m “% Claus intwicklung der Seyphomedusen von „Mit 24 Figuren im Text. z Leipzig 2 re n Breitkopf & Härtel RE TE re Ur Ae 4 Bert Alle ' Rechte, insbesondere das der Dnrmang, K E x . s | % Fa EHE * nu : + h i F | = N ZEN Eine Polemik von Craus ist nichts Neues. Dieses Mal richtet er sie (5) gegen mich, bez. gegen mein Buch über die Entwicklungsge- schichte der Aurelia aurita und Cotylorhiza tubereulata (7), worin ich allerdings kaum einen Satz, den Craus über diesen Gegenstand in zwei besonderen Abhandlungen und in seinen Lehrbüchern geschrie- ben, hatte unbeanstandet hingehen lassen können. Wohlverstanden in derselben sachlichen, beinahe geschäftsmäßigen Weise, in welcher auch alle übrigen Autoren von mir kritisirt wurden. Unzweifelhaft hätte Craus darin eine genügende Veranlassung zu einer eben so sachlichen Erwiederung finden können; er hat es aber vorgezogen, für seine em- pfindlichen Niederlagen auf wissenschaftlichem Gebiet sich auf dem persönlichen schadlos zu halten. Nun ist es nicht meine Gewohnheit, auf einen polemischen Angriff überhaupt und gar sofort zu antworten. Wenn aber Craus unbedingt auf mein Schweigen rechnete und etwa desshalb glaubte, sich in seiner Erwiederung gehen lassen zu können, wie es seinem vor 4 Jahren, beim Erscheinen meines Buches, ganz natürlich entstandenen ersten Verdruss entsprochen hätte, so wäre dies doch nicht ganz klug gehandelt ge- wesen. Und zwar spreche ich jene meine Vermuthung durchaus zu Craus’ Gunsten aus; denn nur unter der Voraussetzung, dass er trotz der hingegangenen Jahre noch mit dem Impulse des ersten Verdrusses und weniger nach sorgfältiger Überlegung seine Streitschrift aufs Papier geworfen, erscheint es mir verständlich, dass er sich solche Blößen und mir so viele Vortheile an die Hand geben konnte. Dies musste aber nothwendig eine Antwort provoeiren. Denn, um es gerade heraus zu sagen: ich habe mich sofort ent- 4* A schlossen, auf den Angriff von Craus zu antworten, nicht um ihn per- sönlich bloßzustellen, sondern weil er es mir zu bequem gemacht hat, auf meine Abhandlung und ihre, wie ich glaube, nicht ganz unwesent- lichen Ergebnisse von Neuem aufmerksam zu machen. Sollte aber die gegenwärtige Leistung von Craus nach seiner Ansicht eine ernsthafte und gründliche Kritik vorstellen, dann hätte meine Entgegnung neben- bei wohl noch den Nutzen, zu zeigen, dass man nicht vorsichtig genug in der Wahl seiner kritischen Mittel und Wege sein kann. Und wenn ich damit gar Craus selbst für die Zukunft einen Dienst erwiesen haben sollte, so würde mir das Bewusstsein davon erst recht den Entschluss zu dieser Erwiederung gerechtfertigt erscheinen lassen. Craus beginnt mit der Versicherung, dass er die Beweise für die Richtigkeit meiner ganzen Darstellung vermisse und meinen Abbildun- gen kein Vertrauen entgegenbringen könne (5,p. 1). Es wäre aber ver- fehlt, aus diesem vielverheißenden Anfang den Schluss zu ziehen, dass Craus nunmehr die Wahrheit dieser Behauptung erhärten werde. Es wird sich im Gegentheil zeigen, dass er den von ihm vermissten Be- weis selbst beibringt, indem er meinen eingreiienden Korrekturen seiner früheren Darstellungen beinahe in allen wesentlichen Punkten zustimmt. Und was könnte ich für die Richtigkeit meiner Beobachtun- gen Besseres anführen als das gewiss nicht gern abgelegte Zeugnis eines Gegners, welches um so werthvoller ist, als er es in der Regel gar nicht unumwunden und offen ausspricht, sondern mit einer er- staunlichen Mannigfaltigkeit von polemischen Kunstgriffen zu verdecken sucht. Vollendet wird aber die Verschleierung des Thatbestandes aller- dings erst durch die eigenthümliche Schreibweise und Dialektik von Craus, welche beide »niedriger gehängt zu werden« verdienen. All dieses Beiwerk muss ich natürlich beseitigen, um auf den Kern der Sache zu kommen. Sollte dies den Leser ermüden, so bitte ich mich zu entschuldigen: meine Absicht ist — ich wiederhole es — die Richtigkeit meiner Beobachtungen aus dem bloß scheinbaren Wider- spruch der gegnerischen Seite zu erhärten; und wenn dies vieles Auf- räumen von unerfreulichen Dingen nöthig macht, so ist vielleicht ein Trost darin zu finden, dass so etwas dann um so weniger leicht sich wiederholt. Auch werde ich mich hüten, bei allen jenen Dingen zu verweilen, sie auch nur zu erwähnen, wenn es für meinen Zweck nicht wirklich nöthig ist; selbst auf die Gefahr hin, dass Craus alles nicht Erwähnte als von mir zugestanden sich gutschriebe. Solche Er- folge gönne ich ihm um den Preis, mit seiner Polemik früher fertig zu werden, Se, I. Die GastıAlation. Ich habe diesen Vorgang nur bei Aurelia vollständig verfolgt und daher in meiner Beschreibung nur diejenigen fremden Beobachtungen berücksichtigt, welche dieselbe Meduse betrafen, nämlich diejenigen von Hazcerer und Craus, Beide gaben für Aurelia eine Einstülpung der Keimblase an: H. beschreibt sie als eine sackförmige, Cr. aber als eine zapfenförmige, so dass sie »einigermaßen« an die polare Einwucherung am Äquorideneie erinnere, jedoch einer Inyagination in so fern näher stände, »als die Zellen in einer Schicht um eine innere Centralspalte an- geordnet sind, die sich in der Peripherie zu einer kleinen Öffnung, dem Gastrulamund verbreitert« (3, p. 2). Die beigefügten Abbildungen be- stätigen es vollends, dass Craus die Entstehung des Entoderms unserer Meduse in einer schlauchförmigen Einstülpung der Keimblasenwand, mit einer epithelialen Zellenschicht um die spaltförmige Urdarmhöhle und einem trichterförmig offenen Prostoma zu sehen glaubte (Fig. 2). Ich habe diese Darstellung für unrichtig erklärt, weil ich fand, dass das Entoderm von Aurelia durch eine successive Einwanderung einzelner Zellen oder kleiner Zellengruppen aus der Keimblasenwand entsteht (Fig. 3), welche sich darauf zu einer kompakten Innenmasse vereinigen, deren Aushöhlung und Eröffnung nach außen erst nach- träglich erfolge (7, p. 3—5). Seinerseits nennt jetzt Craus diese meine Angabe »durchaus unrichtig« und erklärt ausdrücklich, dass er seine frühere Darstellung »in allen Einzelheiten« aufrecht erhalte (5, p. 3). Hätte Craus nichts weiter hinzugefügt, so stände eben eine Beoh- achtung gegen die andere: er behauptet die Gastrulation durch Ein- stülpung, ich die Gastrulation »durch Zelleneinwanderung«. Nun hat aber Craus seine obige Erklärung durch einige Zusätze nicht bloß ab- geschwächt, sondern geradezu aufgehoben. — Wir erfahren erstens, dass er die Einwanderung einzelner Zellen in die Keimhöhle des Aure- lienembryo allerdings schon früher beobachtet und selbst abgebildet, dies aber im Texte nicht erwähnt habe, weil nach seiner Ansicht »diese auffallend kleinen Zellen wieder rückgebildet werden und überhaupt nicht zur Bildung des Entoderms beitragen« (5, p. 3). Zweifellos hatte Cr. auch ganz Recht, das, was davon auf der erwähnten Abbildung zu sehen ist, nicht weiter zu beachten; denn die eine verschwindend kleine Zelle, welche er in seine Gastrula hineingezeichnet hat (Fig. 2), hätte wohl Niemand die Überzeugung beigebracht, dass darin eine Zelleneinwanderung in die Keimblase, wie ich sie beschrieb, zu er- blicken sei und dass Cr. folglich eine solche beobachtet habe. Von Be- lang ist daher nur seine gegenwärtige Erklärung, dass die Fig. 2—5 I meiner Abhandlung! genau dasgelbe wiedergeben, was er selbst beob- achtet habe (5, p. 4), aber freilich unerwähnt ließ. Nun überlege man, dass sobald die in meiner früheren Fig. 5 (Holzschn. Fig. 3) dargestellten, in der Auslösung und Einwanderung begriffenen Zellen vollends in die Keimhöhle gelangt wären, sie mit den schon darin vorhandenen die Big. Fig. 2. Fig. 3. Embryonalstadien von Aurelia aurita. Fig. 1. Keimblase im optischen Durchschnitt nach Cravs (3, Fig. 14). Fig. 2. Gastrula im optischen Durchschnitt nach Craus (3, Fig. 16). ar: nach einem wirklichen Durchschnitt Höhle so gut wie ganz ausfüllen müssten, und eine solche Zellenmasse lässt Cr. nicht nur wieder verschwinden, sondern hält diese Erschei- nung für so bedeutungslos, dass er sie seiner Zeit völlig verschwieg! Offenbar ahnt Craus nicht, welcher Kritik er sich durch diese Mit- theilung aussetzt, sonst hätte er von diesen Beobachtungen jetzt erst recht geschwiegen. Um so mehr, als jenes nachträgliche Bekenntnis die Thatsache nicht aus der Welt schafft, dass die Nachricht von der besprochenen Zelleneinwanderung ganz allein von mir stammt und Craus sie nunmehr anerkennt. Ja, er geht mit seinen Zugeständnis- sen noch weiter; denn nachdem er auf p. 3 gesagt, dass die eingewan- derten Zellen »überhaupt nicht zur Bildung des Entoderms beitragen«, heißt es auf p. 4, dass sie entweder sich dem Entoderm einfügen oder sich rückbilden, wodurch selbstredend die Bedeutung der Ein- stülpung für die Bildung des Entoderms merklich eingeschränkt wird. Und selbst damit hat CLaus dem Drang nach Zugeständnissen noch nicht genug gethan. Denn in meiner früheren Fig. 6, welche ein massiges und annähernd kugeliges, mit dem Ektoderm an einer Stelle zusammen- hängendes Entoderm, aber keine Spur einer Einbuchtung und Höh- lung zeigt, erblickt Craus »ein zutreffendes Bild« für seine »Invagina- tion, beziehungsweise zapfenförmige Einwucherung« der entodermalen 1 Craus nennt sie »die 4 ersten Figuren GoETTE’s«, nachdem er unmittelbar vor- her meine Figuren 2—8 als die in Frage kommenden bezeichnet hatte. Eee Zellenmasse (5, p.6). Denn »ob die Gentralspalte zuerst in der En- todermmasse auftritt oder gleichzeitig beziehungsweise noch früher in der Peripherie eine kleine zu jener hinführende Öffnung beobachtet wird«, scheine ihm unwesentlich, wie er schon bei seinem früheren Vergleiche der Gastrulation von Aurelia und Aequorea »darzulegen suchte«. An der von ihm selbst eitirten und von mir bereits wiederge- gebenen Stelle (p. 5) steht aber nichts weiter, als dass die Entoderm- bildung von Aurelia »einigermaßen« an diejenige von Aequorea erinnert. Als ich diese Sätze zuerst las, wollte ich Anfangs meinen Augen nicht trauen, da mir gröbere Trugschlüsse als die darin enthaltenen noch nicht begegnet sind. Und doch müssen sie Craus verborgen ge- blieben sein, da ich natürlich nicht annehme, dass er seinen Lesern Sand in die Augen streuen wollte und sich gar einen Erfolg davon ver- sprach. Man überlege: Graus beschreibt und zeichnet die Entstehung des Entoderms von Aurelia als eine unzweifelhafte Einstülpung mit einer epithelialen Wand der engen, aber von Anfang an nach außen offenen Urdarmhöhle und behauptet jetzt, ein zutreffendes Bild dafür sei die von mir gezeichnete kugelige, mehrere Zellen dicke Entodermmasse _ ohne Spur von Höhlung und äußerer Öffnung. Denn — so folgert er — die Unterschiede beider Zustände seien unwesentlich, weil deren Ent- stehung einigermaßen ähnlich sei! Nun will ich den klassischen Wortlaut dieser Deduktion auf sich beruhen lassen und mich nur an den Sinn halten. Offenbar meint Craus, beide Gastrulationsarten seien das, was man in der Morphologie »ho- molog« nennt, und diese Homologie könnte durch die hervorgehobenen Unterschiede nicht beeinträchtigt werden. Ich gebe ihm darin völlig Recht, um so mehr, als ich selbst jene Homologie zwischen der Zellen- einwanderung, der Umwachsung und der Einstülpung des Entoderms verschiedener Thiere zuerst schon vor 16 Jahren (6, p. 864—870), also lange vor Craus und zum Überfluss noch insbesondere für die verschie- denen Nesselthiere (7, p. 4, 6, 7) erläutert habe. Was hat aber diese Homologie, über welche Craus und ich vollkommen einig sind, mit der allein vorliegenden Frage zu thun, ob das Entoderm im Aurelienkeim sich einstülpt oder in der beschriebenen Weise einwandert? Diese Un- terschiede werden doch nicht einfach aufgehoben, weil sie an homolo- gen Theilen erscheinen; und doch ist der einzig mögliche Sinn der.CLaus- schen Auseinandersetzung der, dass er in Folge jener Homologie jetzt, ohne sich zu widersprechen, behaupten dürfe, er habe mit der früher besehriebenen Einstülpung eigentlich dieselbe massige Zelleneinwan- derung gemeint, welche ich in meinen Abbildungen darstellte. ee Man sollte billigerweise an dem guten Glauben eines Autors zwei- feln, welcher solche Dinge zu bieten wagt; Craus ist aber vor diesem Zweifel gesichert durch die Unbefangenheit, mit welcher er jene selt- same Logik vorträgt und gleichzeitig wieder Lügen straft. Denn wie kann er, der in seiner eigenen Beobachtung Zelleneinwanderung und Einstülpung zu unterscheiden nicht mehr für nöthig findet, ohne die ärgste Inkonsequenz mit solcher Emphase gegen Jemand streiten, wel- cher gerade eine von diesen selben Gastrulationsarten beobachtet zu haben behauptet? Freilich könnte es gelegentlich scheinen, als bezöge sich der eigent- liche Widerspruch von Craus auf gewisse Nebenumstände, so z. B. dar- auf, dass ich das Entoderm von einer Zelleneinwanderung an verschie- denen Stellen innerhalb der unteren Blastulahälfte ableite, Craus aber es »zapfenförmig« vom unteren Pol einwandern lässt. Dieser Unter- schied wäre aber gegenüber der Hauptfrage: Einstülpung oder Zellen- einwanderung? — ganz untergeordnet und besteht überdies nicht einmal wirklich, nachdem Craus zugestanden hat, dass er die von mir beschrie- bene zerstreute Zelleneinwanderung ebenfalls gesehen habe, und dass ein Theil dieser Zellen ins Entoderm überginge. In der Hauptsache also erklärt Graus jetzt im Widerspruch zum Wortlaut seiner früheren Be- schreibung, dass das Entoderm von Aurelia durch eine massige Zellen- einwucherung entsteht. Zwischen der gegenwärtigen Darstellung von Craus und der mei- nigen blieben folglich nur zwei Differenzen zurück. Er äußert die »Ansicht«, dass die von getrennten Stellen einwandernden Zellen zum Theil zu Grunde gingen, während sie nach meinen Beobachtungen ins- gesammt zum Entoderm zusammentreten. Er erklärt ferner (5, p. &), es könne davon »absolut nicht die Rede sein«, dass das Entoderm, wie ich es angab, als kompakte Masse sich vom Ektoderm trenne und erst zur Herstellung des offenen Prostoma mit ihm verschmelze. Ich sollte meinen, Jemand, der erst nach Jahren sich dessen er- innert, statt der einst von ihm behaupteten Einstülpung des Entoderms eigentlich eine Zelleneinwanderung gesehen zu haben, sollte seine nach- träglichen Ansichten über die Einzelheiten dieses Vorgangs etwas zu- rückhaltender äußern, namentlich wenn er auch nicht den Schatten einer Begründung hinzuzufügen weiß. Die Ansicht vom völligen Schwunde der einwandernden Zellen hat Craus bereits grundsätzlich aufgegeben, bevor er eine weitere Seite seines Textes fertig schrieb; bei einigem Überlegen wird er wohl auch den letzten Vorbehalt auf- geben. Der zweite so energische Protest von Craus betrifft einen so untergeordneten Punkt, nämlich die von mir geschilderte Trennung und N See Wiedervereinigung beider Keimschichten, dass ich sehr wohl Ausnah- men davon zugestehen und daher die Craus’sche Angabe neben der meinigen anerkennen könnte, ohne meiner ganzen Darstellung grund- sätzlich irgend wie Abbruch zu thun; jedoch vermisse ich bei Graus jeglichen Nachweis, dass meine gegentheilige Beobachtung irrig oder auch nur nicht allgemein gültig sei. Wollten wir aber endlich diese beiden Fälle als zweifelhafte an- sehen, so könnte immerhin vorläufig die größere Wahrscheinlichkeit auf der Seite angenommen werden, für welche theils Analogien, theils eine größere Zuverlässigkeit der angewendeten Beobachtungsmethoden sprächen. Und da fällt meines Erachtens die Entscheidung gegen Craus aus. — Die vorübergehende Ablösung des eben gebildeten Entoderms vom Ektoderm ist gerade besonders häufig bei den Nesselthieren anzu- treffen: von den Hydropolypen gaben es zuerst Kowarrwsky und dann Craus selbst an, Merscnnikorr von den Trachomedusen. Dagegen ist ein Zugrundegehen von eingewanderten Entodermzellen, namentlich in dem bedeutenden Maße, wie es nach meinen, von (raus anerkannten Bildern geschehen müsste, und neben der fortschreitenden Ausbildung eines Urdarmes meines Wissens noch nie beobachtet worden. Noch wichtiger scheint mir aber die verschiedene Untersuchungsmethode. Ich machte meine Beobachtungen nicht nur an wirklichen Durchschnit- ten, sondern berücksichtigte ferner, »um mich vor Täuschungen zu schützen, stets alle Schnitte, in welche die Embryonen zerlegt wurden « (7, p.3); Craus hat dagegen, so weit ersichtlich, nur die ganzen Embryo- nen und optische Durchschnitte untersucht!. Unter solchen Umständen nehme ich aber für meine Beobachtungen die zuverlässigere Methode in Anspruch und werde einen Irrthum meinerseits nur dann zugeben, wenn er mir ebenfalls an wirklichen Durehschnittsserien unzweideutig nachgewiesen wird. Zu der Forderung der Unzweideutigkeit werde ich insbeson- dere durch einen starken polemischen Ausfall von Craus gegen mich veranlasst. Ich schrieb p. 3 meines Buches: »Ich finde ferner die Zellen der einschichtigen blasigen Keimhaut niemals so gleich gebildet, wie es Crıus und Harerrt angeben; vielmehr sind sie meist nur in einer Hemisphäre lang und schmal, in der anderen kürzer und dicker.« Craus 1 Die Craus’schen Bilder von der Eitheilung der Aurelia stellen die ganzen durchsichtigen Keime dar, Fig. 14 wird ein optischer Durchschnitt genannt, Fig. 14 gegenwärtig »die Keimblase vom animalen Pol gesehen«; und in den Figuren 15 und 16 werden zwei Gastrulae in einer Hauptebene abgebildet, über deren Pro- stomalichtung der bewimperte Prostomarand hinzieht — ein ausreichender Be- weis, dass es optische Durchschnitte sind. —: WW — nennt dies»unbegründete und unwahre Ausstellungen«, denn er selbst habe jenen Unterschied schon früher mit den Worten hervor- gehoben: »Auch glaube ich an mehreren Keimblasen beobachtet zu haben, dass dieser Theil der Wandung durch etwas niedrigere Zellen bezeichnet ist, welche in das Innere ! einwachsen und sich zum Ento- derm entwickeln«, wie denn auch seine Fig. 16 diese Zellen um mehr als !/, niedriger zeige als die der entgegengesetzten Seite, »im Gegen- satz zu Fig. 141, welche die Keimblase vom animalen Pol aus gesehen« darstelle (5, p. + Anm.). Nun aber: audiatur et altera pars. Ich habe jene frühere Bemerkung von Cr. weder übersehen noch unberücksichtigt gelassen; wenn er aber angiebt, dass er am unteren Keimpol »etwas niedrigere« Zellen beobachtet zu haben »glaubt«, und seine einzige Figur einer fertigen Keimblase, welche ich in Fig. I kopirt habe, nicht die Spur davon zeigt, so war ich berechtigt, zu schließen, dass er den fraglichen Unterschied viel zu minimal annehme, und durfte auf diese mir allein vorliegenden Thatsachen hin wahrheitsgemäß niederschreiben, die Zellen seien nicht so gleich, wie Cıaus und HarckeL angeben, d. h. ihr Unterschied sei eben in verschiedener Richtung größer. Ich kann dabei nicht einmal ein Missverständnis von meiner Seite zugeben. Trotzdem nennt Craus meine Worte eine unwahre Ausstellung, da der auf Fig. 16 dargestellte Größenunterschied der Zellen gar nicht zu übersehen sei, während er an dem äquatorialen Durchschnitt der Keim- blase in Fig. 14 natürlich unsichtbar bliebe. Welcher Leser würde nun bei der Sicherheit dieser Beweisführung ahnen, dass die Fig. 16, welche die Eigenthümlichkeiten der Keimblase so eklatant offenbaren soll, die uns bereits bekannte Gastrula (Holzschn. Fig. 2) mit dem schlauehför- migen Urdarm ist und dass die Erläuterung der Fig. 14 (Holzschn. Fig. 1) als eines äquatorialen Durchschnitts erst jetzt gegeben wird? Und doch ist dies der Fall und wird dadurch der ganze Sachverhalt in ein ganz neues Licht gerückt. Craus hat also in seiner früheren Abhandlung zu der ganz unbe- stimmten Angabe eines polaren Gegensatzes in der Zellenbildung der Keimblase ein einziges Durchschnittsbild einer solchen, ohne eine Spur jenes Gegensatzes, aber auch ohne die leiseste Andeutung, dass es ein Äquatorialdurehschnitt sein könnte, geliefert. Und dennoch hätte ich das letztere wissen oder annehmen müssen? Hat es denn überhaupt einen Sinn, eine Keimblase mit einer im Text erwähnten polaren Dif- 1 An beiden Stellen des Craus’schen Textes habe ich zwei offenbare Druck- fehler berichtigt. IE ferenz bloß im Äquatorialdurchsehnitt abzubilden und dies gleichzeitig zu verschweigen, und durfte ich daher Craus ein solches Spiel zutrauen ? Nach meiner Empfindung gewiss nicht, obgleich Craus eine andere An- sieht davon zu haben scheint, was man ihm zutrauen kann; vor seiner gegenwärtigen Interpretation konnte ich also die Figur 14 vernünftiger- weise nur so auffassen, wie ich es gethan, und daraus nur die bereits angegebenen Folgerungen ziehen. Nach seiner jetzigen eben so neuen wie unkontrollirbaren Versicherung, welche er aber wie etwas Bekann- tes oder Selbstverständliches in den Text einfließen lässt, hat er mich aber in einer unverantwortlichen Weise irregeführt und wagt mich nun desshalb, weil ich ihm so etwas nicht zutraute, seinen Lesern als leicht- fertigen Kritiker zu denuneiren ? Das stärkste Stück bleibt aber doch die Erwähnung der Fig. 16 (Holzschn. Fig. 2) unter dem Schein, als wäre damit das Bild einer Keim- blase eitirt, deren um das Dreifache verschiedene Zellen den unfehlbar- sten Beweis für die geringe Wahrhaftigkeit meiner Angaben lieferten ! Man wende mir nicht ein, dass Craus der Ansicht sein möge, dass von den Zellen der fertigen Gastrula ohne Weiteres und direkt auf diejenigen der vorausgegangenen Keimblase geschlossen werden dürfe; denn ein Blick auf meine ihm vorliegenden Figuren 5 und 8 musste ihn beleh- ren, dass an demselben Objekt genau das Gegentheil zutrifft. Will er sich aber trotzdem auf jene Ansicht stützen, so durfte er erst recht weder diesen noch den weiteren Umstand verschweigen, dass auch diese seine Interpretation eine ganz neue ist, welche daher für meine frühere Kritik gar nicht in Betracht kommt, auch abgesehen davon, dass ich sie, wie gesagt, auch damals als verfehlte zurückgewiesen hätte. Freilich hätte ein solches offenes Geständnis das ganze Raisonne- ment von Craus werthlos gemacht; um so weniger kann es daher zufällig erscheinen, wenn er den wahren Sachverhalt verschweigt, und während er vorher und nachher Keimblasen nannte, dazwischen die Fig. 16 ohne Nennung erwähnt und von den Zellen ihrer »entgegengesetzten Seiten« wie von den Polen einer Keimblase spricht, während er in Wahrheit nur die verschiedenen Zellen des Urdarmes und des ganzen umgebenden Ektoderms vor sich hatte (vgl. Fig. 2). Auf dieser raffinirt zweideutigen Darstellung beruht also die ganze gegen mich gerichtete schwere Anklage der Unwahrhaftigkeit und zwar in einer so lächerlich untergeordneten Sache, dass das rein persönliche Ziel nicht zu verkennen ist. Jetzt, nachdem auch ich gesprochen, wird wohl Niemand zweifeln, dass jene Beschuldigung auf den Urheber zu- rückfällt. Si tacuisses — — Wenn ich das Ergebnis dieser etwas langen Erwiederung in der Frage der Gastrulation zusammenfassen soll, so muss ich vorausschicken, dass Craus ursprünglich unzweideutig eine schlauchförmige Einstül- pung des Entoderms beschrieben hat, ich dagegen eine unregelmäßige Zelleneinwanderung beobachtet habe. Im Verlaufe seiner gegenwär- tigen Polemik giebt aber Craus zu, 1) dass allerdings zerstreute Zellen in dem von mir gezeichneten Maße in das Blastocoel einwandern, wo- gegen die versuchte Einschränkung, dass sie wenigstens z. Th. wieder zu Grunde gingen, einfach in der Luft steht; 2) dass das fertig geson- derte Entoderm genau so wie ich es beschrieb und abbildete, eine so- lide, kompakte Zellenmasse sei, welche an Stelle der vorher eingewan- derten Zellen die Keimhöhle ausfüllt und eine Lichtung sowie ein ofle- nes Prostoma erst nachträglich erhält. Daraufhin verzeichne ich die Thatsache, dass Craus seine frühere Angabe nicht mehr aufrecht erhält, sondern mich im Wesentlichen bestätigt. Was stellte aber eben derselbe Craus an die Spitze seiner Bespre- chung? Die zwei Sätze, dass er seine früheren Angaben über jenen Ge- genstand »in allen Einzelheiten« aufrecht erhalte und dass die mei- nigen » durchaus unrichtige« seien. Wie er dies mit den obigen Zuge- ständnissen in Einklang bringen will, ist seine Sache. Nur halte ich es nicht für überflüssig, zu bemerken , dass wenn CrAus jene Zugeständ- nisse desshalb nicht wollte als solche gelten lassen, weil er damit nur ihm längst bekannte Thatsachen mittheilte, welche er bloß bis jetzt ver- schwieg, dies an der Sache gar nichts änderte. Hielt er es vor Jahren für geboten, trotz besseren Wissens nur das Bild einer Einstülpung zu entwerfen, so war mein darauf folgender Widerspruch eben vollkom- men berechtigt und enthalten seine gegenwärtigen, nachträglichen Kor- rekturen seiner früheren Darstellung nur die Anerkennung jenes mei- nes Rechts. II. Das Scyphostoma. Der vorige Abschnitt hat uns eigentlich wenig geliefert, was für die Entwicklungsgeschichte der Seyphomedusen von größerer Bedeu- tung wäre. Denn für die Frage nach ihren engeren Beziehungen zu anderen Nesselthieren ist es im Ganzen wenig belangreich, ob ihre Ga- strulation durch Zelleneinwanderung oder durch Einstülpung geschieht. Trotzdem habe ich dem Leser zugemuthet, auch schon diesen Eingang der Craus'schen Polemik an der Hand einer eingehenden Kritik zu ver- folgen, damit er von vorn herein die eigenthümliche Kampfesweise mei- nes Gegners kennen lerne. Auf den nun folgenden kritischen Gang lege ich aber desshalb ein an viel größeres Gewicht, weil er mit die wichtigsten Punkte in der ver- gleichenden Entwicklungsgesehichte der Seyphomedusen betrifft. Doch erfordert es die Mannigfaltigkeit der hier zu besprechenden Bildungen, sie in einer bestimmten Reihenfolge getrennt zu behandeln; ich be- ginne naturgemäß mit denjenigen, welche an der eben festgesetzten Schwärmlarve unserer Medusen den Grund ihrer weiteren Entwicklung legen. Das Schlundrohr. Die erste Veränderung an der festgesetzten Larve ist die Einbuch- tung des Ektoderms an dem freien Ende. Diese, bekanntlich von Ko- WALEWSKY zuerst beobachtete Einstülpung hat auch Craus bei Aurelia und Chrysaora beobachtet. Doch sollte sie nach ihm bloß den Durch- bruch an ihrem Grunde einleiten und sich darauf wieder ausstülpen, so dass das eingestülpte Ektoderm sich zur Mundscheibe ausbreite, die Durehbruchsöffnung aber zum Munde werde (1, p. 8). Entgegen diesen Angaben habe ich an den Larven von Aurelia und Cotylorhiza feststellen können, dass die erwähnte Ektodermtasche sich nicht wieder ausstülpt, sondern dauernd eingestülpt bleibt (Schlund, Schlundrohr), so dass die in ihrem Grunde in den Urdarm durch- brechende Öffnung nicht zum Munde wird, sondern als Schlund- pforte in der Tiefe bleibt, während der Mund aus der äußeren Ein- stülpungsöffnung hervorgeht. Der Mundrand »erhebt sich Kraterförmig zur Proboseis« (7, p. 8, 12). Sehen wir nun zu, wie Craus sich gegenwärtig zu seinen früheren und zu meinen Beobachtungen stellt. Im Eingange der bezüglichen Erörterung heißt es, dass er die Ektodermeinstülpung »mit vollem Recht als vorübergehende betrach- tete« (5, p. 8), da sie »alsbald nach dem Durchbruch der Einstülpung wenigstens theilweise zur Bildung der Proboscis wieder hervortrete «, was freilich »eber so schwer zu entscheiden« sei, »wie die Grenze zwi- schen ektodermalem und entodermalem Antheil der inneren Ausklei- dung des Rüssels scharf zu bestimmen ist« (5, p. 9). Denn diese Auskleidung gehe »ohne einen auf ein Schlundrohr zu beziehenden Vorsprung in die Bekleidung der Magencavität über«, wesshalb auch bei Chrysaora und Cotylorhiza von einem »Schlundrohr im Sinne Gorrrr's« nichts zu finden sei (ibid.). Freilich scheine die Beschaffenheit der Zel- len bezüglich der gesuchten Grenze »eine Entscheidung zu gestatten «, »wenngleich sie kaum sicher festzustellen ist« /p.11). Desshalb habe er, Craus, »längere Zeit bezweifelt«, »dass die innere Proboseisbekleidung eine ektodermale ist«, »zumal es fast unmöglich ist, an den Cotylorhiza- e larven diesen Nachweis zu führen und andererseits der ektodermalen Natur mancherlei Bedenken entgegenstehen« (ibid.). Unter Anderem schien ihm die Deutung der Proboseisauskleidung als Ektoderm »be- denklich«, weil nach seiner früheren Auffassung jede innerhalb der Strobila ausgebildete Proboscis aus der stielförmigen Verbindung der Ephyrascheiben hervorginge, also eine entodermale Auskleidung be- säße, wogegen meine abweichenden Angaben über die Regeneration dieser Rüssel wenig Vertrauen verdienten (p. 12). Nunmehr sei es ihm aber gelungen, die Neubildung solcher Rüssel aus dem Ektoderm zu beobachten und so die Frage auch für das Seyphostoma zu entscheiden (p- 13). Daher erklärt Craus zum Schluss (p. 39), die Proboseis der jun- gen Scyphostomen entstehe » durch Hervorhebung der vorausgegangenen ektodermalen Einstülpung in der Weise, dass die innere Auskleidung der Proboseis ektodermal bleibt. Von einem Schlundrohr, einer Schlund- pforte und Taschenvorhängen im Sinne Gorrtr’s kann jedoch bei Coty- lorhiza noch Chrysaora keine Rede sein«. Bei einer kritischen Analyse dieser Darstellung von Craus ist vor Allem die Vorfrage zu erledigen, was er eigentlich mit seinem Schluss- satz hat sagen wollen, in welchem er die Existenz des Schlundrohres in einem Athem behauptet und leugnet. Die Namen »Schlund, Schlund- rohr« habe ich für die vielgenannte Ektodermeinstülpung, auch nach ihrem Vorrücken in die Proboseis, eingeführt, was auch Craus ausdrück- lich mit den Worten anerkennt: »die von G. als Schlundrohr bezeich- nete innere Auskleidung der Proboseis«. Diese Auskleidung hält er nunmehr ebenfalls für eine ektodermale, vom ursprünglichen Sehlunde herrührende, bestätigt also dessen Fortdauer und fügt dennoch hinzu, einen solchen gebe es nicht. Auch kann der Zusatz: »im Sinne GoET- te’s« an der Bedeutung des Wortes nichts ändern, da mir von einem Schlundrohr des Scyphostoma in einem anderen Sinne nichts bekannt ist. Ich könnte daher jene sich selbst widersprechende Behauptung von Craus mit vollem Recht für einen nicht weiter diskutirbaren Nonsens erklären. Nachdem ich mich aber mit dem eigenthümlichen Graus- schen Stil vertraut gemacht habe — worin meine Hauptarbeit an dieser Abhandlung bestand —, glaube ich richtig zu rathen, dass Craus unter dem »Schlundrohr im Sinne Gorrrr’s« nicht einen konkreten Theil des Seyphostoma, sondern nur gewisse Lagebeziehungen des Schlundes zu seiner Umgebung versteht, welche er eben bestreitet, während er die Fortdauer eines eingestülpten Ektodermrohres jetzt zugiebt, ihm aber grundsätzlich den von mir eingeführten Namen versagt. Unter dieser Voraussetzung will ich denn auch beide Behauptungen, die »Bestätigung« und die »Leugnung« des Schlundes getrennt und zunächst die erstere betrachten, dagegen die von Craus bestrittenen Lagebeziehungen des Schlundes dem nächsten Abschnitt vorbehalten. Ich muss aber doch bemerken, dass jene missverständliche Aus- drucksweise von Cravs nicht nur als Stilprobe bemerkenswerth, son- dern für seine Polemik zweifellos sehr vortheilhaft ist. Denn indem Craus wiederholt und mit größtem Nachdruck die Existenz des Schlund- rohres leugnet und bloß die ektodermale Auskleidung der Proboseis an- erkennt, erweckt er den Schein, als wenn er den Hauptpunkt meiner Beobachtungen mit den besten Gründen widerlegt und nur einen mehr nebensächlichen Umstand zugegeben hätte. Angesichts dieser Verschleierung der Streitpunkte konstatire ich, dass die Frage, um welche es sich hier zuerst handelt, einfach lautet: wird das eingestülpte und in den Gentralmagen geöffnete ektodermale Schlundrohr zu irgend einer Zeit wieder aus- gestülpt und zur Mundscheibe, bez. der Subumbrella aus- gebreitet (Graus) oder bleibt es dauernd eingestülptund geht in die innere Auskleidung der Proboseis der fer- tigen Meduse über (Gorrıe)? — Wie man sieht, hat sich Craus gegenwärtig für das Letztere entschieden, also seine frühere, von mir bestrittene Ansicht aufgegeben und meine für die Deutung des Scyphostoma maßgebende Angabe bestätigt. — Wenn dies nur durchweg offen und unzweideutig geschehen wäre! Aber da steht gleich Eingangs der bezüglichen Diskussion von Craus offenbar das Gegentheil von jenem seinem schließlichen »Ergebnis«; er habe die Einstülpung mit vollem Recht als vorübergehende betrach- tet, erlege Nachdruck darauf, dass sie zur Bildung der Proboseis wieder hervortrete, ja in der Erklärung zu Fig. 9 wird geradezu von einer »Ausstülpung« gesprochen (5, p. 42). Wer sich die Mühe nimmt, alle Parallelstellen bei Craus zu kollationiren, findet die folgende Lösung des Widerspruchs. Als er in seiner ersten Abhandlung von der Ein- stülpung sagte, dass sie sich wieder »erhebe«, meinte er ihre Ausstül- pung; wenn er sie heute ebenfalls und angeblich mit vollem Recht eine vorübergehende nennt, weil sie sich doch wieder »hervorhebe« oder »ausstülpe«, meint er bloß ihr Hinaufrücken in die Proboseis. Ich würde mich bei dieser neuen Misshandlung der Sprachlogik nicht weiter aufhalten, wenn damit nicht wieder der vortheilhafte Schein verbunden wäre, als ob das mit so viel Vorliebe erwähnte Hin- aufrücken des Schlundrohres in die Proboseis mit dessen wirklicher »Ausstülpung« irgend was zu thun hätte, etwa nur eine Modifikation davon sei und daher in irgend einem Gegensatze zu meinen Beobach- tungen stände. Mag man nun solche vortheilhafte Unklarheiten für IR ER entschuldbar halten oder nicht, jedenfalls waren die bezüglichen Be- merkungen sachlich ganz überflüssig, da nicht nur die Fortdauer der Ektodermeinstülpung nach innen von der Mundöffnung, sondern auch ihr Vorrücken in die Proboseis meine Beobachtung ist, welche Craus mir schließlich einfach nachgesprochen hat. Damit nicht genug, hat Craus noch in anderer Weise versucht, den einfachen Thatbestand, dass er mich in dem in Rede stehenden Punkte einfach bestätigt, zu verdunkeln. Mit Recht bezeichnete er Anfangs (5, p- 8) als Kardinalpunkt unserer Differenz, dass er den Durchbruch des Schlundrohres in den CGentralmagen als Mund betrachtete, welcher alsbald sich wieder an die Oberfläche erhebe und so dem gesammten Innenraum des Körpers eine ausschließlich entodermale Auskleidung zurücklasse, während ich die Einstülpungsöffnung für den bleibenden Mund und daher den innerhalb desselben liegenden ersten Abschnitt jenes Innenraums oder eben das Schlundrohr für ektodermal erklärte. Zur Entscheidung dieser Differenz war es ganz gleichgültig, ob die innere oder untere Grenze des ektodermalen Schlundes sich bestim- men ließ oder nicht, und wesentlich nur, ob der einmal gegebene Mundrand blieb, was er war. Diese, durch seine Fragestellung noth- wendig geforderte bestimmte Antwort blieb Craus schuldig; statt dessen hat er in der eigentlichen Diskussion seitenlang von dem angeblichen Mangel jener Grenzbestimmung gegen das Entoderm hin und von allerlei allgemeinen Bedenken gegen die Annahme einer ektodermalen Aus- kleidung der Proboseis gesprochen, und keinen einzigen direkten An- haltspurkt dafür gefunden (s.o.). Erschienen ihm etwa meine auf Aurelia bezüglichen Angaben und Abbildungen über den bleibenden Mund ver- dächtig? Dann hätte er sie mit allen Mitteln seiner Kenntnisse und seiner Einsicht widerlegen sollen; er that es nicht. Oder sind etwa, wie sein Text bisweilen anzudeuten scheint, die Larven von Cotylorhiza für die Erkenntnis jener Mundbildung weniger günstig? Nein; denn Craus liefert dazu die gleichen Zeichnungen wie ich (vgl. Holzschn. Fig. 4—7) und seine Tafelerklärung lautet in diesem Punkt eben so unzweideutig (5, Fig. 6, 10, p. 42). Trotzdem heißt es im Text bloß: ich hätte meine Kenntnis von der ektodermalen Auskleidung der Pro- boseis nur dem Umstande zu verdanken, dass ich abnorm kontrahirte Sceyphostomen untersuchte (5, p. 13)! Obgleich nun Craus »gelegent- lich ähnliche Seyphostomen von Cotylorhiza« fand, gelang es ihm nicht, daran dasselbe zu sehen? Oder scheute er sich, solche abnorme Larven zu benutzen? Was nun auch der Grund war, jedenfalls behauptet Craus seine entscheidenden Beobachtungen erst an den durch Rege- neration entstehenden Rüsseln der Ephyren gemacht zu haben, FENIAT Was kann also dies Anderes heißen, als dass meine an abnormen Larven gemachten Funde zweifelhaft, bestätigungsbedürftig seien und dass es erst dem Scharfblick von Cravs gelang, die unentbehrliche Be- stätigung an jenen Regenerationserscheinungen zu entdecken? Dem- nach hätte also erst er, trotz aller entgegenstehenden Schwierigkeiten zum Frommen der Wissenschaft den Satz sichergestellt, dass die Pro- boseis der Sceyphomedusen ektodermal ausgekleidet ist. Ich bedauere behaupten zu müssen, dass Craus sich auch bei dieser Gelegenheit in dem Mittel, die unausweichliche Bestätigung zu seinem Vortheil zu wenden, nämlich die Autorschaft für die bezeichnete Fest- stellung für sich selbst zu beanspruchen, gründlich vergriffen hat. Sein entscheidender Beweis ist eben keiner, denn der Verlauf von Regene- rationen, 'namentlich auf vorgeschrittenen Entwicklungsstufen, kann niemals über die analogen Vorgänge der ursprünglichen Embryonal- entwieklung »entscheiden«, weil eben Beides erfahrungsgemäß viel häufiger grundverschieden ist als übereinstimmt. Wäre das Recept von Cravs zutreffend, so müsste er — um nur einen analogen Fall an- zuführen — aus der Regeneration des Schlundes in dem sich theilen- den Mierostoma schließen, dass derselbe auch im Embryo aus dem Me- soderm entstände; ich würde ihm aber nicht rathen, mit einer so konstruirten Entwicklungsgeschichte sein Glück zu versuchen!. Fällt aber in Folge dessen die von Craus prätendirte Entscheidung unserer Frage einfach fort, so wäre er freilich nach seiner eigenen Dar- stellung überhaupt nicht in der Lage, meine Angaben zu bestätigen. Wenn ihm aber diese Bestätigung dennoch rathsam erscheint, so muss er sich eben auf meine Beobachtungen stützen, dass die einmal gebildete Ektodermtasche sich niemals wieder ausstülpt, wie die Bildung des Mundes an ihrem Eingang und die Bildung der Mundscheibe nach außen dlavon beweisen (vgl. Fig. 6, 7, 14—17). Das Ergebnis meiner Kritik ist: wenn Craus es für geboten erach- tete, meine Beobachtungen über die ektodermale Auskleidung des Schlundes, bez. der Proboseis der Seyphomedusen zu bestätigen, so war seine ganze daran geknüpfte Discussion überflüssig und nur geeignet, den wahren Thatbestand zu verschleiern. Dies kommt sogar in seinem eitirten Sehlussergebnis zum Ausdruck, wo es heißt: »Das junge Sey- phostoma bildet sehr frühe — die Proboseis, und zwar durch Hervor- hebung der vorausgegangenen ektodermalen Einstülpung in der Weise, dass die innere Auskleidung der Proboseis ektodermal bleibt« Das t Vel, F. v. Wasser, Zur Kenntnis der ungeschlechtlichen Fortpflanzung von Microstoma.(Zoolog. Jahrbücher IV). Se - Wesentliche dieser ersten Entwicklungsvorgänge ist nicht die Zeit und die Art der Proboseisanlage, sondern die von Craus ganz nebenbei ge- nannte Einstülpung und deren Fortdauer, so dass ihre von Cr. früher behauptete Ausstülpung und Umbildung zur Mundscheibe und die an- gebliche Mundbildung an ihrem Grunde mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vergleichungsmomente als grobe Irrthümer zu bezeich- nen sind. Der Kranzdarm. Nächst dem Schlundrohr ist der aus den vier Magentaschen be- stehende Kranzdarm der Seyphostomen von der größten Bedeutung für ein richtiges Verständnis unserer Larven, aber ebenso wie der ekto- dermale Schlund bis zum Erscheinen meiner Untersuchungen unbekannt geblieben. Gesehen wurden freilich die Anlagen der zwei ersten Magen- taschen schon von KowALewsKy; er hielt sie aber für die Anlagen der Muskelstränge, während Craus sie später für die Anlagen der entoder- malen Tentakelachsen erklärte (1, p. 8) und ferner behauptete, dass das Sceyphostoma überhaupt keine Magentaschen, sondern nur Magenrinnen besäße (3, p. 14). Erst in Folge meiner Beobachtungen an Aurelia und Cotylorhiza hat Craus die ursprünglichen Magentaschen als solche an- erkannt, dies aber in einer sehr eigenthümlichen Weise bekannt ge- geben. Er vergisst nicht, zu bemerken, dass er KowaLzwsky’s Deutung als irrthümliche zurückgewiesen habe (5, p. 8), hielt es aber nicht für nö- thig, gleichzeitig seinen eigenen Irrthum ! und dessen Korrektur durch mich zu erwähnen. »Als ein bedeutungsvoller, in den früheren Arbei- ten nicht genügend beachteter wichtiger Charakter, welcher das Sey- phostoma als eine höher entwickelte Polypenform erscheinen lässt, muss zweifellos das Auftreten der vier Divertikel angesehen werden« (ebend. p- 10). Der Ausdruck »in den früheren Arbeiten nicht genügend be- , achtet« ist denn doch mehr als missverständlich, wenn es thatsächlich heißen muss: »mir und allen Beobachtern früher völlig unbekannt und erst durch G. aufgedeckt«. Und wahrhaft erheiternd wirkt es, wenn Craus, nachdem ich jene Divertikel als »Magentaschen« in die Entwick- lungsgeschichte der Seyphomedusen eingeführt und durch ein ganzes Buch hindurch besprochen habe, an der eitirten Stelle fortfährt: »Wir können dieselben als flache Magentaschen betrachten und auch so be- zeichnen«. Also Craus kann dies, als wenn er die Divertikel entdeckt ! Derselbe wird erst bei einer ganz anderen Gelegenheit nebenbei erwähnt (5, p. 28). Ks: = hätte oder weil ihm die Beanstandung meiner Bezeichnung freistände ? Nein, er muss es, da er weder etwas entdeckt hat. noch etwas an mei- ner Darstellung beanstanden darf, ohne meine Autorschaft ausdrücklich anzuerkennen; und dies lag eben nicht in seiner Absicht. Ich würde über diesen Gegenstand überhaupt kein Wort verlieren, wenn Craus sich bei irgend einer anderen Gelegenheit so ausgesprochen hätte; denn Prioritätsrechte habe ich ihm gegenüber nicht zu wahren, diese sind ja schon seit Jahren gesichert. Wenn er aber in einer Pole- mik beinahe alle meine Befunde, trotzdem er sie schließlich anerkennt, mit einer virtuosen Mannigfaltigkeit bemängelt und verdächtigt. da- gegen die wenigen Beobachtungen, an welchen ihm dies nicht möglich erscheint, in der gekennzeichneten Weise sich aneignet und stillschwei- gend an die Stelle seines Irrthums setzt, dann verdient diese ihm so ganz eigene Kritik besonders angemerkt zu werden. N Die Bedeutung der Magentaschen versteht man aber erst aus ihren Lagebeziehungen zum Schlunde. Wie ich beschrieb und mit zahlreichen queren und Längsdurchschnitten belegte (7, p. 8 u. flg.), erfolgt die Einstülpung des ektodermalen Schlundes derart, dass er in der Querebene den ganzen Zwischenraum zwischen den gegenüber- liegenden Außenwänden ausfüllt, in der Hauptebene aber zwischen sich und der Außenwand jederseits einen Raum freilässt, in welchen sich gleichzeitig! je ein Blindsack des Urdarmes einlagert — die zwei ersten Magentaschen. Nachdem der Grund des Schlundes mit der von ihm niedergedrückten Decke des Urdarmes verschmolzen ist, bricht diese Scheidewand zwischen der Schlund- und Urdarmhöhle durch, so dass am Rande des Durchbruchs das Ektoderm des Schlundes in das Ento- derm des Urdarmes übergeht (vgl. Fig. 6—9). In der Hauptebene bleibt dieser Übergang oder die untere Grenze des Schlundes beiderseits an der Falte kenntlich, in welcher das Schlund- ektoderm sich in das angrenzende Entoderm der Magentasche scharf umschlägt (Fig. 7). In der Querebene fehlt eine solche Falte bis zur Erscheinung des zweiten Magentaschenpaares (Fig. 9); immerhin beweist aber der dort eine kurze Zeit lang vorspringende Durchbruchsrand, dass die untere Schlundgrenze auch in der Querebene genau in der- selben Höhe liegt, wie in der Hauptebene (vgl. 7, p. 10). Die aus je einer medialen (inneren) Magentaschenwand und dem anliegenden Stück des Schlundes gebildete Doppelwand oder Falte nannte ich den 1 Da Cravs aus meiner Beschreibung ein Nacheinander beider Vorgänge zu interpretiren scheint (5, p. 8), so mache ich darauf aufmerksam, dass ich ihre Gleichzeitigkeit an einer Stelle ausdrücklich genannt habe (7, p. 40). y* d) I 7002 g H H [DV 1 GGG 17 » EIER EBEN ı = 05 Fig. 4. Freies Ende eines Sceyphostoma von Cotylorhiza »mit ungewöhnlich tief eingestülptem Vorderende (Schlund) und entsprechend hohen Divertikeln« (Magentaschen), optischer Durchschnitt. in der Hauptebene, nach Craus (5, Fig. 6). j 3 Fig. 5. Dasselbe naeh dem Durchbruch des Schlundes, »mit scheinbarer Schlundpforte« nach. CLaus (5, Fig. 10). Fig. 6. Scyphostoma von Aurelia, wirklicher Durchschnitt in der Hauptebene (7, Fig. 18). Fig. 7. Dasselbe nach Durchbruch des Schlundes (7, Fig. 25). ? Aber " Fig. 8. Dasselbe vor dem Durchbruch und in der Querebene (1, Eie) I9)205 7: . Fig. 9. Dasselbe ebenfalls in der Querebene, nach dem Durchbruch (7, Fig. 23). Die Schrafirung bezeichnet das Ektoderm, s Schlund, s’ Schlundpforte, o Mund, img Magentaschen, iv Taschenvor.. hang, c Centralmagen. ' IN 1 ESERARTENS ee) Taschenvorhang. »Die Ränder der beiden Vorhänge begrenzen also einerseits die Sehlundpforte, d.h. den Eingang aus dem Schlund in den eigentlichen Darm und andererseits die Eingänge aus diesem in die Magentaschen (Taschenostien). Bei Cotylorhiza verläuft die Mund- bildung-(bez. Alles, was damit verknüpft ist) eben so« (7, p. 9). In dieser Beschreibung, welche meine frühere Darstellung in kur- zem Auszuge wiederholt, werden die Namen: Schlund, Schlundpforte, Taschenvorhang, Taschenostien an den jungen, erst mit zwei Magen- taschen versehenen Larven und unzweifelhaft »im Sinne Gortre's« be- stimmt und erläutert. Auch bezieht sich Craus bei seinem Widerspruch, gegen meine Darstellung (vgl.p.14) ausdrücklich sehon auf jene jüngsten Larven, da es in der Erklärung seiner Figur einer solchen Cotylorhiza- larve (vgl. Holzsehn. Fig. 5) und einer zweiten ganz ähnlichen Figur (5, Fig. 9 und 10, p. 42) heißt: »mit scheinbarem Schlundrohr«, »mit schein- barer Schlundpforte«. Da nun meine früheren Figuren mit den gegen- wärtig von Craus producirten Durchschnitten in der Hauptebene von gleichen Cotylorhizalarven auf das Erfreulichste übereinstimmen (vgl. Fig. 4-—7), so kann jene abweisende Bemerkung nur heißen: die von mir Sehlundrohr und Schlundpforte genannten Theile verdienen diese besonderen Namen nicht, weil sie andere genetische Beziehungen ha- ben, als ich angebe; d.h. das Schlundektoderm, welches, wie CLaus jetzt zugiebt, vom Munde sich nach innen hinabzieht, reiche nicht bis zu den Rändern der Taschenvorhänge und folglich bezeichnen diese Ränder auch nicht zwei Seiten der Schlundpforte. Bestätigt wird diese meine Auslegung noch durch den Satz: »Ich finde eben so wenig wie bei Chrysaora auch bei Cotylorhiza ein Schlundrohr im Sinne Gorrte’s, viel- mehr geht die innere Zellenbekleidung des Mundaufsatzes (d. i. das Schlundektoderm) ohne 'einen auf ein Schlundrohr zu beziehenden Vor- sprung in die Bekleidung. der Magencavität über« (5, p. 9): Denn auf die Hauptebene bezogen würde dies heißen: dass die untere Schlund- grenze sich nicht an dem jederseitigen »Vorsprunge«, d.h. an dem be- schriebenen Faltenrand befinde, folglich in der ebenen Wand darüber liegen müsste. Diese Bedeutung hat der Widerspruch von Craus gegen meine Be- funde und ihre nothwendigen Folgerungen; und da derselbe an Ent- schiedenheit niehts zu wünschen übrig lässt, so wird man endlich aueh nach seiner Begründung fragen dürfen. Es mag nun unglaublich klin- gen, ist aber trotzdem Thatsache: Graus hat über jene von mir geschilderten maßgebenden Beziehungen des Schlundes zu den zwei ersten Magentaschen überhaupt kein Wort verlo- ren, sondern sich bloß damit begnügt, das Ergebnis meiner Dr Pay ME Untersuchung zu verneinen. Und seine neuesten Abbildungen zeugen erst recht nicht zu seinen Gunsten. Aus der Fig. 6 (vgl. Holzschn. Fig. 4) geht hervor, dass der Grund der Schlundtasche und die Eingänge beider Magentaschen in demselben Niveau liegen; wenn daher nach dem Durchbruch jenes Grundes seine Ränder, wie Craus jetzt selbst angiebt (5, p. 10, 11), mit dem anliegenden Entoderm sich verlöthen, so kann dies in der Hauptebene eben nur am Eingange der beiden Magentaschen geschehen, und muss daher in dem daraus entstandenen Faltenrande die Grenze des Ektoderms und Entoderms liegen, so wie ich es an den hier mitgetheilten Kopien der Graus’schen Abbildungen (Fig. 4. 5) be- zeichnet habe. Dies ist eine einfache und unabweisliche Forderung der Logik. Nur für die Folgezeit wäre die Einwendung denkbar, dass jene Grenze sich nachträglich von dem Faltenrande hinweg in die obere Schlundwand gegen den Mund hin verschöbe. Hat Craus dies etwa be- obachtet oder sonst wie indirekt erschlossen? Wir erfahren kein Wort darüber; und damit man nicht meine, er hätte jene Verschiebung mit der »Hervorhebung des Schlundektoderms in die Proboseis« angedeutet, bemerke ich, dass die Craus’schen Figuren mit dem »scheinbaren« Schlundrohr, wo es also die ursprünglichen, unleugbaren Lagebeziehun- gen offenbar nicht mehr besitzt, auch nicht die Spur einer Proboseis zeigen. Folglich ist bei Graus auch nicht die leiseste Andeutung, ge- schweige denn ein Beweis dafür zu finden, dass die fragliche Grenze oder die Schlundpforte dort wieder verschwinde, wo sie auch nach den Figuren von Cıaus selbst Anfangs unverkennbar lag, nämlich an den freien Rändern der zwei ersten Taschenvorhänge. Dies ist aber der Angelpunkt der ganzen Frage, weil damit alle gleichzeitigen und folgenden Bestimmungen über den Bau des jungen Seyphostoma endgültig entschieden werden. Um zunächst bei den in Rede stehenden Larven zu bleiben, so sichert jene meine Bestimmung der unteren Schlundgrenze nicht nur die Existenz der Schlundpforte, der Taschenvorhänge und Taschenostien genau in dem Sinn, » wie sie von G. beschrieben worden sind«, sondern gestattet auch die entspre- chende Grenze in der Querebene, wie ich zeigte, in derselben Höhe anzunehmen, wenngleich sie dort durch keinen »Vorsprung« und durch keine deutliche Verschiedenheit der Ektoderm- und Entodermzellen bezeichnet wird. Dieser von mir zuerst hervorgehohene Mangel einer direkt kenntlichen Grenze in der Querebene ist denn auch Craus nicht entgangen; ja, bei der ausführlichen Schilderung des Durch- bruchs der Schlundeinstülpung (5, p- 10, 11) bezieht er sich aus- schließlich auf Durechsehnitte in der Querebene, welche als solche an dem Fehlen der beiden ersten Magentaschen unverkennbar sind (5, a Fig. 7, 8), und kommt gerade dabei zu dem Schluss, dass die untere Grenze des von mir sogenannten Schlundrohres nicht festzustellen sei. Craus kann damit nicht bloß den Mangel einer direkten Grenze in der Querebene gemeint haben; denn dies fiele ja mit meiner eigenen Angabe zusammen. Wenn man vollends erwägt, dass er von den Ver- hältnissen der Hauptebene gar nicht spricht, dass ferner sein Einwand, es fehle an der unteren Schlundgrenze ein sie bezeichnender Vorsprung, für die Hauptebene wie gesagt gar keinen Sinn hat und nur für die Querebene zutrifft, so muss man nothwendigerweise zu dem Schluss kommen, Graus habe seinen Widerspruch lediglich auf die Untersuchung der Larvenin der Querebene gegründet. Dar- aus ergiebt sich aber das folgende erstaunliche Verfahren von Cravs. Er hatte in meiner Darstellung vor sich: die direkten und unzweideu- tigen Merkmale der fraglichen Grenze an zwei gegenüberliegenden Seiten der Hauptebene, welche alle meine bezüglichen Bestimmungen sicherstellten, trotzdem in der Querebene die gleichen Grenzmerkmale noch fehlten. Darauf bestätigt er diesen letzteren für jene Bestimmun- gen zunächst ganz gleichgültigen Mangel und folgert daraus stillschwei- gend die Nichtexistenz der für die Hauptebene angegebenen Merkmale, ohne sie überhaupt direkt zu erwähnen, geschweige denn ihre Beweis- kraft zu prüfen. Hätte Craus diese Kritik meiner Angaben wenigstens in einer präcisen unzweideutigen Form gebracht, so dass jeder Leser den logischen Werth jener Kritik ohne Weiteres beurtheilen könnte! Aber bei der geradezu kunstreich zu nennenden Konfusion und Zweideutig- keit von Graus’ Darstellung ist es dem unbetheiligten Leser, welcher sich einer mühevollen, dabei höchst langweiligen Sichtung und Ver- gleichung aller einschlägigen Texte zu unterziehen keine Veranlassung hat, durchaus unmöglich, ein bestimmtes Urtheil zu gewinnen. Und so bliebe ohne meine Dazwischenkunft der Vortheil immer auf Craus’ Seite, weil trotz der grundlosesten Behauptungen — semper aliquid haeret. Diese Diskussion über die erste Grenzbestimmung des Schlundes unserer Larven wird mit Recht zu lang erscheinen, wenn damit nur die kritische Methode von Craus gekennzeichnet werden sollte; denn dies geschieht schon hinlänglich durch die vorausgehenden und die noch folgenden Exkurse über seine Streitschrift. Nach meiner Ansicht sollte aber selbst diese langwierige und unerfreuliche Zergliederung des Graus'schen Textes zu ertragen sein, sobald dadurch eine so wichtige sachliche Entscheidung herbeigeführt wird, wie in unserem Falle. Denn die nunmehr nach der Beseitigung der grundlosen Krittelei von Cuaus wieder sichergestellte Koineidenz der unteren Schlundgrenze oder der Schlundpforte mit dem Rande der Taschenostien und Taschen vorhänge De in der Hauptebene ist der unentbehrliehe Ausgangspunkt für alle übri- gen Deutungen des Baues unserer Seyphostomen, Nachdem sich das zweite Magentaschenpaar in der Quer- ebene zwischen den Schlund und die Außenwand eingeschoben hat, wiederholen sich alle für die Hauptebene angegebenen Grenz- und Lagebeziehungen auch in der Querebene (7, p. 10, A1). Denn da, wie schon erwähnt, die untere Grenze des Schlundektoderms in dieser Ebene, auch ohne direkt sichtbar zu sein, doch unzweifelhaft in der- selben Höhe liegt wie die bereits gebildeten zwei Ränder der Schlund- pforte (vgl. Fig. 6—9), so werden die zwei in dieser Höhe neugebilde- ten Faltenränder dieselbe Bedeutung haben, wie die zwei ersten, d.h. sie bezeichnen die untere Schlundgrenze in der Querebene gerade so wie die zwei primären Falten in der Hauptebene. Folglich wird durch die zusammenstoßenden Ränder der vier Taschenvorhänge der ur- sprüngliche Durchbruchsrand des ektodermalen Schlundes oder die Schlundpforte nunmehr allseitig umschrieben. Das Schlundrohr ist ferner in eine völlig centrale Stellung gelangt und ebenfalls allseitig von den vier Magentaschen umgeben, deren zusammenstoßende Wände die Septen bilden (Fig. 12), welche natürlich eben so wie die Magen- taschen selbst bis zur Schlundpforte hinabreichen. Nun waren aber, wie ich beschrieben habe (7, p. 11), schon vor der Entstehung des zwei- ten Magentaschenpaares zu beiden Seiten jedes primären Taschenostiums und im Anschluss an seinen Rand oder die Schlundpforte die Anlagen der vier längs der Wand des Centralmagens hinabwachsenden Magen- falten oder Täniolen aufgetreten (Fig. 41). Kommen die zwei wei- teren Magentaschen hinzu, so liegen jene Ursprünge der Magenfalten natürlich an denselben vier Stellen der Schlundpforte, wo die Septen auslaufen und sind, wie leicht zu verstehen, die untere Fortsetzung der letzteren (Fig. 10—13). Trotzdem sind Septen und Magenfalten nach Lage und Entstehung als verschiedene Theile zu betraehten: die Magenfalten längs des Gentralmagens mit freiem Rand entstanden, die Septen erst später aus den Magentaschen hervorgegangen, als zwischen dem Schlundrohr, bez. den Septaltrichtern und der Außenwand aus- gespannte Scheidewände ohne freien Rand (vgl. 7, Fig. 44, 45): Wie ich ferner angab, rückt zur Zeit, wenn die ersten Tentakel entstehen, der Grund der Magentaschen etwas vom Schlunde ab, »wo- durch der doppelwandige Taschenvorhang in eine nach oben offene, unten an der Schlundpforte breitrandige Falte verwandelt wird«, und gleichzeitig die Höhe des Schlundes und der Magentaschen abnimmt (vgl. Fig. 14. 15). Nur ausnahmsweise und, wie ich annehme, in Folge BO vorübergehender Kontraktionen werden die Magentaschen bis zum Ni- veau der Schlundpforte, d.h. also bis zu einer horizontalen Lage hinab- gedrückt (7, p. 13). Durch diese Vorgänge werden jedoch die ursprünglichen Lagebe- siehungen der Taschen und des Schlundrohres zunächst wenig verändert. Insbesondere bleibt der Rand der Schlundpforte noch kenntlich und trotz der Bildung der Proboseis, in welche ja ein Theil des Schlund- rohres hinaufrückt, bleibt seine untere Hälfte unter dem Niveau Fig. 10 Fig, 44 ; Ben iv h N a 22 Te \ N} \ Yet IR TI DE AN N \ et Y i 128%) \ | ! = / \ nn ER / > 77,0; Wi P er ef 5 RE — = Fig, 12, Fie. 13 L x st . £$ en: nt & N NEE | EM 7 Ion . \ z \ Y LG If . DENE, IMG DRAN N DIFRBENNUSEG 7 7 >. PIERRE CHA KH Sr } | er \ N N a8 / LAY \ ! EN) } { { 1 Nee \ \ | \ | KEuN c 3 N Wir u.4 IN UV fy EN es a ( Uhiiy \ END N EZ, N / DAHER OR ey Were En a Ri Mr ı j \ - — I FE sah TER rg Fig. 10. Querdurchschnitt durch den Schlund eines jungen Scyphostoma von Aurelia (7, Fig. 20). Fig”11. Querdurchschnitt durch den Centralmagen eines gleichen Scyphostoma (7, Fig. 22). Fig. 12. Querdurchschnitt durch den Schlund eines achtarmigen Sceyphostoma, etwas schematisirt (7, Fig. 36). Fig. 13. Querdurchschnitt durch den Centralmagen desselben Seyphostoma, ebenfalls etwas schema- tisirt (7, Fig. 37), s Schlund, st Septen, fo Taschenvorhänge (mach Cravs »Täniolenwurzeln«), mg Magentaschen der Hauptebene, ng’ Magentaschen der Querebene, £ Magenfalten (Täniolen), mr Magenrinnen, c Centralmagen. der Mundscheibe und wird daher, wenngleich in einigem Abstande, von den Magentaschen umgeben (vgl. Fig. 15—19). Erst wenn die Bildung der Subumbrella im achtarmigen Stadium beginnt, wird der Rand der Taschenvorhänge undeutlich und verschwindet zuletzt durch fortschreitende Verbreiterung und Abflachung vollständig und damit natürlich auch der sichtbare Umkreis der Schlundpforten (7, p. 27, 28). Da jedoch der Ursprung der Täniolen an der Schlundpforte dureh ihre bis dahin reichenden Fältchen oder die Anlagen der Magenfila- N mente kenntlich wird und bis ins Ephyrastadium kenntlich bleibt, so bezeichnen die Magenfilamente auch nach dem Schwund des Scehlund- pfortenrandes die vier Punkte, innerhalb deren der Umkreis der frühe- ren Schlundpforte zu suchen ist (7, p. 12. 41). Andererseits ist es klar, dass die Magenfalten, obgleich sie ursprüng- lich am Rande der Taschenvorhänge (Schlundpforte), also in einer ge- wissen Tiefe unter der Mundscheibe entspringen (Fig. 14—16), durch die geschilderte Einsenkung der Mundscheibe, bez. der Subumbrella in die Taschenvorhänge, an diese Subumbrella heranrücken und zuletzt dn sie angelagert erscheinen |Fig. 17), wo dann auch die Magenfilamente später liegen. Die Deutung jener ganzen ursprünglichen Organisation unseres Scyphostoma als einer anthozoenartigen Vorfahrenform und die gra- duellen Unterschiede, welche dabei zwischen verschiedenen Scypho- medusengruppen stattfinden, werde ich weiter unten näher zu betrach- ten haben und will hier nur noch hervorheben, dass ich bei Cotylorhiza alle wesentlichen Züge jenes Baues wiederfinde (vgl. Fig. 18, 19). Da Craus für solche Larven mit vier Magentaschen keine Aus- nahme in seiner Beurtheilung des Schlundrohres, der Schlundpforte ete. macht, so gilt für sie natürlich das früher Gesagte: jene Theile existiren in der Definition, welche ich ihnen gab, nach Craus überhaupt nicht, weder bei Aurelia (5, p. 19), noch bei Chrysaora und Cotylorhiza (ebend. p- 9, 39). Trotzdem unterscheidet sich die Darstellung, welche Graus neuerdings von den fertigen Scyphostomen liefert, nur darin von der meinigen, dass er bei Cotylorhiza »nur gelegentlich ähnliche« Larven mit so tiefem Schlunde, wie ich sie bei Aurelia antraf (7, Fig. 30), in der Regel aber eine viel geringere Höhe des Schlundes und einen größeren Abstand zwischen ihm und den Magentaschen, d. h. eine ge- neigtere Stellung der letzteren findet. Unter allen Umständen zeichnet er aber auch in seinen Figuren von Cotylorhiza einen Eingangstheil des Gesammtdarmes, welcher vom Munde aus mehr oder weniger ceylin- drisch und hoch sich ins Innere hinein erstreckt und durch einen wul- stigen Vorsprung von den Magentaschen gesondert ist (Fig. 18—20). Dieser Vorsprung ist natürlich das, was ich den Taschenvorhang nenne, und sein äußerster Faltenrand ist die Schlundgrenze (Schlundpforte, Östienrand). Craus verwirft nun, wie gesagt, diese Deutung, hat es aber nicht für nöthig gehalten, die nach seiner Auffassung richtige Deutung zu erläutern und zu begründen, so wenig er es für die jüngsten Larven that. Erst durch eine Vergleiehung seiner Abbildungen von vier- armigen und älteren Larven und die zugehörige Tafelerklärung er- a fährt man, dass Craus den unteren Theil des ektodermalen Schlundes zum entodermalen Magen rechnet, und nebst der Gallertmasse, welche zwischen ihm, den Magentaschen und Septen liegt, als entodermale Täniolenanlage« bezeichnet (5, Fig. 28—80 und p. 43)!. Da nun diese angeblichen Täniolenwurzeln mit einander im Umkreise des Schlundes zusammenhängen und so die ganze Scheidewand zwischen den Räumen der Magentaschen und des Schlundes — also genau meine Taschen- vorhänge — bilden, so ergiebt sich daraus eine Anzahl höchst inter- essanter Konsequenzen. Erstens: die bekanntlich interradial entstehenden Täniolen kön- nen erst sekundär seitlich so ausgewachsen sein, dass sie radial, in der Haupt- und der Querebene mit einander zusammenstoßen und ver- schmelzen. Ferner : wenn dadurch erst die Scheidewand zwischen den Magentaschen und dem Schlund entsteht, so waren deren Räume vorher überhaupt nicht getrennt, sie also als besondere Bildungen gar nicht vorhanden. Daraus folgt aber logischerweise, dass Schlund und Magentaschen gar nicht als selbständige Einstülpung und Divertikel entstehen, sondern erst durch jene sekundäre Verwachsung der interradialen Täniolen geschaffen wer- den; dass zweitens diese Täniolen die erste innere Bildung der festgesetzten Larve sein und gleich Anfangs an der obe- ren Grenze der Magentaschen und des Schlundes, d.h. an der Mund- scheibe entspringen müssten. Dies ist allerdings eine Wiederholung der früheren Graus’schen Ansicht, dass im Seyphostoma Magentaschen überhaupt nicht existiren, sondern nur Magenrinnen, welche erst durch flügelförmiges, d. h. seit- liches Auswachsen der an der Mundscheibe befindlichen Täniolenwur- zeln, aber freilich erst am Ende der Seyphostomaperiode in Taschen verwandelt werden (3, p. 14). Wie stimmt aber dies Alles zu der von mir festgestellten und jetzt auch von Craus zugegebenen Thatsache, dass die ersten Bildungen der Larve die selbständige und bleibende taschenförmige Ektodermeinstülpung oder der Schlund und die ihn umgreifenden schlauchförmigen Magentaschen sind? Wie stimmt es weiter zu der in Folge meiner Beobachtung ganz evidenten und von Craus nicht bestrittenen Thatsache, dass die von Anfang an zusammen- stoßenden Wände der Magentaschen und des Schlundes nebst der spä- ter zwischen ihnen angesammelten Gallerte ununterbrochen fortdauern und so in die fragliche Scheidewand übergehen (Fig. 14—16), welche 1 Kopien der Craus’schen Querdurchschnitte sind hier überflüssig, da sie im Wesentlichen mit meinen eigenen Abbildungen (Holzschn. 12) übereinstimmen, a ee Graus als (verbreiterte) Täniolenanlagen bezeichnet ? Wie soll man sich endlich die ersten Anfänge der entodermalen Täniolen, welche ich schon an der zweitaschigen Larve nachwies, an der Mundscheibe denken, während der Gentralmagen, an.dessen Fläche sie entstehen, in jenem ersten Stadium noch unter dem Grunde des Schlundes liegt (vgl. Fig. 69, 14-16)? Oder hat Graus jene meine Beobachtungen durch andere ersetzt? Keineswegs; denn die Bezeichnung der Taschenvorhänge als Täniolen- Fig. Ah. Fig. 15, Fig. 16. Fig. 47, Linke Hälften von senkreehten Durchschuitten durch die Schlundgegend verschiedener Seypho- stomen., Fig. 14. Tentakellose Larve von Aurelia (7, Fig, 25). Fig. 15. Etwas ältere Larve von Aurelia (7, Fig. 26). Fig. 16. Achtarmige Larve von Aurelia (7, Fig. 30). Fig. 17. Altere Larve von Auxelia (7, Fig. Al). Fig. 18, Junge Larve mit den ersten, Tentakelanlagen. (7, Fig. 29). Fig. 19. Ahnliche Larve von Cotylorhiza, nach meinem eigenen Präparat. Fig. 20. Junges Scyphostoma von Cotylorhiza, optischer Durchschnitt nach Craus (5, Fig. 12). o Mundrand, » Mundscheibe, »' Subumbrella, pr Proboseis, s Rand der Schlundpforte, my Magentaschen, / angedeuteter Verlauf der Magenfalten oder Täniolen, / Anlage der Filamente. w anlagen erfährt man, wie gesagt, erst aus der Tafelerklärung und im Texte finde ich nur einen bezüglichen Satz, dass, da es keine Schlund- pforte gebe, die Täniolenanlagen eben der Mundscheibe angehören (5, p- 19). Nun, dass die Täniolen' in den älteren Scyphostomen an der Mundscheibe liegen, ist nichts Neues; neu war nur meine Beobachtung, dass sie in der Tiefe an der Schlundpforte entstehen ‚und erst durch deren Rückbildung sieh der Mundscheibe nähern und sie endlich er- EI > reichen (p. 25. 26). Dies hat Craus aber nicht einmal erwähnt, noch weniger zu widerlegen versucht. Jene absolut unvereinbaren Widersprüche seiner eigenen Darstel- lung haben Craus eben so wenig wie der vollkommene Mangel irgend welcher seiner Auffassung entsprechenden eigenen Beobachtungen genirt, auch für dieses zweite in Rede stehende Larvenstadium die Existenz der Tasehenvorhänge, der Schlundpforte ete. ohne weitere Erklärung zu verneinen. Dagegen hat er auch bei dieser Gelegenheit nicht versäumt, statt des mangelnden Beweises für seine Behauptung wenigstens meine Darstellung mit den bei ihm üblichen Mitteln herab- zusetzen. t) Die Stelle meines Buches, welche von der schon erwähnten Lage- veränderung der Magentaschen handelt (p. 24. 25), lautet wörtlich: »In derselben Richtung, welche der auswachsende Achsenstrang des Ten- takels einschlägt, verschiebt sich auch der Grund der Magentasche, rückt also vom Sehlundrohr ab, wodurch der doppelwandige Taschen- vorhang in eine nach oben offene, unten an der Schlundpforte breit- randige Falte verwandelt wird«, worauf ich lediglich eine horizontale Stellung der Magentaschen (bis zum Niveau der Schlundpforte hinab- gedrückt) als eine vorübergehende, nichtständige Erscheinung bezeich- nete (7, p. 13). Welche wesentliche Bedeutung ich jener ersteren Lage- veränderung beimaß, geht daraus hervor, dass ich sie als die Einleitung zur Einsenkung des Peristoms in den Taschenvorhang, d.h. zur Bildung der Subumbrella der Meduse betrachtete (7, p. 27, 28). Craus unterstellt mir nun, dass ich dieses Abrücken der Magen- taschen und die Verbreiterung der Taschenvorhänge nur für abnorme Zustände gehalten hätte (5, p. 13). Und zwar wendet er ein sehr ein- faches Mittel an, um auch bei seinen Lesern den Glauben daran zu er- wecken: bei der Wiedergabe jener meiner Beschreibung fügt er gleich Eingangs das Wort »zuweilen« ein, wodurch natürlich das, was ich ganz unmissverständlich als den regelrechten Gang einer zur Medusenbildung hinführenden Entwicklung schilderte, als Ausnahme, Abnormität er- scheint! Mit Hilfe dieser Textkorrektur wird mir alsdann nicht nur ein srober Verstoß imputirt, sondern meine richtige Beobachtung figurirt nunmehr ausdrücklich als eine Craus’sche Verbesserung. 2) Den Mangel jeder Berücksichtigung meiner wesentlichen Beoh- achtungen über die Magenfalten hat Craus wiederum dureh einen per- sönlichen Ausfall gegen mich zu verdecken gesucht. Er hatte nämlich in seiner zweiten Abhandlung Folgendes über die Täniolen bemerkt (3, p. 6). »Ein für die riehtige Auffassung der Medusenentwiecklung wichtiges Moment«, und hier »ganz besonders zu betonen«, sei, »dass EEE Te die vierarmigen Polypenformen der vier Gastralwülste noch vollständig entbehren, und dass diese in den Radien der vier Zwischententakel erst während des Vorwachsens der letzteren zur Anlage kommen. Tetranemale Scyphostomen — existiren überhaupt nicht. Wahrscheinlich hat sich Hıecxer durch meine frühere Abbildung, welche — den Anfang zur Entstehung der Gastral- wülste darstellt, zu jener Behauptung verleiten lassen. In Wahrheit aber bilden sich erst mit dem Auswachsen der Zwischen- tentakel die Gastralwülste.« »Das tetranemale Seyphostoma — ist lediglich eine theoretische Kombination.« »Kein Autor hat bislang eine solehe beobachtet und dargestellt.« p. 8 heißt es noch einmal, dass »die Entstehung der vier Wülste« mit der Bildung des dritten und vierten Tentakelpaares zusammenfällt. Meines Erachtens lässt diese Meinungsäußerung von Craus an Deut- lichkeit und Nachdruck nichts zu wünschen übrig. Wer sich wie HazckeL durch die früheren um Jahre älteren Abbildungen von Craus zur Annahme verleiten lässt, dass die »Anlage und Entstehung der Gastralwülste« sich in dem vierarmigen Scyphostoma vollzieht, leistet sich eben »lediglich eine theoretische Kombination«, behauptet eine nie beobachtete und dargestellte Thatsache; es sei vielmehr ein besonders wichtiges Moment, dass diese Bildung erst während der Herstellung des dritten und vierten Tentakelpaares vor sich geht. Indem ich nun diese Ansicht von Craus für ernst und wahr hielt, schloss ich meine Beschreibung der Täniolenentwicklung mit dem Satz: »Die Magenfalten entstehen also nicht so spät wie bisher. angenommen wurde, nach Craus z. B. erst während des Hervorwachsens des dritten und vierten Ten- takelpaares, sondern bevor überhaupt ein einziger Tentakel vorhanden ist (7, p. 11). | Jetzt kommt mein Kritiker und nennt diesen Satz unzutreffend, weil er die Anlagen der Täniolen doch schon im vierarmigen Seypho- stoma erkannt und dargestellt hätte, was von mir ganz übersehen sei (5,p.18). Allerdings habe er später den vierarmigen Larven die Gastral- wülste abgesprochen und die Existenz tetranemaler Seyphostomen ge- leugnet; dies sei aber in so fern mit Recht geschehen, weil die Gastral- wülste erst bei den 6—8armigen Larven die Ausdehnung erlangen, welche zu der Bezeichnung »Täniolen« berechtigt. Ich könnte nun erwiedern: von Täniolen im Gegensatz zu Gastral- wülsten ist früher gar nicht die Rede gewesen, dagegen gerade die »Anlage« und »Entstehung« dieser Falten in die späteren Stadien ver- legt; ferner kann vernünftigerweise das Gegentheil von dem, was bei Haeckeı tadelnswerth erschien, bei mir nicht gleich tadelnswerth sein ete. Ich verzichte aber auf jede Antwort. Denn der Eindruck der selbstmörderischen »Dialektik« von Graus ist so überwältigend, dass ich sie ihrer Selbstverurtheilung überlassen kann. Und wie wenn er sich damit noch nicht genug angethan hätte, fügt er noch eine völlig zweck- und ziellose Extra-Konfusion hinzu, welche ich hier nur als Beispiel anführe, wie Craus eitirt. Ich hatte von den Magenfalten unserer Larven gesagt: »Auch durch- ziehen sie den Körper der Larve nicht in seiner ganzen Länge bis zum Munde (Harcker), sondern nur seine untere Hälfte von der Schlund- pforte an« (7, p. 11). Dazu bemerkt Craus, ich hätte hier unter »Magen- falten« die zwischen den Magentaschen ausgeschiedenen »Gallertsepten« verstanden, »welche die untere Hälfte des Larvenkörpers von der Schlundpforte an zum Munde durchziehen«! (5, p. 19). — Was sich Craus bei diesem, aus meinem Satz künstlich hergerichteten Nonsens eigentlich gedacht hat, ist an sich völlig gleichgültig, bemerkenswerth aber, dass er mit solchen Phrasen eine ernsthafte Kritik zu bieten be- ansprucht. Endlich kann ich nicht umhin hervorzuheben, dass in meiner Zurechtweisung der CGraus’schen Behauptung (die Magenfalten ent- stehen also« ete.) schon durch den Druck hervorgehoben ist, dass das wesentliche Moment in der Entstehung der Magenfalten zeitlich vor jedem Tentakel, d. h. in der mit zwei Magenfalten versehenen Larve beruht; wobei es zunächst völlig unerheblich bleibt, ob Craus jene Entstehung in das 4-, 6- oder Sarmige Stadium verlegt. Hat er wirk- lich diese recht deutliche Unterscheidung zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem nicht verstanden? Oder lag ihm daran, die Aufmerk- samkeit seiner Leser von jenem Punkt abzulenken, wo es wiederum auf die Untersuchung des Schlundrohres und der Sehlundpforte in ihrer ersten Bildung hinausging (vgl. p. 27)? Wie dem auch sei, jedenfalls illustrirt auch dieser Umstand die Art der Craus’schen Kritik, in immer neuen Wendungen und Windungen den Kern der Sache zu vermeiden. Die Septaltrichter. Über die Septaltrichter unserer Larve und ihre Muskelstränge kann ich mich kurz fassen. Vor meinen Untersuchungen kannte man die Längsmuskel der Seyphostomen nur als solide Stränge, deren Ur- sprung vom Entoderm der Magenfalten, wie Craus sich ausdrückt, »leicht zu konstatiren« sei (3, p. 7). Nachdem ich gezeigt, dass jene Muskel in der Wand und den soliden Forisätzen der von dem Ekto- derm der Mundscheibe auswachsenden Septaltrichter entstehen, bekennt Craus seinen Irrthum und beschreibt ihre Bildung im Allge- ER meinen so wie ich angegeben habe. Nur scheint ihm der Name »Sep- taltriehter« unpassend, weil bei Gotylorhiza nur gelegentlich schwache triehterförmige Vertiefungen auftreten und auch bei Chrysaora die Trichter nur unbedeutend bleiben. Auch die Höhlung der Septal- trichter von Aurelia hätte ich übertrieben dargestellt; namentlich er- strecke sie sich niemals, wie ich angäbe, bis zur Fußplatte (5, p. 16,33). Aber nicht einmal diese kleinen Ausstellungen kann ich gelten lassen. Bei meinen Aurelienlarven ist die Höhlung gerade so beschaffen, wie ich es gezeichnet und beschrieben habe; dass sie bis zur Fußplatte reiche, ist bloß ein Zusatz von Cravus, da ich, wie meine Worte und Zeichnungen besagen, nur das strangförmige, solide Ende des Organs bis zum Fuß verfolgt habe (7, p. 16, 27). Für die Bedeutung und ent- sprechende Benennung der Septaltrichter ist es aber ferner ganz gleich- gültig, ob sie bei Chrysaora und Cotylorhiza schwächer entwickelt sind als bei Aurelia, wo sie übrigens Craus gerade so übersehen hat wie bei den zwei ersteren Gattungen. Auf die Trichterhöhlung lege ich aber desshalb ein größeres Gewicht wie Craus, der sie nicht einmal im Namen angedeutet sehen möchte, weil ich sie mit den subumbrellaren Trichtern gewisser niederen Seyphomedusen, nämlich der Galycozoen vergleiche, und von ihnen gleichzeitig die sogenannten Subgenital- höhlen der fertigen höheren Seyphomedusen ableite, wovon Graus nichts wissen will. Hören wir seine Gründe. Die Subgenitalhöhlen seien allerdings anerkannte Homologa der subumbrellaren Trichter der Galyeozoen; diese könnten aber trotz der »scheinbar identischen Lage« mit den Sep- taltrichtern der Seyphostomen nicht verglichen werden, weil die Höhlen der letzteren sich in den Längsmuskelsträngen selbst befänden, die Trichter der Galyeozoen aber centralwärts und getrennt von ihren Mus- keln liegen 5, p. 17, 32). Wie man sieht, beruht aber diese Beweis- führung lediglich auf der von Cravs stillschweigend vorausgesetzten Homologie zwischen den außerhalb der Trichter liegenden Muskel- strängen der Galycozoen und den muskulösen Septaltrichtern der Sey- phostomen, welche daher nicht gleichzeitig mit den Trichtern der Caly- cozoen verglichen werden könnten. — Worauf gründet sich nun aber jene von Cravs stillsehweigend angenommene Homologie? Weiß er etwa dafür etwas Anderes anzuführen als die »scheinbar identische Lage« beider Teile, welche doch für meinen Vergleich von keinem Belang sein soll? Oder gilt in seinen Augen für uns Beide nicht dieselbe Logik ? Nach ihm beruht meine Annahme auf einem Scheingrunde, und ist da- her unrichtig; und dennoch soll genau derselbe Scheingrund für seine Auffassung die volle Beweiskraft haben! Nehmen wir also auch an, FA meine Ansicht sei völlig unerwiesen, so trifft genau dasselbe Urtheil den von Craus beliebten Vergleich, und damit fällt eben auch sein Gegenbeweis. - In dem für Craus günstigsten Falle bliebe daher die ganze Sache unentschieden. Zufälligerweise kann ich aber aus seinen eigenen Untersuchungen ein gewichtiges Zeugnis für mich und gegen ihn selbst anführen. Hätte er nämlich, bevor er sich gegen meine Behauptung erhitzte, die Figg. 70—73 seiner zweiten Abhandlung (3), welche Querdurch- schnitte von Lucernarien darstellen, noch einmal etwas genauer an- gesehen, so würde er gefunden haben, dass er in den tieferen Ab- schnitten der Subumbrellartrichter und ihren soliden unteren Fort- sätzen, in ihrer der Körpermasse zugekehrten Wand eine peripherische Schicht von Muskelfibrillen gezeichnet und »axialer Taschenmuskel« ge- nannt hat, welcher genau der Muskulatur in den Septaltrichtern der Scyphostomen entspricht. Daraus folgt, dass die beiderlei Trichterbil- dungen nicht nur nach ihrer interradialen Lage, ihrem Ursprung von der Subumbrella und ihrer Fortsetzung in den Magenfalten, sondern auch darin übereinstimmen, dass beide eine peripherische Muskel- schicht erzeugen. Ob der vom Trichter getrennte Septalmuskel der Lucernarien sich von der Abaxialseite des Trichters ablöst oder wie er sonst entsteht, bleibt noch zu untersuchen übrig; jedenfalls wird aber nach dem eben Gesagten Niemand zweifeln, dass unter den genannten Theilen eine Homologie nur zwischen den Subumbrellartrichtern der Lucernarien und der Seyphostomen angenommen werden könne, wie ich behauptete, und nicht zwischen den Triehtern der Seyphostomen und den Septalmuskeln der Lucernarien, wie Craus schlechtweg vor- aussetzt. Damit müsste mein Vergleich zwischen den larvalen Septaltrich- tern und den Subgenitalhöhlen der fertigen Medusen auch in den Augen von Craus vollkommen gerechifertigt sein; denn die Homologie der letzteren mit den Trichtern der Lucernarien gilt ihm als zweifellos. Ich möchte aber hinzufügen, dass ich auch direkte Beziehungen zwi- schen jenen Septaltrichtern und Subgenitalhöhlen nachgewiesen habe. Ich fand die Septaltrichter in allen auf einander folgenden Stadien von den jungen Scyphostomen bis zu den fertigen Ephyren (7, Figg. 30, kN, 42, 48, 51—56, 63, 65), so dass bei den letzteren noch eine deut- liche trichterförmige Einsenkung der Subumbrella mit einem faden- förmigen Fortsatz in den Täniolenrest zu sehen ist, und zwar genau an derselben Stelle, wo die späteren Magenfilamente sich entwickeln, und wo auswärts von diesen die entodermalen Genitalhöhlen entstehen (7, p- 41, 42). Die Stelle, wo ich den Trichterrest zuletzt sah, entspricht 3 ER also genau der Stelle der späteren Subgenitalhöhle; und da bis dahin weder die Septaltrichter der Scyphostomen noch ihre Reste bei den Ephyren bekannt geworden waren, so war der Umstand; dass die Sub- genitalhöhlen erst viel später als Neubildungen gesehen und von Craus aus einem mechanischen Zug erklärt wurden (!, p. 31) kein Grund, an der Kontinuität und Identität beider Bildungen zu zweifeln. Für sich allein ist dieser Beweis gewiss nicht zwingend; als Er- gänzung zu der vorhin erläuterten Homologie scheint er mir aber aller- dings recht wichtig. Denn beides zusammen verleiht meiner Schluss- folgerung, dass die Septaltrichter der Larven in die Subgenitalhöhlen übergehen, den Grad von Evidenz, welcher in zoologischen Dingen durch bloße Vergleiche überhaupt erreicht werden kann. Die Tentakel und die Strahlgliederung. Ich habe hier zwei Punkte zu besprechen: einmal die Entstehung der Tentakel der Seyphostomen und dann ihre Anzahl und morpho- logische Bedeutung. Über den Ursprung der Tentakel hatte Craus eigentlich nur un- richtige Angaben gemacht. In Folge der Unkenntnis der Magentaschen leitete er ihren Achsentheil vom Entoderm des Magens ab, und hielt selbst die zwei primären Magentaschen für solche Achsen (1, p. 8). Fer- ner sollten die Tentakel der Seyphostomen im Gegensatz zu denen der Anthozoen, welche ohne Ausnahme interseptal entstehen, nur in der Mehrzahl dieselbe interseptale Lage haben, die vier interradialen Ten- takel dieser Larven (Septaltentakel G.) dagegen von Anfang an mit den Magenfalten zusammenfallen, also so zu sagen septal entstehen (1, p. 17). Die angeblich vom Magenepithel (gastrale Entodermbekleidung Cr.) aus- wachsenden Entodermachsen dieser Septaltentakel ließ Craus die Magenfalten und Muskelstränge umwachsen und von der Außenwand trennen, so dass dadurch der peripherische Ringsinus entstände. »Diesen, schon a priori ableitbaren Sachverhalt« wollte er sogar an Querdurchschnitten konstatirt haben (3, p. 14). Trotzdem bleibt diese Darstellung eine Anhäufung von unmög- lichen und unfassbaren Dingen. Unmöglich ist, dass die Entoderm- achsen der Septaltentakel die Muskelstränge umwachsen, weil Craus selbst diese letzteren ganz richtig erst an achtarmigen, d. h. bereits mit den Septaltentakeln versehenen Larven sah!; unmöglich ist ferner, 1 Die Anlagen der Trichter entstehen natürlich etwas früher als die Muskel- bildung in ihnen und namentlich ihren soliden Fortsätzen, ann. dass durch die Anlage der Septaltentakel, d. h. des 3. und 4. Tentakel- paares der von ScHnEiDeEr ganz zutreffend erst an den ältesten, viel- armigen Larven entdeckte Ringsinus gebildet werde; wie endlich, ab- gesehen davon, der Entodermstrang der Septaltentakel in der Ebene der Magenfalte aufwächst und dabei zugleich die letztere von der Außenwand ablöst, bleibt ein vollkommenes Räthsel. Mit diesen An- deutungen will ich es genug sein lassen; denn eine todte Sache ver- dient kein weiteres Wort mehr und an den übrigen Angaben von Craus über die Tentakelbildung bleibt mir noch genug zu korrigiren übrig. Ich zeigte nämlich gegenüber den obigen Beobachtungen von Craus, 4) dass alle Tentakel der Seyphostomen über den eigent- lichen Magentaschen und ausihnen entstehen, und nicht am Rande des Centralmagens; 2) dass daher auch die Septaltentakel weder über den Septen, noch aus ihnen, sondern aus den Seiten- ecken der 3. und 4. Magentasche hervorgehen, und erst nachträglich sich über die Septen vorschieben: 3) dass durch diese Beobachtung der von Craus (1, p. 17) hervorgehobene angebliche Unterschied zwischen den anscheinend über den Septen entstehenden Tentakeln der Seyphostomen und den aus- nahmslosinterseptalen Tentakeln der Anthozoen beseitigt wird (7, p. 22). Auf diese meine Beobachtungen hin hat CGraus seinen früheren Irrthum eingesehen und meine Angaben über die Entstehung der Sep- taltentakel anerkannt. In der betreffenden Beschreibung (5, p. 17,18) erwähnt er mich auch, aber zunächst nicht etwa als den Urheber der richtigen Darstellung, sondern bloß als den ungenauen Beobachter, weleher die von Craus entdeckten Ausnahmen übersehen hat, indem recht häufig« »sich die an einander stoßenden Zipfel zweier benach- barter Taschen gleich Anfangs an der Bildung des Tentakels betheiligen. Diese meine frühere (von Scuxeiper getheilte) Anschauung von dem Doppelursprung der intermediären Tentakel aus den beiden Blättern jeder Magenfalte beruht auf der Beobachtung solcher keineswegs sel- ten anzutreffender Bilder, die freilich zum Theil wieder auf eine erst nachträglich erfolgende Verschmelzung zweier benachbarter Taschen- zipfel zurückzuführen sein dürften«. Verweilen wir einen Augenblick bei diesem kleinen Kabinettstück Craus’scher Polemik! Wie anders doch in seinem Munde seine frühere Darstellung klingt als die Analyse, welche ich oben davon gab. Also er hätte die Entodermachsen der Septaltentakel aus den beiden Blättern jeder Magenfalte hervorgehen lassen? Und Scuxzier hätte diese An- sicht getheilt? — Die Wahrheit ist, dass Scuxeiper diese Ansicht 1870 3* A ausgesprochen hat und Graus 1883 sie wohl hätte bestätigen können, statt dessen aber sich jene konfuse Beschreibung geleistet hat, in welcher nicht ein Wort von einem Doppelursprung der Tentakelachsen aus den Magenfalten vorkommt, jene Achsen vielmehr die Magenfalten umwach- sen und von der Wand trennen sollen! — Indem aber CGraus jetzt die Senxeiper’sche Ansicht für die seinige ausgiebt und noch dazu be- hauptet, dass jener Doppelursprung als recht häufige Ausnahme neben dem von mir angegebenen einfachen Ursprung vorkomme, muss natürlich die Bedeutung meiner Beobachtung merklich zusammenschrumpfen. Wirklich? O nicht doch; denn die Ausnahmen sind ja nach Craus selbst zum Theil nur scheinbare; und zwar ist diese Einschränkung wie- derum nur eine Umschreibung dessen, was ich selbst über die Ent- stehung eines solehen »scheinbaren« Doppelursprungs angegeben habe (7, p. 22), wesshalb die angeblichen Ausnahmen, wenngleich überhaupt möglich, doch stets zweifelhaft bleiben. Von dieser Polemik konnte folglich Craus nur dann etwas zu ge- winnen hoffen, wenn sie unerwiedert und unzergliedert blieb. Indem er aber meine Erwiederung herausforderte, tritt nicht nur sein früherer Irrthum, sondern auch der Versuch, ihn durch den Ausfall gegen mich abzuschwächen, um so greller hervor. Viel besser als durch Reden gelingt es Graus mit dem Verschweigen. Denn so weit er von der An- gelegenheit spricht, scheint meine Beobachtung über die Entstehung der Septaltentakel, namentlich Angesichts der immerhin möglichen Ausnahmen von geringer Bedeutung. Craus vergaß aber anzuführen, dass die von ihm selbst früher hervorgehobene Schwierigkeit, die Ten- takel der Seyphostomen mit denen der Anthozoen zu vergleichen (s. o.), durch meinen Befund gehoben war, und dass diese von mir nach- drücklich hervorgehobene Thatsache (7, p. 22) der wesentlichste Ge- winn der neuen Auffassung ist und bleibt, mögen auch noch so viele Ausnahmen von der Regel sich nachträglich herausstellen. Denn in- dem dadurch für die Vergleichung der jungen Scyphostomen mit den Anthozoen ein neues Moment gewonnen und ein Gegensatz beseitigt wird, erscheinen jene Ausnahmen, wenn sie vorkommen, nur als Aus- druck der fortschreitenden Divergenz der Scyphomedusen und Antho- zoen, also als indirekter Beweis für deren Stammesgemeinschaft. Craus hat sich noch einige weitere gegen mich gerichtete Bemer- kungen über die Bildung der Septaltentakel erlaubt (5, p. 20), welche ich mit noch mehr Recht als die bereits erwähnten auf ihre Logik prüfen könnte. Ich verschone aber den Leser billigerweise mit einer solchen Häufung einer Kritik, welche nur noch die Person treffen würde, ohne die Sache zu verändern. Mir genügt, dass Graus auch in diesem Punkt Ba: meine Darstellung als richtig anerkennen muss, ob nun die zweifel- haften Ausnahmen zutreffen oder nicht. Der zweite, die Tentakel betreffende Differenzpunkt handelt von ihrer Zahl. Graus hatte nämlich schon früher 16 für die normale Maxi- malzahl der Scyphostomententakel erklärt; und zwar findet sich in seinen Abhandlungen nirgends eine Andeutung, dass jene Angabe sich nur auf Chrysaora und nicht gleicherweise auf Aurelia beziehe. Viel- mehr will er gerade die acht- und I6armigen Scyphostomen der Aurelia »in allen möglichen Zwischenstadien bis zur Strobilaform« verfolgt haben (1, p.5; 3, p. 8), so dass ihm dabei die Tentakelzahlen dieser Larven, worauf er doch besonders achtete, füglich nicht unbekannt bleiben konnten. Er nennt ferner jene beiden Medusenspeeies in der Beschrei- bung der Tentakelvermehrung, bei welchem Vorgang er »fast stets die regulär A6armige Form als letzte Entwicklungsstufe fand«, so dass etwaige Ausnahmen nur auf einer Vermehrung oder Verminderung um einen Tentakel beruhten (1, p. 12). Diese Auffassung von Craus grün- dete sich also nach seinen Worten unzweideutig in ganz gleicher Weise auf Chysaora und Aurelia. Da ich nun bei Aurelia ! die genannte Nor- malzahl der Larvententakel nicht bestätigen konnte, so war ich im vollen Recht, die Craus’sche Behauptung als irrige zu bezeichnen. Was erwiedert nun Craus darauf in seiner gegenwärtigen Pole- mik? Er schweigt jetzt von seinen Beobachtungen an Aurelia, be- hauptet solche zunächst nur an Chrysaora gemacht zu haben und stellt mich als völlig unberechtigten Gegner seiner darauf bezüglichen Dar- stellung hin (5, p. 21 — 23). »Selbstverständlich soll damit nicht be- stritten werden, dass sich die Zahl der Tentakel nicht weiter ver- mehren könne , und dass nicht auch Scyphostomen mit 16—32 Tenta- keln, wie sie bereits von Reın, Acassız und E. Harcker beobachtet wurden, überhaupt vorkommen, ja vielleicht für bestimmte Seypho- medusen häufiger und regelmäßig auftreten« (a. a. ©. p. 21). Jene von den früheren Beobachtern untersuchten Medusen sind aber gerade Aurelia und Cyanea (a. a. O. p.22). Damit ist es also erwiesen, dass Craus jede Verantwortung dafür ablehnt, dass bei Aurelia ebenfalls 16 die Maximalzahl der Larvententakel sei. Folglich ist das in seinen frü- heren Abhandlungen unzweideutig angegebene Gegentheil einfach falsch, d. h. nicht ein Irrthum der Auffassung und Deutung — was Jedem passiren kann, wovon aber beim Zählen von 16—32 nicht die ! Cotylorhiza scheidet, wie es CLaus richtig bemerkt (5, p. 20, 21), bei dieser Untersuchung selbstverständlich aus, weil bisher überhaupt kein Beobachter die Sceyphostomen dieser Meduse bis zur Strobilation fortschreiten, also in ihren ältesten Stadien sah. ee Rede sein kann —, sondern Craus hat entweder die Aurelialarven »in allen möglichen Zwischenstadien bis zur Strobilaform« im Gegensatz zu diesen seinen Worten gar nicht beobachtet, oder ihre Tentakelzahl im Gegensatz zu dem späteren Wortlaut (s. 0.) nicht weiter beachtet. Mit diesem Dilemma habe ich mich aber zunächst gar nicht abzu- geben ; mich betrifft die Sache nur in so fern, als Craus jetzt den Ein- druck hervorrufen will, als hätte er früher unzweideutig nur von Chry- saora gesprochen und ich unberechtigterweise dagegen opponirt. Selbstredend habe ich dies eben so wenig gethan,, als Craus etwa aus- drücklich und ausschließlich von Chrysaora gesprochen hat. Da seine Darstellung im Gegentheil zweifellos auch Aurelia betraf, so richtete sich mein Widerspruch wie gesagt natürlich gegen diese Behauptung, und die Berechtigung dazu erkennt ja auch Craus selbst indirekt an, indem er alles auf Aurelia Bezügliche wie nicht gesagt betrachtet. Nachdem aber nunmehr Aurelia und Cyanea, ferner nach einer neuesten Beobachtung auch Nausitho& ! durch die Zahl ihrer Larven- tentakel aus dem Schema von Craus ausscheiden, so bleibt dafür zu- nächst nur Chrysaora übrig, und verliert dadurch die wirkliche Nor- ‘malzahl jede allgemeine Bedeutung. Um diese dennoch zu retten, erklärt Craus neuerdings, dass er die Norm nicht in der wirklichen Zahl der Tentakel ausgedrückt sehe, sondern darin, dass die »16 Ten- takel ihrer Lage nach zu den Lappen der Ephyrascheibe eine ganz bestimmte und regelmäßige Beziehung bieten« (5, p. 21 —23). Diese Beziehung sei der »beste Beweis«, dass die Normalzahl der Tentakel 16 sei, und bleibe es ihm daher schlechterdings unverständlich, wie ich gegen diese Thatsache opponiren könne, welche doch durch alle sonstigen Vermehrungen der Tentakel nicht berührt werde. Nun, ich glaube meinen Lesern wird ein Verständnis dafür nicht fehlen, wenn sie erfahren, dass jener »beste Beweis« für die Berechtigung der Nor- malzahl in den früheren Arbeiten von Craus gar nicht geführt ist, sondern erst in der vorliegenden Streitschrift vorkommt. Es mag ja sein, dass Graus schon früher so dachte, aber ausgesprochen hat er es damals nicht, folglich konnte ich auch vor vier Jahren nicht dage- gen opponiren und Craus erst recht nicht einen solchen Widerspruch als Thatsache hinstellen. Der letztere ist ferner schon dadurch völlig ausgeschlossen, dass ich selbst das, was GrAus allenfalls in seinen Abbil- dungen andeutete, nämlich die Beziehung gewisser Tentakel zu den ! Das Scyphostoma von Nausitho& ist nach den Beobachtungen von Lo Bıanco und Paur Mayer (Zoologischer Anzeiger 1890, Nr. 354) die Spongicola fistularis, deren Tentakel nach Schuuze in unbeständiger Zahl bis zu 40 auftreten, Een. Ephyralappen in den Worten ausdrückte: »Wichtiger scheint es mir aber, dass die acht Stammlappen nach Lage und Zahl genau den acht ersten Tentakeln entsprechen« (7, p. 33)!. Damit ist hinlänglich erwiesen, welchen Unterschied ich mache zwischen einer regelmäßigen Maximal- zahl der Tentakel, welche ich als allgemeine Regel bestritt und be- streite, und der Beziehung von acht oder sechzehn unter den beliebig vielen Tentakeln zu den Ephyralappen , welche ich selbst behauptete, also nicht in einem Athem bestritten haben kann, auch wenn sich etwas davon im Graus’schen Text befunden hätte. Trotzdem identifieirt Craus vor seinen Lesern meinen berechtigten Widerspruch gegen jene Maximalzahl mit einem angeblichen Wider- spruch gegen jene Beziehungen, deren Erörterung er sich selbst zu- schreibt, obgleich von uns Beiden ich allein sie ausdrücklich hervor- hob. Wie Craus ein solches nicht weiter diskutirbares Verfahren ver- treten will, ist seine Sache. Thatsache ist für mich nur, dass er mich auch bei dieser Gelegenheit in ganz unerhörter Weise als Beobachter, Denker und Kritiker zu verdächtigen suchte, und dass trotzdem aus dem Wust seiner Polemik klar hervorgeht: 1) dass mein Einspruch gegen die Allgemeingültigkeit einer bestimmten Maximalzahl der Sey- phostomententakel berechtigt war, 2) dass die davon ganz verschiedene Behauptung einer bestimmten Beziehung gewisser Tentakel zu: den Ephyralappen von mir nicht nur nicht bestritten, sondern früher als von Graus ausgesprochen ist. Ich möchte aber durch den voranstehenden Exkurs die Ansicht nicht aufkommen lassen, als hätte ich meine Entwicklungsgeschichte der Aurelia mit einer längeren Auseinandersetzung über eine so unter- geordnete Frage, wie es die angebliche Maximalzahl der Tentakel ist, unnöthigerweise beschwert. Meine bezügliche, gegen Craus gerichtete Bemerkung füllt noch nicht eine ganze Zeile unter dem Strich (7, p- 23). Was ich über die Tentakelzahlen vornehmlich zu sagen hatte, betraf etwas ganz Anderes. Vor meinen Untersuchungen waren von dem inneren Bau der Sceyphostomen nur die vier Magenfalten bekannt, welche zudem später als die ersten Tentakel erscheinen sollten. Es war daher ganz natür- lich, dass man damals die ursprüngliche Strahlgliederung unserer Lar- ven in den Tentakeln erblickte und dass z. B. Craus die Vierstrahlig- 1 Graus sieht freilich in diesem Satze eine bloße Wiederholung einer That- sache, »welche bereits längst über jeden Zweifel klar ausgesprochen und erwiesen war« (5, p. 25). Da er aber selbst sie früher jedenfalls nicht ausgesprochen hat, sondern erst jetzt darauf gekommen ist, so scheint jene Wiederholung doch nicht überflüssig gewesen zu sein. u keit der jungen Seyphostomen eben so durch ihre vier ersten Tentakel bestimmt fand, wie diejenige der Aktinienlarven durch ihre vier Sep- ten oder Magenfalten (4, p. 9). Dadurch gab er deutlich genug zu verstehen, dass er die durch die Tentakel gegebene Eintheilung keines- wegs auf den Peristomrand beschränkt wissen wollte, sondern darin die wirkliche Antimerenzahl der Larven sah; wie er dann noch 1880 »viergliedrig« und » vierstrahlig« in gleichem Sinne von den Becher- und den Beutelquallen brauchte (2 p. 285, 287). Gegen diese Auffassung habe ich mich entschieden ausgesprochen, und zwar auf Grund des Nachweises, dass eine innere Strahlgliederung der Seyphostomen bereits vor dem Erscheinen der Tentakel in den Magentaschen gegeben und jeder Tentakel nur eine sekundäre Anfangs- bildung einer schon vorhandenen Magentasche sei, so dass die Tentakel für die Strahlgliederung nur die Bedeutung hätten, ein äußerliches Merkmal der im Inneren bereits vollzogenen Gliederung zu sein (7, p- 19). Die Tentakel bestimmen daher in keiner Weise die Strahlgliederung der Seyphostomen. Da ferner die von mir sogenannten sekundären Magentaschen durch ihre rudimentäre Bildung gegenüber den vier primären völlig zurücktreten, so ist die ursprüngliche und bis zur Metamorphose erhaltene wirkliche Strahlgliederung der Seyphostomen in der Vierzahl der Magentaschen gegeben, welche sich in den Septen und Magenfalten wiederholt (7, p. 20). In Folge dieser auf meine Beobachtungen gestützten Darstellung unterscheidet jetzt Craus zwei Gliederungen des Scyphostomenkörpers, eine äußere, peripherische, welche sich in den Beziehungen der 16 Normaltentakel zu den Ephyralappen ausspreche, und eine innere Antimerengliederung. »Für die Antimerenzahl hat selbstverständlich die peripherisehe Gliederung überhaupt keinen bestimmenden Werth, denn diese liegt zunächst vorgezeichnet in der Vierzahl der Divertikel und diesen entsprechenden Primärtentakeln, sowie der interradialen Täniolen und ist nicht erst von GorrtE als die Grundzahl für den ra- diären Seyhostomen- und tetrameralen Seyphomedusen- bau erkannt und nachgewiesen worden« (5, p. 22). Mit voller Evidenz umschreibt hier Craus meine obigen, aus mei- ner Entwicklungsgeschichte der Aurelia entnommenen Sätze; nur hat er seiner Gewohnheit gemäß der nicht zu umgehenden Bestätigung die Form einer Wiederholung seiner eigenen Beobachtung und Auffassung gegeben. Er nennt es jetzt selbstverständlich, dass die durch die Tentakel gekennzeichnete Gliederung die Antimerenzahl des Seypho- stoma nicht bestimme; diese Selbstverständliehkeit muss ihm aber DAN en doch erst nach seinen früheren Arbeiten erstanden sein, da er damals, wie ich eben zeigte, die vierzählige Antimerie des Seyphostoma zu aller- erst in den vier ersten Tentakeln entdeckte. Wenn er ferner die grundlegende Vierzahl jetzt in den Divertikeln, d.h. den vier primären Magentaschen, den zugehörigen Primärtentakeln und interradialen Tä- niolen, vorgezeichnet sieht, und wir die Tentakel als sekundäre An- hangsbildungen füglich weglassen können, so ist dies eben eine Wieder- holung meiner Darstellung und kann dies nur sein, da ja Craus erst durch die letztere mit der Existenz und Entwicklung der Magentaschen, welche jeweils derjenigen der Tentakel vorausgeht, bekannt wurde. Kurz, ich finde in jenen Sätzen von Craus thatsächlich nur eine Bestäti- gung meiner Beobachtung und Auffassung, deren Gegenstand ihm frü- her durchaus unbekannt war. Freilich weist der Schlusssatz von Craus diesen meinen Anspruch ausdrücklich und mit dem Pathos eines undiskutirbaren Rechts zurück. Den Schein dieses Rechts hat sich aber Craus nur dadurch zu sichern gewusst, dass er unserem Gegenstand recht geschickt ein neues, gar nicht hingehöriges Moment einfügt. Er bestreitet nämlich nicht einfach, dass die Grundzahl vier der Seyphostomen in dem angegebenen Sinn von mir zuerst nachgewiesen sei, sondern fügt den Scyphostomen noch hinzu »und tetrameralen Seyphomedusen« Bezüglich der letzteren spricht Craus zweifellos eine unbestreitbare Thatsache aus; denn die Grundzahl vier in der Strahlgliederung der Lucernarien etc. ist lange vor meinen Untersuchungen bekannt gewesen. Da dies aber selbst- redend von mir niemals auch nur andeutungsweise angezweifelt wurde und ferner gar nicht in die Diskussion der konkreten Entwicklungs- vorgänge bei den Scyphostomen gehört, so ist jener Zusatz von CLaus an der eitirten Stelle sachlich durchaus unangebracht und soll unver- kennbar nur dazu dienen, auch dem ersten Theil des Satzes einige Wahrscheinlichkeit zu verleihen. Nun, wir werden ja gleich sehen, welchen Erfolg dies gegenüber einer näheren Kritik hat. Vorerst haben wir es mit der Behauptung von Craus zu thun, dass die Vierzahl der Magentaschen, bezw. der Septen und Täniolen als Grundzahl in der Gliederung der Seyphostomen schon vor mir gegolten habe. Wo in aller Welt ist denn dies geschehen? Ich weiß es nicht, aber Craus, der die von mir angeblich verkannten Autoritäten vertritt, muss es doch wissen ; was findet sich also bei ihm davon ? Ihm selbst und allen anderen Beobachtern waren die eigentlichen Magentaschen (Divertikel) ganz unbekannt; folglich konnte, wie schon bemerkt, damals die Gliederung der Scyphosto- men in dem einzig richtigen Sinn, nämlich nach Zahl und Se Lage jener Magentaschen, wie es jetzt Craus selbst angiebt, über- haupt nieht anerkannt sein. Erst nachdem ich die Entwicklung dieser Taschen in den jüngsten Seyphostomen nachgewiesen hatte, war die Möglichkeit gegeben , eine zweifellos ursprüngliche Antimerie die- ser Larven, vom ersten Augenblick ihrer inneren Entwicklung an, eben durch die Magentaschen festzustellen. Oder sollten die altbekannten Täniolen, da sie doch mit den Grenzen der Magentaschen zusammenfallen, auch vor meiner Entdeckung die ursprüngliche und grundsätzliche Viergliedrigkeit der Seyphostomen genügend begründet haben? Keineswegs; denn ob sie nun nach Graus erst bei achtarmigen oder schon bei vierarmigen Larven auftreten , so hätte die Antimerie vorher fehlen oder vielmehr, da die Lage und Zahl der ersten vier bis acht Tentakel eine mit der später kenntlichen Anti- merie streng korrespondirende ist, eben in diesen Tentakeln begründet sein müssen. Wie denn auch in der That Craus selbst in den vier er-. sten Tentakeln den ersten, ursprünglichen Ausdruck der Viergliedrig- keit der Sceyphostomen »erkannte und nachwies« (s. o.). Dadurch waren aber die angeblich erst später auftretenden Täniolen als ur- sprüngliche Träger der Antimerie und somit der Nachweis einer solehen ursprünglichen von den Tentakeln unabhängi- gen Gliederung unmöglich gemacht. Daraus geht also hervor, was ich bereits in meinem Buch bemerkt habe (7, p. 20), dass die Vierzahl im Bau der Scyphostomen früher »nicht eigentlich übersehen, sondern nur auf die unrechten Entwick- lungserscheinungen zurückgeführt worden ist«, nämlich auf die Tenta- kel, welche die Strahlgliederung der Scyphostomen, wie mir CGraus jetzt ganz richtig nachspricht, gar nicht wirklich bestimmen können. Wenn trotzdem meine Auffassung, dass lediglich die vier Magentaschen die grundsätzliche und ursprüngliche Antimerie der Scyphostomen begründen, keine originelle sein soll, wo hat sie dann vorher ge- steckt? Nun, ich will die letzte Möglichkeit, die Behauptung von Craus zu stützen, nieht unberücksichtigt lassen, zumal er sie durch die Erwäh- nung der tetrameralen Seyphomedusen angedeutet zu haben scheint. Wenn nämlich schon Asassız, KoROTNEFF, TASCHENBERG, denen sich Craus anschloss (1, p. 17, 56), die unzweifelhaft viergliedrigen oder vierstrahligen Lucernarien für geschlechtsreif gewordene Seypho- stomen erklärten, so mussten diese letzteren nothwendigerweise in demselben Sinne als viergliedrige »erkannt und nachgewiesen« sein. Ich habe schon in meinem Buch gezeigt (7, p. 59, 60), wie unbe- gründet damals jener Vergleich war, will aber nichtsdestoweniger den Bra er Gegenstand noch einmal an der Hand der Craus’schen Mittheilungen darüber erläutern. Craus erbliekt die Viergliedrigkeit der Lucernarien in ihren Ga- straltaschen und Septen (2, p. 285). Diese Theile sollten aber gerade den Seyphomedusen fehlen, welche »vornehmlich den Stiel der Lucer- narien« mit einer flachen Mundscheibe darstellen, so dass ihre »Gastral- cavität noch ganz Stielkanal oder Grundmagen mit vier Magenrinnen« ist (3, p. 14). Sollten daher die Scyphostomen mit den wesentlichen Merkmalen der Lucernarien ausgestattet gedacht werden können, so müssten nach Craus »ihre vier Gastralwülste mit der umfangreichen, nach Art einer Subumbrella trichterförmig eingezogenen Mundscheibe« verwachsen und so die vier weiten Gastraltaschen bilden (2, p. 285). Aus dieser Schilderung der Verschiedenheit im Bau der Seyphostomen und Lucernarien geht aber hervor, dass vor dem Erscheinen meiner Arbeit nach dem eigenen Zeugnis von Craus allenfalls von einer ganz allgemeinen und vorherrschend äußerlichen Ähnlichkeit beider For- men, aber nieht von ihrer Übereinstimmung in allen wesentlichen Organisationsverhältnissen, namentlich in der Gliederung des cölen- terischen Apparates hätte gesprochen werden können. Mit welchem Recht hätte also damals die auf die Magentaschen gegründete Vierglie- drigkeit der Lucernarien auf die Seyphostomen übertragen werden können? Was sollte unter solehen Umständen der Vergleich beider Formen und gar die Phrase von den Lucernarien als geschlechtsreif gewordener Scyphostomen? Mehr als ihre vier Täniolen bekamen die Seyphostomen trotz aller Vergleiche in den Augen jener früheren Be- obachter nicht; und somit wären wir auf dem alten Punkt angelangt, wäre auch der untersuchte Vergleich zur Stütze der Craus’schen Behaup- tung vergeblich gewesen. Denn selbstredend kommt es hier nicht darauf an, dass ich selbst später die vollständige Homologie zwischen Seyphostomen und Lucernarien, in Magentaschen und Septen, in der Subumbrella und selbst den eigenthümlichen Subumbrellartrichtern nachgewiesen habe (7, p. 60), sondern darauf, dass diese Homologien vorher nicht bekannt gewesen waren, und folglich auch nicht als Beweis für eine sonst unbegründete Behauptung herangezogen werden konnten. Ich bleibe also dabei: die Vierzahl in der Gliederung der Seypho- stomen hat man früher allerdings nicht übersehen, aber weder gebüh- rend beachtet, noch gar auf die rechten Theile bezogen. Und desshalb beharre ich auf meinem Anspruch, dass nachdem ich die ursprüng- lichen Magentaschen entdeckt, in ihnen auch die ursprüngliche und grundsätzliche Strahlgliederung der Seyphostomen von mir zuerst verkannt und nachgewiesen« wurde. En Doch will ich bei der formalen Vertheidigung meines Rechts nicht stehen bleiben, sondern auch die weitere Bedeutung meiner Auffassung vollends klar stellen. Ich zeigte, dass die Tentakel der Seyphostomen ihre Strahlgliederung nicht bestimmen könnten, und dass auch die Täniolen dazu früher nicht ausreichten, weil ihre Entstehung zu spät angesetzt wurde. Nachdem ich aber nachgewiesen, dass die Täniolen gleichzeitig mit den ersten Magentaschen entstehen, fällt jener Ein- wand ihrer Unzulänglichkeit fort und entsteht die Frage, ob sie von jetzt ab für die Bestimmung der Strahlgliederung immer noch als bloße Grenzmerkmale der Magentaschen in zweiter Reihe zu stehen hätten und nicht vielmehr verdienten darin den Magentaschen wenigstens koordinirt oder sogar vorgezogen zu werden. Ich wies ihnen jene zweite Stelle an, indem ich in ihnen bloß eine Wiederholung der Vierzahl der Magen- taschen, aber in anderen Radien, erblickte (7, p.20); Craus stellt sie für die Antimerie den Magentaschen gleich (5, p. 14). Man könnte aber wie bemerkt selbst daran denken, dass die Täniolen den Vorzug vor den Magentaschen verdienten, weil ihre Reste, die Septalknoten und Magenfilamente auch bei den Discomedusen dauernd erhalten bleiben, wenn die vier primären Magentaschen schon längst ver- schwunden sind, weil ferner die eben so ausdauernden Septaltrichter, bezw. Subgenitalhöhlen mit ihnen in die gleichen Radien fallen. Mei- ner Ansicht nach verdienen aber die Täniolen gerade wegen der aufge- führten Umstände nicht nur keinen Vorzug vor den Magentaschen son- dern nicht einmal eine Koordinirung mit denselben und müssen ihnen unbedingt untergeordnet werden. Wollte man die Täniolen zur Grundlage der Strahlgliederung er- heben, so gäbe es nur vierstrahlige oder viergliedrige Scyphomedusen, weil jene Grundlage bei ihnen allen ohne Ausnahme, wenn auch in wechselndem Umfange ausdauert. Mit Recht wird aber jener Name nur auf die Stauro- und Gubomedusen beschränkt, und werden die übrigen Sceyphomedusen als acht- oder besser mehrzählige von den ersteren prin- eipiell getrennt (Craus). Diese zweite Gliederung beruht aber ganz aus- schließlich auf der Bildung des Kranzdarmes, d.h. der ursprünglichen Ma- gentaschen, welche eine entsprechende Rolle auch bei den tetrameralen Scyphomedusen oder den Scyphostomiden spielen. Unter solchen Um- ständen sollteman unbedingt dem einheitlichen Eintheilungsprineip oder eben den Magentaschen den Vorrang einräumen. Sie allein können die wechselnde Gliederung aller Sceyphomedusen bestimmen, obsienun in ihrer ursprünglichen Bildung und der Vierzahl beharren, oder durch eine eingreifende Metamorphose eine Neuordnung (acht und mehr Mar- ginaltaschen) begründen. Daran wird nichts geändert, ob man sich des a Te Weiteren für die allgemeine Zweitheilung (Tetra-Octomeralia — vgl. Craus, 4) oder die von mir vorgeschlagene Dreitheilung: Scyphosto- midae, Seyphephyridae, Ephyridae — entscheidet. III. Die Metamorphose des Scyphostoma. Der Übergang des Scyphostoma in das Ephyrastadium wird durch die Entstehung des Magentaschenraumes eingeleitet. Diese zu- erst von ScHnEiper als »Ringkanal« beschriebene Bildung wurde von Craus Anfangs geleugnet (1, p. 18), später freilich anerkannt, ihre Ent- wicklung aber in einer Weise geschildert, welche es beinahe unmög- lich macht, seine eigentliche Ansicht zu erfahren (3, p. 14). Nach seiner früheren Vorstellung enthielt das Scyphostoma nur den Grundmagen mit vier Magen- oder Gastralrinnen, aber keine Magen- oder Radial- taschen; die Entstehung dieser Taschen verlegt Craus desshalb in die »im ersten Anfang der Strobilisirung begriffenen Scyphostomen« (a.a. O.). Die neugebildetn vier Taschen öffneten sich an der Peripherie in ein- ander und bildeten so den fortlaufenden Ringsinus. Diese vier Kom- munikationen entständen aber dadurch , dass die Entodermmassen der darüber liegenden Septaltentakel, um an ihren Platz zu gelangen, die Magenfalten umwüchsen und von der Umbrellarwand abtrennten (vgl. p. 34). Natürlich konnte diese Thätigkeit der in Entwicklung begriffe- nen Septaltentakel spätestens in den Beginn des achtarmigen Stadiums fallen, welches eben durch die Erscheinung jener Tentakel zu Stande kommt; trotzdem wurde der unmittelbare Erfolg, die Kommunikation der dem Seyphostoma angeblich noch fehlenden Taschen in den Be- ginn der Strobilation verlegt — viele Monate später! Und da soll man noch an eine direkte Beobachtung aller dieser Dinge mit Hilfe von Quer- durchschnitten, wie Craus angiebt, glauben? — Nun, glücklicherweise verlangt er es jetzt, wie wir gleich sehen werden, nicht mehr. Mit vollem Recht konnte ich diese Craus’sche Darstellung als un- zutreffende zurückweisen (7, p. 3I—32), namentlich weil die Taschen schon von Anfang an bestehen und weil bei ihrer Lage, über dem Ni- _ veau der Magenfalten, die aus ihrem oberen Rand entspringenden Tentakelachsen die Magenfalten gar nicht umgreifen und von der Wand trennen können (vgl. p. 34). Vielmehr entstände der Magentaschen- raum einfach dadurch, dass die Septen zwischen den ursprünglichen Magentaschen »schwinden«, »durchbrochen werden« (Septalostien). Und da dies zuerst an der Außenseite der Septen geschähe und ab- wärts fortschritte, werde das Septum, bevor es ganz schwindet, in eine proximal befestigte und mit freiem Rande zwischen je zwei Magen- en a taschen vorspringende Falte verwandelt oder, was dasselbe ist, zu- nächst nur von der Außenwand (Exumbrella) abgelöst (vgl. 7, Fig. 63). Nachdem aber die ganzen Septen verschwunden, sind auch die Magen- taschen zu einem einheitlichen Magentaschenraum zusammengelflossen. Der Septenschwund setzt sich aber ferner auf die kontinuirlich ange- schlossene Täniole, und zwar ebenfalls auf deren distale, an die Exum- brella angeheftete Theile fort, so dass zuletzt von den Täniolen nur deren dem Centralmagen zugekehrte gekräuselte Ränder mit der Be- festigung einerseits an der Subumbrella, andererseits im Grunde des Magens, zurückbleiben — die Columellae. Hören wir jetzt die Erwiederung von Craus. Da heißt es erstens, dass er seine frühere Darstellung von der Entstehung des Magen- taschenraumes und seiner weiteren Gliederung »im Wesentlichen auf- recht erhalte« und »nur in so fern eine Änderung im Ausdruck und in der Deutung für einige der beschriebenen Verbhältnisse« für erforderlich ansehe, als seine Ansicht von der sekundären Entstehung der Magen- taschen von den Magenrinnen aus, ferner vonder Zeit und den Ursachen der Bildung des Ringsinus für eine irrige erklären müsse (5, p. 28). Dieser entstände vielmehr in der That so, dass die an einander stoßen- den Wandungen der primären (d.h. von Anfang an bestehenden) Magen- taschen, was ich eben die Septen nenne, im Beginn der Strobilation durchbrochen würden. Dieses unumwundene Zugeständnis eine bloße »Änderung im Aus- druck und in der Deutung« zu nennen, welche an der früheren Darstel- lung im Wesentlichen nichts ändere, ist denn doch etwas stark. Was bleibt denn, kann man eher fragen, von jener Darstellung überhaupt unverändert? Doch nicht, dass ein Ringkanal oder Magentaschenraum in den Scyphostomen überhaupt vorkommt? Denn dies ist schon von Scuneipder und in Bezug auf die Zeit ganz richtig festgestellt und von Craus erst nach längerem Zweifeln anerkannt worden. (raus eigen- thümlich war nur die Beschreibung jenes Vorganges, und diese ist nach meinen Beobachtungen durchweg falsch. Dass Craus dies jetzt zuge- steht und darauf meine Darstellung wiederholt, nennt man im Deut- schen nicht »Änderung im Ausdruck und in der Deutung«, sondern Widerruf des Irrthums und Anerkennung der Zurechtstel- lung. Wenn Craus ferner auch bei dieser Gelegenheit verschweigt, wo- her seine gegenwärtige bessere Einsicht stammt, so wollte ich ihm dies noch hingehen lassen; ich kann aber unmöglich dazu schweigen, dass er hintennach den Versuch wagt, meine ganze Korrektur als eine lä- cherliche Wortklauberei hinzustellen und das Verdienst der eigentlichen er und wesentlichen Verbesserung seiner früheren Darstellung sich selbst zu vindiciren. Craus meint, wenn ich seine Beschreibung, dass »die Wandungen der Magentaschen die Magenfalten umwachsen und diese von der Wand abtrennen«, für unzutreflend erklärte, so sei meine eigene »Angabe einer Lostrennung der Falten von der Exumbrellarwand mindestens eben so wenig zutreffend«. Denn dieser Ausdruck besagte »mit anderen Wor- ten ganz dasselbe«, wie sein Ausdruck »Sonderung des Täniolenstückes von der Wandfläche«. »Es handelte sich also auch hier wieder um eine Korrektur, bei welcher die vermeintliche Richtigstellung lediglich auf einer Veränderung der Ausdrucksweise beruht« (5, p. 28, 29). Also weil ich bei der Schilderung des Magentaschenraumes ebenfalls von einer Ablösung der Magenfalten rede, soll meine Darstellung sachlich mit derjenigen von Craus übereinstimmen; und weil ich jene Ablösung mit anderen Ausdrücken bezeichne als Craus, redueire sich mein gan- zer Widerspruch auf diese Wortdifferenz. Ich bewundere den Muth, so etwas drucken zu lassen, da der voll- kommen abweichende Thatbestand von keinem aufmerksamen Leser übersehen werden kann. Habe ich denn an der Beschreibung von Craus die Ablösung der Magenfalten von der Außenwand angegriffen, welche ich ja selbst angab, und nicht vielmehr die völlig konfuse Dar- stellung der Ursachen jener Ablösung? Meine kurze gegen Graus ge- richtete Kritik (7, p. 32) verwirft von seinen Angaben ausdrücklich: 1) die falsche Zeitangabe — von Craus zugestanden —, 2) das Umgrif- fenwerden der Magenfalten durch das übrige Entoderm, wodurch ihre Ablösung eintreten soll — von Craus ebenfalls indirekt aufgegeben — und schließt: »Wie denn überhaupt die ganze Beschreibung sehr wenig der einfachen Thatsache entspricht, dass die trennenden Scheidewände der Magentaschen (Septen) und ihre Fortsetzungen in den Magenfalten schwinden.« Mit den Worten: Rückbildung, Durchbruch, Schwund habe ich den bezüglichen Vorgang bezeichnet und, wie schon bemerkt, von der Ablösung der Septen und Magenfalten erst in zweiter Linie ge- sprochen und zwar in so fern jener Schwund an ihrer Außenseite be- ginnt, wobei ihre Innenhälften noch erhalten, also von der Außenwand abgelöst erscheinen. Wie man sieht, gilt auch hier: si duo faciunt idem, non est idem; als Craus von der Ablösung der Magenfalten sprach, war es ein grober Irrthum, als ich dasselbe angab, war und blieb ich im Recht. Dass Craus dies missverstand, bedauere ich; dass dies sonst irgend Jemand missverstehen könnte, bezweifle ich. Nachdem aber Craus seine frühere Darstellung hat aufgeben müs- sen, will er von der Ablösung der Magenfalten überhaupt nichts mehr Be ee wissen: es könne davon, auch so wie ich es beschrieben, keine Rede sein. »Der Vorgang selbst ist vielmehr in der Weise zu erklären, dass die bei Cotylorhiza schon im achtarmigen Stadium an einander stoßen- den Entodermwände benachbarter Magensäcke verschmelzen und per- foriren« (5, p. 28). Mit welcher Logik es Craus fertig bringt, zwischen der Durchbrechung der Septen und Magenfalten an ihrer Außenseite und ihrer nothwendig daraus folgenden Ablösung von der Außenwand einen unvereinbaren Gegensatz herzustellen, kann ich füglich auf sich beruhen lassen; denn meine Beobachtungen werden durch solche leere Worte nicht beseitigt. Bemerkenswerth bleibt nur, dass Craus in dem eitirten Satze eine Erklärung des fraglichen Vorganges bringt, welche schon durch ihren angeblichen Gegensatz zu meiner, von ihm eben verworfenen Ansicht, den Schein hervorruft, der kritischen Über- legung von Craus — von neuen Beobachtungen ist hier durchweg nicht die Rede — entsprungen zu sein. Also wäre am Ende erst Craus hinter die wahre Entwicklungsgeschichte des Magentaschenraumes gekommen, indem er gleichzeitig sich selbst und mich korrigirte? — Die Antwort ist sehr einfach: seine »Erklärung « ist eine bloße Wiederholung mei- ner Darstellung von dem Durchbruch der Septen (s. o.), nämlich » der an einander stobenden Entodermwände benachbarter Magensäcke«, von denen ja Claus früher keine Ahnung hatte. Auf diese Weise hat es Craus versucht, seine Niederlage auf Kosten des Gegners abzuschwächen. Es wäre ihm vielleicht auch gelungen, wenn ich nicht dazwischen kam, und so lohnte es für ihn immerhin, den Versuch zu wagen. Auch in Betreff der Entwicklung der Randtheile der Ephyra habe ich Graus mehrfach korrigiren müssen. Bei den »Marginaltaschen « will ich mich nicht lange aufhalten; Craus erkennt wohl die Richtigkeit mei- ner Beobachtungen an, hält sie aber für nebensächlich und zuletzt meine » vermeintliche Korrektur« für überflüssig, für einen Streit mit Worten (5, p. 31). Nun, dass Craus meine Beobachtungen möglichst niedrig schätzt, ist ja nichts Neues mehr; es genügt, dass er sie anzuerkennen sich gezwungen sieht. Anders liegt die Sache bezüglich des Lappenkranzes der Ephyra; denn in diesem Falle bezeichnet Craus meine Berichtigung seiner Angaben als unbegründete und irrige, weil ich seinen Text falsch interpretirt hätte. Angesichts der Thatsache, dass von den Randan- hängen der Ephyra zuerst die acht Stammlappen in Form dreieckiger, dann halbkreisförmiger Läppchen entstehen und darauf erst die sech- a zehn Flügellappen aus ihnen hervorwachsen (vgl. Fig. 21), hatte ich die gegentheilige Darstellung von Craus bestritten (7, p: 33, 3%). Ich bezog mich dabei auf die folgende Beschreibung von Craus (3, p. 10). »Die Theile des Lappenkranzes entstehen nicht etwa als Abschnitte der ra- dialen, dreispaltig werdenden Tentakeln, sondern wachsen zwischen den sechzehn Tentakeln als eben so viele wulstförmige Auftreibungen her- vor, welche sich paarweisesan der Basis der acht radialen Tentakeln anordnen.« »Noch bevor sich die Wülste zu Lappen entwickeln, be=- ginnt die Rückbildung der Tentakel«, von denen es gleich darauf heißt, dass sie also »einem System pararadialer zu den acht Lappenpaaren sich umgestaltender Anhänge weichen«. Zum Überfluss eitire ich noch p- 15 Anm.: »Als pararadial bezeichne ich die durch die Mitte der sech- zehn Ephyralappen gelegten Radien.« Zusammengefasst heißt dies: der Lappenkranz »entsteht« mit sech- zehn wulstförmigen Vorsprüngen, welche sich zu den sechzehn para- Fig. 2. de Fig. 22. Fig. 21. Umrisse der Stammlappen mit den allmählich aus ihnen hervorwachsenden Flügel- lappen. Fig. 22. Ein Stück eines vorwachsenden Lappenkranzes nach Craus (3, Fig. 26). st Stamm- lappen, /} Flügellappen, £ Tentakel. radialen Lappen oder eben zu den von mir sogenannten Flügellappen entwickeln. Dies wird noch durch die von Craus bei seiner Beschrei- bung eitirten Abbildungen bestätigt, von denen ich hier die Kopie eines Stückes vom jüngsten dort dargestellten Lappenkranze wiedergebe (Fig. 22). Ein Vergleich dieser Figur mit den wirklichen’ Umrissen der heranwachsenden Lappen (Fig. 21), beweist mir auf das Klarste, dass Eraus ein vorgerücktes Stadium für ein ursprüngliches hielt und dass unter jenen wulstförmigen Auftreibungen zwischen den sechzehn Ten- takeln in der That die seehzehn Fkügellappen zu verstehen sind, welche also nach Craus die erste Anlage des Lappenkranzes bildeten. 4 BE: 10 28 Diese meine Schlussfolgerung will Craus nicht gelten lassen, ein- mal weil meine Deutung der Vorsprünge nicht zutreffe, und zweitens, weil sie eine Ungereimtheit behaupte. Aus dem Zusammenhange sei- ner Darstellung und »aus den später folgenden Angaben über die Ent- wicklung der Flügellappen als Auswüchse der wulstförmigen Auftrei- bungen geht doch klar hervor, dass mit diesen lediglich die seitlichen Vorsprünge der Stammlappen gemeint sein könnten«, aus denen erst später die Flügellappen hervorwüchsen (5, p. 25). Ich kann diese Er- klärung nicht bestätigen. Denn abgesehen davon, dass die eitirte Be- schreibung und die Abbildungen eine andere Deutung, als wie ich sie gab, nicht gestatten, finde ich als jene »späteren Angaben über die Entwicklung der Flügellappen« nur den Ausdruck: »jedes am Randwulst hervorwachsende Lappenpaar« und die Beschreibung von Durchschnit- ten durch vollständig entwickelte Stamm- und Flügellappen (3, p. 15). Diese Durchsehnitte können natürlich über die fraglichen ersten Vor- sprünge nichts entscheiden; und eben so bleibt es unerfindlich, wie aus der Erwähnung eines nicht weiter erläuterten »Randwulstes« die Deu- ° tung der sechzehn Vorsprünge als Seitenecken der Stammlappen »klar hervorgehen« soll. Kurz, wenn Craus fortfährt dies zu behaupten, so ist doch der von ihm versuchte Beweis missglückt. Des Weiteren erklärt es Craus für eine Ungereimtheit, wenn nicht absichtliche Entstellung, ihm die Meinung unterzuschieben, »dass die Taschen der Flügellappen früher als die der Stammlappen entständen «. Da ich jedoch in der Erörterung dieser Zeitfolge-Craus gegenüber nur von den Lappen und nicht von ihren Taschen gesprochen habe, so stammt der eitirte Satz natürlich nicht von mir. Und auf Grund dieses falschen Citats erlaubt sich Craus die vorhin genannten Urtheile über meine angebliche Auslegung! — Wollen wir aber auch annehmen, dass er statt der von ihm genannten Taschen die Lappen meinte, so ist darum sein Urtheil, dass meine Auslegung seines Textes ungereimt und nur die seinige zulässig sei, um nichts besser begründet. Mir wenigstens scheint es um nichts vernünftiger, zu sagen, von den acht Stammlappen entstehen zuerst ihre sechzehn getrennten Ecken, als: von der ganzen Lappenbildung erscheinen zuerst die zwei äußeren Fortsätze der Stamm- lappen, d.h. die Flügellappen. Denn die zwei getrennten Ecken sind noch immer nicht der ganze Stammlappen und andererseits thatsächlich identisch mit den Anlagen der Flügellappen (vgl. Fig. 21). Ich könnte also mit dem Ergebnisse abschließen, dass meine Aus- legung der Craus’schen Beschreibung richtig ist und ihm keine größere Ungereimtheit unterstellt, als er in der von ihm vertretenen Lesart sich selbst vindieirt, welche zudem mit dem wirklichen Thatbestand nicht Be in: übereinstimmt. Nun finde ich aber bei erneuter Durchsicht der Craus- schen Abhandlung an einer früher von mir übersehenen Stelle einen Satz, welcher die Anlagen des Lappenkranzes, wenn auch ganz kurz, doch richtig bezeichnet als »acht Anfangs einfache, später in der Mitte eingebuchtete Vorwölbungen« (3, p. 9). Ich will dieses mein Versehen nicht verschweigen, wenn es auch von Craus selbst nicht bemerkt wor- den ist und dadurch erklärlieh erscheint, dass der genannte Satz nicht in den besprochenen, auch von Craus allein berücksichtigten, also doch wohl maßgebenden Beschreibungen, sondern an einer anderen, frühe- ren Stelle vorkommt. Doch wird durch diese nachträgliche Entdeckung die Position von Craus nicht gerade verbessert. Zunächst bleibt meine Kritik jener maßgebenden Beschreibung davon unberührt, selbst wenn man die Graus’sche Deutung zulassen wollte, dass der Lappenkranz mit den sechzehn durch die Tentakel getrennten Ecken der Stammlappen »entstehe«. Denn auch dies ist und bleibt unrichtig und widerspricht daher auch seinem früheren richtigen Satz, dass der Lappenkranz mit weder getheilten noch ecki- gen Vorsprüngen beginnt. Folglich hat Graus jetzt von diesen beiden einander widersprechenden Angaben gerade die richtige scheinbar ver- gessen und vertheidigt vielmehr die unrichtige, und noch dazu mit einer offenbar gezwungenen Deutung, um nicht zuzugeben, dass er den bereits ziemlich weit entwickelten, mit den Flügellappen versehenen Stammlappen irrthümlich für dessen erste Anlage gehalten hat. Und Angesichts dieser Konfusion, dieser Widersprüche und gekün- stelten Erklärungen weiß sich Craus zuletzt nicht besser zu helfen, als indem er den von mir gebrachten Nachweis seines Irrthums eine »wenn nicht absichtliche Entstellung, so doch eine Ungereimtheit« nennt! — Da ich diesem Vorwurfe noch einmal an anderer Stelle und zwar mit einer gleich unhaltbaren Begründung werde zu begegnen haben, so scheint ja Craus in solchen Invektiven die ultima ratio zu finden, wenn ihn die prima ratio der Logik im Stiche lässt. Zu den charakteristischen Bildungen des Ephyrarandes gehören noch die einwärts von den Lappenausschnitten sitzenden Sinneskol- ben. Nach dem Vorgange von Acassız fasste sie Craus als die umge- bildeten Basalabschnitte der ursprünglichen Radialtentakel auf, wofür er als einzigen Grund anführte, »dass die Otolithen in den Achsenzellen des Tentakelstummels abgelagert werden « (3, p. 41). Nachdem ich auf Durehschnitten gefunden (vgl. Fig. 23, 24), dass die Sinneskolben unter- halb der noch intakten, festansitzenden Tentakelbasis als hohle Aus- stülpungen der Subumbrella des Stammlappens entstehen und erst 4* Er danach ihre Otolithen entwickeln, musste ich jene Asassız-Craus’sche Auffassung als falsche bezeichnen (7, p. 34, 37). Graus erwiedert jetzt: er hätte bei seinen früheren Untersuchungen an Chrysaora allerdings in den meisten Fällen das Verhältnis der Sinneskolben und Radiärtentakel nicht fest- zustellen vermocht; dagegen gelang ihm in einzelnen Fällen »der sichere Nachweis, dass die radialen Tentakelreste dem Sinneskolben aufsitzen und sich von demselben, als ihrem umgestalteten und als Sinnesorgan zurück- INN bleibenden Basalstücke ablösen. Der noch | | \\\) nicht vollkommen ausgebildete Randkörper l enthält nieht nur in seinem kurzen Stiele, | sondern auch in dem kugeligen Köpfchen Fig. 23. Senkrechter Durchschnitt 5 = durch die Mitte eines Stammlappens eine Gentralhöhle des von der Magentasche Ye ee aus eintretenden Entodermfortsatzes und in Ephyrascheibe (7, Fig. 49) mit dem den Entodermzellen des Köpfchens sind be- Sinneskolben unter dem Tentakel. = reits die Krystalle abgelagert« (5, p. 27). Also: in den wenigen Fällen, wo ihm überhaupt ein Nachweis ge- lang, fand er bereits einen kurzgestielten, hohlen Sinneskolben, wel- chem Tentakelreste aufsaßen, dessen Auskleidung aber eine Ausstül- pung der Magentasche war und in ihren »epithelartigen« Zellen Krystalle enthielt. — Diese Beschreibung beweist nicht nur die früheren Angaben von Graus nicht, sondern ist mit ihnen einfach unvereinbar. Das oto- Fig. 23. Fig, 24. lithentragende Epithel der Sinneskolben kann nicht zugleich aus den wohlbekannten, eigenthümlichen Achsenzellen des Tentakels und einer Ausstülpung der Magentaschen hervorgehen. Der nothwendige Schluss ist daher, dass Graus seine ältere Auffassung fallen lässt, und gegen- wärtig den Sinneskolben aus der Wand der Magentasche oder richtiger gesagt, des Stammlappens ableitet, also sich meiner Darstellung an- schließt. Freilich ist damit die gleichzeitige Schlussfolgerung, aus den an- haftenden Tentakelresten erweise sich der Sinneskolben als die umge- wandelte dazu gehörige Tentakelbasis, nicht wohl verträglich. Dies ist aber, auch abgesehen von allen logischen Bedenken, nicht mehr so ernst zu nehmen, wie man aus dem folgenden unwillkürlichen Scherz von Gzaus ersieht: ich selbst hätte eigentlich dasselbe behauptet, weil ich die Stammlappen, aus denen ich die Sinneskolben ableite, einmal » ge- wissermaßen die Basen der Tentakel« genannt hätte. Denn jeder Leser wird an dieser Stelle das Wort »gewissermaßen die Basen« natürlich nur.in dem Sinne von »Träger« interpretiren. Oder sollte Craus mit en jener Bemerkung ernstlich versucht haben, mich in den Augen seiner Leser auf den Standpunkt seiner eigenen Logik hinabzuziehen? Wie dem auch sei, in Bezug auf die Entwicklung der Sinneskolben hat Craus seine frühere Angabe im wichtigsten Punkt in Übereinstim- mung mit meiner Beobachtung korrigirt und im Übrigen sich gehütet, mir irgend wie direkt zu widersprechen. IV. Die Deutung der Scyphostomen. In Folge der sehr verschiedenen Ergebnisse der Beobachtung von Craus und mir war naturgemäß eine Übereinstimmung unserer Deu- tung der Scyphostomen ausgeschlossen. Die Ansicht von Craus ist nicht immer die gleiche gewesen. In seiner ersten Abhandlung (1, p. 16—19) anerkennt er die von J. Mürzer hervorgehobenen Beziehungen der Sceyphostomen und Anthozoen in Folge ihrer homologen Magenfalten, bemerkt aber dazu »ausdrücklich«, dass solche Magenfalten auch bei Hydropolypen vorkämen, und dass daher das Seyphostoma einer indifferenten Stammform beider Polypen- formen entsprechen dürfte. Andererseits sei auch die Homologie der Seyphostomen und Lucernarien so unverkennbar, dass nach dem Vor- gange anderer Forscher auch er die Lucernarien als geschlechtsreif ge- wordene Seyphostomen betrachte (a. a. ©. p. 56). Diese nach allen Seiten vermittelnde und daher völlig unbestimmte Auffassung von Cıaus fand damals ihren deutlichen Ausdruck in dem Satz: »In Wahr- heit besteht ein fundamentaler Gegensatz von Scheibenquallen und Polyp überhaupt nicht, und man kann mit gleichem Recht die Scypho- stoma für eine polypenförmige Meduse, wie für einen medusenförmigen Polyp erklären« (1, p. 18). Ich brauche nicht weiter auszuführen, dass bei einem solchen Ge- sichtspunkt von einer wirklichen und besonderen Übereinstimmung des Scyphostoma mit irgend einer bestimmten anderen Cnidarierform damals überhaupt nicht die Rede sein konnte. In seiner 2. Abhandlung und dem Lehrbuch der Zoologie hat Graus die Homologien der Scyphostomen bereits bestimmter begrenzt. Sie werden erstens bis zur Strobilation durchweg Polypen genannt (3, p. 9, 14, 45); unter den Hydropolypen seien sie nur durch den Besitz der Magenfalten ausgezeichnet, aber mit allen Hydropolypen durch den Mangel eines Schlundrohres, der ihn umgebenden Magentaschen und Septen von den Anthozoen unterschieden (4, p. 236). Als weiterer Unterschied käme der von Cravus schon früher (1, p. 47) erwähnte Um- stand hinzu, dass die Anthozoen ausschließlich interseptale Tentakel, u, die Seyphostomen auch Septaltentakel besäßen. — Andererseits wendet sich CrAus in der zweiten Abhandlung, entgegen seiner früheren An- sicht, gegen die Auffassung von Harcker, welcher eine tetramerale Scy- phomeduse, die Tessera, ein geschlechtsreif gewordenes Seyphostoma nennt (3, p. 14). Im Gegensatz zu Tessera und Lucernaria, behauptet Craus, fehlte dem Seyphostoma bis zur Metamorphose der ganze mar- ginale Glockentheil der Meduse, fehlten die dem Stadium der Qualle eigenthümlichen Merkmale der Septen und radialen Magentaschen, so- wie der triehterförmig eingezogenen Subumbrella (a. a. O., 4, p. 256). Die Vorbedingung zur Entstehung jener Theile sei eben der Ringsinus, wesshalb erst durch seine Bildung »ein wesentlicher, das Polypen- segment zur Meduse umgestaltender Schritt gethan« ist (3, p. 14). Selbstredend war mit diesen bestimmten Erklärungen von Cıaus seine frühere, völlig vage Vorstellung von den Verwandtschaftsbe- ziehungen der Seyphostomen beseitigt, und lautet der wesentliche In- halt jener seiner definitiven Auffassung unserer Larven, unmittelbar vor dem Bekanntwerden meiner Untersuchungen, folgendermaßen: 1) Das Scyphostomaist nach seinem Bau ein mit Magen- falten versehener Hydropolyp, und entbehrt, gleich den übrigen Hydropolypen, die wesentlichen Merkmale eines Anthozoon: ein Schlundrohr, Septen, Magentaschen, endlich aus- schließlich interseptale Tentakel. 2) Das Seyphostoma entbehrt ferner bis zum Beginn der Strobilation die wesentlichen Merkmale sowohl einer viergliedrigen, wie einer acht- oder mehrgliedrigen Scy- phomeduse, folglich der Sceyphomedusen überhaupt. Im Gegensatz zu diesen, für Craus damals maßgebenden Ansichten habe ich durch meine Beobachtungen an Aurelia und Cotylorhiza nach- gewiesen: ad 4. Das junge Scyphostoma stimmt zu keiner Zeit mit einem einfachen Hydropolypoder einem solehen mit Magen- falten überein, wie solche ja auch bei Tubularien, Siphonophoren vorkommen; vielmehr wiederholt es von Anfangan durch das ektodermale Schlundrohr, die dasselbe umgebenden Septen und Magen- taschen, bez. die Magenfalten und Magenrinnen, sowie die nach ihrer Anlage, durchweg interseptalen Tentakel die Organisation der Anthozoen (vgl. Fig. 12—16, 7, p. 40, 16). ad2. Diese Organisation der Scyphostomen besteht aber nur kurze Zeit; denn spätestens im achtarmigen Zustande verwan- deln sie sich in Medusen (vgl. Fig. 14—17), indem das Peristom Be sich vollständig in die sich erweiternden und abflachenden Taschen- vorhänge einsenkt, wodurch deren Rand schwindet, das Schlundrohr zum größten Theil in die innere Bekleidung der Proboseis übergeht und endlich die peripherisch verschobenen Magentaschen in den ge- krümmten Medusenschirm gelangen (7, p. 27—29). Die Vorbereitun- gen zu dieser Verwandlung erscheinen übrigens ganz regelmäßig — nicht »zuweilen«, wie Craus mich sagen lässt (p. 29) — schon während der Bildung der ersten Tentakel (Fig. 15, 18), indem der Grund jeder Magenfalte schon dann vom Schlundrohr etwas abrückt und so den Taschenvorhang in eine nach oben offene Falte verwandelt, in welche sich eben das Peristom einsenken kann (7, p. 13). Auf diese Weise wird das Seyphostoma mindestens vom achtarmigen Zustande an eine wirkliche gestielte und viergliedrige Meduse, welche ferner durch den Besitz der Segmentaltrichter insbesondere den Bau der Stauromedusen. wiederholt, »so dass diese in der That geschlechtsreife Seyphostomen oder Sceypho- stomiden genannt werden können, was bei der bisherigen falschen Vorstellung vom Bau des Scyphostoma nicht gerechtfertigt gewesen wäre« (7, p. 59, 60, 63). In der Strobila, bez. der Ephyrabil- dung wird nur der Übergang von der viergliedrigen zur acht- und mehrgliedrigen Meduse bewirkt (a. a. O. p. 31 bis 33, 62). Ich komme jetzt zu der Streitschrift von Craus. Über die Polypen- natur der Seyphostomen (Punkt 4) äußert er sich jetzt folgendermaßen: Im Gegensatz zu den Hydroidpolypen ist der junge Sceyphopolyp (Seyphostoma) nicht nur durch die ektodermale Natur der Proboseis- auskleidung, sondern durch das Auftreten von vier Divertikeln oder Aussackungen an dem die Tentakel erzeugenden oralen Abschnitt der Magenkavität und eben so viel mit derselben alternirenden Täniolen- anlagen charakterisirt« (5, p. 40). Zu den charakteristischen, durch meine Untersuchungen bekannt gewordenen Merkmalen der Seyphosto- men, durch welche sie sich einerseits von Hydropolypen unterscheiden, und andererseits mit den Anthozoen übereinstimmen, gehören aber außer dem von Craus genannten Schlund und den Magentaschen noch die Septen, die Scheidewände der Magentaschen und die interseptalen Ten- takel. Dagegen sind die eigentlichen Täniolen oder Magenfalten — mit denen Craus die Septen und Taschenvorhänge zusammenwirft — für sich allein keine Unterscheidungsmerkmale der Seyphostomen, da sie, besonders nachdem ich die Muskel als nicht dazu gehörige Bildun- gen nachwies, nach Craus’ eignem Zeugnisse, auch bei Hydropolypen vorkommen. Mit anderen Worten: Alles, was das Seyphostoma un- Era SE zweideutig ‚als Nicht-Hydropolypen,, dagegen “ls Anthozoen charakte- risirte, ist erst durch mieh gefunden. Graus ist freilich anderer Ansicht. Denn es sei durch die Magen- falten, die »späteren« Filamente und das entodermale Keimlager der Scyphomedüusen »die Homologie des Scyphostoma mit der Jugendform der Anthozoen« schon längst »unabweisbar erschienen« und durch meine Entdeckung des ektodermalen Schlundes die »bereits angenom- mene nähere verwandtschaftliche Beziehung der Seyphomedusen und Anthozoen« nur weiter gestützt, aber das Seyphostoma weder in völlig neuer Gestalt dargestellt, noch der Vergleichung eine andere Richtung gegeben worden (5, p. 11). Zur Klarstellung dieser Bemerkungen muss ich hervorheben, dass es sich bei meinen Untersuchungen zunächst um greifbare Thatsachen handelte, nämlich um die sichtbare Übereinstimmung im ganzen Bau der Seyphostomen und der Anthozoen. Die nähere Verwandtschaft der fertigen Seyphomedusen und der Anthozoen ist niemals direkt, sondern erst aus jener ersteren Übereinstimmung erschlossen worden, und konnte auch nicht anders eruirt werden. Denn die »späteren« Filamente der Medusen erweisen sich als Homologa derjenigen der Anthozoen nur als Umbildungen der larvalen Magenfalten. Andererseits könnte der in beiden Abtheilungen gleiche entodermale Ursprung des Keimlagers im besten Falle nur für ihre Verwandtschaft überhaupt, nicht für »die sichtbare Formverwandtschaft ihrer Larven angeführt werden. ‚Doch hat Craus selbst mit Recht hervorgehoben, dass eine Änderung des Gonadenursprungs, ohne nothwendige gleichzeitige Än- derungen im übrigen Körperbau, eingetreten sein könnte (3, p. 42), so dass im Zusammenhange mit Weısmann’s bekannten Untersuchungen die Ento- und Ektokarpie für ‘die Feststellung der näheren Verwandt- schaften der verschiedenen Nesselthiere überhaupt nicht in. Betracht käme. Fragen wir uns jetzt, was nach dieser kritischen Säuberung von ‚den zuletzt eitirten Craus’schen Sätzen übrig bleibt, so ist es die Be- hauptung, dass die Scyphostomen lediglich durch den Besitz von Magen- falten mit den Anthozoen näher als mit irgend welchen anderen Nessel- thieren verwandt erschienen, und dass diese Ansicht lange vor mir als »unabweisbar«, also doch wohl allgemein gegolten und durch mich nur eine weitere Stütze erhalten hätte. Nun hat aber J. MüLzer, der Ur- heber jener Ansicht, ‘bekanntlich von der Anwesenheit ähnlicher Magenfalten bei unzweifelhaften Hydropolypen nichts gewusst; nach: dem Bekanntwerden dieser Thatsachen hat aber Craus schon in seiner ersten Arbeit sieh wohl gehütet, die »nähere« Verwandtschaft zwischen en a Seyphostomen und Anthozoen vor anderen ihm eben so wahrschein- lichen Verwandtschaften zu betonen (vgl. p. 53); und in seiner, für die endgültige Ansicht doch wohl maßgebenden zweiten Arbeit und dem eitirten Lehrbuch kam er sogar dahin, die Scyphostomen gemeinsam mit. den Hydropolypen und durch die gleichen Merkmale von den An- thozoen zu trennen (vgl. p. 53. 54). ‘Wenn also vor und während der Zeit von Craus’ langjährigen Untersuchungen über die Scyphostomen irgend Jemand die alte Mürrer’'sche Auffassung strikt verfochten haben sollte, so war er nach Graus’ eigenem Zeugnis im Irrthum. Ja, die Unzulänglichkeit des bloß auf die Magenfalten gestützten Mürzer'schen Verwandtschaftsbeweises wäre (raus damals unzweifelhaft noch evidenter erschienen, wenn er sich nicht hätte zu dem Irrthum ver- leiten lassen, dass die Längsmuskel der Seyphostomen aus den Magen- falten entständen. wie bei den Anthozoen, während sie in den Magen- falten der Tubularien ete. bekanntlich ganz fehlten (3, p. 7. Und jetzt behauptet eben derselbe Graus, jene durch ihn zurück- gewiesene, angeblich nächste Verwandtschaftsbeziehung zwischen An- thozoen und Sceyphostomen wäre schon vor mir allgemein evident erschienen, und ich hätte dieser Evidenz durch den Nachweis eines ektodermalen Schlundes bei den Seyphostomen bloß eine weitere Stütze verliehen! — Die Wahrheit ist: jene bevorzugte Verwandtschaft ist vor mir, abgesehen von der gelegentlichen Bemerkung Mürter’s, von Niemand wirklich verfochten, von Craus selbst zuletzt entschieden be- stritten worden; sie konnte auch bei der Unkenntnis des inneren Baues der Scyphostomen ernstlich gar nicht vertheidigt noch weniger bewiesen werden; erst dadurch dass ich in diesen Larven nicht bloß das Schlundrohr — welches Craus an der bewussten Stelle allein zu nennen beliebt — sondern auch die Magentaschen, Septen und die durchweg interseptal entstehenden Tentakel nachwies, konnte von einer wirklichen Übereinstimmung im Bau der Seyphosto- men und der Anthozoen, folglich von ihrer allernächsten Verwandtschaft die Rede sein. Damit hatte ich also nicht eine alte Wahrheit, am wenigsten eine von Czaus gelehrte, bloß he- stätigt, sondern in der That etwas ganz Neues gebracht. Endlich bekommt diese Sache einen humoristischen Anstrich da- durch, dass Craus, obgleich er mir den Anspruch nicht gönnt, den An- thozoencharakter der jungen Seyphostomen zuerst bewiesen zu haben, gleichzeitig diesen »vermeintlichen« Charakter nach wie vor selbst nicht anerkennt (5, p. 30). Damit ist aber die Sache natürlich nicht abgethan. Die Alterna- tive, ob das Scyphostoma ein Polyp oder eine Meduse sei, ist nach u meinen Untersuchungen in so fern überhaupt ausgeschlossen, als es beide Zustände nach einander durchläuft (7, p. 30), nämlich den Anthozoen- bau höchstens bis zur Zeit der Entwicklung der Septaltentakel behält, um sich darauf durch die Einsenkung des Peristoms in die verkürzten und abgeflachten Taschenvorhänge in eine gestielte Meduse zu ver- wandeln (vgl. p. 5%. 55). Craus macht dazu (Punkt 2) die folgenden Bemerkungen: »In Wahrheit hat jedoch das Sceyphostoma von Coty- lorhiza auch in den früheren Stadien den wesentlich gleichen Bau« (5, p- 14). »Der Übergang des Polypen in die Medusenform ist nicht in das achtarmige Stadium zu verlegen«, sondern beginne erst mit der Bildung des Ringsinus ete. (5, p. 30, 40). Der erste Satz enthält die Behauptung, dass eine wesentliche Ver- änderung des Seyphostoma in den von mir angegebenen jüngeren Stadien — spätestens im achtarmigen Stadium, also ‚gelegentlich auch früher (vgl. 5, p. 14, 30) — nicht eintrete. Der zweite Satz behauptet, ohne dass Craus auf die von mir beschriebene frühzeitige Medusen- bildung irgend wie näher eingeht, dass eine solche erst im Beginn der Strobilation erfolge!. Dies wäre also eine Wiederholung und Bestäti- gung seiner früheren Ansicht (vgl. p.54), und eine solche Vereinfachung des Thatbestandes für meine Kritik erfreulich. Denn ich brauchte als- dann nur auf meine früheren Beweise dagegen, dass die Scyphostomen bis zur Strobilation Polypen irgend welcher Art bleiben, hinzuweisen (7,P-'32, 33). Was vermögen aber klarer Wortlaut und Logik gegen Craus’ Dia- lektik! — Man höre und staune. Darin, dass ich die unzweideutigen Worte von Cıaus, welche er eben wiederholt, auch früher so verstand: der Polyp Seyphostoma verwandelt sich erst in der Strobilationsperiode in eine Meduse — darin sieht Craus jetzt einen Versuch, ihm eine Un- gereimtheit zu unterstellen (5, p. 29). Denn er habe das Seyphostoma schon längst für eine viergliedrige Scyphomeduse, gleich den Becher- quallen, erklärt; dies schließe aber für eben dieselbe Meduse, weil sie gestielt sei und festsitze, »den Gebrauch der Bezeichnung Polyp« nicht aus. Und da aus dem Scyphostoma eine oktomerale Schirmqualle her- vorgehe, so könne »der Übergang des Polypen in die Medusenform« (5, p. 40) »selbstverständlich« nur den Übergang der tetrameralen in 1 Craus nennt in diesem Satz keine Meduse besonders, im ersten Satz dagegen bloß Cotylorhiza. Es ist aber klar, dass seine Behauptungen auf alle von ihm untersuchten Medusen sich beziehen, also auch auf Chrysaora und Aurelia, da er die Strobilation eben nur an diesen letzteren hat verfolgen und dabei angeblich feststellen können, dasssie weder im achtarmigen, noch in einem anderen Scypho- stomastadium, sondern eben erst zur Zeit der Strobilation Medusen würden. ET die oktomerale Scyphomeduse bedeuten, »nicht aber den von Polyp und Meduse schlechthin«, wie ich seine Worte auslegte. Daher sei auch mein Anspruch, die Medusenform des ausgebildeten Seyphostoma zuerst erkannt zu haben, unbegründet, diese Form vielmehr eine längst be- kannte Thatsache (5, p. 29, 30, 32). Nach Graus ist es also nur eine von meinem »Scharlsinn« ausge- klügelte »Ungereimtheit«, dass er mit den Worten »Polyp, Polypenseg- ment, Seyphopolyp«, womit er das Scyphostoma nach wie vor bezeich- net, wirklich einen Polypen und nicht eine Meduse meint. Ich erkläre dagegen, dass ich bei dieser Interpretation ohne jeden Scharfsinn, bloß mit der Kenntnis der deutschen Sprache und mit der einfachsten Logik auskam, und darin auch nicht die Spur einer Ungereimtheit suchte und fand, sondern einen ganz gewöhnlichen, bei Craus’ damaligen Kennt- nissen von den Scyphostomen eigentlich unvermeidlichen Irrthum. Aber allerdings reicht meine Logik nicht aus, um einzusehen, dass Craus eine echte Meduse, wenn sie gestielt ist und festsitzt, einen Polypen nennen könne. Warum nennt er denn die Lucernarien nicht auch Polypen? — Oder versteigt sich Craus gar zu der konfusen Vorstellung, dass, weil ein Polyp sich in eine Meduse verwandeln könne, ein nennenswerther morphologischer Unterschied, der auch verschiedene Namen rechtfer- tigte, zwischen ihnen nicht besteht, so dass wir etwa mit gleichem Recht einen Frosch einen urodelen Kiemenathmer nennen könnten, weil seine Larve es thatsächlich ist? Ich kann es ferner mit meiner Vorstellung von einer glaubwürdi- gen Darstellung nicht zusammenreimen, dass CLaus, nachdem er die in seiner ersten Abhandlung flüchtig ausgesprochene Ansicht, die Lucer- narien seien geschlechtsreif gewordene Scyphostomen, in einer zweiten Abhandlung eingehend und nach seinen damaligen Kenntnissen ganz korrekt widerlegt hatte, jetzt diese Widerlegung stillschweigend ver- leugnet und sich auf jene erste, inzwischen aufgegebene Ansicht be- ruft, als wenn er nie etwas Anderes gesagt. Zudem vergisst er hierbei, dass er diese Ansicht heute nur mit Hilfe meiner Beobachtungen wirk- lich begründen kann, und dass sie ohne die letzteren noch immer eben so in der Luft schwebte, wie vor Jahren, als er sie Hırckeı gegenüber unhaltbar fand. Und in eben derselben zweiten Abhandlung, ja auf der- selben Seite, wo er diese Ansicht entschieden bekämpfte (vgl. p. 42, 43), sprach es Craus gleichzeitig zum ersten Male aus, dass das Scyphostoma, welches keine viergliedrige Meduse sei, erst in der Strobilation die Merkmale einer Meduse erwerbe. Trotzdem heißt es jetzt, er habe unter dieser Medusenbildung »selbstverständlich« nur den Übergang der viergliedrigen in die achtgliedrige Scyphomeduse verstanden! Mit RT meinem Begriff von Unzweideutigkeit vermag ich diese Behauptungen von Graus nicht zu vereinigen. Nach diesen Bemerkungen kann ich mich mit der Interpretations- kunst in der Graus’schen Polemik, wonach seine Worte »selbstverständ- lich« nicht nach dem Wortlaut, sondern so verstanden werden sollen, wie er es nachträglich für gut findet, nicht weiter abgeben, sondern rathe ihm, lieber ganz offen zu seinem ursprünglichen Standpunkt zurückzukehren, dass das Seyphostoma gleichzeitig sowohl Meduse wie Polyp, sowohl Anthozoon wie Hydropolyp und viergliedrige Seypho- meduse sei. Damit wäre für den Leser jeder Zweifel über den An- spruch von Craus beseitigt, Alles, was ich durch meine Beobachtungen gelehrt, schon vorher gewusst zu haben. Craus hat in seiner Streitschrift gewisse Besonderheiten in der Entwicklung von Cotylorhiza hervorgehoben, welche ich sei es nicht in demselben Maße antraf oder nicht beachtet habe; es sind dies die Kürze der Täniolen und die unvollkommene Entwicklung der Septaltrich- ter. Endlich anerkenne ich gegenwärtig als eine solche Besonderheit von Cotylorhiza eine im Allgemeinen etwas frühere Verwandlung ihrer jüngsten anthozoenähnlichen Larven in die Medusenform, als ich es von Aurelia beschrieb. Claus hat damit nichts weiter anzufangen gewusst, als gelegentlich meine wesentlich auf Aurelia bezüglichen Angaben zu verdächtigen. Ich ziehe daraus im Gegentheil einen Schluss, welcher jene Angaben nicht nur bestätigt, sondern ihnen auch erhöhte Bedeu- tung verleiht. Nach meinen Beobachtungen ist Cotylorhiza in ihren ersten Larven- stadien grundsätzlich der Ohrenqualle gleich. Nur wird in der Folge von den rein larvalen, also vergänglichen Bildungen ein Theil, die Tä- niolen und Septaltrichter, überhaupt unvollkommen ausgebildet und ein anderer Theil, nämlich der Anthozoenbau, in der Regel etwas früher zurückgebildet. Nun wissen wir, trotz unserer geringen Kenntnisse von der Entwicklung aller Seyphomedusen, dass es unter ihnen Formen giebt, welche das Seyphostomastadium bis auf wenig kenntliche Reste ganz eingebüßt haben, z. B. Pelagia (7, p. 51). Danach ist es wahr- scheinlich, dass andere Formen in dieser sogenannten Verkürzung der Entwicklung weniger weit fortgeschritten sind; und nach Allem zu schließen, dürfte gerade Cotylorhiza zu denen gehören, bei denen, im Vergleich zu Aurelia, jene Verkürzung eben begonnen hat. Daraus ergiebt sich natürlich kein Gegensatz oder Widerspruch gegen die Entwicklung von Aurelia, sondern nur die erwünschte Ver- mittelung zwischen solchen Extremen, wie sie Aurelia und Pelagia N darbieten. Je größer die Reihe: von derartig graduell ‘verschiedenen Larvenbildungen der Seyphomedusen sich einst darstellen wird, desto bedeutsamer werden gerade solche Formen mit den vollkommenen »metaphorischen«, d.h. den Vorfahren entsprechenden Larvenbildungen sein, wie sie uns zunächst nur bei Aurelia völlig bekannt sind. V. Die Bedeutung der Strobilation. Da es sich bei einer Untersuchung dieser Frage nur um Begrifls- bestimmungen handeln kann, welche z. Th. noch gar nicht allgemein durchgearbeitet sind, so verzichte ich darauf, mit Craus in eine Kon- troverse darüber einzutreten: seine schon genügend gekennzeichnete Dialektik erscheint mir nicht als der geeignete Anknüpfungspunkt für eine solche, nicht leicht kompendiös zu haltende Untersuchung. Ich beschränke mich daher darauf, die wichtigsten Einwürfe von Craus gegen meine Auffassung, dass die Strobilation der Seyphomedusen kei- nen Generationswechsel involvire, ohne weitere Nutzanwendungen hier mitzutheilen. Diese Mittheilung wird auch meine Zurückhaltung erklären. Ich habe u. A. für den Begriff des Generationswechsels einen dauern- den Formenwechsel gefordert und daher alle Fälle davon ausgeschlos- sen, »wo ein Wechsel in der Fortpflanzungsweise entweder ohne For- menwechsel oder mit einer bloß vorübergehenden Formverschiedenheit stattfindet« (7, p. 47). Jenen dauernden Formenwechsel habe ich ferner an die Verschiedenheit der Fortpflanzungsart geknüpft. Da nun ein solcher dauernder Formenwechsel bei der einfachen Theilung überhaupt nicht eintrete, wie gerade bei der unzweifelhaften Theilung der Scypho- medusen in der Strobilation, so könne bei ihnen von einem Generations- wechsel nicht wohl die Rede sein. Wohlgemerkt, ich verzichte darauf, die Richtigkeit dieser Bestimmungen hier zu erörtern, sondern be- schränke mich bloß auf eine Beleuchtung der Craus’schen Erwiderung. Da heißt es denn, meine »findig ausgeklügelte« Auffassung leide an einer »inneren Unwahrheit«. Denn ves ist ein starkes Missverständnis, geschlechtliche und ungeschlechtliche Fortpflanzung, zu welcher auch die Vermehrung durch einfache Theilung gehört, als Ursachen der Form- verschiedenheit beider Generationen — aufzufassen«. Halt! Wenn ich bei der Theilung jeden damit in Zusammenhang stehenden dauernden Formenwechsel, wie geschehen, in-Abrede stelle, wie kommt dann Craus zu der wundersamen Unterstellung, dass ich dieselbe Theilung als Ursache eines nicht vorhandenen Formenwechsels auffasse? Wenn ich mir eine solche Dialektik gestatten wollte, so könnte ich in kürze- 2 ster Frist Alles ohne Unterschied, was Craus je geschrieben, widerlegt haben. Doch nun weiter. Der Formenwechsel, sagt Craus, sei vielmehr »als Wirkung und Folge des im phyletischen Entwicklungsgang zum Ausdruck gelangten Bildungsgesetzes, sowie in zweiter Linie der Se- lektion und der mannigfachen Anpassung entstanden« (5, p. 36). Es fällt mir nicht ein, hier die Frage zu stellen, warum denn Selektion und Anpassung nur bei verschiedener wechselnder Fortpflanzung und nicht auch bei gleichartiger Fortpflanzung den fraglichen Formenwechsel her- beiführen, oder zu untersuchen, was sich ein Zoologe unter dem »im phyletischen Entwicklungsgang zum Ausdruck gelangten Bildungsge- setz« überhaupt denken könne. Ich begnüge mich festzustellen, dass nach der Ansicht von Craus, welcher dieses »Bildungsgesetz« für die Ursache des Formenwechsels erklärt, jede abweichende Meinung, auch wenn sie vor der Kenntnis desselben Graus’schen Bildungsgesetzes ent- stand, ein »starkes Missverständnis« ist! Und dieses Missverständnis, welches ich mir zu Schulden kommen ließ, involvirt — sagt Craus — eine »innere Unwahrheit!« Nach diesen Proben der Craus’schen Dialektik fühle ich mich vol- lends entbunden, auf den Gegenstand weiter einzugehen. Vielleicht ge- hören übrigens auch diese Theile seiner Darstellung zu jenen, welche »selbstverständlich « nieht nach ihrem Wortlaut, sondern so verstanden werden müssen, wie es Craus nächstens für gut finden wird zu erläu- tern. Doch werde ich mich mit diesen künftigen Erklärungen nicht weiter abzugeben haben. Denn obwohl Craus nach meiner Kenntnis zu den Leuten gehört, welche einem Gegner nicht leicht das letzte Wort lassen, obwohl sie es meist zuerst nehmen, und obgleich in Folge dessen eine Antwort von ihm auf diese meine Schrift nicht ausbleiben dürfte, habe ich doch weder Neigung, noch Zeit und Mühe übrig, mehr als einmal auf eine Polemik mit Herrn Craus einzugehen. Mag er daraufhin schreiben und drucken lassen, was er will; ich werde mir jede weitere Antwort sparen. Litteratur. . Craus, Studien über Polypen und Quallen der Adria. 4877. . Craus, Grundzüge.der Zoologie. 1880. . Eraus, Untersuchungen üb. d. Organisation u. Entwicklung der Medusen. 1883. . Craus, Lehrbuch der Zoologie. 14887, 5. Craus, Über die Entwicklung des Scyphostoma etc. (Arbeiten Zoolog. Inst. Wien IX. 1890.) 6. GoETTE, Die Entwicklungsgeschichte der Unke. 1875. 7. GoETTE, Entwicklungsgesch. der Aurelia aurita u. Cotylorhiza tuberculata. 1887. =» wm — BER TERN Anhang. In einer gewissen Beziehung:zu der kritisirten Streitschrift von Craus stehen die Bemerkungen Gnun’s über meine Arbeit in dessen »CGoelenterata«, Bronn’s Klassen und Ordnungen des Thierreichs II. 2, p. 112, 445, 146. — Cuun will sich durch Präparate, welche er von Craus erhielt, von der Richtigkeit der von dem Letzteren früher ver- tretenen Auffassung der Scyphostomen überzeugt haben. Zweifellos richtig sei namentlich die Ansicht von CGraus, dass die von mir be- schriebenen Magentaschen nur die nach außen wachsenden Ten- takelachsen seien; der Schein von wirklichen Taschen und Septen ent- stehe durch starke Kontraktionen der Thiere. Aus meinen Abbildungen von »älteren« Sceyphostomen ergebe sich ferner, dass die Proboscis eine entodermale Auskleidung besitze, und kein Schlundrohr im Sinne desjenigen der Anthozoen sein könne. Die Längsmuskeln endlich entständen aus den Täniolen und die Septaltrichter würden ledig- lich durch den Muskelzug hervorgerufen. Jedenfalls seien meine ab- weichenden Behauptungen durchaus nicht bewiesen, das Scyphostoma vielmehr als eine Zwischenform zwischen Hydroiden und Anthozoen aufzufassen. Bevor diese Bemerkungen von Cuun in allerletzter Zeit publieirt waren, hat sich indessen Craus, wie wir sahen, von seinem Irrthum und von der Richtigkeit meiner Angaben überzeugt, dass 1) die Magen- taschen wirklich existirten, 2) dass die Proboseisauskleidung oder das von mir sogenannte Schlundrohr wirklich ektodermal sei, 3) dass die Längsmuskel nicht aus den Täniolen, sondern aus der Mund- scheibe hervorgingen und die Septaltrichter wenigstens bei Aurelia und Chrysaora normale Bildungen seien. Diese durch meine Beobach- tungen festgestellten Thatsachen hielt Caun für unerwiesen, so lange sie von mir allein behauptet waren. Ich hoffe aber, dass nachdem sie von Craus bestätigt sind, auch Cuun sich ihm anschließen wird, dessen Autorität er doch vorher willig anerkannte. Nur in einem Punkt kann ich Gaun’s Widerspruch gegen mich nicht begreifen, da ich in demselben Punkt völlig mit ihm übereinstimme, dass nämlich die Proboseis der älteren Seyphostomen mit dem Schlund- rohr der Anthozoen nichi vergleichbar sei. Denn nirgends und niemals habe ich die ganze Proboseis, sondern nur ihre innere Auskleidung als Schlundrohr bezeichnet, und dieses wiederum nicht an den von Caun eitirten »älteren«, sondern ausdrücklich bloß an den jüngsten Seypho- stomen in denselben Lagebeziehungen gefunden wie bei den Anthozoen. Ba Meine ganze Auffassung der Scyphostomen gipfelt ja gerade darin, dass siesehr frühzeitig den Anthozoenbau in einen echten Me- dusenbau umwandeln, wobei das Anfangs in den Körper einge- senkte Schlundrohr in die Proboseis hinaufrückt. Durch diese Lage- veränderung verliert es natürlich die unmittelbare Übereinstimmung mit dem Schlundrohr der Anthozoen, nicht aber seine ursprüngliche Homologie; so wenig wie die Magenfalten der Seyphostomen aufhören, denen der Anthozoen homolog zu sein, nachdem sie auf die späteren Magenfilamente redueirt und an die Subumbrella gerückt sind. UN) 00064 1662 | 101 u c < c a Fa z je] F > E EB [2] z z — zZ je] 12] Pr = = [7] ———— 00 — 00) —O© —o —mn