carcaro von Harzburg. 443 stellt es fest, daß diese Forscher gleiches Mineral von hier im Auge hatten , ebenso, daß es dasselbe Vorkommen ist, welches schon Hausmann im Jahre 1804 erwähnt hat. Die Schlußfolgerung aus vorstehend beschriebenen Funden kann nur eindeutig sein: Die Kalkowsky ’ s c h e Theorie von der Nephritisi erung des Serpentins hat sich sowohl am Koleborn wie an der Baste bestätigt gefunden. Hiermit soll jedoch nicht bestritten werden, daß auch Carcaro nephritisiert worden ist. Aber die Tatsache, daß das Vorkommen des Nephrites, ebenso wie des Carcaro, an das des Serpentins ge- bunden zu sein scheint , erklärt sich dadurch in einfacher und natürlicher Weise. 4. Noch von einem weiteren, interessanten Funde an der Baste aus dem Jahre 1913 kann ich berichten. Es ist ein ge- wöhnlicher Gesteinsnephrit mit Nephritknöllchen. An einer Seite zeigt das Stück eine ebene, glatte, harnischartige Fläche und in der Mitte, mit scharfen Grenzen eingeschlossen, ein walnußgroßes Stück unveränderten Harzburgit mit Bastitblättchen. Das Stück lehrt einmal, daß bei der Nephritbilduug an der Baste ähnliche dynamische Verhältnisse geherrscht haben müssen wie am Kole- born, dann aber auch, daß der Harzburger Nephrit überhaupt ganz bedeutender Biegung fähig war. Wie der Koleborner Nephrit große und kleine scharfkantige Carcarobrocken, so hat der von der Baste Harzburgitbrocken buchstäblich eingewickelt. Bei der Entstehung des Nephrites ist es übrigens unwesentlich, ob Carcaro, Harzburgit oder Gabbro mit eingeknetet wurden, wesent- lich bleibt nur, daß der Nephrit unabhängig vom Carcaro aus Serpentin entstehen konnte. Das gewöhnlich beobachtete, scharfe Absetzen der Nephrit- und Carcarogänge gegen den Harzburgit erklärt sich durch ihre größere Härte und Kohärenz gegenüber diesem; sie wurden, als die Bewegungen des Nebengesteins einsetzten, gewöhnlich von ihm abgetrennt und an den Salbändern glattgerieben. Man hat es in allen diesen Fällen mit sekundärem Kontakt zu tun und darf sich bei den bedeutenden Druckwirkungen in unserem Gebiet nicht wundern, daß primäre Kontakte von Harzburgit einerseits und Nephrit und Carcaro andererseits selten sind. Nach Vorstehendem kann ich nicht umhin, den Carcaro nach wie vor als carcarisierten Serpentin, den Nephrit aber als nephritisierten Serpentin, z. T. als nephritisierten Carcaro an zu sehen. Von besonderem Interesse ist endlich noch die Entstehungs- weise des Harzburger Nephrites im Vergleich mit anderen Vor- kommnissen. 444 J. Fromme, Ueber die Entstehung des Nephrites etc. Der ligurische Nephrit ist nach Kalkowsky (1906) aus Serpentin durch Kalkzufuhr, Entwässerung und Enteisenung ent- standen; bei stärkerer Kalkzufuhr wurden Calcitnephrit und Car- caro gebildet. Nach E. Hartmann (Jahresber. d. k. k. Reichsanst. 1913. 63. p. 331 — 332) ist der Nephrit der Tarntaler Berge dadurch entstanden, daß eine Anreicherung von Strahlstein statt- fand, der beim Serpentinisierungsprozeß aus dem Diallag des Muttergesteins neben Talk, Chlorit und Serpentin sich bildete und nachträglich deformiert wurde. Der Vorgang fand unabhängig von der Anwesenheit von Gabbro statt. Beuttel und Heinze (dies. Centralbl. 1914. p. 553) berichten von Schlesien folgendes: Salitfels und Serpentin sind magma- tische Dilferentiationsprodukte. Es fand eine endogene, thermale Serpentinisierung statt, wobei der Salit durch Mg-Lösungen in Aktinolith (Nephrit) verwandelt wurde. Dauerte dieser Vorgang lange weiter, so wurde der Nephrit serpentinisiert. Hiernach ergeben sich folgende Schemata: 1 . R a d a u t a 1 . Serpentin /Oarcaro— Nephrit i Nephrit Chlorit 2. Ligurien Nephrit „ . 'VOalcitnephrit Serpentin^ , \ Carcaro Chlorit 3. Tarntaler Berge Nephrit Diallag^ Chlorit ~ XTalk 4. Schlesien .... Salit — Nephrit — Serpentin Die erwähnten Bildungsvorgänge spielten sich alle im Be- reiche des Serpentin es ab ; sie waren ganz abhängig von der Stärke der physikalischen Kräfte und von der Art der zu- bezw. fort- geführten chemischen Stoffe. Eine einheitliche Erklärung für die Entstehung des Nephrites kann demnach nicht gegeben werden. Literatur, soweit im Text nicht vermerkt. 1906. E. Kalkowsky : Geologie des Nephrites im südlichen Ligurien. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 58. p. 307 — 378. 1908. G. Steinmann : Die Entstehung des Nephrites in Ligurien und die Schwellungsmetamorpbose. Niederrhein. Ges. f. Nat. u. Heilk. zu Bonn. Sitzg. v. 13. Januar. 1910 a. J. Uhlio: Nephrit aus dem Harz. N. Jahrb. f. Min. etc. II. p. 80—103. Besprechungen. 445 1910 b. J. Uhlig: Nephrit im Harz. Niederrhein. Ges. f. Nat. n. Heilk. Bonn. Sitzg. v. 11. Juli. 1912. Derselbe. Über angeblichen Nephrit von der Bast. Ebenda. Sitzg. v. 15. Januar. 1913. J. Fromme: Der Harzburger Nephrit. 6. Jahresber. Ber. d. Nieder- sächs. geol. Ver. Hannover. Vortrag in Goslar 28. März. 1914a. J. Uhlig: Der Nephrit von Harzhurg. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXIX. p. 450—481. 1914 b. Derselbe. Über einen manganhaltigen Diopsid aus dem Badautal bei Harzhurg. Ebenda, p. 450 — 481. Vorliegende Arbeit habe ich in meinem Privatlaboratorium aus- gefiihrt und sie nach ihrem Abschluß Herrn Prof. Dr. 0. H. Erd- maxxsdörffer vorgelegt. Derselbe hat sie in zuvorkommender Weise einer Durchsicht unterworfen, das verwendete Gesteinsmaterial und die Dünnschliffe geprüft, letztere auch photographieren lassen. Für sein großes Entgegenkommen und für sein Interesse sage ich ihm auch an dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank. Besprechungen. P. D. C. Kley: Behrexs-Kley mikroch emis che Analyse. Zugleich 3. Auflage der Anleitung zur mikrochemischen Analyse von H. Behrexs. 2 Teile. 1. Teil. 368 p. Mit 146 Ab- bildungen im Text. 2. Teil: Tabellen zur systematischen Bestim- mung der Mineralien mittels Mikrochemie und physikalischen Konstanten. 136 p. Leipzig und Hamburg bei Leopold Voß. 1915. Diese 3. Auflage des bekannten und vielbenutzteu Buchs von Behrexs, dessen 2. Auflage unter dem Titel: Anleitung zur mikro- chemischen Analyse im Jahr 1899 erschienen ist (vergl. X. Jalirb. f. Min. etc. 1900. I. -327-) ist unter der Hand des auf diesem Gebiet bestens bekannten Herausgebers wenigstens z. T. ein neues Buch geworden. Namentlich ist dies dadurch geschehen, daß dem ersten, die mikrochemischen Methoden umfassenden Teil der oben angegebene zweite Teil beigegeben worden ist. Auch der erste Teil hat eine wesentliche Vergrößerung, von 224 Seiten der 2. Auflage auf 368 der dritten, erfahren und ist so das ausführlichste Handbuch der mikrochemischen Analyse 446 Besprechungen. geworden. Er behandelt nach einer allgemeinen und historischen Einleitung, in der die bisherige Literatur ausführlich zusammen- gestellt ist (auffallenderweise nicht erwähnt ist das vortreffliche Werk: Element et Renard, Reactions microchimiques ä cristaux et leur application en anatyse qualitative. Brüssel 1886), die Appa- rate und Reagenzien, sowie, besonders ausführlich, die Reaktionen (von denen vielleicht die wichtigsten durch besonderen Druck hätten kenntlich gemacht und so von den weniger wichtigen unterschieden werden können). Hierauf folgt die Besprechung der Vorprüfung vor dem systematischen Gang der chemischen Analyse, wenn der zu prüfende Stoff eine Flüssigkeit oder wenn es ein fester Körper ist, sodann die der allgemeinen systematischen Analyse selbst, wobei auf allgemeine Bemerkungen beim Lösen der Substanz die Prüfungsmethoden für die einzelnen Elemente und ihrer Verbindungen in drei ausführlichen Tabellen zur Darstellung kommen, denen sich noch eine vierte für die Untersuchung auf Säuren anschließt. Alle diese Auseinandersetzungen gelten ganz allgemein. An sie reiht sicli dann die besondere Betrachtung der Mineralien an, und zwar der Untersuchungsmethoden (Erklärung der Tafeln des 2. Teils; optische Untersuchung der Mineralkörner; Schmelzbarkeit und Abröstung) und der speziellen mikrochemischen Analyse der Mineralien und, daran anschließend, der Gesteine und der Gläser, ferner der Metalle und der Legierungen. Den Schluß bildet eine kurze Darstellung der optischen Kristallbestimmung. Für den zweiten Teil, die Tabellen zur systematischen Be- stimmung von Mineralien, ist das größere Quartformat gewählt. Diese Tabellen, auf deren Einrichtung schon im ersten Teil hin- gewiesen ist, bedienen sich zur Mineralbestimmung neben den mikrochemischen Methoden auch der Härte, des spezifischen Ge- wichts und z. T. der Spaltbarkeit und der optischen Eigenschaften und anderer charakteristischer Merkmale. Da zur Bestimmung nur Splitter oder kleine Stücke vorausgesetzt werden, so blieb die kristallographische Morphologie ganz außer Betracht. Die Mine- ralien werden in die zwei Abteilungen, der durchsichtigen und der undurchsichtigen, zusammengefaßt, von denen nach der Härte die erste in 8, die letztere in 3 besonderen Tabellen gegliedert sind. In ihnen erfolgt dann die weitere Behandlung nach den besonderen Verhältnissen. Den Schluß bildet eine Zusammenfassung der wichtigsten regulären und einachsigen Mineralien. Nicht zu billigen ist die Anwendung des Worts „amorph“ auf Mineralien mit fein- körnigem, erdigem bis muschligem Bruch, so daß also z. B. Marmor etc. unter den amorphen Mineralien erscheint. Es sind überall, nicht nur in den speziell mikrochemischen Abschnitten, die neuesten Untersuchungsmethoden herangezogen, so daß das Werk durchaus auf dem modernsten Standpunkt steht. Nament- lich auch in Anbetracht seiner guten Ausstattung, auch mit Figuren, Besprechungen. 447 erscheint es in seiner neuen Form wohl geeignet, in der mikro- skopischen Chemie und in der hierauf beruhenden Mineralunter- suchung als Führer zu dienen und der Mikrochemie neue Freunde zu werben. Max Bauer. E. Dittler : M i n e r a 1 s y n t li e t i s c li e s Praktikum. Eine praktische Anleitung für das Laboratorium. Mit einem Beitrag: „Optische Unter sucliungsmeth öden“ von Dr. H. Michel. Dresden und Leipzig bei Theodor Steinkopff. 1915. 150 p. Mit 56 Textfiguren. Die nach den Methoden der physikalischen Chemie arbeitende Mineralsynthese hat in der neueren Zeit eine ganz besondere Wichtigkeit erlangt. Das Erscheinen eines solchen kurzen Grund- risses, der das Wesentliche in gedrängter Form wiedergibt , ist daher mit Freuden zu begrüßen. Der Verf., welcher der auf diesem Gebiet besonders verdienstvollen DoELTER’schen Schule entstammt, erscheint daher hiezu auch vor andern berufen zu sein. Das Werk soll dem Anfänger die Ausführung minerogenetischer Versuche erleichtern, wird aber auch dem Fortgeschrittenen viel- fach willkommen sein, der hier eine ausgedehnte experimentelle Erfahrung mit reicher Literaturkenntnis vereinigt findet. Eingehende theoretische Beschreibung von Meßinstrumenten und -methoden wurden vermieden; es wird besonders eine Anleitung zur prak- tischen Handhabung angestrebt. Im 1. Abschnitt werden die Apparate und Untersuchungsmethoden für wässerige Lösungen be- sprochen (1. Die hydrothermale Mineralsynthese. 2. Über Ent- wässerung, Löslichkeit und Extraktion). Der 2. Abschnitt bringt die Apparate und Untersuchungsmethoden für Mineralien im Schmelz- fluß (1. Die Materialien. 2. Die Heizvorrichtungen. 3. Die Her- stellung der Kristallisationsprodukte. 4. Die Messung hoher Tem- peraturen. 5. Die Ermittlung der Schmelz- und Umwandlungs- prodnkte, Viskositätsmessungen. 6. Das DoELTER’sche Heizmikro- skop. 7. Leitfähigkeitsmessungen). Im 3. Abschnitt findet man die Darstellung der optischen Untersuchungsmethoden (l. Beobach- tungen im parallelen, 2. im konvergenten polarisierten Licht nebst Messungen im konvergenten Licht). In einem Anhang sind die Ergebnisse der Bestrahlung der Mineralien mit Radium-, Röntgen- und Kathodenstrahlen , sowie mit ultraviolettem Licht kurz zu- sammengestellt. Die Ausstattung des Buchs, auch mit charakte- ristischen Abbildungen, die in genügender Zahl vorhanden sind, ist gut. Max Bauer. 448 Besprechungen. T a b 1 e s an n uelles de constantes et dounees nu- rn er iqu es de chimie, de pliysique et de technologie pnbliees sous le patronage de 1 ’ Association inter- nationale des Academies par le Comite internationale nomine par le VII. Congres de Chimie appliques. Londres 2 Juin 1909. 3. 1914. 345 p. (Vergl. für die ersten Bände: dies. Centralbl. 1911. p. 607. 1913. p. 639.) Der liier vorliegende dritte Band dieses Tabellenwerkes ent- hält die im Jahre 1912 veröffentlichten Untersuchungen. Die An- ordnung ist dieselbe, wie die der vorhergehenden Jahrgänge. Der erste, größte Teil des Bandes umfaßt, in einer großen Zahl von Unterteilen angeordnet, die Gebiete der Physik und phj^sikalischen Chemie. Dann schließt sich der Abschnitt über Kristallographie und Mineralogie an ; es folgt die organische Chemie, Tierphysio- logie, Pflanzenphysiologie usw. Der Abschnitt „Kristallographie und Mineralogie“ von L. J. Spencer enthält eine größere Zahl von Tabellen, von denen drei allgemeinerer Natur sind, d. h. eine große Zahl verschiedenartiger Körper, in jeder Tabelle alphabetisch geordnet, enthalten und vielerlei Eigenschaften derselben wiedergeben, nämlich die chemischen Formeln, Dichte, Parameter, Brechungsexponenten, Doppelbrechung, Spektrallinien, Achsenwinkel. Die erste dieser Tabellen enthält die Mineralien, die zweite anorganische, die dritte organische Ver- bindungen. Unter den speziellen Tafeln finden sich zunächst solche be- schränkter Körpergruppen, nämlich 1 . Halogenverbindungen des Quecksilbers, 2. Doppelsalze des Äthylendiamins, 3. Halogenderivate von Benzolsulfosäure. Sie geben die Zusammensetzung, Parameter und andere Daten. Dann folgen Tafeln über die Temperatur- abhängigkeit der Brechungsexponenten und die Dispersion für einige Mineralien, z. B. den Quarz, weiter die Brechungsindizes vieler anorganischer und organischer Verbindungen, das Drehungsvermögen verschiedener Körper in seiner Abhängigkeit von der Wellenlänge, beim Quarz für zwei verschiedene Temperaturen. Dann kommen Tafeln über Isomorphismus und zum Schluß der elektrische Wider- stand der Kristalle bei hohen Temperaturen. Im Inhaltsverzeichnis ist, wo nötig, auf frühere in dem phy- sikalischen Teil enthaltene Tabellen verwiesen, die hier, im minera- logischen Teil von Interesse sind. Max Bauer. P. Niggli, Raummodelle etc. 449 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Raummodelle zur Einführung in die physikalisch-chemische Eruptiv-Gesteinskunde '. Von Paul Niggli. Mit 12 Textfiguren. Eines der wesentlichsten Hilfsmittel physikalisch-chemischer Mineral- und Gesteinskunde ist die zeichnerische Veranschaulichung der Abhängigkeit gewisser Phasen und Phasengemeinschaften von Temperatur, Druck und chemischer Zusammensetzung. Infolge der komplexen Natur der in Betracht zu ziehenden Systeme werden aber an das rasche Erfassen der so zum Ausdruck gebrachten Verhältnisse nicht geringe Anforderungen gestellt. Die bildliche Darstellung der gleichzeitigen Beziehungen zwischen gasförmigen, flüssigen und festen Phasen in binären und ternären Systemen weist beispielsweise einige Eigenarten auf, die den uns längst ver- trauten gewöhnlichen Schmelz- und Lösungsdiagrammen fehlen. Nach meinen Angaben hatte 1914 Herr Präparator Dreyer in Zürich (Mineralogisches Institut der Technischen Hochschule) zwei Raummodelle eines einfachen ternären „ magmatischen“ Typus kon- struiert, die das Verständnis dieser petrogenetisch nicht bedeutungs- losen Systeme erleichtern sollen. Ich möchte den Anlaß der Er- läuterung dieser Modelle benutzen, um einige allgemeine Hinweise für das Studium derartiger Systeme zu geben. Bei Berücksichtigung von Gas- oder Dampfphasen in binären Systemen ist vor allem daran zu denken, daß nun stets der Ein- fluß aller drei Parameter: Temperatur, Druck und Konzentration zu untersuchen ist, sofern Schlüsse von einigermaßen allgemeiner Geltung gezogen werden sollen. Schon binäre Systeme verlangen daher unbedingt eine räumliche Darstellung mit Temperatur, Druck und Konzentration als Ordinaten. Ich habe in meinen Vor- lesungen mit Vorteil zur Einführung in diese, den Mineralogen vor- erst etwas fremdartige, Darstellungsart das von Allen, Crenshaw und Johnston 2 untersuchte ausgezeichnete Beispiel der Pyrrhotin- bildung benutzt. Nach den in der Zeitschrift für anorganische 1 Siehe auch H. E. Boeke, dies. Centralbl. 1912. p. 266. 2 E. T. Allen, H. Crenshaw, J. Johnston, E. S. Larsen. Zeitschr. f. anorg. Chemie. 76. 1912. p. 201 — 273. Oentralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 29 450 P. N'iggli, Baummodelle zur Einführung Chemie sich vortindenden Daten läßt sich das Baummodell auf sehr einfache Art konstruieren. Wir reproduzieren zum leichteren Verständnis die daselbst mitgeteilte Figur unter Weglassung des für höhere Temperaturen gültigen Abschnittes, wo Schmelzung ein- tritt (Fig. 1). Pyrrhotin ist nach den Untersuchungen der Amerikaner eine feste Lösung von Schwefel in FeS. Die Menge des bei einer be- fX Fig. 1. Zusammensetzung des Pyrrhotins beim Erhitzen in H.,S von 1 Atmosphäre. X = Konzentration des Schwefels. P = Partialdruck des Schwefeldampfes in mm der Hg-Säule. T = Temperatur in C°. stimmten Temperatur im festeu Zustande gelösten Schwefels ist noch abhängig vom Druck, im besonderen vom Partialdruck des anwesenden Schwefeldampfes. Will man daher die Abhängig- keit der Menge gelösten Schwefels in FeS von den äußeren Be- dingungen, speziell der Temperatur, aufsuchen, so muß man entweder den Partialdruck des Schwefeldampfes konstant halten, oder aber fiir jede Temperatur einen bestimmten, meßbaren Partialdruck mit- berücksichtigen. Der letztere Weg ist von den genannten Forschern beschritten worden. Um von bekannten Wertepaaren Temperatur und Druck ausgehen zu können, wurde Pyrrhotin in H2S-Gas von 1 Atmosphäre Gesamtdruck erhitzt. Man kennt durch Unter- in die physikalisch-chemische Ernptiv-Oesteinskunde. 451 Buchungen von Preuner und Schupp den Partialdruck von S in H2 S- Gas von 1 Atmosphäre über ein genügendes Temperaturintervall; die gegenseitige Abhängigkeit von Temperatur und Partialdruck ergibt in der Temperatur(Partial)-Druckebene eine Kurve. [Siehe Kurve b' a' in der Ebene CDEF der Fig. 1], Die durch Analyse gefundene Menge des gelösten Schwefels in FeS (im Gleichgewicht) wird auf den zugehörigen Punkten als Ordinate aufgetragen. So entsteht die Raumkurve ba, die über die Pyrrhotinbildung in H2S-Gas eindeutigen Aufschluß gibt. Die Projektion auf die P-T-Ebene ist, gemäß dem, was wir als Ausgang unserer Betrachtungen genommen haben, nur die Dar- stellung der Beziehungen zwischen Temperatur und Partialdruck des Schwefeldampfes in H2S von 1 Atmosphäre. Die Projektion der Kurve ba auf die T-X-Ebene ( b‘" a in Ebene CDHJ) gibt uns an, wie bei Anwesenheit von H2S-Gas von einer Atmosphäre Gesamtdruck die Menge des S in FeS von der Temperatur (wobei sich also zugleich der Partialdruck ändert) abhängig ist. Die Projektion auf die P-X-Ebene gibt schließlich die Abhängigkeit der S-Konzentration in FeS vom Partialdruck des Schwefeldampfes bei gleichzeitiger (aus der Projektion nicht ersichtlicher) Tem- peraturänderung. Die Raumkurve zeichnet sich von den in der Folge einzig zu behandelnden Kurven dadurch aus, daß die einander zugehörigen Werte der drei Koordinaten in Rücksicht auf das System FeS — S nicht als einzig mögliche aneinander gebunden sind. Je zwei sind, hinsichtlich der Art und Zahl der auftretenden Phasen, be- liebig gewählt, und nur der dritte Wert ist dann eindeutig be- stimmt. Die Kurve (ba) ist in bezug auf das ganze Raummodell des Systemes FeS — S nur eine „willkürliche“ Linie einer Gleich- gewichtsfläche. Die Willkürliclikeit besteht in der Durchführung der Untersuchung im H2 S-Strome, wodurch ohne weiteres über die Abhängigkeit zweier Größen entschieden ist. Ganz allgemein ergibt in binären Systemen die dreidimen- sionale Darstellung für Phasengemeinschaften ohne Freiheitsgrade Punkte, für Phasengemeinschaften mit einem Freiheitsgrad Linien, für Phasengemeinschaften mit zwei Freiheitsgraden Flächen. Zur Projektion auf die P-T-, X-T-, X-P- Ebenen eignen sich nur Punkte und Linien. Wir betrachten nun im einzelnen nur noch Systeme, in denen, infolge verschiedener Flüchtigkeit der Komponenten, Gasphase, flüssige Phase und feste Phase über ein großes Temperatur-Druck- intervall in wechselseitige Beziehung treten können. Stellen wir uns den durch die Temperaturachse, Druck- und Konzentrations- achse abgetrennten Raum eines binären Systemes vor. Die Trippel- punkte der Einzelkomponenten werden in einfachen binären Sy- stemen durch zwei von entsprechenden Entektika zweigeteilten 29* 452 P. Niggli, Raummodelle zur Einführung Kurven (Dreiphasenlinien ) verbunden, die die Zusammensetzung der Dämpfe und Lösungen der Phasengemeinschaften : Eine feste Kom- ponente + Lösung -f Dampf (1 Freiheitsgrad) angeben. Die kriti- schen Punkte der Einzelkomponenten werden durch eine Kurve verbunden als geometrischer Ort aller kritischer Punkte von Sy- stemen zwischenliegender Zusammensetzung. Liegen Trippelpunkt Fig. 2. Raummodell des p — g-Typus eines binären Systems, bestehend aus einer sehr schwerflüchtigen und einer sehr leichtflüchtigen Komponente. und kritischer Punkt einer Komponente bei viel höherer Temperatur als die entsprechenden Punkte der anderen Komponente, so wird meistens die kritische Kurve die Dreiphasenlinien (Fest + Flüssig + Dampf) schneiden. An diesen Schnittpunkten gehen die Dampf- und Fliissigkeitszweige der Dreiphasenlinien kontinuierlich ineinander über. Es entstehen also zwei im stabilen Gebiet voneinander getrennte Teile der kritischen Kurve und zwei ebenfalls getrennte Schlingen der Dreiphasenlinien. Die Fig. 2 zeigt in perspektivischer in die physikalisch-chemische Eruptiv-Gesteinskunde. 453 Ausführung die Raumfigur und die drei Projektionen. Folgendes sind die Standardwerte 1 des dargestellten Systemes : B = schwerflüchtiger Stoff. Trippelpunkt ( b ) T = 1020° C; P = 4 Atmosph. Kritischer Punkt ( kb ) T = 1500°C; P = 240 Atmosph. A = leichtflüchtiger Stoff Trippelpunkt (a) T = 60° 0 ; P = 20 Atmosph. Kritischer Punkt ( ka ) T = 300° G; P = 170 Atmosph. Binäre Punkte: p = 1. kritischer Endpunkt T — 420° C ; P = 220 Atmosph. Konzentration 7,5 °/° B, 92,5 °/o A q = 2. kritischer Endpunkt T = 600® C; P = 280 Atmosph. Konzentration 15°/o B, 85 °/u A E und e = eutektische Punkte der Dreiphasengemeinschaft: T = 48° C, P = 8 Atmosphären. Konzentration der flüssigen Phase = 5 °/o B, der Dampfphase = 2,5 °/o B. Die Dreiphasenlinienschlinge höherer Temperatur ist bmqn. b m q ist der Dampfzweig; bnq der Flüssigkeitszweig. Zur Kon- zentrationsachse parallele Gerade verbinden koexistierende Phasen, so gehört neben festem [B] zu der Flüssigkeit von der Zusammen- setzung n bei gleicher Temperatur und gleichem Druck der Dampf m. q ist der obere kritische Endpunkt, hier werden die Dreiphasen- linien von der kritischen Kurve kb q . . . pka geschnitten. Zwischen q und p ist das Gebiet der fluiden Phasen. Eine zweite Drei- pliasenschlinge geht von p über die eutektischen Punkte E und e zu a hin. Von p bis E resp. e koexistiert neben Dampf und Flüssigkeit festes [B] ; von E resp. e bis a festes [A]. Von dieser Raumfigur sind nun die Projektionen auf die XT-.XP-.PT- Ebenen gezeichnet. Entsprechende Punkte sind, soweit die Über- sichtlichkeit es gestattete, mit den gleichen Buchstaben und bei- gefügten Strichen bezeichnet. Die drei so erhaltenen Projektionen sind die gleichen, von denen Smits und ich in den Diskussionen derartiger Systeme ausgegangen sind2. Es sei daraufhin verwiesen. 1 Es ist dabei keine Rücksicht darauf genommen, ob ein genau solches System in der Natur existieren kann. Die kritischen Größen des schwer- flüchtigen Stoffes sind vielleicht etwas unwahrscheinlich niedrig angenommen, um die Temperaturachse nicht zu lange zu machen. Auf die Behandlung ist dies ohne jeglichen Einfluß. Ebenso ist die starke Temperatur- und Druckerhöhung der kritischen Werte durch Zusatz von B zu A bloß aus zeichnerischen Gründen angenommen worden und für ein natürliches System wohl unwahrscheinlich. Die Temperaturunterschiede entsprechen aber un- gefähr einem System Wasser — Silikat. * Siehe z. B. A. Smits, Zeitschr. f. phys. Chemie. 51. p. 193. 1905; 52. p. 587. 1905. — Niggli, Zeitschr. f. anorg. Chemie. 75. p. 161. 1912 ; 77, ebenda. Dies. Centralbl. f. Min. etc. 1912. 454 P. Niggli, Raummodelle zur Einführung Man sieht hier aber den Zusammenhang aller drei Projektionen eines Systemes, beispielsweise die Notwendigkeit, daß in der P T-Ebene eine Dreiphasenschlinge zu einer Linie wird. Alle drei Projektionen ersetzen die gezeichnete Raumfigur vollständig. Die dargestellten Kurven sind aber nicht die einzigen räum- lich darstellbaren Elemente der Raumfigur A— B. Phasengemein- schaften mit zwei Freiheitsgraden (zwei koexistierende Phasen) er- geben Flächen, die sich ebenfalls zeichnen lassen. Dann entsteht ein körperliches Gebilde, wie es beispielsweise für ein System von unserem Typus A. Smits 1 ausgeführt und beschrieben hat. Alle diese Flächen sind in Fig. 2 nicht zur Darstellung gebracht, wir Fig. 3. Schnitte für konstanten Druck und konstante Temperatur durch das Raummodell der Fig. 2 mit m n als gemeinsamer Achse. können aber auf folgende Weise den Charakter der Raumfigur hervortreten lassen. Wir denken uns durch eine Koexistenzgerade, beispielsweise durch nm der Fig. 2, zwei Ebenen gelegt, eine parallel der T-X-Ebene, eine parallel der P-X-Ebene. Die erstere liefert durch das körperliche Gebilde einen Durchschnitt für kon- stanten Druck, die zweite für konstante Temperatur. Diese Durch- schnitte geben uns einen Einblick in die Gestalt der vollständigen Raumfigur (s. Fig. 3). Fig. 3 zeigt eine solche Konstruktion, n und m sind Punkte der Dreiphasenschlinge (entsprechend n und m der Fig. 2). I ist der senkrecht darüberliegende Punkt auf der kritischen Kurve ki q. r ist ein Punkt der Kurve fa b, s ein Punkt der Kurve bd usw. n v und n s sind Schnittkurven durch die Fläche der Koexistenz : 1 Zeitschr. f. phys. Chemie. LXXVI. p. 445. 1911. in die physikalisch-chemische Eruptiv-Gesteinskunde. 455 Flüssigkeit festes [B], m y und mir sind Schnittkurven durch die Flächen Dampf -j- festes [B]. Zwischen p und q der Fig. 2 ver- schmelzen die beiden letztgenannten Flächen in eine einzige der Koexistenz : Fluid -f- festes [B]. w z ist Schnittkurve durch die Fläclie: Dampf -f- festes [AJ. n m 1 und » m r endlich sind Schnittkurven durch die Flächen der Koexistenz von Dampf und Lösung, also Schnittkurven durch das körperliche Gebilde , das von den Kurven q ko, h b, b m q n der Fig. 2 begrenzt wird. Der Charakter der Schnitttiguren ändert sich natürlich mit Veränderung der konstant gehaltenen Parameter, weitere Komplikationen treten beispielsweise auf, wenn der Schnitt für konstanten Druck beide Dreiphasenschiingen schneidet. Unsere früheren Arbeiten enthalten entsprechende Figuren. Doch geben die Fig. 2 und 3 in ihrer gegenseitigen Ergänzung, bei einiger- maßen entwickeltem Anschauungsvermögen, schon ein recht über- sichtliches Bild des gesamten Baummodelles, somit auch der in- einandergreifenden Beziehungen zwischen den einzelnen Phasen eines derartigen Systemes. Wesentlich komplexer sind bildliche Darstellungen physikalisch- chemischer Beziehungen in ternären Systemen schwer- und leicht- flüchtiger Komponenten. Eine gewöhnliche Raumfigur kann nicht mehr direkt alle Relationen zwischen Temperatur, Druck und den zwei Konzentrationsverhältnissen veranschaulichen ; dazu wäre ein vierdimensionaler Baum nötig. Doch lassen sich auch hier „Pro- jektionen“ als Raumfiguren für Phasenkomplexe ohne Freiheitsgrad und mit einem Freiheitsgrad konstruieren. Das Maßgebende einer solchen dreidimensionalen „Projektionsfigur“ sind dann die Linien und Flächen, keinesfalls aber die durch die Flächen abgeteilten Teilräume. Wir haben in früheren Arbeiten jeweilen die Temperatur-Konzentrations-Projektionsfigur benutzt1. Sie ist für das ternäre System, was die Projektion auf die T-X- Ebene im binären System der Fig. 2 ist. Vierphasenlinien und Dreiphasenflächen sind innerhalb des ternären Komplexes allein zeichenbar. Die zugehörigen Drucke kommen nicht zur Darstel- lung. Diese „Projektionsraumfiguren“ können somit nicht ohne weiteres zeigen, was bei beliebigen äußeren Verhältnissen vorgeht, wohl aber geben sie ein getreues Bild über den Gesamtcharakter des Systemes. In quantitativer Beziehung ließe sich dieses Bild noch vervollständigen durch Einzeichnung von Isobaren. Erscheint der Druck für einen bestimmten Zweck von mehr nebensächlicher Bedeutung, so kann die Temperaturraurafigur selbst 1 Siehe z. B. P. Xiggli , Habilitationsschrift Universität Zürich (Fischer, Jena). 1914. (Probleme der magmatischen Differentiation.) Zeit- schr. f. anorg. Chemie. 77. p. 321. 1912. A. Smits, Konink Akad. Weten- schappen. Amsterdam 1912. p. 184 nsw. 456 P. Niggli, Raummodelle zur Einführung noch «auf die Konzeutr.ationsebene projiziert werden; das Tem- peraturgefälle kann durch Pfeile markiert werden l, eventuell lassen sich die Isothermen ziehen. Raumfiguren von gewöhnlichem Charakter müssen sich aber in ternären Systemen auf konstante Temperatur oder konstanten Druck, oder konstante Konzentration beziehen. Die Figuren, von denen ich Raummodelle bis jetzt habe anfertigen lassen, beziehen sich auf Vorgänge unter konstantem Druck. Unter diesen Voraus- setzungen lassen sich räumlich alle wünschenswerten einzelnen Beziehungen in quantitativer Weise d.arstellen. Es wird ein System von drei Bestandteilen vorausgesetzt, die unter sich weder Ver- bindungen, noch Mischkristalle, noch mehrschichtige Flüssigkeiten bilden. Zwei Stoffe B und C sind schwerflüchtig, ein Stoff A ist sehr leichtflüchtig. Die binären Systeme A — B und A — C sind vom Charakter des durch Fig. 2 dargestellten Systemes. B und C bilden zusammen ein gewöhnliches eutektisches Gemisch. Der konstant gewählte Druck ist wenig unterhalb der Drucke der ersten kritischen Endpunkte in den Systemen A — B und A — C. Es wird das ein, in bezug auf die Zustände im Erdinnern, kleiner Druck (sagen wir ca. 100 — 200 Atmosphären) sein. Die Fälle geologischer Anwendbarkeit ergeben sich daraus von selbst. Das Raummodell Fig. 10 ist aus Draht ausgeführt und zeigt eine Reihe von Isothermenflächen. Das Grunddreieck ist ein ge- wöhnliches Konzentrationsdreieck mit der Ecke für die leicht- flüchtige Komponente nach links hin. Ordinate ist die Temperatur- achse. Schnitte parallel zum Grunddreieck sind somit Schnitte konstanter Temperatur, bei allgemein konstant gehaltenem Druck. Wir wollen vorerst eine Reihe solcher Isothermeuflächen kennen lernen. big. 4 entspricht einer sehr hohen Temperatur wenig unter- halb des eutektischen Punktes im binären System B — C. Das schwarz gehaltene Dreieck Cc6B umfaßt alle diejenigen Zusammen- setzungen, denen bei der Temperatur T6 die Koexistenz von festem [0] + festem [B] + Schmelze eG zukommt2. e6g6 ist die Löslich- keitsisotherme von festem [B] in den ternären Schmelzen, die entsprechende Kurve für festes [C]. B e6 g6 ist somit das Zu- standsfeld für festes [B] und Lösung (bezw. Schmelze). Zwei Koexi- stenzverbindungslinien sind gezeichnet worden. Im Felde Cc6/6 koexistieren festes [C] und Schmelzlösung. Innerhalb fe e6 g6 n6 m6 existieren nur ungesättigte Schmelzlösungen. In A-reicheren Ge- 1 Siehe die Figuren der vorhin zitierten Arbeiten. * Ganz allgemein gilt für die Fig. 4 — 9, daß Dreiphasenfelder schwarz gehalten sind, Zweiphasenfelder durch Koexistenzgerade geteilt und Ein- phasenfelder weiß gelassen sind. Diese Art der Darstellung wirkt sehr übersichtlich. in die physikalisch-chemische Eruptiv-Gesteinskunde. 457 mischen wächst der Dampfdruck und wird schließlich dem kon- stanten Druck gleich. So entspricht jeder Zusammensetzung inner- halb von m6 n6 Aß /6 eine Schmelzlösung von der Zusammensetzung längs j «6 Hß und ein Dampf längs ke 1R. Dieser Dampf ist natürlich sehr A-reich und enthält wenig von den scliwerfliichtigen Bestand- teilen B und C. Der Übersichtlichkeit halber sind die Verhält- nisse in unseren Figuren nicht extrem gedacht. A selbst befindet C Fig. 4. Isothermendiagramm des ternären Raummodelles (konstanter Druck P) für die konstante Temperatur T6. sich bei einer Temperatur weit über der kritischen. In dem von A ausgehenden Zipfelchen A 1;6 16 ist daher Gas die einzig mögliche Phase. Bei einer tieferen Temperatur sind die Sättigungskurven e f und c g nach innen gewandert, d. h. die Löslichkeiten von B und C in den ternären Schmelzlösungen haben abgenommen. Den mit festem [B] oder festem [C] koexistierenden Schmelzlösungen kommt infolge der größeren Mengen von A ein höherer Dampfdruck zu. Der Dampfdruck einer der gesättigten Lösungen kann dem äußeren 458 P. Niggli, Raummodelle zur Einführung Drucke gleich werden; diese Lösung muß dann zugleich auf der Kurve mn gelegen sein. In der Fig. 5 ist angenommen, daß dies zuerst für eine Schmelze des binären Systems A — B stattfindet. Punkt fh und Punkt mb fallen zusammen. Es bildet sich die Reaktion Schmelzlösung = [B]fest -f- Dampf J6. In diesem binären System würde somit (unter dem einheitlich konstanten Druck) bei der Temperatur T- unter Abscheidung von Fig. 5. Isothermendiagramm für das ternäre Raummodell (konstanter Druck P) für die konstante Temperatur Tä. festem [B] eine Dampfphase entstehen. Bei weiterer Abkühlung verschwindet dann die Schmelzlösung vollkommen, da die obige Reaktion ganz nach rechts verläuft, es bleibt zurück festes [B] und eine fluide Lösung von B und A. Der Charakter der Felder in Fig. 5 ist im übrigen der gleiche wie in Fig. 4. Betrachten wir nun, entsprechend einer noch tieferen Tempera- tur T4, die Isothermenfigur No. 6 (Fig. 6). Die Kurven e f und m n in die physikalisch-chemische Eruptiv-Gesteinskunde. 459 schneiden sich bereits innerhalb des Dreieckes im Punkt d4. Es ist also der Dampfdruck einer ganzen Reihe von an B gesättigten Schmelzlösungen größer als der konstant gehaltene Druck. Für Zusammensetzungen dieser Art koexistiert neben festem [B] eine fluide Phase längs der Kurve o4 i4. Im Gebiet B o4 i4 ist dies der Fall. Bei der Temperatur T4 ist der Dampfdruck der Lösung c/4 gerade gleich dem herrschenden Druck. Es scheidet sich dort so- Fig. 6. Isothermeudiagramm für das ternäre Raummodell (konstanter Druck P) für die konstante Temperatur T4. mit unter Bildung von Dampf i4 festes [B] ab. Die Koexistenz der drei Phasen festes [B] + Schmelzlösung d4 + Dampf i4 gilt für alle Zusammensetzungen innerhalb des schwarz gehaltenen Drei- eckes B dt i4. Zur gleichen Zeit weist auch im binären System A — C die gesättigte Lösung von [C] in A die Erscheinungen der Dampf- bildung, Schmelzlösung ijt = [C]fest + Dampf I4 auf. Das Gebiet einfacher ungesättigter Lösungen wird daher durch g4 c4 d4 allein bezeichnet. /4 d4 14 r/4 gibt die Koexistenz von 460 P. Niggli, Raummodelle zur Einführung Dampf + Schmelze an. Innerhalb A o4 <4 l4 existiert nur eine gas- förmige Phase. Wird noch weiter abgekühlt, so verschieben sich die Sättigungskurven d e und e g noch mehr nach A hin, und zwar bedeutend rascher als die Kurve d g. Deshalb treten die Schnitt- punkte mehr im Innern des Konzentrationsdreieckes auf. Für eine Temperatur T3 hat dann die Fig. 7 Geltung. Es gibt nun drei Drei- phasengebiete : Dreieck B C e3 mit dev Koexistenz [BJfest + [C]fest + B A Sj C Fig. 7. Isothermendiagramra für das ternäre Raummodell (konstanter Druck P) für die konstante Temperatur Tf. Schmelzlösung c3 ; Dreieck B da i3 mit der Koexistenz [B]f*st + Schmelzlösung d3 -f- Dampf /'3 ; Dreieck C lia r3 mit der Koexistenz [Cjfest. + Schmelzlösung h3 + Dampf r3. Fünf Zweiphasengebiete sind vorhanden, nämlich B o3 /3 mit der Koexistenz von [B]fest + fluide Phase ; B d3 c3 mit der Koexistenz von [B]test + Schmelz- lösung; d3 h3 i3 l3 mit der Koexistenz von Schmelzlösung + Dampf; C h3 la mit der Koexistenz von [C]fest + Schmelzlösung ; C /3 s3 mit der Koexistenz von [C]fest + fluide Phase. Ungesättigte Schmelzlösung allein ist im Gebiet c3 d3 h3 vor- handen, eine Gasphase für sich existiert im Zipfel A s3 l3 i3 o3. in die physikalisch-chemische Eruptiv-Gesteinskunde. 461 Bei noch weiterer Abkühlung werden die inneren drei Zwei- phasengebiete und das Gebiet einfacher ungesättigter Schmelzen immer kleiner, bis schließlich auch der Dampfdruck der eutekti- schen Schmelzlösung gleich und größer als der herrschende kon- stante Druck wird. Von nun an gibt es keine stabilen Schmelz- lösungen mehr, sondern nur noch fluide Lösungen. Einen solchen Fall stellt Fig. 8 für die Temperatur T2 dar. c2 gibt die Zu- B Fig. 8. Isothermendiagramm für das ternäre Kaummodell (für konstanten Druck P) für die konstante Temperatur T2. sammensetzung der eutektischen fluiden Lösung an ; e2 o2 bezw. e2 s2 sind die Sättigungskurven für [B]fest bezw. [C]fest in der fluiden Phase. Dieser Zustand wird bei weiterer Abkühlung lange andauern, indem sich unter Abscheidung von [B]fest oder [C]fest, oder beiden, die Zusammensetzungen der fluiden Lösungen immer mehr nach A hin verschieben. Erst etwas unterhalb der ersten kritischen End- temperatnren oder unterhalb der kritischen Temperatur von A treten wieder flüssige Lösungen auf. Die Reihenfolge der Phänomene 462 P. Niggli, Raummodelle zur Einführung beginnt nun im umgekehrten Sinne. Zuerst zeigen die eutektischen Gemische die Erscheinungen der Bildung einer flüssigen A-reichen Lösung, indem sich unter teilweiser Resorption von [B]fest und [CJfest unter Mithilfe der fluiden Lösung eine flüssige Lösung bildet. Es tritt dann weiterhin wieder ein Gebiet der Koexistenz von Dampf und Lösung auf. Für eine Temperatur T, ist in Fig. 9 ein solcher Fall gezeichnet. Die auftretenden Felder sind denen von Fig. 7 analog. B Fig. 9. Isothermendiagramm für das ternäre Raummodell (konstanter Druck P) für die konstante Temperatur T,. Legt man alle diese (und dazwischenliegende) Isothermen- figuren in richtiger Reihenfolge und richtigem Abstand parallel übereinander, so entsteht das Raummodell der Fig. 10. Entsprechende Punkte sind ihrerseits verbunden worden. Aus der Summe ent- sprechender Sättigungskurven entstehen Sättigungsflächen usw. Um die körperlichen Eigenschaften des Raummodelles besser hervor- treten zu lassen, wurde es auch in Gips ausgeführt. Fig. 1 1 stellt es dar. Diejenigen Gebilde, die die Koexistenz von Dampf und Schmelzlösung und von Dampf und gewöhnlicher (A-reicher) LS- in die physikalisch-chemische Eruptiv-Gesteinsknnde. 463 Fig. 11. Fig. 12. 464 P. Niggli, Raummodelle etc. sung angeben, sind abnehmbar, um die Übersichtlichkeit zu er- leichtern (siehe Fig. 12). Ein solches Modell kann dazu dienen , um die prinzipiell wichtigen Eigenschaften magmatischer Systeme (ohne Komplikationen durch Verbindungen, Mischkristalle usw.) nach allen Seiten hin zu diskutieren. In erster Linie gibt es natürlich eine vollständige Beschreibung der Vorgänge unter dem, w'ie schon gesagt, nicht sehr hohen Druck, für den es angefertigt ist. Ein an leicht- flüchtiger Substanz (A) nicht sehr reiches ternäres Magma weist bei der isobaren Abkühlung je nach der Zusammensetzung zuerst Ausscheidung von [B J fest oder [C]fest auf. Die Schmelzlösung, die zuriickbleibt, wird immer A-reicher. Wird die eutektische Kurve vor Bildung einer Dampfphase erreicht, so scheiden sich aus der Schmelzlösung festes [B] und festes [C] gleichzeitig aus. Schließ- lich aber ist bei weiterer Abkühlung die Schmelzlösung an A so v'eit angereichert worden, daß ihr Dampfdruck dem äußeren Druck gleich wird. Dann erstarrt die Hauptmasse von [B] und [C] unter Bildung einer fluiden Phase, die selbst den Charakter einer eutekti- schen Lösung beibehält. Weitere Abkühlung hat langsame Aus- scheidung von [B] und [C] aus dieser sehr A-reichen fluiden Phase zur Folge. Bei einer viel tieferen Temperatur können schließlich unter dem herrschenden Druck A-reiche Gemische auch w’ieder flüssig werden, wobei eine kleine Resorption von [B]fest und [C]fcst stattfinden mag. Aber auch das Verhalten eines solchen Systemes bei anderen Drucken läßt sich an Hand des Modelles leicht demonstrieren. Ist der Druck höher als die unteren kritischen Drucke, aber niedriger als der Maximaldampfdruck ternärer Schmelzlösungen, so fällt von den drei Teilen der Gipsfigur der untere Teil wreg, d. h. die Mög- lichkeit der Zweiteilung’ in eine flüssige und gasförmige Phase bei tiefen Temperaturen ist nicht vorhanden. Ist der Druck sehr groß, größer als der Maximaldampfdruck (beispielsweise in der magmati- schen Tiefenzone), so fallen in Fig. 12 die beiden unteren Teile vollständig fort und die steilen Sättigungsflächen von [B] und [C] setzen sich bis zum sehr tief gelegenen (in den Raummodellen nirgends berücksichtigten) ternären eutektischen Punkte fort. Man sieht daraus auch die große Temperaturerniedrigung des Fest- werdens infolge Beimischung eines leichtflüchtigen Bestandteiles. Die Lösungen werden dabei durch relative Anreicherung von A immer leichtviskoser (wenigstens bis zu einem maximalen Wert) und gleichzeitig von größerer Innenspannung. Ihnen mag es mög- lich sein, vorhandene schwache Stellen der Umwandungen zu durch- brechen und die Erscheinungen der Injektion hervorzurufen. Ist schließlich der Druck gering, so hat man durchwegs Er- scheinungen, wie sie etwa der mittlere von den drei Teilen der Gipsfigur darstellt, d. h. es koexistiert eine an B und C wenig E. H. Kraus und W. F. Hunt, Manganhaltiger Albit etc. 405 reiche gasförmige Phase, die bei ganz kleinen Drucken reines A ist. Die Verwendbarkeit der verschiedenen Abschnitte des Raum- niodelles zur Erläuterung der Verhältnisse bei verschiedenen Drucken beruht natürlich darauf, daß die Dampfdrücke beim Übergang von einem „Abschnitt“ in den andern jeweilen größer oder kleiner als der herrschende Druck werden. Deshalb läßt sich auch noch die Art der Wirkung von Druckänderungen mittelst des Modelles ver- folgen. So wird beim Übergang von hohem zu tieferem Dnick (wie beim Übergang vom oberen zum mittleren Teil) unter starker Ab- scheidung von [B]|est und [CJfest Dampf oder Gas entstehen usw. Wie man sieht, kann man mit Hilfe eines derartigen Modelles die physikalisch-chemische Bedeutung einer ganzen Reihe von wohlbekannten vulkanischen und magmatischen Erscheinungen prinzipiell darlegen. Leipzig, Mineralogisch-petrogr. Institut der Universität. Manganhaltiger Albit von Kalifornien. Von E. H. Kraus und W. F. Hunt in Ann Arbor, Michigan, U. S. A. Vor einiger Zeit erhielt das hiesige mineralogische Institut zwei Mineralien von Wakd’s Natural Science Establishment in Rochester, X. Y., deren Zusammensetzung zu bestimmen war. Diese Mine- ralien stammten von der Caterinamine, Heriart Mountain, nahe bei Pala, Kalifornien. Das eine Mineral war schwarz, während das andere eine gelbliche Farbe besitzt. Beide Mineralien hatten eine blätterige Struktur, was an Feldspat erinnerte, aber die Farben waren für die Mineralien dieser Gruppe sehr abweichend. Eine chemisch-optische Untersuchung ist daher ausgeführt worden. Die Zusammensetzung des schwarzen Materials wurde voll- ständig untersucht, während im gelben Mineral nur Si 02, Al2 03, Fe2 03 und CaO bestimmt wurden. 1. ii. III. IV. V. Si 02 . . . 64,44 1,068657 66,50 66,32 64,12 Al2 03 . . 20,28 0,198442 20,91 21,11 20,83 Fe2 0, . . 0,98 0,006140 — — 1,07 MnO . . . 1,71 0,024119 — ' — Spur CaO . . . 1,76 0,031373 1,85 1,87 1,97 MgO. . . 0,11 0,002729 0,12 — — Na2 0 . . . 9,83 0,158548 10,12 10,70 — KjO . . . 0,49 0.005202 0,50 — — HjO . . . 0,96 0,053333 — — — Summa . . 100,56 100,00 100,00 Central bl att f. Mineralogie etc. 1915. 30 466 E. H. Kraus und W. F. Hunt, Manganhaltiger Albit etc. I. Schwarzes Mineral; II. Molekularverhältnisse ; III. Berech- nung aut 100 °/'o ohne Berücksichtigung von Fe2 Os, MnO und H20: IV. Theoretische Zusammensetzung einer Mischung von 90,7 °/o Albit und 9,3 °/o Anorthit; V. Gelbes Mineral. Die mikroskopische Untersuchung zeigte, daß die Farben dieser Mineralien von sehr dunkeln Einschlüssen herrühren, und daher ist anzunehmen, daß das Vorhandensein von Fe„ 0., und MnO von solchen Einschlüssen veranlaßt wird. Wird dann das schwarze Mineral als eine Mischung von Albit und Anorthit betrachtet und die angeführte Analyse, Kolumne I, so umgerechnet, daß CaO und MgO dem Anorthitmolekiil zukommen, erhält man den folgenden Rest : Diese so erhaltenen Verhältnisse deuten unzweifelhaft auf eine Mischung von Albit und Anortliit hin. Wird die Zusammen- setzung, abgesehen von Fe2 03, MnO und H„0, dann auf 100% bezogen, so erhält man die in Kolumne III gegebenen Werte, welche als bestehend aus 90,7 °/o Albit und 9,3 % Anorthit zu betrachten sind. In Kolumne IV werden die Prozente der theore- tischen Zusammensetzung einer solchen Mischung angeführt, welche sehr gut mit den umgerechneten, beobachteten Werten über- einstimmen. Im Handstück konnte Manganit festgestellt werden, und eine Berechnung des MnO und Fe203 als MnO. OH und FeO.OH, respektiv, zeigte, daß nur 0,36 °/o H20 als freies Wasser ange- nommen werden muß , da das übrige in den soeben genannten Verbindungen chemisch gebunden ist. Chemisch ist das schwarze Mineral dann als eine Mischung von 90,7% Albit und 9,3 °/n Anortliit zu betrachten, welche durch Einschlüsse und Beimengungen von Eisen- und Manganhydroxyd schwärzlich gefärbt ist. Das spezifische Gewicht wurde mittels der hydrostatischen Wage und der Pyknometermethode bestimmt und respektive folgende Werte erhalten: 2,68 und 2,688. Berechnet nach der TscHERMAK’schen Formel 1 soll das spezifische Gewicht einer Mischung von Albit und Anortliit von der oben gefundenen Zusammensetzung 2,62 sein. Die höheren beobachteten Werte sind leicht durch die soeben erwähnten metallischen Beimengungen zu erklären. Daß das gelbe Material eine Mischung derselben Art ist, ergibt sich aus einer Vergleichung der in Kolumnen I und V angeführten Molekular Verhältnisse 1,000455 6,0877 0,164340 1,0000 0,163750 0,9964 Hintze, Handbuch der Mineralogie. II. p. 1358. E. Witticb, Ueber lakustre Tertiärbildungen etc. 467 Zahlen, obgleich eine vollständige Analyse nicht ausgeführt wurde. In diesem gelben Material sind nur sehr geringe Mengen der Oxyde von Mangan und Eisen vorhanden, wodurch die lichtere Farbe wahrscheinlich veranlaßt wird. Optisch ist dieses Material zweiachsig und positiv. Der optische Achsenwinkel ist ziemlich groß. Die Dispersion ist v>p. Doppelbrechung schwach, a und ß 1,53, 1,538, y — 1,542. Nach Iddings1 soll eine Albitanorthitmiscliung der oben angegebenen Zusammensetzung folgende Brechungsindizes haben: a 1,532, ß 1,5375 und y 1,543. Der kristallographische Winkel ß ist ca. 116°. Diese optischen Eigenschaften stimmen daher sehr gut mit den aus theoretischen Gründen zu erwartenden überein. Mineralogical Laboratory, University of Michigan. Über lakustre Tertiärbildungen auf dem Hochplateau von Mexiko. Von Dr. E. Wittich, Mexiko D. F. Mit 3 Profilen. Nördlich der Sierra von Pachuca, jenes durch den Reichtum seiner Erzgänge berühmten Gebirgsstockes, der etwa 90 km öst- lich von Mexiko liegt, dehnt sich eine schmale, aber langgestreckte Hochebene aus, bekannt unter dem Namen Llano deAtotonilco el Grande, die durch tiefe schluchtenartige Täler von den an- grenzenden Gebirgen getrennt wird. Atotonilco el Grande, benannt nach den in der Nähe ent- springenden heißen Quellen, ist die größte Ansiedlung auf der Hochebene, deren mittlere Höhe rund 2100 m erreicht. Während die Sierra von Pachuca im wesentlichen von älteren Andesiten aufgebaut wird, beteiligen sich an dem Sockel der Hoch- ebene von Atotonilco neben diesen Eruptivgesteinen auch jüngere Sedimente, nämlich Kalke und Mergel des Cenomans. Es mag hier kurz darauf hingewiesen werden, daß die Aude- site und ihre Tuffe der Sierra von Pachuca viel älter sind, als man bisher allgemein annahm. Meist wurden sie als tertiär an- gesehen, gehören aber bereits der mittleren Kreide an. Übrigens hatte bereits Jos. Birkakt 1824 die Lagerungsverhältnisse dieser Andesite richtig erkannt, wenn er sich auch über das Alter der Sedimentgesteine täuschte. Derartige ältere Andesite wurden mehr- fach in Mexiko angetroffen, so in Chihuahua2, in Nieder-Cali- 1 Iddings, Rock Minerals. 1906. p. 204—205 (Tafel). 2 Griggs, Mines of Chihuahua. 1907. 30* 468 E. Wittich, Ueber lakustre Tertiärbildungen formen \ in Colima (mündliche Mitteilung des Herrn Dr. P. Waitz, Mexiko), im Staate Guerrero (mündliche Mitteilung desselben Herrn) sowie im Staate Hidalgo nach Dahlgren 1 2. Die Schichten, die das Cenoman bei Atotonilco el Grande be- decken, sind verhältnismäßig sehr jungen Alters, und die tiefsten derselben gehören höchstens zum Miocän. Im allgemeinen liegen direkt auf der Kreide oder angelehnt an ihre Erhebungen oder, wo die Kreide fehlt, direkt auf den älteren Andesiten mächtige Schotter und Konglomerate, die wesentlich aus Andesitmaterial bestehen, mit denen feinere Kiese, Sande und Tone derselben Her- kunft wechsellagern. Neben dem Detritus von Andesiten und deren Tuffen nehmen an der Bildung jener Sedimente in geringerem Maße Anteil Chalcedongerölle, Kreidemergel und Kalke des Ceno- mans. In den oberen Lagen stellen sich dann sandige Lehmbetten ein, oft mit reinen Lehm- und Mergelbetten, denen sich dann noch Bimssteine zugesellen. Dieser Wechsel der Schichten wiederholt sich mehrmals, bei sehr variierender Mächtigkeit der einzelnen Schichten. Dabei läßt sich beobachten, daß das Material nach oben hin stets feinerkörniger wird, die Schotter treten mehr zurück, Sande und Kiese überwiegen , gleichzeitig nehmen dagegen die zuerst spärlichen Bimssteine allmählich derart zu, daß sie schließlich in den obersten Horizonten fast reine Bimssteinlagen bilden, die bis zu mehreren Metern Mächtigkeit erreichen. In den feinkörnigen oberen Schichten entdeckten wir in der Umgebung von Atotonilco große Mengen gut erhaltener Pflanzen- reste, teils nur im Abdruck, teils in verkohlter Substanz. Unter diesen paläophythologisclien Resten finden sich zahlreiche Dicotylen- blätter, ferner Gramineen und Gymnospermen. Die für die Kon- servierung von Pflanzenresten so sehr geeigneten Schichten erreichen eine Mächtigkeit von mindestens 15 m. In den tieferen Lehmlagen, die den unteren Schottern und Konglomeraten eingeschaltet sind, liegt ein Horizont mit zahlreichen Säugetierresten ; wir fanden darin Fragmente von Mastodon, darunter Stoßzahnreste, Teile vom Unterkiefer und andere Skeletteile; soweit man an den teilweise erhaltenen Molaren sehen kann, handelt es sich hier um eine etwas altertümliche Trilophodon- Form. Auch an anderen Stellen in der Umgebung von Atotonilco, besonders nahe den heißen Quellen, wurden in dem gleichen Hori- zonte Skelettreste gefunden , leider jedoch niemals konserviert. 1 E. Böse y E. Wittich, Informe relativo a la exploraciou de la region norte de la costa Occidental de la Baja California. Mexico 1913. Parerg. Iustit. geol. Mexic. 4. 2 Oh. B. Dahlgren, Minas historicas de la Republica Mexicana. Secret. Fom. Mexico. 1887. auf dem Hochplateau von Mexiko. 469 Diese Ablagerungen, die sofort ihren fluvio-lakustren Charakter verraten, variieren wie alle diese Bildungen außerordentlich hin- sichtlich der Mächtigkeit und der Struktur der einzelnen Schichten ; doch läßt sich als allgemeines Bild ein Profil zusammenfassen, das sich am Einschnitt des schluchtartigen Tales des Baches von Amajäc darbietet, den auch der Weg von Atotonilco nach dem Städtchen Actopan beniitzt, bekannt dort unter dem Namen „Paso de Actopan“ (Fig. 1). 22*5 m Kiese mit Bimssteinen Fig. 1. Schichten profil von Atotonilco el Grande bis zum Paso de Actopan. Das Liegende im Bachtale bildet eine in gestörter Lagerung befindliche Scholle von Andesit in ca. 1920 m Meereshöhe. Sie wird bedeckt von groben Andesitgeröllen und Schottern, deren Mächtigkeit, entsprechend der Unregelmäßigkeit des Andesit- sockels, schwankt zwischen 3 und 30 m. Hierauf folgen die tiefsten resp. die ersten Bimssteintuffe mit Einlagerungen von Andesit- sanden; ihre Mächtigkeit erreicht 40 — 50 m. Sie werden überlagert wiederum von Andesitkonglomeraten, die aus sehr grobem und stark gerolltem Material bestehen; nach oben gehen sie allmählich über in Andesitkiese ; ihre Mächtigkeit beträgt rund 20 m. Auf sie folgt eine zweite Bimssteinschicht, genau wie die untere, aber höchstens 10 in stark. Bedeckt werden diese letzteren von feinkörnigen Aiulesitsanden 470 E. Wittich, Ueber lakustre Tertiärbildungen und umgelagerten Tuffen, in denen, wie erwähnt, zahlreiche Pflanzen- reste gefunden wurden; ihre Mächtigkeit ist etwa 20 m. Es folgen darüber Schichten aus noch feinerem Material, sowie mit großen Tonschmitzen, in denen gleichfalls noch Pflanzen- reste auftreten, zuweilen auch kleine Kohlenflecke. Die Mächtig- keit dieser Schichten erreicht rund 1 5 m. Überlagert werden diese Pflanzenschichten von Andesitsanden, etwa 15 m mächtig, auf die dann wieder weiße Tuffe folgen aus glasigem Bimssteinmaterial, die aber kaum 1 m stark werden. Hierauf wiederholen sich nochmals in 1 — 2 m mächtigen Schichten die feinen Andesitsande als abschließende Bildung. Die Überlagerung der obermiocänen Konglomerate durch Basalte. 6a.sa.lt r plattig (blasif Kiese Fig. 2. Querschnitt durch die Ahuacatitlän-Sclducht bei Atotonilco. Gesamtmächtigkeit jener Sedimente, die durch das ganze Profil hindurch den Eindruck eines kontinuierlichen Überganges machen, beträgt ungefähr 150 — 170 m. Überlagert wird dieser fluvio-lakustre Schichtenkomplex von jüngeren Effusivgesteinen ; in der näheren Umgebung von Atoto- nilco sind es Basalttuffe und Ströme, dagegen nur einige wenige Kilometer nördlich folgen unmittelbar auf die letzten Andesitsande Rhyolithtu'ffe (Bimssteine) und Rhyolithströme und erst auf diese letzteren folgen die Basalte (Fig. 2). Auch in der tiefen Schlucht des Meztitlänbaches, besonders in der Umgebung von Los Reyes und Santa Catarina, wenige Kilometer nördlich von Atotonilco, treten dieselben Konglomerate und Kiese wieder auf, setzen sich jenseits dieser Barranca, auf der Nordseite des Baches, noch weiter fort und bilden hier die Hochebene von Vaquerias. Bis hierher reichen auch die über- lagernden Rhyolithströme und Decken *, während weiter südlich nur noch Bimssteintuffe, als Zeichen der eruptiven Tätigkeit, auf- treten. 1 J. I). Villarello y E. Bose, Los criaderos de la Hacienda de Vaque- rias, E. de Hidalgo. Bolet. Inst. Geol. Nac. 16. Mexico 1912. auf dem Hochplateau von Mexiko. 471 Derartige Konglomerate, Sande mit Bimssteinen und über- lagernden Rhyolitlien sind auf der zentralen Hochebene Mexikos häufig, freilich ohne daß bisher ihr Zusammenhang und ihre geo- logische Stellung richtig erkannt worden wäre. Die gleichen Sedimente wie die beschriebenen, bestehend aus Tonen und Tuffen mit Pflanzen- und Säugetierresten etc., fand E. D. Cope in der Nähe von Zacualtipän, im Staate Hidalgo, etwa 4 0 km westlich von Atotonilco. Hier haben sich die vegetabilischen Beste derart angehäuft, daß Braunkohlenlager entstanden sind, zu deren Studium Cope diese Aufschlüsse besuchte. Über die Natur dieser Bildungen sagt Cope 1 u. a. folgendes : „1t consists of regularly stratified beds of clay of „volcanic ash, of clay or carbonaceous sliales, more or less „finely bedded.“ Die Konglomerate wurden bei diesen Aufschlüssen anscheinend nicht erreicht. Ton Bedeutung war in diesen Schichten außer den Pflanzenresten, daß noch einige spärliche Fragmente von Säuge- tieren gefunden wurden, die jedoch zur Bestimmung hinreichten; es waren Zähne von Hippotherinm petiinsulatum und Protohippus Castilloi. Auf Grund dieser Funde reihte Cope diese Ablagerungen ein in die Loup Fork Beds, d. li. also in das Obermiocän. Über diesen Schichten bei Zacualtipän lagern, genau wie bei Vaquerias, noch Bhyolithdecken, denen dann gleichfalls ein ober- miocänes Alter zugesprochen werden muß. Dieselben Ablagerungen beschreibt E. Böse1 2 aus den Seiten- tälern des erwähnten Meztitlänbaches nordöstlich von Atotonilco; die den Notizen von Böse beigefügten Profile entsprechen den hier wiedergegebenen. Leider gibt der Autor keine näheren Erklä- rungen der von ihm dargestellten Profile; ebensowenig unter- scheidet er die Tuffe voneinander, noch deren Beziehungen zu ein- ander; aber auf Grund unserer Beobachtungen lassen sich die allge- meinen Beschreibungen und die Profile von Böse doch interpretieren. Bezeichnet werden diese fluvio-lakustren Sedimente von Bösf. als „alte postcretaceisclieAlluvionen“; sie werden dort überlagert von Basalten und Basalttuffen, die zum Pliocän-Quartär gehören sollen. Über die Aufeinanderfolge der Schichten sagt der Autor 1. c. folgendes: „Der unterste Basaltstrom ruht auf einer etwa 100 — 150 m mächtigen Schicht von Breccien und Konglo- meraten, die z. T. aus Schiefern und Kalkfragmenten bestehen, aber auch aufgearbeitete mexikanische Tuffe und Breccien enthalten. 1 E. D. Cope, Report of the coal deposits near Zacualtipän in the State of Hidalgo. Prc. Amer. Philos. Soc. 23. 1886. Philadelphia. — The Loop Fork Miocene in Mexico. Amer. Naturalist. 1885. May. p. 495. 2 E. Böse. Zur Frage der Entstehung des sogenannten mexikanischen Zentralplateaus. N. Jahrb. f. Min. etc. 1908. II. p. 114 u. folg. 472 E. Wittich, lieber lakustre Tertiärbildungen Diese Schichten ruhen, wie man an mehreren Stellen sieht, teils auf Kalken der mittleren Kreide, teils auf Tonschiefern.“ In diesen Konglomeraten treten auch Lignitlager auf. und zwar in der Schlucht des Arroyos de las tiores, und es ergibt sich ein Profil ähnlich dem von Zacualtipän. Welcher Art die zitierten „aufgearbeiteten vulkanischen Tuffe und Breccien“ sind, sagt Böse leider nicht; daß es sich bei diesen einfach um Andesitkonglomerate und Sande und wohl auch um Bimssteinfragmente handelt, wird wahrscheinlich, wenn man diese Ablagerungen weiter westwärts verfolgt, den Meztitlänbach abwärts, wo sie schließlich in die oben beschriebenen Sedimente von Atoto- nilco übergehen. Aber diese fluvio-lakustren Sedimente, in solcher Mächtigkeit und in so direkter Verbindung mit rhyolithischen Tuffen und Er- güssen, beschränkt sich nicht auf die immerhin schon geräumige Zone von Zacualtipän, Atotonilco, Barranca de Meztitlän, man trifft vielmehr an vielen Stellen, die weit auseinander liegen, die gleichen geologischen Gebilde wieder, natürlich mit lokalen Variationen. So tritt in der unmittelbaren Umgebung von Guanajuato, der bekannten Minenstadt, eine außerordentlich mächtige Ablagerung von Konglomeraten und Gerollen auf, die wegen ihres aus Hämatit bestehenden Bindemittels den Namen „Conglomerado rojo“ führt, eine Bezeichnung, die auch in die wissenschaftliche Literatur überging1. Dieses im allgemeinen aus groben Dioritgeröllen auf- gebaute Konglomerat wird nach oben allmählich feinkörniger und schließlich zu einem feinen und gut geschichteten Sandstein oder gar zu einem Schieferton, der sich leicht plattig absondert. Diese Platten werden in mehreren Steinbrüchen bei Guanajuato abgebaut und in der Stadt unter dem Namen „Lozeros“ als Bodenbelag ver- wendet. Ein hoher Gehalt an Feldspäten, die als weiße, bereits etwas verwitterte Kristalle in der Grundmasse dieser Lozeros liegen und die dem Gestein ein arkoseartiges Aussehen verleihen, deuten bereits auf eine starke Beimischung von rhyolithischem Tuffmaterial hin. Über den Lozeros folgen dann gröbere Tuffschichten mit großen Rhyolithauswürflingen, und diese Ablagerungen werden ihrerseits wieder bedeckt von Rhyolithströmen, die die Höhen nördlich und östlich von Guanajuato bilden. Auch in der Umgebung von Zacatecas treten dieselben Ab- lagerungen in denselben Lagerungsverhältnissen wie bei Guana- juato auf, wo sie bereits 1825 Jos. Burkart ganz richtig erkannt hatte. Burkart’s Bemerkungen hierüber seien daher hier wört- lich wiedergegeben : 1 Jos. Burkart, Aufenthalt und Reisen in Mexiko etc. Stuttgart 1836. I. p. 351. auf dem Hochplateau von Mexiko. 473 „Aus dem Tale von Zacatecas (150 km nördlich von Guana- juato) nach der Bufa heraufsteigend, sieht man in rascher Folge massigen Diorit, geschichtetes Konglomerat, trachytisehe Trümmer- gesteine (Lozero) und Trachytporphyr übereinander gelagert und die drei Felsarten durch ebenso deutliche Übergänge miteinander verbunden, wie es bei den ihnen ganz ähnlichen Gesteinen von Guanajnato der Fall ist1.“ Dieselben Ablagerungen sind noch von vielen anderen Orten bekannt geworden und dürften wenigstens teilweise der gleichen Epoche angehören ; sie scheinen sich sogar gegen den Golf hin fortzusetzen und hier z. T. in Brackwasserbildungen überzugehen. Ein genaues Studium dieser Schichten wird dann auch weiteres Licht verbreiten über diese seltsamen Inlandskonglomerate. Wenn den Konglomeraten außerhalb der Zone Atotonilco — Zacualtipän pflanzenführende Schichten und Säugetierreste auch fehlen, so zeigt doch die Aufeinanderfolge der Ablagerungen — nämlich Konglomerate, aus dem Material der umgebenden Gebirge gebildet, dann Sande, Kiese mit RbyolithtufFen und Bimssteinen und schließlich Rhyolithdecken — überall eine solche Gleichmäßigkeit, die auf eine kontemporäre Bildung unter denselben geophysikalischen Umständen hinweist. Wie die in den tieferen Schichten zuerst nur spärlich ein- gestreuten Rhyolitlituffe zeigen, beginnt in der Zeit jener fluvio- lakustren Sedimentation die Eruption der Rhyolithe , wenigstens in der Gegend von Atotonilco bis Guanajnato, die dann stets an Heftigkeit zunahm, wie die höheren Ablagerungen ans reinerem Rhyolithtuff beweisen, bis es schließlich zum Erguß der ausge- dehnten Rhyolithdecken kam. Die tiefsten Schichten zeigen zuweilen eine gewisse Unregel- mäßigkeit in der Ablagerung, da sie die Unebenheiten der alten Oberfläche, wie wir in dem Profil gesehen haben, zuerst ausfüllen mußten. Erheblich jünger als die Eruptionen der Rhyolithe sind dann die der Basalte; nach gelegentlichen Funden in der Umgebung von Atotonilco von Elephas- Resten in den Basalttuffen dürfte die Basalt- eruption dort vom Oberpliocän bis in das Diluvium gereicht haben. Daß nach den Basaltausbrüchen noch starke tektonische Stö- rungen vorgekommen sind, zeigt sich deutlich in der oben erwähnten Barranca von Amajque, in der die Basaltdecke staft’elförmig in das schmale Flnßtal abgebrochen ist. Nahe bei dem Paso de Actöpan sind die miocänen Konglo- merate mit den Resten des Basaltstromes in drei Staffeln abgesunken, wobei sich auf jeder dieser Schollen noch eine kleine Basaltkrönung 1 Jos. Birkart. Aufenthalt und Reisen in Mexiko etc. Stuttgart 1836. I. p. 351. 474 E. Wittich, Ueber lakustre Tertiärbildungen etc. erhalten hat. Diese sehr charakteristische Stelle ist dort im Volks- munde bekannt unter dem Namen „Los tres Comales“. (Der Comal ist die runde Tonplatte zum Rösten der Tortillas.) (Fig. 3.) Auch in dem tiefen Tale des erwähnten Rio de Meztitlän linden sich solche Stufenabbrüche, die noch die sehr mächtige Basaltdecke gestört haben, und die das Tal als geologischen Graben charakterisieren. Wir sehen also, daß im alten, prätertiären Gebirge zur Zeit des Miocäns die Niederungen mit lakustren und Üuviatilen Sedi- menten erfüllt wurden , denen sich die Rhyolithe anschlossen, während zur weiteren Ausfüllung und Nivellierung schließlich noch die Ausbrüche der Basalte und ihre Tuffe erheblich beitrugen. Dann aber begann mit den jüngeren tektonischen Störungen eine intensive Denudation und Erosion, die heute noch anhält. Die Abbruche der Basaltdecke. Täler, die in ihrer Anlage tektonischen Ursprunges sind, werden infolge der sehr reichen Niederschläge dieser Landschaft stark erodiert; nicht minder intensiv ist die allgemeine Denudation auf den mit Sanden und Tuffen bedeckten Llanos. Die bisherige landläufige und bequeme Auffassung, die durch flüchtige Exkursionen noch bestärkt wurde : das zentrale Hochland von Mexiko sei heute ein in seinen eigenen Schuttmassen erstickendes Gebirge, aus dem nur die höchsten Regionen wie Inseln hervor- ragten — ist nicht richtig. Wir haben gesehen, daß in der Gegend von Atotonileo, Zacualtipän, Guanajuato gerade das Gegen- teil der Fall ist. Das alte Gebirge war unter den Massen der obermiocänen Sedimente und Rhyolithe, teilweise auch der Basalte, z. T. vergraben und wird jetzt wieder davon denudiert. Wenn ich auch überzeugt bin, daß dieser Vorgang auf dem Hochplateau von Mexiko sich noch an vielen Stellen wiederholt, so möchte ich doch diese Auffassung nicht voreilig verallgemeinern, wie es mit der gegenteiligen Ansicht geschehen ist. Sedimentation in größerem Maßstabe findet in der Gegenwart A. Sachs, Die chemische und geologische Abgrenzung etc. 475 im wesentlichen nur in den abgeschlossenen Becken statt, so auf der Hochebene der Hauptstadt Mexiko, also in den Inlandssenken, ebenso auch auf der zwischen Mexiko und Pachuca gelegenen Niederung in den temporären Seen. Wo jedoch die orographischen Verhältnisse es gestatten, setzte die Erosion ein, die an vielen Stellen nicht bloß die Täler teil- weise bis auf das alte Gebirge bereits gereinigt hat, wie oben gezeigt wurde, sondern zuweilen auch die Hochebene bis auf die liegenden Kreideschichten oder die Andesite sogar bis auf den Jura entblößte. Auch Abhangsschuttmassen, die in die Niederungen geraten, häufen sich nicht in dem Maße an, daß sie die Gebirge darin begraben oder nur die Täler einebneten ; derartige Ablage- rungen sind nur ganz lokal und temporär, die intensive Erosion sorgt bald für Beseitigung dieser Bildungen. Die chemische und geologische Abgrenzung der Steinkohle gegen die Braunkohle. Von A. Sachs in Breslau. Im Januarheft der Zeitschr. f. prakt. Geol. 1914 ist ein Aufsatz von Donath und Rzehak: „Zur Kenntnis einiger Kohlen der Kreide- formation“ erschienen, den ich für so bedeutsam halte, daß nicht nur ein Referat, sondern auch eine Diskussion desselben geboten erscheint. Die Abhandlung zerfällt in 4 Teile: I. Einleitung (von Donath), II. Chemisches Verhalten der Kreidekohlen (von Donath), III. Die Kreidekohlen vom geologischen Standpunkte betrachtet (von Rzehak), IV. Schlußbemerkungen (von Donath). In den Schlußbemerkungen, um diese vorwegzunehmen, kon- statiert Donath, daß die von Rzehak mitgeteilten Beobachtungen z. T. mit Donath’s in einer Reihe früherer Abhandlungen ausge- sprochenen Anschauungen über die fossilen Kohlen übereinstimmen, in manchen wichtigen Punkten jedoch mit seinen Anschauungen im Widerspruch stehen. „Zur Klärung dieser Widersprüche müßten weitere experimentelle Untersuchungen folgen . . . .“ In der Einleitung gibt Donath eine genaue und scharfe chemische Abgrenzung der Steinkohle gegen die Braunkohle. Wenn es auch in der prozentuellen Zusammensetzung beider keine schroffen Unterschiede gibt, sondern man hinsichtlich der einzelnen Elementarbestandteile allmähliche Übergänge findet, so weist doch schon die verschiedene Verwertbarkeit beider Fossilien auf eine verschiedene chemische Beschaffenheit hin. Donath betont zunächst ihr verschiedenes Verhalten gegenüber benzolischeu Extraktlösungen: Braunkohle zeigt in benzolischeu Extraktlösungen gar keine Fluores- 476 A. Sachs, Die chemische und geologische Abgrenzung zenz oder kaum andeutungsweise, Steinkohlen dagegen geben, mit kochendem Benzol extrahiert, stark fluoreszierende Extraktlösungen. Daraus ist zu schließen, daß in den Steinkohlen allgemein Körper der aromatischen Reihe schon präexistieren, bei den Braunkohlen nicht. Weiterhin weist Donath auf 9 Punkte hin, die die chemischen Gegensätze zwischen Steinkohle und Braunkohle illustrieren: 1 . der Grad der Hygroskopizität, 2. das Verhalten beim Erhitzen der Substanz im bedeckten Tiegel, 3. das Verhalten gegen kochende Kalilauge, 4. das Verhalten bei der trockenen Destillation und die quali- tative Beschaffenheit der Destillationsprodukte, 5. das Verhalten bei der Extraktion mit siedendem Benzol, 6. das Verhalten gegen verdünnte Salpetersäure 1:10, 7. das Verhalten gegen ein Gemisch von Kaliumbichromat und Schwefelsäure nach Wiesner, 8. das Verhalten beim Schmelzen mit Ätzkali und Ätznatron, 9. das Verhalten gegen Salpeter-Schwefelsäure. Ich denke, es liegt kein Grund vor, diese grundsätzlichen Feststellungen des bekannten Technologen, die er gemeinsam mit A. Indra machte, anzuzweifeln, man darf vielmehr wohl über- einstimmend mit ihm die chemische Abgrenzung von Steinkohle und Braunkohle als gelungen ansprechen, eine Abgrenzung, die er in folgendem Satze ausspricht: „Diese beiden Gruppen von Kohlen verhalten sich , weil sie eben eine verschiedene chemische Be- schaffenheit besitzen , auch gegen chemische Eingriffe sehr ver- schieden, und wer sich einigermaßen länger mit der Untersuchung der Mineralkohlen in dieser Hinsicht beschäftigt hat, wird sehr bald die Überzeugung gewinnen, daß es keine Schwierigkeiten be- reitet, diese beiden Kohlenarten immer chemisch genau zu diffe- renzieren.“ Nun aber taucht als zweite, nicht minder wichtige Frage die geologische Abgrenzung beider F ossilien gegeneinander auf. Ich will mich zunächst in dieser Hinsicht rein referierend verhalten. Es werden in der Abhandlung eine Anzahl von Kohlen der Kreideformation behandelt, Donath bespricht ihr chemisches Verhalten, d. h. er stellt fest, ob es Steinkohlen oder Braunkohlen sind, Rzehak bespricht die geologischen Verhältnisse. Es werden behandelt : a) aus der unteren Kreide: 1. Kohle vom Deisterhauptflöz der Wealdenformation, Bar- singhausen, 2. Tiefbaukohle von Obernkirchen (Schaumburg), 3. Magerkohle von Obernkirchen (Schaumburg), 4. Kohle von Münchehagen (Hannover), 5. Kohle von Osterwald (Kreis Hameln) ; der Steinkohle gegen die Braunkohle. 477 h) aus der oberen Kreide: 1. Kohle vod Obora bei Boskowitz in Mähren, 2. Kohle von Grimbach am Schneeberg (Nieder -Österreich), 3. Kohle von Stranitzen in Siidsteiermark, 4. Kohle von Windischgarsten (Ober-Österreich), 5. Kohle aus dem Kohlenrevier des Kreises Löwenberg in Preußisch-Schlesien. Die Resultate, zu denen Donath gelangt, sind kurz gefaßt folgende : Sämtliche untersuchten Vorkommen der unteren Kreide sind ganz oder vorwiegend Steinkohlen, in der oberen Kreide werden die Vorkommen von Obora in Mähren, von Windischgarsten, von Löwenberg als Braunkohlen, die Vorkommen von Grünbach und von Stranitzen als Steinkohle charakterisiert. Zieht man nun die Ausführungen von Rzehak zu Rate, so gehören die Kohlen von Grünbach und von Stranitzen der Gosauformation an , sind also noch etwas jünger als die mährische Kreidekohle, bei beiden Vorkommen aber weist Rzehak ausdrücklich darauf hin, daß die Lagerungsverhältnisse stark gestört sind , so daß der Verdacht besteht, daß hier der Inkohlungsprozeß durch d3rnamische Ein- wirkungen weiter fortgeschritten ist. So zeigt auch die ebenfalls der Gosauformation angehörige Kohle von Windischgarsten infolge ihrer flachen Lagerung vorwiegend Braunkohlencharakter. Kurz gesagt also führen die Untersuchungen beider Forscher zu folgendem Resultate: Die untersuchten Kohlen der unteren Kreide sind ganz oder vorwiegend Stein- kohlen, die untersuchten Kohlen der oberen Kreide sind Braunkohlen, die teilweise sekundär zu Stein- kohlen umgewandelt wurden. Ich bin mir allerdings wohl bewußt, in diesen Satz ein per- sönliches, subjektives Moment hineingetragen zu haben, denn beide Autoren, und das ist das Merkwürdige dieser wichtigen Abhand- lung, wehren sich ganz ausdrücklich dagegen , eine geologische Abgrenzung zwischen Steinkohle und Braunkohle anzuerkennen. So sagt Donath: „Daß die geologische Epoche, in der sie ent- standen, also die verschieden langen Zeiträume bei der Bildung der fossilen Kohlen, von Einfluß auf ihre Beschaffenheit sind, wird ohne weiteres bis zu einem gewissen Grade zugegeben, allein daß dies nicht in erster Linie maßgebend für die Natur derselben ist, ergibt sich aus den bereits mehrfach konstatierten Tatsachen, daß aus einer jüngeren geologischen Epoche stammende Kohlen vor- wiegenden oder ausgesprochenen Steinkohlen Charakter besitzen, während geologisch ältere Kohlen vorwiegenden oder ganz aus- gesprochenen Braunkohlencharakter aufweisen und auch geologischer- seits so unterschieden wurden.“ Und noch schärfer drückt sich Rzehak aus: „Daß das geologische Alter bei der Unterscheidung 478 A. Sachs. Die chemische und geologische Abgrenzung etc. von Stein- und Braunkohlen keine Rolle spielt, darüber gibt es wohl heute keine Meinungsverschiedenheit mehr.“ Ich selbst kann mich dieser Auffassung nicht anschließen. Die von Donath unzweifelhaft nachgewiesenen chemischen Unter- schiede zwischen Steinkohle und Braunkohle können doch nur in dem Material, aus dem sich beide gebildet haben, begründet liegen. Dieses Material aber hing ganz wesentlich von dem Klima der jeweiligen geologischen Epoche ab: Mithin muß die chemische Abgrenzung beider auch geologisch ihre Parallele haben. Wenn Rzehak auf vereinzelte Braunkohlenvorkommeu im Jura, ja sogar im Carbon hin weist, so sollen seine Angaben gewiß nicht bezweifelt werden, warum sollen nicht auch in diesen Epochen klimatische Schwankungen zu ihrer Bildung geführt haben ? Noch weniger kann inan sich über Steinkühlenvorkommen, die in der jüngsten Kreide oder gar im Tertiär auftreten, wundern, da es sich hierbei um sekundär veränderte, kontakt- oder dynamo- metamorphe Braunkohlenvorkommen handeln wird. Aber prin- zipiell erscheint mir dennoch das Postulat einer geologischen Abgrenzung von Steinkohle gegen Braunkohle unabweisba r. Rzehaic selbst spricht folgenden Satz aus: „Zwischen der Flora der unteren und jener der oberen Kreide bestehen erhebliche Unterschiede ; die erstere schließt sich mehr an die tropische Flora der Juraformation an, während die obercretaceische Flora lebhafte Anklänge an die Pflanzenwelt des Tertiärs zeigt.“ Dennoch glaubt er, die Kohlenbildungen beider Abteilungen nicht gegeneinander abgrenzen zu müssen. Ich aber glaube gerade den Schluß ziehen zu müssen, daß die von Donath und Rzehak beschriebenen Kohlen als Steinkohlen der unteren, als Braunkohlen der oberen Kreide angehören. Es wäre nun natürlich gewagt, die aus den untersuchten Kohlen gezogenen Schlüsse ohne weiteres zu verallgemeinern. Allein die prinzipielle Notwendigkeit einer geologischen Abgrenzung von Steinkohle gegen Braunkohle legt zum mindesten die Vermutung nahe, daß diese Grenze in die Kreide- formation falle, derart, daß die Kohlen der unteren Kreide als Steinkohlen, die der oberen Kreide als Braunkohlen sich gebildet haben. Breslau, Min. Univers. -Inst., Mai 1915. F. Katzer, Zur Auffassung der Tektonik etc. 479 Zur Auffassung der Tektonik des Altpaläozoicums in Mittelböhmen. Von Friedrich Katzer. In dem Aufsatz : „ Neue Anschauungen über die Tektonik des mittelböhmischen Altpaläozoicums“ (dies. Centralbl. 1915. p. 306) gelaugt Herr E. Nowak zu dem Ergebnis, daß sich nach neueren Untersuchungen das mittelböhmische Altpaläozoicum „nicht als ein komplizierter staffelförmiger Grabenbruch im Sinne Katzer’s, sondern als ein durch pressende Kräfte zusammengestauchtes Faltengebirge von alpinem Typus“ darstelle. Außerstande, augenblicklich auf die Sache näher einzugehen, möchte ich mir doch zu bemerken erlauben, daß der ja überall offen ersichtliche Anteil der durch seitliche Bewegungsvorgänge bewirkten, mehr oder weniger intensiven Faltung an der Tektonik des mittelböhmischen Altpaläozoicums niemals verkannt worden ist, gewiß nicht von mir ', wenn man auch in keine Überwertung dieser Erscheinungen verfiel. Es mag sein, daß gewisse Stufen- wiederholungen oder scheinbare Einschaltungen jüngerer in ältere Schichten u. dergl. durch isokliuale Falten bewirkt worden sein können, was natürlich in jedem einzelnen Falle eindeutig erwiesen werden muß ; allein angesichts der zumeist nur in geringem Um- fang unterbrochenen Regelmäßigkeit der Stufenfolge handelt es sich im großen ganzen doch nur um relativ untergeordnete lokale Erscheinungen, welche sich m. E. dem generellen tektonischen Vorgang der Grabenversenkung einfügen und keine für sich allein maßgebende Bedeutung besitzen. Die Bemerkung (p. 307), daß von Staffelbriichen nicht die Rede sein könne, weil die äußeren Gebirgsteile im Verhältnis zu den inneren gehoben erscheinen, ist nicht verständlich, da der Effekt der gleiche ist, ob der innere Gebirgsteil absinkt oder der äußere gehoben wird. Sicherlich spricht aber die nach Osten weit ausgreifende Verbreitung des Untersilurs eher für die Absinkung der inneren Schollenteile als umgekehrt. Die Anschauung, daß das mittelböhmische ältere Paläozoicum eine in komplizierter Weise durch Brüche zerstückelte und in den einzelnen Teilpartien verschiedentlich, natürlich auch durch Faltung gestörte, in das präcambrische Grundgebirge graben förmig versenkte Gebirgssc holle darstellt, halte ich aucli heute noch für die am besten begründete. 1 Vergl. u. a. Geologie von Böhmen. 1891, an zahlreichen Stellen, besonders p. 1480 -82. 480 Besprechungen. Besprechungen. E. M. Chamot : E 1 e m e n t, a r y Chemical M i c r o s c o p y. XIV -(-410 p. Mit 139 Figuren im Text. 1915. Bei John Wiley and Sons, New York. Verf. beschreibt kurz die für chemische Untersuchungen ge- eigneten Mikroskope und mikroskopischen Methoden und hofft da- durch einem weiteren Gebrauch des Mikroskops unter den Chemikern den Weg zu bahnen. Die verschiedenen Kapitel behandeln: Objektive und Okulare; Mikroskope zum Gebrauch in chemischen Laboratorien ; Beleuchtung des Objekts und Beleuchtungsapparate; Ultramikroskope und Apparate zum Studium ultramikroskopischer Partikel; Untersuchung undurchsichtiger Objekte, Vertikalilluminatoren , metallurgische Mikroskope; brauchbare mikroskopische Nebenapparate; Mikro- metrie und mikrometrische Mikroskope; polarisiertes Licht, das einfache Polarisationsmikroskop, Kristalle unter dem Mikroskop; Bestimmung der Brechungsindizes unter dem Mikroskop ; quanti- tative Analyse mittels des Mikroskops; Bestimmung der Schmelz- und Sublimationspunkte ; Methoden zum Handhaben geringer Quanti- täten von Material; Methoden der mikrochemischen qualitativen Analyse; charakteristische mikrochemische Reaktionen; Herstellung von undurchsichtigen Objekten zum mikroskopischen Studium der inneren Struktur. Der Anhang enthält verschiedene Tabellen sowie auch ein Literaturverzeichnis. Die Behandlung dieses Materials ist durchaus klar, und be- sonders in den drei Kapiteln über polarisiertes Licht, Polari- sationsmikroskop und Verhalten der Kristalle unter dem Mikroskop, gibt Verf. das Nötige zur schnellen Bestimmung der gewöhnlicheren morphologischen und optischen Eigenschaften der Kristalle. Die Beschreibung der verschiedenen mikrochemischen Methoden und Reaktionen ist sehr eingehend. Jeder Analytiker sollte dieses Buch bei der Hand haben. E. H. Kraus. 0. Mügge, Ueber die Kristalle des Maleinsäureanhydrid. 481 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über die Kristalle des Maleinsäureanhydrid. Von O. Mügge in Göttingen. Mit 1 Textfigur. Die Kristalle des Maleinsäureanhydrid sind nach C. Bodewig 1 rhombisch, a : b : c = 0.640S : 1 : 0,4807 mit den Formen {110} . {120} . { >10} . { 1 0 1 } , zu denen nach meinen Beobachtungen zuweilen noch {oll} tritt (bestimmt aus den Zonen [lül : HO] und [101 : 110]). Die gemessenen Winkel stimmten mit den von Bodewig angegebenen überein. Die Ebene der optischen Achsen ist {OOl}, spitze positive Bisektrix J_ (010); der wahre Achsenwinkel ergab sich nach Messungen in Öl an einem nur ungefähr // (010) geschnittenen Plättchen und nach Messung von ß 2V = 54° 44' (Li) 54 33 (Na) 52 47 (Ouprammonlösung). An einem von (HO) und (HO) gebildeten Prisma mit dem brechenden Winkel von 65° 30^' wurden die Brechungsindizes ß und y und mittelst 2 V auch a ermittelt : Li Na Cuprammonlüsung « 1,4397 1,4429 1,4519 ß 1,4745 1,4781 1,4866 y 1,6313 1,6384 1,6584 J 0,1916 0,1955 0,2065 Die Doppelbrechung /I ist also auffallend hoch. In Über- einstimmung mit obigen Werten verschwinden die Umrisse einer annähernd // (001) geschnittenen Platte fast völlig bei Einbettung in Öl mit dem Brechungsindex 1,4721 (Na), wenn die Schwingungs- richtung des Polarisators _L (100) liegt, während sie bei Schwin- gungen _]_ (010) sehr stark hervortreten. Schon daraus und aus der Angabe Bodewig’s über die Lage der Achsenebene und spitzen Mittellinie ist hier, wo eine Kompensation mittelst Quarzkeil nicht mehr gelingt, auf positive Doppelbrechung zu schließen. 1 Zeitschr. f. Krist. 5. p. 558. 1881. Oentralblatt f. Mineralogie etc. 1915, 31 482 0. Mügge, Heber die Kristalle des Malei'nsäureanliydrid. Die Kristalle fielen zunächst dadurch auf, daß sie schon bei Zimmertemperatur stark verdunsteten. Dabei bleiben die natür- lichen Kristallflächen glatt und glänzend, es entstehen auch keine Ätzfiguren auf ihnen, und sie sind, frei an der Luft liegend, noch nach einer halben Stunde meßbar ; muschlige Bruchflächen dagegen verlieren ihren Glanz binnen wenigen Minuten und werden voll- ständig matt. Es wird das daran liegen, daß die Verdunstungs- geschwindigkeit (die Löslichkeit in der Luft) ähnlich wie bei Bruch- und Schliffflächen, z. B. von Quarz gegen HF, anfänglich erheblich größer als bei natürlichen Kristallflächen ist, wobei an die Stelle der künstlichen Fläche zahllose , zunächst submikro- skopische Flächenelemente kristallo- on graphischer Lage treten, daher die Bruchflächen dann wie gerauht er- scheinen. Die Kristalle sind ferner dadurch von Interesse, daß sie bei Druck zwischen den stumpfen Prismenkanten leicht einfache Schiebungen nach{lOl) eingehen (Fig. 1), wobei zweite Kreis- schnittsebene die andere Fläche von ( 1 0 1 } ist; die Schiebungen sind also reziproke mit K, : K„ — 73° 45'. Die Flächen (1 10} werden dadurch in (01 1 } übergeführt. Es berechnet sich 110 : Fig. 1. Oll = 16° 29', beobachtet wurde 15° 30' bis 14° 38' im geforderten Sinne, also erheblich zu kleine Werte. Da die Kristalle höchstens l mm groß waren und stets nur sehr feine Lamellen erhalten wurden, waren die Messungen nur wenig genau, aber die obigen Ab- weichungen beruhen sicher z. T. auch darauf, daß die neuen Grenzflächen der Lamellen, (Oll), sich, zumal in den ausspiüngenden Winkeln, schnell infolge Verdunstung runden, die dafür gemessenen Werte wurden schon während der Messung fortwährend kleiner und unsicherer. Es vollzieht sich hier also ein Prozeß in wenigen Minuten, der, als „Vernarbung“ der Lamellen auch an natür- lichen Kristallen bekannt, dort vermutlich lange Zeiträume bean- sprucht (z. B. Kalkspat, Rutil, Eisenglanz, ? Rotgülden). Die optische Orientierung der entstandenen Lamellen weicht von der der Hauptteile ab, Näheres konnte nicht ermittelt werden. Die Lamellen sind vielfach etwas verbogen, obwohl die Kristalle sonst sehr spröde erscheinen. An Absonderungsflächen längs ein- gelagerter Lamellen wurde gemessen 101 : 110 = 59° 49' (ber. 59° 39'). Beim Erhitzen (der Schmelzpunkt liegt schon bei 53") entstanden keine Lamellen ; die Substanz läßt sich leicht unter- kühlen. A. Berns, Beiträge zur Petrographie der Basalttuffe etc. 483 Beiträge zur Petrographie der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel. Von Arthur Berns aus Elberfeld. Im Habichtswald bei Cassel treten neben dem Basalt in seineu verschiedenen Ausbildungsformen, meist in innigem Zusammenhang mit diesem, Basalttuffe in größerer Ausdehnung auf. Während die massigen Eruptivgesteine dieser Gegend schon des öfteren Gegen- stand mikroskopischer Untersuchung gewesen und zuletzt von K. Schlossmacher 1 auf Grund eines eingehenden petrographischen Studiums gegliedert worden sind, hat eine solche Untersuchung der Tuffe mit ihren mannigfachen Einschlüssen und Urausscheidungen noch nicht stattgefunden. Vorliegende Arbeit soll deshalb auf Grund einer eingehenden mikroskopischen Untersuchung einen Bei- trag zur Petrographie dieser Basalttuffe liefern. Das untersuchte Gebiet ist topographisch dargestellt auf dem nördlichen Teil des Meßtischblattes (1:25 000) Niederzwehren und der westlichen Hälfte des Meßtischblattes Cassel-W. Zur geologischen Orientierung dienten die beiden Blätter Besse und Wilhelmshöhe der geologischen Landesanstalt. Die Verbreitung der Basalte und ihrer Tuffe ist auch auf der zu der oben ge- nannten Arbeit von K. Schlossmacher gehörenden Karte dargestellt. Auf die in erster Linie durch die vulkanische Tätigkeit be- dingte geologische Entwicklung des Habichtswaldes und seiner Umgebung sowie das dadurch geschaffene geographische Bild möchte ich an dieser Stelle auf die einschlägige Literatur1 2 3 sowie auf die Zusammenfassung verweisen, die Schlossmacher 3 im An- schluß an seine Untersuchungen gibt. Über Ablagerung und Arten des Tuffes innerhalb des untersuchten Gebietes sei jedoch zusammen- fassend kurz folgendes bemerkt. Dem Basalttuff wie dem Basalt selbst wird ein miocänes Alter zugeschrieben. W’enn auch von einem generellen Altersunterschied zwischen den Basalten und ihren zugehörigen Tuffen nicht die Eede sein kann, so können wir doch in einzelnen Aufschlüssen einen relativen Altersunterschied zwischen beiden erkennen. Dies 1 Schlossmacher, Die Eruptivgesteine des Habichtswaldes bei Cassel und seiner Vorberge. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXI. 1911. p. 611. 2 Rosenthal, Die tertiären Ablagerungen bei Cassel und ihre durch Basaltdurchbrüche veredelten Braunkohlenflöze. Abh. des Vereins f. Natur- kunde zu Cassel. 41. 1896. p. 106. — E. Lower, Über die Basalttuffe vom Habichtswald und von Homberg, Reg.-Bez. Cassel. Abh. d. Vereins für Naturkunde zu Cassel. 1897. p. 51. — Beyschlag, Erläuterungen zur geolog. Karte, Blatt Wilhelmshöhe und Besse. — Blanckenhorn, Geologie und Topographie der näheren Umgebung Cassels. Festschrift zur 75. Ver- sammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Cassel 1903. 3 Schlossmacher, 1. c. p. 641—646. 31* 484 A. Berns, Beiträge zur Petrographie tritt besonders dort deutlich zutage, wo der Basalt den Tuff in Form eines Ganges durchquert (Teufelsmauer östl. vom Hirzstein bei Elgershausen). Nach der speziellen Ablagerung kömien wir mit Rosenthal1 2 3 und Blanckenhorn 2 drei Tuffarten unterscheiden. Die Lagerungs- form des auf das trockene Festland gefallenen Tuffes ist die eines ungeschichteten Trocken tuffes (Firnskuppe). Demgegen- über lassen die Aschenmassen, weldie sich in Seen abgelagert haben und so nach Art eines Sedimentgesteins entstanden sind, deutliche Schichtung erkennen. Die Korngröße der einzelnen Schichtenlagen ist oft sehr verschieden und kann die feinkörnige Struktur eines Sandsteins annehmen. Wir finden diese Tuffart vor allem am Westrand des Habichtswaldes am Hirzstein und Alirensberg. Auch an der Westseite des Hütten- und Hunrods- berges tritt der Tuff am Asch-Graben deutlich geschichtet zutage und ist hier auch wegen des Auftretens von Polierschiefer bekannt geworden. Außer diesem ungeschichteten Trockentuff und dem wo hl geschichteten Tuff aus Seen müssen wir jedoch noch eine dritte Art von Tuff unterscheiden. Man denkt sich ihre Ent- stehung dadurch zustande gekommen, daß die aufs trockene Fest- land niedergefallene Tuffmasse durch die Tätigkeit fließenden Wassers von ihrer ursprünglichen Lagerstätte weggeführt wurde, um sich dann am Rande der Talsohlen oder in Spalten oder gar als Schuttkegel wieder anzuhäufen (Tuff im Druseltal am Nord- abhang des Kuhbergs). Oft finden wir diese verschwemmten Tuffe Klüfte und Auswaschungsrinnen in den miocänen Schichten aus- füllend. Sie bilden hier nach Blanckenhorn 3 die „sogenannten Rücken, durch welche die Braunkohlenflöze in ihrer regelmäßigen Lagerung unterbrochen werden, und die dem Bergmann viel Mühe und Arbeit verursachen, um die Fortsetzung des unterbrochenen Kohlenflözes wieder aufzufinden“. Charakteristisch für diese Art Tuff ist das Vorkommen von fossilem, z. T. in Halbopal umge- wandeltem Holz, sowie das Vorkommen von Tonen und Sanden, die oft nesterartig im Tuff zu finden sind. Rosenthal rechnet diese als Schwemmtuffe bezeichneten Ablagerungen mit dem zuerst erwähnten ungeschichteten Tuffvorkommen zu den Trocken- tuffen, während Blanckenhorn sie bei seiner Einteilung mit den wohlgeschichteten Absätzen aus Seen den sedimentären, mit Hilfe von Wasser abgelagerten Tuffen eingliedert. Wenn auch jetzt noch recht mächtige Tuffablagerungen in unserem Gebiete anzutreffen sind, so unterliegt es doch wohl kaum einem Zweifel, daß die der Erosion nur schwer widerstehenden 1 1. c. p. 108. 2 1. c. p. 55—59. 3 1. c. p. 56. der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel. 485 Tuffe früher eine noch weit größere Ausdehnung und Verbreitung hatten. Der Tuff ist an und für sich ein hartes Material. Wegen seiner Festigkeit wurde er u. a. zu Werksteinen für größere Monumentalbauten (Herkules, Kaskaden, verschiedene Aussichts- türme) verwendet. Unter dem Einfluß der Atmosphärilien ver- wittert er jedoch mit der Zeit und wird bröckelig. Natürliche Aufschlüsse fehlen unserem Gebiete fast vollkommen. Nur dem Umstande, daß der Tuff in früheren Zeiten reichlich ge- brochen wurde, verdanken wir heute gute Aufschlüsse in Form von Brüchen (Teufelsmauer, Druseltal am Nordabhang des Kuhbergs, Ahrensberg, Essigberg). Jedoch sind, da die Tuffe heute in nur untergeordnetem Maße Verwendung linden, nur zwei von ihnen noch in Betrieb, und auch diese meist nur zeitweise. Vielfach weisen die verlassenen Brüche bereits einen geringen Tannen- bestand auf. Durch den einen der noch in Betrieb befindlichen Brüche ist die in der Literatur hinlänglich bekannte Teufelsmauer1 östlich vom Hirzstein bei Elgershausen freigelegt. Wir finden hier einen wohlgeschichteten sedimentären Tuff. Die einzelnen Schichten des Tuffes wechseln in ihrer Korngröße beträchtlich. Man findet Übergänge von ganz feinkörnigem sandigem Tuff zu Schichten mit deutlicli gröberem Korn. Zwischen dem teils hell- grauen, teils braunen Aschenmaterial liegen blauschwarze Basalt- lapilli von wechselnder Größe und meist rundlicher Form. Oft aber nehmen die Basaltauswürflinge an Größe erheblich zu und zeigen meist vollkommen unregelmäßige Gestalt. Häufig finden sich Urausscheidungen mannigfacher Art und wechselnder Größe, auf die ich in einem besonderen Abschnitt näher eingehen werde. Hinweisen möchte ich an dieser Stelle ferner auf ein mitunter häufigeres Auftreten von kleinen glänzenden Augitkrist allen sowie vereinzelt auftretenden Blättchen dunkelbraunen Magnesiaglimmers. Auch Hornblende findet sich in einzelnen größeren, tiefschwarzen Kristallen im Tuff'. Bruchstücke fremder Gesteine sind mitunter zu beobachten. So erwähnt bereits F. Rinne2 Gneis als fremden Einschluß an dieser Stelle. Auch größere oder kleinere Brocken aus der Buntsandsteinformation mit deutlichem Farbenwechsel in den ein- zelnen Schichten kommen häufig vor. Mitunter beobachtet man auch tertiäre Braunkohlensandsteine, wie wir sie besonders zahlreich in den Tuffen der nördlichen Vorberge (Dörnberg, Immeiburg, Helfen- stein) antreffen. Auch graue Tone und größere Partien meist grüner, glänzender Letten sind oft in den Tuffen anzutreffen. Neben weiß- lichen Quarzgeröllen finden sich auch Einschlüsse von körneligem, 1 Vergl. die Abbildungen bei Rinne, Über norddeutsche Basalte usw. II. Abh. d. k. preuß. geol. Landesanst. Berlin 1897. p. 46, und Beyschlag, Erläuterungen zu Blatt Besse der geol. Landesanst. p. 18. 2 Rinne, 1. c. II. p. 12. 486 A. Berns, Beiträge zur Petrographie leicht amethystfarbenem Quarz, wie sie auch Rinne 1 bereits er- wähnt. Rinne1 2 beschreibt außerdem pegmatitartige Quarzfeldspat- gesteiue , auf die ich an dieser Stelle nur hinweisen möchte. Infolge der vorgeschrittenen Verwitterung ist der Tuff stellenweise bröckelig geworden. Sickerwasser haben im Lauf der Zeit stark auf ihn eiugewirkt und unregelmäßige Klüfte in ihm gebildet. Dies tritt besonders deutlich in einem kleinen längst verlassenen Bruch etwa 250 m südöstlich der Teufelsmauer in Erscheinung. Ein im wesentlichen ähnliches Bild bietet der Tuff in jenem anderen Aufschluß im Druseltal an der Nordseite des Kuhberges oberhalb der Basaltbrüche und gegenüber dem Gasthaus zur „Neuen Drusel“. Es ist ein kompakter ungeschichteter Schwemmtutf mit häufig auftretenden Resten stark verkieselten Holzes. Auffallend zahlreich finden sicli in ihm die auch für den Basalt so charakte- ristischen Olivinbomben. Blattabdrücke wurden in größerer Menge nur in dem Tuff- bruch an der Westseite des Ahrensberges augetroffen. Besonder- heiten lassen die übrigen Aufschlüsse sonst makroskopisch nicht erkennen. Erwähnen möchte ich an dieser Stelle jedoch noch, daß die auf Blatt Wilhelmshöhe der geol. Landesanstalt gezeichnete Basalt- kuppe des Katzensteins in der Hauptsache Tuff aufweist. Dieser steht besonders an seiner bewaldeten Ostseite bis zum Gipfel in kleineren Felspartien an. Petrographiseher Teil. I. Tuff und Basaltauswürflinge. Schon Sartorius von Waltershausen hat nachgewiesen, daß die Basalttuffe des Habichtswaldes palagonitisch sind3 4. U. d. M. zeigen sie, wie die Tuffe der niederhessischen Basalte überhaupt, große Ähnlichkeit mit dem Palagonittuff' des Kempenicher Kopfes in der Eifel. Nur das Verkittungsmaterial ist ein anderes. Während in den Tuffen des Kempenicher Kopfes Kalkspat vor- herrscht, fehlt dieser in unseren Tuffen vollkommen, und ein meist schwachgelbes, isotropes Bindemittel tritt an seine Stelle. Auch die Tuffe aus der Umgegend von Le Puy in der Auvergne gleichen, worauf zuerst Girard 4 und Naumann5 und späterhin Penck6 liin- wiesen, u. d. M. wie im Handstück denen des Habichtswaldes. 1 1. c. II. p. 32. 2 1. c. II. p. 31. 3 Vergl. Zirkel, Lehrbuch der Petrographie. 3. 1894. p. 693 4 Girard, N. Jahrb. f. Min. etc. 1853. p. 568. 5 Natmann, N. Jahrb. f. Min. etc. 1869. p. 195. 6 Penck, Basalttuffe der Auvergne. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 31 1879. p. 554. der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel. 487 Mikroskopisch bildet einen Hauptteil der Zusammensetzung des Tuffes jenes weingelbe bis lederbraune, als Palagonit bezeiclinete Basaltglas. Im Handstück treten die höchstens stecknadelkopf- großen, honiggelben oder bräunlichen, kolophoniumähnlichen Körn- chen oft nur unter der Lupe deutlich hervor. Zwischen gekreuzten Nicols erweist sich die Palagonitsubstanz stets als vollkommen isotrop. Randlich zeigt sie des öfteren eine Umwandlungszone von stets hellerer Farbe, die gleichfalls kaum auf das polarisierte Licht einwirkt. Mag auch das basaltische Glas die verschiedensten Stadien dieser Umwandlung zeigen, stets sind die vorkommenden Kristallausscheidungen in ihrer ursprünglichen Frische erhalten und zeigen keinerlei Spuren von Veränderung. Dieselben Um- wandlungserscheinungen beobachten wir bisweilen am Rande der Hohlräume, die sich oft in großer Menge in den einzelnen Glas- lapilli finden. Die Hohlräume sind nicht selten von einer Neu- bildung erfüllt, die in den meisten Fällen aus zeolithischer Substanz besteht. Sie zeigt häufig eineil schwachen Stich ins Gelbliche und gibt zwischen gekreuzten Nicols ein mehr oder weniger deutliches Interferenzkreuz. Vielfach erweist sich die Neubildung als voll- kommen isotrop, so daß wir Opal vermuten müssen. Oft ist der Palagonit von winzigen Dampfporen in großer Menge angefüllt. Palagonitkörner ohne nennenswerte Kristallausscheidungen, wie sie stellenweise auf Island 1 und an einigen anderen Orten beobachtet werden, finden sich hier nicht. In einer größeren Anzahl von Lapilli des Palagonittuffs von Island sind Plagioklas und Olivin die nachweisbaren Kristallausscheidungen. Demgegen- über tritt der Feldspat, wie in der Auvergne, auch in unserem Gebiet vollkommen zurück. Nur in ganz vereinzelten Fällen findet man leistenförmigen Plagioklas mit bisweilen deutlicher Zwillings- lamellierung. Als wesentliche Ausscheidungen treten in dem Pala- gonit des Habichtswaldes Augit, Olivin und meist Magneteisen auf. Untergeordnet findet sich hin und wieder auch Glimmer. Neben kleinen prismatischen Kriställchen bildet der Augit oft größere Einsprenglinge, beide von graubrauner Farbe. Zwillings- bildung wird an letzteren selten beobachtet. Schlackeneinschlüsse treten oft in solcher Menge auf, daß der Augit durch sie voll- kommen getrübt ist. Vielfach wird ein Kern von Ägirinaugit beobachtet. Die Spaltungsrisse gehen dann durch Kern und Rand- zone mitunter ununterbrochen hindurch. In einem solchen Fall zeigte der monokline Augitrand eine Auslöschung von 37,2° gegen eine solche von 48,9° in dem grünen Kern. Auch Olivin tritt in wechselnder Größe auf. Kristallo- graphisch begrenzte Individuen sind nicht selten stark korrodiert. 1 Penck, Über Palagonit- und Basalttuft'e. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 31. 1879. p. 568. 488 A. Berns, Beiträge zur Petrographie Oft liegen Bruchstücke größerer Augit- und Olivinkristalle mit einem stets nur schmalen Rand des basaltischen Glases als Ausscheidungen aus dem Magma in dem Aschenmaterial. Magneteisen fehlt in einigen der Palagonitkörnchen voll- kommen, ist dafür in anderen um so reichlicher zu finden. Nicht selten ist es auffälligerweise nach Art eines Magnetitrandes um die Augite angesammelt. Der braune Magnesiaglimmer zeigt deutliche Spaltungsrisse. Mitunter findet man als fremden Einschluß in dem leder- braunen, palagonitischen Glas ein meist vollkommen gerundetes Quarzkorn mittlerer Größe. Um solche Quarzkörner hat sich zunächst eine schmale, einschlußfreie, kanariengelbe, vollkommen isotrope Zone gebildet, die ihrerseits von einem ebenso schmalen, dunkelgrauen Saum umgeben wird. Dieser besteht aus einem Haufwerk winziger Kriställchen, die wahrscheinlich als Augite anzusprechen sind. Beide Zonen sind scharf voneinander getrennt. Außer diesen Palagonitkörnern finden wir in dem Tuff häufig vollkommen poröse Basaltlapilli mit opaker Grundmasse und ver- einzelt größeren Ausscheidungen von Augit und Olivin. Auch voll- kommen kristalline basaltische Auswürflinge werden neben diesen beobachtet. Verkittet werden die einzelnen Lapilli durch ein selten voll- kommen farbloses und klares, meist gelblichbraunes und oft durch tonige Beimengungen getrübtes Cäment. Sehr zahlreich trifft man in ihm neben größeren Quarz-, Augit- oder Olivinfragmenten nur winzige Bruchstücke dieser Kristalle. Die Quarzkörner sind als Bruchstücke fremder Gesteine aufzufassen. Gerundete Formen treten neben unregelmäßig eckigen auf. Der Quarz ist meist von zahlreichen Gas- und Flüssigkeitseinschlüssen erfüllt, deren Menge zuweilen bis zur Trübung des Korns zunimmt. Mitunter sind mehrere Körnchen zu einem Aggregat vereinigt. Nur selten tritt an Stelle des farblosen bis schwachgelben Cämentes zeolithisches Bindemittel mit sehr niederen Polarisations- farben und meist undeutlichen Interferenzkreuzen (Südabhang des Brasseisberges, Fuchslöcher am Seeberg). Nicht unerwähnt bleiben soll hier eine nur an einer Stelle beobachtete Umwandlung der Olivine in eine gelblichbraune Sub- stanz. Sie zeigt sich in dem Tuff am Südabhang des Hunrods- berges vor dem alten Basaltbruch. Der Tuff ist hier sehr stark verwittert und auch nur noch in geringer Menge unter dem Wurzel- werk einer Eiche vorhanden. In keinem der Kristalle wurden auch nur Spuren frischer Olivinsubstanz vorgefunden. Das gelblich- braune Umwandlungsprodukt besteht, wie die Betrachtung im polarisierten Licht erkennen läßt, aus einem Haufwerk winziger, verschieden orientierter Individuen mit sehr hohen Interferenzfarben. Von den größeren Basaltlapilli wurde eine Reihe aus der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel. 489 dem Tuffbruch an der Teufelsmauer und aus dem im Druseltal näher untersucht. Ägirin- oder Titanaugit, die in den anstehenden Tracliy- doleriten der Umgebung häufig Vorkommen, und die sich auch in den Tuffen des öfteren finden, wurden in den untersuchten Basalt- auswiirflingen merkwürdigerweise nur ganz vereinzelt nachgewiesen. Die meisten der untersuchten Basaltauswürflinge erwiesen sich als Limburgite oder als reine F eld sp atb a s alte , z. T. von schlackiger, poröser Beschaffenheit. Außerdem liegen aus der Teufelsmauer noch einige Lapilli shonkinitischer Trachydolerite sowie eines glasreichen, feldspatfreien Noseanbasaltes vor, die im anstehenden Gestein der Umgebung nicht beobachtet werden. Außer dem selten vollkommen farblosen, meist dunkelbraunen Glase beteiligt sich bei den Limburgiten in prismenförmigen kleinen Kristallen Augit am Aufbau der Grundmasse. Einspreng- liugsaugite werden nur selten beobachtet. Der stets vollkommen klare Olivin enthält mitunter Körner von Eisenerz. Er ist oft in deutlichen Kristallen ausgebildet und bedingt mit den Ein- sprenglingsaugiten die porphyrische Struktur. Nicht selten sind die Kristalle stark korrodiert. Magneteisen tritt in zwrei durch ihre Größe getrennten Generationen auf. Dem braunen Glase hat es oft so viel an Eisen entzogen, daß um einzelne Körner ein lichterer Hof entstanden ist. Feldspatbasalte, wie sie von Schlossmacher (1. c.) vom Nordrande des Habichtswaldes (Lambert, Brandkopf, Südseite des Dornberger Tales) beschrieben werden, finden sich auch unter den Basaltauswürflingen beider Aufschlüsse. Sie zeigen meist deutlich porphyrische Struktur. Der Plagioklas tritt in mehr oder weniger breiten leistenförmigen Schnitten mit charakteristischer Zwillingslamellierung auf. Neben diesen Leisten finden sich mit- unter Feldspatpartien mit undulöser Auslöschung. Die einzelnen Feldspatindividuen sind nicht selten fluidal angeordnet. Gegabelte und gefensterte Ausbildungsformen, die auf Stromoberflächen hin- weisen, wurden gleichfalls beobachtet. Augit tritt in zwei Generationen auf. Der prismenförmige braune Augit der Grundmasse ist meist idiomorpli. Oft sind die Kristalle so klein, daß sie nur bei stärkerer Vergrößerung deutlich zu erkennen sind. Der lichtbraune Einsprenglingsaugit zeigt in vielen Fällen gleichfalls regelmäßige Begrenzung. Häufig ist Zwillingsbildung an ihm zu bemerken. Verschiedene Auslösclmng zwischen Kern und Randzone weist mitunter auf Änderung in der chemischen Zusammensetzung während des Wachstums hin. Oft ist die Auslöschungsschiefe des Kerns, öfter die der Randzone größer. Größere und kleinere zentrische Verwachsungen sind stets zu finden. Schlackeneinschlüsse treten in einigen Schliffen in reichlicher Menge im Augit auf. Sie erfüllen dann oft den 490 A. Berns, Beiträge zur Petrographie inneren Kern und fehlen in einer schmalen, vollkommen klaren Randzone, oder aber sie ziehen sich bei vollkommen einschluß- freiem Kern parallel der mitunter auch unregelmäßigen äußeren Begrenzung um die Kristalle herum. Augit tritt in einigen Aus- würflingen in makroskopisch erkennbaren größeren Individuen auf, die nicht selten in erheblicher Menge Flüssigkeitseinschlüsse be- herbergen. An einem dieser Augite wurde orientierte Verwachsung mit Hornblende beobachtet. Olivin findet sich stets in größeren und kleineren meist unregelmäßig begrenzten Individuen. Rost- braune bis duukelbraune Färbung des Randes deutet oft auf Ver- witterung. Magnet eisen ist in größeren oder kleineren Körnern meist reichlich vorhanden. Mitunter finden sich einige oktaedrische Kriställchen im Augit. Farbloses, manchmal auch braunes Glas, seltener beide nebeneinander, ist fast überall in geringer Menge vor- handen. Als gelbes Verwitterungsprodukt tritt mitunter Spliäro- siderit. auf, in derselben Ausbildungsweise, wie er aus den Basalten von Steinheim bei Hanau bekannt ist. Die Poren der schlackigen Basalte sind oft so zahl- reich und dicht gedrängt, daß nur sehr schmale Wände zwischen ihnen übrig bleiben. In der vollkommen undurchsichtigen Grund- masse sind nur mitunter winzige Feld spatlei st chen zu er- kennen. In größeren Kristallen treten nur Augit und Olivin auf. Meist ist der Augit von einer Unmenge von Schlackeneinschlüssen durchsetzt. Diese sind vielfach nur in einer rundlichen Zone an- geordnet, erfüllen in anderen Fällen aber auch den ganzen Kristall. Augit mit einem Kern von Ägirin augit wurde in einem einzigen Fall iu einem Auswürfling aus dem Bruch im Druseltal beobachtet. Auch rhombischer Pyroxen kommt bisweilen vor. Der Olivin ist oft stark korrodiert. Sphärosiderit wurde auch hier des öfteren auf Drusen beobachtet. Aus dem Bruch an der Teufelsmauer liegen außerdem noch einige Bomben von shonkinitischem Trachydolerit vor, die im mikroskopischen Bild im allgemeinen jenen von Schloss- macher untersuchten shonkinitischen Trachydoleriten aus den Stein- brüchen am Kuhberg im Druseltal gleichen. Auch hier tritt der Sanidin als farblose anisotrope Füllmasse mit den niederen grauen Polarisationsfarben der ersten Ordnung auf. Durch die Unangreif- barkeit mit Salzsäure wurde der Nachweis gebracht, daß es sich nicht um Nephelin handelt. Die einzelnen, gleichmäßig auslöschenden Partien des Sanidin sind stets unregelmäßig begrenzt. Mitunter wurde Verwachsung nach dem Karlsbader Gesetz beobachtet. Feine Apatitnädelchen sind in der Sanidinfüllmasse häufig zu beobachten. Der nur selten auftretende Plagioklas unterscheidet sich von dem Sanidin durch die stets deutliche polysynthetische Zwillings- lamellierung. Neben Sanidin tritt als Füllmasse oft ein farb- loses Glas auf, das bei Behandlung mit Salzsäure Wiirfelchen der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel. 491 von Na CI bildet. Auch in ihm liegen feine Apatitnadeln. Kleinere Erzkörnchen sind mitunter reihenweise in ihm aneinandergelagert. Der violettbraune Augit tritt fast nur in der Grundmasse auf. Einsprenglinge von Augit sind selten. Der Olivin zeigt neben kleineren unregelmäßigen Körnern oft kristallographiscli wohl- begrenzte, vielfach jedoch stark korrodierte Individuen. Erz- körnchen sind hin und wieder in ihm eingeschlossen. Häufig zeigt der Olivin einen braunroten Verwitterungsrand. Mit den Ein- sprenglingsaugiten bedingt er eine deutlich porphyrische Struktur. Oktaeder von Magneteisen, meist ziemlich groß, sind stets ziemlich gleichmäßig in der Grundmasse verteilt. Hervorheben möchte ich zum Schluß aus dem Bruch an der Teufelsmauer das Auftreten eines an farblosem, mitunter auch schwach bräunlichem Glase reichen Auswürflings von feldspatfreiem Noseanbasalt. Schlossmacher 1 erwähnt unter den Mineralien der Sodalithgruppe korrodierten Nosean in ganz geringer Menge an einer einzigen Stelle in einem glasreichen basaltoiden Trachv- dolerit südwestlich vom Dachsberg. In dem Gestein aus der Teufelsmauer tritt Nosean sehr reichlich in meist scharf be- grenzten Individuen auf. Die farblosen Kristalle sind im Innern meist grau bis grauschwarz bestäubt, und man erkennt an helleren Stellen, daß sich sehr zahlreiche und feine schwarze Nädelchen unter 90° durchschneiden. Der meist idiomorphe Augit der Grnnd- masse ist erst bei stärkerer Vergrößerung deutlich zu erkennen. Zwillingsbildung fehlt den lichtbraunen, meist langprismatischen, seltener gedrungenen Einsprenglingsaugiten fast vollkommen. Olivin findet sich in meist größeren, unregelmäßigen, nicht selten korro- dierten Individuen. Er läßt mitunter Serpentinisierung in den ver- schiedensten Stadien erkennen. Magneteisen ist in einzelnen Körnern gleichmäßig verteilt. Nach vorliegenden Untersuchungen ist demnach eine Einteilung der Tuffe des Habichtswaldes vom petrographischeu Gesichtspunkte aus in solche der Feldspatbasalte, basaltoiden bezw. shonkinitischen Trachydolerite, wie Schlossmacher1 2 3 sie vermutet, kaum durchführbar. II. Urausscheidungen. Die in diesem Abschnitt behandelten und näher untersuchten Ausscheidungen werden in Übereinstimmung mit den Ansichten von Rinne 3 und Zirkel4 nicht als exogene, sondern als protogene Ge- bilde aufgefaßt. 1 1. c. p. 657. 1. c. p. 663. 3 1. c. I. p. 10 ff. und II. p. 73 ff. 4 Zirkel. Über Urausscheidungen in rheinischen Basalten. 28. Bd. der Abhandl. der math.-phys. Klasse der Kgl. Sachs. Ges. der Wissenscli. 1903. p. 103 ff. 492 A. Berns, Beiträge zur Petrographie Eine größere Anzahl von Urausscheidungen liegt aus der Tuffmasse östlich vom Hirzstein (Teufelsmauer, Hoher Baum) und aus der Tuffmasse des Kuliberges (Bruch im Druseltal) vor. Auf sie soll im folgenden näher eingegangen werden. a) Tuffmasse östlich vom Hirzstein bei Elgershausen. Die mit einer einzigen Ausnahme (Artillerieweg am Südabhang des Hohen Baum) aus dem Bruch an der Teufelsmauer und aus dem südöstlich hiervon gelegenen Bruch stammenden Ausscheidungen sind mit Rücksicht auf die sie zusammensetzenden Mineralien in folgender Weise gegliedert. Ausscheidungen von vorwiegend 1. o Feldspat, Olivin, 3. Feldspat-Augit, 4 . F eidspat- Augit-Hornblende, Feldspat-Ägirinaugit-Hornblende, akzessorisch Titanit, Feldspat-Ägirinaugit-Titanit, 7. Feldspat-Biotit, 8. Augit-Biotit, 9. Hornblende, 10. Hornblende- Augit, 1 1 . Feldspat-Skapolith-Ägirinaugit, akzessorisch Titanit, 12. Skapolith-Granat- Augit. 5. 6. 1. Feldspat. Grauweißer Feldspat ist der Hauptgemengteil der hier be- trachteten Ausscheidungen ; auch der herrschende Farbenton dieser protogenen Gebilde ist der dieses Minerals. In einem im Hand- stück feinkristallinen Aggregat treten einzelne dunkle und glänzende Schüppchen von Biotit auf. Der Feldspat ist, worauf fehlende Zwillingslamellierung und die BECKE’sche Linie hinweisen , in der Hauptsache Orthoklas. In den mittelgroßen und stets unregelmäßigen Individuen sind nicht selten feine Nädelchen von Apatit eingeschlossen. Plagioklas ist selten und gleichfalls allotriomorph. An seiner Zwillingslamellierung ist er deutlich von Orthoklas zu unterscheiden. Zwischen den einzelnen Feldspatindividuen liegt oft ein schmaler Saum einer braunen, scheinbar isotropen Substanz, die sich netzartig über den ganzen Schliff verteilt. Braune Flecken des mitunter etwas bröckeligen Handstückes werden hierauf zurückzuführen sein. Biotit ündet sich in wenigen, stark pleochroitischen, meist längeren Leisten mit deutlicher Spaltbarkeit. Der häutig in gedrungenen Prismen vorkommende Apatit zeigt auf Längsschnitten die für ihn charakteristische Querabsonderung. der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel. 493 Im Zusammenhang hiermit sei auf das Vorkommen einzelner größerer Feldspatindividuen hingewiesen. So fand sich ein mehrere Zentimeter großes Bruchstück eines vollkommen sanidinähnlichen Feldspats mit deutlicher Spaltbarkeit. Die BECKE!scke Linie sowie sehr feine und spärliche Zwillingslamellierung ließen ihn als Plagio- klas erkennen. Auch unter den außerdem untersuchten Feldspat- individuen wurde Orthoklas nicht beobachtet. 2. Olivin. Da Olivinbomben im Vergleich zu dem Aufschluß in der Drnsel verhältnismäßig selten an dieser Stelle beobachtet wurden, so sei hier auf jenes Vorkommen verwiesen. 3. Feldspat- Augit. Protogene Plagioklas-Augitmassen aus den Tuffen des Habichts- waldes erwähnt bereits Renne 1 in seiner Arbeit über norddeutsche Basalte und gibt dort auch eine Abbildung einer solchen Aus- scheidung. Aus vorliegendem Material sei zunächst eine über faustgroße, vorwiegend aus Plagioklas bestehende Ausscheidung erwähnt. Schon makroskopisch erkennt man in der weißen Feldspatmasse stellen- weise größere Anhäufungen von tief grünlichschwarzem Augit, die sich als dunkle Flecken auf weißem Grunde scharf abheben. Der Feldspat ist ein Plagioklas mit deutlichen Zwillingslamellen oft nach dem Albit- und Periklingesetz. Die häufig schon im gewöhn- lichen Licht sichtbaren Zwillingslamellen sind bei scharfer gerad- liniger Begrenzung meist auffallend zahlreich und fein. Nicht selten beobachtet man Auskeilen dieser Zwillingslamellen. Alle diese Verhältnisse sind so, wie es für Plagioklase mancher gabbro- artiger Gesteine typisch ist. Flüssigkeitseinschlüsse ziehen sich meist in Form schmaler Streifen durch den Feldspat. Auf sehr feinen Spalten zwischen den einzelnen Individuen verbreitet sich netzartig eine schwach braune, isotrope Substanz. Der grünlich- braune. meist deutlich pleochroitische monokline Augit bildet fast immer ein Aggregat mehrerer unregelmäßig begrenzter Körner. An der Grenze zwischen Feldspat und Augit haben beide Mineralien eine Veränderung erlitten. Der Augit zeigt eine schmale, auch wohl etwas breitere dunkle Zone, die aus winzigen, mitunter auch größeren schwarzen, opaken Körnchen, anscheinend von Erz, be- stehen. Der schmutzigbraune Rand des Feldspates ist regelmäßiger und schärfer begrenzt und setzt sich aus einzelnen, winzigen Mikro- lithen zusammen. Zwischen Feldspat und Augit beobachtet man nicht selten wasserklare, z. T. auch braunrot verwitterte Körnchen Rinne, 1. c. II. p. 78. 494 A. Berns, Beiträge zur Petrographie von Olivin. Manchmal sind mehrere solcher Körner streifenförmig an- einandergelagert, so daß divergentstrahlige Gebilde entstehen. Akzes- sorisch kommt im Schliff in meist gedrungenen Prismen Apatit vor. In einer ähnlichen, weniger großen Ausscheidung nahm auch die Dimension der Augitaggregate im Feldspat ab. Augit und Feldspat zeigen nichts Bemerkenswertes. Mitunter tritt jedoch zwischen den einzelnen Feldspatindividuen oder auch wohl auf Sprüngen durch dieselben ein braungelbes, vollkommen isotropes basaltisches Glas auf. Bräunlichgrüner, unregelmäßiger Augit sowie Erz sind in ihm zur Ausscheidung gekommen. Pvroxen ist stellenweise nur in geiinger Menge vorhanden und bisweilen von Magnetitkörnchen umgeben. Neben oktaedrischen Körnern von Magneteisen beobachtet man häufig auch unregelmäßige Lappen von Titaneisen. Tritt Feldspat an Menge zurück, Augit, sowohl rhombischer als monokliner, häufiger auf, so nehmen die Ausscheidungen eine meist gleichmäßig graue Farbe an. Bei einem solchen Auswürfling ist der Plagioklas meist breit- tafelig und vielfach nach dem Albit- und Periklingesetz verzwil- lingt. Er zeigt auch hier das für die Plagioklase mancher Gabbro- gesteine charakteristische Verhalten der Zwillingslamellen. Diese sind meist scharf begrenzt, oft sehr breit und nicht selten schon im gewöhnlichen Licht deutlich erkennbar. Flüssigkeitseinschlüsse ziehen sich oft in großer Menge reihen- oder bandförmig ange- ordnet durch den Feldspat hindurch. Vielfach sind kleinere Augite regellos im Plagioklas verteilt. Häufig sind sie lang und schmal und prismatisch scharf begrenzt. Gegen den Augit zeigt der Plagioklas eine mehr oder weniger breite Zone von grauer Farbe, die durch winzige, meist parallel angeordnete, stabförmige Mikro- lithe nicht näher zu bestimmender Natur hervorgerufen wird. Der rhombische Augit herrscht an Menge gegenüber dem monoklinen vor. Er enthält sehr feine schwarze und vollkommen isotrope, stets unter sich und zur c-Achse parallel angeordnete Mikrolithe in solcher Menge eingelagert, daß er im gewöhnlichen Licht voll- kommen getrübt erscheint. Nur mitunter treten diese Gebilde an Menge zurück und lassen an solchen lichteren Stellen deutlich die Eigenschaften des rhombischen Augit erkennen. Vereinzelt finden sich auch kleinere Körnchen von Magneteisen eingeschlossen. Der rhombische Augit ist an der Grenze mit Plagioklas meist ver- ändert und weist eine mehr oder weniger breite dunkle Zone auf. Diese ist gegen das Innere meist scharf abgegrenzt und besteht aus staubförmigen opaken Körnchen. Treten sie an Menge zurück, so gewahrt man nicht selten ein Haufwerk kleiner Augite und Olivine. Die Olivine sind meist klar und durchsichtig, seltener bräunlichrot verwittert, und zeigen zwischen gekreuzten Nicols die höheren Polarisationsfarben. Mitunter findet sich in dem rhom- der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel. 495 bischen Augit ein größerer Feldspatkristall eingesclilossen. In der Umgebung eines solchen Kristalls zeigt der Augit eine ähnliche Randerscheinung wie die eben beschriebene. Oft schließt der rhombische Augit ein unregelmäßiges Haufwerk kleinerer Augit- und Olivinkörner ein. Neben dem rhombischen tritt in einzelnen Individuen monokliner Augit auf. Er ist von unregelmäßigen Schlackeneinschlüssen mitunter förmlich angefüllt und dadurch ge- trübt. Zwischen gekreuzten Nicols schimmern die höheren Polari- sationsfarben des Augit deutlich durch. Nicht selten sind mittel- große, unregelmäßig begrenzte und vollkommen einschlußfreie Individuen zu einem Aggregat vereint und von einer schmalen graubraunen Zone umschlossen. Im polarisierten Licht erweist sich auch diese, wie bei dem rhombischen Augit, als Haufwerk einzelner Körner von Augit und Olivin. Auf äußerst feinen Spält- chen zwischen diesen Augit- und Olivinkörnern und zwischen Feldspat und Pvroxen findet man nicht selten ein schwach polari- sierendes, gelblichbraunes Infiltrationsprodukt, das meist ein un- deutliches Interferenzkreuz zeigt. Mitunter dringt, wie bereits makroskopisch zu erkennen, basaltisches Magma aderförmig in die Ausscheidung ein. Die Basaltadern erweisen sich als shonkinitischer Tracliydolerit, dessen Sanidin als stets farblose und anisotrope Füllmasse mit den niederen Polarisationsfarben auftritt. Einheit- liche Feldspatmassen zeigen hin und wieder undulöse Auslöschung. Augit und Olivin treten meist in kleineren Körnern auf. Durch Aneinanderlagerung einzelner Olivinkörner entstehen mitunter auch hier divergentstrahlige Gebilde. Eisenerz tritt reichlich auf und ist mitunter streifenförmig angeordnet. Makroskopisch gleicht dieser Ausscheidung eine andere, deren Plagioklas keine Besonderheiten aufweist. Auch monokliner und rhombischer Augit zeigen wesentlich dieselbe Erscheinungsweise. Gegen den monoklinen Pyroxen tritt hier jedoch der rhombische sehr zurück. Der monokline Augit zeigt mitunter parallel den Spaltungsrissen winzige Mikrolithe, wie wir sie bei dem rhombischen Pyroxen der vorigen Ausscheidung fanden. Jedoch sind sie hier nicht so zahlreich und meist nur flächenweise angeordnet. Die Auslöschungsschiefe des monoklinen Pyroxens geht mitunter bis zu 42°. Stellenweise wurde Zwillingsbildung nach der Querfläche beobachtet. Erzkörner treten hier in weit größerer Menge als in der vorigen Ausscheidung auf. Wir haben also, wenn auch z. T. in anderer Ausbildungsweise, die Gemengteile eines Basaltes. Das Magneteisen ist auch hier oft randlich um die Augite angeordnet. 4. Feldspat - Augit-Hornblen de. Die Mannigfaltigkeit der vorwiegend aus Feldspat und Augit bestehenden Ausscheidungen wird durch das Auftreten von Horn- 496 A. Berns. Beiträge zur Petrographie blende erhöht. Das Außere dieser Urausscheidungen ist bedingt durch das Vorherrschen des einen oder anderen der eben erwähnten Geniengteile. Wir finden des öfteren dunkelgraue und feinkristalline Uraussclieidungen, die vorwiegend aus Hornblende und Augit be- stehen und nur wenig Feldspat aufweisen. Bisweilen tritt dieser auch lagenweise mehr hervor, so daß die Ausscheidung gebändert erscheint. Mitunter können Hornblende und Augit gegen den Feld- spat sehr zurücktreten. Bei diesen meist grobkörnigeren Aus- scheidungen erscheinen Amphibol und Pyroxen dann als dunkle Flecken in der weißen Feldspatmasse. Der stets farblose und undurchsichtige Feldspat ist ein Plagio- klas mit oft streifenförmig angeordneten Flüssigkeitseinschlüssen. Von gesetzmäßiger Begrenzung ist auch hier nichts zu erkennen. Oft sind es einzelne rundliche, unregelmäßig gestaltete Körner, oft ist die Ausbildung auch mehr tafelförmig. Zwillingslamellen sind mitunter kaum zu beobachten, andererseits jedoch schon im gewöhnlichen Licht deutlich zu erkennen. Sie treten auch hier häufig nach dem Albit- und Periklingesetz auf und keilen vielfach aus. An fremden Einschlüssen finden sich des öfteren in größerer Menge kleine Hornblende- und Augitkriställchen, oft regellos, bis- weilen jedoch auch unter sich parallel angeordnet. Augit kommt sowohl rhombisch als monoklin vor. Bei weitem vorherrschend ist der letztere. Er ist meist blaßgrün und schwach dichroitisch und zeigt nur in der Prismenzone mitunter Andeutungen kristallo- graphischer Begrenzung. Auslöschuugsschiefen wurden bis zu 43° gemessen. Zwillingsbildung nach der Querfläche ist nur selten zu beobachten. Oft treten kleinere Erzkörner im Augit auf. Augit und Hornblende sind häufig orientiert verwachsen. Mitunter ziehen sich schmale Streifen von Hornblende parallel den Spaltungsrissen durch den Augit, oft erscheint die Hornblende aber auch in un- regelmäßigen Lappen in ihm, deren Spaltungsrisse denen des Augits parallel laufen. Nicht selten sind solche Hornblendepartien durch feinverteiltes Erz vollkommen undurchsichtig geworden. Bisweilen wird der Augit von einem mehr oder weniger breiten Hornblende- saum umgeben. Auch hier setzen sich die Spaltungsrisse durch beide Individuen häufig ununterbrochen in derselben Richtung fort. Der fast farblose rhombische Augit mit seinen niederen Interferenz- farben und der geraden Auslöschung in Längsschnitten zeigt gleich- falls nur Andeutungen kristallographischer Begrenzung. Mitunter beobachtet man Parallelverwachsung mit monoklinem Augit. Wie bereits erwähnt, tritt der rhombische Pyroxen an Menge gegen den monoklinen zurück und fehlt in einigen Ausscheidungen fast ganz. Die dunkelbraune, stark dichroitische Hornblende ist in einigen Ausscheidungen in großer Menge vorhanden, während sie in anderen nur spärlich anzutreffen ist. Auch sie zeigt nie kristallographische Begrenzung. Die Auslöschungsschiefe wurde der Basalttuffe des Habichts vvaldes bei Cassel. 497 bis zu 15° gemessen. Durch staubförmige Partikelchen von Magneteisen erscheint die Hornblende oft bestäubt und getrübt. Diese Bestäubung kann oft bis zur völligen Undurchsichtigkeit zunehmen. Innige Verwachsung mit Augit wurde bereits erwähnt. Nicht selten hat die Hornblende einen Rand von monoklinem Augit. Der meist gleichmäßig graue Augitsaum zeigt zwischen gekreuzten Nicols die stets höhere Auslöschungsschiefe. Bisweilen treten in der Hornblende kleine Blättchen eines dunkelrotbraunen, undurch- sichtigen und nur schwach auf das polarisierte Licht einwirkenden Minerals auf, dessen Natur nicht näher zu bestimmen war. Magnet- eisen ist des öfteren in größerer Menge vorhanden und liegt nicht selten im Augit. Daneben tritt mitunter in unregelmäßigen Lappen Titaneisen auf. 5. Feldspat-Ägirinaugit-Hornblende; akzessorisch T i t a n i t. Mitunter tritt in den Ausscheidungen der eben betrachteten Mineralkombination an Stelle des rhombischen und monoklinen Pyroxens Ägirinaugit. Eine faustgroße, runde, blauschwarze Ausscheidung zeigt makroskopisch kleine , langprismatische Hornblendekristalle mit deutlichen Spaltungsflächen. Zwischen diesen in der Hauptsache vorherrschenden Hornblendekristallen finden sich weiße Partien von Feldspat, der sich u. d. M. stets als Plagioklas erweist. Da der Orthoklas für sich allein als Urausscheidung bekannt ist (No. 1 p. 492) und andererseits der Ägirinaugit für ein be- sonderes Charakteristikum der orthoklasführenden shonkinitischen Trachydolerite angesehen wird, so ist es auffallend, daß unter den hier und im folgenden besprochenen Urausscheidungen der mit dem Ägirinaugit auftretende Feldspat stets ein Plagioklas ist. Er zeigt hier nie kristallographische Begrenzung. Oft lassen sich im gewöhnlichen Licht scheinbar einheitliche Feldspatpartien im polari- sierten Licht als ein Aggregat mehrerer Individuen erkennen. Die unregelmäßigen Ränder dieser Individuen greifen vollkommen in- einander über. Zwillingsbildung ist nicht immer deutlich zu be- obachten, doch deutet die BECKE’sche Linie in solchen Fällen stets auf Plagioklas. Randlich tritt beim Plagioklas meist eine dunkel- braune Zone regelmäßig verteilter staubförmiger Partikelchen auf. Diese staubförmigen Gebilde können nach dem Rande zu bis zur völligen Trübung gehäuft sein, nehmen nach dem Innern aber an Menge ab, so daß die Zone, immer heller werdend, allmählich ohne scharfe Grenze in den reinen Feldspat verläuft. Das Innere der Plagioklase ist stets vollkommen klar und durchsichtig. Als Einschluß findet sich des öfteren Apatit in 0,1 mm breiten und 0,5 mm langen Prismen. Durch die dunkelbraune, stark pleochroi- Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 32 498 A. Berns, Beiträge zur Petrographie tische Hornblende ziehen sich mitunter schmale, unter sich parallele, dunkle Streifen, die aus winzigen isotropen Partikelchen bestehen. Die Neigung dieser Streifen zu den Spaltungsrissen wurde zu ca. 45° bestimmt. Mitunter treten an der Hornblende Zwillinge nach der Querfläche auf. Diese sind schon im durchfallenden Licht an der verschiedenen Färbung, noch deutlicher aber an dem Verlauf jener Streifen zu erkennen, die an der Grenze beider Individuen federartig gegeneinander gestellt sind. Kleinere Apatitkristalle sind mitunter auch in der Hornblende eingeschlossen. In geringer Menge und meist in einzelnen regellos begrenzten Individuen zwischen Hornblende und Plagioklas tritt Agirinaugit auf. Er ist grasgrün mit starkem Pleochroismus nach Bräunlichgrün. Vereinzelt finden sich unregelmäßige Körner von rotbraunem Titanit. Es erscheint bemerkenswert, daß Titanit in allen hier untersuchten ägirinfiihrenden protogenen Bildungen (a 5, 6, 1 1 ; b 6, 7) auftritt, wenn er sich auch in einigen Fällen (a 5, 11) nur in geringer Menge findet und mehr die Bolle eines akzessorischen Gemengteils spielt. 6. F eidspat - Agirinaugit - Titanit. In einer anderen feinkristallinen, wesentlich aus Feldspat und Agirinaugit bestehenden Ausscheidung, fehlt die Hornblende voll- kommen, während Titanit in größerer Menge auftritt. Farblose und farbige Gemengteile wechseln so miteinander ab, daß die Bombe hell und dunkel gefleckt erscheint. Der stets klare und durchsichtige Feldspat ist ein Plagioklas mit oft reihenförmig angeordneten Flüssigkeitseinschliissen. Er zeigt größere, stets unregelmäßig begrenzte Individuen neben mit- unter zu mehreren vereinigten Körnern. Meist ist neben dem Albit- auch das Periklingesetz zu beobachten. Die Zwillings- lamellen keilen sich häufig aus. In dem grünen, stets stark pleo- cliroitischen Agirinaugit sind gleichfalls streifenförmig angeordnete Flüssigkeitseinschlüsse wahrzunehmen. Oft liegen mehrere Individuen verschiedenster Größe reihenförmig dicht hintereinander. Kotbrauner Titanit liegt häufig zwischen einzelnen Körnern von Agirinaugit. Er zeigt nur selten seine typisch spitzrhombische Form. Meist sind es mehr oder weniger große unregelmäßige Individuen. Gröbere Risse deuten mitunter auf unvollkommene Spaltbarkeit. Apatit- kristalle treten häufig auf und siud nicht selten im Feldspat ein- gewachsen. 7. Feldspat-Biotit. Eine wesentlich aus Feldspat bestehende Ausscheidung ent- hält in dünnen parallelen Lagen Blättchen von Biotit, so daß das Handstück äußerlich den Eindruck eines Gneises macht. Gründe, die gegen die Auffassung als Gneis sprechen, sind aber zunächst der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel. 499 das völlige Fehlen von Orthoklas. Außerdem weicht die Ausbildung des Plagioklases völlig von dem der Gneise ab und zeigt die für manche Gabbroplagioklase charakteristische Ausbildung der Zwil- lingslamellen. Auch tritt Quarz nur ganz untergeordnet auf. Die bereits erwähnte Zwillingslamellierung des Plagioklases ist oft schon im gewöhnlichen Licht deutlich zu erkennen, in anderen Fällen aber auch nur ganz schwach angedeutet. Nicht selten sind schmale Glimmerfetzen im Plagioklas eingeschlossen. Brauner Biotit tritt, wie erwähnt, meist schichtenweise auf und zeigt u. d. M. oft lange, stark dichroitische Rechtecke mit gerader Auslöschung zu den deutlichen Spaltungsrissen. In nur untergeordneter Menge be- obachtet man auch Quarz, der sich außer durch das völlige Fehlen von Zwillingslamellen in basischen Schnitten durch die Interferenz- figur von Plagioklas unterscheiden läßt, mit dem er im gewöhn- lichen Licht leicht verwechselt werden kann. Er ist stets klar und durchsichtig und tritt in allotriomorphen Körnern auf. Farb- lose bis schwach rötliche Zirkonkriställchen mit hoher Licht- und Doppelbrechung werden des öfteren beobachtet und zeigen nicht selten eine Größe von 0,05 x 0,14 mm. Daneben finden wir häufig Apatit. Beide liegen mitunter im Feldspat eingeschlossen. 8. A ugi t - B i o tit. Wie bereits hervorgehoben, kommt Augit in einzelnen kleineren, durchschnittlich 5 mm großen Kristallen im Tuff vor. Aber auch 1,5 cm große Augitkristalle mit meist regelmäßigen Formen, wie sie aus den Tuffen der Eifel, Rhön u. a. 0. erwähnt werden, wurden beobachtet. Auch auf das Auftreten einzelner Glimmer- blättchen sei an dieser Stelle nochmals hingewiesen. Dünne Blätt- chen von Biotit wurden bereits makroskopisch in dem Bruchstück eines Augitkristalls wahrgenommen. Das Marburger Institut besitzt sodann aus dem Bruch an der Teufelsmauer einen Dünnschliff einer vorwiegend aus Augit und Glimmer bestehenden Ausscheidung mit einer Rinde von Basalt. Die größere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß diese Uraus- scheidnng aus dem Tuff selbst und nicht von dem Basaltgang stammt. Bemerkenswert ist sie aus dem Grunde, weil die Basalt- rinde Titanaugit mit deutlichem Kern von Ägirinaugit aufweist, wie sie in den untersuchten Basaltauswürflingen nicht beobachtet wurden. Der Augit der Urausscheidung selbst ist schwach grün mit einem Stich ins Violette. Flüssigkeitseinschlüsse sind in ihm in großer Menge vorhanden und stets streifenförmig angeordnet. An der Grenze zu dem Basalt findet man nicht selten einen geringen Unterschied in der Auslöschung zwischen Kern und Rand- zone. Der Biotit ist zweifellos der jüngere Gemengteil der Aus- scheidung. Er tritt meist in unregelmäßigen Lappen auf, von 32* 500 A. Berns, Beiträge zur Petrographie der Basalttuffe etc. deneu nicht selten auskeilende Streifen zwischen die einzelnen Augite dringen. Gegen den Augit tritt er an Menge zurück. 9. Hornblende. Besonders erwähnen möchte ich an dieser Stelle die öfter im Tuff sich findenden, bis zu 3 cm langen, tiefschwarzen Hornblende- kristalle. Sie zeigen meist die Erscheinung der randlichen Schmel- zung („geflossene“ Formen). Die Kristalle besitzen gute Spalt- barkeit und zerfallen unter dem Einfluß der Atmosphärilien vielfach in mehr oder weniger große Bruchstücke. Bemerkenswert ist das Auftreten der Hornblende aus dem Grunde, weil sie in den Basalten dieser Gegend von Schlossmacher1 2 3 4 nur in den basaltoiden Trachy- doleriten ganz vereinzelt in größeren korrodierten Individuen er- wähnt wird. In den von mir untersuchten Basaltauswürflingen des ganzen Tuffgebietes habe ich Hornblende nirgends beobachten können. Ähnliche Erscheinungen über das Auftreten von Horn- blende in Basalten und den zugehörigen Tuffen erwähnen bereits Reuber 2 für die Gegend von Homberg a. d. Efze und Roth 2 für die Umgebung von Gießen. Auch A. Schwantke 4 erwähnt, daß die unterste Region der Tuffe des Hohen Berges bei Ofleiden a. d. Ohm dadurch charakterisiert ist, „daß in ihr zahlreiche Augite und Hornblenden als selbständiges Auswurfsmaterial eingebettet liegen“, während Hornblende in dem anstehenden Gestein nicht beobachtet wird. Unwahrscheinlich bei der Frage nach der Herkunft dieser Kristalle ist wohl die von Roth aufgestellte Vermutung, daß die Kristalle von in der Tiefe anstehenden hornblendeführenden Ge- steinen abstammen. Viel eher wird, worauf Roth allerdings auch schon hinweist, die Annahme berechtigt sein, daß die Hornblende zu den ersten Ausscheidungen des Magmas gehörte, in dem sie später oberflächlich augeschinolzeu wurde. Hiefür würde teils das verhältnismäßig spärliche Auftreten dieser einzelnen Kristalle gegen- über den anderen Ausscheidungen sprechen, teils auch ihre meist „geflossenen“ Formen. Wenn auch in einer Reihe von Basalten anderer Orte Hornblende als Gemengteil in größerer Menge nach- gewiesen wurde, so spricht ihr Auftreten in meist stark korrodierten Formen nur für diese Annahme. (Schluß folgt.) 1 1. c. p. 657. 2 Reuber, Die Basalte südlich von Homberg a. d. Efze bis zum Knüll- gebirge. N. Jahrb. f. Min. etc. 1904. Beil.-Bd. XIX. 3 Roth, Die Tuffe der Umgegend von Gießen. Dissert. Gießen 1892. 4 A. Schwantke, Die Basalte der Gegend von Homberg a. d. Ohm. insbesondere der Dolerit des Hohen Berges bei Ofleiden. N. Jahrb. f. Min. etc. 1904. Beil.-Bd. XVIII. p. 485. A. Sachs. Ueber pneumatogene Erzlagerstätten. 501 Über pneumatogene Erzlagerstätten. Von A. Sachs in Breslau. In meinem Aufsatze: „Zur Systematik der Erzlagerstätten“ (dies. Centralbl. 1915. p. 77) unterschied ich pneumatogene, mag- matogene und hydatogene Vorkommen, die icli dann weiterhin in syngenetisclie und epigenetische einteilte. Ich bezeiehnete die pneumatogen-epigenetisclien Vorkommen als Exhalationslagerstätten und wies darauf hin, daß ein großer Teil der sogenannten Kontakt- lagerstätten zu ihnen gehört. Von diesen soll hier nicht die Rede sein. Ich möchte mich vielmehr etwas näher über diejenigen Bildungen äußern, die ich für pneumatogen-syngenetisch halte. Als den Typus letzterer bezeiehnete ich die primären Zinnerzvorkommen. Da meine Ausführungen hierüber wohl teilweise nicht richtig verstanden wurden, möchte ich zunächst nochmals darlegen, wie ich mir ihre Entstehung vorstelle. Sie erfolgte nach meiner Auffassung in 3 Phasen: 1. Das granitische Magma führte primär Dämpfe von Zinn- fluorid und Wasser mit sich herauf, und noch im Magma vollzog sich der bekannte Umsatz: Sn Fl4 4- 2 H2 0 = Sn O2 -f- 4H Fl. 2. Das Magma erstarrt und es entstehen Kontraktionsspalten. 3. Die Spalten füllen sich mit Erz, das aus der Dampfform erstarrt, und gleichzeitig erfolgt von den Spalten aus die Um- wandlung des Granites zu Greisen durch pneumatolytische Einflüsse. Ich glaube, daß weder das Studium der Dünnschliffe, noch die bekannten Zinnsteinpseudomorphosen nach Feldspat dieser eben geschilderten Auffassung widersprechen. Wenn R. Beck auf ver- einzelte epigenetische Zinnsteinvorkommen, die an Pegmatite ge- knüpft sind, oder innerhalb von Sedimentgesteinen auftreten, hinweist, so vermag das an der syngenetischen Natur der in Rede stehenden Lagerstätten nichts zu ändern. Vom Greisen lenken sich von selbst die Gedanken zu einem Gestein , das ebenfalls wichtige Erzvorkommen birgt : zum Propylit. Es besteht über die Bildung des Propylites, sowie über seine Beziehungen zur „jungen Gold-Silber-Ganggruppe“ eine reichhaltige Literatur, die in einer Arbeit von Lazarevic (Zeitschr. f. prakt. Geol. 1913. p. 345) zusammengestellt worden ist. Hier- nach existieren dreierlei Auffassungen über die Propvlit-Entstehung : 1. Das propylitische Gestein ist durch postvulkanische Wirkungen auf die normal andesit-dacitischen Gesteine hervor- gebracht worden. Anhänger: von Szabo, Rosenbusch, von Inkey, Weinschenk, von Böckh usw. 2. Die Propylitisierung ist bereits in den vulkanischen Schloten oder noch tiefer eingetreten : von Palfy. 502 A. Sachs. 3. Die Propylitisierung ist kein Ereignis der postvulkanischen Prozesse, sie verdankt ihre Entstehung d3Tnamometamorphen Wirkungen : Schumacher. Lazarevic selbst bekennt sich zur erstgenannten Auffassung. Von besonderem Interesse scheint mir die Äußerung von Stelzxer-Bergeat (Die Erzlagerstätten. 1906. 2. p. 1237) über diese Frage zu sein : „Man wird die , Propylitisierung' für eine der Gangbildung koordinierte, nicht subordinierte Erscheinung halten und fragen dürfen, ob nicht etwa eine intensive Durchgasung des auf- steigenden, teilweise verfestigten Magmas zu dessen be- sonderer petrograpliischer Ausbildung . . . geführt hat.“ Nach der Auffassung von Stelzxer-Bergeat handelt es sich also um eine pneumatolytische und zwar nicht postvulkanische Erscheinung. Damit nähern sich unzweifelhaft Stelzxer-Bergeat, wie es übrigens auch von Palfy tut, der bekannten Auffassung von Richt- hofex, nach welcher der Propjdit ein primäres, kein sekundäres Gestein darstellt. In der Tat liegt ja auch hier dem Greisen gegenüber ein bedeutender Unterschied vor: während die Um- wandlung des Granites zu Greisen vornehmlich längs der Spalten erfolgte, ist die Propylitbildung über den ganzen Gesteiuskomplex hin erfolgt, und diese Tatsache spricht ganz erheblich gegen die Umwandlung der Andesite durch aufsteigende Thermalquellen. Letztere zieht man auch größtenteils für die Bildung der Erzgänge im Propjdit heran. Es sei demgegenüber darauf hin- gewiesen, daß, wenn man der Theorie von Stelzxer-Bergeat und vox Palfy folgt, gewaltige Massen von Wasserdämpfen primär mit dem Magma emporgedrungen sein müssen, die zur Bildung von wasserhaltigen Mineralen: Chlorit, Kaolin, Epidot, Zeolithen führten. Es scheint demnach die Möglichkeit vorzuliegen, daß die Thermalquellen, die mit den Propyliteii verknüpft sind, nicht aufsteigende Nachklänge, sondern im Gegenteil deszendierende Kondensationsprodukte des propylitischen Magmas dar- stellen. Und es besteht weiterhin die Möglichkeit, daß diese Wässer eine Auslaugung der im Gestein primär gebildeten Erze und einen Absatz derselben in den Spalten erzeugten. Es würde sich also um eine Lateralsekretion handeln, aber nicht durch Tagewässer, sondern durch Wässer, die Kondensationsprodukte aus dem Gesteinsmagma darstellen. Was nun aber die Bildung der primären Erze anbelangt, so wären diese als pneumatogen- s y n g e n e t i s c h anzusprechen, es wird sich vor allem wohl um dampfförmige Eisen- und Goldchloride handeln, die durch H2 S- Dämpfe zu goldhaltigem Schwefelkies umgewandelt wurden. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, daß ich die eben Ueber pneumatogene Erzlagerstätten. 503 geschilderten Gedanken nicht als Tatsachen, sondern nur als Möglichkeiten hinstellen möchte. Ganz von selbst lenkt sich dann die Aufmerksamkeit zu einer dritten Gruppe von Lagerstätten: zu den Quecksilber- gängen hinüber. Über sie bemerken Beyschlag-Krusch-Vogt (Die Lagerstätten d. nutzb. Min. 1910. 1. p. 171) Folgendes: „Viele stehen in genetischer Beziehung zu tertiären, einige sogar zu quartären Eruptivgesteinen und den sie begleitenden Solfataren. An einigen Lokalitäten (Sulphur Bank in Kalifornien, Steamboat Springs in Nevada) ist die Erzbildung noch im Gange, so daß man die chemischen und physikalischen Bedingungen für den Absatz des Erzes beinahe wie im Laboratorium studieren kann. Aus den Untersuchungen von Christy, Le Conte und Rising, Posepny, Becker, Melvili.e ergibt sich, daß sich hier Zinnober aus einem Thermalwasser ausscheidet, in dem Schwefel- quecksilber in überschüssigem Na2S gelöst ist. Aus solchen Lösungen kann Zinnober ausfallen durch Verdünnung , durch Oxydation und durch Entweichen von H2S bei der Zerstörung von Na2S, durch Ammoniak bei niedriger Temperatur oder durch reduzierende Einwirkung von Kohlenwasserstoff. In ähnlicher Weise dürften auch andere Zinnobervorkommen gebildet sein. Während man so genügend Anhaltspunkte für die Ursache des Zinnober- absatzes hat, ist man völlig im unklaren über die Herkunft des Quecksilbers und die chemischen Prozesse, durch welche das Metall aus der ursprünglichen Heimat in die Lösungen über- geführt wurde. ... Da es sich im allgemeinen um Nachbar- gebiete junger Eruptivgesteine handelt, kann man mit Wahr- scheinlichkeit vermuten, daß das Magma derselben in ursprünglicher Beziehung zur Herkunft des Quecksilbers steht.“ Derselben Auffassung bin icli auch, nur mit einem Unter- schiede: während die genannten Autoren in den Thermalquellen, aus denen sich heute das Quecksilber absetzt, juvenile Äußerungen erblicken, glaube ich, daß sie Auslaugungsprodukte der genannten Eruptivmassen sind: Kondensationsprodukte der in ihnen primär eingeschlossenen Wasserdämpfe. Die Herkunft des Quecksilbers aber glaube ich in den Eruptivgesteinen selbst suchen zu müssen, und zwar handelt es sich nach meiner Vermutung um pneumatogen-syngenetische Bildungen. Der Zinnober ent- stand hier durch gegenseitige Einwirkung von Quecksilber- und Schwefelwasserstoffdämpfen , ganz analog den primären Gold- Silbervorkommen in den Propvliten. Wenn diese Auffassung richtig wäre, dann würde sie aller- dings eine wesentliche Stütze gegen die Aszensionstheorie bilden, denn man würde erkennen, daß die Absätze der Thermalquellen nicht primärer, sondern sekundärer Natur wären. Ich rekapituliere also: nach meiner Auffassung sind die 504 E. Jaworski, Die systematische und stratigraphische Stellung Zinnsteinvorkommen, sowie das ursprüngliche Material der jungen Gold-Silber- und der Quecksilbergänge pneumatogen- svngenetische Bildungen. Sie entstanden alle drei aus Dämpfen, die gleichzeitig mit den Eruptivmassen empor- drangen. Die erste Gruppe kann als Typus der pneumatogen- syngenetisclien Lagerstätten angeführt werden. Bei den beiden letzten spielten heiße Wässer (Kondensationsprodukte der im Eruptiv- Magma eingeschlossenen Wasserdämpfe) sekundär eine große Rolle. Sie setzten das ausgelaugte Erz teils in Spalten des Eruptivgesteines selbst, teils als Thermalwässer in anderen, auch schichtigen Ge- steinen ab. Man wird also die Gänge der jungen Gold-Silber- formation, sowie die Quecksilbergänge zwar unter den hydatogenen Bildungen beschreiben, sich aber ihre ursprünglich e Bildungs- weise stets vor Augen halten müssen. Ich glaube, daß der Unterschied zwischen den magmatischen Differentiationen und den vermeintlich „durch eruptive Nach- wirkung“ entstandenen Vorkommen lediglich darin liegt, daß es sich bei ersteren um reine Schmelzflüsse, bei letzteren um Schmelz- flüsse, die reichlich mit Gasen durchtränkt waren, handelt. Die Verhältnisse sind , wie Bof.ke (Grundl. d. phys.-chem. Petrogr.) bemerkt, nur auf induktivem Wege mit Sicherheit zu überblicken. Vielleicht bringen die Untersuchungen von Niggli die gewünschte Klarheit. Breslau, Min. Univers.-Instit., Juli 1915. Die systematische und stratigraphische Stellung von ,,TorIessia Mackayi“ Bath. (= Terebellina) von Neuseeland. Von Dr. E. Jaworski in Bonn a. Rh. (Zurzeit im Felde.) Mit 1 Textfigur. Als Torlessia Mackayi Bath. sind seit einer Reihe von Jahren Annelidenreste bekannt, die Bather1 genauer beschrieben und ab- gebildet hat, und für die er die neue Gattung Torlessia aufstellte. Diese Anneliden kommen in Neuseeland in großer Häufigkeit an einer ganzen Reihe von Punkten vor: auf der Siidinsel in der Provinz Canterbury, in den Hokonui-Hils und bei Nelson, auf der Nordinsel bei Wellington und in der Tararua-Range 2, waren aber 1 F. A. Bather, The Mount Torlesse Annelid. Geological Magazine. X. S. Dec. V. 2. p. 532- 541 ; — , The age of the Mount Torlesse Annelid. Ibid. 3. p. 46 — 47. 2 J. Park, The Geology of New Zealand. 1910. von ,Torlessia Mackayi“ Bath. (= Terebellina) von Neuseeland. 505 bis jetzt nur aus Neuseeland bekannt. Die genaue Kenntnis der stratigraphischen Stellung der durch das Auftreten von Torlessia Mackayi Bath. gekennzeichneten Schichten wäre in Anbetracht der weiten Verbreitung dieser Schichten in Neuseeland für die neuseeländische Geologie von großer Wichtigkeit. Da aber Tor- lessia auf Neuseeland immer nur allein und niemals mit anderen Fossilien zusammen auftritt, so ist bis jetzt eine genaue Alters- bestimmung der ZVtess/'a-Schichten nicht möglich gewesen. Prof. Wahner hat nun von seinen Reisen in Neuseeland wie auch von einem ganz anderen weitentfernten Punkte, von der Insel Lios im Misolarchipel, Fossilien mitgebracht, deren Identität mit Torlessia, trotzdem sie sich in einem wesentlichen Punkt von der Bather- schen Gattungsdiagnose unterschieden, mir von vornherein wahr- scheinlich war. Fm ganz sicher zu gehen, bat ich Herrn Dr. Bather vom Britischen Museum um Überlassung des B.vrHER’schen Materials zu Vergleichszwecken. Meinem Wunsch wurde in liebens- würdigster Weise entsprochen, wofür ich hier der Direktion des Britischen Museums meinen besten Dank sagen möchte. Es lag mir also Material vor: 1. von der Insel Lios im Misolarchipel, 2. von bisher unbekannten Fundpunkten von der Nordinsel von Neuseeland, beides von Wanner gesammelt, 3. von der Südinsel von Neuseeland, das BATHER’sche Material. Die Untersuchung ergab folgende Resultate : 1 . Die Gattung Torlessia ist mit der älteren ÜLRiCH’sclien Gattung Terebellina ident. 2. 3 Torlessia * Mackayi Bath. hat triadisches, wahrscheinlich kar- nisches Alter. 3. „ Torlessia “ ist nicht auf Neuseeland beschränkt, sondern tindet sich auch in Misol und Alaska. 4. In der bis jetzt mit Ausnahme des äußersten Südens als känozoiscli kartierten östlichen Küstenregion der Nordinsel (cf. die Karte von Park und Marshall, Fig. 41) findet sich auch Trias. Auf manche Punkte bin ich schon kurz bei der Beschreibung der norischen Amuda-Mergel von Misol eingegangen 2. Bei dem außergewöhnlichen Interesse, das der Gegenstand in Anbetracht unserer bis jetzt sehr dürftigen Kenntnisse über die Trias von Neuseeland verdient, halte ich eine ausführlichere Darstellung an einer einem weiteren Leserkreis zugänglichen Stelle für geboten. Paläontologische Beschreibung. Vergl. Paläontologie v. Timor. II. Lief. No. V. p. 22. Taf. 45 Fig. 22. Das Vorkommen ist an allen drei Punkten dasselbe. Die Röhren liegen gesellig in einem tonig-schiefrigen Gestein, das 1 Marshall, New Zealand. Handb. regionaler Geologie, herausgeg. v. Steinmann und Wilckens. 7. Teil 1. 2 Jaworski, Die Fauna der obertriadischen Maca/a-Mergel von Misol. Paläontologie von Timor. II. Lief. V. 1915. p. 146. 506 E. Jaworski, Die systematische und stratigraphische Stellung keine anderen Fossilien enthält. Während bei den Stücken von Misol und von der Südinsel von Neuseeland sich die Röhren nur wenig von dem umgebenden grauen Gestein abheben , liegen die Stücke von der Nordinsel als schneeweiße, vielfach zerbrochene Röhrenfragmente in einem tief braun-grauen Gestein. Die äußere Form der Stücke ist langgestreckt, gerade stabförmig, mit nur ganz geringem Wachstums Winkel. Der Querschnitt ist abgeflacht- oval. Auf den beiden abgeflachten Seiten verläuft eine mediane Längsrinne. Die Längsrinne ist gleichmäßig bei allen Stücken entwickelt. Es handelt sich bei der Längsrinne nicht um ein Gebilde, das durch mechanische Deformation zu erklären ist, wie es Bather annimmt, sondern um ein charakteristisches Merkmal der Röhre. Dies scheint mir daraus hervorzugehen, daß diese Längsrinne bei allen Stücken von allen drei Punkten, ganz gleichgültig, in welcher Richtung sie in dem umgebenden Gestein liegen , genau dieselbe , höchstens durch Verdrückung schwach hin und her gebogene Lage hat. Nimmt man eine mechanische Entstehung der Längsrinne an, so sollte man erwarten, daß die Längsbrüche bald in dieser, bald in jener Richtung verlaufen, wie es auch in der Tat die bei den Stücken von Ashley Gorge vor- handenen zahlreichen Querbrüche tun. Dies ist aber bei der medianen Längsrinne nicht der Fall, sondern diese ist in ihrer Lage ganz konstant. Die BATHER’schen Stücke zeigen außer der durch Deformation entstandenen Quergliederung eine ganz feine Längsstreifung. Bei den Misolstiicken ist hiervon nichts zu sehen, was auch nicht erstaunlich ist, da die feine Längsstreifung, wie Bather hervorhebt, nur bei „ganz gutem“ Erhaltungszustand zu erkennen ist. Im übrigen stimmen die Stücke von Misol und von Ashley Gorge in der äußeren Form vollkommen überein, wenn man von dem Größenunterschied absieht. Die letzteren Stücke sind sehr viel größer als die Misolstiicke. Die zahlreichen Stücke von der Nordinsel sind stets nur sehr fragmentär erhalten und meistens nur kleine Bruchstücke, so daß sich eine Abbildung nicht lohnt, lassen aber auch die oben beschriebenen Merkmale deutlich erkennen. Die Wand der Röhre ist außerordentlich dick und hart. Die ursprüngliche Form des Querschnitts und des ziemlich kleinen lichten Lumens der Röhre ist vielleicht in keinem einzigen Falle erhalten, sondern stets durch Druck mehr oder weniger deformiert. Dies geht oft so weit., daß überhaupt kein Hohlraum mehr vor- handen ist, sondern sich die beiden gegenüberliegenden Wände der Röhre berühren. Der ursprüngliche Hohlraum ist, wenn noch vorhanden, durch feine Sedimentmasse ausgefüllt, wie es bei den Stücken von der Nordinsel von Neuseeland sehr gut hervortritt. Die schneeweiße Röhre ist von brauner Sedimentmasse erfüllt. In dem Maße, wie das Lumen zusammengepreßt wird, wird auch die von .Torlessia Mackay D Bath. (= Terebellina) von Neuseeland. 507 Ausfüllmasse immer schmäler und schmäler; schließlich ist nur noch ein feiner dunkler, oft nicht mehr zusammenhängender Strich vorhanden, und auch dieser kann verschwinden, so daß gar kein Hohlraum mehr zu erkennen ist. Das WANNER’sche Material von Neuseeland läßt alle diese Übergänge erkennen. Die Ausfüllmasse des Lumens besteht aus allerfeinstem dunkelbraunem Ton, stellt also eine Auslese des feineren Teiles der umgebenden Sediment- masse dar, alle gröberen Quarzkörnchen fehlen, was mit der geringeren Größe des Hohlraumes Zusammenhängen mag. Bei den Terebellina (= Torlessia) Mackayi Bath. sp. Ashley Beds, Südinsel von Neuseeland (Brit. Mus. A. 1358). A. Ein Stück in natürlicher Größe Zeigt die Längsrinne und die unregelmäßigen Querbrüche. B. ? Butsch- streifung der Oberfläche. X 3. Stücken von Ashley Gorge ist das Lumen bis auf einen haarfeinen dünnen Strich von dunkler Sedimentmasse zusammengepreßt. Bei dem Stück von Misol erscheint es mir, im Gegensatz zu dem früher Gesagten (Paläont. v. Timor, p. 139), jetzt fraglich, ob noch Ausfüllmasse eines ursprünglich vorhandenen Lumens zu erkennen ist. Die zentrale Zone, die als solche in Betracht kommen könnte, unterscheidet sich sicher durch bedeutend geringere Korngröße von der Waudzone, vielleicht ist sie auch durch etwas Tongehalt quantitativ von dieser unterschieden. Hierüber konnte ich jedoch keine volle Klarheit gewinnen. Gegen die Annahme einer wirklich vorhandenen, vom Baumaterial der Rölirenwand ver- schiedene Ausfüllmasse spricht vielleicht der Umstand, daß diese Ausfüllmasse dann gegen die Wand sehr wenig scharf abgesetzt wäre, was zu den Beobachtungen an den WANNEu’sclien Neu- 508 E. Jaworski, Die systematische und stratigraphische Stellung seelandstücken im Gegensatz steht. Hier kann man einwenden, daß dieses verschiedene Verhalten sich durch die mineralogische Verschiedenheit der beiden Sedimente erklären läßt, die nicht zu übersehen ist. Im übrigen ist die Diskussion über diesen Gegen- stand ziemlich müßig, da, auch wenn man annimmt, daß keine Ausfüllmasse im Lumen vorhanden ist, nach den oben mitgeteilten Beobachtungen, die zeigen, daß oft durch Verdrückung der Hohl- raum der Röhre verschwindet, kein Hindernis für die Identifizierung vorliegt. Die Röhrenwand macht mit bloßem Auge oder mit der Lupe betrachtet einen einheitlichen , kompakten Eindruck. Im Dünn- schliff dagegen zeigt sich bei starker Vergrößerung schon im gewöhnlichen Licht, daß die Wand nicht homogen ist, wie es Bather beschreibt, der eine ursprünglich kalkige und sekundär verkieselte Röhre annimmt, sondern daß sie aus einzelnen Brocken besteht, die durch eine ganz spärliche, zartbraune, durchsichtige Zwischenmasse verkittet sind. Das Bild macht den Eindruck eines ganz zarten, ziemlich weitmaschigen Gewebes, das aus der licht- braunen durchsichtigen Zwischenmasse besteht, zwischen der die eckigen, durchsichtig klaren Brocken liegen. Es ist also ein typisch agglutinierender Ban vorhanden, ganz im Gegensatz zu der BATHER’schen Behauptung. Die spärliche Zementmasse besteht anscheinend nicht aus Tonsubstanz, sondern, wie ich der Farbe nach und in Analogie mit dem Bau der Schalen der agglutinierenden Foraminiferen annehmen möchte, aus einer Eisenverbindung. Noch deutlicher tritt der Bau der Schale im polarisierten Licht hervor. Man erkennt sofort, daß die Schale aus lauter eckigen, nicht ge- rundeten Splittern von Quarz besteht, welche die charakteristischen Polarisationsfarben zeigen. Das spärliche Zement tritt im polari- sierten Licht wenig hervor. Bemerkenswert ist, daß die Schale nur aus Quarzsplittern aufgebaut ist. Jede Beimengung von Ton fehlt. Die Gesteine sind in allen drei Fällen Tonschiefer mit Beimengung von mehr oder weniger spärlichen Quarzkörnchen und Glimmerfetzen, wozu sich bei den Stücken von der Nordinsel von Neuseeland Glaukonitkörnchen gesellen. Das Tier hat also zu dem Aufbau seiner Röhre aus der gesamten Sedimentmasse die immerhin im Vergleich zu den übrigen Gemengteilen nicht über- mäßig häufigen Quarzkörnchen ausgelesen. Die an Menge stark überwiegende Tonmasse, die Glimmerfetzen und die Glaukonit- körnchen sind zurückgelassen worden. Die Korngröße der größeren zum Bau verwandten Körner bewegt sich zwischen 0,05 — 0,1 mm und ist ziemlich konstant. Dieser Aufbau der Schale ist bei den Stücken von allen drei Fundorten durchaus der gleiche, so daß es nicht möglich ist, die Dünnschliffe auseinanderzuhalten, während der petrographische Habitus des umhüllenden Gesteins bei den verschiedenen Fundorten doch in etwas voneinander abweiclit. Vor von „Torlessia Mackayi“ Bath. (= Terebellina) von Neuseeland. 509 allem unterscheiden sich die Stücke von der Nordinsel von Neu- seeland durch die braunrote Farbe der Tonmasse, die Glaukonit- körner und die etwas größere Korngröße von den BATHER’scheu Stücken und von dem Misolmaterial, welche eine mehr zartgraue Tonmasse, eine geringere Korngröße und viel zahlreichere, wenn auch winzig kleine Glimmerfetzen auf weisen. Bei dem Gestein von der Nordinsel hat das Tier vorwiegend die etwas kleineren, bei den beiden anderen Vorkommen vorwiegend die etwas größeren Quarzkörnchen zum Bau der Schale ausgelesen. Schon Bather weist auf die große Ähnlichkeit seiner „Tor- lessia “ J Lackayi Bath. mit der von Ulrich1 aus Alaska beschriebenen Terebellina Palachei Ulrich hin. Er unterscheidet aber Torlessia von Terebellina als besondere Gattung wegen des angeblich nicht agglutinierenden Baues der Schale , der leicht gekrümmten und nicht ganz gerade gestreckten Gestalt und wegen der feinen Quer- streifung an Stelle einer zarten Längsstreifung. Von diesen Unter- schieden ist der erste nach den voranstehenden Untersuchungen hinfällig. Die Stücke von Neuseeland und Misol haben genau den gleichen agglutinierenden Schalenbau wie die Gattung aus Alaska. Die Beschreibung „tubes composed of cemented minute siliceons grains . . . „These grains are essentially the same as those of the arenaceons shale in wich the fossils are found, bnt are of more uniform and larger average size in the tubes than in the matrix“, läßt sich Wort für Wort auf die vorliegenden Stücke übertragen. Wenn die Stücke von Alaska leicht gekrümmt er- scheinen, so ist deren sehr beträchtliche Länge zu berücksichtigen, die auch eine geringe Krümmung sehr viel deutlicher hervortreten lassen muß, als bei den kürzeren Stücken von Misol und Neu- seeland. Kleine herausgebrochene Teilstücke würden auch wie das Misolmaterial oder die Neuseelandstücke die Krümmung nur wenig oder gar nicht erkennen lassen. Wenn die von Ulrich beschriebene Art eine feine Querstreifung und die von Bather beschriebene eine feine Längsstreifung bei gutem Erhaltungszustand erkennen läßt, so ist das ein einfacher Unterschied in der Skulptur, wie er sich z. B. auch bei den einzelnen Vertretern der Gattung Serpida findet 2. Jedenfalls ist der Hauptunterschied, die von Bather betonte Verschiedenheit im Aufbau der Schale, hinfällig. Die Anneliden von Misol und Neuseeland sind zu der Gattung 1 E. 0. Ulrich, Fossils and age of the Yakutat Formation. Descrip- tion of the collections made chiefly near Kadiak, Alaska. Harriman, Alaska-Expedition. 4. p. 125 — 146. Taf. 11 und 21. - Die Streifung an den mir vorliegenden Stücken Bather’s aus den Ashley Beds ist meiner Ansicht nach nur eine Butsch Streifung, die mit der starken Pressung des umschließenden Tonschiefers sehr wohl in Einklang steht (Fig. B). 510 E. Jaworski. Die systematische und stratigraphische Stellung Terebellina Ulrich zu stellen, und der jüngere Gattungsname Tor- lessia Bather ist in Zukunft zu streichen. Äußerlich ist Terebellina Palachei Ulrich besonders den Stücken von Misol durch die schmale schlanke Form recht ähnlich. Auch die mediane Furche ist zu erkennen, wird aber auch von Ulrich zu Unrecht durch mechanische Deformation erklärt. Die Art des Vorkommens ist ebenfalls in Alaska die gleiche wie in Neuseeland und in Misol. Die Anneliden linden sich in Tonschiefern, die mit Ausnahme einer Inoceramus- ähnlichen Schale, die zum Repräsentanten der neuen Gattung Inoceramya Ulrich erhoben wird, keine Fossilien geliefert haben. Sehr bemerkenswert ist auch, daß Wanner aus Neuseeland in der Nähe des Vorkommens der Schichten mit Terebellina Mackayi Bath., wenn auch nicht aus demselben Horizont, Beste einer grob- prismatischen, an Inoceramus erinnernden Schale mitgebracht hat. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß auch Park, p. 80, mit Terebellina Mackayi Bath. zusammen Monotis sp. nennt. Auch in Misol enthalten zwar die Handstücke mit der Terebellina keine anderen Fossilien, finden sich aber bemerkeuswerterweise in dem- selben, höchstens 2 m mächtigen Aufschluß mit karnisclien Daonellen zusammen. Stratigraphische Stellung der Terebellina Mackayi Bath. Die Schichten mit Terebell. Mackayi Bath. sind, wie in der Einleitung hervorgehoben, in Neuseeland weitverbreitet. Ihr genaues Alter ist aus dem wiederholt genannten Grunde — wegen des vollständigen Fehlens anderer Fossilien — in Neuseeland bis jetzt nicht bekannt. Bather sagt 1906: ..not below Trias and not above Jurassic“. Park stellt die Schichten mit Terebell. Mackayi Bath., p. 79 — 81, zu den Mataura Series, die er als Jura ansieht, und Marshall, p. 20, zu seinem Maitai-Svstem von triadisch-jurassischem Alter. Auf Misol nun finden sich die Anneliden in demselben Schichtkomplex mit ganz einwandfreien harnischen Daonellen zu- sammen : Daonella lilintana Boehm, I). cf. styriaca Mojs. und Daonella spec. indet. (Jaworski, Die Fauna der obertriadischen Nucula- Mergel. Paläont. von Timor, p. 141). Dort läßt sich also das triadische bezw. harnische Alter der Terebellina Mackayi Bath. sicher beweisen. Bei der vollkommenen Übereinstimmung der Misol- und Neuseelandfunde kann man diese Altersbestimmung mit einem hohen Grade von 'Wahrscheinlichkeit auch auf Neuseeland über- tragen, zumal da alle anderen besseren Handhaben für die Alters- bestimmung fehlen, und behaupten: nach den im Misolarchipei gemachten Erfahrungen haben die Schichten mit Terebell. Mackayi Bath. auch in Neuseeland höchstwahrscheinlich ein triadisches Alter und gehören vielleicht der karnischen Stufe an. Es ergibt sicli also, daß die Altersbestimmung von Bather und von „Torlessia Mackayi* Batli. (= Terebellina) von Neuseeland. 5H Marshall wenigstens in weiteren Grenzen das Richtige getroffen hat. Man mag gegen diesen Schluß den zweifelsohne berechtigten Einwand erheben, daß unsere Erfahrungen über den stratigraphischen Wert der Terebell. Mackayi Bath. nach dem einzigen Vorkommen auf Misol noch recht geringe und unsichere sind. Das ändert aber an der Tatsache nichts, daß die neue Altersbestimmung sich auf eine sicherere Unterlage stützt als die frühere und dadurch einen höheren Grad von Wahrscheinlichkeit gewinnt. Für die zweite Spezies, Terebell. Pälachei Ulrich aus den Yakutat Slates, nimmt Ulrich Liasalter an. Auch diese Altersbestimmung ist sehr frag- lich. Außer den Anneliden finden sich in den Schichten Fucoiden und eine Zweischalergattung, Inoceramya , also wenig sichere An- haltspunkte. Von der Gattung Terebelliita mit der von Ulrich gegebenen Diagnose sind also zurzeit zwei Arten bekannt, die sich durch die Skulptur und die in dem einen Fall gerade stabförmige und in dem anderen Fall leicht gebogene Gestalt unterscheiden: Terebell. Palachei Ulrich aus den liassischen (?) Yakutat Slates von Alaska und Terebell. Mackayi Bath. aus der karnischen Trias von Misol und Neuseeland. Auf der PARK’schen wie auf der MARSHALL’schen Karte der Nordinsel von Neuseeland findet sich ein breiter Streifen, der bei Park als Permo-Jurassic und bei Marshall als Maitai-Series von triadisch-jurassischem Alter bezeichnet ist. Diese Altersbestimmung stützt sich hauptsächlich auf die petrographische Übereinstimmung mit den Schichten, die nach ihrem Fossilinhalt auf der Südinsel als Trias-Jura erkannt sind. Während Fossilien von jurassischem Alter auf der Nordinsel an verschiedenen Punkten seit langem bekannt sind, war dies für die Trias bis jetzt eben mit Ausnahme der Terebell. Mackayi Bath. von unsicherem Alter nicht der Fall. Durch den Nachweis des triadischen Alters der Terebell. Mackayi Bath. ist der erste exakte paläontologische Nachweis der Trias auf der Nordinsel erbracht. Im Gegensatz hierzu ist auf der Süd- insel durch die Funde der Novaraexpedition und die Bestimmungen von Boehm und Diener (dies. Centralbl. 1910. p. 632) bekanntlich Trias schon seit langer Zeit nachgewiesen. Wichtige Schlüsse ergeben sich weiter aus der Lage der beiden neuen von Wanner entdeckten Fundpunkte auf der Nordinsel. Der eine liegt im Süden der Ostküste der Nordinsel am Wege von Tinui nach Wahataki im Distrikt Masterton, auf der PARK’schen Karte in der Nähe von Castle Pt. Bei Tinui finden sich bereits auf der Karte von Park wie von Marshall in der Küstenzone ältere triadisch-jurassische Gesteine eingezeichnet. Der zweite Fundpunkt liegt bei Port Awanui im Distrikt Gisborne, auf der PARK’schen Karte in der Küstenregion zwischen East Cape und Open Bay. Auf der PARK’schen wie auf der MARSHALL’schen 512 Besprechungen. — Personalia. Karte linden sich in der ganzen Erstreckung der Küstenregion nordöstlich von Tinui bis East Cape ausschließlich junge tertiäre und pleistocäne Schichten eingezeichnet. Der Wanner’scIic Fund zeigt, daß diese bisherige Auffassung dahin zu korrigieren ist, daß auch im nördlichen Bereich der Ostkiiste jedenfalls stellen- weise in den jungen Sedimenten Aufbrüche sehr viel älterer triadischer Gesteine vorhanden sind. Besprechungen. E. Weinschenk: Die gesteinsbildenden Mineralien. 3. Aufl. Freiburg i. Br. 1915. 261 p. Mit 5 Tafeln, 22 Tabellen und 309 Textfiguren. Nachdem im Jahr 1907 die zweite Auflage erschienen ist (vergl. dies. Centralbl. 1907. p. 470), liegt nunmehr die dritte vor. Der verhältnismäßig kurze Zeitraum zwischen diesen beiden Auflagen zeigt, daß das Buch sich einen bleibenden Platz bei dem petrographischen Publikum geschaffen hat. Verf. war erneut bestrebt, sein Werk dem Gebrauch bei dem petrographischen Unter- richt immer mehr anzupassen und dabei die neuesten Forschungen zu berücksichtigen unter Festhaltung einer klaren und knappen Dar- stellung. Zu diesem Behuf wurden einzelne Abschnitte (Ausbildung der Gesteinsbestandteile, Pyroxengruppe , Amphibolgruppe etc.) völlig neubearbeitet und die einzelnen Teile schärfer voneinander abgetrennt. Die Zahl der behandelten Mineralien und der Umfang des Textes wurden wenig vergrößert , um so mehr die der Ab- bildungen, die von 204 auf 309 gestiegen sind, abgesehen von 5 neuen Tafeln. Die Brauchbarkeit hat dadurch unstreitig ge- wonnen. Max Bauer. Personalia. Professor Dr. Bruno Doss, bisher Vertreter der Mineralogie und Geologie an der Technischen Hochschule in Riga, ist als deutscher Reichsangehöriger , nachdem er im Herbst 1914 ins Innere Rußlands verschickt worden war, im Juni 1915 auf Kaiser- lichen Befehl aus dem russischen Staatsdienst entlassen und seiner Stellung verlustig erklärt worden. Max Bauer, Ein neues Polarisationsinstrument. 513 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Ein neues Polarisationsinstrument. Von Max Bauer in Marburg i. H, Mit 2 TextSguren. Bei den meisten Polarisationsinstrumenten, die in den minera- logischen Instituten benützt werden, u. a. bei den weitverbreiteten von der Firma B. Fließ in Berlin-Steglitz, besteht ein großer Nach- teil darin, daß es sehr umständlich und mühsam ist, von der Be- obachtung im parallelen polarisierten Licht zu der im konvergenten überzugehen und umgekehrt. Es müssen dabei Bestandteile des Instruments ausgetauscht, sowie Linsensätze herausgenommen und wieder eingesetzt werden, was unbequem und zeitraubend ist und außerdem den Übelstand mit sich bringt, daß man bei der Arbeit neben dem Hauptinstrument immer einige Ergänzungsstücke lose neben sich liegen haben muß. Bei dem im folgenden beschriebenen Instrument sind alle diese Übelstände vermieden, ohne daß dabei irgend eine der guten Eigenschaften der älteren Instrumente ver- loren ginge. Es ist nach meinen Angaben unter Anlehnung an gewisse Apparate von Nörrenberg von der Firma Leitz in Wetzlar konstruiert und auf p. 514 und 515 in den Figuren 1 (für paralleles Licht) und 2 (für konvergentes Licht) abgebildet. Das Instrument besteht aus dem schweren, rechtwinklig ge- bogenen Metallstück klc, das als Träger des Ganzen dient. In dem Kasten b befindet sich ein Glasplattensatz, der das von dem um eine horizontale Achse drehbaren Beleuchtungsspiegel a kommende Tageslicht in polarisiertes Licht verwandelt und senkrecht nach oben reflektiert, so daß es ans der oberen Öffnung des Kastens b in vertikaler Richtung austritt. In einer Hülse an der hinteren (in den Abbildungen linken) Seite des Stücks kk läßt sich die dreieckige Stange h in ausgiebigem Maße vertikal verschieben und mittels der Schraube i in beliebiger Lage festklemmen. Die Stange h trägt oben den horizontalen Arm 7, in dem senkrecht über der oberen Öffnung des Kastens b der analysierende Nicol p sitzt, der sich beliebig herausnehmen und wieder einsetzen und um einen ganzen Kreisumfang drehen läßt. Der Betrag der Drehung kann an einer Kreisteilung auf l abgelesen werden. Unmittelbar über der oberen ÖffuuDg des Kastens b befindet sich der drehbare Objekttisch c, der gleichfalls mit einer Kreisteilung versehen ist Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 33 514 Max Bauer, und der dieselbe Konstruktion zeigt wie die Drehtische an für mineralogische Zwecke eingerichteten Mikroskopen. Bei dieser Einrichtung, wie sie in Fig. 1 dargestellt ist, bei der aber das Stück defn außer Betracht bleibt, kann man jede kristallographische Untersuchung im parallelen Licht in Fig. 1 (für paralleles Licht). derselben Weise vornehmen, wie mit jedem anderen Polarisations- instrument. Das dazu nötige Fadenkreuz befindet sich in dem um eine vertikale Achse drehbaren Ring m (Fig. 2), der leicht nach Bedarf durch einen Fingerdruck eingeklappt werden kann, so daß er in der Abbildung unsichtbar wird, wie in Fig. 1. Ebenso leicht läßt er sich mittels eines kleinen Knopfs wieder ausschalten. Die für das Auge des Beobachters geeignete Höhe des Analysators fj Ein neues Polarisationsinstrument. 515 über dem Objekttiscli wird leicht durch eine Verschiebung der Stange h festgestellt. Das Besondere des vorliegenden Instruments besteht nun darin, daß die sämtlichen für die Beobachtung im konvergenten Licht erforderlichen Linsen zusammen in dem Metallstück clefn gefaßt sind, d ist der zugehörige Kristallträger, der sich unmittelbar Fig. 2 (für konvergentes Licht). über dem unteren Linsensystem, dem Kondensor, dreht. Über dem Kristallträger läßt sich das obere Linsensystem bei n (Fig. 2) durch Zahn und Trieb beliebig heben und senken. In ihm be- findet sich das zugehörige, diagonal gestellte Fadenkreuz, an dessen einem Faden eine Einteilung angebracht ist. Das ganze Stück defn läßt sich mit den sämtlichen Linsen und dem damit verbundenen Kristallträger um die vertikale Achse bei e hin- und herdrehen, so daß die Linsen durch einen Fingerdruck bequem in den Gang 33* 516 Max Bauer, Ein neues Polarisationsinstrument. der Lichtstrahlen eingeschaltet und daraus wieder entfernt werden können. Will man nun im parallelen Licht beobachten, so dreht man das Stück cl efn nach der Seite und, wenn nötig, das Faden- kreuz m nach innen (Fig. 1). Man legt dann das Objekt auf den Kristallträger c und kann nun in der bekannten Weise einfache und doppelte Lichtbrechung, sowie Zirkularpolarisation beobachten, den Betrag der letzteren messen etc. { A-Glimmerplatten, Platten mit Bot I. Ordnung, Keile und andere Nebenapparate lassen sich bequem unter dem oberen Nicol g in den Gang der Lichtstrahlen ein- schalten. Die Stange h wird soweit verschoben , bis das Faden- kreuz m, das in Fig. 1 eingeklappt und daher uusichtbar ist, voll- kommen deutlich erscheint, und in dieser Stellung mittels der Schraube i festgeklemmt. Für die Beobachtung im konvergenten Licht (Fig. 2) wird das Fadenkreuz m entfernt und das Stück defn nach ein- wärts gedreht, bis die Arretierung erreicht ist. Dann liegt der Objekttisch d, auf den jetzt der Kristall gebracht wird, genau über der Austrittsöffnnng des polarisierten Lichts aus dem Kasten b. Die richtige Höhe des oberen Nicols g über dem Objekttisch, bei dem das Fadenkreuz deutlich gesehen wird, läßt sich ebenfalls wieder durch eine Verschiebung der Stange li sehr einfach fixieren. Die Beobachtung der Interferenzfiguren und ihrer Veränderung, sowie die Messung des Achsenwinkels nach der ScHWARZMANN’schen Methode und alles andere Hierhergehörige vollzieht sich dann genau in derselben Weise wie bei anderen Polarisationsinstrumenten für konvergentes Licht. Auch hier lassen sich die Nebenapparate, \ A-Platten, Keile etc., leicht unter dem Nicol g in geeigneter Weise anbringen. Es geht aus dem Erwähnten wohl zweifellos hervor, daß es jedenfalls zurzeit keine bequemere Einrichtung gibt, um ein Polari- sationsinstrument für paralleles Licht in ein solches für konver- gentes umzuwandeln und umgekehrt. Das Instrument in der vor- liegenden Form ist zunächst als ein solches für Übungen mit Studenten gedacht. Es ließe sich aber natürlich leicht in ein solches umwandeln, das für alle, auch die feinsten Messungen, geeignet ist. Dann wäre aber wohl der Glasplattensatz durch einen polarisierenden Nicol zu ersetzen, was jedoch den Preis erhöhen würde. Aus diesem Grunde wurde zunächst davon ab- gesehen. A. Berns, Beiträge zur Petrographie der Basalttuffe etc. 517 Beiträge zur Petrographie der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel, Von Arthur Berns aus Elberfeld. (Schluß.) 10. Hornblende- Augit. Nicht selten kommt Hornblende in grobkristallinen , mehr als faustgroßen, grauschwarzen Ausscheidungen mit rhombischem und monoklinem Augit zusammen vor. Die braune Hornblende ist durch ihren starken Pleochroismus sowie durch ihre Spaltbarkeit in basischen Schnitten leicht von den übrigen Gemengteilen zu unterscheiden. Ihre Auslöschungs- schiefe beträgt 15 — 16°. Mit Augit ist sie meist innig ver- wachsen und zeigt in einem der Präparate durch winzige dunkle Partikelchen gleichmäßige Trübung. Auch hier finden sich in der Hornblende mitunter kleinere Blättchen jenes dunkelbraunen, un- durchsichtigen und nur schwach auf das polarisierte Licht ein- wirkenden, bereits oben (p. 497) erwähnten Minerals, dessen Natur nicht näher bestimmt werden konnte. U. d. M. lassen sich die beiden Pyroxene im gewöhnlichen Licht nicht unterscheiden. Sie sind meist blaßgrün mit merklichem Pleochroismus nach Rötlich- braun. Eine Unterscheidung wird erst im polarisierten Licht möglich. Der rhombische Augit herrscht an Menge gegenüber dem monoklinen weitaus vor. Vereinzelt werden im rhombischen Augit schmale , langgestreckte , farblose Nüdelchen beobachtet, deren mineralogische Natur wegen ihrer Feinheit schwer zu ent- scheiden ist. Sie sind unter sich parallel nach zwei Richtungen unter einem Winkel von ca. 65° angeordnet. Ihre Neigung zu den Spaltungsrissen beträgt ca. 15°. Körnchen von Magneteisen werden selten im Augit wahrgenommen. Sehr häufig zeigen rhom- bischer wie monokliner Augit die Erscheinung des sogen, körnigen Angegriffenseins, wie sie u. a. Rinne* 1 in protogenen Olivin-Augit- massen aus norddeutschen Basalten und Schwantke 2 in derartigen Ausscheidungen aus dem Tuff des Hohen Berges bei Ofleiden er- wähnen. Charakteristisch für den vorliegenden Fall ist, daß die angegriffene Zone nur Olivinkörner erkennen läßt. Diese sind nicht selten rotbraun verwittert. Öfter treten in der Hornblende Anhäufungen kleiner Olivinkörner auf, die sich schnurförmig durch dieselbe hindurchziehen. Auch diese werden einer solchen an- gegriffenen Zone angehören, zumal da man hin und wieder noch Reste frischen Pyroxens erkennen kann. Kleinere unregelmäßige Augitflecke treten mitunter in Hornblendeschnitten auf und lassen 1 1. c. I. p. 15 und 27. 1 1. c. p. 486. 518 A. Berns, Beiträge zur Petrographie an der gleichzeitigen Auslöschung die Zugehörigkeit zu demselben Individuum erkennen. Derartige mikropegmatitische Verwachsungen von Augit und Hornblende werden des öfteren beobachtet. Hin und wieder tritt auch Biotit auf, der dann gleichfalls mit Horn- blende verwachsen ist. Apatit nimmt nicht selten eine Größe bis zu 0,3 x 0,5 mm an. Magneteisen wird spärlich beobachtet. 11. Felds pat-Ägirinaugit-Skapolith; akzessorisch Titani t. Die hier zusammengefaßten Ausscheidungen sind feinkristallin. Von ihrer wesentlich durch den Feldspat bedingten hellen Farbe heben sich dunkle Flecken von Ägirinaugit ab. Das makroskopische wie mikroskopische Bild wechselt je nach dem Vorherrschen der einzelnen Komponenten. Oft ist der Feldspat der Hauptgemeng- teil, oft tritt er an Menge zugunsten des Skapolith stark zurück. Mittelgroße Körner von Skapolith liegen oft dicht beieinander und schlängeln sich zwischen den Feldspatindividuen hindurch. Zu diesen farblosen Gemengteilen gesellt sich der Ägirinaugit. Seine Menge wechselt in den einzelnen Ausscheidungen gleichfalls. Oft sind es wenige große Individuen mit kristallograpliischer Begrenzung in der Prismenzone , oft treten neben ihnen in größerer Menge kleinere vollkommen unregelmäßige Körner auf. Sie sind dann einzeln im ganzen Handstück verteilt oder auch durch mehr oder weniger dichtes Aneinanderlagern reihenförmig angeordnet. Der Feldspat ist stets Plagioklas. Seine meist sehr feine und scharfe Zwillingslamellierung ist auch hier oft schon im ge- wöhnlichen Licht zu erkennen. Das Auskeilen der Zwillings- lamellen wird verhältnismäßig selten beobachtet. Neben Flüssig- keitseinschlüssen sind im Plagioklas oft feine Nüdelchen von Apatit eingeschlossen. Der stets in unregelmäßigen Körnern auftretende, schwach lichtbrechende, vollkommen farblose und durchsichtige Skapolith unterscheidet sich von dem Plagioklas durch gänzliches Fehlen von Zwilliugslamellen, durch die höhere Doppelbrechung und die rechtwinklige Spaltbarkeit, die jedoch meist nur wenig deutlich ist. Im konvergenten Licht kann man häufig die Interferenzfigur negativer einachsiger Kristalle beobachten. Einschlüsse finden sich in ihm nicht. Jedoch ist vom Eande aus oft eine Umwandlung zu beobachten. Eine meist schmale, mitunter aber auch weit ins Innere vordringende, schmutziggraue, vollkommen trübe und un- durchsichtige Zone hat sich gebildet. Der stark pleochroitiscke Ägirinaugit zeigt nicht selten eine Auslöschung bis zu 41°. Außer- dem tritt in allen Präparaten, wenn auch in geringer Menge, Titanit auf. In stets allotriomorphen Individuen findet sich hin und wieder Quarz. Er ist stets klar und durchsichtig und öfter von Scharen von Flüssigkeitseinschlüssen durchzogen. Im gewöhn- der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel. 519 liehen Licht ist er leicht mit Skapolith zu verwechseln. Von diesem unterscheidet er sich aber außer durch die niedrigeren luterferenzfarben und das Fehlen jeglicher Spaltbarkeit in basischen Schnitten durch den optischen Charakter. Vielfach treten Zirkon- kristalle auf, die nicht selten eine Größe von 0,08 X 0,20 mm annehmen, und die, wie der in keiner der untersuchten Aus- scheidungen fehlende Apatit, häufig im Feldspat eingeschlossen sind. 12. Skapolith -Granat- Augit. In dem Dünnschliff eines Tuffstückes vom Artillerieweg am Südabhang des Hohen Baum fand sich eine kleine Urausscheidung, die der Hauptsache nach aus der MineralkombinationSkapolith- Granat-Augit besteht und nur nebenher einige Quarzkörnchen aufwies. U. d. M. lassen sich die Hauptgemengteile schon im durch- fallenden Licht an ihrer verschiedenen Färbung leicht voneinander unterscheiden. Der Skapolith ist stets farblos und klar, der Granat blaßrosa gefärbt, während der Augit meist einen schwachen Stich ins Grüne zeigt. Die stets unregelmäßig begrenzten Granatkörner sind oft zu größeren Partien zusammengehäuft. Nur selten liegt dann ein Skapolith- oder Augitk ristall zwischen ihnen. An anderen Stellen tritt Skapolith an Menge hervor. Augit und Granat dicht neben- einanderliegend ziehen sich durch solche Skapolithanhäufungen hindurch. Der Skapolith zeigt dieselbe Ausbildung wie in den oben be- schriebenen Stücken. Auch hier ist er im durch fallenden Licht an jenem schmutziggrauen, vollkommen undurchsichtigen Saum zu erkennen. Der stets einschlußfreie und vollkommen isotrope Granat zeigt häufig unregelmäßige Risse. Über den blaßgrünen, schwach dichroitischen Augit ist nichts Besonderes zu bemerken. Der Quarz ist stets wasserklar und enthält mitunter kleinere Flüssigkeits- einschlüsse. Apatit und Zirkon fehlen auch hier nicht. b) Tuffmasse des Kuhberges. Die aus dem Tuffbruch im Druseltal am Nordabhang des Kuhberges gesammelten protogenen Gebilde seien wie folgt ein- geteilt: Ausscheidungen von vorwiegend 1. Feldspat, 2. Olivin, 3. Augit, 4. Hornblende-Augit, 5. Chromdiopsid-Olivin-Biotit, 6 . F eldspat-Agirinaugit-Titanit, 7. Feldspat-Ägirinaugit-Titanit-Skapolith. 520 A. Berns, Beiträge zur Petrographie 1. Feldspat. Auch aus diesem Aufschluß liegen einige vorwiegend aus Feldspat bestehende Ausscheidungen vor, die mitunter dunkle Flecken von Augit aufweisen. Eine dieser von einer festen Tuffrinde umgebenen Ausscheidungen zeigt an der Grenze von Feldspat und Tuff keinerlei Veränderung. Nur stellenweise dringt das Aschen- material zwischen einzelnen Individuen oder auf Sprüngen durch dieselben auf kurze Erstreckung in die Feldspatmasse ein. Der Feldspat ist ein Plagioklas mit zahlreichen und deutlichen Zwillingslamellen oft nach dem Albit- und Periklingesetz. Die Lamellen sind häufig schon im gewöhnlichen Licht zu erkennen und keilen sich nicht selten aus. Öfter finden wir größere Feld- spatindividuen von einem Haufwerk kleinerer Körner derselben Substanz umgeben. Vereinzelt tritt Augit in größeren unregel- mäßigen Individuen auf. Er ist blaßgrün wie der Pyroxen des die Ausscheidung umgebenden Tuffes, zeigt aber zum Unterschied von jenem keine Schlacken- und Glaseinschlüsse. Der schon im durchfallenden Licht durch sein höheres Relief deutlich von dem Feldspat zu unterscheidende , verhältnismäßig häufig auftretende Apatit zeigt nicht selten Individuen von 0,3 X 0,6 mm. Bei anderen, sehr feinkristallinen Ausscheidungen nimmt der Plagioklas die Gestalt kleiner unregelmäßiger Körner an, deren Zwillingslamellierung meist nur schwach angedeutet ist. Niedere Interferenzfarben und gerade Auslöschung des Augit deuten hier mitunter auf rhombischen Pyroxen. Vereinzelt wurde Titanit in z. T. spitzrhombischen Formen beobachtet. Apatit fehlt auch hier nicht. Häufig tritt netzartig ein hellgraues Infiltrationsprodukt auf, das bei größerer Ausdehnung zwischen gekreuzten Nicols- winzige Interferenzkreuze erkennen läßt. 2. Olivin. Reichlicher als in dem Bruch an der Teufelsmauer finden sich in diesem Aufschluß Olivinknollen, oft mit einer dünnen Basalt- rinde umgeben l. Um einen frischen grünen Kern zeigen diese Knollen oft eine rotbraune Verwitterungszone. Die untersuchten Olivinknollen sind als protogene Gebilde anzusprechen. Das mikro- skopische Bild ist durch die Arbeiten von M. Bauer2 3 sowie durch die von Rinne 3 u. a. hinlänglich bekannt, weshalb an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen sei. Ein übersichtliches Verzeichnis der Fundorte der so weit verbreiteten Olivinbomben sowie eine 1 Vergl. hierzu die Olivinbomben vom Kuhberg: Rinne, 1. c. II. p 76. 2 M. Bauer, Der Basalt vom Stempel bei Marburg. N. Jahrb. f. Min. etc. 1891. II. p. 156. 3 Rinne, 1. c. I. p. 19 und II. p. 75. der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel. 521 Zusammenfassung der Literatur zur Frage dieser Ausscheidungen findet sich neuerdings in einer Abhandlung von Schadler1. 3. Augit. Eine dunkelblaugraue, feinkristalline Ausscheidung zeigt als einzigen Gemengteil einen blaßgrünlichen, schwach dichroitischen monoklineu Augit, der in kristallographisch mehr oder weniger deutlich begrenzten Individuen auftritt. Neben Zwillingsbildung nach der Querfläche wird mitunter eine solche nach der Basis beobachtet. Die Auslöschungsschiefe beträgt mitunter 32°. Oft enthält der Augit Glas- oder Schlackeneinschliisse, von denen er häutig förmlich überladen ist. Nicht selten sind diese nur in einer randlichen Zone angeordnet. Erz tritt nur in geringer Menge in ihm auf. Aderförmig dringt in die Ausscheidung ein braunes, basaltisches Glas ein, das bisweilen schlauchförmige Einbuchtungen in die Augite zeigt. Die schmalen Schlieren dieses Glases erweitern sich mitunter. Plagioklas und Augit sind dann als Ausscheidungen in ihm zu erkennen. Der Feldspat herrscht an Menge vor und weist mitunter Zwillingsbildung auf. Die langprismatischen, mehr oder weniger breiten Individuen enthalten oft parallel der Pi'ismen- kante Streifen jenes braunen Glases eingelagert. Um die Plagio- klase zeigt das Glas meist einen schmalen dunklen Rand, der erst allmählich in das gleichmäßige Braun übergeht. Mitunter sind einige schmale Plagioklasindividuen divergentstrahlig angeordnet. Die Augite sind meist klein und gleichen denen der Urausscheidung. 4. Hornblende und Augit. Zwei weit über faustgroße tief blauschwarze Urausscheidungen lassen makroskopisch glänzende Spaltungsflächen von Hornblende erkennen. U. d. M. erweisen sich beide Ausscheidungen als meist innige Verwachsung von Hoi’nblende und monoklinem Augit. An der dunkelbraunen, stark pleochroitischen, an Menge gegen den Augit etwas hervortretenden Hornblende wurden Auslöschungsschiefen bis zu 14,5° gemessen. Von dem braunen Amphibol hebt sich der blaßgrüne, schwach dichroitische Augit deutlich ab. Zwillinge werden selten an ihm beobachtet. Oft ist er von unregelmäßig verteilten Schlackeneinschlüssen angefüllt. Auslöschungsschiefen wurden bis 39° beobachtet. Nicht selten liegen unregelmäßige Lappen von Hornblende im Augit oder auch helle Augitflecken in der dunkelbraunen Hornblende. Gleichmäßige Auslöschung der eingewachsenen Partien läßt ihre Zugehörigkeit zu ein und dem- 1 Schadler, Tscherm. Min.-petr. Mitt. 32. 1914. p. 508. 522 A. Berns, Beiträge zur Petrographie selben Individuum erkennen. Derartige mikropegmatitisclie Ver- wachsungen von Pyroxen nnd Amphibol werden neben poikilitischer oft beobachtet. Hin und wieder findet man Amphibol und Pyroxen in Parallel Verwachsung miteinander. Hornblende und Augit der einen Ausscheidung sind, wie bereits makroskopisch zu erkennen, von mehr oder weniger großen Poren durchsetzt. Diese sind, wie die mikroskopische Untersuchung zeigt, nicht selten durch klaffende Spalten miteinander verbunden. Auf diesen Hohlräumen hat sich eine sehr feinradialfaserige, chloritische Substanz von grünlich- gelber Farbe abgesetzt. Im polarisierten Licht zeigt sie meist undeutliche Interferenzkreuze. 5. Chrom diopsid-Olivin-Biotit. Eine faustgroße, von einer schlackigen Basaltrinde umgebene, wesentlich aus smaragdgrünem Chromdiopsid bestehende Aus- scheidung läßt makroskopisch größere Anhäufungen von Biotit erkennen. Mikroskopisch tritt zu diesen Gemengteilen noch Olivin und mitunter ein schwach gelbes, isotropes Glas ohne irgendwelche Ausscheidungen. Kristallographische Formen kommen dem blaßgrünen, kaum dichroitischen Chromdiopsid nicht zu. Er zeigt mitunter eine Auslöschungsschiefe von 31° zu meist deutlichen Spaltungsrissen. Oft enthält er in großer Menge Flüssigkeitseinschlüsse, die ihn bandförmig durchziehen. Auch unregelmäßige Schlackeneinschlüsse treten häufig in ihm auf. Der stets vollkommen klare, an Menge gegen den Chromdiopsid weit zurücktretende Olivin zeigt im Dünn- schliff meist die für ihn typischen Kristallformen. Während die isotrope Glassubstanz keinerlei Einwirkungen auf den Chromdiopsid erkennen läßt, hat sie den Olivin stark korrodiert und dringt vom Rande aus schlauchförmig in denselben ein. Im Gegensatz zum Chromdiopsid enthält der Olivin oft in größerer Menge Magneteisen. Hin und wieder ist er im Chromdiopsid eingewachsen. Der stark pleochroitische, oft in größeren Anhäufungen auftretende Biotit zeigt neben rechteckigen Längsschnitten mit deutlicher Spaltbar- keit auch vollkommen unregelmäßige Formen. Häufig sind dünne Lamellen braunen und grünen Magnesiaglimmers nach der Basis miteinander verwachsen. Chlorit sind die grünen Lamellen nicht. 6. Felds pat-Ägirinaugit-Titanit. Eine grobkristalline, wesentlich aus Feldspat, Ägirinaugit und Titanit bestehende Ausscheidung ist durch die Anordnung der farbigen und farblosen Gemengteile hell und dunkel gedeckt. Mit- unter beobachtet man schon makroskopisch Anhäufungen des einen oder anderen dieser Gemengteile. der Basalttuffe des Habichtswaldes bei Cassel. 523 Der klare, meist breittafelige Feldspat ist ein Plagioklas, zuweilen mit Zwillingsbildung nach dem Albit- und Periklingesetz. Die Zwillingslamellen zeigen auch hier oft die Erscheinung des Auskeilens. Mitunter sind kleine unregelmäßige Plagioklaskörner zu einem Aggregat verwachsen. Bandförmig angeordnete und mit- unter schlauchförmige Fliissigkeitseinschlüsse werden in ihnen be- obachtet. Der grasgrüne, stark pleochroitische Ägirinaugit zeigt neben deutlicher Spaltbarkeit oft vollkommen unregelmäßige Sprünge. Die Auslöschungsschiefe wurde bis 38,5° gemessen. Kristallo- graphische Begrenzung ist nur selten angedeutet. Flüssigkeits- einschlüsse ziehen sich häufig in Streifen durch die einzelnen Individuen hindurch. Der gelblichbraune, oft deutlich pleochroitische, spitzrhombische oder vollkommen unregelmäßig begrenzte Titanit ist, wie in den entsprechenden Ausscheidungen aus der Teufels- mauer, nicht selten von einzelnen Körnern von Ägirinaugit um- geben. Unvollkommene Spaltbarkeit ist auch hier oft durch gröbere Bisse angedeutet. Apatit ist häufig zu finden. Auch Magneteisen tritt untergeordnet auf. 7. Feldspat - Ägirinaugit-Titanit-Ska politli. Im Handstiick wie u. d. M. gleichen der eben betrachteten Ausscheidung zwei weitere protogene Gebilde, die außer den an- gegebenen Gemengteilen noch Skapolith führen. Plagioklas und Titanit weisen keine Besonderheiten auf. In dem grasgrünen Ägirinaugit, der hier nicht selten eine Auslöschung von 43,5° beobachten läßt, findet man mitunter ungemein feine, auch wohl etwas breitere, unter sich parallele, schwarze stab- förmige Mikrolithe. Die meist nach zwei Richtungen unter sich parallel angeordneten Stäbchen schneiden sich unter einem Winkel von 75° und bilden mit den Spaltungsrissen einen solchen von etwa 1 5°. Der Skapolith zeigt dieselbe Erscheinungsweise wie in den Ausscheidungen aus der Teufelsmauer. Auch hier ist er randlich meist stark getrübt. In der einen der vorliegenden Aus- scheidungen dieser Art, in der der Skapolith an Menge sehr zurück- tritt, ist diese Trübung besonders weit vorgeschritten. Nur kleine Reste der ursprünglichen wasserklaren Substanz liegen in dem tiefgrauen, vollkommen undurchsichtigen Umwandlungsprodukt und sind an ihrer hohen Interferenzfarbe zu erkennen. Eisenerz tritt gern in unregelmäßigen Lappen zwischen den einzelnen Ägirin- augiten auf. Apatit fehlt auch hier nicht. Zweifellos würde sich die Reihe der aus beiden Brüchen be- schriebenen Urausscheidungen noch weiter vervollständigen lassen. So erwähnt Rinne 1 z. B. aus dem Basalttuff an der Teufelsmauer 1 1. c. II. p. 75. 524 P. Kaemmerer, noch eine große, etwas bröcklige Hornblende-Biotitbombe. Die Beihe dieser Ausscheidungen weiter fortzusetzen , soll aber nicht Aufgabe dieser Arbeit sein. Es sollte vielmehr gezeigt werden, wie mannigfach in ihrer Zusammensetzung, sowohl in der Kombination der einzelnen Mineralien, als in der Häufigkeit der einzelnen Komponenten, die Urausscheidungen im Tuff selbst eines und desselben Aufschlusses wechseln können. Mineralogisches Institut dar Universität Marburg i. Hessen. Studien über Asterismus. Von Paul Kaemmerer in Dresden. Mit 22 Textfiguren. Die folgenden Darlegungen schließen sich an die von E. Kal- kowsky veröffentlichte Abhandlung über opaleszierenden Quarz 1 an. Ein großer Teil dieser Abhandlung beschäftigt sich mit der Ursache des Asterismus, die auch die Ursache der Opaleszenz ist. „ Asterismus wird durch Reflexion und Beugung einfallenden Lichtes an Dingen irgendwelcher Art, die kristallographisch geordnet in ihrem Wirte stecken, hervorgerufen2.“ Hypomikroskopische (ultra- mikroskopische) nadelförmige Dinge, die E. Kalkowsky „Aste- riten“ nennt, sind es, die den Asterismus des opaleszierenden Quarzes bewirken. Es wird zwischen Epasterismus und D i - asterismus unterschieden, je nachdem der Asterismus im auf- fallenden oder durchfallenden Lichte beobachtet wird. Die Licht- erscheinung als solche wird Aster genannt (Epaster oder Diaster). Ihre einzelnen kurvenartigen Teile heißen Asterstrahlen oder Aster kurven (a. a. 0.). 1. Asterkurven an planparallelen Platten von brasilianischem Rosenquarz. E. Kalkowsky hat die Asterkurven des opaleszierenden Quarzes eingehend beschrieben 3. Zum Beispiel erscheinen an einer Reihe von planparallelen Platten aus brasilianischem Rosenquarz, wenn man sie dicht vors Auge bringt und eine Lichtquelle fixiert, in der Hauptsache drei je nach der Orientierung der Platte und der Einfallsrichtung des Lichtes verschieden gestaltete Asterkurven, die sich im Bilde der Lichtquelle Q durclischneiden. Unter den 1 E. Kalkowsky. Opaleszierender Quarz. Zeitschr. f. Krist. 55. p. 23 —50. 1915. 1 a. a. 0. Abschnitt II. 3 a. a. 0. Abschnitt IV. Studien über Asterismus. 525 einzelnen Fällen treten fünf Haupttypen deutlich hervor. Erstens bemerkt man den eigentlichen „ Aster“, einen von drei Geraden gebildeten regelmäßigen sechsstrahligen Stern (Fig. 1 a). Dreht man eine Platte, die diese Erscheinung zeigt, beliebig, so sieht man die Strahlen des Sterns sich krümmen. Dies kann so weit gehen, daß sie sich zum zweiten Male in einem Punkt schneiden. Dann hat man den zweiten Typus (Fig. 1 b). Die dritte Haupt- form ist die, daß eine der drei Kurven geschlossen ist, während die beiden andern sich zweimal auf ihr schneiden (Fig. 1 c). Viertens kommt der Fall vor, daß sich eine der Kurven zu einem r Punkt“ Fig 1. Die typischen Gestalten der Asterkurven in brasilianischem Rosenquarz. Q Bild der Lichtquelle. zusammenzieht, durch den die beiden andern hindurchgehen (Fig. 1 d). Endlich fünftens kann man beobachten, daß alle drei Kurven durch einen Punkt gehen, in dem sie einander berühren (Fig. 1 e). Es erhob sich die Frage, ob es nicht möglich sei, durch irgendwelche Annahmen über Orientierung und Art der Asteriten wenigstens annähernd zu einer formelmäßigen Darstellung der Licht kurven zu gelangen. Genau genommen sind diese ohne Zweifel transzendent. Jedoch bietet es außerordentliche Schwierigkeiten, alle mitwirkenden Ursachen in die Rechnung ein- zubeziehen. Zu beachten war, daß bei der Kleinheit der Teilchen neben der Reflexion auch die Beugung des Lichtes in Betracht kommt. Die Doppelbrechung im Quarz sowie die Dispersion konnten zunächst wegen ihrer geringen Größe unberücksichtigt bleiben. Über die Natur der reflektierenden Teilchen konnte nur 526 P. Kaemmerer, die Annahme gemacht werden, daß sie wie sehr kleine spiegelnde Kreiszylinder wirken und einfachbrechende Körper sind. E. Kalkowsky1 ist zu der Anschauung gekommen, daß sie „intermolekulare Hohlräume“ seien. Im folgenden soll über die auf dieser Grundlage erhaltenen Resultate berichtet werden. Für die Überlassung von mehreren planparallelen Platten aus brasilianischem Rosenquarz zum Vergleich von Rechnung und Be- obachtung sei auch an dieser Stelle Herrn Geheimen Hofrat Prof. Dr. Kalkowsky ergebenst gedankt. 2. Reflexion uml Brechung des Lichtes durch einen sehr dünnen einfachbrechenden Kreiszylinder. A. Theoretisches. Wenn ein sehr dünner spiegelnder Kreiszylinder gegeben ist, so kann man alle möglichen Grenz- ebenen (Tangentialebenen), die für Reflexion des Lichtes in Betracht X Fig. 2. Zur Ableitung der Gleichung des Kegels der reflektierten Strahlen. kommen, als annähernd durch eine Gerade, die Zylinderachse hin- durchgehend, ansehen. Alle möglichen Eiufallslote liegen dann in einer zur Zylinderachse senkrechten Ebene, und alle möglichen Einfallsebenen bei bestimmter Einfallsrichtung des Lichtes bilden ein Büschel mit der Einfallsrichtung als Achse. Wird ein solcher Zylinder von einem Bündel paralleler Strahlen von bestimmter Richtung getroffen, so treten alle möglichen Re- flexionen gleichzeitig ein und die reflektierenden Strahlen bilden einen Kegel. Dessen Gleichung soll zunächst bestimmt werden. In Fig. 2 ist in einer stereographischen Projektion dargestellt die Einfallsrichtung E des Lichtes und das Einfallslot L für irgend- a. a. 0. Abschnitt VII. Studien über Asterismus. 527 eine Grenzebene. E und L bilden den Winkel i miteinander und bestimmen die Einfallsebene e, in der sich auch, ebenfalls um i von L abstehend, der reflektierte Strahl R befindet. Die Y-Achse des Koordinatensystems XYZ stellt die Eichtling der Zylinder- achse dar, die XZ-Ebene ist die Ebene der Einfallslote. Die Ebenen EZ und ßZ bilden mit der XZ-Ebene die Winkel d und 0. Der Winkel ZE wird mit y, der Winkel Zß mit £ und der Winkel zwischen der X Z-Ebene und der Einfallsebene mit / bezeichnet. Aus Dreieck ELZ folgt: I. sin i . sin Ä = sin y . sin d, aus Dreieck ELZ: II. sin i . sin k = sin C ■ sin ©. Aus I und II ergibt sich: sin y . sin 6 = sin C . sin 0. Führt man nach den Formeln x = r . sin C cos © y = r . sin C sin 0 z = r . cos C r2 = x2 + y2 + z2 rechtwinklige Koordinaten ein, so erhält man als Gleichung des Kegels der reflektierten Strahlen: III. (x2 + z2) sin2 d sin2 y — y 2 (1 — sin2 d sin2 y) = 0. Da aus dem Dreieck ß Y Z cos Y R = sin f sin 0 folgt, so gilt auch, wenn Yß = s gesetzt wird, nach I bis III IV. (x2 + z2) cos2 f — y2 sin2 s = 0. Diese Gleichung stellt einen Kreiskegel mit der Achse Y und dem Öffnungswinkel 2g dar. Man kann dieses ßesultat in dem Satze aussprechen : Fällt auf einen sehr dünnen reflektierenden Krei s zylind er ein Bündel paralleler Lichtstrahlen ein, die mit der Zylinderachse den Winkel e. bilden, so ent- steht ein Kreiskegel von reflektierten Strahlen, dessen Achse die Zylinderachse und dessen Öffnungs Winkel 2g ist. Es gibt demnach eine unendliche Zahl von Einfalls- richtungen, die denselben ße flexionskegel her Vorbringen, nämlich alle die, die den Winkel g mit der Zylinder- achse bilden, also selbst auf einem dem Eef lexionskegel 528 P. Kaemmerer. kongruenten, bezüglich der > legenen Kegel liegen. Schreibt man dem Zylinder & Q Fig. 3. Reflexe einer unendlich fernen Lichtquelle Q an einer Nadel bei ver schiedenem Einfallswinkel. i / ' , w '"*Q Fig. 5. Reflexe an drei in einer Ebene unter 60° gekreuzten Nadeln. Die Nadelebene fast horizontal. .Z-Ebene symmetrisch ge- den Brechungsindex n zu, so Fig. 4. Wie Fig. 3. Die Nadel liegt schräg seitlich in den Lichtstrahlen. a" Fig. 6. Wie Fig. 5. Die Nadelebene vertikal , etwas schräg gegen die Lichtstrahlen. Eine Nadel vertikal. erhält man auf analoge Weise wie oben die Gleichung eines Kegels der gebrochenen Strahlen (x2 + z2) cos2 f — y2 (n* — cos2 e) = 0, der ebenfalls ein Kreiskegel mit der Achse Y ist. Studien über Asterismus. 529 l Die weitere Untersuchung des aus dem Zylinder austreten- den Lichtes zeigt, daß dessen Strahlen im Bereich der hier gemachten Annäherung mit den Strahlen des Reflexions- kegels zusammenfallen. Die Hauptwirkung eines der angenommenen Zylinder ist also die Erzeugung des Reflexionskegels IV. B. Beobachtungen. Um diese theoretischen Betrach- tungen etwas zu kontrollieren, wurde folgende Versuchsanordnung gewählt. Eine Lichtquelle wurde durch einen Schirm mit kleiner kreisförmiger Öffnung abgeblendet. Die von der Öffnung aus- gehenden Strahlen wurden durch einen Kollimator parallel gemacht. In den AVeg der Strahlen wurde als reflektierender Körper eine dünne polierte Metallnadel gebracht. Diese befand sich dicht vor dem Objektiv eines photogi-aphischen Apparats, der auf Unendlich einge- stellt war. An Stelle der Platte wurde ein durchscheinendes Papier- blatt eingefügt, auf dem die erschei- nenden Lichtkurven nachgezeiehnet wurden. Der direkten photographi- schen Aufnahme begegneten Schwierig- keiten wegen der Schwäche der Licht- kurven gegenüber dem Hauptbild des Spaltes. Bei einer Nadel, deren Achse in die horizontale Einfallsrichtung des Lichtes gebracht und dann allmählich etwas dagegen geneigt wurde, er- schienen bei drei verschiedenen Ein- fallswinkeln die drei Kurven der Fig. 3 (Q ist das Bild der Licht- quelle). Aus den Konstanten des photographischen Apparats kann man berechnen, daß die Nadel für die Kurve a 4 — 5°, für die Kurve b 8 — 9° gegen die Licht- o. Q Fig. 7. Reflexe an drei dünnen Glasstäbchen; sonst wie Fig. 5. strahlen geneigt war. Auch eine seitlich schräg in das einfallende Lichtbündel gestellte Nadel gab einen die Erwartungen erfüllenden Reflex (Fig. 4). Im Hinblick auf die drei beim Quarz auftretenden Lichtkurven wurden noch die Reflexe von drei in einer Ebene unter 60° gekreuzten Nadeln untersucht. Lag dabei die Ebene der drei Nadeln schwach geneigt gegen die Horizontalebene, so erschien das in Fig. 5 wiedergegebene Kurvensystem, dessen Ähnlichkeit mit Fig. 1 c in die Augen fällt. Stand dagegen die Ebene der Nadeln vertikal, ein Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 34 530 P. Kaemmerer. wenig gegen das einfallende Licht gedreht und eine Nadel selbst vertikal, so erhielt man die drei Kurven der Fig. 6. Diese gehören zum Typus 1 b. An drei sehr dünnen Glasstäbchen ließen sich dieselben Erscheinungen nachweisen , wie sie die drei Nadeln zeigten. So wurde z. B. Fig. 7 erhalten, die der Fig. 5 durchaus entspricht. 3. Beugungserscheinungen. A. Theoretisches. Die Beugungserscheinungen, die eine Schar von parallelen Stäbchen gibt, kann man annähernd erschließen, wenn man die Beugungserscheinungen der ebenen Gitter in Betracht zieht. Die Schar der Stäbchen kann dann als eine Reihe hintereinander liegender Gitter angesehen werden. Das, was gewöhnlich als charakteristische Gittererscheinungen betrachtet und verwertet wird, die seitlichen Beugungsmaxima bezw. die Beugungs- spektren, kommt allerdings hier nicht in Frage, da diese je für jedes folgende Gitter hier an andern Stellen liegen, sich also gegenseitig stören und mischen. Die Beugungserscheinung an einem Gitter wird zurückgefiihrt auf die Beugung durch einen rechteckigen Spalt '. Mau betrachtet gewöhnlich den Fall, daß die Lichtquelle Q und der Punkt P, in dem beobachtet wird, beide unendlich fernliegen (FRAUNHOFER’sclie Beugungserscheinung). Die Seiten des Rechtecks seien der X- und Y-Achse des Koordinatensystems parallel und der Mittelpunkt des Rechtecks sei der Anfangspunkt 0. Die lange Rechteckseite sei b. Der Winkel P 0 Y sei ß, der Winkel Q 0 Y = e, l die Wellen- länge des benutzten Lichtes. Es tritt dann eine Bengungserscheinung ein, die quer zur Längsrichtung des Spaltes von Dunkelheitsstellen durchsetzt wird, die der Bedingung genügen : tt , h A V. cos ß — + — ; cos e — b (h = l,2,3....) Da l : b sehr klein ist, auch für h große Werte nicht in Frage kommen, so folgen diese Dunkelflächen sehr dicht auf- einander, und es erscheint im wesentlichen ein schmaler Lichtraum, der begrenzt wird von den Flächen, die die Bedingung erfüllen : YI. cos s = + -t- cos f. — b Alle die Richtungen ß bilden einen Kreiskegel um die Y-Achse. Für jede Einfallsrichtung e also ergeben sich zwei Kegel, die den lichterfüllten Raum abgrenzen. In einer Ebene, die der Beobach- 1 Vergl. z. B. P. Drude, Lehrbuch der Optik, p. 199 ff. 1900. Studien über Asterismus. 531 tung iu unendlicher Ferne entspricht, z. B. auf der Platte eines auf Unendlich eingestellten photographischen Apparats, müssen die Kegel sich als Kegelschnitte darstellen. Bei senkrechtem Einfall des Lichtes hat man t — 90° und cos ß — + A : b. Biese Richtungen ß sind in Kreiskegeln enthalten, deren Öffnungswinkel fast 180° ist, da ja / : b sehr klein ist. Die Lichterscheinung wird ein praktisch geradliniger Streifen parallel der x-Achse sein. Da l : b sehr klein ist, kann man das Ergebnis so zusammen- fassen : Ist e von 90° verschieden, so sagt VI, daß ein ge- krümmter Lichtstreifen erscheint, der von den Kurven, die VI genügen, begrenzt wird. Fällt auf einen Spalt paralleles Licht in der Richtung« gegen die Y-Achse (Längsrichtung des Spaltes), so erfüllt das gebeugte Licht fast genau einen Kreiskegel, dessen Achse die Yr - Achse und dessen Öffnungswinkel 2« ist. Demnach werden auch alle e in fal len de n Strahlen, die den gleichen Winkel e gegen die Y7-Achse haben, denselben Beugungskegel mit der Öffnung 2e hervor- bringen. Nun gibt eine Reihe kongruenter und gleichorientierter Spalten dieselbe Beugungserscheinung wie ein einzelner Spalt, nur mit anderer Intensität ’. Die obigen Betrachtungen bleiben also für Gitter bestehen. Ferner wirkt nach einem Theorem von B abinet 1 2 eine Schar von rechteckigen Schirmen ebenso wie in gleicher Weise verteilte rechteckige Öffnungen. Endlich tritt noch hinzu, daß bei den praktisch herstellbaren Gittern die Gitterstäbe oder die Gitteröff'nungen reflektieren und dabei eine z weit e B eu gun gs er s cli ein u ng auf der der Lichtquelle zu gewendeten Seite des Gitters hervor- bringen3. Diese unterliegt denselben Gesetzen wie die Beugung hinter dem Gitter. Es schließt sich also an einen unter dem Winkel s gegen die Spaltenrichtung am Gitter reflektierten Strahl ebenfalls ein Beugungskegel an, der den oben ge- schilderten Beugungskegel hinter dem Gitter zu einem vollen Kreis- kegel mit der Öffnung 2 s ergänzt. Man erhält im ganzen das, bemerkenswerte Resultat, daß 1 a. a. 0. p. 203. 1 a. a. 0. p. 204. 3 Dies wird z. B. bei den von Rowland auf Metall hergestellten Konkavgittern benutzt. Vergl. a. a. 0. p. 208. 34* 532 P. Kaemmerer, Fig. 8. Beugung des von einem Spalt ausgehenden parallelen Lichtes durch ein Glasgitter bei senkrechtem Einfall. Fig. 9 — 10. Wie hei Fig. 8 bei einem Einfallswinkel von ca. 70°. Fig. 11 — 12. Wie Fig. 8 bei einem Einfallswinkel von ca. 85°. Außer de Beugung des durchgehenden Lichtes (D) zeigt sich auch die Beugung de reflektierten Lichtes (R). Studien über Asterismus. 533 die Gestalt der Lichtkurven, die ein ebenes Gitter bei Beleuchtung mit parallelem Licht und bei Be- obachtung im Unendlichen liefert, dieselbe ist, wie sie bei der Reflexion an einem dünnen Zylinder auf- tritt. Der Richtung der Z y 1 i n d e r a c h s e entspricht beim Gitter die Richtung seiner Striche. In den hier durchgeführten Betrachtungen wurde keine Rück- sicht genommen auf die Dunkelkurven, die das Beugungsbild in der Richtung der Gitterstäbe durchziehen und die auch Anlaß zu den bekannten Gitterspektren geben. Diese Erscheinungen kommen hier zunächst nicht weiter in Frage. Als wichtiges Ergebnis aber ist für das Weitere festzuhalten, daß die Beugungserscheinungen an reflektierenden Stäbchen von den Reflexionserscheinungen über- lagert werden1. B. Beobachtungen. Zur Bestätigung der Theorie wurden einige photographische Aufnahmen von Beugungs- erscheinungen an Glas gittern gemacht. Die Versuchs- anordnung war: Glühlampe, Spalt, Kollimator, Gitter dicht vor dem Objektiv des auf Unendlich eingestellten photographischen Apparats. Herrn Hofrat Prof. Dr. Biedermann bin ich zu vielem Danke verpflichtet, da er mir zu diesen Versuchen zwei Gitter von ver- schiedener Spaltenzahl aus der physikal. Sammlung der Königl. Tier- ärztlichen Hochschule zu Dresden in liebenswürdiger Weise zur Verfügung stellte. In Fig. 8 ist zu sehen, wie bei senkrechtem Einfall des Lichtes eine gerade Lichtlinie erscheint. Die Figuren 9 bis 12 sind bei schrägem Einfall erhalten und zeigen Kegel- schnitte als Lichtkurven. In Fig. 11 und 12 erkennt man, daß die Beugungserscheinungen vor und hinter dem Gitter (R und D) zu einer kreisförmigen oder elliptischen Kurve zusammenstreben. Es wurde auch der Versuch gemacht, mit drei hintereinander- liegenden, unter 60° gekreuzten Gittern den Figuren 1 entsprechende Bilder zu erhalten. Doch scheiterte dies, außer für 1 a (vergl. Fig. 21), dai’an, daß wegen der nicht entfernbaren Gitterrahmen das Licht nicht in genügend schräger Richtung durch die Gitter hintereinander gesandt werden konnte. 4. Reflexion und Beugung des Lichtes an räumlichen Systemen paralleler Stäbchen. A. Ein System. In Abschnitt 2 wurde gefunden, daß, wenn ein dünnes zylindrisches Stäbchen ein Bündel paralleler 1 E. Kalkowsky hat dies bereits vermutet; a. a. 0. Abschn. III, Ende. 534 P. Kaemraerer, Strahlen reflektiert, das zurückgeworfene Licht einen Kreiskegel erfüllt, dessen Achse die Zylinderachse und dessen Öffnungswinkel das Doppelte des Winkels der einfallenden Strahlen gegen die Zylinderachse ist, und daß demnach jeder Strahl, der den gleichen Winkel mit der Achse bildet, auch den gleichen Reflexionskegel erzeugt. Daraus folgt, daß in einem räumlichen System par- alleler Zylinder bei Einfall paralleler Strahlen überall durch die erste und alle fo lgen den Reflexionen lauter kongruente Reflexionskegel entstehen. Man kann auch sagen: Eine ebene Welle, die unter einem Winkel s gegen ein System paralleler Zylinder ein fällt, wird so reflektiert, daß die reflektierten Wellennormalen einen Kreiskegel bilden, dessen Achse die Richtung der Zylinderachsen und dessen Öffnung 2 g ist. Da nach Abschnitt 3 die an den Zylindern eintretenden Beugungserscheinungen von den Reflexen überlagert werden, so hat die Beugung weiter keinen Einfluß auf den Inhalt des obigen geometrischen Reflexionssatzes. B. Drei Systeme. Auf Grund der in Abschnitt 2 erwähnten Beobachtungen an drei in einer Ebene unter 60° gekreuzten Stäb- chen, die sich mit den Erscheinungen am Rosenquarz gut vergleichen ließen, wird man für diesen mit der Annahme nicht fehlgehen, daß die reflektierenden Körperchen drei Systeme untereinander paralleler Stäbchen bilden, deren Achsen, durch einen Punkt gelegt, einer Ebene angehören und unter 60° gekreuzt sind. Sie würden also dieselbe gegenseitige Lage haben wie die drei kristallographischen Horizontalachsen des Quarzes. Zu diesem Resultat war auch E. Kalkowsky durch seine Beobachtungen ge- kommen l. Der Augenschein lehrt, daß die Reflexionserscheinungen an den drei verschiedenen Systemen wesentlich un- abhängig voneinander auftreten. Es wird also gestattet sein, um zu einem Überblick der möglichen Erscheinungen zu ge- langen, die Systeme ohne gegenseitige Beziehung nebeneinander einzuführen. Jedes System sei durch seine Achsenrichtung repräsentiert. Die drei Achsen A1A„A3 mögen durch den Mittelpunkt M einer Kugel gehen. Jeder Kreiskegel, der zu einer Achse gehöi’t, wird auf der Kugel einen Breitenkreis bestimmen von der Breite 90° — g, wenn der Kegel die Öffnung 2 g hat. Zu allen drei Achsen ge- hören also drei Systeme von Breitenkreisen, die auf der Kugel durcheinander laufen. Man erhält dann einen Überblick über alle möglichen Re- 1 a. a. 0 Abschnitt VII. Studien über Asterismus. 535 flexionserscheinungen, wenn man in beliebigen Punkten der Kugeloberfläche, die die Normalen einfallender ebener Wellen darstellen, die drei Parallelkreise konstruiert, die sich in ihnen schneiden. Diese entsprechen einem Tripel von Kegeln, auf denen die reflektierten W e 1 1 e n n o r m a 1 e n r i c h t u n g e n liegen. Man bemerkt vor allen Dingen, daß im allgemeinen zwei Schnittpunkte der Breitenkreise existieren, die zur Ebene Fig. 13. Kugelprojektionen von typischen Gestalten der Reflexionskegel, die von einer unendlich fernen Lichtquelle Q an drei Systemen von par- allelen Stäbchen hervorgebracht werden, deren Richtungen A, A2 A, in einer Ebene unter 60° gekreuzt liegen. der Achsen A,A, A3 symmet risch liegen und die sich in speziellen Fällen zu einem Punkt vereinigen, nämlich, wenn die erzeugende Wellennormale in die Ebene der Achsen fällt. In Fig. 13 a — e sind perspektivische Ansichten einer Kugel mit solchen Kegelsystemen dargestellt, die den Lichtkurven der Fig. 1 a — e entsprechen. Man sieht, wie die verschiedenen Typen aus der verschiedenen Lage des einfallenden Strahles Q zur Ebene der drei Achsen A, A2 A3 hervorgehen. In a z. B. liegt Q senk- 536 P. Kaemmerer, recht zu dieser Ebeue, in d fällt Q mit A, zusammen, in e liegt es beliebig in der Ebene der Achsen. In a — c sind zwei Schnittpunkte vorhanden, von denen in a nur einer sichtbar ist, in d und e existiert überhaupt nur einer. Das Auftreten aller fünf Typen ist daran ge- bunden, daß die drei Achsen in einer Ebene liegen. Untersucht man Fälle, wo eine andere Lage der Achsen, z. B. Orientierung nach den Kanten eines Würfels angenommen wird, so erhält man Figuren ganz anderer Art, bei denen gerade die tjrpischen Schnitte und Berührungen der Kurven zu je dreien nicht Vorkommen1. 5. Die Erscheinungen, die durch eine planparallele Platte von Rosenquarz bei Einfall ebener Wellen in der Brennebene eines photographischen Objektivs hervorgerufen werden. A. Stellung der Aufgabe. Bisher ist alles so dargestellt worden, als ob die Stäbchensysteme sich in Luft befinden. Um nun der Einwirkung der Quarzsubstanz Rechnung zu tragen, müßte man ihre Doppelbrechung in Betracht ziehen. Da diese ja nicht sehr groß ist, so sei zunächst einmal die die Rechnung erleichternde Annahme gemacht , daß der Quarz einfach- b rechend mit dem Brechungsindex w sei. Ferner sollen die Lichtkurven nicht mit Hilfe einer im Endlichen liegenden Lichtquelle hervorgebracht werden und mit dem Auge beobachtet gedacht werden, sondern es soll eine ebene Welle auf eine plan parallele Quarz platte einfallen, und die Er- scheinungen sollen in der Brennebene eines auf Un- endlich eingestellten photographischen Objektivs betrachtet werden, in der zu diesem Zwecke eine Mattscheibe oder durchscheinendes Papier angebracht sei. Die ebene Welle, die auf die erste Grenzfläche der Quarz- platte einfällt, wird hier zu einer ebenen Welle anderer Fort- pflanzungsrichtung, entsprechend dem Brechungsindex co, gebrochen. Im Quarz bringt sie unter der Annahme einfacher Brechung gerade wie in Luft durch Reflexion an den eingelagerten Teilchen ebene Wellen hervor, deren Normalen für jedes reflektierende System auf einem Kreiskegel der früher ausführlich erläuterten Art liegen. Beim Austritt aus der Quarzplatte werden alle diese Wellen- normalen wieder gebrochen und liegen nun auf einem anderen Kegel, dessen Art noch zu bestimmen ist. Jede ebene Welle, die zu diesem Kegel gehört, wird zuletzt durch das Objektiv des 1 Eine andere Anordnung von Achsen wird in Abschnitt 8 behandelt werden. Studien über Asterismus. 537 photographischen Apparats als ein Punkt der Brennebene abge- bildet. Die allen Wellen entsprechenden Bildpunkte erscheinen dann in der Brennebene zu Kurven vereinigt. Der eben geschilderte Vorgang soll nun für den Fall einer reflektierenden Schar von parallelen Stäbchen rech- nerisch verfolgt Aver den, da ja mit der Behandlung eines Systems die der übrigen miterledigt wird. B. Brechung eines Kreiskegels ebener Wellen aus einer Quarzplatte in Luft und Abbildung nach dem ABBft’sclien Sinussatz. Wenn ein rechtwinkliges Koordi- natensystem XYZ zugrunde gelegt wird, die Z-Achse das Ein- fallslot und die XY-Ebene die Grenzebene Quarz — Luft darstellt, so hat ein in Quarz befindlicher Kreiskegel, dessen Öffnung 2 e ist und dessen Achse A um den Winkel g gegen die Z-Achse in der XY-Ebene geneigt ist (vergl. die stereographische Projektion Fig. 14) folgende Gleichung: Fig. 14. Stereographische Projektion eines Kreiskegels mit der Achse A und der Öffnung 2 s. VII. x2 (cos2 s — sin2 ff) -)- y2 cos2 s -f- z2 (cos2 s — cos2 ff) — 2 x z sin ff cos a = 0. Für den Fall, daß ebene Wellen eine Kristallplatte mit dem mittleren Brechungsindex oj durchlaufen und nach der Brechung in Luft durch ein Objektivlinsensystem von der Brennweite f in dessen Brennebene als Punkte abgebildet werden, hat Abbe eine Formel angegeben, nach der man aus der Xeigung V einer Wellen- uormale ON gegen die optische Achse OZ des abbildenden Ob- jektes den Abstand O'N' des Bildpunktes X' dieser Wellennormale vom Mittelpunkt 0' der Objektivbrennebene berechnen kann. Diese Formel1 lautet: • vr °'N' sin V == w-, » (0 I Wie ich früher schon bei anderer Gelegenheit dargelegt habe 2, 1 Yergl. z. B. Th. Liebisch, Grundriß d. phys. Krist. p. 392 ff. 1896. 2 P. Kaemaierer, Über d. Best. d. Winkels d. opt. Achsen usav. Fort- schritte d. Min. III. p. 143. 1913. 538 P. Kaemmerer, kann sie geometrisch so gedeutet werden , daß eine Wellen- normale ON, die den Winkel V mit der Objektivachse bildend vom Mittelpunkt 0 einer Kugel mit dem Kadius io f ausgehend, an der Oberfläche dieser Kugel in parallele Lage zur Objektiv- achse gedreht wird und dann durch die zum Einfallslote senkrechte, in 0' die Kugel berührende Ebene im Bildpunkt N' hindurchtritt. Fig. 15. Zur Abbildung ebener Wellen nach dem ÄBBE’schen Sinussatz. Die Kurve, die alle Punkte N' in der Brennebene bilden, kann demnach so erhalten werden, daß man den Kegel, dessen Mantellinien die Geraden 0 N' sind, mit der Brennebene schneidet. Dieser Kegel geht aus dem ursprünglichen Kreiskegel VII dadurch hervor, daß jeder Kugelpunkt N in einen andern Punkt P, den Schnittpunkt der Kugel mit 0 N', übergefiilirt und dann mit 0 ver- bunden wird. Wie sich aus Fig. 15 ergibt, sind die Koordinaten xy z eines Punktes X mit den Koordinaten des entsprechenden Punktes P durch die Kelationen verbunden : | xcosO'ON' = £ VIII. ! ycosO'ON' = | z cos 0' 0 N' = Vf* — P — i* Transformiert man hiernach den Kegel VII und führt für die laufenden Koordinaten wieder xyz ein, so erhält man: IX. x2 -(- y2 cos2 a -f- z2 (cos2 e — cos2 a) + 2 x z cos « cos a = 0. Diese Gleichung stellt zwei kongruente zur XY-Ebene symmetrisch gelegene Kegel 2. Ordnung dar. Das zweifache Vorzeichen geht daraus hervor, daß für dasselbe Paar xy zwei verschiedene Werte z auf der Kugel möglich sind. Um die Kurven in der Brennebene des Objektivs zu erhalten, hat man den Kegel IX mit der Ebene z = wf zum Schnitt zu bringen. Es erscheint als Gleichung einer solchen Kurve, wenn man der Wurzel das negative Zeichen zuschreibt, das für die Seite der positiven z gilt: x2 -)- y2 cos2 ff -f- «2 f4 (cos2 ( — cos2 a) — 2 u f x cos f cos a = 0. X. Studien über Asterismus. 539 Dies ist eine Ellipse mit den Achsen w f sin rr cos (J und vj f sin ff, also dem Achsenverhältnis cosu: 1, wobei coso' der x- Achse entspricht. Bei der ganzen Ableitung ist zu beachten, daß sie nur gilt, wenn die Kristallplatte senkrecht zur optischen Achse des Objektivs liegt. In diesem Falle also beobachtet man je nach der kristallogra phischeu Orientierung der Platte und der Richtung des einfallenden Lichtes Ellipsen verschiedener Größe mit dem Achsenverhältnis cos a : 1. Liegen die Stäbchen parallel der Platten grenze, so ist a = 90° und die Kurve wird geradlinig mit der Gleichung: XI. x = w f cos e. Für senkrechten Einfall des Lichtes hat man o — e zu setzen und erhält als Gleichung der Ellipsen: XII. x2 -j- y2 cos2 o — 2 x o) f sin a cos a = 0, die für ö = 90° in die Gerade XIII. x = 0 übergeht. Stehen die Stäbchen senkrecht zur Plattengrenze, so ist o = 0° und aus X entsteht : XIV. x2 -j- y2 — . Beobachtung der Asterkurven unter gewöhnlichen Ver- hältnissen. Wird durch die Quarzplatte eine weiße, endlich oder unend- lich ferne Lichtquelle mit dem Auge fixiert, wie es bei der Be- trachtung des Asterismus meist der Fall ist, so fällt es auf, daß an manchen geschlossenen Kurven deutliche Abweichungen von der Ellipsen- zur Eiform auftreten, d. h. die Krüm- mung an den beiden Scheiteln der Kurve ist ver- schieden (Fig. 18 a). a b Fig. 18. Kurvenformen bei Beobachtung mit dem Auge. Es lassen sich auch bei bestimmten Stellungen Kurven be- obachten, die, in der Mitte ziemlich geradlinig, an den Enden nach entgegengesetzten Seiten umbiegen (Fig. 18 b). Kann man den Verlauf dieser Kurven auch nicht durch exakte Durchführung einer Rechnung vorherbestimmen, so kann man sich doch in folgender Weise eine Vorstellung bilden, wie diese Linien wohl zustande kommen. Dabei sei eine unendlich ferne Lichtquelle vorausgesetzt. Bei den Berechnungen des Abschnitts 5 wurde die Abbildung der ebenen Wellen nach dem AßBE’schen Sinussatz vorausgesetzt. Es wurde auch gesagt, daß die aus dem Quarz tretenden Kegel des im Innern reflektierten Lichts Kegel 2. Ordnung sind. Denkt man sich auf einem solchen Kegel nochmals die AßBE’sche Konstruktion mit der Kugel vom Radius f angewendet, so erhält man den Strahlenkegel, der in der Brenn- ebene des Objektivs die früher erwähnten Ellipsen hervorbringt. Studien über Asterismus. 547 Für die Beobachtung mit dem Auge, dessen Brennweite auch f genannt sei, kann man sich nun die Vorstellung bilden, daß ein aus dem Quarz austretender elliptischer Kegel durch die Augenlinse in einen anderen Kegel umgebrochen wird, ebenfalls 2. Ordnung, da ja die Brechung durch diese Linse der Brechung am photo- graphischen Objektiv ganz gleich ist. Dieser Kegel 2. Ordnung würde aber nun nicht wie früher mit einer Brennebene im Ab- stand f von der Kegelspitze zu schneiden sein, sondern mit einer die Netzhaut vertretenden Kugel vom Durchmesser f, in deren Oberfläche die Spitze des Kegels liegt. Die hierdurch entstehenden Schnittkurven würden die erregten Netzhautstellen re- präsentieren. Deren Gestalt gibt dann eine Erklärung für das, was wir mit dem Auge sehen. Der Mittelpunkt der ABBE?schen Brechungskugel sei 0, die Z-Achse ein Durchmesser der Netzhautkugel, so würde Fig. 19 den Schnitt dieser Flächen mit der XZ-Ebene wiedergeben: Fig. 19. Zur Abbildung eines Strahlenkegels im Auge. Die Lage der Netzhautkugel wurde so, wie angegeben, ge- wählt, weil ja die Ebene XY gewissermaßen die Linse darstellt, durch die die Brechung erfolgt. Ein Kegel K 2. Ordnung, der aus dem Quarz ausgetreten ist, werde durch die AßBE’sche Konstruktion in einen Kugel K', den ins Auge gebrochenen Kegel 2. Ordnung umgeformt. Aus einem Kegel der Form VII wird durch die Abbe’scIic Transformation mit der Kugel vom Radius f ein Kegel 2. Ordnung, der die Gleichung hat: XVI. x2 y 2 cos2 a + z2 x z cos a sin ff = 0. Setzt man zur Vereinfachung o = s, was senkrechtem Einfall des Lichtes entspricht, und schneidet den Kegel XVI mit der Netzhautkugel XVII. x* + y2 + (z-f)2 = ^, so ergibt sich eine Kurve (ZC Fig. 19), deren X Y-Projektion durch folgende Gleichung dargestellt wird : 35* 548 P. Kaemmerer, XVIII. x2 -f- y2cos2ff — 2 CO 3 p D- CD c*r n I - 3 - Beobachtung an einem interessanten Endoceratiden (Nanno aulema Clarke) und den Nachweis der Ausfüllung der Kammer mit organischer Materie ( Orthoceras luxuni und oppletvm aus dem der tetrabranchiaten Cepbalopoden. 597 Schoharie grit) sehr wahrscheinlich gemacht wird. Auch Ortho- ceras truncatum Mst. wird nicht als freischwimmendes, sondern als kriechendes, grundbewohnendes Geschöpf gedeutet, das seine Kammer abwarf, weil es eines hydrostatischen Apparates nicht mehr bedurfte Da nach Barrande das Abwerfen der Kammern regelmäßig1 2 erfolgt ist, liegt liier nicht eine zufällige Verstümmelung, sondern eine mit der Lebensweise des Tieres in Zusammenhang stehende Erscheinung vor. a Fig. 3. Discoceras eurasiaticum Frech = Lituites antiquissimum F. Roem. sp. e. p. Oberes Untersilur. Geschiebe von Sadevvitz b. Öls. Museum Breslau, a) Vollständige Wohnkammer und Mündung, b — d) Unvollständige Wohn- kammer ; die Luftkammern sind abgebrochen, aber das Tier hat die Rück- wand wieder mit Oberflächenskulptur überzogen (c); ein Teil des Syphos ist erhalten (d). 1/1. Eine übereinstimmende Beobachtung macht E. v. Mojsisovics 3 an einem Ortlioceras dubium aus den Raibler Kalken des Röthel- steins; von Wichtigkeit ist die mit Barrande übereinstimmende 1 American Geologist. 1893. p. 215. 2 Hoernes, 1. c. p. 11, und Barrände: Syst, silurien du centre de la Boheme. II. Quatrieme partie: Etudes generales sur les Nautilides. p. 291 — 306. 0. truncatum warf regelmäßig vier Luftkammern ab und dieser Vorgang wiederholte sich bei den größten Individuen vierund- zwanzigmal. 3 v. Mojsisovics, Cephalopoden der Hallstätter Kalke. 1. p. 4. Taf. 1 Fig. 5. 598 F. Frech, Loses und geschlossenes Gehäuse ■Wahrnehmung, daß bei den Formen, welche periodisch die Kammern abwerfen, eiii Absatz organischer Kalksubstanz im Inneren nicht statttindet. Bevor wir die Folgerungen ziehen, welche sich aus dem Abwerfen der Schalenenden für die Lebensweise des Tieres ziehen lassen, sei auf einen Fall hingewiesen, der das Abwerfen der gesamten Luftkammern bei einem eingerollten Bisco- ceras betrifft. Für die Mannigfaltigkeit der äußeren Lebensformen der Nautileen ist dieses seltene Beispiel sehr bezeichnend. Aus den bekannten, vorwiegend dem obersten Untersilur angehörenden Kalk- geschieben von Sadewitz bei Oels (Schlesien) stammen zwei Wohn- kammern von Biscoceras l. Von beiden Exemplaren ist lediglich der innere Teil der Wohnkammer erhalten. Die letzte Kammerwand mit dem Ein- druck des internen Siplios zeigt nicht die glatte Begrenzung, welche man bei den häutigen abgebrochenen Stücken zu sehen gewohnt ist. Vielmehr ziehen sich die kräftig ausgeprägten un- dulierten An wachsstreifen von der Außenseite über den abgestoßenen Teil der Kammerwand hin und vereinigten sich auf der Mitte der Wölbung iu halb symmetrischer, halb unregelmäßiger Weise. Offenbar war das Tier imstande, seine Arme — in ähnlicher Weise wie Orthoceras truncatum 2 — zurückzuschlagen und durch Absatz einer äußeren, den Anwachsstreifen entsprechenden Schalenschicht den notwendigen Abschluß nach außen herzustellen. An dem kleinen Exemplare ( Biscoceras curasiaticum Frech, Fig. 3 c, d) beobachtet man, daß nach der Befestigung und der Neu- anlage der An wachsstreifen das Wachstum des Tieres weiter vor sich ging. Man sieht deutlich einen ca. f cm langen Abschnitt des Siplios, welcher in die Wohnkammer hineinreicht und darauf hindeutet, daß das Tier im Begriff stand, eine neue Luftkammer anzulegen. Man kann aus diesen Beobachtungen 3 folgendes schließen : Ebensowenig wie 0. truncatum und dubium benützte Biscoceras seine Kammern als hydrostatischen Apparat. Ihr Abwerfen deutet darauf hin, daß die Tiere keine Schwimmer, sondern Boden- bewohner waren. Dann sind die beiden Möglichkeiten des Kriechens auf dem Boden oder des Bohrens im Schlamm für abwerfende Formen in Betracht zu ziehen. Da beim Bohren ein langes Ge- 1 Fig. 2 = Lituites antiquissimus ; Fig. 3 gehört zu einer neuen Spezies, Biscoceras eurasiaticum Frech, die auch in China vorkoinmt. 2 Nach Barrande; Hyatt nahm an, daß die Kopfkappe (die aus zwei Armen besteht) die Reparatur des Gehäuses besorgte. 3 Unter zehn im ganzen vorliegenden Sadewitzer Exemplaren zählt man zwei vernarbte Wohnkammern ohne Luftkammern. der tetrabranchiaten Cephalopoden. 599 häuse den Zweck haben konnte, die Bohrgänge oft’en zu halten oder als Stützpunkt zu bewahren, ein verkürztes Gehäuse zwecklos war, so dürfen wir wohl dem Orthoceras mit abgestoßenen Luft- kammern kriechende Lebensweise zuschreiben. Das gleiche dürfen wir bei den ziemlich geraden , allein für sich «xistierenden Discoceras- Wohnkammern anneh- men. Oder genauer : während Discoceras mit den eingerollten Innen- windungen und den z. T. freienWohnkammern eine halb schwimmende, halb kriechende Lebensweise geführt haben dürfte, können die der Luftkam- mern beraubten Tiere sich nur kriechend fort- bewegt haben. Im Vergleich zu dem abgebildeten Disco- ceras antiquissimum, das -einer ziemlich hohen Stufe des Untersilur angehört, zeigt nun das äußerlich ähnliche Planctoceras fal- catum Schl. sp. aus dem tieferen Untersilur (grauem Vaginantenkalk) recht bezeichnende Unter- schiede. Äußerlich erinnert zunächst Planctoceras fal- catum durch die schwache Krümmung seiner freien Wohnkammer an Disco- ceras antiquissimum, unter- scheidet sich jedoch durch die unverhältnismäßig ge- ringe Länge der Wohn- kammer sowie die innere Einschnürung am Beginn der Luftkammern von dem wesentlich jüngeren Discoceras. Planctoceras falcatum, von dem H. Schröder eine in allen wesentlichen Punkten zutreffende Dar- 600 F. Frech. Loses und geschlossenes Gehäuse Stellung gegeben hat \ liegt mir in einem Wohnkammer-Exemplar von Reval vor. Planctoceras zeigt olfenbar den Beginn der Ein- rollung und vollkommen freie, nirgends die vorangehenden Umgänge berührende Luftkammern. Discoceras antiqiiisshnum entspricht, abgesehen von den be- schriebenen frei existierenden Luftkammern, dem letzten Stadium vor der Bildung einer vollkommen geschlossenen Spirale; denn bei Discoceras antiquissimuni ist nur der äußerste Teil der fast einen ganzen Umgang umfassenden Wohnkammer frei. Die beschriebenen freien Wohnkammern von Discoceras und Planctoceras falcatum zeigen ferner bei äußerlich ähnlicher Form einen sehr bezeichnenden inneren Unterschied: Das geologisch alte Planctoceras besitzt eine bemerkenswert kurze, das geologisch jüngere Discoceras antiquissimuni eine er- heblich längere Wohnkammer. Das eine entspricht dem Beginn der Einrollung eines ursprünglich im Schlamme wühlenden Ortho- ceras; die lange Wohnkammer deutet dagegen auf den fast voll- zogenen Übergang zur geschlossenen Spirale, d. h. zur freien Schwimmbewegung hin. Sehr viel schwieriger als bei den Vorgenannten 1 2 ist die Frage nach der Lebensweise der Orthoceratiden mit unverengter Mündung“ und erhaltungsfähigen Luftkammern zu beantworten. Die Ent- deckung Pocta’s läßt den Rückschluß auf freie Lebensweise der jungen Orthoceren gesichert erscheinen. Ebenso läßt sich ein zweites Faktum angesichts der sehr beschränkten geo- graphischen Verbreitung der Arten feststellen : Die Ortho- ceren waren mit geringen Ausnahmen 3 nicht pelagisch und planktonisch, wie die Mehrzahl der Ammonitiden. Im Gegensatz zu der weiten Verbreitung jüngerer Ammoneen, silurischer Brachio- poden, Korallen und Graptolithen ist der geographische Lebensbezirk einer Ortlioceras- Art stets klein. Die Orthoceren waren wohl Boden- oder Schlamm- bewohner, die gelegentlich in die höheren Wasserschichten mit Hilfe ihres hydrostatischen Apparates emporzusteigen vermochten. Der Wasserballast moderner „gekammerter“ Unterseeboote, dessen Verteilung4 in die einzelnen Compartments von einem Pumpsystem 1 Planctoceras falcatum Schlotheim sp. H. Schröder, Cephalopodeu des Untersilur. Paläontologische Abhandlungen, herausgegeben von W. Dames und E. Kayser. 5. (N. F. 1.) 1889-1894. Taf. VI Fig. 1—2. 3 Gomphoceras e tc. ; Ortlioceras tr-uncatum und dubium, Discoceras. 3 Eine solche Ausnahme bildet wohl Gonioceras aus amerikanischem Untersilur; die streng symmetrische, stark komprimierte, beiderseits zu- geschärfte Schale deutet auf rasches Durchschneiden der Wogen hin. 4 Der Annahme Verrill’s, daß die lebenden Nautili und Spirulae dauernd Wasser in ihren Kammern beherbergen, steht die pseudo- planktonische Verteilung der luftgefüllten Sptrufa-Schalen entgegen. Man der tetrabranchiaten Ceplialopoden. 601 reguliert wird, dürfte viel Analogie mit der Kammerung der Orthoceren zeigen, die hier wie dort das Auf- und Absteigen regelt. III. Über die Entwicklung der Discoceren, Nautiliden und Lituitiden. Die Schale war bei Lituitiden und Discoceren, den Vorfahren der Nautiliden, meist eingerollt, seltener schneckenförmig ge- wunden, und zwar vollzieht sich die Einrollung allmählich ; wir I kennen eine ganze Reihe von Formen, bei denen die Einrollung nur teilweise ausgeführt ist. So ist die ganze Gruppe der ■ Lituitidae dadurch ausgezeichnet, daß nur die Luftkammern III eine lockere Einrollung erfahren, während die freie Wolinkammer schwach gebogen ist. Diese Einrollung ist deshalb so wichtig und interessant, weil wir die gleiche Erscheinung, die wir hier als Anpassung von grundbewohnenden Tieren an die freie Schwimm- Ibewegung anzusehen haben, am Schlüsse der Entwicklung der Ammoneen als Rückschlagsbildung vorfinden. Es gibt eine ganze Reihe von jungen Ammoneenformen, bei denen ebenfalls die Wolin- kammer frei wird, während die Luftkammern eingerollt bleiben ; somit Iist hier die Rückwanderung der Tiere, d. h. ihre Wiederanpassung an die kriechende oder wühlende Lebensweise auf dem Grunde des I Ozeans wahrzunehmen. I Unterscheiden sich schon die Lituitiden durch ihre noch un- vollkommene Einrollung der Luftkammern von den Familien der Endoceratiden, Orthoceratiden und Ascoceratiden, so ist ihnen ein weiteres unterscheidendes Merkmal durch die eigenartige Verengung der Wolinkammer aufgeprägt, die durch einen den Anwachsstreifen der Schale entsprechenden Vorsprung des Mündungsrandes erfolgt. Am Schluß der Entwicklung der Lituitiden, d. h. im Ober- silur, zeigt sich bei einigen Formen die Tendenz, die Wolinkammer zu verkürzen und sich somit den normalen Nautileen zu nähern. Diese an Nautilus oder Discoceras erinnernden Formen werden als Ophidioceras bezeichnet und überleben das Silur nicht. Parallel und gleichzeitig mit den Lituitiden entwickeln sich die Disco- ceren, d. h. Formen, die zwischen Nautilus und Orthoceras stehen und sich von den Lituitiden durch einfacheren Verlauf des Anwachs- streifens, d. h. durch einfache Rückbiegung derselben auf der Extern- seite unterscheiden. Im oberen Teil des Untersilur begegnen wir Discoceras und dem durch abweichende (externe) Lage des Siphos gekennzeichneten Estonioceras Xoetl. Im Obersilur, wo die Ent- wicklung der Lituitiden endet, entwickelt sich aus Discoceras (das noch eine z. T. freie Wolinkammer besitzt) Barrandeoceras Hyatt mit vollkommen geschlossener Spirale. Der Zusammenhang des vergleiche besonders R. Hoernes: Zur Ontogenie und Phylogenie der Cephalopoden. Jahrb. d. geol. Reichs-Anstalt. Wien 1903. p. 11. 602 F. Frech, Loses und geschlossenes Gehäuse obersilurisclien Barrandeoceras mit dem untersilurisclien Discoceras ist der denkbar engste: Skulptur, Lage des Siplios, Verlauf der Sutur und der Anfang des Gehäuses ist ganz übereinstimmend. Der durch Abstoßung der Aufangsblase gebildete kegelförmige Schalenanfang ist bei Barrandeoceras und Discoceras ganz überein- stimmend geformt. Nur die späteren Umgänge sind bei Discoceras rund und zuletzt frei, bei Barrandeoceras geschlossen und im Querschnitt oval. Neben den spiral eingerollten Formen finden wir schon im Untersilur, vor allem aber im Obersilur, schneckenförmige Geliäus e (Trochoceras) ; es kann keinem Zweifel unterliegen, daß diese Schalenform auf kriechender Lebensweise beruht. Die ältesten Vertreter dieser schneckenförmigen Nautileen sind an der Ober- grenze des Untersilurs (z. B. in den Maclurea-Kalken von Kristiania) heimisch und gehen ebenfalls aus Discoceras hervor; die Blütezeit der Troclioceren ist das Obersilur. In der Familie der Nautiliden (einsclil. Discoceras) bilden die Anwachsstreifen der Mündung eine einfache Ausbuchtung auf dem Rücken. Diese einfache Grundform des Schalenbaus zeigt auch Kopliinoceras, das im Devon gewissermaßen einen Rückschlag auf die älteren, mit vollkommen losen Windungen ausgestatteten Discoceren (Subgen. Planctoceras) darstellt. Die früher als Gyroceras bezeichneten devonischen Formen beginnen in der unteren Abteilung mit Kopliinoceras alatum Barr. sp. und sind in den oberen und mittleren Stufen der Formation durch mannigfache Skulpturformen (Spiralstreifen und Knoten) ausgezeichnet. Da jedoch die Grund- anlage des Gehäuses und der Verlauf der Anwachsstreifen der gleiche bleibt, so sind die verschiedenen Formen von Kopliinoceras nur zu abweichenden Gruppen, nicht in besondere Gattungen, zu stellen '. Die Lituitiden im engsten Sinne umfassen die Gattungen Lituites, Ophidioceras und Ancistroceras (= Strombolituites und Rliynch- ortlioceras Remele). Der eingerollte oder eingekrümmte Schalen- anfang findet sich in ähnlicher Entwicklung bei Discoceras und Esthonioceras Noetling. Aber Skulptur und Mündungsform ist bei Lituitiden und Discoceren gänzlich verschieden; während die letzteren den Ausgangspunkt der Nautileen, insbesondere von Syringoceras bilden, ähneln die Lituitiden den ältesten Ammoneen. Die Grundzüge der Skulptur und des Mündungssaums sind jedenfalls bei den Lituitiden und den ältesten Goniatiten die gleichen. Die Externseite der Schale entspricht einem Ausschnitt (Sinus) der Mündung, der jederseits von zwei mehr oder weniger weit vorspringenden Ohren begrenzt ist. 1 Vergl. die zutreffenden Bemerkungen von Holzapfel, Das obere Mitteldevon im Rheinischen Gebirge. 1895. p. 120 — 157. der tetrabranchiaten Cepbalopoden. 603 Auf der Innenseite der Windung verlaufen Skulpturlinie und Mündungssaum geradlinig. Die untersilurisclien Lituites- Arten, wie Lituites perfedus Wahl., L. procerus Rem. und L. lituus zeigen auf den geradlinigen Teilen des Gehäuses eine Abschwächung des wellenförmigen Verlaufes der Anwachsstreifen. Diese wellenförmigen Windungen sind sowohl auf den inneren Teilen des Gehäuses wie nahe der Mündung deutlich ausgeprägt. Um die Frage der Zusammengehörigkeit der Lituitiden und der ältesten Goniatiten endgültig zu entscheiden, müßte der 'Schalenanfang der Lituitiden bekannt sein. Ich glaube nun, an einem leider uicht günstig erhaltenen Exemplar von Lituites Lasaidxii Rem. eine blasenförmige Anfangskammer zu sehen. Aber selbst, wenn diese Beobachtung sich nicht bestätigen sollte, so ist der Nachweis der blasenförmigen Anfangskammer bei Orthoceras schon erbracht worden. Es läge nun nahe, den Ursprung der Goniatiten in dem ober- silurischen Ophidioceras zu suchen. Jedoch konnte ich mich bei gut erhaltenen böhmischen Exemplaren von Ophidioceras Simplex überzeugen, daß der Anfang des Gehäuses niemals eine Embryonal- blase, sondern vielmehr die kegelförmig abgestutzte Narbe der Nautileen aufvveist. Ophidioceras ist ferner durch die Vor- und Aufbiegung eines internen Lappens des Mündungssaums gekennzeichnet und bildet eine eigenartige Nebenreihe, die, wie es scheint, ohne direkte Nachkommen zu hinterlassen, im Obersilur ausstirbt. Bei den verschiedenen, durch mannigfache Skulpturen und Kammerwände gekennzeichneten Formen der eigentlichen Nautiliden zeigt sich eine außerordentliche Verschiedenheit in der Lage des Siphos. Bei den lose oder fest aufgerollten Formen der Discoceratiden ist der Sipho intern bis subextern. Die im Querschnitt kantigen, meist vierseitigen Temuoclieiliden zeigen in ihren älteren Formen einen externen, später subexternen Sipho, während die im Querschnitt runden Nautiliden stets einen subzentralen Sipho besitzen. Von besonderer Wichtigkeit ist die große Gruppe (Familie oder Unterfamilie) der Discoceratiden, die wir sowohl als Ausläufer der Orthoceren wie als Übergang zu den Nautileen ansehen können. Die Schale dieser Tiere ist scheibenförmig, die Umgänge liegen dicht aneinander und nur der letzte ist etwas abgelöst. Die typischen Discoceratiden sind auf das Untersilur beschränkt. Schon im oberen Silur treten an ihre Stelle die Nautiliden mit einem im Zentrum durchbrochenen Gehäuse ', die jedoch im Barrandeoceras u. a. 604 F. Frech, Loses und geschlossenes Gehäuse inneren Bau der Kammerwände, des Siphos und der Skulptur mit den Discoceratiden gut übereinstimmen. Daneben haben wir es mit einer anderen Gruppe zu tun, den Temnocbeilidae, die eine Annäherung an die Ammoneen zeigen. Sie besitzen meist einen viereckigen, seltener dreieckigen Querschnitt der Windungen. Der Siplio zeigt das Bestreben, von außen nach innen zu wandern, also genau die umgekehrte Tendenz wie bei den Ammoneen. Schlußbetrachtungen. Im Anfang der Entwicklung war die Mannigfaltigkeit der Formen am größten ; daher sehen wir nebeneinander im Unter- silur Ortlioceras, die Anfänge von Trochoceras , ferner Biscoceras und Lituites, sowie kurz darauf im Obersilur die ältesten Nautileen mit ganz geschlossener Spirale ( Barrandeoceras ). Am Schluß der Entwicklung der Ceratitiden in der obersten Trias und der Ammoneen in der Kreide waren die Plätze im Haushalt des Plankton-Meeres derart überfüllt, daß einzelne Nebenformen sich wieder an kriechende ( Cocliloceras , Turrilites ) und wühlende Lebensweise (Rhabdoceras, Baculites ) anpassen mußten. Die Lebensdauer dieser Formen war verschieden; am kurzlebigsten waren die ganz einseitig differenzierten Formen wie Heteroceras, Bostrychoceras, Crioceras und BacuMtes , dagegen ist Scapliites , der am wenigsten weit von der geschlossenen Urform der Ammoneen abweicht, auch geologisch am ausdauerndsten. Die Ammoniten mit geschlossener, symmetrischer Spirale wTerden allgemein als Schwimmer betrachtet. Ammoniten mit teilweise ge- schlossener Schale (wie Scapliites und Macroscaphites) dürften, wie dargelegt wurde, eine teilweise schwimmende, teilweise wühlende Lebensweise besessen haben. Mit dieser Erwägung, die an geo- logische Tatsachen anknüpft, verbreitet sich zugleich Licht über die Hypothese, nach der Argonauta der Nachkomme von Scapliites mit ganz oder teilweise rückgebildeter Schale sein soll. Man wird sich nur mit Mühe vorstellen können, daß die freischwimmenden Vorfahren von Scapliites sich zu einer teilweise wühlenden und dann wieder im Laufe des Tertiär erneut zu einer freischwimmenden Lebensweise bequemt haben könnten. Aber selbst wenn man diese „Spiralgänge der Entwicklung“ nicht für unmöglich hält, bleibt immer noch die unerklärliche Tatsache übrig, daß das Weibchen von Argonauta nur eine Porzellanschale ohne Perlmutterschicht, die angeblichen scaphitischen Vorfahren aber eine sehr kräftige Perlmutterschale und darüber nur die Andeutung einer Porzellan- lage besessen haben. Im Gegensatz zu den vorstehenden Beobachtungen, welche von lebenden Mollusken ausgehend die Aufrollungsvorgänge der Ammoneen als Anpassungserscheinungen an das umgebende Medium deuten, stehen die bisherigen Erklärungsversuche. Die HYATT’sche der tetrabranchiaten Cephalopoden. 605 Hypothese *, daß pathologische Individuen durch ihren krankhaften Zustand zu einer vorzeitigen Entwicklung angetrieben seien, ist kaum diskutierbar. Der dritten Erklärung, daß die Nebenformen an „phyletischer Altersschwäche“ litten, liegt insofern eine richtige Vorstellung zugrunde, als die Auflösung der Spirale meist kurz vor dem gänzlichen Aussterben der ganzen Gruppe zu erfolgen pflegt. Doch dürfte die Deutung etwa wie folgt zu formulieren sein: Wenn in einer bestimmten Periode die pelagische Tierwelt die Plätze im Plankton des Meeres ausgefiillt hatte, paßten sich einzelne Formen der Lebensweise auf dem Meeresboden an. AYenn eine beschränkte Schwimmfähigkeit erhalten blieb, so bildeten sich halbgeschlossene Gehäuse (Chor istoce ras, Scaphites, Jlacroscaphites, Lifuites, Discoceras, Planctoceras), kriechende Schalen nahmen die Schneckenform an ( Cochloceras , Turrilites). AVühlende Cephalopoden behielten ( Orthoceras , Bactrites) oder erhielten die Form der schlamm- bewohnenden Dentalien uud Soleniden ( Rhabdoceras , Leptoccras , Baculites). Gleichzeitig mit dem durch physikalische (klimatische) Ursachen oder vielleicht durch „phyletische Altersschwäche“ eintretenden Aus- sterben des ganzen Stammes erloschen auch die Nebenformen. Bactrites, Rhabdoceras, Spnroccras (d. h. die aufgerollten Parkinsonien) nnd Bacidites sind die gestreckten und aufgerollten Nebenformen von Ammoneen, welche sich in dem Augenblicke ent- wickeln, wo die herrschende Gruppe alle Plätze im Haushalte des Aleeres erfüllt hat. Die schneckenförmigen Nebenformen ( Cochloceras , Turrilites) treten meist gleichzeitig mit losen oder teilweise ge- schlossenen Gewinden auf, die jedenfalls eine andei'e Bewegungsart besessen haben, als die Ammoniten mit geschlossener, symmetrischer Spirale. Daß die schneckenförmig gewundenen Gehäuse auf eine kriechende Lebensweise hindeuten, geht aus dem A'ergleich mit der großen Klasse der Gastropoden hervor. Auch die Formen mit halbgeschlossener (Scaphites, Jlacroscaphites ) oder loser Spirale ( Crioceras , Aucyloceras, Ha mit es) können wohl nur als Grund- bewohner gedeutet werden, die eine beschränkte Schwimmfähigkeit beibehielten, ohne ausschließlich eine ki-iechende oder wühlende Lebensweise zu führen. AA’ährend Qüexstedt und Zittet, nur diejenigen Ammoniten als krankhafte Mißbildungen auffaßten, bei denen vereinzelte Abweichungen von der symmetrischen , ge- schlossenen Spirale Vorkommen, ist dieselbe Erklärung für lang- lebige, formenreiche Gruppen ( Turrilites1 2, Scaphites ) untunlich. Hier bildet wohl eine Änderung der Bewegungsart die natürliche Erklärung. 1 So gut sie auch für vereinzelte, verkrüppelte Arietiten von asymmetrischer Form passen mag. * Turrilites s. str. Gault — Cenoman; Bostrychoceras Turon — Senon. 606 E. Ulli ich, Beiträge zur Kenntnis der Quarzporphyre Ergebnisse. 1. Die Ortlioceren waren wühlende Bewohner des weichen Bodenschlammes und gleichzeitig imstande, gelegentlich in höhere Wasserschichten aufzusteigen. 2. Ihre allmähliche Einrollung (in der Reihe : Planctocera s, Discoceras, Barrandeoceras ) entsprach dem Verlassen der wühlenden Lebensweise und der fortschreitenden Anpassung an die ausschließ- lich schwimmende Fortbewegung. Kurzlebige Formen wie Gonio- ccras (und auch Endoceras ) dürften ebenfalls als Schwimmer zu betrachten sein, die das Problem der Verfestigung einer geraden Kammerschale auf verschiedenem Wege lösten. Die Biegsamkeit der Nautileen- Organisation ergibt sich aus der Regenerationsfähig- keit, d. h. aus dem Abwerfen der Luftkammern bei Discoceras und Ortlioceras truncatum. 3. Bei vollkommener Ausfüllung der Plätze im planktonischen Meere erfolgte wiederholt (Trias, Mittlerer Jura, Kreide) die Aus- bildung von „Nebenformen“ mit nicht geschlossener Spirale: a) Teils schwimmende, teils kriechende Lebensweise führten : Discoceras , Lituites, Scaphites, Macroscaphites. b) Ausschließlich kriechend war die Fortbewegung von Trocho- ceras, Cocldoceras und TurrUites. c) Teils kriechend, teils oberflächlich wühlend war die Fort- bewegung von Heteroceras und Bostryclioceras. d) Bohrend, und zwar ausschließlich bohrend, war nach Analogie von Dentalimn und Solen die Lebensweise von Bactdites und Ilhabdoceras mit ihren vereinfachten Kammerscheidewändeu. Beiträge zur Kenntnis der Quarzporphyre in der Umgebung von Oberschönau i. Thür. Von Emil Ullrich aus Oberschönau i. Thür. (Schluß.) 4. Der Porphyr vom Kanzlersberg. Das Gestein, wie es an den Felsen im „Gründchen“ gefunden wurde, steht dem Porphyr des Steinhauks und der Finkensteine sehr nahe. Die Grundmasse ist dicht und von rotbrauner Farbe. Die Einsprenglinge von Quarz und Feldspat sind mittelgroß und derartig zahlreich vorhanden, daß die Grundmasse fast völlig ver- drängt wird. Makroskopisch ist keine Neigung zu sphärolithischer oder zu fluidaler Struktur wahrzunehmen. in der Umgebung von Oberschönau i. Thür. 607 Auch die mikroskopische Untersuchung hat keine wesentlichen Unterschiede erkennen lassen. Im gewöhnlichen Licht gleicht das Bild fast vollkommen der älteren Porphyrvarietät vom Steinhauk. Fasrige Beschaffenheit der Grundmasse und Fluktuationserscheinungen konnten zwar nicht beobachtet werden; doch wurden Sphärolithe von derselben Ausbildungsweise wie dort vorgefunden. Von den Einsprenglingen ist nur der Quarz insofern von Interesse, als er häufig völlig zerbrochen ist. Zwischen die einzelnen Bruchstücke hat sich Grundmasse gedräugt und sie ganz voneinander getrennt, so daß sie nicht mehr gleichzeitig auslöschen. 5 . Der Porphyr vom R u p p b e r g. Das von der Höhe des .Tungfernbrunnens bis zum Gipfel des Ruppberges reichende Gestein gehört zu dem „Jüngeren Tambacher Porphyr“. In der violett- bis braunroten, dichten, splittrigen Grundmasse liegen kleine, nicht besonders zahlreiche Einspreng- linge, darunter reichlich Quarze. Die Grundmasse herrscht außer- ordentlich stark vor. Fluidalstruktur wird durch Wechsellagerung feiner, wellenförmiger Lagen hervorgebracht. Der Porphyr zeigt infolgedessen bei der Verwitterung eine plattige Absonderung. Hier und da zerfällt das Gestein nach den feinen Rissen und Klüften, welche es durchziehen, in scharfkantige Bruchstücke. Die Grundmasse zeigt u. d. M. das allotriomorph-körnige Feldspat- und Quarzaggregat. Die Größe der aufhellenden Flecken wechselt in den verschiedenen Präparaten. Zahlreiche Belonite liegen regellos in der Grundmasse zerstreut. In manchen Dünn- schliffen heben sich aus der trüben Grundmasse kleinere Quarz- flecke deutlich ab. Sphärolithstruktur ist ziemlich ausgesprochen. Neben den winzigen Sphärolithen mit zierlichen Interferenzkreuzen gewahrt man auch größere. Diese sind schon im gewöhnlichen Licht deutlich zu erkennen. Die einzelnen Fasern erreichen meist den Mittelpunkt; nur selten sind sie um ein Quarzkörnchen radial angeordnet. Oft haben sie sich gegenseitig in ihrer Ausbildung gehindert. Zwischen gekreuzten Nicols liefern diese Sphärolithe mehr oder weniger vollständige Interferenzkreuze. Hier und da wechseln grobkörnige und feinkörnige Lagen miteinander ab. Durch diese Wechsellagerung von abweichend struierten Partien wird die schon makroskopisch sichtbare Fluidalstruktur hervorgerufen. In manchen Präparaten deutet auch striemenförmig angeordnetes Pig- ment auf diese Struktur hin. Unter den porphyrischen Aus- scheidungen fehlt Plagioklas. Orthoklas ist trübe und oft ganz un- durchsichtig infolge sehr starker Verwitterung. Karlsbader Zwillinge wurden kaum, Mikropegmatit wurde nur vereinzelt beobachtet. Biotit ist nur äußerst spärlich vorhanden. Er ist völlig zersetzt. Quarz findet sich in wohl begrenzten Kristallen und in Kristall- 608 E. Ullrich, Beiträge zur Kenntnis der Quarzporphyre splittern. Korrosionsersclieinungen sind nur ganz selten an ihm wahrzunehmen. 6. Der Porphyr vom Brau köpf. Am Braukopf, dem südlichsten Punkt des untersuchten Ge- bietes, sind zwei Porphyrvarietäten zur Ausbildung gelangt. Das Gestein vom Felsen am Fahrwege und vom Braukopfstein im Mehliser Revier entspricht dem „Jägerhaus-Porphyr“. Die Grund- masse hat hellrötlichbraune Farbe und splittrigen Bruch. Mittel- große Einsprenglinge von Feldspat und Quarz sind in großer Menge vorhanden. Biotit ist mit der Lupe nachweisbar. Dagegen läßt das Gestein am Gipfel des Braukopfes und am Felsen im Steinbach-Hallenberger Revier alle Eigentümlichkeiten des „Jüngeren Tambacher Porphyrs“ aufs beste erkennen. In der violettbraunen, harten, stark überwiegenden Grundmasse liegen nur spärlich kleine Quarz- und Feldspatkristalle zerstreut. Die ehemalige Fließbewegung des Porphyrmagmas wird durch parallele Bänderung der Handstücke schön zum Ausdruck gebracht. Quarzreichere und zugleich hellere Partien wechseln mit quarzärmeren, dunkleren Lagen ab. Die Absonderung des älteren Porphyrs ist unregelmäßig polyedrisch, die des jüngeren, infolge der fluidalen Struktur, dünn- plattig. Auch mikroskopisch kann man Unterschiede an den beiden Varietäten beobachten. In der Grundmasse des jüngeren Porphyrs sind zahlreiche helle Quarzflecken vorhanden, die bei dem älteren nicht in dieser großen Menge Vorkommen und nicht so auffällig hervortreten wie bei jenem. Hinsichtlich der Sphärolithstruktur, die bei dem jüngeren Porphyr viel ausgesprochener ist als bei dem älteren, unterscheiden sich die beiden Gesteine ebenfalls ganz merklich. In der Grundmasse des älteren Porphyrs treten nur gelegentlich Sphärolithe auf. Sie sind ziemlich klein; ihre radial- fasrige Struktur ist im gewöhnlichen Licht nur undeutlich wahr- zunehmen. Zwischen gekreuzten Nicols zeigen sie deutliche und vollständige Kreuze. In den Dünnschliffen des jüngeren Porphyrs sind die sphärolithischen Gebilde über das ganze Gesichtsfeld ver- breitet. Sie haben ziemliche Größe und sind schon im gewöhn- lichen Licht ganz deutlich zu erkennen. Hier und da liegt in der Mitte der Sphärolithe ein wasserhelles Quarzkorn. Nach außen schließt sich ein Kranz von radial gestellten, feinen, trüben Fasern an, der im polarisierten Licht die vier Arme des Interferenzkreuzes zeigt. Oft fehlt der Kern von Quarz, und die einzelnen Fasern erreichen den Mittelpunkt. Zwischen gekreuzten Nicols lassen diese letzteren Sphärolithe, die sich gewöhnlich in ihrer Ausbildung gegenseitig gehindert haben, im Gegensatz zu den oben erwähnten mit Quarzkern, nur undeutliche Kreuze wahrnehmen. Mikroskopische in der Umgebung von Oberschönau i. Thür. 609 | Fluidalstruktur kommt, wie die makroskopische, nur der jüngeren 1 Varietät zu. Sie entsteht durch lagenweise Anreicherung des Pig- ments. Von deu Einsprenglingen findet sich der Quarz im älteren Porphyr in dihexaedrischen Einzelkristallen oder in Gruppen, die aus mehreren solcher verwachsen sind. Er ist meist stark korro- diert. In dem jüngeren Porphyr ist der Quarz gut begrenzt und zeigt nur selten Korrosionserscheinungen. Häufig ist er zerbrochen. Orthoklas ist in beiden Varietäten sehr trübe. Nur vereinzelt kann man Zwillinge nach dem Karlsbader Gesetz feststellen. Mikro- pegmatitische Verwachsungen von Orthoklas und Quarz wurden nur im älteren Porphyr angetrotfen. Plagioklas und Biotit, die beide in der älteren Varietät in ziemlicher Menge vorhanden sind, treten in der jiiugeren stark zurück. 7. Der J äge r h a u s - P o r p h y r. Unter dem Namen „Jägerhaus-Porphyr“ sei das Gestein vom Dörrekopf und das vom Jägerhausberg zusammengefaßt. Wie i bereits einleitend erwähnt, bezeichnet Beyschlag dieses Gestein als einen der drei Haupttypen der in den Oberliöfer Schichten des Mittelrotliegenden eingelagerten Porphyre. E. Zimmermann 1 hält ihn für den ältesten der Oberhöfer Quarzporphyrergüsse. Die Grundmasse ist dicht und hat dunkelbraunrote bis graurote Farbe. Eingesprengt sind viele, durchschnittlich mittelgroße Kristalle von Quarz und Feldspat. Die meisten Feldspäte sind 2 — 5 mm groß; gelegentlich erreichen einzelne auch 10 — 12 mm. Die rauchgrauen Quarzkörnchen haben gewöhnlich einen Durchmesser von 1 — 5 mm Länge. Mit der Lupe kann man auch Glimmerblättchen erkennen. Fluidale oder sphärolithische Ausbildung ist makroskopisch nirgends vorhanden. In Klüften hat sich gelegentlich Kalkspat abgesetzt. Die Gruudmasse zeigt auch hier wieder im polarisierten Licht das allotriomorph-köruige Aggregat von Quarz und Feldspat. Die Körner sind mitunter von ziemlicher Größe. An den Stellen, wo sich der Ferrit zu kleinen Klümpchen zusammengeballt hat, erscheint die Grundmasse fast ganz entfärbt. In diesen hellen, entfärbten Partien treten sehr viele , winzige Sphärolithe auf. In einem Präparat wurden unvollständige , Sphärolithe gefunden. Die abwechselnd hellen und trüben Fasern derselben gehen meist von einem Biotit- kriställcheu aus und sind etwas unregelmäßig radial angeordnet. Zwischen gekreuzten Nicols kann man nur undeutliche Kreuze wahrnehmen. Unverändert mikrofelsitische Substanz wurde nur sehr spärlich angetrotfen. Andeutung von Fluidalstruktur, die durch parallel gelagerte Ferritkörnchen und Belonite hervorgertifen wird, läßt sich stets nur auf kurze Strecke hin verfolgen. Die — 1 Erläuterungen zu dem Kartenblatt: Crawinkel — Gräfenroda 47. Centr&lblatt f. Mineralogie etc. 1915. 39 610 E. Ullrich. Beiträge zur Kenntnis der Quarzporphyre Einsprenglinge von Quarz und Orthoklas sind vielfach von Rissen durchzogen , in denen sich Grundmasse abgesetzt hat. Orthoklas ist gelegentlich korrodiert. Neben dem Orthoklas ist in gam untergeordnetem Maße auch Plagioklas vorhanden. Er ist in dei Regel stark getrübt. Der in ziemlich beträchtlicher Menge vor- kommende Biotit ist in den verschiedensten Verwitterungsstadier zu finden. Apatit und Zirkon finden sich sowohl im Feldspat und Biotit als auch in der Grundmasse. 8. Der Porphyr vom Mittelhau k. Makroskopisch gleicht das Gestein ganz dem „Jägerhaus- Porphyr“ ; vergl. p. 609. Auch die mikroskopische Untersuchung hat keine besonderer Unterschiede erkennen lassen. Neben den winzigen Sphärolither und den Sphärolithsektoren , welche in der Grundmasse des Jäger- haus-Porphyrs vorhanden sind, treten hier noch etwas anders be- schaffene sphärolithische Gebilde auf. Die langen, trüben Fasert dieser meist unvollständigen Sphärolithe gehen gewöhnlich radia' von einem zentral gelegenen Quarz oder Feldspatkriställchen aus Hier und da sind sie durch eine Lage dicht gedrängter Ferrit- körnchen nach außen abgeschlossen. In die stellenweise starl pigmentierte Sphärolithmasse sind kleine Körnchen einer fremder Substanz eingelagert. Zwischen gekreuzten Nicols zeigt infolge- dessen das sphärolithische Gebilde ein fleckiges Aussehen ; vor einem Interferenzkreuz ist, wie schon im allgemeinen Teil erwähnt nichts wahrzunehmen. In ihrer sonstigen Beschaffenheit entsprich i die Grundmasse derjenigen des Jägerhaus-Porphyrs. Die Feld- spat- und Quarzeinsprenglinge sind bisweilen mit einem schmaler Magnetitrand umgeben. Der Quarz findet sich nicht nur in Einzel- kristallen, sondern auch in Aggregaten verschiedener Individuen Er ist stark korrodiert und enthält mitunter mehrere Glaseinschlüsse In einem Individuum wurden deren neun gefunden. Orthoklas unc Plagioklas sind in der Regel stark getrübt. Gelegentlich tritt aucl: Calcit als Zersetzungsprodukt des Plagioklases auf. Grundmasse mit stark verwittertem Biotit findet sich oft als zungenartige Ein- buchtung in Quarz- und Feldspatkristallen. 9. Der Porphyr vom Ho h estein. Der Porphyr ragt an der Kohlenbachswand und am eigent- lichen Hohestein in mächtigen Felsen empor. In der braunroten, bisweilen auch grünlichen Grundmasse bemerkt man sehr zahlreich« mittelgroße Einsprenglinge von Quarz und Feldspat. Sphärolithische oder fluidale Strukturen sind nicht wahrzunehmen. Es liegt ancli hier wieder ein Porphyr vom „Jägerhaustypus“ vor. in der Umgebung von Oberschönau i. Thtir. 611 Die Grundmasse zeigt u. d. M. vielfach feine Sprünge, in denen ' sich Quarz , Eisenhydroxyd oder auch Calcit abgesetzt haben. | Gelegentlich tritt in beträchtlicher Menge ein viriditisches Infil- trationsprodukt auf; es verursacht die grüne Farbe mancher Hand- stücke. Sehr kleine Sphärolithe sind oft schon im gewöhnlichen Licht bei starker Vergrößerung zu erkennen. In ihrer Mitte be- findet sich nicht selten eine Anhäufung von Ferritkörnchen. Zwischen gekreuzten Nicols liefern sie schöne Interferenzkreuze. Hier und da ist die Grundmasse so stark getrübt, daß eine nähere Unter- suchung ausgeschlossen ist. Reihenförmige Anordnung der Belonite und schmale, helle Fluidalstreifeu , die vielfach gebogen und ge- staucht erscheinen, deuten auf Fluidalstruktur hin. In den feinen Rissen, welche den Quarz durchsetzen , tritt ein fast farbloses, glimmerähnliches Mineral auf. Mikropegmatitische Verwachsungen sind mehrfach gefunden worden. Der reichlich vorhandene Biotit Iist verhältnismäßig frisch und zeigt dann ziemlich kräftigen Pleo- chroismus zwischen rotbraun und hellgelb bis farblos. 10. Der Porphyr vom F i n s t erb a c hs ko p f. i Das Gestein am Sumpf und in der Hohen Schneise am Finster- bachskopf erweist sich als ein „Jüngerer Tambacher Porphyr“. Die Grundmasse ist graubraun bis hellgrau, sehr hart und von splittrigem Bruch. Porphyrisch ausgeschiedene Quarz- und Feld- spatindividuen sind von geringer Größe und nur spärlich vorhanden. Fluidalstruktur ist nicht besonders augenfällig. Die Absonderung ist unregelmäßig und plattig. U. d. M. ist keine ausgesprochene Sphärolithstruktur erkennbar. In der im polarisierten Licht allotriomorph-körnig erscheinenden Grundmasse sind nur selten winzige Sphärolithe wahrzunehmen. Fluidalstruktur entsteht durch bandförmig angeordnetes Pigment. Plagioklas tritt stark hinter dem Orthoklas zurück. Beide sind gewöhnlich durch weitgehende Zersetzung stark getrübt. Karlsbader Zwillinge wurden kaum beobachtet. Quarz findet sich in Kristallsplittern, bildet aber meist wohlbegrenzte Kristalle. Biotit ist ganz zersetzt und nur spärlich vorhanden. 11. Der Porphyr von den Zwölf Aposteln. Das Gestein am Hohen Born der Kohlenbachswand hat die nämliche Beschaffenheit wie der Quarzporphyr von den Zwölf Aposteln. Beide Vorkommen sollen im folgenden zugleich be- schrieben werden. Es handelt sich um einen älteren Porphyr vom „Greifenbergtypns“. Er ist durch sehr augenfällige, abnorm große Feldspat- und Quarzeinsprenglinge charakterisiert. Die Quarze erreichen bis 8 mm Durchmesser; die Feldspäte zeigen nicht selten eine Größe von 2 — 3 cm. Karlsbader Zwillinge 612 E. Ullrich, Beiträge zur Kenntnis der Quarzporphyre kommen sehr häufig vor. Neben den Orthoklasen finden sich auch vereinzelte Plagioklase, deren Streifung infolge weitgehender Ver- witterung makroskopisch nicht mehr wahrzunehmen ist. Bezüglich der Farbe sind Orthoklas und Plagioklas nicht zu unterscheiden; beide sind gelblichweiß. Mitunter zeigen die Feldspatkristalle infolge starker Zersetzung ein porös-zerfressenes Aussehen. Ganz selten sind die Feldspäte vollständig verschwunden; nur die Form der entstandenen Hohlräume deutet dann auf ihr einstmaliges Vor- handensein hin. Winzige Täfelchen von Glimmer sind nur schwer erkennbar. Die Grundmasse ist braungrau oder hellgrau gefärbt. An manchen Stellen nimmt das ganze Gestein eine poröse Struktur an. Die zahlreichen, primären, kleinen, eckigen Hohlräume sind mit feinen Quarzkriställchen ausgekleidet. Die Absonderung ist unregelmäßig. Die Grundmasse zeigt u. d. M. ein allotrioinorph-feinkörniges Gemenge von Quarz und Feldspat. Sphärolithstruktur ist deutlich ausgesprochen. Man findet Sphärolithe, die von hellen und trüben Fasern gebildet werden und von der übrigen Grundmasse durch eine Lage dicht gedrängter Ferritkörnchen abgeschlossen sind. Zwischen gekreuzten Nicols erkennt man, daß sich die Fasern aus hintereinanderliegenden feinen Körnchen zusammensetzen. Die Sphärolithe liefern kein Interferenzkreuz; sie besitzen ein fleckiges Aussehen. Neben diesen Sphärolithen sind auch noch solche vor- handen, an deren Aufbau sich nur feine, trübe Fasern beteiligen. Im Innern befindet sich meist ein Kern einer gekörnelten. feld- spatähnlichen Substanz. Ein scharfes Interferenzkreuz können diese Sphärolithe wegen der starken Zersetzung und der dadurch ver- anlaßten Trübung der einzelnen Fasern nicht mehr zeigen. Die Erscheinung ist nur ganz undeutlich zu beobachten. Winzige Sphärolithe mit zierlichen Kreuzen kommen nur versteckt vor Eings um die kleinen eckigen Hohlräume, die mit Quarzkriställchei ausgekleidet sind, nimmt die Grundmasse sphärische Struktur an Man sieht kleine kuglige, nicht fasrige, sondern gekörnelte Ge bilde in die Hohlräume hineinragen. Andeutung von Fluidalstruktu entsteht durch bandförmig angeordnetes Pigment. In einem Prä parat ist ursprünglicher Mikrofelsit deutlich erkennbar. Proto klastische Phänomene sind am Quarz häufig zu beobachten. Die Orthoklase treten meist in Form von Karlsbader Zwillingen auf Die Plagioklase sind gewöhnlich stärker verwittert als die Ortho klase. Der Biotit ist ziemlich reichlich vorhanden und zeigt bis weilen noch schwachen Pleochroismus. 12. Der Möstporphyr. Das Gestein der Hohen Möst mit seiner dunkelbraunen oder auch graugrünen Grundmasse ist ein dem „ Jägerhaus-Typus“ nahe- in der Umgebung von Oberschönau i. Thür. 613 stellender älterer Porphyr. Er ist durch zahlreiche meist mittel- große Feldspat- und Quarzeinsprenglinge gekennzeichnet. Die Feldspatkristalle erreichen zuweilen eine Länge von 1 — 1,5 cm; im Durchschnitt sind sie 3 — 8 mm groß. Orthoklas ist sowohl au der rötlichen Farbe als auch an den glänzenden Spaltflächen zu erkennen. Die nur vereinzelt auftretenden Plagioklase sind gewöhnlich mehr oder weniger stark zu weißem Kaolin verwittert. Die Quarzkristalle erreichen zumeist Größen von 3 — 4, gelegent- lich bis 8 mm. An den besonders großen Kristallen kann man nicht selten mit bloßem Auge bereits Einbuchtungen der Grund- masse erkennen. Mit der Lupe kann man sehr vereinzelt kleine Glimmerblättchen beobachten. In jedem Präparat konnten u. d. M. zwischen gekreuzten Nicols in der allotriomorph-körnigen Grundmasse versteckte, winzige Sphärolithe gefunden werden. In einem Dünnschliffe treten sphärolithische Gebilde auf, deren Struktur man im gewöhnlichen Licht schon deutlich wahrnehmen kann. In der Mitte liegt öfters eine Anhäufung von Ferritkörnchen. Nach außen folgt ein Kranz von sehr feinen, radial gestellten Fäserchen, die manchmal nicht leicht zu erkennen sind. Im polarisierten Licht sieht man scharfe Interferenzkreuze. Hier und da deutet bandiörmig angeordnetes Pigment auf Fluidalstruktur hin. In einigen Präparaten ist ein viriditisches Infiltrationsprodukt in Form von Fäserchen und Schüpp- chen über das ganze Gesichtsfeld verbreitet. Über die Einspreng- linge ist nichts Besonderes zu bemerken. 13. Der Porphyr vom Donnershauk. Am Kachelofen, in der Hohen Schneise und am Gipfel des Dounershauks befindet man sich im „Jüngeren Tambacher Porphyr“. Das Gestein ist von dunkel- bis hellgrauer Farbe. Die für den jüngeren Porphyr charakteristische Fluidalstruktur zeigt sich hier deutlich sowohl in der Bänderung der Handstücke als auch in dem dünnplattigen Zerfall des Gesteins bei der Verwitterung. Die Biegungen und Stauchungen der einzelnen Bänder treten bei der Absonderung gut hervor und verleihen den Platten ein gekräuseltes oder gefaltetes Aussehen. In der Grundmasse findet man u. d. M. oft mit Quarz erfüllte Hohlräume, in welche dünn prismatische Feldspatindividuen hinein- ragen; der Quarz ist somit jünger als der Feldspat. Stellenweise ist die Grundmasse stark getrübt. Mikroskopische Fluidalstruktur wird durch striemenförmig angeordnetes Pigment verursacht. Sphäro- lithe sind verbreitet und treten uns hier in derselben Form und Ausbildungsweise entgegen, wie wir sie schon bei der jüngeren Varietät des Porphyrs vom Bi-aukopf angetroffen haben ; vergl. p. 608. Plagioklas ist nicht gefunden worden. Der Orthoklas ist 614 E. Ullrich, Beiträge zur Kenntnis der Quarzporphyre stark getrübt und tritt hinter dem Quarz zurück. Biotit ist nur äußerst spärlich vorhanden. 14. Der Porphyr vom Petersberg. Am Katzenstein und am Fahrwege, der den Petersberg um- zieht, trifft man einen Porphyr, der dem vom Donnershauk sehr nahesteht und wie dieser für einen „Jüngeren Tambaclxer Porphyr“ zu halten ist. Fluidalstruktur ist auch hier in derselben Weise vorhanden, jedoch nicht so deutlich wie dort. Das Gestein ist hellgrau oder braunrot gefärbt. Auch die mikroskopischen Beobachtungen haben gegenüber dem Porphyr vom Donnershauk keine nennenswerten Unterschiede erkennen lassen; es mag deshalb an dieser Stelle nur auf jenes Vorkommen verwiesen werden. 15. Der Porphyr vom Zimmerskopf. Der Porphyr vom Zimmerskopf steht besonders an der Süd- westseite vielfach in mächtigen Felspartien an. Die ganze Be- schaffenheit des Gesteins deutet darauf hin, daß auch hier wieder ein „Jüngerer Tambacher Porphyr“ vorliegt. Die Farbe ist rötlich- braun oder auch dunkler mit einem Stich ins Graue. Die Grund- masse ist hart und splittrig. Kleine Feldspat- und Quarzkristalle sind meistens spärlich vorhanden. Nur selten treten viele, relativ große Einsprenglinge besonders von Quarz auf. Andeutung von Fluidalstruktur ist gelegentlich wabrzunehmen. U. d. M. weist die Grundmasse gegenüber der des Porphyrs vom Donnershauk keine besonderen Unterschiede auf. Das allotrio- morph-körnige Feldspat-Quarzgemenge und die Sphärolithe sind in derselben Weise wie dort anzutreffen. Die Fluidalstruktur ist hier viel feiner; sie wird durch sehr dünne Schnüre reihenförmig ge- stellter winziger Ferritkörnchen gebildet. In manchen Präparaten ist in der Grundmasse ein grünes Verwitterungsprodukt in Form von Fäserchen und Schüppchen verbreitet. Über die Einspreng- linge ist nur wenig zu sagen. Der Quarz ist häutig noch ganz regelmäßig begrenzt. Von Feldspat tritt nur Orthoklas auf. Gelegentlich sind Verwitterungsprodukte darin so reichlich vor- handen, daß nur noch wenig von der ursprünglichen Orthoklas- substanz übrigbleibt. An Stelle des ganz zersetzten Biotits finden sich Magnetitkörnchen. 16. Der Porphyr vom Sch warzenkopf. Anstehendes Gestein ist am Schwarzenkopf nirgends zu finden. Die untersuchten Handstücke wurden von einem Felsblock ge- schlagen, der in der Hohen Schneise etwa 200 m unterhalb der in der Umgebung von Oberschönau i. Thür. 615 Fahrstraße Oberschönau — Tambach liegt. Das Gestein ist recht kompakt und von splittrigem Bruch. In der rötlichgrauen Grund- masse sind nur wenige Feldspat- und Quarzkristalle zu sehen. Es liegt also auch hier wieder ein „Jüngerer Tambacher Por- phyr“ vor. U. d. M. zeigt die Grundmasse fasrige Beschaffenheit. Die Fasern liegen meist ganz wirr durcheinander; nur selten sind sie büschelförmig oder zu mehr oder weniger vollständigen Sphäro- lithen angeordnet. Diese liefern im polarisierten Licht kein Inter- ferenzkreuz, sondern haben infolge der etwas unregelmäßig radialen Anordnung der einzelnen Fasern ein fleckiges Aussehen. Die Fasern anderer sphärolithischer Gebilde setzen sich, wie man zwischen gekreuzten Nicols erkennen kann, aus kleinen, hinter- einanderliegenden Körnchen zusammen. Über die Einsprenglinge ist nichts zu bemerken. 17. Der Porphyr vom Hellenberg. Mit Ausnahme der Gipfelregion gleicht der Porphyr am Hellenberg sowohl makroskopisch als auch mikroskopisch voll- kommen dem vom Zimmerskopf; vergl. p. 608 und 609. In der Nähe des Gipfels und auf diesem selbst trifft man dagegen ein Gestein, welches sich von den beschriebenen jüngeren Porphyren durch seine Tendenz zur Kugelbildung unterscheidet. Die Farbe ist rötlichgrau, an der verwitterten Oberfläche bisweilen graulich- weiß. Die Kügelchen haben gewöhnlich Durchmesser von 1 — 10 mm und sind so massenhaft in der dichten Grundmasse angehäuft, daß die sphärische Struktur sehr augenfällig in die Erscheinung tritt und ein rogensteinähnliches Aussehen hervorgerufen wird. Meist Anden sie sich als isolierte, seltener als zusammengesetzte Kugel- gebilde und heben sich mit ihrer weißgrauen Färbung von der meist rotbraunen , stark zurücktretenden Grundmasse ganz auf- fällig ab. Die Kügelchen erweisen sich als radialstrahlig erstarrte Teile der Grundmasse. Mitunter bilden sie keine vollständigen Kugeln , sondern sie heften sich als Kugelsektoren an die Ein- sprenglinge an. Wie man u. d. M. erkennen kann, befindet sich im Zentrum dieser Sphärolithe ein Quarzaggregat , um welches herum feinfasrige Partien radial angeordnet sind, die nach außen hin zuweilen eine gröbere Struktur annehmen können. In den radialfasrigen Partien sind oft Einsprenglinge von Quarz und Feldspat zu finden. Nach Weiss 1 „mögen dieselben teilweise als Ausgangspunkt der Sphärolithbildung gedient haben , doch öfter noch sind sie einfach von dem Sphärolitli während dessen Fest- werden getroffen und umschlossen worden“. Neben diesen kom- pakten, kleinen Sphärolithen finden sich als Gerolle zwischen 1 Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 29. 1877. p. 421. 616 Besprechungen. anderen Porphyrtriimmern auch einzelne größere Gebilde derselben Art. Sie haben gewöhnlich einen Durchmesser von 5 — 10 cm und bilden die sogenannten Porphyr- oder Schneekopfkugeln. Auch diese erweisen sich im wesentlichen als einfache Sphärolithe und sind zum Unterschied von den kleineren Kügelchen meist hohl. Der Hohlraum ist ganz oder nur teilweise mit Quarzkristallen aus- gefüllt. In den Erläuterungen zu dem Kartenblatt Crawinkel — Gräfenroda 58 wird von E. Zimmermann angenommen, daß „die in diesen Kugeln, wie auch in sonstigen Hohlräumen der Porphyre ausgeschiedene Kieselsäure nicht, etwa aus der Verwitterung der Porphyre, besonders ihrer Feldspäte, herstammt, denn sie findet sich auch in frischem Gestein, sondern aus den Dämpfen, die den flüssigen Laven bei ihrer Eruption entstiegen“. Die feste Kugel- rinde ist sphärolithisch struiert und beherbergt, wie die radial- fasrige Partie der kleinen Kügelchen, Einsprenglinge von Quarz und Feldspat. Der Innenhohlraum ist von der Dicke der Rinde unabhängig und meist riß- oder sternförmig, seltener kuglig. Die Hohlräume sind wohl als Gasblasen zu deuten, von denen aus die Sphärolithbildung begann. Die Porphyrkugeln sind wie die kleinen Kügelchen von einer ziemlich scharfen , glatten Oberfläche nach außen begrenzt und lösen sich als schwer angreifbare Gebilde bei der Verwitterung leicht aus dem Gestein; so kommt es, daß man sie einzeln als Gerolle zwischen anderen Porphyrbrocken findet. Mineralogisches Institut der Universität Marburg i. Hessen. Besprechungen. C. Doelter: Handbuch der Mineralchemie. 2. 8. Ab- teilung. Bog. 21 — 30. Dresden und Leipzig bei Theodor Stein- kopff. 1915. p. 321 — 480. Mit vielen Abbildungen, Tabellen, Diagrammen und Tafeln. Die vorliegende, im August d. J. erschienene neue Abteilung des auch in der Kriegszeit vorschreitenden Werkes enthält folgende Artikel: Natrolith [Schluß] (Epinatrolith), Ägirin (Akmit), Urba- nit, Ägirinaugit und Glaukophan von C. Doelter; Analcim von A. Himmelbauer; U s singit , Weinberge rit , künstliche Natrium-Aluminium liydrosilikate, Natriumglimmer (Paragonit), N a, tr i u m p 1 a gio kl a s (Albit) , Natrium -Alu- m i n i u m c li 1 o r o sil i k a t (Marialithsilikat), Kalium- Aluminium- silikate, Kaliophilit (Phakelit), M u s c o v i t (Kaliumglimmer), Glimm er artige Zersetzungsprodukte verschiedener Mine- ralien , Lithiumkalium- Aluminiumglimmer (Lepidolith), Lithiumkali um eisenglimmer (Zinnwaldit) und Leucit (Anfang) von C. Doelter. Max Bauer. F. Frech, Ueber Seaphites. II. 617 Original-Mitteilungen an die Redaktion, Über Seaphites. II. Über die Rückbildung der Skulptur bei der jüngsten Scaphitenart. Von Fritz Frech. Mit 2 Textfiyuven. Bis zum Obersenon läßt sich bei allen europäischen und den meisten amerikanischen Scaphiten eine langsam fortschreitende Differenzierung der Oberflächeuskulptur wahrnehmen. Die Zahl der Rippen und Knoten nimmt gleichzeitig mit der allgemeinen Schalengröße so regelmäßig zu, daß man an dem Grade der Kom- plikation das geologische Alter beinahe unmittelbar ablesen kann. Nur eine einzige Ausnahme findet sich. Sie betrifft den ameri- kanischen , in dem obersten Senon auftretendeu Seaphites Conradi Morton1 2. Von der großen Hauptart liegt mir ein Exemplar vor, das aus der Fox Hill group (Obersenon) von Standing Rock in der Indianer Reservation in Süd-Dakota stammt. Das Stück ist etwas gestreckter wie die zitierte Abbildung, doch kann an der Übereinstimmung kein Zweifel bestehen. Andererseits gibt die Zeich- nung Meek’s den Charakter der Skulptur nicht besonders gut wieder. Man erkennt z. B. nicht, daß die Skulptur auf den Luftkammern und im inneren Drittel der Wohnkanuner vollkommen mit Pro- trachycems, und zwar besonders mit dem flachseitigen, zusammen- gedrückten Protrachyceras longobcirdicum Mojs. 2 übereinstimmt. Abweichend von der Triasform und abweichend von den auf ähnlicher Entwicklungshöhe stehenden Oberkreideformen ( Seaphites pulchcn imus A. Roemer und Sc. gibbus Schlüter 3) ist jedoch die Rückbildung und Veränderung der Skulptur auf den äußeren zwei Dritteln der Wohnkammer. Die vorher kräftigen Rippen werden liier fein, d. h. ihre Breite verringert sich auf die Hälfte und ver- ändert somit den allgemeinen Charakter fast unvermittelt. Gleich- zeitig werden die Dornen, die im Innern zehn regelmäßige Spiral- reihen zeigen, ganz unregelmäßig, soweit sie nicht völlig ver- 1 F. B. Meek, United States Geol. Survey of the Territories. 1876. Taf. 36 Fig. 1. p. 430. 2 Edm. v. Mojsisovics, Ceplialopoden der mediterranen Triasprovinz. Wien 1882. Taf. XX Fig. 1. 2 Palaeontogr. 21. N. F. Taf. XXVI Fig. 1 — 3 u. 6. 39* 618 F. Frech, Fig. 1. Scaphites Conradi Morton. Obersenon = Fox Hill group. Standing Rock, Süd-Dakato (Indianer Reservation). | nat. Größe. Die Sutur ist stärker differenziert als bei den untersenonen Vorgängern ; auch die Skulptur zeigt auf den inneren Luftkammern und dem Innenteil der Wohnkammer weitere Fortbildung, ist nahe der Mündung dagegen rück- gebildet. lieber Scapbites. II. 619 schwinden. Zwar zeigt auch die Skulptur bei den etwa gleichalten europäischen Arten (Sc. pulcherrimus. spiniger und gibbtts ) gewisse Änderungen, doch bestehen diese nur in einem Gröberwerden der Rippen in der Mitte der Wohnkammer derart , daß die Skulptur der Miindnngsgegend und der Luftkammern ungefähr gleich ist. Fig. 2. Scapbites binodosus F. A. Roemer var. breris Meek = - Sc. nodosus var. breris Meek. l’ntersenon (Fort Pierre gronp). Bad lands. Dakota. Die Art zeigt die weniger differenzierte Sutur und Skulptur einer älteren Scapbites Art (zum Vergleich mit der jüngeren Sc. Conradi). Eine wirkliche Rückbildung der Skulptur, d. h. ein Feinerwerden tritt somit nur bei der amerikanischen Form ein. Diese ist gleich- zeitig insofern als akmatisch zu bezeichnen, als sie alle europäischen Arten — auch Sc. tridens — an Größe übertrifft. Es handelt sich bei der Veränderung der Skulptur um eine wirkliche Rück- bildung, insofern die Miindungsskulptur von Sc. Conradi mit der Oberflächenform älterer Arten wie Sc. binodosus und constrictus wieder übereinstimmt. Diese Beobachtung ist n. a. deswegen 620 F. Frech, Heber Scaphites. II. Oberkreide / Europäische Bezeichnungen und ameri- Gliederung der Kreide nach Ammoniten Bezeichnungen nach Scaphiten Iranische Äquivalente nach A. mo Grossouvrk ' h E. Spengler, Die stratigraphische Stellung der Oberkreide etc. 621 wichtig, weil angesichts dieser Tatsache die Zurückführung der *4)770j«fttf«-Skulptur auf Scaijhitcs nicht wohl möglich erscheint; die erhebliche Änderung des Skulpturcharakters in dem kurzen Be- reiche der Wohnkammer kehrt in dieser Weise nur bei einigen Perisphincten wieder. Die Fox Hills group besitzt im allgemeinen obersenoues Alter, doch steht die rückläufige Bewegung der Skulptur von Sc. Conradi im Gegensatz zu der fortschreitenden Differenzierung der jüngsten Ammon een. Auch die Suturlinie von Sc. Conradi ist gut erhalten , zeigt aber im Gegensatz zu der Rückbildung oder Vereinfachung der Skulptur eine fortschreitende Differenzierung, d. h. die letzte Kammerscheidewand ist am stärksten gezackt, wie aus dem Ver- gleich mit den älteren Scaphiten, besonders mit Sc. brevis, hervorgeht. Somit liegt kein allgemeiner Vorgang der Rückbildung vor, viel- mehr ist eine für das Auf- und Absteigen im Wasser bestimmte Ein- richtung der Befestigung der Kammerwände in vorschreitender Entwicklung geblieben. Die jüngste und größte Scaphitenform zeigt keinerlei Umwandlungen, die auf eine Rückbildung oder gar auf den gänzlichen Verlust der Luftkammern bei den Männchen hinweisen. Auch die Beobachtungen an der jüngsten Scaphitenart lassen die Hypothese über den Zusammenhang von Scaphites und Argonauta als unbegründet erscheinen. Der Vergleich der europäischen und amerikanischen Scaphiten und ihres geologischen Alters ergibt sich aus der auf p. 620 be- findlichen Übersicht. Die stratigraphische Stellung der Oberkreide von Assani (Ostindien). Von Dr. E. Spengler in Graz. Da meine im Vorjahre vollendete Bearbeitung der Oberkreide von Assam infolge des Krieges erst in einigen Jahren zum Druck gelangen kann, so möchte ich an dieser Stelle in Kürze die wich- tigsten stratigraphischen und paläogeographischen Ergebnisse be- kannt geben. Der größte Teil des Materials lag bereits 1871 bei der Ab- fassung von H. B. Medlicott’s Arbeit: „Geological Sketch of the Shillong Plateau in North-Eastern Bengal“ (Memoirs of the Geo- logical Survey of India. 7) vor. Medlicott gab bereits damals eine Fossilliste, die auch in Medlicott’s und Blaxford’s Hand- buch der Geologie von Indien übernommen wurde Medlicott 1 Medlicott und Blanford, A Manual of the geology of India. p. 688, 689. (322 E- Spengler, Die stratigraphische Stellung der Oberkreide etc. unterschied damals zwei Horizonte in der Oberkreide von Assam : Utatur (Cenoman) und Ariyalur (Oberseuon). Heine Untersuchungen haben ergeben , daß nicht die geringsten Anhaltspunkte für ein cenomanes Alter eines Teiles der Assamkreide vorhanden sind, sondern daß die ganze bisher bekannte Oberkreide von Assam dem Oberseuon angehört. Insbesondere hat sich der vermeintliche „ Ammonites disparu durch Freilegung der Höhen- linie als eine neue Art von Pachydiscus ( P . Assamensis n. sp.) aus der Gruppe des P. Egertonianus erwiesen. Darnach ist es wahr- scheinlich, daß im Gebiete von Assam die Oberkreidetransgression erst im Obersenon einsetzt, ebenso wie dies Kossmat* 1 für den Pondicherrydistrikt nackweisen konnte. Die Fauna besteht aus 94 Arten, von denen allerdings wegen des ungünstigen Erhaltungszustandes nur etwa die Hälfte mit Sicherheit spezifisch bestimmbar ist. 1 1 Arten sind neu. Es wurden 6 Ecliiniden, 6 Brachiopoden, 21 Lamellibranchiaten, 51 Gastro- poden und 10 Cephalopoden beschrieben. Letztere sind die fol- genden : Nautilus Balucliistanensis Spexg ler — sp. Tetragonites sp. Anisoceras sp. Turrilites ( Heteroceras ) cf. Horn byensis White aves Die Fauna zeigt die meisten Beziehungen zu den Ariyalur- schickten des Trichinopolydistriktes : 29 (31?) Arten sind mit der südindischen Ariyalurgroup gemeinschaftlich. Besonders bemerkens- wert ist das häufige Vorkommen von Stigmafopygus datus B'orb. in Assam, der nach unseren bisherigen Kenntnissen ausschließlich auf Südindien beschränkt war. Daß die Fauna von Assam ferner 12 Arten mit der Kreide des iranischen Hochlandes (Persien und Baluchistan) gemeinsam hat, ist deshalb interessant , weil sie dadurch eine Mittelstellung zwischen den beiden grundverschiedenen Faunen von Siidindien einerseits und Persien — Baluchistan andererseits einnimmt. Daraus ergibt sich, daß die Landmasse2, die als Überrest des Gondwana- landes noch im Cenoman von Dekhan bis Madagaskar reichte, auch noch im Obersenon vorhanden war, so daß sich der Faunen- austausch nicht quer über Indien hinweg, sondern nur längs der 1 F. Kossmat, The cretaceous deposits of Pondickerri. Kecords geol. Survey of India. 30. 1897. 1 Siehe die paläogeographischen Karten bei Lapparent, Traite de Geologie, und F. Kossmat, Paläogeographie (Sammlung Göschen No. 406). BacvMtes vagina Forb. — sp. (cf. vagina var. simplex Kossm.) — cf. anceps Lam. Pachydiscus Gollevillensis d’Orb. — Assamensis n. sp. A. Utendörfer, Beiträge zur Petrographie etc. 623 Ost- und Nordküste des Gondwanalandes auf der Strecke Süd- indien— Assam — Baluchista» vollziehen konnte. Der Oberkreide von Assam fehlen trotz ihrer Beziehungen zum Senon von Baluchistan und Persien alle typisch mediterranen Elemente (Rudisten, Actaeonellen, Kreideceratiten). Wir müssen daher annehmen, daß das Oberkreidegebiet von Assam noch dem Indo-Pazifischen Ozean angehört. Die Vereinigung mit der Thetys ist zwar in geringer Entfernung aber doch so gelegen, daß das Warmwasser, das wahrscheinlich die Lebensbedingung für die mediterranen Typen war, nicht mehr bis Assam Vordringen konnte. Das vollständige Fehlen aller Beziehungen zu der ostasiatischen Kreide erklärt sich wohl dadurch, daß die vorliegende Fauna von Assam zum größten Teil aus benthonischen Seichtwassertieren be- steht, die nahe der Ostküste des Gondwanalandes lebten, und für ' die die offene Meeresverbindung mit Ostasien , die sich aus der engen Verwandtschaft der Cephalopodenfauna Südindien — Ostasien ergibt, eine unüberschreitbare Schranke war. Bemerkenswert ist, daß sich unter dem Material neben einigen schlecht erhaltenen Gastropoden zwei Seeigel gefunden haben, die früher gleichfalls als cretacische Arten bestimmt waren, aber sicherlich von tertiären (oligocänen ?) Schichten stammen. Es sind die Arten : Chjpcaster circular is n. sp. Euspatangus aff. rostratus d’Arch. Ein Vergleich mit den von Medlicott2 erwähnten „Supra num- , mulitic-deposits“ ergab ihre vollständige petrographische Über- ' einstimmung mit dem Gestein der vorliegenden zwei Seeigelarten. Beiträge zur Petrographie des Hühnberggesteins zwischen Schmal- kalden und Friedrichroda. Von Adolf Utendörfer aus Schmalkalden. Mit 2 Textfiguren. Zwischen Schmalkalden und Friedrichroda (Thüringer Wald) tritt in den Schichten des Rotliegenden ein Eruptivgestein auf, das schon wegen seiner meist hell- oder dunkelgrünen Farbe auf- fällt und damit im Rotliegenden den Charakter des Fremdartigen trägt. 1 H. Hayden hat typisch mediterrane Oberkreide in Tibet nach- gewiesen (The geology of the provinces of Tsang and Ü in Central-Tibet. Memoirs of the geol. Survey of India. 36). 1 H. B. Medlicott, Geological sketeh of the Shillong-Plateau. p. 159. A. Utendörfer, 624 Zunächst Schmalkalden tritt es im „Kleinen Steinbach“ hei Floh an der Floher Störung zutage und erstreckt sich von da in einem bis etwa 200 m breit werdenden Zuge vom Hainberge nach dem Großen Steinberg bei Schnellbach. Nordöstlich von Schnell- bach gewinnt es bedeutend an Ausdehnung; es bildet den Sattel, den Silberberg , den Brückenberg z. T. (die Brückenfelsen) , den Wiesenberg z. T., den Mönchstein, den vorderen, mittleren und hinteren Hiihnberg und die Spitterfallgegend. In diesem Teile des etwa 1 1 km langen Zuges erreicht das Gestein seine größte Aus- dehnung und Mächtigkeit sowie seine höchste Erhebung (mittlerer Hiihnberg 835 m). Nach den llühubergen wird der ganze Ge- steinskomplex auch im folgenden mit dem Sammelnamen als „Hiihn- berggestein“ bezeichnet. In der weiteren Erstreckung nach Norden — stets in Meereshöhen zwischen 600 und 800 in — über den Streitgirn, den unteren Pirschhauskopf, das Kreuz wird die horizontale Ausdehnung wesentlich schmäler, um am Spießberg, im oberen Teile des Kleinen Leinatales und im Drusenbach noch einmal etwas größer zu werden. Der nördlichste Punkt, wo das Gestein anstehend gefunden wurde, ist die Wacht bei Friedrichroda. Das untersuchte Gebiet erstreckt sich demnach über die Meß- tischblätter Schmalkalden, Tambach, Friedrichroda; der größte Teil befindet sich im Bereich des Blattes Tambach. Von den ent- sprechenden Blättern der Königl. Preuß. Geol. Laudesanstalt der geologischen Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten ist bisher nur das Blatt Schmalkalden, bearbeitet von H. Bücking, erschienen '. Das Blatt Tambach der geologischen Karte liegt nach den Aufnahmen von H. Bücking und R. Scheibe im Druck vor, ist aber noch nicht veröffentlicht. Durch das Entgegenkommen der Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt und des Herrn Geheimen Berg- rates Prof. Dr. If. Scheibe war es dem Verfasser ermöglicht, das Blatt bei seinen Aufnahmen zu benutzen, wofür ich meinen Dank ausspreche. Einen Überblick über die Verbreitung des Gesteins gewährt die geologische Karte des Thüringer AValdes 1 : 100 000 von F. Beyschlag. In der geologischen Heimatskunde von Thüringen von J. Walther (Jena 1906, 3. Aufl., p. 149) findet sich ein Profil. [. Das geologische Alter und die Lagerungsverhältnisse. Das Hiilinberggestein ist vom Alter des Rotliegenden. Diese Formation wird im Thüringer Wald in folgende Abschnitte ge- gliedert : 1 Erläuterungen zur geol. Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten. Herausgegeb. v. d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanst. Liefe- rung 129. Blatt Schmalkalden. Beiträge zur Petrographie des Hühnberggesteins etc. 625 1 . Oberrotliegendes : Tambacher Schichten ; 2. Mittel rotliegendes : a) Oberhöfer Schichten, b) Goldlauterer Schichten ; 3. Unterrotliegendes: a) Manebacher Schichten, b) Gehrener Schichten. Das Hühnberggestein hat die Sedimente der Goldlauterer und = c hellbraun, a fast farblos. Der Winkel der optischen Achsen ist sehr klein, und zwar fast Null. Die Ebene der optischen Achsen liegt parallel der Symmetrieebene. Wie oben angedeutet, stimmen diese beobachteten optischen Eigen- schaften gut mit denen des Phlogopits überein. Der Museo vit ist anderseits fai’blos und ohne Pleochroismus. Der Winkel der optischen Achsen ist bedeutend größer, und die optische Ebene steht senk- recht zu der Symmetrieebene. Jedoch vom chemischen Standpunkte ist es nötig, daß man diesen Glimmer als einen Muscovit auffaßt, in welchem das Verhältnis der Tonerde zu der Kieselsäure wie 1 zu 2 ist. Anderseits müßte dieses Verhältnis 1 zu 6 sein, wäre Phlogopit vorhanden, was nicht in Einklang mit der Analyse steht, und dies ist besonders auffallend , wenn man die nötige Menge von Kieselsäure, um die Quantität des vorhandenen und mikroskopisch beobachteten Tremolits zu berechnen, abzieht. Um die Bestimmungen des Fe.O, Al2 03 und Si 0„ sicher festzustelleu, wurde eine Kontrollanalyse unter Benutzung einer 3 g schweren Probe ausgeführt; die so erhaltenen Werte stimmen mit den in der obigen Analyse angeführten Zahlen gut überein. Den chemischen Eigenschaften nach ist es daher nötig, diesen in dem Mar Villa- Marmor vorkommenden Glimmer als Muscovit aufzufassen, dessen optische Eigenschaften, und besonders die Lage der Ebene der optischen Achsen, für dieses Mineral abweichend und ungewöhnlich sind. Der Berechnung nach enthält dieses Gestein 2,27 °/o Mus- covit. Wird jetzt das Kesiduum der Kieselsäure mit den nötigen Mengen CaO und MgO verbunden, so ersieht man, daß Tremolit 3,75% dieses Marmors ausmacht. Die Residua von MgO und CaO stehen zueinander wie 1 zu 1,1 und die gesamte Menge dieser Oxyde zu C02 wie 1,008 zu 1, d. h. das Carbonat ist 668 W. 0. Dietrich, als Normaldolomit aufzufassen, welcher 93,97 °/o des Gesteins aus- macht. Durch Behandlung einer 5 g schweren Probe mit ver- dünnter Salzsäure wurde die Menge der unlöslichen Silikate bestimmt. Dieses Verfahren zeigt, daß das Gestein aus 6,03 °/o solcher unlöslichen Silikate besteht, und diese Beobachtung ist in gutem Einklang mit dem berechneten Wert unter der Annahme, daß der Glimmer als Muscovit aufzufassen ist, nämlich 6,02%. Die Alkalien wurden nicht bestimmt , da dieselben nur ca. 10% des Muscovits ausmachen, und dieses Mineral in dem vorhandenen Gestein in einer nur 2 °/o großen Menge vorhanden ist, was daher zu sehr geringen Quantitäten der Alkalien führen mußte, welche nicht leicht genau zu bestimmen sind. Die Mineralzusammensetzung des Mar Villa-Marmors ist daher die folgende: Dolomit . . . . . . 93,97 Muscovit . . . . . . 2,27 Tremolit . . . . . . 3,75 Pyrit .... . . . 0,06 Aus dem Vorhergehenden ist daher zu entnehmen, daß der Muscovit auch als ein Glimmer der zweiten Klasse auftreten kann, indem die Ebene der optischen Achsen parallel der Symmetrieebene ist. In anderen Beziehungen besitzt jedoch dieses Mineral die optischen Eigenschaften eines Phlogopits, was die Unterscheidung dieser zwei Mineralien sehr schwierig und ohne eine chemische Analyse sogar unmöglich macht. Miueralogical Laboratory University of Michigan. Kein marines Oligocän in Schwaben. Von Dr. W. O. Dietrich in Berlin. Unter dem Titel „Die Grenze des mitteloligocänen Meeres in Schwaben“ hat J. Schad 1 Ausführungen veröffentlicht, die richtig- gestellt werden müssen, da sie auf einer irrigen Fossilbestimmung- beruhen. Weil er in den untermiocänen (oder oberoligocänen i Süßwasserkalken am Südrand der Alb im Gebiet um Ehingen a. D. „Steinkerne von rholas tenuis “ gefunden zu haben vermeint, glaubt J. Schad, das Meer zur Mitteloligocänzeit bis nördlich der Donau ausdehnen zu müssen. Ein besonders reicher Fundpunkt der 1 Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereines. Neue Folge. 3. Heft 2. 1913. p. 22 — 27. Kein marines Oligocän in Schwaben. 669 „Pholaden“, der einzigen Zeugen dieser ScHAD’sclien Meeres- transgression, soll sich in Allmendingen belinden. Ich hatte Ge- legenheit, dort im Steinbruch der Stuttgarter Cementfabrik am linken Gehänge der Schmiechen die „Pholaden“ in den pisolithischen Sumpfkalken zusammen mit Cyclostomen und unbestimmbaren Heln- Steinkernen zu sammeln. Es sind keulen- oder flaschenförmige Gebilde von 6—9 mm größtem Durchmesser und 15 — 20 mm Länge. Daß es nicht die Ausfüllungen der Bohrgänge von Pholas oder sonst einer bohrenden marinen Muschel sind, geht daraus hervor, daß diese Steinkerne ans demselben kreidigen Kalk be- stehen wie das umgebende Gestein. Die echten Steinkerne von Pholadenbohrlöchern bestehen aus glaukonitischem Kalksandstein und zeigen bisweilen auch noch die Muschel selbst, wie man gerade in der Ulmer Gegend, wo die Pholaden des mittelmiocänen Meeres (Helvetische Stufe) massenhaft die Weißjura-e-Felsen angebohrt haben, leicht beobachten kann (nächstgelegener Fundort Jungingen bei Ulm). Schad's Schluß, daß an der Küste seines hypothetischen Meeres eben kalkig- mergelige Absätze sich gebildet haben, zeugt nicht gerade von viel sedimentgeologischer Erfahrung und braucht sowenig wie seine willkürliche Altersbestimmung als Mittel- oligocän besonders widerlegt zu werden. Als was die fraglichen Gebilde anzusprechen seien, war mir nicht klar, bis mich Herr Prof. P. Oppenheim, dem ich sie ohne irgendwelche Angaben vorlegte, sofort auf eine von E. Schütze gegebene Deutung hinwies. E. Schütze1 hat ähnliche Ausfüllungen in einem Landschneckenkalkstein im Kies als Steinkerne von Nest- bauten gewisser einzellebender Bienen gedeutet und ist geneigt^ sie im besonderen Vertretern der Gattung Anthopliora ( Podalirius ) zuzuschreiben. Wie Herr Prof. Oppenheim freundlichst mitteilte, hat er Ähnliches im Miocän von Kleinasien beobachtet. Auf die oberschwäbischeu Stücke aus der Ehinger Gegend läßt sich diese Deutung ungezwungen übertragen; morphologisch steht ihr nichts im Wege, wie ich mich auch am rezenten Material im hiesigen Zoologischen Museum überzeugt habe. Allerdings ist es wohl mög- lich, daß auch noch andere Apiden-Gattungen als die von Schütze genannte in Betracht kommen, doch ist dies für die Richtigstellung nicht wesentlich. Auch die faziellen Verhältnisse des Vorkommens sprechen durchaus zugunsten der Deutung als Ausfüllungen von Nestern bodenbewohnender Apiden, denn es handelt sich bei diesen untermiocänen Landschneckenkalken um Absätze in flachen, reich- bewachsenen Seen, worein die ziemlich widerstandsfähigen Bienen- 1 E. Schütze, Alttertiäre Land- und Süßwasserfossilien aus der Bunten Breccie von Weilheim im Ries. p. 25, Fig. 22 und 23, in: Branca und Fra as, Die Lagerungsverhältnisse Bunter Breccie an der Bahnlinie Donau- wörth— Treuchtlingen usw. Abh. k. preuß. Akad. Wiss. Berlin 1907. 670 R- Richter, Eigenartige Ausbildung eines „Strudeltoptesc einzelnester so gut wie die Gehäuse der Landsclmecken leichtlich geraten konnten. Allen denen, die sich mit paläogeographischen Fragen be- schäftigen, kann ich nur raten, es bei den bisherigen Grenzen des Meeres zur Stampianzeit bewenden zu lassen. Eigenartige Ausbildung eines „Strudeltopfes« durch schaukelnde Reibsteine. Von Rudolf Richter in Frankfurt a. Main (Okt. 1915). Mit 7 Textfiguren. Im Herbst 1908 brachte ich aus einer nicht zugänglich ge- machten Tropfsteinhöhle bei Hegger. in Westfalen (unweit Atten- dorn) ein kleines Auswaschungsgebilde in das Marburger Institut, das auf den ersten Blick das Modell eines Strudeltopfes mit seinen Reibsteinen zu verkörpern scheint, wie es die alte Theorie eines solchen verlangte. Bei näherer Betrachtung aber zeigt sich eine nicht ohne weiteres verständliche Eigenart, die ich auf dem Samm- lungszettel zu deuten versuchte. Nachdem inzwischen K. Andr^e1 auf dieses Gebilde hingewiesen hat, sei es im folgenden bekannt- gegeben. Der Boden der Höhle wurde an der betreffenden Stelle von einer über 50 cm mächtigen Kruste von reinem, grobspätigem Kalk- spat gebildet, dessen Oberfläche einen dünnen Belag von braunem Höhlenlehra trug. In diese Kalkspatschicht war ein topfartiges Loch mit sehr bestimmter, fast kreisförmiger Begrenzung und einem Durchmesser von 7 cm eingedrechselt, dessen steil nach innen ab- fallende Wände in dem weißen Spat marmorglatt ausgeschliffen sind (Fig. 2). Der Boden dieses Loches teilt sich in zwei selb- ständige Sonderlöcher, zwischen denen ein oben kantig zugeschärfter, trennender Riegel stehengeblieben ist. In diesen Riegel ist an seinem Übergang in die Wand des Hauptloches eine ebenfalls selbständige Nische eingelassen. Der Boden des tiefsten Loches liegt 4 cm unter dem Oberrande des gemeinsamen Hauptloches. In jedem der beiden Zwillingslöcher steckt ein aus schwarzgrauem Hornstein bestehender Reibstein , hier mit a und ß bezeichnet, jeder seinen Topf so vollkommen ausfüllend und hineingepaßt, daß man sie nicht ohne Mühe herausnehmen kann (Fig. 1). Das gilt namentlich von dem hier mit a bezeiclmeten (Fig. 4). Dieser hat sich in seinen Sondertopf so hineingeschnitten, daß dessen Wand 1 Über die Anordnung allgemein-geologischer Sammlungen. Geul. Rundschau. 5. 1914. p. 58. durch schaukelnde Reibsteine. 671 über ihm stellenweise sogar etwas überspringt (Fig. 8 a). Ein dritter Stein y (Fig. 5), kleiner als die andern, paßt genau in die erwähnte Nische des Riegels, die ihm auch ihre Entstehung ver- danken könnte, falls diese nicht den stehengebliebenen Rest eines alten Schraubenganges darstellt. Es ist gar kein Zweifel darüber möglich, daß die beiden Teiltöpfe nur durch den in jedem sitzenden Stein geschaffen worden sind. Schon darum, weil von Topf und Stein sich die Gestalt so völlig entspricht, daß ein Gipsausguß jedes Loches genau das Bild der auf liegenden Fläche des dazugehörigen Steines gibt, beide sich also wie Negativ und Positiv verhalten (Fig. 3). Der daraus hervorgehende Mangel an Spielraum nimmt dem Stein jede Mög- lichkeit, sich zu drehen, sei es um den eigenen Mittelpunkt oder gar um einen außerhalb liegenden Punkt, und schließt jede Arbeit im Sinne eines Strudelloches aus. Ebenso ist auch ein Herum- werfen auf eine andere Auflagefläche sehr erschwert. Nur ein leichtes, zitterndes Schaukeln ist möglich, und dafür ist auch ein ständiger Antrieb in der Tat gegeben in dem Aufschlag fallender Tropfen. Gerade an jener Stelle der Höhle fielen von dem kluft- artigen, an 10 m hohen Dache einige Ketten von Tropfen, die sich in minutenlangen Abständen regelmäßig folgten. Es genügt jedoch auch schon der Befund des herausgemeißelten Topfes, um den Aufschlag fallender Tropfen als die die Steine bewegende Kraft anzusprechen. Das Loch war völlig frisch, frei von Lehm und noch in fortschreitender Austiefung begriffen ; der dünne Belag von Höhlenlehm ringsum war bis an den Rand des gemeinsamen Loches unversehrt. Dadurch wird jede andere Kraft als die fallender Tropfen, etwa rinnendes Wasser, ausgeschlossen. Auch fehlte Einlauf und Auslauf; das niedertropfende Wasser versickerte wohl durch die Fugen der kristallinen Masse oder spritzte samt dem offenbar äußerst feinen, aus reinem Ca Co3 bestehenden Abreibsel heraus. Durch solches Schaukeln vertieft der Stein sein Bett und sinkt im wesentlichen nach unten ein. Wenn er daneben unter dem Einfluß der Lage seines Schwerpunktes oder der Neigung der ursprünglichen Auflagefläche zugleich auch ein wenig seitlich ein- schneiden kann , so unterhöhlt er die Wand und verschiebt den Boden seines Loches allmählich nach dieser bevorzugten Seite. Tn beide Töpfe führt denn auch ein (linksläufiger) Schraubengang hinein, der namentlich bei dem tieferen scharf geschnitten ist, wie die Betrachtung unserer Tiefensichten (Fig. 1 und 2) mit dem Tiefengucker deutlich zeigt. Auch darin spricht sich wieder aus, daß an der Entstehung der beiden Löcher nichts anderes Anteil hat, als der eine in jedem darinsitzende Stein; nur die erste ganz oberflächliche Anlage des gemeinsamen Hauptloches kann allenfalls von allen drei Steinen gemeinsam geschaffen worden sein. Es ist zu erwarten, daß auch für die Reibsteine eine derartige (372 R Richter, Eigenartige Ausbildung eines „Strudeltopfes“ scliaukelude Bewegung auf einer und stets derselben Seite zu einer besonderen Art der Abnützung und Formgebung führen muß. Im Gegensatz zu jeder sonstigen Bewegung durch Wasser kann in diesem Falle keine allseitige Abrundung, sondern nur eine Be- arbeitung der Unterseite stattfinden. Diese müßte dabei schließ- lich nach genügender Abschleifung eine regelmäßig geglättete und einheitlich gekrümmte Wölbung annehmen und sich gegen die wenig abgenützte, unregelmäßige Oberseite durch einen Zug zu- sammenhängender Kanten abgrenzen. Denn der formende Einfluß der auffallenden Tropfen auf die Oberseite wird gering, infolge der Härte dev Kiesel und vor allem der Armut an Festteilchen, die dem in einer Kalkhöhle niedertropfenden Wasser eigen ist. Dieser Erwartung entspricht der tatsächliche Befund. Der kleinste Stein y (Fig. 5), flach und von dreieckigem Umriß, besitzt bereits solch glatte, schwach bauchige und einheitliche Wölbung der größten, aufliegenden Fläche, während die andere Seite schon durch eine kantig aufgesetzte Leiste ihre Unregelmäßigkeit anzeigt. Die Wölbseite ist rings von scharfen Kanten umgeben , die an zwei Seiten besonders zugeschärft sind. Der am tiefsten eingesunkene Stein ß (Fig. (5) zeigt ebenfalls eine gutgeglättete Unterfläche, in deren Mitte aber, wohl infolge der ursprünglichen Gestalt, eine noch nicht ausgeglichene, flache Delle liegt. Sonst ist sie ziemlich eben , wird an deii Rändern gewölbt und ist durch einen deutlichen Kantenzug von der oberen unregelmäßigen Begrenzung des Steines abgesetzt. — Das zu- gehörige Loch, das ja die Form dieser Fläche völlig wiederholt, zeigt auch entsprechend deren Delle eine leichte Erhebung der Bodemnitte (Fig. 3). Erklärung zu den Figuren 1 — (>. Fig. 1. Tiefensicht des Zwillingstopfes mit den Schaukelkieseln « und ß an Ort. Fig. 2. Dieselbe Tiefensicht des Topfes ohne die Scliaukelkiesel. Fig. 3. Gipsausguß des Zwillingstopfes (|). Die Ausgüsse der einzelnen Löcher wiederholen getreu die Form der entsprechenden Schaukel- kiesel « und ß. Fig. 4. Schaukelkiesel u (f). a) Oberseite oder Unterseite (beide Seiten sind völlig gleich). b) von der Längsseite, c) von der Schmalseite. Fig. 5. Schaukelkiesel ß (}). Fig. G. Schaukelkiesel y ({). Die Tiefensichten Fig. 1 und 2 sollen mit dem Tiefengucker betrachtet werden. durch schaukelnde Eeibsteine. 673 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1915. 43 674 R- Richter, Eigenartige Ausbildung eines „Strudeltopfes“ Sehr eigenartig ist der Stein a, der schon in der Aufsicht ( Fig. 4 a) durch seinen regelmäßig elliptischen Umriß auffällt. Die eine Seite ist vollkommen regelmäßig und einheitlich gewölbt und geglättet. Genau ebenso gleichmäßig und als ihr vollkommenes Spiegelbild ist aber auch die gegenüberliegende Seite ausgebildet. Beide Flächen stoßen in einem schneidig zugeschärften , in der Symmetrieebene des Steines verlaufenden Äquator zusammen , so daß der Stein fast die volle Regelmäßigkeit einer Sammellinse erhält (Fig. 4 b, 4 c). Die Flächen stimmen so sehr überein, daß mau sie nicht mehr unterscheiden, geschweige als obere und untere ansprechen kann. Für eine Fläche, die auf liegende, ist eine solche Ausbildung durch die Schaukelung erklärt ; ihr entspricht ja auch, wie erwähnt, der Boden des Bettes , das dem Steine seine Form verdankt, schließlich aber auch wieder auf den Angriff der feinsten feilenden Staubteilchen und damit auf die Formung des Steines Einfluß hat. Die obere Fläche aber liegt frei und kann daher ihre Form nur dadurch erhalten haben , daß sie selbst einmal Unterfläche war, nach deren Fertigschleifung der Stein durch einen ausnahmsweise heftigen Tropfenschlag herausgesprungen ist und sich in die heutige Lage umgewendet hat. Der, wie erwähnt, ringsum scharfe Äquator ist immerhin an den Schmalseiten der Ellipse weniger schneidig, wohl deshalb, weil das Schaukeln um die lange Achse lebhafter war als um die kurze, und weil in jener Richtung die seitliche Verschiebung erfolgte. Im Gegensatz zu den Gletscher geschieben mit ebenen, allenfalls bauchigen Flächen und stumpfen, geraden und in einer Ebene liegenden Kanten, — den Windkantern mit gekrümmten Flächen und schneidigen, in und meist auch aus der Ebene ge- krümmten Kanten — und den kantengerundeten bis kantenlosen, krummflächigen, vom fließenden und brandenden Wasser bewegten Gerollen und rollenden Reibsteinen ist also den von fallenden Tropfen geschaukelten Reibsteinen in der Tat eine besondere, in obiger Überlegung verlangte Abnützungsform eigen. Das Kennzeichen dieser Schaukelkiesel ist Ab- schleifung, im Endziel Halblinsenschliff der größten Auflage- fläche und Begrenzung dieser Fläche durch einen von der Schaukel- richtung abhängigen, zusammenhängenden Kantenzug. Die Ober- seite, von den auffallenden Tropfen nur geglättet, bewahrt ihre ursprüngliche Gestalt, wenn nicht ein Wechsel der aufliegeuden Fläche eine neue, der alten entsprechende und sich mit ihr durch- dringenden Wölbfläche entstehen läßt. Bei einem von vornherein flachen Stein wird die neue Fläche zur alten spiegelbildlich liegen und sich eine mehr oder weniger vollständige Linsenform heraus- bilden. Eine Linsenform, wie sie der Stein a aufweist, ist unter den natürlichen Abnützungsformen der Steine sonst noch nicht bekannt durch schaukelnde Reibsteine. 675 geworden. Allerdings geben die Figuren Ä. Wade’s 1 unter 1 und 2 Bilder, die unseren Figuren 4 a — c täuschend ähnlich sehen. Diese Ähnlichkeit ist jedoch nur scheinbar. Denn jene beiden Figuren Wade’s sind nicht verschiedene Ansichten desselben Stückes, sondern Fig. 1 ist ein vollkommen kugeliges Flußgeröll ohne jede Kanten- zuschärfung, und Fig. 2 zeigt nur die von einer Kante gehälftete Oberseite eines Windkanters, seine Unterseite kann aber dieser Entstehung entsprechend natürlich keine zusammenhängende Fort- setzung dieser Kante besitzen. Bei der Neubelebung der Erörterung1 2 über die Abnützungs- formen der Steine dürfen auch diese Schaukelkiesel Beachtung finden. Aber noch aus anderem Gesichtspunkt schien mir der be- handelte Gegenstand — trotz der kleinen Abmessungen, die natur- gemäß mit der Kraftquelle im Einklang stehen — der Untersuchung wert zu sein. Die Erscheinung, für die der weiße, glättungsfähige Kalkspat, die dunklen Kiesel und der braune, die Unversehrtheit der Rand- nachbarschaft anzeigende Lehmbelag hier geradezu ein Lehrmuster geschaffen haben, wird anscheinend nicht vereinzelt bleiben, wenn sie auch bisher nicht bekannt geworden ist. Die Arbeiter der Attendorner Gegend wollen solche Zwergtöpfe, für die ihnen das Wort „Pöttchen“ geläufig ist, öfter gesehen haben. In der Tat sind ja die Bedingungen für ihre Entstehung überall gegeben, wo von außen harte Steine vereinzelt und ohne Sandzufuhr auf den Höhlenboden gelangen und sich in den, vielleicht schon von den bloßen Tropfen vorgebildeten Bodenvertiefungen fangen. Ein besonderes Augenmerk verdient diese Beobachtung im Hinblick auf die Arbeiten von J. Bkunhes3, der zeigte, daß die allgemeine Vorstellung von der Bildung der Strudellöcher und Gletschertöpfe durch rollende Mahlsteine irrig und nur Sand das arbeitende Mittel, jene Steine aber selbst leidender Gegenstand und eher Hemmschuh der Arbeit sind. Dieser Beweis ist Brunhes 1 On the Formation of Dreikante iD Desert Regions. Geol. Magaz. 1910. Taf. XXI. * J. Walther, Über die Bildung von Windkantern in der Libyschen Wüste. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1911. Monats-Ber. p. 410. — R. Hoernes, Gerolle und Geschiebe. Verh. d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1911. p. 267. 3 De vorticum opera, seu quo modo et quatenus aquae currentes per vortices circumlatae ad terram exedendam operam navent. Friburgi Helvetiorum, typis Consociationis Sancti Pauli 1902. — Le travail des eaux courantes: La tactique des tourbillons. Mitt. d. Naturforsch. Ges. in Freiburg (Schweiz). Geol. u. Geogr. II. Heft 4. 1902. — Nouvelles obser- vations sur le röle et l’action des tourbillons. Le Globe. Genf. Sept. 1914. — Vergl. auch J. Stiny, Zur Erosionstheorie. Mitt. d. Naturwiss. Vereins für Steiermark. 47. Jahrg. 1910. Graz 1911. 43* (376 R- Richter, Eigenartige Ausbildung eines „Strudeltopfes“ durchaus geglückt und es ist bedauerlich, daß seine z. T. etwas entlegenen Schriften noch nicht überall die Beachtung gefunden haben, die sie für das Verständnis der Wasserarbeit und der Tal- bildung verdienen. Auch unser Zwergtopf soll durchaus nicht etwa an Stelle jener durch Brunhes ihrer Aussagekraft beraubten Riesen- töpfe von Luzern und anderwärts zu einem neuen Beweismittel für die tätige Rolle der Mahlsteine werden. Immerhin ist hier einmal — und das sei gegenüber der bedingungslosen Verallge- meinerung betont — auch dafür der Beweis erbracht worden, daß wenigstens in solchen kleinen und besonderen Verhältnissen Reib- steine bestimmter Art für sich allein, ohne Sand und ohne weitere Steine. Löcher zu graben imstande sind, die im Verhältnis zur Größe der Steine und der treibenden Kraft keine unbedeutende Arbeitsleistung darstellen. („Man findet in den Strudellöchern niemals einen Stein, sondern eine Vielzahl von Steinen ver- schiedener Größe und Form, vermischt mit einer Masse von Kies und Sand.“ Brunhes', La tactique, p. 173). Ob entsprechende Bildungen in größerem Maßstab, etwa unter sandarmen Wasser- stürzen im Kalkgebirge , schlechthin ausgeschlossen sind , bleibe dahingestellt. Eine gewisse Beziehung zu dem beschriebenen Gebilde zeigt eine Auswaschungserscheinung des Meeres, die K. Andree (a. a. 0. p. 58) ebenfalls anführt. Sie wird in der Marburger Schausammlung an Platten unreiner Kalke von Gotland (Obersilur) und Öland (Untersilur) gezeigt (Fig. 7). Diese Kalkplatten sind mit Gruben von verschiedener Größe (bis 4 cm breit) und verschiedener Tiefe so dicht bedeckt, daß dazwischen keine un- verletzte Fläche, sondern nur noch schmale und scharfe, ein vieleckiges Muster bildende Grate stehengeblieben sind und ein an Waben oder Cyathophyllen-Stöcke erinnernder Eindruck entsteht. Die einzelnen Hohl- räume besitzen einen zu einer regelmäßigen halben Hohlkugel ausgetieften Boden und erweitern sich nach oben stetig. Schraubengänge und über- hängende Wände fehlen durchaus. Nach den Beobachtungen, die mir Herr Prof. K. Andree mündlich mitteilte, sind solche Bildungen an der Küste Gotlands, namentlich in dem weichen obersilurischen Hohburgen-Sandstein nicht selten, und zwar liege dort in jedem Loch ein von der Brandung bewegter, flacher Reib- stein. Deren reibende Arbeit habe die Löcher geschaffen und nicht, wie bisher angenommen, Lösung, was ja schon durch das Auftreten im Sand- stein ausgeschlossen ist. Diese Reibsteine sind in der Sammlung leider nicht vorhanden. Es handelt sich bei ihnen um eine seitlich angetriebene, zum Rollen neigende und bei der Gestalt der Wände in ihrem Spielraum nur wenig begrenzte Bewegung. Man darf also vermuten, daß bei diesen Steinen, wenn sie auch bei leichtem Wellenschlag nur geschaukelt werden mögen, rollende durch schaukelnde Reibsteine. 677 Bewegung und infolgedessen eine allseitige und kugelige Abnutzung mindestens nicht ausgeschlossen ist und daß die Form der — in der Tat sämtlich gleichartigen — Löcher von der Gestalt der einzelnen Steine nicht unmittelbar abhängig ist. Insofern sind diese Bildungen mit den ja auch Fig. 7. Auswaschungsgebilde aus der Brandung. Obersilurischer Kalk. Ostergarn, Gotland. Geolog. Institut Marburg. aus der Brandung beschriebenen Strudellöchern zu vergleichen. Anderer- seits scheint aber, wie aus der Anordnung, vielleicht auch aus dem hohl- kugeligen. in der Mitte am meisten vertieften, niemals erhöhten Boden hervorgeht, hier ebenfalls ein Beispiel dafür vorzuliegen, daß hei der Ent- stehung von derart ausgedrechselten Löchern nicht immer Sand, sondern in gewissen Fällen auch ein einzelner Reibstein die bestimmende Rolle spielen kann. 678 Besprechungen. Besprechungen. R. F. Scharff. Distribution and Origin of Life in America. London 1911. (Schluß.) Kap. XII. Die Galapagos-Inseln. Die Gruppe liegt gerade unter dem Äquator. Sie besteht aus 5 großen und 12 kleinen Inseln. Das Klima ist relativ sehr kühl wegen eines kalten südlichen Meeresstromes. Die Entfernung vom Festland be- trägt 750 Seemeilen. Die Inseln sind aus vulkanischen Gesteinen gebildet. Darwin schloß aus der einseitigen Erhaltung der Kratere, daß das Land einst untergetaucht war. Es kommen einzelne Auswürflinge von Granit vor und die Inseln liegen gerade in der Verlängerung der Kordillere der Antillen. Dies spricht für einen älteren Unterbau der Vulkane. Die Galapagos könnten also wohl auch die Gipfel einer versunkenen Land- masse sein. Es gibt sicher eingeborene Säugetiere auf den Galapagos. Es ist ausgeschlossen, daß alle die heute bekannten Formen, die großenteils den Inseln eigentümlich sind, durch den Menschen eingeschleppt wurden, wie Darwin und Wallace meinten. Die Gattungen sind echt amerikanisch. Wären ihre Vorfahren durch Baumstämme transportiert worden, so müßten sie auf Grund der Richtung der Strömung mehrere tausend Meilen weit geschwommen sein. Man hat auch nie beobachtet, daß Tiere augetrieben wurden, und die eingeborenen Säugetiere gehören auffallenderweise gerade zu sehr alten Gattungen. Von Landvögelu kennt man jetzt ungefähr 70 Arten. Die meisten gehöreu zu weit verbreiteten Gattungen, 7 Genera sind aber auf Amerika beschränkt, 5 den Inseln eigentümlich. Von diesen sind nur 2 von echt amerikanischer Verwandtschaft. Die anderen haben auffallende Beziehungen zu den Sandwich-Inseln, von denen manche allerdings zweifeln, ob sie nicht bloß äußerlich sind. Aber auch 2 Arten von Procellariideu sind den beiden Inselgruppen gemeinsam. Im ganzen haben die Vögel zweifellos ebenso wie die Säugetiere viele Beziehungen zu Süd- und Zentralamerika und zu Westindien. Heller kennt 25 Reptilarten, und zwar 9 große Landschildkröten, 15 Eidechsen, 1 Schlange. Große Landschildkröten kommen heute nur noch auf den Mascarenen und Seychellen vor, waren im Tertiär aber auch in Indien, Europa, Nord- und Südamerika verbreitet. Die Eidechsen zeigen Verwandtschaft mit Westindien. Eine Art von Bromicus ist mit einer chilenischen nahe verwandt. Alle Reptilien gehören zu sicher sehr alten Gruppen. In letzter Zeit konnte van Denbürgh mehrere Arten von Schlangen unterscheiden. Er findet, daß sie mit Westindien und Südamerika am meisten verwandt sind und glaubt, daß die Inseln früher untereinander und mit dem Festland verbunden waren. Besprechungen. 679 Die meisten Arten von Land- und Süßwasserschnecken sind den Inseln eigentümlich, einige sind mit dem Festland gemeinsam. Die Bulimulidae kommen einerseits in Amerika, und zwar besonders im W, anderseits in Australien, Tasmanien und bis China vor. Es scheint, als wäre die Familie auf einem pazifischen Festland entstanden. Nach der Einteilung von Pilsbry gehören die Bulimuli von Galapagos, dem tropischen Amerika und Westindien zur selben Gruppe. Von Pupa ist eine Art mit Ecuador gemeinsam. Tornatella chathamensis ist mit einer Art von Hawai nahe verwandt. Entodonta helleri ist im pazifischen Gebiet ver- breitet, fehlt aber auf dem Festland von Amerika und in Westindien. Verf. glaubt, daß die Schnecken nicht von Amerika aus, sondern von W her auf die Galapagos-Inseln gekommen sind und erst von hier nach Amerika gewandert sind. Die Flora ist im tiefer gelegenen Teil äußerst dürftig. Hauptsächlich eiuige große Kaktusse. Viele Stellen sind ganz kahl. In einer Höhe über 700 Fuß dagegen lebt eine reichliche Vegetation. Die Arten sind fast durchweg auf einzelne Inseln beschränkt. Da starke Winde fast voll- ständig fehlen, können Samen weder vom Festland zu den Inseln geweht, noch angeschwemmte Samen von der Küste in die feuchtere Region empor- getrageu werden. Außerdem hat die Flora mehr Ähnlichkeit, mit den Hochländern als mit den Tiefländern von Südamerika. Eupliorbia viminea ist den Inseln eigentümlich. Es gibt zahlreiche Rassen, die auf einzelne Inseln beschränkt sind. Wenn die Samen ur- sprünglich augeschwemmt wurden, müssen sie entweder auf alle Inseln direkt vom Festland gekommen oder von einer zur anderen später ge- wandert sein. Beide Annahmen setzen einen sehr leichten Transport voraus, der aber mit der starken Differenzierung der Formen nicht ver- träglich ist. Dagegen erklärt die Annahme einer früheren Landverbindung und späteren Seukung die ganze Erscheinung. Ganz dieselbe Schluß- folgerung läßt sich auch bei vielen Tieren anwenden. Lipochaeta (Compositae) kommt nur auf den Sandwich-Inseln und Galapagos-Inseln vor. Auch Mexiko und Zentralamerika zeigen einige Beziehungen zu Hawai. Scharff ist überzeugt, daß die Galapagos ursprünglich miteinander und mit dem Festland zusammenhingen und von dort die Hauptmasse ihrer Bewohner erhielten. Es kann aber nicht die ganze Fauna und Flora aus Zeutralamerika stammen. Viele Formen weisen auf Ecuador und Columbia, andere noch mehr nach S oder nach N, auch nach dem Südeude der Halb- insel Kalifornien. Es scheint, daß Mexiko mit Chile durch Land verbunden war und daß die Galapagos daran anschlossen. Diese Verbindung muß aber schon im Frühtertiär unterbrochen worden sein. Es wurde schon früher gezeigt, daß die Beringstraße im Tertiär weit offen war. r>afür sprechen auch verschiedene Miocänvorkommen zu beiden Seiten des nordpazifischen Ozeans. Trotzdem kommt Osborn durch Untersuchung der Säugetiere zur Überzeugung, daß im Miocän eine breite Besprechungen. 680 Landverbindung zwischen Nordamerika und Asien bestand. Auch viele rezente Formen sprechen für eine viel ältere Einwanderung als die über die Beringstraße im Pliocän. Die Verbreitung dieser älteren Einwanderer zeigt, daß sie vom südwestlichen Nordamerika ausgegangen sind. In Asien sind verwandte Formen auf den SO und Japan beschränkt. Viele finden sich auch in Australien, Neuseeland und Neuguinea. Daß im Stillen Ozean große Senkungen erfolgt sind , wurde zuerst durch Darwin in seiner Korallrifftheorie behauptet, die durch die Bohrung auf Funafuti vollkommen bestätigt worden ist. Viele Beweise sprechen nun dafür, daß im westlichen Teil des Stillen Ozeans früher ein großer, zusammenhängender Kontinent bestand. Darauf führt die Verbreitung der Landschnecken , Ameisen , Eidechsen und ebenso der Pflanzen. Auch der geologische Befund spricht dafür. Granit und Gneis findet man auf den Marquesas, viele Blöcke von Granit in den Tuffen der Kermadec-Inseln, kristalline Gesteine und Mesozoicum auf Neu-Caledonien , kristalline Ge- steine auf den Neuen Hebriden und den Fidji-Inseln , lose Stücke von Gabbro etc. auf den Tonga-Inseln , Tiefengesteine auf Tahiti. Auch die parallele Anordnung der pazifischen Inseln spricht dafür, daß sie auf ver- sunkenen Bergketten stehen. Scharff denkt sich, daß die Mitte dieses Kontinentes zuerst einbrach, während die Ränder länger stehen blieben. Der Nordrand bildete im Oligocän oder Miocän eine Verbindung zwischen Nordamerika und Asien, auf der die Tiere und Pflanzen zunächst zu jenem Landstreifen wanderten, der Amerika früher im W begleitete. Von hier gelangten sie nach dem westlichen Nordamerika. Von dieser westlichen Landmasse rühren z. B. die großen Landschildkröten her, die im Miocän von Amerika plötzlich erseheineu. Näheres über den ost pazifischen Landstreifen. Die Kapregion von Kalifornien ist von der übrigen Halbinsel offenbar geologisch ganz verschieden. Zwischen ihr und Mexiko liegt die Insel- gruppe Tres Marias. Die Fauna derselben zeigt zwar Beziehungen zu Mexiko, aber nicht zur Kapregion. Sie können also nicht Reste der ehe- maligen Verbindung sein. Es ist wahrscheinlich, daß die Ähnlichkeit der Fauna der Kapregion und von Südmexiko darauf beruht, daß beide vor langer Zeit von derselben Gegend ans bevölkert wurden. In Zentral- amerika scheint Guatemala der Rest eines alten, im ganzen westlich ge- legenen Landes zu sein. Es ist anzunehmen , daß dieses Land mit der Kapregion , mit Westindien und mit der pazifischen Landbrücke in Ver- bindung stand. Die Zusammensetzung des Alttertiärs von Zentralamerika läßt deutlich erkennen, daß westlich davon ein bedeutendes Land lag. Ihering hat nachgewiesen, daß die Meeresmollusken von Chile und Kalifornien erst im Pleistocän ausgetauscht wurden. Dies spricht für die frühere Existenz einer großen, trennenden Halbinsel. Die Marinfauna der Westseite des Isthmus von Panama ist relativ arm. Tiefseekorallen fehlen. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der Fauna des Caraibischen Meeres wurde meist auf eine frühere größere Ausdehnung Besprechungen. 681 des Pazifischen Ozeans gegen 0 zurückgeführt, kann aber geradesogut auf einem frühereu Vordringen des Atlantischen gegen W beruhen. Das Sediment des Meeresgrundes zeigt auf der ganzen Strecke zwischen Mexiko und den Galapagos immer irgendwelche Beimischung von terrigenem Material und viele Pflanzenreste. Agassiz führte dieses Verhalten auf Strömungen zurück. Verf. aber erklärt es sich aus einem noch nicht lang versunkenen Land. Es war aber nicht die ganze Begion westlich von Amerika Land. Verschiedene Pflanzenarten der Mangrove-Formation sind Westafrika, der Westküste und der Ostküste von Amerika gemeinsam. Da diese Pflanzen weder über das Festland noch um Kap Horn gewandert sein können, muß früher eine kontinuierliche Küste zwischen Ecuador und Venezuela be- standen haben. Mehrere Arten von Krabben kommen auf beiden Seiten von Zentralamerika vor. Sehr groß ist die Ähnlichkeit der Küstenfauna der Kapregion von Kalifornien und Chiles. Im Frühtertiär wandelten in Chile verschiedene tropische Mollusken- gattungeu ein, von denen mau annimmt, daß sie Südamerika im N um- wandert haben. Einige Arten sind noch heute in Chile, Westafrika und im Mittelmeer identisch. Auch im Miocän zeigt sich in der Marinfauna von Peru ein caraibischer und europäischer Einfluß. Es scheint also im ganzen Tertiär an der Westküste von Südamerika keine nordwärts, son- dern eine südwärts gerichtete Strömung vorhanden gewesen zu sein. Einige nördliche Gattungen trafen erst im Pleistocäu in Chile ein. Offenbar ging eine Strömung aus dem Caraibischen Meer nach W und dann entlang eines Landes, das westlich der heutigen Küste lag. nach S. Vielleicht hängt mit diesem Land die Tatsache zusammen, daß das marine Tierleben westlich des Humboldt-Stromes noch gegenwärtig äußerst arm ist. Kap. XIII. Die nördlichen Staaten von Südamerika. Einleitend bespricht Verf. die Ansichten zahlreicher Autoren über die Geschichte von Südamerika: der Tiergeographen Ihering, Ortmann und Eigenmann, der Paläontologen Ameghixo und Osborn, der Geologen Katzer, Lapparent uud Koken und Arldt’s, der sowohl die lebenden Tiere und Pflanzen als auch die Paläontologie berücksichtigt. Die An- sichten dieser Autoren weichen in vielen Punkten voneinander ab. Ge- meinsam sind ihnen etwa folgende Sätze : 1. Die Hochländer von Guiana und Brasilien waren seit dem Meso- zoicurn Festland. 2. Das Tal des Amazonas war früher vom Meer stark überflutet. 3. Es bestehen nahe Beziehungen zu Australien und Afrika. Die Küstenketten der Westseite von Südamerika scheinen Reste eines alten Gebirges zu sein, an dessen Ostkiiste das Mesozoicum der heutigen Anden abgelagert wurde. Es besteht eine auffallende Ähnlichkeit zwischen der lebenden Fauna von Südamerika und der des europäischen Alttertiärs. Die mittelatlan- tische Landbrücke scheint zuerst mit dem südwestlichen Xordamerika, das vom Rest des Kontinentes damals durch Meer isoliert war, und mit Süd- 682 Besprechungen. amerika verbunden gewesen zu sein, später aber nur mit Südamerika allein. Zuletzt trennte sie sich wieder von diesem und schloß sich noch einmal vorübergehend an Kalifornien an. Nach dem Untergang der mittelatlan- tischen Landbrücke sind dann südamerikanische Tiere über den westpazi- fischen Landstreifen nach Nordamerika gewandert, so die schon oben er- wähnten miocänen Xenarthra. Die marine Kreidefauna von Südamerika hat eine sehr große Ähn- lichkeit mit der der Mittelmeerländer, aber fast gar keine mit der von Mexiko und Texas. Es muß also eine kontinuierliche Küste zwischen Südamerika und Europa vorhanden gewesen sein, aber eine Landschranke gegen Nordamerika. Die Protracheatengenera des nördlichen und südlichen Südamerika sind vollständig verschieden. Die primitivsten Formen scheinen die Anden zu bewohnen. Dieselbe Gruppe tritt auch — 2000 Meilen weiter nörd- lich — in Mexiko auf. Sie scheint also von einer westlichen Landmasse eingewandert zu sein. Ähnliche Andeutungen finden sich auch bei anderen Gruppen, wie Eidechsen, Schildkröten und auch bei Pflanzen. Durch diese Landmasse stand Westindien, Zeutralamerika und Ecuador in direkter Verbindung. Zu den diesen Gebieten gemeinsamen Gruppen gehört eine Familie fleischfressender Schnecken (Streptaxidae) u. a. m. Clausilia hat ihr Verbreitungszentrum innerhalb Südamerikas in Ecuador. Sie dürfte dorthin von Europa über Westindien gelangt sein. Kalifornien, Ecuador, Peru und Chile werden von drei sehr nahe verwandten Skorpionsgattungen bewohnt. Viele Gattungen von Trochilidae (Vögel) sind auf Ecuador und die angrenzenden Gebiete beschränkt. Hier kommt auch Caenolestes vor, der näher mit den australischen Kängurus als mit den amerikanischen Opossums verwandt ist. Seine nächsten Verwandten kennt man aus den Santa Cruz-Schichten. Der südamerikanische Bär, Tremarctos , ist mit dem nordamerika- nischen nicht näher verwandt. Eine ihm sehr nahe stehende Gattung kommt im Pleistocän von Argentinien vor. Kecht ähnlich ist auch der malaiische Bär. Im europäischen Jungtertiär gibt es Angehörige derselben Gruppe. Eine Einwanderung über die mittelatlantische Landbrücke ist also möglich. Lebende Tapire gibt es nur in Südamerika und Südasien. Fossil treten sie im Pleistocän von Nord- und Südamerika auf. In Europa er- scheinen echte Tapire zuerst im Oligocän. Scharff meint, daß sie von hier ausgegangen sind. Fossile Verwandte der Viscaciidae (Nagetiere) treten im Tertiär (? Miocän) von Patagonien und im Oligocän von Europa auf. Es muß also ein Faunenaustausch bestanden haben. Pudua, ein äußerst primitiver Hirsch des westlichen Südamerika, ist wahrscheinlich direkt aus Europa abzuleiten. Paläogeographische Einzelheiten. Daß die Oberläufe des Amazonas und Orinoco einst in Verbindung Besprechungen. 683 waren , geht aus der Gemeinsamkeit gewisser Tiere , wie Trichechus in- unguis, hervor. Am oberen Maranon. mehr als 20° westlich von der Mündung, kommen wahrscheinlich alttertiäre Brackwassermollusken vor. Verf. hält es für wahrscheinlich, daß wir es hier mit der Küste des Stillen Ozeans zu einer Zeit zu tun haben, als der Amazonas nach W floß. Der Tiricaca-See enthält verschiedene marine, speziell pazifische Tiergruppen, wie Crustaceen, Fische etc. Yerf. glaubt, daß die Verbindung mit dem Meer trotzdem bis zum Alttertiär zurückreichen kann. Kap. XIV. Östliches Südamerika. Die Affenfamilien der Cebidae und Hapalidae sind in mehreren Be- ziehungen verwandt und von den anderen Affen verschieden. Sie scheinen einen besonderen Stamm zu bilden. Ameghino hat viele lemurenartige Formen, angeblich aus der Kreide von Südamerika, beschrieben. Er hält Südamerika für die Heimat der Primaten. Scharef glaubt, daß von hier ein Zweig über den pazifischen Landstreifen nach Nordamerika gelangt ist. Von Nordamerika wären die Primaten dann über die mittelatlantische Landbrücke nach Europa gekommen. Zweifelhaft ist es, ob ein besonderer Zweig direkt von Südamerika nach Afrika gewandert ist. Die Frage der südatlantischen Landbrücke zwischen Westafrika und Südamerika. Die Säugetiere, Vögel, Eidechsen und Schmetterlinge bieten für eine solche keine Anhaltspunkte. Die Didelphyidae haben ihr Verbreitungszentrum sicher in Süd- amerika. Sie treten zwar im Eocän von Nordamerika uud Frankreich auf, nach Ameghino aber schon in der „Oberkreide“ von Südamerika. Jedenfalls sind die hier fossil gefundenen Formen die primitivsten. Trochilidae (Vögel). Die meisten Gattungen sind auf die Westküste von Südamerika beschränkt. Die nächsten Verwandten leben in Südasien und Polynesien. Die gemeinsamen Vorfahren mögen vom pazifischen Kontinent ausgegangen sein. Die Entwicklung der Familie ist besonders lehrreich für das große Alter des südamerikanischen Kontinents. Lydekker schließt aus der Verbreitung der Hystricomorpha auf eine südatlantische Landbrücke. Die mit der afrikanischen Familie dieser Unterordnung näher verwandten Arten leben in Amerika im W. In der Alten Welt scheint das Verbreitungszeutrum in den Mittelmeerländern zu liegen. Die ganze Gruppe spricht daher mehr für eine Verbindung zwischen diesen und den Anden, als für eine südatlantische Landbrücke. Auch die Edentaten, die Tullberg als Beweis einer Verbindung Westafrikas mit Amerika angeführt hat, scheinen nach paläontologischen Befunden eher von den Mittelmeerländern ausgegangen zu sein. Struthio lebt in Afrika und Arabien , Bhea in Argentinien und Brasilien. Ersterer kommt aber im Jungtertiär von Indien und Samos vor. Die Vorfahren von Bhea könnten also über die mittelatlantische Landbrücke gewandert sein. Die Pelomedusidae (Süßwasserschildkröten) leben in Afrika , Mada- 684 Besprechungen. gaskar und Südamerika. Eine Gattung kommt lebend nur in Südamerika und Madagaskar vor. Fossil aber ist dasselbe Genus in der Kreide von Patagonien und Neuseeland, im Eocän von Ägypten, England und Indien, im Miocän von Ägypten und Malta bekannt. Die Gattung kann also von Patagonien in die Mittelmeerländer und vou hier nach Madagaskar ge- kommen sein. Es gibt aber doch auch starke Argumente für die südatlantische Landbrücke. Die Gattung Peripatus kommt nur in Südamerika und Westafrika vor. Cryptostemma westermanni , eine äußerst primitive und alte Form, tritt in Südamerika und Westafrika auf. Von den Coecilien kommt Der- morplüs und Herpele sowohl in Südamerika als in Afrika vor. Die Ver- breitung dieser Formen scheint sehr weit zurückzuliegen. Pfeffer hat versucht, die Beziehungen der südamerikanischen und afrikanischen Fauna aus einer früheren universellen Verbreitung der be- treffenden Gruppen und späterem Aussterben in den nördlichen Ländern zu erklären. Verf. hält diese Theorie aber für ungenügend. Amphisbaena und Anops leben in Afrika und Südamerika, während in den Mittelmeerländern andere Gattungen auftreten. Hier scheint die Annahme einer direkten Landverbindung notwendig. Der Scincide Mabuia bewohnt Südasien, Madagaskar, Afrika. Fer- nando de Noronha, Guiana, Brasilien, Zentralamerika und die Großen Antillen. Diese Gattung muß sicherlich über eine südatlantische Land- brücke gewandert sein. Für eine solche spricht auch die Verbreitung der Aglossa unter den Anuren. Die Dendrobatidae (Anuren) leben im nördlichen Südamerika, in Westafrika und Madagaskar, scheinen also ein Argument für die süd- atlantische Landbrücke zu bilden. Gadow meint aber, daß die Familie uur durch Konvergenz entstanden ist. Nach mehreren Autoren bietet die Fischfauna besonders gute Beweise für eine frühere Landverbiudung zwischen Afrika und Südamerika. Die Lepidosireniden leben nur in diesen beiden Gebieten. Fossile Dipneusten kennt man allerdings auch aus vielen anderen Teilen der Erde, doch ge- hören sie alle zu den Ceratodideu. Nur in Ägypten gibt es einen fossilen Protopterus. Aus der Verbreitung der Characiniden schließt Boulenger auf eine südatlantische Landbrücke gegen Ende der Kreide. Began leitet aus der Verbreitung der Ciehlidae eine Dauer der Landbrücke bis ins Eocän ab. Die Mutelidae (Süßwassermuscheln) treten nur in Afrika und Süd- amerika auf und beweisen nach Ihering vollkommen sicher die Existenz einer Landbrücke im Mesozoicum. Zu demselben Schlüsse berechtigen die Coleopteren und Lepidopteren. Ürtmann wird durch das Studium der Süßwasserkrabben zu der Schlußfolgerung geführt, daß im Jura und in der Unterkreide eine süd- atlantische Landmasse bestand, die aber mit Beginn des Tertiärs bereits versunken war. Besprechungen. 685 Der Skorpion Opisthacanthus lebt in Madagaskar, Afrika und Süd- amerika. Dämon variegatus (Tarantulidae) kommt in Afrika und Süd- amerika vor. Wir sehen also, daß zwischen Afrika und Südamerika zwar deutliche faunistische Beziehungen bestehen, aber nur in sehr alten und langsam veränderlichen Gruppen. Die Landverbindung dürfte sicher im Tertiär nicht mehr bestanden haben. Nach Ihering und Enoler zeigen auch die Floren Afrikas und Süd- amerikas unverkennbare Spuren einer früheren Landverbindung. Einige der Inseln im Südatlantischen Ozean, wie Ascension, St. Paul und Tristan da Cunha enthalten nach Schwarz Granit und metamorphe Schiefer. Die Fauna von Fernando de Noronha weist einige endemische Spezies auf, die nicht durch zufällige Verbreitungsmittel hieher gelangt sein können. Die Landtiere ebenso wie die Pflanzen und marinen Küstentiere zeigen unverkennbare Beziehungen zu Westindien. Besonders auffallend sind einige Reptilien, von denen auch aus anderen Gründen anzunehmen ist, daß sie einst den südatlantischen Kontinent bewohnten. Die Fauna der Insel St. Helena, auf der vierfüßige Wirbeltiere fehlen, ist offenbar sehr alt. Manche Gruppen weisen deutliche Beziehungen zu Südamerika auf. Einige Anklänge an Europa dürften auf dem Umweg über Amerika zu erklären sein. Noch älter als die Fauna scheint die Flora zu sein. Sie kann nach Ihering nur durch eine direkte Land- verbindung mit Afrika und Südamerika erklärt werden. Es scheint also im ganzen wahrscheinlich, daß Brasilien im Meso- zoicum und Alttertiär vom westlichen Südamerika ganz getrennt, aber mit Guiana über das heutige Tal des Amazonas verbunden war. Dieser floß damals westwärts. Sehr wahrscheinlich war Brasilien während eines Teiles des Mesozoicums mit Westafrika durch Land verbunden. Diese Landbrücke brach zuerst im südlichen Teil zusammen. Im Eocän war sie schon voll- ständig verschwunden. Kap. XV. Argentinien und Chile. Die Verbreitung des amerikanischen Straußes spricht dafür, daß einst zwischen Argentinien und den Prärien des nördlichen Brasilien ein zusammenhängender Zug von Steppenländern bestand. Die ganze Küste von Bio de Janeiro nach S zeigt Spuren von Senkung. Argentinien muß früher viel weiter nach 0 gereicht haben als heute. In den Tertiär- und Oberkreideschichten von Argentinien wurden von Ameghino zahlreiche Säugetierfaunen gefunden. Seine Chronologie wurde zwar vielfach mit Recht angezweifelt , nach den Untersuchungen von Ihering über die Mollusken soll sie aber doch im ganzen richtig sein. Die Santa-Cruz-Schichten würden danach an der Grenze zwischen Eocän und Oligocän stehen. Die Fauna derselben enthält Beuteltiere, Edentaten, eine Gattung von Insektenfressern, Hystricomorpha, Toxodontia, Astrapo- theria, Litopterna, Affen. Echte Raubtiere, Proboszidier etc. fehlen. 686 Besprechungen. Im tiefsten Teil der säugetierführenden Ablagerungen treten an- geblich zusammen mit Toxodontia und Pyrotheria auch Dinosaurier auf. Manche der großen Edentaten, wie Grypotherium, lebten noch zu- sammen mit dem Menschen, woraus sich wieder auf ein günstiges Klima im Diluvium schließen läßt. Die fossile Fauna von Argentinien zeigt trotz ihrer Eigenartigkeit doch einzelne Beziehungen zu anderen Ländern. Im Mitteleocän des süd- östlichen Nordamerika tritt das Gürteltier Metacheiromys auf als Beweis einer direkten Landverbindung mit Patagonien. In noch früherer Zeit sind die faunistischen Beziehungen noch inniger und erstrecken sich auch auf Europa. Daß auch im Miocän eine Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika bestand, wurde schon erwähnt. Die Santa Cruz-Fauna zeigt auch Beziehungen zu Australien und Tasmanien. Sie sprechen sich aus in den Thylacinidae, in der Verwandt- schaft der Epanorthidae mit den Phalangeridae und in der gemeinsamen Schildkrötengattung Miolania. Es läßt sich daraus auf eine Land- verbindung etwa im Anfang des Tertiärs schließen. Eine direkte Land- verbindung zwischen Argentinien und Südafrika läßt sich dagegen nicht sicher nachweisen. Die Verbreitung der Süßwassermollusken und Süßwasserkrebse von Südamerika zeigt, daß der ganze südliche Teil dieses Kontinentes ur- sprünglich eine einheitliche Landmasse bildete, die aber später durch die Erhebung der Anden in 2 Teile gespalten wurde. Einige sehr alte Arten sind beiden gemeinsam. Die Beziehungen des südlichen Südamerika zu Nord- amerika. Die ersten Lamas treten in Argentinien im Unterpampeano (Pliocän) auf. Im Oberpampeano kommen mehrere Gattungen und auch schon Lama selbst vor. Die Igel stammen aus Nordamerika, von wo sie etwa im Miocän über den pazifischen Landstreifen nach Südamerika und über die mittelpazifische Landbrücke nach Asien gelangt sein mögen. Damit stimmt überein, daß im Jungtertiär von Nebrasca asiatische Antilopen auftreten. Die Elephanten haben Nordamerika über diese zentralpazifische Landbrücke erreicht. Nach Südamerika sind sie im Pliocän über den oft erwähnten westlichen Landstreifen gelangt. Weitere Beweise für eine alte Land- verbinduug zwischen dem südwestlichen Nordamerika und Südamerika liefern Jupyx (Thysanura), Koenenia (Palpigradi), Kerria (Anellida) etc. Carabus tritt innerhalb Amerikas nur in Mexiko, Chile und Feuerland auf. Noch deutlicher sind die Beweise für diese Landbrücke in der Flora. In der Mittelkreide weist die Flora von Argentinien 75% nordamerika- nische Typen auf. Im Alttertiär war Sequoia Nordamerika und Chile gemeinsam. Die Flora des Felsengebirges, der Sierra Nevada in Nord- amerika und der Anden von Chile enthält sehr viele nordische Gattungen. Sogar manche Arten sind beiden Gebieten gemeinsam. Die Flora der Insel Guadelupe in Kalifornien zeigt viele südamerikanische Typen. Die Zahl der nordamerikanischen Formen nimmt in Südamerika gegen S zu. Besprechungen. 687 Chile erstreckte sich früher sicher weiter nach W als heute, wie aus verschiedenen geologischen Beobachtungen hervorgeht. Chiloe und die Chonos-Iuseln haben viele eigentümliche Tierformen. Der westliche Laudstreifen schloß anfangs in Chile, später aber in Ecuador an Südamerika an. Die Beziehungen Südamerikas zu Australien. Sie werden in der Regel auf einen antarktischen Kontinent zurück- geführt. Verf. führt eine größere Zahl von Autoren an, die sich bald für die eine, bald für die andere Form einer direkten Verbindung von Südamerika und Australien ausgesprochen haben. Mehrere derselben halten die Annahme eiuer besonderen südpazitischen Laudbrücke für notwendig. Die Galaxiidae (Fische) und die Cystognathidae (Amphibien) sind Australien und Südamerika gemeinsam. Die Regenwürmer der zwischen Neuseeland und der Antarktis liegenden Inselgruppen sind mit denen Süd- amerikas und Südafrikas näher verwandt als die der Hauptinseln von Neu- seeland. Die Parastacidae (Süßwasserkrebse) sind beschränkt auf Australien, Tasmanien. Neuseeland, das südliche Südamerika und Madagaskar. Boeckella, ein Süßwassser-Copepode. lebt in den Seen von Tasmanien, Neuseeland und dem südlichen Südamerika. Kolbe wurde durch das Studium der Käfer zu dem Schluß geführt, daß die südlichen Teile von Südamerika, Australien und Neuseeland im Alttertiär mit einem antarktischen Kontinent verbunden waren. Diplodon (Unionidae) lebt in den Flüssen des westlichen und südlichen Südamerika, in Neuseeland. Tasmanien und Australien. Nördlich dieser Länder ist die Gattung weder lebend noch fossil bekannt. Verf. hebt nochmals die Unmöglichkeit hervor, alle diese Erscheinungen durch die Theorie zu erklären, daß alle Tiergruppeu von N ausgegangen und allmählich gegen S vorgerückt siud. Die Eocänschichten von Patagonien und Neuseeland enthalten manche identische Arten und die gemeinsamen Gattungen sind sehr zahlreich. Dagegen zeigt das Alttertiär von Chile wenig Beziehungen zu Neuseeland, was gegen eine direkte Küstenlinie in dieser Richtung spricht. Der südamerikanische Kontinent setzt sich als deutliche Untiefe bis zu deu Falklaudsinseln fort. Diese bestehen großenteils ans Sediment- gesteinen. in denen das Devon durch Fossilien nachgewiesen ist. Der gegenwärtig ausgestorbene Wolf der Falklandsinseln ist dem nordamerikanischen Coyoten am nächsten verwandt. Die Anwesenheit dieses Tieres auf den Falklandsinseln ist ebenso schwer zu erklären als die Frage, wovon er eigentlich lebte. Scharff vermutet, daß größere Nage- tiere vorhanden waren, aber schon vor der Ankunft des Menschen ausstarben. Die Regenwürmer von Neuseeland zeigen Beziehungen zu deu süd- lichen Teilen Afrikas und Amerikas. Die schottische Südpolexpedition hat gefunden, daß zwischen Mada- gaskar, der Antarktis und Feuerland ein breiter submariner Rücken liegt. Auf den südlichen Orkney-Inseln und auf Süd-Georgia kommen Sediment- gesteine vor. 688 Personalia. — Fürs Vaterland gefallen. Enderlf.in kommt anf Grund der antarktischen Insektenfauna zur Annahme der Pendulationshypothese, die hier als bekannt vorausgesetzt werden kann. Er glaubt, daß wir mit ihrer Hilfe einen großen Süd- kontinent entbehren können. Schmälere Landbrücken, die zu verschiedenen Zeiten verschiedene Kontinente mit der Antarktis verbanden, würden ge- nügen. Scharfe hält — wie die meisten Geologen — die Pendulations- hypothese nicht für genügend erwiesen. J. v. Pia. Personalia. Im Kampfe fürs Vaterland gefallen. Philipp Karl Bill, zweiter Assistent am Mineralogischen und Petrographischen Institut der Universität Straßburg und Kriegs- freiwilliger im Infanterie-Regiment 126, wird seit dem nächtlichen Sturmangriff am 2. November 1914 gegen die Engländer bei Zandvoorde vermißt. Ein acht Tage später gefallener Freund, der einen schwerverwundeten Kameraden aus der Feuerlinie zurück- geleitete, sah im Mondschein Bill am Waldessaum liegen, konnte aber nicht feststellen , ob er tot oder nur verwundet sei. Alle seitherigen Nachforschungen nach Bill blieben erfolglos ; man muß daher annehmen, daß er am 2. November 1914 gefallen ist. Bill war am 15. Mai 1889 in Straßburg geboren. Hier studierte er von 1909 ab Naturwissenschaften; nur im Sommer- semester 1911 besuchte er die Universität Marburg. In den letzten Jahren beschäftigte er sich eingehender mit der Geologie seines Heimatlandes und speziell der Vogesen. Eine Arbeit über das Granitmassiv von Hohwald, die er als Dissertation einreichen wollte, hatte er fast zum Abschluß gebracht. Nebenher durch- streifte er in seiner freien Zeit auch das Vorland der Vogesen und machte, dank seinem scharfen Blick, manche wichtigen Funde von Mineralien und Versteinerungen. Unter den letzteren boten ein hervorragendes Interesse die zahlreichen Krebse, die er im Buntsandstein entdeckte und in einer schönen Arbeit: „Über Crustaceen aus dem Voltziensandstein des Elsasses“ in den Mit- teilungen der Geologischen Landesanstalt von Elsaß-Lothringen (VIII. 1914. p. 289 — 338) näher beschrieben hat. Wir waren berechtigt, große Hoffnungen an seine weitere Entwicklung zu knüpfen ; sie sind nun mit ihm ins Grab gesunken. Alle, die ihn gekannt, werden ihm wegen seines bescheidenen Wesens, ernsten Strebens und lauteren Charakters stets ein treues Gedenken be- wahren. Ernannt: Dr. K. Papp, Geologe an der Geologischen Reichs- anstalt in Budapest, zum a. o. Professor der Geologie an der dortigen Universität. E. Hennig, Hans von Staff f. 689 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Hans von Staff -j*. Von Edwin Hennig. „Gestorben oder gefallen“, so lautete die erste lakonische Hiobspost, die im August 1915, also nach dem Falle der deutsch- südwestafrikanischen Kolonie, in der Heimat eintraf. Im Frühjahr 1914 war Dr. Hans von Staff, dem kurz zuvor vom preußischen Kultusminister der Professortitel verliehen worden war , als Re- gierungsgeologe der Kolonie hinausgezogen. Der Ausbruch des ungeheuren Völkerkampfes hatte auch die Verbindung mit ihm jählings durchbrochen. Was unsere Volksgenossen in den Schutz- gebieten im Verlaufe des Krieges körperlich und seelisch durch- gemacht haben, monatelang abgeschnitten von jeder Nachricht über die nächsten Angehörigen in so schwerer Zeit, in Ungewißheit über das Schicksal des so hart umdrohten Vaterlandes selbst, jeder Zufuhr, auch derjenigen unentbehrlichster ärztlicher Hilfsmittel, in einem dem Europäer von Natur fremden, ja feindlichen Tropen- lande beraubt, wir werden es erst nach dem Kriege erfahren. Wenn wir nun leider die Gewißheit haben , daß von Staff im Juni 1915 dem Typhus erlegen ist, so müssen wir wohl auch diesen herben Verlust als ein Opfer des Weltbrandes, vielleicht der erbarmungslosen Art der Kampfführung durch unsere Gegner, auffassen. In friedlicher Zeit hätte er uns und den Seinen vielleicht erhalten werden können. Die Wissenschaft hat an ihm einen glänzend begabten, viel- versprechenden Jünger verloren. Wollen wir uns, die wir ja die letzte Ehre dem Toten nicht erweisen können, in stillem, dank- barem Angedenken sein Bild nochmals vergegenwärtigen, so ist es keine leichte Aufgabe, sein Wesen und sein Werk so zu kenn- zeichnen, daß jeder, der ihn kennen lernte, das Erinnerungsbild, das ihm von dem Toten vorschwebt , wieder erkennt. Diese Schwierigkeit ist in der seltenen und so ganz eigenartigen Per- sönlichkeit Hans von Staff’s selbst begründet. Ein ungemein lebhaftes Temperament ließ ihn nicht selten in Extremen leben und reden. Er konnte ein äußerst verbindliches Wesen zur Schau tragen, und wo er sich in anderen Seelen heimisch fühlte, schnell Wurzel fassen, ja zu iuniger Freundschaft gelangen. Aber nach dem Satze des Weisen Was euch das Innere stört Sollt ihr nicht leiden Oent.ralblatt f. Mineraloerie etc. 1915. 44 690 E. Hennig, konnte Wesensfremdheit bei ihm leicht in eine leidenschaftliche Gegnerschaft Umschlagen. Es sind deren vielleicht nicht wenige, die sein heißes Blut sich auf solche Weise entfremdet hat. Auch der Unversöhnlichste aber würde in ihm den Mann von Basse anerkennen müssen. Zuweilen mochte es fast scheinen, als wäre ihm Kampf, sei es auch nur in Form der Polemik auf wissen- schaftlichem Boden ausgefochten, ein Lebensbedürfnis. Sein überaus scharfer Witz und Verstand, sein ganz erstaunliches Gedächtnis waren Waffen, die ihn in mündlicher Diskussion zu einem höchst achtbaren Gegner machten, und die er mit großer Vorliebe ge- brauchte. Sie kommen auch iu seinen Veröffentlichungen mit hohem Vorteil zur Geltung. So war er ferner bei einem ausge- sprochenen Sinn für Humor und einem schier unerschöpflichen Schatz von Schnurren und Anekdoten ein jederzeit munterer und meist in höchstem Maße anregender Gesellschafter und Lehrer. Zu seinem Tatendrange gesellte sich eine sehr vielseitige Interessiertheit und Begabung. Eine geschickte Hand und ein ästhetischer Sinn gelangen wohl schon ganz äußerlich in seiner Handschrift zum Ausdruck , betätigten sich aber auf den ver- schiedensten Gebieten. Ein eifriges Studium philosophischer Schriften trägt in dem festen Erfassen und Herausarbeiten der Probleme reiche Früchte und spiegelt sich wohl gar in seiner gedankenreichen, aber zuweilen dadurch allzuschweren, an Kant’s Stil oft lebhaft erinnernden Diktion wieder. Die Fülle der auf ihn einströmenden Fragen sprengt zuweilen den Text und führt zu einem Übermaß an Fußnoten in vielen Arbeiten, aber auch zu einer Lebhaftigkeit des Textes, in der man dauernd echt wissen- schaftlichen Geist am Werke verspürt. Hindernisse und Schwierig- keiten beseitigte sein starker Wille spielend. Sie waren es ja gerade, an denen er sich dauernd übte und stählte. Traten sie ihm nicht von selbst entgegen , so suchte er sie auf. Hierin wurzelt neben seinem streitbaren Sinn seine Liebe für alpine Hochtouren, die er stets führerlos unternahm, und für manchen andereu Sport; hierin betätigt sich sein Abenteurerblut, das ihn, den mit Mitteln nicht sonderlich Gesegneten , in jungen Jahren Teile aller Kontinente außer Australien aufsuchen und noch viel mehr Beisepläne schmieden ließ. So liegt denn auch die Wahl der Geologie als endgültiges Berufsfach tief in seinem innersten Wesen begründet: Ausgedehnte eigene Beobachtung, Liebe zur Natur und zur Arbeit im Freien, scharfe Auffassungsgabe und intensivster, nie ermüdender Forscherdrang waren vortreffliche Grundlagen seines Schaffens und haben höchst achtenswerte Leistungen auf wissenschaftlichem Gebiete hervorgebracht, größere noch vielleicht versprochen. Geboren am 10. Oktober 1883 hat Hans von Staff nur ein Alter von 31 Jahren erreicht. In Breslau aufgewachsen, verließ Hans von Staff f. 691 er dort das Gymnasium mit 1 8 Jahren und bezog die Universität. Die vier ersten Semester widmete er der Jurisprudenz; eines davon verbrachte er in Lausanne und gewann hierbei schon ein- gehende touristische Bekanntschaft mit den Westalpen, während er von der Vaterstadt aus in zahlreichen Wanderungen des Som- mers und Winters mit dem nahen Rieseugebirge aufs innigste vertraut wurde. Beiden Gebieten trat er später in sehr selb- ständigen , ja vielleicht neue Bahnen eröffnenden geologischen Studien noch näher. Nachdem er über seine wissenschaftlichen Neigungen Klarheit gewonnen hatte, vollzog er denn auch ziel- bewußt deu Wechsel des Studiums, nun schon keineswegs unvor- bereitet für das Verständnis geologischer Objekte. So konnte er in verhältnismäßig kurzer Zeit im Jahre 15)06 in Breslau den Doktortitel erwerben. Seine stratigraphisch-tektonisclie Dissertation behandelte das Gerecse-Gebirge, an der Donau, südwestlich am Gran gelegen, die unter Leitung von Frech durch Vermittlung des Direk- tors der Geologischen Landesanstalt in Budapest, v. Loczv, genauer aufgenommen wurde. Nun ergriff er die erste sich ihm bietende Gelegenheit, auf einer Auslandsreise den ferneren Studiengang auf möglichst breiter Basis weiterzubauen : er nahm an dem Inter- nationalen Geologeu-Ivongreß in Mexiko teil, fand in den Vulkan- riesen des Landes wieder Gelegenheit, sich bergsteigerisch zu be- tätigen und unternahm im Anschluß an die gemeinsamen Exkur- sionen auch eine Sammelreise in die Kreide von Texas. Ist eine begonnene Bearbeitung des dabei gewonnenen Materials (zusammen mit älterem RoEWEit’schen) auch nicht zu einem Abschluß gelangt, so hat um so mehr die Berührung mit einem unter tropischem Klima gelegenen Lande einerseits, mit der Literatur Nord-Amerikas andererseits nachhaltig auf ihn eingewirkt. Bald nach der Rück- kehr siedelte er von Breslau nach Berlin über, wo er sich — abermals nach der kürzesten zulässigen Frist — 1909 für Geologie und Paläontologie habilitierte. Das ebenfalls auf Frech’s An- regung zurückgehende Thema der Arbeit war diesmal ein palä- ontologisches, die Vollendung der von Schellwien begonnenen, groß angelegten Monographie der Fusulinen. Sein Sinn für das Praktische und Exakte kam hierbei in der Durcharbeitung und Verwertung einer gewaltigen Fülle von Dünnschliffen auf seine Rechnung. Von Juli 1909 bis Mai 1911 übernahm er vertretungs- weise auch eine Assistentenstelle am Berliner geologisch-paläonto- logischen Institut. In dieser Eigenschaft betätigte sich der Rast- lose in mannigfacher Weise organisatorisch , brachte vor allem eine wertvolle Kartensammlung zustande. Das Studium geologischer Karten pflegte er besonders eifrig und machte es auch zum Gegen- stände der von ihm abgehaltenen Übungen im Universitätsunter- richt. Eine hübsche, klare Studie (No. 16 des Schriftenverzeich- nisses) sei als eine der Früchte dieser Beschäftigung genannt. 44* E. Hennig, 092 In gleicher Eigenschaft fand er nach einer kleineren, mit bescheidenen eigenen Mitteln dürchgeführten Reise in Kleinasien auch wieder Gelegenheit, weiter hinauszuziehen : er stieß als dritter Teilnehmer im Mai 1911 zur Tendaguru-Expedition in Deutsch- Ostafrika und beteiligte sich während eines halben Jahres an der Leitung der ausgedehnten Ausgrabungen. Voller Eifer stürzte er sich nebenher auf die reiche morphologische Beute, die das Plateau- gebiet im Lindi-Kilwa-Hinterlande ihm bot. Die ersten Anregungen zur Morphologie, dieser seiner geo- logischen Haupt- und Lieblingsaufgabe, mag er aus Amerika mit- gebracht haben. Begierig griff er die in Deutschland erst durch Davis’ Einfluß Eingang findende Methode geologisch-geographischer Denk- weise auf und gewann ihr, als einer ihrer ersten Jünger in Deutschland, wenigstens unter den Geologen, eine ganze Reihe hochinteressanter Ergebnisse ab. Mit der ihm eigenen Intensität vertiefte er sich in die Probleme dieses Grenzgebietes, verfocht er auch die durch- aus nicht unbegründete Meinung, daß nur die Verbindung mit Stratigraphie und Tektonik in weitestem Maße zu solchen Arbeiten befähige, daß es sich also um ein unveräußerliches Gebiet der Geologie handele. Es wird auch niemand seinen Arbeiten abstreiten können, daß sie in den zur Betrachtung herangezogenen Gebieten (er behandelte unter diesen Gesichtspunkten das Riesengebirge, Böhmen, das Elbsandsteingebirge, den Böhmerwald, den Harz, die Westalpen, Teile von Deutsch-Ostafrika) die Stratigraphie, be- sonders terrestrischer Sedimente, vor allem aber die Tektonik mit einer Fülle von Beweismaterial fördern , die ohne Zuhilfenahme der äußeren Landschaftsformen nicht zur Verfügung gestanden hätten, von Staff ging also — mehr und mehr bewußt — einen umgekehrten Weg wie der Geograph, wenn er die Morphologie zum Ausgangspunkte nahm und auf den Ausbau einer „Geo- morphogenie“ zusteuerte. Dieses ganze Streben fügte sich nebenbei vorzüglich dem Zuge einer Zeit ein, die die Geologie nicht mehr nahezu ausschließlich als Wissenschaft vom Entstehen und Ver- gehen der Meere aufzufassen weiß , sondern in immer erhöhtem Maße den Vorgängen auch auf dem festen Lande Verständnis ab- zugewinnen sich bemüht. Ich selbst danke ihm, was ich an dieser Stelle treuen Gedenkens gern bekennen möchte, wichtige An- regungen und Belehrung auf diesem seinem Spezialgebiete. Voller Freude und Bewunderung entsinne ich mich jener ersten Tage unseres Zusammenseins auf afrikanischem Boden, wo er in glänzendem Anschauungsunterrichte von der Warte unseres Tendagurulagers aus und auf manchem gemeinsamem Ausflug in seiner lebhaften Art das vor uns ausgebreitete Land und seine Formen entstehen ließ und manchen lange von mir in früheren Diskussionen ver- teidigten Zweifel angesichts der Natur zu beseitigen verstand. Nur verhältnismäßig kurze Zeit stand ihm zur Ausarbeitung Hans von Staff j. 693 seiner reichen Ergebnisse zur Verfügung. Aber nebenher konnte er noch wieder ähnliche Probleme im Gebiete der Lausitzer Über- schiebung verfolgen, sowie einen ehrenvollen staatlichen Auftrag geologischer Aufnahmen im Böhmerwald zu Naturschutzzwecken über- nehmen. Schon zog es ihn dann wieder hinaus, neuen Aufgaben entgegen. Die Teilnahme an der Tendaguru-Expedition hatte ihn mit einem ganz neuen, für seine morphogenetischen Studien besonders wertvollen Tropenlande bekannt gemacht. Manches neu aufgesproßte und begierig verfolgte Problem hoffte er in Deutsch-Südwest wieder aufnehmen und zur Klärung bringen zu können. Für das Studium dieses Landes war er somit ganz hervorragend vorbereitet und hätte in dreijähriger Erkundungstätigkeit ohne Frage wertvolle Arbeit geleistet. Er sollte von dieser dritten seiner größeren Aus- landsreisen nicht mehr zurückkehren. Eine ungewöhnlich ausgedehnte Kenntnis der verschiedensten Länder, ihrer Klimata und deren Einwirkung auf die Gestaltung der Erdoberfläche stand ihm schon jetzt zur Seite. Welch schweren Verlust erleidet die Wissenschaft durch die Ausschaltung solcher in einem klaren Kopfe aufgespeicherter Kenntnisse ! In seinem Wesen, seinen Methoden und Anschauungen war er — zu seiner Ehre sei es gesagt ! — noch mitten in vollster Entwicklung. Der Härten und Widersprüche gab es in seinem ausgeprägten Charakter genug, denen man eine gewisse Abrundung und Durcharbeitung wohl Voraussagen konnte. Auch in seinen Arbeiten wird man manches linden, was weiterer Ausreifung offen- bar noch entgegenging. Um so lebensvoller steht er uns so, wie er von uns schied, vor Augen. Auf seine wissenschaftliche Tätigkeit sei im einzelnen nicht eingegangeu. Das Verzeichnis seiner Arbeiten spricht von reger vielseitiger Beschäftigung mit Stoffen aus geologischen und palä- ontologischen Gebieten. Eine Eigentümlichkeit wird auch hier bemerkt werden: seine Vorliebe für gemeinsames Arbeiten mit anderen Fachgenossen. Ich würde es für eine grobe Verkennung halten, wollte man darin eine gewisse Unselbständigkeit erblicken ; die lag wahrlich in seinem Wesen nicht! Seine Ansichten aber entwickelten sich nicht selten im Widerstreit der Meinungen, den er so geschickt auszufechten verstand. Er liebte es, seine Ge- danken mit anderen zu besprechen, am Gegner zu erproben. Dann aber sah er eine Forderung der Gerechtigkeit darin, dem Mitarbeiter bei der Veröffentlichung der gemeinsam geklärten An- schauungen auch zum Worte zu verhelfen. Mag das nicht immer der Gang der Dinge gewesen sein, die Wurzeln jener Erscheinung sind jedenfalls hier zu suchen. Hervorgehoben sei auch die bemerkenswerte Kraft seines Vor- stellungsvermögens , die ihn befähigte, zu Fragen über Gebiete Stellung zu nehmen, die er nicht aus eigener Anschauung kannte. 694 E. Hennig, So griff er in eine von verschiedenen Seiten geführte Diskussion über die größeren Züge im Bau der Insel Celebes ein ; so ging er an eine sichere Widerlegung der Anschauungen Mavr’s über die Geschichte des Böhmerwaldes, obwohl er damals das Gebiet aus eigener Anschauung noch nicht kannte! Der staatliche Auf- trag war vielmehr eine Folge seines Eingreifens in die Lösung jener Fragen. Leider sind die Ergebnisse seiner Aufnahmen da- selbst, nach gütiger Mitteilung des Herrn Geheimrat Conwentz, bisher nicht zur Veröffentlichung gelangt. Sichere Beherrschung aller einschlägigen Literatur vermöge seines außergewöhnlichen Gedächtnisses, im besonderen auch Heran- ziehung der amerikanischen Schriften, aus denen er viele befruch- tende Lehren zu übernehmen und zu übertragen wußte, sowie ein zuweilen fast übertrieben anmutender Drang, die jüngsten Pfade der Wissenschaft zu betreten oder selbst solche zu öffnen, sprechen aus allen seinen Arbeiten. Und wir dürfen dem von uns Ge- gangenen das ehrende Zeugnis mit ins ferne Grab geben, daß er in kurzer wissenschaftlicher Tätigkeit nicht umsonst gelehrt und gestrebt hat. Trier, im Oktober 1915. Veröffentlichungen von H. v. Staff. 1. 1905. Zur Stratigraphie und Tektonik des ungarischen Mittelgebirges. 1. Geresce-Gebirge. Dies. Centralbl. p. 391 — 397. 2. 1906. Beiträge zur Stratigraphie und Tektonik des Gerecse-Gebirges. Mitt Jahrb. k. ungar. geol. Anst. p. 1S5— 234. (Dissertation.) 3. — Wind und Schnee. Zeitschr. d. Deutsch, u. Österr. Alpenver. 37. 4. 1908. Stratigraphische Einleitung zu E. Schellwien f, Monographie der Fusulinen. Teil I. Palaeontogr. 55. 5. — (zusammen mit 0. Eck): Über die Notwendigkeit einer Revision des Genus Neolobites Fisch. Sitzber. Ges. Naturf. Freunde zu Berlin. No. 9. 6. — Uber Schalenversclnnelzungen und Dimorphismus bei Fusulinen. Sitzber. Ges. Naturf. Freunde zu Berlin. No. 9. 7. — Zur Entwicklung der Fusuliniden. Dies, t'entralbl. p. 691 — 703. S. 1909. Zur Siphonalasymmetrie der Juraammoniten. Földtani Köz- löny. 39. 9. 1910. Zur Entstehung einiger Züge der Riesengebirgslandschaft. Wan- derer im Riesengebirge. 30. Jahrg. No. 3. 10. — Die Anatomie und Physiologie der Fusulinen. Zoologica. Heft 58. ( Habilitationsschrift.) 11. — Der obercarbone Foraminiferensapropelit Spitzbergens. (Zu- sammen mit R. Wedekind.) Bull. Geol. Inst. Upsala. 10. Vom Grundwasser des Riesengebirgskammes. Naturw. Wochen- schrift. 12. Hans von Staff f. 695 13. 1910. Zur Entwicklung des Flußsystems des Zackens bei Schreiberhau im Riesengebirge. Eine geomorphogenetisehe Studie. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XX \I. p. 158 — 183. 14. — Über Kulissenfalten. Eine vergleichend-tektonische Studie. X. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXX. 15. — Zur Entwicklung des Flußsystems und des Landschaftsbildes im Böhmerwald. Dies. Centralbl. No. 18. 16. 1911. Über Strukturisohypsen. Zur Einführung in das Verständnis geologischer Karten. Zeitsclir. f. prakt. Geol. 19. Heft 3. 17. — (zusammen mit H. Reck): Einige neogene Seeigel von Java. In: M. Lenore Selenka und M. Blanckenhorn, Die Pithec- anthropus-Schichten auf Java. Geol. u. pal. Ergebnisse der Trinil-Expedition 1907 und 1908. Leipzig 1911. 18. — Zum Problem der Entstehung der Umrißform von Celebes. Zeitsclir. d. deutsch, geol. Ges. 63. Monatsber. No. 3. 19. — (zusammen mit H. Reck): Über die Lebensweise der Trilobiten. Eine entwicklungsmechanische Studie. Sitzber. Ges. Naturf. Freunde zu Berlin. Xo. 2. 20. — zusammen mit H. Reck): Die Lebensweise der Zweischaler des Solnhofener lithographischen Schiefers. Ebenda No. 3. 21. — (zusammen mit H. Rasmuss): Zur Morphogenie der Sächsischen Schweiz. Geol. Rundschau. 2. 22. 1912. Zur Morphogenie der Präglaziallandschaft in den Westschweizer Alpen. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 64. p. 1 — 80. 23. — Monographie derFusulinen (geplant und begonnen vonE. Schell- wien f). III. Die Fusulinen (Schell wienien) Nordamerikas. Palaeontogr. 59. 24. — Geschichte der Umwandlungen der Landschaftsformen im Fund- gebiet der Tendaguru-Saurier. Sitzber. Ges. Naturf. Freunde zu Berlin, p. 142. 25. — Fluviatile Abtragungsperioden im südlichen Deutsch-Ostafrika. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 64 Monatsber. No. 4. 26. — Die Alpengeologie auf dem 18. Deutschen Geographentage zu Innsbruck, Pfingsten 1912. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 64 Monatsber. No. 6. 27. — Morphologische Ergebnisse der Deutschen Tendaguru-Expedition in Ostafrika 1911. Vortrag, gehalten auf dem 18. Deutschen Geographentag zu Innsbruck 1912. 28. 1914. Beiträge zur Geomorphologie und Tektonik Deutsch-Ostafrikas. (Wissenschaftliche Ergebnisse der Tendaguru-Expedition 1909 — 1912.) Archiv für Biontologie. III. Heft 3. p. 73—227. 29. — Die Geomorphogenie und Tektonik des Gebiets der Lausitzer Überschiebung. Geol. u. Paläont. Abh. X. F. 13. Heft 2. p. 83 -123. 696 W. Freudenberg. Die Zweiteilung der Niederterrasse Die Zweiteilung der Niederterrasse im Flußgebiete des diluvialen Neckars. Von Wilhelm Freudenberg. Die Gleichstellung außeralpiner Scliottersysteme mit den typischen Vorkommnissen des Alpenvorlandes nimmt an Unsicher- heit zu, je weiter wir uns nach dem Pliocän hin bewegen. Einige Sicherheit hat nur die Beurteilung intakter Schotterfelder, die in geringer (ca. lü m) Höhe über dem heutigen Flußspiegel mit ihrer Oberkante liegen. Derartige Schotter sind bekannt aus der Tü- binger Gegend mit einem typischen Elephas primigen ins , aus der Gegend von Kirchheim am Neckar1 und aus dem Niederterrassen- feld von Heidelberg, wo eine relativ reiche Diluvialfauna all- mählich zum Vorschein kommt. Sie ist hier bis gegen Friedrichs- feld hin in zahlreichen Kiesgruben und durch Bahnanlagen er- schlossen und enthält eine arktische Diluvialfauna, zumeist in den tieferen Teilen der bis zu 7 m tiefen Aufschlüsse. Bisher wurden folgende Arten beobachtet: 1. Elephas primigenius var. sibirica. Diese Rasse wird angezeigt durch einen schön spiralgekrümmten Stoßzahn in meiner Sammlung. Er gleicht manchen Exemplaren aus dem Cannstatt er Lehm, eine Form, die in mehreren Stücken im Naturalien-Kabinett zu Stuttgart aufbewahrt und in einem be- sonders typischen Exemplar von W. Dietrich abgebildet wurde. 2. Rhinuceros ticliorliinus. 3. Eguus sp. 4. Bison priscus. 5. Ran- gifer tarandus. 6. Ovibos moschatus — vom Moschusochsen liegt ein Schädel im Heidelberger Geologischen Museum. 7. Felis spclaca, im Karlsruher Landesmuseum durch einen von Futterer gesam- melten Eckzalm vertreten. Diese Fauna weist durch das aus- schließlich vertretene arktische und subarktische Element einen deutlichen Unterschied auf von der Fauna des jüngeren Löß, die den Riesenhirsch 2 besonders reichlich aufweist und in einer Lehm- zone in etwa £ m Höhe über der Basis des jüngeren Löß auch reine Waldtiere führt ( Cerous elaplius, ? Rlünoceros Mercli). Wichtig ist, daß die basalen Niederterrassenschotter die gleiche arktische Fauna führen wie die hangenden Niederterrassenschotter, welche besonders bei Weinheim in sandiger Fazies fossilführend entwickelt sind. Es sind dies Schotter der Weschnitz , die in großer Ausdehnung den nördlichen Teil der Weinheimer Diluvial- terrasse bilden. Sie liegen stets über jüngerem Löß, enthalten aber manchmal etwas Löß eingelagert. Ihre Fauna wird am 1 Vergl. Bräuhäuser’s Dissertation. Tübingen. 2 Der postglaziale irische Riesenhirsch ist in einem hannoverschen Torfmoor von Struckmann gefunden worden, wie ein Kiefer im Hildes- heimer Römermuseuni zeigt. im Flußgebiete des diluvialen Neckars. 697 besten am Schlangenbühl gesammelt. Sie ist die gleiche wie bei Heidelberg. Ich wies folgende Arten nach : 1. K Icphas primigenius cf. var. sibirica. 2. Rhinoceros tichorhinus. 3. Fquus Przeivalskii, das im Solutreen verbreitete sibirische Wildpferd. 4. Bison priscus, ein vom Menschen künstlich gespaltener Metatarsus1. 5. Ovibos moschatus. 6. Spermophüus cf. rufescens. 7. Felis catu s. Vom ge- nannten Wildpferd besitze ich ein vollkommenes Skelett von der Dornbach südlich von Weinheim, von Ovibos einen vortrefflichen Schädel aus den lößartigen oberen Flugsanden am Schlangenbühl. Grobe Geröllagen sind in die äolischen Bildungen am Schlangen- bühl verschiedentlich eingelagert ; oben wie unten linden sich solche lokale Blockanhäufungen. Dem entspricht das Vorkommen großer Eistransportblöcke von Granit und Buntsandstein in der Niederterrasse von Heidelberg2. Man findet sie oben wie unten, Als glazial ist der obere wie der untere Schotter anzusprechen, und zwar gehört er der Würmeiszeit an, wie seine tiefe Lage und die direkte Überlagerung resp. Anlagerung alluvialer Bildungen dies einwandfrei beweisen. Die ersten diesbezüglichen Hinweise gab ich in meinem Auf- satz: Die Bheintalspalten bei Weinheim an der Bergstraße aus tertiärer und diluvialer Zeit3 4. Was rechtfertigt aber die Annahme einer Zweiteilung dieser Niederterrassenschotter oder Saude? Un- längst beschrieb W. Spitz 4 ein Profil der Niederterrasseuschotter bei Heidelberg. Hier zeigt sich die Zweiteilung der Schotter ganz deutlich. Die Gerolle sind oben etwas kleiner als unten nach meinen Beobachtungen bei Friedrichsfeld. Was aber besonders den zeitlichen Hiatus zwischen liegenden und hangenden Schottern beweist, das sind die Erdbebenspalten, die nur den unteren Schotter durchsetzen , vom oberen Schotter aber horizontal abgeschuitten werden. Genau das gleiche Verhalten zeigt eine ostwärts fallende, etwa 80u steile Erdbebenspalte mit schiefgestellter eingesunkener Scholle. Die Spalte durchsetzt der Komplex der unteren Nieder- terrassensande am Schlangenbühl bei Weinheim mit Fupa cohmiella als Leitfossil. Eine Verwerfung ist nicht nachweisbar an dieser Stelle, doch bricht der Granit, dem die Sande über älteren Dilu- 1 Vergl. W. Frecdenberu, Spuren des diluvialen Menschen in der Pfalz. Ber. Oberrhein. Geol. Vereins. 1908. 2 Diese Zone scheint den oberen Travertinen von Ehringsdorf und den oberen Beckentonen von Rabutz (über der Geschiebebank) zu ent- sprechen. Die unteren Travertine und Beckentone mit Taubach-Fauna sind in die Zeit der großen Gletscherrückzüge zwischen der ersten und der zweiten Phase der Rißeiszeit zu verlegen.. 3 Dies. Centralbl. 1906. 4 Verband!, d. naturhist.-mediz. Vereins zu Heidelberg. 698 W. Freudenberg, Die Zweiteilung der Niederterrasse vialschichten auflagern x, steil gegen sehr mächtige Alluvialschichten ab, die in 5 — 7 m Tiefe noch römische Überreste liefern, ein Zeichen für ganz junge Absenkungen am Westabhange des Oden- walds nördlich Weinheim. — Über der Erdbebenspalte in den unteren Flugsanden der Schlangenbühl Sandgrube liegen völlig un- gestört die oberen Sande , horizontal gelagert über den unteren Diinensanden, mit ihrem bis 45° steilen Gehängewinkel. Das lehr- reiche Profil habe ich photographisch festgehalten. Ganz nahe dieser Spalte ist auch der 65 cm breite, 1 5) 1 1 von mir beschriebene Grabeneinbruch von Flngsanden in jüngerem Löß aufgeschlossen. Dieser bildet das Liegende der Sande hier wie auch sonst. Nach neueren Beobachtungen ist der jüngste Löß, der sich über den oberen (horizontalen) Niederterrassensanden ausbreitet, nicht mehr in dem Grabenkeil vorhanden, wird aber ursprünglich mit oberen horizontalen Sanden den Graben diskordant überdeckt haben. Der Zeitpunkt des Verwerfungsvorganges dürfte auch hier intraglazial, vielleicht interstadial, gewesen sein. Wir haben also eine starke Erdbebenperiode, verbunden mit Absenkungen des Rheintalgrabens an seinem östlichen Rande, im Würmglazial nach- zuweisen. Die folgenden Beobachtungen im Diluvium von Tübingen bestätigen und ergänzen die hier am unteren Neckar gewonnenen Erfahrungen. Seit Quenstedt’s Zeiten kommen in den Lehmgruben am Käsebach bei Tübingen immer wieder diluviale Säugetiere zum Vorschein. Quenstedt sammelte Kieferchen von Lemming und Ziesel ( Spermophilus rufescens ) in Lößkindein, die dort rötlich ge- färbt sind durch die Beimischung von Keupermergel. Prof. Koken setzte die Sammlung fort und schrieb im Beginn seiner dortigen Amtstätigkeit in dies. Centralbl. über: „Hochterrasse und Steppen- fauna bei Tübingen“. Er glaubte in den Lehmen und Schottern des Käsebachs eine Bildung der vorletzten Eiszeit zu erkennen, eine Vermutung, der ich auf Grund eines mehrjährigen Studiums der Fundstelle widersprechen muß. Es sind Bildungen der Nieder- terrassenzeit, also der letzten, nicht der vorletzten Eiszeit. Das Tiefste ist ein Keuperschutt mit Eqmis germanicus Nehrino, dem Pferd der jüngeren Lößzeit. Allenfalls ist das Tiefste des Profils der Deckerschen Lehmgrube, dieser Keuperschutt , dem jüngerer Löß auflagert, als ein Äquivalent der (jüngeren) Phase der Riß- eiszeit aufzufassen. Aber die Hauptmasse der Lehmbildungen, die 5 m und mehr betragen, gehören dem letzten Glazial an. Über dem jüngeren Löß folgt ein oft sehr mächtiger Gehängeschutt aus 1 Beiträge zur Gliederung des Quartärs von Weinheim, Mauer, Jock- grim usw. und seine Bedeutung für den Bau der oberrheinischen Tiefebene. Notizbl. d. Vereins f. Erdk. u. d. großh. hess. geol. Landesanstalt. Darm- stadt 1911. Textüg. 1. p. 77. im Flußgebiete des diluvialen Neckars. 699 Stubensandsteinblöcken, die oft tief durch ihr Eigengewicht in den Löß darunter eingesunken sind. In diesem Schotter finden sich Knochen, aber besser erhalten sind sie in den Lehmbildungen darüber. Das Tübinger Geologische Institut bewahrt aus dem oberen Komplex (Gehängeschutt und sandigem Lehm) folgende Arten : Elephas primigenius, Rhinoccros tichorliinus, Eqmis Przewalskii, Cervus tarandus, Bison priscus, Lemming, Ziesel. Renntierstangen sind in schöner Erhaltung gefunden worden, und nie war ein Rest von Edelhirsch oder Riesenhirsch damit vergesellschaftet. Dieser Befund ist ganz im Einklang mit den Beobachtungen bei Heidel- berg und Weinheim. Die Lehmbildungen, welche hauptsächlich zur Ziegelbereitung dienen, zeigen etwa in ihrer Mitte eine prachtvolle Erosions- diskordanz , darüber eine neue Steinsohle, und es folgt der obere Lehm , oft merkwürdig gestaucht durch Gehängerutschung. An Moräne darf nirgends gedacht werden. Der Gehalt an äolischem Material (verschweinmter Löß) ist beträchtlich , zumal über den jeweiligen Steinsohlen. Gegen oben stellt sich eine dunklere Keuperfarbe ein. Dann folgt ein feinsandiger gelber Lehm, ein Äquivalent des jüngsten Löß am Schlangenbühl bei Weinheim; schließlich ein Lehm mit Waldfauna : Reh, Edelhirsch etc. Die Conchylienfauna der zwei- teiligen Lehmmasse legte ich Herrn Prof. Geyer 1 vor, der darunter Helix hispida L., Clausilia parvüla Strid., Helix arbustorum, Pupa mtiscorum und Pupa columeUa bestimmte. Die letztere ist arktisch und alpin und spricht, wie die reichlichen Reste des Renntiers, für ein kaltes Klima. Tektonisch gesprochen ist das beschriebene Profil außerordentlich interessant durch die Erosions- diskordanz. Sie zeigt uns im Verein mit den Pro- filen der'Niederterrasse bei W ein heim und Heidel- berg, daß zur Niederterrassenzeit eine Erosions - periode im Neckar tal nachweisbar bestanden hat, verursacht durch tektonische Bewegungen (Senkungen) im R h e i n t a 1 , als deren Äußerungen wir auch die zahlreichen Erdbebenspalten an d e r B e rg s t r a ß e auf- zufassen haben, soweit diese der Niederterrassen- zeit angehören. 1 Geyer schrieb mir am 26. Dezember 1908: Ich glaube nämlich, daß die rezente Pupa Gredleri Clessia identisch ist mit P. columeUa, die als unbestrittenes Glazialrelikt anerkannt ist und in den Hochalpen und Polargegenden noch lebt. Pupa Gredleri aber habe ich neuerdings in Württemberg gefunden zusammen mit zweifellosen Relikten, und ich würde daher gelegentlich Material von der fossilen ColumeUa mir zu ver- schaffen suchen, um feststellen zu können, wie die fossile ColumeUa sich zur rezenten ColumeUa und zur rezenten Gredleri verhält. 700 W. Freudenberg, Die Zweiteilung der Niederterrasse etc. Erinnern wir uns weiter, daß Penck eine Zwei- teilung der würmzeitlichen Moränen in eine obere und eine untere Abteilung nachweisen konnte, ge- trennt durch eine Schotterablagerung, auf die er die „Laufenschwanknng“ begründete, so gewinnt unsere Beobachtung der zweiteiligen Niederterrasse das weitere Interesse, daß ein tektonisches Ereignis im eisfreien Flußterrassen-Diluvium einem E i s r ii c k z u g im Alpengebiet zu entsprechen scheint. Die vorüber- gehende Senkungsperiode führte in den Glazial- gebieten zu einem Gletscherrückzug, weil im Zu- sammenhang mit den Senkungen in den Depressions- gebieten eine positive Strand Verschiebung an der europäischen Nord Westküste und niederrlieiuischen Bucht damals Platz gegriffen haben dürfte. Die Golfstrom Wirkung, die sich aus einem solchen Er- eignis ergibt, kann nicht ohne Folgen bleiben auf den Stand der alpinen Endmoränen. Am großartigsten dürfte jedoch die wachsende Ausdehnung des Mittel- meeres den Stand der x\lpen-Gletscher, insbesondere der westalpinen, beeinflußt haben1. Anhangsweise möchte ich hier erwähnen, daß als Seltenheit im Lehm des Käsebach-Diluviums bei Tübingen Gerolle von Muschel- kalk Vorkommen. Diese können nur einem alten Neckarlauf an- gehören, der im Ammertal floß, von Eottenbnrg über Wurmlingen vorbrechend. Interessante Weißjuraschotter haben sich auf der nördlichen Stubensandsteinschulter des Österbergs gefunden. Diese scheinen von der Steinlach transportiert zu sein. Sie entsprechen ganz den Weißjuraschottern auf dem Galgenberg, die schon Quenstedt gekannt hat2. Die alluvialen Bildungen des Neckars beim Tübinger Elek- trizitätswerk ruhen auf Schilfsandstein. Es ist ein Schotter, der in blauen Ton mit reichlichen Holzresten (Eiche) übergeht, darüber folgen wieder Schotter. Eine vielleicht gleichaltrige Braunkohlenbildung beobachtete ich bei Karlsruhe uuter ganz jungen lößähnlichen Bildungen am „Meßplatz“ an der Durlacher Allee. Ton und Bheinkies folgt nach unten. Das Ganze ist der jüngsten Hochterrasse (Hoch- gestade) augelagert, die das Kilichfeld im Hardtwalde bildet. 1 Vergl. M. Boule, La Grotte de Prince. L’ Anthropologie. 1906. XVII. p. 257. 2 Die Fundstellen am Käsebach bei Tübingen waren schon dem alten Gessner vor 200 Jahren bekannt. Sie werden von ihm als Zeugen der Sintflut angeführt. (Mitteilung von Prof. Koken.) Besprechungen. 701 Besprechungen. J. Beckenkamp (in Würzburg): Statische und kinetische Kristalltheorien. Zweiter Teil : Theorie der Ausbrei- tung der Energie in Kristallen durch Strahlung (Kristalloptik) und Veranschaulichung der optischen Eigenschaften der kristallisierten Kieselsäure durch statische Strukturbilder, (gr. 8", (571 p. Mit 487 Text- tignren und 7 Stereoskopbildern. Berlin 19 15, Verlag von Gebr. Bornträger [vergl. für den ersten Teil dieses Werkes: dies. Centralbl. 1913. p. 413]). Wie im ersten , so wurde auch im vorliegenden Teile der historischen Entwicklung unserer heutigen Kenntnisse besondere Beachtung geschenkt , und im allgemeinen , entsprechend dem Titel des Gesamtwerkes, mehr Gewicht auf die theoretischen Resul- tate als etwa auf die Beschreibung einzelner Apparate gelegt. Eine Ausnahme von dieser Regel bildet die Beschreibung der ver- schiedenen Arten von Polarisatoren (Nicon’schen Prismen), welche mit Rücksicht auf die verschiedene Art der Verwendung ausführ- licher vorgenommen wurde. Der erste Abschnitt behandelt das optische Verhalten : A. homogener durchsichtiger isotroper Medien ohne Drehungs- vermögen, B. homogener durchsichtiger anisotroper Medien ohne Drehungs- vermögen, C. absorbierender Medien ohne Drehungsvermögen, D. heterogener Medien ohne Drehungsvermögen, E. von anisotropen und isotropen Medien mit optischem Drehungsvermögen ; er gibt ferner F. eine kurze Übersicht über die Entwicklung der mechani- schen Lichttheorien und behandelt dann G. durch Spannungsausgleich elektrischer Ladungen erzeugte (HRRTz’sche, korpuskulare und Röntgen-) Strahlen. Aus dem Kapitel E möge auch an dieser Stelle auf die Be- griffe der „reinen Drehung“ und der „reinen Doppelbrechung“ sowie auf den Unterschied der beiden Begriffe „Zirkularpolarisation“ und „optische Drehung“ hingewiesen werden. Die gegenwärtige Notwendigkeit der Einfügung des bisher in den Lehrbüchern der Kristallographie nicht üblichen Inhalts des Kapitels G, der Besprechung der HERTz’schen, der korpuskularen und der Röntgenstrahlen, dürfte wohl außer Frage stehen. Die Symmetrie des Interferenzbildes bei der Durchleuchtung eines Kristalls mit Röntgenstrahlen glaubte man aus der von 702 Besprechungen. G. Frieder gegebenen Ableitung bestimmen zu können. Für die von F. M. Jaeger beobachteten Interferenzbilder genügt jedoch die FuiEDEi/sclie Regel nicht. Verf. gibt deshalb eine etwas andere, auch die Beobachtungen von Jaeger umfassende Erklärung der beobachteten Sym metriearten. Der zurzeit üblichen Methode der Ableitung der Atomanordnung aus der Beugung von Röntgenstrahlen nach W. H. und \V. L Bragg liegen Voraussetzungen zugrunde, deren Richtigkeit a priori nicht ohne weiteres feststeht. Der zweite Abschnitt gibt zunächst H. eine kurze Übersicht über die älteren strukturtheoretischen Erklärungsversuche der optischen Drehung, J. eine Beschreibung der verschiedenen Modifikationen des kristallisierten Siliciumdioxyds Si 0o und lv. eine Ableitung von Strukturbildern fiir Quarz, Tridymit und für den bezüglich seiner chemischen Formel diesen beiden Formen des Siliciumdioxyds Si02 sehr nahe- stehenden Pyrit FeS2. Schon Hauy (Traite de Min. 1801. I. p. 230 und II. p. 201) teilt die Kristalle, welche keine Doppelbrechung zeigen, nach ihrer Flächenausbildung in drei Abteilungen : 1. solche, welche auf den Würfel, 2. solche, welche auf das Rhombendodekaeder, 3. solche, welche auf das Oktaeder zurückführbar sind. Bravais deutet die erste Ausbildungsart durch das einfach- , die zweite durch das doppelt-, die dritte durch das vierfachkubische Raumgitter, indem er annahm, daß diejenige Fläche die herrschende sei, in welcher die Dichte des Punktsystems am größten ist. Auch Fedorow schloß sich dieser Deutung an (vergl. erster Teil, p. 155). E. Mallard betrachtet alle Mineralien als pseudoregulär, Fedorow unterscheidet zwei Typen : den kubischen oder pseudo- tetragonalen (mit Einschluß aller wirklich regulären und der wirk- lich tetragonalen Kristalle) und den pseudohexagonalen (mit Ein- schluß der wirklich hexagonalen im engeren Sinne, aber mit Aus- schluß der rhomboedrischen Kristalle); Fedorow nimmt an, daß ein Mineral um so wahrscheinlicher zur kubischen Syngonie zu rechnen sei, je einfacher seine chemische Zusammensetzung ist. Als der bekannteste Vertreter des hexagonalen Typus gilt der Quarz. Verf. hat indessen aus dem Achsenverhältnis uud der Art der Zwillingsverwachsungen den Nachweis geführt, daß nicht nur die beiden anderen Modifikationen des Siliciumdioxyds, Tridymit und Cristobalit, sondern auch der Quarz unzweifelhaft pseudoregulär sind. Eine der vier Oktaedernormalen erhält besonders durch die Art der Aggregierung der homogenen Tridymit- bezw. Quarzin- teilchen vor den drei anderen eine bevorzugte Stellung; sie wird Hauptachse. Die Zurückführung des Flächenkomplexes des Quarzes und des Tridymits auf ein rechtwinkliges Achsenkreuz, welches Besprechungen. 708 . 1 ! ! 1 1. 15. Februar 1915 No. 4 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser in Marburg in Breslau in Berlin Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Seite 1 ii n m i l Schwarz, M. v. : Abermals zwei neue Dichtebestiinmungswagen. Mit 6 Textfiguren 97 Sedeltsch ikoff , Wl. und G. Kulgawoff: Ausbruch des Schlamm- vulkans „Djautepe“ auf der Halbinsel Kertsch am 18. März 1914. Mit 3 Textfiguren 106 Gagel, C. : Geologische Notizen aus der Lausitz. Mit 1 Textfigur 113 Schmidt, W. E. : Arthroacantha H. S. Williams = Plathyhexa- crinus W. E. Schmidt. Mit 3 Textfiguren 119 Besprechungen. Johannsen, Albert: Manual of Petrographie Methods .... 125 A r t i n i . E. : I Minerali 127 Person alia 128 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nacht, Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuclmngen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. lz— Prospekte auf Verlangen. : ■ ..■■■ Mineralien Petrefakten, Gesteine, Konchylien usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineralien-Comptoir Heidelberg. ■ ■-■■■■ Rufnummer 2928 .*. 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Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. — ■ Prospekte kostenlos! == Kürzlich ist erschienen, und steht portofrei zur Verfügung, die zweite Auflage unseres allgemeinen Mineralogisch-geologischen Lehrm ittel - Kataloges No. 18, Abt. I. Dieser Katalog (260 Seiten Text mit 107 Abbildungen ausgestattet) berücksichtigt den Lehrmittelbedarf höherer Schulen auf dem Gebiete der Mineralogie, Petrographie, Geologie und Technologie, enthält aber auch eine große Reihe von Modellen und Zusammen- stellungen, die für Studien- und Übungszwecke auf Hochschulen geeignet sind. Das nineralosisclie Semester-Yerzeiclinis No. 17 (Juli 1914) gibt eine Zusammenstellung schöner großer Schaustufen und Einzelkristalle. Von neuen und besonders seltenen Mineralien werden angeboten : Barthit, Declienit, Fizelyit, Hutchinsonit, Rickardit und Sanguinit. Ferner wird hervorgehoben die große, überaus prächtige Sammlung zur Darstellung der Farben des Mineralreichs, die ausgestellt gewesen ist im Hause „Die Farbenschau“ der Deutschen Werkbund- Ausstellung in Köln (Juni und Juli 1914). Das netroCTiiscliB Sciiester-YerzeicDms No. IQ (Juli 1914) bietet an : einige hervorragend schöne Scliauplatten nord- amerikanischer Gesteine, große Massen von Peles Haar und andere merkwürdige Lavagebilde von Hawaii, sowie höchst interessante Zu- sammenstellungen von Gesteinen der östlichen arabischen Wüste und von Californien. (Juli 1914) empfiehlt reichhaltige Pfianzenserien aus dem Culm Mährens, Carbon der Saar und von Sachsen, sowie Perm-Medullosen und Psaronien; ferner neue Eocän-Korallen und Ceplialopoden von Bosnien- Herzegowina, Cephalopoden und Trilobiten von Böhmen, Mam- malia aus nordamerikanischem Tertiär etc. Ankauf und Tausch von Mineralien, Meteoriten, Petrefakten ete. DR F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Oegr. 1833. Bonn a. Rhein. Gegr. 1833. Verlag der E. 8ohweizerbart’seiien Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser. Stuttgart, Johannesstr. 3 Druck von 0. Grünlnger. K. Hofbuohdruokerei Zu Gutenberjr iKIett & Hartman»». Stuttgart Voigt & Hochgesang « Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- anfschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 min. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. = Ersatz für Kanadabalsam. = Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. .Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Breehnngs- exponenten noch seine Härte. ■ Prospekte kostenlos! — Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, . , .. in Stuttgart. i Soeben erscbien : Paläontologie von Timor nebst kleineren Beiträgen zur Paläontologie einiger anderer Inseln des ostindiseh. Archipels. Paläontologische Ergebnisse der Expeditionen 0. A. F. Molen- graaff (1910—1911), J. Wann er (1909 u. 1911) und F. Weber (( 910 — 1911) , unter Mitwirkung von Fachgenossen und mit. Unterstützung von E. Wählt, hausen herausgegeben von Professor Dr. J. Wanner. biefenuig 1 : , Dr. O. A. Walter: Die obertriadischen Ammoniten und Nautiliden von Timor. 4°. IX. 258 Seiten mit 23G Tafeln und 108 Textfiguren. Subskriptionspreis Mk. 45. — , Einzelpreis Mk. ttO. — . Die Bedeutung des Schwäbischen Jura für die Erdgeschichte. Akademische Antrittsvorlesung gehalten am 18. Dezember 1913 von , Prof. Dr. J. F. Pompeckj, Tübingen. gr. 8°. G4 Seiten. '■ : Preis Mk. 1.80. Eine Uebersicht über die in Württemberg vorhandenen Erze, Salzlager, Bausteine, Mergel, Tone, Ziegelerden, Torflager, Quellen u. s. f., ihre Verbreitung, Gewinnung und Verwertung von Dr. Manfred Brauhäuser. 8°. 325 Seiten mit 37 Abbildungen. Preis brosch. Mk. 4.80, geb. Mk. 5.60. Verlag der E. Schwetzerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Drnok Ton 0. Grünlnger, K. Hofbnohdruokerel Zn Gutenberg (Klett ä Hartmann). Stuttgart. Voigt & Hochgesang * Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1. 10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis* aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro^ skopische Präparate. = Ersatz für Kanadabalsam. ===== Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. . Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° 0. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. — Prospekte kostenlos! ■= Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, ,A in Stuttgart. Soeben erschien : Paläontologie von Timor nebst kleineren Beiträgen zur Paläontologie einiger anderer Inseln des ostindiseh. Archipels. Paläontologische Ergebnisse der Expeditionen G. A. F. Molen- graaif (1910—1911), J. Wanner (1909 u. 1911) und F. Weber (1910 — 1911) unter Mitwirkung von Fachgenosseu und mit Unterstützung von E. Waldthausen herausgegeben von Professor Dr. J. Wanner. Lieferung 1 : Dr. O. A. Walter: Die obertriadischen Ammoniten und Nautiliden von Timor. 4°. IX. 258 Seiten mit 236 Tafeln und 108 Texttiguren. Subskriptionspreis Mk. 45. — , Einzelpreis Mk. t»©. — . Die Bedeutung des Schwäbischen Jura für die Erdgeschichte. Akademische Antrittsvorlesung gehalten am 18. Dezember 1913 von Prof. Dr. J. F. Pompeckj, Tübingen. gr. 8°. 64 Seiten. ~ ■ 1 Preis >Ik. 1.80. Die Bodenschätze Württembergs. Eine Uebersicht über die in Württemberg vorhandenen Erze, Salzlager, Bausteine, Mergel, Tone, Ziegelerden, Torflager, Quellen u. s. f., ihre Verbreitung, Gewinnung und Verwertung uon Dr. Manfred Bräuhäuser. 8°. 325 Seiten mit 37 Abbildungen. Preis brosch. Mk. 4.80, geb. Mk. 5.60. Verlag der E. Sohwelrerbart'sotien Verlagsbuchhandlung, Nägele -fc Dx. -Sproesser. Stuttgart, Johannesstr. 3 Dmok Ton 0. Grünlnger, K. Hofbnohdruckeral Zn Gutenberg (Klett fcHartmann). Stuttgart Voiqt & Hochgesang • Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nnr für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. = Ersatz für Kanadabalsam. ===== Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. ■ ■ - 8 Prospekte kostenlos! ■ Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart. _ - • ~ ; ~ ■ T 1 . Soeben erschien : Paläontologie von Timor nebst kleineren Beiträgen zur Paläontologie einiger anderer Inseln des ostindiseh. Archipels. Päläontologische Ergebnisse der Expeditionen G. A. F. Molen- graaff (1910 — 1911), J. Wanner(l909 u. 1911) und F. Weber (1910 — 1911) unter Mitwirkung von Fachgenossen und mit Unterstützung von E. Waldthausen herausgegeben von Professor Dr. J. Wanner. Lieferung 1 : Dr. O. A. Weiter: Die obertriadischen Ammoniten und Nautiliden von Timor. 4°. XIV. 258 Seiten mit 36 Tafeln und 108 Textfiguren. Subskriptionspreis Mk. 4»>. — , Einzelpreis Mk. UO. — . Die Bedeutung des Sdiwäbisrlieu Jnra für die Erdgeschichte. Akademische Antrittsvorlesung gehalten am 18. Dezember 1913 von Prof. Dr. J. F. Pompeckj, Tübingen. gr. 8°. 64 Seiten. Preis Mk. 1.80. Eine Uebersicht über die in Württemberg vorhandenen Erze, Salzlager, Bausteine, Mergel, Tone, Ziegelerden, Torflager, Quellen u. s. f., ihre Verbreitung, Gewinnung und Verwertung von Dr. Manfred Brauhäuser. 8°. 325 Seiten mit 37 Abbildungen. Preis brosch. Mk. 4.80, geb. Mk. 5.60. Verlag der E. 8chwelzerbart’sohen Verlagsbuchhandlung, Nägele & I>r. 8proe8ser, Stuttgart. Johannesstr. 3 Drnok von O. fträninger. K. Hofbuehriruckerel Zu Gutertberg (Klebt h Bartmann). Stuttgart. 1. März 1915 No. 5 : ♦ Centralblatt j für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie : Herausgegeben von ; M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch \ in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser 1 Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Inhalt. Original-Mitteilungen etc. „ lt Diener. C. : Zur systematischen Stellung der Pelecypodengattung . Pomarangina 129 Leidhold, CL: Notiz über die Jura- und Tertiärablagerungen bei Rosheim im Unter-Elsaß 131 Beutell, A. und K. Blaschke: Der Basenaustausch beim Desmin 142 Beut eil, A.: Vorlesungsversuch zur Veranschaulichung der Sammel- kristallisation 144 Lang. Richard: Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 4. Besteht die Möglichkeit gleichzeitiger lateritischer und nicht-lateritischer Verwitterung in den Tropen? .... 148 Miscellanea 160 Professor Dr. M, Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brnnnengasse 14 Mineral-, Erz- und Gesteinsimtersuclnmgen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. Prospekte auf Verlangen. — - — : Mineralien Petrefakten, Gesteine, Konchylien usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineraiien-Comptoir == Heidelberg. == Rufnummer 2928 .\ .-. Telegr.-Adr. : Mineral, Heidelberg Listen auf Wunsch gratis. 15. März 1915 No. 6 STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Centralblatt für Mineralogie, Ge und Paläontologi in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin Seite Inhalt. Original -Mitteil unsre ii etc. Samojloff, J. : lieber die Modifikationen des Witherits beim Erhitzen 16] Aminoff, G. : Ueber gesetzmäßige Verwachsungen von Barium- bromatkristallen. Mit 4 Textfignren 168 Leuchs, Kurt: Die Südküste des Angaralandes zwischen 70° und 105° ö. Gr. Mit einer Kartenskizze 170 Soergel, W. : Die Stammesgeschichte der Elephanten. (Fortsetzung folgt.) 179 Krumbeck, Lothar: Berichtigung zu meiner Arbeit: Beiträge zur Geologie und Paläontologie von Tripolis 188 Besprechungen. Tammann, Gustav: Lehrbuch der Metallographie. Chemie und Physik der Metalle und ihrer Legierungen 189 Person alia 192 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. ■ Prospekte auf Verlangen. ------ Mineralien Petrefakten, Gesteine, Konchylien usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineralien-Comptoir ===== Heidelberg. ===== Rufnummer 2928 .'. Telegr.-Adr. : Mineral, Heidelberg Listen auf Wunsch gratis. 1. April 1915 No. 7 6 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Inhalt. <>njrnial-Mitt<*iliiiifi;en etc. gejte Lebling, C. : Friedrich Felix Hahn f 193 Beut eil. A. und K. Bla sch ke: ist die Existenz kristallisierter Hydrosilikate mir gelöstem oder absorbiertem Wasser erwiesen? 195 Quensel, Percy: Vesuvian und Hastingsit aus dem Nephelin- syenit von Almuuge 201 S o e r g e 1 , W. : Die Stannnesgeschiclite der Elephanten. (Fortsetzung folgt.) 208 Besprechungen. Hahn, F. f: Einige Beobachtungen in der Flyschzone Siidbayerns. — Weitere Beobaclitungen in der Flyschzone Südbayerns. 2. Zu- sammensetzung und Bau im Umkreis und Untergrund des Murnauer Moores. — Versuch zu einer Gliederung der austro- alpinen Masse westlich der österreichischen Traun. — Ergebnisse neuerer Speziallorschungen in den deutschen Alpen. 3. Die Kalkalpen Südbayerns. — „Geologischer Überblick“ in: „Das Hochkaltorgebirge“ von Zeller. — Grundzüge des Baues der nördlichen Kalkalpen zwischen Inn und Enns. I und II. . . 215—223 Miscellanea 224 Person alia 224 An die Herren Mitarbeiter. Hierdurch bitten wir, die für das Neue Jahrbuch bezw. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläonto- logie bestimmten Abhandlungen , Referate und Original- mitteilungen etc. aus den Gebieten: 1. Kristallographie, Mineralphysik, Mineralchemie, Ein- zelne Mineralien, Vorkommen von Mineralien, Meteoriten an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Max Bauer, Marburg a. L. (Hessen-Nassau); 2. Allgemeine Geologie, Dynamische Geologie, Experi- mentelle Geologie, Radioaktivität, Gesteinsbildende Mineralien, Petrographie, Lagerstätten nutzbarer Mineralien an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Th. Liebisch, Berlin N. 4, Invalidenstr. 43; 3. Geologische Karten, Topographische Geologie, Stratigraphie, Paläontologie an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Fr. Frech in Breslau I, Schuhbrücke 38 gelangen lassen zu wollen. Um den Herren Redakteuren das Durchgehen der Manu- skripte zu erleichtern und um Korrekturkosten tunlichst zu vermeiden, bitten wir die Beiträge in gut leserlicher Beschaffen- heit — A4aschinenschrift würde besonders dankbar begrüßt — einzusenden. Korrekturkosten, die das übliche Maß über- schreiten, sind wir leider genötigt, den Herrn Verfassern in Anrechnung zu bringen. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser :: Stuttgart. 15. April 1915 No. 8 • 9 9 i : Centralblatt I : für Mineralogie, Geologie und Paläontologie ♦ in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie i Herausgegeben .von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Dieser Xmnmer ist beigefügt ein Prospekt der Verlagsbuchhandlung Leopold YoJi in Leipzig und Hamburg, betreffend Behrens-Kley. Mikrochemische Analyse. Seit* Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Tschermak, G. : Ueber das Mischungsgesetz der alkalifreien Aluminiumaugite 225 .Tolinsen. A. : Optisches Drehungsvermögeu von Lithiumsulfat — Monohydrat. Mit 5 Textfiguren 233 Fe n ecke. K. A.: Versteinerungen aus dem Schöckelkalk bei Graz 243 Snergel, W. : Die Stammesgeschichte der Elephanten. (Schluß folgt.) 215 Besprechungen. Doclter. C. : Handbuch der Mineralchemie 253 Fuchs, C. W. C. : Anleitung zum Bestimmen der Mineralien . . . 254 Kunz. George Frederick: The Curious Lore of Precious Stones being a description of their sentiments and follc lore, supersti- tious. symbolism. mysticism, use in medicine, protection, pre- vention, religion and divination, cristallgazing. birthstones. luckystones and talismans. astral zodiacal and planetary . . 255 Michel. Hermann: Die künstlichen Edelsteine, ihre Erzeugung, ihre Unterscheidung von den natürlichen und ihre Stellung im Handel 256 E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung. Nägele &Dr. Sproesser. in Stuttgart. Soeben erschien : Paläontologie von Timor nebst kleineren Beiträgen zur Paläontologie einiger anderer Inseln des ostindiseh. Archipels. Paläontologische Ergebnisse der Expeditionen G. A. F. Molen- graaff (1910 — 1911), J. Wannet* (1909 u. 1911) und F. Weber (1910 — 1911) unter Mitwirkung* von Fachgenossen und mir Unterstützung von E. Waldthausen herausgegeben von Professor Dr. J. Warmer. Lieferung 1 : Dr. O. A. Weiter: Die obertriadischen Ammoniten und Nautiliden von Timor. 4". XIV. 258 Seiten mit 36 Tafeln und 108 Textfiguren. Subskriptionspreis Mk. 45. — , Einzelpreis Mk. ti©. — . Voigt & Hochgesang * Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. Ersatz für Kanadabalsam. ■ ■ - Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. == Prospekte kostenlos! =-- Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart. Soeben erschien : Paläontologie von Timor nebst kleineren Beiträgen zur Paläontologie einiger anderer Inseln des ostindiseh. Archipels. Paläontologische Ergebnisse der Expeditionen G. A. F. Molen- graaff (1910—1911), J. Wanner (1909 u. 1911) und F. Weber (1910 — 1911) unter Mitwirkung von Fachgenossen und mit Unterstützung von E. Waldthausen herausgegeben von Professor Dr. J. Wanner. Lieferung 1 : Dr. O. A. Weiter: Die obertriadischen Ammoniten und Nautiliden von Timor. 4°. XIV. 258 Seiten mit 36 Tafeln und 108 Textfiguren. Subskriptionspreis Mk. 45. — , Einzelpreis Mk. öO. — . Die Bedeutung des Schwäbischen Jura für die Erdgeschichte. Akademische Antrittsvorlesung gehalten am 18. Dezember 1913 von Prof. Dr. J. F. Pompeckj, Tübingen. gr. 8°. 64 Seiten. Preis 31k. 1.80. Eine Uebersicht über die in Württemberg vorhandenen Erze, Salzlager, Bausteine, Mergel, Tone, Ziegelerden, Torflager, Quellen u. s. f., ihre Verbreitung, Gewinnung und Verwertung von Dr. Manfred Brauhäuser. 8°. 325 Seiten mit 37 Abbildungen. Preis brosch. Mk. 4.80, geb. Mk. 5.60. Verlag der E. Sohwelzerbart’sohen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart. Johannesstr. 3 Druck Ton 0. Grnnlnger. E. Hofbuohdruokerei Za Gutenberg (Kielt & Hartmann), Stuttgart. Voigt & Hochgesang • Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. ■= ■■■ Ersatz für Kanadabalsam. ■■■ ■ ----- Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube M k. 1 , 2 5 . Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. ■ ■■■■ -■ ■■ ■■ Prospekte kostenlos! ===== Verlag der E. Sohweizerbart’.schen Verlagsbuchhandlung, Nägele &. Dr. Sproesser, Stuttgart. Johannesstr. 3 Drnok von 0. Grüninger, K. Hofbuchdruokerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart. Orthoskop Kon osjcop Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0,60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. E. Leitz, optische Werke, Wetzlar. | Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London. New York. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. . B« tu den Ebenen IC liegt (Jas Bild des Kristalls. hi den Ebenen J£ liegt das Achsenhi/ct Voigt & Hoctigesang * Güttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- anfschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristalipräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. ■ Ersatz für Kanadabalsam. Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brecknngs- exponenten noch seine Härte. -------- Prospekte kostenlos! E. Leitz, Optische Werke, Wetzlar. | Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London, New York. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0,60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations-u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. Verlag der E. Sohwelzerbart’sohen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Jonannesstr. 3 Drock ▼cn 0. Orüninger. K. Hofbuehdruokerei Zu ft«tenl>erg iKlett & Bartmann), Stuttgart Voigt & Hochgesang • Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig: zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 nun. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. l.BO — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. ■ — Ersatz für Kanadabalsam. — - Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,2p. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Lieht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. --■■■■■ ■■ Prospekte kostenlos! Orllioskop Kono.-kop Di(*se Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0.60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. E. Leitz, Optische Werke, Wetzlar. Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London. New York. Strahl engaiig im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. _ 9, In 'len Ebenen K liegt das Bild des Kristalls. hl den Ebenen JO liegt das Aehscnhüd. Verlag der E. Sehwelzerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele k Dt. Sproesser, Stuttgart. Johannesstr. 3 Druck Ton C. Grünlnger, K. Hofbnchdruekerel Zu Gutenberg (Klett äHartminn). Stuttgart 1. Mai 1915 No. 9 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Sch weizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Niclitabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet 1 n h a l t. Original-Mitteilungen etc. . ^ ^ Seite Liesegang, Raphael Ed.: Zur Systematik der Konkretionen . 257 Beut eil. A. und M. Matzke: Die Konstitution von Zinkblende. Wurtzit und Hauerit 263 Boeke, H. E. : Zu .1. Samojlokk’s Mitteilung „Über die Modifika- tiönen des Witherits beim Erhitzen“ 272 Beck, R. : Zur Systematik der Erzlagerstätten 272 Soergel. \V. : Die Stammesgeschichte der Elephanten. (Schluß.) . 278 Dettmer, Friedrich: Neues zum Fucoidenproblem. Mit 1 Text- tigur 285 M i s c e 1 1 a n e a 287 Persoffealia 288 E. Schweizerbart sehe Verlagsbuchhandlung. Nägele &I)r. Sproesser. in Stuttgart. Soeben erschien : Paläontologie von Timor nebst kleineren Beiträgen zur Paläontologie einiger anderer Inseln des ostindiseh. Archipels. Paläontologische Ergebnisse der Expeditionen Ci. A. F. Molen- graaff (1910 — 1911), J. Wanuer (1909 u. 1911) und F. Weber (1910 — 1911) unter Mitwirkung von Fachgenossen und mit l'nterstützung von E. Waldthausen herausgegeben von Professor Dr. J. Wanner. Liefg. 1. Dr. 0. A. Weiter: Die obertr indischen Ammoniten und Nautiliden von Timor. 258 Seiten mit 36 Tafeln und 108 Texttiguren. Subskriptionspreis Mk. 45. — . Einzelpreis Mk. 60. — . Lietg. 2. Prof. Dr. Job. Felix: .Tungtertiäre und quartäre Antho- zocn von Timor und Obi. 1. Teil. — Dr. R. Schubert: Die Foramini- feren des jüngeren Paläozoikums von Timor. — Dr. 11. Gerth: Die Heterastridien von Timor. — Dr. E. Jaworski: Die Fauna der ober- triadischen Nuculatuergel von Misol. — 174 Seiten mit 9 Tafeln. Sub- skriptionspreis Mk. 24.—, Einzelpreis Mk. 30.—. Lietg. 3 erscheint später. Lietg. 4. Dr. E. von Bülow: Ortlioceren und Beleinnitideu der Trias von Timor. — P. Vinassa de Regny: Triadische Algen. Spongien. Anthozoen und Bryozoen aus Timor. — 118 Seiten mit 16 Tafeln und 27- Textfiguren. Subskriptionspreis Mk. 24. — , Einzel- preis Mk. 30. — . 15. Mai 1915 No. 10 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweirerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 16 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Inhalt. Original-Mitteilungen etc. geite Johnsen, A.: Zur Kenntnis der Hydrate 289 Schwietring. Fr.: Ueber die Methoden von F. Becke und F. E. Wright für die Bestimmung des Winkels der optischen Achsen. Mit 2 Textfiguren 293 Lang, Richard: Ist Lublinit eine neue monokline Modifikation des Calciumcarbonats ? 298 Nowak, Ernst: Neue Anschauungen über die Tektonik des mittel- böhmischen Altpaläozoieums. Mit 1 Kartenskizze 306 Personalia V. 320 E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung. Nägele &Dr. Sproesser, in Stuttgart. Soeben erschien : Paläontologie von Timor nebst kleineren Beiträgen zur Paläontologie einiger anderer Inseln des ostindiseh. Archipels. Paläontolog'ische Ergebnisse der Expeditionen G. A. F. Molen- graatf (1910 — 1911), J. Wanner (1909 u. 1911) und F. Weber (1910 — 1911) unter Mitwirkung von Fachgenosseu und mit Unterstützung von E. Waldtliausen herausgegeben von Prof. Dr. J. Wanner, Bonn a. Rh. Liefg. 1. Dr. 0. A. Weiter: Die obertriadischen Ammoniten und Nautiliden von Timor. 258 Seiten mit 36 Tafeln und 108 Textfiguren. Subskriptionspreis Mk. 45. — , Einzelpreis Mk. 60. — . Liefg. 2. Prof. Dr. Joh. Felix: Jungtertiäre und quartäre Antlio- zoen von Timor und Obi. •;I. Teil. — Dr. R. Schubert: Die Foramini- feren des jüngeren Paläozoikums von Timor. — Dr. H. Gerth: Die Heterastridien von Timor. — Dr. E. Jaworski: Die Fauna der ober- triadischen Nuculamergel von Misol. — 174 Seiten mit 9 Tafeln. Sub- skriptionspreis Mk. 24.—, Einzelpreis Mk. 30. — . Liefg. 3 erscheint später. Liefg. 4. Dr. E. von Bülow: Orthoceren und Belemnitideu der Trias von Timor. — P. Vinassa de Regny: Triadische Algen. Spongien, Anthozoen und Bryozoen aus Timor. — 118 Seiten mit 16 Tafeln und 27 Textfiguren. Subskriptionspreis Mk. 24. — , Einzel- preis Mk. 30.—. 1. Juni 1915 No. 11 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser ‘ - . ■- •. iil Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet ' " Inhalt. , Original-Mitteilungen etc. 8ojte Rosati, Aristide: Johannes Strüver f. Mit 1 Porträt. . . . 321 Johnsen, A. : Die Symmetrie des Diamanten 331 Oertel, Walter: Beiträge zur Kenntnis der oberjurassischen Schildkrötengattung Hydropelta. Mit 1 Abbildung 336 Kirchner, Hch. Sylv.: Ueber JBellerophon striatus Bronn. Mit 2 Textfiguren 348 Besprechungen. Till. Alfred: Petrographisches Praktikum 351 Ledoux, A. : Elements de ruineralogie 352 Person alia 352 E Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung. Nägele &Dr.Sproesser, in Stuttgart. t Soeben erschien : Paläontologie von Timor nebst kleineren Beiträgen zur Paläontologie einiger anderer Inseln des ostindiseh. Archipels. Paläontologische Ergebnisse der Expeditionen G-. A. F. Molen- graaff (1910 — 1911), J. Wanner (1909 u. 1911) und F. Weber (1910 — 1911) unter Mitwirkung von Fachgenossen und mit Unterstützung von E. Waldthausen herausgegeben von Prof. Dr. J. Wanner, Bonn a. Rh. Liefg. 1. Dr. O.A. Weiter: Die obertriadischen Ammoniten und Nautiliden von Timor. 258 Seiten mit 36 Tafeln und 108 Textfiguren. Subskriptionspreis Mk. 45. — , Einzelpreis Mk. 60.—. Liefg. 2. Prof. Dr. Job. Felix: Jungtertiäre und quartäre Antho- zoen von Timor und Obi. I. Teil. — Dr. R. Schubert: Die Foramini- feren des jüngeren Paläozoikums von Timor. — Dr. H. Gerth: Die Heterastridien von Timor. — Dr. E. Jaworski: Die Fauna der ober- triadischen Nuculamergel von Misol. — 174 Seiten mit 9 Tafeln. Sub- skriptionspreis Mk. 24.—, Einzelpreis Mk. 30.—. Liefg. 3 erscheint später. Liefg. 4. Dr. E. von Bülow: Orthoeeren und Belemnitiden der Trias von Timor. — P. Yinassa de Regny: Triadische Algen. Spongien, Anthozoeu und Bryozoen aus Timor. — 118 Seiten mit 16 Tafeln und 27 Textfiguren. Subskriptionspreis Mk. 24. — , Einzel- preis Mk. 30. — . 15. Juni 1915 No. 12 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Inhalt. Original-Mitteilungen etc. g9it, Stromer, Ernst: Eberhard Eraas f. Mit einem Porträt . . . 353 Ben teil, A. und Fr. Lorenz: Zerlegung des Speiskobalts und Löllingits durch Luftoxydation. Mit 1 Textfigur 359 Gagel, C. : Tiefengesteine von den ('anarischen Inseln 373 Personalia 384 Professor Dr, M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. — ... Prospekte auf Verlangen. = E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung. Nägele &Dr. Sproesser, in Stuttgart. I )ie Bedeutung des Schwäbischen Jura für die Erdgeschichte. Akademische Antrittsvorlesung gehalten am 18. Dezember 1913 von Prof. Dr. J. F. Pompeckj, Tübingen, gr. 8°. 64 Seiten. Preis Mk. 1.80. B ie Bodenschätze Württembergs. Eine Uebersicht über die in Württemberg vorhandenen Erze, Salzlager, Bausteine, Mergel, Tone, Ziegelerden, Torflager, Quellen u. s. f., ihre Verbreitung, Gewinnung und Verwertung von Dr. Manfred Brauhäuser. 8°. 325 Seiten mit 37 Abbildungen. Preis brosch. Mk. 4.80, geb. Mk. 5.60. Voigt & Hochgesang * Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- anfschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 nun. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. = Ersatz für Kanadabalsam. == Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent '1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. von Kristaitpräparate Prospekte kostenlos! E. Leitz, optische Werke, Wetzlar. Berlin, Frankfurt a M., St. Petersburg, London. New York. Strahlengang im mineral. Stativ ('31 mit groüem Gesichtsfeld. , B.. Orthoskop Kono.skop Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0,60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pr o- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. Verlag der E. Sehweizerbart’soben Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart. Joliannesstr. 3 Dr ulk ron O. Qrnnlnger. K. Hfofbuchdruokerel Zu Outenberg (Klett ÄHartmanni, Stuttgart Voigt & Hochgesang ♦ Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. ===== Ersatz für Kanadabalsam. ■ ■ Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Liclit bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. von Kristallpräparate Prospekt© kostenlos! Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. E. Leitz, Optische werke, Wetzlar. Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London, New York. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. 8« j' 4 ln den HJieuen JC liegt dasßild des Kristalls. In den Ebenen Ji liegt das AchsenbiJd. .«3 L-* Orthoskop i\un Diese Abbildung Wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0,60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Verlag der E. Sohweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele h Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Druck Ton 0. Griintnger. K. Hofbuehdruckerel Zu Gutenberg (Klett k Hartmann), Stuttgart Voigt & Hochgesang « Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. Ersatz für Kanadabalsam. Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechnngs- exponenten noch seine Härte. Prospekte kostenlos! E. Leitz, optische werke, Wetzlar. Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London, New York. Strahleilgang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. , «4 I r' Orthoskop Konaskop Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0.60x0,85 iq groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. Verlag der E. Sohwelzerbart’soben Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser. Stuttgart, Johannesstr. 3 Drnok ron 0. Grüninger. K. Hofbnohdruckerel Zu Gutenberg (Klett fc Hartmann). Stuttgart Voigt & Hochgesang ♦ Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- antsclilag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. = Ersatz für Kanadabalsam. ----- Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. ----- =-- Prospekte kostenlos! -■ E. Leitz, optische Werke, Wetzlar. Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London. New York. i r Orthoskop KonosJcop Diese Abbildung wird für Lehrz wecke als Wandtafel in Farbdruck 0,60x0.85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. Verlag der E. Sohwelzerbart’sohen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart. Johannesstr. 3 Druck ron 0. Grüninger. K. Hofbuohdruckerei 7, n Gutenberg (Klett fc Hartmann), Stuttgart 1. Juli 1915 No. 13 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch ln Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Nopcsa, Franz Baron: Ueber Geschlechtsunterschiede bei Dino- sauriern. Mit 2 Textfiguren 385 Witt ich, E. : Ueber Eisenlager an der Nordwestküste von Nieder- Kalifornien. Mit 2 Textfiguren 389 Goldschlag, M. : Ueber das Auftreten eines Eruptivgesteines in der Polonina Rohonieska in der Czarnohora-Karpathen . . . 395 Sonntag, P.: Zur Frage der Verbiegung des Leba-Rheda-Urstrom- tales. Mit 1 Kartenskizze 398 Drevermann, Fr.: Ueber Placodus 402 Brüggen, Joh. : Die Kreide von Algarrobo in Chile 406 Besprech ungen. Ries, Heinrich und Thomas L. Watson: Engineering Geology 409 Dalj', Reginald A. : Igneous Rocks und Their Origin 410 Seemann, Fritz: Leitfaden der mineralogischen Bodenanalyse nebst Beschreibung der wichtigsten physikalischen Unter- suchungsmethoden am gewachsenen Boden 411 Doelter, C. : Handbuch der Mineralchemie 412 Schulz, Karl: Einführung in die Kristallographie für die Oberstufe der Realanstalten 415 Karny, Heinrich; Wiederholungs-Tabellen der Mineralogie. - . 416 Tschermak. Gustav: Lehrbuch der Mineralogie 416 Personalia 416 Professor Dr, M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nacht, Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuutersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. ■ 1 Prospekte auf Verlangen. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung. Nägele&Dr. Sproesser, in Stuttgart. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil: Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge : Analysen isolierter Gemengteile. Preis Mk. 16. — . (Preis von Teil I Mk. 9. — .) 15. Juli 1915 No. 14 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 16 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Frech, Fritz: Ein Normalprofil durch Quartär und Tertiär im schlesischen Hügelland 417 Krumbeck, L. : Zur systematischen Stellung der Pelecypoden- gattung Pomarangina 419 Boeke. H. E.: Die alkalifreien Aluminiumaugite. Mit 8 Textfiguren 422 Fromme, J. : Ueber die Entstehung des Nephrites und des Carcaro von Harzburg. Mit 4 Textfiguren 431 Besprechungen. Kley, P. D. C. : Behrf.ns-Kley mikrochemische Analyse. Zugleich 3. Auflage der Anleitung zur mikrochemischen Analyse von H. Behrens 445 D i 1 1 1 e r , E. : Mineralsynthetisches Praktikum. Eine praktische An- leitung für das Laboratorium 447 Tables annuelles de constantes et donuees numeriques de chimie, de pbysique et de technologie publifees sous le patronage de 1’ Association internationale des Academies par le Comite inter- nationale nomme par le VII. Congres de Chimie appliquöe . . 448 Professor Dr. M, Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 14 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. = Prospekte auf Verlangen. ■ E Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung. Nägele &Dr. Sproesser, in Stuttgart. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. H. Teil: Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge : Analysen isolierter Gemengteile. Preis Mk. 16.—. (Preis von Teil I Mk. 9. — .) 1. August 1915 No. 15 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 16 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Niggli, Paul: Raummodelle zur Einführung in die physikalisch- chemische Eruptiv-Gesteinskunde. Mit 12 Textfiguren . . . 449 Kraus, E. H. und W. F. Hunt: Manganhaltiger Albit von Kali- fornien 465 W i 1 1 i c h , E. : Ueber lakustre Tertiärbildungen auf dem Hochplateau von Mexiko. Mit 3 Profilen 467 Sachs, A.: Die chemische und geologische Abgrenzung der Stein- kohle gegen die Braunkohle 475 Katzer, Friedrich: Zur Auffassung der Tektonik des Altpaläo- zoicums in Mittelböhmen 479 Besprechungen. Chamot, E. M. : Elementary Chemical Microscopy 480 Professor Dr. M, Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nacht. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. •• Prospekte auf Verlangen. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart. Gin Gesetz der Konstruktion der Körper und sein Zusammenhang mit dem Kelatioitätsprinzip uon Emil Cerlanday. $°. 2$ Seiten mit $ Cextfiguren. — m. 1.20. 15. August 1915 No. 16 i : Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Seite Mügge, 0.: Ueber die Kristalle des Maleinsäureanhydrid. Mit 1 Textfigur 481 Berns, Arthur: Beiträge zur Petrographie der Basalttufie des Habichtswaldes bei Cassel. (Schluß folgt.) 483 Sachs, A. : Ueber pneumatogene Erzlagerstätten 501 .Taworski, E. : Die systematische und stratigraphische Stellung von „ Torlessia Mackay i “ Bath. (= Terebdlina) von Neusee- land. Mit 1 Textfigur • . 504 Besprechungen. Weinschenk, E. : Die gesteinsbildenden Mineralien 512 Personalia 512 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 14 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. ■ -• Prospekte auf Verlangen. : E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr . Sproesser, in Stuttgart. Die diluviale Vorzeit Deutschlands Unter Mitwirkung von E. Koken und A. Schliz, herausgegeben von R. R. Schmidt. I. Archäologischer Teil von R. R. Schmidt. Die diluvialen Kulturen Deutschlands. II. Geologischer Teil von Ernst Koken. Die Geologie und Tierwelt der paläolithischen Kultur- stätten Deutschlands. III. Anthropologischer Teil von A. Schliz. Die diluvialen Menschenreste Deutschlands. IV. Chronologische Zusammenfassung von R. R. Schmidt. Imp. 4°. 305 S. mit 47 Tafeln, mehreren Tabellen und 140 Textfiguren. — Insgesamt 1000 Abbildungen. Preis in steifem Umschlag Mk. 100. — , in künstlerischem Einband Mk. 108. — . Voigt & Hochgesang « Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. = Ersatz für Kanadabalsam. = Kollolith hart, Kollolith-Xyloilösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. Prospekte kostenlos! E. Leitz, Optische werke, Wetzlar. Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London, New York. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. Orthoskop Konoskop Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0,60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. Verlag der E. Schwelzerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Cr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Drnok Ton 0. ftrünlnger. K. Hofbuchdruckerei Zu Ontenberg (Klett .<■ Hartmannl. Stuttgart Voigt & Hochgesang ♦ Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schlitfe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. ■ Ersatz für Kanadabalsam. = Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. Prospekte kostenlos! E. Leitz, optische werke, Wetzlar. Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London, New York. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. Orthoskop KonosJcop Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0,60 x 0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. Verlag der E. Sohweizerbart'sohen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart. Jobannesstr. 3 Drnok ron 0. Orüninger, K. Hotbuchdruckerei Zn Outenberg (Klett &.Hartmannl. Stnttgart Voigt & Hochgesang * Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. — — Ersatz für Kanadabalsam. : — — Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. — Prospekte kostenlos! = E. Leitz, optische Werke, Wetzlar. Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London, New York. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. „8, ^ I t Orthoskop Konoskop Diese Abbildung wird fiir Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0.60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. Verlag der E. Sehweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele k Dr. Sproesser, Stuttgart. Johannesstr. 3 Druck von 0. Grünfnger. K. Hofbuohdruokeret Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart Voigt & Hochgesang « Güttingen Fabrikation von Dünnschliffen Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. — - - Ersatz für Kanadabalsam. === Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. von Kristallpräparate Prospekte kostenlos! E. Leitz, optische Werke, Wetzlar. Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London, New York. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. NS' 1 r~ — ' Orthoskop Konoskop Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0,60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. Verlag der E. Sohwelzerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele k Dr. Sproesser, Stuttgart. Johannesstr. S Drnok tod C. Qränlnger. K. Hotbnohdruokerel Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart 1. September 1915 No. 17 Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Inhalt. Original -Mitten ii ii^en etc. — Seit? Bauer, Max: Ein neues Polarisationsinstrument. Mit 2 Textfiguren 513 Berns, Arthur: Beiträge zur Petrographie der Basalttu ffe des Habichtswaldes bei Cassel. (Schluß.) 517 Kae mm er er, Paul: Studien über Asterismus. Mit 22 Textfiguren. i Schluß folgt.) 524 Besprechungen. Hambloch. A. und A. Mordziol: Ueber Trinkwasserversorgung im Felde nebst Vorschlägen über die Verwendbarkeit vul- kanischer Filtermaterialien 542 Personalia 544 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf, Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse l 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchuugen. — Quell- und Mineralwasseraualysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. Prospekte auf Verlangen. ■ ■■ ■ E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart. Mikroskopische Physiographie der Mineralien und Gesteine von H. Rosenbusch-Heidelberg. . i Vierte Auflage. Bd. I: Die petrographisch wichtigen Mineralien. 1. Hälfte: Allgemeiner Teil. Von E. A. Wülfing. Mk. 20. — . 2. R Spezieller Teil. Von H. Rosenbusch. Mk. 20.—. Bd. II: Massige Gesteine. Von H. Rosenbusch. 1. Hälfte: Tiefen- und Ganggesteiue. Mk. 26.—. 2. „ Ergnßgesteine. Mk. 34. — . 15. September 1915 No. 18 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser ««««««••*••««««••»•«* Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Sejtp Miigge. 0.: Strukturmodelle nach W. H. und W. L. Bragg . . . . 545 Kaemmcrer, Paul : Studien über Asterismus. Mit 22 Textfiguren. (Schluß.) 546 Frech. Fritz: lieber Scapliites. I. Mit 14 Textfiguren 553 Professor Or. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf, Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 • Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. .. Prospekte auf Verlangen. E. Schweizerbart’sclie Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart. des unteren Doggers in Sehnde bei Hannover von Dr. Guido Hoffmann, Müncheu. Gr. 4°. VI und 202 Seiten mit 18 Tafeln und 133 Textfiguren. - ■ - — - Preis Mk. 56.- . ======== 23ßP“ Diese vielfach von neuen Gesichtspunkten ausgehende Monographie wird von den Fachgenossen bei ihren ferneren Arbeiten nicht unberücksichtigt gelassen werden können, Hie altsteinzeitliclien Schädelgräber der Of'net und der Beslaltungsritus der Diluviaheit. Wandtafel im Format 45 cm hoch, 100 cm breit mit beschreibendem Text von Dr. R. R. Schmidt. Unaufgezogen Mk. 7. — , aufgezogen mit Stäben Mk. 9.10. 1. Oktober 1915 No. 19 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin )i STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Inhalt. Original-Mitteilungen fetc. *■ ßroili, F.: Ueber Capitosaurus arenaceus Münster. Mit 2 Text- üguren 569 Hennig, Edw. : Ueber dorsale Wirbelsäulenkrümmung fossiler Vertebraten. 575 Ullrich, Emil: Beiträge zur Kenntnis der Quarzporphyre in der Umgebung von Oberschönau i. Thür. (Schluß folgt.)-. . . . 577 Besprechungen. Partsch, Joseph: Der karpathische Kriegsschauplatz ..... 589 Braun, Fritz: Zum Kampfe um die Meerengen ........ 591 Bugge, Günther: Edelsteine, eine Einführung in das Gebiet der Schmuck- und Edelsteine. 592 Personalia. . ’. 592 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf, Dr. Max Büchner. Heidelberg BrunneBgasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktic», unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. ; Prospekte auf Verlangen. : — E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele &Dr.Sproesser, in Stuttgart. Grundzüge der Palaeobiologie der Wirbeltiere von v Prof. Dr. O. Abel, Wien. Gr. 8°. 724 Seiten mit 470 Textfiguren. Preis geb. M. 18. — . Das Werk behandelt: I. Die Geschichte und Entwicklung der Palaeontologie. II. Die Überreste der fossilen Wirbeltiere. III. Die Wirbeltiere im Kampfe mit der Außenwelt. IV. Die Palaeobiologie und Phylogenie — und legt die strenge Gesetzmäßig- keit dar, nach der sich seit den ältesten Zeiten organischen Lebens die Anpassung auf der Erde vollzieht. Ein gewaltiges Wissens- und neues Arbeitsgebiet ist in diesem Buche erörtert und eröffnet; das Werk wird von keinem Pa- laeontologenunberücksichtigt gelassenwerdenkönnen. 15. Oktober 1915 No. 20 1 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser I ♦ : : : in Marburg in Breslau in Berlin Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 16 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Seite Inhalt. Origiual-Mitteil iingen etc. Frech. Fritz: Loses und geschlossenes Gehäuse der tetrabranchiaten Cephalopoden. Mit 4 Textfiguren 593 Ullrich. Emil: Beiträge zur Kenntnis der Quarzporphyre in der Umgebung von Oberschönau i. Thiir. (Schluß.» 606 Besprechungen. Doelter, C. : Handbuch der Mineralchemie 616 Professor Dr, M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nacht, Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. — Prospekte auf Verlangen. E Schweizerbart sehe Verlagsbuchhandlung. Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart. Grundzüge der Palaeobiologie der Wirbeltiere von Prof. Dr. O. Abei, Wien. Gr. 8°. 724 Seiten mit 470 Textfiguren. Preis geb. M. 18.—. Das Werk behandelt: I. Die Geschichte und Entwicklung der Palaeontologie. II. Die Überreste der fossilen Wirbeltiere. III. Die Wirbeltiere im Kampfe mit der Außenwelt. IV. Die Palaeobiologie und Phylogenie — und legt die strenge Gesetzmäßig- keit dar, nach der sich seit den ältesten Zeiten organischen Lebens die Anpassung auf der Erde vollzieht. Ein gewaltiges Wissens- und neues Arbeitsgebiet ist in diesem Buche erörtert und eröffnet; das Werk wird von keinem Pa- laeontologen unberücksichtigt gelassen werden können. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil: Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge : Analysen isolierter Gemengteile. Preis Mk. 16. — . (Preis von Teil I Mk. 9. — .) Voigt & Hochgesang • Güttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.25. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- anfschlag ein. Unerreichte Qualität, Diinne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. ■ ■ Ersatz für Kanadabalsam. Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 ihr Xa-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. ------ ■ Prospekte kostenlos! Verlag der E. Sohwelzerbart’sohen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Druck Ton 0. ßrnnlneer. K. Hofbuchdrnckerej Zu Gutenberg (Klett A Hartmann). Stuttgart Orthoskop Diese Altbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0.60^0,85 in groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie E. Leitz, Optische Werke, Wetzlar. Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London. New York. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit groMem Gesichtsfeld. fn den Ebenen JC liegt (lau liild des Kristalls. In den Ebenen Ji liegt das Achsenbild. Br _ -A .K, Voigt & Hochgesang « Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis iiu Durchschnitt Mk. 1.25. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- anfschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kolloiith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. = = Ersatz für Kanadabalsam. == Kolloiith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. t Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kolloiith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem ümschmelzen weder seinen Brechnngs- exponenten noch seine Härte. ■ ■ . ■ Prospekte kostenlos! Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie E. Leitz, Optische Werke, Wetzlar. Berlin. Frankfurt a. M., St. Petersburg, London, New York. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. B. In den Ebenen JC lieg/ das Bild des Kristalls. B- In den Ebenen B liegt das Aehsenbild Orthoskop Konoskop Diese Abbildung wild für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0.60x0.85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. K, Verlag der E. Sohweizerbart’sohen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. S Drnok von 0. Gruninger. E. Horbnohdrnokerel Zu Gutenberg (Klett i Hartmann). Stuttgart Voigt & Hochgesang « Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.25. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. • Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolitfi“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. ■ Ersatz für Kanadabalsam. ===== Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- expone'nten noch seine Härte. r 1 r ■ ■- Prospekte kostenlos! • E. Leitz, optische Werke, Wetzlar. Berlin, Frankfurt a. M., St. Petersburg, London, New York. Mineralogische Mikroskope. Ultrakondensoren, Luminiszenzlampe. Mineral. Demonstrations- u. Pro- jektionsapparate. Apparate für Mikrophotographie. Strahlengang im mineral. Stativ CM mit großem Gesichtsfeld. In den Ebenen liegt das Bild des Kristalls. lu den Ebenen jg liegt das Aehsenbdd. Orthoskop Kottoskop Diese Abbildung wird für Lehrzwecke als Wandtafel in Farbdruck 0,60x0,85 m groß an Interessenten kostenlos abgegeben. Verlag der E. Sohweiaerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Druck Ton 0. Orünlnger, K. Hofbuohdruokerel Zu Qutenberg (Klett & Harrmann), Stuttgart Voigt & Hochgesang • Güttingen Fabrikation von Dünnschliffen Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.25. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne U,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. 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K* K, Verlag der E. 8chweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nitgele & Dr. Sproesser, Stuttgart. Johannesstr. 3 Druck von 0. Griinlneer. K. Hofbuehdruokerel Zu Gutenberg (Klett At Rartmanu), Stuttgart 1. November 1915 ( No. 21 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 16 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblati unberechnet Dieser Nummer ist beigefügt ein Prospekt der Verlagsbuchhandlung Gebr. ßorntriiger in Berlin, betreffend Beckenkamp, Statische und kinetische Kristalltheorien. Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Seite Frech, Fritz: Ueber Scaphites. II. Mit 2 Textfiguren 617 Spengler. E.: Die stratigraphische Stellung der Obarkreide von Assam (Ostindien) 621 IJtendörfer, Adolf: Beiträge zur Petrographie des Hiihnberg- gesteins zwischen Schmalkalden und Friedrichroda. Mit 2 Text- figuren. ; Schluß folgt.) 623 Besprechungen. Scharf f, R. F. : Distribution and Origin of Life in America. Fort- setzung folgt.) '. . .• 633 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nacht. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. : ■ tt:- Prospekte auf Verlangen. . . E. Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung. Nägele &Dr. Sproesser. in Stuttgart. Grundzüge der Palaeobiologie der Wirbeltiere von Prof. Dr. O. Abel, Wien. Gr. 8°. 724 Seiten mit 470 Textfiguren. Preis geb. M. 18. — . Das Werk behandelt: I. Die Geschichte und Entwicklung der Palaeontologie. II. Die Überreste der fossilen Wirbeltiere. III. Die Wirbeltiere im Kampfe mit der Außenwelt. IV. Die Palaeobiologie und Phyiogenie — und legt die strenge Gesetzmäßig- keit dar, nach der sich seit den ältesten Zeiten organischen Lebens die Anpassung auf der Erde vollzieht. Ein gewaltiges Wissens- und neues Arbeitsgebiet ist in diesem Buche erörtert und eröffnet; das Werk wird von keinem Pa- laeontologen unberücksichtigt gelassen werden können. 15. November 1915 No. 22 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Sch weizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser „J Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 1» Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnei Inhalt. Original-Mitteilungen ete. Seite Henkel, L. : Die „postglaziale Terrasse“ der Saale bei Kosen . . 641 Utendörfer, Adolf: Beiträge zur Petrographie des Hiihnberg- gesteins zwischen Schmalkalden und Friedrichroda. Mit 2 Text- figuren. (Schluß.) 642 Besprechungen. Scharf f, R. F. : Distribution and Origin of Life in America. (Schluß folgt.) 654 Personalia 664 Professor Dr, M, Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nacht, Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuutersuclmngen. — Quell- und Mineralwasseranatysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. == Prospekte auf Verlangen. : E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart. Mikroskopische Physiographie der Mineralien und Gesteine von H. Rosenbusch-Heidelberg. Vierte Auflage. = Bd. I: Die petrographisch wichtigen Mineralien. 1. Hälfte: Allgemeiner Teil. Von E. A. Wülfing. Mk. 20. — . 2. „ Spezieller Teil. Von H. Rosenbdsch. Mk. 20. — . Bd. II: Massige Gesteine. Von H. Rosenbusch. 1. Hälfte: Tiefen- und Ganggesteine. Mk. 26. — . 2. „ Ergußgesteine. Mk. 34. — . 1. Dezember 1915 No. 23 : : Centralblatt | für Mineralogie, Geologie j und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von : : M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch ln Marburg in Breslau in Berlin • \ ♦ STUTTGART 1915 \ E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Näerele & Dr Snroesser 1 Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pre Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnct Inhalt. Original-Mitteilungen etc. g ■ Gold sch lag, M. : Notiz „Zur Demonstration der Bimssteinbildung“ 665 Clark. R. W. und W. F. Hunt: Dngewiihnliche optische Eigen- schaften des Muscovits in dem Mar Villa-Marmor von Cockeys- ville, Maryland 666 Dietrich, W. 0. : Kein marines Oligocän in Schwaben 668 Richter, Rudolf: Eigenartige Ausbildung eines „Strudeltopfes“ durch schaukelnde Reibsteine. Mit 7 Textfiguren 670 Besprechungen. Schar ff, R. F.: Distribution and Origin of Life in America. (Schluß ) 678 Personalia 688 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universirätsferien. == Prospekte auf Verlangen. — — E Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung. Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart. Grundzüge der Palaeobiologie der Wirbeltiere von Prof. Dr. O. Abel, Wien. Gr. 8°. 724 Seiten mit 470 Textfiguren. Preis geb. M. 18. — . Das Werk behandelt: I. Die Geschichte und Entwicklung der Palaeontologie. II. Die Überreste der fossilen Wirbeltiere. III. Die Wirbeltiere im Kampfe mit der Außenwelt. IV. Die Palaeobiologie und Phylogenie — und legt die strenge Gesetzmäßig- keit dar, nach der sich seit den ältesten Zeiten organischen Lebens die Anpassung auf der Erde vollzieht. Ein gewaltiges Wissens- und neues Arbeitsgebiet ist in diesem Buche erörtert und eröffnet; das Werk wird von keinem Pa- laeontologen unberücksichtigt gelassen werden können. 15. Dezember 1915 No. 24 ♦♦♦♦«#•♦♦♦♦+•♦« •••«»« »« H MMMMM ♦♦♦♦ Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1915 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Sejte H e n » i g , Edwin: Hans von Staff f 689 Frendenberg, Wilhelm: Die Zweiteilung der Niederterrasse im Flußgebiete des diluvialen Neckars 696 Besprechungen. Beckenkump, J.: Statische und kinetische Kristalltheorien. Zweiter Teil : Theorie der Ausbreitung der Energie in Kristallen durch Strahlung (Kristalloptik) und Veranschaulichung der optischen Eigenschaften der kristallisierten Kieselsäure durch statische Strukturbilder 701 Heim, Albert: Geologische Nachlese. No. 22. Die horizontalen Transversalverschiebungen im Juragebirge 706 Person alia 708 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf, Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 14 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungeu. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. — Prospekte auf Verlangen. — — = Kalkspat in grossen Stücken, optisch klar, zu kaufen gesucht. Gefl. Angebote unter Chiffre 315 an die E. Schweizer- bart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung. Nägele &Dr. Sproesser. in Stuttgart. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil: Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884—1900. Mit einem Anhänge : Analysen isolierter Gemengteile. Preis Mk. 16. — . (Preis von Teil I Mk. 9. — .) Voigt & Hochgesang * Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.25. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. 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