HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin Jahrgang 1914 Mit zahlreichen Figuren im Text STUTTGART 1914 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Alle Rechte, auch das der Übersetzung, Vorbehalten. Druck der K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart. Inhalt. Original-Mitteilungen an die Redaktion. Aarnio, B. : Zur Kenntnis einiger allophanoidartiger Tone. Mit 1 Abbildung Andree, K.: Zum Verhalten des Steinsalzes gegenüber mechanisch deformierenden Kräften Ballerstedt, M. : Bemerkungen zu den älteren Berichten über Saurierfährten im Wealdensandstein und Behandlung einer neuen, aus 5 Fußabdrücken bestehenden Spur. Mit 4 Text- figuren Beger, P. J. : Culmkohle in der nordsächsischen Grauwackenformation. Mit 2 Textfiguren — Spuren postvulkanischer Prozesse im Kontakthofe des Lausitzer Granitmassivs Bergeat, Alfred: Nontronit von Gellivare (Lappland) Beute 11, A. und K. Heinze: Die Genese der Arsenerzlagerstätten von Reichenstein in Schlesien. Mit 15 Textfiguren - — Nephrit von Reichenstein in Schlesien, ein Uebergangsprodukt vom Salit zum Serpentin. Mit 7 Textfiguren Boeke, H. E. : Die relative Stabilität von Diamant und Graphit. Mit 2 Textfiguren Böker, H. E. : Einige Bemerkungen zu der „Diskussion über die Kohlenvorräte der Welt“ gelegentlich des XII. Internationalen Geologenkongresses in Toronto (Kanada) Broili, F. : Ueber den Schädelbau von Varanosaurus cicutirostris. Mit 1 Textfigur Brouwer, H. A. : Neue Funde von Gesteinen der Alkalireihe auf Timor — Ueber leucitreiche bis leucitfreie Gesteine vom Gunung Beser (Ost- Java). Mit 2 Textfiguren — Ueber normalsymmetrische Amphibole aus Niederländisch Ost- indien . Buri, Th.: Ueber Glazialspuren im oberen Breggebiet und in den benachbarten Gegenden des mittleren Schwarzwaldes. Mit 2 Textfiguren 369. Döring, A. : Die Caiqua-Schicht im Paffrather Stringocephalenkalk Doss, Bruno: Ein Vorkommen von Grahamit im Silurkalk bei Kunda in Estland — Zur Frage nach der Ursache der ostbaltischen Erdbeben . . Drevermann, Fr.: Ueber einen Schädel von Trematosaurus . . En de 11, K. und R. Rieke: Ueber das Verglimmen einiger Oxydgele beim Erhitzen. Mit 1 Textfigur Etzold, F. : Ueber das Auftreten von Granit und über Dislokationen im nordwestlichen Sachsen. Mit 2 Textfiguren — Zu Hermann Credner’s Gedächtnis Frech, Fritz: Beiträge zur Geologie Chinas. I. Ein neues Vor- kommen des Stringocephalenkalkes in Hunan (Südchina). Mit 8 Textfiguren — Entgegnung — Ueber einige mitteldevonische Bellerophon- Arten. Mit 7 (bezw. 22) Textfiguren Gans, R. : Ueber die chemische oder physikalische Natur der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate 273. 299. Seite 69 111 48 361 108 105 592 553 321 621 26 741 1 675 401 749 609 37 627 246 148 577 193 319 161 365 L\ Inhalt. Saite Geinitz. E. : Die Entstehung der Solle 563 Foraminiferen in Diluvialschichten 101 Gold Schmidt, V. M.. J. Rekstad, Th. Vogt: Nochmals Herrn ,Toh. Ivoenigsberger’s geologische Mitteilungen über Norwegen 114 Grengg, R. : Ueber Ferrithöfe um Zirkon in Quarzporphyren und denselben nahestehenden Gesteinen. Mit 1 Textfigur .... 518 Gürich, G.: Der Geologensteg und der Versuchsstollen im Weiber- burggraben bei Innsbruck 563 Gutzwiller, Emil: Zwei besondere Typen von Injektionsgneisen aus dem Tessin 329 Hartman n, Placidus: Flußspatzement in Triasarkose 141 Heide, F. : Bemerkungen zu dem Aufsatz von Herrn Dr. R. Schreiter in Freiberg über „Sachsens Meteoriten“ 360 Heinrich, M.: Ueber den Bau und das System der Stromatoporoidea 732 Heng lein, M. : Ueber Kobaltnickelpyrit von Müsen im Siegenschen, ein neues Mineral der Kiesgruppe. Mit 2 Textfiguren ... 129 und W. M e i ge n : Ein kupferhaltiges Zinkmetaarseniat, benannt Barthit. von Gucliab im Otavital, Deutsch-Südwestafrika . . 353 Heritsch, Franz: Richtigstellungen zu L. Kober’s Angaben über das Paläozoicum von Graz 667 Hezner, Laura: Analyse eines Granats in Asbest vom Binnental 325 — Eine Pseudomorphose nach Orthoklas aus dem Tirschenreuther Granitmassiv 607 Ueber ein neues Umwandlungsprodukt von Serpentin .... 386 Hugi, E.: Zum Gedächtnis Armin Baltzer’s .417 Huene, Friedrich von: Coelurosaurier-Reste aus dem unteren Muschelkalk. Mit 2 Textfiguren 670 — Das natürliche System der Saurischia. Mit 1 Textfigur . . . 154 — Neue Beschreibung von Ctenosaurus aus dem Göttinger Bunt- sandstein. Mit 3 Textfiguren 496 Johnsen, A. : Kristalle von Diphenylaethoxylessigsäure. Mit 1 Textfigur 430 — Ueber das Wachstum von Jodkaliumkristallen auf Museo vit. Mit 1 Textfigur 490 Johnston, John und H. Adams: Ueber Daubr£e’s Experiment und die Kapillarität in Beziehung auf gewisse geologische Probleme. Mit 3 Textfiguren 171 Kalb, Georg: Petrographische Untersuchungen am Granit von Bornholm. Mit 1 Textfigur 679. 718 Kallenberg, St: Vorläufige Mitteilung über das System CaSi03 — MnSiOs. Mit 1 Textfigur 388 Kays er, E.: Die „Vergletscherung“ der Neusibirischen Inseln . . 317 Kittl, Erwin: Disthen vom Klosterkogel bei Admont. 463 — Ueber das Vorkommen von Molybdänglanz bei Ginzling in Tirol (Zillertal). Mit 1 Textfigur 143 Kober. L. : Entgegnung an F. Heritsch 21 Koenigsberger, J. : Molybdänglanz im Aaregranit 493 — F. Pockels f 19 Kraus, E. H. und L. J. Youngs: Ein neuer Erhitzungsapparat zur Bestimmung der Aenderungen des optischen Achsenwinkels bei höheren Temperaturen Mit 3 Textfiguren 356 Lang, Richard: Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 1. Klimawechsel seit der Diluvialzeit auf Sumatra . 257 Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 2. Rezente Braunerde- und Humusbildung auf Java und der Malayischen Halbinsel, nebst Bemerkungen über klimatische Verwitterung 513. 545 — Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 3. Rezente Bohnerzbildung auf Laterit. Entstehung fossiler Bohnerte . 641 Inhalt. V Seite Laubmann, Dr. : Ueber Pseudomorphosen von Quarz nach Kalkspat und von Quarz nach Schwerspat aus den Flußspatgängen am Wölsenberg in der Oberpfalz. Mit 1 Textfigur 385 Leidhold, CI.: Nachruf an E. Holzapfel 97 Leuchs, Kurt: Ueber die Entstehung der kontinentalen Ablage- rungen des Tianschan 22 Meyer, Hermann L. F. : Der Lahnporphyr bei Diez und eine be- gleitende Fauna 469. 503 Michel, H: Beiträge zur Edelsteinkunde. I. Ueber synthetischen Rubin. Mit 5 Textfiguren 135 — Eine Apparatur zur Beobachtung der Lumineszenzerscheinungen von Mineralien in Kathoden- und Röntgenstrahlen. Mit 2 Text- figuren 551 Mügge, 0.: Ueber die Lublinit genannte, angeblich neue Modi- fikation des kohlensauren Kalkes 673 Muschketow, D.: Ueber einige geologische Fragen aus Turkestan 726 Nacken, Richard: Ueber die chemische Zusammensetzung des Syenits aus dem Plauenschen Grund bei Dresden 183 Nopcsa, Franz Baron: Die Lebensbedingungen der obercretacischen Dinosaurier Siebenbürgens 564 Üchotzky, H. und Beda Sandkühler: Zur Frage der Entstehung des Pfahls im bayrischen Wald 190 Oppenheim. Paul: Alttertiäre Korallen vom Nordrand der Madonie in Sizilien. Mit 1 Textfigur 687 — Ueber Unteroligocän im nordöstlichen Tunesien. Mit 1 Textfigur 279 Pahlen, Alexis von der: Zur Frage der Entwicklung der cam- brischen Schichten in Estland 747 Philipp, H. : Zur Theorie der Osentstehung. Mit 3 Textfiguren . 211 Pietz sch, Kurt: Ueber das geologische Alter der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. Mit 5 Textfiguren 202. 225 Rack, G. : Das binäre System Zinnchlorür — Lithiumchlorid. Mit 1 Textfigur 326 Redlich, K. A. : Färbemittel des Talkes 65 — Zur Kenntnis des Minerales Rumpfit 737 Reis, Otto M. : Zur Morphologie der Austernschale 169 Richter, Rudolf: Das Uebergreifen der pelagischen Trilobiten- gattungen Tropidocoryphe und Thysanopeltis in das normale Rheinische Mitteldevon der Eifel (und Belgiens). Mit 2 Text- figuren • 85 — Ueber das Hypostom und einige Arten der Gattung Cypliaspis. Mit 5 Textfiguren 306 Rimann, Eberhard: Trachyt, Phonolith, Basalt in Deutsch-Siidwest- afrika * 33 — Ueber ein neues Vorkommen von Dumortierit 615 — Zur Entstehung von Kalaharisand und Kalaharikalk, ins- besondere der Kalkpfannen. Mit 3 Textfiguren 394. 443 Rinne. F. : Die Kristallwinkelveränderung verwandter Stoffe beim Wechsel der Temperatur. I. Mit 9 Textfiguren 705 Rother, Gustav: Ueber einige natürliche Eisenmanganoxyde . . 223 Sachs, A. : Aszensionstheorie und Epigenese der Erzlagerstätten . 653 — Die Bildung schlesischer Erzlagerstätten 12 — Weitere Mitteilungen über die Bildung schlesischer Erzlager- stätten 186 Schierl, A. : Ergebnisse von Analysen des Riebeckits im Forellen- stein bei Gloggnitz in Niederösterreich 604 Schlossmacher. K. : Zur Erklärung der BECKE’schen Linie. Mit 2 Textfiguren 75 Schreiter, Rudolf: Sachsens Meteoriten 118 \\ Inhalt. Seite Seitz, Otto: Ueber die Tektonik von Lugano 664 Slavik, F. : Achsenverhältnis des Jamesonits? Mit 1 Textfigur . 7 Sokol. R : Ein Beitrag zur Kenntnis der Pfahlbildungen. Mit 1 Textfigur 457 Ueber Anorthoklas im Cordieritgneise der südlichen Gruppe des Oberpfälzer Waldes. Mit 1 Textfigur 560 Stecher, E. : Heinimorphe Eiskristalle 456 Stiny, .1.: Diopsidfels (Malakolithfels) von Mixnitz 745 S t r e in m e , H. : Ueber die physikalische Natur der kolloidalen wasser- haltigen Tonerdesilikate 80 Stromer. Ernst: Die ersten fossilen Reptilreste aus Deutsch- Siidwestafrika und ihre geologische Bedeutung. Mit 2 Text- figuren 530 Teppner, Wilfried: Plagiostoma Frauscheri nov. spec. et Vulsellci Woocli nov. spec. Mit 2 Textfiguren 500 Zur phylogenetischen Entwicklung der „protringuiden Triony- ciden“ des Tertiärs und Trionyx Peter si R. Hoernes var. trifailensis nov. var. aus dem Miocän von Trifail in Steier- mark. Mit 1 Stammbaum 628 — Trionyx pliocenicus Lawley = Trionyx Hilberi R. Hoernes 29 Ter ts ch, Hermann: Notiz zur Projektion von Skiodromenmodellen. Mit 1 Textfigur 67 Treubert, Franz: Erwiderung auf die gegen meine Hypothese erhobenen Einwände 241 Tucan Fran: Nickelhaltige Magnesite in Kroatien 250 Vadäsz, M. E. : Regenerationserscheinungen an fossilen Echinoiden. Mit 3 Textfiguren 283 Verna dsky, W. : Das Kobaltnickelpyrit. 494 Weissenberger, G. : Ueber die Verteilung der Radioelemente in Gesteinen. II. Zur Kenntnis der Quellseditnente 481 Wiegner, Georg: Ueber die chemische oder physikalische Natur der kolloiden wasserhaltigen Tonerdesilikate . - 262 Wittich, Ernst: Ueber Edelsteinfunde auf der Halbinsel Nieder- Kalifornien 449 Wolff, Wilhelm: Glazialgeologische Exkursionen des XII. Inter- nationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. Mit 2 Text- figuren 334. 374. 405. 431 Wülfing, E. A.: Harry Rosenbusch *j-. Mit 1 Porträt. 289 Wunderlich, E.: Postglaziale Hebung in Westpreußen und Hinter- pommern 464 Neue Instrumente und Beobachtungsmethoden. Heim, Arnold: Ein verbessertes RiCHTHOFEN’sches „Horizontalglas“. Mit 1 Abbildung . 252 Lach mann, R. ; Ein neuer Geologen-Kompaß mit Deklinations- korrektur. Mit 1 Abbildung 158 Voigt, W. : Zwei Demonstrationsapparate für Resultate der Kristall- physik. Mit 5 Textfiguren 473 Besprechungen. Biltz, Wilhelm: Ausführung qualitativer Analysen 288 Boeke, H. E.: Die gnomonische Projektion in ihrer Anwendung auf kristallographische Aufgaben 575 Buchwald. Eberhard: Einführung in die Kristalloptik .... 96 Elschner. Carl: Corallogene Phosphat-Inseln Austral-Oceaniens und ihre Produkte 542 Inhalt. VII Seite Finlay, George T.: Introduction to the Study of lgneous Rocks 480 Ford, William E. : Dana’s Manual of Mineralogy ........ 479 Franke, H. : Die Umrisse der Kristallflächen und die Anfertigung von Kristallmodellen 512 Gasser, G. : Die Mineralien Tirols einschließlich Vorarlbergs und der Hohen Tauern 31 Jaeger, F. M: Eine Anleitung zur Ausführung exakter physiko- chemischer Messungen bei höheren Temperaturen mit beson- derer Berücksichtigung des Studiums der Mineralsynthese und der Silikatchemie 511 Klockmann, F. : Lehrbuch der MineralogM 448 Ko bell, Franz v. : Lehrbuch der Mineralogie in leichtfaßlicher Darstellung mit besonderer Rücksicht auf das Vorkommen der Mineralien und ihre technische Verwendung 128 Kranz, W. : Militärgeologie 750 Küster, Ernst: Ueber Zonenbildung in kolloidalen Medien . . . 256 Linck, G. : Fortschritte der Mineralogie, Kristallographie und Petrographie 351 Lindgren, Waldemar: Mineral Deposits 576 Roestel, N. : Methodisches Handbuch der Mineralogie und Geologie 574 Tables annuelles de constantes et donnees numeriques de chimie, de physique et de technologie publiees sous le patronage de l’Asso- ciation internationale des Academies par le Comite internationale nommö par le VII. Congrßs de Chimie applique 639 Versammlungen und Sitzungsberichte. Londoner Mineralogische Gesellschaft 159. 254. 351. 638 Miscellanea. Preisausschreiben der Rheinischen Gesellschaft für wissenschaftliche Forschung 703 Subskription auf Wulff, Fragmente zur Theorie und Praxis der Kristalle 672 Verleihung der PHiLippi-Stiftung • 256 v. REiNACH-Preis für Paläontologie 352 Personalia. Anderson, T 224 Arbenz, P 224 Boeke, H. E 192. 256 Brandes, Th 224 Bücking, H 352 Buddenbrock-Hettersdorlf, W. v. 96 Busz, C. 256 Buxtorf, A 224 Doss, Br 352 Endell, K 128 Escher, B. G 192 Etzold, F . 224 Felix, J 288 Frech, Fr 32 Friß, A . 32 Genzken, E 736 Goldschmidt, V. M 352 Goltz, ,1. von der 736 Grupe, 0. 224 Guillemain, C 704 Hahn, Fr. 704 Hibsch, J. E. 384 Hilber, V. 96 Hugi, E 96 Keilhack 224 Koläcek, Fr 64 Korn, J. 224 Lauterbach, W 752 Martins, S 736 Mügge, 0 288 Nacken, R 224 Niggli, P. 416. 704 Penck. W 704 Pietzcker, F. 736 VIII Inhalt. Proclnizka, V. J. 32 Quensel, P 512 Renz, C 288 Rosenhusch, H 93 Schilling, G 752 Schmidt, A 224 Seemann F 752 Skrzynski, Anton R. von ... 752 Spiegelhalter, Fr 736 Staff, H. v 160 Seite Sterzel, J. T 416 Stremme, H. 608 Suess, E 320 Tornquist, A 416 Tschernyschew, Th 160 Vogel v. Falkenstein, K. . . . 752 Wahnschaffe, F 96 Wolff, F. v. 640 Wurm, A 96 Wurz, 0 736 Druckfehlerberichtigung . . . 160. 384, 544. 752 Sachregister. IX Sachregister zum Centralblatt für 3Iineralogie etc. 1914. Die Original-Mitteilungen sind kursiv gedruckt. Aaregranit, Molybdänglanz 493. Achsenwinkel, optischer, Apparat zur Be- j Stimmung der Aenderung bei höheren Temperaturen (Gips) 356. Actinostromidae , Bau und System 735. ' Albit, Dissentis, Spaltungswinkel, Aen- derung mit der Temperatur 712. Alkaligesteine ( Rhyolithe , Trachyic und j Keratophyre ), Timor, ehern. 741. Allophanartige Tone 69. 80. Alpen Phasenbildung des Deckenschubs 21. östliche, Paläozoicum von Graz 667 . Schweizer, Tektonik von Lugano 664. Aluminiumsilikate, kolloidale wasserhal- tige 365. Aluminium-(Aluminat-)Silikate, wasser- haltige kolloidale, chemische und physikalische Natur 262. 273. 299. siehe auch Tonerdesilikate. Amphibol, Niederländ. Ost-Indien, nor- malsymmetrisch 675. Anorthit, Somma, Spaltungswinkel, Aen- derung mit der Temperatur 714. Anorthoklas, Oberpfälzer Wald, im Cor- dieritgneis der südl. Gruppe 560. Anorthositische lnjektions- und Auf- schmelzungszone, nördl. Norwegen 116. Apophyllit, Meldon b. Okehampton, ! Devonshire 160. Arkose, Waadt, Dent de Mordes, Fluss- spatzement 141. Arsenerze, Reichenstein i. Schl., Genesis der Lagerstätte 592. Asphalt, Estland 613. Astraeopora decaphylla, Oligocän, Nord- rand der Madonie, Sizilien 698. Aszensionstheorie und Epigenese, Erz- lagerstätten 653. Atmometer und Durchgang von Wasser durch Sandstein trotz Gegendruck Atomverteilung in einigen regulären Kri- stallen und Röntgenstrahlen 477. Augit Dumfriesshire, Bail Hill 351. Mull, einachsig 255. Austernschale, Morphologie 169. Ualticum, Erdbeben im östlichen, Ur- sache 37. Baltzer, Armin, Nekrolog und Schriften- verzeichnis 417. Barthit, Gucliab, Otavital, Deutsch-Süd- westafrika 353. Basalt, Deutsch-Südwestafrika 36. Basanit, Gunung Beser, Ost-Java, Leucit- 2. Bayr. Wald, Entstehung des Pfahls 190. Becke'sche Linie, Erklärung 75. Bellerophon striatus, tuberculatus, lato- fasciatus, lineatus u. var. callosa, memoria Kokeni, rudicostatus und undulatus, Mitteldevon 161. Beryll, Niederkalifornien 453. Biotitgneis, Tessin, Maggiatal (Rivio- Visletio und Cevio) 332. Bohnerzbildung, Indien, rezente auf Latent und fossiler 641. Braunerde , Indien 641. Braunerde- und Humusbildung, Java und Malayische Halbinsel 513. 545. Bronteus Halli, Mitteldevon 91. Bucania latofasciata, Mitteldevon 163. Buntkupfererz, Maschonaland, Knollen im Schiefer 351. Buntsandstein, Göttingen, Ctenosaurus Koeneni 496. Caiqua- Schicht, Paffrather Stringocepha- lenkalk 749. Calciummetasilikat- AI an ganmetasilikat, System 388. Cambrium, Estland 747. Childrenit, Cornwall. Crinnis-Grube 638. Chromoxydgel, Verglimmen beim Er- hitzen 249. Sachregister. X Ckrysolil , Reichenstem i. Schl. 592. Clypeaster. Regeneration 284. Coelurosaurier , Muschelkalk, Baden 670. Cordieritqneis, Oberpfälzer Wald, Anortho- klas 560. Credner, Hermann, Nekrolog 577. Ctmosaurus Koeneni, Buntsandstein, Göttingen 496. Culm, Sachsen, Kohle in der Grauwacken- formation des nördlichen 361. Cyanit, Klosterkogel b. Admont 463. Cyathoseris ( Mycetoseris ) hypocrateri- formis, Eocän, Nordrand der Ma- donie, Sizilien 697. Cyphaspis, Aussterben der Gattung 316. - ceratophthalmus, ceratophthalmoides, hydrocephala und stigmatophthalmus, Devon 306. — Hypostom einiger Arten 306. Datolith, Meldon b. Okehampton, De- vonshire 160. Deckenschub. Phasenbildung des alpinen 21. Deklinationskorrektur am Geologenkom- pass 158. Dendracis Gervillei, Eocän, Nordrand der Madonie, Sizilien 699. Devon Bellerophon- Arten des mittleren 161. China, Bellerophon- Arten der schwar- zen Kalke von Hunan 167. Diez, Begleitung des Lahnporphyrs 469. 503. Eifel, Caiqm-Schicht im Paffrather Stringocephalenkalk .749. — und Belgien, Tropidocoryphe und Thysanopeltis im mittleren 85. Hunan [Südchina), Stringocephalen- kalk 193. siehe auch Cyphaspis. Diamant Atomverteilung und Röntgenstrahlen 478. und Graphit, relative Stabilität 321. Diclyaraea octopartita, Eocän, Nordrand der Madonie, Sizilien 698. Diezer Schiefer, unt. Mitteldevon, Diez a. L. 508. Diluvialzeit, Sumatra, Klimawechsel 257. Diluvium, Mecklenburg, Foraminiferen 101. Dinosaurier, ob. Kreide, Siebenbürgen, Lebensbedingungen 564. Diopsidfels, Mixnitz, Steiermark 745. Diphenylaethoxylessigsäure, Krist. 430. Dislokationen, Sachsen, nordwestliches 148. Disthen, siehe Cyanit. Dolinen, ostbaltische 39. Dolomit, Sterzing, Aenderung der Kristall- winkel mit der Temperatur 707. Dumortierit, Rio de Janeiro, im Peg- matit 615. Echinoiden, Regenerationsvorgänge an fossilen 283. Edelsteinfunde, Niederkalifornien 449. Eis hemimorphe Kristalle 456. Schweiz, Kristalle 639. Eisenglanz, Indien, Kallidongri-Mangan- grube, Krist. 639. Eisenmanganoxyde, natürliche, Zosner Kogel bei Hüttenberg in Kärnten 223. Eisenoxydgel, Verglimmen beim Erhitzen 248. Eisenspat, East Pool, Cornwall, Aen- derung der Kristallwinkel mit der Temperatur 709. Elastizität, siehe Kristallelastizität. Endogenetische Erzlagerstätten 255. Eophosphorit, Poland, Maine 638. Epidot, Sudan, opt. 639. Epigenese und Aszensionstheorie , Erz- lagerstätten 653. Erdbeben, ostbaltische , Ursache 37. Erdfälle, Ostbalticum 38. Erdwärme , Sonne als Ursache der inneren 241. Erhitzungsapparat zur Bestimmung der Aenderung des opt. Achsenwinkels bei höheren Temperaturen (Gips) 356. Eruptivgesteine , Timor , Alkali- ( Tra- chyte, Rhyolite und Keratophyre) , ehern. 741. Erzgebirge, sächsisches, geolog. Älter der dichten Gneise 202. 225. Erzlagerstätten 576. Aszensionstheorie und Epigenese 653. endogenetische und exogenetische 255. genet. Klassifikation 254. Schlesien 186. — , Bildung 12. — , Reichenstein, Genesis der Arsenerze 592. Exogenetische Erzlagerstätten 255. Färbemittel, Talk 65. Feldspat, Spaltungswinkel der Plagio- klase, Aenderung mit der Tempera- tur 711. Felsitporphyr, siehe Quarzporphyr. Ferrithöfe um Zirkon im Quarzporphyr, Bozen etc. 518. Flussspat • Atomverteilung und Röntgenstrahlen 479. Sachregister. XI Flussspat Waadt , Dent de Mordes, Zement in Triasarkose 141. Foraminiferen in Diluvialschichten Meck- j lenburgs 101. Gebirgsbildung, Sonne als Ursache 241. Gele Eisenmanganoxyde, Zosner Kogel bei Hüttenberg in Kärnten 223. Verglimmen beim Erhitzen der Oxyd- 246. siehe auch Kolloide. Genetische Klassifikation, Gesteine und J Erzlagerstätten 254. Geologenkompass mit Deklinationskor- rektur 158. Geolyte = Allophantone. Gesteine, genet. Klassifikation 254. Gips, opt. Achsenwinkel bei verschiedenen Temperaturen 356. Glazial Innsbruck, Geologensteg und Ver- suchss tollen im Weiberburggraben 563. j Kanada, Exkursionen des XII. Geo- j logenkongresses zu Toronto 1913. j 334. 374. 405. 431. Neusibirische Inseln 317. 319. Norddeutschland, Entstehung der Solle I 563. Osentstehung 211. Glazialspuren, Schwarzwald, oberes Breg- gebiet 369. 401. Gletscher, Oberaar-, Osentstehung 211. Gletscher schliff, Kunda, Estland 384. Gneis Obermittweida, geröllführender 233. Sächs. Erzgebirge, geolog. Alter der I dichten 202. 225. Tessin, Infektions- und Toner desilikat- 329. siehe auch Biotit- und Cordierit- , gneis. Gnomonische Projektion 575. Goldvorkommen, Yukongebiet 437. Grahamit, Kunda, Estland, im Silurkalk 609. Granat Binnental, grün, im Asbest, Anal. 325. j China, Kalkeisen- 160. Meldon b. Okehampton, Devonshire ! 160. Niederkalifornien 453. Granit Aare, Molybdänglanz 493. Bornholm, petrogr. und geolog. 679. 718. j Sachsen, nordwestliches 148. Tirschenreuth , Pseudomorphose nach Orthoklas 607. Granitmassiv, Lausitz, postvulkan. Pro- zesse und Kontaktmetamorphose 108. Graphit Rio de Janeiro, im Pegmatit 617. und Diamant, relative Stabilität 321. Grauwacken, Böhmen und Schlesien, Ana- lysen etc. 231. Grauwackenformation, Sachsen, Culm- kohle im nördlichen 361. Gunung Beser, Ost-Java, leucitreiche und -arme Gesteine 1. Hebung, postglaziale, W estpreussen und Hinterpommern 464. Heliastraea Guettardi, Eocän, Nordrand der Madonie, Sizilien 696. Heterastraea Michelottina, Eocän, Nord- rand der Madonie, Sizilien 691. Holzapfel, E., Nekrolog 97. Horizontalglas, verbessertes Richthofen- sches 252. Humus- und Braunerdebildung , Java und Malayische Halbinsel 513. 545. Hydnophyllia tenera , Eocän, Nordrand der Madonie, Sizilien 691. Hypostom, Cyphaspis- Arten 306. Injektionsgneis, Tessin 329. Iguanodon, Fährten im Wealden 48. Issykkul, Nord- und Südufer 25. Jamesonit, Kasejovic, Westböhmen, Ach- senverhältnis 7. Java leucitreiche und -arme Gesteine vom Gunung Beser im östlichen 1. rezente Braunerde- und Humusbüdung und klimatische Verwitterung 513. 545. Jodkaliumkristalle , Wachstum auf Mus- covit 490. Kalaharisand und -kalk der Kalkpfannen 394. 443. Kalifornien, Edelsteinfunde in Nieder- 449. Kalkeisengranat, China 160. Kalkspat Island, Aenderung der Kristallwinkel mit der Temperatur 705. Wölsenberg, Oberpfalz, Pseudom. von Quarz nach K. 385. Kammgebirge, Reichenstein i. Schl. 592. Kanada, Glazialgeologie, Exkursionen des XII. Geologenkongresses zu Toronto 334. 374. 405. 431. Kapillarität und Durchgang von Wasser durch Sandstein trotz Gegendruck 171. Karbonate, rhomboedrische, Aenderung der Kristallwinkel mit der Tempera- tur 705. XII Sachregister. Keratophyr, Timor , ehern. 741. siehe auch Lahnporphyr. Klassifikation, genetische, Gesteine und Erzlagerstätten 254. Klimatische Verwitterung 513. 545. Klimawechsel, Sumatra, zur Diluvial- zeit 257. Kobaltnickelpyrit , Grube „Victoria“ , Mü- sen 129. 494. Kohle, Sachsen, Kulm-, in der Grau- wackenformation des nördlichen 361. Kohlenvorräte der Welt 621. Kolloidale Medien, Zonenbildung 256. Kolloidale wasserhaltige Tonerdesilikate, physikalische Eigenschaften 69. 80. Kolloide wasserhaltige Tonerdesilikate, ehern, und physikal. Natur 262. 273. 299. 365. siehe auch Gele. Kompass für Geologen mit Deklinations- korrektur 158. Kontaktmetamorphose , Lausitzer Granit- massiv 108. Kontinentale Ablagerungen, Tianschan, Entstehung 22. Korallen, alttertiäre, Nordrand der Ma- donie, Sizilien 687. Korallogene Phosphatinseln, Austral- Ozeanien 542. Kreide, Siebenbürgen, Lebensbedingungen der Dinosaurier in der oberen 564. Kristalle, reguläre, Atomverteilung und Röntgenstrahlen 477. Kristallelastizität, Demonstration der Fundamentalerscheinungen an Stäben 473. Kristallflächen, Umrisse u. Anfertigung von Kristallmodellen 512. Kristallisationsarbeiten von L. Wulff 672. Kristallographie, gnomonische Projek- tion 575. Kristalloptik, Buchwald 96. Kristallplatten, Apparat zum Schleifen 255. Kristallwinkel, Aenderung mit der Tem- peratur 705. Kupferphosphat, Rhodesia, kristallini- sches basisches 159. Labradorit, Labrador, Spaltungswinkel, Aenderung mit der Temperatur 717. Lahnporphyr, Diez, Alter und begleitende Fauna 469. 503. Latent Indien, und Bohnerzbildung 641. Rio de Janeiro 615. Sumatra, Entstehung und Beziehung zu Braunerde- und Humusbildung 257. Latentbildung, rezente, Java u. Mälayische Halbinsel 513. 545. Lausitzer Granitmassiv, postvulkanische Prozesse und Kontaktmetamorphose 108. Lawsonit, Kalifornien, Küstenkette 255. Leba- Rheda-Urstromtal, Hebung 464. Leucitbasanit, Gunung Beser, Ost-Java 3. Leucitit, Gunung Beser, Ost- Java 6. Leucitreiche und -arme Gesteine, Gunung Beser, Ost- Java 1. Leucittephrit, Gunung Beser, Ost-Java 4. Liparit, siehe Rhyolith. Lithiumchlorid — Zinnchlorür, System 326. Lublinit, keine neue Modifikation des Ca C 06 673. Lugano , Tektonik 664. Lumineszenzerscheinungen von Minera- lien in Kathoden- und Röntgen- strahlen, Apparatur 551. JMacrocheilus arculatum var. subcostata, Stringocephalenkälk, Hunan ( Süd- china) 194. 198. Magnesit, Kroatien, Ni-haltig 250. Magnetkies, Meldon b. Okehampton, Devonshire 160. Malakolithfels, Mixnitz ( Steiermark ) 745. Mälayische Halbinsel, rezente Latent-, Braunerde- und Humusbildung und klimatische Verwitterung 513. 545. M anganmetasilikat — Calciumm etasilikat , System 388. Manganspat, Diez (Nassau), Aenderung der Kristallwinkel mit der Tempera- tur 710. Mesosauriden, Iiabus b. Ketmanshop, Deutsch-Südwestafrika 530. Meteoreisen, Sachsen, siehe Meteoriten. Meteoriten chondritische, Uebereinstimmung der chemischen und mineralogischen Zu- sammensetzung 160. Baroti u.Wittekrantz, Neubestimmung des Nickelgehalts 639. Sachsen 360. — , Meteor eisen von Nenntmannsdorf, Steinbach, Grimma, Rittersgrün und Breitenbach, nebst dem Gothaer Eisen 124. Meteorstein, Wittekrantz, Südafrika 159. 639. Militärgeologie 750. Minerallagerstätten 576. Meldon bei Okehampton Devonshire 160. Rio de Janeiro , im Pegmatit 617. Tirol 31. Mineralsynthese 511. Sachregister. XIII Molybdänglanz Aaregranit 493. Ginzling , Zillertal , Tirol 143. Moräne , Innsbruck, ältere und Höttinger Breccie 563. Muschelkalk, Baden, Coelurosaurier 670. Muscovit, auf gewachsene Jodkalium- kristalle 490. Mycetoseris hypocrateriformis, Eocän, Nordrand der Madonie, Sizilien 697. Nauru, Phosphatvorkommen 542. Nauruit, Nauru, Marshall- Inseln 543. Nephrit, Reichenstein in Schlesien, Ent- stehung 553. Neusibirische Inseln, Vergletscherung 317. 319. Nontronit, Gellivare , Lappland 105. Norwegen, geolog. Mitteilungen von Joli. Königsberger 114. Oligocän, Tunesien, unteres im nordöst- lichen 279. Optischer Achsenwinkel, siehe Achsen- winkel, optischer. Orbitoiden, Wert für die Schichtenglie- derung im mediterranen Gebiet 687. Orthoklas, Tirschenreuth, im Granit, Pseudomorphose nach Orth. 607. Osentstehung, Theorie 211. Ostreen, Morphologie der Schalen 169. Oxydgele, V erglimmen beim Erhitzen 246. Pdffrather StTifiQoccvhctlc'yikctlk , Cctiouct - Schicht 749. Paläozoicum , Graz 667. Pecten semiradiatus, Unter oligocän, Tunis 280. Pegmatit Bornholm 723. Rio de Janeiro, Mineralien 615. Peridotit, Reichenstein i. Schles. 592. Permutit, ehern, und physikat. Natur 299. Pfahl, bayr. Wald, Entstehung 190. Pfahlbildungen, bayr.-böhm. Wald 457. Pfannen, Kalahari, Sand und Kalk 394. 443. Phakolith, Irland, Co. Antrim 351. Phasenbildung des alpinen Deckenschubs 21. Phonolith, Deutsch-Südwestafrika 34. Phosphatinseln, korallogene, Austral- Ozeanien 542. Physiko-chem. Messung bei höheren Temperaturen 511. Pinit, Rio de Janeiro, im Pegmatit 617. Plagioklas, Spaltungswinkel , Aenderung mit der Temperatur 711. Plagiostoma F rauschen, Tertiär 500. Pleurotomaria delphinuloiaes var. bathy- schistus, Stringocephalenkalk, Hunan {Südchina) 195. Pneumatolyse, Lausitzer Granit 108. Pockels, F., Nekrolog 19. Porites Checchiae, Eocän, Nordrand der Madonie, Sizilien 700. Postglaziale Hebung, Westpreussen und Hinterpommern 464. Postvulkan. Prozesse, Lausitzer Granit- massiv 108. Prismen, Apparat zum Schleifen 255. Projektion, gnomonische 575. Protriunguide Triony ciden, phylogenet. Entwicklung 628. Pseudomorphose nach Orthoklas, Tirschenreuth im Gra- nit 607. Quarz nach Kalkspat und Schwerspat, Wölsenberg, Oberpfalz 385. Quartär Kanada, Glazialgeolog. Exkursionen des XII. Geologenkongresses zu Toronto 1913 , 334. 374. 405. 431. Mecklenburg, Foraminiferen im Di- luvium 101. Schwarzwald, Gletscherspuren im oberen Breggebiet 369. 401. Westpreussen und Hinterpommern, post- glaziale Hebung 464. Quarz, Wölsenberg, Oberpfalz, pseudom. nach Kalkspat und Schwerspat 385. Quarzporphyr, Bozen etc., Ferrithöfe um Zirkon 518. Quellsedimente, Villnösser schluckt, Radio- elemente 481. Radioelemente in Quellsedimenten der Villnösser schluckt 481. Regenerationsvorgänge, Echinoiden, « fos- sile 283. Reptilreste, Kabus, Deutsch-Südwest- afrika, fossile 530. Rheda- Leba-Urstromtal, Hebung 464. I Rhodonit, künstlich 391. Rhyolith, Timor {Alkali-), ehern. 741. Riebeckit, Gloggnitz, Niederösterreich, im Forellenstein, Analysen 604. Röntgenstrahlen und Atomverteilung in einigen regulären Kristallen 477. Rosenbusch , H., Nekrolog 289. Roterde, Sumatra 257 . Rubin, synthetisch 135. Rump fit, alpine Talklagerstätten 741. Sachsen , Meteoriten {Meteoreisen) 118. | Salit, Reichenstein i.* Schles., Kammge- birge 592. Salzpfannen, Kalaharisand und -kalk ,94. XIV Sachregister. Sandstein, Durchlässen von Wasser trotz Gegendruck und Kapillarität 171. Sapphir , Niederkalifornien 452. Sartorit, Binnental 639. Saurierfährten, Wealden 48. Saurischia, natürl. System 154. Schleifen von Kristallplatten und Pris- men, Apparat 255. Schlesien Erzlagerstätten 186. — , Bildung 12. Schwarzwald, Glazialspuren im oberen Breggebiet 369. 401. Schwefelkies, Atomverteilung und Rönt- genstrahlen 479. Schwerspat, Wölsenberg, Oberpfalz, Pseu- dom. von Quarz nach S. 385. Scutella leognanensis und paulensis, Re- generation 286. 287. Septastraea intermedia, Oligocän?, Nord- rand der Madonie, Sizilien 692. Serpentin Mazedonien, Cr-haltiges Umwand- lungsprodukt 386. Reichenstein i. Schles ,5 Genesis 592. Silikatchemie 511. Skiodromenmodelle , Projektion 67. Solle, Entstehung 563. Sonne, Ursache der inneren Erdwärme, der Gebirgsbildung und des Vulkar.ü- mus 241. Spaltungswinkel der Plagioklase, Aenderung mit der Temperatur 711. der rhomboedr. Karbonate , Verände- rung mit der Temperatur 705. Spirifer aperturatus var. cuspidata, Strin- j gocephalenkalk, Hunan ( Südchina ) 199. Steinkohle, siehe Kohle. Steinsalz, Verhalten gegen mechan. defor- mierende Kräfte 111. Stringocephalenkalk Hunan, Südchina 193. Paffrath, Caiqua-Schicht 749. Stromatoporoidea, Stromatoporidae und Adinoslromidae, Bau und System 732. Stylocoenia lobato-rotundata und tauri- nensis, Eocän, Nordrand der Ma- donie, Sizilien 694. Stylophora conferla und distans, Eocän, Nordrand der Madonie, Sizilien 696. Sulfarsenid von Pb, Binnental 351. Sumatra, Klimawechsel zur Diluvialzeit 257. Syenit, Plauenscher Grund, Analyse 183. System Ca Si 03 — Mn Si03 388. Systematik, siehe Klassifikation. Tables annuelles de constantes et don- nees numeriques de chimie, de phy- sique et de technologie etc. 2. 1913. 639. Talk, Färbemittel 65. Tertiär Sizilien, Nordrand der Madonie, Ko- rallen des unteren 687. Tunesien , Unteroligocän im nordöst- lichen 279. Tessin, lnjektions- und Tonerdesüikat- gneise 329. Thysanopeltis und Tropidocoryphe, Mit- teldevon, Eifel und Belgien 85. Tianschan, Entstehung der kontinentalen Ablagerungen 22. Tirol, Mineralien 31. Titansäuregel, Verglimmen beim Er- hitzen 246. Tone, allophanariige 69. 80. Tonerdesilikate kolloidale, wasserhaltige 365. kolloide, wasserhaltige, ehern, und physikal. Natur 69. 80. 262. 273. 299. Tonerdesilikatgneis, Tessin, Bellinzona 330. Trachyt Deutsch-Südwestafrika 33. Timor {Alkali-), ehern. 741. Trematosaurus, Schädel 627. Trias, siehe Muschelkalk. Triony ciden, protringuide, phylogenet. Entwicklung 628. Trionyx Petersi var. trifailensis, Mio- cän, Trifail, Steiermark 633. — pliocenicus = Hüben 29. Trochoseris difformis, Eocän, Nordrand der Madonie, Sizilien 697. Tropiaocoryphe und Thysanopeltis, Mit- teldevon, Eifel und Belgien 85. Turkestan, Geologisches 726. Türkis, Niederkalifornien 455. Turmalin Meldon b. Okehampton, Devonshire 160. Niederkalifornien, edler 449. Varanosaurus acutirostris, Schädelbau 26. Vergletscherung, neusibirische Inseln 317. 319. V erglimmen der Ox?jdgele beim Erhitzen 246. Verwitterung, klimatische 513. 545. Vulkanische Prozesse, siehe postvulkan. Prozesse. Vulkanismus, Sonne als Ursache 241. Vulsella Woodi, Tertiär 501. Sachregister. XY J Wasser, Durchgang durch Sandstein trotz Gegendruck 171. Wasserhaltige kolloidale Tonerdesilikate 365. siehe auch Tonerdesilikate, kol- loidale. Wealden, Saurier führten 48. Wollastonit, Meldon b. Okehampton, Devonshire 160. Zinkblende, Atomverteilung und Röntgen- strahlen 477. Zinnchlorür — Lithiumchlorid, System 326. Zinnstein, Lausitzer Granit 109. Zirkon , Bozen etc., in Ferrithöfen im Quarzporphyr 518. Zonenbildung kolloidaler Medien 256. 1. Januar > M b 3 1914 No. 1 Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Berlin in Breslau in Marburg XflERIS-fc STUTTGART 1914 E. Schwei z erb art’ sehe Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Dieser Nummer ist beigefügt ein Verzeichnis der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart, betreffend Zittel, Paläontologische Wandtafeln. Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Brouwer. H. A. : Ueber leucitreiche bis leucitfreie Gesteine vom Gunung Beser (Ost-Java). Mit 2 Textfiguren 1 Slavik, F. : Achsenverhältnis des .Tamesonits? Mit 1 Textfigur . 7 Sachs. A. : Die Bildung schlesischer Erzlagerstätten 12 K oenigs beiger, J. : F. Pockels *}* 19 Kober. L. : Entgegnung an P. Heritsch 21 Leuchs, Kurt: Ueber die Entstehung der kontinentalen Ablage- rungen des Tianschan 22 Broili, F. : Ueber den Schädelbau von Varanosaurus acutirostriH. Mit 1 Textfigur 26 Teppner, Wilfried: Trionyx pliocenicus Lawley = Trionyx Hilberi R. Hoernes 29 Besprechungen. Gasser, G. : Die Mineralien Tirols einschließlich Vorarlbergs und der Hohen Tauern 31 Personalia 32 An die Herren Mitarbeiter. Hierdurch bitten wir, die für das Neue Jahrbuch bezw. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläonto- logie bestimmten Abhandlungen , Referate und Original- mitteilungen etc. aus den Gebieten: 1. Kristallographie, Mineralphysik, Mineralchemie, Ein- zelne Mineralien, Vorkommen von Mineralien, Meteoriten an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Max Bauer, Marburg a. L. (Hessen-Nassau); 2. Allgemeine Geologie, Dynamische Geologie, Experi- mentelle Geologie, Radioaktivität, Gesteinsbildende Mineralien, Petrographie, Lagerstätten nutzbarer Mineralien an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Th. Liebisch, Berlin N. 4, Invalidenstr. 43; 3. Geologische Karten, Topographische Geologie, Stratigraphie, Paläontologie an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Fr. Frech in Breslau I, Schuhbrücke 38 gelangen lassen zu wollen. Um den Herren Redakteuren das Durchgehen der Manu- skripte zu erleichtern und um Korrekturkosten tunlichst zu vermeiden, bitten wir die Beiträge in gut leserlicher Beschaffen- heit — Maschinenschrift würde besonders dankbar begrüßt — einzusenden. Korrekturkosten, die das übliche Maß über- schreiten, sind wir leider genötigt, den Herrn Verfassern in Anrechnung zu bringen. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser :: Stuttgart. H. A. Brouwer, Ueber leucitreiche bis leucitfreie Gesteine etc. 1 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über leucitreiche bis leucitfreie Gesteine vom Gunung Beser (Ost-Java). Von H. A, Brouwer in Batavia. Mit 2 Textfiguren. Nahe oberhalb des Ortes Krotjok, am Südabhang des nörd- lich von Bondowoso gelegenen Gunung Beser (alter Kraterwall des Gunung Einggit) 1, wurde von mir eine Gesteinssuite gesam- melt, die Übergänge von Leucitbasalten bis leucitfreie, plagioklas- reiche und olivinhaltige Gesteine und Übergänge von Leucititen bis fast leucitfreie Leucittephrite umfaßt. Die leucitfreien, olivin- haltigen Gesteine enthalten neben Plagioklas nur Olivin und keinen Augit als Einsprenglinge, indem in der Grundmasse neben Augit Eisenerz und wenig Olivin, nur Plagioklas und keinen Orthoklas oder Feldspatoide nachgewiesen wurden. Die olivinlialtigen leucitfreien Gesteine, die nur Plagioklas und Olivin als Einsprenglinge enthalten, sind etwas poröse, graue Gesteine mit sehr zahlreichen kleinen, wenig auffallenden Plagio- klaseinsprenglingen (bis etwa 3 mm lang) und viel weniger, zum Teil rostähnlich verwitterten Einsprenglingen von Olivin. U. d. M. zeigen die Plagioklaseinsprenglinge zonaren Bau in der Eandzone und einen breiten basischen Kern. Eine Abwechslung von sauereren und basischeren Zonen kommt in der Eandzone vor. Die breiten, basischen Kerne zeigen symmetrische Auslöschungen bis 40°; sie sind also sehr basisch , während in der schmalen Eandzone die Basizität nicht stark abnimmt; Karlsbader Zwillinge kommen vor. Eingeschlossen findet man zonar angeordnete Glas- und Erz- partikelchen. Die Olivineinsprenglinge zeigen die charakteristische Begrenzung mit spitzer Pyramide und oft zwei deutliche senk- rechte Spaltungen. Sie sind zum Teil in eine rostbraune bis grünliche Substanz umgewandelt ; die zentralen Teile der Kristalle sind meistens noch unverändert, während auch die äußerste Eand- zone oft noch aus unverändertem Olivin besteht. Die Grundmasse setzt sich zusammen aus Plagioklas , schwach grünlichem Augit und Eisenerz. Die Plagioklasleistclien zeigen oft zonaren Bau und sind dann stärker zonar als die Einsprenglinge. Die Augit- 1 E. D. M. Verbeek en E. Fennema , Geologische Beschryving van Java en Madoera. I. 1896. p. 68. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 1 9 H. A. Brouwer, kriställclien besitzen keinen ausgeprägten Idiomorphismus nnd sind mit den sehr kleinen idiomorplien Magnetitkriställchen verwachsen. Einige Kriställclien sind etwas größer als die Elemente der Grund- masse , aber bilden nur ausnahmsweise kleine Einsprenglinge. Leucit fehlt diesen Gesteinen gänzlich. In einem Gestein , das sich durch das Fehlen der porösen Struktur von den vorigen unterscheidet, aber ebenso keinen Leucit enthält, sehen wir auch Augit und wenige kleine Erzkris tällchen unter den Einsprenglingen, während die Olivineinsprenglinge weniger zahlreich sind. Außerdem wurde in der aus Augit, Plagioklas und Eisenerz bestehenden Grundmasse ein unregelmäßig begrenztes Individuum von Erz beobachtet (Fig. 1), bei dem die Eeste einer etwa rund- lichen Form mit einem Gemenge von Augit und weniger Plagioklas ausge- füllt sind ; in diesem Gemenge fehlt das Erz der Grundmasse. Die Einsprenglinge von Olivin, Augit und Plagioklas häufen sich bisweilen zusammen auf, die kleinen Erzeinspreng- linge findet man häufig als Einschlüsse in Einsprenglingen von Olivin. Die Leucitbasalte der Gesteinssuite dieser Gegend sind den leucitfreien olivinhaltigen Gesteinen makroskopisch ziemlich ähnlich und enthalten auch, wie diese, den Olivin hauptsächlich als Einsprengling. Es gibt auch einige zwischen Leucitbasalten und leucit- freien Gesteinen • einigermaßen intermediäre Gesteine, die charak- terisiert sind durch ihren Reichtum an großen Einsprenglingen (besonders solchen von Augit), die aber nur wenig Olivin und dieses Mineral nur in der Grundmasse enthalten. Zuerst sollen diese Gesteine beschrieben werden, die Plagioklas als Einspreng- ling und auch in großem Maße in der Grundmasse zusammen mit wenig Leucit enthalten, dann die Gesteine, welche keine Plagioklas- einsprenglinge, aber viele große Einsprenglinge von Augit neben in viel geringerem Maße solche von Olivin enthalten , indem der Leucitgehalt in der Grundmasse stark zugenommen hat. Diese sehr einsprenglingsreichen Gesteine vermitteln also zwischen den leucitfreien Gesteinen und den Leucitbasalten, nur ist der Olivin- gehalt der erstgenannten Gesteine sehr gering. Von diesen Basaniten sind die Gesteine mit Plagioklas- einsprenglingen stark porös und enthalten neben zahlreichen griin- lichschwarzen Augiteinsprenglingen, in denen der Durchmesser der Schnitte senkrecht zur Säulenrichtung 1 cm erreicht, auch zahl- Fig. 1. Ueber leucitreiche bis leucitfreie Gesteine etc. 3 reiche rote bis rot und schwarze dicke Einsprenglinge , oft mit einer deutlichen blätterigen Spaltbarkeit, und kleinere glasglänzende Einsprenglinge von Plagioklas. Unter den Einsprenglingen herrscht der Augit stark vor. Die poröse Grundmasse ist rötlichgrau gefärbt. U. d. M. zeigen die Augiteinsprenglinge idiomorphe Begrenzung, die Farbe ist grün bis gelblichgrün mit deutlich wahrnehmbarem Pleochroismus. Oft sind die zentralen Teile der Kristalle heller gefärbt und zeigen einen kleinen Unterschied der Auslöschungs- schiefe. Eingeschlossen findet man Kriställchen von Eisenerz. Die Plagioklaseinsprenglinge sind zonar gebaut, oft mit häufiger Rückkehr basischer Zonen im selben Kristall, so daß die Basi- zität von Kern nach Randzone nicht stark abnimmt. Im Kern- feldspat wurden symmetrische Auslöschungen bis 35° wahrgenommen. Stark resorbierte Einsprenglinge gehörten ursprünglich wahr- scheinlich alle zu Biotit, einige bestehen ganz aus einer schwarzen Erzmasse, andere haben noch einen kleinen, stark von rotbraun bis hellgelb pleocliroitischen, zentralen Teil mit gerader Auslöschung und deutliche Spaltrisse. Die Grundmasse enthält viel Erz, Plagio- klasleistchen, Leucit, verhältnismäßig wenig Augit und Olivin. Der Olivin zeigt auch hier die teilweise Umwandlung in eine rost- braune Substanz. Der Leucit ist zu einem geringen Teile idio- morpli und schließt zahlreiche Augitmikrolithe und Erzkörnchen ein. Ein leucitbasaltähnlicher Basanit mit porphyrischem Olivin ist ein sehr einsprenglingsreiches, nicht poröses Gestein mit sehr vielen grünschwarzen , gedrungenen Augitsäulen , die eine Länge von 1 V 2 cm erreichen und auf der ausgewitterten Ober- fläche hervorstehen , in einer rötlichgrauen Grundmasse. In viel geringerer Quantität sehen wir gelbliche Olivineinsprenglinge. Die stark resorbierten Biotiteinsprenglinge des oben beschriebenen Basanits und die Plagioklaseinsprenglinge fehlen in diesem Gesteine. U. d. M. zeigt sich auch in der Grundmasse der Leucitgehalt mit Bezug zum Feldspatgehalt zugenommen, das Gestein ist also viel feldspatärmer als das vorige und nähert sich schon den Leucit- basalten. Die Augiteinsprenglinge sind wieder grün bis gelblich- grün und meist idiomorph, sie zeigen oft zonaren Farben Wechsel und geringe Unterschiede der Auslöschungsschiefe für die ver- schiedenen Zonen. Die Einsprenglinge von Olivin zeigen wieder die teilweise Umwandlung in eine rostbraune bis rote Substanz. Die Grundmasse ist augitreicli , im Gegensatz mit der des oben beschriebenen Basanits, und Olivin fehlt der eigentlichen Grundmasse fast ganz. Der grünliche Augit ist mit dem oft idiomorphen Magnetit verwachsen. Die Leucite zeigen oft beinahe idiomorphe oder rundliche Begrenzung und sind arm an Einschlüssen; sie zeigen deutliche optische Anomalien. Die Plagioklasleistchen sind polysynthetisch verzwillingt und ziemlich basisch, symmetrische Auslöschungen bis 30° wurden beobachtet. 1* 4 H. A. Brouwer, Die Leucitbasalte sind graue, wenig poröse Gesteine, deren Einsprenglinge viel kleiner und weniger zahlreich bleiben als die der oben beschriebenen Basaniten. Diese Einsprenglinge sind grüner Augit und, zum Teil rotbraun verwitterter, Olivin. Plagio- klasleistchen sind in diesen Gesteinen in so geringer Quantität vorhanden, daß sie zu den Leucitbasalten gerechnet werden können. Eine homogene hellgrüne Farbe charakterisiert die Augiteinspreng- linge; die Einsprenglinge von Olivin zeigen die Verwitterung in eine rostbraune Substanz , die hier am Rande der Kristalle an- fängt, die Randzone meistens schon völlig umgewandelt hat und im Innern des Kristalls von unregelmäßigen Rissen aus anfängt. Oft häufen sich die Augit- und Olivineinsprenglinge zusammen oder für sich allein auf. In den Augiteinsprenglingen einge- schlossenes Erz ist in diesem Gestein selten. Die eigentliche Grundmasse hat größeres Korn als die der oben beschriebenen Gesteine (die Länge der in breiten Säulchen entwickelten Augite ist 0,1 bis 0,3 mm) und sie enthält nur wenig der feineren und meistens kürzeren Mikrolithe , in welcher Form sonst der Augit vorkam. Dieser Augit baut mit Leucit die Grund- masse zum größten Teil auf, Erzkriställchen sind auch zahlreich und werden oft vom Augit eingeschlossen, während einige kleinere Olivinkriställchen wohl nicht zur eigentlichen Grundmasse gehören. Diese kleineren Olivinkriställchen, die fast ganz in die rostbraune Substanz umgewandelt sind, werden auch von den Augiteinspreng- lingen umschlossen. Der Leucit tritt meistenteils in rundlichen Kriställchen , die bisweilen beinahe idiomorph ausgebildet sind, auf. Auch in unregelmäßig begrenzten Körnern sieht man ihn zwischen den übrigen Gemengteilen der Grundmasse ; die Ano- malien sind deutlich. Wie im vorigen Gestein sind die Plagioklas- leistchen ziemlich basisch. Die sehr leucitarmen bis leucitfreien Leucittephrite sind graue Gesteine mit kleinen glänzenden Feldspateinsprenglingen und kleinen Einsprenglingen von Augit. U. d. M. sieht man zonare Feldspateinsprenglinge, oft mit Abwechslung mehrerer basi- schen und saureren Zonen. Einschlüsse von Erz und Augit sind zonar angeordnet ; oft findet man eine einzige einschlußreiche Zone nahe der Kristallbegrenzung. Die breiten Kerne wurden in mehreren Kristallen bestimmt als Bytownit und in der Randzone nimmt die Basizität meist nur wenig ab. Die Augiteinsprenglinge sind pleochroitisch von grün, mit schwachem Stich ins Bläuliche, bis gelb , mit schwachem Stich ins Grünliche. Heller gefärbte Zonen wechseln bisweilen mit dunkler gefärbten ab, sie zeigen geringe Unterschiede der Auslöschungsschiefe. Erzkriställchen findet man als Einschlüsse, doch viele Kristalle sind einschlußfrei. In einem Kristall bestand der zentrale Teil aus einem Gemenge von Augit , Plagioklas und Erz , wie in der Grundmasse , darauf Ueber leucitreiche bis leucitfreie Gesteine etc. 5 folgte eine Zone, die ans einem Aggregat von kleinen Erzkriställ- clien bestand, während die Randzone aus einem einheitlichen Augit- kristall bestand, wie die übrigen Einsprenglinge (Fig. 2). Diese Erscheinung ist den Achsen von feinkörnigen Gemengen der Ge- steinsgemengteile in den großen Apatiten der Löbauer grobkörnigen Nephelindolerite 1 zu vergleichen. Die Grundmasse besteht aus einem Gemenge von Plagioklas, Augit und Erz mit sehr geringen Mengen einer isotropen oder schwach doppelbrechenden Substanz, die wahrscheinlich aus Leucit besteht. Die Feldspatleistchen und Augitsäulchen erreichen eine Länge von 0,3 mm , die Feldspatleistchen sind ziemlich stark zonar gebaut mit basischem Kern (symmetrische Auslöschungs- schiefen bis 35°), während die meistens idiomorphen Erzkriställchen mit dem Augit verwachsen sind. Die Feldspatleistchen der Grund- masse sind reicher am Albitmolekül, wie der Einspreng- lingsplagioklas, die Randzone löscht meistens fast gerade aus. Kalifeldspat konnte nicht mit Bestimmtheit nach- gewiesen werden. Die Leucittephrite sind den vorigen Gesteinen ähnlich, sie enthalten aber keine Feldspateinsprenglinge und eine Fluidalstruktur ist ziemlich deutlich entwickelt. U. d. M. zeigen diese Gesteine in einer Grund- masse, die aus einem Gemenge von Augit, Leucit, Plagioklas und Erz besteht, kleine Einsprenglinge von Augit. Plagioklaseinsprenglinge fehlen vollständig und auch in der Grundmasse ist Leucit reichlicher als Plagio- klas , so daß dieses Gestein schon zu den leucit- reichen Leucittephriten gehört, die den Übergang bilden ^j0. 2 zu den Leucititen. Die Einsprenglinge von Augit sind grün bis gelblichgrün, oft mit sehr hellgrünem Kern. Sie schließen fast keine Erz- kriställchen ein. In einem Schnitte parallel (010), von einem Zwilling nach dem Ortliopinakoid , löschten beide Individuen uu- gefähr gleichzeitig aus. Auch wurde ein ganz in Erz umgewandelter, resorbierter, langgestreckter Durchschnitt beobachtet, wahrscheinlich ein ur- sprünglicher Einsprengling von Biotit. Ein unveränderter Augit- kristall wurde von diesem Einsprengling umschlossen. Auch in der Grundmasse ist der Augit grün gefärbt und sehr reichlich vorhanden. Durch parallele Anordnung von Plagioklas- leistchen und Augitsäulchen entsteht örtlich eine Fluidalstruktur. Der Leucit hat bisweilen angenähert idiomorphe oder rund- liche Formen, aber bildet sonst eine Art, sich nicht in gesonderte 1 J. Stock, Die Basaltgesteine des Löbauer Berges. Min. u. Petr. Mitt. 1888. 9. p. 429. 6 H. A. Bronwer. Ueber leucitreiche bis leucitfreie Gesteine etc. kristallographisch begrenzte Individuen auflösenden, Hintergrund im Gestein. Kleine Augitmikrolithe und Erzpartikelclien werden von Leucit umschlossen, während auch die größeren Augitsäulchen und Feld- spatleistchen zum Teil deutlich älter sind als der Leucit und in die Leucitmasse hineinragen. Die Leucitite enthalten in einer schwach rötlichgrauen Grund- masse zahlreiche Einsprenglinge von Augit, die eine Länge von cm erreichen und auf der Oberfläche ausgewittert sind. Meistens sind die Einsprenglinge aber viel kleiner. U. d. M. sehen wir grüne bis gelblichgrüne Augiteinspreng- linge , die bisweilen einige Erzkriställchen einschließen , in einer Grundmasse, die hauptsächlich besteht aus anomalem Leucit, Augit und Magnetit. Der Leucit hat oft eine gerundete oder beinahe idiomorphe Form und enthält nur sehr wenig Einschlüsse , be- sonders sehr feine Augitmikrolithe. In geringer Menge sieht man unregelmäßig begrenzte Partien, die die Doppelbrechung des Feldspats zeigen und von denen iso- lierte Teile oft gleichzeitig auslöschen, die also einem selben Kriställchen zugehören. Weil keine polysynthetische Zwillinge beobachtet wurden, können diese dem Kalifeldspat zugehören. Einige verlängerte, jetzt ganz aus Erz bestehende Individuen weisen auf wenig ursprünglichen Biotit als kleine Einsprenglinge. In sehr geringer Menge wurde ein größtenteils rostbraun ver- wittertes Mineral mit starker Doppelbrechung wahrgenommen, das wahrscheinlich Olivin ist. Wegen der sehr geringen Menge dieses Minerals kann das Gestein aber als Leucitit aufgefaßt werden. Die chemische Zusammensetzung der etwas porösen leucit- freien olivinhaltigen Gesteine geht aus der untenstehenden, von Herrn F. Pisani in Paris ausgeführten Analyse hervor : Si02 . . 48,21 Ti 02 . . 1,34 Al2 03 . . 19,20 Fe2 03 . . 5,45 Fe 0 ...... . . 5,98 CaO . . 11,10 Mg 0 . . 4,94 k2o . . 0,99 Na2 0 . . 2,33 H20j . . 1,20 Summe . . . . 100,74. Obwohl die geologische Assoziation mit den Leucitgesteinen eine systematische Stellung als Trachydolerit zu berechtigen schien, Glühverlust. F. Slavik, Aclisenverhältnis des Jamesonits? 7 liefern weder die mineralogische noch die chemische Zusammen- setzung Anhaltspunkte zur Unterscheidung von den echten Ba- salten. Wichmann 1 hat schon auf die interessante Tatsache hin- gewiesen, daß sich auf dem beschränkten Gebiete eines und des- selben Vulkans Gesteine von der Zusammensetzung des Leucitit, Leucittephrit, Leucitbasanit, leucithaltigen Feldspatbasalt und Feld- spatbasalt vorfinden. Auch in einem linken Seitental des Kali Sampejan, westlich von Tapen , wurden zahlreiche Gerolle von leucitfreien Gesteinen gesammelt, deren Zusammensetzung wechselt zwischen olivin- und erzreichen Basalten, olivinarmen Basalten oder olivinhaltigen Augit- andesiten und Amphibolaugitandesiten, die letztgenannten mit stark zonaren Plagioklasen, zum Teil resorbierten Einsprenglingen von braunem, basaltischem Amphibol und kleinen Augiteinsprenglingen. Aus der Zusammensetzung des Ringgitvulkans geht hervor, daß der Eifusion der Leucitgesteine die Eifusion von mehreren leucitfreien Gesteinen voranging, während bei dem benachbarten Gunung Lurus zwischen Besuki und Probolinggo 1 2 mit seinem halb- kreisförmigen alten Kraterwall von Leucitgesteinen und seinem jüngeren Kegel von Hornblendeandesit nach der Eflfusion von Leucitgesteinen eine solche von leucitfreien Gesteinen stattfand. Achsenverhältnis des Jamesonits? Von F. Slavik in Prag. Mit 1 Textfigur. Im goldführenden Quarze der Gänge von Kasejovic in Westböhmen, welche Gegenstand einer unlängst von der böhmischen Akademie publizierten Studie von f Hofrat A. Hofmann und mir sind, finden sich in ziemlich großer Quantität graue Erzflecke und -streifehen, welche makroskopisch oder auch unter der Lupe fein- faserig, feinschuppig bis dicht erscheinen. Durch Untersuchung von einigen Hunderten von Proben sind wir zum Resultate gelangt, daß diese grauen Erze in weitaus den meisten Fällen Gemenge darstellen, in denen außer einem schuppigen Tellurid, wahrschein- lich Nagyagit, und sehr seltenen Fasern, welche dem Bismutin anzugehören scheinen, ziemlich häufig ein faseriges, bei qualitativen Untersuchungen nur Blei , Antimon , Schwefel und etwas Eisen ergebendes Erzmineral vertreten ist. Andere, wenn auch seltene, ähnliche Aggregate erwiesen sich jedoch als wismut- oder silber- 1 A. Wichmann, Der Ausbruch des Gunung Ringgit auf Java im Jahre 1593. Zeitschr. der Deutschen Geol. Ges. 52. 1900. p. 656. 2 R. D. M. Verbeek en R. Fennema. loc. cit. I. p. 74. 8 F. Slavik. haltig. Nur auf zwei Stufen waren die dünnstengeligen Individuen solcher Aggregate in kleinen Drusenräumen mit freien Enden ent- wickelt, es konnten jedoch nur von einer Stufe vier kleine Kriställ- clien mit Enden gemessen werden. Wegen dieser Seltenheit des Materials und der später zu erwähnenden anderen Schwierigkeiten der Untersuchung hat diese zu keinem abgeschlossenen und ganzen Resultat geführt, und wenn ich mich doch entschlossen habe, das bisher Sichergestellte zu ver- öffentlichen, so tue ich es nur aus dem Grunde, daß bei dem jetzigen Stande der Schürfarbeiten und besonders nach dem Tode Hofmann’s wenig Hoffnung vorhanden ist, von dem so seltenen Material eine genügende Menge zur vollständigen Bearbeitung zu erlangen. Die unterscheidbaren nadelförmigen Kriställchen sind stahl - grau, laufen oft bunt an und verwittern zu Antimon ocker, der bisweilen deutliche Pseudomorphosen nach ihnen bildet. Ihre Gruppierung ist teils strahlig, teils verworren oder hypoparallel. Die Nadeln sind deutlich spröde und nach einer annähernd zur Längsrichtung senkrechten Fläche gut spaltbar. Herr Dr. J. Sveda, Adjunkt des chemischen Institutes der böhmischen Universität, hatte die Güte, mit einer sehr kleinen Quantität der Substanz — es waren ausschließlich Bruchstückchen deutlicher Kristalle aus derselben Druse, der die gemessenen ent- nommen wurden — eine qualitative Analyse vorzunehmen. Die- selbe stellte die Gegenwart von Pb, Sb, S und etwas Fe fest, nicht aber diejenige von Au, Ag, Cu, Bi und Te, die in anderen Erzen derselben Gänge enthalten sind. In den makroskopisch ganz oder beinahe dichten „grauen Erzen“ fanden wir wiederholt solche, die im Pulver u. d. M. die faserige Zusammensetzung und die quer verlaufende Spaltbarkeit zeigten, spröde waren und nur Blei, Antimon, Schwefel und Eisen enthielten ; diese sind also zweifellos mit den untersuchten Kri- stallen identisch. Ohne eine quantitative Analyse sind wir natürlich nicht im- stande, das letzte Wort über die Zugehörigkeit unseres Minerals zu sprechen. Die Wahrscheinlichkeit jedoch, daß Jamesonit vorliegt, ergibt sich außer der qualitativen Zusammensetzung aus der Sprödigkeit der Kristalle und der zur Längsrichtung angenähert senkrechten Spaltung; L. J. Spencer1, dem wir die letzte und gründlichste Bearbeitung des Jamesonits verdanken, hebt gerade diese Kohäsionseigenschaften als das wichtigste Unterscheidungs- merkmal desselben hervor, nach welchem wir den Jamesonit auch in den „Federerz “-Aggregaten zu bestimmen vermögen. 1 a) Note on ,Feather-ore£: identity of ,Domingite‘ (= ,Warrenite‘) with Jamesonite. Miner. Magaz. XIV. (66.) p. 207 — 210. 1907; b) Notes on some Bolivian minerals. Ebenda. XIV. (67.) p. 308—344. 1907. Achsenverhältnis des Jamesonits? 9 Die basale Spaltbarkeit des Jamesonits hat bereits F. Mohs beobachtet und als vollkommen bezeichnet, Spencer betont aber, daß an dem kristallisierten Material von Cerro de Ubina in Boli- vien (Depart. Potosi) die Spaltbarkeit nur eine gute zu nennen ist, und hierin stimmen auch unsere Kristalle überein. Nun gilt der Jamesonit allgemein als rhombisch, unsere Kri- stalle sind aber sicher monoklin ; doch gibt es keinen anderen Beweis für die rhombische Symmetrie des Jamesonits als eben jene zur Prismenachse ungefähr senkrechte Spaltbarkeit, denn meß- bare Endflächen sind bis jetzt an keinem Jamesonitkristall gefunden worden. Daß die Perpendikularität der Spaltflächen zu den Prismen beim Jamesonit keineswegs als sichergestellt angesehen werden kann, ersehen wir ohne weiteres aus der Angabe von Spencer m : c (Spaltb.) = 85° — 94° 52' an 14 Kanten, Mittel 89 0 49' . An unseren monoklinen Kristallen berechnet sich aus den weiter unten gegebenen Daten : m : c = 88 0 55|A Am zweikreisigen Goniometer wurde in der Position mit £ = 90 0 O' für die Prismenzone erhalten : c(OOl) . . . (> = 1°44/ gemessen, 1°24' berechnet. Zu dieser Messung nahm ich die basale Spaltfläche eines Kristalls, welcher unzweifelhaft ein einfaches Individuum ohne hypoparallel angewachsene Nachbarkristalle war und dessen Prismen- flächen ein gutes und einheitliches Signal gaben. Der Grundwinkel der Prismenzone beträgt an den Kasejovicer Kristallen : (110) : (1T0) = 79° 7' gemessen, 79°28|' berechnet. Spencer erhielt an den bolivischen Kristallen : (110) : (1T0) = 78° 10' — 79° F, im Mittel 78° 39' an den 4 besten Kanten, 77 32 — 81 0 , „ „ 79 1 an allen 23 gemessenen. Haidinger hatte am Jamesonit aus Cornwall 78° 40' ge- messen. Auch die von Spencer erhaltenen Werte der Winkel von m (010) zu b (010) und n (120) schwanken in sehr weiten Grenzen und weichen auch nicht unbedeutend von den aus dem Prismen- winkel (11U) : (HO) = 78 0 39', Längsachse a = 0,819 berech- neten Winkeln ab. Sofern also der Jamesonit durch die bisherigen, höchst dürf- tigen kristallographischen Daten charakterisiert werden kann, er- scheint auch von dieser Seite seine Identität mit den Kasejovicer Kriställchen sehr wahrscheinlich. 1 1. c. b. p. 311. 10 F. Slavik, Von den untersuchten Kristallen zeichnete sich nur einer durch fast insgesamt gute, bis vorzügliche Qualität seiner End- flächen aus, die auf dem beigegebenen Kopfbild dargestellt sind. Ich ziehe es vor, hier nur die Resultate der Durchmessung dieses bestentwickelten Kristalls mitzuteilen und weiteres für den Fall erneuter Untersuchungen mit reicherem Materiale vorzubehalten. Aus den in der folgenden Tabelle angeführten Werten der Winkel (011) : (Oll), (Oll): (101) und (110) : (101) berechnen sich die Elemente: a:b:c = 0,8316:1 : 0,4260 ^ = 91° 24i'. Die 16 sichergestellten Formen sind: in der Vertikalzone a (100), b (010), m (110), 1(210), n(120); in der Endigung c (001), d (101), e(011), f (012), t (1 12), r(112), o (111), q (212), s (232), z (354), v(T32). Gemessene und aus den angeführten Elementen berechnete Winkel sind hier tabellarisch zusammengestellt: Gemessen Berechnet Kantenzahl e (Oll) : e' (0T1) *46° 8' — 1 : d (TOI) *35 17 — 1 d (101) : m (110) 00 CM o o* M — 2 c (001) : a (100) 88 26 88°35f' 1 : m (HO) 88 36 88 55i 2 : d (TOI) 27 14 27 10£ 1 : t (112) 18 2 18 18| 1 : r (112) 18 40 18 26 1 : 0(111) 34 6 33 44 1 m (110): nF (110) 79 7 79 28i 2 : a (100) 29 57 29 441 1 : b (010) 50 25 50 15f 2 Achsenverhältnis des Jamesonits? 11 m (110) e (Oll) d (101) s (232) Gemessen Berechnet Kantenzahl 1 (210) 16 ' 44' 16“ 10' 4 n (120) 19 18 19 li 4 e (011) 74 4 74 15 2 e' (011) 76 59 76 31* 1 f (012) 11 5 11 2f 2 b (010) 67 1 66 56 2 d (101) 35 8 35 4 2 t (112) 17 34 17 474 1 t' (112) 37 7 37 22i 1 s (232) 25 29 25 9-| 2 s' (232) 58 59 58 50 1 v (132) 15 31 15 34i 1 a (100) 64 18 64 13|- 1 b (010) 90 11 90 0 2 o(Ill) 20 öl 20 47* 2 r (112) 17 19 17 20i 1 Q. (212) 10 56 10 45 2 s (232) 29 47 29 40i 2 t (112) 42 53 43 .42* 1 1 (210) 66 26 66 19* 1 f (012) 29 47 29 31* 1 z (354) 6 18 6 9 1 f (012) 31 5 30 47 1 f' (0T2) 49 22 49 14* 1 Es wurden außer einzelnen Winkeln folgende Zonen gemessen : [almnb]; [a c d] ; [b e f c] ; [mtcro]; [b s o q d] ; [v e t m'] ; [s e 1J ; [d r e m] ; [s z f m'] ; [f d 1']. Die Form z (354) ist außer dem Winkel zu s in der Zone gegen f und m' auch durch die Lage in der (nicht durchgemessenen) Zone [ v z o ] verbürgt. Die Flächenbeschaf fenheit. Die Flächen der Vertikalzone sind insgesamt parallel zur c-Axe gerieft und bilden eine oszillierende Kombination mit bisweilen makroskopisch deutlichen einspringenden Winkeln; be- sonders dicht ist die Riefung im Vorderstück der Prismenzone, wo bei der Messung derselben zwischen den beiderseitigen 1-Flächen ein fast ununterbrochener Rellexzug erscheint und das Orthopina- koid hier nur durch wenig hervortretendes Signalbild sich zeigt, so daß es erst nach der Konstatierung eines deutlichen und zentral gelegenen Reflexes in der Zone der Symmetrieaxe unter die fest- gestellten Formen aufgenommen werden konnte. Nur eine breite Fläche des Grundprismas hat glatte, vorzüglich reflektierende Ober- fläche mit bloß teilweiser und feiner Riefung. 12 A. Sachs. Von den Endflächen ist die Mehrzahl, nämlich e (Oll), o(Ill), s(232), v (132) , t (132), z (354) mit glatten, auch bei sehr kleinen Dimensionen vorzüglich reflektierenden Flächen vertreten, weniger gut ist die Qualität der schmalen Kanten- zuschärfungen f (012) und q (212), während die ebenfalls unbedeuten- den Flächen von c (001) und r (112) lichtschwache, verschwommene Reflexe liefern. Unsichere Formen. g (032)? erscheint nur in einer Fläche mit einem sehr schlechten, aus der Zone [b e f c] exzentrisch liegenden Reflexe entwickelt ; der Winkel zu e beträgt g (032) ? : e (Oll) = 9° 4' gemessen, 9° 30' berechnet. Weitere zwei unbestimmbare, nur matt schimmernde Flächen wurden in der Zone [m erd] zwischen den ersten zwei Flächen beobachtet, gehören also negativen Klinopyramiden an. Vielleicht gehören auch einige aus den Reflexzügen der Prismen- zone etwas deutlicher hervorleuchtende Signale bestimmten Prismen an , doch läßt sich nach den vorliegenden Daten nichts Sicheres darüber sagen. Ebenso muß die Frage dahingestellt bleiben, ob einige in der Vertikalzone der anderen Kristalle beobachtete Winkelwerte durch die Annahme einer Zwillingsverwachsung nach dem Grundprisma m zu deuten sind. Diese Kristalle lieferten sowohl bei der schon vor vier Jahren durchgeführten einkreisigen als auch bei der neueren zweikreisigen Messung einerseits Daten, welche das eben Angeführte bestätigt haben, andererseits solche, die bei der Kleinheit und schlechten Beschaffenheit der Flächen keine brauchbare Grundlage für weitere Erörterungen abgeben können. Prag, September 1913. Mineralogisches Institut der böhmischen Universität. Die Bildung schlesischer Erzlagerstätten. Von A. Sachs in Breslau. (Vortrag, gehalten am 23. September 1913 auf der 85. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien.) Von der Voraussetzung ausgehend, daß man Wesen und Wert einer nutzbaren Lagerstätte nur dann zu beurteilen vermag, wenn man ihr Nebengestein hinreichend erforscht hat, erlaube ich mir auch heute, wo ich die Bildung schlesischer Erzlagerstätten besprechen will, Ihnen zunächst einen kurzen Überblick über den petrographiscli- geologischen Aufbau dieser Provinz zu geben. Die Bildung schlesischer Erzlagerstätten. 13 Der Hauptteil Schlesiens wird (vgl. Gürich, Erläut. zur geol. Übersichtskarte 1890. p. 3 — 6) vom Diluvium eingenommen. Diese diluviale Ebene steigt nach Südosten zu sehr allmählich an, bis sie im oberschlesischen Industriegebiet eine Seehöhe von etwa 300 m erreicht. Mit dem Ansteigen ist gleichzeitig ein Dünner- werden der Diluvialdecke verknüpft und die älteren Formationen treten inselförmig aus dem diluvialen Schleier heraus. Nach Süd- westen zu aber schneidet die Ebene sehr scharf in der bekannten sudetischen Randlinie gegen die kompakten Gesteine der alten Formationen ab. Und östlich dieser Linie ragen nur wenige Gesteinskomplexe der kristallinen Schiefer samt ihren Einlagerungen hervor : es sind dies die Granite von Striegau, die Granite, Gabbros und Serpentine des Zobtens, die Gneise und Glimmerschieferkom- plexe der Berge von Strehlen, Nimptsch und Reichenbach, sowie die Gabbros und Serpentine der Frankensteiner Berge. Aus diesem Gegensätze ergibt sich die getrennte Behandlung des östlichen Teiles : Oberschlesiens, und des westlichen Teiles : Niederschlesiens, zwischen denen im Süden das Altervatergebirge eine Verbindung herstellt. Betrachten wir zunächst das westliche Niederschlesien, so haben wir hier deutlich einen nördlichen Distrikt: die Löwenberg — Goldberger Mulde, und einen südlichen Distrikt : die Glatzer Mulde zu unterscheiden. Die Trennungslinie bildet eine Richtung, die von Kupferberg — Rudelstadt östlich bis Freiburg läuft. Die Löwenberg — Goldberger Mulde , die nach NW. zu geöffnet ist, lehnt sich an die kristallinen Schiefer der Nordseite des Riesen- und Isergebirges an ; ihren Rand bilden archäische und silurische Schiefer. Devon und Carbon fehlen, und es folgen sodann Rot- liegendes, Zechstein, Buntsandstein, Muschelkalk und obere Kreide; die Tone der letzteren werden bekanntlich bei Bunzlau und Naum- burg technisch verwertet. Die südliche Glatzer Mulde wird östlich durch die kristallinen Gesteine des Eulen- und Reichensteiner Gebirges, westlich durch die analogen Gesteine des Habelschwerdter und Adlergebirges begrenzt. Es folgen Silur, Devon (in der Neuroder Gegend), ferner beide Stufen des Carbons, dessen Oberstufe bekanntlich das nieder- schlesisch— böhmische Steinkohlenrevier angehört, sodann in mäch- tiger Entwicklung das Rotliegende und die obere Kreide. Ganz besonders ist nun in ganz Niederschlesien sein Reichtum an Eruptivmassen hervorzuheben, die diesem Gebiete geradezu seine Signatur aufdrücken. Was zunächst die kristallinen Schiefer anbetrifft, so sind die Glimmerschiefer Schlesiens zwar mit Sicherheit, schon infolge ihrer zahlreichen Kalkeinlagerungen, als sedimentär anzusprechen. Dagegen halte ich es für ebenso sicher , daß die schlesischen Gneise und Amphibolite ursprünglich schmelzflüssig waren. Ob man in ihnen gestreckte Granite 14 A. Sachs, bezw. Diorite zu erblicken hat, oder aber, ob sie schon während der Erstarrung ihre Gneis- bezw. Amphibolit- struktur annahmen, lasse ich vorläufig noch unentschieden, ich halte aber die letztere Annahme für die wahrscheinlichere. Zweifellos weit jüngeren Alters, wahrscheinlich carbonisch, sind sodann die eigentlichen schlesischen Granite, die den Kern des Riesen- und Isergebirges repräsentieren, und die weiterhin in Striegau, am Zobten, in Strehlen, auch in den Gesteinen der Glatzer Mulde zu finden sind und Anlaß zu einer bedeutenden Industrie geben. Derselben Epoche gehören wohl auch die Gabbros und Serpentine an, wenn sie auch etwas älter als die Granite sind. Die dritte Eruptivgruppe repräsentieren sodann die Porphyre und Melaphyre des Rotliegenden, wie sie besonders großartig in der Glatzer Mulde auftreten. Die vierte Eruptivgruppe endlich repräsentieren die tertiären Basalte der Braunkohlenformation, die sich weithin östlich bis zum Annaberge in Oberschlesien hinziehen. All diese Eruptivmassen also sind charakteristisch für Nieder- schlesien, während die Signatur Oberschlesiens durch einen rein sedimentären Aufbau gegeben ist. Hier lehnen sich an die kristallinen Schiefer des Altvater- gebirges das Devon und die beiden Stufen des Carbons an, dessen oberer Stufe das berühmte oberschlesische Steinkohlenrevier an- gehört. Die Dyas fehlt. Dann aber folgt die Trias, deren mittlerer Stufe, dem Muschelkalk, die bekannten oberschlesischen Erzvor- kommen eingelagert sind. Es folgt nach Polen hinüber der mittlere und obere Jura, sowie die obere Kreide, welche auch in der Oppelner Gegend die Grundlage der dortigen Zementindustrie bildet. Endlich findet sich in den südlichen Teilen des Gebietes marines Miocän. Wenn man nun die Entstehung der schlesischen Lagerstätten ergründen will, so wird man naturgemäß immer zunächst an die Entstehung ihres Nebengesteins zu denken haben : eine Binsen- wahrheit, die leider nicht immer beachtet worden ist. Man wird also in Niederschlesien immer zunächst an Eruptiv- massen, die erzbringend oder erzverändernd waren, zu denken haben, während in Oberschlesien mit seinem rein sedimentären Charakter Eruptivgesteine oder Thermalwässer, die in ihrem Gefolge aufstiegen, auszuschließen sind. In diesem Sinne sind auch die hier zu besprechenden nieder- schlesischen Erzvorkommen von Schmiedeberg, Frankenstein und Reichenstein einerseits und die oberschlesischen Erzlagerstätten andererseits aufzufassen. In Schmiedeberg übten Eruptivmassen einen erzverändernden, in Frankenstein und Reichenstein aber einen erzbringenden Ein- fluß. Die oberschlesischen Lagerstätten stehen mit Eruptiv- Die Bildung schlesischer Erzlagerstätten. 15 massen oder mit zu ihnen gehörigen Thermalwässern in keinerlei Zusammenhang. Ich habe die Ihnen heute hier vorzutragenden Auffassungen bereits vor sieben Jahren in meinem Buche: „Die Bodenschätze Schlesiens“ ausgesprochen. Es sind seit dieser Zeit eine Anzahl Arbeiten erschienen, die teilweise Anschauungen, die von den meinigen ab weichen, enthalten. Ich bedauere betonen zu müssen, daß mich diese Arbeiten zu einer Änderung meiner Auffassungen nicht veranlassen können. Eine genaue Darstellung der einzelnen Lagerstätten ist sowohl in meiner Schrift, wie auch in den bekannten Werken über Erzlagerstätten gegeben, ich begnüge mich deshalb damit, hier nur — gleichsam zur Erinnerung — eine ganz kurze Skizzierung der Vorkommen zu geben. Die hochprozentigen Magneteisenerze von Schmiedeberg bilden lager- oder linsenförmige Einlagerungen in jener Hülle kristalliner Schiefer, die, bei Schmiedeberg aus west — östlichem in siid — nördliches Streichen übergehend, den Riesengebirgsgranit mantelförmig umhüllt. Die eigentliche Erzzone ist an einen Streifen von Glimmerschiefern mit eingelagerten Gneispartien geknüpft. Die kontaktmetamorphe Einwirkung des Riesengebirgs- granits ist besonders gut am sogenannten „Wochenbett“ zu beobachten, wo die Glimmerschiefer reichlich Andalusit und Cor- dierit führen. Aber auch die dem Glimmerschiefer eingelagerte Erzformation selbst ist kontaktmetamorph verändert. Über Schmiedeberg erschien bereits 1902 eine ausführliche Arbeit von Berg. Es wies und weist auch heute noch Schmiedeberg nicht zu den kontaktmetamorphen, sondern zu den eigentlichen Kontakt- lagerstätten, indem er schreibt: „Der Kontaktwirkung des Granits verdanken die Erzlagerstätten von Schmiedeberg ihre Entstehung“ (Festschr. zum 12. Bergmannstag. Breslau 1913. Bd. I. Der geol. Bau des Niederschles.-Böhm. Beckens usw. p. 6). Wer aber jemals Schmiedeberger Proben mit ihrer absolut schichtigen Wechsel- lagerung von Kalkstein und Magnetit gesehen hat , kann sich dieser Auffassung nicht anschließen. Er muß vielmehr mit Klock- mann zu der Auffassung gelangen, daß die Eisenerze von Schmiede- berg ursprünglich sedimentär waren und durch den Riesen- gebirgsgranit nur nachträglich verändert wurden. Schmiedeberg ist also nicht als Kontaktlagerstätte, sondern als kontaktmeta- morphe Lagerstätte anzusprechen. Dagegen ist bei den Nickelerzlagerstätten von Franken stein das Eruptivgestein als der Träger der Erze selbst anzusehen. Es handelt sich hier bekanntlich um Nickelsilikate, die gangförmig in einem Serpentinmassiv auftreten, in welchem zahlreiche leuko- krate Einlagerungen sich finden. Ich habe für die Genese drei Momente hervorgehoben. Erstens primäre magmatische Differentiation eines gabbroiden Magmas , dessen sauren Pol die leukokraten 16 A. Sachs, Massen bilden, zweitens Dynamometamorphose, welche Spalten- bildung erzeugte, drittens Füllung der Spalten mit Hilfe der Lateral- sekretion. Nun ist neuerdings über Frankenstein eine Arbeit von Beyschlag und Iyrusch (Festschrift zum 12. Bergmannstag. Bres- lau 1913. Bd. I) erschienen, in welcher der Dynamometamorphose und der Lateralsekretionstheorie zugestimmt wird, dagegen bestreiten die Autoren das Moment der primären Differentiation. Und zwar führen sie hiergegen die Feststellung eines jüngeren „Syenits“ an. Innerhalb des Serpentins findet sich nämlich ein Gestein, das nach ihren eigenen Worten (p. 9) in der Hauptsache aus Plagioklas und Hornblende besteht. Sie bezeichnen dieses Gestein merkwürdigerweise als Hornblende s y e n i t , während doch wohl als Charakteristikum des Syenits ein Vorwalten von Orthoklas gilt. Der Saccharit von Frankenstein, der doch bekanntlich eben- falls, wie Liebisch feststellte, im wesentlichen aus Plagioklas (mit etwas Hornblende und Turmalin) besteht, soll ein Spaltungs- produkt dieses vermeintlichen Syenits sein (p. 10). Wie sich die Verfasser diese Spaltung vorstellen, vermag ich nicht einzu- sehen. Ich kann nicht erkennnen, welches in diesem Falle der saure und welches der basische Pol sein soll. Weiterhin glauben die Verfasser an der Grenze des Pseudosyenits und des Saccharits gegen den Serpentin Kontakterscheinungen beobachtet zu haben (p. 9. Fig. 5 und 6). Sie betrachten als solche zunächst eine endogene Glimmeranreicherung an der Grenze, die doch aber ganz ebensogut als eine Erscheinung der magmatischen Differentiation zu deuten ist. Auch eine Nephritisierung soll der Serpentin an der Grenze zeigen, ebenfalls nach ihrer Auffassung eine Kontakt- erscheinung. Die Verfasser erblicken hier (p. 32) eine Ähnlich- keit mit den von Finckh (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1912. Monatsber. No. 1. p. 18 — 24) bei Jordansmühl am Zobten beob- achteten Erscheinungen. Ich selbst habe seinerzeit den Weißstein von Jordansmühl in einer eingehenden Veröffentlichung behandelt (dies. Centralbl. 1902. p. 385 — 398). Er stellt nach meiner Auf- fassung eine primäre Differentiation des Magmas dar. Ich kann Finckh nicht beipflichten, wenn er den dortigen Nephrit als Kontakterscheinung und den Weißstein als granitischen Nachschub auffaßt. Der dortige Nephrit findet sich keineswegs nur an der Grenze zwischen Weißstein und Serpentin, sondern hauptsächlich innerhalb des Serpentins, er ist ein Produkt der Dynamometamorphose und nichts anderes. Ebenso entspricht die mineralogische Zu- sammensetzung des Weißsteins keineswegs einem granitischen Gestein, sondern sie ist bedeutend basischer. Ich halte also auch für Frankenstein an der primären Differentiation der leukokraten Massen fest und betrachte die Feststellung eines jüngeren „Syenits“ durch Beyschlag und Keusch als irrig. Während in Frankenstein nur das Eruptivmagma selbst der Die Bildung schlesischer Erzlagerstätten. 17 Träger der Erzmassen war, handelt es sich in Reichenstein gleichzeitig auch um eine Infiltrierung des Nebengesteins mit erz- haltigem Eruptivmaterial: es liegt hier also eine echte Kontakt- lagerstätte vor. Die Verhältnisse liegen kurz folgendermaßen : Innerhalb eines Glimmerschieferkomplexes finden sich dolomitische Kalklager. Letztere werden durchsetzt von einem Serpentinstock, dessen Ursprungsmaterial die Kalke infiltrierte. Die goldhaltigen Arsenerze finden sich sowohl im Serpentin selbst, wie auch im sogenannten Kammgebirge, welch letzteres den metamorphosierten Kalk darstellt. Hinsichtlich der Genese der Lagerstätten schloß ich mich der Auffassung von Websky an. Der Serpentinstock ist aus einem Feldspat- Augitgestein hervorgegangen, welches primärer Träger der Erze war und den Kalkstein infiltrierte. Späterhin wurden sowohl die Hauptmasse wie die Infiltrationen serpentinisiert. In neuerer Zeit behauptete Wienecke (Zeitschr. f. prakt. Geol. 1907. p. 273) einen genetischen Zusammenhang zwischen Erzzuführung und Graniten, die sich ebenfalls in der dortigen Gegend finden. Auch Beyschlag und Krusch (Festschr. z. 12. Bergmannstag. Breslau 1913. Bd. I. p. 91) pflichten dem bei. Sie nehmen als Erzbringer jüngere Thermen an, die im Gefolge eines Granit- magmas auftraten und gleichzeitig serpentinisierend wirkten. Mit Sicherheit vermag ich diese Auffassung vorläufig nicht zu wider- legen, für wahrscheinlich halte ich sie keineswegs, um so weniger, als die Verfasser in den schönen Tafeln (9 und 10), welche die von ihnen studierten Schliffe wiedergeben, soweit ich sehe, über- haupt nur ein einziges Mal (Fig. 4 auf Taf. 10) einen Granit- schliff zeigen. Der Feldspat dieses Schliffes wird als zersetzt angegeben, so daß es doch fraglich erscheint, ob ein Orthoklas oder ein Plagioklas vorlag, außerdem wird der Diopsid des Schliffes als jüngerer Eindringling bezeichnet (p. 82), was man aber mit Sicherheit doch nicht behaupten kann. Es scheint also möglich, daß man statt des vermeintlichen Granits einen (quarzhaltigen) Diorit vor sich hat, in welchem vielleicht das Feldspat-Augit- gestein Websky’s zu erblicken wäre. Ich habe schließlich noch die Entstehung der bekannten oberschlesischen Blei-, Zink- und Eisenerzlagerstätten des Muschelkalks kurz zu besprechen. Es zieht sich ein etwa 2 Meilen breiter und über 10 Meilen langer Streifen von Muschel- kalk von Krappitz an der Oder nach Osten hin, um sich einer- seits nach Polen hinüber, andererseits nach Galizien hinüber zu gabeln. Etwa in der Mitte bei Peiskretscham ist eine große Aus- waschung des Muschelkalks zu konstatieren. Westlich dieser Auswaschung ist der Muschelkalk als Kalk ausgebildet und in nennenswertem Maße nicht erzführend, östlich der Auswaschung ist er als Dolomit ausgebildet und in dem bekannten Vorkommen Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 2 18 A. Sachs, Die Bildung schlesischer Erzlagerstätten. der Tarnowitz-Beutliener Mulde erzführend. Man hat also Grund zu der Annahme, daß Erzführung und Dolomitisierung in Zu- sammenhang stehen und in dieser Annahme stimme ich mit Beyschlag und Michael überein. Die Erze sind einerseits sulfidische : Bleiglanz, Zinkblende, Markasit, andererseits oxydisclie : Weißbleierz, Galmei und Brauneisenerz. Unterlagert wird der erzführende Dolomit durch den mehrere Meter mächtigen, durch ein Vorwalten von Ton ausgezeichneten und so gut wie wasser- undurchlässigen blauen Sohlenstein , auch innerhalb des Dolomits linden sich zahlreiche tonige Partien. Bezüglich der Bildung der Erze nehmen nun Beyschlag und Michael als Erzbringer aus der Tiefe aufsteigende Thermalquellen an, sie fassen also die Lagerstätte als rein epigenetisch auf. Ich hingegen vertrete die Auffassung, daß das Erz ursprünglich in seinem Nebengestein fein verteilt war und erst durch herabrinnende Sickerwässer an der wasserundurchlässigen Basis konzentriert wurde. Michael bemerkt richtig (Festschr. z. 12. Bergmannstag. Breslau 1913. Bd. I. p. 380), daß ich bisher die Frage einer syngenetischen oder epi- genetischen Entstehung des ursprünglichen Erzes offen ließ. Ich stehe aber nun nicht mehr an, das ursprüngliche Erz über- einstimmend mit Gürich und Bernhardi als syngenetiscli an- zusprechen. In ihrer jetzigen konzentrierten Form aber sind die Lagerstätten zweifellos epigenetisch, d. h. später als das ursprüng- liche Nebengestein entstanden. Die Hauptfrage also, die bisher noch unentschieden bleibt, ist die, ob aufsteigende Thermalwässer oder absteigende Sicker- wässer die Erze in ihrer gegenwärtigen Form schufen. Für die erstere Annahme plädieren Beyschlag und Michael, indem sie darauf hinweisen, daß einerseits ein Zusammenhang zwischen Erzzuführung und Spaltenbildung bestände, und daß andererseits auch Erze in tieferen Schichten, besonders im Stein- kohlengebirge, Vorkommen. Ich halte diese Ein wände nicht für stichhaltig, sondern schließe mich der Auffassung von Frech an, welcher (Scliles. Landeskunde. Leipzig 1913. p. 148) vollkommen richtig bemerkt: „Auch für die letztere Erklärung (nämlich durch Deszension) ist die Entstehung von Spalten eine nicht unwesent- liche Voraussetzung: denn nur dort, wo das Vorhandensein von Spalten die unterirdische Wasserzirkulation belebte und besondere Vertiefungen schuf, war die Vorbedingung zu einer erheblichen Anhäufung von Erzmassen gegeben (Rokokogrube bei Beuthen). Das Vorkommen von Erzen in tieferen Schichten, vor allem im Steinkohlengebirge, läßt sich ebenfalls mit Hilfe des Aufsteigens wie des Absteigens der Lösungen erklären.“ Zweitens spricht die Wasserundurchlässigkeit des Sohlen- steins gegen die Aszensionstheorie : der bekannte Vitriolletten stellt gleichsam ein Kampfesprodukt dar zwischen den nach unten F. Pockels f. 19 drängenden Wassern und dem Widerstand leistenden blauen Solilenstein. Drittens spricht für die Annahme der Deszensionstheorie eine mineralogische Gesetzmäßigkeit, auf die ich wohl als erster hin- gewiesen habe. Es läßt sich beobachten : a) zu oberst ein Vorwalten der sch werstlöslichen Bleisalze, b) darunter eine oxydische Partie, reich an rotem Galmei und Brauneisenerz, c) zu unterst als ein Produkt von Kluftausfüllungen und metasomatischen Vorgängen die kompakten Sulfide als Reduktions- produkte der am leichtesten löslichen Sulfate. Viertens aber — und das ist von besonderer Wichtigkeit — spricht der rein sedimentäre Aufbau der ganzen Gegend und das Fehlen von Eruptivgesteinen schon von vornherein gegen das Auf- treten von Thermalwässern in deren Gefolge. Tatsächlich gibt es meines Wissens auch in Oberschlesien gar keine Thermalwässer, und speziell im Erzgebiet sind die austretenden Triaswässer ziemlich kalt, sie besitzen eine Temperatur von 9 — 10°. Ich kann diese Bemerkungen über Oberschlesien nicht schließen, ohne darauf hinzuweisen, daß meiner Auffassung nach gegenwärtig überhaupt in der Erzlagerstättenlehre der Aszensionstheorie in einseitiger Weise gegenüber der Deszensions- bezw. Lateral- sekretionstheorie der Vorzug gegeben wird. Breslau, den 16. Oktober 1913 F. Pockels Am 31. August 1913 starb F. Pockels, Professor der theo- retischen Physik in Heidelberg. Sein Arbeitsgebiet umfaßte Fragen, die den Mineralogen und Geophysiker beschäftigen. Das Lehrbuch von F. Pockels über Kristalloptik ist wohl die beste vollständige, streng mathematische Darstellung aller Probleme, die sich bisher der Kristalloptik ge- boten haben. Das Werk ruht auf einer physikalischen Grundlage, die kaum wesentlich verändert werden kann; sein Studium bildet deshalb den Ausgangspunkt für die mathematische Behandlung neuer Aufgaben. Auf kristalloptischem Gebiet hat F. Pockels, der seiner Veranlagung nach wesentlich Theoretiker war, auch eine experimentelle Untersuchung, die ihm allerdings nicht Zweck, sondern Hilfsmittel für die Theorie war, unternommen. Ver- anlassung war eine von der Fakultät in Göttingen gestellte Preis- frage. Er maß das durch eine elektrische Spannung hervorgerufene elektrische Moment in acentrischen Kristallen, dann die nur durch elastische Spannung bewirkte Doppelbrechung, Größen, deren genaue 2* 20 F. Pockels f. Bestimmung* zuerst erhebliche Schwierigkeiten machte und konnte aus den so gewonnenen Zahlen berechnen , daß ein elektrisches Feld in einem acentrischen Kristall rein elektrisch eine geringe Doppelbrechung verursacht. Diese Erscheinung ist deshalb be- deutsam, weil sie ein Analogon zu der direkten Einwirkung des Magnetfeldes auf die optischen Erscheinungen in Kristallen, z. B. Zeemaneffekt in Korund, magnetische Doppelbrechung etc. darstellt. Seine auf Anregung seines Lehrers W. Voigt verfaßte Dissertation hatte das Thema der künstlichen Doppelbrechung behandelt. Experimentell und theoretisch hat F. Pockels 1897 und 1898 die Magnetisierung von Basalt (bezw. dessen Magnetitkörner) durch Blitzschlag untersucht. Aus der Magnetisierung von Basaltkuppen und -lagen hatten Folgheraiter und andere den Schluß auf eine Richtungsänderung des Erdmagnetismus in früheren Zeiten gezogen. Man beobachtet bekanntlich häufig eine Magnetisierung , die der Richtung der heutigen Inklination entgegengesetzt ist. F. Pockels untersuchte die Wirkungen der Entladung der atmosphärischen Elektrizität; durch Laboratoriumsversuche fand er, daß ein magne- tisches Feld von weniger als ein Millionstel Sekunde Dauer die- selbe Wirkung wie ein beliebig langandauerndes erzeugt. Er ent- wickelt dann Formeln, um aus der Stromstärke in einem Basalt- stück die Feldstärke und die Magnetisierung und umgekehrt aus letzteren die Stromstärke des Blitzes, die sich so zu 3000 bis 11000 Ampere ergibt, zu berechnen. Wenn man die mittlere Jahreshäufigkeit von Blitzen in unserem jetzigen Klima berück- sichtigt, kann also sehr wohl im Laufe langer Zeiten die Magneti- sierung von Gesteinsmassen durch atmosphärische Elektrizität erfolgen. In einer anderen, für Meteorologen wertvollen Untersuchung behandelt er 1900 die Theorie der Niederschlagsbildung an Ge- birgen, erklärt exakt mathematisch Föhnwirkung und Föhnwolke, man darf sagen, daß diese Arbeit sich den Untersuchungen von W. v. Betzold würdig anreiht und in einer Hinsicht ein Vorläufer der Theorien von Bjerknes ist. Viel Arbeit und wertvolles Material für eine mathematische Geophysik ist in seinen Rezensionen der Abhandlungen aus diesem Gebiet in den Beiblättern zu den Annalen der Physik der Jahre 1908 — 1913 enthalten. F. Pockels war ein feinsinniger Kritiker, der den Wert einer Untersuchung klar erkannte, etwaige Fehler, unbemerkte Voraussetzungen leicht herausfinden konnte; er hat durch seine stets in ruhiger, sachlicher Form abgefaßten Referate die Autoren nicht verletzt und nur zur Förderung der Probleme beigetragen. Das Leben von F. Pockels verlief, wie bei den meisten Ge- lehrten, recht ruhig. 1865 geboren erhielt er seine Schulbildung in Braunschweig, der Heimat seiner Eltern. Seine Studienzeit in L. Kober, Entgegnung an F. Heritsch. 21 Göttingen, der wissenschaftliche Einfluß der bedeutenden dort wirkenden Lehrer der Mathematik und exakten Naturwissenschaft, F. Klein, Th. Liebisch, E. Riecke und insbesondere W. Voigt war und blieb bestimmend für seine Forschungstätigkeit. Mit W. Voigt verband ihn auch später eine auf beide Familien sich erstreckende Freundschaft. 1892 habilitierte sich F. Pockels, wurde 1895 als a. o. Prof, an die Technische Hochschule in Dresden berufen. Dort fand er seine treue Lebensgefährtin. 1900 ging er als a. o. Prof, der theoretischen Physik an die Universität Heidelberg. Seine ruhige, zurückhaltende Art ließ ihn Schwierigkeiten, die in der Stellung seines Faches lagen, aus dem Wege gehen. Eine 1913 an ihn ergangene Berufung als ord. Prof, nach Claustal mußte er mit Rücksicht auf seine Gesundheit ab- lehnen. F. Pockels war auch als Dozent äußerst gewissenhaft; er fand für sein schwieriges Lehrgebiet, das die Geophysik mit umfaßte und die Kenntnis der Experimentalphysik und Mathematik voraussetzt, unter den Fortgeschrittenen verständnisvolle Zuhörer. Wer F. Pockels näher kannte, achtete ihn als Charakter und als Gelehrten, der an allen wissenschaftlichen Problemen leb- haften Anteil nahm. J. Koenigsberger. Entgegnung an F. Heritsch. Von L. Kober. Heritsch hat in seiner Arbeit „Das Alter des Deckenschubes in den Ostalpen“, Sitzungsber. Akad. Wien 1912, mit keinem Worte erwähnt, daß ich bereits lang vor ihm, Anfang 1911, in vollkommen klarer und unzweideutiger Form das vorgosauische Alter des Deckenbaues für die Kainach, für das Eocän in Kärnten, sowie Phasenbildung im Deckenschub festgestellt habe. 1911 habe ich in den Mitt. d. geol. Ges., 1. Heft, p. 116, geschrieben: „Die Transgression der Gosau in der Kainach, des Eocäns in Kärnten , lassen einen vorgosauischen Bau dieser Region aufs klarste erkennen. In diesem Falle muß auch die Überschiebung der unteren ostalpinen Serie durch die obere zumindestens für diese Teile der Alpen vor- gosauisch sein Ohne Zweifel sind die Be- wegungen am Außenrande der alpinen Decken jünger.“ Damit ist die vorgosauische Bewegung klar geschieden von der jüngeren (miocänen). Das ist ein ganz besonders bemerkenswerter Fall, wo Heritsch das Erstlingsrecht seines Vorgängers mißbraucht. Es ließen sich noch andere Stellen anführen, aus denen hervorgeht, daß Heritsch mich nicht oder unrichtig zitiert. 22 K. Leuchs, Ueber die Entstehung Es ist daher in hohem Maße verwunderlich, wenn Heritsch mir vorwirft, ich hätte ihn in meiner neuen Arbeit, erschienen in den Mitt. d. geol. Ges. 1912, nicht zitiert. Heritsh’s Arbeit ist am 12. Juli 1912 in der Akad. Wien vorgelegt worden, ich habe Anfang September 1912 bei der Geol. Ges. in Wien den Vor- trag angekündigt: „Die Phasen des Deckenbaues der Ostalpen“. Die Arbeit lag fertig vor und wurde meinem Auf satze beigelegt, der Januar 1913 an die Redaktion der Geol. Ges. abgegeben wurde. Ich habe gar keinen Grund gehabt, im letzten Momente meiner Arbeit auf die Ansichten Heritsch’s Bezug zu nehmen. Heritsch hat kein Recht, sich deswegen zu beklagen. Heritsch kommt gar nicht das Erstlings recht zu in der Frage der Phasenbildung des alpinen Deckenschubes. Dieses festzuhalten, halte ich für notwendig. Auf die wei- teren persönlichen Anschuldigungen verzichte ich einzugehen. Über die Entstehung der kontinentalen Ablagerungen des Tianschan. Von Kurt Leuchs in München. D. Muschketow hat 1 2 die Ergebnisse veröffentlicht, zu welchen er auf einer Reise im Gebiete des Issykkul und von dort nach Ferghana gelangte. Die Arbeit bringt manche gute Beobachtung, besonders über das noch sehr wenig bekannte obere Naryngebiet, und ist deshalb als Beitrag zur Erforschung des Tianschan von Wert. Außerdem aber enthält sie eine Reihe von Folgerungen und Behauptungen, welche zu den Ergebnissen anderer Reisender in auffallendem Widerspruch stehen und durch die Verhältnisse an Ort und Stelle in keiner Weise begründet sind. Deshalb möchte ich diese Punkte kurz und rein sachlich besprechen. 1. Dschity-oguss. Keidel 2 fand in der Gegend des Sartdscholpasses, daß das transgressiv über Granit liegende obere Untercarbon mit roten grusig-sandigen Ablagerungen beginnt, daß diese in rote, rotviolette und graue Kalksteine übergehen und daß über diesen bunter mergeliger Kalk, dann graue und graugrüne gipshaltige Mergel und zuoberst roter Sandstein liegen. Demgemäß faßte er die über den Kalksteinen liegenden Ablagerungen als Regressionsbildungen des Meeres auf. Die paläontologische Bearbeitung des dort gesammelten Ma- teriales durch Gröber3 hat die Richtigkeit dieser Auffassung be- stätigt. 1 De Prjevalsk au Ferghana. Bull, du Comite geologique. 31. St. Peters- burg 1912 (russ. mit französ. Resume). 2 Abhandl. Akad. Wiss. München, math.-phys. Kl. 23. 1906. 3 N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXVI. 1908. der kontinentalen Ablagerungen des Tianschan. 23 Im Tale Dschity-oguss stellte Friederichsen1 fest, daß unter den von ihm als Hanhaischichten bezeichneten, 35 — 40 °N. fallen- den Ablagerungen andere, stärker aufgerichtete und gefaltete Sedi- mente liegen (grauvioletter Mergel wechsellagernd mit ähnlich gefärbten Kalksteinen). Weiter talauf stehen dann rötlichviolette Kalksteine an und ein im Bachbett gefundenes Geröll dieses Kalk- steins enthielt Fossilien. Gröber2 hat nachgewiesen, daß nach paläontologischem Inhalt und petrographischem Bestand dieser Kalkstein gleich ist dem vom Sartdscholpaß. Schon vorher hatte Keidel diese Ablagerungen von Dschity-oguss und Sartdschol einander gleichgestellt und angenommen, daß auch in der Buam- schlucht altersgleiche Gesteine vorhanden sind, wobei er aber aus- drücklich erwähnte, daß dort außerdem noch mächtig entwickelte bunte Mergel, rote Sandsteine und grobe Konglomerate Vorkommen, welche nicht zu jener Serie von Regressionsbildungen gehören. Er sagt nur, daß diese Sedimente jünger sind, macht aber, mangels genügender Beobachtungen, keine Angaben über ihr Alter. Wenn Muschketow nun Keidel die Ablagerungen der Buam- schlucht ohne jede Einschränkung denen von Dschity-oguss und Sartdschol gleichstellen läßt , so kann dies , nach dem , was ich eben gesagt habe, nur auf einem Mißverständnis beruhen. Ebensowenig besteht für Muschketow meines Erachtens ein Zwang, die Deutung der bunten, gipshaltigen Mergel von Sart- dschol als Regressionsbildungen des Carbonmeeres anzuzweifeln, und es erübrigt daher auch eine Besprechung seiner Ausführungen über Wert oder Unwert der „Methode der literarischen Ver- allgemeinerung“. 2. Postcarbonische kontinentale Ablagerungen. Auf Grund von Untersuchungen in verschiedenen Teilen des Tian- schan kommt Muschketow zu dem Ergebnis, daß die Bildung roter Sandsteine vom Carbon bis in die Gegenwart reicht und daß sie auf die verschiedenste Weise entstanden sind: marin, in abge- schlossenen Salz- und Süßwasserbecken, in Tälern, wahrscheinlich auch in Wüsten und als Gehängeschuttmassen. An diesem Ergebnis ist nicht zu zweifeln , denn wir wissen heute 3 , daß in den hier in Betracht kommenden Gebieten seit dem oberen Untercarbon keine Meeresbedeckung mehr eingetreten ist, daß also die postuntercarbonen Sedimente nur in den Rand- gebieten mariner Entstehung sein können , sonst aber durch die Gesamtheit der subaerischen Vorgänge gebildet sein miiss’en. Da in diesen mächtigen Ablagerungen organische Reste meist fehlen, ist es natürlich sehr schwer, häutig sogar unmöglich, das Mitteil. Geogr. Ges. Hamburg. 20. 1904. Abhandl. Akad. Wiss. München, math.-phys. Kl. 24. 1909. Leuchs, G. Rundschau 1913. 24 K. Leuchs, Ueber die Entstehung Alter der einzelnen Ablagerungen festzustellen. Es sind daher die Bezeichnungen Angaraschichten für die jungpaläozoischen und mesozoischen, Hanhaischichten für die tertiären Ablagerungen dieser Gebiete nur Sammelnamen für diese Gesteinsserien und können aufgegeben werden, sobald es gelungen ist, auf Grund von Alters- bestimmungen eine Gliederung der Sedimente zu ermitteln. Solange dies nicht möglich ist, müssen jene Namen beibehalten werden. Jeder Versuch aber, das Alter einzelner dieser Schichtkomplexe zu bestimmen, wird, wenn er sich auf Tatsachen stützt, zu be- grüßen sein. Es erhellt aus dem Vorhergehenden, daß dieses Kapitel zu den schwierigsten im Tianschan gehört. Keidel, der zusammen mit Merzbacher große Gebiete des Gebirges bereiste , hat auf Grund seiner Erfahrung und mit Hilfe der Literatur die Frage der Hanhaischichten eingehend erörtert. Aber weder Keidel noch ein anderer deutscher Forscher hat unter dem Namen Hanhai- schichten carbonische , untercretacische, tertiäre, postpliocäne und alluviale Ablagerungen zusammengefaßt, und zwar ausschließlich auf Grund des Vorkommens roter Sandsteine, wie Muschketow meint. Vielmehr hat Keidel, wie schon erwähnt, die roten Sandsteine von Sartdschol für untercarbonisch erklärt , ferner hat Gröber 1 auf der Südseite des Gebirges rote Sandsteine im unteren Ober- carbon festgestellt, endlich hat Merzbacher2 im östlichen Tian- schan mächtige Massen bunter Sandsteine als mesozoische Angara- schichten erkannt und Leuchs 3 die roten Sandsteine am Nordfuß des Temurlyktau ebenfalls zu den Angaraschichten gerechnet. Daraus ergibt sich, daß jene Behauptung Muschketow’s un- zutreffend ist, daß im Gegenteil auch und gerade bei den deutschen Autoren das Bestreben besteht, das Alter der verschiedenen Sand- steinkomplexe festzulegen, und daß die rote Farbe für sie noch kein Grund ist, einen Sandstein zu den Hanhaischichten zu rechnen. 3. Bildungsart von Hanhaischichten. Schon bei 2. wurde ausgeführt, zu welchem Ergebnis Muschketow bezüglich der Entstehung der kontinentalen, also auch der Hanhaischichten gekommen ist, ein Ergebnis, das mit den heutigen Anschauungen wohl aller Tianschan-Forscher übereinstimmt. Denn die Deutung der roten Sandsteine und Konglomerate am Südufer des Issykkul, im Sarydschassgebiet, am Nordrand des dsungarisehen Alatau vor- wiegend als subaerische Schuttablagerungen von verwittertem, an den Gehängen herabgleitendem Material, welche Frtederichsen 4 seinerzeit gegeben , dürfte wohl von ihm selbst nicht mehr auf- recht erhalten werden. 1 Dies. Centralbl. 1910. 2 Zeitschr. Ges. Erdk. Berlin 1910. 3 Abhandl. Akad. Wiss. München, math.-phys. Kl. 1912. * Mitt. Geogr. Ges. Hamburg 1904. der kontinentalen Ablagerungen des Tianschan. 25 Daß natürlich derartige Gehängeschuttmassen in den Hanhai- schicliten Vorkommen, ist selbstverständlich, aber diese Bildungen sind stets nur lokal und können, der Natur ihrer Entstehung nach, keine regionale Ausdehnung erlangen. Am Südufer des Issykkul z. B. bilden die roten grobklastischen Ablagerungen einen über 200 km langen Streifen und ihre Lage am Rande des Terskei-Alatau, ihr Auftreten in einzelnen Tälern, ihre deutliche Schichtung beweisen, daß ihr Material hauptsächlich durch Flüsse aus dem Gebirge heraustransportiert wurde und dort, wo das Gefälle und damit die Transportkraft geringer wurde, zum Absatz kam. Auch die von Friederichsen für primär angesehene Neigung der Schichten mit 35 — 40° nach Nord, gegen den See, ist kein Beweis für jene Ansicht Friederichsen’s, denn, wie Muschketow nachweist, kommen in dieser Serie auch nach anderen Richtungen einfallende Partien vor und an einigen Stellen von ihm gesehene Faltungen beweisen, daß die Neigung der Schichten nicht mehr die ursprüngliche ist. In diesem Punkte besteht demnach volle Übereinstimmung zwischen Muschketow und mir und ich darf hier erwähnen, daß auch Prof. Merzbacher , welcher diese Sedimente wohl am ein- gehendsten studiert hat, der gleichen Ansicht ist, wie ich seinen gütigen privaten Mitteilungen entnehme. 4. Die Verschiedenheit in der Konfiguration des Nord- und Südufers des Issykkul erklärt Muschketow durch den Unterschied in der Vergletscherung zwischen den beiden, den See nördlich und südlich umgebenden Ketten. Er läßt un- entschieden, ob dieser Unterschied sowohl in der heutigen als auch in der diluvialen Vergletscherung durch klimatische Eigentümlich- keiten bedingt ist oder durch etwas anderes. Nun zeigt aber die vergleichende Betrachtung, daß zwischen den beiden Ketten ein beträchtlicher Höhenunterschied besteht. Denn während der nach S exponierte Kungei-Alatau, nördlich des Sees, eine mittlere Kammhöhe von 3000 m erreicht, hat der Terskei-Alatau, südlich des Sees, eine solche von 4000 m. Daraus, sowie aus der nach Nord gerichteten Exposition des im Süden des Sees aufragenden Terskei-Alatau erklärt sich die stärkere Verglet- scherung und als notwendige Folge der Transport von größeren Schuttmassen in die Seeniederung. Der morphologische Unterschied zwischen den beiden Ketten, der hauptsächlich in dem Vorhanden- sein zahlreicher Kare im Terskei- und ihrer Seltenheit im Kungei- Alatau besteht, ist also zwar eine Folge der stärkeren Verglet- scherung im Terskei, aber die Ursache der stärkeren Verglet- scherung ist in erster Linie in tektonischen Vorgängen zu suchen, durch welche eben der Terskei zu einem um so viel höheren Ge- birge geworden ist. 26 F. Broili, Weiter meint Muschketow, daß der horizontale Kammverlauf des Terskei leichter durch die nivellierende Wirkung der Kare erklärt werden könne als durch eine gehobene Peneplain. Das widerspricht aber allen in diesem Gebiete gefundenen Tatsachen bezüglich der Entstehungszeit der Peneplain und der Zeit ihrer Zerstückelung, welche sicher präglazial ist. Da nun Kare doch wohl als glaziale Bildungen aufgefaßt werden müssen, sind die Kare des Terskei- Alatau jünger als die Peneplain und ihre Tätig- keit läuft vielmehr darauf hinaus, die Peneplain zu zerstören. Endlich schließt Muschketow aus der gegen früher geringeren Wassermenge der vom Terskei- Alatau zum Issykkul strömenden Flüsse auf einen gegenwärtigen Stillstand im Rückzug der Gletscher bezw. auf eine Ablösung der interglazialen Periode durch den Beginn einer neuen Eiszeit. In Wirklichkeit liegen aber die Ver- hältnisse so , daß eben gerade durch den andauernden Rückzug der Gletscher in der Postglazialzeit immer weniger Schmelzwasser von den Gletschern herabkommt und infolgedessen die Wasser- menge der Flüsse beständig geringer wird. München, 11. Oktober 1913. Über den Schädelbau von Varanosaurus acutirostris. Von F. Broili. Mit 1 Textfigur. Einige Zeit nach meiner ersten Darstellung von Varanosaurus aus dem Perm von Texas (Palaeontographica. 51. p. 73. 1904) ließ ich durch unseren Präparator, Herrn Reitter, eine nochmalige Reinigung des Schädels vornehmen , wodurch der Verlauf einiger Suturen sich feststellen ließ. Herr Dr. D. M. S. Watson in London hat nun bei seinem letzten Besuche in München im Laufe dieses Sommers zum Zweck des Vergleiches mit seinen von ihm gesam- melten südafrikanischen Formen mit mir das Stück eingehend studiert und mich auf einige weitere Tatsachen aufmerk- sam gemacht. Ich möchte ihm auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aussprechen. Als Ergänzung meiner früher gemachten Beobachtungen lassen sich an dem Schädel von Varanosaurus acutirostris folgende Knochen- elemente konstatieren : Oberfläche des Schädeldachs. Die auffallend spitze Schnauze wird von den Praemaxillaria eingenommen, denen auch die vordere und zum größten Teile die untere Begrenzung der Nasenöffnungen zukommt; zwischen dieses jederseits in einen spitzen Fortsatz nach rückwärts ausgezogene Knochenpaar schieben Ueber den Schädelbau von Varanosaurus acutirostris. 27 sich nun von hinten die scharf lanzettförmig zulaufenden Nasalia, deren rückwärtige Begrenzung gegen die Frontalia und Lacri- malia (Pr ae frontalia) sich in deutlicher Zickzacknaht zu erkennen gibt. Letztere bilden den für Varanosaurus charakteri- stischen simsartigen Vorsprung des Schädeldaches vor den Augen- höhlen. Die rückwärtige Begrenzung der Frontalia läßt sich nicht mit völliger Sicherheit feststellen, doch dürfte ihre Grenze gegen die Parietalia ziemlich weit rückwärts in der Höhe der hinteren Augenwinkel zu suchen sein. Die Postfrontaiia, welche die Augenhöhlen in ihrer hinteren Hälfte umrahmen, sind ansehnliche große Knochengebilde. Im Gegensatz zu den schlanken, gestreckten Frontalia zeigen sich die Parietalia sehr in die Breite ent- wickelt, sie entsenden jederseits eine seitliche Verlängerung nach rückwärts, in die aber ein zugeschärfter Fortsatz des Squamosum eingelassen ist. Direkt hinter dem ansehnlichen Foramen parie- talia bilden die Parietalia einen breit dreiseitigen Vorsprung, und die rückwärts von diesen bezw. den seitlichen Verlängerungen der Parietalia liegende Schädelpartie fällt im Gegensatz zu der vor- deren, ziemlich ebenflächig verlaufenden Schädeloberseite steil ge- neigt nach hinten ab. Hinter dem mit einem deutlichen Knick nach rückwärts absteigenden Parietale findet sich nun median in der also abgesetzten Partie ein anscheinend unpaarer, in der Mitte leicht gekielter, schildförmiger Knochen, der aus den verschmolzenen Postparietalia hervorgegangen sein dürfte und der dann nach Watson 1 das Interparietale repräsentiert. Zu beiden Seiten dieses Interparietale steigt eine flache Knochenschuppe zu der seitlichen Verlängerung des Parietale bezw. dem Squamosum aufwärts — das Tab ula re. Die rückwärts der verschmolzenen Postparietalia liegenden Reste sind leider zu undeutlich, um weitere Schlüsse darauf zu begründen. Seitenansicht des Schädels. Die ziemlich hohe Seiten- fläche des Schädels zwischen den großen Augenhöhlen und den Nasenöffnungen wird vor allem von dem Adlacrimale (Lacri- malia) und dem M axillare eingenommen. Ob ersteres noch an der rückwärtigen Begrenzung der äußeren Nasenlöcher teilnimmt, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen, jedenfalls tritt sein drei- seitig zulaufendes Vorderende sehr nahe an dieselben heran, während seine hintere Hälfte sich stark verbreitert zeigt. Unterhalb des Adlacrimale, die rückwärtige untere Begrenzung der Nasenlöcher bildend, entwickelt sich das stattliche M axillare, welches nach rückwärts von einem ansehnlichen Jugale abgelöst wird, dem die Aufgabe zufällt, die Augenöffnung nach unten abzuschließen, 1 D. M. S. Watson, On some features of the structure of the Thero- cephalian skull. Annals and Mag. of Nat. Hist. Ser. 8. 11. 1913. p. 10. Vergl. auch Fr. v. Huene : Die Herkunft des Os interparietale der Mam- malia. Anat. Anz. 42. 20/21. 1912. 28 F. Broili, Ueber den Schädelbau von Varanosaurus acutirostris. während die vordere Begrenzung derselben der hinteren Partie des Adlacrimale und dem gleichfalls noch auf die Schädelflanken her- untersteigenden Lacrimale zukommt. Neben diesen genannten Ele- menten greift auch noch das Nasale auf die Seitenfläche des Schädels herüber und nimmt von oben an der hinteren Begrenzung des Nasenloches teil. Ein Septomaxillare war nicht mit völliger Sicherheit nachzuweisen. Fig. 1. Varanosaurus acutirostris Broili aus dem Perm von Texas. A von oben, B von der Seite. Na Nasenöffnung, 0 Auge, S Schläfen- loch. Fp Foramen parietale. Pmx Prämaxillare, Mx Maxillare, N Nasale, F Frontale, L Lacrimale (Präfrontale), Al Adlacrimale (Lacrimale), Ptf Postfrontale, Po Postorbitale, J Jugale, P Parietale, Ip Interparietale, Tb Tabulare, Sq Squamosum. Ept Epipterygoid. — Teilweise etwas schematisch. 4/5 nat- Größe. Rückwärts der Augenhöhlen sehen wir ein nach oben gegen Postfrontale und Parietale durch eine deutliche Sutur abgegrenztes Postorbitale als säulenförmige Spange nach abwärts steigen. Die Begrenzung gegen das Jugale ist durch einen Bruch zerstört worden. Daß ein von dem Pterygoid zu dem Parietale aufsteigendes Epipterygoid vorhanden ist, wurde bereits früher angegeben. Leider ist auf beiden Seiten die knöcherne untere Begrenzung W. Teppner, Trionyx pliocenicus Lawley etc. 29 der Schläfenöffnung weggebrochen, so daß weitere Angaben nicht mit Sicherheit gegeben werden können. Wenn wir unseren Varanosaurus mit den übrigen ameri- kanischen Theromorphen vergleichen, so teilt sein Schädelbau im großen und ganzen mit den meisten der besser bekannten Formen die wichtigsten Merkmale in der Anordnung und Aus- dehnung der Knochenelemente ; insbesondere ist dies , was seine vordere Gesichtspartie anlangt, der Fall bei einer Gegenüberstel- lung mit dem durch Williston 1 ausgezeichnet bekannten Cotylo- saurier Limnoscelis. Ein Hauptunterschied gegenüber den ameri- kanischen Formen aber ist — soweit sich das an der Hand unseres Materials konstatieren läßt — das Auftreten eines un- paaren Interparietale, was bis jetzt meines Wissens noch nicht bei denselben nachgewiesen wurde. Diese Eigenschaft weist nun zu den südafrikanischen Theromorphen hin, bei denen dieses Element, allerdings zwischen die Parietalia verlagert — woher ja auch seine Bezeichnung Interparietale stammt — , eine große Rolle spielt. Trionyx pliocenicus Lawley = Trionyx Hilberi R. Hoernes. Von Wilfried Teppner in Graz. Fucini1 2 3 hat 1912 Trionyx pliocenicus Lawley beschrieben und abgebildet. Diese Arbeit ist — so schön Beschreibung und Abbildungen sind — ohne genaue Literaturkenntnis verfaßt. Fucini stützt sich auf den Namen , den Lawley 3 einem Trionyx- Reste provisorisch beilegte, ohne denselben beschrieben oder abgebildet zu haben. Lawley4 5 selbst sagt, daß die Beschreibungen der ver- schiedenen Schildkrötenreste in einer großen Zahl von Arbeiten zerstreut sind, diese ihm aber nicht zur Verfügung stehen und er daher dem „guten“ Beispiele anderer Autoren folgt und nur einen provisorischen Namen für seinen Trionyx-Tie st wählt, um es späteren, genaueren Untersuchungen zu überlassen, den von ihm gegebenen Namen aufrecht zu erhalten oder den Synonymen zuzuweisen. Nun hat R. Hoernes 5 im Jahre 1892 eine neue Trionyx, Tr. Hilberi , genau beschrieben; dieselbe ist dann in der großen 1 S. W. Williston, A new family of Reptiles from the Permian of Mexico. Amer. Journ. of Science. 31. 1911. 2 A. Fucini, Trionyx pliocenicus Lawley. Palaeontographia Italica. 18. Pisa 1912. p. 1— 28 % 3 R. Lawley, Nuovi studi sopra ai pesci ed altri vertebrati fossili delle colline toscane. Firenze 1876. 4 R. Lawley, 1. c. p. 100. 5 R. Hoernes, Neue Schildkrötenreste aus steirischen Tertiärablage- rungen. Verhandl. k. k. geol. Reichsanst. Wien 1912. p. 242 ff. 30 W. Teppner, Trionyx pliocenicus Lawley etc. Arbeit von Heritsch 1 in der ausführlichsten Weise beschrieben und auch abgebildet worden. Vergleichen wir aber nun Tr. pliocenicus mit Tr. Hüben, so können wir schon auf den ersten Blick deren Übereinstimmung erkennen. Beide Reste zeigen in der Mitte des dritten Costale die größte Breite des Panzers, wodurch der Umriß desselben ein mehr herzförmiger ist, vorn breiter und nach hinten sich langsam verjüngend; aber auch in bezug auf die Costalen und Neuralen und deren gegenseitige Stellung herrscht bei beiden Resten Über- einstimmung. Bezüglich der Nuchalplatte möchte ich nur be- merken, daß zu Heritsch’s Angabe, p. 340: „dieselbe hat vorn eine bogenförmige Begrenzung“ , zu ergänzen ist: „mit einer leichten Einbuchtung in der Mitte gegen das erste Neurale“. Betrachten wir nun auch die Granulation — wobei ich nochmals bemerken möchte, daß es absolut nicht angeht, dieselbe allein als Unterscheidungsmerkmal zu betrachten — , so sehen wir auch hierin zwischen Tr. plio- cenicus und Tr. Hilberi vollständige Übereinstimmung. Fucini1 2 3 bespricht dann Ammon’s 3 Arbeit und sagt von einer großen Ähnlichkeit zwischen Tr. Brunhuberi v. Ammon und Tr. pliocenicus. Ein genauer Vergleich hätte nun Fucini zeigen können, daß Tr. Brunhuberi und Tr. plioceni- cus ( pliocenica bei Lawley 1. c. p. 100) vollständig über- einstimmen. Er mußte aber auch in der Arbeit von Ammon (1. c. p. 19, 20) jene von Heritsch zitiert gelesen haben. Dessen- ungeachtet fand es aber Fucini für angezeigt, diese Arbeit nicht zu benützen, denn sonst hätte er dieselbe gewiß besprochen und zitiert. Ammon (1. c. p. 19) schreibt in seiner Arbeit, daß ihm jene von Heritsch erst während der Niederschreibung seiner Abhand- lung in die Hände gekommen ist, und demgemäß bespricht er sie auch nur ganz flüchtig. Ich habe daher auch in meiner Trionyx- Arbeit 4 Gelegenheit genommen, festzu- s teilen, daß Tr. Brunliub er i v. Ammon mit Tr. Hilberi R. Hoernes vollkommen übereinstimmt und daher von einer Tr. Brunhuberi v. Ammon nicht mehr die Rede sein kann. Leider kannte ich damals Fucini’s Arbeit noch nicht und sei daher deren Besprechung hiermit nachgeholt. Ich 1 F. Heritsch, Jungtertiäre Trionyx- Reste aus Mittelsteiermark. Jahrb. k. k. geol. Reichsanst. Wien 1909. p. 339 ff. 2 A. Fucini, 1. c. p. 27, 28. 3 L. v. Ammon, Schildkrötenreste aus den Regensburger Braunkohlen. 12. Jahresber. d. naturwiss. Ver. für Regensburg. 1907 — 1909. Regens- burg 1911. 4 W. Teppner, Südsteirische Trionyx- Reste im Kärntner Landes- museum in Klagenfurt. Verhandl. k. k. geol. Reichsanst. Wien 1913. p. 322—332. Besprechungen. Q 1 ol möchte nun feststellen, daß Lawley (1. c. p. 100) seine Tr. pliocenicus nur dem Namen nach als neu anführt, ohne sie aber zu beschreiben oder abzubilden: daher kann der Name Tr. pliocenicus in der Nomenklatur der fossilen Trionyciden keine Priorität beanspruchen. Es ist daher klar, daß von einer Tr. pliocenicus Lawley künftighin nicht mehr die Bede sein kann. Nun hat aber v. Reinach 1 in Unkenntnis der Tatsache, daß der Name Tr. pliocenicus eigentlich schon vergriffen ist, sehr dürf- tige, andere Trionyx-Reste als Tr. pliocenicus beschrieben; daher würde es sich empfehlen, wenn man überhaupt für jene dürftigen Reste eine eigene Spezies aufrecht erhalten will , sie mit einem anderen Namen zu belegen. Im Interesse der Paläontologie wäre es gelegen , wenn wir weniger Spezies hätten und dieselben gute Reste darstellen würden, die sorgfältig beschrieben und abgebildet sind. Die Sucht einzelner Autoren, neue Spezies zu schaffen, muß befremden. Zum Schlüsse sei noch festgestellt, daß Fucini’s Arbeit in- sofern großes Interesse hat, als er auch Hyo- und Hypoplastron abgebildet und beschrieben hat, daher seine Arbeit in dieser Hin- sicht eine Ergänzung zu der von R. Hoernes und F. Heritsch gelieferten Beschreibung der Tr. Hilberi bildet, von welcher in unserem Institute nur der vorzüglich erhaltene Rückenpanzer vorliegt. Graz, im November 1913. Besprechungen. G. Gasser: Die Mineralien Tirols einschließlich Vorarlbergs und der Hohen Tauern. Nach der eigen- tümlichen Art ihres Vorkommens an den verschiedenen Fundorten und mit besonderer Berücksichtigung der neuen Vorkommen. Innsbruck. Wagner’sche k. k. Universitäts- Buchliandl. 1913. 548 p. Mit 1 Karte und zahlreichen Textfiguren. Verf. hat schon früher versucht , eine Beschreibung der Mineralien des in dieser Hinsicht so wichtigen und interessanten Landes Tirol (einschließlich Vorarlbergs) zu veröffentlichen; es sind aber von diesem Werk nur zwei Lieferungen von dem damaligen Verleger herausgegeben worden (vgl. dies. Centralbl. 1905. p. 218). Das jetzt vorliegende Werk, das den ganzen Gegenstand in einem Bande auf einmal vorlegt , ist eine wesentliche Abkürzung des älteren, größer angelegten, zugleich aber auch eine Ausdehnung auf die früher unberücksichtigt gebliebenen Hohen Tauern , des in 1 A. v. Reinach, Schildkrötenreste aus dem ägyptischen Tertiär. Abhandl. d. Senckenbergischen naturf. Ges. 29. H. 1. p. 55. 32 Personalia. tirolisches Gebiet weit vorspringenden Teils des östlich angrenzenden Salzburger Landes. Die Behandlung des Gegenstandes beruht teils auf den Mitteilungen der Literatur, teils auf dem Studium der Mineralien und ihrer Vorkommen und Fundorte, von denen Verf. im Laufe der Jahre mehrere Hundert selbst besucht hat, so daß es ihm möglich war, eine überaus reichhaltige Sammlung von Belegstücken aus Tirol zusammenzubringen und zahlreiche bisher noch nicht veröifentlichte , Beobachtungen zu machen. Deshalb und weil die bisherigen zusammenfassenden Darstellungen der Mineralogie Tirols, vor allem das grundlegende Werk von Liebener und Vorhäuser (1852) mit Nachtrag (1866), aber auch von Zkpharovich, Lexikon Bd. 3 (1893), schon veraltet sind, bildet das vorliegende Buch eine reiche Fundgrube und eine wichtige Quelle für alle, die sich für den vorliegenden Gegenstand in irgend- einer Weise interessieren und einen guten Führer für die Sammler. Die Mineralien sind alphabetisch nach der gebräuchlichsten Be- zeichnung angeordnet und in einem bestimmten Schema dargestellt. Für jedes werden die Fundorte der Reihe nach aufgeführt unter Angabe der Literatur und des Bergreviers, in dem sie liegen. Ein Verzeichnis von 136 einschlägigen Werken, die dem Verf. zur Verfügung standen, ist eingangs gegeben; eine absolute Voll- ständigkeit ist hier nicht erstrebt, ebensowenig wie bei den ein- zelnen Vorkommen, von denen nur die mineralogisch interessanteren etwas eingehender behandelt wurden. Zweckmäßig ist die Beigabe der Karte mit den Grenzen der im Text genannten 24 Berg- reviere, die das Aufsuchen der Fundorte sehr erleichtern. Ein Nachtrag, auch Berichtigungen und Zusätze enthaltend, ist in Vorbereitung. Max Bauer. Personalia. Verliehen: Prof. Dr. Fr. Frech in Breslau Charakter als Geheimer B e r g r a t. Gestorben: Vladimir Josef Prochäzka, Privat- und hono- rierter Dozent an der böhmischen technischen Hochschule in Brünn, starb am 30. Oktober 1913 in seinem Geburtsort Tisnor bei Brünn im Alter von 51 Jahren. — Dr. Anton Fric, em. Professor der Zoologie an der böhmischen Karl-Ferdinand-Universität und Direktor der zoologischen und geologisch-paläontologischen Abteilung am Museum des Königr. Böhmen, starb am 22. November 1913 in seiner Vaterstadt Prag im Alter von 81 Jahren. Sein bekanntestes Werk ist die Monographie der Fauna des böhmischen Permocarbons, insbesondere der Stegocephalen , ferner zahlreiche Abhandlungen über die Paläontologie und Stratigraphie der böhmischen Kreide, über Menschenreste im böhm. Diluvium; im Prager Museum war er über 60 Jahre tätig und die große böhmische paläontologische Sammlung ist zum großen Teile sein Werk. Voigt & Hochgesang « Güttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. 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Er enthält zunächst die Einzelverzeiclmisse der Mineralien, Gesteine und Fossilien und die kleineren Schulsammlungen ; es folgen die größeren Selmlsainmlungen für den Lelirbedarf an höheren Schulen, getrennt nach Mineralogie , Kristallographie, Petrographie, Geologie und Technologie, die so eingerichtet sind, daß sie sich zugleich auch zu Übungssammlungen für Studierende und Praktikanten in den mineralogischen und geologischen Instituten der Universitäten und andern Hochschulen eignen. Der zweite Teil des Kataloges wird im Anfang des nächsten Jahres im Druck erscheinen. Im Laufe des Monats November 1913 erscheint das Petregraphische Semester-Verzeichnis No. 9 welches einen Überblick über die neuen Zugänge unseres ausgedehnten Gesteinslagers während des letzten Jahres gibt. Unsere fortgesetzten Bemühungen, von einer größeren Anzahl neu beschriebener Gesteinstypen gutes Material in charakteristischen Hand- stücken zu beschaffen, sind nicht ohne Erfolg geblieben, wie aus der systematischen Zusammenstellung zu ersehen ist. Desgleichen können wir mehrere neue und interessante Lokalsammlungen, die unter der Mitwirkung namhafter Forscher gesammelt sind, anbieten. So z. B. die interessanten Gesteine aus dem Nordingrä-Distrikt in Schweden, aus dem Manganerz- Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pan- telleria und einer Anzahl von Inseln der Liparischen Gruppe u. a. m'. Auch das neue Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16 wird in kurzer Zeit erscheinen und eine reichhaltige Auswahl pracht- voller Museums-Schaustücke sowie neue Mineralien und neue Mineral- vorkommen bieten; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi-Kupfergruben, Rubellit und eine Reihe seltener Mineralien aus Brasilien und Madagaskar u. vieles andere DR F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833. Bonn a. Rhein. Gegr. 1833. Verlag der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart. Johannesstr. 3 Druck von C. Orünlnger, K. Hofbuchdruckerei Zu rtutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart 15. Januar für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Berlin in Marburg STUTTGART 1914 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Ri mann, Eberhard: Trachyt, Phonolith. Basalt in Deutsch-Stidwest- afrika 33 Ross, B. : Zur Frage nach der Ursache der ostbaltischen Erdbeben 37 Bai Jerstedt, M. : Bemerkungen zu den älteren Berichten über Saurierfährten im Wealdensandstein und Behandlung einer neuen, aus 5 Fußabdrücken bestehenden Spur. Mit 4 Text- figuren 48 Personalia 64 An die Herren Mitarbeiter. Hierdurch bitten wir, die für das Neue Jahrbuch bezw. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläonto- logie bestimmten Abhandlungen , Referate und Original- mitteilungen etc. aus den Gebieten: 1. Kristallographie, Mineralphysik, Mineralchemie, Ein- zelne Mineralien, Vorkommen von Mineralien, Meteoriten an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Max Bauer, Marburg a. L. (Hessen-Nassau); 2. Allgemeine Geologie, Dynamische Geologie, Experi- mentelle Geologie, Radioaktivität, Gesteinsbildende Mineralien, Petrographie, Lagerstätten nutzbarer Mineralien an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Th. Liebisch, Berlin N. 4, Invalidenstr. 43; 3. Geologische Karten, Topographische Geologie, Stratigraphie, Paläontologie an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Fr. Frech in Breslau I, Schuhbrücke 38 gelangen lassen zu wollen. Um den Herren Redakteuren das Durchgehen der Manu- skripte zu erleichtern und um Korrekturkosten tunlichst zu vermeiden, bitten wir die Beiträge in gut leserlicher Beschaffen- heit — Maschinenschrift würde besonders dankbar begrüßt — einzusenden. H0F Korrekturkosten, die das übliche Maß über- schreiten, sind wir leider genötigt, den Herrn Verfassern in Anrechnung zu bringen. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser :: Stuttgart. E. Schweizerbart sehe Verlagsbuchhandlung, Nägele &Dr. Sproesser, in Stuttgart. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil : Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge: Analysen isolierter Gemengteile. Preis Mk. 16. — . (Preis von Teil I Mk. 9. — .) E. Rimann, Trachyt, Phonolith, Basalt in Deutscli-Südwestafrika. 33 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Trachyt, Phonolith, Basalt in Deutsch-Südwestafrika. Von Eberhard Rimann in Rio de Janeiro. Zu den interessantesten Ergebnissen meiner geologischen Aufnahmen in Deutscli-Südwestafrika gehört die Feststellung nicht unbedeutender Vorkommen von sog. jungvulkanischen, z. T. nephelin- führenden Gesteinen, nämlich von Trachyt, Phonolith, Basalt. Die mir bekannt gewordenen Vorkommen liegen im Bastardland, dessen geologische Kartierung vom Verfasser 1910 bis 1911 durchgeführt wurde. Die Ergebnisse dieser Kartierung sind in einer im Er- scheinen begriffenen Abhandlung: „Geologie des Bastardlandes“, niedergelegt; eine gedrängte Darstellung findet sich bereits in den Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis, Dresden, Jahrgang 1912, Heft 2. Die Beobachtungen sind um so bemerkenswerter, als jung- vulkanische Effusivgesteine, sowohl der Alkalikalkreihe als auch der Alkalireihe, im Süden Afrikas zu den größten Seltenheiten gehören. Ich stelle die bisher darüber gemachten Beobachtungen wie folgt zusammen : Trachyte und Phonolithe mit Tuffen und Breccien in dem Pilandsbergmassiv (Hochebene von Mafeking, Zentral-Transvaal), Trachyt und Andesit mit Tuffen, ebenfalls in Transvaal, Phonolith im Quellgebiet des Luaba, Zentralafrika. Die nächsten größeren Anhäufungen von effusiven Alkali- gesteinen finden sich aber erst viel weiter nördlich in Kamerun, Deutsch-Ostäfrika usw. Über die von mir im Bastardlande gemachten Beobachtungen ist folgendes zu bemerken : Trachyt. Trachyt wurde in stromartiger Verbreitung am Südabhang der Auasberge zwischen dem Kempinskiberg1 und der Farm Paulinenhof angetroffen, ferner bei Heigamas, wo er gangförmig in dem Guruchab (Langer Grat) aufsetzt. Ein wenig mächtiger Gang von Trachyt wurde schließlich noch in den Bergen westlich Krumlmk (Ostabhang des Liebenstein) beobachtet, hier in sehr charakteristischer Weise in nächster Nähe eines Phonolithganges 1 Bezügl. der Ortsangaben sei auf die der obengenannten Arbeit beigegebene geologische Karte 1:200000 verwiesen. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 3 E. Rimann, 34 aufsetzend. Offenbar hat aber der Trachyt in diesem ganzen nördlichen Winkel des Bastardlandes noch weitere Verbreitung gehabt, denn man beobachtet z. B. in den Reibungsbreccien südlich km 22 der Bahnlinie Windhuk-Rehoboth neben Bruch- stücken von Granit und Quarzit der Primärformation auch solche von Trachyt. Das Gestein ist im frischen Bruch hellgrau, in verwittertem Zustande gelblich. Es ist sehr porös. Im Handstück beobachtet man neben zentimetergroßen frischen Sanidinen Biotit, der im allgemeinen sehr zurücktritt, und gelblichweiße matte Flecken. Bei Heigamas ist ein Teil des Trachytes verkieselt, nur die Sanidine sind erhalten geblieben. Die mikroskopische Untersuchung ergibt folgendes : Alkali-Pyroxene und Amphibole, sowie Sodalithmineralien und Leucit sind nicht nachweisbar 1. Der Sanidin, idiomorph begrenzt von P, M, 1, y, hat gelegentlich die bekannten Korrosionserscheinungen, findet sich auch zu Knäueln aggregiert2. Quarz, offenbar neu ge- bildet, wird in der Grundmasse hie und da beobachtet. Etwas Apatit und Eisenerz vervollständigen die Reihe der an dem Aufbau dieser Tracliyte beteiligten Mineralien. Es bleibt zweifelhaft, ob diese Tracliyte zu der Gruppe der Alkali- oder der Alkalikalk-Tracliyte gehören. Nach dem mineralogischen Befunde müßten sie als normale Biotit-Tracli y te zur zweiten Gruppe gestellt werden, entsprechend ihrer Vergesell- schaftung mit Phonolithen (Gauverwandtschaft) aber zu den Alkali- Trachyten. Plionolith. Phonolithe treten im Bastardlande an zwei ca. 80 km aus- einanderliegenden Punkten auf, bei Duruchaus und Gelkopf und bei Aris-Krumhuk. Bei Duruchaus und Gelkopf handelt es sich um einen Decken- erguß, der Austrittskanal der Decke ist der Große Spitzkopf (1717 m), ca. 40 km nordwestlich Rehoboth. Von hier aus breitet sich die Phonolithdecke in nördlicher und östlicher Richtung weithin aus. Heute sind nur noch auf den wenigen, aus Glimmer- schiefer der Primärformation bestehenden Kuppen, welche sich in der dortigen Gegend aus dem „Plattsand“ erheben, Reste dieser einst ausgedehnten Decke erhalten geblieben, nämlich auf 3 Hügeln östlich des Großen Spitzkopfes und auf etwa 5 Hügeln an dem 1 Nephelin scheint in dem Trachyt am Südabhang der Auasberge nicht zu fehlen. 2 Der Kern mancher Sanidine ist von einer dichten, nur schwach polarisierenden mikrofelsitähnlichen Masse erfüllt. Offenbar sind die gelblich weißen, schon im Handstück sichtbaren Partien nichts weiter als völlig zersetzte Sanidine. Trachyt, Phonolith, Basalt in Deutsch-Südwestafrika. 35 Wege zwischen Gelkopf und Aub, welche ca. 16 km nördlich des Großen Spitzkopfes liegen. Möglicherweise finden sich bei späteren Kartierungen nördlich und östlich der genannten Punkte noch weitere spärliche Reste. Die Mächtigkeit der Decke, soweit sie heute noch erhalten geblieben ist, beträgt nur wenige Meter (ca. 5 m). Wie schon oben bemerkt, wurden die Reste einer anderen Phonolithdecke viel weiter nördlich bei Aris beobachtet, und zwar auf dem Huguamis, östlich von Aris (hier ca. 50 m mächtig) und auf dem Schildkrötenberg, westlich davon. Der Ausbruchskanal dieses Deckenergusses konnte von mir nicht mit Sicherheit festgelegt werden, er liegt wahrscheinlich in nächster Nähe, und zwar südlich von Aris. Ein wenig mächtiger Gang von Phonolith ist schließlich noch zu erwähnen vom Ostabhang des Liebensteinberges, wo er einige Meter unterhalb eines Tracliytganges, getrennt durch Hornblende- und Glimmerschiefer, ansteht. Die Deckenreste, sowohl bei Gelkopf wie bei Aris, haben ein nördliches bezw. nordwestliches Einfallen, daher fehlt diesen Bergen der Tafelbergcharakter, den man bei horizontaler Lagerung des Phonolithes erwarten müßte. Der Phonolith der genannten Vorkommen ist ein fettglänzendes, teils grünlichgraues, teils bräunliches Gestein; eigenartige Partien mit abwechselnd graugrünen und braunen Streifen wurden am Nordabhang des Kleinen Spitzkopf beobachtet. Einsprenglinge von Sanidin und weiße Partien von Nepheiin sind nicht sehr häufig (bei Gelkopf, Duruchaus, wo indes das Gestein nach der Basis der Decke zu ebenfalls dichte Beschaffen- heit annimmt). Der Phonolith führt oft dunkle, bis 3 mm große Flecken, welche sich u. d. M. als Anhäufungen von Ägirin erweisen. Die untersten Partien der Phonolithreste an dem Wege zwischen Gelkopf und Aub sind durchaus zersetzt. Ein solches Gestein ist gelbrot mit vielen dunkelroten Flecken darin, offenbar handelt es sich um besonders glasreiche, aber jetzt völlig zersetzte Phonolithpartien. Die Beteiligung von farblosem Glas an der Grundmasse konnte an dem Phonolith des Huguamis bei Aris beobachtet werden. Die mikroskopische Untersuchung der Phonolithe genannter Vorkommen ergibt außerdem noch folgendes: Die Grundmasse ist teils trachytoid, teils nephelinitoid struiert, ersteres an den Phonolithen des Schildkrötenberges bei Aris und am Großen Spitzkopf, letzteres am Kleinen Spitzkopf und am Huguamis, doch finden sich beide Strukturen auch an ein und demselben Vorkommen östlich Gelkopf. Porphyrische Einsprenglinge sind Sanidin und Nephelin in schön idiomorphen Kristallen, seltener Ägirin, der meistenteils in zierlichen Büscheln und eisblumenähnlichen Aggregaten das Gestein 3* 36 E. Rimann, Trachyt, Phonolith, Basalt in Deutsch-Südwestafrika. durchzieht. Kleine Leucite mit zentralgehäuften Einschlüssen und rundlichen Ägirinkränzen wurden nur in dem Phonolith des Schild- krötenberges bei Aris gefunden. Ebensoselten ist Hauyn, er wurde in bläulich-graubestäubten Kristallen im Phonolithgang am Ostabhang des Liebensteins beobachtet. Die Grundmasse besteht entweder aus fluidal struierten Sanidinleistchen oder aus fleckigem, übrigens vielfach zu Natrolith- aggregaten umgewandelten Nephelin. Farbloses Glas führt die Grundmasse des Phonolithes des Huguamis. Die Grundmasse kann ganz zurücktreten unter Herausbildung einer Intersertalstruktur (Großer Spitzkopf, Gipfel). Von Interesse sind schließlich noch die Einschlüsse, welche von mir in den Phonolithen beobachtet wurden. Man kann exogene und endogene Einschlüsse unterscheiden. Die ersteren finden sich zahlreich in dem Austrittskanal am Großen Spitzkopf. Auch am Kleinen Spitzkopf und in den Phonolithen nordöstlich Gelkopf begegnet man exogenen Einschlüssen. Es wurden beobachtet: Orthogneis, Muscovitquarzit, Magnetit und zahlreich ein rotbrauner Glimmer, die beiden letzteren um- geben von einem Ägirinsaum. Zu den endogenen Einschlüssen rechne ich eine Partie violetten Flußspates, welcher sich in dem Phonolith des Schildkrötenberges bei Aris fand, ebenfalls umgeben von einem Kranz von Ägirinsäulchen und einem dunklen, aus Plagioklas, Olivin und Titanaugit bestehenden, intersertal struierten Einschluß (Feldspatbasalt), welcher in dem Phonolith des Großen Spitzkopfes beobachtet wurde. Aus der petrographischen Beschreibung unserer Phonolithe geht hervor, daß dieselben zu den eigentlichen Phonolithen gehören. Basalt. Vertreter dieser Gesteinsgruppe wurden anstehend an einem kleinen Hügel ca. 2 km südlich Niais und als Flußschotter in den Bergen auf Farm Lichtenstein beobachtet. Das dunkle, dichte Gestein enthält an dem letzteren Fundpunkt große zersetzte Olivin-Einsprenglinge, sowie Blätter eines braunen Glimmers, an dem Gestein bei Niais dagegen nur wenige Pyroxen-Olivin- einsprenglinge. Die mikroskopische Untersuchung zeigt, daß beide Vorkommnisse demselben Basalttypus augehören, nämlich dem der Limburgite. Als Einsprenglinge beobachtet man idiomorplien Titanaugit, häufig mit einem Kern von Ägirinaugit, ferner Olivin, größtenteils umgewandelt in Serpentin und Talk. Magmatisch gerundeten Biotit und Quarz, mit Kränzen von Augit-Mikrolithen umgeben, scheinen zu den exogenen Einschlüssen zu gehören. Bemerkenswert ist in dem Limburgit der Farm Lichtenstein die B. Doss, Zur Frage etc. 37 Ausscheidung von zentimetergroßen Sanidinknäueln, um welche herum langleistenförmige Plagioklase ausgeschieden sind. In der Grundmasse tritt neben Pyroxen, Biotit (Lichtenstein) und Eisenerz das farblose isotrope Glas sehr zurück. Eine sehr interessante Frage ist die nach dem geologischen Alter der beschriebenen Ergußgesteine. Der Nachweis paläozoischer Phonolithe in Minas Geraes durch Derby und in den Carltonjpls durch Hatch hat die grund- sätzliche Zuteilung dieser Ergußgesteine ins Känozoikum in Zweifel gestellt. Die hier beschriebenen Trachyte, Phonolithe und Basalte treten durchweg innerhalb der Primärformation auf. Es ist schon zweifel- haft, ob die Ergüsse jünger sind als die Phyllitformation, welche etwa unserem Cambrium oder Silur entspricht. Das geologische Profil am Liebenstein bei Krumhuk1 unterstützt die Annahme eines jüngeren Alters jedenfalls nicht. Am ehesten dürfte ein genaues Studium der Auasberge über die Beziehungen der be- schriebenen Ergußgesteine zu der Phyllitformation einige Klarheit bringen. In den Konglomeratbänken der Namaformation, welche etwa unserem Devon entspricht, sind Gerolle von Phonolith usw. von mir nicht beobachtet worden , doch sind einerseits diese Konglomeratbänke von mir daraufhin zu wenig untersucht worden, andererseits verläuft die Abrasionsgrenze immerhin ca. 1 50 km von dem südlichsten Phonolithvorkommen bei Durucliaus entfernt, so daß das Vorkommen von Gerollen dieser Gesteine daselbst nicht gerade zu erwarten ist. So muß diese für die Geologie des Bastardlandes ganz be- sonders interessante Frage heute noch unbeantwortet bleiben, doch bietet der Nachweis von typischen Gesteinen der Alkalireihe in dem sonst nur ausgesprochen Alkalikalkgesteine beherbergenden Bastardlande des Interesses genug. Zur Frage nach der Ursache der ostbaltischen Erdbeben. Von B. Doss. In einem kurzen Artikel, betitelt „Sur les tremblements de terre des provinces baltiques de la Russie (Estlionie, Livonie et Courlande“ 2) hat Herr F. de Montessus de Ballore Stellung zu der Frage nach der Ursache der ostbaltischen Beben genommen und ist auf Grund nachstehender Erwägungen zu dem Resultate gelangt, daß es sich bei ihnen nicht um Einsturzbeben, wie 1 Vergl. Geologie des Bastardlandes. 2 Compt. rend. 1912. p. 1200—1201. 38 B. Doss, icli in meinen diesbezüglichen Arbeiten 1 dargelegt habe , handeln könne 2; denn 1. sei, obgleich zwar die Provinzen in ihren Kalk-, Dolomit- und Gipsgebieten infolge des Auftretens wenn auch nicht wirklicher Dolinen ( „ veritables dolines“ ) so doch zahlreicher Erdfälle („betoires“) eine unzweideutige Karsttopographie aufweisen, kein Fall bekannt von einem auch nur angenäherten Zusammentreffen zwischen einem der baltischen Beben und einem unterirdischen Höhlenverbruch ; vielmehr hätten sich die Erdfälle immer nur sehr langsam gebildet und sei daher meine Erklärung der Ursache dieser Beben nicht durch direkte Beobachtung bekräftigt; 2. widerspreche auch die Verteilung der seismischen Herde in den drei Provinzen meiner Hypothese; denn sie müßten sich auf diejenigen Schichten verteilen, die der Lösung durch unterirdische ■Gewässer am meisten ausgesetzt sind, nämlich „die Dolomite oder Gipse“, während sich die Herde ausschließlich an der Grenze einerseits der cambrischen Sand-(und Ton-)komplexe und der unter- silurischen Kalke, anderseits über den mitteldevonischen Dolo- miten und Gipsen sich fänden, d. h. sie fänden sich beziehungs- weise und in ungefähr gleichen Zahlenverhältnissen ebensowohl über einer für die Erzeugung von Karstphänomenen ungünstigen, als auch über einer hierfür günstigen Region. Aus diesem neuen Grunde sei meine Hypothese ad acta zu legen („ecartee“). Auf diese beiden Einwände habe ich folgendes zu erwidern (bei den Literaturhinweisen wird, wenn sich solche auf meine in der Anmerkung genannten Arbeiten beziehen, kurz deren Nummer vermerkt werden). Ad 1. Zunächst sei betont, daß zwischen den lediglich einen morphologischen Begriff darstellenden Bezeichnungsweisen „Erd- 1 Als solche kommen in Betracht : I. Übersicht und Natur der in den Ostseeprovinzen vorgekommenen Erdbeben (Korrespondenzbl. Naturf.-Ver. Riga. 40. 1898. p. 147—162); II. Über ein unbeachtet gebliebenes Erdbeben in Estland (ebenda. 48. 1905. p. 121—188); III. Über die im Jahre 1783 bei Schlock in Livland erfolgte Bildung einer Einsturzdoline (ebenda. 51. 1908. p. 61—72); IV. Die historisch beglaubigten Einsturzbeben und seismisch-akustischen Phänomene der russischen Ostseeprovinzen (Gerlands Beitr. z. Geophysik. 10. 1909. p. 1 — 124); V. Die Erdstöße in den Ostsee- provinzen im Dezember 1908 und Anfang 1909 (Korrespondenzbl. Naturf.-Ver. Riga. 53. 1910. p. 73—108): VI. Über einige bisher unbekannt gebliebene ältere Erdbeben in den Ostseeprovinzen (ebenda. 54. 1911. p. 1 — llj. No. V und VI finden sich gekürzt auch in Gerl. Beitr. z. Geophysik. 11. 1911 . p. 37 — 47. VII. Seismische Ereignisse in den Ostseeprovinzen vom Juni 1910 bis Ende 1912 (Compt. rend. d. seances d. 1. comm. sism. perm. 6. St.-Petersbourg 1913. p. 25—32). 2 In seinem Werke „Les tremblements de terre. Geographie seismo- logique“ Paris 1906. p. 105, hat de Montessus meiner Ansicht noch bei- gepflichtet. Zar Frage nach der Ursache der ostbaltischen Erdbeben. 39 fälle“ (oder Erdtrichter) und „Dolinen“ kein Unterschied besteht. Es darf daher nicht behauptet werden, daß „echte Dolinen“ im Ost- balticum unbekannt wären. Wie die Dimensionen der Ivarstdolinen zwischen weiten Grenzen schwanken, so auch die Erdfälle des Ostbalticums, und viele der letzteren lassen sich getrost den größeren Dolinen des Karstes an die Seite stellen, wobei hier wie dort ganz fraglos neben subaerisch gebildeten Dolinen auch Einsturzdolinen Vorkommen. So hat beispielsweise die im Frühjahr 1783 durch plötzlichen Einbruch gebildete Doline bei Schlock in Livland bei einem oberen Durchmesser von ca. 75 m eine Tiefe von 45 m erreicht (cf. III und IV, p. 20 und 65); so besitzt ferner die in der älteren Literatur als „Explosionskrater“ eine Rolle spielende Doline bei Sali auf der Insel Oesel bei einem oberen Durchmesser von ca. 95 m und einem unteren Durchmesser von ca. 50 m eine Tiefe von 15 m1. Nahe der kurländischen Grenze gibt es in dem mit Erdfällen übersäten Gebiet zwischen Kirkily und Kirdany (Gouvernement Kowno) solche bis ca. 60 m Tiefe und berichtet schon J. Ferber im Jahre 1784, daß manche dieser Trichter unter den Augen der Bewohner entstanden, „mit großem Geräusch, nicht ohne Gefahr der auf den Feldern erbauten Scheunen und Häuser, welche darinn einstürzen“ (cf. IV, p. 54 2). Unter den zahlreichen Höhlenbäclien in Estland und auf Oesel sind verschiedene zu er- wähnen, deren unterirdischer Lauf durch zahlreiche Erdfälle an der Oberfläche angezeigt wird (cf. IV, p. 60 — 64) und wo sich von Zeit zu Zeit immer wieder neue Mulden und Trichter plötzlich bilden. In all diesen Fällen, die nur Beispiele darstellen sollen, haben wir es natürlich mit Einsturzdolinen 3 zu tun, so daß zunächst der Ausspruch de Montessus’, daß sich die ostbaltischen 1 J. v. Luce, Wahrheit und Muthmaßung, Beytrag zur ältesten Ge- schichte der Insel Oesel. Pernau 1827. p. 20. 2 Interessante Angaben über die plötzliche Bildung dieser Gips- trichter machte E. Schmidt in der „Rigaschen Rundschau“ 1898, No. 179 („Die Erdstiirze bei Birsen“). 3 Erdfälle kommen in Liv- und Kurland auch im Bereiche der lockeren, höhlenreichen devonischen Sandsteine vor, worauf bereits in IV, p. 57 hingewiesen worden ist. Ein neuerlicher Fall dieser Art hat sich am 7. (20.) Mai 1908 über der „Teufelshöhle“ bei Torgel, nordöstlich Pernau, zugetragen. Über einer Stelle der Höhle, die hier 18 Fuß Höhe mißt, war ein Arbeiter mit Eggen beschäftigt, als sich plötzlich unter den Pferden eine Öffnung von ca. 10 Fuß Durchmesser bildete. Die Felsschicht war an der betreffenden Stelle nur 10 cm dick und trug noch 7 Fuß Erde („Düna-Zeitung“, Riga 1908, No. 115). — Beim Einsturz der „Gotenhöhle“ beim Gute Heimthal im Kreise Fellin haben sich zwei Erdtrichter von 15 — 18 Fuß Durchmesser und 8 — 10 Fuß Tiefe gebildet, die anfangs mit der Höhle in Verbindung standen, später aber durch Nachsturz von oben diese Verbindung einbüßten (F. v. Sievers in den Jahresber. d. Felliner literar. Ges. 1907—08, p. XVII). 40 B. Doss, Erdfälle immer nur sehr langsam gebildet hätten („T Observation pronve que ces betoires se sont toujours formes tres lentement“) zu berichtigen wäre. Aber hiervon ganz abgesehen, dürfte selbst für den Fall, daß plötzlich gebildete Dolinen, also Einsturzdolinen, hierzulande noch nicht zur Beobachtung gelangt wären, nicht der Schluß gezogen werden , daß unterirdische Höhlenverstürze mit einhergehenden Erschütterungen ausgeschlossen seien. Denn es ist selbstverständ- lich durchaus nicht nötig, daß Höhlenverbrüche sich immer durch die Bildung von Erdtrichtern an der Oberfläche kenntlich machen. Ob solches geschieht oder nicht , hängt ganz von den lokalen Bedingungen ab (Tiefenlage der Höhle, Ausdehnung des Verbruchs in der Horizontalen und Vertikalen, Natur der Dachschichten bis zur Erdoberfläche etc.). So sind z. B. die ganz lokalen, zuweilen schwarmartig innerhalb eines eng beschränkten Teiles des Stadt- bereiclies von Riga auftretenden Beben, die sich da ereignen, wo im Untergründe Lager von Gips und Gipsgesteinen (Gipsdolomit, Gipsmergel, Gipston) entwickelt sind und die ganz fraglos auf Höhlen verbräche innerhalb dieser Schichtenkomplexe, auf keinen Fall dagegen auf tektonische Verschiebungen zurückzuführen sind, noch nie von der Bildung von Erdfällen begleitet gewesen ; wohl aber haben sich öfters mehrere Zentimeter weit klaffende Spalten an der Erdoberfläche aufgetan (cf. IV, p. 37, 41 ff., 88; V, p. 79). Daß übrigens wasserführende Spaltenhöhlen im Untergründe Rigas durch Bohrungen direkt nachgewiesen worden sind, dafür finden sich in IV, p. 73 Belege, die durch neuerdings bekannt gewordene Fälle vermehrt werden können. Wenn somit auch bei keinem der bisherigen balti- schen Beben eine gleich zeitige Entstehung einer Doline im Epizentralgebiet beobachtet worden (oder darüber nichts berichtet worden ist), so darf aus diesem Umstande auf keinen Fall der Schluß gezogen werden, daß jene Beben nun nicht unter die Einsturzbeben rangieren; denn andern- falls dürfte man mit gleichem Rechte auch die zahlreichen , aus guten Gründen als tektonisch angesehenen Beben anderer Gebiete, wenn sie oberflächlich von keinen Verwerfungen begleitet ge- wesen, nicht dieser Kategorie zuzählen dürfen. Der in seinem ersten Einwand sich aussprechende skeptische Standpunkt de Montessus’ gegenüber den ostbaltischen Beben als Einsturzbeben offenbart sich übrigens nicht als jenen allein, sondern als den Einsturzbeben ganz allgemein geltend. Es erhellt dies aus folgender Stelle seines Artikels: „L’explication invoquee“ (d. h. meine Erklärung der baltischen Beben) „n’est donc point corroboree par l’observation directe. On notera d’ailleurs que la theorie des tremblements de terre par ecroulements Souterrains, pour frequemment soutenue qu’elle soit, n’a jamais ete basee Zur Frage nach der Ursache der ostbaltischen Erdbeben. 41 sur des faitsprecis et se reduit jusqu’ ä present ä de simples possibilites“. (Sperrdruck von mir.) Demgegenüber möchte ich, abgesehen von den im Kapitel „Einsturzbeben“ der Erdbebenkunde von R. Hoernes (p.291 und 292) mitgeteilten Belegen1, besonders auf folgende Beispiele verweisen, in denen die Bildung einer Einsturzdoline mit gleichzeitig erfolgtem Erdbeben , also ein Einsturzbeben „ auf frischer Tat“ zur Beobachtung gelangte. So berichtet Iv. Sapper2 von einem Falle bei Piedras Negras im Karstgebiete des mexikanischen Staates Tabasco, wo im Mai 1892 ein ansehnlicher Erdtrichter sich unter Erdbeben und heftigem Getöse gebildet hat. Der gleiche Forscher hat ferner während seines zwölfjährigen Aufenthalts in einem mittelamerikanischen Karstgebiet nicht nur zahlreiche, mit starken unterirdischen Geräuschen verbundene Erdbeben von geringer bis mäßiger Stärke selbst beobachtet, sondern „es haben sich während dieser Zeit in dem Gebiete auch zwei mit Beben verknüpfte Ein- stürze ereignet, die zur Evidenz beweisen, daß hier wenigstens Einsturz und Dolinenbildung miteinander eng verknüpft sein können“ 3. F. Katzer4 war vom Zufall so begünstigt, vor seinen Augen eine nahezu vertikalwandige Bodensenkungsdoline in der Karstwanne von Luzci Palanka in Bosnien mit einem Puck entstehen zu sehen (seine Begleiter behaupteten, die gleiche Erscheinung schon öfters beobachtet zu haben). Sie war freilich nur von geringer Vertikal- erstreckung — 40 cm bei ca. 2 m Durchmesser — , weshalb auch die begleitenden Geräusche nur von geringer Intensität gewesen. Selbstverständlich liegt es aber außerordentlich nahe, von diesem Falle auf die Möglichkeit analoger Vorgänge von größerer Aus- dehnung zu schließen, wobei dann auch stärkere Erschütterungen nicht ausbleiben können5. Ad 2. Was de Montessus in seinem zweiten Einwand gegen die Einsturztheorie der ostbaltischen Beben anführt, stimmt durchaus nicht mit den tatsächlichen Verhältnissen überein. Wie aus der zu meiner Abhandlung IV beigefügten „Geologisch- seismischen Karte der Ostseeprovinzen“ hervorgeht, haben sich in 1 Man vergleiche auch die Bemerkungen W. v. Knebel’s in seiner „Höhlenkunde“, Braunschweig 1906, p. 148, sowie die Angaben K. Hassert’s in „Beiträge zur physischen Geographie von Montenegro“ (Petermann’s Mitteil. Erg.-Bd. 25. 1896. p. 87 ff.). 2 Über Erderschütterungen in der Alta Verapaz (Guatemala) (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 46. 1894. p. 835). 3 Erdbeben und Erdoberfläche (Geogr. Zeitschr. 15. 1909. p. 75). 4 Bemerkungen zum Karstphänomen (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 57. 1905. Monatsber. p. -234-). ‘ Verwiesen sei auch auf den am 14. April 1913 bei Hopsten in West- falen durch Einsturz entstandenen imposanten Erdfall (Th. Wegner in Naturw. Wochenschr. 1913. p. 332). 42 B. Doss, Estland nur 3 Beben (bezw. seismisch-akustische Phänomene) er- eignet, deren Epizentren, wenn sie auch noch innerhalb des Bereiches der untersilurischen Kalksteinkomplexe fielen, so doch immerhin der weiter nördlich ausstreichenden Zone der obercambrischen Sande und Sandsteine nahelagen. Es sind dies 1. die seismischen Schall- phänomene vom Jahre 1853, die sich zu gleichen Morgenstunden an verschiedenen Orten bemerkbar gemacht haben (über die Gründe, warum auf der Karte hypothetisch drei getrennte Verbreitungs- distrikte eingetragen worden sind, vergleiche man IV, p. 35 und 83); 2. der Erdstoß von Reval (1869) und 3. das Beben von Narwa (188 1). Die beiden anderen estländischen Beben in Insular-Wiek und West-Harrien mit Einschluß der Inseln Worms und Dagö (1827 und 1877) kommen hier schon nicht mehr in Frage, da ihre Epi- zentren weit südlicher gelegen (30 — 45 km südlich des mutmaß- lichen Ausstreichens der obercambrischen Schichten auf dem Meeres- boden nördlich der Insel Odinsholm) und weil die nördliche Grenze ihrer Erschütterungsflächen kaum noch an die zutage tretende cam- brische Zone heranreicht. Noch viel weniger ist ein Gleiches der Fall mit dem „Pernauer“ Beben vom Jahre 1670. Dem stehen mit Epizentren innerhalb des Devongebietes von Liv- und Kurland gegenüber: Kuikatz, 3 Beben von Riga (die Bebenschwärme hier nur als je ein Beben gerechnet), Schlock, Mitau, Semgallen, Kokenhusen (Schwarm), Saußen, Irben, Windau und der fragliche Erdstoß in Oberkurland. Sehen wir von letzterem nicht völlig verbürgten Erdstoß ab , desgleichen von den mit der Bildung der Schiocker Einsturzdoline verbundenen Schütterungen (wegen der hier vorliegenden ganz exzeptionellen Verhältnisse vergleiche III und IV, p. 20 und 65 ff), so stehen den 3 Beben (und seismisch-akustischen Erscheinungen), deren Epizentren dem Ausstreichen der obercambrischen sandigen Schichten nahegelegen, 13 Beben gegenüber, bei denen solches nicht der Fall gewesen. Bei zweien der letzteren liegen die Epizentren sehr nahe der Grenze der ober- und unter- silurischen Carbonatgesteine, bei einem innerhalb der obersilurischen Schichten , bei dreien innerhalb der devonischen Sandsteine mit untergelagerten sibirischen Carbonatgesteinen und bei sieben im Bereiche der devonischen Dolomit- und Gipsgesteine. Bestätigt nun schon diese Gruppenzusammenstellung keineswegs die von de Montessus ausgesprochene Meinung, daß die Herde der ostbaltischen Beben in ungefähr gleichen Zahlenverhältnissen eben- sowohl über einem für die Erzeugung von Karstphänomenen un- günstigem als auch über einem hierfür günstigen Untergrund sich fänden, so wird das obige Verhältnis von 3:13 noch weiter zuungunsten der de Monates sus’schen Annahme verschoben, wenn wir die seit der Drucklegung meiner Abhand- lung IV (1909) im Ostbalticum eingetretenen Erdbeben sowie Zur Frage nach der Ursache der ostbaltischen Erdbeben. 43 einige frühere, bis dahin der wissenschaftlichen AVelt unbekannt gebliebene Erdstöße (Literatur hierzu in V, VI und VII) gleich- falls noch mit in Rechnung ziehen. Es sind dies die Erdstöße von Karusen (Herbst 1844), von Reval (Winter 1868/69 [?]), von Ascheraden (2.1. 1876), zwei Erdstöße in Riga (21. [oder 22.] I. 1907 und Dezember 1907), der Erdbebenschwarm vom 28. bis 31. Dezem- ber 1908 in Riga, die Beben von Modohn (2 Stöße am 29. XII. 1908) und von Dünaburg nebst Umgebung (29. XII. 1908), die Erdstöße von Libau (29. I. 1909) und endlich die beiden letzten Rigaer Erdstöße (21. V. 1910 und 22. I. 1912). Mit Ausnahme des Ivarusener Erdstoßes, dessen Epizentrum im Obersilur gelegen, und des Revaler Erdstoßes, dessen Epizentrum wohl noch ins Untersilur fällt, aber dem Cambrium doch benachbart ist, haben sich alle übrigen der angeführten Beben im devonischen Dolomit-Gips-Gebiete ereignet. Das obige Verhältnis von 3:13 verschiebt sich demnach zu 4:23, gewiß keine „ungefähre Gleichheit“. Ich würde meinerseits eine solche Gruppierung, wie sie eben vorgenommen worden, gar nicht ausgeführt haben, wenn ich nicht durch die Einwendung de Montessus’ dazu veranlaßt worden wäre; denn für mich unterliegt es keinem Zweifel, daß auch jene vier, der Grenze zwischen Silur und Cambrium nahegelegenen Beben unter die Einsturzbeben rangieren, da in allen Fällen im Bereiche deren Epizentren die untersilurischen Kalksteine, wenn diese hier auch nur von geringer Mächtigkeit sind, docli einen hohen Grad von Verkarstung aufweisen (vergl. meine Bemerkungen in IV, p. 81, 91, 96 über den unterirdischen Lauf des Jegelechtschen Baches, Höhlen einbrliche, Einsturztrichter etc. in den betreffenden Gebieten), wobei auch noch auf die Möglichkeit der Ausspülung der unter den Kalken lagernden lockeren Glaukonitsande , des leicht auf- blätternden Dictyonemaschiefers (Schieferton) und der folgenden lockeren Ungulitensande hingewiesen sei (cf. IV, p. 96). Nach alledem muß auch der zweite Ein wand de Montessus’ als den Tatsachen nicht entsprechend charakterisiert werden. Herr de Montessus meint nun am Schlüsse seines Artikels, daß „das einzige Faktum, das vielleicht auf die Spur der Theorie der in Frage stehenden Beben führen könnte, der bemerkenswerte Parallelismus sei, der zwischen den aufeinanderfolgenden Zonen des Urgebirges, zwischen den namhaft gemachten seismischen Herd- linien“ (gemeint sind die Herde an der Grenze des Untersilurs und Cambriums und die Herde im devonischen Dolomit-Gips-Gebiet) „und zwischen den beiden geographischen Hauptzügen des Gebietes, nämlich der Küsten des Finnischen Meerbusens und des Unterlaufes der Düna, existiert. Diese Übereinstimmung der Richtung wird nicht zufällig sein können und muß irgend einer tiefen Ursache 44 B. Doss, zugeschrieben werden , die seit langem wirksam und zweifellos nicht unbeteiligt ist bei der Erzeugung der gegenwärtigen Erd- beben. Das ist alles, was man im Augenblick über diese letzteren Phänomene und mit gewisser Reserve beibringen kann“. Auch gegen diesen Versuch, das Wesen der ost- baltischen Beben mit der Tektonik des Landes in ursächliche Verbindung bringen zu wollen — anders verstehe ich die zitierten Sätze de Montessus’ nicht — , muß ich entschieden Stellung nehmen. Das einzige Gebiet des Ost- balticums, wo Verwerfungen, wenn auch nicht direkt nachgewiesen worden , so doch mit gutem Rechte angenommen werden können und schon von verschiedenen Forschern vorausgesetzt worden sind, ist das des Finnischen Meerbusens. Gewisse Tatsachen 1 weisen darauf hin, daß eine oder mehrere Verwerfungen nördlich der estländisclien Küste, ungefähr parallel zu ihr, verlaufen. Der teils an der Küste sich hinziehende , teils in das Innere des Landes zurücktretende Steilabfall — der Glint — hat in seinem heutigen Verlaufe mit diesem tektonischen Zuge selbst nichts zu tun. Als ursprünglicher Steilrand jener Verwerfung ist er im Laufe der Zeiten unter der Wirkung verschiedener mechanischer Zerstörungs- faktoren weit nach Süden verdrängt worden. Sollten nun gegen- wärtig noch Spannungen bestehen, die in jener Verwerfungszone zum Ausgleich streben und Beben veranlassen, so müßte man diese selbst im Finnischen Meerbusen erwarten. Von solchen ist aber in diesem stark befahrenen Gewässer bisher nichts bekannt geworden. Die Zentren der nordestländisclien Beben liegen dagegen ausnahmslos auf dem Festlande, wo, wie durch die jahrzehntelangen Unter- suchungen F. Schmidt’s wohl fraglos sichergestellt ist, Verwerfungen nirgends angetroffen werden. Wenn wir dann weiterhin auch ganz davon absehen, daß der behauptete Parallelismus zwischen der Küste des Finnischen Meer- busens und dem Unterlaufe der Düna tatsächlich gar nicht existiert denn beide Linien schneiden sich unter ca. 45° und es könnte daher mit demselben Rechte ausgesprochen werden, daß sie senk- recht aufeinander stehen — , so muß hier vor allem noch zweierlei betont werden. Erstens lassen die liv-kurländisclien Beben gar keine lineare Anordnung erkennen (de Montessus spricht von „Herdlinien“). Um sie zwangsweise wenigstens in eine gewisse Zone unterzubringen, müßte man zunächst von den weit außerhalb fallenden Beben von Kuikatz, Modohn und Libau ganz absehen und würde dann für die übrigen Beben einen Streifen von ca. 100 km Breite und ca. 350 km Länge erhalten, auf dem sie sich unregel- mäßig verteilen. Das hätte weiter keinen Wert als den einer 1 Näheres bei B. Doss: Über die Herkunft des Naturgases auf der Insel Kokskär im Finnischen Meerbusen nebst Bemerkungen über die Ent- stehung der Insel (dies. Centralbl. 1913, p. C08 ff). Zur Frage nach der Ursache der ostbaltischen Erdbeben. 45 willkürlichen Konstruktion L Zweitens stellt der Unterlauf der Düna keine tektonische Linie dar. Teilweise fließt dieser Strom in einem diluvialen Urstromtal mit beiderseitiger Terrassenbildung, teils durchbricht er in einem ausgeprägten postglazialen Canon, und zwar u. a. gerade im Bereiche des charakteristischen Koken- husener Einsturzbebenschwarmes, schwach aufgefaltete Devon- schichten. Überall zeigen die devonischen Aufschlüsse zur Linken und Rechten des Stromes eine vollkommene Korrespondenz, nirgends ist eine Verwerfung nachweisbar. „Tiefliegende Ursachen“ be- dingen daher nicht den Lauf der Düna1 2. So kann ich denn weder den Einwendungen Herrn de Montessus’ gegen die Natur der ostbaltischen Beben als Einsturzbeben eine Berechtigung zuer- kennen, noch ihm auf seinem Wege, eine andere Er- klärung ausfindig machen zu wollen, folgen. Im Hinblick darauf, daß das Grundgebirge des Ostbalticums, soweit das Festland in Frage kommt, nur in sehr geringfügigem Maße von tektonischen Störungen und dies nur in Form schwacher Faltungen betroffen worden ist und daß keine Anzeichen von in den letzten Jahrhunderten erfolgten säkularen Niveauverschiebungen vorliegen, kann für die ostbaltische Platte eine Prädisposition für tektonische Seismizität nicht vorausgesetzt werden. Im Gegensatz hierzu bieten große Teile dieses Gebietes mit ihrem Untergründe aus Carbonat- und Gipsgesteinen alle Voraussetzungen für die Herausbildung von Karsterscheinungen und die Entstehung von Einsturzbeben. Damit stimmt überein , daß die Erschütterungs- flächen der beobachteten Beben nie von großer Ausdehnung gewesen sind; es handelte sich meist um ganz lokale Phänomene, indem die Stöße, trotz der starken Erschütterungen, oft nur wenig über den Bereich eines Ortes hinaus, ja in manchen Fällen (wie beispielsweise in Riga und Reval) nur innerhalb eines beschränkten Stadtgebietes sich fühlbar machten, was nur durch eine geringe Tiefenlage des Herdes erklärt werden kann 3. Damit stimmt ferner überein die 1 Und selbst wenn eine lineare Anordnung der Bebenherde im liv- kurländischen Dolomitgebiet konstatiert werden könnte, so brauchte daraus noch immer nicht der Schluß einer tektonischen Linie gezogen zu werden: denn die in den Dolomiten eingeschalteten Gipslager scharen sich öfters zu linearen Zügen. So sind beispielsweise auch im Gouvernement Perm die zahlreichen Gipstrichter in Linien senkrecht zum Ural angeordnet. 2 Auch da, wo die Düna im alten Urstromtal fließt, liegen keine Beobachtungen vor, die auf Graben Versenkungen hinweisen würden, wie solche für einige norddeutsche Urstromtäler hypothetisch angenommen worden sind (vergl. F. Wahnschaffe, Die Oberflächengestaltung des norddeutschen Flachlandes. 3. Anfl. Stuttgart 1909. p. 228). 3 Vervollständigen wir die in IV, p. 100 gegebene Zusammenstellung der ostbaltischen Beben nach Forel’s seismischen Klassen durch die später 46 B. Doss, Natur der die Beben begleitenden Schallphänomene in der Art kanonensclmßälmlicher Detonationen, die sich öfters weit intensiver gestalteten als die Schütterungen selbst oder die auch nur für sich allein zur Wahrnehmung gelangten (cf. die zusammenfassenden Daten in IV, p. 104 und V, p. 105), wie solches bekanntlich auch für den Karst nichts Seltenes ist l. Damit stimmt endlich auch überein die Verteilung der Epizentren der ostbaltischen Beben und seismisch- akustischen Phänomene in bezug auf die petrographischen Provinzen ; denn es ergibt sich, daß 8 Epizentren sich über sibirische Carbonat- gesteine, 17 über devonische Carbonat- und Gipsgesteine und 3 über devonische Sandsteine (mit liegenden silurischen , teilweise [oder überall?] auch devonischen Carbonatgesteinen) verteilen2. Alle diese Gesteine sind stark wasserführend, was durch zahlreiche artesische Bohrungen nachgewiesen worden ist. Nicht von einem festgelegten Standpunkt aus soll man die Erforschung der Ursachen der Beben eines bestimmten Gebietes versuchen, sondern man hat die beobachteten Tatsachen mit dem geologischen Bau des Gebietes in Verbindung zu bringen. Von letzterem Bestreben habe ich mich bei all meinen seismischen, die Ostseeprovinzen betreffenden Arbeiten leiten lassen. Wie nun einer- seits E. Hennig 3 und vor ihm A Stübel, G. Gereand u. a., besonders aber auch W. Branca4, sich mit dem Vorgehen mancher Seismologen, den vulkanischen Faktor bei der Erklärung seismischer Phänomene mehr und mehr auszuschalten, nicht einverstanden erklären können, so muß anderseits ich mit K. Sapper 0 betonen, daß in den jüngst erschienenen Handbüchern der Erdbebenkunde (de Montessus, Hobbs) die Einsturzbeben entschieden unterschätzt worden und zu kurz gekommen sind. Wohl mag es in den im Bereiche von Falten- oder Bruchgebirgen liegenden Kalk- und Dolomitregionen oft schwer, manchmal wohl auch unmöglich sein, zu entscheiden, ob ein daselbst beobachtetes Beben zu den tektonischen oder Einsturzbeben zu bekannt gewordenen Beben, wobei wir die zahlreichen, ausschließlich in die 1. Klasse fallenden Einzelstöße bei den Schwärmen nur als je ein Beben in Rechnung ziehen, so ergibt sich: 1. Klasse (Durchmesser des Erschütte- rungsgebietes unter 5 km): 18 Beben; 2. Klasse (Durchmesser 5 — 50 km): 6 Beben; 3 Klasse (Durchmesser 50—150 km, in den vorliegenden Fällen maximal bis ca. 80 km) : 4 Beben. 1 Vergl. R. Hoernes, Erdbebenkunde. Leipzig 1893. p. 291. 2 Erdbebenschwärme sind hierbei als nur je ein Beben in Rechnung gebracht. 3 Erdbebenkunde. Leipzig 1909. p. 68. 4 Wirkungen und Ursachen der Erdbeben (Universitätsprogramm, Berlin 1902) Siehe auch die späteren Abhandlungen in Sitzber. preuß. Akad. Wiss 38 1912. p 726 u. 852; Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1913. Monatsber. p -251-. 5 1. c. (Geogr. Zeitschr.) p. 66. Zur Frage nach der Ursache der ostbaltischen Erdbeben. 47 rechnen ist, zumal eine exakte Grenze zwischen beiden zu ziehen im gestörten Gebirge nicht immer möglich sein wird — in den Ostseeprovinzen wie auch in anderen Teilen der großen russischen Platte fällt jedoch dieser erschwerende Umstand weg! F. Frech 1 sucht die Tatsache, daß der russischen Platte — vom tektonischen Standpunkt aus gerechnet — eine verhältnismäßig zu hohe Seismizität zukommt (8,6 °/o gegenüber 0,4 °/o in den vor- oder altpaläozoischen Gebirgen), dadurch zu erklären, daß sie „den Einwirkungen der seismischen , aus jungen Gebirgen stammenden Stöße in breiter Fläche ausgesetzt ist“. Hat nun W. v. Lozinski1 2 schon dargelegt, daß diese Annahme für den südwestlichen Teil jener Platte (Ostgalizien) nicht zutrifft, daß vielmehr die seismischen Erregungen der russischen Platte von eigenen Herden ausgehen und am ostgalizisch-bukowinischen Rande der stabilen Ostkarpathen vollständig austönen , so möchte anderseits ich den auffallenden peneseismisclien Zustand der russischen Platte zu einem gewissen Teile auf Rechnung von Einsturzbeben innerhalb der ungeheuren Flächen von Carbonat- (und Gips-)gesteinen verschiedener Forma- tionen gesetzt wissen. Und wenn endlich v. Lozinski3 nachge- wiesen hat, daß der MoNTESsus’sche Satz, daß die Seismizität von dem jugendlichen Alter der Faltungen abhängt, für die Karpathen keine Bestätigung, vielmehr eine bemerkenswerte Umkehrung erfährt und daß die statistisch-kartographische Methode de Montessus’ in Einzelfällen doch die größte Vorsicht gebiete, so kann für einen solchen Einzelfall auch gerade das Ostbalticum, dessen fun- damentaler tektonischer Charakterzug — allgemeines, sehr flaches Einfallen der altpaläozoischen Schichten gegen Süden — schon zur Devonzeit herausgebildet worden, als typisches Beispiel herangezogen werden. Riga, Technische Hochschule, Oktober 1913. 1 Erdbeben und Gebirgsbau (Peterm. Mitt. 53 1907, p. 257). 2 Das seismische Verhalten der Karpathen und ihres Vorlandes (Gerlands Beitr. z. Geophysik 12. 1912, p. 22). 3 1. c. p. 25. 48 M. Ballerstedt, Bemerkungen zu den älteren Berichten über Saurierfährten im Wealdensandstein und Behandlung einer neuen, aus 5 Fußabdrücken bestehenden Spur. Daß Dollo’s Abhandlung 1 „Les allures des Iguanodons, d’apres les empreintes des pieds et de la queue“ maßgebend für die Beurteilung der Saurierfälirten aus dem Wealden wurde, war nach Dollo’s Stellung nicht anders zu erwarten. Tatsächlich schließt sich Dr. E. Stechow2, der jüngste Berichterstatter über J^wömodow-Fährten, eng an Dollo an. Dollo’s Herleitung über die Gestaltung der Lauf-, Gang- und Sitzfährte scheint, der sonstigen kurzen und übersichtlichen Schreib- weise Dollo’s entsprechend, so bestechend einfach und klar zu Fig. 1. Fußabdrücke des Iguanodon , grobzügig nach Dollo in -Jg- nat. Gr. dargestellt. sein, daß eine Kritik derselben nicht nur als recht gewagt, sondern leicht als sehr überflüssig erscheinen wird. Trotzdem glaube ich, daß eine Kritik erforderlich ist, zumal eine neue Reihe fortlaufender Fußabdrücke vorliegt, und Dollo selbst am Schluß seiner Abhand- lung sagte: „Conclusion: il y a lieu de continuer ä rechercher les Empreintes, et surtout les Series d’Empreintes, car celles-ci parti- culierement sont de nature ä nous eclairer sur l’Ethologie de leurs auteurs.“ In Fig. 1 ist mit Dollo’s gütiger Erlaubnis eine Skizze seiner 3 typischen Fährtenarten wiedergegeben. 1. Für die Gangfährte, deren Gestalt für die 3 Fährten- arten eine vermittelnde Stellung einnimmt, ist es nach Dollo charakteristisch, daß außer dem distalen Ende der Mittel - 1 Bulletin scientifique de la France et de la Belgique. 40. Septbr. 1905. 2 E. Stechow, Neue Funde von Iguanodon- Fährten. Dies. Centralbl. 1909. No. 22. p. 700—705. Von Prof. M. BalSerstedt. Mit 4 Textfiguren. Lauf Gang Sitz Bemerkungen zu den älteren Berichten über Saurierfährten etc, 49 f u ß k n 0 c li e n alle 3 Zehen in voller L ä 11 ge bis zur Krallen sp i tz e ab ge drückt sind. (BECKLEs’sche Fährten1). 2. Bei der Lauffährte sind nur die Zehen ab ged rück t, und zwar so, daß die Klaue und das Klauenglied am tiefsten ein- gedrückt sind; der Ballenabdruck der Metaphalangen fehlt. (Tylor- sclie Fährten2.) 3. Bei der Sitz führte ist wie bei der Gangfährte das distale Ende der Mittelfußknochen abgedrückt, außer- dem aber nur die proximalen Teile der Zehen, so daß also der Abdruck der Zehenspitzen fehlt. Die Fährte setzt sich aus 4 annähernd kreisförmig oder breit elliptisch umgrenzten Ab- drücken zusammen. Hinter den Fußabdrücken, die paarweise, nicht reihenweise gestellt sind, befindet sich ein langer Fig. 2. Iguanodon Führten aus dem Wealden von Hastings: Laufspur (A, B, C, D) und vermeintliche Sitzfährte (I u. 1) mit Schwanzeindruck. Grobzügig nach Dollo. (Im Mittel nat. Gr.) Eindruck des Schwanzes, der bei Skizze 1 nicht mit- gezeichnet ist. (DAwsoN’sche Fährten.) Die Skizze der Sitzfährte ist nach einer von Dawson schon 1889 an Dollo gesandten Photographie gezeichnet, ebenso wie die hier in Fig. 2 wiedergegebene Abbildung Dollo’s, welche er zur Erläuterung der Lauf- und Sitzfährte mit Schwanzeindruck gab. Da Herr Dawson so liebenswürdig war, mir eine vorzügliche Kopie der seinerzeit an Dollo gesandten Photographie zukommen zu lassen, die in Fig. 4 wiedergegeben ist, so konnte für die Besprechung der DoLLo’sclien Ausführungen auch diese herangezogen werden. 1 S. H. Beckles, On the Ornithoidichnites of the Wealden. Quart. Journ. Geol. Soc, London. 1854. 10. p. 456 2 A. Tylor, On the Foot-print of an Iguanodon, lately found at Hastings. Quart. Journ. Geol. Soc. London. 1862. 18. p. 247. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 4 M. Ballerstedt, 50 In Fig. 2 sind A, B, C, D vier aufeinander folgende Fuß- abdrücke einer ausgesprochenen Laufspur. Die Zeichnung wirkt insofern zunächst nicht günstig, als sie die Kopie einer Photographie ist, für welche die Aufnahmestellung ungünstig war. Die Aufnahme muß in geringer Entfernung, ca. 3 m, vor der Platte senkrecht vor Fährte C in sehr schräger Richtung zur Oberfläche der großen, etwa 4^- in langen Steinplatte erfolgt sein. Die Folge davon ist, daß die 4 eine fortlaufende Spur bildenden Fußabdrücke A bis D in sehr verschiedener Größe und Entfernung voneinander in der Skizze erscheinen. Denkt man sich aber von dem angegebenen Standpunkt aus in die Zeichnung hinein, so gibt sie uns ein sehr gutes Bild einer Laufspur, deren einzelne Fußabdrücke mit der t3rpischen Lauffährte Dollo’s gut übereinstimmen, nament- lich wenn wir noch berücksichtigen, daß beim Lauf die Zehen gestreckter und weniger auseinandergespreizt waren als beim Gang, was Dollo in der schematischen Zeichnung der Fig. 1 wohl ab- sichtlich nicht berücksichtigt hat. Fig. 3. Iguanodon- Fährte aus dem Wealdensandstein des Bückeberges bei Bückeburg. Gangspur. (Aj nat. Gr.) (Original im Adolfmum in Bückeburg. ) Die Fig. 3 stellt eine auf dem Bückeberge bei Bückeburg vor einigen Jahren gewonnene Saurierspur dar in etwa der natür- lichen Größe. Die 5^ m langen Steinplatten habe ich an der Außenmauer des Adolflnums in Bückeburg einmauern lassen. Von den 5 aufeinander folgenden Fußabdrücken ist der vorderste nur in seinen hinteren Teilen erhalten. Es handelt sich hier um Hohl- eindrücke, ebenso wie bei Dawson’s Fährte in Fig. 4 und wie bei der nach Dollo in Fig. 2 wiedergegebenen Zeichnung. Daß uns hier in Fig. 3 eine ausgeprägte, fortlaufende Gangspur vorliegt, kann nicht einen Augenblick zweifelhaft sein. Von den 5 Fußabdrücken sind die beiden hinteren Abdrücke nicht ganz so tief eingedrückt wie die 3 vorderen. Die Stellung eines jeden einzelnen Fußes zur Gangrichtung ist eine sehr gleichmäßige, so daß rechter und linker Fuß sich in der Stellung sehr scharf kennzeichnen ; die Schrittweite ist für die 5 Fußabdrücke fast genau gleichgroß, sie beträgt 1,12 — 1,18 m. Die auffällige Regel- mäßigkeit beweist, daß die Bewegung des Tieres bei Erzeugung Bemerkungen zu den älteien Berichten über Saurierfährten etc. 51 der Spur eine sehr gleichförmige war. Darum ist die Spur be- sonders gut geeignet, über die Bewegungsart des Sauriers Auf- schluß zu geben. Leider läßt sich die Größe der Fußabdrücke weniger gut bestimmen als bei Relieffährten, namentlich weil der Metaphalangeneindruck sich nach hinten so abflacht, daß sich seine hintere Grenze nicht recht feststellen läßt; auch das Fehlen eines Eindruckes der Klauenphalange erschwert die Bestimmung der Fuß- länge. Die Länge und Breite des vorhandenen Eindruckes bestimmte ich auf 50 und 48 cm. Als Relieffährte würde der Fuß noch merklich größere Abmessungen auf weisen und es handelt sich hier also, wenn wir die Spur dem Iguanodon zurechnen, sicher um ein voll erwachsenes Tier. Vergleichen wir nun die einzelnen Fußabdrücke dieser Spur mit den beiden Sitzspuren I und 1 der Fig. 2 und mit der typischen Sitz- und Gangspur Dollo’s in Fig. 1, so müssen wir feststellen, daß der Unterschied zwischen der Dollo’ sehen Sitz- und Gangspur hier völlig verwischt ist. Der vorderste von den 5 Abdrücken der Fig. 3 kommt, weil er zu unvollständig ist, nicht mit in Frage, jeden der 4 anderen Abdrücke müssen wir aber nach Dollo’s Feststellungen als eine Sitz- spur an sehen, denn wenn auch die Mittelzehe durchgehends einen merklich längeren Eindruck erzeugt hat, als bei der typischen Sitzspur Dollo’s, so ist doch bei keinem der 1 2 in Frage kommen- den Zehenabdrücke das Krallenglied mit abgedrückt , und alle 4 voll erhaltenen Abdrücke gleichen der typischen Sitzspur Dollo’s viel mehr als dessen Gangspur. Das tritt noch schärfer hervor, wenn wir in Fig. 1 bei der typischen Sitzspur Dollo’s, wie es wohl der Wirk- lichkeit entspricht, vorn nach entgegengesetzter Richtung annehmen, als Dollo es tat, so daß Ballen und Mittelzehe dann ihre Rollen vertauschen. Es muß also festgestellt werden, daß zunächst Dollo’s Unterschied zwischen Gang- und Sitz spur nicht aufrecht erhalten werden kann. Es liegt nun der Einwand nahe, daß die neue Spur in Fig. 3 nicht vom Iguanodon herrühre, während die Spuren Dollo’s Igua ■- nodon- Spuren seien. Das ist vorläufig nicht erwiesen, und ich glaube, daß der Nachweis der Zugehörigkeit zum Iguanodon für die eine wie für die andere Spurenart wohl gleich schwierig ist. Eines spricht dafür, daß die neue Spur dem Iguanodon angehört. Nach Owen’s Skelettzeichnung des Iguanodon- Fußes 1 besitzen die Phalangen dieses Sauriers auf der Oberseite weit nach rückwärts liegende Hemmungen an den Gelenken. Die Zehen konnten also 1 R. Owen, Monograph of the fossil Reptilia of the Wealden and Purbeck formations. Suppl. I. T. I. 4* M. Ballerstedt, 52 mit der Spitze besonders weit nach aufwärts gekrümmt werden, und ich glaube daher, daß der Iguanodon beim Gehen auf g e n ü g e n d festem U n t e r g r u n d , dieser war für Dollo’s und meine Spuren gleichmäßig feuchter Sand, mit dem Klauen- glied in der Regel den Boden nicht berührte. Man kann bei einigen Zehen meiner Spur, besonders gut bei der Mittelzehe der 3. Fährte, deutlich erkennen, daß der Zehen- eindruck scharf am Vorderrande des vorletzten Phalangengliedes abschneidet; der sonst elliptische Zehenabdruck ist vorn scharf abgestutzt, und eine Häutfalte zwischen dem genannten Phalangen- glied und der Klauenphalange scheint den Abschluß des Eindruckes zu bilden. In der Photographie, welche mir Herr Dawson zu- kommen ließ, glaube ich mit Sicherheit zu erkennen, daß die Fährte I , F i g. 2 , an der Mittelzehe und auch an der rechten Seitenzehe d i e s e 1 b e E i g e n t ü m 1 i c h k e i t zeigt, und ich glaube als sehr wahrscheinlich an nehmen zu dürfen, daß die Fährte I und die Fährten der Fig. 3 derselben Tierart angehören. Auch die Fährte 1, Fig. 2, ist wohl von gleicher Art. In Dollo’s Skizze ist sie aber nicht richtig gedeutet; Dollo hat den tiefen Schatten, den ein hoch um die Fährte aufgewulsteter Rand im hellen Sonnenschein warf, als Außenzehe gedeutet. In der kleinen Seitenzeichnung der Fig. 2 habe ich eine Deutung dieser in der Photographie etwas unklaren Fährte versucht, indem ich die Fährte so zeichnete, wie sich ihr Bild gestalten würde, wenn man gerade von oben auf die Fährte sieht. Gegen die Deutung, welche Dollo den Sitzspuren und dem Schwanzeindruck der Fig. 2 gibt, sind aber noch weitere Ein- wendungen zu machen. Dollo nimmt an, daß die Fährten II und I zusammengehören, so daß II der Abdruck des rechten, I der des linken Fußes seien und II — I also einen einfachen Schritt bilde. II ist eine ausgesprochene Laufspur, I soll eine Sitzspur sein. Es ist außergewöhnlich, daß das Tier unmittelbar aus dem Lauf zum Sitz gelangt sein soll, zumal nach einem so übermäßig großen Schritt, wie ihn II — -I darstellt, wenn wir nicht annehmen, daß es bei Ausführung des sprungartigen Schrittes II — I ernstlich gestrauchelt sei, wie übrigens auch Dawson, Dollo’s Gewährs- mann , annahm. Jedenfalls würde die Fährte I dann nicht als typische Sitzfährte gelten können. Auch die Entfernung II— I scheint mir für einen einfachen Schritt fast übergroß zu sein. Leider lassen sich, wie ich hervorhob, die Entfernungen in der Fig. 2 schlecht beurteilen. Dollo gibt nach Dawson für die Laufspur AD die Länge des Doppelschrittes AC auf 7' 1 0". die des Doppelschrittes BI) auf 8' 1" an. Wenn meine obige Annahme über die Stellung des Apparates bei Aufnahme der der Skizze zugrunde liegenden Photo- Bemerkungen zu den älteren Berichten über Saurierfänrten etc. 53 graphie richtig ist, so muß die Entfernung II — [ 7 — 8' betragen, das sind 2,13 bis 2,44 m. Die Entfernung II — I entspricht also der Länge eines D oppel schritt es. Trotzdem ist wohl nicht anzunehmen, daß zwischen II und I ein Fußabdruck verwischt sei, denn da das Tier bei II noch im Lauf war, so mußte es bei starker Verminderung der Geschwindigkeit (um zum Sitze zu ge- langen) einen besonders kräftigen Eindruck im Boden erzeugen^ Nach der Photographie zeigt die Steinplatte rechts vom vorderen Ende des vermeintlichen Schwanzeindruckes durch Abbröckelung eine Beschädigung. Die schadhafte Steinstelle liegt aber so, daß ein Teil einer zwischen II und I einzuschaltenden Fährte rechts über sie hinausgegriffen haben müßte, und dort läßt der intakte Stein wohl die Wellenriefelung, aber kein Zeichen eines Fußeindruckes erkennen. Es ist also nicht anzunehmen , daß sich zwischen II und I noch ein Fußabdruck befunden hat. Wollten wir etwa die Annahme machen, daß bei Ausführung des sehr großen Sprunges II — I der Schwanz durch Abschnellen vom Boden Hilfe geleistet hätte, so müßte der entsprechende Schwanzeindruck weit hinter der Fährte II liegen , so daß also unsere Steinplatte keinen Aufschluß geben kann. Nehmen wir aber nach Dawson’s Vorgang an, das Tier sei bei Ausführung des ge- waltigen Sprunges II — I gestrauchelt und habe dabei den auf der Platte vorhandenen Eindruck mit dem Schwanz gemacht, so scheint mir das proximale Ende des Eindruckes der Fährte I unmöglich nahezukommen. Die Betrachtung des Ignanodon- Skelettes zeigt uns, daß das sehr lange nach abwärts gerichtete Sitzbein beim Straucheln etwa da den Boden getroffen haben müßte, wo das vordere Ende des vermeintlichen Schwanzeindruckes liegt. Dann wäre der vorhandene Eindruck für den plumpen Kör- per des gewaltigen Sauriers ganz offenbar viel zu schmal, er müßte an seinem vorderen Ende mindestens die 5 — 6 fache Breite des vorhandenen Eindruckes haben. Auch könnte er nicht, wie Dawson und Dollo betonen, eine scharfe, beinahe V "gestaltete (almost V'shaped) Furche ge- bildet haben ; Dollo vergleicht den Querschnitt der Furche mit dem eines Kahnes (section scapo'ide). Weiter müßte, da der vor- handene Einschnitt doch wohl eine Länge von fast 1 <} m hat, eine starke Verjüngung nach rückwärts sich geltend machen, wovon in der Zeichnung Dollo’s wie in der Photo- graphie nichts zu erkennen ist. Die Verjüngung müßte auch dann sich geltend machen, wenn für die Erzeugung des Eindruckes die mittleren oder distalen Teile des Schwanzes in Frage kämen. Für diese reicht aber der Eindruck mit seinem vorderen Ende viel zu nah an die Fährte I heran. Auch wegen der Schärfe des vorhandenen Einschnittes habe ich gegen Dollo’s und Dawson’s Auslegung Einspruch zu erheben. 54 M. Ballerstedt, Die Spuren der Fig. 2 sind auf feuchter, der vorhandenen Wellenriefelung* wegen offenbar von flachem Wasser bedeckten Sand- unterlage erzeugt. Trockener Sand kann schon deswegen nicht in Frage kommen, weil dort die Spuren nicht erhaltungsfähig ge- wesen wären. Nun habe ich in den letzten 9 Jahren auf dem Bückeberge doch wohl 50 — 80 gleichartige Fußabdrücke auf reiner Sandunterlage angetroffen, die nie merklich tiefer eingedrückt waren als die Spuren der Fig. 3, d. h. an den tiefsten Stellen kaum bis zu 3 cm tief. Nun sind allerdings die Spureneindrücke der eng- lischen Platte offenbar nicht unmerklich tiefer, wohl weil der Sand nicht ganz rein und infolgedessen etwas schlammig war, wie man daraus schließen muß, daß mehr oder weniger deutlich alle Fährten dieser Platte einen aufgewulsteten Rand zeigen , wie ich ihn in ähnlicher Schärfe in unserem Wealdensandstein nicht beobachtete. Demnach halte ich es für unmöglich, daß trotz stark entwickelter Hämapophysen (Dollo) der muskulöse Schwanz des doch wohl obendrein mit einer recht dicken Haut umkleideten Sauriers auf der immerhin wenig nachgiebigen Unterlage beim Sitz einen fast V-gestalteten, kahnartigen Einschnitt gemacht haben könnte, zumal auch bei diesem Eindruck wulstige Ränder nicht vorhanden sind. Drückte doch beim Gehen und Laufen, wenn ein einzelner Fuß- abdruck erzeugt wurde, jedesmal das Gesamtgewicht des Körpers auf den einen Fuß, der den Eindruck machte, während es sich beim normalen Sitz auf beide Hinterfüße und den Schwanz, also auf eine etwa dreimal so große Fläche verteilte. In sehr unreinem Sande, namentlich wenn derselbe mit sehr reichlichen pflanzlichen Stoffen durchsetzt war, konnten die Ein- drücke allerdings, wie die Spuren des Harri bei Bückeburg zeigen, ganz bedeutend tiefer eingedrückt werden. Doch kann solcher hier wohl nicht in Frage kommen, da Dawson über die Herkunft seiner Platte sagt: „ Iguanodon foot-prints, however, occur through- out the Wealden beds , at many horizons, but usually in relief owing to the softer nature of the rocks. The above. men- tioned bed produces the f inest im press io ns.“ Nach allem halte ich es für höchst unwahrschein- lich, daß es sich bei dem in der Fig. 2 und 4 vorhan- denen furchen artigen Einschnitt um den S c li wanz- eindruck eines Sauriers handelt. Dagegen möchte ich folgende Erklärung aufstellen. Als das Tier in eiligem Lauf heranstürmte, stolperte es bei Tritt II über einen in dem flachen Wasser treibenden Knüppel, der mit seinem vorderen Ende den Boden wohl schon berührte, und stampfte diesen in den Boden, während hernach das Wasser den Knüppel wieder abtrieb. Für diese Auslegung spricht sehr die auffällige Er- scheinung, daß der Abstand Mittelzehe — Innenzehe bei der Fährte II ganz bedeutend größer ist, als bei den 4 anderen Lauffährten. Fig. 4. lguanodon- Spuren aus dem Wealden von Hastings. Nach einer Photographie von (J. Dawson. M. Ballcrstedt, 50 Ich möchte annelmien , daß der besonders nach hinten so weite Abstand zwischen Innen- und Mittelzehe gar nicht anders zustande gekommen sein kann, als dadurch, daß sich zwischen diese Zehen ein fester Körper gewaltsam eingeschoben hat. Der 8 — 9 cm starke Knüppel ist zwischen die Mittel- und Innenzehe geraten; während sich die Innenzehe förmlich um ihn herumlegte, wurde er dann mitten von dem Metaphalangenballen am schwersten von dem Gewicht des plumpen Sauriers getroffen, so daß er in dem größten Teil seiner Länge mit der Achse bis unter das Niveau des Bodens gedrückt wurde. So entstand der beinahe V"8'estalfefeJ kahnartige Einschnitt „narrowing in the centre“. Nur der vorderste Teil des Knüppels wurde weniger tief in den Boden eingedrückt, so daß an seinem vorderen Ende, wie Dawson angab, die Wellenmarken von ihm nur Hach eingeschnitten wurden. Durch das tiefe Eindringen des Knüppels in den Boden gewann das strauchelnde Tier wieder festen Halt und konnte sich durch den gewaltigen Satz II — I vor dem Sturz retten. So erklärt sich ungezwungen die gewaltige Größe des Sprunges II — I und der tiefe Eindruck der Fährte I. von welcher Dawson (p. 4) sagt: „This last impression is mucli blurred and the mud is disturbed as if it has beeil very soft.“ Was Dawson hier der weicheren Beschaffenheit des Bodens zuschreibt, für welche auf dem wasser- bedeckten Sanduntergrund in der Phothographie keine Ursache zu erkennen ist, möchte vielmehr die gewaltige Wirkung des Stoßes gewesen sein, den das Tier beim Niedersprung auf den Boden aus- iibte. Daß die Fährten der Zeichnung 2 in ganz flachem Wasser erzeugt wurden, dafür spricht die von Dawson und Dollo an- geführte und in Betracht gezogene Wellenriefelung. Soweit meine Erfahrung reicht, bilden sich Wellenriefeln der hier vorliegenden Größe nur da, wo das Wasser ganz flach ist, wohl knapp bis zu -J- m Tiefe (?). Gegen meine Auslegung scheint zu sprechen , daß Dawson einen ähnlichen furchenartigen Einschnitt mit einem Fußeindruck wie bei I, Fig. 2, mehrfach (many times) beobachtet hat, denn er schrieb (p. 6) an Dollo: „I liave observed simular grooves (at intervals) many times in association with Foot-prints showing a heel-like impression as I and 1, and I have littl doubt thal it is the Tail-track of the Reptile.“ Oft scheint das „many times“ nicht gerade bedeuten zu sollen, denn Dawson schrieb, daß die Steinplatte der Fig. 2 die erste gewesen sei, die eine solche Lage gehabt habe, daß eine Photographie möglich war, und wenn in dem englischen Wealden an die flachen Ufer des ausgedehnten Wealdengewässers, wo sich, scheint’s mit Vorliebe, die großen Saurier tummelten, ebenso zahlreiche Holz- und sonstige Pflanzenteile an- geschweinint wurden, wie es in unserem Wealden an vielen Stellen der Fall war, so kann ein ähnliches Straucheln, wie ich es oben Bemerkungen zu den älteren Berichten über Saurierfährten etc. 57 beschrieb , gewiß nicht zu den Seltenheiten gehört haben. So besitzt z. B. die Sammlung des Adolfinums in Bückeburg auch eine Fährte, die durch je einen tiefen Quereindruck deutlich zeigt, wie sich die Mittelzehe und die eine Seitenzehe um einen 6 — 7 cm dicken Knüppel herumgelegt haben. Nach der Photographie ist die Lauf führte II unscharf, fast verschwommen und kommt den Fährten A — D an Schärfe und Deutlichkeit nicht annähernd nahe, doch scheint in Dollo’s Skizze die Fährte richtig gedeutet zu sein ; vielleicht müßte die Mittel- zehe etwas näher an den furchenartigen Einschnitt herangerückt und die linke Seitenzehe (die Innenzehe) umgekehrt etwas weiter von ihm entfernt werden. Jedenfalls bleibt die Fährte als aus- geprägte Lauffährte deutlich zu erkennen und andererseits scheint mir g e r a d e in der geringeren Tiefe und der Verschwommenheit der Zeheneindrücke eine Bestä- tigung der hier gegebenen Erklärung zu liegen. Da der vom Metaphalangenballen mit voller Körperwucht getroffene Knüppel von 8 — 9 cm Dicke und ca. 2 m Länge die Wucht des Stoßes aufüng, so konnten die Zehen nur geringe Eindrücke ver- ursachen. Der furchenartige Einschnitt zeigt nach der Photographie auf der rechten Seite einen ziemlich scharfen Steilrand , während er links wenig steil zur Steinoberfläche ansteigt. Das möchte sich dadurch erklären, daß, als der Ballen des rechten Fußes bei II den Knüppel traf, der Stoß nicht genau senkrecht von oben erfolgte, sondern von schräg links nach rechts, denn als das Tier den rechten Fuß bei II aufsetzte, mußto ja die Verschiebung des Körpergewichts von dem linken Fuß her auf den rechten erfolgen; gegen die rechte Seitenwand der entstehenden Furche wirkte also der Stoß stärker als gegen die linke. Auffällig bleibt, daß nach der Photographie die Furche rech ters eit s am Grunde deutlich eine scharfe Kante zu zeigen scheint, vielleicht' wirkt der tiefe Schatten, den die rechte Steilwand der Furche im hellen Sonnenlicht warf, daß die Furche im Bilde scharfkantiger erscheint, als sie war, immerhin aber muß ich f e s t s t e 1 1 e n , daß sich hieraus und aus den Angaben Dawson’s und Dollo’s über den \f-ges talteten Querschnitt der Furche eine Schwierigkeit für meine E r kl ärungs weise ergibt, über die ich nicht hinweg- zukommen vermag, doch scheint mir diese Schwierig- keit g e r i n g gegen die Bedenken zu sein, die der Dollo’ sehen Erklärung entgegen stehen. Vielleicht wird man auch ein wenden, daß sich das Tier doch mindestens ebenso häufig gesetzt haben wird, als es beim Laufen gestrauchelt sein möchte, daß es also mindestens ebensoviel Sitz- 58 M. Ballerstedt, spuren als Strauchelspuren geben müßte. Dagegen läßt sich an- führen, daß sich das Tier außerhalb des Wassers auf trockenem Sande wohl lieber hinsetzte als im Wasser. Im trockenen Sande war die Spur aber nicht erhaltungsfähig. Setzte sich das Tier aber im flachen Wasser auf sandigen Untergrund, so müssen wir aus der sehr geringen Tiefe der Gangspuren schließen , daß der Körper- oder Schwanzeindruck nur minimal tief gewesen sein kann, so daß er sich jetzt der Beobachtung entzieht. Immerhin ist auf- merksame Beobachtung hier am Platze. Mehr verspreche ich Inh- aber von der Beobachtung der Reliefspuren. Sie wurden auf tonigem Untergrund erzeugt und sind viel tiefer eingedrückt als die Spuren auf feuchtem Sandboden. Der Ausguß dieser Spuren, das Relief, befindet sich nun aber, solange das Gestein in situ lagert , auf der für unser Auge unzugänglichen Unterseite der Sandsteinplatten, während die ursprünglichen Hohlspuren der Ton- schicht beim Brechen des Steins zerstört werden. Die Beobach- tung ist also sehr erschwert, und es wird schon als ein besonderer Gliicksfall gelten müssen, wenn einmal eine Platte gewonnen wird, die beide Fußabdrücke und den Körper- oder Schwanzabdruck ent- hält. Hiernach scheint es mir nicht gerade verwunderlich zu sein, daß eine einwandfreie Sitzspur wohl noch nicht gefunden ist, während „Stolperspuren“ schon wiederholt beobachtet wurden. Auf dem Bückeberge lagert in einem zurzeit verlassenen Bruch eine Platte, die mit Abdruck in Relief der DAWSüN-DoLLo’schen Platte ähnelt, aber so undeutlich ist, daß ich mich nicht zum Transport entschließen konnte. Auch Dr. Stechowt spricht 1. c. p. 701 von Sitzspuren mit Schwanzeindruck , doch scheint mir das , was er dort sagt, nicht auf eigene Anschauung, sondern nur auf Dollo’s Abhandlung gegründet zu sein. Unser vorläufiges Resultat würde hiernach sein , wenn ich zugleich noch einiges hinzufüge, was sich aus meinen Beobach- tungen ergibt: 1. Dollo’s Abbildung für die typische Laufspur ist recht bezeichnend, doch kann namentlich bei Laufspuren, die auf tonigem Untergrund erzeugt wurden, ein mehr oder weniger deutlicher Ab- druck des Metaphalangenballens hinzutreten, so daß die Laufspur mit der Gangspur dann größere Ähnlichkeit bekommt; sie bleibt jedoch durch die ziemlich steil nach abwärts gerich- teten Zehen immer leicht als Laufs pur kenntlich. Die von Stechow 1. c. Fig. 4 abgebildete Fährte gehört hierher, sowie mehrere Fährten aus der Sammlung des Adolünums in Bückeburg. 2. Dollo’s Gangspur ist nur für solche Gangspuren bezeich- nend, welche auf tonigem Untergrund erzeugt sind und dann als Reliefspuren erhalten blieben, aber nicht für Gangspuren auf reine m feuchten Sand. Hier nimmt die Gangs p u r Bemerkungen zu den älteren Berichten über Saurierfährten etc. 59 eine Gestalt an, die der von Dollo als typische Sitz- spur bezeichneten Form zum Verwechseln ähnelt. 3. Eine einwandfreie S i t z s p u r mit Schwanzeindruck, namentlich eine solche, bei der beide Hinterfüße und der Schwanz abgedrückt sind, kennen wir noch nicht. Sitzspur und Schwanz- eindruck liegen überhaupt noch sehr im Dunkel. 4. Für eine Gruppierung der Fährten derselben Tierart darf die Bewegungsart des 'Bieres nicht allein entschei- dend sein, sondern es muß auch die Beschaffenheit des Untergrundes, auf dem die Eindrücke erzeugt wurden, als sehr wichtiger Faktor für die Gestaltung der Fährten berücksichtigt werden. 5. Es ist die größte Vorsicht geboten, ehe man eine Fährte einer bestimmten Tierart zuschreiben kann. 6. Der Beschaffenheit des Bodens nach haben wir für unseren Wealden 3 Hauptfälle zu unterscheiden, von denen der letzte für den englischen Wealden vielleicht aussclieidet , während die beiden anderen Fälle auch für ihn gelten : a) Die Fährten sind auf dicker toniger Unterlage eingedrückt, welche hernach von reinem Sand überlagert wurde. (Relief- fährten.) b) Sie wurden auf reinem Sandboden erzeugt, der von flachem Wasser bedeckt war. (Flache Hohl spuren.) Das zu- gehörige Relief ist meist ganz unscheinbar bis zur völligen Unbrauchbarkeit. c) Fährten, die in einer auf p. 63 beschriebenen, schieferartig gebauten Bank des Harri bei Bückeburg entstanden sind. (S t e i n au s gli s s e der Fährten.) Die Fährten sind großenteils sehr tief eingedrückt, nicht selten so tief, daß die aus ihnen gewonnenen Steinausgüsse auch die ganze Oberseite der Zehen zeigen, bisweilen auch an der Vorderseite noch die unteren Teile des Mittel fuß es. Ich wende mich zu der STRUCKMANN’sclien 1 Behandlung der Saurierfährten aus den Rehburger Bergen , indem ich gleichzeitig die Arbeiten von Grabbe 2 und Stechow (1. c.) über den gleichen Stoff berücksichtige. Die von Struckmann 1. c. Taf. IV gegebene Abbildung einer aus 2 aufeinander folgenden Fußabdrücken be- stehenden Reliefspur, welche in verschiedene Bücher überging, ist ein gutes Beispiel einer Gangspur , wenn wir beachten , daß die Gangrichtung nicht etwa mit der Längsrichtung der Steinplatte 1 C. Struckmann, Die Wealden-Bildungen der Umgegend von Han- nover. Hannover 1880. 2 H. Grabbe, Die Schaumburg-Lippische Wealden-Mulde. Göttingen 1883, und Verh. d. naturhistor. Vereins d. preuß. Rheinl. u. Westfalens. 38. Jahrgang. II. Hälfte, p. 161 ff. Bonn 1881. M. Ballerstedt 60 gleichläuft, sondern in die Verbindungslinie der hintersten Punkte der Innenzehenballen der beiden Fährten fällt; sie ist gegen die Längsachse der Steinplatte etwa unter einem Winkel von 20° geneigt. Die Fiiße sind hier merklich weiter seitwärts gestellt als bei der Fährte der Fig. 3, d. h. das Tier ist hier bedeutend breitspuriger gegangen als bei der Spur des Adolhnums; außerdem sind hier die Füße schräger zur Gangrichtung gestellt als bei der Spur der Fig. 3, da ihre Achsen sich hier unter einem Winkel von 40 0 kreuzen, während dieser Winkel bei der anderen Spur nur 30° beträgt. Die Schrittweite gibt Struckmann auf 68 cm an, die Länge der einzelnen Fährte mit 40 cm und die Breite mit 38 cm. Eine schöne neue Reliefspur aus 2 aufeinander fol- genden Fußabdrücken wurde kürzlich auf dem Biickeberg gewonnen und an das Senckenbergische Museum in Frankfurt versandt. Bei dieser Spür sind die Achsen der Füße gleichfalls unter einem Winkel von 40 0 gegeneinander geneigt, doch ist das Tier, welches diese Spur erzeugte, kaum breitspuriger gegangen als der Erzeuger der Spur des Adolfinums. Es ist übrigens nicht außer acht zu lassen, daß auf zähschlammigem, sandigem Tonuntergrund, solcher kommt für die Relieffährten ausschließlich in Frage, wegen des tiefen Einsinkens der Zehen und des Ballens naturgemäß der Gang* schwerfälliger wurde. Die Schritte wurden verkürzt, die Achsen der Füße stärker gegeneinander geneigt, während auf feuchtem, reinsandigem Untergrund sich der Gang gestreckter gestaltete, da hier die Füße nur wenig tiefe Eindrücke machten. Auch in Rück- sicht hierauf erscheint die Schrittlänge 1 bei der Struckmann’ sehen Spur mit 68 cm im Vergleich zur Größe des Fußes bei 40 cm Länge und 38 cm Breite eine geringe zu sein ; die neue Spur vom Bückeberge hat bei 33 cm Länge und 32 cm Breite des Fuß- abdruckes eine Schrittweite von 76 cm. Leider scheint die Struck- MANN’sche Originalplatte verloren gegangen zu sein, im Provinzial- Museum in Hannover ist sie nicht mehr. Die von Struckmann auf Taf. IV in der nat. Größe nach Beckles’ skizzeuartig gezeichnete Spur aus 25 Fußabdrücken weist auf stärkere Unregelmäßigkeiten im Gang oder auf ungenaue Zeichnung hin; zwischen den Fußabdrücken 1 — 6 (von hinten nach vorn gerechnet) ist das Tier sehr breitspurig gegangen, ganz be- deutend breitspuriger als auf der Hauptplatte Struckmann’s ; bei den Fährten 7 — 18 rückt nur 13 etwas weiter aus der Linie heraus, sonst möchte hier das Tier kaum breitspuriger gegangen sein als auf der Platte des Adolfinums; die Fährten 19 — 25 ent- 1 Wegen des sehr gespreizten Ganges ist es wichtig, daß die Schritt- weite in der Gangrichtung gemessen wird, eine Messung z. B. von Spitze der Mittelzehe zur Spitze der Mittelzehe würde zu große Werte geben. Str. scheint das berücksichtigt zu haben, doch sind die beiden Fährten der Spur etwas zu breit gezeichnet nach den Angaben des Textes. Bemerkungen zu den älteren Berichten über Saurierfährten etc. fernen sich seitlich wieder weiter voneinander. Die Spur stammt, wenn wir sie dem Iguanodon zuschreiben, von einem halbwüchsigen Tier. Noch kleiner muß das Tier gewesen sein, welches die 2. Spur aus 8 Fußabdrücken in der STRucKMANN’schen Skizze er- zeugte ; hier erweist sich der Gang als sehr breitspurig. Die Schrittweite ist für beide Spuren etwa \ in. Die Achsenstellung der Füße ist bei der Kleinheit der Zeichnung nicht zu kontrollieren. Stechow bildet 1. c. p. 702 eine Platte ab, die in den Besitz des Münchner Museums gelangt ist, auf der 3 eine fortlaufende Spur bildende Fußabdrücke enthalten sein sollen; doch scheinen mir die 3 Fußabdrücke, soweit die gegebene Abbildung ein Urteil zuläßt, n i c h t zu einer Spur zu gehören; dem Bilde nach hat die mittlere der 3 Fährten die Innenzehe links; danach müßte der rückwärts liegende Fußabdruck links von der Fährten- richtung 2, 3 liegen, während Stechow ein rechts auf der Platte vorhandenes Relief der Spur zurechnet. Auch die Achsenstellung des vordersten (defekten) Fußabdruckes scheint mir nicht normal zu sein, falls er überhaupt mit der mittleren Fährte zu einer Spur gehört. Man muß bei Relieff ährten sehr vorsichtig sein, ehe man annimmt, daß 2 Fährten zu einer Spur gehören, weil, nament- lich bei nicht ganz reinen Sandsteinplatten, häufig das Relief abblättert, ohne das geringste Zeichen davon zu hinterlassen; wo wir jetzt auf einer Platte nichts als 2 Fußabdrücke sehen, waren vielleicht ein halbes Dutzend oder mehr Abdrücke ursprünglich vorhanden. Von den 3 „willkürlich“ aufgesetzten Relieffährten der anderen von Stechow abgebildeten Platte scheint mir die vorderste ganz falsch zu stehen; sie müßte um ca. 60° mit der Spitze nach links gedreht und von der rückwärts liegenden Fährte merklich weiter entfert werden. Ob die 3 Fährten wirklich linkem, rechtem, linkem Fuß entsprechen, wie es der Zusammenstellung nach sein müßte, läßt sich auf dem Bilde nicht deutlich erkennen. Auf Taf. V gibt Struckmann die Bilder von 3 Einzelfährten. Für alle 3 Fährten, deren Originale in dem Provinzial-Museum in Hannover sich befinden, ist die Deutung Struckmann’s nicht ein- wandfrei, während die Zeichnungen gut zu sein scheinen. Struckmann beobachtete in den Rehburger Bergen „etwa 40 gut erkennbare“ Fußabdrücke und sagt 1. c. p. 97 : „Sämtliche Fußspuren mit einer einzigen Ausnahme (Taf. V Fig. 1) sind drei- zehig; die Zehen sind nach vorwärts gerichtet und anscheinend mit einer halben Schwimmhaut verbunden gewesen, was namentlich Taf. V Fig. 3 ziemlich deutlich erkennen läßt.“ Diese Schwimmhaut kann ich für Struckmann’s Fährten nicht gelten lassen. Schon Koken1 sagte darüber: „Die sogenannten 1 E. Koken, Die Dinosaurier, Crocodiliden und Sauropterygier des Norddeutschen Wealden. Paläont. Abh. 3. Heft 5. 1887. p. 318. M. Ballerstedt, 62 4zehigen Fährten erscheinen mir zweifelhaft, ebenso die von Struckmann abgebildeten Fährten mit Schwimmhaut; auch Grabbe 1 hat seine Bedenken über diese Deutung geäußert.“ Koken begründet seine Bedenken nicht. Mit Grabbe verhält es sich eigenartig in der Sache. Im Jahre 1881 sagte Grabbe2 in einem Vortrage über „Neue Funde von Saurierfährten im Wealdensandstein des Bückeberges“ : „Ich fand außer diesen und vielen anderen sodann eine Fährte im Bergamts-Steinbruche bei Brandshof, bei der man ganz deutlich den Abdruck einer zwischen den Zehen ausgebreiteten Schwimmhaut beobachten kann ; die Fährte ist 48 cm lang und ebenso wie alle bis jetzt am Bückeberge ge- fundenen im Relief erhalten. Auch Struckmann bildet eine Fährte von Rehburg mit einer Schwimmhaut ab, aber nach der Abbildung zu urteilen, ist mein Abdruck bedeutend deutlicher.“ In seiner im Jahre 1883 erschienenen Doktordissertation spricht Grabbe, p. 19 — 21, von den Saurierfährten aus dem Wealden. Er hat seine Ansicht betreffs der Schwimmhaut inzwischen gewechselt, denn er sagt: „Struckmann hat von Rehburg eine Fährte mit Schwimm- haut abgebildet und beschrieben; Ähnliches habe ich auch gefunden, indessen erscheint eine Deutung als Schwimmhaut in hohem Grade gewagt. “ Ähnlich wie es Grabbe hierin erging, ist es auch mir er- gangen. Als ich zuerst in den Jahren 1904/05 eine größere Zahl von Saurierfährten im Harri bei Bückeburg ausgrub, glaubte ich fast allen gefundenen Fährten eine mehr oder weniger ausgedehnte Schwimmhaut zuschreiben zu müssen, kam aber bald zu der An- sicht, daß es sich bei allen diesen vermeintlichen Schwimmhäuten um eine durch die Eigenart des Gesteins hervorgerufene Täuschung handelte ; nachträglich bin ich aber bei einer Fährte aus der Samm- lung des Adolfinums doch wieder zu der Überzeugung gekommen, daß es zur Wealdenzeit bei uns einen [yuanodon-großen Saurier gegeben hat, welcher ziemlich entwickelte Häute zwischen den Zehen besaß und sich wie der Iguanodon auf den Hinterbeinen be- wegte. Hierüber, wie über weitere Einzelfährten aus der Sammlung* des Adolfinums werde ich später berichten. Einen vorläufigen Be- richt über diese Fährten brachte ich schon in der Naturwissen- schaftlichen Wochenschrift, Jahrgang 1905, Heft 31. Struckmann’s Fährten auf den Taf. IV und V werden jeden- falls keine Schwimmhaut gehabt haben. Dafür möchte ich folgendes anführen : Selbst der reinste Sandstein unserer Gegend zeigt parallel zur Schichtenlage eine erhöhte Spaltbarkeit, und wir müssen an- nehmen, daß doch wohl eine feinste Schichtung selbst bei schein- 1 H. Grabbe, Die Schaumburg-Lippische Wealden-Mulde. Göttingen 1883. p. 20. 2 Verhandl. d. naturhist. Vereins d. preuß. Rheinl. u. Westfalens. 38. Jahrgang. II. Hälfte. Bonn 1881. p. 163. Bemerkungen zu den älteren Berichten über Saurierfährten etc. ßß bar ganz homogenem Sandstein parallel zur Oberfläche der als kompakte Schicht abgelagerten Bänke vorhanden ist. Bei einer Steinbank des Harri bei Biickeburg, welche für das Adolfinum eine größere Zahl der schönsten Fährtenausgüsse lieferte , geht die Schichtung so weit, daß die betreifende Bank völlig schieferigen Bau angenommen hat, indem zwischen je \ bis 1 mm dicken Sandsteinlagen fast mikroskopisch feine Kohlenschichten eingeschaltet sind. Diese Schichten wurden nun durch den Druck der Zehen gerade unter den Zehen am stärksten heruntergedrückt und zu- sammengedrängt, während sie sich zwischen den Zehen gewölbe- artig spannten in der Weise, daß die höchsten Punkte der Wöl- bung in der Mitte zwischen den Zehen immer am weitesten von der Innenseite der Zehen entfernt lagen. Beim Brechen des Ge- steins bröckeln nun diese gewölbten Schichten zwischen den Zehen eine nach der anderen ab oder können mehr oder weniger leicht entfernt werden ; jede neu hervortretende Schicht ist aber vorzüg- lich geeignet, den Eindruck zu machen, es sei zwischen den Zehen eine Schwimmhaut vorhanden gewesen. Auch Stechow kommt 1. c. p. 702 wieder auf Struckmann’s Schwimmhaut zurück; er will sie bei seiner Fährte Fig. 2 durch eine „Hautduplikatur“ von geringer Ausdehnung ersetzt wissen, die den Zweck hatte, dem Tiere eine leichtere Bewegung auf schlammigem Untergrund zu ermöglichen. Der Größe nach stellt er die Hautduplikatur in Parallele mit der halben Schwimmhaut der Frösche. Ganz ab weisen möchte ich die STECHOw’sche Hamt- duplikatur nicht gerade, doch traue ich ihr nicht recht und glaube auch, daß diese STECHOw’sche Fährte einer anderen Tierart an- gehört als die STRucKMANN’sche Fährte Taf. 5 Fig. 3. Übrigens fanden sich weitere Fährten, die Stechow’s Fährte Fig. 2 sehr ähneln. Ich gab schon an , daß Koken wie auch Grabbe die ver- meintliche 4zehige Fährte Struckmann’s , Taf. V Fig. 1, als zweifelhaft angesehen haben. Decken wir in Struckmann’s Ab- bildung den unteren rechten Flügel zu, so bleibt eine wohl- entwickelte Szehige Fährte zurück , die durch kein An- zeichen verrät, daß sie eine 4. Zehe besessen hätte, und bei welcher wir deutlich erkennen , daß sie durch den Abdruck des rechten Fußes entstanden ist. Der von Struckmann als eine 4. Zehe ge- deutete unförmige Anhang gehört wohl zu einer anderen Fährte, sei es nun, daß der größere Teil dieser Fährte abgebröckelt ist oder daß er noch im Stein steckt. Der Stein zeigt ähnlichen schieferigen Bau wie die oben beschriebene Steinbank des Harri. Hier kommt infolge des sehr tiefen Eindringens des Fußes in den Untergrund eine Verschmelzung mehrerer Fährten häufig vor und der Fall möchte auch bei dieser Str ucKMANN’schen Fährte vorliegen. Eigenartig ist es endlich Struckmann mit seiner vermeintlichen Hohlspur, seiner sogenannten „gepanzerten“ Fährte, Taf. 5 Fig. 2, 64 Personalia. ergangen. Ich sagte schon, daß die Originalplatte im Provinzial- Mnsenm in Hannover erhalten ist. Struckmann hat nur einen Teil der vorhandenen Steinplatte in Fig. 2 abgebildet. Die Platte weist nun auf der gleichen Seite, auf der Struckmann’s vermeint- liche Hohlspur liegt, eine deutliche Reliefspur auf, so daß es sich ganz zweifellos bei Struckmann’s Hohlspur um eine ab- gebröckelte Reliefspur handelt. Die eigenartige Bildung ist offenbar auf folgende Weise entstanden: Als das Tier die Fährte erzeugte, hatte sich über der dicken Tonschicht , die den Boden bildete, schon eine etwas über l cm starke , reine Sandlage abgelagert. Die dünne Sandschicht wurde von dem schweren Tier glatt durch- treten und der Fuß drang noch tief in die Tonschicht ein. Nun erfolgte der gewöhnliche Vorgang: Wenige Wellenschläge genügten, um die vorhandene Höhlung mit reinem Sand auszufüllen ; solcher überlagerte dann in dicker Schicht die schon vorher vorhandene dünne Sandlage, aber erst, nachdem an der Oberfläche der dünnen Sandlage eine schwache Verunreinigung des Sandes erfolgt war; dadurch bildete sich, an einem hervortretenden Seitenrande noch deutlich erkennbar, zwischen der früher vorhandenen dünnen Sand- lage und der später niedergeschlagenen dicken Sandschicht eine ebene, zur Schichtenlage parallele Spaltfläche, an welcher wohl schon beim Brechen des Gesteins des Relief sich glatt ablöste, während im übrigen die dünne Saudlage an der Hauptplatte haften blieb. Die STRucKMANNsebe Zeichnung stellt also einen parallel zur Sohle verlaufenden ebenen Schnitt durch eine Relief- fährte dar, der so hoch liegt, daß die seitlich noch vorhandenen Ränder der dünnen Sandlage schon durch den Abdruck an der oberen Zehenseite hervorgebracht sind. Ebenso wie Dormo schloß, daß eine weitere Beobach- tung der Saurierfährten notwendig ist, muß ich auch schließen, denn ich bin mir bewußt, daß die hier versuchte Zu- sammenstellung über unsere Kenntnis der Iguanodon- Fährten nicht entfernt als ein Abschluß gelten kann. Ja, in einer Hinsicht liegt unsere Kenntnis der Iguanodon- Fährten jetzt viel mehr im Dunkel, als es nach Dollo’s Abhandlung der Fall zu sein schien. Es steht uns jetzt ein viel reichlicheres Material zur Verfügung als seinerzeit Dormo, aber gerade das bereitet die Hauptschwierigkeit, denn es zeigt uns mit Sicherheit, daß es zur Weal den zeit bei uns eine ganze Anzahl von I guanodon --großen Sauriern gegeben hat, die sich, wie der Iguanodon , nur auf den Hinterbeinen bewegten und recht ähn- liche Fährten wie dieser Saurier erzeugten. Noch sind w i r aber völlig im unklaren darüber, welche von den v o r li a n denen Fährten wirklich Igua n odon- F ährt en sind. Personalia. 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Prospekt© kostenlos! 09"* Soeben ist erschienen: ~^s Allgemeiner mineralogisch-geologischer Lehrmittel-Katalog 18 für den Schulgebrauch. II. Auflage = Erster Teil. Mit 107 Abbildungen. Diese neue Auflage hat im Vergleich sehr bedeutend an Umfang und Inhalt zugenommen; der vorliegende erste Teil allein umfaßt XXII -j- 240 Seiten Text, also für sich schon ungefähr das doppelte der ersten Auflage. Im November 1913 ist erschienen das Petrographische Semester-Verzeichnis No. 9 welches einen Überblick über die neuen Zugänge unseres ausgedehnten Gesteinslagers während des letzten Jahres gibt. Unter anderen können wir mehrere neue und interessante Lokal- sammlungen, die unter der Mitwirkung namhafter Forscher gesammelt sind, anbieten. So z. B. die interessanten Gesteine aus dem Nord- ingrä-Distrikt in Schweden, aus dem Manganerz-Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pantelleria und einer Anzahl von Inseln der Liparischen Gruppen, a. m. Im Januar 1914 ist erschienen das Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16. Es bietet eine reichhaltige Auswahl prachtvoller Museums-Schaustlicke sowie neue Mineralien und neue Mineralvorkommen; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi- Kupfergruben . Euklas und Rubellit und andere seltene Mineralien vom Ural, Nord- Amerika, Brasilien und Madagaskar. Neue Mineralien : Ampangabeit, Betafit, Fizelyit, Hodgkinsonit, Hügelit, Wilkeit etc. Ferner das Paläontologische Semester-Verzeichnis N0.43 enthält verschiedene höchst interessante Neuheiten, z. B. fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc. : prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel , dem Silur Gotlands und dem Carbon Nord-Amerikas; alpine Trias; baltische Trilobiten: Mammalia von Samos, Ägypten und Nord-Amerika. D= F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Köntor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833 Bonn a. Rhein. Gegr. 1833. Verlag der E. Scbweizerbart’seben Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Druck Ton C. Grünlnger, K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart 1. Februar 1914 No. 3 i Centralblatt ♦ ♦ v für Mineralogie, Geologie ♦ | und Paläontologie ♦ ♦ ♦ ♦ ! in Verbindung mit dem \ Neuen Jahrbuch für Mineralogie, \ Geologie und Paläontologie STUTTGART 1914 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin Inhalt. Original-Mitteilungen etc. aelte Redlich. K. A. : Färbemittel des Talkes 65 T e r t s c h , Hermann: Notiz zur Projektion von Skiodromenmodellen. Mit 1 Textfigur 67 Aarnio, B. : Zur Kenntnis einiger allophanoidartiger Tone. Mit 1 Abbildung 69 Schlossmacher. K.: Zur Erklärung der BECKE’schen Linie. Mit 2 Textfiguren 75 Stremine, H. : Ueber die physikalische Natur der kolloidalen wasser- haltigen Tonerdesilikate . 80 Richter, Rudolf: Das Uebergreifen der pelagischen Trilobiten- gattungen Tropidocoryphc und Thyscmopeltis in das normale Rheinische Mitteldevon der Eifel (und Belgiens). Mit 2 Text- figuren • 85 Besprechungen. Buchwald, Eberhard: Einführung in die Kristalloptik .... 96 Personalia 96 An die Herren Mitarbeiter. Hierdurch bitten wir, die für das Neue Jahrbuch bezw. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläonto- logie bestimmten Abhandlungen , Referate und Original- mitteilungen etc. aus den Gebieten: 1. Kristallographie, Mineralphysik, Mineralchemie, Ein- zelne Mineralien, Vorkommen von Mineralien, Meteoriten an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Max Bauer, Marburg a. L. (Hessen-Nassau); 2. Allgemeine Geologie, Dynamische Geologie, Experi- mentelle Geologie, Radioaktivität, Gesteinsbildende Mineralien, Petrographie, Lagerstätten nutzbarer Mineralien an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Th. Liebisch, Berlin N. 4, Invalidenstr. 43; 3. Geologische Karten, Topographische Geologie, Stratigraphie, Paläontologie an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Fr. Frech in Breslau I, Schuhbrücke 38 gelangen lassen zu wollen. Um den Herren Redakteuren das Durchgehen der Manu- skripte zu erleichtern und um Korrekturkosten tunlichst zu vermeiden, bitten wir die Beiträge in gut leserlicher Beschaffen- heit — Maschinenschrift würde besonders dankbar begrüßt — einzusenden. THfS* Korrekturkosten, die das übliche Maß über- schreiten, sind wir leider genötigt, den Herrn Verfassern in Anrechnung zu bringen. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser :: Stuttgart. K. A. Redlich, Färbemittel des Talkes. 65 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Färbemittel des Talkes. Von K. A. Redlich in Prag. In seinem Handbuch der Mineralogie 1 führt Doelter an, daß vor allem FeO-Silikate das Färbemittel des Talkes sein dürften. Ich bin weit entfernt dies zu bezweifeln ; jeder der sich längere Zeit mit Talklagerstätten beschäftigt hat, wird jedoch wissen, daß neben der gewöhnlichen lichtgrünen Färbung an ein- zelnen Stücken ein scharfes Saftgrün zu bemerken ist, welches in Serpentingebieten leicht und ungezwungen auf den Chromgehalt dieser Gesteine zurückgeführt werden kann, was auch Doelter angibt. Anders steht es mit den Talken, die weit entfernt von jedem Serpentinstock liegen. Doelter schreibt über diese Fälle: „Auch Nickel dürfte namentlich bei den apfelgrünen, welche zumeist einen Ni O-Gehalt auf weisen, als Färbemittel Vorkommen.“ Das ist ganz richtig, die Talke, welche in der Kupferkieslagerstätte von Mitterberg sich finden, sind, wie ich dies bereits im Jahre 1908 gezeigt habe, teilweise durch Ni 0 gefärbt, was bei der Anwesen- heit des Weißnickelkieses in der Lagerstätte durchaus nicht ver- wunderlich ist2. Kupferoxyd ruft eine blaue bis saftgrüne Färbung hervor, die ich zwar nicht am Talk, wohl aber an Sericitschiefern des Kupferbergbaues Kitzbühel beobachten konnte. Daß aber viele andere Talke, Sericite etc. durch Chrom grün gefärbt sind, obwohl weit und breit kein Serpentin zu sehen ist, wurde von Canaval3 und mir des öfteren betont, speziell die von Doelter zitierte Notiz: Zeitschr. f. pr. Geol. 19. p. 126. 1911, hatte den Zweck , auf diese eigentümliche Erscheinung hinzuweisen, und die Ansicht Weinschenk’s 4 einerseits, daß der Chromgehalt sauren Magmen seine Entstehung verdankt, meine Beobachtung andererseits, daß basische Gesteine (Diabase und die aus ihnen abgeleiteten Chlorit- und Hornblendeschiefer), in 1 C. Doelter, Handb. d. Mineralchemie. 2. p, 36b. 2 K. A. Redlich, Die Erzlagerstätten von Dobschau und ihre Be- ziehungen zu dem gleichartigen Vorkommen der Ostalpen. Zeitschr. f. pr. Geol. 16 p. 273. 1908 3 R. Canaval, Natur u Entstehung der Erzlagerstätten am Schnee- berg. Zeitschr. f. pr. Geol. 16. p. 479. 1908. 4 E. Weinschenk. Das Talkvorkommen bei Mautern in Steiermark. Zeitschr. f. pr. Geol. 8. p. 43. 1900. Cent.ralblat.t f. Mineralogie et«. 1914. 6(5 K. A. Redlich, Färbemittel des Talkes. dessen Nähe solche chromgefärbte Mineralien gefunden wurden, ebenfalls Chrom enthalten, festzulegen. Es gilt also gewiß nicht der von Doelter zitierte Satz, daß die Grünfärbung nur dort von Chrom herrühre, wo sie genetisch mit Serpentin Zusammenhängen dürfte So kommt in einem Steinbruch bei Mitterberg Talk vor, der deutliche Chrom- reaktion zeigt, so ündet sich in den Magnesiten von Kaintaleck- Oberdorf Talk, der an einzelnen Stellen, die typische Grünfärbung des Chroms nicht nur äußerlich zur Schau trägt, sondern die auch leicht analytisch nachzuweisen ist etc. etc. Canaval 1 berichtet auch von einem grünen chromhaltigen Glimmer aus den Magne- siten von Trens, deren Paragenese um so eigentümlicher ist, als die Carbonatlinsen mit Plagioklas und Quarz verwachsen sind. Was Doelter mit dem Satze meint: „K. A. Redlich gibt an, daß mehrere steirische Talke ihre Grünfärbung einem Chromgehalt verdanken , welchen er aus sericitischen Schiefern ableitet , doch gibt er keine näheren Daten über den Chromgehalt der Talke an“, ist mir nicht ganz verständlich, da ich in der schon zitierten Notiz ausdrücklich sage, daß die bestimmten Talke die Chrom- reaktion zeigen, mir es aber doch nicht notwendig erschien, den bekannten Analysengang auf Chrom anzugeben, quantitativ jedoch die Menge viel zu gering ist, um sich messen zu lassen. Nicht allein aus sericitischen Schiefern wird der Talk von mir abgeleitet, ich stelle mir vielmehr die Talk- und Rumpfitbildung so vor. daß eine Magnesialösung auf Quarz oder Sericit gewirkt hat, was namentlich in meinen späteren Arbeiten des öfteren auseinander- gesetzt wurde. Das Grün der Mauterner Talke , in welchen Doelter kein Chrom gefunden hat, ist ein ganz anderes, es ist das ölige Grün, welches sich dem grüner Sericitscliiefer nähert und mit dem von mir beobachteten Chromgehalt nichts zu tun hat. Es würde mich übrigens gar nicht wundernehmen , wenn auch hier in einzelnen Stücken geringe Mengen von Chrom gefunden würden, um so mehr als ein lichtgrüner Chloritschiefer das Liegende bildet, der dem aus Diabasen abgeleiteten Grünschiefer des Sem- mering ähnlich ist, in welch letzterem Chrom nachgewiesen werden konnte. Der Chromgehalt würde sich jedoch schon in der schärfer- grünen Färbung äußerlich kundtun. 1 R. Canaval, Das Magiiesitvorkonnnen von Trens. Z. f. pr. G. 20. Jahrg. 1912. p. 320. H. Tertsch, Notiz zur Projektion von Skiodromenmodellen. Notiz zur Projektion von Skiodromenmodellen. Von Hermann Tertsch in Wien Mit 1 Textfigur. Die Versuche, die wertvollen Skiodromenmodelle, welche Becke 1 zur Ableitung und Versinnlichung kristalloptischer Verhältnisse angegeben hat, tunlichst allseitig auszuniitzen, haben in zwei Um- ständen ihre Grenzen gefunden. Erstens bieten diese räumlich kugeligen Modelle nicht gleichzeitig jedem Hörer die gleiche An- sicht, so daß man doch wieder zur Zeichnung greifen muß, diese aber gestattet zweitens keine Drehungen, wie sie in Wirklichkeit im Mikroskop sichtbar sind, wodurch die Abbildung der mit der Drehung sich ändernden Isogyren nicht so einfach wird, als dies insbesondere für den Anfänger wünschenswert wäre. Um nun von der zeichnerischen Darstellung der Skiodromenmodelle in verschiedenen Blickrichtungen, d. i. durchgehends orthogonale Pro- jektionen der Raumkurven , unab- hängig zu werden und gleichzeitig die gewünschte Beweglichkeit wie an dem natürlichen Präparat zu sichern , wurden folgende Versuche ausgeführt, die vielleicht als Vor- lesungsversuche einiges Interesse linden könnten. Auf hohlen Glashalbkugeln (gute Glasschalen von 5 — 6 cm Durch- messer) werden die Skiodromennetze gezeichnet. Am Rand der Schale ist in der Richtung eines Durch- messers ein Stäbchen angekittet , welches die zentrische Befestigung der Halbkugel in einem Rahmen gestattet. Die Hülse , in welcher der Schalenstift festgeklemmt wird , befindet sich auf einem konzentrisch drehbaren Ring im Rahmen, so daß durch die Drehung dieses Ringes in der Rahmen- ebene 2 die eingesetzte hohle Halbkugel um die Lichtstrahlen- richtung des Projektionsapparates drehbar ist (vergl. Fig. 1). Der Rahmen samt dem Skiodroinennetz wird nämlich einfach an Stelle des für Skioptikonbilder bestimmten Rahmens eingesetzt und das Objektiv tunlichst scharf eingestellt. 1 Tschermak's min.-petr. Mitt. 24, 1. 1905. 2 Zur handliehen Drehung des Ringes im Rahmen kann man in den Ring einen kleinen Knopf als Handhabe einschrauben. 68 H. Tertsch, Notiz zur Projektion von Skiodromenmodellen. Die doppelte Befestigung gestattet die Drehung des Netzes um die Apparatachse, genau wie bei einem Präparat auf dem Ob- jekttisch, gleichzeitig ermöglicht sie aber auch noch eine Drehung um eine dazu senkrechte, in der Rahmenebene liegende Achse. Man kann also z. B. das Skiodromennetz eines einachsigen Kri- stalles zunächst so projizieren, daß die axiale Strahlenrichtung streng mit der optischen Achsenrichtung zusammenfällt. Durch eine leichte Drehung der Halbkugel um den Stift erhält man nun die Projektion des Schwingungsnetzes in einer zur Achse geneigten Richtung 1. Damit ergibt sich auch die von Becke ausführlich beschriebene Veränderung in der Gestalt der Meridian- und Äqua- torialkurven und die ganze Reihe der hiermit zusammenhängenden Erscheinungen , die besonders schön bei dem Rotieren des Bildes um die Projektionsachse zum Vorschein kommt. Bei dem Bilde der 1. Mittellinie eines zweiachsigen Kristalles kann durch Herausdrehen der 1. Bisektrix aus der Projektions- achse sehr schön gezeigt werden, wie in dieser Schief läge eine weiter von der Achse abliegende Meridionalkurve als die der wirk- lichen Mittellinie angehörige sich jetzt als Gerade, in der 9»>°- Stellung parallel mit einem Nicolschnitt, projiziert, wodurch der Abstand von Achse und scheinbarer Mittellinie wesentlich ver- größert. d. h. also gefälscht wird. Dementsprechende 2 V-Mes- sungen bedürfen also einer prinzipiellen Korrektur2. Am wertvollsten werden aber diese Projektionen zur Ableitung derlsogyren und ihrer Veränderung bei der Drehung. Man heftet dazu auf den Projektionsschirm ein großes Zeichenblatt, oder man projiziert durchscheinend auf eine große Mattglasscheibe. Stellen nun die rechteckigen Ränder der Zeichenebene die Nicolrichtungen dar, so lassen sich im projizierten Bilde leicht jene Stellen fest- legen , wo die Tangenten an die Kurven je einer der Nicolrich- tungen, d. h. einem Blattrande, parallel laufen bezw. zur anderen Richtung normal stehen. Diese Punkte, mit Kohle oder Farb- kreiden notiert und auf dem hellen Felde mit Linien verbunden, geben das Bild der Isogyre, wie sie der projizierten Stellung des Skiodromennetzes zukommt. Natürlich läßt sich dabei für jede beliebige Drehung des Netzes die Konstruktion ausführen. Man erhält die Typen der „Pendel“- und „ Fächer “-Isogyren, die funda- mentalen Unterschiede im Verhalten der Isogyren ein- und zwei- achsiger Kristalle u. v. a. Auch der Nachweis, daß in einigem Abstand von der Mitte des Gesichtsfeldes die Isogyrenableitung 1 Es ist dies allerdings keine streng orthogonale Projektion, da die projizierenden Strahlen nicht parallel sind, doch sind die Unterschiede völlig zu vernachlässigen. 2 Becke: Optische UntersuchuDgsmethoden. Denkschr. d. Akad. d. Wiss. Wien, math.-nafcurw. Kl. 75. p. 57. 1904. B. Aarnio, Zur Kenntnis einiger allophanoidartiger Tone. bei Äquatorial- und Meridiankurven nicht zu dem gleichen Resultat führt („Partialisogyren“), ist leicht zu erbringen *. Zu der dargestellten Ableitung sind folgende auf Halbkugeln gezeichnete Netze zweckmäßig: I. Einachsige Netze: 1. Achse im Pol der Halbkugel, 2. Achse in dem durch den Stift festgelegten Durchmesser. II. Zweiachsige Netze: a) mit kleinen 2V: 1. Erste Mittellinie im Pol der Halbkugel, Befestigungsstifte an der 2. Mittellinie, an der optischen Normalen und in einer Zwischen- lage zwischen beiden; 2. Zweite Mittellinie im Pol der Halb- kugel, wieder 3 Befestigungsstifte analog jenen im vorigen Netze; 3. Optische Normale im Halbkugelpol; b) mit 2 V — 90°: 1 . Mittellinie im Pol , 2. eine Achse im Halbkugelpol. Es sind also 7 Netze empfehlenswert. Wenn man die projizierten Kurven zur Darstellung der Ges chw in digkeits Verhältnisse, nicht der Schwingungsrichtungen benützen will, kann, wie in den käuflichen Skiodromenmodellen, durch Verwendung von roten und schwarzen Farben in der Netzzeichnung auch der Unterschied in der Ge- schwindigkeit ( a‘ und /) zur Projektion gebracht werden. Die geschilderten Versuche wurden bei der 85. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Wien vorgeführt. Zur Kenntnis einiger allophanoidartiger Tone. Von B. Aarnio in Helsingfofs. Mit 1 Abbildung. Durch Vermittlung von Prof. Dr. H. STREMME-Berlin erhielt ich drei Tone zur Untersuchung, von denen zwei Dr. C. Gäbert- Leipzig und einen k. k. Berghauptmann Hofrat Dr. R. Canaval- Klagenfurt gesammelt hatte. Die von Dr. Gäbrrt gesammelten Tone waren ein talkartiges, grünlich-graues Material, das mit Wasser seifig wurde und schäumte, und eine gelbbraune, sich fettig anfühlende weiche Masse lieferte. Beide waren lufttrocken. Über diese beiden schreibt Dr. Gäbert: „Die grünlichgrau aussehende, mehr talkige Masse I stammt aus der Gegend von Mühlbach-Szaszebes (westlich von Hermann- stadt) in Siebenbürgen. Der Besitzer der Lagerstätte hat mir aber den Fundpunkt aus geschäftlichen Gründen nicht genau an- gegeben. Mühlbach liegt am Flusse Sebes in der Niederung. Das Gestein muß also immerhin in größerer Entfernung von dem Ort anstehen (im Gebirge). Unter Zusatz geeigneter Substanzen läßt sich aus dem Gestein sehr leicht eine grobe Waschseife herstellen. 1 Entsprechend eingesetzte Blenden erlauben es, alles Überflüssige außer der projizierten Netzpartie fernzuhalten. 70 B. Aarnio, Stücke solcher Seife, die fast nur aus der talkartigen Substanz mit einem nur geringen Zusatz von Seifenmasse bestehen, habe ich selbst gesehen. Es war sogar beabsichtigt, eine Seifenfabrik auf dem Vorkommen zu bauen. Ob dies geschehen ist, weiß ich aber nicht. Die gelbbraune, sich fettig anfühlende und in Wasser eigen- tümlich gelartige Beschaffenheit annehmende Masse (II) stammt aus Galizien, südöstlich vom Kamulaberge, einige Schritte bachaufwärts von den Gehöften Zadebra , nahe bei Swirz. Bei den Häusern von Zadebra und in der weiteren Umgebung steht ein vorwiegend horizontal lagernder, in Bänke gesonderter, feinkörniger Sandstein an. Auf Klüften, die diesen Sandstein vorwiegend vertikal, aber auch horizontal durchsetzen , und die bis zu 1 0 cm mächtig werden, fand ich an einigen Stellen die braune Masse ausgeschieden, mitunter die ganze Kluft erfüllend. Nach der ganzen Art des Auftretens ist dieselbe auf Sickerwässer zurückzuführen, die in Sandstein zirku- liert haben. Wahrscheinlich ist also das Zement der winzigen Sandsteinkörnchen (tonige Substanzen, Spuren von Eisen und löslicher Kieselsäure, Spuren von Kalk etc.) durch Sieker Wässer gelöst und auf den Klüften abgesetzt worden. Bei Zadebra schneidet sich ein kleiner Bach- lauf tief und steil in die Sandsteinformation ein; an der linken Steilwand sind die Sandsteinbänke entblößt, aus deren Klüften ich die braune Masse entnommen habe. Steigt man von dem Steilufer hinauf auf das mindestens Fig. 1. Schurfbau Girardi in Canezza bei Pergin e, S.-T. 1:1000. 50 m höher gelegene Plateau, so bemerkt man, daß der hier an- stehende, einen höheren Horizont repräsentierende Sandstein schwach kalkig wird und außerdem zahlreiche, etwa faustgroße Lithotham- nium- artige Knollen enthält. Die Sandsteinformation, in welcher die bemerkten Klüfte auftreten, dürfte Senon sein.“ Hofrat Canaval schreibt über das von ihm gesammelte Ma- terial (III) : Bemerkungen über den Schurfbau des Herrn G. Gikardi in Canezza bei Pergine in Südtirol. Der aus einem Stollen bestehende Bau liegt östlich von Ca- nezza am Rande des Flußbettes der Fersina. in 594 m Seehöhe 12 Zur Kenntnis einiger allophanoidartiger Tone. 71 und ungefähr 35 m nördlich von der Etschel-Mühle an der Aus- mündung des Rigolor-Baches. Der Stollen durchfährt anfänglich Erratikum und erreicht in 32 m das Grundgebirge, in dem von den Alten ausgedehnte Ver- haue auf den kiesigen Erzmitteln eines ca. 10 m mächtigen Fahl- bandes betrieben wurden , welches aus mit Pyrit imprägniertem Chloritschiefer besteht, der unter 65 0 nach N verflacht. Das bis jetzt ausgefahrene Streckenwerk der Grube , über welches nach einer Aufnahme mit dem Handkompaß beiliegende Skizze angefertigt wurde, befindet sich fast ganz im Alten Mann. Der letztere besteht aus pyrithaltigen, z. T. im Innern noch recht frischen Fahlbandbruchstücken, zwischen welchen sich Eisen- oxydate und ein weißes bis gelbliches Gel ablagerten. In einem alten , durch einen Aufbruch von ungefähr 6 in Höhe zugänglichen Verhau sind auch Stalaktiten und Stalagmiten von Eisenoxydl^drat zu sehen. Herr Prof. Dr. Stremme in Berlin, dem ich eine größere Probe i von dem „fromaggio naturale“ genannten Gel1 sandte, wird eine Analyse desselben veranlassen. Es ist deshalb von besonderem Interesse, weil hier seine Bildung durch Einwirkung saurer Lösungen j auf den Chloritschiefer außer Zweifel steht. An den Punkten 1, 2, 3 und 4 treten saure Tropf Wässer auf, über welche zwei IJntersuchungszeugnisse der landwirtschaftlich- chemischen Versuchs- und Samenkontrollstation in Graz vom 26. Juli 1912, No 7797/98 und 7799/98, vorliegen, aus denen ! folgendes zu entnehmen ist: J.-No. 7799. Acqua forte (Punkt 1). Reaktion sehr stark. C02 nicht nachweisbar. CI geringe Spuren. H2 S 04 sehr große Mengen. Die Reaktion ist hier am stärksten. Trockenrückstand 5,3120 g in 1 Liter Glühverlust . . . 0,6520 „ „ 1 „ Cu 0,48(J8 „ „ 1 , J.-No. 7800. Media (Punkt 2). Reaktion sehr stark. C02 nicht nachweisbar. CI geringe Spuren. H2S04 sehr große Mengen. Die Reaktion ist stärker als bei J.-No. 7797, aber schwächer als bei J.-No. 7799. Trockenrückstand 3,2236 g in 1 Liter Glühverlust . . . 0,2440 v „ 1 . „ Cu . 0,3260 „ „ 1 * 1 Bergbutter nach der älteren Bezeichnungsweise. Vergl. Reuss, Lehrbuch der Mineralogie. 2. Teil. 3. Leipzig 1803. p. 66. B. Aarnio, rz J.-No. 7797. Oltra Luraro (Punkt 3). Reaktion schwach sauer. C02 nicht nachweisbar. CI geringe Spuren. H2S04 erhebliche Menge. Trockenrückstand 1,1862 g in 1 Liter Glühverlust . . . 0,2252 „ „ 1 „ Fe203 + A!203 .0,2112 „ „ 1 „ J.-No. 7798. Dula Tonura (Punkt 4). Reaktion schwach sauer. C02 nicht nachweisbar. CI geringe Spuien. H2S04 deutlich nachweisbar, aber geringer als bei J.-No. 7797. Trockenrückstand 0,5204 g in 1 Liter Glühverlust . . . 0,2740 „ „ 1 „ Die Probe Oltra Luraro enthält größere Mengen von Fe, Acqua forte und Media beträchtliche Mengen von Cu. Die Wässer enthalten auch alle bemerkenswerte Mengen von H2S04. Es ist anzunehmen, daß Fe bezw. Cu an H2S04 ge- bunden sind. Das W'asser Acqua forte (l) ist farblos, vollkommen klar und sehr sauer schmeckend, besitzt eine Temperatur von 11° C, setzt etwas Ocker ab und scheint nach einem streichenden Blatte von einem höher gelegenen alten Abbau herabzukommen. Die Wassermenge beträgt ungefähr 1 Liter in 20 Minuten. Das Wasser Media (2) tritt ca. 3 m von (1) aus und fällt mit diesem in einen gemeinschaftlichen, ausbetonierten Sumpf von 4,5 m Länge, 1,35 m Breite und 0,6 m Tiefe. Die sauren Wässer 3 und 5 werden in besonderen Sümpfen gesammelt. Aus dem Streckenstück 4 kommt schwach saures Wasser un- gefähr 40 Liter in 1 Minute. Da 20 m ober dem Stollen noch ein zweiter ganz verbrochener Stollen liegt, wäre es nicht unmöglich, daß durch den Vortrieb des jetzigen Schürfstollens noch größere Mengen saurer Wässer erschrotet werden können, die infolge ihres Gehaltes an Schwefel- säure und Kupfer Beachtung verdienen. Die geologische Position des ganzen Vorkommens ist eine ähnliche wie in Vetriolo: im Liegenden der Quarzphyllit des Monte orno, welcher, so wie der Phyllit von Vetriolo, Erzgänge beherbergt, im Hangenden Verrucano und dann Porphyr. Pergine, am 21. September 1912. Dr. B. Canaval. Zur Kenntnis einiger allophanoidartiger Tone. 73 Als Zusammensetzung dieser Stoffe ermittelte ich nach den üblichen analytischen Methoden : I la II II a III lila Gew.- Mol.- Gew.- Mol.- Gew.- Mol.- °/o Zahlen °/o Zahlen °/o Zahlen Si02. . . 57,58 7 50,17 5,47 7,48 1,17 ai2o3 . . 14,01 1 15,58 1,0 10,86 1,0 Fe203 . . 2,65 0,12 2,18 0,09 1,96 0,12 Fe 0 . . . — — ■ — Ti 02 . . Spur Spur — CaO. . . 2,60 0,33 1 i 2.51 0,29 j 0,20 0,03, MgO . . 2,95 0,51 - s °’H5>102 0,06 1,U2 0,48 0,11 | K20. . . 1,69 0,13 0,11 0,01 Na2 0 . . 0,96 0,12 J 1 0,16 0,02 1 0,35 0,05 1 p2o5 . . 0,12 0,06 0,16 0,08 Spur } — so3. . . H2 0 (bei — — 0,44 0,05 105° C) 14,60 5,92 19,13 6,95 71,93 37,66 Glühverlust 3.29 1,19 4,75 1,72 5,94 3,11 Summe . Hygrosko- 100,45 99,55 99,75 pizität 26,05° jo 33,47 °! 1 0 28,27 °/0 (nach Rodewald-Mitscherich). Den relativ höchsten Kieselsäuregehalt hat von diesen Stoffen also der Seifenstein, der im Verhältnis Al203:Si02 mit 1:7 fast dem des Mathazit (Breithaupt) mit 1 : 7,98 entspricht. No. 111 hat die Zusammensetzung eines Allophans. Gemeinsam ist den drei Stoffen, daß der Hauptwassergehalt bei 105° C flüchtig ist. Gegenüber diesem flüchtigen Teil bleiben nur relativ kleine Mengen zurück und sind als Glühverlust bestimmt. Die Hygroskopizität ist hoch. Da als Hygroskopizität des nach völligem Austrocknen des Stoffes über Phosphorpentoxyd im Vacuum wiederaufgenommene Wasser in Gewichtsprozenten festgestellt wird, so ist bei I und II mehr Wasser wiederaufgenommen worden, als ursprünglich in der lufttrockenen Substanz vorhanden war. Da das Wasser bei der Hygroskopizitätsbestimmung aus einer Atmosphäre aufgenommen wird, welche über 10%iger Schwefelsäure steht, so ist also bei beiden Stoffen die Variabilität im Wassergehalt entsprechend der Dampfspannung der Umgebung recht beträchtlich. Nach diesen Daten über das Wasser liegen bei allen dreien mindestens kolloid- reiche , wenn nicht völlig kolloidale Stoffe vor. Die Hygro- skopizität des Kaolins beträgt etwa 6, die eines bergfeuchten Allo- phans von Unterdorf mit 66% H2 0 betrug 40,99 (>/o 1 , künstlich hergestellte Kolloide von Si02, A1203, Fe203, Humus 40— 60%. 1 H. Stremme und B. Aarnio, Zeitschr. f. prakt. Geol. 19. 1911. p. 346. 74 B. Aarnio, Zur Kenntnis einiger allophanoidartiger Tone. Mit den drei Tonen wurden Löslichkeitsversuche angestellt. Es wurden von I und II je 2 g Substanz, von III 5,1985 mit je 200 ccm Salzsäure (spez. Gew. 1,19) bezw. Normalessigsäure 24 Stunden bei Zimmertemperatur in der Schüttelmaschine ge- schüttelt. Es lösten sich von I in der Salzsäure 2 1 ,95 °/o ; un- löslich blieben (nur diese Menge wurde bestimmt) 78,05 °/o, davon waren 64,2 °/o Si02, in der Essigsäure 19,51 °/o ; von II in der Salzsänre 27,81 °/o, unlöslich blieben 72,19 °/o, davon waren 66,2 °/o Si02, in der Essigsäure 23,95 °/o; von III in der Salz- säure 92,89 °/o, in der Essigsäure 84,39 °/o. Unlöslich blieben von III in der Salzsäure 7,1 1 °/o, also weniger als die Kieselsäure in der Zusammensetzung beträgt. Der unlösliche Rest wurde mit Flußsäure behandelt. Von 0,3694 g ließen sich 0,3652 g ver- flüchtigen, waren also Si 02. Es blieben zurück 0,0042 g, also 0,08 °/o der angewandten Substanz. Danach war bis auf diesen minimalen Rest die ganze Substanz aufgeschlossen worden. In Essig- säure suspendierte sich die Bergbutter (III). Die Flüssigkeit lief trübe durch das Papierfilter. Erst als ich die Trübe durch einen amerikanischen Alunduntiegel (porösen Tiegel aus Aluminiumoxyd) vor der Säugpumpe schickte , erhielt ich eine klare , aber noch etwas opalisierende Lösung. Das Filtrieren der 200 ccm dauerte drei Tage. Auf dem Tiegel zurückgeblieben waren 15,61 0 / o . Es zeigte sich also hier die gleiche Erscheinung, die schon van dek Leeden1 bei einem frischen, feuchten Allophan von Unterdorf be- obachtet hatte, so entstand bei der Behandlung mit der verdünnten Essigsäure ein Sol. Nach diesen Löslichkeitsversuchen ist III in der Tat ein Allophan. Es möge dahingestellt bleiben , ob von den beiden anderen Tonen nur die gelösten Mengen Allophanoid-Substanz sind oder mehr. Der Eingriff mit Säure ist nur schwach gewesen. Bemerkenswert ist bei I und II die erhebliche Basenmenge, deren Summe (von CaO, MgO, K20, Na2 0) im Molekül die der Tonerde etwas übertrifft, dagegen die Summe der Sesquioxyde nicht ganz erreicht. Im Allophan No. III ist die Summe der Basen nur -J von der Tonerde. Mit I und II unternahm ich je einen Ab- sorptionsversuch. Ich schüttelte je 5 g 3 Stunden lang mit 250 ccm KNop’scher Lösung, welche 5 g ND4C1 in 1 Liter H2 0 enthielt. Der Seifenstein absorbierte 0,0163 g CI und 0,06087 g NH4; No. II 0,0274 g CI und 0,06215 g NH4. Darauf wurden die- selben Mengen nochmals mit je 250 ccm der Lösung, diesmal 24 Stunden geschüttelt. Es wurden absorbiert 0,0278 g CI und 0,01511 g NH4, bezw. 0,0207 g CI und 0,02557 g N H4. Ins- gesamt also vom Seifenstein 0,<>441 g CI und 0,07598 g NH4, von No. II 0,0481 g CI und 0,08772 g NH4. Diese Mengen ent- 1 H. Stremme und B. Aarnio, Zeitschr. f. prakt. Geol. 1911. p. 341. K. Schlossmacher, Zar Erklärung der Becke'schen Linie. sprechen 0,18 Mol. CI lind 0,62 Mol. N li4 beim Seifenstein und 0,18 Mol. CI bezw. 0,64 Mol. NH4 bei No. II. Sie sind als sehr hoch zu bezeichnen. Da die Basenmenge wesentlich überwiegt, so kann man nach van Bemmelen’s bekannten Versuchen annehmen, daß ein Austausch gegen die vorhandenen Basen stattgefunden hat. Außer diesem Austausch ist aber noch eine beträchtliche Absorp- tion vermutlich von unzersetztem Chlorammonium erfolgt. Als Überschuß über die Salzabsorption ergibt sich 0,44 bezw. 0,46 Mol. NH4 oder 0,34 bezw. 0,36 Mol. N oder 0,64 bezw. 0,67 Mol. (N H4)2 0. Es dürften also § der Gesamtmengen der Basen gegen Ammonium ausgetauscht worden sein. Sehr bemerkenswert ist die im Mole- kularverhältnis zur Tonerde fast genau gleiche Absorption der beiden verschiedenen Tone, die beweist, daß sie einheitlich gebaut sind. Entweder sie sind also vollständig als Allophanoide an- zusprechen, oder sie enthalten gleiche Mengen von Allophanoiden neben gleichen Mengen anderer Tonmineralien (z. B. Kaolin). Wahr- scheinlicher ist der erstgenannte Fall, doch kann dies noch nicht als sicher bewiesen gelten, da nach der Deünition der Allophanoide von H. Stremme diese von Salzsäure völlig zersetzt werden, was nach dem wenig eingreifenden Versuch mit Salzsäure nicht sicher feststeht. Die festere äußere Beschaffenheit des Seifensteins stimmt gut zu seinem geringeren Wassergehalt, einer geringeren Hygro- skopizität, geringeren Löslichkeit und geringeren Ammoniumabsorp- tion. Es dürfte also zwischen diesen Eigenschaften ein Zusammen- hang existieren. Agrogeologisches Laboratorium der Geol. Kommission in Finnland. Zur Erklärung der Becke’schen Linie. Von K. Schlossmacher in Heidelberg. Mit 2 Textfiguren. Will man sich , zur Erklärung der Erscheinung der Becice- schen Linie, eine Vorstellung über die Verteilung der Lichtstrahlen nach dem Durchgang durch eine Grenzfläche machen , so erhält man diese am klarsten und einwandfreiesten aus einer analytischen Betrachtung des Gesetzes, das diesen Vorgang beherrscht. Für den Übergang eines Lieh Strahles aus einem Medium in ein anderes wird die Abhängigkeit der Winkel y (Fig. 1), die die gebrochenen Strahlen mit dem Einfallslot bilden, von den Winkeln x, die die einfallenden Strahlen mit dem Einfallslot bilden, durch das Snel- Lius’sche Gesetz ausgedrückt. Es ist : sin x _ j sin y (wobei k eine Konstante ist , die sich aus dem reziproken Quo- tienten des Brechungsexponenten ergibt'. 76 K. Schlossmacher, Aus diesem Gesetz sollen die Beziehungen zwischen x und y für das Gebiet von x = 0° bis 180° (im Sinne der Pfeile in Fig. 1) abgeleitet und in einer Kurve dargestellt werden; im An- schluß daran soll die physikalische Bedeutung dieser Ableitung erörtert werden. Dabei kann der spezielle Fall, wo k = 1 , un- berücksichtigt gelassen werden, da hierzu Gleichheit der Brechungs- exponenten erforderlich ist. Im Quadranten I und III (Fig. 1) besteht die Beziehung sin x ^7- — — k , wobei k eine positive Zahl , größer als 1 ist. Es ist also : y = arc sin - . sin x dy cos x dx yk2 — sin2x für x = 0° ist y = 0°. Die Kurve beginnt im Null- punkt. d y 1 — — = -T- . Die Tangente an die dx k Kurve bildet mit der x-Achse einen Winkel < 45°. für x = 90° ist y = arc sin -i- Grenz- winkel der Total- reflexion, stets < 90°. d y — — = 0. Die Tangente verläuft parallel zur x-Achse. Um zu sehen, ob das Abnehmen des Differentialquotienten für Werte von x = 0° bis 90° ein ununterbrochenes ist, d. h. ob die Kurve des Differentialquotienten in diesem Gebiet ohne Knick verläuft, haben wir den Differentialquotienten zweiter Ord- nung zu bilden und zu suchen, ob es Werte für x zwischen 0° und 9u° gibt, die diesen zu Null machen. Es ist: d2y __ — \/k2 — sin2x . sin x + cos x ^ (k2 — sin2x)— 2 . 2 sin x . cos x d x2 k2 — sin2 x 1 — k2 — Sin X — — (kz — sin2 x) Vk2 — sin2 x Es gibt keinen Wert für x zwischen 0° und 90°, der diese Gleichung zu Null macht. Der Wert x = 0 selbst erfüllt diese Forderung. Für unsere Überlegung kommt dieser Wert nicht in Betracht, da die Gestalt der Kurve beim Übergang von negativen zu positiven Winkeln, d. h. hier von Quadrant IV zu Quadrant I, nur von analytischem Interesse ist. * Das Konvergieren des ersten Differentialquotienten gegen 0 beim Fortschreiten von x gegen 90° hin bedeutet geometrisch ein Flacherwerden der Tangente an die Kurve, d. h. ein immer lang- sameres Wachsen von y bei gleichmäßig zunehmendem x , physi- kalisch eine Häufung von Lichtstrahlen. Zur Erklärung der Becke’schen Linie. Wächst nun x über 90° hinaus, so bewegt sich der ein- fallende Strahl im Quadranten II im Gebiete der Totalreflexion bis x=180° — arcsink , dem Grenzwinkel der Totalreflexion. Der zu diesem x gehörige totalreflektierte Strahl liegt im Qua- dranten III; dabei entspricht einer Zunahme von x eine gleiche Abnahme von y. Der Differentialquotient hat also den Wert — 1. Die Kurve verläuft von y = 90 0 für x = 90° bis y = arc sin ] , für k x= 180° — arcsin - als gerade Linie, es bleibt gleiche Vertei- lung der Lichtstrahlen bestehen. Wird nun x im Quadranten II größer als 180° — arcsin ^ und wächst bis 180°, so liegt der gebrochene Strahl im Qua- dranten IV. Die Beziehung zwischen x und y lautet dann: sin (180 — x) 1 sin(lö0 — y) k‘ Setze ich vorübergehend : x = 90 + 1 y = 90 + q, . so erhalte ich : cos $ _ 1 cos rj k rj = arc cos (k cos £) dy _ ksin| dx “ Vl— kcos2! Dieser Differentialquotient ist positiv, solange k2cos2£ b > et ; die Aus- löscliungsschiefe entspricht derjenigen der gemeinen Hornblende. Der ungleichmäßig verteilte, in kleinsten Kriställchen und Körnern oder in unregelmäßigen Ausscheidungen und schlierigen Anreiche- rungen auftretende Magnetit ist nur wenig in Brauneisenerz um- gewandelt. Der lebhaft gelbgriine, in der Farbe au Epidot erinnernde Nontronit bildet lockererdige Partien, in welchen er mit Bestand- teilen des Syenits vermengt ist. Man kann von einer Nontronitisie- rung des Gesteins sprechen, die zweifellos von Spältchen aus vor- gedrungen ist, und es läßt sich schon mit der Lupe erkennen, daß vorzugsweise die an Hornblende reicheren Stellen auch der Hauptsitz der Nontronitisierung sind, daß diese aber auch den Feldspat er- griffen hat, daß jedoch der Magnetit nicht in unmittelbarer Be- ziehung zur Bildung des Eisensilikates stellt. Durch wiederholte Sonderung des Pulvers mit Acetylen- tetrabromid erhielt ich zunächst ein hauptsächlich aus grüner, meist faserig zerfressener Hornblende bestehendes Produkt, in welchem auch viel Apatit, Titanit, etwas Biotit, Magnetit und Zirkon vorhanden waren; der letztere läßt sich auch massenhaft in den Dünnschliffen als Einschluß im Feldspat und vor allem in der Hornblende erkennen, in welch letzterer er von pleochroitischen Höfen umgeben wird. Der spärlich vorhandene Epidot ist, wie die Dünnschliffe zeigen, aus Feldspat hervorgegangen. Das reinste Sonderungsprodukt hatte ein spez. Gew. von 2,290 — 2,295 und bestand zum allergrößten Teil aus Nontronit, war aber trotz wieder- holter Behandlung in der schweren Flüssigkeit immer wieder mit so viel Partikelchen von Hornblende und Feldspat verunreinigt, daß die so sehr erwünschte Analyse keine Auskunft über die genaue Zusammensetzung des Nontronits gebracht hätte. Der letztere bildet fast durchweg Aggregate von annähernd parallel liegenden, spindelförmig auslaufenden Fasern; sie sind am Rande hellgrün durchsichtig, wo hingegen die Aggregate dichter sind, im durch- fallenden Lichte schmutzig braungrün und, wie durch allerfeinste Einschlüsse , etwas trübe. Andeutungen einer schuppen- oder blättchenförmigen Ausbildung sind ziemlich selten , eine kristallo- graphische Umgrenzung, wie etwa das Auftreten in sechsseitigen Täfelchen, war gar niemals zu beobachten. In der Faserrichtung sind die Aggregate optisch positiv, die Lage der Hauptschwingungs- richtungen Heß sich an den nicht völlig parallelfaserigen, oft ge- bogenen und Aggregatpolarisation zeigenden Bündeln nicht genau feststellen, doch scheinen sie ganz oder sehr nahe mit der Längs- und Querrichtung zusammenzufallen. Der Pleochroismus ist merk- lich, die Absorption für den der Faserrichtung parallel oder an- nähernd parallel schwingenden Strahl die größere. Es fand sich aD> 1,585, < 1 ,598 (Anilin bezw. Bromoform bei 18°), yD< 1,(520 Nontronit von Gellivare (Lappland). 107 (Monojodbenzol bei 18°). Zinn Vergleich bestimmte ich in den- selben Flüssigkeiten die Brechungsexponenten des Nontronits von Concepcion del Oro ', wobei sich keine Unterschiede ergaben. Ich stelle die charakteristischen physikalischen Eigenschaften des Non- tronits von Gellivare und desjenigen von Concepcion hier neben- einander. Spez. Gew. Farbe im durch- fallenden Licht Opt. Charakter der Fasern Licht- brechung Aus- löschung Concepcion . 2,29 Gellivare . . 2,290— 2,295 1 gelbgrün bis { schmutzig- [ braungr iu. ) Ab ss. />a | + 1 1 1 «D ca. 1,595 | yD ca. 1,620 - Doppelbr. ca. 0,025 > | sehr wenig schief zur Faser- richtung 1 oder gerade Innerhalb der Genauigkeit der angewandten Methoden erweisen sich also beide Nontronitvorkommnisse als identisch. Als Beitrag zu der Frage, ob der Nontronit, wie manchmal angenommen wird, ein Gel oder aber ein kristallines wasserhaltiges Eisensilikat sei, mögen noch Angaben über sein Verhalten zu Säuren dienen. Durch kalte Essigsäure wird der Nontronit von Gellivare auch bei 48 ständiger Behandlung nicht angegriffen. Kalte konzentrierte Salzsäure zerstört ihn so langsam, daß nach 2stiindiger Einwirkung noch keine tiefgehende Einwirkung be- merkbar ist. Nach 48 Stunden war das Eisenoxyd ausgelaugt und es hinterblieben Skelette, deren Lichtbrechung kleiner als 1,46 war, die also offenbar aus kolloidaler Kieselsäure bestanden. Diese Skelette zeigten noch sehr schwache Doppelbrechung mit positivem Charakter in der Richtung der Faserung. Durch Erhitzen unter- halb der Rotglut werden die Nontronitfasern rotbraun mit sehr merklicher Erhöhung des Pleochroismus, Absorption ist wiederum y > a, der optische Charakter der Faserrichtung bleibt positiv und, wie sich dies nach der Schröder van der KoLK’schen Methode erkennen läßt , ändert sich weder die Lichtbrechung noch die Doppelbrechung bei dieser Erhitzung wesentlich. Wie ich schon andeutete, ist der Nontronit zum größten Teile aus der Hornblende hervorgegangen ; im Dünnschliffe erkennt man aber auch, daß das Eisensilikat an die Stelle von Feld- spat getreten sein kann. Seine Beziehungen zur Hornblende zeigen sich besonders deutlich in den Pulverpräparaten : man sieht darin Nontronit in Verwachsung mit dem Amphibol; dieser ist faserig zerfressen und seine Faserung findet gewissermaßen ihre Fortsetzung in der Faserstruktur des Umwandlungsproduktes. Viele 1 Bergeat, Nontronit, gebildet durch die Einwirkung von Eisensulfat- lösung auf Wollastonit. Dies. Centralbl. 1909. p. 161 — 168. Die Doppel- brechung hatte ich dort aus den Interferenzfarben zu bestimmen gesucht und dabei 0,03 gefunden. 108 P. ,T. Beger, Spuren postvulkanischer Prozesse X ontronitaggregate umschließen Reste der Hornblende und nicht selten rindet man auch die ehemals von der letzteren umschlossenen Zirkone im Nontronit wieder. In einem vorzugsweise aus Hornblende bestehenden Dünn- schliffe konnte das Auftreten des Nontronits im Feldspat gut be- obachtet werden. Der Mikroperthit und Albit zeigen eine geringe, wohl von Kaolinbildung herrührende Trübung, stellenweise be- obachtet man in ihnen auch grüne Epidotkörnchen, auf Rissen hat sich Eisenoxyd angesiedelt. Unabhängig von alledem dringt die Nontronitbildung auf Rissen in den Feldspat ein und seine Prismen schieben sich dann mit Vorliebe in der Richtung der Zwillings- streifung oder der Perthitspindeln in das Mineral vor. Die Um- wandlung des Feldspates in Nontronit verweist auf einen kompli- zierten Vorgang und zeigt, daß die Nontronitisierung des Gesteins nicht lediglich als eine Verwitterungserscheinung zu deuten ist, welcher die Hornblende zum Opfer fällt. Den Nontronit von Gellivare als ein Produkt „postvulkanischer Prozesse“ aufzufassen verbietet sich ganz von selbst, denn der Syenit hat sichtlich erst nach der Metamorphose die Nontronitisierung erfahren; die letztere muß durch Lösungen eingeleitet worden sein, die von oben her in das Gestein eindrangen. Ob dabei solche von Eisensulfat beteiligt waren, wie zu Concepciön, entzieht sich völlig meiner Beurteilung; an sich wäre es aber nicht unmöglich, da Pyrit zu Gellivare stellenweise auftritt. Zu Concepciön verwittert der auf den Halden gebildete Non- tronit bald zu mulmigen, brauneisenerzhaltigen Massen. Dieselbe Verwitterung zeigt sich auch zu Gellivare. Diese auffällige Un- beständigkeit weist darauf hin, daß bei den zur Nontronitbildung führenden chemischen Prozessen sehr empfindliche Gleichgewichts- einstellungen im Spiel gewesen sein müssen. Spuren postvulkanischer Prozesse im Kontakthofe des Lausitzer Granitmassivs. Von P. J. Beger in Leipzig. Im Sommer 1912 fand Verf. auf dem Hirschberge bei Ohorn auf Sekt. Pulsnitz der geol. Spezialkarte des Kgr. Sachsen ein Vorkommnis pneumatolytisch gebildeter Mineralien. Da jedoch nur relativ wenig Material zu erhalten war, wurde von einer Publi- kation bisher abgesehen in der Hoffnung, daß neue Trümer an- geschlagen würden. Um aber die Bekanntschaft des interessanten Vorkommnisses nicht allzu lange zu verzögern, sei hier eine kurze Mitteilung der wesentlichsten Punkte gestattet, der später eine ausführliche Beschreibung folgen wird. im Kontakthofe des Lausitzer Granitmassivs. 109 Die kleine Lagerstätte findet sich in dem unteren Quarz- glimmerfelsbruche am Hirscliberg. Den Hauptbestand macht ein Erzgang aus, der in der Hauptsache aus Magnetkies, Kupferkies, Eisenkies und beträchtlichen Mengen von Eisenspat aufgebaut ist, während sich bläulicher, derber Quarz nur in geringem Maße an der Zusammensetzung beteiligt. Bemerkenswert ist, daß der Eisen- spat häufig verdrängt ist durch Limonit, der mit Vorliebe zierliche blätterige Gewebe nach dem Rhomboeder des Eisenspats bildet. Bisweilen sind diese mit dem Carbonat innig verwachsen, so daß man den kontinuierlichen Übergang bestens verfolgen kann. Wichtig für die Beurteilung der genetischen Beziehungen ist, daß völlig verkieste Brocken des hochgradig kontaktmetamorphen Nebengesteins sich im Erzgange eingeschlossen befinden ; denn dieser Umstand deutet auf eine Entstehung infolge postvulkanischer Tätigkeit hin, deren Zeitpunkt nicht weit hinter der Intrusion des Granites liegen dürfte, da der GrauwaQkehornfels in seiner ganzen Masse mit gleichmäßig verteiltem Magnetkies imprägniert ist — ebenso wie mit lichtem, nach d farblosem, nach c liellgelbbraunem Magnesiumturmalin. Mehr noch als die gleichmäßige und reich- liche Verteilung weist die zwar nicht immer, aber oft zu beobach- tende Idiomorpliie beider Mineralien darauf hin , daß die Pneu- matolyse mit der Kontaktmetamorphose eng verknüpft gewesen ist. Gegenüber den übrigen in der Lausitz bekannten Erzvorkomm- nissen — es sei nur erinnert an Soliland , Bautzen , Steinigt- Wolmsdorf — gewinnt das vom Hirscliberg insofern an Interesse, als es nicht wie die übrigen an Lamprophyre geknüpft ist, sondern als vollkommen selbständiger Gang auftritt. Noch mehr aber wächst seine Bedeutung dadurch, daß es mit einem Zinnstein- vorkommnis in Verbindung stellt, zumal Zinnstein bisher in der Lausitz noch nicht gefunden worden ist. Der Quarzglimmerfels wird nämlich durch verschiedenartige, z. T. greisen-, z. T. pegmatitälmliche Trümer durchsetzt, von denen gegenwärtig allerdings keine aufgeschlossen sind. Sie führen fast alle Mineralien der Zinnerzpneumatolyse, meist nur in mikro- skopischen Dimensionen. Von größtem Interesse ist der Zinnstein, der in Körnchen auftritt, die eine Größe von 100X250 erreichen. Sein starker Pleochroismus von lichtgrün zu tiefrot bis braunrot erinnert an manche Titanite, weshalb er isoliert und vor dem Lötrohre geprüft wurde. Die durch Reduktion vermittels Cyankali auf Kohle erhaltenen metallischen Zinnfiitter gaben, auf dem Platin- blech mit Salzsäure und Kaliumchloriplatinat versetzt, die charak- teristische intensive braunrote Farbe. Durch Chlorkalium wurden alsdann Kriställchen von Kaliumzinnchlorür ausgefällt. Ein Ver- such mit einer durch Kupfer schwach angefärbten Boraxperle be- stätigte das Ergebnis , insofern als nach Zusatz eines Zinnerz- körnchens durch abwechselnde Erhitzung im Oxydations- und Re- 110 P. J. Beger, Spuren postvulkanischer Prozesse etc. duktionsraume sich tief rubinrote Farbe einstellte. Demnach ist das Vorkommen von Zinnstein in der Lausitz als gesichert zu erachten. Ferner führen die Trümer reichlich Magnetkies, mit dem bisweilen Pyrit verwachsen ist, der jedoch nicht selten auch selb- ständige große Kristalle bildet. Bemerkenswert ist das reichliche Vorkommen von oxydischem Eisenerz, das eigentümlich spießige, verzweigte und gewundene Flitter oder zu kompakten Putzen solcher verwachsene Aggregate bildet. In seltenen, aber verhältnismäßig großen Körnchen findet sich ein im durchscheinenden Lichte fuchs- braunes, im reflektierten grauviolettes Erz, das dem Chromeisen angehören dürfte. Gleich den Erzen verdankt der durch Zahl und Größe auf- fallende Apatit seine Entstehung der pneumatolytischen Tätigkeit. Einer der stattlicheren Kristalle mißt 118x588 /u. Meist jedoch wird die Breite nicht so sehr von der Länge überragt. Seltener sind Topas 1 und Flußspat. Dieser bildet gewöhnlich winzige Körnchen, die von lentikulären, dem Lithionit eingelagerten carbo- natischen Massen umhüllt sind. Eigenartig ist das Vorkommen einer dem Tremolit zuzurechnenden farblosen Hornblende von 17a Auslöschungsschiefe auf {010} und einer Doppelbrechung von ca. 0,025, wie Bestimmungen mit Hilfe der MiCHEL-LEVY’schen Tabelle ergeben haben. Sie ist in winzigen Säulchen ausschließlich dem Quarze interponiert. Glimmer finden sich dreierlei: Muscovit, Lithionit und Phlogopit. Die ersten beiden unterscheiden sich durch Schmelzbarkeit und Pleochroismus sehr leicht, scheinen auch nie zusammen aufzutreten. Der Phlogopit hingegen ist gerade den lithionitführenden Trümern eigen, ohne daß er aber bei spektro- skopischer Prüfung die Lithionlinie zeigte. Er bildet bis über 3 cm große, lichtbraune Kristalle, die drusenartig in dem normalen mittelkörnigen Greisen sitzen, an dessen Aufbau er sich im übrigen nicht weiter beteiligt. Auf feldspatreiche, pegmatitartige Trümer beschränkt ist ein brauner Turmalin, der im besten Falle zenti- meterdicke Prismen bildet. Durch seine Breclmngsexponenten eNa = 1,6162 und roNa = 1,6405 erweist er sich als Magnesium- turmalin. Mit ihm identisch sind die allenthalben im Grauwacke- hornfels des Fundortes verstreuten mikroskopischen Turmalin- individuen. Nach alledem dürfte kein Zweifel bleiben , daß es sich hier um eine Lagerstätte im Kontaktgestein handelt, die ihre Entstehung der durch die Granitintrusion bedingten Pneumatolyse verdankt. Auf dieselbe Ursache ist eine anders geartete, ebenfalls im Kontakthofe auftretende Erscheinung zurückzuführen. Die Brüche in der Ponickau bei Elstra, am Galgenberg bei Burkau, sowie ein 1 Topas kommt [reichlicher in analogen Trümern auf dem benach- barten Schwedenstein vor. K. Andree, Zum Verhalten des Steinsalzes etc. 111 Schürf bei Sign. 303 am Heiligen Berg unweit Gersdörf (Sekt. Kamen z) liefern Beispiele hierfür. An diesen Punkten werden die hochmetamorphen Grauwackehornfelse durchzogen von 0,5 bis 1 cm breiten grünen Streifen, die bald parallel verlaufen, bald sich wirr durchkreuzen, hier eng geschart und da weiter entfernt und ver- einzelt sind. Sie werden in der Mitte geteilt von einer papier- dünnen, höchstens Kartonstärke erreichenden schwarzen Schicht, die sich u. d. M. zusammengesetzt erweist aus neugebildetem, frischgrünem Chlorit in sechsseitigen Blättchen oder helminthartigen ., Geldrollen“ nebst etwas Epidot und Quarz. Zu beiden Seiten der durch diese Mineralien ausgeheilten, messerscharfen Klüfte ist der bei der Kontaktmetamorphose neugebildete Biotit umgesetzt zu Chlorit, und zwar unmittelbar an der Kluft vollkommen, etwas weiter entfernt nur teilweise, während er in einem Abstande von 3 mm von der Kluft keine Spur einer Umsetzung mehr zeigt. Als seltene Neubildung treten bisweilen winzige Turmalinschwärme auf, die den Beweis für stattgehabte pneumatolythische Wirkung erbringen. Offenbar haben saure Gase oder Dämpfe das Gestein zersprengt und beim Entweichen die Umsetzung des Biotits zu Chlorit — und in analoger Weise des Cordierits zu Glimmer bewirkt. Der sich dabei ergebende Substanzrest hat nach über- schläglicher Berechnung die ungefähre Zusammensetzung von Chlorit, wobei ein Kieselsäureüberschuß bleibt. Demnach wäre der Stoff zu den die Kluft ausheilenden Neubildungen dem Gestein ent- nommen, die wirkende Kraft aber im postvulkanischen Prozeß zu suchen. Leipzig, Institut für Mineralogie und Petrographie, den 9. Januar 1914. Zum Verhalten des Steinsalzes gegenüber mechanisch deformie- renden Kräften. (Zur Kontroverse mit Herrn M. Naumann h) Von K. Andree in Marburg i. H. Das Verhalten des Steinsalzes gegenüber mechanisch defor- mierenden Kräften ist für den Geologen von großer Bedeutung, da infolge der speziellen Eigenschaften des Steinsalzes die aus demselben gebildeten Gesteinskörper sich tektonischen Störungen gegenüber ganz anders als die gewöhnlichen Gesteine verhalten. Dieser geologische Grund hatte mich seinerzeit veranlaßt, kurz ein blaues Steinsalz zu beschreiben, welches den Schluß erlaubte, daß beim Steinsalz außer der längst bekannten reinen Trans- 1 Vergl. dies. Centralbl. 1913. p. 696—699. 112 lv. Andröe, Zum Verhalten des Steinsalzes lation noch eine andere , und zwar eine inhomogene Deformation möglich ist, die ich als abnorme Knickung1 nach einer nur wenig von der Granatoederfläche abweichenden Vizinalfläche oder mehreren solchen charakterisierte. Ich hob hierbei hervor, daß dieser Fall wohl dadurch hervorgerufen sei, daß der verursachende Druck zu der Richtung möglicher Translation nicht genau genug parallel gerichtet war, um eine solche hervorzurufen , daß also gleichsam eine mißglückte Translation vorliege. Hiergegen hat nun Herr Naumann Bedenken in einer Mitteilung ausgesprochen, gegen deren sachlichen Teil ich mich im folgen- den wenden muß. Herr Naumann hat gemeint, daß die Knickung der Hexaederfläche . welche ich beobachten konnte , dadurch zu- stande gekommen sei, daß viele durch reine Translation gegen- einander verschobene und nebeneinander auf der betreffenden Würfelfläche austretende, dünne Platten „Scheinflächen“ entstehen ließen , indem durch Lösungseinwirkung an feuchter Luft die „Treppe“ der Translationsstreifen (vergl. Fig. 1 auf p. 699) in eine schiefe Ebene verwandelt werde. Ich bestreite nicht, daß dieser Fall unter Herrn Naumann’ s Material, das ich nicht kenne, Vorkommen mag. Mein Stück aber, das Herr Naumann nicht ge- sehen hat, zeigt erstens nicht die leiseste Andeutung einer solchen „Treppe“. Zum zweiten kann bei demselben von einer Verwand- lung eines derartigen Gebildes in eine „schiefe Ebene“ auf dem angegebenen Wege auch nicht die Rede sein, da die Flächen- knickung auf jeder neu her gestellten, frischen Spaltfläche in genau derselben Weise auftritt, und endlich ist auch auf optischem Wege im Polarisationsmikroskop nichts von vielen dünnen Translationsplatten zu sehen, die sich an dem regel- mäßigen Absetzen von Streifen mit verschieden starker Spannungsdoppelbrechung2 hätten erkennen lassen müssen. Herr Naumann muß also schwereres Geschütz auffahren, um meine Ansicht in bezug auf die von mir beschriebene Erscheinung zu widerlegen 3. Es erscheint mir zwar nicht ausgeschlossen , daß die von mir beobachtete Knickung durch alle Übergänge mit jener in- homogenen Deformation verbunden ist, welche, wie Mügge und Johnsen angeben und wie Ritzel neuerdings vielfach bestätigte, J Von „Translation nach einer Vizinalfläche“ , wie Herr Naumann p. 698 schreibt, habe ich nie gesprochen ! 2 Wenn ich von Spannungsdoppelbrechung und inhomogener De- formation sprach, so ist es klar, daß ich gerade an die innere Defor- mation der Kristallmaterie dachte, wie eine solche allerdings durch die von mir angenommene „Knickung“ entstehen muß. Vergl. hierzu bei Naumann p. 699, letzter Absatz.. 3 Man hätte erwarten können, daß die von mir herangezogene Zwillingsbildung nach dem BRAUNs’schen Gesetz“ Berücksichtigung fand. gegenüber mechanisch deformierenden Kräften. 113 das Gefüge des Steinsalzes infolge von Translation alteriert. mit der letzteren aber nur insofern zusaramenhängt, als zu deren Erzeugung für die Überwindung der Kohäsion des Minerals ein bestimmtes Maß von Kraft erforderlich ist, welches außer der reinen Translation auch noch eine inhomogene Deformation mit Doppelbrechung hervorruft. Durch reine Translation, die ja eine homogene Deformation darstellt, kann beim Steinsalz - das be- tone ich nochmals — eine Doppelbrechung überhaupt nicht her- vorgerufen werden. Des weiteren ist aber wahrscheinlich, daß die Stücke, welche R. Brauns seinerzeit veranlaßten, von einer Zwillingsbildung zu sprechen, die von mir beobachtete Erscheinung der Knickung in noch viel deutlicherem Maße zeigten, und es er- geben sich hieraus doch bedeutende Abweichungen von der reinen, homogenen Translation. Nach alledem sehe ich nach wie vor keine Veranlassung, von meinem bisherigen Standpunkt abzugehen , daß außer der reinen Translation1 2, die auch wohl im wesentlichen für die von Milch - festgestellte Erhöhung der Plastizität des Minerals durch Tem- peraturerhöhung verantwortlich zu machen ist, eine inhomogene Biegung vorkommt, die an dem von mir untersuchten Stücke als ein infolge ihrer Anlehnung an Translationsflächen besonders regelmäßiger Fall jener Biegungen zu gelten hat, welche L. Milch bei der Kennzeichnung der Ober- flächenbeschaffenheit nicht künstlich veränderter Spaltungsstücke mit den Worten beschrieben hat: „Auch auf ihnen finden sich gelegentlich Streifensysteme, die an die eigentümlichen Zeichnungen auf der Oberfläche gebogener3 Stäbchen erinnern. . . . Selbst- verständlich fehlt diesen Linienzügen die starke Krümmung, die sie bei den künstlich gebogenen Stäbchen besitzen, aber sie weisen nicht selten Störungen auf, die an F 1 e x u r e n 3 erinnern ; im Ge- biet dieser Flexuren sind optische Anomalien regelmäßig und stark entwickelt , stärker wie in den künstlich in der Wärme viel in- tensiver gebogenen Stückchen. Spaltungsflächen mit diesen Zeich- nungen können dem unbewaffneten Auge ganz glatt erscheinen, liefern aber auf dem Reflexionsgoniometer mehrere, oft verzerrte Reflexbilder, die gewöhnlich nicht in einer Zone Regen und somit das Vorhandensein von Krümmungen und Knickungen3 be- weisen, die man auch gelegentlich bei intensiver Beleuchtung direkt beobachten kann3“. Die Ursache der Plastizität des Salzes liegt aber „offenbar in der Verringerung des Wider- 1 Vergl. auch A. Ritzel, Die Translation der regulären Halogenide. Zeitschr. f. Krystallogr. etc. 53. 1913. p. 97 — 148. 2 L. Milch, Über Zunahme der Plastizität bei Kristallen durch Er- höhung der Temperatur. I. Beobachtungen an Steinsalz. N. Jahrb. t. Min. etc. 1909. I. p. 60—72. Taf. XL 3 Von mir gesperrt! Centra’.blatt f. Mineralogie etc. 1914. 8 V. M. Goldschmidt, J. Rekstad, Th. Vogt, L 14 Standes gegen eine Formveränderung und diese Verringerung macht sich allgemein, nicht ausschließlich1 in kristallographisch bestimmten Richtungen geltend , wenn auch wohl in kristallo- graphiseh verschiedenen Richtungen mit verschiedener Intensität“. Herr Naumann mag sich vielleicht aus der Affäre ziehen, in- dem er auf Translationen von molekularen Dimensionen zurück- greift. Aber solange er nicht die Biegung der Spaltflächen bei den MiLCH’schen Biegungs- und Torsionsversuchen aus der Welt schafft, werde ich auf meinem Standpunkt verharren, wo- durch diese an sich so bedeutungslose Angelegenheit zugleich für mich erledigt ist. Marburg, Geologisches Institut der Universität, 20. NI. 1913. Nachschrift von M. Naumann. Die Redaktion war so freundlich, mir eine Beantwortung der obigen Ausführungen des Herrn Andree anheimzustellen. Weil dieser über den ihm nach seiner eigenen Angabe fernliegenden Gegenstand im wesentlichen nur einige Literaturzitate bringt, die mir vor der Niederschrift meiner Zeilen auf p. 698 — 699 dies. Centralbl. 1913 wohlbekannt waren, so könnte ich nur meine dort schon ausgesprochene Ansicht wiederholen. Ich möchte von einer weiteren Diskussion mit Herrn Andree in dieser Sache absehen. Nochmals Herrn Joh. Koenigsbergers geologische Mitteilungen über Norwegen. Von V. IVI Goldschmidt, J. Rekstad, Th. Vogt in Kristiania. In einer früheren Notiz 2 haben wir darauf hingewiesen, daß in Herrn «Ton. Koenigsberger’s geologischen Publikationen über Norwegen zahlreiche unrichtige Angaben enthalten sind ; wir haben eine Reihe derselben aufgezählt und berichtigt. In einer Entgegnung3 sucht Herr Koenigsberger teils unsere Angaben zu widerlegen, teils mildernde Umstände für seine Fehler zusammenzustellen. Es scheint uns, daß ihm dies in keinem der Fälle gelungen ist. Es würde zu weit führen, hier auf alle einzelnen Punkte, die wir in unserer ersten Notiz behandelt haben, nochmals einzugehen; < s seien nur einige Beispiele herausgegriffen, um die Darstellungs- weise des Herrn Koenigsberger zu beleuchten, bezüglich der übrigen verweisen wir auf unsere erste Mitteilung. 1 Von mir gesperrt! 2 Dies. Centralbl. 1913. p. 324. 3 Dies. Centralbl. 1913. p. 520. Nochmals Herrn Joh. Koenigsberger’s geologische Mitteilungen. 1 j 5 Wir schrieben, daß Herrn Koenigsberger’s Angaben über die Metamorphose der Ergußgesteine am Langesundsfjord nicht den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen. Herr Koenigsberger hat behauptet, der Nephelinsyenit in der Umgebung der gepreßten Schollen zeige selbst keine Spur von Druckerscheinungen, dieselbe Behauptung wiederholt er in seiner Entgegnung h Dem gegenüber ist festzustellen, daß protoklastische Erscheinungen überhaupt zum ersten Male an eben diesem Grestein beschrieben wurden1 2. Sollte Herr Koenigsberger dies nicht glauben, so empfehlen wir ihm, den Schliff No. 46 in Rosenbusch’s bekannter Typensammlung von Dünnschliffen zu studieren. Herrn Koenigsberger’s Zahlenangaben 3 über die Höhenverhält- nisse der präcambrischen Peneplaine auf Hardangervidden sind un- richtig. Herr Koenigsberger nennt als extreme Zahlen 1071 bis 1420 m; in der Originalarbeit von Rekstad steht 1 171 — 1420 m, dort ist aber zudem ausdrücklich bemerkt, daß nur die ersten acht Zahlen der Tabelle auf ein einheitliches, tektonisch undeformiertes Gebiet Geltung haben und vergleichbar sind, dann erhält man Höhen zwischen 1336 und 1420 m, und zwar für ein Gebiet von etwa 600 km2. Herr Koenigsberger vermißt ein Zitat bei der Angabe, die Granitmylonite am Hardangerjökel seien schon bekannt. Wir holen dies gern nach ; außer Björlykke’s petrographischer Beschreibung, die Herr Koenigsberger selbst nennt, kann erwähnt werden, daß die Mylonite am Hardangerjökel schon 1908 als gepreßte Granite erkannt wurden4 5. Schon 1903 ist darauf hingewiesen worden, daß die quarzitischen Gesteine nach oben in Gneis übergehen u. Die Bezeichnung dieser Gesteine als Quarzite, die Herr Koenigs- berger so missweisend findet, ist ganz in Übereinstimmung mit dem hohen Kieselsäuregehalt, den so viele dieser Gesteine besitzen6. Als mildernden Umstand führt Herr Koenigsberger unter anderem an, er habe sich weder für das Gebiet am Hörtekollen noch für die Gegend um den Hardangerjökel topographische Karten verschaffen können, er sei daher jetzt nicht mehr in der Lage, anzugeben, wo er denn eigentlich seine Beobachtungen gemacht habe. Karten im Maßstabe 1 : 100 000, resp. 1 : 200 000 hätte Herr Koenigsberger in jeder norwegischen Buchhandlung zum Preise von 60 Öre bis zu einer Krone erhalten können. Es er- 1 1. c. p. 522, Anm. 1. 1 2 W. C. Brögger, Zeitschr. f. Kristallogr. 16. 1890. 3 1. c. p. 525. 4 J. Rekstad, Norges geologiske undersögelses aarbog. 1908. 4. p. 15. 5 J. Rekstad, Norges geologiske undersögelses aarbog. 1903. 4. p. 25. ö So zeigt eine unveröffentlichte Analyse von 1911 in einem solchen Gestein 88,22 °/o Si02, zu der Analyse wurde nicht einmal ein ungewöhn- lich quarzreiches Stück gewählt. 8* V. M. Goldschmidt, J. Rekstad, Th. Vogt, 1 16 scheint uns als eine höchst merkwürdige Arbeitsweise, daß jemand geologische Untersuchungen vornimmt und veröffentlicht, ohne sich die jederzeit erhältlichen topographischen Karten des Gebiets zu verschaffen. Herr Koenigsberger insinuiert, wir hätten Hörtekollen nur längs einem Profil untersucht, während er deren zwei kennt. Wir können zu seiner Beruhigung mitteilen, daß einer von uns (V. M. Gold- schmidt), lange ehe Herr Koenigsberger die Gegend besuchte, das ganze Kontaktgebiet um Hörtekollen im Maßstab 1:25 000 kartiert hat. Wir stellen- nochmals fest, daß es liier keine Stelle gibt, an welcher die Kontaktmetamorphose nur 5 — 10 m weit gereicht hat. Herr Koenigsberger ist somit nicht sehr glücklich in der Widerlegung unserer Angaben. Offenbar im Gefühl dieser Tatsache bringt er selbst einen Angriff gegen einen von uns (V. M. Gold- schmidt), allerdings auf einem Gebiet, das fern von unserer ersten Notiz steht, nämlich der Anwendung der Thermodynamik auf Petrographie. Herr Koenigsberer behauptet wörtlich, die Phasenregel sei kein a priori gültiges thermodynamisches Gesetz. Wir möchten Herrn Koenigsberger dringend empfehlen, diese Entdeckung auch in einer physikalischen Zeitschrift zu veröffentlichen. Daß die Bildung und temporäre Existenz instabiler Mineral- kombinationen gegen die Phasenregel streite, ist uns neu. Die Phasenregel lehrt uns, stabile und instabile Phasenkomplexe zu unterscheiden, sagt aber nichts über die Geschwindigkeiten der Umwandlungen. Als Stütze seiner Behauptung zitiert Herr Koenigs- berger die Untersuchung von Allen, Crenshaw und Johnston über die Sulfide des Eisens1. In dieser vortrefflichen Arbeit werden zwar auch instabile Systeme beschrieben, die ganze Darstellung fußt jedoch auf der Gültigkeit der Phasenregel; es findet sich in der ganzen Abhandlung kein Wort gegen die Phasenregel als thermodynamisches Gesetz. Das Zitat ist also nicht sehr glücklich gewählt. Ebensowenig können wir Herrn Koenigsberger beistimmen, wenn er behauptet, die Phasenregel sei zuerst von E. Baur auf die Gesetze der Mineralassoziation angewandt worden. Herr E. Baur gibt uns zwar eine ausgezeichnete Beschreibung eines konkreten Systems2, bringt aber nichts über die allgemeine Be- ziehung zwischen der Zahl der Stoffe und der Zahl der Mineralien in einem stabilen natürlichen System. Zum Schlüsse wollen wir Herrn Koenigsberger’s geologischen Behauptungen nachgehen, insofern sie seine „Entdeckung“ einer auorthositischen Injektions- und Aufschmelzungszone im nördlichen 1 Zeitschr. f. anorg. Cheni. 76. 1912. p. 201. 2 Zeitschr. f. phys. Chem. 42. 1903. p. 567. Nochmals Herrn Job. Koenigsberger’s geologische Mitteilungen. 1 1 7 Norwegen betrifft. Die anorthositischen Injektionen im Glimmer- schiefer, welche Herr Koenigsberger so stark hervorhebt, müssen jedem, der sich mit der Geologie der betreffenden Gegenden be- schäftigt hat, sehr fraglich erscheinen. Herr Koenigsberger stützt sich hauptsächlich auf Beobachtungen an zwei Lokalitäten im nörd- lichen Norwegen, nämlich Tromsö und Narvik. Es erschien des- halb erwünscht , seine Angaben an diesen Orten nachzuprüfen. Einer von uns (Th. Vogt), der mit geologischen Untersuchungen der angrenzenden Gegenden beschäftigt ist, hat während des letzten Sommers Tromsö und Narvik besucht. In Tromsdalen bei Tromsö möchte Herr Koenigsberger eine Injektionszone zwischen einem Anorthosit und dem Tromsö-Glimmer- schiefer finden ; die Schollen der Injektionszone sollen nach Koenigs- berger aus einem Paragneis bestehen, den er als umgewandelten Tromsöschiefer deutet; zwischen diesem Paragneis und dem Tromsö- schiefer gibt er einen allmählichen Übergang an. Die geologischen Verhältnisse lassen sich indessen nicht derart deuten. In Troms- dalen findet man zwar eine Breccienzone ; die Schollen bestehen aber nicht aus umgewandeltem Tromsöschiefer, sondern aus einem völlig ordinären Amphibolit , der gewöhnlich richtungslos-körnig ist; nur bisweilen ist er etwas schieferig. Das Gestein besteht beinahe ausschließlich aus einer grünen Hornblende mit etwas Titanit und Spuren von Plagioklas und Epidot. Dieser Amphibolit entspricht offenbar dem, was Herr Koenigsberger umgewandelten Tromsöschiefer nennt. Der Amphibolit ist von sehr zahlreichen weißen pegmatitischen Gängen durchsetzt; diese bestehen aus einem mittelsauren Plagioklas (Oligoklas bis saurer Andesin) mit etwas Hornblende, Epidot, Muscovit, Biotit und Apatit. Die Zusammen- setzung der Plagioklase von einigen verschiedenen Lokalitäten ist die folgende : Tromsöen 27,5 >- 22 °/c An. Ostseite von Tromssundet . . 28,5 >- 20,5 „ „ Bachbett, Tromsdalen .... 32 >- 27 „ „ Nach Herrn Koenigsberger soll die Zusammensetzung zwischen Andesin und Labrador liegen. An der Südwestseite des Tromsdals findet man hoch oben am steilen Abhang die Grenze zwischen dem durchaderten Amphi- bolit und dem gewöhnlichen Tromsöschiefer. Hier ist von einem „allmählichen Übergang“ keine Rede. I11 den wirklichen Sedi- menten sind die weißen Pegmatitgänge sehr selten, indem nur einige Linsen und Adern in Kalkstein gefunden sind. Nach den angeführten Daten fällt jede Stütze für eine tat- sächliche Aufschmelzung weg. Die Schollen von Amphibolit sind auch, wie es außerdem aus den Photographien in Herrn Koenigs- berger’s Abhandlung hervorgeht, ganz scharfeckig und ohne llm- schmelzungsphänomene. lv. Schreiter. 118 Bei Narvik ist ein Glimmerschiefer anstehend, der nach Herrn Koenigsberger mit Adern von Anorthosit injiziert sein soll. Man findet hier, wie in den jetzt detailliert geologisch kartierten Gegen- den weiter westlich, daß der Glimmerschiefer von sehr zahlreichen weißen Eruptivgängen durchsetzt ist; die weißen Gänge bestehen aber nicht aus Anorthosit, wie es Herr Koenigsberger behauptet, sondern aus Muscovitgranit bis Granodiorit, sowie aus Biotitgranit, z. T. mit pegmatitischer Ausbildung. Diese Gesteine bestehen aus Quarz, Oligoklasalbit (oft Haupt- masse), Mikroklin, Muscovit etc. Die Zusammensetzung des (zonar gebauten) Plagioklases 1 ist an einigen Lokalitäten : Station Narvik. . . . 1 7 °/o An >-5,5°/o An. Westlich in Narvik . . 17 „ ,. >- 8 „ „ Nach Herrn Koenigsberger soll die Zusammensetzung auch hier zwischen Andesin und Labrador liegen. Herrn Koenigsberger’s Entdeckung anorthositischer Injektions- gneise im nördlichen Norwegen ist somit sehr schlecht fundiert. Injektionszonen saurer granitoiaer Gesteine sind dagegen sehr verbreitet und längst bekannt im nördlichen Norwegen, wie schon in unseren ersten Bemerkungen hervorgehoben ist. Herr Koenigs- berger wünscht auch hier ein Zitat ; wir können auf Abhandlungen von Rekstad2 *, Oxaal 3 und Hoel4 hinweisen. Kristiania, den 6. Dezember 1913. Sachsens Meteoriten. Von Rudolf Schreiter in Freiberg. F. Heide hat in den Mitteilungen aus dem petrographischen Seminar der Universität München eine Arbeit über „Sachsens Me- teoriten“ veröffentlicht5. Die Literatur zu seiner Abhandlung war ihm in Dresden im Königl. Mineralog. Museum im Zwinger zu- gänglich gemacht worden. Da ich nun auf Grund längerer Be- schäftigung mit den Meteoriten dieser Sammlung selbst schon zweimal Veranlassung hatte, mich über den gleichen Gegenstand 1 Die Fehlspatbestimmungen , deren Details Herrn Koenigsberger gern zur Verfügung stehen, sind nach den Methoden von F. Becke an den Schnitten u und J y ausgeführt und durch die Lichtbrechung kontrolliert. 2 Norges geol. Unders. Aarb. 1904. 1909. 1910. ■ Ebenda. 1909. 1 Ebenda. 1910. 5 F. Heide, Sachsens Meteoriten. Mitt. a. d. petr. Seminar d. Univ. München. VII. Natur und Kultur. 10. Jahrg. Heft 18. 1913. Sachsens Meteoriten. 119 wie F. Heide zu äußern1, von dessen Darstellung' aber in wesent- lichen Punkten abweiche, halte ich es für nötig, seine Angaben einer vergleichenden Betrachtung mit den uneinigen zu unterziehen. 1. Das 3Ieteoreisen von Neiintmannsdorf. Völlig neu war mir die zweimal von F. Heide geäußerte Ansicht, daß die meteorische Herkunft des Meteoreisens von Nenntmannsdorf zweifelhaft und nicht allgemein anerkannt sei. Nach E. Cohen2 spricht ein quantitativer Gehalt an Nickel (Kobalt) von etwa 6 — 20 °/o für meteorischen Ursprung, während ein höherer oder niedrigerer zur Vorsicht veranlaßt, womit nicht gesagt sein soll, daß solche Werte selten auftreten können. Die Analysenwerte des Eisens von Nenntmannsdorf lauten: Fe Ni Co P Lichtenberger . . 94,5 5,31 0,00 — Geinitz 93,04 6,16 0,00 0,22 Meunier — 6,98 — — Cohen 94,33 5,48 0,71 0,29 Cohen (nach Abz. von Schreibersit) 94,30 5,04 0,66 _ Der etwas niedrige (Ni -j- Co) Gehalt ist auch anderen Meteor- eisen eigen, so z. B. hat Summit 5,73 (Ni-J-Co), Floyd Moun- tain 5,69, Bolson de Map im i 5,60, Lime Creek 5,46, Hollands Store 4,85. Bei de Sotoville geht der (Ni -f- Co) Gehalt sogar auf 4\ herab, ohne daß Zweifel an der kosmischen Natur laut geworden wären. Klar und deutlich sagt sogar E. Cohen3, daß das Nennt- mannsdorfer Eisen sich bezüglich seiner chemischen Zusammen- setzung den übrigen hexaedrischen Eisen gleich verhält. Eine weitere wichtige Tatsache ist in der Mineralkombination eines Stückes gegeben, die übrigens auch F. Heide anführt. Bis zu 4 cm große Knollen von Troilit sind im Nennt- mannsdorfer Eisen festgestellt, die meist von Sclireibersit, mitunter auch von Graphit umgeben erscheinen. Die fernere An- gabe von E. Cohen, daß Einschlüsse von Daubreelit, Graphit und Sclireibersit in den homogenen Troilitknollen fehlen , vermag die kosmische Natur dieses Eisens nicht zu beanstanden. 1 R. Schreiter, Die Meteoriten des Königl. Mineralog. Museums in Dresden. Abh. Dresdener Nat. Ges. Isis, Jalirg. 1911, Juli-Dezember. - Über Meteoriten, mit Berücksichtigung der in Sachsen gefundenen Meteor- eisen. Beilage zum XLT. Jahresbericht der Realschule von Direktor G. Grössel, Dresden. Ostern 1913. 2 E. Cohen, Meteoritenkunde. I. p. 52. 3 E. Cohen, Meteoreisenstudien. V. p. 43. 120 R. Schreiter, Im System nahm das Meteoreisen von Nenntmannsdorf ursprünglich eine wechselnde Stellung ein. A. Brezina 1 rechnete es zu den Hexaedriten, während E. Cohen2 nach neuerer Unter- suchung die Einreihung bei den nickelarmen Ataxiten vornimmt, unter denen es sich durch feineres Korn und streifiges Aussehen auszeichne. Solche feineren Unterschiede sind aber bei den meisten anderen Ataxiten vertreten, deren kosmische Natur dann folge- richtig ebenso beanstandet werden müßte, was keinem Meteoriten- forscher in den Sinn gekommen ist. Auch die Oberflächentracht des unregelmäßig parallelepipedi- schen, etwa kindskopfgroßen Eisens von Nenntmannsdorf spricht durchaus für die Meteoritennatur, so daß F. Heide mit seinen durch nichts berechtigten Zweifeln für sich allein steht. 2. Das Meteoreisen von Steinbacli. Von Nenntmannsdorf ist bisher nur eine Masse gefunden worden, womit nicht behauptet werden soll, daß der Fall mehrere Stücke geliefert habe. Indessen gilt der Fund einer größeren Anzahl und manchmal weit auseinanderliegender Eisen als seltenere Erscheinung, so daß die Meteoriten von Steinbach, Ritters- grün und der dazu gehörige böhmische F und von Breitenbach schon deshalb die Aufmerksamkeit auf sich lenken müssen. Die erste Mitteilung über das älteste Steinbacher Eisen veröffentlichte J. Gr. Lehmann 1751 in seinem Buche „Kurze Ein- leitung in einige Teile der Bergwerkswissenschaft“, daß nämlich eine Eisenmasse auf einer Eisenhalde nahe bei den Steinbacher Seifenwerken zwischen Eibenstock und Johanngeorgenstadt ge- funden worden sei, die zunächst in den Besitz des Finders Mark- graf gelangte. Ich möchte dabei gerade auf den Fundort „Ei senil aide“ aufmerksam machen. Alle Wahrscheinlichkeit spricht hier dafür, daß das vielleicht an einer ganz anderen Stelle gefundene Stück von dem wirklichen Finder, der seinen Wert nicht erkannte, auf die Eisenhalde geworfen und dort von dem Berliner Chemiker Markgraf aufgehoben und untersucht wurde. Die Hauptmasse von Steinbach, 8 Stücke im Gesamt- gewichte von 1203 g, von denen das größte 804 g wog, gelangte in den Besitz der Wiener Sammlung. Eine Untersuchung dieses Stückes, die noch aussteht, wäre wegen des Nachweises seiner Zusammengehörigkeit mit den übrigen erzgebirgischen Eisen sehr erwünscht. J A. Brezina, Meteoritensamrnlung des k. k. naturhist. Hofmuseums Wien vom 1. Mai 1895. 2 E. Cohkn, Mitt. naturwiss. Ver. für Neu Vorpommern und Rügen. 35. 1». 58. 1903. Sachsens Meteoriten. 121 Der ganze Habitus , der Nachweis von Bronzit durch Stro- meyer im Jahre 1824 und die Angabe von Partsch l, daß ein älterer, bei dem Stück gefundener Zettel den Vermerk „körnichter Quarz“ getragen habe, spricht für die gleiche Zusammensetzung, da Rittersgrün und Breitenbach neben Bronzit unter- geordnet Tridymit enthalten. 3. Die Meteoreisen von Rittersgrün nml Breitenbach. A. Die Auffindung des Eisens von Rittersgrün gelang einem Waldarbeiter im Jahre 1833 (nicht 1847), der beim Acker- roden einen Klumpen fand, den er als altes Eisen vergeblich dem Schmiede eines benachbarten Hammerwerks zum Kauf anbot. Das Stück blieb im Besitze des Waldarbeiters, bis der damalige Schicht- meister auf dem Eisenhüttenwerke Siegelhof bei Ritters grün davon hörte, sich das Stück ansah und an ihm Körner eines schmutziggrünen Minerals feststellte. Seine Ansicht über die wahrscheinliche Meteoritennatur des Klumpens teilte er dem Ober- bergrat Breithaupt in Freiberg im Jahre 1861 mit, der die Mutmaßung bestätigt fand und die Masse für die Freiberger Sammlung kaufte. Das Durchsägen des einem Löwenkopf ähneln- den Klumpens im Gewichte von 173 Pfund erfolgte in Wien. Von dem kleineren Teil wurden 18 Pfund an Breithaupt, 9 Pfund an das Museum in Wien abgegeben. Je ein Stück gelangte in den Besitz der Museen von Berlin, Petersburg und Dres- den, während 14 Pfund in 86 Handstücke zersägt und von der Freiberger Mineraliensammlung in den Handel gebracht wurden. Der größere der beiden Abschnitte im Gewichte von 1 10 Pfund verblieb in der mineralogischen Sammlung der Bergakademie in Freiberg. Man sieht auf der 1104 qcm großen Schnittfläche, daß das Stück ebenso wie die von Breitenbach und Steinbach zu den Über- gängen von den Meteoreisen zu den Meteorsteinen, zu den Litho- sideriten, gehört. Mit dem teils zusammenhängend, teils in abgegrenzten Partien erscheinenden Nickeleisen wechseln Silikatmineralien, in erster Linie Bronzit, ab, dessen Vorhandensein dazu führte, diese Abteilung der Lithosiderite von der weitaus größeren der Pallasite, die Olivin enthalten, abzutrennen. B. Während die Identität der Eisen von Steinbach und Ritters grün bisher infolge der ausstehenden Untersuchung des Steinbacher Stückes nicht mit aller Bestimmtheit verfochten werden kann, ist die Übereinstimmung der Angaben von Ritters- grün mit dem dritten erzgeb irgischen Eisen von Breitenbach so vollkommen, daß ein Zweifel an der Zusammengehörigkeit dieser 1 Partsch, Meteoriten. Wien 1843. R. Schreiter, 122 Eisen kaum möglich ist. Das 21 Pfund schwere Eisen wurde im Jahre 1861 von Osirs in Freiberg bei Breitenbach in Böhmen, 3 — 4 Stunden von Johanngeorgenstadt entfernt, in einer l iefe von einer Elle in der Dammerde gefunden. Der größere Teil dieses Eisens wurde von dem British Museum in London erworben , sein kleinerer Abschnitt ging in den Besitz des Ber- liner Museums über. C. Stellen wir die Merkmale der Eisen von Breitenbach und Ritters grün nebeneinander. Lithosiderite , die an Stelle von Olivin Bronzit enthalten, sind sehr selten. Somit darf es auch nicht auffallen, daß die schmutziggrünen Körner in den erz- gebirgischen Meteoreisen zunächst als Olivin bezeichnet wurden. Als erster griff Lang im Jahre 1869 diese Deutung an, der auf Grund genauer kristallographischer Messungen den angeblichen Olivin im Breitenbacher Eisen als rhombischen Pyroxen er- kannte. der durch Analysen von Maskelyne als Bronzit bestimmt wurde. Das Mittel seiner zwei Analysen ist von E. Cohen fol- gendermaßen wiedergegeben worden 1 : Si02 MgO Fe 0 Spez. G. 6 56,05 30,85 13,44 3,238 Die am Anfang stehende 6 bezieht sich auf die Nummern der Bronzitanalysen. F. Heide2 hat augenscheinlich diese 6 be- nutzt, wenn er folgende Angabe macht: das spez. Gewicht 3,238, die Härte 6. Dies ist zum mindesten als unstatthaft zu bezeichnen, da die Härte des Bronzits im vorliegenden Falle gar nicht bestimmt worden ist und zudem die äußerste Grenze 6 selten erreicht, viel- mehr gewöhnlich bei 5 liegt. Außerdem ist versehentlich von F. Heide 36,85 MgO wiedergegeben worden. Genau wie beim Breitenbacher Eisen wurde das grüne bis honiggelbe Silikatmineral im Ritters grün er ursprünglich als Olivin bezeichnet. Hier war es Weisrach, der die Bronzit- natur erkannte und eine Reihe kristallographischer Messungen durchführte. Das Mittel zweier von Winkler im Jahre 1878 vorgenommenen, von E. Cohen wiedergegebenen Analysen lautet3: •Si 02 Mg 0 Fe 0 Ca 0 Mn 0 Al2 03 Na2 0 Spez. G. 57,49 25,78 10,59 2,12 0,49 2,08 1,45 3,310 Die Werte von Si 02 , MgO und FeO des Bronzits von R ittersgrün stimmen mit denen des Bronzits von Breiten- bach recht gut überein. Neben Bronzit hatte Maskelyne auf ein aus Kieselsäure be- stehendes, optisch zweiachsiges Mineral im Meteoreisen von Brei- 1 E. Cohen, Meteoritenkunde. I. p. 281. 2 F. Heile a. a. 0. :1 E. Cohen a. a. 0. Sachsens Meteoriten. 128 tenbacli aufmerksam gemacht, das später nach seinem gesamten Verhalten als Tridymit erkannt und von Weisbach 1876, von Tschermak 1883 und 1885 im Ritters grün er Eisen ebenfalls nachgewiesen und untersucht wurde. In einer brieflichen Mit- teilung an E. Cohen1 gab dann F. RiNNe vor wenigen Jahren an, daß das spezifische Gewicht des Tridymit vom Drachenfels mit dem der isolierten Körner aus Breitenbach übereinstimmte. Zur einfachen Erkennung von Tridymit u. d. M. wurde von diesem Autor vorgeschlagen, Körner auf 135° zu erhitzen, wobei solche mit dem Austritt der ersten positiven Mittellinie einfachbrechend werden , während die senkrecht zur zweiten Mittellinie doppelt- brechend bleiben. Auch im Chromitgehalt, der sehr oft in Meteorsteinen, seltener in Meteoreisen nachweisbar ist, stimmen die Eisen von Breiten - bach und Rittersgrün überein, das nach Winkler 0,32 °/o Chromit enthält. Die Analysen des Nickeleisens, das die W id manns tätte n ’ s cli e n Figuren zeigt , mögen vergleichsweise gegenübergestellt werden : Rittersgrün Breitenbach (nach Winkler) (nach Maskelyne) Eisen ..... . . 89,99 90,426 Nickel . . 9,74 9,284 Kobalt . . . . . . 0,28 0,29 Kupfer .... . . Spuren Spuren Phosphor . . . — Kohlenstoff . . . . Spuren — Im Rittersgrüner Eisen glaubte Winkler außerdem ein Siliciumeisen von der Formel Fe2 Si gefunden zu haben. Diese Ansicht griff Cohen mit dem Hinweis an , daß die festgestellte Menge Kieselsäure vermutlich auf die dem Meteoreisen beigefügten winzigen Körner von quarzähnlichem Aussehen oder auf Silikat- körner zurückgeführt werden könnte. Weiter sind Troilit und Schreibersit im Breitenbacher und Rittersgrüner Eisen nachgewiesen. Winkler gibt in diesem zweiten Eisen außerdem ein Phosphoreisen von der Zu- sammensetzung Fe2P an, da beim Erhitzen mit verdünnter Salz- säure Phosphorwasserstoff frei wird. E. Cohen2 ist auch hiermit nicht einverstanden , da unter den angegebenen Bedingungen Schreibersit in Lösung gegangen sein könnte. Diese gesamten Untersuchungen beweisen, daß die Eisen von Breitenbach und Rittersgrün zu einem Fall gehören, und daß das Eisen von Steinbach, o b - 1 E. Cohen, Meteoritenkunde. II. p. 260. 2 E. Cohen, Meteoritenkunde. I. p. 138. R. Schreiter, 124 w o li 1 es d a r a u f h i n noch nicht gründlich untersuc li t wurde, sehr wahrscheinlich mit diesen Eisen ver- einigt werden kann. 4. Das Gothaer, angeblich von Grimma stammende Meteoreisen. Ich führe zunächst die folgenden Angaben aus einer weiteren Arbeit von F. Heide 1 an. Nach Beschreibung der drei erzgebirgischen Meteoreisen fährt er fort : „Mit diesen drei Meteoriten zu vereinigen ist noch der vierte Siderophyr Sachsens, der Meteorit von Grimma. Auch sein Silikat, das Stromeyer vor ungefähr 75 Jahren analysierte, ist Bronzit. Es ist vielleicht 1540 — 1550 gefunden worden und wurde 1565 von Gessner beschrieben. Nur 917 g dieses Eisens, das bis 1724 in Sammlungen nachweisbar war, befinden sich jetzt noch in Gotha.“ Dann kommt F. Heide auf den fünften Meteoriten (Nennt- mannsdorf) zu sprechen und fährt fort: „Es existiert noch ein sechstes Eisen, dessen meteoritische Natur aber fraglich ist. In der Sammlung des sächsischen Oberberghauptmanns Kurt Ale- xander von Schönberg befand sich ein Stück gediegenes Eisen mit der Bezeichnung: ,Ein kurioses Stück Eisen, so auf dem Felde gefunden1; eine nähere Fundortangabe fehlte leider. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß es aus der Umgebung Freibergs stammt, da Schönberg dort Güter besaß. Das Stück kam später in den Besitz des Präsidenten von Schlotheim in Gotha, von dem es das Gothaer Mineralienkabinett übernahm, nach Abgabe kleinerer Stücke an Wien und Petersburg.“ Im Jahre 1912 wandte ich mich in Form einer schriftlichen Anfrage an den Kustos der naturwissenschaftlichen Sammlung des Herzoglichen Museums in Gotha, Herrn Dr. W. Sciiorcht, der folgendes mitteilte: „Das hier aufbewahrte Stück besitzt ein Ge- wicht von 917 g, eine stark zackige und zerspratzte Oberfläche mit viel Olivin (?). Der Katalog der Sammlung weist auf die Sammlung des Oberberghauptmanns von Schönberg als frühere Aufbewahrungsstelle des Stückes hin, dessen Fundortsbezeichnung Grimma ist. “ Demnach existiert also das von F. Heide er- wähnte sechste Eisen gar nicht, sondern ist mit dem vierten identisch. Ob dieses in Gotha aufbewahrte Eisen mit den erzgebirgi- schen Eisen übereinstimmt, ist bisher nicht völlig aufgeklärt, denn schon die Angabe von Schorcht, daß Olivin darin enthalten ist, würde dem Stück eine selbständige Stellung sichern. Doch läßt 1 F. Beide, Naturwissenschaftliche Wochenschrift vom 1. Mai 1910. Sachsens Meteoriten. 125 sich die Angabe von Stromeyer, der Bronzit nachgewiesen zu haben glaubte, damit kaum vereinigen. Über den ursprünglichen Fundort dieses Stückes selbst kann nichts Bestimmtes ausgesagt werden. Chladni 1 führt bereits das zackige, gediegene Eisen an, das ihm in der Samm- lung des Kammerpräsidenten von Schlotheim in Gotha vorgelegt und später in das Herzogliche Naturalienkabinett übernommen worden war. Die weitere Angabe von Chladni, daß auf der Eti- kette des Stückes , das ursprünglich im Besitz des sächsischen Berghauptmanns von Schönberg gewesen sei, die Worte verzeichnet waren: „Ein kurioses Stück gediegen Eisen, so auf dem Felde gefunden“, läßt erkennen, daß es sich tatsächlich um die jetzt in Gotha auf bewahrte Masse handelt. In verschiedenen Werken1 2 ist nun das Stück in Gotha in Verbindung mit den bei Grimma gefallenen Massen gebracht worden. F. Heide weist dabei auf eine Stelle in der 1590 er- schienenen „Meißnischen Bergchronik“ des Petrus Albinus hin: „VOn einem grossen Eisenstein / welcher ein ansehen gehabt /wie ein Schlacke / so bei Grimme im Walde gefunden worden /und nie- mants gewusst / wannen er herkommen ist.“ Die Fallzeit dieser Massen , die dann auch für die erzgeb irgischen Meteoriten ange- nommen wurde, setzte Büchner zwischen 1540 und 1550 an. Ihm hat vermutlich Spangenberg’s Mansfeldische Chronik Vorgelegen, der zufolge am 6. November 1548 eine Feuerkugel in Thüringen beobachtet worden ist. Es fehlt aber jeder bestimmte Nachweis darüber, ob das in Gotha auf bewahrte Stück überhaupt von den bei Grimma ge- fallenen Massen herrührt , über die die ältere Literatur überdies sehr zweifelhafte Berichte bringt. Schon Chladni3 gibt an, daß die Masse in Gotha ein selb- ständiges Stück sei, das von keinem anderen losgeschlagen sein könne, fernerhin die Masse von Naunhof (zwischen Leipzig und Grimma) für den Transport eine zu ansehnliche Größe besessen habe und selbst nirgends gefunden worden sei. Wenn nun auch ein selbständiges, nicht losgeschlagenes Stück vorliegen sollte , so könnte es von einem der immerhin sehr selten auf- tretenden Meteoreisenschwärme herrühren. Dann würde man es erklärlich finden, wenn ältere Angaben von Meteoreisenmassen von Naunhof sprechen. Im höchsten Grade auffallend bleibt dann aber, daß die in Sammlungen um 1724 nachgewiesenen Massen von Grimma schon zu Chladni’s Zeiten4 nicht mehr auffindbar waren. 1 Chladni, Feuermeteore. 1819. 2 Vergl. Wülfing, Meteoriten in Sammlungen. Tübingen 1897. p. 843. 3 Chladni, a. a. 0. 4 Chladni, a. a. 0. R. Schreiter, 126 Die Fundortsbezeichnung des in Gotha aufbewahrten Stücke» trägt allerdings den Vermerk Grimma. Da es aber aus der Sammlung des Oberberghauptmanns von Schönberg stammt, der in der Gegend von Fr ei b erg Güter besaß, so könnte es nach der Ansicht von Breithaupt 1 sehr wohl in dieser Gegend ge- funden worden sein. Breithaupt läßt aber ebenso unentschieden, ob die Masse in Gotha nicht von dem von Sarctorius erwähnten Fall, der sich im Mai 1164 im Meißnischen ereignet haben soll, herstammen könnte. Darauf scheinen die Bemerkungen auf der Etikette des Gothaer Stückes: „vid Albini Meißn. Bergchronik p. 135, in einer anderen Ausgabe 139 Gelb-Ann. B. 50 p. 237“ hinzudeuten. Man bezieht sicli dabei auf die Stelle von Georg Fabricius, rer. Misn. Tom. I, p. 32 : „Circa festum Pentecostes 1164 in magno typlione pluisse fero, annotavit Sarctorius.“ Der Gewährsmann Sarctorius hatte die Stelle eines Super- intendenten in Meißen inne und starb 1609. Er hat selbst in eigenen Schriften, soweit sie mir bis jetzt Vorlagen, nichts über einen Eisenregen berichtet. Gesetzt, es sei tatsächlich die Beob- achtung eines Meteor eisen regens als eines seltenen Ereignisses gelungen, so ist es auffällig, daß von etwa gefundenen Stücken keine Beschreibung gegeben wurde. Vielleicht führt die Angabe, daß das Ereignis bei einem Wirbel sturm eingetreten sei, gerade auf eine andere Fährte. Es ist nicht unmöglich, daß ein solcher Sturm Steine oder Ähnliches mit sich fortgeführt und an anderen Stellen niedergeworfen hat, oder daß die Gemüter durch einen starken Hagelschlag im Meißnischen in Aufregung versetzt worden sind. In der älteren Literatur sind diese Ereignisse für wichtig genug erachtet worden , sie mit mehr oder weniger Aus- schmückung der Nachwelt zu überliefern. So soll es z. B. im Jahre 1191 Steine (Schloßen) so groß als Hühnereier in Deutsch- land geworfen haben, die bei ungestümen Winden (vergl. in magno typhone !) mit einem starken Regen gefallen sind (vergl. pluisse !). Es dürfte aber nicht gestattet sein , den für das Gothaer Stück vermuteten Meißnischen Fundort in Verbindung mit den erzgebirgischen Meteoreisen von Rittersgrün, Breiten- bach und Steinbach zu bringen. Zwar bedeutet die Mitteilung „im Meißnischen“ eine Landesbezeichnung, wenn nicht gerade Sarctorius als Superintendent in Meißen auf diesen Ort be- sonders Bezug genommen hat. Meißen ist aber, in der Luftlinie gemessen, rund 80 km von Ritters grün entfernt. Da die drei zu verschiedenen Zeiten gefundenen erzgebirgi- schen Meteoreisen wahrscheinlich übereinstimmen , so ist die ein- fachste Annahme, daß sie von einem Meteor stammen, das in 1 Brkithaupt. Berg- u. Hüttenm. Zeit. 1862, 10. Sept. p. 322 Anm. Sachsens Meteoriten. 127 jener Gegend zersprang und die Teilstiicke lieferte. Sollte das Stück in Gotha die gleiche Zusammensetzung aufweisen, dann könnte es von demselben Falle herrühren, durch irgend welche Umstände auf ein Feld des Oberberghauptmanns von Schönberg gelangt, dort aufgehoben und von da nach Gotha gekommen sein. Schwieriger ist es , sich vorzustellen , daß ein Meteoreisenregen vom Erzgebirge bis über Grimma nach Meißen hin Teilstücke geliefert haben soll. Im übrigen ist ja auch über die Fallzeit gar nichts Sicheres bekannt. 5. Beobachtungen von Meteoritenfällen in Sachsen. Die über in Sachsen beobachtete Meteoritenfälle vor- liegenden Angaben lassen sich sämtlich nicht in sicherer Weise auf irgend welche der gefundenen Eisen beziehen. F. Heide führt aus Frenzel’s „Minerallexikon von Sachsen“ den Bericht über einen Meteoritenfall vom 2. Juni 1694 bei Steinbach im Erzgebirge an, der bemerkenswert ist, aber sonst nirgends verzeichnet zu sein scheint. Weiterhin kämen noch fol- gende Mitteilungen von Chladni 1 in Betracht : In der Gegend von Zwickau ist 1647, am 18. Februar, ein Feuermeteor beobachtet worden , das Flammen und Funken warf, worauf mit großem Krachen ein Stein im Gewicht von einem halben Zentner niederfiel, der nach Dresden an den Kurfürsten geschickt wurde. Über seinen Verbleib war nichts mehr zu er- fahren. 1664, den 8. April, wird von einer Feuerkugel in Sachsen berichtet, die viel Getöse machte, 1682, im Dezember, von einer solchen zu Rochlitz und Annaberg in Sachsen. Am 13. No- vember des gleichen Jahres wurde ein Meteor zwischen Joachims- thal und Gottesgab gesehen. Ferner wäre die Beobachtung- einer Feuerkugel zu Schwarzenberg am 16. Dezember 1803, die mit einem starken krachenden Knalle sich zerteilte , von Be- lang, wenn es feststände, daß nur die Eisen von Rittersgrün und Breitenbach zusammengehören, das von Steinbach aber abseits steht, wofür wenig Wahrscheinlichkeit vorhanden ist. 6. Zusammenfassung. I. Für die von F. Heide geäußerten Zweifel an der meteo- ritischen Natur des Eisens von Nennt mannsdorf ergeben sich aus der darüber vorliegenden Literatur keine Grundlagen. Dieses Eisen wird also nach wie vor als Meteoreisen anzu- sehen sein (vergl. p. 119 u. 120). II. Das von F. Heide nach den 5 Meteoreisen von Stein- b a c h , B r e i t e n b a c h , R i 1 1 e r s g r ii n , Gotha - Grimma, Nennt mannsdorf als sechstes zweifelhaftes angeführte Chladni, a. a. 0. 128 Besprechungen. — Personalia. Meteoreisen von Sachsen existiert nicht, sondern ist mit dem vierten, in Gotha befindlichen identisch (vergl. p. 124— 127). III. F. Heide hat bei der Wiedergabe der Analysen des Bronzits im Breitenbacher Eisen nach E. Cohen irrtümlich die Härte des Bronzits als 6 angegeben. Die Härte des Bronzits ist bei den betreffenden Analysen gar nicht festgestellt worden: sie liegt auch gewöhnlich bei 5. Die bei E. Cohen abgedruckte Ziffer (i , die vielleicht die falsche Angabe von F. Heide verur- sacht hat, ist eine Analysennum m e r (vergl. p. 122). IV. Die Fallzeiten sämtlicher sächsischer Meteoriten sind un- bekannt. Bestimmt zusammen gehören die Eisen von Ritters- grün und Breitenbach. Noch nicht völlig entschieden ist die Frage , ob zu diesen noch das Eisen von Steinbach hinzu- zurechnen ist. Das in Gotha auf bewahrte Eisen mit der Fund- ortsbezeichnung Grimma kann wegen noch ausstehender Unter- suchung keine bestimmte Stellung erhalten. Das Eisen von Nenntmannsdorf steht für sich. Freiberg, Geolog. Inst, der Kgl. Bergakademie, Oktober 1913. Besprechungen. Franz v. Kobell: Lehrbuch der Mineralogie in leicht- faßlicher Darstellung mit besonderer Rücksicht auf das Vorkommen der Mineralien und ihre technische Verwendung. 7. Auflage von K. Oebbeke und E. AVeinschenk. 405 p. mit 344 Abbildungen im Text und i Tafel. 1913. Leipzig bei Friedrich Brandstetter. Die 6. Auflage dieses Lehrbuchs, ebenfalls von Oebbeke und Weinschenk bearbeitet, erschien im Jahr 1899 und wurde im N. Jahrb. f. Min. etc. 1899. II. -347- besprochen. Die jetzt vor- liegende 7. Auflage, gegen die vorhergehende um 67 Seiten, 43 Textfiguren und 1 Tafel (mit Interferenzfiguren) vermehrt und durch Änderungen und Zusätze auf den neuesten Stand der Wissen- schaft gebracht, zeigt wieder, daß das Buch nicht theoretische physikalisch-kristallographische Betrachtungen in den Vordergrund stellen, sondern praktisch-mineralogischen Zwecken dienen soll. Besonders sollte ein Bild von der Art des Auftretens und der Vergesellschaftung der Mineralien in der Natur gegeben werden, welchen Verhältnissen eine Anzahl neu eingefügter Kapitel ge- widmet ist. Max Bauer. Personalia. Habilitiert: Dr. Kurt Endell an der Technischen Hoch- schule zu Berlin für Mineralchemie und ihre Anwendung auf keramische Baustoffe und die Produkte der Mörtelindustrie. Voigt & Hochgesang • Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- abschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. I Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. ===== Ersatz für Kanadabalsam. Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. 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B fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc.: prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel, dem Silur Gotlands und dem Carbon Nord- Amerikas ; alpine Trias; baltische Trilobiten: Mammalia von Samos, Ägypten und Nord-Amerika. DR F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833 BOI!]! 3,. Rhem. «egr.1838. Verlag der E. Schweizerbart’scljen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 irnok von 0. Griinlnger. K. Hofbuehdruckerel Zu Gutenberg (Rlett &. Hartmann), Stuttgart 1. März \H5f2. 1914 No. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin | STUTTGART 1914 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser ♦ ♦ ♦ I : ♦ Monatlich 2 Nummern, Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro .nr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnei Nmi e Inhalt. Original- Mitteilungen etc. Heng lein, M. : Ueber Kobaltnickelpyrit von M Ösen im Siegenschen, ein neues Mineral der Kiesgruppe. Mit 2 Textfiguren . . . 129 Michel, II: Beiträge zur Edelsteinkunde. I. Ueber synthetischen ßubin. Mit 5 Textfiguren 135 Hartman li, Placidus: Flußspatzement in Triasarkose 141 Kitt.1 . Erwin: TJeber das Vorkommen von Molybdänglanz bei Ginz- ling in Tirol (Zillertal). Mit 1 Textfigur 143 Etzold, F. : Ueber das Auftreten von Granit und über Dislokationen im nordwestlichen Sachsen. Mit 2 Textfiguren . 148 Huene, Friedrich von: Das natürliche System der Saurischia. Mit 1 Textfigur 154 Neue Instrumente und Beobachtungsmethoden. Lachmann, ß. : Ein neuer Geologen-Kompaß mit Deklinations- korrektur. Mit 1 Abbildung 158 Versammlungen und Sitzungsberichte. . . . . . * . 159 Berichtigung • 160 Personalia 160 An die Herren Mitarbeiter. Hierdurch bitten wir, die für das Neue Jahrbuch bezw. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläonto- logie bestimmten Abhandlungen , Referate und Original- mitteilungen etc. aus den Gebieten: 1. Kristallographie, Mineralphysik, Mineralchemie, Ein- zelne Mineralien, Vorkommen von Mineralien, Meteoriten an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Max Bauer, Marburg a. L. (Hessen-Nassau); 2. Allgemeine Geologie, Dynamische Geologie, Experi- mentelle Geologie, Radioaktivität, Gesteinsbildende Mineralien, Petrographie, Lagerstätten nutzbarer Mineralien an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Th. Liebisch, Berlin N. 4, Invalidenstr. 43 ; 3. Geologische Karten, Topographische Geologie, Stratigraphie, Paläontologie an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Fr. Frech in Breslau I, Schuhbrücke 38 gelangen lassen zu wollen. Um den Herren Redakteuren das Durchgehen der Manu- skripte zu erleichtern und um Korrekturkosten tunlichst zu vermeiden, bitten wir die Beiträge in gut leserlicher Beschaffen- heit — Maschinenschrift würde besonders dankbar begrüßt — einzusenden. Korrekturkosten, die das übliche Maß über- schreiten, sind wir leider genötigt, den Herrn Verfassern in Anrechnung zu bringen. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser :: Stuttgart. M. Henglein, Ueber Kobaltnickelpyrit von Müsen etc. 129 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über Kobaltnickelpyrit von Müsen im Siegenschen, ein neues Mineral der Kiesgruppe. Von IV1. Henglein in Karlsruhe. Mit 2 Textfiguren. Unter dem Namen Kobaltnickelpyrit möchte ich in der Minera- logie ein neues Mineral einführen, welches auf Grund seiner morpho- logischen, chemischen und physikalischen Eigenschaften der iso- dimorphen Kiesgruppe , und zwar der pentagonal-hemiedrischen Reihe angehört. Die chemische Formel ist (Co, Ni, Fe) S2, analog dem Pyrit. Es lag zunächst nahe, das Mineral als einen kobalt- und nickelhaltigen Pyrit aufzufassen. Da aber die Farbe stahlgrau ist, das Mineral gut spaltet und der Gehalt an Kobalt und Nickel dem- jenigen an Eisen gleichkommt, so ist man wohl berechtigt, ein selbständiges Mineral aufzustellen. Besondere Veranlassung gab dazu gerade die Farbe, die von derjenigen des speisgelben Pyrit stark abweicht. Bei den opaken Kiesen ist ja die Farbe von be- sonderer Wichtigkeit zur Bestimmung nach äußeren Kennzeichen. Das Material zur Untersuchung stammt von Herrn Dipl. -Ing. Maucher , dem Inhaber der Süddeutschen Mineralienzentrale in München, welcher dem min. geol. Institut zu Karlsruhe das gesamte, ihm anfangs zur Verfügung stehende Material überließ, wofür ihm auch hier bestens gedankt sei. Inzwischen hat Herr Maucher noch einige Stufen dieses Vorkommens, die in Sammlungen unter anderem Namen oder unbenannt waren, erworben. Kristallographisches. Kobaltnickelpyrit ist regulär, pentagonal-hemiedrisch. Die vorliegenden Kristalle sind aber flächenarm; denn es konnten bis jetzt nur die Formen b = ü| (023); c = 0 (00 1) und p = 1 (111) beobachtet werden. Die Existenz anderer Formen ist jedoch nieht ausgeschlossen. Es wäre aber ein Zufall, aus den Hunderten von Kriställchen noch eine andere Form herauszugreifen. Streifungen durch Oszillieren von b und c , wie sie beim Pyrit häufig sind, wurden nicht wahrgenommen. Central bl att f. Mineralogie etc. 1914. 9 130 M. Henglein, Winkelmessung am zweikreisigen Goniometer: Buch- stabe Symb. Miller Gemessen Q Berechnet (f 1 t> i °* 023 00° 00' + 0°09' 33° 46' + 0° 26' 00° 00' : 33° 41' b . . 01 032 i° 00+0 12 56 11 + 0 32 0 00 56 19 1 oof 230 33 35 +0 17 90° 00' 33 41 90 00 n 1 o' 001 — 0 02 — 0 00 yj • 1 0 oo 010 0° 0' + 0°10' 90 04 0 00 90 00 p. . 1 111 44° 58' 54 45 45 00 54 44 Mehrere Messungen ergaben die vorstehenden Grenzwerte; c wurde auf Glanz eingestellt ; der Reflex ist sehr schwach. Besser, aber immerhin verschwommen ist der von b, obwohl die Flächen stark glänzen. Guten Reflex gibt p. Als Buchstaben sind dieselben gewählt , wie sie V. Gold- schmidt; 1 in der Winkeltabelle des Pyrit für die entsprechenden Formen gibt. Die Winkel £0, ?y0, v, usw. sind von Kobalt- C nickelpyrit dieselben wie von Pyrit und finden sich gleichfalls, in V. Goldschmidt’s Winkel- tabellen beim Pyrit. Das Pentagondodekaeder b ist am häutigsten ; nur selten tritt die Würfelfläche c hinzu und noch seltener p, das als kleine Fläche auftritt und nur einmal beobachtet wurde. Abb. 1 u. 2 zeigen den flächenreichsten c Kristall im Kopf- und perspek- tivischen Bilde mit den Flächen, die das abgebrochene Kriställ- chen noch enthielt. Die Dimensionen der einzelnen Kriställchen sind verschieden. Während die kleinsten etwa 0,5 mm nach den 3 Richtungen auf- weisen, erreichen die größten Kristalle nur selten 3 mm. Die Kristalle sind ziemlich ideal ausgebildet; verzerrte Gestalten, die die Pentagone nicht mehr erkennen lassen , sind im allgemeinen nicht zu bemerken. Die Kriställchen sind meist regellos aggregiert und durch- dringen sich oft unregelmäßig ; manchmal sitzen mehrere über- einander und bilden gestrickte Aggregate. V. Goldschmidt, Kristallogr. Winkeltabellen, p. 275. 1897. lieber Kobaltnickelpyrit von Müsen im Siegenschen etc. 131 Chemische Eigenschaften. Das zur Analyse benutzte Material wurde sorgfältig gereinigt, indem die ausgewählten Kriställchen einige Zeit in verdünnte Salz- säure gelegt und gekocht wurden. Letztere greift den Kobalt- nickelpyrit nicht an ; etwa beigemengte Gangart (Eisenspat) wird jedoch gelöst und das manchmal angelaufene Mineral erhält eine schöne stahlgraue Farbe , die sich von etwa noch vorhandenem Kupferkies und Pyrit deutlich abhebt. Infolgedessen konnten diese beiden letzteren anhaftenden Mineralien noch abgetrennt oder das unreine Material von der Analyse ausgeschlossen werden. Etwas Quarz, der als Rückstand bleibt, ist auch vorhanden. Analysen 1 : 1. 2. 3. Co . . 9,33 6,61 10,6 Ni . . 4,37 17,50 11,7 Fe . . 25,92 21,15 22,8 Cu . . 0,27 — — S . . 53,70 53,9 As . . 1,11 — — Unlösl. Rückstand — 1,04 0,7 94,37 2 100,00 3 ' 99,7 was auf Disultide umgerechnet, ergibt 2 a. 3a. CoS2 . 13,77 22,13 NiS2 . 36,62 24,49 FeS, . 45,62 48,97 Unlösl. Rückstand . 1,04 0,70 96,85 96,29 Es ist also ein geringer Überschuß an Schwefel vorhanden. Eine höhere Schwefelungsstufe anzunehmen, erscheint mir jedoch nicht angebracht; etwas Schwefel ist übrigens auch an Cu und As gebunden , welche in Spuren vorhanden sind. Auffallend ist allerdings, daß von 3 Analysen , die unabhängig voneinander ge- macht wurden, nahezu übereinstimmende Werte für Schwefel ge- funden wurden. Es wurde hierbei höchstwahrscheinlich noch Metall- sulfat mit Bariumsulfat gefällt und dieses Doppelsalz gewogen, welche Möglichkeit P. J annasch 4 besonders hervorhebt und zur 1 Analyse 1 wurde von Kessler, 2 von Varga unter gütiger Leitung von Dr. A. König im ehern. Institut der Techn. Hochschule Karlsruhe, 3 von Aug. Henglein in Heidelberg mit 0,355 g Substanz angefertigt. Auch an dieser Stelle sei diesen Herrn nochmals bestens gedankt. 2 Unvollständig wohl infolge von Kickeiverlust. 3 Co wurde aus der Differenz bestimmt. 4 Journ. f. prakt. Chemie. 39. p. 331, und Prakt. Leitfaden der Ge- wichtsanalyse. p. 382. (1904.) 9* 132 M. Henglein, Vermeidung des scheinbaren Mehrbetrags an Schwefel ein beson- deres Verfahren anführt. Auf jeden Fall sind niedrigere Schwefel- 11 Verbindungen als solche von der Zusammensetzung RS2 ausge- schlossen ; auch dürften keine höheren Sulfide in dem Kristall- gebäude stecken, da solche von pentagoual-hemiedrischer Kristall- klasse bis jetzt nicht bekannt sind. Es liegt also ein Bisulfid von Co, Ni und Fe vor; Cu und As sind Verunreinigungen. Co, Ni und Fe sind in wechselndem Verhältnis vorhanden, was durch verschiedene Eisenbestimmungen festgestellt werden konnte. So wurden einmal 25,92 °/o und 2 7 , 1 5 °/o , ein andermal nur 16°/« Fe gefunden. Auch der in der Analyse angegebene Wert für Eisen ist wohl zu hoch. Es läßt sich aber leider nicht vermeiden, daß dem Analysenmateria.1 teilweise noch reiner Pyrit anhaftet oder solcher eingeschlossen wird. Bei homogenem Material dürfte die Analyse ein ziemlich reines Kobaltnickelsulfid ergeben. Es soll aber das Eisen nichts- destoweniger berücksichtigt und die Formel (Co, Ni, Fe)S2 auf- gestellt werden. Kobalt und Nickel sind in den in der Literatur bekannten Analysen des Pyrit öfter gefunden worden ; doch erreichen die Mengen an diesen beiden Metallen zusammen selten mehr als 1 °/o. Den höchsten Gehalt hat bis jetzt ein von E. W. Neubert und F. Kolbeck 1 analysierter PjTit von der Himmelsfürstfundgrube bei Freiberg mit 5,78 °/u Ni und 3,33 °/o Co. Auch hier liegt eine isomorphe Mischung der Bisulfide von Fe, Co und Ni vor; Neubert und Kolbeck geben die Zusammensetzung als aus 48 FeS0 + 7NiS2 + 4 Co S2 bestehend an. Dieser Pyrit hatte eine rötlich speisgelbe Farbe und wurde von den beiden Autoren nicht als besonderes Mineral aufgestellt. Ein nickelreicher Pyrit (15,7 °/o Ni) ist der von W. F. Hille- brand 2 beschriebene und in kleinen Oktaedern vorkommende Bravoit von Minasragra, Peru, mit der Dichte 4,3, der außer- dem noch 4,31 0 o Vanadium, sowie Ti02, Si02 und A1203 enthält, was jedoch Verunreinigungen sind. Der Kobaltnickelpyrit ist löslich in Salpetersäure, wobei der Schwefel oxydiert wird. Im geschlossenen Röhrchen erhitzt, gibt er sehr leicht ein Sublimat von Schwefel ab, Was schon an zeigt, daß eine Verbindung auf hoher Schwefelungsstufe, etwa von der Zu- sammensetzung RS2, vorliegt. Im Röhrchen bleibt ein magnetischer Rückstand von blauschwarzer Farbe; sonst ist das Mineral nicht magnetisch. Auf Kohle entzündet sich die Substanz und brennt 1 E. W. Neubert und F. Kolbeck, Jahrb. f. Berg- u. Hüttenwesen iin Kgr. Sachsen, p. 106. 1889. — N. Jahrb. f. Min. etc. II. p. 292. 1891. 2 Am. Journ. of Science. 24. p. 149. 1907. Ueber Kobaltnickelpyrit von Müsen im Siegenschen etc. 133 mit blauer Flamme wie Pyrit. In der Boraxperle erhält man die Kobaltfärbung , die alle anderen Färbungen überdeckt. Durch Reduktion der Kobaltnickel-Boraxperle mit einem ausgewalzten Gold- korn, welches das Nickel aufnimmt und dann grau wird, und Behand- lung desselben neben einer Phosphorsalzperle auf Kohle nach der von Plattner-Kolbeck 1 angegebenen Methode erhält man nach dem Erkalten eine von Nickeloxydul gelb bis rötlichgelb gefärbte Perle. Physikalische Eigenschaften. Kobaltnickelpyrit ist undurchsichtig, hat starken Metallglanz und stahlgraue Farbe. Die oft angelaufenen Kristalle haben einen Stich ins Rotbraune. Der Strich ist grauschwarz , die Härte 5 — 5^ ; das spezifische Gewicht wurde an pulverisierter Substanz durch 10 Pyknometerbestimmungen bei 19—20° Q zu 4,716 + 0,028 gefunden. Der Bruch ist muschelig; eine Spaltbarkeit nach dem Würfel ist ziemlich deutlich. Vorkommen. Der beschriebene Kobaltnickelpyrit stammt aus der Grube Viktoria bei Müsen und wurde von Herrn W. Maucher aus einer alten Sammlung erworben. Das Vorkommen brach mutmaßlich vor etwa 10 Jahren ein und ist ein sehr seltenes. Soviel aus der Stufe zu ersehen war, sitzen auf dem Eisenspat und wenig Quarz als Gangart derber Pyrit und auf diesem als jüngste Bil- dungen Kriställchen von Kobaltnickelpj^rit und Kupferkies, seltener auch tafeliger Schwerspat. Kupferkies tritt gegenüber dem Kobalt- nickelpyrit an Quantität zurück und zeigt einfache Sphenoide, die z. T. bunt angelaufen sind. Kobalt- und Nickelmineralien sind auf den Erzgängen bei Müsen häufiger gefunden worden. So kommen dort namentlich Kobaltnickelkies, von dem eine besonders nickelreiche Varietät als Müsenit und Siegenit bezeichnet wird, ferner Polydymit, Sychno- dymit, Beyrichit, Millerit, Gersdorffit, Glanzkobalt und Ullmannit vor. Einen kobalt- und nickelreichen Eisenkies angeblich von der Grube „Heinrichssegen“ bei Müsen beschreibt H. Laspeyres1 2. An diese Publikation möchte ich im nachstehenden eine Diskussion knüpfen, da Laspeyres eine Erklärung gibt, die, insofern seine Kristalle überhaupt mit dem Kobaltnickelpyrit in Beziehung zu bringen sind, nicht richtig sein dürfte. H. Laspeyres gibt folgende Analyse an : s . . . . Fe ... . . . . . 42,68 Co ... . . . . . 1.97 Ni ... . . . . . 4,13 11)0,13 1 Probierkunst mit dem Lötrohr, p. 225. Leipzig 1907. 2 H. Laspeyres, Zeitschr. f. Krist. 20. p. 553. 1892. 134 M. Henglein, Ueber Kobaltnickelpyrit von Müsen etci Er glaubt jedoch nicht, daß ein neues Eisensulfid oder eine dem Pyrit entsprechende Mischung der Doppelsulfide von Fe, Co, Ni anzunehmen sei. Beim Zerdrücken der Kristalle fand er im Innern speisgelben Pyrit, umgeben von einer meist dünnen Rinde eines Erzes in der hellgrauen Farbe des Polydymit und Kobalt- nickelkieses. Er sagt: „Obgleich diese beiden Mineralien eine von dem Eisenkies abweichende chemische Zusammensetzung haben und vielleicht auch verschiedene Kristallform besitzen — jene holoedrisch, soviel wir bis jetzt wissen, dieser hemiedrisch — hat es hiernach doch den Anschein, als ob der Eisenkieskristall in der Lösung des Polydymit, bezw\ Kobaltnickelkies sich hat vergrößern können durch Parallelablagerung von Polydymitmolekülen auf seiner Oberfläche. £; In der Analyse unseres Kobaltnickelpyrits finden wrir nun einen bedeutend höheren Gehalt an Co und Ni und erhalten auf die Bisulfide umgerechnet gute Werte. Auch sind die kleineren Kriställchen durchgehends von stahlgrauer Farbe ; wenn nun einige größere Kriställchen, wie ich nur selten beobachtete, einen speis- gelben Kern wie Pyrit haben, wie die von Laspeyres analysierten Kriställchen, so müssen wir uns diese Kristalle als sclialigen Aufbau von Fe-reiclieren und Fe-ärmeren Partikeln erklären. Ein der- artiger Aufbau konnte im Dünnschliff nach Ätzung mit Salpeter- säure sehr schön beobachtet wrerden. Die Bildung beginnt in der ersten Phase mit reinem FeS0, mit Pyrit; Co und Ni treten dann in reicherem Maße hinzu und in der letzten Phase bildet sich dann ziemlich reines Kobaltnickelsulfid, wrorauf die Bildung der älteren Sulfosalze mit Kupferkies einsetzt. Auch bei den Kristallen von Laspeyres hat wrnhl ein Weiter- wrachsen der Pyritkristalle in Co- und Ni-reicherer Lösung statt- gefunden. Die von ihm beobachtete stahlgraue Rinde ist dann eine isomorphe Mischung der Fe, Co, Ni-Bisulfide. Der ca. 1,5 °/o zu niedrig gefundene Schwefelgehalt gab Laspeyres die Veranlassung zu obiger Deutung und berechtigte ihn zur Umrechnung auf 83,83 °/o FeS2 (Pyrit) und 16,17 °/o (Fe, Ni, Co)4S5 (Polydymit). Ein so verhältnismäßig geringer Schwrefelmangel dürfte aber nach einer einzigen Analyse nicht in diesem Sinne zu deuten sein. Inwieweit der von Laspeyres beschriebene Eisenkies , der übrigens oktaedrisch ausgebildet ist und nicht die Form b = 0 § hat, mit unserem Kobaltnickelpyrit in Beziehung zu bringen ist, soll hier nicht weiter untersucht werden. Es sei nur darauf hin- gewiesen , daß eine Deutung im Sinne von Laspeyres auf Grund der Analysen des Kobaltnickelpyrits ausgeschlossen erscheint. Es liegt ein Bisulfid von Co, Ni und Fe vor, vielleicht auch ein reines Kobaltnickelsulfid. Geolog. -mineralog. Institut der Techn. Hochschule Karlsruhe, Dezember 1913. H. Michel, Beiträge zur Edelsteinkunde i Beiträge zur Edelsteinkunde, Von H. Michel in Wien. * ' .. I. Über synthetischen Rubin. Mit 5 Textfiguren. Seitdem die künstliche Darstellung der verschiedenen Korund- varietäten so weit gediehen ist, daß synthetische Steine zu billigen Preisen und in großen Mengen auf den Markt gebracht werden können, hat sich vielfach ein gewisses Mißtrauen gegen alle künst- lich darstellbaren Steine eingestellt. Namentlich der Rubin wird stark betroffen ; zum großen Teil liegt das Mißtrauen darin be- Fig. 1. gründet, daß eine Unterscheidung künstlicher und natürlicher Steine immer schwerer wird, seit die Darstellung auch sehr reiner Steine gelingt. Es sind schon vielfach zerstreut Bemerkungen über die Unterscheidbarkeit und über die Art der Unterscheidung von natürlichen Steinen gemacht worden , namentlich von R. Brauns, C. Doelter, A. v. Loehr; so ist das Auftreten von rundlichen Bläschen, das Auftreten von Schlieren, die ungünstige Schliffrichtung, das Fehlen von Flüssigkeitseinschlüssen und besonders von jenen Kristallnadeln, die in manchen natürlichen Vorkommen so häufig anzutreffen sind , hervorgehoben worden ; die Unterscheidungs- merkmale zusammenzufassen, zu ergänzen und durch Mikro- photographien zu erläutern, ist der Zweck der vorliegenden Zeilen. 136 H. Michel, Bereits am Schmelztropfen, der bekanntlich die flaschenförmige Gestalt hat, kann man bei genauerem Zusehen am Rande eine ganz feine Streifung erkennen, die im geschliffenen Stein bisweilen schon im durchfallenden Lichte, bisweilen erst nach Einbetten in eine stark lichtbrechende Flüssigkeit, etwa Monobromnaphthalin, wahrgenommen wird, wenn der Stein in einer geeigneten Richtung beobachtet wird, so daß nämlicli die einzelnen Anwachsschichten, die diese Streifen erzeugen, senkrecht geschnitten werden. Diese Streifen sind wohl bedingt durch eine verschiedene Konzentration des Farbstoffes und kommen bei verschieden Steinen ganz ver- schieden stark zum Ausdruck. Ein Stein, der diese Streifen be- sonders stark zeigt, ist in Fig. 1 abgebildet. Die Streifen sind ganz schwach gekrümmt, weil der Stein offenbar aus einem ziem- lich großen Tropfen geschnitten wurde , und entsprechen den aufeinanderfolgenden Schichten des Schmelztropfens. Sie werden häufig erst bei starker Abblendung sichtbar und können an manchen Steinen so wenig deutlich sein, daß sie fast nicht bemerkt werden können. Diese Streifen sind nicht mit der bei natürlichen Steinen auftretenden Zonenstruktur zu verwechseln, die einmal ganz gerad- linig verlaufende Streifen liefert; weiters läßt sich jedoch diese Zonenstruktur als solche durch folgende Kombination erkennen. Die Streifen im synthetischen Rubin liegen meist , wenn sie am schärfsten gesehen werden, gegen die optische Achse geneigt, jene seltenen Fälle ausgenommen , in denen die optische Achse senk- recht zur Längsrichtung des Tropfens verläuft. Die Zonenstruktur im natürlichen Steine läuft meist parallel (112Ö), geht also der optischen Achse parallel. Durch Beobachtung der Auslöschungs- richtungen, des Pleochroismus und der Interferenzbilder ist eine Entscheidung darüber, ob Zonenstruktur oder Streifung, und damit über die Frage, ob es sich um natürlichen oder künstlichen Rubin handle , bei dem Auftreten von solchen in Fig. 1 dargestellten Streifen möglich, aucli wenn die Krümmung der Streifen unmerk- lich ist. Ein ebenfalls in vielen Fällen ausschlaggebendes Merkmal sind die runden Gasbläschen , die uns Fig. 2 zeigt. Bisweilen sind sie außerordentlich spärlich , aber in einem größeren Steine findet man bei genauestem Durchsuchen in allen Richtungen doch hin und wieder ein solches Bläschen , oder mehrere ganz kleine nebeneinander gehäufte Bläschen, welche dann eine absolut zu- verlässige Entscheidung ermöglichen. Keinesfalls sind diese Gas- bläschen, die zumeist ganz schwarz erscheinen, mit Flüssigkeits- einschlüssen oder anderen Einschlüssen zu verwechseln , wie sie beim natürlichen Stein auftreten. Noch ein drittes Merkmal gibt es, das unter dem Mikroskop sichtbar wird. Der geübte Juwelier erkennt vielfach schon am Schliff, an der Art und an der Reinheit, mit der die Facetten an- Beiträge zur Edelsteinkuncle. 137 gelegt sind, ob natürliche oder künstliche Steine vorliegen. Nament- lich macht sich beim künstlichen Stein oft eine gewisse Sprödigkeit geltend, derart, daß von einer Facette weg kleine Sprünge in das Innere des Steines gehen. Es ist ja bekannt, daß die Schmelz- tropfen sehr oft der Länge nach springen, oft ohne sichtbaren äußeren Anlaß; weitaus die meisten geschliffenen Steine werden aus solchen durch Zerspringen erhaltenen Stücken geschnitten. Es ist weiters auch bekannt, daß anfangs eine der Hauptschwierig- keiten bei der künstlichen Darstellung darin lag, daß die Stelle, an welcher der Tropfen mit seiner Unterlage verwächst, möglichst klein sein muß, weil sonst der Tropfen unfehlbar in zahlreiche Fig. 2. kleine Stücke zersprang; bei der verhältnismäßig sehr raschen Abkühlung machten sich die verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten des Korundes und des als Sockel dienenden Materials sehr stark bemerkbar. Wenn nun diese Schwierigkeiten auch jetzt über- wunden sind , so zeigen doch zahlreiche synthetische Steine in ihrem Innern kleine Sprünge und Risse, die von den im Innern der Steine herrschenden Spannungen her rühren und von diesem Spannungszustande Zeugnis geben. Daß ein solcher Zwangszustand bei vielen Steinen existiert , zeigt sich auch in den optischen Anomalien. Fig. 3 zeigt derartige, von den Facetten eines Steines ausgehende Risse und Sprünge. Die Risse im Innern eines Steines sind seltener anzutreffend (Fig. 4). Eine weitere Eigentümlichkeit zeigen die künstlichen Steine 138 H. Michel, Fig. 3. dadurch, daß ihre . Schliffrichtung zumeist nicht ausgesucht wird, sondern daß gewöhnlich die Fläche , nach welcher der Tropfen meist zerspringt, als Tafelfläche gewählt wird. Diese Fläche geht ungefähr der Längsachse der Tropfen parallel (siehe Fig. 5) und die optische Achse schließt meist einen geneigten Winkel mit der Fig. 4. Beiträge zur Edelsteinkunde. 139 Längsachse ein. So fand A. J. Moses1 2 bei der Untersuchung künstlicher Saphire, für welche ganz die gleichen Verhältnisse gelten, für den Neigungswinkel der optischen Achse gegen ' die Längsachse den Wert von 40°. Ebenso hat R. Brauns 2 mehr- fach diese Erscheinung beschrieben, jüngst auch K. Endell3. Es kommt also auf diese Weise, sehr selten vor, daß ein synthetischer Stein so geschliffen wird, wie dies bei natürlichen Steinen tun- lichst geschieht, falls damit kein zu großer Material Verlust ver- bunden ist , daß nämlich die optische Achse auf der Tafelfläche senkrecht steht. Es zeigen also die synthetischen Steine nur selten die rein rote Farbe, sondern sind meist stark dichroitisch. Die Fälle, wo die optische Achse um 90° gegen die Längsachse geneigt ist, oder wo der Arbeiter dem Stein die richtige Schliff- form trotz des Vorhandenseins einer wohl durch ihre Größe, nicht aber durch ihre Lage zur Tafelfläche prädestinierten Fläche gibt, sind Seltenheiten. Fig. 5. Die Juweliere wollen öfters eine abweichende ungünstige Färbung der synthetischen Steine konstatieren und daran syn- thetische .Steine erkennen. Vielfach mag dies nur die Schuld der ungünstigen Schlifform sein , doch kommen sicher auch von Haus aus ungünstig gefärbte Steine vor. Allerdings gibt es, namentlich in letzter Zeit, auch ganz einwandfrei gefärbte synthetische Steine. Die „Seide“ und der „Schmelz“ der natürlichen Steine, der den künstlichen Steinen fehlt, ist wohl auf die feinen kristallinen Einschlüsse in den natürlichen Steinen zurückzuführen. Das absolute Fehlen von Zwillingsbildungen in synthetischen Steinen ist auch von R. Brauns (1. c.) schon erwähnt worden. Die bei künstlichen Steinen durch innere Spannungszustände ver- ursachten optischen Anomalien haben ihre entsprechende Erschei- 1 A. J. Moses, Amer. Journ. of sc. 1910. 30. p. H93. 2 R. Brauns zuletzt: Handwörterbuch der Naturwissenschaften. Jena. 8. p. 967. 3 K. Endell, Zeitschr. f. anorgan. Chem. 82. p. 271. 140 H. Michel, Beiträge zur Edelsteinkunde. nung in optischen Anomalien der natürlichen Steine, die aber hier durch Zvvillingsbildungen bedingt sind und also als solche zu er- kennen sind. Namentlich sind es zahlreiche kleinere Zwillings- lamellen. die parallel zueinander eingeschaltet sind und häufig im natürlichen Stein beobachtet werden können. Neuerdings gibt Iv. Endell1 Zwillingsbildung für künstliche Edelsteine an, doch soll sie sehr selten sein. Man sieht also , es gibt eine ganze Reihe von Merkmalen, die man bei einer mikroskopischen Prüfung der synthetischen Steine feststellen kann. Es wird naturgemäß in jedem einzelnen Falle die Kombination aller dieser Beobachtungen nötig sein, um eine sichere Erkennung zu ermöglichen. Die Brechungsquotienten der natürlichen und künstlichen Steine stimmen nach den Untersuchungen von R. Brauns (dies. Centralbl. 1909. p. 673) vollkommen überein, so daß sie nicht als Unter- scheidungsmittel in Betracht kommen. Ebenso verhält es sich mit dem spezifischen Gewicht , wie Brauns feststellte (Handwörter- buch, 1. c.). C. Doelter2 hat künstliche und natürliche Rubine auf ihr Verhalten gegenüber Radiumstrahlen und Kathodenstrahlen geprüft und gefunden, daß jene natürlichen Rubine, welche einen bläu- lichen Stich besitzen, durch Bestrahlung mit. Radium diesen Stich verlieren und mehr reinrot werden. Durch Behandlung mit ultra- violetten Strahlen erhalten jedoch die durch Radium etwas ver- änderten Steine ihre ursprüngliche Farbe wieder. Dagegen zeigte künstlicher Rubin keine Veränderung, so daß das Färbemittel stabiler zu sein scheint. (Sitzungsber. d. Wiener Akad. I. 1908. p. 1297.) Bei der Bestrahlung mit Kathodenstrahlen fand C. Doelter (Sitzungsber. Wiener Akad. 1911. I. p. 85), daß Kunstrubin ein mehr gelblichrotes Phosphoreszenzlicht zeigt als natürlicher Rubin und stärker nachleuchtet. (Bereits Lecocg de Boisbaudran hatte bei den ersten FiiEMY’schen Rubinen Unterschiede beobachtet.) Bei der Bestrahlung mit ultraviolettem Lichte zeigen natür- licher Rubin (Birma) wie künstlicher eine lebhafte Fluoreszenz; der künstliche Stein sendet meist ein schreienderes Licht aus als der natürliche, der in einem milden, diskreten Lichte aufleuchtet. Gegenwärtig trifft Verf. Vorbereitungen , um künstliche und natürliche Steine im Ultramikroskop zu untersuchen, um eventuell auf diesem Wege Unterschiede etwa in der Verteilung des Färbe- mittels zu finden. Jedenfalls ist der färbende Zusatz im natür- lichen Stein in geringerer Menge vorhanden. 1 K. Endell, ebenda, p. 271. 2 C. Doelter, Sitzungsber. Wiener Akad. I. 1908. p. 819 ff., 1275 ff.; 1911. 1. p. 73 ff. ; dies. Centralbl. 1911. p. 753. — Das Radium und die Farben. Dresden 1912. P. Hartmann, Flußspatzement in Triasarkose. 141 Auch in anderer Hinsicht wären Versuche anzustellen. Es wäre namentlich das Fluoreszenzlicht, das durch verschiedene Er- regungen erzeugt wird, eingehend zu prüfen; ich verweise liier auf die sehr interessanten Ergebnisse, die A. Pochettino1 2 3 bei der Prüfung der Kathodolumineszenz von Kristallen erhalten hat. Er fand zwei neue Erscheinungen, die doppelte Lumineszenz und den Dichroismus der Kathodolumineszenz. Die letztere Eigenschaft zeigte sich bei Untersuchung von künstlichem Saphir der deutschen Edelsteingesellschaft, der deutlichen Dichroismus der Kathodo- lumineszenz zeigte, indem das durch den Analysator beobachtete Lumineszenzlicht je nach der Hauptschnittstellung hell lavendel- blau oder blauviolett erscheint. Bei natürlichen Steinen ist da- gegen ein derartiges Verhalten nicht zu beobachten. Beim Rubin zeigte sich allerdings keine Verschiedenheit. Ebenso hat E. Engel- hardt 2 beim Prüfen der Photolumineszenz im ultravioletten Lichte keine Verschiedenheit gefunden, doch wurde bei diesen Versuchen nur die Wellenlänge des Fluoreszenzlichtes mit einem Handspektro- skop geprüft. In diesen Richtungen sollten weitere Versuche ge- macht werden. Flußspatzement in Triasarkose. (Vorläufige Mitteilung.) Von P. Placidus Hartmann in Engelberg. 0. Mügge 3 besprach ein interessantes Vorkommen von Fluß- spat als Bindemittel in Sandstein, der von einem nordischen Ge- schiebe aus den Grandgruben bei Lauth, östlich Königsberg, stammte. Bezugnehmend hierauf konstatiert E. Sommerfeldt4 die wich- tige Tatsache , daß fluorhaltige Zemente auch zur Herstellung künstlicher Sandsteine Verwendung finden. Dieses Verfahren beruht auf Anwendung wässeriger Fluß säure, vorzüglich aber von Fluorsalzen (Fluornatrium, -ammonium, -kalium , -magnesium) mit Glaspulver und Steinmehl in Verbindung mit alkalischen Erden. Man möchte vielleicht erwarten, daß die Natur sich solcher Binde- mittel auch öfters bediente. In der Tat stellt obgenanntes Vorkommen nicht das erste derartige Beispiel dar. Schon 1898 konstatierten A. Duparc und E. Mrazec5 Flußspat im Zement des infraliasischen Konglomerates 1 A. Pochettino, Zeitschr. f. Krist, 51. 1913. p. 125. 2 E. Engelhardt. Dissertation. Jena 1913. 3 0. Mügge. Dies. Centralbl. 1908. p. 33. 4 E. Sommerfeldt, Dies. Centralbl. 1908. p. 161. 5 A. Duparc et E. Mrazec : Recherches geologiques et petrographiques sur le massif du Mont-Blanc. Soc. de Phys. Mem. Geneve 1898. — Duparc et Pearce, Sur le Poudingue de l’Amone dans le Val Ferret suisse. Oompt. rend. 126^ 1898. 142 P. Hartmann, Flußspatzement in Triasarkose. von Amone im Val Ferret des schweizerischen Montblanc-Gebietes. Seither scheinen aber keine weiteren Vorkommnisse bekannt ge- worden zu sein. Bei meinen petrographisch-geologischen Aufnahmen im kristal- linischen Substratum der Dents de Mordes , die demnächst ver- öffentlicht werden sollen, fand ich am Kontakt eine gelbliche, hie und da auch hellgrau oder rötlich gefärbte Arkose mit größeren Körnern von Kosenquarz. Die mikroskopische Untersuchung 1 er- gab im Zement ein Mineral, das sich durch Vergleich an Hand der BECKE’schen Methode als äußerst schwach lichtbrechend er- weist. Es ist isotrop und zeigt vollkommene, oktaedrische Spalt- barkeit; Eigenschaften, die dem Flußspat zukommen und in ihrer Gesamtheit sich nur auf ihn beziehen lassen. Die qualitative, chemische Analyse, die Herr Dr. P. Pooth, Assistent am chemi- schen Laboratorium der Universität Freiburg (Schweiz), vornahm, ergab denn auch eine sehr kräftige Fluor-Reaktion. Eine quanti- tative Analyse des Gesteins wird in einer spätem Mitteilung folgen. Es ist dies wohl das erstemal, daß ein Ca F2-führendes Binde- mittel in der Triasarkose beobachtet wurde , und bedeutet nach dem von A. Duparc angeführten Vorkommen den ersten weiteren Fund eines fluorhaltigen Zementes im Alpengebiet. Die zuerst untersuchten Proben stammen von Tsinsaut, einer Gegend ungefähr in halber Höhe zwischen den Waadtländer Dörf- chen Lavey und Mordes, am rechten Hange des Rhonetales, unter der hohen, Glapey genannten Malmwand, welche die Festungswerke von Dailly trägt. Die Arkose ruht hier konkordant mit den jüngeren Sedimenten in fast rechtwinkliger Diskordanz auf den kristallinischen Schiefern , die von roten Apliten völlig durch- drungen sind. Sie besitzt eine Mächtigkeit von 3 — 5 m, streicht SW — -NO und fällt unter 30 — 45° nordwestlich. Auf ihr lagern bunte Schiefer, die den Lokalnamen schistes lie de vin führen; dann folgen die typischen dolomitischen Kalke und Rauchwacken. Gleichartige Stücke fand ich auch jenseits des Torrent de Mordes an der Fahrstraße Es Loex-Morcles; desgleichen in be- deutender Entfernung beim Six Carro — 2094 m oberhalb des Rhone- knies gegenüber von Martigny. Ob dieser Zement der ganzen Arkose- Varietät in dieser Gegend charakteristisch ist oder ob es sich nur um lokale Vorkommen handelt, läßt sich noch nicht endgültig feststellen. Auch war es mir bis jetzt nicht möglich, im Anstehenden irgendwo Flußspat zu konstatieren. 1 Herr E. Hugi in Bern hatte die Freundlichkeit, einige meiner Schliffe zu kontrollieren. E. Kittl, Ueber das Vorkommen von Molybdänglanz etc, {4^ Über das Vorkommen von Molybdänglanz bei Ginzling in Tirol (Zillertal). Von Erwin Kittl. Mit 1 Textfigur. Auf einer Tour in den Zillertaler Alpen fand ich heuer bei Gimzling im Zillertal Molybdänglanz in den Apliten, die gangförmig den biotitreichen schiefrigen Gneis durchsetzen '. Die Stelle ist leicht zu linden: sie liegt am Weg ins Floitental, un- gefähr 20 m oberhalb der kleinen Holzbrücke, die den Floitenbach übersetzt, wo er in das Zemmtal mündet. Es liegen dort rechts und links vom Weg einige frische Gesteinsblöcke , die augen- scheinlich erst vor kurzem vom Südhang des Floitenbaches herab- gefallen sind. Da sie den Weg versperrten, wurden sie zer- trümmert und auf diese AVeise konnten ganz frische Stücke gesammelt werden. Der dunkle, glitzernde Biotitgneis ist dort von zuckerkörnigen Apliten durchzogen, deren Mächtigkeit zwischen 2 cm breiten Adern und Gängen von Meterstärke wechselt. I11 einem dieser Aplite fand sich Molybdänglanz in Form von kleinen Blättchen, deren Breite gewöhnlich 3 mm nicht übersteigt. Die Anordnung der Aggregate entspricht einer kleinen Ader, die un- gefähr parallel dem Salband zwischen Biotitgneis und Aplit ver- läuft. Das Äderchen von Molybdänglanz ist ziemlich lang , aber nicht kontinuierlich, sondern unterbrochen. Ob vielleicht nur ein Querschnitt vorliegt, muß dahingestellt bleiben. Dieses Molybdänglanzvorkommen ist in seiner Paragenesis im großen und ganzen übereinstimmend mit den bekannten Tiroler Vorkommen, im besonderen ergeben sich jedoch Abweichungen, vielleicht auch nur deshalb, weil die älteren Angaben nur mangel- haft sind. W. v. Senger1 2 erwähnt Molybdänglanz von Pfitsch, ferner wird er genannt von L. Liebener und Vorhauser3, dann von Naumann-Zirkel4 5, indessen ohne weitere Details. Auch finden sich Angaben bei V. v. Zepharovich d, nach welchem Autor der Molybdänglanz als Seltenheit lagenbildend im Quarz mit Molybdän- 1 F. Becke , Exkursion durchjdas Westende der Hohen Tauern (Zillertal). IX. Intern. Geol. Kongreß. 1903. p. 21. 2 W. v. Senger, Versuch einer Oryktographie der gefürsteten Graf- schaft Tyrol. Innsbruck 1821. p. 81. 3 L. Liebener u. Vorhauser, Die Mineralien Tirols nach ihrem eigentümlichen Vorkommen in den verschiedenen Fundorten, nebst Nach- trag. Innsbruck 1852 u. 1866. p. 194. 4 Naumann-Zirkel, Elem.*d. Mineralogie. 13. Auf. Leipzig 1898. p. 489. 5 V. v. Zepharovich, Mineralog. Lexikon f. d. Kaisertum Öster- reich. II. 1873. p. 29. 144 E. Kittl ocker vereint auftritt. E. Weinschenk1 erwähnt von den hohen Tauern Molybdänglanz mit Quarz im Zeutralgranit. Für den vorliegenden Fall ist das eigentliche Nebengestein des Molybdänglanzes der Salbandaplit, der in seinem Mineral- bestand kombiniert ist aus dem Biotitgneis und dem Aplit. Deshalb sollen kurz zuerst diese besprochen werden. Das Gestein, in welchem die Aplite auftreten, ist der er- wähnte dunkle biotitreiche Granitgneis von ziemlich feinkörniger Struktur, in dem 1—3 mm dicke hellere und dunklere Lagen abwechseln , so daß ein mehr oder weniger geschiefertes Aussehen resultiert. Der Gneis besteht aus Biotit, Quarz und Plagioklas, in geringerem Maße beteiligen sich an der Zus- ammensetzung des Gesteins Muscovit , ferner als akzessorische Bestandteile Zirkon und Apatit, wie sie normal in derartigen Gesteinen Vorkommen. Der Plagioklas ist seiner Zusammensetzung nach ein Oligoklas und entspricht dem basischeren Feldspat des Aplites, wie er weiter unten beschrieben wird (ungefähr 20% Anorthitsubstanz). Bemerkenswert ist, daß die Feldspate sämtlich nur Klinoz oisiteinschlüsse führen, Serizit fehlt vollkommen als Einschluß. Der Biotit ist von schwarzer Farbe, u. d. M. zeigt er ein nicht sehr lebhaftes Sienabraun mit einem Stich ins Grünliche für y, hellgelblichbraun für a. Die Stärke der Doppelbrechung für y — a = 0,034. Erwähnenswert ist noch das Auftreten von Körnchen von Epidot als selbständiger Bestandteil und Titanit an Biotit gebunden. Die Struktur des ziemlich feinkörnigen Aplites ist — aus- genommen am Salband gegen den Gneis — auch ein wenig schiefrig. Der Mineralbestand entspricht seiner hellen Färbung: Quarz nur in feinkörnigen Aggregaten (Kornflasern), Plagioklas, Muscovit als primärer Bestandteil , teilweise mit deutlichen eigenen Umrissen und als sekundärer, teils die Kornflasern des Quarzes umgebend, teils als Neubildung im Plagioklas. An Menge zurücktretend, aber immer noch als wesentliche Bestandteile Mikroklin, sehr wenig Biotit (verwachsen mit Muscovit) und Granat in ganz zer- sprungenen Kristallen, die mit freiem Auge als rötliche Körnchen erscheinen. Was den Plagioklas betrifft, so kommt dieser in zwei Formen vor: 1. als größere, nunmehr meist zersprungene Ein- sprenglinge. Makroskopisch heben sich diese Feldspate infolge ihres bläulichen Farbtones von der rein weißen Grundmasse ab. 1 E. Weinschenk, Die Minerallagerstätten des Großvenediger und der Hohen Tauern. Zeitschr. f. Krist. 1896. p. 26. — Yergl. auch die An- gaben von G. Gasser, Die Mineralien Tirols etc. Innsbruck 1913. Ueber das Vorkommen von Molybdänglanz bei Ginzling etc. \ j . U. d. M. sieht man gewöhnlich zwei deutliche Zonen, bestehend aus einer ziemlich großen Kernpartie, die auf Schnitten senkrecht zu M und P einen Auslöschungswinkel besitzen, der beinahe 0 ist, wie ihn saure Plagioklase mit 20°/o Anorthit zeigen. Diese Partien sind umgeben mit Bändern, deren Auslöschung um 6° differiert. Die Ränder neigen aber dem sauren Endglied der Mischungsreihe zu, da sie stets schwächer lichtbrechend sind als Quarz. Als sauerste einheitliche Kernpartie wurde ein Auslöschungswinkel von 8° in einem Schnitt _L auf M und P beobachtet (13 °/o An) mit saureren Rändern (Differenz der Winkel 5°). Somit liegt ein Plagioklas vor, der in seiner Zusammensetzung zwischen 13 und 20°/o Anorthitsubstanz schwankt, mit Rändern von geringerem ■Gehalt an Anorthit. Bei den Kernpartien treten Zwillingsbildungen nach dem Karlsbader- und Albitgesetz auf, letztere jedoch nicht in so feinen Lamellen , wie sie in den Rändern immer zu sehen sind. Die Plagioklase sind oft . erfüllt von massenhaften Ein- schlüssen, die hier aber stets aus Muscovit bestehen. 2. kommt der Plagioklas in kleinen körnigen Individuen eng vermengt mit Quarzkörnern vor. Derselbe ist stets ein sehr saurer Plagioklas (nahe Albit). Albitlamellen sind häufig. Muscovit ist ziemlich viel vorhanden, Biotit jedoch mir wenig, meist mit ersterem verwachsen. Seine Farbe ist im Dünn- schliff für y ein helles, etwas grünliches Holzbraun, . für a gelblich- weiß. Charakteristisch ist ferner noch der erwähnte Gehalt an Kalifeldspat, myrmekitische Verwachsungen von Plagioklas mit Quarz und endlich Granat. Wo nun der Aplit mit dem Biotitgneis in Berührung kommt, ist die Zone des M o 1 y b d ä n g 1 a n z e s. Dieser Salband-Aplit besitzt die Eigenschaften des normalen Aplites mit einem kontinuierlichen Übergang in den Biotitgneis, wie z. B. das langsame Abnehmen von Muscovit, die Zunahme von Biotit, das allmähliche Verschwinden von Mikroklin zeigt. In dieser Grenz- fazies ist nun gangförmig eine Partie eingeschaltet, die als älteste Gangminerale Quarz mit wenig saurem Plagioklas zeigen. Festerer kommt hier nicht in den erwähnten körnigen Aggregaten vor, sondern in Form von größeren Individuen, die allerdings nicht jene Konturen zeigen, wie sie Kristallflächen aufweisen. Dazu kommt noch etwas Muscovit vor, und zwar dort, wo man das Salband dieser Gangspalte vermuten kann, deutlich ausgeprägt ist ein solches nicht in bezug auf die Ader. Als eigentliche Spalt- füllung kommt dann der zuletzt gebildete Biotit und Molybdän- glanz. Der Biotit in gut gegen das Spalteninnere begrenzten Kristallen weicht in seinem Aussehen völlig von dem früher be- schriebenen ab. Der Pleochroismus ist außerordentlich stark (y ü> a), das heißt noch stärker als bei dem Biotit des Gneises und Aplites. Die Farbe für y ist ein tiefdunkles, rötliches Braun, Oentralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 146 E. Kittl für a ein helles Bräunlichweiß. Zersetzungserscheinungen fehlen, pleochroitische Einschlüsse ebenfalls. Etwas jünger und zum Teil nocli gleichalterig erscheint der Molybdänglanz1, in die rosettenförmig angeordneten Blättchen und Spaltrisse des Biotits eindringend oder unregelmäßig mit ihm verwachsen. In einzelnen Partien erscheint Quarz mit sehr vielen Flüssigkeitseinschlüssen noch jünger als Molybdänglanz. Eine Kristallform zeigt der M o ly b d än g 1 a n z nicht. Wo er makroskopisch sichtbar wird, zeigt er die erwähnten Blättchenaggregate. Erwähnenswert ist noch, daß die Zone, wo der Molybdänglanz vorkommt, eine Anzahl von Mineralen zeigt, die sonst nicht beobachtet wurden: Orthit in winzigen Kriställchen mit hellen Rändern, serpentinische Substanz als Zersetzungsprodukt des Granates. Das beigefügte Schema soll ein Bild der sukzessiven Gesteins- und Mineralbildung geben. Die vulkanischen Prozesse sind zu trennen von den dynamometamorphen , welche sich durch das Zerbrechen der größeren Kristalle , Kornflasern des Quarzes, vielleicht Neubildung von Muscovit und Klinozoisit im Plagioklas, Neubildung von Muscovit in der Richtung der Schichtungsfläche, also normal zum stärksten Druck äußern. Es liegen hier also folgende Bildungen vor: ein Biotitgranitgneis wird von Aplitgängen durch- brochen. Am Salband zeigt sich ein allmählicher Übergang beider Gesteinsarten. Eine jüngere Spalte im Aplit zeigt als Füllung Quarz, Biotit und M o ly b d än gl an z. Ob der Reichtum an Quarz nur auf die Gangbildung zurückzuführen ist, kann nicht entschieden werden ; es ist aucli die Möglichkeit vorhanden, daß eine quarzreichere Partie des Aplites durchschnitten wurde oder stellen diese Bildungen den Übergang zwischen den magmatischen und pneumatolytischen Vorgängen dar: also Pegmatite. Der Molybdän glanz kennzeichnet also hier eine Periode, die noch jünger ist als die der Aplite, traf jene wohl schon im festen Zustande und ist charakteristisch für die pneu mato- lytische Periode, die der magmatischen folgt. Im vor- liegenden Falle ist folgende Reihe der vulkanischen Prozesse zu sehen: a) magmatische Bildung des Granitgneises, b) magmatische Bildung des Aplits , c) pneumatolytische Bildung des Äderchens, nicht mehr rein vulkanisch: d) Bildung von Myrmekit und jüngerem Albit im gesamten Gestein, Schachbrettalbit im Aplit, ferner e) wohl nur dynamometamorphe Prozesse wie die Neu- bildung der Einschlüsse der Plagioklase , Muscovitbildung etc. d) und e) stellen keine vulkanischen Prozesse dar, können aber 1 Eine Probe mit Salpeter geschmolzen, wurde in Wasser gelöst, mit Salzsäure versetzt und dann metallisches Zinn hinzugefügt. Die Lösung färbt sich dann dunkelblau und wird nach einigen Stunden braun. Vergl. M. Lazarevic und E. Kittl, österr. Zeitschr. f. Berg* u. Hütten- wesen. Wien 1913. Ueber das. Vorkommen von Molybdänglanz bei Ginzling etc. 147 10* Bildung andeuten. Die hydrothermalen Prozesse fehlen hier, d. h. sie sind nicht zu erkennen. 148 F. Etzold, lieber das Auftreten von Granit im Gefolge solcher auftreten und sind zeitlich nicht beschränkt, doch können sie die hydrothermalen Bildungen verwischen oder nicht zur Ausbildung kommen lassen , wie im vorliegenden Fall. In der schematischen Darstellung der Drusenminerale des Granites wurde von J. Koenigsberger 1 der Molybdänglanz vom Biotit durch ein Intervall getrennt und zwar erscheint dort der Molybdänglanz vereint mit Bleiglanz. Im vorliegenden Falle stellt also der Molybdänglanz und Biotit diejenigen post- vulkanischen Bildungen dar, die analog sind der Zinnerzformation. Charakteristisch für die alpinen Motybdänglanzvorkommen scheint die Begleitung von Quarz zu sein. Der Mo ly b dän glanz stellt uns aber den Zinn er z Vertreter “ vor, die Periode seiner Bildung ist eine oft nicht deutlich sichtbare pneu matolytische, die einer noch hohen Temperatur entspricht. Leoben, November 1913. Mineralogisches Institut der k. k. montanistischen Hochschule. Über das Auftreten von Granit und über Dislokationen im nord- westlichen Sachsen. Von F. Etzold. Mit. 2 Textfiguren. Im ganzen nordwestlichen Sachsen bis zum Schiefermantel des Granulitgebirges , den Grauwacken des Collmberges und den granitischen sowie gneisartigen Gesteinen der Liebschützer Berge waren bisher präpermische Gesteine nur an drei Stellen bekannt. Zunächst treten nämlich untersilurisclie Grauwacken in der Gegend von Otterwisch und Hainichen als von Süd westen nach Nordosten streichender Bücken zutage, dann stellt die Deditzhöhe östlich von Grimma eine die dortigen Porphyrdecken durchstoßende Klippe von gleichfalls untersilurischer Grauwacke dar, schließlich hebt sich im westlichen Leipzig, in Plagwitz bis Großzschocher eine dem Kulm zugerechnete Grauwacke an die Oberfläche empor. Der Nachweis der metamorphosierenden Einwirkung des Granites auf Grauwackengesteine brachte die Überzeugung , daß unter dem mächtigen Diluvium , Tertiär und Perm Nordwestsachsens grani- tische Gesteine eine weite Verbreitung haben müssen. Dieser Überzeugung gab zuerst H. Credner Ausdruck , indem er mit 1 C. Doelter, Handbuch der Mineralchemie. II. p. 27 : J. Koenigs- berger, Paragenesis der natürlichen Kieselsäuremineralien. 2 Es soll hier auf Molybdänglanz als Zinn erz Vertreter hinge- wiesen werden . wie von K. A. Redlich (Min. u. petr. Mitt. 30. p. 43) beim Forellenstein von Gloggnitz schon früher ausdrücklich hervor- gehoben wurde. und über Dislokationen im nordwestlichen Sachsen 149 Bezug- auf die Grauwacken von Leipzig— Plagwitz— Großzschocher schrieb1: „Der kristallinische Habitus, die Knoten- und Flecken- führung einzelner dieser Grauwacken Vorkommnisse erinnern so leb- haft an gewisse Umwandlungsprodukte der sibirischen Grauwacken im Kontakte mit dem Granite der Lausitz und stehen den normalen, unverändert gebliebenen Grauwacken des übrigen Nordsachsens so schroff gegenüber, daß es nahe liegt, auch die eben erwähnten Modifikationen innerhalb der Leipziger Grauwacke den Kontakt- wirkungen eines in der Tiefe verborgenen, von jüngeren Ablage- rungen bedeckten granitischen Eruptivgesteines zuzuschreiben.“ Zu demselben Resultate gelangte R. Reinisch bei dem Studium der „Einschlüsse im Granitporphyr des Leipziger Kreises“2. Er schloß aus den als Einschlüsse gefundenen Bruchstücken meta- morpher Grauwacken sowie Andalusit-Cordierithornfelse und aus dem Fehlen echter Granitfragmente im Granitporphyr, daß dieses Gestein den Kontakthof eines in der Tiefe verborgenen Granites durchbrochen haben müsse. Sehr überraschen muß, daß sich der nach Credner und Rei- nisch in der Tiefe vorhandene Granit hart an dem oben erwähnten Grauwackenrücken von Hainichen — • Otterwisch unmittelbar unter einer schwachen Diluvialdecke anstehend, also fast zu Tage aus- gehend nacliweisen läßt. Geht man vom Bahnhof Otterwisch nordwärts (siehe Fig. 1) über den Hainichener Kommunikationsweg 1 Die geologischen Verhältnisse der Stadt Leipzig. 1891. p. 4 * Min. u. petrogr. Mitteilungen. 16. p. 465 503. 1896. 150 F. Etzold, Ueber das Auftreten von Granit hinweg1 im östlichen Eisenbahngraben, so kann man etwa 100 m vor der ersten Wegunterführung mit dem Stock unter der berasten Grabensohle auf hartes Gestein stoßen und dasselbe bis dicht an die Unterführung ohne Unterbrechung in der angegebenen Weise erreichen. Dasselbe Gestein kann man auch an der Graben- böschung zur Hechten leicht unter der Rasennarbe bloßlegen und konstatieren, daß es nicht, wie man dort zunächst erwartet, Grau- wacke, sondern vielmehr Granit ist. Geht man nun das an- stoßende Feld ab, so iindet man nach Osten hin bis auf eine Ent- fernung von etwa 300 m außer milchweißen Quarzen und nordischen sowie einheimischen Geschieben grusig verwitterte Granitbrocken. Dieselbe Beimengung von Granitfragmenten zeigt sich auch west- lich der Bahn noch auf einer kurzen Strecke ; kurz : man über- zeugt sich , daß hier ein von Westsüdwest nach Ostnordost ge- streckter Granitbuckel fast zutage tritt, also genau dieselbe Richtung einhält, wie der in der Literatur oft erwähnte Grauwackenrücken von Hainichen— Otterwisch, in dem sich kaum 100 m vom Granit entfernt ein auflässiger, vollständig verfallener Bruch befindet. Der Granit von Ott er wisch ist zurzeit nur in stark angewittertem Zustande erreichbar und zeigt sich in demselben als gleichmäßig mittelkörniges , gelblich bis rostbraun gefärbtes, bröckeliges , stark durchkliiftetes Gestein von durchaus massigem Gefüge. Im Dünnschliff erweist sich dasselbe als holokristallin, bestehend aus Feldspat (Orthoklas und Plagioklas ) , Quarz und Biotit, ist also ein Granitit. Der gesamte Feldspat ist weitgehend zersetzt, nur die Plagioklase sind zum Teil randlich noch ziemlich frisch. Der Biotit ist zumeist grünlich gefärbt (chloritisiert), nur als Einschluß im Quarz weist er noch seine ursprüngliche braune Farbe auf. Akzessorisch sind Körner und rundliche gedrungene Säulchen von Apatit und winzige Zirkonkriställchen vorhanden, die allesamt meist im Glimmer sitzen. Die Ausscheidungsfolge ist : Akzessorien, Biotit, Plagioklas, Orthoklas und Quarz , welch letzterer bisweilen schwach undulös auslöscht. Nach alledem weist der Granit makroskopisch und mikroskopisch absolut nichts Auf- fallendes auf, ist vielmehr ein ganz normaler mittelkörniger Biotit- granit. Wie oben angegeben ist und die beistehende Skizze 1 zeigt, bildet der Granitit von Otterwisch einen Rücken, der sich bis auf 100 m Entfernung von dem etwas höheren Grauwackenrücken nachweisen läßt. Die Grauwacke von Otterwisch 1 wurde vor mehreren Jahren und im vergangenen Sommer in größter Nähe am Granit durch Brunnenanlagen (siehe Skizze 1) bis zu 20 m Tiefe, also in relativ frischem Zustande, aufgeschlossen. An beiden Stellen besaß das Gestein ganz vorwiegend feinschiefrige Be- 1 Vergl. Erläuterungen zu Sektion Naunhof — Otterwißch. 2. Aufl. p. 2. und über Dislokationen im nordwestlichen Sachsen. schaffenlieit , quarzitisclie Bänke traten zurück und nur in der größten erreichten Tiefe wurden Schichten angetroffen , in denen die weißen, grauen und schwarzen Quarze Erbsengroße erlangten. Die vorherrschende Ausbildungsweise wäre erfahrungsgemäß für eine kontaktmetamorphe Umwandlung der Grauwacke äußerst günstig gewesen , aber auffallenderweise ließ sich in ihr auch nicht die leiseste Andeutung von Flecken- oder Knotenbildung oder hornfelsartiger Beschaffenheit nach weisen. Hieraus ergibt sich mit absoluter Sicherheit, daß der Granit durch eine Verwerfung in das Niveau der unveränderten Grau- wacke gerückt worden ist. Über den Verlauf und das Alter dieser Verwerfung von Otter- wisch geben folgende Verhältnisse Aufschluß (vergl. Fig. 2). Tritt schon der Granit als von WSW. nach ONO. gestreckter Rücken der Oberfläche nahe, so ist dies in noch viel deutlicher ausge- sprochener Weise mit dem Grauwackenrücken der Fall. Alle Auf- schlüsse in demselben zwischen Hainichen und Otterwisch und die Bohrungen , mit denen er östlich des letzteren Ortes unter der Braunkohlenformation angetroffen worden ist, bilden eine geradezu schnurgerade , von WSW. nach ONO. verlaufende Linie. Genau in der Verlängerung dieser Linie aber erreicht man in 16 km Entfernung die Deditzhöhe östlich von Grimma , also die bereits oben erwähnte , den Porphyr durchragende Klippe von untersilu- rischen Grauwacken , welche , wie die von Otterwisch , keinerlei kontaktmetamorphe Beeinflussung aufweisen. Es kann hiernach keinem Zweifel unterliegen, daß die Verwerfung, auf welcher die Grauwacke und der Granit von Otterwisch aneinander abstoßen. 152 F. Ftzold. Ueber das Auftreten von Granit von WSW. nach ONO., also in erzgebirgischer Richtung, streicht, (■her den weiteren Verlauf dieser Verwerfung nach Osten hin läßt sich keine Vermutung äußern. 12 km ostnordöstlich der Deditz- liöhe bauen silürische Grauwacken den Collmberg bei Oschatz auf und erweisen sich noch weiter ostnordöstlich längs der von grani- tischen und gneisartigen Gesteinen aufgebauten Liebschützer Berge hochgradig kontaktmetamorph umgewandelt. Zwischen Otterwisch und der Deditzhöhe breiten sich in voll- kommen ungestörter Lagerung die großen Decken von Pyroxen- quarzporpliyr, Rochlitzer und Grimmaer Porphyr aus, welche dem mittleren Rotliegenden angehören. Da diese Decken keine Lage- rungsstörung durch die Verwerfung von Otter wisch erfahren haben, muß die letztere also älter sein als das Mittelrotliegende. Für die genauere Altersbestimmung fehlt ein Anhalt, solange der Nachweis unterrotliegender oder carbonischer Schichten zu beiden Seiten der Verwerfung aussteht. Als höchst wahrscheinlich darf gelten , daß der Granit von Otterwisch bei seiner Verbreitung nach Norden hin den Anlaß zur Kontaktmetamorphose jener Grauwacken gegeben hat, deren Frag- mente R. Reinisch aus dem Granitporphyr von Beucha eingehend beschrieben hat und deren Bänke in Plagwitz und bei Groß- zschocher durch die fortschreitende Ausdehnung der Stadt Leipzig nach Westen und Südwesten hin mehr und mehr der Beobachtung entzogen werden. Wer die Grauwacke bei Großzschocher und in Leipzig-Plagwitz an der Ecke der jetzigen Elisabethallee und An- tonienstraße sowie in Heine’s Kanal anstehend gesehen und die während der letzten Jahrzehnte dort in ihr geschaffenen temporären Aufschlüsse verfolgt hat, für den kann es keinem Zweifel unter- liegen , daß diese Grauwacke von einer Verwerfung durchsetzt wird. Nördlich von Großzschocher standen nämlich nur hornfels- artig umgewandelte sowie Flecken- und Knotengrauwacken an. Dagegen wiesen nach Osten hin die Grauwacken , welche früher an der Ecke der Elisabethallee und Antonienstraße klippenartig emporragten, jetzt aber vollständig eingeebnet sind, wohl die be- kannten, an Oldhamien erinnernden, kreisrunden Druckflächen, aber keine Spur von kontaktmetamorpher Beeinflussung auf. In voll- kommen unverändertem Zustande wurde das Grauwackengestein auch in der Kammgarnspinnerei von Stöhr & Co. vor 25 Jahren bis zu 62,5 m Tiefe bei einem Brunnenbau aufgeschlossen. In Heine’s Kanal endlich lassen sich neben zurücktretenden , unver- änderten ganz vorwiegend Flecken- und Knotengrauwacken ver- folgen, während hornfelsartige Modifikationen fehlen. Aus dieser Verteilung der unveränderten und der in verschiedenem Grade der Kontaktmetamorphose verfallenen Grauwacken ergibt sich mit ab- soluter Sicherheit , daß durch den Grauwackenbuckel von Plagwitz — Großzschocher eine Verwerfung ver- und über Dislokationen im nordwestlichen Sachsen. \ laufen muß. Dieselbe kann aber nicht, wie die von Otter wisch, von WSW. nach ONO. streichen, sondern muß Lausitzer (herzynische) R i c h t u n g haben, da von W. nach 0. metamorphe, hochmetamorphe, unveränderte und meta- morphe Grauwacken aufeinander folgen. Die Existenz dieser Lausitzer Verwerfung von Leipzig ergibt sich nicht nur aus der Verbreitung der Grau wacken Varietäten, sondern in sehr augenfälliger Weise auch aus der Ausbreitung seismischer Wellen, welche bekanntlich durch Verwerfungs- spalten stark gedämpft werden. Der Erdstoß , welcher am 17. August 1905 den Nordwesten Sachsens ziemlich kräftig er- schütterte, ging nach H. Credner 1 vom Untergründe Leipzigs aus und war nach Westen kaum in 20, nach Osten dagegen noch in 105 km Entfernung längs der Lausitzer Hauptverwerfung, ja unter besonders günstigen Verhältnissen selbst noch jenseits derselben, 170 km von Leipzig entfernt, fühlbar. Eine ebenso auffällige Dämpfung wie der Erdstoß vom 17. August 1905 nach Westen hin, aber in gerade entgegen- gesetzter Richtung, also nach Osten hin, erlitt eine leichte Erd- erschiitterung, die sich am 17. März 1910 ereignete1 2. Der Herd dieses schwachen Bebens lag im äußersten Südwesten des Leipziger Stadtgebietes. Von hier aus wurden die seismischen Wellen nach Westen und Süden weithin deutlich gefühlt, während aus Alt- Leipzig und Leipzig-Sellerhausen nur je eine Meldung über einen eben noch wahrnehmbaren Stoß einging. Demnach befand sich der Erdbebenherd in diesem Falle bereits westlich der den Grau wacken rücken durchsetzenden Verwer- fungsspalte, deren Existenz und Lage also durch die Ausbreitung der seismischen Wellen genau so erwiesen wird, wie durch die Verbreitung der Grau- wacken Varietäten. Was das Alter der Lausitzer Verwerfung von Leipzig-Plagwitz anlangt, so wurden in Leipzig-Plagwitz und Leipzig-Lindenau bis nach Leutzsch hin allenthalben auf der buckeligen Oberfläche der steil aufgerichteten Grauwacken Konglomerate, Sandsteine und Letten diskordant, nämlich fast schwebend auflagernd, angetroffen. Nirgends ließ sich durch temporäre Aufschlüsse oder Bohrungen ein Sprung in dieser Auflagerung nachweisen. Wenn jene Konglomerate, Sand- steine und Letten auf Grund der Arbeiten von v. Fritsch und Beyschlag dem obersten Carbon zugerechnet werden müssen3, so ergibt sich für die Verwerfung von Leipzig-Plagwitz mindestens obercarbonitches Alter. Eine untere Alters- 1 Berichte d. K. Sachs. Ges. d. Wissenseh. zu Leipzig. 59. p. 346. 5 Berichte d. K. Sachs. Ges. d. Wissensch. zu Leipzig. 63. p. 298. * Erläuterungen zu Sektion Leipzig — Markranstädt. 2. Aufl. p. 16. 154 F. v. Huene, grenze anzugeben, könnte möglich werden, wenn charakteristische Fossilfunde eine genaue Altersbestimmung der Grauwacke gestatten sollten, für die sich jetzt kulmisches Alter durch petrographische Ähnlichkeiten und durch die stratigraphischen Verhältnisse nur wahrscheinlich machen läßt 1. Über die genauere Richtung und über die Länge der Verwerfung von Leipzig-Plagwitz lassen sich zurzeit keinerlei Angaben machen. Die Auswertung der in vorstehendem dargelegten tektonischen Verhältnisse für die Geologie Mitteldeutschlands mag weitere Räume ins Auge fassenden Studien überlassen bleiben. Leipzig, Geologische Landesuntersuchung, Dezember 1913. Das natürliche System der Saurischia. Von Friedrich von Huene in Tübingen. Mit 1 Textfigur. Das verzögerte Erscheinen einiger schon vor längerer Zeit zum Druck gegebener Schriften sowie neuere Publikationen und Funde von Saurischiern in der Trias veranlassen mich, hier kurz einige der in jenen im April und Juni 1913 abgeschlossenen Manuskripten niedergelegten Ergebnisse sowie auch einiges darüber Hinausgehende zusammenzufassen. Mit Seele v halte ich die „Dinosaurier“ nicht mehr für eine natürliche Gruppe (Ordnung), sondern für zwei auf ver- schiedene Weise und an verschiedener Stelle aus den Pseudosuchiern entstandene Ordnungen, die Saurischia und die Ornithiscliia. Die Bezeichnung „Dinosaurier“ [ ist jedem Paläontologen so geläufig geworden, daß es zunächst unbequem erscheinen möchte, diesen Namen ganz aufzugeben, aber die „Enaliosaurier“ sind denselben Weg gegangen und so wird es auch hier möglich sein. Die Begründung wird im N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXVII. 3, und in Geol. u. Pal. Abh. 13. (17.) H. 1 zu ersehen sein. Die Saurischia scheinen mir schon von der ersten Zeit ihrer Überlieferung an (unt. Muschelkalk) in zwei große Abteilungen zu zerfallen, welche ich als 1. Co e lurosauria und 2. Pachy- podosauria2 bezeichnet habe; die zweite Gruppe spaltet sich im Lauf der Trias wiederum in zwei weit divergierende Zweige. Nach dem gegenwärtigen Stande des Wissens rechne ich zu den Coelurosauriern in der Trias zwei Familien, die Podokesauriden mit den Gattungen Saltopus, Podokesaurus, Procompsognathus, Coelophysis und Tanystrophaeus , nach E. Fiiaas (Die Naturwissen- schaften, I. H. 45. 1913) soll auch Halticosaurus in diese Gruppe 1 Erläuterungen zu. Sektion Leipzig — Markranstädt. 2. Aufl. p. 3. 2 Man kann sie als Unterordnungen klassifizieren. Das natürliche System der Saurischia. |rV) gehören. Die zweite triadische Familie sind die Hallopoda mit der Gattung Hallopus. Die jurassischen Coeluriden (Gattungen Coelurus, Aristosuclms, Calamospondylus, Tliecospondylus ) und die Compsognatiden (Gattungen Compsognathus, Ornitholestes, Ornitho- mimus) sind die direkte Fortsetzung der Podokesauriden. Diese vier Familien machen die Coelurosauria aus. Es ist nicht un- möglich , daß besseres Material später eine Teilung der Podoke- sauriden herbeiführen wird, aber das kann erst die Zukunft lehren. Die Pachypodosaurier habe ich in Anlehnung an II. v. Meyer’s „Pachypoden“ so benannt; der letztere Name ist deshalb nicht zu benützen, weil gleich bei der ersten Definition auch Iguanodon als einer der typischen Vertreter außer Megalosaurus genannt wird. Die Fortsetzung des triassischen Formenkreises , die jurassischen und kretacischen Pachypodosaurier sind die unter sich recht ver- schiedenen Sauropoden und Megalosauriden ; sie sind so verschieden, daß man früher an gar keinen näheren Zusammenhang glaubte, erst 1908 konnte der Schreiber ds. darauf hinweisen. Die Charaktere dieser beiden Gruppen sind in die Trias rückwärts zu verfolgen und mischen sich so sehr, daß sie fast in eins ver- schmelzen. Ich konnte 1908 die enge Verwandtschaft triadischer Formen mit den Megalosauriden einerseits und mit den Sauropoden andererseits zeigen. Im einzelnen aber war damals noch weniger klar zu sehen, als es heute z. T. schon möglich ist. Es hatten mir damals nur fragmentäre Skelette Vorgelegen , daher konnte ich z. B. die Präsacralwirbelzahl nicht direkt feststellen , son- dern war auf Vergleichung von lückenhaften Wirbelserien nicht nur verschiedener Arten , sondern verschiedener Gattungen an- gewiesen , um durch Kombination auf die Zahl zu kommen. Die neuen Funde ganzer Skelette in der Trias von Halber- stadt und von Trossingen , die Prof. Jaekel und Prof. Fraas gemacht haben 1, zeigen , daß Hals und Rücken in Wirklichkeit je 2 Wirbel weniger besaßen als ich angenommen hatte. Ein großer Mangel machte sich zur Zeit meiner 1908 abgeschlossenen Bearbeitung am Material auch darin geltend , daß von den wenigsten durch Skelette repräsentierten Arten Schädel und Be- zahnung oder auch nur die letztere bekannt war. Auf Grund der prachtvollen neuen Funde in Halberstadt konnte Prof. Jaekel fest- stellen, daß alle von ihm gefundenen Plateosaurus- Skelette unter sich ähnliche Bezahnung besitzen, nämlich spatelförmige, relativ kleine Zähne mit Spitzkerbung, bei einigen anderen, z. B. Plateosaurus poligniensis hatte ich dasselbe konstatiert. Ein neuer von mir ge- machter Fund im Stubensandstein (mittl. Keuper) von Trossingen 1 Jaekel, Über die Wirbeltierfunde in der oberen Trias von Halber- stadt. Paläont. Zeitschr. I. Juni 1913 und Jan. 1914. p. 155—215. - Fraas, Die neuesten Dinosaurierfunde in der schwäbischen Inas. „Die Naturwissenschaften“. I. H. 45. 1913. p. 1097 — 1100. F. v. Huene, 156 hat einen Schädel und einen Teil des dazugehörigen Skelettes eines Scllosauriis zu Tage gefördert (den ich mit verschiedenen anderen demnächst beschreiben werde). Die Bezahnung ist sehr ähnlich der von Plateosaurus. Ich nehme jetzt an, daß Sellosanrus ein Vorläufer von Plateosaurus war. (Die Spezies dieses Sellosaurus ist als Hermannianus H. zu bezeichnen, denn die Bezahnung stimmt völlig mit jener Maxilla überein, die ich 1907/08 Thecodontosaurus Hermannianus genannt hatte, jene ist also auch Sellosaurus.) Die prinzipiell gleiche Bezahnung besitzt auch Thecodontosaurus antiquus, der als mehr oder weniger direkter Vorläufer dieser Gruppe zu betrachten ist. Ähnliche Bezahnung besitzt auch Anchisaurus colurus. Diese Formen mit spatelförmigen Zähnen und relativ kleinem Schädel sind als der Ausgangspunkt der Sauropoden, speziell der Cetiosauriden (besonders zu beachten ist der kleine Elosaurus und ein paar andere kleine Sauropoden) zu betrachten. Jaekel bezeichnet sie biologisch als „Allophagi“ (1. c.), die sich von Kleintieren und Früchten (!) nährten ; ich möchte eher mit Versluys annehmen, daß sie Fische und event. Kleintiere fraßen, weil es „Früchte“ damals gar nicht gab. Im Gegensatz zu dieser Gruppe steht die andere mit sichel- förmig rückwärts gekrümmten, komprimierten und zugeschärften Zähnen (mit oder ohne feiner Pallisadenkerbung), der Schädel dieser Formen ist relativ größer. Es sind Raubtiere, deren Nach- kommen die Megalosauriden sind. Hierher gehören folgende triadische Formen: Pcdaeosaurus cylindrodon, Palaeosaurus (?) suhcylindrodon , Epicampodon Indiens , Agrosaurus Mac Gillivrayi, Zanclodon laevis und crenatus, Teratosaurus suevicus, trossingensis und Lloydi, „ Megalosaurns “ cloacinüs und obtusus, Gresslyosaurus Ingens. Von den anderen Arten sind mir Zähne nicht bekannt. Es wird auffallen, daß ich hier bei einigen Arten wieder die von mir bisher verlassenen von den ersten oder älteren Autoren ge- brauchten Gattungsnamen angewendet habe. Wenn auch die Unter- schiede der Skelettknochen von z. B. Thecodontosaurus antiquus und Palaeosaurus cylindrodon nicht sehr groß sind, so muß nach der neuen Erkenntnis doch die Gattung getrennt gehalten werden, ebenso bei den anderen, die ich zu Thecodontosaurus etc. gezogen hatte. Glaubte ich bisher, die Zanclodontiden zum Ausgangspunkt der Sellosauriden und der Plateosauriden inkl. Teratosaurus und Gresslyo- saurus machen zu sollen, so denke ich jetzt an enge Zusammen- hänge von Pfäaeosaurus, Zanclodon, Teratosaurus , Gresslyosaurus. Nach kurzer Zeit wird man auch über die anderen Gattungen und Arten klarer sehen können. Ammosaurus major halte ich jetzt für den Vertreter einer eigenen Familie, der Ammosauriden, ebenso Massospondylus carinatus und Harriesi mit Aetonyx palustris bilden die Familie der Massos p ondyliden. Das natürliche System der Saurischia. a> aß fl öS C e3 o c “ o fl Qß ^ .2» 5 u iS Qj 'S ü fl eö N pH fl <2 o> 'S T3 ’o> -fl! fl CQ t» fl 9 Die Bedeutung des neuen Vorkommens großer, mitteldevo- nischer, europäischer Gastropoden im fernen Osten ist wesentlich tiergeographischer Art. Wenn wenig bewegliche, dickschalige Gastropoden sich über Entfernungen von Tausenden von Kilometern ausdehnen, so müssen sowohl die Temperatur- wie die Strömungs- verhältnisse des damaligen Ozeans einer solchen weltweiten Ver- breitung sehr günstig gewesen sein. Daß Korallen, Brachiopoden, sowie die Crinoidengattung Cupressocrinus diese enorme Verbreitung besitzen , war schon durch meine früheren Untersuchungen des chinesischen Mitteldevon festgestellt. Die großen, dickschaligen Bellerophonten, Pleurotomarien und Macrocheüus-A rten1, deren Be- wegungsfähigkeit im erwachsenen Zustande sehr begrenzt war, können ebenfalls nur im embryonalen Zustand unter dem Einflüsse günstiger Meeresströmungen diese enorme geographische Verbrei- tung erreicht haben. Zur Morphologie der Austernschale. Von Otto M. Reis. Die Studie von E. Jaworski : Ein Beitrag zur Stammes- geschichte der Austern (Zeitschr. für induktive Abstammungslehre. 1913. 9. Heft 3) veranlaßt mich, aus einer dem Abschluß nahe stehenden größeren Abhandlung*; über die Morphologie der Mono- myarierschale einiges herauszugreifen. Jaworski beschreibt eine Crassostrea Steinmanni Jaw. aus dem südamerikanischen Jura (mittlerer Dogger), welche als besondere, phylogenetisch hohe Merkwürdigkeit die Ansatzuarbe eines zweiten, vorderen Muskeleindrucks trägt und zwar unterhalb des Wirbels, jedoch unmittelbar außerhalb des Bereichs des vorderen Liga- mentfeldes. Bei einer Braunjura-Auster ist dies Vorkommen ver- ständlich und der Nachweis ist entwicklungsgeschichtlich sein- wert voll. Neben diesem Muskel findet sich eine viel kleinere „Grube von nicht näher bekannter Bedeutung“, welche Jaworski als „viel- leicht“ auch zum Ansatz des Fußmuskels dienend bezeichnet, während er andere, mehr seitlich gelegene bestimmt als Fuß- muskeleindrücke bezeichnet. Einen Muskeleindruck wie den oben bezeiclmeten konnte ich schon 1903 (Über Lithiotiden, Abhandl. d. k. k geol. Reichsanst. 17. H. 6. p. 44, 13) bei Exogyra aqiüla erwähnen; es handelt sich hier bei den verschiedensten Exemplaren um eine durch alle .Schalenschichten hindurchsetzende „Muskelbahn“. Ich glaubte da- 1 Siehe die Mitteilung in der nächsten Nummer. 170 0. M. Reis, Zur Morphologie der Austernschale. mals, die lebenden Ostreen hätten keinen sogen. Fußmuskel. White hat aber 1883 in seiner auch von Jaworski angeführten Review of the foss. Ostreidae etc. (U. S. geol. Surv. 1883. Taf. LXXIII) den Fußmuskel an einem Präparat der lebenden amerikanischen Auster dargestellt; ebenso ist dieser Muskelein druck an der Schalenfläche 1. c. Taf. LXXXI ersichtlich. — Ich habe unterdessen diesen echten Fußmuskeleindruck, zu dem auch der von Jaworski angeführte Eindruck (E.) gehört, bei sehr vielen fossilen Ostreiden auffinden können. Dieser Eindruck steht nun in den meisten Fällen in Beziehung zu einer eigentümlichen, schmalen und niedrigen Leistenerhebung, welche, wenn sie am vollständigsten ausgebildet ist, ungefähr kon- form mit dem Vorderrand der Schale nach der Analregion ver- läuft und dort endet; sie entspricht im Verlauf und in der Form völlig der Anheftelinie der Branchiallappen an den Mantellappen; ich habe sie daher das Branchialfältchen ge- nannt. Jaworski beobachtete diesen Wulst 1 auch bei Crassostrea Steinmanni; er steht auch hier mit dem wahren Fußmuskel in enger Beziehung, so daß — - der Anordnung der weichen Organe entsprechend — der Fußmuskel in linearer Fortsetzung der Branchialfalte dorsalwärts von ihr liegt. Nach dieser Orientierung scheint es mir ganz ausgeschlossen, daß die kleinen Grübchen , welche Jaworski weiter am Schalen- rand und weiter ventralwärts als „Fußmuskeleindrücke“ beschreibt, wirklich als solche zu bezeichnen sind. Sie entsprechen auch der von mir eingehend studierten „Schalenrandkerbung“, welche sich bei Austern sehr häufig als eine den Verlust des (kommissuralen) Schlosses außerhalb der Kom- missur ersetzende Schloßzahnverbindung der beiden Klappen zu- nächst dem Kommissurrande vorne und hinten erhalten und für sich entwickelt hat. Mit Fußmuskeln, wie sie z. B. Meleagrina hat, haben diese Narben meiner Ansicht nach nicht das mindeste zu tun. 1 „Wulst von nicht näher bekannter Bedeutung (p. 215), der be- sonders in der angewachsenen Klappe hervortritt und zweifelsohne auch zum Ansatz oder Stütze irgend welcher Muskeln oder Organe (Fuß?) ge- dient hat“ (p. 198). ,T. Johnston und H. Adams, tTeber Daubree’s Experiment etc. 171 Über Daubrees Experiment und die Kapillarität in Beziehung auf gewisse geologische Probleme. Von John Johnston und H. Adams in Washington, Mit 3 Textfiguren. Diejenigen, die das meteorische Wasser als einen wichtigen Faktor bei der Entstehung der vulkanischen Erscheinungen ein- schätzen, stoßen stets auf die Schwierigkeit, einen Weg zu finden, auf dem das Oberflächen wasser die tief liegenden hoch erhitzten Regionen erreichen kann. Dieser Schwierigkeit glaubt man durch den Hinweis auf einen von Daubree angestellten Versuch über den Durchgang von Wasser durch einen porösen Sandstein entgegen einem größeren Gegendruck abzu- helfen. Daß dieses Experiment die Frage noch nicht entscheidet, ist mehr als einmal gezeigt, aber, wie es scheint, von denen nicht so be- achtet worden, die darin einen Beweis für die Möglichkeit des Hinzudringens von Oberflächenwasser zum Magma sehen wollen. Im folgenden sollen dieser Versuch und die Kapillaritäts- gesetze (für die er ein Beispiel ist) besprochen werden. Wir wollen auf die Begrenzungen hinweisen, die be- achtet werden müssen, wenn man die Kapillaritätswirkung als wichtigen Faktor zur Erzeugung geologischer Erscheinungen wie des Vulkanismus heranziehen will. Daubree’s Experiment. In diesem Versuch, der im Jahre 1861 Fig. 1. Diagramm zur Erläute- angestellt wurde, fand Daubree, daß rung des Apparates von Daubree. das Wasser durch eine 2 cm starke Sandsteinplatte hindurchging trotz überschüssigen Gegendrucks. Sein Apparat 1 ist in Fig. 1 schematisch dargestellt. Eine Platte von Straßburger Sandstein wurde zwischen 2 Kammern eingeklemmt, deren obere (L), nach außen offene, mit Wasser gefüllt war. während die untere (V) gasdicht mit einem Hahn (C) und Mano- meter (M) in Verbindung stand. Das Ganze war auf Kohlenblöcke gestellt und umgeben von einem lose verschlossenen Metall kästen, der von unten erhitzt wurde. Daubree ließ die Temperatur im Innern des Kastens (gemessen durch das Thermometer T) für einige 1 cf. Daubree, Geologie Experimentale. Paris 1879. p. 238. 172 J. Johnston und H. Adams, Zeit auf 160° anlialten, während der Halm 0 geöffnet blieb. Nach Schließen des Halmes stieg die Quecksilbersäule allmählich auf eine Höhe von 68 cm (0,9 Atm.). Nach Verminderung des Druckes durch Öffnen des Halms C und darauffolgendem Wieder- schließen beobachtete er denselben Effekt aufs neue. Das Wasser drang also durch den Sandstein entgegen dem Druck 1. Daubree schrieb diese Erscheinung mit Recht der Kapillaritätswirkung zu, aber, wie es scheint, hatte er keine klare Vorstellung von ihren physikalischen Grundlagen Infolgedessen ist seine Erklärung des Experimentes zum Teil irrtümlich und einige seiner Schlußfolge- rungen lassen sich nicht aufrecht erhalten. Er schreibt2: „Supposons une cavite separee des eaux de la surface, marines ou continentales , par des roclies qui ne soient pas tout ä fait impermeables; admettons, en outre, que cette cavite soit ä une profondeur assez grande pour que sa temperature soit tres-elevee : les conditions principales de notre experience ne se trouveraient- elles pas reproduites? De la vapeur s’accumulerait donc dans eette cavite, et sa tension pourrait devenir bien superieure ä la pression hydrostatique d’une colonne liquide qui remonterait jusqu’ä la surface des mers ou des eaux d’alimentation. Et, si l’on est parvenu ä mettre en quelque sorte en balance, par l’interposition d’une epaisseur de röche de 2 centimetres seulement, les pressions de deux colonnes , l’une de 2 centimetres d’eau ä peine , l’autre de 60 centimetres de mercure, c’est-ä-dire de plus de 500 fois superieure ä la premiere, on ne trouvera plus guere de dif'ficulte ä admettre que l’eau descendante devienne la cause de refoule- ment de laves trois fois plus denses qu’elie, et de leur ascension .jusqu’ä un niveau bien superieur au sien. D’apres les resultats de l’experience, l’eau pourrait donc etre forcee par la capillarite, agissant concurrement avec la pesanteur, ä penetrer, malgre des contre-pressions interieures tres-fortes, des regions superficielles et froides du globe jusqu’aux regions profondes et chaudes, ou, ä raison de la temperature et de la pression qu’elle aurait acquises, eile devien- drait capable de produire de grands effets mecaniques et chimiques.“ Das Atmometer. Der beobachtete Effekt ist, wie Daubree selbst erkannte, der Kapillarität zuzuschreiben ; ähnliche Resultate erhält man viel einfacher und direkter mittels des sogenannten ., Atmometers“ 3. Dies besteht aus einem engen Glasrohr4, an 1 Und auch gegen einen Temperaturgradienten, da sich die Ober- fläche des Sandsteins auf 10 )°, -die IJntet fläche auf etwas höherer Tempe- ratur befand. Aber der Einfluß hievon ist, wie wir sehen werden, neben- sächlich, abgesehen von großen Temperaturdifferenzen. 2 op. cit. p. 342—343. :} Tait, Properties of Matter. 4. Aufl. London 1899. p. 264. 4 Wenn ein Kapillarrohr gebraucht wird, ist ein mit einem guten Hahn versehenes Seitenrohr, eingeschmolzen in den weiteren Teil des Ueber Daubree’s Experiment etc. 173 einem Ende offen, am anderen fest an eine Platte, Kugel oder ein anderes Stück aus porösem Material angeschlossen* 1. Das Rohr ist mit Wasser gefüllt und umgekehrt in eine Schüssel mit Queck- silber getaucht (Fig. 2). Die Kapillarwirkungen der feineren Poren des Materials sind derart, daß nicht allein das Wasser im Rohr hochgehalten wird, sondern daß, sobald Verdampfung an der Ober- fläche stattfindet, das Quecksilber an Stelle des Wassers auf- steigt zu einer Höhe, die gleich oder selbst höher sein kann als die Barometerhöhe 2. Das Quecksilber steigt allmählich — vorausgesetzt daß die Poren nicht allzu fein sind — , ver- bleibt einige Zeit in Gleichgewichts- stellung und fällt dann rasch. Die Auf- steigungsgeschwindigkeit , welche von einer Anzahl von Faktoren abhängig ist, braucht uns hier nicht zu interessieren. Die Gleichgewichtslage ist dabei das wichtige; sie hängt allein von der Größe der weitesten Poren an der freien Ober- fläche und von der Oberflächenspannung zwischen dem Wasser und dem porösen Material ab. Die Resultate, die wir an Proben von verschiedenen Materialien erhalten haben, sind unten (p. 178) in Tab. I zusammengestellt. Aber bevor wir diese Resultate betrachten , wollen wir einen kurzen Abriß der Theorie der Kapillarität geben, insofern sie die vor- liegende Streitfrage angeht; denn die Poren sind in der Tat weiter nichts als feine Kapillarröhren. Vertikalrohres, erforderlich, um das Füllen des Apparates mit Wasser zu ermöglichen. Diese Form hat den Vorteil, daß unter günstigen Umständen ein Ansteigen um einige Zentimeter in wenigen Minuten stattfindet. 1 Mit Hilfe von Siegellack oder auf einem andern geeigneten Wege. Die Verbindung muß selbstverständlich absolut gasdicht sein. 2 So beobachtete G. A. Hulett (Zeitschr. f. physik. Chemie. 42. 1903. p. 359), der solche Versuche mit einer porösen Porzellanplatte an stellte, in der Ferrocyankupfer niedergeschlagen war. in einem Augenblick eine Quecksilberhöhe von 110 cm; in diesem Falle wirkte also ein negativer bis zu einer halben Atmosphäre betragender Druck auf das auf der Unter- seite der Porzellanplatte eingeschlossene Wasser. Ähnliche Versuche hat früher E. Askenasy angestellt. Verh. d. naturw. ined. Vereins. Heidelberg, März 1895, Es sei erwähnt, daß das Aufsteigen der Säfte in den Bäumen äuf diese Weise gewöhnlich erklärt wird. 174 J. Johnston und H. Adams, Abriß der Theorie der Kapillarität1. Das Hauptprinzip, das man im Gedächtnis behalten muß, ist dies, daß die Steighöhe einer Flüssigkeit in einer Kapillaren haupt- sächlich ein Maß ist für die Druckdiskontinuität an der gekrümmten Oberfläche der Flüssigkeit innerhalb des Rohrs. Es läßt sich leicht zeigen, daß der Druckunterschied \/J p) zwischen den beiden Seiten der gekrümmten Trennungsfläche zweier Flüssigkeiten ausgedrückt wird durch die Formel: ( 1 + \ ) (O worin o die Oberflächenspannung und p und p' die Krümmungs- radien in 2 aufeinander senkrechten Ebenen bedeuten. Ist die Oberfläche eine Kugel, p = p', so wird die Formel einfach: Eine geringe Modifikation dieser Formel ist direkt auf den kapillaren Aufstieg von Flüssigkeiten in feinen Röhren anwendbar. Denken wir uns ein an beiden Enden offenes Rohr mit dem einen Ende in eine Schale mit einer Flüssigkeit getaucht, die in dem Rohre bis zu einer gewissen Höhe h (Fig. 3) ansteigt. Wenn die Steighöhe ein Vielfaches des Durchmessers des Rohrs ist, ist die Krümmung der freien Oberfläche merklich gleichförmig, mit andern Worten , die Oberfläche ist ein Kugelsegment mit dem Radius p. Jetzt ist entsprechend der Gleichung 2 der Druck auf der Unterseite der gekrümmten Ober- fläche um einen Betrag — 2 o/q geringer als auf der Oberseite; gleichzeitig aber wird dieser Druck- unterschied durch den hydrostatischen Druck einer Flüssigkeitssäule von der Höhe h ausgeglichen. Fig. 3. Es ist Diagramm. - — =. hgd, worin g die Intensität der Gravitation und d die Dichte der Flüssigkeit bedeutet. Ist ferner a der Winkel zwischen Trennungs- oberfläche und Rohrwand p — r/cosa, wrenn r der Radius des Rohres ist, so ist , 2 a cos « h = - r gd die übliche Formel für die Steighöhe von pillaren. (3) Flüssigkeiten in Ka- 1 Die Kapillarität wird in jedem Lehrbuch der Physik behandelt, doch nicht immer gut. Ihre Darstellung bei Tait in seinen „Properties of Matter“ ist besonders klar. Ueber Daubrees Experiment etc. 175 Für den Fall des Kontakts von Wasser mit vielen Substanzen ist a =' 0 0 und die Gleichung1 reduziert sich auf die Form : Für Wasser von 18°, h und r ausgedrückt in Zentimetern1, hat k den Wert 0,00204 und o , die Oberflächenspannung in Dynen pro cm ist 74. Der Wert der direkten Entwicklung dieser Formel auf Grund des Druckunterschiedes an der Trennungsfläche ist wohl hervorzuheben, da wir damit einen klareren Einblick in die kom- plizierteren Probleme der Kapillarität erreichen 2. Von diesem Standpunkt aus sind einige Schlußfolgerungen unmittelbar einleuchtend. Wir wollen sie hier aufzählen , da sie offenbar nicht immer denen klar gewesen sind, die die Kapillar- wirkungen zur Erklärung geologischer Vorgänge herangezogen haben. (A) . Da ein Druckunterschied nur an der Trennungs- fläche stattfindet, so kann eine Flüssigkeitssäule (z. B. wie in Fig. 2) nur hochgehalten werden , wenn sich die freie Ober- fläche der Flüssigkeit innerhalb des Kapillarrohres befindet; im Falle eines porösen Stoffes daher nur, wenn die Trennungsflächen innerhalb der Poren liegen 3. (B) . Wenn sich Gleichgewicht eingestellt hat, hängt die er- reichte Höhe der Flüssigkeit nur von dem Lumen des Rohres an der Trennungsfläche ab (da damit die Krümmung derselben bestimmt ist) und von nichts anderem , wie auch die Größe und Gestalt des übrigen Rohres sonst sein mag. Hieraus folgt jedoch keines- wegs , daß die Flüssigkeit in einem Material mit Poren von un- regelmäßig wechselndem Durchmesser zu einer Höhe ansteigt, die 1 Sind h und r in Millimetern ausgedrückt, so muß die Konstante k nicht zehnmal, sondern hundertmal so groß genommen werden. 2 Beiläufig sei bemerkt , daß nach derselben Überlegung der Druck innerhalb eines kleinen Wassertropfens größer ist als der Außendruck : das Wasser steht also unter einem größeren Druck, als sein Dampfdruck beträgt. Durch diese Druck Verhältnisse — den „ungleichmäßigen“ Druck — steigt dann der Dampfdruck der Flüssigkeit ; folglich ist der Dampfdruck eines Tropfens um so größer, je kleiner der Krümmungsradius seiner Oberfläche — eine bekannte Schlußfolgerung, die für eine ganze An- zahl von Erscheinungen von außerordentlicher Wichtigkeit ist. Aut voll- kommen analoge Weise ergibt sich der mit der gekrümmten Oberfläche im Gleichgewicht stehende Dampfdruck der Flüssigkeit in einer Kapillare geringer als der gewöhnliche Dampfdruck, und diese Dampfdruckerniedri- gung ist um so größer, je kleiner der Durchmesser des Rohres. Ähnlich kann man (wenn es erlaubt ist, von einer Oberflächenspannung fester Körper zu reden) die Tatsache herleiten, daß die Löslichkeit einer Sub- stanz mit Abnahme der Korngröße wächst. 3 Das schließt natürlich den Fall ein , daß die Flüssigkeit in den Poren praktisch bis an die äußere Oberfläche des festen Stoffes reicht. J. Johnston und H. Adams. 17(> der an der Oberfläche des Fragments der betreffenden Substanz beobachteten Porenweite entspricht. (C) . Nehmen wir ein offenes Rohr, kürzer als der kapillaren Steighöhe des Wassers entspricht, das mit Wasser gefüllt und so angebracht ist, daß sein unteres Ende unter eine Quecksilber- oberfläche taucht. Die Krümmung der freien Wasseroberfläche genügt gerade , die vorhandene Wassersäule obenzuhalten , aber wenn oben Wasser entweicht (durch Verdampfung oder auf andere Weise), wird die Krümmung stärker und infolgedessen das Queck- silber in das Rohr hineingezogen. Dies dauert so lange, bis sie halbkugelig ist, wenn sie eine Säule von Quecksilber und Wasser hält, im Gewicht gleich einer (viel längeren) Säule von Wasser allein . deren Länge diese Krümmung entspricht. Das ist im wesentlichen das Atmometer, der einzige Unterschied ist der, daß im letzteren Falle eine sehr große Anzahl von Poren vorhanden sind; wir sehen ferner, daß die Höhe, die dem Gleichgewicht ent- spricht, durch die Weite der größten Poren des Stoffes an der Trennungsfläche bestimmt wird. (D) . Die Druckdiskontinuität an der Trennungsfläche, die wir als eine Druckäußerung der Obeiflächenhaut des Wassers im Be- streben sich zu kontrahieren ansehen können, ist genau von dem gleichen Betrage, ob sie sich bemerkbar macht (a) durch das Obenhalten der Flüssigkeitssäule ; (b) durch die Kompression der Luft in einem an einem Ende geschlossenen, in Wasser unter- getauchten Rohr; (c) in Form des Druckes, der nötig ist, um Luft durch eine ursprünglich mit Wasser gefüllte Kapillare hinein- zutreiben L (E) . Die kapillare Steighöhe wird beeinflußt durch die Ände- rung solcher Faktoren, von denen der Randwinkel die Dichte und die Oberflächenspannung der Flüssigkeit abhängig sind. Die Ände- rungen des Randwinkels und der Dichte können für unsere Zwecke vollständig außer acht gelassen werden. Hinsichtlich des Einflusses der Temperatur auf die Oberflächenspannung des Wassers zeigen alle Untersuchungen übereinstimmend , daß diese mit steigender Temperatur regelmäßig abnimmt, bei der kritischen Temperatur, wo es keine Trennungsfläche mehr gibt, = 0 wird. Die Gleichung 1 Versuche dieser Art wurden angestellt von Barus (Am. J. Sc. 48. 1894. 552). Bechhold (Z. f. physik. Chem. 67. 1908. 328) und von Bigelow und Barte ll (J. Am. Chem. Soc. 31. 1909. 1194). Die Formel, die den erforderlichen Druck (P in Atm.) und den Porendu' chmesser (D in mm) verknüpft, ist P 0,00304/D (für Zimmertemperatur); sie ist leicht ab- zuleiten aus Formel (3). Bechhold’s berechnete Porendurchmesser sind zehnmal zu klein, worauf Bigelow und Bartell aufmerksam machten. Der Druck P ist natürlich nicht derselbe, der nötig ist, das Wasser durch das Kapillarrohr zu treiben: in letzterem Fall brauchen wir nicht not- wendig eine freie Oberfläche innerhalb des Rohres zu haben. Ueber Daubree’s Experiment etc. 177 ist praktisch linear, wenn man das ganze Temperaturintervall betrachtet; die Resultate werden mit genügender Genauigkeit durch die Formel dargestellt : at = 78 — 0,21 t oder 0,21 (370 — t), worin ot die Oberflächenspannung bei t (Temp. C.), ausgedrückt in Dynen pro Zentimeter, bedeutet. Die Wirkung des Druckes auf die Oberflächenspannung ist unbekannt, aber vermutlich gering. Denn die Änderungen der Eigen- schaften des Wassers, das einem Druck von, sagen wir, 1000 Atmo- sphären unterworfen wird, sind gewöhnlich in Größe und Richtung ähnlich denen, die man beobachtet, wenn eine geringe Menge Salz darin gelöst wird; die Oberflächenspannung solcher verdünnten Lösungen (0,5 normal oder darunter) unterscheidet sich nur um wenige Prozente von der reinen Wassers. Versuche. Bevor wir zur Diskussion der geologischen Folgerungen der obigen Sätze schreiten, wollen wir die Resultate einiger Versuche nach dem Prinzip des Atmometers erwähnen, aus- geführt mit Zylindern oder Fragmenten verschiedener Stoffe. Es sei erwähnt, daß die Zylinder von Zement und Gips in Glasröhren von geeigneter Länge geformt wurden, die dann direkt zum Ver- such dienten; dadurch wurde erreicht, daß die Verdampfung nur an der Oberfläche und nicht an den Seiten stattfand. Auch wurde die Verdampfung des Wassers an den Seitenflächen durch Über- ziehen mit Wachs verhindert. Die Beobachtungen sind unten in Tabelle I zusammengestellt, in die wir noch einige Beobachtungen von Brielow und Bartell 1 aufgenommen haben , die den Luft- druck bestimmten, der gerade nötig ist, das Wasser aus den Poren des Materials auszutreiben. — Diese Resultate sind nicht besonders charakteristisch für die einzelnen Stoffe. Sie entsprechen bloß den einzelnen Proben, die wir zufällig anwandten , und den weitesten Poren in diesen Proben. Wir haben ferner beobachtet, daß die Unterschiede für Schichten desselben Stoffes von verschiedener Dicke nicht größer sind, als man von dem mutmaßlichen Wechsel der Größe der weitesten Poren erwarten kann. Nach dem Vorhergehenden ist klar, daß Daubree’s A ersuch im Prinzip identisch ist mit den soeben beschriebenen Versuchen, und daß seine Temperatur und Temperaturdifferenz keine weitere Rolle spielen als die eines Mittels , die Oberflächenspannung des Wassers, daher den beobachteten Druckunterschied zu verringern. So war es möglich, in Tabelle I den berechneten Porendurchmesser von Daubree’s Sandstein, abgeleitet von seinen Werten für Tem- peratur und Druckunterschied, einzusetzen. 1 Bigelow und Bartell, Journ. Am. Chem. Soc. 31. 1909. p. 1194. Ähnliche Versuche sind auch noch von anderen gemacht worden. Oentralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 1 ^ 178 J. Johnston und H. Adams, Tabelle I. Resultate der Atmometerversuche an verschiedenem Material. Stoff Dicke der Schicht Relative Aufstei- gungs- ge- schwin- digkeit Äqui- valente Höhe der Queck- silber- säule Virtuelle Steig- höhe der Wasser- säule Äqui- valenter Druck- unter- schied Berech- neter Poren- durch- messer cm cm cm Atm. [X 1 ..Alundum“ 2 . . . 0,5 50 10,5 143 0,14 21 Feuerfester Ton . . 0,5 75 16,3 222 0.21 14 Gepreßte Magnesia . 0,6 35 18,5 250 0,24 12 Porzellan ..... 0,2 100 59,6 810 0,79 3,8 Portlandzement . . 5 20 \ Es kam nicht zum Gleich- 1 Gips Marmor 5 3 20 5 [ gewicht. Gleichgewi chts- j druck vermutlich größer 1 K3 i Diorit 3 0,1 ) als eine Atm. i ) Sandstein (Daubree) 2 — — — 0,8 2,7 3 Porzellan — — — — 2,o 4 1,2 Porzellan ..... — — — 15,0 4 0,19 Geologische Beziehungen. Bereits vor längerer Zeit (1881) wies Osmond Fisher darauf hin5 6, daß der DAUBREE’sche Versuch nur gelang, weil es sich um eine Trennungsfläche handelte; und Kemp c, der seine Meinung zitiert, schreibt: „The experiment gives no ground for thinking that water would move through the heatet walls confining a re- servoir of molten rock and become involved in the latter.“ Nach Osmond Fisher: „Capillary action can be made to do great things ; . . . . But it cannot cause a liquid to flow continuously through a tube, however short; for, if it could, it would give us perpetual motion If there were a cavity filled with vapor, it is possible that the density of the vapor, and therefore its pres- 1 1 fx = 0,001 mm. Die Wellenlänge der D-Linie ist 0,5 /u. 2 Fabrikmarke (Norton Company, Worcester, Mass.) für gepreßte A1203. 3 Dieser Wert wurde aus Dapbree’s Daten folgendermaßen berechnet: Der von ihm notierte Druck von 1,8 Atm. entspricht, wie er selbst angibt, einer Temperatur von 113° an der Unterfläche des Sandsteins. Bei dieser Temperatur beträgt die Oberflächenspannung des Wassers 54,3. Der kapillare Druck beträgt 0,8 Atm., entsprechend einer Wassersäule von 830 cm. Folglich nach Gleichung (4) r = 0,000134 cm oder D = 2,7 /u. 4 Direkt beobachtet von Bigelow und Bartell. 5 Osmond Fisher, Physics of the Earth’s Crust. London 1889. 2. Aufl. p. 143. 6 J. F. Kemp, Role of Igneous Rocks in the Formation of Veins. Trans. Am. Min. Eng. 31. p. 177. (1901.) Ueber Daubree’s Experiment etc. 179 sure, miglit be increased to a certain extent, by tlie evaporation of the water from tlie extremity of the capillary tubes, and* that was wliat occurred in the experiment of M. Daubree. . Stiii further tlie existence of capillary commnnication of water from tlie surface may be doubted. For if there were supposed a capil- lary tube extending from tlie bottom of tlie ocean , tlie pressure at the lower end of this tube would be that of the water con- tained in it plus that, if any, arising from capillarit}7, wliile the pressure of the crust around its mouth would be that due to the weight of the crust. This latter would be the greater of tlie two: consequently the liquid upon which the crust rested, having a tension [being subject to a pressure] equal to the weight of the crust, would force back the water in the tube, and if it were not too viscous would itself occupy the tube“ 1. Nun ist es schwer, sich eine dauernde Gestaltung der Gesteine vorzustellen, ausgenommen in verhältnismäßig geringen Tiefen, derart, daß dieses Verschließen der Poren durch das plastische Gestein nicht stattfindet. In der Tat ist es schwer, sich in einer beträchtlichen Tiefe die Existenz ununterbrochener Hohlräume vor- zustellen, ausgenommen sie sind sehr klein2; und wenn sie klein und von Wasser durchströmt sind, so muß es scheinen, daß sie in kurzer Zeit von dem Stoff, der sich bei der Verdampfung des Wassers niederschlägt, verschlossen werden. Diesen Punkt hat bereits R. T. Chamberltn 3 diskutiert, der übereinstimmend sich vorstellt, daß die Kapillaritätskraft quantitativ unzureichend ist. Nach Anführung verschiedener Beweisgründe schreibt er: „All of these facts and deductions lead to the general conclusion that our surface-waters liave been derived from the interior of the eartli, and oppose the idea that to explain the presence of hydrogen, or water, in magmas and rocks , we liave merely to appeal to the Penetration of surface-waters.“ Um die quantitative Bedeutung der Kapillarität zu zeigen, geben wir in untenstehender Tabelle die berechneten Werte des durch Kapillarität erreichbaren Druckes bei verschiedenen Tiefen unter der Annahme eines Temperaturgradienten 1 . von 1 0 C pro 30 m, der etwa der normale ist (soweit man nach den vorhandenen, 1 1. c. p. 144 — 145. Es sei bemerkt, daß dieses Argument nicht notwendig fordert, daß der Stoff unter der „Kruste“ im striktesten Sinne des Wortes flüssig ist; die Annahme ist begründet, wenn die Gesteine in dieser Tiefe fließen können, eine Bedingung, die sicher besteht, aus- genommen von verhältnismäßig geringen Tiefen. 2 Bezüglich der Tiefen, bis wohin Hohlräume bestehen können, siehe F. D. Adams, Journ. Geology. 20. 1912. p. 97 — 118, und L. V. Kind, ibid. p. 119-138. 3 The Gases in Rocks. Carnegie Inst. Publication No. 106. 1908. p. 70—75. 12* 180 J. Johnston und H. Adams, sehr unvollkommenen. Daten schließen kann), 2. von 1°C pro 1 m, was dem höchst möglichen Gradienten , selbst in der Nähe von Vulkanherden, entsprechen dürfte. Bei dieser Berechnung haben wir die Änderung der Oberflächenspannung ( 120") f H20 « 120") f 1,29 1,10 0,32 0,28 0,89 0,23 0.61 0,25 Ti02 — — 0,85 0,95 0,90 p2o5 — — 0,32 0,23 0,28 Mn 0 — — — — . Ba 0 0,15 — 0,15 Sr 0 — ' — Spur — Spur 101,03 100,00 100,43 99,40 100,10 1 F. Zirkel, Pogg. Ann. 72. p. 622. 1864. 2 P. A. Griffith, Chem. News. 47. p. 170. 1882. 3 H. S. Washington, Americ. Journ. Sc. 22. p. 132. 1906. 184 K. Nacken, I. Analyse von F. Zirkel. II. Analyse von P. A. Griffith. III. IV. Analysen von H. S. Washington. V. Mittelwerte nach H. S. Washington. Bei der Berechnung der Mittelwerte V wurden außer den Voll- analysen III und IV noch zwei Alkalibestimmungen mitberück- sichtigt , die 4,34 °/o Na20, 4,33 u0 K20 bezw. 4,49 °/o Na20, 4,93 °/o Ko 0 ergeben hatten. Die von Washington analysierten Gesteinsproben waren nicht von ihm selbst an Ort und Stelle gesammelt, sondern waren ihm von anderer Seite zur Verfügung gestellt und waren zu verschie- denen Zeiten z. T. am Fundort entnommen oder gekauft worden. Auch liier ist die Übereinstimmung untereinander gut, die Ge- ! steine sind frisch, wie aus dem geringen Wassergehalt hervorgellt. Die petrographische Beschreibung der Handstücke und der Schliff- bilder sind typisch für den Hornblendesyenit des genannten Fund- orts. Sie stimmen überein mit den Angaben Zirkel’s ; trotzdem I war wohl zu erwarten , daß bei erneuter chemischer Analyse , Washingtons Resultate sich bestätigen würden , wie sich auch wirklich ergab. Da es sich bei dem vorliegenden Hornblendesyenit um einen 1 2 typischen Vertreter dieser Gesteinsklasse handelt, erschien mir eine i Wiederholung der Analysen an frisch gesammeltem Material er- wünscht, zumal die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen war, daß die von Washington erhaltenen Abweichungen vielleicht | auf nicht ganz einwandfreies Material zurückzuführen seien. Um eine Durchschnittsprobe zu gewinnen, wurde Untersuchungs- f material gesammelt, indem an möglichst vielen frisch aufgeschlos- senen Stellen des Ratsteinbruchs im Plauenschen Grund Gesteins- fragmente von etwa 50 g Gewicht geschlagen wurden. Es waren j insgesamt wohl ca. 1 00 , aus denen in mehrmaligen Quartproben i schließlich 100 g Pulver als Analysenmaterial gewonnen wurde. ' Die Analysen erfolgten nach den Vorschriften von M. Dittrich 1 ; unter Berücksichtigung der von W. F. Hillebrand 1 angegebenen ii Vorsichtsmaßregeln und Modiüzierungen. Die Alkalien wurden j nach Lawrence Smith mittelst des Kalciumcarbonat-Salmiakauf- l Schlusses bestimmt. Zwei nacheinander ausgeführte Analysen sind j unten wiedergegeben. Die Analysen 1 und 2 lassen auf den ersten Blick weit- * gehende Übereinstimmung erkennen mit der Mittelanalyse Washing- | tox’s. Bemerkenswerte Abweichungen sind nicht vorhanden, nur ist beide Male der Natrongehalt etwas größer als der Kaligehalt. | 1 M. Dittrich, Anleitung zur Gesteinsanalyse. Leipzig 1905. 2 W. F. Hillebrand, Analyse der Silikat- und Carbonatgesteine. 1 Leipzig 1910. Ueber die chemische Zusammensetzung des Syenits etc. 185 1 2 3 Si02. . 60,53 60,44 60,52 A1203 . 16,54 16,61 16,65 Fe2 03 . 3,05 3,10 2,97 Fe 0 . . 2,20 2,08 2,15 MgO - 2,44 2,37 2,32 Ca 0 • • 4,92 4;82 4,73 Na2 0 . 4,32 4,58 4,43 k2o . . 4,29 4,31 4,39 H20 (> 120°) 0,66 0,65 0,64 h.2o « 120°) 0,26 0,30 0,27 TiO, • 0,85 0,90 0,88 p2o5 . 0,31 0,28 0,29 Mn 0 . Spur Spur — BaO . . Spur Spur _ Sr 0 . . Spur Spur ^ 100,37 100,44 100,20 In 3 sind meine Analysen mit Washingtons Mittel analyse V ver- einigt, so daß wir hier ein genaues Bild des chemischen Bestandes für den Plauensclien Syenit besitzen 1. Die petrographische Beschaffenheit entspricht durchaus dem Charakter, wie ihn Washington entwirft, insbesondere wurde an Schliff bildern durch Wägen der Bildausschnitte auch das Mengen- verhältnis der Gesteinskomponenten ermittelt. Auch hier konnte ich bestätigen , daß das Gestein im wesentlichen besteht aus 3 Komponenten, und zwar in Gewichtsprozenten aus ca. 6 5 °/o Feldspat (Na-Ortlioklas + Oligoklas) , aus ca. 1 5 °/o Hornblende und aus ca. 1 2 ,,.o Quarz. Hierzu treten noch Magnetit, Titan it und Apatit von zusammen 6 °/o bis 8 °/o. Das Gestein ist innerhalb des Bruches sehr gleichmäßig, wie sich aus der Konstanz des spezifischen Gewichtes ergibt. Nach der Schwebemethode erhält man selbst in kleinen Stücken Werte, die nicht große Schwankungen zeigen, zwischen 2,7 1 und 2,74 bei 25°. Größere Stücke lieferten nach der Verdrängungsmethode 2,729 und 2,730 bei 25°, Werte, die sehr gut mit der Angabe Washington^ d23ü=2,73 stimmen. Leipzig, Institut für Mineralogie und Petrographie. Sep- tember 1913. 1 Von A. Osann sind neuerdings die Zahlen Washingtons zur Be- rechnung der SAF, A1CK, NK- Verhältnisse und des M C- Verhältnisses verwendet worden. Eine merkliche Abweichung tritt durch die Benutzung der Zahlen von 3 nicht ein. Abhandl. d. Akad. Wiss. Heidelberg 1913. p. 121. 186 A. Sachs, Weitere Mitteilungen Weitere Mitteilungen über die Bildung schlesischer Erzlagerstätten. Von A. Sachs in Breslau. In dem Vortrage, den ich am 23. September 1913 in Wien hielt, gab ich zunächst einen kurzen Überblick über den petro- graphisch-geologischen Aufbau Schlesiens und besprach sodann die Entstehung der Erzvorkommen von Schmiedeberg, Frankenstein, Reichenstein und Oberschlesien (vgl. dies. Centralbl. 1914. No. 1. p. 12 — 19). Ich wies auf den fundamentalen Unterschied im Aufbau Oberschlesiens und Niederschlesiens hin: in Oberschlesien rein sedimentärer Charakter, in Niederschlesien Vorwalten von Eruptiv- gesteinen und kristallinen Schiefern, von welch letzteren ich den Gneisen und Amphiboliten ursprünglich schmelzflüssigen Charakter zusprach. Ich halte diese allerdings kaum, wie andere Forscher, für sekundär veränderte Granite bezw. Diorite, sondern möchte als wahrscheinlicher die primäre Piezokristallisation im Sinne Wein- schenk’s für ihre Struktur verantwortlich machen. Bezüglich der Entstehung der genannten Erzlagerstätten sprach ich die Magneteisenerze von Schmiedeberg als ursprünglich syngenetisch-sedimentär (späterhin durch den Riesengebirgsgranit kontaktmetamorph verändert) an. Die Nickelerze von Frankenstein sind als magmatische Differentiationen aufzufassen. Die gold- haltigen Arsenerze von Reichenstein gehören zu den Kontaktlager- stätten, ihr Metallgehalt ist primär in dem Muttergestein des dortigen Serpentins zu suchen. Die oberschlesischen Erzlager- stätten waren ursprünglich sedimentär, ihre Konzentration zu der gegenwärtigen Form erfolgte durch herabrinnende Sickerwässer. Wenn man die STELZNER-BERGEAT’sche Einteilung zugrunde legt, so gehört mithin Schmiedeberg zu den schichtigen Lager- stätten , Frankenstein zu den magmatischen Ausscheidungen, Reichenstein zu den Kontaktlagerstätten und Oberschlesien zu den metasomatischen Lagerstätten. Es sind bisher also Repräsentanten der Erzgänge und Erz- seifen in Schlesien noch nicht besprochen worden. Ich will das hier nachholen, und will gleichzeitig die Einordnung der übrigen Erzlagerstätten in die verschiedenen Typen vornehmen, so daß ich damit eine Klassifikation der schlesischen Erzlagerstätten über- haupt zu erreichen versuche. 1. Beginnen wir mit Bergeat mit den magmatischen Ausscheidungen, so ist als ihr hauptsächliches äußeres Charakteristikum im Zusammenhänge mit ihrer Entstehung die un- regelmäßig begrenzte Stock- oder Nesterform anzusprechen. Daß dann späterhin sekundär in dem Gesteinskomplex Spalten aufrissen, die infolge der Lateralsekretion mit erzhaltigen Wässern wieder gefüllt wurden, ist nebensächlich. So wird also auch das Auf- treten von Nickelerzgängen in Franken stein an dem ursprüng- über die Bildung schlesiscW Erzlagerstätten. 187 liehen Charakter der Lagerstätte als magmatische Differentiation nichts zu ändern vermögen. Von schlesischen Vorkommen gehörten weiterhin in diese Gruppe die Chromeisensteinknollen im Serpentin von Tampadel bei Zobten und in der Gegend von Frankenstein. Es handelt sich hier um Spaltungsprodukte eines gabbroiden Magmas. 2. Zu den schichtigen Lagerstätten gehören vor allem Eisenerzvorkommen, auch gewisse Kupfervorkommen möchte ich hierzu rechnen. Von Eisenerzlagerstätten gehören hierher die bekannten Magneteisenerzlager von Schmiedeberg, die dem Riesengebirgsgranit nicht ihre Entstehung, sondern nur ihre Ver- änderung verdanken, und also als syngenetisch anzusprechen sind. Weiterhin rechne ich hierhin die bekannte Schwefelkieslagerstätte in den Schiefern von Rohn au südlich von Merzdorf, deren Niveaubeständigkeit durchaus für eine syngenetische Entstehung zu sprechen scheint. Es sind sodann die bekannten Ton- und Ko hlen eis enst eine des oberschlesischen und niederschlesischen Carbons hier zu nennen; weiterhin die Sphärosiderite im Keuper Oberschlesiens (bei Rosenberg O.S), im braunen Jura auf polnischer Seite, im limnischen und marinen Tertiär Ober- schlesiens, endlich die phosphorhaltigen Rasen eisenerze, die sich allenthalben im schlesischen Alluvium finden. Von hierhergehörigen Kupfer Vorkommen seien die Kupfererze im Zechstein von H a a s e 1 bei Goldberg und die analogen Vor- kommen im Rotliegenden auf böhmischer Seite zu Werners- dorf bei Radowenz erwähnt. 3. Erzgänge. Als Typus der schlesischen gangförmigen Lagerstätten sind meiner Auffassung nach noch immer trotz gegen- teiliger Auffassungen die Kupfer-Bleierzgänge in den Hornblende- schiefern und Grünschiefern von Kupferberg — Rudelstadt an- zusprechen. Es ist zwar von y. Festenberg-Packisch und späterhin von Krusch behauptet worden, daß ein Teil der westlichen Gänge, besonders der Einigkeitsgang, in Wirklichkeit als Lager aufzufassen sei, aber schon Festenberg-Packisch muß zugeben, daß im all- gemeinen diese vermeintlichen „Lager“ nur im Streichen mit dem Nebengestein übereinstimmen, dagegen ist ihr Fallen ein dem Neben- gestein entgegengesetztes. Krusch hat dann weiterhin diese Gebilde als Kontaktlagerstätten aufgefaßt; ihr Metallgehalt würde danach also dem angrenzenden Riesengebirgsgranit entstammen. Ich muß hier dieselbe Bemerkung wie bei Schmiedeberg machen : daß der Granit verändernd auf die Lagerstätte gewirkt hat, ist zuzugeben, daß aber ihr Metallgehalt aus dem Granit stammt, halte ich für höchst unwahrscheinlich. Ich bin überhaupt der Auffassung, daß die schlesischen Granite in nennenswertem Maße nicht metallführend waren, wohl aber ist bei den Gneisen und Amphiboliten ein nicht u n b e - 188 A. Sachs, Weitere Mitteilungen deutender Metallgehalt a n z u n e h m e n. Von diesem Ge- sichtspunkte aus wäre auch eine Erklärung dafür gegeben, woher der Kupfergehalt derjenigen Gänge von Kupferberg, die man für älter als die Kupferberger Porphyre hält, stammen würde: aus dem diori tischen Grundmagma der Amphibolite. Daß aber der Metallgehalt einer Anzahl von Kupfergängen mit den Porphyren zusammenhängt, erscheint ebenso sicher, wie dies für die Bleigänge in den grünen Schiefern nördlich von Kupferberg- Rudelstadt gilt. Für den primären Metallgehalt der schlesischen Gneise sprechen die bekannten gangförmigen Silber-Bleierzvorkommen im Eulen- gebirgsgneis von Silberberg, Dittmannsdorf, Ober- weistritz. Hier rissen Gangspalten auf, die durch Lateral- sekretion wieder angefiilit wurden. Auch in den Glimmerschiefern, besonders am Südabhang des Riesengebirges, auf böhmischer Seite, linden sich mannigfache Erzgänge (Rochlitz, Spindelmühl, Schwarzen- thal, Freiheit). Hatten wir bisher Erzgänge in kristallinen Schiefern ins Auge gefaßt, so lassen sich natürlich auch solche in Eruptivgesteinen beobachten. Es sei hier vor allem der Arsen- Kupfer-Bleierz- vorkommen von Altenberg südlich von Schönau gedacht. Das Erz findet sich in den dortigen sibirischen Schiefern, ist aber vor allem an die Quarzporphyre, die sie durchsetzen, geknüpft. Das Vorkommen ist als nördliche Fortsetzung der Bleierzgänge nördlich von Kupferberg-Rudelstadt aufzufassen. Der bekannteste Gang ist der „Bergmannstroster“. Die Erze sind bekanntlich auch gold- und silberhaltig. Sie sind genetisch darum so inter- essant, weil sie an einen Olivinkersantit geknüpft sind. Letzterer ist gleichalterig mit dem umgebenden Quarzporphyr: er stellt ein basisches (lamprophyrisches) Spaltungsgestein dar. Die Erz- fällung ist mit Sicherheit durch Lateralsekretion zu erklären, da Pcfahl im Kersantit selbst Silber, Kupfer, Blei, Gold nach wies, ln dieselbe Gruppe, wie Altenberg, gehört auch das silberhaltige Gangvorkommen von Bleiglanz und Fahlerz im Quarzporphyr des Hochwaldes bei Gottesberg. Die dortigen Schwerspatgänge stellen das Analogon zu den Kupferberger barytisclien Gängen, die bekanntlich als die jüngsten anzusprechen sind, dar. 4. Metasomatische Lagerstätten. Als wichtigstes Beispiel für diese Gruppe sind die bereits besprochenen Blei-, Zink- und Eisenerzvorkommen des Muschelkalkes in der Beuthen — Tarnowitzer Mulde Oberschlesiens zu nennen. Ebenfalls hierher gehörig, aber dein- Ursprünge nach von ihnen verschieden, sind gewisse Eisenerzlagerstätten im Silur und Devon aufzufassen. Während die oberschlesischen Vorkommen ursprünglich sedimentäre Absätze waren, entstammt der Eisengehalt der sibirischen Vor- kommen von Jänkendorf bei Görlitz und von Willmanns- über die Bildung schlesischer Erzlagerstätten. 189 dorf bei Jauer, sowie der devonischen Vorkommen von Bennisch in Österreich. -Schlesien mit aller Wahrscheinlichkeit Eruptiv- gesteinen. 5. Kontaktlagerstätten. Die wichtigste hierher ge- hörige Lagerstätte ist die von Reichen stein. Sie gehört meiner Auffassung nach zu den Injektionslagerstätten. Das Feldspat- Augitgestein Websky’s, welches als Muttermagma des Serpentins aufzufassen ist, führte die goldhaltigen Arsenerze mit sich herauf und injizierte Teilmagmen in die benachbarten dolomitischen Kalke. Noch zwei andere schlesische Vorkommen gehören wahrscheinlich in diese Gruppe, aber sie sind wohl weniger als Injektionslager- stätten, denn als Exlialationen aufzufassen, ich meine die Kobalt- Arsen-Zinnerzvorkommen von Qu erb ach und Giehren südlich von Friedeberg am Queis, sowie die Arsenerze von Rothen- zechau östlich von Schmiedeberg. Beide Vorkommen liegen im Glimmerschiefer. Rotlienzechau gerade an der Stelle, wo sowohl eine Gneispartie wie eine Granitpartie mit dem Glimmerschiefer zusammenstößt. Hier könnte man also noch zweifeln, ob der primäre Metallgehalt im Granit oder im Gneis zu suchen sei. Die Vorkommen von Querbach und Giehren aber entscheiden diese Frage mit völliger Sicherheit. Hier ist überhaupt kein Granit vorhanden. Daraus folgt mit Sicherheit, daß der Gneis als der Erzbringer anzusprechen ist. Aus diesem Grunde sind die letztgenannten Vorkommen theoretisch recht bedeutungsvoll, übrigens auch deswegen, weil gerade sie die Frage nach dem Altersverhältnis zwischen Glimmerschiefer und Gneis dahin zu ent- scheiden scheinen, daß die schlesischen Gneise jünger als die Glimmerschiefer sind. 6. Seifenlagerstätten. Es handelt sich hier um die Goldseifen der Löwenberg — Goldberger Mulde (Liegnitz, Goldberg, Löwenberg, Bunzlau), sowie um diejenigen des Alt- vatergebirges. Die primären Vorkommen sind wohl einerseits in den kristallinen Gesteinen am Nordabhang des Riesengebirges, sowie in den anschließenden silurischen Schiefern zu suchen, anderer- seits in den kristallinen Gesteinen des Altvaters (Goldkoppe bei Freiwaldau) und in dem sich anschließenden Devon (der Querberg bei Zuckmantel). Ich denke damit die wichtigsten schlesischen Erzvorkommen genetisch erschöpft zu haben und möchte sie noch einmal der Übersichtlichkeit halber in nachstehender Tabelle zusammenfassen : 1. Magmatische Ausscheidungen: Die Nickelerze von Frankenstein , die Chromerze des Zobtens und der Frankensteiner Berge. 2. Schichtige Lagerstätten: Die Magnetite von Schmiedeberg, die Schwefelkiese von Rohnau, die Spliärosiderite des Carbons, des Keupers, des 190 H. Ochotzky und B. Sandkühler, Jura, der Kreide, des Tertiärs, die alluvialen Raseneisen- erze, die Kupfererze im Zechstein von Haasel bei Goldberg und im Rotliegenden von Wernersdorf in Böhmen. 3 . Erzgänge: a) in kristallinen Schiefern : die Kupfergänge in den Amphiboliten von Kupferberg, die Silber-Bleigänge des Eulen- gebirgsgneises, die Erzgänge am Südabhang des Riesen- gebirges (Rochlitz, Spindelmiilil, Scliwarzenthal, Freiheit etc.) im Glimmerschiefer ; b) in Eruptivgesteinen : die Erzgänge in den Porphyren von Altenberg bei Schönau und des Hochwaldes bei Gottesberg. 4. Metasoma tische Lagerstätten: Die Blei-, Zink- und Eisenerze von Beuthen — Tarnowitz; die Eisenerze von Jänkendorf bei Görlitz, Willmannsdorf bei Jauer und Bennisch in Österreichisch-Schlesien. 5. Kontaktlagerstätten: a) Injektionslagerstätten: die goldhaltigen Arsenerze von Reichenstein. b) Exhalationen : die Arsenerze von Rothenzechau , die Kobalt-Arsen-Zinnerze von Giehren und Querbach. 6. Seifenlagerstätten:. Die Goldseifen der Löwenberg — Goldberger Mulde und die des Altvaters. Breslau, den 19. Januar 1914. Zur Frage der Entstehung des Pfahls im bayrischen Wald. Vorläufige Mitteilung. Von H. Ochotzky und Beda Sandkühier in Wiirzburg. Vor einer Reihe von Jahren sammelte Herr Professor A. Ries- Bamberg an den verschiedensten Stellen des Pfahls im bayrischen Wald ein äußerst reichhaltiges Material, über welches er aber nur kurze Mitteilungen veröffentlichte, da er in der Folge an der vollständigen Bearbeitung desselben verhindert wurde. Weitaus der größte Teil dieser Sammlung wurde nun von Herrn Prof. Ries in liebenswürdigster Weise uns zu eingehender Bearbeitung zur Verfügung gestellt, wofür wir ihm auch an dieser Stelle nochmals unseren besten Dank aussprechen möchten. Unter diesem Material befindet sich eine größere Anzahl kaolinisierter Stücke, die sowohl aus der näheren Umgebung des Pfahls als auch mitten aus dem Pfahlquarz selbst stammen. Da bisher in der Literatur auf derartige Vorkommen nicht hin- gewiesen zu sein scheint, halten wir es für geboten, darüber schon Zur Frage der Entstehung des Pfahls im bayrischen Wald. pj] jetzt zu veröffentlichen, um so mehr, als in einer umfangreichen Arbeit von Weber („Studien an den Pfahlschiefern“, Geognostische Jahreshefte. 23. Jahrgang. 1910) sich folgende Stelle findet, die beweist, daß Kaolinvorkommen am Pfahl bisher unbekannt waren 1 : „Der Quarzgang selbst soll nach Lehmann und Wolfe eine Sekretion sein. Nachdem aber, wie Ries gezeigt, die Hälleflinlen genau dieselbe chemische Zusammensetzung wie die weiter ent- fernten gröberen Pfahlgesteine haben, ist an eine Lateralsekretion, die doch eine Auslaugung gewesen wäre, ebensowenig zu denken wie an einen thermalen Prozeß; denn nicht die ge- ringsten Spuren thermaler Tätigkeit, wie Ablagerung von Zeolithen oder Kaolinisierung finden sich in der Um- gebung . . . .“ Unter den genannten Stücken befinden sich einige aus dem Nebengestein des Pfahls bei A 1 1 r a n d s b e r g , die aus fast ganz reinem Kaolin bestehen und nur hin und wieder von unregel- mäßig verlaufenden Quarzäderchen durchzogen werden. Ein anderes Stück, mitten aus dem Pfahlquarz nördlich von Viech tach stammend, zeigt ein netzaderförmiges Gewirr von -J — 2 cm breiten typischen Pfahlquarzadern, von welchen völlig kaolinisierte Nester umschlossen werden. Offenbar hat man es hier mit einem Bruchstück des Nebengesteins des Pfahls zu tun, das von dem aus der Tiefe kommenden Quarz durchadert und gänzlich kaolinisiert wurde. Ähnliche Stücke sind in der Sammlung in größerer Anzahl, wobei sich alle Übergänge zwischen halbkaolinisiertem und ganz- kaolinisiertem Gestein beobachten lassen. Die halbkaolinisierten Stücke zeigen häufig noch die ursprüngliche Struktur der Pfahl- schiefer, sowie rundliche Kaolinflecken, entsprechend den augen- artig hervortretenden Feldspaten, welche der Kaolinisierung zuerst anheimgefallen sind. Andere sind so stark in Kaolin um- gewandelt, daß sie zwischen den Fingern zu schneeweißem Staub zerfallen. Besonders auf 3 Vorkommen möchten wir noch hinweisen : 1. Sechs Meter südlich vom Pfahl bei Alt randsberg ist das Nebengestein kaolinisiert und enthält schöne Pseudo- morpliosen von Brauneisen nach Pyrit. Dabei geht dieses Gestein mit zunehmender Entfernung vom Pfahl in frische typische Pfahlschiefer über, welche noch völlig unversehrte Pyritwürfel enthalten (60 m südlich vom Pfahl). 1 Wie uns nachträglich bekannt wurde, ist allerdings schon von Lehmann am und im Pfahl Kaolinisierung beobachtet worden, wie er in seinen „Untersuchungen über die Entstehung der altkristallinisclien Schiefergesteine“ jedoch nur beiläufig erwähnt, (p. 184 und 185.) 192 Personalia. 2. Im Nebengestein des Pfahlquarzganges bei Alt- randsberg befinden sieh kaolin isierte Nester, die von 4 cm breiten Quarzgängen umschlossen sind. Manchmal ist der Kaolin teilweise weggeführt, so daß die Stücke ein zellig kavernöses Aussehen haben. • 3. Aus dein Pfahl von Al trän dsb erg selbst liegt ein Einschluß von Pfahlschiefer im Quarz vor, der bei un- ! vollkommener Kaolinisierung reich an Eisenoxyden ist. Schließlich hat Professor A. Ries, wie er uns in liebens- würdigster Weise mitteilte, bei Viech tacli einen Quarzblock beobachtet, der einen kopfgroßen Einschluß von Granit enthielt; letzterer war am Berührungsrand mit Quarz sehr stark kaolinisiert, gegen den Kern zu aber noch relativ frisch. Diese Beobachtungen sind geeignet, einiges Licht auf die Frage nach der Genesis des Pfahlquarzes zu werfen. Gestützt auf die sich nicht bestätigende Annahme, daß in der Umgebung ] des Pfahles keine Kaolinisierung und ähnliche Erscheinungen zu i beobachten sind, lehnt Weber, wie aus der oben zitierten Stelle hervorgeht, die Erklärung der Entstehung des Pfahles durch 1 thermale Tätigkeit entschieden ab. Durch die hier mit- geteilten Beobachtungen dürfte aber doch die Auffassung des Pfahles als Produkt thermaler Tätigkeit wieder mehr an Wahr- scheinlichkeit gewinnen, da ja verschiedene Petrographen, wie j Weinschenk1, Rösler2 in überzeugender Weise gezeigt haben, daß Kaolinisierung eine Begleiterscheinung der postvulkanischen Prozesse ist. Die nähere Untersuchung des Pfahles und seiner Neben- gesteine, welche zurzeit von einem von uns (Ochotzky) durch- geführt wird, wird wohl noch weitere Aufklärungen zu dieser j Frage bringen. W ü r z b u r g , Min.-petrogr. Institut, Dezember 1913. Personalia. Habilitiert: Dr. B. G. Escher im Haag für angewandte Geologie an der Technischen Hochschule in Delft. Professor Dr. H. E. Boeke in Halle a. S. hat die Berufung ' auf die neugegründete außerordentliche Professur für Mineralogie und Kristallographie an der Universität Tübingen abgelehnt. 1 Weinschenk, Grundzüge der Gesteinskunde. I. 1906. p. 149 ff. 2 Rösler, Beiträge zur Kenntnis einiger Kaoiinlagerstätten. N. Jahrb. f. Min. etc. 1902. Voigt & Hochgesang • Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufsclilag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30—1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kolloiith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. — Ersatz für Kanadabalsam. ===== Kolloiith hart, Kollolith-Xylollösung, Kolloiith-Chloroformlösung. Preis pro Tube M k. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. 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B. die interessanten Gesteine aus dem Nord- ingrä-Distrikt in Schweden, aus dem Manganerz- Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pantelleria und einer Anzahl von Inselu der Liparischen Gruppe u. a. m. Im Januar 1914 ist erschienen das Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16. Es bietet eine reichhaltige Auswahl prachtvoller Museums-Schaustücke sowie neue Mineralien und neue Mineralvorkommen; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi- Kupfergruben , Euklas und Rubellit und andere seltene Mineralien vom Ural, Nord-Amerika, Brasilien und Madagaskar. Neue Mineralien: Ampangabeit, Betafit, Fizelyit. Hodgkinsonit, Htigelit, Wilkeit etc. Ferner das Paläontologische Semester-Verzeichnis 1.43 enthält verschiedene höchst interessante Neuheiten, z. B. fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc.; prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel, dem Silur Gotlands und dem Garbon Nord- Amerikas ; alpine Trias; baltische Trilobiten; Mammalia von Samos, Ägypten und Nord-Amerika. DR F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833. Bonn a. Rhein. Gegr. 1833. Verlag der E. Sohweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Drnok von C. Grüninger. K. Hofbuohdruckerei Zu Gutenberg (Klett &. Hartmann). Stuttgart. 1. April l 1914 No. 7 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1914 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Seite Inhalt. Original -Mitteil linken etc. Frech, Fritz: Beiträge zur Geologie Chinas. I. Ein neues Vor- kommen des Stringocephalenkalkes in Hunan (Südchina). Mit 8 Textfiguren 193 Pietzsch, Kurt: Ueber das geologische Alter der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. Mit 5 Textfiguren. (Schluß folgt) 202 Philipp, H. : Zur Theorie der Osentstehung. Mit 3 Textfiguren . 211 Rot her, Gustav: Geber einige natürliche Eisenmanganoxyde . . 223 Personalia . . . . 224 An die Herren Mitarbeiter. Hierdurch bitten wir, die für das Neue Jahrbuch bezw. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläonto- logie bestimmten Abhandlungen , Referate und Original- mitteilungen etc. aus den Gebieten: 1. Kristallographie, Mineralphysik, Mineralchemie, Ein- zelne Mineralien, Vorkommen von Mineralien, Meteoriten an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Max Bauer, Marburg a. L. (Hessen-Nassau); 2. Allgemeine Geologie, Dynamische Geologie, Experi- mentelle Geologie, Radioaktivität, Gesteinsbildende Mineralien, Petrographie, Lagerstätten nutzbarer Mineralien an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Th. Liebisch, Berlin N. 4, Invalidenstr. 43; 3. Geologische Karten, Topographische Geologie, Stratigraphie, Paläontologie an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Fr. Frech in Breslau I, Schuhbrücke 38 gelangen lassen zu wollen. Um den Herren Redakteuren das Durchgehen der Manu- skripte zu erleichtern und um Korrekturkosten tunlichst zu vermeiden, bitten wir die Beiträge in gut leserlicher Beschaffen- heit — Maschinenschrift würde besonders dankbar begrüßt — einzusenden. J0gT" Korrekturkosten, die das übliche Maß über- schreiten, sind wir leider genötigt, den Herrn Verfassern in Anrechnung zu bringen. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser :: Stuttgart. E. Schweizerbart’scheVerlagsbuchhandlung,Nägele&Dr. Sproesser, in Stuttgart. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil : Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge: Analysen isolierter Gemengteile. Preis Mk. 16. — . (Preis von Teil I Mk. 9. — .) F. Frech, Beiträge zur Geologie Chinas. 193 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Beiträge zur Geologie Chinas. I. Ein neues Vorkommen des Stringocephalenkalkes in Hunan (Südchina). Von Fritz Frech. Mit 8 Textfiguren. Über den Stringocephalenkalk von Hunan berichtet Herr Diplom. Berg-Ingenieur Oehmichen (Frankfurt a. M.), dem ich die Untersuchung des Materials verdanke, folgendes : „Die meist als Durchschnitte der weißen Schalen im schwarzen Kalk erhaltenen Petrefakten habe ich auf einer Reise sammeln können , die mich Ende 1912 von Hankau am Yang-tse über Changsha nach Canton führte. Die Reise durch Hunan, das ich abseits der fast ausschließlich bereisten Wasserwege durchzog, hatte in erster Linie bergbauliche Ziele. Ich machte die Reise gemeinsam mit Herrn Ingenieur M. Esterer. Die ersten Fundstellen von schlecht erhaltenen Versteinerungen lagen bei den Orten Hängshan südlich von Changsha am Siang-kiang. Von hier konnte ich gleichartige Kalke, die stellenweise die Ver- steinerungen der Sammlung führten, bis über die Südgrenze von Hunan hinaus, also bis in die Provinz Kwangsi, verfolgen. Die Verbreitung der mitteldevonischen Kalke erstreckt sich also höchstwahrscheinlich 1 80 — -2 00 km von Norden nach Süden. Die Stücke, die das besondere Interesse der paläontologischen Untersuchung erregt haben, stammen allerdings von einem ziemlich beschränkten Teil dieses Gebietes. Zum großen Teil liegen sie in einem Umkreis von ca. 60 km Radius um den kleinen Ort Kiang-hwa im Süden Hunans. Nördlich davon scheinen die Korallen in größerer Menge aufzutreten und Brachiopoden im allgemeinen seltener zu sein. Die Fundstelle, die ich „Richtliofenweg“ nannte, ist die Hauptstraße , die von Cenchow ausgehend den Tschöling- (oder Cheling-)Paß überschreitet. Diese Fundstelle liegt also gerade auf der Wasserscheide zwischen dem Yang-tse-Gebiet und dem ; südchinesischen Meer. i Zu bemerken ist noch, daß es sich, wie sich aus dem oi stehenden ergibt, nicht um eine einzige Fundstelle am Richthoten- 13 Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 194 F. Frech, weg handelt, auf die sich das Endergebnis bezieht, sondern um ein ziemlich ausgedehntes Gebiet, wo überall der Stringocephalen- kalk auftritt. Alle Fundstellen liegen in einem Gebiet, über dessen Geologie in aller Kürze folgendes zu sagen ist: 1 . Eine mächtige Schichtenreihe stark gefalteter grauer bis dunkler Kalksteine des oberen Mitteldevon sind das vorherrschende Gestein. Daneben treten anscheinend konkordant quarzitische Gesteine und feste Sandsteine auf, die einen großen Teil der hervorragenden Bergzüge bilden. Diese Gesteine habe ich bisher noch nicht näher untersucht. „2. Als jüngere Sedimente treten eine Serie von Ton- schiefern, Sandsteinen etc. auf, die sich durch Kohlenführung auszeichnen; ihnen mag ein Alter wie das der seinerzeit von Richthofen besuchten Anthrazitmulde von Lui-lio zukommen“ (d. h. oberste Dyas). „3. Endlich ist der seinem Alter nach noch unbestimmte diskordant auflagernde sog. Decksandstein zu erwähnen, der in dem fraglichen Gebiet in zusammenhanglosen Fetzen auftritt“ (und wohl vorwiegend jungtertiär ist). „Von besonderem Interesse ist für den Süden Hunans das ziem- lich verbreitete Auftreten granitischer und porphyrischer Gesteine.“ Über die Durchschnitte weiterer 1 mitteldevonischer Gastropoden aus Hunan ließen sich mit dem Material der hiesigen Sammlung folgende Feststellungen machen: Ziemlich häufig und charakteristisch sind Durchschnitte von: Macrocheilos arculatum var. subcostata Golde. = Schlotheimi d’Archiac und de Verneuil. Trans. Geol. Soc. 2. Serie. 6. Taf. 32 Fig. 2. Diese hochgetürmte, von dem niedrigen Macrocheilos arculatum leicht unterscheidbare Form liegt in einigen bezeichnenden Durchschnitten vor von „30 li südlich Kiang hwa“ und „20 li südlich Kiang hwa“. In diesem Falle genügte der Längsschnitt eines Exemplares aus den oberen Stringocephalenkalken von Bens- berg bei Köln, um die Bestimmung sicherzustellen. Diese Fest- stellung ist ebenso wichtig, als die des Bellerophon striatus, weil damit der Beweis einer absoluten Identität zweier häufiger chinesischer Formen mit Arten des europäischen oberen Stringo- cephalenkalkes erbracht ist. Vereinzelt, d. h. bisher nur in einem Exemplar, ist Bleuro- tomaria delphinüloides, Trans. Geol. Soc. 2. series. 0. Taf. 33 Fig. 4. Diese bezeichnende Art 2 kommt in Deutschland in vier Varietäten, 1 Über Bellerophon vergl. die vorstehende Mitteilung. 2 Die Konfusion der „Gattungs“-Namen Schizostoma und Cryptaenia, auf die Bleurotomar ia delphinüloides bezogen wurde, hat E. Koken in seinen Studien über die Entwicklung der Gastropoden (N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. VI. p. 327) beleuchtet. Beiträge zur Geologie Chinas. 195 einer hochgetürmten, zwei dickeren und der typischen niedrigen Form vor. Nur die erstere (hochgetürmte Form) ist vertreten und wegen ihrer stratigraphischen Bedeutung besonders wichtig. Die sämtlichen Gastropoden aus den Gattungen Plein otomaria, Macrocheilos und Bellerophon deuten auf höhere Schichten des String ocephalenkalkes hin. Wie in China, so kommen auch im westlichen Deutschland und Mähren (Rittberg bei Olmiitz) diese großen dickschaligen Formen zusammen mit zahlreichen Korallen vor. Außer den näher bestimmbaren Arten der Gattung Bellerophon , Macrocheilos und Pleurotomaria linden sich noch nicht näher be- stimmbare Durchschnitte von Loxonema und Scalites. Pleurotomaria delphinuloides Schlot heim var. nov. bathy- schistus. In einem Durchschnitt (Fundort: Richthofen- Weg amTschöling- paß) findet sich eine fünf Umgänge zeigende Pleurotomaria mit weitem Nabel (siehe Fig. 1, p. 196), die der typischen Form des oberen Mitteldevon jedenfalls nahesteht. Das Originalexemplar aus der ScHLOTHEiM’schen Sammlung Schloth. Petrk. Taf. 1 1 Fig. 4 (Berliner Mus. f. Naturkunde), das unten (Fig. 3, p. 197) abgebildet wird, steht in den Größenverhält- nissen zwischen den beiden Abbildungen von d’Archiac und de Ver- neuil (Trans. Geol. Soc. 2. Serie, 6. Taf. 33 Fig. 4 und Fig. 4 a). Dieses ScHLOTHEiM’sche Original entspricht in der Form einiger- maßen der Abbildung bei Goldfuss, Petrefacta Germaniae Taf. 18 Fig. 3 a, oder mit anderen W7orten: die WTachstumsform der im oberen Rheinischen Mitteldevon in derselben Schicht zusammen vor- kommenden Stücke zeigt erhebliche Unterschiede, so daß man eine recht bedeutende Variationsbreite annehmen muß. Ein wesentlicher Unterschied scheint jedoch den chinesischen Durchschnitt zu kennzeichnen. Das ist die außerordentliche Dicke der Schale, die 5 — 7 mm beträgt. Gleichzeitig beträgt der Durch- schnitt des Lumens der Schale nur 10 — 11 mm. Doch beruht, wie der Vergleich mit Stücken von Klein Latein in Mähren zeigt, die größere Dicke wesentlich darauf, daß der Durchschnitt des chinesischen Stückes mehr tangential liegt. Sieht man von diesen Zufälligkeiten der Erhaltung ab, so zeigt die Pi delphinuloides zwei wesentlich verschiedene Formen: eine hochgetürmte, mit tiefer liegendem Schlitzband = Fig. 4 a bei d’Aechiac et de Verneuil 1. c. und eine Form mit niedrigem Gewände und hochliegendem Schlitzband — Fig. 4 d’Arch. Vern. Taf. 33. Dieses letztere Exemplar stimmt überein mit dem mir vorliegenden Originalexemplar von Schlotheim (Petrefaktenk. Taf. 11 Fig. 4 a, b, dessen Originaletikette lautet: „Helicites delphinuloides 13* F. Frech, 196 aus d. Steinbrüchen an der Hard bey Gladbach im Bergischen im t T bergangskalkstein “ 1 Diese von Schlotheim’s Hand sehr deutlich geschriebene Original- Etikette gestattet die Berichtigung zweier, häutiger Druckfehler. Der Fundort Hard wird in Verwechslung von r statt n vielfach als „Hand“ zitiert und dieser Fundort dürfte wohl dem am Büchel bei Belgisch Gladbach liegenden, noch jetzt dieselben Versteinerungen führenden Vor- kommen entsprechen, das in der Literatur meist als „Paffrath“ zitiert wird. Beiträge zur Geologie Chinas. 197 Die niedrige Form mit hocliliegendem Schlitzband und die hoch getürmte Form mit nach unten gerücktem Schlitzband ent- sprechen, wie erwähnt, dem Typus und der Varietät bei Archiac und Verneuil, während die GoLDFirss’sche Abbildung Petr. Germ. Fig. 2. Pleurotomaria delphinuloides Schloth. var. Mov. bathyschisim. Ob. Stringocephalenkalk. Berg -Gladbach. Museum Breslau. Taf. 1 88 Fig. 3 etwa die Mitte zwischen beiden hält. Auch sonst ist die Variabilität so groß, daß kaum ein Stück dem anderen gleich ist; doch möchte ich nur die beiden extremen Formen mit besonderen Namen bezeichnen: 1. weil die Verschiedenheit, wie die nebenstehenden Figuren zeigen, hinlänglich bedeutend ist; 2. weil nur die Form mit tiefliegendem Schlitzband sich bis China (Tschöling-Paß) verbreitet. Wir unterscheiden demnach : Fig. 3. Pleurotomaria delphinuloides Schloth. Original von Helicites del- phinuloides Schlotheim. Berg.-Glad- bach. (Berl. Museum.) |. Fig. 4. Pleurotomaria delphinuloides Gdf. Typus „Paffrath“. (Breslauer Museum.) F. Frech. 198 1. Plcurotomaria (Idphhudoides Schloth. sp. Typus. Fig. 3, 4. Gehäuse niedrig. Schlitzband hochgelegen. Nabel anfangs weit, dann rasch trichterförmig verengt. 2. var nov. batliyscliistus. Fig. 1, 2. Gehäuse hoch. Schlitzband niedrig gelegen. Der weite Nabel langsam und gleichmäßig verengt. Beide Varietäten kommen zusammen vor und werden auch durch einzelne, wenngleich seltene Übergänge, verbunden (Goldf. Taf. 188 Fig. 3), Die Varietät verbreitet sich bis China (Hunan). Die nur in Europa vorkommende Hauptform kennzeichnet den oberen Stringocephalenkalk. Mac roch ei Ins arcnlatum (Hoexixgh.) Goldf. var. subcostata Schloth. = var. elongata Goldf. (Petr. Germ. Taf. 172 Fig. 15h.) Die sehr variablen Formen der im oberen Stringocephalen- kalk vorkommenden Gastropoden aus dem Umkreise des Macro- chcilus arcnlatum (Hoeninoh.) Gf. sind, wie mir scheinen will, in dem GoLi>Fi;.ss’ächen Tafelwerk am richtigsten gedeutet worden. Fig. 15 a als M. arculatum Goldfi ss bezeichnet die ovale Form Fig. 5, 6. Macrocheilos arculatum var. subcostata Schloth. 5. Oh. Stringocephalenkalk. 6. Ob. Mitteldevou. Berg.-Glarlbach (Schladetal). Das dunkle Stück (rechts) Kiang-hwa, Coli. Frech. Hunan. Die Ergänzung nach einem Exemplar von „Paffrath“. Beiträge zur Geologie Chinas. 199 im engeren Sinne1. Von dieser Fig. 15 a dürfte das erwachsene, als var. torosa bezeiclmete Stück (Fig. 1 5 d) wohl kaum zu unter- scheiden sein. Dagegen sind drei Varietäten von der Hauptform mit Sicherheit zu trennen und zwar ist die dickbauchige Form var . ventricosa (Fig. 15 c), von der Form mit treppenförmigen Um- gangsnähten var. carinata (Fig. 15e) deutlich unterscheidbar, aber doch noch im Bereiche der Variationsbreite gelegen. Auch var. elongata (Fig. 15b) — Buccinum Schlotheimi d’Arch. Vern. (Des- cription of the Fossils in the older Deposits of the Rhenish Provinces p. 355, Taf. 32 Fig. 2) und = Buccinites subcostatus Schlotheim, Petrefaktenk. Taf. 12 Fig. 3) gehört als Varietät noch in die Variationsbreite der im oberen Stringocephalenkalk lebenden, sehr mannigfach gestalteten Formen. Diese stark verlängerte, auch in sich etwas veränderliche Form ist nun dadurch wichtig, daß sie in einigen wohl charakterisierten Durchschnitten in Hunan vor- kommt. Die fünf Durchschnitte von einem Fundorte 20 li südlich von Kiang-hwa, zeigen die vollkommenste Übereinstimmung mit Macrocheilus arculatum var. subcostata Schloth. Gleich große Stücke von Paffrath bezw. Bergisch Gladbach und Kiang-hwa passen sogar direkt aufeinander. Als Artname ist, den Prioritätsgesetzen folgend, die Bezeichnung zu wählen: Macrocheilus arculatum (Hoeningh.) Gf. var. sub costat a Schloth. : = Buccinites Schlotheimi d’Arch. Vern. 1840. = var. elongata Goldfuss. 1841. Die geographische Verbreitung der Varietät erstreckt sich von Devonshire und der Gegend von Köln bis zu der südchinesischen Provinz Hunan. Auf den unteren Stringocephalenkalk verweist von den zahlreichen Versteinerungen aus Hunan mit Sicherheit nur der folgende Spirifer aperturatus Schloth. var. cuspidata d’Arch. Vern., der mit Formen von dem bekannten Fundorte Refrath bei Köln vollkommen übereinstimmt : Sp . aperturatus Schloth. var. cuspidata d Arch. Vern. a) Typus. 1822 Sp. aperturatus Schloth., Naclitr. z. Petrefk. Taf. 17 Fig. 1. 1842 Sp. aperturatus var. echinulata d’Arch. Vern. Transact. geol. Soc. London. Ser. 2. 6. p. 369. Taf. 35 Fig. 8. 1894 Sp. aperturatus Gosselet, Mem. de la Soc. geol. du Nord. 4. 1. p. 45 u. 59. Taf. 7 Fig. 66 — 69. 1 Über den Macrocheilos arculatum Typus vergl. Koken, N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. VI. p. 446, Anm. F. Frech 200 b) var. ciispidata d’Arch. Vern. 1 8 4 J Sp. aperturatus var. cuspidata d’Arch. Vern., Fig. 7. 1. c. Taf. 1871 Sp. aperturatus Quenstedt, Brachiop. Taf. 53 Fig. 56, 57. 1906 Sp. aperturatus Gürich, Paläoz. im poln. Mittelgeb. Taf. 9 j Fig. 1. Nach Scupin kann als Unterscheidungsmerkmal von dem nächst- verwandten und leicht zu verwechselnden Spirifer Verneuili die j wenigstens bei einigen Rippen wahrnehmbare Dichotomie sowie I der große Abstand der Rippen voneinander dienen, ein Merkmal, das die Art mit Spirifer Gosseleti gemein hat. Unmittelbar an die Hauptform schließt sich die auch mit ihr | zusammen vorkommende var. cuspidata an. Sie zeichnet sich, wie j bekannt, durch die besonders hohe, senkrecht zur kleinen Klappe ] gestellte Hache Area aus. Eine andere Varietät ist die zuerst aus der Eifel bekannt gewordene var. latestriata Frech, die sich von der typischen Form dadurch unterscheidet, daß bei ihr die Mittel- rippen breiter als die Lateralrippen sind, während bei der Form i Schlotheim’s das Umgekehrte der Fall ist. Spirifer aperturatus var. ist der einzige Brachiopod, der außer 1 Atrypa reticularis in den schwarzen Kalken von Hunan in ziem- licher Häufigkeit vorkommt. Die Übereinstimmung der mit sehr hoher Area versehenen Form mit der nur bei Refrath und Som- bref in Belgien häufig vorkommenden Art bezieht sich auf die wichtigeren oben erwähnten Merkmale; d. h. die chinesischen Formen besitzen verhältnismäßig breite Radialrippen auf den Seiten, während die Radialrippen des Sinus feiner sind. Doch prägt sich ein gewisser Unterschied gegenüber den deutschen Exemplaren darin aus, daß die Stücke von Hunan eine ganz ungewöhnlich hohe und gleichzeitig an der Spitze eingekrümmte Area besitzen. Auch bei den Reffrather Stücken kommen Formen mit sehr hoher Area vor. deren Dicke dementsprechend geringfügig ist. Aber diese hochgewachsenen Formen zeigen dann meistens keine Krüm- mung des Sehnabels. Man könnte somit daran denken, für die Beiträge zur Geologie Chinas. 201 chinesischen Formen eine besondere Varietät mit sehr hoher, aber gleichzeitig gekrümmter Area aufzustellen. Jedoch zeigt der V er- gleich zahlreicher deutscher Stücke, daß Spirifer aperturatus eine ganz außerordentlich große Variationsbreite besitzt. Ja, man kann sagen, daß sowohl in der Breite wie in der Höhe der Area wie Fig. 8. Spirifer aperturatus Schloth. var. cuspidata d’Arch. Vern. Unterer Stringocephalenkalk. a, b Arealansicht und Querschnitt desselben Exemplars, c Angeschliffene Schnabelspitze. 100 li NO von Kiang-hwa, Provinzgrenze Nin-yan und Taschao. J. in der Entwicklung des Sinus kaum ein Stück dem andern gleicht. Wir haben es also mit einer sehr stark variierenden Form zu tun und aus diesem Grunde möchte ich es vorziehen , die chinesische Form bei der var. cuspidata zu belassen. Fundorte: 100 li nordöstlich von Kiang-hwa; zwischen Lopin und Kiang-hwa. Zusammenfassung. Abgesehen von einer Reihe von Korallen, rinden sich somit in den schwarzen Kalken des oberen Mitteldevon von Hunan: 1. Belleroplwn striatus Fer. (sehr häufig). 2. B. memoria Kokern Frech. 3. Pleurotomaria delphinidoides d’Arch. Vern. var. nov. bathyschistus. 4. Macrochcilos arculatum Hoeningh. var. subcostata Schloth. (Petr. Germ. Taf. 172 Fig. 15 b). Alle diese Formen sind sicher bestimmbar und sämtlicli be- zeichnend für den oberen Stringocephalenkalk von „Paffrath“ recte Bergisch Gladbach und seine Äquivalente. K. Pietzsch, Ueber das geologische Alter : Außerdem findet sich noch relativ häufig zwischen Lo-pin und Kiumr-hwa. sowie 100 li nordöstlich von Kiang-hwa: Spirifer aper- mifus SmiiOTii. var. cuspidata d’Arch. Diese Form ist mit Sicher- heit aus Deutschland nur aus dem untersten Stringocephalenkalk von Refrath sowie vereinzelt aus der Eifel und Belgien (Sombref) bekannt. Sie kommt in Deutschland niemals mit den oben er- wähnten Gastropoden zusammen vor und ist — wie sich aus den Fundortsangaben ergibt — auch in China von ihnen getrennt. Dazu kommen noch verschiedene, bisher nicht näher unter- suchte . aber häufige Korallen , wie Syringopora sp., Endophyllum avant hi cum Frech und Favosites polymorphus Golde. bei Frech. Es gibt auch in Europa ein Vorkommen — die schwarzen Kalke von Klein-Latein und Rittberg bei Olmütz — , das in der Faziesentwicklung diesem für China neuen Vorkommen ähnelt. Als Endergebnis ist folgendes festzustellen : Am „Richt- hofenwege“ in Hunan kommt eine schwarze , besonders mit dickschaligen Gastropoden, Korallen und vereinzelten Brachiopoden erfüllte Kalkformation vor, welche der Gesamtheit des europäischen Stringocephalenkalk es, d. h. dem oberen Mitteldevon, äquivalent ist. Diese Feststellung ist um so wichtiger, als Mitteldevon nur aus dem an Zentralasien grenzenden nordwestlichen Teil von China, d. li. aus K a n s u und Sz’tscliwan, durch Löczy bekannt war. Die in den chinesischen Apotheken gebrauchten Brachiopoden aus Yiinnan scheinen vorwiegend dem Oberdevon anzugehören, und die aus dem angrenzenden Teil von Indochirua und aus Birma be- schriebenen Mitteldevonbildungen gehören den Calceola- Schi eilten und nur z. T- dem oberen Mitteldevon an. Ein mächtiges, ausschließlich dem oberen Mitteldevon oder dem Stringocephalenkalk entsprechendes Gebirgsglied war somit bisher aus Südchina überhaupt noch nicht bekannt, und auch abgesehen von dieser Erweiterung der Gesamtkenntnis gehört die Provinz Hunan zu den unbekanntesten Teilen des großen ostasiatischen Reiches. Über das geologische Alter der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. Von Kurt Pietzsch in Leipzig. Mit 5 Textfiguren. Kiir die Fragen nach dem Alter und der Genesis des erz- gebirgischen Gneissystems haben die den Gneisen und Glimmer- schiefern an vielen Stellen, eingeschalteten sog. „dichten Gneise“ große Bedeutung. Schon im Handstück gemahnen viele von ihnen an kristallinische Grauwacken oder an Hornfelse, also an metamorphe der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. 203 klastische Gesteine. Namentlich ist es die geröllefiihrende Abart der „dichten Gneise“, welche den sedimentären Ursprung dieser Glieder des erzgebirgischen Gneissystems aufs deutlichste vor Augen führt. Die „gerölleführenden Gneise“ des Erzgebirges be- sitzen im nördlichen Sachsen ein Analogon in den „gerölleführenden kristallinen Grauwacken“ der Strehlaer Berge, und mit beiden haben gewisse konglomeratische Schichten die größte Ähnlichkeit, die südlich von Dresden in der „Weesensteiner Grauwackenformation“ auftreten. Das geologische Alter der genannten Gesteine ist im Laufe der Zeit verschieden beurteilt worden. Neuerdings glaubt man ihnen allen ein culmisches Alter zuschreiben zu müssen \ Gelegentlich der Revision der Blätter Tharandt, Kreischa, Pirna und Berggießhübel der geologischen Spezialkarte des König- reichs Sachsen, in deren Bereich auch die Weesensteiner Grau- wackenformation fällt, hatte ich Gelegenheit, mich mit den Gneisen des östlichsten Erzgebirges genauer bekannt zu machen. Da ich ferner auf Blatt Berggießhübel ein neues Vorkommen gerölle- führender dichter Gneise nachweisen konnte, bietet sich mir Anlaß, mich mit der Frage nach dem geologischen Alter dieser Gesteine zu befassen. Denn die besonders von R. Lepsius und C. Gäbert vertretene Auffassung, daß allen den genannten konglomeratischen Gesteinen culmisches Alter zukomme, ist namentlich mit den Lagerungsverhältnissen nicht in Einklang zu bringen. Wie weiter unten gezeigt werden soll, hat die Annahme eines höheren Alters für die dichten Gneise des Erzgebirges viel größere Wahrscheinlich- keit für sich. Auf geologischen Wanderungen im Gebiete der mittelböhmischen Muldenregion lernte ich nun Gesteinsserien kennen, welche mir der größten Beachtung für den Versuch einer Deutung der sedimentären Einschaltungen im erzgebirgischen Gneissj^stem wert zu sein scheinen. Als „dichte Gneise“ (gnd>' der geologischen Spezialkarten von Sachsen) bezeichnet man im sächsischen Erzgebirge feinkörnige bis hornfelsartige, bald lichter, bald dunkler graue Gesteine von dünnschieferigem bis völlig massigem Gefüge, die zuweilen durch hirsekorn- bis erbsengroße , rundliche oder längliche dunkel pigmentierte Partien gefleckt erscheinen und dann den Fleckschiefern der Granitkontakthöfe ähnlich sind. An der Zusammensetzung der dichten Gneise sind vor allem Quarz, Orthoklas, Plagioklase, Biotit und Muscovit in wechselnden Mengenverhältnissen beteiligt. Im Dünnschliff zeigen sie nicht selten die charakteristische Kontakt- struktur, doch lassen sie häufig auch ihre klastische Natur noch aufs deutlichste erkennen, indem ganz unregelmäßig begrenzte Fragmente von Quarz und Feldspäten in dem f einerkörnigen 1 Vergl. C. Gäbert, Die Gneise des Erzgebirges und ihre Kontakt- wirkungen. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. Jahrg. 1907. p. 367 ff. K. Pietzsch, Heber das geologische Alter 204 Grundteig eingesprengt sind. Es bieten sich dann u. d. M. oft Bilder dar, wie sie von kontaktmetamorphen Grauwacken, z. B. von manchen mimischen Grauwacken der Nordlausitz bekannt sind. Die dichten Gneise bilden mehr oder minder mächtige linsen- förmige Einschaltungen sowohl in Biotitgneisen, wie auch in Muscovitgneisen. Dem umgebenden Gestein sind sie nicht nur stets völlig konkordant eingefügt, * sondern häufig mit ihm auch durch ganz allmähliche Übergänge aufs innigste verknüpft. Den tiefsten, nur aus Orthogneisen aufgebauten Zonen des erzgebirgischen Gneismassivs, z. B. dem inneren Teile der Freiberger Kuppel und dem Glashütte — Fürsten walder Gneisareal (Gnb und Gnx der geo- logischen Übersichtskarte von Sachsen i. M. 1:250 000) fehlen Einlagerungen dichter Gneise wie überhaupt solche sedimentärer Natur vollständig. Dagegen treten sie in großer Zahl in den höheren Horizonten des grauen (Freiberger) Gneises auf und er- möglichen in diesem die Abtrennung einer „oberen Stufe“ (gn der Übersichtskarte) , die sich mit dem gleichen charakteristischen Merkmal nach SW und S hin als sog. Annaberg — Marienberger Gneis fortsetzt. In dem zwischen Preßnitz — Kupferberg und Sebastians- berg— Komotau liegenden Gebiete dieser Stufe besitzen die dichten Gneise in engster Verknüpfung mit glimmerreichen, phyllitartigen Schiefergesteinen ihre größte Verbreitung. Auch den Muscovit- gneisen sind dichte Gneise in zahlreichen Vorkommen eingeschaltet, wie schon ein Blick auf die Übersichtskarte von Sachsen zeigt. Nur in den Gebieten der vorherrschend grobflaserigen roten Gneise (Gnm), z. B. in der Reitzenhain— Katharinaberger Kuppel, also in der tiefsten Zone der „jüngeren Gneisformation“ Gäbert’s, fehlen derartige Einschaltungen völlig. In der das zusammen- hängende Gneisareal des Erzgebirges umgiirtenden Glimmerschiefer- zone kommen dichte Gneise ebenfalls noch zahlreich vor, sind aber hier stets mit gneisartigen Gesteinen1 (besonders Muscovit- gneisen und Gneisglimmerschiefern) oder mit Granatglimmerfelsen2 vergesellschaftet; niemals sind sie dem normalen Glimmerschiefer direkt eingelagert. Ebenso fehlen die dichten Gneise durchaus in der Phyllitzone des Erzgebirges. Bei der gerölleftihrenden Varietät stellen sich in einer Grund- masse, die in allen ihren Eigenschaften vollkommen mit der Ge- steinsmasse der dichten Gneise übereinstimmt, Gerolle ein, die aber meist nur vereinzelt liegen und nur bisweilen so häufig werden, daß man Konglomerate vor sich hat3. Die Gerolle werden 1 Vergl. die Sektionen Wiesenthal und Elterlein der geol. Spez.- Karte von Sachsen i. M. 1:25 000. 1 \.ergß die Sektionen Augustusburg (Schellenberg) — Flöha und Brand— Oderan. Weil wirkliche Konglomerate unter den beschriebenen Gesteinen selten sind, empfiehlt es sich, diesen Ausdruck zu vermeiden und statt der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. 205 bis über faustgroß und sind oft noch wohl gerundet, vielfach haben sie aber im (febirgsdruck, bezw. bei der Metamorphose Deformierungen erlitten. In diesem Falle sind sie mit dem um- schließenden Gestein gewöhnlich auch innig verwachsen, während sie sonst von einem feinen glimmerigen Häutchen bedeckt zu sein pflegen und sich dann beim Zerschlagen der Gesteinsstücke leicht aus dem Zusammenhang herauslösen, wie es namentlich Beleg- stücke von Hammer — Obermittweida so überaus charakteristisch zeigen. Ihrer Gesteinsnatur nacli gehören die Gerolle namentlich Graniten und Quarziten an, denen sich noch Gneise, porphyrartige Gesteine und Quarz beigesellen; nur vereinzelt ist Kalkstein ge- funden worden. Die Gerolle sind von der Metamorphose, welche das Zement der Konglomerate zu dichten Gneisen umwandelte, keineswegs verschont geblieben; sie haben nämlich nicht nur Deformierungen der äußeren Gestalt, sondern auch Umwandlungen des kristallinen Gefüges erfahren, worauf schon J. Lehmann nach- drücklich hin weist * l. Obwohl die dichten Gneise eine außerordentlich weite Ver- breitung im erzgebirgischen Gneismassiv besitzen, ist die gerölle- führende Varietät bisher nur von verhältnismäßig wenigen Stellen bekannt geworden, nämlich einerseits von den Sektionen Elter- lein— Buchholz (Fundort: Hammer Obermittweida), Wiesenthal und August.usburg — Flöha , wo sie Gneisen der Glimmerschiefer- zone eingeschaltet ist, andererseits von den Sektionen Kupfer- berg, Sayda und Marienberg — Wolkenstein, wo sie im eigentlichen Gneissystem auftritt. Alle diese Vorkommen gehören dem mitt- leren oder westlichen Teile des erzgebirgischen Gneismassivs an. Aus dessen östlichen Gebieten waren bisher geröllefiihrende Gneise noch nicht bekannt. Es ist daher nicht ohne Interesse, daß sich gelegentlich der Revision des Blattes Berggießhübel der geologischen Spezialkarte von Sachsen derartige Gesteine auch im äußersten Osten des erzgebirgischen Gneismassivs feststellen ließen. . Längs der Ostgrenze des Erzgebirges treten bei den Orten Herbergen, Göppersdorf —Wingendorf und Hartmannsbach 2 an dessen den Ausdruck „geröllefiihrende“ Glimmerschiefer (bezw. Gneise) anzuwenden, da durch diese Wendung gleichzeitig angedeutet wird, daß die Gerolle einzeln in einer feinerkörnigen Grundmasse liegen. 1 J. Lehmann, Untersuchung über die Entstehung der altkrystallinen Schiefergesteine, p. 132 ff. 2 Die im Gottleubatale bei Nieder-Hartmannsbach an den Gottleubaer Turmalingranit angrenzende phyllitartige und die massige Varietät der dichten Gneise sind auf der 1. Aufl, des Blattes Berggießhübel als Pbyllit bezw. Quarzit zur Phyllitformation gestellt worden. Jedoch gehören sie, wie schon C. Gäbert (a. a. 0. p. 362) angibt, zur Gneisformation, da sie mit den übrigen dichten Gneisen übereinstimmen . mit den sonst im Elbtal- schiefersystem auftretenden Phylliten und Quarziten der Phyllitformation aber nach ihrer petrographischen Zusammensetzung keine Ähnlichkeit haben. K. Pietzsch, Ueber das geologische Alter 206 mehreren Stellen (vergl. die Kartenskizze big'* 1) als Einschaltungen in kleinkörnig-schuppigen Biotitgneisen, die der oberen Stufe der Freiberger Gneise angehören, dichte Gneise auf, wie dies schon von B. Beck gelegentlich der ersten Aufnahme des Blattes Berggieß- hübel festgestellt wurde. Es sind im frischen Zustande verhältnis- mäßig hellgraue, im angewitterten mehr bräunlich- bis grünlichgraue Gesteine, die bald den Eindruck feinkörnig-schiefriger Grauwacken- Fig. 1. Die Verbreitung der dichten Gneise am Ostrande des Erzgebirges (1 : 75000). — gnd = dichter Gneis, mgn == Museo vitgneis, k = kristalliner Kalkstein, G = Granit, P = Porphyr. Sandsteine machen (Wingendorf), bald hornfelsartig dicht erscheinen (Nieder-Hartmannsbach), bald auch recht glimmerreich sind und dann ein phyllitartiges Aussehen besitzen (Nieder-Hartmannsbach). Sie sind meist diinnspaltend und tragen auf den Spaltflächen häufig bis millimetergroße Muscovitschüppchen, so daß sie dadurch ge- wissen Varietäten der Muscovitgneise recht ähnlich werden (0. von Wingendorf). U. d. M. tragen sie die gleichen Merkmale zur Schau, wie die anderen dichten Gneise des Erzgebirges. Der Gehalt an Feldspat schwankt beträchtlich, in einigen Vorkommen der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. 207 tritt er gegen den Quarz sehr stark zurück (Wingendorf, Nieder- Hartmannsbach). Der Quarz enthält zuweilen, wie dies für Kontaktgesteine charakteristisch ist, jene eigentümlichen eiförmigen Einschlüsse von Biotit. Auch Porphyroblasten von Granat wurden beobachtet (Sclineckenmiihle bei Herbergen). Die Gesteine lassen also deutlich kontaktmetamorphische Einwirkungen erkennen; ihr im Handstück so sehr klastischer Habitus tritt im wesentlichen erst bei der Anwitterung des Gesteins hervor. Als geröllefiihrend erwies sich nun von diesen dichten Gneisen des östlichen Erzgebirges lediglich das nördlichste der beiden Vor- kommen bei Herbergen, welches vom Seide witztal durchschnitten wird. Eine scharfe Grenze der Einlagerung gegen den kleinkörnig- schuppigen Gneis konnte nicht festgestelit werden ; vielmehr ist dieser ebenfalls als ein aus grauwackenartigem Sediment hervor- gegangener Paragneis aufzufassen. In dem Felsen, welcher süd- westlich der Schneckenmiilile oberhalb der scharfen Biegung des Tales in die nach Liebstadt führende Straße vorspringt, streicht der dichte Gneis N 60° W und fällt mit 50° nach NO ein. Mit den gleichen Werten für Streichen und Fallen setzt sich das Gestein jenseits der Seide witz fort und läßt sich nach Osten zu über einen felsigen Rücken hinweg bis über den von der Schneckenmühle nach Herbergen führenden Weg verfolgen. In den Felsen in der Nähe dieses Weges ist das Gestein mehrfach gestaucht und streicht in den südlichsten Felsen ungefähr 0 — W bei steilem (65°) Ein- fallen nach Norden. Hier ist es auch, wo der dichte Gneis ge- rölleführend angetroffen wurde. Man findet die betreffende Stelle, wenn man von der Seidewitztalstraße aus etwa 300 Schritt nach Herbergen zu geht ; an dem steilen Gehänge rechts, welches zurzeit mit hohem Nadelwald bedeckt ist, steht der dichte Gneis in zahlreichen Felsen an. Er birgt hier nicht selten langlinsen- förmige oder rundliche „Einschlüsse“, die sich bei genauerer Untersuchung als z. T. gestreckte und deformierte Gerolle erweisen. Auch unter den lockeren Blöcken, die den Abhang bedecken, findet man viele typische Stücke. Wenn auch die Geröllefiihrung an einer ganzen Reihe von Felsen festgestellt werden konnte, so gestatten die Aufschlüsse doch kein Urteil über die Mächtigkeit der gerölleführenden Zone oder Zonen. Die Gerolle liegen nur einzeln in der Gesteinsmasse und häufen sich nirgends so, daß man von einem Konglomerat reden könnte. Nach seiner petrographischen Beschaffenheit ist der dichte Gneis , welcher die Gerolle einschließt, aus einem feinkörnig- schiefrigen Grauwackensandstein liervorgegangen. Das Gestein besteht aus 1 — 2 mm dicken Lagen, welche der alten Schichtung entsprechen ; ihre Trennungsflächen sind reichlich mit Glimmer- blättchen bezw. -bestegen ausgestattet; das Gestein pflegt daher nach ihnen gut zu spalten. Auf dem Querbruche erkennt man 208 K. Pietzsch, lieber das geologische Alter im Handstück oft eine flacliwellige Faltung, ebenso auch häufig eine Streckung des Gesteins, die sich vor allem in der Form der Gerolle sehr deutlich ausdrückt. Zwar kommen meist gut gerundete oder unregelmäßig rundliche Gerolle vor, andere jedoch sind zu ellipsoidischen Körpern ausgepreßt, die bisweilen sogar in der Richtung der Streckung etwas zugespitzte Enden besitzen. Da- neben kommen auch zahlreiche lange und Hache Geschiebe vor, die einem schwarzen quarzitischen Schiefer angehören und ihre Gestalt schon von Anfang an besessen haben. Selbst aus dem angewitterten Gestein lassen sich die Gerolle niemals vollkommen unversehrt herauslösen; stets bleiben namentlich an den äquatorialen Teilen der gepreßten Gerölle noch Teile des dichten Gneises haften. Es ist hier eine gewisse engere Verwachsung der Gerölle mit der umgebenden Gesteinsmasse eingetreten. Was die Größe der Gerölle anlangt, so besitzt das größte aufgefundene Stück etwa die Abmessungen 6x7x10 cm ; die langgestreckten haben natürlich geringere Dicke , dafür aber größere Breite. Ihrer Gesteinsnatur nach bestehen die Gerölle meist aus Quarz, einem feinkörnigen schwarzen Quarzit, sowie aus granitischen und porphyrischen Gesteinen. Sie alle haben bei der Metamorphose durch Wärme- und Druckwirkungen Veränderungen erfahren, die den ursprünglichen Gesteiuscharakter undeutlicher machen mußten. Seitdem zuerst (1865) durch H. Müller1 * * die geröllefülirenden Gneise zwischen Neudorf und Kretscham-Rothensehma entdeckt und dann (1879) durch A. Sauer diejenigen von Hammer Ober- mittweida genauer beschrieben wurden, haben diese Gesteine die größte Bedeutung für die genetischen Verhältnisse der kristallinen Schiefer des Erzgebirges gehabt; denn „Gerölle sind nur in Sedimenten oder als Einschlüsse in Eruptivgesteinen möglich4' (J. Roth)2 * *. Eruptivgesteine liegen aber in den dichten Gneisen nicht vor. Die Entdeckung klastischer Gesteine als Angehörige des Gneissystems erregte seinerzeit begreiflicherweise das größte Aufsehen; und man versuchte daher einerseits, die Obermittweidaer Vorkommen durch Einfaltungen jüngerer Gesteine in die Gneise zu erklären (M’Kenny Hughes)8; diese Lösung der Frage mag vielleicht in einzelnen Fällen einmal eine gewisse Wahrscheinlich- 1 H. Müller, Über den Glimmertrapp in der jüngeren Gneisformation des Erzgebirges. N. Jahrb. f. Min. etc. 1865. p. 11. * J. Roth. Über geröllführende Gneise von Obermittweida im sächsischen Erzgebirge. Sitz.-Ber. d. Akad. d. Wiss. Berlin. Jahrg. 1883. II. Halbband. p. 689. T. M’Kenny Hughes, On the Position of the Obermittweida (Konglomerate. Quarterly Journal of the Geological Society of London. 44. 1888. p. 20—24. der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. 209 keit für sich haben, darf jedoch hinsichtlich der heute bekannten allgemeinen Verbreitung der dichten Gneise (z. B. in der ringförmig gebauten oberen Stufe der Freiberger Gneiskuppel) und ebenso hinsichtlich des Umstandes, daß sämtliche dichte Gneise deutliche Zeichen echter Kontaktmetamorphose an sich tragen, nicht mehr auf Anhänger rechnen. Andererseits vertrat J. Roth die Meinung, man habe die Gerolle von Obermittweida als „Ausscheidungen eines feldspatführenden Schiefers“ anzusehen; dieser selbst sei ein Erstarrungsgestein, das noch „vor seiner völligen Erstarrung, also noch in halb plastischem Zustande unter Druck seine Schieferung erhielt“. Auch Joh. Lehmann erkennt die von Sauer für die Geröllnatur der „Einschlüsse“ angegebenen Gründe nicht als voll- kommen stichhaltig an, bezweifelt aber nicht, daß „die als Gerolle gedeuteten Massen in der Tat als gerollte Bruchstücke präexistierender Gesteine angesehen werden müssen“. Denn „eine so vollendete ovale Rundung der Umrisse, welcher keine innere Strukturflächen parallel gehen, an verschiedenartigem Material (Granit, Gneis, Quarzit) kann doch wohl nur auf Geschiebe bezogen werden, zumal diese Umgrenzungen völlig glatt erscheinen“ *. Ist es nun heute nach aller petrographischen Erfahrung nicht mehr zu bezweifeln, daß den gerölleführenden und überhaupt den dichten Gneisen echte sedimentogene Gesteine zugrunde liegen, so stößt doch eine Bestimmung ihres geologischen Alters auf erheb- liche Schwierigkeiten und hat sich mit dem Wechsel der An- schauungen über die Genesis des erzgebirgischen Gneismassivs auch ganz erheblich geändert. Solange man in dem Gneis-, Glimmerschiefer- und Phyllitsystem des Erzgebirges Angehörige einer Urgneis- und ürschieferformation sah, mußten die an klastischen Bestandteilen mehr oder minder reichen dichten Gneise „gewisser- maßen als archäische Analoga der paläozoischen Grauwacken“ aufgefaßt werden2. Sie stammten, wie es H. Credner in damaliger Zeit auszudrücken pflegte, aus einer Zeit, in welcher die Natur noch nicht verlernt hatte, Gneise zu bilden. Inzwischen hat sich nun ein Umschwung in den Anschauungen über die Entstehung der kristallinen Schiefer vollzogen , und wenn auch noch keine Einigung über die Kardinalfrage erzielt ist,, ob Gneise direkt aus dem Schmelzfluß auskristallisieren können oder nicht, so ist doch als gesichert zu betrachten, daß in vielen Gneisen des Erz- gebirges Erstarrungsgesteine vorliegen , die ihrerseits jünger sind als die Gesteine des Schiefermantels und auch jünger als das Material, welches manchen anderen Gneisen3 (Paragneisen, z. B. den dichten Gneisen) zugrunde liegt. Letztere werden demgemäß als 1 J. Lehmann, a. a. 0. p. 129. 2 A. Sauer, Erläuterungen zu Sektion Kupferberg. (1882.) p. 19. 3 Gäbert hält im Gegensatz dazu alle Gneise des Erzgebirges mit Ausnahme der Gruppe der „dichten Gneise“ für eruptiv. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 14 210 K. Pietzsch, Ueber das geol. Alter der dichten Gneise etc. alte Sedimente aufgefaßt, welche ihre gegenwärtige Erscheinungs- weise wesentlich einer von den intrusiven Gneisen ausgehenden Metamorphose verdanken. Bei den Versuchen, das geologische Alter dieser den dichten Gneisen zugrunde liegenden Sedimente zu bestimmen , hat man sich besonders an die gerölleführenden Ab- arten gehalten, zu denen Analoga in dem kristallinen Gebiete der Strelilaer Berge bei Oschatz und in der kontaktmetamorphen Weesensteiner Grauwackentormation unweit Dresden bekannt waren. Auf die Ähnlichkeit aller dieser Gesteine machte besonders R. Lepsius aufmerksam, dem sich dann C. Gäbert durchaus an- schloß. Beide weisen ferner auf die frappante Übereinstimmung dieser konglomeratisclien Gesteine mit gewissen Bildungen des vogtländisch-ostthüringischen Culms hin ; und Gäbert basiert sogar auf dem „bis jetzt zwar nicht einwandfrei erwiesenen, aber doch höchst wahrscheinlich zu Recht bestehenden Culmalter der in der Gneisformation eingeschalteten Grauwacken- und Konglomerat- schollen“ (dichten Gneisen) den Schluß, daß „die Eruption des erzgebirgischen Gneises frühestens am Ende der Kulm periode erfolgt“ sei1. Daß gewisse erzgebirgische Gneise (die roten und die amphoteren Gneise) jünger als Untersilur seien, ja vielleicht sogar erst während oder nach der Culmperiode emporgedrungen seien, hatte H. Müller bereits im Jahre 1865 geäußert2. Die Ansicht von dem culmischen Alter des Ausgangsmaterials der dichten Gneise ist gegenwärtig als die herrschende zu be- trachten. Die Gründe für diese Meinung sind vor allen Dingen darin zu suchen, daß polymikte Grauwacken und Konglomerate, wie sie den entsprechenden dichten Gneisen zugrunde liegen müssen, im benachbarten Vogtland und Ostthüringen einzig und allein im Culm gefunden werden, und daß sie dort allen älteren Komplexen durchaus fehlen. Zwar treten auch im Devon schon Grauwacken und Konglomerate 3 auf, doch spielen sie hier nur eine sehr unter- geordnete Rolle, während in mächtigen Culmkomplexen vorwiegend Tonschiefer, Grauwackenschiefer und Grauwacken, denen sich lokal auch Konglomerate einschalten, miteinander durch unendlich häufig wiederholte Wechsellagerung verknüpft sind. Scheint schon dieses Fehlen echter Grauwacken und Konglome- rate in älteren Schichten als Culm für ein eulmisches Alter der zweifellos aus Grauwacken hervorgegangenen dichten Gneise zu sprechen, so kommt dazu noch deren petrographische Übereinstimmung 1 Gäbert, a. a. 0., p. 368. 2 Vergl. N. Jahrb. f. Min. etc. 1865. p. 12. 3 Lepsius, Geologie von Deutschland. II. Teil p. 32. — Nach einer privaten Mitteilung ist übrigens E. Weise geneigt, die bisher dem Mittel- devon zugerechneten Grauwackensandsteine und Konglomerate (Sektion Ölsnitz — Bergen) in den Culm zu stellen. H. Philipp, Zur Theorie (1er Osentstehung. 211 mit echten entmischen Gesteinen, z. B. mit den z. T. kontakt- metamorphen Grauwacken der Nordlausitz, deren culmisches Alter durch Einlagerung von Kohlenkalk bei Ivunnersdorf1 und neuer- dings durch pflanzliche Reste2 völlig gesichert ist. Diese petro- graphische Übereinstimmung geht so weit, daß man nebeneinander liegende Handstücke gewisser Grauwackenhornfelse (gru)) des Erz- gebirges und kristalliner Grauwacken aus dem Lausitzer Culm mit- einander verwechseln kann , und daß sich auch im Dünnschliff, abgesehen von geringen durch die Metamorphose erzeugten Diffe- renzen, kaum merkliche Unterschiede ergeben. E. Weise und E. Zimmermann, zwei ausgezeichnete Kenner des vogtländisch- ostthüringischen Culms, an welche Gäbert eine größere Suite tj'pischer Vorkominen der Grauwacken- und Konglomeratgesteine aus der Gneis- und Glimmerschieferzone des Erzgebirges ohne Etikettierung sandte, sprachen sich deshalb in ihrer Bestimmung fast bei allen Gesteinen dahin aus, daß es sich um „Kulm, Kulm- konglomerat, metamorphe Kulmgrauwacke“ handele; nur bei einigen wenigen Stücken waren Zweifel angedeutet, daß sie eventuell dem Devon und Silur angehören könnten 3. Sprechen demnach verschiedene Gründe für das culmische Alter der dichten Gneise des Erzgebirges, so lassen sich doch aus ihrem geologischen Verbände Gründe gegen diese Bestimmung namhaft machen. Diese Gegengründe ergeben sich z. T. gerade aus der von R. Lepsius vorgetragenen Ansicht über die Bildungs- und Lagerungsform der „Gneislakkolithen“. (Schluß folgt.) Zur Theorie der Osentstehung. Von H. Philipp in Greifswald. Mit 3 Textfiguren. Auf Grund von Beobachtungen am Oberaargletscher bin ich vor zwei Jahren für eine neue Auffassung über die Entstehung der Osar eingetreten4. Es hatte sich aus den damaligen Beob- achtungen der Schluß ergeben, daß die Osbildung in zwei Phasen erfolgt: zunächst lagern sich die Schotter in in glazialen Kanälen ab und in der zweiten Phase senken sich diese schutterfüllten Kanäle beim Rückzug des Gletschers allmählich auf den Unter- 1 K. Pietzsch, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1909. p. 89. 2 E. Weise, Beitrag zur Geologie der nordsächsischen Grauwacken- formation. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1913. p. 587. 3 Gäbert, a. a. 0. p. 367. 4 H. Philipp, Über ein rezentes alpines Os und seine Bedeutung für die Bildung der diluvialen Osar. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1912. Monatsber. No. 2. p. 68 — 102. 14* H. Philipp, 212 gniml und bilden liier die charakteristischen Geröll- und Kies- riicken. Eine Reihe von Schwierigkeiten, die sich bisher der Er- kluung der Osar entgegengestellt hatten, fanden durch die neue Auffassung eine leichte Deutung, vor allem die charakteristische Aufschüttungsform der Osar und ihre oft sehr schwer zu er- klärenden Beziehungen zum Untergrund und zu den sie begleitenden Osgräben. In diesem Jahre hatte ich Gelegenheit, das damals beschrie- bene Os vom Oberaargletscher von neuem zu beobachten und weiteres Beobachtungsmaterial über den Gegenstand zu sammeln. Dies gibt mir Gelegenheit, auch auf einige Einwände zu erwidern, die mir teils in Veröffentlichungen, teils schriftlich und mündlich gemacht worden sind. Das im Jahr 1911 beobachtete Os lag damals teilweise noch auf einer Unterlage von Eis ; doch ließ sich infolge starker Schutt- bedeckung des äußersten Gletscherrandes nicht feststellen *, wie weit das Eis sich unter den Kies- und Geröllrücken noch hin- wegzog. Die diesjährigen Beobachtungen haben ergeben, daß dieses sich damals noch ziemlich weit unter das Os erstreckt haben muß. Diesem Umstand und vor allem dem Austritt des Gletscherbaches (Osgrabens) unmittelbar neben dem Os ist es zu- zuschreiben , daß dessen charakteristische Form inzwischen stark zerstört worden ist. Da mir von einigen Seiten der Verdacht geäußert wurde, es könne sich eventuell bei diesen auffallenden Rücken und Kuppen, die sehr nahe dem Seitenrand des Gletschers liegen , um Gebilde der Seitenmoräne handeln, so habe ich mit meinem Begleiter, Herrn Dr. Kalb, die Herkunft der Kiese und Gerolle nochmals genau ge- prüft. Abgesehen davon, daß schon die Natur des Materials deut- lich auf fluviatilen Ursprung hinwies, also an Oberflächenmoräne nicht gedacht werden konnte, ließ sich auch diesmal wieder einwand- frei feststellen, daß die Sande, Kiese und Gerolle, die kamesartig seitlich vor dem Gletscher aufgehäuft sind, ebenso wie diejenigen des inzwischen stark zerstörten Oses in größerer oder geringerer Entfernung vom Eisrande aus dem Innern des Gletschers aus- schmelzen, also inglazialer Herkunft sind. So konnte man direkt oberhalb und seitlich des Gletschertores beobachten, daß die Kiese1 2 in einer dicken, seitlich begrenzten Schicht aus dem Eise heraus- schmolzen , so daß es sich hier nur um Ablagerungen eines ehe- maligen , jetzt von oben zusammengequetschten Kanales handeln kann. Da die 1911 gletscheraufwärts in der gleichen Stromlinie 1 a. a. 0. S. 75. 2 Es handelt sich hier um grobes, dicht gepacktes Material, nicht um die feinen, gelegentlich auf den Abscherungsfiächen bezw. in den Blau- blättern lagernden Sande. Zur Theorie der Osentstehung. 213 Fig. 1. Philipp phot. Seitlich gelegenes Os auf dem Oheraargletscher. jfjg 2 Philipp phot. Seitlich gelegenes Os auf dem Oberaargletscher (in der Längsrichtung gesehen). 214 H. Philipp. sichtbaren Kanäle inzwischen, wie nicht anders zu erwarten, durch Ablation zerstört sind, so müssen diese Schottermassen einem tiefer gelegenen Kanäle des gleichen Drainagezuges angehören. Ich konnte nun in diesem Jahre weiter gletscheraufwärts bei ca. *2400 m zwei neue prachtvolle Osrücken beobachten. Beide liegen ebenfalls nahe dem nördlichen Uferrand, auf der Seiten- flanke des Gletschers, aber noch oben auf dem Eise, so daß man aus der Ferne diese Rücken unbedingt zunächst als Seitenmoränen an sprechen wird (vergl. Fig. 1 und 2 '). Daß es sich aber auch hier um echte fluvioglaziale Bildungen handelt, ist sofort aus dem Aufbau aus Kies und gerolltem Schotter ersichtlich. Sehr charak- teristisch ist wieder die schwach wellige Form der Höhen- und Rückenlinie sowie das Verhalten der beiden Rücken zueinander. Der eine, in Fig. 1 und 2 abgebildete Rücken liegt nämlich nicht genau in der Fortsetzung des anderen, sondern setzt in ca. 10 m Abstand seitlich von dem unteren Ende des höher gelegenen ein. Letzterer, in Fig. 2 links im Hintergrund sichtbar, ist ca. 200 in lang und besteht aus ziemlich grobem Material , enthält einen inneren Eiskern und zeigt starke Abrutschungen nach der Nord- seite der Talwand zu. Das tiefer gelegene Os ragt, wie aus den Abbildungen ersichtlich , beträchtlich hoch auf und besteht aus grobem Kies von Nuß- bis Faustgroße. Auch dieses enthält noch einen inneren Eiskern , über diesem ist die Kiesbedeckung min- destens anderthalb bis zwei Meter mächtig; die äußere Form ist scharfriickig, die Länge beträgt ca. 80 m. Somit ist die ganze Osbildung zusammen fast 300 in lang, weist also für alpine Ver- hältnisse recht beträchtliche Dimensionen auf2. Auch die Ent- stehung dieser Osrücken ist nur durch ausgeschmolzene inglaziale Kanäle zu erklären. Daß es sich nicht um Seitenmoränen handeln kann, wurde schon betont, und subglaziale Entstehung ist durch die Lage oben auf dem seitlichen Gletscherrand und durch den inneren Eiskern ausgeschlossen. Gegen supraglaziale Entstehung spricht in erster Linie die Lage auf dem, wie auch aus den Bildern ersichtlich, ziemlich steilen Seitenhang des Gletschers , ferner die Mächtigkeit der Gerolle, die einen für alpine Verhältnisse unge- wöhnlich starken supraglazialen Bach voraussetzen würde , ganz abgesehen von einer größeren Anzahl von Querspalten, die gerade hier den Gletscher oberflächlich durchsetzen. Die Lage so nahe dem seitlichen Gletscherrande könnte vielleicht auffällig erscheinen; dies stimmt aber damit überein, daß auch der Gletscherbach seit- lich am Fuße des Gletschers austritt und daß sich die gleichen 1 Mit dem -f- sind identische Punkte der Felswand bezeichnet. 2 Es ist anzunehmen, daß auch dieses Os, da es ziemlich hoch auf dem Gletscher liegt, im Laufe der Zeit durch seitliches Abrutschen zer- stört bezw. als breiter Kies-Geröllstreifen schließlich abgelagert werden wird. Vergl. p. 220. Zur Theorie der Osentstehung. 215 Verhältnisse auf der Südseite des Gletschers wiederholen ; auch hier tritt ein Gletscherbach an der Seite aus und entsprechend den Schotterhaufen und -rücken auf der Nordseite ziehen sich auch hier Kameshügel und Kiesrücken bis zur Endmoräne hin, wo sie in einem mächtigen Geröllhügel (Karne) von annähernd elliptischer Gestalt und einer Höhe von 8 — 10 m kulminieren. Bezüglich der lateralen Anordnung der fluvioglazialen Bildungen und des entsprechenden Austritts der Gletscherbäche sei auf die interessanten Feststellungen von 0. D. von Engeln hingewiesen1, daß bei Gletschern von alpinem Typus die Entwässerung sogar in der Regel in den randlichen Partien erfolgt und daß die Ab- schmelzwässer den Rändern von den zentralen Teilen durch in- glaziale Kanäle zugeführt werden. Bei meinen diesjährigen Begehungen der beiden Aargletscher habe ich auf das Auftreten der inglazialen Kanäle mein spezielles Augenmerk gerichtet , da die Auffassung der inglazialen Ent- stehung der Osar natürlich mit deren Existenz bezw. Häufigkeit steht und fällt. Ich habe bereits früher darauf hingewiesen2, daß man zwar an kalbenden Gletschern und Eisbergen häufig diese inglazialen Kanäle beobachten kann , daß sie aber bei normalen, auf dem Festlande ausgehenden Gletschern seltener der Beobach- tung zugänglich sein werden. Wie zahlreich sie aber auch dort sind, ergaben die diesjährigen Beobachtungen. So fand sich auf der Nordseite des Unteraargletschers in der terminalen Absturz- wand ein sehr schöner leer gelaufener Kanal von ca. 2 m Höhe mitten im Eise, und zwar, was besonders wichtig ist, direkt ober- halb des nördlichen Gletschertores. Ferner zeigte sich gletscher- aufwärts bei ca. 2199 m ein tief eingeschnittener Gletscherbach; in Wirklichkeit handelte es sich um einen oberflächlich angeschmolzenen inglazialen Kanal , denn an einigen Stellen öffnete er sich nach oben nur mit einer schmalen Rinne, an anderen aber war er noch völlig mit Eis bedeckt. Einen prachtvollen Einblick in das sub- glaziale Entwässerungssystem gewann man dann etwas höher bei ca. 2270 m, südlich eines enormen Protoginblockes. Hier öffnete sich ein tiefer, enger Trichter, in diesen mündete von der Seite ein völlig gedeckter, ca. \ m breiter, -f m hoher Kanal. Aus diesem stürzte das Wasser abwärts in den Trichter bis zu nicht erkennbarer Tiefe. An der gegenüberliegenden Wand zeigten sich dagegen Reste älterer, jetzt nicht mehr durchströmter Kanäle. In ihrer Längsrichtung folgen diese einem vernarbten, steilstehenden. Längsriß, so daß sich auch hier Beziehungen zwischen dem Ver- lauf der Kanäle und den Abscherungsflächen zu erkennen geben, 1 0. D. von Engeln, Phenomena associated with Glacier Drainage and Wastage. Zeitschr. f. Gletscherkunde. 6. 1911 12. S. 104—150. 2 a. a. 0. p. 109. H. Philipp, 210 worauf ich bereits 1 hingewiesen habe 2. Die angeführten Beispiele lagen direkt an unserer Gletscherroute und würden sich durch systematisches Absuchen leicht vermehren lassen, sie mögen aber genügen, um auf das Vorhandensein eines ausgedehnten in glazialen Drainagesystems auch in unseren alpinen Gletschern hinzuweisen 3. Je tiefer die Kanäle liegen, um so größer werden sie sein. Stark schematisiert und auf einen Vertikal schnitt projiziert würde Fig. 3 etwa das Beispiel eines einfachen inglazialen Drainagesystems mit tätigen und außer Funktion gesetzten Röhren darstellen. Wird ein inglazialer, von einem Strudelloch bei A horizontal über B hinaus fortlaufender Kanal in der Richtung BC von einer Quer- spalte getroffen, so wird das distale, über B hinausreichende Kanal- stück in der früher beschriebenen Art4 trocken gelegt. Der in der Richtung B C entstehende neue Trichter wird sich dann durch Strudelung weiter vertiefen und nacheinander in verschiedener Höhe sich Abflußmöglichkeiten suchen können, z. B. C — D — E, so daß Fig. 3. Schema einer inglazialen Drainage. einer den Trichter verlassenden Röhre keineswegs immer ein Kanal- stück auf der gegenüberliegenden Seite zu entsprechen braucht. Daß bei dem Abfangen durch Querspalten eine seitliche Verlegung des neuen Ablaufrohres stattfinden kann , ist selbstverständlich ; sie erklärt die gelegentliche auffallend bajonettartige Knickung mancher Osar5, wie z. B. auch die Auslenkung der beiden vor* beschriebenen Osarstiicke vom Oberaargletscher. Wie enorm solche Kanäle im Inlandeis werden können, und daß sie liier vollständig genügen würden, um auch Schottermassen von der Mächtigkeit der größten nordeuropäischen Osar aufzu- 1 a. a. 0. p. 101. 2 Ganz besonders schön treten solche Beziehungen in der Abbildung eines inglazialen Kanals bei von Engeln (a. a. 0. p. 115 Fig. 4) zutage, wo der Kanal sich deutlich in dem Niveau der scharf auspeprägten, hori- zontal liegenden Abscherungsflächen eingegraben hat. 8 Vergl. auch Agassiz, Systeme glaciaire. 1847. p. 348—350. 4 a. a. 0. p. 78. 6 P. G. Krause, Über Oser in Ostpreußen. Jahrb. preuß. geol. Landesanst. 1911. 32. p. 89. Zur Theorie der Osentstehung. 217 stauen , das zeigt der riesige Tunnel in einem von Hobbs abge- bildeten Eisberge h Lassen sich einerseits durch die Annahme inglazialer Ent- stehung gerade die Schwierigkeiten beheben , die sich den bis- herigen Theorien der Osentstehung entgegenstellten, so ergibt sich andererseits scheinbar eine Schwierigkeit , auf die J. Korn in einer kürzlich erschienenen Arbeit1 2 besonderes Gewicht gelegt hat: „Vor allem — und das ist einer der Hauptein wände gegen die ganze Theorie von der inglazialen Entstehungsweise dieser Bil- dungen Norddeutschlands — kann Philipp auf seine Weise nicht erklären, wie im allergrößten Teile der norddeutschen Wallberge die ursprünglich horizontale Aufschüttung des Materiales noch er- halten sein kann.“ Dieser Einwand scheint auf den ersten Blick berechtigt zu sein, weil bei dem Niederschmelzen in der von mir angegebenen Art, also von der Oberfläche des Gletschers her. immer gewisse Störungen und Abrutschungen, wenigstens randlich, auftreten müssen. Sieht man nun von den Fällen ab , wo diese randlichen Verrutschungen nachträglich durch die Gewässer der Osgräben unterwaschen und abgetragen sind3, so bleiben die Fälle zu erklären , bei denen überhaupt keine oder nur unwesentliche randliche \Terrutschungen stattgefunden haben. Bei meinen Aus- führungen hatte ich nur Rücksicht genommen auf die Ausschmel- zung der inglazialen Kanäle von oben her, und ich gebe unum- wunden zu , daß sich mit dieser die Fälle absolut ungestörter Lagerung schwer vereinbaren lassen. Nun erleiden ja aber die Gletscher nicht nur Abschmelzung von oben her, sondern auch von unten , die keineswegs unterschätzt werden darf. Diese ist allerdings wesentlich schwächer als die Ablation der Gletscher- oberfläche , es darf aber nicht übersehen werden , daß sie im Gegensatz zu jener auch im Winter, also das ganze Jahr hin- durch, tätig ist und außerdem viel konstanter wirkt, da sie von den jahreszeitlichen und täglichen Temperaturschwankungen unab- hängig ist. Bei der Schmelzung von unten her müssen sich dem- nach die in den Bereich dieser Abschmelzung fallenden inglazialen Kanäle gleichfalls auf den Boden senken und hier ihre Schotter- massen ablagern, nur mit dem Unterschied, daß jetzt die Bildung eines inneren Eiskerns und das Abrutschen an dessen Wänden völlig fortfällt. Gerade durch die gleichmäßige und allmähliche Abschmelzung von unten her wird normalerweise jede Störung der inneren Struktur des Oses vermieden werden. Aus theoretischen 1 W. H. Hobbs, Charact. of existing glaciers. 1911. p. 182. Fig. 99. 2 J. Korn, Der Buk-Moschiner Os und die Landschaftsform der West-Posener Hochfläche etc. Jahrb. preuß. geol. Landesanst. 34. 1913. p. 181—205. 3 H. Philipp, a. a. 0. p. 85. II. Philipp, 218 Gründen war geschlossen worden1, daß die Kanäle sich haupt- sächlich in den tieferen Teilen des Gletschers finden werden, und gerade diese tief gelegenen Kanäle werden früher durch die Ab- schmelzung von unten als von oben her getroffen werden. Eine Abschinelzung von unten her wird im übrigen um so mehr gegen- über der oberflächlichen an Bedeutung gewinnen , je stärker die schmelzende Eisoberfläche sich mit ausschmelzendem Detritus be- deckt . und gerade dies wird beim Rückschmelzen des diluvialen Inlandeisrandes der Fall gewesen sein , worauf ich 2 bereits hin- gewiesen habe. Daß bei der Abschmelzung von unten her die Beziehungen zum Untergrund und zu den Osgräben die gleichen bleiben wie bei der Oberflächenablation, versteht sich von selbst; nur werden in diesem Fall die ganzen morphologischen Verhältnisse viel deutlicher die ursprünglichen Lagerungsformen innerhalb des geschlängelten Kanales wiedergeben. Bei solchen von unten her ausgeschmolzenen Osarn wird sich auch besonders leicht die An- und gelegentliche Überlagerung von Moräne erklären, da beim völligen Abschmelzen des Eises das in diesem noch enthaltene Moränenmaterial sich auf dem Rücken ab- setzen bezw. sich diesem anlagern muß. A priori wird man somit eine Teilung der Osar in zwei Gruppen vornehmen können, je nachdem sie durch Schmelzung von oben oder von unten her zur definitiven Ablagerung kommen; der letzteren Kategorie wird man alle die Fälle zurechnen müssen, bei denen sehr geringe oder gar keine Lagerungsstörungen auf- treten, zu der ersten werden dagegen die umgelagerten Osar und vor allem die „ Aufpressungs“- und „Stauosar“ zu rechnen sein3. Dabei sind wohl Fälle denkbar, „daß oft in demselben Wallberge .... ein Teil horizontal geschichtet ist , während ein anderer Teil die Aufpressungserscheinungen zeigt“ 4, mit anderen Worten, daß beide Typen gelegentlich innerhalb ein und desselben Oszuges Vorkommen. Denn es ist sehr wohl möglich, daß der gleiche Kanal- zug, je nach seiner Lage und Neigung zur Ober- bezw. Unterfläche des Gletschers , an einer Stelle von oben , an einer anderen von unten her freigeschmolzen wird. Dies läßt sich leicht an der schematisierten Skizze Fig. 3 beweisen. Angenommen auf den horizontalen Strecken des inglazialen Kanales A — B — C — D — E 1 a. a. 0. p. 101—102. 2 a. a. 0. p. 99. 3 Natürlich nur, soweit es sich dabei um wirkliche Osar handelt, nicht um tektonisch bedingte Durchragungen , wie es nach den Darstellungen von H. v. Wichdorff (Zeitschr. deutsch, geol. Ges. 64. 1912. Mon.-Ber. 108, und Jahrb. preuß. geol. Landesanst. 30. 1909. p. 145 — 155) bei dem Sandrücken von Naugard der Fall zu sein scheint. Für solche Bildungen müßte der Name Os überhaupt fallen. 4 J. Korn, a. a. 0. p. 204. Zur Theorie der Osentstehung. 219 sei es zur Ablagerung von Schottern gekommen, so werden diese zunächst bei E von oben her freigelegt; bei weiterem Rückzug des Gletschers wird das Stück C — D — E durch Abschmelzung von unten her immer mehr dem Untergrund genähert, bis es schließ- lich etwa auf der Strecke C — D von unten her frei wird; da- gegen kann das Stück A — B wieder von oben her ausschmelzen. Außerdem darf man nicht übersehen, daß auch bei einem nur von unten angeschmolzenen Os gelegentlich Störungen infolge ungleich- mäßiger Unterlage auftreten können und müssen. Ich glaube somit gezeigt zu haben , daß die Einwände Korn’s gegen eine inglaziale Entstehung nicht stichhaltig sind und daß die ungestörte Lagerung im Gegenteil gerade sehr leicht durch diese ihre Erklärung findet. Zu welchen Schwierig- keiten dagegen die Spaltentheorie führt , die Korn und mehrere andere Autoren vertreten, zeigen am besten die Ausführungen von Korn selbst1. Solche in Serpentinen geschwungenen Spalten, wie sie Korn annimmt und zeichnet, kommen m. W. in der Natur nicht vor; jedenfalls erinnere ich mich nicht, irgend etwas Ähn- liches bisher beobachtet zu haben ; noch weniger aber wird an typischen klaffenden Längsspalten, denn nur um die kann es sich ja bei den KoRN’schen Darlegungen handeln, eine Bewegung der angenommenen Art stattfinden , ganz abgesehen davon , daß eine solche Bewegung gerade um eine halbe Wellenlinie eine reine Zufälligkeit bedeuten würde. Wollte man aber schließlich alle diese Möglichkeiten noch zugeben, so bliebe der Ein wand, daß bei der langsamen Bewegung des Eises der Bach reichlich Zeit hätte , die sich bildenden Verengungen zu überwinden und sein Bett gleichmäßig auszuschmelzen. Welche Länge müßten außer- dem bei der z. T. außerordentlichen Erstreckung der Osar diese Spalten gehabt haben. Man darf doch nicht vergessen, daß solche Spalten die Reaktion des Gletschers auf lokale Änderungen des Untergrundes darstellen, ihr Auftreten also auch immer lokal be- grenzt ist , und außerdem die Osar , ganz abgesehen von ihrer Länge, ja gerade eine so auffallende Unabhängigkeit von der Kon- figuration des Untergrundes auf weisen ! Vor allem aber zeigt sich die Unmöglichkeit der Spaltentheorie darin, daß Korn zu der Annahme gezwungen wird, die Osar hätten sich nur im toten Eise bilden können 2. Es genügt ein Blick auf die De GEER’sche Karte des spätglazialen Südschweden 3, um die Unmögliche^ dieses Gedankens zu zeigen ; denn wir müßten dann ja konsequenterweise schließen, 1 Ebenda p. 200 ff. 2 J. Korn, Die mittelposensche Endmoräne und die damit verbun- denen Oser. Jahrb. preuß. geol. Landesanst. 1912. p. 481 — 482, und a. a. 0. 1913. p. 204. 3 De Geer, Das spätglaziale Südschweden, Karte 1:500000. Schwed. geol. Landesanst. 1910. H. Philipp, 220 daß die ganze Eisbedeckung Südscliwedens ein toter Eislappen gewesen sei. Ebenso verleitet die Spaltentheorie Hess von Wich- dorff 1 zn der ganz willkürlichen Annahme einer Aufpressung von unten her. Gerade die verworrene, unregelmäßige Lagerung der Sandschicht um den Geschiebemergelkern, wie sie Hess von Wich- porff 2 abbildet, spricht nicht für eine antiklinale Aufpressung, sondern für unregelmäßige Abrutschungen an einem inneren, von Grundmoräne erfüllten Eiskern3. Ein anderer , mir von sehr geschätzter Seite geäußerter Einwand betrifft die Beteiligung von marinem Material am Auf- bau vieler fennoskandischer Osar. Demgegenüber kann ich nur darauf hinweisen, daß, soweit mir bekannt ist4, solche marinen Bildungen nicht innerhalb der Osar auftreten , sondern diese be- decken oder flankieren, wie z. B. bei den Deckschichten des be- kannten Os von Upsala, „welche später auf mehr geschützten Teilen des Askerns abgesetzt worden sind“ 5. Es handelt sich bei diesen marinen Bildungen einerseits um spät- und postglaziale Absätze, andererseits um nachträgliche Bedeckungen, die eintraten, wenn die Gletscher sich in offenes Wasser vorschoben. Natürlich konnten diese Deckschichten auch bei inglazialer Entstehung der Osar sich auf diesen ablagern, namentlich wenn deren Abschmelzen von der Unterseite her erfolgte. Zum Schluß sei auf eine Erscheinung eingegangen, die gleich- falls für inglaziale Entstehung spricht, auf den engen Zusammen- hang von Osarn, Rollsteinfeldern und Karnes. Die Rollsteinfelder „gehen teilweise aus den Asar durch Verflachung, Auflösung oder Einebnung der Rücken hervor“ Dieses Alternieren bezw. Zu- sammenauftreten kommt vorzüglich auf der HuMMEL’schen Karte 7 zum Ausdruck und ist auch sofort bei unserer Entstehungsannahme erklärlich. Die Rollsteinfelder müssen stets dort auftreten , wo die schottererfüllten Kanäle sehr hoch im Eis liegen , also durch oberflächliche Ausschmelzung bereits in ziemlicher Entfernung vom Gletscherende zutage treten. Beim Niederschmelzen müssen die Gerolle durch Abtischen und seitliches Rutschen ähnlich einer ausschmelzenden Innen- oder Mittelmoräne sich immer weiter nach 1 Hess von Wichdorff, Erl. zu Bl. Groß-Borckenhagen. Preuß. geol. Landesanst. Lief. 170. 1912. 2 a. a. 0. p. 10. Fig. 2. 3 H. Philipp, a. a. 0. p. 94. 4 Bezüglich der russischen Ostseeprovinzen bin ich Herrn Prof. B. Doss in Riga für freundliche Auskunft sehr zu Dank verpflichtet. J. P. Gustafson, Über spät- und postglaziale Ablagerungen in der „Sandgropen“ bei Uppsala. Geol. Foren. Förh. 1909. 31. Heft 7. p. 710, und Guide, Intern. Geol. Kongr. Stockholm 1910. No. 17. p. 4. J. Elbert, Die Entwicklung des Bodenreliefs von Vorpommern und Rügen. Jahresber. d. Geogr. Ges. Greifswald. 8. 1904. p. 64. 7 a. a. 0. Taf. 1. Zur Theorie der Osentstehung. 221 den Seiten ausbreiten. Namentlich dort, wo mehrere solcher Kanäle übereinander oder dicht beieinander liegen, wird der Gletscher sich beim Niedersclimelzen in breiter Zone mit gerolltem Material be- decken und beim endgültigen Rückzug ein entsprechendes längs- gestrecktes Scliotterfeld , ein „Rollsteinfeld“, vor sich ausbreiten. Hieraus erklärt sich die Breite mancher „Osbildungen“ auf der De GEEn’sclien Karte, wo die Rollsteinfelder von den Osarn nicht getrennt sind, während auf der HuMMEL’schen Karte diese breiten Felder durch die Signatur sich von den gleichsinnig verlaufenden schmalen Osrücken abheben. Ebenso wird häufig der Fall ein- treten können, daß sich diese Gerölldecken auf einen von unten aus- geschmolzenen Osrücken niedersenken und diesen überziehen, so daß sich zu beiden Seiten des Rückens noch breite Geröllfelder ausdehnen, Fälle, wie sie auch aus der HuMMEL’schen Karte ersichtlich sind. Wie verhält sich nun bei einer Stillstandslage dies seit- lich zerstreute Material der hochgelegenen Kanäle , das beim Rückzug des Gletschers ein Rollsteinfeld geliefert hätte. Hier muß sich natürlich das Material akkumulieren , und zwar der Breite der Beschotterung entsprechend zu tangential ge- lagerten Kies- bezw. Geröllrücken. Diese sind aber .wiederum nichts anderes als die sogenannten Marginalkames 1 und Marginal- osar, die speziell in Nordamerika und Finnland in großer Ver- breitung auftreten. Daß die radialen Kiesaufschüttungen mit den tangential (marginal) gelegenen auf das engste Zusammenhängen, daß die letzteren „trotz ihrer marginalen Lage .... als Teile der radialen Rückenlandschaft aufzufassen“ 2 sind, wissen wir aus zahlreichen Beobachtungen, eine Erklärung aber gerade dieser quergestellten , oft am Aufbau der Endmoräne sich beteiligenden oder an deren Stelle eintretenden Kies- und Schotterrücken dürfte bei der bisherigen subglazialen Erklärung der Osar auf beträcht- liche Schwierigkeiten stoßen. Wie sehr aber die Struktur solcher Marginalosar der hier vertretenen Ansicht entspricht, ergibt sich aus Beobachtungen von J. J. Sederholm am Marginalos von Hyvinge in Finnland 3: „On y voit une alternance de couches de sable grossier et fin. Les premieres forment parfois des enclaves dans les secondes, de sorte qu’on a l’iinpression nette que ce sable est en quelque sorte tombe du bord du glacier dans l’eau qui s’etalait devant le bord, et oü se deposait en meine temps le sable ä stratification uniforme.“ Hier zeigt sich also aus dem inneren Aufbau deutlich, daß diese Kiesmassen nicht unter dem Gletscher durch subglaziale Wassermassen abgelagert sein können, sondern von der Oberfläche, bezw. aus dem Innern des Gletschers stammen. 1 Vergl. J. Elbert a. a. 0. p. 77. 2 ebenda. 3 J. J. Sederholm, Les depöts quaternaires de la Finlande. Bull, comm. geol. de Finlande. 1911. No. 29. p. 10. H. Philipp. Zur Theorie der Osentsteliung. 900 Ebenso variabel werden die Beziehungen der Osar zu den Karnes sein müssen. Ich hatte bereits auf die mit der Osbildung dos Oberaargletschers in Verbindung stehenden Schotterhaufen (Karnes) hingewiesen und zur Erklärung eine Zerstückelung des j Oskanals durch Spalten angenommen \ Eine Bildung von einzelnen : Kieskuppen ist aber auch möglich in einer Stillstandslage. Analog der Bildung von Endmoränen muß sich alsdann vor jedem im Gletscherrand ausmündenden Kanäle der beschriebenen Art ein Schotterhügel akkumulieren, so daß je nach der Lage und der Anzahl der Kanäle isolierte oder gruppen förmig angeordnete Karnes j entstehen. Am Oberaargletscher ist dies vorzüglich zu sehen. Es wurde schon oben erwähnt, das sich hier am südlichen Uferrand vor dem Gletscher Kieshaufen und Rücken bis zur Endmoräne hinziehen und hier in einem mächtigen, ca. 8 — 10 m hohen Hügel von annähernd elliptischer Form kulminieren. Da dieser, im Bogen der Endmoräne liegende Schotterhügel ziemlich weit vom jetzigen Gletscherrande entfernt ist, so dürfte ein innerer Eiskern hier kaum mehr vorhanden sein , demnach der ganze Hügel aus ge- rolltem Material bestehen, abgesehen von einigen Geschieben, die oben darauf liegen. Entsprechend wird bei etappenförmigem Rück- zug eine Hintereinanderfolge isolierter Karnes möglich sein , die durch niedrigere osförmige Stücke in Verbindung stehen. Überhaupt wird man nie außer acht lassen dürfen, wieviel verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten im einzelnen bei inglazialer Entstehung gegeben sind, sei es, daß die Abschmelzung von oben oder von unten her erfolgt. Man wird von Fall zu Fall prüfen müssen, welche dieser Möglichkeiten vorliegt; allen Fällen ge- meinsam aber wird die nachträgliche „mise en place“ sein und die hieraus sich ergebenden Beziehungen zum Untergrund. Die wichtigsten der eben geschilderten Beziehungen zwischen der Lage des inglazialen Kanales, den Abschmelzbedingungen und dem Zustand des Gletschers lassen sich in folgendem Schema zu- sammenfassen : Schmelzg. des Kanals Gletscher im Rückzug Gletscher stationär von unten Os, ungestört Os von oben, Kanal tief gelegen Os, gestört Kames von oben, Kanal hoch gelegen Rollsteinfeld Marginal-Os Ich glaube im vorstehenden einige neue Stützpunkte für die Auffassung der inglazialen Osentsteliung gegeben und namentlich gezeigt zu haben, wie der tatsächlich bestehende Zusammenhang zwischen Osarn und Karnes, Rollsteinfeldern und Marginalosarn auch genetisch eine einfache Lösung durch diese Auffassung findet. 1 a. a. 0. p. 83. G. Rother, Ueber einige natürliche Eisenmanganoxyde. 223 Über einige natürliche Eisenmanganoxyde. Von Dr. Gustav Rother in Steglitz. Aus dem Referate von A. Himmelbauer1 über die Bedeutung I der Kolloidchemie für die Mineralogie geht hervor, daß die Gele der Eisen- und Manganoxyde durch viele Forscher untersucht sind. Sowohl über die künstlichen wie über die natürlichen ist viel gearbeitet worden. Doch fehlt es bisher an einer Bestimmung, welche erkennen läßt, inwieweit der Kolloidzustand bei natürlichen Eisenmanganoxyden mit denen künstlicher zu vergleichen wäre. Durch Vermittlung von Prof. Dr. Stremme habe ich drei Eisen- I manganoxyde erhalten und mit seiner freundlichen Hilfe teile ich hier die Resultate meiner Untersuchung mit. Die drei Erzproben sind vom k. k. Berghauptmann Hofrat Dr. Canaval am Zosner-Kogel bei Hüttenberg gesammelt worden. No. 1 ist ein rotbraunes Gel, untermengt mit Quarzkörnern und Glimmerblättchen. Es kam , nach einer freundlichen Mitteilung von Hofrat Canaval, als eine Guhr im vorderen Teil des Schachner- stollens vor und überdeckte hier die Ulme, so daß man die Lage- rungsverhältnisse in diesem Teil des Stollens nicht ermitteln konnte. Der Stollen ist ein alter Schrämmstollen , der zu einem alten Bergbau auf Spateisenstein gehört. Die Erzgänge , welche auch noch Pyrit, Arsenkies, Antimonit , Bleiglanz, Zinkblende führen, durchsetzen gneisige Glimmerschiefer. No. 2 und 3 stammen aus einem jetzt wieder verstürzten Schurfbau nächst dem Gehöfte Backhofer. Hier kommen Lager von Spateisen, z. T. in Limonit umgewandelt, im Kalkstein vor. Der Limonit führt auch Goethit und Wad. Nr. 2 ist eine trockene, weiche, braune, zerreibliche Masse, No. 3 hartes, dichtes Brauneisen. Die drei Erze wurden zunächst bei 105° getrocknet. Es verloren : No. 1 71,90 °/o, No. 2 2,61°/ o , No. 3 1,02 °/o H, Die Analysen der getrockneten Substanzen ergaben : No. 1 No. 2 No. 3 Si02 36,62 52,49 9,63 ai2o3 8,67 10,75 0,17 Fe2 03 19,81 15,78 71,03 Mn 0 18,70 13,55 5,60 MgO 1,37 — — CaO 1,86 — — K2 0 2,70 — — . Glühverlust . . 10,00 7,26 12,13- Summe . . . . 99,73 99,83 98,62 Hygroskopizität 16,67 9,97 1,92 1 J. G. Linck, Fortschritte der Mineralogie. III. p. 48 — 52. 224 Personalia. Von den drei Erzen ist also der dichte Brauneisenstein No. 3 ein Eisenerz mit etwa 50°/o Fe. Obwohl nicht deutlich kristallisiert, hatte es doch die Geleigenschaften verloren. Seine Hygroskopizität war trotz des Wassergehaltes von über 12 °/o außerordentlich gering. Die Zusammensetzung ist ungefähr 2 Mol. H2 0 auf 1 Mol. Fe203 (genau 1,91 : 1). Ein Teil des Wassers dürfte dem Mangan und der Kieselsäure zukommen. No. 2 ist stark tonig. Bemerkenswert ist die verhältnismäßig hohe Hygroskopizität von 10°/o, welche fast genau dem Gesamtwassergehalt entspricht. Diese zeigt, daß die Substanz , obwohl amorph , dennoch einen Teil der Geleigen- schaften bewahrt hat. In No. 1 sind Kieselsäure, Tonerde und die Basen als Quarz und Glimmer beigemengt. Diese haben keine Hj^groskopizität. Infolgedessen kommt die ganze hohe Hygro- skopizität von 1 6,67 0 / o den 38,5°/. an Eisemnanganoxyden zu. Frisch gefälltes Eisenoxydul hatte nach Stremme und Aarnio1 eine Hygroskopizität von 56,73 °/o, Ivahlb AuivPsches, käufliches Eisen- oxydhydrat , ein ziemlich eingetrocknetes Gel , eine solche von 21,30 °/o. Das Eisenmangangel No. 1 von Hüttenberg dürfte in der Hygroskopizität dem frisch gefällten Eisenoxydgel nahekommen und das ausgetrocknete KAHLBAUM’sche übertreffen. Für No. 2 ist ange- sichts der erheblichen Tonbeimengung schwer ein Vergleich zu ziehen. Berlin, im Dezember 1913. Personalia. Angenommen: Prof. Dr. R. Nacken in Leipzig den Ruf für die neugeschaffene etatsmäßige außerordentliche Professur für Mineralogie in Tübingen. Ernannt: Dr. P. Arbenz zum a.o. Professor der Geologie an der Universität Bern. — Dr. A. Buxtorf zum a.o. Professor der Geologie und Paläontologie in Basel. — Geh. Bergrat Dr. Keilhack zum Dirigenten der Flachlands-Abteilung der Kgl. Geol. Landesanstalt Berlin an Stelle des verstorbenen Geh. Bergrats Dr. Wahnschaffe. — Der Bezirksgeologe Dr. Johannes Korn zum Landesgeologen an der Preuß. Geol. Landesanstalt und der außeretatsmäßige Geologe an derselben Anstalt, Dr. Oskar G-rupe, zum Bezirksgeologen. — Dr. F. Etzold (Leipzig) zum sächsischen Landesgeologen. — Dr. Axel Schmidt (Stuttgart) zum 1. Assi- stenten in der Geologischen Abteilung des Statistischen Landesamts. Habil i t i e r t : Dr. Th. Brandes als Privatdozent für Geo- logie und Paläontologie an der Universität Leipzig. Gestorben: Dr. Tempest Anderson (York, Engl.), Dozent für Vulkanologie am 26. August 1913. Besonders bekannt durch seine Vulkanstudien. 1 H. Strome und P>. Aarnio. Zeitschr. prakt. Geol. 1911. p. 346. Voigt & Hocfigesang • Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30—1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. — ■■ Ersatz für Kanadabalsam. ■ ■ ■ Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. Prospekte kostenlos! t gr Soeben ist erschienen: Allgemeiner mineralogisch-geologischer Lehrmittel-Katalog 18 für den Schulgebrauch. II. Auflage ===== Erster Teil. Mit 107 Abbildungen. Diese neue Auflage hat im Vergleich sehr bedeutend an Umfang und Inhalt zugenommen; der vorliegende erste Teil allein umfaßt XXII -}- 240 Seiten Text, also für sich schon ungefähr das doppelte der ersten Auflage. Im November 1913 ist erschienen das Peirographische Semester-Verzeichnis No. 9 welches einen Überblick über die neuen Zugänge unseres ausgedehnten Gesteinslagers während des letzten Jahres gibt. Unter anderen können wir mehrere neue und interessante Lokal- sammlungen, die unter der Mitwirkung namhafter Forscher gesammelt sind, anbieten. So z. B. die interessanten Gesteine aus dem Nord- ingra-Distrikt in Schweden, aus dem Manganerz-Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pantelleria und einer Anzahl von Inseln der Liparischen Gruppe u. a. m. Im Januar 1914 ist erschienen das Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16. Es bietet eine reichhaltige Auswahl prachtvoller Museums-Schaustücke sowie neue Mineralien und neue Mineralvorkommen; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi- Kupfergruben , Euklas und Rubellit und andere seltene Mineralien vom Ural, Nord-Amerika, Brasilien und Madagaskar. Neue Mineralien: Ampangabeit, Betafit, Fizelyit, Hodgkinsonit, Hügelit, Wilkeit etc. Ferner das Paläontologische Semester-Verzeichnis 1.43 enthält verschiedene höchst interessante Neuheiten, z. B. fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc.; prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel, dem Silur Gotlands und dem Carbon Nord- Amerikas ; alpine Trias; baltische Trilobiten; Mammalia von Samos, Ägypten und Nord-Amerika. DR F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833. BOIH! SL. Rheill. Gegr. 1838 Verlag der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 T)mok ron 0. Griinlnger, K. Hofbuohdrucherel Zu Gutenberg (Blett & Hartmann), Stuttgart. No. 8 Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1914 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Lentraio für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Seite Inhalt. Original- Mitteil ungen etc. Pietz sch. Kurt: lieber das geologische Alter der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. Mit 5 Textfiguren. (Schluß.) . . 225 Treubert. Franz: Erwiderung auf die gegen meineJHypothese erhobenen Einwände 241 Endeil. K. uirl E. Eieke: Über das Verglimmeu einiger Oxydgele beim Erhitzen. Mit 1 Textfigur 246 T u can Fran: Nickelhaltige Magnesite in Kroatien 250 Neue Instrumente und Beobachtungsmethoden. Heim. Arnold: Ein verbessertes Richtho FEN’sches „Horizontalglas“. Mit 1 Abbildung 252 Versammlungen und Sitzungsberichte 254 Besprechungen. Küster, Ernst: Über Zonenbildung in kolloidalen Medien . . . 256 Miscellanea • 256 Personalia 256 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. — — Prospekte auf Verlangen. == Mineralien Petrafakten, Gesteine, Konchylien usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineralien-Comptoir - . Heidelberg. Rufnummer 2928 .*. Telegr.-Adr. : Mineral, Heidelberg Listen auf Wunsch gratis. K. Pietzsch, Ueber das geol. Alter der dichten Gneise etc. 225 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über das geologische Alter der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. Von Kurt Pietzsch in Leipzig. Mit 5 Textfiguren. (Schluß.) Nach Lepsius 1 liegen die Gneise des Erzgebirges mit dem Scliiefermantel völlig konkordant, während die jüngeren Granite (z. B. Kirchberger Granit, Eib'enstocker Massiv) das Schiefergebirge diskordant zur Schichtung durchbrechen. Die Gneisgranite („kon- kordante Granite“) wölbten nach seiner Ansicht die Schieferhülle flach empor; die von der Hülle abblätternden Schieferschichten sanken dabei in das eruptive Magma ein und wurden von ihm absorbiert, wobei sie „dem Granite ihre konkordante Schichtung in Form der bekannten Gneisflaserung mitteilten“ und eben auf diese Weise das erzeugten, was wir Gneis nennen. „Die Glimmer- schieferzone würde dann den inneren, die Phyllite den äußeren kontaktmetamorphen Hof der gneisgranitischen Lakkolithen dar- stellen.“ „Die Schiefer der Urgneis- und der Glimmerschiefer- formation des sächsischen Erzgebirges würden demnach keinem besonderen Schichtensystem angehören, welches sehr viel älter als die Phyllite wäre, sondern nur den zu Glimmerschiefer (resp. auch zu gewissen Gneisen) durch die Granite umgewandelten tieferen Teil der Phyllitformation darstellen ; daher die konkordante Schich- tung vom tiefsten Freiberger Gneise an durch die Glimmerschiefer bis zum Phyllit, Kambrium und Silur; erst von Devon und Karbon an sind Diskordanzen nachzuweisen ; hier zuerst beginnen infolge- dessen auch Geröllhorizonte und Konglomerate sich einzustellen1 2.“ Die dichten Gneise sind also nach Lepsius als nicht völlig ein- geschmolzene und umkristallisierte Beste sehr tiefer Glieder der von dem aufdringenden Magma umgeschmolzenen Sedimenthülle anzusehen. C. Gäbert weicht von dieser durch Lepsius vertretenen Meinung insofern ab, als er eine Einschmelzung der abblätternden tiefsten Schichten der Schieferhülle ablehnt und auch die Gneise 1 Geologie von Deutschland. II. p. 105 — 107 und Geol. Rundschau. 1912. p. 1—6. 2 Lepsius, Geologie von Deutschland. II. p. 107. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 15 K. Pietzsch, Ueber das geologische Alter 2215 der höheren Stufe des erzgebirgischen Gneissystems sämtlich für eruptiv erklärt. Die Auffassung der dichten Gneise als „kon- kordante Einlagerungen“ beruht nach ihm auf einem Irrtum, „da- durch hervorgerufen, daß sich die Planung der eruptiven Gneise vollkommen den Schichtflächen der mit ihnen in Kontakt geratenen Sedimentmassen ansclnniegt. Die letzteren müssen als im Gneise gewissermaßen schwebende Schollen aufgefaßt werden und reprä- sentieren als solche Beste eines ehemals die gesamte Gneisformation verhüllt habenden Schiefergebirges (Dach), in welches das Gneis- magma von unten her injiziert wurde. Dabei blätterte das Schiefer- gebirge auf, seine tiefsten Horizonte (Schalen) lösten sich völlig von dem Dache los, und in letzteres selbst drang das Gneismagma in Gestalt von Lagergängen ein, dabei eine Parallelstruktur an- nehmend , die mit den Schichtflächen des Schiefers vollkommen harmoniert1“. Wenn Gäbert die „konkordante Einlagerung“ der dichten Gneise bestreitet, so hat er damit die konkordante linsen- förmige Einlagerung dieser Gesteine in Sedimentärgneisen vor Augen; denn die Konkordanz mit dem umgebenden Gneis, den er aber für eruptiv ansieht, gibt er ebenso zu, wie die im großen hervortretende konkordante Lagerung der dichten Gneise zum Dach des „Lakkolithen“ 2. Dies ist insofern von Wichtigkeit, weil daraus hervorgeht, daß auch seiner Meinung nach die dichten Gneise von den tiefsten Komplexen der Schieferhülle abgeblätterte Schollen sein müssen. Zu denselben Schlüssen kommt man , wenn man die Gneis- bildung als eine regionale Aufschmelzung betrachtet. Auch unter diesem Gesichtspunkte ergibt sich , daß in den dichten Gneisen metamorphe Glieder der tiefsten Zonen einer Sedimentfolge vor- 1 Gäbert, a. a. 0. p. 359 — 360. Selbst wenn man die Injizierung großer Eruptivmassen in das Dach des „Gneislakkolithen“ zugeben mag, so wird dadurch noch keineswegs die eruptive Natur aller Gneise erwiesen. Die mikroskopische Untersuchung beweist sogar die sedimentäre Her- kunft mancher Gneise, die durchaus nicht zur Gruppe der dichten Gneise gehören, sondern im Handstücke sich stark den Freiberger Gneisen nähern. Doch schon ein Blick auf eine Übersichtskarte (z. B. auch auf die von Gäbert entworfene, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1909. Taf. XIY) widerlegt seine Ansicht. Wie soll es möglich sein, daß z. B. auf Sektion Wiesental der rote Gneis (rngn) voller Einschaltungen sedimentärer Genesis ist, die um- gebenden Schichten aber solcher Einschaltungen entbehren ; und diese roten Gneise sollen doch nach Gäbert eruptive Glieder einer jüngeren Gneis- formation sein 1 Gewiß sind eine große Anzahl von Muscovitgneis-Vor- koinmen eruptiv, andere aber sind es ganz bestimmt nicht. Es ist durchaus irrig, alles das, was auf den Spezialkarten bisher als mgn bezeichnet worden ist, für einander gleichwertig und für eruptiv zu halten. 2 Vergl. das Profil hinter p. 338 bei Gäbert, Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1907. der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. 227 liegen, in welcher bis ins Silur keinerlei Diskordanzen nach- gewiesen sind. Nun können aber diese tiefsten Komplexe der Schieferhülle des „Gneislakkolithen“ nur dann culmischen Schichten angehören, wenn vor der Vergneisung, die ja nicht jünger als mittelcarbonisch sein kann, eine so intensive Faltung stattgefunden hätte, daß die damals jüngsten Schichten tief unter die älteren Formationen ver- senkt worden wären. Die Unmöglichkeit einer Einfaltung nach der Vergneisung wurde schon oben hervorgehoben; und daß die Einfaltung des Culms etwa während der Vergneisung vor sich gegangen sei, ist schon deshalb unwahrscheinlich, weil die Grau- wackenhornfelse in der oberen Stufe der Freiberger Gneise kranz- förmig um den Kern der Kuppel angeordnet sind und also schon hätten eingefaltet sein müssen, ehe das Magma aüfdrang. Für eine derartig intensive, den Culm mit umfassende Faltung des alten Gebirges kurz vor der Vergneisung liegt aber keinerlei Beweis vor. Zwar zeigt im Vogtlande die diskordante Lagerung von Devon und Culm zu den älteren Formationen, sowie das Fehlen des Unterdevons Bewegungen in der Erdkruste an, doch geben die tatsächlichen Beobachtungen nirgends einen Anhalt für starke Faltungen in dieser Zeit. Solche können frühestens erst nach Ablagerung der Visestufe des Untercarbon stattgefunden haben ; damals ist aber, wie aus späteren Bemerkungen 1 hervorgeht, das granitische, zu Gneisen umgewandelte Gestein schon emporgedrungen gewesen. Außerdem scheinen die Verhältnisse in den Bandgebieten des Erzgebirges darauf hinzudeuten, daß die Umwandlung in kri- stalline Schiefer höchstens noch devonische Schichten mit umfaßt. Auf Sektion Lößnitz —Zwönitz wird Oberdevon als noch mit phylliti- siert angegeben2, dagegen sind bisher nirgends in unserer Phyllit- serie culmische Gesteine in phyllitischer Form gefunden worden. Auch sei daran erinnert, daß sich nirgends devonische oder sibirische Zonen quer durch die Phyllitserie hindurch verfolgen lassen, 1 Vergl. auch Anmerkung 4 p. 236. 2 Vergl. Sektion Lößnitz — Zwönitz, II. Auflage 1913. Es ist mir nicht unwahrscheinlich, daß die Silur- und Devonkomplexe dieses Blattes erst nach der eigentlichen Vergneisung des Erzgebirges gelegentlich der nach der Culmzeit einsetzenden intensiven Krustenbewegungen ihre jetzige Lage erlangt haben. Sie gehören nämlich einer schmalen, dem nördlichen Erzgebirge vorgelagerten Synklinalzone an, welche sich mit allmählicher Hebung der Achse des Muldentiefsten über Lößnitz, Burkhardtsdorf, Erd- mannsdorf und Hartha nach NO verfolgen läßt. Nördlich von diesem Zuge verläuft ebenfalls mit Hebung der Achse in nordöstlicher Richtung eine Antiklinalzone , welcher die Gneise und Glimmerschiefer zwischen Flöha, Frankenberg und Mobendorf angehören. Sekundäre Faltungen, Brüche und Überschiebungen komplizieren den Aufbau dieser langgezogenen Sattel- und Muldenzonen. Vergl. K. Pietzsch, Tektonische Probleme in Sachsen. Geolog. Rundsch. 1914 (im Druck). 15* 228 K. Pietzscli, Ueber das geologische Alter sondern daß in dieser das Streichen der alten Schichtung im großen und ganzen mit dem Streichen der Schieferung zusammenfällt (anders das Fallen!), wie sich z. B. aus der Verteilung der Quarzit- horizonte im Phyllitgebiet des westlichen Erzgebirges recht deut- lich erkennen läßt. Schließlich muß auch darauf liingewiesen werden, daß culmische Ablagerungen im mittelböhmischen Mulden- gebiet völlig fehlen, und daß sie nur am Bande der böhmischen Masse angetr offen worden sind. Es ist wenig wahrscheinlich, daß sich die culmischen Schichten einst über das ganze Erzgebirge hinweggezogen haben. Jedenfalls ist eine Einfaltung culmischer Schichten bis in so tiefe Zonen, daß sie von der erst nach der Faltung einsetzenden Vergneisung hätten zu dichten Gneisen um- gewandelt werden können, durchaus abzulehnen. So bliebe nur die Möglichkeit, daß sich Culmablagerungen einst wirklich über das ganze Gebiet des Erzgebirges erstreckt hätten, und daß das gesamte Schieferdach (einschließlich der allerobersten Schichten) in das Gneismagma hineingebrochen wäre. Jedoch bedingt diese Vorstellung eine derartige Häufung von Un Wahrscheinlichkeiten, und außerdem sind die dichten Gneise gerade in den tiefen Zonen der Paragneise recht häufig, während sie in dem Phyllitareal fehlen, so daß auch aus diesem Grunde ein culmisches Alter für das Ausgangsmaterial der dichten Gneise zu bezweifeln ist. Es war oben gezeigt worden, daß petrographische Momente das Culmalter jener Sedimente zu befürworten scheinen. Angesichts der eben auseinandergesetzten Gegengründe kann aber die petro- graphische Beweisführung allein nicht als genügend angesehen werden, wenn auch Gäbert 1 Zweifeln an der Zuverlässigkeit dieser Methode durch den Hinweis darauf zu begegnen meint, „daß gerade im Vogtlande und in Thüringen .... eine petrographisch sehr charakteristische Ausbildung gewisser geologischer Horizonte zu konstatieren ist“. Die Ansicht, daß derartige Grauwacken, wie sie den dichten Gneisen zugrunde liegen, aus petrographischen Gründen dem Culm angehören müssen, ist nur so lange verwertbar und die ganze Methode überhaupt nur so lange anwendbar, als man nicht auch ältere Gesteinskomplexe kennt, welche so zusammengesetzt sind, daß sie in- der entsprechenden Metamorphose dichte Gneise liefern ) können. Im Vogtlande und in Ostthüringen freilich sind solche nicht zu finden. Dagegen sind im zentralen Böhmen, in Land- strichen also, die von manchen Teilen des Erzgebirges nicht weiter entfernt sind, als die vogtländisch-ostthüringischen Culmgebiete, alte Sedimente verbreitet, welche unseren culmischen Schichten in mancher Beziehung zu vergleichen sind, welche aber von Cam- brium und Silur diskordant überlagert werden und daher als 1 a. a. 0. p. 367. der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. 229 präcambrisch anzusehen sind1. Überall wo sie auftreten, in den weiten Landstrichen von Kladno und Rakonitz über Pilsen bis Klattau und Mies, wie auch im Moldaugebiet von Kralup bis Pod- baba und von Königssaal bis zu den St. Johann-Stromschnellen, bilden sie stets ein wohl definierbares und von den jüngeren For- mationen bestimmt abtrennbares einheitliches Ganzes; an ihrem Aufbau sind vor allem Tonschiefer und Grauwackengesteine be- teiligt, die in ganz unregelmäßiger AVeise, aber in unendlich häufiger Wiederholung miteinander wechsellagern. In gewissen Zonen sind noch spilitische Ergußgesteine, ferner Lydite, Alaun- schiefer und gelegentlich auch Kalkschiefer eingeschaltet. In der Modraner Schlucht südlich von Prag tritt schließlich in den algon- kischen Schichten noch eine Konglomeratbank auf, die sich aucli weiter nach Süden und Südwesten zu bei Davle und Neu-Knin verfolgen läßt. An der Zusammensetzung der präcambrischen Sedi- mente beteiligen sich in der Hauptsache Quarz- und Glimmer- mineralien; doch enthalten die Grauwacken auch Feldspatfragmente (Plagioklas), und zwar stellenweise, z. B. im Moldaugebiet südlich von Prag, sogar so reichlich, daß der Quarz vollkommen in den Hintergrund gedrängt wird 2. Infolge dieser ihrer mineralischen Zusammensetzung bieten die präcambrischen Grauwacken im Dünn- schliffe dieselben Bilder dar wie entsprechende culmische Gesteine. Und betrachtet man die präcambrischen Schichtenkomplexe in ihrer Gesamtheit, zunächst ohne Rücksicht auf Zwischenschaltungen, die sich zudem nur in gewissen Zonen einstellen, und auch ohne Rück- sicht auf Unterschiede in der Kristallinität, so bieten diese alten Sedimentfolgen Böhmens im großen und ganzen ein Bild, welches gewissen culmischen Ablagerungen des Vogtlandes, Ostthüringens, der Nordlausitz , Schlesiens und Mährens nicht unähnlich ist. Es müssen daher wenigstens ähnliche Bedingungen bei der Ablagerung der präcambrischen und entmischen Schichten geherrscht haben. Denn 1 Die böhmischen Geologen gebrauchen statt „präcambrisch“ den Ausdruck „algonkisch“. Nachdem bekanntlich auch die Konglomerate der Kammern! hürka bei Tejrovic Faradoxides- Reste geliefert haben, und diese Stufe demnach nicht mehr, wie es früher geschah, zum Untercambrium gestellt werden darf, sondern ebenfalls zum Mittelcambrium gehört, ist zwar das präcambrische Alter des diskordant darunterliegenden Schichten- komplexes nicht mehr ganz sicher, jedoch fehlen, wie F. Slavik (Spili- tische Ergußgesteine usw., Archiv d. naturw. Landesdurchforschung von Böhmen. 14. No. 2. Prag 1908. p. 4) schreibt, „alle Gründe, die liegenden Schiefer nunmehr der Olenellus- Stufe zuzuzähleu und somit, für unter- cambrisch zu erklären. Solange nicht Fossilienfunde eindeutig eine solche Altersbestimmung notwendig machen, bleibt noch die Auffassung unserer Schiefer als Algonkium die wahrscheinlichste“. 2 Für diese und für manche andere Mitteilung über das böhmische Präcambrium, sowie für liebenswürdige Führung im Felde bin ich den Herren Prof. F. Slavik und R. Kettner in Prag zu Danke verpflichtet. 230 lv. Pietzsch, Ueber das geologische Alter hier wie dort spielen Tonschiefer die Hauptrolle, mit denen arkose- artige Grauwacken und Grauwackenschiefer in tausendfältiger Wiederholung wechsellagern. Diese gewisse Ähnlichkeit der Kom- plexe im großen könnte fast den Gedanken auftauchen lassen, in den präcambrischen Serien Böhmens möchten culmische Ablagerungen verborgen stecken. Jedoch kennzeichnen Lagerungsverhältnisse und Fossilfreiheit die alten Schichten Böhmens in eindeutiger Weise als ein in sich geschlossenes einheitliches Ganzes, welches mit sicherer stratigraphischer Diskordanz vom Mittelcambrium über- lagert wird, während andererseits ebenso die culmischen Komplexe der Randgebiete der böhmischen Masse durch Einschaltungen von fossilführendem Kohlekalk und durch pflanzliche Reste ihrem Alter nach eindeutig festgelegt sind. Treten nun in Böhmen Schichten präcambrischen Alters auf, welche in ihrer Zusammensetzung culmischen Komplexen ähnlich sind, so ist es wohl viel wahrscheinlicher, daß die dichten Gneise des Erzgebirges aus präcambrischen Sedimenten her vor gegangen sind, als aus culmischen; denn daß sich die präcambrischen Schichten jetzt nicht mehr bis nach Sachsen ver- folgen lassen, hindert nicht anzunehmen, daß sie in ähnlicher Be- schaffenheit wie in Böhmen einst auch bis ins Erzgebirge und noch weiter verbreitet waren. Wenn mit der Annahme culmischen Alters für das Ausgangs- material der dichten Gneise zwar die petrographische Zusammen- setzung übereinstimmt , die Lagerungsverhältnisse dagegen sich damit nicht vereinbaren lassen, so wird bei der eben vorgeschlagenen Auffassung beides in gleicher Weise leicht und eindeutig erklärt. Denn, was zunächst die petrographische Zusammensetzung anlangt, so unterscheiden sich die präcambrischen Grauwacken und Schiefer, wie schon oben erwähnt wurde, in ihrem Mineralbestand kaum von culmischen und sind daher auch in chemischer Beziehung sehr nahe mit diesen verwandt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß präcambrische Gesteine Böhmens, culmische Grauwacken der Nord- lausitz und dichte Gneise des Erzgebirges in ihrer chemischen Zu- sammensetzung recht ähnliche Verhältnisse zeigen, wie aus der gegen- überstehenden Tabelle hervorgeht. Wenn auch in den Analysenwerten derselben Stoffe bei diesen 7 Analysen nicht unerhebliche Schwankungen zum Ausdruck kom- men, so ist doch eine gewisse Übereinstimmung im großen unver- kennbar. Man darf aus ihr rückwärts auf Ähnlichkeit der minera- logischen Zusammensetzung der Ausgangsgesteine schließen. Ein bemerkenswerter Unterschied in den Analysen zeigt sich eigentlich nur beim Fe., 03, und zwar insofern, als die culmischen Grau- wacken durchweg geringere Mengen dieses Stoffes ergaben als die präcambrischen Grauwacken und dichten Gneise; es ist dies wohl darauf zurückzuführen, daß in den culmischen Grauwacken Glimmer der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. 231 Präcambrische Grauwacken 1 i. | ii. „Dichte Gneise“ III. IV. Culmische Grauwacken V. VI. VII. Si02 .... 72,25 66,31 69,36 59,87 68,80 56,82 j 68,80 Ti 0o .... — — 0,71 — — — ai263. . • • 8,04 15,73 13,52 21,23 16,57 22,75 16,49 Fe., 03 ... 1,66 3,25 2,30 4,04 0,39 ! 0,18 0,22 Fe 0 .... 3,58 3,61 3,70 3,34 3,39 i 4,84 4.24 Mn 0 . . . . 0,28 0,49 — — — - - CaO • • . . 1,46 3,66 1,63 1,20 2,16 2,26 1.08 MgO . . . . 2,16 2,95 1,32 2,62 1,95 3,54 2,18 K, 0 . . . . 1 4,09 5,99 2,64 3,62 | 2,05 3,02 | 3,03 Xa2 0 . . . . 3,27 0,59 3,36 1,14 2,86 i 3,18 3,19 p2o5. . . . — — 0,75 — - — — H2 0 -(- C 02 • 2,73 1,74 0,76 2,75 2.49 1.02 | 1,57 99,52 104,32 100,05 99,81 100,66 100,61 100,80 I. Feinkörnige Grauwacke, Podbaba bei Prag, anal, von Strnad (aus J. Klvaua, Das Moldautal zwischen Prag und Kralup ; Archiv d. naturw. Landesdurchforschung v. Böhmen. IX. Ko. 3. Prag 1895. p. 10). II. Grauwackenschiefer, Rezi, anal, von Plaminek (ebenda p. 93). III. Kristalline Grauwacke, Riesenburg bei Ossegg i. Böhm., anal, von A. Wagner. 1906 (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1907. p. 348). IV. „Glimmertrapp“, Metzdorf, anal, von R. Reinisch. 1906 (ebenda). V. Körnige Culm-Grauwacke, Butterberg bei Kamenz, anal, von J. Beger. VI. Schieferige Culmgrauwacke, Butterberg bei Kamenz, anal, von J. Beger. VII. Körnige Culmgrauwacke, Liickersdorf bei Kamenz, anal, von J. Beger. auftreten, die an Fe203 sehr arm sind. Die geringe Anzahl von zur Verfügung stehenden Analysen läßt es nicht ratsam erscheinen, aus ihnen irgend welche allgemeine Schlüsse über die Abkunft der dichten Gneise von präcambrischen oder von culmischen Gesteinen abzuleiten. 1 Die Grauwacken von Podbaba und Rezi werden in der Arbeit welcher die beiden Analysen entnommen sind, als Etage C bezeichnet, sie müssen jedoch zum Algonkium gestellt werden. Die Analyse II ist zwar recht wenig befriedigend, mußte aber mit angeführt werden, weil die beiden Analysen I und II die einzigen mir zugänglichen Analysen prä- cambrischer Grauwacken Böhmens sind. Die Analysen V — VII wurden als Übungsanalysen angefertigt und mir von Herrn cand. J. Beger in dankens- werter Weise aus seinem Manuskript zur Verfügung gestellt. K. Pietzsch, Ueber das geologische Alter Was nun schließlich Lagenmgs- und Verbandsverhältnisse der dichten Gneise anlangt, so ist es bei der Annahme, daß diese sich von präcambrischen Grauwacken ableiten, ohne weiteres ein- leuchtend . daß sie sich in den Zonen der Paragneise und der Glimmerschiefer linden, daß aber in den höheren Zonen, wie sie von den Phylliten repräsentiert werden, entsprechende Gesteine nicht anzutreffen sind. Man braucht zur Erklärung ihrer Ver- breitung im Gneissystem also keine hypothetischen Faltungen von großem Ausmaß anzunehmen. Eine wichtige Rolle bei der von Lepsius und Gäbert vor- genommenen Altersdeutung der dichten Gneise spielen deren ge- röllefiihrende Abarten. Diese zeichneten sich vor allem dadurch Fig. 2. Geröllefiihrende kristalline Grauwacke von Weesenstein südlich von Dresden ; i der nat. Größe. aus , daß sie nur selten echte Konglomerate mit stark zuriick- tretender Grundmasse bilden, daß vielmehr die Gerolle meist nur locker verteilt in der Grauwacken-Grundmasse eingebettet liegen, vergl. Fig. 2 und 3. Genau dieselben Verhältnisse zwischen Grundmasse und Gerollen herrscht bei der oben kurz er- wähnten Geröllbank, welche in der Modraner Schlucht südlich von Prag den algonkischen Grauwacken und Schiefern einge- schaltet ist, vergl. Fig. 4. Sie besitzt hier ungefähr 5 m Mächtig- keit und ist an den nur mit spärlichem Gras und dornigem Akaziengestrüpp bedeckten Steilhängen der Schlucht gut zu stu- dieren. Die Gerolle sind erbsen- bis faustgroß und stets gut ge- rundet. Bald überwiegen die Gerolle , bald die Zwischenmasse. Senkrecht zur Schichtung geht die Geröllbank durch allmähliches Zurücktreten der Gerolle und durch Zunahme der Grauwacken- zwischenmasse in echte körnige Grauwacken über. Ihrem Gesamt- der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. ‘233 Fig. 3. Geröllef ährender dichter Gneis von Hammer Obermitt weida im Erzgebirge; angeschliffene Platte; f der nat. Größe. Fig. 4. Gerölleführende präcambrische Gramvacke aus der Modraner Schlucht südlich von Prag; £ der nat. Größe. 234 K. Pietzsch, Ueber das geologische Alter liabitus nach kann die Geröllbank der Modfaner Schlucht geradezu als das Urbild der gerölleführenden Gesteine von Obermittweida, von Clanzscliwitz und von Weesenstein gelten. Daß die Natur der Gerolle in dem böhmischen Vorkommen eine etwas andere ist als in den damit verglichenen sächsischen Gesteinen , hat nichts zu sagen. In Böhmen werden die Gerolle zum weit überwiegenden Teil von Grauwacke gebildet und zwar von einer Grauwacke, die mit der umhüllenden präcambrischen Grauwacke selbst übereinstimmt; daneben finden sich nur noch wenig Porphyr und Quarz, auch Kalkstein wird angegeben ; R. Kettner fand schließlich auch grob- körnigen amphibolführenden Granit. In den dichten Gneisen des Erzgebirges, sowie in den Gesteinen der Oschatzer Berge und von Weesenstein spielen dagegen meist granitische Gerolle die Haupt- rolle, denen sich gneisartige Gesteine, mikrogranitische Quarz- porphyre, Quarzite u. a. m. zugesellen. Grauwacken werden nicht angegeben, jedoch dürften sie keineswegs fehlen. Schon J. Leh- mann1 machte auf Gerolle in dem Gestein von Obermittweida auf- merksam , deren Umrisse meist erst auf angescliliifenen Platten und bei Benetzung hervortreten und dann teils scharf und regel- mäßig, teils verschwommen und unregelmäßig sind. Man geht kaum fehl, wenn man in einem Teil dieser nur schemenhaft auf- tretenden Gerolle ehemalige Grauwackengerölle sieht. Gerade dem Umstand, daß diese im wesentlichen dieselbe Zusammensetzung wie die umgebende Grauwacken-Grundmasse besitzen , dürfte es zuzuschieben sein , daß bei ihnen in der Metamorphose eine viel innigere Verflößung mit dem Nebengestein eingetreten ist, als dies bei den aus Granit, Quarzit u. a. m. bestehenden Gerollen der Fall ist. Nach alledem ist man wohl berechtigt , wie f ür die dichten Gneise des Erzgebirges im allgemeinen , so auch für deren geröllef ährende Abart im besonderen präcambrische Sedimente als Ausgangs- material anzunehmen. Einem Einwurf soll hier noch begegnet werden. Man könnte ein wenden, polymikte Konglomerate seien in Böhmen im Cambrium in viel größerer Mächtigkeit und Verbreitung bekannt als im Prä- cambrium, und es sei deshalb eher möglich, daß Äquivalente dieser Gebilde in den Geröllegneisen vorliegen. Dem ist aber zunächst entgegenzuhalten, daß es sehr wenig wahrscheinlich ist, daß sich die basalen Konglomerate des böhmischen Cambriums bis nach Sachsen ausgebreitet haben. Denn nach aller Erfahrung hat im Gebiete des Erzgebirges im wesentlichen ein ungestörtes Fort- schreiten der Sedimentation vom Präcambriuin bis ins Silur statt- gefunden — jedenfalls lassen sich Diskordanzen mit mächtigen Basalkonglomeraten nicht nachweisen ; die gerölleführenden Gneise J. Lehmann, Altkristall. Sehiefergesteine. p. 135. der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. 235 selbst machen durchaus nicht den Eindruck derartiger Basal- konglomerate — ; dagegen sind in Böhmen durch das Fehlen der Olenus- und Olenellus- Stufe 1 und durch die schwache Faltung des das Cambrium unterteufenden Präcambriums Diskordanzen deutlich zum Ausdruck gekommen. Haug rechnet daher das Erzgebirge zum Gebiet der Ardennen-Geosynklinale , Böhmen aber zu einer zentraleuropäischen Geoantiklinale. Die grobklastischen Kon- glomerate des böhmischen Cambriums stellen küstennahe Bildungen dar, und die Paradoxides- Schiefer bilden nur eine andersartige, im ganzen aber gleichaltrige Fazies derselben. Gegenüber den auf verhältnismäßig kurze Strecken schon rasch in der Zusammen- setzung wechselnden camb rischen Schichten Böhmens bieten die über weite Flächen so einförmig aus Schiefern und Grauwacken aufgebauten präcambrischen Komplexe viel größere Wahrscheinlich- keit, daß sie sich in ähnlicher Ausbildung bis nach Sachsen und vielleicht noch weiter erstreckt haben. Wenn auch eine gewisse Möglichkeit noch bestehen bleibt, daß in den dichten Gneisen außer präcambrischen vielleicht auch noch jüngere Gesteine mit enthalten sein können, so ist man aber nach dem Vorausgehenden doch zu der Annahme berechtigt, daß in den Gliedern des Glimmerschiefer- und Gneissystems des Erzgebirges vornehmlich präcamb rische Schichten in metamorpher Form vorliegen. Im Algonkium Böhmens waren Kieselschiefer, Alaunschiefer, Kalkstein und vor allem diabasische (spilitische) Ergüsse vorhanden. Derivate ähnlicher Gesteine sind auch im Gebiet der Paragneise und Glimmerschiefer des Erzgebirges verbreitet; so sei an die graphitführenden Glimmerschiefer der Sektion Wiesenthal und an die vielen Kalksteinlager in der Glimmerschieferzone erinnert. Die Amphibolite sind z. T. sicher auf diabasische Ergüsse zurückzu- führen, andere vielleicht auch auf Tuffe, wieder andere, und zwar vor allem diejenigen im Gebiete der Orthogneise (z. B. in den tieferen Zonen der Freiberger Gneise und Fürstenwalder Gneise), bilden wohl die zu kristallinen Schiefern deformierten , in den Eruptionsschloten erstarrten Äquivalente oberflächlich einst (im Silur und Devon) zum Erguß gekommener gabbroider Magmen. Wenn man von der zuletzt genannten Art der Amphibolite absieht, ist es demnach keineswegs notwendig, aus der Anwesenheit von Amphibo- liten und Kalkstein in dem vergneisten Gebiet darauf zu schließen, daß die Vergneisung auch devonische Schichten mit umfaßt hat. 1 Gewöhnlich werden die Ddl «-Schichten ins Obercambrium gestellt, doch ist die Altersbestimmung unsicher, weil bisher keine Trilobiten, son- dern nur Brachiopoden darin gefunden wurden. Nach einer privaten Mit- teilung möchte sie J. Perner eher in das tiefste Untersilur verlegen. Diese Stellung weist ihnen auch Frech zu, der sie mit dem Phykodes- Horizonte des Vogtlands und mit dem armorikanischen Sandstein paralleli- siert (vergl. N. Jahrb. f. Min. etc. 1899. II. p. 164^-176). 236 K. Pietzsch, Ueber das geologische Alter Die Zusammensetzung des Präcambriums allein in Böhmen liefert schon genügend Anhaltspunkte, alle die fraglichen Gesteine auf solche präcambrischen Alters zu beziehen. Lepsius und Gäbert verwendeten die gerölleführenden dichten Gneise, um das Alter der erzgebirgischen Gneise zu bestimmen. Da sie glauben, jene aus culmischen Gesteinen ab- leiten zu müssen, so folgern sie, daß die als Gneis erstarrten granitischen Magmen erst nach Ablagerung des Culms empor- gedrungen seien. Dieser Schluß ist aber hinfällig, sobald man in den dichten Gneisen wesentlich ältere Gesteine erkennt. Eine völlig genaue Angabe des Alters der erzgebirgischen Gneise ist zurzeit überhaupt noch nicht möglich. Vielleicht liefert eine neuerliche Untersuchung des Lagerungsverhäitnisses des Paläo- zoikums zum Glimmerschiefer- und Phyllitsystem zwischen Augustus- burg und Nossen brauchbare Resultate-. Hier sollen nämlich an einigen Stellen Glimmerschiefer diskordant von Gesteinen über- lagert werden, die bisher ins Unterdevon gestellt worden sind, die aber nach Analogie mit entsprechenden Gesteinskomplexen in der Nähe der Münchberger Gneismasse 1 und bei Plauen 2 wohl der Etroeungt-Stufe des Culms zuzuzählen sind 3. Im übrigen dürften die Gneise des Erzgebirges ihre Ent- stehung nicht einem einmaligen4 episodischen Akt der Intrusion 1 Vergl. J. Felsch, Die Schichtenfolge des unteren Culms in der Umgebung des Münchberger Gneismassivs. Jenaer Diss. 1911. 2 Nach bisher unveröffentlichten privaten Mitteilungen des Herrn Prof. E. Weise in Plauen i. V. 3 Neuerdings hat G. Berg (Abhandl. d. k. preuß. geol. Landesanst. N. F. Hefe 68. 1912) für die kristallinen Schiefer des östlichen Riesen- gebirges nachgewiesen , daß diese bei Beginn der Culmzeit schon fertig gebildet waren, da sie in den culmischen Konglomeraten bereits als Gerolle auftreten. Für die Gneise des Eulengebirges bestätigt auch R. Lepsius das vorculmische Alter (Geologie von Deutschland. III. Bd. l.Lief. 1913. p.24 und 169). Diese Gneise sind nach Lepsius mit dem sächsischen Granulit- gebirge zu vergleichen und sind zwischen Devon und Culm entstanden. Die Gneisgranite des Altvatergebirges mit ihrer mächtigen Glimmerschiefer- formation dagegen entsprechen nach R. Lepsius „den Gneisgranitkuppeln des Erzgebirges; sie lagern konkordant unter dem Cambrium, das sie in Glimmer- schiefer und Phyllite kontakt- und regionahnetamorph umgewandelt haben“. 4 Zwar nimmt Gäbert zwei altersverschiedene „Gneisformationen“ im Erzgebirge an, nämlich eine „graue“ und eine etwas jüngere „rote“; jedoch sollen beide Gneise kurz nacheinander zwischen Culm und Ober- carbon gebildet sein. Da das Obercarbon (Saarbrücker Stufe) schon dis- kordant auf den kristallinen Schiefern liegt, so müßte außerdem noch in diesem kurzen Zeitintervall eine nicht unbeträchtliche Denudation wirk- sam gewesen sein, was einerseits Gäbert’s zwei Gneisbildungen zu einem episodischen Akt gestaltet, andererseits aber überhaupt das ganze cul- mische Alter der Gneise in einem recht fraglichen Lichte erscheinen läßt. der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. 237 granitischer Massen verdanken , wobei die Gneisstruktur nur als eine Folge der Erstarrung unter Druck zu deuten wäre. Denn für Schmelzen , und mögen sie noch so viskos sein , gelten die hydrostatischen Gesetze ebenso wie für Flüssigkeiten, und einseitig ausgeübter Druck wird sich daher in ihnen in hydrostatischen Druck umsetzen. Erst sobald die Kristallisation soweit gediehen ist, daß die ausgeschiedenen Kristalle nicht mehr frei beweglich sind, sondern sich gegenseitig berühren, kann ein einseitiger Druck sich Geltung verschaffen. Da nach den Feststellungen von J. H. L. Vogt 1 die Ausscheidungsfolge in einem Schmelzfluß sich bei Änderung des Druckes nicht wesentlich verschiebt , so muß das granitische Magma im großen und ganzen auskristallisiert gewesen sein, ehe die Umformung der granitischen in die gneisige Textur erfolgte ; denn der Quarz , der bei granitischen Gesteinen sich zuletzt ausscheidet, war schon vorhanden als die texturelle Um- wandlung des Granites erfolgte ; er ist häufig zertrümmert und um ihn schmiegen sich die Glimmerflasern an. Ebenso wurden die in das Magma einsinkenden Schollen der Sedimenthülle zu- nächst aufgeschmolzen, injiziert und umkristallisiert, ehe ihnen die gneisige Textur aufgeprägt wurde. Manche Schollen wurden nicht völlig aufgeschmolzen, weil die Abkühlung und Auskristallisation der schmelzflüssigen Umgebung schon einsetzte, bevor die Ein- schmelzung der ersteren beendet war; es blieben daher unge- schmolzene Reste, an denen dann der umgebende Schmelzfluß aber schon kontaktmetamorphe Wirkungen ausgeübt haben mußte. Auch auf diese wesentlich im festen Zustand umkristallisierten Reste wirkten dann die richtenden Kräfte ein, konnten hier aber im all- gemeinen nicht so starken Erfolg haben wie bei den aus dem Schmelzfluß auskristallisierenden Teilen. Zu derartigen Resten nicht völlig aufgesclimolzener, aber kontaktmetamorphisch veränderter Schollen gehört sicher ein Teil der dichten Gneise, vor allem die- jenigen mit halbklastischer Struktur und die gefleckten Abarten. Bei anderen haben sich dagegen auch mehr oder minder weit- gehende Umschmelzungen und Injizierungen geltend gemacht. Die Umprägung der granitischen in die gneisige Textur ging jedenfalls in der Nähe des Schmelzpunkts der Mineralkompo- nenten des Gesteins vor sich und war, namentlich in den höheren Teilen (Glimmerschiefer- und Phyllitzone) , mit starken Gleit- bewegungen verbunden. Solche dürften sich aber kaum episodisch abgespielt haben ; denn bei rasch verlaufenden Gleitungen beobachtet man keine Gneisbildung, sondern Mylonitisierung ; es sei z. B. an die Quetschzonen im Lausitzer Granit in der Nähe der Hohnsteiner Überschiebung erinnert. Es besteht daher die Wahrscheinlichkeit, 1 J. H. L. Vogt, Physikalisch-chemische Gesetze der Kristallisations- folge in Eruptivgesteinen. Tschermak’s Min. u. petr. Mitt. 27. 1908. p. 167. 238 X. Pietzsch, Ueber das geologische Alter daß die Gleitbewegungen mit langsam verlaufenden, lang andauern- i den, epirogenetischen Krustenbewegungen in Zusammenhang zu j bringen sind, wie sie im vorliegenden Falle namentlich im Devon nachweisbar sind (und auch bis in den Culm angehalten haben). | Da es vorläufig durch nichts bewiesen ist, daß in den hochmeta- I morphen Serien der Glimmerschiefer und Paragneise des Erzgebirges II auch devonische Gesteine mit enthalten sind, die eventuell in Frage rl kommenden Gesteine sich vielmehr ebenfalls als präcambrisclie Bil- I düngen deuten lassen, so kann die Intrusion der granitischen h Massen, welche die Gneise lieferten, im Erzgebirge vielleicht schon 1 lange vor dem Oberdevon erfolgt sein. Ihre Umbildung zu Gneis hat f. dann aber wahrscheinlich bis nach dem Oberdevon angehalten, weil wir nirgends die Stiele der im Oberdevon effusiv gewordenen dia- I basischen Massen antreffen, sondern nur Amphibolite, also eben- I falls kristalline Schiefer, die man aber jedenfalls wohl wenigstens I z. T. mit jenen Stielen in Verbindung bringen muß. Die evolu- f tionären epirogenetischen Bewegungen haben im Gebiete des Erz- j gebirges bis zum Ende des Untercarbon gedauert. Erst dann setzten die starken orogenetischen Bewegungen ein, die sich dann I mehrmals, aber stets als kurze, episodische Akte bis in das Rot- ■ liegende wiederholen. Wie eingangs hervorgehoben, besteht eine gewisse petro- graphische Verwandtschaft der gerölleführenden Gneise des Erz- ' gebirges mit den kristallinen gerölleführenden Grauwacken der | Oschatzer Berge und mit den konglomeratischen Schichten der Weesensteiner Grauwackenformation. Es muß daher noch kurz auf diese eingegangen werden. Im nördlichen Sachsen erheben sich unweit der Orte Oschatz und Strehla aus den hier schon allgemein verbreiteten diluvialen Ablagerungen einige Vorkommen alten Gebirges ; und zwar tritt in ziemlicher Verbreitung ein Biotitgranit auf, von dem aus sich nach Osten, und Süden zu Übergänge in Biotitgneis verfolgen lassen. Auf diesen folgt dann ein durch Andalusitglimm'erschiefer und kristalline Grauwacken repräsentierter Kontakthof, an den sich weiterhin altpaläozoische Gesteine anschließen. Ein Profil (siehe Fig. 5) vom Dürren Berge bei Laas in südlicher Richtung nach der Clanzschwitzer Windmühle beginnt daher im Gneis (gn), trifft am Clanzschwitzer Cabel gerölleführende kristalline Grau- wacken (c), durchschneidet im Großen Steinberg Andalusitglimmer- schiefer (ma) und berührt im Kleinen Steinberg wieder gerölle- führende kristalline Grauwacken (c). Im Orte Clanzschwitz selbst wurden dann bereits quarzitische Grauwacken (gq) nachgewiesen; solche setzen auch weiter südlich den Bergrücken zusammen, welcher die Clanzschwitzer Windmühle trägt. Noch weiter nach S und SO zu trifft man schließlich auf obersilurische Kieselschiefer (s2). der dichten Gneise des sächsischen Erzgebirges. 239 Die Verbandsverhältnisse aller dieser Gesteine sind nirgends auf- geschlossen. Die quarzitischen Grauwacken gehören einem Zuge [ tief untersilurischer Grauwacken an, der sich von hier aus über den Collmberg bei Oschatz und die Deditzhöhe bei Grimma bis i nach Otterwisch und Hainichen südlich von Leipzig verfolgen läßt, wo er auch Fossilien geliefert hat1. Neuerdings fand Herr cand. geol. F. Haertel in einem Steinbruche bei dem Vorwerke südlich der Clanzschwitzer Windmühle einen schlecht erhaltenen Brachio- ; podenrest, der vielleicht einer breiteren Lingulidenart, wie Lwgula I Rouanlti oder Ling. Feistmanteli , angehört. Die kristallinen Grauwacken2 entsprechen makroskopisch durch- aus gewissen dichten Gneisen des Erzgebirges, besonders dem Ober- mittweidaer Gestein ; u. d. M. zeigen sie teils typische Kontakt- | Struktur, teils auch jene charakteristische halbklastische Struktur. Fig. 5. Profil durch die Clanzschwitzer Höhen bei Oschatz in Sachsen. (Länge ungefähr 1:40000.) Die Gerolle bestehen aus Quarzit, Fettquarz, Granit und Granit- gneis, andere weisen auf quarzporphyrische Gesteine hin. Auch diese nordsächsischen konglomeratischen Grauwacken wurden einst als archäisch angesehen 3. F. Schalch schließt sich jedoch in den Erläuterungen zu Sektion Oschatz — Wellers walde (1888) dieser Deutung nicht bestimmt an, da die „petrographischen Eigenschaften diese gesamten Gesteinsgruppen auch mit einem cambrischen oder untersilurischen Alter derselben vereinbar“ seien. Auf den geologischen Übersichtskarten von Sachsen stellt H. Credner (1908 und 1910) die gerölleführenden kristallinen Grauwacken in den Culm. 1 Vergl. K. Pietzsqh, Cruzianen aus dem Untersilur des Leipziger Kreises. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1910. p. 571 — 582. 2 Bezüglich der genaueren Beschreibung vergleiche man die Erläute- rungen zu Sektion Oschatz — Wellerswalde der geol. Spez. -Karte v. Sachsen. 3 Vergl. H. Pohlig, Der archäische Distrikt von Strehla bei Biesa i. S. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1877. p. 545. 240 K. Pietzsch, Ueber das geol. Alter der dichten Gneise etc. Wenn man nun auch annehmen muß, daß in dem oben mitgeteilten Prolil die Schichten nicht in wahrer Mächtigkeit auftreten, sondern diese durch streichende Dislokationen vergrößert erscheint, so läßt sich doch erkennen, daß die Schichten im allgemeinen nach Süden zu an Alter abnehmen. Es ist daher wahrscheinlich , daß die kristallinen Grauwacken und Andalusitglimmerschiefer, bezw. ihr Ausgangsmaterial, älter sind als die tief untersilurischen quarzi- tischen Grauwacken. Der aus Andalusitglimmerschiefer und gerölle- führenden kristallinen Grauwacken zusammengesetzte Komplex ist nun augenscheinlich aus ähnlichen Sedimenten hervorgegangen wie die schiefrigen und massigen dichten Gneise des Erzgebirges und darf daher auch auf präcambrische Gesteine zurückgeführt werden. In etwas anderem geologischen Verband treten die konglome- ratischen Schichten der Weesensteiner Grauwackenformation auf. Diese bildet das östlichste Glied jenes NW — SO verlaufenden Schieferstreifens, der sich zwischen das erzgebirgische Gneismassiv und den Lausitzer Granit einschiebt, und ist von letzterem in ihrer ganzen Erstreckung kontaktmetamorphisch verändert worden. An ihrer Zusammensetzung beteiligen sich vor allem Hornfels und kristalline Grauwacken , die mit Knotenglimmerschiefer wechsel- lagern. Die kristallinen Grauwacken führen bei Weesenstein und einigen anderen Orten Gerolle und sind im ganzen genommen rein petrograpliisch den konglomeratischen Grauwacken der Strehlaer Berge und gewissen dichten Gneisen des Erzgebirges völlig gleich. Die Gerolle bestehen hier vorwiegend aus Quarz, Quarzit, sowie aus mittel- bis feinkörnigen, oft recht glimmerarmen Graniten; auch Porphyrgerölle sind vertreten. Auf das geologische Alter der Weesensteiner Grauwacken läßt sich ebensowenig aus den Lagerungsverhältnissen wie aus dem petrographischen Aufbau allein ein auch nur einigermaßen sicherer Schluß ziehen. R. Beck, der diese Gebiete für die geo- logische Spezialkarte 1888 — 1890 aufgenommen hat, spricht sich deshalb in den Erläuterungen zu den Blättern Kreischa, Pirna und Berggießhübel über das Alter der Weesensteiner Grauwacken- formation nicht bestimmt aus, glaubt sie aber für jünger als silurisch halten zu müssen. In einer späteren Arbeit 1 meint er dann, daß sie „mit der größten Wahrscheinlichkeit dem Devon zugerechnet werden darf“. Neuerdings schreibt R. Lepsius2 diesen Grauwacken ebenso wie den Strehlaer Konglomeraten und den erzgebirgischen dichten Gneisen culmisches Alter zu. So hält es auch II. Credner in den geologischen Übersichtskarten von Sachsen. Doch ist tatsächlich keinerlei Beweis für das Culmalter der Weesen- steiner Grauwacken erbracht worden. 1 Kontakthöfe im Elbtalgebirge. Tschkrmak’s Min. u. petr. Mitf. 1893. p. 294. 2 Geologie von Deutschland. II. p. 32. F. Treubert, Erwiderung etc. 241 Da zum Verständnis der Stratigraphie des Elbtalschiefer- systems gleichzeitig eine eingehende Klarlegung der komplizierten tektonischen Verhältnisse erforderlich ist, diese aber an anderer Stelle gegeben werden soll, so möchte ich auf die Frage nach dem Alter der Weesensteiner Grauwackenformation hier zunächst noch nicht eingehen. Leipzig, Geologische Landesanstalt, Dezember 1913, Erwiderung auf die gegen meine Hypothese erhobenen Einwände. Von Franz Treubert in München. Die in meiner Abhandlung „Die Sonne als Ursache der hohen Temperatur in den Tiefen der Erde, der Aufrichtung der Gebirge und der vulkanischen Erscheinungen“ 1 ausgeführte Hypothese steht in schroffem Gegensatz zur herrschenden Glutkerntheorie und ist deshalb von den Anhängern dieser Theorie entschieden bekämpft worden. Ich werde im folgenden die Haupteinwände besprechen und widerlegen, welche gegen die Grundlagen meiner Hypothese erhoben worden sind. Diese Grundlagen fasse ich kurz in folgende Sätze zusammen: Die feste Erdrinde ist allenthalben von Spalten, Rissen und Poren durchsetzt, welche mit Luft erfüllt sind. Diese Bodenluft steht mit der Atmosphäre durch unzählige Kanäle in Verbindung und bildet mit ihr ein Ganzes, die Gesamtatmosphäre (Die Sonne etc. p. 8). Auch die Bodenluft zirkuliert. Die allgemeine, durch Sonnen- wärme hervorgerufene Luftzirkulation bewirkt, daß in den Höhen über der Erde extrem tiefe, in den Tiefen der Erdrinde extrem hohe Temperaturen herrschen (p. 8 — 14). — Durch das Meer wird der größte Teil der Erdoberfläche von der Atmosphäre, der Trägerin der Sonnenwärme, abgeschlossen. Im Meere und unter dem Meere nimmt deshalb die Temperatur mit der Tiefe ab (p. 26 — 29). Der Meeresboden ist meilentief von Wasser durchtränkt. Dieses Wasser kann in größeren Tiefen gefrieren. Die so gebildeten Eisboden- felder dehnen sich mit enormer Gewalt hauptsächlich in horizontaler Richtung aus. Durch den Druck auf die Küste entstehen die großen Faltengebirge des Festlandes (p. 29 ff.). Die Haupteinwände entnehme ich einer Publikation von E. Küppers: „Bemerkungen zu F. Treubert, Die Sonne etc.“2. Zunächst wird die von mir angenommene Zirkulation der Bodenluft 1 München 1904. Max Kellerer’s Hofbuchhandlung. 2 Dies. Centralbl. 1905. p. 82 ff. Seine Einwände hat H. Thiene über- nommen besonders in „Temperatur und Zustand des Erdinnern“. Jena 1907. p. 47, 48, und im „Handwörterbuch der Naturwissenschaften“. Jena (G. Fischer) 1913. 3. p. 730. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 16 F. Treubert, Erwiderung 242 bestritten. Herr Küppers wendet dagegen ein: „Tatsächlich be- steht jedoch ein großer Unterschied zwischen den beiden Teilen der „Gesamtatmosphäre“. Bei der gewöhnlichen Atmosphäre be- findet. sich die Wärmequelle — die Erdoberfläche — unterhalb der- selben, bei dem anderen Teil der Gesamtatmosphäre liegt aber diese Wärmequelle oberhalb der zu erwärmenden Luft. Wie sollte da eine Wärmezirkulation stattfinden?“ . . . „Der Annahme, daß die Luft eine Rolle bei der Wärmezirkulation im Erdinnern spiele, könnte man eher eine Berechtigung zuerkennen, wenn Treubert die Wärmequelle ins Erdinnere verlegte, da dann ähnliche Ver- hältnisse geschaffen wären wie in der Atmosphäre.“ Wenn ich die Wärmequelle ausschließlich ins Erdinnere ver- lege, einen Glutkern annehme, nehme ich damit nur meiner Hypothese das feste Fundament einer wirklich vorhandenen Wärme- quelle (die Sonne) hinweg und stelle sie auf das Nichts einer unbeweisbaren Fiktion. Es würde sich dann für die obere Atmo- sphäre die Wärmequelle, die Sonne, oberhalb der zu erwärmenden Luft, für die Bodenatmosphäre der Glutkern unterhalb derselben befinden. Die Unähnlichkeit ginge aber noch viel weiter. K. setzt in seinem Ein wand voraus, die Wärmequelle muß unter der zu erwärmenden Luft liegen. Jeder Physiker und Meteorologe wird diese Voraussetzung als falsch und unzulänglich zurückweisen. In meiner Broschüre steht: „wechselnde Erwärmung“ der Luft „an verschiedenen Stellen“ bewirkt die Zirkulation und dadurch die dynamische Erwärmung und Abkühlung derselben (p. 8 — 11). Das ist die wechselnde Erwärmung bei Tag und bei Nacht, im Sommer und im Winter und namentlich die verschiedene Erwärmung am Äquator und an den Polen. Durch letztere besonders wird „die große kalorische Maschine in Gang gesetzt“, „sie ist“, wie die Meteorologen übereinstimmend erklären, „die eigentliche treibende Kraft für die unsere ganze Atmosphäre umfassende Zirkulation“, i Dabei handelt es sich nicht um oben oder unten, sondern um ein Nebeneinander in weiten, horizontalen Abständen. Die Zustands- und Ortsveränderungen pflanzen sich demnach in der gewöhnlichen Atmosphäre auf so große — die größten irdischen! — Entfernungen fort, daß unzweifelhaft auch die Bodenluft an denselben teilnehmen, zirkulieren muß L Schon die näheren Ursachen unserer Winde und Stürme liegen meist Tausende von Kilometern voneinander ent- fernt. Einer Luftdruckdifferenz von 1 mm Hg pro Äquatorgrad (= 1 1 1 km) entspricht bereits eine Windgeschwindigkeit von 3 — 5 m pro Sekunde. Zu der Annahme, daß auch die Bodenluft zirkulieren 1 Küppers Einwand ist nicht bloß an sich unhaltbar, er stützt sich * auch nur auf Nebensächliches. Ob die Atmosphäre ihre Wärme von der Erdoberfläche ganz (Küppers, Thiene), oder etwa zur Hälfte (Annahme der Meteorologen), oder gar nicht erhält — darauf kommt es hier über- haupt nicht an. auf die gegen meine Hypothese erhobenen Einwände. 243 muß, führt übrigens noch eine Keilie von Beobachtungstatsachen, z. B. die Oxydationsvorgänge in großen Tiefen, die Zirkulation des Wassers im Boden usw. Oder will man die letztere zugeben und gleichzeitig die Zirkulation der tausendmal leichter beweglichen Luft leugnen?! — Man hat wohl eingesehen, daß man auf diesem Wege meiner Hypothese nicht mit Erfolg entgegentreten kann und hält mir ein anderes Argument entgegen, nämlich das Vorhanden- sein der sog. neutralen, invariablen Bodenschicht. Über dieses Bollwerk der Glutkerntheorie glaubt man, vermöge die Sonne nicht vorzudringen. So z. B. schreibt H. Thiene1: „Ganz unhaltbar ist die von Tkeubert . . . ausgesprochene Ansicht, die Sonne sei die Ursache der inneren Erdwärme, da wir doch schon seit den Beobachtungen von Cassini und de la Hire wissen, daß die Wirkung der Sonne nur bis zur neutralen Schicht reicht.“ Dabei wird übersehen, daß eben meine Theorie erklärt, wie die Sonne die Temperaturzunahme mit der Tiefe bewirkt, das ist auf Grund einer wirklich vor- handenen und nicht einer fiktiven Wärmequelle; dann ist noch übersehen, daß meine Hypothese gerade so gut wie die Zentral- feuertheorie das Vorhandensein einer neutralen Schicht fordert2. Auch dieser Einwand widerlegt mich also nicht, er ist meiner Hypothese gegenüber gar nicht verwendbar. Die Größe der geothermischen Tiefenstufe habe ich zum ersten Male und zwar auf Grund meiner Hypothese berechnet und mit der Be- obachtung gut übereinstimmende Zahlen gefunden. Küppers gibt dies zu; aber die Voraussetzungen scheinen ihm nicht vollkommen richtig zu sein, ich müßte denn erst meinen Satz beweisen, daß in dem abgeschlossenen Gasvolumen überall das gleiche spezifische Gewicht herrscht. — Dies erklärt sich in folgender Weise: Die unter diesen weit ausgedehnten, undurchlässigen Decken befindliche Luft ist mehr oder weniger von der allgemeinen Zirkulation ab- geschlossen (Die Sonne etc. p. 17 — 19). Es findet daher Temperatur- erhöhung durch Wärmezufluß aus den heißeren Tiefen statt, bis die aerothermische Tiefenstufe ca. 29 m, die Temperaturzunahme für je 100 m = 3,42° beträgt, d. h. überall das gleiche spez. Gew. herrscht. Damit tritt ein markanter Wendepunkt ein, „die Luft steigt von selbst auf“ und tritt unter den Eändern der Decke in die zirkulierende Bodenluft über, so lange die angegebene Temperatur überschritten bleibt. Auch diese maximale pneumatische Erwärmung 1 Temp. und Zustand des Erdinnern. p. 88. 2 Man denke sich einen Erdwiirfel von einer geogr. Kubikmeile an der Erdoberfläche ausgehoben mit wärmeundurchlässigen Wänden (Glut- kern !) und durch eine Decke gegen direkte Einwirkung der Sonnenstrahlen geschützt. Die Temperatur am Boden beträgt sofort 70—100°. Mit Felsblöcken, Gerolle, Schutt ausgefüllt bilden sich stabile geotherm. Tiefenstufen, eine neutrale Bodenschicht usf. 16* 244 F. Treubert, Erwiderung kann noch durch exothermisch-tellurische, chemische Prozesse er- höht werden, die wiederum auf die Sonne als Ursache zurück- zuführen sind. Meiner Erklärung der tiefen Temperaturen in den Tiefen der Ozeane gegenüber stellt K. die Behauptung auf, die Temperatur sinke unter 2740 m überhaupt nicht mehr, von 2740 m bis 4020 m bleibe dieselbe vollkommen konstant, 1,8° (Challenger Report) l. Dagegen möchte ich folgendes einwenden. A. Supan2 gibt folgende Zusammenstellung. Für die Zone 40° N bis 40° S ergibt sich folgende mittlere Temperaturabnahme für je 100 in: 2000—3000 m 3000—4000 m Atlant. Ozean . . .0,07° 0,06° nach Schott Indischer Ozean . . 0,06 0,05 r> » Großer Ozean . . . 0,05 0,01 Challenger Route Die Temperatur nimmt aber nicht bloß i bis zu 4000 m ab, wie obige Tabelle zeigt, sie sinkt noch weiter bis zum Meeres- grund. G. Schott3 gibt folgende Mittelwerte in UC an: m. c Nordatlant. Südatlant. Südindischer Atlant. indischer Tiefe Ozean Ozean Ozean Ozean Ozean m m 30 0 Br. 30° Br. 30° Br. Äquator Äquator 4000 ... 2,6 1,6 1,1 2,1 1,6 Boden ... 2,4 0,5— 2,1 0, 7-1,1 0,9— 2,3 M Daraus folgt notwendig ein weiteres Sinken im Meeresboden selbst, und zwar folgt aus verschiedenen Gründen für den wasser- durchtränkten Meeresboden nicht bloß eine weitere, sondern auch eine schnellere Temperaturabnahme. Es wird angenommen, daß die tiefen Temperaturen durch Zuströmen kalten Polarwassers ent- standen seien, aber solche Strömungen lassen sich nicht nachweisen, und ausreichende Ursachen für dieselben sind nicht bekannt. Gegen meine Berechnung der Auffaltung der Alpen wendet K. ein, das Saharameer müßte einen wenigstens dreimal größeren Durchmesser gehabt haben als die jetzige Sahara, entsprechend den in Betracht kommenden Dichten des Küstengesteins und des Eises. Die dreifache Dichte des Eises wäre allerdings der Dichte des Küstengesteins ungefähr gleich (0,9 • 3 = 2,7). Der Ausdruck „Dichte“ scheint auf einem Mißverständnis, einer Verwechselung zu beruhen, und zudem handelt es sich hier nicht um Eis, sondern, 1 Auch wenn sich wirklich nachweisen ließe, daß die Temperatur konstant bliebe, müßte man trotzdem noch ein Temperaturgefälle an- nehmen, weil was bis jetzt übersehen wurde — , auch die sinkenden , Wasserteilchen dynamisch erwärmt werden, im Ozean bis zu 1°, im mittell. Meere um i°. 2 Physische Erdkunde. 4. Aufl. 1908. p. 342. 3 Physische Meereskunde. 1903. (Göschen.) p. 79. auf die gegen meine Hypothese erhobenen Einwände. 245 wie K. unmittelbar vorher selbst noch angibt, um Eisboden, dessen Dichte nur wenig von der des Küstengesteins verschieden ist. Über den Vulkanismus nach Treubert bringt H. Thiene1 folgenden kurzen Auszug aus Küppers: „Das subozeanische Bodeneis schiebe nasse Erdschichten in die Nähe des Magmaherdes, dort würden sie geschmolzen und der entstehende Wasserdampf preßte sie nach der Erdoberfläche. Auf diese Weise entständen die Vulkane. Eine sehr primitive Anschauung (Küppers)“. — Wie ist nun diese „primitive Anschauung“ entstanden? K. zitiert dazu p. 48 ff. meiner Abhandlung. Dort spreche ich lediglich von dem Grad der Er- hitzung und Flüssigkeit der plutonischen und vulkanischen Gesteine (cf. p. 47 Z. 13 von unten), während meine Erklärung der Vulkan- bildung sich auf Seite 34 — 39, namentlich S. 37 befindet. Zu dem letzten Einwand K.’s, die kristallinen Schiefer müßten in der Regel saiger stehen, wenn deren Schieferung durch einen seitlich horizontalen Druck erfolgt sei, bemerke ich nur, daß kristalline Schiefer in ungestörter Lagerung überhaupt nicht Vor- kommen, und die Störungen (wie in den archäischen Schichten überhaupt) auch nach der Kontraktions- (Schrumpfungs-) Theorie zurückzuführen sind auf eine „seitlich erdperipherisch wirkende Kraft“2. Den leicht erkennbaren Fehler in K.’s Ein wand auf- zuzeigen, überlasse ich den Anhängern der letztgenannten Theorie. Ich konnte hier nur diejenigen Einwände, die mir von Be- deutung schienen, und diese nur kurz besprechen. Daß meine Hypothese bekämpft werden wird, habe ich vorausgesehen. Die Kritik braucht dieselbe nicht zu scheuen. Sie ist fest gegründet auf das uns zeitlich und örtlich Nächstliegende und besitzt darin einen unbestreitbaren Vorzug vor jenen Theorien, welche von den in weitester Ferne liegenden Urzeiten und Urzuständen ausgehen. Ich weiß, mein erster Entwurf ist nicht vollkommen, nicht fehlerlos, und verschiedene Hinweise auf Fehler und Lücken haben mich zu Dank verpflichtet. Die Einwände aber, welche gegen die Grund- lagen meiner Hypothese erhoben worden sind, halte ich — aus- nahmslos — für verfehlt und mißlungen. 1 a. a. 0. p. 48. 2 Vergl. z. B. Credner, Elemente d. Geol. 9. Aufl. 1902. p. 385. 72, 66. K. Endell und R. Rieke, 240 Über das Verglimmen einiger Oxydgele beim Erhitzen. Von K. Endell und R. Rieke in Berlin. Mit 1 Textfigur. Seit J. Berzelius (1812) ist bekannt, daß gewisse Hydro- xyde, z. B. Chromhydroxyd beim Erhitzen stark verglühen, zu ver- brennen scheinen. Als Erklärung wurde von ihm eine allotrope Umwandlung angenommen. H. Rose 1 beobachtete die gleiche Er- scheinung bei in der Kälte gefälltem Titansäuregel, während sie bei heiß gefälltem ausblieb. Mit Hilfe der thermoelektrischen Temperaturmessung kann man leicht den Verlauf der Temperaturerhöhung beim Erhitzen kleiner Mengen fester Körper verfolgen. Dadurch läßt sich fest- stellen, daß es sich beim Verglimmen dieser Stoffe um Tempe- raturstrahlung handelt. In dieser Weise wurden das Zirkon- säuregel von R. Ruer 1 2, Eisenoxyd- und Aluminiumoxydgel von A. A. Baikow3, sowie Chromoxyd-, Eisenoxyd- und einige andere Gele von L. Wöhler4 untersucht. Nach L. Wöhler tritt das Verglühen auch in allen indifferenten Gasen ein. Durch Bestim- mung der Adsorptionsfähigkeit von verschieden hoch erhitzten Gelen konnte er die Abnahme der freien Oberfläche ermitteln. Die verglimmten Gele adsorbieren praktisch nichts, während sie dies vorher in starkem Maße tun. Das Verglimmen der Ober- fläche erscheint als letzte Etappe auf dem Wege freiwilligen Verlustes an Oberflächenenergie durch stetige Verdichtung bei Temperatursteigerung. Gleichzeitig und unabhängig von L. Wöhler hatten wir vor einem Jahr einige Erhitzungsversuche mit Oxydgelen angestellt. Da bis jetzt die seinerzeit angekündigte Fortsetzung und genauere Ausführung der WöHLER’schen Versuche nicht erschienen ist, teilen wir hiermit kurz unsere Versuchsergebnisse mit. Etwa 5 g Substanz wurden in kleinen Porzellantiegeln mit einer Erhitzungsgeschwindigkeit von ca. 80° in der Minute im elektrischen Platinfolioofen erhitzt und die Temperatur mittels Platin, Platin-Rhodiumthermoelement alle 10 Sekunden an einem Millivoltmeter abgelesen. Die erhaltenen Erhitzungskurven sind im Temperatur-Zeit-Diagramm Fig. 1 dargestellt. 1 . • Titansäuregel. a) In der Kälte gefällt. Aus saurer, frisch bereiteter Titansäurelösung wurde in der Kälte mit Ammoniak das Titan- 1 H. Rose, Pogg. Ann. d. Phys. 61. p. 507. 1843. 2 R. Ruer, Zeitschr. f. anorgan. Chem. 43. p. 282 — 303. 1905. A. A. Baikow, Journ. russ. phys. chem. Ges. 39. p. 660. 1907. — Ref. Kolloid-Zeitschr. 2. p. 374—375. 1907. 4 L. Wöhler, Kolloid-Zeitschr. 9. p. 241 — 242. 1912. Ueber das Verglimmen einiger Oxydgele beim Erhitzen. 247 Säuregel als weißer voluminöser Niederschlag gefällt, längere Zeit kalt ausgewaschen, zwischen Fließpapier etwas getrocknet und im Vakuumexsiccator über konz. Schwefelsäure aufbewahrt. Fig. 1. Erhitzungskurven einiger Oxydgele. 1. Titansäuregel, kalt hergestellt. 2. Titansäuregel, heiß gefällt. 3. Ofenkurve. 4. Rotbraunes Eisenoxydgel, aus Ferrisalzlösung heiß gefällt. 5. Chromoxydgel, heiß gefällt. Der Wassergehalt betrug nach 5 Tagen 39 °/o H20 » ™ , 19,4 „ „ , 28 „ 16,9 „ „ Sämtliche Proben verglimmen beim Erhitzen und zeigen unter den genannten Versuchsbedingungen einen exothermen Effekt bei ca. 670° (Kurve 1). Der Wassergehalt der verglimmten Pro- ben beträgt ca. 1 °/o. b) In der Hitze gefällt. Wird die Fällung in der Hitze vorgenommen und 2 Stunden bei 110° getrocknet, so beträgt der Wassergehalt dieses Titansäuregels 8,5 °/0. Nach den Literatur- angaben verglimmt das in der Hitze hergestellte Gel nicht, wovon wir uns leicht überzeugen konnten. Die Erliitzungskurve (2) be- sitzt aber gleichwohl einen starken exothermen Effekt, der bereits 248 K. Endell und R. Rieke, bei 400° einsetzt. Der Wassergehalt des bis auf 650° erhitzten Produktes beträgt 0.8 °/o. Ein Verglimmen findet in die- se m F a 1 1 nur deshalb nicht statt, weildieplötzliche Wärmeabgabe bereits bei so niedriger Temperatur ein setzt, daß die Temperatur Steigerung nicht bis ins Gebiet der sichtbaren Strahlung gelangt. Der Unterschied beider Gele dürfte in Strukturverschiedenheiten zu suchen sein, der sich auch im Löslichkeitsgrade ausdrückt. Das kalt hergestellte Titansäuregel ist in Säuren leichter löslich als das in der Hitze gewonnene. Für die in manchen Lehrbüchern 1 sich findende Angabe, daß es sich in den beiden Formen um Ortho- und Metatitansäure handele, fehlt vorläufig jeder Beweis. 2. Eisenoxydgel. Nach Muck2 und D. Tomasi3 verglimmt das aus Ferrisalz- lösungen durch Fällung mit Ammoniak dargestellte Hydroxyd beim Erhitzen , während das aus Ferrosalzlösungen gefällte und durch nachträgliche Oxydation an der Luft gebildete Hydroxyd diese Erscheinung nicht zeigt und sich auch in andern Eigenschaften von dem ersten unterscheidet. a) In der Hitze gefällt aus Ferrisalzlösung. Aus FeClg-Lösung wurde in der Hitze Ferrihydroxyd mit Ammoniak gefällt, bis zum Verschwinden der Chlorreaktion ausgewaschen und 2 Stunden bei 160° getrocknet. Der Wassergehalt betrug 8°/o. Ein über die Substanz sich langsam verbreitendes Verglimmen beim vorsichtigen Erwärmen ist deut- lich sichtbar. Die Erhitzungskurve (4) zeigt eine bei ca. 450° einsetzende sehr starke Wärmetönung, die eine Temperatursteige- rung von ca. 80° hervorruft. Der Wassergehalt des verglimmten Produktes beträgt 0,5 °/o. b) In der Kälte aus Ferrosalzlösung gefällt und an der Luft oxydiert. Wird eine Lösung von Ferrosulfat in der Kälte mit Ammoniak gefällt und das entstehende, anfangs weißliche, später grünliche Gel innerhalb 8 — 14 Tagen an der Luft zu gelbbraunem Eisenoxydgel oxydiert, so läßt sich an die- sem Produkt weder ein Verglimmen noch eine nach- weisbare Wärmetönung beim Erhitzen beobachten. Voraus- sichtlich hat sich entsprechend der langsameren Entstehungsart von Anfang an eine stabilere Form gebildet. 1 Z. B. Abbegg’s Handb. III. p. 883. 2 Muck, Jahresber. d. Chem. 1867. p. 287. 3 D. Tomasi, Berl. Ber. 1879. p. 1929. — Bull. soc. chim. (2.) 37. p. 196 und 38. p. 152. Heber das Verglimmen einiger Oxydgele beim Erhitzen. 249 3. Chromoxydgel. Heiß gefälltes, 2 Stunden bei 160° getrocknetes Cliromoxydgel enthielt 4,5 °/o Wasser. Die Erliitzungskurve (5) ergab eine schwache Wärmetönung, verbunden mit Verglimmen, die etwa bei 500° einsetzte und sich bis gegen 610° liinzog. Weder bei der Abkühluug noch beim Wiedererhitzen sämt- licher untersuchter Oxyde traten mit Wärmetönungen verbundene Zustandsänderungen auf. Der Vorgang der Wärmeabgabe ist also irreversibel. Werden diese Stoffe längere Zeit auf Temperaturen erhitzt, die nur wenig unterhalb des beginnenden exothermen Effektes liegen, so findet bei weiterer Temperatur- steigerung keine Wärmeabgabe mehr statt. Der bei höheren Temperaturen stabilere Zustand hat sich dann wohl entsprechend der längeren Dauer bereits bei tieferen Temperaturen gebildet. Bei allen Produkten geht der letzte Rest Wasser nicht während des Verglimmens fort, sondern wird erst bei höheren Tempera- turen ausgetrieben. Der Vorgang des Verglimmens entspricht einer gewissen Korn Vergrößerung1, verbunden mit der Ab- gabe von Oberfläch enenergie, ohne daß jedoch an den verglimmten Produkten deutlich kristalline Eigenschaften festgestellt werden könnten. Bei starken Vergrößerungen erweisen sich die Pulver zwischen gekreuzten Nikols als völlig amorph. Doch muß man, ohne sich auf den Boden der Kristallinitätstheorie von P. P. von Wei- marn2 zu stellen, mit der Möglichkeit rechnen, daß die scheinbar amorphen Teilchen mikroskopisch zurzeit unauflösbare Kristall- aggregate sind. Darin unterscheiden sich diese Oxydgele von den pyrognomischen Mineralien, deren Verglimmen nach Th. Liebisch3 durch die Wärmeabgabe bedingt ist, die bei der Rückbildung des kristallisierten Zustandes aus dem amorphen frei wird. Von einer systematischen Bearbeitung dieser für die Struktur der Gele wichtigen Vorgänge möchten wir absehen, da L. Wöhler bereits Versuche in größerem Umfang angekündigt hat. Berlin, Dezember 1913. Chemisch-Technische Versuchs- anstalt bei der Kgl. Porzellanmanufaktur. 1 Über andere Ursachen der Korn Vergrößerung vergl. die umfassende, kritische Zusammenstellung von K. Endell, Über Kornvergrößerung und Sinterung. Silikat-Zeitschr. Koburg. II. 1914. No. 1 und 2. 2 P. P. von Weimarn, Grundzüge der Dispersoidchemie. Dresden 1912. 3 Th. Liebisch, Sitzbr. Berliner Ak. 1910. p. 350—364. 250 F. Tucan, Nickelhaltige Magnesite in Kroatien. Von Fran Tucan in Zagreb (Agram, Kroatien). Im Terrain der Serpentingesteine, welche in Kroatien in be- deutender Menge in der Fruska gora1 und in der Banovina2 Vorkommen, findet man immer auch etwas Magnesit. Dieser Magnesit steht im engsten Zusammenhänge mit den Serpentinen, welche aus den Olivingesteinen entstanden , und es ist deshalb kein Wunder, wenn man in diesen sekundären Bildungen auch Nickel findet, für welchen wir wissen , daß er in Olivingesteinen entweder als Be- standteil des Olivins selbst oder einiger Nickelminerale (Nickelin, Awaruit, Josephinit) vorkommt. Jedoch findet man über nickel- haltige Magnesite in mineralogischer Literatur keine Berichte. Nickelhaltige Magnesite findet man in der Fruska gora erratisch im Rakovacki potok (potok = der Bach), Beocinski potok und Cerevicki potok und zwar im Terrain der Serpentin- gesteine. Diese Magnesite sind dicht, schneeweiß, sehr, hart und zähe. Die Härte und Zähigkeit rührt jedenfalls von einer opal- artigen Substanz her, mit welcher der ganze Magnesit wie im- prägniert erscheint. Außerdem ist Magnesit mit dünnen Chalcedon- adern durchgeflochten. Es ist interessant, daß beim Auflösen des Magnesits in heißer Salzsäure die Opalsubstanz , welche als ein feiner weißer Staub ungelöst bleibt, beim Filtrieren Schwierigkeiten bereitet, da sie durch das Filter geht. Nachstehend die chemische Analyse unserer Magnesite : Magnesit aus Rakovacki Beocinski Öerevicki potok potok potok Si02. . , . . 20,21 24,01 10,87 Fe 6 . . . . 0,63 0,62 0,18 Mn 0 . . . Spur Spur Spur NiO . . . . 0,54 0,71 0,04 CaO. . . . . 0,06 0,62 Spur MgO . . . 37,49 35,23 42,46 C02 . . • . . 41,63 38,88 46,75 100,56 100,07 100,30 Die Olivingesteine, aus welchen diese Magnesite entstanden, gehören zu den Lherzolithen und Duniten, die gänzlich in Serpentin umgewandelt sind. Nickelhaltige Minerale sind nirgends im Ser- pentin zu finden. Die chemische Analyse eines Serpentins von ßakovac (Veliki Gradac) gab folgendes Resultat : 1 Kispatiö, Über Serpentine und serpentinähnliche Gesteine der Fruska gora in Kroatien. Mitteil. d. ungar. geol. Ges. Budapest. 1889. 8. p. 7. 2 Kispatic, Fortsetzung der bosnischen Serpentinzone in Kroatien. Verhandl. der südslavischen Akademie. 139. Zagreb (Agram) 1899. Nickelhaltige Magnesite in Kroatien. 251 Si02 41,48 Al2 03 Spur Cr2 03 0,75 Fe2Os 4,58 Fe 0 3,41 MnO Spur Ni 0 0,80 Ca 0 Spur MgO 33,98 H2 0 unter 107 0 . . . . 0,91 H20 über 107° ... . 13,74 99,65 Dieser Serpentin entstand aus Dunit, welches aus Olivin und etwas Chromit zusammengesetzt war. Der Olivin war zweifels- ohne nickellialtig und bei der Umwandlung ist sein Nickel auch in Serpentin übergegangen. Die Magnesite, die bei dieser Meta- morphose entstanden, nahmen auch etwas Nickel auf. Chrom ist nicht von Magnesit aufgenommen worden , da das Chrommineral unverändert im Serpentin verblieb. Ahnend, daß auch andere Magnesite, welche durch Zerstörung der Olivingesteine entstanden sind, nickelhaltig sein könnten, habe ich einen Magnesit aus dem Busnica potok in der Zrinjska gora (bei Rujevac, unterhalb des Kopcic brijeg) der che- mischen Analyse unterworfen. Das Resultat war folgendes : Si02 . . . . . . . 10,40 Fe 0 . . . . . . . 1,21 MnO . . . . . . . Spur Ni 0 ... . . . . 0,20 CaO . . . . . . . 1,50 MgO . . . . . . . 40,70 CO, . . . . . . . 45,92 99,93 So wie Magnesite aus der Fruska gora ist auch dieser dicht und schneeweiß. Auch er enthält eine Opalsubstanz. Die Ser- pentine, in welchen dieser Magnesit vorkommt, sind aus Lherzolith entstanden. Die Magnesite, welche bei Zerstörung der Olivingesteine (Peri- dotit, Dunit, Olivinfels, Serpentin, Harzburgit, Lherzolith usw.) entstanden sind, enthalten vielleicht immer Nickel : ja, ein Nickel- gehalt ist sogar ihre Charakteristik. Zagreb (Agram), Min.-petrogr. Institut, 1914. 252 A. Heim. Neue Instrumente und Beobachtungsmethoden. Ein verbessertes Richthofen'sches „Horizontalglas“ L Von Dr. Arnold Heim. Mit 1 Abbildung. Auf Anregung des Verf.’s hat die Firma R. Fuess in Berlin- Steglitz eine neue Verbesserung des v. RiCHTHOFEN’schen Hori- zontalglases ausgeführt , die sich für viele Zwecke geologischer, geographischer und technischer Terrainaufnahmen als besonders praktisch erweist. Das gewöhnliche Horizontalglas ist im wesentlichen wie folgt zusammengesetzt: Eine Libelle, die einem quadratischen Prisma aufgeschraubt ist, wird vermittelst Spiegelreflexion durch ein aus- ziehbares Rohrstück abgelesen, während gleichzeitig auf der linken Seite des Bildfeldes der anvisierte Gegenstand selbst erscheint. Fig. 1. ca. f nat. Größe. Auf diese Weise kann rasch und mit einer annähernden Genauig- keit von +0,lö/o aus freier Hand der mathematische Horizont einer Landschaft aufgesucht werden. So praktisch sich unter Umständen dieses kleine Instrument erweist, so ist es doch andererseits so einseitig in seiner Ver- wendung, daß es relativ selten von den Geologen auf Exkursionen mitgenommen wird. Statt den mathematischen Horizont zu bestimmen, kommt der Geologe und Geograph viel häufiger in die Lage, das Gefälle schwach geneigter Linien und Flächen prüfen zu müssen, wobei weder Zeit noch Gelegenheit zum Arbeiten mit Präzisions- instrumenten (Theodoliten) vorhanden sind und eine Genauigkeit von +0,1 °/o vollkommen ausreicht. Diesen Zwecken dient das verbesserte Horizontalglas mit Prozentablesung. Die Konstruktion , ausgeführt von der Firma R. Fuess , ist sehr einfach. Statt die Libelle mit dem Prisma fest zu verbinden, wird diese um eine horizontale Achse drehbar gemacht. Das Ver- 1 Zu beziehen durch R. Fuess, optisch-mechanische Werkstätte, Berlin-Steglitz. Ein verbessertes Richthofen’sches „Horizontalglas“. 253 stellen geschieht mittels einer Mikrometerschraube, deren Kopf als Zahlrädchen zum direkten Ablesen der Gefällprozente dient (vergl. Fig. 1). Will man die Neigung vom Auge des Beobachters zu einem bestimmten Landschaftspunkte ermitteln, so hält man das Hori- zontalglas wie ein Fernglas mit der linken Hand und dreht gleich- zeitig am Zahlrädchen mit der rechten , bis die Libelle auf die Mitte zwischen die beiden Teilstriche fällt. Ein Stift zeigt auf dem Rädchen die Zahl der Gefällprozente. Die Zehntelprozente können ohne Schwierigkeit geschätzt werden, wie z. B. + 3,2 °/o, das heißt vom Auge des Beobachters bis zu dem anvisierten Punkt ist eine Steigung von 3,2 °/0 vorhanden. Nach einiger Übung ist man imstande, eine solche Messung in weniger als einer halben Minute auszuführen. So können mit dem neuen Instru- mentchen Gefälle von + 4 °/o bis — 4°/o in der denkbar kürzesten Zeit gemessen werden. Die Genauigkeit von etwa + 0,1 ü/o ist für die meisten Fälle ausreichend. Soll das Instrumentchen zum Auf suchen des mathematischen Horizontes dienen, so stellt man einfach das Rädchen auf 0 und verwendet es in genau gleicher Weise wie das gewöhnliche feste Horizontalglas. Von der kaum nennenswerten Volumvermehrung abgesehen, bietet das neuverbesserte Horizontalglas nur Vorteile, ohne Nachteile mit sich zu bringen. Außer der Bestimmung von Gefällen, die im Vergleich zum Gesichtsfeld des Beobachters radial liegen, sind im Gelände fast ebenso häufig Neigungslinien zu messen, die zum Gesichtsfeld des Beobachters tangential liegen. Wir sehen z. B. eine Schicht- kante in einer Entfernung von einigen Kilometern und befinden uns annähernd in der streichenden Verlängerung der Schicht- fläche , oder auf der anderen Talseite alte Erosionsterrassen, deren Neigungen genauer bestimmt werden sollten, als es das am Kompaß angebrachte Klinometer mit Gradeinteilung gestattet. Auch diese Art von Gefällmessung ist beim verbesserten Horizontalglas besonders berücksichtigt, indem die Libelle auch von der Seite abgelesen werden kann. Man hält das prismatische Rohrstück mit der ausgestreckten Linken, diesmal aber senkrecht zur Sehrichtung und ohne zu „verkanten“, bringt die Prismakante in Übereinstimmung mit der zu messenden Terrainlinie , dreht gleichzeitig mit der Rechten das Rädchen, bis die Libelle in der Mitte steht, und liest dann wie vorher das Gefälle in Prozenten ab. Aus der obigen Beschreibung ergibt sich die vielseitige An- wendung des verbesserten Horizontalglases mit Prozentablesung von selbst. Besonders geeignet ist es für Flachlandaufnahmen. Hat man eine Karte ohne Höhenkurven, jedoch mit einzelnen ver- messenen Punkten zur Hand , so dient es zum Höhenmessen als Ersatz des nicht immer zuverlässig arbeitenden Aneroidbarometers. 254 Versammlungen und Sitzungsberichte. In Flachländern wie Kansas und Oklahoma, U. S. A., wo die Haupt- aufgabe des Tektonikers und Petrolexperten in der Messung sehr schwach geneigter Schichtflächen von großer Ausdehnung besteht, ersetzt das neue Horizontalglas die sonst ausgezeichnete Alidade nlvellatrice von Tavernier-Gravet (Paris). Da mit dem Hori- zontalglas ein Stativ oder Stock überflüssig ist, können das Nivel- lieren im Streichen und das Fallen ungleich rascher bestimmt werden. Das im Vergleich zur Alidade weniger genaue Hand- visieren wird ungefähr kompensiert durch das leichtere Ablesen auf dem Zahlrädchen. Es versteht sich , daß der Kompaß , und zwar am zweckmäßigsten der neue Geologenkompaß mit Deklinations- korrektur1 von F. W. Breithaupt & Sohn in Kassel, das wich- tigste Hilfsinstrument ist und stets zur Hand sein muß. Ist die Schichtfläche nicht direkt sichtbar, sondern nur das Ausgehende einer resistenten Schichtbank , so bestimmt man mit dem Horizontalglas das Fallen und mit dem Kompaß die zuge- hörigen Richtungen zweier im Winkel zueinander stehender Sc hi cht kanten, und erhält daraus das Streichen und Fallen durch eine ganz einfache geometrische Konstruktion. Für den Geographen, Geologen, Geomorphologen, Forschungs- reisenden, Wasser-, Petrol- und Minenexperten ist das Horizontalglas mit Prozentablesung wohl eines der nützlichsten und wichtigsten Tascheninstrumente. Ob der Beobachter zu Fuß , zu Pferd , im Dampfer, Wagen oder Automobil arbeitet, es gestattet Gefälls- messungen bis zu etwa 5 °/o selbst unter schwierigen Umständen und in der denkbar kürzesten Zeit. Versammlungen und Sitzungsberichte. Londoner mineralogische Gesellschaft. Sitzung vom 2 7. Januar unter dem Vorsitz von Dr. A. E. H. Tutton. ; T. Crook: Die genetische Klassifikation der Ge- steine und Erzlagerstätten. Es wurden die allgemeinen Grundlagen einer Klassifikation der Gesteine betrachtet, der Begriff Gestein alle Minerallagerstätten umfassend. Es ließ sich die wahre Natur genetischer Gruppierung bestimmen. Beide, Gesteine und Erzlagerstätten, zerfallen in große natürliche Abteilungen gemäß , einer geologischen Gruppierung der bildenden Faktoren und Vor- 1 Vergl. Arnold Heim, Ein neuer Geologenkompaß mit Deklinations- korrektur. Zeitschr. f. prakt. Geologie. 21. 573. 1913. Versammlungen und Sitzungsberichte. Jo;> gänge, indem ein Typus bestimmt wird durch den letzten wirk- samen Faktor oder Vorgang, der die Individualität des Gesteins bedingt. Die beiden Hauptgruppen sind 1. endogenetische Lagerstätten, hervorgerufen durch innere Ursachen und 2. exogenetische Lagerstätten durch Entstehung an der Oberfläche, und diese werden auf eine übereinstimmende genetische Art in Unterabteilungen geschieden. „Sedimentäre“ und „meta- morphische“ Bildungen können nicht als zwei unabhängige, selbständige Unterabteilungen betrachtet werden. Zum Schluß wurde eine historische Übersicht über die Anwendung genetisch geologischer Prinzipien auf die Einteilung der Gesteine und Erz- lagerstätten gegeben. Prof. A. F. Rogers : Lawsonit aus den zentralen Küstenketten von Kalifornien. Es werden Kristalle von neuen Fundorten beschrieben von prismatischem und tafligem Habitus und der gewöhnlichen • geringen Größe ; sie zeigen die Formen (010), (001), (011), (HO). A. F. Hallimond : Einachsiger Augit von Mull. Die kleinen leistenförmigen Kristalle, die selten über ^ mm im Durch- messer erreichen, haben einen Brechungsindex to 1,714, e 1,744, ein spezifisches Gewicht von 3,44, ausgesprochenen Dichroismus (to rauchbraun, e blaßgelb), zwei Spaltrichtungen unter nahezu rechtem Winkel und einen Auslöschungswinkel von 30-|° mit der Spaltbarkeit. Eine chemische Analyse weist bestimmte Unter- schiede vom gewöhnlichen Diopsid auf und nähert sich der Zu- sammensetzung des Hypersthen. H. H. Thomas und W. Campbell Smith: Ein Apparat zum Schleifen von Kristallplatten und Prismen. Ein Zylinder aus Kanonenmetall von 5 cm im Durchmesser, mit seiner Achse, senkrecht zu einer dreieckigen Messingplatte, steht auf drei Schrauben, deren eine einen Kopf mit einer Gradeinteilung hat, und ist vertikal verschiebbar nach einer Achse und um diese drehbar. Durch Drehung der graduierten Schraube wird der Zylinder um einen bestimmten Winkel zur Schleifunterlage geneigt. Ein passend auf gekitteter Kristall wird mit Hilfe der beiden Drehungen in jede gewünschte Lage gebracht und kann durch besondere Vorrichtungen in diesen Lagen auch festgehalten werden. Die Nullstellung wird optisch bestimmt. Eine graphische Methode zur Bestimmung der erforderlichen Drehungen wurde beschrieben. Besprechungen. — Miscellanea. — Personalia. 91 56 Besprechungen. Ernst Küster: Über Zonenbildung in kolloidalen Medien. Jena bei Gustav Fischer 1913. 111 p. mit 53 Ab- bildungen im Text. Die vorliegende Arbeit verfolgt den Zweck, eine Reihe von Strukturen der Organismen durch den Vergleich mit ähnlichen experimentell erzielbaren Formen toten Materials kausal verständlich zu machen. Es wird hauptsächlich Bezug genommen auf die be- kannten Versuche von Liesegang, mit denen letzterer auch die Entstehung des Achats zu erklären versucht hat (dies. Centralbl. 1910. p. 593 etc.). Die Bedeutung der LiESEGANG’schen Diffusions- bilder für das kausale Verständnis der an vegetabilischen Objekten wahrnehmbaren rhytmisclien Strukturen liegt offenbar in dem durch die Gelatineversuche erbrachten Nachweis , daß rhytmische Strukturen ohne rhytmische Einwirkung der Außenwelt zustande kommen und daß bereits einfache Diffusionsvorgänge rhytmische Strukturen entstehen lassen können. Verf. verwertet allein diese von Liesegang studierten Diffusions Vorgänge bezw. die durch sie in Gelen liervorgerufenen morphologischen Rhytmen zur kausalen Erklärung der in Organismen wiedergefundenen Strukturen. Was ihn dazu veranlaßt, war die Tatsache, daß die in vitro erzeugten und die vom lebenden Organismus geschaffenen Strukturen selbst in allen Einzelheiten miteinander viel zu deutlich übereinstimmen, als daß die Ähnlichkeiten als „zufällig“ und belanglos für die ent- wicklungsmechanische Betrachtung der vom Leben gelieferten Schichtungsbilder hätten eingeschätzt werden können. Bezüglich des Details muß auf das in erster Linie für Botaniker geschriebene Buch verwiesen werden. Max Bauer. Miscellanea. Der diesjährige Ertrag der Prof. Dr. Emil Philippi- Stiftung wurde dem Assistenten am Geol.-paläont. Institut der Universität Leipzig, Herrn Dr. Th. Brandes, für Untersuchungen „Über die variskischen Züge im Bauplan Mitteldeutschlands“ verliehen. Personalia. Angenommen: a.o. Prof. Dr. H. E. Boeke in Halle a. S. einen Ruf an die Universität Frankfurt a. M. als Professor der Mineralogie und Petrographie und Direktor des Mineralogisch- petrographischen Instituts. Verliehen: Prof. Dr. C. Busz in Münster i. W. der Charakter als Geheimer Bergrat. Voigt & Hochgesang • Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. 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Diese neue Auflage hat im Vergleich sehr bedeutend an Umfang und Inhalt zugenommen; der vorliegende erste Teil allein umfaßt XXII -}- 240 Seiten Text, also für sich schon ungefähr das doppelte der ersten Auflage/ Im November 1913 ist erschienen das1 Petrographische Semester-Verzeichnis No. 9 welches einen Überblick über die neuen Zugänge unseres ausgedehnten Gesteinslagers während des letzten Jahres gibt. Unter anderen können wir mehrere neue und interessante Lokal- sammlungen, die unter der Mitwirkung namhafter Forscher gesammelt sind, anbieten. So z. B. die interessanten Gesteine aus dem Nord- ingra-Distrikt in Schweden, aus dem Manganerz-Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pantelleria und einer Anzahl von Inseln der Liparischen Gruppe u. a. m. Im Januar 1914 ist erschienen -das Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16. Es bietet eine reichhaltige Auswahl prachtvoller Museums-Schaustücke sowie neue Mineralien und neue Mineralvorkommen; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi- Kupfergruben , Euklas und Rubellit und andere seltene Mineralien vom Ural, Nord-Amerika, Brasilien und Madagaskar. Neue Mineralien: Ampangabeit, Betafit, Fizelyit. Hodgkinsonit, Hügelit, Wilkeit etc. Ferner das Paläontologische Semester-Verzeichnis 1.43 enthält verschiedene höchst interessante Neuheiten, z. B. fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc. ; prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel , dem Silur Gotlands und dem Carbon Nord-Amerikas; alpine Trias; baltische Trilobiten; Mammalia von Samos, Ägypten und Nord-Amerika. D* F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833. Bonn a. Rhein. Gegr. 1833. I Verlag der E. Sohwelzerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Druck von 0. Grüninger, K. Hofbuohdruckerei Zu Gutenberg (Klett &. Hartmann), Stuttgart. Mai \^S2> 1914 No. 9 I Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1914 j 4 E. Sch weizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser atlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Inhalt. Original-Mitteilungen etc. gelte Lang. Richard: Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 1 257 W i e g n e r , Georg: Ueber die chemische oder physikalische Natur der kolloiden wasserhaltigen Tonerdesilikate . . . . ... . 262 G ans, R. . Ueber die chemische oder physikalische Natur der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate. (Schluß folgt.) 273 Oppenheim, Paul: Ueber Unteroligocän im nordöstlichen Tunesien. Mit 1 Textfigur 279 Vadasz, M. E. : Regenerationserscheinungen an fossilen Echinoiden. Mit 3 Textfiguren 283 Besprechungen. Biltz, Wilhelm: Ausführung qualitativer Analysen ...... 288 Personalia . 288 • . • £ Professor Dr. M. Dittrich. Chemisches Laboratorium, Nacht Dr. Max Büchner. . Heidelberg Brunnengasse 14 . Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung , > der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. 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Im Flachland der Residentschaft Palembang und, soweit bekannt, des angrenzenden Djambi sowohl als auch in dem gegen Westen aufsteigenden Gebirge auf dem Gebiet der Residentschaft Benkulen (wahrscheinlich aber auch in den meisten übrigen Teilen der in einer Länge von über 1600 Kilometern sich erstreckenden Insel) lassen vielmehr alle Bodenprofile in gleicher Weise zuoberst Braunerden oder Humuserden, und zwar genau in der Aus- bildung, wie wir sie z. B. aus Deutschland gewohnt sind, erkennen. Erst unter dieser Bodendecke pflegen, wenn nicht das urizer- setzte Gebirge folgt, die bunten, leuchtenden Verwitterungsschichten aufzutreten, die durch die häutig vorkommenden Eisenkonkretionen — im Gegensatz zu den konkretionsfreien Roterden — sofort als echter Laterit sich dokumentieren. Überall liegt zunächst der Erdoberfläche gelb, braun oder schwarz gefärbtes, darunter durch unregelmäßig verteilte grellrote bis reinweiße Farben ausge- zeichnetes Verwitterungsmaterial. Die Bildung von Böden mit mehr oder weniger reichlichem Gehalt an Humusstoffen schließt die gleichzeitige Entstehung von Laterit am selben Orte aus und umgekehrt. Dies ergibt sich ohne weiteres aus chemischen Erwägungen sowie aus den bis- herigen Darstellungen über das Vorkommen und die Bildungs- weise des Laterits. Es ist somit keine andere Deutung möglich als die, daß die von mir besuchten Gegenden, in denen ober- flächlich ausschließlich Braunerde- und Humusbildung sich vollzieht und Laterit direkt an der Erdoberfläche nicht vor- kommt, gegenwärtig unter anderen klimatischen Be- dingungen sich befinden als zur Zeit der Lateritbildung und daß letztere somit einer früheren geologischen Periode zugerechnet werden muß. Schon Töblkr hat die Beobachtung Ottiit.ralblatt t'. Mineralogie etc. 1914. 1 / R. Lang, 258 gemacht, daß die niederste Flußterrasse in Palembang und Djambi im Gegensatz zu der (bezw. den) höheren niemals laterisiert ist \ Doch scheint bisher aus dieser Tatsache noch von keiner Seite der Schluß des Klimawechsels gezogen worden zu sein. Über die bodenkundliclien Befunde hoffe ich an anderer Stelle näheres be- richten zu können. Hier sei auf die geologische Seite der Frage eingegangen. Wie weit die Zeit der Lat eritbil düng an die Jetztzeit heranreicht, läßt sich nach paläontologisclien Merkmalen nicht fest- stellen, da ich solche nicht linden konnte. Es können deshalb für die Altersbestimmung nur geologische Tatsachen herangezogen werden. Die Lateritbildung ist selbst noch zur Ablagerungszeit mancher mehr oder weniger verhärteter Kies-, Sand- und Ton- ablagerungen erfolgt, die in weiter regionaler Verbreitung oft Steilufer bildend manche Flüsse begleiten, und nur die niederste, jüngste Terrasse, die heute noch von den Flüssen überschwemmt wird, trägt ausschließlich nicht laterisiertes Material, weshalb an den Ufern der großen Flüsse oft weithin kein Laterit sichtbar wird. Die Lateritbildung hat somit bis in die geologisch jüngste Zeit hinein gedauert. Ob sie mit der Diluvialzeit ab- schließt oder ob wir noch eine Phase des Alluviums hierfür in Anspruch nehmen müssen, möchte ich dahingestellt sein lassen. Das Wesen der K 1 i m a ä n d e r u n g auf Sumatra besteht offenbar darin , daß seit der Diluvialzeit eine beträchtliche Steigerung der Niederschlagsmengen eingetreten ist. Heute bewegen sich dieselben in den von mir untersuchten Gegenden, soweit Beobachtungen vorliegen, zwischen 2500 und 3500 Millimeter im Jahr1 2, und diese Ziffern dürften für die höher im Gebirge liegenden Landesteile, von denen Angaben fehlen, sich nicht un- wesentlich erhöhen. Nur durch die extrem hohen Regenmengen, die das Land jetzt überschütten, läßt sich die Braunerde- und Humusbildung unter äquatorialen Breiten erklären, da nur durch sie die völlige Verwesung des Humus trotz der hohen Temperaturen verhindert wird. Weiß man doch, daß in den Tropen Niederschlags- mengen von 2000 Millimeter und mehr im Jahr nötig sein können, um ausgesprochen humide Bedingungen zu schaffen3. Andererseits 1 Topographische und geologische Beschreibung der Petroleumgebiete bei Moeara Enim (Süd- Sumatra). Tijdschrift van het Koninklijk Nederlandsch Aardrijkskundig Genootschap, 1906. p. 255, und Körte Beschrijving der Petroleumterreinen Residentie Djambi (Sumatra). Landsdrukkerij, Batavia 1912. p. 6. 2 Nach dem Rapport nopens den Aanleg van Staatsspoorwegen in Zuidsumatra (Batavia, Landsdrukkerij 1911. II. Teil. p. 200) hat Palem- bang 2674, Benkulen 3353, Tebingtinggi 3174, Lahat 3454 Millimeter durchschnittliche jährliche Niederschlagshöhe. 3 Ramann, Bodenkunde. 3. Aufl. p. 523. Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 259 gehört die Lateritbildung den Bodenzonen an, in denen eine voll- ständige Zerstörung aller Humusbestandteile bei hoher Temperatur erfolgt. Es können somit die Niederschlagsmengen , die einst während der Zeit der Lateritbildung in Sumatra herrschten, nicht die Höhe der heutigen erreicht haben. Man könnte daran denken, daß im wesentlichen nicht die Änderung in den Niederschlagsmengen, sondern eine Temperatur- erniedrigung den Wechsel von Laterit- zu Braunerde- und Humusbildung verursacht hat. Eine einfache Überlegung ergibt aber, daß ja schon heute auf Sumatra entsprechend seiner äqua- torialen Lage die höchsten Temperaturen bestehen, die hier über- haupt möglich sind (die Temperaturen schwanken im Flachland und in den Hügelgebieten nach meinen bisherigen halbjährigen Beobachtungen zwischen ca. 22° C niederster und 34° C höchster Temperatur im Schatten), und daß deshalb in früherer Zeit unter andern klimatischen Bedingungen die Insolation jedenfalls nicht höher gewesen sein kann, denn nichts berechtigt zu der Annahme, daß in der letzten Vorzeit allgemein wesentlich höhere Temperaturen als heute auf der Erde geherrscht haben. Auch bei Annahme von tektonischen Verschiebungen, insbesondere von Hebungen und Senkungen des Landes hätte, wenn man überhaupt einen wesentlichen, geologisch erkennbaren Klima- wechsel durch sie annehmen mag, eher die umgekehrte Reihenfolge der Verwitterungsarten eintreten müssen, als tatsächlich beobachtet ist. Denn man muß für die geologisch jüngste Zeit,- wie schon länger bekannt ist1, eine Hebung des Landes annehmen. Diese ist meines Erachtens für die Ostseite des Landes nur eine geringe gewesen, da hier das eine Rumpfebene darstellende Flachland nur ganz wenig aus dem Meer emporgehoben wurde. In den gebirgigen Teilen des Landes dürften dagegen keine wesentlicli das Klima beeinflussenden Umgestaltungen sich vollzogen haben trotz der vulkanischen Tätigkeit auf der Insel, die in der Diluvialzeit einen Höhepunkt erreicht haben mag. Man könnte somit für die land- einwärts gelegenen Gebiete des Flachlandes von Sumatra höchstens ein etwas kontinentaleres und damit vielleicht wenig trockeneres Klima erwarten, als früher herrschte, nicht aber ein wesentlich feuchteres, wie tatsächlich beobachtet ist. Da der erkannte Klimawechsel, wie aus dem eben Be- sprochenen hervorgeht, durch Veränderungen der Insel Sumatra selbst nicht erklärbar ist, so muß sein Ursprung außerhalb des Landes gesucht werden. Man könnte etwa an teil u rische Verschiebungen von größtem Umfang denken, an Änderungen von Meeres- und Wind- strömungen, sowie Änderung des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft 1 Vergl. darüber die ausführliche Darstellung in Tobler a. a.O. p. 313. 17* 260 R. Lang. und damit an einen Wechsel der Niederschlagsmengen im Zu- sammenhang mit dem Auftreten oder Verschwinden von Landmassen, die an Sumatra grenzen bezw. grenzten. So wäre hier an die frühere Verbindung Sumatras mit der heutigen Halbinsel Malakka zu erinnern, die durch die tektonischen Beziehungen und die Ge- meinsamkeit vieler rezenter Tierformen wahrscheinlich gemacht ist. Eine möglicherweise ganz junge Senkung etwa hätte die Öffnung der Malakkastraße und damit die Klimaänderung hervorgerufen. Es ist mir unmöglich zu entscheiden, ob die Entstehung der Malakkastraße tatsächlich einen solchen umgestaltenden Einfluß auf die klimatischen Bedingungen und damit auf die Verwitterung haben konnte, wie dieser auf Sumatra beobachtet ist. Es ist aber anzunehmen, daß die Malakkastraße schon zur Zeit der Laterit- bildung auf Sumatra fertig gebildet war, da Sumatra vor dem Einsetzen des für die Insel nachgewiesenen und oben besprochenen Hebungsvorganges in der letzten Vorzeit nicht unwesentlich kleiner gewesen sein muß als heute, und da auch die jetzige Halbinsel Malakka, wie Sckivenor 1 angibt, vor noch nicht sehr langer Zeit eine Insel oder Inselgruppe gewesen sein muß und auch hier — offenbar mit Sumatra korrespondierend — eine bis heute an- haltende Hebungsbewegung zu konstatieren ist. Für die übrigen Gebiete zunächst Sumatra sind ganz junge tektonische Krusten- bewegungen von größtem Ausmaß, die eine Klimaänderung hätten bewirken können, nicht bekannt geworden. Es dürfte somit eine zweite Möglichkeit wahrscheinlicher sein, daß nämlich der Klimawechsel auf Sumatra durch kosmische Ursachen veranlaßt ist. Besonders die Möglichkeit einer Br eiten Verschiebung, die für die Tertiärzeit und auch für das Diluvium mit immer größerer Wahrscheinlichkeit angenommen wird, halte ich nicht für ausgeschlossen. Obgleich unter dieser Voraussetzung Sumatra zur Diluvialzeit vom Äquator entfernt war, so kann man doch annehmen, daß es damals in einer Zone geringerer Niederschläge innerhalb des Tropengürtels lag und daß dadurch die Lateritbildung sich vollziehen konnte, wenn auch die Durchschnittstemperaturen um einige Grade niederer sein mochten als heute. Durch die An- näherung an den Äquator wäre dann der Klimawechsel in der Weise erfolgt, daß das vorher regenärmere Sumatra in den Bereich des tropischen Regengürtels kam und dadurch eines der nieder- schlagreichsten Gebiete der Erde wurde, in dem heute trotz hoher Temperaturen die Bildung von Braun erden und Humuserden sich vollzieht. Dieselbe Erscheinung des Klimawechsels läßt sich jedoch 1 Geological history of the malay peninsula. Quart. Journ. Geol. Soc. 1913. p. 362. Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 261 auch bei Annahme einer allgemeinen Temperaturabnahme der Erde während der Diluvialzeit erklären. Durch die Temperaturerniedrigung wären, wie dies Penck 1 jüngst ausführte, die beiden tropischen Trockengebiete nördlich und südlich des Äquators einst einander genähert gewesen, und zwar in unserem speziellen Falle derart, daß in den dem Äquator zunächst liegenden Teilen Indiens ein Minus an Niederschlägen gegenüber heute vor- handen war. Es hätte dadurch stets eine sofortige Zerstörung- aller Humusbestandteile stattgefunden, wodurch es möglich wurde, daß sich Laterit auch unter dem Äquator bildete. Mit der all- gemeinen Zunahme der Temperaturen an der Erdoberfläche wäre entsprechend ein Polwärtswandern der äquatorialen Trockengrenzen und damit eine Ausdehnung des regenfeuchten Tropengürtels und in dessen mittlerem Teile eine Zunahme an Niederschlägen erfolgt. Dieser letztere Umstand hätte dann für Sumatra die Bildung mehr oder weniger humusreicher Erden als Verwitterungsprodukt verursacht. Auf Grund der Formen der Landoberfläche hat Penck1 für die Nord- und Südgrenze der feuchten Tropen Amerikas und Afrikas einen Wechsel von trockenerem zu feuchterem Klima konstatiert. Er konnte zeigen, daß die äquatorialen Trocken- grenzen seit der Diluvialzeit polwärts gewandert sind. Früher geschlossene Hohlformen, die ein Merkmal arider Gebiete bilden, sind durch diese Klimaänderung in heute aufgeschlossene Becken umgewandelt worden oder stehen im Begriff, in solche sich um- zuwandeln, da sie jetzt vielfach Abflüsse besitzen oder wenigstens mehr oder weniger von Wasser erfüllt werden. Ebenso haben Flüsse an den äquatorialen Trockengrenzen eine Stromentwickiung von auffälliger Unregelmäßigkeit und Unfertigkeit, was gleichfalls auf eine Zunahme der Niederschläge in diesen Gebieten seit der letzten Vorzeit hinweist. Es dürfte für die Richtigkeit der Annahme eines Wechsels von trockenerem zu feuchterem Klima seit der Diluvialzeit in ge- wissen Teilen der Tropen sprechen, daß von völlig verschiedenen Gesichtspunkten aus und in verschiedenen Gebieten dasselbe Resultat erhalten worden ist. Singapore, im Januar 1914. 1 Die Formen der Landoberfläche und Verschiebungen der Klimagürtel. Sitz.-Ber. d. kgl. preuß. Akad. d. Wissensch. Berlin 1913. p. 77 — 97. 262 6. Wiegner, Ueber die chemische oder physikalische Natur Über die chemische oder physikalische Natur der kolloiden wasserhaltigen Tonerdesilikate. Erwiderung an Herrn R. Gans. Von Georg Wiegner in Zürich. Herr R. Gans hat in diesem Centralbl. 1913, No. 22 — 23, p. 699 ff. unter dem Titel „Über die chemische oder physikalische Natur der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate“ eine Arbeit veröffentlicht, deren 2. Teil (von p. 728 an) im wesentlichen eine Kritik meiner Deutung der Versuchsresultate, wie ich sie im Journal für Landwirtschaft gab *, enthält. Es handelte sich bei meinen Unter- suchungen um das Studium des Austauschvermögens der Permutite, die ich mit van Bemmelen, Stremme, Blanck u. a. als gemengte Gele aus Aluminiumhydroxyd und Kieselsäure auffaßte, wobei ich darauf hinwies, daß die Umsetzung alle Eigentümlichkeiten einer sogenannten Absorptionsreaktion, und daß die Ackererde quantitativ dieselben Gleichgewichtsverhältnisse zeigt. Gans bemüht sich in seiner neuen Arbeit darzustellen, daß sich die Permutite bei der Dissoziation mit Wasser und beim Austausch gegen neutrale Salz- lösungen wie chemische Verbindungen verhalten. Der Weg, auf dem er zu diesem Resultat kommt , zeigt , daß die Gesetze der chemischen Gleichgewichtslehre nicht richtig angewendet wurden. Im folgenden soll die Unzulänglichkeit einer solchen Betrachtungs- weise gezeigt werden. Das Wesentliche des 2. Teils der GANs’schen Arbeit liegt darin, daß der Verf. beweisen will, daß die Absorption bei Aus- tauschprozessen dieselbe Formulierung ergibt, wie die mathematische Fassung als Gleichgewicht einer chemischen Reaktion (p. 732 — 733). Allerdings muß dabei die sogenannte FiiEUNDLiCH’sche Formel1 2 für die Formulierung der Reaktion als Absorptionsreaktion x , 1 - - = k c p m I ^ durch 1 Gramm Bodenkörper absorbierte Menge, c Konzentration des gelösten Stoffes nach der Absorption, k und — Konstanten, j verworfen werden, damit die Übereinstimmung zwischen Absorption bei Austausch und chemischer Reaktion scheinbar hergestellt wird. Die Ablehnung der FREUNDLiCH’schen Formel geschieht mit der Begründung, 1 G. Wiegner, Über den Basenaustausch der Ackererde. Journal f. Landwirtschaft. 60. p. 111—150 u. 197—222. 1912. 2 Die Formel wurde von Ostwald und van Bemmelen zuerst an- gewendet. von Freundlich in größerem Umfänge gebraucht. der kolloiden wasserhaltigen Tonerdesilikate. 263 1. daß die Absorption nach den Untersuchungen von C. G. Schmidt ein Maximum besitzt, was in Freundlich’s Formel mathematisch nicht zum Ausdruck kommt ; 2. daß die Absorption auch nach den Überlegungen und Ab- leitungen von Sv. Arrhenius ein Maximum besitzen muß; 3. daß bei Anwendung der Freund LiCH’schen Formel die Rückwirkung der ausgetauscliten Kationen auf das Gleichgewicht vernachlässigt werde. Was Punkt 1 und 2 anbetrifft, so steht nach meinen Unter- suchungen absolut nichts im Wege, die Reaktion als Oberflächen- reaktion nach den Formeln von C. G. Schmidt und Sv. Arrhenius zu formulieren. Ich habe auf p. 147 und 148 meiner Abhandlung gezeigt, daß die Formel von Schmidt, auf p. 149, daß auch die einkonstantige Formel von Svante Arrhenius in unserm Falle sehr gut erfüllt ist. Es ist also für die quantitative Wiedergabe der Versuchsresultate gleichgültig, welche Formel man verwenden will, die rein empirische Formel von Freundlich, die den Vorteil großer Handlichkeit hat, oder die auf Grund von theoretischen Erwägungen (und zwar auf Grund der Anschauung, daß es sich um eine Oberflächenreaktion handelt) abgeleiteten Formeln von Schmidt und Arrhenius. Alle 3 Formeln für sogenannte Ober- flächenreaktion schließen sich den Beobachtungen an Permutiten sehr gut an. Gans verwirft endlich drittens die FREUNDLiCH’sche Formel aus dem Grunde, weil dabei die Rückwirkung der aus- getauschten Kationen auf das Gleichgewicht vernachlässigt werde. Es ist vollkommen richtig , daß eine absolut strenge Wiedergabe des Gleichgewichts die Berücksichtigung der Rückwirkung der aus- getauschten Kationen verlangt. Ich habe deshalb als Ziel der weiteren Forschung auf diesem Gebiet hingestellt (s. p. 221 Über den Basenaustausch etc.), daß eine Untersuchung der Absorption aus Salzgemischen notwendig sei. Allerdings ist, worauf ich in meiner Arbeit hinwies, bereits von Masius 1 gezeigt worden (p. 10 seiner Arbeit), „daß die Adsorption eines Gemisches zweier Stoffe der eines einzigen so weitgehend analog ist, daß sie sich (wenig- stens einigermaßen) nach derselben Formel berechnen läßt. Für die Adsorption jedes Stoffes im Gemisch und anscheinend auch für die Summe gelten analoge quantitative Regelmäßigkeiten wie bei reinen Stoffen , nur wird die Adsorption eines Stoffes durch die Gegenwart eines andern adsorbierbaren Stoffes erniedrigt.“ In x 1 1 der Formel = kcp ist die Größe der Konstanten k und m p abhängig von der Rückwirkung der ausgetauschten Stoffe ; die Änderung der Konstanten mit der Konzentration ist bei den Ver- 1 Masius, Über die Adsorption in Gemischen. Inaug.-Dissert. Leipzig 1908. 264 G. Wiegner, Ueber die chemische oder physikalische Natur hältnissen, wie sie bei den von mir studierten Austauschreaktionen vorliegen, nachweislich gering. Aus meinen experimentellen Unter- suchungen geht hervor, daß für den Konzentrationsbereich : Gleichgewichtskonzentration von N H4 CI in Millimol : c = 0,0088 bis 0,2250 beträgt: k — 3,429 ^-= 0,398 c = 0,0088 bis 4,6943 „ : k == 2.823 1 = 0,336. P Es hat sich also gezeigt, daß sich in dem weiten Konzentrations- bereich von 0,0088 bis 4,6943 Millimol die adsorbierte Menge ausgezeichnet nach der Formel ^ = 2,823 c 0:336 berechnen läßt, daß also die Rückwirkung der ausgetauschten Kationen in vor- liegendem Falle durch die geeignete Wahl der Größen von k und - hinlänglich genau ausgedrückt werden kann. Es ist einleuch- tend, daß der Einfluß der ausgetauschten Kationen mit zunehmender Gleichgewichtskonzentration immer geringer werden muß, da pro- zentisch der ausgetauschte Stoff gegenüber dem verdrängenden Stoff mehr und mehr zurücktritt. Sowohl die Notwendigkeit der Untersuchung der Absorption von Permutiten aus Salzgemischen bei weiterem Studium der Erscheinung, als auch die Berechtigung der Annahme der Gültigkeit einer Adsorptionsisotherme mit ge- eigneten Konstanten bei der Absorption aus Gemischen nach den Untersuchungen von Masius (s. p. 205 meiner Arbeit) wurden von mir bereits hervorgehoben. Es erscheint mir unberechtigt, daraus einen Widerspruch in meinen Ansichten konstruieren zu wollen. Daß jedes Kation eine spezifische Adsorbierbarkeit besitzt, wurde betont, daß die Rückwirkung der ausgetauschten Kationen für das untersuchte Gebiet die Gültigkeit einer geeigneten Adsorptionsisotherme nicht beeinflußt, im weitem Umfange experi- mentell bewiesen. Betrachten wir jetzt, was Gans an Stelle des Vorhandenen gesetzt hat. Er gebraucht weder die Formel von Freundlich noch die Formel von Arrhenius und Schmidt, die er zuerst zur vermeintlichen Entkräftung der FREUNDLiCH’schen Formel verwendet hat, sondern er nimmt eine neue Formel an , bei der die Rück- wirkung der ausgetauschten Kationen berücksichtigt sein soll. Eine exakte Ableitung wird dieser Formel nicht gegeben. Eine solche Ableitung fehlt allerdings auch der sogenannten FREUNDLiCH’schen Formel: aber während diese durch vielfältige Erfahrung gestützt ist, widerspricht die neue Formel von Gans den Erfahrungen, die man bei Absorptionsreaktionen, auch bei den Reaktionen mit Austausch, gemacht hat. Die GANs’sche Formel hat folgende Gestalt : der kolloiden wasserhaltigen Tonerdesilikate. 265 dabei bedeutet — die durch 1 g Permutit absorbierte Kationen- menge (in Millimol), a die Anzahl Millimol des gleichen Kations nach der Absorption im Gleichgewicht ohne Rücksicht auf deren Konzentration, g die gesamte Anzahl Millimol Kationen im Gleich- gewicht, ebenfalls ohne Konzentrationsberücksichtigung. Das Hervorstechende an der GANs’schen Formulierung ist die Forderung, daß die absorbierte Menge lediglich von der absoluten Menge der Stoffe im Gleichgewicht, nicht von deren aktiver Menge, nämlich der Verdünnung, abhängen soll. Nun ist es von allen Forschern, die bisher auf dem Gebiete der Absorption gearbeitet haben, vor allem hervorgehoben worden, daß die Konzentration der Stoffe im Gleichgewicht, d. h. die Menge pro Volumeneinheit, für die Lage des Gleichgewichtszustandes maßgebend ist. Aus allen Untersuchungen von van Bemmelen geht unzweideutig her- vor, daß das Absorptionsgleichgewicht abhängig ist von der E n d - konzentration. Für die Ackererde ist diese Tatsache lange bekannt. Wäre die Formel von Gans in Übereinstimmung mit der Erfahrung, so müßte es gleichgültig sein, ob man eine bestimmte Menge Ackererde mit einer größeren oder kleineren Lösungsmenge schüttelt, wenn nur der Gesamtgehalt an Salz in der Lösung der gleiche wäre. Schon 1866 schreibt Heiden1, daß die Menge der von einer Erde absorbierten Basis 1 . von der Konzentration der Lösung, 2. von der Menge derselben abhängt. Diese Tat- sache ist nachdem viele Male bestätigt worden. Es handelt sich bei diesen Reaktionen genau wie bei den GANs’schen um Reaktion mit Austausch. Gans zieht selber (p. 737 seiner Abhandlung) aus seiner Formel folgende, der Erfahrung widersprechende Konsequenz mit den Worten : „Es kommt bei den Austauschvorgängen auf die Menge des Salzes, nicht aber auf die zur Lö- sung verwendete Flüssigkeitsmenge an. Es muß also die gleiche Höhe des Austausches erzielt wer- den, gleichgültig, ob dieselbe Menge Salz z. B. in 50 ccm oder in 200 ccm Wasser gelöst ist.“ Allerdings macht er folgende einschränkende Fußnote: „Wenn jedoch die Absorption auch von dem Dissoziationsgrade der gelösten Salze beeinflußt wird, so erscheint es fraglich, ob sich die gleiche Höhe der Absorption bei derselben Salzmenge auf alle Konzentrationen erstreckt.“ Gans hat ferner die Konsequenz seiner Formel experimentell geprüft und berichtet über folgenden Versuch: 1 Heiden, Lehrbuch der Düngerlehre 1866. p. 249. 266 G. Wiegner, Ueber die chemische oder physikalische Natur 5 g Permutit absorbierten aus einer Lösung von 0,25 g (NH4) CI in 50 ccm Wasser dieselbe Menge Stickstoff (0,0561 g) wie aus einer Lösung aus 0,25 g NH4C1 in 200 ccm Wasser (0,0558 g). Die Eigenart dieses Versuchsergebnisses, das den bisherigen Erfahrungen widerspricht, veranlaßte mich, das Experiment nach- zuprüfen. Um dem Einwand zu begegnen, daß bei andrer Konzentration als der von Gans verwandten, die in der GANs'schen Fußnote angedeuteten Dissoziationsänderungen in Frage kommen könnten, verwandte ich dieselben Konzentrationen wie Gans. Mein Versuchsergebnis fiel anders aus 1 : Es wurden 5 g Ca-K-Permutit geschüttelt: I. mit 49,165 g Lösung mit 0,2498 g NH4C1 = 0,0654 g N II. mit 200.112 g „ „ 0,2498 g NH4 CI = 0.0654 g N. Nach Einstellung des Gleichgewichtes wurden analysiert von Lösung : I. 80,624 g Lösung. Sie enthielten 0,01274 g N II. 180.973 g „ . „ „ 0,02514 g N. Es waren also nach Einstellung des Gleichgewichts ent- halten in I. 49,165 g Lösung : 0,02045 g N II. 200.112 g „ : 0,02780 g N. Wir erhalten also das Kesultat: 0,2498 g NH4C1 geschüttelt I. II. mit 5 g Permutit mit 5 g Permutit in 49,165 g Lösung: in 200,112 g Lösung: V 0 r dem Schütteln : 0,0654 g N Nach dem Schütteln: 0,0205 g N Absorbiert : 0,0449 g N 0,0654 g N 0.0278 g N 0.0376 g N. Die Filtration geschah durch trockenes Filter unter Ver- werfung der ersten Anteile des Filtrates. 1 Eine Wiederholung des Versuches unter gleichen Bedingungen durch Herrn K. Fricke ergab: 5 g Permutit geschüttelt: I. mit 50,060 g Lösung mit 0,25 g N H4 CI = 0,0655 g N II. mit 199,554 g „ „ 0,25 g NH4 CI = 0,0655 g N. Nach Einstellung des Gleichgewichts wurden analysiert von Lösung: I. 40,349 g Lösung. Sie enthielten 0,0165 g N II. 186,866 g „ . „ „ 0,0265 g N. Es waren also nach Einstellung des Gleichgewichtes enthalten in : I. 50,060 g Lösung: 0,0205 g N II. 199,554 g „ : 0,0283 g N. Mithin : Absorbiert aus 50,060 g Lösung : 0.0450 g N „ „ 199,554 g „ : 0,0372 g N. der kolloiden wasserhaltigen Tonerdesilikate. 267 Ich erhielt also als Resultat, daß die Konzentration i m Gleichgewicht, d. h. die Menge pro ccm Lösung (im obigen wurden g Lösung angegeben, das spez. Gewicht kann bei den vorliegenden Versuchen vernachlässigt werden) einen sehr- merkbaren Einfluß auf die Einstellung des Gleichgewichtes hat, was ja bei allen Reaktionen auch bisher beobachtet wurde. Worauf die Differenz der Versuchsergebnisse zurückzuführen ist, läßt sich schwer sagen. Gans bemerkt zu seinem Versuche, daß bei Ausführung der Bestimmung des Stickstoffes die 50 ccm resp. 200 ccm vom Silikat ab filtriert und nicht etwa die 50 ccm vor der Filtration auf 200 ccm verdünnt wurden, weil durch die Ver- dünnung in Gegenwart des Silikates eine Änderung des Gleich- gewichtes noch möglich gewesen wäre, falls der Austausch nicht auf chemischer, sondern auf physikalischer Grundlage beruht. Diese Vorsicht ist selbstverständlich. Vielleicht hat aber Gans nach dem Abtropfen die Permutite, um sie von den letzten Spuren anhaftender Lösung zu befreien, mit AVasser ausgewaschen, in der Annahme, daß dadurch das Gleichgewicht nicht mehr gestört werde; wenigstens ist er früher bei seinen Versuchen mit Melasse1, die allerdings zu anderem Zwecke angestellt wurden, so verfahren. Das wäre hier unzulässig und würde das Gleichgewicht sofort beim Auswaschen verschieben. Aus dem Versuchsprotokoll von Gans ist Genaueres über seine Arbeitsweise nicht zu ersehen. Es sei festgestellt, daß der zur Stütze der neuen Formel von ihm an- gestellte Versuch nicht mit meinen und den sonstigen bisher bekannten experimentellen Erfahrungen übereinstimmt. Wertvoll könnte nun das Zugeständnis von Gans (p. 737) sein, daß bei einer physikalischen Adsorption die’ verschiedene Konzentration der gleichen Menge Neutralsalz durch eine verschiedene Adsorption zum Ausdruck kommen müßte , wie wir es im Gegensatz zum A^ersuchsergebnis von Gans fanden. Doch so einfach, wie Gans hier ausspricht, ist exakt zwischen physikalischer und chemischer Reaktion der Unterschied nicht festzustellen. Gans rechnet nun nach seiner Formel x = K • a aus meinen in g Untersuchungen Konstanten heraus. Auf diese Konstanten ist aus folgendem Grunde wenig AVert zu legen: Zufällig habe ich aus rein praktischen Gründen bei meinen Ansuchen Lösungs- mengen von ca. 100 ccm verwendet, die Lösungsmenge war bei den einzelnen Versuchen die gleiche, so daß zufälligerweise der Einfluß auf die Verdünnung herausfiel. Gans sucht nun die Übereinstimmung zwischen seiner neuen Absorptionsformel für Austauschreaktionen und der Formel für das chemische Gleichgewicht herzustellen. Zunächst ist aber die soeben von ihm abgeleitete Formel, deren Richtigkeit er bewiesen 1 Jahrb. d. K. preuß. geol. Landesanst. 1906. 27. p. 82. 268 G. Wiegner, Ueber die chemische oder physikalische Natur zu haben glaubt, noch nicht geeignet. Sie wird von neuem will- kürlich abgeändert. Mit der Begründung, daß nach Th. 0. G. Wolfe und wohl vor allem auch nach J. M. van Bemmelen in den Gleichungen nicht die Anfangskonzentrationen, sondern die End- resp. Gleichgewichts k o n z en tratio n e n zum Ausdruck kommen müssen, wird die Gleichung verändert. Die Forderung, daß die Konzentrationen im Gleichgewicht ihren Ausdruck rinden müssen, widerspricht, wie wir gesehen haben, der ersten GANs’schen Formel, in der bloß die Absolutmengen einen Platz gefunden haben. Die Folgerung war es auch, die Gans zu dem oben zitierten Versuch veranlaßte. Die neue Formel, die mit der ersten mathematisch keinen Zusammenhang zeigt, hat die Form : x a g — a wobei bedeutet: x die absorbierte Menge Kationen, g die Ge- samtmenge Salz ohne Rücksicht auf die Konzentration, a die Menge Kationen im Gleichgewicht, von denen ein Teil der Absorption unterlag, ohne Rücksicht auf die Lösungsmenge. Das ist eine neue Formel, die mathematisch mit der ersten Formel — wie gesagt — nichts zu tun hat und deren physikalischer Inhalt wiederum besagt, daß die Absorption nur von den Absolut- mengen, nicht von den Konzentrationen im Gleichgewicht abhängt. Die Forderung, der sie genügen sollte, die Prämisse für ihre Gültigkeit, unter der sie aufgestellt wurde, nämlich die Abhängig- keit der Absorption von der Konzentration im Gleichgewicht, d. i. der Menge pro Volumeneinheit nach der Absorption ist gar nicht erfüllt. Wie dem auch sei, durch eine Umformung erhält sie die Gestalt: 3 (m • n — x) • (g — x) Nun ist x die Menge des entstandenen Ammoniumpermutites, wenn wir z. B. die einfache Umsetzung eines Kaliumzeolithes mit NH4C1 betrachten, ebenso die Menge des ausgetauschten Salzes KCl, falls ein einziges Kation ausgetauscht wird; (m • n — x) soll die Menge des zurückbleibenden Kaliumzeolithes sein, (g — x) ist die Menge des Salzes im Gleichgewicht, wir haben also nach der Umformung: x2 = K3 (m • n — x) • (g — x) tatsächlich auf der linken Seite das Quadrat der Mengen der gebildeten Produkte, wenn wir ihnen konstante Zusammensetzung einräumen, auf der rechten Seite die Mengen der unverändert ge- bliebenen Stoffe der chemischen Reaktion. Formulieren wir die Reaktion : K (Perm) + N H4C1 = N H4 (Perm) -f K CI Kaliumpermutit Ammonitunpermutit der kolloiden wasserhaltigen Tonerdesilikate. 269 und bezeichnen wir die Menge von K Perm und N H4 CI mit x, die Menge von Ammonrampermutit mit (m • n — x), die Menge von KCl mit (g — x), so sieht die Formel: x2 — Ks (m • n — x) • (g — x) ähnlich wie die Formulierung des chemischen Massenwirkungs- gesetzes aus, aber in Wirklichkeit hat sie damit nicht das mindeste gemein. Es ist bekannt, daß man bei Formulierung einer chemischen Reaktion nicht die Mengen, sondern die Konzentrationen, d. h. die Mengen pro Volumeneinheit, der Stoffe einsetzt und daß man ein heterogenes System nicht ohne weiteres wie ein homogenes formulieren darf. Nur bei diesen beiden unzu- treffenden Annahmen und der sehr einfachen Voraussetzung, daß sich 2 einwertige Kationen gegeneinander austauschen, kann man ohne weitere Ausführung die Formel 3 (m • n — x) (g — x) als Ausdruck des chemischen Massenwirkungsgesetzes hinstellen. Die Formulierung auf p. 740 der GrANs’schen Arbeit, wo ohne weitere Diskussion und Begründung die Formeln von Nernst und Hohmann, die für ein homogenes System gelten, auf das heterogene System der Hydrolyse von Aminoniumpermutit übertragen werden, macht es gewiß, daß Gans homogene und heterogene Reaktionen ohne Unterschied formuliert. Ein solches Vorgehen ist falsch, so daß der GANs’sche Beweis (p. 734 seiner Arbeit), „daß sog. Ab- sorptionsverbindungen der Permutite (Aluminatsilikate) sich wie chemische Verbindungen verhalten, weil sie obiger Formel gehorchen“, eine weitere Diskussion erübrigt. Ebenso ist gar kein Wert auf seine Berechnung der Hydrolyse des Ammoniumpermutits zu legen, da sie unter falschen Voraussetzungen berechnet ist. In meiner Arbeit mit Rostorowski 1 haben wir ein relativ einfaches Gleichgewicht : K • Perm -f* N H4 CI = N H4 Perm -}- K CI oder K (Perm) -j- NH4’ = (N H4 Perm) + K untersucht. Nach meiner Meinung würde die Formulierung als chemisches Gleichgewicht, wobei die Reaktion als in der flüssigen Phase stattflndend angenommen wird, im einfachsten Falle wie folgt aussehen : ^ K Perm * ^N HV = K • C N h4 Perm ' * 1 K Hiebei ist : ^ k Perm = Konzentration des Kaliumpermutits d. i. Menge pro V olumeinheit ^nev = „ „ N H4‘ Kations ^NH4Perm= „ „ Ammoniumpermutits R- = „ „ Kalium-Kations. 1 Journ. f. Landwirtschaft. 1912. p. 232. 270 0. Wiegner, Ueber die chemische oder physikalische Natur Hierbei ist von Komplikationen wie Hydrolysen zunächst abgesehen und die elektrische Dissoziation der Salze als vollkommen und gleich angenommen. Da Kaliumpermutit und Ammoniumperm utit unlösliche Bodenkörper bilden, ist deren Konzentration nach der einfachsten Annahme konstant. Die Formel würde dann lauten : ^nh4‘ = • CR. wobei: Kx K-C N ET4 Perm K Perm ist. Die Konstanz erfüllt. von K, ist unter den einfachsten Annahmen nh4 Cr- Konstanz? (Millimol) (Millimol) 0,0077 0,0448 0,172 0,0256 0,0608 0,421 0,0794 0,0816 0,973 0,2169 0,1065 2,037 0,5416 0,1346 4,024 0,1961 0,1651 7,245 Es sei betont, daß die obige Formulierung eine Reihe von event. möglichen Komplikationen nicht berücksichtigt. Nun kann man ja immerhin die Annahme machen, daß die Bodenkörper keine konstante Löslichkeit haben, daß sie feste Lösungen ineinander bilden, daß die gelösten Salze \< hydrolysiert sind, was sehr wahrscheinlich ist, etc. Durch solche ; Annahmen kompliziert sich die Formulierung als chemische Reaktion; prinzipiell unmöglich ist sie nicht, nur hätten wir dann eine chemische Reaktion, die manche Merkwürdigkeiten l zeigt. Jedenfalls ist eine Formulierung, wie Gans sie gegeben i hat, falsch. Zum Schlüsse sei es gestattet, etwas Phänomenologisches zu derartigen Diskussionen vorzubringen. Es handelt sich in neuester Zeit immer und immer wieder — vor allem in den angewandten Wissenschaften — um den Streit, ob Kolloidreaktionen Oberflächen- reaktionen oder chemische Reaktionen sind. Nicht nur auf dem in Frage stehenden Gebiet, sondern auch auf anderen, z. B. in der Chemie der Humuskörper, wiederholt sich dieselbe Erscheinung. Nach meiner Meinung liegt die Sache so : Wir haben bestimmte Fälle, z. B. die gegenseitige Flockung zweier Kolloidkörper, die Schutzkolloidwirkung etc. , wo die miteinander zusammen- tretenden Kolloidkomplexe event. so grob dispers sind, wo die , Ultramikronen so wechselnd groß sind und wo die chemische Ver- !* wandtschaft zwischen den Stoffen offensichtlich so gering ist (z. B. metall. Gold und Gelatine), daß hier wohl nur noch wenig Forscher geneigt sind , molekulare Verhältnisse zwischen den der kolloiden wasserhaltigen Tonerdesilikate. 271 reagierenden Stoffen durch große Formelkomplexe, die oben- drein ständig variieren, zum Ausdruck zu bringen. Man redet ohne Diskussion von einer gegenseitigen Adsorption, indem man, was sehr nahe liegt, von der Annahme ausgeht, daß nur die in der Oberfläche der großen Ultramikronen liegenden Moleküle des einen oder andern oder schließlich beider Stoffe mit- einander durch Zustandsänderungen in Beziehung treten. Die miteinander in Reaktion tretenden Mengen sind nach der Größe der Ultramikronen beliebig wechselnd. Je feiner und feiner nun die Zerteilung eines Stoffes wird, um so mehr Moleküle treten in den Oberflächenverband des Ultramikrons und beteiligen sich an der Änderung des Systems; je feiner die Zerteilung wird, um so geringer werden die Schwankungen in der Ultramikronengröße, um so konstanter die Mengenverhältnisse der miteinander in Wechsel- wirkung tretenden Stoffe. Ist die Zerteilung bis zu den Einzel- molekülen gediehen, die frei miteinander in Wechselwirkung treten können, so wird jedes Molekül oder mehrere, aber immerhin nur wenige des einen Stoffes mit einer beschränkten bestimmten An- zahl von Molekülen des andern Stoffes, wenn die Fähigkeit dazu überhaupt vorhanden ist, in Reaktion treten können. Wir haben dann einfache feste molekulare Verhältnisse; die konstante Größe der Moleküle bedingt konstante quantitative Gesetzmäßigkeiten. Es gibt aber eine Reihe von Reaktionen, bei denen die Verhält- nisse so liegen , daß einerseits schon merkbare optische Hetero- genitäten vorhanden sind, die das Auftreten von Oberflächen er- weisen und den Gedanken an Adsorptionsreaktionen nahelegen, wo andrerseits die Anzahl der Moleküle im Ultramikron so beschränkt ist, daß auch eine chemische Formulierung, wenn auch mit großen Molzahlen denkbar ist, — ich meine das Gebiet unserer Absorptions- reaktionen. Es handelt sich bei diesen meist um Gele , deren Heterogenität nach Zsigmondy sehr fein, sicher ultramikroskopisch ist. Von zwei Seiten kann man theoretisch an dieses Gebiet heran- treten , einmal herkommend vom Gebiet der maximal zerteilten Stoffe. Dadurch, daß man die Ultramikronen als Kondensationen einer beschränkten Anzahl vielleicht sehr großer Moleküle auffaßt, kann man die Reaktion als chemische Reaktion formulieren, wobei manche Merkwürdigkeiten, bedingt durch die dann relativ grobe Zerteilung, zu berücksichtigen sind; andrerseits kann man diese Absorptionsreaktionen als Oberflächenreaktionen einer sehr fein verteilten dispersen Phase auffassen, wobei dadurch, daß so ziem- lich alle Moleküle — allerdings im Oberflächenverbande — zur Wirkung kommen, Anklänge an chemische Reaktionen vorhanden sind. Wie der Übergang vom kolloiden Zustand zum maximal dispersen ein allmählich quantitativer , kein sprunghafter , ist , so scheint der Übergang von der makroskopischen Oberflächenverdich- tung zur Molekülreaktion allmählich zu erfolgen — über das Gebiet 272 (i- Wiegner, Ueber die chemische oder physikalische Natur etc. von Reaktionen hinweg, die van Bemmelen mit dem Namen Ab- sorption sreaktionen bezeiclmete. Prinzipiell sind beide Wege, von oben und unten her, gangbar; es ist zunächst eine Frage der Ökonomie, von welcher Seite aus größere Übersichtlichkeit , Ord- nung und Einheitlichkeit der Darstellung zu erreichen ist. Die Gesetze der chemischen Formulierung, die für einfache Verhältnisse fest fundiert sind, gestalten sich mit zunehmender Kondensierung der Moleküle zu Ultramikronen in unserem Gebiete immer kom- plizierter, die Darstellung als Oberflächenreaktion oder Adsorption jedoch zeigt, daß in unserem Gebiete die übersichtlichen Kriterien der Oberflächenreaktionen noch gut und uneingeschränkt erfüllt sind. Wie man beim Studium der Molekulverhältnisse gerade durch Studium der nur grob zerteilten Mikronen und Ultramikronen so schöne Aufschlüsse auch über die Gesetze der maximal zerteilten Moleküle durch die Forschungen von Perrin, Svedberg, Einstein erhalten hat' so steht vielleicht zu hoffen, daß gerade durch das Studium der Absorptionsreaktionen neue Gesichtspunkte auch für die angrenzenden Gebiete (wozu auch die wertvollen Vorarbeiten von van Bemmelen einen guten Ausgangspunkt liefern können) gewonnen werden können. Welchen Weg die Wissenschaft schließ- lich als den richtigen erkennen wird , läßt sich heute noch nicht sicher absehen. Der Zweck meiner früheren Arbeiten war, zu zeigen , daß der Basenaustausch die Eigentümlichkeiten aufweist, die eine sogen. Absorptionsreaktion zeigt, wodurch eine Anzahl von Erscheinungen ohne weiteres zusammengefaßt werden können. Ob eine mehr chemische Auffassung der Sachlage besser , d. h. mit einfacheren Mitteln gerecht werden kann, das wird sich erst noch zeigen müssen ; die bisherigen rein chemischen Betrachtungen erwiesen sich gerade bei Bearbeitung der quantitativen Seite nicht eben fruchtbar. Ich glaube, es ist der Sache nur dienlich gewesen, daß in neuerer Zeit vor allem von mehr kolloid-physikalischen Gesichtspunkten aus die Frage, die bisher meist rein chemisch bearbeitet wurde, zur Klärung in Angriff genommen worden ist. Jedenfalls vermochte die GANs’sche Kritik, das sei zum Schlüsse zusammenfassend hervorgehoben , durchaus nicht die Un- zweckmäßigkeit einer kolloid-physikalischen Betrachtungsweise darzutun; denn dadurch, daß Austauschreaktionen als unabhängig von der Konzentration formuliert wurden, daß anstatt der Mengen- die Konzentrationsverhältnisse eingesetzt wurden und daß schließ- lich heterogene wie homogene Reaktionen angesetzt wurden, verliert die GANs’sche Kritik ihre Beweiskraft. Zürich, Agrikulturchemisches Laboratorium der Eidgenöss. Technischen Hochschule, Januar 1914. K. Gans, Ueber die chemische oder physikaliche Natur etc. 273 Über die chemische oder physikalische Natur der kolloidalen wasser- haltigen Tonerdesilikate. Von R. Gans in Berlin. Auf die Ausführungen G. Wiegner’s bezüglich meiner unter obigem Titel in dies. Centralbl. 1 erschienenen Arbeit habe ich folgendes zu erwidern: Es handelt sich bei dem angegriffenen Teil der Arbeit 1. um die in äquivalenten Verhältnissen vor sich gehenden Austauschprozesse der Permutite gegen neutrale Salzlösungen (NH4C1) und 2. um den Dissoziationsprozeß des Ammoniumpermutits, den man auch als einen Absorptionsprozeß seitens der Säure des Aluminat- silikates gegen Ammoniak betrachten kann. Der Permutit, der hauptsächlich aus kolloidalen wasserhaltigen Aluminatsilikaten besteht, ist ein Hydrogel. Bei der Bildung des Hydrogels ist jedes einzelne Molekül der Aluminatsilikate im Oberflächenverband gewesen, wofür als Beweis die konstanten molekularen Verhältnisse von Tonerde und Base gelten. Auch in der festen körnigen Form des Permutitgels ist die Zugehörigkeit jedes der Aluminatsilikatmoleküle zum Oberflächenverband erhalten geblieben. Als Beweis hierfür gelten die leicht und schnell vor sich gehenden Austauschprozesse und der (bei Filtration von Neutral- salzen über Permutit) vollständige Austausch der Basen der Aluminat- silikate, der nur möglich ist, wenn die Moleküle der Lösung mit allen Molekülen der Aluminatsilikate in Berührung und Wechsel- wirkung treten können. Bei einem inhomogenen System2 können die Molekularkräfte, deren Wirkungssphäre nur gering ist und die bei meßbaren Ent- fernungen schnell auf Null herabsinken, nur in nächster Nähe der Trennungsfläche einen Austausch der Moleküle bewirken und sind deswegen von der Form und Ausdehnung unabhängig, welche die beiden Phasen zu beiden Seiten der Trennungsfläche zeigen. In unserem Falle aber, bei dem die Moleküle resp. Ionen der Lösungen und des Wassers freien Zugang zu allen Molekülen der Aluminatsilikate haben, sind meßbare Entfernungen, die die Reaktion verhindern könnten, nicht vorhanden. Nur die Beendigung der Reaktion erleidet infolge der Diffusions Vorgänge einige Ver- zögerung, die aber hierbei nicht in Betracht kommt, da wir die Umsetzung erst nach längerer Zeit — nach Eintritt des Gleich- gewichtes — messen. Die Molekularkräfte der ganzen Masse kommen somit beiderseits zur vollen Entfaltung. Wir können deshalb die Suspension des Permutits in Salzlösung oder Wasser 1 R. Gans, dies. Centralbl. 1913. p. 699 — 712, 728 — 741. 2 W. Herz, Leitfaden d. theoret. Chemie. 1912. p. 177. Oentralblatt. f. Mineralogie etc. 1914. 18 274 R. Gans, Ueber die chemische oder physikalische Natur bei unseren Systemen als flüssige Phase1 betrachten, weil seine Masse molekular, wenn auch nicht in homogener Weise verteilt ist. Der osmotische Druck der Moleküle resp. Ionen der Lösung und des Wassers hat aber bei unseren Systemen eine derartige Wirkung I zur Folge, als ob der Permutit auch molekular homogen im Wasser verteilt, d. h. gelöst wäre. Wir können daher auch die Konzentrationen der Permutitsalze auf das Flüssigkeitsvolumen beziehen und nicht auf die Gewichts- menge des Permutits und die vorliegenden Systeme mit j voller Berechtigung als homogene betrachten. Daß es bei den Austauschprozessen , infolge des molekular- porösen Zustandes der Permutitsalze, nicht darauf ankommt, ob gröbere oder feinere Permutitteilchen , d. li. verschieden große Molekülkomplexe der Permutitsalze in der Lösung suspendiert sind, konnte Wiegner2 durch denselben, bei allen Korngrößen des Permutits eintretenden Gleichgewichtszustand beweisen , welcher auch bei meinen Versuchen eintrat. Die Aluminatsilikate halte ich infolge ihrer konstanten Mole- kularverhältnisse, besonders zwischen Al2 03 und Base für chemische Verbindungen, während sie nach Wiegner als gemengte Gele der Si02 und A1203, also im Sinne van Bemmelen’s als sog. Ab- sorptionsverbindungen aufzufassen sind. Die Konzentrationen der letzteren sollen mit der Konzentration der um- gebenden Lösungen derart variieren, daß der Ab- sorptionsfaktor keine Konstante ist. Liefern somit die obigen Aluminatsilikate des Permutits bei den Austauschprozessen und den Ab- sorptionen eine Konstante, so können sie keine Absorp- tionsverbindungen, sonde r n müssen sie chemische Verbindungen sein. Die kolloidale Natur der Aluminatsilikate wird es selbst- verständlich mit sich bringen , daß die Silikate auch , besonders gegen die Lösungen freier Basen , Absorptionsprozesse auslösen, können. Es soll also durchaus nicht die Möglichkeit von Ab- sorptionsprozessen bezweifelt werden. Da die Aluminatsilikate aber das konstante Molekularverhältnis von 1 Mol. Al2 03 : 1 Mol. Base besitzen, kann nach Auffassung des Verf.’s von einer physikalischen 1 Auch E. H. Büchner (Kolloid-Zeitschr. 1914. 14. p. 2—8) tritt in einer „Kolloide und Phasenlehre“ betitelten Abhandlung dafür ein, daß „eine kolloide Lösung oder eine Emulsion, obwohl sie im absoluten Sinne heterogen sind, als einphasig zu betrachten sind“ und daß „er bis jetzt keine Schwierigkeit sehe, dieselbe Betrachtung auch auf Gele anzuwenden“. 2 G. Wiegner, Journ. f. Lanclw. 1912. 60. p. 138 — 139. der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate. 275 Bindung nur dann gesprochen werden, wenn der Gehalt an Base das erwähnte Verhältnis überschreitet. Der Gehalt an Base bis 1 Mol. auf 1 Mol. Alo 03 ist chemisch gebunden in dem Falle, daß dieser Teil der Base in Form von Aluminat im Silikat vor- handen ist. Die sog. Tonerdedoppelsilikate des Verf.’s dagegen, die die Basen nicht an Al2 03 gebunden enthalten, können als Absorptionsverbindungen aufgefaßt werden. Diese erleiden bei Berührung mit Wasser ständig Konzentrationsänderungen, nicht aber die Aluminatsilikate , die nach den besprochenen Versuchs- resultaten von Hissink nur der hydrolytischen Spaltung unterliegen. Es seien zuerst die Austauschprozesse besprochen. C" (die Konzentration im Permutit) ist von Wiegner wie üblich gleich m gesetzt, wo x die eingetauschten (absorbierten) Millimol N H4 aus der umgebenden N H4 Cl-Lösung und m die Anzahl der Gramme Permutit darstellen. C' (die Konzentration der Lösung) ist ~ , wobei a die An- o zahl der nicht eingetauschten (nicht absorbierten) Millimol N H4 in der Lösung nach Eintritt des Gleichgewichtes und S die Anzahl der cm3 der Lösung bedeutet; für können wir in diesem Falle des äquivalenten Austausches auch - setzen, wenn die An- O O fangskonzentration der Millimol NH4 darstellt. n sei die Anzahl der Milliäquivalente Aluminatsilikat in 1 g Permutit, dann ist m . n die betreffende Anzahl in m Grammen Permutit und deren Anfangskonzentration in Permutit m und — 1 X die Gleichgewichtskonzentration der nicht m ö ausgetauschten Kationen im Permutit. a _i_ x g o - = ist die Anfangskonzentration der Milli- o o mol Salz in der Lösung und somit — -rr die Gleich- O ö gewichtskonzentration der ausgetauschten Kationen in der Lösung. Wiegner führte zahlreiche Versuche aus, wobei er a) die Konzentration der NH4 Cl-Lösung bei gleicher Menge des Permutits und b) die Gramme des Permutits bei gleicher Menge und gleicher Konzentration der NH4 Cl-Lösung variieren ließ. Die Versuchsresultate nach b) lieferten — es sei besonders betont - — nach dem nicht abgeänderten Absorptionsfaktor berechnet, direkt eine Konstante, 18* R. Gans, lieber die chemische oder physikalische Natur 276 dagegen ergaben die Versuchsresultate nach a) keine Konstant e. Da sich nun die Aluminatsilikate nicht einmal wie chemische Verbindungen, das andere Mal wie Absorptionsverbindungen verhalten können, so lag es nahe, zu prüfen, ob nicht die bisher vernach- lässigte Konzentration der ausgetauschten Kationen (x) in der Lösung hierbei eine Rolle spiele und diesen Widerspruch hervorrufe. Ich leitete mir nun von dem für inhomogene Systeme gültigen i Absorptionsfaktor die Formel x ab, wobei die ausgetauschten Kationen jedoch nicht direkt, sondern ; nur indirekt zur Geltung kamen, nämlich durch g, welches gleich a -f- x ist. Es geschah das, um die sog. molekulare Konzentration, die, anstelle der physikalischen Konzentration , beim Permutit durch den Quotienten ^ X ■ wiedergegeben wird, auch bei der Lösung zum Ausdruck zu bringen. (n = Anzahl der Milliäquivalente in 1 g Permutit, wurde jedoch bei obiger Gleichung vernachlässigt, da es bei gleichem Permutitmaterial immer denselben Wert besitzt; die Ableitung dieser Formel, sowie die Vernachlässigung von n erfolgte auch, um eine j annähernd genaue Formel bei solchen Versuchsresultaten, z. B. |l mit Ackererde, zur Anwendung bringen zu können, bei welchen eine Bestimmung von n nicht vorlag ; sie durfte erfolgen, weil es mir nicht auf den wirklichen Wert des Ab- sorptionsfaktors, sondern nur auf seine Konstanz a n k o m m t.) Behalten wir n bei obiger Formel bei, so lautet sie x m . n Hierbei war a entstanden aus den physikalischen Konzentrationen 1 a : - = — . Ebenso können wir uns X entstanden denken S S g m . n x m . n aus den physikalischen Konzentrationen : x I m m m . n’ Schon nach der Formel (I) liefern die Versuchsresultate 1 R. Gans, dies. Centralbl. 1913. p. 732. der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate. 277 trotz der starken Konzentrationsänderungen der N H4 Cl-Lösungen eine Konstante, die somit für die chemische Natur der Aluminat- silikate im Permutit spricht. Setzt man nun infolge der Forderung Wolff’s und van Bemmelen’s anstatt der Anfangskonzentrationen die Gleichgewichts- konzentrationen in Permutit und Lösung ein, so kommen die aus- getauschten, bisher vernachlässigten Kationen in der Lösung nicht mehr indirekt wie bei Formel (I), sondern direkt zur Geltung. Wir erhalten dann k3 x m . n — x x (II), die man sich, ähnlich wie vorher, aus den physikalischen Konzen- trationen im Permutit und in der Lösung entstanden denken kann: x m.n — x x ng — x x g — x — : = und -2-= — : — = ® . m m m.n — x S S x (g — x ist gleich a.) Es ist natürlich selbstverständlich, daß die abgeleiteten Formeln (I) und (II), wie ich auch hervorhob, nur für die Aus- tauschprozesse der Aluminatsilikate Gültigkeit haben, also nicht für eigentliche Absorptionsprozesse dieser Silikate. Das ist schon daran deutlich erkennbar , daß bei den reinen Ab- sorptionsprozessen ein Gleichgewichtswert in der Lösung für g und für (g — a), welches letztere gleich x ist, nicht vorhanden ist, weil kein Stoff vom Permutit ausgetauscht wird. Es bleibt bei Absorptionsprozessen nur die Konzentration der nicht absorbierten Millimol NH4 bestehen, nämlich welches gleich er — x g ' - ist, wobei S -die Anzahl der enr der Lösung bedeuten. [Näheres siehe bei Ableitung der Formel (III).] Die Formeln (I) und (II) sind nicht mehr als Formeln für Absorptionsprozesse anzusehen und werden von mir auch nur für die Austauschprozesse angewandt. Es ist ja nun leider üblich, die Austauschprozesse auch als Ab- sorptionsprozesse zu bezeichnen, aber mit Unrecht. Denn es sind ! zwei vollständig verschiedene Prozesse,- ob ein Stoff, der mit Basen gesättigt ist, diese Basen gegen andere Basen in äquivalentem Verhältnisse austauscht, oder ob ein Stoff, der noch keine Basen aufgenommen hat, nun Basen aus verschiedenen Konzentrationen ohne Austausch absorbiert. In letzterem Falle muß natürlich die Konzentration in der Lösung eine große Rolle spielen. Bei Versuchen mit Neutralsalzen und humusfreien Ackererden, die sowohl unzersetzte neutrale Aluminatsilikate wie auch Ab- 278 R Gans, Ueber die chemische oder physikalische Natur etc. Sorptionsverbindungen resp. ungesättigte Gele der Si02 und A1203 usw. enthalten können, werden Austausch- und Absorptionsprozesse • nebeneinander hergehen. Prüft ' man deren Resultate auf die i Formel (I), so wird eine annähernde Konstante uns wahrscheinlich machen, daß die Austauschprozesse überwiegen, während bei dem Vorherrschen der Absorptionsprozesse eine gute Konstanz nicht erhalten werden kann. Auch die Gleichung (II) liefert bei den starken Konzentrations- änderungen der N H4 Cl-Lösungen mit den WiEGNER’schen Resultaten j eine Konstante. Es wird auch hierdurch bewiesen, daß sich die Aluminatsilikate des Permutits nicht wie Absorptionsverbindungen verhalten; sie müssen somit chemische Verbindungen sein. Bezüglich der in äquivalenten Verhältnissen vor sich gehenden Austauschprozesse habe ich ausführlich die Ableitung meiner Formeln vom Absorptionsfaktor angegeben. Um nicht zu ausführlich zu werden, habe ich es betreffs der Formulierung des Dissoziations- i Prozesses unterlassen. Es ist klar, daß man auch für den Dissoziationsvorgang des Ammoniumaluminatsilikates l mit Wasser, den man als einen A b s o r p t i o n s p r o z e ß J der Säure des Aluminatsilikates gegen Ammonium- liydroxydlösung auffassen kann, in gleicherweise jj leicht eine Ableitung vom Absorptionsfaktor finden kann. Die Konzentrationen im Silikat bleiben bestehen, nur bedeutet in diesem Falle x = absorbierte Milliäquivalente (Ammoniumhydroxyd), welche gleiche Milliäquivalente der Säure des Aluminatsilikates sättigen, m . n = Gesamtmilliäquivalente der Säure des Aluminat- silikates in m Gramm Silikat, Folglich ist G" = S f= Volumen des Wassers, g = Gesamtmilliäquivalente Ammoniumhydroxyd, ; — x = die nicht absorbierten Milliäquivalente Ammonium- hydroxyd und daher in Lösung, x m . n — x x m m m . n — x* In der Lösung haben wir nur die nicht absorbierte Menge Ammoniumhydroxyd, dagegen keinen vom Silikat ausgetauschten Stoff zu berücksichtigen, mithin ist C' = - Q X. Hier bleibt das ’ Volumen der Lösung (S) bestehen, weil wir es mit einem reinen Absorptionsprozeß zu tun haben, der nicht mit Austauschprozessen verknüpft ist. P. Oppenheim, Ueber Unteroligocän im nordöstlichen Tunesien. 279 Wir erhalten dann : x K = m . n — x g — S oder, da ebenfalls eine Konstante ist und es uns nicht auf den K wirklichen Wert, sondern nur auf die Konstanz des Absorptions- faktors ankommt, K _ (g — x) (m . n — x) (III) Berechnet man die bei starken Konzentrationsänderungen sich ergebenden Versuchsresultate Hissink’s 1 auf diese vom Absorptions- faktor abgeleitete Formel, so erhält man eine Konstante, die also wiederum beweist, daß auch bei den reinen Absorptionsprozessen die Al um inat Silikate resp. deren Säuren sich nicht wie Absorptionsverbindungen verhalten; sie müssen somit chemische Verbindungen sein. Man kann folglich zu den Formeln sowohl für den Austausch als auch für den Absorptionsprozeß, welch letzteren man auch als einen auf hydrolytischer Grundlage beruhenden Dissoziationsprozeß betrachten kann, durch die m. E. berechtigte Umformung des Ab- sorptionsfaktors gelangen, der für inhomogene Systeme aufgestellt ist, also für unsere (scheinbar inhomogenen) Systeme passend wräre. (Schluß folgt.) Über Unteroligocän im nordöstlichen Tunesien. Von Paul Oppenheim. Mit 1 Textfigar. Vor einigen Monaten sandte mir Herr Dr. Drevermann in Frankfurt a. M. ein Gesteinsstück mit einem Pecten zu mit der Bitte, zu entscheiden, ob es sich dabei um Alttertiär handeln könne. Dieser Pecten wäre das einzige bisher in diesen Schichten gefundene Fossil und stamme von der Grube Bazina bei Mateur in Tunis. Ich war, da es sich um eine so hervorragend charakteristische Type handelte, sofort in der Lage, ihm zu erwidern, der Pecten sei P. semiradiatus Mayer und das Niveau unteroligocän, Äqui- valent des Kleinzeller Tegel bei Budapest und der braunkohlen- führenden Schichten von Häring bei Kufstein in Nordtirol. Ich habe dann um nähere Daten hinsichtlich der geographischen und strati- graphischen Verhältnisse des Fundortes gebeten und dabei all- 1 D. J. Hissink, Landw. Versuchsst. 1913. 81. p. 377 — 432. 280 P. Oppenheim, mählicli durch die gütige Vermittlung des Herrn Dr. Drevermann von dem -Herrn diplomierten Ingenieur H. Oehmichen folgendes in Erfahrung gebracht. Der Fundort , die Grube Bazina , welche sulfidische und oxydisclie Bleierze produziert, liegt WSW von der größeren Stadt Mateur. Die neue Bahnlinie Mateur — Wefzas führt 12 km von der Grube vorbei. Hier findet sich die Station L’Avouana. Wenn man Mateur und den Hafen Tabarka durch eine Linie verbindet, so ist die Grube etwa in der Mitte der- selben in ca. 30 km Luftlinie vom Meere entfernt. Die Fundstelle des P. semiradiatus liegt in einer mächtigen Scliichtenreihe von Kalken und Kalkmergeln, die im allgemeinen ostwestlicli streichen und nach Süden einfallen. Sie bilden das Hangende von helleren Pecten semiradiatus M. E. Aus der Grube Bazina bei Mateur, Tunis. 2:1. bankigen Kalken, dunklen Kalkschiefern, Mergelkalken und bunten Mergeln mit Einlagerungen dunkler fester Kalksteinscliichten. Diese letzteren liegenden Schichten werden im allgemeinen der oberen Kreide zugereclinet, von anderen aber als Trias gedeutet, wofür vielleicht Durchbrüche eines ophitischen Eruptivgesteins sprechen können. Es seien aber, so schreibt Herr Oehmtchen, weder in der liegenden noch in der hangenden Scliichtenreihe bisher Versteinerungen aufgefunden worden. Das vorliegende Exemplar sei das einzige bekannte. Es wurde im Sommer 1913 von Ingenieur P. Schiller aufgefunden, und zwar sicher im Hangenden der Schichtenreihe. Das Fossil liegt in einem Stücke eines harten Kalkmergels eingebettet, der von graubrauner Farbe ist, aber stellenweise wahr- scheinlich infolge Vorherrschens toniger Elemente dunkler geflammt Ueber Unteroligocän im nordöstlichen Tunesien. 281 ist. Reste anderer Organismen sind auch mit der Lupe nicht wahrzunehmen. Der Pecten selbst ist meist nur als Steinkern erhalten, doch scheint die Schale in den noch im Gestein sitzenden Teilen vorhanden , aber wohl mit dem letzteren so innig ver- wachsen, daß sie kaum zu präparieren sein dürfte. Auch die Wirbelpartie mit den Ohren steckt noch im Gestein. Ich habe hier weitere Präparationen für unnötig gehalten, da auch die jetzt schon erkennbaren Einzelheiten mit aller Sicherheit, meiner Über- zeugung nach, die Type charakterisieren. Es sind dies neben der allgemeinen Gestalt die sechs kräftigen inneren Radialrippen, welche nicht bis zum Paliarrande herunterreichen, und die auch am Stein- kern deutlich erkennbare feine Radialstreifung der Schale. Es sei hier zum Vergleich auf die Abbildungen bei Hofmann1 und Dreger2 3 hingewiesen. Allem Anscheine nach handelt es sich bei unserem Fossil, da die Hinterseite höher zu sein scheint als die vordere, um die rechte Klappe, die auch bei Hofmann auf Fig. 2 b abgebildet zu sein scheint, während Dreger auf seiner Figur wohl eine linke Klappe darstellen dürfte. Der Pecten semiradiatus Mayer-Eymar gehört einer Gruppe mittelgroßer glatter Formen an, bei welchen innere Radialrippen zwar vorhanden sind, aber nicht den Außenrand erreichen, und auf welche Sacco 3 den Namen Propeamussium de Greg. 1883 beschränkt hat. Derartige Formen treten nach Sacco, a. a. 0., zuerst am Ausgang des Eocän auf in einer der vorliegenden Form nicht unähnlichen, aber recht schlecht erhaltenen Type, für welche der Autor den Namen Propeamussium eocenicum angewendet hat. Diese Form stammt aus den Mergeln der Casa de Filippi bei Gassino in Piemont, welche einen verhältnismäßig jugendlichen Charakter besitzen und nach der Ansicht mancher Autoren als Priabona-Schichten zu deuten sind, obgleich über die Altersfrage von Gassino noch nicht das letzte Wort gesprochen sein dürfte4. Es findet sich dann der P. semiradiatus Mayer, wie bereits oben erwähnt, im Unteroligocän von Budapest sowohl im Ofener Mergel als im Kleinzeller Tegel, wie bei Häring; dann folgt ihm chrono- logisch eine ihm noch ziemlich nahestehende, aber schon durch schmälere Gestalt und das Vorhandensein einer inneren Radialrippe 1 Vergl. Beiträge zur Kenntnis der Fauna des Hauptdolomits und der älteren Tertiärgebilde des Ofen-Kovacsier Gebirges. Mitt. aus dem Jahrb. d. k. Ungar, geol. Anst. 2. III. Heft. Pest 1873. p. 194. Taf. XIII Fig. 2 a— c, besonders Fig. 2 b. 2 Die Lamellibranchiaten von Häring bei Kirchbichl in Tirol. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1903. 53. Heft 2. Wien 1903. p. 259. Taf. XI Fig. 5. 3 I Molluschi dei terreni terziarii del Piemonte e della Liguria. 24. 1897. p. 50. 4 Vergl. C. F. Parona in Palaeontographica Italica. 4. 1898. p. 155 — 156; vergl. auch meine „Priabona-Schichten und ihre Fauna“. Palaeonto- graphica. 47. Stuttgart 1901. p. 294 — 295. 282 P- Oppenheim, Ueber Unteroligocän im nordöstlichen Tunesien. mehr wohl unterschiedene Form in den wahrscheinlich unter- miocänen Schichten von Tiiffer in Süd-Steiermark, welche Bittner P. Mojsisovicsi genannt hat l. Endlich gehört hierher der neogene P. anconitanus Foresti, noch schmäler und mit noch mehr Innen- rippen, er wie P. Mojsisovicsi ohne die feine äußere Radialstreifung, die den P. semiradiatus charakterisiert. Nachzügler der Gruppe sollen noch in der Gegenwart nach Sacco im Atlantischen Ozean vorhanden sein (P. Dalli Smith und P. Watsoni Smith). Es handelt sich also um eine gut charakterisierte Formengruppe mit im wesent- lichen modernen Gepräge, welche etwa im unteren Oligocän in den Gegenden unseres heutigen Mittelmeergebietes erscheint. Inner- halb dieser Typen scheint P. semiradiatus Mayer scharf charakteri- siert und als Art im wesentlichen auf das untere Oligocän be- schränkt. Auch E. Philippi hält die Gruppe Propeamussium für eine sehr jugendliche2. Soweit das, was ich hinsichtlich der Bestimmung des mir vor- gelegten Fossils und seiner paläontologischen Verhältnisse augen- blicklich zu sagen hätte. Was die geologischen Beziehungen anlangt, so war das Auf- treten typischen Oligocäns oberhalb des Priabona-Horizontes noch vor kurzem gänzlich unbekannt. Boussac hat zuerst 1 9 1 0 3 darauf hingewiesen, daß in den „numidschen Sandsteinen“ in Algerien und Tunesien Oligocän enthalten sein dürfte und zumal die Fauna des Gebel Cherichira für oligocän erklärt , die seit Munier-Chalmas allgemein für Priabonien gehalten wurde. Wenn der Autor hier von Stampien, also Mitteloligocän, spricht, so geht er wahrschein- lich zu weit. Es dürfte sich wohl nur um Priabonien oder Lat- torfien handeln, vielleicht ist beides hier enthalten. Eine genaue Beschreibung der Fauna wäre sehr dankenswert. Die so kurzen und summarischen Beobachtungen Boussac’s sind noch das einzige, was E. Haug in seinem, die ganze moderne Literatur in seltener Vollständigkeit zusammenfassenden Traite de Geologie auf p. 1504 über das Auftreten von Oligocän in Afrika angibt , obgleich das Werk erst 1911 abschließt. Inzwischen haben erst im verflossenen Jahr Dalloni für Algerien 4 und für die C}Tenaica ziemlich gleich- 1 Vergl. Die Tertiärablagerungen von Trifail und Sagor. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 34, 1884. p. 525. Taf. X Fig. 25. Bittner gibt die Art übrigens, a. a. 0. p. 526, aus dem Rhodopegebirge an, von wo sie der k. k. geol. Reichsanst. aus den Aufsammlungen von A. Pelz vorliegen soll. Diese für die Stratigraphie Macedoniens vielleicht wichtige Beobachtung scheint in Vergessenheit geraten zu sein, ich entsinne mich nicht, sie je anderswo erwähnt gesehen zu haben. 2 Vergl. Zur Stammesgeschichte der Pectiniden. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1900. p. 83. 3 Observations sur Tage des gres de Numidie et sur la faune du Cherichira. B. S. G. F. IVieme Serie. 10. 1910. p. 485. 4 Vergl. l’Oligocene marin et sa fauna en Algörie. Comptes rendus de l’Academie des Sciences. 156. p. 1711. Seance du 2 juin 1913. M. E. Vadäsz, Regenerationserscheinungen an fossilen Echinoiden. 283 zeitig und unabhängig voneinander Checchia Rispoli 1 und R. Fa- biani und de Stefanini1 2 auf das Vorhandensein von marinem, und zwar fossilreichein Oligocän hingewiesen. In allen diesen Fällen sind allerdings noch so viel ältere Elemente in den Faunen vorhanden, daß ich selbst, wie ich auch in meinen bezüglichen Referaten ausgesprochen habe, es noch nicht für ausgemacht halte, ob es sich um Priabonien oder typisches unteres Oligocän handle. In jedem Falle sind hier Beziehungen zu demjenigen vorhanden, was der hier geschilderte, so überraschende Fund erkennen läßt und auf welche hinzuweisen ich hier nicht unterlassen möchte. Regenerationserscheinungen an fossilen EchinoiderL Von Dr. M. E. Vadäsz in Budapest. Mit 3 Textfiguren. Während meiner im Gange befindlichen Studien an miocänen Echinodermaten aus Ungarn wendete ich einigen biologischen Er- scheinungen meine besondere Aufmerksamkeit zu , die bei den rezenten Formen ziemlich häufig sind. Unter den lebenden Arten kommen häufig Abnormitäten vor, die sich vornehmlich in der mangelhaften Ausbildung der Ambulacra zu erkennen geben. Eine solche Abnormität fand ich bei den durchgesehenen , ungefähr 2000 Exemplaren nicht, umsomehr wurde meine Aufmerksamkeit durch einige auf den ersten Blick als fragmentär erscheinende Exemplare gefesselt, bei denen sich nach eingehenderer Betrach- tung herausstellte, daß es sich um eine Heilung von Verletzungen der Schale noch während der Lebenszeit handelt. Da ich in der paläontologischen Literatur betreffs der Echinoiden keine ähnlichen Angaben fand, erscheint es mir lohnend, dieser Erscheinung hier auch besonders zu gedenken. In letzter Zeit faßte Abel all jene Daten zusammen, die sich auf die Verheilung von Verletzungen bei fossilen Wirbeltieren beziehen3. In dem durchgesehenen Material fanden sich unter den Clypeaster- und Scutella- Arten regenerierte Exemplare. Isolierte Stacheln, die auch bei den lebenden Formen in hohem Grade Ver- letzungen ausgesetzt sind — so daß an ihnen Regenerations- erscheinungen häufig zu beobachten sind — - weisen auch im fossilen Material ähnliche Erscheinungen auf. Die Ergänzung ist bei meinen Exemplaren entweder unvollkommen, und in diesem Falle 1 Sopra alcuni Echinidi oligocenici della Cirenaica. Mem. della Soc. di Scienze Naturali ed Economiche di Palermo. 1913. 2 Sopra alcuni fossili di Derna e sull’ etä dei Calcari di Slonta. Atti deir Accademia Scientifica Veneto-Trentino-Istriana. Anno VI. 1913. Padova. 3 Abel, Paläobiologie der Wirbeltiere, p. 89. 284 M. E. Vadäsz, rundet sich die Bruclifläche einfach ab , oder aber es tritt voll- kommene Ergänzung ein , indem die abgebrochene Partie durch ein dünneres, spitz auslaufendes Stück ersetzt wird. Ein sicherer Nachweis dieser Erscheinung stößt jedoch bei den fossilen Formen auf Schwierigkeiten. Viel sicherer deutbar, viel schöner und interessanter ist jedoch jenes C(?//>easfer-Exemplar, das ich in nachstehender Abbildung vor- führe. An der im Durchmesser etwa 175 mm großen, dicken Schale fehlt vorne rechts ein ungefähr 5 cm breites und ebenso langes Stück, die Bruchränder sind jedoch vollkommen vernarbt und auch die Stachelwarzen regeneriert (Fig. 1). Es ist sehr Fig. 1. Clypeaster sp. aus dem mittelmiocänen Schichten von Felsö- Orbö (Ungarn) mit verletztem und verheiltem Vorderteile. schwierig, die unmittelbare Ursache dieser beträchtlichen Ver- letzung festzustellen, die Gestalt des fehlenden Stückes läßt jedoch j vermuten, daß es sich in diesem Falle um keinen Zufall handelt, da der Bruchrand in solchen Fällen meist gerade ist, sondern die j Verletzung einem mächtig bewaffneten Feinde (einem Fisch oder i Krebs) zuzuschreiben ist. Die Verletzung traf auch das untere | Ende des rechtsseitigen Teiles des vorderen, unpaaren Ambulacrums, dieses wurde jedoch nicht regeneriert, sondern es fehlen etwa 6 — 8 Porenpaare davon. Zu der Vernarbung der Bänder wurde j, zumeist die Unterseite hinzugezogen, demzufolge die Stachelwurzeln auf dem regenerierten Teile größer und dichter aneinander gedrängt sind als an der Oberseite und mit jenen der Unterseite überein- stimmen. Regenerationserscheinungen an fossilen Echinoiden. 285 Außer der liier erwähnten Verletzung gibt es an demselben Exemplare, am hinteren Petaloidenpaar , auch regenerierte Ver- letzungen von anderer Natur. Es sind dies dicht aneinander ge- drängte, im Durchmesser 3 — 5 mm große und ebenso tiefe Grübchen, die besonders auf den Interämbulacralien und in der Nähe des Scheitels beträchtliche Kontinuitätsdefekte verursachen. Die Defekte wurden jedoch auch hier regeneriert, da am Grunde der Grübchen überall auch Stachelwärzchen zu beobachten sind (Fig. 1). Das hintere rechte Ambulacrum erlitt in seinem ganzen Umfange, das hintere linke aber in seinem oberen Teile Verletzungen, und ob- wohl unser Exemplar an dieser Stelle einigermaßen defekt ist, kann doch ganz entschieden festgestellt werden, daß die Regene- ration der Ambulacralien auch hier nur unvollständig ist. Die Verletzungen dürften auch das Scheitelschild betroffen haben, hierauf deuten die Vernarbungsspuren am Rande der Öffnung am Scheitel. Während die Verletzungen am vorderen Teile der Schale mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Angriff von Feinden zurück- geführt werden können, ist die Ursache der Verletzungen an den hinteren Ambulacralien schon viel schwieriger zu ermitteln. Es ist zwar nicht unmöglich, daß auch die erwähnten regenerierten Grübchen durch äußere Einwirkungen verursachte Wunden sind, doch ist es andererseits auch nicht ausgeschlossen , daß es sich um ein inneres organisches Leiden handelt. Ähnliche Spuren hinter- lassen auch Algen auf dem Gestein, welchem sie angeheftet sind, und es ist wohl nicht unmöglich, daß das Tier in seinem Leben von solchen besiedelt wurde, sich später jedoch von denselben be- freite und die von den Algen verursachten Schalendefekte zu heilen versuchte. Wenn man in Betracht zieht, daß nach Przibram1 die Echinodermen sehr gut regenerieren und daß in diesem Falle das vordere, unpaare Ambulacrum überhaupt nicht, die beiden hinteren aber nur unvollkommen regeneriert wurden, und auch die Poren- furchen am Ende des vorderen linken Ambulacrums abnormal ent- wickelt sind, indem sie nicht gerade verlaufen, sondern einen zweifachen Bogen bilden, so kann man mit einiger Berechtigung auf irgend eine Erkrankung der Ambulacralien, vielleicht auf eine Invasion von Schmarotzern, schließen. Im Endergebnis sind die Verletzungen an dem in Rede stehenden Clypeaster teils auf äußere Ursachen, teils auf innere, organische Erkrankungen zurückzuführen. Zu einem endgültigen Resultat würden jedenfalls erst an rezentem Material ausgeführte Untersuchungen verhelfen, solche liegen jedoch derzeit noch nicht vor. Ähnliche verheilte Verletzungen sind bei den Scutellen häufiger zu beobachten. Dies ist übrigens natürlich, da diese Formen eine dünne Schale besitzen, die an ihrem Rande leicht Verletzungen 1 Experimental-Zoologie. 2. Regeneration, p. 36. 1909. 286 M. E. Vadäsz, erleiden kann. Wenn diese Defekte geringer sind, so vermag das j Tier dieselben zu heilen. Ganz unbedeutende Regenerationen sind 1 fast au jedem Exemplare zu beobachten. Ich fand jedoch auch ^ vier solche Exemplare, deren Rand bedeutendere Kontinuitätsdefekte < aufweist. Dieselben treten am 8clialenrande der Scutellen an ver- schiedenen Stellen auf, was ebenfalls darauf hinweist, daß es sich dabei um zufällige Verletzungen handelt. Die Regeneration ging bei meinen Exemplaren, deren regenerierte Partien in beiliegender Abbildung vor Augen geführt werden, in zwei Fällen ausgesprochen p aus der Oberseite aus (Fig. 3), während bei einem dritten Exem- 1 plare , wie es scheint, beide Seiten zu der Heilung zugezogen wurden (Fig. 2). Ein ähnliches Exemplar wird auch von Quen- stedt erwähnt, der am Rande einer Scutella vindobonensis aus dem Wiener Becken in einem einzigen Falle eine tiefe Einbuchtung beobachtete1. Er bezeichnet die Erscheinung als „Mißbildung“, doch handelt es sich auch in diesem Falle unzweifelhaft um ein verletztes und regeneriertes Exemplar. In jedem dieser Fälle liegt nur eine Verheilung der Wunde, !:1 jedoch keine vollständige Regeneration vor. Wenn man nun aus diesen Fällen Schlüsse von allgemeinerem Werte betreffs der Re- \i generationsfähigkeit der Echinoiden ziehen will , so taucht die Frage auf, ob diese Fälle wohl für ein unvollständiges Regene- rationsvermögen der Echinoiden sprechen. Bei der Erwägung dieser Frage muß jedenfalls in Betracht gezogen werden, daß die erwähnten Exemplare, mit Ausnahme eines einzigen, ausgewachsen sind. Die Regenerationsfähigkeit steht nämlich im allgemeinen 1 Petrefaktenkunde Deutschlands. III. p. 543. Taf. 82 Fig. 21. Regenerationserscheinungen an fossilen Ecliinoiden. 287 in geradem Verhältnis mit der Lebenskraft. Bei dem oben er- wähnten Clypeaster dürfte auch die organische, innere Krankheit hemmend auf die Regeneration gewirkt haben. Jedoch ist die Regeneration nicht nur bei dem erwähnten Clypeaster, sondern auch bei sämtlichen beobachteten Scutellen unvollkommen , bei letzteren auch in solchen Fällen , wo die Verletzung ganz unbe- deutend war. Die Regeneration beschränkt sich in allen beobachteten Fällen lediglich auf die Vernar- bung der verletzten Stellen. Aus all diesen Beobachtungen geht also hervor, daß die Regeneration bei den Echinoi- den oder zumindest bei den untersuchten Formen unvollkommen ist, daß Defekte an der Schale nicht Fig. 3. Scutella leognanensis Lamb. vollständig ergänzt werden1. Diese Behauptung steht mit den an rezenten Formen bisher gemachten Beobachtungen in keinem Widerspruch. Bei den lebenden Arten wurden bisher nur betreffs der Regeneration von Stacheln Beobachtungen gemacht und Ver- suche angestellt, und obwohl die Stacheln im allgemeinen leicht regeneriert werden, sind doch Fälle -bekannt, in welchen auch diese ihre ursprüngliche Größe nicht wieder erhalten2. Solche Regenerationserscheinungen sind auch in anderen Tier- 1 Während des Druckes fand ich noch ein schönes Clypeaster- Exemplar, bei welchem die Petaloiden bedeutend verletzt sind, zeigen aber außer der einfachen Verheilung der Wunde keine weitere Regeneration. 2 Przibräm, 1. c. p. 46. Besprechungen. — Personalia. ‘288 gruppen zu beobachten. In letzterer Zeit berichtete B. Dornyay 1 über einen Harpactocarcinus quadrilobatum Desm., an welchem die eine Schere unverhältnismäßig kleiner ist als die andere. Diese Erscheinung muß unbedingt auf Regeneration zurückgeführt werden, da die Regeneration der Krebsscheren zumeist auf ähnliche Art erfolgt. Jedenfalls wäre eine Durchsicht des fossilen Materials auch aus diesem Gesichtspunkte erwünscht, da sich in der Art der Regenerierung auch phylogenetische Charaktere widerspiegeln. Besprechungen. Wilhelm Biltz: Ausführung qualitativer Analysen. Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H. 1913. 139 p. Mit 1 Tafel und 13 Textfiguren. Der vorliegende Leitfaden weicht von anderen ähnlichen zur Einleitung in die qualitative Analyse bestimmten Werken dadurch ab, daß er unter Verzicht auf alles sonst aus pädagogischen Gründen angefügte theoretische Beiwerk nur das praktische Ziel im Auge hat, die Zusammensetzung eines Stoffes auf das sicherste, genaueste und schnellste zu ermitteln. Verf. folgt dabei in der Arbeits- methode seinem Lehrer Clemens Winkler, der er eine möglichst weite Verbreitung verschaffen möchte. Die Darstellung ist klar und anregend und das Buch zur Benützung bei Mineralanalysen wohl geeignet. Im ersten Kapitel wird die Analyse auf trockenem, im zweiten die auf nassem WTege besprochen, das dritte Kapitel ist der Prüfung auf Säuren gewidmet. Überall trifft man für die Praxis der Analyse wichtige Bemerkungen, die man in anderen derartigen Anleitungen nicht findet, so u. a. auch in den Schluß- abschnitten über analytische Stilwidrigkeiten und in dem Beispiel von Protokollführung. Die Tafel ist der Darstellung zweier mikro- chemischer Reaktionen gewidmet. Solche hätte Verf., nachdem er doch schon einmal vom Mikroskop Gebrauch gemacht hat, mit Vorteil in noch reichlicherem Maße heranziehen können. Max Bauer. Personalia. Ernannt: Dr. Johannes Felix, a.o. Professor an der Uni- versität Leipzig, zum Vorstand der Abteilung für Paläontologie des geologisch-paläontologischen Instituts der Universität daselbst. Verliehen: Professor Dr. Otto Mügge in Göttingen der Charakter als Geheimer Bergrat. — Privatdozent Dr. C. Renz, Breslau, der Titel Professor. 1 Rözsahegy környekenek földtani viszonyairöl. Budapest 1913. (Über die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Rözsahegy. Disser- tation, nur ungarisch.) Voigt & Hochgesang » Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- abschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30—1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. — Ersatz für Kanadabalsam. 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Unter anderen können wir mehrere neue und interessante Lokal- sammlungen, die unter der Mitwirkung namhafter Forscher gesammelt sind, anbieten. So z. B. die interessanten Gesteine aus dem Nord- ingra-Distrikt in Schweden, aus dem Manganerz-Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pantelleria und einer Anzahl von Inseln der Liparischen Gruppe u. a. m. Im Januar 1914 ist erschienen das Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16. Es bietet eine reichhaltige Auswahl prachtvoller Museums-Schaustücke sowie neue Mineralien und neue Mineralvorkommen ; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi- Kupfergruben . Euklas und Rubellit und andere seltene Mineralien vom Ural, Nord-Amerika, Brasilien und Madagaskar. Neue Mineralien: Ampangabeit, Betafit, Fizelyit. Hodgkinsonit, Hügelit, Wilkeit etc. Ferner das Paläontologische Semester-Verzeichnis 1.43 enthält verschiedene höchst interessante Neuheiten, z. B. fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc.;, prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel, dem Silur Gotlands und dem Carbon Nord-Amerikas; alpine Trias; baltische Trilobiten ; Mammalia von Samos, Ägypten und Nord-Amerika. DR F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833. Bonn a. Rhein. Gegr. 1833. Verlag der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele &. Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Druok Ton 0. Grüninger, K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart 15. Mai 1914 No. 10 ♦♦♦♦♦•♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦*♦« Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin : : STUTTGART 1914 : ♦ : E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, ♦ Nägele & Dr. Sproesser : ! i Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Dieser Nummer ist beigefügt ein Prospekt der E. Sclnveizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart, betreffend Rosenbuseh, Mikroskopische Physiographie der Mineralien und Gesteine. Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Selte Wülfing, E. A.: Harry Rosenbuscli *j*. Mit 1 Porträt 289 C. a n s , R. : Uober die cbemische oder physikalische Natur der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate. (Schluß.) 299 R i c li t er , Rudolf: Ueber das Hypostom und einige Arten der Gat- tung Cyphaspis. (Mit 5 Texttiguren) 806 Kays er, E. : Die „Vergletscherung“ der Neusibirischen Inseln . . 317 Frech, Fritz: Entgegnung 319 Personalia 320 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — • Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. — Prospekte aut Verlangen. Mineralien Petrafakten, Gesteine, Konchylien usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineralien-Comptoir -- Heidelberg. ----- Rufnummer 2928 Telegr.-Adr. : Mineral, Heidelberg Listen auf Wunsch gratis. E.Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele &Dr. Sproesser, in Stuttgart. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil : Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge: Analysen isolierter Gemengteile. Preis Mk. 16. — . (Preis von Teil I Mk. 9. — .) Harry Rosenbusch f. 289 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Harry Rosenbusch *j*. Am 20. Januar 1914 starb in Heidelberg1 H. Rosenbusch im Alter von 77 Jahren. Phot. v. M. Kögel, Heidelberg. (Im 70. Lebensjahre.) Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 19 Harry Rosenbusch *j* 290 In 40jähriger rastloser Arbeit hat dieser große Meister ein Bauwerk im Gebiete petrographischer Wissenschaft errichtet, das weit über alle andern hervorragt und das seinen Namen für immer mit der Petrographie verbinden wird. „No man has exercised a greater influence on the progress of petrological Science than Prof. Rosen- busch“ beginnt Professor Lapworth, der damalige Präsident der Geological Society of London, seine Ansprache an Professor Sollas, als dieser 1903 beauftragt wurde, die Wollaston-Medaille nach Heidelberg zu bringen. Dieser Einfluß Rosenbusch’s ist nach manchen harten Kämpfen nun so allgemein anerkannt, daß es etwa hieße Ganggesteine in die Petrographie einführen, wenn man ihn weiter begründen wollte. Ich beschränke mich hier darauf, über seine Lebensschicksale und über seine Charaktereigenschaften einiges mitzuteilen, das ich meiner eben erschienenen etwas ausführlicheren Darstellung in den Sitzungsberichten der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ent- nehme1, und füge ein möglichst vollständiges Verzeichnis seiner Ver- öffentlichungen hinzu. Einer künftigen Geschichte der Petrographie wird es überlassen bleiben, auf Rosenbusch’s Lebenswerk und seinen Zusammenhang mit den Werken der Zeitgenossen näher einzugehen. Karl Harry Ferdinand Rosenbusch wurde am 24. Juni 1836 zu Einbeck im damaligen Königreich Hannover als Sohn des dortigen Waisenhauslehrers Georg Heinrich Wilhelm Rosenbusch und seiner Frau Luise Friedericke Henriette geh. Piischel geboren. Beide Eltern stammten aus St. Andreasberg, und auch die weiteren Vor- fahren, die alle dem evangelisch-lutherischen Glauben angehörten, waren Bewohner des Harzes. Viele von ihnen waren in berg- männischen Berufen tätig. Sie scheinen durchweg Leute in be- scheidenen Lebensstellungen gewesen zu sein, und Rosenbusch hätte wohl mit Recht darauf hinweisen können, daß er alles im Leben seiner eigenen Tatkraft verdanke, wenn anders solche Äußerungen nicht seinem ganzen Wesen widerstrebt haben würden. Rosenbusch absolvierte bis 1851 das Progymnasium seiner Vaterstadt und darauf das Gymnasium Andreanum in Hildes- heim, das er am 1. September 1855 mit dem Zeugnis der Reife verließ. Seine Gesundheit soll damals nicht sehr kräftig gewesen sein, ja er galt in den Jahren jugendlicher Entwicklung sogar für disponiert zu Lungenleiden, wohl weil sein Vater an Schwind- sucht gestorben war. Später aber hat sich seine Gesundheit durchaus gefestigt, und abgesehen von Stimmbandaffektionen, die ihm in seinen fiinziger Jahren zu schaffen machten, erfreute er sich einer ausgezeichneten Gesundheit, die seine enorme Schaffens- freudigkeit auf das glücklichste unterstützte. Erst im hohen Alter wurde er zuweilen von einem lästigen Blasenleiden heimgesucht, 1 Zur Erinnerung an Harry Rosenbusch. Sitz.-Ber. Heidelb. Akad. Wiss. Math.-nat. Kl. Abt. A. 1914. 8. Abhandlung. Iiarry Rosenbusch f. 291 das ihn auch kurz vor seinem Tode ans Bett fesselte. Eine dazu noch auftretende, schnell sich ausbreitende Pneumonie war die unmittelbare Todesursache. Augenscheinlich beeinflußt von seinen Neigungen und ausge- zeichneten Erfolgen auf dem Gymnasium hat Rosenbusch zunächst Philologie und Theologie studiert und sich als Hannoveraner im Herbst 1855 in Göttingen immatrikulieren lassen. Hier hörte er, soweit sich dies jetzt noch nach weisen läßt, Vorlesungen über Pindar, Aristoteles, Moliere, über Geschichte der Philosophie und über Politik. Diesen philologischen und philosophischen, ja auch theologischen Neigungen ist er zeitlebens treu geblieben. Im hohen Alter, nachdem er vom Amt zurückgetreten war, beschäftigte er sich eingehender eigentlich nur noch mit Fragen aus diesen Ge- bieten, die ihn in den Jugendjahren offenbar ausschließlich in An- spruch genommen hatten. 1857 nach nur zweijährigem Studium wurde eine Hauslehrerstelle in Bahia in Brasilien angenommen. Fünf Jahre später kehrte er von dort mit seinen Zöglingen nach Deutschland zurück und begann bald darauf, zuerst in Freiburg, dann auch in Heidelberg, Naturwissenschaften zu studieren. Ein Abschluß dieser Lebensperiode wurde mit seiner Doktor- Promotion am 8. Mai 1868 in Freiburg i. Br. erreicht, der schon am 7. Dezember 1868 seine Aufnahme unter die Zahl der Privat- dozenten der philosophischen Fakultät an der Universität Freiburg folgte. Bald darauf trat er eine zweite Reise nach Brasilien an und gründete nach seiner Rückkehr seinen eigenen Hausstand am 21. September 1869. Aus seiner Ehe mit Auguste geb. Müller ging ein Sohn hervor, der ihm aber schon 1879 im Alter von drei Jahren entrissen werden sollte, ein Verlust, den er bis ins hohe Alter aufs schmerzlichste empfunden und nie überwunden hat. Mit dem Wintersemester 1869/70 beginnt Rosenbusch seine zunächst durch die Zahl und die Mannigfaltigkeit seiner Vorlesungen überraschende Tätigkeit. Historisch interessant ist, daß einige Vorlesungen seiner ersten Semester lauten : Petrographie der kristallinischen Gesteine , Über Petrogenesis und die meta- morphischen Prozesse in den Gesteinen , Petrographie der kri- stallinischen Gesteine mit Berücksichtigung der mikroskopischen Verhältnisse; er ist also gleich anfangs in das Gebiet eingedrungen, das ihn zeitlebens beschäftigen sollte. Ferner wurden von ihm in Freiburg gelesen : Mineralogie vierstündig, Geologie vierstündig, mikroskopische Physiographie der Mineralien zweistündig (zuerst W.-S. 1871/72). Auch die Geologie der Umgegend Freiburgs bald mit bald ohne Exkursionen wird in einstiindiger Vorlesung be- handelt. Sogar theoretische Kristallographie ist neben verschiedenen mineralogischen und kristallographischen Übungen und Repetitorien im Bestimmen der Mineralien mit und ohne Lötrohr angekündigt und sicherlich auch mit Erfolg gelesen worden. 19* 292 Harry Rosenbusch f. Aber nicht nur als Lehrer entwickelte Rosenbusch gleich zu Beginn seiner akademischen Laufbahn eine ganz ungewöhnlich intensive Tätigkeit, auch als Forscher warf er sich mit Feuereifer auf die großen Probleme, die im Laufe von vier Jahrzehnten durch ihn eine so fruchtbare Förderung erfahren sollten. Die nächste Schrift nach seiner Habilitation bezieht sich hauptsächlich auf Beobachtungen während seiner zweiten brasilianischen Reise, wenn auch Eindrücke von dem früheren längeren Aufenthalt in Nord- brasilien gelegentlich eingeflochten werden. Im Jahre 1872 folgten petrographische Studien an Gesteinen des Kaiserstuhls und von Java, und im Mai 1873 tritt Rosenbusch schon mit dem ersten Band seiner Mikroskopischen Physiographie an die Öffentlichkeit, also fast gleichzeitig mit dem rivalisierenden Werke F. Zirkel’s, dessen Vorwort vom Juli 1873 datiert ist. 1873 wurde Rosenbusch nach Straßburg berufen, wo zu seinen Vorträgen über Petrographie seine Mitwirkung bei der neu gegründeten geologischen Landesuntersuchung sich gesellte. Es wird wieder von Interesse sein zu erfahren, daß er eine Vorlesung über „Die Kontaktmetamorphose der Steiger Schiefer an den Granitmassiven von Barr — Andlau und Hohwald im Vergleich mit den Schieferkontaktzonen an anderen europäischen Granitmassiven“ im Sommersemester 1876 abhielt. Der alte Spruch docendo discimus hat sich bei ihm schon in Freiburg, als er Hand in Hand mit seinen Vorlesungen den ersten Band seiner Physiographie zum Abschluß brachte, bewährt, und ist hier in Straßburg wie auch noch in späteren Jahren von ihm befolgt worden. So ließ er denn ein halbes Jahr nach jener eben genannten Vorlesung seine fundamentale Arbeit über die Steiger Schiefer und ihre Kontaktzonen erscheinen, ein Werk, das großes Aufsehen machte und auch heute noch nichts von seiner klassischen Bedeutung verloren hat. Mit dem 1. April 1878 beginnt Rosenbusch seine Tätigkeit als ordentlicher Professor der Mineralogie und Geologie an der Universität Heidelberg. Damit ist seine äußere Laufbahn, abge- sehen von Auszeichnungen durch Titel und Orden, im wesentlichen zum Abschluß gekommen; denn ein 1883 an ihn ergangener Ruf als Ordinarius nach Straßburg wurde abgelehnt. Nür seine Tätig- keit als Direktor der Badischen Geologischen Landesaufnahme von 1888 — 1907 brachte in sein Leben eine neue Bewegung, die ich aber hier nicht näher berühre, weil sie demnächst von fachkundigerer Seite ihre Würdigung erfahren wird. In den drei Heidelberger Jahrzehnten erstreckten sich seine Vorlesungen über Mineralogie und Petrographie. Die Entwicklung mag bei den mineralogischen Vorlesungen, wo er doch wohl im großen und ganzen nur Schritt zu halten versuchte mit den diesen Stoff behandelnden neuesten Lehr- und Handbüchern, nicht in gleichem Maße bedeutend gewesen sein, wie in der Petrographie; hier aber Harry Rosenbusch f. 293 stieg Rosenbusch von Jahrzehnt zu Jahrzehnt höher und höher empor, bis er tatsächlich an der Spitze aller Dozenten der Petro- graphie stand. Hier kam ihm nicht nur seine enorme Erfahrung, seine absolute Beherrschung des Stoffes und seine Dispositionsgabe, sondern auch seine wunderbare Eigenschaft als Lehrer, den vorzu- tragenden Gedankengang im Hörer sich entwickeln zu lassen, zu Hilte, so daß dieser auch die schwierigsten Kapitel der Petrographie in außerordentlicher Deutlichkeit und Übersichtlichkeit vor sich entstehen sah. Der Same, der hier von Rosenbusch ausgestreut wurde, ist dann auch reichlich aufgegangen und hat im Ausland wie in Deutschland ausgezeichnete Früchte getragen. Die großen Erfolge seiner Vorlesungen wurden wohl noch übertroffen durch die der täglichen Unterweisung seiner Praktikanten im Institut. Aus allen Ländern, insbesondere aus den Vereinigten Staaten Nordamerikas, kamen die Schüler in ausgewählter Zahl, jüngere und ältere, ja manche schon in grauen Haaren, um von ihm in die modernen petrographischen Methoden eingeführt zu werden. Er weilte gerne anregend und ermunternd unter ihnen und schloß hier manchen Freundschaftsbund, den er als eine köstliche Errungenschaft in ausgedehnter Korrespondenz durchs Leben weiter pflegte. Bei aller Liebenswürdigkeit im Umgang und bei allem warmherzigen Interesse, das er für die einzelne Person empfand, soll er doch immer einen gewissen vornehmen Abstand gewahrt haben. Ich kann nicht sagen, daß mir dergleichen be- sonders aufgefallen wäre, ich will aber auch nicht leugnen, daß andere zu einer solchen Ansicht gelangen konnten. Er war vielleicht zu sehr mit seinen eigenen tiefen Ideen und denen der großen ver- gangenen Kulturperioden erfüllt, als daß er es zu dem hätte bringen können, was man so als „Gemütlichkeit“ zu bezeichnen pflegt. Den Sammlungen, insbesondere denen der Gesteine, hat er viel Zeit geopfert. 1888 begann er zum erstenmal mit einer gänzlichen Neuordnung und Ausgestaltung der BLUM’schen Schau- sammlung. Seitdem ist diese Sammlung in fortwährender Ent- wicklung geblieben und hatte 1 908 bei Rosenbusch’s Scheiden aus dem Amt wohl den doppelten Umfang gegenüber dem Stand von etwa 1891 erreicht, wo sie zum erstenmal als etwas Fertiges be- trachtet wurde. Diese und die große Vorlesungssammlung enthalten vor allem die Stücke der „RosENBuscH’schen Sammlung“, wie sie in hochherziger Weise 1909 dem Heidelberger Institut im Umfang von 7021 Handstücken vermacht worden ist. Rosenbusch’s Verdienste wurden von zahlreichen in- und ausländischen Gesellschaften und Akademien anerkannt. Zum Ehrenmitglied ernannten ihn: der Verein Freiburger Ärzte, Freiburg; la Societe Frangaise de Mineralogie, Paris; the Mineralogical Society, London; la Societe Beige de Geologie etc., Brüssel; die Schweizerische Naturforschende Gesellschaft Frauen- 294 Harry Rosenbusch f. feld; tlie New York Academy of Sciences, New York; die Kaiserlich Russische Mineralogische Gesellschaft, St. Petersburg. Zum auswärtigen oder außerordentlichen oder korrespon- dierenden Mitglied ernannten ihn die Akademien in Berlin , Chri- stiauia, Göttingen, Heidelberg, Kopenhagen, München, Paris, Rom, Stockholm, Washington, Wien. Ferner zählten ihn viele geologische und naturwissenschaft- liche Gesellschaften unter ihre ordentlichen oder korrespondierenden Mitglieder. Er war 1871 Mitstifter des Oberrheinischen geo- logischen Vereins. Die hohe Wertschätzung, wie sie von diesen Gesellschaften und Akademien sowie von seinen zahlreichen Schülern ihm ent- gegengebracht wurde und wie sie besonders schön bei der Feier seines TU. Geburtstages zum Ausdruck kam, ist ihm von einem größeren Teil insbesondere seiner deutschen Kollegen erst dann zuteil geworden, als diese anfingen, sich aus seinen eigenen Schülern zu rekrutieren. Vielleicht erklärt sich dies teilweise aus der Ar- beitsmethode Rosenbusch’s , der es nicht liebte , seine Beobach- tungen alsbald, nachdem er sie gemacht hatte , in vielen kleinen Aufsätzen zu veröffentlichen. Er sammelte die meisten durch viele Jahre und vereinigte dann ihre Riesenfülle in seiner Phvsiographie, deren vier Auflagen die Fachkreise immer wieder von neuem durch ihre gewaltige Entwicklung überraschten. Diese Überraschung war den Kollegen nicht immer erwünscht und manche bittere Be- merkung der älteren Petrograplien ist auch dem Verfasser dieser Zeilen noch erinnerlich, wenn sie verzweif lungsvoll den Gedanken- gängen ihres einstmals mit ihnen gleichen Schritt haltenden Kol- legen zu folgen versuchten und einsehen mußten , daß er ihnen längst entflohen war. Hier mag wohl auch ein Teil der Erklärung dafür liegen, daß seine Werke besonders seit den 90er Jahren, also gerade zur Zeit seiner höchsten Entwicklung, im Neuen Jahr- buch für Mineralogie etc. sehr kurz oder überhaupt nicht be- sprochen wurden , eine Tatsache , die Rosenbusch wohl schmerz- licher empfunden hat, als er ihr, selbst seinen nächsten Bekannten gegenüber, Ausdruck verlieh. Bei seiner doch wohl zum chole- rischen Temperament hinneigenden Natur hat er dem Groll gegen seine Widersacher von Zeit zu Zeit in jenen Schriften Ausdruck gegeben, in denen er über die Verteidigung seiner Lehre hinaus- ging und scharfe Angriffe gegen seine Gegner richtete. Im all- gemeinen aber war er eine reservierte Natur, die sich mit einem gewissen wohlberechtigten Stolz fernhielt von den Kongressen der Fachgenossen oder überhaupt von irgendwelchen Veranstaltungen, die auch nur andeutungsweise etwas mit Reklame zu tun haben konnten. Rosenbusch wußte genau, wie wenig der wahre Gelehrte auf das Forum der Öffentlichkeit gehört, wenn anders er seine Wissenschaft wahrhaft fördern will. Harry Rosenbusch f. 29f> Ein anderer schöner Charakterzug* Rosenbusch’s war sein neidloses Siclimitfreuen an den Erfolgen anderer. So kann ich nicht genug seine selbstlose Art rühmen, mit der er einem Jünger gestattete, einen Band seines Hauptwerkes in moderne Form um- zukleiden. — Es ist ja wohl die Meinung verbreitet , daß er an einer einmal gefaßten Ansicht so starr festzuhalten pflegte, daß eine Diskussion mit ihm nicht gut möglich gewesen sei. Ich meinerseits kann nur die Eindrücke wiedergeben, die mir seit 1888 noch alle gut in Erinnerung sind. Und danach war er Gründen, wenn sie nicht schroff vorgebracht wurden , immer zugänglich. Konzessionen vermochte er allerdings nicht zu machen , das ließ sein markiger Charakter nicht zu. Was er einmal als richtig erkannt hatte, daran hielt er fest, und wenn alle Welt gegen ihn gewesen wäre. Die Einheit seiner starken Persönlichkeit , in welcher der Gelehrte , der Lehrer und der Mensch vor uns steht , hat etwas Erfrischendes in einer Zeit, in der man anfangen muß, solche selb- ständigen Naturen ganz besonders zu preisen. Seine große Energie und sein weiter philosophischer Blick haben seine Lebensarbeit im Hinblick auf das von ihm Gewollte und von ihm Erreichte zu einem harmonischen Abschluß gebracht. Als vor sieben Jahren bei der Feier des 70. Geburtstages des Dahingeschiedenen zahl- reiche über die ganze Welt verbreitete Schüler teils persönlich in Heidelberg erschienen, teils ihre wissenschaftlichen Beiträge zu einer stattlichen Festschrift einsandten , konnten sie darauf hin- weisen, mit welch stolzer Befriedigung unser Meister von der hohen Warte seiner siebzig Jahre auf dieses Lebenswerk blicken durfte. Verzeichnis der Veröffentlichungen von H. Rosenbusch in chrono- logischer Reihenfolge. 1869. Dissertation : Der Nephelinit vom Katzenbuckel. Freiburg 1869. 75 p. (Zugleich Habilitationsschrift.) Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1869. 485—487. 1870. Mineralogische und geognostische Notizen von einer Reise in Süd- brasilien. Ber. d. naturf. Ges. z. Freiburg i. Br. 1870. 39 p. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1871. 78—79, 84—85, 175—176. 1871. Über eine Verbesserung mikroskopischer Gesteinsuntersuchungen. N. Jahrb. f. Min. etc. 1871. 914—918. 1872. Petrographische Studien an den Gesteinen des Kaiserstuhls. N. Jahrb. f. Min. etc. 1872. 35 — 65 und 135 — 170. — Der Hydrotachylyt vom Roßberge. N. Jahrb. f. Min. etc. 1872. 614-619. — Über einige vulkanische Gesteine von Java. Ber. d. naturf. Ges. z. Freiburg i. Br. 6. 1872. 36 p. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1872. 953 — 955. Harry Rosenbusch f 290 1873. Mikroskopische Physiographie der Mineralien und Gesteine. Ein Hilfsbuch bei mikroskopischen Gesteinsstudien. Bd.I. Mikroskopische I Physiographie der petrographisch wichtigen Mineralien. Stuttgart 1873. 8°. IX u. 398 p. Mit 102 Ho'zschnitten und 10 Tafeln in Farbendruck. Ankündigung dieses Werkes durch den Verfasser. ! N. Jahrb. f. Min. etc 1873. 61 — 63. Ref. daselbst 753 — 754. 1875. Über die Phänomene, welche den Kontakt des Granits mit Ton- schiefern zu begleiten pflegen, insbesondere bei Barr-Andlau in den Vogesen. N. Jahrb. f. Min. etc. 1875. 849—851. Über Wichtisit und Sordawalit. N. Jahrb. f. Min. etc. 1875. 855 — 856. Einleitende Bemerkungen über die neue geologische Landesaufnahme von Elsaß-Lothringen. Verfaßt mit den übrigen Mitgliedern der geologischen Kommission für die geologische Landesuntersuchung und Kartierung von Elsaß-Lothringen. Abhandl. z. geol. Spezial- karte v. Elsaß-Lothringen. Bd. I. 1877. I — XXI. (Erschien 1875 ) Mit E. W. Benecke Chronologischer Überblick der mineralogischen und geologischen Literatur über die Reichslande Elsaß-Lothringen. Abhandl. z. geol. Spezialkarte v. Elsaß-Lothringen. Bd. I. 1877. XXIII— XXVI und 1—77. (Erschien 1875.) 1876. Ein neues Mikroskop für mineralogische und petrographische Unter- suchungen. N. Jahrb. f. Min. etc. 1876. 504 — 513. — Einige Mitteilungen über Zusammensetzung und Struktur granitischer Gesteine. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 28. 1876. 369—390. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1877. 544. 1877. Die Steiger Schiefer und ihre Kontaktzone an den Granititen von Barr-Andlau und Hohwald. Abhandl. z. geol. Spezialkarte v. Elsaß- Lothringen. Bd. I. 1877. XXVII-XXIX, 79-393. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1877. 749—752. — Mikroskopische Physiographie etc. (s. o. unter 1873). Bd. II. Mikro- skopische Physiographie der massigen Gesteine. Stuttgart 1877. 8". VIII u. 596 p. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1877. 956—958. 1880. Bemerkung zu W. C. Brögger’s Mitteilung über Olivinfels von Söndmöre. N. Jahrb. f. Min. etc. 1880. II. 192. Glimmertrachyt von Montecatini in Toskana. N. Jahrb. f. Min. etc. 1880. II. 206—208. Sulla presenza dello Zircone nelle roccie. R. Accad. Sc. Torino. 16. 1880. 773-776. Ref. Zeitschr. f. Kristallogr. 6. 1882. 283-284. 1882. Über das Wesen der körnigen und porphyrischen Struktur bei Massengesteinen, N. Jahrb. f. Min. etc. 1882. II. 117, nebst tabella- rischer Übersicht der massigen (Eruptiv-) Gesteine. 1883. Die Gesteinsarten von Ekersund. Nyt Magaz. for Naturvid. 27. 1883. 4. Heft. 8 p. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1884. II. 343-344. — Über den Sagvandit. Tromsö Mus. Aarshefter. VI. 1883. 81 — 86. Auch abgedruckt in X. Jahrb. f. Min. etc. 1884. I. 195 — 198. — Johann Reinhard Blum. Nekrolog. N. Jahrb. f. Min. etc. 1883. II. 8 p. Harry Rosenbusch f. 297 1885. Ein Beitrag zur Morphologie des Leucits. N. Jahrb. f. Min. etc. 1885. II. 59—65. Ref. Zeitschr. f. Kristallogr. 13. 1888. 56. — Mikroskopische Physiographie etc. (s. o. unter 1873). Bd. I. Die petro- graphisch wichtigen Mineralien. Zweite gänzlich unbearbeitete Auflage. Stuttgart 1885. 8°. XIV u. 664 p. Mit 1 77 Holzschnitten. 26 Tafeln in Photographiedruck und der XEWTON’schen Farbenskala in Farbendruck. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1886. II. 40 — 43. 1886. Leopold Heinrich Fischer. Nekrolog. N. Jahrb. f. Min. etc. 1886. II. 7 p. 1887. Mikroskopische Physiographie etc. (s. o. unter 1873). Bd. II. Massige Gesteine. Zweite gänzlich umgearbeitete Auflage. Stuttgart 1887. 8°. XIV u. 877 p. Mit 6 Tafeln in Photographiedruck. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1888. II. 396—402. 1888. Hülfstabellen zur mikroskopischen Mineralbestimmung in Gesteinen. Zusammengestellt von H. Rosenbusch. 9 Tabellen. Stuttgart 1888. 4°. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1890. I. 237. 1889. Zur Auffassung des Grundgebirges. N. Jahrb. f. Min. etc. 1889. II. 81—97. 1890. Über die chemischen Beziehungen der Eruptivgesteine. Tscherm. Min. u. petr. Mitt. 11. 1890. 144 — 178. Berichtigung ebenda 11. 1890. 438. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1891. II. 57—61. — Mit M. Hunter. Über Monchiquit, ein camptonitisches Ganggestein aus der Gefolgschaft der Eläolithsyenite. Tscherm. Min. u. petr. Mitt. 11. 1890. 445—466. Ref. Min. Mag. 10. 1894. 177—178. 1891. Zur Auffassung der chemischen Natur des Grundgebirges. Tscherm. Min. u. petr. Mitt. 12. 1891. 49 — 61. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1892. I. 275. — Über Struktur und Klassifikation der Eruptivgesteine. Tscherm. Min. u. petr. Mitt. 12. 1891. 351 — 396. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1893. I. 70. 1892. Mikroskopische Physiographie etc. (s. o. unter 1873). Bd. I. Die petro- graphisch wichtigen Mineralien. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. Stuttgart 1892. 8°. XVII u. 712 p. Mit 239 Holzschnitten, 24 Tafeln in Photographiedruck und der NEWTON’schen Farbenskala in Farbendruck. Ref. N. Jahrb. f. Min. 1893. I. 268. 1896. Mikroskopische Physiographie etc. (s. o. unter 1873). Bd. II. Massige Gesteine. Dritte erweiterte und verbesserte Auflage. Stuttgart 1896. 8°. XIV u. 1360 p. Mit 6 Tafeln in Photographiedruck. Ref. über p. 551 — 1360 (Ergußgesteine) Tscherm. Min. u. petr. Mitt. 16. 1896. 546 — 547. Eine Sammlung von Dünnschliffen der in diesem Werk beschriebenen wichtigsten Gesteinstypen erschien 1897 bei Voigt & Hochgesang in Göttingen. 1898. Elemente der Gesteinslehre. Stuttgart 1898. 8°. IV u. 546 p. Mit 96 Figuren und 2 Tafeln. — Zur Deutung der Glaukophangesteine. Sitz.-Ber. Berl. Akad. 1898. 706—717. Ref. N. Jahrb. f. Min. 1900. I. 48-50. 298 Harry Rosenbusch f 1898. Kristallographische Bestimmungen von Salzen des Stickstoffwasser- stoffs in J. Rissom’s Untersuchungen über den Stickstoff Wasserstoff N3H. Inaug.-Dissert. Bonn 1898. S. auch Curtius und Rissom, Neue Untersuchungen über den Stickstoffwasserstoff NaH. Journ. f. prakt. Chemie. 58. 1898. 261. Ref. Zeitschrift f. Kristallogr. 33. 1900. 99. 1899. Über Euktolith, ein neues Glied der theralithischen Effusivmagmen. Sitz.-Ber. Berl. Akad. 1899. 110—115. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1900. II. 216 — 217, und Zeitschr. f. Kristallogr. 33. 1900. 653. Studien im Gneisgebirge des Schwarzwaldes. Mitt. Großh. Bad. Geol. Landesanst. IV. 1899. 9 — 48. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1901. I. 57 — 59, und Zeitschr. f. Kristallogr. 35. 1902. 302. 1900. Aus der Geologie von Heidelberg. Akademische Prorektoratsrede. Heidelberg 1900. 4°. 21 p. Auch 8° erschienen Heidelberg 1901. 24 p. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1901. II. 420. 1901. Elemente der Gesteinslehre. Zweite Auflage. Stuttgart 1901. 8°. V u. 565 p. Mit 96 Figuren und 2 Tafeln. Studien im Gneisgebirge des Schwarzwaldes. II. Die Kalksilikatfelse im Rench- und Kinzigitgneis. Mitt. Großh. Bad. Geol. Landesanst. IV. 1901. 369—395. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1903. I. 231—232, und Zeitschr. f. Kristallogr. 38. 1904. 207. — Über Thermen und ihre geologischen Beziehungen. Vortrag, gehalten in Baden-Baden am 18. Oktober 1901 in den Baineologischen Kursen. Balneolog. Zentralzeitung, November und Dezember 1901. 11 p. 1904. Mikroskopische Physiographie etc. (s. o. unter 1873). Bd. I. Mit E. A. Wülfing. Die petrographisch wichtigen Mineralien. Erste Hälfte: Allgemeiner Teil. Vierte völlig umgearbeitete Auflage von E. A. Wül- fing. Stuttgart 1904. 8°. XIV u. 467 p. Mit 286 Figuren im Text und 17 Tafeln. Ref. dies. Centralbl. 1905. 119—125. 1905. Mikroskopische Physiographie etc. (s. o. unter 1873). Bd. I. MitE. A. Wülfing. Die petrographisch wichtigen Mineralien. Zweite Hälfte: Spezieller Teil. Vierte neu bearbeitete Auflage von H. Rosenbusch. Stuttgart 1905. 8°. VIII u. 402 p. Mit 206 Figuren im Text, 20 Tafeln und einem Anhang : Hülfstabellen zur mikroskopischen Mineralbestimmung. Ref. dies. Centralbl. 1905. 486 — 490, und Tscherm. Min. u. petr. Mitt. 24. 1905. 246 — 247. — Studien im Gneisgebirge des Schwarzwaldes. II. Die Kalksilikatfelse im Rench- und Kinzigitgneis. 3. Die Kalksilikatfelse von der Fehren bei Neustadt i. Schw. Mitt. Großh. Bad. Geol. Landesanst. V. 1905. 43—63. Ref. N. Jahrb. f. Min. etc. 1907. II. 67—68. 1906. Die Darstellung des Grundgebirges auf der geologischen Spezial- karte des Großherzogtums Baden. Monatsber. d. deutsch, geol. Ges. 58. 1906. 307. Eine Reihe von Gesteinsdiagnosen im Guide des Excursions du X. Congrös göol. intern. Mexico 1906. XVI. Geologie des environs de Zacatecas par C. Burckhardt et S. Scalia. R. Gans, Ueber die chemische oder physikalische Natur etc. 299 1907. Mikroskopische Physiographie etc. (s. o. unter 1873). Bd. II. Massige Gesteine. Erste Hälfte: Tiefengesteine, Ganggesteine. Vierte neu bearbeitete Auflage. Stuttgart 1907. 8°. XIII u. p. 1—716. Ref. dies. Centralbl. 1907. 551 — 569 und 592 — 601, und Tscherm. Min. u. petr. Mitt. 26. 1907. 159—160. 1908. Mikroskopische Physiographie etc. (s. o. unter 1873). Bd. II. Massige Gesteine. Zweite Hälfte: Ergußgesteine. Vierte neu bearbeitete Auflage. Stuttgart 1908. 8°. IX. u. p. 717 — 1592. Mit 4 Tafeln. Ref. dies. Centralbl. 1909. 338—350 und 367—379, und Tscherm. Min. u. Petr. Mitt. 28. 1909. 201—202. - Hiilfstabellen zur mikroskopischen Mineralbestimmung. Stuttgart 1909. 8°. 7 Tabellen. — Sonderausgabe der Tabellen aus dem speziellen Teil der Physiographie (s. o. unter 1904). Mit einem Druckfehlerverzeichnis. 1910. Elemente der Gesteinslehre. Dritte neu bearbeitete Auflage. Stutt- gart 1910. 8°. VIII u. 692 p. Mit 107 Figuren und 2 Tafeln. Ref. dies. Centralbl. 1910. 180 — 186, und Tscherm. Min. u. petr. Mitt. 28. 1910. 573—574. Erwähnt seien noch die hier nicht aufgeführten zahlreichen, eine Fülle von wertvollen kritischen Bemerkungen enthaltenden Besprechungen im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc., die Rosen- busch als Mitherausgeber in den Jahren 1879 — 1884 verfaßte. Ich habe unter freundlicher Assistenz von Fräulein Klara Heintzeler feststellen können , daß in diesen 6 Jahren redaktioneller Tätig- keit Rosenbusch nicht weniger als 446 x\rbeiten in 363 Referaten besprochen hat, die zusammen einen Band von 581 Seiten füllen würden. Neben den kostbaren Origin alwerken geben diese Referate ein klares Bild von der Vielseitigkeit und Gründlichkeit dieses tiefdenkenden Geologen. Heidelberg, den 28. März 1914. E. A. Wülfing. Über die chemische oder physikalische Natur der kolloidalen wasser- haltigen Tonerdesilikate. Von R. Gans in Berlin. (Schluß.) ^ Bei einer direkten Formulierung des Austauschprozesses zwischen Kaliumpermutit und NH4C1 kommt Wiegner auf Grund der An- nahme, daß „die Reaktion als in der flüssigen Phase stattfindend angenommen wird im einfachsten Fall“ zu der Gleichung Perm ‘ ^ * ^NH* Perm ' ^K- 300 R. Gans, Ueber die chemische oder physikalische Natur Er sagt: „Hierbei ist von Komplikationen wie Hydrolysen abgesehen und die elektrische Dissoziation der Salze als vollkommen und gleich angenommen. Da Kaliumpermutit und Ammoniumpermutit unlösliche Bodenkörper bilden, ist deren Konzentration nach der einfachsten Annahme konstant. Die Formel würde dann lauten : ^ N Hi * “ CR- wobei K . C Nh4 Perm . , K, = ist. Perm Die Konstanz ist unter der einfachsten Annahme nicht erfüllt.“ Hierzu ist zu bemerken, daß Wiegner nach seinen eigenen Versuchsresultaten in keiner Weise berechtigt ist, die Permutit- salze als Bodenkörper, mit anderen Worten als inaktive Masse zu betrachten; die Ansicht vom Verhalten der Aluminatsilikate resp. des Permutits als Bodenkörper ist es, die Wiegner zu irrigen Anschauungen und zu unberechtigten Deutungen seiner Versuchs- resultate veranlaßt hat. Wann ist ein fester Körper als Bodenkörper vorhanden ? Wir können hier das von Guldberg und Waage studierte Beispiel 1 j des Gleichgewichts zwischen den löslichen Salzen des K2 S 04 und K2C03 und den schwer löslichen, im Überschuß vor- handenen Salzen Ba S 04 und Ba 0 03 zum V ergleicli heran- } ziehen. Die Salze BaSO. und BaCO„ können wir als Boden- körper betrachten, weil sie als schwer löslich sich nur im geringen, j konstanten, von der Gesamtmenge unabhängigen Umfange (soweit sie gelöst und dissoziiert sind) an der Reaktion beteiligen. Wir j können bei vorherigem Überschuß der Bariumsalze nach Eintritt des Gleichgewichts beliebige Mengen von BaS04 oder von BaC03 dem Gleichgewicht beifügen, ohne daß eine Änderung des Verhält- j nisses der Ionen-Gleichgewichtskonzentrationen von C03" : SO/' in I 4 der Lösung eintritt. Es bleibt wie Hier können wir das Ver- hältnis der Konzentrationen von BaC 03 : Ba S 04 als konstant an- i nehmen, dessen Herausnahme aus der Gleichung somit als zulässig erscheint, und die beiden unlöslichen Bariumsalze als Bodenkörper ! betrachten. Durchaus andere Verhältnisse finden sich bei den Aluminat- ! Silikaten des Permutits. Wiegner selbst hat durch eine Versuchs- reihe festgestellt, daß die Einwirkung verschiedener Mengen j des Permutits auf die gleiche Menge und Konzentration des NH4C1 j ein verschiedenes Verhältnis der Gleichgewichtskonzentrationen der ausgetauschten Kationen zu den nicht absorbierten NH4-Ionen be- j dingt (Journ. f. Landw. 60. Heft II. p. 143 u. 144): 1 W. Nernst, Theoret. Chem. 1913. p. 571 — 573. der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate. 301 Per- j mutit- [ menge in g Anfangs- gehalt an N H4 CI in Millimol Gleichgewichtsverhältnis der ausgetauschten Ionen des Permutits und K) zu den nicht absorbierten N H4-Ionen Das Verhält- Die Permutit- nis der Kat- menge ionen in der Lösung steigt von 1 auf: 16,895 16,902 16,907 16,868 8.519 18 . 876 4.925 TT . 977 5 . 798 11 .114 6 . 717 ITT. 151 0,263 0,411 0,521 0,662 1 1.5 2,0 2.5 1 1,564 1,981 2,515 Das heißt mit anderen Worten: Wir können nach Eintritt des Gleichgewichts, z. B. bei der Umsetzung von 2 g Permutit mit der N H4 Cl-Lösung, nicht beliebige Mengen vom Ca-K- (oder auch vom N H4-) Permutit dem Gleichgewicht hinzufügen , ohne eine Änderung in dem Verhältnis der Gleichgewichtskonzentrationen in der Lösung herbeizuführen, trotzdem schon von beiden Permutitsalzen ein Überschuß ungelöst im Gleichgewichtszustände vorhanden ist. Folglich können wir die Permutitsalze nicht als Bodenkörper auffassen. Feste Körper sind nur dann Bodenkörper , wenn sie nur im konstanten Verhältnis ihrer Konzentrationen , aber nicht, wenn sie ihrer ganzen Absolutmenge nach ein wirken , wie in diesem besonderen Falle. Es ist daher die Absolutmenge (in Millimol) der Permutitsalze als aktive Masse in die Formel einzusetzen. Daß die Permutitsalze bei den Versuchen von Wiegner nicht vollständig sich umsetzen, wird nur durch den Eintritt des Gleichgewichts bedingt. Vermehrt man die Konzentration der N H4 Cl-Lösungen, so nehmen immer größere Mengen der Permutit- salze an der Umsetzung teil, bis schließlich bei der gesättigten N H4 Cl-Lösung die ganze Menge der Permutitsalze in Ammonium- permutit umgewandelt wird, wenngleich auch hier infolge des ein- tretenden Gleichgewichts noch geringe, praktisch wohl zu vernach- lässigende Mengen der Permutitsalze unzersetzt bleiben. Man ist also berechtigt, die Absolutmenge der Permutitsalze in die Formelnein zu setzen, und es entspricht nicht Wiegner's Versuchsresultaten, wenn man (wie bei einer direkten Formulierung des Prozesses nach Wiegner) nur deren Konzentrationen berücksichtigt. Wiegner glaubt nun, daß die gefundenen Konstanten dem Zufalle ihr Dasein zu verdanken haben, da er „zufällig“ aus rein praktischen Gründen immer stets die Lösungsmenge von ca. 100 ccm verwendet habe. K. tians. Feber die chemische oder physikalische Natur 302 Ich selbst habe ausgeführt (p. 737), daß es bei den Austausch- Vorgängen auf die Menge des Salzes und nicht auf die zur Lösung verwendete Flüssigkeitsmenge ankomme, daß es aber fraglich er- scheine. ob sich dieses Ergebnis auch auf alle Konzentrationen erstrecke, wenn die Absorption (besser Austausch genannt) auch von dem Dissoziationsgrade des gelösten Salzes beeinflußt wird. Bei der Ausführung eines doppelt angesetzten Versuches ergab sich bei Einwirkung von 0,25 g NH4C1 auf 5 g Permutit, wobei einmal eine Flüssigkeitsmenge von 50 cm3 und das andere Mal von 200 cm3 Verwendung fand, fast die gleiche Absorption. Auch die jetzt neu angesetzten Versuche, die Herr Muenk mit ver- schiedenem Permutitmaterial auszuführen die Liebenswürdigkeit hatte, bestätigen die ersten Resultate: Der Gesamtwassergehalt der 3 verschiedenen Permutitproben betrug beim Permutit A = 26,35 % „ B = 18,37 „ „ C = 22,80 „ Der Chlorgehalt der Lösungen vor und nach der Berührung mit dem Permutit war fast genau derselbe. Gesamt- No. des Ver- suches Art des Permutit- materials, von dem je 5 g angewandt wurde Ange- wandte Menge ; nh4ci in g Anzahl der cm3 der Lösung Anzahl der | cm3 der Lösung, in welcher der j Stickstoff be- stimmt wurde N-Ab- sorption ; (besser Austausch) in Milli- | grammen I Permutit A, mehrere Tage 1 a ; mit heißem Wasser ge- 0,25 50 25 53,2 lb waschen (entstanden aus Permutit C) 0,25 200 100 53,0 2a „ 0,25 50 25 53,3 2b 73 0,25 200 100 52,9 3 a „ 0,50 50 25 87,2 3 b » 0,50 200 100 86,0 4 a 7) 0,50 50 25 88,5 4b 73 0,50 200 100 87,7 5 a 1 5 g Permutit B, längere 0,25 50 25 57,6 Zelt mit kaltem Wasser 5 b gewaschen 0,25 200 100 56,4 6 a 77 0,25 50 25 56,5 6b 77 0,25 200 100 55,4 7 a 5 g Permutit C' 0,50 50 25 89,1 7b ungewaschen 0,50 200 100 83.1 8a 77 0,50 50 25 90,7 8b ” 0,50 200 100 87,7 9 a ». 0,25 50 25 52,5 9b 7) 0,25 [ 200 100 50,8 der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate. 30:» Wiegner hat den ersten Versuch nachgeprüft und ein anderes Resultat erhalten. Aus einer verdienteren Lösung (200 cm8) er- hält er eine prozentisch geringere Absorption von der gleichen Menge des Absorjbendums als bei einer konzentrierteren. Der Grund hierfür ist wahrscheinlich das technische, nicht genügend gereinigte Material, das ihm zur Verfügung stand. Bei der Hydradation des durch Schmelzen von A1203, Si0o und Alkalikarbonaten hergestellten Permutitglases, müssen größere Mengen Alkalihydrates ausgewaschen werden. Diese Operation wird technisch nicht immer gut durchgeführt sein. Wir haben also möglicherweise im technischen Permutit nach meiner Ansicht ein kolloidales Aluminatsilikat, das a) auf 1 Mol. Al2 03 1 Mol. Base chemisch (in Form von Aluminatsilikat) gebunden und außerdem b) infolge seines Kolloidcharakters eine geringe Menge Base physikalisch gebunden enthält. Hierauf deutet auch die frühere Analyse von Wiegner hin, welche ich molekular umrechnete V Bevor man das technische Material, am besten den KNa-Permutit, zu den Austauschversuchen verwendet, muß es durch eine gründ- liche Waschung mit heißem, kohlensäurefreiem Wasser von dem physikalisch gebundenen Alkali befreit werden. Daß dieses überschüssige, schwer auswaschbare Alkali in der Tat der Grund für die verschiedenen Resultate sein kann, konnte K. Mtjenk beweisen. Der geringe Unterschied in der Absorption (siehe Versuche 7 — 9) aus Lösungen von 50 und 200 cm3 ver- schwand fast gänzlich , nachdem ein Permutitmaterial mit über- schüssigem Alkaligehalt, das an 100 cm3 Waschwasser Alkalität in Höhe von 3,8 cm3 N.L. abgab, einer mehrtägigen Auswaschung mit heißem Wasser unterzogen wurde (siehe Versuche 1 — 4). Die Ursache für das Verhalten liegt klar. Das nicht genügend ausgewaschene Material läßt in 50 cm3 eine erheblich geringere Alkalimenge als in 200 cm3 in Lösung gehen. Die größere Menge Alkali im Gemisch mit der NH4C1-Lösung wird aber eine geringere Absorption von Stickstoff herbeiführen, da die Absorption einer Base durch die Gegenwart einer anderen Base gedrückt wird, wie allgemein bekannt ist. Daher die Erniedrigung der Absorption bei 200 cm3 gegenüber der bei 50 cm3, während man nach Nernst auf Grund der Absorptionsgesetze gerade das Gegenteil zu erwarten hätte, wenn der Unterschied in der Absorption dem verschiedenen Grade der Verdünnung auf Rechnung gesetzt werden müßte. Nernst1 2 sagt: „Die Tabelle zeigt ein für sämtliche Adsorptions- erscheinungen charakteristisches Phänomen : Der Prozentsatz der 1 R. Gans, Dies. Centralbl. 1913. p. 728 — 729. 2 W. Nernst, Theoret. Chem. 1913. p. 529. 304 R. Gans, Ueber die chemische oder physikalische Natur Gesamtmenge der Substanz (x -j- y = a), der durch die Adsorption aus der Lösung entfernt wird, ist um so größer, je verdünnter die Lösung ist.“ Das Resultat Wiegner’s ergibt aber gerade entgegengesetzt, daß die Absorption aus der verdünnten Lösung geringer ist, als aus der konzentrierten. Es müssen also andere Faktoren das Resultat Wiegner’s beeinflußt haben. Allein die von Nernst angegebene Regel kann hier überhaupt nicht zur Anwendung gelangen, weil sie nur für Absorptions-, aber nicht für Austauschprozesse gegeben ist. Man sieht, wie notwendig es ist, daß man zwischen den beiden Prozessen strenger unterscheidet wie bisher. Es sei noch darauf hingewiesen, daß bei den bisherigen Aus- tauschprozessen mit Neutralsalzen und Ackererden oder künstlichen Silikaten, soweit mir bekannt ist, fast nur in der Weise operiert wurde, daß bei annähernd gleichem Volumen neben der Änderung der Anfangskonzentration des Absorbendums auch eine Änderung der Absolutmenge desselben eintrat (Versuchsanordnung A). Bei der von mir angewendeten Versuchsanordnung (B) wechselte jedoch nur die Änfangskonzentration , nicht aber die Absolutmenge des Absorbendums. Man kann deshalb gar nicht sagen, daß die jetzigen Resultate den früheren widersprechen ; sie widersprechen höchstens den un- berechtigt aus den früheren Resultaten gezogenen Schlüssen. Die Möglichkeit, daß Wiegner die Resultate seiner früheren Versuche der FREUNDLiCH’schen Gleichung anpassen konnte, ent- stand nur dadurch, daß er immer fast annähernd gleiche Lösungs- mengen benutzte. Seine bisherigen Versuchsresultate (nach A) und die nach der Versuchsanordnung (B) zu erhaltenden würden sich niemals der FREUNDLiCH’schen Gleichung bei Benutzung derselben beiden Konstanten anpassen. Ein Wechsel im Volumen wäre also für die beiden Konstanten der FREUNDLiciFschen Formel verhängnisvoll geworden, nicht aber für die von mir nach der Formel (I) und (II) gefundenen Konstanten, wie ich oben beweisen konnte. Ich möchte hierbei nochmals betonen, daß ich die Gültigkeit des Satzes betreffs der ausschlaggebenden Wirkung der Salzmenge bei den Austauschprozessen in schon erwähnter Form eingeschränkt habe. Diese Einschränkung möchte ich dahin präzisieren , daß der Satz nur Gültigkeit haben kann, wenn die elektrolytische Dissoziation der Salze vollkommen und gleich ist und Komplikationen wie hydrolytische Dissoziation, auch bei den Permutitsalzen, nicht eintreten. Bei den früheren Versuchen von Wiegner scheint die hydro- lytische Spaltung der Permutitsalze nicht oder nur im geringen Grade eingetreten zu sein ; es ist aber wahrscheinlich, daß sie bei noch größeren Verdünnungen der NH4C1-Lösung eintreten wird. der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate. 305 Sie macht sich bei den Permutitsalzen durch die alkalische Reaktion der umgebenden Flüssigkeit bemerkbar, die wir durch Neutralsalze mehr oder weniger zum Verschwinden bringen können. Eine alkalische Reaktion kann aber auch durch physikalisch vom Permutitkolloid gebundene Basen bedingt werden ; in diesem Falle wird sie nicht oder nur wenig beeinflußt werden, wenn man Neutralsalze hinzufügt. Stärkere hydrolytische Spaltungen der Permutitsalze bei den Austauschprozessen Wiegner’s würden sich auch dadurch bemerkbar gemacht haben, daß dann ein äquivalenter Austausch nicht statt- flnden konnte, der aber von Wiegner immer konstatiert wurde. Bei der Annahme Wiegner’s von Absorptionsprozessen (an- statt von Austauschprozessen) ergibt sich: Die Tatsache, daß die Aluminatsilikate aus einer größeren Konzentration der gleichen Menge des Absorbendums (der Neutralsalze) dieselbe Menge absorbieren wie aus geringerer Konzentration, be- weist unzweideutig, daß die Aluminatsilikate nicht Absorptionsverbindungen, sondern chemische V er- bindun gen sind. Denn sie widerspricht auch der durch die Freundlich’ sehe Formel bedingten Annahme, daß jedem Wechsel der Gleichgewichts-Konzentration der NH4 CI- Lösung (C') auch eine andere Absorption resp. Gleichgewichts-Konzentration im Permutit Tatsache bedarf es keiner Umänderung des Absorp- tionsfaktors, deren Berechtigung und Richtigkeit WTegner bezweifelt, hierzu genügen allein die für Absorptionsreaktionen festgelegten Gesetze. Schlußsatz: 1. Die Annahme Wiegner’s von dem Ver- halten der Aluminatsilikatsalze als Bodenkörper bei den Austausch- prozessen ist unberechtigt, sie widerspricht seinen eigenen Ver- suchsresultaten und gibt zu einer unberechtigten Formulierung der Reaktion Veranlassung. 2. Die Ansicht, daß bei den Austauschprozessen der Aluminat- silikatsalze (unter der Annahme der gleichen und vollkommenen Dissoziation und unter Ausschluß weiterer Komplikationen) nicht die Konzentrationen der gleichen Menge des Absorbendums, sondern die Absolutmengen bestimmend sind, konnte durch weitere Unter- suchung erhärtet werden ; die abweichenden Resultate Wiegner’s sind der größten Wahrscheinlichkeit nach auf das. ihm zur Ver- fügung stehende , nicht genügend gereinigte Permutitmaterial zurückzuführen. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914 20 Zur Feststellung dieser R. Richter, Ueber das Hypostom 306 3. Bei der Annahme von Absorptionsprozessen (nach Wiegner) ergibt sich aus den unter 2 angeführten Gesetzmäßigkeiten, ohne Anwendung der von mir aus dem Absorptionsfaktor abgeleiteten Formeln, mit Sicherheit, daß die Aluminatsilikate, wie ich be- hauptete, nicht Absorptions-, sondern chemische Verbindungen sind. Berlin, Labor, f. Bodenkunde der Kgl. Geol. Landesanstalt, Februar 1914. Über das Hypostom und einige Arten der Gattung Cyphaspis. Von Rudolf Richter in Frankfurt a. M. Mit 5 Textfiguren. In folgendem sollen einige Beobachtungen mitgeteilt und be- sprochen werden , deren Belang in gewisser Beziehung über den engeren Rahmen hinausgeht, in welchem die devonischen Arten der Gattung Cyphaspis später für sich behandelt werden sollen. Das Hypostom der Gattung. Dieser von Noväk für die artliche und namentlich die Gattungs- bestimmung der Trilobiten als entscheidend gedeutete Teil des ; Panzers war Barrande 1 unbekannt geblieben, obgleich seine Auf- ij merksamkeit lebhaft darauf gerichtet war. Denn die Unbekanntheit i des Hypostoms von Cyphaspis und Arelhusina zwang ihn, die Ver- ■ wandtschaftsverhältnisse ungeklärt zu lassen 2 , die zwischen den beiden Gattungen untereinander und zwischen beiden gegenüber i Proetus in Frage standen. Auch den von Noväk3 an dem ver- j mehrten böhmischen Material eigens nach dieser Richtung ange- stellten „Studien an Hypostomen böhmischer Trilobiten“ gelang i es noch 1880 (I, p. 7) und 1884 (II, p. 19) nicht, das Hypostom j von irgend einer Art der Gattung Cyphaspis aufzufinden , bis er 1885 (III, p. 6) die Entdeckung desselben bei C. convexa Corda j als endlich festgestellte Tatsache mitteilen konnte. Eine Besclirei- ■ bung oder Abbildung bringt er aber in dieser und in der folgenden Hypostomarbeit nicht , so daß das Dunkel geblieben und die von Barrande für den Fall eines solchen Fundes versprochenen Auf- schlüsse nicht gegeben worden sind. Das Bruchstück eines Hypo- J stoms vollends, das Hall und Clarke 1888 4 bei C. minuscula Hall auffanden, ließ eine zuverlässige Beobachtung von vorn- I herein nicht zu. Nun liegt endlich auch uns ein Hypostom von Cyphaspis vor und zwar von C. ceratophthalmus Goldf. aus der oberen Calceola- 1 Systeme Sibirien. 1. p. 480. 2 ebenda, p. 482, Abs. 7. 3 Sitzungsber. k. böhm. Ges. d. Wiss. Prag. 1880, 1884, 1885 u. 1886. 4 Palaeontology of New York. 7. p. 141. Taf. XXIV Fig. 12. und einige Arten der Gattung Cyphaspis. 307 Stufe von Gees bei Gerolstein. Dieses Stück, das aus der Samm- lung Dohm in den Besitz der Universität Bonn übergegangen ist, bietet durch die Vollständigkeit, die prächtige Erhaltung der Schale und seine Lage in situ besonders günstige Gelegenheit zur Unter- suchung. Es soll als das erste Hypostom der Gattung in folgendem an der Hand von Fig. 1 bekannt gemacht werden: Der Vorderrand bildet einen nach hinten offenen , leicht ge- wellten Bogen und läuft in lange Vorderflügel aus, die stark nach unten gebogen sind. Die Seitenränder bilden jederseits eine ziem- lich regelmäßige, in der Mitte leicht geknickte S-Linie und nähern sich nach hinten nur wenig. Der Hinterrand ist geradlinig ab- geschnitten. Die Randfurche ist am Vorderrand nur noch in Ge- stalt von zwei schmalen und kurzen, aber tiefen Kerbschnitten vorhanden , die nach innen und außen recht bestimmt begrenzt sind und zwischen sich den Stirnsaum an seiner mittleren und höchsten Stelle mit dem Vorderlappen durch eine schmale Brücke völlig verschmelzen lassen. An den Seiten und am Hinterrande ist die Randfurche überall deutlich. Nicht weniger deutlich ist aber auch die Mittelfurche, die, ohne in der Mitte irgendwie seichter zu werden, das Schild durchquert. Da sie in voller Tiefe in die Randfurche mündet, setzt sich der von vorn kommende Abschnitt dieser Furche in die Mittelfurche fort, während der dahinter lie- gende Abschnitt durch den seitlich überquellenden Hinterlappen etwas nach außen abgelenkt und an dieser Stelle ein wenig seichter wird. Unterbrochen wird die Randfurche dadurch aber nicht. Sie Fig. 1. Hypostom von Cyphaspis ceratophthalmus Goldfuss (Schalen- erhaltung). Obere Calceola- Stufe von Gees. läuft dem Seitenrande gleich und trennt einen sehr bestimmten, mäßig gepolsterten Saum ab , der mit feinen Längsstreifchen be- deckt ist. An den Hinterecken laufen die Seitensäume jederseits in ein kurzes , nach innen gerichtetes Zähnchen aus. Der Saum am Hinterrande zwischen diesen Zähnchen liegt tiefer als die Seitensäume, ist ungestreift und ungepolstert, biegt sich vielmehr nach außen herab. — Der Vorderlappen, der vorn nur noch durch die Restgräben der Vorderfurche an der völligen Verschmelzung 20* 308 R. Richter, lieber das Hypostom mit dem Stirnsaum verhindert wird, erscheint durch die Einheit- lichkeit von Rand- und Mittelfurche an den Seiten und namentlich 9 hinten scharf begrenzt. Der Steilabfall nach hinten wird durch | eine dem Hinterrande aufgesetzte Anschwellung noch besonders betont, die sich bei starker Vergrößerung in zwei verschmolzene, j in je ein feines Körnchen auslaufende Hügel auflöst , zu deren Seiten einige niedrigere und noch feinere Körnchen stehen. Der kurze, sichelförmige Hinterlappen erscheint in der Aufsicht durch seinen Steilabfall nach hinten noch kräftiger gepolstert als der j Vorderlappen. Die Seitenansicht zeigt aber, daß Saum, Hinter- lappen und Vorderlappen regelmäßig wie Treppenstufen überein- ander aufsteigen. Der Vorderlappen zieht in dieser Ansicht von seinem aufgeworfenen Hinterrande geradlinig bis an den Stirnrand. I Außer feinen Streifchen auf den Seitensäumen und den Körnchen am Hinterrand des Vorderlappens (und einer unsymmetrischen, in- dividuellen Körnchenreihe auf dem Hinterlappen) zeigt das Schild auch bei starker Vergrößerung eine glatte Schale. Beziehungen: Barrande vermutete (a. a. 0. p. 480), es : könnten sich unter den herrenlosen, auf den Proelus- Tafeln 15 — 17 untergebrachten Hypostomen A — K möglicherweise auch solche von Cyphaspis verstecken. Das vorliegende Hypostom spricht aber jj nicht für diese Möglichkeit. Abgesehen von der eigenartigen Aus* [ bildung der Vorderfurche ist die starke Entwicklung der Mittel- | furche und damit die Selbständigkeit des Hinterlappens für unser Hypostom eigentümlich. Bei jenen ist dagegen die Mittelfurche stets nur wenig eingetieft und besteht vor allem aus zwei ge- [ trennten, blinden Einschnitten, die bestenfalls durch eine seichte Rinne verbunden werden (G. Taf. 16), niemals aber in voller Tiefe über die Mitte hinweg in Verbindung treten. Durch ihre Unter- brechung verschmilzt an dieser Stelle der Vorderlappen mit dem Hinterlappen. Letzterer bleibt also unselbständig. Es ist aber zu erwarten, daß ein nach der Art des unseren gebautes Hypostom j sich als bezeichnendes Gattungsmerkmal von Cyphaspis heraus- steilen wird. Systematische Erwägungen. Bei all dieser Eigenart und generischen Selbständigkeit zeigt der Grundplan des beschrie- benen Hypostoms von Cyphaspis doch wieder so viel Übereinstim- mung mit dem von Proetus , daß eine nahe Verwandtschaft der Cyphaspiden mit den Proetiden daraus hervorzugehen scheint. Dieser vom Hypostom gegebene Anhalt ist bei der systematischen Gruppierung beider Familien jedenfalls mit zu berücksichtigen. In jüngster Zeit wurden sie von G. Gürich 1 an recht entfernten Plätzen, in verschiedenen Unterordnungen, im System untergebracht, 1 Leitfossilien. I. Cambrium und Silur. Berlin 1908. p. 64, und II. Devon. Berlin 1909. p. 151. und einige Arten der Gattung Cyphaspis. 309 die Cyphaspiden bei den Micropygia und die Proetiden bei den Macropygia. In der Tat sind die trennenden Merkmale wichtig und sehr beständig, namentlich die von der Glatze entfernte Lage von Auge und Naht. Fügen wir als wesentliche Eigenschaft noch hinzu , daß die Augen bei Cyphaspis nach dem eiförmigen , nicht uacli dem sichelförmigen Typus gebaut sind, so wird die Grenze noch natürlicher und es verschwinden die Unschärfen in der von Barrande für diese Gattung gegebenen Diagnose. Dann muß freilich C. depressa Barr. 1 aus ihrem Verband ausscheiden und zweifellos bei Proetus s. lat. untergebracht werden, wobei neben Auge und Naht die 10-Zahl der Rumpfglieder, die schwache Wöl- bung des Kopfes und die geringe Selbständigkeit der Seitenlappen mitsprechen. In der Tat vermutete ja auch Barrande, daß diese obersilurisclie Art ein Bindeglied von Proetus und Cyphaspis dar- stellen könnte. Das Merkmal, welches den Kopf von Cyphaspis am schärfsten von Proetus unterscheidet , ist also u. E. der Sitz von Auge und Naht. Den hohen systematischen Wert der Gesichtsnaht haben wir an anderer Stelle2 sehr betont und darauf die Selbständigkeit von JDrevermannia, Pteroparia, Phaetonides u. a. begründet. Aber gerade bei dieser Gelegenheit zeigte es sich andererseits, daß bei einer ganzen Reihe von Proetiden des Oberdevons die Naht sich von der Glatze zurückzieht, sich streckt und einen ganz an Cyph- aspis erinnernden Verlauf nimmt. So ist es z. B. der Fall bei den als Drevermannia vereinigten Arten Schmidti, breeciae, adorfensis, nodannulata, sp. a, formosa, globigenata und carnica*. Und doch sind das echte Proetiden, denn nach allem, was wir wissen, können sie nur von Proetus- Arten mit normaler Gesichtsnaht abstammen. Wenn also innerhalb dieser Familie (Hand in Hand mit einer Veränderung des Auges!) eine derartige Verlagerung der Naht möglich ist und in einem anderen Sinne noch auffälliger auf. dem Wege von Tropidocoryphe zu Pteroparia erfolgt, so braucht der Nahtverlauf eine nahe Verwandtschaft auch der Cyphaspiden mit den Proetiden noch nicht auszuschließen. Noch wichtiger als mit Proetus wäre es, wenn man das neue Hypostom mit dem von Arethusina vergleichen könnte. Denn da- durch würde auch für diese Gattung, die von einigen zu den Cyphaspiden, von anderen zu den Oleniden gestellt wird, die Frage der systematischen Stellung erleichtert werden. Leider ist aber das Hypostom von Arethusina bis heute unbekannt geblieben und muß mit Spannung erwartet werden. Man sollte glauben, daß es sich an böhmischen Massenfundplätzen wie Lodenitz unschwer auf- 1 Syst. sil. I. p. 492. Taf. 16. 2 Beitr. z. Kenntn. dev. Tril. II. Oberdevonische Proetiden. Frank- furt 1913. p. 355, 356. 3 a. a. 0. Taf. I und II. R. Richter. Ueber das Hypostom 310 finden lassen müßte. Aber unerklärlicherweise sind auch Noväk’s 1 jahrelang darauf gerichtete Forschungen ohne Erfolg geblieben. ( yphaspis ceratophthaimus GoldfüSS und C. hydrocephala A. Römer. Fig. 2 und 3 a— c. Die zahlreichen Verwechslungen , die beide Arten erfahren haben , auf die hier aber nicht näher eingegangen werden soll, sind dadurch begünstigt worden, daß von G. ceratophthaimus noch heute keine zutreffende Abbildung vorhanden ist, ja gerade in neuerer Zeit völlig irreführende gegeben und dann als Richtschnur benutzt wurden. Die älteste Figur, die Goldfuss 1843 2 gleich- zeitig mit der fehlerhaften von Burmeister 3 gab und die 1876 ! in den Atlas der Lethaea4 übernommen wurde, ist bis heute die beste geblieben. Sie gibt trotz mancher Ungenauigkeiten im ein- zelnen den Gesamteindruck richtig wieder. Sandberger’s 5 * Zeich- nung stellt nur einen Steinkern , wohl unverkennbar , aber wenig „ deutlich, dar, und die einzige seitdem hinzugekommene Figur bei : Holzapfel ü bedeutet gegenüber der GoLüFuss’schen einen Rück- schritt. Was Harbort 1903 7 als C. ceratophthaimus abbildete, bezieht sich auf Formen aus der hydrocephala- Gruppe. Besser bekannt ist C. hydrocephala, von dem Barrande 8 (wenn man C. Barrandei Corda dazu rechnet), Kayser 9, Noväk 10, Bur- henne11 und F. Herrmann 12 zutreffende Abbildungen des Kopfes gegeben haben. Der Schwanz ist allerdings bisher außer an der böhmischen Form nur von einer verwandten Form aus dem Iberger Kalk 13 einmal bekannt geworden. In Fig. 3 a — c bringen wir Ansichten des Kopfes von C. cerato- • phthalmus und zwar in Steinkern- und Schalenerhaltung. Ihnen stellen wir, unter Hinweis auf die eben erwähnten brauchbaren i Abbildungen, in Fig. 2 die Skizze einer Geeser Form gegenüber, 1 Stud. III. 1885. p. 6. 2 N. Jahrb. f. Min. etc. 1843. Taf. V Fig. 2. 3 Die Organisation der Trilobiten. Taf. III Fig. 3, 4. 4 F. Römer, Lethaea pal. Atlas. Taf. 31 Fig. 6. 5 Verst. d. Rheinischen Schichtensystems in Nassau. 1850 — 1856. Taf. II Fig. 4. 8 Das Obere Mitteldevon. 1895. Taf. II Fig. 4, 4 a. 7 Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1903. Taf. XXIII. 8 Systeme silurien. I. 1852. Taf. 18 Fig. 38—48. 9 Die Fauna der ältesten Devonablagerungen des Harzes. Berlin 1878. Taf. I Fig. 12. 10 Paläontol. Abhandl. 1890. Taf. III Fig. 19. 11 Leun 1899. Taf. I Fig. 11—14. 12 Das herzynische Unterdevon bei Marburg. 1912. Taf. 20 Fig. 3. ! Harbort a. a. 0. Taf. XXIII Fig. 4. und einige Arten der Gattung Cyphaspis. 311 die man nach den noch geltenden Artbegriffen als C. hydrocephala bestimmen muß. Beim Vergleich dieser Figuren werden sich fol- gende Unterschiede 1 ergeben : Cyphaspis ceratophthalmus Cyphaspis hydrocephala Seitenansicht : Umriß der Glatze fast knickartig umgebogen, in einem Winkel von etwa 80 °. Den höchsten Punkt bildet die überhängende Spitze. Wangen kegelförmig, vorn steil zum Saum abfallend. Doppelt so hoch wie die Seitenlappen. Oben so zugespitzt, daß die Augen gerade noch Platz haben. Die Augen überragen die Glatze. Die Sehfläche gleicht der Hälfte eines Getreidekorns und ist höher als breit. Umriß der Glatze kugelig ge- wölbt. Der höchste Punkt liegt weiter hinten, in der Mitte der Wölbung. Wangen kugelig, vorn flacher abfallend. Wenig höher als die Seitenlappen. Breit ge- wölbt. Die Augen überragen die Glatze nicht. Die Sehfläche nähert sich einem Halbkreis und ist nicht höher als breit. Berichtigt man im Sinne einer solchen Fassung des Art- begriffes die falschen Bestimmungen der Literatur , so stellt sich C. ceratophthalmus Golde. als eine wohl gekennzeichnete , leicht wiederzuerkennende Art dar. Und es zeigt sich dabei, daß diese Art allen entgegenstehenden Angaben zum Trotz, wenigstens so- weit sie durch Figuren unterstützt werden, auf die Eifel beschränkt geblieben ist2, wo sie in der oberen Calceola- Stufe von Gees nicht selten vorkommt. Im Gegensatz dazu wird C. hydrocephala A. Römer zu einer Art von unwahrscheinlich großer wagerechter und senkrechter Ver- breitung. Vom Ural und dem Bosporus über Böhmen, Polen und den Harz würde ihr Verbreitungsgebiet bis auf das rechte und neuerdings auch auf das linke Rheinufer ( Cultrijugatus - und Calceola- Stufe der Eifel) sich erstrecken und ihre Lebenszeit vom herzy- nischen Unterdevon bis in das untere Oberdevon dauern. Der Grund liegt aber darin, daß C. hydrocephala zu einer Sammelart geworden ist, in der alle Reste von Cyphaspis untergebracht werden, die den bezeichnenden Durchschnittscharakter der Gattung aufweisen, be- sondere Kennzeichen aber nicht besitzen oder aus Erhaltungs- 1 Von diesen Trennungsmerkmalen der beiden Arten war bereits in anderem Zusammenhang die Rede (Beitr. z. Kenntn. dev. Trilob. a. d. Rhein. Schieferg. p. 18 — 23. Marburg 1909). Eine Erläuterung durch Ab- bildungen war damals nicht möglich. 2 Daß die Art im oberen Mitteldevon des rechtsrheinischen Gebirges fehlt, hat auch Holzapfel beobachtet (Oberes Mitteldevon, p. 41). R. Richter. Ueber das Hypostom 312 gründen nicht mehr erkennen lassen. Die Sichtung dieser für den Paläontologen ebenso bequemen wie für den Stratigraphen unbe- quemen Abstellgruppe soll demnächst versucht werden. Namentlich werden sich gewisse kleine Formen von den hochaufgeblähten Riesen trennen lassen, wie sie in der böhmischen Fazies zu Hause sind (Mnienian, Gj, Kalk des Scheerenstieges im Harz, Kalk mit Rhynchonella princeps von Hermershausen). Bis dahin haben jedenfalls Formen aus der Gruppe des C. hydrocephala keinen stratigraphischen Wert. Daher werden auch die aus dem Iberger Kalk von Grund als „ C. ceratophthalmus “ bekannt gemachten Angehörigen dieser Gruppe für das mittel- devonische Alter ihres Lagers vorerst keine Beweiskraft besitzen. Da auch der von dort genannte Acidaspis pigra nach seiner Um- benennung in A. Harborti 1 in dieser Richtung nichts Bestimmtes besagen kann und auch die Bronteus- Arten kaum , so scheint die Trilobitenfauna des Iberger Kalks für die Zuweisung der sie ein- schließenden Schichten keinen so ausreichenden Anhalt zu bieten, wie Harbort 2 annahm. Damit würde ein wesentliches Bedenken gegen die von J. M. Clarke vertretene Altersauffassung einst- weilen sein Gewicht verlieren. Cyphaspis ceratophtlialmoides n. sp. Fig. 4 a— c. Unter den Trilobiten des Stringocephalenkalks vom Rittberg bei Celecliowitz, die mir Herr Dr. Remes in Olmütz zur Bearbei- tung übersandte, findet sich das guterhaltene Kopfschild (meist Steinkern) dieser neuen Art. Seine Tracht ist im allgemeinen die von C. ceratophthalmus : Die Wangen fallen ziemlich steil nach vorn ab und die Glatze erhebt sich über ihnen so hoch , daß namentlich die Vorderansicht ein dieser Art recht ähnliches Bild gibt. Die Unterschiede sind aber dennoch unverkennbar: Die Glatze bildet keinen schiefen, nach vorn überhängenden Kegel mit dem höchsten Punkt an der Spitze, sondern ist kugelig gebläht; die Wangen sind immerhin weniger steil als dort. Ihre kegel- förmige Erhebung zeigt aber doch , daß die Beziehungen zu C. ceratophthalmus enger sind als zu hydrocephala. Das Bemerkenswerte an diesem Fund ist nicht der nach manchen Fehlversuchen 1 2 3 nunmehr gesicherte Nachweis der Gattung 1 Run. Richter, Beiträge zur Kenntnis devonischer Trilobiten aus dem Rheinischen Schiefergebirge, p. 54, 55. Marburg 1909. 2 Über einige Trilobitenfunde bei Grund im Harz und das Alter des Iberger Kalkes. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1903. p. 475. 3 F. Smyöka, Devonsti trilobiti u Öelechovic na Moravö. Rozpr. Cesk6 Ak. Cis. Fr. Jos. p. 14. Prag 1895. — H. Zimmermann, Paläontologische Mitteilungen aus Mähren. I. Trilobiten. Verb. d. naturf. Ver. in Brünn. 1891. 30 p. 119. und einige Arten der Gattung Cyphaspis. 313 Fig. 2. Cyphaspis hydrocephala A. Römer s. lat. Calceola- Stufe, Gees. Fig. 3 a — c. C. cerätophthalmus Goldfuss. f. Calceola- Stufe, Gees. (a beschält, b und c Steinkern.) Fig. 4 a — c. C. ceratophthalmoides n. sp. f. Stringocephalen-Stufe, Öelecho- witz. (Steinkern.) Fig. 5 a — e. C. stigmatophthalmus n. sp. l0. Clymenienkalk, Oberscheld, (a — d beschält, e Steinkern.) 314 R. Richter, Ueber das Hypostom für Mähren, sondern daß diese mährische Art, wie eben und schon bei anderer Gelegenheit1 erwähnt wurde, stärker an eine links- rheinische Art anklingt als an irgend eine der dazwischenliegenden Devongebiete (Böhmen, Harz, rechtsrheinisches Gebirge). Cyphaspis stigmatophthalmus n. sp. Fig. 5 a — e. Ein Schürf im Clymenienkalk von Oberscheld brachte aus einer unmächtigen Kalkbank einen Schwarm einer winzigen Cyphaspis- Art zutage, die sich als ein besonders anziehendes Glied der Gattung darstellte. Der Kopf, der in vorzüglicher Erhaltung, als Schale und Steinkern , voriiegt , besitzt einen gepolsterten , durch die scharfe Randfurche bestimmt abgesetzten Saum. Dieser trägt einen ver- kümmerten, kurzen aber spitzen Wangenstachel, der starr nach außen abspreizt. Der Hinterrand des Schildes springt zwischen der Wurzel dieses Stachels und dem Nackenring, etwa an dem Ursprung der Gesichtsnaht, mit einem stumpfen Winkel vor. Die Glatze ist in das kräftig gewölbte Schild zwischen tiefen Rückenfurchen eingelassen und ist selbst ansehnlich , aber mit gleichmäßiger Rundung gewölbt. In den Rückenfurchen liegen die von der Glatze völlig losgelösten Seitenlappen als äußerst kleine, aber hoch hervorspringende Eier, die daher in der Vorderansicht noch über den Wangen sichtbar werden (Fig. 5 c). Die Vereinigungs- stelle der Rückenfurchen vor der Stirn vertieft sich zu einer sehr ausgesprochenen Grube, der auf der Innenseite der Schale ein vorspringender Zahn entspricht. Die Augen (und damit auch die Naht) haben die für Cyphaspis bezeichnende von der Glatze entfernte Lage. Sie sind aber ganz außerordentlich klein (oziypalos = punktklein) , weit mehr als dies bei dieser Gattung sonst schon der Fall ist. Selbst bei starker Vergrößerung können sie in der Aufsicht nur schwer ent- deckt werden, da sie nicht viel größer als die Körnchen sind, welche das ganze Schild dicht bedecken. Nichtsdestoweniger sind es sehr bestimmte kleine Knöpfchen. Im Wangeneck liegt die von C. ceratophthalmus, hydrocephala und anderen Arten bekannte Grube. — Der Nackenring trägt ein starkes Knötchen. Der Schwanz (Steinkern) ist sehr breit und kurz. Die Spindel, die sich hoch über die Flanken erhebt, ist schlank und reicht bis an den Hinterrand. Sie trägt 5 — 6 Rippen, von denen die vorderen sehr erhabene und weitabstehende Walzen sind. Die eben ausgebreiteten Flanken stürzen am Außenrand in einem Steil- 1 Rud. Richter, Beiträge zur Kenntnis devonischer Trilobiten. I. Die Gattung Dechenella. Frankfurt 1912. p. 334. und einige Arten der Gattung Cyphaspis. 315 abfall ab , der die auffallende Dicke des Schildes anzeigt. Die Rippen, von denen 5 angelegt sind, sind wenig deutlich, besonders die hinteren. Sie schwellen außen in einen Knoten an, der sich über den ganzen Steilabfall verfolgen läßt. Da er durch die außen einsetzende Gabelung der Rippen in zwei Zähne gespalten wird, die sich über die Flanken erheben, so erscheint der Umriß des Schildes schartig unterbrochen. Sehr scharfe Abdrücke des Schwanzes zeigen, daß die Schale entlang dem Steilabfall eine einfache Reihe deutlicher Perlen trägt, die auch vom Spindelhinterende nicht unterbrochen wird. Die Größe des Tieres ist so gering, daß die Länge der Köpfe um 2 mm schwankt und 3 mm kaum erreicht. Die Schwänze erreichen sogar nur eine Länge von f mm und eine Breite von 1^ mm. Beziehungen: Der beschriebene Bau besitzt so viel posi- tive Merkmale von besonderer Eigenheit, daß eine Verwechslung nicht zu befürchten ist. Bemerkung über die Grube vor der Glatze: Ver- tiefungen in dem Boden der Rückenfurche, die sich auf der Innen- seite der Schale als Vorsprünge bemerkbar machen , sind eine allgemeine Erscheinung, die bei den verschiedensten Trilobiten- gattungen auftritt. Meist sind es zwei seitliche , nicht weit von den Augen gelegene Gruben, wie sie z. B. besonders deutlich zu beobachten sind bei Trinucleus ornatus Sternb., Placoparia Zippei Boeck, Calymmene Baylei Barr. (Syst. sil. I. Taf. 29 u. 43), bei Phillipsia Eichwalcli 1 und neuerdings auch bei einem an Acaste Schmidti Rud. Richter anzuschließenden Phacopiden aus dem rechts- rheinischen Unterkoblenz. Die aus dem chinesischen Cambrium von Monke 2 beschriebene Gattung Teinistion zeigt bei T. Lansi Monke , wie diese beiden Eindrücke dem Stirnende der Glatze zuwandern und dicht zu- sammenrücken können: „Die Stirn senkt sich als eine tiefe, breite Grube ein. In dieser Grube liegen unmittelbar vor der Glabella zwei kleine längsgestreckte Eindrücke. Auf der Unterseite er- scheint dieser ganze Teil als ein vorgezogener , die Höhlung der Glabella noch etwas überwallender Kamm, als ob hier die Ansatz- stelle kräftiger Muskeln gelegen hätte“ (Monke, p. 117). Angesichts dieser vorgeschrittenen Vereinheitlichung der Ein- drücke liegt es nahe, sich die unpaare Vertiefung vor der Glatzen- stirn von C. stigmatophthalmus, die ja auch auf der Innenseite ein ganz ähnliches Bild gibt , auf dem gleichen Wege entstanden zu denken. Ihre Deutung als Apodema von Muskeln, und zwar 1 H. Woodward, On the Pores in Trilobites. Geol. Mag. Dec. II. 10. 1883. p. 536 ff. * .Tahrb. preuß. geol. Landesanstalt für 1902. 23. p. 117. Taf. 4. Berlin 1905. 3 iß R. Richter, Ueber das Hypostom etc. der Gattung Cyphaspis. — - nach Barrande’s 1 Beobachtungen an Cheirurus gibbus — von Hypostommuskeln , ist jedenfalls einleuchtend. Die Gruben sind eben keine Schalendurchbrüche, wie H. Woodward für möglich hielt, und damit fällt seine Anregung, in ihnen Nervenendigungen und den Sitz von Sinnesorganen zu suchen, — eine Anregung, die er 1883 (a. a. 0.) auf Grund von Beobachtungen an Isopoden an . die Stelle von M. Coy’s längst verlassener Annahme setzte, der in den Gruben die Einlenkungsstelle der Antennen sehen wollte. J Das Aussterben der Gattung Cyphaspis. Der im obersten Devon neuaufgefundene C. stigmatophthalnius j ist die letzte Art, die von Cyphaspis bekannt geworden ist. Da mit ihr die Gattung auszusterben scheint, verdient sie besondere Aufmerksamkeit. Die hervorstechendsten Eigenschaften unserer Art sind die Winzigkeit und die Rückbildung der Augen. Nach dem glücklichen Griff, den man in ähnlichen Fällen mit einer solchen Erklärung getan hat, wird man auch hier versuchen, darin Entartungs- erscheinungen zu sehen. Dem ist aber entgegenzuhalten , daß außer C. laevis Hall1 2 aus dem Chemung auch schon im Ober- helderberg eine Cyphaspis- Art von gleicher Größenordnung auftritt, nämlich C. diadema Hall und Clarke 3. Und die Verkümmerung der Augen 4 ist offenbar nur eine Anpassung an eine Lebensweise, für die sie an Bedeutung verloren hatten. Außer den Augen hat nur noch der Wangenstachel eine Rückbildung erfahren, während im übrigen die Differenzierung der Teile bis zum Schalenschmuck voll erhalten ist und bei der kleiner gewordenen Körperfläche eher reicher erscheint. Zieht man C. cerberus Barr, und C. Davidsoni Barr. 5 in Betracht, so gewinnt es den Anschein, als ob die Rück- bildung von Auge und Wangenstachel auch sonst Hand in Hand ginge. Die gemeinsame Erklärung könnte ein Bodenleben liefern, welches das Durchschauen weiter Wasserräume ebenso entbehrlich machte wie eine den Sinkwiderstand zur Unterstützung der rudern- den Beine vergrößernde Körperausbreitung. Verzwergung und Augenverkümmerung sind überdies Erschei- nungen , welche die Trilobitenfauna der Cephalopodenkalke des Oberdevons allgemein betreffen. Das ist von den Phacopiden alt- 1 Syst. sil. I. p. 230. 2 Palaeontology of New York. 7. p. 150. Taf. 21 Fig. 29. 3 Ebenda p. 144. Taf. 24 Fig. 13. 4 Ein völlig erblindeter Cyphaspis ist mir bis jetzt noch nicht be- kannt geworden. Die einzige Figur , die ein solches Tier vorzustellen scheint, nämlich Fig. 17 Taf. XX der Palaeontology of New York. 7, ist nach den dazugehörigen Angaben im Text und den übrigen Abbildungen der gleichen Art ( C . mimtscula Hall) unzutreffend. 5 Syst. sil. Taf. 18. E. Kayser, Die „Vergletscherung“ der Neusibirischen Inseln. 31 7 bekannt und ist bei den Proetiden nicht weniger ausgesprochen die Regel, wie vor kurzem gezeigt wurde1. Dabei wurde die Erklärung in den Einflüssen der Fazies gesucht und die Möglich- keit erwogen, ob das bloße Wühlen im Schlamm diese gleich- gerichtete Entwicklung herbeigeführt haben könne oder die Dämme- rung größerer Meerestiefen dabei entscheidend gewesen sei. Manche Erwägung sprach für die letzte Vorstellung. Das herannahende Aussterben der verzwergten Trilobitengeschlechter hätte ja aller- dings eine viel glattere Erklärung geboten in der Annahme einer greisenhaften Entartung des Stammes. Da aber andere Geschlechter in voller Größe, einige sogar mit über Verhältnis großen Formen aussterben — wir kommen darauf bei anderer Gelegenheit zurück — , wäre eine solche Annahme nicht genügend begründet. Wie für jene oberdevonischen Zwergtrilobiten möchten wir auch für die Eigenart des letzten Cyphaspis nicht in der Erschöpfung des Keim- plasmas die Erklärung suchen, sondern in einer Anpassung. Zusammenfassung;. Das zum erstenmal bekannt gemachte Hypostom der Gattung Cyphaspis spricht für ihre engere Verwandtschaft mit Proetus. Sorgfältige Trennung von C. ceratophthalmus und C. hydro- cephala zeigt die erste als eine begrifflich, räumlich und zeitlich scharf begrenzte Art, die zweite dagegen als eine Sammelart, bis jetzt ohne stratigraphischen Wert. Daher ist das Auftreten einer Art aus der Gruppe des C. hydrocephala vorerst nicht geeignet, das oberdevonische Alter des Harzer Iberger Kalkes zu erschüttern. Auch die begleitende Trilobitenfauna läßt für diese Frage noch keine Entscheidung zu. C. ceratophthalmoides n. sp. vertritt den linksrheinischen C. ceratophthalmus in Mähren. C. stigmatophthalmus n. sp. ist die letzte Art der Gattung Cyphaspis. Sie wiederholt in ihrer Zwerghaftigkeit und der Winzig- keit der Augen die bei den oberdevonischen Proetiden übliche Tracht. Diese wird als Neuanpassung, nicht als Entartung gedeutet. Die „Vergletscherung“ der Neusibirischen Inseln. Eine Erklärung. Von E, Kayser in Marburg (Hessen). Im letzten Hefte des N. Jalirb. f. Min. etc. (Jahrg. 1914. I. p. - 128 -) findet sich eine Besprechung der letzten (5.) Auflage meiner „Geologischen Formationskunde“, in welcher der Referent, 1 Rud. Richter, Beitr. z. Kenntn. devon. Trilobiten. II. Oberdevo- nische Proetiden. p. 359 — 366. Frankfurt 1913. 318 E- Kayser, Die „Vergletscherung“ der Neusibirischen Inseln. Herr Frech, eine Reihe Ausstellungen an meinem Buche erhebt. Ich will hier auf die übrigen Aussetzungen nicht weiter eingehen; nur eine ist so wahrlieitswidrig, daß ich dazu nicht schweigen kann. Auf p. 131 heißt es nämlich wörtlich: „p. 739 wird die durch Bunge’s (vom Ref. wiedergegebene) i Beobachtungen widerlegte Ansicht einer „Vergletscherung der neusibirischen Inseln“ wiederholt . . . .“ Herr Frech wirft mir also vor, daß ich trotz Bunge’s Arbeit - gemeint ist wohl dessen Aufsatz vom Jahre 1902 in Verhandl. miner. Ges. St. Petersburg. 40. I. p. 203 — für die Ansicht einer Vergletscherung der Neusibirischen Inseln eingetreten sei. Diese 5 Behauptung ist indes vollständig aus der Luft ge- : griffen. Ich spreche p. 739 meines Buches aus, daß Baron v. Toll das Eis der genannten Inseln als Gletschereis betrachtet habe ; es ist mir aber auch nicht entfernt eingefallen, diese Ansicht zu der meinigen zu machen. Ich sage ganz im Gegenteil (p. 738 unten) : „Der Norden des (asiatischen) Kontinentes war nach den übereinstimmenden Beobachtungen der russischen Geologen im Gegensatz zu Nordeuropa und Nordamerika unvereist. “ Aber noch mehr: Schon in der ersten Auflage meiner „All gern. Geologie“ vom Jahre 1 89 3 — also volle 9 Jahre vor Bunge — habe ich mich gegen die Anschauung v. Toll’s ausgesprochen. p. 258 jener ersten Auflage heißt es nämlich wörtlich: „So interessant die Beobachtungen Toll’s auch sind, so wird man doch seiner Meinung, daß hier fossiles Gletschereis vorliege, kaum beistimmen können. Die Abwesenheit aller Spuren einer ehemaligen Vereisung spricht ebenso gegen diese Deutung, wie die erwähnten Stißwasserconchylien.“ An dieser Ansicht habe ich in allen späteren Auflagen fest- gehalten und in den neueren (3. Aufl. 1909. p. 423 ; 4. Aufl. 1912. p. 428) als weitere Stütze die Arbeit von Tolmatschow (Verhandl. miner. Ges. St. Petersburg. 40. II. p. 415. 1903) herangezogen, der nicht nur das diluviale Eis der Beresowka, sondern auch das der Neusibirischen Inseln mit aller Bestimmtheit als Schneeeis, und nicht wie v. Toll als Gletschereis, betrachtet. Und bei dieser Sachlage wird mir zur Last gelegt, die An- schauungen Toll’s mir angeeignet zu haben ! Fast wie eine Ironie muß es demgegenüber erscheinen, wenn umgekehrt Herr Frech noch 1904, also zwei Jahre nach dem Erscheinen des BuNGE’schen Aufsatzes, in der Lethaea geognostica (5. Quartär 1, Nordeuropa, p. 28) schreiben konnte: „Dieses fossile Eis (der Neusibirischen Insel Ljachow) — vielleicht ein „toter Gletscher“ — wird über- deckt . . . .“ Jeder Kommentar zu dieser Art des Referierens erscheint überflüssig. Fr. Frech, Entgegnung. 319 Entgegnung. Von Fritz Frech. Aus den obigen zitatenreiclien Darlegungen geht zunächst hervor, daß Herr Kayser über die Beobachtungen A. v. Bunge’s nicht im klaren ist, die nicht nur zu der Annahme fossiler Gletscher bei Baron Toll, sondern auch zu dem „Schneeeis“ Tolmatschow’s im Gegensatz stehen. Ich rekapituliere daher: Der gefrorene Boden Sibiriens ist nach A. v. Bunge1 nicht ein Gletscher der Vorzeit, sondern besteht 1. aus gefrorenem Grundwasser, das in dem kurzen arktischen Sommer durch die Schneeschmelze gebildet wird, sowie 2. in den Flußtälern aus gefrorenem Alluvium, welch letzteres fossile Säugetiere (Mammute etc.) enthält. Das atmosphärische Wasser kann nicht in den vereisten Boden eindringen, sondern sammelt sich in den Spalten, die infolge der Temperaturschwankungen des Frühjahrs den Boden zerklüften und die durchaus vergleichbar sind mit den Rissen, die im Vorfrühling das Eis unserer Seen und Teiche durchziehen. A. v. Bunge hat diese Spalten auf der Ljachow-Insel photographiert1; er beschreibt das Donnern, das in stillen Nächten beim Aufreißen der Spalten die Luft durchbebt, und das Strömen des Schmelzwassers. Dieses Schmelzwasser der Oberfläche gefriert in der Tiefe. Das Bodeneis bildet also Spaltenausfüllungen innerhalb des ursprünglichen Eisbodens (des Alluviums mit Mammutresten) und zeigt die Tendenz , diesen zusammenzudrücken und teilweise zu verdrängen. Die Photographien A. v. Bunge’s von der Jana- Miindung 1 und von der Ljachow-Insel zeigen das ungeschichtete Bodeneis, ferner die Infiltration und die starke Zusammendrückung des gefrorenen wohlgeschichteten Alluviums. Andere Bilder von der Ljachow-Insel und der Jana lassen erkennen , daß in dem Boden Sibiriens und Neusibiriens das Bodeneis unter Umständen das präexistierende Alluvium vollkommen ersetzen kann. Wenden wir uns nun zu meinen nach Herrn Kayser „aus der Luft gegriffenen Behauptungen“. Was dem Leser zunächst auffällt ist vor allem der ungelöste Widerspruch zwischen den Angaben des Lehrbuchs von Kayser (5. Aufl.) p. 738: „Der Norden des Kontinents dagegen war nach den über- einstimmenden Beobachtungen der russischen Geologen im Gegen- satz zu Nordeuropa und Nordamerika unvereist“, und p. 739 : 1 Vergl. in Ges. f. Erdkunde. Berlin 1906. p. 546. Abb. nach den photographischen Aufnahmen von A. v. Bunge. Personalia. 820 ^Am besten sind durch Baron v. Toll die ganz ähnlichen diluvialen Eisinassen der Neusibirischen Inseln bekannt geworden. Die südlichste dieser Inseln besteht, abgesehen von ein paar Punkten, wo Granit sichtbar wird, ganz aus solchem, nach der Meinung von Toll ebenfalls von eiszeitlichen Gletschern herstammendem Eis von beträchtlicher Mächtigkeit.“ Es ist hiernach völlig unklar, wem der Verf. des Lehrbuches beipflichtet, „den übereinstimmenden Beobachtungen der russischen Geologie“ oder der „Meinung des Baron Toll’s“, durch den ja gerade die Eismassen der Neusibirischen Inseln „am besten bekannt geworden“ sind. Es ist ferner unklar, ob Herr Kayser die Neu- sibirischen Inseln zu dem „Norden des Kontinentes“ rechnet oder die Inseln in Gegensatz zu dem Festlande stellt. Trotz dieser auffälligen Widersprüche zwischen p. 738 unten und p. 739 oben erklärt Herr Kayser meine Auseinandersetzungen für „wahrheits widrig“ und „vollständig aus der Luft gegriffen“. Es lag selbstverständlich für mich nahe, anzunehmen, daß der Verf. den „Norden des Kontinentes“ in Gegensatz zu den „Neusibirischen Inseln“ bringen wollte; der eine war (p. 738) „unvereist“, die anderen waren (p. 739) nach der „Meinung des Forschers“, durch den sie „am besten bekannt“ geworden sind, von „eiszeitlichen Gletschern“ bedeckt. Offenbar hat jedoch Herr Kayser meine Besprechung gar nicht bis zu Ende gelesen, d. h. nicht beachtet, daß ich (vergl. p. 131 meines Referates) „die Benutzbarkeit seines mit großem Fleiße zu- sammengestellten Lehrbuches vermehren wollte und daß die meinem eigenen Arbeitsgebiet entnommenen Anmerkungen keinerlei Kritik an der Sorgsamkeit des Verf.’s involvieren“. Ein kurzes Lehrbuch soll jedenfalls eine Zusammenfassung der am bestbegründeten Lehrmeinungen sein, nicht aber ein Sammel- referat, in dem alle vorhandenen Annahmen und Hypothesen zu- sammengetragen werden. Im vorliegenden Falle hat der Verf. des Lehrbuches sich 1. in unlösbare Widersprüche gehüllt; 2. die unter den vorhandenen Umständen nächstliegende Auf- fassung und höfliche Berichtigung mit unhöflichen Aus- fällen beantwortet; 3. ganz übersehen , daß der Referent das Buch im ganzen gelobt hat und außerdem seine Benutzbarkeit durch ein- zelne Bemerkungen hat befördern wollen. Jeder Kommentar zu der K.'schen Polemik erscheint sonst überflüssig. Personalia. Gestorben: Eduard Suess in Wien. Voigt & Hochgesang * Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufsclilag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30—1.50. 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Im November 1913 ist erschienen das Petrographische Semester-Verzeichnis No. 9 welches einen Überblick über die neuen Zugänge unseres ausgedehnten Gesteinslagers während des letzten Jahres gibt. Unter anderen können wir mehrere neue und interessante Lokal- sammlungen, die unter der Mitwirkung namhafter Forscher gesammelt sind, anbieten. So z. B. die interessanten Gesteine aus dem Nord- ingra-Distrikt in Schweden, aus dem Manganerz-Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pantelleria und einer Anzahl von Inseln der Liparischen Gruppe u. a. m. Im Januar 1914 ist erschienen das Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16. Es bietet eine reichhaltige Auswahl prachtvoller Museums-Schaustücke sowie neue Mineralien und neue Mineralvorkommen ; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi- Kupfergruben , Euklas und Rubellit und andere seltene Mineralien vom Ural, Nord-Amerika, Brasilien und Madagaskar. Neue Mineralien: Ampangabeit, Betafit, Fizelyit, Hodgkinsonit, Hiigelit, Wilkeit etc. Ferner das Paläontologische Semester-Verzeichnis 1.43 enthält verschiedene höchst interessante Neuheiten, z. B. fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc. ; prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel , dem Silur Gotlands und dem Carbon Nord- Amerikas ; alpine Trias; baltische Trilobiten; Mammalia von Samos, Ägypten und Nord-Amerika. DR F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833. BOIH! Sb. Rhein. Gegr. 1833. Verlag der E. Sohwelzerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Druck ron C. Grüninger, K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart. 1. Juni No. 11 H ,S& 3 1914 für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau 4 in Berlin STUTTGART 1914 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Dieser Nummer ist beigefügt ein Prospekt der Verlagsbuchhandlung Leopold Voß, Leipzig, betreffend Lehrbuch der Metallographie. JT Seite Inhalt. Original- Mitteilungen etc. ßoeke, H. E.: Die Stabilität von Diamant und Graphit. M«f ~ " 321 1 's Granats in Asbest vom Binnental 325 ß l Zinnchlorür — Lithiumchlorid. Mit 326 G u • »ndere Typen von Injektionsgneisen 329 Woi -m: Glazialgeologische Exkursionen des XII. Inter- nationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. Mit 2 Text- figuren. (Fortsetzung folgt.) 334 Versammlungen und Sitzungsberichte 351 Besprechungen. Linck: G. : Fortschritte der Mineralogie, Kristallographie und Petrographie ... 351 Miscellanea • 352 Personalia 352 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — * Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. ... . Prospekte aut Verlangen. — _ — Mineralien Petrefakten, Gesteine, Konchylien usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineralien-Comptoir - — - Heidelberg. - — - Rufnummer 2928 .*. Telegr.-Adr. : Mineral, Heidelberg Listen auf Wunsch gratis. H. E. Boeke, Die relative Stabilität von Diamant etc. 321 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Die relative Stabilität von Diamant und Graphit. Von H. E. Boeke in Halle a. S. Mit, 2 Textfiguren. Über die Stabilitätsbedingungen von Diamant und Graphit ist eine ausgedehnte Literatur vorhanden, aber erst in neuester Zeit hat das Problem durch die Anwendung des NERNST’schen Wärme- theorems1 eine theoretisch sichere Grundlage erhalten. Im folgenden sollen die hauptsächlichsten Versuche zur Lösung dieser wissen- schaftlich wie praktisch so wichtigen Frage kurz besprochen werden. 1. Verhalten von Graphit und Diamant beim Erhitzen. Graphit ergibt beim Erhitzen niemals Diamant. Aber auch Diamant, eingebettet in einem feuerfesten Material (Kohle, Thorium- oxyd oder dergl.) und vor Oxydation geschützt, behält bei der Erhitzung bis etwa 2500° seine physikalischen Eigenschaften bei (Härte, spezifisches Gewicht, Lichtbrechung usw.), abgesehen von einer oberflächlichen Schwärzung, die jedoch kein Graphit ist, sondern einfach „Kohle“ 2. Erst im Lichtbogen, also oberhalb 3000°, hat Moissan3 aus Diamant Graphit dargestellt, wras später mehr- fach bestätigt wurde. Der direkte Weg der Erhitzung führt also zur Beurteilung der relativen Stabilität der Kohlenstoffmodifikationen nicht zum Ziel. 2. Mittelbare Gleichgewichtsbestimmung durch Gasdruck- messungen. Kohlendioxyd reagiert in umkehrbarer Weise mit Kohlenstoß unter Bildung von Kohlenmonoxyd : C + C02^=h2C0. (1) 1 Für eine Übersicht dieses Theorems und der damit gewonnenen Ergebnisse vergl. den Vortrag von W. Nernst, Thermodynamische Be- rechnung chemischer Affinitäten. Ber. d. deutsch, ehern. Ges. 1914. 47. ! p. 608—635. 2 C. Doelter, Sitz.-Ber. Akad. Wien. 1911. 120. I. p. 6. — Die an- gebliche Paramorphose von Graphit nach Diamant im Meteoreisen („Cliftonit“) ist fraglich (Doelter, p. 6). 3 H. Moissan, Compt. rend. Paris 1893. 117. p. 423. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1014. 21 322 H. E. Boeke, Andererseits oxydiert sich Eisen in Gegenwart von Kohlen- dioxyd ebenfalls umkehrbar zu Eisenoxyd und Kohlenmonoxyd: Fe + C02 FeO + CO. (2) Werden die beiden Reaktionen gekoppelt, so daß Eisen und Kohlenstoff zusammen in einer kohlendioxydatmo- sphäre erhitzt werden, so bilden sich aus den drei Kom- ponenten vier Phasen: Eisen, Eisenoxyd, Kohlenstoff und eine aus C 02 und C 0 bestehende Gasphase. Bei gegebener Temperatur ist daher der Gasdruck entsprechend der Phasenregel festgelegt. Nimmt man für den Kohlenstoff nacheinander die drei Modifikationen Graphit, Diamant und amorphe Kohle (z. B. Zucker- kohle), so läßt sich mittels des Massenwirkungsgesetzes leicht be- weisen, daß die stabilste Form den kleinsten Dampfdruck des Systems, die instabilste Form den größten Dampfdruck bedingt. Die Messung dieses Dampfdrucks erlaubt somit umgekehrt einen Schluß auf die relative Stabilität der Kohlenstoffmodifikationen. Die rechnerische Ableitung dieser Beziehung soll hier nicht wieder- holt werden, sie findet sich z. B. in Doelter’s Handbuch der Mineralchemie 1912. 1. p. 41 angegeben. R. Schenck und W. Heller1 führten die erwähnten Druck- messungen bei verschiedenen Temperaturen aus und fanden die folgenden Werte: Temperatur Druck Amorphe Kohle in mm Hg Diamant Graphit o» o o © . . . . 59 22 12 550 . . . . ... 150 89 37 600 .. . . ... 360 300 75 650 .. . . ... 750 570 140 Danach wäre die Reihenfolge abnehmender Stabilität im unter- suchten Temperaturintervall : Graphit — Diamant — amorphe Kohle. Die theoretische Ableitung macht jedoch einige Voraus- setzungen, gegen welche besonders A. Smits2 und V. Falcke3 Einspruch erhoben haben. Erstens sind zwei der reagierenden Gebilde instabil und es wird angenommen, daß sie bei der Reaktion nicht in den stabilen Zustand übergehen. Angesichts der Träg- heit des Kohlenstoffs dürfte aber diese Annahme wohl zulässig sein, besonders wo so große Unterschiede im Dampfdruck tat- sächlich beobachtet wurden. Zweitens — - und dieser Einwand wiegt schwerer als der vorhergehende — beruht die Schlußfolgerung auf der Voraussetzung, daß die drei Kohlenstoffarten denselben 1 R. Schenck und W. Heller, Ber. d. deutsch, ehern. Ges. 1905. 38. p. 2139. 2 A. Smits, Ber. d. deutsch, chem. Ges. 1905. 38. p. 4027. 3 V. Falcke, ibid. 1913. 46. p. 743. Die relative Stabilität von Diamant und Graphit. 323 Dampf abgeben, was bei der Neigung des Kohlenstoffs zur Bildung von Isomeren mit Recht in Frage gestellt werden kann. 3. Anwendung des Nernstschen Wärmetheorems. Beim Element Kohlenstoff sind die Bedingungen zur An- wendung des Wärmetheorems von Nernst genügend bekannt, und zwar kann aus der Wärmetönung der Umwandlung Diamant — >- Graphit bei gewöhnlicher Temperatur (als Differenz der Verbrennungswärmen) und der Abhängigkeit der spezifischen Wärmen dieser beiden Körper von der Temperatur (genau gemessen bis nahe zum absoluten Nullpunkt) berechnet werden, wie groß der Unterschied an freier Energie der beiden Modifikationen ist. Sobald dieser Unterschied gleich Null wird, besteht Gleichgewicht zwischen den beiden Phasen. Wir können auf Einzelheiten dieser Theorie nicht eingehen und wollen nur die Anwendung auf das vorliegende Problem erörtern. Frühere Berechnungen einer Gleichgewichtstemperatur Dia- mant Graphit von F. Weigert1 und F. Pollitzer2 fußten auf den von Berthelot und Petit i. J. 1889 gemessenen Ver- brennungswärmen von Diamant und Graphit, nach denen die Ver- brennungswärme von 1 Grammatom (12 g) Graphit um 500 kal größer wäre als diejenige des Diamanten. Danach würde bei der Umwandlung von Graphit in Diamant bei gewöhnlicher Temperatur eine Wärmeentwicklung von 500 kal stattfinden. Das Vorzeichen dieser Wärmetonung würde das Bestehen einer Gleichgewichts- temperatur Diamant, Graphit ermöglichen, unterhalb welcher der Diamant die stabile Phase wäre. Weigert berechnete diese Gleich- gewichtstemperatur zu 3 72° C., Pollitzer zu 340°. Nun hat sich jedoch bei einer genauen Nachprüfung durch W. A. Roth und H. Wallasch3 herausgestellt, daß die Verbrennungs wärme des Graphits von Berthelot erheblich zu hoch angegeben worden ist, während diejenige des Diamanten als richtig erscheint (nach einer Korrektur für die bei der Verbrennung benutzten Hilfssubstanz). Die Daten von Roth und Wallasch sind : Verbrennungswärme von 1 g zu Kohlendioxyd: Diamant 7869 kal Graphit (im Mittel) . . 7854 „ Danach ist die Umwandlungswärme Graphit — >- Diamant pro Grammatom = — 180 kal, an Stelle des positiven BERTHELOT’schen L 1 F. Weigert in Abegg’s Handbuch der anorg. Chemie. Leipzig 1909. III, 2. p. 47. 2 F. Pollitzer, Die Berechnung chemischer Affinitäten nach dem NERNST’schen Wärmetheorem. Stuttgart 1912. p. 136. 3 W. A. Roth und H. Wallasch, Ber. d. deutsch, chem. Ges. 1913. 46. p. 896. 21* 324 H. E. Boeke, Die relative Stabilität von Diamant etc. Wertes. Beim absoluten Nullpunkt ist dieser Wert nach Pollitzer 1. c. noch um 110 kal mehr negativ, also — 290 kal. Berechnet man hieraus die Umwandlungsaffinität Graphit in Diamant (d. h. den Unterschied der freien Energien), so zeigt sich, daß diese Affinität beim absoluten Nullpunkt negativ ist und bei zunehmender Tem- peratur immer mehr negativ wird (Fig. l). Fig. 1. U Umwandlungswärme Graphit — >~ Diamant, A Umwandlungs- affinität Graphit — y Diamant als Funktion der absoluten Temperatur (nach Pollitzer mit den kalorimetrischen Werten von Roth und Wallasch). Hieraus folgt, daß Graphit bei allen Temperaturen unter Atmosphärendruck stabil. Diamant instabil ist (Fig. 2), was Fig. 2. Stabilitätsschema von Diamant und Graphit. mit dem Ergebnis von Schenck und Heller und auch mit der direkten Umwandlung von Diamant in Graphit durch Moissan im Einklang steht. Der Einfluß eines hohen Druckes auf die bestimmenden Faktoren des Wärmetheorems ist unbekannt und es kann daher nicht angegeben werden, ob ein Stabilitätsfeld des Diamanten bei hohem Druck möglich ist oder nicht. L. Hezner, Analyse eines Granats in Asbest vom Binnental. 325 Nach Obigem müßte sich also bei gewöhnlicher Temperatur und Atmosphärendruck thermodynamisch gesprochen aller Diamant im Laufe der Zeit in Graphit verwandeln, was jedoch erst bei der Temperatur der Bogenlampe (etwa 3000°) mit merklicher Ge- schwindigkeit geschieht. Für die Synthese des Diamanten läßt sich aus dem Gleichgewichtsschema keine Andeutung herleiten. Es kann nur auf gut Glück versucht werden , unter welchen Be- dingungen der Diamant entsprechend der Ostwald’s dien Stufen- regel als instabile Phase entsteht. Diese Bedingungen scheinen bei den Synthesen aus abgeschrecktem Eisen (Moissani und aus Magnesiumsilikatschmelzen (Friedländer, von Hasslinger) erfüllt gewesen zu sein. Die Seltenheit des Diamanten als Naturprodukt im Vergleich zum Graphit ist jetzt ohne weiteres erklärlich; man muß sich vielmehr wundern, daß der Diamant überhaupt und zwar manch- mal in recht großen Individuen zu unserer Kenntnis gelangt ist. Mineralogisches Institut der Universität Halle a. S. Analyse eines Granats in Asbest vom Binnental. Von Dr. Laura Hezner in Zürich. Der in Asbest eingebettete Granat ist smaragdgrün und durch- sichtig. Die Körner erreichen einen Durchmesser von ca. 1 mm Sie liegen z. T. so lose im Asbestgewebe, daß sie leicht heraus- fallen, und bilden dann schöne, scharfe Rhombendodekaeder, z. T. sind sie fest mit dem Asbest und untereinander zu formlosen Knollen verwachsen. Die folgende chemische Analyse zeigt, daß der Granat fast reiner Andradit ist, der seine Entstehung möglicherweise dem bei der Asbestisierung von Hornblende freiwrerdenden Gehalt an Kalk und Eisen dieses Minerals verdankt. Si02 ... 35,40 0,587 Ti 02 ... - Analyse Mol.-Prop. Aus der Formel berechnet 35,55 A1203 . . . 0,45 0,005 Fe203 . . . 31,19 0,195 FeO . . . . — 0,24 31,23 Mn 0 ... 0,08 0,001 CaO. . . . 32,91 0,588 Mg’O . . . 0,18 0,004 H2Ö(110— ) 0,03 — 32,79 0,19 (Mg 0 + Mn 0) H20(110 + )_ 0,24 100,48 100,09 Formel: 117 Ca3Fe2Si3 012 1 Ca3 Al2 Si3 012 1 (Mg Mn)3Fe2 Si80,2. G. Rack, 326 Das binäre System Zinnchlorür — Lithiumchlorid. Von G. Rack in Berlin. Mit 1 Textfigur. Über das Verhalten des Zinnchlorürs beim Kristallisieren aus schmelzfliissigen Gemischen mit Kalium- oder Natriumchlorid habe ich bereits früher berichtet l. Ich füge hier die Ergebnisse der thermischen Untersuchung des Systems Zinnchlorür — Lithium- chlorid an. Beide Komponenten sind im flüssigen Zustande vollkommen mischbar, im kristallisierten Zustande dagegen nicht mischbar. Das Konzentrations-Temperatur-Diagramm des Systems stimmt daher überein mit dem Grenzfall des Erstarrungstypus V nach H. W. B. Roozeboom2 (Fig. 1). Der eutektische Punkt C liegt bei 215° und einer Konzentration von ca. 15 Mol.-°/o Lithiumchlorid. Die thermischen Befunde, aus denen die gegenseitige Schmelztemperatur- erniedrigung und die Dauer der eutektischen Kristallisationen der Komponenten hervorgehen, sind in Tab. 1 zusammengestellt. Tabelle 1. Konzentrations-Temperatur-Diagramm der Mischungen aus Zinnchlorür und Lithiumchlorid. Gehalt an Li CI Mol.-0,o Gew.-°/o Beginn der Kristalli- sation Eutektische Kristalli- sation Dauer der eutek- tischen Kristalli- sation bei 20 g Versuchssubstanz 0 0 239° _ 5 1,16 237 211° 80 sec 10 2,42 223 213 160 15 3,79 — 215 400 20 5,29 240 216 380 30 8,73 327 211 340 40 12,96 375 214 320 60 25,09 491 216 240 80 47,17 564 216 160 95 80,92 601 190 60 100 100 609 — — An binären Systemen aus Zinnchlorür mit Chloriden ein- wertiger und zweiwertiger Metalle sind nunmehr bekannt die Systeme mit Li CI, Na CI, KCl, Rb CI, Cu CI, TI CI und mit MgCl2, Ca Cl2, Zn Cl2, CdCl2, Pb Cl2 und MnCl2. 1 G. Rack, Dies. Centralbl. 1913. p. 373—379. 2 H. W. B. Roozeboom, Zeitschr. f‘ phys. Chem. 30. p. 403. 1899. Das binäre System Zinnchlorür — Lithiumchlorid. 327 Fig. 1. Konzentrations-Temperatur-Diagramm der Mischungen aus Zinn- chlorür und Lithiumchlorid. a = Existenzgebiet der homogenen flüssigen Mischungen, b = Gleichgewichtsgebiet von Sn Cl2 und Schmelzen a (A' bis C'). c = Gleichgewichtsgebiet von Li CI und Schmelzen a (C' bis B'). d = Existenzgebiet von eutektischen Gemengen aus SnCl2 und Li CI. Wie Li CI sind auch Na CI, Cu CI, MgCl2, CaCl2, ZnCl2, CdCl2 und Mn Cl2 im kristallisierten Zustande mit Zinnchlorür nicht mischbar. Verbindungsfähigkeit ist in den Systemen mit den Chloriden der einwertigen Metalle K, Rb und TI vorhanden. Nur in dem System Sn Cl2 — Pb Cl2 tritt eine lückenlose Reihe von Mischkristallen auf, von denen eine Entmischung nicht bekannt ist. Es ist daher zu erwarten, daß Zinnchlorür und Bleichlorid gegenüber den übrigen Komponenten beim Kristallisieren aus dem Schmelzfluß ein ähnliches Verhalten zeigen. In der Tat läßt sich, wie aus Tab. 2 und 3 ersichtlich ist, Zinnchlorür durch Bleichlorid substituieren , ohne daß der Kristallisationstypus wesentlich ge- ändert wird. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Konzentrations- 328 G. Rack, Das binäre System Zinnchlorür — Litbiumchlorid. Temperatur-Diagramme der Systeme Sn 012 — Mg Cl2, Sn Cl2 — Ca Cl2 und Pb Cl2 — ZnCl2 nur aus einer Sättigungskurve bestehen, der eutektische Punkt also praktisch mit dem Schmelzpunkt der niedriger schmelzenden Komponente zusammenfällt. Tabelle 2. Li CI Na CI KCl Rb CI Cu CI TI CI l 2 3 SnCl2 n m n m KCl. SnCl2 KCl . 3 Sn Cl2 3 Doppel- salze n m 3 TI CI. Sn Cl2 TI CI. Sn Cl2 4 4 4, 5 4 2 3 Pb Clj n m n m 2KC1 . Pb Cl2 KCl . 2 Pb CI, 2 Rb CI . Pb Cl2 Rb CI . PbCl2 Rb C1.2PbCla n m 3 TI CI. PbCl2 TlC1.2PbCl2 Tabelle 3. MgCl2 Ca CI2 Zn Cl2 CdCL Pb CI 2 MnCl2 6 6 2 2, 7 2, 7 7 SnCl2 . . n m n m n m n m k m n m Grenzfall Grenzfall 6 6, 8 2 2, 9 7 PbCl2 . . n m n m n m n m n m Grenzfall n m - im krist. Zustande nicht mischbar km — v n v kontinuierlich mischbar. Berlin, Mineralog.-petrogr. Institut, Januar 1914. 1 Privatmitteilung des Herrn Fr. Hofmann. 2 G. Herbmann, Diss. Göttingen 1911. Zeitschr. f. anorg. Chem. 71. p. 257—302. 1911. 3 E. Korreng, Diss. Berlin 1913. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXVII. p. 112, 115. 1913. 4 K. Treis, Diss. Berlin 1914. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXVII. p. 766—818. 1914. 6 R, Lorenz und W. Ruckstuhl, Zeitschr. f. anorg. Chem. 51. p. 72. 1911. 6 0. Menge, Diss. Göttingen 1911. Zeitschr. f. anorg. Chem. 72. p. 162—218. 1911. 7 C. Sandonnini und G. Scarpa, Rend. Acc. Line. [5.] 20, 2. p. 61. 1911. 8 C. Sandonnini, Rend. Acc. Line. [5.] 20, 2. p. 496. 1911. 9 C. Sandonnini, Rend. Acc. Line. [5]. 21, 1. p. 208 — 213. 1912. E. Gutzwiller, Zwei besondere Typen etc. 329 Zwei besondere Typen von Injektionsgneisen aus dem Tessin. Von Emil Gutzwiller. Einleitung. Bekanntlich bestehen bei den Erstarrungsgesteinen und che- mischen Sedimenten bezüglich des Mineralbestandes bestimmte Assoziationsgesetze1 2 3, während bei den klastischen Sediment- gesteinen keine auftreten oder man noch keine kennt. Bei den kristallinen Schiefern hingegen finden sich wiederum solche vor; einerseits können dieselben von den Erstarrungsgesteinen über- nommen sein, andererseits werden auch solche durch die Meta- morphose geschaffen oder es ist wenigstens bei den metamorphen Ge- steinen die Tendenz nach einem mineralogisch-chemischen Gleich- gewicht vorhanden, welche sich in bestimmten Mineralassoziationen äußert. Dies geht so weit, daß selbst für die verschiedenen Tiefen- zonen2,3 ein mehr oder weniger typomorpher Mineralbestand hat aufgestellt werden können. Wie verhält es sich nun bei den Mischgesteinen, speziell den Injektionsgneisen, in bezug auf Assoziation der Mineralsubstanzen? Naturgemäß gehören die meisten und ausgedehntesten Injektions- gebiete der Kata- oder Mesozone an; untergeordnet gibt es aber auch solche in der Epizone. Das eruptive, injizierende Material besitzt stets den nämlichen oder ähnlichen Mineralbestand wie die sauren Erstarrungsgesteine , resp. wie die salischen Spaltungs- produkte ihrer Magmen; mit diesen hat man es ja hauptsächlich bei Injektionserscheinungen zu tun. Das injiziert werdende Ma- terial wird seinerseits einen mehr oder weniger typomorphen Mineralbestand aufweisen, je nach der Tiefenzone, welcher es an- gehörte. Durch den Injektionsprozeß findet sodann — abgesehen von eventuellen Veränderungen durch die Injektion selbst im inji- zierten Gestein — eine Vermischung von Mineralgesellschaften metamorphen und pyrogenen Ursprungs statt. Injektionsgesteine enthalten daher ein Gemisch von genetisch differenten Mineral- assoziationen. Dasselbe kann allerdings schwächer oder stärker ausgeprägt sein. Bei den folgenden zwei Beispielen 4 dürfte letzteres zutreffen. 1 H. Rosenbusch, Elemente der Gesteinslehre. 3. Aufl. Stuttgart 1910. p. 20. 2 F. Becke, Über Mineralbestand und Struktur der kristallinen Schiefer. Compteß Rendus IX. Congres geol. internat. de Vienne. 1903. 3 U. Grubenmann, Die kristallinen Schiefer. 2. Aufl. Berlin 1910. 4 Dünnschliffe von denselben finden sich auch in der von mir zu- sammengestellten „Dünnschliff-Sammlung von Injektions- gneisen aus dem Tessin“, welche erhältlich ist bei Voigt & Hoch- gesang in Göttingen. 330 E. Gutzwiller, Zwei besondere Typen 1. Tonerdesilikatgneise von Bellinzona. In den beiden Steinbrüchen beim Balmhof und an der Tessin- brrtcke von Bellinzona können neben den in meiner Dissertation 1 beschriebenen Gesteinstypen noch hochkristalline Zweiglimmer- gneise aufgefunden werden, die ziemlich reichlich Granat, Disthen und Sillimanit führen. Teils sind es Adergneise, teils Gneise mit gewöhnlicher Paralleltextur, deren dunkelbrauner Biotit neben dem Muscovit ihnen die charakteristische Farbe verleiht, wodurch sie sich von den andern Gneisen mit schwarzem Biotit zunächst unterscheiden. Die Granaten erscheinen in rotbraunen, unregelmäßig be- grenzten Körnern von ^ — 1 cm Durchmesser, die Disthene in ^ — 2 cm langen und 2 — 5 mm breiten Stengeln von bläulicher Farbe; der Sillimanit tritt in seidenglänzenden, filzartigen Aggregaten auf, welche teilweise den Habitus von Rutschflächen tragen. U. d. M. ergibt sich als Mineralbestand: Quarz, Orthoklas, Mikroklin, Plagioklas, Biotit, Muscovit, Disthen, Sillimanit, Granat; Apatit, Pyrit, Magnetit, Zirkon. Die Formentwicklung der meisten Gemengteile ist echt kri- st all ob las ti sch , die Gesteinsstruktur demnach in der Haupt- sache granoblastisch-lepidoblastiscli bis nematoblastisch, verbunden mit schwacher bis deutlicher Kristallisationsschieferung. Daneben weisen einzelne Quarz-Feldspatpartien und insbesondere die hellen Adern eine aplitisch-pegmatitische Struktur auf (intensives ln- und Durcheinandergreifen sowie myrmekitische und mikro- pegmatitische Verwachsungen derselben) und geben sich dadurch als Produkte einer salischen Injektion zu erkennen. In Anbetracht der geologischen Lagerung [Injektionszone der Umgebung von Bellinzona und Locarno, s. Lit. No. 5. p. 13 — 15], sowie des texturellen und strukturellen Gefüges sind diese Tonerde- silikatgneise Injektionsgneise. Der Mischgesteinscharakter derselben ergibt sich hier vor allem auch dann, wenn man die genetischen Verhältnisse einzelner Gemengteile den strukturellen anderer gegen- überstellt. Disthen ist ein Mineral, welches im allgemeinen sich nur auf metamorphem Wege bildet. Sillimanit kann wohl auf pyrogenem Wege entstehen, dürfte aber hier, wie Disthen, meta- morphen Ursprungs sein ; denn nirgends wurde er innerhalb dieser Zone in reinen Erstarrungsgesteinen gefunden. Die Substanz dieser beiden Mineralien stammt wohl aus einem tonerdereichen Sediment2. 1 Emil Gutzwiller, Injektionsgneise aus dem Kanton Tessin. Eclog. geol. helv. 12. No. 1. 1912. 2 Ebenso hat U. Grubenmann angenommen, daß der Tonerdereichtum des Sillimanitgneises von Ronco am Lago Maggiore (U. Grubenmann, Vor- läufige Mitteilung über einen schweizerischen Sillimanitgneis. Vierteljahrs- schrift d. Naturforsch. -Ges. Zürich. Jahrg. 52. 1907) dem ursprünglichen von Injektionsgneisen aus dem Tessin. 33 ^ Daneben zeigen jene Gesteine z. T., insbesondere in den salischen Adern, eine unveränderte aplitisch-pegmatitische Struktur. Es verdient wohl das Nebeneinandervorkonimen von Disthen und Sillimanit in diesen Gneisen noch besonderer Beachtung im Hinblick auf eventuelle genetische Beziehungen derselben zuein- ander. Soviel mir bekannt, hat M. KiSpatjc 1 als erster Schiefer beschrieben , die Disthen und Sillimanit , sowie auch Staurolith, nebeneinander führen, sich aber nicht speziell geäußert über die möglichen Beziehungen von Disthen und Sillimanit zueinander. Die feinen Nadeln des Sillimanits zeigen scharfe prisma- tische Umgrenzung; sie durchziehen unter sich mehr oder weniger gleichgerichtet und in Streifen angereichert das Gesteinsgewebe. Sie sind durchweg mit Biotit und Quarz vergesellschaftet, wie dies allerorts in den Sillimanitgneisen beobachtet werden kann. Die Di stlie ne besitzen sowohl in der prismatischen als auch in der basalen Zone meist sehr gute Begrenzung; teils sind sie ein- fach, teils polysynthetisch verzwillingt. Auch sie treten vorherrschend mit Biotit zusammen auf und sind diesem gegenüber vielfach idioblastisch. Quarz und Granatkörner, sowie auch Biotitblättchen erscheinen etwa als Einschlüsse im Disthen , letzterer dann und wann auch als Gast in Muscovit, wobei er ebenfalls dem Kali- glimmer gegenüber idioblastisch ist. Von zwölf Dünnschliffen konnte nur in einem einzigen eine Stelle beobachtet werden, daß der Disthen an dem einen Ende der c-Achse ausfasert; dabei er- streckte er sich in einen Plagioklas hinein. Die Fasern besitzen mittleres Relief, löschen gerade aus und sind in bezug auf die Längsrichtung optisch positiv (c = c), dürften danach Sillimanit sein; in nächster Umgebung war sonst kein Sillimanit vorhanden. Im übrigen konnte an keiner andern Stelle mehr beobachtet werden , daß diese beiden Tonerdesilikate ineinander übergehen sollen. Nach den Untersuchungen von E. S. Shepherd und G. A. Ran- kin* 1 2 ist Sillimanit, dessen Schmelzpunkt bei 1816° liegt, unter den reinen Tonerdesilikaten die einzige , bei hoher Temperatur stabile Form. Disthen (wie auch Andalusit) wandelt sich bei 1300° in Sillimanit um; hingegen ist es auf keine Weise möglich, Sillimanit in Disthen (oder Andalusit) überzuführen. Die Um- sedimentären Anteil dieses Gneises angehört. Nebenbei wird dort noch der Möglichkeit gedacht, daß er pneumatolytisch injiziert sein könnte. Letzteres trifft aber für die Sillimanitgneise aus dieser Gegend schon des- wegen nicht zu, weil nirgends in den salischen Gängen dieser Injektions- zone Tonerdemineralien gefunden wurden. 1 M. Kispatic, Disthen-, Sillimanit- und Staurolith-führende Schiefer aus dem Krndija-Gebirge in Kroatien. Dies. Centralbl. 1912. No. 19. p. 578. 2 E. S. Shepherd und G. A. Rankin, Die binären Systeme von Ton- erde mit Kieselsäure, Kalk und Magnesia. Zeitschr. f. anorg. Chem. 68. p. 379. 332 E. Gutzwiller, Zwei besondere Typen Wandlung Disthen— >-Sillimanit verläuft so langsam , daß die Wärmetönung nicht festgestellt werden konnte; die Langsamkeit dieser Umwandlung erklärt das Nebeneinandervorkommen der beiden Komponenten in demselben Gestein , die lange Erhaltung eines metastabilen Zustandes. 2. Epidot- und Zoisit-führende Biotitgneise von Riveo- Yisletto und Cevio (Maggiatal). In den Steinbrüchen zwischen Riveo und Visletto, sowie bei Cevio im Maggiatal werden mittel- bis kleinkörnige Biotitgneise gebrochen, welche annähernd E — W streichen und mit 30° nach Süden einfallen. Sie besitzen eine feine Lagertextur, sind infolge davon in dünne große Platten spaltbar und finden daher auch mannigfache bautechnische Verwendung ]. Hin und wieder werden diese dunklen Gneise von Pegmatit- und Quarzgängen durchsetzt. U. d. M. ergibt sich als Mineralbestand dieser Gneise: Quarz, Orthoklas, Mikroklin, Plagioklas, Biotit, z. T. auch Hornblende; Epidot — Orthit— Klinozoisit ; Titanit, Apatit, Zirkon, vereinzelt Pyrit, Calcit und Chlorit. Die Struktur dieser Gneise ist vorherrschend granoblastisch- lepidoblastisch mit deutlicher Kristallisationsschieferung; unter- geordnet zeigen Quarz-Feldspatpartien auch pegmatitische Struktur (intensive Verzahnung, Myrmekite und Mikropegmatite) und geben sich dadurch wiederum als die Produkte einer salischen Injektion zu erkennen. Diese Gneise sind also auch Injektionsgneise; ihre Biotite sind z. T. pneumatomorph. Bemerkenswert ist für diese Gneise die ziemlich reichliche Führung von Epidot und Klinozoisit. Diese beiden Mineralien erscheinen in xenoblastischen Körnern und Stengeln, die vielfach zonaren Bau aufweisen, indem sie meistens am Rande aus Epidot- substanz, im Zentrum aus Klinozoisit bestehen ; auch zeigen sie ganz unregelmäßige Verwachsungen ineinander, was aus der fleckigen Verteilung ihrer hohen und niedern Interferenzfarben zu ersehen ist; hin und wieder besitzen sie auch einen braunen, ortliitischen Kern. Reine Epidote und reine Klinozoisite sind weit seltener als deren Mischkristalle. Sie kommen sowohl mit Biotit als auch mit den Feldspäten zusammen vor und treten auch als Einschlüsse in Quarz auf; ferner erscheinen Biotitblättchen, Zir- kone und Titanite als Gäste in Klinozoisit und Epidot; letztere Mineralien sind also mit jedem Gemengteil vergesellschaftet. Sämtliche Komponenten dieser Gneise sind total frisch ; somit können Epidot und Zoisit nicht als sekuläre Verwitterungsprodukte 1 Sie kommen durch die Firma S. A. Cave Pietre di Vallemaggia, St. Antonio-Locarno , als „Bevola oscura“ und „Granito oscuro“ in den Handel. von Injektionsgneisen aus dem Tessin. gedeutet werden, sondern gehören wohl zum ursprünglichen Mineral- bestand dieser Gneise. Da dieselben Injektionsgneise sind, wäre auch denkbar, daß die Epidotmineralien die Produkte einer wässe- rigen Injektion seien, ähnlich wie dies z. B. Y. M. Goldschmidt 1 für einen Teil der Epidote aus den Kontaktzonen des Kristiania- gebietes beschrieben hat. Dieser Annahme würde hier die Tatsache widersprechen, daß in den aplitisch-pegmatitischen Gängen selbst oder am Kontakte derselben mit dem Nebengestein Zoisite und Epidote durchaus fehlen; ebenfalls fehlen sie den Tessiner Ortlio- gneisen von Claro, Osogna, Biasca, Bodio, Giornico, Lavorgo, Brione (Verzasca) und Gerra. Hingegen sind diese Mineralien schon relativ häutig in den Biotitgneisen vom Steinbruch bei der Tessinbrücke bei Bellinzona2, im Fleckengneis aus dem Verzasca- tunnel2, vor allein aber auch in dem Kalksilikatfels von Contra3 bei Locarno. ' Zoisit und Epidot, wie z. T. auch Orthit, finden sich ferner in Injektionsgneisen südlich des Eisenbahntunnels nörd- lich Avegno im Maggiatal, sowie in solchen von Ponte di Tenero bei Gordola ; somit erweisen sich diese Mineralien als ziemlich verbreitet innerhalb dieser Mischgesteinszone. In den Biotitgneisen von Riveo-Yisletto und Cevio kommen Epidot und Zoisit noch häufiger vor als in den soeben erwähnten Gesteinen und sind hier wie dort (neben den andern kristallo- blastisch entwickelten Komponenten) als Relikte des Paraschiefer- materials4 (d. h. ursprünglich im Paraschiefer schon gebildet ge- wesene Gemengteile) aufzufassen , welches in diesen gemischten Gneisen neben dem aplitisch-pegmatitisch struierten , eruptiven Material vorhanden ist. Schlußbetrachtungen . Die beiden beschriebenen Gneistypen zeigen , wie bei Injek- tionsgesteinen, ein Gemisch von metamorphen und pyrogenen Kom- ponenten vorhanden sein kann, wodurch der Charakter des Misch- gesteins aufs deutlichste zum Ausdruck kommt. Bekanntlich gehören Epidot und Zoisit mehr oder weniger der Epizone, Disthen der Meso- und Sillimanit der Katazone von LT. Grubenmann an ; ferner kommt innerhalb dieses Gneisareals des Tessins neben Biotit, Muscovit und Hornblende auch Augit vor (Hornblende- und Augit-führeuder Aplit, Lit. No. 5. p 50 ; Augit- 1 Y. M. Goldschmidt, Die Kontaktmetamorphose im Kristianiagebiet. Kristiania 1911. p. 410—416. 2 Siehe Lit. No. 5. p. 31 und 39. 3 Emil Gutzwiller, Zwei gemischte Hornfelse aus dem Tessin. Dies. Centralbl. 1912. p. 360. 4 Ebenso möchte ich hier den stets mit Epidot und Zoisit verwachsenen Orthit als zu dem Paraschiefermaterial gehörig betrachten. 334 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen und Hornblendegneis, meine Dünnschliff-Sammlung No. 11; Kalk- silikatfels von Castione, Lit. No. 12. p. 355, und Marmor von Castione), welcher eigentlich auch nur in der tiefsten Zone heimisch ist. In geologischer wie auch in petrographischer Hinsicht gehört der Tessin im allgemeinen der Meso- bis Katazone an. Das Vor- kommen obiger, für verschiedene Tiefenzonen typomorphen Minera- lien in ein und demselben Gneiskomplex bietet ein schönes Beispiel dafür, daß die Zonenlehre in Injektionsgebieten noch großen Schwierigkeiten begegnet. Therwil bei Basel, Januar 1914. Glazialgeologische Exkursionen des XII. Internationalen Geologen- kongresses zu Toronto 1913. Von Wilhelm Wolff. Mit 2 Textfiguren. 1. Vorexkursion in das spät glaziale Meeresgebiet am St. Lorenz. Unter den vom Kongreß veranstalteten Exkursionen waren von besonderem Wert für den Glazialgeologen die Vorexkursion A 10 in das Gebiet von Montreal und Ottawa, ferner während der Tagung in Toronto die Ausflüge B 1 zum Niagara, B 2 zum Dontal und den Scarborongh Heights, B 5 zu den Moränen im Norden von Toronto und B 9 zur Algonquin-Strandlinie bei Orillia am Simcoesee. Nach dem Kongreß kamen die große Trans- kontinentalreise C 2 von Toronto bis Vancouver, sowie die daran angeschlossene Reise C 8 nach der Yakutatbucht am Eliasgebirge und nach dem Yukongebiet (Klondike) in Betracht. Die Exkursion A 10 begann am 4. August in Mon- treal und brachte die sp ätglaziale Meeresüberflutung des St. Lorenztales zur Anschauung. Die Stadt liegt am Ende der Seeschiffahrtsstrecke des St. Lorenz ; gleich oberhalb befinden sich die Lachine-Stromschnellen. Am Nordufer des Stromes erhebt sich der 770 Fuß (234 m) hohe M ontr oy al, ein Essexit- stock im ordovizischen Trentonkalk ; er bildete im spätglazialen Meer eine kleine Insel. Die Nordküste dieses Meeres, des ertränkten St. Lorenztales, lag etwa 45 km von Montreal und folgte im großen und ganzen der Grenze zwischen Präcambrium und Ordo- vizium, die im nordöstlichen Fortstreichen sich dem Strome bei Quebec nähert. Die Südgrenze lag in etwa 56 km Entfernung am Covey Hill, einem Vorposten der Adirondackberge, so daß » die Meeresbucht hier rund 100 km breit war. Stromauf reichte sie vorübergehend bis in den Ontariosee, von dem verschiedene Autoren ein kurzes marines Stadium (unmittelbar nach dem Ab- des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 335 laufen seines eisgesperrten Vorgängers, des Lake Iroquois) an- nehmen, obwohl in seinen derzeitigen Sedimenten noch keine Meeres- fossilien gefunden sind (vergl. Taylor, The glacial and postglacial lakes of the great lakes region. p. 325). Dabei ist zu beachten, daß die betreffende spätglaziale Strandlinie — Oswego beach — sich gegen den Ontario senkt und schließlich unter seinem jetzigen Spiegel verschwindet. Sie entspricht also einem niedrigeren Wasser- stande des Sees als heute. Im Osten des Covey Hill und Süd- osten von Montreal existierte eine bedeutende südliche Abzweigung des St. Lorenzmeeres in das breite Tal des heutigen Champlain- sees hinein, und man nimmt an, daß auch das von dort nach New York führende Hudsontal ein Sund gewesen ist. Die länder- große Halbinsel zwischen dem St. Lorenz, dem Hudson und dem Meere war also damals eine Insel. Wer heutzutage mit der Bahn das anmutige Hudsontal durchfährt, erblickt hie und da in seit- lichen Ausweitungen mächtige, von Ziegeleien angeschnittene Lager von völlig ebengeschichtetem, grauen Ton, die sich in jenem von Gletscherschlamm getrübten Sunde niedergeschlagen haben. Der breite Gipfel des Montroyal, den die Exkursions- gesellschaft unter der liebenswürdigen Führung des Professors Goldthwait vom Dartmouth College in Hanover, New Haven, U. S. A., bestieg, ist mit offenen Parkanlagen bedeckt, in denen man die sanften Bodenschwellen der höchsten Strand wälle des spätglazialen Meeres deutlich verfolgen kann. Es sind Kiesbarren, die sich an die höchsten Teile des Berges anlehnen und insonder- heit einige kleine, flache Buchten abgeschlossen haben. Ihre geringe Mächtigkeit wird mit der Kürze ihrer Entstehungszeit in dem rasch schwindenden Meere erklärt. An der Südseite hatten wir Gelegenheit, in einem kleinen Graben in etwa 520 Fuß Höhe aus dem nur etwa 1 m mächtigen lehmigen Geröll Schalen von Saxicava arctica sowie Fragmente von Te^ma-Schalen aufzulesen. Die höchsten Strandspuren finden sich, wie schon gesagt, in 568 Fuß (173,1 m) Meereshöhe. Noch höher glaubte G. de Geer1, nämlich bei 625 Fuß (190,5 m), nahe dem Kirchhof eine Strand- marke zu erkennen. Wir haben uns aber unter Goldthwait’s Führung überzeugen lassen, daß es sich an dieser Stelle um eine dünne Schicht steinigen Moränenschutts handelt. In der Nähe befindet sich in derselben Höhenlage ein kleiner Essexitsteinbruch, in welchem man auf dem frischen Gestein das zersetzte und auf diesem die Verwitterungserde sieht, olme daß eine Saigerung oder Abwaschung erfolgt wäre, wie man sie von einstigem Strandgebiet erwarten sollte. So hoch hat also die See nicht gereicht. 1 G. de Geer, On Pleistocene Changes of level in Eastern North America. Proceedings of the Society of Natural History. Boston. 25. 1892. p. 454 — 477. W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen 336 Am Nachmittag des 4. August wurde dann ein Steinbruch im Trentonkalk in der Nähe der Rue Papineau nordöstlich des Bahn- hofs Mile End in Montreal besucht, der wiederum das marine Spätglazial darbot. Über dem glattgeschliffenen Trentonkalk liegt dort zunächst eine ca. 2 m mächtige Lokalmoräne mit großen losgebrochenen und verschobenen Kalkblöcken. Diese geht oben in ca. 1 m gelb verwitterten Geschiebelehm über, und auf dem Geschiebelehm hat sich stellenweise eine ca. 0,5 m starke Schicht von grobem, sandigem Strandgeröll erhalten, in welchem man Saxicava nt^osa- Schalen findet. Hie und da sieht man zwischen Geschiebelehm und Strandgeröll einige Zentimeter Ton, der marinen Ursprungs zu sein scheint. Diese Stelle befindet sich nach den Höhenkurven des dem Guide Book No. 3 beigegebenen Stadtplanes etwa 230 — 240 Fuß (70 — 73 m) über dem Meer, gehört also einer späteren Phase an als die Strandspuren auf dem benachbarten Berge. Die schon bei der Enteisung und beim ersten Einfluten des Meeres in Gang befindliche Landhebung war beträchtlich vor- geschritten. Von Montreal ging die Fahrt nach dem etwa 50 km süd- westlich gelegenen Hemmingford. Die Gegend bis dorthin ist sehr eben und zeigt nur ganz flache Moränenschwellen, da sie spätglazialer Meeresgrund gewesen ist. Die Mächtigkeit des Quartärs über dem paläozoischem Grundgebirge ist meist ziemlich gering; ja, im tiefsten Teile des Tales hinter Montreal liegt auf dem ordovizischen TJt ica- Schiefer so wenig Boden, daß die Frucht- barkeit des Landes Schaden nimmt. Telegraphenpfähle standen schief, weil man sie nicht genügend eingraben konnte, ein merk- würdiger Anblick in einer scheinbar jugendlichen Flußebene. Weiterhin zeigten sich hie und da marine Tonlager sowie sandige Böden mit vielen Findlingen. Das Land ist meist Weide mit kleinen Gehölzen. Von Hemmingford aus besuchten wir am 5. August eine süd- westlich des Dorfes gelegene Kiesgrube in ca. 260 Fuß (72,2 m) Meereshöhe. Der grobe Kies mochte 2 — 3 m mächtig sein. Oben war er gelb verwittert, unten frisch und blaugrau. In diesem frischen Teil lagen viele Schalen von Saxicava ragosa, nicht selten mit beiden Klappen beieinander. Spärlich fand man dazwischen Tellina groenlandica. Weiter ging es nun nach dem ungefähr 340 m hohen, sanft und breit gewölbten C o v ey Hill. Je höher man steigt, um so steiniger wird die Quartärdecke. Unterwegs war bei einem frisch gesetzten Telegraphenpfahl noch einmal Tellina- Sand ausgeworfen. An der breiten Böschung des aus Potsdam-Sandstein aufgebauten Hügels scharen sich die Strand- wälle, flache, geröllreiche Bodenschwellen. Die höchsten, hier sämtlich fossilleer, reichen bis 524 Fuß (159,7 m), im Vergleich mit derjenigen von Montreal deutliche Beweise für die Abnahme des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 337 der Hebung nach Süden. Weiter bergauf wandernd sahen wir wohlerhaltene Gletscherschrammen auf dem Sandstein. Sehr merkwürdig ist die plateauförmige Oberfläche des Covey Hill. Wandert man über sie durch den Tannen- und Birkenwald südwärts zur Grenze der Vereinigten Staaten, die dort hindurchläuft, so gelangt man an eine etwa 1,5 — 2 km weite, Hache Talflur, die teilweise mit Moor erfüllt ist, nach Osten aber, wo sie sich verengt, abgewaschenen Felsboden zeigt, in dessen Vertiefungen grober Sand liegt. Wenn man nun dieser Talflur folgt, so steht man plötzlich vor einem senkrechten Ab- grund, in dem ein tiefer, schmaler See schlummert. Die Schlucht, in welche dieser See gebettet ist, zieht sich ziemlich gerade nach Osten weiter und beherbergt dort einen zweiten See von gleicher Form. Man befindet sich hier sozusagen vor einem alten Niagara, 460 km nordöstlich von dem gegenwärtigen. Als zur Spätglazialzeit das Eis die Nordseite des Covey Hill fest umspannte, mußten die von Westen, also aus Teilen des großen Seengebietes, kommenden Wasser, sofern sie keine Ausgänge zum I Süden fanden, hier entlang strömen, um sich in die Champlain- niederung und zum Hudsontal zu ergießen. Damals existierte noch der glaziale Champlainsee, dem erst später, als das Eis die Hügel von Vermont verließ, das Meer folgte. Das flache Tal auf dem j Covey Hill ist eine Strecke des Zuflußweges, die Schlucht ist das j Erosionswerk des alten, spätglazialen Stromes, der einen gewal- tigen Wasserfall bildete, von dem die beiden Seen als Fallkessel hinterblieben sind. Der untere See ist 90 Fuß tief und liegt } 8 7 0 Fuß (265,1 m) über dem Meere, der obere liegt etwa 940 Fuß über dem Meere und sein Grund wurde mit 120 Fuß Tiefe noch nicht erreicht. Die Schwelle des vormaligen Wasserfalles mag ! bei ca. 1000 Fuß gelegen haben. Zum Vergleich und um die [Höhe des glazialen Wasserstaus zu zeigen, sei gesagt, daß der j Niagarafluß am Ende des Eriesees 572 Fuß (174,3 m) über dem Meere liegt, daß die Niagarafälle 158 — 165 Fuß Höhe besitzen und daß der Ontariosee nur 246 Fuß (75 m) hoch liegt. Vom Covey Hill ging die Exkursion am 6. August nach (Ottawa, wo die kanadischen Geologen Keele und Johnston die Führung übernahmen. Die Fahrt von Montreal durch das Ottawa- tal gewährte schöne Ausblicke über die Terrassen dieses alten, lauf einen noch weit größeren als den gegenwärtigen Ottawastrom zugeschnittenen Tales, das in der frühen Postglazialzeit die ge- isamten Wässer der drei oberen Seen zum St. Lorenz geführt hat. ! Diese Gewässer gelangten damals durch den French river und iden Nipissingsee von der Georgian Bay aus zum Ottawafluß. Durch zunehmende Hebung der Nordseite des Seengebietes ward aber dieser Ausfluß nach einiger Zeit trockengelegt, und der St. Clair- Oentralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 22 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen rtuß sowie der Niagara übernahmen die Entwässerung auf süd- lichem Umweg. Vor dem Nipissingstadium entsandte das spätglaziale Lorenz- meer einen Golf hoch in das Tal hinauf. Nach Keele und Johxston erreichte der Spiegel desselben bei Ottawa mindestens 475 Fuß (144,7 m) Höhe, wahrscheinlich mehr. Das Tal folgt im übrigen ungefähr der Grenze zwischen dem Archaicum und dem Cambro-Silur. Von Norden mündet aus dem archäischen Formationsgebiete der Gatineaufluß bei der Stadt in den Ottawa. Oberhalb dieser Mündung, bei der Vorstadt Hüll, wurde uns nun ein Gebilde gezeigt, wie man es so merkwürdig wohl an keinem anderen Ort im Quartär zu sehen bekommt. Dort befindet sich ein kleiner Steinbruch im Trentonkalk. Auf den horizontalen Kalkbänken liegt ein Haufwerk mächtiger, an den Ecken gerundeter Blöcke desselben Gesteins, etwa 2 — 3 m hoch. Die Fugen sind mit Kleingeröll und Sand erfüllt, auch findet man vereinzelte archäische Gesteine sowie Saic/ccwfl-Schalfragmente dazwischen. Wer es sieht, hält es zunächst für eine „Lokalmoräne“. Geht man aber auf der flachwelligen Oberfläche dieser seltsamen Ab- lagerung nordwärts weiter, so mehren sich alsbald die archäischen Gerolle, während die Kalkblöcke an Zahl abnehmen. Ungefähr 1 km weiter findet man eine Kiesgrube, wo unter einem Gemenge von (vorwiegend) laurentischen und (wenigen) Kalkgeschieben nebst Geröll und Kies ein zäher blauer Ton, Yoldia- Ton, ansteht, der seinerseits auf Geschiebelehm und geschliffenem Kalkstein lagert. Hier erkennt man also, daß jene „Lokalmoräne“, hier in eine Anhäufung von ortsfremdem Geröll übergegangen, jünger noch ist als der spätglaziale Meereston und erheblich jünger als das Glazial jener Gegend, selbst also schwerlich Moräne sein kann. Gegen ihre Moränennatur spricht auch die fast rein kalkige Beschaffen- heit im Bereich des hier durch Kalkgebirge strömenden Ottawa und ihre gradweise Anreicherung mit laurentischen Gesteinen bei der Annäherung an die Gatineaumündung. Immerhin ist es schwer, sich vorzustellen, daß Flußwasser die mächtigen Kalkblöcke aus dem Gesteinsverband hat lösen und abrunden können. Indessen befinden sich noch gegenwärtig bei der Stadt Ottawa Wasserfalle, die damals etwas weiter unterhalb gelegen und an der Schaffung dieser merkwürdigen Bildung mitgewirkt haben mögen. Hie und da finden sich in dieser Gegend verborgene Partien einer sehr harten und meist kleine Geschiebe enthaltenden Grund- moräne, die als ältere gilt, im Vergleich zu einer weniger festen, an größeren Geschieben reicheren, jüngeren. Es zeigt sich also hier derselbe Unterschied der Struktur, den wir auch in Norddeutschland häufig zwischen unterem und oberem Geschiebe- mergel beobachten können. Zwischen beiden Geschiebemergeln kommen Sand- und Kiesschichten vor, doch hat mau bei Ottawa des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 339 niemals fossilfiihrendes Interglazial als trennendes Mittel beobachtet. In einer Sandgrube nahe dem Rideaufluß im Westen der Stadt sahen wir mächtige Sand- und Kiesschichten dieser Art auf- geschlossen. Darüber lag ein dünner, am Abhang sich auskeilender oberer Geschiebelehm mit einzelnen großen Blöcken. Beweise für einen wesentlichen Altersunterschied zwischen dieser Deckschicht und dem Sand waren indessen nicht zu gewinnen. Durch die Stadt Ottawa läuft der ziemlich hohe, felsige Süd- rand des Flußtales. Unterhalb dieses Randes und in geringem Abstand von ihm sahen wir die Baugrube für die Fundamente eines neuen Wolkenkratzers. Sie befand sich genau auf der Grenze eines alten, vollkommen mit Geschiebemergel ausgefüllten präglazialen Tales. Ungefähr die Hälfte des Baugrundes war festes Kalkgestein, das regelrecht fortgesprengt werden mußte. Die andere Hälfte dagegen war Geschiebemergel, dessen Basis mit 30 m Tiefe noch nicht erreicht war (so tief gingen die Schächte für Betonpfeiler). Der Kalkstein grenzte mit senkrechter, glatt- geschliffener und z. T. wie mit dem Kehlhobel bearbeiteter Fläche an die feste Grundmoräne. 2. Exkursionen in die Umgebung von Toronto während des Kongresses (Interglazial des Dontales und der Scarboro Heights, Endmoränen nördlich von Toronto, Niagara). Von Ottawa reiste die Exkursionsgesellschaft in der Nacht zum 7. August nach Toronto, wo bis zum 14. der Kongreß tagte. Während die&er Zeit wurden mehrere kleinere Aus- flüge zu glazialgeologisch interessanten Punkten der Umgegend veranstaltet. Vielleicht der wichtigste war unter Professor Coleman’s Führung (Universität Toronto) der Besuch der Don valley-Ziegelei in unmittelbarer Nähe der Stadt. Es kommt dort ein kleiner Fluß, der Don, durch eine Talschlucht, die er seit dem hohen Lake Iroquois-Stadium zum jetzigen Ontario- spiegel hinab erodiert hat. An diesem Tal befinden sich eine Reihe von Aufschlüssen in tief gelegenem Diluvium , das sonst schwer zugänglich ist. In der Ziegeleigrube hat man ein pracht- volles Profil bis ins Grundgebirge. Dieses besteht aus milden ordovizischen . Schiefern, die sehr eben liegen und in der Ziegelei mitverarbeitet werden. Auf der geglätteten Oberfläche des Schiefers ruht dann eine nur etwa 1 m mächtige, jedoch vollkommen typische Grundmoräne aus zähem blauen Mergel mit geschrammten Ge- schieben von Trentonkalk, Ufo'ca-Schiefer, Granit, Gneis, Grünsteinen und archäischen Schiefern; sie muß aus östlicher ; Richtung ge- kommen sein. Darüber sieht man die inte r glazialen „Don- Schichten“, bestehend aus grobem, braunem, horizontal geschich- tetem Sand mit einigen Tonlagen. Die Fauna besteht aus 37 Spezies 22* 340 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen Süßwasserconchylien , sämtlich noch existierende Arten , die aber jetzt teilweise etwas weiter im Süden heimisch sind und ein sehr gemäßigtes Klima bezeugen. Dazu kommen Knochen von einem großen Bären, sowie Knochen und Hörner eines Bison, eines dem virginischen ähnlichen Hirsches und eines Verwandten vom Karibu. Von Pflanzen fanden sich 47 Spezies, die gleichfalls ein etwas wärmeres Klima als das gegenwärtige, nämlich ein Klima wie in Ohio und Pennsylvanien, vermuten lassen. Über diesen Don-Schichten liegen 2 — 7 m feinschichtiger *, fossilleerer aber kalkfreier Ton, der als Basis der noch zu erwähnen- den Scarboro-Schichten gilt. Seine erodierte Oberfläche überzieht eine dünne Lage Geschiebemergel, dem wiederum etwa 24 m Bänder- tonmergel auflagern, welcher vereinzelte Geschiebe führt. An der Oberfläche endlich erblickt man einige Fuß braunen Sandes mit vielen Geschieben. Der Iroquoissee hat dereinst dort den jüngsten Deckgeschiebemergel ausgewaschen. Im ganzen sehen wir also in diesem Profil einen liegenden Geschiebemergel, eine Interglazial- ablagerung aus süßem Wasser, zwei hangende Geschiebemergel nebst Bändertonen und einen spätglazialen Terrassensand. Da die beiden Geschiebemergel und die Bändertonschichten ein einheit- liches Glazial zu bilden scheinen, wären hier zwei Glaziale und ein Interglazial vertreten. Für die Ausdehnung der Don-Schichten ist eine Bohrung zu Thornhill, 14 Meilen (= 24,5 km) nördlich vom Ontariosee, be- zeichnend. Die Scarboro-Schichten sind am besten sichtbar an den Scarboro Heights, die sich etwa 10 km östlich des Dontales bis 115 m Höhe aus dem See erheben. Die steile Küste weicht hier unter der Brandung um jährlich 1,62 Fuß = 0,50 m zurück. Die Küstenströmung treibt den ausgewaschenen Sand und Kies nach Südwesten und hat daraus von einer Küstenecke aus die l1 ,5 km lange Nehrung aufgebaut, die den Hafen von Toronto beschirmt. In ähnlicher Weise arbeitete schon der Küstenstrom des spätglazialen Lake Iroquois, auf dessen den Ontario bis 61m überragender Terrasse man vor zwei Buchten der höheren Moränen- landschaft ebenfalls Kiesbarren sieht, die jetzt durch Sandgruben ausgenutzt werden. Am Nachmittag des 12. August fuhren wir unter Professor Coleman’s Führung mit drei Motorbooten die Küste zu den Scar- boro Heights entlang. Trotz schönsten Wetters war aber die Dünung des Ontario so stark, daß die Seekrankheit ausbrach und eine Landung der Motorboote am Fuß des Steilufers unmöglich war. Nur einigen Teilnehmern gelang es, mit den Beibooten durch 1 Nach Coleman 672 Lamellen, vielleicht ebensovielen Ablagerungs- jahren entsprechend. des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 341 die Brandung zu rudern. Hier sahen wir nun am Fuße des male- rischen Lehmpfeilers „Dutcli churcli“ die Scarboro-Schichten auf- geschlossen. Die conchylreichen Don-Schichten sind an dieser Stelle leider nicht sichtbar, weil sie, ebenso wie der liegende Ge- schiebemergel, erst unter dem Seespiegel anstehen. (Das paläo- zoische Gebirge liegt etwa 40 Fuß unter letzterem.) Die den oberen Teil des Interglazials bildenden Scarboro-Schichten dagegen erreichen eine Mächtigkeit von 9 2 Fuß für den geschichteten Ton und noch 59 Fuß für einen darauf lagernden Sand (zusammen 151 Fuß = 46 m). In die Scarboro-Schichten ist wiederum ein ca. 1 km weites Tal eingeschnitten und mit Glazialschichten erfüllt, so daß nunmehr im oberen Teil des Kliffs und der dahinterliegenden alten Iroquoiskiiste noch vier (wohl zusammengehörige) , durch Sandmittel abgeteilte Geschiebemergel folgen, im ganzen 203 Fuß = 62 m Glazialablagerungen. Aus den Scarboro-Schichten sind zahlreiche Reste von Moosen, Blättern und Rinde und vor allen Dingen nicht weniger als 72 Insektenarten bekannt geworden. Eine von Scudder aufgestellte Liste der letzteren gibt Coleman im Guide Book No. 6, p. 23 ; bis auf zwei sind alle diese Arten ausgestorben. Die Pflanzenreste bezeugen ein ziemlich kühles Klima, etwa dem gleich, das heutzutage im nördlichen Teil der Provinz Ontario herrscht. Coleman entwirft von der Ablagerungsgeschichte der gesamten „Torontoformation“, welche Don- und Scarboro- Schichten umfaßt, folgendes Bild : Nach der Auflösung der ältesten Vergletscherung ergoß sich aus der Gegend der Georgian Bay des Huronsees ein großer waldumschlossener Strom, der vielleicht die oberen Seen entwässerte, in einen Vorläufer des Ontario, der etwas tiefer stand als der jetzige See. Das Klima war warm. Dann stieg, vielleicht infolge Hebung des Abflußgebietes, der See etwa 60 Fuß über den Ontario, und der Fluß begann sein Tal mit den „Don-Schichten“ aufzufüllen. Endlich, während das Klima rauh wurde, stieg der See auf 1 50 Fuß über den späteren Ontario, und in einem mehr als 250 qkm großen Delta lagerten sich die Scarboro-Schichten ab. Dann aber sank das Wasser auf 16 Fuß unter Ontariospiegel, Flüsse schnitten sich in die Deltaebene ein und sehr bald rückte das zweite Landeis darüber hinweg. Außer dem Besuch dieser klassischen Interglazialaufschlüsse wurde den Kongreßteilnehmern dann noch das jüngere Glazial (Wis- consin) der Umgegend von Toronto gezeigt. Eine von Frank Taylor geführte Exkursion besuchte am 9. August die Oak ridge- Moräne im Norden von Toronto. Diese Exkursion bot Gelegenheit, die sehr fein entwickelte Methode der Ausdeutung der glazialen Bodenformen durch die amerikanischen Geologen kennen zu lernen. Die Oak ridge-Moräne gilt ihnen als nördliche Endmoräne eines spätglazialen, westwärts strömenden Ontario- W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen 342 Lobus ; ihr gegenüber erhebt sich die südliche Endmoräne des Simcoe-Lobus , der im allgemeinen nach Südwesten gleitend , in dieser Gegend dem Ontario-Lobus eng entgegenstand. Beide Endmoränen bestehen vorwiegend aus fetten, nicht einmal auffallend steinreichen Geschiebemergeln; die Ontario-Moräne führt vorwiegend Kalkgeschiebe, die Simcoe-Moräne weit mehr kristalline Gesteine. Sie haben wellige, kurzhügelige Formen. Zahlreich wie in Deutschland (wo man diese Landschaft „Grund- moränenlandschaft“ neunen würde) sind die Solle, die Taylor als Einsenkungen über weggeschmolzenen Eisresten erklärt. Auch ein kleiner See, der Bondsee, innerhalb der Ontario-Moräne, wurde in dieser Weise gedeutet; andererseits sahen wir auch Seen von gestreckter Form (Willcockssee) , die im verlassenen Bett eines Entwässerungsstromes liegen. Stellenweise ist übrigens die Niede- rung zwischen beiden Moränen Lehmboden ohne Vorsanddecke. Den Niagara habe ich, da die von Taylor dorthin geführte offizielle Exkursion auf einen ungünstigen Tag fiel, unter Spencer’s freundlicher Führung am 10. August besucht. Der Fluß führte zu jener Zeit Hochwasser und zeigte die Fälle in voller Pracht. Der Wasserverlust durch den Bedarf der Elektrizitätswerke auf. beiden Ufern trat wenig in die Erscheinung; er beträgt bei Niedrigwasser bis zu 40°/o, bei Hochwasser immer noch 10 — 20 °/o der Gesamtmenge. Bekannt ist die Erosionsarbeit des Niagara- stromes von seinen spätglazialen Anfängen am Niagara-Escarpment über der Ontariostrandebene bis zur Stelle der jetzigen Fälle: 11000 m in 20 000 — 40 000 Jahren. Wir haben darin ein Maß für die seit einem gewissen Stadium der jüngsten Vergletscherung vergangene Zeit. Weniger bekannt ist aber die von Spencer, Taylor und anderen erkannte Tatsache, daß der Strom in dieser Zeit nicht weniger als viermal seine Wassermenge vollkommen geändert hat; zweimal, nämlich während des Kirkfield-Stadiums des Algonkinsees und während des Nipissing-Stadiums der großen Seen führte er nur 15 Prozent seiner gegenwärtigen Menge. Diese beiden Epochen markieren sich deutlich in der auffallenden Enge der jeweils entstandenen Abschnitte der Stromklamm, von denen der erste sich im unteren Teil des Verlaufes, der zweite zwischen dem „Whirlpool“ und den beiden Eisenbahnbrücken befindet. Der wiederholte Wechsel der Wasserführung hängt damit zusammen, daß im Verlauf der Enteisung des Landes und der spät- und post- glazialen, nach Norden gerichteten Hebung des großen Seengebietes die heutigen Wassermengen teils noch nicht gebildet waren, teils auch auf andern Auswegen zum Abfluß gelangten. Eine andere, ebenfalls wenig bekannte Tatsache ist die, daß von dem Knick des Stromlaufs beim „Whirlpool“ eine (in bezug auf die letzte Vergletscherung) präglaziale Klamm geradewegs zum Ontario führt, die der Strom, da sie mit Geschiebemergel vollkommen zugefüllt des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 343 ist, nicht wiedergef linden hat. Dies ist wohl eines der seltsamsten geologischen Naturspiele auf der Erde, und so bietet der Niagara außer der Großartigkeit seiner Szenerien dem Geologen nach mehreren Richtungen ein so hohes besonderes Interesse, daß sein Besuch wohl eines der eindrucksvollsten Erlebnisse bleibt, die uns beschieden werden können. 3. Exkursion von Toronto bis zur Insel Vancouver (nach dem Kongreß). Die große Transkontinentalreise C 2, die unmittel- bar nach Schluß des Kongresses am Abend des 14. August in Toronto begann, brachte bis Vancouver und auf der Insel Van- couver verhältnismäßig wenig spezielle glazialgeologische Auf- schlüsse. Aber schon die eilige Fahrt durch das ungeheure Glazial- gebiet des kanadischen Flachlandes und dann die Kreuz- und Quer- fahrten in den ehedem größtenteils vergletscherten westlichen Ge- birgen boten Tag für Tag eindrucksvolle morphologische Bilder dar, die beim literarischen Studium des Landes im Gedächtnis wieder aufleben und auch manche heimatliche Erscheinungen beleben und klären helfen. Aus der fruchtbaren Moränenlandschaft von Toronto, die den jungbaltischen Grundmoränengebieten Mecklenburgs und Pommerns sehr ähnlich ist, waren wir über Nacht am 15. August in die felsige Gegend zwischen der Georgia n Bay und dem Lake Superior gelangt. Hier ragt in zahllosen riffartigen Hügeln, die mit Geschieben übersät sind, das Grundgebirge mit seinen laurentischen Gneisen, Schiefern und intrudierten Graniten aus dem Moränenschutt hervor. Dazwischen sind ebenso zahl- lose und vielgestaltige Seen und Sümpfe eingebettet, und das ganze ist von Nadelwald überzogen, der zwischen den allenthalben durch Brände halb vernichteten alten Stämmen das junge Grün der Feuerfichten, hie und da auch Birken zeigt. Die Regeneration der in ganz Canada längs den Bahnen verbrannten Wälder ist deshalb sehr langwierig, weil meistens die Humusdecke des Bodens mitverbrannt ist und sich erst neu bilden muß. Die Landschaft, die wir den Tag über durchfuhren, ähnelte der finnischen, war aber, ohne große Gipfel zu erreichen, etwas gebirgiger. Man sah ungeheuer blockreiche Moränen von sehr frischen Formen, auch einige seltsamerweise gleichfalls aus Blöcken angehäufte Oser ; hie und da erschienen Sandhügel, zuweilen von dünenartigem Charakter. Am Nachmittag wurde in der Nähe der Heron Bay des Lake Superior die erste Algonkinterrasse erreicht , eine ausgedehnte, von Felshügeln umrahmte Ebene aus steinfreiem Sand. Es wurde uns gesagt, daß der Algonkinsee etwa 700 Fuß (213 m) über dem Lake Superior gestanden haben soll, doch glaubten wir auf stunden- W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen 344 langer Fahrt in der Nähe der Küste keine höheren Terrassen als etwa 100 m zu erblicken. Der See hat dort eine wundervolle Fjordküste mit Felsvorsprüngen, blank gewaschenen Gletscherschliff- schären und gehobenen, in Täler verwandelten Fjordenden. Am nächsten Tage, 16. August, war das Landschaftsbild zu- nächst unverändert. Dann schoben sich, in der Gegend des Lake of the woods, Ebenen zwischen die Felsbarren ein, die Wälder lichteten sich, und etwa bei Whitemouth tat sich der riesige Boden des glazialen Agassizsees auf, in dessen tieferem Grunde jetzt der Winnipegsee mit seinen beiden Nachbarn, dem Winni- pegosis- und dem Manitobasee liegt. Diese zur Provinz Manitoba gehörige Ebene bildet mit ihren Tonschichten ein fruchtbares, reichbebautes Weizenland. In dieser Gegend liegt die alte Grenze zwischen Prärie und Waldland. Nach dem Urteil des mitreisenden kanadischen Waldforschers Fernow beruht die Baum- losigkeit der Prärie auf ungenügenden Niederschlägen. Übrigens ist die Prärie nicht vollkommen baumlos. Wälder und Gebüsche erfüllen im Grenzbezirk noch die tieferen , feuchteren Gebiete. Weiterhin aber findet man Bäume nur noch in den Flußtälern oder, künstlich angepflanzt, bei den Farmen, wo man in dürren Zeiten für ihre Bewässerung sorgt. Die Prärien von Manitoba und Saskatschewan sind in der Nähe der Bahn bereits zum großen Teil aus dem Urzustand in Kulturland übergegangen. Überall sieht man ältere und jüngere Ansiedlungen und weiter im Westen Zeltlager neuer Ankömmlinge mit improvisierten Viehställen und Gerätplätzen, neben denen die erste Ernte oft schon in Schobern steht. Am Mittag des 16. August erreichte unser von der Cana- dian Pacific Pailway Co. gestellter Sonderzug die etwa 250 000 Einwohner zählende Stadt Winnipeg, das alte Zentrum der mittelcanadischen Ackerbaugebiete. Abends verließen wir dieselbe wieder und durchfuhren in der Nacht den Boden des Agassizsees und erklommen den Rand der ersten Präriestufe bei Brandon. Winnipeg liegt 231 m über dem Meere, Brandon mit dem höchsten Agassizufer 365 m. Östlich von Brandon liegen mehrere jüngere Seeterrassen. Der Agassizsee zeigt dieselbe Erscheinung wie die „großen Seen“, nämlich eine Hebung der alten Strandlinien in nördlicher Richtung. Infolge deren ging die Entwässerung in spätglazialer Zeit solange nach Süden zum Mississippi, bis der gegenwärtige niedrige Wasserpaß durch den Nelsonfluß zur Hudson Bay durch den Schwund der letzten Inlandeisflächen frei wurde. Der Rand der zweiten Präriestufe des westlichen Kanada (als erste Stufe gilt die Winnipegebene) , welchen die Bahn im Mündungsgebiet des glazialen Assiniboineflusses ersteigt, ist eine bemerkenswerte geologische Grenze. Hier legt sich auf das bis dahin allein herrschende und auch den tieferen Untergrund des Agassizgrabens bildende Paläozoicum eine große mesozoische des XIT. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 345 Platte, die im wesentlichen aus ziemlich weichen kretazischen Sedimenten besteht. Diese zweite Präriestufe, zur Provinz Sas- katchewan gehörig, hat eine durchschnittliche Meereshöhe von etwa 490 m, das ist ebensoviel, ja sogar ein wenig mehr als das Keewatinzentrum der Inlandeisdecke, die sich einst auch über die Prärien ausdehnte. Man sieht daraus, daß das heutige Höhen- verhältnis beider Landschaften nicht das eiszeitliche sein kann. Diese zweite Präriestufe, die wir am 17. August durchfuhren, war fast eben und baumlos, aber noch reich bebaut mit Weizen- und Haferfeldern. In der Gegend westlich von Moosejaw erreicht man den Rand einer dritten Stufe, den „Missouri Coteau“, der etwa 640 m über Meer, also wiederum beträchtlich höher als das Keewatinzentrum liegt. Dort beginnt eine typische Moränen - landschaft aus tonigem Geschiebemergel; das Glazial erreicht bis mehr als 200 m Mächtigkeit. Die Moränenlandschaft hat ihre Formen ziemlich frisch bewahrt ; ich wurde lebhaft an Landschafts- bilder aus der baltischen Grundmoränenlandschaft Westpreußens, z. B. an die Liebschauer Berge bei Dirschau erinnert. Zwischen den unregelmäßig verteilten Hügelkuppen lagen zahlreiche abfluß- lose Pfuhle. An der Bahn waren eine Menge. Aufschlüsse durch Seitenentnahmen für Herrichtung eines zweiten Gleises entstanden. Diese zeigten, daß die Geschiebemergelkuppen bis fast zur Ober- fläche kalkhaltig und wenig verwittert waren. In den kleinen Mulden sah man tonige Abschlämmassen mit 2 bis 3 humosen Bändern schalenförmig ineinander. Etwas östlich von Swift Current (ca. 740 m über Meer) endet diese Moränenlandschaft und es stellte sich leicht welliges Land mit lößartigem Boden ein. In einem großen Einschnitt gleich westlich der Station Tompkins sahen wir ein gelbliches, fein- schichtiges Material von etwa 10 m aufgeschlossener Mächtigkeit, das in seiner porösen Struktur und seiner Neigung zu senkrechter Zerklüftung durchaus einem Löß ähnelte. Die Schichtung lief ungefähr mit der Oberfläche. Fossilien fehlten jedoch vollkommen. Die Prärien werden im westlichen Saskatchewan immer trockener, je weiter man nach Westen kommt, und dies ist ohne Frage eine der Ursachen für die geringe Verwitterungstiefe des Glazialbodens und vielleicht auch für das Vorkommen dieser löß- artigen Gebilde. Dort ist ein regelrechter Ackerbau mit jährlichen Ernten nicht mehr möglich, und man hat die sog. „dry far- ming“ -Methode eingeführt, nach welcher der Acker im ersten Jahre nur gelockert wird, um Niederschläge einzusaugen, und im folgen- den bestellt und abgeerntet. Die Landschaft zeigt allerlei Er- scheinungen arider Regionen: die flachen Wassertümpel sind von hellgrauen Alkalikrusten umrandet ; um diese zunächst wächst ein Kranz von niedrigen, intensiv roten Salzgewächsen ( Salicornia ?) und weiterhin dann das harte, büschelförmige Gras, untermischt W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen 846 mit fahlen Gewächsen von der Farbe unseres Strandhafers oder der Distel. Vereinzelt sieht man auch kleine Kakteen (Opuntia?) ; Baumwuchs bildet sich nur auf niederschlagsreicheren Höhen, so namentlich auf den zu etwa 1300 m Meereshöhe emporragenden Cypress Hills, einem isolierten Erosionsrest von Laramie- und Miocänschichten, der eine Vorhöhe der Rocky Mountains bildet. Zwischen Swift Current und der Stadt Medicine Hat am South Saskatchewanfluß (etwas über 700 m Meereshöhe) erscheinen die Terrainformen in keiner Weise mehr durch eine vormalige Vergletsche- rung bestimmt, sondern lediglich durch Erosion und Tektonik. Man sieht Ebenen, Stufenränder und viele kleine und größere, jetzt trockene Täler. Vereinzelte Ausbisse von kretazischen Tonschiefern zeigen sich. Dennoch war in Eisenbahneinschnitten bei Medicine Hat noch deutlicher Blocklehm erkennbar. Dowling (Guide Book No. 8. p. 87) sagt trotzdem, daß manche den Till westlich vom Missouri Coteau sich durch schwimmendes Eis entstanden denken und eine Ausdehnung der kontinentalen Eisdecke bis dort bezweifeln. Am Rande des Eises haben sich Flüsse und Schmelzwässer sicher- lich stellenweise zu Seen aufgestaut, doch ist über Lage und Um- fang solcher Stauwasser noch wenig bekannt. Auch Ablenkungen größerer Ströme haben, wie in allen Glazialgebieten, stattgefunden. So ist z. B. der Saskatchewan während eines gewissen Stadiums gezwungen gewesen, weit südlich seines jetzigen Laufes am Eis- rande nach Osten zum unteren Assiniboine river zu fließen. Jetzt nimmt der viel kleinere Qu’Appelle river diesen alten Talweg ein, und zwar besteht, soweit die Karte dies erkennen läßt* 1, eine richtige Bifurkation. Aus dem Knie des sich nordwärts wendenden Saskatchewan bei Elbow führt der Aiktow-Creek in den in der Nähe entspringenden Qu’Appelle river hinein. Wir erreichten Medicine Hat am Abend des 17. August und besuchten, in strömendem Gewitterregen das schön terrassierte Tal des South Saskatchewanflusses ein Stückchen hinauffahrend, die Gasbrunnen, die das dortige Elektrizitätswerk treiben. Diese Brunnen sind 1100 Fuß (335 m) tief und beziehen die Hauptmenge des Gases aus einer Schicht in 900 Fuß Tiefe in der kretazischen Belly river-Formation. Das Gas strömt mit 800 Pfund Druck pro Quadratzoll (= ca. 56,5 Atm., also einem Druck, der ziemlich genau dem Gewicht einer 900 Fuß = 274 m mächtigen Gesteinssäule entspricht) hervor und wird nicht bloß an Ort und Stelle verwertet, sondern (aus zwei anderen Brunnen) auch nach den Orten Calgary und Lethbridge, 175 engl. Meilen weit, geleitet. Am nächsten Morgen befand sich unser Zug in der Nähe der Rocky Mountains, deren zackige blaue Silhouette im Früh licht 1 Geol. Map of portions of Alberta, Saskatchewan and Manitoba 1 : 2217600. Mai» 51a. Geolog. Survey. 1911. des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 347 einen wundervollen Kontrast zu der Täfellandscliaft der „Foot hills“ (Vorhügel) bildete. Die Gegend am Gebirgsfuß zeigt eine Unmenge von Terrassen mit sanften Rändern, sowie Ebenen zwischen Tafeln. Näher am Gebirge durchlaufen steil aufgerichtete, harte Gesteins- bänke die milden Bodenarten des hier hochwellig-tafligen Geländes, dem Auge weithin verfolgbar. Tiefe Flußschluchten sind hinein- geschnitten, und in den Gründen sieht man wieder Wald , den ersten in diesem dürren ranch -Gebiet. Bei CowTey öffnet sich das Hochgebirge. Nach R. A. Daly 1 gliedert sich die im Süden etwa 600 km breite kanadische Kor dillere in folgende Bestandteile : 1. Im Osten die Rocky Mountains (kurz „Rockies“ genannt), 2. die mittleren oder inneren Ketten (Purcell-, Selkirk-, Co- lumbia- und Caribooberge), 3. die Zone der inneren Hochflächen (Interior Plateaus), 4. das Küstengebirgssystem , umfassend das Küstengebirge (Coast ränge), Kaskadengebirge (Cascade ränge) und das Vancouver- Queen Charlotte-Gebirge. Die Zonen 1, 2 und 4 erstrecken sich nordwärts bis zu den Enden des Kontinents, indes verengen sich die mittleren Ketten, die in Britisch-Columbien einen großen Raum einnehmen, nordwärts sehr rasch, und nach Süden verflachen sie sich und versinken unter den endlosen Lavafeldern von Washington und Idaho. In der Eiszeit war die ganze Kordillere bis zum 48. Breiten- grade von einer zusammenhängenden Eismasse erfüllt, die nach den Außenseiten, also dem östlichen Vorland der Rockies und den Föhrden und Inselstraßen des Pacific (z. B. der Strait of Georgia und Strait of Juan de Fuca), mächtige Vorlandgletscher bezw. Talgletscher durch alle Pässe und Pforten hervorquellen ließ. Die Insel Vancouver war ein selbständiges Vereisungszentrum, dessen Gletscher mit den vom Küstengebirge kommenden zu- sammenstießen. Das Hauptnährgebiet der Kordillerenvereisung lag nach Daw- son in Britisch-Columbien zwischen dem 54. und 59. Breitengrad. Nordwärts reichte die Vereisung bis etwa zum 63. Grade; ein großer Teil des Yukongebietes, so die Landschaft Klondike, war, wie wir später sehen werden, un vergletschert. Der Spiegel des Kordillereneises von Britisch-Columbien lag bei etwa 7000 Fuß (2134 m) Meereshöhe, und seine Mächtigkeit erreichte im Längstal des Okanagansees mindestens 6000 Fuß (1830 m) und bei Revel- stoke etwa 5500 Fuß (1677 m). R. A. Daly gibt dieser ge- waltigen Vergletscherung das Alter der Wisconsin-Vereisung des Ostens, also ein recht jugendliches Alter. Eine Teilung derselben durch eine oder mehrere Interglazialperioden hält er für uner wiesen. Guide Book No. 8. Part II. p. 115. 348 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen Etwas anders stellt Ch. W. Drysdale in seiner Beschreibung des westlichen Teiles der inneren Hochflächen (zwischen Savona und Lytton *) die Glazialgeschichte dieser Gegend dar. Nach seiner Meinung entwickelte sich zunächst eine gewaltige Kordilleren- eisdecke, die zufolge der Schrainmenrichtung auf der inneren Hoch- fläche nach S 35° 0 glitt und in den Talgründen Geschiebemergel, auf den Bergflanken Moränenschutt und Findlinge hinterließ. Dann schwand die Eisdecke, und es blieben alpine Kar- und Talgletscher längere Zeit tätig. Die großen Talgletscher zogen sich dann weiter zurück, bis das Maximum der Keewatin-Vereisung im Osten der Rockies eingetreten war. Nun erfolgte ein neuer mächtiger Vorstoß der Talgletscher, verbunden mit scharfer Talerosion und Ablagerung von Seiten- und Endmoränen. Abermals schmolzen dann die Tal- gletscher und verursachten gewaltige Aufschichtungen von Schlick und Glazialdetritus, namentlich in großen stillen Seen , die sich infolge von Abriegelung von Haupttälern durch Seitengletsclier und vielleicht auch infolge einer großen allgemeinen Landsenkung und Gefällverminderung gebildet hatten. Schließlich schwanden die Gletscher gänzlich aus den Tälern, und die Flüsse begannen, vielleicht durch eine regionale Hebung angespornt, eine großartige Erosionsarbeit, deren Maß sich an den terrassenförmigen älteren Talbodenrelikten ablesen läßt. Dennoch haben die Flüsse strecken- weise, z. B. der Thompsonfluß vom Kamloopssee bis Thompson siding, den präglazialen Talgrund noch nicht erreicht1 2. S. J. Schofield hat neuerdings, wie er als Exkursionsführer mitteilte, westlich der Rockies unter Geschiebemergel eine pflanzen- führende Ablagerung aufgefunden, deren an Laubhölzern reiche Flora ein gemäßigtes, lindes Klima anzeigt. Er vermutet, daß dieselbe interglazial ist, doch war es ihm noch nicht gelungen, eine liegende Moräne aufzuschließen oder das Grundgebirge zu erreichen. Die Fahrten unserer Exkursionsgesellschaft in der Kordillere vom 18. bis zum 24. August galten hauptsächlich dem Studium des allgemeinen Gebirgsbaues und der nutzbaren Lagerstätten, insonderheit der kretazischen Kohlen von Bellevue und Corbin und der Kupfererze von Phoenix und Roßland nahe der Unionsgrenze. Am 25. August in der Frühe war mit der Ankunft in der Stadt Vancouver die Kontinentaldurchquerung vollendet. Am Nachmittag erfolgte die Überfahrt nach Victoria auf der Insel Vancouver, und abends wurde noch eine kleine Ausfahrt in 1 Guide Book No. 8. Part II. p. 237. 2 Der Fraserfluß, der den Thompson aulnimmt, hat sich indessen weiter abwärts bereits etwa 35 m in das Grundgebirge eingenagt. Seine Erosionskraft ist durch eine postglaziale, anscheinend von der Küste nach dem Binnenland zunehmende Hebung gesteigert. des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913 349 die Umgebung dieser Stadt absolviert. Die buchtenreiche Küste der Insel ist dort ziemlich niedrig; am Fuß des Kliffs kommen unter Geschiebemergel wundervoll geschliffene und geritzte Felsen zum Vorschein, die von der Brandung blank gewaschen werden und ihre glazialen Schliffflächen, tiefen Furchen und Hohlkehlen, die zuweilen wie mit einem Simshobel ausgearbeitet erscheinen, weithin zur Schau tragen. Davor liegen kleine Schären wie an der schwe- dischen oder finnischen Küste. Die 470 km lange und 80 — 130 km breite Insel Vancouver ist größtenteils eine in Berg und Tal aufgelöste tertiäre Peneplain, die von etwa 450 m Meereshöhe im Süden zu 1201) m im mittleren Teil ansteigt; dort erheben sich ältere topographische Elemente zu 1200 — 2100 m, überragt von einigen noch etwas höheren Spitzen. Im Diluvium entwickelten sich aus den Firnfeldern der Berghöhen mächtige Talgletscher, die in der Strait of Georgia mit den vom Festland kommenden Eisströmen zu einem großen, SSW gleitenden Piedmontgletscher zusammenschmolzen, der auch die niedrigeren südöstlichen Gebiete der Insel überwallte. Ch. H. Klapp, dessen Darstellung1 ich folge, nennt diese erste Vergletsche- rungsepoche die „ Admiralty-Epoche“ . Aus ihr stammt ein harter, älterer tili, in diesem Fall ungeschichteter, steiniger, san- diger Ton oder toniger Sand von gelber Farbe, der sich nur in Felsvertiefungen und anderen geschützten Stellen des Küstengebietes und der vorliegenden Inseln erhalten hat. Am Ende der Admiralty- Epoche lag das Land mindestens 60 m tiefer als jetzt. Das Eis zog sich ins Gebirge zurück, ohne zu verschwinden, und im Tief- lande und dem Gebiet der Georgia-Straße lagerten sich die sog. Puy a 1 1 u p - 1 n t er gl az i a 1 sc h i c h t e n ab, die meistens in eine untere Abteilung aus Tonschichten (May woodton) und eine obere aus Sand und Kies (Cordo vasand) zerfallen. In dem gutgeschichteten, gewöhnlich kalkhaltigen Maywoodton, der auch Mittel von Sand und Kies umschließt, kommen Abdrücke von Pflanzen sowohl wie von Meeresmollusken vor, die jedoch beide noch nicht näher bestimmt zu sein scheinen Außerdem enthält der durchschnittlich 30 m mächtige Ton zahlreiche, regellos ein- gebettete, abgerundete Gerolle und Blöcke kristalliner Gesteine. Auch die gelblichen, gerölleführenden Schichten des Cordovasandes weisen vereinzelte Geschiebe auf, von denen die meisten frisch, die gröberen Granite aber unter Umständen völlig zersetzt sind. Ferner kommen gebrechliche Schalen mariner Organismen darin vor. Spätere Talerosion zur Vashon periode hat die etwa 65 m mächtigen Cordovasande in niedrige Rücken aufgelöst, die sich besonders oft in Lee der Monadnocks erhalten haben. Uber dem Puyallup-Intcrglazial lagert die Vashondrift, ein meistens 1 Guido Book No. 8. Part III. p 284 und 307. 350 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen etc. ungeschicliteter Till mit frischen Granitgeschieben. Unterhalb von 80 m Meereshöhe ist diese Drift nur (>,9 — 1,2 m mächtig- und über weite Flächen überhaupt nur durch verstreute Geschiebe ver- treten. Oberhalb dieses Niveaus dagegen pflegt sie den ganzen Driftmantel des Geländes zu bilden. Clapp ist der Ansicht, daß diese Drift einen erneuten großen, aber sehr kurzen Gletscher- vorstoß dokumentiere, der keine charakteristischen Landschafts- formen, Endmoränen oder dergleichen hervorbrachte. Vielleicht gehören die Cordovasande einem Teil der Vashonperiode als Delta- bildungen vor den anwachsenden Gletschern an. Das Meer stand während der Vashonzeit um etwa 75 — 80 m höher als jetzt. Die postglaziale Landhebung um diesen Betrag steigerte das Gefäll der Flüsse, die nunmehr terrassenförmig zu erodieren begannen. Unser Ausflug am Spätnachmittag des 25. August führte uns zu dem 388 Fuß = 121 m hohen Mt. Tolmie, einem Monadnock in der 30 — 60 m hohen, welligen Ebene im Norden von Victoria. An die Südseite dieses Berges lehnt sich ein länglicher Sandhügel, der durch eine große Kiesgrube geöifnet ist. Dieser Sand soll interglazialer Cordovasand sein. Indessen hatte Verf. nebst mehreren anderen Teilnehmern den Eindruck, daß es sich hier um Glazial- sand handelte, der während des Schwindens der Vereisung in eine in Lee des Monadnocks entstandene Eismulde oder Öffnung ein- geschwemmt ist. Am nächsten Tage durchfuhren wir auf einer Exkursion zur Küste südlich von Victoria die Col woodebene, die dort einen 3 — 5 km breiten, sehr flachen Talboden in 60 — 80 m Meereshöhe bildet und weiter landein in einen richtigen Gletschervorsand mit Kessellöchern übergeht. Sie gilt als Deltabildung der Schmelz- wässer eines Talgletschers der Vashonepoche, die postglazial ge- hoben ist. Die Aufschüttung ist sehr mächtig und wird zur Kies- gewinnung vom Strande aus hydraulisch abgebaut und dabei gleich- zeitig separiert. Die Siebrückstände werden ins Meer geschwemmt. Aufschlüsse in den Maywoodschichten habe ich leider nicht gesehen. Es scheint mir nach dem Dargelegten nicht wohl an- gängig, diese Schichten als „interglazial“ im hergebrachten Sinn zu bezeichnen, da sie durch ihre Zusammensetzung die Fortdauer der Gletscher in gewisser Entfernung bekunden. Demnach erscheint mir eine Parallelisierung der glazialen Epochen von Vancouver mit denjenigen der Kordillere trotz auffälliger Analogien noch gewagt. (Fortsetzung folgt.) (Ein ähnliches Referat über den Gebirgsbau der Canadischen Cordilleren von F. Frech sollte am gleichen Ort gebracht werden, wurde aber aus räumlichen Gründen in den Referatteil des Neuen Jahrbuches übertragen.) Versammlungen und Sitzungsberichte. — Besprechungen. 351 Versammlungen und Sitzungsberichte. Londoner Mineralogische Gesellschaft. Sitzung am 17. März 19 14 unter dem Vorsitz von Dr. A. E. H. Tutton. F. P. Mennel: Über ein Vorkommen von Bunt- kupfererz kn ollen im Schiefer vom Maschonaland. Der Erzkörper der Umkondo-Grube in Südwest-Maschonaland be- steht aus einer Ablagerung von Schiefer, durch den Knollen von Buntkupfererz verteilt sind, sehr wahrscheinlich pseudomorph nach Schwefelkieskonkretionen. Das Muttergestein ist vom gleichen Alter wie die Waterberg-Schichten von Transvaal und enthält in einigen Schieferlagen Pseudomorphosen nach Steinsalz. Das Vor- kommen von Kupfer und Steinsalz in nahezu dem gleichen Horizont hat sein Analogon in den Schichten des unteren Keupers in Europa. A. Scott: Augit von Bail Hill in Dumfriesshire. Er findet sich in Form von Kristallen, die schwarz von Farbe, aber im Dünnschliff gelblichgrün sind; sie bilden zwei Typen, einfache Kristalle und Zwillinge, und haben das Achsenverhältnis: a:b:c = 0,5844: 1 : 1,0932; ß — 105° 48'; die Brechungsindizes sind: 1,708, 1,713 und 1,728. Durchschnitte parallel der Symmetrie- ebene zeigen die charakteristische Sanduhrstruktur der Titanaugite. Dr. G. T. Prior: Über ein Sulfarsenid von Blei vom Binnental. Analysen der Kristalle, von denen nur die Prismenzone ausgebildet war, zeigten, daß die Zusammensetzung der Formel 3PbS.2As2S3 entspricht, die dem Rathit zuge- schrieben wird; kristallographisch steht das Mineral aber dem Dufrenoysit näher. Dr. G. T. Prior : Über Phakolith und Gmelinit von Co. Antrim. In beiden Fällen zeigten Analysen dieser Mineralien, die Varietäten desselben Minerals sind, welche nur im Kristallhabitus von einander abweichen, einen Überschuß an Kiesel- säurehydrat über die durch die Formel: (Ca, Na2) Al2Si4 012 . 6 H2 0 dargestellte Formel. Besprechungen. G-. Linck: F 0 r t s c h r i 1 1 e d e r M i n e r a 1 0 g i e , Kristallo- graphie und Petrographie. Herausgegeben im Auftrag der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft. 3. Band. Jena bei Gustav Fischer 1913. 320 p. mit 26 Textfiguren (2. Band vergl. dies. Centralbl. 1912. p. 606). Der dritte Band der „Fortschritte“ enthält folgende Abschnitte: 1. Bericht über die Hauptversammlung der Deutschen Minera- logischen Gesellschaft in Münster i. W. 1912. 2. Th. Wegner: Bericht über die Exkursionen. 3. R. Brauns: Bericht über die Tätigkeit des Damnu im Jahre 1912. R, Marc: Über die Be- deutung der Kolloidchemie für die Mineralogie (allgemeiner leilj. 352 Miscellanea. — Personalia. Referat erstattet in Münster. A. Himmelbauer: (Spezieller Teil). Referat erstattet in Münster. E. A. Wülfing: Fortschritte auf dein Gebiete der Instrumentenkunde. A. Johnsen: Die Struktureigen- schaften der Kristalle. P. Kaemmerer : Über die Bestimmung des Winkels der optischen Achsen eines inaktiven , durchsichtigen Kristalls mit Hilfe des Polarisationsmikroskops für konvergentes Licht. F. Rinne : Kristallographisch-chemischer Ab- und Umbau insbesondere von Zeolithen. A. Schwantke: Neue Mineralien. L. Milch: Die Systematik der Eruptivgesteine, I. Teil. U. Gruben- mann: Zur Klassifikation der metamorphen Gesteine. F. Berwerth : Fortschritte der Meteoritenkunde seit 1900 (Schluß). K. Schulz: Die spezifische Wärme der Mineralien und der künstlich her- gestellten Stoffe von entsprechender Zusammensetzung (Schluß). Max Bauer. Miscellanea. v. Reinach-Preis für Paläontologie. Ein Preis von 500 Mark soll der besten Arbeit zuerkannt werden, die einen Teil der Palä- ontologie des Gebietes zwischen Aschaffenburg, Heppenheim, Alzey, Kreuznach, Koblenz, Ems, Gießen und Büdingen behandelt; nur wenn es der Zusammenhang erfordert, dürfen andere Landesteile in die Arbeit einbezogen werden. Die Arbeiten, deren Ergebnisse noch nicht anderweitig ver- öffentlicht sein dürfen, sind bis zum 1. Oktober 1915 in versiegeltem Umschläge, mit Motto versehen, an die Unterzeichnete Stelle ein- zureichen. Der Name des Verfassers ist in einem mit gleichem Motto versehenen zweiten Umschläge beizufügen. Die Senckenbergische Naturforschendo Gesellschaft hat die Berechtigung, diejenige Arbeit, der der Preis zuerkannt wird, ohne weiteres Entgelt in ihren Schriften zu veröffentlichen, kann aber auch dem Autor das freie Verfügungsrecht überlassen. Nicht preis- gekrönte Arbeiten werden den Verfassern zurückgesandt. Über die Zuerteilung des Preises entscheidet bis spätestens Ende Februar 19 16 die Unterzeichnete Direktion auf Vorschlag einer von ihr noch zu ernennenden Prüfungskommission. Frankfurt a. M. , April 1914. Die Direktion der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Personalia. Das norwegische Storthing bewilligte die Mittel zur Errichtung einer Professur für Dr. V. M. Goldschmidt an der Universität in Kristiania. Die neue Stelle umfaßt die Fächer Mineralogie, Kristallographie und Petrographie, mit der Verpflichtung zur Leitung eines mineralogischen Instituts. Ernannt: Zum Geheimen Bergrat Professor Dr. H. Bücking in Straßburg i. Eis. Verliehen: Der Charakter als Wirklicher Staatsrat dem Professor Dr. Bruno Doss in R i g a. Voigt & Hochgesang • Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. -- — - Ersatz für Kanadabalsam. ■■■ Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. :■■■■ -r— .= Prospekte kostenlos! ■■■ ■: 0T Soeben ist erschienen: Allgemeiner mineralogisch-geologischer Lehrmittel-Katalog 18 für den Schulgebrauch. II, Auflage Erster Teil. Mit 107 Abbildungen. Diese neue Auflage hat im Vergleich sehr bedeutend an Umfang und Inhalt zugenommen; der vorliegende erste Teil allein umfaßt XXII -J- 240 Seiten Text, also für sich schön ungefähr das doppelte der .ersten Auflage. , Im November 1913 ist erschienen das welches einen Überblick über die neuen Zugänge unseres ausgedehnten Gesteinslagers Während des letzten Jahres gibt. Unter anderen können wir mehrere neue und interessante Lokal- sammlungen, die unter der Mitwirkung namhafter Forscher gesammelt sind, anbieten. So z. B. die interessanten Gesteine aus dem Nord- ingra-Distrikt in Schweden, aus dem Manganerz-Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pantelleria und einer Anzahl von Inseln der Liparischen Gruppe u. a. m. ' Im Januar 1914 ist erschienen das Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16. Es bietet eine reichhaltige Auswahl prachtvoller Museums-Schaustücke sowie neue Mineralien und neue Mineralvorkommen; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi- Kupfergruben , Euklas und Rubellit und andere seltene Mineralien vom Ural, Nord- Amerika, Brasilien und Madagaskar. Neue Mineralien : Ampangabeit, Betafit, Fizelyit, Uodgkinsonit, Hügelit, Wilkeit etc. Ferner das Paläontologische Semester-Verzeichnis 1.13 enthält verschiedene höchst interessante Neuheiten, z. B. fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc.; prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel, dem Silur Gotlands und dem Carbon Nord-Amerikas ; alpine Trias ; baltische Trilobiten; Mammalia von Samos, Ägypten und Nord-Amerika. DR F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833. BOIH! SL. Rheill. Gegr. 1833. Verlag der E. Sohweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Druck von 0. Grüninger, K. Hofbuohdruokerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart. 15. Juni \^\ssb 1914 > No. 12 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin rfTERlSV. in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie STUTTGART 1914 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Dieser Nummer ist beigefiigt ein Prospekt der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart, betreffend Zoologie, Paläontologie und Geologie von Timor. Seite Inhalt. Original-Mitteil uiigeii etc. Heng lein, M. und W. Meigen: Ein kupferhaltiges Zinkmetaarseniat, benannt Barthit, von Guchab im Otavital, ^Deutsch-Südwest- afrika 353 Kraus, E. H. und L. ,T. Youngs: Ein neuer Erhitzungsapparat zur Bestimmung der Aenderungen des optischen Achsenwinkels bei höheren Temperaturen. Mit 3 Textfiguren 356 Heide, F. : Bemerkungen zu dem Aufsatz von Herrn Dr. R. Schreiter in Freiberg über „Sachsens Meteoriten“ 360 Beger, P. J. : Culmkohle in der nordsächsischen Grauwackenformation. Mit 2 Textfiguren 361 Gans, R. : Ueber die chemische oder physikalische Natur der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate 365 Buri, Th.: Ueber Glazialspuren im oberen Breggebiet und in den benachbarten Gegenden des mittleren Schwarzwaldes. Mit 2 Textfiguren • 369 Wolff, Wilhelm: Glazialgeologische Exkursionen des XII. Inter- nationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. Mit 2 Text- figuren. (Fortsetzung folgt.) . 374 Berichtigung 384 Personalia 384 Professor Dr. M, Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. • ■ ■ Prospekte aut Verlangen. Mineralien Petrefakten, Gesteine, Konchylien usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineralien-Comptoir -- Heidelberg. == Rufnummer 2928 Telegr.-Adr. : Mineral, Heidelberg Listen auf Wunsch gratis. M. Henglein u. W. Meigen, Ein kupferhaltiges Zinkmetaarsen iat. 353 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Ein kupferhaltiges Zinkmetaarseniat, benannt Barthit, von Guchab im Otavital, Deutsch-Südwestafrika. Von M. Henglein (Karlsruhe) und W. Meigen (Freiburg i. B.). Im Otavigebirge sind Blei-, Zink- und vor allem Kupfererze an vier Stellen nachgewiesen, und zwar bei Tsumeb auf dem Nordabhang, bei Groß- und Klein-Otavi oder Asis und bei Guchab auf dem Siidabhange des Gebirges. Besonders bekannt geworden ist das Vorkommen von Tsumeb, sowohl wegen des Erzreichtums als auch der zahlreichen schönen Kupfer-, Blei- und Zinkmineralien wegen, die in den letzten Jahren ihren Einzug in die mineralogischen Sammlungen genommen haben. Erst vor kurzem ist ein neues Mineral, der Tsumebit [5 (5 Pb . Cu) 0 . P2 05 . 8 H2 0], durch K. Busz 1 von dort bekannt geworden. In genetischer Beziehung sind die vier Erzvorkommen im allgemeinen gleich; die Erzführung und somit auch die Bildung der Sekundär- und Tertiärmineralien wechselt jedoch auffallend, auch innerhalb derselben Lagerstätte. Es wird von den Erzen nach P. Krusch2 meist eine wenig widerstandsfähige Schicht im Otavidolomit bevorzugt; Krusch hält die Lagerstätte für ein typisches Beispiel der Zementationsmetasomatose. Bei Guchab wird, nach den Produktionsstatistiken zu urteilen, hauptsächlich ein silberhaltiges Kupfererz gewonnen ; die Blei-Zink- crze scheinen hier zurückzutreten oder noch nicht angefahren zu sein. Von der Lagerstätte bei Guchab stammt nun ein uns vor- liegendes grünes Mineral, das nach der qualitativen Analyse Zn, €u, As2 05 und P2 05 enthält. In der Literatur ist bis jetzt nur ein Kupferzinkarseniat, bezw. -Phosphat bekannt, nämlich der von A. Schrauf3 beschriebene trikline Veszelyit,. welcher auf Klüften im Granatfels von Mora wie za bei Bo gs an im Banat vorkommt. Dies ist bis jetzt der einzige Fundort für dieses sehr seltene Mineral geblieben. A. Schrauf gibt die Formel: Zn3 As2 08 -f 3 Zn (0 II)2 + 3H20 Cu3 P2 08 + 3 Cu (0 H)2 -j- 3H2 0 _ “ 4 3.Cu(0H)24 3H20. 1 Festschrift zur 48. Vers. Deutscher Naturforscher und Arzte. Münster 1912. p. 182. Gleichzeitig als Preslit beschrieben von V. RosiCKy, Zeitschr. f. Kryst. 51. 521 (1913). Der Name Tsumebit hat die Priorität. 2 P. Krusch, Die genetischen Verhältnisse der Kupfererzvorkommen von Otavi. Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges. 1911. p. 249 u. f. 3 A. Schrauf, Zeitschr. f. Kryst. 4. p. 31 (1880). Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 23 354 M. Henglein und W. Meigen, Bei unserem Mineral deuten aber Farbe, kaum wahrnehmbarer Wassergehalt, das spez. Gewicht und der reichlich auf Kohle auf- tretende Arsenrauch darauf hin, daß ein ganz anderes Mengen- verhältnis der Substanzen vorliegen muß. Eine quantitative Analyse bestätigte dies ; die chemische Formel ist : oder auch : 3 Zn O . Cu O . 3 As2 05 . 2 H2 O 3 Zn (As 03)2 + Cu (O H)2 + H2 O. Chemische Eigenschaften . Die quantitative Analyse ergab folgende Zusammensetzung : Molekular- Verhältnisse: TJnlÖsl. Rückstand ... 1,1 CuO . . . 8,5 0,107 ZnO 23,3 0,286 Äs203 64,0 0,278 P205° 1,0 0.007 H20 3,2 0,176 101,1 Das Wasser wurde als Glühverlust bestimmt; das vorher grüne Pulver färbte sich hierbei grau. In verdünnter Salpetersäure löste es sich bis auf einen kleinen Rückstand leicht auf. In der Lösung* wurde das Kupfer elektrolytisch bestimmt. Die mit Salzsäure ein- gedampfte Lösung wurde mit Schwefelwasserstoff gefällt, das Arsen- trisulfid wurde in ammoniakalischer Lösung mit Wasserstoffsuper- oxyd oxydiert, das Arsen mit Magnesiamischung gefällt und als- Magnesiumpyroarseniat gewogen. Das Zink wurde aus essigsaurer Lösung mit Schwefelwasserstoff gefällt, der Niederschlag in Salz- säure gelöst, mit Natriumcarbonat wieder gefällt und als Zinkoxyd zur Wägung gebracht. Die Phosphorsäure wurde zunächst mit Ammoniummolybdat, dann mit Magnesiamischung gefällt und als Magnesiumpyropliosphat bestimmt. 0,3157 g Substanz: 0,0100 g Glühverlust, 0,0031 g unlösl. Rückstand, 0,0215 g Cu, 0,0734 g ZnO, 0,2729 g Mg2As2 07, 0,0051 g Mg2 P2 07. Aus diesen Zahlen ergeben sich die vorher angeführten Molekularverhältnisse. Zieht man die kleine Menge Phosphorsäure zur Arsensäure, so entsprechen sie annähernd der Formel 3 Zn 0 . Cu 0 . 3 As2 05 . 2 H2 0. Man kann dies auch auffassen als 3Zn(As03)2 -f- Cu(OH)2 ~j- H2 0. Es würde sich also im wesent- lichen um ein kupferhaltiges Zinkinetaarseniat handeln. Ein Mineral von dieser Zusammensetzung ist bisher noch nicht bekannt. Das Mineral wurde von Herrn Bergingenieur Barth in Gucliab gesammelt und an M. Henglein in Karlsruhe zur weiteren Be- Ein kupferhaltiges Zinkmetaarseniat, benannt Barthit etc. 355 Stimmung und Untersuchung eingesandt. Es sei Herrn Barth auch an dieser Stelle für die Zuwendung des Materials gedankt und ihm zu Ehren das neue Mineral Barthit benannt. Physikalische Eigenschaften. Die Farbe des Barthit ist grasgrün ; Pulver und Strich sind weißlichgrün bis grau. Er hat fettigen Glasglanz und die Härte 3. Die Dichte wurde bei 14° mit dem Pyknometer zu 4,19 bestimmt. Die hartnäckig den Kriställchen anhaftenden kleinen Luftbläschen können nur durch längeres Kochen und Stehenlassen im Vakuum entfernt werden. Eine Spaltbarkeit wurde nicht beobachtet; der Bruch ist uneben. Die kleinen, bis 3 mm großen Kriställchen sind flächenarm und anisotrop, optisch zweiachsig, wahrscheinlich monoklin. Eine weitere kristallographische Untersuchung wird in nächster Zeit vor- genommen, da von Herrn Barth noch neues, vielleicht besseres Material in Aussicht gestellt wurde. Vorkommen. Der Barthit kommt auf Drusen eines rötlichen bis violetten Dolomits vor, der jedoch ziemlich reich an Kalk (ca. 40 °/o CaO) ist und von Quarzadern, die über Zentimeterdicke erreichen, durch- zogen wird. In den Drusen sitzt der Barthit in der Regel auf 2 — 5 mm langen, wasserhellen Quarzkristallen, seltener auch auf derbem Quarz auf und bedeckt diese stellenweise ganz mit kleinen Kriställchen. Diese sind schwer zu isolieren und der unlösliche Rückstand in der Analyse dürfte wohl von anhaftendem Quarz herriiliren; ist also Si02. Barthit ist somit eine der jüngsten Bildungen und wird nur selten von noch jüngerem Calcit und Malachit bedeckt. Teilweise ist das Carbonatgestein aufgelöst, wobei Eisenoxyd als Lösungsrückstand bleibt. Das stark zerfressene Gestein birgt dann in den Hohlräumen winzige Barthitkriställchen, die oft bündel- artig aggregiert sind. Von G u c h a b sei hier auch ein neues Di optasvor kommen erwähnt, das sich, was den Reichtum und die Schönheit der Kristalle anbetrifft, vollkommen neben die bekanntesten Vorkommen in der Kirgi sen steppe und bei Min do ul i in Franz ösisch- Kongo stellen kann. Die größten Kristalle, die 2 — 3 cm Länge in der Richtung der c- Achse haben und nur die einfache Kom- bination von a = ocO(lOlO) und p=l(ll2l) aufweisen, Anden sich auf Klüften eines gelblichgrauen Dolomits. Kleinere und flächenreichere Kristalle kommen sonst massenhaft vor. Eine Be- arbeitung derselben ist von M. Henglein bereits begonnen worden. 23* 356 E. H. Kraus und L. J. Youngs, Ein neuer Erhitzungsapparat zur Bestimmung der Änderungen des optischen Achsenwinkels bei höheren Temperaturen. Von E. H. Kraus und L. J. Youngs in Ann Arbor. Mit 3 Textfiguren. Vor kurzem haben wir gezeigt, daß, um zuverlässige Werte über die Größe der optischen Achsenwinkel bei höheren Tem- peraturen zu erhalten , die betreffenden Kristallplatten in einer Flüssigkeit, am zweckmäßigsten in Öl, und nicht in Luft, wie in den meisten der früheren Untersuchungen geschehen ist, erhitzt werden müssen. In den Arbeiten über die Änderungen der optischen Achsenwinkel in Gips1 und Glauberit2 wurde der gewöhnliche metallene Erhitzungskästen eines FuESs’schen Achsenwinkelappa- rates als Ölbad angewandt. Die Erhitzung erfolgte dann durch Anwendung von zwei Gasbrennern. Obzwar die Temperatur ziemlich gut reguliert werden konnte, waren wir jedoch nicht imstande, den metallenen Kasten , welcher mit zwei Glasfenstern versehen ist, ganz öldicht , besonders bei den höheren Temperaturen , zu machen. Daher wurde der Versuch gemacht, einen neuen Er- hitzungsapparat zu konstruieren , worin ein aus planparallelen Wänden bestehendes, aber feuerfest zementiertes Glasgefäß die Flüssigkeit enthalten und die Erwärmung mittels einer Erhitzungs- spirale stattfinden soll. Diese Notiz gibt daher eine Beschreibung dieses Apparates, sowie auch neuere mit demselben gemachte Be- obachtungen über die Temperaturen der Einachsigkeit des Gipses für Licht von verschiedenen Wellenlängen. Der Kasten besteht aus Messing und ist 10 cm lang, 7 cm hoch und 3,5 cm breit, und außen mit dickem Asbest überzogen. Fig. 1 gibt einen Längen- , Fig. 2 einen Querdurchschnitt durch das Zentrum des Kastens an. M ist ein Zapfen zum Einstechen und Festhalten auf dem Achsen winkelapparat. S ist die aus Platin- draht bestehende Erhitzungsspirale, während 0 die Öffnungen vorn und hinten vorstellt, so daß die zwei Linsensysteme des Achsen- winkelapparates dicht an den Wänden des Glasgefäßes G ange- bracht werden können. X sind Schrauben zum Justieren des Glasgefäßes. Die Stellungen der zwei Thermometer werden durch die Buchstaben T und T‘ angedeutet. Die zu untersuchende Kristallplatte taugt durch die sich im Deckel beündende Öffnung in das Gefäß hinein und wird dann zwischen den Thermometern wie üblich zur Beobachtung von Interferenzfiguren richtig zentiert und justiert. Um möglichst genaue Werte zu erhalten, ist es aber zweck- mäßig, den Erhitzungsapparat nach dem Justieren der Ivristall- 1 Kraus und Youngs, N. Jahrb. f. Min. etc. 1912. I. p. 123, 146. 2 Kraus, Zeitschr. f. Kristallogr. u. Min. 1913. 52. p. 321 — 326. Messing Asbest Glimmer 358 E. H. Kraus und L. J. Youngs, platte, aber ohne Einstellung der Thermometer, noch mit einem aus Asbestpappe bestehenden Kasten einzuschließen , so daß sich eine größere Luftschicht zwischen dem Erhitzungskasten und der Asbestpappe befindet. Die Linsensysteme müssen dann selbstver- ständlich teilweise aus diesem Asbestkasten hervortreten, während die Thermometer durch denselben in das Ölgefäß hineindrängen. Mit dieser Einrichtung kann man dann die Temperatur gut kon- trollieren und dieselbe sehr allmählich steigen oder fallen lassen. Um den Apparat zu prüfen , haben wir unter Anwendung eines FuESs’sclien Monochromators die Temperaturen, bei welchen der Gips Einachsigkeit für verschiedene Wellenlängen zeigt, be- stimmt. Bei den in der folgenden Tabelle angegebenen Tempera- turen sind die nötigen Korrektionen wegen des Hervorragens der Thermometer angebracht worden. Einachsigkeitstemperatur en des Gips für Strahlen von verschiedenen Wellenlängen. Wellenlänge Temperatur 463 u/u . . . . . . . 87,5° C 467 . . . . 87,7 470 . . . . 87,8 472 . . . . 87,95 480 . . . . 88,2 487 . . . . 88,4 495 . . . . 88.6 500 . . . . 88,7 502 508 . . . . 88,9 513 . . . . 89,0 518 . . . . 89,2 565 . . . . 89,4 573 . . . . 89,3 578 . . . . 89,25 581 . . . . 89.2 588 . . . . 89,15 590 .... 89.1 595 .... 89,05 600 .... 89,0 612 .... 88,85 616 622 631 .... 88,4 638 .... 88,2 646 .... 87.9 657 666 .... 87,0 Ein neuer Erhitzungsapparat etc. 359 Diese oben angeführten Zahlen sind die Mittelwerte einer größeren Anzahl von Beobachtungen. Die Temperaturwerte für Strahlen in der Nähe von Natriumlicht, nämlich ca. 589 /uu, stimmen gut mit der früher von uns bestimmten Temperatur, 89,67° C, überein, jedoch sind dieselben ca. 0,5° niedriger. Diese neuen Werte sind auch ca. 1,8° niedriger, als von Hutchinson und Tutton 1 angegeben. Die Änderungen der Einachsigkeitstemperaturen mit der Wellen- länge sind graphisch in Fig. 3 dargestellt. Hier sieht man, daß Fig. 3. Änderungen der Einachsigkeitstemperatur mit der Wellenlänge im Gips. die Einachsigkeitstemperatur für Wellenlängen für ca. 560 fj.fi am höchsten ist, nämlich 89,4 -j-° C. Hutchinson und Tutton beob- achteten die höchste Temperatur für Wellenlängen von 570—575 fifi. Dies ist jedoch eine ziemlich gute Übereinstimmung, da in der Nähe der Maximaltemperatur die Einachsigkeit für verschiedene Wellenlängen sich sehr rasch ändert, d. h. innerhalb eines Tem- peraturintervalls von nur 0,5° tritt Einachsigkeit für Strahlen zwischen 510 und 605 fifi ein. In anderen Worten, hier ändert sich die Temperatur sehr langsam, die Wellenlängen aber sehr rasch, so daß man den von uns gefundenen Wert von 560 fifi und denjenigen von Hutchinson und Tutton, nämlich 570 — 575 [ifi, als gut übereinstimmend betrachten kann. Diesen neuen Apparat wird man zweifelsohne für Beobach- tungen bis zu Temperaturen von ca. 250° gut anwenden können. Derselbe wird jetzt von R. Fuess in Berlin-Steglitz verfertigt. Mineralogical Laboratory, University of Michigan, 20. Jan. 1914. 1 Mineralogical Magazine. 1912. 16. p. 257 — 263. 360 F. Heide, Bemerkungen zum Aufsatz von Dr. R. Schreiter etc. Bemerkungen zu dem Aufsatz von Herrn Dr. R. Schreiter in Freiberg über „Sachsens Meteoriten“. Von F. Heide. Heft 4 des Centralblattes gelangte verspätet in meine Hände7 so daß ich mich erst jetzt zu den Bemerkungen von Herrn Dr. Schreiter über meine der seinen gleichnamige Arbeit äußern kann. Zu dem Punkt I der Zusammenfassung seiner Arbeit kann ich Herrn Dr. Schreiter versichern, daß ich betreffs der meteo- rischen Natur des Nenntmannsdorfer Eisens derselben Meinung bin wie er. Die dieser Feststellung scheinbar widersprechenden Be- merkungen in meiner Arbeit stammen nämlich nicht von mir7 sondern sind von meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Wein- schenk, auf dessen Veranlassung die Arbeit veröffentlicht wurde,, ohne mein Zutun — ich weilte damals nicht in München — in das Manuskript eingefügt worden. Ein Korrekturbogen ist mir seinerzeit nicht von der Druckerei zugegangen. Daraus erklären sich auch die große Zahl Druckfehler, die leider in der Arbeit stehen geblieben sind und von denen Herr Dr. Schreiter auch einen anführt. Unter Punkt II stellt Herr Dr. Schreiter fest, daß der in meiner „weiteren“ Arbeit, die drei Jahre vor der eben- besprochenen niedergeschrieben wurde, angeführte sechste Meteorit identisch mit dem angeblich von Grimma stammenden sei. Ich gebe Herrn Dr. Schreiter auch hierin gänzlich recht, nur rennt er mit seiner Feststellung offene Türen ein. Bei meiner ersten Arbeit über die sächsischen Meteoriten stand mir nur ein Teil der sehr umfangreichen und weit verzettelten Literatur zur Verfügung. Diese mir zugänglichen Unterlagen erlaubten mir damals nicht, die beiden genannten Meteoriten zu identifizieren. Bei den weiteren literarischen Nachforschungen, die ich vor meiner zweiten Bearbeitung des Themas vornahm und zu denen mir die Bibliothek und die Räumlichkeiten des Kgl. Mineral. Museums im Zwinger in Dresden in liebenswürdigster Weise zur Verfügung gestellt wurden, ergab sich nun als erstes, daß die beiden Meteoriten identisch sind. Infolgedessen strich ich den angeblich 6. Meteoriten aus meiner Zusammen- stellung und führte ihn in der zweiten Arbeit nicht wieder an. Ich komme nun zu dem 3. Punkt, in dem Herr Dr. Schreiter meine Arbeit beanstandet , nämlich , daß die Härte des Bronzits aus dem Sideropliyr von Breitenbach 6 sei. Zunächst danke ich Herrn Dr. Schreiter bestens für seinen liebenswürdigen Eifer, für einen angeblichen Fehler meinerseits erklärende Gründe anzuführen. Die Annahme, daß ich eine Analysennummer mit der Härteangabe verwechselt habe, geht jedoch etwas zu weit. Die Sache liegt P. J. Beger, Culmkohle etc. 361 natürlich ganz anders. Ich habe mich bei meinen literarischen Nachforschungen nicht auf die vorzügliche CoHEN’sche Meteoriten- kunde verlassen, sondern habe auf die Originalliteratur zurück- gegriffen. Wenn Herr Dr. Schreiter die Liebenswürdigkeit hat, einmal in den „Philosophical Transactions of the Royal Soc. of London“, 161, in dem Aufsatz von Story-Maskelyne „Bronzite of the Breitenbach Siderolite“ nachzuschlagen, wird er auf p. 360, letzte Zeile, den Satz finden: „The hardness is 6.“ An derselben Stelle führt Maskelyne auch die von mir wiedergegebene Analyse des Bronzites an. Die Härte- angabe in meiner Arbeit ist demnach gar nicht „un- statthaft“, da die Härte in dem „vorliegenden Fall“ wirklich bestimmt wurde. Es freut mich, die Abweichungen der Arbeit von Herrn Dr. Schreiter von meiner als Mißverständnisse aufklären zu können und so die völlige Übereinstimmung der Ergebnisse unserer beiden Arbeiten herbeizuführen. Culmkohle in der nordsächsischen Grauwackenformation. Von P. J. Beger in Leipzig. Mit 2 Textfiguren. Auf der geol. Spezialkarte des Königreichs Sachsen findet sich die nordsächsische Grauwackenformation dem Untersilur ein- gereiht, wofür bei der völligen Fossilleerheit der Grauwacke- schichten ihre Verknüpfung mit den sibirischen Quarziten und Graptolithenschiefern der hohen Dubrau und des Caminaberges bei Weißig den Grund ausmachte. Die geologische Übersichtskarte sowie die jüngeren Neuauflagen der Spezialblätter jedoch teilen die Grauwacke dem Culm zu. Das geschah hauptsächlich infolge der Untersuchungen, die E. Weise, der vortreffliche Kenner des vogtländisch-ostthüringischen Culms, in der Görlitzer Gegend auf Veranlassung von H. Credner unter- nommen hatte. Er kam zu dem Ergebnis, daß die nordsächsische Grauwacke der vogtländisch- ostthüringischen in ihrem petro- graphischen Charakter völlig gleicht. - Ausschlaggebend war schließ- lich, daß sie bei Görlitz mit typischem Culmkalk und Culmkonglo- merat verknüpft ist 1. Wenngleich ihr geologisches Alter dadurch hinlänglich sicher bestimmt ist, verliert doch der Fund von Kohlefragmenten an zwei 1 Vergl. auch K. Pietzsch, Die geologischen Verhältnisse der Ober- lausitz zwischen Görlitz, Weißenberg und Niesky. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1909. p. 82 — 96. 362 P. J. Beger, Punkten bei Kamenz nicht alles Interesse, insofern als dadurch eine paläontologisclie Bestätigung1 der auf petrographischem Wege erzielten Ergebnisse erlangt wird. Das infolge seiner wohlerhaltenen Holzstruktur wichtigere der beiden Fragmente stammt vom Eeinhartsberge bei Kamenz, dort, wo westlich von Sig. 200,6 die Buchstaben Fbr. über einen kleinen, die Diluvialhülle durchstoßenden Grauwackebuckel ge- druckt sind. Es wurde in dem zur Tuchfabrik von Müller u. Arnold gehörigen Garten beim Bau eines Wasserbassins im Kroßsteingrus gefunden, 1,80 m unter der Erdoberfläche. Dadurch dürfte ge- sichert sein, daß es nicht zufällig durch Menschenhand dahin- gekommen ist. Beine Dimensionen sind nur gering und über- schreiten mit 2,5 cm Durchmesser und ca. 3,5 cm Länge kaum die Größe einer Walnuß. Davon entfällt ein geringer Teil auf eine sehr feinkörnige, infolge Verwitterung völlig gebleichte Grau- wacke, die mit der Kohle durch Verzahnung innig verbunden ist. Sie baut sich aus feinstem Detritus von Quarz und zersetztem Feldspat auf, dem etliche Körnchen von Rutil, Zirkon, Apatit, blauem Turmalin und etwas reichlicherem Eisenerz beigemengt sind. Dazu treten zahlreiche winzige Muscovitschuppchen , die innerhalb der nordsächsischen Grauwackenzone für Kontaktmeta- morphose durch den Granit bezeichnend sind. Auf Rissen ist die Gesteinsmasse in die Kohle hineingedrungen, während die Zellen- räume des ehemaligen Holzes von Quarz- substanz erfüllt sind, die sich sicherlich aus Lösungen niedergeschlagen hat. Wie einerseits das Gestein in die Kohle hinein- greift, finden sich anderseits bis steck- nadelkopfgroße Kohlepartikel in die Gesteinsmasse eingesprengt. Die Steinkohle nun, die die Haupt- masse des Fragments ausmacht, erscheint im Längsbruch deutlich faserig, so daß man die Holzstruktur sehr gut wahr- nimmt (vergl. Abbildung). Der Quer- schnitt läßt aufs beste die Jahresringe erkennen, zumal sich zwischen die einzelnen Ringe mit wohlerhaltener Holz- struktur oft anthracitartige Häutchen schieben, die, wenn eine derartige Schicht angebrochen ist, dem Stück das Aussehen Ob und in welchem Maße metamorpho- sierende Einflüsse hierzu beigetragen haben , läßt sich am vor- liegenden Fragmente nicht entscheiden. Durch die Güte des Herrn Prof. Dr. Beyschlag ist in der Kgl. preuß. geol. Landesanstalt versucht worden, eine nähere Be- Fig. 1. Anthracitartige Steinkohle auf culmischer Grauwacke, f nat. Größe. Reinhartsberg b. Kamenz i. Sa. von Glanzkohle geben. Culmkohle in der nordsächsischen Grauwackenformation. 3GB Stimmung* der Holzart auszuführen. Es sei mir gestattet, auch an dieser Stelle aufrichtigst dafür zu danken. Leider ist infolge des Erhaltungszustandes die Erzielung eines Resultats nicht mög- lich gewesen. Nur soviel hat sich an einigen Stellen erkennen lassen, „daß ein Holzkörper von Gymnospermenstruktur vorliegt“. Nun sind, wie Herr Prof. Beyschlag in seiner gütigen Mitteilung fortfährt, „Hölzer von derartiger Struktur älter als ober-, höchstens mitteldevonisch nicht bekannt“. Demnach dürfte Weise’s Annahme vom culmischen Alter der nordsächsischen Grauwackenformation zu Recht bestehen. Fig. 2. Culmkalk mit zerpreßten Kohleschmitzen. Vergr. = 67. Hutberg b. Kamenz i. Sa. Das andere Fundstück stammt aus dem Wäldchen westlich von Sign. 293,1 am Hutberge bei Kamenz. Es wurde beim Fällen von Fichten durch deren Wurzeln aus dem Gehängeschutt herauf- gebracht und ist neben seiner Kohleführung besonders dadurch interessant, daß seine mineralische Masse aus Carbonaten besteht, wodurch der Nachweis von Culmkalk auch für die Kamenzer Gegend geliefert wird. Das in seiner Hauptmasse schwarzblau gefärbte Gestein ist völlig dicht und zeigt durch eingeschaltete Kohlehäutchen eine zarte, aber unregelmäßige Schichtung. Das charakteristische Aus- sehen von Culmkalk gewinnt es dadurch, daß es von zahlreichen weißen Calcittrümern von sehr verschiedener Dicke durchzogen 364 P. ,T. Beger, Culmkohle etc. wird, und zwar ist der Kalkspat gewöhnlich feinfaserig ausgebildet. Außerdem befinden sich einige ca. ^ cm starke Lagen von anthracit- artiger Glanzkohle in dem Fragmente, die jede Spur pflanzlicher Struktur vermissen lassen. Der Grund hierfür dürfte darin liegen , daß die Culmkalk- schicht gleich allen in der Nähe anstehenden Grauwackeschiefern intensiv gefältelt ist, wie sich aus dem vorliegenden Stücke aufs beste erkennen läßt. Während bei dem Stück vom Reinliarts- berge die Kontaktmetamorphose das Agens gewesen zu sein scheint, das der Steinkohle den anthracitartigen Charakter gegeben hat, ist es hier offenbar der Gebirgsdruck gewesen. Auch u. d. M. erkennt man die Wirkung der Pressung: Ur- sprünglich zusammenhängende Kohlelagen sind in eckige Fragmente zerquetscht, um die die Carbonate dank ihrer hohen Plastizität herumgeflossen sind, so daß der Zusammenhang des ganzen ge- wahrt blieb (vergl. Abbildung 2). Die wenigen Quarzkörner, die das Gestein enthält, zeigen hingegen keine Druckwirkungen, da dessen einseitige Richtung durch den plastischen Teig aufgehoben worden ist. Die Carbonate sind äußerst feinkörnig — vielleicht ebenfalls infolge der Pressung. Daher gewahrt man erst bei stärkerer Ver- größerung gewisse Unterschiede : Es finden sich feinfaserige Formen, die ohne weiteres an den schon bei mikroskopischer Betrachtung stenglig erscheinenden Kalkspat der weißen Trümer erinnern. In ihnen aber liegen bisweilen winzige Körnchen, die öfter rliomboedrisclie Schnitte zeigen. Erinnern sie dadurch schon an Dolomit, so weist der Mangel an Zwillingslamellierung und noch mehr die an der Lage der BECKE’schen Linie erkennbare höhere Lichtbrechung auf diesen hin. Besonders reichlich tritt er innerhalb der durch Kohlepartikel dunkel gefärbten Gesteinsmasse auf, weniger in den Kalkspattrümern. Eine wegen der Unsicherheit , mit der die Unterscheidung beider Mineralien im gewöhnlichen Dünnschliffe behaftet ist, vor- genommene chemische Prüfung bestätigte dieses Resultat. In kalter Salzsäure brausten nur die Trümer, nicht aber das grau- schwarze Gestein, dessen Auflösung erst beim Erhitzen erfolgte. Eine quantitative Analyse wurde nicht ausgeführt wegen der un- gleichmäßigen Verteilung von Kohle und Carbonaten, deren Mengen- verhältnis wiederum infolge der Durchtriimerung mit Kalkspat stark schwankt. Doch ergab eine Fällung, daß schätzungsweise -] der Gesamtmasse aus Dolomit bestehen mag. Zum Schlüsse sei bemerkt, daß man bei Kamen z Steinkohle auch anstehend gefunden haben will, und zwar ebenfalls am Hut- berge. Sie soll in dem Grundstücke Königsbrücker Straße 126 b beim Abteufen eines Brunnens in 32 Ellen Tiefe durchsunken worden sein und als 8 — 10 cm mächtiges Flöz im Streichen liegen. R. Gans, Ueber die chemische oder physikalische Natur etc. 3ß5 Im Ofen hat sie große Hitze, aber wenig Asche gegeben. Eine Möglichkeit, diese — allerdings vertrauenswürdig erscheinenden — Aussagen nachzuprüfen, hat sich bisher noch nicht geboten. Leipzig, den 13. Februar 1914. Nachtrag. Soeben ist eine Mitteilung erschienen von E. Weise, Beitrag zur Geologie der nordsächsischen Grauwacken - formation. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1913. 65. p. 587. Darin wird ebenfalls ein paläontologischer Beweis für das unter- culmische Alter der Lausitzer Grauwacken erbracht, insofern als E. Weise in dem Weiland’schen Steinbruch am Vogelsberge bei Kamenz eine Schicht von Grauwackeschiefer gefunden hat, die reich an Pflanzenhäcksel ist. Der Erhaltungszustand der Reste ist zwar im allgemeinen nicht besonders gut; doch sind sie nicht ganz unbestimmbar. Sterzel „glaubt sie als Cordaiten ansprechen zu müssen, am meisten erinnernd an Cordaites palmaeformis“ . Der Fundpunkt liegt dicht nördlich vom Kamenz er Hutberg, woher mein Kohleschichten enthaltendes Culmkalkfragment stammt. Leipzig, am 8. März 1914. Über die chemische oder physikalische Natur der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate. Entgegnung an H. Stremme. Von R. Gans in Berlin. Auf die Entgegnung von H. Stremme auf meine unter obigem Titel erschienene Arbeit in dies. Centralbl. 1913, No. 22 und 23, habe ich folgendes zu erwidern : 1. Wenn alkalische Lösungen von Si 02 und A1203 miteinander reagieren, so daß das Reaktionsgemisch nachher alkalisch ist, so tritt mit Sicherheit nach allen erwähnten Untersuchungen eine Konstanz zwischen Al2 03 und Base (CaO, MgO, K20, Na2 0) ein. Es entfällt auf 1 Mol. Al2 03 1 Mol. Base. Zu einem konstanten Verhältnis zwischen Si02 und Al2 03 kommt es nicht, wenn wechselnde Mengen Si02 zugegen sind und die überschüssige Alkalität zu gering und daher nicht imstande ist, die über die stöchiometrischen Verhältnisse hinaus anwesende Si ()2 in kristalloider Lösung zu erhalten. Man erhält s o dann , worau 1 ich ausdrücklich aufmerksam machte, eine Fällung, die äus einem Gemisch von Aluminatsilikat mit kol- loidaler Kieselsäure besteht. R. Gans, Uebei* die chemische oder physikalische Natur 366 Es ist daher ohne jede Bedeutung’, wenn das Verhältnis von Si 0.2 : Al2 03 bei den von mir angeführten Versuchen zwischen 1,95 : 1 und 8,25 : 1 schwankt. Erst ein sehr großer Überschuß an freiem Alkalihydrat läßt ganzzahlige, aber wie bei den kristallisierten Zeolithen wechselnde Molekular- verhältnisse (3:1, 4:1 usw.) erscheinen. Aber wir müssen bedenken, daß auch dann ganzzahlige Mole- kularverhältnisse vorliegen können, wenn uns die Analyse schein- bar das Gegenteil angibt; das kann z. B. bei Gemischen der verschiedenen Verbindungen der Fall sein. Nehmen wir an, wir hätten ein Gemisch, das zu einem Drittel aus Verbindungen a) 3 Si02 . 1 Al2 03 . 1 Base und zu zwei Drittel aus Verbindungen b) 4Si02 . 1 Al2 03 . 1 Base besteht, so ist die Zusammensetzung des Gemisches : a) . . . . 3 Mol. Si02 . 1 Mol. A1203 . 1 Mol. Base, b) • • • • 8 „ „ 2 „ „ 2 „ „ Summe . . 11 Mol. Si02 . 3 Mol. Al2 03 . 3 Mol. Base oder = 3,67 Mol. Si02 . 1 Mol. Al2 03 . 1 Mol. Base. AVir erhalten somit bei der Analyse ein nicht ganzzahliges Verhältnis, und das wird so lange der Fall sein, bis wir imstande sind, die \Terbindungen mit den verschiedenen Molekularverhältnissen von Si02 : A1203 voneinander zu trennen und jede gesondert für sich zu analysieren. Das sind die Gründe, weshalb selbst ein inkonstantes oder nichtganzzahliges A7erhältnis zwischen Si02 und Al2 03 nicht gegen die chemische Natur der wasserhaltigen Tonerdesilikate zu sprechen braucht. 2. Die hochinteressanten, von Stremme mitgeteilten Versuche von B. Aarnio bezüglich der gegenseitigen Ausfällung von Si02- und Al2 03-Hydrosolen in Abwesenheit von Elektrolyten sind für den vorliegenden Fall ohne Bedeutung, da in der Natur wohl nur in sehr seltenen Fällen die Bildung der natürlichen kol- loidalen Tonerdesilikate und kaum jemals im Ackerboden ohne die Gegenwart von Elektrolyten erfolgen dürfte, abgesehen davon, daß Stremme selbst es dahingestellt sein läßt, ob die Übereinstimmung mit den natürlichen Verhältnissen „mehr als zufällig ist“. 3. Stremme legt Gewicht darauf, daß er bei seinen Versuchen „mehrfach die Umstände änderte“. Die mehrfach geänderten Um- stände haben jedoch keinerlei AVert für die Entscheidung der in Frage stehenden Angelegenheit, wenn sie nicht verhindern können, daß die überschüssige Kieselsäure oder Tonerde willkürlich zur Abscheidung gelangt und die Fällungsprodukte verunreinigt, wie es bei den Versuchsanordnungen von Stremme der Fall ist. Man kann deshalb m. E. mit Aussicht auf Klärung der Sachlage nur der kolloidalen wasserhaltigen Tonerdesilikate. 367 die von mir bevorzugten, die alkalische Reaktion be- rücksichtigenden Versuchsanordnungen benutzen. 4. Stremme tadelt weiter die ungewöhnliche Zusammensetzung z. B. des von mir untersuchten Analcims, nur 2 von den 56 Analysen in dem Handbuche von Hintze zeigten gleichen Wassergehalt usw. Demgegenüber möchte ich betonen, daß die Zusammensetzung der natürlichen Zeolithe hauptsächlich nur insoweit zur Aufstellung meiner Hypothese von der verschiedenen Bindung der Basen in den zeolithisclien Silikaten gedient haben, als ich hieraus erkennen lernte, daß der Tonerdegehalt nicht immer für die Höhe des Aus- tausches maßgebend ist. Die Grundpfeiler für die Berechtigung der Hypothese bilden jedoch nicht die quantitative Zusammensetzung der kristallisierten Zeolithe, sondern die ausgeführten synthetischen Versuche, welche die Nachbildung der zwei, bezüglich der Basen- bindung voneinander verschiedenen Zeolitharten zum Gegenstand hatten. Bei den letzteren fanden aber natürliche Zeolithe keine Verwendung. Erst später (im Jahrb. d. Kgl. Geol. Landesanst. 1906) habe ich dann zum weiteren Ausbau der Hypothese auf Versuche mit Zeolithen zurückgegriffen. Die Zeolithe habe ich hinsichtlich ihres Austausches binnen kurzer Zeit unterschieden, niemals aber sie in austauschende und nichtaustauschende Zeolithe getrennt. So habe ich von den untersuchten Natrolith und Analcim nur behauptet, daß sie binnen kurzer Zeit nicht austauschen; ihren Austausch bei höherer Temperatur habe ich überhaupt nicht geprüft, dagegen habe ich vergeblich versucht, sie bei höherer Temperatur in schneller aus- tauschende Zeolithe umzuwandeln, deren Austausch ich jedoch dann bei gewöhnlicher Temperatur prüfte. — Der von Lemberg und Thugutt konstatierte Austausch des Analcims bei höherer Tem- peratur kann also in keiner Weise in Widerspruch mit meinen Untersuchungen stehen, da ich nur den Austausch binnen kurzer Zeit und bei gewöhnlicher Temperatur prüfte. Es erscheint mir außerdem bei der infolge ihres Austausches leicht in hohem Grade schwankenden Zusammensetzung der Zeolithe gewagt, einen Einwurf darauf zu begründen, daß zwei von den untersuchten Zeolithen eine von der gewöhnlichen z. T. abweichende Zusammensetzung besitzen. Aus meinen Versuchen geht also nicht hervor, wie Stremme annimmt, daß nur ein Teil der Zeolithe austauscht, sondern viel- mehr, daß ein Teil derselben schnell, der andere langsam austauscht. Versuche anderer Forscher beweisen, daß unter gewissen Umständen allen Zeolithen das Austausch vermögen eigen ist. Somit liegt, auch von diesem Standpunkt betrachtet, kein Hinderungsgrund vor, die Aluminatsilikate als zeolithische zu bezeichnen. 5. Um die Gleichartigkeit des Permutits mit den austauschenden Silikaten der Ackererde hervorzuheben, sei noch folgendes erwähnt: 368 R. Gans, Ueber die chemische oder physikalische Natur etc. G. Wiegner 1 kommt auf Grund seiner Untersuchungen des Austausches der Permutite zu der Ansicht, daß die Verhältnisse bei den Permutiten und den Si 02-Al2 03-Gelen der Ackererde die gleichen sind. Zu ähnlichem Schluß gelangt D. J. Hissink2 bei seinen Untersuchungen der Systeme Ammoniumpermutit — resp. mit Ammoniak gesättigter Tonboden — Wasser — C02. Daß Wiegner auf Grund der von mir nicht als berechtigt angesehenen Verwendung der FREUNDLiCH’schen Formel zu dieser Ansicht gelangt, ändert natürlich nichts an der Tatsache, daß sich die Permutite und die austauschenden Silikate der Ackererde überein- stimmend bei seinen Versuchen verhielten. 6. Die Entscheidung über die Natur der kolloidalen wasser- haltigen Aluminatsilikate ist auf physikalisch-chemischem Gebiete gefallen, und zwar durch die Feststellung der Gleichgewichtszustände bei den Austauschprozessen (und auch bei den Absorptionsprozessen gegen Ammoniumliydratlösung). Aus den von mir angegebenen Austauschversuchen der Permu- tite mit verschiedenen Konzentrationen derselben Menge des Absorbendums, bei deren Wiederholung durch K. Muenk wiederum (entgegen den Absorptionsgesetzen) der gleiche Austausch resp. die gleiche Absorption festgestellt wurde, gellt unzweideutig hervor, daß sich die Permutite nicht wie Absorptions-, sondern wie chemische Verbindungen verhalten. Denn bei diesen Versuchen hätte (nach den Absorptionsgesetzen) der Konzentrationsänderung der um- gebenden Flüssigkeit auch eine Konzentrationsänderung des Ab- sorbens (der Permutite) folgen müssen, was jedoch nicht der Fall war. Hieraus ergibt sich, daß die (scheinbaren) inkonstanten Molekularverhältnisse zwischen Si 02 und Al2 03 vermutlich auf die oben (unter 1) angeführten Ursachen zuriickzuführen sind. Auf Grund obiger Ausführungen sehe ich mich berechtigt, meine früher geäußerten Ansichten über die Natur der kolloidalen wasserhaltigen Al um in at- silikate in allen Punkten aufrecht zu erhalten. Berlin, Labor, f. Bodenkunde der Kgl. Geol. Landesanstalt, April 1914. G. Wiegner, Journ. f. Landw. 1912. 60. Heft 3. p. 222. D. J. Hissink, Landw. Versuchsst. 1913. 81. p. 377 — 432. Th. Buri, Ueber Glazialspuren im oberen Breggebiet etc. 3ß() Über Glazialspuren im oberen Breggebiet und in den benachbarten Gegenden des mittleren Schwarzwaldes. Von Th. Buri in Mannheim. Mit 2 Textfiguren. Der mittlere Schwarzwald wird im Süden von der Dreisam, im Norden von der Kinzig begrenzt. Seine Hauptmasse streicht mit einem westlichen, manchmal etwas unterbrochenen, und einem östlichen, fast gleichmäßig sich auf 1100 bis 1150m erhebenden Kamme ungefähr N — S, einige Rücken, besonders im Süden, NW — SO. Auf seinem Ostkamme und seiner östlichen Abdachung ent- springen mit zahlreichen Nebenbächen Brigach und Breg, die Quell- flüsse der Donau. Die folgenden Untersuchungen beziehen sich haupt- sächlich auf das Bergland der oberen Breg. Es wird auf den 1903 veröffentlichten Blättern Neustadt und Furtwangen der geo- logischen Spezialkarte von Baden dargestellt. Wir werden bei •einigen Beobachtungen auch die nördlich anstoßenden Blätter Tri- berg (1899) und Elzach (1909) heranziehen. Auf Blatt Neustadt sind die vom südlichen Schwarzwald vor- geschobenen Moränen und Schotter angegeben , noch nicht aber Spuren von Gletschern, die im Kartengebiete selbst ihren Ursprung hatten. Anders auf dem angrenzenden Teile und im ganzen Be- reich von Blatt Furtwangen. Da werden kräftige Anzeichen von Gletschern beschrieben , die in nächster Nähe , also im mittleren Schwarzwald selbst, entstanden. Nun besitzen die Blätter Neu- stadt und Furtwangen wie im allgemeinen, so besonders in ihrem gemeinsamen Randgebiete, ein durchaus gleichartiges, orographisches Gepräge. Deshalb erwartet man mindestens für das nördliche, womöglich sogar für das ganze Blatt Neustadt den Nachweis ähn- lich deutlicher, glazialer Formen wie auf Blatt Furtwangen. Dieses Problem zu lösen, muß um so aussichtsreicher erscheinen, als bis zur Bearbeitung des Blattes Neustadt großartige und typische Glazialreste nur vom südlichen und vom nördlichen Schwarzwald beschrieben waren. Da ist es begreiflich , daß ein sicheres oder abschließendes Urteil über die Glaziallandschaft des mittleren Schwarzwaldes, bei ihrer Eigenart gegenüber den glazialen Typen in den beiden anderen Gebirgsteilen , nicht von einem einzelnen Blatte ausging. Ein brauchbares Ergebnis konnte nur die ver- gleichende Betrachtung eines ausgedehnten Gebietes liefern. Von den Resultaten einer solchen Überschau über die Ostseite ■des mittleren Schwarzwaldes folgen hier die wichtigsten. Eine Basis für unsere Untersuchungen , gewissermaßen den Nachweis dafür, daß, und besonders in welchem Umfange, es sich auch für den mittleren Schwarz wald um das Problem der früheren Vergletscherung handelt, möge uns Blatt Elzach liefern. Als die jüngste Veröffentlichung berücksichtigt es (neben Blatt Centralblatt t'. Mineralogie etc. 1914. 24 370 Th. ßuri Furtwangen) unseren Gegenstand wohl am vollständigsten. Es stellt den nördlichen Teil des östlichen Hauptkammes dar , der sich in der Rohrhardtsberg-Gruppe immer über 1100, mehrmals sogar über 1150 m stattlich und breit erhebt. Vom Westabhang dieses Gebirgsstockes beschreibt Schnarrenberger (Erl. zu Blatt Elzacli, p. 49) einen mächtigen, schluchtartig durchsägten Riegel im oberen Haslach-Simonswald am Kostgefäll und fügt hinzu: „Steinmann1 hält die Depression 2 für das untere Ende der 2. Phase. Dieses läge hier zwischen 860 und 870 m.“ Fast die gleiche Höhe läßt sich nach Schnarrenberger auch auf der Ostseite des Kammes im Oberlauf der Elz etwas unterhalb der Stelle erkennen, wo der Fluß aus einem sehr breiten , durch ausgedehnte, tiefe Moore, durch Rundhöcker und durch stellenweise „deutlich moränen- artige Massen“ als glazial gekennzeichneten Hochtal plötzlich in ein typisches, steiles Erosionstal (Wasserfall) abstiirzt. Als jüngere Stadien sind offenbar die ebenfalls a. a. 0. erwähnten, oft teller- bis karartigen und bisweilen von mehr oder weniger deutlichen Riegeln abgeschlossenen, meist sumpfigen Depressionen an der Nord- bezw. Ostseite des Rohrliardtsberges anzusehen, z. B. beim Wehrle- martesliof (950 m), am Vogelhof (984 m) und am Schänzleliof (1030 m). Mir ist aufgefallen, daß die 31- km lange und ^ km breite glaziale Wanne der Oberelz an ihrem unteren Ende von einem bis 958,7 m hoch liegenden Hügel, dem sog. Mühlebühl der Spezialkarte, zu einem so großen Teil riegelartig verschlossen wird, daß für den Fluß nur auf der rechten Talseite ein ziemlich enger, nach Schnarrenberger wie gesagt bis auf 850 m hinab glazial geformter Abfluß bleibt. Eine Erklärung dieses Hügels werde ich weiter unten zu geben versuchen , nachdem wir eine Reihe ähnlicher Bildungen kennen gelernt haben. Zunächst sollte nur gezeigt werden, daß bereits Schnarrenberger am Rohrhardts- berg glaziale Stufen in 850, 950, 985 und 1030 m (auch 1060 m an der Sauermatte) unterschied. Ich möchte aber nach weisen, daß diese Stadien nicht nur Blatt Elzach, sondern auch das ganze übrige Gebiet des östlichen Kammes beherrschen, soweit es ungefähr die Höhe 1100 m einhält. Meine Übersicht beginnt auf Blatt Neustadt3 mit dem Fahlenbach. So heißt der letzte rechte Seitentobel der Urach 1 Laut handschriftlichen Aufzeichnungen, die Schnarrenberger er- wähnt. Die Depression hinter dem Riegel entspräche demnach wohl dem Titisee. Über die Phasen vergl. Steinmann, Die Eiszeit. Leipzig 1910. p. 68. 2 Gemeint ist die Depression hinter dem Riegel. 3 Die glazialen Formen von Bl. Furtwangen bringe ich, obwohl sie z. T. schon kartiert sind, deshalb später, weil ihr Verständnis durch die bisher noch nicht bekannten Äquivalente auf Bl. Neustadt besser ermög- licht wird. Ueber Glazialspuren im oberen Breggebiet etc. 37 1 direkt vor ihrer Vereinigung mit dem Eisenbach unweit Hammer- weisenbach im Bregtal. Der Fahlenbach entspringt da, wo sich ein östlicher Ausläufer des östlichen Hauptkammes vor dem Ab- sturz in den Eisenbach noch einmal zu einem fast plateauartig breiten Rücken von 1100 m erhebt (1098,3 und 1099,5 m). Bei der Mündung ins Urachtal, in dieses ganz auffällig hineinragend, erheben sich sehr deutliche Granitrundhöcker bis zu 20 m über die Urach. Sie kommen auf der Generalstabskarte (No. 644 Frei- burg i. Br.) am Dilgershof bei Hammereisenbach (in der nordöstl. Ecke) so schön zur Geltung, daß ich schon dadurch auf sie auf- merksam wurde. Begibt man sich zwischen ihnen hindurch ins Fahlenbachtal hinein, so befindet man sich alsbald in einer aus- gesprochenen Depression und sieht, wie diese von den Rundhöckern bogenförmig nach außen geschlossen wird. Bei weiterem Aufstieg erkennen wir leicht die Ursache der Bildung in einem steilen Abfall, den das Eis zurücklegen mußte, von 900 m an bis zu den Riegeln (820 in). An deren Außenseite liegt am Dilgerhof eine Blockanhäufung, welche auf der Spezialkarte als Absturzmasse eingezeichnet ist; es könnte sich aber bei den oft reichlich über 1 m großen Geschieben recht wohl um den Rest einer Moräne handeln. Der mittlere Fahlenbach wird über dem Abbruch bei 900 m flach und breit mit U-förmigem Querschnitt. Bei 960 m begegnen wir einer Tal Verengung, die sich (wohl 20 m hoch) steil hinaufzieht, bis wir unvermittelt eine typische, breite, flache Wanne erreichen. No. 1 unserer beiden Textfiguren soll diese einfache glaziale Stufe schematisch darstellen. Die schwachen Anzeichen eines noch höheren Gletscherstandes im Fahlenbach will ich übergehen und die ausgezeichnete Aus- prägung der 9 5 0 m - S t u f e im südlich anstoßenden Teil von Bl. Neustadt, an der Kammstrecke Steinbühl — Höchberg — Bossen- bühl beschreiben. Ich konnte hier in mehreren Tälern bei 940 bis 960 m einen deutlichen Absturz erkennen, und zwar so, daß offenbar auch die Exposition nach den verschiedenen Himmels- richtungen zur Geltung kommt. In nördlicher (weiter oben öst- licher) Richtung ziehend, fällt der Eisenbach bei ungefähr ’940 m in einer beinahe senkrechten Stufe, ganz ähnlich derjenigen des Fahlenbaches, ab und bildet eine kleine Schlucht, wie es die beiden Textfiguren unter No. 2 zeigen. Die Querschnitte der Abb. 2 kommen dem wirklichen Anblick sehr ‘nahe. Gerade so, wie es in Abb. 2,2 die ausgezogene Linie zeigt, treten auch bei Bad Eisenbach die Talwände — von unten her gesehen — ganz un- vermittelt kulissenartig zusammen. Die Erhebung der so gebildeten höheren Talstufe über die untere ist in der Figur durch den Buch- staben S dargestellt. In dem von Westen kommenden Hauptzufluß oberhalb bei Bad Eisenbach ist ganz schwach bei 978,2 m, sehr deutlich aber, in Form einer kräftigen Steilstufe, bei 1030 m die 24* 372 Th. Bari, Spur je eines weiteren Gletscherstandes zu erkennen. Die Phase bei 1030 m erzeugte den mächtigen, beinahe kesselförmigen Zirkus- Talscliluß am Hellenwanderhof. Dazu gehört auch offenbar die ganz ähnliche Zirkusmulde gleich daneben am Ebenenmooshof. Diese beiden tj^pischen Formen kommen auf der Spezialkarte wie auf der Generalstabskarte schön zur Geltung. Eine Parallele zu den Phasen am obersten Eisenbach finden wir im „Treiben“ ; so heißt ein vom Steinbühl nach N zur Schollach hinabziehendes Tälchen. Seine Mündung liegt bei 950 m und ist (entsprechend dem Steilabsturz bei Bad Eisenbach) durch einen mächtigen Gneisriegel mit Sign. 955,5 verschlossen. Dieser ist nicht in der Mitte, sondern ganz an der rechten Talflanke schlucht- artig durchbrochen. Wir sehen das im Schema 2 der Abb. 1 Fi g. 1. Glaziale Stufen (1), Riegel (2) und rundhöckerartige Erhebungen (3, 4) bei 950 m Meereshöhe im mittleren Schwarzwald. Schematisch. Pfeile = Wasserläufe. und 2 dargestellt, wobei nur — anderen Beispielen folgend — die Erosionsrinne auf der linken Talseite wiedergegeben ist. Das oberste Treiben hat die Gestalt eines großen, glazialen Kessels, enthält Moorbildungen und ist gegen abwärts durch einen ziemlich gut erhaltenen, kleineren Felsriegel abgegrenzt. Als weiterer Riegel der 950 m-Stufe, auf die es mir beson- ders ankommt, im Gebiete des Kammes Steinbühl — Hochberg sei der „Beerenschachen“, mit 964,0 m bei südwestlicher Exposition, genannt. Er verschließt einen zum Langenordnachtal führenden Tobel und entspricht auch dem Schema 2 unserer Fig. 1 und 2. Gleich über dem Beerenschachen sah ich noch eine höhere Stufe bei 993,8 m, vielleicht zu der des Vogelhofes im Oberelztal passend, ziemlich deutlich ausgebildet. Zur Höhe 950 m, zum gleichen Gebiet und zur gleichen Art (Schema 2) gehört noch der wall- förmige, mächtige Riegel aus Gneis mit der Bezeichnung 956,8 am Bühlhof bei Waldau. Er trennt das Obertal vom Untertal. Ueber Glazialspuren im oberen Breggebiet etc. 373 Sowohl dieser „Böhl“ als auch der Beerenschachen sind auf der linken Talseite, als der im Haupttal tiefer liegenden, geöffnet. Dem gleichen Gesetz gehorcht der Durchbruch der Schwelle an der Mündung des „Treiben“ auf der rechten Seite. Die drei letzt- genannten schönen Typen einer 950 m-Stufe kommen auf der Generalstabskarte (Bl. 644 Freiburg) in gleich vollkommener Weise zur Darstellung wie auf der Spezialkarte; nur fehlt auf ersterer die Bezeichnung „Beerenschachen“, dafür diene das f der Bezeichnung Kettererhof in Langenordnach zur Auffindung. Nicht sehr weit, kaum drei Wegstunden von den eben beschriebenen Riegeln, liegt im Bärental ein ähnliches, sehr bekanntes Gebilde1, welches den Absturz vom oberen Bärental, dem sog. Rotwasser, ins untere ver- mittelt. Auch dieser Riegel ist seitlich stark erodiert und verdient auch infolge seiner Höhenlage (928,2 m) hier wenigstens erwähnt zu werden. Wären schon die so nahe beieinander- liegenden und gut Übereinanderstimmenden Stufen auf Bl. Neustadt mit ihren zirkus- und kesselförmigen Talschlüssen im Hintergründe unzweifelhafte Zeugen ehemaliger Vergletsche- rung bis mindestens 950 m hinab, so werden wir in dieser Auffassung noch bestärkt, wenn wir unsere Beobachtungen auf das nördlich anstoßende Blatt Furtwangen ausdehnen. Hier findet sich — um nur einige Beispiele herauszugreifen — - im „Langgrund“, einem linken Seitentobel des obersten Linachtales, in gut übereinstimmender Höhenlage wieder unsere glaziale Stufe , dieses Mal aber (Schema 3 beider Figuren) ist der obere Tal- boden auf beiden Seiten durch Erosions- furchen von den Talwänden losgetrennt. Daher zieht von der ehemaligen höheren Talstufe nur noch ein kleiner Grat ein Stück weit talaufwärts. Das zeigt uns Fig. 1,3. Am unteren Ende ist der Grat etwas verbreitert und erhöht durch einen Rundhöcker und stürzt von da (bei ca. 980 m Meereshöhe) wohl 15 m steil ab. Hierdurch wäre schon ohne weiteres die Zugehörigkeit zu den beschriebenen Stufen 1 Vergl. Steinmann, Die Spuren der letzten Eiszeit im hohen Schwarz- walde. Festprogramm der Universität Freiburg 1896. p. 216. 2 Die ausgezogenen Umrißlinien geben zusammen mit den gestrichelten auch einen Begriff, wie die Erhebungen aussehen, wenn man sie talaufwärts erblickt. Glaziale Stufen (1), mit Riegel (2), mit Rundhöcker (3). Mittl. Schwarzwald bei 950 m. Schematische Querschnitte : Ausge- zogene Linie = Umriß in der Stufe, punktiert =: oberhalb, ge- strichelt = unter- halb einer Stufe2. 374 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen und Riegeln bei 950 m auf Bl. Neustadt gegeben, wenn nicht noch eine Anzahl solcher Bildungen in dieser Höhenlage auf Bl. Furt- wangen vorkämen. Der Unterschied zwischen dem Grate mit Rund- liöcker im Langgrund und den früher beschriebenen Formen besteht wesentlich nur in der Ausbildung eines kleinen Rundhöckers am Rande der Stufe. Das Wasser mußte später den Rundhöcker um- gehen und konnte also auf beiden Seiten Erosionsrinnen erzeugen. Von diesen beiden ist allerdings immer, also auch im Langgrund, nur die eine vollständig ausgebildet. Die Aufragung im Langgrund ist auf Bl. Furtwangen als eine der „rundhöckerartigen Erhebungen in den Talsohlen“ ausgezeichnet. Sie werden in den Erläuterungen (p. 28) als „Buckel bis zu 100 m und darüber im Durchmesser“ erwähnt, welche „auffällig an die Rundhöckerbildungen notorischer Glazialgebiete erinnern“. Nach einem Vergleich mit den durchaus entsprechenden glazialen Stufen auf Bl. Neustadt ist es aber nicht zweifelhaft, daß der Hauptteil der Buckel nicht der Rundhöcker, sondern der durch die Erosion auf zwei Seiten angeschnittene Steil- abfall ist; dieser trägt eben nur einen Rundhöcker. Der Abfall des Rundhöckers geht gewöhnlich in den durch die Erosion erzeugten über, so daß es dann allerdings nicht möglich wird, den Rundhöcker zu trennen. Er hebt sich vielmehr nur in vereinzelten Fällen ab, wie z. B. im Langgrund, wo er nach rückwärts in den erwähnten Grat ausläuft, und läßt dann an dem geringen Betrag seiner Höhe keinen Zweifel aufkommen. Schwerlich dürften die Rundhöcker auf Bl. Furtwangen 5 m Höhe erreichen oder gar übersteigen; die glaziale Stufe bei 950 m freilich, die sie krönen, erhebt sich schon auf etwa 15 m. (Schluß folgt.) Glazialgeologische Exkursionen des XII. Internationalen Geologen™ Kongresses zu Toronto 1913. Von Wilhelm Wolff. Mit 2 Textfiguren. (Fortsetzung.) 4. Exkursion von Vancouver nach Yakutat und Glacier Bay, Alaska. An die Transkontinentalreise und den Besuch der Insel Vancouver schloß sich die Exkursion C8 von Vancouver nach der Yakutatbucht in Alaska und nach dem Yukongebiet an. Es war ein besonderes Entgegenkommen der Kongreßleitung, daß diese Exkursion, die dem ersten Zirkular zufolge nur das Yukon- gebiet und einige Teile der britisch-kolumbischen Küste besuchen sollte, auf das so nahe gelegene Gebiet an der Yakutat Bay aus- des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 375 gedehnt wurde, obwohl dieses nicht zu Kanada, sondern zur Union gehört, und es war ein dankenswertes Entgegenkommen des Herrn Lawrence Martin, daß er, der durch gemeinsame Forschungen mit dem leider zu früh verstorbenen Ralph S. Tarr mit dieser Gegend aufs beste vertraut ist, die Führung unserer Exkursion dortselbst übernahm. Leider ist freilich, weil es sich um einen Abstecher auf nichtkanadisches Gebiet handelte, der Besuch der Yakutatbucht sehr kurz bemessen und durch ein navigatorisches Mißgeschick noch weiter gekürzt worden. Auch kann nicht ver- schwiegen werden, daß die durch den Text des Programms er- weckte Erwartung eines Besuches des Malaspinagletschers und seiner Moräne nicht erfüllt wurde und offenbar nicht so geplant und vorbereitet war, wie es den Anschein hatte. Dieser Besuch wäre zwar schwierig, bei dem herrschenden günstigen Wetter aber möglich gewesen. Der Malaspina, als der größte und merkwürdigste Piedmontgletscher der Welt, hat für den Diluvialgeologen die allergrößte Bedeutung, und sein Besuch läßt sich sehr schwer ver- schmerzen, ganz besonders für solche, die wesentlich seinetwegen die weite Reise von Europa angetreten und die großen Kosten der Sonderexkürsion darangesetzt hatten. Auf kanadischem Gebiet führte Herr Mc Connel; auch nahm Herr R. W. Brock, der Chef der kanadischen geologischen Landes- untersuchung, daran teil. Am Abend des 28. August verließen wir auf dem von der Canadian Pacific Railway Co. gestellten neuen Dampfer „Princess Maquinna“ den Hafen von Vancouver und fuhren nach Norden. Am folgenden Vormittag gab es einen kurzen Aufenthalt in der Alert Bay am Nordende von Vancouver, wo sich eine interessante thlinkitische Niederlassung mit grotesken Totempfählen vor den Holzhäusern befindet. Am Morgen des 30. August wurde Prince Rupert in Britisch-Columbia, nahe der Alaskagrenze, erreicht. Diese junge Stadt mit vorzüglichem Hafen ist als Endpunkt der ihrer Vollendung entgegengehenden nördlichen Transkontinental- linie, der Grand Trunk Pacific-Bahn, erbaut. Die Bahnlinie durch- eilt das Küstengebirge in dem langen Tal des Skeenaflusses, der nahe südlich von Prince Rupert mündet. Die junge, zurzeit 5000 Einwohner zählende Stadt, ist auf sehr uneben ansteigendem Bergboden erbaut, durch den die Straßen ohne Rücksicht auf Schwierigkeit in amerikanischem Quadratsystem durchgesprengt werden. Das Gestein ist ein Glimmerschiefer unbekannten (triadisch bis paläozoischen, am wahrscheinlichsten obercarbonischen) Alters. Das Seeklima hat an der ganzen kolumbischen Küste und weit nach Alaska hinauf einen erstaunlich üppigen Waldwuchs (durch- weg Nadelholz) erzeugt; bei Prince Rupert sieht man Tannen und Cedern mit dichtem Unterholz. Mc Connel 1 erwähnt als Haupt- 1 Guide Book No. 10. p. 13. 376 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen bäume die Hemlockfichte ( Tsiigct Mertensiana ) , die Sitkafichte (Picca Sitchensis ), die Weißtanne ( Abies grandis), die gelbe Ceder ( Chcunaec t/paris nootkalensis ), die rote Ceder ( Thuya gigantea) und eine Pappel ( Populus trichocarpa). Der Felsboden ist allenthalben mit einer handhohen Schicht von Waldtorf bedeckt, auf der ein dichtes, nasses, lebendes Moospolster liegt. In Prince Rupert teilte sich für kurze Weile die Exkursions- gesellschaft. Eine Partie unternahm mit der Bahn einen Aus- flug in das Skeenatal hinauf bis Hazelton , wo in der Nachbarschaft des Coast Range-Batholithen Kupfererze und silber- führende Bleierze Vorkommen. Die andere Partie besuchte mit der „Maquinna“ die Granby Bay am Observatory Inlet, einem tief ins Land eingreifenden Fjord nahe der Alaskagrenze. An dieser Bay befindet sich eine mehr oder minder metamorpho- sierte mächtige Tonschiefermasse, die von Mc Connel 1 als ein- gesunkenes Dachstück des Coast Range-Batholithen aufgefaßt wird und allseits von granitischen Gesteinen umgeben ist. Diese Ton- schiefermasse ist stark mineralisiert und es hat sich hier die Hidden Creek-Mine angesiedelt. Gegenstand des Bergbaus bilden zwei eng benachbarte mächtige Körper von Sulfiden, vor- nehmlich Pyrit und Kupferkies in wechselndem Mengenverhältnis. Nach Besichtigung der noch jungen Grubenaufschlüsse und der im Bau begriffenen Kupferhütte am 31. August kehrten wir nach Prince Rupert zurück und setzten spät abends nach Aufnahme der Hazelton-Ausflügler die Reise nach dem Norden, zunächst nach Juneau, fort. Die Küsten st recke von Vancouver bis Juneau und von dort westwärts bis zum Kap Spencer ist von eigen- artigem Charakter. Es soll hier nicht auf ihren geologischen Bau und die Zusammensetzung nach Formationen eingegangen werden, da dies von uns auf der raschen Reise nicht speziell studiert wurde und sich im Guide Book No. 10 und auf dessen Kartenbeilagen soweit dargestellt findet, als die gegenwärtige Kenntnis reicht. Es ist vielmehr die fesselnde äußere Erscheinung, die zu Erläuterungen Anlaß gibt. Die südliche Alaskaküste und die Columbiaküste sind beide durch ein reich verzweigtes System von Wasserstraßen, Fjorden und Sunden, Buchten und, Weitungen zerfurcht, und dazu gehört ein Archipel aus hunderten von Inseln aller Größen, von der blinden Schäre und dem kleinen, nackten Felseiland bis zur ländergroßen Gebirgsinsel. Auf der ganzen, 1400 km langen Strecke von Vancouver bis Cap Spencer am Nordende des Alexander-Archipels gibt es nur drei breitere Ein- gänge für die hohe Dünung des Pacific, die dem Reisenden Un- bequemlichkeiten verursachen können, nämlich der Queen Charlotte- 1 Guide Book No. 10. p. 162 ff. des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 377 Sund, Millbank-Sund und Dixon Eutrance, und der breiteste derselben, der Queen Charlotte-Sund, ist nicht weiter als die Strecke von Cuxhaven nach Helgoland (60 km). Man könnte mit einem Segelboot ohne sonderliche Gefahr die ganze Küste be- reisen. Die wechselvollen Szenerien immer neuer, bald wolken- hoher, bald niedrigerer Gebirgsufer, die Blicke auf entfernte Inselsilhouetten, auf Schneespitzen über dunklen Nadelwäldern, auf Kare und Kundbuckel, auf trogförmige Talöffnungen — Höhlungen einstiger Gletscher — , auf Hängetäler, Bergschultern und Ecken, all dies könnte an das skandinavische Nordland erinnern, wenn nicht das reichere Waldesgrün, das ohne Unterbrechung den Strand einfaßt, sowie die treibenden Stämme und Äste in den dunklen Wassern das ganze Bild etwas freundlicher gestalteten. Das Auge beginnt alsbald gewisse Einheiten in dieser Berg- und Insel- welt zu erfassen und verschiedene Erosionszyklen zu unterscheiden1. Sowohl die höchsten Spitzen und Grate, die in der Eiszeit über den Gletscherspiegel hervorragten, wie die breiteren Bergmassen zwischen den Tälern erscheinen als Überreste mehrerer, vielleicht niemals vollendet gewesener Peneplains aus tertiären Zeitaltern. Den großen Stil in die Einzelmodellierung hat die Eiszeit ge- bracht, deren mächtige Hand überall sichtbar ist. Hie und da fällt der Blick auf lange, bewaldete Vorebenen in geringen Höhen über dem Meere, die wohl postglazialen Hebungen ihr Dasein verdanken 2, und selten tritt dazwischen an der Küste das ähnlich geformte, aber felslose Delta eines Flusses. Man beginnt wohl auch darüber zu grübeln, in welcher Art und Abstufung sich die 1 Das Mündungsprofil eines Seitentales des Portland-Kanals an der Grenze von Britisch-Columbia und Alaska zeigt z. B. zwei Erosionszjdden. 2 Übrigens ist es sehr fraglich, ob dieses ganze große Gebiet über 10 Breitengrade hinweg von den gleichen Bewegungen in der Postglazial- zeit betroffen ist. Neben Hebungen mögen auch Senkungen einzelner Blöcke erfolgt sein, oder es mögen beide Bewegungsarten abwechselnd den Boden ergriffen haben. F. E. Wright macht (Guide Book No. 10. p. 42) darauf aufmerksam, daß die Gegend von Glacier Bay mit ihren untergetauchten Baumstümpfen offenbar im Sinken begriffen ist. Aut der Admiralty-Insel dagegen hat man blauen Ton mit rezenten Fossilien in 200 Fuß (60 m) Meereshöhe gefunden. 378 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen Formen dieser eingetaucliten Landschaft unter dem Meeresspiegel fortsetzen, und welche neuzeitlichen Ablagerungen unten auf den vielgestaltigen Gründen liegen mögen. Aber über und unter Wasser, an Hand der Land- und Seekarten, endet die Überlegung schließlich vor zahlreichen ungelösten Problemen, und unter den jetzt noch fortwirkenden formbildenden Kräften ist es dann eine, die dem Reisenden besonders deutlich wird, das ist die Gezeitenbewegung, die sich in den engen Straßen oft in geradezu reißende Strömungen umsetzt. Vom Bord des Schiffes sieht man, scharf an den Ge- staden markiert, die Flutgrenze, die zugleich die Vegetationsbasis ist, man sieht den Strom um die Riffe im Fahrwasser rauschen und quirlen und fühlt, wie er das Schiff je nach der Tageszeit hemmt oder beschleunigt. An der columbischen Küste liegt die Waldgrenze gegen- wärtig etwa 1210 m über dem Meere. Die Fjorde haben Tiefen zwischen 150 und 450 m und gelten als alte, zum Teil tektonisch bedingte Täler, die von den eiszeitlichen Gletschern ausgeschliffen und, möglicherweise bis zu einem gewissen Grade submarin, ver- tieft worden sind. Unter den Flüssen gibt es einige, wie den Skeenafluß, die älter sind als die Küstengebirge, in der Zone der inneren Hochflächen entspringen und das Gebirge durchqueren. In der Eiszeit war das innere Hochland im Skeenagebiet bis 6000 Fuß (= 1828 m) Meereshöhe mit südwärts fließendem Eis erfüllt. Gewaltige Talgletscher drängten sich westwärts durchs Gebirge. Am Ende dieser Periode drang das Meer ziemlich weit ins Skeenatal und verwandelte dessen unteren Teil in ein Ästuar. Spätere Hebung um mindestens 500 Fuß (152,4 m) steigerte Ge- fäll und Erosionskraft des Flusses und führte zur Ausräumung des Tales durch Abtragung der bis 60 m dicken Grundmoränen und der fossilleeren Ästuarbänke, von denen nur noch terrassen- förmige Reste stehen. Zwischen Prince Rupert und Skagway an der südöstlichen Alaskaküste sinkt die Waldgrenze auf 900 — 600 m Meereshöhe. Unter den Wasserstraßen dieses Gebiets ist die lange, gerade Chatham Strait mit ihrer Fortsetzung, dem Lynn Canal, bemerkens- wert. Sie folgt einer Bruchlinie, ist etwa 400 km lang, 5 — 10 km breit und 300 — 750 m tief. Während des Maximums der Eiszeit war der Alexander-Archipel vollkommen vergletschert ; nur die höchsten Kämme überragten den Eisspiegel. Die Talgletscher in diesem Gebiet müssen 4 — 6000 Fuß Mächtigkeit (1200 — 1800 m) erreicht haben. Das Eis dehnte sich bis an und in den Pacific hinaus und erzeugte die Sandbänke vor der jetzigen Küste. Am 2. September wurde June au erreicht und die Gruppe der Treadwell-Goldgruben auf Douglas Island gegenüber von Juneau besucht. Beide Orte liegen am Gastineaukanal, einem Fjorde, an dessen Gestaden man deutliche Strandterrassen erkennt. des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 379 Bei Treadwell werden noch in 600 Fuß (182 m) Höhe Meeres- conchylien gefunden. Am Abend des 2. September setzten wir die Fahrt mit dem Ziel Yakutat Bay am Eliasberge fort. Früh am 3. September passierten wir, durch die Icy Strait westwärts fahrend, die Mündung der Glacier Bay, in deren Hintergrund der gewaltige Muirgletscher lagert. Nur wenig Treibeis begegnete uns hier. Nördlich der Icy Strait erhebt sich am Ozean entlang die imposante Fairweatherkette, deren Gipfel, der Mt. Fair- weather, 15 330 Fuß = 4672 m erreicht. Man denke sich ein Gebirge von Alpenhöhe unmittelbar über der großen Nullinie des Meeresspiegels, frei sichtbar vom weißen Schaumgürtel der Brandung und dem schwarzen Waldsaum der Küste bis hinauf zu den höchsten in reines Weiß gekleideten Höhen! Nach allen Seiten fließen Gletscher von diesem firnreichen Gebirgsstock zu Tal. Im Rücken der Hauptkette gleitet der riesige Bradj^gletscher , kleine Seitenarme durch deren Rücken drängend, nach Süden zur Icy Strait hinab, wo er gegenwärtig mit sanfter runder Böschung am Wasser endet. Seine Flanken sind dort unten von Wald eingefaßt. Nachdem wir Kap Spencer umfahren hatten und von der rollenden Dünung des an jenem Tage sonnig-blauen Pacific nordwärts getragen wurden, bekamen wir den Perousegletscher in Sicht, der von dem südlichen End- gliede der Fairweatherkette, dem 10756' = 3278 m hohen La Perouseberge herabkommt. Er ist der erste Gletscher, der in den offenen Ozean hineinragt. Vom Schiff konnten wir seine breite, zackige Stirn in voller Klarheit beobachten. An der Südseite ist der Gletscher sehr schmutzig. Er hat zusammen mit einem Nach- barn, der das Meer nicht erreicht, ein breites Moränenvorland vor dem Gebirge aufgebaut. Man sieht an den Gletscherflanken mächtige, z. T. steile Geschiebe- und Geröllhügel. Sonst ist alles mit hohem Fichtenwald bedeckt, in welchem Baumriesen von 150 Fuß (45,7 m) Höhe gefunden sind. An der Seite hat der Gletscher stellenweise den Wald umgestoßen und die Hölzer zu- sammengeschoben. An der Nordseite liegen auf dem Vorland ältere, sehr hohe Moränen (ich schätze sie auf ca. 200 m) mit gewaltigen Blockmassen. In dieser ganzen Gegend, schon bei der Glacier Bay und dann entlang des Perouseberges fällt eine an- scheinend in sehr junger Zeit gehobene Niederterrasse ins Auge. Weiter im Norden breitet sich zu Füßen des Mt. Fairweatlier selbst ein zweiter, weit größerer Piedmontgletscher aus, der Grand P 1 a t e a u g 1 e t s c h e r. Er ist sehr stark mit braunem Schutt bedeckt und ganz von Hochwald umgeben. Unser Führer L. Martin glaubte durchs Glas zu erkennen, daß der Wald aut moränenbedecktem Eise wüchse, doch vermochte ich nur das mit Sicherheit festzustellen, daß auf dem eigentlichen, mit Ablations- moräne bekleideten Eisgebiete Büsche bezw. Niederwald grünten, 380 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen während der Hochwald auf fester Moräne fußte. Durch einen Bergsporn abgetrennt liegt nördlich vom Grand Plateaugletscher noch ein zweiter Piedmontgletscher. Von hier nordwärts begleitet ein Vorland von zunehmender Breite (8 — 27 km) mit geradem, hafenlosem Brandungsstrand das Gebirge. Am Fairweather ließen sich deutlich 2 — 3 Terrassen unterscheiden, von denen die beiden unteren niedrig lagen, während die obere sich etwa 400 m über dem Meere ausdehnen mochte. Diese letztere bildete eine Hügelmasse mit anscheinend horizontaler Schichtung. Am späten Nachmittag kam das Yakutatvorland in Sicht und hinter ihm wurden die eigentlichen Eliasalpen deut- licher. Der gewaltige Berg selbst, 5516 m hoch, war in Wolken verborgen. Indem wir uns dem Ozeankap näherten, trat zugleich ein lange und heiß ersehntes Bild hervor, ein Bild, das für jeden Glazialgeologen der Inbegriff aller Erwartungen ist: der Malaspina- gletscher. So wie wir es in der klaren Abendbeleuchtung des 3. September sahen, war es in der Tat ein überwältigendes Bild. Über dem jenseitigen Strande der Yakutatbucht lag zunächst eine lange graue Waldlinie. Über dieser dehnte sich eine un- geheure weiße Hochebene von einem Ende des Gesichtsfeldes bis zum anderen. Zur Hechten schloß sie sich an die zackigen Berge an, die alsbald hinter ihr in weite Ferne zurücktraten und wie schatten- oder wolkenhafte Kulissen den Ausblick begrenzten. Zur Linken erhob sich am äußersten Horizonte ein breiter Einzelberg, jenseits dessen das Eisfeld ins Ungemessene entschwand. Es sah aus, als wenn dieser ferne Berg das Schneelaken ein wenig um sich gehoben hätte. Der Malaspina ist sehr eben und nicht hoch; er ist so riesengroß, daß er von seinen Zufuhrgletschern, dem gewaltigen Seward und all den andern, in der Gestaltung unab- hängig erscheint. Man glaubt wirklich, ein Inlandeis vor sich zu haben, das auf der einen Seite durch die See, auf der andern durch das Hochgebirge begrenzt ist, und man könnte sich eine ganze deutsche Landschaft darunter begraben denken, denn dieser Vorlandgletscher übertrifft an Flächenausdehnung noch das Herzog- tum Braunschweig. J. C. Russell, der ihn zuerst erforscht hat \ schätzt seine Ausdehnung auf 1500 engl. Quadratmeilen (ca. 3900 Quadratkilometer). Das moränenbedeckte und bewaldete, steile Eiskliff des Malaspina war dort, wo er es erstieg, etwa 400' = 122 m hoch, und die Gesamtneigung des anfangs stärker ansteigenden Eises dahinter betrug 75 Fuß auf die englische Meile (23 m aut 1600 m = etwa 1:7). In 5 — 6 Meilen Entfernung vom Rande 1 J. C. Russell, Second expedition to Mount St. Elias. XIII. Animal Report of the United States Geological Survey 1891/92. Part II. Washing- ton 1893. des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 11)13. 381 ’ c3trug die Höhenlage der Eisfläche etwa 1500 Fuß = 475 m. l)ie Oberfläche des moränenfreien Eises vergleicht Russell mit eine*' welligen leblosen Prärie, aus der kilometerweit kein Gegen- stand hervorragt, der das Auge zu fesseln vermöchte. Sie ist sowohl nach seinen, wie nach den Schilderungen des Herzogs der Abruzzen1 auch im Hochsommer fast ganz mit Schnee bedeckt, wodurch sie sich von den meisten kleineren Gletschern unterscheidet. Die Randzone ist bekanntlich mit einer Ablations- moräne bedeckt, die nach außen an Mächtigkeit (1 — 4 Fuß) zu- nimmt und schließlich einen stellenweise 4 — 5 Meilen (6,5 — 8 km) breiten Waldsaum trägt, dessen Gesamtareal Russell auf 20 bis 25 Quadratmeilen (= 51 — 64 qkm) schätzt. Dieser Wald oben auf dem Eise ist die größte Merkwürdigkeit des Malaspina, die sich indessen in kleinerem Maße auch auf den großen Piedmont- gletschern der Schönwetterkette zu finden scheint, besonders auf dem leider noch unerforschten Grand Plateaugletscher. Ganz be- sonders merkwürdig ist es, daß Russell sogar an der Südseite des am weitesten von oben in den Malaspina vorspringenden Ge- birgsspornes, der Chaix Hills, Wald vorfand. An den Samovar Hills, die noch weiter am Hinterrande des Eisfeldes liegen, gedeiht noch Gestrüpp. Je näher wir der Yakutatbucht kamen, um so rascher änderte sich der Anblick des Malaspina, und als wir schließlich das Ozean- kap umfuhren, vergrößerte sich das Vorland und die bewaldete Ablationszone in dem Maße, daß von dem reinen Eisplateau nur noch ein niedriger Schimmer über der Waldlinie blieb. Der Malaspina erschien nun gar nicht mehr wie ein Inlandeis, sondern wie ein ausgedehntes, etwas über dem Meere erhabenes Waldland. Man konnte auch trotz der Entfernung — die Mündung der Yakutatbucht ist 27 km breit — deutlich eine dicht begrünte Strandebene erkennen, die vielfach von baumlosen Sanddeltas der Gletscherflüsse unterbrochen war. Dieses Vorland ist mindestens 5 km breit. Gegen 8J Uhr warfen wir im Schutze des Ozeankap, auf dessen Strande ein kleiner, vom Sturm hinaufgeschleuderter Fisch- dampfer saß, und der Khantaakinsel vor dem Indianerdorf Yaku- tat Anker. Trotz der hereinbrechenden Dämmerung begaben wir uns sofort in dem Motorboot des freundlichen Missionar^ Rasmussen an Land und machten einen Spaziergang auf der Moräne, entlang der Monti Bay bis zur Yakutat-Cannery , einer der zahlreichen Fischkonservenfabriken, die den Lachs- und Heilbutreichtum der Alaska- und Columbiaküste verwerten (d. h. zugrunde richten). Diese Moräne, die während des fürchterlichen Septembererdbebens 1 Vergl. de Filippi, Die Forschungsreise des Herzogs der Abruzzen nach dem Eliasberge in Alaska. Leipzig 1900. J. J. Weber. 382 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen von 1899, in dem ein Teil der Khantaakinsel versank, den Eiir wolinern von Yaketat eine Zuflucht vor den Flutwellen des Ozeans bot, ist ungefähr 10 — 30 m hoch und mit etwas gelichtetem! Fichtenurwald bedeckt. Sie gehört einer älteren Epoche an, in welcher der Malaspina, an seiner Ostseite durch eine gewaltige Vergrößerung des Hubbardgletschers im Bett der Disenchantment Bay verstärkt, die ganze Yakutat Bay erfüllte. Tarr und Butler geben in ihrem Werk über die Yakutat Bay-Gegend1 auf p. 14 eine Tiefenkarte, die erkennen läßt, daß sich vom Ozeankap bis Kap Manby eine ununterbrochene Untiefe von weniger als 150 Fuß (46 m) erstreckt, während dahinter, d. h. nach dem Innern der Bucht, wieder Tiefen von durchschnittlich 150 — 400, stellenweise sogar bis 600 Fuß (182 m) gelotet sind. Diese Untiefe ist eine unterseeische Endmoräne und Fortsetzung der Moräne bei Yakutat. Die letztere ■ besteht vorwiegend aus grobem Geschiebe mit lehmig- sandiger Füllmasse und bildet einen Blockstrand, der dem Aus- waschungsstrand eines hohen Geschiebemergelkliffs an der heimat- lichen Ostsee gleicht. Man sieht aber auch Sandschichten und echten Geschiebelehm in der Moräne. Im ganzen würde man sie wohl unseren Blockpackungen oder den voralpinen Endmoränen an die Seite stellen können. Ihre Form ist vollkommen dieselbe wie bei den typischen jungbaltischen Endmoränen : ein unruhiges Auf und Ab von kleinen Hügeln mit zahllosen Pfuhlen. Die Vegetation besteht vornehmlich aus Fichten und Erlen mit viel Unterholz. Es waren gerade die wilden Erdbeeren reif, die an Größe etwa unsern Monatserdbeeren gleichkommen , und als wir auf dem Rückwege beim Missionar einkehrten, setzte uns seine Gattin ein Gericht daraus vor. Die Luft war an jenem Tage sehr milde; die Tem- peratur betrug nachmittags 10° C. Überhaupt ist das Klima an der ganzen südöstlichen Alaskaküste sehr gelinde, und es gibt einzelne Orte, wie z. B. Sitka, die im Winter nur geringe Fröste haben 2. In Yakutat ist nach Herrn Rasmussen’s Beobachtung die niedrigste Januartemperatur + 8° Fahrenheit = — 14,4° C. Dieser Ort liegt ziemlich genau auf gleicher Breite (59° 33') mit der Südspitze von Grönland und mit Kristiania. Der frühe Morgen des 4. September, wieder eines der in jener regnerischen Gegend so seltenen sonnenhellen Tage, fand uns auf der Fahrt nach Nordosten ins Innere der Yakutatbucht, die dort, wo sie beiderseits vom Gebirge eingefaßt wird und sich fjordartig verengt, den Namen Disenchantment Bay annimmt. Sie 1 United States Geological Survey. Professional Paper No. 64. Washington 1909. 2 C. Abbe in Brooks, The geography and geology of Alaska (U. S. A. Geol. Survey, Prof. pap. No. 45. 1906) gibt jedoch in seinen klimatischen Tabellen über Alaska als Kältemaximum für Sitka — 3° F — — 19,5° C an. des XIT. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. endigt in ein zweizipfliges Tal, das völlig von dem mächtigen Hubbardgletscher erfüllt ist und ohne diesen wohl eine Strecke weit Fjord sein würde. Vor dem Hubbardgletscher wendet sich di& Wasserfläche scharf nach Südsüdost und bildet hier den 31 Meilen (50 km) langen Russell fjord, der in der Richtung nach der Küste zurück das Gebirge schräg durchbricht und sich mit den Wässern des Pacific vereinigen würde, wenn nicht eine Endmoräne und das Yakutatvorland ihn abschlösse. Im Vorüber- fahren betrachteten wir das im Erdbeben von 1899 bis zu 47 Fuß (14,32 m) gehobene Westufer der Disenchantment Bay, das außer- ordentlich steil etwa 1000 m emporsteigt und um dessen Fuß sich die alte Wasserstandskerbe wie eine Eisenbahntrasse herumzieht; wir beobachteten ihr gegenüber das wundervolle U-Profil des Cala- hondatales, das mit seinem niederen Alluvialboden zum eingetauchten Disencliantmenttal im Verhältnis eines Hängetales steht, und wir fuhren sicher durch die enge Straße zwischen der gehobenen, felsigen Haenkeinsel und dem hochragenden Ostgestade der Bay. Nördlich von der Haenkeinsel liegt eine flache, durch das erwähnte Erdbeben über den Wasserspiegel gerückte Schäre. Nicht weit von dieser endete unsere fröhliche Morgenfahrt, indem die „Maquinna“ unter Scheuern und Drängen auf einem unbekannten blinden Rift völlig festfuhr und vier Stunden sitzen blieb, um erst mittags nach vielen Mühen und sorgfältiger Auslotung der Umgebung wieder loszukommen. Glücklicherweise war das Riff ein flacher Rund- höcker und unser vorsichtiger Kapitän Mc Leod war nur halbe Kraft gefahren, sonst hätte die Strandung schlimmere Folgen ge- habt. Vier Stunden hatten wir also Zeit, den im Sonnenschein funkelnden Hubbardgletscher zu betrachten, auf dessen Rücken der Große Aletschgletscher, der Rhonegletscher und die Mer de Glace zusammen Platz finden würden, ohne ihn völlig zu bedecken. Die Eisfront stand, 80 m hoch und etwa 5 Meilen (8 km) lang, in ungefähr 1800 m Entfernung von unserem Schiff im Wasser, dessen Tiefe an jener Seite 90 m betragen mag. Der Gletscher befand sich in lebhafter Tätigkeit. Das Eis in der Mitte der Stirn war bis auf und vermutlich auch unter die Wasserlinie wild zerklüftet in ein Gewirr von Hunderten von Zacken , Pfeilern und kurzen Kämmen. Es hatte eine reine, blendend weiße oder grüne Farbe. Weiter nach rechts, also nach der Seite, wurde es schmutziger und nahm, indem es zugleich an Höhe verlor, eine Kruste von Ablationsmoräne an. Unten war es gebändert, und die Bänder bildeten gebogene Linien. In Zeiträumen von etwa 5 — 10 Minuten erscholl ein dumpfes Getöse wie ferner, rollender Donner, und man sah irgend einen Teil von der Eiswand ins Wasser stürzen. Aus unserer Entfernung betrachtet , schien es immer nur ein recht kleiner Teil zu sein, meistens nicht mehr als die Oberhälfte eines Zackens, und der Sturz vollzog sich in der Weise, daß das bis 384 Berichtigung. — Personalia. ins kleinste zerklüftete Eis in sich zusammensank und wie ein Geriesel von Blöcken ins Wasser rollte und polterte. Die fort- schwimmenden Bruchstücke waren aber doch von ansehnlicher Größe, und das Wasser sprang oft bis zur halben Höhe der Wa^i, also 40 m empor. Der dichte Kranz von Treibeis milderte jedoch die Wellen, und diese kamen nur als breite, sanfte Dünung zu uns herüber. Nur ein paarmal war die Dünung so mächtig, daß sie unseren 900 Tons großen Dampfer unangenehm stark auf die Seite neigte und auf seiner Felsbettung umherstieß, so daß er schließlich ein drei Fuß langes Loch in der Außenhaut seines Doppelbodens davontrug. Eine vom Schiff zurückgeworfene kumu- lierende Welle brachte das Beiboot mit den lotenden Leuten fast zum Kentern und durchnäßte die Leute völlig. Leider entging uns die Beobachtung des Aufbrechens von Gletscherteilen unter- halb der Wasserlinie. Russell und Taer geben übereinstimmend an, daß zeitweilig vom Gletscherfuß Eisstücke emportauchen, die sich durch dunkle Farbe und Schuttgehalt auszeichnen und größer sind als die oberflächlichen Trümmer. Eigentliche „Eisberge“ haben wir an keinem der Gezeitengletscher von Alaska gesehen; die Eistrümmer verdienten nur den Namen Treibeis, ragten selten mehr als 1 m über Wasser und waren nur ausnahmsweise mehr als 5 — 10 m lang. (Fortsetzung folgt.) Berichtigung. In meiner Abhandlung „Über einen Gletscherschliff bei Kunda in Estland“ (N. Jalirb. f. Min. etc. 1913. I.) ist auf p. 44 ein am Fuße des estländischen Glints bei Port Kunda auftretender Ton als spätglacialer Bänderton bezeichnet worden. Herr Baron v. d. Pahlek in Reval machte mich darauf aufmerksam, daß es sich bei diesem Vorkommnis um den untercambrischen blauen Ton handelt. Die Unterlassung stratigraphischer Untersuchungen an Ort und Stelle - — meine nur eintägige Anwesenheit in Port Kunda diente vor allem zur Erforschung des Gletscherschliffphänomens — hat dieses Versehen veranlaßt. B. Doss. Personalia. Prof. Dr. J. E. Hibsch in Tets dien- Lieb wer d ist zu Ostern d. J. vom Lehramte zurückgetreten und nach Wien XVIII, 1, Erndtgasse 26, übergesiedelt. Voigt & Hochgesang • Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. 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Diese neue Auflage hat im Vergleich sehr bedeutend an Umfang und Inhalt zugenommen; der vorliegende erste Teil allein umfaßt XXII -}- 240 Seiten Text, also für sich schon ungefähr das doppelte der ersten Auflage. Im November 1913 ist erschienen das Petrographische Semester-Verzeichnis No. 9 welches einen Überblick über die neuen Zugänge unseres ausgedehnten Gesteinslagers während des letzten Jahres gibt. Unter anderen können wir mehrere neue und interessante Lokal- sammlungen, die unter der Mitwirkung namhafter Forscher gesammelt sind, anbieten. So z. B. die interessanten Gesteine aus dem Nord- ingra-Distrikt in Schweden, aus dem Manganerz- Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pantelleria und einer Anzahl von Inseln der Liparischen Gruppe u. a. m. Im Januar 1914 ist erschienen das Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16. Es bietet eine reichhaltige Auswahl prachtvoller Museums-Schaustücke sowie neue Mineralien und neue Mineralvorkommen; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi- Kupfergruben , Euklas und Rubellit und andere seltene Mineralien vom Ural, Nord-Amerika, Brasilien und Madagaskar. Neue Mineralien: Ampangabeit, Betafit, Fizelyit. Hodgkinsonit, Hügelit, Wilkeit etc. Ferner das Paläontologische Semester-Verzeichnis Nü.43 enthält verschiedene höchst interessante Neuheiten, z. B. fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc.; prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel, dem Silur Gotlands und dem Carbon Nord- Amerikas ; alpine Trias; baltische Trilobiten; Mammalia von Samos, Ägypten und Nord-Amerika. D- F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833. BOIHl SL. Rheill. Gegr. 1833. Verlag der E. Schweizerbart’sohen Verlagsbuchhandlung, Nägele k Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Druck tod C. Grüninger, K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg fKlett Ai Hartmann), Stuttgart. bb'b 1914 tralblatt ineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, ^ 0 1 st st* * St 4« M sj O h! Sa XaI a • _ M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin XITERI^

=l,542, co — -8 0,026 nach Himmelbauer. Die Doppelbrechung der neuen Substanz ist sehr schwach, bei Anwendung des Babinkt- schen Comparators wird die dunkle Linie gerade merklich ver- schoben. Die Interferenzfarbe ist anormal, das charakteristische tiefe Blau. Das Mineral erscheint u. d. M. schuppig, mit an- scheinend basaler Spaltbarkeit; c liegt J_ zu derselben. Das spez. Gewicht, bestimmt nach der Schwebemethode in THouLET’scher Lösung, ist 2,65 (bei Stichtit 2,16), die Härte liegt zwischen 2 und 3, Gips ritzt nicht, wird aber eben noch geritzt. Bei Kochen mit starker Salzsäure löst sich nur wenig, während Stichtit weit- gehend schon mit heißer verdünnter Salzsäure gelöst wird. Die chemische Analyse ergab : Si 02 . . . 31,32 Ti 02 ... — A1203 . . . 3.87 Cr, 03 . . . 11,53 Fe 0 . . . 1,63 CaO . . . 1,15 MgO . . . 36,64 H20 (110-) . . . . . . 0,23 H20 (110+) . . . . . . 11,09 C02 . . . 3.08 100,54 Der Schliff des analysierten Umwandlungsproduktes zeigte, daß sich zwischen den Blättchen desselben spärliche Chromitkörner und reichlich Carbonat befinden, welch letzteres sich auch in Spältchen und als Krusten angesiedelt hat. Es lieferte neben Magnesia ziemlich viel Kalk. Die Kohlensäure der Analyse gehört daher diesem Carbonat an und wurde mit der erforderlichen Menge CaO und MgO zu solchem verrechnet (6,13°/o). Das Eisenoxydul wurde mit der entsprechenden Chromoxydmenge zu Chromit ver- j einigt (4,84 °/o), dann blieb für das schwach doppeltbrechende Mineral folgender chemischer Gehalt auf 100 umgerechnet: Si 02 Al, 0, Cr2 03, MgO H20 Mol.-Prop. 35,10 0,582 4,33 0,042 9,31 0,065 38,83 0,962 12,43 0,691 1U0,Ü0 388 St. Kallenberg, Offenbar handelt es sich also um ein Silikat. Der Ver- such, eine Formel zu berechnen, führte zu folgendem Ergebnis : 29H2Mg3Si208 . 9Mg(OH)2 . 21 (CrAl) (OH)3. Es ist klar, daß diese Formel nur eine Möglichkeit unter anderen darstellt. Dazu muß noch in Betracht gezogen werden, daß für die Analyse nicht das reine Mineral verwendet wurde, sondern das ganze carbonat- und chromithaltige Umwandlungsprodukt des Serpentins. Daraus entspringen Unsicherheiten , denn es ist sehr wohl möglich , daß in dem kohlensauren Salz ein Hydrocarbonat vorliegt , also ein Teil von Mg(OH)2 auf dasselbe käme. Ferner kann FeO in ge- ringem Maße MgO im Silikat vertreten, dann wäre mehr Cr(OH)3 einzusetzen. Die liydroxydische Bindung des Chroms geschah aus der Überlegung heraus, daß die vorliegende Umwandlung des Ser- pentins offenbar ein Prozeß sekulärer Verwitterung ist und bei ihr eine gewisse Analogie mit der Bildung des Stichtits besteht. In beiden Fällen wurde der Chromit des Serpentins auf Kosten des neuentstehenden Minerals aufgezehrt. Interessant ist, daß in dem tasmanischen Vorkommnis die Kieselsäure vollständig durch Kohlen- säure und Wasser ersetzt wurde, während im mazedonischen sich ein neues Silikat bildete und ein Carbonat von Kalk und Magnesia sich selbständig daneben ansiedelte. Vorläufige Mitteilung über das System CaSi 03— MnSi 03. Von St. Kallenberg aus Lund, Schweden. Mit 1 Textfigur. Gelegentlich einer Untersuchung über das Dreistoffsystem CaSi03 — Mn Si 03 — FeSi03 wurden vorerst Mischkristalle von CaSi03 und Mn Si 03 hergestellt und sei hier kurz Mitteilung über dieses System gemacht. Die Reihe ist früher von A. S. Ginsberg1 untersucht worden. Er hatte gefunden, daß diese zwei Silikate miteinander eine isomorphe Reihe bilden, deren Sclmielzkurve dem Typus III H. W. Bakhuiz- Roozeboom’s angehört. Zu diesem Resultat führte ihn die phy- sikalisch-chemische Untersuchung. Optisch wurden die Schmelzen nicht näher studiert. Da ein Zweifel vorlag, ob diese Silikate wirklich zu Typus III gehören — auch Typus V Roozeboom’s wäre möglich — , so wurde diese Reihe noch einmal vorgenommen , und neben den Schmelzpunkten auch versucht, die Brechungsquotienten — die A. S. Ginsberg nicht bestimmt hatte — mit Hilfe der BECKE’schen Methode zu ermitteln. 1 A. S. Ginsberg, Zeitschr. f. anorgan. Chem. 59. 1908. Vorläufige Mitteilung über das System CaSiO, — MnSiO„. 339 Die Schmelzen wurden aus Kieselsäureänhydrid, Calcium- carbonat und Manganoxydul (Präparat Kahlbaum) hergestellt. Un- gefähr 60 g Mischung wurden jedesmal im Kurzschlußofen rasch geschmolzen und hierauf der elektrische Strom ausgeschaltet, so daß die Schmelzen sich selbst überlassen blieben. Das Schmelzen wurde mit der größten Vorsicht unternommen und die Temperatur nur sehr wenig über die Bildungstemperatur gesteigert. Bei der Untersuchung der Kris.tallisationsprodukte ergab sich auch weder Bildung von Carbiden noch erfolgte Reduktion zu metallischem Mangan durch die Wandung der Kohletiegel. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die ausgeführten Versuche. Zusammen- setzungin Mol.-® jo Schmelz- temperatur 1 Anmerkung Ca Si 03 Mn Si 03 100 0 1290 1380 90 10 1280 1360 80 20 1260 1340 70 30 1250 1320 60 40 1230 1290 50 50 1200 1270 40 60 1180 1250 30 70 1130 1220 ( Minimum nach A. S. Ginsberg bei 20 80 1110 1180 \ 12,8 °/o CaSi03. 87,2 °/0 MnSiO, 10 90 1080 1150 Minimum nach St. Kallenberg 0 100 1120 1180 Zur Ermittlung der Schmelzpunkte wurden aus dem Innern der Schmelzkuchen Kristalle herauspräpariert und auf gleiche Korngröße gebracht. Ungefähr 5 bis 10 Milligramm wurden im C. DoELTER’schen Heizmikroskop der Schmelzpunktbestimmung unter- worfen. Die Versuche wurden ausschließlich in Platinschälchen vorgenommen und die Erhitzungsgeschwindigkeit derart reguliert, daß die Temperatur in einer Stunde nicht mehr als um 30° stieg. Die Resultate der Schmelzpunktbestimmung gibt die Kurve auf p. 390 wieder. Das hexagonal1 oder monoklin2 kristallisierende Calcium- metasilikat gibt mit dem triklin kristallisierenden Rhodonit eine 1 C. Doelter, N. Jahrb. f. Min. etc. 1886. I. p. 124; J. H. L. "Vogt, Beiträge zur Kenntnis der Gesetze der Mineralbildung in Schmelzen. Kristiania 1892. I. p. 66. 2 A. L. Day, Tscherm. Min. u. petr. Mitt. 26. p. 219. 1906. St. Kallenberg, •190 Fig. 1. ununterbrochene Reihe von Mischkristallen. Es herrscht also Über- einstimmung' mit den Ergebnissen, die Ginsberg gefunden hatte. Das Minimum fand Ginsberg bei der Konzentration 87,2 °/o Mn Si03 und 12,8% CaSi03 gelegen. In unserer Mischungsreihe liegt das Minimum bei 90% MnSi03 und 10ü/o CaSi03. Der Unterschied zwischen beiden Bestimmungen liegt inner- halb der Fehlergrenze. Ginsberg bezeichn ete das System als ein isomorphes. Nachdem aber das künstliche Kalksilikat hexagonal (1. c.) oder monoklin (1. c.) mit kleinem Achsenwinkel (2E = 0 — 8°) kristallisiert und der Rho- donit triklin ist, erscheint es uns zweckmäßiger, die Reihe als iso- dimorph zu bezeichnen. Es wäre möglich, daß auch das Mangan- metasilikat, ähnlich wie das Calciummetasilikat, in zwei dimorphen Formen existiert. A. Gorgeu 1 hat auch den künstlichen Rhodonit als monoklin bestimmt, und Ginsberg spricht, um die Isomorphie zwischen CaSi03 und MnSi03 zu erklären, die Vermutung aus, daß Rhodonit auch in einer monoklinen Modifikation Vorkommen kann. Alle in der Natur vorkommenden Rhodonite entsprechen nicht der Formel des chemisch reinen Rhodonits, sondern sind Mischungen des Mn- Silikates mit hauptsächlich Ca-, Fe- und Mg- Silikat. Der natürliche Rhodonit kann , wie die Analysen in C. Doelter’s Handbuch der Mineralogie angeben , bis 40 % Ca- oder Fe-Silikat aufnehmen , während der Gehalt von Mg-Silikat nicht mehr als höchstens 10% beträgt. Doch sieht man, wie 1 P. N. Tschirwinsky, Künstliche Mineraldarstellung, p. 342. Vorläufige Mitteilung über das System CaSi03— Mn Si03. 391 schon C. Doelter in seinem Handbuch bemerkt hat, daß Mischungen mit viel CaO und gleichzeitig viel FeO nicht existieren. Demgemäß sind auch die physikalischen Eigenschaften der natürlichen Rhodonite keine konstanten. Allen Rhodoniten ge- meinsam ist aber die negative Doppelbrechung. Künstlichen Rhodonit haben L. Bourgeois1 und A. Gorgeu2 dargestellt. Bourgeois benützte eine Mischung von Mn02 und Si02. Er erhielt kleine Prismen, welche nach den Flächen { 1 0 0 J und (110} spalteten. Bei Anwendung von Mn Cl2 erhielt er sehr schöne Kristalle bis zu 0,5 mm. A. Gorgeu erhitzte ein Gemenge von MnCl2 und Si02 in einem mit Wasserdampf gesättigten Wasser- stoff- bezw. Kohlensäurestrom und erhielt kleine hellrote Kristalle von Rhodonit. Neben Rhodonit wurde auch etwas Tephroit erhalten. C. Doelter erhielt auch Rhodonit durch Zusammen- schmelzen von MnO und Si02 im Kurzschlußkohleofen. J. H. L. Vogt3 fand in den Schlacken eines manganreichen Roheisens zahlreiche Rhodonitkristalle, die kristallographisch gemessen werden konnten. Wir versuchten Rhodonit im Rohleofen herzustellen und er- hielten eine blasenfreie Schmelze ohne Hohlräume, die vollständig kristallisiert war und aus einem Aggregat bis 5 mm langer, rosarotgefärbter und gut ausgebildeter Rhodonitkristalle bestand. U. d. M. gewahrt man langgestreckte Prismen , deren Flächen Winkel zwischen 70 — 72° einschließen. Bei den natürlichen Rhodo- niten schließen die Flächen { 1 00} und {00 1) einen Winkel von 72° 36,5' ein. Es dürfte sich also wahrscheinlich auch bei den künstlichen Rhodoniten um diese zwei Flächen handeln. In mehreren Schnitten wurden die x^uslöschungswinkel gemessen und der Winkel in a {100} zu ca. 31° im spitzen Winkel a bestimmt. Wäre der synthetische Rhodonit wirklicli monoklin, wie A. Gorgeu behauptet, so müßten einige Schnitte aus der ortho- diagonalen Zone gerade Auslöschung besitzen, was nicht beobachtet werden konnte. Der optische Charakter unserer Rhodonitkristalle ist im Gegensatz zu dem aller natürlichen Rhodonite positiv. Aus der Literatur über künstlichen Rhodonit geht nicht hervor, welchen Charakter der Doppelbrechung die von den oben erwähnten Forschern dargestellten Rhodonite besitzen. Man könnte vermuten, daß der optisch positive Charakter der Doppelbrechung eine zweite Modifikation des Mangansilikates charakterisiert. Um diese Frage näher zu studieren, wurden folgende Versuche ausgeführt: Zuerst wurde das spezifische Gewicht des künstlichen Rliodo- 1 L. Bourgeois, Bull. soc. fr. min. 1883. 6. p. 64. 2 A. Gorgeu, Bull. soc. fr. min. 1887. 10. p. 264. 3 J. H. L. Vogt, Beiträge zur Kenntnis der Gesetze der Mineral- bildung etc. Archiv for Mathematik og Naturvidenskab. 13 u. 14. Kristiania. 392 St. Kallenberg, nits nach der Pyknometer nietliode geprüft und zu 3,63 + 0,04 bestimmt. A. Gorgeu gibt für synthetischen Rhodonit die Zahl 3,68 an. Ginsberg fand 3,35, welche Zahl zu niedrig erscheint. Das spezifische Gewicht der natürlichen Rhodonite , die außer MnSi03 noch andere Bestandteile enthalten, schwankt nach Doelter1 zwischen 3,4 — 3,7. Die Differenzen sind so gering , daß man daraus nicht auf die Anwesenheit einer dimorphen Form Schlüsse ziehen dürfte. Möglicherweise existiert aber zwischen dem spezifischen Gewicht eines in der Natur bisher noch nicht bekannten reinen Rhodonits und dem synthetischen Produkt doch ein kleiner Unterschied (vergl. Wollastonit spez. Gewicht 2,91, hexagonales Kalksilikat 2,86 — 2,90). Auch die Lichtbrechungsunterschiede sind so unbedeutend, daß sie nicht zur Aufklärung beitragen. Der Lichtbrechungs- index Nß eines natürlichen Rhodonits zum Beispiel aus Längban ist zu 1,73 bestimmt2, und die Lichtbrechung des synthetischen Rhodonits liegt nach Ginsberg3 bei 1,74. 15 g natürlicher Rhodonit von Franklin wurde im Kohle- ofen geschmolzen und dieselbe Zeit (30 Minuten) abgekiihlt wie das synthetische Produkt. Die erstarrte Schmelze ergab optisch negative Kristalle. Dieser Rhodonit enthält als Beimengung auch Eisensilikat, und es war daher zu vermuten, daß ähnlich wie im System Enstatit — Hypersthen die Beimengung des Eisen- silikates die Ursache für die Änderung des optischen Charakters der Doppelbrechung ist. Forsterit wird durch Zusatz von ca. 1 5 % Fayalit optisch negativ4. Es wurde also zu dem synthetischen Rhodonit allmählich bis 20 °/o Eisenmetasilikat hinzugefügt und der optische Charakter der Kristalle verglichen. Die Kristalle erwiesen sich trotz der Beimengung an FeSi03 auch jetzt noch als optisch positiv. Man könnte nun vermuten, daß infolge der raschen Abkühlung Spannungszustände entstehen, welche diese Veränderung verursachen. Es wurde nach der Analyse eines Rhodonits von P a j s b e r g , Schweden 5 Si02 46,46 o/o MnO 41,88 „ Fe 0 3,31 „ CaO 8,13 „ MgO 0,91 . Summe .... 100,69 °/o 1 C. Doelter, Handbuch der Mineralogie. 2. p. 733. 2 Levy und Lacroix, Les mineraux des roches. 1888. p. 269. 3 A. S. Ginsberg, 1. c. p. 360. 4 C. Doelter, Handbuch der Mineralogie. 2. p. 8. 0 Hintze, Handbuch der Mineralogie. 2, p. 1165. Vorkiufige Mitteilung- über das System CaSi Os— Mn Si 0„. 393 eine Schmelze hergestellt und unter denselben Bedingungen kri- stallisieren gelassen. Die Kristalle waren homogen, und der optische Charakter der Kristalle entsprach dem der natürlichen Rhodonite, also optisch negativ. Der Rhodonit von Pajsberg enthält 8,13 °/o CaO; wenn man nun zu synthetischem Rhodonit in wachsender Menge Calci um metasilikat hinzufügt, so erhält man tatsächlich Kristalle, die bis zu einem Gehalt von 80°/o CaSi03 optisch negativ kristallisieren (das hexagonale Kalksilikat ist optisch positiv), nur die Mischung 90 °/o Ca Si 03, 10 % Mn Si 03 besteht aus optisch positiven Kristallen. Gleichzeitig vermindert sich auch der Achsenwinkel, der beim Rhodonit groß (ca. 70 °) und beim reinen Kalksilikat (ca. 0 — 8°) ist. Über die Lichtbrechungsverhältnisse der Mischungen zwischen MnSi03 und CaSi03 gibt folgende Tabelle einen Überblick: Zusammensetzung in Mol.-°/o. Mittlere Licht- brechung Optischer Charakter der Doppel- brechung Anmerkung Ca Si 03 MnSiOg 100 0 1,636 positiv 90 10 1,639 „ Weil die Skala des Refrak- 80 20 1,648 negativ tometers von Abbe-Pülf- 70 30 1,658 7) rich nur bis 1,70 reicht, 60 40 1,666 „ konnten die Brechungs- 50 50 1,678 » exponenten der beiden 40 eo 1,687 » letzten Mischungen (höher 30 70 1,698 als 1,70) nicht bestimmt 20 80 — 7) werden. 10 90 — 7) 0 100 1 1,714 positiv Die Brechungsquotienten deuten, ebenso wie die übrigen phy- sikalischen Eigenschaften, auf eine isomorphe bezw. iso dimorphe Mischungsreihe. Wenn man CaSi03 mit CaF2 zusammenschmilzt, so erhält man bekanntlich nicht das hexagonale (monokline) CaSi03, sondern den bei tieferen Temperaturen stabilen wirklichen Wollastonit, der optisch negativ ist. Es wäre möglich, daß auch bei Rhodonit durch Zusätze (Mn P2, Mn Cl2) eine bei tieferen Temperaturen stabile, optisch negativ kristallisierende Form entsteht. Aber die zu diesem Zweck ausgeführten Versuche gaben jedesmal dasselbe Produkt wie ohne Zusätze, nämlich optisch positive Kristalle. Flußmittel verändern die physikalischen Eigenschaften des Rhodonits nicht. Zusammenfassung. Künstliches Mangansilikat kristalli- siert in Kristallen, die dem natürlichen Rhodonit entsprechen, aber E. Riinann, 394 optisch positive Doppelbrechung besitzen. Durch Eisen-1 und Magnesiummetasilikat wird der optische Charakter nicht verändert, wohl aber durch Calcium metasilikat, das schon bei einem Zusatz von 5°/o den optischen Charakter von optisch positiv zu optisch negativ verändert. Auch durch Schmelzmittel erhält man nicht die optisch negative Form. Mn Si 03 und Ca Si 03 geben eine isodimorphe Mischungs- reihe mit einem Minimum entsprechend der Konzentration 90°/o MnSi03, 1 0 °/o CaSi03. Diese Notiz ist nur eine vorläufige und wird nächstens durch eine Mitteilung über die Systeme CaSi03 — FeSi03 und MnSi03 — FeSi03 vervollständigt werden. Mineralogisches Institut des Hofr. C. Doelter der k. k. Univer- sität Wien. Zur Entstehung von Kalaharisand und Kalaharikalk, insbesondere der Kalkpfannen. Von Eberhard Rimann in Rio de Janeiro. Mit 3 Textfiguren. Durch Passarge waren die geologischen Erscheinungen, welche für das gewaltige südafrikanische Becken der Kalahari so überaus charakteristisch sind, zum ersten Male eingehend erörtert worden 2. Zahlreiche Beobachtungen dieses Forschers hatten zu der Annahme einer im Verhältnis zur Jetztzeit regenreicheren Periode, der sog. Pluvialperiode, geführt. Die jüngeren Ablagerungen der Kalahari wurden als Kalahariformation bezeichnet und umfassen die Botletle- Schichten („eingekieselte Sandsteine und verkieselte sandige Kalk- steine“), den Boden von Kalkpfannen bildend, den Kalaharikalk („junge Kalke und Kalksandsteine, z. T. mit Diatomeen, Zweischale rn, Steppenschnecken“) und den Kalaharisand („ Wüstenablagerungen aus alter Zeit, aber z. T. von den Flüssen in der Pluvialzeit umgelagert“). Zur Kenntnis der Kalahariablagerungen sind weiterhin von Hermann 3, Michaelsen4 5 und Range 5 Beiträge geliefert worden. 1 Es hat sich später gezeigt, daß durch Zusatz von 30 — 40°/0 Eisen- metasilikat der optische Charakter der Doppelbrechung des Rhodonits von positiv zu negativ verändert wird. 2 Passarge, Die Kalahari. Berlin 1904; — , Südafrika. 1908. Kap. XV und XVI. 3 Hermann, Beiträge zur Geologie von Deutsch-Siidwestafrika. Zeit- schrift f. prakt. Geol. 1909. p. 372. 4 Michaelsen, Die Kalkpfannen des östlichen Damaralandes. Mitteil, aus den deutsch. Schutzgebieten. 1910. Heft 3. 5 Geologie iles Deutschen Namalandes. Berlin 1912. Zur Entstehung von Kalaliarisand und Kalaharikalk etc 3^5 Leider stehen mir alle diese Arbeiten liier nicht zur Verfügung, so daß ich darauf nicht weiter eingelien kann. Die Probleme, welche die Kalahari darbietet, sind: 1. die Existenz einer niederschlagreichen Periode in der jüngeren Vergangenheit (der sog. Pluvialperiode) und die Frage nach den Ursachen der heutigen „Trockenheit“ ; 2. die Entstehung der '„Sedimente“ der „Kalahariformation“ : Kalksandstein, Oberflächenkalk, Decksand; 3. die Entstehung der Pfannen, insbesondere der Kalkpfannen; 4. die Entstehung des Kalaharibeckens selbst. Auf den letztgenannten Punkt soll in dieser Arbeit nicht ein- gegangen werden. Meine diesbezüglichen Beobachtungen wurden in der südlichen Kalahari an dem westlichen Rand des Kalaharibeckens zwischen Windhuk — Olifantskloof einerseits und Kuh — Nuis andererseits ge- macht. Die Ergebnisse derselben haben also zunächst auch nur Gültigkeit für dieses Gebiet, und es bleibt späteren Forschungen Vorbehalten, nachzuprüfen, inwieweit diese Ergebnisse auf andere Teile der Kalahari zu übertragen sind, bezw. inwieweit meine an jene geknüpften weitergehenden Vermutungen sich als berechtigt erweisen. Zu 1 . Daß vor nicht allzulanger Zeit eine regenreichere Periode (sog. Pluvium) auch in diesem Teil der Kalahari geherrscht hat, geht z. B. aus den 30 m mächtigen Terrassenschottern hervor, welche den Lauf des Nossob etwa von Aais ab nach Süden beider- seits begleiten. Daß diese Flußschotter überhaupt noch erhalten geblieben sind , hat man dem Umstande zu verdanken , daß der genannte Teil des fast 2 km breiten Tales einen Grabenbruch darstellt. Nördlich von Aais sind die älteren Flußschotter nur noch als lose auf dem Untergrund liegende Gerolle zu beobachten. Aber währ eh d diese Flußschotterbänke nur beweisen, daß früher die Flüsse, die sich auch heute noch als solche kennzeichnen, reißend fließendes Wasser mit sich führten , daß sie außerdem auch in einem bedeutend breiteren Bett geflossen sind als heut- zutage, habe ich auch dafür Beweise gefunden, daß das Fluß- system ebenfalls ein ausgedehnteres gewesen sein muß. Es stellte sich nämlich bei Brunnenarbeiten in Kalkpfannen heraus, daß diese Kalkpfannen ausgetrocknete und zugekalkte Flußläufe darstellen. Es erhebt sich nun die Frage nach den Ursachen der (schein- baren?) Niederschlagsabnahme. Die Klagen darüber reichen weit zurück. So schreibt Andersson in seinen „Reisen in Südwest- afrika bis zum See Ngami in den Jahren 1850 — 1854“ : „Sowohl Namaquas als Damaras klagen sehr darüber, daß es jetzt nicht mehr soviel regnet, wie noch vor einem halben Jahrhundert. Die zahlreichen früheren Flußbetten auf den weitgestreckten Sand- E. Rimann, 396 ebenen und die tiefen zerklüfteten Abhänge lind Seiten der jetzt verbrannten und verwitterten Höhen lassen deutlich erkennen, daß fast das ganze Land nördlich vom Oranjefluß, soweit Europäer vom Kap aus vorgedrungen sind , in früheren Zeiten weit mehr bewässert war.“ Passarge legt den heutigen Klagen über die Abnahme der Niederschläge die starken Schwankungen in dem jährlichen Regen- fall zugrunde. Gewiß ist in Anbetracht der erst kurzen Zeit, seit Messungen der jährlichen Niederschlagsmengen in Südwestafrika erfolgen, eine Diskussion darüber heute noch nicht angängig. Der üppige Gras wuchs und Baumbestand, das Vorhandensein genügend reichlichen Grundwassers in nicht sehr großer Tiefe, die zahlreichen Quellen in dem von mir bereisten Gebiet lassen jedenfalls die Ab- nahme der Regenmengen nicht sehr bedenklich erscheinen. Was man auf Grund der geologischen Verhältnisse z. B. in dem Mittel- lauf des Nossob feststellen kann, ist folgendes : a) In alluvialer Zeit bestehen die Flußabsätze nur aus feinem Schlamm. Bei Farm Nollau ist die Mächtigkeit des alluvialen Flußlehms z. B. >6 m. Geröllmassen werden nicht mehr trans- portiert. Nur zur Regenzeit füllen sich wenige Meter breite Rinnsale mit dem Niederschlagswasser. b) In voralluvialer Zeit war das Flußbett kilometerbreit und wurde erfüllt mit groben Schottermassen und feinen Flußsanden. Im allgemeinen stellen jene die älteren, diese die jüngeren Fluß- ablagerungen dar L c) Ein Teil der Flußläufe ist heute gar nicht mehr als solche erhalten geblieben, vielmehr sind die Flußbetten allmählich verkalkt worden und stellen heute ein System von hintereinanderliegenden Kalkpfannen dar. Ein Übergangss'tadium von Flußbetten zu einem System hintereinanderliegender Kalk-(Lehm-)pfannen stellen die sog. Omuramben der Omaheke dar. Die Erklärung für diese Erscheinungen liegt meines Erachtens in den tektonischen Verhältnissen. Das Tal des Nossob in seinem Lauf von Aais ab stellt einen Grabenbruch dar. Es wird außer- dem von zahlreichen Quer Verwerfungen durchsetzt. Diese tek- tonischen Vorgänge, die in den Übergang von der Pluvial- zu der Alluvialformation fallen, diese hervorrufend, haben nun zu einer bedeutenden Niveauveränderung geführt, auch innerhalb der einzelnen Flußläufe. Das Gefälle im ganzen mittleren Flußlauf des Nossob ist derartig gering, daß ein Transport grober Flußschotter heutzutage ganz ausgeschlossen erscheint. Bei anderen Flußläufen sind die Verschiebungen sogar derart gewesen, daß selbst der feine Detritus 1 Vergl. hierzu die bei Hermann a. a. 0. gegebenen Profile der Fluß- ablagerungen des Weißen Nossob bei Otjihokoro und Okasewa. Zur Entstehung von Kalaharisand und Kalaharikalk etc. 397 kein genügendes Gefälle zur Fortbewegung fand, er staute sich auf, trocknete aus und wurde vom Winde verweilt. Nur die in Lösung befindlichen Kochsalze sickerten durch und schieden sich über und zwischen den älteren Flußsanden und Flußschottern aus, bildeten Kalksandsteine und Konglomerate mit kalkigem Bindemittel und verursachten die allmähliche Verkalkung mancher Flußläufe. So entstand ein Teil der Kalkpfannen (vergl. weiter unten). Zu 2. Die Botletle-Schichten Passarge’s umfassen ein- gekieselte Sandsteine und verkieselte sandige Kalksteine. In dem von mir bereisten Gebiet spielen Sandsteine und sandige Kalksteine an dem geologischen Aufbau des Untergrundes eine große Rolle. Sie gehören den einzelnen Sandsteinhorizonten der Namaformation und der Karrooformation an. Kalksandsteine z. B. sind die unteren WTiterbergsandsteine der oberen Namaformation. Auch innerhalb der Schwarzkalkschichten gibt es Kalksandsteinhorizonte. Von diesen Kalksandsteinen, bei denen die Kalkspatkörnchen den übrigen Bestandteilen des Sandsteines zeitlich durchaus äquivalente Gemeng- teile sind, sind zu unterscheiden solche Kalksandsteine, bei denen das Calciumcarbonat erst durch die Regenwässer in die Sandsteine (oder losen Sand) einfiltriert worden ist,. Solche sekundär durch Kalkspat verkitteten Sandsteine findet man in dem behandelten Gebiet z. B. ganz naturgemäß unter den Kalkpfannen, aber auch unter dem roten Kalaharisand. Die Flußsande des Nossob und anderer Flüsse, die in der Pluvialperiode abwechselnd mit Bänken grober Gerolle abgelagert wurden, sind meistenteils ebenfalls Kalk- sandsteine geworden, da sich unter den Flußschottern in großer Häufigkeit Gerolle von Schwarzkalk der unteren Namaformation befinden, die bei ihrer Auflösung den Zement für die Flußsande liefern. Es handelt sich also bei dieser zweiten Art von Kalksand- steinen um sekundäre, durchaus lokale Bildungen, welche man, wenigstens in dem behandelten Gebiet, nicht einer besonderen Formation zurechnen kann. Ihre Entstehung beginnt am Ende der Pluvialperiode und setzt sich bis in die Jetztzeit fort. Die Einkieselung von Sandsteinen und die Verkieselung von Kalksteinen sind Vorgänge, die nicht nur auf die Kalahari be- schränkt sind, sondern in jedem ariden Klima beobachtet werden können. Wie ich schon oben erwähnte, sind der rote Decksand der Kalahari und der schmutzig-weiße Oberflächenkalk der Kalahari in dem hier behandelten Gebiet verbreitet. Was nun zunächst den roten Kalaharisand betrifft, so ist das Rätsel der immensen Sandaufschüttungen keineswegs so unlösbar. Zunächst einmal ist die Decke von Sand zwischen Gobabis und Aminuis nur sehr unbedeutend. Zwischen dem 22. und 23.° süd- licher Breite tritt der anstehende Sandstein meist zutage. Aber auch südlich davon findet man an sehr vielen Punkten, wo nur 398 E. Rimann, wenige Meter tiefe Brunnen gemacht worden sind, das anstehende Gestein und selbst in dem losen Decksand Lesesteine genug, welche den Charakter des Untergrundes verraten. Bei Aminuis und Nuis treten Diabas bezw. Schwarzkalkschichten (Tonschiefer, Schwarz- kalk) zutage. Aus meinen Beobachtungen ergab sich, daß der Kalaharisand das Zerfallsprodukt der im Untergründe befindlichen Nama- und Karroosandsteine und Diabase darstellt. Durch das Einsetzen des Windes wurden die losen Sande zu Dünen zusammen- gehäuft. Die heute üppig bewachsenen Dünen sind in dem Dreieck zwischen Aais, Arahoab und Aminuis sehr zahlreich, so z. B. auf der etwa 5U km langen Strecke zwischen Arahoab und Aminuis über 40 an der Zahl. Die Aufschüttungshöhe mag im Durch- schnitt nicht mehr als 10 m betragen, und wenn man sich — worauf schon Range hinweist1 — diese Sandaufhäufungen in unserem Gebiet in eine Ebene ausgebreitet denken würde, so würde man auf diese Weise kaum einige Zentimeter Aufschüttung erhalten. Dieser Betrag stellt aber in gar keinem Verhältnis zu dem ge- waltigen Betrag der Abtragung der Sedimente. So sind in dem Gebiet bei Aais von der ca. 2000 m mächtigen oberen Namaformation nur wenige Meter erhalten geblieben. Bei Nuis ist nicht nur die obere Namaformation, sondern auch die gesamte Karrooformation, deren obere Horizonte z. B. westlich davon bei Acliab in hori- zontaler Lagerung durch Einbrüche vor der Abtragung erhalten geblieben sind, abgetragen worden. Anstatt nach Ursachen zu suchen (Transport durch die Flüsse), auf welche die Anhäufung der Sande zurückzuführen sein könnte, müßte man auf Grund der geologischen Tatsachen vielmehr fragen : wo sind die ungeheuren Massen, welche abgetragen wurden, hingekommen? So wenig wie der Kalaharisand auf die Kalahari beschränkt ist — genetisch ist der Platsand zwischen Aub und Rehoboth genau dasselbe, nämlich das in situ liegengebliebene Zerfallprodukt des Untergrundes — , so wenig ist es auch der Kalaharikalk. Dieser weiße Oberflächenkalk, der meistens noch zahlreiche, schwer zersetzbare Fragmente aus dem Untergründe , auf dem er liegt, enthält, findet sich z. B. in Deutsch-Siidwestafrika überall dort, wo Regenwasser auf kalkhaltigem Boden verdunsten kann, und zwar bildet er sich noch heute. Es ist also unrichtig, die Ent- stehungszeit des Kalaharikalks in die Pluvialperiode zu verlegen. Man kann sogar mit ziemlicher Sicherheit behaupten, daß die Ent- stehung des Kalaharikalkes am Ende der Pluvialperiode beginnt und gewissermaßen in die nachfolgende Trockenperiode hinüber- leitet, in der er sich, wie gesagt, noch heute bildet. Das Auf- treten von Gastropoden und Lamellibranchiaten ebenso wie von Diatomeen und Sumpfpflanzen in dem Kalktuff einiger Kalkpfannen hat für die Frage nach der Entstehung der Pfannensedimente keine a. a. 0. p. 57. Zur Entstehung von Kalaharisand und Kalaharikalk etc. 399 Bedeutung. Es handelt sich durchweg um von den Flüssen aus durch Wasservögel u. dergl. verschleppte Formen. In dem hier behandelten Gebiet kann man das Auftreten des Kalaharikalkes nach drei Gruppen unterscheiden: Der Kalaharikalk wurde von mir beobachtet a) als Konkretion verschiedenster Größe in dem roten Deck- sande liegend, b) in zusammenhängenden Bänken, c) in Kalkpfannen. a) Zwischen Kaitsaub und Klein-Ums, auch bei Groß-Ums, findet man in dem losen Sande liegend zahlreiche Kalkkonkretionen von Daumen- bis Faustgroße, bald rund, bald nierig, brotlaib- ähnlich usw., welche genetisch durchaus den „Lößmännchen“ ent- sprechen. Da die Sandsteine, welche in dem behandelten Gebiet weitaus am verbreitetsten sind, teils reich an kalkhaltigen Gemeng- teilen sind, wie Plagioklas, teils aber auch von vornherein als Sandsteine mit kalkigem Bindemittel ausgebildet waren, da ferner über das ganze Gebiet hin die dolomitischen Kalksteine der Schwarz- kalkschichten einstmals ausgebildet gewesen sind, wofür die geo- logischen Aufnahmen zahlreiche Beweise erbrachten , so ist der Kalkgehalt der Decksande und der oberen Zonen des Untergrundes absolut keine auffällige Erscheinung. In dem größten Teil des bereisten Gebietes tritt indes der Oberflächenkalk, wenn wir von den Kalkpfannen zunächst noch absehen, sehr in den Hintergrund. Erst bei Achab, nördlich Aminuis, kann man b) eine zusammenhängende Schicht von Kalaharikalk be- obachten, welche sich von da bis Nuis erstreckt und im Gegensatz, zu den reich bewachsenen Grasflächen nur einem kümmerlichen Gras- und Strauchbestand Nahrung bietet. Es muß bemerkt werden, daß diese Bank eines dichten, gelblichweißen Kalksteins nicht aus einzelnen Konkretionen besteht. Für ihre Entstehung ist viel- mehr die Tatsache wichtig, daß sich an vielen Stellen zwischen Achab und Nuis, besonders aber bei Nuis selbst, zahlreiche Bruchstücke von unverändertem Schwarzkalk in dem Oberflächenkalk liegend, beobachten lassen. Es wurde nicht nur der innerhalb der Schwarzkalkschichten liegende dolomitische Schwarzkalk, sondern auch ein pseudoolithischer Kalksandstein, eine Strandfazies, die ich auch im Bastardlande bei Nauserus inner- halb der Schwarzkalkschichten beobachtet habe, von mir bei Nuis aufgefunden, so daß man sogar in der Lage ist, annähernd den Horizont dieser in situ in Oberflächen kalk metamorpho- sierten Schwarzkalk bank anzugeben. Diese Beobachtung ist außerdem einer der Beweise, daß die Schwarzkalkschichten ursprünglich über den größten Teil der südlichen Kalahari sich ausgebreitet haben müssen, indessen nur lokal durch Einbrüche vor Abtragung bewahrt blieben. Die überaus 400 E. Rimann, Zur Entstehung von Kalaharisand etc. häutigen Schwarzkalkgerölle in den Pluvialschottern des Nossob sind ein weiterer Beweis dafür. c) Größere Verbreitung indes als den vorliergenannten zu- kommt hat der Kalaharikalk in den Kalkpfannen, und ich komme damit auf die Entstehung der Pfannen und besonders der Kalk- pfannen zu sprechen. Zu 3. Passarge unterscheidet: Sandpfannen (mit Quellwasser und mit einem aus teigigem Kalktuff bestehenden Boden) in den nördlichen Teilen der mittleren Kalahari ; Kalkpfannen in der mittleren Kalahari aus den ersteren nach Versiegen der Quellen hervorgegangen ; Brackpfannen, besonders in der südlichen Kalahari, von auf- fallend großer Ausdehnung, als trocken gelegte Seebecken aufzufassen. Bange teilt die Depressionen im Innern des Landes auf Grund der c h em i s cli e n Beschaffenheit des Pf annen b o dens ein in Sand-, Lehm- und Kalkpfannen , nach der Beschaffenheit des in ihnen enthaltenen Wassers in Brack- und Süßwasserpfannen. Diejenigen Pfannen, in denen sich nach der Regenzeit Kochsalz ausscheidet, werden als Salzpfannen bezeichnet. Die Bezeichnung „Vley“, welche die Eingeborenen für einige De- pressionen haben, ohne indes selbst einen klaren Unterschied zwischen Vley und Pfanne zu kennen, wurde von Range in Übereinstimmung mit Passarge fallen gelassen. Ich schließe mich diesem Vorgänge an. Die Einteilung in Süßwasser-, Brack- und Salzpfannen ist meines Erachtens für wissenschaftliche Zwecke nicht brauchbar. Der Unter- schied im Salzgehalt des im Untergrund der Pfannen zirkulierenden Wassers ist nur ein gradueller, so daß also zunächst einmal keine scharfen Grenzen zwischen diesen Gruppen gezogen werden können. Der Salzgehalt hängt ab von dem Grade der Zersetzung des Untergrundes, welcher von dem Wasser durchzogen wird, ferner von dem Umfang des Gebietes, aus welchem der Wasserstelle (Brunnen oder primitives Wasserloch) das Wasser zuströmt, und schließlich wesentlich von der Niederschlagsmenge. So ist z.B. das Wasser eines Brunnens im alten Flußbett des Schwarzen Nossob in Kaitsaub kurz nach der Regenzeit bedeutend brackiger als späterhin. In Aminuis ist Wasser aus dem Brunnen am Rande der Salz- pfanne stark brackig, ein wenig abseits in dem noch ziemlich frischen Diabas aber süß. Hier liegt noch ein weites Feld für die Forschung vor, die Beziehungen zwischen der Beschaffenheit des Grundwassers, den geologischen und klimatischen Verhältnissen an den Pfannen der Kalahari zu studieren. In dem von mir durchreisten Gebiet fehlen nach dieser Hinsicht noch alle Unter- suchungen, und ich selbst konnte mich erst in zweiter Linie mit dem Pfannenproblem beschäftigen. (Schluß folgt.) Th. Buri, Ueber Glazialspuren im oberen Breggebiet etc. 4QJ Über Glazialspuren im oberen Breggebiet und in den benachbarten Gegenden des mittleren Schwarzwaldes. Von Th. Buri in Mannheim. Mit 2 Textfiguren. (Schluß.) Wie sich meiner Ansicht nach von den verhältnismäßig zahl- reichen anderen Buckeln der gleichen Meereshöhe auf Bl. Furt- wangen die meisten aus dem Typus im Langgrund ableiten lassen, zeigen die Fig. 3 und 4 der Abb. 1. Der Unterschied ist gering: Nur der Grat oberhalb des Rundhöckers ist der Erosion zum Opfer gefallen und von der ehemaligen höheren Steilstufe ist bloß noch der Rest erhalten, welcher dem Rundhöcker gleichsam als Sockel dient und eng im Umriß mit ihm verschmolzen ist. Die Erosions- rinne ist gewöhnlich ganz einseitig, die andere Seite demgemäß nur schwach ausgefurcht, so daß mit ihr der Sockel wie mit einer Art Brücke eine Verbindung oder Anlehnung zum betreffenden Ufer gewinnt. Diese „Brücke“ wäre dann ein weiterer Rest des früheren, höheren Talbodens und zusammen mit dem Sockel des Rundhöckers ein bescheidenes Äquivalent des im Langgrund erhaltenen Grates. Das stellen die in Fig. 4 der Abb. 1 von den Buckeln aus ans Ufer hinüberreichenden Scliraffen dar und ist durch das B („Brücke“) in Fig. 3 der Abb. 2 angedeutet. Freilich wird uns die „Brücke“ nicht so genau wie der Grat des Langgrundes das Niveau des früheren, höheren Talbodens angeben, und der die „Brücke“ über- ragende Teil des Buckels wird ebensowenig genau der Rundhöcker sein, da auch an der „Brücke“ eine Zeitlang die Schmelz wasser erodiert haben mögen. Höchstens erhalten wir nach Abb. 2,3 einen Maximalwert R für den Rundhöcker und einen Minimalbetrag S für den Höhenunterschied zwischen der oberen (punktierten) und der unteren (gestrichelten) Talstufe. Als ein treffliches Beispiel der so gekennzeichneten, isolierten oder durch eine Art Brücke an die eine Talseite angelehnten Er- hebungen nenne ich den stattlichen, auf Bl. Furtwangen ausgezeich- neten, mitten im oberen Rohrbachtale (einem linken Seitentale der Breg) gelegenen Hügel mit Sign. 947,5. Er entspricht etwa der Abb. 2,3. Ferner greife ich hoch den steilen, kleinen Buckel im Streiclienbach-Urach mit Sign. 950,6 (geologisch nicht markiert) heraus. Dessen Bedeutung liegt in seiner Lage auf Bl. Furtwangen nahe der (südlichen) Grenze gegen Bl. Neustadt; er ist also recht geeignet, den ununterbrochenen Bestand der 950 m- Stufe über beide Blätter nachzuweisen. Für das interessanteste aller dieser Gebilde halte ich aber den wohl 20 m hohen Hügel, welcher in der NW-Ecke des Blattes Furtwangen einen Teil des Talausganges des Neuweg in den Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 26 402 Th. Buri, Katzensteig abriegelt; er ist nach der Hölienzahl 943,9 auf der Karte leicht zu linden. Seine Größe, seine seltsame Form und seine Lage nahe an der Talwand, von der er jedoch wieder durch eine Einsattelung („Brücke“) getrennt ist, mögen der Grund sein, weshalb er auf der Karte geologisch nicht ausgezeichnet wurde. Die Kenntnis der beschriebenen Formenreihe läßt jedoch keinen Zweifel darüber aufkommen, daß er ein Glied derselben ist. Seine Spitze ist olfenbar ein Rundhöcker und lenkte durch ihre Lage weit auf der linken Talseite das Wasser auf die ganze rechte Seite ab, welches so zu einem mäßig breiten Erosionstal neben dem noch aufragenden Höcker umgestaltet wurde. Dieser stimmt in den Größenverhältnissen etwa mit dem beschriebenen großen Buckel (947,5) im oberen Rohrbach überein und in der Lage zum Ufer sowie in der Gestalt ziemlich mit einem anderen, kleineren, eben- falls im Rohrbach, nur wenig weiter aufwärts gelegenen, wie ich ihn in der Abb. 1,4 oberhalb der großen Erhebung wiedergegeben habe. Diese Ähnlichkeiten (neben so gut übereinstimmender Höhen- lage) bilden wertvolle Anhaltspunkte zum Verständnis des sonst so bizarr erscheinenden Hügels in der Neu weg-Mündung am Katzen- steig. Bei 1030 m findet sich im oberen Neuweg ein kräftiger Granit-Rundhöcker und hinter diesem eine große, flache Depression. Auf p. 403 habe ich die bisher behandelten Zeugen eines Gletscherstandes bei 950 m Meereshöhe zusammengestellt. Eine solche Übersicht läßt die Zusammengehörigkeit dieser Bildungen erst in vollem Maße erkennen und verleiht ihnen dadurch erst ihre ganze Beweiskraft. Die auffällige Übereinstimmung der typisch glazialen Formen, unter denen allerlei Übergänge, auch Rundhöcker auftreten, und die oft erstaunlich einheitliche Höhenlage lassen keinen Zweifel darüber aufkommen: Die „rund höcker- artigen Erhebungen“ auf Bl. Furtwangen sind das Produkt eines Gletscherstandes bei 950 m Meeres- höhe, den wir zugleich für Bl. Neustadt, d. h. für das ganze ausgedehnte Quellgebiet der Breg und dessen Umgebung als gültig nach ge wiesen haben, soweit die gletschererzeugenden Berge gegen 1100 m oder mehr Höhe erreichen. Ich möchte auch den eingangs genannten Mühlebiihl auf Bl. Eizach (Sign. 958,7), welcher in so auffälliger Weise das obere Elztal abringelt, hierher .rechnen. Damit würde sich für den ganzen Ostkamm des mittleren Schwarzwaldes eine weitgehende Übereinstimmung der glazialen Formen ergeben, die sich auch auf die östlichen Ausläufer erstreckt. Von diesen haben wir den höher gelegenen Anteil auf den Blättern Neustadt und Furtwangen bereits kennen gelernt, und es bleibt nur noch über die nord- und ostwärts sich verflachenden Tabelle glazialer Stufen, Riegel und Rundhöcker bei 950 m im mittleren Schwarzwald. Ueber Glazialspuren im oberen Breggebiet etc. 403 pq CO CO ✓ — v 05 ü pCf :CÖ ~ ’g -5 0 S, — Sd £ co £ 5 a b +- o Cd P5 CU H3 go » p cu :cö 3 55 g R R 3 R R R p; p? iO l>^ iß^ 05 00^ 1-1 t}< 1—1 r~~' cT rH CM , s 3 3 3 3 ^ p 3 « K> Tfi 3 R R 2 R R R O >o o iS bß o CO C* co CO iß^ CO T— o 1 5 CM -n (M crf co' osT osT ’S rH 1 Cö T— 1 rH rH 00 co CD rH ° 'S rH rH rH •— o o o o Z* 3 iS ~ H 05 t-H CO fi cö £ 55 -u Uh o co o o 55 NNO 525 co Eh N P fa -*U> -P> ° SO .02 iS co .3 O io £ 5 O 55 O 3 p R R p » R R R R o co cc co^ °5„ o iO iß H' co~ cT o r-' I> 00^ rH .o co iß iß 00 Tf 'Sji 05 s 05 05 05 05 05 05 05 05 P p eö* P cö ü R bt> R R .Bf o .bß R R CO co co PS N 2 -u p •p p 55 Ü ----- CO .bß Pb" ’S ^2 HU) .rH CO 2 ö 13 .S M pq ^ p .bß co p _ O 'S' 4) Uh CO 41 0/3 £ s - — ' Eh g E) P CD r- ^ O) •S H an den gehobenen Strand der Haenkeinsel brachten. Dieses steile Felseiland von etwa 800 m Länge und 158 m Höhe zeigt schöne Rundhöckerformen. Es ist durch das Erdbeben von 1899 um 17—19 Fuß (5,18—5,79 in) gehoben und von einer alten üferterrasse umgürtet, die während eines offenbar sehr langen Ruhezustandes vor dem Beben bis zur Breite von 100 Fuß (30 m) in das harte Gestein eingeschnitten ist. Wir machten an der Westseite der Insel einen Spaziergang auf dieser blank ge- waschenen, jetzt dem Anprall der Eisberg- und Sturmwellen entzogenen Terrasse bis zu einer Klippe, an der noch Seepocken (Baianus porcatus oder cariosus) hafteten, die dort vor dem Erd- beben gewachsen waren. Der Felsboden war mit Mytilus- Schalen bestreut. Nach diesem Abstecher fuhren wir nachmittags 4^ Uhr in die Yakutat Bay hinaus. Vom Ozean , über den Regenschauer zogen, wogte eine breite Dünung herein. In drei Seemeilen Ab- stand folgten wir lange Zeit der Malaspinaküste ; näher mochte der Kapitän sein F alirzeug nicht führen , weil vor dieser Küste infolge der Gletscherbach-Anschwemmungen weithin seichtes Wasser ist. Wieder erschien uns der Gletscher wie ein langes, sehr ebenes Waldplateau von etwa 200 m Höhe, über dem wie ein Wasser- spiegel ein zarter Streifen des weißen Eisspiegels schimmerte. Während wir uns dann von ihm entfernten, verzogen sich die Wolkenballen von den Flanken des Hochgebirges. Ein Gipfel nach dem anderen wurde im weißen Schneekleide sichtbar, und zuletzt trat der herrlichste von allen, der St. Eliasberg, in voller Majestät hervor. Anfangs erschien nur sein Gipfel als kleines, weißes Dreieck hoch über den Wolken, und wie er so der Erde entrückt zu schweben schien, wollte es uns fast undenkbar scheinen, daß Menschenfuß diese gewaltige Höhe betreten hat. Der Herzog der Abruzzen hat im Sommer 1897 mit einigen auserwählten italienischen Alpenführern diese Tat vollbracht. Lange leuchtete der Berg im reinen Abendrot uns nach, während wir auf dem unruhigen Ozean unter Regenschauern und kalten Windstößen die Fahrt nach Süden wandten. In der Frühe des 6. September passierten wir Kap Spencer und gegen Mittag hatten wir, in die Gletscherbucht (Glacier Bay) einlenkend, uns der Front des Muirgletschers auf sechs See- meilen Abstand genähert. Dieser gewaltige Gletscher befindet sich in rapidem Rückgang, worüber L. Martin im Guide Book No. 10 an Hand von Kartenskizzen eine interessante Übersicht gibt. Das Nährgebiet des Muir befindet sich im Bergland östlich der Fair weatherkette ; es bildet im großen und ganzen einen nach Süden offenen Halbkreis, überragt von 5 — 7000 Fuß (1560 — 2700 m) hohen Kämmen, und wird auf 800 Quadratmeilen (2000 qkm) ge- schätzt mit mehr als 3 5 ‘ > Quadratmeilen (900 qkm) Gletscherfläche. Die Geschichte des Gletschers ist kurz folgende: Genau wie die 414 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen Gletscher der Yakutatgegend haben auch diejenigen der Glacier Bay, also der Muir, der Grand Pacific und seine zahlreichen Nachbarn, in alter Zeit eine unvergleichlich größere Ausdehnung gehabt als gegenwärtig. Dieser ersten Ausbreitung folgte, ebenfalls analog den Yakutatgletschern, ein Rückzug auf ein noch kleineres Maß als jetzt und ein Vordringen vollwüchsiger Wälder entlang den Fjordküsten bis in gegenwärtige Eisgebiete. Zur selben Zeit, in der dann der jüngere große Vorstoß der Russellfjordgletscher er- folgte, rückte auch der Muir wieder vor, und zwar mindestens 34 Meilen (54 km) weit. Vancouver und Whidbey lernten ihn 1794 in diesem Stadium kennen, und W. Ogilvie fand ihn 1814 noch eine Meile weiter vorgestoßen. Dann folgte ein fast ununterbrochener Rückzug, und zwar von 1794 — 1880 um mindestens 24 Meilen (38 km) und bis 1890 um weitere 7300 Fuß (2200 m); zwischen 1890 und 1892 kam ein kurzer Vorstoß um 900 Fuß (270 m), dann bis 1899 ein langsamer Rückzug. Nach den großen Erd- beben, die in diesem Jahre auch die Glacier Bay heftig in Mit- leidenschaft zogen, obwohl sie allerdings dort keine Niveauverände- rungen zu bewirken vermochten, beschleunigte sich der Rückzug des Muir in auffallendem Maße. Er betrug von 1899 — 1903: 12 620 Fuß (3830 m), 1903 — 1906: 18480 Fuß (5610 m), 1906—1907: 1 3 200 Fuß (4000 m) und 1907—191 1: 2000 Fuß (600 m). Dabei nahm das vordem gerade, von einem Gestade des Muir Inlet zum anderen gestreckte Eiskliff eine immer tiefer einge- buchtete Gestalt an und verlängerte sich von 2800 m im Jahre 1892 auf 12 km im Jahre 1906. Mehrere Felshöcker, die vorher als Nunataks mitten im Eise lagen, rückten an den Rand und wurden schließlich freie Berge, die statt vom Eise von den Wellen des Fjords umbrandet wurden. Der Rückzug des Muir dauerte auch 1912 und 1913 noch an. Ganz analog ist der mächtige west- liche Nachbar des Muir am Reid Inlet, der Grand Pacific-Gletscher, obwohl er von einem anderen Firngebiet , nämlich den östlichen Abhängen des Fairweathergebirges genährt wird, seit John Muir’s Messungen im Jahre 1879 beständig zurückgewichen, und zwar ebenfalls mit besonderer Beschleunigung seit dem Erdbebenjahr 1899. Ein Zufall will es, daß gerade über ihn die Grenze zwischen den zur Union gehörigen Alaskaküstenstreifen im Süden und dem kanadischen Inland hinweglief. Durch seinen Rückzug hat sich von Süden her der Fjord „Reid Inlet“ über diese Grenze hinaus verlängert und für Kanada eine Hafenbucht geschaffen, deren Dauer allerdings recht fragwürdig ist; wenn ich nicht irre, schiebt näm- lich neuerdings der Grand Pacific sie wieder zu. Wir landeten an dem auf der Karte Fig. 27 des Guide Book mit J bezeichneten Nunatak , der jetzt eine steile, mit Moräne überschüttete Felseninsel bildet. In einiger Höhe über dem Wasser ragen aus dem blockreichen Grus des Abhanges Fichtenstümpfe in aufrechter Stellung hervor, die oben abgebrochen und mehr des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 4 15 oder minder stark auseinandergequetsclit sind. Sie stammen von großen, etwa 1 — 2 Fuß starken Bäumen eines Waldes, der hier vor dem letzten großen Vorstoß des Muir gewurzelt hat. Der Gletscher hat sie abgebrochen , gequetscht und verschüttet , und jetzt sind sie unter dem Eise wieder zum Vorschein gekommen. Auch auf der Ostseite des öden Berges sahen wir solche Stümpfe. Am Nachmittag fuhren wir wieder aus dem Muir Inlet heraus.. Während die Westküste mit einer vor den Bergfuß gelagerten mächtigen Kiesterrasse vor unseren Blicken vorüberzog, konnten wir durchs Glas auch hier einen Stumpfwald entdecken, der durch die Erosionsarbeit eines starken Baches in breiter Niederung frei- gewaschen war. Er sah ähnlich aus wie der von Curtis photo- graphierte, den man im Alaska werk der HARRiMAN-Expedition \ 2. p. 250, vorzüglich abgebildet findet. Das Wetter war umgeschlagen , wie zur Rechtfertigung der Vorsicht unseres Kapitäns. Wir blieben die Nacht über in den Gewässern der Jcy Strait und setzten am anderen Morgen (7. Sep- tember), nachdem uns Herr Martin behufs Fortsetzung seiner Studien in der Glacier Bay verlassen hatte, in Regen und Wind die Fahrt nach Skagway fort. Skagway liegt im innersten Nord- ostwinkel des Fördengebietes der südlichen Alaskaküste am Ende des Lynnkanals und ist der Eingangshafen zum Yukongebiet, dem wir nunmehr zustrebten. Da gegen Nachmittag Wind und Regen nachließen, bewilligte uns der freundliche Kapitän Mc Leod einen kleinen Abstecher zum Davidsongletscher. Dieser Gletscher liegt an der Westküste des Lynnkanals und empfängt seine Eis- massen von den großen Firnen des nordöstlichen Muirhochlandes, von wo er sich durch eine Gebirgsscharte zur Küste drängt. Der Abfall des Gebirges zur Küste ist steil, aber gerade dort, wo der Eisstrom herabgleitet, befindet sich ein kleines Vorland, auf dem er sich frei nach allen Seiten ausbreiten kann. So entsteht ein halbkreisförmiger großer Gletscherfuß aus zerklüftetem Eis , das in wundervollem WTeiß über dem schwarzen Hochwald schimmert, der den Strand umgiirtet. Der Gletscher erreicht nämlich nicht ganz das Wasser, sondern endigt mit ziemlich steiler Böschung im Walde. Von seiner Südseite kommt ein brausender Fluß zum Meer. Wir landeten gegen 4 Uhr mit unseren Booten an einem Strandwall, der eine kleine Lagune ab-schließt, und suchten einen Pfad durch den Wald, um das Eis zu erreichen. Es hieß, daß ein „Government-trail“ dorthin führe. Am Waldrand stand ein verschlossenes Blockhaus, und tiefe Wagengleise und Lichtungen zeigten, daß hier Holzfäller tätig gewesen waren. Der Wald am Ufer war ein prachtvoller alter Fichtenwald mit dichtem Unter- gebiisch aus mannshohen Farnen, stachligen Teufelskolben und 1 Alaska. London 1902. John Murray. 416 Personalia. dergleichen. Alle Holzwege endeten schon in kurzer Entfernung in der Wildnis. Fast eine Stunde suchten wir den „Government- trail“, ohne ihn zu finden; schließlich begannen wir durch das Dickicht gradewegs vorzudringen. Zunächst ging es in ziemlich ebenem, alten Walde einigermaßen vorwärts. Dann kam eine aus niedrigen Hügelhaufen bestehende Moräne und mit ihr eine zweite Zone von bedeutend jüngerem, vielleicht öOjährigem Holz. Hinter der Moräne gerieten wir an vielarmige Gletscherbäche mit tiefem, schlammigem Wasser, zu tief zum Durchwaten und zu breit zum Überspringen. Auf und ab suchten wir eine Sprungstelle, wobei dichte, schräg über das Wasser geneigte Erlengestrüppe uns aufs äußerste behinderten. Hatte man schließlich einen Wasserlauf übergangen, so stand man nach wenigen Schritten vor dem nächsten, und zuletzt mußten wir einsehen, daß es auch auf diese Art nicht ging. Es war Spätnachmittag, und die einbrechende Dämmerung mahnte gebieterisch zur Umkehr. Wir hatten nicht mehr als einen oder anderthalb Kilometer zurückgelegt. Hie und da konnten wir das Eis durch die Bäume schimmern sehen, aber keiner von den klimmenden, watenden und kriechenden Gruppen, in die sich unsere Gesellschaft aufgelöst hatte, gelang es heranzukommen. So fanden wir uns schließlich bei den Booten wieder an, mißvergnügt über das Unerreichte, aber bereichert durch eine handgreifliche Bekannt- schaft mit dem berühmten Urwald vor einer Gletscherstirn in Alaska1. Zum Schluß haben wir noch zu vieren den Versuch gemacht, an der Südseite des Waldes in der Geröllflur des Flusses vorzudringen, aber die Dampfpfeife der „Maquinna“ rief uns zurück. Der Fluß hatte eine solche Stoßkraft, daß man das Klirren und Bollen der Geschiebe deutlich durch das Brausen des Wassers liindurchhörte. (Schluß folgt.) Personalia. Professor Dr. A. Tornquist, Ordinarius für Geologie und Paläontologie an der Universität Königsberg, geht als ordentl. Professor für Geologie und Mineralogie an die k. k. Technische Hochschule zu Graz und wird Vorstand der dortigen Lehrkanzel. Habilitiert: Dr. Paul Niggli, Privatdozent für Mineralogie und Petrographie an der eidg. Techn. Hochschule Zürich, in gleicher Eigenschaft an der Universität in Zürich. Gestorben: Prof. Dr. J. T. Sterzei in Chemnitz. 1 Ich habe diese ausführliche Schilderung eingefügt, weil ich glaube, daß sie eine deutlichere Vorstellung gibt als eine trockene botanische Analyse. Voigt & Hochgesang « Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kolloiith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. — - Ersatz für Kanadabalsam. — - Kolloiith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kolloiith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. — ■ Prospekte kostenlos! - 1 Soeben ist erschienen: "^a Allgemeiner mineralogisch-geologischer Lehrmittel-Katalog 18 für den Schulgebrauch. II. Auflage Erster Teil. Mit 107 Abbildungen. Diese neue Auflage hat im Vergleich sehr bedeutend an Umfang und Inhalt zugenommen; der vorliegende erste Teil allein umfaßt XXII -f- 240 Seiten Text, also für sich schon ungefähr das doppelte der ersten Auflage. Im November 1913 ist erschienen das welches einen Überblick über die neuen Zugänge unseres ausgedehnten Gesteinslagers während des letzten Jahres gibt. Unter anderen können wir mehrere neue und interessante Lokal- sammlungen, die unter der Mitwirkung namhafter Forscher gesammelt sind, anbieten. So z. B. die interessanten Gesteine aus dem Nord- ingrä-Distrikt in Schweden, aus dem Manganerz-Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pantelleria und einer Anzahl von Inseln der Liparischen Gruppe u. a. m. Im Januar 1914 ist erschienen das Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16. Es bietet eine reichhaltige Auswahl prachtvoller Museums-Schaustücke sowie neue Mineralien und neue Mineralvorkommen; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi- Kupfergruben , Euklas und Rubellit und andere seltene Mineralien vom Ural, Nord-Amerika, Brasilien und Madagaskar. Neue Mineralien : Ampangabeit, Betafit, Fizelyit. Hodgkinsonit, Hügelit, Wilkeit etc. Ferner das Paläontologische Semester-Verzeichnis 1.43 enthält verschiedene höchst interessante Neuheiten, z. B. fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc. ; prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel , dem Silur Gotlands und dem Carbon Nord- Amerikas ; alpine Trias ; baltische Trilobiten : Mammalia von Samos, Ägypten und Nord-Amerika. DR F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833. BOIH! &. RheÜl. Gegr. 1833. Verlag der E. Sohweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Jobannesstr. 3 Druck von 0. Qrünlnger, K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg (Elett & Hartmann), Stuttgart, .15. Juli 1914 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie No. 14 7) fl ♦ ♦ : : ♦ : Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1914 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser i »J Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 16 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Inhalt. Original-Mitteilungen etc. aelte Hugi, E.: Zum Gedächtnis Armin Baltzer’s 417 Johnsen, A. : Kristalle von Diphenylaethoxylessigsäure. Mit 1 Texttigur 430 W o 1 f f , Wilhelm: Glazialgeologische Exkursionen des XII. Inter- nationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. Mit 2 Text- figuren. (Schluß.) . . . • • • • 431 Ei mann. Eberhard: Zur Entstehung von Kalaharisand und Kalaharikalk, insbesondere der Kalkpfannen. Mit 3 Textfiguren. (Schluß.) 443 Besprechungen. Klockmann, F. : Lehrbuch der Mineralogie 448 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. Prospekte aut Verlangen. - - „■ Mineralien Petrefakten, Gesteine, Konchylieiv usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineralien-Comptoir Heidelberg. ■■ Rufnummer 2928 .*. Telegr.-Adr. : Mineral, Heidelberg Listen auf Wunsch gratis. E. Hugi, Zum Gedächtnis Armin Baltzer’s. 417 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Zum Gedächtnis Armin Baltzer's. Von E. Hugi in Bern. Am Morgen des 4. November 1913 starb in Hilterfingen am Thuner-See in seinem 71. Lebensjahre Dr. A. Baltzer, ordentlicher Professor der Geologie und Mineralogie und Direktor des minera- logisch-geologischen Instituts der Universität Bern. Ein Schlag- anfall hat seinem Leben und damit auch einem alten, immer wieder- kehrenden Nervenleiden ein jähes Ende gesetzt. Ein Mensch edler Art, ein Charakter von seltener Stärke und Geradheit und ein Geologe von markantester Bedeutung ist mit Baltzer zu Grabe gegangen. Richard Armin Baltzer wurde am 16. Januar 1842 in Zwochau im Regierungsbezirk Merseburg als Sohn des Pfarrers Friedrich Baltzer geboren. Die religiös-politischen Kämpfe der vierziger Jahre zwangen den Vater, als Flüchtling die Heimat zu verlassen. Die erste Jugendzeit Baltzer’s wurde zu rastlosen Wanderjahren, die ihn von deutschem Boden nach Belgien und in die Schweiz führten. Eine Fülle tiefer, aber freilich nicht immer hoffnungsfroher Eindrücke bildeten damals das junge Gemüt und gaben dem Charakter seine Festigkeit. Im Jahre 1855 nahm Baltzer’s Familie dauernden Aufenthalt in Zürich. Nun endlich folgten ruhigere Zeiten , in denen der junge Baltzer seine oft unterbrochene Gymnasialbildung zum Abschluß bringen konnte. Im Jahre 1860 bezog Baltzer die Universität Zürich zum Studium der Naturwissenschaften. Zunächst fesselte ihn die Zoo- logie, dann aber neigte er mehr und mehr der Geologie, der Mineralogie und Chemie zu. Escher von der Linth, Kenngott und Wislicenus waren die Lehrer in diesen Fächern, welche einen entscheidenden Einfluß auf die Studienrichtung Baltzer’s ausübten. Das Jahr 1864 führte den Studenten an die Universität Bonn und hier promovierte der spätere Professor der Geologie bei Troschel mit einer zoologischen Arbeit. Die Erinnerung an häutige Exkursionen ins nahe Sieben- gebirge und an die Wanderungen im herrlichen Rheinland war für Baltzer noch in späteren Jahren ein Lichtpunkt in jener examen- schweren Zeit. Die große Liebe zur Gebirgswelt und eine starke Neigung für den Bergsport veranlaßten den jungen Doktor, in seine zweite Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 27 418 E. Hugi Heimat, in die Schweiz zurückzukehren ; er wurde Assistent von Wislicenus am chemischen Institut der Universität Zürich und bald darauf, im Jahre 1869, gab ihm eine Lehrstelle für Chemie, Mineralogie und Geologie an der Züricher Kantonsschule eine festere Stellung. Haltzeh wurde eines der eifrigsten Mitglieder des schweize- rischen Alpenklubs, für dessen Jahrbuch er manchen Beitrag ge- liefert hat. Die außergewöhnliche bergsteigerische Tüchtigkeit weckte bald das Bestreben , nicht nur die äußeren Formen des Gebirges kennen zu lernen , sondern auch in seinen inneren Bau einzudringen. Rein touristische Interessen traten in der Folgezeit zugunsten wissenschaftlicher Beobachtungen zurück und Baltzer wandte sich mehr und mehr der Alpengeologie zu. Häufige Ex- kursionen mit dem ausgezeichneten Geologen Escher von der Linth vertieften und festigten das geologische Wissen , sie waren die gründliche Vorschule für die späteren geologischen Hochgebirgs- aufnahmen. Im Jahre 1873 habilitierte sich Baltzer für das Fach der Geologie an der Universität und am eidgenössischen Polytechnikum Zürich mit einer Antrittsrede über „Die Konstitution der Stein- kohlen“. Eine Monographie über einen Gebirgsstock der ost- schweizerischen Kalkalpen, die im selben Jahre erschien: „Der Glärnisch ein Problem alpinen Gebirgsbaues“, war das Erstlings- werk des Geologen Baltzer. Im folgenden Jahre nahm Baltzer Urlaub und bereiste Sachsen und Böhmen. Die homogenen Vulkane im oberen Elbgebiet regten ihn zum Studium tätiger Vulkane an, er kam nach Italien, lernte mit Palmieri’s freundlicher Unterstützung den Vesuv kennen , er besuchte die Liparischen Inseln , wo besonders der aktive Vulka- nismus auf Vulcano ihm Stoff zu mehreren Veröffentlichungen bot. Er durchwanderte und beschrieb das weite Vulkangebiet des Ätna. In die Schweiz zurückgekehrt, beschäftigten Baltzer vielfach die Felsstürze in den Alpen und im Jura und er trat in Verbin- dung mit der schweizerischen geologischen Kommission , die ihm die Untersuchung der Grenzverhältnisse zwischen Kalk und Gneis am Nordrande des Finsteraarmassivs übertrug. Durch eine ge- waltige, mehrjährige Aufnahmearbeit in schwer zugänglicher Hoch- gebirgsregion hat Baltzer für sein Arbeitsgebiet den Nachweis . erbracht von einem großartigen , von Süden her erfolgten Hori- zontalschub in der Erdrinde. In großen liegenden Falten ist der Gneis bei der Haupthebung der Alpen passiv in den Kalk hinein- gefaltet worden. Die Theorie von einem intrusiven Eindringen des Gneises in die Sedimente, wie sie Studer vertreten hat, wird widerlegt. Die Entstehungsverhältnisse des zentralen Alpengebirges erfahren eine gründliche Umdeutung. Die neu gewonnenen Re- sultate, die niedergelegt sind in der 20. Lieferung der Beiträge Zum Gedächtnis Armin Baltzer's. 419 zur geologischen Karte der Schweiz: „Der mechanische Kontakt von Gneis und Kalk im Berner Oberland“, Bern 1880, haben Baltzer’s Namen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und berühmt gemacht, sie bedeuten einen Wendepunkt in der Ent- wicklung der Alpentektonik. Im Jahre 1884, nach dem Tode J. Bachmann’s, erhielt Baltzer einen Ruf als ordentlicher Professor für Geologie und Mineralogie an die Universität Bern. In drei kleinen Räumen des alten Hoch- schulgebäudes entfaltete er nun eine intensive und vielseitige Lehrtätigkeit innerhalb der Gebiete der Geologie, Paläontologie, Mineralogie und Petrographie. In Anerkennung der großen und erfolgreichen Arbeit des Hochschuldozenten wurden später von seiten des Staates die notwendigen Kredite zur Errichtung eines neuen mineralogisch-geologischen Instituts bewilligt. Im Herbst des Jahres 1897 konnte Baltzer die größeren, zweckdienlicheren Räume beziehen. Die nächstfolgenden Jahre waren die glück- lichsten Zeiten seines akademischen Wirkens. Neben der immer weiter ausgedehnten Lehrtätigkeit ging aber auch eine rege wissenschaftliche Arbeit. Zum Teil befaßte sich dieselbe mit kleineren Fragen , wie mit den schweizerischen Lößablagerungen, mit den Diluvialbildungen und der marinen Mo- lasse in der Umgebung der Stadt Bern, gelegentlich wurden auch mineralogische Themata berührt (Scheelitfund bei Guttannen, Baryt- konkretionen im Berner Oberland). Ganz besonders aber fesselten Baltzer in dieser Zeit die geologischen und petrographischen Probleme des mittleren Aarmassives , die sich ihm im Anschluß an die Untersuchungen über den Kalk- und Gneis-Kontakt auf- drängen mußten. Ein zusammenfassendes Bild der Aufnahme- ergebnisse über diesen Gegenstand gibt uns die 24. Lieferung der Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz („Das Aarmassiv, mittlerer Teil etc., Bern 1888). Das Alter des Protogins , die Fächerstruktur der kristallinen Zentralmassive, die Altersbeziehungen und die Entstehung der Schieferhülle bilden die Hauptgesichts- punkte dieser Untersuchungen. Eine endgültige Lösung der weit ausholenden und schwierigen Aufgaben konnte freilich durch Baltzer’s Arbeiten nicht gegeben werden , wie auch heute noch in diesen wichtigen petrographisch-geologischen Fragen das letzte Wort nicht gesprochen ist. In den kommenden Jahren wandte sich Baltzer besonders der Glazialgeologie zu. Vorerst arbeitete er in den Gebieten des diluvialen Aare- und Rhonegletschers, deren Ablagerungen in der Umgebung von Bern er in mustergültiger Weise in der 30. Liefe- rung der Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz dargestellt hat („Der diluviale Aaregletscher und seine Ablagerungen in der Gegend von Bern etc.“, Bern 1896). Eine Anzahl weiterer , kleinerer Arbeiten wurde veranlaßt 27* 420 E. Hugi, durch eine Reise, die Baltzer in den Jahren 1892 und 1893 nach Italien, Sizilien und Nordafrika unternahm. Er beobachtete den Ausbruch des Ätna vom Jahre 1892 in seiner letzten Phase und beschrieb den Verlauf der ganzen Eruption im N. Jalirb. f. Min. etc. (Bd. I. 1893). Im Winter 1892/93 finden wir Baltzer in Tunesien und Algerien. Hier beschäftigten ihn die tektonischen Klippen des Zaghouan und Djebel Resas und der Jurazug des Atlas, in Biskra studierte er die Wüstenphänomene. Baltzer bestritt stets die Annahme extremer Glazialerosion und in sarkastischer, aber humorvoller Weise, wie er es oft und gerne zu tun pflegte , hat er die Auswüchse einer einseitigen Theorie kritisiert. Um das Ausmaß des Abtrages durch die Gletscher ein für allemal genau messend festzustellen, leitete er an der Zunge des Unter-Grindelwaldgletschers einen denkwürdigen Versuch ein: Am Gletscherrande wurde eine Anzahl Löcher in den festen Felsengrund gebohrt und die Tiefe und Lage derselben aufs genaueste bestimmt. Die Daten hierüber sind festgelegt im 33. Bande der Denkschriften der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft („Studien am Unter-Grindelwaldgletscher etc.“, Zürich 1898). In späteren Jahren werden die fließenden Eismassen wieder über die Versuchsstelle vorstoßen und in weiter entlegener Zeit von neuem zurückoszillieren, dann kann die Lochtiefe nachkontrol- liert werden und ihre Verminderung liefert ein sicheres Maß für die Abnutzung der Felsfläche durch die einmalige Gletscher- schwankung. Baltzer hat die vollständige Durchführung des Versuches nicht mehr erlebt, er hat das wohl vorausgesehen und deshalb hat er uns die später auszuführenden Beobachtungen oft warm ans Herz gelegt. Von der Bearbeitung der Glazialgebiete nördlich der Alpen wurde Baltzer in den folgenden Jahren zum Studium der diluvialen Gletscherablagerungen Oberitaliens und zu Aufnahmen in den süd- lichen Kalkalpen geführt. Ganz besonderes Interesse hatte für ihn die geologisch so abwechslungsreiche Umgebung des Iseosees. In jener landschaftlich reizvollen Gegend pflegte er in seinen Ferien nicht nur Erholung, sondern auch Stoff und Anregung zu neuer Arbeit zu suchen. Die Ergebnisse der mehrjährigen Unter- suchungen dieses Gebietes- faßte Baltzer zusammen in der Ab- handlung: „Geologie der Umgebung des Iseosees“ (Jena 1901). Manch größerer Plan schwebte dem Sechziger für sein un- ermüdliches Schaffen noch vor. Die Ausführung desselben mußte unterbleiben. Periodisch immer wiederkehrende Kopfschmerzen lähmten die geistige Arbeitskraft des körperlich so überaus kräf- tigen Mannes. Es folgten für ihn Jahre eines schweren Kampfes zwischen Wollen und Vollbringen, unter Aufbietung eines eisernen Willens suchte Baltzer seiner Krankheit Herr zu werden. Es war ihm nicht möglich. Immer von neuem wieder wurde seine Zum Gedächtnis Armin Baltzer’s. 421 ganze Kraft gebrochen. Das ist die erschütternde Tragik, die aus Baltzer’s letzten Lebensjahren uns entgegenklingt. Dieser letzten Zeit seines Lebens entstammen wohl noch manche, aber meist nur kleinere Arbeiten. Als wichtigste unter diesen mögen erwähnt werden: „Die granitischen Intrusivmassen des Aarmassivs“ (1903) und die Herausgabe eines geologischen Führers durch das Berner Oberland und Nachbargebiete (1906). Die Ergebnisse der ersten Untersuchung sind von besonderer Bedeutung. Noch sollte sich dem Alpengeologen und Tektoniker am Lebensabend eine Frage lösen , um die er sich in jüngeren Jahren so viel bemüht hatte. Das Problem nach der Entstehung der zentralalpinen Granitmassive erfährt jetzt eine petrographische Vertiefung und genauere Präzisierung. Der Protoginkern des Aar- massivs stellt einen langgezogenen , vielgestaltigen lakkolithen- artigen Rücken dar, der in echten Injektionserscheinungen sich mit der Schieferhülle verflicht, dessen normale Lakkolithenform aber durch die nachfolgenden Gebirgsfaltungen durchgreifende Ver- änderungen erfahren hat (Faltenlakkolith). Neuen wissenschaftlichen Ansichten und Theorien gegenüber verhielt sich Baltzer skeptisch und war vorsichtig und bedächtig in der Bewertung derselben. Was er aber einmal als gut und förderlich erkannt hatte , dafür trat er mit der ganzen Kraft seiner Überzeugung ein , auch dann , wenn die neue Idee seinen früheren Meinungen widersprach. So bekannte er sich zögernd nur zur Auffassung vom Deckenbau der Alpen, dann aber machte er sich die neue Deutung der Alpentektonik ganz zu eigen und arbeitete sich trotz seines Alters vollkommen in die neue Denk- weise ein. Vergleiche die Arbeiten: „Erläuterungen zur geolog. Karte der Gebirge zwischen Lauterbrunnental, Kandertal und Thuner-See“ (Zürich 1907) und „Zwei Querprofile durch Aarmassiv und Berner Oberland nach der Deckenhypothese“ (Lausanne 1908). Noch ein letztes Mal in seiner letzten Krankheitsperiode spornte Baltzer all seine Kraft an. Der müde werdenden Hand verdanken wir eine letzte Arbeit, es ist eine zusammenfassende Darstellung der sich streitenden Meinungen über die Eiszeit im Seeland (1912), dann ruhte die Feder für immer. Mit Baltzer’s Tode ist ein Wirken reich an Arbeit, aber reich auch an Erfolgen zur Neige gegangen. An äußeren Zeichen der Anerkennung hat es dem Gelehrten nicht gefehlt. In Würdi- gung seiner großen Verdienste um die Förderung der Geologie wurde Baltzer von der k. k. Geologischen Reichsanstalt in Wien und von der Academy of natural Sciences of Philadelphia zum korrespondierenden Mitgliede ernannt und in den letzten Jahren nocli hat ihn die Geological Society of London zu ihrem Ehren- mitgliede ernannt. Während 29 Jahren hat Baltzer das mineralogisch-geo- 422 E. Hugi, logische Institut der Universität Bern, das er ins Leben gerufen, geleitet , und seine beste Kraft hat er dem akademischen Lehr- berufe gewidmet. Sein Vortrag war ruhig und einfach, aber aus jedem Worte ging die Vorsicht und die Exaktheit seines Urteils hervor. Nie hat er durch die äußere Form zu glänzen und zu bestechen versucht, und was war er selbst in seiner gediegenen Einfachheit für eine goldene Persönlichkeit! Dem Fernerstehenden zwar mochte er unnahbar erscheinen , und mancher neue Schüler getraute sich nur mit scheuer Ehrfurcht an seine wuchtige Gestalt heran. Wem aber das Glück beschieden war, näher mit dem akademischen Lehrer oder mit dem Fachgenossen in Berührung zu treten, dem werden die vornehme Liebenswürdigkeit, der köstliche Humor, die Treue des Charakters und die Tiefe des Gemütes, durch welche uns Baltzer so sehr an sich zog , unvergeßlich bleiben. Die zahlreichen Schüler wissen ihrem Lehrer Dank für das Viele, was er ihnen als Mensch und als Forscher zum unwandel- baren, wertvollen Besitze gegeben hat. In der Wissenschaft aber wird der Dahingeschiedene stets , wenn auch die Theorien sich ändern mögen, seinen ehrenvollen Platz behalten. Verzeichnis der Schriften von A. Baltzer. 1. 1868. 2 3. 1869. 4. 1871. 5. — 6. 1872. 8. 9. — 10. 1873. Ein ca. 11000' hoch gelegener See. Jahrb. d. S. A. C. 5. Jahrg. p. 635—636. Über den Mürtschenstock. Jahrb. d. S. A. C. 5. Jahrg. p. 636 —637. Bern 1869. Geologische Notizen aus der Adamellogruppe. Jahrb. d. S. A. C. 6. Jahrg. p. 421-436. Bern 1870. Adamellogranit und Adamellogranitglimmer. Vierteljahrschr. d. naturf. Ges. in Zürich. 16. Jahrg. p. 175—184. Zürich 1871. Bandförmige und Erkerstruktur am Glärnisch. Verhandl. d. Schweiz, naturf. Ges. in Frauenfeld 1871. Frauenfeld 1872. Chemischer Beweis für den Absatz von Sedimentgesteinen aus Wasser. Vierteljahrschr. d. naturf. Ges. in Zürich. 17. Jahrg. p. 69-71. Zürich 1872. Alter Bergbau auf Eisen am Glärnisch im Glarnerland. Viertel- jahrschr. d. naturf. Ges. in Zürich. 17. Jahrg. p. 71. Zürich 1872. Über den natürlichen Verkohlungsprozeß. Vierteljahrschr. d. naturf. Ges. in Zürich. 1872. p. 1 — 19. Zürich 1872. Geologische Notizen aus der Adamellogruppe. N. Jahrb. f. Min. etc. 1872. p. 653-654. Der Glärnisch, ein Problem alpinen Gebirgsbaues. Geologische Monographie über einen Gebirgsstock der ostschweizerischen Kalkalpen. Zürich 1873. p. 1 — 100. Zur Schiefergewinnung im Glarnerland. Die Alpenpost. 4. Bd. p. 341. Glarus 1873. 11 Zum Gedächtnis Armin Baltzer’s. 423 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 1873. Über den natürlichen Verkohlungsprozeß (Referat). N. Jahrb. f. Min. etc. 1873. p. 326. — Der Glärnisch, ein Problem alpinen Gebirgsbaues (Referat). N. Jahrb. f. Min. etc. 1873. p. 775. 1874. Wanderungen am Ätna. Jahrb. d. S. A. C. 9. Jahrg. 1874. 1875. Über die Bergstürze in den Alpen. Jahrb. d. S. A. C. 10. Jahrg. Bern 1875. Mit 4 Tafeln. Über einen neuerlichen Felssturz am Roßberg, nebst einigen allgemeinen Bemerkungen über derartige Erscheinungen in den Alpen. N. Jahrb. f. Min. etc. 1875. p. 15 — 26. — Gesteinsstock im Firnkessel des Rothtales. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 27. p. 734. Berlin 1875. — - Geognostisch-chemische Mitteilungen über die neuesten Erup- tionen auf Volcano und die Produkte derselben. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 27. p. 36. — Über vulkanische Aschen von Vulcano. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 27. p. 725. — Über ein neues, massenhaftes Vorkommen von Tridymit. N. Jahrb. f. Min. etc. 1875. p. 316. — Wanderungen am Ätna (Referat). N. Jahrb. f. Min. etc. 1875. p. 433. — Die Bergstürze in den Alpen (Referat). N. Jahrb. f. Min. etc. 1875. p. 970. 1876. Beiträge zur Geognosie der Schweizer Alpen. 1. Ein Beitrag zur Kenntnis der Glarner-Schlinge. N. Jahrb. f. Min. etc. 1876. p. 118—135. Altes und Neues vom Gotthardtunnel. Mitteil. d. deutsch, u. österr. Alpenvereins. Jahrg. 1876. p. 24 — 27. Frankfurt 1876. — Der Erdschlipf von Böttstein (an der Aare , Kt. Aargau). Vierteljahrschr. d. naturf. Ges. in Zürich. 21. Jahrg. p. 285 — 289. Zürich 1876. — Der Erdschlipf von Böttstein. Neue Alpenpost. 3. Bd. No. 25. p. 349—352. — Der Erdschlipf von Böttstein (Referat). N. Jahrb. f. Min. etc. 1876. p. 946. — Geognostisch-chemische Mitteilungen über die neuesten Erup- tionen auf Vulcano und die Produkte derselben (Referat) N. Jahrb. f. Min. etc. 1876. p. 93. 1877. Beiträge zur Geognosie der- Schweizer Alpen. 2. Über die Marmorlager am Nordvand des Finsteraarhornmassivs. N. Jahrb. f. Min. etc. 1877. p. 673-681. 3. Über ein eigentüm- liches Lagerungsverhältnis an der Grenze von Gneis und Kalk am Nordrand des Finsteraarhornmassivs. N. Jahrb. t. Min. etc. 1877. p. 681-692. 30. 1878. Beiträge zur Geognosie der Schweizer Alpen. 4. 1 her die nörd- liche Grenzregion der Finsteraal horn-Centralmassc. N. Jahrb 424 E. Hugi, 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. f. Min. etc. 1878. p. 26 — 37. 5. Über die Frage , ob der Granitgneis der nördlichen Grenzregion der Finsteraarhorn- Centralmasse eruptiv sei oder nicht, und über damit zusammen- hängende Probleme. Ibid. p. 449 — 489. 1878. Geologische Skizze des Wetterhorns im Berner Oberland. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 30. p. 268 — 282. — Geologische Skizze des vordem Wetterhorns im Berner Ober- land. Yerhandl. d. Schweiz, naturf. Ges. in Bern. 1878. p. 67 — 81. Über die Marmorlager an der Nordgrenze der Centralmasse des Finsteraarhorns. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 30. p. 211 — 214. Berlin 1878. — Über die Marmorvorkommnisse am Nordrand der Centralmasse des Finsteraarhorns. Viertel jahrschr. d. naturf. Ges. in Zürich. 23. Jahrg. p. 108 — 111. Zürich 1878. — Über vulkanische Asche von der Insel Vulcano. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 30. p. 365—368. 1879. Über den Bergsturz bei Vitznau. Vierteljahrschr. d. naturf. Ges. Zürich 1879. p. 416. Zürich 1879. — Der Felssturz von Vitznau. Neue Alpenpost. 10. Bd. No. 22. 1880. Der mechanische Kontakt von Gneis und Kalk im Berner Oberland. Beiträge zur geol. Karte der Schweiz. Liefg. 20, mit Atlas. Bern 1880. — Über Bergstürze. N. Jahrb. f. Min. etc. 1880. II. p. 197 — 199. — Über den Mechanismus der Gebirgsbildung. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 32. p. 192—198. Berlin 1880. 1881. Über die Geologie des Berner Oberlandes. Vierteljahrschr. d. naturf. Ges. in Zürich. 26. Jahrg. p. 94 — 99. Zürich 1881. — Über gebogene Gesteinsschichten. Tageblatt der 54. Versamm- lung der deutschen Naturforscher und Ärzte zu Salzburg 1881. 1882. Über den Taveyanaz-Sandstein. Verhandl. d. Schweiz, nalurf. Ges. 65. Jahresversammlung, p. 33. Glarus 1882. Sur le gres de Taveyannaz et discussion. Archives d. Sciences physiques et naturelles, 3me periode. 8. p. 396 — 398. Geneve 1882. 45. — Der mechanische Kontakt von Gneis und Kalk im Berner Oberland (Referat). N. Jahrb. f. Min. etc. 1882. I. p. 33. 46. 1884. Contact du granit et des schistes cristallins dans le massif du Finsteraarhorn. Archives des Sciences physiques et natu- relles. 3rae periode. 12. p. 527—532. Geneve 1882. 47. - Über einen Fall von rascher Strudellochbildung (im Hagneck- kanal). Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1884. p. 40—44. Bern 1885. 48. — Der Granit-Schiefer-Kontakt im Finsteraarhorn-Massiv. Ver- handlungen d. Schweiz, naturf. Ges» Jahrg. 1884. p. 59 — 60. Luzern 1884. Zum Gedächtnis Armin Baltzer’s. 425 41). 1885. 50. — 5t. - 52. — 53. — 54. — 55. 1886. 56. — 57. — 58. 59. — 60. 1887-, 61. 62. — 63. 1888. 64. — 65. 66. — Die weißen Bänder und der Marmor im Gadmental. Mitteil, d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1885. p. 30—33. Bern 1885. Randerscheinungen der centralgranitischen Zone im Aarmassiv. N. Jahrb. f. Min. etc. 1885. II. p. 25 — 43. Über ein Lößvorkommen im Kanton Bern. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1885. p. 26—29. Bern 1885. Über den Löß im Kanton Bern. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1885. p. 111 — 127. Bern 1886. Sur le löss du canton de Berne. Archives des Sciences phys. et nat. p. 240—244. Geneve 1885. Sur les gisements du löss dans le canton de Berne. Actes de la soc. höivetique des Sciences nat. 1885. p. 64-65. Neu- chätel 1886. Prof. Dr. R. Umlauft: Die Alpen, Handbuch der gesamten Alpenkunde. Jahrb. d.S.A.C. 22. Jahrg. p. 373— 881. Bern 1887. Profil transversal du col de la Grimsel au sujet du tronc d’arbre trouve dans le gneis de Guttannen. Archives des Sciences phys. et nat. p. 243—246. Geneve 1886. Bittersalz und Magnesit als Zersetzungsprodukt grüner Schiefer in der Gornerschlucht bei Zermatt. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1886. p. 198 — 199. Bern 1887. Geologische Mitteilungen: 1. Ein Mammutrest in den Vor- alpen; 2. Schichtenstörungen in Grundmoräne; 3. Gliederung des Diluviums bei Bern. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1886. p. 189 — 199. Bern 1887. Mitteilungen über Lößvorkommen in der Umgebung von Bern. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 38. p. 709—711. Berlin 1886. Bericht über die Feldexkursion der Schweiz, geolog. Gesell- schaft im Jahre 1887. Verh. d. Schweiz, naturf. Ges. Frauen- feldL 1887. p. 95 — 105. Frauenfeld 1887. Über ein neues schweizerisches Vorkommen von Scheelit. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1887. p. 166 168. Bern 1888. Über ein Balanidenlager am Bantiger. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1887. p. 168 — 169. Bern 1888. Der mittlere Teil des Aarmassivs nebst einem Abschnitt des Gotthardmassivs, enthalten auf Blatt XIII der geolog. Karte der Schweiz. Beiträge zur geolog. Karte d. Schweiz. 24. Liefg. IV. Teil. Bern 1888. Einige Naturmerkwürdigkeiten des Haslitales. Jahrb. d. S. A. C. 23. Jahrg. p. 497-506. Bern 1888. Sur les facies et la structure geologique des massifs cristallins du Finsteraarhorn et du St. Gotthard. Verliandl. d. Schweiz, naturf. Ges. 71. Jahresversammlg. Solothurn 1888. p. 58. Über ein neues Vorkommen von Scheelit in der Schweiz. N. Jahrb. f. Min. etc. 1888. II. p. 85— 86. Stuttgart 1888. E. Hugi 426 67. 1889. Über den Hautschild eines Rochen aus der marinen Molasse. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1889. p. 155 — 158. Bern 1890. 68. — A. Baltzer und E. Kissling: Geologische Zusammenstellung der Verbreitung des Kropfes im Kanton Bern. Bern 1889. 69. — A. Baltzer und E. Kissling: Geologische Karte des Kantons Bern. 1:200000. Bern 1889. 70. - A. Baltzer, E. Kissling und F. Jenny: Exkursionskarte der Umgebung von Bern. 1:25000. Bern 1889. 71. — Über das Berner Oberland auf Grund seines Werkes: „Das mittlere Aarmassiv“. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1890. Bern 1891. 72. — Vorweisung der geologischen Exkursionskarte der Umgebung von Bern und Erläuterung. Verh. d. Schweiz, naturf. Ges. 73. Jahresversammlung, p. 70—71. Davos 1891. 73. — Über einen von der Alp Ahorni (Trift) stammenden Graphit- schiefer oder Graphitphyllit. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1890. Bern 1891. 74. — Über das Vorkommen der sogen. Schlagringe. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1890. Bern 1891. 75. — Über die Riesentöpfe, die bei der Bahnhoferweiterung in Bern zum Vorschein gekommen sind. Mitteil d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1890. Bern 1891. 76. — Über Erdpfeiler. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1890. Bern 1891. 77. — Über ein interglaziales Profil bei Innsbruck. Mitteil d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1890. Bern 1891. 78. Limite des anciens glaciers du Rhone et de l’Aar d’apres la carte geologique des environs de Berne au 1:25000 par A. Baltzer, F. Jenny et E. Kissling. Archives des Sciences phys. et nat. 24. p. 407—410. Geneve 1890. 79. — Lößähnliche Bildungen im Kanton Bern. Zeitsehr. d. deutsch. geol. Ges. 42. p. 164 — 166. Berlin 1890. 80. — A. Baltzer und Ed. Fischer: Fossile Pflanzen vom Corner See. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus dem Jahre 1890. p. 139—145. Bern 1891. 81. 1891. Über mechanische Gesteinsveränderungen. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1891. Bern 1892. 82. Zur Herkunft der bernischen bunten Nagelfluh. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1891. p. 91 — 92. Bern 1892. 83. — Beiträge zur Interglazialzeit auf der Südseite der Alpen. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1891. Bern 1892. 84. — Der Löß des St. Gallischen Rheintales. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1891. p. 89 — 90. Bern 1892. 85. — Lößähnliche Bildungen im Kanton Bern. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 42. p. 164 — 166. Zum Gedächtnis Armin Baltzer’s. 427 86. 1892. Illustrierter Führer der Berner-Oberland-Bahnen und Um- gebungen von Pfarrer Strasser, Grindelvvald. p. 113-125. Basel 1892. 87. — Glazialgeologisches von der Südseite der Alpen. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1892. p. 77—86. Bern 1893. 88. Action erosive du glacier inferieur de Grindelwald. Archives des Sciences physiques’et naturelles. 28. p. 464—468. Geneve 1892. 89. Bestimmung der Eiserosion am unteren Grindelwaldgletscher. Verhandl. d. Schweiz, naturf. Ges. 75. Jahresversammlg. p. 62. Basel 1892. 90. — Eine neue Eishöhle im Berner Oberland (Unterfluh bei Mei- ringen). Jahrb. d. S. A. C. 28. Jahrg. p. 358 -362. Bern 1893. 91. — Djebl Resas (die tunisischen Mythen). Jahrb. d. S. A. C. 28. p. 363-373. 92. 1893. Bericht über einleitende Arbeiten am unteren Grindelwald- gletscher zur empirischen Bestimmung der Eiserosion. Zeitschr. f. prakt. Geol. Jahrg. 1893. p. 14—16. Berlin 1893. 93. — Die Ätna-Eruption von 1892. N Jahrb. f. Min. etc. 1893. I. p. 75—88. 94. — Beiträge zur Kenntnis des tunisischen Atlas. N. Jahrb. f. Min etc. 1893. II. p. 26-41 95. 1894. Geologische Exkursion im Berner Oberland und Gotthard- massiv. Livret— Guide geologique dans le Jura et les Alpes de la Suisse. p. 159 — 170. Lausanne 1894. 96. Bericht über die Exkursion IX im Berner Oberland und Gott- hardmassiv vom 2.-8. September 1894. Compte rendu de la 6me sesion Zürich 1894 du congres geol. internat. p. 454 — 465. Lausanne 1897. 97. Bemerkungen zu den Berner-Oberland-Profilen des Herrn Prof. H. Golliez im Livret-Guide geol. de la Suisse 1894. Compte rendu de la 6me Session Zürich 1894 du congres geol. internat. p. 466 — 468. Lausanne 1897. 98. ' — Ist das Linthtal eine Grabenversenkung? Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1894. p. 267 — 274. Bern 1895. 99. 1895. Versteinerungen aus dem tunisischen Atlas. N. Jahrb. f. Min. etc. 1895. I. p. 105—107. 100. — Vom Rande der Wüste. Mitteil. d. naturf. Ges. Bern. 1895. p. 13—37. 101. 1896. Der diluviale Aargletscher und seine Ablagerungen in der Gegend von Bern mit Berücksichtigung des Rhonegletschers. Beitr. zur geol. Karte der Schweiz. 30. Liefg. Bern 1896. 102. — Sur la 30me livraison des materiaux pour la carte göolog. de la Suisse. Archives des Sciences phys. et nat. Gen&ve 1896. 103. A. Baltzer, L Lüparc und C. Schmidt: Discussion sur la petrographie du massif du Mt. Blanc. Verhandl. d. Schweiz, naturf. Ges. 79. Jahresversammlg. Zürich 1896. p. 105. 428 E. Hugi, 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 1896. Murgang von Kienholz (Lammbach). Eclog. geol. helv. 5. p. 9. Lausanne 1897. Der diluviale Aar- und Rhonegletscher. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 48. p. 652— 664. Berlin 1896. — Der diluviale Aargletscher in der Umgebung von Bern. Ver- handlungen d. Schweiz, naturf. Ges. 79. Jahresversammlung, p. 100-101. Zürich 1896. — Vorweisung von Photographien, die sich auf den Murgang von Kienholz bei Brienz vom 31. Mai 1896 beziehen. Ver- handl. d. Schweiz, naturf. Ges. 79. Jahresversammlung. Zürich 1896. p. 101—102. Beiträge zur Kenntnis der interglazialen Ablagerungen von Pianico-Sellere bei Lovere am Iseo-See. N. Jahrb. f. Min. etc. 1896. I. p. 159. Referat über vorige Arbeit. Rivista Italiana di Paleontologia, fase, di Agosto 1896. 1897. Notiz über ein Mineralvorkommen im Berner Oberland. Mitteil, d. naturf. Ges. in Bern im Jahre 1897. Bern 1898. — Zur Entstehung der Alpenseen. Züricherische Inauguraldisser- tation von Leonidas Swerinzew. Ecl. geol. Helv. 5. p. 215 —218. Lausanne 1897. — A. Baltzer und Ed. Fischer: Nachträge zum Interglazial von Pianico-Sellere. N. Jahrb. f. Min. etc. 1897. II. p. 101 — 106. 1898. Studien am Unter-Grindelwaldgletscher über Glazialerosion, Längen- und Dickenveränderung in den Jahren 1892 — 1897. Neue Denkschriften d. allgem. Schweiz. Ges. f. d. ges. Natur- wissensch. 33. p. 1 — 20. Zürich 1898. 1899. Beiträge zur Kenntnis schweizerischer diluvialer Gletscher- gebiete. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1899. p. 54—65. Bern 1900. — Dislocation curieuse observe dans une moraine des environs de Berne. Arch. d. Sciences pliys. et nat. p. 480 — 481. Geneve 1899. Dislokation in einer Endmoräne bei Bern. Actes de la soc. helv. d. Sciences nat. 82me session. p. 70. Neuchätel 1900. — Drumlins und Asar bei Konstanz. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1899. p. 78 — 80. Bern 1900. — Sur un type special de formations erratiques etudie dans le bassin de Fanden glacier du Rhone (Drumlins et Asar). Aich, des Sciences phys. et nat. 8. p. 479 — 480. Geneve 1899. Über eine besondere Form erratischer Ablagerungen im alten Rheingletschergebiete. Actes de la soc. helv. des Sciences nat. 82me session. p. 69—70. Neuchätel 1900. Casimir Mösch, 1827 — 1898. Actes de la soc. helv. des Sciences nat. 82me session. Neuchätel 1900. — Zum geologischen Bau des Glärnisch. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1899. p. 327—334. Zum Gedächtnis Armin Baltzer’s. 429 122. 1899. 123. 1900. 124. - 125. - 120. — 127. — 128. - 129. 1901. 130. — 131. — 132. 1902. 133. — 134. 1903. 135. — 136. 1904. 137: — 138. 1905. 139. 1906. 140. — 141. 1907. Die Hügelrücken und ihre Beziehungen zu den Dislokationen auf Jasmund (Rügen). Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 51. p. 556 — 570. Sonderbare Dislokation in einer Moräne bei Bern. Eclog. geol. helv. 6. p. 122. Lausanne 1900. Beiträge zur Kenntnis des diluvialen Rhonegletschers. Eclog. geol. helv. 6. p. 378—391. Lausanne 1900. Bericht und Glossen über den internationalen Geologen -Kon- greß in Paris 1900. Eclog. geol. helv. 6. Sur une curieuse dislocation observee dans une moraine des environs de Berne. Eclog. geol. Helv. 1900. p. 122. Über eine besondere Form erratischer Ablagerungen im alten Rheingletschergebiet. Eclog. geol. helv. 1900. p. 161—162. Beiträge zur Kenntnis des diluvialen Rhonegletschers. Eclog. geol. helv. 1900. p. 378 — 391. Überschiebung im lseogebiet. Dies. Centralbl. 1901. p. 311 — 312. Die geologischen Umgebungen des Iseo-Sees in Oberitalien. Eclog. geol. helv. 1901. p. 137 — 138. Nachlese zur Geologie des Aarmassivs: 1. Über die mecha- nische Umwandlung des Kalksteins in Marmor. 2. Über die aplitische randliche Fazies des Protogins an der Mieselen (Lauteraargletscher). Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1901. p. 67-72. Zur Entstehung des Iseosee- und Comerseebeckens. Dies. Centralbl. 1902. p. 323-331. Dr. Edmund von Fellenberg als Geolog. 183S — 1902. Ver- handl. d. Schweiz, naturf. Ges. Genf 1902. p. I— XIY. Chauvinismus in der Wissenschaft. Dies. Centralbl. 1903. p. 264—266. Die granitischen Intrusivmassen des Aarmassivs. N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XVI. p. 292-324. Geologische Notizen aus dem Berner Oberland. Mitteil. d. naturf. Ges. in Bern aus d. Jahre 1903. p. 64 — 67. Bern 1904. Die granitischen lakkolithenartigen Intrusivmassen des Aar- massivs. Compte rendu du Congres geol. internat. 1904. p. 787—798. Nachlese zur Geologie des Aarmassivs. N. Jahrb. f. Min. etc. 1905. I. p. 427. Das Berner Oberland und Nachbargebiete. Sammlung geolog. Führer. Berlin 1906. Über eine Grabenversenkung in glazialen Kiesen. Mitteil. d. naturf. Ges. Bern aus d. Jahre 1906. Bern 1907. p. 96 97. Erläuterungen zur geologischen Karte der Gebirge zwischen Lauterbrunuental, Kandertal und Thuner-See, von Ed. Gerber, E. Helgers und A. Trösch. Erläuterungen zur geol. Karte d. Schweiz. No. 5. p. 1—38. 430 A. Johnsen, Kristalle von Diphenylaethoxylessigsäure. 142. 1907. Der Bergsturz von Kiental. Actes de la societö helv. des Sciences nat. 90me session 1907. p. 64, und Eclogae geol. helv. p. 13—14. 143. 1908. Zwei Querprofile durch Aarmassiv und Berner Oberland nach der Deckenhypothese. Eclog. geol. helv. 10. No. 1. p. 150 — 164. 144. 1909. Bemerkungen und Korrekturen zum geologischen Kärtchen der Umgebungen des Iseosees und zu den Überschiebungen zwischen Camonica- und Chiesatal. Dies. Centralbl. 1909. p. 135—136. 145. 1910. 1. Die intrusive Granit- (Protogin-) Zone des westlichen Aarmassivs. 2. Tektonik der Faulhorn— Männlichen-Gruppe. 3. Einschlüsse von Harz in sandigem Kalkstein. Eclog. geol. helv. 11. No. 3. p. 280-283. 146. 1912. Die Eiszeit im Seeland. Petermann’s Mitteilungen. 58. Jahrg. 1912. p. 330—332. Kristalle von Diphenylaethoxylessigsäure. Von A. Johnsen in Kiel. Mit 1 Textfigur. Diphenylaethoxylessigsäure. ^'6 yO C2 H, C6H5/ ^cooh Dargestellt von M. Erdreich 1 im Chemischen Laboratorium der Universität Königsberg 1907. Schmelzpunkt 1 1 4 0 C. Kristallisiert aus Äther. Triklin. Formen (lOO), { 0 1 0 J . (00 1}, {110}, {101}. Achsenverhältnis ä : b : c = 1,7019 : 1 : 0,8166 « = 72° 3' , ß = 116° 2 ‘ , y = 120°40' A = 96 16*, B = 69 52*, C ) = 64 0* Winkel gemessen berechnet (010) : (110) 37°33'* — (001) : (101) 31 22 * — (001) : (110) 69 42 69° 22' (010) : (10T) 69 16 69 5 (HO) : (TOI) 75 25 75 6 1 Zum erstenmal wurde diese Substanz von G. Njckell 1899 dar- gestellt (Beitrag zur Kenntnis der Benzilsäure und Diphenylglycolsäure. Dissert. Königsberg 1899). W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen etc. 431 Habitus mehr oder weniger tafelig nach { 1 00} ; Durchmesser bis 5 mm. Reflexe mäßig. Spaltbarkeit nach {100} sehr gut, nach {010} und {001} gut, sodaß die «^7 A, B, C an Spaltungsflächen gemessen wurden. Farblos. In (100) liegt eine Auslöschungsrichtung um etwa 5° gegen [010] geneigt im stumpfen a, in (010) eine Aus- löschungsrichtung um etwa 20° gegen [001] geneigt im stumpfen ^ ß, in (001) eine Auslöschungsrichtung um etwa 45° gegen [010] geneigt. Auf (010) tritt die Bisektrix eines großen *^2E schräg aus. Weitere optische Untersuchungen gestattete das Material nicht. Die Substanz ist auch in Benzol und in Chloroform leicht löslich. Glazialgeologische Exkursionen des XII. Internationalen Geologen- kongresses zu Toronto 1913. Von Wilhelm Wolff. Mit 2 Textfiguren. (Schluß.) 5. Exkursion von Skagway (Alaska) in das obere Yukon- gebiet (Klondike). Am Abend des 7. September hatten wir Skagway erreicht, eine Stadt aus Holzhäusern mit einigen Gärtchen, in denen Lobe- lien, Stiefmütterchen , bunte Erbsen und Astern in voller Blüte standen. Am 8. September vormittags fuhren wir mit der White Paß and Yukon Railway nach Whitehorse. Die Bahn übersteigt, 432 \Y. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen anfangs dem Tal des Skagwayflusses folgend, durch den Weißen Paß in 878 m Höhe das Küstengebirge, das hier etwa 1800 m hoch ist. Außerordentlich interessant war der Vegetationswechsel. An der feuchten, durchaus linden Küstenseite waren alle Täler reich begrünt mit Wald aus Hemlockföhren, Fichten, Erlen und Espen. Trotz des beginnenden Herbstes war noch kein gelbes Laub zu sehen. Oben auf dem Paß aber war der Boden fast kahl; nur Krüppelkiefern wuchsen in geschützten Vertiefungen. Jenseits des Passes waren schon die ersten Fröste eingetreten und der Laub- wald in den östlichen Tälern bunt gefärbt. Das Küstengebirge besteht, wie in Columbia, aus Granodioriten, und die Bergwände sind rundgeschliffen, als ob sie erst in jüngster Zeit vom Gletschereis verlassen wären. Die Täler haben noch die frische U-Form, doch hat gerade in den Bundboden desjenigen, dem die Bahn auf der obersten Strecke folgt, der Bach bereits einen kleinen Canon ein- zuschneiden begonnen. An diesem schäumenden Bergbach entlang ist noch der alte Pfad zu sehen, den im Winter 1897 die Tausende von Glückssuchern gezogen sind, die nach dem neu entdeckten Klondike strebten. Grabstätten begleiten ihn. Oben auf der Höhe, wo die Murmeltiere im steinigen Boden umherschlüpfen, beginnt eine lange Einöde. Selbst Moränen sind hier spärlich. Überall Bundhöcker und kahler Stein, vom Frost zersprengt. Die Bahn senkt sich an der Ostseite verhältnismäßig langsam, und ebenso langsam belebt sich die Landschaft. Es erscheinen kleine Seen in felsigen Becken und schmale, moorige Grasniederungen, die ein Bach verbindet. Der Bach wird stärker, aus der weiten steinigen Mulde zwischen Schneerücken wird ein Tal, und die ersten Baumgruppen erscheinen. Gleichzeitig treten Moränen auf; auch ein sehr deutlicher Osrücken wand sich eine Strecke durchs Gelände. Gegen Mittag erreichten wir den schönen Bennettsee, an dessen östlicher Berglehne die Bahn 27 Meilen — 43 km — entlang läuft. Er ist ein ertrunkenes U-Tal mit hohen, frisch erodierten Seitenwänden. Sein Wasserspiegel steht 656 m über dem Meere. Weiterhin empfängt er einige Seitentäler und wird von schönen Terrassen, oft drei übereinander, ziemlich hoch umgürtet. Bei Caribou überbrückt die Bahn seinen Abfluß und lenkt in ein Quertal ein. Hier durchfährt man, unterhalb des an den Bergen markierten höchsten Terrassenniveaus, eine merkwürdige Dünenlandschaft offenbar ganz jungen Datums. Da'ß sich trotz der allgemeinen Bewaldung an geeigneten Stellen Binnendünen bilden können, habe ich auch an einer Stelle unterhalb White Horse beobachtet, wo der Lewesfluß eine große und weite Biegung mit vielen Sandbänken vollzieht. Dort treiben die Winde den Sand auf die westliche Uferhöhe hinauf und formen aus ihm kleine, am Fluß kahle, weiterhin aber bewaldete Dünen , deren Alter noch dadurch genau präzisiert ist, daß sie über einer vulkanischen des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 4;;; Aschenschicht liegen, die sonst überall die älteren und jüngeren Terrassen des Flußtales bis zu den jüngsten hinab bedeckt. Was nun die Ursache der Dünenbildung bei Caribou ist, habe ich nicht erfahren. Weiter ab von Caribou sieht man viel Kies und ge- schichteten Ton. Ungefähr 15 Meilen (24 km) nordwärts hat sich ein kleinerer See befunden, der beim Bahnbau fast ganz entleert wurde. Dort hielt unser Zug einen Augenblick und wir hatten Gelegenheit, von den Tausenden Limnaea - und Planorbis- Schalen einzusammeln, die den alten Boden bedeckten. Auf der ganzen Strecke bis White Horse, die durch hügeliges Gelände zwischen ent- fernten Bergrücken führt , beobachteten wir enorme Massen von geschichtetem Ton und verhältnismäßig wenig Moräne. Nicht mehr fern von White Horse trat die Bahn auf kurze Strecke an den Rand des weiten, von glazialen Sedimenten erfüllten Milesflußtales, dessen Untergrund eine tertiäre Säulenbasaltdecke bildet, in welche der hier sehr reißende Fluß einen mäßig tiefen Canon einge- schnitten hat. Gegen 6 Uhr abends erreichten wir den Endpunkt der Bahn, das Städtchen White Horse am Hauptquellfluß des Yukon, dem Lewesfluß, der an dieser Stelle schiffbar wird. Noch am gleichen Abend, dem 8. September, begannen wir an Bord eines jener bekannten hölzernen amerikanischen Heckraddampfer die Reise stromab, die uns am Spätnachmittag des 10. September nach Dawson, dem Hauptort von Klondike, brachte. Skagway liegt unter dem Parallel 59^, Dawson bereits etwas jenseits des 64. Zwischen diesen beiden Orten legten wir eine Entfernung von 571 Meilen (914 km) zurück. Das Yukongebiet jenseits des Küstengebirges (die Grenze zwischen dem Yukonterritoriuin und Britisch Columbia läuft durch den Bennettsee) gilt als eine posteocäne Peneplain1, die im Pliocän etwas gehoben und dann infolge Neubelebung der Fluß- erosion in ein Berg- und Talgelände von nicht sehr hohen oder schroffen Formen aufgelöst ist. Eigentliche Gebirgsketten sieht man nicht. In der Eiszeit war das Küstengebirge, wie schon aus meiner Geländeschilderung hervorgeht , enorm vergletschert , und die Eismassen erfüllten das Lewestal bis in die Gegend der Strom- schnellen „Rink Rapids“. Dort sieht man in den Erosionsprofilen der Ufer die letzten schwachen Moränen. Bis in diese Gegend etwa reichen auch die Rundhöckerbildungen und sonstigen Gletscher- spuren an den Berghängen, die wir besonders schön noch an den Kalkgebirgsufern des Labergesees beobachten konnten, welcher weiter oberhalb in den Lauf des Lewes eingeschaltet ist. Unterhalb der Rink Rapids, etwa bei Yukon Crossing, beginnt das unvergletschert gebliebene Gebiet, das sich von hier nordwärts bis ans Eismeer 1 D. D. Cairnes im Guide Book No. 10. p. 51. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1Ö14. 28 434 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen ausdehnt. Keine Geschiebe, keine Moränen mehr; die Berge zeigen reine Erosionsformen, und das Tal ist über 100 m empor von Terrassen aus Sand, Kies und Schluffsand begleitet, die beweisen, daß seine voreiszeitliche Hohlform in der Glazialperiode mit riesigen Sedimenten der Gletscherabfliisse angefüllt worden und bis heute noch nicht völlig wieder ausgeräumt ist. Unser Dampfer legte täglich ein oder zweimal am Ufer an, um Holzscheite für die Kesselfeuerung einzunehmen. Diese etwa dreiviertelstündigen Aufenthalte gaben uns Gelegenheit, die Ter- rassen und ihre Vegetation zu betrachten. Der Wald besteht hauptsächlich aus sehr schlanken und schmalen Fichten; der Boden ist vielfach sumpfig, mit einem dicken Polster von Moos und Flechten belegt , und trägt an lichten Stellen Gebüsche aus ark- tischen Weidenarten. Ungeheuer weit verbreitet ist dicht unter der Oberfläche eine ^ Fuß starke, weiße Aschenschicht, die vom Bennettsee bis Fort Selkirk am Yukon auftritt. Sie ist für die junge Geschichte dieses Landes prähistorisch und trägt stellenweise nach Mc Connell’s Aussage 400jährige Bäume, bedeckt aber noch die Niederterrasse des Flusses. Eigentümlicherweise wird sie von den Pflanzen gemieden. Die Bäume breiten ihre Wurzeln stets in der dünnen Bodenschicht über ihr aus. Der ürsprungsort der Asche ist noch unbekannt; ihr Ausbreitungsfächer scheint etwa auf die Gegend des Mt. Constantine, im vulkanischen Mt. Wrangel- gebiet nördlich vom St. Elias-Logan-Massiv, zusammenzulaufen. Die schon erwähnten Stromschnellen des Lewes werden durch feste Konglomerate von jurassischem oder kretazischem, noch nicht genau bestimmtem Alter verursacht. Etwas oberhalb derselben liegt die Tantalus-Kohlengrube, die auf einem Flöz in derselben Gesteinsserie baut. Wir konnten ihr einen kurzen Besuch ab- statten und Pflanzen abdrücke, darunter solche von Gingko , sammeln. Bei Yukon Crossing, oberhalb von Fort Selkirk, verläßt der Lewesfluß, wie oben erwähnt, das ehemals vergletscherte Gebiet und tritt in eine alte, reine Erosionslandschaft ein, die sich von Norden zwischen das Glazialgebiet der Küstengebirge und der Selwyn- und Ogilvie-Kette einschiebt. Die Niederschläge sind hier gegenwärtig, wie schon zur Diluvialzeit, nicht ausreichend, um selbst in geeigneten Höhenlagen Gletscher hervorzubringen. Die Berge, die man vom Fluß erblickt, sind weder hoch noch steil; sie sind Glieder einer alten Peneplain, die durch zahllose Täler und Gründe zerschnitten ist. Metamorphe Schiefer prä- cambrischen Alters sind die Hauptgesteinsart. Bei Selkirk ver- einigt sich der Lewes mit dem Pellyfluß und nimmt nun den Namen Yukon an. Kurz danach sieht man an Stelle der alten Gesteine ausnahmsweise eine jungtertiäre (?) Basaltlava, und Mc Connell hat 12 Meilen von diesem Ort eine noch weit jüngere Eruptionsstelle entdeckt, nämlich einen kleinen Kraterkegel mit des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 4;;~, noch vegetationslosem Lavastrom. Von den Terrassen, die gruppenweise den Stromlauf begleiten, sind die höchsten bereits abgerundet und von jungen Talungen durchfurcht, die mittleren und tieferen dagegen sehr frisch. In diesem Bilde nähert man sich auf dem rasch strömenden, zahlreiche Kiesbänke und Waldinseln umschließenden Yukon der Goldstadt Dawson, die zur Zeit des großen Zulaufs um 1898 gegen 25 000 Einwohner hatte, jetzt aber nur etwa 4000. Dawson liegt an der Einmündung des von Osten kommenden Klondikeflusses und damit unmittelbar am Rande der Gold- gräbereien. Wir landeten am 10. September nachmittags und gingen zu einem im Klondikefluß arbeitenden Bagger der Boyle Con- cession Ltd., etwa 20 Minuten vor der Stadt. Das von mäßig hohen Bergwänden eingeschlossene Tal ist ungefähr 50 Fuß tief mit groben Schottern erfüllt, die besonders in der Basis unmittelbar über dem Grundgebirge Gold enthalten. Der Bagger , einer der größten seiner Art, ist eine vollkommene, schwimmende Aufbereitung mit elektrischem Antrieb. Er gräbt täglich etwa 1 1 000 Kubik- yards Schotter und wäscht daraus für ungefähr 3000 Dollar Gold. Herr Boyle gab an , daß die Kubikyard 28 Cents einbringt und 6 Cents an Löhnen erfordert. Der Schotter gelangt aus den Baggereimern in eine große rotierende Trommel, in der er durch einen starken entgegenspringenden Wasserstrahl gewaschen wird. Das grobe Geröll geht auf die Halde , das feine und der Sand durch die Maschen der Trommel in Holzgerinne mit Riffeln und Sieben, unter denen, und zwar nur im obersten Abschnitt, Kokos- gewebe liegen. Auf letzterem bleiben über 90°/o des feinen, schweren Goldes hängen; jeden Morgen werden die Gewebe aus- gewechselt, getrocknet und abgebürstet; der Rest des Goldes findet sich auf den Riffelboxes, die in längeren Zwischenräumen gereinigt werden. Die Reinigung der Kokosgewebe geschieht nicht auf dem Bagger, sondern im Verwaltungsgebäude der Gesellschaft. Wir besuchten es am nächsten Morgen auf der Fahrt von Dawson ins Land hinein. Es liegt etwas weiter aufwärts am Klondikefluß. Herr Boyle zeigte uns dort eine Anzahl etwa hasel- bis wallnuß- große Goldnuggets mit Abdrücken fremder Kristalle, z. T. in un- deutlicher eigener Kristallform, ferner zeigte er uns Goldstaub in verschiedenen Größen und Goldbarren. Letztere sind in der Form eines Honigkuchens gegossen und wiegen ungefähr 2 kg. Der Feingehalt beträgt nur etwa 800 vom Tausend im Durchschnitt. Das Gold enthält ziemlich viel Silber und etwas Kupfer. Es wird sogleich an die Banken in Dawson verkauft, z. B. die Canadian Bank of Commerce, die einen Vorschuß geben und den Rest des Wertes abzüglich ihrer Provision nach der Probe bezahlen, die in der staatlichen Probieranstalt zu Vancouver erfolgt. 28* 436 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen Der Bagger im Fluß hat den Vorteil, daß er nicht in ge- frorenem Boden zu arbeiten braucht , weil das Flußwasser den Schotter weich erhält. Durch allerlei Vorrichtungen (Dampf- heizung etc.) wird erreicht, daß der Bagger etwa 240 Tage im Jahre arbeiten kann, gegen etwa 150 Tage der gewöhnlichen Bagger. Wir fuhren nach diesem Besuch das Klondiketal weiter hinauf bis zur Mündung des Hunker Creek und folgten diesem Seitental bis zu seinem Anfang, um auf den „Dome“ zu gelangen. Der „Dome“ ist ein 4250 Fuß hoher Berg (3050 Fuß über Dawson), in welchem die ganze Gegend von Klondike gipfelt. Mit anderen weiter entfernten Höhenpunkten bezeichnet er das Niveau der schon öfters erwähnten Peneplain, die schon im jüngeren Tertiär und noch weiter im Quartär infolge der Vertiefung der Haupttäler des Landes durch zahlreiche Bachtäler und Schluchten zerschnitten wurde. So stellt der Dom jetzt einen verhältnismäßig flachen Schild oder Rücken dar, von dem es nach allen Seiten steiler und steiler in die verschiedenen Gründe hinabgeht. Er besteht aus den von Mc Connell, sogen. „Klondikeschichten“, meta- morphen präcambrischen Gesteinen, vornehmlich Sericitschiefern, die in der Richtung der Schichtflächen von zahllosen Quarzschnüren durchsetzt werden. Sowohl die Quarzschnüre wie die Schiefer selbst enthalten Gold , daneben kommt Pyrit und Magnetit vor. Im allgemeinen ist der Gehalt sehr gering und es gibt nur wenige Bergbauversuche im anstehenden Gestein, und zwar an solchen Stellen, wo die Qttarzeinlagerungen etwas mächtiger sind und sogen. „Kidneys“ bilden. Eine Grube dieser Art ist die Lone Star Mine am Victoria Creek, einem Seitentälclien des Bonanza Creek. Diese kleine Grube kann eigentlich nur als größerer Schürf bezeichnet werden; es arbeiten dort 7 Mann, und zwar nicht lediglich auf Quarz , sondern auf einer Schieferzone, die reich ist an Quarz- linsen. Sie haben ein kleines Pochwerk von 4 Stempeln und ver- dienen gut. In einer langen Erosionsperiode hat sich der Goldgehalt der zerstörten Gebirgsmassen im Grunde der vom Dom ausstrahlenden Täler und Tälchen angesammelt. Man findet ihn in allerlei älteren und jüngeren Schottern, sowohl in Terrassen wie im jüngsten Talgrunde. Der Beginn eines jeden dieser Täler ist ein hoch- gelegener hohler Grund, von dem ein ziemlich steiler Spitzgraben ausgeht. Dieser Spitzgraben bekommt, je mehr Wasser sich in ihm sammelt und je geringer das Gefälle wird, einen breiteren Boden aus Schotter. Seitenschluchten kommen dazu , und nach 5- — 10 Meilen ist bereits ein geräumiges Tal entwickelt. Nun besteht ein merkwürdiger Unterschied zwischen den Creeks auf der Nordseite des Domes, die zum Klondikefluß hinabgehen, und denjenigen auf der Südseite, die zum Gebiet des Indian river des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 4 ( gehören, eines dem Klondike in 20 Meilen Abstand parallelen süd- licheren Nebenflusses des Yukon. Beide Talsysteme existierten bereits im jüngeren Tertiär. Im Quartär vertiefte der Yukon sein Bett derartig, daß die quarzreichen jungtertiären Schotter jetzt in Hochterrassen seines Tales liegen. Diese Vertiefung ergriff auch den Klondikefluß und den Unter- und Mittellauf seiner Seitentäler (Bonanza Creek, Hunker Co.); alle diese haben also Hochterrassen von altem Flußkies und rezente Schotterböden. Im Indian river-Tal dagegen hat die jüngere Erosion noch nicht die oberen Seitentäler Sulphur Creek und Dominion Creek erreicht, wohl aber das weiter abwärts gelegene Quartz creek-Tal. An diesem letzteren finden sich also Hochterrassen, an den beiden ersteren dagegen liegen die alten Schotter im gleichen Niveau wie die jüngeren. Die alten Schotter reichen ferner nicht bis in die obersten Teile all dieser Täler, sowohl der nördlichen wie der südlichen, weil diese obersten Teile erst später ausgebildet sind. Zwischen den alten, wahrscheinlich pliocänen , und den jüngeren und jüngsten Schottern besteht außerdem ein wesentlicher Gesteins- unterschied. Die alten sind durchweg hellfarbig und aus den End- produkten einer intensiven mechanischen und chemischen Gesteins- zerstörung zusammengesetzt ; sie bestehen oft fast ganz aus Quarz- geröll. An anderen Stellen enthalten sie mehr oder minder zahl- reiche Rollstücke von Sericitschiefer und in den sandigen Lagen sehr viel Glimmer. Sie werden danach als White channei gravels unterschieden. Die jüngeren Schotter bestehen dagegen aus frischem Geröll und Geschiebe, in welchem der Quarz noch mehr der ursprünglichen Verhältnismenge entspricht. Die Farbe dieser Schotter ist gelb oder braun , je nach der Reinheit und Eisenerzbeimischung. Nun ist es eine merkwürdige Erscheinung, daß in den terras- sierten Tälern der pay streak, d. h. der reiche Bodenstrich in den tiefliegenden jungen Schottern ziemlich genau dort liegt, wo er vor der Talvertiefung in den höheren White channei gravels gelegen hat. Sind große Teile dieser letzteren als Terrassen erhalten und befindet sich der pay streak in ihnen, so sind die tieferen Schotter daneben arm. Am Rande einer solchen Terrasse wechselt dann der pay streak in den jüngeren Boden über, folgt diesem vielleicht eine oder mehrere Meilen und setzt sich dann wieder in einem White channel-Überrest fort. Wo beide Schotter im gleichen Niveau liegen, z. B. im unteren Sulphur und Dominion Creek, ist der pay streak einheitlich. Die Goldführung der Täler wechselt ferner örtlich recht be- deutend mit der Beschaffenheit des Gebirges, und zwar in doppelter Hinsicht. Ist das Gebirge an einer oder beiden Talflanken gold- reich, so ist es auch das Tal, ganz besonders dort, wo steile Seitenschluchten als Zubringer einmünden. Andererseits hängt 438 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen auch in mechanischer Hinsicht sehr viel von der Beschaffenheit des Grundgebirges ab. Die Sericitschiefer sind unter dem Schotter ziemlich rauh verwittert und halten das Gold in ihren zahllosen Rissen und den Vertiefungen hinter den Schichtköpfen fest. Wo aber, wie z. B. stellenweise im Bonanzatal, schwarze Tonschiefer auf treten, die einen dichten, schmierigen Boden abgeben, ist das Gold glatt darüber fortgerutsclit. Unmittelbar nebeneinander kommen dort ungemein reiche Claims auf Sericitgrund und voll- kommen wertlose auf Tonschiefergrund vor. So arm im allge- meinen das Gebirge des Klondikegebietes ist, so erstaunlich groß ist doch oft die Anreicherung der aus ihm hervorgegangenen Schotter; es gibt Claims von 500 Fuß Länge, 300 Fuß Breite und vielleicht 20 Fuß Schottermächtigkeit, aus denen mehr als eine Million Dollar in Gold gewonnen wurde. Das roadhouse, das wir gegen Mittag erreichten, liegt etwa 300 m unter dem höchsten Gipfel des Doms. Die Gegend war dort leicht mit Neuschnee bedeckt. Der Baum wuchs reicht nicht ganz in die Höhe hinauf, aber dichtes Moos, Kraut und Ge- strüpp bedeckt, den Boden. Sehr interessant ist es , daß etwa unterhalb des roadhouse noch ein Haferfeld lag, auf dem gerade der Hafer in Hocken stand. Klondike hat einen kurzen , aber recht warmen Sommer, in dem eine verhältnismäßig üppige Vege- tation gedeiht. Im Hochsommer ist es fast ununterbrochen Tag, die Sonne verschwindet dann nur auf 2 — 3 Stunden. Im Winter, der lang und ebenso dunkel ist wie der Sommer hell , herrscht allerdings grimmige Kälte; man hat Januartemperaturen bis zu 70° Kälte Fahrenheit (= ca. — 58° C) beobachtet. Der Schnee- fall ist, entsprechend dem geringen Regenfall, nicht groß. In den Tälern und an den Bergflanken wächst ein Mischwald aus vielen schmalen Fichten (spruce), die wie Zylinderputzer aussehen, und Espen. Im Grunde der Täler und überhaupt überall, wo unter der dichten Moos- und Humusdecke der Boden gefroren ist, erreichen die flachbewurzelten Bäume nur etwa 12 — 14 Zoll Durchmesser. Auf den steinigen, ungefrorenen Berghängen dagegen werden sie höher und stärker. Reich und dicht ist das Unterholz aus niedrigen Weiden und Zwergbirken. Zahlreich sind die wilden Rosen, von denen ich einen Strauch noch in der Blüte fand. Auf ebenem Boden ist die Humusbildung sehr stark ; der Boden ist schwamm- artig naß und uneben durch die dicken Moosblüten. Flechten, besonders Rentierflechte, sind überall dazwischen gewachsen. Quellen an den Bergabhängen gefrieren im Winter oft allmählich zu vielen Meter dicken Eismassen, die man glacier, Gletscher, nennt, und die zur Umgehung einzelner Wegstellen nötigen. Die menschen- leere Gegend beherbergt viel Wild. Elche (moose), Karibous, schwarze Bären (der Grizzly ist selten) , Wildenten und Gänse, Kaninchen (rabbit), Füchse, Wölfe, Grouse, Schneehühner (auf den des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 439 Berghohen, z. B. dem Dom), große Eulen, Raben, Eichhörnchen, Marder usw. Durch die Nachstellungen der Menschen ist das Wild allmählich etwas geringer geworden, aber doch noch zahl- reich. Auch der Wald ist stark zurückgegangen. In den Tälern ist er des Bergbaus wegen zerstört, an den Bergen durch Holz- schlag gelichtet. Große Strecken sind teils aus Unachtsamkeit, teils aus Mutwillen verbrannt und bieten mit ihren kahlen, grauen und halbverkohlten Stümpfen, die aus dem jungen Grün aufragen, einen öden, traurigen Anblick. Man sagt, daß infolge der Waldverwüstung und der großen Drainage- und sonstigen Arbeiten nicht nur die Feuchtigkeit des Bodens und der Grundwasserstand . sondern auch die Menge der Niederschläge in den letzten 10 Jahren merklich zurückgegangen sei. Ob diese Erscheinungen wirklich miteinander Zusammenhängen, mag indessen fraglich bleiben. Von der Höhe des Domes beim roadhouse hat man einen schönen und lehrreichen Niederblick in verschiedene Täler, be- sonders das Hunker Creek-Tal, und weit darüber hinaus auf die Ogilviekette. Diese bis 7000 Fuß hohe Bergkette gilt als Fortsetzung der Rocky mountains. Sie lag mit ihren zackigen Schneespitzen in wundervoller Klarheit vor uns. Zugleich konnte man erkennen, daß die Schneemassen auf ihr, trotzdem sie ziem- lich weit bergab reichen, doch verhältnismäßig wenig mächtig und nicht imstande sind, Gletscher zu bilden. Dennoch soll ehemals dies Gebirge vergletschert gewesen sein. Mc Connkll hat den Fuß desselben erkundet und dort Moränen gefunden. Vor ihm liegt eine weite, sehr alte Talung, durch welche einst der Klondike geflossen ist, ehe er scharf nach Westen abbog. Das untere Klon- diketal ist somit sehr jung, jünger als das ihm jetzt tributäre Bonanza- und Hunkertal, und es fehlen ihm bezeichnenderweise die white channel-Hochschotter, die man nur an der Mündung der ge- nannten Seitentäler findet. Überhaupt ist die Veränderung und Rekombination der Haupttäler im Yukon -Terri- torium (auch weiter südlich gibt es im Columbia-Flußgebiet ähn- liches) höchst auffällig. So findet sich eine alte Fortsetzung des nordwestlich gerichteten mittleren Pellyflusses durch das Tintina- valley zum mittleren Stewart und von diesem zum Flat Creek und Yukon. Der Lewesfluß verließ früher den Labergesee nach Nordwesten zum Nordenskjöld-Fluß durch ein breites, deutlich erkennbares, aber in der Eiszeit aufgestautes und verschlossenes Tal. Der jetzige Ausfluß des Lewes ist eng und neu. Wir setzten nun unsere Fahrt vom Dom südwärts durch das Dominion Creek-Tal nach Granville fort. Der Anfang dieses Tales ähnelte dem Anfang des Hunker Creek-Tales. Allmählich nahmen Tiefe und Breite zu, der Weg ging ziemlich steil bergab oder auf und ab um allerhand Ecken. Der Dominion Creek gehört 440 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen zum Besitz des Treadgold’schen Konzerns; im oberen Abschnitt desselben bildet noch etwas „individual mining“ statt. Wir hielten an einer solchen Grube, die uns von den Besitzern freundlichst erklärt wurde. Es war ein kleiner Tagebau mit Dampfbetrieb am linken (östlichen) Talhange. Das Grundgebirge ist Sericit- schiefer bezw. Glimmerschiefer. Seine obersten Teile und der etwa 1 m mächtige Lokalschotter aus Glimmerschiefer darüber (von ca. 2 oder 3 m jüngerem Schotter bedeckt) ist reich an ein- geschwemmtem Gold und wird mit Schaufel und Picke heraus- geholt und in sluice boxes gewaschen. Nach dem Besuch dieser Grube ging es in eiliger Fahrt am Dominion Creek weiter. Das Tal wurde allmählich ziemlich breit, und hie und da ging es über eine sumpfig-moorige Ebene ; überall war derselbe dürftige Baumwuchs. In dieser Gegend stellen sich die White channel gravels als Unterschicht des Talbodens ein. Bis dahin hatten wir nur jüngere Schotter beobachtet. Am Spätnachmittag erreichten wir Granville, ein „mining camp“ der Treadgold-Ge seil Schaft, das dort liegt, wo von Norden der golden run ins Dominiontal mündet. Oberhalb des- selben war das Tal auf eine lange, von uns durchfahrene Strecke unbauwürdig, hier aber wird es reich. Der Talboden ist vollständig gefroren und es befindet sich hier ein reichlich 10 m tiefer Schacht, von dem aus der pay streak unterirdisch abgebaut wird. Einige von unserer Gesellschaft haben ihn früh morgens bezw. noch spät am Abend unseres Aufenthalts in Granville besucht. Der reiche Boden wird durch Einleiten warmen Wassers aufgetaut und das W^asser durch Pulso- meter wieder herausbefördert. Die Abbaumethode ist folgende : Inmitten des pay streak teuft man in 300 Fuß Abstand kleine Schächte ab und geht von ihnen beiderseits querschlägig an die Grenzen des pay streak. Von den Querschlägen fährt man je eine Abbaustrecke entlang diesen Grenzen auf und baut dann all- mählich rückwärts nach dem Schacht zu ab, indem man die Berge in den abgebauten Raum wirft. Die Mächtigkeit des pay streak-Schotters ist nicht groß, weil von der Oberfläche gerechnet zunächst eine bis ca. 28 Fuß starke Schicht von „muck“ und Eis vorhanden ist. Muck ist Torf bezw. des XII. Internationalen Geologenkongresses zu Toronto 1913. 44 l ■ Moorerde. In dem unter der Moosdecke stets gefrorenen Torf , rindet man eingelagerte Massen von mehr oder minder klarem Eis. ! Wir sahen das in dem in Vorbereitung befindlichen großeu Tagebau zu Granville. Dort wird (aus einer ca, 20 engl. Meilen langen Grabenleitung) der Torf mit hydraulischen Spritzen bearbeitet, wodurch er aufgetaut und fortgeschwemmt wird. Das gleiche ge- schieht mit den mehrere Fuß dicken Eiseinlagerungeu. Diese haben eine eigentümliche Form. Sie entsenden in den darüber liegenden Torf Gänge von einigen Zoll Stärke, die ihn kreuz und quer durch- | setzen. Es sieht so aus, als habe das Eis den Torf auseinander- getrieben und sei in dessen Spalten emporgequollen 1. Am nächsten Morgen (12. September) fuhren wir auf andern Wegen wieder nach Dawson. Das Wetter war umgeschlagen, die Wolken schleiften auf den Bergen und entluden einen Landregen. Stundenlang ging es auf steinig-schmierigem Wege das Sulp hur Creektal hinauf. Dies Tal gehört ebenfalls Treadgold. In seinem Grunde sieht man ziemlich viel kleine Gräbereien, und das Tal ist der beste Fundort für Mammutzähne und Bisonschädel. Diese liegen gewöhnlich im untersten Teil des sehr mächtigen „muck“ an der Grenze des Kieses, oft 30 — 50 Fuß tief; wir hielten mehrfach an um Nachfrage zu halten und konnten einige Stücke erwerben. Übrigens ist irgendwo im Klondikegebiet einmal ein Mammut- kadaver im Eise gefunden. Rhinozeros fehlt. Ob der Riesenhirsch vorkommt, konnte mir Mc Connell nicht sagen, doch bemerkte er dagegen, daß der lebende kanadische Elch, moose, Geweihe bis zu 72 Zoll Weite zwischen den äußersten Zacken der Schaufeln trägt. Vom obersten Teil des Sulphur Creek fuhren wir auf äußerst beschwerlichem Weg nordwärts zum Grat des Domes hinauf; wir stiegen öfters ab, um den Pferden den Weg zu erleichtern. Dort oben herrschte Schlackerwetter und schließlich ^ Fuß tiefer Schnee. Nachdem wir eine weite Strecke im Neuschnee ohne jegliche Fern- sicht an dem Kamm entlang gefahren waren, senkte der Weg sich in das zur Linken eingeschuittene Bonanzatal hinab. Aus dem Schnee kamen wir wieder in den Regen. Die müden Pferde wurden zu scharfem Trab angespornt und stolperten öfters in den aufgeweichten, tiefen und steinigen Lehmspuren. Der Weg, seit einiger Zeit außer Gebrauch, war hier stark verfallen und die Knüppelbrücken hatten Löcher. Wir passierten einen hohen, von der Yukon Gold Co. er- richteten Staudamm und gelangten nun in den reichen, bauwürdigen 1 Vermutlich liegt hier eine Erscheinung vor, auf die Herr Geheimrat Frech mich freundlichst aufmerksam gemacht hat, und die bereits im Gebiet des sibirischen „nalod“ (Bodeneis) beobachtet worden ist, nämlich daß im Frühjahr bei starken Unterschieden zwischen Tages- und Nacht- temperatur der Boden reißt und Wasser in die Spalten fließt, um dort in Form von Eisgängen zu gefrieren. 442 W. Wolff, Glazialgeologische Exkursionen etc. Abschnitt des Tales. In Grand Forks, wo sich der Eldorado mit dem Bonanza Creek vereinigt, sieht man die erste Hochterrasse von White cliannel gravel, der abgebaut wird. Kurz vorher waren wir auch an einer Stelle vorbeigekommen, wo der Talboden zur Baggervorbereitung mit Dampf aufgetaut wurde, indem spitze Stahl- rohren durch Hammerschläge hineingetrieben und dann mit der Dampfleitung verbunden wurden. Von Grand Forks fuhren wir zu dem großartigen Tagebau im White cliannel gravel am King Salomons Hill. Der Abbau des etwa 30 m mächtigen Kieses ist hydraulisch; von dem riffeligen Sericitschiefer-Grundgebirge , in dessen Ritzen viel Gold eingeschwemmt ist, werden noch 3 — 4 Fuß mitgenommen. Das Gold wird in sluice boxes gewaschen, in denen einige Leute das durchrollende Material gegen den Strom anschaufeln. Der vorderste von ihnen schaufelt Quecksilber dazwischen uud sammelt es wieder heraus, wenn es genügend Gold gebunden hat. Der Talboden ist ein wüster tailing-Grund. An dieser Stelle kommen, außer Magnetit und anderen dunklen Schwermineralien, auch kleine Zinnsteingerölle vor, teils von fast schwarzer Farbe, teils in achat- ähnlich brauner Musterung (angeblich Holzzinn). Diese Zinnstein- gerölle sind stark gerundet. Wir waren recht spät, bei beginnender Dämmerung in dieser interessanten Grube und fuhren dann weiter nach Dawson. Das Bonanzatal weist schon oberhalb und dann auf weite Erstreckung unterhalb Salomons Hill eine lange Reihe gewaltiger Tagebaue auf, die wir leider ohne Aufenthalt durchrasen mußten. Im unteren Ab- schnitt des Tales wird das Gold wieder mit dem Bagger gewonnen. Gegen 8 Uhr erreichten wir endlich unser Ziel Dawson und gingen dann an Bord eines Dampfers, der nach Mitternacht die Rückreise flußaufwärts antrat. Vom 13. — 17. September währte die mühselige Fahrt gegen die bis zu 4 Meilen (6,4 km) stündlich laufende Strömung des Yukon- und Lewesflusses, ln Whitehorse machten wir einen kurzen Abstecher zur Kupfergrube Pueblo Mine, einer Kontaktlagerstätte zwischen Granodiorit und Carbonkalk. Am Abend des 18. trafen wir in Skagway ein, und noch am selben Abend ging es südwärts durch die verschlungenen Wasserstraßen des Alexanderarchipels und weiter bis Vancouver, das am Morgen des 22. September er- reicht wurde. Hier teilte sich die Exkursionsgesellschaft. Die Mehrzahl der Teilnehmer führte unter W. Brocks Leitung eine zweite, interessante Durchquerung Kanadas aus, wobei auch die Kordillerengletscher der Gegend von Banff besucht wurden. Der Verfasser zog eine südlichere Route durch die Vereinigten Staaten vor, um auch das dortige Quartär kennen zu lernen. Da indessen dieser Teil der Reise nicht mehr zum eigentlichen Programm des Kongresses gehört, so möge die Beschreibung hier schließen. E. Rimann, Zur Entstehung von Kalaharisand etc. 443 So hatte uns diese Reise aus dem Bereich der verschwundenen diluvialen Gletscher von Vancouver zuerst hinaufgeführt in Gegenden, wo noch jetzt gewaltige Vorlandgletscher als Nachkommen der diluvialen sich ausdelmen und wo der Wechsel von Glazial- und Interglazialperioden selbst im engen Rahmen der jüngsten Jahr- i hunderte sich aufs deutlichste gezeigt hat; von dort gelangten wir in eine subarktische Gegend, deren trockene Kälte weder in I der Gegenwart noch in der Diluvialzeit Vergletscherungen hat aufkommen lassen, dafür aber zu ähnlichen Bodeneisbildungen ge- führt hat, wie sie schon lange aus Sibirien bekannt sind. Klimatische Gegensätze mit all ihren glazialgeologischen Kon- sequenzen wurden uns aufs eindringlichste vor Augen geführt. Zur Entstehung von Kalaharisand und Kalaharikalk, insbesondere der Kalkpfannen. Von Eberhard Rimann in Rio de Janeiro. Mit 3 Textfiguren. (Schluß.) Meine Beobachtungen führten zu folgenden Gruppierungen der Pfannen: a) nach der Beschaffenheit des Pfannenbodens 1. Gesteinspfannen, 2. Lehm- und Kalkpfannen. 1. Gesteinspfannen liabeu , wie ihr Name ausdrücken soll, das unverwitterte anstehende Gestein als Boden, keine sekundären Bildungen wie z. B. Oberflächenkalk. Der entstehende Detritus wird durch Winderosion entfernt. Diese Art Pfannen sind in dem von mir bereisten Gebiet sehr selten (Fig. 1). Vorbedingung ist ein Gestein, welches bei der Verwitterung keine kalkigen und tonigen Absätze bilden kann, also z. B. ein Quarzit oder quarzitischer Sandstein. Ich rechne zu den Gesteinspfannen die Pfanne Cham- kams in Lehmwater, die Springbockpfanne und die Pfanne Goadam- chab nördlich von Uichanas. 2. Lehm- und Kalkpfannen sind meines Erachtens nicht von- einander zu trennen, da Übergänge vorhanden sind, und außerdem oft unter einer lehmigen Oberschicht ein ziemlich reiner Kalk folgt, ebenso wie unter reinen Kalktuffen lehmige Absätze liegen können. Die Beschaffenheit der Absätze in den Pfannen steht ja natürlich in engem Zusammenhang mit der chemischen Beschaffenheit des Pfannenuntergrundes, und so Anden wir in Gebieten toniger Sand- steine oder z. B. von Diabasen Lehmpfannen , in Gebieten von Kalksteinhorizonten aber vorwiegend Kalkpfannen. Jedenfalls gilt 444 E. Rimann, ganz allgemein für die Ablagerungen in den von mir besuchten Pfannen, daß sie nicht alluviale Absätze aus jetzt aus- getrockneten „Seen“ sind, sondern nur Umlagerungen des bei dem Zerfall des Gesteins zurückbleibenden Detritus. Die „Seeen“ haben sich erst über dem wasserundurchlässigen Detritus gebildet und was in diesem Falle von außen hinzugetragen worden ist, sind die pflanzlichen und tierischen Lebewesen gewesen, die von mir übrigens nur in den Kalkpfannen von Groß-Ums und bei Kakus beobachtet worden sind. b) Nach der Entstehung der Pfannendepression selbst 1 . W i n d e r o s i o n s p f a n n e n , 2. Flußpfannen, 3. Einbruchspfannen. Fig. 1. Gesteinspfanne nördlich Uichanas. Sicher ist, daß die zoogene Erosion Passarge’s bei der Ver- tiefung der Hohlformen von Bedeutung war. Geschaffen dürfte sie indes keine der von mir besuchten Pfannen haben. Die Wind- erosion spielt jedenfalls bei allen drei Entstehungsarten eine gewisse Rolle, nur bei Fall 1 indes ist sie der wirklich die Hohlform schaffende Faktor. In den anderen beiden Fällen hat sie durch Beseitigung des von den Herdentieren zu Staub zerstampften Pfannenbodens eine nur vertiefende Wirkung gehabt, gleich der zoogenen Erosion. Zu den Winderosionspfannen gehören sowohl Gesteins- wie auch Lehm- und Kalkpfannen, in dem von mir bereisten Gebiet die Pfannen Geidabib und Karidabib südlich Klein-Ums und die Pfannen von Groß-Ums und Ivlein-Achab. Die Flußpfannen sind entstanden durch Zukalkung von ehe- maligen Flußläufen (vergl. weiter unten). Hier ist also die De- pression im Gelände schon vorhanden gewesen und durch die Mit- wirkung von Wind- und zoogener Erosion verstärkt worden. Es gehören hierher naturgemäß nur Lehm- und Kalkpfannen. Zur Entstehung von Kalaharisand und Kalaharikalk etc. 445 Die Einbruchspfannen verdanken ihre Eintiefung im Gelände tektonischen Vorgängen, schollenförmigen Einbrüchen. Hierher ge- hört z. B. der die Pfannen Achab und Nuis umfassende Streifen von Schwarzkalk (untere Namaformation), gegen den nordwestlich die Karrooformation, im Süden aber eine Diabasdecke verschoben wurde. • Zu den Einbruchspfannen gehören ferner die Pfannen von Achab, Arui, Aminuis, Huguis und südöstlich Nuis, die letzteren vier innerhalb einer Diabasdecke, die Pfanne bei Nuis an ihrer Westseite an steilgestellte Tonschiefer der Schwarzkalkschichten Fig. 2. Querschnitt durch den Boden der Kalkpfanne in Aroroams. Die Pfanne ist entstanden durch Zusammenbacken der einzelnen Kalk- konkretionen im Untergründe. Unter der Bank von Oberflächenkalk folgt ein roter Namasandstein, der durch Infiltration mit kalkhaltigeu Lösungen ein Kalksandstein geworden ist. stoßend. Als Einbruchspfanne fasse ich auch die Pfanne Kois, nördlich Uichanas auf. Das geologische Alter dieser tektonischen Störungen muß dabei für den einzelnen Fall ganz dahingestellt bleiben in Anbetracht des Umstandes, daß wir in Deutsch-Südwest- afrika mindestens drei Perioden intensiver Erdkrustenbewegungen zu unterscheiden haben und der in Frage stehende Teil der Kala- hari durchaus als Schollenland aufzufassen ist. Es liegt aber nahe, die Vorgänge, welche die Einbruchspfannen geschaffen haben, in zeitlichen Zusammenhang zu bringen mit der jüngsten Periode tektonischer Störungen, von denen die Ablagerungen der Pluvial- periode betroffen, wurden. E. Ri mann, 446 Die Kalk(lehm)pfannen im besonderen sind also nach meinen Beobachtungen und in dem hier behandelten Gebiet auf folgende Weise entstanden : a) durch Zusammenbacken der Kalkkonkretionen im Unter- gründe (Schaffung der wasserundurchlässigen Schicht), Herauswehen des Sandes durch Winderosion (Schaffung der Hohlformen) und Vertiefung der Hohlformen durch die Herdentiere (Fig. 2) ; b) durch Umwandlung horizontalliegender Schwarzkalkbänke in Oberflächenkalk und Vertiefung zu Pfannen durch die Herden- tiere unter Mitwirkung der Winderosion (Fig. 3) ; c) durch Verkalkung ehemaliger Flußläufe. Fig. 3. Kalkpfanne von Nuis, entstanden bei der Umwandlung einer horizontalliegenden Bank von Schwarzkalk zu Oberflächenkalk (Kalaharikalk). Die Fälle a) und b) sind ohne weiteres verständlich. Den aus einzelnen Konkretionen bestehenden Pfannenboden habe ich in den Profilen der Pfannen in Klein-Achab und Aroroams beobachtet. Fall b) trifft für die Pfannen zwischen Acliab und Nuis zu. Daß schließlich eine Anzahl Kalk-Lehm-Pfaunen nichts weiter als zugekalkte Flußläufe darstellen, habe ich durch einige Brunnen- profile feststellen können. Zwischen Brackwater und Dohna, west- lich des weißen Nossob , zieht sich in westlicher Richtung eine Reihe solcher Pfannen hin, die in ihrer Gesamtheit von den dor- tigen Eingeborenen noch heute als Kanubis-Rivier bezeichnet werden. Ein zufällig bei meinem Durchritt in Bekertegab in Abteufung befindlicher Brunnen zeigte folgendes bemerkenswerte Profil: 6 m Oberflächenkalk, 3 m Flußschotter, roter Sandstein und Tonschiefer (oberer Waterbergsandstein). Ein anderes Profil in der Kalkpfanne südöstlich Nauhaus ergab: 2.5 m Oberflächenkalk, 7.5 m rote und gelbe Flußsande (Kalksandsteine) und Tone, 2.5 m rote Flußsande (Kalksandsteine) und grobe Fluß- schotter. Zur Entstehung- von Kalaharisand und Kalaharikalk etc. 447 Zu dieser Art von Kalkpfannen gehören auch diejenige in Kakus am Schwarzen Nossob , ferner die als Kalkgrund in der geologischen Karte des Khauashottentottenlandes aufgeführten j Partien zwischen Aroroams und dem kleinen Nossob. In den ; älteren topographischen Karten waren die Kalkgrundpartien als- I Kleiner Nossob durchgezeichnet, und diese, heute von lehmigem I Kalkboden bedeckten Senken, beiderseits von üppigem Baumbestand umrahmt, erinnern in der Tat an Flußlandschaften. Range brachte ebenfalls schon nach seinen Beobachtungen im Süden der Süd- kalahari die in Reihen angeordneten Pfannen mit Rivieren in Be- ziehung. Aber während Range den Eindruck gewann , daß ein Rivier sich habe bilden wollen, aber durch veränderte klimatische Faktoren unfertig geblieben ist, ergeben die oben angeführten Beobachtungen unzweifelhaft, daß ausgebildete Riviere Vorgelegen haben, mit teils tonigen, teils feinsandigen, teils auch konglomera- I tischen Absätzen , daß aber aus irgendwelchen Gründen (s. oben) 1 ein Stadium eintrat, in welchem die Kraft und Menge des fließen- den Wassers nicht mehr ausreichte, die Verbindung das Flußtal | entlang aufrecht zu erhalten. Es schnürten sich die einzelnen Partien ab, zuweilen durch Flugsanddünen getrennt, und die Regen- wasser verdunsteten dort, wo sie niederfielen. Da sich unter den Flußabsätzen sehr viel Kalksteine befanden , wie wir dies noch ! heute an den 30 m mächtigen Ablagerungen des Nossob aus seiner [ Pluvialperiode feststellen können, mußten die verdunstenden Regen- wasser die Bildung einer Kruste von Oberflächenkalk herbeiführen. Die beiden Quellarme des Epukiro-Omuramba bieten übrigens charakteristische Beispiele dafür, daß die Entstehung von Kalk- pfannen noch heute in der oben skizzierten Art vor sich geht. Die genannten Beobachtungen lassen ferner den interessanten Schluß zu, daß die Bildung dieser Kalkpfannen mit dem Ende der Pluvial- periode einsetzt. Es ergeben sich somit folgende Resultate: 1 . Eine Periode mit intensiverer Abtragung durch die Nieder- schlagsmengen (die sogen. Pluvialperiode) ist der Jetztzeit voran- gegangen. Der Umschlag muß allmählich erfolgt sein und ist zurückzuführen vielleicht zum Teil auf eine Abnahme der jähr- lichen Regenmenge, sicher aber und wohl zum größeren Teil auf Niveauverschiebungen innerhalb der Flußläufe, die in extremen Fällen zur völligen Austrocknung und Verkalkung derselben und zur Herausbildung einzelner in der Richtung des ehemaligen Fluß- laufes sich aufeinander folgenden Kalkpfannen geführt hat. 2. Der Kalksandstein der Kalahari ist, soweit er nicht ein Glied der oberen Namaformation darstellt, entweder ein Flußsand oder ein Dünensand der Pluvialperiode oder ein Sandstein der Nama- bezw. Karrooformation mit einem durch die Tagewässer infiltrierten kalkigen Bindemittel. 448 Besprechungen. Der Kalaharikalk ist teils in Knollen, teils in zusammen- hängenden Bänken zu beobachten. Erstere sind als den Löß- männchen analoge Konkretionen, letztere als mehr oder minder um gewandelte Horizonte von Schwarzkalk der unteren Nama- formation aufzufassen. Der Kalaharisand ist das Zerfallsprodukt der Sandsteine der Nama- und der Karrooformation. 3. Die Pfannen sind ihrer Entstehung nach zu bezeichnen als: reine Winderosionspfannen, Flußpfannen, Einbruchspfannen. Bei der Vertiefung der durch die drei Entstehungsmöglich- keiten gebildeten Depressionen spielt neben der Winderosion die zoogene Erosion eine gewisse Bolle. Besprechungen. F. Klockmann: Lehrbuch der Mineralogie. 5. u. 6. Auf- lage. Stuttgart, Verlag von Ferdinand Enke, 1912. 628 p. Mit 522 Textfiguren und einem Anhang: Tabellarische Übersicht (Be- stimmungstabellen) über die 250 wichtigsten Mineralien. Die dieser Doppelauflage vorhergehende 4. Auflage dieses verbreiteten Lehrbuchs der Mineralogie ist im Jahre 1907 er- schienen (vergl. dies. Centralbl. 1907. p. 216). Es ist so all- gemein bekannt, daß eine eingehende Besprechung nicht mehr nötig ist, um so mehr, als die Anlage im wesentlichen die gleiche geblieben ist. Es seien nur die Abänderungen gegen die früheren Auflagen erwähnt , die Verf. selbst in der Vorrede hervorhebt. Die NAUMANN’schen Zeichen wurden im beschreibenden speziellen Teil weggelassen , dagegen im allgemeinen Teil ausführlich er- läutert, da sie zum Verständnis der älteren (und z. T. auch der neueren) Literatur nicht entbehrt werden können. In der syste- matischen Anordnung der beschriebenen Mineralien hat eine Ver- schiebung stattgefunden , namentlich innerhalb der Silikate. Die Haloidsalze, die früher zwischen den Oxyden und den Oxysalzen standen, sind jetzt hinter die letzteren gerückt worden. Der den früheren Auflagen beigegebene kurze Anhang: „Die nutzbaren Mineralien“ ist diesmal fortgefallen, weil er in ausführlicherer Form an anderer Stelle erscheinen soll. Selbstverständlich sind im einzelnen mancherlei Abänderungen und Verbesserungen vor- genommen worden, die aber hiel* nicht weiter verfolgt werden sollen. Max Bauer. Voigt & Hochgesang * Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig1 zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. 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Im November 1913 ist erschienen das Pefrographische Semester-Verzeichnis No. 9 welches einen Überblick über die neuen Zugänge unseres ausgedehnten Gesteinslagers während des letzten Jahres gibt. Unter anderen können wir mehrere neue und interessante Lokal- sammlungen, die unter der Mitwirkung namhafter Forscher gesammelt sind, anbieten. So z. B. die interessanten Gesteine aus dem Nord- ingra-Distrikt in Schweden , aus dem Manganerz-Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pantelleria und einer Anzahl von Inseln der Liparischen Gruppe u. a. m. Im Januar 1914 ist erschienen das Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16, Es bietet eine reichhaltige Auswahl prachtvoller Museums-Schaustücke sowie neue Mineralien und neue Mineral Vorkommen ; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi- Kupfergruben , Euklas und Rubellit und andere seltene Mineralien vom Ural, Nord- Amerika, Brasilien und Madagaskar. Neue Mineralien: Ampangabeit, Betafit, Fizelyit, Hodgkinsonit, Hügelit, Wilkeit etc. Ferner das Paläontologische Semester-Verzeichnis 1.43 enthält verschiedene höchst interessante Neuheiten, z. B. fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc.; prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel, dem Silur Gotlands und dem Carbon Nord- Amerikas ; alpine Trias ; baltische Trilobiten; Mammalia von Samos, Ägypten und Nord-Amerika. D* F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833. BOIH! 3,. Ktieill. Gegr. 183.3. Verlag der E. Sohwetzerbart’sehen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Druck ron C. Grüntnger, K. Hofbuohdruckerel Zu Gutenberg (Klett Ai Hartmann), Stuttgart. No. 15 1. August 1914 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1914 E. Schweizerbart 'sehe Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 8 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Dieser Nummer ist beigefügt ein Prospekt der Verlagsbuchhandlung Gebr. Bornträger, Berlin, betreffend Reinisch, Petrograplnsches Praktikum I. 02 02 Inhalt. Original-Mitteilungen etc. 8eIte Wittich, Ernst: Ueber Edelsteinfunde auf der Halbinsel Nieder- Kalifornien 449 techer, E. : Hemimorphe Eiskristalle 456 okol, R. : Ein Beitrag zur Kenntnis der Pfahlbildungen. Mit 1 Textfigur 457 Kittl, Erwin: Disthen vom Klosterkogel bei Admont 463 Wunderlich, E.: Postglaziale Hebung in Westpreußen und Hinter- pommern . 464 Meyer, Hermann L. F. : Der Lahnporphyr bei Diez und eine be- gleitende Fauna. (Schluß folgt.) 469 Neue Instrumente und Beobachtungsmethoden. Voigt, W. : Zwei Demonstrationsapparate für Resultate der Kristall- physik. Mit 5 Textfiguren . 473 Besprechungen. Ford, William E. : Dana’s Manual of Mineralogy 479 Finlay, George T.: Introduction to the Study of Igneöus Rocks 480 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 14 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — - Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. Prospekte auf Verlangen. . . . Mineralien Petrefakten, Gesteine, Konchylien usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineralien-Comptoir - Heidelberg. Rufnummer 2928 .*. . . Telegr.-Adr. : Mineral, Heidelberg Listen auf Wunsch gratis. E. \\ ittich, Ueber Edelsteinfunde etc. 449 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über Edelsteinfunde auf der Halbinsel Nieder-Kalifornien. Von Dr. Ernst Wittich. Die Halbinsel Nieder-Kalifornien, ein bis vor wenigen Jahren nur wenig beachtetes Land, hat plötzlich große Bedeutung ge- wonnen und scheint berufen zu sein , auch in der Zukunft noch «ine wichtige Rolle zu spielen. Um dieses Land, das bisher fast völlig terra incognita war, wissenschaftlich zu erschließen und vor allem um den Wert seiner Bodenschätze kennen zu lernen, hat die mexikanische Regierung im Jahre 1911 vier geologische Expeditionen ausgerüstet, über die seinerzeit kurz berichtet wurde (s. Peteum. geogr. Mitteil. 1911. II. p. 275, und Zeitschr. f. prakt. Geol. 1911. p. 396). Die Ergebnisse dieser vier Expeditionen liegen nunmehr in einem detaillierten Berichte* 1 vor , dem die nachfolgenden Mit- teilungen z. T. entnommen sind, ergänzt durch weitere Beobach- tung des Verfassers. Unter den Funden unserer Explorationsreise nehmen die Edel- steine einen nicht unwichtigen Platz ein, von denen mehrere zum ersten Male auf der Halbinsel gefunden wurden, während von anderen Mineralien edle Varietäten entdeckt wurden. Turmalin. Der erste der hier zu erwähnenden Edelsteine ist der Ru- bellit, den ich an zwei verschiedenen Stellen im Innern der Halbinsel entdeckte. Schon seit einer Reihe von Jahren wird der edle Turmalin in Ober-Kalifornien ausgebeutet und als Schmuck- stein in den Handel gebracht; die wichtigsten Fundstätten sind im Pala-Distrikt gelegen nahe der Stadt San Diego und unweit der mexikanischen Grenze. Das Muttergestein dieser Turmaline ist ein grobkörniger Pegmatit von wahrscheinlich obercretacischem Alter, soweit ich in der Umgebung "von San Diego und später auch weiter südlich in Nieder-Kalifornien feststellen konnte. Die Palaturmaline sind Lithionturmaline von rosaroter, etwas 1 Memoria de la Comision del Instituto Geolögico, que explorö la j region Norte de la Baja California. Mexico 1913. Secretar. de Fomento. I Karten u. 112 Ulustr. Zugleich auch erschienen in den Parergones. 4. No. 2 — 10 des Instituto Geolog. Nacional. 1913. Mexico. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 29 450 E. Wittich, seltener grüner Farbe; mit ihnen kommen häufig noch andere- Edelsteine vor, besonders Beryll und Granate 1. Über die Produktion von rohen Edelsteinen in Ober-Kalifornien liegen genaue statistische Nachweise vor 2 *; denen zufolge betrug die Ausbeute im San Diego Co., d. h. im Pala-Distrikt, im Jahre 1912 Doll, amerik. 12 500; gewonnen wurden wesentlich Turmalin,. Beryll und Hessonit, sogenannte Hyazinthen. Es lag nahe, den Lithionturmalin auch auf der Halbinsel zu vermuten, und zwar in den auch hier so verbreiteten Pegmatiten. Aber trotz aller Mühe waren bis vor kurzem nur schwarze Tur- maline aufgefunden worden, freilich in Exemplaren von außer- gewöhnlichen Dimensionen , die gerade in den großkörnigsten Pegmatitgängen in Menge auf treten. Besonders häufig fanden sich solche Kristallriesen in der Sierra San Pedro Martyr, dem höchsten Gebirge der Halbinsel, etwa am 3 1.° n. Br. und 115.° westl. L. Nach dem Bericht von Th. Flores und P. Gonzalez 3 erreichte der größte jener Turmaline, der allerdings schon teilweise zerstört war, noch etwas mehr als 45 cm Länge, bei 9 cm basischem Querschnitt. Ein Kristall von trigonalem Habitus und 25 cm Länge, gleich- falls aus dem San Pedro Martyr-G ebirge stammend, befindet sich in der Sammlung des geologischen Institutes zu Mexiko. Da die Turmaline der ersten Mineralausscheidung angehören, so sind sie vielfach durch spätere Kristallisation s Vorgänge sowie dynamische Bewegungen deformiert worden ; so ist auch der er- wähnte fußlange Kristall auffallend gebogen und gedreht. Oft sind die größeren Kristalle parallel der Basis in Stücke zerrissen und die Bruchstellen wieder ausgefüllt mit Quarzmasse, seltener mit Feldspat. Sehr einfach ist die kristallographische Entwicklung dieser Turmaline , bei denen durchweg trigonale Flächen vorherrschen ; Endflächen sind selten ; sie beschränken sich stets auf flache Rhomboeder. Anders ist die Art des Vorkommens der Lithiontur maline,, die ich bisher noch nicht in Pegmatiten, sondern in metamorphen Schiefern gefunden habe4. In dem Gebirgszuge zwischen Cala- 1 G. F. Kunz, Gems, Jeweler’s Materials and Ornamental Stones of California. 2. ed. State Mining Bureau Bull. 37. San Francisco 1905. — G. A. Warning, The Pegmatite veins of Pala, Cal. Americ. Geolog. Minneapolis 1905. 35. p. 136. — L. Douglas Sovering, Gems and rare Minerals of Southern California. Bull. Soc. Acad. Cal. Scs. 1905. 4, p. 85—90. 2 California State Mining Bureau Bull. 65. 1913. p. 37. :i Th. Flores y P. Gonzalez, Les erupciones y diques pegmatiticos de la Sierra de San Pedro Martyr, B. Cfa. Acta de la asamblea general d. 1. Soc. Geol. Mexic. Enero 1912, Mexico; — Memoria d. 1. Comision del Instituto Geolog. 1913. Parergones 4, 2—10. p. 268, 4 E. Wittich, Turmalina de Litio del Centro de la Baja California. Bol. Soc. Geolog. Mexic. 9, Verano de 1912. Mexico. lieber Edelsteinfunde auf der Halbinsel Nieder-Kalifornien. 451 mahl und San Borja, ungefähr bei 28° 30' — 45' n. Br. und 113° 20' — 40' westl. L. treten mächtige metamorphe Biotitschiefer auf, die von Turmalinpegmatiten durchsetzt werden ; die Turmaline sind jedoch nur Eisenturmaline. Dagegen treten die Pegmatit- gänge zurück im Gebiete des Arroyos von San Pedro, nur Putzen und Augen von Quarz-Feldspatmasse in den dunklen Glimmer- schiefern deuten auf pegmatitische Injektionen hin. In diesem Gestein treten dann auch die edlen Lithionturmaline in großer Anzahl und in Kristallen von ziemlicher Größe auf. Die Schiefer, die fast nur aus Biotit bestehen, sind steil aufgerichtet und stark verworfen; die edlen Turmaline bilden darin Kristallaggregate oder Sonnen aus strahlig angeordneten, stengligen Kristallen, unter denen Einzelkristalle von 10 cm Länge Vorkommen. Die Farbe der Kristalle ist licht rosarot, die unteren Partien seltener grün, in den kompakteren Aggregaten sind grüne Farben etwas häufiger; frische, von der Verwitterung noch nicht ergriffene Kristalle sind durchscheinend. Endflächen habe ich an keinem Kristall gefunden. Die Oberfläche der Rubellite ist oft mit einer Schicht von fein- schuppigem Lithionglimmer bedeckt. Bei den mechanischen Stö- rungen der Biotitschiefer haben natürlich auch die eingelagerten Turmaline gelitten. Auch in den erwähnten Quarz-Orthoklasaugen treten rosarote Turmaline neben der schwarzen Varietät auf; vermutlich haben wir es hier mit Injektionsresten eines Granitmagmas zu tun, die stark mit Borsäure angereichert waren. Eine ähnliche Erscheinung des Überganges eines echten Peg- matitgesteins in Turmalin-Quarzfels habe ich auch an anderen Stellen beobachtet , so im Staate Guanajuato 1 , wo in der Nähe großkörniger Pegmatite, gewissermaßen als peripherische Variation, Turmalinfelse auf treten. Eine Analyse frischen Materials unserer niederkalifornischen Rubellite ergab folgendes Resultat: Si02 37,54 o/o Fe2 0, 2,60 „ A120S 43,46 „ CaO'. 0,64 „ MgO 0,27 „ b2o3. . . • 9,12 ., 0,12 „ F Li 02 . • • • 0,56 „ 1,58 „ K20 • Na2 0 2,51 „ H„0 1,87 „ 100,27 1 E. Wittich, Algunos datos preliminares sobre diques de Aplito, Pegmatita cerca de Silao-Guanajuato. Bol. Soc. Geolog. Mexic. 6 , 2. 1909. p. 173. 452 E. Witt ich, Wenn dieses Resultat mit Analysen anderer Lithionturmaline im allgemeinen übereinstimmt, so fällt doch der hohe Alkaligehalt, besonders die Menge des Kalis, bei unseren Rubelliten auf. Die Imprägnation der Biotitschiefer mit Lithionturmalinen erstreckt sich von dem erwähnten Fundpunkte aus über eine Zone von ungefähr 1 km Ausdehnung. Etwa 25 km nördlich dieses Vorkommens, mitten in der Sierra von San Borja und nahe der Wasserscheide zwischen dem kali- fornischen Golf und dem Ozean , treten dieselben Biotitschiefer wieder auf, gleichfalls mit Einschlüssen von rosafarbigem Turmalin. Die Schieferzone ist hier allerdings viel schmäler, und die Schiefer selbst außerordentlich gepreßt, gebogen oder gefaltet; auch die in der Nachbarschaft auftretenden Granite zeigen Spuren starker dynamischer Vorgänge. Die in diesen Schiefern eingeschlossenen edlen Turmaline, die im übrigen den oben beschriebenen völlig gleichen, sind hier noch mehr mechanisch deformiert, zerrissen und zerbrochen, daher auch von der Zersetzung in Lithionglimmer noch mehr ergriffen. Quarz-Feldspataugen , die den nahegelegenen Granit-Pegmatit- gebieten ihren Ursprung verdanken werden, fehlen auch an dieser Stelle nicht, und auch in ihnen treten Rubellite auf. Ein drittes Vorkommen von Lithionturmalin liegt im Norden der Halbinsel, in der Sierra de Cucapäh, nahe der Grenze gegen die Vereinigten Staaten. Diese Fundstelle, die ich nicht habe be- suchen können, ist erst in jüngster Zeit entdeckt worden. Proben, die ich von dorther erhielt, zeigten ein kompaktes Aggregat von schön rosafarbigem Turmalin , in einzelnen Partien dagegen tief- grün gefärbt, gleichfalls mit der Tendenz zur radialen oder strali- ligen Absonderung. Anscheinend stammen diese dichteren Turmalin- stücke aus einem nur wenig gestörten Gestein, sie sind daher nur wenig in Lithionglimmer umgewandelt. An den Stufen heften noch kleine Reste von Quarz und Ortho- klas an , so daß ihre Herkunft aus Pegmatiten unzweifelhaft ist. Sapphir. Eingesprengt in diese Rubellite finden sich zuweilen kleine, tiefblaue Sapphire, gleichfalls die ersten, die mit Sicherheit in Nieder-Kalifornien gefunden wurden. Es sind kleine Ivriställchen von etwa 5 mm Länge und 1 — 2 mm Durchmesser, mit sehr un- regelmäßigen Flächen, darunter die Basis und unebenen Pyramiden. Sie sind tiefblau gefärbt, aber opak, und nur die kleinsten Kri- stalle sind etwas heller und durchscheinend. Näheres habe ich über dieses Sapphirvorkommen nicht in Erfahrung bringen können. Die Kommission des geologischen Institutes, die den Norden durchreiste, hatte keine Sapphire gefunden, berichtet aber von dem angeblichen Vorkommen desselben nahe der Kalifornischen Ueber Edelsteinfunde auf der Halbinsel Xieder-Kalifornien. 45;; Grenze; die Begleitmineralien dieser Korunde sollen Hessonite sein. Diese Angaben bedürfen wolil noch einer Nachprüfung. Beryll. Zusammen mit den erwähnten Riesenturmalinen in den Peg- matitgängen der Sierra San Pedro Martyr kommt noch als Seltenheit edler Beryll vor, dessen wenige Exemplare ich in den Pegmatit- quarzen von dort entdeckte1. Auch dieser Edelstein, der gleich- falls in Ober-Kalifornien schon seit Jahren gefunden wird2, ist neu für die Kalifornische Halbinsel. Das beste Exemplar, das ich aus den Quarzen herauspräpa- rieren konnte, ist ein durchsichtiger Kristall von lichtgrüner Farbe, 1,7 cm Länge und etwa der Hälfte im Querschnitt, an dem nur ein einfaches Prisma und die Basis auftreten. Einige weitere Berylle sind etwas größer, hell gelbgrtin, aber nicht durchsichtig. Beryll ist ein in der Republik Mexiko seltenes Mineral und an den wenigen Fundstätten nur spärlich angetroffen worden. Über das Vorkommen des Berylls an diesen Punkten ist nichts Näheres bekannt geworden, nur von einem seltsamen Funde kenne ich das Muttergestein. In dem Haupterzgange von Guanajuato , der so- genannten Veta madre, fand ich Beryll eingeschlossen in den Gang- quarz zusammen mit Datolit und Valencianit3. Bei dieser Gelegenheit sei auch auf eine interessante archäo- logische Frage hingewiesen. In dem bekannten Werke „Edelstein- kunde“4 spricht M. Bauer die Vermutung aus, daß die zahlreichen Smaragde, die die Spanier im Besitze der mexikanischen Einge- borenen fanden , nicht aus Mexiko selbst , sondern weit aus dem . Süden, etwa Columbien oder Peru, stammen könnten. Auf Grund meiner Erfahrung in Mexiko kann ich dieser Vermutung M. Bauer’s vollkommen beipflichten. Granat. Es seien hier zwei edle Varietäten des Granats erwähnt, die gleichfalls in den mächtigen Granitgebirgen im nördlichen Teile der Halbinsel Vorkommen , nämlich der Hessonit und der Spessart in. Es scheint, als ob der erstere, der Hessonit, an die Nähe des Kontaktes gebunden sei oder selbst eine Kontakt- 1 E. Wittich und M. Villalva, Berylo en diques de Pegmatita de la Baja California. Soc. Geolog. Mexic. Acta d. 1. asamblea gener. invierno 1912. 7. * G. F. Kunz , Gems and precious Stones of North America. New York 1892. 3 E. Wittich, Seltene Silikate in der Veta madre von Guanajuato in Mineralog. Notizen über den Minenbezirk von Guanajuato. Monatsber. deutsch, geol. Ges. Berlin 1911. 4 Max Bauer, Edelsteinkunde. 1896. p. 354. E. Wittich, 454 Bildung ist, denn die Pegmatitintrusionen sind, wie später erörtert werden soll, jünger als die dort auftretenden Cenomankalke. Zu- sammen mit den Hessoniten kommen nocli große Zoisite vor, über die später berichtet werden soll. Im allgemeinen sind die Hessonite gut ausgebildet, vorwaltend ist die Form ( 1 0 1) ; andere Formen, wie (112) und (123), sind untergeordnet; oft sind die Kristalle klar und durchsichtig von zarter hyazinthroter Farbe. Gewöhnlich stecken diese Hessonite in einem kompakten Granatfels, so daß ringsum entwickelte Kri- stalle selten sind. Diese Granate sind im Norden der Halbinsel unter dem Namen „Jacintos“ bekannt und auch in Ober-Kalifornien gehen sie unter dieser Bezeichnung im Edelsteinhandel. Die Hauptfundstätten der Hessonite sind in der Sierra Juraz und bei Yacümba in den Cucapähbergen , nahe der Landesgrenze gelegen. Die Mangangranate dagegen sind bisher nur in der weiter südlich gelegenen Sierra San Pedro Martyr angetroffen worden. In den dortigen Turmalinpegmatiten hnden sich häufig gut ausgebildete Kristalle von Spessartin , bei denen stets Ikosi- tetraeder, wie (211) und (311), vorherrschen; andere Formen fehlen fast gänzlich. Die Farbe dieser Spessartine liegt zwischen tiefrot bis braunrot. Auffallend ist die beträchtliche Größe dieser Kri- stalle, von denen einige bis zu 7 cm Durchmesser erreichen. Viel- fach schließen diese großen Granate noch Partien feinkörniger Pegmatitgrundmasse ein , ebenso haben sich auf den Kissen und Spalten derselben neue Mineralbildungen angesiedelt. Auch in den südlich des San Pedro Martyr-Gebirges gelegenen Granit-Pegmatitgebieten treten Spessartine auf, freilich erreichen sie niemals die Dimensionen der obigen Funde. Selbst in der Nähe der Südspitze der Halbinsel, in den Graniten der Umgebung des kleinen Hafenortes San Jose del Cabo , sowie in den meta- morphen Biotitschiefern finden sich dunkle Mangangranate 1 und Pyrope. In der Nähe des Minenortes El Triumfo, südlich von La Paz, kommen tiefrote Granate vor, über die Kunz nur kurz folgendes berichtet : „At Triunfo, Lower California, beautiful garnets in crystals of to 7ji incli in diameter are said to occur in a white rock“ 2. Vermutlich handelt es sich hier gleichfalls um Spessartine, die in hellen Apliten auftreten. In dem hohen Granitgebirge, das zwischen La Paz und dem 1 E. Wittich, Beiträge zur Geologie der Südspitze von Nieder-Cali- fornien. Monatsber. deutsch, geol. Ges. Berlin 1911. No. 12. 2 G. F. Kunz, Gems and Precious Stones. 1892. p. 277. Ueber Edelsteinfunde auf der Halbinsel Nieder-Kalifornien. 455 Kalifornischen Golf liegt, den sogenannten Cacacliilasbergen, treten gleichfalls Spessartin führende Pegmatite auf. Stufen, die ich von dort erhielt, zeigen gut entwickelte Kristalle mit vorwaltendem (211) von tiefroter Farbe; sie erreichen 1 — 1,5 cm Durchmesser. Günstige Umstände ermöglichten es uns, auch das geologische Alter der erwähnten Edelsteine wenigstens mit einiger Genauigkeit festzustellen. Wie wir in unserem Berichte1 mitteilen, ist die Aufeinanderfolge der Gesteine in den erforschten Gebieten der Halbinsel kurz folgende: Fossilführende Schiefer, vermutlich der mittleren oder unteren Kreide angehörend, aber meist metamorphosiert. Andesite (Porphyre) mit Tuffen, z. T. gleichzeitig mit Ueno m ankalken; Tuffe und Kalke durch entsprechende Fos- silien charakterisiert. Dann folgen Intrusionen von Dioriten und auf diese erst Granite mit ihrem Ganggefolge. Überlagert wird diese Gesteinsserie von den Schichten der oberen Kreide. Während nun die Schiefer, Kalke und Tuffe starke Lagerungs- störungen zeigen und oft metamorphosiert sind, ruht die obere Kreide (Senon) ohne namhafte Dislokationen auf den älteren For- mationen. Die Bildung der Diorit-Granitintrusionen , sowie die ihrer Gänge, der Pegmatite und ihrer Edelsteine, fällt also etwa in die Zeit des Turons. Dieselbe Beobachtung der Gesteinsfolge konnte ich auch im San Diego Co. , Ober-Kalifornien , machen. Allerdings habe ich dort die Cenomankalke nicht angetroffen; die Sukzession ist jedoch auch da: Schiefer, Andesit (Porphyr), Diorit, Granit mit Gängen. Daher vermute ich , daß die Edelsteine führenden Pegmatite in Ober-Kalifornien gleichfalls turonen Alters sind. Türkis. Als letzter der Edelsteine aus Nieder-Kalifornien sei noch der Türkis erwähnt, der hier vor Jahren einmal für kurze Zeit ge- wonnen wurde. Die Fundstätte , in der Literatur bekannt unter der Bezeichnung „El Aguajito“, ist eine kleine Hochebene, die zwischen dem Dorfe Rosario und der Exmission San Fernando liegt, wenig nördlich des 30.° n. Br. Die Türkise treten hier auf als Spaltenbildungen in Dioriten ; unterhalb derselben setzen kleine Kupferquarzgänge auf, die ver- mutlich in ursächlichem Zusammenhänge mit den Türkisen stehen. 1 E. Böse y E. Wittich , Informe relativo a la exploracion de la region norte de la Baja California. Mexico 1913. Parergones Inst, geolog. 4. p. 347 ff. 456 E. Stecher, Hemimorphe Eiskristalle. Wie es scheint, sind diese Klüfte mit Türkisausfüllung von jüngeren Störungen getroffen und die Füllmasse zertrümmert worden, so daß es kaum möglich ist, größere zusammenhängende Stücke zu ge- winnen. Die Gruben wurden daher bald wieder aufgegeben und sind heute gänzlich verfallen. Nicht weit von diesem Fundpunkt liegen zwei weitere Stellen, an denen früher gleichfalls Türkis gewonnen wurde, die beide etwa am 115.° 20' westl. L. gelegen sind, nördlich der Exmission von San Fernando. Auch an diesen beiden Fundstätten sind die Türkise in Spalten aufgetreten, die in Dioriten aufsetzen ; da dieser ganze Gebirgszug von zahlreichen kleinen Kupfererzgängen durch- schwärmt wird, so darf man wohl auch bei diesen Türkisvorkommen die Einwirkung eines solchen Kupferganges, ähnlich wie am Agua- jito, annehmen. Die Ausbeutung der niederkalifornischen Edelsteine ist von jeher nur sehr gering gewesen, in den letzten Jahren wurden über- haupt keine mehr gefördert. Zurzeit existieren nur noch wenige Belehnungen auf Edelsteine, davon 2 auf Türkis mit 7 ha Terrain und 2 auf Jacintos (Hessonit) mit 17 ha. So klein die Zahl der bisher in Nieder-Kalifornien gefundenen Edelsteine auch sein mag, so läßt doch die Art ihres Vorkommens, nach den in Ober-Kalifornien gemachten Erfahrungen , erwarten, daß bei weiteren Untersuchungen der Halbinsel noch manche neue Fundpunkte brauchbarer Edelsteine entdeckt werden können. Hemimorphe Eiskristalle. Von E. Stecher in Chemnitz i. Sa. Am 9. April d. J. prasselte nachmittags ^4 Uhr am Glees- berg bei Schneeberg im sächsischen Erzgebirge in etwa 550 m Höhe plötzlich ein Graupelwetter nieder. Besonders beim Auf- fangen im schwarzen Regenschirm zeigte es sich deutlich, daß die Graupelkörner vorwiegend prachtvolle, stereometrisch gesprochen sechsseitige Pyramiden von etwas größerer Steilheit als die Quarz- pyramide mit großer Grundfläche waren. Die Pyramidenkante maß 5 — 6 mm. Die Kanten waren sämtlich ein wenig gerundet. Hagelkristalle beschrieb zuerst (1871) Abich nach Beobachtungen in Transkaukasien, später berichteten nach den Ref. im N. Jahrb. f. Min. etc. 1901. II -175- Klossowsky (30. 5. 1887) undSiDORENKO (30. 5. 1899) über ähnliche Fälle aus Rußland. Der letztere beobachtete allerdings dreiseitige (im stereom. Sinne) Pyramiden, von denen bei dem Schneeberger Fall nur andeutungsweise wenige und kleinere zu sehen waren. B. Sokol, Ein Beitrag zur Kenntnis der Pfahlbildungen. 457 Ein Beitrag zur Kenntnis der Pfahlbildungen. Von R. Sokol in Pilsen. Mit 1 Textfigur. In einer Studie 1 2 habe ich bereits die Gesteine des Böhmischen Pfahles beschrieben und festgestellt, daß der sogen. Pfahlquarz aus mehreren Gesteinen entstanden ist, die der Metamorphose anheim- fielen. Bei der späteren Durchforschung der Kontaktgesteine fand ich an mehreren Stellen (nördlich von Furth i. W., bei Vollmau, Ceskä Kubice, Pec, Chodov, Neu Gramatin, Schüttwa) einen typischen Augengneis dicht am Pfahle oder sogar in seiner Richtungslinie, wo er nicht als Quarzfelsen ausgebildet ist. Der Augengneis ist mittel- bis grobkörnig und besteht aus Orthoklas, Myrmekit, Mikroklin, Mikropegmatit, Oligoklas, Albitoligoklas, Quarz, Biotit, Muscovit (oft mit Biotit verwachsen), Sericit, Apatit, Zirkon, Erz, Granat und hie und da etwas Sillimanit. Stellenweise fehlt der Biotit und stellt sich Turmalin ein. In den Augen ist Feldspat oder auch ein Quarzmosaik von Sericitströmen umflossen vorhanden. Biotit ist auch randlich um die Feldspate entwickelt und oft mit lädierten Muscovitschüppchen vermengt. Ebenfalls ist er hie und da in Strähne geordnet, geblättert und in Chlorit oder Sillimanit um- gewandelt. Quarz ist immer stark ruptureil undulös und oft ge- borsten. Seine Undulationsrichtung ist zwar immer parallel zu s, aber sonst gegenüber der Schieferungsfläche fast regellos. In dem Tur- malinaugengneise schwimmen die großen F eidspate und seltene große Quarze in einem klaren, gerade auslöschenden Quarzmosaik; Sericit- ströme fehlen zwar nicht, sind aber sehr selten. Quarzadern, die das Gestein durchdringen, enthalten außer abgerissenen und ge- schleppten Randpartien seitliche große Quarzkristalle mit Anwachs- pyramiden und geradem Auslöschen, ein Beweis für frühere klaffende Beschaffenheit der Spalten. Die Anwesenheit des frischen Biotits und die Regelmäßigkeit der Augen sprechen gegen die Vermutung, daß der Augengneis als Produkt der Wüsten Verwitterung zu deuten wäre, welche Frosterus 2 für die Genesis der ladogischen Augen- schiefer mit bestem Erfolg angenommen hat. Unser Augengneis gehört zu echten Orthogneisen (Granitporphyren). Sehr interessant sind die Verhältnisse bei dem künstlichen Bache „Ceskä Bystfice“ zwischen Furth i. W. und Taus, welcher den böhmischen Pfahl in tiefem Einschnitte durchquert und ein Profil (Fig. 1 A) darbietet, das ich gern mit einem von S. Wolff3 1 R. Sokol, Der Böhmische Pfahl von Furth i. W. bis Ronsperg. Bull, intern, de l’Acad. des Sc. de Boheme. 1911. 2 Frosterus, Bull, de la Commiss. geol. de Finland. 2. No. 13. 3 S. Wolff, Beitrag zur Kenntnis des Pfahles und seiner Neben- gesteine. Inaug.-Dissert. Neisse 1898. 458 R. Sokol, angegebenen Durchschnitte des Bayerischen Pfahles bei Regen (Fig. 1 B) vergleichen möchte. 3 km südlich von der Station Regen an der Ohemiindung in einem fast 100 m langen Eisenbahneinschnitte beobachtete er außer der Hällefiinta (H) drei verschiedene Abarten des Gneises (feinkörnig, grob- bis mittelkörnig, flaserig), die wechsel- lagern. Innerhalb derselben erscheinen in seinem Profile neunmal je etwa 1 m mächtige Lagen von Augengneis (AG). Aus seiner petrographischen Beschreibung (1. c. p. 3 ff.) läßt sich aber ent- nehmen, daß alle genannten Gneise dieselbe mineralische Zusammen- setzung aufweisen, und daß sie nur das Korn und die Stufe der Fig. I. A. Profil des Böhmischen Pfahles im künstlichen Bachbette zwischen Furth i. W. und Taus. B. Profil des Bayerischen Pfahles bei Regen nach S. Wolff. AG Augengneis, AGt Augengneis mit Turmalin, Am Amphi- bolitschiefer, Amr richtungsloser Amphibolit, G fein-, mittel- bis grob- körniger und flaseriger Gneis des Bayerischen Pfahles nach S. Wolff, Gf flaseriger und körnig flaseriger Gneis des Böhmischen Pfahles, Gr Granit, H Hälleflint des Pfahles, Q Pfahlquarzit. dynamischen Verarbeitung trennt. Es sind folglich insgesamt Augen- gneise, d. h. eine dynamometamorphe Rand- und Gangfazies eines Granitmassivs. Diesen Schichten sind Quarzite des Pfahles (Q) dreimal eingeschaltet. Das WoLFF’sche Profil habe ich in der Figur umgekehrt anordnen müssen, so daß es von NW gezeichnet erscheint. Die Ähnlichkeit der Profile ist dadurch besser ersicht- lich. Das Fallen gegen NO (N 50° — 70 0 0) ist in Bayern eine Ausnahme, dagegen das Fallen gegen SW eine Regel. Im böhmischen Profile folgen nacheinander im Liegenden des Granites von Babylon (Gr)1, Amphibolitschiefer (Am)2 * 4, Augengneis (AG), der dreimal mit Amphibolitschiefer abwechselt, und körnig flaseriger Fibrolithgneis (Gf) , der weiter im W „Pod jamami“ 1 Beschrieben von Aug. Ondrej in der Studie des Autors : Die Um- gebung von Ceskä Kubice. Ein Beitrag zur Kenntnis des böhmisch- bayrischen Grenzgebirges. Bull, intern, de l’Acad. des Sc. de Boheme. 1910. p. 7. 4 Aug. Ondrej, Über einige Amphibolgesteine aus der Umgebung von Böhmisch-Kubitzen. Daselbst 1910. p. 2 ff. Ein Beitrag zur Kenntnis der Pfahlbildungen. 459 großartig anstellt und aus sericitisiertem Orthoklas, Plagioklas AbgA^ — AbgAnj, ruptureil undulösem Quarz, braunem Biotit mit starker Absorption (zwei Generationen), aus Biotit entstandenem ! Fibrolith, etwas Erz und Zirkon bestellt. Im Augengneise findet ; man einige dm mächtige Lagen von Pfahlquarzit. In einer Ent- fernung von etwa 500 m im N steht aber der Pfahl schon in einer Mächtigkeit von 100 m und mehr an. Wenn wir beide Profile vergleichen, so finden wir, daß das Vorkommen des Pfahlquarzits beiderorts mit dem des Augengneises verbunden ist. Wo in Böhmen der Pfahlquarz in der Linie des Pfahles nicht entwickelt ist, kommt der unverkieselte Augengneis vor. Der ganzen Länge des Böhmischen Pfahles reihen sich wie in Bayern Granitvorkommnisse nacheinander (bei Sengenbühl im SO von Furth i. W., wo der Böhmische Pfahl anfängt, bei Babylon, Chodov, Drazinov, Wilkenau und Schiittwa bei Ronsperg). Diese Erscheinungen zwingen wohl zu der Ansicht, daß die Kluftserie, die jetzt vom Pfahle ausgefüllt ist, ursprünglich durch Granit erfüllt wurde. Dieselbe Ansicht hat für den Bayerischen Pfahl schon J. Lehmann1 ausgesprochen, welcher den Pfahl als eine auf einer Verwerfung herausgedrängte Gangfüllung (Syenitgranit) auf- faßte und seine verschiedenen Gesteine als Produkt des Dislokations- metamorphismus erklärte. E. Weinsohenk2 3 hält die Pfahlschiefer für eine sehr glimmerreiche porpliyrische Randzone des Granit- massivs, dessen Umgrenzung sie in Bayern bilden. Sonst vertritt er völlig den Standpunkt Lehmann’s. Auch A. Ries 3 fand als Hauptbegleiterscheinung des Pfahles den flaserigen und oft groß- porphyrischen Granit mit einer vielfach sehr dunklen Grundmasse, stellenweise auch Aplit und Porphyrit und stellte bei Grafenau dessen Kontaktwirkung und im NW pneumatolytische Spuren fest. Ähnlich bezeichnet M. Weber4 als Ausgangsmaterial des Bayerischen Pfahles aplitische oder biotitarme Granite an den Stellen, wo es sich um Sericitbildungen in ihnen handelt, oder aber ehemalige tonerdereiche Sedimente oder dioritische Schiefer, wo größerer Reichtum an Biotit vorliegt. Die Bildung des eigentlichen Pfahl- quarzites sucht M. Weber nicht wie J. Lehmann u. a. A. durch Lateralsekretion der Kieselsäure während der Dynamometamorphose 1 J. Lehmann, Untersuchungen über die Entstehung der kristal linischen Schiefergesteine mit besonderer Bezugnahme auf das sächsische Granulitgebirge, Erzgebirge. Fichtelgebirge und bayrisch-böhmische Grenz- gebirge. 1884. p. 187 ff. 2 E. Weinschenk, Der Bayerische Wald zwischen Bodenmais und dem Passauer Graphitgebiet. Sitzungsber. d. bayer. Akad. der Wiss. 1899. 3 A. Ries, dies. Centralbl. 1903. p. 186 ff. 4 M. Weber, Das geologische Profil Waldkirchen — Neureichenau Haidmühl. Geogn. .Tahresh. 1909. 22. München 1910. p. 319. Siehe auch M. Weber, Studien an den Pfahlschiefern. Daselbst 1910. 23. p. 3 ft. 460 R. Sokol, aus dem Nebengestein, sondern durch schmelzflüssige Kieselsäure- injektion aus der Tiefe zu erklären. Dieselbe Ansicht spricht auch A. Ries in Mayr’s Morphologie des Böhmerwaldes1 aus. Als Ursprungsmaterial des böhmischen, hauptsächlich aus Quarzmosaik mit Chlorit, sericitisiertem und auch kaolinisiertem Feld- spat mit Sericitströmen zusammengesetzten Pfahlquarzites dürfte der zweiglimmerige Granit mit seinen pegmatitischen Abarten den- noch betrachtet werden. Augengneise im Bereiche des Pfahles besitzen eine sehr veränderliche Fazies von grobem bis phyllit- ähnlicliem Korn, der Glimmer oder Turmalin wird zum Sericit oder auch zu chloritischen Mineralien umgewandelt, wodurch sich der verschiedene Habitus der Pfahlquarzite erklärt, den ich in meiner oben zitierten Arbeit akzentierte. Daß es bei der enormen Aus- dehnung des Pfahles an von Granit abgerissenem Nachbargestein und auch Sedimentmaterial nicht fehlt, beweist unter anderem auch der Fund des Dattelquarzits2. Es erübrigt noch die Frage, warum in beiden Profilen und anderswo3 nicht der gesamte Augengneis, sondern nur einzelne Partien desselben verkieselten und warum die Mächtigkeit des Pfahl- quarzits in der Linie des Pfahles oft sehr wechselt. Die Frage hat der Autor für den Böhmischen Pfahl in dem Sinne beantwortet, daß der Pfahlquarzit ein Produkt des hydrochemischen, in der Tiefe vor sich gehenden Metamorphismus darstellt (durch aus der Tiefe emporquellendes, mit Kieselsäure beladenes Wasser einer Thermal- linie), der von feinen und breiteren klaffenden Spalten des durch Druck und Gleitung mylonitisierten Augengneises hervorging. Der Mangel an Zeolithen spricht nicht dagegen, da dieselben ebenso- wenig auch im Granite des Karlsbader Sprudels vorhanden sind. Die Kaolinisierung des Feldspates ist zwar nur spurenweise vor- handen, was aber nicht befremden darf, da infolge der früheren Druckwirkungen die Sericitisierung Oberhand gewann und der Sericit gegen thermale Wassertätigkeit sehr resistenzfähig sein dürfte. Findet man doch in Rohkaolinpräparaten von Karlsbad 4 genug 1 M. Mayr, Morphologie des Böhmerwaldes. München 1910. p. 24. Von Ochotzky und Sandkühler (dies. Centralbl. 1914. p. 190) wurde eine neue Bearbeitung des Pfahles angekündigt. 2 R. Sokol, Über einen Fund von Dattelquarzit im Böhmischen Pfahle. Dies. Centralbl. 1911. p. 625 ff. 3 z. B. zwischen Penting und Brunn bei Cham, wo der Wechsel ver- schiedener Lagen des Quarzits und eine konkordante Zusammenlagerung mit dem gneisartigen Nebengestein von Gümbel (Geologie von Bayern. 2. 1894. p. 464) beobachtet wurde. 4 R. Sokol, Über die Methoden, einzelne Bestandteile einer fein- körnigen Grundmasse im Dünnschliffe zu unterscheiden. Dies. Centralbl. 1911. p. 276 ff. Ein Beitrag zur Kenntnis der Pfahlbildungen. Sericitpartien. Es sei nebenbei bemerkt, daß K. Schneider1 am Stadtturme von Karlsbad beobachtete Kieselbildungen und Pyrit- kristalle, welch letztere ebenso reich wie im Pfahle Vorkommen, als abgesetzte Heißquellenprodukte identifizieren konnte. Was bei den Pfahlbildungen am meisten auffällt, ist deren enorme Länge bei geringer Mächtigkeit, deren gerade Richtung uhd Konformität mit der Lagerung des Nebengesteins. Daß dieselben nicht aus der geraden Streichrichtung gebracht und nicht zerstückelt worden sind, erregte die Verwunderung Gümbel’s2, welcher aber gleich auf die Nebengesteine verwies, die ebensowenig von Verrückungen berührt sind. Gümbel zog daraus den Schluß, daß mithin beide Bildungen, Pfahl und Nebengestein, gleichzeitig sind. Bei einer detaillierten Feldarbeit im Bereiche des Böhmischen Pfahles habe ich an der Hand von mehr als 150 Messungen fest- gestellt, daß die erwähnte Konformität der Lagerung auch in Böhmen besteht, jedoch in dem Sinne, daß die Streichungslinien ungefähr von Dieberg (im N von Furth i. W.) strahlförmig ausgehen. Besonders im W des Pfahles herrscht eine merkwürdige Stetigkeit des Streichens , und ich habe dort überall soviel Cordierit als typisches Kontaktprodukt (Hinter-Lichteneck , Furth i. W. , Dachs-Riegel, Bayernwarte, Drei Wappen, Geis-Riegel bei Voithenbergöd, Fichten- fels, Langenfels, Cerchov, Vyhledy, Klenec, Tyrolka u. a.) gefunden, daß die Genesis des dortigen flaserigen und körnig flaserigen Gneises, einzelne Orthogneispartien ausgenommen, kaum anders als im Sinne Weinschenk’s3 gedeutet werden kann. Es geschah eine granitische Injektion des ursprünglichen Materials in mit dem Pfahle sub- parallelen Linien. Das Material war hauptsächlich sedimentär, wie z. B. das Kalklager zwischen Hohenbogen und Ahrnschwang und an vielen Orten anstehende Glimmerschieferpartien beweisen. Auch die größeren Granitlakkolithe und -linsen (Babylon, Sengenbühl, Kalkofen, Waradein, Steinbruch bei Schüttwa u. a.) sind im Sinne der Streichungslinien der Nachbarschaft keilförmig verlängert und eingeengt. Amphibolitschiefer und Amphibolite, deren eruptive Vergangenheit besonders Bergt4 betonte, besitzen ebenfalls ähnliche Konturen. Alle geschilderten Erscheinungen scheinen einen gemein- 1 K. Schneider, Beiträge zur Theorie der heißen Quellen. Geol. Rundsch. 1913. p. 90 ff. 2 Gümbel , Geognostische Beschreibung des ostbayerischen Grenz- | gebirges. 1868. p. 504. 3 E. Weinschenk, Die Kieslagerstätte im Silberberg bei Bodenmais. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der „Fahlbänder“. Abh. math.-phys. Kl. bayer. Akad. der Wiss. 21. 1902. p. 358. 4 W. Bergt, Das Gabbromassiv im bayrisch-böhmischen Grenzgebirge. Sitzungsber. preuß. Akad. der Wiss. 1905. p. 395 ff. — Der böhmische Teil des Gabbromassivs. Ebenda 1906. p. 432 ff. R. Sokol, Ein Beitrag zur Kenntnis der Pfahlbildungen. 462 samen Ursprung zu haben. Der alte genetische Schluß Gümbel’s kehrt in einem anderen Sinne wieder zurück. Man kann von dem Streichen des Bayerischen Pfahles N 60° W bis zum Streichen des Böhmischen Pfahles N 1 1 0 W und weiter bis N 35° 0 (Maxberg) stetige Übergänge im Felde auffinden, so daß die Annahme sehr wahrscheinlich ist, daß alle Erscheinungen durch Drehungsbewegung im Uhrzeigersinn zustande gebracht worden sind. Bei einer solchen Bewegung können lange Klüfte als Radii geöffnet und durch Eruptivmaterial ausgefüllt werden. Als die getrennten Schollen wieder zusammengeschoben werden und der Druck sich wieder einstellt, wird das vielleicht noch plastische Eruptions- material geschiefert, besonders dort, wo es kleine Mächtigkeit besitzt. Je weiter vom Zentrum (z. B. schon bei Taus), desto größere Störungen sind zu erwarten. Und wirklich sieht man, daß im W des Böhmischen Pfahles in engen und’ langen Spalten das granitische Magma aufstieg und die Sedimente kontaktmetamorph veränderte. Da aber die Bewegung länger andauerte, gerieten die retardierenden Schollen stellenweise wieder in schnellere Bewegung und übten einen genügenden Orientierungsdruck auf die in Spalten befindlichen Eruptiva und auch auf die Sedimente, die mutmaßlich eine Umkristallisation erfuhren. Die Ereignisse spielten sich wahr- scheinlich unter einer mächtigen Bedeckung ab und die Bewegungen waren differential. Ähnliches dürfte sich auch im 0 des Böhmischen Pfahles ereignet haben, wo die Amphibolitmassen zwar nicht so ruhige und einheitliche, dafür jedoch genug ausgedrückte Orien- tierung der Bestandteile erfuhren. Spärliche, das Schichtensystem quer durchstreichende Kersantit- und Malchitgänge im W und Pegmatitgänge im 0 des Pfahles, welche dadurch eine andere Genesis bezeugen, können das gezeichnete Bild kaum stören. Die mit dem Augengneise innig verbundenen Gneisgesteine im 0 des Pfahles haben eine weit mehr durchdringende Metamorphose erlitten und weisen einen weit höheren Grad der Verwitterung als diejenigen im W des Pfahles. Es ist wohl die Annahme nicht aus- geschlossen, daß die Tauser Senke durch eine von W hergebrachte Gneismasse ausgefüllt worden ist, welche seit eher in die mag- matische Tiefe einsank, und auf diese Weise vor der Denudation bewahrt wurde. Die vertikale Bewegung kam hauptsächlich am Pfahle zustande. Der Rotationsmoment der gebirgsbildenden Kraft, welche die oben geschilderte differentiale Drehung und diese Über- schiebung inszenierte, wirkte ohne Zweifel nicht horizontal, sondern ein wenig geneigt, und zwar zur Schieferungsfläche subnormal. Dadurch mußten die Schichten im 0 in die Höhe steigen, bis sie am Pfahle abbrachen und in die Tiefe sanken. Der Böhmische Pfahl ist also ein Beleg der Spaltenbilduug während einer Drehungsbewegung in der Erdkruste. Bevor die Bewegung entsteht, offenbart sich der Druck und Zug nur kristallo- E. Kittl, Disthen vom Klosterkogel bei Admont. 463 kinetisch, indem er die Schieferung’ zustande bringt. Worin die Ursache der Zentripetalbeschleunigung steckt, muß zur Zeit noch dahingestellt bleiben. Es ist bekannt, daß Drehungsbewegungen in kleinem Maßstabe auch bei Erdbeben beobachtet werden. Hier zeigt sich, daß auch bei tektonischen Ereignissen dieselben eine g’roßartige Rolle spielen können. Es läßt sich damit das Durchkneten des sedimentären und eruptiven Materials viel einfacher erklären als durch die Faltungstheorie. Disthen vom Klosterkogel bei Admont. Von Erwin Kittl in Leoben. Der Freundlichkeit des Herrn Prof. K. A. Redlich in Prag ver- danke ich eine Anzahl Stufen mit Disthen vom Kloster ko gel bei Admont. Durch das Vorkommen in der sogenannten Blasseneck- Serie und durch die Mineralkombination Cyanit — Quarz — Carbonspäte ergeben sich einige neue Gesichtspunkte für die Paragenesis des Cyanites. Zwar dürfte das von Hatle 1 be- schriebene Disthenvorkommen vom Gablergraben bei Admont mit dem vom Klosterkogel Zusammenhängen, doch beschreibt dieser Autor wahrscheinlich irrtümlicherweise das Nebengestein als quarz- reichen Glimmerschiefer; dieser enthält nach Hatle stengelige, bläulich weiße bis himmelblaue Massen von Disthen mit weißem schuppigem Talk, seltener mit blätterigem Eisenglanz verwachsen. Das Nebengestein der cyanitführenden Gänge vom Kloster- kogel ist die erwähnte weiter östlich von Heritsch1 2 festgestellte Blasseneck-Serie. Am Klosterkogel besteht diese aus einer Gruppe von klastischen und schieferigen Gesteinen, welche über den auf der Milch ebenalpe aufgeschlossenen grünen Tuifen liegen : diese „Grünschiefer“ dürften der Basis der Blasseneck-Serie ent- sprechen. Heritsch bezeichnete diese Gesteine als Porphyroide, am . Klosterkogel dürften sie z. T. als Klastoporphyroide , ent- sprechend ihrem Charakter als Trümmergestein, z. T. schon als Sericitschiefer zu benennen sein, da bei diesem oft keinerlei Ein- sprenglinge zu erkennen sind und sie vorwiegend aus feinschup- pigem grünlichen Sericit bestehen. In diesen Gesteinen treten Mineralgänge auf, die neben Cyanit und Quarz Eisencarbonate als Gangfüllung aufweisen. Die Mächtigkeit der Gänge schwankt zwischen 12 und 15 cm. Dabei sind die schmalen Gänge meist nur durch Cyanit ausgefüllt, erst die mächtigeren Spaltenfüllungen enthalten auch Quarz und Eisenspat. Die Ausbildungsweise des Cyanites ist die plattsäulen- 1 Hatle, Miner. Steiermarks, 1885. p. 114. 2 F. Heritsch, Sitzungsber. der k. Akad. der Wiss. 1909 u. 1911. 464 E. Wunderlich, förmiger Aggregate von weißer, blaßblauer bis himmelblauer Farbe mit der charakteristischen Spaltbarkeit nach M(IOO) und Perlmutterglanz auf diesen Spaltflächen. U. d. M. zeigen Spaltblättchen nach M den fast senkrechten Austritt der ersten negativen Mittellinie (a), schiefe Auslöschung gegen die Kante M T, die durch die Spaltrisse nach T ( 1 00) gekennzeichnet ist, ferner feine Streifen und Spalten parallel der KantePM, die den Gleitflächen nach P(001) entsprechen. Der Disthen ist dem Alter nach das älteste Gangmineral, Quarz — als weißer Gangquarz — erscheint mit Cyanit eng ver- wachsen, z. T. etwas jünger, die Carbonate — Siderit in bis faust- großen Spaltstücken — sind gleichalterig mit dem jüngeren Quarz. Bei größerer Breite der Gänge treten ferner Gänge auf, die fast nur mehr aus Quarz und Carbonaten bestehen. Der blätterige Eisen- glanz, der am Klosterkogel nur mit Quarz verwachsen vor- kommt, ist vielleicht eine jüngere Bildung, wenn auch das Zu- sammmenvorkommen mit Quarz eine gleichzeitige Entstehung mög- lich erscheinen läßt. Es stellt dieses Auftreten von Cyanit in Gesteinen der obersten Tiefenstufe ein bisher noch nicht beschriebenes Vorkommen dar, da Cyanit bisher nur in Gesteinen der unteren Tiefenstufen be- kannt war. Das Zusammenvorkommen mit Quarz und Carbonaten entspricht einer Entstehung bei verhältnismäßig niederer Tempe- ratur. Nach C. Doelter 1 dürfte der Disthen die bei niederer Temperatur stabile Modifikation der Tonerdesilikate sein. Die disthenführenden Gänge treten insoferne mit der Eisenerz- formation in Beziehung, als im selben geologischen Horizont die Pesendorfersche Erzgrube liegt, deren Mineralisation bis auf den Disthen mit den Gangbildungen übereinstimmt. Leoben, Mineralog. Inst, der k. k. montan. Hochschule. Postglaziale Hebung in Westpreußen und Hinterpommern. Von E. Wunderlich in Berlin. Der Kreis der Einzelarbeiten, die sich allgemein oder speziell mit vermuteten oder nachgewiesenen glazialen oder postglazialen Niveauveränderungen des norddeutschen Flachlandes beschäftigen, wird immer größer und größer und erheischt dringend eine kritische Bearbeitung. Daher hat Gagel1 2 einen Teil der bisherigen Er- gebnisse, soweit sie sich auf die Litorinasenkung beziehen, einer Nachprüfung unterworfen und ist dabei zu dem Ergebnis ge- kommen, daß von mehreren Autoren das Ausmaß der Litorinasenkung 1 C. Doelter, Phys. chem. Mineralogie. 1905. 2 C. Gagel, Die sogenannte Ancylushebung und Litorinasenkung an den deutschen Ostseeküsten. Jahrb. d. Kgl. preuß. geol. Landesanst. 1910. Postglaziale Hebung in Westpreußen und Hinterpommern. 465 erheblich überschätzt worden ist. Statt des von verschiedenen •Seiten angenommenen Betrages von rund 50 m hält er aller- höchstens eine postglaziale Senkung von 20 m für bewiesen, abgesehen von einzelnen lokalen und unregelmäßigen Senkungen. Er geht sogar so weit, der Litorinasenkung den Wert eines ein- heitlichen großen Phänomens abzusprechen, das vielmehr, „wenn es überhaupt eingetreten ist, sicher nur eine sehr geringe Be- deutung und geringes Ausmaß besessen haben kann.“ Man mag sich zu dieser letzten Folgerung stellen Wie man will, sicherlich ist eine derartige kritische Untersuchung und Zu- sammenstellung des vielfach zerstreuten Materials außerordentlich dankbar zu begrüßen und wird zweifellos zu weiteren Unter- suchungen Anregung geben. Neben den von Gagel hauptsächlich behandelten Senkungs- phänomenen der deutschen Küste ist aber auch in der Literatur mehrfach von postglazialen Hebungen und Verbiegungen im Binnen- lande die Rede, und es wäre sehr verdienstlich, wenn einmal alle derartigen Angaben in ähnlicher Weise kritisch bearbeitet würden, wie es hinsichtlich der Litorinafrage von Gagel geschehen ist. Es müßte dabei vor allem auf die vielfach widersprechenden An- gaben bezüglich der norddeutschen Urstromtäler eingegangen werden, an denen sich natürlich derartige Verbiegungen in erster Linie bemerkbar machen müssen. Im folgenden sei eins dieser Probleme herausgegriffen, das sich auf das im Grenzgebiet von Westpreußen und Hinterpommern gelegene Leba-Rheda-Urstromtal bezieht. Dieses Tal verbindet bekanntlich die Danziger Bucht mit der hinterpommerschen Küste1, geht also, wie Jentzsch es ausgedrückt hat2 3 4, von Meer zu Meer, weist aber in seiner Mitte eine Wasserscheide von 50 m Höhe auf, von der aus die Rheda ostwärts in die Danziger Bucht, die Leba nach Westen in den Leba-Strandsee sich ergießt, obwohl im Grunde doch ein einheitlicher Talzug, eben das Urstromtal, er- kennbar ist. Daher haben Jentzsch 3 und Keilhack 4 den Schluß gezogen, daß seit einer späteren Phase der Vereisung eine relative Hebung um 50 m das Tal gebrochen haben muß; Jentzsch gab 1 A. Schmidt, Die Leba und ihr Ost-West-Tal. Schriften der Naturf.- Ges. Danzig. N. F. XII. 2 A. Jentzsch, Begleitworte zur Höhenschichtenkarte etc. Schritten der Phys.-Ökonom. Ges. Königsberg i. Pr. 1891. Sitz.-Ber. p. 24 spez. p. 28. 3 A. Jentzsch, Das Präzisions-Nivellement Lauenburg-Neustadt-Rheda. Jahrb. d. Kgl. preuß. geol. Landesanst. 1912. II. ; — , Einige Züge in der Oberflächengestaltung Westpr. Zeitschr. d. geol. Ges. 1890. p. 613 spez. p. 617. 4 K. Keilhack, Die Stillstandslagan des letzten Inlandeises und die hydrographische Entwicklung des pommerschen Küstengebietes, Jahrb. d. Kgl. preuß. geol. Landesanst. 1898. p. 90 spez. p. 145. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 30 466 E. Wunderlich, dieser Überzeugung sogar durch Ein zeichnen einer SSW gerichteten Hebungslinie in seiner 1881 veröffentlichten Übersichtskarte vom Untergrund des norddeutschen Flachlandes Ausdruck *, und A. Schmidt hat sich in seiner bereits erwähnten kleinen Monographie des Ur- stromtales den beiden Autoren angeschlossen. Das Ergebnis hat Jentzsch in seiner jüngsten Arbeit1 2 dahin zusammengefaßt, daß man zur Erklärung der Wasserscheide im Leba-Rheda-Urstromtal eine Verbiegung der Talsohle um 50 m, also eine geologisch-jugend- liche Hebungslinie annehmen müsse, deren Alter jünger sein müßte als das Glazial der äußersten Nordspitze Westpreußens (nach Keilhack Phase XI der hydrographischen Entwicklung Hinter- pommerns). Diese Hebung ist nun für norddeutsche Verhältnisse immerhin so bedeutend, daß sie unbedingt das äußerste Interesse wachrufen muß, denn wenn wirklich mit derartig großen postglazialen Ver- biegungen gerechnet werden müßte, so wäre damit eine Kompli- kation des Problems unserer norddeutschen Urstromtäler gegeben, die die Lösung desselben beträchtlich erschweren müßte, weil wir fast ausschließlich auf morphologische Methoden angewiesen sind. Deshalb lohnt es sich wohl, die morphologischen Verhältnisse des Leba-Rheda-Urstromtales daraufhin zu prüfen, ob sie wirklich die von Jentzsch, Keilhack und Schmidt gezogenen Schlüsse not- wendig machen resp. rechtfertigen. Leider war und ist es mir vorläufig nicht möglich, durch Beobachtungen im Felde eine vollständige Lösung herbeizufiihren; die vorliegenden Zeilen, die sich lediglich auf exaktes Studium der Karten stützen, wollen nur zeigen, daß tatsächlich die Frage komplizierter liegt, als von den genannten Autoren angenommen ist, und wollen damit eine Anregung geben, der Frage näher zu treten. Wie gesagt, benutzen Leba und Rheda bei ihrem Lauf einen älteren Urstrom-Talzug. Die Rheda hat Quelle und Mündung in ihm, die Leba benutzt ihn jedoch nur in ihrem Mittel- und Unter- lauf, während ihr Oberlauf ein normal gebildetes, ihren Wasser- massen durchaus angepaßtes Erosionstal ist, das zwischen Neustadt und Lauenburg in das Urstromtal mündet 3. Um so interessanter ist daher die Ausbildung der heutigen Wasserscheide gegen die Rheda, die Keilhack geschildert hat. Er betont, daß das Ur- stromtal auf der Wasserscheide einen vollkommenen Talcharakter 1 A. Jentzsch, in Schriften der Phys. -Ökonom. Ges. Königsberg. XXII. 1881. T. 1. 2 A. Jentzsch, Das Präzisions-Nivellement Lauenburg-Neustadt- Rheda. Mit Karte 1:200000. Jahrb. d. Kgl. preuß. geol. Landesanst. 1912. II. 3 Vergl. die Übersichtskarte des Leba-Flußnetzes von Schmidt, ferner Bl. Lauenburg (45), Neustadt (46) und Putzig (47) der Karte des Deutschen Reiches 1 : 100000. Postglaziale Hebung in Westpreußen und Hinterpommern. 467 besitzt, und daß auch der Übergang aus dem Leba- ins Rlieda- gebiet fast unmerklich ist. Er übersieht aber einen außerordentlich wichtigen Umstand, der ausschlaggebend ist. Die heutige Wasserscheide verdankt ihre Entstehung der Akku- mulation der Leba, die am Ende ihres Oberlaufes einen mächtigen Schuttkegel in das Urstromtal geschüttet hat, den schon die Zeichnung der Karte klar und eindeutig erkennen läßt. Man vergleiche den Verlauf der 50 m Isohypse auf den Meßtisch- blättern Roslasin (271) und Lusin (272). Aber nicht nur die Leba hat einen derartigen Schuttkegel aufgeschüttet, sondern auch alle anderen Bäche, die in dieses Urstromtal münden ; seine heutige Sohle ist deshalb durch fluviatile Akkumulation entstanden. Dieser Vorgang ist eine Folge der postglazialen Erosion; die Hochflächen der einzelnen Platten werden vom Rande her angegriffen und die Täler schneiden sich rückwärts mehr und mehr ein. Doch vermögen sie das erodierte Material nur bis an das Urstromtal zu schleppen, dort versagt ihre Kraft: der Gefällsbruch, den sie an ihrer Einmündung in das Ur- stromtal erleiden, zwingt sie zur Ablagerung des mitgeführten Schuttes. So bilden sich die Schuttkegel, die sich, wie gesagt, vor der Mündung sämtlicher Nebentäler dieses Urstromtales finden. Um nur die beiden größten zu nennen: der Schuttkegel des Kuh- baches bei Lauenburg und des Bohlschaubaches etwas oberhalb Neustadt etc., der zahlreichen kleineren gar nicht zu gedenken. Gerade diese Schuttkegel bestimmen den heutigen vielfach ge- wundenen Lauf von Rheda und Leba im Urstromtal; sie pendeln, von den Schuttkegeln jedesmal an die gegenüber liegende Talwand gedrängt, herüber und hinüber1. Jedenfalls ist der Leba-Scliuttkegel der größte, denn er füllt das Urstromtal in seiner ganzen Breite aus. Das hängt mit folgendem zu- sammen. Als das Urstromtal, das zweifellos einst der Weichsel nach Westen als Abfluß diente2, von dieser verlassen wurde, begannen die kleinen postglazialen Gehängetäler, deren eines der heutige Oberlauf der Leba war, ihre Schuttkegel aufzuschütten. Da die damalige Leba das größte dieser, Gehängetäler war, so wuchs deren Schuttkegel am schnellsten; hierdurch wurde eine sekundäre Wasser- scheide im Urstromtal geschaffen und bewirkt, daß die Leba bald nach Osten in die Danziger Bucht, bald nach Westen zur hinter- pommerschen Küste abfloß. Erst in der jüngsten geologischen Zeit 1 Da sich jedoch die größeren Seitentäler vorwiegend auf der Süd- seite des Urstromtales finden, so sind Leba und Rheda meistens an den Nordrand gedrängt. — Gerades diese Schuttkegel mit ihren eigenartigen Grund wasserverhältnissen machen i,auch die von Jentzsch berichteten kleinen Bodenbewegungen verständlich. 2 Als nämlich die Eismasse die Nordhälfte der Danziger Bucht erfüllte. 30* 468 E. Wunderlich, Postglaziale Hebung in Westpreußen etc. ist dann schließlich ein bestimmter Abfluß festgelegt, die Leba wird heute durch ihren eigenen Schuttkegel gezwungen, nach Westen zu fließen, und dient daher heute als Sammelader für die Wassermassen, die alle die kleinen Gehängetäler im Westen der Leba dem Urstromtal zuführen. Als Sammelader der andern dient nun die Rheda; sie ist aber hydrographisch aufs engste mit der Leba verknüpft, denn sie entspringt auf dem Leba- Schuttkegel (vergl. M.B1. 272); ein Teil des Lebawassers geht also auch heute noch als „Rheda“ nach Osten in die Danziger Bucht. „Leba“ und „Rheda“ sind nichts anderes als die durch Schuttkegelbildung veranlaßte Bifur- kation eines und desselben Flusses. Ziehen wir das Resultat, so kann von einer nachträglichen Verbiegung des Urstromtales um 50 m keine Rede sein. Die heutige Höhe der Wasserscheide ist sekundärer Art. Mindestens 15 m müssen wir für die Schuttkegel- Aufschüttungen der Leba abziehen, wie der Verlauf der Isohypsen zeigt. Nun bleiben zwei Möglichkeiten. Entweder ist der Rest von 30 — 35 m auch spätere Aufschüttung, so daß das Urstromtal tatsächlich eine Verbindung der Danziger Bucht mit der hinter- pommerschen Küste im Meeresniveau dargestellt hat, oder aber es liegt doch unter dem Leba-Schuttkegel eine Schwelle im Ur- stromtal vor. Dann sind aber im einzelnen wieder zwei Lösungen möglich: entweder — diese Schwelle verdankt einer späteren tek- tonischen Aufbiegung des Urstromtales von 30 — 35 m max. ihre Entstehung, oder aber — sie ist eine ursprüngliche Schwelle. Auch mit dieser Möglichkeit muß man rechnen ; es ist denkbar, daß das Urstromtal durch den Aufstau der Gewässer vor dem Eisrand als Überflußrinne zweier anfänglich getrennter Täler entstand, deren Wasserscheide durch Erosion nicht ganz beseitigt werden konnte. Welche von diesen drei Möglichkeiten schließlich zutrifft, kann nur eine genaue Untersuchung des Taluntergrundes ergeben. Hier liegt eine dankbare kleine Aufgabe für selbständige Unter- suchungen vor, denn trotz der vorhandenen Literatur bleiben wichtige Fragen offen ; nur so viel steht fest : eine postglaziale Hebung von 50 m hat nicht stattgefunden. H. L. F. Meyer, Der Lahnporphyr bei Diez etc. 459 Der Lahnporphyr bei Diez und eine begleitende Fauna. Von Hermann L. F. Meyer in Gießen. Während in den Gebieten der Lahn- und Dillmulde des Rheinischen Schiefergebirges die basischen Eruptivgesteine als Dia- base überwiegen, treten die sauren Keratophyrgesteine — Lahn- porphyr, Quarzporphyr, Quarzkeratophyr — an Bedeutung sehr zurück. Über weite Gebiete finden sie sich in einzelnen kleinen Vorkommen. Nur am Westrand der Lahnmulde gelangen sie zu größerer Bedeutung. Hier handelt es sich um größere Vorkommen in mitteldevonischen Schiefern oder Schalsteinen bei Oberneisen, Katzenellenbogen, im Rupbachtal, bei Balduinstein — Fachingen — Diez, Heisterbach — Aull — Gückingen und Hambach auf den Blättern Rettert, Kettenbach, Schaumburg, Limburg, Girod der geologischen Spezialkarte von Preußen. Durch die Arbeiten der Preußischen Geologischen Landesanstalt ist die Ausdehnung der einzelnen Porphyrvorkommnisse in großen Zügen festgelegt; im einzelnen ergeben sich häufig freilich beträchtliche Abweichungen, die zum Teil zu ganz neuen Kartenbildern und damit auch tektonischen Anschauungen führen. Außer in den Erläuterungen zu den betreffenden Blättern sind die Lahnporphyre nie eingehender geologisch untersucht worden. R. Brauns (N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXVII, XXVIII. 1909) hat sich zwar mit der chemischen Natur dieser Gesteine beschäftigt und den Widerspruch aufzuklären versucht, der in dem gleich- zeitigen Auftreten der Keratophyr- und Diabasgesteine liegt l. Aber auch er hat nur Lahnporphyr vom Ausgange des Rupbach- tales, von Langenaubach und Quarzporphyr von Ballersbach unter- sucht. Die ältere Literatur wird von Brauns dabei zitiert. Geo- logisches haben wir nur noch aus der östlichen Lahnmulde durch Em. Kayser (Bl. Herborn, Ballerbach, Dillenburg, Oberscheld geol. Spezialk. v. Pr.) und Ahlburg (Jahrb. kgl. preuß. geol. Landes- anst. f. 1910. 81. T. I. p. 448 — 481) erfahren. Hier zeigt sich, daß die Porphyre alle dem Oberen Mitteldevon angehören, daß 1 Die Keratophyre gehören zu der Gruppe der Alkaligesteine, während Diabase typische Alkalikalkgesteine sind. Ein gleichzeitiges Auftreten von Gesteinen der beiden verschiedenen Magmaprovinzen mußte außerordentlich befremden. Es ergab sich aber, worauf auch Erdmannsdörffer (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 59. Monatsber. p. 16—22. 1907. p. 19) hinwies, daß im Mitteldevon keine echten Diabase Vorkommen, sondern daß die hierhin gestellten Gesteine einem essexitischen Magma entstammen. Dadurch erweist sich das Mitteldevon als eine typische Alkalizeit, deren Effusiv- gesteine eine vollständige Reihe vom sauren Quarzkeratophyr bis zum basischen Pikrit bilden. Erst im Oberdevon finden sich Alkalikalkgesteine, die von nun an bis zur Dyas herrschend bleiben, eine Änderung in der Magmenverteilung, die deutlich die tektonischen Verhältnisse widerspiegelt. 470 H. L. F. Meyer, die Ausbrucliszeit später begann als die der Diabase , die schon in den Schiefern des Unter-Mitteldevon auftreten. Zunächst ist in der westlichen Lahnmulde noch petro- graphisch sehr viel zu tun. Die einzelnen Vorkommnisse weichen im äußeren Habitus außerordentlich von einander ab. Unterschiede in der Führung der porpliyrischen Feldspäte, porphyrischen Quarzes, eines manchmal sehr mächtigen Eisenoxydpigmentes, dem Auftreten dichter fluidaler Varietäten weisen auf weitergehende Unterschiede hin, die die Einzelbearbeitung jedes Vorkommens erheischen. Ich will darum hier von einer Beschreibung der Gesteine ganz absehen. Meine Untersuchungen haben sich der geologischen Stellung der Lahnporphyre zugewendet. Sie ist, wie wir weiter unten sehen werden, eine andere als in der östlichen Lahnmulde. In dieser Notiz will ich mich nur auf die nähere Umgebung von Diez a. d. Lahn beschränken , da es sich dort um ein typisches Vorkommen von allgemeinerer Bedeutung handelt. Eine ausführ- liche Arbeit werde ich später folgen lassen. Eine Untersuchung des Diezer Porphyrs, der sich vom Ost- ende der Stadt nach SW erstreckt, zeigt, daß dem Gestein zum größten Teil nicht die Stellung zukommt, die ihm auf der Karte angewiesen ist. In den Erläuterungen zu Blatt Limburg (s. p. 24) ist zwar die Rede davon, daß der Porphyr von konglomeratischen, schalsteinartigen Bildungen begleitet wird , die stellenweise so häufig sind, „daß man sich sogar versucht fühlen könnte, die eruptive Natur eines großen Teiles der Porphyrmasse anzuzweifeln“. Eine Auszeichnung dieser Gesteine ist nicht erfolgt. Auf dem anstoßenden Blatte Schaumburg sind aber von Em. Kayser „Schal- stein und Schiefer des Lahnporphyrs“ kartiert worden, in einer Ausdehnung, die übrigens viel unregelmäßiger ist , als die Karte angibt. Das den Schloßberg von Diez bildende Gestein scheint durch- aus echter Lahnporphyr zu sein : das typische dunkelrote bis vio- lette Gestein mit zahlreichen Orthoklaseinsprenglingen. Die zu- gänglichen Aufschlüsse sind spärlich, weil das ganze Gebiet eng bebaut ist. Aus diesen Gründen ist auch der Kontakt zu dem folgenden Diabas, auf der Karte als „Porphyroid“ bezeichnet, nicht aufgeschlossen. Dieses angebliche Porphyroid, dessen Vorkommen im mitteldevonischen Porphyr hier außerordentlich überraschen müßte, ist in Wirklichkeit ein stark verquetschter dichter Diabas 1, dessen porphyrische Augite als schwarze Flecke erscheinen. Derartige Gesteine finden sich in der ganzen Gegend 1 Er ist unterhalb der Kante der hei ungefähr 120 m gelegenen höchsten Diluvialterrasse gut zu beobachten auf kleinen Fußwegen, die ungefähr gegenüber den Häusern No. 19 und 21 der Parkstraße am Ab- hang nach unten laufen. Der Lahnporphyr bei Diez und eine begleitende Fauna. 471 sehr häufig und sind manchmal nicht leicht von Schalsteinen zu unter- scheiden. Wegen der schwarzen Flecke ist wohl die Verwechslung mit Porphyroiden erfolgt. Jenseits dieses Diabases habe ich keinen Porphyr mehr finden können. Ein grobes Konglomerat mit Porphyrbruchstücken liegt an seiner Stelle. Das Gestein findet sich aufgeschlossen in Felsen im Berggarten des Hotels „Hof von Holland“. Seine Beziehungen sind hier aber nicht klar zu übersehen. Ein vorzügliches Profil, das den Hauptgegenstand dieser Arbeit bildet, liegt weiter west- lich am Ufer der Lahn. Profil an der Aarmündung hei Diez a. d. Lahn. Das Profil liegt an der Einmündung der Aar in die Lahn in der Verlängerung der Kanalstraße am Beginn des Leinpfades. An steilen Felsen und im Einschnitte der etwas höher verlaufenden Bahn sind die beschriebenen Verhältnisse gut zu beobachten. Es ist wohl die Stelle, die Mügge (N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. VIII. 1893. p. 710) flüchtig erwähnt: „bei Diez am Bahnübergang nach Birlenbach“. Die Basis der Felsen wird noch aus normalem Porphyr gebildet. Das braunrote Gestein zeigt zahlreiche orthophyrische, nicht allzu- große Orthoklase. Durch dunkle Flecken von Eisenoxyd erscheint es pigmentiert, so daß es manchmal blaugraue Farbe bekommt. Rosenbusch (Mikr. Physiogr. 4. Aufl. p. 946) 1 führt die Eisenerze auf die* Verwitterung von eisenreichen Alkalipyroxenen oder Amphi- bolen zurück. Unten zeigen die Felsen noch deutlich die unregelmäßig klüf- tige Struktur des dichten Porphyrs. Nach oben tritt aber all- mählich und fast unmerklich eine Auflösung in grobe Kugeln, mit feinen tuffigen Zwischenlagen ein. Ganz große Kugeln treten zuerst auf, höher auch kleinere, und jenseits der Bahn steht man vor einem regelrechten Konglomerat , das zahlreiche gut abge- rundete Porphyrgerölle in einer schalsteinartigen, kiesigen Grund- masse zeigt. Die Gerolle zeigen Dimensionen von kleinen erbsen- großen bis zu kubikmetergroßen Blöcken. Das Material der Komponenten ist unten der normale orthophyrische Porphyr. Die Oberfläche der Kugeln ist unregelmäßig und noch nicht so gleichmäßig geebnet, wie jenseits der Bahn. Die Kugeln zeigen keine besondere dichte oder glasige Randzone , die porphyrische Struktur geht bis an die äußere Begrenzung ganz gleichmäßig heran. Häufig findet sich nur eine ganz scharf absetzende und 1 R. bezeichnet das Gestein als vom „Gaisberg bei Diez“ stammend- Offenbar muß dies die Stelle östlich des Eisenbahneinschnittes sein, die auf Bl. Schaumburg als „Geisenberg“ bezeichnet ist. Die Beschreibung stimmt jedenfalls mit der unseres Gesteins gut überein. 472 H. L. F. Meyer, Der Lahnporphyr hei Diez etc. abblätternde rote Rinde, wie sie auch ziemlich unten an den Felsen in Holilräumei zwischen den Kugeln auftritt. Sie stellt wohl ein tuffiges Bindemittel dar. Die höheren , meist kleineren Porphyrkugeln bestehen nicht aus dem basalen Porphyr. Verschiedene Varietäten treten auf, hellere und dunklere, rote und grüne, porphyrische und vor allen Dingen ausgezeichnet tiuidal struierte. Besonders ausgebildete Randzonen linden sich nicht. Alle Kanten sind gut gerundet. Es handelt sich um die Formen typischer Gerolle. Es sei nur kurz darauf hingewiesen , daß diese Porphyr- konglomerate weiter westlich zu sehr großer Ausdehnung gelangen und unter ihren Komponenten sich auch sedimentäre Gesteine, z. B. Quarzite der Koblenzschichten, befinden. Von großer Bedeutung ist nun weiter, daß nicht nur Porphyr- konglomerate allein erscheinen , sondern noch andere Gesteine. Von der südwestlichen Seite des Einschnittes an kann man fol- gendes Profil unterscheiden (die Maßangaben sind nicht genau) Liegendes: Kugelporphyr, oben übergehend in Porphyrkonglomerat, die Felsen vom Leinpfad bis zur Bahn bildend. Blaugrauer Tonschiefer mit zahlreichen kleinen hellen Glimmerblättchen. Weiter westlich in einem Wasserriß mit- einer Fauna ca. 4 m Porphyrkonglomerat ca. 2m Nach N. mächtiger werdend. . Schalstein des Lahnporphyrs, rot und gelb ca. 1,5 m Porphyr konglomerat 12 — 15 m Gelblicher Tonschi e]f er, milde, gut spalt- bar, mit zahlreichen kleinen Glimmerblättchen. Mit einer Fauna 4—5 m Hangendes: Porphyr konglomerat. Bedeutung der Porphyrkonglomerate. Für die Beurteilung der Porphyrkonglomerate sind folgende Gesichtspunkte wichtig : 1. Die Konglomerate gehen durch unmerkliche Auflockerung des Gefüges aus massigem Porphyr hervor. 2. Die Konglomerate sind andererseits mit Schalsteinen und echten marinen Sedimenten verknüpft. 3. Die Komponenten zeigen keine strukturellen Eigenarten. 4. Das Material der Komponenten ist nur in tieferen Partien einheitlich ; oben sind es verschiedene Porphyrvarietäten und weiter westlich sogar Sedimente. 5. Die Komponenten sind alle gut kantengerundet. W. Voigt, Zwei Demonstrationsapparate etc. 473 Bei der Deutung eruptiver Agglomerate liegen immer zwei Möglichkeiten am nächsten, daß es sich einerseits um eine primäre Kugelstruktur oder andererseits um Bomben handelt, d. h. die Gesteine sind in beiden Fällen während eines Ausbruches ent- standen. Nun scheint in der Tat eine primäre Absonderung des Lahnporphyrs eine gewisse Rolle dabei zu spielen, denn die Kon- glomerate gehen allmählich aus dem Porphyr hervor. Für die höheren Schichten kann diese Deutung aber nicht in Frage kommen, denn das Material bleibt nicht mehr einheitlich. Wegen des Fehlens jeglicher struktureller Eigenarten sind diese Horizonte andererseits auch nicht als Bomben aufzufassen. Die fremden Komponenten und die gute Kantenrundung weisen darauf hin, daß das Wasser als Transport- und Korrosionskraft tätig gewesen sein muß. Die tonigen, dazwischen geschalteten Sedimente, die - — so- weit ich bisher übersehen kann — frei von eruptivem Material sind, zeigen außerdem, daß Pausen zwischen der eruptiven Tätig- keit aufgetreten sein müssen. Die submarine Entstehung hat wohl auf die Ausbildung der Gesteine bezeichnend gewirkt. Ganz gleiche Verhältnisse beschreibt F. v. Wolfe aus seinem „Oberen Konglomerathorizont“ zwischen den Quarzporphyren der Umgebung von Bozen (N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXVII. p. 112 — 114. 1909). Auch dort entwickeln sich die Konglomerate aus massigem Porphyr „durch Auflockerung des Gefüges“. Die Komponenten sind ebenfalls nicht einheitlich und „weisen gleich- falls auf eine Pause in den Porphyreruptionen hin, während welcher das Meer mit seiner aufarbeitenden Tätigkeit beginnen konnte“. In beiden Fällen handelt es sich um Transgressionskonglomerate. (Schluß folgt.) Neue Instrumente und Beobachtungsmethoden, Zwei Demonstrationsapparate für Resultate der Kristallphysik. Von W. Voigt in Göttingen. Mit 5 Textfiguren. 1. Demonstration der Fundamentalerscheinungen der Kristall- elastizität an Stäben. Diese Fundamentalerscheinungen sind: die Abhängigkeit der Biegungs- und Drillungsmoduln von der Orientierung der Längs- achse, der Drillungsmoduln auch von der Orientierung der Quer- achsen; die Vertauschbarkeit der Längsachse und der größeren Querachse bezüglich der Drillung; die spontane Drillung bei pri- märer Biegung (und umgekehrt). Dabei werden am besten Stäbe mit sehr gestreckten rechteckigen Querschnitten verwendet, um für 474 W. Voigt, die Drillung möglichst einfache Formeln zu erhalten. Für die meisten der genannten Demonstrationen genügen Stäbe , die aus dünnen Spaltstücken von Gips mit dem Messer ausgeschnitten sind; nur zur Betätigung der Abhängigkeit der Drillung von der Orien- tierung der Querachsen bedarf es geschliffener Präparate — am besten wohl aus Quarz, die Längsachse normal zur optischen Achse, die Querachsen normal resp. parallel dazu. Der einfache Apparat erhebt sich nach Fig. 1 auf einer schweren eisernen Grundplatte, die auf einer Spitze und zwei Fig. 1. Stellschrauben ruht. Eine aufrechte kräftige Messingplatte trägt bei B eine Klemme, die mit zwei Zug- und einer Druckschraube das Kristallstäbchen ss faßt. Die Druckschraube (links) sichert, daß wirklich die Kanten der Klemme (rechts) das Stäbchen fassen. Zum Schutz des Präparates wird dasselbe am besten zwischen zwei Streifen dünnes Papier gefaßt, die ein wenig aus der Klemme hervorstehen. Zum Zwecke der Beobachtung der Biegung und der mit Biegung spontan auftretenden Drillung bleibt das rechte Ende des Stäbchens frei. Die Belastung wird durch zwei kleine kegelförmige Gewichte bewirkt, die mit einem Kokonfaden in einer genau normal zur Längsachse des Stäbchens auf dessen Breitseiten eingeritzten Furche eingehangen sind (Fig. 2). Zur Arretierung und Freigabe Zwei Demonstrationsapparate für Resultate der Kristallphysik. 475 der Gewichte dient die Platte A, welche links um eine horizontale Achse drehbar befestigt ist und rechts durch eine von der Kurbel I\ aus zu regierende Schnur gehoben und gesenkt werden kann. Um die Biegung sichtbar zu machen , wird auf dem freien Ende des Stäbchens, am einfachsten mit einer kleinen Drahtfeder, ein Spiegel befestigt (Fig. 2), in den man (eventuell unter Zuhilfenahme eines totalreflektierenden Prismas) das Licht einer kleinen Nernstlampe vertikal von oben herab leitet; eine über dem Spiegel befestigte Linse entwirft ein Bild des Leuchtstiftes an der Zimmerdecke, an der passend eine quadratisch geteilte weiße Fläche (Koordinatenebene) angebracht wird, die gestattet, Drehungen des Spiegels sowohl um die Längs- als um die Querachse des Stäbchens abzuschätzen. Der Apparat wird so aufgestellt, daß bei Benützung eines isotropen Stabes das Lichtbild sich längs der einen („Biegungs“-) Koordinatenachse bewegt. Kristallstäbe , deren Orientierung eine spontane Drillung bei Biegung verlangen , geben dann eine (kleine) Ausweichung des Lichtbildes aus der Biegungsachse. Ersetzt man die Nernstlampe durch ein horizontales Fernrohr, vor dessen Objektiv ein total reflektierendes Prisma angebracht ist , so kann man bei geeigneter Güte des Spiegels und Feinheit der Koordinatenteilung mit der beschriebenen Vorrichtung recht genaue Messungen an stellen. Herr Reimers 1 hat mit einem der- artigen Apparat die Biegungsmoduln von Gips innerhalb der Spalt- ebene an den CoROMiLAs’schen Präparaten1 2 beobachtet und auch zum ersten Male die von mir vor langer Zeit aus der Theorie abgeleitete3 spontane Drillung nicht nur festgestellt, sondern in bester Überein- stimmung mit dem theoretischen Gesetz erwiesen. Da die spon- tane Drillung in der Spaltebene wiederholt ihr Vorzeichen wechselt, ist sie auch in gewissen Bereichen sehr klein. Man muß somit für ihre Demonstration Sorge tragen , Orientierungen zu wählen, für welche sie möglichst groß ist. Daneben wird zur Illustration der Verhältnisse lehrreich sein, eine Orientierung zu wählen, wo nach der Theorie die spontane Drillung fehlt, - — zumal der- gleichen Präparate für die eigentlichen Drillungsmessungen in erster Linie in Betracht kommen. Zur Beobachtung der eigentlichen, d. h. durch ein Drehungs- moment um die Längsachse bewirkten Drillung wird das Stäbchen an seinem bisher freien (rechten) Ende mit einer feinen Schrauben- 1 Th. Reimers, Phys. Zeitschr. 14. p. 276. 1913. 2 S. A. CoROiqiLAS, Diss. Tübingen 1874. 3 W. Voigt, Wied. Ann. 16. p. 213, 398. 1882. 476 W. Yoigt, spitze in einem Punkte seiner Mittellinie gestützt, ein Verfahren, das bei sehr flachen Stäbchen unbedenklich ist. Diese Schraube ist in Fig. 1 bei t sichtbar — aber nicht ganz in der richtigen Stel- lung — , bei der Beobachtung muß die Spitze unter der belasteten Stelle stehen. Die Anordnung der Figur ist der Deutlichkeit wegen gewählt. Auf dem Ende des Stäbchens ist ein leichter Hebel hh aus Aluminium befestigt, an dessen einem Ende das belastende Gewicht angebracht wird. Die Arretierung und Freigabe geschieht, wie bei der Biegung, mit Hilfe der Arretierungsplatte A. Der Spiegel zur Beobachtung der Drillung ist unabhängig von dem Hebel direkt auf dem Stäbchen befestigt. Theoretisch zulässig ist die beschriebene Anordnung nur für Stäbchen, deren Orientierung eine spontane Biegung bei Drillung ausschließt; für eine bloße Demonstration braucht man es so genau nicht zu nehmen. Ist der Querschnitt ein Rechteck von hinreichend großem Quotienten der beiden Seiten, so hängt die Drillung nur von einem Modul ab, der symmetrisch ist in den Richtungswinkeln der Längs- und der größeren Querdimension. Während also bei den beschrie- benen Gipsstäbchen der Drillungsmodul innerhalb der Spaltungs- ebene variiert, ist er für zueinander normale Längsrichtungen immer derselbe. Genaue Angaben über den Verlauf des Drillungs- moduls finden sich in einer neuen Arbeit des Herrn Reimers h Für die sogen. Beobachtungen hat gleichfalls der hier beschriebene Apparat gedient. Was die Auswahl geeigneter Präparate angeht, so sei be- merkt, daß ein Gipsstäbchen, dessen Längsachse normal zur Rich- tung des faserigen Bruches steht, nahezu den größten in der Spaltungsebene vorkommenden Wert der spontanen Drillung bei Biegung liefert. Ein Stäbchen , dessen Achse mit dem faserigen Bruch einen Winkel von 48°, mit dem muscheligen einen solchen von — 17° einschließt, gibt nahezu die kleinste, ein solches mit den bezüglichen Winkeln von 138° und 73° gibt nahezu die größte Biegung in der Spaltungsebene, bei fast unmerklicher spontaner Drillung. Dabei ist es sehr instruktiv, daß diese beiden bezüglich der Biegung so ungleichwertigen Präparate bezüglich der Drillung durch ein Moment um die Längsachse ganz gleich- wertig sind. In Betreff der Quarzstäbchen sei wiederholt, daß die Orientierung der Längsachse normal zur kristallographischen Hauptachse, am besten parallel einer Nebenachse, sich empfiehlt. Zwei Stäbchen , deren Breitseiten resp. parallel und normal zur Hauptachse liegen, liefern sehr beträchtlich verschiedene Drillungen durch Momente um die Längsachse. Natürlich müssen Stäbchen, die hinsichtlich ihrer Eigenschaften verglichen werden sollen, ziem- lich genau übereinstimmende Längs- und Querdimensionen besitzen. Th. Reimers, Diss. Göttingen 1914. Zwei Demonstrationsapparate für Resultate der Kristallphysik. 477 Apparat und zur Verwendung* damit geeignete Gips- und i Quarzpräparate liefert die Firma Dr. W. Steeg und Reuter in I Bad Homburg. 2. Demonstration (1er Atom Verteilung in einigen regulären Kristallen nach (len Ergebnissen der Untersuchungen mit Röntgenstrahlen. Das nachstehend beschriebene einfache Modell gestattet die höchst bemerkenswerten Resultate zu veranschaulichen , die be- sonders durch die Herren Bragg (Vater und Sohn) in Ausbildung der von Laue eingeführten Methode der Röntgenstrahlen erhalten worden sind. Das Modell besteht aus einem Gestänge aus geschwärztem Messingdraht, das ein Würfelgitter darstellt. In den Würfelecken und in den Mitten der Würf eiflächen sind größere rote Kugeln angebracht, in den übrigen Knotenpunkten (Kanten- und Würfel- mitte) befinden sich kleinere geschwärzte Kugeln. Letzteres ist gewählt, weil diese Kugeln bei gewissen Verwendungen zum Gestänge gerechnet, nämlich nicht als Atome gedeutet werden sollen. Das Modell in dieser Form repräsentiert unmittelbar die Atom- verteilung in Chlornatrium, Chlorkalium und den Analogen, etwa so, daß die roten Kugeln die Na-, die schwarzen die Cl-Atome darstellen. Dies Atomgitter läßt sich auffassen als das Resultat zweier gleichen BRAVAis’schen regulären Raumgitter mit Atomen in den Flächenmitten, die um die halbe Kantenlänge gegeneinander verschoben sind. Für die weitere Verwendung sind, wie gesagt, nur die roten Kugeln Repräsentanten von Atomen. 478 W. Voigt, Zwei Demonstrationsapparate etc. Die Atomgitter von Zinkblende, Diamant, Flußspat, Pyrit werden nach den Herren Bragg abgeleitet aus dem BRAVAis-Typus der obigen Art durch Einfügung weiterer Atome in die Diagonalen der acht Würfel von halber Kantenlänge. Um dies in einfacher Weise am Modell zu ermöglichen , haben sämtliche Kugeln des Fig. 4. Modells in der bez. Diagonalrichtung eine geringe Vertiefung, bestimmt, Drähte von in Fig. 4 dargestellter Form (mit über- geschraubten Kappen) mit deren Enden aufzunehmen. Die Kappen gestatten durch Verschrauben eine zuverlässige Befestigung der Diagonaldrähte. Auf letzteren sind nun rote oder weiße Kugeln von der Art der größeren , am Modell haftenden , an beliebiger Stelle festzuklemmen. Fig. 5. Um das Atommodell für Zinkblende zu erhalten, hat man in vier abwechselnden Halbwürfeln in die Mitten der Dia- gonalen weiße Kugeln zu bringen, welche somit in den Ecken eines dem Würfel eingeschriebenen Tetraeders liegen. Die Sym- metrie des Gitters, das so entsteht, entspricht der Symmetrie der Kristallform. Bringt man an dieselben Stellen rote Kugeln , so erhält man die Atomverteilung im Diamant. Besprechungen. 47(.) Bringt man in alle acht Halbwürfel weiße Kugeln und versteht unter ihnen die Fluoratome, unter den roten (am Modell haftenden) die Calciumatome, so resultiert das Atomsystem des Flußspates. Exzentrische Lagerung der acht weißen Kugeln in einer kom- plizierten Gesetzmäßigkeit, die durch Fig. 5 wiedergegeben wird, gibt das Atommodell von Pyrit, wobei die roten Kugeln Eisen-, die weißen Scliwefelatome repräsentieren. Auch dies Modell fertigt die Firma Dr. Steeg und Reuter. Besprechungen. William E. Ford: Dana’s Manual of Mineralogy. (13. Auflage. New York. 1912. VIII -f 460 p. Mit 357 Text- figuren und 10 Tafeln.) Die erste Auflage dieses wohlbekannten und vielfach in Amerika gebrauchten Lehrbuchs der Mineralogie wurde schon 1848 von J. D. Dana herausgegeben. Obzwar die früheren rasch nachein- ander folgenden Auflagen viel umgearbeitet worden sind, ist jedoch seit 1887 keine eingehende Revision unternommen worden. Die vorliegende Auflage ist daher ganz umgearbeitet und vom heutigen Standpunkt der Mineralogie von Ford geschrieben und mit vielen neuen Illustrationen ausgestattet worden. Das Buch ist hauptsächlich für Anfänger in der Mineralogie bestimmt und zerfällt, ausschließlich der Einleitung, in fünf Ab- teilungen: 1. Kristallographie, 2. Allgemeine physikalische Eigen- schaften der Mineralien, 3. Chemische Mineralogie, 4. Spezielle oder beschreibende Mineralogie und 5. Bestimmende Mineralogie. In der ersten Abteilung werden die Elemente der geometrischen Kristallographie in 5 6 Seiten behandelt. Im ganzen werden sieb- zehn Klassen der Symmetrie besprochen, wovon aber sieben nur sehr kurz erwähnt werden. Es ist zu bedauern, daß die GnoTH’sche Bezeichnung der Symmetrieklassen, welche jetzt beinahe allgemein gebraucht wird, nicht eingeführt worden ist. Der zweite Teil des Buches umfaßt 26 Seiten. Hier werden in sieben kurzen Abschnitten die wichtigeren physikalischen Eigen- schaften kurz beschrieben. 40 Seiten werden im dritten Teil der chemischen Mineralogie gewidmet. Auch die für den Mineralogen wichtigen chemischen und Lötrohrreaktionen werden hier behandelt. Der vierte Teil umfaßt die spezielle Mineralogie , indem 196 Seiten der Beschreibung der wichtigeren Mineralien zukommen. Die Mineralien sind durch die Größe des Drucks der Wichtigkeit nach in drei Klassen geteilt. Die chemische Zusammensetzung, Kristallsystem, Struktur, physikalische Eigenschaften — Härte, Dichte, Glanz, Farbe, Strich, Durchsichtigkeit usw. — , chemische und Lötrohrreaktionen, Vorkommen und Anwendungen der einzelnen 480 Besprechungen. Mineralien werden hier beschrieben. In einem 19 Seiten um- fassenden Abschnitt sind die Mineralien nach Elementen geordnet. Hier bespricht der Verf. die Mineralien, welche in der Technik besonders wichtig sind. Die nächsten 26 Seiten behandeln das Vorkommen und die Begleiter der Mineralien. Hier sind auch kurze Abschnitte über Gesteine, gesteinsbildende Mineralien, Gänge, Kontakt- und Gangmineralien und primäre und sekundäre Gang- mineralien zu finden. Die im fünften Teil erwähnten Mineralien werden dann auf neun Seiten nach der Kristallisation klassifiziert. Der letzte Teil des Buches besteht aus Tabellen für die Be- stimmung der Mineralien hauptsächlich mittels der leicht beobacht- baren physikalischen Eigenschaften. Obzwar der Verf. im allgemeinen dem Anfänger ein umfang- reiches Material klar darstellt, ist die Diskussion der optischen Eigenschaften (p. 4) besonders zweideutig. In der Beschreibung der Kristallklassen, welche ein Zentrum der Symmetrie besitzen, wird dasselbe nur in einem einzigen Falle angegeben. In einer neuen Auflage sollte unbedingt auch die wohlbekannte MEiGEN’sche Reaktion zur Unterscheidung von Calcit und Aragonit erwähnt werden. E. H. Kraus. George T. Finlay : Introduction to the Study of Igneous Rocks. New York, bei Mc Graw-Hill Book Company. 1913. VIII -j- 228 Seiten. Mit 59 Textfiguren, 3 farbigen Tafeln und mehreren Tabellen. Dies in Taschenformat gedruckte Buch enthält die folgenden acht Abschnitte : Qualitative Klassifikation der Eruptivgesteine, Bestimmung der Eruptivgesteine in Handstücken, Bewegung des Lichtes in Kristallen, Bestimmung der Hauptmineralien der Eruptiv- gesteine, Beschreibung der akzessorischen Mineralien, die eruptiven Typengesteine, die Abarten der Typengesteine, die Methode der Gesteinsbeschreibung und die Einführung in die quantitative Klassi- fikation der Eruptivgesteine mit Beispielen und Tabellen zur Norm- berechnung. Indem nur 5-| Seiten der makroskopischen Bestimmung der Eruptivgesteine gewidmet sind, legt der Verf. das Hauptgewicht auf die mikroskopische Bestimmung im Laboratorium. Eine Kenntnis von Mineralogie und Kristallographie wird vorausgesetzt. Der Ver- such wird auch gemacht, die Bewegungen des Lichtes in Kristallen zu erörtern, ohne das petrographische Mikroskop und dessen Hand- habung zu beschreiben. Anderseits wird ein Drittel des Buches, nämlich 73 Seiten, der quantitativen Klassifikation der Eruptiv- gesteine von Cross, Iddings, Pirsson und Washington gewidmet. Taf. I, welche Interferenzfarben angeben soll, läßt sehr viel zu wünschen übrig. Die anderen farbigen Tafeln von Gesteinsschliffen sind jedoch besser ausgefallen. Es ist sehr zweifelhaft, ob der Anfänger das Buch mit Erfolg brauchen kann. F. H. Kraus. Voigt & Hochgesang • Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im, Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk, 1.3 Ö — 1.50. 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Diese neue Auflage hat im Vergleich sehr bedeutend an Umfang und Inhalt zugenommen ; der vorliegende erste Teil allein umfaßt XXII -f- 240 Seiten Text, also für sich schon ungefähr das doppelte der ersten Auflage. Im November 1913 ist erschienen das Petrographische Semester-Verzeichnis No, 9 welches einen Überblick über die neuen Zugänge unseres ausgedehnten Gesteinslagers während des letzten Jahres gibt. Unter anderen können wir mehrere neue und interessante Lokal- sammlungen, die unter der Mitwirkung namhafter Forscher gesammelt sind, anbieten. So z. B. die interessanten Gesteine aus dem Nord- ingra-Distrikt in Schweden, aus dem Manganerz-Distrikt von Brosteni in Rumänien, von Pantelleria und einer Anzahl von Inseln der Liparischen Gruppe u. a. m. Im Januar 1914 ist erschienen das Mineralogische Semester-Verzeichnis No. 16. Es bietet eine reichhaltige Auswahl prachtvoller Museums-Schaustücke sowie neue Mineralien und neue Mineralvorkommen ; unter letzteren erwähnen wir herrliche Stufen von Azurit und Malachit von den Otavi- Kupfergruben , Euklas und Rubellit und andere seltene Mineralien vom Ural, Nord-Amerika, Brasilien und Madagaskar. Neue Mineralien: Ampangabeit, Betafit, Fizelyit, Hödgkinsonit, Hügelit, Wilkeit etc. Ferner das Paläontologische Semester-Verzeichnis No.43 enthält verschiedene höchst interessante Neuheiten, z. B. fossile Pflanzen aus dem Carbon der Alpen und Frankreichs, aus dem Keuper Schwa- bens etc. ; prächtige Crinoiden aus dem Devon der Eifel , dem Silur Gotlands und dem Carbon Nord- Amerikas ; alpine Trias ; baltische Trilobiten; Mammalia von Samos, Ägypten und Nord- Amerika. Da F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833. BOIH! 8L. RJieill. Gegr. 1833. Verlag der E. Sohwelzerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele k Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Dmok Ton 0. Grünlnger, K. Hofbuchdruckerei Zu Gutenberg (Klett &. Hartmann), Stuttgart. No. 16 15. August ' 5- 1914 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin 1914 sehe Verlagsbuchhandlung, er Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet V/ Seite Origi na l-M itt <‘tt unsren etc. Weissenb erger , G. : Ueber die Verteilung der Radioelemente in Gesteinen. II. Zur Kenntnis der Quellsedimente 481 Johnsen, A.: Ueber das Wachstum von Jodkaliumkristallen auf Muscovit. Mit 1 Textfigur 490 Koenigsberger . J. : Mo’ybdänglanz im Aaregranit ...... 493 Vernadskv, W. : Das Kobaltnickelpyrit 494 Hueue, Friedlich von. Neue Beschreibung von Ctenosaurus aus dem Göttinger Buntsandstein. Mit 3 Textfiguren 496 Teppner, Wilfried: Plagiostoma Frauscheri nov. spec. et Vulsella Woodi nov. sp* c. Mit 2 Textfiguren 500 Meyer, Hermann L. F. : Der Lahnporphyr bei Diez und eine be- gleitende Fauna. (Schluß.) 503 Besprechungen. J a e g e r , F. M : Eine Anleitung zur Ausführung exakter physiko- chemischer Messungen bei höheren Temperaturen mit beson- derer Berücksichtigung des Studiums der Mineralsynthese und der Silikatchemie 511 Franke, H. : Die Umrisse der Kristallflächen und die Anfertigung von Kristallmodellen 512 Personalia 512 G. Weissenberger, Ueber die Verteilung der Radioelemente etc. 481 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über die Verteilung der Radioelemente in Gesteinen. II. 1 Zur Kenntnis der Quellsedimente. Von G. Weissenberger. (Mitteilungen aus dem Laboratorium für anorganische Chemie an der k. k. technischen Hochschule in Wien.) M. Bamberger und K. Krüse haben vor einiger Zeit über die Untersuchung einer Eisenquelle in der Villnößerschluclit2 berichtet, die durch ihre hohe Aktivität bemerkenswert ist. Das Wasser dringt im Hintergründe und an den Seiten wänden eines künstlich angelegten Stollens aus Felsspalten hervor, die verschie- denen Adern vereinigen sich vorne und fließen aus einem gemein- samen Becken ab. Seitwärts vom Stollen entspringt ein schwächerer Arm, der gleichfalls zu der Quelle gehört. Die Ergiebigkeit der einzelnen Quellwässer nimmt vom Hintergrund nach vorne hin zu, die Aktivität ab. Der äußere Arm hat rund 40, das Wasser aus der letzten Spalte etwa 95 M.E. Beim Zutagetreten setzt die Quelle reiche Mengen eines rotbraunen Sinters ab, der sowohl in- folge seiner Radioaktivität als auch wegen seiner genetischen Be- ziehungen zum Ursprungsgestein und zum Wasser Interesse bietet. Das Gestein, aus welchem die Quelle hervortritt, ist ein dichter Graphitquarzit3. Im Dünnschliff stellt sich als vorherr- schender Mineralbestandteil der Quarz dar, daneben sind Graphit, Pyrit, Muscovit, in kleiner Menge Zirkon und Leukoxen vorhanden. Als Einschlüsse in den Quarzkörnern finden sich Rutil und Titanit4. Die chemische Analyse des Gesteins gab folgende Zusammensetzung: Si 0.2 . . 91,41% Na2 0 . . 0,84 % Cu 0 . . 0,18% Fe203. • 1.86 „ Mn 0 . . 0,49 „ k2o . . 0,16 „ C. . . • U56 „ A1203 . . 0,44 „ h2o . . 0,16 „ Ti 02 . • 1,42 „ C02 . . • 0,22 „ s . . . ■ 0,12 „ CaO . • B09 „ Mg 0 . • 0,21 „ p205 . . 0,07 „ neben geringen Mengen von Zirkon. 1 Vergl. Baltush und Weissenberger, Zeitschr. f. anorg. Chemie. 88. Heft 1. 2 Monatshefte für Chemie. 31. 1913. p. 403. 3 Über die geologische Beschaffenheit der Gegend siehe: M. Bam- berger, Beiträge zur Kenntnis der Radioaktivität der Mineralquellen Tirols. Monatshefte f. Chemie. 29. 1911. p. 329. 4 Bezüglich der petrographischen Untersuchung vergl. M. Bamberger und K. Krüse, 1. c. p. 419. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1014. 31 482 G. Weissenberger, Das Wasser der Quelle wurde aus dem vorderen Becken ge- schöpft, wo es mit dem Quellschlamm im Gleichgewicht steht und, wie schon in einer früheren Mitteilung erwähnt1, ebenfalls unter- sucht; der Übersicht halber sei die Analyse hier wiederholt. Das Wasser enthält pro Liter S08 . . . 0,0398 g MgO . .0,017 „ CaO . . 0,015 „ Si02. • .0,012 „ Alkalien, berechnet als Na2 0 . 0,007 g Fe203 + A1203 -|- P205. • • • 0,004 „ Mn 0 0,001 „ und etwas C02 Das Quellsediment, ein rotbrauner Schlamm, bildet nach dem Eintrocknen ein feines, ockergelbes Pulver, das in Salzsäure unter Chlorentwicklung löslich ist und als Rückstand Kieselsäure hinter- läßt. Es besteht der Hauptsache nach aus Eisenhydroxyd, neben etwas Sulfat, Phosphat und Carbonat. Außerdem sind Aluminium, Mangan, Magnesium, Kupfer, Natrium und Spuren von Titan und Zirkon vorhanden. Zur Untersuchung lagen vier verschiedene Proben vor, die mit den Buchstaben A — D bezeichnet wurden2. Sinter A stammte von der äußeren Quelle, Sinter B war aus dem gemeinsamen Abflußbecken genommen, C stellte den Absatz an den Seitenwänden und D das Sediment vom Hintergrund des Stollens dar. Im Aussehen waren sie voneinander nicht viel verschieden, doch zeigten sie eine etwas abweichende Zusammensetzung: Fe, 03 . . Glühverlust Si 02 . • • Mn 3 04 . . A1203 . . • CaO ... MgO . • . P205 . . SOs . . . Cub ... co2 ... Alkalien als Na20 . Sinter B 62,82 25,45 9,82 9,19 1,24 1,31 1,07 0,60 0,33 0,10 0,21 0,18 0,41 0,26 0,25 0,10 0,12 017 0,18 0,12 0,09 0,12 Sinter C Sinter D 67,26 64,05 20,81 23,77 7,84 8,23 1,28 1,47 0,96 0,95 0,21 0,18 0,13 0,27 0,16 0,22 0,39 0,31 0,10 0,11 0,41 0,70 0,06 0,24 Sinter A . 65,15 . 21,23 Wie die Tabelle erkennen läßt, sind die Zahlen für den Eisen- und den Mangangehalt der Sedimente aus dem Stollen deutlich verschieden von denen des Sinters A. Erstere Sedimente enthalten 84,02 — 84,94 °/0 Fe2 03 3 und 1,62 — 1,93 °/o Mn3 04, der äußere 1 Monatshefte f. Chemie. 31. 1913. p. 407. 2 Die völlige Reinheit der untersuchten Proben wurde mit dem Mikroskop kontrolliert. 3 Diese und die folgenden Angaben beziehen sich, um vergleichbare Zahlen zu erhalten, auf die geglühte Substanz. Ueber die Verteilung der Radioelemente in Gesteinen. II. 483 Quellabsatz hingegen nur 82.7 1 °/0 Fe203 und 1,57% Mn804. Das umgekehrte Verhalten zeigt sich bei den Erdalkalien. Diese Zusammensetzung des Quellschlammes liegt in den Abscheidungs- verhältnissen begründet. Im Stollen ist die Luftzirkulation be- schränkt und infolgedessen der Partialdruck der Kohlensäure hoch ; aus dem Quellwasser fällt daher zuerst das Eisen nieder, welches einen Teil des Mangans mitreißt, während die Erdalkalien länger in Lösung gehalten werden. An der äußeren Quelle hingegen tritt fortwährend reine Luft zu, die entweichende Kohlensäure wird vollständig weggeführt. Die Folge ist, daß auch die Erd- alkalibicarbonate zerlegt werden und der Niederschlag relativ ärmer an Eisen erscheint. Aus dem Vergleich der erhaltenen Zahlenwerte lassen sich einige Schlüsse ziehen. Den Hauptbestandteil des Sedimentes bildet das Eisenoxyd und auch das Wasser enthält noch davon, wiewohl im Ursprungsgestein das Eisen gegenüber den anderen Elementen stark zurücktritt. Es folgt daraus, daß von allen Mineralbestandteilen des Gesteins das Erz, der Pyrit, am stärksten vom Wasser angegriffen wird. Zu dem gleichen Schluß führt auch die Gegenüberstellung der relativ geringen SchwTefelmengen im Quarzit und des großen Schwefelsäuregehaltes im Quellwasser. Das Mangan des Sinters stammt offenbar auch aus dem Pyrit, wie sich aus der Mineralzusammensetzung ergibt. Aus den Mengen, mit denen die übrigen Elemente im Sinter und im Quellwasser vertreten sind, kann man schließen, daß nächst dem Pyrit am meisten vom Glimmer und vom Quarz gelöst wird, von letzterem wohl deshalb, weil er in der Hauptmenge vorhanden ist. Die Zersetzung des Gesteins findet unter Mitwirkung der im Wasser gelösten Kohlensäure und des Sauerstoffs statt, der dabei verbraucht wird1 2. Mit den übrigen Substanzen gehen auch die radioaktiven Körper in Lösung. Wenn nun die Quelle zutage tritt, scheidet sie unter der Einwirkung des Luftsauerstoffs und durch Kohlensäureverlust die aufgenommenen Mineralbestandteile zum großen Teil wieder ab. Zugleich geht beinahe die ganze Menge der radioaktiven Substanzen, welche das Wasser aus dem Gestein ausgelaugt hat, in den Niederschlag über. Die qualitative Untersuchung ergab, daß im Sinter Elemente vorhanden sind, die Radium- und Thoriumemanation entwickeln. Zur Bestimmung der kleinen Menge der Radioelemente, um die es sich im vorliegenden Fall handelt, wurde die von Mache 2 ange- gebene Anordnung benützt. Als Meßapparat dient ein Quarz- 1 Näheres bezüglich der hier entwickelten Anschauungen siehe Mache und Bamberger Wien. Ber. 123. Kl. 2 a. Februar 1914. 2 Mache und Suess, Medizinische Klinik. Jahrg. 1913. Heft 13 und Mache und Bamberger, 1. c. 31* 484 G. Weissenberger, fadenelektrometer von Elster und Geitel *, über welchem ein Zylinder aus Zinkblech aufgestellt ist, der die emanationshältige Luft aufnimmt und durch eine Batterie auf ein konstantes Potential aufgeladen wird. In diese Ionisationskammer ist isoliert ein Metallstab eingeführt, der in leitender Verbindung mit dem Quarz- faden des Instrumentes steht. Der im Zylinder sich ausbildende Sättigungsstrom kann daher gemessen werden, wenn die Konstanten der Anordnung bekannt sind. Für die Bestimmung des Radiums wird die Luft in einem geschlossenen Kreislauf, für die Messung des Mesothoriums mit bestimmter, gleichbleibender Geschwindigkeit durch den Apparat geschickt, nachdem sie vorher die Lösung der zu untersuchenden Substanz passiert hat. Bei letzterer Bestimmung wird der erhaltene Stromwert mit dem verglichen, den eine Lösung von bekanntem Mesothoriumgehalt unter den gleichen Bedingungen zu liefern imstande ist. Bei der Radiummessung strebt man einen wohldefinierten Gleichgewichtszustand an, aus welchem sich die gesuchten Werte berechnen lassen. Um die Emanationsabgabe zu erleichtern, werden die Flaschen stark geschüttelt. Die Sinter waren durch Salzsäure leicht in Lösung zu bringen. Zur Abscheidung der Kieselsäure wurde eingedampft, filtriert und gut gewaschen. Um ganz genau zu gehen, schloß man den Rück- stand auf und untersuchte die erhaltene Lösung. Da sich aber in allen Fällen ein Gehalt von höchstens 1 °/o des Wertes aus der sauren Lösung ergab, wurde diese Vorsichtsmaßregel späterhin aufgegeben. Das Gestein mußte mit Natriumcarbonat geschmolzen werden. Durch Auslaugen der Schmelze erhielt man eine alkalische Flüssigkeit, die Behandlung des Rückstandes (wie beim Sinter) mit Salzsäure lieferte die saure Lösung. Beide Lösungen wurden gemessen und die Zahlen summiert. Um nach dem Einfüllen in die Flaschen die Emanation vollständig zu entfernen, bediente man sich des Ausschüttelns unter gleichzeitigem Durchsaugen eines kräftigen Luftstroms mit der Wasserstrahlpumpe. Nachher wurden die Flaschen geschlossen und mit einem kleinen Vakuum versehen, das Sicherheit gegen das Entweichen von Emanation bieten sollte. Das Vorhandensein dieses Vakuums unmittelbar vor der Messung war ein Beweis für den dichten Abschluss. Nach genügend langef Anreicherung wurden die Flaschen an die Ionisationskammer an- geschlossen und ausgepumpt. Das Stromäquivalent für 1 g Radium in der benützten Appa- ratur wurde nach der Formel von Duane und Laborde1 2 aus dem theoretischen Wert von 6,0 • 10'5st. E. für die vollausgenützte Strahlung mit 4,93 • 106 st. E. berechnet und mit dem Wert, der sich aus der Eichung mit Hilfe einer Radiumnormallösung ergab, 1 Physikalische Zeitschrift. Jahrg. 1909. p. 664. 2 Vergl. Curie, Die Radioaktivität. 1913. Ueber die Verteilung der Radioelemente in Gesteinen. II. 435 in Übereinstimmung* befunden. In den Resultaten ist neben der Radiummenge auch der Maximalstrom angegeben , weil derselbe ein absolutes Maß für den Radiumgehalt darstellt und letzterer bei einer genaueren Bestimmung des Reduktionsfaktors daraus neu abgeleitet werden kann1. Die Messung des Radiumgehaltes lieferte folgende Werte: Material Ein- wage g Strom Radium- gehalt g Radium- menge pro g Substanz Verhältnis zur Menge im Gestein Gestein 20 2,70 . IO-4 st. E. 5,47 . IO"11 —12 2,73. 10 1 Sinter A 14,042 8,92. 10" 3 st. E. 7,95 . 10~10 5,66. 10_n 20,7 Sinter B 2,4453 7,81 . 10~4 st. E. 1,58. IO-10 6,47 . IO'11 23,6 Sinter C 3,442 1,43 . 10 3 st. E. 2,90 . 10 10 8,43. 10“ 11 30,8 Sinter D 2,2116 1,03 . 10-3 st. E. 2,09 . 10~10 9,39 . IO'11 34,3 Das Wasser vermag bei vollständiger Abscheidung pro Liter durchschnittlich 0,9 g lufttrockenen Sinter zu liefern. Zur Be- stimmung der Menge des Radiumsalzes, welches nach Ablagerung des Sedimentes noch im Wasser gelöst bleibt, wurde eine bekannte Menge des Quellwassers zunächst durch Schütteln und Quirlen von der gelösten Emanation befreit und dann in der angegebenen Weise der Messung unterworfen. Die neugebildete Emanation unterhielt (mit Berücksichtigung sämtlicher Korrekturen) einen Strom von3, 02 . 106 st. E., was einem Radiumgehalt von 6, 1 3 . 1013g pro Liter entspricht. Die gelöste Radiummenge ist also klein gegen die, welche mit dem Sinter abgeschieden wird, wiewohl die Gesamtmenge des Radiums von einer Größenordnung ist, die vollkommene Lösung erwarten läßt. Die große Menge von SO/'-Ionen läßt den Schluß zu, daß das Radium in Form von Sulfat vorhanden ist. Die Löslichkeit von Bariumsulfat ist nun von der Größenordnung K)-3 g. pr0 Liter; selbst wenn man für Radiumsulfat eine viel geringere Löslichkeit annimmt und wenn man die Löslichkeits- verminderung durch die Anwesenheit des gleichen Ions (SO/') in der Lösung berücksichtigt, liegt seine Menge doch noch immer weit unter der Grenze, bei welcher Gleichgewicht zwischen Wasser und Salz herrscht. Das Wasser ist demnach an Radiumsalz nicht gesättigt; wenn sich trotzdem fast die gesamte Menge im Nieder- schlag abscheidet und nur ein kleiner Bruchteil im Wasser ver- * Bezüglich der Berechnung vergl. Baltuch und Weissenberger, 1. c. 486 G. Weissenberger, bleibt, so müssen bei der Ausfüllung des Sedimentes Adsorptions- erscheinungen auftreten. Die verschiedene Zusammensetzung der Sinter und ihre ver- schiedene Aktivität lassen Schlüsse über die Substanz zu, welche im vorliegenden Fall die Ausfüllung des Radiums verursacht. Wie die Tabellen zeigen, steigen mit dem Radiumgehalt nur die Mengen des Mangans und des Eisens, wenn sich auch ein be- stimmter Faktor für das Verhültnis nicht angeben lüßt. Auf Be- ziehungen zwischen der Aktivitüt der Sinter und ihrem Mangan- gehalt ist schon öfters hingewiesen worden L Engler hat in den Baden-Badener Thermen die Bildung von Radiummanganit vermutet1 2. Nach obigem könnte aber auch ein hoher Eisengehalt mit der Radiummenge im Zusammenhang stehen, wie es von Henrich und Bugge3 beobachtet worden ist. Nun haben Ebler und Fellner4 gefunden , daß besonders die flockigen Niederschlüge von Eisen und Mangan stark adsorbierend auf das Radium wirken und es aus Lösungen fast quantitativ zu Boden reißen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß sich ein ühnlicher Vorgang auch hier abspielt; der hohe Eisen- und der Mangangehalt des Sinters erklüren dann zwanglos die ungleiche Verteilung des Radiums zwischen Sediment und Quellwasser. Wenn man den Sinter in Lösung bringt und mit Füllungs- mitteln behandelt, lassen sich die gleichen Erscheinungen beobachten. Beim Erhitzen des Sedimentes mit Salzsäure, Eindampfen und Wiederaufnehmen geht das Radium fast vollständig in Lösung. Der Rückstand ist nur schwach aktiv, er enthält nach dem Aus- waschen kaum 1 °/0 der Gesamtmenge5 6. Das aus der salzsauren Lösung mit Schwefelwasserstoff gefällte Kupfersulfid ist nicht aktiv, dagegen enthält die Ammoniakfällung mehr als 80 °/0 des Radiums. Der Rest wird mit der 4. Gruppe durch Ammoncarbonat nieder- geschlagen, nur etwa 2 °/0 bleiben bei den Alkalien. Die flockige, voluminöse Form der Ammoniakfällung steht also im Zusammen- hang mit der Ausscheidung des Radiumsalzes ; wenn es in kleiner Menge vorhanden ist wird es durch die Hydroxyde zum größten Teil mitgerissen L Es wurde auch versucht, festzustellen, ob das Stammelement 1 Vergl. Engler, Radium in der Biologie und Heilkunde. 2. 1913. Heft 4. p. 126. 2 Zeitschr. für Elektrochemie. 11. p. 717 und 721. 3 Zeitschr. f. angew. Chemie. 18. p. 1,011 ; Chemiker-Zeitg. 30. p. 220 und 36. p. 473. 4 Zeitschr. f. anorg. Chemie. 37. 1912. p. 1. 6 Der abweichende Befund Eblers für die Sedimente der Diirkheimer Mineralquellen (Zeitschr. f. anorg. Chemie. 72. 1911. p. 233) erklärt sich aus der verschiedenen Zusammensetzung. 6 Vergl. die Untersuchungen von Corsi bei Engler, 1, c. Ueber die Verteilung der Radioelemente in Gesteinen. IT. 437 Uran in gleicher Weise wie das Radium aus dem Gestein heraus- gelöst und im Sinter angereichert wird. Wie sich aus dem Gleich- gewichtsverhältnis U : Ra berechnen läßt, müßte das erstere Ele- ment im Ursprungsgestein in einer Konzentration von der Größen- ordnung 10' g pro Gramm Substanz vorhanden sein. In solcher Verdünnung darf man nun die Möglichkeit eines analytischen Nach- weises nicht erwarten; wohl aber könnte der Sinter bereits auf- findbare Mengen enthalten. Dahinzielende Versuche sind unter- nommen worden, doch konnte man zu keinem positiven Resultat gelangen, wiewohl eine Konzentration von 5, 10“ 5 sich gerade noch erkennen ließ. Wenn Uran vorhanden ist, muß es also eine geringere Konzentration besitzen; eine wesentliche Anreicherung kann nicht stattgefunden haben. Die für die Radiumbestimmung benützte Apparatur eignet sich mit einigen Abänderungen auch für die Untersuchung auf Meso- thorium. Da diese Bestimmungen Emanationsmessungen sind, be- ziehen sie sich direkt auf ThX, sind aber, wie sich aus dem Wesen der Methode ergibt, auf jene Menge Thorium berechnet, die mit dem vorhandenen Mesothorium im Gleichgewicht stehen würde. Die Lösung, welche zur Bestimmung des Thoriums dem Flascheninhalt zugesetzt wurde, war durch sorgfältige Messungen an die im Besitz des Institutes befindliche Standardlösung mit 1 genau bekanntem Mesothoriumgehalt angeschlossen worden l. Die Messung des Gesteins und der einzelnen Sinter gab nach- f stehende Resultate: Material Ein- wage g Thorium- gehalt g Thorium- menge pro g Substanz Verhältnis zur Menge im Gestein Gestein . . . 20 1,16. IO“4 5,79 . 10~6 1 Sinter A . 14,042 3,56 . IO-4 2,54 . 10 4,38 Sinter B . . . 2,4453 8,11 . IO-5 3,31 . 10_° 5,73 Sinter C . . . 3,442 1,46 . IO-4 4,25 . 7,35 Sinter D . . . 2,2116 1,10.10' 4 4,98. 10” ° 8,61 Wegen der relativ kurzen Lebensdauer der Glieder dieser | Reihe muß man annehmen, daß in dem Gestein, aus dem die Quelle i entspringt, tatsächlich Thorium vorhanden ist, das mit seinen Zer- fallsprodukten im Gleichgewicht steht. Wenn nun das Wasser aus dem Gestein Thorium herauslöst und mit dem Sinter ablagert, 1 Wegen der Berechnung siehe Baltuch und Wkissenberuer, 1. c. 488 G. Weissenberger, müßte sich dieses Element bei Verarbeitung größerer Mengen von Quellschlamm bereits analytisch nachweisen lassen, da obige Tabelle zeigt, daß der entwickelten Emanation eine Thoriummenge von der Größenordnung 10 0 g pro Gramm Substanz entspricht. In der Absicht, ein Thoriumpräparat herzustellen, wurden Ein- wagen von rund 200 g Sinter aufgearbeitet, die etwa 10 g Thorium ergeben sollten, doch konnte dieses Element nicht auf- gefunden werden. Um ganz sicher zu gehen, wurde auch die spektroskopische Untersuchung durchgeführt. Die Lösung von 200 g Sinter versetzte man mit Calcium chlorid und fällte mit Oxalsäure. Das erhaltene Produkt wurde gut gewaschen und geglüht. Herr Hofrat Prof. Dr. M. Eder hatte die Güte, das Präparat mit Hilfe eines großen Gitterspektrographen auf das Vorkommen einer Thoriumlinie zu prüfen, konnte aber kein Anzeichen der Gegenwart von Thorium auffinden. Da sich Padiothorium anolog dem Thorium verhält, die übrigen Glieder aber kurzlebig sind, folgt aus diesen Resultaten, daß die Emana- tionsentwicklung dem allein aus dem Gestein herausgelösten Meso- thorium zuzuschreiben ist. Die Erscheinung, daß das Wasser nur das Mesothorium, nicht aber auch das Thorium aus dem Gestein aufnimmt, scheint ziemlich verbreitet zu sein, wie die zahlreichen Befunde in dieser Richtung zeigen1. Die Gegenwart von Thorium im Sediment dürfte mit einer bestimmten Art des Vorkommens im Gestein Zusammenhängen und eine Ausnahme bilden2. Da das Mesothorium völlig gleiche chemische Eigenschaften hat wie das Radium, folgt, daß die lösende Wirkung des Wassers auf dasselbe in gleicher Weise zur Geltung kommt wie beim Radium und die beiden Substanzen miteinander an die Oberfläche gebracht werden. Dort erliegen sie in gleicher Art der Adsorption und Ausfällung und finden sich im Sinter wieder. Aus den Tabellen geht nun hervor, daß das Verhältnis zwischen der Menge dieser Substanzen in den Sedimenten zu der im Ursprungsgestein nicht für beide Elemente dasselbe ist, was nach dem Vorhergehenden zu erwarten wäre, sondern ein beträchtlicher Unterschied besteht. Man muß daher annehmen, daß sich Radium und Thorium in den Mineralbestandteilen des Gesteins, in denen sie enthalten sind, nicht im gleichen Mengenverhältnis vorfinden. Das radiumreiche Mineral muß dem Angriff des Wassers weniger Widerstand ent- gegensetzen, der thoriumreiche Bestandteil muß schwer lösbar sein. Vergleicht man die Anreicherung des Radiums im Sinter 1 Elster und Geitel, Physik. Zeitschr. 6. p. 67 ; Engler, Zeitschr. f. Elektrochemie. 11. p. 717;, Henrich, Zeitschr. f. anorg. Chemie. 65. p. 117 ; Ebler und Fellner, Zeitschr. f. anorg. Chemie. 72. p 233. 2 Laborde und Lepape, Compt. rend. de l’Acad. des scienc. 155. p. 1202: Mache und Bamberger, Wien. Ber. 123. Kl. 2 a. Februar 1914. Leber die Verteilung der Radioelemente in Gesteinen. II. 439 gegenüber dem Gestein mit der der übrigen Elemente, so fällt auf, daß nur dem Eisenoxyd ähnliche Verhältniszahlen zukommen 1 : Material Fe203 % Verhältnis zur Menge im Gestein Ra °/o Verhältnis zur Menge im Gestein Gestein . . . 1,86 1 2,73 . IO-10 1 Sinter A . . . 82,71 44,5 7,19 . IO'9 26,3 Sinter B . . . 84,27 45,3 8,68. 10" 9 31,8 Sinter C . . . 84,94 45,7 1,07 . 10_ 8 39,0 Sinter D . . . 84,02 45,2 1,23. 10-8 45,1 Diese Tatsache führt in Verbindung mit den früheren Resul- taten zu dem Schluß, daß das Radium hauptsächlich aus dem Erzbestandteil des Gesteins, dem Pyrit stammt. Das Überwiegen des Eisens erklärt sich daraus, daß einerseits ein Teil desselben aus anderen Gemengteilen herrührt, anderseits nicht alles Radium aus dem Wasser gefällt worden ist. Daneben spielen noch andere Umstände hinein, welche die Genauigkeit der Übereinstimmung etwas beeinträchtigen können, wie die Aufnahme von Radium aus andern Mineralbestandteilen, die Abscheidungsverhältnisse etc. Das Vorkommen von Radium in den Erzgemengteilen ist schon von Rosenbusch2 beobachtet worden, der an Dünnschliffen die charakte- ristischen pleochroitischen Höfe um diese Teile gefunden hat. Um die Verfärbungen mit dem Mikroskop entdecken zu können, müssen sie aber sehr intensiv sein und das tritt nur bei dunklen Mineralien ein, wie Turmalin, Biotit usw. In dem Graphitquarzit der Quelle sind solche Höfe nicht aufgefunden worden, da sich im Quarz die Färbung nicht deutlich genug kenntlich macht und stark gefärbte Mineralbestandteile nicht vorhanden sind. Um die Richtigkeit dieser Folgerung direkt zu prüfen, wurde versucht, das Erz aus dem Gesteinspulver durch Behandeln mit Salzsäure zu extrahieren. Nach wiederholtem Auskochen konnte ein Präparat erzielt werden, das nur mehr Spuren von Erzbestand- teilen enthielt, während das Eisen sich im Filtrat befand. Die Messung der Lösung ergab, daß 82°/0 der gesamten Radiummenge und 17,9 °/0 vom Mesothorium aus dem Gestein aufgenommen worden waren. Das Radium ist demnach in den säurelöslichen Mineralbestandteilen des Gesteins, dem Erz, angereichert, während sich das Thorium größtenteils im unlöslichen Anteil vorfindet. 1 Die Angaben beziehen sich auf geglühte Substanzen. 2 Rosenbusch, Mikroskopische Petrographie der Mineralien. 1904. p.376. 490 A. Johnsen, Vollständig^ Trennung, so daß jedes der beiden Elemente für sich in besonderen Gemengteilen auftreten würde, ist augenscheinlich nicht vorhanden. Aus den Tabellen über die Messungen ist zu entnehmen, daß der Gehalt an aktiven Substanzen bei den Sintern A — D ansteigt und zwar ist er um so größer, je weiter der Quellabsatz von der Außenluft entfernt ist. Diese Beobachtung erklärt sich aus der Geschwindigkeit der Ausfällung. Die Geschwindigkeit der Kohlen- säureabgabe aus dem zutage tretenden Quellwasser und damit die Ausfällungsgeschwindigkeit sind der Differenz zwischen der Tension der Kohlensäure in der Lösung und ihrem Partialdruck über der Lösung proportional. Je langsamer sich ein Niederschlag aus- scheidet, desto länger bleiben geringe Korngrößen bestehen und desto mehr machen sich die Oberflächenkräfte geltend. Die Sedimente vom Hintergrund des Stollens besitzen daher die größte Adsorptions- kraft und enthalten demnach die radioaktiven Substanzen in höherer Konzentration. Es erübrigt sich noch, den Gemengteil zu finden, der das Thorium in überwiegendem Maß enthält, doch können darüber nur Vermutungen geäußert werden. Von den den Graphit quarzit zu- sammensetzenden Mineralien ist außer dem Erz nur noch der Zirkon durch das Auftreten pleochroitischer Höfe, also den Gehalt an aktiver Substanz bekannt1. Da dieses Mineral gewöhnlich Thorium führt und das Zirkonium chemisch mit dem Thorium Verwandtschaft besitzt, darf man mit einiger Sicherheit annehmen, daß es auch in vorliegendem Fall der Träger der Hauptmenge des Thoriums ist. Die kleine Menge von Mesothorium im Sinter würde sich dann leicht aus der geringen Angreifbarkeit des Zirkons durch Wasser erklären. Herrn Professor Dr. Max B amberger ist der Verfasser für die Anregung zu dieser Arbeit und die vielfachen Bemühungen bei der Beschaffung des Untersuchungsmaterials zu besonderem Dank verpflichtet. Über das Wachstum von Jodkaliumkristallen auf Muscovit. Von A. Johnsen in Kiel. Mit 1 Textfigur. Die regelmäßige Aufwachsung von Jodkaliumkristallen auf Muscovit wurde von Frankenheim 2 entdeckt und definiert. Eine Oktaederfläche liegt parallel der Basis, eine Oktaederkante parallel der Klinoachse. Den Habitus des KJ beschreibt Frankenheim3 mit 1 Vergl. Mügge, Dies. Centralbl. 1907. p. 397 und 1909. p. 65, 113, 142; ferner Joly und Fletscher, Phil. Mag. 1910. p. 630. 2 L. Frankenheim, Pogg. Ann. 37. p. 521. 1836. 3 Derselbe, ebenda 111. p. 39. 1860. Ueber das Wachstum von Jodkaliumkristallen auf Muscovit. 491 den Worten: „es waren offenbar sehr flache reguläre Oktaeder, deren übrige Flächen sich auch an dickeren Kristallen als Rand- flächen der Tafel erkennen lassen. Andere Nebenflächen habe ich unter diesen Umständen nicht beobachtet.“ Frankknhbim be- tont diese Formbeeinflussung des sonst in Würfeln kristallisieren- den KJ durch den Glimmer noch ganz besonders, mir aber er- scheint eine solche nur so lange möglich, als die Dicke der KJ- Tafel noch von molekularer Größenordnung ist. Das fernere Wachs- tum muß sich unabhängig von der Unterlage vollziehen. An zwei regelmäßig aufgewachsenen K J-Kriställ dien von 0,15 mm Maximal- durchmesser (in der Tafelebene) maß ich den A\ inkel zwischen Tafelfläche und Randfläche gleich 55° 5' und 55° 10 , während sich (lii) ; (100) = 54° 44' berechnet; die Randflächen sind also Würfel- und nicht Oktaeder flächen. Bringt man 1 cm3 der bei 20° gesättigten wässerigen KJ- Lösung in ein mit 20 cm3 H2 0 versehenes Mensurglas und von dieser untersättigten Lösung einen Tropfen auf eine unberührte, soeben hergestellte Spaltungsfläche von Muscovit, so erhält man besonders geeignete Präparate. Es ist zu erwarten, daß die K J Täfelchen dieser letzteren sich in einer wenig übersättigten Lösung zu Würfeln auswachsen , welche frei von einer Oktaederfläche sind; denn da aus solcher Lösung — ohne Glimmer-Unterlage - reine Würfel kristallisieren, so muß die Verschiebungsgeschwindig- 492 A. Johnsen, Uebcr das Wachstum von Jodkaliumkristallen etc. keit der Würfelfläclien vw zu derjenigen der Oktaederflächen v0 in folgender Beziehung stehen > V 3. Befestigt man ein mit KJ regelmäßig bewachsenes Muscovit- blättchen mit etwas Plastelin horizontal auf dem ebenen Boden eines kleinen Kristallisiergefäßes und gießt vorsichtig eine um 4°/0 übersättigte wässerige KJ-Lösung darauf, bis sie das Präparat gerade allseitig benetzt, so sieht man u. d. M. in der Tat die Tafeln zu reinen Würfeln fortwachsen; die Tafelfläche (111) wird kleiner und kleiner und verschwindet oft schon in wenigen Minuten, bevor der Durchmesser der Kriställchen \ mm erreicht hat. Die Textfigur bedarf keiner Erklärung. Die regelmäßige Aufwachsung entsteht wahrscheinlich am je- weiligen Rande des schwindenden Tropfens , da an dessen freier Oberfläche am frühesten Übersättigung eintritt. Die Spaltungs- fläche des Muscovits fixiert offenbar aus der übersättigten KJ- Lösung Molekeln derart, daß eine denkbar dünnste Kristallplatte von der definierten Orientierung entsteht. Diese Tafel wächst dann, unbeeinflußt vom Glimmer, nach allen freien Richtungen hin fort und hat bereits dann, wenn sie mikroskopisch gerade sichtbar wird, an Dicke viel mehr zugenommen als an horizontaler Aus- dehnung, was sich fernerhin im mikroskopischen oder makro- skopischen Größenbereich bis zum völligen Verschwinden der Oktaederfläche fortsetzt und sich aus deren relativ großer Ver- schiebungsgeschwindigkeit erklärt. Kapillartheoretisch ergibt sich aus obigem die Relation ^ 7mo ”1“ 7 io ^mw "4" ^lwj wo die vier verschiedenen y die Grenzflächenspannungen an den vier Grenzen mo = Muscovit — Oktaederfläche, lo = Lösung — Okta- ederfl., mw = Muscovit — Würfelfl. und lw = Lösung-Würfelfl. bedeuten. Aus der Tatsache, daß aus reiner wässeriger, wenig übersättigter KJ-Lösung bei t = 18° Würfel und nicht Oktaeder kristallisieren, folgt IT- 7i w. 80 und 52) als besonders bei Keetmanshoop verbreitet und als Hängendstes seiner „Eurydesma- Stufe“ angibt und mit dieser zu- sammen der Ecca-Stufe zurechnet. Nach seiner freundlichen brief- lichen Mitteilung ist die 30 km lange Strecke von Keetmanshoop bis Kabus von einer Diabasdecke eingenommen, unter der die nur lokal aufgeschlossenen Schiefer verborgen sind. Vielleicht ver- danken sie ihre Härte der Frittung durch dieses Eruptivgestein. Wie bei den brasilianischen und bisherigen südafrikanischen Funden von Mesosauridae sind von den Knochen höchstens dürftige Reste erhalten, das übrige nur in Abdrücken. Durch Kochen mit Salzsäure entfernte ich die Knochenreste und Eisen- ansätze und erhielt so sehr scharfe Negative. Leider waren von den 36 Stücken nur bei zweien Platte und Gegenplatte gefunden worden und von mehreren sind, den frischen Brüchen nach zu schließen, die anhängenden Teile verloren gegangen. Anscheinend handelte es sich ursprünglich in der Hauptsache um ziemlich voll- ständige und wenig aus dem Zusammenhang gebrachte Skelette, öfters auch um durcheinander geworfene Reste, bei welchen sich aber mehrfach die Form einzelner Wirbel und Rippen besonders gut sehen läßt. In dem mir jetzt schon vorliegenden Material sind überhaupt fast nur Rippen und Wirbel, vor allem der Brust- region, vorhanden. An einem Brustkorbstück von 8 cm Länge lassen sich z. B. bis 9 der gleichartigen dicken einköpfigen Rippen zählen, auch feine Bauchrippen sind hier wie mehrfach zu be- obachten. Auf einer 1^ dm langen und bis 1 dm breiten Platte aber ist die Lenden-, Becken- und vordere Schwanzregion mit den Chevrons und mit einer bis auf die meisten Zehenglieder vollstän- digen Hinterextremität (Fig. 1) erhalten und auf einem kleinen Plättchen neben mindestens 9 Brustrippenenden die fast vollstän- dige Hand (Fig. 2). Da ich also ganze Skelette und Schädel nicht habe, kann ich eine genaue Bestimmung kaum ausführen. Jedenfalls ist kein Anhaltspunkt gegeben, daß es sich um andere Reste als von Mesosauridae handelt. Weil von deren zwei Genera nur Mcso- saurus in Südafrika vorkommt, überdies nichts für die große Rumpf- wirbelzahl von Stereosternum spricht, wird es sich wohl nur um Angehörige jener Gattung handeln. Nach Broom (1908) kommen überhaupt nur drei Arten in gleichaltrigen Schichten vor : Meso- saurus tenuidens Gervais, vertreten durch drei Stücke, zwei \ or- derhälften und eine Hinterhälfte des Körpers, so daß diese Art bis auf das Schwanzende und den überhaupt noch unbekannten Detailaufbau des Schädels vollständig bekannt ist, j\1. (= Ditrocho- 34* E. Stromer, Die ersten fossilen Reptilreste 532 saurus ) capensis Gürich sp., vertreten durch Gürich’s (1889) Original, einen Rumpf mit Vorder- und Hinterextremitäten eines jungen Tieres, und durch Seeley’s (1892) Vorderhälfte eines In- dividuums, endlich M. pleurogaster Seeley (1892), fast nur in Brustkorbresten mit einem Hinterfuß bekannt. Da es sich also nie um vollständige Skelette handelt und da Reste von weit ge- trennten Fundorten und Vorder- und Hinterhälften kombiniert wer- den müssen, ist diese Systematik noch unsicher. Die ersten zwei Arten sollen sich in den Proportionen des Schädels und Halses sowie der Ober- und Unterarmknochen unterscheiden, die dritte sich jedoch nach Seeley (1892) vor allem durch die sehr zahl- Fig. 1. Hinterextremität. Mesosaurus sp. Kabus, Deutsch-Südwestafrika. reichen und feinen Bauchrippen auszeichnen. Dazu kommt noch M. brasiliensis Mc Gregor aus Parana, der mit den anderen Arten noch nicht genauer verglichen worden ist. Das erwähnte größte Stück (Fig. 1) gleicht nun in allen wesentlichen Punkten dem Original von Ditrochosaurus capensis Gürich (1889) so vollkommen, daß ich es zu dieser Art rechnen muß. Es ist z. B. die Fibula distal ebenfalls nur wenig schräg abgestutzt, was nach Gürich’s (1. c. p. 650) und meinen Beobach- tungen Mesosaurus von Stereosternum tumidum unterscheidet, es ist im Tarsus gleichfalls nur ein größeres Tibiale (Tritibiale nach Rabl. 1910. p. 280) und ein kleineres Fibulare verknöchert, welches übrigens wie bei Gürich’s (1889) und bei Broom’s (1904) Original aus Deutsch-Südwestafrika und ihre geologische Bedeutung. f)B.) von Nieuwoudtville von der Fibula entfernt dicht am Oberende des Metatarsale 5 oder 4 liegt, und das Oberende des Metatarsale 5 befindet sich ebenfalls etwas oberhalb der Oberenden der übrigen 4 Metatarsalia. Bei allen sonstigen Hinterfüßen von Mesosauridae außer bei einem Exemplar von Mesosaurus brasilicnsis (Mc Gregor in White 1908. Taf. III Fig. 5) liegt dieses Ende in oder sogar etwas unter dem Niveau der Enden der ersten 4 Metatarsalia, es sind dort auch 5 knöcherne Tarsalia vorhanden, das fünfte ist allerdings fast stets sehr klein und bei Broom’s (1904) genanntem Original anscheinend noch nicht verknöchert. Wie die Größenverhältnisse der Tabelle (p. 536) zeigen, hängen diese Unterschiede mit dem Lebensalter der erhaltenen Tiere zu- sammen. Gürich’s Original gehört, wie Broom (1908. p. 379) schon erwähnte, einem jungen Tier an, mein Stück einem wenig älteren, was sich nicht nur in einer kleinen Größenzunahme äußert, sondern auch darin, daß, das Tibiale und Fibulare keine kreisförmi- gen Knochenkerne mehr sind, sondern ersteres längsoval, letzteres ungefähr rechteckig ist \ Nur die Tibia ist auffälligerweise nicht länger als bei ersterem, auch ist das Oberende der Fibula nach der tibialen Seite hin stark verbreitert, was aber nicht genügt, um eine systematische Trennung zu rechtfertigen. Erwähnenswert ist übrigens, daß die 4. Zehe fünf Glieder hat, wie bei allen Mesosauridae, und wie bei diesen deutlich länger als das 4. Metatarsale und etwas länger als das 5. ist, welches immer etwa doppelt so lang als das erste Metatarsale ist. Die Länge des 1. bis zum 5. Metatarsale nimmt aber stets deutlich zu, ebenso übrigens auch die Länge der 1 . bis 4. Zehe, während die 4. kaum länger als die 5. ist, soweit es die Zehenglieder anlangt. Diese Proportionen sind also bei allen Mesosauridae sehr konstant und verändern sich auch nicht bei der Größenzunahme. Das 5. Metatarsale bildet endlich einen größeren Winkel mit dem 4. als die übrigen untereinander, da wie gewöhnlich bei Mesosau- ridae die 5. Zehe von den anderen etwas absteht. Das Stück von Kabus schließt sich also nicht nur eng an Gürich’s Original an, sondern vermittelt auch ein wenig zu er- wachsenen Mesosaurus- Besten. Ich halte deshalb für zweifellos, daß Ditrochosaurus nur eine Jugendform einer Mesosaurus- Art ist, kann aber noch nicht entscheiden, von welcher. Einstweilen genügt ja die erwähnte Feststellung der Zugehörigkeit zu Mesosaurus ( Ditrochosaurus ) capensis Güricii sp. Was dessen Verhältnis zu M. brasiliensis Mc Gregor aus Parana anlangt, so sei hier nur erwähnt, daß Mc Gregor’s Text mehrfach nicht mit seinen Figuren 1 Bei einem noch jüngeren Individuum von Stereosternum tumidum ist nach Osborn (1903. Fig. 17a. p. 484) im Tarsus nur das Tibiale ver- knöchert. 534 E. Stromer, Die ersten fossilen Reptilreste übereinstimmt. Er gibt nämlich (p. 327) an, daß das 5. Meta- tarsale fast doppelt so lang als das erste sei, nach seiner Fig. 5 Taf. 3 und Fig. 1 p. 309 ist es aber kürzer als sonst bei Meso- sauridae, und er rechnet als Zehengliederzahl (p. 327) 2, 3, 4, 5, 3, während seine Rekonstruktion in Fig. 1 p. 309 wohl richtig -\ 3, 4, 5, 4 zeigt. Die Fibula gleicht nach seinen Abbildungen sehr der meines Stückes und wenn er (p. 326) das Verhältnis der Länge des Unter- zum Oberschenkel zu f angibt, so stimmt das auch für dieses wie für Broom’s Original (1904) von Nieuwoudt- ville, während es bei Gürich’s Original beträgt1. Die relative Kürze des Metatarsale 5 kann jedenfalls vorläufig einen Beweis für die Artunterscheidung des Mcsosaurus brasiliensis von capensis abgeben. Fig. 2. Hand von Mesosaurus sp. Kabus, Deutsch-Südwestafrika. Was die vorzüglich erhaltene Hand von Kabus anlangt (Fig. 2), so beweist die Verknöcherung der Carpalia und ihre Größe, daß sie einem erwachsenen Tiere angehörte, das, wie die Tabelle (p. 536) zeigt, größer war als die andern südafrikanischen, fast so groß vvie das Original von Mesosaurus brasiliensis Mc Gregor (in White 1908. Taf. 2. Fig. 2), bei welchem ein Radiale und 5. Carpale nicht verknöchert gewesen zu sein scheint. Der Carpus ist höchst bemerkenswert, denn es ist nicht nur ein Ulnare und ein großes Intermedio-Centrale mit noch ange- deuteter Verwachsungslinie und mit einem Loch dazwischen für eine Arteria interossea vorhanden, sondern auch ein kleines fünf- eckiges Radiale. Ein solches ist bei Mesosaurus bisher noch nicht beobachtet worden und bei Stereosternum nur bei einem Exemplar in Berlin als ganz kleiner rundlicher Knochenkern (Jaekel 1909. 1 Mc Gregor 1. c. fand bei 2 Exemplaren von Stereosternum tumi- 3 dum dieses Verhältnis 4, ich aber bei zwei — - ... sein Unterschied ist ' * 3 * * * 7 4,b — 4, i 7 also so gering gegenüber Mesosaurus, daß es kein genügendes Trennungs- merkmal abgibt. aus Deutsch-Südwestafrika und ihre geologische Bedeutung. l.y Fig. 17. p. 609, Rabl 1910. p. 279); es verknöchert eben bei Mesosauridae selten und sehr spät. Distal davon sind 5 Carpal ia vorhanden, die, abgesehen vom 4., vom 1. zum 5. an Größe ab- nehmen. Von den Metacarpalia ist das 1. wie auch sonst bei Meso- sauridae am breitesten, das 5. am schlanksten und das 3. wie meistens am längsten. Aber das 5. ist eben kürzer als das 1., was noch ausgesprochener bei dem Mesosaurus von Calvinia der Fall ist (Broom 1908. p. 380), während sonst, auch bei Ditrocho- scnirus capensis Gürich, das 5. etwas länger als das erste ist. Wie öfters, steht dieses 5. distal etwas stärker von den andern ab, seine Fingerglieder sind nicht alle erhalten. An den andern sind aber die Glieder in natürlicher Lage bis zu den letzten da, die im Gegensatz zu der Zeichnung, welche Jaekel (1909. Fig. 17. p. 609) von Stereosternum tumidum gab, breit und dreieckig sind. Darnach hat auch der 4. Finger, der wie auch sonst bei Meso- saurus nicht länger, sondern eher kürzer als der 3. und über doppelt so lang als der 1. ist, nur 4 Glieder. Osborn (1903* p. 488) wie Jaekel (1909. p. 610) gaben für Stereosternum tumi- dum 5 Glieder an, jedoch schon Mc Gregor (1908. p. 325) machte darauf aufmerksam, daß das junge Exemplar, auf das Osborn als Beleg verwies (1. c. p. 483. Fig. 17a), nur 4 Glieder zeigt1. Was die systematische Zugehörigkeit der Hand von Kabus anlangt, so ist sie schwer zu bestimmen, da die Größenverhält- nisse der Mesosauriden-Hände etwas variabel zu sein scheinen und manches noch nicht genau genug beschrieben ist. Broom (1908) rechnet zu Mesosaurus (Ditrochosaurus) capensis Gürich Seeley’s Stück von Kapstadt (1892. Taf. 18. Fig. 5), was mit deren Pro- portionen bis auf den relativ langen 3. Finger des ersteren gut übereinstimmt. Mein Stück unterscheidet sich davon durch die relative Kürze des 5. Metacarpale sowie des 1. Fingers. Von Mesosaurus brasiliensis kann die relative Länge von dessen Metacarpale 1 und Digitus 1 unterscheiden und von M. tenuidens Gervais die relative Länge von dessen Metacarpale 5 und Digi- tus 1. Am nächsten steht vielleicht Broom’s (1908) Exemplar des ili. tenuidens von Calvinia, von dem aber zu wenig Vergleich- bares bekannt ist. Über die sonstigen Reste des Mesosaurus von Kabus brauche ich mich hier nicht weiter zu verbreiten. Ich will nur noch er- wähnen, daß die Brustrippen der Mesosauridae, welche bei meinen Stücken fein längsgestreift und im Querschnitt so ziemlich kreis- förmig sind, sowie ihre Wirbel ein Beispiel von Pachyostose bilden, 1 Über die verschiedene Auffassung des Carpus durch Jaekel (1909) und Rabl (1910. p. 284) kann ich mich hier ebensowenig verbreiten, wie über dessen vergleichend-anatomische Bedeutung. 536 IH d u | 1 0) g ■u> 1 ^ N U co oo 0) P-H rr} b 05 CD3 § £> co i-© o o ^ o *o> Ul 1 o~ io 1 i l cd' co co~ N~ r— i CM Ol E. Stromer, Die ersten fossilen Eeptilreste I 1' I I £ I I ~ >o o CO - 00 I 1 a> rt IN CO ^ »C5 Tti ■ 15 N cv. CD | X o ‘O C5 N I n x im o. cv. N -f CO t> N © 05 £ . co 5> rH -O III! I I I | a> ei N CO iO S N CD ~ 55 >> SC, w Ed ©s ij ' w m I I I — -rH ’—i r— ( N ^-i^HNCN I S-M S- I I I I I I I I I I in n io •3 I I I f 5 I I co .o n xq ?h_ »q >q uo ilO^ iq iq ao cd' OJ H N Ü co I r-T — ' ' r-T o-. cv. I I I lO co l^oo f- + uq cd' | 10 • 05 . ai - r, . ® D ^ .2 g C3 ~ 'S *3 jg ü g a a r§ a ^ m H Po Eh h n‘ N CO ^ O Broom hat wohl stets die größte Breite angegeben. aus Deutsch-Südwestafrika und ihre geologische Bedeutung. 537 siliensis REGOR Taf. 2 -4-3 ’S * • ; i 1 1 Glieder- Zabl 2 co 1 1 1 M. bra Mc G 1908, bß C co' GO 10 GO" uo GO" ' CD 10^ 00" 1 1 1 c n 31 — m 1 Mitte | breit Cd iO tH rH - 'H O OJ T3 ^ 0 co rf + GO 1—1 cd 0 > lang CO icT tH 00" co" CO uL 00 cd' Cd t- 10 cd CO GO" . + GO^ cd* 03 Cd ^ s Ol 0 j £ co 05 § >, „ breit iO cd 10^ iq^ rH 03 Gliedei- ZabJ 2 co + CO co 0 w § llj ^ 02 bß Ö a GO_ co" 00^ co" Tfl co" 03 id' — r 0. co co" O-. r-" 0. + tH CL. CO CV. capensis 1 1889 breit 1,12 05 O" 0" 05 O" 0,75 Glieder- Zahl 2 co CL. + Cd Ditroch. Gürici bß Ö oä CO lO 10 O LfA Cd lO^ co' cv. 10 iO^ 0" CL. 0 l>" Cv. + 0 cv. I M. tehuidens von Calvinia Broom 1901 breit . 1 Ir. ! 1 1 1 1 1 1 1 bß s GO^ rtT CO iO" »0 10" >0 id' CO 1 I 1 1 cc •g breit 1 1 1 1 1 co co CL- 0-. — oi « W O bß s r5 >0^ -Tf >0 io" GO 10" lO 10" 10 co" CL. 10^ 10" CV. t> tH CL* gische Tatsachen zu schärfen und den Schüler zu befähigen, sich über die Bodenformen und die Gesteinsschätze seiner Umgebung verständnisvoll zu orientieren. Zu diesem Zweck hält Verf. in einem ersten Kapitel Umschau auf dem Boden der Heimat und betrachtet die Bodenformen, die Bodenbestandteile, die Verwertung der wichtigsten Mineralien und Gesteine, die Lagerung der Ge- steine, ihre Veränderung und Zerstörung und die Veränderung der Bodenformen. Der Begriff der Heimat ist hier ziemlich weit gefaßt ; es sind hier u. a. auch die südafrikanischen Diamanten und ihr Vorkommen besprochen. Es folgen sodann in den ferneren Kapi- teln: Mineralien und Gesteine, die chemische Sedimente bilden, solche, die hauptsächlich mechanische Sedimente bilden, organische Sedimente, die Feuergewalten der Erde, Tiefengesteine, Erguß- gesteine, Erze und die Geschichte der Erdkruste (Formationslehre). Auf die Darstellung geologischer und petrographischer Verhältnisse ist der Hauptnaclidruck gelegt, die Mineralogie tritt dagegen zu sehr in den Hintergrund. Die allgemeinen Eigenschaften der Mineralien werden da und dort im Vorbeigehen besprochen und die Kristallographie ist gänzlich vernachlässigt. So wird u. a. p. 26 als Diamantoktaeder ein Pyramidenoktaeder abgebildet, das Ikositetraeder wird p. 28 Fig. 10 Vierundzwanzigflach genannt etc. Sehr fragwürdig ist die Anweisung zur Demonstration der Spalt- barkeit des Steinsalzes p. 69 etc. Aber auch im geologischen Teil fehlt es nicht an Irrtümern, besonders unangenehm fällt u. a. die Verwechslung von Horst und Graben (Fig. 95 und 96 p. 143) auf. Immerhin ist aber das Buch anregend geschrieben und im allgemeinen gut, auch mit Abbildungen ausgestattet, so daß es seinen Zweck wohl wird erfüllen können, besonders wenn in etwaigen neuen Auflagen die nötigen Verbesserungen angebiacht werden. Max Bauer. H. E. Boeke: Die gnomonische Projektion in ihrer Anwendung auf kristallo graphische Aufgaben. Berlin 1913 (Bornträger). 54 p. und 49 Textfiguren. Verf. hat nun auf seine 1911 erschienene Behandlung der stereographischen Projektion eine solche der gnomonischen folgen lassen. Letztere ist zwar schon 1887 von V. Goldschmidt weitgehend auf kristallographische Aufgaben angewendet worden, doch waren damals die mehrkreisigen Goniometer noch nicht erfunden, und die von diesen gelieferten Längen cp und Breiten q stellen sich gnomonisch besonders einfach dar (cp winkeltreu, q als tg q). Die Fundamentaleigenschaften der gnomonischen Projektion werden teils bewiesen, teils anschaulich gemacht, die bei Kristallen auftretenden Aufgaben, sowohl konstruktiv als auch mittelst des Hir/roN’schen Netzes behandelt, dessen Gebrauch dem- Besprechungen. 576 j eiligen des WuLFF’schen ganz analog ist. Besonders eingehend werden noch traktiert die graphische Ermittelung der geometrischen Elemente eines Kristalles aus seiner gnomonischen Projektion und seinen Flächenindizes, sowie die Umkehrung, dann die Abänderung der gnomonischen Projektion bei Veränderung der Projektions- ebene, die graphische Transformation der Indizes bei Veränderung der Fundamentalflächen und schließlich die Zeichnung von Kristallen und Zwillingen mit Hilfe der gnomonischen Projektion. Johnsen. Waldemar Lindgren : Mineral Deposits. Bei Mc Graw- Hill Company, New York und London. 1913. XVI -f- 883 Seiten. Mit 257 Textfiguren. Der Verf. bringt in diesem Buche über Minerallagerstätten im allgemeinen, auf dessen Erscheinen die amerikanischen Minera- logen und ökonomischen Geologen schon einige Zeit warteten, ein sehr umfangreiches Material in vorzüglicher Weise zusammen. Einschließlich der Einleitung enthält das Buch 28 Kapitel. Zuerst wird die Bildung von Minerallagerstätten als Niederschläge aus Lösungen mittels Änderung des Druckes oder der Temperatur, durch Verdunsten des Lösungsmittels und durch verschiedenartige Einwirkungen der Lösungen behandelt. Der Gang, die Zusammen- setzung, die chemische Wirkung und die Entstehung des Grund- wassers werden dann in 5 Kapiteln besprochen. Hier folgen Ab- schnitte über Quellenniederschläge an der Erdoberfläche und die Verwandtschaft der Minerallagerstätten zu Mineralquellen. In den nächsten 22 Seiten wird das für Mineralogen und Montangeologen Hauptsächlichste über Faltungen und Verwerfungen erörtert. Ge- steinshohlräume, Form, Struktur und Textur der Minerallagerstätten, Erzgänge und die Klassifikation der Minerallagerstätten folgen dann in dieser Ordnung. In den nächsten 15 Kapiteln werden die Lagerstätten verschiedener Arten eingehend mit möglichst voll- kommenen Literaturangaben beschrieben. Die letzten Abschnitte behandeln die Oxydation der metallischen Erze und die Berech- nung von Gesteinsanalysen. Ein 30 Seiten umfassendes Sachregister ist auch zu erwähnen. In dieser kurzen Besprechung kann auf Einzelheiten uiclit eingegangen werden. Der Fachmann ist dem Verf. für seine vor- zügliche Zusammenstellung eines reichen Materials, sowie auch für seine eingehenden Erörterungen über die Bildung und das Vor- kommen von Minerallagerstätten der verschiedenen Weltteile, jedoch mit dem Hauptgewichte auf den Erzvorkommen der Vereinigten Staaten, zum großen Danke verpflichtet. E. H. Kraus. Voigt & Hochgesang * Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 1.50. 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Dieser Katalog (260 Seiten Text mit 107 Abbildungen ausgestattet) berücksichtigt den Lehrmittelbedarf höherer Schulen auf dem Gebiete der Mineralogie, Petrographie, Geologie und Technologie, enthält aber auch eine große Reihe von Modellen und Zusammen- stellungen, die für Studien- und Übungszwecke auf Hochschulen geeignet sind. Das mercliMio Swesler-TerzeicMs No. 17 (Juli 1914) gibt eine Zusammenstellung schöner großer Schaustufen und Einzelkristalle. Von neuen und besonders seltenen Mineralien werden angeboten: Barthit, Dechenit, Fizelyit, Hutchinsonit, Rickardit und Sanguinit. Ferner wird hervorgehoben die große, überaus prächtige Sammlung zur Darstellung der Farben des Mineralreichs, die ausgestellt gewesen ist im Hause „Die Farbenschau“ der Deutschen Werkbund- Ausstellung in Köln (Juni und Juli 1914). 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Hofbuohdruckerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart. 1. Oktober 1914 No. 19 v^b2> Centralblatt Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin AtTERiSi* STUTTGART 1914 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 16 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Inhalt. Original-Mitteilungen etc. 8eite Etzold, Franz: Zu Hermann Credner’s Gedächtnis 577 B e u t e 1 1 , A. und K. H ei n z e : Die Genese der Arsenerzlagerstätten von Reichenstein in Schlesien. Mit 15 Textfiguren 592 Schierl, A. : Ergebnisse von Analysen des Riebeckits im Forellen- stein bei Gloggnitz in Niederösterreich 604 He z n er, Laura: Eine Pseudomorphose nach Orthoklas aus dem Tirsclienreuther Granitmassiv 607 P e r s o n a 1 i 608 An die Herren Mitarbeiter. Hierdurch bitten wir, die für das Neue Jahrbuch bezw. Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläonto- logie bestimmten Abhandlungen , Referate und Original- mitteilungen etc. aus den Gebieten: 1. Kristallographie, Mineralphysik, Mineralchemie, Ein- zelne Mineralien, Vorkommen von Mineralien, Meteoriten an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Max Bauer, Marburg a. L. (Hessen-Nassau); 2. Allgemeine Geologie, Dynamische Geologie, Experi- mentelle Geologie, Radioaktivität, Gesteinsbildende Mineralien, Petrographie, Lagerstätten nutzbarer Mineralien an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Th. Liebisch, Berlin N. 4, Invalidenstr. 43; 3. Geologische Karten, Topographische Geologie, Stratigraphie, Paläontologie an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Fr. Frech in Breslau !, Schuhbrücke 38 gelangen lassen zu wollen. Um den Herren Redakteuren das Durchgehen der Manu- skripte zu erleichtern und um Korrekturkosten tunlichst zu vermeiden, bitten wir die Beiträge in gut leserlicher Beschaffen- heit — Maschinenschrift würde besonders dankbar begrüßt — einzusenden. Jggir* Korrekturkosten, die das übliche Maß über- schreiten, sind wir leider genötigt, den Herrn Verfassern in Anrechnung zu bringen. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung Nägele & Dr. Sproesser :: Stuttgart. F. Etzold, Zu Hermann Credner’s Gedächtnis. 577 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Zu Hermann Credner's Gedächtnis. Von Franz Etzold. Montag, den 21. Juli 1913 entriß der Tod der deutschen ■Geologie einen ihrer begeistertsten Jünger und fesselndsten Lehrer: Hermann Credner, emeritierten ordentlichen Professor der Geologie und Paläontologie an der Universität Leipzig, Dr. pliil. et sc., Königlich Sächsischen Geheimen Rat, Direktor der Königlich Sächsischen Geologischen Landesuntersuchung und der Erdbeben- warte zu Leipzig. In ihm verlor die geologische Wissenschaft einen ihrer markantesten Vertreter, die Gesamtheit eine jener in sich selbst gegründeten Persönlichkeiten, die in unserer Zeit fort- schreitender Nivellierung immer seltener werden. Carl Hermann Credner wurde am 1. Oktober 1841 in Gotha als Sohn des bekannten Geologen und Bergmanns Carl Friedrich Hein- rich Credner geboren. Seinen Vater, welcher neben angestrengter amtlicher Tätigkeit stets Zeit zu wissenschaftlichen Arbeiten fand, begleitete Hermann Credner von frühester Jugend an auf geo- logischen Wanderungen. Im Hinblick auf die dabei erhaltene viel- seitige Anregung und gründliche Schulung im Beobachten war es natürlich, daß sich der 19 jährige Jüngling den Bergwissenschaften zuwendete und von 1860 an auf der Bergakademie zu Klausthal im Harz studierte. Von dort, wo Friedrich Adolf Römer wirkte, ging der junge Credner nach Breslau zu Ferdinand Römer, dem Bruder des ersteren, und gab damit das Bergfach auf, um sich ausschließlich der Geologie, Paläontologie und Mineralogie zu- zuwenden. Diese Studien brachte er in Göttingen als Schüler Karl von Seebach’s zum Abschluß, wo er sich 1864 auf Grund einer Dissertation über „Die Pteroceras-Sclnchten ( Aporrhais - Schichten) der Umgebung von Hannover“ die philosophische Doktor- würde erwarb. An die Universitätsjahre reihten sich unmittelbar die Lehr- und Wanderjahre des jungen Gelehrten an, denn bald nach seiner Promotion schiffte sich Hermann Credner nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika ein, wo er sich in den Dienst der Praxis stellen und als Gutachter seinen Lebensunterhalt erwerben mußte. Leider ist seine oft geäußerte Absicht, die Lehr- und Wanderjahre in Amerika zu beschreiben, nicht verwirklicht worden. Es hätte für den jungen Geologen und Bergmann ein Buch geben können, wie es Max Eyth’s „Hinter Pflug und Schraubstock“ für den Ingenieur geworden ist. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 37 578 F. Etzold, Er bereiste von New York aus New Brunswick, Virginia, Georgia, Illinois, Missouri, die Umgebungen des Oberen und Michigansees und verschaffte sich einen gründlichen Einblick in die Erzlagerstätten aller dieser Gebiete. Nachdem er seine Studien über die Kreide von New Jersey zum Abschlüsse gebracht hatte, kehrte er Mitte September 1868 nach fast vierjähriger Abwesen- heit nach Deutschland zurück, um außer der ursprünglich augen- scheinlich als längere Monographie geplanten Abhandlung über die Geognosie und den Mineralreichtum des östlichen Nordamerika die wertvollste wissenschaftliche Frucht seiner Reise vorzubereiten: seine Habilitationsschrift über die Gliederung der eozoischen (vorsiluri- schen) Formationsgruppe Nordamerikas, die er in weit getrennten Gebieten, in den kanadischen Seeprovinzen, in den Appalachen und zuletzt im Uferlande des Oberen Sees vergleichend untersucht hatte. Er habilitierte sich 1869 in Leipzig als Privatdozent für Geologie und Paläontologie, fand sofort einen Kreis begeisterter Zuhörer und lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit derart auf sich, daß er bereits im folgenden Jahre die Ernennung zum außer- ordentlichen Professor bekam. Die Ausübung der Lehrtätigkeit erfuhr durch den Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges eine jähe Unterbrechung, denn Hermann Credner zog sofort, voll glühender Begeisterung für die deutsche Sache, als Abteilungs- führer beim 3. freiwilligen Sanitätskorps mit nach Frankreich hinein. Für die Umsichtigkeit und Kaltblütigkeit, mit der er während der Schlacht bei Sedan in schwerem Gewehr- und Granat- feuer für die Verwundeten gesorgt hatte, wurde er mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse am weißen Bande dekoriert. Aus Frankreich zurückgekehrt, nahm er seine Vorlesungen wieder auf. In dieser Zeit erwog man in Sachsen den Plan einer speziellen geologischen Landesaufnahme. Für die Leitung derselben durch den jungen aus Preußen gekommenen, ihm zufällig bekannt gewordenen Credner, trat Freiesleben mit allem Nachdruck und mit solcher Überzeugtheit ein, daß derselbe 1872 zum Direktor der geologischen Landesuntersuchung ernannt und mit deren Organisation und alleiniger Leitung beauftragt wurde. Wenn Credner hiermit 1872 ein weites Feld für seine Be- tätigung als Forscher und Organisator erhalten hatte, so war dasselbe Jahr für ihn als akademischen Lehrer und als Menschen nicht minder bedeutungsvoll. Denn im September dieses Jahres erschien die 1. Auflage seiner „Elemente der Geologie“ in Leipzig bei Wilhelm Engelmann, und wenige Tage später, am 1. Oktober, seinem 31. Geburtstage, reichte ihm Marie Riebeck die Hand zum Bunde für das Leben. Bei der Leitung der geologischen Landesuntersuchung erwies sich Credner als ein Organisator von seltenem Weitblick und bewunderungswürdiger Arbeitskraft. Zu Hermann Credner’s Gedächtnis. 579 Welche Fülle von Arbeit er in den ersten Jahren seiner Tätigkeit als Direktor der geologischen Landesuntersuchung be- wältigt hat, ist staunenswert. Auf zahlreichen Exkursionen, bei denen er sich den größten körperlichen Anstrengungen unterzog, machte er sich bald mit dem allgemeinen geologischen Aufbau des Landes bekannt. Bei jedem einzelnen Sektionsblatte der geologischen Spezialkarte war er leitender Mitarbeiter vom ersten Anfang bis zum letzten Ende. Zum Neujahr überreichte er dem Finanz- ministerium einen ausführlichen Arbeitsplan. Hatte dieser die ministerielle Genehmigung gefunden, so bekam jeder Geologe sein Arbeitspensum zugeteilt mit bis ins einzelne gehenden Richtungs- linien für die Arbeit im Felde. Während derselben erhielt er oft und für mehrere Tage den Besuch seines Direktors, der bei jeder Witterung auf langen und anstrengenden Wanderungen jeden einzelnen wesentlichen Aufschluß besuchte. Im Winter leitete dann dieser Direktor durch häufige Konferenzen die kartographische Darstellung und die textliche Bearbeitung jeder Sektion. Waren endlich Reinzeichnung und Textmanuskript eingeliefert, so erledigte schließlich derselbe Direktor die Aufstellung der Farbentabelle für den Lithographen, das Lesen der Schwarz- und Buntkorrektur der Karte, die kritische Prüfung und Durcharbeitung des Erläuterungs- heftes und das zweimalige Korrekturlesen des Schriftsatzes. Alle diese Arbeiten hat Credner bei jeder einzelnen Sektion geleistet, kein anderer Direktor einer geologischen Landesanstalt dürfte demnach in gleichem Maße wie er ein Recht darauf haben, daß die entstandene Karte mit seinem Namen bezeichnet werde, bei keiner andern Spezialkarte kommen aber auch die wissenschaft- lichen Anschauungen des Leitenden zu gleich vollem und alleinigem Ausdruck wie bei der sächsischen. Die Publikation der neuen geologischen Spezialkarte, mit der 1877 begonnen wurde, schritt so rasch vor, daß 1895 nicht weniger als 123 Sektionsblätter erschienen oder wenigstens druck- fertig waren und daß Credner in diesem Jahre der Regierung den Abschluß des Kartierungswerkes anzeigen konnte. Die be- wundernde Anerkennung seiner Leistungen fand darin ihren Aus- druck, daß ihm das Ritterkreuz 1. Klasse vom Verdienstorden und die auf Grund eines einstimmig gefaßten Beschlusses der philosophischen Fakultät errichtete ordentliche Professur für historische Geologie und Paläontologie an der Universität Leipzig verliehen wurde. Ein Ausruhen oder wenigstens ein seinen vor- gerückten Jahren sich anpassendes behagliches Arbeiten sollte ihm jedoch nicht beschieden sein. Seine geologische Spezialkarte hatte sich als so vielseitig nutzbar erwiesen, daß in der Mitte der 90er Jahre ein Drittel der Sektionsblätter vollständig vergriffen war und von Mitgliedern der 2. Ständekammer der Wunsch nach einer Neuauflage ausgesprochen wurde. Credner’s bis in das 37* 580 F. Etzold, Greisenalter nicht erlahmende Arbeitsfreudigkeit erreichte, daß nicht weniger als 45 Sektionsblätter unter seinem Namen in 2. Auflage erschienen sind und daß sich durch die Aufnahme von 3 Grenzsektionen die Zahl der die geologische Spezialkarte zu- sammensetzenden Einzelblätter auf 126 erhöhte. Neben der Neuauflage der Spezialkarte trat Credner bald dem Plane, eine geologische Übersichtskarte des Landes zu ent- werfen , näher und schuf trotz großer Schwierigkeiten, zu denen sich nun bereits die Altersbeschwerden gesellten, eine Karte i. M. 1 : 250 000, welche die einstimmige Bewunderung aller sach- verständigen Beurteiler gefunden hat. Schließlich brachte er noch für den Gebrauch in der Schule ein Kärtchen i. M. 1 : 500 000 zustande, welches in bezug auf Anschaulichkeit, Übersichtlichkeit, harmonische Wirkung und technisch vollendete Ausführung kaum zu übertreffen sein dürfte. Dieses Kärtchen war das letzte, was Credner dem Lande zu bieten vermochte, das ihm so viel ver- dankt, dem er unermüdlich gedient hat, solange er überhaupt zu wirken vermochte. Von Anfang an wendete Credner seine Aufmerksamkeit auch den technisch nutzbaren Lagerstätten, also den Erzgang- und Kohlenrevieren zu und ließ dieselben durch H. Müller, Mietzsch, Siegert, Hausse und Etzold besonders in Profildarstellungen bearbeiten. Insgesamt haben unter H. Credner an den Arbeiten der geologischen Landesuntersuchung teilgenommen : R. Beck (1883 — 1895), f R- Credner (1876 — 1877), f K. Dalmer (1878 bis 1890), E. Danzig (seit 1897), E. Dathe (1874 — 1880), F. Etzold (seit 1885), C. Gäbert (1899 — 1907), E. Geinitz (1881 — 1882), R. Hausse (1889—1892), f J Hazard (1880 bis 1895), 0. Herrmann (1885 — 1893), J. Hibsch (1892 — 1894), A. Jentzsch (1873 — 1875), E. Kalkowsky (1875), G. Klemm (1886 — 1892), Köhler (1874 — 1881), E. Krenkel (191 1 — 1912), J. Lehmann (1874 — 1879), f H. Mietzsch (1873 — 1877), t H. Müller (1877 — 1907), A. Penck (1878 — 1879), K. Pietzsch (seit 1909), A. Rothpletz ( i 878 — 1880), A. Sauer (1877 — 1889), F. Schalch (1876 — 1889), M. Schröder (1881 — 1886 und 1908), f Th. Siegert (1873 — 1909), L. Siegert (1900), f Sterzel (seit 1S77), Stutzer (1907 — 1910), A. Uhlemann (seit 1909), H. Vater (1885 — 1890), E. Weber (1886 — 1892), E. Weise (seit 1874). Die von allen diesen Mitarbeitern im Felde ausgeführten Arbeiten hat Credner auf das sorgfältigste geleitet und beaufsichtigt, die abgelieferten 191 Karten und Profiltafeln, sowie die 11 162 Druck- seiten ergebenden Manuskripte gründlichst durchgearbeitet und durchkorrigiert, druckfertig gestellt und zweimal in der Korrektur gelesen. Mit seiner Ernennung zum Direktor der geologischen Landes- untersuchung war Credner das Feld gegeben, dem er das Material Zu Hermann Credner’s Gedächtnis. 581 zu seinen Forschungen fast ausschließlich entnahm. Seine Publi- kationen über bei Orientierungsexkursionen gemachte Beobachtungen wurden für die spätere geologische Spezialaufnahme von grund- legender Bedeutung. Mit besonderem Eifer wendete er sich dem bis dahin in Sachsen kaum beachteten Diluvium zu. Wenn er hierbei zunächst Anhänger der LYELL’schen Drifttheorie war, so hatten ihm seine Studien in Amerika wohl schon das Unbefriedigende derselben vor Augen geführt, denn sobald Otto Torell im Jahre 1875 für Norddeutschland die Inlandeistheorie einführte, wurde Credner sofort ihr eifriger. Verfechter mit dem Erfolge, daß die neuen Anschauungen rasch Eingang fanden und selbst entschiedene Gegner, wie Dechen, bald dafür gewannen wurden. Höchst be- zeichnend für Credner’s Art zu denken und der gewonnenen Über- zeugung Ausdruck zu geben, ist seine Stellung zur Frage nach der Genesis des Granulites. Wenn Naumann im sächsischen Granulitgebirge einen Krater umgeben von einem Wall durch den Granulit metamorphosierter Schiefer sah, so trat Credner mit allem Nachdruck für die sedimentäre Natur jenes Gesteins ein, faßte folgerichtig im Banne der herrschend gewordenen Anschauungen den Granulit als Äquivalent des Gneises auf und erklärte, West- sachsen weise drei Falten, nämlich eine erzgebirgische, eine mittel- gebirgische und eine nordsächsische auf, zwischen denen sich zwei Becken, das erzgebirgische und das nordsächsische, ausbreiteten und die von der Abtragung der Falten herrührenden Sedimente aufgenommen hätten. Ein Wandel in seinen Anschauungen wurde bereits 1893 — wohl durch Gespräche mit A. Sauer über die Genesis der Gneise — angebahnt, aber ein volles Jahrzehnt ver- ging noch, ehe er sich zu einer anderen Auffassung durchgerungen hatte; aber als das einmal geschehen wrar, brach er rücksichtslos mit der so lange vertretenen Deutung und überraschte die Fach- genossen auf dem 9. internationalen Geologenkongreß zu Wien mit dem Vortrage „Über die erzgebirgische Gneisformation und die sächsische Granulitformation“, in welchem er für die eruptive Natur des Gneises und Granulites und deren metamorphosierenden Einfluß auf ihre Schieferhüllen eintrat. Offen bekannte er, es sei „der Kernpunkt der Ansichten wieder erreicht, zu denen der alte Meister C. F. Naumann bereits in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts bei Erörterung der Genesis des Granulites gelangte: Eruptivität und tektonische Aktivität des Granulites“. Mit diesem rückhaltlosen Bekenntnis ehrt Credner nicht nur C. F. Naumann, sondern gewinnt auch sich selbst die Sympathien aller ernst Arbeitenden. So wie er die erste Auffassung nicht unbesehen hingenommen, sondern in ernster Arbeit vor sich selbst begründet hatte, so gab er dieselbe mit Recht erst auf, als er durch fortgesetzte Arbeit, durch unablässiges Beobachten und Abwägen zu anderer Erkenntnis gekommen war. F. Etzold, 582 Eine besondere Epoche in Credner’s wissenschaftlicher Tätig- keit bildet die sich über 14 Jahre hinziehende Bearbeitung der Stegocephalen und Saurier aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. Er mußte an dieses schwere Werk mit recht bescheidenen zoologischen Vorkenntnissen gehen; aber schon die ersten der 10 in der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft veröffentlichten Monographien über die Urvierfüßler- fauna des Plauenschen Grundes zeigen, daß er weiterzukommen suchte als zu einer bloßen Aufzählung der Knochenmaße. Später behandelte er den Stoff biologisch, indem er eine Entwicklungs- geschichte des Branchiosaurus amblystomus von der kiementragenden Larve bis zum sechsmal so großen, auf dem Land lebenden Tier schrieb, schließlich machte er auf Grund mikroskopischer Studien den bemerkenswerten Versuch, den komplizierten Bau der Falten- zähne aus der Verwachsung einer Gruppe einfacher Gaumen- zähnchen zu erklären. Mag auch der Zoolog mit Credner’s Gedankengängen und Folgerungen nicht überall einverstanden sein, jedenfalls erheben sich dessen Arbeiten weit über die der meisten gleichalterigen Autoren und werden bleibenden Wert behalten. Die größten Verdienste hat sich Credner um die Erdbeben- beobachtung und -beschreibung in Sachsen erworben. Unter der Annahme, daß das erzgebirgische Faltensystem seine Entstehung seitlicher, nach NW gerichteter Pressung verdankt, daß die ein- tretenden hohen Spannungen Sprünge verursachen und dieses Spaltenwerfen Erschütterungen hervorrufen könne, und daß endlich die gebirgsbildenden Ursachen sich durch enorme Zeiträume betätigt haben und noch betätigen, erschienen ihm die vogtländisch- erzgebirgischen Erdbeben als Äußerung der Gebirgsentstehung und unterirdischen Spaltenbildung infolge seitlichen Druckes. In der ganzen Bevölkerung wußte Credner das lebhafteste Interesse für die heimischen seismischen Erscheinungen zu wecken, durch die Referenten der von ihm ins Leben gerufenen Erdbebenkommission erhielt er zahlreiche Mitteilungen über jede Erderschütterung und erreichte schließlich, daß bereits 1902 von der Regierung und der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig ein WiECHERT’sches 1100 kg-Pendelseismometer zur instrumenteilen Beobachtung der Erdbeben angeschafft und in Leipzig aufgestellt wurde. So ernst Credner sein Amt als Direktor der geologischen Landesuntersuchung nahm, so eifrig er sich als Forscher betätigte — in allererster Linie fühlte er sich als akademischer Lehrer. Er sprach nicht besonders fließend, aber jedes Wort saß, das Wichtige wurde hervorgehoben, ein- und zweimal unterstrichen, das Nebensächliche nur kurz angedeutet. Er war der Mann der Tatsachen, zu solchen wurde ihm die aus sorgfältigster Abwägung des Für und Wider hervorgehende Überzeugung. Hierauf beruhte Zu Hermann Credner’s Gedächtnis. 583 der hinreißende, geradezu faszinierende Einfluß, den er auf seine Zuhörer ausiibte. In der jeden Zweifel ausschließenden Bestimmt- heit des Ausdruckes, in der mit wenigen Strichen erreichten plastischen Gestaltung, in der Eindringlichkeit der Beweisführung lag die Stärke der CüEDNER’schen Vorträge, aus denen jeder reichen Gewinn mit nach Hause nahm. Wer seine Vorlesungen belegt hatte, der lernte Credner' sehe Geologie, er mochte wollen oder nicht. Trat Credner vor die Öffentlichkeit, so wollte er auch nachhaltig auf seine Zuhörer wirken. Er durchdachte seinen Stoff nach allen Richtungen hin auf das gründlichste und arbeitete sorgfältig aus, was er zu sagen gedachte. Dann sprach er voll- ständig frei, am liebsten auch ohne Katheder und Pult und schlug das ganze Auditorium in den Bann seines dunklen, auf jedem einzelnen ruhenden Auges. Nie hätte er sich entschließen können, im verdunkelten Saale mit seinem Wort die Vorführung von Projektionsbildern zu begleiten, und die allergeringste Meinung hatte er von dem Lehrwert endloser Lichtbilderreihen für Studierende. Weit größer noch als durch seine Kollegien war die Zahl der Schüler und Anhänger, welche sich Credner durch seine „Elemente der Geologie“ gewann, bei deren Abfassung er sich als Lehrer allerersten Ranges erwies. Die erste Auflage dieses Buches, das sich in der Einteilung des Stoffes im wesentlichen an J. D. Dana’s berühmtes Manual of Geology anschließt, erschien im September 1872 und fand derartigen Anklang, daß sich noch in demselben Jahre eine unveränderte 2. Auflage notwendig machte. Das Ziel des Autors ging dahin, jede Auflage der „Elemente“ zum Spiegel unserer jeweiligen geologischen Kenntnisse und zum Ausdruck der herrschenden geologischen Anschauungen zu machen. Damit mußte natürlich der Umfang des Buches rasch wachsen, gegenüber den 538 Seiten der 1. Auflage hatte die achte 796 Seiten. Ein weiteres Anschwellen aber hielt Credner für unvereinbar mit dem Begriff eines Lehrbuches, er gehörte nicht zu den Autoren, die sich von dem anwachsenden Stoff gern zum Schreiben eines 2. Bandes drängen lassen. Sein ganzes Streben ging vielmehr dahin, das sich in reichster Fülle aufzwingende Material in den knappsten Rahmen zu pressen, mit der lapidarsten Kürze aber durchsichtigste Klarheit und größte Vollständigkeit zu verbinden. Hierbei hätte jeder, der je mißgestimmt über die korrigierende Behandlung bei Credner eingelieferter Manuskripte gewesen ist, sehen können, daß dieser stets sich selbst gegenüber ein noch viel strengerer und rücksichtsloserer Richter und Kritiker war. Bei der Bearbeitung jeder neuen Auflage wurde aus der alten geradezu kein Satz unverändert übernommen, jede Zeile wurde darauf ge- prüft, ob sich ihr Inhalt nicht noch kürzer, klarer und schärfer ausdrücken lasse. Das Streben nach Klarheit beherrschte Credner s ganzes Leben und zeigt sich ganz besonders in seinen „Elementen 584 F. Etzold, der Geologie“, welche das Wort Tegner’s als Motto tragen sollten: „Was du nicht klar kannst sagen, weißt du nicht. Mit dem Gedanken wird das Wort geboren; was dunkel klingt, ist dunkel auch gedacht.“ Fiir die viele Zeit und Mühe hatte Credner die Genugtuung, daß jede Neuauflage seiner „Elemente“ ein aufsehenerregendem Ereignis war und nicht nur als Hilfsmittel für Studierende, sondern gleichzeitig als Revue über den derzeitigen Stand der Geologie betrachtet wurde. Was im. Credner stand, galt als in das Rüst- zeug der Geologie aufgenommen und war dort in die Form gefaßt, in der es für den Schüler, Lehrer und Forscher am wirksamsten war. Im ganzen haben die „Elemente der Geologie“ 1 1 Auflagen erlebt, die letzte erschien wenige Monate vor dem Tode des Ver- fassers. 1 Wenn dieselbe vielleicht nicht auf der Höhe steht wie die vorangegangenen, wenn in ihr den Fortschritten der tektonischen Geologie, der eben sich bahnbrechenden Paläogeograplne nicht in vollem Maße Rechnung getragen ist, und der Abschnitt über die Urformationen nicht mehr die volle Meisterung des Stoffes erkennen läßt — jedenfalls legt sie ein rührendes Zeugnis dafür ab, wie der Greis an seinem besten Lebenswerke hing, wie er seiner Wissenschaft noch ein treuer Eckart zu sein strebte, als Geist und Hand unter der Last der Jahre erlahmten. Möge der Geologie nie ein in gleichem Maße zusammenfassender und klärender Geist fehlen wie Hermann Credner! Credner besaß alle Eigenschaften, vor allem nie versagende witzige Schlagfertigkeit, um zum Mittelpunkt jedes Kreises zu werden. Dabei war sein Witz nicht verletzend, und leid tat es- ihm, wenn er jemand durch etwas polterndes Auftreten, durch ein unüberlegtes Wort oder im Zorn unverdienterweise wehgetan zu haben glaubte. Kamen Meinungsverschiedenheiten vor, so wollte er zwar zunächst im Wortwechsel durchaus nicht den Kürzeren ziehen, aber später erkannte er offen oder stillschweigend das größere Recht des Gegners gern an. Nie war er bei Differenzen nachträglich, auch hütete er sich, eine ihm ärgerliche Sache im ersten Zorn zu erledigen, weil er dachte, sein lebhaftes Naturell könnte ihn zu Handlungen verleiten, die er später bereuen müßte. So kam es, daß mit Credner kaum jemand längere Zeit auf ge- spanntem Fuße stand und daß er sich, namentlich in seinen späteren Jahren, der größten Beliebtheit erfreute. Wenn lange Jahre zwischen ihm und seinem nächsten Kollegen, Ferdinand Zirkel, ein kühles Verhältnis bestand, so änderte sich auch das etwa von Mitte der 90er Jahre ab. Das Verhältnis der beiden 1 Eine russische Ausgabe des Buches besorgten 1875 M. P. Rebinder, A. A. Stuckenberg und M. S. Tarasoff, eine Übersetzung in das Französische von Moniez erschien 1879. Zu Hermann Credner’s Gedächtnis. 585 bedeutenden Männer basierte, auf gegenseitiger Würdigung und Hochschätzung und konnte, einmal gefestigt, sich kaum trüben, da beide als vornehme tiefgründige Naturen in der Respektierung des Spezialgebietes des anderen eine Selbstverständlichkeit sahen, so daß Reibungsflächen nicht entstehen konnten. Von Jugend auf war Credner an ein sparsames Leben ge- wöhnt und diese Sparsamkeit wurde geradezu Geiz, . wo es sich um die Verwaltung ihm an vertrauten Geldes handelte. Auf dieser innersten Charakteranlage beruhte in letzter Instanz die ihm oft zum Vorwurf gemachte Verwendung der ihm für die Zwecke der geologischen Landesuntersuchung zur Verfügung gestellten Mittel. Er knauserte mit dem Pfennig bei der Landesuntersuchung, be- schränkte die Ausgaben für die Bibliothek, die Sammlung, für Anfertigung von Dünnschliffen auf das Äußerste, scheute die Kosten für die Ausführung chemischer Gesteinsanalysen, kargte mit den an seine Mitarbeiter zu zahlenden Bezügen, konnte sich nicht entschließen, jene für feste Anstellung als Staatsdiener vorzu- schlagen — alles, weil er glaubte, auf diese Weise dem Staate am besten zu dienen und sein Ziel, die Fertigstellung der geologischen Spezialkarte, auf die billigste Weise erreichen zu müssen. Für sich selbst, für seine unendliche Arbeit und Mühe verlangte er ebensowenig ein Direktorengehalt. Mit dieser in gleicher Weise gegen sich, seine Mitarbeiter und das von ihm geleitete Institut geübten Sparsamkeit erreichte Credner, daß er die ihm bewilligten Mittel nie aufbrauchte, sondern stets ansehnliche Summen zurück- schicken konnte. Soll ihm diese Sparsamkeit zum Vorwurf ge- macht werden? Gegen sein innerstes Wesen kann wohl niemand handeln, das Land hat sich jedenfalls gut dabei gestanden, und wenn in bezug auf die chemische Durchforschung der sächsischen Gesteine eine Lücke geblieben ist, so kann sie nun leichter als früher ausgefüllt werden, da die erreichte sonstige genaue Kenntnis des Ganzen eine sj'stematische, planmäßige und damit bessere Früchte verheißende Arbeit ermöglicht. Für sein rastloses Wirken und Streben hat Credner in reichem Maße die wohlverdiente Anerkennung gefunden, über die er sich aufrichtig freute. Im Laufe der Jahre wurden ihm die Titel Oberbergrat, Geheimer Bergrat und Geheimer Rat verliehen. Königliche Huld zeichnete ihn mit dem Komturkreuz 2. Klasse vom Verdienstorden und vom Albrechtsorden aus, neben denen er noch das Eiserne Kreuz 2. Klasse am weißen Bande besaß. Von der Universität Cambridge erhielt er die Würde eines Ehren- doktors in Science, zahlreiche wissenschaftliche Gesellschaften er- nannten ihn zu ihrem Ehrenmitgliede und verschiedene Entdeckungen in fremden und fernen Ländern wurden nach seinem Namen genannt. 586 F. Etzold, In die Jahre, von denen der Psalmist sagt „sie gefallen uns nicht“, konnte sich Credner nur sehr schwer linden. Erst als ihm bei den Arbeiten an der großen und mehr noch an der kleinen Übersichtskarte Geist und Hand zeitweise versagten, machte er sich klar, daß ihm der Abschied bevorstand von allem, was ihm das Leben als Lehrer und Forscher teuer gemacht hatte. Zu einer Feier seltener Art gestaltete sich die von Credner’s 70. Geburtstag. Von allen Seiten kamen glückwünschende Briefe und Telegramme, ihren Gipfel aber erreichte diese Feier, als Geheimer Bergrat Prof. Dr. Wahnschafee im Namen von 346 Mitstiftern die Urkunde über die „Hermann Credner-Stiftung“ überreichte. Die genannte große Zahl von Geologen und Freunden der Geologie verfolgte mit der Sammlung des Kapitals von 20 000 Mark den Zweck, Credner anläßlich seines 70. Geburts- tages ein besonderes Denkmal zu errichten und erreicht dies, in- dem die zur Förderung der geologischen Wissenschaft geschaffene und von der deutschen geologischen Gesellschaft verwaltete Stiftung das Gedächtnis an Hermann Credner und dessen Verdienste um die Wissenschaft für alle Zeiten wach halten wird. Wenn Credner an seinem 70. Geburtstag noch verhältnis- mäßig frisch und rüstig war, so machten sich nach demselben die Beschwerden des Alters bald in rasch steigendem Maße geltend. Die letzten Kräfte des Greises absorbierten die Arbeiten an der 11. Auflage seiner „Elemente der Geologie“. Als ein in diese einzufügender Abschnitt über das Diluvium verloren ging, war dessen Ersatz unmöglich. Nunmehr sah Credner ein, daß ihm der Tod in den Sielen, der ihm jedenfalls der liebste gewesen wäre, nicht vergönnt war, er legte schweren Herzens am 1. Ok- tober 1912, also an seinem Geburts- und Hochzeitstage, sowohl das Lehramt an der Universität wie das Direktoriat der geologischen Landesuntersuchung nieder. Leider brachten ihm die letzten Lebens- monate recht schwere körperliche Leiden, zuletzt peinigten ihn schmerzhafte Hustenanfälle, von denen ihn ein sanfter Tod am 21. Juli 1913, abends Ü 29 Uhr, erlöste. An die Freitag, den 25. Juli, nachmittags 2 Uhr, in der Pauliner Kirche abgehaltene Trauerfeier schloß sich die von dem Verstorbenen gewünschte Ein- äscherung auf dem Südfriedhofe an. Als dort im Lichte der Nachmittagssonne die Schläger der Studenten blitzten, die Fahnen sich neigten und der Sarg langsam in die Tiefe sank, da war sich jeder einzelne der großen Trauergemeinde schmerzvoll bewußt, daß ein bedeutender Mann dahingegangen war, ein Mann reich an Gaben, der ersten einer in seiner Wissenschaft, ein großer Forscher, ein seltener Lehrer — Hermann Credner. Zu Hermann Credner’s Gedächtnis. 587 Verzeichnis der wichtigsten Schriften Hermann Credners. 1 1864. Die Pferoceras-Schichten (H^)or/7m?‘s-Schichten) der Umgebung von Hannover. Mit 2 Tafeln Abbildungen, 1 Übersichtskarte und 5 Ge- birgsprofilen. Inaugural-Dissertation, Göttingen. Abgedruckt in der Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 16. 1864. p. 196 — 248. — Die Brachiopoden der Hilsbildung im nordwestlichen Deutschland. Mit 4 Tafeln. Ebenda. 16. 1864. p. 542—572. 1865. Die Zone der Opis similis Phill. im Oxford von Hannover. Mit 1 Tafel. Ebenda. 17. 1865. p. 157—162. — Aufzählung und Paragenesis der in den Andreasberger Silbererz- gängen aufgefnndenen Mineralien. Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 17. p. 183—185. — Geognostische Beschreibung des Bergwerksdistriktes von St. Andreas- berg. Mit 1 Karte und 2 Tafeln Profilen. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 17. 1865. p. 163 — 231. — Die Verbreitung des Gault in der Umgegend von Hannover. Mit 3 Profilen. Ebenda. 17. 1865. p. 232-252. — Geognostische Skizze der Umgegend von New York. Ebenda. 17. 1865. p 388-398. — Geognostische Reiseskizzen aus New Brunswick in Nordamerika. N. .Tahrb. f. Min. etc. 1865. p. 803—821. 1866. Beschreibung von Mineral Vorkommnissen in Nordamerika. Berg- und Hüttenmännische Zeitung. 25. 1866. — Geognostische Skizzen aus Virginia, Nordamerika. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 18. 1866. p. 77 — 85. 1867. The practical Study of Mining-Engineering and the mechanical and metallurgical Treatment of Ores at the Royal Prussian School of Mines in Clausthal. New York, 1867. 8°. 7 S. — Beschreibung von Mineralvorkommen in Nordamerika. Die Kupfer- erzlagerstätten von Ducktown in Tennessee. Berg- und Hütten- männische Zeitung. 26. No. 1. p. 8 — 10. — Beschreibung einiger paragenetisch interessanter Goldvorkommen in Georgia. N. Jahrb. f. Min. etc. 1867. p. 442—448. — Geognostische Skizze der Goldfelder von Dahlonega, Georgia, Nord- amerika. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 19. 1867, p. 33—40. 1868. Über Bergwerksspekulation und den Beruf der Bergwerksbureaus in Nordamerika. Berg- und Hüttenmännische Zeitung. 27. 1868. No. 4. p 29—32. — Die Eisenerzproduktion der „Oberen Halbinsel von Michigan“. Ebenda. 27. 1868. No. 15. p. 125—127. 1869. Beschreibung einiger charakteristischer Vorkommen des gediegenen Kupfers auf Keweenaw Point am Oberen See Nordamerikas. N. Jahrb. f. Min. etc. 1869. p. 1 — 14. 1 Ein ausführliches Schriftenverzeichnis ist in den Mitteilungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Leipzig für das Jahr 1913 enthalten. 588 F. Etzold. 1869. Die Gliederung der eozoisclien (vorsilurischen) Formationsgruppe Nordamerikas. Habilitationsschrift. Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 1869. p. 353—405. Die vorsilurischen Gebilde der „Oberen Halbinsel von Michigan“ in Nordamerika. Mit 5 Tafeln. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 21. 1869. p. 516—554. Die Beeinflussung des topographischen Charakters gewisser Land- distrikte Nordamerikas durch den Biber. Petermann’s geogr. Mitt. 1869. Heft 4. p. 139—142. Gewaltige Kupfermassen am Lake Superior. N. Jahrb. f. Min. etc. 1870. p. 86. — Geognostische Aphorismen aus Nordamerika. Mit 1 Tafel. Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 1870. p. 20 — 32. — Die Kreide von New Jersey. Mit 1 Karte und 1 Profil. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 22. 1870. p. 191 — 251. — Über die Ursachen der Dimorphie des kohlensauren Kalkes. Sitzungs- berichte d. K. Sachs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig vom 2. Juni 1870. p. 99—102. 1870. Die Dimorphie des kohlensauren Kalkes. N. Jahrb. f. Min. etc. 1870. p. 604—605. — Über nordamerikanische Schieferporphyroide. Ebenda. 1870. p. 970-984. — Über gewisse Ursachen der Kristallverschiedenheiten des kohlen- sauren Kalkes. H. Kolbens Journ. f. prakt. Chemie. 1870. No. 17. p. 3—29. 1871. Die Geognosie und der Mineralreichtum des Alleghanysystems. Mit 1 geogn. Karte und 1 Tafel Profile. Petermann’s geogr. Mitt. 1871. Heft 2. p. 41 — 50. Abgedruckt in der Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 1871. p. 179-201. — Das Leben in der toten Natur. Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 1871. p. 101—121. 1872. Elemente der Geologie. 1. Auflage. Leipzig, W. Engelmann, Sep- tember 1872, XIV und 538 p. Die weiteren Auflagen erschienen 1872, 1876, 1878, 1883, 1887, 1891, 1897, 1902, 1906 und 1912, XVIII und 811 p. 1873. Die geologische Landesuntersuchung von Sachsen. 10 p. — Vorschläge zu einer Klassifikation der Gesteine. Leipzig 1873. 12 p. 1874. Eine Exkursion der deutschen geologischen Gesellschaft durch das sächsische Gebirge. Zeitschr. f. d. ges. Naturw. 1874. p. 212 — 222. — Über ein von E. Dathe entdecktes Vorkommen zahlreicher schwedischer Silurgeschiebe vor dem Zeitzer Tore in Leipzig. Sitzungsber. der naturf. Ges. zu Leipzig. April 1874. p. 1 — 3. 1875. Uber ein Vorkommen von bunten Turmalinen bei Wolkenburg in Sachsen. Ebenda. 1875. p. 49 — 50. — Über nordisches Diluvium in Böhmen. Ebenda. Juni 1875. p. 55 — 58. Eine marine Tertiärfauna bei Gautzsch südlich von Leipzig. Ebenda, p. 109-110. Zu Hermann Credner’s Gedächtnis. 589 1875. Die granitischen Gänge des sächsischen Granulitgebirges. Mit 1 Tafel. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 27. 1875. p. 104 — 223. 1876. Über Lößablagerungen an der Zschopau und Freiberger Mulde nebst einigen Bemerkungen über die Gliederung des Quartärs im südlichen Hügellande Sachsens. N. Jahrb. f. Min. 1876. p. 9 — 23. — Septarienton mit Leda Deshayesiana bei Leipzig. Ebenda. 1876. p.45. — Die Küstenfazies des Diluviums in der sächsischen Lausitz. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 28. 1876. p. 133 — 158. — Das vogtländisch-erzgebirgische Erdbeben vom 23. November 1875. Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. 1876. p. 246 — 259. 1877. Über ein neues Vorkommen des Alunites. Sitzungsber. d. naturf. Ges. zu Leipzig. 1877. p. 21 — 22. — Das Dippoldiswaldaer Erdbeben am 5. Oktober 1877. Zeitschr. f. d. gesamt. Naturwiss. 50. 1877. p. 275 — 287. — Der rote Gneis des sächsischen Erzgebirges, seine Verbandverhält- nisse und genetischen Beziehungen zu der archäischen Schichten- reihe. Mit 1 Tafel. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 29. 1877. p. 757 — 792. 1878. Das Oligocän des Leipziger Kreises, mit besonderer Berücksichtigung des marinen Mitteloligocäns. Mit 2 Tafeln. Ebenda. 30. 1878. p. 615-662. — Konglomerate von Strehla in Sachsen. Briefl. Mitteilung. Ebenda. 30. 1878. p. 351—352. — Über den geologischen Bau der Gegend von Ehrenfriedersdorf und Geyer im Erzgebirge. Sitzungsber. d. naturf. Ges. zu Leipzig. 1878 p. 23—26. 1879. Über Gletscherschliffe auf Porphyrkuppen bei Leipzig und über ge- ritzte einheimische Geschiebe. Ebenda. 31. 1879. p. 21 — 34. — Über Stauchungserscheinungen durch Gletscherschub. Ebenda. 1879. p. 7-8. 1880. Über die geologischen Resultate einer Tiefbohrung am Berliner Bahn- hofe in Leipzig. Ebenda. März 1880. p. 1 — 7. — Über Schichtenstörungen im Untergründe des Geschiebelehms an Beispielen aus dem nordwestlichen Sachsen und angrenzenden Land- strichen. Mit 2 Tafeln. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 32. 1880. p. 75—110. — Geologischer Führer durch das sächsische Granulitgebirge. Mit 1 Kärtchen. Leipzig, W. Engelmann, 1880, VII u. 122 p. — Über die Vergletscherung Norddeutschlands während der Eiszeit. Verhandl. d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin. 7. 1880. Heft 7. p. 359 — 369. — Über Glazialerscheinungen in' Sachsen nebst vergleichenden Vor- bemerkungen über den Geschiebemergel. Mit 1 Tafel. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 32. 1880. p. 572 — 595. 1881. Die Stegocephalen (Labyrinthodonten) aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes. Erster Teil. Mit 4 Tafeln. Ebenda. 33. 1881. p. 298—330. 590 F. Etzold, 1881. Die Stegocephalen aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. Zweiter Teil. Mit 4 Taf. Ebenda. 33. 1881. p. 574 — 603. 1882. Die Stegocephalen aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. Dritter Teil. Mit 2 Tafeln. Ebenda. 34. 1882. p. 213 — 237. — Über die Genesis der granitischen Gänge des sächsischen Granulit- gebirges. Ebenda. 34. 1882. p. 500 — 510. 1883. Über die Herkunft der norddeutschen Nephrite. Korrespondenzblatt d. deutsch, anthropolog. Ges. 14. Nr. 4. 1883. 4 p. — Der Boden der Stadt Leipzig. Erläuterungen zu den geologischen Profilen durch den Boden der Stadt Leipzig und deren nächster Umgebung. Mit 2 Tafeln. Leipzig, Hinrichs, 1883. Y, 71 p. — Die Stegocephalen aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. Vierter Teil. Mit 2 Tafeln. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 35. 1883. p. 275—300. Über das erzgebirgische Faltensystem. Vortrag, Bericht über den II. deutschen Bergmannstag zu Dresden 1883. 2 p. 1884. Das erzgebirgisch-vogtländische Erdbeben während der Jahre 1878 bis Anfang 1884. Mit 1 Tafel. Zeitschr. f. d. ges. Naturw. Halle. Vierte Folge. 3. 1884. p. 1 — 29. Das sächsische Granulitgebirge und seine Umgebung. Erläuterung zu der Übersichtskarte des sächsischen Granulitgebirges und seiner Umgebung im Maßstab 1 : 100 000. 166 p. Leipzig, W. Engelmann, 1884. 1885. Die obere Zechsteinformation im Königreich Sachsen. Berichte der mathem.-phys. Klasse d. Kgl. Sächs. Ges. der Wiss. April 1885. p. 189—200. — Die Stegocephalen aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. Fünfter Teil. Mit 3 Tafeln. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 37. 1885. p. 694 — 736. 1886. Das „marine“ Oberoligocän von Markranstädt bei Leipzig. Ebenda. 38. 1886. p. 493—496. — Die Stegocephalen aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. Sechster Teil : Die Entwicklungsgeschichte von Branchio- saurus amblystomiis. Mit 4 Tafeln. Ebenda. 38. 1886. p. 576 — 633t — Über die Gänge von basischen alten Eruptivgesteinen im Tannen- bergtal. Diskussion. Ebenda. 38. 1886. p. 706 — 707. 1888. Wandtafeln mit Stegocephalen des Rotliegenden. N. Jahrb. f. Min. etc. 1888. I. p. 67-69. — Stegocephalen des Rotliegenden. 2 Wandtafeln. Leipzig 1888. W. Engelmann. — Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. Siebenter Teil: Balcieohatteria longicaudata Crd. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 40. 1888. p. 490—558. 1889. Das vogtländische Erdbeben vom 26. Dezember 1888. Mit 1 Karte. Berichte der math.-phys. Klasse der Kgl. Sächs. Ges. der Wiss. 1889. p. 76 — 85. Zu Hermann Credner’s Gedächtnis. 591 1889. H. Credner, E. Geinitz und F. Wahnschaffe: Über das Alter des Torflagers von Lauenburg an der Elbe. N. Jahrb. f. Min. etc. 1889. II. p. 194-199. — Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. Achter Teil. Kadaliosaurus priscus Crd. Mit 1 Tafel. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 41. 1889. p. 319—342. — Die Lagerungs Verhältnisse der Kreidefelsen auf Rügen. Briefl. Mitteil. Ebenda. 41. 1889. p. 365—370. 1890. Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. Neunter Teil: Hylonomus, Petrobates und Discosaurus. Mit 3 Tafeln. Ebenda. 42. 1890. p. 240 — 277. — Über die Genesis der archäischen Gneisformation. Diskussion. Ebenda 42. 1890. p. 602-606. 1891. Die Urvierfüßler (Eotetrapoda) des sächsischen Rotliegenden. (Natur w. Wochenschr. Berlin. 5. 1891. p. 471 — 475. — Die geologischen Verhältnisse der Stadt Leipzig. 20 p. (Festschrift: Die Stadt Leipzig in sanitärer Beziehung.) 1 Profiltafel. 1891. — Über das Alter des Torflagers bei Lauenburg an der Elbe. Hum- boldt. 9. p. 51—53. 1892. Über die geologische Stellung der Klingerschichten. Berichte der mathem.-phys. Klasse d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. 1892. p. 385 — 402. 1893. Die Stegocephalen und Saurier aus dem Rotliegenden des Plauenschen Grundes bei Dresden. Zehnter Teil: Sclerocephalus labyrinthicus. Mit 3 Tafeln. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 45. 1893. p. 639 — 704. — Zur Histologie der Faltenzähne paläozoischer Stegocephalen. Mit 4 Tafeln. Abhandl. d. mathem.-phys. Klasse d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. 20. 1893. p. 473—554. — H. Credner mit E. Geinitz und F. Wahnschaffe. Über das Alter des Torflagers von Lauenburg an der Elbe. N. Jahrb. f. Min. etc. 1893. I. p. 33—38. 1895. Die Phosphoritknollen des Leipziger Mitteloligocäns und die Nord- deutschen Phosphoritzonen. Mit 1 Tafel. Abhandl. d. mathem.-pbys. Klasse d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. 22. 1895. 47 p. 1898. Die sächsischen Erdbeben während der Jahre 1889 — 1897, ins- besondere das sächsisch-böhmische Erdbeben vom 24. Oktober bis 29. November 1897. Mit 5 Tafeln. Ebenda. 24. Leipzig 1898. p. 315—397. 1900. Die seismischen Erscheinungen im Königreiche Sachsen während der Jahre 1898 und 1899 bis zum Mai 1900. Berichte d. mathem.-phys. Klasse d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. 52. 1900. p. 37—42. — Die vogtländischen Erdbebenschwärme während des Juli und des August 1900. Mit 1 Karte und 4 Tafeln. Ebenda. 52. November 1900. p. 153—177. 1901. Das sächsische Schüttergebiet des Sudetischen Erdbebens vom 10. Ja- nuar 1901. Mit 1 Tafel. Ebenda. 53. 1901. p. 83-103. A. Beutell und Iv. Heinze, 592 1902. Die vogtländischen Erderschütterungen in dem Zeiträume vom Sep- tember 1900 bis zum März 1902, insbesondere die Erdbebenschwärme im Frühjahr und Sommer 1901 . Mit 2 Textkarten. Ebenda. 54. 1902. p. 74—90. 1903. Über die erzgebirgische Gneisformation und die sächsische Granulit- formation. (IX. Congres Geolog. Internat. Wien 1903. 1. p.115 — 116. — Die vom Wiechertschen astatischen Pendelseismometer der Erdbeben- station Leipzig während des Jahres 1902 registrierten Nahbeben. Mit 1 Tafel. Ber. d. mathem.-phys. Klasse d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig. 55. 1903. p. 2-21. 1904. Der vogtländische Erdbebenschwarm vom 13. Februar bis zum 18. Mai 1903 und seine Registrierung durch das Wiechertsche Pendelseismo- meter in Leipzig. Mit 1 Karte. Abhandl. d. mathem.-phys. Klasse d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. 28. Leipzig 1904. p. 419 — 536. 1905. Das kontaktmetamorphische Paläozoicum an der südöstlichen Flanke des sächsischen Granulitgebirges. Dies. Centralbl., Jahrg. 1905. p. 257 — 259. Mit E. Danzig. 1906. Die Genesis des sächsischen Granulitgebirges. Renunziationsprogramm Philosoph. Fakultät der Universität Leipzig. 1906. 15 p. 1907. Die Genesis des sächsischen Granulitgebirges. Dies. Centralbl. Jahrg. 1907. p. 513 — 525. — Die sächsischen Erdbeben während der Jahre 1904 — 1906. Ber. d. mathem.-phys. Klasse d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss. 59. 1907. p. 333 — 355. 1908. Geologische Übersichtskarte des Königreichs Sachsen im Maßstab 1 : 250000 der natürlichen Größe. Im Aufträge des Kgl. Sächsischen Finanzministeriums nach den Ergebnissen der Kgl. Sächsischen geo- logischen Landesaufnahme bearbeitet. 66x93,5 cm. 1909. Die Exkursionen der deutschen geologischen Gesellschaft in die erz- gebirgische Provinz Sachsens und in das Böhmische Mittelgebirge im August 1908. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 61. 1909. p. 81 — 89. 1910. Geologische Übersichtskarte des Königreichs Sachsen, 1 : 500000. Leipzig 1910. Die Genese der Arsenerzlagerstätten von Reichenstein in Schlesien. Von A. Beutell und K. Heinze in Breslau. Mit 15 Textfiguren. Die Reichensteiner Arsenerzlagerstätten haben schon wieder- holt eingehende Bearbeitung und Besprechung gefunden. Noch neuerdings ist in der Festschrift zum XII. allgemeinen deutschen Bergmannstage, Breslau 1913, p. 55 — 92, eine umfangreiche Arbeit mit zahlreichen Abbildungen und Karten von F. Beyschlag und P. Krusch veröffentlicht worden. Dieselbe lehnt sich in der Haupt- sache an ältere Untersuchungen von 0. Wienroke (Z. f. pr. Geologie Die Genese der Arsenerzlagerstätten von Reichenstein etc. 593 1907. p. 273) an, wenn sie auch in Nebensachen, wie z. B. über die Existenz von ein oder von zwei Erzgenerationen, zu abweichen- den Resultaten gelangt. Unsere eigenen Studien im Reichensteiner Bergrevier waren schon ziemlich weit gediehen , als die Arbeit von J. Beyschlag und P. Krusch erschien. Wenn wir unsere Resultate dennoch der Öffentlichkeit übergeben, so geschieht dies, weil dieselben in grund- legenden Fragen von den bisher geäußerten Ansichten abweichen. Die Untersuchung der Genese ist unseres Erachtens von vorn- herein in falsche Bahnen gelenkt worden , und zwar durch einen Brief, den M. Websky an v. Zepharovich gerichtet hat, und den dieser im Lotos (XVII. 1867. p. 115) abdrucken ließ. Der Um- stand, daß Websky selbst über die Genese der außerordentlich interessanten Lagerstätte nie ein Wort veröffentlicht hat , macht es wahrscheinlich, daß er sich nicht näher mit derselben beschäftigt hat. Der erwähnte Brief ist sicherlich , da er sich nur auf flüchtige Beobachtungen gründete , nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Aus diesem Grunde ist es unzweckmäßig, die Websky’ sehen Beobachtungen, die sich in wesentlichen Punkten als unrichtig erweisen werden , als Grundlage für weitere Unter- suchungen zu betrachten, wie dies bisher geschehen ist. Die Irr- tümer des eminenten Forschers finden ihre Erklärung in den damals herrschenden Ansichten über den Serpentinisierungsprozeß und in den mangelhaften petrographischen Untersuchungsmethoden. Bezüglich der allgemeinen Schilderung des geologischen Auf- baues der Lagerstätte verweisen wir auf die Arbeiten von O. Wienecke (Z. f. pr. Geologie 1907. p. 273), F. Beyschlag und P. Krusch (Festschrift XII. allg. Bergmannstag 1913. p. 55), so- wie auf die beiden Abhandlungen von A. Sachs (dies. Centralbl. 1914. p. 12 — 19 und 186 — 190). Eine eingehendere Behand- lung wird der ganze Stoff in der demnächst erscheinenden Disser- tation von K. Heinze erfahren. Das Arsenerz ist gebunden an den dunkelgrünen, fast schwarzen Serpentin und an das sogen. „Kammgebirge“, welches ein hell- farbiges, graugrünes oder graues Salitgestein darstellt. Da nach der Meinung von Wienecke, Beyschlag und Krusch der Serpentin aus diesem Salitgestein entstanden sein soll , beginnen wir mit dessen Genese. Nach Websky (Brief an v. Zepharovich a. a. 0.) ist dieses Salitgestein (Kammgebirge), das übrigens dem von Schwarzenberg außerordentlich ähnlich ist, aus der Kontaktmetamorphose zwischen einem „ Feldspat- Augitgestein“ mit dem dolomitischen Kalkstein des Erzbezirks hervorgegangen. Auch Wienecke, Beyschlag und Krusch fassen das Salitgestein als eine Kontaktbildung des dolomitischen Kalksteins auf, nur machen sie den in der weiteren Umgebung auftretenden Granit für die Kontaktmetamorphose verantwortlich. Centralblatt f. Mineralogie ete. 1914. 38 594 A. Beutell und K. Heinze, Falls der Salit eine Kontaktbildung zwischen dem Kalkstein und einem Eruptivgestein darstellt, muß derselbe naturgemäß an den Kalkstein angrenzen. Die eingehende Durchsuchung des Berg- werks nach derartigen Kontaktstellen hat jedoch zu dem un- erwarteten Resultat geführt, daß das Kammgebirge nirgends mit dem dolomitischen Kalkstein in Berührung ist ; auch Herr Betriebs- führer Seifert, der ein scharfes Auge für petrographische Be- obachtungen besitzt, und der schon seit 3x/ü Jahren dem dortigen Betrieb vorstellt , hat keinen Kontakt zwischen Kalkstein und Kammgebirge aufgefuuden. Zwischen den dolomitischen Kalkstein und das Salitgestein hat sich überall der dunkle , fast schwarze Serpentin eingeschoben : der schwarze Serpentin grenzt allenthalben an den dolomitischen Kalkstein an , während das Kammgebirge, das den Serpentin begleitet, nie am Kalkstein, sondern im Kontakt mit dem liegenden und hangenden Glimmerschiefer gefunden wird. Der geologische Befund spricht somit gegen die Bildung des Salit - gesteins durch Kontakt zwischen dem Kalkstein und einem Eruptiv- gestein. Man könnte allenfalls einwenden , daß die Thermen, welche die Serpentinisierung des Kammgebirges hervorgerufen haben, gerade die Kontaktzone zuerst metamorphosiert hätten, und daß dieselbe aus diesem Grunde heute nicht mehr erkennbar ist. Dieser Einwurf wird durch die mikroskopische Untersuchung der Serpentine widerlegt. Es hat sich bei dem Studium einer großen Reihe von Dünnschliffen ergeben, daß sich der schwarze, magnetitreiche Serpentin, welcher allein der erzführende ist, ausschließlich aus einem Peridotit gebildet hat. Er zeigt die typische Maschenstruktur der aus Olivin hervorgegangenen Serpentine, wie dies aus den Ab- bildungen 1 und 2 ersichtlich ist. Auch Reste ziemlich frischen Olivins finden sich häufig im Serpentin. Fig. 3 zeigt solche typische, durch ihr Chagrin hervortretende Olivinkörner, welche hier in kompaktes Arsenerz eingebettet sind. Salit (Diopsid) haben wir im dunklen Serpentin nie beobachtet; die gegenteilige Ansicht Beyschlag’s und Krusch’s können wir nicht bestätigen. Der dunkle, magnetitreiche und an den dolomitischen Kalk- stein angrenzende Serpentin hat sich somit nicht aus dem Kamm- gebirge gebildet , sondern aus einem Peridotit , wie die meisten bekannten Serpentine. Seine Bildung unterscheidet sich hiernach nicht wesentlich von der des benachbarten Frankensteiner Serpentins, der schon 1877 (Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 29. p. 729 — 334) von Th. Diebisch als Umwandlungsprodukt eines Peridotits erkannt worden ist. Es bleibt die Tatsache bestehen, daß das Kammgebirge nirgends, weder frisch noch serpentinisiert, an den dolomitischen Kalkstein angrenzt. Der aus Salit hervorgegangene Serpentin ist magnetitfrei und daher von heller grüner Farbe. Der Masse nach tritt er gegen Die Genese der Arsenerzlagerstätten von Reichenstein etc. 595 Fig. 1 . Maschenstrnktur. Vergr. 71:1, -f- N. Fig. 2. Maschenstruktur. Vergr. 71:1, || N. Kalk- stein Sebwarzer Serpentin Kamm- gebirge Fig. 3. Olivinkörner im Arsenerz. Vergr. 71 : 1, || N. Fig. 4. 5. Sohle. Südecke des Kalksteinpfeilers. 38* A. Beutell und K. Heinze, 590 den dunklen außerordentlich zurück , weil die Serpentinisierung des Kammgebirges nur an vereinzelten Bruchzonen weiter fort- geschritten ist. Für die kontaktmetamorphe Bildung' des Kammgebirges fehlt jeder Anhalt, doch besitzen wir sichere Beweise dafür, daß es ein magmatisches Differentiationsprodukt des Peridotits darstellt. Wie aus der nebenstehenden Skizze (Fig 4) ersichtlich ist, welche ein Profil der fünften Sohle und zwar an der Siidecke des mächtigen Kalkpfeilers veranschaulicht , bildet das graugrüne Kammgebirge hin- und hergewundene Schlieren in dem schwarzen Serpentin. Noch besser als in dieser Skizze, welche nur die Hauptlinien wieder- gibt, treten die z. T. feinen Schlieren von schwarzem Serpentin, Fig. 5. Schlieren von Salit, Serpentin und Arsenerz. ^ der nat. Größe. graugrünem Salitgestein und silberweißem Erz auf der Abb. 5 hervor, welche von einem ungefähr quadratischen, 20 cm großen Handstück herrührt. Die untere, dunkle Partie, ebenso wie die dunklen Schlieren sind dunkler Serpentin; die weißen Linien rühren von Löllingit her, während die graue Hauptmasse aus Salit besteht. Abb. 6 ist nach einer Photographie eines etwas kleineren Hand- stücks hergestellt, das vorwiegend aus dunklem Serpentin besteht. Die Fluidalstruktur wird durch die silberweißen Erzteilchen zum Ausdruck gebracht, die in feinen, zungenförmig gewundenen Linien angeordnet sind. Aus Salitgestein besteht hier nur die oberste linke und die unterste rechte Ecke. Auch im Dünnschliff tritt die schlierige Anordnung des Erzes deutlich hervor, wie Fig. 7 zeigt. Unsere Untersuchungen stellen hiernach fest , daß Kontakt nur stattgefunden hat zwischen dem dolomitischen Kalkstein und Die Genese der Arsenerzlagerstätten von Reichenstein etc. 597 6. Fluidalstruktur von Arsenerz, Serpentin Fig. 7. Erzschlieren, und Salit. \ der nat. Größe. Vergr. 71:1, + N. dem Peridotit, welcher sich heute als dunkler Serpentin präsentiert. Der Riß, Fig. 8, welchen wir Herrn Betriebsftthrer Seifert ver- danken, gibt eine Vorstellung von dem geologischen und petro- graphischen Aufbau, der für die ganze Lagerstätte typisch ist. Er zeigt, wie der Kalksteinpfeiler mantelförmig von dem schwarzen, erzreichen Serpentin eingehüllt ist, während das Kammgebirge einerseits an den Serpentin und anderseits an den hangenden und liegenden Glimmerschiefer angrenzt. Eng schraffiert = Schwarzer Serpentin mit guten Erzen. Weit schraffiert — Kammgebirge. Fig. 8. Riß von der 5. Sohle, 3. Firste, der Grube „Reicher Trost“ bei Reichenstein in Schlesien. Seifert. 598 A. Beutell und K. Heinze, Die Wirkung’ des peridotitischen Magmas auf den Kalkstein äußert sich zunächst in der Marmorisierung und in der Abscheidung von Kohlenteilchen , welche ihm die graue Farbe verleihen. Die Grenze zwischen Serpentin und Kalkstein ist, wie schon Wienecke, Beyschlag und Krusch festgestellt haben, ziemlich scharf, doch zeigt der Kalkstein in der Nähe derselben eine grünliche Färbung. Bisweilen sind schon mit bloßem Auge grünliche Körnchen im Kalkstein zu beobachten, die sich unter dem Mikroskop als Serpentin erweisen. Fig. 9 gibt eine Vorstellung von dem mikroskopischen Bilde, welches für Ophicalcit typisch ist, während Fig. 10 die verzahnte Struktur des dolomitischen Kalksteins veranschaulicht. Dem Anschein nach hat sich, wie schon öfters beobachtet, beim Kontakt Forsterit (Si 04 Mg2) gebildet, der dann gemeinsam mit dem Peridotit serpentinisiert worden ist. Daß der dolomitische Kalkstein auch seinerseits auf das peri- dotitisclie Magma eingewirkt hat, geht aus dem geologischen Auf- bau deutlich hervor. Es ist kein Zufall , daß das Salitgestein, trotzdem das Bergwerk kreuz und quer aufgeschlossen ist, nie im Kontakt mit dem Kalkstein , sondern stets mit dem schwarzen Serpentin angetroffen wird. Diese auffallende Tatsache kann nur so erklärt werden , daß durch die Gegenwart und die Zersetzung des dolomitischen Kalksteins physikalische und chemische Prozesse ausgelöst worden sind, welche zunächst zur Abscheidung der Haupt- masse des Arsenerzes aus dem Peridotitschmelzfluß führten , und Fig. 9. Ophicalcit. Yergr. 71:1, +N Die Genese der Arsenerzlagerstätten von Reichenstein etc. 599 Fig. 10. Dolomitischer Kalkstein mit verzahnter Struktur. Vergr. 22 : 1, + N. dann außerdem eine weitere Spaltung des Silikatmagmas in einen basischeren und in einen weniger basischen Anteil zur Folge hatten : Angrenzend an den Kalkstein schied sich das reine Olivingestein mit etwa 40°/o Si02 ab, währeud der saurere Pol mit etwa 54°/o Si02 das Salitmagma bildete. Durch die Einwirkung des Kalksteins auf den Schmelzfluß wird auch die Erfahrung der Fig. 11. Grobkörniger Salit mit Arsenerz. Vergr. 61:1, +N. A. Beutell und K. Heinze, 600 Reichensteiner Bergleute plausibel, daß die reichsten Erze stets in unmittelbarer Nähe des Kalksteins angefahren werden. Die Hauptmasse des Salitgesteins stellt ein massiges , grob- körniges Tiefengestein dar; nur ausnahmsweise finden sich auch langstrahlige Partien von Salit. Das mikroskopische Bild eines solchen grobkörnigen Salits mit den schwarzen Erzeinschlüssen veranschaulicht die Fig. 11. Feinkörnige Varietäten finden sich nur in Trümmerzonen und zeigen unter dem Mikroskop deutliche Mörtelstruktur. Anzeichen starken Gebirgsdrucks sind im ganzen Erzrevier vorhanden, besonders bei den ausgewalzten, blätterigen Serpentinen mit ausgedehnten Rutschflächen sind sie unverkennbar. Fig. 12. Beginnende Chrysotilfaserung. Vergr. 71:1, + N. Der ganze dunkle Serpentinstock ist von kreuz und quer laufenden Sprüngen durchsetzt, welche sich später mit hellgrünem Serpentin oder mit Chrysotilschnüren gefüllt haben. Diese zahl- reichen hellgefärbten, z. T. in prächtigem Seidenglanz strahlenden Spaltenausfüllungen drücken dem Reichensteiner Revier sein charak- teristisches Gepräge auf. Sie sind durchweg sekundäre Bildungen und rühren, wie schon Websky, Wienecke, Beyschlag und Krusch hervorhoben, von gelöstem schwarzen Serpentin her, wobei das Magneteisen ungelöst zurückgeblieben ist. Diese Serpentinadern bestanden zunächst aus derbem Serpentin und haben erst allmählich faserige Struktur angenommen. Fig. 12 zeigt eine solche Ader mit beginnender Faserung; auch schon makroskopisch findet man alle Übergangsstadien vom derben Serpentin bis zu dem feinfaserigen prächtigen Chrysotil. Die Genese der Arsenerzlagerstätten von Reichenstein etc. 001 Viel seltener sind Spaltenausfüllungen von weißem grob- körnigen Kalkspat. In dem durch Fig. 1 3 dargestellten Dünn- schliff tritt uns wiederum die Wirkung des starken Gebirgsdruckes entgegen, dem die Fältelung der Zwillingslamellen zuzuschreiben ist. Den Serpentinisierungsprozeß des Salitgesteins kann man schon makroskopisch in dem durch Fig. 14 veranschaulichten, etwa 12 cm großen Handstück ohne Schwierigkeit verfolgen. Die Haupt- masse besteht aus grauweißem , schon ziemlich zersetztem Salit. Fig. 14. Salit mit Serpentin infiltriert. 1 der nat. Größe. A. Beutell und K. Heinze, 602 Die in der Abbildung dunkel erscheinenden breiteren und feineren Serpentinadern sind im Handstück von olivengrüner Färbung. Die Abgrenzung ist ziemlich scharf, nur eine schmale Zone des an- grenzenden Salits ist grünlich abschattiert. Die Serpentinadern sind Spaltenausfüllungen, welche, genau wie die im schwarzen Serpentin, aus wässeriger Lösung stammen. Es handelt sich hier nicht um eine Umwandlung von Salit in Serpentin, vielmehr tritt deutlich eine Infiltration des Gesteins mit Serpentin zutage. Wie man in dem Dünnschliff, Fig. 15, sieht, welcher von demselben Handstück herrührt, dringt die Infiltration auf den feinen Spalt- rissen vorwärts , und mit der Zeit wird dann aus dem Salit Fig. 15. Salit mit Serpentin infiltriert. Vergr. 51 : 1, + N. (Si03)2CaMg das Calcium durch das eindringende Magnesium ver- drängt, wodurch metasomatische Serpentinisierung eintritt. In dem Schliff stellen die dunklen, unteren Partien den noch unzersetzten Salit dar, während die helleren , an die obere Serpentinader an- grenzenden bereits serpentinisiert sind ; die Spaltrisse des Salits sind deutlich bis in den Serpentin zu verfolgen. Die Serpentinisierung des Salits ist nach unseren Unter- suchungen grundsätzlich verschieden von der des Peridotits. Wäh- rend sich bei dem Peridotit der Olivin unter Abscheidung von Magnetit und unter gleichzeitiger Aufnahme von Wasser in wasser- haltiges Magnesiumsilikat (Serpentin) umwandelt , muß bei der Serpentinisierung des Salits Magnesia in Form von wasserlöslichem Serpentin zugeführt und der Kalk fortgeschafft werden. Die Die Genese der Arsenerzlagörstätten von Reichenstein etc. 603 Serpentinisierung des Salits ist gebunden an den Serpentin, welcher aus dem Peridotit hervorgegangen ist; sie ist unmöglich ohne die Zuführung von Magnesiumsilikat. Die Serpentinisierung eines Peridotit s ist zweck- mäßig als endogene, die des Salits oder eines Augit- und Hornblende-Gesteins als exogene zu bezeichnen. Das Calcium des Salits (Si03)2CaMg wird bei der Serpen- tinisierung zum großen Teil durch die zirkulierenden Thermen fortgeführt; zum kleinen findet es sich als sekundärer Kalkspat in dem zersetzten Salitgestein vor. Beyschlag und Krusch (a. a. 0. p. 77 u. 78) deuten umgekehrt den Calcit als primären Bestandteil und den Salit als sekundären , hervorgegangen durch Kontaktmetamorphose. Nach unseren Ergebnissen ist diese An- schauung nicht mehr aufrecht zu halten. Auch die Beobachtung, daß sich der Calcit und der Salit in jedem Mengenverhältnis ver- treten, können wir nicht bestätigen, vielmehr tritt der Kalkspat stets ganz untergeordnet auf. Die Ursache der Serpentinisierung suchen Wienecke, Beyschlag und Krusch in postvulkanischen, thermalen Prozessen, die sich an die Bildung der Granite angeschlossen haben, welche in der weiteren Umgebung der Lagerstätte auftreten; die Thermen sollen außer- dem das Revier vererzt haben. Als Beweis für diese Hypothese führen sie granitische Ganggesteine an, die in der Lagerstätte auf- treten. Als granitische Gangfazies können nur die Quarz , Feld- spat und Glimmer führenden Intrusionen angesprochen werden, die, wie Wienecke besonders erwähnt, im liegenden Glimmerschiefer Vorkommen. Sie sind erzfrei und haben nach Handstücken , die uns vorliegen, ein pegmatitisches Aussehen. Bis in die Lagerstätte selbst sind sie, soweit wir dies feststellen konnten, nicht vor- gedrungen. Die ganz untergeordneten, im Erzrevier selbst auftretenden Ganggesteine , welche reichlich Arsenerz führen und neben Salit auch Feldspat und Hornblende enthalten, müssen als Gangfazies des Peridotits gedeutet werden. Granitische Intrusionen finden sich somit nach unseren Beobachtungen in der Arsenerzlagerstätte nicht, auch fehlen die Anzeichen pneumatolitisclier Einwirkung. Nachdem wir nachgewiesen haben , daß der Reichensteiner Serpentinstock aus Peridotit hervorgegangen ist, erübrigt es sich für uns, nach den Ursachen der Serpentinisierung zu suchen : die postvulkanischen Prozesse , die sich an die Peridotitbildung an- schließen, sind eine fast selbstverständliche Nebenerscheinung, der die meisten Peridotite zum Opfer gefallen sind. In bezug auf die Erzführung machen sich im Serpentin und im Kammgebirge kaum Unterschiede bemerkbar; kompaktes und kristallines Arsenerz von der mittleren Zusammensetzung As2Fe kommen hier wie dort vor. 604 A. Schierl, Ergebnisse von- Analysen des Riebeckits Namentlich in dem feinkörnigen, zertrümmerten Salitgestein mit deutlicher Mörtelstruktur tritt als Neubildung sehr häutig Nephrit auf. Da die Klärung der Nephritbildung von allgemeinem Interesse ist, wollen wir auf die Genese des Reichensteiner Nephrits in einer besonderen Abhandlung zurückkommen. Der Verwaltung der Reichensteiner Arsenerzbergwerke , die unsere Untersuchungen stets nach besten Kräften unterstützt und gefördert hat, sagen wir an dieser Stelle unsern verbindlichsten Dank. Ergebnisse. 1 . Der Serpentin von Reichenstein ist aus einem Peridotit hervorgegangen. 2. Das Salitgestein (Kammgebirge) ist keine Kontaktbildung, sondern ein magmatisches Spaltungsprodukt des Peridotits. 3. Die Abscheid nng der Hauptmasse des Arsenerzes aus dem Schmelzfluß, sowie die Spaltung desselben in einen basischeren und einen weniger basischen Teil, ist der Einwirkung des dolomitischen Kalkes zuzuschreiben. 4. Das Arsenerz ist gleichzeitig mit dem peridotitischen Magma emporgedrungen. 5. Die Arsenerzlagerstätte von Reichenstein ist eine mag- matische. Breslau, Mineralogisches Institut der Universität, Juni 1914. Ergebnisse von Analysen des Riebeckits im Forellenstein bei Gloggnitz in Niederösterreich. Von A. Schierl in Graz. Literatur : Min. u. petr. Mitteil., 1903, 22. p. 109: Herm. G. F. Keyserling, „Der Gloggnitzer Forellenstein“. Mitteilungen der Wiener mineralogischen Gesellschaft, 1911, No. 58, p. 41: A. Sigmund, „Erzvorkommen im Riebeckitgranit (Forellenstein) von Gloggnitz, N.-Ö.“ Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins fiir Steiermark 1911, 48: A. Sigmund, „Neue Mineralvorkommen in Steiermark und Nieder- österreich“. Handbuch der Mineralogie von Hintze, 2 , II. Hälfte, p. 1263 u. f. Auf Anregung des Herrn Prof. A. Sigmund unterwarf der Verfasser den nach seinem optischen Verhalten als Riebeckit be- stimmten dunklen Gemengteil des Forellensteins von Gloggnitz einer chemischen Untersuchung, was bisher nicht geschehen war. im Forellenstein bei Gloggnitz in Niederösterreich. 605 Zu diesem Zweck wurden ihm einige Proben verhältnismäßig reinen Materials vom genannten Herrn zur Verfügung gestellt. Sie stammen von Spaltausfüllungen geringer Mächtigkeit (im Max. einige Zentimeter), die als basische Nachschübe wechselnder Zusammen- setzung — einmal magnetitreicher, dann wieder fast frei von nicht gebundenen Eisenoxyden — gedeutet wurden. Um das charakte- ristische Mineral, jedenfalls eine Hornblendeabart, einer genauen, einwandfreien Untersuchung zuführen zu können, mußte es vor allem andern von den damit innig vermengten Verunreinigungen, nämlich Magnetiten, Hämatitschüppchen und den Mineralen der Gangart, befreit werden, eine vorbereitende Arbeit, die ebenso notwendig war, als sich ihre Durchführung durchaus nicht einfach gestaltete. Das Extrahieren der stark attraktorischen Magnetit- oktaeder wie der gleichfalls paramagnetischen Häraatitlamellen auf trockenem Wege gelang nicht gut, weil beim Behandeln mit einem kräftigen Hufeisenmagnet zugleich mit den Eisenoxyden auch der größte Teil der Hornblende aus den feingepulverten Proben mitgerissen wurde. Daher hat der Verfasser eine ma- gnetische Aufbereitung unter WT a s s e r, und zwar m i t Hilfe eines kräftigen Elektromagneten, angewendet, worauf eine Abscheidung der Gangart durch wiederholtes gründ- liches Schlämmen erfolgte, was insofern zum Ziele führte, als sie ein reines, durchaus homogenes Mineralpulver ergab, das unter dem Mikroskop zu feinen indigblauen prismatischen Säulchen aufgelöst wurde. Erst mit diesen Mineralproben wurden Analysenwerte er- halten, die miteinander recht gute Übereinstimmung zeigten, aller- dings von den (übrigens stark schwankenden) Angaben der Literatur über die obengenannten Hornblenden in einigen Punkten wesentlich abweichen; in der Zusammensetzung kommen ihnen einzelne Ak- mite, schwedische Hornblenden, einzelne Arf'vedsonite und Krokydo- lithe nahe. WTollte man dem Mineral eine bestimmte Formel zu- grunde legen, so müßte man folgende Daten in Keclmung ziehen : Da es sich der Hauptsache nach um ein Eisensilikat handelt, so wären die Prozentwerte für Kieselsäure und Eisenoxyd für ver- schiedene Silikate folgendermaßen zu berechnen : Fe2 03 . Si 02 Fe2 03 2 Si 02 Fe203.3Si02 Fe203.4Si02 Si02 27,4 42,9 53,1 60,1 Fe2 03 72,6 57,1 46,9 39,9 Viel besser noch als dem Trisilikat Fe2Si3 09 entspricht die Zusammensetzung des Minerals der einfachsten für den Kiebeckit (bezw. auch Akmit) aufgestellten Formel Na2Fe2Si4012 mit :'2,l°/0 Si02, 34,5 °/0 Fe203 und dem (allerdings zu hohen) Wert von 13,4 °/0 für Alkalioxyde, die hier offenbar zum großem Teil durch Kalk, Magnesia, Manganoxydul, Eisenoxydul und Wasser ersetzt er- scheinen. 60ß A. Schierl, Ergebnisse von Analysen des Riebeckits etc. Von den verschiedenen, mehr oder weniger sorgfältig* auf- bereiteten Proben wurden wiederholt Analysen gemacht und gut übereinstimmende Werte in die folgende Tabelle aufgenommen. — Material I war bläulichgrau, stark von glänzenden, z. T. makro- skopischen Magnetitoktaederchen durchsetzt, von einer nur wenige Millimeter mächtigen Spaltausfüllung herstammeud; II rührt von glänzend blauschwarzen Partien her, mit viel Magnetiten und Hämatitschüppchen, aus einem Mineralgang von ca. cm Mächtig- keit; III waren asbestartig faserige, bläulich schimmernde Anteile; die übrigen Proben IV— -VI (zum Vergleich) waren von Haus aus relativ rein und wurden im nicht geschlämmten Zustand der Analyse zugeführt, und zwar enthielt IV winzige Magnetite, die sich kaum völlig entfernen ließen, neben kleinen Mengen vom Muttergestein, ebenso war V und VI vorwiegend durch Gangart verunreinigt, VII ist eine Bauschanalyse des Forellensteins (Gang- art) ; I, II und III waren aufs sorgfältigste für die Analyse ge- reinigt worden. I II III IV V VI VII Si02 . . . 54,40 52,71 53,79 54,22 52,41 60,01 76,40 Fe2Ö3(+FeO) 40,06 42,72 41,26 38,98 37,80 30,17 7,61 A1203 . . . 1,83 1,68 2,01 1,93 1,32 4,20 9,39 Mn 0 . . . 0,81 1,19 0,89 1,08 1.46 1,13 Spur CaO .... 1,26 0,70 0,76 0,56 1,97 0,54 0,21 MgO . . . . 0,34 0,14 0,30 0,24 0,32 0,31 0,32 H2 0 . . . . 0,98 0,51 0,55 0,51 0,54 0,52 0,13 Na2 0 (Rest) . 0,32 0,35 0,44 2,48 4,18 3,12 5,94 P205. . . . Spur — Spur — — — Spur Von Alkalien sind nur nennenswerte Mengen Natron vorhanden, Kaliumoxyd tritt derart zurück, daß es quantitativ nicht abgeschieden werden konnte, sondern bloß spektralanalytisch nachgewiesen wurde. Direkte Bestimmungen des Natriumoxyds ergaben wesentlich höhere Werte (wahrscheinlich infolge Verunreinigung des filtrierten Rückstands durch Bestandteile aus den verwendeten Glasgefäßen), bloß bei einer direkten Kontrollanalyse (in IV) blieb der Wert ein wenig unter dem indirekt — als Differenz auf 100 — ermittelten Prozentwert zurück. Mangels größerer Platinschalen und vollkommen einwandfreier Quarzglasgefäße konnten diese Bestimmungen nicht als zuverlässige Er- gebnisse verwendet werden und wurde daher von der Angabe diesbezüg- licher Werte abgesehen; übrigens ergaben diese direkten Bestimmungen der Alkalien bei Verwendung ganz reinen Materials keine höheren Werte als 5 °/0 (im Maximum), meist zwischen 2 — 3°/0, also ebenfalls viel weniger, als den Angaben der Literatur über Riebeckite entspricht. Zum Vergleich dieser Daten seien die Grenzwerte angegeben, welche die Literatur bezüglich der Bestandteile des R i eb e c k i t s , L. Ilezner, Eine Pseudomorphose nach Orthoklas etc. 607 dem ja dieses Mineral in optischer und chemischer Beziehung am nächsten steht, erwähnt: Si02 Fe2 03 Fe 0 Mn 0 MgO CaO Na20 K2 0 H20 Min. . 49,3 14,9 8,0 Spur 0,1 Spur 5,0 0,5 1,6 Max. . 53.0 30,7 40,5 1,8 2,6 2,8 8,8 1,5 5,6 Daneben enthalten einzelne Riebeckite kleine Mengen von Zirkonoxyd, Aluminiumoxyd, Phosphorsäure und Chlor. In obiger Tabelle sind die Gehalte für Eisenoxydul nicht besonders angegeben, sondern mit den Eisenoxydwerten zusammengezogen, da die Gehalte ziemlich schwankend sind, bei reinem Material, das völlig frei ist von Magnetiten aus erklär- lichen Gründen viel geringer als bei dem unvollständig geschlämmten und nicht völlig von Eisenoxyduloxyd befreiten Proben. Einige Dichtebestimmungen — mit dem Pyknometer aus- geführt — - ergaben ebenfalls eine recht schöne Übereinstimmung mit dem in Hintze’s Handbuch der Mineralogie angeführten Wert (d |> 3,3) für Riebeckite; frisches Material zeigte infolge Gehaltes an Gangart und Eisenoxyden die Werte 2,75, 3,16 und 3,08, nach sorgfältigster Reinigung eine Dichte von 3,33. Die extra- hierten Magnetite etwa 4,57 (wohl infolge Festhaftens mitgerissener Teilchen des Minerals und des Muttergesteins unter dem be- kannten Wert von rund 5). Das Mineral ist somit nach seiner chemischen Zusammen- setzung anzusprechen als ein Ferroferrisilikat mit geringen Gehalten an Tonerde, Manganoxydul, Kalk, Magnesia und Alkali- oxyden (vorwiegend Natriumoxyd) ; es entspricht somit der Zu- sammensetzung eines relativ natronarmen Riebeckits. Eine Pseudomorphose nach Orthoklas aus dem Tirschenreuther Granitmassiv. Yon Dr. Laura Hezner in Zürich. Der Granit des Tirschenreuther Massivs in der bayrischen Oberpfalz ist ein Zweiglimmergranit mit Vorwiegen des Biotits. Einige Anzeichen sprechen indessen dafür, daß der farblose Glimmer wenigstens lokal durch Ausbleichung des dunklen entstanden ist. Stellenweise ist das Gestein porphyrartig struiert ; dann bilden große weiße Orthoklase von 4 — 5 cm Länge die Pseudoeinspreng- linge. Fast immer sind es Karlsbader Zwillinge, oft mit voll- kommener kristallographischer Begrenzung und zonar angeordneten, reichlichen Einschlüssen von Biotit und Apatit. Bei Pirk, einem kleinen Dorfe einige Kilometer westlich von Tirschenreuth, ist der gesamte Feldspat des dort porphyrar.tig ausgebildeten Granits in eine grünblaugraue, erdig ausseliende, aber feste Masse umgewandelt, Personalia. 008 welche vom Messer ziemlich schwer, von Kalkspat gar nicht ge- ritzt wird,, also die Härte 3 — 4 besitzt. Herausgewitterte Pseudo- morphosen zeigen die volle Kristallgestalt des Karlsbader Zwillings mit etwas unscharfen Kanten und Winkeln. Hand in Hand mit der Umwandlung des Orthoklases geht eine teilweise Ausbleiclmng, teilweise Chloritisierung des Biotits. Die chemische Analyse einer grünen Pseudomorphose ergab folgendes Resultat : Si02 . . 54,80 Ti02 Spur P2 05 0,20 A1203 21,88 Fe2 0, 3,57 Fe 0 1.18 Mn 0 0,02 CaO 0,54 MgO 6,41 K2 0 5,95 Na20 0,65 H20 (110—) — H20 (110+) 5,38 100,58 s = 2,55. Die Analyse gleicht am meisten der von Seladonit, nur ist bei diesem gewöhnlich die Tonerde in größerem Maße durch drei- wertiges Eisen vertreten. Zweifellos ist, daß bei der Pseudo- morphosierung des Orthoklases neben Hydratation eine Zufuhr von Magnesia stattgefunden hat. Dieselbe ist, wie die Analyse zeigt, viel zu reichlich vorhanden , als daß sie aus dem ausgebleichten Biotit stammen könnte. Auch Eisen wurde wohl zugeführt, wo- hingegen Alkalien fortgingen. Das P205 der Analyse ist den Apatiteinschlüssen zuzuschreiben. Unter dem Mikroskop zeigt es sich, daß die Pseudomorphose keine einheitliche Substanz ist. Sie besteht aus Chlorit und feinsten, farblosen Schüppchen, die wegen ihrer hohen Doppelbrechung eher als Sericit, denn als Kaolinit gedeutet werden dürften. Dafür spricht auch der relativ hohe Kaligehalt der Analyse, zu dem allerdings Orthoklasreste einigen Beitrag liefern können. Das geringe spezifische Gewicht hingegen ist der Annahme einer Beimengung von Kaolinit günstig. Personalia. Ernannt: a. o. Prof. Dr. H. Stremme in Berlin zum etats- mäßigen Professor für Mineralogie und Geologie an der Techn. 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Hofbuohdruckerei Zu ftntenberg iKlett & Hartmann), Stuttgart. No. 20 15. Oktober 5914 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin STUTTGART 1914 E. Schweiz erhärt’ sehe Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Dieser Nummer ist beigefügt ein Prospekt der E. Schweizerbart sehen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart, betrettend Boettger, Clausilienstudien. Seite Inhalt. Original -Mitteilungen etc. Doss. Bruno: Ein Vorkommen von Grahamit im Silurkalk bei Ivunda in Estland 609 R im a n n , Eberhard: Heber ein neues Vorkommen von Dumortierit 615 Böker, H. E. : Einige Bemerkungen zu der ..Diskussion über die Kohlenvomite der Welt“ gelegentlich des XII. Internationalen Geologenkongresses in Toronto (Kanada) ..... . . . 621 Drevermann. Fr.: lieber einen Schädel von Trematomurus . . 627 T e p p n e r , Wilfried: Zur phylogenetischen Entwicklung der ,.pro- tringuiden Tribnyciden“ des Tertiärs und Trioinj.r Vefersi R. Hoerkes var. trifailemis nov. var. aus dem Miocän von Trifail in Steiermark. (Mit 1 Stammbaum.) . 628 Versammlungen und Sitzungsberichte 63S Besprechungen. Tables aunuelles de constantes et donnees nuineriques de chimie, de physique et de technologie publiees sous le patronage de l'Asso- ciation internationale des Academies par le Comite internationale nomme par- le VII. Congres de Chimie applique . ... . . . 639 Person alia. . . ■ . . 640 Professor Dr, M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsimtersuehungen. ^ Quell- und Mineral vvasseranalysen. — Untersucliungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. -zi-—:— Prospekte auf Verlangen. Mineralien Petrefakten, Gesteine, Konchylien usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineralien-Comptoir Heidelberg. ■ . ===== Rufnummer 2928 .*. Telegr.-Adr. : Mineral, Heidelberg Listen auf Wunsch gratis. B. Doss, Ein Vorkommen von Grahamit im Silurkalk etc. 609 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Ein Vorkommen von Grahamit im Silurkalk bei Kunda in Estland. Von Bruno Doss. Vor einiger Zeit erhielt ich von Herrn A. Baron von der Pahlen in Reval eine kleine Stufe eines asphaltähnlichen Bitumens, das von Herrn 0. von Blaese in Port Kunda im Steinbruch Arro 1 bei Kunda aufgefunden worden war. Über den Fund selbst hat Baron von der Pahlen im Verein für Naturkunde Estlands Mit- teilungen gemacht2. Dem Sitzungsbericht3 ist zu entnehmen, daß das Objekt in Form eines 1 — 1^ Zoll dicken und ca. 1 Quadrat- fuß großen Nestes etwa zwei Fuß über der Toneisenlinsenschicht, die den Vaginatenkalk nach oben gegen den Echinosphäritenkalk abgrenzt, vorgekommen ist. Eine von Fräulein Dr. Daisy Baronesse Wrangell ausgeführte Untersuchung des Materials, über die am angegebenen Orte gleichfalls berichtet wird, führte zu dem Resultate, daß „ein dem natürlichen Asphalt sehr nahestehender fester Kohlen- wasserstoff“ vorliegt. Um eine genaue Bestimmung herbeizuführen — denn gegen Asphalt selbst sprachen die stenglige Textur und der s p lit- te r i g e Bruch — unterwarf ich diesen fossilen Kohlenwasserstoff selbst einer weiteren Untersuchung, bei der sich herausstellte, daß er in die zu den Asplialtiten gehörige Gruppe der Grahamite einzureihen ist. Das mir zur Verfügung stehende Stück stellt einen 4 cm dicken Teil einer Schmitze dar. An den Salbändern findet sich stellenweise ein wenig vom ursprünglich angrenzenden, z. T. eisen- schüssigen Kalkstein. In einer, dem einen Salband zunächstliegenden, | cm dicken Zone ist die schwarze Masse mit Kalkstein durch- setzt, am gegenüberliegenden Salband und in der Mitte liegt dem Augenschein nach reine Substanz vor. Die fettglänzende, pechschwarze, im Pulver braune, lokal mit Anlauffarben versehene Masse ist spröde, geruchlos, besitzt die Härte 2 und einen hell- bis dnnkelbraunen Strich, je nachdem an der Porzellantafel eine dünnere oder dickere Schicht haften bleibt. 1 Es ist dies derselbe Bruch, in dessen Nähe die bemerkenswerten Gletscherschliffe aufgedeckt worden sind, über die Verfasser im N. Jahrb. f. Min. etc. 1913. I. p. 43 berichtet hat. 2 In der Sitzung vom 14. (27.) Oktober 1911. 3 Erschienen in der „Revalschen Zeitung“. 1911. No. 275. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 39 ß. Doss, Ein Vorkommen von Grahamit 610 In dünnen Splittern u. d. M. hellbraun durchscheinend, isotrop, schein- bar homogen. Im Röhrchen im Ölbad bis 275° erhitzt, war höchstens ein ganz geringfügiges Erweichen der Substanz zu kon- statieren. Beim Erhitzen im Kölbchen über der Bunsenflamme schmilzt die der Glaswandung anliegende Partie des Splitters, die übrige bläht sich auf unter Entwicklung weißer und brauner Dämpfe, es entsteht ein brauner Beschlag und später ein öliges braunes Destillat. Als Endprodukt erhält man einen stark porösen Koks. Auf dem Platinblech verbrennt nach eingetretenem Er- weichen und Schwellen die Masse unter leuchtender rußiger Flamme und Hinterlassung von viel Koks. Bei Verwendung gröberen Pulvers wurde das spezifische Gewicht pyknometrisch zu 1,111 bei 18,2° C bestimmt1. Dies kann aber, wie die Kontrolle mit Thouletscher Lösung ergab, nur als angenäherter Wert gelten. Es zeigte sich nämlich, daß das aus der Mitte der Schmitze entnommene und augenschein- lich ganz reine Material in seinen einzelnen Partikeln ein ein- heitliches spez. Gewicht überhaupt nicht besitzt; denn feineres^ gut ausgekochtes und in sehr verdünnter Lösung zu Boden ge- sunkenes Pulver stieg bei allmählichem Zusatz von konzentrierter Lösung zu einzelnen Teilen bei verschiedenen Konzentrationsgraden der Flüssigkeit. Als niedrigste Grenze für das spez. Gew. ergab sich 1,110, als höchste Grenze 1,160. Mikroskopisch ließ sich zwischen dem leichteren und schwereren Anteil absolut kein Unter- schied entdecken. Wurde aber der schwerere Anteil geglüht, so verblieb ein mineralischer Rückstand unbestimmter Natur, was beim leichtesten Anteil nicht der Fall war. Hieraus ergibt sich, daß Beimengungen, die sich selbst u. d. M. nicht kenntlich machen, das spez. Gew. einzelner Partikel erhöhen. Eine vom Assistenten Herrn S. Blumenfeld in der chemischen Versuchsstation der hiesigen Hochschule ausgeführte Analyse lufttrockenen Materiales ergab die in folgender Tabelle unter I angeführten Resultate. Zum Vergleich ist ebenda die Zusammensetzung einiger Grahamite anderer Fundorte wiederge- geben, und zwar unter II diejenige des typischen Grahamits von Ritchie County in Westvirginia2, unter III diejenige des Grahamits von Webb Bluff am Rio Grande River, 50 Meilen nördlich Laredo in Texas 3, unter IV die des Grahamits am O’Quinn und Buckner’s Creeks, Fagette Countjr, Texas 4. Eine größere Reihe von Grahamit- 1 Baronesse Wrangell fand das spez. Gew. zu 1,17 (1. c.). 2 C. Richardson, Grahamite, a solid native bitumen. (Journ. Amer. Chem. Soc. 32. 1910. p. 1038/39.) 3 E. Dumble in Trans. Amer. Inst. Mining Eng. Okt. 1891 (Referat in Zeitschr. f. Kryst. 23. p. 509). 4 Ebenda. im Silurkalk bei Kunda in Estland. 611 analysen hat C. Richardson (1. c.) zusammengestellt. Aus dessen Angaben sind unter V die für die einzelnen Elemente gefundenen Grenzwerte wiedergegeben. I II III IV V c . . . • 83,28 86,56 78,65 76,19 72,49 86,56 H . . . . . 8,53 8,68 7,50 6,61 6,60— 8,69 S . . . . . 2,16 1,79 5,42 7,45 0,93- ■ 8,72 N . . . • 1,51 1 0,15 0,39 0,4 - 1,2 1 0 ]. . . . 3,81 2,97 5,08 5,15 H2 0; ’ 1 5 • 0,30 — Asche . . . 0,71 i 2,90 4,21 Beim Verbrennen der Substanz im Bochumer Tiegel verbleiben 36,5 % Koks. Die von C. Richardson in seiner Tabelle ange- gebenen Werte des Residualkokses bei verschiedenen Grahamiten schwanken zwischen 22,3 und 56,4 °/o. Die Löslichkeitsverhältniss e des vorliegenden Bitumens sind in folgender Tabelle zusammengestellt, die zugleich auch ver- gleichende Daten wiedergibt über die bei Grahamiten anderer Fund- orte gefundenen Löslichkeitsverhältnisse nach den Angaben bei C. Richardson2 und H. v. Höfer3. Löslichkeit des Grahamits von Kunda anderer Grahamite 96 °/0igen Alkohol . . • • 1,5 °/o „wenig löslich“ Aceton . . 10 Äther . . 29 „teilweise löslich“ 62grädiger Naphtha 4 . . 28 1,0 — 55,9 °/0 88grädiger Naphtha 5 . . 20 0,2—48,2 Tetrachlorkohlenstoff . . 51 19,4-99,1 Terpentinöl 6 . . . . . . 71 Spuren bis 4,8 6 Schwefelkohlenstoff . . 92 49,6—99,6 Chloroform .... . . . 97 55—68 1 Der Gehalt an N ist nur bei 2 Analysen angeführt. 2 1. c. p. 1038, 1039, 1046, 1047. 3 Das Erdöl und seine Verwandten. 3. Aufl. Braunschweig 1912. p. 143. 4 62° Baume. Fraktion bei 85 — 90°. Spez. Gew. bestimmt zu 0,7350. Der mittels Aräometer bestimmte Baume-Grad und das entsprechende spez. Gew. stimmen Dicht ganz genau überein mit den Daten der berech- neten Äquivalenztabelle bei Höfer, 1. c. p. 41. 5 Fraktion bei 46°. Spez. Gew. 0,6430, nach der HöFER’schen Tabelle (1. c.) entsprechend 88 B. 6 Vom Siedepunkt 158°. Der zu 71 °/0 gefundene Wert bezieht sich — ebenso wie die entsprechenden Werte bei den übrigen oben angeführten Lösungsmitteln — auf die Löslichkeit bei Zimmertemperatur. Die voll- ständige Extraktion mit Terpentinöl geht hierbei allerdings außerordent- 39* 612 B. Doss, Ein Vorkommen von Grahamit C. Richardson, der sich sehr eingehend mit der Untersuchung von Grahamiten verschiedener Herkunft* 1 befaßt hat und zahlreiche Daten über die wechselnde Zusammensetzung und schwankenden Löslichkeitsverhältnisse 2 3 bei annähernd gleich bleibenden physi- kalischen Eigenschaften anführt, betrachtet den Grahamit als eine Bitumenklasse (nicht Genus oder Spezies), die sich wie folgt charakterisieren läßt s : ein brüchiges, festes, natürliches Bitumen, Metamorphosierungsprodnkt, im reinen Zustande von schiefrig- hakigem Bruche, unschmelzbar, in der Hitze nur schwellend, lös- lich in Schwefelkohlenstoff, nur wenig löslich in leichter Naphtha, beim Erhitzen unter Luftabschluß einen hohen Prozentgehalt von Koks hinterlassend. Je nach der Zusammensetzung und der Lös- lichkeit in leichter Naphtha werden die Grahamite in verschiedene Unterklassen eingeteilt. Eine spezielle Namensgebung für Graha- mite mit differenzierten Eigenschaften, wie z. B. Impsonit für den Grahamit von Oklahoma, hält Richardson gegenwärtig für kaum nötig. Wenn wir uns an diese Charakteristik halten, dann fällt das Bitumen von Kunda fraglos in die Klasse der Grahamite; denn abgesehen von der stengligen Textur, die bei keinem anderen festen Bitumen vorkommt, unterscheidet es sich von den nächsten Verwandten der Bitumenreihe der Asphaltite, und zwar vom Manjak durch die verhältnismäßig sehr schwere Schmelzbarkeit 4 und vom Albertit durch die hohe Löslichkeit in Schwefelkohlenstoff5. Und doch muß auf zwei Eigenschaften hingewiesen werden, durch die der Kundaer Grahamit eine gewisse Sonderstellung einnimmt: das ist die braune Farbe seines Pulvers (alle sonstigen Grahamite lieh langsam vor sich ; es dauerte bei Anwendung von 0,3 g feinen Pulvers nach erfolgter momentaner Lösung eines großen Teiles der Substanz noch Monate lang, bevor der Lösungsprozeß völlig beendet war. Wenn Höfer (1. c. p. 143) angibt, daß Grahamit in Terpentinöl größtenteils löslich sei, so bezieht sich dies auf die Löslichkeit bei einer der Siedehitze nahen Temperatur, bei der nach Richardson (1. c. p. 1047) bei verschiedenen Graha- miten 53,2 — 99,7 °/0 (auf reines Bitumen bezogen) gelöst werden. Graha- mite mit starker Löslichkeit in Terpentinöl bei Zimmertemperatur waren bisher nicht bekannt. — Das Maximum von 4,8 °/0 ist dem Grahamit von Westvirginia eigen (vergl. Richardson 1. c. p. 1046 u. 1047). 1 Eine fast alle Grahamitfundorte umfassende Zusammenstellung gibt Richardson auf p. 1034 ff. seiner zitierten Abhandlung. 2 Diese Differenzen beruhen wahrscheinlich z. T. auf der wechseln- den Zusammensetzung der Naphtha, aus derdie Grahamite verschiedener Fundorte hervorgegangen. 3 1. c. p. 1048. 4 Manjak schmilzt bei ca, 200 — 220 °. 5 Von Albertit sind nach Höfer (1. c. p. 144) nur 1,6 — 11,9 °/o in Schwefelkohlenstoff löslich. im Silurkalk bei Kunda in Estland. 613 besitzen durchaus schwarze Pulverfarbe *) sowie seine hohe Lös- lichkeit in kaltem Terpentinöl (71 °/o gegenüber dem Maximum von 4,8 % beim Grahamit von Westvirginia) und seine größere Löslichkeit in Chloroform im Vergleich zu anderen Grahamiten. Will man diese Unterschiede als ausreichend gelten lassen, so könnte man das vorliegende Bitumen unter dem Namen Kundait aus der Klasse der Grahamite hervorheben. Über das Vorkommen von „Asphalt“ in Estland — wobei mit einer Ausnahme freilich nie untersucht worden ist, ob es sich um einen wirklichen Asphalt oder einen Asphaltit handelt — liegen in der Literatur folgende Angaben vor. 1 . In Form von zolldicken und etliche Zoll langen Nestern und von 2 — 4 mm dicken Überkrustungen von Kieselkonkretionen und Quarz- kristallen in Drusen und Spalten der obersilurischen Borealisbank (kieseliger dolomitischer Kalkstein) bei Pusko unweit Linden, 10 Werst südwestlich Hapsal1 2. 2. In Form dünner Schnüre, als Überzug und Anflug auf feinen Haarklüften und als Nester in der obersilurischen Jördenschen Schicht (fossilreiche Kalksteine) bei Pallokiilla und Pühalep (?) auf der Insel Dagö 3. 3. In Gestalt eines bis 9 Zoll Länge und 3 Zoll Dicke haltenden Nestes im untersilurischen Glaukonitsand bei Baltischport4. 4. Eine ziemlich beträchtliche eiförmige Partie einer „asphaltartigen Kohle“ im unterkambrischen blauen Ton bei Kunda5. Einer von Alexejeav ausgeführten Analyse 6 zufolge besitzt dieses strukturlose, glänzende Bitumen die Zusammensetzung C = 77,23, H = 8,95, N=l,10, 0 = 7,52, Asche = 5,20 und ein spez. Gew. von 1,118 bei 19,3° C. Von Alexe je w wurde es als ein dem Albertit nahestehendes 1 Wenn C. Engler (Die Chemie und Physik des Erdöls. Leipzig 1913. p. 685) angibt, daß „die Asphaltite ein Pulver von mehr oder weniger brauner Farbe liefern“, so sind die bisher bekannt gewesenen Grahamite hiervon jedenfalls ausgeschlossen. 2 E. Eichwald: Die Urwelt Rußlands. Heft 2. 1842. p. 17. Derselbe: Neuer Beitrag zur Geognosie Esthlands und Finlands. 1842. p. 17 (beide Schriften als Separatabzüge erschienen aus Baer u. Helmersen’s „Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches“. 4. u. 8.). — Vergl. E. Eichwald im Bull. Soc. Natural. Moscou. 25. 1852. No. 2. p. 41 ; 27. 1854. p. 10 ; A. v. Osersky in Verh. Min. Ges. Petersburg 1844. p. 128 ; A. Schrenk im Arch. Naturk. Liv-, Ehst- u. Kurl. 1. Ser. 1. 1852. p. 16 u. 36 ; G. v. Hel- mersen im Bull. d. 1. classe phys.-math. de l’Acad. sc. St. Petersb. 14. 1855. p. 213; C. Grewingk in Sitzungsber. Naturf.-Ges. Dorpat. 8. 1889. p. 53. 3 Osersky, 1. c. p. 128 ; Schrenk, 1. c. p. 37 ; Eichwald, 1. c. (Bull.) 25. p. 71 und 28. p. 10; Helmersen, 1. c. p. 213; Grewingk, 1. c. p. 53. 4 Helmersen, 1. c. p. 213; Grewingk, 1. c. p. 53. 5 F. Schmidt im Bull. com. geol. St.-Petersb. 13. 1894. p. 63; A. Mickwitz in Mem. Acad. sc. St.-Petersb. 8. Sör. 4. No. 2. 1896. p. 36. 6 Publiziert durch B. Doss im Korrespondenzbl. Naturf.-Ver. Riga. 43. 1900. p. 195. 614 B. Doss, Ein Vorkommen von Grahamit im Silurkalk etc. Bitumen bezeichnet; es unterscheidet sich aber von diesem durch seine Schmelzbarkeit (sollte es nicht vielleicht dem Manjak näher stehen?). Das Objekt befindet sich einer Mitteilung des Herrn Baron v. d. Pahlen zufolge im Provinzialmuseum zu Reval unter der Etikette „Kambrische Steinkohle, ca. 4 Fuß über dem roten kambrischen Ton im blauen Ton gelagert, Kunda 4. Juni 1893“. A. v. Mickwitz 1 erwähnt diese Substanz auch späterhin noch als „asphaltartige Kohle“. 5. „Asphaltartige Kohle“, aufgedeckt im kambrischen blauen Ton bei der 1905 — 06 erfolgten Bohrung des artesischen Brunnens auf dem Heumarkt in Reval 2. Näheres über diesen Fund ist nicht mitgeteilt worden 3. Im Anhang hierzu sei auch auf die interessante Beobachtung E. Eichwald’s 4 verwiesen, der zufolge die bei Pawlowsk südlich Petersburg im untersilurischen Glaukonitkalk häufig vorkommende Syphonia cylindrica von ihm völlig mit Erdöl durchdrungen be- funden worden ist. Sollte endlich der im untersilurischen Vagi- natenkalk bei Narwa in Form kleiner schwarzer, glänzender Stücke vorgekommene „Anthracit“ mit 86 °/o C5 nicht vielleicht auch ein Asphaltit gewesen sein ? 6 Mit Ausnahme der Funde No. 4 und 5 7 sind alle bisher bekannt gewordenen baltischen Vorkommnisse fossiler fester Kohlen- wasserstoffe an Schichtglieder gebunden, die über dem oberkam- brischen Dictyonemaschiefer lagern. Da nun der Dictyonemaschiefer bei trockner Destillation flüssige und gasförmige Kohlenwasserstoffe liefert 8, so liegt es um so näher, 1 Ber. d. Sitz. d. Ver. f. provinz. Naturkunde vom 9. (22.) März 1904 („Revalsche Zeitung“. 1904. No. 58). — Baltische Landeskunde (herausgeg. von K. Kupffer). Riga 1911. p. 155. 2 A. v. Mickwitz in Balt. Landeskunde 1. c. p. 155 — 56. 3 Die aus dem Nachlaß von A. v. Mickwitz stammenden Bohrproben befinden sich in einem Kellerraum des Provinzialmuseums in Reval (Mit- teilung des Herrn Dr. Kirchhofer in Reval). 4 Bull. Soc. Natur. Moscou. 28. 1855. No. 4. p. 442. 5 Grewingk, 1. c. p. 52. 6 Über sehr seltene Vorkommnisse fossiler fester Kohlenwasserstoffe im Bereiche des ostbaltischen Devons vergl. B. Doss 1. c. p. 192. Nur als bibliographische Notiz sei noch erwähnt, daß A. Hupel (Topographische Nachrichten von Lief- und Ehstland. 2. Riga 1777. p. 532) schreibt: „Es fehlen zuverlässige Nachrichten von dem Steinöhl, welches man nach eines Mannes Versicherung unter einem kleinen esthländischen Gut soll gefun- den haben.“ 7 Obgleich das Material von No. 4 A. v. Mickwitz zugeschickt und nicht von einem Fachgeologen gesammelt worden, dürfte es doch kaum zweifel- haft sein, daß es tatsächlich von einer primären Lagerstätte im blauen Ton stammt. 8 Nähere Angaben über die den Dictyonemaschiefer betreffende Lite- ratur sowie über seine chemische Zusammensetzung siehe bei B. Doss Korrespondenzbl. d. Naturf.-Ver. Riga. 43. 1900. p. 197 ff. E. Rimann, Ueber ein neues Vorkommen von Dumortierit. 615 die Vorkommnisse von Asphalt oder Asphaltiten in höheren Hori- zonten auf stattgehabte natürliche Destillationsvorgänge innerhalb jenes Schiefers zurückzuführen, als anderweitige Quellen schlechter- dings nicht zu eruieren sind. Unter dem Einfluß von Druck und erhöhter Temperatur muß ein Teil des ursprünglichen Bitumens des genannten Schiefers in Form von flüssigen (und gasförmigen) Kohlen- wasserstoffen frei geworden sein, die auf Klüften 1 in höhere Schichten stiegen und hier an günstigen Punkten, insbesondere in kleinen Höhlungen, durch Kondensation oder Polymerisation im Laufe der Feiten in die feste Form übergingen. Nach alledem muß es als zweifellos gelten, daß speziell der Kundasche Grahamit ein Abkömmling des Dictyo- nemasc hiefers ist, der ca. 9 m unter der Fundstelle des Grahamits anstehen muß. Zu dem gleichen Ergebnis gelangte schon Baron von der Pahlkn, der es aussprach, „daß die Quelle dieser Kohlenwasserstoffverbindung im Dictyonemaschiefer zu suchen ist“ (1. c.). Unaufgeklärt bleibt bisher nur die Herkunft der im unter- kambrischen Ton gemachten Funde fester Kohlenwasserstoffe. Riga, Technische Hochschule, April 1914. Über ein neues Vorkommen von Dumortierit. Von Eberhard Rimann, Rio de Janeiro, ServiQO Geologico e Mineralogico do Brazil. Beschäftigt mit der geologischen Aufnahme der Umgegend von Rio de Janeiro, wandte sich meine spezielle Aufmerksamkeit den hier auftretenden zahlreichen Pegmatitgängen zu. Ein Teil der Gesteine bei Rio de Janeiro zeigt tiefgründige Verwitterung, „Lateritisierung“ , andere Partien wieder sind völlig unzersetzt, und zwar kann man sowohl auf der Höhe der Berge (z. B. im Gelände des Corcovado — 704 m — ), wie auch tief unten im Meeresniveau hier lateritisiertes Gestein und wenige Schritt weiter völlig unzersetztes Gestein beobachten. Die Ursache liegt weniger in der Verschiedenheit der Gesteine, als vielmehr in den tektonischen Verhältnissen. In früherer Zeit war auch das Küstenland einheitlich bedeckt von einer Lateritdecke : Zahlreiche Parallel-Verwerfungen schufon erst Niveaudifferenzen und riefen im Zusammenhang mit den ab- tragenden Kräften des heutigen Klimas die oben skizzierten Er- 1 Es sei darauf hingewiesen, daß die bei Kunda einen flachen Sattel bildenden silurischen Kalksteine, den Aufschlüssen nach zu urteilen, stark zerklüftet sind. E. Rimann, 616 sclieinungen hervor. Die Peginatitgänge weisen natürlich dieselben Verhältnisse auf. Wo sie zersetzt, kaolinisiert sind, kann man nur durch Waschen in den beim Goldwäschen üblichen Schüsseln oder Trögen die Schwermineralien gewinnen. Auf diesem Wege hatte schon Orville A. Derby in einem Pegmatit des Sumare Dumortierit gefunden, wie er mir persönlich mitteilte ; weitere Nachforschungen waren aber vergeblich gewesen. Von diesen kaolinisierten Pegmatiten soll indessen hier nicht die Rede sein. Die anderen, im unverwitterten Gebirge aufsetzenden Peg- matite, unterscheiden sich in bezug auf ihre Mineralführung, je nachdem sie in den Graniten selbst oder aber in fremdem Gestein aufsetzen. In ersterem Falle beobachtet man oft ein Verfließen der pegmatitischen Massen mit dem Nebengestein, und diese Peg- matite sind im allgemeinen arm an akzessorischen Mineralien. Man beobachtet in Drusen: schwarzen Turmalin, Beryll, Ortho- klas (in einem Pegmatit an der Praia da Saudade, 6 cm hoch, unverzwillingt, mit den Flächen M, T, 1, z, P, x), Plagioklas (Albit und Oligoklas), Apatit (besonders zahlreich gefunden in Drusen im Tunnel do Lerne in säulenförmigen Kristallen OP, ooP, P, auf- gewachsen auf Albit), Kaliglimmer, Quarz (R . — R . ooR), Kalk- spat in flachen Rhomboedern, in der Richtung der c-Achse aufeinandergereiht, teils farblos, teils besonders gern randlich durch Limonit und Rutil gefärbt (Rua Paysandu), Rutil, Eisenspat, Malachit (aus der Zersetzung von Kupferkies hervorgegangen — Rua Paysandu — ). Besonders bemerkenswert ist, daß die Quarzkristalle amethyst- farbig sind, wo Rutilnädelchen aus ihnen herauswachsen (Morro Viuva). Die Pegmatitgänge, von denen im folgenden die Rede sein soll, setzen in dem Vorort Copacabana in einem Granat-Kordieritgneis und in Ipanema in einem Kordierit-Sillimanitgneis auf. Das Neben- gestein dieser Gänge, dessen mikroskopische Untersuchung noch aussteht, interessiert uns in diesem Zusammenhänge insofern, als es sehr tonerdereich ist, und als einige Mineralien wie Sillimanit, Kordierit, Granat auch in den Pegmatiten auftreten und unzweifel- haft aus ihm entnommen sind. Es kann sich im folgenden nur darum handeln, die am Hand- stück und in den Waschrückständen beobachteten Mineralien an- zugeben, da die einzelnen Mineralien nur sporadisch und in so geringer Größe auftreten, daß Dünnschliffuntersuchungen und chemische Studien an isoliertem Material nicht Erfolg versprachen, bezw. nicht möglich waren. Der Granatkordieritgneis von Copacabana, an der Avenida Atlantica, zwischen den Straßen Rua Otto Simon und Rua Rudolpho Dantas, wird von zwei Pegmatitgängen durchsetzt, welche beide Ueber ein neues Vorkommen von Dumortierit. 017 270° streichen und nach N einfallen, der nördliche mit 70°, der südliche mit 40°. Die Mächtigkeit jedes der beiden Gänge be- trägt nicht mehr als 10 — 20 cm. Der Kordieritgneis hat ein Streichen von 20°, das Einfallen der Schieferungsebene beträgt 50° in 0. Die beiden Gänge sind voneinander nur wenige Meter ent- fernt. Nur der südlichere derselben war für eine genauere Unter- suchung zugänglich. Die Gangfüllung besteht im wesentlichen aus : 1. Orthoklas, in frischem Zustand grü n 1 i c h , der einen eigentümlichen Lichtschimmer auf Flächen der orthodiagonalen Zone und vollkommene Spaltbarkeit nach (001), (010) und einem steilen positiven Hemiorthodoma hat, außerdem auch nach (110) undeut- lich spaltet* 1, 2. grauem Quarz, 3. einem b raunen Glimm er , der als Lepidomelan erkannt wurde. An sonstigen Mineralien beobachtete ich: a) eingewachsen: 4. Graphit in radialstrahligen Aggregaten, Durchmesser bis V2 cm groß. Seinem Verhalten gegenüber konzentrierter HN03 nach ge- hört er zum eigentlichen Graphit, wie auch nach seiner blättrigen Struktur zu erwarten war. Der Graphit findet sich teils im Ge- stein unregelmäßig verteilt, teils mit besonderer Vorliebe an den Salbändern. Er gehört wohl zu den ursprünglichen Gemengteilen des Pegmatites, wie er überhaupt hier in Brasilien auch sehr häufig als Gemengteil von Orthogneisen und Kontaktgesteinen zu beobachten ist. 5. Andalusit, in Quarz, bis 0,5 cm lang, spez. Gewicht 3,1 85. a: rotbraun, b und c: grünlichweiß. 6. Beryll, bläulichgrün. 7. Turmalin, in Quarz, 0 tintengrau, auch braungrün und dunkelbraun, E fast farblos. 8. Zirkon, in Quarz, bis 3 mm lange prismatische Kristalle auch bis cm große derbe Massen, braun (00P . P; mPm, 00P00; P . 00P00). 9. Pinit? eine Serpentinpseudomorphose (spez. Gewicht zwischen 2,473 und 2,489) mit Spaltbarkeit nach einer Fläche vorherrschend, auf dieser Glasglanz, auf den übrigen Flächen matt. Bemerkenswert ist, daß der Kordierit in dem Nebengestein, dem Granatkordieritgneis, vollständig frisch ist. 1 Die Spaltrisse nach dem Hemiorthodoma bilden mit denen nach (001) einen Winkel von 74—75°, die Spaltrisse nach (110) bilden mit denen nach (010) ca. 62°, mit denen nach dem Hemiorthodoma ca. 29°. E. Rimann, 618 10. Dumortierit, eingewachsen in Orthoklas und Lepido- melan; fasrige Aggregate. Spez. Gewicht 3,36. Schon mit un- bewaffnetem Auge kann man violetten und grünlichen Dumortierit unterscheiden. Die mikroskopische Untersuchung an isoliertem Material ergab : c farblos ü farblos a (je nach der Dicke des Blättchens) hell- bis dunkelblau violett bis dunkelweinrot, blaugriin, grüngelb, grünbraun, dunkelgrün. Die Ursache der verschiedenen Absorption, die man ja ganz analog an Turmalinen nicht nur ein und desselben Vorkommens, sondern an ein und demselben Stück beobachtet, konnte ich in Anbetracht der geringen Substanzmengen nicht ergründen. Es zeigen also, unter Berücksichtigung der Spaltbarkeit nach 100, Schnitte ohne Spaltrisse (mit dem Austritt einer spitzen Bisektrix) 100 und Schnitte mit scharfen Spaltrissen 010 den leb- haften Absorptionswechsel zwischen farblos und Farbe, dagegen Schnitte mit unregelmäßigen Spaltrissen (mit dem Austritt einer stumpfen Bisektrix) keine Absorption. 11. Monazit, als winzige, ca. 0,1 mm große Körner mit schwachem Pleochroismus, grüngelb bis gelb. An einem Kristall wurden ooPoo . ooP . — Poo . Poo . Poo beobachtet. 12. Granat, offenbar aus dem Nebengestein aufgenommen. b) in Drusen ausgeschieden: 13. Plagioklas, mit P, x, T, 1, nach seiner Auslöschungs- schiefe auf M (+ 8°). ein Oligoklas von der ungefähren Zusammen- setzung Ab 80 An 20. 14. Apatit, hellbraun und grüulichweiß, bis 1l-j cm hoch mit 0 P . ooP. 15. Ilmenit, in hexagonalen Täfelchen, völlig umgewandelt unter Erhaltung der Form in ein wirres Aggregat von Rutil. 16. Rutil, nur sekundär, aus Ilmenit hervorgegangen, pris- matisch, mit pyramidalen Endflächen, Zwrillingsbildung nach Poo. Absorption: 0 rotbraun, dunkelbraun, braun, E hellbraun, gelb. 17. Muskovit, in sechsseitigen Täfelchen, bis 1/2 cm Durch- messer. 18. Pyrit, ocOoo, in Kombination mit 0. Durchdringungen nach der Oktaederfläche. 0,3 mm hoch, auf Quarz und Plagioklas aufgewachsen, völlig umgewandelt in Brauneisen. 19. Topas, prismatisch, in einer kaolinisierten Partie des Pegmatitganges, weingelb. Dieser Nachweis von Topas in einem unzweifelhaften Granitgestein ist insofern von Interesse, als die Ueber ein neues Vorkommen von Dumortierit. 619 berühmten Vorkommen im Staate Minas-Geraes bei Capao do Lane und Boa Vista von Orville A. Derby 1 mit dem Nebengestein, dem Chloritschiefer, in genetischen Zusammenhang gebracht werden, und dieser als metamorphosierter Nephelinsyenit bezeichnet wird. Etwa 2,6 km südwestlich von dem eben besprochenen Peg- matit, in dem Vorort Ipanema am südlichen Abhang des Morro de Cantagallo, ist durch Steinbruchsbetrieb ein Kordieritsillimanit- gneis aufgeschlossen. Der Zugang zu dem Steinbruch erfolgt am besten von der Straße des 4. Dezember aus und man kann, von Westen nach Osten gehend, 6 Anschnitte von Pegmatitgängen feststellen, von denen die westlichsten 3 offenbar einem Gangkörper (Gang I bis III) angehören. Sie streichen 120 — 140° und fallen mit 50 — 60° in N. Ihre Mächtigkeit beträgt 10 — 30 cm. Die anderen 3 Gänge zeigen folgende Verhältnisse : IV. Str. 75° Einf. 50° NW Mächtigkeit 30 cm V. „ 150° „ 70° W „ 10 „ VI. * 180° „ 20° W „ 20 „ Das Streichen der Schieferungsebene des Sillimanitgneises ist 135°, das Einfallen 50° in S. Die Gänge bestehen in der Hauptsache aus Orthoklas und Biotit, lokal herrscht Quarzfüllung vor. Sie sind größtenteils mechanisch verwittert und zerfallen zu Grus. In diesen Gängen wurden folgende Mineralien beobachtet, die nicht in Drusen, sondern eingewachsen zwischen den anderen Gemengteilen auskristallisiert sind : Magnetit, in bis cm großen Kristallen (0), auch derb (II und VI). Grüner Spinell, bis 0,3 mm große Kristalle (0) (II, III, IV), besonders mit dem Magnetit vergesellschaftet. Dumortierit, in mikroskopisch kleinen Kristallen, ebenfalls in der Nähe des Magnetit angereichert, so daß er in dem aus- gesuchten Magnetit nach Behandeln mit H CI in größeren Mengen gefunden wird, als in der übrigen Gangmasse. Die Absorptions- farbe ist hier nur blau, doch scheint sie fleckenhaft verteilt zu sein (in II und VI häufiger, in III und V selten). Sillimanit, in büschelförmigen Aggregaten ; einzelne Gang- partien bestehen fast nur aus strahligem Sillimanit. Mit ihm zusammen, wenn auch in geringer Menge Andalusit, besonders häufig in III. Granat, auffälliger Gemengteil in der Quarzfazies des Peg- matites. Zirkon, in allen diesen Pegmatiten häufig, bis 0,75 mm lang, bei 0,25 mm Breite, prismatisch, mit pyramidalen Endflächen, 1 Orville A. Derby, On the Mode of the occurrence of Topas near Ouro Preto, Brazil. American. Journal of Science, 11. 1901. 620 E. Rimann, Ueber ein neues Vorkommen von Dumortierit. im durchfallenden Lichte bräunlich bis rosa, zum Teil mit Schalen- bau. Es muß betont werden, daß neben den vorzüglich kristallo- graphisch begrenzten Zirkonen auch runde Formen (bis 0,06 mm herunter) auftreten1. Es handelt sich hier wohl um magmatische Resorption2 3. Jedenfalls kann die Form der Zirkone als „gerollt“ oder „von Kristallflächen begrenzt“ bei der Unterscheidung z. B. von Ortho- und Paragneisen nicht ohne weiteres diagnostisch ver- wertet werden. Monazit, ebenfalls in keinem dieser Pegmatite fehlend, aber an Menge gegenüber dem Zirkon zurücktretend, 0,05 — 0,5 mm große Körner, teils in scharfen Kristallen, teils in runden Körnern. Rutil, wohl auch hier aus der Zersetzung von Ilmenit oder titanreichem Magnetit hervorgegangen, einzeln und in knäuel- förmigen Aggregaten, Pinit (III). M u s c o v i t. Zusammenfassung: Ein Teil der in den beschriebenen Pegmatiten beobachteten Mineralien ist zweifelsohne dem granitischen Schmelzfluß eigen- tümlich. Dahin gehören die Feldspäte, die Glimmer, Topas, Turmalin, Monazit, Zirkon, Graphit, Beryll, Apatit, die Eisenerze, Spinell. Die eisenerz- und spinellreichen Pegmatite erinnern an die von Hussak 3 beschriebenen Pegmatite und Granite mit einem titan- reichen Magnetit, Ilmenit, Spinell, Zirkon, Beryll, z. B. von Angra dos Reis im Staate Rio de Janeiro u. a. Ein anderer Teil der Gemengteile stammt aber zweifelsohne aus dem tonerdereichen Nebengestein, so Sillimanit, Andalusit, Granat, Ivordierit (Pinit). Und auf diese ganz anormale Beschaffenheit des granitischen Schmelzflusses, auf den unzweifelhaften Tonerdeüberschuß, ist wohl auch die Bildung des Dumortierit zurückzuführen, die im übrigen mit zuerst erfolgte, noch vor der Ausscheidung von Magnetit, bezw. mit der von Biotit und Orthoklas. 1 Die Angabe, daß der Zirkon in Eruptivgesteinen stets idiomorph ausgebildet sei, daß die Kugel- und Eiform dagegen auf Schicht- und Schiefergesteine beschränkt sei (cf. Rosenbusch, Mikroskop. Physiogr. 1905. I, 2 p. 57 bezw. 187), bedarf also der Korrektur. Dasselbe gilt für den Monazit. 2 Vergl. auch Orville A. Derby, Speculations regarding the Genesis of the Diamond II. Journal of Geology 20. No. 5. Anmerkung 2 auf p. 451. 3 E. Hussak, Über die Mikrostruktur einiger brasilianischer Titan- magneteisensteine. N. Jahrb. f. Min. etc. 1904. I. p. 94 — 113. H. E. Böker, Einige Bemerkungen etc. 621 Einige Bemerkungen zu der „Diskussion über die Kohlenvorräte der Welt“ gelegentlich des XII. Internationalen Geologenkongresses in Toronto (Kanada). Von Bergassessor H. E. Böker in Berlin. Der XII. Internat. Geologenkongreß hatte bekanntlich beab- sichtigt, zu einem Hauptgegenstand seiner Verhandlungen die Frage der Kohlenvorräte der Welt zu machen; zu welchem Zwecke eine große Enquete, die erste Weltinventur der Stein- und Braunkohlen- vorräte, „The Coal resources of the worid“ (3 dicke Großquart- bände und 1 Atlas in Folio) von der Kongreßleitung aus den Berichten der verschiedenen Staaten zusammengestellt worden ist. Die mündliche Verhandlung dieser wichtigen Fragen ist — entgegen der vorher von kanadischer Seite kundgegebenen Absicht und sehr im Gegensatz zu der eingehenden Erörterung der Frage der Eisen- erzvorräte der Welt auf der Tagung des XI. Internat. Geologen- kongresses in Stockholm 1910 — von der Kongreßleitung sehr stark eingeschränkt worden. Der vorbereitende Ausschuß des Kongresses hatte, um eine Einheitlichkeit der Bearbeitung herbeizuführen, ein Schema 1 ent- worfen. Hiernach sollte eine Trennung in zwei Vorratsgruppen (Gruppe I: Flöze bis herab zu 2 Fuß, Gruppe II: bis zu 1 Fuß) und in drei Vorratsklassen („actual“, „probable“, „possible reserves“, d. i. „sichere“, „wahrscheinliche“ und „mögliche“ Vor- ratsmengen) erfolgen. Außerdem sollte für jedes Flöz die Vorrats- menge getrennt angegeben werden. Leider sind die von der Kongreßleitung gegebenen Richtlinien — auch solche, die zweifel- los ohne weiteres hätten befolgt werden können — bei der Be- arbeitung in manchen Ländern nicht innegehalten worden. So haben, um nur ein Beispiel zu nennen, die Ver. Staaten von Nord- amerika, also des Landes, das die größten Kohlen Vorräte der Welt (nämlich 68,58 °/o) in sich bergen soll, eine Einteilung in sichere, wahrscheinliche und mögliche Vorräte vollkommen unterlassen! Schließlich sollte nach den Kongreßvorschlägen noch eine Zusammenstellung der Vorratsmengen nach Kohlenarten vor- genommen werden. Dafür hatte die Kongreßleitung eine neue (übrigens ausschließlich auf chemischer Grundlage beruhende) Musteranordnung vorgeschlagen, die auf dem Kongreß erörtert und als für die ganze Welt geltende Stein- und Braunkohlenklassi- fizierung2 erklärt werden sollte. Dem Wunsche der Kongreß- leitung, die Vorräte nach diesem Vorschläge einzuteilen, konnte für 1 Näheres über diese Vorschläge des Kongresses und die in Deutsch- land befolgte Methode vergl. in H. E. Böker, „Die Stein- und Braunkohlen- vorräte des Deutschen Reiches“, Glückauf 1913. No. 27 und 28. 2 abgedruckt in „The coal resources of the worid“. I. p. X — XIII. 622 H. E. Böker, Einige Bemerkungen Deutschland nicht entsprochen werden, da diese Art der Anordnung* für die deutschen Verhältnisse weder für wissenschaftliche noch für praktische Zwecke irgendwie geeignet war. Es waren schon von vornherein hei uns starke Zweifel entstanden, ob dieses Klassi- ükationsschema als internationales Unterscheidungsmittel ange- nommen werden würde; wie der Erfolg gezeigt hat, sind diese Zweifel nur zu berechtigt gewesen. Die Kanadier haben wohl selbst eingesehen, daß ihr Vorschlag wegen seiner nur sehr be- schränkten Durchführbarkeit verfehlt gewesen ist ; zu der geplanten Erörterung der Klassifikationsvorschläge im einzelnen ist es bei den Kongreßverhandlungen überhaupt nicht gekommen. Über die Kohlenvorräte des Deutschen Keiches wird außer dem Beitrag in „The coal resources of the worid“ III. p. 821 — 961 ein umfangreicheres Werk im „ Archiv für Lagerstättenforschung usw. K der preußischen geologischen Landesanstalt erscheinen, dessen erster Teil z. Zt. im Druck ist. Eine ausführliche kritische Würdigung des großen, sehr viel wertvolles, wenn auch leider recht ungleich- mäßig zusammengestelltes Material enthaltenden Kohlenvorrats- werkes wird in Kürze in der Zeitschrift „Glückauf“ erfolgen. Auf Wunsch von Herrn Geheimrat Fkech teile ich nachfolgend meinen kurzen Beitrag zu der Diskussion mit, die der Vertreter der preußischen geologischen Landesanstalt auf dem Kongreß, Herr Professor Krusch, zu verlesen die Liebenswürdigkeit gehabt hat; außerdem hat sich in der sehr kurzen mündlichen Verhandlung über die Ergebnisse der mehrjährigen Untersuchungen insonderheit der Frage der Kohlenklassifizierung nur noch J. M. Gordon (Mon- treal) geäußert, der ebenfalls scharf gegen die von der kanadischen Kongreßleitung vorgeschlagene Einteilung aller Kohlen nach chemischen Gesichtspunkten Stellung nahm. „I. Zur Frage der Methode der Vorratsermittlung. Der von der Kongreßleitung vorgeschlagenen Ermittlungs- methode, der Einteilung in die Gruppen I und II und deren Unterteilung in die Vorratsklassen der actual, probable und possible reserves kann als durchaus zweckmäßig nur zugestimmt werden. Die in dem Kongreßvorschlag gewünschte Angabe 4I Original-Mitteilungen an die Redaktion. Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. Von Richard Lang in Tübingen. 3. Rezente Bohnerzbildung auf Laterit. Entstehung fossiler Bohnerze. Während meines wiederholten Aufenthaltes in Palembang, der Hauptstadt der Residentschaft gleichen Namens auf Sumatra, fiel es mir bei Gängen in die leicht gewellte Umgebung auf, daß an zahlreichen Stellen und oft über größere Strecken zer- streut rostbraune mehr oder weniger rundliche Eisenkonkretionen in zahllosen größeren und kleineren Körnern den Boden bedeckten. Es war Bohnerz genau von der Beschaffenheit, wie es, beson- ders als Ablagerung aus der Tertiärzeit, z. B. in Süd Westdeutsch- land und der Schweiz sich findet und wie es von Weiger 1 aus der Schwäbischen Alb eingehend beschrieben worden ist. Auch bei meiner Reise durch Malakka fand ich Bohnerz, und zwar in sehr weiter Verbreitung und in oft beträchtlichen Mengen im südlichen Teile der Halbinsel. Da und dort in diesen Gegenden tritt es geradezu gesteinsbildend auf und an manchen Orten wird es als Feinkies zur Wegbeschotterung ausgebeutet. Zur Erläuterung der Art des Auftretens des Bohnerzes sei in erster Linie ein Profil von Palembang angeführt. Dort durchschneidet wenig außerhalb der Stadt eine Straße durch den Vorort Talang einen flachen Hügel in einem einige Meter tiefen Einschnitt, der die ungewöhnlich günstige Gelegenheit hot, ein vollständiges Profil bis zum unzersetzten Anstehenden hinab zu beobachten. Es folgen dort von oben nach unten: 1. Brauner lockerer von zahlreichen Wurzelresten durchsetzter Boden mit zahlreichen Bohnerzkörnern 25 cm 2. Etwas hellerer brauner Lehm mit zahlreichen Bohn- erzkörnern und Wurzelresten . • 30 — 35 „ 3. Weißer und lilafarbener schmutziger Laterit mit vereinzelten Wurzelresten 60—80 4. Oben z. T. lilafarbener, darunter violettrot und rein weiß gefärbter Laterit mit erkennbarer Schichtung 120 — 130 „ 5. Ziegelrot gefärbte Schicht 20 — 30 „ 6. Graublauer bis grauschwarzer sandiger Ton bis ca. 250 „ 1 Beiträge zur Kenntnis der Spaltenausfüllungen im Weißen Jura auf der Tübinger, Uracher und Kirchheimer Alb. Jahresh. d. Ver. t. vaterl. Naturkunde in Württemberg 1908. p. 187 — 248. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 41 642 R. Laii; Das Profil zeigt in cler obersten, einen halben Meter nur wenig1 überschreitenden Zone die Reste der Braunerdeverwitterung. Nur hier findet man, wie aus dem Profil hervorgeht, das Bohnerz. (Die Zweiteilung des Braunerdebodens in eine obere dunkle humus- reichere und eine darunter liegende hellere humusärmere Schicht ist genau so, wie es für die europäischen Braunerden zutrifft, deutlich unterscheidbar.) Unter der bohnerzhaltigen Braunerde folgen buntfarbige Schichten in einer Mächtigkeit von ca. 2 — 2,5 m, die. lateritische Verwitterung zeigen und völlig frei von Bohnerz - beimengungen sind. Unter diesen Schichten steht in dem Profil unzersetztes dunkelfarbiges Gebirge an, das dem mittleren Tertiär, den auf Sumatra weitverbreiteten Mittleren oder Unteren Palembang- schichten, zugehört. Die Profile, welche mir aus bohnerzführenden Gebieten von Malakka bekannt geworden sind, zeigen keinerlei wesentliche Ver- schiedenheiten von dem vorstehend verzeichneten Aufschluß. Nur die Mächtigkeiten der einzelnen Zonen wechseln von Ort zu Ort. Ein Profil, das ich nahe bei Station Niyor aufnehmen, konnte, und das gleichfalls bis auf das frische Gestein (vermutlich paläozoischen Alters) hinabreicht, zeigt von oben nach unten : 1. Braungelb verwitterter Boden mit Bohnerz 1,5 — 2 m. 2. Laterit 2—4 „ 3. Schwarzer geschichteter Ton bis 0,6 „ Stets ist also auch in Südmalakka ausschließlich in den obersten der Braunerdeverwitterung unterstehenden Lagen Bohnerz vorhanden. Bei Gemas konnte ich sehen, daß die Bohnerz führende Schicht hori- zontal, d. li. entsprechend der Oberflächenbeschaffenheit, auf steil- gestellten Gesteinen auf lagert. Oft ist eine 1 m und mehr mächtige Lage- von Bohnerz an der Erdoberfläche angereichert. Auffällig erscheint dabei der Umstand, daß vielfach feineres Material, besonders der Tongehalt, gegenüber den mehr oder weniger groben Bohnerz- körnern stark zurücktritt. In der durch Latent gebildeten Zersetzungszone fehlt auch in Malakka stets das Bohnerz. Wohl aber enthält der in allen von mir beobachteten Fällen tonige oder tonig-sandige weiche Laterit von weißer, im wesentlichen durch Hydrargillit hervorgerufenen Grundfarbe Roteisen in mehr oder weniger verhärteten Partien. Diese Konkretionen von wasserarmem oder wasserfreiem Rot- eisen haben aber mit der Struktur der Bohne rzkörner nichts gemein. Vielmehr geht der verhärtete Teil des Roteisens ohne scharfe Grenze in weichere Gesteinspartien über. Eine aus dem umgebenden Laterit herausgelöste Roteisenkonkretion hat rauhe völlig unregelmäßig begrenzte Oberflächenform, von der härtere Teilchen sich leicht abbröckeln lassen. Es kann daher das Bohnerz nicht als Pseudomorphose nach Roteisensteinkonkretionen aufgefaßt Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 3. 643 werden, da die Formen der beiden Konkretionen durchaus ver- schieden sind. Das Bohnerz ist somit, wie aus allen Beob- achtungen liervorgelit, auf die Braunerdeverwitterung zeigenden Teile der Profile beschränkt. Seine Bildung muß also unter denselben Bedingungen erfolgt sein, unter denen die Braunerde entstand. Da nun, wie ich in meinen beiden voraus- gehenden Aufsätzen dartun konnte, die Lateritablagerungen in Indien aus einer Zeit regenärmeren Klimas stammen, während die Braun- erdebildungen unter der Einwirkung des heutigen feuchten Klimas dieser Gebiete entstanden sind, so daß also als Folge eines in der letzten geologischen Vorzeit vollzogenen Klimawechsels die Produkte zweier verschiedener Verwitterungsprozesse Übereinanderliegen, so muß auch das Bohnerz ein Produkt des regenreichen Klimas sein, unter dem Sumatra und Malakka sich heute befinden. Im einzelnen sei zur Erklärung der Entstehung des Bohnerzes folgendes berücksichtigt. Bei der Lateritbildung vollzieht sich der Zersetzungs- vorgang in der Weise, daß neben den Alkalien und Erdalkalien auch die Kieselsäure allmählich weggeführt wird , während besonders Aluminium und Eisen sich anreicliern, ersteres als weißes Hydroxyd (Hydrargillit) , letzteres in roten Farben als wasserarmes Hydroxyd oder als Eisenoxyd (von mir chemisch Undefiniert als Roteisen bezeichnet). Der weißgefärbte Hydrargillit nimmt bei der Lateritisierung in allen den zahllosen von mir beobachteten Lateritaufscliliissen stets die „Grundmasse“ ein, während das Roteisen in der Regel in Bändern, Flecken und Adern die* „Grundmasse“ durchsetzt und in bunten Farben färbt. Die Struktur dieser Roteisenkonkretionen ist aber, wie schon oben dar- gelegt wurde, von der des Bohnerzes vollkommen verschieden. Besonders da, wo die Sickerwässer reichlich zu zirkulieren ver- mögen, reichert sich das Roteisen konkretionär an. Der aus Aluminiumhydroxyd und Roteisen bestehende Latent ist ein theoretisches Endprodukt. In der Natur ist dieses End- stadium der Verwitterung zumeist nur bis zu einem gewissen Grade erreicht, wie aus den Analysen von Lateritproben hervorgellt, und es finden sich deshalb vielfach Latente, die in mehr oder minder großen Mengen auch andere Mineralsubstanzen enthalten. Kommen die Produkte der lateritischen Verwitterung unter den Einfluß feuchteren Klimas, so vollzieht sich infolge von Umwandlung des lateritischen Zersetzungsproduktes die Braun- er debil düng. Gleichzeitig mit ihr kann aber, wie aus den oben angegebenen Profilen hervorgeht, auch Bohnerz entstehen. Die Umwandlung vollzieht sich dabei im einzelnen in folgender Weise. Die Braunerde wird offenbar gebildet aus einem gewissen Teil des im Laterit vorhandenen Eisens, weiter aus Aluminium- 41 * 644 R. Lang, hydroxyd und aus Kieselsäure, soweit solche, entweder frei oder in Aluminiumsilikaten gebunden, in dem Laterit enthalten waren. Dabei verfärbt sich das Fe unter Wasseraufnahme aus buntfarbigem Roteisen zu gelbem bis braunem Brauneisen. Diese Umfärbung ist auf die bei der Braunerdebildung gegenüber der Lateritbildung stärkere und länger anhaltende Durchfeuchtung der Verwitterungs- schichten, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Anwesenheit des Humus im Boden, zurückzuführen. Das Eisen ist molekular oder adsorptiv an die Aluminium-Kieselsäure Verbindungen gebunden und als „Ton“ zu einem einheitlichen Mineralkomplex vereinigt. Für diese Annahme sprechen weiter unten zu erörternde Gründe. Zu dem gelb bis braun gefärbten Tonbestandteil des Bodens kommt, in mehr oder weniger großen Mengen, Humus in einer an Mineralstoifen gesättigten Form. Diese Komponenten zusammen- genommen bildet sich ein gelblich oder bräunlich gefärbter, mehr oder minder humushaltiger Braunerdeboden1. Das Bohnerz kann in der Braunerde sich nur unter der Voraussetzung bilden, daß bei der Braunerdebildung nicht alles Eisen, das im Laterit enthalten war, zur Bildung von eisenhaltigen Aluminium-Kieselsäureverbindungen verbraucht wird, sondern daß ein mehr oder weniger beträchtlicher Rest an nichtgebundenem Eisen übrig geblieben ist. Diese Möglichkeit aber ist sehr groß, da das Eisen bei der lateritischen Verwitterung nicht weggeführt und daher relativ immer mehr angereichert wird. Das frei gebliebene Eisen sammelt sich in Konkretionen, gleichwie kleinste Lößkindl, unter Wasseraufnahme in der Form von Brauneisen. Da die Er- scheinungsform eine gegenüber dem ursprünglich im Laterit vor- handenen konkretionären Roteisen völlig verschiedene ist, so ist dies nicht anders erklärbar, als daß eine Wanderung des Eisens zwischen den Tonpartikelchen und konzentrisch - schalige Anlagerung desselben an gewisse in derBraun- erde verteilte Kristallisationszentra bei seiner Kon- zentration als Bohnerz stattgefunden hat. Mit der Bildung des Bohnerzes in der Form von unregel- mäßig in der gleichzeitig entstandenen Braunefde verteilten Kon- kretionen geht vielfach noch ein zweiter Vorgang Hand in Hand. Die Bohnerzkörner werden angereichert, so daß oft Ablagerungen sich bilden, die man geradezu als „Bohnerzforma- tion“ bezeichnen kann. Die Anreicherung des Bohnerzes läßt 1 Es wäre irrig, zu meinen, aus Laterit könne sich keine Braunerde mehr bilden, da ersterem — theoretisch — die Kieselsäure fehle und in Braunerde Kieselsäure enthalten sein müsse. Die Braunerde bildet nur das Produkt einer bestimmten Verwitterungsrichtung, bei der Kieselsäure nicht ausgelaugt wird. Ist in einem Gestein schon vorher keine Kiesel- säure vorhanden, so kann sich gleichwohl Braunerdebildung vollziehen, da für sie keinerlei bestimmtes Gestein Voraussetzung sein muß. Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 3. ß45 sich leicht erklären, wenn man an Ort und Stelle die Wirkungen der niedergehenden oft außerordentlich starken Regen beobachtet. Überall da , wo der Boden nicht vollständig bewachsen ist , wo, wenn auch noch so kleine Lücken eine freie Stelle zwischen den Pflanzen übrig lassen, vermag der Regen die feinen Tonpartikelchen aufzuschlämmen und das abfließende Wasser dieselben wegzuführen, während, alle gröberen Teilchen Zurückbleiben. Diese werden so- mit immer mehr angereichert, während der Tonanteil allmählich zurücktritt oder ganz verschwindet. Da nun, abgesehen von Bohn- erz, kaum gröbere Teilchen in den Braunerdeböden der hier ge- nannten Gebiete sich finden, so entsteht durch die Aus Schlämmung des Tons zuletzt eine an Bohnerz stark angereicherte Ablagerung. In diesem Falle kann das Bohnerz als Schottermaterial abgebaut werden. Wie man sieht, ist mit der Umbildung des Roteisens des Laterits zu konzentrisch-schaligem Bohnerz der Braunerde, soweit in letzterer das Fe nicht an Ton gebunden ist, eine Wegführung des Fe nicht verbunden. Vielmehr wird alles ursprünglich im Laterit vorhandene Eisen bei der Bohnerzbildung in eine für die Braunerdewässer unlösliche Form übergeführt und so im Boden zurückgehalten und ausgeschieden. Offenbar wird deshalb das Brauneisen, wenn es sich in Braunerdegebieten, wie z. B. den ober, beschriebenen, unter der Einwirkung der Atmo- sphärilien befindet, nicht angegriffen, sei es, daß es in der Braun- erde eingebettet oder frei zutage liegt. Nur auch unter dieser Voraussetzung kann man sich die oberflächliche Anreicherung des Bohnerzes erklären. Für die Bildung von Bo hn er zabla gerungen in Indien kommen somit drei Vorgänge in Betracht: Zu- erst muß, gleichgültig bei welchem Gestein, late- ritische Verwitterung eingesetzt haben, bei der das Eisen in der Form von Roteisen ausgeschieden wurde. In einer zweiten P h ase muß das Roteisen, soweit es nicht zur Bildung von Ton verbraucht wurde, unter der Einwirkung von Braunerdeverwitterung zu Bohnerz umgebildet worden sein. In einem letzten Stadium endlich wurde das Bohnerz durch Auswaschung der erdig-tonigen Bestandteile an- gereichert. Auffälligerweise ist das Bohnerz nicht überall gesteins- bildend oder auch nur in größeren Mengen verbreitet, wo Braun- erdeverwitterung herrscht. So kennt man z. B. in Deutsch- land keinerlei rezente Bohnerzbildung in den Braunerdegebieten direkt zunächst der Erdoberfläche. Nur in der Tiefe von Höhlen scheint dieselbe hier heute noch vor sich zu gehen. Auch in Indien habe ich, abgesehen von den oben genannten Gebieten, in weiten, 646 R- Langr von mir bereisten Länderteilen Bohnerz als wesentlichen Bestand- teil nicht angetroffen , und zwar überall da , wo die Braunerde- bildung intensiver vor sich geht. In den Gebieten, die mächtigere Braunerde- bildung auf weisen, linden allerdings auch Brauneisen- anrei cli er ungen statt. Solche habe ich im Innern des Flach- landes von Palembang an vielen Stellen, besonders auf der Grenze zwischen Braunerde und Laterit, beobachtet. Diese Gebilde haben aber mit Bohnerz nichts zu tun. denn sie haben die Form von unregelmäßig-zeiligen Platten oder schlackenähn- lichen Krusten, die als einziges hartes Gestein zwischen den meist weichen Schichten liegen. Es ist jedoch nicht zu leugnen, daß diese Brauneisenschlacken das Bohnerz bis zu einem gewissen Grade ersetzen. Das Eisen ist offenbar aus den oberen, der Braun- erdeverwitterung unterliegenden Schichten gelöst und an deren unterer Grenze wieder ausgeschieden und zugleich angereicliert worden. Man muß diese Brauneisenschlacken somit als eine Bil- dung der Konzentrationszone1 unter dem Einfluß der Braun- erdeverwitterung auffassen. Ähnliche Anreicherungen von Eisen habe ich schon an anderer Stelle beschrieben 2. Die Tatsache, daß das Bohnerz in weiten Gebieten fehlt, die von Braunerde mit darunter liegendem Laterit bedeckt sind, ist auf zwei mögliche Ursachen zurückzuführen. Erstens kann der Fall eintreten, daß das im Laterit ent- haltene Roteisen in so geringen Mengen vorhanden war, daß bei der Braunerdeverwitterung alles Eisen zur Bildung des eisenhaltigen Tons der Braunerde verbraucht wurde, so_ daß für die Bildung von Bohnerz kein freies Eisen übrig blieb. Dieser Fall wird immer dann eintreten, wenn die Ursprungsgesteine, aus denen der Laterit hervorgegangen war, nur relativ sehr geringe Mengen von Eisen im Verhältnis zu anderen unlöslichen oder schwerlöslichen Mineralbestandteilen , vor allem von Al- und Si- Verbindungen, enthielten. Für viele Fälle, in denen den Braunerden in Indien, und auch in anderen Gebieten , das Bohnerz fehlt , ist aber eine andere Ursache anzunehmen. Einen Fingerzeig zur Erklärung dieser Tat- sache bieten die Regenmengen bezw. die Mächtigkeiten der Braun- erdebedeckung des Laterits an verschiedenen Orten. Es zeigt sich nämlich, daß die rezente B ohn erz b ildung in Indien auf diejenigen Gegenden beschränkt ist, die relativ niedere jährliche Regenmengen und daher 1 Vergl. z. B. Lang, Über eine Einteilung nichtmetamorpher Sedimente in Tiefenzonen nach der Ausbildung ihrer Fe- und Al-Mineralien. Dies. Centralbl. f. Min. etc. 1910. p. 69 -76. * Lang, Die technische Verwendbarkeit der Werksteine des schwäbi- schen Stubensandsteins. Zeitschr. f. prakt. Geologie. 1910. p. 380 — 389. Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 3. 647 sehr geringe Mächtigkeiten der Braunerde in den über das völlig ebene Flachland sich erhebenden welligen Gebieten aufvveisen. Für Palembang beträgt die jährliche Regenhöhe 2674 mm, für Singapore 2350 mm, sie liegt also, bei durchschnittlicher Temperatur von etwa 27 0 C an diesen Orten, jeweils um 2500 mm herum. An beiden Orten erreicht die Braunerdebildung kaum 1 m an tief- gründigen Braunerdestellen und in den übrigen Teilen von Malakka, in denen Bohnerzbildung nachgewiesen werden konnte , traf ich keine 2 m an Mächtigkeit wesentlich übersteigende Braunerdeschicht. Es ist für die Bohnerzbildung somit offenbar die Voraussetzung notwendig, daß eine geringe Entwickelung der Braunerden und -dementsprechend eine relativ geringe durchschnittliche Regenhöhe an den betreffenden Orten vorliegt. Daß, konstante Temperatur vorausgesetzt , Mächtigkeit und Humusgehalt der Braunerden im wesentlichen von der Feuchtigkeit des Klimas an den betr. Orten abhängt, habe ich in meiner letzten Arbeit dieser Aufsatzserie zu zeigen versucht. Die Bohnerzbildung fehlt also in den Gebieten, in denen tiefgründige Braunerden sich finden, oder wo gar eine Anhäufung von Humus stattgefunden hat. Starke Braunerde- und Humusbildung in Indien konnte ich, unter Voraussetzung gleichbleibender Temperatur, nur durch die Annahme erklären, daß sie im wesentlichen durch höhere Regenmengen ver- ursacht ist. Und die tatsächlichen Verhältnisse haben , wie ich dies in meinem letzten Aufsatz ausführen konnte, meine Annahme bestätigt. Ich möchte nun aus den eben besprochenen Zusammen- hängen heraus den Schluß ziehen, daß auch bei dem Fehlen des Bohnerzes in den genannten Ablagerungen die hohen Regen- mengen eine Rolle spielen. Da aber schon oben nachgewiesen werden konnte , daß das Wasser an sich keinenfalls Bohnerz zerstört, sondern unter Aus- schlämmen von Ton höchstens anreicliert , so muß ein anderes Agens die Zerstörung und Wegführung von freiem Brauneisen bewirken und das Wasser kann dabei nur eine vermittelnde Rolle spielen. Durch hohe Regenmengen erfolgt eine Anreicherung von Humus in höherem Maße als bei geringen Niederschlägen. Diese Anreicherung von Humus mag dazu führen, daß in Zeiten größerer Regenfälle der der Braunerde bei gemengte Humus nicht mehr vollständig adsorptiv gesättigt ist. Wenn dieser Fall auch nur für kürzeste Zeiten und für geringe Mengen von Humus eintreten kann — und nichts spricht dagegen — , so wird die Zerstörung des Brauneisens sofort erklär- lich. Denn Rohhumus wirkt auf Eisen Verbindungen lösend ein in der Weise, daß das Eisen adsorptiv an Humus gebunden und in Wasserlösung weggeführt wird. Ich nehme somit an, daß das Fehlen des Bohnerzes in vielen Braun- R. Lang, 648 erden darauf zurückzuführen ist, daß in den Braun- erden, in denen, wenn auch nur über ganz kurze Zeit und in geringen Mengen, Rohhumus sich bildet, alles Braun- eisen, das nicht etwa an Aluminium und Kieselsäure gebunden ist, sofort gelöst und fortgeführt wird. Daß der Braunerde nicht alles braun färb ende Eisen entzogen wird, hängt jedenfalls damit zusammen, daß ein Teil des Eisens an Aluminium-Kieselsäureverbindungen gebunden ist, und daß dieser braune Tonboden so lange das Eisen festzuhalten vermag, als neben rohhumusführendem Wasser auch sauerstoff- haltiges Wasser die Erde durchsickert. Würde der Sauerstoff dem Wasser durchaus fehlen und dauernd sauerstofffreies Roh- humuswasser den Boden bezw. das Gestein durchfeuchten, so würde alles Eisen allmählich entzogen und weißgefärbter Bleichsand und Bleicherde bezw. aus Aluminium-Kieselsäureverbindungen enthalten- den Schichten Kaolin sich bilden. Für die Auffassung, daß manche Braunerden zeitweilig, etwa während der Regenzeiten, Rohhumus enthalten, welcher seinerseits auf das im Boden vorhandene freie Brauneisen lösend einwirkt, spricht, daß ich in Sumatra und in Malakka, besonders bei un- gewöhnlichem Sinken des Wasserstandes, an den Ufern von Flüssen und Bächen ein Austreten von schmierig-öliger, orangegelber Eisen hydroxydgallerte aus Braunerdeböden beobachten konnte , also ohne daß Rohhumusbeimengungen im Boden erkenn- bar gewesen wären. Dasselbe habe ich auch vielmals in Württem- berg, besonders an Einschnitten entlang dem Zug der Schwäbischen Alb an tonigen, durchaus den Eindruck von Braunerdeböden machen- den Verwitterungsschichten des Schwarzen und Braunen Juras ge- sehen, in deren unverwittertem Gestein Eisenverbindungen, ohne an Ton gebunden zu sein, auftreten. Es wäre wünschenswert, der Frage, inwieweit die Braunerden zeitweilig Rohhumus enthalten, weitere Beachtung zu schenken. Da die Bohnerzbildung nicht allein auf die Tropen beschränkt ist, so sei hier eine kurze Besprechung dieser anders entstandenen Bohnerze angeschlossen. Auch unter gemäßigtem Klima, fern von Produkten lateritischer Verwitterung, vermag sich Bohnerz zu bilden. So findet man in den Klüften und Höhlen des Juras nicht selten Bohnerzkörner in lehmigen Ablagerungen , denen nach der sie beherbergenden Fauna ein ganz junges Alter zukommt, so daß dabei an ehemalige Lateritbildungen nicht gedacht werden kann. Dagegen lassen sich z. B. in Südwestdeutschland an der Erd- oberfläche nirgends Bohnerzvorkommen jungen Alters nachweisen. Offenbar ist die Bohnerzbildung auch unter gemäßigtem Klima auf die Stellen beschränkt, wo das Wasser nie adsorptiv ungesättigte Humussub- Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 3. 649 stanzen führt, welche das Eisen lösen und wegführen könnten. Dies ist leicht für die Gebiete erklärlich, in denen, wie im Jura, mächtige Kalkablagerungen auftreten. Etwa vor- handene, momentan adsorptiv ungesättigte Humussubstanzen in den Wässern werden dort durch gelösten Kalk sofort adsorptiv gesättigt und leicht zerstört, da der Kalk die Wirksamkeit der den Humus zerstörenden Bakterien besonders günstig beeinflußt. So wird das Wasser beim Durchsickern in die Tiefe in bezug auf Humusstoffe durch die Kalkschichten gleichsam filtriert, es kommt lmmusfrei in größere Tiefen unter der Erdoberfläche und vermag deshalb bei der Lösung des Kalkgesteins und der dadurch erfolgenden Aushöhlung des Gebirges, sowie der Anhäufung der unlöslichen Reste an Ton und Eisen etwa sich bildende Bohnerzkörner nicht zu zerstören. Daß solches Höhlenwasser stets frei von Humussubstanzen ist, beweist auch die hellgelbe Farbe der Höhlenlehme. An der Erdoberfläche wird sich in gemäßigtem Klima bei Einwirkung zeitweilig größerer Regenmengen , wie dies z. B. in Deutschland der Fall ist, deshalb keine Bohnerzbildung vollziehen, weil hier auch in den Braunerdegebieten — von Humusgebieten ganz zu schweigen — zu gewissen Zeiten adsorptiv ungesättigte und daher Eisen lösende Humus Verbindungen auftreten, d. h. daß die Humusproduktion bezw. die Auswaschung größer ist, als daß ge- nügende Mengen von Mineralsubstanzen herbeigeführt werden könnten, um eine adsorptive Sättigung des Humus zu erreichen. Nicht selten kann man in Deutschland an Wässern, die aus Braunerdegebieten austreten, während der kühlen feuchten Jahres- zeiten eine zeitweilige, durch gelösten Rohhumus verursachte leichte Braunfärbung oder bei Grabarbeiten da und dort ein Ausfließen rostigen, eisenführenden Wassers aus Braunerdeboden beobachten. Es ergibt sich somit, daß Bohnerz auch ohne vor angegangene Lateritisierung des Gesteins und unter gemäßigtem Klima sich bilden kann. Es ist aber auch hier voran szu setzen, daß die das Bohnerz bildenden Wässer zu keiner Jahreszeit Rohhumus führen. Unter dem Einfluß der niederen Temperaturen, die im ge- mäßigten Klima herrschen, gestalten sich die Umsetzungen außer- ordentlich viel langsamer als unter heißem Klima, wo fast alle chemischen oder chemisch-biologischen Vorgänge viel rascher sich vollziehen. Daher werden unter gemäßigtem Klima gebildete Bohnerzabla gerungen infolge der Langsamkeit ihrer Bildung, insbesondere aber auch infolge des Fehlens intensiver Auswaschung der Tonteile durch die Sieker Wässer, nie ein solch gewaltiges Ausmaß erreichen können, daß sie, wie die oben beschriebenen, aus Laterit hervor- gegangenen Bohnerzablagerungen gesteinsbildend auftreten. Auch sind sie in ihrer Erscheinung an enge Gebiete, insbesondere an die rohlmmnsfreien Kalkgebiete, z. B. im Jura an die Grotten und Klüfte unter der Erdoberfläche, gebunden und haben keine regional weite Verbreitung. Es ist anzunehmen, daß auch die Gelberden Bohnerz zu enthalten vermögen. Denn die Gelberden unterstehen wie die Braunerden der tonigen Verwitterung, bei der als Restprodukte mehr oder weniger wasserenthaltende Kieselsäure-Aluminium-Eisen- verbindungen sich bilden. Nur enthalten sie relativ sehr geringe Mengen an Humusbeimengungen. Da im einzelnen über die Gelb- erden wenig bekannt ist, so läßt sich über die eben gegebene Annahme nichts Näheres erörtern. Allgemein kann man sagen, daß das Bohnerz ein Produkt relativ feuchten Klimas mit (Gelb- und) Braunerdebildung darstellt. In allgemeiner Ver- breitung und als gesteinsbildende Formation tritt das Bohnerz aber nur da auf, wo lateritische Ver- witterung vorausgegangen war, aus deren Fe-Über- schuß dasselbe gebildet ist. In alleu anderen Fällen ist die Bohnerzbildung lokal beschränkt und von geringem Ausmaß. Das Bohnerz fehlt überall da, wo entweder reine Late ritver Witterung au ft ritt oder Rohhumuswässer, wenn auch zeitlich im Jahr auf enge Grenzen beschränkt, Vorkommen. Endlich fehlt es überall da, wo bei (Gelberde- bezw.) Braun- erdeverwitterung ein Gesteiu kein freies Fe zu liefe r n vermag, vielmehr alles Fe an Verbindungen, ins- besondere solche von Si und Al, gebunden wird. Bohnerz bildet somit einen Indikator für (Gelb- erde- bezw.) Braunerdeverwitterung. Soweit dieses gesteinsbildend und regional weit verbreitet auf- tritt, weist es dazu auch auf vorausgegangene Lateritbildung und somit auf einen Klimawechsel von trockenerem heißem zu feuchterem Klima hin. Diese Sätze lassen eine Anwendung auch auf die fossilen Bohnerze zu. Auch diese müssen Bildungen der (Gelberde- bez w.) Braunerdeverwitterung sein, und da sie in gewissen Ablagerungen gesteinsbildend und regional weitverbreitet aufzutreten pflegen, müssen sie in diesen infolge eines Klimawechsels aus Laterit entstanden sein. Die ehemalige lateritische Verwitterung kann durch genaue chemisch -analytische Untersuchung der Bo h nerzkörne r eine exakte Bestätigung finden, wenn man geeignetes, von etwaigen sekundären Veränderungen möglichst unbeeinflußtes Bohnerzmaterial zu den Analysen verwendet. Es kommt für diese Untersuchungen besonders das Verhältnis zwischen dem vorhandenen Al2 03 und Si02 in Betracht. Soweit A12Ü3 vor- Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 3. 651 banden ist, ist es entweder an die kaolinähnlichen Aluminiumkiesel- säuren gebunden, deren Stammformel H4Al2Si2 09 bildet. Oder es könnte Al2 03 auch frei als Aluminiumhydroxyd , wie es im Laterit vorkommt, enthalten sein. Ob letzteres im Bohnerz als Überrest der lateritischen Verwitterung auftreten kann, läßt sich in der Weise erkennen, daß man das Mengenverhältnis von Al0 03 zu Si 02 in der Analyse vergleicht. In den (Kaolin-)Tonformeln ist das Verhältnis zwischen A1203 und Si02 wie 1:2. Das Mole- kulargewicht von A1203 beträgt 102,2, das von Si02 60,3 oder das von 2Si02 120,6. Es müßte somit im ungünstigsten Falle das Verhältnis zwischen A1203 und Si 02 102,2 : 120,6 oder etwa wie 5 : 6 in den Analysen enthalten sein. Es ist aber anzunehmen, daß mit großer Wahrscheinlichkeit ein Teil des Si09 der Analysen nicht mit Aluminium gebunden, sondern frei als Kieselsäure im Bohnerz enthalten ist, wodurch das Verhältnis zwischen, den Mengen von A1203 und Si02 sich noch weiter zugunsten von Si02 verschieben würde. Die von Weiger zusammengestellten Bohnerz-Analysenergeb- nisse zeigen für Alo03:Si02 folgende Verhältnisse: I 7,03:9,80, II 5,83 : 19,82, IIl" 6,37 : 2,68, IV 6,71 : 13,00, V 7,47 : 11,80, VI 26,70: 0,00 l 2 3. Besonders interessieren hier die Analysen III und VI. Erstere ist von Gümbel 2 veröffentlicht , letztere von Daubree 3 angegeben. Beide Analysen zeigen relativ sehr hohe Werte von A12 03. In der Analyse VI ist dasselbe überhaupt allein konstatiert. In der Analyse III ist das Verhältnis zu Si09 ganz ungewöhnlich hoch, so daß man nur die Erklärung dafür hat, daß neben etwa in dem Bohnerz vorhandenen Ton freies Aluminiumhydroxyd enthalten ist. Aber auch die Analysen [ und V zeigen ungewöhnlich hohe relative Werte von Al2 03. Da nun bei der Braunerdeverwitterung das Aluminium stets an Kieselsäure gebunden erscheint und nur bei lateritischer Verwitterung frei als Hydroxyd auftritt, so bildet der Überschuß an freiem Aluminium den sicheren Beweis, daß das betr. Bohnerz durch die Braunerdeverwitterung eines ehemaligen Laterits hervorgegangen ist. Dieses Resultat könnte höchstens be- zweifelt werden, wenn man Fehler in den Analysen nachweisen könnte, wofür Anhaltspunkte nicht vorliegen. Der Zeitpunkt der fossilen Braunerdebildung bezw. der fossilen Klimaänderung kann bestimmt werden , wenn die Bohnerzablagerungen entweder als Schicht in kontinuierlichem Zusammenhang zwischen zwei zeitlich datier- baren Ablagerungen liegen oder wenn sie Fossilreste enthalten. 1 a. a. 0. p. 211. 2 Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern. 4. Abteilung. Geognost. Beschr. d. Fränkischen Alb etc. 1891. p. 196. 3 Description geologique et mineralogique du Departement du Bas- Rhin. 1852. p. 290. 652 R- Lang, Geologisch-mineralogische Beobachtungen in Indien. 3. Da jedoch in vielen Fällen eine sekundäre Verscliwemmung des Bohnerzes stattgefunden hat, so ist die Altersbestimmung mit Vorsicht aufzunehmen. Möglicherweise können bei der Ver- scliwemmung alte Bohnerze mit zeitlich jüngeren Fossilresten zu- sammen abgelagert worden sein. Darauf weisen z. B. die Angaben Schlosser’s 1 über das Alter der Säugetierfaunen aus den Bohnerz- ablagerungen in Südwestdeutschland hin, die so ziemlich aus jedem Teil der Tertiär- und Nachtertiärzeit stammen, so aus dem Mittel- und Obereocän, dem Oligocän, dem Unter-, Mittel- und Obermiocän, dem Unter- und Oberpliocän, dem Alt- und Jungpleistocän. An diese Erörterungen seien noch Notizen über die bis- herigen Anschauungen, die Bildung des Bohnerzes betreffend, angeschlossen. Ich möchte mich dabei aber auf die Autoren beschränken, welche ähnliche Auffassungen vertreten, wie sie in der vorliegenden Arbeit zum Ausdruck gebracht sind. Als erster hat Deffner 2 1859 auf bestimmte klimatische Ver- hältnisse bei der Bohnerzbildung hingewiesen, indem er die Möglich- keit der Entstehung des Bohnerzes „durch Agglomeration ausge- schiedener Eisenoxydhydratflocken, welche an tropischen Küsten . . . durch die Bewegung des Wassers vermittelt wird“, erörtert. An Laterit erinnert erstmals wohl 0. Fraas1 2 3, indem er die Bohnerzbildungen der Alb durch tausendjährige Verwitterung ent- stehen läßt, die „an tropischen Küsten heute noch vor sich gehen“ mag, „wo Agglomerationen ausgeschiedener Eisenoxydhydratflocken entstehen (Laterit an den Küsten Zentralafrikas, Asiens und Süd- amerikas) “ . Auch Koken4 nimmt an, daß die Bohnerzbildung mit der Entstehung des Laterits im Zusammenhang stehe, eine Auffassung, die er durch Beobachtungen in Indien stützen konnte. Die beiden jüngsten Arbeiten über die Frage der Entstehung der Bohnerze von Rollier5 und Weiger6 vertreten gleichfalls die Auffassung, daß es sich um eine Art Lateritbildung handle. Rollier nimmt an, daß die Bohnerze ihrer Struktur und chemischen Zusammensetzung nach eine Art Oolithe bilden oder dem Rasenerz ähnlich seien, das in Wassertümpeln und Sümpfen sich ausscheide, und daß sie zusammen mit dem aus Laterit und Terra rossa 1 Beiträge zur Kenntnis der Säugetierreste aus den süddeutschen Bohnerzen. Geolog, u. paläontolog. Abh. N. F. 5. 1902. p. 117 — 258. 2 Zur Erklärung der Bohnerzgebilde. Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Xaturk. in Württemberg. 1859. p. 313. 3 Geognostische Beschreibung v. Württemberg etc. 1882. p. 153. 4 Führer durch die Sammlungen des geol.-min. Inst, in Tübingen. 1905. p. 79 und 99. 5 Die Bohnerzformation oder das Bohnerz und seine Entstehungsweise. Vierteljahrsschrift d. naturf. Gesellsch. zu Zürich. 1905. p. 150—162. 6 a. a. 0. p. 210. A. Sachs, Aszensionstheorie und Epigenese der Erzlagerstätten. 653 stammenden „roten Bolus“ entstanden seien, und auch Weiger spricht von Hachen Seebecken und Sümpfen, die sich gebildet haben mögen und worin sich der eisenschüssige Schlamm niederschlug. Daß es zur Erklärung der Bohnerzgebilde keiner Wasser- tümpel, Seebecken und Sümpfe bedarf, glaube ich im voraus- gehenden gezeigt zu haben. Es ergibt sich, daß die hier genannten Autoren ganz richtig erkannt hatten, daß bei der Bildung von „Bohnerzformationen“ heißes Klima bezw. dessen eigenartigstes Verwitterungsprodukt, der Laterit, eine Rolle spiele. Sie konnten aber, da ihnen eine genauere Kenntnis der Verwitterungserscheinungen in den Tropen fehlte, nicht wissen, daß erst die Fossilisierung des Laterits unter dem Einfluß eines feuchteren, (Gelb- und) Braunerde bildenden Klimas die Entstehung der Bohnerze ermöglicht. Erst durch diese Erkenntnis löst sich der scheinbare Wider- spruch, der darin lag, daß man annahm, das Bolinerz entstehe bei der lateritischen Verwitterung der Gesteine, also unter tropischem Klima, aber auch unter gemäßigtem Klima, fern von jeder Ein- wirkung lateritischer Zersetzung, z. B. in den Höhlen des Juras, gehe heute die Bolinerzbildung vor sich. Tatsächlich voll- zieht sich, wie wir jetzt sagen können, die Bohne rz- bildung in den Tropen wie in gemäßigtem Klima unter denselben Bedingungen, nämlich unter der Einwirkung reiner (Gelberde- bez w.) Braunerde- verwitterung. Tübingen, im April 1914. Aszensionstheorie und Epigenese der Erzlagerstätten. Von A. Sachs in Breslau. In seinem ausgezeichneten Werke „Die Erzlagerstätten“ (Leipzig 1904 — 1906), sowie in seinem „Abriß der Erzlagerstätten- kunde“ (Jena 1913) unterscheidet Bergeat, abgesehen von den deuterogenen Erz-Seifen, folgende fünf Gruppen: 1. Magmatische Aus- scheidungen. 2. Schichtige Lagerstätten. 3. Erzgänge. 4. Höhlen- füllungen und metasomatische Lagerstätten. 5. Kontaktlagerstätten. Betrachtet man die einzelnen Gruppen vom Gesichtspunkte der Syngenese oder Epigenese aus, so sind zunächst die magma- tischen Ausscheidungen, deren Kenntnis wir besonders den schönen Untersuchungen verdanken, die J. H. L. Vogt seit 1893 in der Zeitschrift für praktische Geologie veröffentlichte, selbstverständlich als syn genetisch aufzufassen. Die Gruppe 2, d. h. die schichtigen Lagerstätten, faßt Bergeat ebenfalls als syngenetisch auf, indessen ist es bekannt , daß ein Teil dieser Lagerstätten , besonders die A. Sachs, 654 sogenannten Kieslager, von vielen Forschern als epigenetisch an- gesprochen werden. Sicher epigenetisch sind sodann die drei anderen Gruppen : Die Gänge , metasomatischen Lagerstätten und Kontaktlagerstätten. Werfen wir zunächst einen Blick auf die Kontaktlager- stätten, so detiniert sie Bergeat (Abriß der Erzlagerstätten- kunde p. 36) folgendermaßen: „Sie sind dadurch entstanden, daß beim Durchbruch eines Tiefengesteins durch ein reaktionsfähiges Nebengestein — in den allermeisten Fällen , wenn nicht immer, sind es Kalksteine oder sonstige an Calciumcarbonat reiche Sedi- mente — die von jenem ausgestoßenen Dämpfe oder vielleicht auch heiße wässerige Exsudate mit dem Nebengestein in Wechsel- wirkung traten , so daß unter Verdrängung des letzteren eine Stotfzufuhr in dasselbe statthatte.“ Ich möchte hier bemerken, daß nach meiner Auffassung das Nebengestein keineswegs immer nur kalkiger Natur zu sein braucht, wie ich beispielsweise die Arsenvorkommen von Giehren und Querbach , sowie von Rothen- zechau in Schlesien als Exlialationen im Glimmerschiefer hinein anspreche. Weiterhin aber bin ich der Meinung, daß es sich bei den Kontaktlagerstätten nicht bloß um pneumatolytische Vorgänge, sondern auch vielfach um Injektionen von Schmelzflüssen handeln wird. Ich habe deshalb in einer neueren Arbeit (dies. Centralbl. 1914, p. 186 — 190) die Kontaktlagerstätten unterschieden in a) Exlialationen , b) Injektionen. Zur letzteren gehört das be- kannte Erzvorkommen von Reichenstein in Schlesien, vielleicht ist auch das Vorkommen von Bodenmais in Bayern nach den Unter- suchungen Weinschenk’s hierher zu stellen. Daß die Magneteisen- erze von Schmiedeberg in Schlesien nicht in diese Gruppe ge- hören, habe ich schon wiederholt betont; man muß eben zwischen Kontaktlagerstätten und kontaktmetamorphen Lagerstätten scharf unterscheiden. Doch dies nebenbei. Wir wenden uns nun den metasomatischen Lagerstätten , Erzgängen und schichtigen Lager- stätten zu, bei deren Bildung nicht Dämpfe und Schmelzflüsse, sondern wässerige Lösungen die Hauptrolle spielten und werfen die Frage nach der Herkunft dieser Lösungen auf. Fassen wir zunächst die metasomatischen Lagerstätten ius Auge, so bemerkt Bergeat (Abriß der Erzlagerstättenkunde, p. 34) folgendes: „Zu den metasomatischen Lagerstätten gehören vor allem zahlreiche Blei- und Zinkerzlagerstätten, wie diejenigen im Muschelkalk von Beuthen und Tarnowitz , im Kohlenkalk der Aachener Gegend , im Silurkalk des Mississippi- und Missouri- gebietes, im Wettersteinkalk der Alpen, insbesondere Kärntens usw. ; ferner auch gewisse Spateisensteinlager im Zechstein Deutschlands und in paläozoischen Kalksteinen der Alpen oder der Kreide Nord- spaniens (Bilbao). Die Verdrängung des Kalksteines kann auch durch Lösungen Aszensionstheorie und Epigenese der Erzlagerstätten. 655 erfolgen, welche auf seiner Oberfläche Eisen- und Manganerze ab- setzen. Sie führt dann zu den unter den Namen Schratten, Rachein, Karren, geologische Orgeln usw. bekannten, vielfach schon durch gewöhnliche Tagewässer erzeugten Austiefungen. Aus- gezeichnete Beispiele solcher Art sind die oberflächlichen Mangan- und Eisenerzlagerauflagerungen auf dem Stringocephalenkalk des Lahntales, besonders bei Gießen und Wetzlar.“ Für die letztgenannte Gruppe scheint Bergeat also selbst der Deszensionstheorie beizustimmen, dagegen spricht er sich bezüglich der Beuthen-Tarnowitzer Vorkommen (1. c. p. 71) ausdrücklich zu- gunsten der Aszensionstheorie aus. Betrachten wir jedoch die klassischen Typen der metasoma- tischen Lagerstätten, so läßt sich folgendes feststellen. Für die ober- schlesischen Lagerstätten haben insbesondere v. Carnall, Websky, Höfer, Althans und A. Sachs die Bildung durch Deszension ver- fochten. Für die Zinkerzlagerstätten von Wiesloch in Baden nimmt A. Schmidt an, daß die erzhaltigen Lösungen von oben gekommen seien. Was die Erzlagerstätten von Bleiberg in Kärnten anbelangt, so ist hervorzuheben, daß, abgesehen von Mohs, Fuchs, Lipold und Peters, welche das Vorkommen für syngenetisch halten, besonders Brunlechneii (1895) die Möglichkeit der Bildung durch Lateralsekretion erörterte, weil die Art und Weise der Ver- teilung der Erze im weit ausgebreiteten und mächtigen Schichten- komplexe des Wettersteinkalkes nach seiner Ansicht diese Hypo- these glänzend stützte (vergl. Beyschlag-Krusch-Vogt, Die Lager- stätten der nutzbaren Mineralien. 1913. II. p. 239). Ebenso hat für die Lagerstätten von Raibl Sandberger (Berg- und Hüttenm. Ztg. 39. 1880. 339, 390) die Lateralsekretion herangezogen. Hin- sichtlich der Aachener Vorkommen ist besonders auf die Veröffent- lichung von Klockmann (Festschrift zum 11. deutschen Bergmanns- tage 1910) zu verweisen. In dieser führt Klockmann die Bildung der Erze auf niederrieselnde Wässer zurück. Bei den Lagerstätten im Mississippi- und Missouridistrikt haben Whitney, Chamberlin, Winslow, Blake, Leonhard und Batn primäre Syngenese und Anreicherung durch Deszension angenommen. Als die T3',pen der von Bergeat erwähnten metasomatischen Spateisensteinlager können im deutschen Zechstein die Vorkommen im Thüringer Wald (Kamsdorf und Schmalkalden), in den paläo- zoischen Kalksteinen der Alpen die berühmten Vorkommen von Eisenerz in Steiermark und Hüttenberg in Kärnten, sowie in der Kreide die Erze von Bilbao in. Nordspanien gelten. Es ist hervor- zuheben, daß man bei fast allen diesen Vorkommen ursprünglich Syngenese oder Deszension annahm und erst nachträglich teilweise zu anderer Auffassung überging. So verdient es betont zu werden, daß Beyschlag bei den Kamsdorfer Vorkommen (Jahrb. preuß. geol. LandesansL 1888. p. 329 ; Referat von Klockmann N. Jahrb. f. Min. etc. 1891. II. p. 264) ursprünglich annahm, daß die eisen- haltigen Lösungen , welche die Umwandlung der Zechsteinkalke und Dolomite in Eisensteine bewirkten, ihren Metallgehalt vorzugs- weise dem eisenschüssigen , roten Letten des Oberen Zechsteines und vielleicht auch des Buntsandsteines verdanken, wenn er auch späterhin seine Auffassung änderte. Ebenso nimmt H. Mentzel (Zeitschr. f. prakt. G'eol. 6. 1898. p. 273 — 278) für die Schmal - kaldener Vorkommen Deszension an, indem er schreibt: „Was die Herkunft des Eisengehaltes der Lösungen betrifft, denen die Sideriti- sierung zugeschrieben werden muß, so liegt es auf der Hand, daß die vor der Erosion viel weiter verbreiteten Gebirgsglieder im Hangenden des Dolomites , die Letten , Bröckelschiefer und der Sandstein sehr geeignet waren, einen Teil ihres Eisengehaltes an kohlensäurereiche Wässer abzugeben/' Die Genesis des Erzvorkommens von Eisenerz in Steiermark ist, wie Beyschlag-Krusch-Vogt (1. c. II. p. 314) bemerken, noch nicht völlig geklärt. Bergeat beschreibt das Vorkommen unter den syngenetischen Erzlagern , wogegen Beck und Redlich für metasomatische Entstehung eintreten. Indessen bemerkt Redlich (Zeitschr. f. prakt. Geol. 21. 1913. p. 101) ausdrücklich, daß die Herkunft der eisenhaltigen Lösungen durchaus nicht geklärt ist: ;,Wir sehen fast nirgends die Zufahrtswege in Form von zuscharen- den primären Gängen an die Erzmasse, ebenso fehlen uns An- haltspunkte für die richtige Deutung des Ursprunges der eisen- haltigen Wässer.“ Die Lagerstätte von Hüttenberg ist (vergl. Bergeat, Erzlagerstätten, p. 1038) von v. Morlot, Senitza, Tunner, Münichsdorfer, Lipold, Seeland und Brunlechner für sedimentär gehalten worden , nur Baumgärtel hält sie für epi- genetisch. Bei den berühmten Erzvorkommen von Bilbao bemerkt auch Beck, der doch gewiß der Aszensionstheorie zuneigt, daß die Herkunft der eisenreichen Lösungen noch unsicher bleibt. Alles in allem ist über die in Rede stehenden Lagerstätten folgendes zu bemerken. Die typisch metasomatischen Lager- stätten sind, wie schon der Name besagt, in ihrer gegen wärtigen Form selbstverständlich epigenetisch. Es besteht aber bei einem großen Teil von ihnen, wenn nicht bei allen, die Vermutung, daß sie ur- sprünglich in fein verteiltem Zustande syn genetisch waren. Waren sie das aber, so ist ihre Anreiche- rung zu ihrer gegenwärtigen Erscheinungsweise nur durch Deszension zu erklären. In jedem Falle ver- bieten es die Meinungen vieler, und zwar teilweise sehr beachtenswerter Forscher, die Aszensions- theorie ausschließlich für ihre Entstehung heran- zuziehen. Und noch eines: Wie steht es mit dem Vorhandensein von Aszensionstheorie und Epigenese der Erzlagerstätten. 657 Eruptivmassen bei dieser Gruppe von Lagerstätten? Es ist be- kannt, daß gerade metasomatisclie Zink- und Bleierzlagerstätten meistens in Gebieten auftreten, in denen weit und breit kein Eruptivgestein festzustellen ist, Bergeat (Abriß der Erzlager- stättenkunde, p. 42) hebt dies auch ausdrücklich hervor. Dasselbe läßt sich von den besprochenen Eisenerzvorkommen behaupten. Weder bei den thüringischen Vorkommen , noch am steirischen Erzberg, noch bei Bilbao sind in enger Verknüpfung mit Erzmassen Eruptivgesteine vorhanden , nur bei Hüttenberg vermutet Baum- gärtel in geringer Tiefe einen Granitlakkolithen. Man hat also auch kein Recht, an Stellen, wo Eruptivmassen fehlen, von „Thermalwässern, die in ihrem Gefolge auf traten“, zu reden. Wir wenden uns nun der Besprechung der Erzgänge zu, Lei denen die Gegensätze zwischen Aszensionstheorie und Lateral- sekretionstheorie naturgemäß am schärfsten zum Ausdruck kommen. Die Geschichte und Bewertung dieser Theorien werden sowohl bei Beck wie bei Bergeat sehr ausführlich behandelt , es können natürlich an dieser Stelle nur die wichtigsten Etappen der Ent- wicklung wiederholt werden. Beck teilt die Aszensionstheorie in drei Gruppen : 1 . Die Injektionstheorie. 2. Die Sublimationstheorie. 3. Die Thermal- theorie. Der Injektionstheorie, sowie der Sublimationstheorie, d. h. also der Gangbildung durch Füllung der Spalten mit metallischem Material in schmelzflüssiger oder dampfförmiger Form weist man heute wohl mit Recht keinerlei Bedeutung mehr bei. Dagegen ist gegenwärtig die Thermal- oder Aszensionstheorie , welche an- nimmt, daß die Erzgänge wesentlich durch Absätze aus aufsteigen- den Thermalwässern erzeugt worden seien, sehr in Mode. Die Thermaltheorie ging bekanntlich von Frankreich uus, wo E. de Beaumont (1847), Daubree (1887), sowie Fuchs und de Launay (1893) ihre Hauptvertreter waren. Ihren prä- gnantesten Ausdruck fand sie, wie Beck bemerkt, durch Posepny (1893). Ihre Hauptstütze in Deutschland bildete die Freiberger Schule: von Beust, H. Müller, Th. Scheerer, von Cotta und besonders A. W. Stelzner. Den Ideen Elie de Beaumont’s durch- aus analog ist sodann die Auffassung von Kemp (190 1), der die Entstehung der Erzgänge durch aufsteigende Lösungen im Gefolge eines Eruptivmagmas erklärte. Im Anschluß an Posepny unter- schied dann weiterhin Ed. Suess (Verh. Ges. deutsch. Naturf. u. Ärzte 1902. I.) zwischen „vadosen“ Quellen meteorischen Ur- sprunges und den magmatischen „juvenilen“ Quellen. Er rechnete zu letzteren besonders Teplitz, Plombieres. in den Vogesen, ferner im französischen Zentralplateau Bourbon d’Arcliembault , Evaux und Neris , endlich Marienbad und Karlsbad. Es muß übrigens betont werden , daß Tschermak die Quellen von Karlsbad und Oentralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 658 A. Sachs, Marienbad für nicht juvenil hält. „Seitdem Suess“, so bemerkt Henrich (Zeitschr. f. prakt. Geol. 18. 1910. p. 85 — 94), „den Karlsbader Sprudel für eine juvenile Quelle erklärte, werden die* meisten Thermen von vielen Geologen gleichfalls für juvenile Quellen gehalten, d. h. für Quellen, die ihr Wasser aus dem heißflüssigen Erdinnern, dem Magma, beziehen.“ Als eine vermittelnde Form der Aszensions- oder Thermal- theorie bezeichnet sodann Beck (Erzlagerstätten. 1909. II. p. 66 — 67) die Auslaugungstheorien von Emmons (1886) und Becker (1888): „Sie lassen die für die Gangfüllung nötigen Grundstoffe durch Quellwasser nicht aus dem unmittelbaren Nebengestein der erzführenden Spalten , sondern aus weiter ab und in den meisten Fällen zugleich tiefer liegenden Gesteinskörpern, insbesondere aus Eruptivgesteinen, auslaugen. Emmons hat diese Ansichten zuerst im Hinblick auf die Lagerstätten von Leadville ausgeführt.“ — Nebenbei bemerkt steht diese letztere Angabe Beck’s im Wider- spruch mit der folgenden von Bergeat (Erzlagerst. II. p. 1198): „Bezüglich der Entstehung der Lagerstätte von Leadville hat Emmons eine Auslaugung des Metallgehaltes aus dem den Kalk- stein überlagernden Quarzporphyr angenommen.“ Danach handelt es sich also bei Leadville nach der Auffassung von Emmons nicht um Quellwasser, sondern im Gegenteil um Sickerwasser. Die Lateralsekretionstheorie wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts besonders durch Forchhammer und J. Bischof begründet. Sie fand ihren glänzendsten Vertreter in F. v. Sand- berger, dessen Untersuchungen über Erzgänge (1882 und 1885) als klassisch zu bezeichnen sind. Man glaubte zwar die Lateral- sekretionstheorie durch Stelzner und seine Anhänger endgültig überwunden, und auch die neueren Werke über Erzlagerstätten (Beck, Bergeat, Beyschlag-Krusch-Vogt) betrachten sie als ab- getan , davon kann aber nach meiner Auffassung nicht die Bede sein. So bemerken Beyschlag-Krusch-Vogt (1. c. II. p. 458) ganz richtig, daß die Theorie von van Hise (1900 und 1904) eigentlich nur eine starke Erweiterung der Lateralsekretionstheorie bedeutet: „Sandberger glaubte an die Auslaugung des unmittelbar benach- barten Nebengesteines, während van Hise die Erzmengen aus Ent- fernungen von ein oder mehreren Kilometern herleitete.“ Tatsächlich steht nach meiner Ansicht die Thermaltheorie auf sehr schwachen Füßen, aus dreierlei Gründen : Erstens: Es ist fraglich, ob es überhaupt ju- venile Quellen gibt. Zweitens: Selbst wenn es juvenile Quellen gibt, so ist damit noch nicht erwiesen, daß auch ihr Me- tallgehalt juvenil sei, d. h. daß er direkt dem Magma, und nicht dem Nebengestein, entstamme. Drittens aber erscheint in jedem Falle der Me- Aszensionstheorie und Epigenese der Erzlagerstätten. 659 tallgehalt der aufsteigenden Thermen viel zu mini- mal, um die Bildung großartiger Erzlagerstätten erklären zu können. Ad. 1 sei folgendes bemerkt. Es ist bekannt, daß Posepny in Übereinstimmung mit Daubree das aufsteigende Thermalwasser als „vados“ auffaßte: „Das Grundwasser hat auch in der pro- funden Region eine Deszendenz durch die Kapillarien des Gesteins. In einer gewissen Tiefe angelangt, dürfte sich eine laterale Be- wegung gegen die offenen Kanäle geltend machen. An diesen an- gelangt, kehrt es aszendierend an die Oberfläche zurück. “ Posepny nimmt also vor der aufsteigenden Richtung der Wässer zunächst eine abwärts gerichtete Phase an. Im Gegensätze zu Posepny suchte Kemp (1901), wie schon hervorgehoben, den Ursprung der Quellen im Magma selbst, während Suess (1902) zwischen vadosen und juvenilen Quellen scharf unterschied. Im Jahre 1906 stellte sodann Gautier die höchst gekünstelte und unwahrscheinliche Hypothese auf, daß die Wasserdämpfe zum Teil Destillationspro- dukte von Gesteinsschollen seien, die durch Gebirgsdruck in die tiefer liegende breiige Magmamasse hinuntergefallen wären. 1908 behauptete Delkeskamp (Zeitschr. f. prakt. Geol. 16. p. 412), daß an dem Begriff und der Existenz des juvenilen Wassers nicht mehr zu zweifeln sei. i910 weist jedoch demselben Forscher Henrich (Zeitschr. f. prakt. Geol. 18. p. 91) nach, daß seine Definition der juvenilen Wasser völlig unhaltbar sei. Delkeskamp definiert nämlich: „Die juvenilen Wasser, ob heiß, warm oder kalt, bleiben konstant, die vadosen sind Schwankungen unterworfen.“ Dazu bemerkt Henrich: „Nach dieser Definition dürfte es nur sehr wenige juvenile Quellen geben, denn Schwankungen im Salzgehalt zeigen nach vielen Jahren wohl alle Thermen.“ Endlich sind hier die wichtigen Untersuchungen von A. Brun (Ref. im Cliem. Cen- tralbl. 1909. No. 9. 2. p. 147) an den Vulkanen Javas hervorzuheben, die zu dem Schlüsse führen, daß das Wasser der Fumarolen nicht zu den Eruptionsprodukten gehört, sondern vadoser Herkunft ist: „le volcan est anhydre“. Auch der Nachweis von Stutzer, daß der Wassergehalt der Pechsteine nicht mehr als primär angesehen werden darf (vergl. Zeitschr. f. prakt. Geol. 18. 1910. p. 346), ist als bedeutsam hier anzureihen. Alles in allem kann man nur Bergeat beipflichten, wenn er (Abriß d. Erzlagerstättenk. 1913. p. 43) mit lapidarer Kürze be- merkt: „Die Frage, ob sich wirklich juvenile Quellen nach der Oberfläche ergießen, ist nicht entschieden.“ Ad 2 ist folgendes zu sagen. Eine Hauptstütze der Thermal- theorie soll, wie Beck bemerkt, die Tatsache sein, daß in dem Wasser oder den Absätzen der heutigen Thermen metallische und nichtmetallische Elemente von der Art, wie sie an der Zusammen- setzung von Erzen und Gangarten der Gänge sich wesentlich be- 42* teiligen, nachgewiesen werden können. In dem BECK’sclien Werke sind diese Beimischungen, wie sie sich beispielsweise in den Wässern von Wildbad. von Pyrmont, von Karlsbad, von den Steomboat Springs in Nevada und von vielen anderen Orten be- obachten lassen , sehr sorgfältig zusammengestellt. Beweisend wären diese Beobachtungen jedoch nur dann, wenn der Nachweis erbracht wäre , daß nicht nur die Thermen selbst , sondern daß auch ihr Metallgehalt juvenil wäre, d. h. daß beide direkt und gl ei cli z e itig dem Magma entstammten. Liegen die Verhältnisse nicht so, so darf man auch nicht von der Thermal- theorie — wenigstens nicht im eigentlichen Sinne — reden. Wenn zunächst die Quellen, wie Posepny von allen Quellen annimmt, vados sind, so liegt doch nichts näher als die Annahme, daß ihr Metallgehalt in erster Reihe von der Auslaugung herrührt, welche die deszendierenden Wässer, bevor sie zur Aszension umkehrten, Vornahmen. So nimmt auch Sandbeeger von den bekannten zinn- oberfiihrenden Kieselsinterquellen Kaliforniens und Nevadas an, daß sie vados sind. Er erklärt ihren Metallgehalt im Gegensatz zu Le Conte nicht durch aufsteigende Quellen, sondern durch Sickerwässer aus dem Nebengestein ausgelaugt (Unters, üb. Erzgänge p. 14, 15, 163). Selbst wenn man aber einmal mit Le Conte annehmen wollte, daß die Quellen selbst juvenil wären, so würde doch nach Le Conte’s Annahme ihr Metallgehalt nicht juvenil sein, d. li. nicht direkt dem Magma, sondern dem Nebengestein entstammen. Ebenso nimmt G. F. Becker von Steamboat Springs und Sulphur Bank eine Auslaugung des granitischen Grundgebirges durch die Thermen an. Diese Auslaugungstheorie von Becker und Le Conte ist aber weit eher als Sekretionstheorie , denn als Thermaltheorie zu bezeichnen. Deshalb ist auch folgender Satz von Bergeat (Abriß der Erzlagerstättenk. 1913. p. 44) durchaus richtig : „Da man im Auge behalten muß, daß die Metallführung solcher Quellen da und dort auch präexistierenden Lagerstätten entstammen kann, so sind solche Beispiele nicht unbedingt be- weisend.“ Endlich ad 3. Schon Sandberger beleuchtet die Schwierig- keiten, die sich für die Erklärung der Erzbildung auf Gängen als Absätze aus heißen Quellen ergeben. In seinen „Untersuchungen über Erzgänge“ linden sich (p. 5 und p. 9) folgende zwei be- merkenswerten Sätze: „Gewässer, welche mit solcher Geschwindig- keit ausströmen, wie kohlensäurehaltige aufsteigende Mineralquellen, setzen erfahrungsgemäß keine Niederschläge in ihren Kanälen ab, sondern diese beginnen erst in der unmittelbaren Nähe der Mündung.“ Und als Folgesatz hieraus: „Aufsteigende Säuerlinge, gleichviel von welcher Temperatur, dürfen also nicht ferner als Medien an- genommen werden, welche Erze in Gangspalten absetzen, sondern Aszensionstheorie und Epigenese der Erzlagerstätten. 661 sie benutzen die Erzgänge nur, wie jede andere Spalte, als kürze- sten Weg zur Oberfläche.“ Beck glaubt den Obersatz durch ge- wisse Beobachtungen an den amerikanischen Quecksilbervorkommen widerlegt zu haben. Es muß aber demgegenüber betont werden, daß es sich hier um eine Gruppe von Erzlagerstätten handelt, denen Sandberger selbst eine besondere Ausnahmestel- lung z uweist. Er schreibt über Sulphur Bank (1. c. p. 161 und 162): „Hier bildet sich unzweifelhaft noch eine Erzlager- stätte durch Absatz von Kieselsäure und Zinnober aus einer heißen alkalischen Schwefelquelle, welche irgendwo in der Tiefe Schwefel- quecksilber getroffen und gelöst hat.“ Und weiterhin: „Erwägt man, welche Metalle überhaupt unter Umständen, wie die oben ge- schilderten, d. h. aus Lösungen in heißen alkalischen Schwefel- wässern abgesetzt werden können, so stellt sich die Zahl derselben als ungemein gering heraus, es könnte sich außer Quecksilber nur noch um Gold, Zinn, Wismut, Arsen und Antimon handeln, alle- anderen sind ausgeschlossen.“ Und endlich: „Wenn auch schwefel- freie heiße Quellen Metalle in der nächsten Umgebung ihrer Wasser- wege absetzten, so müßte das bei den ungemein zahlreichen Fassungsarbeiten doch irgendwo einmal sicher beobachtet worden sein. Allein das ist nicht der Fall.“ — In dem letzten Satze spricht also Sandberger selbst für die schwefelhaltigen Quellen die Möglichkeit des Metallabsatzes in den Spalten aus und leugnet sie nur für die große Gesamtheit der übrigen Quellen. Zweitens aber muß hervorgehoben werden , daß , wie auch Beck zugibt, die metallischen Spaltenabsätze der genannten Gruppe nur minimale sind. Tatsächlich muß sich auch der unbefangene Be- obachter a priori sagen, daß im allgemeinen die großen Erzmengen auf Gängen unmöglich den ge- ringen Beimengungen aufsteigender Thermalwässer ihre Entstehung verdanken können; und wenn man nun noch hinzunimmt, daß die Anhänger der Thermal- theorie auch die Riesen metall mengen der metasoma- tischen Lagerstätten und der Kieslagerstätten auf dieselbe Weise erklären wollen, so tritt die Un- möglichkeit dieser Annahme in völliger Deutlich- keit vor Augen. Man wird vielmehr anzunehmen haben, daß diese Metallmengen ursprünglich durch Schmelzflüsse und die in letzteren eingeschlossenen Dämpfe emporgeführt wurden , während dem Wasser eine wesentlich abtragende Rolle zukommt. In diesem Sinne wird man nur die magmatischen Aus- scheidungen und die Kontaktlagerstätten als anogen, alle übrigen Gruppen aber im wesentlichen als katogen zu bezeichnen haben. Selbst bei gewissen Gang- vorkommen , die sich zum Teil heute noch vor unseren Augen 662 A. Sachs, scheinbar anogen bilden , wird man eine ursprünglich katogene Auslaugungsphase des Nebengesteines anzunehmen haben. Betrachten wir nun zum Schlüsse noch kurz die schichtigen Lagerstätten. Während Beck nur schichtige oxydische Eisen- und Manganerzlagerstätten als syngenetisch gelten lassen will, und die übrigen der Form nach hierhergehörigen Vorkommen als „epi- genetische Erzlager“ beschreibt, unterscheidet Bergeat unter den sjnagenetisch-schichtigen Lagerstätten : I. Schichtige Lagerstätten oxydischer Erze (Eisen- und Manganerze), II. schichtige Lagerstätten sulfidischer Erze, und er teilt letztere wiederum in folgende sechs Unterabteilungen ein: 1. die eigentlichen Fahlbänder (im engeren Sinne), 2. die Kies-Blende-Bleiglanzlager , 3. die goldführenden Kiesfahlbänder, 4. die Kupferschiefer und verwandte Lagerstätten, 5. die blei-kupfer- und silbererzführenden Sandsteine, 6. die kupfer- führenden Tuffe. Es mag vielleicht richtig sein, daß, wie Bey- schlag-Krusch-Vogt behaupten, nicht alle schichtigen Lagerstätten sulfidischer Erze als syngenetisch anzusprechen sind. Eines aber ist mit Sicherheit zu sagen : das heute sich geltend machende Be- streben, diese ganze Gruppe für rundweg epigenetisch zu erklären, ist ganz entschieden abzulehnen. Selbstverständlich steht diese Tendenz, möglichst viele schichtige Lager- stätten als epigenetisch aufzufassen, mit der über- triebenen Anwendung der Aszensionstheorie in engstem Zusammenhänge, denn die aufsteigenden Quellen müssen natürlich das Nebengestein erst später infiltriert haben, und tatsächlich läßt sich auch, insbesondere in den letzten zehn Jahren, seitdem die juvenilen Quellen von Eduard Suess wie ein Zauberwort wirkten, die übertriebene Hinneigung zu epigenetischer Auffasssung ganz besonders stark konstatieren. Es ist demgegenüber als sehr vorteilhaft zu betrachten, daß hervorragende Erzlagerstättenforscher zur Vorsicht und Einsicht mahnen. An ihrer Spitze ist Friedrich Klockmann zu nennen. Namentlich zwei seiner Arbeiten verdienen in dieser Hinsicht Er- wähnung. Die eine lautet: „Über das Auftreten und die Ent- stehung der südspanischen Kieslagerstätten“ (Zeitschr. f. prakt. Geol. 10. 1902. p. 113), worin er als Resultat seiner jahrelangen Studien dieser Vorkommen zu folgendem Ergebnisse gelangt : „Die Kieslager sind konkretionäre Ausscheidungen innerhalb eines mit den chemischen Elementen des Pyrits geschwängerten plastischen Tonschieferschlammes.“ Und weiterhin: „Die Kieslagerstätten Spaniens sind das ins Große übertragen, was man im kleinen am Mansfelder Kupferschiefer mit seinen kurzen Schmitzen und Hieken von derben Erzen auf den Schichtfugen sieht; sie sind genetisch verwandt mit den Knottenerzen von Gommern und Mechernich, mit den Feuersteinausscheidungen in der Schreibkreide, mit den Kasen- eisensteinausscheidungen in quartären Sanden etc.“ Und endlich: Aszensionstheorie und Epigenese der Erzlagerstätten. 663 „Der Vorgang der konkretionären Ausscheidung aus Sediment- gesteinen verdient für die Lagerstättenlehre eine größere Würdigung, als ihm bisher zuteil geworden ist. Für die Schichtgesteine ent- spricht er in mancher Hinsicht dem, was man bei Massengesteinen magmatische Konzentration genannt hat.“ Der zweite wichtige Aufsatz von Klockmann lautet: „Über kontaktmetamorphe Magnetit- lagerstätten, ihre Bildung und systematische Stellung“ (Zeitschr. f. prakt. Geol. 12. 1904. p. 73). Klockmann vertritt und beweist hier die Anschauung , daß das Eisen der kontaktmetamorphen Magnetitlager nirgends aus dem Eruptivgestein stamme, also nicht pneumatolytischen Ursprunges sei, sondern daß es überall bereits in Form von Carbonaten und Oxyden im Sediment vorhanden ge- wesen sei und durch die Kontaktwirkung lediglich die Umwandlung in Sesquioxyd erfahren habe. Von besonderer Bedeutung sind aber folgende Sätze in der Einleitung dieses Aufsatzes, die meiner An- sicht nach den Nagel auf den Kopf treffen: „Nicht minder offen- bart sich ein Bestreben, bei jeglichen, auch nicht-gangförmigen Lagerstätten einer nachträglichen Einschaltung des Erzkörpers, einer sogenannten epigenetischen Bildung, das Wort zu reden. In der Verfolgung und Überbietung solcher Anschauungen, für die doch seit den Zeiten Elie de Beaumont’s, Daubree’s und Kjerulf’s der Schatz von neuen schöpferischen Ideen und unantastbaren Fest- stellungen sich gar nicht so sehr vermehrt hat, herrscht unter den Montangeologen beiderseits des Ozeans ein lebhafter Wettstreit.“ Es würde zu weit führen, all die Autoren zu nennen, die wie Klockmann für eine syngenetische Auffassungsweise der schichtigen Lagerstätten sulfidischer Erze eingetreten sind. Zum Schlüsse aber muß noch auf eine höchst bedeutsame Veröffentlichung von Bruno Doss (Zeitschr. f. prakt. Geol. 20. 1912. p. 453) hingewiesen werden: „Melnikowit, ein neues Eisenbisulfid, und seine Bedeutung für die Genesis der Kieslagerstätten.“ Doss faßt die Kieslager, wie auch Canaval (Zeitschr. f. prakt. Geol. 18. 1910. p. 181) als ursprüngliche Gelbildungen auf. Seine Untersuchungen am Melni- kowit führen ihn zu dem unzweifelhaften Schlüsse, daß wir es bei den schichtigen Kieslagern in einer großen Anzahl gut studierter Fälle mit normalen sedimentären Bildungen zu tun haben und nicht mit Magmaspaltungen und Ausfüllungen schichtiger Hohlräume, auch nicht mit einer nachträglichen Vererzung von Schiefern vermittels einer Imprägnation durch Erz- lösungen von Gangspalten aus. Und er fährt fort: „Wenn wir im vorstehenden entschieden für die syngenetische Natur der Kieslager eingetreten sind, so bedeutet es nur einen Schritt weiter, wenn wir die gleiche Entstehungsweise auch für den Pyrit der goldführenden Sandsteine und Konglomerate des Witwatersrandes annehmen.“ Ebenso tritt er bei dem Mansfelder Kupferschiefer, sowie bei der tertiären Kupferlagerstätte von Na-Ukat in Turkestan 664 0. Seitz. für syngenetische Auffassung ein: „Die bisherigen Darlegungen leiten zu Erwägungen über die Genesis schichtiger Erzlagerstätten über, in denen der Pyrit nur eine untergeordnete oder auch gar keine Rolle spielt. Ich denke da vor allem an die permischen Kupferschiefer. “ Der Aufsatz schließt mit folgenden Worten: „Ich gebe dem Wunsche Ausdruck, daß man in Zukunft bei der Beurteilung dessen, ob ein Erzlager syngenetisch oder epigenetisch ist, in stärkerem Maße, als dies teilweise in jüngster Zeit geschehen, diejenigen Prozesse zu Rate ziehe, die in der Gegenwart zweifellos syn- genetische Erzprodukte liefern, und daß man der in Mode- stehenden Epigenese bei vielen schichtigen Lager- stätten mit einer tüchtigen Portion Skepsis be- gegnen möge.“ Soweit Doss. Ich selbst stimme diesen Ausführungen bei,, und füge noch hinzu, daß man vor allem der Aszensionstheorie„ als deren Folge erst die epigenetische Auffassungsweise anzusprechen ist, mit der gebührenden Kritik entgegentreten soll. Breslau, im Juli 1914. Über die Tektonik von Lugano. (Vorläufige Mitteilung.) Von Otto Seitz, Heidelberg. In den Sommerferien 1912 und 1913 habe ich mich mit einer genaueren Untersuchung der von Bistram 1 kartierten Luganer Hauptverwerfung beschäftigt. Da die Veröffentlichung meiner Ar- beit noch einige Zeit beanspruchen wird, erscheint es mir an- gebracht, schon jetzt einige Ergebnisse bekannt zu geben. Obwohl die Untersuchung von Bistram einen ganz bedeuten- den Fortschritt gegenüber der älteren Kartierung darstellt und obwohl auch Repossi1 2 dankenswerte Beiträge zur Aufklärung des geologischen Baues der Luganer Alpen geliefert hat, vermochten sie doch keine befriedigende Erklärung zu bringen für das auf- fallendste Merkmal des Seengebirges, für das Zusammentreffen von sehr starker Senkung und starker Faltung. Es war meine Auf- gabe, einer Lösung dieser Frage näher zu treten, und zwar ver- 1 A. v. Bistram, „Das Dolomitgebiet der Luganer Alpen.“ Ber. d. Naturf. Ges. zu Freiburg i. B. 13. 1913. p. 1. 2 E. Repossi, „Osservazioni stratigrafiche sulla Val d’Intelvi, la Val Solda e la Val Menaggio.“ Atti Soc. Ital. di Sc. nat. Milano 1902. p. 129. Ueber die Tektonik von Lugano. 665 suchte ich auch durch Berücksichtigung der Harnische neue Auf- schlüsse zu erhalten. Ich bediente mich dabei einer ähnlichen Methode, wie sie Lind Dinu1 2 und Engstler3 bei ihren Arbeiten über die oberrheinischen Randgebirge angewendet haben 4 5 6. Leider mußte ich während der Feldaufnahme eine Enttäuschung erleben. Harnische von so bedeutendem Ausmaß der Bewegung , wie sie Alb. Heim 0 zur Erklärung der Tektonik des Säntisgebirges heran- ziehen konnte, waren in meinem Untersuchungsgebiet nicht auf- geschlossen. Mein Beobachtungsmaterial umfaßt daher nur Harnische mit einem Ausmaß der Bewegung von nur wenigen Zentimetern im Einzelfalle. Doch ließen sich auch damit — wie mir scheint — einige allgemein interessante Ergebnisse erzielen. Außerdem gelang es mir, einige neue Beobachtungen im Ver- laufe der Störungslinien zu machen, besonders auch an jener Stelle, wo Längs- und Quersprung im Norden von Lugano Zusammen- treffen. Nicht weit von dieser Stelle entfernt — im Osten von Cadro — hat Bisteam eine in den kristallinen Schiefern gewisser- maßen isolierte Scholle von Muschelkalk eingetragen. Aus dem Profil, das er durch jene Scholle hindurchlegt, geht hervor, daß seiner Ansicht nach der Muschelkalk direkt über den kristallinen Schiefern unter Ausschaltung des Verrucano zum Absatz gelangt sei. Dies trifft keineswegs zu. Vielmehr zeigt das NS-Profil jener Scholle eine verblüffende Übereinstimmung mit dem von Harada 6 am Ostufer des Lago Maggiore bei Luino gezeichneten. Der erste Eindruck, den diese große Ähnlichkeit der beiden Pro- file hinterläßt, ist der, daß es sich hier um eine Fortsetzung derselben Scholle handeln hönne, wobei man allerdings die An- nahme machen müßte , daß die einzelnen Teile dieser Scholle an Blattverschiebungen verschieden weit nach Süden gerückt wären. Sichere Beweise sind indessen für diese Auffassung noch nicht zu erbringen. Nebenbei möchte ich bemerken, daß diese beiden Pro- file auch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Profil besitzen , daß 1 J. G. Lind, „Geologische Untersuchungen der Beziehungen zwischen den Gesteinsspalten, der Tektonik und dem hydrographischen Netz des Gebirges bei Heidelberg.“ Verhandl. d. Naturhist.-med. Vereins zu Heidel- berg. N. F. 11. H. 1. 1910. p. 7. 2 J. Dinu, (der gleiche Titel wie 3, abgekürzt) „. . . . im östlichen Pfälzerwald (Haardt).“ Verh. d. Nat.-med. Ver. zu Heidelberg. N. F. 11. 3. Heft. 1912. p. 238. 3 B. Engstler, „ in den östlichen Mittel vogesen.“ Verh. d. Nat.-med. Ver. zu Heidelberg. N. F. 12. 3. Heft. 1913. p. 372. 4 Kurze Zusammenfassung über den Aufbau des Seengebirges bei Frech, Gebirgsbau der Alpen. Tscherm. Mitt. 1908. p. 275 — 276. 5 Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. N. F. 16. 19C5. 6 Harada, „Das Luganer Eruptivgebiet.“ N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. II. 1882. p. 1. 666 0. Seitz, Ueber die Tektonik von Lugano. B. G. Escher1 erst vor kurzem von dem Monte San-Salvatore veröffentlicht hat. Die normale Aufeinanderfolge von kristallinen Schiefern, Verru- cano , Muschelkalk , Raibler Schichten und Hauptdolomit kannte man bisher an der Längs Verwerfung nur von einer Stelle : am Ufer des Corner Sees im Norden von Menaggio. Es gelang mir, noch zwei andere Punkte aufzutinden — im Norden der Fojorina- Gruppe und im Norden der Denti della Vecchia-, — , bei denen der gleiche Zusammenhang der Schichten gewahrt bleibt, wenn auch einzelne Stufen stark ausgequetscht erscheinen. Daraus scheint mir hervorzugehen , daß die Längsverwerfung in ihrem ersten Stadium als Flexur angelegt war und daß erst bei weiterer Senkung teilweise ein Zerreißen der Schichten eingetreten ist. Die Sprunghöhe der Absenkung beträgt über 2000 m. An drei Punkten des N — S verlaufenden Querbruches konnte ein östliches Einfallen von ca. 70° beobachtet werden. Es ist daher die Annahme berechtigt, daß der Quersprung in seinem gesamten Verlauf östliches Einfallen besitzt, also den Charakter einer echten Verwerfung trägt. Die Wirkung des horizontalen Schubes ist in den steilen Überschiebungen und in den Faltenzügen zu erkennen, die sich z. T. bis in die Alta Brianza hinein verfolgen lassen und die in einem auffallenden Gegensatz zu der ganz bedeutenden vertikalen Absenkung der mesozoischen Sedimente gegenüber den kristallinen Schiefern stehen. Es drängt sich hier sofort die Frage auf: Konnte eine derart bedeutende Senkung gleichzeitig mit der Fal- tung erfolgen? Eine Beantwortung dieser Frage hängt natürlich von den hypothetischen und theoretischen Voraussetzungen ab, von denen man ausgeht. Vielleicht kommt man der Wirklichkeit am nächsten , wenn man folgende Erklärung gibt : Senkung und Faltung fanden zu verschiedenen Zeiten statt. Zuerst erfolgte die Absenkung an einer Flexur im Norden und an einer Verwerfung im Westen ; dann begann die Faltung. Eine genauere Begründung dieser Auffassung fällt über den Rahmen einer vorläufigen Mit- teilung hinaus. Es liegt mir fern, diese Auffassung ohne weiteres zu ver- allgemeinern und auf die ganzen Südalpen auszudehnen. Es muß vielmehr die Aufgabe der weiteren Forschung bleiben, die aus einem beschränkten Gebiet heraus gewonnene Erklärung zu prüfen. Ein zweiter Teil meiner Untersuchungen war den Harnischen gewidmet. Eine schematische Darstellung erreichte ich mittels der stereographischen Projektion. Unter Verwendung des Wulff- sclien Netzes können sämtliche Daten eines Harnisches in jeder 1 B. G. Escher, „Geologie und Petrographie der San-Salvatore-Halb- insel bei Lugano.“ Eclogae geologicae helveticae. 12. 1913. p. 722. F. Heritsch, Richtigstellungen zu L. Kober’s Angaben etc. 667 beliebigen Lage aus drei gegebenen Größen mechanisch errechnet werden. Bei der Faltung erfolgten die Harnischverschiebungen längs den Schichtflächen genau wie bei dem seitlichen Zusammen- schieben eines Bündels Blätter, d. li. die Schichten des Mulden- kernes schieben sich immer eine über der andern über die äußeren Schichten hinaus. Diese Tatsache ist ja bereits von Albert Heim und neuerdings von K. Akdree erkannt worden. Doch fehlte bis- her der genaue Beweis, der nur durch Beobachtung des relativen Bewegungssinnes an vielen Harnischen zu erbringen war. Die zahlreichen Steinbrüche und Straßeneinschnitte am Monte Bre lieferten hierzu die nötigen Aufschlüsse. Diese mikrotektonischen Bewegungen — wenn ich so sagen darf — sind noch viel kom- plizierter, als man erwarten sollte. Zahlreiche Harnische, die als Verwerfungen und Überschiebungen ausgebildet sind, zerschneiden die Schichten und scheinen die Falten in ein Haufwerk von Blöcken aufzulösen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, diese Verschie- bungen ohne jede erklärende Zeichnung in einer vorläufigen Mit- teilung beschreiben zu wollen. Richtigstellungen zu L. Kober’s Angaben über das Paläozoicum von Graz. Von Franz Heritsch in Graz. Die Auseinandersetzungen Kober’s über den Deckenbau der östlichen Nordalpen (Denkschriften d. Kais. Akademie der Wissen- schaften in Wien. 88. 1912) zeichnen sich dadurch aus, daß sie jeder genaueren Auseinandersetzung über zu mindestens strittige Fragen ausweichen; besonders fordern seine Angaben über das Paläozoicum von Graz zum Widerspruch heraus ; daher mögen im folgenden einige Richtigstellungen gegeben werden. Wer Kober’s Ausführungen durchsieht, wird den Eindruck bekommen, daß die enragiertesten Anhänger der „mechanischen Freibeuterlust der Deckentheorie“ eine eigene, für die vorgebrachten Ausführungen Stimmung machende und einnehmende Schreibweise — Deckenstil — haben. Kober’s Ausführungen über das Paläozoicum von Graz zeigen ein sehr geringes Maß von Exaktheit; wirklich detaillierte An- gaben, die ein Nachprüfen gestatten würden, fehlen durchaus. Bemerkenswert sind die beiden Profile Kober’s (p. 352, 353), welche außer dem Namen Wolfseck und der Himmelsrichtung keine Bezeichnung tragen; jeder Größenmaßstab fehlt; sie sind, da sie weder im Terrain nachprüfbar sind, noch eine Nebenstellung zu anderen Profilen (infolge des fehlenden Maßstabes und der fehlenden Lokalbezeichnungen !) erlauben, wertlos. Nun zu den Profilen F. Heritsch, Richtigstellungen zu L. Kober’s Angaben 668 selbst ! Kober legt durch die Profile den Überscliiebungskontakt zwischen unterer und oberer Grauwackendecke, d. i. also zwischen ober- und unterostalpin l. In den Profilen unterscheiden sich die beiden Serien aber gar nicht; denn in den Quarziten (oberostalpin) treten Grünschiefer auf, d. h. ein Glied, das für die tieferen Stufen des Paläozoicums von Graz, d. i. im Sinne Kober’s unterostalpin, charakteristisch ist. — Zum zweiten ist zu bemerken, daß es im „Oberostalpinen“, d. h. im Unterdevon von Graz keine Quarzite gibt, wie ich schon längst angegeben habe2, sondern daß es aus- nahmslos Sandsteine sind. Ferner treten, was man natürlich auf kurzen Orientierungstouren nicht feststellen kann, in sehr tiefen Niveaus Sandsteine auf, die ich, über Schöckelkalken liegend, auf viele Kilometer im Streichen verfolgt habe; das sind sozusagen Sandsteine an der Basis der Semriacher Schiefer. — Die Kober- schen Profile durch das Wolfseck können daher als normale Serie von Sedimenten angesehen werden, denn jede Notwendigkeit, in dem „Quarzit“ eine Schubmasse zu sehen, entfallt. Und wenn der Sandstein auch unterdevonisch ist, so ist noch immer kein Beweis eines Deckenkontaktes erbracht, denn das Durchlegen eines ano- malen Kontaktes ist nur die Forderung einer Hypothese, deren Richtigkeit oder Anwendbarkeit für diesen Fall erst nachzu- weisen wäre. Kober stellt (p. 352) den Schöckelkalk, der nach ihm nicht mehr Schichtung zeigt, dem Hochlantschkalke, der eine ausge- sprochene Schichtung hat, gegenüber. — Gerade das Gegen- teil ist der Fall! Der Hochlantschkalk ist auf viele Quadrat- kilometer oft ganz ungeschichtet, und im typischen Hochlantsch- kalke fehlen die Schichtungen überhaupt. Der Schöckelkalk zeigt aber meistens die beste Schichtung, nicht nur dort, wo schieferige Einlagerungen oder Sandstein in ihm auftreten3. Über die mangel- hafte Schichtung des Hochlantschkalkes wäre bei mehreren Autoren Belehrung zu finden gewesen, so z. B. beschreibt ihn Vacek mit folgenden Worten: „Es ist ein lichtgrauer, dichter, schlecht ge- schichteter Kalk . . .“ 4. Dem Schöckelkalk schreibt Kober „im großen den Bau einer unter hoher Belastung erzwungenen , gegen Norden gerichteten liegenden Falte“ zu (p. 352). Ich bedaure, diesen Scharfblick nicht zu besitzen und keine liegenden Falten sehen zu können. Von Frohnleiten gibt Kober eine liegende Falte an. Ich habe 1 Über die Bedeutung dieser Termini siehe F. Heritsch, Geol. Rund- schau. 5. 1914. p. 285 ff. 2 Dies. Centralbl. 1911. p. 769. 3 Kober meint, daß man die Pressungsrichtung der Kalke früher für Schichtung gehalten hat. Das wird derjenige, der die feinen Einlagerungen in den Schöckelkalken kennt, auch heute noch tun. 4 Verh. d. geol. Reichsanstalt. 1891. p. 49. über das Paläozoicum von Graz. 669 diese Falte, die überdies nur eine verkehrte S-Falte und keine liegende Falte ist1, schon viel früher beschrieben2, was Kober die richtige Einschätzung der „Faltungserscheinungen bei Frolin- leiten“ erleichtern hätte können. Kober gibt an, daß der Clymenienkalk von Steinbergen auf Obersilur liegt, was ganz neu ist, denn alle Autoren haben bisher durch Lokalaugenschein festgestellt, daß der Clymenienkalk von Steinbergen auf der Dolomit-Sandsteinstufe liegt; darüber hätte Kober bei Vacek3 und anderen Autoren Belehrung finden können. Das dem Oberdevon von Steinbergen zunächst gelegene Vorkommen von Obersilur liegt ca. 5 km entfernt! Zweifellos liegt bei Kober eine Verwechslung vor; denn am Eichkogel bei Rein liegt Clymenienkalk der Kalkschieferstufe (welche hier allerdings nach Kober Carbon sein müßte, da sie Grünschiefer enthält) be- nachbart. Dieses Beispiel fordert zum Protest gegen diese Art von Literaturbenützung heraus ! Die Breccien, welche Penecke als Einlagerungen in den tiefsten Partien des Clymenienkalkes vom Eichkogel bei Rein festgestellt hat, sind einfache Sedimen- tationsprodukte; denn die Transgression des Oberdevons erscheint mir nicht so merkwürdig wie Herrn Kober, zumal die Clymenien- kalke über Unteidevon liegen. Das Vorkommen der von Penecke kurz erwähnten und als fragliches Culm bezeichneten schwarzen Schiefer des Schloßwastel- grabens hat Kober kurz erwähnt; vielleicht würde er auf diese Gesteine weniger Gewicht legen, wenn ihm seine Studien gezeigt hätten, daß sie auch im Horizont des Heliolites Barranäi (z. B. Pleschkogel) Vorkommen. — Kober sagt (p. 34), daß unter den Clymenienkalken von Rein die „tieferen Glieder des Devon ganz fehlen“; das ist falsch, denn unter den Clymenienkalken des Eich- kogels liegen fossilführende Kalke mit Favosites styriaca (= Korallen- kalk des Plabutsch) und Dolomite und Sandsteine des unteren Unterdevons. Die Mächtigkeit dieser Unterlage (Südseite des Eich- kogels) beträgt ca. 250 m! Ferner erwähnt Kober (p. 35) die roten, vielleicht gosauischen Konglomerate der Bärenschützklamm, die „auf dem Schöckelkalk auf liegen“. Diese Behauptung wird durch die Festellung in das rechte Licht versetzt, daß man von 1 Wenn es eine liegende Falte wäre, dann würde ihre Stirne nach Südosten schauen, also der Deckentektonik einen bösen Streich spielen. 2 Mitteil. d. naturwiss. Vereins f. Steiermark. 1905. p. 217. Es wäre richtiger gewesen, wenn Kober die Stelle angegeben hätte, an welcher die liegende Falte des Schöckel zu sehen ist oder vielmehr den Ort, wo er sie gesehen hat, als an zwei Stellen seiner Studie zu versichern, daß sie vor- handen ist. Gewiß wären alle Lokalkenner Kober sehr dankbar für eine solche Angabe, welche den Schatz der tektonischen Phänomene in der Um- gebung von Graz so außerordentlich vermehren würde. 3 Verh. d. geol. Reichsanstalt. 1891. p. 48. F. v. Huene, (370 den Konglomeraten der Bärenschützklamm bis zum nächsten an- stehenden Vorkommen von Schöckelkalk einige Kilometer zu gehen hat! Kober führt zum Beweise, daß man das Paläozoicum von Graz in eine untere und obere Grauwackendecke zertrennen müsse, auch die Mächtigkeitsschwankungen an. Das angeführte Beispiel ist schlecht gewählt, denn Kober stellt die mehrere hundert Meter betragende Mächtigkeit des Schöckelkalkes am Schöckel den wenigen Metern desselben in der Breitenau gegenüber. Dabei vergißt Kober, daß mehr als 20 km Luftlinie zwischen den beiden Vorkommen liegen, daß natürlich vor der Faltung die Entfernung viel größer war. Es gäbe in der Gegend von Peggau — Frohnleiten (z. B. Peggauer Wand) andere Beispiele von Mächtigkeitsschwankungen im Schöckelkalk ; aber auch diese gehen nicht über das Maß hinaus, das die Trias der Nordalpen bietet. — Es erscheint so die Er- klärung von Mächtigkeitsschwankungen auf tektonischem Umwege zu komplizieren, eine undankbare Aufgabe zu sein. Ferner stellt Kober mit Unrecht die höhere Metamorphose der drei unteren Stufen des Paläozoicums von Graz dem Devon gegenüber; denn auch im Devon treten genau so metamorphe Phyllite auf wie im Liegenden ; es sind derartige Schiefer im Gebiete des Geyerkogels und Bockkogels bei Straßgang zu nennen. Das sei an Richtigstellungen gegeben. Es ist klar, daß eine auf eine solche anfechtbare Beweisführung gegründete Tektonik nicht nur nicht Vertrauen erweckend ist, sondern vielmehr zur Vor- sicht den anderen Ausführungen gegenüber mahnt. Coelurosaurier-Reste aus dem unteren Muschelkalk. Von Friedrich von Huene in Tübingen. Mit 2 Textfiguren. Reste nicht mariner Wirbeltiere gehören im unteren Muschel- kalk Deutschlands zu den größten Seltenheiten. Daher möge es dem Schreiber zugute gehalten werden , wenn er auf zwei nur unvollständige und nicht einmal ganz akkurat bestimmbare Knochen hinweist. Sie gehören dem Herrn Redakteur König in Heidelberg, der sie dem Schreiber in dankenswertester Weise zu diesem Zweck zur Verfügung stellte. Es sind beides Proximalenden von Femora. Das kleinere Stück (Fig. 1) stammt aus einem nicht genauer be- kannten Horizont des unteren Muschelkalks von der Schattenmühle an der Straße nach Reiselüngen, Amt Bonndorf in Südost-Baden, das größere (Fig. 2) aus der Zone der Homomya Albertii im Zement- bruch von Diedesheim bei Mosbach, Nord-Baden. Die Diapliyse des längeren der Exemplare ist durch Gebirgsdruck flachgedrückt, Coelurosaurier-Reste aus dem unteren Muschelkalk. 671 aber an der oberen Hälfte und an dem anderen Stück erkennt man, daß der Querschnitt des Knochens langoval, dieser also von stark komprimierter Gestalt war. Das Proximalende ist nur wenig dicker und verbreitert sich medialwärts zu einem vorragenden Caput. Die proximale Endfläche ist von wülstigen Rändern ein- gesäumt; sie ist von medial nach lateral zu einer konvexen Wöl- bung gekrümmt, deren höchster Punkt der lateralen Ecke näher liegt als der medialen. Von den Längsseiten der Diaphyse ist Fig. 1. Proximalende eines rechten Coeluro- Fig. 2. Proximalende saurier-Femur. a von vorn, b Querschnitt an eines rechten Coeluro- der Bruchfläche, c proximale Fläche. 1:2. scmms-Femur von hinten. Schattenmühle, Amt Bonndorf. 1 : 2. Diedesheim bei Mosbach. die eine stärker gewölbt als die andere, erstere halte ich für die vordere (resp. obere). Danach wären beides rechte Femora. Dem längeren der beiden Stücke fehlt die äußerste mediale Ecke des Caput. Die Maße sind folgende: Kleines Größeres Stück I Stück II Proximale Breite (von der medialen zur lateralen Ecke) Größte Dicke des Knochens am Proximalende . Breite des Knochens an der distalen Bruchfläche Dicke „ „ „ „ „ „ Breite an der I entsprechenden Stelle .... Dicke ,, „ „ „ ,,.... Breite des Knochens an der distalen Bruchfläche Dicke „ ,, „ „ „ „ Erhaltene Länge des Knochens cm cm 6,0 5,7 2,3 2,4 3,4 — 1,5 — — 3,6 — 1,1 — 2,5 — 1,1 3,5 8,1 Die ganze Länge dieses Femur mag 25 — 30 cm betragen haben und wahrscheinlich war es stark gekrümmt. Die Wände 1 aber wohl ursprünglich 6.3. 672 Miscellanea. sind dünn und der Knochen war hohl. Das Femur erinnert mich am meisten an das von mir als Procerosaurus cruralis beschriebene 1 aus dem obersten Muschelkalk von Crailsheim, dem zwar das proxi- male Gelenkende fehlt. Auch sind die beiden neueren Funde wesent- lich kleiner. Weder hier noch dort ist ein Trochanter erkennbar. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es sich in beiden Fällen um Tany- strophaeus handelt, aber um verschiedene Arten im oberen und unteren Muschelkalk. Jedenfalls gehören die beiden Femora aus dem unteren Muschelkalk keinem Saurischier aus der Verwandtschaft von Theco- dontosaurus oder den Plateosauriden an, noch auch sind sie aus der Teratosaurus-Pe ihe. Auch mit Pseudo- und Parasuchiern hat dieses Femur nichts zu tun. Etwas mehr Ähnlichkeit wäre mit Kroko- dilen, die es aber in jener Zeit noch nicht gibt. Außer mit Pro- cerosaurus ist auch mit Saltopus aus der mittleren Trias von Eigin eine gewisse Ähnlichkeit zu konstatieren. Am besten scheint mir das Femur in die Coelurosaurier-Gruppe der Podokesauriden zu passen, wie ich sie kürzlich gefaßt habe; mit Podokesaurus selbst ist die Ditferenz zwar ziemlich stark. Das Tier war offenbar sehr leicht gebaut und erinnerte vermutlich in seiner Gestalt an Saltopus. Wenn es sich auch nur um Fragmente handelt, so haben sie doch ein doppeltes Interesse; einmal sind Reste von Landtieren im unteren Muschelkalk große Seltenheiten, und dann sind die ältesten Coelurosaurier noch sehr wenig bekannt, so daß schon jedes kleine Stück einen geringen Beitrag zu ihrer Kenntnis liefert. Miscellanea. Herr Dr. L. Wulff in Parchim, durch seine vielfachen Kristalli- sationsversuche bekannt, teilt mit, daß er im Begriff steht, eine etwa 5 Bogen starke, wahrscheinlich nicht im Buchhandel er- scheinende Abschlußarbeit unter dem Titel: Fragmente zur Theorie und Praxis der Kristalle, herauszugeben. Außer mit einigen kleinen Einzelnotizen beschäftigt sie sich kurz mit der Theorie der Kristall- struktur und der Kristallherstellung und mit den früheren Arbeiten des Verfassers, sodann mit der Ausnützung der Kristallographie und Kristallzucht im Unterricht, sowohl im Anschluß an Mathe- matik und Zeichnen, als an Mineralogie, Chemie und Physik, ferner ziemlich ausführlich mit de Zuckerkristallisation und endlich mit des Verfassers Versuchen mit Natronsalpeter zu optischen Zwecken. Es wird zur Subskription zum Höchstpreis von 2 Mk. (Selbst- kosten) bei dem Herbarmaterialien- Verlag in Parchim in Mecklen- burg aufgefordert. 1 Geol. u. Pal. Abh. 10, 1. 1902. p. 64. Taf. 9, 1. Ibidem 15, 4. 1910. p. 25 — 30. ( Saltopus und Procerosaurus.) Voigt & Hochgesang * Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aufschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30 — 1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. Ersatz für Kanadabalsam. = Kollolith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. Prospekte kostenlos! 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Hofbuohdruokerei Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart 15. November \\ 1914 No. 22 STUTTGART 1 E. Schweizerbart’sche Verla Centralblatt für Mineralogie, Geologie in Verbindung Neuen Jahrbuch für Minerale Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg in Breslau in Berlin Monatlich 2 Nummern. Für Nichtahonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Dieser Nummer ist beigefügt ein Prospekt der E. Schweizerbartschen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart, betreffend Wanner, Paläontologie von Timor, Liefg. 1. Seite Inhalt. Original-Mitteilungen etc. Mügge, 0.: XJeber die Lublinit genannte, angeblich neue Modi- fikation des kohlensauren Kalkes 673 Brouwer, H. A.: lieber n,ormalsymmetrische Amphibole aus -Nieder- ländisch Ost-Indien 675 Kalb, Georg: Petrographische Untersuchungen am Granit von Bornholm. Mit 1 Textfigur. (Schluß folgt.) 679 Oppenheim, Paul: Alttertiäre Korallen vom Nordrand der Madonie in Sizilien. Mit 1 Textfigur 687 Miscellanea 703 Personalia. 704 Professor Dr. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nachf. Dr. Max Büchner. Heidelberg Brunnengasse 1 4 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersuchungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — - Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. = Prospekte auf Verlangen. Mineralien Petrefakten, Gesteine, Konchylien usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineralien-Comptoir - — - Heidelberg. ■ Rufnummer 2928 .*. .-. Telegr.-Adr. : Mineral, Heidelberg Listen auf Wunsch gratis. 0. Mügge, Ueber die Lublinit genannte, neue Modifikation etc. 673 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Über die Lublinit genannte, angeblich neue Modifikation des kohlensauren Kalkes. Von O. Mügge in Göttingen. Da bei der weiten Verbreitung des kohlensauren Kalkes das Auffinden einer neuen Modifikation von großem Interesse ist, wurde die kürzlich von Eich. Lang1 als „Lublinit“ beschriebene Kalkmilch einer Untersuchung unterworfen. Die Probe stammte von Adamstal bei Brünn2 und ist eine der von R. Lang beschriebenen ähnliche feinerdige, weiße, hie und da etwas bräunliche Masse, die nach mikroskopischer Untersuchung aus zusammengeflockten, sehr feinen Nädelchen besteht, zwischen welchen ziemlich reichlich etwas größere farblose Nädelchen und spärlich Reste organischer Substanz (anscheinend Pflanzengewebs- teile, Härchen und Pollenkörner ) liegen. Die größeren und kleineren Nädelchen scheinen nicht verschieden, alle sind doppelbrechend, die Interferenzfarbe meist weiß I. Ordnung, im Maximum blau II. Ord- nung (was bei der Annahme, es liege Kalkspat vor, einer Dicke )> 1 bis 3 /li entsprechen würde). Die Umrisse der feinen Nädelchen sind meist scharf geradlinig, die der dickeren öfter etwas unregelmäßig wellig, auch sind sie am einen Ende etwas tuben artig erweitert, am andern Ende spitz auslaufend oder unregelmäßig abgebrochen. Außerdem finden sich aber annähernd fadenförmige, unregelmäßig krumme, auch scheint zuweilen ein Kanal oder eine Rinne in ihnen zu verlaufen, die sich auch in einer Erniedrigung der Interferenzfarbe bemerklich macht, ebenso feine, dem Umriß parallel laufende schwach konvergierende Streifen. Wälzt man die feinen Gebilde zwischen Objekt- und Deckglas, so scheint es, daß sie nicht zylindrisch oder schwach konisch, sondern diinntafelig sind, indessen ist das nicht sicher zu erkennen. Die Nädelchen sind ausnahmslos optisch einheitlich, die Aus- löschung erfolgt unter wechselndem Winkel zur Längsrichtung, meist etwa 30 — 40°, der optische Charakter dieser Richtung scheint zu schwanken 3. Im konvergenten Licht gelang es nur einmal, ein 1 R. Lang, N. Jahrb. f. Min. etc. Beil.-Bd. XXXVIII. p. 121. 1914. 2 v. Zepharovich, Lexikon I, p. 38, gibt an, daß dort in einer Höhle Kalksinter Vorkommen. 3 R. Lang gibt an einen Winkel von 0—45 bei negativem Charakter. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 43 674 0- Mügge, Ueber die Lublinit genannte, neue Modifikation etc. Interferenzbild zu erhalten, es zeigt optische Einachsigkeit oder schwache Zweiachsigkeit, der Charakter der Doppelbrechung ist nicht sicher zu erkennen. Die Brechung war für den einen Strahl deutlich höher, für den andern z. T. wenig niedriger als Canadabalsam. Für die Entstehung dieser Gebilde besonders bezeichnend scheint mir, daß die oben erwähnten krummlinigen, wie gebogen aussehenden Fädchen gleichwohl einheitlich, d. h. an allen Stellen gleichzeitig auslöschen, denn daraus geht hervor, daß ihre Form ihrer Kristallstruktur nicht entspricht, daß also, da diese Form bei ihrer Regelmäßigkeit und Konstanz kaum eine Lösungs- form sein kann, wahrscheinlich Pseudomorphosen vor- liegen. Längere Zeit auf 430° erwärmt, bleiben die Nüdelchen un- verändert, speziell zeigt sich kein Zerfall in optisch verschieden orientierte Körnchen1, es ist also nicht wahrscheinlich, daß sie Aragonit oder eine andere, noch weniger beständige Modifikation von Ca C 03 sind. Beim Erhitzen auf dunkle Rotglut verlieren die Fädchen ihre Doppelbrechung und liefern bei Zusatz von Wasser große (anscheinend rhombische) Blättchen von Ca(OH)2, aus denen beim längeren Stehen an der Luft zierliche Rhomboeder von Kalk- spat hervorgehen. Die Hauptmasse der Kalkmilch löst sich unter Brausen in verdünnter Essigsäure , es bleibt neben den oben erwähnten organischen Resten eine nur geringe Menge flockig-schleimigen Rückstandes, dieser enthält indessen noch eine relativ große Menge kurzer feiner Fädchen von ganz demselben Aussehen wie die oben beschriebenen, aber noch feiner. Auch optisch weichen diese nicht merklich von jenen ab, speziell löschen auch hier krummlinige doch einheitlich aus. Auch bei wiederholtem Zusatz von kon- zentrierter Essigsäure lösen sich diese Fädchen nicht auf und durch ihre große Zahl erscheinen die schleimigen Flöckchen, wenn man so Kleines mit Großem vergleichen darf, zwischen gekreuzten Nicols wie Sternnebel. Läßt man dann aber etwas verdünnte Salzsäure zutreten, so verschwinden die Nüdelchen unter Gas- entwicklung und in den Flöckchen markiert sich die Grenze, bis zu der die Säure vorgedrungen ist, durch völlige Dunkelheit zwischen gekreuzten Nicols. Danach ist anzunehmen, daß diese feinen Nädelchen Dolomit (oder Magnesit) sind, deren gesondertes Auf- treten bei der geringen Mischbarkeit von CaC03 und MgC03 nicht weiter auffallend ist. Nach allen diesen Beobachtungen scheint mir keine Veran- lassung zu sein, die hier untersuchten Gebilde für eine neue Modifikation von CaC03 zu halten. Wären es Kriställchen, so* 1 Wie z. B. bei der Eisenblüte (Aragonit) von Eisenerz. H. A. Brouwer, lieber normalsymmetrische Amphibole etc. 075 müßte man doch wohl einen bestimmten Habitus und damit auch eine bestimmte Orientierung der Auslöschungsrichtung zum Umriß erwarten1 und vor allem sollte dann in den krummen Fädchen die Auslöschung der Krümmung folgen. Da beides nicht der Fall ist, liegen wahrscheinlich Pseudomorphosen vor , nicht nach andern Kristallen (speziell nicht nach Aragonit), sondern vermutlich nach organischen Resten. Dafür spricht auch die tubenartige Erweiterung mancher, die feine, nicht parallele Riefung und die Begleitung durch (? hohle) Fasern ähnlicher Form, die aber (wie meines Wissens alle solche organischen Fasern etc.) parallel ihrer Längs- richtung auslöschen (wo sie gebogen sind, parallel der Tangente an die Krümmung) , vielleicht handelt es sich um Füllungen solcher hohler Härchen , wobei letztere selbst nur selten er- halten sind. Hinzu kommt, daß man bei Annahme einer neuen Modifikation von Ca C 03 auch die Existenz einer ganz ähnlichen neuen für die in Essigsäure nicht löslichen Teile der Kalkmilch (MgC03 • CaC03 oder MgC03) zugeben müßte. Es wurden noch Versuche angestellt, an den feinen Härchen durch Zerreiben Spaltrisse und Zwillingslamellen hervorzurufen, indessen nicht mit sicherem Erfolg. Das spricht indessen nicht gegen Kalkspat, denn letztere entstehen nur bei scheerenden Kräften, die natürlich an so kleinen Gebilden nicht leicht anzu- bringen sind, und beide sind auch an ähnlich fein verteiltem ge- quetschtem Kalkspat nicht mit Sicherheit zu erkennen. Über normalsymmetrische Amphibole aus Niederländisch Ost-Inuien. Von H. A. Brouwer in Batavia. Die seltenen Amphibole mit normalsymmetrischer Ebene der optischen Achsen sind mir von drei verschiedenen Inseln des Archi- pels bekannt geworden (Moa, Leti und Celebes). Sie treten alle in dynamometamorphen Gesteinen auf und zeigen blaue bis violette Absorptionsfarben. Manchmal treten sie in zonaren Kristallen zu- sammen mit Amphibolen mit symmetrischer Lage der optischen Achsenebene auf, beide sind dann durch Übergänge miteinander ver- bunden. Moa. In Quarzepidotchloritschiefern, welche von mir in 1911, während Prof. Dr. G. A. F. Molen graaff’s Timor-Expedition, am Gunung Tiomissa gesammelt wurden, kommt ein crossitischer 1 Durch das Fehlen der letzteren wird die Bestimmung als „monoklin“ illusorisch. 43* H. A. Brouwer, Ueber normalsj'mmetrische Amphibole 076 Amphibol vor mit kleinerem Aclisenwinkel und kleinerer Auslöschungs- schiefe wie die der meist verbreiteten Crossite. Die dichten bis sehr feinkörnigen Gesteine zeigen makro- skopisch einige, bis 2 cm lange aber meistens viel kürzere Mandeln, die stark in die Schieferrichtung des Gesteins verlängert sind. Das feinkörnige Gemenge hat graue Farbe mit ebenfalls in eine Richtung verlängerte dunkle und helle, meist gelbliche Flecke, weil einige Quarzkriställchen oder Aggregate von Quarzkörnern schon makroskopisch erkannt werden. U. d. M. sieht man ein Gemenge von farblosen Mineralien mit viel Epidot und Zoisit, ziemlich viel Erz und weniger Chlorit, Sericit und Amphibol. Die größeren Mandeln bestehen hauptsächlich aus Calcit (oft mit polysynthetischer Zwillingsbildung), begleitet von Quarz und Mineralien der Epidotgruppe. Bisweilen ist der Quarz hauptsächlich beschränkt auf die Randzone und der Calcit hauptsächlich auf die inneren Teile der Mandelfüllung. Aggregate von Quarzkörnern füllen für sich allein zahlreiche verlängerte Teile im Gestein, oft wird der Quarz aber begleitet von Epidot und Zoisit, von denen die makroskopisch gelbe Farbe herrührt; ausnahmsweise kommt neben diesen Mineralien auch Feldspat vor. Der Quarz bildet auch größere, einsprenglingähnliche Kristalle mit undulöser Auslöschung, die im Gegensatz zu den hierunter zu erwähnenden Plagioklasen einschlußfrei sind; wohl dringt das fein- körnige Gemenge bisweilen in die Quarzkristalle ein oder isolierte Partien werden umschlossen. In dem feinkörnigen Gemenge der farblosen Mineralien wurden polysynthetische Zwillinge nur aus- nahmsweise wahrgenommen und gewiß besteht es hauptsächlich aus Quarz. Deutlich polysynthetisch verzwillingte Porphyrobiaste ohne kristallographische Begrenzung sind ziemlich zahlreich, sie schließen zahlreiche Epidot- und Zoisitkriställchen, Sericitblättchen und auch Quarz ein. In Schnitten, welche ungefähr senkrecht waren zur stumpfen negativen Bisektrix, wurde ein Auslöschungs- winkel von 17° mit den Zwillingslamellen gemessen. Die dunklen, in eine Richtung verlängerten Flecken bestehen hauptsächlich aus einem grünen Chloritaggregat, blauem Amphibol und in eine Richtung stark verlängerten Kristalle von Erz. Auch Quarz, Epidot und ausnahmsweise etwas Feldspat und grüner oder brauner Biotit kommen bisweilen neben den übrigen Gemengteilen vor. Wie in den helleren Flecken haben die Gemengteile hier viel größere Dimensionen wie in der Hauptmasse des Gesteins. Der Amphibol ist stark pleochroitisch, Längsschnitte haben bald positiven, bald negativen optischen Charakter. Im letzten Falle sind die Schnitte nur wenig pleochroitisch mit dunkelblauer Absorptionsfarbe für die parallel zur Achse der größten Elastizität schwingenden Strahlen und dunkelblauer Farbe mit Stich ins Violett für die senkrecht dazu schwingenden Strahlen: aus Niederländisch Ost-Indien. 677 C dunkelblau mit Stich ins Violett ± = b > a dunkel- schwach grünlich- blau gelb bis fast farblos Die spitze negative Bisektrix liegt in der Symmetrieebene, der Achsenwinkel 2 E = + 100 °, der Auslöschungswinkel b : C = 18°. Dieser Amphibol hat für die parallel der C-Achse schwingenden Strahlen eine weniger stark violette Absorptionsfarbe, wie die der normalen Crossite, und ihre Auslöschungsschiefe und optischer Achsen- winkel sind kleiner. In zum Teil amphibolitisierten diabasähnlichen Gesteinen aus einem Konglomerat beim Brunnen Priga Tiga, welche auch während Prof. Molengraaff’s Expedition gesammelt wurden, sind crossitische Amphibole sehr zahlreich. In geringer Menge kommen zonar gebildete Kristalle vor, in denen aktin olithischer oder braungelber Amphibol durch Übergänge mit crossitischem Amphibol ver- bunden sind. Die Gesteine sind makroskopisch einem frischen Diabas noch sehr ähnlich ; u. d. M. sieht man größere Augitkristalle, die meist nur teilweise und bisweilen gar nicht verändert sind, in einem feinkörnigen Gemenge von verändertem Augit, viel Chlorit, frischem Feldspat, blauem Amphibol, grünem und wenig blauem Amphibol, Calcit, Ilmenit, Titanit (Leukoxen) und sehr wenig Apatit. Epidot und Calcit findet man hauptsächlich in den veränderten Augit- kristallen. Der Titanit ist zum Teil als trüber Leukoxen an der Stelle von früheren Ilmenitkristallen angehäuft, zum Teil kommt er auch im Gestein zerstreut vor. Die Feldspäte sind meistens polysynthetisch verzwillingt und gehören zum Teil gewiß zu Albit, der Chlorit dringt in viele Feldspatkristalle ein, die auch oft einen Anfang von Sericitisierung zeigen. Calcit, Epidot, Chlorit und Amphibol sind die Umwandlungs- produkte des Augits, es gibt teilweise Pseudomorphosen, die fast ausschließlich aus Calcit und solche, die nur aus Aktinolith bestehen. Den crossitischen Amphibol findet man fast ausschließlich außerhalb der veränderten Augite im feinkörnigen Mineralgemenge zerstreut ; nach Chlorit ist er der meist verbreitete Gemengteil des Gesteins. Die Schnitte senkrecht zur Prismenachse zeigen die stärkste Doppelbrechung und starken Pleochroismus von violett mit Stich ins Blau bis fast farblos. Die von blau bis fast farb- los pleochroitischen Schnitte zeigen oft eine zonar wechselnde Auslöschungsschiefe, die maximale, ausnahmsweise gemessene Aus- löschungsschiefe war 30°, meistens ist sie aber viel kleiner (12 bis 14°). Der Pleochroismus mit Leti. c violett mit Stich ins Blau > b > a hellgrünlich bis fast farblos blau 678 H. A. Brouwer, Ueber normalsymmetrische Amphibole etc. unterscheidet sich von dem des normalsymmetrischen Ampliiboles von Moa, weil die parallel der C-Achse schwingenden Strahlen violette Absorptionsfarben zeigen. Sehr untergeordnet sind zonare Kristalle, in denen diese crossitischen Amphibole mit Amphibolen mit symmetrischer Lage der optischen Achsenebene durch Übergänge verbunden sind. Bald bilden aktinolithische Amphibole eine schmale Randzone um den Crossit, bald bildet der Crossit die Randzone um einen braun- gelben Amphibol. Im letztgenannten Falle wurde in Schnitten nach (010) in der äußersten Randzone eine Auslöschungsschiefe von 14° gemessen, die nach dem inneren Teil gleichmäßig abnahm bis 9° und dann im braungelben Amphibol wieder zunahm bis 17°. Die Übergangszone von der blauen nach der braunen Farbe ist sehr schmal und die Grenze zwischen beiden Amphibolarten ver- läuft unregelmäßig. Beide Amphibole haben in diesen Schnitten positive Längsrichtung und der Kernamphibol ist pleochroitisch von hell bräunlichgelb bis bräunlichgelb. In Schnitten nach (100) hat der crossitische negative, der zentrale Amphibol hat positive Längsrichtung, der letztere hat die dunklere bräunlichgelbe Farbe und ist fast nicht pleochroitisch. Celebes. Kristalline Schiefer, die sehr reich sind an normalsymmetrischen Amphibolen, wurden in 1909 gesammelt vom Oberbergingenieur J. de Koning Knyff am Ostabhang des Latimodjong-Gebirges, nahe dem Passe Linke Palappa, zwischen den zwei Gipfeln Sikollong und Kottok Sia, östlich von Roni (Doeri, Abteilung Pare-Pare). U. d. M. zeigen sich diese Schiefer aus folgenden Mineralien zusammengesetzt : unverzwillingter Albit, Quarz, Amphibol, Epidot und Zoisit, Muscovit, Chlorit und Titanomagnetit, der zum größten Teil in Leukoxen umgewandelt ist. Die Amphibole haben zum allergrößten Teil normalsymmetrische Lage der optischen Achsenebene; in geringer Menge kommen auch glaukoplianähnliclie Amphibole vor, bisweilen findet man sie in zonaren Kristallen zusammen mit dem crossitischen Amphibol. Der normalsymmetrische Amphibol ist pleochroitisch von blau nach violett mit schwachem Stich ins Blau in Schnitten, welche senkrecht zur scharfen negativen Bisektrix sind. Die optische Achsenebene liegt, wie in den oben beschriebenen normalsymmetrischen Amphibolen senkrecht zur Säulenrichtung, der optische Achsen- winkel ist wechselnd, aber immer viel kleiner, wie der der nor- malen Crossite. Die Auslöschungsschiefe in Schnitten parallel (010) erreicht 14°, nur ausnahmsweise wurden größere Auslöschungs- schiefen beobachtet in zonaren Kristallen, mit zunehmender Aus- löschungsschiefe von den zentralen Teilen nach der Peripherie. Der Pleochroismus ist stark mit G. Kalb, Petrographische Untersuchungen etc. 679 c + = h > a violett blau mit schwachem hell grünlich- Stich ins Violett gelb bis farblos Amphibole mit gleichartigen, etwas helleren Absorptionsfarben aber mit symmetrischer Lage der optischen Achsenebene findet man in geringen Mengen im Gestein ; bisweilen sind sie in zonaren Kristallen mit den normalsymmetrischen Amphibolen durch Über- gänge verbunden. In Schnitten, senkrecht zur spitzen negativen Bisektrix, mit sehr kleinem optischen Achsen winkel für den Kern- amphibol (2 E = 30°) und größerem Achsenwinkel für die Rand- zone (2 E = 80 °), war die optische Achsenebene im zentralen Teil parallel zur, in der Randzone senkrecht zur Längsrichtung. Der Kernamphibol ist dem Glaukophan ähnlich, nur ist sein optischer Achsenwinkel kleiner und der Achsenwinkel des Randamphibols ist kleiner wie der des Crossits. Aus den oben erwähnten optischen Eigenschaften, deren genauere Untersuchung ich mir Vorbehalte, geht hervor, daß diese normalsymmetrischen Amphibole wahrscheinlich alle zu Glaukophan und Crossit intermediären Typen gehören1. In den zonaren Kristallen der Celebesgesteine ist eine Reihe dieser intermediären Typen im selben Kristall vereinigt und in einer Zone zwischen den normal- symmetrischen und den symmetrischen Amphibolen geht wahr- scheinlich der optische Achsenwinkel durch den Nullwert hindurch. Petrographische Untersuchungen am Granit von Bornholm2. Von Georg Kalb in Greifswald. Mit 1 Textfigur. In ihrem grundlegenden Werke „Über das kristalline Grund- gebirge der Insel Bornholm“3 halten Cohen und Deecke „das ganze Grundgebirge Bornholms für Granit, und zwar wahrschein- lich als eine ihrer Entstehung nach im wesentlichen einheitliche Masse“ 4, die überwiegend eine „deutliche Streckung und Schiefe- 1 H. A. Brouwer, Sur des amphiboles se rapprochant de la crossite dans des schistes cristallins de l’ile Celebes. Bull. Soc. frang. Minör. 36. 1913. p. 272. Vergl. auch L. Duparc, Sur des amphiboles zonöes du groupe de la crossite et de la glaucophane dans des schistes cristallins de l’Oural. Bull. Soc. frang. Miner. 37. 1914. A. Lacroix, Mineralogie de la France et de ses Colonies. 4. 2« partie. p. 800. 2 Auszug aus meiner Dissertation mit demselben Titel. Erschienen in den Mitteil. d. naturw. Vereins f. Neuvorpommern u. Rügen in Greifs- wald. 45. Jahrg. 1913. 3 Erschienen in den Mitteil. d. Geograph. Gesellschaft Greifswald. IV. 1891. 4 a. a. 0. p. 3. 680 G. Kalb, Petrographische Untersuchungen rung zeigt“ 1 2. Die Annahme, diese Eigenschaften auf sekundäre Einwirkung durch Druck zurückzuführen, scheint diesen Forschern am wahrscheinlichsten, da Mörtelstruktur, undulöse Auslöschung und gestörte Zwillingsbildung zu beobachten seien. Es war unsere Aufgabe, das Verhältnis der einzelnen Granit- arten zueinander nach ihrer chemischen und mineralogischen Zu- sammensetzung, sowie nach Struktur und Textur zu bestimmen. Fig. 1. Granitarten von Bornholm (Ussing). 1: 500000 2. Gliederung der Granitmasse von Bornholm. Nach der mineralogischen Zusammensetzung unterscheiden Cohen und Deecke Amphibolbiotitgranit und biotitführenden Amphi- bolgranit, der sich gegenüber dem weit vorwaltenden Amphibol- biotitgranit makroskopisch durch eine tief dunkelgraue Farbe aus- 1 a. a. 0. p. 35. 2 N. V. Ussing, Mineralproduktionen i Danmark ved Aaret 1900. p. 13. „Danmarks geologiske Undersögelse.“ II. Raekke No. 12. Kjöben- havn 1902 und N. V. Ussing, De gamle Dannelser paa Bornhohn. p. 34. „Danm. geol. Unders.“ III. Raekke No. 2. 1904. am Granit von Bornholm. 68 i zeichnet, die das Gestein äußerlich geradezu einem Gabbro ähnlich erscheinen läßt. Dieser makroskopisch sehr auffallende Unterschied beruht aber weniger auf der Menge der dunklen Gemengteile, unter denen Hornblende vorherrscht, als auf dem Reichtum des Feldspats und des Quarzes an Einschlüssen, wodurch diese Gemengteile ein fast schwarzes Aussehen bekommen. Nun steht nördlich von Hasle bei Rödklöv, in dem langen „Klondyke“ genannten, der Steilküste folgenden Steinbruch ein Gestein an, das makroskopisch dem biotit- führenden Amphibolgranit von Knudsbakke sehr ähnlich ist. Auch hier haben Feldspat und Quarz durch Einschlüsse eine dunklere Farbe, und Biotit und Hornblende halten sich an Menge ungefähr die Wage. Wie wir später sehen werden, sind sich diese Ge- steine auch nach ihrer chemischen Zusammensetzung und Beschaffen- heit der Feldspate so ähnlich, daß es zweckmäßig erscheint, die grundlegende Gliederung des Granits von Bornholm nicht auf ein an sich nicht sehr wesentliches mineralogisches Merkmal zu gründen. Den Amphibolbiotitgranit gliedern Cohen und Deecke noch nach Struktur und Textur 1 : „1. Der regellos mittelkörnige, nur durch die parallele An- ordnung kleiner Glimmerflasern etwas schiefrige Hauptgranit. 2. Der unverkennbar schiefrige und lagenweise durch die Menge des Glimmers wechselnde streifige Granit. 3. Der ziemlich grobkörnige Svanekegranit 2. “ Ussing gibt eine wenig abweichende Einteilung, die in der Karte auf p. 680 wiedergegeben ist. Dieser Forscher trennt den Granit des nördlichsten Teiles von Bornholm, Hämmeren, als „Hammergranit" vom Hauptgranit ab, was seine Berechtigung hat, wenn man die Streifung des Hauptgranites so stark betont, wie es Ussing durch den Namen „Stribet Granit“ tut. Zu weit scheint uns in der Einteilung von Ussing die Abtrennung des Yanggranites zu führen, eines Gesteins, in dem der Übergang des Hammergranites zum „Stribet Granit“ zum Ausdruck kommt. (Später hat Ussing den Typus „Vanggranit“ offenbar fallen ge- lassen, um ihn dem „Stribet Granit“ unterzuordnen3, wie er es schon früher mit dem „Gudhjemgranit“ tat.) In der Gliederung des Granites nach Textur und Struktur verdient noch ein besonderer Typus des „Stribet Granit“ hervor- gehoben zu werden, ein Gestein, das sich am südöstlichen Rande der Granitmasse vom Slamrebjerg gegen Paradisbakke hin erstreckt, seiner Zusammensetzung nach dem biotitführenden Amphibolgranit 1 Über den Sinn von Struktur und Textur vergl. „Fortschritte der Mineralogie.“ 2. 1912: L. Milch, Die primäre Struktur und Textur der Eruptivgesteine, p. 163 ff. und U. Grubenmann, Struktur und Textur der metamorphischen Gesteine, p. 208 ff. 2 Deecke, Geologischer Führer durch Bornholm. Berlin 1899. p. 28. 3 Ussing, De gamle Dannelser paa Bornholm. p. 37. 682 G. Kalb. Petrographische Untersuchungen 7q z CK CD cd CK 1— CD °P o S &■ ctq 2. £o W 5 p j-. p fo cc ^ CD 3 s. co co *3 3 P 3. ~ Oq 3 oe co %2. CD o aq^ aq^ CD 2*. . CD4 CO 3* 0 0* er 3 £T g M 3 O p: 3 p: &5 3: S w p dq' er aq 3 _ 2 aq O' ra i-S £L *d — erg. 3 o’ N Cli 3 p 5 T) CD °S. °!ü, rt- o" C^ c E £ a p B* «s | O fc» « 3 ö 3 3-‘ aq 6 £ 5 3 | °3. o o =r pr aq CS3 ^ o £ ~ s CO □ o d 3 CO 2 p 3 aq aq O 3 rr 3 ao CD 3 £3 > 3 p: 3 3 CP 2 t-* 3". CD ■ P aq aq CO aq. l-S Sr •-j <5 3 0’ •? 0 3 aq ^Tj P 3 aq 3 ' CD 3 hö W F p P =§' s E s P 1 03 cd a> w § aq” i-*s 35 CD CD CO 2- ®3. CSJ 3 O 3 DT Oq 3 « * ^ 3 ►Ö ^ p 3 ö £0 CO *-s * O- ^ ^ S * 5 8> CO 3 1 CD cc cd4 ©' ® £ er SV CO v 3 > s?l s? All V o 3. cd er CD O 3 3. p> g f V S b aq CD er s a CD 2 aq CD 3* aq CÜ ^ 0' CD ,2 3 ö- aq 3G cd er CD 3 aq 3 2- 3' 0 aq — • CD 3- rief 2 3 i-* 3 o Hd 3 u- *r n -i Q am Granit von. Bornholm. 683 nahe stellt, sich aber vor allem durch die Ausbildung1 von feinen apli- tischen Schmitzen und Schlieren auszeichnet, die wie Flammen das dunkle Aussehen des Gesteins beleben. „Flammet Granit“ heißt es in treffender Weise im Munde der Steinhauer. Nach seinem Ver- breitungsgebiete kann es als „Paradisbakkegranit“ bezeichnet werden. Cohen und Deecke führen den „Paradisbakkegranit“ als streifige Varietät des Svanekegranites an1, während Ussing ihn als Besonderheit des „Stribet Granit“ erwähnt2 3 *. In die Einteilung nach Struktur und Textur soll hier auch der biotitführende Amphibolgranit als „Knudsbakkegranit“ 8 nach seinem Hauptverbreitungsgebiete benannt, eingefügt werden, um durch diese Gliederung nach einem Gesichtspunkt die Einheit der Bornliolmer Granitmasse stärker hervortreten zu lassen. Danach würde die gesamte Gliederung des Bornliolmer Granites nach Textur und Struktur in folgender Weise durchzuführen sein: 1 . Richtungslos körniger Granit. a) Hammergranit, b) Svanekegranit, c) Knudsbakkegranit. 2. Granit mit Paralleltextur. a) Hauptgranit, b) Gudhjemgränit, c) Paradisbakkegranit. (Will man eine Einteilung nach der mineralogischen Zu- sammensetzung geben, so kommt in Betracht, daß in einzelnen Gliedern des Bornliolmer Granits Biotit als einziger dunkler Ge- mengteil auftritt, in anderen Amphibol neben Biotit erscheint und in den basischsten Gliedern Amphibol vorherrscht. So läßt sich nach der mineralogischen Zusammensetzung eine Dreiteilung auf- stellen : Biotitgranit l,a. Amphibolbiotitgranit 1 , b ; 2, a, b, c. Biotitamphibolgranit 1 , c.) Vergleich der wichtigsten Granitarten untereinander, nach chemischer Zusammensetzung, mineralogischer Ausbildung, Textur und Struktur. Daß die Granitarten von Bornholm trotz ihres recht ver- schiedenen Habitus in chemischer Beziehung sehr ähnlich sind, zeigt die Zusammenstellung der Analysen einiger weitverbreiteter 1 a. a 0. p. 20; Deecke, Geologischer Führer, p. 20. 2 N. V. Ussing, De gamle Dannelser paa Bornholm. p. ol. 3 In der dänischen Literatur als „Rönnegranit“ bezeichnet, vergl. die Kartenskizze auf p. 680. G. Kalb, Petrographische Untersuchungen 684 Typen sowie einiger örtlich sehr beschränkten Fazies innerhalb der Hauptvarietäten * Granitanalysen (Dittrich). I. Hämmeren regellos körnig II. Ködklöv (Klon- dyke) regellos körnig III. Ködklöv streifige Fazies am Pegmatit IV. Paradis- bakke streifig V. Knuds- bakke regellos körnig VI. Knuds- bakke streifige Fazies am Pegmatit Si02. . . . 73,77 66,99 69,01 65,40 64,49 64,13 Ti 02 . . . . 0,32 0,71 0,97 1,01 1,22 0,99 A1203 . . . 11,97 13,00 12,16 14,73 13,67 13,57 Fe203 . . . 1,84 2,98 2,07 1,14 1,63 2,40 FeO .... 0,78 2,23 2,40 2,92 4,42 4,11 Mn 0 . . . . — 0,11 0,06 0,06 0,14 0,06 MgO . . . . 0,23 0,65 0,93 1,02 1,38 1,45 CaO . . . • 1,10 2,64 2,28 2,78 3,12 2,91 Na20 . . . 2,75 3,28 3,65 3,54 3,57 4,31 K2 0 . . . . 5,6 L 4,39 4,81 4,31 4,40 3,46 P205. . . . — 0,57 0,11 0,19 0,58 0,56 co2 . . . . — — 0,42 0.68 — 0,59 H20 -110° 0,65 0,78 0,44 0,55 0,46 0,37 H20 +110° 0,49 0,70 0,42 1,58 1,11 1 ,45 99,51 99,03 99,73 ’ 99,91 100,19 100,36 Molekularquotienten (100 °/o). Si 02 . . . . 81,23 74,94 75,84 73.57 71,33 71,24 Ti02 . . . . 0,27 0,59 0,80 0,85 1,01 0,82 Al2 03 . . . 7,75 8,56 7,87 9,75 8,90 8,87 Fe 0 . . . . 2,23 4,58 3,91 3,70 5,43 5,81 Mn 0 . . . . - — 0,10 0,05 0,05 0,13 0,05 MgO. . . . 0,37 1,09 1,54 1,72 2,29 2,41 CaO . . . . 1,30 3,17 2,68 3,3o 3,70 3,46 Na2 0 . . . 2,93 3,55 3,89 3,86 3.82 4,63 K20 .... 3,94 3,13 3,38 3,10 3,11 2,46 p2o5. . . • 0,27 0,05 3,09 0.28 0,26 100,02 99,99 100,01 100,02 99,99 100,01 M. Z. . . . 154,18 153,17 154,36 152,81 153,00 153,58 am Granit von Bornholm. 685 Osann sehe Formeln. s A 0 F a c f n Hämmeren 81,5 « 0,9 3,0 13 1,5 5,5 4,5 Rödklöv 75,5 6,7 1,9 7,1 8,5 2,5 9,0 5,5 Rödklöv am Pegmatit 76,5 7,3 0,6 7,6 9,5 1,0 9,5 5,5 Paradisbakke .... 74,5 7,0 2,8 6,0 9,0 3,5 7,5 5.5 Knudsbakke .... 72,5 6,9 2,0 9,6 7,5 2,0 10,5 5,5 Knudsbakke am Pegmatit . . 72,0 Ui 1,8 10 7.5 2,0 10,5 6,5 Aus diesen Zusammenstellungen ist für die drei Typen von Hämmeren, Rödklöv (eine etwas basischere Varietät des Hauptgranits) und Knudsbakke eine allmähliche Abnahme der Kieselsäure gegen den Knudsbakkegranit hin zu erkennen, während gleichzeitig die zweiwertigen Metalle eine beträchtliche Zunahme zeigen; deutlich ist auch bei den Alkalien die Verschiebung ihres Verhältnisses zugunsten des Natron, wie die Werte für n in den Formeln er- kennen lassen. Besonders bemerkenswert ist die Zunahme der zweiwertigen Metalle, die sich durch die hohen Werte für F bei gleichbleibendem A und langsam ansteigendem C der Formeln zu erkennen gibt und besonders deutlich bei einer Umrechnung der Molekularquotienten der saureren Gesteine auf den Si 02-Gehalt des Knudsbakkegranits hervortritt: Umgerechnete Molekularquotienten (100 °/o). Hämmeren Rödklöv 1 Knudsbakke Si02 1 72,34 72,34 72,34 vi2 O3 11,59 9,68 10,54 Fe 0 3,33 5,18 4,00 Mn 0 — 0,11 0,05 MgO 0,55 1,23 1,86 Ca 0 . 1,94 3,58 3,62 Na2 0 4,38 4,01 4,17 K, 0 5,89 3,54 3,34 p2o5 — 0,31 0,10 100,02 99,98 100,02 Entsprechend zeigt die mikroskopische Beobachtung in der- selben Richtung eine langsame Abnahme des Quarzes. War weiter 686 G. Kalb, Petrographische Untersuchungen etc. im Hammergranit nur Biotit als dunkler Gemengteil ausgebildet, so tritt im Rödklövgranit noch Hornblende auf neben Biotit, dessen Menge zugleich gegenüber der im Hammergranit beträchtlich zu- nimmt, und im Knudsbakkegranit sehen wir weiteres Anwachsen der dunklen Gemengteile unter Vorherrschen der Hornblende. Außerdem beobachtet man eine allmähliche Zunahme des Plagio- klases, bis beide Feldspate im Knudsbakkegranit ungefähr in gleicher Hämmeren Rödklöv Knudsbakke Andesin Ab3 An2 — 8° im Dünnschliff nach der Methode von Schröder van der Kolk vereinzelt nachgewiesen 1 Oligoklas- Andesin Ab2 An, +i° 0-1 (4) 0— 5 3—4 (3) 1- 2 2 (3) 4—5 2—3 2-5 (2) 2—8 2 0— 1 (4) 4—5 (4) 0—2 (2) 1— 8 2— 3 3- 4 (3) 4 (2) Oligoklas Ab4 An, + 8° 5 8—10 (2) 5—6 9—10 (8) 5- 7 9—11 6— 8 7—9 7—10 5 (4) 6—8—10 5—7 6—8—13 5 — 9 7-8 (2) 6 7-9 (2) 6— 7 (5) 8 1 6—8 (2) 8—10 5 5- 10 6- 7 7- 8 Albit- Oligoklas Ab6 An, + 1H° 10 (5) 13—14 10—11 (4) 15 (2) 10— 12 (2) 15—18 11 (2) 16—17 11— 12 (3) 16-18 (2) 12— 13 (2) 18 12—14 18—19 12—17 10 10—12 (2) 12 Albit Ab +19i° 18— 19 18—20 19— 20 im Dünnschliff nach der Methode von Schröder van der Kolk nachgewiesen 1 Andesin ist von einer großen Menge regelmäßig gelagerter Ein- schlüsse erfüllt, so daß er dem Plagioklas aus einem Gabbro recht ähn- lich sieht. 2 Oligoklas-Andesin ist durch zahllose, unregelmäßig gelagerte (ur- sprünglich entstandene) Einschlüsse getrübt. P. Oppenheim, Alttertiäre Korallen vom Nordrand der Madonie etc. ßE7 Menge auftreten ; gleichzeitig tritt ein Wechsel in der Zusammen- setzung der Plagioklase ein, wie aus vorstehender Zusammenstellung der Winkelwerte der Auslöschung auf M hervorgeht (die einge- klammerten Zahlen bedeuten die Anzahl der Messungen). Es treten also immer basischere Glieder der Plagioklasreihe gegen Knudsbakke auf, und zugleich nimmt die Menge der sauren Glieder ab. Auch der Titangehalt weist charakteristische Beziehungen auf: Hämmeren Rödklöv Knudsbakke Ti02 . . . . 0,32 0,71 1,22 Ti02 nimmt also gegen den Knudsbakkegranit hin zu. Auch die Art des Auftretens von Ti 02 wechselt mit der Menge : während im Hammergranit der Titanit als wichtiger titanhaltiger Gemeng- teil erscheint und in noch größerer Menge im Ködklövgranit vor- handen ist, findet er sich im Knudsbakkegranit nur ganz vereinzelt; stellenweise scheint er überhaupt zu fehlen. In diesen Fällen muß das Titan, da trotz der erheblichen Mengen des Ti 02 kein eigent- liches Titanmineral nachweisbar ist, in den Erzen, die hier reich- licher als in den übrigen Gliedern dieser Gesteinsreihe Vorkommen, und wohl auch in der Hornblende und im Biotit enthalten sein. (Schluß folgt.) Alttertiäre Korallen vom Nordrand der Madonie in Sizilien. Von Paul Oppenheim. Mit 1 Textfigur. Die Orbitoiden haben mit ihren Untergruppen für die Gliederung und Altersbestimmung der Sedimente im mediterranen Gebiete von der oberen Kreide bis in das Neogen längere Zeit eine unbe- strittene Rolle gespielt. Nach den grundlegenden xArbeiten Munier Chalmas’ 1 und zumal des älteren Douville 2 nahm man an, daß die Gattung Orbitoides im engeren Sinne die obere Kreide charakterisiere, daß die Untergruppe Orthophragmina ausschließlich im Eocän mit Einschluß des Priabonien vertreten sei, daß diese 1 Etüde du Tithonique, du Cretace et du Tertiaire du Vicentin. Paris 1891. p. 18. — Sind auch manche der Einzeluntersuchungen, auf welche sich Mijnier a. a. 0. beruft, nie erschienen, so waren sie doch im Geiste vollendet und sind durch die mündlichen Äußerungen des ebenso geistvollen wie mitteilsamen Verfassers in weitere Kreise seiner Umgebung getragen worden. 2 Sur Tage des couchestraverseespar lecanal de Panama. B.S.G.F. (III). 26. Paris 1898. p. 587 ff., vergl. besonders p. 594. — Sur la distribution göographique des Rudistes, des Orbitolines et des Orbitoides. B. S. G. F. (III). 28. 1900. p. 232. — Les couches ä Löpidocyclines dans 1’ Aquitaine et la. Venetie. B. S. G. F. (IV). 7. 1907. p. 466 ff. 688 P. Oppenheim, Alttertiäre Korallen im Oligocän abgelöst werde durch die Lepidocyclinen, die ihrer- seits an der Wende zwischen Oligocän und Neogen kulminieren und sich dann in die Gattung Miogypsina Sacco hinein fortsetzen. Seit einigen Jahren schienen nun diese, wie man glauben sollte, wohl gesicherten und in ihrer Allgemeingültigkeit an den verschiedensten Punkten unseres Planeten erprobten Resultate stark gefährdet zu sein durch überraschende Funde mehrerer italienischer Fachgenossen. Der erste Anstoß zu diesen Zweifeln wurde im Jahre 1904 durch Checchia-Rispoli gegeben , welcher 1 die Behauptung aussprach, daß in typisch eocänen Absätzen der Umgegend von Catania, also an der Ostküste Siziliens, sich eine Orbitoide gefunden habe, welche er mit der Orbitoide s aspera Gümbel vereinigte, die aber wegen ihrer sechsseitigen Kammern zu Lepidocyclina gerechnet werden müsse. Die Lepidocyclinen setzten danach also schon im Eocän ein. Schon im folgenden Jahre wird das Thema von dem gleichen Autor neu aufgenommen2, und zwar werden hier zwei neue eocäne Lepidocyclinen beschrieben als Lepidocyclina di-Stefanii und L. Oiofaloi , die erstere aus der Umgegend von Sciacca aus Kalken mit Nummidites complanatus, die andere aus der Nähe von Termini Imerese, also vom Norden der Insel aus den argille scagliose, in welchen sie u. a. von Nummidites laevigatus, striatus , contortus , zahlreichen Orthophragminen und Stylocoenia emarciaia Milne Edw. und Haime begleitet sein soll. Hier wird denn auch auf p. 81 die Behauptung ausgesprochen, daß die Orthophragminen bis zum höchsten Oligocän hinaufstiegen, eine These, für welche der Autor allerdings den Beweis schuldig geblieben ist. Diese neuen „eocänen“ Lepidocyclinen werden im folgenden Jahre von Checchia-Rispoli beschrieben und um zwei weitere Formen bereichert ( Lepidocyclina planulata und L. himerensis 3). Es soll hier nicht meine Aufgabe sein, alle Phasen dieser Angelegenheit zu behandeln. Sie hat mit Recht Aufsehen erregt, und die Angaben und Annahmen Checchia-Rispoli’s, welche von einer Reihe italienischer Forscher unterstützt wurden, sind, zumal von französischer Seite, in erster Linie von dem jüngeren Douville, welcher Untersuchungen in Sizilien selbst vorgenommen hatte, leb- haft bekämpft worden4. Man hat zur Erklärung des Phänomens 1 Vergl. I foraminiferi eocenici del gruppo del Monte Judica e dei dintorni di Catenanuova in prov. di Catania. Boll. Soc. Geol. Ital. 23. p. 25 ff., vergl. p. 55 — 56. 2 Yergl. Osservazioni sulle Orbitoidi. Rivista ital. di Paleontologia. 11. Perugia 1905. p. 79. 3 Yergl. Di alcune Lepidocicline eoceniche della Sicilia. Rivista ital. di Paleontologia. 12. Perugia 1906. p. 88 ff. 4 Observations sur quelques travaux relatifs au genre Lepidocyclina. Paris 1906. Feuille des Jeunes Naturalistes. (IV). 36. p. 169 — 74. — Vergl. auch C. R. Somm. des Seances de la Soc. Geol. de France. 1906. p. 145—148, und 1909. p. 53—54 die Bull. Soc. Geol. de France (4). 6. 1907. p. 626 -634 und (4). 6. 1906. p. 445—446. vom Nordrand der Madonie in Sizilien. 689 sowohl zu Überschiebungen seine Zuflucht genommen, als darauf hingewiesen, daß die älteren Formen, die Nummuliten und Ortlio- phragminen, sehr wohl auf sekundärer Lagerstätte liegen könnten. Man hat zu diesem Zwecke an analoge Vorkommnisse in Südwest- Frankreich erinnert; von italienischer Seite hat besonders der be- kannte Foraminiferenkenner Silvestri, welcher zuerst den Ansichten Checchia-Rispoli’s sympathisch gegenüberstand 1, sich aber bald darauf2 3 4 und zumal in neuerer Zeit durchaus von ihm getrennt hat8, auf analoge Vorkommnisse in Ungarn hingewiesen L Wenn man nun alle diese in einer reichen Literatur gegebenen Daten zusammenfaßt und prüfend vergleicht, so muß man gestehen, daß eine vollständige Aufklärung zwar noch nicht gegeben ist, daß aber die Daten in ihrer Gesamtheit wohl gegen die Auffassung von Checchia-Rispoli sprechen dürften. Vor allem scheint die Lokali- sation des Phänomens angesichts der an den verschiedensten Punkten unseres Planeten beobachteten Gesetzmäßigkeit gegen die Richtigkeit des Erklärungsversuches der italienischen Gelehrten zu sprechen. Es läßt sich die Ausnahmestellung des südlichen Italien hier nicht recht begreifen. Andererseits ist ein Beweis gegen diese Auf- fassung nur schwer zu führen, selbst für denjenigen, welcher an einer Reihe klassischer Profile die gesetzmäßige Aufeinanderfolge dieser Foraminiferengesellschaften beobachtet hat. Vor allem war es bedauerlich, . daß sich die Reste dieser niederen Organismen meistens in den „ argille scagliose“ 5 * * fanden, also in Schichten, welche außer ihnen kaum bestimmbare Reste der höheren Tierwelt geliefert haben. Gerade die Kenntnis dieser höheren Organismen mußte von Wichtigkeit sein für die Frage, ob es sich hier um Eocän oder um Oligocän handle, und ob etwa vielleicht infolge einer jüngeren Transgression bereits vorhandene Schichten wieder aufgelöst und mit den jüngeren Niederschlägen verschmolzen ihren Bestand an den im allgemeinen sehr widerstandsfähigen Fora- miniferen zur Bildung des jüngeren Sediments mithergegeben hätten. 1 Süll’ etä geologica delle Lepidocycline. Atti della Pontificia Acca- demia Romana dei Nuovi Lincei. 60. p. 83 ff. (20 gennaio 1907). 2 Fossili dordoniani nei dintorni di Termini-Imerese. Ibidem, p. 105 ff. (24 Febraio 1907). — La Questione delle Lepidocycline nell’ Umbria. Ibid. p. 167 ff. (21 Aprile 1907). 3 Distribuzione geographica e geologica di due Lepidocycline comuni nel terziario Italiano. Roma 1911. (Memoire della Pontificia Accademia dei nuovi Lincei. 29.) 4 Philippe de la Harpe nella Questione delle Lepidocycline. Ibid. (atti) 61. (14 giugno 1908) p. 171 ff. Vergl. besonders p. 176—177. 5 Rob. Douvill£ gibt (B. S. G. F. (4). 6. 1906—07. p. 627) der Über- zeugung Ausdruck, daß in den „Argille scagliose“ mehr stecke als nur das von di Steeano angenommene Mitteleocän. Er gibt der Möglichkeit Raum, daß es sich hier nur um einen Faziesbegriff handle, dessen Alter sogar auf geringe Entfernungen hin vollkommen zu wechseln vermag. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 44 P. Oppenheim, Alttertiäre Korallen 690 Es war mir, der ich in dieser Frage aus Mangel an ent- scheidenden Daten bisher nicht das Wort ergriffen hatte, daher sehr erwünscht, daß Herr Checchia-Rispoli mich im verflossenen Sommer einlud, die Überprüfung von Korallenbestimmungen zu übernehmen, welche er an Materialien aus den argille scagliose des Nordabhangs der Madonie aus der Umgegend von Isnello und Castelbuono vorgenommen hatte. Die betreffenden Stücke sollten aus dem Eocän stammen und zusammen mit eocänen Alveolinen, Nummuliten und Orthophragminen auftreten. Nur einige wenige rührten aus Schichten her, welche Lepidocyclinen enthalten, und welche Herr Checchia-Rispoli in seinem Briefe an mich wie auf den beigefügten Etiketten als oligocän bezeichnete. Diese Materialien sind mir denn Anfang dieses Jahres zugegangen, und ich werde nunmehr zuvörderst eine Bestimmung unter Hinzufügung der von Herrn Checchia-Rispoli auf seinen Etiketten bereits an- gewendeten, übrigens in vielen Fällen durchaus richtigen Bezeich- nungen zu geben versuchen. Die Korallen, welche dem Geologischen Institut zu Palermo gehören, sind im allgemeinen sehr wohlerhalten und haben nur (vielleicht durch Präparation mit Salzsäure?) ober- flächlich etwas gelitten. Ich werde bei den nun folgenden Einzeluntersuchungen die von Herrn Checchia-Rispoli bereits vor der Zusendung der Materialien an mich getroffenen Bestimmungen in Klammern hinzufügen. Ebenso lasse ich das Niveau nach den mir gewordenen Angaben folgen ich nehme an, daß Herr Checchia demnächst Veranlassung nehmen wird, eingehender darzulegen, aus welchen Gründen er diese beiden Horizonte unterscheidet und weshalb er hier, anscheinend im Gegen- sätze zu seinen früheren Anschauungen, die „Strati a Lepidocycline“ zum Oligocän zieht. Hydnophyllia tenera Reuss. (. Latimaeandra limitata Reuss bei Checchia-Rispoli.) Niveau: „Eocene“. Die wohlerhaltene kleine Platte von 50:75 mm Durchmesser und mit Einzelkelchen von 9 mm resp. kurzen Zellreihen von 15 mm, stimmt durchaus mit der Latimaeandra tenera Reuss überein \ die der Autor aus den oberen Tuffen von Sangonini angibt, und welche mir selbst in meiner Sammlung von Montecchio inaggiore und S. Trinitä vorliegt. Vor allem zeigt sie auf der Oberseite ebenfalls die „sehr kurzen, gebogenen seichten Täler, die durch niedrige scharfe Rücken gesondert werden“. Derartige Störungsrücken fehlen aber der 1 Vergl. Paläont.ologische Studien über die älteren Tertiärschichten der Alpen, i. Denkschr. der k. Akad. der Wissensch. XXVIII. Wien 1868. p. 46. Taf. VI Fig. 4. vom Nordrand der Madonie in Sizilien. 691 L. Imitat a Reuss 1 wie ihrer Verwandten, der L. circumscripta Reuss 2. durchaus, so daß diese Form mehr einen Astraea - oder Favia- Habitus darbietet. Die Hydnophyllia tenera Reuss ist bisher charakteristisch für den oligocänen Gombertohorizont. Sie wurde in älteren Horizonten bisher noch nicht aufgefunden. Ich habe selbst 3 eine Hydnophyllia aus dem Eocän des Friaul beschrieben und mit der H. tenera Reuss verglichen, doch besteht die Ähnlich- keit hier nur in der beiden Formen gemeinsamen Zartheit der Skelettelemente. Der allgemeine Bau der älteren Form ist gänzlich verschieden und eine Identifikation mit der jüngeren daher ausge- schlossen. Hinsichtlich der Gattung Hydnophyllia vergl. Reis, Die Korallen der Reiter Schichten4. Heter astraea Michelottina Catullo sp. (. Isastraea affinis Reuss bei Checchia -Rispoli.) Vergl. Reuss, Paläontologische Studien. I. p. 44. T. XIII Fig. 3. ( Isastraea affinis Reuss.) Reis, Die Korallen der Reiter Schichten, p. 151. Niveau: „Eocene“. Eine Kruste von 75: 115 mm Durchmesser bei einer Dicke von ca. 2 5 mm, Zellsterne 4:6, selten 8 mm breit. Zellteilung sehr deutlich. Ein weiteres Stück von viel geringeren Dimensionen zeigt in seinen kleineren, teilweise mehr rundlichen Kelchen, die meist einen Durchmesser von 2 — 4 mm besitzen, gewisse Anklänge zu Heterastraea ovalis Gümbel von Reit im Winkel 5. Da aber auch eine Anzahl Kelche mit 6 mm vorhanden sind, und Gestalt und Größe der Kelche bei der H. Michelottina Catullo nach den übereinstimmenden Angaben sämtlicher Autoren ungemein schwanken, so dürfte wohl auch dieses Stück hierhergehören. Es zeigt un- gemein rege extracalycinale Sprossung und dürfte vielleicht den äußersten Partien des Stockes angehört haben. Die Zellen sind auch hier mit ihren Wandungen innig verbunden, ein eigentliches Zwiscliengewebe gelangt nicht zur Entwicklung. Das vorliegende Stück würde übrigens in allen seinen Charakteren, auch in der Gestalt und Größe der Kelche ganz dem gleichen, was Reuss6 als echte Isastraea Michelottina Catullo von Crosara beschreibt 1 Vergl. Paläontologische Studien. III. p. 41. Taf. LIV Fig. 1. 2 Vergl. ebendort. I. p. 23. Taf. VI Fig. 3. 3 Vergl. Über einige alttertiäre Faunen der österreich-ungarischen Monarchie. Abhandl. zur Paläontologie Österreich-Ungarns. 13. 1901. p. 173 (29). Taf. XII (II) Fig. 6. 4 Geogn. Jahreshefte. 2. Jahrg. Kassel 1889. p. 144. 5 Vergl. Reis, Korallen der Reiter Schichten, a. a. 0. p. 151. Taf. IV Fig. 21, 24 und 25. 6 Paläontologische Studien II. p. 35. Taf. XXIV Fig. 1. 44* 692 P. Oppenheim, Alttertiäre Korallen und abbildet. Der Autor beharrt hier im Gegensatz zu d’Achiardi bei seiner Auffassung, daß seine I. affinis von der CATULLo’schen Art spezifisch verschieden sei und stützt sich dabei auf die ge- ringere Größe der Kelche und etwas weniger zahlreiche Septa bei der t3rpischen I. Michelottina. Die etwas lau vorgetragene Ansicht besitzt wenig Überzeugendes. Septastraea intermedia d’Ach. (= S. diversiformis Michl. bei Checchia-Eispoli.) Vergl. d’Achiardi in Mem. Soc. Italiana di scienze naturali. II. 1866, p. 31. Taf. XIII. Fig. 5. Niveau: „Strati a Lepidocycline, Oligocene (?)“. Die Koralle bildet etwa die Hälfte eines kuchenförmigen, ziemlich flachen, mit sehr breiter Anheftungsstelle festsitzenden Polypars, dessen Oberfläche ganz eben und mit den mäßig ver- tieften Einzelkelchen dicht besetzt ist. Da die Unterseite stark abgerieben ist, so läßt sich ihre ursprüngliche Beschaffenheit nicht mehr erkennen. Man sieht nur an den aufgebrochenen Kelchen die überaus zahlreichen Traversen. An der einen Ecke scheinen Epithekalziige vorhanden zu sein. Die Kelche selbst sind polygonal und stoßen in stark hervortretenden, aber sehr schmalen Graten zu- sammen. Sie besitzen 3 Zyklen starker Septen, welche sich in der Kelchmitte treffen und sich über eine deutlich vorhandene und bei einzelnen Kelchen ziemlich breite, aus gegen 50 Papillen zu- sammengesetzte Achse herüberlegen. Der größte Durchmesser der Kelche ist meist 10 mm, doch finden sich auch Individuen von 12 — 15 mm. Pali sind sicher nicht vorhanden. Die Zellteilung ist in einzelnen Fällen sehr deutlich ebenso wie die zahlreichen Traversen. Ich glaube nicht, daß diese Form von S. intermedia d’Ach. getrennt zu werden verdient. Zwar werden die Kelche gelegent- lich etwas größer, doch werden Dimensionen von 12 — 13 mm, wie man an der Figur bei d’Achiardi abmessen kann, auch bei der Art von Montecchio maggiore erreicht. Wenn d’Achiardi nur von einer „falsa columella“ spricht, die bald schwammig, bald lamellar aussehen soll, so hat man nach der Abbildung die Empfindung, daß an dem Unikum d’Achiardi’s die Verhältnisse in diesem Punkte augenscheinlich nicht so klargelegt sind, wie dies bei dem sizilianischen Stücke der Fall ist. Nach der von Milne Edwards und Haime für Septastraea gegebenen Diagnose1 würde die Form dann allerdings nicht zu dieser Gattung gehören, für welche das Auftreten einer Columella ausdrücklich ausgeschlossen wird. Da aber auch keine Pali vorhanden sind, so würden auch 1 Histoire naturelle des Coralliaires. 2. p. 449. vom Nordrand der Madonie in Sizilien. 093 Goniastraea und Aphrastraea nicht in Frage kommen, so daß es vielleicht besser sein dürfte, nach dieser Richtung hin die Gattungs- diagnose von Septastraea zu erweitern, schon um die Type nicht von den ihr zweifellos nahestehenden Formen S. Laxelamellata Micht. und geometrica (Micht.) Milne Edwards und Haime allzu sehr zu trennen. Es sei noch bemerkt, daß S. intermedia d’Ach. in dem venetianischenOligocän zweifellos sehr selten sein muß. D’Achiardi hat die Art in dem zweiten Abschnitt seiner leider Fragment ge- bliebenen Corallari fossili 1 und zwar als die letzte der Arten be- schrieben, da der dritte und letzte Teil des Werkes niemals erschienen ist. Er gibt sie, und zwar nur ein einziges Exemplar, von Mte. Bastia bei Montecchio maggiore an, also wahrscheinlich aus den Gombertoschichten. Das Unikum soll im Museum in Pisa liegen. In seinem ziemlich gleichzeitig erschienenen Studio comparativo 2 ist er auf p. 13 auf die Art zurückgekommen und glaubt sie auch im Oligocän von Sassello in Ligurien wieder- erkannt zu haben. Dagegen hat die Type Reuss nicht Vorgelegen, wie sowohl aus dem Index der venetianischen Korallen dieses Autors, wie aus der im Anhang zum Studio comparativo von d’Achiardi selbst gegebenen Synonymie dieser Korallen hervorgeht, wo bei S. intermedia auf p. 65 a. a. 0. weder von Catullo noch von Reuss ein gleichwertiges Zitat vorhanden ist. De Angelis d’Ossat scheint in seiner recht ungenügenden Bearbeitung der Korallen der MiCHELOTTi’schen Sammlung3 die Art überhaupt nicht zu kennen, da sie sich auf p. 58 — 59 nicht angegeben findet. Ich selbst besitze sie ebenfalls nicht unter meinen Vorräten. Was schließlich die von Herrn Checchia-Rispoli vorgenommene Bestimmung anlangt, so würde diese sich nur auf die Astraea diversiformis Michelin’s4 zurückführen lassen. Diese eine Form des Miocäns von Bordeaux und Turin sieht zwar nicht allzu un- ähnlich aus, dürfte sich aber indessen nach Milne Edwards und Haime schon durch ihre weit größeren Kelche unterscheiden, für welche die französischen Autoren 2 — 3 cm, also 20 — 30 mm, an- geben a. a. 0. 5. Ich weiß nicht, was Herrn de Angelis d’Ossat 1 Corallari fossili del terreno nummulitico dell’ Alpi Venete. Mem. della Soc. italiana di Scienze naturali. 2. No. 4. Milano 1866. p. 31. Taf. XIII Fig. 5. 2 Studio comparativo fra i Coralli del terreni terziari del Piemonte e dell’ Alpi Venete. Pisa 1868. 3 I Corallari dei Terreni terziari dell’ Italia settentrionale, Collezione Michelotti. Museo geologica delle R. Universitä di Roma, Reale Accademia dei Lincei, Roma 1894. Mem. della Classe di Scienze fisiche, matematiche e naturali. Ser. 5. Vol. I. 4 Vergl. Iconographie zoophytologique. p. 59. Taf. XII Fig. 5. 5 Histoire naturelle des Coralliaires. 2. p. 525. 694 P. Oppenheim, Alttertiäre Korallen veranlaßt hat, a. a. 0. p. 60 diese Type zu Goniastraea zu stellen, was das Vorhandensein von Pali unbedingt voraussetzen würde. Milne Edwards und Haime stellen ihrerseits diese Art allerdings mit einem Fragezeichen zu Prionastraea, setzen also eine Ver- mehrung durch Sprossung, nicht durch Teilung voraus. Allerdings schreiben sie von dieser Type „nous sommes tres incertains sur les affinites de cette espece, que nous connaissons seulement par des exeinplaires mal conserves“. Mir ist nicht bekannt, ob und wo diese Form in neuerer Zeit eingehender studiert worden wäre. Bei der Signorina Osasco 1 wird sie nicht erwähnt, und auch bei de Angelis d’Ossat findet sich über sie nichts Näheres angegeben, aber schon d’Achiardi, der sie mit Milne Edwards und Haime zu Prionastraea stellt1 2, sagt von ihr als neu nur aus, daß sie auch im Oligocän von Dego in Ligurien auftrete, und statt weiterer Einzelheiten und Beobachtungen folgt hier nur die Bemerkung, daß die Art auf Michelin zurückzuführen sei, obgleich bei der Be- trachtung verwandter Formen, wie der P. gratissima Micht., welche die Signorina Osasco a. a. 0. in der Anmerkung 3 auf p. 7 — 8 zu Goniastraea zu stellen geneigt ist, wohl Gelegenheit gewesen wäre, auf die Type zurückzukommen. Stylocoenia taurinensis Mich. sp. {Stylocoenia taurinensis Mich, bei Checchia-Rispoli.) Vergl. Iconographie zoophytologique. p. 62. Taf. XIII Fig. 3. Milne Edwards und Haime, Histoire naturelle des Coralliaires. II. p. 254. A. E. Reuss, Die fossilen Foraminiferen, Anthozoen und Bryozoen von Oberburg in Steiermark. Denkschr. d. Kais. Akademie. 23. Wien 1864. p. 21. Taf. V Fig. 2. — Paläontologische Studien über die älteren Tertiärschichten der Alpen. I. p. 26, 39, 44. III. p. 32, 38. Taf. X Fig. 2, T. XLV Fig. 1. Niveau: „Eocene“. Diese schon von Herrn Checchia-Rispoli richtig erkannte Form liegt in 3 typischen Stücken vor. 2 davon sind walzen- förmige Zweigenden, das dritte ist breiter und saß wohl mehr basal. Der hexamere Septaltypus ist überall klar erkennbar, auch der zweite Zyklus ist in sämtlichen Kelchen angedeutet, aber nur auf die Randregion beschränkt. Dagegen sind Eckpfeiler, wie sie Reuss (a. a. 0. Oberburg) angibt, aber auf der Figur nicht zeichnet, auch hier nicht zu erkennen. An jedem der 3 Individuen beob- achtete ich als Kuriosum einen größeren Kelch, bei dem augen- scheinlich die Teilung unterblieben ist. Dieser besitzt einen Durch- 1 Di alcuni Corallari miocenici del Piemonte. Atti della R. Acca- demia delle Scienze di Torino. 32. Torino 1897 (Adunanza del 4 Aprile). 2 Vergl. Studio comparativo etc. p. 18. vom Nordiand der Madonie in Sizilien. 695 messer von etwa 2| mm, während sonst 1 — 1 .] mm die Regel ist. In zwei Fällen sind liier nur je 10, im dritten 12 Hauptsepten zu erkennen, welche in der Achse zusammenstoßen. Diese Form ist im Oligocän am häufigsten und wurde lange Zeit als charakteristisch für dasselbe angesehen. Sie tritt indessen auch in älteren, eocänen, Schichtverbänden auf. In diesen wurde sie von d’Achiardi 1 und mir selbst1 2 aus dem Friaul nachgewiesen. Stylocoenia lobato-rotundata Michelin. ($f. microphthalma Reuss bei Checchia-Rispoli.) Vergl. Reuss, Die fossilen Foraminiferen, Anthozoen und Bryozoen von Oberburg in Steiermark. Denkschr. d. Kais. Akad. 23. Wien 1864. p. 20. Taf. V Fig. 1 . — Paläontologische Studien. I. p. 27, III. p 13. Niveau: „Eocene“. Diese leicht kenntliche Form mit oktomerem Septalbau liegt in einem größeren Stücke vor, welches bereits von Herrn Checchia-Rispoli bestimmt wurde. Ein kleineres hierhergehöriges Stück nennt dieser Stylocoenia microplithalma Reuss, doch hat be- reits d’Achiardi hier auf die Identität beider Formen hingewiesen, wie denn auch Reuss in der Beschreibung 3 selbst bemerkt: Sie ist der St. lobato-rotundata sehr verwandt, „wenn nicht damit identisch“, so daß man, da Unterschiede überhaupt nicht an- gegeben werden, eigentlich nicht recht begreift, weshalb sie unter gesondertem Namen beschrieben wurde. Das Auftreten dieser Art in älteren , eocänen Horizonten 4 findet sich schon bei Reuss vermerkt, der sie mit Recht aus den Tuffen von San Giovanni Ilarione angibt; d’Achiardi beschreibt sie a. a. 0. aus dem Eocän des Friaul , ich selbst erwähne sie 5 aus dem bosnischen Eocän und füge an dieser Stelle auch die Gründe hinzu, aus denen ich diese Type mehr zu Astrocoenia als zu Stylocoenia gezogen sehen möchte. Da diese Frage hier aber bedeutungslos ist und auch Checchia-Rispoli auf seiner Etikette von ,, Stylocoenia“ spricht, so habe ich der Einfachheit halber hier auch die letztere Gattungsbezeichnung angewendet. 1 Vergl. Coralli eocenici del Friuli. Atti della societä toscana delle Scienze naturali. 1. Pisa 1875. p. 58. 2 Vergl. Über einige alttertiäre Faunen der österreich-ungarischen Monarchie. Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. 13. p. 177. 3 Vergl. Pal. Stud. I. p. 27. 4 Vergl. Reuss, Pal. Stud. III. 5 Neue Beiträge zur Eocänfauna Bosniens. Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des Orients. 25. Wien 1912. p. 125 (39). Taf. XVI (VII) Fig. 5— 5 a. P. Oppenheim, Alttertiäre Korallen 096 Heliastraea Guettardi Defr. Vergl. Michelin, Iconographie zoophytologique. p. 58. Taf. XII Fig. 3. Milne Edwards und Haine , Histoire naturelle des Coralliaires. 2. p. 461. Reuss, Paläontologische Studien. II. p. 33. Taf. XXIII Fig. 1 u. 2. Reis, Die Korallen der Reiter Schichten. Geogn. Jahresh. 2. p. 147. Niveau: „Eocene“. 3 verschiedene Stücke, alle aus dem „Eocene“ von Herrn Checchia-Rispoli nur als Heliastraea bezeichnet. Die Größe der Kelche ist meist 10 mm, selten steigt sie bis auf 12. Die Außen- rippen wechseln sehr regelmäßig in der Größe ab , die mächtige Achse ist deutlich sichtbar. Von verwandten älteren Arten zeigt die von mir aus dem Obermiocän von Dabrica in der Herzegowina seinerzeit bekannt- gemachte Cyathomorplia dabricensis 1 etwas kleinere Kelche, zartere Septocostalien und ausgesprochenere Kronblätter. Bei der eben- falls nicht unähnlichen Heliastraea forojuliensis mihi1 2 tritt die Achse mehr zurück, fehlt jede Andeutung von inneren Zähnen der Haupt- septen und sind die Rippen plumper und gleich breit. Stylophora distans Leyiuerie. Vergl. Reuss, Paläontologische Studien. I. p. 25. Taf. IX Fig. 2. Die Bestimmung dieser ebenfalls aus dem „Eocene“ her- riihrenden Koralle wurde schon von Herrn Checchia-Rispoli vor- genommen, und ich kann sie nur bestätigen. Es ist dies eine durchlaufende Art, welche Leymerie 3 ursprünglich aus dem Lutetien der Corbieres beschrieben hat, und welche d’Achiardi4 sowohl aus dem Auversien von Roncä als aus dem Unteroligocän (Lattorfien) von Sangonini angibt, während sie Reuss aus dem Mitteloligocän der Gombertoschichten vorlag. Stylophora conferta Reuss. Vergl. Reuss, Paläontologische Studien. I. p. 25. Taf. 9 Fig. 3—6. d’Achiardi, St. comp. p. 68. Niveau: „Eocene“. Vier sich nach oben hin mehrfach gabelnde, seitlich zu- sammengedrückte Zweigspitzen mit den etwa 1 mm breiten Kelchen 1 Vergl. Über einige alttertiäre Faunen der österreich-ungarischen Monarchie. Beitr. zur Paläontologie Österreich-Ungarns. 13. p. 216 (72). Taf. XVII (VII) Fig. 1— lb. 2 Vergl. Über einige alttertiäre Faunen der österreich-ungarischen Monarchie, a. a. 0. p. 175 (31). Taf. XII (II) Fig. 13. 3 Vergl. M. S. G. F. II. Sörie. 1. p. 358. Taf. XIII Fig. 6. 4 Corallari fossili del terreno nummulitico dell’ Alpi Venete. Mem. della Soc. ital. di Scienze naturali. 2. No. 4. Milano 1866. p. 30. vom Nordland der Madonie in Sizilien. 697 dicht besetzt, von einem zweiten Septalzyklus ist keine Spur vor- handen, so daß also das Fehlen dieses Merkmales unbedingt die ältere Stylophora contorta Leymerie ausschließen würde. Cyathoseris (Mycetoseris) hypocrateriformis Micht. Vergl. über diese Art meine letzten Bemerkungen in Beitr. zur Paläont. und Geol. Österreich-Ungarns. 25. 1912. p. 110 (24), wo sich auch die übrige Literatur angegeben findet. Niveau: „Eocene“. Ein ganz typisches Stück, ebenfalls aus dem „Eocene“. Die weit geringere Größe der Kelche hindert neben anderen eine An- gliederung an Cyathoseris patula Micht. oder C. dinarica Oppenh. Unter dem letzteren Namen wurde die Type von Herrn Checchia- Rispoli bestimmt. Trochoseris difformis Reuss. {Dimorphophyllia oxyloplia Reuss bei Checchia-Rispoli.) Vergl. Reuss, Paläontologische Studien. I. p. 50. Taf. IX Fig. 8 ( Trocho- seris difformis). — Ebendort, p. 13. Taf. 1 Fig. 8 ( Leptophyllia tuberosa Reuss). Reis, Die Korallen der Reiter Schichten. Geogn. Jahresh. 2. p. 115. Niveau: „Eocene“. Es liegen zwei niedrige Kelche von 21 resp. 26 mm Durch- messer und der geringen Höhe von 8 mm vor. Beide sitzen sie mit sehr breiter Anheftstelle fest, aus welcher sich ohne eigent- liche Fußbildung direkt der Kelch entwickelt. Die Außenseite ist schlecht erhalten, scheint aber grobe, breite Rippen zu besitzen. Auch die in großer Zahl vorhandenen Septen sind verhältnismäßig sehr kräftig, zumal die älteren, von denen die ersten beiden Typen, zumal an dem einen der beiden Stücke, stark hervortreten. Sie gelangen bis an die Achse, welche in beiden Fällen deutlich er- kennbar ist und eine mehr oder weniger lamelläre Gestalt besitzt. Die Kelchgrube ist nur schwach ausgesprochen. Der Kelch ist an der Peripherie mehrfach unregelmäßig eingebuchtet. Gegen diese hin sind deutliche Synaptikel erkennbar. Die Ähnlichkeit mit der Leptophyllia tuberosa bei Reuss ist eine überraschende. Als Unterschied dürfte, abgesehen von nicht sicher nachweisbaren Differenzen in den Rippen, wohl nur das vermeintliche Fehlen der Achse bei der Art der Gombertoschichten hervorzuheben sein. Ich nehme an, daß dieser Unterschied mehr scheinbar als wirklich ist. Ist die REuss’sche Art wirklich ein Trochoseris, wie Reis annimmt — und alles spricht dafür — , so dürfte sie auch wie alle übrigen Arten der Gattung 1 eine , wenn 1 Milne Edwards und Haime, Histoire naturelle des Coralliaires. 3. p. 57. P. Oppenheim, Alttertiäre Korallen •698 auch gelegentlich tiefliegende Achse besitzen. Reis stellt die Form als Jugendstadium zu T. difformis Reuss, bei welcher der letztere Autor a. a. 0. die Achse angibt. Er betont auch die Möglichkeit einer Verwechslung mit Dimorphophyllia oxylopha, und wir sahen oben, daß auch Herr Checchia-Rispoli die vorliegenden Stücke zu der gleichen Art gezogen hatte, sicher irrtümlich, wie das Fehlen aller Randkelche deutlich beweist. Was die Trocho- seris distorta Mich, des Pariser Eocän anlangt, mit welcher Reuss seine Form vergleicht, so bietet sie mit dieser sicher manche Be- rührungspunkte dar; doch ist die unsrige flacher und hat stärker entwickelte Septen. Im übrigen werden ähnliche Formen wie die vorliegende bereits von Seguenza a. a. 0. als Dimorphophyllia oxylopha Reuss, Leptophyllia dilatata Reuss und Trochoseris Berica €at. aus dem Oligocän Siziliens angegeben h Di ctyaraea octopartita O p penh . ( Goniaraea octopartita Oppenh. bei Checchia-Rispoli.) Vergl. Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns. 13. 1901. p. 201 (57). Taf. XVI (VI) Fig. 11, Taf. XVII (VII) Fig. 4— 6 a. ( Goniaraea ). Niveau: „Eocene“. Hinsichtlich der gegenseitigen Beziehungen von Goniaraea und Dictyaraea vergl. meinen Aufsatz über bosnische Eocänfaunen1 2. Nach eingehenden Vergleichen mit meinen Originalexemplaren von Konjavac in der Herzegowina ziehe ich das vorliegende Exemplar eines starken , seitlich zusammengedrückten , von allen Seiten mit Kelchen besetzten Zweiges mit Herrn Checchia-Rispoli meiner Art zu. Es sind meist nur 8 Primärsepten in den mehr oder weniger unregelmäßigen Kelchen vorhanden. Dazu gesellt sich meist die gleiche Zahl rein randlicher Gebilde. Die großen Poren in den Mauern und auf der mächtigen Columellarplatte sind sehr deutlich. Es ist dies eine Form, welche bisher ausschließlich im Eocän aufgefunden wurde. Astraeopora decaphylla Reuss. (Unter dem gleichen Namen erhalten). Vergl. Reuss, Paläontologische Studien. I. p. 33. Taf. XV Fig. 1. Vergl. auch meine Priabona- Schichten. Palaeontographica. 47. 1901. p. 52. Niveau: „Oligocene, Strati a Lepidocycline“. Auch ich zweifle nicht daran, daß die mir vorgelegte flache, 1 Giuseppe Seguenza , L’Oligoceno in Sicilia. Rendiconto della R. Accademia delle Scienze fisiche e matematiche. Fase. II. Napoli 1874. (Adunanza del 7 febbraio 1874.) 2 Vergl. Beitr. zur Paläont. und Geol. Österreich-Ungarns. 25. 1912. p. 98 (12). vom Nordrand der Madonie in Sizilien. 699 von beiden Seiten mit Kelchen besetzte Platte der RKuss’schen Art angehört , welche übrigens schon Seguenza seinerzeit aus diesem Teile Siziliens namhaft gemacht hat. Die Kelche sind von sehr wechselnder Größe, die stärksten etwa 4 mm breit, doch sind auch junge Individuen von 1—2 mm keine Seltenheit. Sie sind durch ein sehr grobsträhniges Coenenchym untereinander verbunden. An aufgebrochenen Kelchröhren beobachtet man auch die senk- rechten Reihen von Poren, welche Reuss für die Form (a. a. 0.) an- gibt. Der Kelchrand ist von groben Höckern gebildet, an welche sich seitlich nach unten Rippen ansetzen , die indessen bald im Coenenchym verschwinden. Es sind 8 — 10 ziemlich regellos ge- stellte Septen vorhanden. Dendracis Gervillei (Defk.) Mich. (Als D. Gervillei d’Achiardi eingesandt.) Yergl. die Abbildungen bei Reuss, Paläontologische Studien. I. Taf. XV Fig. 2—5 und Reuss, Oberburg. Taf. VIII Fig. 2—5. p. 27. Niveau: Eocene. Bei der sehr großen Variabilität, welche die Dendracis Ger- villei Defrance in Westfrankreich sowohl im Cotentin wie an der unteren Loire entwickelt (mir liegt aus beiden Gebieten ein sehr großes Material , zumal durch die eifrigen und erfolgreichen Auf- sammlungen von Herrn Paul Bamberg, vor) und bei der sehr ungenügenden Beschreibung, welche diese Form bisher gefunden hat, dürfte es von Reuss zum mindesten verfrüht gewesen sein, die südeuropäischen Typen von dieser Stammform spezifisch ab- zutrennen. Nicht nur hat man bei der Durchsicht der Figuren, wie bei der Bestimmung eigener Vorräte den Eindruck, daß hier Artenspalterei getrieben wurde, sondern man muß selbst hinsichtlich der zuerst von Reuss aus Oberburg beschriebenen Type der Den- dracis Haidingeri erkennen , daß die Unterschiede mit D. Gervillei doch nur äußerst minimale sind und daß gerade die Beziehungen zu Madrepora lavandulina Mich, für die westfranzösische Art minde- stens in demselben Grade vorhanden sind wie für die Vorkomm- nisse der Siidalpen. Ich möchte daher vorläufig, d. h. bis zu einem eingehenderen Studium des Gattungstypus mit d’Achiardi, die letzteren Formen nicht von Dendracis Gervillei abtrennen ’. Für das vorliegende, schon von Herrn Checchia-Rispoli als D. Gervillei d’Ach. bestimmte Exemplar liegt um so weniger Veranlassung und Berechtigung zu weiteren Scheidungen vor, als dieses stark ab- gerollt ist und bei ihm gerade diejenigen Merkmale nicht zur Be- obachtung gelangen , welche Reuss bei seinen Abtrennungen be- 1 Vergl. Studio comparativo fra i Coralli del terreni terziari del Piemonte e dell1 Alpi Venete. Pisa 1868. p. 73. 700 P. Oppenheim, Alttertiäre Korallen nutzte. Will man ganz vorsichtig sein , so wird man das Stück als Dendracis sp. bezeichnen, doch ist die einzige sichere Dendracis- Art in Europa 1 bisher die D. Gervülei Defr. JPorites Checchiae n. sp. (Als Columnastraea Caillaudii M. Edw. und H. erhalten.) Niveau: „Eocene“. Das Polypar hat die Gestalt eines Kuchens , der von beiden Seiten die Endigungen resp. Durchschnitte der langen , röhrenförmigen Zellen trägt. Eine Anheftungsstelle ist nicht zu erkennen ; trotzdem dürfte das Polypar auf der einen der beiden Breitseiten auch geruht haben, und nicht etwa als das keulenförmige Ende eines Zweiges aufzufassen sein, da die Zellen sich nur in der einen Richtung hin erstrecken und an den beiden Endigungen nicht ab- weichend orientiert sind. Das Stück ist übrigens nur klein , seine Durchmesser be- tragen 15 — 38 mm bei einer Dicke von 10 mm. Die Zellen sind auffallend klein, \ bis höchstens 1 mm breit. Eine Außenmauer ist kaum entwickelt. Die Gestalt ist nur selten regelmäßig kreisförmig, häufiger ver- zerrt und mehr oder weniger in die Länge \ gezogen. Selten grenzen sie mit scharfem Fig- L Rücken aneinander. Meist sind sie durch Porites Cecchicie n. sp. coenenchymatöse, von groben Poren durch- Unten: Einzelheiten der setzte Ausbreitungen verbunden. Es sind Oberfläche in fünffacher 8 — 12 ziemlich kompakte Septen vorhanden, Vergrößerung. Original welche eine Regelmäßigkeit der Anordnung in der Universitäts- vermissen lassen. Ihr freier Rand ist in Sammlung zu Palermo, grobe Körner zerlegt, welche im Innern des flachen Kelches einen Pfählchenkranz um die Achsenpapille herum bilden. Wenigstens glaubt man dies an den wenigen Kelchen zu erkennen, deren Inneres freizulegen war. 1 Aus dem Eocän der südlichen Vereinigten Staaten (Georgia) wird eine D. tubulata Lonsdale angegeben, die aber auch generisch unsicher ist. Vergl. Milne Edwards und Haime, Histoire naturelle des Coralliaires. 3. p. 170, und Vaughan, Eocene and lower oligocene Coral Faunas of the United States. U. S. Geological Survey. Washington 1900. p. 193. Taf. XXII— XXIV. Auch hinsichtlich der von J. Felix in Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1884. p. 425 — 426 beschriebenen neuen Dendracis- Arten dürften noch manche Zweifel selbst hinsichtlich ihrer generischen Stellung gestattet sein. vom Nordrand der Madonie in Sizilien. 701 Wenn auch die relative Kompaktheit der Septen an Litharaca erinnert, so ist die Form doch in allen übrigen Zügen, zumal auch in der geringen Anzahl ihrer Septen, ein echter Porites. Jeden- falls kenne ich in beiden Gattungen im älteren Tertiär nichts näher Verwandtes, geschweige Identisches mit dieser so ungemein kleinkelcliigen Form. Auch die Kelche von P. minuta Reuss aus dem venetianischen Oligocän 1, welche sich außerdem durch ihren konzentrischen Aufbau und die kantigen Zwischenwände unter- scheidet , sind trotz ihrer spezifischen Bezeichnung im Verhältnis zu unserer Art, deren Kelche sie um das Doppelte etwas über- treffen, noch groß zu nennen. Eher dürfte noch P. pusilla Felix aus dem ägyptischen Miocän 2 nach der geringen Größe der Einzel- kelche für den Vergleich in Frage kommen; doch hat auch dieser „sehr scharfe, deutliche, unregelmäßig polygonal erscheinende Wan- dungen“ und läßt die coenenchymatösen Ausbreitungen gänzlich vermissen. Schlußfolgerungen. Es ergibt sich somit , daß auch die von Herrn Checchia- Rispoli als Eocän bezeichneten Schichten eine Korallenfauna ein- schließen, welche man sonst ausschließlich in oligocänen Sedimenten zu finden gewohnt ist. Und zwar sind es die gewöhnlichen Er- scheinungen der Schichten von Castelgomberto , welche uns hier entgegentreten. Der Eindruck verhältnismäßiger Jugend, welchen diese Korallenfauna bei der ersten flüchtigen Untersuchung in mir erweckte , ist durch ein weiteres und eingehenderes Studium nur bestärkt worden. Nur die einzige Dictyaraeci octopartita Oppenh., welche sonst allerdings ausschließlich in älteren, eocänen Horizonten auftritt, könnte für ein höheres Alter der sie einschließenden Schichten ins Feld geführt werden. Wenn man von ihr abstrahiert, sucht man vergebens nach Momenten, welche paläontologisch, und zwar mit Hilfe der Korallen , eine Scheidung in zwei Horizonte rechtfertigen würden , wie sie diese Herr Checchia-Rispoli , wie cs scheint ausschließlich auf Grund der Foraminiferen, zu ver- treten scheint. Die Schichten, welche die mir vorgelegten Korallen enthalten, sind meines Wissens nur zweimal eingehender paläontologisch be- trachtet worden. Zuerst war es schon 1874 Giuseppe Seguenza3, welcher aus jenen die Korallen der Schichten von Castelgomberto angibt , und zwar einen großen Teil der Arten , welche auch ich aufgefunden habe, so: 1 Vergl. Paläontologische Studien, p. 36. Taf. XV Fig. 8. 2 Vergl. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1884. p. 445. Taf. V Fig. 6. 3 L’Oligoceno in Sicilia. Eendiconto della E. Accademia della Scienze fisiche e matematiche, Fase. II. Napoli 1874. (Adunanza del 7 febbraio 1874.) 702 P- Oppenheim, Alttertiäre Korallen vom Nordrand der Madonie etc. Stylophora conferta Reuss Stylocoenia lobato-rotundata Isastraea Michelottiana Cat. sp. elegans Reuss Mycedium hypocrateri forme Mich. sp. — taurinensis Mich. sp. Heliastraea Guettardi Defr Menegh. Astraeopora decaphyUa Reuss. Der hier zitierte Poritcs micrantha Reuss könnte vielleicht dem neuen P. Chcccliiaea mihi, Latimäandra limitata Reuss allem Anschein nach meiner Hydnopliyllia tenera Reuss entsprechen. Seguenza kommt zum Resultate, daß es sich einmal um Äqui- valente der Schichten von Castelgomberto handle, wie zweitens der- jenigen von Crosara. Da er die letzteren mit d’Achiardi noch als die letzte Zone des Eocäns auffaßt, so glaubt er, daß auch diese in dem Komplex noch mitenthalten sei , und dies um so mehr , als er an einigen Exemplaren beobachtet, daß „an ihnen noch Frag- mente der Kalke und Mergel befestigt seien, welche sich auf die letzte Zone des Eocäns bezögen , und welche die für diese cha- rakteristischen Alveolinen und Nummuliten enthielten“. Es liegt dann allerdings ein leichter Widerspruch darin, wenn Seguenza fortfährt und als das Resultat seiner Untersuchung schließt, „da die Paläontologie also in vollständiger Übereinstim- mung mit den stratigraphischen Schlüssen sich befindet, muß man ebenfalls folgern, daß die Zone der argille scagliose mit dem auf sie folgenden Sandstein , wie er vorher beschrieben wurde , das Oligocän in Sizilien vertreten“. Die Beobachtung von Bruchstücken kalkiger Gesteine mit den für die argille scagliose charakteristischen Nummuliten und Alveolinen ist zweifellos sehr wichtig und müßte im einzelnen näher geprüft werden , zumal im Hinblick auf die näher und möglichst genau zu bestimmenden Arten dieser Fora- miniferen. Vielleicht ist im übrigen der obere Sandstein Seguenza’s das, was Checchia-Rispoli als „Strati a Lepidocycline“ bezeichnet? Außerdem gibt dieser hervorragende, seinerzeit auf dem Gebiete des Tertiärs so sachkundige Autor zusammen mit den Korallen noch einige Molluskenarten an, welche wie Natica angustata Grat., Turbo Asmodei Brong. und Ceritkium Meneguzzoi Fuchs äußerst charakteristische Typen des Oligocäns sind. Das gleiche tut im wesentlichen de Gregorio , der zweite Autor, welcher sich, und zwar 1881, mit dem paläontologischen Inhalt dieser Schichten beschäftigt hat1. Auch er gibt eine große Fülle von Oligocänarten aus diesen argille scagliose an, und wenn auch manches hier Zweifel und Kritik herausgefordert, so kommt man doch bei der Durchsicht der Tafeln mit dem Autor zu dem 1 Sulla Fauna delle Argille Scagliose di Sicilia (Oligocene-Eocene) e sul Miocene di Nicosia. Memoria Paleontologica di Antonio de Gregorio. Palermo 1881. Miscellanea. 703 Schlüsse, daß hier im wesentlichen eine oligocäne Fauna vorliegt. Allerdings sollen auch einige wenige eocäne Formen vorhanden sein, welche aber meist nicht abgebildet werden, oder so, daß, wie bei Natica caepacea Lamak. a. a. 0. Taf. II Fig. 3, eine sichere Ent- scheidung über die Richtigkeit der Bestimmung nicht vorzunehmen ist. Der Echinolampas, welchen de Gregorio 1 als E. Snessi Laube beschreibt und abbildet, zeigt allerdings, wie zugegeben werden soll, manche Ähnlichkeit mit dieser Eocänart, doch wären hier wohl noch weitere Untersuchungen und eine Kenntnis zumal des Profiles notwendig, um ein sicheres Resultat zu ermöglichen. Immerhin spricht, wie erwähnt, die große Mehrzahl der Formen für Oligocän und in erster Linie auch die Korallen , von denen auch de Gregorio einige erwähnt, und (p. 42. Taf. III Fig. 1 a — b) auch die eine als Phyllocoenia Heberti de Greg, beschreibt und abbildet, welche , wie auch der Autor selbst stark in Erwägung zieht, nach meiner Auffassung mit Hcliastraea Guettardi Dfr. zu vereinigen ist. Es würde also nach der Auffassung von Seguenza und de Gregorio der größte Teil der argille scagliose in der Umgegend von Isnello dem Oligocän zufallen, und die von mir vorgenommene nähere Untersuchung der Korallenreste steht zum mindesten nicht im Widerspruch mit diesen Annahmen. Es würde also damit der Beweis geliefert sein , daß die argille scagliose stellenweise das Oligocän bis zum Stampien hinauf in sich ein- schlößen und damit würde eine Bekräftigung der zumal von Ro- bert Douville geäußerten Ansicht gewonnen sein , daß auch in den Fällen , in welchen Lepidocyclinen in diesen argille scagliose enthalten sind, das gleiche zutrifft. Berlin- Lichterfelde, April 1914. Miscellanea. Preisausschreiben . Die Rheinische Gesellschaft für wissenschaftliche Forschung schreibt folgende drei Preis- aufgaben aus dem Gebiete der menschlichen Vorgeschichte aus: 1. Es sind die Materialien zusammenzustellen für die Erörte- rung der Frage nach den Landverbindungen, die zur Tertiär- und Quartärzeit im Atlantischen Ozean und im Mittelmeer für die Wanderungen der Primaten bestanden haben. Preis 800 dfl. 2. Es sind die Tatsachen zusammenzustellen und zu erörtern, die auf einen zeitlichen oder ursächlichen Zusammenhang zwischen der Umbildung der Tierwelt (und des Menschen) und den klimatischen Änderungen während der jüngsten Tertiärzeit und der Diluvialzeit hindeuten. Preis 800 di p. 11. Taf. I Fig. 2. 704 Personalia. — Fürs Vaterland gefallen. 3. Welche anatomischen und physiologischen Anhaltspunkte sind vorhanden zur Erklärung des aufrechten Ganges beim Menschen? Preis 800 Die Arbeiten sind in deutscher Sprache abzufassen und in Maschinenschrift geschrieben bis zum 1. Januar 1916 mit Motto versehen an den Vorsitzenden der Rheinischen Gesell- schaft für wissenschaftliche Forschung in Bonn, Nuß -Allee 2, einzusenden. Ein geschlossenes Kuvert, mit dem- selben Motto versehen wie die eingesandte Arbeit, muß den Namen des Verfassers enthalten. Personalia. Im Kampfe fürs Vaterland gefallen. Dr. Fritz Felix Hahn fiel am 8. September 1914 vor Nancy -als Leutnant der Reserve im 3. Bayrischen Feldartillerie-Regiment. Geboren am 29. Mai 1885 in München. Studierte an den Uni- versitäten München, Berlin und Marburg und erwarb in München 1910 summa cum laude seinen Doktor. 1911 bis 1912 war er als Kurator an der Columbia University in New York bei Professor Grabau angestellt. Am 1. April 1913 trat er als wissenschaft- licher Assistent an der K. Naturaliensammlung in Stuttgart ein und war dort speziell mit der Neuaufstellung der paläontologischen Sammlung beschäftigt. Sein Hauptarbeitsgebiet lag in den Alpen und eine Reihe von vortrefflichen Publikationen ließen das Beste von diesem kenntnisreichen und klardenkenden Mitarbeiter erwarten. Sein Verlust wird jedenfalls von allen, die ihn näher gekannt haben, tief beklagt werden. Das Neue Jahrbuch beklagt in ihm einen zwar erst seit kurzer Zeit tätigen, aber durch besonderen Scharfsinn und Beherrschung der schwierigen Probleme des Alpen gebirges ausgezeichneten Mitarbeiter. Dr. C. Guillemain, Privatdozent für Geologie und Geographie an der Technischen Hochschule zu Aachen, wurde in Breslau zum Dr. promoviert. Er ist bekannt durch seine Forschungsreisen im Kongogebiet und in Südamerika. Sowohl die Petrographie und der geologische Aufbau als auch besonders die Kenntnis der Erzlager- stätten dieser Gebiete wurden durch seine grundlegenden Arbeiten bereichert. Ernannt: Dr. P. Niggli, Privatdozent an der Universität und Technischen Hochschule in Zürich, zum etatsmäßigen außer- ordentlichen Professor für physikalisch-chemische Mineralogie und Petrographie an der Universität Leipzig. Habilitiert: Dr. Walther Penck als Privatdozent für Geologie an der Universität Leipzig. Voigt & Hochgesang * Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- aüfschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30—1.50. 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Hofbuchriruekerei Z» Gutenberg (Klefcfc k H artm ann), Stuttgart 1. Dezember \ v\b 5 2> 1914 No. 23 \VTERI5't, Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch ln Marburg in Breslau in Berlin Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 16 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet STUTTGART 1914 E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Seite 1 n h a 1 1. O r i g i n a I - HI i tt e i 1 11 11 ge n etc. Rinne. F. : Die Kristallwinkelveränderung verwandter Stoffe beim Wechsel der Temperatur. I. Mit 9 Textfiguren 705 Kalb, Georg: Petrographische Untersuchungen am Granit von Bornholm. Mit 1 Textfigur. (Schluß.) 718 Muschketow, D. : Ueber einige geologische Fragen aus Turkestan 726 Heinrich, M. : Geber den Bau und das System der Stromatoporoidea 732 Personals 736 Professor Or. M. Dittrich, Chemisches Laboratorium, Nacht Dr. IVlax Büchner. Heidelberg Brunnengasse 14 Mineral-, Erz- und Gesteinsuntersucliungen. — Quell- und Mineralwasseranalysen. — Untersuchungen auf Radioaktivität. — Chemische Praktica, unter besonderer Berücksichtigung der Mineralogen und Geologen, auch in den Universitätsferien. - Prospekte aut Verlangen. ==: Mineralien Petrefakten, Gesteine, Konchylien usw. sowie Uten- silien zum eigenen Sammeln und Präparieren empfiehlt Heidelberger Mineralien-Comptoir Heidelberg. ■■ ; Rufnummer 2928 Telegr.-Adr. : Mineral, Heidelberg Listen auf Wunsch gratis. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart. A. Osann, Beiträge zur chemischen Petrographie. II. Teil : Analysen der Eruptivgesteine aus den Jahren 1884 — 1900. Mit einem Anhänge : Analysen isolierter Gemengteile. Preis Mk. 16. — . (Preis von Teil I Mk. 9. — .) F. Rinne. Die Kristallwinkelveränderung verwandter Stoffe etc. 705 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Die Kristallwinkelveränderung verwandter Stoffe beim Wechsel der Temperatur. I. Von F. Rinne in Leipzig. Mit 9 Textfiguren. Es ist von Interesse, die Gestaltsveränderungen zu kennen, welche verwandte kristalline Stoffe beim Wechsel der Temperatur erfahren, um zu erkunden, wie sich die Verwandtschaft hierbei ausdrückt. In dem Sinne sei zunächst über die rhomboedrischen Carbonate sowie über die Plagioklase berichtet. Andere Unter- suchungen werden folgen. Die verwendete Apparatur bestand aus einem Goniometer I von R. Fuess, einer elektrisch heizbaren Vorrichtung sowie aus einem mit dieser austauschbaren Kälteapparat; sie ist andernorts von mir beschrieben 1 2. Das Untersuchungsintervall erstreckte sich im all- gemeinen von — 170° bis -f- 600°, also über mehr als 750°. Meinen Assistenten Dr. Eissner und Dr. Westphal sage ich auch hier für ihre eifrige Betätigung an der vorliegenden Unter- suchung besten Dank. 1. Rhomboedrische Carbonate. a) Kalkspat. An diesem Mineral hat F. E. Mitscherlich 2 als erster die Winkelveränderung nichtisometrischer Kristalle nachgewiesen. Er fand bei zwei Messungsserien, die er als die genausten hinstellt, den Rhomboederwinkel bei verschiedenen Temperaturen wie folgt: Temperatur in 0 R Stumpfer Rhomboeder- winkel Temperatur in 0 R Spitzer Rhomboeder- winkel 8° 105° 3'59i" 8° 74° 55' 15" 72° 104° 57' 23-1" 70° 75° 2' 5" 82° 104° 56' 324" 71ü 75° 1' 50" 127° 104° 52' 0" 73° 75° 2' 45" 131° 104° 51' 25" 131° 75° 9' 15" 1 N. Jahrb. f. Min. etc. BAUER-Festband. Beil.-Bd. XXXIX. 1914. p.388. 2 E. Mitscherlich, Über die Ausdehnung der krystallisierten Körper durch die Wärme. Abhandlungen der Kgl. Akademie d. Wissenschaften z. Berlin aus dem Jahre 1825. p. 201. Centralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 45 706 F. Rinne, Die Kristall Winkelveränderung verwandter Stoffe Die Änderung’ beim Wechsel der Temperatur von 8° R, auf 131° R, also in einem Intervall von 123° R, stellt sich darnach bei der ersten Reihe auf 12' 34", bei der zweiten auf 14' 0". Als Veränderung durch je 80° R = 100° C gibt Mitscherlich 8' 8" an. Den nachstehenden Messungen lag ein kleines Spaltrhomboeder des Isländer Vorkommens zugrunde. Zum besseren Einblick in die Verhältnisse sind die einzelnen goniometrischen Ablesungen angegeben. Es sind Normalenwinkel zweier Rhomboederflächen vollkommener Güte. Temperatur Messungen — 165° C / 74° 44' 10" | \ 74° 44' 11" f Mittel 74° 44' 11" { 74u50/ 5" ^ — 64° C { 74° 50' 8" [> 74°50' 7" 1 74° 50' 7" ) ( 74° 56' 42" ^ 20° C J 74° 56' 48" \ 74° 56' 47" 1 74° 56' 50" > ( 75° 3' 24" ^ 97° C \ 75° 3' 28" j> 75° 3' 27" 1 75° 3' 28" / ( 75° 12' 46" ^ 198° C { 75° 12' 50" \ 75° 12' 50" 1 75° 12' 54" ) l 75° 22' 0" j 294° C J 75°21'58" \ 75°22' 1" 1 75° 22' 6" 1 ( 75° 32' 42" ^ 398° C { 75° 32' 42" \ 75°32'44" 1 75° 32' 47" > { 75° 45' 48"^ 524° C { 75° 45' 50" \ 75° 45' 51" 1 75° 45' 56" 1 ^ 75° 53' 34" ^ 596° C \ 75° 53' 28" }> 75° 53' 31" 1 75° 53' 32" f Hiernach beträgt die ' Änderung der Gestalt des Kalkspat- rhomboeders im Intervall — 165 0 bis 596° (zusammen 761 °) 1° 9' 20", sie ist also recht kräftig. Die Änderung auf je 100° C beziffert sich zu '9,1'. Wie Fig. 1 zeigt, ist die entsprechende Kurve bei tiefen Temperaturen ein wenig flacher als über 20°. beim Wechsel der Temperatur. 1. 707 Fig. 1. Winkeländerung des Kalkspatrhomboeders { 101 1 } im Temperatur- intervall von — 165° C bis -j- 596° C. Das Achsenverhältnis des untersuchten Kalkspats beträgt: bei — 165° a : c = 1 : 0,8508 200 a :c = 1 : 0,8549 596° a : c == 1 : 0,8733 b) Dolomit. Mitscherlich gibt Fundort und eine Analyse des von ihm verwerteten Materials nicht an. Er fand an Spaltrhomboedern, deren Flächen anpoliert wurden, gegenüber 15° ß, eine Verschärfung des Polkantenwinkels bei 131 °E um 5/ 48£" 132° E um 5' 43f" 133° E um 6'28f" bei einem anderen Exemplar bei 123° E um 5' 11" 129° E um 5' 37" Als Mittel der Änderung gibt Mitscherlich für 80° E an 4' 6" bezw. 3' 53". Mir lag Dolomit von Sterzing zur Untersuchung vor. Seine Analyse lieferte: Ca 0 03 49,62 °/o MgC03 45,39 °/o Fe C 0:? 4,98 °’/o Summe . . . 99,99 °/o 45* 708 F. Kinne, Die Kristallwinkelveränderung verwandter Stoffe Darnach verhält sich bei dem untersuchten Material CaC03: Mg'COg :FeC03 = 1,093 : 1 : 0,109. Die Ergebnisse der thermischen Untersuchung sind in folgender Tabelle zusammengestellt : Temperatur Messungen Mittel I 73° 39' 1" — 170° C 73° 38' 58" I 73° 38' 59" I 73° 38' 57" I — 64° C / 73° 41 '42" | 1 73° 41' 42" I 73°41' 42" 22° C 73° 45' 20" 73° 45' 16" 73° 45' 14" 73° 45' 23" 73° 45' 18" I 73° 49' 21" | 106° C 73° 49' 21" 73° 49' 21 I 73° 49' 22" I I 73° 54' 30" | 206° C 73° 54' 23" 73°54'27" I 73° 54' 28" ) , 73° 59' 40" > 307° C 73°59'44" 73°59'41" I 73° 59' 38" > 74° 5' 14" , 409° C 74° 5' 19" 74° 5' 18" ‘ 74° 5' 20" I j 74° 10' 5" , 494° C 74° 10' 0" 74° 10' 0" I 74° 9' 55" 1 , 74° 15' 44" | 590° C 74° 15' 40" 74° 15' 41" I 74° 15' 40" I Es stellt sich also die Änderung des Dolomitspaltrhomboeders im Intervall — 170° bis 590° C (zusammen 760°) auf die Differenz von 73° 38' 59" und 74° 15' 41" = 0° 36' 42" und das Mittel für je 100° C ist 4,8'. Achsenverhältnis bei — 170° a : c — 1 : 0,8304 22° a : c = 1 : 0,8324 590° a : c = 1 : 0.8419 Eine diagrammatische Übersicht der thermischen Veränderung des Dolomits gibt Fig. 2. beim Wechsel der Temperatur. I. 709 Fig. 2. Winkeländerung des Dolomitrhomboeders { 1 0 1 1 } im Temperatur- intervall von — 170° C bis 590° C. c) Eisenspat. Mitscherlich benutzte Material von Ehrenfriedersdorf in Sachsen, dessen Analyse durch Magnus einen sehr hohen Gehalt an MnC03 ergab: FeC03 59,99; MnC03 40,66. Die Rhomboeder- flächen wurden anpoliert und ergaben in ihrem Polkantenwinkel gegen 16° R eine Verschärfung folgender Art: bei 124° R um 3' 5" 126° R um 3' 15" 135° R um 3' 20" Als Mittelwert der Veränderung für je 80° R wird ange- geben 2' 22". Für meine Untersuchungen diente ein Eisenspat von East Pool in Cornwall. Er lieferte bei der Analyse: FeC03 96,34 °/o Mn 0 03 2,52 °/o Mg C 03 0,69 o/o Summe . . . 99,55 °/o Die Winkelmessung bei verschiedenen Temperaturen erwies r 165° C, Mittel aus 1 Temperatur Messungen , 730 3' 7" 60° C 73° 3' 5" 1 730 3' 9" 1 73° 3' 52" 22° C 73° 3' 50" l 73° 3' 47" , 73° 6' 45" 104° C 73° 6' 43" 1 730 6' 39" 73° 6' 42" 710 F. Kinne. Die Kristallwinkelveränderung verwandter Stoffe Temperatur Messungen Mittel ( 73° 10' 3" ) 200° C 1 1 73° 10' 3" 73° 10' 1 1 73° 9' 56" 1 1 73° 13' 46" | 302° c 73° 13' 40" 73° 13' 41 1 73° 13' 38" 1 f 73° 16' 45" ^ 385° c ! 73° 16' 52" \ 73° 16' 46 73° 16' 41" ) Bei weiterem Erhitzen wurden die Signale undeutlich, offenbar unter dem Einfluß einer Zersetzung des Materials. Ein zweites Beispiel lieferte bei 20° C der Winkel 73° 3' 40" und bei 306° C 73° 13' 46" in guter Bestätigung der ersten Messungsserie. Unter Zugrundelegung dieser stellt sich die Veränderung zwischen 165° und 385° C (Intervall 550°) auf die Differenz von 72° 59' 51" und 73° 16' 46" = 0° 16' 55". Mittel für 100° 3,1'. Achsenverhältnis bei — 165° a : c = 1 : 0,8184 22° a : c = 1 : 0.8194 385° a : c = 1:0,8235 Die Fig. 3 gibt die Winkeländerung kurvenmäßig wieder. 15' TO ‘ 5 ' 73*0' - zoo ° -100° ± o “ -+ioo: +zoo° +300° +*00° Fig. 3. Winkeländerung des Eisenspatrhomboeders (1011] im Temperatur- intervall von — 165° C bis 385° .C. d) Manganspa t. Es wurde Material von Diez in Nassau verwandt. Eine Anatyse ergab : Mn C 03 97.83°/o FeC 03 1,79 o/o Unlöslicher Rückstand . 0,61 °/o Summe . . . 100,23° 0 Es zeigte sich im übrigen, daß der Eisengehalt derselben Stufe recht wechselnd ist; er wurde in anderen Proben derselben Stufe bis zu 10% beobachtet. beim Wechsel der Temperatur. I. 711 Temperatur Messungen Mittel ( 73° 10' 14" > 73° 4' 8" 115° C 73° 10' 14" I .o .u x* 1 73° 10' 13" J r 73° 15' 34" | 73° 10' 14" 212° C 73° 15' 38" I 73° 15' 41" I 73° 15' 38" Bei 300° C zersprang das Präparat. Veränderung zwischen 1 6 0 und 2 1 2 0 (Intervall 196°)0°11' 30". Mittel auf 100° 5,9'. Fig. 4. Winkeländerung des Manganspatrhomboeders {1011} im Temperaturintervall von 16° C bis 212° C. Das zahlenmäßige Ergebnis der Untersuchung von Kalkspat, Dolomit, Eisenspat und Manganspat tritt am übersichtlichsten aus den Diagrammen Fig. 1 — 4 heraus. Sie lassen den gemeinsamen Zug der über 0° fast geradlinig ansteigenden, unter 0° sich ein wenig verflachenden Kurve der Winkelverschärfung der Polkante des Spaltrhomboeders erkennen, gleichwie die mit dem Material wechselnde charakteristische Steilheit dieser Kurve, die beim Kalk- spat am stärksten ist; es folgen in dem Sinne Manganspat, Dolomit und Eisenspat. Soviel ich ersehe, liegen frühere Beobachtungen über die Änderung der Winkel von Plagioklasen nur in der schönen Studie von J. Beckenkamp1 vor, in welcher er die Wanderung der thermischen Achsen im Anorthit beim Wechsel der Temperatur kennzeichnet. Es wird weiter unten darauf Bezug genommen werden. 1 J. Beckenkamp, Über die Ausdehnung monosymmetrischer und asymmetrischer Kristalle durch die Wärme. Zeitsohr. f. Kristallogr. 5. p. 436. 1881. Achsenverhältnis bei 16° a : c == 1 : 0,8147 212° a : c — 1 : 0,8232 94° 2' 7" { 94° 2' 0" J [ 94° 2' 54" j — 64° C ] 94° 2' 58" \ 94° 2' 56" j 94° 2' 55" ) [ 94° 3' 21" } \ 94° 3' 20" 1 94° 3' 19" l 94° 3' 15" J 20° C beim Wechsel der Temperatur. I. 715 Temperatur (001) : (OlO) Mittel [ 94° 3' 27" j 104° C ! 94° 3' 23" j 94° 3' 27" ( 94° 3' 31" j f 94° 2' 54" | 206° C { 94° 2' 57" \ 94° 2' 56" | 94° 2' 56" j { 93° 59' 54" j 317" C l 93° 59' 57" > 93° 59' 56" } 93° 59' 57" j ( 93" 57' 9" j 410° C < 93° 57' 14" J 93° 57' 14" [ 93° 57' 18" J MOon f 93° 53' 23" I 018 C \ 93° 53' 21" ( 93°53'22" [ 93° 50' 30" ] 605° C < 93° 50' 30" \ 93° 50' 30" | 93° 50' 29" ! 5 n°oo‘ 55' 33° 50‘ -200° ±0° ■700° 200° +300° +4oo° +500’ +600° Fig. 7. Änderung des Winkels (001): (010) bei Anorthit. Kristall 1. Meß reihe an dem zweiten Kristall1. Temperatur (001) : (OlO) r j 94° 2' 51" | 70° C < 94° 2' 55" \ 94° 3' 0" | ( 94° 3' 29" ) nA 0 r\ ! j 94° 3' 29" ! b4u ü 94° 3' 39" j 1 l 94u 3' 35" J ( j 94° 3' 43" j oc o C 94° 3' 51" 1 1 l 94° 3' 46" j Mittel 94° 2' 55" 94° 3' 33" 94° 3' 47" 1 Der Vergleich zwischen Kristall 1 und 2 bei Zimmertemperatur zeigt eine kleine Abweichung im Winkel (001): (010): er beträgt bei Kristall 1 94° 3' 19", bei Kristall 2 94°3'47". Es liegt das wohl an ge- ringer Differenz im Ca- Gehalt. 716 F. Rinne, Die Kristallwinkelveränderung verwandter Stoffe Temperatur (001): (Oll) Mittel 119° C 209° C 313° C 413° C 507° C 594° C 1 94° 3' 59" | 94° 3' 56" \ I 94° 4' 1" J [ 94° 4' 6" j 94° 3' 59" > [ 94° 4' 3" J [ 94° 1' 19" ] 94° 1' 17" \ \ 94° 1'21" ] f 93° 58' 8" ] 1 93° 58' 4" > ( 93y 58' 2" ) [ 93° 55' 2" j l 93° 55' 4" > ( 93° 55' 3" ] f 93° 52' 45" ) ! 93° 52' 52" > l 93° 52' 48" ] 94° 3' 59" 94° 4' 3" 94° 1' 19" 93° 58' 5" 93° 55' 3" 93° 52' 48" Hiernach vollzieht sich beim Anorthit bei einem Zugrundelegen der Messungen am ersten Kristall im Intervall - -170° bis 605° (zusammen 775 °) eine Veränderung des Normalenwinkels (00 1 ) : (010) von 94° 2' 7" auf 93°50'30", also eine Abnahme von 0° 1 1' 37“. Das gibt im Mittel auf je 100° 1,5'. Der zweite Kristall zeigte auf der Skala von -170° bis 594° (zusammen 764°) eine ent- sprechende Winkeländerung von 94° 2' 55" auf 93° 52' 48", also von 0°10'7", im Mittel von je 100° 1,3'. J. Beckenkamp fand für die Intervalle von 20° C auf 80°, 140° und 200° bei dem Anorthitwinkel P : M eine Wandlung von 85° 54' 1 3,1" auf 85 0 54' 1 6,3", 85° 54' 17, 6" und 85° 53' 44,7", also zunächst ein äußerst geringes Ansteigen und darauf eine sehr kleine Abnahme, der Art, daß die ganze Veränderung zwischen 20° und 140° nur 0°0'4,5" ausmacht und der Abfall auf der Strecke 140° bis 200° auch nur 0°0'32,9" beträgt. Die höchst geringe Änderung des Winkels P : M beim Anorthit kommt in den Kurven der Fig. 7 und 8 zum Ausdruck. Erst eine beim Wechsel der Temperatur. I. 717 Erwärmung über 200° hinaus gibt Veranlassung zu einem etwas kräftigeren Abfall. Es wurde eine polierte Platte senkrecht {010} und zugleich parallel Achse a studiert. Volle Ebenheit, angezeigt durch ein einziges scharfes Spaltbild am Goniometer, herrschte auf ihr bei 40° C. Bei Zimmertemperatur (18° C) machte sich die Zwillings- teilung durch einen Knick und dementsprechend am Goniometer durch zwei Spaltreflexe geltend; sie hatten 1' Abstand. Es ist das ein Zeichen, daß die Platte beim Polieren im WüLFiNu’schen Schleifapparat eine Temperatur von 40° C besessen hat. Auf diesen Zustand der einheitlichen Spiegelung bei 40 0 C sind die nachfolgenden Zahlen verrechnet und für die Ermittelung von P : M verwertet. Dabei ist der übliche Wert von (001) : (010) = 93 0 3 1' ange- nommen, und da von Zimmertemperatur bis 40° C sich eine Ab- nahme dieses Winkels von 3o" vollzieht, so gilt für P : M bei 40° der Wert 93° 30' 30". Labradorit von Labrador. Temperatur Mittel Darnach (001) : (010) 0° 4' 30" ] — 70° C \ 0° 4' 30" 1 0° 4‘ 31" [ 0° 4' 32" J 0° 1' 3" , 93° 32' 46 93°31' 0' 0° 1' 0" I 40° C { 0° 0' 0" } 0° 0' 0" 93° 30' 30' 0° 18' 57" 1 { 0° 18' 53" j [ 0° 24' 14" ] 505° C < 0° 24' 12" > 0° 24' 13" 93° 18' 23" ! AO O/f / 1 A // { 0° 24' 14" J , O1’ 29' 55" , 597° C 0° 30' 0" 0° 29' 57" 93° 15' 31" I o° 29' 57" ' 718 G. Kalb, Petrographische Untersuchungen Die Messung bei — 170°C ist wegen einer gewissen Unsicher- heit des Ergebnisses an dem vorher bereits vielfach erhitzten Präparat fortgelassen. Die übrigen Daten erweisen für denNormalenwinkel (001) : (010) des Labradors im Intervall — 70° C bis 597° C (zusammen 667°) eine Abnahme von 93° 32' 46" auf 93° 15' 3 1", also um 0°17' 15". Das gibt für je 100° C im Mittel 2,6h w- 35' 30' 25' 20 15' S3°10’ ~ 3Öf° -100° ±T° +W0° ->-200° +300° ~+Wtr +5ÖÖi + 600 '* Fig. 9. Änderung des Winkels (001) : (010) bei Labradorit. Eine anschauliche Übersicht über die Verhältnisse der thermischen Veränderung des Winkels P : M bei den untersuchten Plagioklasen Albit, Anorthit und Labrador geben die Kurven Fig. 4 — 9. Die stärkste Änderung zeigt der Albit, die schwächste der Anorthit, Labrador steht dem Anorthit auch in der in Rede stehenden Hinsicht näher als dem Albit. Kennzeichnend ist bei Albit und besonders bei Anorthit die flache Neigung der Winkel- kurve bei tiefen Temperaturen, die voraussichtlich auch der Labrador zeigt. Zwischen 0° und 200° weist der Anorthit ein sehr flaches Maximum der Winkel kurve P : M auf. Institut für Min. und Petrogr. der Universität Leipzig. Petrographische Untersuchungen am Granit von Bornholm. Von Georg Kalb in Greifswald. Mit 1 Textfigur. (Schluß.) Der Titanit ist als primärer Gemengteil anzusehen, wie es auch Cohen und Deecke 1 taten ; sie hoben deshalb sein außer- ordentlich spärliches Vorkommen im Knudsbakkegranit bei dem starken Vorherrschen der Hornblende als bemerkenswert hervor. Auf diese Erscheinungen vermögen neben der chemischen Analyse noch folgende Beobachtungen Licht zu werfen: 1 a. a. 0. p. 18, 19. am Granit von Boruliolm. 719 Am Knudsbakke wurde parallel den Rändern eines Pegmatit- ganges stark streifige Ausbildung des regellos körnigen Haupt- gesteines beobachtet, die nach außen allmählich an Schärfe ver- liert und in einer Entfernung von 20 — 30 cm vom Pegmatit ganz verschwindet. In einer schmalen, ungefähr | — 1 cm breiten Zone nahe am Pegmatit erscheint das Gestein feinkörnig und deutlich dunkler; zwischen dieser Zone und dem Pegmatit in einer Breite von ungefähr 1 cm ist es wieder normal ausgebildet. Die Grenze zwischen Pegmatit und Hauptgestein kommt trotz der kräftigen Verschweißung scharf zum Ausdruck. Dünnschliffe aus dem äußeren Teil der streifigen Zonen lassen in der Struktur keine Abweichung vom Hauptgestein erkennen , dagegen ist die Veränderung in der mineralogischen Zusammen- setzung auffallend: Titanit tritt in großer Menge auf und die Plagio- klasreihe scheint nur noch aufwärts bis Oligoklas entwickelt. In der dunklen Zone nahe am Pegmatit treten Hornblende und die Erze gegenüber Biotit mehr zurück, der in immer kleiner werdenden Leistclien stark streifig angeordnet ist. In der feinkörnigen Zone sieht man u. d. M. schmale parallele Bänder, die sich bei starker Vergrößerung in ein Aggregat von Titanit und Biotitfasern auf- lösen. Diese mineralogischen Verschiedenheiten lassen sich aus den chemischen Verhältnissen nicht erklären, wie die Übereinstim- mung der Analyse des Knudsbakkegranits mit der Analyse des Gesteins aus der streifigen Zone am Pegmatit zeigt (siehe p. 684). Dagegen geht den mineralogischen Unterschieden parallel ein Wechsel in der Textur des Gesteines. Diese Erscheinungen zwingen zu dem Schluß, daß die mineralogischen Verschiedenheiten allein auf einen Wechsel der physikalischen Bedingungen bei der Bildung zurückzuführen sind, weswegen sich diese Erscheinung mit Doelteii1 als „isotektische Differentiation“ bezeichnen läßt. Auf Grund der Beobachtungen an der streifigen Zone des Pegmatits und der chemischen Analyse, die uns den hohen Titan- gehalt des regellos körnigen Gesteines gezeigt hat, ist anzunehmen, daß in einem Magma von der Zusammensetzung des Knudsbakke- granites unter ähnlichen physikalischen Bedingungen, wie sie auch bei der Bildung der Granite von Hämmeren und Rödklöv herrschten, Titanit im Gegensatz zu diesen Gesteinen nur wenig oder gar nicht zur Ausbildung gelangen kann. Offenbar wird durch frühzeitige Ausbildung der Hornblende der Ca-Gehalt in Anspruch genommen, während der Titangehalt schon z. T. in den Erzen zur Ausscheidung kam und der Rest in Hornblende und Biotit eingeht, während unter veränderten physikalischen Be- dingungen, wie sie in der stark streifigen Zone am Pegmatit zum Ausdruck kommen, Titanit in erheblicher Menge zur Ausbildung gelangen kann. 1 C. Doelter, Petrogenesis. Braunschweig 1906. p. 87. 720 G. Kalb. Petrographische Untersuchungen Bemerkenswert scheint uns liier noch eine lokale streitige Ausbildung des Svanekegranites (in der Bucht „Nörrevig“), in der Biotit weit über Amphibol vorherrscht, während doch im Haupt- gestein diese dunklen Gemengteile ungefähr in gleicher Menge vorhanden sind. Diese Erscheinung , zusammen mit den ent- sprechenden an den Pegmatiten, macht es wahrscheinlich, daß das relative Mengenverhältnis von Biotit und Amphibol in diesen Fällen nicht durch chemische Verschiedenheiten im Magma, sondern durch Unterschiede in den physikalischen Bedingungen bei der Ausscheidung bedingt sind. Diese Beobachtungen geben gewiß keine Erklärung für die be- schriebenen Erscheinungen, doch können sie wohl weiteren Unter- suchungen, vielleicht auch Experimenten den Weg weisen, welch letztere in dieser Frage bisher noch keinen Anhaltspunkt gegeben haben (vergl. Doelter, Petrogenesis. Braunschweig 1906, p. 146, auch Ed. Reyer, Beitrag zur Physik der Eruptionen und der Eruptiv- gesteine. Wien 1877, p. 159, 160). Schließlich soll noch auf eine Übereinstimmung der vorliegenden Beobachtungen mit solchen von Salomon am Tonalitgneis hingewiesen werden. Salomon sagt, „daß die stark geschieferten Varietäten meist, sehr arm an Horn- blende sind. Es scheint das darauf zu beruhen, daß bei der Schieferung die Hornblende zerstört und Biotit gebildet wird. Tat- sächlich beobachtete ich an mehreren Stellen . . . ., Biotit- a n h ä u f u n g e n , die wie Pseudomorphosen nach Hornblende aus- sehen“ V Auf die Erklärung dieser Erscheinungen durch Salomon soll hier nicht eingegangen werden; es kommt nur auf die Über- einstimmung der Beobachtungen an. Somit hat sich gezeigt, daß die mineralogische Verschieden- heit der drei Typen Hämmeren, Rödklöv und Knudsbakke sich gut auf die chemischen Unterschiede, der Gegensatz zwischen dem titanitfreien Knudsbakkegranit und der titanitreichen Zone am Peg- matit auf physikalische Unterschiede zurückführen läßt. Es fragt sich nun weiter, ob auch die Strukturunter- schiede bei den drei Granittypen von Hämmeren, Rödklöv und Knudsbakke den chemischen Verschiedenheiten und somit auch dem wechselnden Mengenverhältnis der Gemengteile parallel gehen. Wenn wir von den dunklen Gemengteilen absehen, die wegen ihrer zerfetzten und löcherigen Ausbildung hier nicht berücksich- tigt werden können, so scheint beim Knudsbakkegranit im mikro- skopischen Bilde der Plagioklas stark vorzuherrschen. Der Kali- feldspat, der an Menge dem Plagioklas nahekommt, findet sich fast nur in paralleler Verwachsung mit Plagioklas, indem er letzteren gewöhnlich vollständig umwächst. Der an Menge hinter den Feld- 1 W. Salomon, Die Adameilogruppe. II. Teil (Quartär-Intrusivgesteine). Wien 1910. p. 519. Abh. d. k. k. Geol. Reichsanstalt. 21. Heft 2. am Granit von Bornholm. 21 spaten zurückstehende Quarz kommt in geringer Menge mit Plagio- klas und in größerer Menge mit Kalifeldspat verwachsen vor, so daß niemals deutliche kristallographische Grenzen zwischen Feld- spat und Quarz zur Ausbildung gelangen. Im Granit von Rödklöv gewinnt der Kalifeldspat die Vorherrschaft; wenn er auch hier noch vielfach den Plagioklas rand.lich umwächst, so tritt er doch schon mehr in selbständigen Individuen auf. Der Quarz, der an Menge im Vergleich zum Gehalt im Knudsbakkegranit zugenommen hat, erscheint fast immer mit Kalifeldspat in mikropegmatitisclier Ver- wachsung. Im Hammergranit beherrschen Kalifeldspat und Quarz das mikroskopische Bild. Die parallele Umwachsung von Plagio- klas durch Kalifeldspat tritt mehr zurück; hingegen wird hier manchmal Kalifeldspat von Plagioklas parallel umwachsen, so daß Anklänge an die bekannte Umwachsung beim Rapakivi entstehen. Parallel der starken Zunahme der sauren Glieder der Plagioklas- reihe macht sich eine Zweiteilung der Plagioklase geltend: wir beobachten große Oligoklase und kleine Albit-Oligoklase, von denen letztere meist mit Quarz myrmekitartig verwachsen sind. Diese Zweiteilung der Plagioklase läßt sich schon im Granit von Röd- klöv erkennen, doch erscheinen hier die Albit-Oligoklase meist als parallele Fortwachsungen der Kalifeldspate weniger selbständig. Diese Verwachsung deutet auf ziemlich späte Ausbildung der Albit- Oligoklase aus dem Magma. Der Quarz, der im Hammergranit in größerer Menge ausgebildet ist, tritt gegenüber dem des Granites von Rödklöv wieder selbständiger auf. Es zeigt sich also, daß auch die strukturellen Unterschiede in der Gesteinsreihe Hämmeren, Rödklöv und Ivnudsbakke einem Wechsel im Mengenverhältnis der Gemengteile, vor allem der ein- zelnen Glieder der Plagioklasreihe, parallel laufen. Auf Grund der deutlichen Übergänge in minera- logischer Zusammensetzung und Struktur bei der Ge- steinsreihe Hämmeren, Rödklöv und Knudsbakke läßt sich wohl behaupten, daß in diesen Granitarten nur eine chemische Differen- tiation desselben Magmas zum Ausdruck kommt. Für den Paradisbakkegranit ersehen wir aus den Osann ’schen Formeln und Molekularquotienten auf p. 685 eine ähnliche Zusammen- setzung wie beim Knudsbakkegranit; nur in C und F zeigen sich kleinere Abweichungen, die auch in der mineralogischen Ausbildung- deutlich werden: entsprechend dem kleineren Wert für F treten gegenüber dem Knudsbakkegranit die dunklen Gemengteile im Paradis- bakkegranit mehr zurück, und Biotit und Hornblende halten sich ungefähr die Wage. Dem größeren Wert für C entspricht hier ein Vorwiegen des Plagioklases; obgleich die Plagioklasreihe, die im Knudsbakkegranit bis Andesin geht, hier nur bis Oligoklas aus- gebildet ist, so macht sich doch das Vorwiegen der Plagioklase durch die große Menge der sauren Glieder geltend. üentralblatt f. Mineralogie etc. 1914. 46 G. Kalb, Petrographische Untersuchungen ( 22 Während sicli mithin ganz allgemein für den Bornliolmer Granit eine Abhängigkeit der mineralogischen Ausbildung von der chemischen Zusammensetzung zeigen läßt, ist eine entsprechende Abhängigkeit der Struktur nicht nachzuweisen. Bei den verhältnis- mäßig geringfügigen Unterschieden in der Zusammensetzung läßt sich eine derartige Abhängigkeit um so weniger erwarten, als der hervorragendste textureile Unterschied , die Entwicklung einer Paralleltextur, zweifellos auf physikalische Verschiedenheiten bei der Gesteinsentwicklung zurückzuführen ist. Zur texturellen Vergleichung eignet sich am besten folgende Gesteinsreihe : Granite von Hämmeren, Oieskirke (Hauptgranit) und Gudhjem. Gegenüber dem Hammergranit zeigen die Granite von Oles- kirke (Hauptgranit) und Gudhjem eine schwache Zunahme des Biotits und Eintreten der Hornblende (im Gudhjemgranit scheint allerdings stellenweise auch nur Biotit als dunkler Gemengteil aus- gebildet) ; im übrigen stimmen sie mineralogisch mit ersterem überein. Während aber der Hammergranit regellos körnig erscheint, macht sich im Granit von Oieskirke eine schwache Paralleltextur geltend, die durch Parallelstellung der kleinen Zusammenhäufungen der dunklen Gemengteile bewirkt wird ; u. d. M. ist von Paralleltextur nichts zu sehen. Der Gudhjemgranit dagegen besitzt makroskopisch eine ausgesprochene Lagentextur, die sich mikroskopisch in der Parallelordnung der dunklen Gemengteile deutlich zu erkennen gibt. Feldspat und Quarz zeigen trotz der Zunahme der Paralleltextur keine irgendwie hervortretende Beeinflussung: undulöse Auslöschung und gestörte Zwillingsbildung finden sich in dem regellos körnigen Hammergranit ebenso häufig wie im Gudhjemgranit mit seiner starken Paralleltextur. Cohen und Deecke 1 führten, wie oben erwähnt, auf Grund der undulösen Auslöschung der Quarze und der gestörten Zwillings- bildung, sowie auf Grund von Mörtelstruktur, die sie als besondere Erscheinung einiger Bornliolmer Granite beschreiben, die Parallel- textur auf sekundäre Einwirkung zurück. Über Mörtelstruktur schreiben Cohen und Deecke2: „In einigen Graniten (Johnskapell) besteht dies zwischen gekreuzten Nicols einem bunten Mosaik gleichende Aggregat fast ausschließlich aus Quarz ; doch ist diese Mörtelstruktur selbst in einem und demselben Schliff nicht unbeträchtlichen Schwankungen unterworfen. Sehr häufig verbindet sich z. B. mit derselben eine mikropegmatitische Verwachsung von Feldspat und Quarz. Da sich ferner in der Nähe größerer Feldspate die kleinen untereinander parallelen Säulen des Quarzes nicht selten senkrecht zu den Flächen der ersteren a. a. 0. p. 35. a. a. 0. p. 14. am Granit von Bornholm. 723 stellen, so kann dadurch eine Strukturform hervorgebracht werden, welche an granophyrische Verwachsungen erinnert; doch sind der- artige Partien spärlich vertreten und von geringer Ausdehnung.“ Der Granit von Jonskapell besitzt schwache Paralleltextur, die u. d. M. kaum zum Ausdruck kommt. In den Gesteinen von Ringebakke, zu denen das Gestein von Jonskapell gehört, hatten wir außerordentlich starke mikropegmatitische Verwachsungen be- obachtet, die z. T. recht unregelmäßig ausgebildet sind, so daß ein auffallend unruhiges Bild zustande kommt; nirgends aber konnte eine Erscheinung als Mörtelstruktur gedeutet werden, wie sie durch mechanische Beeinflussung fester Kristalle entsteht. Gegen Mörtel- struktur spricht auch, daß im Gudhjemgranit, der unter den Born- liolmer Granitarten die auffallendste Paralleltextur besitzt, keine Erscheinung zu beobachten ist, die nur entfernt an Mörtelstruktur erinnert; hier treten auch die mikropegmatitisclien Verwachsungen sehr zurück. Selbst in den beschriebenen streifigen Zonen am Pegmatit von Knudsbakke , deren Paralleltextur die des Gudhj emgranif es weit iiberwiegt, ist nichts von Mörtelstruktur zu sehen. Die un- dulöse Auslöschung scheint hier etwas stärker ausgeprägt zu sein, und in der streifigsten Zone nahe am Pegmatit zeigen einige Plagioklase deutlich gebogene Zwillingsstreifen. Da bei diesen streifigen Massen eine Erklärung der Paralleltextur durch sekundäre Beeinflussung* des verfestigten Gesteins ausgeschlossen ist, kann sie auch für die textureil übereinstimmenden streifigen Varietäten des Bornholmer Granites nicht in Betracht kommen. Offenbar liegt eine primäre Paralleltextur vor, wobei es dahin- gestellt bleiben soll, ob sie als Fluidalerscheinung zu deuten ist, oder auf eine einseitige Druckerscheinung auf das zähflüssige Magma (Piezokristallisation) 1 zurückgeht. Schlieren und Pegmatite. Beim Paradisbakkegranit hatten wir kleine helle Ausbildungen von aplitischer Zusammensetzung in der Form von Flecken, Spindeln und langen, häufig gestauchten Adern beobachtet, deren ganze Er- scheinung sich nur durch die Annahme erklären läßt, daß hier primäre* schlierige Bildungen vorliegen. Für diese Annahme scheint uns schon die Beobachtung der gestauchten Streifen zu genügen, in denen man geradezu erstarrte Bewegungen im Magma zu sehen glaubt. Zur Entscheidung der Frage, ob die Pegmatite der Bornholmer Granite gleichzeitig mit dem Hauptgestein oder später in der Ge- stalt gangförmiger Nachschübe entstanden sind, ist vor allem die 1 E. Weinschenk, Grundziige der Gesteinskunde. I. Teil. 19062. p. 63 ff. 46* 724 G. Kalb. Petrographische Untersuchungen Beobachtung der Streitigkeit des Knudsbakkegranites am Pegmatit von Wichtigkeit. Die gleiche streitige Ausbildung am Rande eines Pegmatites, nur in noch auffallenderer Weise, wurde auch an dem nahezu regellos körnigen Granit von Rödklöv beobachtet. Übrigens findet sich streitige Textur keineswegs immer oder gleichmäßig als Begleiterscheinung pegmatitischer Bildungen : so ist sie z. B. auf derselben Seite des Pegmatitganges in sehr ver- schiedener Stärke ausgebildet oder sie kann auf einer Seite fast vollständig verschwinden, während sie auf der entgegengesetzten Seite des Ganges sehr scharf ausgeprägt ist. Die Pegmatite mit randlicher Abweichung des umgebenden Gesteins vom Hauptgestein und diejenigen, an deren Ränder das anliegende Gestein gegenüber der Hauptmasse nicht den geringsten Unterschied zeigt, stimmen in ihrer mineralogischen Ausbildung vollständig überein. Charakteristisch ist dabei ihre einfache Zu- sammensetzung aus saurem Plagioklas (Albit-Oligoklas), Kalifeldspat und Quarz; mitunter finden sich größere Glimmertafeln. Während alle Pegmatite in dieser aplitischen Zusammensetzung in allen Granitarten übereinstimmen, weisen sie doch auch noch Erscheinungen auf, an denen man deutlich ihre Abhängigkeit von der Granitart erkennt, in der sie auftreten. So zeigen die Pegmatite von Knudsbakke die auffallenden, durch zahllose Ein- lagerungen dunkel erscheinenden Quarze und häutig Eisenkies, Mineralien, die auch für das Hauptgestein charakteristisch sind; führt doch der Knudsbakkegranit allein unter den Bornholmer Granitarten Eisenkies neben Magnetit und Titaneisen. In den Pegmatiten von Hämmeren finden sich oft violette Flußspatkristalle, ein Mineral, das auch im Hauptgestein häufig (beinahe in jedem Handstück) zu beobachten ist. Zur Erklärung der abweichenden Ausbildung der Granite am Rande einiger Pegmatite, besonders der Paralleltextur, und der mineralogischen Übereinstimmung der Pegmatite mit der Granitart, in der sie auftreten, scheint uns nur die Annahme möglich, daß in diesen Pegmatiten Differentiationen vorliegen, die gleichzeitig mit der Hauptmasse erstarrt sind, im Gegensatz zu Cohen und Deecke, die für die Pegmatite von Bornholm die Erklärung als „Ausfüllungen von Kontraktionsklüften, welche sich während der Erstarrung des Granits bildeten zu einer Zeit, als letzterer noch nicht vollständig verfestigt war“, am wahrscheinlichsten halten, da sicli durch diese Annahme ihrer „Ansicht nach am besten die wenig scharfen Grenzen und die geringe Ausdehnung erklären“ (a. a. 0. p. 41). Basische Ausscheidungen. Charakteristisch für alle basischen Einschlüsse ist die starke Anreicherung der dunklen Gemengteile. Es zeigt sich ein Unter- am Granit von Bornholm. 725 schied darin, daß in einigen Ausscheidungen, so von Ringebakke und Svaneke, das Mengenverhältnis der dunklen Geinengteile zu- einander gegenüber dem Hauptgestein unverändert erscheint, während in anderen dieses Verhältnis stark verschoben ist. So ist in Aus- scheidungen von Knudsbakke Biotit neben Hornblende nur ganz vereinzelt zu beobachten, dagegen im Hauptgestein in ziemlicher Menge. Nach den vorliegenden Untersuchungen zeigen die basischen Ausscheidungen von Bornholm deutlich ihre Abhängigkeit vom Hauptgestein, so daß sie nicht Einschlüsse durchbrochener Gesteine sein können, sondern als primäre Bildungen aus dem Magma selbst angesprochen werden müssen. Für einige scheint es sicher, daß sie durch Differentiation aus dem Magma hervorgegangen sind; für andere ist eine Entstehung durch örtliche Häufung der Keime der dunklen Gemengteile wahrscheinlich. Zusammenfassung. 1. Auf Grund der deutlichen Übergänge in der minera- logischen Ausbildung und Struktur der Bornhol mer Granit- arten kann man mit Cohen und Deecke annehmen, daß in den einzelnen Granitarten nur chemische Differentiationen eines einheitlichen Magmas zum Ausdruck kommen. 2. Die Paralleltextur der Bornholmer Granite läßt sich nach den vorliegenden Untersuchungen n u r durch P r i m ä r - entstehung erklären; ob dabei einseitiger Druck (Piezokristalli- sation) oder Fluktuation gewirkt haben, muß eine offene Frage bleiben. 3. Alle untersuchten Pegmatite erscheinen in ihrer Zusammen- setzung deutlich von der Granitart abhängig, in der sie auftreten. Die Pegmatite, parallel deren Grenze das Hauptgestein starke Paralleltextur zeigt, sind wohl als Differentiationen anzusehen, die gleichzeitig mit dem Hauptgestein erstarrt sind. 4. Die basischen Ausscheidungen von Bornholm, die sich deutlich von ihrem Hauptgestein abhängig erweisen , sind als magmatische Bildungen anzusehen. Einige scheinen durch Differen- tiation im Magma entstanden, andere durch örtliche Häufung der Keime der dunklen Gemengteile. 5. Die Gesteine von Hämmeren, Rödklöv und Knudsbakke, die nach Struktur und Textur vollständig üb er ein stimmen, also unter denselben physikalischen Bedingungen entstanden sind, zeigen eine deutliche Abhängigkeit der Plagioklase von der chemischen Zusammensetzung des Gesamtgesteins: mit dem Basischerwerden des Magmas erscheinen auch basischere Glieder der Plagioklasreihen, und es übertreffen die basischeren Glieder die saureren an Menge. 1). Muschketovv, 72b Über einige geologische Fragen aus Turkestan. Von D. Muschketow. Seit langem schon hat eine Anzahl hervorragender Forscher au der Geologie und geomorphologischen Gliederung von Zentral- Asien immer weiter gearbeitet. Die wissenschaftliche Einteilung dieser großen Fläche von Eurasien wurde mehrmals unternommen, doch im großen und ganzen besteht noch das Schema, welches J. Muschketow für Turkestan geschahen und E. Suess bedeutend erweitert haben. In den letzten Tagen hat L. Berg 1 eine gewisse Zerteilung des Begriffes „Turkestan“ . unternommen, indem er die letzten Ereignisse auf den Gebieten der Bodenkunde und Geomorphologie benützte. Seinem Vorschlag nach zerfallt Turkestan in vier Gebiete, wobei eins von ihnen — das System des Tian-schan — , dadurch charakterisiert sei, daß „die Faltungen bis in die Tertiärperiode, stellenweise bis ins Posttertiär dauerten“. In der Tat, aus alle- dem, was uns bis jetzt vorliegt, ersehen wir, daß, obwohl einige Glieder dieses großen Sj^stems sich in mehrfacher Hinsicht unter- scheiden , diese doch durch eine große Reihe von wichtigsten Merkmalen sehr eng miteinander verbunden sind. Dieser Umstand verpflichtet uns, immer bei der Betrachtung eines einzigen Gliedes das ganze System im Auge zu halten. Jeder, der mit Turkestan auf geologisch-geographischem Gebiete beschäftigt ist, fühlt es, aber die praktische Durchführung ist schwer. Unvermeidlich kommt man bei diesem Bestreben nach wünschenswerter Fülle in eine schwere Lage, denn das Gebiet ist groß, eine Menge von allerlei Fragen enthaltend; wie man den Begriff von Turkestan auch ein- schränken mag, so bleibt doch die Größe seiner Oberfläche der des westlichen Europa nahe; es würde jedem wahrscheinlich recht seltsam erscheinen , wenn man in kurzen Worten die Geologie Europas im großen und ganzen besprechen würde. Andererseits, wie gesagt, hilft uns in Turkestan das Vorhanden- sein einer Reihe von allgemein beobachteten Vorgängen, aber auch jeder von ihnen wird jetzt schon ein Objekt spezieller Forschungen, und ohne nähere Bekanntschaft mit der gesamten Literatur, be- sonders ohne Kenntnis der russischen Sprache, wird eine gründ- liche Besprechung des Gebietes recht schwierig. Denn wenn viel- leicht die Mehrzahl der letzten großen Reisen, hauptsächlich im östlichen Tian-schan, von Ausländern, vorwiegend Deutschen, durchgeführt wurde, so werden demgegenüber spezielle Arbeiten auf beschränkteren Gebieten, jetzt nur von Russen ausgeführt. Gerade in den letzten fünf Jahren erfolgte ein lebhafter Aufschwung von 1 L. S. Berg, Versuch einer Gliederung von Sibirien und Turkestan in landschaftliche und geomorphologische Regionen. 1913. Ueber einige geologische Fragen aus Turkestan. 727 der Seite verschiedener Regierungsorgane und wissenschaftlicher Stiftungen ; eine große Zahl geodätischer, topographischer, meteoro- logischer, geologischer, gidrotechnischer, pedologischer und botani- scher Arbeiten entstehen und erscheinen dem Geographen zu Nutz, welcher sie nicht unbeachtet lassen darf. Im Angesicht dieses sich täglich mehrenden Materials tritt die Notwendigkeit und der Wert umfassender Besprechungen sehr hervor; aber aus allen den oben erwähnten Gründen ist deren Herstellung von ungemeiner Schwierigkeit, und manche Lücken können da leicht entstehen. Ich denke, daß die Pflicht aller dabei interessierter Fachgenossen ist, die Erscheinung solch mühevoller Werke zu begrüßen, doch zeitig auf diese Lücken aufmerksam zu machen. Nur dieses einzige Ziel verfolgend, möchte ich hier etwas der Art andeuten. Seit langem diente als einziges Compendium der entsprechenden geologischen Literatur der „Turkestan“ I. von J. Muschketow. Dreizehn Jahre später erschien die „Morphologie des Tian-schan“ von M. Friederichsen, viel kürzer gefaßt, und nach demselben Zeitraum die „Ergebnisse neuer geologischer Forschung im Tian-schan“ von Kurt Leuchs (Geolog. Rundschau, 4. Heft 1). In diesem Augenblicke endlich befindet sich im Drucke eine neue Auflage des ersten Bandes von „Turkestan“, welche die ganze Literatur bis 1913 zusammenfaßt und außerdem mit großen Anhängen von Berg, Edelstein, Meister, D. Muschketow, Prinz, Preobrashenskij und Weber samt einer neuen geologischen Karte versehen ist. Bis jetzt also bleibt uns die Arbeit von Leuchs als einzige neue, welche unser Wissen vom Tian-schan zu- sammenfaßt. Deswegen und wegen ihrer guten Ausführung ist sie über- haupt von großem Werte und von Wichtigkeit, besonders für alle, die der russischen Sprache nicht mächtig sind. Gerade aber aus diesen Gründen scheint es mir notwendig, einige Stellen dieser sehr nützlichen Arbeit, welche, meiner Meinung nach, etwas unvollkommen oder unklar sind, im weiteren kurz zu besprechen. Fürs erste fehlen im Literaturverzeichnis mehrere wichtige Werke (von Weber, Stepanow, Edelstein, Arghentow) außer- dem einer Reihe minderwertiger, was selbstverständlich sogleich seine unangenehmen Folgen in der Besprechung zeigt. 1. Auf p. 17 sagt Leuchs, daß von den fossilienleeren paläozoischen Formationen eine Ausnahme „nur die carbonischen Sedimente“ machen, was in keiner Weise richtig ist, da uns sehr viele und gute Funde aus dem Devon vorliegen, wie folgt. 2. p. 19 steht: „Silur ist bis jetzt nur an einer Stelle, in den Tschu-Ili-Bergen, südlich Balchaschsee ..." sichergestellt, und dieses auch nur nach der Angabe von Friederichsen (1899); viel früher aber hat schon Romanowskij in seinen „Materialien . . .“ 728 D. Muschketow, (1874, 1878, 1890) drei Fundstellen vonSilur aus ganz verschiedenen Teilen von Turkestan entdeckt und beschrieben Seitdem wurde im Jahre 1903 ein neuer Fund in der Gegend Min-Aral am Balchaschsee durch Berg gemacht und veröffentlicht (Isw. I. Russ. Geogr. 0. 1 904). Weiter erschien noch eine ausführliche Beschreibung dieser inter- essanten „ Obersilurischen Fauna aus der Umgegend des Sees Balchasch“ von P. Stepanow, mit einem deutschen Auszug (Ver- handl. d. K. Mineralog. Gesellsch. 46. 1909); daselbst kann man auch einen Hinweis auf einen anderen, fünften Punkt des Ober- silurs, im Tal des Flusses Magian-darja (Zerafschan), linden; dieser letzte wurde von Edelstein entdeckt und beschrieben (Bull. Akad. I. d. Sc. 1907. II. Ser. No. 10). Endlich sind dieselben Ablagerungen durch Weber in Ferghana festgestellt und mit den obengenannten identifiziert (Bull. Com. Geol. 29. 1910). Somit ist das Vorhandensein des Silur im westlichen Tian-schan schon sichergestellt, gewiß viel ausführlicher, als man es aus der „Morphologie“ Friedrichsen’s ersehen kann. 3. Das eben Gesagte betrifft auch die Besprechung des Devon (p. 19 — 20), in welcher hauptsächlich nur die alten Mitteilungen und Ergebnisse größerer Reisen wiedergegeben sind, wogegen die festen stratigraphischen Resultate aus Ferghana vernachlässigt wurden. Ausführlich ist das Devon in der letzten, schon zitierten Arbeit von Weber behandelt; einiges findet man in meinem vor- läufigen Berichte, dann in den Jahresberichten des Geol. Com. Merk- würdig ist es auch, daß K. Leuchs, der die Arbeiten von Tscherny- schew, Bronnikow, Weber und Faas im Literaturverzeichnisse und an anderer Stelle erwähnt, den Schwerpunkt derselben, welcher gerade in der Entdeckung und Dreieinteilung der devonischen Sedimente in Ferghana besteht, übersieht. Von besonderer Wichtigkeit war die Anerkennung vollkom- mener Analogie zwischen den hercynischen Unterdevonsedimenten von Ferghana, Ural und Böhmen von der Seite eines der besten Kenner derselben. Außerdem sind in der Besprechung völlig ausgelassen die sehr wichtigen Ergebnisse der Forschungen Arghentow’s im Naryngebiete, welche unsere Kenntnisse über die Verbreitung der devonischen und carbonischen Sedimente bedeutend erweitern und überhaupt mehreres zur Geologie des Tian-schan beitragen (Gorn. Journ. 1911). 4. p. 22 steht: „Jm westlichen Tian-schan scheint das Ober- carbon zu fehlen"; das ist nicht ganz richtig, wie schon aus der genannten Arbeit von Weber, und zwar dem Text und der Karte deutlich zu ersehen ist; außerdem vergißt Leuchs das, was uns schon von den oberpaläozoischen Ablagerungen aus dem südwest- lichen Turkestan, hauptsächlich durch Edelstein, bekannt ist (Mat. zur Geol. Rußl. 28. 190(5—1908). Ueber einige geologische Fragen aus Turkestan. 729 5. Meines Erachtens können die Angarascliichten größtenteils viel enger begrenzt werden, als Leuchs dies tut. welcher sagt, „daß sie jünger als Carbon und älter als Tertiär sind“ (p. 23). Es widerspricht auch der weiteren Bestimmung der Hanhaischichten von Leuchs, welche er als „vom Ende des Mesozoikums an bis in die posttertiäre Zeit gebildet ansieht“ (p. 26). Auf die Altersbestimmung der Hanhaischichten werde ich noch zurückkommen, hier möchte ich noch einiges der Reihe nach erwähnen : 6. Auf p. 26 bespricht K. Leuchs die Frage der Ferghana- stufe, wobei der Leser den Eindruck erhält, als herrschereine noch nicht entschiedene Meinungskontroverse zwischen Böhm und Vadasz einerseits und Sokolow und mir andererseits. Leider blieb dem Verfasser die zweite Schrift Sokolow’s (Kritik der Arbeit von Vadasz im Ann. Geol. et miner. de Russie. 14.) unbekannt; aus- drücklich betont Sokolow (wie auch Weber), daß es unmöglich ist, diese rein stratigraphische Frage ohne jedes genaue Profil, nur auf Grund einer zufällig gesammelten kleinen Fauna, auf paläontologischem Wege zu entscheiden ; dementsprechend sind die Arbeiten von Böhm und Vadasz für die Bestimmung der Ferghana- stufe in keinem F’alle grundlegend. 7. Auf p. 3 l steht, daß meine Untersuchungen die Folgerungen Machatschek’s über zwei, senkrecht aufeinander stehende tek- tonische Bewegungen bestätigen. Das ist ein Mißverständnis aus zwei Gründen : a) mein Bericht erschien viel früher als der von Machatschek, und b) ich sprach gerade von einem einheitlichen plikativen Prozesse, welcher nur mehrmals nach ein und demselben Plan sich wiederholen konnte, oder daß beide Faltungsrichtungen ein und demselben, oft sich erneuernden Prozesse der Haupt- bogenbildung ihre Entstehung verdanken. Gewiß war das auch nür eine Vermutung wie manche andere, aber nur so durfte man meine bisherigen Äußerungen verstehen. Endlich noch etwas über die Hanhaischichten. 8. Auf p. 26 linden wir eine kurze und gute Definition dieser Schichten als eines Sammelnamens für Sedimente gleichartiger kontinentaler Fazies, welche vom Ende des Mesozoikums an bis in die posttertiäre Zeit im Tian-schan gebildet wurden, wobei die ganze Serie nicht in sich konkordant ist. Weiter aber (p. 33) steht: „die Hanhaischichten liegen diskordant auf dem alten Ge- birge, das in der mesozoischen und tertiären Kontinentalzeit stark abgetragen wurde“; dagegen noch weiter (p. 41), daß es „nicht möglich sei, von den tertiären Sedimenten die posttertiären mit Sicherheit zu trennen. Die ganze Serie wird unter dem Namen Hanhaischichten zusammengefaßt“, und endlich, „daß die während 730 D. Muschketow, des Mesozoikums entstandenen Rumpfflächen durch die tertiären Bewegungen zerstückelt sind/1 Auf keine von den obigen Bemerkungen ist eigentlich etwas zu entgegnen, aber alle zusammen genommen stimmen doch nicht ganz gut miteinander überein. Soweit meine Einwendungen gegen die Zusammenfassung von K. Lei chs in der „Geol. Rundschau“. Gleichzeitig muß ich auch gestehen, daß diese Arbeit sowohl wie seine „Geol. Untersuchungen im Chalyktau usw.“ so eingehend und gründlich die Mehrzahl der geologischen Fragen aus dem Tian-schan schildert, daß, wenn sie früher als mein Bericht „De Prjewalsk au Fergana“ erschienen wäre, manches in demselben hätte wegfallen müssen. In der Tat war es leider umgekehrt, und gerade deshalb finde ich mehrere Vorwürfe, welche mir durch K. Leuchs eben gemacht sind, nicht ganz berechtigt (dies. Centralbl. 19 14. No. 1. p. 22 — 26: „Über die Entstehung der kontinentalen Ablagerungen des Tian-schan“). Jetzt hat Leuchs wirklich manches Unklare erörtert, und nur auf eine Notwendigkeit solcher Erörterung hinzuweisen war meine Absicht. Unmöglich ist es, hier alle betreffenden Seiten von verschiedenen Arbeiten nebeneinanderzustellen, um zu zeigen, daß die Zusammenfassung, welche Keidel und andere für die Ablagerungen von Sart-dschol, Dschütü-ogus und Buam durch- geführt haben, unklar war; auch nutzlos wäre es, jetzt, wie ge- sagt. besonders weil ich in keinem Falle persönliche Polemik treiben will. Weiter sagt Leuchs (p. 24): Keiner von deutschen Forschern „hat unter dem Namen Hanhaischichten carbonische, untercretacische, tertiäre, postpliocäne und alluviale Ablagerungen zusammengefaßt.“ Dazu sei nur bemerkt, daß doch aus den schon genannten Zitaten die Zusammenfassung der mesozoischen, tertiären und posttertiären Ablagerungen unter dem Namen Hanhaischichten von Leuchs selbst durchgeführt ist, und daß es doch unbequem wäre, mit ein und demselben Worte altersverschiedene Sedimente zu benennen. Oft geschieht es schon, daß einige Verfasser diesen Namen im strengen Sinne von Leuchs benützen, andere dagegen es nur aufs Mesozoikum oder nur aufs Tertiär ohne jede Moti- vierung beschränken. Ich möchte nicht falsch verstanden sein und betone ausdrücklich, daß ich Leuchs gar keine Vorwürfe wegen seiner Definition der kontinentalen Ablagerungen des Tian-schan mache, sondern nur auf einige Unklarheiten, welche in der Hand anderer, oft nicht ganz sachverständiger Autoren, gefährlich werden können. Auf derselben p. 24 spricht Leuchs, daß die Ergebnisse, zu welchen ich bezüglich der Entstehung der kontinentalen Ab- lagerungen gekommen bin, mit den heutigen Anschauungen aller Tian-schan-Forscher übereinstimmen oder sozusagen nicht neu sind. Ueber einige geologische Fragen aus Turkestan. 781 Dazu sei bemerkt, daß 1. meine eigenen Anschauungen, und viel gründlicher erörtert, die Schrift von Leuchs enthält „Geol. Untersuch, etc.“, welche aber leider gleich nach der Vollendung des Druckes der meinen erschien. 2. Die Anschauungen Friedrichsen’s besprechend, konnte ich mich gewiß nur auf seine gedruckten Schriften beziehen, aber sicher nicht auf seine gegenwärtigen Meinungen; Leuciis aber er- widert mir folgenderweise : „ ... die Deutung der roten Sand- steine . . . vorwiegend als subaerische Schuttablagerungen von ver- wittertem, an den Gehängen herabgleitendem Material, welche Friedrichsex seinerzeit gegeben, dürfte wohl von ihm selbst nicht mehr aufrecht erhalten werden.“ Im folgenden (p. 25) bestätigt Leuchs meine Beobachtungen über die Verschiedenheit in der Konfiguration des Nord- und Siid- ufers des Issyk-kul, welche ich auf Grund verschiedener Ver- gletscherung der beiden, den See umgebenden Ketten erklärt habe und wirft mir vor, daß ich die Frage von den Ursachen dieser verschiedenen . Vergletscherung (heutiger wie diluvialer) unent- schieden ließ. Diese Frage, besonders von den Ursachen der diluvialen Vergletscherung , scheint mir eigentlich noch so im Dunklen zu stehen, daß ich es jetzt, wie zuvor, einfach für zu gewagt und fast unmöglich halte, darüber zu entscheiden, noch dazu auf Grund flüchtiger Beobachtungen in einem Gebiete, wo genaue topographische und meteorologische Kenntnisse noch fehlen. Dasselbe betrifft auch die große Frage von der Peneplain im Tian-schan ; in dieser ist vieles bedenklich, da es doch schwer ist, die Tektonik eines so großen Landes bei der Abwesenheit geo- logischer Aufnahmen für bekannt zu halten. Endlich ist es auch vielleicht ungewiß, wann mehr Schmelz- wasser herabkommt, während eines schnellen Rückzuges der Gletscher oder während ihrer Stationärzeit, insbesondere, wenn das Phänomen von der Temperatur und nicht vom Niederschlags- mengenwechsel abhängt; in diesem Falle können auch meine Schlüsse nicht so unbrauchbar sein, wie es K. Leuchs meint. Zum Schlüsse möchte ich ein paar Worte bezüglich der Arbeit von F. Machatschek: „Der westlichste Tian-schan“, sagen. Wir finden leider auch in diesem gründlichen und sehr interessanten Werke einige Mißverständnisse, hauptsächlich wieder als Folgen unvollkommener Ausnützung der betreffenden russischen Literatur. Wie ich vom Anfänge an erörtert habe, kann man sich jetzt bei der Besprechung physiographischer Fragen in Turkestan nicht nur mit den Ergebnissen, welche in einer Gegend gewonnen sind, zu- frieden geben, sondern nur, wenn man die ganze Fülle aller, aus allen benachbarten Gebieten bekannten Tatsachen benützt, selbst zum rechten Ziele gelangen. Da der Arbeit ein Literaturverzeichnis 732 M. Heinrich, fehlt und im Text auch nicht überall Zitate angeführt sind, so ist es in manchen Stellen schwer zu ersehen, worauf der Verfasser seine Folgerungen gründet. So zum Beispiel ist es in keinem Falle richtig, daß (p. 9) „die Annahme von einem Zusammenhang des Meeres des Ferghanabeckens mit dem des Tarimbeckens . . . nicht wie früher vermutet wurde, noch in die Kreide, sondern erst in das Eocän zu verlegen ist.“ Beweise für eine solche Vermutung fehlen und gerade für das entgegengesetzte sind sie vorhanden. Auf p. 130 bespricht Machatschek die zwei Schotterarten von Ferghana und bezweifelt die Folgerungen von J. Muschketow, indem er aber aus dessen „Turkestan“ nur eine von den be- treffenden Stellen zitiert und zu folgendem Schlüsse gelangt, daß man „beide Schotter als quartär ansehen“ dürfte; schon bei J. Muschketow an anderen Stellen und dann in den Berichten von Weber und mir (Bull. Com. Geol. 29, 30.) findet man eine genauere Besprechung dieser wichtigen Frage. Aus derselben Arbeit Weber’s hätte der Verfasser außer vielem anderen auch die Untauglichkeit des Berichtes von Levat ersehen können, welcher bei ihm ein verständliches Bedenken erregt hat (p. 136). Was die komplizierte Lößfrage betrifft, so kann man sie schwer ohne Be- achtung der letzten Ergebnisse russischer Pedologen (Neustruew u. a.) behandeln. Endlich ist es unverständlich, wie Machatschek, der seine interessante Arbeitshypothese über die Terrassenausbildung auf der Geschichte des Aralsees begründet, eine so erschöpfende Monographie wie Berg’s „Aralsee“ völlig übersehen und sich nur mit einigen früheren Schriften oder Eisenbahnnotizen von Davis und Pumpelly begnügen konnte. St. Petersburg, 12. Februar 1914. Über den Bau und das System der Stromatoporoidea. Von M. Heinrich. Im Verlaufe meiner Untersuchungen an den zahlreichen Stro- matoporiden aus rheinischem Devon, die im Geologischen Institut der Universität Bonn liegen, darunter die Originale von Goldfuss und Bargatzky, kam ich zu einer Anschauung über den Bau und besonders das System der Stromatoporoidea, welche mit der jetzt herrschenden Auffassung nicht in Einklang zu bringen ist. Da nun bis zur Drucklegung der vollständigen Arbeit , die unter dem Titel: „Studien in den Riff kalken des rheinischen Mittel- devon. I. Teil: Biologie, Morphologie und Genesis der Riffe des rheinischen oberen Mitteldevon. II. Teil : Revision der Stromato- poren“, erscheint, noch längere Zeit vergehen wird, so möchte ich hier die Resultate des 2. Teils meiner Arbeit zusammenstellen. Die ausführliche Begründung folgt dann in der vollständigen Arbeit. lieber den Bau und das System der Stromatoporoidea. 733 Wie aus allen Lehrbüchern der Paläontologie, auch aus den z. T. umfangreichen Arbeiten neuerer Forscher auf dem fraglichen Gebiete, wie Parks u. a. , hervorgeht, folgt man seit 1886/92 allgemein der NiCHOLSON’schen Anschauung und teilt danach die Stromatoporoidea in zwei Gruppen ein. Die „milleporoide“ Gruppe umfaßt die Formen, welche sogenannte „Zoo'idröhren“ besitzen sollen, die andere „hydractinoide“ Gruppe solche ohne derartige Gebilde. Zur ersten Gruppe zählt man die Familien der Stromato- poridae Nich. und der Idiostromidae Nich. , zur zweiten die der Actinostromidae Nich. und Labechidae Nich. Es ergab sich nun : 1 . daß die Familien der Labechidae Nich. und Idiostromidae Nich. aus der Ordnung der Stromatoporoidea auszuscheiden sind, da ihre Organi- sation mit der der übrigbleibenden Stromatoporoidea kaum etwas gemein hat. Für die „echten“ Stromatoporoidea ergibt sich nach dieser Abtrennung eine einfache, eindeutige Definition. 2. ergab sich, daß die Zweiteilung in eine „milleporoide“ und „hydractinoide" Gruppe einer andren Platz machen muß, da der Unterschied, auf der jene beruht, nicht vorhanden ist. Zunächst seien die Familien hervorgehoben , die m. E. zu Unrecht zu den Stromatoporoidea gezählt wurden, die Familie der Idiostromidae Nich. , mit den Gattungen Amphipora Schlz. , Sta- chyodes Brg. und Idiostroma Winch. , und der Labechidae Nich., mit den Gattungen Labechia E. a. H. , Bosenelia Nich. und Bea- tricea Bill. Bei Amphipora Schlz. ist die alte Auffassung durch die von Felix (1905) zu ersetzen, welche ich an Handstiicken von Letmathe usw. bestätigt fand , aus denen das Fossil noch nicht herausgewittert war. Danach gruppieren sich um eine böden- freie, ca. f mm weite Achsenröhre geschlossene Zellen, die von innen nach außen an Größe zunehmen. Bei Stachyodes Brg. muß die ursprüngliche Darstellung Bargatzky’s (1881) wiederhergestellt werden, wonach von einer b öden frei en Achsenröhre sich ebenfalls bödenfreie Seiten- röhren abzweigen , die sich immer weiter teilen. Die Wandung der Röhren ist massiv, scheint jedoch stellenweise durchbohrt zu sein. Idiostroma Winch. besitzt auch eine bödenfreie Achsen- röhre, die aus den Öffnungen entsteht , welche lauter ineinander- geschachtelte Kalkmäntel an ihrer Spitze tragen. Sonst sind diese Mäntel nur wenig durchbrochen. Sie werden durch Mäuerchen und Pfeilerchen im Abstand gehalten. Diese ordnen sich mehr oder weniger zu Parabeln, die von der Spitze nach hinten ziehen. Sie lassen zwischen sich ein Labyrinth von Gängen, die ebenfalls von der Spitze (dem Achsenrohr) nach hinten ziehen. Die Gänge ein und desselben Mantelzwischenraums stehen in guter Verbindung, M. Heinrich, 734 dagegen selten mit denen des benachbarten, da die Mäntel selten eine Pore zeigen. Hei allen drei Gattungen vermißt man sowohl die maschige Struktur als auch die Astrorhizen der „echten“ Stromato- poroidea , abgesehen davon , daß diese Fossilien nie baumartige u. dergl. Gestalt haben. Auch das Skelett der Labechidae Nich. ist ganz und gar nicht stromatoporoid, kein Netzwerk allseitig offener Maschen, viel- mehr ein Komplex rings geschlossener, flacher Blasen, die je nach der Gattung noch von Pfeilern durchsetzt sind (Lab echia E. a. H.), reduzierte Pfeilerchen auf ihrer konvexen Seite zeigen ( Rosen eil a Nich.) oder frei von Pfeilern sind (Beatricea Bill.). Auch hier tritt noch als wichtiges negatives Merkmal das Fehlen von Astrorhizen hinzu. Nachdem so die Familien der Labechidae und Idiostromidae ausgeschieden sind, stellen die Stromatoporoidea nicht mehr eine Sammel gruppe ungleichwertiger Elemente dar, sondern die jetzt übrigbleibenden „echten“ Stromatoporoidea stellen eine eindeutig umgrenzte Ordnung dar, für welche sich folgende De- finition ergibt : Das Skelett ist aus nahtlos verschmolzenen, massiven oder porösen Kalkfasern gebaut, die ein mehr oder weniger r e g e 1 m ä ß i g e s Maschenwerk bil- den. Dabei erkennt man eine mehr oder weniger deutliche lagenförmige Anordnung der tangentialen Elemente. Astrorhizen sind stets vorhanden. Bei der Durchsicht eines größeren Materials ergibt sich, daß im Skelettbau der Stromatoporoidea alle Übergänge vom regelmäßig netzförmigen (reticulaten) bis zum ausgesprochen wur- migen (vermiculaten) Gewebe vorhanden sind. Die Teilung in eine „hydractinoide“ und „milleporoide“ Gruppe ist verfehlt, da ihre Grundlage auf einer unrichtigen Voraussetzung beruht. Denn bei keiner der Formen, die auf beide Gruppen verteilt sind, sind „Zoo'idröhren“ analog den Zooi'dröhren von Millepora vorhanden. So haben sich schon 1903 G. Steinmann ( Milleporidium etc.) und 1909 W. Parks (Silurian Stromatoporoidea etc.), erster geradezu ablehnend , letzterer vorerst zweifelnd , gegen die angeblichen „ Zoo'idröhren “ ausgesprochen. Ein scharfer Schnitt in zwei Gruppen ist jedoch darin ge- geben, daß die relativ feinen Fasern der Familie der Actinost romidae Nich. massiv sind, während die ziem- lich dicken Fasern der Familie der Stromatoporoidea Nich. Poren und Kanälchen zeigen. Auf diese Tatsache muß sich eine Zweiteilung der Stromatoporoidea stützen. Dieses Einteilungsprinzip : „Faser massiv“ — „Faser nicht massiv“, gestattet eine unzweideutige Teilung. Diese fällt zudem Ueber den Bau und das System der Stroraatoporoidea. 735 noch damit zusammen, daß unter die Gruppe der Massivfaserigen nur völlig rectilineare, also ganz regelmäßig gebaute Formen fallen, während zur Gruppe der Holilfaserigen nur irgendwie unregel- mäßige, vermiculate Gewebeformen gehören. Die weitere Unter- teilung in Gattungen beruht bei beiden Gruppen auf dem Grad der Regelmäßigkeit des Gewebes. Sie ist aber nicht mehr ganz so scharf, da man bei manchen Formen zweifeln kann , ob sie einen höheren oder geringeren Grad der Regelmäßigkeit haben, also zu dieser oder jener Gattung zu zählen sind. Die Unter - s cli ei düng von Arten ist am besten auf die Zahl der Lamellen und Pfeiler pro 1 mm zu stützen , während die Ausbildung der Astrorhizen und von Hügeln wegen ihrer. Variabilität nur unter- geordnet in Betracht kommt und in extremen Ausbildungen nur zur Bezeichnung von Varietäten führen darf. Überhaupt ist mit W. Parks, der in neuerer Zeit verschiedene Arbeiten über amerikanische Stromatoporen veröffentlichte, zu be- achten, daß oft in ein und demselben Exemplar die Verhältnisse, z. B. die Zahl der Pfeiler und Lamellen, so wechseln, daß man mit der Aufstellung neuer Arten nicht vorsichtig genug sein kann, wenn die Übersichtlichkeit und die Möglichkeit der Bestimmung der Art eines Fundstückes nicht verloren gehen sollen. Nach den obigen Grundsätzen ergibt sich das folgende System : A. Familie Actinostromidae Nich. Faser massiv. Radiale und tangentiale Elemente gleich gut entwickelt und zu einem geradlinigen Netzwerk vereinigt (rektilinear). (Oberfläche daher granuliert.) I. Die Pfeiler durchsetzen ununterbrochen mehrere Lamellen : Genus Actinostroma Nich. II. Die Pfeiler sind stets nur eine Lamelle hoch: 1. Die Lamellen sind ziemlich eben: Genus Clathro- dictyon Nich. 2. Die Lamellen sind stark aufgewölbt: Subgenus Stylo die tyon Nich. a. Mur. B. Familie Stromatoporidae Nich. Faser nicht massiv (porös oder röhrig). I. Radiale und tangentiale Elemente gleich stark entwickelt und deutlich unterscheidbar. Tangentialschnitt jedoch z. T. wurmig (vermiculat). (Oberfläche daher größtenteils granuliert, aber teilweise wurmig.) 1. Pfeiler durchgehend: ?Genus Hermatostroma Nich. 2. Pfeiler meist nur eine Lamelle hoch: Genus Stro- m atopor ella Nich. II. Radiale Elemente ziemlich geradlinig und gegen die viel dünneren tangentialen stark hervortretend. Tangential- Personalia. — Fürs Vaterland gefallen. 736 schnitt wurmig. (Oberfläche wurmig.) Genus Par- allelopora Brg. III. Radiale und tangentiale Elemente gleich stark, ganz un- regelmäßig verflochten (vermiculat) und daher nicht mehr unterscheidbar. Tangential- und Radialschnitt wurmig. (Oberfläche wurmig.) Genus Stromatopora Gf. Personalia. Im Kampfe fürs Vaterland gefallen. Dr. Ernst G-enzken, Oberlehrer an der Oberrealschule St. Georg in Hamburg, Leutnant der Reserve. Dr. Franz Pietzcker fiel am 1. Oktober 1914 bei Thiepval (Dep. Somme) als Leutnant der Reserve und Führer der 8. Kom- pagnie des 10. württembergischen Infanterie-Regiments No. 180. Geboren am 5. November 1885 in Tübingen. Dort widmete er sich nach Erlangung der Reife 1904 dem Studium der Naturwissen- schaften, insbesondere dem der Geologie und Paläontologie, und promovierte im Wintersemester 1910/11 bei Professor Koken. Im Sommer 1911 war er an der kgl. preuß. geol. Landesanstalt als Probegeologe in Pommern tätig. Im folgenden .Jahre war er Assistent bei Geheimrat Scheibe, wo er besonders auch in minera- logischer Beziehung wissenschaftlich arbeitete. In diese Zeit fällt ein Ruf als Kurator an der Columbia University in New York und die Aufforderung, an einer Forschungsreise nach Katanga teil- zunehmen. Auf beides verzichtete er, um das Staatsexamen für Naturwissenschaften (1912) ablegen zu können. Seit 1913 war er Geologe an der kgl. preuß. geol. Landesanstalt. Dr. Siegfried Martius, Assistent des mineralogischen Institutes der Universität Bonn, Leutnant der Reserve und Kompagnieführer, gefallen am 23. Oktober. Joachim von der Goltz, stud. geol., Vizefeldwebel der Re- serve im Infanterie-Regiment No. 143, 10. Komp., 15. Armeekorps, gefallen am 10. August bei Schweighausen, Oberelsaß. Dr. O. Wurz, Lehramtspraktikant in Freiburg i. Br., Leutnant der Reserve im Infanterie-Regiment No. 170, 6. Komp., 14. Armee- korps, gefallen am 1. September bei Baccarat. Hauptarbeit: Über das Tertiär zwischen Istein, Kandern, Lörrach — Stetten und dem Rhein. Mitt. d. großh. bad. geol. Landesanstalt. 7. H. 1. 1912. Dr. Friedr. Spiegelhalter, Lehramtspraktikant in Freiburg i. Br. , Leutnant der Reserve im Bad. Leib-Grenadier- Regiment No. 109, gefallen am 20. September im Gebiet von Nancy. Haupt- arbeit: Die Tektonik im obersten Teil des Bonndorfer Grabens. Mitt. d. großh. bad. geol. Landesanstalt. 0. H. 2. 1912. Spiegel- h alte li war 1913 und 1914 bis zum 1. April in Britisch-Borneo bei der Kartierung und Aufsuchung von Erdöllagerstätten tätig. Voigt & Hochgesang « Göttingen Fabrikation von Dünnschliffen von | Gesteinen: Preis im Durchschnitt Mk. 1.10. Nur für besonders schwierig zu bearbeitendes Material tritt ein geringer Preis- abschlag ein. Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle: Genau orientierte Schliffe. Preis Mk. 1.30—1.50. Kristallpräparate für sämtliche mineralogischen Untersuchungen in tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kolloiith" Neues Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. — - •• Ersatz für Kanadabalsam. ===== Kolloiith hart, Kollolith-Xylollösung, Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tube Mk. 1,25. Brechungsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18° C. Kolloiith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst nach wiederholtem Umschmelzen weder seinen Brechungs- exponenten noch seine Härte. Prospekte kostenlos! 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Das nelmrasliisclie SBirtr-YemicMs No. 10 (Juli 1914) bietet an: einige hervorragend schöne Scliauplatten nord- amerikanischer Gesteine, große Massen von Peles Haar und andere merkwürdige Lavagebilde von Hawaii, sowie höchst interessante Zu- sammenstellungen von Gesteinen der östlichen arabischen Wüste und von Californien. (Juli 1914) empfiehlt reichhaltige Pflanzenserien aus dem Culm Mährens, Carbon der Saar und von Sachsen, sowie Perm-Medullosen und Psaronien; ferner neue Eocän-Korallen und Cephalopoden von Bosnien- Herzegowina, Cephalopoden und Trilobiten von Böhmen, Mam- malia aus nordamerikanischem Tertiär etc. Ankauf und Tausch von Mineralien, Meteoriten, Petrefakten etc. DR- F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Gegr. 1833 Bonn a. Rhein. «<**• h®»- Verlag der E. 8ohwelzerbart’sehen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Draok tom C. Grüninger. K. Hofbnchdruckerel Zu Gutenberg (Klett & Hartmann), Stuttgart. No. 24 15. Dezember ^^"5 1914 Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie in Verbindung mit dem Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Herausgegeben von M. Bauer, Fr. Frech, Th. Liebisch in Marburg In Breslau in Berlin STUTTGART 1914 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser Monatlich 2 Nummern. Für Nichtabonnenten des Neuen Jahrbuchs 15 Mk. pro Jahr Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt unberechnet Dieser Nummer ist beigefügt ein Prospekt der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser, in Stuttgart, betreffend „Geologica“. Inhalt. K. A. Redlich, Zur Kenntnis des Minerales Rumpfit. 737 Original-Mitteilungen an die Redaktion. Zur Kenntnis des Minerales Runipfit. Von Karl A. Redlich, Prag. Im Jahre 1908 fand G. Firtsch1 in dem Magnesit der Jassing, östlich von St. Michael, Obersteiermark, in den Klüften des Pinolites ein äußerst feinschuppiges Mineral , dessen chemische Zusammen- setzung auf die Chloritgruppe hinwies. Hofrat Dr. G. Tschermak2 ließ nun das Originalmaterial von Prof. Dr. Theodor Panzer nochmals analysieren , wobei sich ein Fehler in der Verteilung des A1203 und MgO zeigte. Die richtige Analyse muß daher lauten : Si02 . . . . . . . 31,31 Al, Os . . . . . . 20,07 Fe2 0, . . . . . . 0,82 Fe 0 ... . . . . 1.36 MgO. . . . . . . 33,30 K,0 . . . . ... 0,85 Na2 0 . . . . . . . 0,39 H20 . . . . . . . 12.87 100,97 Nach dieser Analyse und den optischen Eigenschaften hat Tschermak das Mineral als Klinochlor bestimmt, der dem Klinochlor von Achmotowsk am nächsten steht. Als ich im Jahre 1908 mit Cornu3 meine Arbeit über die Genesis der alpinen Talklagerstätten publizierte, haben wir auf die Wichtigkeit des Rumpfites für die Erkenntnis dieser Frage hingewiesen und in dieser und in meiner späteren Arbeit wurde der Beweis erbracht, daß der Talk durch die Zufuhr einer Magnesia- lösung entstanden ist, die Kieselsäure namentlich den leicht lös- lichen Quarzlagen der Tonschiefer entnommen ist , die Tonerde dagegen nur in geringem Maße (3 — 4 °/o) auf dieser Wanderung gelöst wurde. Nur dort, wo Sericit mit dem Quarzit gemischt war, fand eine leichtere Umsetzung statt und es konnte sich das Mittelglied des Magnesiumaluminiumsilikats neben dem Talk bilden. 1 G. Firtsch, Rumpfit, ein neues Mineral. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. in Wien. Math.-nat. Klasse. 99. Abt. 1. p. 417. 2 G Tschermak, Analyse des Rumpfits. Tschermak’s Min.-petr. Mitteilungen. 1913. 32. p. 542. 3 K. A. Redlich u. F. Cornu, Zur Genesis der alpinen Talklager- stätten. Zeitschr. f. prakt. Geologie. 16. Jahrg. 1908. p. 145. Centralblatt t. Mineralogie eto. 1914. 47 738 K. A. Redlich, Talk und Rumpfit sind teils gleichzeitig, teilweise sekundär im Magnesit gebildet worden. Au diesen Beobachtungen hat sich nicht nur nichts geändert, sie wurden vielmehr durch neue Be- weise (Eichberg, Arzbach bei Neuberg) gestützt und ausgebaut. Dagegen ist es eigentümlich, daß sämtliche mir von ver- schiedenen Analytikern zur Verfügung gestellten Analysen einen zu hohen Tonerde- und zu niedrigen Magnesiagehalt finden , teil- weise ist dieser Irrtum durch das Vorhandensein von Sericit im Grundmaterial erklärlich. Angeregt durch Tscheemak’s Annahme, daß der Name Rumpfit durch Klinochlor ersetzt werden muß, war ich- bestrebt, möglichst reines Material von den verschiedenen Fundorten auszuwählen und mit der größten Vorsicht der che- mischen Untersuchung zuzuführen. Die Analysen wurden teilweise in meinem Institut von Herrn Dr. 0. Gbosspietsch, teilweise im chemischen Institut des Herrn Prof Dr. Wilhelm von Gintl von Herrn Ingenieur Hugo Praschil durchgeführt. Sie ergaben folgendes Resultat (s. Tabelle p. 739). Entsprechend dem Vorschlag Tschermak’s (1. c. p. 21) wurde an Stelle des Eisenoxydes die entsprechende Menge Tonerde und statt des Eisenoxyduls die entsprechende Menge Magnesia ein- gesetzt; dadurch erhalten wir die folgenden reduzierten Analysen. ] Jassing Eichberg Veitsch 1 Häuselberg Panzer Grosse. Prasch. Grossp. Prasch. Grossp. Prasch. Si02 . • 31,59 30,66 30,08 30,58 30,26 29,57 28,53 A1203 . . j 20,78 22,39 21,49 21,97 22,59 24,45 26,26 Mg 0 . - 34,37 34,34 34,71 34,92 33,79 31,82 32,37 H2 0 . . 12,99 12,44 12,82 12,62 13,03 13,29 12,28 Betrachtet man mit G. Tschermak die Chlorite als isomorphe Mischungen eines Serpentin (Sp) und eines Amesitsilikates (At), so deuten die Analysen Eichberg, Veitsch, Jassing auf eine der Mischung Sp2At3 sehr nahestehende Zusammensetzung hin. Für dieses Glied der Mischungsreihe ergibt sich nämlich Si02. . . . . . 30,31°/, Al2 03 . . . . . 22,01 Mg 0 . • . . . 34,74 h2o . . . . . . 12,94 100,00 Während die Rumpfite vom Eichberg und aus der Veitsch also fast genau dem Klinochlor Sp2 At3 entsprechen , nähert sich der aus dem Jassinggraben schon etwas dem Pennin, was* aus dem höheren Kieselsäure- und dem geringeren Tonerdegehalt ersichtlich Jassing 1 Eichberg am Semmering 2 Veitsch3 Veitsch4 Häuselberg bei Leoben Analytiker Analytiker Analytiker Analytiker Analytiker Analytiker Analytiker Prof. Dr. Dr. 0. Gross- Ingenieur Dr. 0. Gross- Ingenieur Dr. 0, Gross Ingenieur T. Panzer pietsch H. Praschil pietsch H. Praschil pietsch H Praschil Zur Kenntnis des Minerales Kumpfit. 739 co 0 03 03 £ Ufa >o co 03 03 CO*' 03 of QO CO 03 Sh 33 ft 02 o o — o 00 4M 03 CO 03 ^+1 t"* 4— ■ CO 30 co^ o •fl* CO 03 CO 00" Ol*' H of xO~ cT o’ o' oT 03 03 03 03 o co xO iO c c co 03 l". GO GM xO^ 03 03 xO co 1 03*~ cT 03 of t-H of CO S- 33 ft cc ?M fl C/J cf of i-H 00 00 CO co CO fl tH i o L— co o p 1» fl p V- 03 03 cf 03 r-T o' rti co fl ft cf m 00 03 03 l> cT oi o -fl 03^ rH 03 "■fl xc^ fl a> co L— o 03 co co cf co 03 mM cf CO* co fl cf cf of 03 co o xO 03 co o GO co co 00 co oo 03 f-H cf cf r co' 1 ° cf 03 | cf co 03 co o «00 o” ° ° o .. oT es ^ c» , - - i-i cQ ^ d « g g 02 -|M fl -fl 4M ' N CQ © © fi 'S d3 ® C M 'S c« . g _ 4M « ft 3 fl « s 32 •’*' ' ’! ' •' ' i ' - v' • - : 'r ! Unerreichte Qualität, Dünne 0,02 mm. Kristalle : Genau ofiihfiSrtd Schliffe. Preis Mk. . 1 .30—1/5^6. Kristallpräparate U f ; , '! ;j»'. ‘ tt ') f ' H\ i / •' ,1/1 ' .fli j f' "r ’ ; ; ' f r; ; für sämtliche jx^I^^ralo^iscifei^T^hte^iuchiiq^eii hi tadelloser Aus- führung zu angemessenen Preisen. „Kollolith“ Neues ; Kitt- und Präpariermittel für mikro- skopische Präparate. j .i ■ ==■ Ersatz für Kanadabalsam. ===== 4Col|olijlh tiart,.,« KoUpph^ylollöppp^ Kollolith-Chloroformlösung. Preis pro Tuhe Mk. 1,25. Brecluingsexponent 1,5354 für Na-Licht bis 18 ö C. Kollolith ist bei Zimmertemperatur schleifhart und ändert selbst naeh wiederholtem Umschmelzen Weder seiheü Bfechuhgs- exponenten noch seine Härte. Prospekte kostenlos! Kürzlich ist erschienen, und steht portofrei zur Verfügung, die zweite Auflage unseres allgemeinen Mineralogisch-geologischen Lehrm ittel - Kataloges No. 18, Abt. I. Dieser Katalog (260 Seiten Text mit 107 Abbildungen ausgestattet) berücksichtigt den Lehrmittelbedarf höherer Schulen auf dem Gebiete der Mineralogie, Petrographie, Geologie und Technologie, enthält aber auch eine große Reihe von Modellen und Zusammen- stellungen, die für Studien- und Übungszwecke auf Hochschulen geeignet sind. (Juli 1914) gibt eine Zusammenstellung schöner großer Schaustufen und Einzelkristalle. Von neuen und besonders seltenen Mineralien werden angeboten: Barthit, Dechenit, Fizelyit, Hutchinsonit, Riekardit und Sanguinit. Ferner wird hervorgehoben die große, überaus prächtige Sammlung zur Darstellung der Farben des Mineralreichs, die ausgestellt gewesen ist im Hause „Die Farbenschau“ der Deutschen Werkbund- Ausstellung in Köln (Juni und Juli 1914). (Juli 1914) bietet an : einige hervorragend schöne Schauplatten nord- amerikanischer Gesteine, große Massen von Peles Haar und andere merkwürdige Lavagebilde von Hawaii, sowie höchst interessante Zu- sammenstellungen von Gesteinen der östlichen arabischen Wüste und von Californien. (Juli 1914) empfiehlt reichhaltige Pflanzenserien aus dem Culm Mährens, Carbon der Saar und von Sachsen, sowie Perm-Medullosen und Psaronien; ferner neue Eocän-Korallen und Cephalopoden von Bosnien- Herzegowina, Cephalopoden und Trilobiten von Böhmen, Mam- malia aus nordamerikanischem Tertiär etc. Ankauf und Tausch von Mineralien, Meteoriten, Petrefakten etc. D= F. KRANTZ Rheinisches Mineralien-Kontor Fabrik und Verlag mineralogischer und geologischer Lehrmittel Oegr. 1833. BOI!!! a. Rheill. «V.U»». Vnrlag der E. Schweizerbart’schen Verlagsbuchhandlung, Nägele k Dr. Sproesser, Stuttgart, Johannesstr. 3 Dr *t Ton 0. Qrnnlntrer, K. Hofbuchdruckerei Zu Ontenberg (Klett & Hartmannt Stuttgart.