BIZHI

Vibrary of tbe Museum COMPARATIVE ZOÖLOGY,

AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS,

Founded bp private subscription,-in 1861.

(SugAr, No. 22,6},

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Gorrespondenz-Blatt

des

zoologisch -mineralogischen Vereines

Regensburg.

Sechzehnter Jahrgang.

Regensburg, Papier und Druck von Friedrich Pustet, "A862.

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Gorrespondenz-blatt

des zoologisch mineralogischen Vereines in

Begenshurg.

Nr. 1. 16. Jahrgang. 1562,

Prospectus.

Won diesem Blatte erscheint monatlich ein Bogen, welcher den Mitgliedern des Vereines unmittelbar nach dem Erscheinen franco unter Streifband zugesendet wird. Nichtmitglieder können dasselbe auf gleichem Wege gegen Pränumeration von 2 fl. rhn. von der Redaction beziehen. Der Preis im Buchhandel (in Com- mission bei G. J. Manz) ist 1 fl. 10 Ngr.

Der Inhalt wird nach den beiden Richtungen des Vereines möglichst gleichheitlich vertheilt werden, das engere und weitere Vaterland beachtend. Nur in lepidopterologischer Beziehung wird diese Grenze nicht eingehalten, weil das Blatt von jetzt an das bisher erschienene „Correspondenzblatt für Sammler von Insekten, insbesondere von Schmetterlingen“ zum Theil ersetzen und auch . als Vermittlungsorgan für den lepidopterologischen Tauschverein dienen soll.

Der geringe Umfang des Blattes und der engere Leserkreis desselben schliessen die Aufnahme grösserer, rein wissenschaft- licher Arbeiten zwar nicht aus, lassen aber doch kleinere, popu- lär gehaltene, auch die Nichtgelehrten unterhaltende Aufsätze und Nachrichten wünschenswerther erscheinen. Den Mineralogen, die nicht selbst am Sitze grosser Bibliotheken wohnen, werden die

1

wie bisher von Hrn. Dr. Besnard gelieferten Litteraturberichte jederzeit einen Ueberblick über die Leistungen des eben geschlos- senen Jahres geben und zwar schneller als in jeder andern Zeit- schrift geschieht. Aehnliche nur kürzere Berichte werde ich über die entomologischen Leistungen geben. Herr Pfarrer Jäckel wird fortfahren Monographien von Säugethieren mitzutheilen.

Kleinere ornithologische, malakozoologische, geologische, mi- neralogische und paläontologische Aufsätze sollen jederzeit will- kommen sein und schnellste Aufnahme erfahren. Die Mitglieder des Vereines sollen in steter Kenntniss von dessen Verhältnissen, von den Einläufen zu denSammlungen und der Bibliothek gehal- ten werden. Sobald es die Kassa erlaubt, wird ein Verzeichniss der letzteren gedruckt. Anfragen, welche mit wenigen Worten beantwortet werden können, erhalten diese statt brieflich unter der Rubrik „Correspondenz“. Ebenso werden die Einsender von Beiträgen, sie mögen zu den Sammlungen, zur Bibliothek, zur Kasse oder zum Correspondenzblatt gehören, auf diesem Wege von dem stattgehabten Einlaufe benachrichtigt, in so ferne keine ausführ- lichere Antwort nöthig ist.

Wer als Mitglied aufgenommen zu werden wünscht, wolle sich die Statuten in frankirter Zuschrift erbitten. Zur Aufnahme ist jeder befähigt, welcher sich für die Tendenzen des Vereines interessirt, 2 fl. für das Diplom und 2 fl. Jahresbeitrag vorausbe- zahlt, wofür ihm das Correspondenzblatt monatlich franco zuge- sendet wird. Gesellschaften, mit welchen wir noch nicht in Schriftenaustausch stehen, sind zu solchem eingeladen.

Die Jahrgänge 1—15 sind mit Ausnahme des Jahrganges 1851 noch vorhanden. Diese 14 Jahrgänge zusammen sind von der Redaction zu 7 Thlr. zu beziehen.

Auch 5 Hefte Abhandlungen sind von 1849—1860 erschienen; fünf derselben enthalten die mineralog. Jahresberichte von Dr. Besnard, das erste Aufsätze von Haupt, Fraas, Jäckel, Erhard, Herrich- Schäffer, das siebente von Von der Mühlen, mit 4 illum. Tafeln in Quart; das achte von Jäckel und Haupt. Zusam- men 4 Thlr. (das erste 1 Thl., das siebente 1 Thlr. 15 ngr., das Achte 20 ngr.)

Die Redaction.

Die Mineralogie

in ihren neuesten Entdeckungen und Fortschritten im Jahre 1861.

XIV. systematischer Jahresbericht

erstattet von

Anton Franz Besnard, Philos. et Med. Dr., Kgl. Regiments- u. prakt. Arzte zu München, der Kaiserl. Leop.-Karol. Akademie Mitgliede, &c. &c.

I. Literatur. Selbstständige Werke,

Beudant: Mineralogie, Geologie. IX. editionin 12°. Pag. XXIII ‘et 148 avec fig. dans le texte. Paris 1860. Fr. 6.

Domeyko, J.: Elementos de Mineralojia (mit besonderer Rück- sicht auf die Mineralogie Chiles.) 2. edit. Santjago 1860. 8.

Erdmann, Alex.: Lärobok i Mineralogien, med. 260 i texten intryckta trädsnitt. Stockholm 1860. P. 594. 8.

Girard, H.: Handbuch der Mineralogie I. Theil. Leipzig 1862. gr. 8. Thlr, i Ngr. 10.

Hermann, R.: Heteromeres Mineral-System. 2. umgearb. Aufl., 1860, Leipzig. Imp.- 4. S. 214. Thir. 2.

Hessenberg, Fr.: Mineralogische Notizen, No. IV. S. 45, mit 2 Tafeln, Frankfurt a/M., 1861. Dieselben sind krystallogra- phischen Inhaltes und betreffen nachfolgende Mineralien:

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4

Gypsspath von Girgenti; Kalkspath von Kärnthen, Uri, Tyrol; Apatit, Sphen, Perowskit und Chrysoberyll von Pfitsch; Da- tolith von Bergenhill; Haytorit, Fahlerz von Kahl; Schwer- spath von Oberostern; Bruceit aus Texas und Orthoklas.

Karsten, H.: Lehrbuch der Krystallographie. Leipzig 1861. Lex. 8. Thlr, 2.

Kobell, Franz von: Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mit- telst einfacher chemischer Versuche auf trockenem und nas- sem Wege. 7. Aufl., München 1861. 8.°S. 102 und XVM. In dieser neuen, 7. Auflage sind vom Verfasser nachstehende Species neu aufgenommen, als: Kobellit, Diadochit, Cancri- nit, Mosandrit, Katapleit, Tschewkinit, Ftirotitanit, Hydro- magnocaleit, Wolchonskoit, Röttisit, Astrophyllit und Dianit.

Kobell, Fr. v.: Die Mineralogie. Populäre Vorträge. gr. 8, Frankfurt a/M. 1862. Thlr. 1. Mit 67 Holzschnitten, S. IV. und 258.

Lenz, H. O.: Mineralogie der alten Griechen und Römer. Gotha 1860. 8.

Leymerie, A.: Elements de mineralogie et de geologie etc, etc. 12. Paris. 1861. Zhlr, 2. x

Repertorium allgemeines der Mineralogie, Geognosie, Geo- logie und Petrefaktenkunde für dasDecenniuam 1850—1859. Ein Personal-, Real- und Lokal-Index zu den in Leonhard’s und Bronn’s neuem Jahrbuche für Mineralogie etc., Jahr- sänge 1850— 1859, enthaltenen Abhandlungen, Briefen und Auszügen, mit Beifügung der Literatur. Stuttgart 1861. gr. 8, Rthir. 3. Sgr. 10.

Roth, Justus: Die Gesteins-Analysen in tabellarischer Uebersicht und mit kritischen Erläuterungen. Berlin 1861. #. Thlr. 2.

Rothe, Karl: Leitfaden der Mineralogie zum Gebrauche an Un- tergymnasien. Mit 43 eingedr. Holzschn Wien 1861. 8. S. VI. und 60. Ngr. 8,

Streng, Aug.: Ueber die Porphyre des Harzes in 3 Abtheilun- gen. gr. 8. Stuttgart 1860. S. 114 mit eingder. Holzschnitten Ngr. 24.

5

Streng, A.: Dritter Beitrag zur mineralogischen und chemischen Kenntniss der Melaphyre und Porphyrite des südlichen Harz- randes. 1861. 8°.

Wöhler, F.: Die Mineral-Analyse in Beispielen. 2. umgearb. Auflage. Mit Holzschnitten. Göttingen, 1861. 3. S. XIV. und 93%, -Thlr21.\Ner. 7°.

Anhang Fischer, H.: Ueber den Kinzigit von Wittichen. (v. Leon- hard’s min. Jahrb., 1861. H. 6.)

Peters, C. F.: Mineralogische Notizen. III. Miscellaneen. (v. Leonhard’s min. Jahrb., 1861. H. 6.

I, Krystallographie.

Ditscheiner, L.: Ueber die Axenverhä'tnisse des Anorthotips. (Poggendorff’s Annal. 1861. Bd. 112, Stk. 3.)

Peters, CE. F.: Ueber Kalzit und die rhomboedrischen Karbon- spathe im Allgemeinen, mit 2 Holzschn. (v. Leonhard’s min. Jahrb., 1861. H. 4.)

Ueber die regelmässige Verwachsung von je 2 Felsit-Specien, nach August Breithaupt.')

Diese sehr merkwürdigen Verwachsungen finden bei paralle- len Hauptaxen der Individuen statt, und hängen ferner, so weit die Kenntniss bis jetzt gediehen, zugleich davon ab, dass in den verwachsenen Individuen zweier.Specien die Neig- ung den gleichen Winkel macht, dass also auch diese Hemidomen parallel liegen. Es ist mithin überhaupt ein dop- pelter Parallelismus bei diesen Gesetzen vorhanden. Auch sind allemal die Spaltungs-Hemidomen der verwachsenen Indi- viduen in gleicher Richtung, und so müssen denn die Nichtspal- tungs-Hemidomen wieder parallel gerichtet sein. Jedoch hat man, was die Hemidomen betrifft, 2 Fälle zu unterscheiden:

') Berg- u. hüttenm. Ztg., 1861. N. 8.

1) Entweder sind die Spaltungs-Hemidomen von glei- cher Neigung gegen die Hauptaxe, so z.B. bei Mi-

2)

kroklin und Tetartin und wieder bei Pegmatolith und Oligoklas.

Oder es gilt dieser Parallelismus von den hinteren Nicht-

spaltungs-Hemidomen, so z. B. bei Periklin und Adular.

von 1)

Aus Verfassers Beobachtungen lassen sich einige Resultate besonderem Interesse ziehen:

Es ist dadurch eine, wenn auch nur eine partielle, d.h. nur in gewissen Dimensionen stattfindende, abso-

lute Isomorphie mehrerer Felsitspecien in aus-

gezeichneter Weise nachgewiesen.

2) Es erscheinen, den Parallelismus in den Hauptaxen zum

a)

b)

Anhalte nehmend, zweierlei Felsitspecien, entweder:

in fast ganz abgegränzten Krystallen übereinander ver- wachsen, jedoch, ohne dass sich diese Erscheinung wie- derholt, oder

in abwechselnden Lagen vielfach nebenein- ander, aber hier gleichsam wie zu einem Krystalle geeinigt, verwachsen. Jenes spricht für eine be- stimmte Aufeinanderfolge in der Zeit, dieses für ein kontemporäres Gebilde. Aber gewiss ist und bleibt es merkwürdig, dass in allen diesen Fällen die Para- genesis der betreffenden Mineralien mit einem mathematisch bestimmten Verhalten, also mit einem kry- stallographischen Charakter zusammenhängt.

Die folgende Uebersicht gibt die Namen der krystallo-

graphisch besser gekannten Felsitspecien, die Neigungen ihrer Spaltungs-Hemidomen P gegen die Hauptaxe, die Neigungen ihrer

Nichtspaltungs-Hemidomen x gegen dieselbe, und die Differenzen zwischen P und x an.

P. x, Differenz. Periklin Da 65° 44° 39 42° Tetartin 03° 23° 63» 58° ler Mikroklin 63° 26° 60° 8 20 42° Loxoklas - 63° 38° ba? „ol 1 aa 3

Anorthit 63° 46‘ 64° 41‘ 140% 59%

N

P. X. Differenz. 6) Pegmatolith 63° 46'/,‘ 65° 26° 19 7) Oligoklas 63° 46'/,‘ unbekannnt. 8) Sanidin er 64°. 41° 46° 9) Adular 64° = A060. ,44° 10 A

Hiervon sind 4, 6, 8 und 9 orthoklastisch, die übrigen plagioklastisch.

Die Krystall-Form des Gadolinits bestimmte Th. Scheerer') für eine rhombische. Die Grundgestalt ent- spricht einer Pyramide P 137°? 48° einem »®P = ungefähr 116°; angenommen werden als Combinationsgestalten von Verf.: 24.5 IoB P Rn, ‚Po, Po, 1, P 0, Pro; @ Po.

An kleinen-Krystallen des Kalkuranit’s aus Gornwall

fand Descloizeaux,?) dass die frühere quadratische Pyramide P, deren Endkanten = 95° 46°, deren Seitenkanten = 143° betrugen, den beiden Domen Po und Po» entsprechen, weil die Neigung von OP: Po = 109° 6°, also Pw = 33° 1%, während OP: Po_= 109° 17°, also Po = 38° 34‘ Die Pyramide 2. Ordnung, P ® mit den Seitenkanten —= 129° 24, welche man früher annahm, wird zu einer rhombischen Pyramide pP, 4,P: OP = 116° 14‘, also der Winkel der Seitenkanten

= 127° 32°. Nach der Berechnung wäre der Winkel des rhom- bischen Prismas © P = 90° 43‘,

An durchsichtigen Krystallen des Epidot’s von Bourg d’Oisans lässt sich nach Kenngott?) beobachten, dass sie sich wie Turmaline verhalten und ganz dieselben optischen Erscheinungen hervorrufen.

An einem Rutil-Zwilling von Campo longo, beobach- tete Kenngott, ?) dass die Verwachsungsfläche die Pyramiden-

fläche 3P & sei; die verwachsenen Individuen bilden die Kom- %

») v. Leonhard’s mineral. Jahrb., 1861. H. 2. 2) Annal. des Mines, T. XIV, p. 377.

3) Schrift. d. nat. Ges. in Zürich, IV, S. 2. “) Ztschr. d. nat. Ges. in Zürich, IV, S. 2.

I

bination © P P, woran vereinzelt die Flächen & Po und Pw zu sehen sind.

An einem Adular-Vierling von Ruäras in Tayetscher Thal fand G. vom Rath!) 2 neue Flächen, nämlich eine hin- tere schiefe End-Fläche | und ein hinteres schiefes rhombisches Prisma f aus der Diagonal-Zone von 1 mit folgenden Zeichen: = lan: ob) und f,—= (3, a’: 4 bi cy) nach ei chenbezeichnung und der Axenwahl von Weiss, nach welcher die vordere Schiefenfläche P das Zeichen (a: c: o b) erhält.

Ferner sind nach Verfasser, wenn man in der rechteckigen Brookit-Tafel die beiden Diagonalen zieht, von den so ent- stehenden 4 Dreiecken die beiden der Endfläche oben und unten anliegenden dunkel, die beiden seitlichen Dreiecke hell gefärbt.

Aus Frdr. Schaff’s?) interessanten Arbeit über die Bau- Weise der Würfel-förmigen Krystalle resultirt, dass die Würfel-Bildung seibst als das Resultat verschieder-artiger Bau- Weisen der verschiedenen Krystalle erscheint, ein Ergebniss desto reiner hergestellt, je vollkommener der Krystall seinen Bau überhaupt ausgeführt hat.

Wenn, so lange man über den inneren Bau der Krystalle noch keine Kenntniss hat, es ziemlich gleichgültig erscheint, ob die Krystalle in 7 oder in 13 Systeme gesondert werden, so er- hält doch eine solche sorgfältigere auf Winkel- Messung und optisches Verhalten gestützte Unterabtheilung eine grössere Be- deutung nach Vfs. Ansicht, sobald man anfangt auf die verschie- den-arfige Bau-Weise der Krystalle eines und desselben Systemes aufmerksam zu werden.

(Fortselzung folgt.)

ı) Poggendorff’s Annal., 1861. Bd. 113, Stk. 3. ®) v. Leonhard’s min. Jahrb., 1861, H. 4.

Revision der Lepidopteren

mit besonderer

Berücksichtigung der Aussereuropäer,

Diese in Nr. 19—24 des „‚Gorrespondenzblattes für Sammler von Insecten etc.“ begonnene Arbeit gab den allgemeinen Theil und die specielie Prüfung der von Herrn Felder in dem neuesten Bande der Verhandlungen der Kais. Leop. Carol. deutschen Aka- demie der Naturforscher aufgezählten Gattungen der Nymphaliden.

Die Hesperiden, Lycaeniden, Equitiden, Pieriden, Eryeini- den und Libytheiden sind dort im Allgemeinen besprochen, bleiben also die Morphiden, Brassoliden, Satyriden, Danaiden und Heliconiden noch übrig.

Da aber gegenwärtige Arbeit auch als für sich bestehendes Ganzes erscheinen soll, in welcher zur Vermeidung von Wieder- holungen auf meine früheren Arbeiten verwiesen wird, so halte ich es für angemessen, hier die ebengenannten noch nicht be- sprochenen Familien "zuvor abzuhandeln und zwar um so mehr, als nach meiner Ansicht die Familien in der entgegengesetzten Reihenfolge zu stehen kommen müssen, weil die ZHesperiden offenbar den Ahopaloceren näher stehen als die Fapilioniden (mir alle Tagfalter mit Ausnahme der Hesperiden) und die AHe- liconiden eben so das entgegengesetzte Ende der Reihenfolge bilden.

Wenn Andere die Reihe der Zepidopteren mit den Equi- tiden beginnen, so ist diess Sache der Liebhaberei; wenn sie diess aber thun, weil die Eguitiden die grössten und kräftig- sten Schmetterlinge sind und weil sie 6 entwickelte Beine haben, so müsste aus demselben Grunde der Elephant oder Wall- fisch an die Spitze der Thiere überhaupt und der vierbeinige Esel in der Stufenleiter höher gestellt werden als der zweibeinige Mensch. Es ist überhaupt erlaubt, aus der grossen Mannigfaltigkeit und der speciellen Verschiedenheit der sogenannt unentwickelten Vorderbeine auf eine höhere Organisation und Bestimmung der-

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selben zu schliessen und jedenfalls ist es ungereimt und gegen die sonst so beliebte natürliche Reihenfolge verstossend, die mit solchen Beinen begabten Schmetterlinge mitten unter die mit sechs entwickelten Beinen versehenen hineinzusetzen. Auch der nach dem Geschlechte so verschiedene Rippenverlauf stellt die Heliconiden höher als die übrigen Schmetterlinge.

Es wurde eine einfache und klare bildliche Darstellung der Flügelrippen vielfach vermisst, ich glaube diese Blätter dazu geeignet, eine solche mit der nächsten Numer zu geben und im weiteren Verlaufe der Arbeit auch die Specialitäten der einzelnen Familien zu liefern. Für diessmal erscheinen die Flügel einer Hesperide und jene der von den übrigen Tagfaltern am meisten abweichenden Zeliconiden-Formen. Dadurch wird die Arbeit erleichtert und wegen der möglichen Abkürznngen auf einen kleineren Raum zusammendrängbar.

(Fortsetzung folgt.)

Entomologische Literatur des Jahres 1861.

Der Raum dieser Blätter erlaubt nur eine kurze Anzeige, deren Hauptzweck seyn soll, die während des Jahres erschie- nenen entomologischen selbstständigen Werke und Zeitschriften, dann die in Werken und Zeitschriften gemischten Inhaltes ge- lieferten Aufsätze zur Kenntniss zu bringen. Eine ins Specielle eingehende Kritik ist hier nicht am Platze, für einzelne Arbeiten wird sie unter der Rubrik: kritischer Anzeiger geliefert. Dessen ungeachtet werde ich mir erlauben in manchen Fällen meine individuelle Ansicht über den Werth und die Brauchbarkeit kurz auszusprechen.

Für heute gebe ich nur die lepidopterologische Literatur, in den nächsten Blättern wird die der anderen Ordnungen angezeigt werden,

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1. Zeitschriften.

Stettiner Entomol. Zeitung. Vier Quartalhefte 468 Seiten, Eine schwarze Tafel.

Berliner Entomol. Zeitschrift enthält kaum Nennenswerthes aus der Schmetterlingskunde. 412 und XLVII Seiten. 3 Kpftf.

Wiener Entomol. Monatschrift von Lederer und Miller 5. Band. Alle Ordnungen berücksichtigt, auch die Schmetterlinge. 400 Seiten, 6 Tfin,

Herrich-Schäffer Gorrespondenzblatt für Sammler von Insec- ten, inbesondere von Schmetterlingen. Nro. 13—24 und 2 Bogen Beilagen. 8.

Annales- de la Soc. Ent, de France. Habe ich erst die beiden ersten Trimester. Drei neue corsische Nachtfalter und ein Hermaphrodit von Bellier. Bruand; Ueber Pierophorinen, unbrauchbar. Guenee über Zithosien. Die lepidopterologischen Aufsätze dieser Zeitschrift sind sparsam und selten von grossem Interesse.

2. Von naturhistorischen Zeitschriften allgemeinen Inhaltes haben folgende etwas über Lepidopteren gebracht.

Verhandlungen der Kais. Leopold.-Garol. Deutschen Akademie der Naturforscher. (Felder Nymphaliden u. Genus Helcyra.)

Jahresbericht der Schles.- Gesellsch. für vaterländ. Cultur (Wocke: für die schlesische Fauna neue Schmetterlinge.)

Proceedings of the Academy of Nat. Sc. of Philadelphia. (Bedeutende Beiträge von Clemens besonders Micros, alles neu.)

Sitzungsberichte der k. Akad. der Wissensch. 43 Bd. (Felder, Exoten).

Würtemberg. Naturwiss. Jahreshefte 17. Jahrg. (Systemat. Zusammenstellung der in Würtemberg bisher aufgefundenen Macrolep. von Keller und Hofmann.)

Bull. de la Soc. imp. des Naturalistes de Moscou, Heft 1. Nichts Lepidopt.

Ebenso: Memoires de Acad, imp. des Sc. etc. de Dijon. und Schriften der kgl. phys. ökon. Gesellschaft zu Königsberg.

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3. Von periodisch erscheinenden lepidopterologi- schen Werken ist erschienen:

Stainton Annual. Der interessante Inhalt wird an treffender Stelle speciell aufgeführt.

Stainton. Z’he nat. hist. of the Tineina Vol. VI. Depres- saria. Von 24 Arten die vollständige Naturgeschichte. Wird in diesen Blättern speciell recensirt.

Sepp. Nederlandsche Insecten. Von diesem Werke kam mir 1861 nichts zu Gesicht. Das zuletzt gesehene bleibt weit hinter den früheren Leistungen Sepps zurück.

Herrich-Schäffer. Neue Schmetterlinge aus Europa und den angrenzenden Ländern, Heft 3 mit 8 ill. Tafeln. 2 Zygaeninen, ı Bombycine, 10 Noctuinen, 14 Geometrinen, 6 Crambinen, 4 Tortricinen, 10 Tineinen,

Hewitson. Exotic Butterfl. ist bis Part. 40 versendet. In der bekannten, das Auge bestechenden Manier, der Habitus gut getroffen, die Farben brillant und treu, die einzelnen Theile, als Fühler, Kopf, Palpen, Beine und Flügelrippen ganz vernach- lässigt, was besonders bei den kleineren Arten z. B. den Eryei- niden, welche mit Vorliebe geliefert'werden, schmerzlich ver- misst wird. Bei dem unsinnigen Preise von 1fl. für die Tafel dürfte wohl etwas besseres verlangt werden können; überdiess sind in der Regel die leichter wiederzugebenden Formen zum Abbilden gewählt.

List of the specimens of Lepidopterous Insects in the col- lection of the British Museum. By Fr. Walker. London. Part. XX—AXXIY. 1860. 1861. 8°,

in diesen 4 Bändchen (jedes kostet 4 Schill. 2 fl. 24 kr.) sind auf 1020 Seiten die im britischen Museum zu London vor- handenen Geometriden (bis jezt ungefähr zur Hälfte aufgezählt.) So viel auch gegen die Arbeit im Ganzen gesagt werden muss, namentlich gegen die masslose Aufstellung ganz unbegründeter Gattungen und deren aus beliebig zusammengestellten Buchstaben gebildete Namen, so ist doch das Unternehmen von grosser Be- deutung einerseits wegen der ziemlich vollständigen Compilation alles literarischen Materials, anderentheils wegen der Beschreib-

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ung einer unglaublichen Menge neuer Arten, insbesondere aus den britischen Besitzungen in fremden Welttheilen. Sehr zu bedauern ist, dass gerade die Tagfalter noch nicht in Angriff genommen sind, wahrscheinlich weil auf die nun schon seit einigen Decennien versprochene, aber kaum mehr zu hoffende Bearbeitung Boisduval’s gewartet wird.

Die Pflanzen und Raupen Deutschlands von Wilde. Zweiter Theil. Für Sammler unentbehrlich. |

4. Selbstständige Werke, Faunen, Reisen.

Catalog der Lepidopteren Europas und der angränzenden Länder von Staudinger und Wocke. 1 Thlr. 10 sgr.

In der Wiener Monatschrift pag. 399 von Lederer kritisirt und in mancher Beziehung berichtigt.

Nowicki Enum. Lepidopt. Haliciae orientalis. Leopoli 1861.

1474 Arten aus dem östlichen Galizien mit Angabe der Flugzeit, der geographischen Verbreitung und der gleichzeitig vorkommenden Arten. Darunter sind 8 neue Micros.

Revision der Europäischen Schmetterlingsfauna. Tagfalter- von Herrich-Schäffer. Corresp.-Bl. 98. 107. 117.

Revision der Lepidopteren, mit besonderer Berücksichtigung der Exoten von Herrich-Schäfter. Corresp.-Blatt. pag. 145 etc.

(Fortsetzung folgt.)

Kleine mineralogische Notizen.

98. :Laokras

Ein früheres in die Mineralien Tyrols von Liebener und Vor- hauser S. 139 seg. nicht erwähntes Vorkommen des Idokras vom Monzoni-Gebirge zeigt dieses Mineral in braunen eingewachsenen Krystallen von Chabasis begleitet. j

29. Nachtrag zu den Bodenmaiser-Mineralien. a) Stilpnomelan vom Giesshübel-Haupttramm des Silberbergs; derb mit Pyrit,

c)

d)

e)

P4

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b) Auf der Barbara Grube fand sich ein Mineral theils derb,

theils sehr selten in Krystallen ohne Endflächen eingewach- sen in ein Gemenge von Magnetkies, Pyrit, Quarz und wenigem Glimmer vor, welches derb auch in dem Wolf- gang-Stolln erschien und folgendes Kennzeichen bot:

Schwärzlichbraun, in dünnen ganz reinen Stücken grünlich, das Pulver grünlichgrau, Bruch muschlig, Härte jener des Kalkspaths nahe stehend, beim Zerreiben sich milde zeigend. Vor dem Löthrohr an den Kanten schmelzbar, von Magnet- kiespartikelchen ganz freie Splitter zu weissem Glase schmel- zend. Das pulverisirte Mineral gab in einem Glasröhrchen erhitzt sehr bemerkbare Mengen von Wasser.

Die von dem Herrn Lehrer Reichelt vorgenommene genaue qualitative Analyse des reinen Minerals ergab folgende Be- standtheile

Kieselsäure Magnesia Thonerde Kali Eisenoxydul Natron-Spur Eisenoxyd Wasser Kalkerde

Dieses Ergebniss mit den angeführten Kennzeichen wird das Mineral zum Fahlunit stellen,

Galcit früher eine seltene Erscheinung im Silberberge bei Bodenmais vergl. Winebergers geognostische Beschreib- ung des bayerischen Waldgebirges S. 65 hat sich neuer- lich auf dem Wolfgang-Stolln der Giesshübel Zeche in ska- lenoedrisehen auch rhombischen Krystallen in Begleitung von Pyrit gezeigt.

Eben so wurden auf dem Haupttramm des Wolfgang Stollns jene schönen Pseudomorphosen des Brauneisenerzes nach den Skalenoedern des Kalkspath neuerlich aufgefunden, deren Wineberger a. a. O. S. 65 und 109 von der Grube

Gottesgab gedenkt. An beiden Stollen bildet Pyrit den Be- gleiter.

In meiner Mittheilung vom Jahre 1859 habe ich bereits des Vorkommens des Antholits (Breithaupt) von der Grube

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Gottesgabe gedacht. Neuerlich wurde derselbe auch auf - der Grube Barbara entdeckt.

80. Leadhillit.

Die gelblichweissen theils einzeln auf- oder zusammen- gewachsenen Krystalle des Leadhillit von der zur Zeit nicht be- trieben werdenden Grube König David bei Schneeberg sind von Malachit, Kupferkies, Allophan, auch Quarz und Brauneisenerz be- gleitet. (Fortsetzung folgt.)

Ansbach im October 1861. von Hornberg.

Aus dem Leben der Dohle,

Schon einmal in früherer Zeit habe ich in diesen Blättern erzählt von einigen Krähen (Corvus Corone), welche der hiesige Postexpeditor R., ein grosser Freund der Vogelwelt und allen Rei- senden durch die Menge seiner Vögel wohlbekannt, in seiner Be- hausung z0g.

Neuerdings waren es zwei Dohlen (C, Monedula), welche er als junge Vögel von dem Dache des hiesigen Stadithurms ge- nommen, und die gar Manches, was über diese Thiere geschrieben und gedruckt worden ist, auf das schönste bestätigten. Die bei- den Dohlen flogen täglich Früh aus, um ihre Besuche bei dem einen oder dem andern Fenster zu machen und alte Bekannte zu besuchen oder neue Bekanntschaften anzuknüpfen. Auf das schnellste gehorchten sie auf den Ruf „Hans“ bei dem sie be- sonders zu ihrem Brodherrn rasch und ohne Zaudern auf die Hand flogen. Den Diebsinn, vorzüglich auf Geld und Metall, verläug- neten sie nicht und verschiedene Geldstücke ‘waren auf das rascheste von ihnen auf die Seite gebracht worden, wofür noch folgendes Stücklein der schwarzen Diebe als weiterer Beleg die- nen mag: Von einem hiesigen Bierhaus aus beobachteten mehrere Gäste die zahmen Genossen und kamen unter Andern auch auf ihren Diebssinn zu sprechen. Ein mitanwesender Forstmann zwei- felte, dass Alles wahr sei, was man darüber sage, und legte, um die Vögel eine Probe bestehen zu lassen, einen goldenen Ring

Pe. _.. A 6 |

an das Fenster und siehe: in Kurzem waren die Dohlen da, nah- men den Ring, zum Ergötzen der übrigen Gäste, in aller Schnelle weg, ohne dass bis heute der wissenschaftliche Forscher ‚unser Forstmann, mehr etwas davon gesehen hätte. Auch hier hat sich bewährt: „wer den Schaden hat, hat das Gespött!‘“ Täglich Morgens verliessen sie, bei geöffnetem Vogelkäfig und Fenster ihre Wohnstätte und kehrten, ganz regelmässig, je nach der Jahreszeit Abends wieder in ihr Quartier. Letztere Zeit jedoch kam nur eine wieder und zwar mit zerschlagenem Flügel, die andere war jedenfalls das Opfer eines rohen Streichs geworden.

Wunsiedel im Oktober 1861. Schmidt, Apotheker.

Lepidopterologischer Tausch- Verein,

Wie im Vorjahre beantworte ich jene Angelegenheiten, wel- che sich mit ein paar Worten erledigen lassen, durch gegenwär- tiges Blatt und bemerke, dass ich dazn die im Vorjahre gebrauchte Numer jedes Mitgliedes benülze. Da diese jedoch vielleicht nicht mehr im Gedächtniss eines Jeden ist, steht sie heute auf der Addresse des Streifbandes hinter dem Namen.

Von folgenden Mitgliedern werden viele Arten verlangt und entsprechende Gegengabe geleistet werden können: 7. 37. 38. 47.

Von folgenden wird so wenig verlangt, dass es kaum das Porto verlohnen wird: 5. 15. 27. 28. 29, 41. 44. 49. Von ihren Desideraten könnte sehr viel geliefert werden.

Von folgenden wird viel verlangt; ihre Desideraten sind aber zu sehr nur Ausgewähltes, als dass viel eingefordert werden könnte: 12; doch ist N. agathina, peregrina, ramburü und phragmitidis bereit, letztere zu 60, wenn die bewusste Eule eingesendet wird; ausserdem mehre Spanner und Micros.

Jene Mitglieder, welche am Tausche Theil nehmen wollen, werden gebeten, im Falle sie ihren Beitrag noch nicht geleistet haben, denselben der Doublettensendung beizulegen; jene, welche dieses Corresp.-Blatt ferners zu erhalten wünschen: 1 Thlr.

Anerbietungen von Exoten werden jederzeit willkommen seyn und solche oder Europäer dagegen gegeben werden; auch zur Bestimmung unbenannter Exoten bin ich erbötig. Au

Verantwortlicher Redakteur Dr. Herrieh-Schäffer, in Commission bei G. J. Manz, | Druck und Papier von Friedrich Pustet.

Correspondenz-blatt

- des zoologisch mineralogischen Vereines in

Begensburg.

Nr. 2, 16. Jahrgang. 1562,

Die Mineralogie in ihren neuesten Entdeckungen und Fortschritten im Jahre 1861,

von Anton Franz Besnard, _

(Fortsetzung.)

Regelmässige Verwaehsungen von zweierlei Mi- neralien, wodurch zum Theil Aehnlichkeit mit Pseu- domorphosen entsteht, beobachtete A. Breithaupt'!) an:

1) Scheelit und Flussspath von Schlaggenwalde;

2) Antimonsilberblende und Silberglanz von Himmel- fahrt bei Freiberg;

3) Klinoädrit und Chalkopyrit;

4) Magneteisenerz und Ogkoit;

5) Kalkspath und Quarz von Schneeberg;

6) Pegmatolith und Quarz;

7) Bleiglanz und Zinkblende.

') Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. Nr. 16.

18

Der Bucklandit von Laach lässt sich nach G. vom Rath!) auf folgende nahe rechtwinklige Axen zurückführen:

a (Längsaxe): b (Queraxe): c (Vertikalaxe)

1,40367: 1: 0,22086. 1:. 0,71242: 0,15735.

Die Axe a neigte sich ein wenig nach hinten hinab, so dass sie mit c vorne oben den Winkel 89° 41‘ 30“ einschliesst. Ds wurden beobachtet an den Krystallen 2 vertikale Prismen, die Querfläche, 3 vordere und 2 hintere Schiefendflächen, 2 vor- dere und 2 hintere schiefe Prismen,

II. Pseudomorphosen.

0. Volger?) ist nach längerer Beschäftigung mit dem Ara- gonite, nach Vergleichung seiner Bildungsweise mit derjenigen des Kalkspaths, immer mehr der Ansicht geworden, dass es Pseudomorphosen von Kalkspath nach natürlich gewach- senen Aragoniten nicht gebe und nicht geben könne; wenig- stens nicht in dem Sinne, als ob der Krystallbau des Aragonits ohne Zerstören, Wegführen und Neubauen, blos durch Umlegen des vorhandenen Stoffes in Kalkspath verändert werden könne,

A. Reuss?°) fand zu Schlaggenwald in Böhmen Pseudo- morphosen von Nakrit oder Stratit nach Karpholith und von Speckstein nach Topas.

Pseudomorphosen einer pinitoidischen Substanz nach CGordierit aus dem Granit von Heidelberg beobachtete A. Knop.‘®)

Pseudomorphosen von Kalkspath nach Aragon it fin- den sich zu Horrengrund in Ungarn.)

ı) Poggendorff’s Annal., 1861. Bd. 113, Stk, 2. ?) v. Leonhard’s min. Jahrb., 1861. H. 1.

’) Ebenda.

*) Ebenda. H. 2.

5), Berggeist, 1860. Nr. 61,

19

Dieser Krystall bildet ein hexagonales Prisma mit Basis und da 2 gegenüberliegende Prismenflächen entspringende Kanten zeigen, so ist er ein Drilling. Die Prismenflächen sind mit einer, mehrere Linien starken Kalkspathrinde bedeckt, welche aus Krystallen besteht, deren Rhomboöderachsen parallel den Pris- menkanten und deren Flächen zu beiden Seiten der Prismen- kantem unter sich parallel, auf derselben Prismenfläche aber um 60° verdreht erscheinen.

Nach R. Blum!) kommen’ in der Wetterau nachstehende Pseudomorphosen vor.

I. Umwandelungs-Pseudomorphosen:

1) Glimmer nach Disthen von Aschaffenburg.

2) Glimmer nach Granat bei Stengerts.

3) Brauneisenerz nach Würfelerz bei Langenborhn.

4) Brauneisenerz nach Eisenspath. bei Bieber und Kahl. 5) Kupferpecherz nach Kupferkies von Rückingen.

6) Malachit nach Kupferkies von Rückingen.

7) Malachit nach Fahlerz von Bieber.

ll. Verdrängungs-Pseudomorphosen:

1) Quarz nach Barytspath von Griedel bei Butzbach und Vo- ckenhausen bei Eppstein im Taunus.

2) Ghalcedon nach Barytspath von Alzenau.

3) Ghalcedon nach Bitterspath von Alzenau.

4) Karneol nach Kalkspath von Oberdorfelden.

5) Psilomelan nach Würfelerz zu Langenborn,

6) Eisenspath nach Kalkspalh bei Gross-Steinheim, Teufels- kaute und- Dietesheim.

7) Eisenspath nach Aragonit der Teufelskaute.

Andrä?) fand ein neues Vorkommen von Verdräng- ungs-Pseudomorphosen nach Steinsalz an einem Thal- Gehänge der Prüm bei Oberweis unweit Bitburg. Es waren theils Linien - bis Zoll- grosse Würfel, theils Kanten - Skelette

ı) Jahresber. der Wetterauer Gesellsch. f. d. ges, Natur- kunde, 1861. S. 16.

®) Verhandl. der niederrhein. Gesell. f. Naturk. zu Bonn, 1861. 2%

derselben, die auf einem grünlich- oder bläulich-grauen etwas Kalk-haltigen schieferlettigen Gestein lagen und aus derselben Substanz bestanden.

IV. Neue Fundstätien und Vorkommen der Mineralien,

J. Nöggerath!) theilt mit, dass das Gediegene Blei von Madera kein vulkanisches, sondern ein Gang-förmiges sei nach Reiss Untersuchungen.

Shepard’) fand schöne Krystalle des Lazuliths von Himmel-blauer Farbe und '/, 1‘ Länge in einem dem ltako- lumit angehörigen Lager des Graves-Gebirges in Lincoln ın Georgia.

- Ueber einige neuere Mineral-Vorkommnisse aus Ungarn und Siebenbürgen berichtet C. v. Fellenberg.’) In Felsöbanya fand Verf. Federerz und Arsenkies; dann Valentinit-Krystalle von folgender Kombination: ao P, o P,

Po,,P o, Po undoP»: n In Offenbanya in Sie- benbürgen Manganblende mit Bleiglanz, Eisenkies und Blende; dann Kalkspath und Fahlerz,

Nach v. Kobell*') kommt der Linarit in den Vadainski- schen Gruben im Nertschinskischen im Ural vor.

Ueber die Mineralvorkommnisse in der Umgegend von Goslar, berichtet F. Ulrich. °)

Im Rammelsberg: Schwefel-, Kupfer - und Arsenikkies, Buntkupfererz, Fahlerz, Bleiglanz, Zinkblende, Schwerspath,

») v. Leonhard’s min. Jahrb., 1861. H. 2.

°) Sillim. Amer. Journ., XXVIH, 138.

3) v. Leonhard’s min. Jahrb., 1861. H. 3.

°?) Erdmann’s Journ., 1861. Bd. 83, H. 3.

s) Zeitschr. f. ges. Naturw., Halle 1860, Bd. 16.

21 Quarz, Rotheisenerz, Galmei, Gyps, Eisenvitriol, Botryogen, Römerit, Voltait, Copiapit, Vitriolocher, Kupfervitriol, Zinkvitriol, Haarsalz, metallisches Kupfer, Rothkupfererz, Atramentstein, Weissbleierz, Bleivitriol, Malachit, Pyrolusit.

Am Gingelsberge: Pyrolusit.

Im Gosethale und dessen Nebenthälern: Quarz, Pyrolusit, Bleiglanz, Schwefelkies.

Am Todtberge: Kupferkies, Kupferpecherz , Kupferman- ganerz, Malachit, Kupferlasur,

Rei Hahnenklee: gediegenes Kupfer, Rothkupfererz, Ku- pferindig, Malachit, Kupferkies, Bleiglanz.

‚Am Nordberge: Kalkspath, Quarz, Kupfer - und Schwe- felkies, Malachit.

In der Schieferg rube: Schwefelkies, Kalkspath, Quarz.

Am Steinberg: Schwefelkies, Blende, Bleiglanz , Kupfer- kies, Quarz, Kalkspath, Glimmer, Albit, Prehnit, Asbest.

Bei Jerstedt: Quecksilber.

Im Gegenthal: Quarz, Spalheisenstein, Brauneisenstein, Rotheisenstein, Eisenglanz.

Am Bocksberg: Spath- und Brauneisenstein.

Am Spitzenberg: Magneteisenstein, Arsenikkies, Schwe- felkies, Eisengranat, Kalkspath,

Im Okerthal: Quarz, Kalkspath, Albit, Prehnit, Granat, Orthoklas, Schwerspath,. Gyps, Magnesia- und Kaliglimmer, Schörl, Pyrallolith, Granat, Flussspath, Chlorit, Pistazit, Hornblende, Kaolin, Schwefelkies.

Im Riefenbachsthal: Eisenglanz, Kalkspath, Prehnit, Pistazit, Granat, Quarz, Natrolith, Asbest, Epichlorit, Orthoklas, Kupferkies.

Im Radauthal: Quarz, Orthoklas, Sphen, Apatit, Voigtit, Schörl, Granat, Diallag, Hornblende, Diaklasit, Manganaugit, Wol- lastonit, Labrador, Saussurit, Schillerspath, Serpentin, Glimmer, Magnetkies, Sehwefelkies, Bleiglanz, Rutil, Apophyllit, Stilbit, Prehnit, Kalkspath, Bergholz, Chrysotil, Metaxit, Albit und Pistazit, |

Als ueuen Fundort von Bruceit von seltener Schönbeit gibt @. Rose!) Woedimne in der Grafschaft Lancaster in Pennsylvanien an; dann für Dolomit-Krystalle im Gyps Kit- telsthal unfern Eisenach.

Nach F, Römer?) kommt zu Krageröe Apatit vor.

Für nachstehende Mineralien gibt R. Blum?) neue Fund- orte in der Wetterau an:

1) Realgar bei Kahl; 2) Hyalith von Rüdigheim; 3) Würfelerz zu Kahl im Grunde; 4) Kupferschaum von Bieber, Kämmeririt fand Barbot de Marny?) zu Ufaleisk.

V. Phosphorescenz.

An einer als Galifornienne bezeichneten Varietät desLapislazuli beobachtete Bergeron°) Phosphorescenz, Dieselbe bildet Adern in einer feldspäthigen Felsart, welche Spuren von krystallinischem Kalk und von Schwefelkies en:halt und bei Coquimbo in Chili vorkömmt. Ein Stück dieses Lasursteines über die Spirituslampe gebracht, phosphorescirt nach einigen Sekunden schon vollkommen und ebenso lange bleibt ihm, in Dunkelheit ge- bracht ein grüner glänzender Schein, der mit dem Abnehmen der Temperatur schwächer wird. Kein anderer Lasurstein zeigt solche Phosphorescenz, dieser auch nicht wiederholt. Umwindet man ein Stück mit mässig starkem Kupferdraht, dessen 2 Enden beiden Polen eines ‚Galvanometers correspondiren: so kündigt eine

») Ztschr. der deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XII, 178 u. 6. ?) Ebenda, XI, 583.

°) Jahresber. der Wetter. Ges., 1861. S. 26.

*) Bullet. de la soc. des natur. de Moscou, 1860. N. III. 5) Bullet. soc. geol., T. XVII, p. 432.

schwache Abweichung der Nadel das Erscheinen der Phosphores- cenz an und verschwindet mit ihr. Reibt man ein Stück auf dem Schleifstein hin und her, indem es zwischen den zuvor be- feuchteten Fingern gehalten wird: so empfindet man ein Beben und Zittern bald von einem Kritteln oder Brennen begleitet und endlich von Erschlaffung der Finger. Offenbar ist Elektricität bei der Erzeugung dieser Phosphorescenz sehr stark betheiligt.

VI, Mineralchemie..

Deville, H. Sainte-Claire: De la presence du F’ranadium dans un Mineral alumineux du Midi de la France, Etudes analytiques sur les matieres alumineuses.

(Annal. de Chim, et de Phys., 1861. Mars,)

Deville: Ueber die Bildungsweise von Topas und Zirkon. (Gompt. rend., 1861 LII.)

Deville et Troost: Ueber die künstliche Erzeugung der na- türlich vorkommenden Schwefelmetalle. (CGompt. rend., 1861. LI.) 5

Kuhlmann: Ueber künstliche Erzeugung von krystallisirtem Mangan- und Kisen-Oxyd und über verschiedene neue Epi- genesen und Pseudomorphosen. (Gompt. rend., 1861. LIL)

Lefort: Memoire sur les silicates. (Journ, de Pharm, et de Chim., 1861. Fevr.

Aus den von C. Rammelsberg') angestellten Untersuch- ungen über das Verhalten der aus Kieselsäure besteh- enden Mineralien gegen Kalilauge lassen sich folgende Schlüsse ziehen:

1) Die dichten Mineralien, welche man Hornstein, Achat, Chaleedon, Chrysopras, Feuerstein etc. nennt, bestehen zum grössten Theil aus Quarzmasse, wie H. Rose es bereits früher ausgesprochen hat. Dafür spricht zunächst ihr spec. Gew., wel- ches 2,6 nahe kommt, Sie enthalten stets Wasser, welches ihr spec, Gew. vermindern muss.

') Poggendorff’s Annal., 1861. Bd. 112, Stk. 2.

21

2) Unter dem Chalcedon und Feuerstein gibt es Abänder- ungen, die von Kalilauge verhältnissmässig leicht aufgelöst wer- den; allein ihr spec. Gew. beweist, dass die Menge der amorphen Säure, die sie möglicherweise enthalten, viel geringer ist als die von Kalilauge aufgelöste. Der Chalcedon aus Ungarn und der Flintenstein lösen sich in Kalilauge bis auf 6°/,, allein ihrem spec. Gew. zufolge muss die Menge des Quarzes überwiegend sein.

3) Je dichter die Quarzmasse, um so leichter wird sie von Kalilauge aufgelöst. Dieses Reagens ist nicht im Stande, über die relativen Mengen von Opal in einem dichten Gemenge Auf- schluss zu geben; in keinem Falle darf man das Aufgelöste allein für Opal, den Rückstand ausschliesslich für Quarz erklären.

4) Auch die Opale lösen sich in Kalilauge ungleich leicht; sie hinterlassen Rückstände, welche mehr betragen als die in ihnen vorkommenden Basen, daher wohl zum Theil aus Quarz besteher, wie schon Fuchs angenommen hat.

Nach Ehrenberg’s Untersuchungen sind Hyalith, auch der. geglühte, Chrysopras, gleichmässig doppelbrechend; Chalce- don von den Färöern, Halbopal von Vallecas, doppelbrechend mit einzelnen einfachbrechenden Stellen. Halbopal von Gro- chau, Flintenstein einfachbrechend mit einzelnen doppelbre- chenden Stellen.

Bezüglich des von Prof. v. Kobell!) neu entdeckten Me- talles, Dianium, in verschiedenen Niob-Mineralien, bemerkt R. Hermann?) nachfolgendes: v. Kobell schmolz 1,5 Grm. der Mineralien mit 12 Grm. Kalihydrat, laugte aus, fällte das Filtrat mit Salzsäure und Ammoniak, schüttelte den sedimentirten Niederschlag mit Aetz-Ammoniak, machte einen Trichter von Stanniol von 1‘ Seitenlänge, füllte denselben mit dem feuchten Hydrate der Säuren und kochte dieselben mit dem Stanniole und 1 Cub.-Zoll Salzsäure von 1,14 spec. Gew, in einer Porzellan- Schale 3 Minuten lang.

ı) Erdmann’s Journ,, Bd. LXXIX, S. 291 Münch. geol. Anz., 1860. Nro. 47 u. 48.

2?) Ebenda, 1861. Bd. 83, H. 1 u. 2. . (Fortsetzung folgt.)

5

Entomologische Literatur

des Jahres 1861. (Fortsetzung von pag. 10.)

% Hier muss unter die Rubrik ‚1. Zeitschriften‘ noch ein wich- tiges Werk nachgetragen werden, welches leider mit dem Jahre 1861 geschlossen ist: „Stainton’s The Entomologists Weekly

Intelligencer.“ ,

Von demselben sind seit 1855 260 Numern, wöchentlich zu einem halben Bogen gross Octav, erschienen. Wenn dasselbe auch mehr für die zahlreichen Entomologen Englands bestimmt war, welche der überwiegenden Mehrzahl nach nur Liebhaber oder Sammler im bescheidensten Sinne des Wortes sind, und also eine grosse Menge von nur lokalen Notizen gegeben werden, 2. B. über Excursionen, auf welchen nur die gewöhnlichsten Arten gefunden wurden, über die längst bekannte Zucht einzel- ner Arten, eine Menge von Tauschanträgen, von Anfragen, wenn die Anzeige der Bezugsquellen des Intelligencer und die in’s Endlose wiederholte Ankündigung einer kleinen Anzahl bri- tischer Bücher über Entomologie, Anerbietungen von Insecten- Schränken u. s. w. regelmässig ein Viertheil der Numer füllen, so finden sich doch ausserdem höchst schätzenswerihe Nachrich- ten, z. B, gleich in den Numern vom Januar über Mordraupen (Cannibalism); Klagen über die Ungleichheit im Aufstecken und Spannen der Schmetterlinge; Nachricht über Blackwalls Monograph of British Spiders (Spinnen); Betrachtungen, ob Spannerraupen, welche bekanntermassen die grösste Aehnlich- keit mit den Zweigen ihrer Futterpflanze haben, verschieden geformt und gefärbt sind, wenn sie sich von zweierlei Pflanzen nähren, z. B. Amphidasis beiularia, je nachdem sie Eichen oder Weiden frisst; ob A4eentropus niveus wirklich ein Schmet- terling ist; u. Ss. w.

Fortsetzung zu „4. Selbstständige Werke, Faunen, Reisen.

26

Reise nach Finmarken von Dr. Staudinger. Entomologische Zeitung S. 325.

Der erste Theil enthält die Macros; die Micros werden von Herrn Dr. Wocke im nächsten Hefte gegeben werden. Reise und Aufenthalt ist sehr anziehend beschrieben. Von Tagfaltern wurden gefunden 24, Zyy. 1, Bomb, 3, Noct. 21, Geom. 35. -- Die interessanteren sind: Colias boothü, Argynnis chariclea, Jreija, frigga, Erebia disa, Chionobas norna, taygete H., bore; Agrotis hyperborea, arctica, laetabilis Zett,, carnea Thb., Plusia parilis, Anarta bohemanni n. sp., melanopa Thb., schön- herri Zett., quieta H., lapponica Thb., funesta Pk., melaleuca Shh, Psodos chaonaria Fr,, Larentia simulata, frigidaria Gn,, polata H., Eupith. hyperboreata n. sp., altenaria n. sp,

Mengelbir. Reiseskizzen aus den Alpen. Entomolog!sche Zeitung pag. 9.

Schmetterlinge Siciliens von Staudinger Ann. Soc. Entomol. 1860. pag. 667. Ausbeute im Frühling 1861 von Herrich-Schäff. Corr.-Bl. 139.

Altum, Lepidopterologisches aus dem Münsterlande. Ent. Z.

Neue britische Schmetterlinge v. Stainton. Annual. pag. 105. Ueberhaupt neu ist nur Zortrix albicapitana Cooke, Gelechia tarquiniella, Coleoph, Wilkinsoni Scott von Birke und Neptie. ulmivora Frey.

In England seltene Schmetterlinge. Annual. pag. 115. Be- merkenswerth sind: Zeucania putrescens, Dianthoecia capso- phila, Margarodes unionalis.

Keller und Hofmann. Systematische Zusammenstellung der bisher in Würtemberg aufgefundenen Macros.

5. Ueber einzelne Gruppen oder Arten. a. Europäer. Staudinger über einige neue und bisher verwechselte Lepi- dopteren. Entomol. Z. pag. 287. Colias myrmidone Esp. von Gartner. Wien. Monats. p. 306. Werneburg. Die scheckensaumigen Arten der Gattung Hes- peria. Entomol. Z,

»7

Sesia affinis von Herrich-Schäffer. CGorresp.-Blatt 139.

Ueber Zygaena minos von Stainton. Annual. pag 50. Die Frage, ob die irische Zyyaene eine eigne Art sei, bleibt unent- schieden. Ich halte sie nicht dafür, obgleich ich keine ganz gleichen continentalen Exemplare sah.

Nemeophila metelkana aus Ungarn von Lederer. Wien. Monats. pag. 162. Neben N. russula. Es soll nun auch der Mann entdeckt sein.

Agrotis molothina Esp. var. occidentalis v. Bellier de

Chav. ann. Soc, Ent. 1860. pag. 665. (Fortsetzung folgt.)

Revision der Lepidopteren (Fortsetzung von pag. 9.)

Vorläufig gebe ich die Erläuterung der mitfolgenden Umriss- tafeln. Nur für die Zeliconiden ist eine so grosse Menge von Zeichnungen nöthig, denn es ist diess jene Familie, welche unter allen Schmetterlingen die abweichendsten und interessantesten Formen,im Rippenverlaufe zeigt. Dadurch glaube ich auch am besten die Stellung derselben an die Spitze der ZLepidopteren zu rechtfertigen.

Fig. 1. Flügelrippen einer Hesperide.

Vfl = Vorderflügel

Hfl = Hinterflügel

C = Costalrippe = Rippe 12 der Vfl und Rippe 8 der Hfl SC = Subcostalrippe

D = Dorsalrippe = Rippe 1

SD = Subdorsalrippe = Medianrippe

ODCG = Obere Discocellularrippe

MDCG = Mittlere Discocellularrippe

UVC = Untere Discocellularrippe

2 11 der Vil, 2 7 der Hfl sind die aus der Mittelzelle entspringenden Aeste. .

Die Zahlen stehen in der Figur über den Aesten und be- zeichnen zugleich auch die mit derselben Zahl bezeichneten Zellen; Z 1 a u. s, w. bezeichnet die Dorsalzellen, welche mit Ast 2 enden.

MZ = Mittelzelle

Z1 12 = Zelle 1 12 der Vf, 1 8 der Hl; 1 a-c bezeichnet die Dorsalzellen, 12 der Vfl und 8 der Hfl die Gostalzelle.

Da es der Raum erlaubt setze ich auch die Benennungen der Aeste nach Felder und seinen Vorgängern aussen um den Flügelumriss hin:

SCA 1-4 = Subcostalast 1—4, entsprechend meinen Aesten 11, 10, 9 und S auf den Vfl, den Aesten 6 und 7 auf den HIl.

SCR = Subcostalrippe, von Herrn Felder als Fortsetzung der wahren Subcostalis angesehen, welche nach meiner Ansicht nur bis an das Ende der Mz reicht, diese SCR ist mein Ast 7.

ODA = Oberer Discoidalast, entsprechend meinem Ast 6 der Vf.

UDA = Unterer Dicoidalast, entsprechend meinem Ast 5, den ich auch Mittelast nenne. Die Hil haben nur Einen Discoidalast.

MA 1—3 = Medianast 1 3, entsprechend meinen „Aesten 2, 3, #4, welche auch Subdorsaläste genannt werden könnten.

PC = Präcostatis der Hl.

Fig. 2. Heliconia und Eueides.

Die MZ aller Fl auf Ast 4 am weitesten saumwärts vortre- tend. auf den Hfl von da an nach beiden Richtungen successive gleichmässig zurücktretend; 8 10 der Vfl in ziemlich gleichen Zwischenräumen aus 7. Auf den Hil ist 2 7 in ziemlich glei- chen Zwischenräumen entspringend. PC lange nach dem Ursprunge der GC, wurzelwärts geneigt. MZ ungetheilt.

Fig. 3. Acraea,

Von Heliconia nur dadurch auf den Hfl abweichend, dass Ast 6 und 7 entweder sehr genähert, auf Kinem Puncte oder gemeinschaftlichem Stiele entspringt.” Die mir unbekannte Gattung

——

Hamadryas scheint in diese Nähe zu gehören, Ast 6 und 7 der Hil entspringen nahe beisammen, 10 und 11 der Vfl aus der SC.

Fig. 4 Tithorea.

Von Heliconia dadurch abweichend, dass die MZ der Hl zwischen Ast 4 und 5 tief eingeknickt und getheilt, also auf Ast 6 wieder etwas vertretend ist, dass Ast 6 und 7 näher an einan- der entspringen und die C die Mitte des VR nur wenig überragt. Die Männer haben auf der von den Vfl bedeckten OS der Hl zwei grosse Büschel anliegender langer Haare, welche über die SCin Z 7 und 6 hineinragen; bei 7. bonplandii nur den ersteren. Ast 10 der Vfl aus der MZ.

Fig. 5. deria. 4A. eurimedia Cr. (aegle H.Smml. Fg, 3. 4)

So wenig das allgemeine Ansehen sich der Gallung Tithorea nähert, so ähnlich ist der Rippenverlauf der Hfl beim Manne. Nur die G der Hfl reicht weiter zur Spitze und 7 der Vfl ent- springt entfernter vom Ende der SG. Beim Weibe dagegen ent- springt 6 und 7 aus Einem Puncte oder Stiel.

Fig. 6, /tuna.

Ist ähnlich Methona, C und SC nicht so bauchig sich ent- fernend, 10 und 11 der Vfl aus der SG zum VR,'3 und 4 näher entspringend, bei phenarete und ilione fast aus Einem Punkte. Den Beinen nach sind die Exemplare, welche ich vergleichen kann, Männer; sie haben keine Haarpinsel am VR der Hil, Dbd, erwähnt sie auch nicht.

Fig. 7. Methona.

Die MZ ist von Z 4 aus weder eingebrochen noch getheilt, Ast 5 7 entspringen etwas näher an einander als die übrigen, C und SC weichen in der Mitte bauchig auseinander, C erreicht nur %, des VR, 11 der Vf stösst auf 12.

Fig. 8 Lycorea.

Diese Gattung steht durch gleiche Entfernung des Ursprun- ges der Aeste 2 7 der Hfl wieder näher an Heliconia, die MZ ist oben von Z 4 aus (bei pasinuntia von 5) etwas einge-

knickt und getheilt, auf R 5 etwas länger, die G reicht wenig über die Mitte des VR. Auf den. Vil entspringt 10 und 11 aus der Mz. Auch hier haben die Männer keine Haarpinsel der Hill.

Fig. 9. Hymenitis.

Diese Galtung schliesst sich am besten an Aeria an, weil die MZ der Hfl noch auf Ast 4 am weitesten saumwärts reicht und nicht auf Ast 6 und 7 nochmals weiter vortritt. Das auf- fallendste Merkmal ist aber das Zusammengedrängtsein der Aeste 5 7 in den dunkel beschuppten VR der sonst glashellen oder durchscheinenden Flügel.

Bei der zweiten Gruppe Fig. 9 c; entspringt 6 und 7 der Hfl des Weibes auf langem Stiele und ist die MZ vor 5 scharf eingeknickt, also kaum ein Unterschied von 4eria, nur sind die Rippen 5 8 in dunklem Grund. f

Bei der dritten Gruppe Fig. 9 d e fehlt Ast 5 beiden Ge- schlechtern und ist 7 beim Manne die Fortsetzung der verdickten, zurückgeschlagenen SC, |

Fig. 10. /thomia.

Von hier an tritt die MZ nicht mehr auf Ast 4 am weitesten vor; wenn sie auch hier eine Ecke bildet, so nähert sie sich auf Ast 6 und 7 doch noch mehr dem Saume. Ast 5 ist bei allen Arten noch im Glasgrunde sichtbar:

Es findet sich hier, noch mehr als bei Zymenitis, sehr ver- schiedener Rippenverlauf, welcher aber keine scharfen Abtheil- ungen bilden lässt.

Die Grenze von Sais scheint nicht sehr scharf und wird sich vielleicht bei Untersuchung einer grösseren Anzahl von Arten noch mehr verwischen. |

: (Fortsetzung folgt.)

31

Einläufe seit 1. Januar 1862.

Alle geschehenen Einläufe zum Zool.-Mineral, Verein werden von jetzt an sogleich im Correspondenz-Blatte angezeigt und erhalten jene, deren Gaben angezeigt werden, die treffende Numer jedesmal speciell zugesendet, wenn sie das Blatt nicht ohnehin monatlich beziehen. In allen Fällen, wo keine weitere CGorrespondenz nöthig ist, dient diese Anzeige als Empfangsbe- stätigung. Auf wöchentlich oder monatlich erscheinende Blätter dehnt sich diese Einrichtung nicht aus, von diesen werden die allenfalls ausgebliebenen Numern ebenfalls durch das Corresp.-Blatt bekannt gegeben.

1. Abhandlungen der naturhistorischen Gesellschaft zu Nürn- berg. Il. Band. Nürnberg.

2. 18 und i9ter Jahresbericht der Pollichia, eines naturhist. Vereins der Rheinpfalz. Neustadt 1861.

3. 5ter Bericht der naturforschenden Gesellschaft zu Bamberg für 1860 1861.

4. Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen naturforsch. Gesellschaft während des Vorjahrs 13860—1861.

5. Entomologische Zeitung. Herausgegeben von dem enlo- mologischen Verein zu Steitin. 1861. 22ter Jahrgang.

(Fortsetzung folgt.)

Anzeigen.

Der Unterzeichnete bezieht mehrmals grössere Zusendungen von „Meer-, Land- und Süsswasser-Conchylien, auch Crustaceen, Echinodermen elc.‘‘ aus dem adriatischen Meere, aus Dalmatien etc., und bietet den Herrn Sammlern eine Anzahl richtig bestimm- ter.-Arten gegen mässige Baarvergü'ung an. Auch übernimmt man Aufträge zum Ankauf einzelner Arten oder grösserer Par- ihieen aus der von Professor Dr. Erdl hinterlassenen Conchylien- Sammlung, aus welcher auch Auswahlsendungen effektuirt wer- den. Man wendet sich desshalb direkt an den Unterzeichneten.

Schwabhausen in Oberbayern.

Dr. Walser, pract. Arzt.

Die in den Jahren 16560 und 1861 erschienenen 24 Numern des Correspondenzblattes für Sammler von Insecten, insbesondere

37

von Schmetterlingen, können nebst einem Exemplar des Systemat. Verzeich. der Europäischen Schmetterlinge und mit 2 Bogen Bei- lagen zusammen für 21 ngr. von der Redaction gegen Einsen- dung von Briefmarken, auch vom Hr. Buchhändler G. J. Manz bezogen werden.

Ein schön. gebundenes, noch gut erhaltenes Exemplar von Hübners Sammlung Europäischer Schmetterlinge, 5 Bände mit 790 illum. Kupfertafeln kann gegen Vorausbezahlung von 110 Thir. von der Redaction bezogen werden.

Ebenso ist ein fast neues Exempiar von Panzers Deutschlands Insecten, fortgesetzt von Dr. Herrich-Schäffer, 190 Hefte mit 2 Bändchen Revision und 1 Bändchen Index, in welchem nur einige Hefte einzelne, etwas beschädigte oder beschmutzie Blätter enthalten, um den ermässigten Preis von 80 Thlr. durch die Redaction zu beziehen.

Correspondenz.

v. W.in N f. Rechnung in Ordnung.

v. P. in B. Gramer längst weg.

@. in Ki Bücherverzeichniss in ‚dem unter Streifband folgenden Verzeichniss.

N, in L— g. ‘Danke für die Enum. = mei

R. inL—r? Wenn Sie mir. Ihren dermaligen Aufenthalt j melden: - ein Weiteres.

M. in St. Die angebotenen Zep. kann ich nicht verwenden,

R. in I. Von Ihren Offerten kann ich nichts gebrauchen.

T.inD n. Ihre Klage ist dem Gerichte. übergeben.

Z. in M. Die Rücksendung der N.-Am. Hefte pressirt nicht, der Verkehr mit dort stockt; von den N. Schm. erscheint für nächste Zeit nichts. ET |

Berichtigung: Der Preis des Corresp.-Blattes im Buchhandel ist 1 Thlr. 10 ngr., nicht 1A. 1O.ngr., wie pag. 1 steht.

Verantwortlicher Redakteur Dr. Herrich-Schäffer, in Commission bei G. J. Manz, Druck und Papier von Friedrich Pustet,

Correspondenz-Blatt

des

zoologisch mineralogischen Vereines

Begenshurg. N 3, 16. Jahrgang, 1562,

Die Mineralogie ‚An ihren neuesten Entdeckungen und Fortschritten

y im Jahre 1861,

von Anton Franz Besnard, (Fortsetzung.) Hierbei fand er folgende Erscheinungen:

1) Die Säuren des finnischen Tantalits und des Columbits von Bodenmais färbten die Flüssigkeit bläulich; auf Zusatz von ”/; C. Zoll Wasser in ein Glas gegossen, zeigte sich die Farbe bald verschwindend, das Präcipitat senkte sich ungelöst; beim Filtriren ging die Flüssigkeit farblos durchs Filter; das anfänglich bläulich gefärbte Präcipitat wurde durch mehr aufgegossenes Wasser schnell weiss.

2) Die Säure eines finnischen Columbits (Dianits), des Eu- xenits, Aeschynits und Samarskits lösten sich beim Kochen mi Salzsäure und Stanniol in 2 3 Minuten zu einer dunkelblauen trüben Flüssigkeit, welche mit */, Kub.-Z. Wasser verdünnt voll- - kommen klar mit tief saphirblauer Farbe erschien und ebenso gefärbt filtrirte. s

34

v. Kobell giaubt ‚nun, dass das erwähnte verschiedene Ver- halten der tantalähnlichen Säuren durch ein eigenthümliches Me- tall, das Dianium, bewirkt werde. Er ist ferner der Ansicht, dass der Columbit von Bodenmais niobige Säure enthalte, und dass deshalb diese Säure mit Salzsäure und Zinn keine blaue Lösung gebe, während die anderen Mineralien Diansäure enthal- ten, der diese Eigenschaft zukommt.

.

Dagegen lässt sich Hermann’s Ansicht in folgende Sätze zusammen fassen:

1) In den Niob-Mineralien findet sich niemals reine niobige Säure; sie ist stets mit verschiedenen Mengen Niobsäure gemischt.

2) Im Columbit von Bodenmais ist eine Säure enthalten mit dem spec. Gew. 5,71. Dieselbe enthält neben den Säuren des _ Niobiums noch eine grosse Menge Tantalsäure. Nach Verf. wird das verschiedene Verhalten der Säure des CGolumbits von Boden- mais, in Vergleich zu den in anderen Niob-Mineralien enthalte- nen Säuren, durch ihren grossen Gehalt an Tantalsäure bewirkt.

v. Kobell') hat nun neuerdings im Polykras, Tyrit und Fergusonit die Diansäure aufgefunden; sie verhielt sich vollkommen gleich mit der aus dem früher untersuchten Dianit, Euxenit, Samarskit und Aeschynit.

EinenApparatzumAuswaschen der Niederschläge auf dem Filter, konstruirte Ferd. Bothe

Derselbe besteht in einem mit Seitenöffnung versehenen Kolben, welcher durch eine Tropfilasche nach und nach gefüllt, durch einen zeitweilig wirkenden Heber schnell auf das Filter entleert wird. Das Spiel des letzteren beginnt, wenn die Ober- fläche der Flüssigkeit bis zur Kniehöhe desselben gestiegen ist, und findet sein Ende in dem Augenblicke, wo die Saugöffnung ausserhalb der Flüssigkeit zu liegen kommt.

Entspricht nun die so ausfliessende Menge dem Inhalte des Filters, und ist die Zuflussöffnung mittelst eines Quetschhahnes so gestellt, dass die Flüssigkeit schneller vom Filter ab- als in

-

.

') Erdmann’s Journ,, 1861. Bd. 83, H. 1 u. 2, dann 3,

35

das Hebergefäss eintropft, so ist eine Ueberfüllung des ersteren unmöglich; das Filter entleert sich vollständig, bleibt eine Zeit lang in diesem Zustande und füllt sich dann von Neuem. Um die ausfliessende Flüssigkeitsmenge dem Inhalte des Filters anzu- passen, bedarf es nur einer Drehung des Gefässes, weil bei ver- schiedener Stellung desselben der Vertikalabstand der Maximal- und Minimalstellung des Flüssigkeitsniveau und damit die aus- fliessende Menge wechselt. Durch eine unter das Hebergefäss gestellte Lampe lässt sich die Waschflüssigkeit unmittelbar vor dem Gebrauche nach Bedürfniss erwärmen.

Zu Hermann’s Bemerkungen über die Diansäure macht v. Kobell?!) auf eine Erscheinung aufmerksam, dass wenn reine Diansäure mit Zinn und der gehörigen Menge Salz- säure von 1,14 1,17 spec. Gew. zum Kochen erhitzt wird, ein Schäumen der Flüssigkeit eintritt, womit deren rasche Bläuung verbunden ist; wenn dann bei fortgesetztem Kochen dieses Schäumen aufgehört hat, so ist die lösliche Verbindung gebildet, und wird dann bei Zusatz von Wasser die saphirblaue Lösung erhalten. Beim Kochen von Tantalsäure oder Unterniobsäure in ähnlicher Weise mit Salzsäure und Zinn bemerkt man das erwähnte Schäumen nicht.

Ueber die künstliche Nachbildung krystallisirter Mineralien. (Annal. der Chemie, 1861. Bd. 120, H. 2.)

Schrötter, A.?) fand in der schwärzlich-violblauen Varietät von Flussspath bei Welsendorf in der Oberpfalz unweit Amberg Ozon.

ao

VII. Chemische Constitution, Mineralspecies.

Josiah P. Cooke jun.3) lieferte eine grössere Arbeit, in welcher er nachzuweisen suchte, dass die Krystallform nicht

‘) Erdmann’s Journ., 1861. Bd. 83, H. 4.: -

°) Wien. Akad. Sitzgsber., Bd. XLI, 1860.

°) Philos. Magaz., 1860. Juni, Poggendorff’s Annal. 1861. Bd. 112, Stk. 1.

3%

9

36

nothwendig eine Anzeige sei von bestimmter chemi- scher Zusammensetzung, und dass eine mögliche Veränderung der Constitution einer Mineralspecies- unabhängig wäre von denErscheinungen der Isomor- phie. Bisher hat die Idee einer Mineralspecies hauptsächlich 2 Kennzeichen eingeschlossen,“nämlich eine bestimmte Krystall- form und eine konstante allgemeine Formel; und jede wesent- liche Veränderung eines dieser Kennzeichen wurde als aequiva- lent einer Species-Veränderung betrachtet.

Rutil und Anatas werden, weil ihre Krystallformen etwas verschieden sind, als 2 verschiedene Species betrachtet, unge- achtet beide identisch dieselbe Zusammensetzung haben. Magnetit und Franklinit dagegen, obwohl sie dieselbe Form haben, werden als verschiedene Species betrachtet, weil sie etwas verschieden zusammengesetzt sind. Freilich kann die wirkliche Zusammen- setzung eines Minerals durch die Substitution isomorpher Ele- mente sehr stark variiren, und dennoch, wenn nur die allgemeine Formel konstant bleibt, ändert sich die Species nicht. Allein die Ausdehnung, bis zu welcher eine solche Substitution schreiten kann, ohne die Species zu verändern, ist unter den Mineralogen nicht so gut festgestellt als zu wünschen wäre, und dieselbe Regel wird nicht auf alle Species angewandt. Der Unterschied zwischen den Varietäten des Granats z. B. ist eben so gross als der zwischen den Species Magnetit und Franklinit.

Dieses unbestimmt lassend, kommen jedoch alle Mineralogen darin überein, dass eine wesentliche Aenderung in der allgemeinen Formel unverträglich sei mit der Idee von der- selben Species.

Nach Verfs. Ansicht repräsentirt die allgemeine Formel nicht die wirkliche Gonstitution des Minerals, sondern nur eine gewisse typische Zusammensetzung, welche vielleicht niemals in einem wirklichen Individuum realisirt wird. Vf. nimmt an, dass die Zusammensetzung der Mineralspecies modificirt wer- den könne durch eine wirkliche Veränderung der Verhältnisse seiner Bestandtheile.

Durch das Wort Allomerie bezeichnet VfR: eine Verän- derung in den Bestandtheilsverhältnissen einer kry-

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stallisirten Verbindung ohne wesentliche Aenderung der Krystallform. Gebraucht man dann noch das Wort typisch zur Bezeichnung einer festenZusammensetzung, so kann man von denjenigen Individuen einer Mineralspecies, die einen Ueberschuss des einen oder anderen Bestandtheils enthal- ten, sagen, sie seien allomerische Variationen der Lypi- schen Zusammensetzung. Der Grad der Allomerie würde dann gemessen durch den Ueberschuss des allomerischen Bestandtheils über die typische Zusammensetzung. Galaktit und *resotyp sind nach Heddle') nur als ein und dasselbe Mineral anzusehen; ebenso ist der Eudnophit von Weybie nach Möller?) zum Analzim zu rechnen. Deville?) fand emige sellenere Urstoffe in gemeineren Mi- neralien. Der Rutil von Saint-Yrieix enthält als Nebenbestand-

theile: TROU- und ZINN-Dautfe . „oe OR I ee BEREEPRGBBABTE: =. un eo oe N UDORERNEN Der Cerit von Batnas lieferte Titansäure . . 0,00050 Tellurige Säure mit Vanadium’. :”. . . . .*. 0,00510

0,00560. (Fortseizung folgt.)

Kleine mineralogische Notizen.

(Fortsetzung.) 31. Karbonbleispath. Der Karbonbleispath erscheint:

a) auf dem Bleibergwerk im Höllen-Thal, Landgerichts Wer- denfels- Oberbayern graulichschwarz, sehr feinkörnig, von Gelbbleierz, Bleiglanz, Zinkspath und Kalkspath be- gleitet;

') Berg- und hüttenm., Ztg., 1861. Nr. 8. *) Ebenda. °) Annal. der Chem., 1861. Th. 61, p: 342-345,

3%

b) in weissen rhombischen Prismen mit Bleischweif und Zinkspath am Rauschenberg bei Bergen, Landgerichts Traunstein - Oberbayern;

c) in weissen bis selten braunen säulenförmigen oder tafel- artigen drusenförmig zusammengehäuffer auch bündelförmig aggregirten Krystallen zu Gux bei Vilseck-Oberpfala im Sandstein;

d) in farblosen, weissen auch graulichschwarzen, theils einzeln aufgewachsenen, theils zu Drusen verbundenen Krystallen vielfach Zwillinge auch Drillinge,von Quarz, Bleiglanz und Brauneisen begleitet, am Silberanger bei Erbendorf- Oberpfalz.

32. Olivenit.

Das frühere Vorkommen des Olivenit am Kogel bei Brixleck ın Tyrol zeigt lauchgrüne kurz säulenförmige zu Drusen verei- nigte Krystalle zwischen krystallisirten Quarz und kugelförmiger Kupferlasur und hat Antimonfahlerz, Malahit und Kupfergrün zur Begleitung.

33. Göthit.

Auf Gott segne beständig Erbstollen am rothen Hahn zu Langenberg bei Schwarzenberg erscheint in den im Inneren hohlen Verdrängungs-Pseudomorphosen des Glanzeisenerzes nach den Skaleno@ädern des Kalkspath während dieselbe von Aussen mit Umwandlungs-Pseudomorphosen des Brauneisenerzes nach Pyrit überzogen sind Göthit in spiesigen Lamellen.

34. Pyromorphit.

Auf der nun auflässigen Eisensteinzeche Abendröthe unterhalb Schlottenhof, Landgerichts Thiersheim in Oberfranken, fand sich begleitet von Brauneisenerz und Bleiglanz Pyromorphit in haar- förmigen büschelförmig zusammen gehäuften Krystallen von weisslicher, gelber und grüner Farbe. Von lezterer erscheint das Mineral auch in kleinen derben Aggregaten.

35. Zinkvitriol.

Neuerlich hat man bei Schemnitz den Zinkvitriol-wieder in sehr ausgezeichneten Vorkommnissen beobachtet:

a) in nadel- und haarförmigen Krystallen, dann tropfsteinartig von schneeweisser oder gelber Farbe auf dem Pacherstolln;

b) grün, stalaktitisch zu Dilln;

c) in gleichen Formen blassrosenroth zu Hodritsch,

36. Realgar.

Auf der Antimonkluft des Ludovica Schacht zu Kremnitz er- schienen nur einmal und zwar 1784 langsäulenlörmige Krystalle von Realgar entweder einzeln oder zu Drusen verbunden auf Antimonglanz Krystallen aufgewachsen -- ein sehr hübsches Vor- kommen.

37. Faserige Blende.

Die Schalenblende theils nierenförmig mit feinem Eisenkies- Ueberzug, theils traubig mit Weissgiltigerz und Fluss, theils sta- laktitisch zeigte sich jedoch nur einmal 1819 auf der Grube Teufelsgrund im Münsterthal in Baden und zwar auf dem Micha- elis-Stolln bei der dritten Kluft.

38. Andalusit.

Wenn auch die bayerischen Andalusite aus den Regierungs- Bezirken von Niederbayern, der Oberpfalz und von Oberfranken bereits mehrfach beschrieben wurden, so will ich mir doch ge- statten auf einige interessante Vorkommnisse noch aufmerksam zu machen:

a) lose Krystalle, theils mit Glimmerschuppen bedeckt, mit unvollkommenen Endflächen, durch ihre Grösse ausgezeich- net, von der Taferlhöh, einem Ausläufer an der West- seite des Rachel, im Landgerichte Grafenau:

b) derb, von körniger Absonderung mit silberweissem Glimmer, Uranit und blauem Apatit aus dem Quarzbruche unterhalb der Blötz bei Bodenmais;

c) in gleich laufenden stängligen Aggregaten mit Glimmer und Feldspath von Döfering ohnweit Schönthal, Landgerichts Waldmünchen an welchem Fundort der Andalusit auch krystallisirt und radial stänglig erscheint.

40

49. Eisenkiesel, Pseudomorphosen des Eisenkiesel finden sich, und zwar:

a) des gelben-ochroidischen Quarz nach Kalkspath bei Hof in Oberfranken;

b) des rothen-hämatischen Quarz;

«) nach Kalkspath auf der glücklichen Gesellschaft Fund- grube am Stinkenbach bei Sosa, dann anf Frisch Glück Fundgrube am Graul bei Schwarzenberg in Sachsen, an lezterem Ort mit Glanzeisenerz und Rotheisenerz;

£) nach Amphibol mit Rotheisenerz auf der grünen Zweig Fnudgrube an der hohen Henne bei Schwarzenberg;

y) nach Salit mif Eisenglanz am Graul bei Schwarzenberg

40. Silber.

Höchst rein silberweiss, die Krystalle meist in der Kernform, deutlich, theils einzeln, theils in Gruppen aufgewachsen auf kry- stallisirttem Kalkspath, auch moosartig, gestrickt, als Ueberzug von Kupfer oder derb. Der Kalkspath erscheint weiss oder bei einschliessenden Kupferpartikeln röthlich, durchsichtig bis durch- scheinend, das Kupfer in ausgezeichneten Krystallen mittlerer Grösse, theils einzeln auf den Kalkspathkrystallen liegend, theils durch dieses verbunden, ausserdessen in den verschiedensten Formen. Fundort, Clark-Mine, Lake superior. Michigan.

41. Kupfergrün.

Auf der nun aullässigen Friedensgrube bei Lichtenberg Landgerichts Naila, Oberfranken, fanden sich. jedoch äusserst selten Verdrängungs-Pseudomorphosen des Kupfergrün nach Blei- carbonat, mit Quarz und Brauneisenerz. 7

(Fortsetzung folgt.) Ansbach im Jänner 1862.

v. Hornberzg.

au

Nekrolog. F

Herr Dr. Johann Heinrich Christian Friedrich Sturm wurde am 6. Febr. 1805 in Nürnberg geboren. Sein ihm im Jahre 1848 in die Ewigkeit vorangegangener Vater war Herr Dr. Jakob Sturm, seine schon im Jahre 1832 selig vol- lendete Mutter Frau Ghristiana Albertina Wilhelmina, geb. Wagner. Schon frühe entwickelte sich in dem Sohne trefllicher Eltern, die demselben die sorgfältigste Pflege ange- deihen liessen, ein ausgeprägtes Künstlertalent, so dass er schon in jenen Knabenjahren, die gewöhnlich mit kindlichem Spiele verbracht werden, Zeichnungen lieferte, die den künftigen Meister ahnen liessen. Anfangs unter der Leitung seines Vaters, der es selbst in der Nachbildung naturhistorischer Gegenstände zur vol- lendeten Meisterschaft gebracht, später unter der des Direktors Zwinger und Kupferstechers Gabler widmete er sich von 1820—1S28 als Eleve der hiesigen Kunstschule unter der Direk- tion des trefflichen Reindel mit solchem Erfolge der ausübenden Kunst, dass er stets als einer der ausgezeichnetsten unter seinen Kunstgenossen sich hervorthat. Obwohl der Selige nie von der im engeren Sinne so genannten „schönen Kunst‘ sich trennte, na- mentlich im Portraitfache auch in spätern Jahren die Seinen durch vortreffliche Leistungen erfreute: so wandte er sich doch auf Anregung seinesim naturhistorischen Fache mit ausgezeichnefem Erfolge wirkenden Vaters jener Kunstsphäre zu, der er eben so reiche Begabung, als rastlosen Eifer entgegenbrachte.

Wohl ein liebliches Bild entrollt sich im Geiste derjenigen, die Zeuge sein durften jenes einmüthigen Zusammenwirkens des Vaters und der beiden Söhne, alle vereint im Dienste der Kunst und Wissenschaft, und doch in die Arbeiten sich theilend, je nachdem Talent und Neigung sich entschieden. So ward der Verewigte ein treuer Mitarbeiter an seines Vaters classischem Werke: ‚Deuischlands Fauna,‘‘ da er sich vorzugsweise von 200- logischen, namentlich entomologischen Studien angezogen fühlte, während der jüngere Bruder, Herr Dr. Johann Wilhelm Sturm, mehr den botanischen Studien sich hingebend, die Fort- führung des von dem Vater begonnenen Werkes: „Deutschlands

4%

Flora“ unternahm. Ausschliesslich und mit grösster Hingebung seinem Berufe sich widmend, verliess der Selige selten seine Vaterstadt. 1825 begleitete er seinen allzufrüh vollendeten Freund, den Prof. Dr. Wagler, nach München; 1832 folgte er einer Einladung des um die Naturwissenschaften verdienten Herzogs Paul von Württemberg nach Mergentheim.

Das einträchtige Zusammenleben des Vaters und der beiden Söhne ward keineswegs getrübt, als sich die Brüder am 5. Febr. 1837 einen eigenen Hausstand gründeten und der Selige seine nun tiefgebeugte Gattin, Frau Anna Margaretha Luise, geb. Zwinger, zur Lebensgefährtin sich erwählte,

Den greisen Vater mit kindlicher Pietät pflegend, sich selbst mit brüderlicher Liebe umfassend, durfte das Brüderpaar wohl mit Recht als Beispiel jenes Schriftwortes gelten: „Wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beisammen wohnen!“ Nicht bloss in wissenschaftlichen Arbeiten waren sie sich gegen- seitig Stülzen, sondern auchin jenen Tagen, die jedes Menschen- leben aufzuweisen hat. Auch unsers Seligen sonst so glückliches Familienleben erfuhr gar manche Trübung. Er musste den Schmerz erfahren, dass seine beiden einzigen Kinder, ein Töchterchen schon nach einem Jahre und eine lieblich aufblühende Jungfrau von 16 Jahren, seine und der Mutter grösste Freude und Hoffnung, alizufrübe in das Grab sanken. Doch nie verliess den Seligen jenes Gottvertrauen, das gerade in den Tagen des Leides sich als die beste Tröstung und Stärkung erweist, und das ihn in den Stand setzte, seine tiefgebeugte Gattin, die jetzt so sehr verein- samte, in ihrem grossen Schmerze aufzurichten, und, obwohl selbst des Trostes bedürftig, sie zu trösten und zu ermuntern. Was ihm an äusseren Freuden des Lebens versagt war, dafür fand er Ersatz in jenem stillen Wirken, von dem doch trotz all’ seiner Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit die Kunde weit hinausgedrungen war, und zu dessen Anerkennung ihm am 20. Sept. 1843 die Akademie zu Gettysburg in Pennsylvanien die philosophische Doctorwürde honoris causa ertheilte.

Ehrend war ihm auch der Auftrag des als Naturforscher rühmlichst bekannten Prof. Naumann, den Schluss seines grossen Werkes: ‚Die Vögel Deutschlands in dessen artistischer Ab- theilung zu übernehmen, und noch in den letzten Jahren hatte

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der Selige die Freude, seine mit der grössten Sorgfalt durchge- führte Arbeit im Druck vollendet zu sehen. Früher schon hatte ein grosses ornithologisches Bildwerk von seiner Hand: ‚Die Ramphastiden‘‘ verdiente Anerkennung gefunden ; des ungetheil- testen Beifalls aber erfreuten sich seine wahrhaft mustergiltigen Käfer-Abbildungen, die wohl schwerlich übertroffen werden können. Doch nicht bloss als zeichnender Künstler hat sich der Vollendete glänzende Verdienste erworben; auch als kunstsinniger Bildner hat er sich ein schönes Denkmal gesetzt sowohl in den naturge- treu in Wachs gebildeten CGonchylien, als in der herrlichen Na- turaliensammlung, die ein Werk langjährig fortgesetzten Fleisses zu den ersten Zierden seiner Vaterstadt mit Recht gezählt wer- den kann.) f Wie sehr auch competente Richter die Verdienste des Seligen zu würdigen wussten, das beweisen die Auszeichnungen, dıe ihm von Seite gelehrter Gesellschaften zu Theil wurden. So wurde er nach und nach theils zum ordentlichen, theils zum correspon- direnden und Ehrenmitgliede ernannt: von der Kaiserl. Leopoldinisch- Carolinischen Akademie der Naturforscher zu Jena, ‚„ der Kaiserl. Gesellschaft der Naturforscher zu Moskau, der General Union Philosophical Society of Dickinson Gollege zu Carlisle in Pennsylvanien, ‚„ ‚dem entomologischen Vereine zu Stettin, », der Wetterauischen Gesellschaft für die gesammte Natur- kunde zu Hanau, dem zoologisch-mineralogischen Verein zu Regensburg, dem Siebenbürgischen Verein für Naturforscher in Her- mannstadt, », der naturforschenden Gesellschaft Isis zu Dresden, der deutschen Ornithologen Gesellschaft, ‚„„ der naturforschenden Gesellschaft zu Bamberg.

') Vergl.: „Dr. Sturms naturhistorisches Museum,“ in Augsb. Allg. Zeitung 1860. p. 317% (auch abgedruckt in: „‚Bonplandia, Zeitschr. f. d. gesammte Botanik, VII. N. 19—20. [15. Oct. 1860] p. 317)“ und Dr. Karl Müller in: „Zeitung Natur,“ N. 16. v. 19. April 1861, p. 127.

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Doch wir würden die Wahrheit verletzen, wollten wir sagen, dass den Seligen nach solchen Auszeichnungen verlangt, oder dass er sich durch sie besonders befriedigt gefühlt hätte. Im Gegentheil, die Liebe, mit der er sich seinem. Berufe widmete, ‚fand ihre vollste Befriedigung’ in der Ausführung desselben und keinem lag es ferner, als ihm, auf äussere Anerkennung allzu- hohen Werth zu legen. Wer den Seligen kannte, wusste, wie bescheiden er über sich selbst dachte, und wenn man in ihm den Künstler und Gelehrten hoch verehren durfte, so musste man in ihm den biedern Charakter, den treu besorgten Freund achten nicht minder als in Wahrheit lieben. Fern war es von ihm, sich über Andere zu erheben; Menschenfreund im wahren Sinne des Worts war er Allen zugänglich, gern bereit aus dem reichen Schatze seines Wissens mitzutheilen, sich an des andern Freude mitzufreuen, und mitzutrauern, wenn dem Freunde Unglück be- gegnete. Ihm, der noch in rüstiger Arbeitskraft wirkte, der an- scheinend noch völlig gesund war, nahte der Tod unerwartet, ungeahnt; eine Lungenlähmung machte am 24. Januar seinem theuern Leben ein Ende.

Entomologische Literatur

des Jahres 1861. (Fortsetzung von pag. 27.)

Herr Milliere giebt in den Annales de la Societe Linneenne a Lyon NV. p. 193 und Fortsetz. die vollständige Naturgeschichte folgender Noctuinen und Geometrinen, welche zum grossen Theile bisher ganz oder nur unvollständig bekannt war, mit vor- trefflich in der zarten französichen Manier ausgeführten Kupfertafeln.

Xylina lapidea Raupe auf Gypresse.

Mamestra chenopodiphaga. Die Raupe im März und April erwachsen an vielen Pflanzen der Meeresküste. Vogel im Frühling und Herbst.

Hadena occlusa. Raupe auf Eichen,

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Agrotis constanti. Nächst nycthemera; September; nur der Schmetterling bekannt.

Amphipyra effusa. Raupe polyphag. - Plusia chaleites. Raupe polyphag, neun Monate lang zu fin- den, 20 Tage Puppenruhe.

Nemoria bruandaria, Nächst pulmentaria Gn., nur das Weib bekannt; September.

Fidonia plumistaria,. Die Raupe gegen die der anderen Arten der Gattung auffallend dick, an Doryenium suffruticosum ; doppelte Generation. Vogel im März und Sept., fliegt Vormittags lebhaft. ;

Tephrina vincularia. Raupe auf Ahamens infectorius,

Crocallis dardoinaria, Raupe auf Dlex nanus, nur bei Marseille, Ende Januar erwachsen. Vogel im Juni bis August,

Abraxas pantaria, Raupe auf Fraxinus- Arten. Sterrha sacraria, Raupe wohl polyphag.

Larentia basochesiata, eigene seltene Art, ganz verschie- den yon malvata, fliegt Anfang Januar.

Larentia cupressata. Raupe auf Junip. sabina.

Ueber Zupithecien-Raupen von Harpur-Crewe. Annual. Der- selbe kennt von 32 Arten die Raupe, nur von 12 nicht, nämlich von consignata, pulchellata, pernotata, plumbeolata (begrandata), pygmaeata, egenata, viminata, irrigualta, indigata, subciliata (inturbata), togata, debiliata Won einigen dieser Arten dürfte es in Deutschland leicht seyn, befruchtete Weibchen zu fangen. Da die Zucht Uebung und Mühe erfordert, so würde es gut seyn, die gelegten Eier sogleich mit der Briefpost an Hr. Harpur-Crewe (the Rectory, Drayton- Beauehamp, near Tring in England) zu senden.

. Die Arten der Gattung Eupithecia von Herrich- Schäffer, Corr.-Bl. p. 121—129.

Naturgeschichte von: Geom. pomonaria von Werneburg. Entom. Zeit. p. 322; Geom. polygrammaria v. Rössler. Wien. Monatsch. pag. 70, Geom. vernaria v. Heyden Corr.-Bl. 98. Geom. indigata von Heidekraut Intell; X. p. 60.

4%

Botys verbascalis. Raupe wohl an Teuer. scorodon. Intell. X. pap: TE.

Tmetocera ocellana, die auf Lärchen lebende wird als eigene Art angesehen. Intell. X. 71.

Folgende 4 Micros sind noch in. den oben erwähnten Annal. de Lyon von Milliere beschrieben und abgebildet.

Botys polygonalis. Raupe an Dlex nanus, wahrscheinlich auch an Oytisus spinosus; verpuppt sich im December; Vogel im Juni und Juli.

Pempelia albiricella. Raupe in gemeinschaftlichem Gewebe auf Euphoraia characias.

Sciaphila limoniana. Raupe an Statice limonium, die Blumen zusammenspinnend und zerstörend. Vogel Anfang März und April; eine Generation; am nächsten der «lbulana.

Argyrolepia mulsantiana. Raupe auf Euphorbia characias. Vogel Mitte März, muss anders heissen weil schon eine mulsan- tiana von ZPinus maritima veröffentlicht ist.

Psyche canabiella von Doumare an Blüthen des Hanfes, Ann. Soc. Ent. 1860 pag. 317 325. Nicht zw enträthseln.

Psyche leschenaultii Std. Ann Soc. Ent. 1860. pag. 660.

Tinea orthotrichiela von Doumare. Ann. Soa. Entomol. 1860. pag. 579.

Revision der Europ. Coleophoren von Herrich-Schäffer Corr. Blatt pag. 100.

Bemerkungen zu 7ineinen. Annual. pag. 119. Viel Wich- tiges, bes. über die Raupen von Micropteryx.

Zur Naturgeschichte der Micropteryginen v. O. Hofmann Corr.-Blatt pag. 116,

v. Heyden. Fragmente aus meinen entomologischen Tage- büchern. Verwandlungsgeschichte vieler Micros Ent. Z.

Gelechia n. sp. von Atriplex marit. Intell. X. pag. 71,

Gelechia subdecurtella auf Moorwiesen an ZLythrum salic. Intell. X. pag. 22. Gracilarien-Raupen. Intell. X. pag. 23.

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Argyresthia-Raupen. Intell. X pag. 33, haben dreierlei Le- bensweise; an Wachholder miniren sie und bohren in den Stamm; an Vogelbeere leben sie in der Frucht; an Eichen unter der Rinde; sie lassen sich zur Verpuppung an einem Faden herunter, sind blassgrün mit orangen Querbinden.

Ornix fagivora Frei an Buchen und Ahamnus. Intell. X. 60.

Gracil, rufipenn. und hemidactyl. am Ahorn. Intell. X. 61.

Chrysoclista aurifront. in den Zweigen von Weissdorn, die Puppe ist im Frühling zu suchen. Intell. X. p. 68.

Coleoph. murinipenn. Ob nicht eine davon versehiedene Art an Juncus lebt? Intell. X. pag. 71.

Forel. Note sur la Pyrale etc. de la vigne. Ann. de la Soc. Linn. de Lyon. pag. 173, mit ill. Tafel. Die Natur- geschichte der Conchylisroserana Frhl. welche dem Wein- bau in Frankreich und Deutschland bedeutenden Schaden zufügt. Doppelte Generation; im Mai kann man die Eier finden; wenn sich die Blüthen entwickeln, bewohnt jedes Räupchen eine ein- zelne Blume, deren einige es durch Fäden verbindet und die Fructificationsorgane zerstört. Während des sechswöchentlichen Raupenzustandes treibt es seine Zerstörungen in immer grösserem Massstabe, welche sich sogar auf Einbohren in den Stamm des Träubchens ausdehnen, so dass dasselbe im Ganzen abstirbt, oder bei frühzeitiger Entwicklung der kleinen Beeren selbst diese schon von der ersten Generation angegriffen werden. Ende Juni oder Anfang Juli bildet sich die Raupe ein loses Gocon zwischen den Träubchen, zwischen Blättern oder an dem Stamm des Sto- ckes; der Vogel entwickelt sich nach 1% 18 Tagen und fliegt nur spät Abends und früh Morgens; man findet ihn öfters begat- tet, Ende Juli und Anfangs August kann man schon wieder Eier in den Trauben und auf den Beeren selbst sehen. Letztere boh- - ren sie an und schliefen hinein; man erkennt diess an schwarz- blauen, harten Stellen. Die Raupe frisst sich immer tiefer in die Beere und greift auch die Kerne an; sie geht von einer Beere zur andern und drei bis vier Raupen können eine ganze Traube faulen oder vertrocknen machen. Man erkennt die Anwesenheit der Raupe leicht an dem schwärzlichen Fleck der Beere, in des- sen Mitte das Loch sitzt, an den um letzteres befindlichen Ex-

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crementen, an den gangartigen Gespinnsten und Seidenfäden zwi- schen den Beeren. Die’ Beeren können im Inneren schon bedeu- tend zerstört sein, ohne dass äusserlich mehr als der schwarze Fleck zu sehen ist. Jedoch unterscheidet sich dieses Leiden leicht von der gewöhnlichen Traubenkrankheit, dem Oidium, welches mit Zerstörung der Beere von Aussen anfängt; bei gros- sen Zerstörungen durch die Raupe mögen sich aber wohl beide Krankheitsformen mischen.

2 Ein schlimmer Umstand ist es, dass die Raupe zur Verwand- lung früher reif ist, als die Beere zur Lese, dass sie also letztere früher verlässt und zwar bei dieser zweiten Generation in die Erde oder an die Rinde des Stammes geht und so der Zerstörung durch das Pressen ausweicht.

Der Vogel entwickelt sich Ende April und Anfang Mai, ein- zelne aber in warmen Herbsten schon im October, so dass man sie während der Lese fliegen sieht. Weinberge mit wärmerem und leichtem Boden sind dem Angriffe mehr ausgesetzt, als jene mit lehmigem. ;

(Fortsetzung folgt.)

Tauschverein.

Da einige Mitglieder (u. and, 37) die eingeforderten Arten noch nicht eingesendet haben, kann der heurige Tausch noch nicht beendet werden.

Sendungen angekommen 7. 12. 16. 27. 38. 44. 47.

Correspondenz.

Sehr erwünscht wären genaue Beobachtungen über die den Herbarien schädlichen Insecten, Feststellung der Arten, nament- lich ob das am häufigsten vorkommende Thier wirklich Anobium paniceum F. ist, ob dessen Larve sich erst im zweiten Jähre zum Käfer verwandelt, ob letzterer auch im Freien gefunden wird und ob noch andere Gegenmtttel sich bewährt haben, als das fleissige Durchsehen der Herbarien.

————— [1

Verantwortlicher Redakteur ®@r. Herrich-Schäffer, in Commission bei G. J. Manz, Druck und Papier von Friedrich Pustet.

Gorrespondenz-blatt | ai | zoologisch-mineralogischen Vereines

Begenshurg.

Nr. 4, 16. Jahrgang, 1562,

Die Mineralogie in ihren neuesten Entdeckungen und Fortschritten

im Jahre 1861,

von Anton Franz Besnard, (Fortsetzung.)

Der. Wolfram von Saint-Leonhard gab Spuren von Tantal- säure;, der Kryolith solche von Unterniobsäure.

Ueber denFeldspath im geschmolzenen Zustande stellte Hayes!) Versuche an und fand, dass derselbe beim Schmelzen keine wesentliche Veränderung in seiner Zusammen- setzung erleidet.

Eine merkwürdig ähnliche Paragenesis mehrerer natronhaltigen Mineralien von verschiedenen Fund- orten, beobachtete August Breithaupt.?)

A. Zu Ditro in Siebenbürgen: am Mikroklin, Sodalit, Davyn, Nepkelin, am Astrit, Wöhlerit, Magneteisenerz und Eisenkies.

1) Poggendorff’s Annal., 1861. Bd. 113, Stk. 3. 2) Berg- u. hüttenm. Ztg., 1861. N. 31.

4

a ee

B. Brevig in Norwegen:

Mikroklin, Sodalit, Nephelin, Glimmer, Wöhlerit, Eukolith und Davyn.

GC. Miask in Sibirien: Mikroklin, Nephelin, Davyn und blauer Sodalit, schwarzer Glimmer.

D. West-Grönland: Grüner Sodalit, Mikroklin, rother Eudialith, schwarzer Arfvedsonit, Glimmer; Eudialith steht aber dem Eukolit sehr nahe; Wöhlerit.

E. Monte Somma bei Neapel: Sodalit und Davyn mit Nephelin.

F. Sedlowatoi im weissen Meere: Sodalit, Eudialyt, Arfvedsonit und Mikroklin in Vereinigung.

VII. Mineralanalysen. Neue Species.

Akanthit, aus Joachimsthal, nach Weselsky.!) Silber 87,03. Schwefel 12,97=100. Formel: AsgsS. }

Alaunstein, von Muzsai, nach Mitscherlich.?) Al 39,15.

S 36,93. Ca 049. Ba 0,19. K 10,67. H 12,57 = 100,00.

Albit, von Moriak in New-York, nach Brush.?) Kieselsäure 67,01. Thonerde 19,42. Kalkerde 0,39. Magnesia Spur. Natron 11,47. Kali 0,25. Eisenoxyd 0,95. Verlust 0,24—=99,73.

Alisonit, nach Field,®) von Chile. H,—2,5 3,0; spec. Gew. = 6,1. Kupfer 53,63. Blei 28,25. Schwefel 17,00—98,88.

Aluminit, vom Presslers-Berg bei Halle, nach Geist.’) Schwefelsäure 22,18. Thonerde 39,86. Kieselsäure 1,92. Eisenoxyd 0,40. Kalkerde 0,50. Magnesia 0,03. Wasser 34,91=100,00.

») Erdmann’s Journ., 1860. Bd. 81, H. 7.

”) Erdmann’s Journ., 1861. Bd. 83, H. 3.

>) Sillim. Amer. Journ., 1861. XXXI

*) Sillim. Amer. Journ., XXVIII, 131.

5) Ztschrft. f. d. gesammt. Naturw., XIII, p. 268.

1

Apophyllit, von Andreasberg, nach H. Stölting.!) Kie- selerde 51,73. Kalkerde 25,02. Kali 5,10. Wasser 15,73=99,58.

Arsenikalkies, von Andreasberg, nach Hahn.?) Arsenik 58,75. Antimon 0,36. Eisen 26,70. Schwefel 1,40. Kieselerde, Thonerde 0,44. Kalkerde 0,44. Magnesia 0,05. Wasser 0,19. Un-

löslicher Rückstand 10,28—99,53.

AugitartigesMineral, vonElbingerode, nach A.Streng.’) H. = 3—4; spec. Gew. 2,88. Kieselerde 48,77. Thonerde 13,21. Eisenoxyd 2,74. Eisenoxydul 12,07. Kalkerde 5,29. Mag- nesia 11,32. Kali 1,85. Natron 1,17. Wasser 2,56=99,98.

Beryll, nach Hahn.*) Kieselerde 67,964. Eisenoxyd 2,178 Beryllerde 7,477. Thonerde 23,300—100,419.

Bitterspath, nach Kützing.’) Kohlensäure 45,24. Kalk- erde 32,67. Magnesia 21.72. Kieselerde 0,10. Eisenoxyd 0,02—= 39513:

Bleiglanz, von Clausthal, nach A. Schilling.®) Blei 85,70. Schwefel 14,09—99,79.

Boraxkalk oder Tinkalzit, von der Westküste Afrika’s, nach W. Kletzinsky.’) Borsäure 36,91. Schwefelsäure 0,50. Chlor-1,33. Kalkerde 14,02. Natron 10,13. Wasser 37.40—=100,29.

Brewsterit, von Argyleshire, nach Mallet.°) Kieselsäure 54,42. Thonerde 15,25. Baryterde 6,80. Strontianerde 8,99. Kalk- erde 1,19. Wasser 13,22=99,87.

Buntkupfererz, von Lauterberg, nach Sch midt.?) Schwe- fel 28,32, Kupfer 44,25. Eisen 16,55. Gangart 10,62=99,74.

*) Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. Nr. 28. ?) Berg- und hüttenm. Zeitg., 1861. Nr. 30. 3) Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. Nr. 28. ®) Berg- und hüttenm, Ztg., 1861. Nr. 28. °) Berg- und hüttenm. Ztg. 1861.” N. 28. - °) Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. N, 30. ) Ghem. Zentralblatt, IV. S. 870.

®) Philos. Magaz., T. XVII, 218,

®) Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. N. 30.

%

4*

5%

Chabasit, bei Oberstein, nach @. Schröder.!) Wasser 22,09. Kieselerde 50,19. Thonerde 17,45. Kalk 7,13. Baryt 0,48. Strontian 0,32. Kali 0,62. Natron 2,12. Magnesia Spur 100,40.

Clayit, von Peru, nach Taylor.’) Tetraäder; H. = 2,5. Schwefel 8,22. Arsenik 9,78.. Antimon 6,54. Blei 68,51. Kupfer 7,67.

Chloritoid, von Canada, nach Brush.’) H. = 6; spec. Gew. = 5,13. Kieselsäure 26,30. Thonerde 37,10. Magnesia 3,66. Eisenoxydul 25,92. Manganoxydul 0,93. Wasser 6,10 = 100,01.

CGolumbit, von Bodenmais, nach Hermann.*) Tantalsäure 31,17. Niobige Säure 59,58. Niobsäure 9,25—=100,00.

Darwinit, ein neues Mineral, von Forbes.’) Spec. Gew. —= 869 857. H. = 3,5. Cu 88,37. As 11,63. Formel: Cu, As. it

Dolerit, von der Löwenburg, nach vom Rath.°) Speec. Gew. = 2,895. Magneteisen 1,46. Kieselsäure 52,63. Thonerde 13,53. Eisenoxydul 9,98. Kalkerde 8,44. Magnesia 6,17. Kali 1,61. Natron 4,28. Wasser 1,55—99,65.

Eisen, tellurisch-gediegenes von Gross-Kamsdorf, del K. v. Seebach.”) Eisen 76,243. Nickel 9,418. Kobalt 1,157. Mo- Iybdän 8,220. Kupfer 4,464. Silicium 0,173—=99,680,

' Eisenerz, vanadinsaures, von Baux in Frankreich, nach H. Deville,°) Krystallisirter kohlensaurer Kalk 12,7. Eisenoxyd 34,9. Thonerde 30,3. Wasser 22,1—=100,0 mit Kieselsäure; Phos- phorsäure, Titan (?) und beträchtliche Mengen von Vanadin. |

Feldspath, vonIlfeld, nach A. Streng.’) Kieselerde 53,11. Thonerde 27,27. Eisenoxydul 2,53. Kalkerde 7,47, Magnesia 0,91. Kali 1,08. Natron 5,09. Glühverlust 2,38—=99,84. Spec. Gew. = 2.6.

1) v. Leonhard’s min. Jahrb., 1860, H. 7.

?) Proceed. Acad, Nat. Sc. Philad., Nov. 1859, pag. 306. 3) Sillim. Amer. Journ., XXXI, 1861.

*) Erdmann’s Journ., 1861. Bd. 83, H. 1 u. 2.

5) Philos. Mag., T. XX, N. 135.

°) Niederrhein. Ges. für Naturk. zu Bonn, 1860. Aug. 2. ”) Ztschr. d. deut. geolog. Gesellsch., Thl. XII, S. 189.

8) Gompt. rend., XLIX, p. 210.

?) Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. Nr. 28.

53

Fournetit, von Beaujeu, nach M&ne.?) Kupfer 32,0. Blei

12,0, Schwefel 23,0. Eisen 3,0. Arsenik 8,0. Antimon 22,0. 3Cu,S Folie »P? Se I Fe As.

Gamsigradit, ein neuer Amphibol, von Gamsigradit in Serbien, nach A. Breithaupt.?) Krystalle. H.=[7; spec. Gew. —= 3,119. Kieselsäure 46,58. Thonerde 13,63. Eisenoxydul 12,29. Manganoxydul 6,00. Magnesia 8,44. Kalkerde 8,83. Natron 3,17, Kali 1,00=99,94.

Glaserit, von den Chincha-Inseln im Stillen Ozean, nach Taylor.°) H. = 2,0. Schwefelsäure 48,40. Ammoniak 5,37. Kali 43,45. Natron 1,68=98,90.

Glaserz, aus Freiberg, nach P. Weselsky.) Silber 87,09. Schwefel 12,75. Formel: AgS8.

Glauberit, von Varengeville bei Nancy, nach Pisani.’) Schwefelsaures Natron 50,50. Schwefels. Kalkerde 48,78. Eisen-

schüssiger Thon 0,68. Formel: Na-S + Ca S.

Glossecolit, zu Dade, Georgia, V. St., nach Pisani.s) Kieselsäure 40,4. Thonerde 37,8. Talkerde 0,5. Wasser 21,8 100,00,

Graukupfer, eine neue Art, von Val Godemar, nach Ch. Mene.’) Kupfer 0.308. Blei 0,115. Schwefel 0,217. Eisen 0,045. Arsenik 0,100. Antimon 0,215=1,000.

Gyps, von Osterode, nach Hampe.‘) Schwefelsäure 46,61. Kalkerde 32,44. Eisenoxyd und Thonerde 0,15. Wasser 20,74— 99,94.

‘) Compt. rend., LII, p. 310.

?) Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. Nro. 6.

3) Proceed. Acad. Nat. Sc. Philad., 1859. Nov. p. 309. ”) Erdmann’s Journ., 1860. Bd. S1, H. 7.

°) Gompt. rend., 1860. T. LI, p. 731 732,

°) Gompt. rend., T. LII, p. 310.

) Compt. rend., 1861. LU.

*) Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. N. 28.

4

Hjelmit, von Fahlun, nach Nordenskyöld!). Ta O, 62,42. St O0, mit Wo O, 6,56. Cu O 0,10. Ca O 4.26. Ytt O 5,19. Ce 0, La 0, Di O 1,07. Ur O 4,87. Fe O 8,06. Mn O0 13,32. Mg O0 0,26. H O0 3,26—=99,27.

Hörnesit, ein neues Mineral, aus dem Banat, nach Kenngott.’) H. = 1,0; spec. Gew. = 2,474. Arsenigsäure 46,33. Magnesia 25,54. Wasser 29,07. Formel: 3 Mg O. As 0, +8H0.

IHydrophan (?), von Theben, nach Tschermak.®) H. = d.; spec. Gew. 2,11. Kieselsäure 85,8. Wasser 9,4. Magne- sia 4,9—100,1.

Kali-Feldspath, von Altsattl unweit Ellbogen in Böhmen, nach Gzjzek.*) Kieselsäure 64,35. _ Thonerde 18,55. Eisenoxyd 0,30. Kalk 0,07, Magnesia und Manganoxydul Spuren. Kali 14,71. Wasser 1,48=99,46.

Kalk-Eisengranat, von Dobschau, nach G. Tscher- mak.°) Krystalle; spec. Gew. = 3,72. Kieselsäure 36,5. Eisen- oxyd 27,6. Thonerde 3,0. Kalkerde 30,7. Magnesia 2,2—100,00. Formel: Fe Ga, 0, (Si 0,) ;.

Kieselmangan, von Elbingerode, nach Hahn.) Kieselerde 44,86. Manganoxydul 42,98. Kalkerde 3,06. Magnesia 6,15. Eisenoxydul 1,52. Thonerde 0,74. Schwefeleisen 0.40. Wasser 0.94—100,68. Br

Kieselzinkerz, aus Spanien, nach R. Bleeser.’) Kie- selerde 24,05. Zinkoxyd 75,20. Wasser 0,66=99,91.

Kieselzinkerz, vom Altenberge, nach Firnhaber.®) Kieselerde 24,12. Thonerde 3,17. Eisenoxyd 6,72. Kalkerde

ı) v. Leonhard’s mineral. Jahrb., 1860. H. 7.

°) Jahrb. der geol. Reichs-Anst., Bd. XI, S. 10.

>) Wien. Akad. Sitzgsber., Math.-phys. Kl., 1361, Bd. 43. H. 3, Abthg. I.

*) Erdmann’s Journ.: 1861. Bd. 83, H. 5 und 6. 4

5) Sitzgsber. d. k. k. Akad. zu Wien; math.-naturw. Klasse, 1861. Bd. XLII, N. 27.

6) Berg- u. hüttenm. Ztg., 1861. N. 28

”) Berg- u. hüttenm. Ztg., 1861. N. 28.

®) Berg - und hüttenm. Ztg., 1861. Nro. 28.

3,37. Magnesia 0,54, Zinkoxyd 60,34. Wasser 0,93. Kohlen- säure 1,36=-100,55.

Kieserit, von Stassfurt, nach Siewert und Leopold.') Mg 0 28,78. S 0, 57,78. 40 14,13=100,69. Formel: (05;-+ M0O)+H0.

Killinit, von Dalkay und Killiney bei Dublin, nach Gal- braith.?) Spec. Gew. 2,68. Kieselerde 50,11. Thonerde 29,37. Eisenoxydul 2,23. Kalkerde 0,34. Magnesia 1,03. Kali 6,71. Natron 0,60, Wasser 8.03=98,42.

Kohle, diesogenannie Bentheimer, nach A.Stromeyer.?) Spec. Gew. = 1,07; H. = 2,5. Kohlenstoff 86,685. Wasserstoff 9,303. Stickstoff 0,659. Sauerstoff 2,821. Asche 0,532.

Kupferkies, von Clausthal, nach Stölting.’) Kupfer 30,10. Eisen 31,96. Schwefel 35,54. Quarz 3,23=100,83.

Kupfernickel, von Andreasberg, nach Hahn.) Nickel 23,75. Kobalt 10,81. Arsenik 50,94. Schwefel 5,69. Eisen 0,83. Unlöslicher Rückstand 8,80=100,82.

Labrador, von Rübeland, nach A. Streng.) Kieselerde 49,71. Thonerde 30,22. Eisenoxydul 2,08. Kalkerde 13,57. Mag- nesia 0,07. Kali 2,55. Natron 2,38. Wasser 0,24—=100,82. Spec. Gew. = 2,76.

Labrador, von Elbingerode, nach A. Streng.) Kiesel- erde 51,11. Thonerde 30,90. Eisonoxydul 2,03. Kalkerde 12,71. Magnesia 0,52. Kali 0,84. Natron 2,80. Wasser 0,67=101,58. Spec. Gew. —= 2,73.

Linarit, vom Ural, nach v. Kobell.?) Schwefelsaures Bleioxyd 76,41. Kupferoxyd 17,43. Wasser und eine Spur von Chlor 6,16=100,00. -

u

'!) Zeitschr. f. ges. Naturw., 1860, Bd. XVII.

2) Berg- u. hüttenm. Ztg., 1861. N. 8.

3) X. Jahresber. d. naturh. Ges. zu Hannover, 1860..S. 338. 4) Berg- u. hüttenm. Ztg., 1861. N. 30.

5) Berg- u. hüttenm. Ztg., 1861. N. 30.

6) Berg- u, hüttenm. Ztg., 1861. N. 28.

”) Berg- u. hüttenm. Ztg. 1861. N, 28.

8) Erdmann’s Journ., 1861. Bd. 83, H. 3.

——

Löwigit, von Tolfa, nach Mitscherlich.) K 7,28. A} 26,29. S 27,63. H 12,04. Kieselsäure und organ. Substanz

Magneteisensand, titanhaltiger von Neu-Seeland, nach Nöggerath.’) - Eisenoxydul 27,53. Eisenoxyd 66.12, Titan- säure 6,17—=99,82,

Millerit, Haar- oder Nickelkies, von Dortmund, nach von derMarck.?) Rhomboedrisch; Nickel 53,32. Eisen 3, 80. Schwefel 33,86. Kohlens. Kalkerde 4,40. Gebirgsart 4,62—=100,00.

Natron-Kalk-Borat,°’) von Peru, (Tinkalzit, Hayesin). Wasser 34,00. Natron 11,95. Kalk 14,45. Borsäure 34,71. Chior 1,34. Schwefelsäure 1,10. Kieselsäure 0,60. Sand 2,00—=100,15. Formel: (Na 0, 2 BO, + 10 HO) + 2 (Ca O0, BO, + 2 HO) + 2 H0.

Nauckit®), ein neues Mineral. Im Innern einer mit Pech ausgegossenen, im Moorboden bei Grefeld aufgefundenen sil- bernen Phalera entdeckte Dr. Nauck glänzende, prismatisch ausgebildete Krystalle, deren chemische Zusammensetzung ein Kohlenwasserstoff bildet, und für welche vom Rath den Namen Nauckit vorschlägt.

Nickelerz, von Dillenburg, nach Gasselm ann.‘) Kupfer 27,76. Eisen 29,44. Nickel 7,77. Schwefel 35,03.

Fe %

Formel: (Gu,-S + Fe, S;) + Rey ud 5

2) Erdmann’s Journ., 1861. Bd. 83, H. 3.

2) Niederrhein. Ges. f. Natur u. Heilkunde, 5. Juni 1861. 3) v. Leonhard’s min. Jahrb., 1861. H. 6.

%) Erdmann’s Journ., 1861. Bd. 83, H. 3.

>) Berggeist, 1860. N, 61.

°) Dingler’s polytechn. Journ., 1860. Oktbrhft., S. 30.

“=

(Fortsetzung folgt.)

5%

Entomologische Literatur

des Jahres 1861. (Fortsetzung von pag. 48.)

Ueber die Möglichkeit diesem schädlichen Thiere entgegen- zuarbeiten, sagt der-Verfasser gar nichts, wahrscheinlich aus dem wohlweislichen Grunde, weil er alle Versuche als fruchtlos aner- kennt; was sie auch gegenüber so kleinen und zahllosen Feinden sind.

Uebrigens möchte ich die Leser dieses Blattes, besonders die unseres engeren bayerischen Vaterlandes bitten, ihre Auf- merksamkeit diesem Thierchen zuzuwenden. Ich gebe hier die merkwürdige Thatsache, dass ich selbes in der Umgegend von Regensburg, wo doch viele hundert Tagwerke mit Reben bepflanzt sind, in den 40 Jahren meiner entomologischen Thätigkeit noch nicht entdecken konnte, und dass ich selbes weder in Würzburg noch in Heidelberg, an welchen Orten ich je ein Jahr zubrachte, bemerkte, was freilich nichts entscheidet, weil ich damals ‚mich noch wenig um Microlepidopteren kümmerte. Dagegen sah ich es am Bodensee und im südlichen Frankreich häufig; in Oester- reich scheint es nicht sehr schädlich zu sein.

b. Exoten.

Felder Diagnosen neuer Zepidopteren aus dem indischen Archipel. 101 Arten; darunter 15 neue Gattungen. Sitzungsber. d. kgl. Akad. der Wissenschaft. in Wien. pag. 23.

Neue Schmetterl. auf den Philippinen v. Semper gesammelt. v. Felder. Wien. Monatsh. pag. 297. 23 Tagfalter, 2 Nachtfalter.

Lepidopteren aus Golambien v. Felder. 50 Tagfalter: Wien. Monatsh. pag. 72.

Schmetterlinge aus dem Orangefreistaat (Südafrika) von Tollin. 41 Namen mit kurzen Notizen.

Kleinasiat. Schmetterl. v. Kindermann gesammelt. v. Lederer Wiener Monatsh. pag. 144.

Schmetterl. um Amasia v. Mann gesammelt. v. Lederer. Wien. Monatsh. pag. 155. 183.

38

Fünf Arten der Gattung Morpho von Deyrolle Ann. Soc, Ent. 1860. pag. 206 214.

Radde und Maak Beschreib. neuer ZLepidopteren aus Ost- Sibirien u. d. Amurland. Bull. Petersb, III. 64 Arten.

Helcyra chionippe. Ein neues Zepidopteron v. Felder. Act. Leopold.

6. Allgemeines.

Räthsel. Unter dieser Rubrik bringt Hr. Stainton im Annual jährlich mehrere zu lösende Aufgaben. Deren Zahl war bisher 90, von welchen nur 22 noch nicht gelöst sind; neue sind 6 gegeben, z. B. ein Räupchen im August in den Schalen von Cytisus nigricans; ein Räupchen im Herbst in den Blättern der Arnica montana.

Bericht über den Fortgang der Naturgeschichte der Tineinen von Stainton, wovon der sechste Band erschienen ist, welcher die vollständige Naturgeschichte von 24 Depressarien enthält. Der fünfte soll 12 Nepticulen und 12 Bucculatrix bringen.

Im Jahre 1861 wurden vom Verfass. 53 Zineenraupen be- schrieben und 46 abgebildet; die meisten neuen Entdeckungen lieferte Hofmann, (Vater und Söhne) in Regensburg, welcher überhaupt seit dem Beginne des Werkes von 30 Arten die bis- her unbekannt gewesene Naturgeschichte geliefert haben. Es ist erfreulich, dass unter den fünf Entomologen, welche die meisten Entdeckungen gemacht haben, 4 Deutsche sind.

Zurichtung der Microlepidop, v. Rössler. Wien. Monats. p. 70.

Ueber die Krankheit des Seidenspinners v. Chavannes Berl. Entomol. Zeit. pag. 175.

Ueber jungfräuliche Zeugung bei Schmetterlingen von Kefer- stein. Entomol, Zeit. pag. 438.

Lebensfähigkeit des befruchteten Gossus-Eies im Leib der todten Mutter von Glaser.

Ueber die Bedeutung der Malerei auf den Schmetterlings- flügeln von Rössler. Wien, Monats. pag. 163.

Gefahren von nächtlichen Excursionen (humoristisch). Intell. pag. 38.

59

Ueber Raupenzucht aus Eyern. Intell. IX. p. 164. X. 46. Interessante Bemerkungen über die Mittel, die Paarung zu Stande zu bringen, die Tageszeit und Dauer derselben, über die Frage ob die Befruchtung während des Actes oder erst während des Eierlegens geschehe (letzteres das Wahrscheinlichere), über Polygamie u. s. w.

Ueberwinternde Tagschmetterlinge Englands. Intell. X. p. 72: 12 Arten; 50 als Raupe, 26 als Puppe.

Die Beachtung der Eier der Schmetterlinge wird manchen guten Wink für die Classification geben. Logan Intell. p. 153.

CGoleophoren-Raupen kommen im geheizten Zimmer schon im Januar aus und auch nicht sparsamer als wenn sie kalt über- wintert werden. Intell, pag. 172.

Drei Nepticulen leben an Agrimonia eupatorium: agrimo: niella, aeneofasc. nnd aurella. Nept. bistrimaculella von Heyden an Birke,

Ueber den in England sehr oft angewendeten Schmetterlings- fang an mit Zuckersaft bestrichenen Baumstämmen. Intellig. pag. 2. 178 etc.

Berichte über den Fang in einzelnen Gegenden Englands finden sich fast in jeder Numer des Intelligencer, freilich mei- stens nur über die ganz gewöhnlichen Arten.

Interessanter sind die Nachrichten derselben Wochenschrift über die Naturgeschiehte vieler Arten, z. B. über Cossus ligni- perda an 8 verschiedenen Stellen, Gelechia cauliginella, mehrere Gracilarien, Ornix fagivora, pfaffenzellerella, scutulatella etc.

Eine angeblich neue in England einigemale lebend gefangene Noctuine erwies sich später als Pandesma opassina. Aus Ostindien, wahrscheinlich in Schiffen eingeführt.

Ob Acentropus zu den ZLepidopteren gehöre wird von Herrn M’Lachlon bezweifelt. Intell. pag. 132., von Wesswood noch hehauptet. pag. 148 und 156,

(Fortsetzung folgt.)

nn

Revision der Lepidopteren (Fortsetzung von pag. 30):

Die Grenze von Zymenitis ist nur künstlich und beruht nur

auf dem sehr unwesentlichen Stande des Astes 5 .der Hfl im Glasgrunde und dem weiteren Vorragen der Mz auf Ast 4, wäh- end sie auf den Aesten 5 7 langsam zurücktritt. |

I. Bei der Mehrzahl der Arten und jenen Gruppen, welche ich

A.

voran stelle, bildet die Mz auf Ast 4eine spitz- oder wenig- stens rechtwinkelige Ecke.

Zuerst entfernen sich G und SG schon von ihrem Ursprunge

an von einander.

a Ast 6 und 7 entfernt Fig. 10. «. b. c. e. Diese Fi- guren erscheinen mit der nächsten Fortsetzung.

b -— auf deutlichem Stiel.

GC -— durch einen einzigen repräsentirt.

Eine eigenthümliche Erscheinung bei manchen Weibern ist die der SC bis über die Mitte hinaus gleich laufende, ihr sehr genäherte G, welche plötzlich von ihr sich ab- wendet, und an dieser Stelle durch einen Querast mit ihr verbunden ist. Fig. 10. d. Bei dieser Form kommt 6. 7. manchmal gestielt, meist sehr 'nah-, selten entfernt ent- springend vor, bei huwlda ist 6 gegabelt, und 7 noch eigens vorhanden.

Bei den Männern zu diesen Arten entfernt sich GC und SC in der Mitte etwas bauchig von einander, und ihr Zwischenraum ist etwas erhöht, ein Uebergang zu der später an dieser Stelle stattfindenden blasigen Erhöhung.

Die glasflügeligen Arten gehen hier ohne Grenze in die mehr orangefarbigen grossen über, welche ihrerseits wie- der in jene gleichgefärbten Arten übergehen, deren C und SC vom Ursprunge an divergiren.

Zuletzt ist bei den Männern G und SC eine Strecke weit fest verschmolzen; vor der Flügelmitte tritt aber die C plötzlich ab und schliesst mit der Sc ein blasiges Oval ein, hinter welchem sie bisweilen wieder mit der SC durch einen Querast verbunden ist, oft aber auch fast verlischt.

61

Bei den Weibern ist die QR zwischen 4 und 5 gebro- chen, 6 und 7 auf 1 Punkt, G und SG divergirend

Il. Jene Arten, bei welchen die MZ auf 4 stumpfwinkelig ist, machen einen Uebergang zu Sais, ich kenne nur zwei Männer, bei diesen ist die QR zwischen 4 und 5 gebrochen, bei den Weibern aber, deren ich 8 kenne zwischen 5 und 6, oder auf 5. Fig. 10 f.

Isar

Die MZ tritt auf Ast 6 und 7 entschieden am weitesten vor, beim Manne wegen Entfernung der Aeste 6 und 7 gestutzt, beim Weibe, weil 6 und 7 auf einem Punkte entspringen, spitz. Die MZ ist nie getheilt, keine QR eingeknickt.

12. Olyras. 13. Thyridia,

Nun kommen noch 2 Gattungen, deren MZ erst zwischen Ast 4 und 5, denn zwischen 5 und 6 gestutzt vortritt, zwischen 4 und 5 scharf eingebrochen ist. Die C divergirt von der SC und nähert sich ihr erst vor dem Ende des VR beim Manne wieder etwas.

Die Hfl zeigen in beiden Gattungen keinen Unterschied im Rippenverlaufe, auf den Vfl ist die MZ bei Olyras zwischen Ast 4 und 5, bei Z’hyridia zwischen 5 und 6 eingeknickt. Die Vor- derbeine des Mannes von erster Gattung haben an der Stelle von Schiene und Tarsus ein langes Oval, !/, so lang als der Schenkel, letztere ein weisses viel kürzeres, dickeres, am Ende hackenförmig eingebogenes Knöpfchen. Die Fühler von 7’hyridia sind deutlicher geknöpft. Bei den Weibern beider Gattungen reicht die GC wenig über die Mitte des VR.

14. Mechaniitis.

Den von dem Typus abweichendsten Rippenverlauf der Hil zeigt Mechanttis. Während bei Heliconia die Geschlechter kei- nen Unterschied zeigen, entspringt bei den Weibern von Mechanitis Ast 8 der Hfl aus der SC und nähert sich der Ursprung der Aeste5dbis Timmer mehr dem Saume, wenigstens entspringt Ast 5 immer näher dem Saume als 4, wenn auch 6 und 7 wieder ein klein wenig zurücktreten. Ast 8

geht beim Weibe nur bis zur Mitte des VR, beim Manne bis zu dessen Ende. Die QR ist zwischen Ast 5 und 6 scharf eingeknickt.

15. Oleria -

dürfte hinsichtlich der Flügelrippen keine wesentlichen Unter- schiede darbieten; beim Weibe entspringt nur 6 und 7 der Hfl auf gemeinschaftlichem Punkte oder Stiel, beim Manne aber Ast 7 viel weiter wurzelwärts als 6, und 8 erreicht bei weitem nicht das Ende des VR. Die QR ist zwischen Ast 5 und 6 gar nicht oder nicht so scharf eingeknickt.

(Fortsetzung folgt.)

Verzeichniss der im Jahre 1862

für die Bibliothek eingegangenen Bücher und Schriften.

6. Dr. H. B. Geinitz: Ueber den Riesenhirsch des Dresdner Museums. (Geschenk des Hrn. Verfassers).

7. Von demselben: Zur Fauna des Rothliegenden und Zechsteins.

8. Sitzungsberichte der kgl. bayr. Akademie der Wissensch. zu München. 1861. I. 1.2.

9. Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel IM. Theil. 1. und 2. Heft. 1861.

10. Bulletin de la societe des sciences naturelles sa Neu- chatel. T. YV. cahier. 1861.

11. C. Fuchs: Beobachtungen Nebensonnen. (Separatabdruck).

12. V. M. Gredler: Beitrag zur Dipterenfauna Tyrols.

13. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1861 und 1862. XII. Bd. 1. Jänner December 1861,

14. Gümbel W.: Geognostische Beschreibung von Bayern I. Fortsetzung. 3 s

15. Verzeichniss der Mineralien im herzoglichen Naturalien- cabinet zu Goburg. 1861.

16. Dessgleichen der Vögel.

17. Fuss C.: Beiträge zur siebenbürgischen Käferfauna. Separatabzug.

63

18. Zerslagen en Mededeelingen der koninklijke dcademie te Amsterdam. Aft. Natuurkunde. XI. XII, Deel. 1861.

19. Derselben: Jaarbock voor 1860.

20. Harting P. Discription des quelg. fragments de deux Cephalopodes gigantesques (Publ. pr. Acad. d Amsterdam).

21. Bydragen tot de Dierkunde. Dig. door het genoot- schap „natura artis magistra‘‘ te Amsterdam, KEerste vyftde, zesde et achtste Aflevering 1848 59. 7 Hefte.

(Fortsetzung folgt.)

Tauschverein.

Nachdem nun alle eingeforderten Arten eingesendet sind, wird in nächster Zeit die Versendung beginnen, welche nur durch die von einigen Mitgliedern beigesteckten Determinanda noch verzögert wird. Jene Theilnehmer, von welchen nichts abverlangt wurde, sind von der Erlegung der treffenden 15 Sgl. dispensirt, der Nro, 5 wird der schon geleistete Beitrag für näch- stes Jahr gutgeschrieben.

Nur von 6 Mitgliedern konnten Arten abverlangt werden, weil von den angebotenen gewöhnlichen Macros gar nichts begehrt worden ist; nur von Micros sind brauchbare Arten an-

geboten und manches verlangt worden. H- S.

Correspondenz.

15. Begehrt ist von Ihren Arten nichts, die verlangten folgen demnächst.

45. Die Exoten sind gut angekommen; mit Hemipteris bitte ich um einige Geduld.

50. Von Ihren Desid. werde ich fast nur Geometrinen sen- den können und hoffe diess binnen 14 Tagen su bewerkstelligen,

52. Die Sendung für das Br. M. ist in Arbeit, ich werde noch um Angabe der Adresse bitten. Lithocoll. bremiella und strigulatella schliefen in Menge. Die CGocons von Micropteryx

64

sparmann., welche ich bis jetzt öffnete, enthalten alle vertrock- nete Raupen, keine die so merkwürdige Puppe.

58. Ein specielles Verzeichniss der Exotischen Lepido- pteren existirt nicht, doch sind alle bekannten Arten der Tagfalter in Hewitson, Doubleday und Westwood Genera of Diurnal Lepid., dann die übrigen bis an das Ende der Pyralidinen in der Zist of the Specimens of Lepid. Ins. in the Collection of the British Museum (bis jetzt 23 Oktavbändchen ) aufgezählt und in letzterer zahllose neue Arten beschrieben. Wenn ich Exoten bestimmen soll, so muss ich sie noch vor Beginn der Saison abfertigen; mit kleinen Sendungen von nur einigen Dutzend Atten fange ich aber nicht gerne an.

Der Text des dritten Heftes meiner neuen Schmetter- linge ist falsch paginirt, indem pag. 21 24 vom Setzer aus- gelassen wurde. Die richtig aufeinander folgende Numerirung der Arten zeigt, dass hier nichts fehlt.

H-8.

Bereits in Nr. 16 meines Correspondenzblattes für Sammler etc. vom 16. April 1861 habe ich pag. 126 erklärt, dass ich „nie auf Ausfälle von Herrn Lederer antworten werde.“ Ich ‚wiederhole diess hier für diejenigen, welche es vielleicht über- sehen haben und sich über mein Schweigen wundern, hoffe aber, dass Herr Lederer sich in den humoristischen Herzensergiess- ungen, welche sein Blatt zieren, um so weniger werde irre machen lassen, als er es mit einem, durch obige Erklärung seit fast einem Jahre mundtodten Gegner zu thun hat.

_H=-8,

Verantwortlicher Redakteur Dr. Herrich-Schäffer, in Commission bei G. J. Manz, Druck und Papier von Friedrich Pustet.

Correspondenz-Blatt

des

„oologisch-mineralogischen Vereines

Begenshurg. Nr. 9. 16. Jahrgang. 1562.

Die Mineralogie in ihren neuesten Entdeckungen und Fortschritten

im Jahre 1861,

von Anton Franz Besnard, (Schluss.)

Orthoklas.a) von Lauterberg, nach August Streng.) Kie- selerde 61,75. Thonerde 19,62. Eisenoxydul 1,21. Kalkerde 0,88. Magnesia 0,45. Kali 12,82. Natron 0,00. Wasser 1,12= 97,85. Spec. Gew. = 2,46.

b) Von Holzemmenthal: Kieselerde 61,80. Thonerde 19.28. Eisenoxydul 2,02. Kalkerde 2,19. Magnesia 0,01. Kali 12,18. Natron 0,68. Wasser 0,25. Kohlensäure 1,69=100,10. Spec. Gew. = 2,56.

c) Von Elbingerode: Kieselerde 51,83. Thonerde 16,92. Eisen- oxydul 0,77. Kalkerde 10,09. Magnesia 0,41. Kali 5,70. Natron 3,65. Glühverlust 8,01=98,30. Spec. Gew. = 2,63.

Berg- u. hüttenm. Ztg., 1861. N. 28.

Pektolith, nach J. D. Whitney.) Si 54,22. Ca 33,73. Na 9,33. H 2,74. Formel: Na, Si, +4 Ca, Si, +3 H.

Pektolith, von Wermeland in Schweden, nach Igelström.?) Kieselsäure 52,24. Kalkerde 33,83. Kali und Natron 8,48. Eisen- und Mangan-Oxydul 1,75. Wasser 3,70. Formel: Na O0 2 Si 0, +4(Ca0 SO) +H0. »

Pinit, von Elbingerode, nach A. Streng.) H. = 2-3; spec. Gew. = 2,62. Kieselerde.47,51. Thonerde 31,17. Eisen- oxydul 1,85. Kalkerde 1,24. Magnesia 1,55. Kali a Natron 0,15. Glühverlust 9,02=99,72.

Pinitoid, vom Auerberge, nach A. Streng*) Kieselerde 50,95. Thonerde 30,62. Eisenoxydul 2,48. Kalkerde 0,35. Magnesia 0,35. Kali 9,74. Natron 0,12. Wasser 5,25—=99,86. Spec. Gew. 2,75.

Porcellanerde, von Giesshübl bei Karisbad in Böhmen, nach Czjzek.’) Kieselsäure 47,50. Eisenoxyd 2,51. Thonerde 37,99. Kohlens. Kalk 9,32, Kohlens. Magnesia Spur. Kali 0,90. Wasser und Verlust 10,73=100,00.

Prehnit, aus Tyrol, nach P. Kützing.‘) Kieselerde 44.49, Thonerde 24,09. Kalkerde 26,41. Eisenoxyd 0,92. Wasser 4,26= 100,10. Pyrosmalith, von Philipstedt, nach I. Lang.’) Spec.

Gew. = 3,174; H. = 4,5. Prismen. Si 35,59. Fe 30,97. Mn 21,25. Äl 0,24. Ca 0,67. CI 3,72. Formel: 3 Re Cl +4 eh r2R in t6M.

Rösslerit, einneues Mineral, zu Bieber, nach R. Blum.®)

H. = 2-3. Magnesia 13,80. Arsensäurc 39, 65. Wasser 46,55 —=100,00.

#

1) Sillim. Amer. Journ., XXIX, Nro. 86.

?) v. Leonhard’s min. Jahrb., 1861. H. 4.

») Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. Nr. 28.

%, Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. Nr. 28.

°) Erdmann’'s Journ., 1861. Bd. 83, H. 5 u. 6.

6) Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. Nr. 28.

”) Erdmann’s Jonr., 1861. Bd. 83, H. 7,

5) Jahresber. d. Wetterauer Gesellsch., 1861. $. 32,

S

67

Sandsteine, nach H. Rosshirt.)

a) von Buchleiten. b) von Marterberg.

Kieselerde 67,58 69,35 Eisenoxyd . 2,34 5.06 Thonerde 4,04 4,66 Kalkerde 12,97 . 6,76 Bittererde j 0,61 1,26 Kohlensäure 10,85 5.30 - Wasser 1,50. 3,03.

Schillerspath, bei llfeld, nach A. Streng.?) Spec. Gew. = 2,5. H. = 3—4. Kieselerde 39,44. Thonerde 8,61. Eisenoxydul 5,90. Kupferoxyd 0,28. Manganoxydul 0,21. Kalkerde 3,62. Magne-

sia 27,33. Kali 0,47. Natron 0,69, Wasser 12,45—99,00.

Silber- und Golderz, von Utah, nach B. Kert.®) Gold 0,1647. Silber 8,7740. Blei 7,0000. Kupfer 2,5000.

Staurolith, nach C. Ramelsberg,*) von:

], II. II, IV.

Ä Lichtfield. Massachusets Gotthardt. Franconia. Spec.Gew.= 3,622. 3,722. 3,744. 3,764. Kieselsäure 36,62 28,86 29,60 35,36 Thonerde 42,92 19,19 48,53 48,67 Eisenoxyd 1,85 3,20 4,25 2,27 Eisenoxydul 12.80 13,32 11,50 13,05 Manganoxydul 0,70 1,28 0,96 Spur Magnesia 2,93 2,24 3,12 2319 Glühverlust 1,00 0,43 0,76 . 0,27

98,82. 98,82. 98,72. 101,81.

1) Annal. der Chem., 1861. Bd. 118, H. 2.

*) Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. Nr. 28.

3) Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. Nr. 41.

*) Poggendorff’s Annal., 1861. Bd. 113, Stk, 4; und Ber. d. k. preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin, 1861. März.

5%

V. VI. v2. vın. | Goldenstein. Lisbon. Bretagne. Pitkäranta.

Spec. Gew.= 3,654. 3,413. 3,527. 3,265. Kieselsäure 35,15 49,10 50,75 51,32 Thonerde 44,02 37,70 34,86 34,30 Eisenoxyd 0,88 _— _— al Eisenoxydul 12,16 10,69 2,86 11,01 Manganoxydul 1,41 Spur 10,45 0,42 Magnesia 3,06 1,64 1,80 2,32 Glühverlust 1,27 0,68 0,38 0,59 97,95. 99,81. 101,10. 99,96.

Formel: RS Si +6 RB Si, oder 2 Si +9 Al Si

Stilpnomelan, aus Schweden, von Igelström.') Kie- selsäure 45,61. Thonerde 5,00. Magnesia 3,00. Eisenoxydul 37,70. Wasser 9,14. Formel: 12 (R 0.Si 0,) + Al, 0. SIQ,-+ 13H 0:

Texalith, ein neues Mineral, von-Texas in Pennsylva- nien; nach R. Hermann.?) Ein monoklinoedrisches Magnesia- hydrat; H. 2; spec. Gew. = 2,36. Talkerde 68,87. Mangan-

oxydul 0,80. Wasser 30,33=100,00. Formel: Mg 4; dimorph mit dem hexagonalen Brucite.

Titaneisen, von Canada, nach St. Hunt.) Spec. Gew. 4,5666. Titansäure 48,60. Eisenoxydul 37,06. Eisenoxyd 10,42. Magnesia 3,60=99,68.

Tritomit, von Brevig, nach P. Möller.) Spec, Gew. = 4,26. Si O, 15,33. Sn 0, 0,74. Ta 0, + Zr 0, 3,63. Ce 0, 4,48, Mn, O0, 0,49. Fe, 0, 2,27. Al, 0, 1,61. Ce 0 10,66, La 0 + Di O 44,05. YO 0,42. Ca O 6,41. Ba 0 0,19, Sr O 0,71. Mg O 0,16. KO 2,10. Na O0 0,556. HO 5,63 = 99,49.

Formel: BR Si, +3 R, Si + 6 ag.

:) v. Leonhard’s mineral. Jahrb., 1861. H. 4. ?) Erdmann’s Journ., Pl iR 82, H. 6.

3) Chem. News., Vol. I,

®) Annal. der Chem., 186 Ba 120, H. 2.

Uranophan, von Kupferberg, nach Websky.!) Wasser 14,11. Kieselerde 15,81. Thonerde 5,65. Uranoxyd 49,84. Kalk- erde 4,69. Bittererde 1,35. Kalil,741. Phosphorsäure 0,12. Molyb- dänsäure ? - Wismuth 1,73. Antimon 1,46. Tellur 0,43. Blei 0,29. Kupfer 0,21. Silber 0,11. Schwefel 1,66=99,74.

Wollastonit, von Auerbach, nach W. Hampe.’) Kie- selerde 52,01. Kalkerde 46,74. Eisenoxyd 0,93. Thonerde 1,87 —=101,55.

Würfelnickel, von Schladming in Obersteiermark, nach P. Weselsky.?). Kupfer 1,91. Arsen 0,70. Eisen 1,92. Nickel 86,67. Kobalt 7,40. Kieselsäure 1,03. Mangan, Kohle und Ver- lust 0,37=100,00.

IX. Astropetrologie, a) Literatur,

. Buchner, ©.: Meteorsteinfall zu Wedde, Prov. Groningen, Holland, am 8. Juli 1852. Eine quantitative Analyse steht in Aussicht. (Poggendorff’s Annal., 1861. Bd. 112, SEI) ,.:;

Buchner, Otto: UeberneuereMeteorsteinfälle.?) Davon ereignete sich einer zu Ganellas bei Villa Nueva in Catalonien, 7 Meilen von Barcelona am 14. Mai 1861 um 1), Uhr Nachmittags. Ein noch zweifelhafter Fall fand am 9. Juni 1860 in der Gegend von Raphoe, County Donegal in Irland statt, Endlich wird im „Cosmos April 26., 1861“ über einen Meteoritenufall zuTocane-St. Apre, Dordogne in Frank- reich vom 14. Februar 1861 berichtet; er befindet sich im dor- tigen Museum. |

ı) Ztschr. der deutsch. geol. Gesellsch., Bd. XI, S. 384.

2) Berg- und hüttenm. Ztg., 1861. Nr. 28.

®) Sitzgsber. d. k. k. Akad. zu Wien—Erdmann’s Journ., 1860. Bd. 81, .H. 7.

”) Poggendorff’s Annal., 1861. Bd. 113, Stk. 3.

Bunsen!) fand einen bisher in Meteoriten nicht beobachteten Bestandtheil, das Lithion, in 2 Meteoriten, in dem von Juve- nas in Frankreich, gefallen am 15. Mai 1821 und in jenem von Parnallee in Süd-Hindostan, gefallen am 28. Februar 1857.

Haidinger:?) Die Meteoritenfälle von Quenggouk bei Bassein in Pegu und Dhurmsala in Punjab.

Haidinger, M. W.:°) Ueber das von Herrn Dr. J. Auer- bach in Moskau entdeckte Meteoreisen von Tula.

Haidinger:*) 1) Der Doppelmeteor von Elmira und Long Island.

2) Der Meteorsteinfall von Parnallee bei Madura in Hinduelan.

3) Ueber die Natur Meteoriten in ihrer Zusammensetzung und Erscheinung.

Aus letzterer (3) Abhandlung gehen nachstehende leitende Sätze hervor:

1) Durch das Allmächtige „Werde“ entstand aus Nichts in dem Weltraume, wie er uns jetzt bekannt ist, Materie mit den mannigfaltigsten Eigenschaften begabt, wie wir sie jetzt zu erforschen vermögen, in den zertheiltesten Elementarzu- stande, im Status nascens.

2) Aehnlich den feuerigen Schmelzkugeln der La Place’schen Bildungstheorie, aber aus dem kosmischen Staube geballt, besteht der Weltkörper.

3) Der Druck der äussersten Schichten gegen die tiefer liegen- den, und die Pressung der ungleichartigen und der gleich- artigen Theilchen an einander steigert die Temperatur und es beginnt „die Reaction des Innern des Weltkörpers gegen seine Rinde und Oberfläche.“

!) Annal. der Chem., 1861. Bd. 120, H. 2.

2) Sitzgsber. der k. k. österr. Akad. der Wissensch., 1860. Bd. XLII, Nr. 24, v. 3. Nov.

>) Sitzgsber. derk. k. Wiener Akad.; mathem. naturw. Klasse 1861. Bd. XLII, Nr. 27 mit Abbldgn.

*) Sitzgsber, der k. k. Wiener Akad. 1861. Mathem. physik. Klasse, Bd. 43, H, 2 und 3.

%

4) Eine feste Rinde wird nämlich gebildet, während der innerste Raum noch im Fortschritt des Festwerdens ist.

5) Unterschied expansiver Spannung im Innern und Aeussern kann eine Explösion des Weltkörpers verursachen. Die Bruchstücke werden nach allen Richtungen geschleudert und durchziehen die Räume der Fixsternwelten.

6) Ein Bruchstück trifft in seiner Bahn die Atmosphäre unserer Erde.

7) Seine kosmische Geschwindigkeit trifft in ihr auf den Wider- stand, der sie hemmt.

8) Während dieser Zeit wird durch Pressung Licht und Wärme entwickelt. der Meteorit rotirt, er erhält eine Schmelzrinde.

9) Die heise Luftschichte ballt sich zu einer ‚„„Feuerkugel“ hinter dem Meteor zusammen.

10) Der Stillstand des Meteors ist das Ende seiner kosmischen Bahn.

11) Licht- und Wärmeentwiklung erlischt, das Vacuum der Feuer- kugel wird plötzlich unter gewaltiger Schallerregung erfüllt.

12) Der innere kalte Kern gleicht sich mit der Hitze der äus- seren Rinde aus.

13) Der Meteorit fällt, als der Erde angehöriger schwerer Körper zur Erde nieder, um desto wärmer, aus je besser die Wärme -leitendem Material er besteht.

Hochstetter, F. v.:*) Meteorsteinmassen zu Western Port bei Melbourne in der Kolonie Victoria, Neu-Hulland.

Kesselmeyer, A: Ueber den Ursprung der Meteorsteine. Als Ahang: O0. Buchner: Quellenverzeichniss zur Literatur der Meteoriten. Frankfurt a/M. 1861. Mit 3 Tafeln. 4. Thlr. 3 Sgr. 10.

Ausv.Reichenbach’s?) Untersuchungen über das innere Gefüge der näherenBestandtheile desMeteoreisens, heben wir nachfolgende Sätze besonders hervor: |

1) Das Meteoreisen zerfällt mechanisch in mehrerlei metallische

Eisenverbindungen, Nickel, Kobalt und andere Metalle ent-

- haltend.

'y vw Leonhard’s min. Jahrb., 1861. H. 3. ?) Poggendorff's Annal., 1861. Bd. 114, Stk. 1.

2)

3)

4)

5)

6)

)

8)

9)

10)

11)

72

Durch Anlauf und durch Aetzung mit Säuren werden sie auf polirter Schnittfläche sichtbar.

Es fallen vorzugsweise 3 von ihnen in die Augen, und bil- den, in einem gewissen CGonnexe stehend, eine Art von Trias.

Das vorwaltendste Glied in dieser ist ein lichtgraues Eisen, in stabartigen Krystallbildungen entwickelt, Balkeneisen oder Kamacit genannt. Auf dies legt sich in der Auflager- ungsfolge dünnes’ isabellfarbiges Bandeisen, und über diesem erscheint das den übrigen Raum einnehmende ee Aus diesen 3 Gliedern besteht die Trias.

Das Balkeneisen entwickelt bei der Aetzung Linien des parallelen geradlinigen Blätterdurchganges in Folge seiner krystallinischen Textur.

Die geätzten Metallflächen werden den Feilenhieben einer feinen Stahlfeile oder feinen Schraffirungen von Metallplat- ten ähnlich.

Sie erscheinen sich kreuzend in mehreren Systemen und wechselleuchten dann in verschiedenen Richtungen gegen - das Licht.

Krystallindividuen, denen sie zugehören, sind bald durchein- ander verwachsen.

Das Balkeneisen ist in verschiedenen Meteoriten nach varia- beln Formen ausgeprägt.

Die Balken des Kamacits kreuzen sich unter ‚Winkeln, die dem Oktaöder entsprechen, wo sie aber auf einander treffen, vereinigen sie sich nicht, sondern sie biegen sich gegenein- ander ein und nehmen damit häufig ein ee Aus- sehen an.

Das Balkeneisen zeigt sich in vielen Meteoriten, und besitzt muthmasslich in allen eine feine Untertheilung zum Körni- gen. Fast mikroskopisch feine Linien und Schnittflächen durchziehen netzartig den ganzen Körper, ja einige beginnen schon in der Richtung dieser Zertheilung sich zu lösen und in Eisengrus zu zerfallen.

«3

UeberdienäherenBestandtheiledesMeteoreisens, des „Bandeisens,“ stelit Freih. v. Reichenbach!) nach- stehende Sätze auf:

1) Polirte Eisenflächen der Meteoriten sind gleichfarbig eisengrau. Die Glieder der Trias sind also an und für sich so nahe von einerlei Farbe, dass man sie mit dem Auge nicht zu unter- scheiden vermag. Lässt man sie aber anlaufen, ätzt man sie, oder überlässt man sie der Zeit und der Luft, so treten sie auseinander und sie erscheinen in lichtgrauer, in isabellgelber und in dunkelgrauer Farbenverschiedenheit.

2) Isabellgelb (lateritii) erscheinen zarte Fäden in grauem Grunde, welche das Ausgehende von dünnen Blättern aus- machen, die den Eisenkörper zahlreich durchsetzen. Beim Zerfallen einiger derselben lösen sich die Blätter los, werden frei, können abgesondert aufgesammelt werden, und treten als selbstständiger näherer Bestandtheil, als Glied der Trias auf, genannt Bandeisen, Tänit.

3) Dessen spec. Gewicht aus Cosby ist 7,428. Die Blätter sind bis zu 3“ lang und 1“ breit, als papierdicke Lamellen vorgefunden worden. Der stoffige Bestand zeigt bei der Analyse verhältnissmässig grössere Menge Nickel, als sich in der Gesammittrias vorfindet, über 13 Procent.

4) Das Bandeisen (Tänit) passt sich auf der einen Seite dem Balkeneisen (Kamacit) genau an, auf der andern umfängt es das Fülleisen auf der ganzen Oberfläche. Wenn dann das Letztere abnimmt und zuletzt oftmals ganz verschwindet, so bleibt das Bandeisen als Doppelblatt übrig und seine Fäden erscheinen dann im Schnitte häufig als Doppellinien, dicht an einander angeschlossen.

5) Sein Vorkommen ist in der Pallasgruppe bogenförmigkrummlinig, in der Widmannstättengruppe wesentlich geradlinig, wenn auch häufig hierin durch Zufälligkeiten verworfen. Immer findet man es zwischen Balkeneisen und Fülleisen einge- klemmt, niemals im Gefolge von Schwefeleisen, Graphit.

') Poggendorff’s Annal., 1861. Bd. 11%, Stk. 2.

74

6) Selbst im Eisen mancher Steinmefeoriten finden sich Tänit- blättchen vor.

Hieran reihen sich Verfassers ') REN e“ auf das

Fülleisen.

1) Das Bandeisen, Tänit, schliesst in den mehrsten re oriten felderartige Räume ein, welche mit einer eigenthüm- lichen Eisenverbindung ausgefüllt sind, hier Fülleisen, Plessit, genannt,

2) Es ist polirt, vor der Aetzung vom übrigen Eisen der Trias, der es angehört, dem Ansehen nach nicht zu unterscheiden; nach der Aetzung erscheint es gewöhnlich dunkelgrau, min- der häufig eisengrau-, in Fällen grünlich oder röthlichgrau; glanzlos, vollkommen matt, äusserst feinkörnig, amorph, der Gestalt.nach von seiner Unterlage, dem Tänite, bedingt. In der Pallasgruppe ist es von bogenförmig krummen, in der Widmannstättengruppe gesetzlich von ebenen Flächen .be- grenzt, die jedoch mancherlei zufälligen Störungen unterliegen.

3) In seltenen Fällen gewahrt man zonenartige Ablagerung, an- gedeutet durch Spuren von Schichtung grau in grau.

4) Es nimmt in manchen Meteoriten überhand und drängt die beiden andern Glieder der Trias so sehr in den Hintergrund, dass die Eisenmassen fast ausschliesslich daraus vonehen, z. B. in Cap.

5) Im Eisen der Steinmeteoriten kommt es sparsam vor.

6) Die Fülleisenfelder sind häufig von äuserst feinen Bündeln, Kämmen von Bändeisen, Tänit, besetzt, ja bisweilen davon ganz vollgestopft. Sie liegen zahlreich in parallelen Blättchen nebeneinander, bald dem blosen Auge sichtbar, bald abnehm- end zarter bis zum Mikroskopischen, und geben dann dem Fülleisen röthlichgraue Färbung. Eine chemische Untersuch- ung des Fülleisens und der darin vorkommenden Kämme be- sitzt man noch nicht.

Stickstolf im Meteoreisen von Lenarto wies

Boussingault?) nach, Er sägte ein 3 Grm. schweres Stück

") Poggendorff’s Annal,, 1861. Bd. 114, Stk. 2. 2) Gompt. rend., T. Illde, p. 77 und Poggendorff 's Annal. 1861. Bd. 114, Stk. 2.

3

davon ab, und löste es in Chlorwasserstoffsäure, nachdem er es durch Kochen mit Aether und Wasser von allen durch die Mani- pulation etwa erlangten Fetligkeiten befreit hatte, Die Lösung ‘wurde nun mit gelöschtem Kalk vermischt, der Destillation unter- worfen und das Destillat mit verdünnter Schwefelsäure von be- kanntem Säuregehalt gesättigt. Auf diese Weise will Vf. in einem Theil des Meteoreisens 0,00011 Ammoniak gefunden haben. Kruppscher Gussstahl ebenso behandelt, gab ihm 0,00022 Ammoniak.

Ueberdienähern BestandtheiledesMeteoreisens insbesondere über die Wülste und dasGlanzeisen, berichtet fortsetzend Freih. v. Reichenbach.)

Für das Balkeneisen stellt Verf. folgendes Gesetz auf; Der Kamaeit in ungestörler Entfaltung bildet sich zu regelmässigen geradlinigen tesserallen Krystallgestalten aus; wirder aber durch Zwischenlagerung fremder Körper hierin beeinträchtigt, so ver- kümmert er in der Ausbildung; es entstehen knotige Auswüchse und Wülste von Balkeneisen um den Fremdling, die ihn in der Pallasgruppe wie in der gesammten Trias einhüllen und in die Eisenmasse versenken. Vf’s. fernere Resultate lauten:

1) Man findet in der Trias häufig Balkeneisen in unregelmässigen wulstigen Formen vor, mit denen es die krystallinische Ordnung stört. 9

2) Dies ist überall da der Fall, wo fremdartige Körper in der Trias auftreten, die zufällig in sie hineingerathen erscheinen.

3) Das Balkeneisen umfängt dann ihre ganze Oberfläche, hüllt sie ein, inkrustirt sie und wächst mit ihnen regellos in die Trias ein, deren Ordnung sie stören. Dies ‘geschieht bei der Widmannstättengruppe,, aber nicht bei den Eisenmete- oriten, welche im Ganzen aus Balkeneisen bestehen.

4) Die Pallasgrnppe ist keine höhere Ausbildung von Meteoriten, sondernals Uebergangsglied gewissermassen ein verkümmertes

") Poggendorffs Annal., 1861. Bd. 114, Sık. 3.

76

Gebilde Tucuman und Senegal bestehen aus Kamaeit und gehören deshalb zur Trias. Mainholz und die Stein- meteoriten enthalten hauptsächlich Kamacit.

5) Es findet sich, in das Balkeneisen der Trias eingelagert, häufig eine eigenthümliche weisse, den verdünnten Säuern widerstehende, und deswegen glänzende Eisenverbindung vor, welche mitunter die Rolle eines darin hineingefallenen Acci- denzes spielt und das Balkeneisen wulstig macht. Sie bildet einen eigenen nähern Bestandtheil des Meteoreisens, Glanz- eisen, Lambrit, genannt.

6) Auch im Fülleisen, Plessit, wo dieser ausschliesslich das Feld behauptet, kommt dieses Glanzeisen vor. Ferner be- gleitet es häufig das Schwefeleisen und den Graphit, auf deren Umfang es sich legt.

7) Seine reichlichere Gegenwart begründet eine eigene Gruppe in der Sippe der Trias,

Rose, Gust.: Das Vorkommen von krystallisirtem Quarz indem Meteoreisen von Xiquipilco in Mexi- k 0.) Dieser Quarzkrystall besass deutlich die Form eines Hexa- gondodecaäders und fand Verf. die Neigung der Flächen in einer Seitenkante 1030 35 bis 40°, in einer angränzenden 103° 25 bis 49°, in der dazwischen liegenden Endkante 133° 30 bis 42°. Das Vorkommen des Quarzes in dem Meteoreisen ist bis jetzt noch nicht beobachtet, und recht bemerkenswerth.

b) Analysen,

Eisen-Meteorit, aus Australien, von Grambourne Westernport, nach A. T. Abel.?) 3000 Pfund schwer; spec. Gew. = 7,50. Die Struktur der Masse besteht aus einem dich- ten Verband von Y,“ breiten quadratischen Dräthen, deren Aggregat unterbrochen ist durch metallische Glimmer-arlige La- mellen, die in sehr dünnen glänzenden rhombischen Blättchen von fast silberweisser Farbe sich in der Masse verbreiten. Die-

") Monatsber. der Berlin. Akad. d. Wiss., 1861. April. ?) v. Leonhard’s min. Jahrb., 1861. H. 5.

f 7

ses neue Metall ist retraktorisch, besonders nach dem Glühen, und vor dem Löthrohr unschmelzbar; mit verdünnter Salpeter- säure gibt es eine gelb-braune Auflösung und aus dieser mit Ammoniak einen hell-braunen Niederschlag, zeigt aber keine Reaktion auf Kupfer, Nickel oder Kobalt. Dieses neue Metall nennt Verfasser Meteorin.

Meteorit, von New-Concord, Muskingum County, im Staat Ohio, nach D. M. Johnson.!) Spec. Gew. —= 3,5417. Kiesel- erde 51,250. Eisenoxydul 25,204. Bittererde 8,873. Thonerde 5,325. Kalk 0,785. Eisen 8,803. Nickel 2,360. Schwefel 1,184. Chrom Spur. Phosphor Spur. Wasser 0,035 = 103,819.

Meteorit, von Killeter in Irland, nach Haughton.?) In Salzsäure löslicher Theil:

Hornblendegestein 34,18. Erdiges Mineral 30,42. Eisen 25,14. Nickel 1,42. Chromoxyd 2,70. Kobalt Spur. Magnetkies 6,14 = 100,00,

In Salzsäure unlöslicher Theil:

Kieselsäure 55,01. Thonerde 5,35. Eisenoxydul 12,18. Kalk 3,41. Magnesia 24,03 = 99,98. Formel: 4 RO, 3 Si O,. Spec. Gew. —= 3,761.

Meteorit, von Harrison, nach Smith.) Spec. Gew. = 3,465. Nickel-haltiges Eisen 4,989, Schreibersit 0,009. Magnet- kies 0,001. Olivin 61,000. Pyroxen und Albit 34,000.

Meteorit, von Lincoln-Gounty, nach J. L. Smith.?) - Spec. Gew. = 3,20. Kieselerde 49,21. Alaunerde 11,05. Eisenpro- toxyd 20,41. Kalkerde 9,01. Talkerde 8,13. Mangan 0,04. Ei- sen 0,50. Schwefel 0,06. Soda 0,2 = 99,23.

Meteorit von Coopertown, in Robertson Co. Spec. Gew. = 7,85. Eisen 89,59. Nickel 9,12. Kobalt 0,35. Phosphor 0,04 = 99,10. >

») Poggendorff’s Annal., 1861. Bd. 1i2, Stk. 3. *) Poggendorffs Annal., 1861. Bd. 113, Stk. 3. >) Sillim. Amer. Journ., XXVIII, 409.

*), Sillim. Amer. Journ., 1861. XXXI.

78

Meteoreisen, 3 neue, von J. Lawr. Smith.’)

von Nelson, von Marshall, von Madison. Fe 93,10 90,12 91,12 Ni 6,11 , 8,72 17,82 Co 0,41 0,32 0,43 P 0,05 0,10 0,08. Cu ! Spuren.

») Sillim. Amer, Journ., 2. Ser., XXX, Nr. 89.

9

Zur Arachnidengattung Tetragnatha Walck.

von Dr. L, Koch in Nürnberg.

Von den zahlreichen Arten der Gattung Teiragnatha waren bisher nur zwei europäische bekannt, die überall gemeine Terr. extensa Walck. und Teir. epeirides Walck. Eine genaue Unter- suchung der von mir gesammelten zahlreichen Exemplare von Tetr. extensa liess erkennen, dass zwei wesentlich verschiedene, bisher verkannte, Arten unter diesem Einen Namen begriffen wurden. An den Ufern des Starnberger Sees sammelte ich eine grosse Zahl dieser Thiere und fand hier neben einander wohnend die erwähnten zwei Arten. Tetr. extensa habe ich überall, wo ich sammelte, wieder bemerkt, während ich die zweite (ich lege ihr den Namen Zetr. striata bei) sonst nirgend mehr finden

konnte,

Der bessern Uebersicht wegen stelle ich die charakteristischen

Merkmale beider Arten neben einander.

Tetragnatha extensa, W.

Länge des Männchens: 2%,‘ Länge des Weibchens: 4‘

Männchen.

Der Kopf stark hervorgewölbt, den ebenfalls gewölbten Brust- - rücken überragend; die beiden Seitenaugen unter sich und den Mittelaugen genähert. Die Man- dibeln nach vorne nur wenig verdickt, vor dem Ende desersten Gliedes oben ein an der Spitze gabelig getheilter gekrümmter Fortsatz, die obere Kante des die Fangkralle aufnehmenden Falzes mit langen spitzen Zähnen, zwi- schen diesen etwas vom vordern Ende entfernt ein langer kräftiger Stachel; die Zähne der untern Kante kürzer und dicker, am vordern Ende derselben ein - längerer, gekrümmter Stachel.

Tetragnatha striata. Mih.

Länge des Männchens: 4%,“ Länge des Weibchens: 5‘

Männchen:

Kopf flach und nicht höher als der Brustrücken; das Seitenauge der vordern Reihe an der Vor= derrandsecke des Kopfes, ent- fernt von dem Mittelauge und dem hintern Seitenauge. Die Mandibeln fast birnförmig, d. h. aus kurzer, dünner Basis plötz- lich verdickt; am vordern Ende oben ein kurzer, gerade vor- wärts gerichteter, dicker Stachel, unter den Zähnen der obern Falzkante kein besonders ver- grösserter Zahn, die Endkralle unten mit zwei knotigen An- schwellungen. Die Taster dicker als bei 7’, extensa, das dritte und vierte Glied kürzer als bei

Die Fangkralle lang, ohne knotige Anschwellungen.

Die Taster sehr dünn, die Decke des Endgliedes gespalten, der äussere Theil derselben kurz, der innere sehr lang, beide mit langen Haaren besetzt. Brust länglich, gewölbt, nach den Hüften zu eckig: Älaıe

Beine lang und dünn.

Farbe und Zeichnung von Tetr. extensa sind so bekannt, dass ich hier derselben nicht be- sonders zu erwähnen brauche.

Weibchen.

Kopf und Augenstellung wie beim Manne, Taster sehr dünn, Mandibeln in der Mitte mässig verdickt.

dieser, die Decke ebenfalls ge- spalten, aber viel kürzer behaart. Die Brust flach und ohne vor- stehende Ecken,

Beine kürzer als bei 7etr. ex- tensa und kräftiger.

Cephalothorax bräunlich gelb, ebenso das erste Glied deı Mandibeln. Die Fangkralle des letzten rothbraun, die Beine. Brust und Taster ebenfalls bräun- lich gelb, doch etwas heller.

Der Hinterleib dunkelrothbraun., aber mit einem breiten spitz auslaufenden hellgelben Längs- bande, in dessen Mitte eine schwarze, seitlich verästelte Linie; in den Seiten je ein und am Bauche zwei gleiıchlaufende hellgelbe Längsstreifen.

Weibchen,

Kopf und Augenstellung wie beim Manne; Taster dicker als bei Teir. extensa. Mandibeln vielkürzer als bei dem Weibchen von Tetr. extensa, seitlich zu- sammengedrückt und nach oben stärker gewölbt. Farbe und Zeich- nung wie beim Männchen, letztere weniger markirt und die braunen und gelben Streifen mehr inein- ander fliessend.

Die Art, welche Walckenär als Teir. extensa beschreibt, passt, der dort angegebenen Augenstellung nach, eher zu Zetr. striata, während die Zeichnung, die Form des Kopfes (bombe&)

und die Gestalt der Mandibeln sie bestimmt als Tetr. Es ist möglich, dass

charakterisiren. kommende eine dritte Art ist.

extensa die in Frankreich vor-_

Gorrespondenz-Blatt

des

z0ologisch-mineralogischen Vereines

- Begenshurg. Nn6 —S. 16. Jahrgang. 1562.

Vereinsangelegenheiten.

Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt:

Herr. Dr. GC. Giebel, Professor an der k. Universität Halle, Herr Dr. von Schauss, Hofrath und kgl. griechischer General- CGonsul in München.

Als ordentliche Mitglieder wurden aufgenommen:

Herr Braunschweiger, J. N, Professor der Naturwissenschaf- ten an der Gewerbsschule hier,

Herr Dr. Herrich-Schäffer, G. jun., prakt. Arzt hier,

Herr von Heyden, C., Senator in Frankfurt a./M.

Herr Hilz, J. N,, Kaufmann in Zwiesel,

Herr Leixl, Apotheker in Chäm.,

Herr Wineberger, Ldw., k. Lieutenant in Passau.

_ Neue Einläufe zu den Sammlungen, Bibliothek.

22. v. Kobell: Die Mineralogie. Populäre Vorträge. (Geschenk des Herrn Verfassers.) 23. Lotos: Zeitschrift für Naturwissenschaften 1861. Februar August. 2%. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preus- sischen Rheinlande und Westphalens,. XVII. 1. u. 2. Hälfte. 6

".

s2

25. Mittheilungen der deutschen geologischen Gesellschaft. -XINl. Band. Heft 2. 3.

26. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern aus dem Jahre 1861.

Mineralogische Sammlung.

Zur mineralogischen Sammlung schickte Herr Major Freyherr M. von Berchem in Zweibrücken eine grössere Anzahl schöner Exemplare buntangelaufener Steinkohlen aus der Grube von Bexbach, dann Pflanzenabdrücke aus der Grube von St. Imbert. Sehr interessant und werthvoll für unsere Samm- lung sind die beigelegten fossilen Muscheln aus den Sandstein- brüchen von Bubenhausen, !/, Stunde von Zweibrücken. Diese bisher nur in dem genannten Sandsteinbruche vorkommenden Muscheln sind: Natica Gaillardoti, Avicula Alberti und Myo- phoria Alberti, nebst anderen bekannten Arten.

Vom historischen Verein dahier wurden der Sammlung 2 grös- sere Stücke eines fossilen Hirschgeweihes zur Aufbewahrung übergeben. °

Die Sammlungen und Bibliotheken

des zoologisch-mineralogischen Vereines u. der K. Botanischen Gesellschaft stehen am ersten und dritten Sonnabend jedes Monates Vormittags von 10—12 dem Besuche offen,

s3

Materialien zur

bayerischen Fauna.

Ein Beitrag zur Geschichte der geographischen Verbreitung der Säugethiere, von Andreas Johannes Jäckel, k. Pfarrer in Sommersdorf bei Ansbach.

. Ich bin von verschiedenen Seiten her aufgefordert worden, meine Materialien über das Raubwild Bayerns von- Zeit zu Zeit fortzusetzen und kann daher bezüglich der hier folgenden 'Nach- träge versichert sein, dass sie Vielen willkommen sein werden. Nicht Weniges ist bereits aus Franz von Kobell's Wildanger und aus dem Aufsatze des Dr. Gross über den Luchs im Allgäuer Hochgebirge im X. Bericht des naturhistorischen Vereins in Augs- burg bekannt. Ich habe jedoch, was ich namentlich im Wildanger Neues für meine Zwecke fand, hier mit aufnehmen und nicht bloss auf besagte Schriften verweisen wollen, weil meine Materialien verschiedenen ethnogrophischen und jagdgeschichtlichen Schriften der neuesten Zeit gewissermassen ein erwünschtes Repertorium für einzelne Sparten abgegeben haben und auch fernerhin bei ähnlichen zur Mode gewordenen Studien und Arbeiten in gleicher Weise benützt werden dürften. Den Herren Professoren Dr. Dr. Fuchs in Ansbach und Reuss in Nürnberg, sowie meinem werthen Freunde Herrn Leu in Augsburg und Herrn Apotheker Egger in Passau für die mir freundlichst gewährte Unterstützung meinen verbindlichsten Dank.

6*

“4

Ursus Arctos. Ber Bär,

Oberbayern.

1395. Ein Mandat des Herzogs Johannesin Bayern ver- bietet den Jägern, Forderungen an das Kloster Scheftlarn zu machen, weder in dem Schweingejayd, Perngejayd, noch bei einem andern Gejayd.

1400 -— 1500. Wenn die Kloster Tegernsee’schen Jäger einen Bären schossen, hatten sie mit einander (6 Mann) 2 Maass Schuss-

und 2 Maass Fangbier.

1418. Ein Salbuch des Jägermeisteramtes im Herzogthum Bayern-Ingolstadt gibt ein Verzeichniss des Personals der Hof- jägerei Ludwigs des Gebarteten (7 1447). Unter den Jägern ist genannt ein Bärenjäger (Perenjager) zu Ross mit 5 Knechten zu Fuss und Hunden nach Bedarf, auch auf der Hirschjagt dienend. Wer dem Aufgebote zur Bärenhatze nicht folgte, dem wurde der Ofen eingebrochen. Ein Bärenhund kostete 4—6 Dukaten. Der Bären- kopf gehörte der Herrschaft und „die rechte Hand,“ die linke dem Pfarrer, der mit dem Sakrament für vorkommende Fälle tödtlicher Verwundungen von Jägern oder Treibleuten durch ver- wundete Bären bei der Jagd bereit sein musste.

Vom Herzog Christoph dem Kämpfer (7 1493) heisst es: „seiner person der ritterlichst und beruembtist fürst, der sein Zeit lebt vnnd ain gueter pernfaher an dem Jhaid, den vienng er gern.“ 1540 am 15 Oktober kamen die bayerischen Herzoge Wilhelm und Ludwig mit ihrem Bruder Ernst, Erzbischof von Salzburg, in Reichenhall zusammen und hielten eine Bärenjagd am Untersberg.

llerzog Albrecht 4, erlegte 1578 eigenhändig 2 Bären, nemlich am 21. Oktober einen Bären, den 25 ej. m. eine Bärin.

Die Tegernseer Klosterrechnungen verzeichnen von 1568 1580 nur 2 Bären. 1606 bezahlte das Kloster für einen Bären 40 Kreuzer Jägerrecht und durften die Jäger mit erlegten Bären, um sie zu zeigen, in der Gegend herumziehen und sich Trink-

s5

gelder sammeln. Gewöhnlich trugen sie nur die Köpfe zur Schau herum. Die Gemeindekasse Oberammergau zahlte nach altem Brauche 15 bis 30 kr. Honorar.

1752 war das Jägerrecht für einen Bären 2 fl.

1643 1674. Bären werden in der Gegend von Falkenstein bei Brannenburg urkundlich erwähnt.

Aus den Akten des Klosters Tegernsee theilt von Kobel in seinem Wildanger ein Verzeichniss der Bären mit, welche von 1710 bis 1757 geschossen und gefangen wurden:

| Gordian Oerlacher Oberjäger. Bern

An Wallberg . : s : 5 A E i ; 1

aufn Wechsl . : ! - - i - 2 An Stolznberg mit dem Eh sige Jäger, der den ae

geschossen . 2 i - e F - 1

An Wechsl ain EEE RR i , - : s 1

auf der Pamkel-Ebnet ohnweit Valip . ae 1

Mechior (Melchior) Pachmair.

Zu Hintermaur, ? 3 L ; } 1. An Weniberg 1 An Wildnlaberg 2 NB.: den grossen hat der Melcher, den jungen aber hat der Länziger geschossen. Auf der Schlag- oder stiellner albn im schlag Eisen ein junges Berl lebendig gefangen - 1 {n der Stiellner Albn mit beyhilff des Gschwändtlers in hölzelnen fahlenn grosse . i i r ! 2 Joseph Lettner Gschwändtler, Am Raucheneck ; i ; x £ F e ; 1 Zu Hintermaur , R : ; ; 1 Vntern Rosstain 1 alten und jungen Bern 2 Jn der Langenau auf der Schmöll 2 junge 2 Aufn Wechsl 1 verwundt und 1 geschossen . 2

s6

Adam Mair dermaliger Ober-- Jäger.

Aufn Räcken- Pödn geschossen . . 1

In Stangen am Weniberg im schlag Eisen a zu darauf todt geschossen > ; f . - 1 Auf der Ahleittn in der hilzenen fahln ; i : 1 j Bern 24

Von 1758 1766 sind noch 3 Bären aufgezeichnet, dann keiner mehr bis 1756, so weit die Rechnungen reichen. Später kommen wieder: Bären vor.

1727. Der Oberstjägermeister Carl Albrechis, Graf Gaudenz Rechberg, fragt (um 1727) bei dem Prälaten von Benediktbeuern an, wie es sich mit den dort gespürten zwei Bären verhalte, da der Kurfürst eine Jagd darauf machen wolle.

Im Jahre 1736 ist Ulrich Mörkh, der Galtviehhirt von Oberammergau, aufder Alm in einer Bärenfalle zu Grunde gegangen.

1815 wurde ein Bär am Wamberg bei Partenkirchen von dem nachmaligen Drechsler Oefele, der „Müllernazihans- jacob“ und noch jetzt der „Bärenschütz genannt, glücklich erlegt. Der Schütze schickte dem Bären seinen Hund entgegen, der augenblicklich zerrissen ward, schoss dann zweimal und lief schnell davon Der Bär war geblieben.

1825 trieb sich ein Bär am Planberg bei Kreut herum, wurde von dem Forstwarte Sollacher und dem Jagdgehilfen Sebastian Riesch an den „Stangen“ unter der Halserspitz angeschossen, nahm seinen Weg über das Schmaleck in das Thiersee’sche, von da in das Brandenberg’sche und trieb sich noch längere Zeit herum, bis er von einem Hirten im Achenthale erlegt wurde,

Im Jahre 1856 wurde auf der Schattenseite des sogenannten Sonnenberges in dem Gemeindewalde von Oberammergau, kön. Forstamtes Schongau, von dem k. Forstwart Clemens Neuner in Unterammergau an einem sonst nicht leicht zu- gänglichen Orte eine schon früher entdeckte Höhle mit einem Lichte durchsucht und bei diesem Besuche ein Bärengerippe mit einer dabei liegenden eisernen Pfeilspitze gefunden, worauf in Folge

4

5,

gemachter Anzeige S. Majestät der König mit hoher Begleitung in die genannte Höhle hinabstieg und befahl, dass dieses Gerippe mit der Pfeilspitze an das Allerhöchste Cabinet abgeliefert, dem Forstwart aber eine entsprechende Belohnung ertheilt werde.

In einem Waldtheil des Revierss Buching bei Hohen- schwangau erinnert noch eine verbleichte Tafel daran, wie ein Bär von einem Stier an einen Baum gepresst ward. Man fand beide todt und den Bär in solcher Stellung, dass ihn der Stier am Baum erdrückt haben muss.

Im Pletscherer-Graben, eine gute Stunde von Kreut, war ein Bär einst in ein Eisen eingegangen und brüllte der- massen, dass ihn der Jäger, genannt Winn-Adam, der das Eisen gelegt hatte, von Kreut aus hörte. Er eilte sogleich auf den Platz und gab dem furchtbar am Eisen zerrenden und herum- reissenden Bären einen wohlgezielten Schuss, der ihn zu Boden streckte.

Ein Bettler, der einmal von Achenthal über den sogenannten Felssteig unter dem Schildensteinerkogel ging, fing sich und lag 2 Tage im Eisen, bis ihn die dazu gekommenen Jäger befreiten. Er wurde wieder hergestellt.

Im oberbayerischen Gebirge erinnern noch die Namen Bären- loch, Bärenholz, Bärenfilz, Bärenleite, Bärensteig, Bärensunk etc. um Eittal, Partenkirchen, Mittenwald, Riss, Tegernsee und so bis Berchtesgaden an ihr einstiges Vorhandenseyn,

Niederbayern. Nach dem Schwedenkriege wimmelte der Bayerwald von wilden Thieren, Bären, Wölfen und Luchsen.

Ende Oktober 1830 wurde im Forstort Steinberg Reviers Kreutzberg k, Forstamts Wolfstein bei einem Neu ein alter Bär mit.2 Jungen gespürt, hierauf Jagd gemacht und innerhalb 2 Tagen alle drei erlegt. Die Haut eines dieser jungen Bären kaufte der bei dieser Jagd anwesend gewesene Forstrath F. Schmid um 3 Kronenthaler, von welchem dieselbe später an den Rauhwaaren- händler F. Swobodnick in Passau und von diesem wieder ausgestopft in die zoologische Sammlung des dortigen naturhisto- rischen Vereines gelangte.

ss

Oberpfalz und Regensburg.

In einem alten Saale des Schlosses Saulburg bei Strau- bing an der niederbayerischen Grenze war eine Bärenjagd an die Wand gemalt mit der Unterschrift: Im Jar 1484 sein diese zwen Pern allhie derlegt worden.

Nach dem Heidelberger Vertrag (Jahr?) soll in der-Wildbahn Neudorf (bei Weiden) der kurfürstlichen und pfälzischen Re- gierung zu Parkstein alles Roth- unb Schwarzwild der Orten, Leuchtenberg aber die andere Wildbahn, als Bären, Wölfe, Rehe, Hasen, Füchse, Auerhähne und anderes kleines Wildgeflüg daselbst zu jagen und zu fahen zustehen. 17. Jahrhundert.

Mittelfranken.

Aus einer Correspondenz des Magistrates der Reichsstadt Nürnberg mit dem Pfleger zu Reicheneck bei Happurg geht hervor, dass die Bären bei genanntem Reicheneck im 16. Jahrhundert noch Standwild waren. In den Jahren 1534 und 1535 wurden daselbst drei Bären geschossen, ein alter und vier Junge gefangen.

Unterfranken.

1457 das Weissthum der Stadt Lohr setzt fest: „Item so ein schadbar thier, als bern, wolf in ber Zent gefangen würde, so giebt die stat auch das halb teil (Schuss- oder Fanggeld), wıe von alter herkommen ist, und die zent das ander halb teil.“

Schwaben und Neuburg.

In einer Augsburger Chronik heisst es zum Jahre 1376. ‚da kam ein grosser schelm unter das wild überal in dem Land also, das in den walden und auf dem veld gar vil wild todt lag, hirschen, hinden, rech, bern, wolff, fuchs und hasen fand man überal also tod liegen.“

Noch im letzten Viertel des 15 Jahrhunderts hielten sich im Kemptenschen Bären auf.

Pi: RR Canis Lupus. Der Wolf.

Oberbayern.

1400-1500. Wenn die Kloster Tegernsee’schen Jäger einen Wolf schossen, hatten sie mit einander (6 Mann) 2 Maass Schuss- und 2 Maass Fangbier.

1418. Ein Salbuch des Jägermeisteramtes im Herzogthum Bayern-Ingolstadt von 1418 gibt ein Verzeichniss des Jägereipersonals Ludwigs des Gebarteten. Unter den Jägern ist genannt ein Wolfjäger zu Ross, der auch „reher und fuchs jagen soll,“ mit 2 Knechten,

1447. Ein Wolfshund kostete 4—6 Dukaten.

1545. Unter Herzog Wilhelm IV. wurden in genanntem Jahre im Ober- und Niederbayern 38 Wölfe erbeutet. Das betreffende Gjaid- Register sagt hierüber:

Der Pfleger von Unterfels hat gefangen 11 Wölfe,

item Graf Christoph von Ortenburg hat gefangen 7 Wölfe,

item Kitz Forstmeister auf der Lachen hat gefangen 2 Wölfe,

item Herr Völckher von Freyberg, Pfleger zu Landsberg, hat gefangen 2 Wölfe, item der Jägermeister von Landshut hat gefangen 2 Wölfe, item der Jägermeister von München hat gefangen Einen Wolf, item der Bastian, Jägermeister von Geissenfeld, hat gefangen Einen Wolf, ] item der Thiringer von Geising hat gefangen Einen Wolf,

item ein Waidknecht hat am Pirschwald mit einem Selbst- geschoss geschossen Einen Wolf,

item Basl von Geissenfeld hat gefangen am „Feilnvorst‘ Einen Wolf,

item der Jägermeister von Landshut hat etc. gen München geschickt am Mittwoch vor Lichtmess und an dem Osterhofer Hart gefangen 2 Wölfe,

item am Samstag vor unserer lieben Frauen Lichtmesstag hat der Pfleger von Mitterfels etc, gen München etc. geschickt 2 Wölfe,

item Wolf Ueberreiter von Burghausen hat etc. gen München gebracht Einen Wolf,

item der Wastian, Jäger zu Geisenfeld, hat etc. am 19. Februarü wieder einen Wolf (gen München) geschickt, der ist gefangen worden am Aicha,

item Graf Christoph von Ortenburg und der Kitz haben am 21. Februar (nach München) geschickt 2 Wölfe,

item Graf Christoph von Ortenburg hat abermalen meinem gnädigen Herrn ‚‚am schmaltzigen Sambstag in die Neuenfesst geantwurt‘‘ einen Wolf. ;

Diese 38 Wölfe wurden alle von Lichtmess bis Fastnacht 1545 geschossen. |

1618 wurden von München Jäger mit Zeug zu grossen Wolfsjagden nach Donausauf geschickt, ebenso nach Trostberg. Aehnliche Jagden wurden zu Hechenkirchen und Forsten- ried gehalten. 1643— 1674 liegen mehrere kurfürstliche Befehle vor, dass die freyherrlich v. Ruepp’sche Herrschaft Falkenstein (bei Brannenburg) Jäger und Schützen, Leute und Fuhren nach Hechenkirchen zu den Wolfsjagden schicken sollte. Freyherr Johann Christoph von Ruepp schickte Niemand dahin und entschuldigte sich mit folgenden Gründen:

1) Die Leute dieser Gegend haben der Arbeit genug mit dem Archenbau am Jnn, damit ihnen der Strom ihre Häuser, Felder und Wiesen nicht fortreisst und dazu müssen sie im Winter das Nöthige an Steinen und Holz herzuführen.

2) Wegen des geringen Feldbaues haben die Leute nicht so viel Vorrath an Speise und Futter, dass sie auf 6 bis 7 Meilen Weges und auf mehrere Tage zur Jagd gehen können, und dann hat man hier nicht so viele Dienstboten, wie auf dem Flachlande; und wenn selbe so lange ausbleiben müssten, würde das Ver- derben straks vor der Thüre seyn, weil sie die Nothdurft an Tachsenstreu, die ihnen den Mangel an Stroh ersetzen muss, nicht vom Gebirge bringen könnten, und

3) ist zu bedenken, dass man_hier den Winter hindurch selbst auf die Wölfe sowohl in den 'kurfürstlichen, wie in den selbst habenden Jagden, von welchen man jährlich einen starken Rekompens zu geben hat, jagen muss, ausserdem sonsten, wenn kein Widerstand gethan würde, die Wölfe dergestalt, und besonders

bei den Berghäusern überhand nehmen würden, dass die armen Leute ihr Vieh nicht mehr auf die Weide und auf die Alpen lassen dürften, indem wirklich schon bei solchen Häusern 5 auch 6 Wölfe sich haben sehen lassen und bereits unter den Schafen manchen Schaden gethan haben. Die Leute getrauen sich schon nicht mehr, allein aus den Häusern weiter hin zu gehen. Wir im Gebirge haben nicht nur auf Wölfe, sondern auch auf Bären und Luchse zu jagen und haben keine Hülfe vom Flachlande herein. etc.

163% streiften Wölfe bis vor die Festungswälle von Rain.

' 1635 gab es in der Gegend von Weilheim etc. eine grosse Menge Wölfe. Bei Schloss Seefeld am Pilsensee raubten sie das wenige übrig gebliebene Vieh und in Pähl kehrten sie nicht selten im Dorfe ein.

1637 wurden auf Antrag des Jägermeisters Grafen Wilhelm von Hohen waldegg verschiedene Jagdbezirke in Ober- und Niederbayern pachtweise vergeben, um den Untertihanen so- wohl wegen des Schwarzwilds, als wegen der Wölfe zu helfen und dabei einige Rente zu erzielen.

Dass sie auch in andern Gegenden des oberbayerischen Gebirges, um Hohenschwangau, Werdenfels, Tegernsee, Schlier- see etc. vorkamen, geht aus mehreren Angaben hervor und noch jetzt trifft man dort vielfach Wolfsgruben an. Um 1665 wurden von Zeit zu Zeit Wolfsjagden angestellt und wenn das Vieh auf die Almen getrieben wurde, ein eigenes Gebet, der Wolfssegen, darüber gesprochen. Ein Wolfssegen aus einer Handschrift des 15 Jahrhunderts lautet:

ich treip heut aus

in unser lieben frauen haus,

in Abrahams garten,

der lieber herr sant Martein,

der sol heut meines (Viehes) pflegen und warten,

und der lieber herr sant Wolfgang, f

der lieber herr sant Peter,

der hat den himelischen slussel,

die versperrent dem wolf und der vohin!) irn Drussel,

') Vohin, Fehin, Feh = Wölfin.

dass sie weder plut lassen noch beim schroten des helf mir der man,

der chain ubel nie hat gethan,!)

und die heiligen V wunden

behüten mein vieh vor allen Holzhunden.

Ein anderer Wolfssegen bei dem Austreiben des Viehes:

O Herr Vater Jesu Christ,

Wie ein heiliger Mann du bist!

Als wenig dir chain Mensch mag geleichen,

Als wenig soll mir kein Wolf noch Wulfin das Vieh nimmer beissen.

Ein dritter:

Heiliger Herr Sant Simeon!

Mein Vieh soll das Jahr zu Holz und zu Feld gon,

Zu Weid und zu Wasser,

Wie ihms der lemptig Gott hat beschaffen.

Nimm den Himmelsschlüssel

Und verschleuss allen Wolffen und Wülffin ihren Drüssel, Dass es geh als thierlos und als dieblos und alls Uebels los, Als unser lieber Herr unter dem heiligen Kreuz war genosslos.

1667 sind nach München eingeliefert worden 86 Wölfe.

1600 1700 Von Zeit zu Zeit kam ein Jäger der Nachbarschaft nach Oberammergau und wies den Kopf eines kürzlich erlegten Wolfes, Bären oder Luchses vor und es wurden ihm nach altem Brauche 15 bis 30 Kreuzer Honorar aus der Gemeindekasse be- zahlt. Solche Ausgaben enthalten die Gemeinderechnungen Ober- ammergaus von 1690/91, 1695/96, 1696/97 und 1697,98. Y

Im Januar 1729 bei sehr grosser Kälte zerfleischten die Wölfe im Ingolstädtischen bei Vohburg einen Studenten.

1750 wurde eine Wolfsjagd veranstaltet, wobei 2 Männer von Oberammergau 3 Tage lang Jagdfrohne zu leisten hatten.

1752 ist in den Klosterrechnungen von Tegernsee das Jäger- recht von einem Wolfe zu 2 fl. angesetzt.

’) Christus.

93

Jener Wolf, welcher sich in der Umgegend von Schliersee, Tegernsee etc. etc. 9 Jahre lang herumtrieb, bis er 1815 erlegt wurde, ‘) hat nach amtlichen Erhebungen in dieser Zeit gegen 1000 Schafe zerrissen und dazu noch viel Wild, so dass der Schaden auf 8—10,000 fl. veranschlagt wurde.

Nach Kobell frisst ein Wolf ein ganzes Schaf auf eine Mahl- zeit, auch zwei, wenn er hungrig ist, ausserdem frisst er von einem Stück nur die Weichen, das Netz oder dergl. und macht wieder auf ein anderes Jagd. In Tegernsee riss einer ober der Rosssteinwand 4 Stück Wild, alt und jung, in einer Nacht und frass nur die Weichen. Bei Fischhausen am Schliersee riss ein Wolf Nachts zwischen 10 und 11 Uhr vier Schafe und des andern Morgens früh 6 Uhr ward er am Isarfall gesehen. Man sieht daraus, wie weit ein Wolf in einem Zuge wechselt; denn in gerader Linie, ohne Berg beträgt die Entfernung 8 Stunden. Man wusste gewiss, dass nur ein Wolf damals in der Gegend war.

Im December 1861 brachten öffentliche Blätter die Nachricht, dass in Seefeld am Ammersee auf einem der gräflich Seefeld’schen Güter 40 Schafe zerrissen und 2 davon vollständig aufgefressen, in der nächsten Nacht aber 3 Stunden davon entfernt einem Bauern 6 Schafe zerrissen wurden. Der Fährte nach zu schliessen sei der mörderische Räuber ein Wolf gewesen.

Niederbayern.

1431 den 14. Februar bekennen Johanns Abt zu der goczzel (Wotteszell) und aller Convent daselbst, das ihnen Ritter Hans Gebolf von Degenberg seinLebtag seinen Wildbann in der Achszlach gelassen hat gegen Abgabe. „Wenn sie einen Wolf fangen, sollen sie die Haut einliefern gegen 20dl.

1545 siehe das Gjaid-Register Herzog Wilhelms IV. im Ab- schnitte „Oberbayern.“ |

Der Baverwald wimmelte nach dem dreissigjährigen Kriege von wilden -Thieren, Bären, Luchsen und Wölfen.

1637 siehe Oberbayern.

‘) Correspondenzblatt des zoologisch mineralogischen Vereines in Regensburg, 1852. S. 134 £.

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Oberpfalz und Regensburg.

Unter dem Abte Erbo I. (1121 —1162) kaman das Brunnen- wasser unweit des damals noch unbefriedeten ‚Klosters Prü- fening bei Regensburg aus dem Walde eine trächtige Wölfin, wie man glaubte, hungrig und durstig, und wölfte an dieser Stelle. Zum Andenken an dieses sonderbare Ereigniss liess daher das Stift eine Wölfin mit Jungen in Stein aushauen und die Verse beifügen:

Quid Iupa macra fames? Sat equi bovesque biberunt,

Lauta tibi et catulis mensa parata, vora.

Nach dem Heidelberger Vertrag (Jahr?) soll in der Wildbahn Nendorf (bei Weiden) der kurfürstlichen und pfälzischen Re- gierung zu Parkstein alles Roth- und Schwarzwild der Orten, Leuchtenberg aber die andere Wildbahn, als Bären, Wölfe, Rehe, Hasen, Füchse, Auerhähne und anderes kleines Wildgeflüg daselbst zu jagen und zu fahen zustehen. 17 Jahrhundert.

1618 wurden von München Jäger mit Zeug-zu grossen Wolfs- jagden noch Donaustauf geschickt.

Oberfranken.

1559 gab es viele Wölfe im Markgrafthum Bayreuth und es wurden daher grosse Jagden zur Ausrottung derselben ange- stell. Am 2. September 1559 hatte ein Wolf ganz nahe an der Stadt Bayreuth einen alten Mann angefallen und aufgefressen und noch viele andere Leute beschädigt

In der Gegend von Neunkirchen am Brand fanden sich während des 30jährigen Krieges und nach demselben viele Wölfe ein. |

Georg Erhard Streit, ein markgräflich bayreuthischer Forst- und Jagdbediensteter, berichtet d. d. Wunsiedel den 14 Dezember 1752 an seinen Oberforstmeister:

„Diesen Augenblick, da den unterthänigen Bericht geschlossen, erhalte wieder einen Wolf, welcher sich zu Vordorf in Eisen gelangen hat. An den Wolfseisen aber muss ein und das Andere repariren lassen. Es ist nunmehr bei meinem Hierseyn dieser allschon der zwanzigste, den ich, Luchs und Wölfe zusammen- gerechnet, mit Listen also bekommen habe, ohne was noch im Zeug gefangen worden ist,“

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E

Bei Höchstadt a. A. befindet sich in der Hochtrappe am Wege nach Weingartsgreuth eine beiläufig 9 Fuss tiefe, runde, mit Dörnern umwachsene Wolfsgrube, die Jahr aus Jahr ein Wasser hat und auch in dem heissen Sommer 1857 nicht eingetrocknet ist. Eine zweite tiefe Wolfsgrube im Höchstadter Burgerwald, Forstorts Glockenzipfl am Schafberg, habe ich in diesem Blatte (Jahrgang 1856 Seite 148) bereits erwähnt.

Markgrafthum Ansbach.

1575 erliess Markgraf Georg Friedrich an die Castner zu Ansbach, Colmberg, Baiersdorf und Schwabach, sowie an die Vögte zuNeuhof, Münchsteinach, Münchau- rach und Feuchtwangen den Befehl, fünf Wolfsgäul zu gele- gener Zeit vor Hand zu schaffen, damit dieselben bei der bevor- stehenden Wolfsjagd zum Anludern der Wölfe gebraucht werden könnten,

1642. Nachdem seit etwa 2 Jahren bei der damaligen „leidigen Landesverösigung“ die Wölfe dermassen überhand genommen hatten, dass sie nicht allein an rothem und schwarzem, sowie an dem kleinen Wildpret (Rehen und Hasen) und Allem, was sich nur reget, sondern auch an zahmem Vieh, vornemlich Schafen und Geisen, grossen Schaden anrichteten und zu besorgen war, dass sie zur Winterszeit auch der Menschen nicht verschonen würden, befahl Markgraf Albrecht am 11 Oktober:

1) dass alle alte eingegangene Wolfsgruben, die ein. jeder Wildmeister in den fürstlichen Wildfuhren anzuzeigen wissen werde, alsbald durch gemeine Frohne geräumt, wieder gemacht und durch die markgräflichen Wildmeister, Förster und Streifer mit etwas lebendigem Vieh, welches ihnen vom Amte zu. ver- schaffen, oder mit einem Luder oder Aas gerichtet werden sollen.

2) Wo aber keine alten Wolfsgruben vorhanden seyen, da sollen an Orten, wo sich die Wölfe aufhalten oder doch zu traben pflegen, mit Zuziehung zweier oder dreier benachbarten Gemeinden neue Wolfsgruben gemacht und mit Pallisaden oder Brettern, was wohl auch die Bauersleute thun könnten, besetzt, dann durch Jemand gerichtet oder gestellt werden. Das Holz dazu solle aus den fürstlichen Waldungen, oder wenn solche nicht in der Nähe seyen, aus den Gemeindehölzern genommen werden.

3) Der «Markgraf wolle an etlichen Orten die Wölfe anludern und mit dem Zeuge fangen lassen, wie denn auch

4) die markgräflichen Wildmeister, Förster und Streifer für sich selbst an bequemen Orten gleichfalls mit Anludern, Schleifen und auf nächtlichem Anstande besonders zur Winterszeit bestrebt ° sein sollten, den Wölfen möglichst Abbruch zu thun. Zu dem Ende sey es

5) eine Nothdurft, dass alles gefallene Vieh (Luder) in die Luderhäuser gebracht und zum Vorrath aufgehängt werde. Auch die eingegangenen Luderhäuser seyen wieder aufzurichten.

Obwohl nun diess ein gemeines Werk sey, welches nicht allein der Herrschaft, sondern Jedermanns Nutzen und Wohlfahrt betreffe, indem ein gemeines Uebel dadurch abgewendet werde, so wurde schliesslich, damit sich diessfalls Niemand vergebens zu bemühen habe, doch noch angeordnet, dass für jeden einge- lieferten Wolf Ein Reichsthaler von dem betreffenden hochfürst- lichen Amte als Prämie bezahlt, der Pelz aber dem Lieferanten gelassen werde. Wolle aber der Fürst den Pelz behalten, so sey dieser einzuschicken und alsdann für den Wolf 2 Reichs- thaler Prämie zu bezahlen. Was man an Wölfen erobere, solle jedes Amt monatlich an den Oberforst - und Jägermeisters-Ver- weser Jacob Griessmayer umständtlich berichten.

Um die-Wölfe auszurotten, beschloss der Markgraf in der Wassertrüdinger Haid einen Wolfsgarten verferttigen zu lassen und befahl seinem Oberforstmeister Jacob Griessmayer und dem Bau- und Brunnenmeister MichaelKutzrauch, mit Zuziehung der Beamten zu Wassertrüdingen sich daselbst zusammen- zufinden und, da unterschiedliche Holzfuhren und Personen er- fordert würden, welches aber einem Amte zu verrichten unmög- lich sey, eine gleichmässige Austheitung auf die in der Nähe gelegenen Aemter zu machen, was und wie viel man jedes Tages vonnöthen, verfassen zu lassen und also den Bau zuführen. Es erging daher weiterer Befehl an die Aemter Wassertirüdingen, Gunzenhaussen,Hohentrüdingen, Kloster Heidenheim, Röckingen, Kloster Ahaussen, Wettelshofen, Forndorf, Weizendorf und Schwaningen, den Anordnungen des etc. Griessmayer und Kutzrauch Folge zu leisten und die be- gehrten Holzfuhren und Personen mit Beilen, Hauen und Schaufeln

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jeden Tages zu rechter Zeit an Ort und Stelle, welche ihnen von den Bauführern bestimmt würden, unfeblbar zu verschaffen. Die Kastner, Verwalter und Vögte zuHohentrüdingen, Heiden- heim, Röckingen, Ahaussen und Forndorf wurden über- diess angewiesen, a 10 fl. und zwar 5 fl. sogleich und 5 fl. binnen 14 Tagen von den Amtsgefällen dem Kastner zu Wasser- trüdingen einhändigen zu lassen. Wülzburg, Solenhofen und Flüglingen hatten nur Geld a 10fl. zu schicken.

Wegen Ordnungsverfassung in Bezug auf Fuhren und Per- sonen erging am 27. Februar 1643 an die Vögte und Verwalter zu Wittelshofen, Röckingen,SchwaningenundAhaussen der Befehl, am 6. März früh bei dem Kastner zu Wasser- trüdingen zu erscheinen, woselbst sich auch der Oberforst- und Baumeister von Ansbach einfinden würden, und die an- befohlene Repartlition zu machen. Von den Vögten zuForndorf und Waizendorf, von den 3 Beamten zu Heidenheim und den 2 zu Gunzenhaussen sollte je Einer, weswegen sie sich unter einander zu vergleichen und der nicht Deputirte dem An- deren seine Gewalt aufzutragen habe, in diesem Termine er- scheinen und solle jedem Beamten, welcher dabei zu thun habe, nicht mehr als 2 Ort für eine Mahlzeit passirt werden. Zugleich wurde die Einsendung der noch rückständigen Anlage-Gelder in Erinnerung gebratht.

August 1643. Bis zu endlicher Verfertigung des Wolfsgartens fehlten, nach gemachtem Ueberschlage noch weitere 94 fl. Es erhielt daher das Kastenamt Flüglingen am 18. August Befehl, von den Amtsgefällen bis Michaelis 10 fl, Wassertrüdingen 14 fl, Kloster Heidenheim, Amt Heidenheim, Solen- hofen, Weissenburg, Ahaussen je 12 fl, Röckingen und Forndorf je 5 fl. einzuschicken, Der Termin war nahezu verstrichen und noch hatte, so gross war bie Noth jener jammer- vollen Zeit, auch nicht ein einziges Amt bezahlt. Der Markgraf, fest entschlossen, den Bau nicht länger anstehen zu lassen, drückte den Beamten in einem Ausschreiben vom 26. Sepembert sein Missfallen aus und befahl wiederholt die sofortige Ein- sendung. ;

Am 28 September 1643 erliess Albrecht an die Kastner zu Gunzenhausen, Hohentrüdingen, Wassertrüdingen

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Windsbach, Forndorf, Röckingen, Feuchtwangen, Crailsheim, Golmberg und Leutershaussen den Befehl, die Luderhäuser wieder repariren und darinnen das gefallene Luder durch die Hirten und Schäfer aufhängen zu lassen, damit man sich dessen bei der bevorstehenden Wolfsjagd im Winter be- dienen möge.

Am 24. November 1643 befahl der Markgraf dem Vogt, Bürger- meister und Rath zu Leutershaussen, dem Verwalter zu Kloster Sulz, dem Vogt zu Forndorf, dem Kastner, Vogt und Bürgermeister und Rath zu Grailsheim, dass sie bei dem bevorstehenden Wolfsjagen aufdes hochfürstlichen Oberforstmeisters Begehren mit allen Bürgern und Bauern, welche sie wechselsweise täglich abzulösen und zu allem Gehorsam anzuweisen hätten, jedesmal an Ort und Enden, wohin sie mit den Fuhren und Leuten beschieden werden würden, unausbleiblich erscheinen sollen, damit dem allzusehr überhand genommenen schädlichen Unthier möglichster Abbruch gethan werden möchte.

Am 2. Dezember 1644 erhielten die Kastner zu Gunzen- haussen und Hohentrüdingen, sowie die Vögte zu Forn- dorf, Merkendorf und Waizendorf Befehl, zu Anluderung der Wölfe alle Luderpferde, so viel deren zu bekommen seyen, aufzukaufen und an den Wildmeister Abraham Stockmann zu Lellenfeld zu überschiken, dem Verkäufer des Pferdes aber die Haut zurükzugeben. Alles gefallene Luder solle durch die dazu bestellten Hirten in den Luderhäusern allenthatben aufgehängt werden, damit solches ebenfalls in den Wolfsgarten nach Wasser- trüdingen geführt werden möge.

1655. Der Wolfsgarten war schadhaft geworden und erging am 27. November wegen der Reparirung ein hochfürstlicher Befehl, in welchem zugleich der Ankauf von einem oder zwei Stechpferden zu Anluderung der Wölfe angeordnet wurde.

1649 den 12. März erging ein Gemein-Ausschreiben, wornach jeder Wildmeister, Streifer und Förster jährlich 2 Wölfe einzu- liefern hatte und zwar bei Vermeidung von 5 fl. Besoldungs-Abzug für jeden zu wenig gelieferten Wolf, eine Verordnung, die am 19. November 1661 wiederholt wurde.

1653. Obwohl viele Wölfe nach und nach aus dem Wege ge- räumt wurden, so sah man sie doch, wie es der tägliche Augen-

schein gab, noch an vielen Orten häufig. „Alldieweilen aber an gänzlicher Ausroitung und Vertreibung dieses schädlichen Ziefers gar nit auszusetzen, noch einige Gelegenheit oder Zeit hierunter zu verlieren,“ so wurde unter nochmaliger Wiederholung der bereits ergangenen Reskripte am 7. September 1658 ernstlichst be- fohlen , dass alle hochfürstl. Wildmeister, Förster und Streifer a dato des Ausschreibens bis sum 1. März 1654 eine bestimmte Anzahl Wölfe, welche in einem dem Reskripte beigegebenen Zettel enthalten war, in den ihnen anbefohlenen Wildfuhren und Ge- hölzen, öden Weilern und Höfen, wo Häuser und Städel noch über einander liegen, schiessen sollen. Wo es nöthig sei, sollten ihnen die Beamten Leute zugeben, damit junge und alte Wölfe geschossen und niedergeschlagen würden, Die Ausführung dieses Vorhabens solle sich Jedermann eifrigst und mit besserem Fleisse, als bisher geschehen, angelegen seyn lassen. Dem markgräflichen Jagd- und Forstpersonal wurde als Schuss- und Fanggeld von jedem alten Wolfe neben dem Balge 1'/, Thaler ausgesetzt. Für einen jungen, zum Amte gelieferten Wolf erhielten sowohl die mark- gräflichen, als auch die fremdherrlichen Unterthanen Y, Thaler, Allen denen aber, welche besonders zur Winierszeit,, wo dieses Ungeziefer Nachts in Dörfern, Weilern, Einöden und Mühlen seinen Unterhalt auf Gassen und Miststätlen suche, einen alten Wolf aus ihren Häusern oder Hofraiten, allwo das Schiessen hiedurch erlaubt sey, erlegen und in die Aemter bringen würden, solle neben dem Balge 1 Reichsthaler ausbezahlt, den Streifern, Förstern und Wildmeistern dagegen, welche die auferlegte Zahl in der bestimm- ten Zeit nicht lieferten, solle von jedem Wolfe 1'/, Thaler an der Besoldung ohne Ansehen der Person abgezogen werden. Die Beamten endlich, welche sich in der am 14. September 1650 anbefohlenen Verschaffung und Verschleifung des Luders, wohin es jedesmal nöthig sey, abermals nachlässig und säumig erzeigen würden, sollten dieselbe Strafe zu gewarten haben. Wenn Be- amte dem hochfürstl. Befehl wegen Abziehung der Gelder für die durch die Wildmeister etc. etc. nicht gelieferten Wölfe nicht nachkommen würden, so sollten diese Gehaltsabzüge den nach- lässigen Beamten selbst gemacht und unfehlbar zu der fürstlichen Rentei bei Vermeidung andern Einsehens verrechnet werden. Diese Verordnung wurde am 30. September 1654, am 10. Septem- 77

ber 1657 und am 15. September 1659 wiederholt mit dem Zusatze, dass den Wildmeistern, Förstern und Streifern, wenn sie die fest- gesetzte Zahl von Wölfen nicht liefern würden, nicht nur die 1%/, Thaler decurtirt, sondern sie ‚‚nach verspürender ihrer Saum- seligkeit und Ungehorsam noch dazu mit anderm Ernst und Straf angesehen werden sollten.‘‘ Dieses Mandat musste auf den Kanzeln oder Rathhäusern des ganzen Fürstenthums verkünde: werden.

1660 langten von unlerschiedlichen Orten gewisse Nachrichten ein, dass sich die Wölfe auf den Wildfuhren allenthalben sehr häuften und sonderlich am rothen Wildbrett grossen Schaden thaten. Albrecht hefahl daher am 30. Oktober 1660, dass in den Aemtern Ansbach, Kloster Sulz, Feuchtwangen. Crailsheim, Colm- berg, Neuhof, Cadolzburg, Burgthann, Schwabach, Windsbach, Gunzenhausen, Heidenheim, Wassertrüdingen, Forndorf und Roth am Sand aller Fall durch die dazu gehörigen Personen fleissig zusammengebracht und den Wildmeistern an die Orte, wo sie desselben bedürften, geliefert werde. Weil auch an manchen Orten die Wege in den Waldungen so sehr verwachsen seyen, dass man mit dem Zeuge nicht wohl fortzukommen vermöge, so sollten den Wildmeistern, Förstern und Streifern die benöthigten Leute verschafft werden, damit die Ausräumung ohne Aufschub vollzogen werden könne. Dieses Ausschreiben wurde am 19. November 1661 wiederholt und den Wildmeistern, Försiern und Streifern eingeschärft, dass in Zukunft jeder wiederum jährlich seine 2 Wölfe liefern oder zu gewarten haben solle, dass ihm kraft Gemein-Ausschreiben vom 12. März 1649 für jeden fehlenden an seiner Besoldung 5fl. abgezogen würden. Zugleich wurde Bericht erfordert, wie viel Wölfe jeder Wildmeister, Streifer und Förster in den Jahren 1660 und 1661 zum Amt geliefert habe.

Am 30 Februar 1666 wurde durch ein gedrucktes Ausschreiben Bericht erfordert, wie viele Wölfe seit 3 Jahren gefangen oder geschossen und was dafür bezahlt worden sei.

Trotz aller Anstrengungen der markgräflichen Regierung nahm jedoch „solches Ungeziefer“ nicht ab, sondern je mehr und mehr zu und erforderte die höchste Noth, den Wölfen nach Mög- | lichkeit weiteren Abbruch zu thun. Markgraf Albrecht wiederholte

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daher die in den Jahren 1659 und 1661 ergangenen Ausschreiben nochmals und befahl weiter:

1) Die Wildmeister und Förster jedes Amtes sollten die dik- tirte Zahl Wölfe jährlich in ihren Wildfuhren schiessen und solle ihnen das Pirschgeld mit 1'/, Thalern bezahlt werden.

2) Solle den markgräflichen Unterthanen oder Anderen, wenn sie irgend aus einer Hofrait, was ihnen hiermit erlaubt werde, einen Wolf schiessen, für jeden ein Thaler gereicht werden und darunter die Schäfer, wenn sie etwa einen Wolf erhetzen oder jezuweilen ungefähr erschlagen, ebenfalls verstanden werden.

3) Nachdem bisher die Erfahrung gezeigt, dass manche Wild- meister, Streifer und Förster, wenn sie einen Wolf geschossen, nur einen Lauf davon als Wahrzeichen zum Amte gebracht und das Pirschgeld dafür eingezogen haben, wobei aber, wenn man nicht redlich handeln wolle, leicht ein Betrug vorgehen und ein Wolf mehrmals bezahlt werden könnte, so solle, solchen zuvorzukommen, hinfort keinem Wildmeister, Streifer, Förster uud Unterthanen, worunter auch die Schützen der Benachbarten vom Adel zu verstehen seien, kein Pirschgeld mehr bezahlt werden, wenn sie nicht den Balg in natura an das Amt liefern würden, welchen Falles dann für jeden, sowohl zur Sommers- als zur Winterszeit ein Gulden schweren Geldes bezahlt, der Balg aber von den Beamten zu mehrerer Beglaubigung dem Jäger- meister eingeschickt, dergleichen Bälge so hoch als möglich verkauft und das erlöste Geld in subsidium der Kammer verwendet werden sollte.

4) Weil sich nicht allein unter den Beamten, sondern wohl gar unter den Wildmeistern, Streifern und Förstern Viele fänden, welche die jungen Wölfe von jungen Füchsen nicht zu unier- scheiden wüsten, so sollten, damit hierunter kein Irrthum begangen werde, hinfort alle juugen Wölfe, sie möchten beigebracht werden, von wem sie wollten, lebendig oder todt zum Amte gebracht, von diesem hinfort „zur Erkanntnus“ nach Ansbach an den Ober- Jägermeister ‘geschickt und von diesem darüber Bescheinigung ertheilt werden.

5) Damit die Wildmeister, Streifer und Förster in Lieferung desto fleissiger sein möchten, solle ohne Ausnahme jedem, welcher seine diktirte Anzahl -in Jahresfrist nicht liefern würde, von

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jedem ausbleibenden Wolfe 1'/, Beichsthaler an der Besoldung abgezogen werden und „nach Jedes verspürter Saumseligkeit oder Ungehorsam“ anderer Ernst wider denselben vorbehalten sein.

6) Sollten die Beamten den Wildmeistern, Streifern nnd Förstern zur Vertilgung der Wölfe die Hand reichen, damit ihnen zu dem Ende die nöthigen Aufwarthütten gefertigt, auch das Luder durch dazu gehörige Personen an die Orte, wohin es begehrt werde, geschleift oder geführt, und wenn es an Fall ermangelte, irgend alte Pferde um ein Billiges dazu erkauft würden. Die Häute solcher Pferde sollten bei den Aemtern verrechnet werden.

7) Weil diesem Raubthiere mit der Pirsche allein nicht ge- hörig Abbruch zu thun sei, sondern nach Gelegenheit der Zeit darnach gejagt werden müsse, so sollten die Wildmeister, Streifer und Förster alle Jagdwege in den Wiıldfuhrrn räumen, wozu ihnen die Leute, weil solcher Dienst ohnehin von dem Jagdgeld ausgenommen und die Unierthanen denselben zu leisten schuldig seien, durch Anordnung der Beamten beigeschaflt werden sollten.

8) Weil sich einzelne Beamte in Verfertigung der Aufwart- hütten, Beschaffung des Falls und der nöthigen Leute oftmals widerig erzeugt und dadurch das Werk nicht wenig gehindert hätten, so solle jeder säumige Beamte mit derselben Strafe, wie das nachlässige Forst- und Jagdpersonal ($. 5.) belegt werden. Auch sollen die Amtleute nicht gestatten, dass der Fall, weil sonst die Wölfe in die Wildfuhr gezogen würden, nur hinter die Hölzer oder Hecken geschleift und allda liegen gelassen, sondern jeden Ortes in die gehörigen Fallhäuser geführt und das Widrige auf der Wildmeister Anzeige nach Möglichkeit abgestellt werde.‘)

1667 den 13. Juli schoss der freiherrlich v. Crailsheim’sche Jäger Hanns Jacob Bock zu Thann im dortigen Walde einen Hirsch von 18 Enden zweimal wund, Der Hirsch schwamm über die Altmühl und ging flüchtig in den Steinbachwald, wo ihn, da der markgräfliche Förster zu Sachsbach die Jagdfolge nicht ge- stattete, die Wölfe zerrissen.

”) In den Jahren 1650, 1651 und 1652 sind Wolfsausschreiben ergangen, welche mir bisher unbekannt geblieben sind.

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Nachdem nächster Tage mit dem Wolfsjagen wieder der Anfang zu machen, im vorigen Jahre aber vorgekommen sei, dass öfters viele dazu bestellte Leute entweder gar nicht erschienen wären, oder aber so geringe Jungen geschickt hätten, welche kein Garn tragen noch aufheben können, auch nicht so beherzt gewesen, wenn schon ein Wolf in das Garn gefallen, selbigen zu erschlagen oder mit dem Spiesse zu fangen, weswegen zu veT- schiedenen Malen der eine und andere Wolf wiederum aus dem Garne und entkommen sey, so befahl Markgraf Albrechts (F 1667) Sohn und Nachfolger Johann Friedrich am 27. November 1679, dass nächstens, wenn auf den 4 Wildfuhren Schwaningen, Beuerberg, Feuchtwangen und Sachsbagh das Wolfs- jagen angestellt werde, aus der Stadt und den beiden Aemtern Feuchtwangen 100 Mann mit Beilen, aus Stadt und Kastenamt Wassertrüdingen und aus den Aemtern Röckingen, Ahaussen und Wittelshofen 120 Mann nebst einem Trommel- schläger, aus den Aemtern Waizendorf, Forndorf undRech- hofen 60 Mann auf Anmelden und Begehren der bei dem Jagd- zeuge sich befindenden Wildmeister zuSchwaningen, Beuer- berg und Feuchtwangen alsbald beigeschaift und dermassen in Allem richtig eingehalten werden solle, dass man wider die- jenigen, welche ihre Schuldigkeit nicht geleistet, gehörige Strafe vorzunehmen nicht Ursache haben möge. Dabei aber sei mit Fleiss zu beobachten, dass die Mannschaft aus der Stadt und den Aemtern Feuchtwangen jedesmal, wenn es ein Neu oder frisch ge- schneit habe, Morgens frühe bei anbrechendem Tage zu Burk, alle Mannschaft aber aus den übrigen Aemtern aber auch bei jedesmaligem Neu zu Beuerberg sich einzufinden habe. Die Amtsknechte sollten sich um bedürftiger weiterer Bestellung willen gleichfalls allezeit an die genannten Zusammenkunfts-Orte begeben. Und weil man zu den zu Beuerberg stehenden 2 Zeugwägen 16 Pferde nöthig habe, so sollten selbige zum halben Theile aus den Aemtern Wassertrüdingen und Wittelshofen und der andere halbe Theil aus den Aemtern Weizendorf, Forndorf und Bechhofen auch bei jedesmaligem Neu nach Beuerberg zu den Zeugwägen verschafft werden. Auf den 4 Widfuhren Hohentrüdingen, Auernheim, Ursheim und Feucht- lingen seyen vonnöthen 280 Mann mit Beilen und einem

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Trommelschläger und 16 Pferden auf den 3 WildfuhrenCammer- stein, Schwand und @eorgensgmünd ebensoviele Mann und Pferde. So ergangen an die Aemter Wassertrüdingen, Röckingen, Ahaussen, Wittelshofen, Bechhofen, Waizendorf, Forndorf, Heidenheim, Hohentrüdingen, Freuchtlingen, Berolzeim, Wettelsheim.

Nach Johann Friedrich’s Tod (1656) erliess die vormund- schaftliche Regierung am 2. Januar 1689 den Befehl, zu der Wolfsjagd in den Wildfuhren von Wassertrüdingen und Feuchtwangen 100 Maun mit Beilen, 12 davon mit Rohren und einen Trommler, nach Burk zu stellen. Die Jagd wurde, bis der Völker Marsch vorüber sey, wieder eingestellt.

Die zu der Wolfsjagd benöthigten Luderpferde, welche ehe- dessen zu 10, 12 bis 18 Batzen das Stück gekauft wurden, mussten zu 3 bis 4 Gulden bezahlt werden, weil sie von den Juden auf- gekauft und aus dem Lande geführtwurden. Die vormundschaftliche

-Regierung erliess desshalb an die Aemter am 27. Oktober 1659 den Befehl, den Unterthanen aufzuladen, dass sie den Juden kein altes unbrauchbares Pferd mehr verkaufen sollen, sie hätten es denn zuvor bei dem Amte oder dem Wildmeister angeboten, damit _ gnädigster Herrschaft der Vork:uf gelassen und die Anluderung den Wölfe künftig nicht mehr so viel kosten möge.

1699 den 8. Dezember wurden nach einer protokollarischen Vernehmung des Wildmeisters Leonhard Sigmund Griess- mayer zu Sachsbash auf dem Hesselberg 5 Wölfe gefangen.

Nach dem neuen Jagdplan sollen vom 1. Januar 1758 an die der hochfürstlichen Obristjägermeisterei bisher bewilligt gewe- senen sogenannten Wolfsrisse gänzlich wegfallen und das lädirte Wildpret wie anderes Wildpret durch die Wildmeister und Jagd- bediente zu den Aemtern eingeliefert und zum herrschaftlichen Nutzen verkauft werden.

Im Gemeindeflur Mäbenberg bei Roth am Sand befindet sich ein Wolfsacker. Im Jahre 1843 erhielt der historische Verein von Mittelfranken aus derselben Gegend, wo die Wölfe lange hausten, Zähne dieses Raubthieres, welche in einer gemauerten Fanggrube lagen, die von dem Besitzer erst in der neueren Zeit eingeebnet wurde. Eine Schlucht zwischen einem Hügel, dem

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sogenannten Leidenberge, und der nächsten Anhöhe führt noch den Namen Wolfsgraben.

In einem Aktenstücke von 1633 fand ich eine Oertlichkeit in der mittlern Feuchtlach bei Ansbach „am alten Wolfsplatz“ erwähnt. Eine Stelle an der Parkmauer zu Triesdorf unweit des Gunzenhauser Thores heisst noch jetzt die Wolfsgrube. Auch bei Windelsbach nicht weit von der Wildmeisterswohnung be- findet sich eine ausgemauerte Wolfsgrube.

Freiherrlich von Crailsheim’sches Gebiet der Rittergüter Sommersdorf und Thann (Enklave im Markgrafenthum Ansbach).

1662 haben die Wölfe ein Schaf zerrissen. 16638 wurde ein Hammel vom Wolfe zerrissen und. die Stücke aufgefunden. 1672 wurde ein altes Schaf von den „Holzhunden“ gebissen und desswegen gestochen. 1677 wurde ein alter Hammel von den „Holzhunden“ zerrissen (Auszug aus Schäferei-Rechnungen ‘von Sommersdorf.)

Markgrafthum Bayreuth unterhalb Gebirgs.

1664 den 16. December berichtet C. A. W. von Thünaw zu Emskirchen, dass er am 14. und 15.December 16, dann 12 Wölfe in Bestallung gehabt, aber in Ermanglung des Zeugs, dann der Mannschaft und der Hunde wieder müssen passiren lassen. Er bedürfe zur Herausjagung der Wölfe 2 Trommel- schläger.. Sobald es wieder schneie, hoffe er Gelingen und wünsche, dass die Bürger von Neustadt! a. A. bei dieser Wolfs- jagd mit Gewehr erscheinen

Reichsstadt Nürnberg’sches Gebiet.

1650, 1655 und 1657 wurde die Anlegung von Wolfsgruben und Geschosslegung empfohlen.

1656 den 8. Februar schreibt der Magistrat an den Pfleger zu Lauf, wenn ein Wolf geschossen oder gefangen würde, so solle derselbe an die Anatomie nach Altdorf eingesendet werden.

1673 fielen die Wölfe in der Gegend von Nürnberg auch Menschen an.

1675 und 1676 Wolfsjagden um Nürnberg.

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1679 wurde der letzte Wolf in den Gehölzen bei Reichen- eck erlegt. 1682 wurde 3 fl. Schussgeld für einen Wolf verwilligt.

Fürstbischöflich Eichstädtisches Gebiet.

1653 verheerten viele Wölfe die Jagden des Hochstiftes, suchten die Schafställe auf und drangen sogar auf Menschen ein. Am 4. Juli 1653 erging daher der Befehl, durch”das ganze untere Hochstift Wolfsjagden zu veranstalten. 1658 wurden sie nament- lich nächst Plankstetten wiederholt; denn während des Schwe- denkrieges hatten sich diese Thiere allenthalben sehr gemehrt.

1684 wurden auf dem Hessenhof Wolf- und Fuchsgruben neuerlich gemacht.

1690 war nach Eichstädtischen Akten das Wolfs- und Luchs- Jagen ein allgemeines Wesen, bei welchem sich alle Gemeinden zu beiheiligen hatten. Es wurden oft 200 500 Mann aufge- boten und Nichterscheinende um Geld gestraft.

Im Januar 1729 herrschte eine solche Kälte, dass in Frie- bertshofen die Schafe in den Ställen erfroren und die Wölfe sich auf die Landstrasse wagten. In der Gegend von Kipfenberg bei Enkering zerfleischten sie einen Metzger.

Um Mariä Himmelfahrt 1730 veranstaltete der Fürstbischof Franz Ludwig Freiherr Schenk von Castell dem Kurfür- sten von Mainz zu Ehren von Greding aus eine fünftägige Hofjagd, auf welcher 170 Hirsche, 91 Stück Wildpret, 23 Rehe, 81 Wildschweine, 204 Hasen, 19 Füchse, 2 Dachse und 2 Wölfe erlegt wurden.

1760. Wolfsjagd bei Dollnstein.

- Schwaben und Neuburg.

Das Probsteisiegel von Solnhofen bestand zur Erinnerung an ein durch den heiligen Solo (+ 79%) gewirktes Wunder in einer dreimal ausgerundeten und ausgehöhlten Einfassung, worin ein Esel einen von ihm zu Boden geschlagenen mächtigen Wolt, der rings umher die Heerden zerrissen hatte, vollends todtbeisst. Die Umschrift war:

Sig. (illum) Praepositurae in Solenhoven.

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Um 1290 wurde bei Wellenburg die heilige Radiana (Radegundis) von Wölfen zerrissen,

1375/76 „da kam ein grosser schelm unter das wild überal in dem Land (Bisthum Augsburg) also, das in den walden und auf dem veld gar vil wild tod lag, hirschen, hinden, reh, bern, wolff, fuchs und hasen fand man überal also tod liegen.“

Am 27 Mai 1727 jagte der pfalzneuburg’sche Kastner in Graisbach, Georg Ferdinand von Schwab auf Tripp- ach, im Spindelthale unweit Kunstein nahe an der Eichstäd- tischen Grenze nach Wölfen,

1730 Wolfsjagd bei Kunstein.

1740 berichtet Kaspar Greiner, Hüttenmeister auf der Glashütte zu Kunstein, an den Herzog von Neuburg, dass er bei Wolfs- und Hirschjagden, sowie bei Sauhatzen keine Frohnen mehr leisten könne.

Unterfranken und Aschaffenburg.

Eine Wolfsgrube findet sich bereits in der ersten würzbur- gischen Ummarkungs-Urkunde vom Jahre 779.

1457. Das Weissthum der Stadt Lohr von diesem Jahre bestimmt: Item, so ein schadbar thier, als bern, wolf, in der Zent gefangen würde, so gibt die stat auch das halb teil, wie von alter herkommen ist, und die zent das ander halb teil (Schuss- oder Fanggeld.)“

1486 und 1487 wurden in der Wolfsgrube bei Ochsenfurt zwei Wölfe gefangen, für deren jeden 10 Schillinge aus der Rathskasse gezahlt wurden.

1506 und 1512 wurden bei Dimbach und Bibergau in Unterfranken Leute von Wölfen angefallen.

1673 wurde auf dem Gute der Freiherrn von Crailsheim zu Altenschönbach ein Schaf vom Wolfe zerrissen und das Factum mit dem Wolfsrisse nachgewiesen.

1698 wurde auf dem Mainwehr zu Würzburg ein Wolf gefangen.

Im März 1859 berichtete das Schweinfurter Tagblatt aus Hofheim von einem in den Hassbergen hausenden Wolfe, mit der

Angabe, dass mit Aufgebot der Bewohner der umliegenden Dör- fer vergeblich darauf gestreift und bei dieser Streife gegen 40 gerissene Rehe constatırt worden seien. Einige Tage darnach wurde von Hofheim aus die ganze Nachricht für Fabel und das Unthier für einen herrenlos herumlaufenden Hund erklärt, wel- cher allerdings seinen Hunger an Rehen 'gestillt haben könne. Es war indessen wirklich ein Wolf und brachte das genannte Blatt aus verlässiger Quelle d. d., Eichelsdorf den 27. März 1859 folgende Berichtigung: „Am 18. März 1859 kam der kgl. Reviergehülfe von Rottenstein zum kgl. Forstamt Eichelsdorf und erzählte, er habe kaum '/, Stunde von dem Forstamtssitze, durch den frischgefallenen Schnee begünstigt, einen Wolf abge- spürt und eingekreist. Es wurde sogleich eine Jagd auf densel- ben Nachmittag anberaumt und hiezu die in der Nähe wohnenden Schützen eingeladen. Der Wolf steckte zwar nicht mehr in der bezeichneten Dickung, kam aber im dritten Triebe zum Vorschein, passirte, ohne die Dickung zu verlassen, die vorstehende Schü- tzenlinie und brach, von den Treibern angetrieben, an einem Punkte durch, in dessen Nähe keine Schützen standen, da mit denselben nur die Hauptwechsel, die Fuchsriegel, bestellt wor- den waren. Der nächste Schütze, der auf dem breiten Haupt- wege stand, über welchen der Wolf flüchtig wurde, sah diesen zwar, war aber zu weit entfernt, um schiessen zu können, So- wohl die charakteristische Fährte, als auch aufgefundene Wolfs- losung und ein abgenagter Schenkelknochen von einem Stück Hochwild (darauf reduzirten sich bis Ende März die Mordwerke dieses Räubers unter dem Wilde) stellten es ausser Zweifel, dass man es wirklich mit einem Wolfe zu thun habe. Aus den Hass- bergen wechselte er in das Meiningensche, wo er am 6. Mai 1859 bei Heldburg in dar Nähe des Dorfes Albingshau- sen an der bayerischen Grenze auf einer nach ihm angestellten Treibjagd von dem Bauern Johann Nicolaus Höilein glück- lich erlegt. Die Bestie wog 75 Pfund, wurde an S. Hoheit den Herzog nach Meiningen abgeliefert und von diesem der dortigen Realschule zum Geschenke gemacht. Der Schütze erhielt 50 fl. Schussgeld.

Bald darauf, im August 1859, ging durch öffentliche Blätter die Nachricht, dass sich in den Hassbergen abermals und zwar

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4 Wölfe zeigten und bei Schweinshaupten, Landgerichts Hofheim, mehrere Schafe zerrissen, auch eine Anzahl derselben zersprengt hätten. Auch die nächste Umgebüng von Coburg werde von Wölfen unsicher gemacht. Dieselben seien bereits zweimal des Nachts in Schafheerden eingebrochen, hätten das eine Mal einige Schafe erwürgt und angefressen und die ganze Heerde zerstreut, während sie das andere Mal vom Schäfer verjagt worden seien. Es waren diess aber, wie sich bald herausstellte, keine Wölfe sondern Hunde.

Schwaben.

Nach dem Schweizerkriege von 1499 machten Wölfe die Gegenden der gefürsteten Grafschaft Kempten uusicher.

Felis Lynx. Der Luchs.

Oberbayern.

1400 1500. Von einem erlegten Luchs hatten die Kloster Tegernsee’schen Jäger mit einander (6 Mann) 2 Maass Schuss- und 2 Maass Fangbier,

1506 bestellte das Kloster Tegernsee den Hönnsl Smid von Rotach und Jörgen Messerer von Egern zu dem „Gämbs vnd Reyssgejayd,“ wobei bedungen ward, dass sie, so oft sie einen Luchs fangen würden, denselben den Klosterherren anbieten sollten, „vnd wellen wir den kauffen, süllen wir jn dafür geben iiij sexer.*

1568 1580 verzeichnen die Tegernseer Klosterrechnungen keinen Luchs. Auch in den Rechnungen des Klosters Bene- diktbeuern bis 1600 ist kein Luchs erwähnt.

-1600 1700. Die Gemeindekasse Oberammergau zahlte den Jägern, welche den Kopf eines in der Nachbarschaft erleg- ten Luchses zur Schau herumtrugen und damit Gaben sammelten, nach altem Brauche 15 bis 30 Kreuzer,

1606 war das Jägerrecht füt einen Luchs in Tegernsee höher gestellt, als das für einen Bären; es war nämlich 1 fl. 30 kr. 1667 sind nach München eingeliefert worden 6 Luchse.

1643 1674 werden Luchse, als in der Gegend’von Bran- nenburg bei Burg Falkenstein hausend erwähnt.

Während die Rechnungen des Klosters Tegernsee von 1568 bis 1580 keinen Luchs aufweisen, finden sich 1768 1782 (zwei , Jahresrechnungen fehlen) in derselben Zahl von 13 Jahren 39 Luchse verzeichnet und von 1734— 1786, wobei die Rechnungen von 8 Jahren fehlen, also in 44 Jahren wurden 109 Luchse erlegt und gefangen. Man sieht auch aus den Rechnungen, dass Gie Zahl der Luchse im vorigen Jahrhundert wachsend zugenom- men hat; denn zu Anfang desselben kommen verhältnissmässig weniger vor als später. Die meisten Luchse wurden an der Rosssteinwand gefaugen, dann auf dem Osterberg, Peis- senberg, Scharlingmoos, Röthenstein, Hirschbergete.

1752 war das Jägerrecht für Luchs, Bär und Wolf gleich und zu 2 fl. bestimmt.

1760 lieferte der Oberjüger Adam Mayer an das Kloster Tegernsee 5 Luchse.

1819 wurde nach Ettal Auftrag gegeben einen Luchs zu fangen, da dessen Wildpret dem König als ein Mittel gegen den Schwindel dienen sollte.

1826 wurden in der Riss 5 Luchse gefangen und bis 1831 in Altlach, Urfeld, Wallersee und um Benedictbeuern noch 6 Luchse. In den Rechnungen des Klosters zu Benedict- beuern findet sıch auch der seltene Fall erwähnt, dass der Re- vierjäger Wolfgang Heiss von Urfeld in der Nähe der Jo-_ cheralm 2 Luchse, einen alten und einen jungen, auf einen Schuss erlegt hat.

1836 wurde ein Luchs bei Schliersee erlegt.

Zu Tegernsee wurden die Eisen durch Reiben mit Latschen verwittert. Der Jäger G. Mair vom Oberwinkel hat einige Luchse lebend aus dem Eisen gelöst und geknebelt im Rucksacke nach Tegernsee getragen. Ein so geknebelter Luchs wurde ein- mal bis München getragen, wo ihn Konig Max I. besah. Unter- .

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wegs war er mit Kalbsblut gespeist worden. Der damalige Hof- marschall Marquis v. Montperny erschoss ihn in einem Ge- wölbe der Hofküche. Mair schoss einst einen Luchs, der sich aus dem Eisen losgerissen hatte und auf 3 Branten flüchtig gegangen war.

Forstrath von Schenk hat einst einen Fall am Sulferstein- gehäng durch Abspüren auf dem Schnee beobachtet, der deutlich schliessen liess, dass dem so sei. Es hatten 3 Luchse ein Reh gerissen und man konnte sehen, dass einer auf dem Wechsel gelauert, die andern im Bogen gegen diesen gejagt hatten.

In Silber gefasste Luchskrallen „Luchskräul* werden von Gebirgsjägern häufig am Uhrgehänge getragen.

Niederbayern,

Der bayerische Wald wimmelte nach dem Schwedenkriege von wilden Thieren, Bären, Wölfen und Luchsen.

Oberfranken.

1654. Im germanischen Museum zu Nürnberg befindet sich ein Aktenfaszikel in M.S. „Beschwerden wegen Schiessens eines Luchses durch Hn. Wolf von Wolfsthal zu Hallerndorf* (Hallerndorf bei Forchheim).

1752. Luchse um Wunsiedel.

Mittelfranken.

1661 wurde bei Langenzenn von dem markgräflichen Förster im Mai ein Luchs geschossen und der Balg nach Bayreuth eingeliefert.

1690 war nach Eichstädtischen Akten das Wolfs- und Luchs- jagen ein allgemeines Wesen, bei welchem sich alle Gemeiden zu betheiligen hatten.

Schwaben,

Bis in die zwanziger Jahre war der Luchs nach Gross in dem Gebiete der oberen Iller und der Osterach eine gewöhn- liche Erscheinung. Er wechselte meist von Ost und Süd aus den Tyroler Bergen hier herein, angezogen von dem starken Wildstande, wie er unter der Herrschaft des Hochstiftes Augs- burg und der Grafen Königsegg in diesen Alpen blühte.

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Im Winter 1820 spürte der Forstwart Zeller zu Oberst- dorf auf dem Kotterscheck 3 Luchse. Sie wechselten durch die sogenannten Sybellen in die Revier Wertach. 1822 im Winter stiess er auf dem Brunoanger am Grünten auf die Fährte eines Luchses, der sich bis auf 39 Schritte an einen Hirsch von 10 Enden angeschlichen hatte.

Der hochstiftisch augsburgische Forstmeister Anton Lutz zu Burgberg (1760 1822) hielt einmal im Winter in der Ge- gend von Winkel eine Jagd auf Füchse und Rehe. In einem Bogen an der Starzlach, dem sogenannten Winkeltrieb, gab sein Dachshund Standlgut und verbellte einen Luchs auf einem krum- men Holzapfelbaum, von welchem ihn der Jägerbursche Philipp Wex von Staufen herabschoss. Vor den Augen dieses Lutz griff ein Luchs auf dem Mangeritzer Berg einen Rehbock an, auf den Lutz sich anzupürschen im Begriffe stand, sprang aber vom Bocke sogleich wieder in das Gebüsch zurück, als er des Jägers ansichtig wurde. Der Bock stürzte nach kaum 30 Gängen verendet zusammen, obwohl er am Halse nur etliche leichte Hautritze hatte, die kaum schweissten, und, wie die Untersuch- ung zeigte, durchweg gesund, feist und sehr stark war.

Im Jahre 1819 riss ein Luchs auf der Alpe Schwarzwas- ser in einer Nacht sämmtliche 36 Schafe der Hürde.

Auf der Zipfelsalpe riss ein Luchs eine Auerhenne im Neste und im Umwenden einen Geisbock, der neugierig herbeigelau- fen war.

Am Ochsenberge auf dem Sätteli, bei Bad Tiefenbach, stan- den die Luchse besonders gerne und es wurden dort oft Luchs- jagden veranstaltet. Der gräflich Königsegg’sche Jäger Sprink- hard zu Fischen lud mit seinem Jagdgehülfen Sebastian Schmid in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu einer solchen Jagd den Pfarrer Hagspihl von Meisselstein und den Landhauptmann Jodok Schmid von Fischen ein. Es waren 3. Luchse im Jagdbogen, die in längeren Zwischenräumen nach einander zuerst dem Jagdgehülfen kamen, der aus Rücksicht für den Pfarrer nicht schoss. Diesem aber versagte auf den ersten Luchs das Gewehr, den zweiten fehlte er und als der dritte kam, hatte er noch nicht geladen. Der Landhauptmann

fehlte den einen und einem zweiten, der jedoch entkam, brachte er einen leichten Schuss bei.

Bei dem Dörfchen Wangenritz fing ein Luchs einen Reh- bock, dessen Kopf er bis auf Besler-Wies am Grünten trug und dort in eine Schneehalde drücke. Auf dem Rehkopf richtete Forstmeister Lutz das Eisen; nach 13 Tagen erinnerte sich der Luchs seines Rehkopfes und ward gefangen.

Unter dem Forstwarte Joachim Huber in Oberstdorf zu Ende des vorigen Jahrhunderts hatte eine Luchsin Junge an der nördlichen Thalwand des Oythales am sogenannten Schäfhofe.

Im Algäu waren im vorigen Jahrhunderte Tellereisen, wie es scheint, wenig im Gebrauch. Der ältere Agerer, -Forstwart zu Hindelang von 1790 1816, tödtete den Luchs auf dem Risse durch ein Wurfgeschoss, ähnlich dem Fischgeren, das von einer Bogensehne geschnellt, dem Thiere in Kniehöhe von der Erde in die Brust drang.

Ein Reisender, der über das Allgäu im Jahrgang 1854 der neuen Münchner Zeitung, Beilage 133, berichtet, hat 1840: zu Hindelang noch einen erlegten Luchs zur Schau herumtragen sehen. Demselben wurde auch ein Fall erzählt, wo ein Luchs in einen Ziegenstall zu kommen suchte, indem er die Einfassungs- wand untergrub. Als er aber innen mit dem Kopf hervorkam, gab ihm ein die Gefahr merkender Bock so nachdrückliche Stösse, dass er ihn todt hinstreckte.

Dr. Gross behauptet, dass der Luchs nie starkes Hochwild reisst; denn er überschätze nicht seine Kraft. Hiezu bemerke ich, dass im Jahre 1718 im Würtembergischen zufälligerweise ein Luchs geschossen wurde, den ein Hauptschwein, das mit ihm durch die Dickung gerannt kam, eben von sich abgestreift hatte. In demselben Jahre wurde ein Luchs in Tyrol von einem Hir- schen, den man aber auch verendet neben ihm fand, wider einen Felsen gespiesst. Siehe Ridingers merkwürdige Thiere, Tafel 41 und 61.

1%

Felis Catus. Die Wildkatze,

Oberbayern.

Herr Hofstabsarzt Dr. Fahrer in München,schreibt mir, dass in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts und zu. An- fang des gegenwärtigen bestimmt noch Wiıldkatzen in den damals noch grösseren Waldungen am Starenberger See gehaust haben.

Niederbayern.

Im Herbst 1857 wurde im Hienheimer Forst bei Welten- burg eine Wildkatze erlegt.

Im Oktober 1859 wurde in der Staatswaldparzelle Steingrub Reviers Ergoldsbach in der Nähe von Moosthann eine Wildkatze von 18 Pfund Schwere geschossen.

Im Reviere Neuessing (Abtheilung Hiersdorferthal, Distrikt Teufelshänge) wurde am 14. Januar 1860 eine Katze, die sich im stärksten Dickicht wie ein Fuchs lange hatte jagen lassen, erlegt. Sie wog 8 Pfund und. steht ausgestopft in der Sammlung. des naturhistorischen Vereines in Passau. Zwei Jahre zuvor wurde auf derselben Revier im Galgenberg eine 16pfündige Wildkatsp geschossen.

Revierförster Rohrmüller in Auholding berichtet über den Aufenthalt dieses Raubthieres in seiner Gegend Folgendes:

„Die etwa 3 Stunden von einander entfernten Forste, der Hienheimer in Niederbayern und der Köschinger in Oberbayern mit ihren ausgedehnten dichten Dickungen sind die Heimath der Wildkatzen und es hält schwer, sie auszurotten. Bei tiefem Schnee geht dieses schädlichste unserer Raubthiere aus. den grösseren Forsten in die Vorwaldungen. Aber auch hier ist es schwer, ihm beizukommen, weil es sich in den dichtesten Stel- len herumjagen lässt, so dass langjagende kräftige Hunde noth- wendig sind, um die Katze zum Aufbäumen zu bringen. Verlässt sie die Dickung, so geschieht es nur an dichten Stellen und der Schütze ist oft nicht im Stande, zu schiessen, weil er das Thier nicht erkennen oder keine Lücke für den Schuss finden kann. Die am 14. Januar 1860 auf der Revier Neuessing geschossene

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Katze hat sich in meinem Bezirk lange herumgetrieben. Der herrschaftliche Förster Steger von Hexenagger (Oberpfalz) schoss diesen Winter ein Exemplar, das 14 Pfund wog. Im Januar 1861 wurden bei Schamhaupten (Oberpfalz) und im Revier Hienheim 2 Katzen erlegt. Später spürte ich eine starke, der Förster Steger bei Hexenagger eine starke und Revierförster Schmid zu Neuessing ebenfalls eine starke Katze. Im Februar 1855 spürte ich eine solche bei tiefem Schnee, die Hunde jagten sie öfter, ohne dass ich zu Schuss kommen konnte. Von Hunger getrieben schlich sie am hellen Tage in das Dorf Baiersdorf unweit der Staatswaldungen uhd sprang von der Dachrinne auf eine Henne. Die eben Brei kochende Bäuerin hörte die Henne schreien, stürzte mit dem grossen hölzernen Breilöffel in den Hof hinaus und versetzte der Katze (es war eine junge) einen Schlag, der den ganzen Kopf zerschmetterte.“

Oberpfalz und Regensburg. Siehe den vorigen Abschnitt. Forstrath Koch erhielt aus der Oberpfalz drei Wildkatzen, darunter eine sehr starke von ausserordentlicher Grösse aus dem Pointner Forst Dei Regensburg.

Am 26. Februar wurde eine sehr schöne Wildkatze ($) bei Hexenagger geschossen. Sie steht in der Sammlung des natur- historischen Vereines in Augsburg.

Oberfranken.

1663 wurde in dem freiherrlich von Grailsheim’schen Walde des Rittergutes Neuhaus bei Herzogenaurach eine Wild- katze geschossen und 1702 berichtet der gutsherrliche Verwalter daselbst, dass er im oberen Bucher-Holz vor Jahren eine solche gefangen. Dem 1686 angenommenen Jäger und Fischvogt Mich. Voit zu Neuhaus war in seiner Bestallungsertul von einer wilden Katze 12 kr. Schiessgeld gesetzt.

Vor etwa 15 Jahren wurde eine ächte Wildkatze bei Herzo- genaurach erlegt, Mittelfranken. Im Sommer 1853 wurde auf der Illesheimer Gemeinde- jagd eine Wildkatze geschossen. 8*+

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In Oberndorf bei Ipsheim kam während tiefen Schnees eine ausgehungerte äusserst dürre Wildkatze in das Dorf, biss einer Gans den Kopf ab und flüchtete sich vor den herbeieilen- den Landleuten in einen Keller, wo sie erschlagen wurde.

Am 18. Februar 1854 wurde im Schossbach bei Unteral- tenbernheim eine Wiläkatze erlegt, die ich bei einem Freunde ausgestopft sah.

Im März 1855 erhielt Herr Leu in Augsburg einen Kater aus der Gegend von Pappenheim.

1855 fand’ der Förster von Windelsbach im Rothenbur- gischen ein Nest junger Wildkatzen.

Im Februar 1861 schoss Regierungs-Assessor Carl Meinel in Ansbach in der Gegend von Dachstetten eine von seinem sehr scharfen Hunde aufgebaumte Wildkatze.

Unterfranken und Aschaffenburg. -

Im Spätherbst 1854 wurde auf einem Treibjagen bei Aschaf- fenburg eine Wildkatze erlegt.

Eine bei Schweinfurt geschossene steht in dem Naturalien- kabinet zu Würzburg.

Im Steigerwalde bei Altenschönbach kommt sie hie und da vor und soll sie sich zu Zeiten in den Kellern und Gewölben des ruinirten Bergschlosses Stolberg aufhalten.

1856 wurde ein Stück bei Handthal geschossen.

Schwaben und Neuburg. In der Gegend von Memmingen äusserst sparsam.

Am 1. Januar 1833 wurde eine ächte- Wildkatze im Eisen- burger Walde (Schnaid), eine zweite, ein statllicher Kuter, vor Weihnachten 1853 im Buxheimer Walde geschossen, Dem verstorbenen Zeichnenlehrer Büchele, weiland in Mem- mingen sind nur diese 2 Beispiele eigentlicher Wildkatzen in seiner Gegend vorgekommen. Es soll zwar dieses Raubthier schon öfter in jenen Waldungen gesehen und geschossen worden sein, allein es ist zu bezweifeln, dass es ächte Wildkatzen und nicht vielmehr sogenannte Holzkatzen waren. Dass solche Ver-

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wechslungen vorkommen, beweisen einige Bälge, die Bücheles Vater, einem Kürschner, gebracht wurden.)

. Am 4. December 1859 wurde in der Lechhauser Aue in der Nähe von Gersthofen am Lech, eine Stunde von Augsburg, ein ächter Wildkuter auf der Jagd des Banquiers Baron von Schätzler erlegt. Das Thier wog 8%, Pfund. Seit fast 20 Jahren ist Herrn Pelzhändler Leu, welcher sie zum Ausstopfen für die Sammlung des naturhistorischen Vereines in Augsburg erhielt, in der Umgebung dieser Stadt keine Wildkatze mehr vorgekommen. Es war gegen die 40er Jahre, als er auch von Gersthofen eine halbgewachsene erhielt.

Am 5. März 1860 wurde ein Kuter auf der Revier Neuburg an der Donau geschossen.

Anmerkung: 1525. Nach dem Vertrage zu Renchen, als In- terpretation der 12 Artikel der aufständischen ‚Bauern, sollte (Artikel 4) das schedlich gewild, namlich beren, wölff, fuchs, wilde katzen u. d. gl. mänglihen erlaubt sein umzubringen oder zu fahen, wie er mag.

»

‘) Die verwilderten sogenannten Holzkatzen geben oft den Wildkutern an Wildheit wenig oder. nichts nach. Doch sind sie, und wenn sie letzteren in der Farbe noch so ähnlich wären, durch das kurze Haar und den dünnern, spitzig zu- laufenden Schwanz leicht zu unterscheiden. Die Wildkatze hat auch einen starken Bisamgeruch.

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Schmetterlinge aus Cuba.

Herr Dr. Gundlach theilte mir aus Cuba eine kleine Sendung Schmetterlinge mif, unter der Bedingung, die Arten zu verzeich- nen und die neuen bekannt zu machen.

Wenn auch die Zahl der Arten lange nicht ausreicht, um ein Bild der dortigen Fauna zu geben, so enthält sie doch manche Art, die bisher noch nicht aus Cuba erhalten worden war manche bemerkenswerthe Abänderung oder Lokalvarietät conti- nentalamerikanischer Arten, auch wie es mir scheint einiges noch Unbeschriebene.

Leider war ich bis jetzt noch nicht im Stande mir die ein- schlägige specielle Literatur vollständig zu verschaffen. Das Heftchen von Poey mit 20 Arten auf eben so vielen Tafeln be- sitze ich, Herr Gundlach scheint die hier bekannt gemachten Arten absichtlich nicht mitgesendet zu haben. Dagegen fehlt mir Poey Memorias sobre I. hist. nat. de la Isla de Cuba 1851 1854 mit 34 lith. Tafeln, in welchen wahrscheinlich der von H. G. gesendete ?. ornofugus Poey bekannt gemacht ist und Ramon de la Sagras Historia fisica nat, de la Isla de Cuba, in welcher pag. 202 313 ZLepidopteren von Lucas be- schrieben und auf 4 Tafeln abgebildet sind.

Um die von Herrn Gundlach gestellte Bedingung zu erfüllen, beginne ich vorläufig mit der Bekanntmachung der Arten und werde dann nach Einsicht oben genannter beider Werke die nöthigen Berichtigungen seiner Zeit nachtragen. Wenn auch die Tagfalter wenig Neues bieten, so hoffe diess bei den Nacht- faltern ausgleichen zu können.

Hymenitis cubana m. Ein Weib, am nächsten oto Hew. f. 39 die Flügel sind merklich schmaler, das schwarze Schrägband tritt in Feld 4 und auf Ast 4 viel weiter saumwärts vor, der schwarze Saum auf Ast 3 als viel grösseres Dreieck hinein; der Saum der Hfl ist nur auf der US zimmtfarben.

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Lycorea ceres Cr. foem. 34. Ein schönes grosses Weib, die Zimmtfarbe auf allen Fl. sehr beschränkt.

_ Clothilda jaegeri Menetr. Mem. Mose. IX, t. 10. f. 3.4. Diese auffallende Art ähnelt auf der OS dem Satyrus circe; unten durch die bunte Färbung der Wurzelhälfte der Vfl der Cloth. euryale Kl. ähnlich, nur sind die Hil. zarter gezeichnet und feh- len die gelben Saumdreiecke,

Synchlo& perezi Gundl. Ich kann nirgends eine passende Beschreibung finden. Schwarz, alle Flügel bis über die Mitte mit zerrissenen blutrothen Flecken, die Vfl vor dem Saum mit einer ihm gleichlaufenden Reihe runder weisser Fleckchen, auf den Hil nur beim Weibe einer am VR.; hinter dieser Reihe noch Spuren grauer Mondchen, gegen den IR der Hfl am deutlichsten, auf der US sind ‚sie sehr stark, einwärts von ihnen eine Reihe roiher, dann zwei Reihen weisser Fleck. Der Mann hat auf den Hfl mehr Roth und kein Weiss.

Prepona demophoon H. Smml. Ich glaube, dass die Arten dieser Gattung noch nicht genügend geschieden sind oder stark abändern. Das Cubanische Exemplar stimmt fast ganz mit Hübners Bild und so ziemlich mit Cramers Amphimachus, doch finden sich vor dem Saume der US der Hfl kaum Spuren der gelblichen Augenflecke.

Hypna clytemnestra Cr, Grosse Exemplare der Far, iphigenia mit zimmtbrauner Farbe der OS.

Callidryas thalestris H. Smml. Jar. Sehr nah der thalestris HS m. Gleiche Grösse und Umriss, der schwarze Mittellleck der Vfl kleiner, orangeroth umzogen, welche Umgeb- ung an der SC mit dem grösseren, brennender rothen, weniger scharf begrenzter und bis zum breit orangen Saum reichenden Mittelfleck zusammenhängt. Die Hfl sind brennender orange, gegen den scharf lichteren Saum allmählig dunkler. Auf dem Saume keine schwarzen Punkte. Die US stimmt mehr mit argante, sie ist orange, fein und dicht lackroth bestaubt, die Flecke nur aus gleichen, dichter gestellten Stäubchen gebildet; die beiden Silberfleckchen sind so klein wie auf Hübners lich- terer Figur. |

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Das Weib stimmt oben fast ganz. mit Hübners Fig. 3. 4. *, nur ist das Schwarz etwas beschränkter, bs. auf den Hfl, unten aber unterscheidet es sich von dem Manne nur dadurch, dass die Flecke grösser und etwas veilgrau sind, bei weitem nicht so dunkel wie in Hübners Figur,

Terias larae Gundl. Sehr nach dem weszwoodiü, viel kleiner, das Orange der Hfl beschränkt sich auf die Saumpunkte und dehnt sich auch auf der US nur auf den Vfl etwas weiter aus. ohne von einem dunkleren Fleck begrenzt zu sein. Hier haben alle Flügel einen fein schwarzen Mittelpunkt, die Monde der hinteren sind sehr schwach. Der schwarze Saum der Vf beginnt hinter ?, des VR, ist schmal, endet schon auf Ast 3 und nur manchmal folgt auf Ast 2 noch ein schwarzer Punkt.

Gonopteryx maerula F. Ein gewöhnlicher Mann.

Leptalis cubana HS. Am nächsten der Z. spio Hew. f. 21 23. Die Spitze der Vfl ist aber nicht so scharf, dem Ba- salstreif des Weibes fehlt die zimmtfarbene Mischung, der Mit- telstreif ist breiter; unten sind sie gezeichnet wie oben. Die Hfl haben den gelben Streif breiter, der auf der braunen, gelb gespreckelten US saumwärts 5 Zacken bildet.

Beim Mann ist das Orange sehr lebhaft, lässt aber das Mit- telband und die Spitzenflecke gelb, die Hill sind bis zum. VR orange. US wie beim Weib.

Correspondenz.

Die Mitglieder der Societe Entomologique de France machen ihren Ausflug diess Jahr in die östlichen Pyrenäen vom 20. Juni bis Ende Juli und treffen in Perpignan zusammen.

Dieselben erhalten, wenn sie sich rechtzeitig an den Secre- tär der Gesellschaft, Herrn M. E. Desmarest (avenue de la Chupelle, 16, a Montrouge- Paris) wenden, Eisenbahnkarten für die treffende Route zum halben Preise,

Sollte es nicht möglich sein, auch eine Anzahl deutscher Entomologen zu ähnlichen gemeinschaftlichen Ausflügen vereini- gen zu können? Zu einer Uebereinkunft über ein Zusammen- treffen in den österreichischen oder bayerischen Alpen wäre noch 6 Wochen Zeit.

Verantwortlicher Redakteur Dr. Herrich-Schäffer, in Commission bei G. J. Manz, Druck und Papier von Friedrich Pustet.

Gorrespondenz-Blatt

des

zoologisch-mineralogischen Vereines in

Begenshurg.

Nr. 9, 16. Jahrgang. 1562.

. _ Materialien

zur

bayerischen Fauna,

von

Andreas Johannes Jäckel, k. Pfarrer in Sommersdorf bei Ansbach.

Die Insekten fressenden Säugethiere. Insectivora. Maulwürfe. Talpina.

In Bayern haben wir eine einzige Art.

1. Der gemeine Maulwurf. Zalpa europaea L.

In Altbayern heissen die Maulwürfe „Scheren“ (Schermäuse) und ihre Hügel „Scherhaufen“. In manchen Gegenden Frankens nennt sie der Landmann „‚Maueraffen“.

Weissgescheckte Varietäten sind in den Steigerwaldgegenden, bei CGadolzburg in Mittelfranken und anderwärts nicht gar selten vorgekommen und am 28. Juli 1851 erhielt Herr Leu bei Augsburg einen orangegelben Maulwurf und das Jahr darauf wiederum einen solchen. Diese sehr schöne Varietät kommt auch anderwärts

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und, wie es scheint, nicht allzuselten vor. Herr Dr. Sturmin Nürnberg erhielt nemlich eine solche, die auf dem Rücken leicht in das Grauliche zieht, von Cadolzburg und ich eine rein orangegelbe aus derselben Gegend und zwar aus der Flurmarkung Ammerndorf.

Von Hunger getrieben verlässt er im Winter manchmal seine unterirdischen Jagdreviere und kommt in das Freie. Ich fing einen solchen zu Anlang des Dezembers 1853, da die Erde pickelhart gefroren war. Kr lief sehr schnell umher und wurde über ver- geblichen Versuchen, sich in die Erde zu wühlen, ergriffen. Einen andern fing ich am 13 Januar 1854 bei starkem Frost und vielem Schnee auf freiem Felde. An einem sehr kalten Tage desselben Monats und Jahres retirirte bei einem Treibjagen in der Gegend von München ein kleinerer Maulwurf, von einem grösseren verfolgt, aus dem gefrornen Boden in das Freie, wurde von dem Verfolger eingeholt und angesichts mehrerer Schützen von rückwärts aul- gerissen und an ihm so lange fortgefressen, bis die Jäger den Banditen tödteten.

In den Jahren 1843 und 1850 wurden in der Flurmarkung von Oberampfrach bei Feuchtwangen auf einem Flächeninhalt von 662 Morgen 540 Maulwürfe gefangen. Es ist staunenswerth, welch treffliiche Schwimmer diese Thiere sind und wie sie sich durch diese Eigenschaft bei Hochwassern zu retten vermögen. Das Früh- jahr 1851 war namentlich in Folge tiefen Schneefalles ein sehr nasses und mögen immerhin nicht wenige Maulwürfe ertrunken seyn. Der Landmann hoffte auch zuversichtlich, es werde in jenem Jahre wenige geben. Dazu fiel noch im Bibertgrunde bei Ammerndorf am 4. August ein Wolkenbruch, welcher den ganzen Grund in Kurzem überfluthet hatte. Gleichwohl gab es ausser- ordentlich viele Maulwürfe

Es ist längst festgestellt, dass die Maulwürfe Fleisch- und resp. Insektenfresser sind, Pflauzenkost aber nicht zu sich nehmen. Der Bauer bleibt aber dabei, dass der Maulwurf seinen unverwüst- lichen Hunger ausschliesslich an den Wurzeln in Gärten, Wiese und Feld stille und darum unter allen Umständen als einer der gefährlichsten Feinde der Landwirthschaft veıfolgt werden müsse Es ist auch kein Wunder, dass es also ist. Der Bauer hängt, zäh

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conservativ, an den von den Altvordern ererbten landwirthschaft- lichen Dogmen. Er hat ein leider nur zu oft gerechtfertigtes Misstrauen, wenn Leute in Sachen der Landwirthschaft mitreden wollen, die nie hinter dem Pfluge gegangen sind und sich zum Dreschen und anderm bäuerlichen Thun stellen würden, wie ein Esel zum Lauteschlagen. Die Organe endlich, die dem strebenden, nicht sklavisch am Alten hängenden Landwirthe die Ergebnisse solider Forschung vermitteln sollten, die Tageslitteratur, Zeitungen und selbst landwirthschaftliche Blätter, bestärken ihn häufig in seinen Vorurtheilen, indem sie feststehende Thatsachen immer wieder aufs Neue bestreiten und als Unwahrheiten erklären. Welche von der prostituirendsten Ignoranz zeugenden Maulwurf- Vertilg- ungsmittel kann man immer und immer wieder anpreisen hören!! Da empfiehlt ein Herr Zöller in der Zeitschrift des landwirthschaft- lichen Vereines für Bayern (1854. VII. pag. 315) als ein wirksames Mittel zur Vertreibung der Maulwürfe das Steinöl. Es ist diess allerdings eines der wirksamsten Mittel für solche Landwirthe, welche die Nützlichkeit des Maulwurfes erkennend, ihn nicht tödten, aber von gewissen Oertlichkeiten, wo er, wie z. B. im Gartenlande, nicht zu dulden ist, nachhaltig abtreiben wollen. Herr Zöller räth aber, dıe eine Schale einer leeren Nuss mit Steinöl zu füllen, die andere Schale auf die gefüllte mit Pech zu befestigen und die so hergerichteten Nüsse in die Maulwurfröhren zu schieben, Beim Durchkriechen seiner Röhren stosse natürlich der Maulwurf auf diese Nüsse, die er zerbeisse und deren aus- fliessender Inhalt so nachtheilig auf diese Thiere wirke, dass in kurzer Zeit ein grosser Garten von ihnen gesäubert werden könne. Das ist ganz gewiss wahr; nur zerbeisst der Maulwurf weder eine Nuss mit natürlichem Inhalte, noch eine & a Zöller zusammen- gepichte. Haben aber diese Präparate ihren Inhalt wirklich ent- leert, so hat sie die Feuchtigkeit der Erde geöffnet und nicht des Maulwurfs Zahn. Oder es sind die Nüsse bei der Fabrikation mit dem Steinöl auch äusserlich so viel besudelt worden, dass sie auch verschlossen genugsam gestunken haben. Das ou? comme chez nous trifft nicht überall zu. Um des leckeren Kernes willen mag Herr Zöller mit Lust Nüsse knacken; der Maulwurf wird es ihm nicht nachthun, aus dem einfachen Grunde, weil sein Gebiss zum Nussknacken nicht eingerichtet ist. Herr Zöller wird aber

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sagen, der Maulwurf knacke allerdings keine Nuss, aber er nage sie auf, Dann müsste er die hohlmeiselartigen Zähne des Eich- hörnchens oder der Haselmaus haben und nicht das nadelspitzige Gebiss, das er wirklich hat,

Man hat auch empfohlen, mit Strychnin vergifteten Waizen in die Röhren zu streuen, oder Mutterkorn, Trebs und Dobel vor- sichtig zu mahlen, dieses Mehl mit einem Drittel Gerstenmehl wegen des süsslichen Geschmackes einzumachen, wie gewöhnliches Korn- mehl und in Form von länglichen Kipflein zu verbacken und diese Kipflein in die Gänge und Röhren der Maulwürfe und auch der Mäuse zu graben und mit Erde einen bis zwei Zoll zu überdecken. Genannte Thiere fallen dann begierig über diese Lockspeise her, bekommen, wenn sie davon genossen haben, den Schwindel und herausgetriebene rothe Augen und verenden am Veits- tanz. Die etwa noch übrig bleibenden dergleichen schädlichen Thiere sollen nachher den Geruch der in Fäulniss übergegangenen meiden und sich bald von dem beschädigten Acker oder der Wiese zurückziehen. Probatum est, sagt der Nürnberger Friedens- und Kriegskurier vom 24. März 1857. Hierüber wäre viel zu sagen, besonders über die herausgetriebenen rothen Augen des Maul- wurfs. Es ist aber nicht der Mühe werth, um solchen bodenlosen Unsinnes willen noch einmal die Feder einzutauchen. Wer diese und ähnliche Mittel, wenn ihm etwa der blose Zahnbau kein ge- nügender Beweis sein sollte, auf ihre Stichhaltigkeit prüfen will, der setze, wie ich schon früher gerathen habe '), einen lebenden Maulwurf in ein mit ganzen Nüssen, entschalten Nusskernen, unver- giftetem Waizen oder Malz und meinetwegen auch mit mürbem Brod und Confitüren derart angefülltes Fass, dass der Gefanzene darin wie in der Erde wühlen kann: er wird keine Nuss auf- gebissen, keinen Nusskern und kein Waizenkern verzehrt, aber in diesem Meere vermeintlicher Leckerbissen den armen Maulwurf nach wenigen Stunden todt finden, nicht im Galopp aufgezehrt durch den Gram über den Verlust der Freiheit, sondern ganz einfach verhungert.

') Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Nürnberg. Il. Band. Seite 298,

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Um die Maulwürfe von Grundstücken auf längere oder kür- zere Zeit abzuhalten oder ganz zu vertreiben kennt und braucht der Aberglaube des Landvolkes allerlei Mittel. Man soll z. B. an Fastnacht um Mitternacht oder doch vor Sonnenaufgang nackend um das Grundstück dreschen (mit dem Dreschflegel) und an einer Ecke eine Oeffnung lassen, indem dort nicht gedroschen wird. Hier müssen die durch die Erschütterung des Bodens vorwärts setriebenen Maulwürfe die Wiese etc. verlassen. Diesen Aber- slauben, dem immer mehr Vernunft zu Grunde liegt, als der Kipfleins - Theorie und se manchem anderen höheren Blödsinne, fand ich im Aischgrunde und kannte Männer, die mir gestanden, dieses Mittel angewendet und seine Fruchtlosigkeit erkannt zu haben. Um die Maulwürfe auf Jahresfrist von den Wiesen zu vertreiben, zerrecht man im südlichen Oberfranken (Neuhaus etc.) an 3 Freitagen im März die Maulwurfhaufen und ist an diesen Tagen in jener Gegend ein reges Leben auf allen Wiesen. Na- türlich bleiben die Maulwürfe nicht weg, aber die von ihnen heraufgeschobene, ein gutes Düngmittel abgebende klare Erde wird rechtzeitig gleichmässig vertheilt, die Wiese also gedüngt und in gut mähbarem Stande erhalten und das war’s jedenfalls, was der kluge Mann gewollt hat, welcher diesen in seinen Fol- sen nützlichen Aberglauben eingebürgert hat. Ein anderes in derselben Gegend vorgefundenes Mittel ist dieses: An 3 Frei- tagen im März vor Sonnenaufgang schlägt man dreimal an drei Ecken eıner von Maulwürfen zerwühlten Wiese mit Haselruthen auf die Erde, lässt aber die vierte Ecke, woselbst die Maulwürfe das Grundstück verlassen sollen, frei und spricht während des Schlagens dreimal nachstehenden Maulwurtsegen:

Je'zt geh’ ich auf die Haid Und schau das grüne Feld, Und komme auf ein Land, Da waren so viel Hügel. Jetzt ruf ich aber an: du schwarzer Mann! Was machst du hier auf meiner Wıesen? Geh’, pack dich auf ein’n andern Ort, - Wo es besser ist, als hier. Im Namen Gottes des Vaters etc. Amen.

126

Auch verschiedene wohlthätige Wirkungen für Menschen und - Vieh legt ihm der Aberglaube bei und unter den Tod verkünden- den Thieren spielt er gleichfalls eine Rolle.

Das Zahngeschäft der Kinder zu befördern, beissen aber- gläubische Mütter einem lebendigen Maulwurfe eine Vorderpforte ab und hängen sie den Kindern, in Silber gefasst oder einge- näht, als Amulet an. In Franken weit verbreiteter Aberglaube.

Einen vor dem Görgentag lebend gelangenen Maulwurf lässt man in der rechten Hand absterben. Mit seinem Bälglein soll man mit bestem Erfolge aufgelaufenes Vieh bestreichen und hei- len können. Auch die rechte Hand bekommt auf ein Jahr die- selbe Heilkraft und kann man überdiess durch Streichen mit derselben im Namen Gottes des etc. alle Ueberbeine und Beulen der Menschen und des Viehes heilen. Aischgrund.

Den baldigen Tod eines Kranken zeigt es an, wenn an des- sen Hause der Mauiwurf einen Erdhügel aufwirft. Ein in der Gegend von Gadolzburg, Eichstädt und anderwärts in Franken häufiger Aberglaube.

Spitzmäuse. Soricina. In Bayern haben wir sechs Arten.

3, Die Wasserspitzmaus. Crossopus fodiens Pall,

Sorex fodiens. Schrank, Fauna Boica ]. pag. 60. n. 20. Koch, System der bayr, Zoologie I. p.31. n. 25 Koch, Naturhistor. Topographie von Regensburg

von Dr. A. F. Fürnrohr Ill. p.5 n. 18.

Küster, System. Yerzeichniss der in der Um- gegend Erlangens beobachteten Thiere 1. p. 1. Ordnung III. n. 2.

Kress, die Säugethiere des Steigerwaldes im 4. Bericht der naturforsch. Gesellschaft zu Bam- berg, pag. 49.

Fahrer, Bavaria, Landes - und Volkskunde des Königreichs Bayern, I. pag. 187.

Büchele, die Wirbelthiere der Memminger Ge- gend pag. 3.

127

Die Wasserspitzmaus ändert in der Körperfärbung vielfach ab, Herr Leu in Augsburg erhielt ein in der Nähe dieser Stadt gefangenes Exemplar, welches auf der Unterseite vor den Vor- derfüssen ein schwarzes Band. ganz von der Farbe der Ober- seite, hatte. In dem Weiherlande bei Neuhaus, kgl. Landgerichts Herzogenaurach in Oberfranken, fing ich mehrere Exemplare von ähnlicher Färbung in eingegrabenen Töpfen. Eines derselben hatte ein schwarzgraues Halsband; Auch die Gegend zwischen den Vorderfüssen war von gleicher Farbe und verlief diese Zeich- nung über den Bauch in Form eines spitzwinkligen Dreieckes; Aftergegend von der Farbe der Oberseite. Andere hatten an den Ohrenrändern weisse Fleckchen und zogen sich längs der Unter- seite der Vorderfüsse schwärzliche schiefe Linien gegen die Bauchmitte, auf welcher ein schwärzlicher Längsstreif gegen den schwarzeingefassten After verlief. Auch unter dem Kinne befand sich ein kleiner Längsflecken. Ende Juni 1856 erhielt ich eine solche Spitzmaus, welche in einer Wohnstube zu Neuhaus gefan- gen worden war, von der Färbung des Sorex ciliatus Sowerby und S. remifer Geoffr. Die ganze Unterseite war dunkelgrau, ohne Weiss. Man hat aus diesen Varietäten eigene ’Ärten zu machen versucht. Die beiden eben genannten Synonyme, sowie der Sorex lineatus und S. collaris Geoffr. gehören hieher,

Herr Büchele in Memmingen erbeutete an der Ach bei Stein- heim eine äusserst seltene, am ganzen Körper geblich weisse Spielart.

Dass die von Professor Wagler nach bayerischen Exem- plaren als eigene Arten aufgestellten Crossopus stagnatilis, mu- sculus und psiüurus zuverlässig nichts anderes als Altersver- schiedenheiten ein und desselben Thieres sind, dürfte allgemein bekannt sein.

Bei sehr alten Wasserspitzmäusen fand ich viele Zähne des Ober- und Unterkiefers rein weiss; nur die vielspitzigen hatten an den höchsten Spitzen einen schwachen Anflug von Braun, welches nur an den grossen Vorderzähnen beider Kiefer deut- licher hervortrat.

Sie ist allenthalben in ganz Bayern an Bach- und Fluss- ufern, an Teichen, Canälen und Quellen gemein und geht in

128

unsern Alpen ziemlich hoch hinauf. Manchmal findet man sie ziemlich weit vom Wasser entfernt. So fing ich bei Neuhaus eine solche Spitzmaus eine Viertelstunde von der Aisch und noch etwas weiter von den dortigen Weihern entfernt, am 9. Januar 1854 Nachts S Uhr bei Schnee und Mondschein in einem tiefen Wagengeleise. Sie lief sehr schnell und schrie im Schrecken, wie die anderen Spitzmäuse: schritz, schritz! In Wohnhäuser, die ganz nahe an Teichen und Wassergräben lıegen, kommt sie nur hie und da einmal, sogar im Sommer.

In den Weihern bei Neuhaus traf ich einmal mehrere Stücke an einem Teichrande unter hellem hohlen EKise an. Den Blut- egelteichen ist sie sehr gefährlich und wo sie sich an klaren frischen Bächen häufig findet, thut sie an kleinen Fischen und dem Rogen erheblichen Schaden. Vor etwa 10 Jahren hatte sie sich in dem hart am Mineralbade Kellberg bei Passau vorbei- liessenden winzigen Bächlein so vermehrt, dass sie alle Pfrillen (Phoxinus laevis), die häufig darinnen waren, wegfing.

In dem Gewölle der Schleiereulen sind die Schädel dieser Spitzmaus als sehr häufige Vorkommnisse zu finden. Auch de Uhu frisst sie und einmal schnitt ich ein gut erhaltenes Exemplar aus dem Magen eines Fischreihers,

2. Die Alpenspitzmaus. Sorexz alpinus Schinz.

Sorex alpinus Wagner, Münchener gelehrte Anzeigen 1846 N. 81. pag. 662. Gemminger und Fahrer, /auna Boica Bd. |. Liefg. 1 Taf. 8 a. Fahrer, Bavaria Bd. I. pag. 187.

Dieses schöne Thier, eine Zierde unserer vaterländischen Fauna, wurde in Bayern von dem verstorbenen Gustos Dr. Held bei Partenkirchen entdeckt und später von seinem Sohne, dem Professor Dr. Fr. Held auch bei Berchtesgaden aufge- funden. Sie scheint demnach in dem ganzen Zuge unserer bayerischen Alpen einheimisch zu sein und hält sich an feuchten, wasserreichen Stellen der oberen Wald- und Krummholz - Re- gion auf.

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3. Bie Waldspitzmaus. Sorex vulgaris L.

Sorex vulgaris Gemminger und Fahrer, Fauna Boica H.®. Taf. 8 b. Kress, die Säugethiere des Steigerwaldes p. 4%. Büchele, die Wirbelthiere der Memminger Gegend pag. 3. Fahrer, Bavaria Bd. I. pag. 187.

Sehr allgemein durch ganz Bayern verbreitet und in unsern Alpen noch bis zur Krummholz-Region vorkommend, findet man sie in Wäldern, an Waldrändern, Parkanlagen, in Gärten, auf feuchten und versumpften Wiesen, gerne in Kleeäckern und an Weihern, besonders wenn solche nasse Wiesen und Weiher am Rande von Wäldern liegen oder mit Sträuchern bewachsen sind. In Häuser kommt sie sehr selten. Doch fand ich am 27. März 1856 eine todte Spitzmaus dieser Art in Neuhaus in der Pfarr- scheuer und erschlug am 9. Mai desselben Jahres eine zweite in dem oberen Stocke des dortigen unbewohnten Schlosses. In Mittelfranken traf ich schon am 15. Sept. und noch am 2. Nov. verbärende Exemplare im Uebergange zum Winterkleide und am 15. Mai eines im Uebergange zum Sommerbälglein an.

Sie springt sehr behende und hoch und trägt sich im Gegen- satze zur weisszahnigen Spitzmaus, die lang und platt gedrückt wie ein Otter erscheint, sehr kugelig. Im das Wasser geworfen schwimmt sie sehr gut, geht aber freiwillig nicht hinein. Sie frisst Käferlarven und Regenwürmer sehr gerne; lieber noch als letztere sind ihr nackte Erd- und Ackerschnecken. Einst hatte ich am Mühlweiher bei Neuhaus einen Topf eingegraben, um verschiedene Spitzmäuse zu fangen. Als ich eines Morgens nachsah, fand ich eine Waldspitzmaus darinnen, welche so eifrig beschäftigt war, die Ueberreste von 4 anderen Mitgefangenen ihrer Art zu verzehren, dass sie mich gar nicht bemerkte. Von den 4 Aufgefressenen waren 3 zur Hälfte, von einer nur noch das Bälglein vorhanden und viele Flügeldecken etc. von Käfern (Necrophorus, Silpha) legten überdiess Zeugniss von dem allzeit guten Appetit dieser Kannibalen ab.

Wie alle Gattungsverwandte sind sie zarte, weichliche Ge- schöpfe, welche an Verletzungen leicht zu Grunde gehen. Um so

30 : 13 ___

interessanter war mir ein Exemplar, welches im September in einem Hopfengarten bei Memmingen gefangen und mir gesendet wurde. Denn von einem der Hinterfüsse war nur noch der Schenkel da, den andern Theil bis über die Ferse hatte es jedenfalls durch einen Maulwurf— eingebüsst. Doch war der Stummel wieder vollständig geheilt. f

Es leben Flöhe auf ihr.

Die Wagler'schen Arten Sorex coneinnus, rhinolophus und melanodon, sowie Sorex labiosus Jenyns sind blose Alters- verschiedenheiten. Letztere hat Wagner von München und habe ich zu vielen Malen aus Ober - und Mittelfranken erhalten.

4. Die Zwergspitzmaus, Sorex pygmaeus Pall.

Sorex:pumilio Wagler, Abhandlungen aus der Zoologie und Zootomie, Bd. Il.-/sis von Oken 1832. 1. pag. 54. Sorex pygmaeus Kress, die Säugethiere des Steigerwaldes pag. 49. Kress, Einige Beiträge zur Fauna der Säuge- thiere und Vögel des Steigerwaldes, im 5 Bericht dernaturforsch. Gesellschaft zuBamberg pag.47. c

Fahrer, Bavaria Bd. I. pag. 187.

In ganz Bayern sehr selten, wiewohl vielleicht in keinem Kreise gänzlich fehlend. Die Kleinheit dieses unseres winzigsten Säuge- thieres, ihr versteckter Aufenthalt in Wäldern und ihre haupt- sächlich nächtliche Lebensweise entziehen sie der Beobachtung so sehr, dass sie für viel seltener gehalten wird, als sie in Wahr- heit seyn dürfte.

Wagler machte sie zuerst im Jahre 1832 aus Bayern bekann!. NachDr. Joseph v.Hefner') fand sie der berüchtigte Dr. Gisti bei Bad Kreuth gegen die Glasshütte hin todt. Auch unter den Thieren um Schefftlarn ?) führt sie dieser längst am wissenschaft- lichen Galgen baumelnde Gelehrte auf. Beide Angaben sind noch aus Gistls unbescholtener Zeit (1837/38) und verdienen Glauben. Sicher ist, dass Dr. Kahrer vor mehreren Jahren ein todtes

') Tegernsee und seine Umgebung pag. 166. °) Schefftlarn, das Heilbad und die Umgebung etc. von Dr, Johannes Gistl.

aber vollkommen frisches und gut erhaltenes Exemplar am Rande der mit Fichtenstämmen besetzten Turnschule auf dem Kugelfange nächst München fand. Im Steigerwalde fand der Wundarzt Ignaz Kress zuKlosterEbrach ein Stück in der Nähe seines Wohn- ortes, das in meine Hände gelangt ist, ein zweites beiAschbach, ich selbst mehrere Schädelindem Gewölle eines aufeinem Thürmchen der östlichen Klostermauer zu Ebrach horstenden Schleiereulen- Paares. Ferner erhielt ich sie aus Oberfranken von Kloster Banz im Fleische und von Neuhaus aus Eulengewölle einen Schädel. Auch in Mittelfranken findet sie sich. Am 18. Dezember 1849 schnitt ich aus dem Magen eines im Reichswalde in der Gegend von Nürnberg bei Worzeldorf erlegten Rauhfussbussardes (Buteo lagopus) ein ziemlich gut erhaltenes Exemplar, an dem besonders das Köpfchen ganz unversehrt war. Es mass von der Rüsselspitze bis zum Schwanzende 2°‘, der Schwanz 3°, ebenso viel der Rumpf ohne Kopf, letzterer 9°‘ par. M.

In der herzoglich leuchtenbergschen Sammlung zu Eichstädt sah ich 2 Zwergspitzmäuse aus jener Gegend, und zwar aus dem Schernfelder Forste. Auch bei Dinkelsbühl kommt sie vor, wie ein Schädel beweist, welchen ich in dem Gewölle eines Schleiereulen- Paares fand, das auf einem der Thürme dieser Stadt brütet,

Sie halt Sich an Waldrändern und in Wäldern auf.

ö. Die Feldspitzmaus. Crocidura leucodon Wagler.

Sorex leucodon Küster, System. Verzeichniss der in der Umge-

gend Erlangens beobachteten Thiere H. 1. p.1. Ordnung Hl. n. 2.

Gemminger und Fahrer, Fauna BoicaBd. 1. Lfg. 6. Taf. 9 b. -

Kress, die Säugelthiere des Steigerwaldes pag. 49.

Büchele, die Wirbelthiere der Memminger Gegend pag. 3.

Fahrer, Bavaria Bd. I, pag. 187.

Diese Art, die gemeinste unter den Galtungsverwandten, ist durch ganz Bayern allenthalben verbreitet. Sie lebt auf Feldern, ın Gärten, und geht selbst in die Dörfer, wo ich Alte und Junge

13% nicht ungewöhnlich in den Steinlöchern der Düngergruben wohnend antraf. Im Winter, besonders in mäusereichen Jahren, dringt sie mit Wald- und Feldmäusen in Ställe, Scheunen und Wohnungen ein. Durch ihr nächtliches Treiben, ihr Schreien und Raufen wird sie in Wohnstuben sehr. lästig, doch ist sie leicht und schnell in gewöhnlichen Mäusefallen mit Speck oder Brod, worauf man Schinkenfett, Butter oder Unschlitt streicht, zu fangen. In weniger als 2 Stunden am Abend des 18. März 1858 fing ich in meiner Wohnstube zu Neuhaus unter einem aufgestellten Dachziegel 5 dieser Spitzmäuse, ein andermal in einer Nacht in einer Lochfalle mit 3 Fanglöchern 3 Stück, von denen das eine von einer vierten Spitzmaus, die nicht mehr in die Falle gehen konnte, zur Hälfte aufgefressen war. Jch hatte damals Mühe, mich der vielen Mäuse, welche in das Dorf und in alle Häuser eingedıungen waren, zu erwehren und fing allnächtlich allerlei Gattung, Haus-, Wald-, Feld- und Spitzmäuse. Da fand es sich mehrmals’, dass letztere unter die eingefallenen Ziegel zu den erschlagenen Hausmäusen krochen und sie zum Theile auffrassen. Die nimmersalte Gefrässigkeit dieser Thiere ist bekannt. Doch will ich hierüber noch diejenigen Beobachtungen anführen, welche ich an mehreren weisszähnigen Spitzmäusen 1552 zu Ammerndorf machte. Ich erhielt 4 dieser unfläthigen Fresser und gab ihnen sogleich 12 grosse Regenwürmer. Heisshungrig fielen sie darüber her, Eine frass sich so voll, dass sie ungeschickt umhertaumelte, eine, zweite verschlang so viel, dass sie nach beendigter Mahlzeit den grössten Theil wieder er- brach. Wenn auch jede vollauf zu fressen hatte, so liess plötz- lich die eine oder die andere ihren Frass liegen und eilte futter- neidisch auf eine der Mitgefangenen zu, wie um ihr ihren Wurm aus den Zähnen zu reissen, kehrte aber ebenso schnell wieder zu ihrem liegen gelassenen Reste zurück, denselben vollends aufzu- zehren. Drei davon schickte ich, reichlich mit Nahrung auf die kurze Reise versehen, an meine Freunde, die Dr. Dr. Gemmin- ser und Fahrer, im Interesse der damals von-denselben heraus- gegebenen, leider nur bis zum 8. Hefte gediehenen Fauna boica nach München, in Gesellschaft mit einer eigens abgesperrten srossohrigen Fledermaus. Durch die Feuchtigkeit der Regenwürmer löste sich der Leim des Schächtelchens auf, worin sich die Fleder- maus befand; die Spitzmäuse fielen über ihren Reisegefährten

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her und frassen ihn bis auf einen kleinen Rest des rechten Vorder- armes auf. Sodann ging es an den schwächsten der eigenen Ge- nossen, welcher ebenfalls nur durch wenige Ueberbleibsel von seinem Vorhandenseyn Zeugniss gab und zuletzt frass die eine der beiden Ueberlebenden der andern das Gehirn aus. Eine ein- zige kam lebend an den Ort ihrer Bestimmung trotz reichlich bei- gegebener Nahrung. Sıe kauen ihre Nahrung mit den Hinter- zähnen und schnellen dieselbe im Munde abwechselnd auf die rechte und linke Seite. Bei dem Fressen ist der Rüssel in be- ständiger Bewegung nach abwärts. Gegen Kälte sind sie äusserst empfindlich. Von zwei halbgewachsenen Jungen, die ich in einem ungeheizten Zimmer vom 5. auf den 6. Oktober, ohne Baumwolle in den Topf zu thun, aufbewahrte, erfror Nachts das eine, das andere war so taub, dassges nur mit Mühe langsam kroch und baldigem Verenden nahe schien. Ich brachte das Gefäss aufeinen mässig warmen Ofen und in kurzer Zeit war das Thierchen munter und guter Dinge, sprang in kräftigen Anläufen gegen den Rand des Gefässes und frass gierig die vorgeworfenen Regenwürmer. Ich versah sie hierauf mit Baumwolle und doch war sie andern Tages in einem Zimmer, in welchem 4 Menschen schliefen, erfroren. Um sich zu wärmen, legen sie sich in der Gefangenschaft immer ' über einander und unterkriechen sich. Dabei lassen sie ein ganz leises, sehr sanft und hochklingendes wiwiwiwi hören, was dem Zirpen ganz zarter Küchlein ähnelt. Erschreckt stossen sie ein lautes scharfes schritz schritz schritz, einfach oder mehrmals hinter einander aus. Die Jungen lassen gleichfalls jenen feinen wispernden Ton, das schritz dagegen selten hören. Sie putzen sich, wie die Nager, indem sie auf den Hinterfüssen sitzen und mit den Voderpfötchen schnell mehrmals hinter einander über das Rüsselchen fahren. Dieses ist immer in Bewegung. In ihren Bewegungen haben sie die Geschmeidigkeit des Aales und kriechen lang gestreckt und breitgedrückt am Boden hin, beim Frasse nehmen sie eine mehr kugelige Gestalt an und hört man dabei schmatzende, knirschende Töne. Noch zu- Ende des Septembers und Anfang Oktobers grab mir ein Raltenfänger auf Feldern Weibchen mit vollem Gesäuge und halberwachsene Junge, die sehr schmucke Thierchen sind, in verschiedenen Gegenden Mittelfrankens aus. Ich glaube daher, dass sie im Jahre mehr als einmal Junge werfen,

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Es leben Flöhe und Akariden auf ihr,

Nur einmal ist mir von diesem Thiere eine Varietät vorge- kommen. Das Weiss des Bauches nemlich zog sich auf einer Seite hinter dem Vorderschenkel in einem schmalen, gerade auf- steigenden Streifen gegen den Rücken herauf. Professor A.Wagner erhielt von München ein Exemplar, dessen Rücken russschwarz mit bräunlichem Schimmer war.

Die Eulen vertilgen grosse Mengen dieses dem Landwirthe ungemein nützlichen Thieres.

6 Die Hausspitzmaus. Crocidura Araneus Schreber, Sorex araneus Schrank, Fauna Boica I. pag. 60. n. 19. Koch, System ber bayerischen Zoologie I. pag. 31. n. 21. Koch in Fürnrohrs naturhistorischer Topo- graphie von Regensburg Ill. pag. 5. n. 17. Küster, Verzeichniss der in der Umgegend Er- langens beobachteten Thiere. Hft. 1. pag. 1. Ordnung III. n. 1. Kress, die Säugethiere des Steigerwaldes S. 49. Büchele, die Wirbelthiere der Memminger Gegend pag. 3. Fahrer, Bavaria Il. pag. 187.

Nach den Angaben der bayerischen Faunisten ist die Haus- spitzmaus in unserm Vaterlande weit verbreitet und soll gemein seyn. Nur Koch versichert, dass sie bei Regensburg, und Kress, dass sie im Steigerwaldgebiete ziemlich selten sey. Ich sammle seit mehr denn 20 Jahren an 9 verschiedenen Punkten Ober - und Mittelfrankens und habe die Hausspitzmaus nicht ein einziges Mal im Fleische erhalten. Für Würtemberg hat mir Herr Dr. Julius Hofmann in Stuttgart die nemliche Wahrnehmung bestättigt. In einigen Sammlungen sah ich ältere Exemplare aus der Gegend von Erlangen und Eichstädt. In der herzoglich leuchtenbergschen Sammlung namentlich untersuchte ich 2 ausgestopfte und 3 Stücke in Weingeist von Crocidura major, Professor Veltheim hatte sie im Dezember 1821 im Lämmerthal bei Kichstädt in einem Düngerhaufen gefunden und Professor Wagler sie als eine neue Art unter obigem Namen bestimmt. Einige Schädel fand ich in Eulengewöllen von Regensburg und Kloster Ebrach.

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Im Sommer lebt sie mehr im Freien, in Gärten, Hecken, auch in Laubwäldern, ferner unter Steinhaufen, in Düngerstätten, im Winter in Häusern, Kellern, Viehställen u. s. w.

Crocidura moschata, major, rufa, poliogastra Wagl. sind blose Altersverschiedenheiten. | 3

Anmerkung. Das Zahngeschäft der Kinder zu erleichtern, beissen abergläubische Mütter einer lebenden Spitzmaus den Kopf ab und hängen ihn den Kindern als Amulet an. Der Glaube, dass die Spitzmaus giftig sey, ist ebenso weit verbreitet als alt. Auf dem Gottesacker St. Johannis bei Nürnberg findet sich ein alter Grabstein, auf dessen ehernem Epitaphium zu lesen ist:

War das nit ein sehnliche und jämmerliche Klag;

Ich starb aus meinem Haus selb dreyzehnd auf einen Tag. 1427.

Ein Vater starb nemlich mit 13 Familien - Angehörigen an Einem Tage. Ueber die Todesursache gehen verschiedene Sagen. Nach der einen starben sie alle an der Pest, nach der andern soll eine in dem Tafeltuche verborgene, von dem Geruche der Speisen angelockte Spitzmaus dieselben mit ihrem gräulichen Gifte infizirt haben und die Familie durch den Genuss dieser Speisen gestorben seyn.

Berichtigungen zu Pfarrer Jäckels Aufsatz in den Numern 6 8 dieses Jahrganges. Seite 103 Zeile 17 v. ob. lies Bechhofen statt Rechhofen. 198 2v.unt. ,„ Treuchtlingen,, Feuchtlingen. 194 6v.ob. „Treuchtlingen,„Freuchtlingen. n. 06 „IS GV.unt. Sola $ Solo 111 nach Zeile 5 von oben ist einzuschalten: Die Luchse sollen auch, wie oft behauptet wurde, in Gesellschaft jagen oder kleine Treibjagden halten, wobei einer gleichsam auf dem Wechsel ansteht.

412 Zeile 11 v. ob. lies Standlaut satt Standigut.

X Bei günstiger Witterung werde ich während der ersten Hälfte des Monats Juli in der Umgegend von Reichenhall verweilen. Der dortige Herr Apotheker Mack wird jeder- zeit meinen speziellen Aufenthalt kennen und ihn allen- falls dort durchreisenden Naturforschern bezeichnen. Fin- den sich Theilnehmer, so können grössere Ausflüge gemacht werden, z. B. auf den Untersberg, die Reuleralpe, selbst bis an den Grossglockner.

Dr, Herrich- Schäffer.

136 Rechnungsabschluss für 1861,

Activrest Einnahmen. 14 fl. 29 kr, Activausstände 39, , Beiträge der ordentl. Mitglieder 3l3

Beitrag vom Landrathe der Oberpfalz und von Regensburg für 186%, 10 ,

Beitrag von Sr. Durchl. dem Herrn Fürsten von Thurn und Taxis BERNER: 109 PR REG

Beitrag von Sr. Durchl. dem Herrn Erbprinzen Maximilian v. Thurn u. Taxıs a” „. 2

Beitrag von Sr. Königl. H. Prinz Adalbert von Bayern 20 2 5 Erlös aus Vereinsschriften 357 „oip6r Summa Bl: AN ,

: Ausgaben, E Zahlungs - Rückstand an Hrn. Pustet 221 fl. 51 kr, Auf Verwaltung: Regie REN Buchbinderlöhne 57 a - Aa Mobilien . u Inserate = Beheizung, Reinigung &ec. u Bedienung 30: =, Frachten und Porto a BE Miethe 150, , Assekuranz ir De Vereinszwecke: Literatur 4 „ds Abschlagszahlung für den Druck des Gorrespondenz-Blattes 0 23. Sammlungen 8:6, EE , Summa der Ausgaben 610 3 Abschluss.

Die Einnahmen betragen 621 fl. 45 kr. Die Ausgaben betragen 610 fl. 3 kr.

Aktivkassabestand A1f, 42 kr. Regensburg am 31. December 1861. Cassa-Verwaltung des zoologisch-mineralogischen Vereins. Heyder, z. 2. Kassier.

Verantwortlicher Redakteur Dr. Herrich-Schäffer, - in Commission bei G. J. Manz, Druck und Papier von Friedrich Pustet.

Gorrespondenz-blatt des ) zoologisch-mineralogischen Vereines

Begenshburg.

Nr.10, 16. Jahrgang. 1562,

Weitere Mittheilung

über die

Ausgrabungen fossiler Knochen in

Pikermi (Griechenland) von

Dr. Lindermayer in Athen.

Zur Ergänzung meiner Berichte über die Geschichte der Ausgrabungen fossiler Knochen in Pikermi erlaube ich mir einige der neuesten Entdeckungen und Bestimmungen, welche Herr Gaudry der Pariser Academie bekannt gemacht hat, hier mitzutheilen.

Bis jetzt haben die Ausgrabungen in Pikermi nur die Ueber- reste von Mammiferen geliefert Herr Gaudry fand aber unter der Masse der ausgegrabenen Knochen und Knöchlein, in neuester Zeit auch Reste von fossilen Vögeln und Reptilien, die aber durch- aus nur Landthiere sind, wie die bisher aufgeführten Säugethiere. Unter den Vögelüberresten führt Gaudry zuerst mehrere Stücke an, die einem Hühnergeschlechte angehören, von der Grösse eines Fasanes, Der Kopf ist merkwürdiger Weise sehr gut erhalten; der Atlas ist noch mit dem Oceipital-Theil verbunden ; der Humerus, Radıus, Kubitus, eine Partie des Femurs und der

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Tibia, und ein Phalanx sind ebenfalls wohl erhalten. Nach Ver- gleichung aller Theile stellt sich heraus, dass dieser griechische Fasan um ein Drittel oder Viertel grösser war als der heulige europäische. Gaudry ist überzeugt dass er eine eigene Art bildet und nennt ihn demnach Phasianus Archiaci. (Der Vicomte d’Archiac ist französischer Akademiker). Ferner bestimmt Gaudry eine andere Hühnerart und gibt ihr den Namen Gallus Aesculapii. Der Hahn war bekanntlich ein Attribut des Gottes der Medizin.

Weiter fanden sich die Knochen eines grossen Kranichs, der unserm heutigen sehr ähnlich gewesen seyn muss, und Gaudry gibt ihm den Namen „Grus Pentelici*, zum Andenken an den Berg Pentelicon, an dessen Fusse die Ausgrabungen stattgefunden haben.

Noch andere Knochen eines Vogels fanden sich vor, aber sie waren zu vereinzelnt als dass Gaudry es wagen konnte eine be- stimmte Art anzugeben - ; es waren ebenfalls Knochen eines Kranichs von enormer Grösse.

Ausser diesen Vogelüberresten fand Gaudry auch Reste einer Land-Schildkröte, die ganz denen gleicht, die heute noch zahllos in den Vorgebirgen Griechenlands sind. Er nennt sie Testudo marmorum, um die Beschaffenheit der Felsen anzudeuten, in denen das Thıer leben musste.

Noch war ein Wirbelknochen vorhanden, welcher die Existenz eines grossen Reptiles anzeigt, es kann weder von einem Krokodil, noch von einer Schlange sein; einen Meter und 50 C. M., den Schweif mit inbegriffen, muss das Thier lang sein.

Der Fasan, der Kranich, der Hahn und die Schildkröte, deren wir oben erwähnt haben, kommen den Thieren, welche heute noch in Europa existiren, sehr nahe. Diese Beobachtung ist von nicht geringem Interesse, wenn man sie mit den früheren Beobachtungen über diese Knochenreste zusammenstellt. Jetzt wo wir im Besitz fast der ganzen Nomenclatur aller Thiere sind, welche in den obern tertiären Schichten von Attica aufgefunden wurden, ist es erlaubt, nachstehende Bemerkungen zu machen;

1. Die Mammiferen, die ausgebildetsten Thiere, sind sehr ver- schieden von den heute noch Lebenden.

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2. Vögel und Reptilien gleichen sehr den noch Vorhandenen. 3. Eine grosse Anzahl von Mollusken sind ganz dieselben, wie die heute noch in unsern Meeren Lebenden. Ja man hat selbst gesehen, dass im mittleren tertiären Boden, unter dem knochenreichen Lager von Pikermi gelegen, Melanopsis costala, Melanopsis cariosa und nodosa, Arten die jetzt noch im Südwesten existiren,, aufgefunden worden sind.

Diese Thatsachen scheinen zu beweisen, dass seit der geolo- gischen Zeit bis zur Stunde die Geschöpfe sich um so weniger verändert haben, als sie von weniger hoher Organisation sind.

Kleine mineralogische Notizen. (Fortsetzung. )

42. Einige Pseudomorphosen des Brauneisenerzes.

Faseriges Brauneisenerz hat man in Verdrängungs - Pseudo- morphosen nach Quarz von Natalie-Fundgrube bei Aue in Sachsen, nach Eisenspath jedoch selten von der auflässigen Friedensgrube Gang Nr. 5 bei Lichtenberg in Oberfranken; von Fahlerz von Roth im hintern Breitenbacher Grund im Grossherzogthum Hessen. Dagegen dichtes in solchen nach Bitterspath von der Königs- Zeche bei Kaulsdorf Oberfranken nach Fluss-Grube: arme Hülfe bei Ullersreuth im Reussischen; Umwandlungs-Pseudomor- phosen nach Kammkies zu Schlaggenwald, nach Amphibol am Graul bei Schwarzenberg.

43. Stilpnosiderit

kam sehr schön theils pseudomorph., theils nierförmig, auch bunt- angelaufen auf der Friedensgrube bei Lichtenberg vor.

44, Malachit

in säulenförmigen, zwillingsartig verbundenen Säulen, so Drusen

auf zelligem Quarze bilden, kamen früher auf Glücksrade zu

Schulenberg bei Zellerfeld vor, noch schöner aber erscheinen die

Krystalle des Malachit theils auf Krystallen von Bleicarbonat 10*

140

liegend, theils drusenförmig vereint, von kristallisirtem Quarz, dann Brauneisenerz s. f. begleitet auf dem Schmidthof bei Aachen. Von den Pseudomorphosen des Malachit will ich aber einstweilen nur jene nach Kupferlasur von Nischne-Tagilsk, dann von dem längst auflässigen Brunnenschacht bei Kupferberg Oberfranken mit Krystallen der Kupferlasur auf cristallisirtem Baryt, dann die am Fundorte seltenen Pseudomorphosen nach Bleicarbonat von der auflässigen Friedensgrube bei Lichtenberg hervorheben.

45. Eisenvitriol.

Wenn auch kleine, so doch vollkommen deutliche Kristalle dieses Minerals in Drusen auf kristallisirtem, zum Theil blauem Quarz sitzend, kamen in der auflässigen Grube Haus-Baden bei Badenweiler vor.

46. Kaliglimmer.

Die auch durch ihre Grösse ausgezeichneten sechsseitigen Tafeln des silberweissen Kaliglimmer aus dem vor beiläufig 36 Jahren aufgelassenen Quarzbruch oberhalb des Kammermeier- schen Wirthshauses zu Zwisel kamen im Schriftgranit vor, in welchem der Rauchquarz kristallisirt erscheint, in Begleitung von Columbit - Kristallen, diese bisweilen 4&—5 Loih schwer. Dieser nun grössten Theils eingeebnete Bruch, von welchem man nur noch eine Vertiefung wahrnimmt, war auch die Fundstätte des Eisenapatit, wie des Pseudotriptit, während Triphylin nie daselbst bemerkt wurde. Unfern dieser Stelle befindet sich der grossartige Quarzbruch am Stadler-Haus, welcher, zwar nun auch auflässig, aber durch die Massen des daselbst gebrochenen, liegen geblie- benen Materials leicht erkennbar ist. In dem ausgezeichneten Schriftgranite daselbst finden sich schwarze Turmalin - Kristalle, selten erscheint Golumbit, am seltensten Uranocher. Der Glimmer findet sich auch in Pseudomorphosen nach Turmalin und in beiden Brüchen auch blumigblättrig.

Schliesslich will ich nur noch des schönen Milchquarzes von

diesem Fundorte Erwähnung machen. v. Hornberg.

-

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Schmetterlinge aus Cuba.

(Fortsetzung von pag. 120.)

Papilio columbus Gundl. Bildet eine eigene Gruppe; am ersten dem perrhebus Bd. zu vergleichen, mit demselben weis- sen Filze am IR der Hfi des Mannes. Das kornblumenblaue grünschillernde Schrägband vom Afterwinkel aus Z 1 b zur Mitte des VR und die drei gleichfarbigen Flecke vor der Spitze hat keine andere Art. Die blutrothen Flecke der Hlin Z2— 4 sind ungemein gross und viereckig, der in Z5 stumpf mondförmig. Die Franzen der Vfl sind weiss. Unten haben die Vfl das Querband breiter, näher der W, die MZ mit einem weissen Schrägband geschlossen; die rothen Flecke der Hfl reichen von Z 1b bis 7, auf jenen der Z. 2—4 sitzt ein weisser Querstrich auf. Brust und Bauch sind stark rothfleckig.

Papilio pelaus F. Westwod arcana t. 18 f. 1. 2, FPapilio ornofugus Poey (wo?). Es ist sehr unsicher ob diess wirklich die fabricische Art ist, dagegen ist es sicher jene Westwoods. Meine beiden Exemplare sind merklich grös- ser als Westwoods Bild, beim Weibe geht die Reihe blutrother Flecke der Hinterflügel bis in Z 7, sie sind viel grösser, in Z 2 und 3 mehr eckig, in 5 und 6 herzförmig und führen noch eine Reihe kleiner Mondchen über sich.

Papilio polycaon F. Beide Geschlechter in gewöhn- lichen Exemplaren.

Papilio cresphontes Cr. Durch die Stellung der gros- sen gelben Monde vor dem Saume der Vfl von 7hoas verschieden,

Lycaena isophthalma m. Eine sehr niedliche Art. OS mit sehr beschränktem Dunkelviolett und weissen ungescheckten Franzen. US lebhaft graubraun, mit scharf weissen Monden, welche die gegen Saum und W stehen gebliebenen Ringe der verschwundenen Augenflecke sind. Nächst dem Saume laufen zwei dgl. Reihen, die Hörner saumwärts gekehrt, dann folgen wurzel- wärts zwei Paar solcher Reihen, deren jedes Paar die Hörner sich selbst zukehrt, deren innerstes Paar der Hfl aber vier fest geschlossene, etwas schwärzer gekernte Ringe bildet, welche in

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gerader Linie stehen. Vor dem Saum der Hfl von Z. 2-5 vier grosse schwarze Rundflecke, kaum röthlich umschrieben, mit sil- bergrüner Mondlinie in der Aussenhälfte. Z 4 b und 6 führen noch einige silbergrüne Schuppen.

Thecla hugo God. Bei Dbl. ist die OS kenntlich abgebil- det; die graubraune US hat zwei nach innen convergirende dunkle Linien vor dem Saum der Vfl, die weisse Begrenzung der Linie der Hfl sehr unterbrochen, in Z 7 am breitesten, das W stumpf. Auf dem Saum eine weisse L, in Z1 bund3 ein schwarzer, in 2 ein blaugrauer Rundfleck, in Zelle 2 darüber ein breit oranger Mond, auf dem ein schwarzer sitzt, welchem gleiche in den Z 4—6 folgen, auch Z 3 mit orangen Monden.

Thecla coelebs m. Fast wäre ich versucht, diese Art für das Weib von hugo zu halten, wenn nicht die glatten Augen im Gegensatze zu den lang behaarten des hugo widersprechen würden. Fast doppelt so gross, die OS graublau, die Spitzen- “hälfte aller Flügel schwarzbraun. Die US zeigt keinen wesent- lichen Unterschied von hugo, nur ist die äussere QL der Vfl un- deutlicher, die innere mehr aus saumwärts licht aufgeblickten Monden gebildet. |

Die Hesperidinen scheinen in Cuba stark vertreten; fast alle erhaltenen Arten sind neu, einige nicht gut erhaltene übergehe ich.

Goniloba egeus HS. Grösse und Gestalt von exadaeus, die Franzen sind aber weiss und nicht gescheckt. Die OS zeigt nur zwei kleine gelbe Glasfleckchen bei '% des VR und eines bei s/, in Z 8. Unten sind Brust und Palpen weiss wie bei idas, das Silberband der Hfl reicht aus der Mitte der Zi c bis in Z 6, ist aber in 4, 5, 6 sehr schmal, mondförmig.

Goniloba malefida H-S. nächst alardus. OS des Körpers und W der Flügel nicht grün, sondern schön blau; US wie bei chalybe, der weisse Costalfleck reicht nicht bis in die MZ und steht der W näher, der Afterwinkel ist nicht weiss, die Hfl sind an der W nicht grün.

Goniurus cariosa H-S. Kleiner als catillus, der Schwanz

kürzer, die Glasflecke schmaler, jener der Mittelzelle getheilt. Unten am VR der Vfl kein solches dunkles Dreieck, sondern diese

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dunkle Stelle zieht sich bis in Zelle 1. Die Hfl bis gegen ’%, dunkler, in der Mitte und vor /, mit dunkleren undestimmten Q-Binden. Das Saumdrittheil veilgrau, mit dunkler Zackenlinie durch die Mitte.

Erycides mancinus H-S. grösser als papias und pygmalion. Oben mit wenig Grünblau. Kopf und Thx mit Bändern, Fl. mit Längsstrichen an der W, nur die Hfl vor dem Saume mit unregel- mässig gezacktem Streif. Unten ist dieser Zackenstreif deutlicher und dazu noch, einige vertikale gleichfarbige Streife in gleicher Richtung wie bei Aerrichii Bd. (Forts. folgt.)

Revision der Lepidopteren (Fortsetzung von pag. 62).

Seit dem Erscheinen der Abhandlungen (1849) hat sich das Material u. die Kenntniss der Heliconiden so vergrössert, dass eine Umarbeitung des dort Gesagten nöthig ist. In Doudleday und Weszwood’s the Genera of Diurnal Lepidoptera London 1846 1850 sind in 14 Gattungen, zu welchen ich, wie ich später nachweisen werde, auch JAJeraea und Eueides ziehen muss, 236 Arten aufgeführt; dazu kommen aus Hewitson’s Exotic Butterflies auf 32 Tafeln 15% Abbildungen, welche fast eben so viele und zwar in Dbl. nicht aufgezählte Arten darstellen. Auserdem finden sich in vielen Werken zerstreut noch einzelne Arten beschrieben und abgebildet, so z. B. in den Reisen von Schomburgk, Delegorgue, in den Beschreibungen von Abyssinien von Reiche und Guerin, endlich zeigt jede grössere Sammlung eine oder die andere neue Art; so dass man ganz wohl mehr als 400 bekannte Arten annehmen darf.

Vor Allem wäre eine Prüfung der von Doubleday und Hewitson aufgestellten Gattungen nöihig. Diese Arbeit wird er- leichtert durch die zahlreichen von Hewitson und von Dbl. ge- lieferten Abbildungen von Arten, an deren Mehrzahl die Rippen, wenigstens der Hinterflügel sicher zu erkennen sind. Nur bei

2144

mehreren dunkel beschuppten Arten ist diess unmöglich, diese müssen desshalb nach der allgemeinen Aehnlichkeit versuchsweise eingereiht werden.

. Welchen geringen Werth Herr Hewitson auf die in den Gener. Lepid. Diurn. aufgestellten Gattungen legt, beweist er da- durch, dass er in seinen Exot. Butterfl. die Gattungen Dircenna, Eutresis, Athesis gar nicht erwähnt, die Gattung Sais ohne weiteres mit Ithomia vereinigt und die Unterabtheilungen von Ithomia unberücksichtigt lässt. Das Ergebniss meiner Untersuch- ungen war, dass ich die meisten Gattungen Doubleday’s aner- kenne, nur nicht Dircenna, Eutresis und Athesis, welche ich mit /thomia vereinige, dass ich dagegen Oleria, Hymenitis und A4eria von /thomia trenne und die Gattungen 4craea (bei Dbl. eigene Familie) und Zueides (bei Dbl. unter den Nymphalinen) zu den Heliconiden ziehe.

Bei dieser Gelegenheit muss ich einige Andeutungen bespre- chen, welche Herr Felder über die Familie der Zeliconiden und ihre Gattungen in der Wiener Entom. Monatschrift pag. 74. 1862 gegeben hat.

Er vereinigt hier alle bisher zu den ZHeliconiden gezählten Genera mit Ausnahme von Aeliconia, _Eueides u. Acraea mit den Danaiden (Euploea, Danais, Hestia) und gibt als deren wesentlichstes Kennzeichen die wurzelwärts gegabelte Dorsalrippe der Vorderflügel an. Es ist diess ein sehr schätzbares Merkmal, welches ich jedoch auch schon 1849 auf Tab. IV. Fig. 41 der Abhandlungen angegeben habe, wo ich auch sagte, dass sich die Danaiden „fast ohne scharfe Grenze an die Heliconiden an- schliessen.“ Pag. 188. a lin. 2. Bei den früheren Danaiden ist das Merkmal nur auf der US zu bemerken, oben keine Spur, während es bei der Mehrzahl der früher zu den Heliconiden gezogenen Gattungen auch oben deutlich ist, nur nicht bei Zycorea und /tuna.

In so ferne dieses Merkmal bei den Tagfaltern sonst nur noch bei den Hetaeriden vorkommt, rechtfertigt es mein Verfahren, die Heliconiden oder vielmehr diese eben gemeinten, von Hrn. Felder mit den Danaiden verbundenen Gattungen an den Anfang der Tagfalter gesetzt zu haben. Die bisher übliche Reihenfolge erleidet dann

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nur die kleine Abänderung, dass die nunmehrigen Danaiden Felders an die Spitze kommen und ihnen sich die Heliconiden Felders und Acraeiden anschliessen. Von den Heliconiden (Feld.) vermuthet Hr. Felder, dass sie mit der Zeit mit den Nymphaliden zusammenfallen werden, für die Acraeiden weiss er nur die Fühler und die viel stärker comprimirten Palpen, welche immer dünn behaart sind, anzuführen. Dass bei den 4craeiden die Discoidalzelle (MZ) der Vorderflügel jener der Hinterflügel „con- form“ sein soll, kann ich nur bei einigen Arten finden, bei den meisten sind sie sehr verschieden.

Um über diese neuen Ansichten ein umfassendes Urtheil geben zu können, fehlt es mir dermalen an Zeit und Material. Ich ver- einige deshalb vorläufig die Heliconiden, Acraeiden und Danaiden, es späteren Untersuchungen überlassend. ob diese drei Gruppen fortbestehen oder sich zum Theil unter sich oder mit den Nyrm- phaliden vereinigen werden.

Die Gattung Hamadryas kann ich nicht prüfen; auch Dd/ hatte nur ein Weib zu vergleichen. Ich glaube meine Vermuth- ung, dass sie gar nicht hieher, sondern neben J’entila gehöre, aussprechen und sie weiterer Untersuchung anempfehlen zu dürfen. Ich beachte sie desshalb vorläufig nicht unter den Heliconiden.

Gleich wie ich bei den Ahopaloceren im Allgemeinen von der einfachsten, typischen Form zu den fremdartigeren überging, muss ich auch unter den Heliconiden die einfachste Form als Typus aufstellen und aus ihr dann die fremdartigeren ableiten. Letzere sind dann aber an die Spitze zu stellen.

Der Rippenverlauf bietet auf den Vorderflügeln kaum irgend eine auffallende Verschiedenheit dar. Es finden sich 12 Rippen, 8, 9 und 10 (bei einer einzigen kleinen Gruppe 10 nicht) ent- springen nach einander aus 7. Die Scheidung der Heliconiden- Gattungen in der analyt. Tabelle der Abhandlungen: pag. 10% nach dem verschiedenen Ursprunge des Astes 10 aus Ast 7 oder aus der SC, einem höchst untergeordneten, sogar bei ein und der- selben Art varirenden Merkmale, ist unnatürlich.

Die Hinierflügel bieten eine desto grössere Mannigfaltigkeit und in dieser auch so grosse Abweichungen von allen europäi-

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schen Formen dar, dass hiedurch der schon durch den Habitus angeregte Gedanke, diese Familie als eine äusserste Grenze der Tagschmetterlinge zu betrachten, seine wissenschaftliche Begrün- dung erhält. Während die der Mehrzahl der Arten zukommende Rippenbildung der Hinterllügel kaum von jener der Danaiden, Satyriden und anderer abweicht, entwickeln sich aus dieser so zu sagen Iypischen Form theils durch Kinbiegung der Queraeste zwischen Ast 4 und 5 oder 5 und 6, theils durch veränderten Ur- sprung der Aeste 5-8 und veränderte Form der Mittelzelle Bil- dungen, zu denen bald gar nichts gleiches unter den Schmetter- lingen aulzulinden, bald Aehnliches nur in ganz entfernten Kami- lien, selbst der Nachtschmetterlinge, vorkommt.

1. Heliconia, Als typische Form, weil sie der grösseren Mehrzahl der Arten zukommt und auch von den verwandten Zünften am wenigsten abweicht, nehme ich jene an, wo die Aeste 2 bis 7 in last gleichen Zwischenräumen und gleichmässig divergirend aus der Mittelzelle entspringen, so zwar dass Ast 4 aus der Spitze der Mittelzelle, 3 und 2 aus. ihrem Innenrande, 5, 6 und 7 aus ihrem Vorderrand, der Reihe nach näher gegen die Wurzel entspringen. Die Mittelzelle ist nicht getheilt; die Dor- salrippe der Vorderllügel wurzelwärts nicht gegabelt, die PC der Hinterllügel stark wurzelwärls gekrümmt.

Ausser den Vorderbeinen unterscheiden sich die Männer durch die von Rippe 7 bis zum Vorderrand auf der OS braungrauen Hinterflügel, denen eine ähnliche glatte Stelle der Vorderllügel vom IR bis zur SC entspricht. Diese beiden Stellen sind bei den Weibern dem übrigen Flügel gleichfarbig. Die Arten sind alle dicht beschuppt. Als Grundfarbe kann die schwarze ange- nommen werden; sie ist aber durch Weiss, Gelb, Roth oder Orange mehr oder weniger verdrängt, durch leztere oft so stark, dass diese als Grundfarbe erscheint.

2. Eueides weicht nur durch die plötzlich und stark ge- knopften Fühler ab. Die Farben sind vorherrschend jene welche zulezt bei Heliconia erwähnt sind.

3. Acraea noch durch tieferes Eingebogenseyn der MN? der Hinterfllügel zwischen Ast 5 und 6 und durch grössere An- näherung von 6 und 7, welche allmählig aus einem Punkte, zulezt bei den ostindischen und einigen anderen Arten aus gemein-

14%

schaftlichem Stiele entspringen. Ausserdem ist die PC nicht mehr wurzelwärts gekrümmt wie bei den wahren /#leliconiden, sondern vertikal, gegabelt oder mehr oder weniger deutlich saum- wärts gekrümmt, und auf den Vfl “tritt die MZ immer auf ist 4 viel weiter saumwärts vor als auf Ast 6 u.7. Bei A, cynthia entspringt Ast 3 und 4 der Hinterflügel aus Einem Puncte, wie bei den Nymphaliden, bei epaea Ast 11 der Vorder- flügel noch aus 7. Der Geschlechtsunterschied der Gattung Heli- conia an den Flügeln fehlt und beschränkt sich auf die Beine. Manche weibliche Exemplare zeigen taschenförmige Auswüchse am After wie die Gattung Doritis. Beschuppung und Färbung ähnlich der Gattung Heliconia, doch kommt schon dünnere Be- schuppung und schwarze Rundilecke zwischen den Rippen vor.

4. Hier reiht sich die Gattung Zycorea an; die MZ der HI. tritt auf Ast 5 am weitesten saumwärls vor, in der Regel weiter als bei Fig. 8. der Tab. II. und ist zwischen Ast 4 und 5, selten zwischen 5 und 6 (pasinuntia mas) eiwas getheilt. ie Aeste 2-7 entspringen in eben so gleichen Entfernungen aus der MZ. als bei Heliconia, Auf den Vil. entspringt Ast 10 aus der SC, nicht aus 7. Beschuppung und Färbung ähnlich der letzten Gruppe von Heliconia, 7

Nun tritt die MZ. der Hfl. auch auf Ast 6 etwas vor, doch nicht so spitz als auf 4.

5. Ituna. Ich kenne nur Männer, ZDbl. auch Weiber, welche sich durch ausgebildetere Tarsen der Vorderbeine unter- scheiden. Ob der VR der Hil und deren Rippen einen Ge- schlechtsunterschied darbieten weiss ich nicht. Ast 3 und 4 der Hfl entspringen sehr nah oder auf einem Punct und divergiren stark; die Costalrippe entfernt sich von ihrem Ursprunge an von der Subecostalis und endet in der Mitte des Gostalrandes. Auf den Vfl entspringt Rippe 10 noch vor dem Ende der Miitelzelle, wie bei Zycorea. ı Die Arten sind mittelgross, dünn beschuppt oder fast glasflügelig, der Saum aller und zwei bis drei Schrägstreifen der vordern Flügel schwarz. Ich habe nur Männer, deren Tarsus ist kaum %, so lang als die Vorderschiene, beim Weibe soll er wenig kürzer sein als sie. Die Fühler verdicken sich in ihrem

1as

lezten Viertheil oder Fünftheil zu einer nicht comprimirten, ab- gerundeten Kolbe. Saum der Hinterflügel schwach gezackt.

6. Methona. Glasflügelig, der Saum aller und zwei Schräg- streifen der Vfl. schwarz. Eine merkwürdige Eigenthümlichkeit der Vorderflügel ist, dass :bei der einen Art Ast 11 auf die Co- stalis endet, der Hinterfl. dass die PC schon etwas saumwärts geneigt, u. C u.SCG eine Strecke weit dicht aneinander laufen, dann bauchig sich entfernen und die C. bei °%, des VR endet; die MZ der Hfl. hat zwischen Ast 4 u. 5, jene der Vorderfl. zwischen 5 u. 6. den Anfang seines Theilungsastes. Ich kenne kein Weib, Hier tritt zuerst der Haarpinsel der OS. der Hfl. der Männer auf. {

7. Hymenitis. Die Lostrennung von /thomia ist nur eine künstliche, doch bei der ohnehin grossen Anzahl von Arten zu entschuldigen, Das Zusammengedrängtsein der Aeste 5—8 der durchsichtigen Hfl. in den dicht u. dunkel beschuppten VR. machen die Gattung sehr kenntlich. Ueberdiess tritt der Ursprung der Aeste 6 u. 7 nie so weit saumwärts vor als bei /thomia, meist viel weniger als auf Ast 4. Mittelkleine Arten mit glasigen oder schwach beschuppten, dunkel gerandeten Flügeln, deren vordere ein dunkles Schrägband durch die Mitte —, oft lichte Flecken vor dem Saum haben.

8. Ithomia. Von hier an tritt die MZ der Hfl. immer auf dem Ursprung von Ast 6 u. 7 wenigstens fast eben so weit, mei- stens aber viel weiter saumwärts vor als auf Ast 4, und ist Ast 5 nie in dem dichter beschuppten VR. versteckt. Es ist diess eine sehr mannigfaltige und artenreiche Gruppe, von welcher Dbl. die Gattungen Athesis, Eutresis und Dircenna trennte; dagegen führte er Aymenitis und Zeria nur als Unterabtheilungen auf und erwähnt Oleria gar nicht, bei Eutresis und Athesis haben aller- dings die männlichen Vorderbeine entwickeltere Schienen und Tarsen, dies Merkmal reicht aber auch bei anderen Gattungen nicht aus und ist in der Praxis schwer sicher zu stellen. Bei einer Gruppe haben die Hfl des Mannes nur 7 Rippen, indem statt 6 und 7 nur Eine, aus der Spitze der Mittelzelle entsprin- gende, sich findet. Bei den Weibern tritt die Mittelzelle auf Rippe 4 bisweilen weiter vor; bei den Männern ist sie nach

149

Rippe 5 weit gegen die Spitze vorgezogen, hier gestuzt, und aus beiden Ecken Rippe 6 und 7 entspringend. Der Querast zwischen Ast 4 und 6 geht von dem geschwungenen sehr bald und ohne alle Grenze in den gebrochenen über, Die blasenartige Erhöhung der US zwischen und SC tritt allmählig auf und läst sich nicht als Gattungsmerkmal benutzen. Meine frühere Gattung Ceratinia bildet nur Unterabtheilungen von /thomia. Hieher gehört das, was ich in den Abhandlungen pag. 199 a linea 4, dann pag. 191 a lin. 6 gesagt habe,_ doch sind hier unter b. die Geschlechter verwechselt und ist unter c. Alugöä mas fälschlich als nur mit 7 Rippen der Hfl. angegeben, indem 6 und 7 auf gemeinschaft- lichem Stiele entspringen. Endlich noch die unter Nr. 7 aufge- führte Gattung. Die Arten bieten in Beschuppung, Färbung und Zeichnung so viele Mannigfaltigkeit, dass keine gemeinschaftlichen Merkmale aufgefunden werden können.

9. Aeria. Kleine gelbe Arten, dünn beschuppt, mit breit schwarzen Rändern aller —, und solchem Schrägband der Vfl Hier ist zuerst die MZ der Hfl. beim Manne zwischen Ast 5 und 6 geiheilt, 7 entspringt viel weiter wurzelwärts als 6 aus der SC. Beim Weibe ist die Mittelzelle zwischen Ast 4 und 5 getheilt, 6 und 7 entspringen auf gemeinschaftlichem Stiele oder Punct.

10. Tithorea hat in beiden Geschlechtern die Theilungs- rippe der MZ der Hil. zwischen Ast 4 und 5, dann Ast 6 und 7 entfernt von einander. Schiene und Tarsus der Vorderbeine sind auch beim Manne entwickelt. Die Arten sind mittelgross, dicht beschuppt, jene mit behaarten Augen schwarz, mit weissen oder blassgelben Flecken oder Binden; jene mit nackten Augen orange, ıit schwarzen Rändern und Flecken aller Flügel und gelben Flecken in der Saumhälfte der vorderen.

11. Thyridia. Mittelgrosse Arten mit glashellen oder durch- scheinenden Flügeln, deren Saum breit schwarz ist und deren vordere noch ausserdem zwei schwarze Schrägbinden führen. Die Fühler sind am Endviertheil schnell merklich dicker und weissgelb.

Die männlichen Vorderbeine haben statt Schiene und Fuss nur ein spitzes Knöpfchen.

150

Die MZ. tritt zwischen Ast 4 u. 5, dann zwischen 6 u. 7 gleichweit saumwärts gestutzt vor, und ist zwischen 5 und 6 scharf eingebrochen. Beide Geschlechter unterscheiden sich nur durch die G, welche beim Weib nur bis zur Mitte des VR reicht; der Pinsel der Hinterfl. des Mannes sitzt auf der SC, und reicht fast bis zum Saum. Die MZ. der Vfl. ist zwischen Ast 5 und 6 eingeknickt.

12. Olyras. Von Z’hyridia durch die breiten Flügel unterschie- den, der IR der vorderen tief ausgeschnitten, die Fühler länger, fast ganz licht, ohne plötzliche Verdickung.

Die Schiene der Vorderbeine ist länger als der Schenkel, der Fuss '/, so lang. Auf den Vfl ist die MZ zwischen Ast 4 und 5 eingeknickt.

Dicht beschuppt, orange, die schwarze Spitzenhälfte der Vfl mit drei Reihen gelber Flecke.

13. Sais. Eine ziemlich unsichere Gattung. Das künstliche Merkmal bildet die bis gegen die Spitze der Hfl reichende MZ, so dass Ast 6 und 7 am weitesten saumwärts aus ihr entspringen, ohne dass zuvor eine merkliche Einkrickung vorhanden ist. Die Fühler erreichen nicht die Mitte des Costalrandes und sind ganz allmählig wenig verdickt, auch ohne besondere Färbung der Kolbe.

Die Vorderbeine des Mannes haben statt Schiene und Fuss ein Knöpfchen.

Die Arten sind farbig oder rauchig, mit schwärzlichen Rän- dern, welche oft weissgefleckt sind, dann schwarzem Schrägband, das oft zwei verschiedene Farben trennt.

14. Mechanitisund15.Melinaea. Grosse bis mittelgrosse Arten, vom Habitus der Gattung ZHeliconia, doch etwas schlanker und langflügeliger. Flügel dreifarbig, zimmtfarbig, gegen die Spitze schwarz, mit gelben oder weissen Flecken, zwischen beiden Farben mit gelbem Schrägband.

Die Fühler sind von der halben Länge der Vf, sehr dünn, fast

fadenförmig, gegen die mehr oder weniger rostgelbe Spitze wenig verdickt.

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‘Dbl. hat zwei wesentlich verschiedene Formen des Rippen- verlaufes der Hfl richtig unterschieden, aber sie wohl mit Unrecht in Einer Gattung vereinigt gelassen, auch die Arten nicht richtig vertheilt, denn polymnia gehört unbezweifelt in Abth. I. (wahre Mechanmitis), vielleicht auch einige der anderen Arten, von welchen mir nur Männer zu Gebot stehen. In Abth. Il. gehören sicher nur 2 mir neue Arten; vielleicht egina, lilis, mneme, rosalia, von denen ich keine Weiber kenne.

Die Männer der Abth. I.”unterscheiden sich von jenen der Abth. Il. sehr gut durch die auf ein rundes Knöpfchen reducirte Schiene und Fuss der Vorderbeine, welche bei Abth. II. immer gesondert, linear und fast halb so lang sind als der Schenkel. Ich gebe der Il. Abtheilung den in HV. erledigten Namen Meli- naea, weil er auch egina in diese Gattung gesetzt hat.

16. Oleria. Kleine, zarte Arten vom Habitus der Z/£homien und einiger Leptalis-Arten, mitlangen, schmalen, dünn beschupp- - ten, doch nie glasshellen Flügeln, welche zuerst nur gegen den Saum allmählig dunkler sind, dann bei scharf dunklem Saum ein schwarzes Schrägband der Vfl. haben, welches bei zunehmender Ausdehnung die gelbe Grundfarbe nur als Schrägband und Längs- streif übrig lässt; zuletzt der dunkle Saum mit weissen Rund- (lecken. Die Fühler sind am Endviertheil merklich dicker, ein- farbig dunkel. Die Vorderbeine des Mannes haben statt Schiene und Fuss ein Knöpfchen, nur ”/, So lang als der Schenkel, welcher selbst nur Y, so lang ist als der Mittelschenkel. (Forisetz. f.)

Vereinsangelegenheiten.

Die Sammlungen des Vereins stehen bis zum Eintritt der kalten Jahreszeit an jedem ersten und dritten Mitiwoch von 10—12 Uhr dem Besuche offen.

Das Correspondenzblatt erscheint auch 1863 monatlich in 1 Bogen. Nichtmitglieder des Vereins können dasselbe gegen Pränumeration von 1 Thlr an die Redaction monatlich franco zu= gesendet erhalten; der Preis im Buchhandel ist Thlr. 1. 10 Sgr.

Sollten vielleicht einzelne Nummern nicht an ihre Adresse gelangt seyn, so liesse sich ohne weitläufige Correspondenz die

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Sache dadurch vermitteln dass die Empfänger eine der lezten Nummern unter Streifband mit Freimarke zurücksenden und die fehlenden dadurch dekannt geben, dass sie deren Nummer neben die gedruckte Nummer hinschreiben.

Lepidopterologischer Tausch - Verein, ;

Jm Jahre 1860 hatten 18 Mitglieder ihren Jahresbeitrag mit 15 Sgr. geleistet und 17 am Tausche Theil genommen.

Jm Jahre 1861 haben 10 Mitglieder den Beitrag geleistet und 7 am Tausche Theil- genommen.

Ungeachtet dieser augenscheinlichen Abnahme des Verkehres will ich denselben, so viel an mir liegt, nicht abbrechen.

Die 10 Mitglieder, welche ihren Jahresbeitrag für 1861 ge- leistet haben, erhalten desshalb 1 Exemplar meines Systematischen Verzeichnisses ferner zugesendet. In diesem sind die zum Tausch bereits angebotenen Arten vorn mit einem Puncte be- zeichnet. Ist dieser Punct fein durchstrichen so fehlt diese Art bis jezt. Wer am Tausche Theil nehmen will, ist gebeten, dieses Verzeichniss längstens bis zum 1. Dechr. zurückzusenden und in demselben jeneArten, welche er wünscht, durch die vorne hin klein geschriebene Anzahl der gewünschten Exemplare zu be- zeichnen, jene welche er anbietet durch die hinter den Artnamen geschriebene Anzahl seiner disponiblen Exemplare kenntlich zu machen. Ausserdem darf sich, um die Sendung unter Streifband mit ! Sgr. oder 3 Kreuzer Freimarke bewerkstelligen zu können, keine schriftliche Notiz im Verzeichniss befinden.

Wer am Tausche theilnehmen will, wolle 15 Sgr., wer zugleich das Gorrespondenzblatt für 1863 frankirt zu erhalten wünscht, im Ganzen 1 Thlr. einsenden.

Vom „Correspondenzblatt für Sammler von Insecten, insbe- sondere von Schmetterlingen“ sind noch complette Exemplare (Nr. 1—24) 20 Sgr. zu beziehen. Einzahlungen unter 1 Thlr, können in Briefmarken aller Staaten des Postvereines, mit Aus- nahme der österreichischen, geleistet werden.

Verantwortlicher Redakteur Dr. Herrich-Schäffer, in Commission bei G. J. Manz, - Druck und Papier von Friedrich Pustet.

Correspondenz-Blatt

des

zoologisch-mineralogischen Vereines in

Begensburg.

Nr. 11, 16. Jahrgang. 1562.

Neue Einiäufe zu den Sammlungen, Bibliothek.

.. 27. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Grau-

bündtens. VI. 1859/60. VII. 1862.

28. Jahrbuch des naturhistorischen Landes-Museums von Kärnthen. V. Heft. 1861.

29. Verhandlungen der k. k. zoolog. botanischen Gesellschaft in Wien. Jhrg. 1861. XI. B.

30. Nachträge zu Maly’s Enumer. plant, phanerog. imp. austr, univ. von Aug. Neilreich,

31. Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis zu Dresden. Jhrg. 1861.

32. Lotos. 11. Jhrg. 1861. September--December.

33. Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift II. Bd. 3. Heft. III. Bd. 1. Heft.

34. Memoires de la societe imperiale des sciences naturelles de Cherbourg. Tome FIII.

35. Sitzungsbericht der kgl. bayer, Academie der Wissenschaft, München 1861. II. Heft 3.

36. Schriften der k. physikal.-oeconom, Gesellschaft zu Kö- nigsberg. II. Jhrg. 1. Abth.

37, Verhandlungen des naturhistor.-medic. Vereins zu Heidel- berg. Bd. II. Heft 5 und 6.

11

154

38. Wüllner Ad.: Die Absorption des Lichtes in isotropen Mitteln. i

39, Kenngott A.: Mineralogische Mittheilungen,

40, Berichte über die Thätigkeit der naturforschenden Gesell- schaft zu Freiburg im Breisg. Band II. Heft IV. Pie

41—43. Resumen de las actas de la Academia real de ciencias de Madrid. Por Dr.'Lorente. (Für die Jahre 1847 bis 1859 in 3 Heften.)

44—48, Memorias de la real Academia de viencias de Madrid, Tomo I-F. (5 Bände. 1850-1861).

49—-50. Zeitschrift. der deutschen geologischen Gesellschaft. All. Bd. Hft. 4. XIV. Bd. Hft. 1. Berlin 1861,

5l. Senoner: Die Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. 1862.

52. The imp. and royal geological institute of the austrian empire. London international exhibition. Vienna 186%.

53—54. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1860. XI. Jahrgang Nr. 1. 1861 und 1862 XII. Bd. Nr. 2. 1862.

55. M.Hörnes: Die fossilen Mollusken des Tertiär-Beckens von Wien. IH. Bd. Nr. 3. 4.

56. 28. Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Natur- kunde. Mannheim 1862.

57. Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. It. Thl. 3. Hft. 1862.

58. 9. Bericht der oberhessischen Gesellschaft für Natur und Heilkunde, Giessen 1862. |

59. Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen naturwis- senschaftlichen Gesellschaft während des Vereinsjahres 1860—61. St. Gallen 1861.

60. 11. Jahresbericht der naturhistorischen Gesellschaft in Hannover 1860-61. Hannover 1862.

61. Schriften der kgl. physicalisch-öconomischen Gesellschaft in Königsberg. Il. Jahrgang 1861 2. Abtheilung.

61—69. Von der k. bayerischen Academie der Wissenschaften in München: Sitzungsberichte 1862. I. Heft 1. 2. 3,

Verzeichniss der Mitglieder 1862, |

C. Th. von Siebold: Ueber Parthenogenesis. Vortrag 1862.

155

C. Th. von Martius: Zum Gedächtniss an Jean Baptiste Biot. Rede 1862.

Frhr. von Liebig: Rede zur Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät des Königs am 28. November 1861,

Dr. M. Pettenkofer: Ueber einen neuen KRespirations- Apparat. München 1861.

Dr. A. Wagner: Monographie der fossilen Fische aus den lithographischen Schiefern Bayerns.

Prof. A. Harless: Zur innera Mechanik der Muskelzuckung und Beschreibung des Atwood’schen Myographion.

70. Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich. VI, Jahrg. 1861. 1-4 Heft.

71. Bulletin de la societe imper, des naturalistes de Moscou Annee 1861, Nr. 1—A.

172. Der zoologische Garten. Herausgegeben von Dr, Wein- land. Ill. Jahrg, Frankfurt a/M. 1862. Nr, 1-6.

73. 15. Bericht des naturhistorischen Vereins in Augsburg. Veröffentlicht 1862.

74— 75. Verhandlungen des ‘Vereines für Naturkunde zu Pressburg. IV. Jahrg. 1859. V. Band 1860 und 1861.

76— 80. Von der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur: 39. Jahresbericht. Veränderungen im Jahre 1861. Breslau 1862. Abhandlungen, Abtheilung für Naturwissenschaft und Me- dicin. Breslau 1861. Heft III. 1862. I. Philosophisch-histo- rische Abtheilung 1862. Hefte I. II,

81. Berichte des naturwissenschaftl. Vereins des Harzes zu Blankenburg für die Jahre 1859 und 1860. Wernigerode 1861.

82. Al.Braun: Ueberdie Bedeutung der Morphologie. Berlin 1862.

83. Leo Schuch: Versuche über das chemische Verhalten des Kryoliths. Jnaug. Dissertation, Göttingen 1862.

84. Walser: Spathidopteryx capillata Kol.in der Larven- periode. (Separat-Abdruck d. Augsburger lahresber. 1861.)

85. H. B. Geinitz: Ueber Thierfährten und Crustaceenreste in der untern Dyas etc. (Separatabdruck aus der Isis 1862.)

86. 87. Ritter von Zepharovich: 1) Berichtigung und Er- gänzung meiner Abhandlung über die Krystallformen des Epidot in dem 34. Bande der Wiener Sitzungsberichte. Wien 1862.

i1?

156

2) Die Krystallformen des "unterschwefeligsauren Kalkes. Wien 1862.

88. Aules of the literary and philosophical Bee of Man- chester, Manchester 1861,

89. Memoirs of the lit. and phil, soc. Third Series Fol. TI.

Manchester 186%,

>

Schmetterlinge aus Cuba.

(Fortsetzung von pag. 143.)

Durch die Gefälligkeit eines um die Wissenschaft hoch ver- dienten und jedes wissenschaftliche Unternehmen nach besten Kräften fördernden Freundes bin ich in den Stand geseizt das Werk von M. Bamon de la Sagra: Histoire physigue, politique et naturelle de lile de Cuba. Paris (Arthus Bertrand) 1857 zu vergleichen und ich beeile mich, dasselbe der Fortsetzung dieses Aufsatzes zu Grund zu legen.

Der betreffende Band, die „Animaux articules a pieds arti- cules“ enthaltend, hat 868 Seiten in gr. und 20 schön gesto- chene, illuminirte Tafeln in Folio.

Die Schmetterlinge nehmen pag. 474 bis 750 ein und sind von H. Lueas in Paris bearbeitet, welcher reichhaltige Notizen, welche Al, Lefebvre im Jahre 1833 über die Schmetterlinge der Antillen gesammelt hatte, benützen konnte. Zu den Schmet- terlingen gehören 4 Tafeln mit 21 Arten, welche aber bei weitem nicht alle neu sind, in der bekannten: gefälligen französischen Manier gestochen, hinsichtlich der Ausführung und Genauigkeit aber manches wünschen lassend.

Den Sectionen und Tribus sind die ihnen zukommenden Merkmale in Kürze vorangeschickt; die Reihenfolge ist die von den Franzosen angenommene, mit Papilio beginnende.

Jede Art ist durch einige lateinische Zeilen erläutert, zulang

und vag um als Diagnose zu gelten, zu kurz und ungenügend für eine Beschreibung. Diess wird besonders deutlich bei den als

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neu aufgeführten Arten; denn bei vielen derselben bleibt man ungewiss, welche Art gemeint ist. Jeder Art ist das Ausmass nach Millimetern, die ziemlich vollständige Synonymie, Notizen über die Raupe und die Verbreitung auf andere Gegpnden Amerika’s zugetheilt.

Lezteres ist fast die interessanteste Seite des ganzen Buches; kann aber für unser Blatt nicht im Einzelnen benutzt werden, Eine kleine Anzahl von Arien ist bis jetzt nur von Cuba bekannt, mehrere auch von einen oder mehreren der anderen Antillen; viele kommen in den südlichen vereinigten Staaten, in Mexico, Yukatan, Honduras, Cayenne, Surinam, Venezuela, Columbia und Brasilien vor. Nur wenige der ohnehin weit verbreiteten Arten finden sich auch an der Westküste Amerikas, in Californien, Peru und Chili, Die Welthürger N, atalanta und cardui treffen wir auch auf Guba.

Ich gebe für jede Gattung nur die Zahl der im Buche auf- geführten Arten an, ohne jede Art namentlich anzuführen; diess geschieht nur bei jenen, welche ich von Hrn. Gundlach in er- wähnenswerthen Exemplaren erhalten habe. Zu den neuen Arten setze ich die lateinischen Beschreibungen.

Auf diese Weise glaube ich den deutschen Lepidopterologen das theuere Buch ziemlich entbehrlich zu machen, welche sich ohnediess durch. die hier wörtlich abgedruckten Beschreibungen der neuen Arten nicht erbaut finden werden. (Fortsetzung folgt.)

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Zur Geschichte des Isomorphismus. Von J, Singer, Dr. Phil.

Wenn wir die wissenschaftlichen Bestrebungen unsers Jahr- hunderts näher ins Auge fassen, so kann uns nicht entgehen, dass mehr als je die Fragen über die Beziehungen zwischen den chemischen und physikalischen Eigenschaften der Körper Gegen- stand eifriger Forschung geworden.

Unter den vielen glücklichen Entdeckungen, die auf diesem Felde gemacht wurden, steht in erster Reihe die des /somor-

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phismus. Seine Lehren bringen uns Licht über den merkwürdigen Zusammenhang, der zwischen chemischer Zusammensetzung und Krystallgestalt der Körper waltet.

Man bezeichnet als isomorph solche Körper, welche bei gleicher atomistischer Zusammensetzung gleiche Krystallform be- sitzen und dem zu Folge in Verbindungen sich gegenseitig nach willkürlichen Verhältnissen ersetzen können, ohne darum die Krystallgestalt der Verbindung zu alteriren.

Möge ein Beispiel diesen Begriff klarer hervorheben!

Kochsalz krystallisirt in Würfeln, Salpeter in langen Säulen; beide sind in Wasser leicht löslich. Mische ich eine Kochsalz- lösung mit einer Lösung von Salpeter und verdampfe das gemein- same Lösungsmittel, so bleiben im Rückstande unter einander gruppirt, aber wohl von einander geschieden, einerseits -die Würfel des Kochsalzes, andererseits die Säulen des Salpeters. Trenne ich nach diesem physikalischen Merkmale die zweierlei Krystalle, so wird es nie gelingen unter den Kochsalz-Krystallen Salpeter, ebensowenig als unter den Salpeterkrystallen Kochsalz nachzuweisen.

Beide Salze haben aber auch verschiedene chemische rs stitution und ebenso verschiedene Krystallform.

Anders jedoch gestaltet sich die Sache bei Körpern gleicher chemischer Constitution und gleicher Krystallform.

Kalialaun und Ammoniakalaun krystallisiren beide in Octa- edern; ihre chemische Zusammensetzung ist vollkommen gleich, nur dass in dem einen Kali an der Stelle des Ammoniaks im an- dern sich findet.

Lässt man nun eine Lösung beider Körper krystallisiren, so erhält man Oktaeder-Krystalle, welche in wechselnden willkür- lichen Verhältnissen beide Alaune enthalten. Ja ein Krystall von Kalialaun in eine Lösung von Ammoniakalaun gebracht, wächst in dieser so regelmässig fort, als wäre er in einer Lösung seiner eigenen Substanz.

Kalialaun und Ammoniakalaun sind somit Beispiele isomor- pher Körper.

In der Bezeichnung -der Körper als isomorph ging man in sofern später weiter, als man nicht blos Verbindungen mit diesem,

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Namen bezeichnete, sondern auch die stellvertretenden Bestand- theile in solchen Verbindungen, ja zuletzt sogar die Elemente dieser Bestandtheile selbst als isomorph gelten liess.

Es gelang hiebei wohl in vielen Fällen, thatsächlich den Be- weis für den Isomorphismus dieser Bestandtheile nachzuweisen, in anderen Fällen jedoch widerlegte die Beobachtung den Schluss.

Doch muss ich hier die Bemerkung beifügen, dass diese letz- teren Beobachtungen, wobei die Elemente isomorpher Körper als nicht isomorph gefunden wurden, noch lange nicht als endgültige Beweise hiefür gelten können, seitdem die Entdeckung des Dimorphosmus vieler Körper immer mehr Klarheit nach dieser Seite hin verbreitet. Gehen wir nun nach diesen einleitenden Worten auf die Entwicklungsgeschichte des Isomorphismus weiter ein:

Es war mit Beginn dieses Jahrhunderts, als der berühmte Mineraloge Hauy, Mitglied der Pariser Akademie, den Satz aus- sprach, dass Verschiedenheit der Zusammensetzung auch mit Ver- schiedenheit in der Krystallform verbunden sei.

Iedoch damals schon kannte man verschiedene Thatsachen, die mit dem aufgestellten Satze in Widerspruch standen und die Menge solcher Thatsachen wuchs von Jahr zu Jahr. So hatte Leblanc schon im Jahre 1787 die Bemerkung gemacht, dass aus einer Lösung von Eisenvitriol und Kupfervitriol Krystalle sich bilden, die bei vollkommen gleicher Form wechselnde Mengen der beiden Salze enthielten, ebenso, dass es Eisenoxyd haltigen Alaun gebe von gleicher Krystallgestalt mit dem gewöhnlichen Thonerdealaun.

Zehn Jahre später 1797 zeigte Vauquelin ebenfalls am Alaun, dass derselbe wechselnde Mengen Ammoniak enthalten könne, ohne dass dadurch seine Krystallgestalt geändert werde.

1603 bestritt Berthollet in seiner Statique chimique die Rich- _ tigkeit des Hauy’schen Satzes durch entgegenstehende Thatsachen an natürlichen und künstlich krystallisirten Körpern.

Gay-Lussac bemerkte 1816, dass ein Krystall von Kalialaun in einer Lösung von Ammoniakalaun wachse, ohne seine Form zu ändern. Noch bestimmter trat jedoch schon Ein Jahr vor ihm 1815, der um die Wissenschaft so hoch verdiente Chemiker und

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Mineraloge Fuchs dem Hauy’schen Principegentgegen, indem er bei Gelegenheit einer Analyse des Gehlenits die Eine Haupt- eigenschaft isomorpher Körper „in Verbindungen sich gegenseitig ohne Aenderung der Krystallform vertreten zu können,“ klar hervorhebt und für solche Körper den Namen „vicariirende Be- standtheile“ in die Wissenschaft einzuführen suchte.

All’ diese Beispiele isomorpher Körper, wie wir sie am Ende des vergangenen und Anfangs des gegenwärtigen Jahrhunderts von verschiedenen Männern der Wissenschaft angeführt finden, waren jedoch noch nicht im Stande, die Lehre vom Isomorphis- mus zur wissenschaftlichen Geltung zu bringen. Sie standen einerseits zu vereinzelt da, andererseits entging den bisher angeführten Forschern ein Hauptmoment, nämlich die Aehnlichkeit in der chemischen Zusammensetzung, welche stellvertretende Bestandtheile zeigten, ja Fuchs bezeichnet sogar chemisch un- ähnlich constituirte Körper wie Eisenoxyd und Kalk als vicariirend.

Gleichwohl sehen wir in all diesen Bestrebungen eine schöne Entwicklung, beginnend mit immer entschiedenerer Entfernung vom Hauy’schen Satze und immer grösserer Annäherung an die wahre Lehre vom Isomorphismus, welche klar nach allen Rich- tungen darzustellen, mit unzähligen Beispielen zu belegen und 50o unangreifbar zu machen erst Mitscherlich gelang. Nach lang- jährigen, gründlichen Forschungen legte‘Ende 1819 Prof. Mitscher- lich in Berlin der Academie seine Arbeiten über den Zusammen- hang zwischen chemischer Zusammensetzung und Krystallgestalt vor, wodurch Hauy’s Princip nun vollständig aus der Wissenschaft verdrängt und ihr dafür die Lehre des Isomorphismus gegeben war eine Entdeckung von der Berzelius damals sagte, dass er sie für die wichtigste ansehe, die seit derLehre von den chemi- schen Proportionen gemacht wurde.

Der wesentliche Inhalt der Resultate, welche Mitscherlich da- mals schon gewonnen, ist folgender:

Er fand vor Allem, dass Körper, welche gleiche Atomen- constitution zeigen, öfter auch gleiche Krystallgestalt besitzen.

Diesen Satz bewies er zuerst für die chemisch ähnlich con- stituirten arsenik- und phosphorsauren Salze des Kali, Natron, Baryts und Bleioxyds sowie für die Doppelsalze mit Natron und

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Ammoniak, welche in demselben Sättigungsgrade und bei gleicher Anzahl Wasseratomen zwei Reihen von Salzen geben, deren ent- sprechende Glieder in ihrer Krystallform völlig übereinstimmten.

Als Folgesätze stellt Mitscherlich auf, dass solche Körper entweder nach wechselnden Verhältnissen oder ganz in Verbin- dungen sich vertreten können, ohne Aenderung der Krystallgestalt zu veranlassen, und gab auch zuerst Körpern mit solchen Eigen- schaften den Namen isomorph. |

Kaum war auf diese Weise die Entdeckung des Isomorphis- mus publicirt, als sowohl von Mitscherlich selbst, als auch von vielen Anderen zahlreiche Belege für die Wahrheit des aufge- stellten Satzes aufgefunden wurden.

Besonders rührig ging es hiebei in Berzelius Laboratorium in Stockholm her. |

Mitscherlich selbst zeigte, dass Nikeloxydul, Zinkoxyd und Bittererde als schwefelsaure Salze mit gleich viel Atomen Wasser vollkommen gleich krystallisiren und da an den kohlensauren Salzen derselben Basen ebenfalls kein wesentlicher Unterschied in der Krystallgestalt sich fand, ging Mitscherlich um einen Schritt weiter und behauptete, dass nicht blos die genannten Salze, sondern auch ihre Basen als isomorph zu betrachten sind.

Im Laufe der 20er und 30er Jahre stellte sich so weitaus und vorzüglich durch Mitscherlichs Arbeiten der Isomorphismus mehrerer Gruppen von Körpern heraus.

So wurden, um nur einige Beispiele anzuführen, Schwefelsäure und Selensäure, später die Chlor-, Brom- und Jod -Salze, ebenso Kali, Natron und Ammoniak als isomorph erkannt, und durch den nachgewiesenen Isomorphismus von Chromoxyd, Eisenoxyd und Thonerde die atomistische Zusammensetzung der letzteren festgestellt.

Einen wichtigen Unterstützungspunkt für seine Beweise fand Mitscherlich an dem fast gleichzeitig entdeckten Dimorphismus.

So wies Mitscherlich, nachdem Wöhler den Dimorphismus der arsenigen Säure bewiesen, nach, dass arsenige Säure und Antimonoxyd isomorph und erklärt hieraus den Umstand, dass Arsen und Antimon sich oft Atom für Atom ersetzen.

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Hiemit war nun der Isomorphismus auch auf die chemisch einfachen Körper ausgedehnt. r

Diese allgemeine Schlussfolgerung jedoch aus dem Isomor- phismus von Verbindungen auf den Isomorphismus der entspre- chenden Bestandtheile verwarf später Kopp geradezu als falsch und ım Laufe der Zeit stellte sich immer mehr heraus, dass recht gut Isomorphismus analoger Verbindungen bestehen kann, ohne dass derselbe bei den Bestandtheilen vorhanden zu sein braucht.

Während so Mitscherlich und seine Anhänger Alles auf- boten, ihren aufgestellten Gesetzen Geltung zu verschaffen, er- hoben schon gleich anfangs Hauy und seine Anhänger mannig- fache Bedenken gegen Mitscherlichs Lehren.

Als Haupteinwurf wurde die Ungleichheit der Winkel an iso- morphen Krystallgestalten geltend gemacht ein Einwurf, der Mitscherlich selbst nicht entgangen war, und den er in der Folge durch ausgedehnte Forschungen vorzüglich damit widerlegte, dass auch die Winkel ein und desselben Krystallkörpers, besonders mit Bezugnahme auf die Temperaturverhältnisse, unter denen er sich bildete, sich ändern.

Später versuchte Karsten und noch später Graham die iso- morphischen Verhältnisse für illusorisch zu erklären, brachten aber nur schwache und leicht widerlegbare Gründe für ihre Ein- wendung vor.

Ueber die nun weiter mit rastlosem Eifer gepflogenen For- schungen auf dem Gebiete des Isomorphismus verbreitete einer- seits, wie oben schon bemerkt, die Entdeckung des Di- und Trimorphismus viel Licht; andererseits machten Kopp und Schröder auf den wesentlichen Einfluss aufmerksam, welchen das Atomvo- lumen bei der Isomorphie der Körper ausübt.

Mit Bezugnahme auf Letzteres unternimmt es folgerichtig Scheerer, den-Begriff isomorph nach dem Vorgange Kopps strenger festzustellen und treten somit beide jenem Missbrauche entgegen, den Isomorphismus je eines beliebigen Paars von Körpern durch die verwegensten Kettenschlüsse beweisen zu wollen, vor welchem Kopp so entschieden warnte.

Scheerer verlangt als nothwendige Bedingungen für vollkom- mene Isomorphie: 1) gleiche stöchiometrische Formel, 2) gleiche Krystallgestalt, 3) gleiches Atomvolumen.

Nur Körper, welche diesen 3 Anforderungen zugleich genü- gen, können als isomorph im engeren Sinne betrachtet werden.

Scheerer bezeichnet soiche isomorphe Körper im engeren Sinne mit dem Namen „isotome Körper“.

Nachdem ich nun so die wesentlichen Momente in der ge- schichtlichen Entwicklung des Isomorphismus vorgeführt, erübrigt mir nur noch über den sogenannten polymeren Isomorphismus etwas Weniges beizufügen. Worin dieser „polymere Isomorphismus“ sich von dem bisher behandelten monomeren Isomorphismus unter- scheidet, gibt Prof. v. Kobell in den Anzeigen der Münchener Academie kurz und bündig also an: „Es gibt Mischungen, im engeren und weiteren Sinne des Wortes, welche krystallographisch und stö- chiometrisch äquivalent sind: auf diese bezieht sich der monomere Isomorphismus. Es gibt Mischungen, welche krystallinisch, aber nicht stöchiometrisch äquivalent sind, diese fallen in die Klasse des polymeren Isomorphismus.“ Der Erste, welcher auf diese Art des Isomorphismus aufmerksam gemacht, ist Scheerer (1846); die erste Veranlassung hiezu gab ihm, wie er selbst bemerkt, die Untersuchung zweier Mineralien von gleicher Krystallgestalt, des Cordierit und Aspasiolith.

Er findet nämlich einen einfachen Ausdruck in der Formel für die Zusammensetzung der beiden Mineralien, wenn er an- nimmt, dass 3 Atome Wasser im Cordierit 1 Atom Magnesia im Aspasiolith isomorph zu ersetzen vermögen. Für diese seine Ansicht eines polymeren Isomorphismus, welche von vielen Seiten, so besonders von Haidinger, Blum, Rammelsberg, Kühn bestritten worden, suchte Scheerer, unterstüzt von dem Assistenten an seinem Laboratorium, Robert Richter, fortwährend neue bewei- sende Thatsachen zu gewinnen.

Als hauptsächlich nach verschiedenen Atomenverhältnissen sich vertretend werden besonders hervorgehoben «) 1 Atom Magnesia oder auch Manganoxydul, Eisenoxydul, Cobalt- Nikel- oxydul durch 3 Atome Wasser. 5) 1 Atom Kupferoxyd durch 2. Atome Wasser. c) 2 Atome Kieselerde durch 3 Atome Thonerde

164

Diese‘ Theorie verdient auf jeden Fall wohl beachtet zu werden; auch hat Scheerer seinerseits mit rastlosem kleisse- sich bemüht, seine Ansicht gegen alle Angriffe sicher zu stellen, hat nebenbei hingewiesen auf die Einfachheit, welche dadurch für viele mineralogischen Formeln gewonnen wird, ohne dass jedoch bis jetzt seine Ansicht allgeMein Eingang gefunden.

Litteratur.

v Dr. L. Koch, die Myriapodengattung Lithobius, mit 2 lith. TfIn. Nürnberg 1862. 92 Seiten.

Hr, K. beschreibt ausführlich 42 Arten, darunter nur- 15 früher bekannte; 21 ausserdem von seinen Vorgängern angeführte sind nach dem jetzigen Standpunkte nur durch Ansicht der na- türlichen Exemplare zu ermitteln. Pag. 1—21 enthalten die anatomischen und physiologischen Beobachtungen, pg. 22-26 die analytische Tabelle, pg. 27-87 die Beschreibung der Arten, pag. 83 die Aufzählung von 23 Arten früherer Autoren, welche der Verfasser nicht enträthseln kann. HS.

Eine interessante Beobachtung über die Entstehung der ge- wöhnlich als Pilzbildung betrachteten und mit dem Namen des „Mutterkornes“ belegten Missbilduug am Roggen, welche von Dr. Fischer in Weingarten gemacht (Allgem. homöopalh. Zeitung Ad. 57, Nr. 24) und durch Schneider (37. Jahresbericht d. Schle- sischen Gesellsch. f. vaterl. Cultur p. 91 ff.) zur näheren Kennt- niss gekommen ist, weist auf das Unzweideutigste nach, dass das Secale cornutum die Folge des Anbeissens noch unreifer Roggenkörner durch Cantharis melanura Fab. ist. Das Auftreten des Mutterkornes hängt von der Entwicklung des Käfers zu einer Zeit, wo der Roggen noch nicht reif ist, ab; erscheint derselbe erst zu der Zeit, wo die Körner bereits ihre Härte erlangt haben, so fehlt die Missbildung, welche übrigens in gleicher Weise wie der Käfer nur längs der Ränder der Felder, niemals in der Mitte

165 angetroffen wird. Besetzit man noch weiche Aehren mit der Cantharis, so tritt an diesen nach dem Biss des Käfers das

Mutterkorn auf.

In Nr. 18 der Bonplandia vom 15.Sept. dieses Jahres findet sich ein umfangreicher Aufsatz über „Restauriren und Con- serviren von Naturalien, von Dr. A. J Schlotthauber.“ Da die Acten in diesem Betreffe noch lange nicht geschlossen sind, so glaube ich auf diesen Aufsatz aufmerksam machen zu müssen, wenn ich auch nicht die Richtigkeit aller dort ausge- sprochenen Ansichten zugeben kann und die Ausführbarkeit der vorgeschlagenen Verfahrungsweisen in vielen Fällen bezwei- feln muss.

1. Neu und in theoretischer Beziehung der grössten Beach- tung werth scheint mir die Anwendung des luflleeren Raumes unter der Luftpumpe. Von sechs Versuchen mit vielen Arten schädlicher Insecten im entwickelten und Larvenzustande waren drei, wahrscheinlich wegen Unvollkommenheit der Luftpumpe, ohne genügenden Erfolg, während die drei anderen nach vierund- zwanzigstündiger Luftentziehung Alles tödteten.

Es drängen sich hier jedoch sogleich folgende wichtige prak- tische Fragen auf: 1 Wird für eine grössere Sammlung die nöthige Zeit und Arbeitskraft ermittelt werden können? 2. Wird es möglich sein, eine Luftpumpe in die Lokalitäten der Samm- lungen oder Museen zu schaffen, deren Dimensionen ausreichen, um grosse Pflanzenpäcke, grössere Insectenbehältnisse, grössere Vögel oder Säugethiere der Behandlung zu unterwerfen. Herr Schlotthauber scheint diess selbst zu bezweifeln, indem er auf die Werkstätten der grösseren Eisenbahnhöfe verweist. 3. Werden die Kosten, der Zeitaufwand und die Gefahren des Transportes und der Behandlung durch das schwerlich gehörig zu leitende Personal der Bahnhöfe durch den Erfolg aufgewogen werden ?

Il. Die Anwendung der Hitze ist längst bekannt; die Ofenhitze erfordert aber grosse Vorsicht und Uebung und es ist

166

bei dem geringsten Versehen das Verderben. grosser Schätze möglich. Diess Verfahren darf desshalb niemals dem unterge- ordneten Personale überlassen werden und das Thermometer nie unbeachtet bleiben.

Ich habe keine Erfahrung darüber, welchen Hitzegrad getrock- nete Pflanzen vertragen ohne brüchig oder gebräunt zu werden bei Insecten reichte mir jederzeit ein Hitzegrad aus, welcher weit unter jenem war, bei welchem sich die Flügel der Schmetterlinge werfen, jene der glasflügelıgen Ordnungen falten oder runzeln; oder die Farben der Käfer, Hemipteren, Hymenopteren etc. verändern.

In jeder Wohnung findet sich wohl ein Ofen oder Heerd mit einem grossen, gut schliessenden Bratrohr, in Museen wird ein solcher speciell passender mit geringen Kosten und in erforder- licher Grösse hergerichtet werden können.

Folgende Puncte möchte ich aber hier aus vieljähriger Er- [ahrung der Beachtung empfehlen:

a. Eine schnell und kurz einwirkende Hitze höheren Grades halte ich für besser als eine länger einwirkende geringeren Gra- des, weil letztere die Objecte stärker austrocknet.

b. Der sich aus den Objecten entwickelnden Feuchtigkeit muss Gelegenheit zum Entweichen gegeben werden durch Aufbinden und Auseinanderlegen der Pflanzenpäcke, Oeffnen der Insecten, Schachteln und Kästen nach Anwendung der Hitze.

e. Der Boden der letzteren darf natürlich nicht mit schmelz- . baren Massen ausgegossen sein, selbst der aufgeleimte Kork und Filzpappe wirft sich manchmal, geleimte Schachteln lösen sich bisweilen. Das lebendige Quecksilber, welches gewöhnlich in den Insectenbehältern als unfehlbares Mittel gegen die Staubläuse ge- braucht wird, muss vor der Anwendung der Hitze sorgfältig aus- gegossen werden, denn es verflüchtigt sich in der Hitze auf ge- sundheitsschädliche Weise.

d. Ob Naturalien, welche bereits mit Sublimatlösung oder Arsenik behandelt sind, der Ofenhitze ausgesetzt werden dürfen, ohne Gefahr für die Gesundheit des damit Beschäftigten, dürfte noch einer gründlichen Prüfung zu unterwerfen sein. In jedem

167

Fall ist dem Dampfe, welcher beim Oeffnen der Thüre des Ofen- rohres, der Schachteln oder Pflanzenpackete aufsteigt, auszuwei- chen. Diese Vorsicht ist bei jeder Anwendung der Ofenhitze nöthig, weil man nie sicher ist, ob sich nicht unter den Natura- lien, welche man aus anderen Händen erhält, schon vergiftete befinden.

e. Die Schubladen, welche genau in Schränke passen, müssen unmittelbar nachdem die Feuchtigkeit verschwunden ist, an ihre Stelle gebracht werden, weil siesich sonst werfen und nicht mehr eingeschoben werden können.

Die Sonnenhitze, welche Hr. Schlotthauber empfiehlt, wird doch wohl kaum in grösserem Massstabe verwendet werden können; sie würde gewiss für Pflanzenpakete und bei grösseren Körpern nicht ausreichen und ihre bleichende Wirkung nicht ver- mieden werden können.

Was über den Schutz durch Bestreichen mit einer Lösung von Sublimat (16 Gran auf die Unze Weingeist) gesagt ist, halte ich nicht für erschöpfend. Ein blosses Besprengen der Gegenstände halte ich für unnütz, denn es ist nur der Theil geschützt, der wirklich bestrichen ist; ich glaube sogar, dass man z. B. den dicken Blüthenkopf einer Centaurea oder den dicken Körper eines Schmetterlings vollständig mit einer Sublimatsolution bestreichen kann, ohne den in der Mitte desselben hausenden Feind gross zu beschädigen. Ich habe auch schon oft gesehen dass kleine Schmetterlinge, deren Körper vollständig imprägnirt war, an den Flügeln angegriffen wurden. Will man daher Pflanzen schützen, so ist das Durchziehen derselben durch eine Sublimatsolution rathsam, welche übrigens nicht so stark zu seın braucht, als die oben angegebene; auch für unbehaarte Insecten mit verdeckten Flügeln mag diess gelten; alle übrigen, namentlich die Schmet- terlinge können nur auf der Unterseite bestrichen werden.

Dass starke Gerüche, in specie Camphor nichts nützen ist längst bekannt; dennoch behaupten die Conservatoren der Insec- tensammlung des British Museum in London das Gegentheil. Hier ist freilich die ganze Atmosphäre mit Camphor geschwän- gert und ist in England der grösste Feind unserer Insectensamm- lungen, der Anthrenus museorum, nicht einheimisch.

168

Ueber die Anwendung von Schwefelalkohol habe ich keine Erfahrung; sie fordert luftdicht verschliessbare Behältnisse. Mit Benzin mache ich dermalen Versuche.

Was die Gesundheitsgefährlichkeit des Sublimates anbelangt, so muss ich erwähnen, dass ich bereits seit fast 50 Jahren in Zimmern wohne, in welchen viel Sublimat und Arsenik sowohl zum Bestreichen der Insecten als auch unter den weissen An- strich des Inneren der Schränke und Kästen verwendet ist, dass ich in jeder meiner zahllosen Schachteln und Insectenkästen einige Gran lebendiges Queksilber habe und davon sehr oft verschüttet wird, dass ieh überhaupt mit diesen Substanzen nicht sehr ängst- lich umgehe —, 'dass ich aber mich einer meinen Jahren ent- sprechenden guten Gesundheit erfreue und nie eine Krankheits- erscheinung’ an mir wahrnahm, welche mit diesen Giften in Zu- sammenhang gebracht werden könnte, dass es also jedenfalls in meiner Anwendungsart sehr langsam wirkende Gifte sind.

Ueber das von Treviranus veröffentlichte Einschlagen eines jeden Pflanzenexemplares in Papierstreifen, welche an die vier Ränder des Einlegebogens geklebt sind, schweigt unser Aufsatz wohlweislich ganz.

Was über das Offenhalten der Fenster in der heissen Jahres- zeit gesagt ist, verdient alle Anerkennung, wenn es auch nicht richtig ist, dass die Mehrzahl der den Museen schädlichen In- secten im Freien und auf Blumen lebt. Die grössten Feinde der Herbarien, das Anobium paniceum habe ich nie, den grössten Feind der Insectensammlungen ‚den Anthrenus museorum äusserst selten im Freien gesehen, Gibbium scotias und die Weiber der P’tinus- Arten sind ungeflügelt; dagegen bin ich sicher, dass Dermestes lardarius, Attagenus pellio, Corynetes violaceus u.a. durch die Fenster hereinkommen, und erstgenannter wiegt einige Dutzend seiner kleineren Zerstörungsgenossen auf. HS.

.

Verantwortlicher Redakteur Dr. Herrich-Schäffer, in Commission bei G. J. Manz, Druck und Papier von Friedrich Pustet.

Gorrespondenz-Blatt des zo0logisch-mineralogischen Vereines

Begenshurg.

Nr, 12, 16. Jahrgang, 1562.

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Die geognostisch-mineralogische Sammlung des

zoologisch -mineralogischen Vereins in Regensburg, besprochen von Bergmeister Dr. Gümbel.

Zu den wirksamsten Mitteln, die Liebe für das Studium der Naturwissenschaft zu erwecken und das allgemeine Interesse für dasselbe zu beleben, gehören unbestreitbar Sammlungen von Naturgegenständen, welche in ihrer Vereinigung auf kleinem Raume und in ihrer Nebeneinauder:tellung die bequemste Gele- genheit darbieten, sie kennen und von einander unterscheiden zu lernen. Daher haben auch alle, lokalen Vereine, deren Endzweck die Pflege und Förderung der Naturwissenschaft ist, neben öflent- lichen Vorträgen und Publikationen in besonderen Zeitschriften hauptsächlich auf die Anlage von Sammlungen naturwissenschaft- licher Gegenstände Bedacht genommen. Hierbei ist es besonders wünschenswerth, nie aus dem Auge zu verlieren, dass dergleichen Sammlungen vermöge der eigenthümlichen Aufgabe, nach welcher jedem solchen Lokalvereine der Natur der Sache nach eine be- schränkte Wirksamkeit zugewiesen ist, zuförderst und vor Allem das 2 zu vereinigen und zu repräsentiren trachten müssen, was die nächste Nähe Bemerkenswerthes darbietet, und erst in zweiter Linie sollen sie sich zu Allgemeinerem erweitern. Sehr häufig kann man bemerken, dass namentlich neu entstandene Vereine mit wahrer Wuth Alles zusammenzubringen trachten, womit sie

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die ihnen gebotenen Räumlichkeiten rasch ausfüllen können, Sie bedenken hierbei nicht die Gefahr, auf solche Weise anstatt eines wissenschaftlichen Apparates einen Raritätenkram zusammenzu- bringen, dessen bunte, Jacke dem Kundigen nur ein Lächeln ab- zwingt. Vereine an kleineren Orten, wenn ihnen nicht ganz un- gewöhnliche Mittel zu Gebote stehen, werden es in dieser Rich- tung, selbst wenn es gut geht, nicht über das Mittelmässige bringen, während, wenn sie ihre wahre Aufgabe, das Ansamme!n und wissenschaftliche Zusammenordnen der Naturgegenstände ihrer näheren Umgebung oder eines bestimmten kleineren Gebietes, richtig auffassen und zu lösen suchen, sie etwas Vollständiges und Abgeschlossenes zu leisten, leicht im Stande sind. Sie ver- dienen sich gleichzeitig dann den Dank der Männer der Wissen- schaft, wenn sie möglichst vollständige und instructive Reihen der in ihrem Bezirke eigenthümlichen Naturgegenstände, wie sie eben nur von an Ort und Stelle Wohnenden zusammengebracht werden können, dem tieferen Studium darbieten. Und gerade das ist es, wodurch die Wissenschaft intensiv gefördert wird. Solche Sammlungen gewähren einen Ueberblick über das, was ein Bezirk an Naturrohprodukten Interessantes und Bemerkenswerthes auf- zuweisen hat und gestatten zugleich leicht eine Vergleichung mit den Vorkommnissen anderer Landestheile.

Auf der anderen Seite ist aber auch das Verlangen, solche Naturgegenstände kennen zu lernen, die einem Distrikte oder Lande versagt sind, in anderen Gegenden vorkommen, vollständig gerechtfertgt und es ist billig, dass, so viel es thunlich ist, die Sammlungen auch in dieser Richtung für allgemeinere Belehrung das Wichtigste in sich aufnehmen; immer aber scheint es uner- lässlich, dass hierbei die nicht dem engeren Gebiete angehörigen Naturgegenstände getrennt gehalten werden von den einheimischen oder doch mindestens sonst irgend wie kenntlich gemacht sind.

Unter den naturwissenschaftlichen Vereinen, deren sich unser Bayerland durch die Gründung mehrerer neuen in jüngster Zeit erfreut, nimmt der zoologisch-mineralogische Verein in Regensburg durch seine Wirksamkeit und wissenschaftlichen Apparate eine der hervorragendsten Stellen ein. Gegründet von Männern, deren harmonisches Streben für die Förderung des

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Vereinszweckes thätigzu sein, ein wahrhaft begeisterles ist, blüht derselbe und gibt innerhalb des engeren Rahmens seiner Thätig- keit Regensburg und Oberpfalz Anregung und Beleh- rung, wo diese gesucht werden. Es ist hier nicht die Aufgabe, dieses im Allgemeinen nachzuweisen; ich will mich vielmehr darauf beschränken, den Eindruck zu schildern, welchen die mineralo- gisch-geognostische Sammlung des Vereins, die ich seit 8 Jahren nicht wieder gesehen hatte, in ihrer neuen Aufstellung in den sehr schönen Räumlichkeiten des Thon -Dittmer’schen Hauses bei einem neulichen Besuche machte.

Die ganze mineral.-geogn. Sammlung scheidet sich strenge in eine lokale, welche lediglich Vorkommnisse der Oberpfalz umfasst, und in eine allgemeine, welche theils aus rein oryk- tognnstischen Gegenständen, theils aus geognostischen Suiten, geordnet und zusammengestellt nach Formationen und Oertlich- keiten, besteht. Die erstere Sammlung umfasst in seltener Voll- ständigkeit die in der Oberpfalz vorkommenden Gesteinsarten mit Einschluss der betreffenden Mineralien und vieler Versteinerungen. Ihre Aufstellung und Ordnung ist eine rein geognostische, so dass die sämmtlichen Mineralien und Petrefakten in den sie umschlies- senden Gesteinsarten, eingeordnet sind, analog dem Vorkommen in der Natur. Fünf grosse Glaskästen beherbergen diese schöne geognostische Lokalsuite der Oberpfalz und lassen durch die Art der Aufstellung einen raschen Ueberblick über das Alter der ver- schiedenen Gebilde, wie über deren Beschaffenheit gewinnen. Besonders reich ist die Sammlung der Natur der Sache nach an Urgebirgsfelsarten. Die verschiedenartigsten Abänder- ungen von Gneiss und Granit, von Glimmerschiefer und Urthon- schiefer mit den ihnen untergeordnet eingelagerten Gesteins- arten: Syenit, Granulit, Hornblendegneiss, Hornbiendeschiefer, Amphibolit, Diorit, Chloritschiefer, Serpentin, Urkalk, Quarzfels, Quarzitschiefer etc. etc. erfüllen zwei Kästen. Fast von jeder bemerkenswerthen Varietät sind Belegstücke von verschiedenen Stellen ihres Vorkommens, von manchen sogar von jeder derzeit bekannten Fundstätte aufgestellt. Zugleich sind den Urgebirgs- felsarten die Mineralien eingeordnet, welche mit oder in den- selben vorkommen, um durch diese Aufstellungsweise die Art

12*

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des Auftretens in der Natur anzudeuten. So liegen beispielsweise in dem betreffenden Gneiss die Bleierze (Bleiglanz, Weissblei- erze etc) von Erbendcerf, die Andalusite neben dem Glimmer- schiefer, die Columbite von Tirschenreut bei den Pegmatiten und Graniten. An die Urgebirgsfelsarten reihen sich die übrigen Massengesteine: Felsitporphyr, Pechstein, Basalt und basaltisches Gestein. In gleicher Vollständigkeit ist die Reihe der Gesteins- proben und ihrer organischen Einschlüsse aus der Formation der Steinkohle von Erbendorf, dann aus dem Rothliegenden von Lenau, Erbendorf, Weiden, Schmidgaden und Regensburg vertreten Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper mit ihren organischen Einschlüssen schliessen die älteren Flötz- formationen ab. In einem 3. und 4. Glaskasten folgen die Gesteins- proben und ihre organischen Einschlüsse aus den verschiedenen Abtheilungen der jurassischen Formationen (Lias, Dogger und eigentlicher Jura). Es ist bei ihrer Zusammenstellung und Einordnung das System der Gliederung beibehalten, welches ich bei einem Vortrage in einer früheren Sitzung des Vereins (siehe Correspond.-Blatt d. z. m. Vereins 1854 S. 1) in Vorschlag ge- bracht hatte. In dieser Abtheilung sind reiche paläontologische Er£funde, wohlgeordnet, und soweit es die Jiterar. Hilfsmittel ge- statteten, bestimmt, aufbewahrt. Wenn auch manche Bestimmun- gen der Berichtigung bedürfen, so liegt doch ein sehr grosser Werth in der gewissenhaften Einsammlung eines solchen umfas- senden Materials und in der genauen Angabe der Schicht und Oertlichkeit, aus welchen es stammt, so dass diese Vorräthe bei specielleren Studien eine namhafte Ausbeute versprechen. Beson- ders interessant sind Fischreste aus dem Solenhofer Plattenkalke von Pointen und Jachenhausen, von letzterem Orte auch ein gros- ser Limulus. In einem 5. Glaskasten finden wir die bei Regens- burg so reichlich entwickelten Kreidegebilde mit genauer Ausscheidung aller hier unterscheidbaren Schichtenstufen vertre- ten. Die hierher gehörigen organischen Einschlüsse sind zahl- reich gesammelt. Tertiäre Ablagerungen, welche in der Oherpfalz durch die Braunkohlenbildungen repräsentirt werden und das Diluvium sind durch verschiedene Gesteinsproben, Kohlen und thierische Ueberreste dargestellt und bilden den Schluss der

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Oberpfälzer Lokalsammlung, deren Wichtigkeit und Bedeutung ebensowohl in der Vollständigkeit des Gasammelten, als in der zweckmässigen Aufstellung und guten Ordnung liegt.

Ist es erlaubt, hier einen Wunsch laut werden zu lassen, so ist es dieser, dass die Sammlung, die mit seltenem Fleisse zu- sammengebracht, und mit grosser Liebe geordnet ist, in dieser so sehr zweckmässigen Aufstellung ungeändert gelassen werde, Dadurch wird nicht nur der Anforderung der Wissenschaft und der praktischen Benützung entsprochen, sondern auch dem Ge- fühle der Pietät gegen den Begründer und Ordner des Ganzen, gegen unsern unvergesslichen Freund Forstrath Wineberger, dem die Sammlung ihren Stand und Zustand dankt, gebührend Rechnung getragen.

Auch die nicht oberpfälzische Sammlung ist von Bedeutung. Wir finden hier in der oryktognostischen Ab- theilung nicht nur eine ziemlich vollständige Mineraliensammlung aus allen Gegenden der Erde, sondern besonders gut vertreten die Mineralien des bayerischen Waldes ein Geschenk des Forstraths Wineberger, welcher mit seltener Liberalität seine ganze grosse Sammlung dem Vereine als Eigenthum übergab, Auch die rein geognostische Abtheilung ist nicht ohne In- teresse. Man sieht hier mitunter sehr reiche Suiten; wie aus der böhmischen Silur-, der rheinischen Devonformation, aus den böhmischen Steinkohlenbildungen, dem schwäbischen Lias, Dog- ger und Jura, dem französischen Grossoolith etc. mit zahlreichen organischen Einschlüssen, welch letztere besonders bei Verglei- chung mit Vorkommnissen bei Regensburg von besonderem Nutzen sind.

Diese flüchtige Skizze möge genügen, um nachzuweisen, wie der Verein in dieser Richtung innerhalb weniger Jahre seines Bestandes seine Aufgabe zu lösen verstanden hat. In Allem aber, was wir hier in der mineral. geognostischen Sammlung sahen, leuchtet uns die tiefe Einsicht und der praktische Ordnungssinn eines Mannes hervor, der sich durch diese Sammlung innerhalb des Vereines ein Denkmal gesetzt hat, das den Namen Wine- berger in die fernen Zeiten tragen wird.

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Schmetterlinge aus Cuba. (Fortsetzung von pag. 157.)

Verzeichniss der im Werke von Ramon de la Sagras aufgeführten Arten:

Sect.I. Achalinoptera. Blanch.

Papilionidae, Papilio 17 Arten. Statt des im Buche angeführten Thoas erhielt ich jene mir verschieden scheinende Art Cresphontes, deren gelbe Flecke der Z ıb bis 5 der Vfl einen stärkeren Bogen bilden, so dass jener der Z 1b fast den Saum berührt und deren zweiter und dritter auf der US weiter wurzel- wärts reichen. Auf der US der Hfl haben die Z 2,5, 6 und 7 keinen blauen Mond, sondern sind deren grosse schwarze Flecke fast ganz mit Blau bestaubt. Der Fleck in Z 6 der Vfl ist immer gekernt, was bei Thoas nicht immer der Fall ist. Neue Arten sind:

P. caiguanabus Poey. Mem. I. p. 42. 1.15. . 1-4. mas: alis dentatis fusco-nigris, antieis maculis marginalibus, po- sticis caudalis fascia maculari luteo-rubris; angulo anali rubro; fascia postica antrorsum punctis coeruleis obsoletis irroratis; subtus concoloribus, lunulis medio rufis. foem: Maculis anticis fulvis; fascia postica albo-coerulea. 90-94 mm.

P. neodamas Luc. alis 'nigro - virescentibus, anticis sinuatis, utrinque ex angulo interno vitta brevi maculari albescente, pos- ticis dentalis: supra eadem vitta at majori potiusque albo-vires- cente, {ransversa; subtus posticis fuscescentibus, maculis margi- nalibus- sanguineis, tribus vel duabus extus albo-notatis; excisuris albis, maculaque sanguineä ad basin rotundata; collo, pectore, femoribus lateribusque antice et postice maculis rubris. 100 mm. Nächst polydamas et protod.

Fileridae. Pieris. 7 Arten.

Nathalis. 1 neue Art: Felicia Poey Memof. I. p.443.n 14, t. 18. Simillima N. jole, alis flavo-sulfureis, anticis ad apicem nigris, costa flavo-unilineata, margine posteriore nigro-univiltato,

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vitta antice nigro-unipunctata; posticis margine costali omnino nigro in foemina flavo-interrupto in mare; anticarum subtus fla- vicante costa aurantiaca, nigro-bipunctata in mare, tripunctata in foemina, posticarum flavescente in mare, flavo-virescente in foemina his ad basin atomis fuscis. 28-30 mill.

Callidryas. 9 Arten. Gonepteryx. 1 Art.

Terias. 20 Arten. Da mehrere derselben sehr ungenügend, einige sogar im Widerspruch mit Bd. beschrieben sind, so führe ich sie alle an. Die von mir pag. 120 beschriebene T. larae konnte ich im Buche nicht finden.

gundlachia Poey. Mem. p. 246. t. 24. f. 1-3. Die ange- gebenen Unterschiede von proterpia dürften nicht constant seyn, denn auch bei dieser ist die Ecke der Hfl und die Spitze der Vil bald schärfer, bald stumpfer und der Saum der Vfl bisweilen fast so schwarz wie ihr VR; die US der Hfl sah ich nie deutlieh braun gelfleckt.

nicippe Cr. Mex. Ver.St. proterpia F. Mex. Ant.

venusta Da R. d, S.-den Hfl nur Saumpunckte zuschreibt, so ist es ungewiss, ob er Boisduvals Art vor sich hatte. Jam. Columb.

stygmula Bd. möchte ich nur für eine schwach gezeichnete Stygma halten, Mein Expl. ist grösser als R. d. S. Bild und hat auch zimmtfarbe Spitze der US der Vfl, während der Fleck der Hfl grösser ist.

euterpe Men. Auch hier trifft die Beschreibung nicht ganz zu; von der nur in Z (5) 6 der Hfl erweiterten schwarzen Saum- binde und dem entsprechenden veilrothen Fleck der US ist nichts gesagt. Haiti.

dina. Poey eitirt nicht HZ 951—2. welche schon wegen des schwarzen Vorderrandes gewiss eine andere Art ist. R.d. S. citirt diess Bild.

eitrina Poey Mem. t. 18. f. 4—7. Die Unterschiede welche von dina angegeben sind, halten gewiss nicht Stich; beim Weib soll unten die Spitze der Vfl scharf schwarz gerandet (7) und in der Mitte veilroth gefärbt seyn; letzteres kommt auch bei dina vor, doch fehlen die beiden vertriebenen MPuncte der Hfl.

+ %

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sulphurina Poey Mem. t. 18, f. 1-4. Ich habe ein hieher passendes Expl. von Guatemala, es ist noch blasser schwefelgelb als Stygma und Deva und hat in Z 6 der US der Hfl einen rost- braunen runden Fleck.

elathea Cr. Ant. Brs. Venez.

westwoodii Bd. Die Beschreibung stimmt sehr wenig mit der von Bd. bezeichneten Art, die Abbildung stellt den Mann von T. dina dar. Mex.

palmyra Poey Mem. t. 24, f. 4—6 scheint mir zu fehlen; die Beschreibung ist sehr verworren und unklar, während von Ver- wandtschaft mit elathea gesprochen wird, ist das Weib in der Diagnose weiss, in der Beschreibung schwach gelb genannt

ebriola Poey Mem. t. 24. f. 14—17. Hier scheint die der elathea nächste Art, beschrieben zu seyn, wenigstens das Weib ganz sicher; ich hielt sie früher für delia Gr. Diese hat aber orangen VR der Vfl (bei Bd. nicht erwähnt) und gleich gelbe Hill.

fornst Poey Mem. Ich muss es einem Glücklicheren über- lassen aus der Beschreibung der folgenden Arten klug zu wer- den. Alis rofundatis, integris, supra, albido-subflavicante tin- ctis; anticis ad basin fusco irroratis, marginis apicalis macula fusco- nigricante, in medio emargınala; marginis apicalis macula posti- carum ad angulum anticum lata, postice interrupta; anticarum posticarumque subtus atomis flavo- virescentibus, ad angulum apicalem dense irroralis, medio anticarum albo lineola discoidali nigra, linea posticarum nigricante flexuosa. foem. differt macula anticarum angulum analem non attingente. 21-26 millin.

bulaea Bd. Die Beschreibung ganz unbrauchbar. (iradio Poey Mem. t. 18. f, 14—17.)

amelia Poey Mem. t. 18. f. 11 13. Alis’rotundatis, inte- gerrimis, margine supra nigro fimbriaque alba punctis discoidalibus, nigris distinctis; anticis posticisque albicante subflavescentibus; anticis subtus albicantibus costa apiceque flavis, posticis flavis, maculis atomisque fuscis. Foemina differt: alis posticis omnino albicanto subflavescentibus. 37 mem.

albina Poey Meu. t. 24 f. 14— 16. Alis rotundatis, inte- gerrimis, margine supra nigro fimbriaque alba; anticis posticisque

flaalbis, illis ad basim fortiter nigro-irroralis; anticis subtus vi- cantibus posticis vero nigro-irroratis. 37 mm. Ich habe Expl. aus Guatemala, welche ziemlich passen. Der breit schwarze, auf den Rippen zackige Saum der Hfl ist nicht angegeben. Die US der Hil ist lehmgelblich bis graulich fein schwarz bestaubt, welche Stäubchen hinter der Mitte bindenartig gehäuft sind, aber ohne Mittelpunkte. Albula Bd. welche Sepp richtiger als T. cassiae geliefert hat und agave Cr. mit dem gelben? Saum der US. aller Flügel sind zwei verschiedene Arten.

lucina Poey Mem. t. 18. f. 8-10, Alis rodundatis, integris, apice supra nigro fimbrique alba; anticis posticisque albis, illis transversim nigricante bivittatis; anticis subtus ad apicem flavi- cantibus; posticis maculis flavicantibus: his ulgro irroratis. Foemina differt: alis anticis supra tantum ad basim nigro irrora- tis. 32 mm.

arabella Lef. t. 16. f.5. Scheint kaum von der oben beschrie- benen albina verschieden, bei dieser ist jedoch das Saumband in Z 3 nicht so tief eingeschnitten, haben die Hfl auch auf Ast 3 und 4- schwarze Dreiecke und sind auf der US überall schwarz bestaubt, welche Bestaubung auch auf der US der Vfl nicht auf einen runden Fleck beschränkt ist.

Ageronidae hier noch als eigene Zunft angeführt, sie lassen sich nicht von den Nymphaliden {rennen.

Ageronia. 3 Arten. Danaidae. Danais 4 Arten.

Heliconidae, Tithorea 1Art.— Heliconia 2 Arten. Lycorea 2 Arten. Die von mir beschriebene Hymenitis cubana pg. 118 fehlt.

Acraeidae. 4craeal Art.

Nymphalidae, in 34 bekannten Gattungen sind 82 Arten aufgezählt, darunter nur folgende neu: Megalura Blanch. (Ti- metes Dbd.) poey Lef. Alis subcandatis, supra fuscis, ad basin rubescentibus; anticis late ad marginem pallidioribus, posticis duobus punctis nigris ad angulum analem; subtus vermiculatis, praesertim ad basin, iisdem punctis pupilla pallido-violacea retro

maculam fusco-pallidam scriptis; corpore antennisque fuscis. 30 m.m. nächst jole.

Apatura theodora Lef. Von mir in meinen Exot. Schm. f. 101 102 als pavonii Latr. abgebildet, welcher Name derältere ist.

Morphidae. Opsiphanes 1 Art. Libytheidae. Lidythea 2 Arten. Biblidae. Biblis 1 Art.

Satyridae. Heiaera 4 Arten, darunter neu: diaphana Bd., der piera sehr nah, die Hfl gegen den Saum nicht braun gefärbt. Calisto 2 Arten. Cystineura 1 Art.

Erycinidae. Syrmatia 1 Art. Charis 1 Art,

Lycaenidae. Eumenia 1 Art. Thecla 29 Arten, darunter neu:

. marius Bd. Neben syncellus, aber grösser. Ich habe ein mit der Beschreibung stimmendes Expl.; das Schwarz der klügel- spitze reicht bis zum matten Mittellleck; US aschgrau, der weisse Streif bei °/, stark abgesetzt, wurzelwärts scharf schwarz begrenzt, der vor dem Saum verloschen schwarz, beiderseits weisslich an- gelegt, inZ 1 und 2 ein blutrother, saumwärts schwarz gekernter Fleck, jener in 1b kleiner, der schwarze Kern sich in den After- lappen ausdehnend, welcher auf der OS einen rothen Punct führt.

paseo Lef. alis subrotundatis, posticis inaequaliter bicauda- tis, coeruleo-obscuris, anticis omnino extrorsum nigris, lineola posticis marginali coeruleo-alba; subtus griseo - coeruleis, lineis nigris transversalibus binis sinuosis; puncto anali aereo, duabus lunulis praecedentibus, prima coerulea, secunda aurantiaca, puncto nigro ad basin notata. 23 mm.

aon Lef. t. 16. f. 6. Ich glaube das Weib zu besitzen; es. weicht vom Bilde nur darin ab, dass die Linie der Hi schärfer abgesetzt und die Stelle zwischen beiden rothen Flecken blauer ist. Alis subrotundato-elongatis, tenuiter caudatis, in mare coeruleo- micantibus, margine nigro, in foemina fuscis, ad basin grisescenlibus, macula anali aurantiaca altera in foemina simili praecedenti, subtus in mare violaceo -griseis, grisescentibus in

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föemina; anticis linea brevi; fusca albaque transversali, posticis sinuosa, lunulis marginalibus fuscescentibus, puncto anali nigro extrorsum coeruleo, supra auranliaco, lunula auranliaca, pupilla nigra praecedente; caudis nigris, albo-terminalis. 30 mm.

celida Bd. Supra coeruleo-micans, alarum a. apice nigro, subtus albo-coerulescentibus, strigis macularibus, undatis lunulisque fuscis, angulo anali nigricante maculaque ferruginea: hac nigro- maculata. 27 mm.

tollus Bd. paullo minor quam T. Strephon, nigricans, basi al. anticarum discoque posticarum coeruleo,;, subtus obscure griseo- fuscescente, medio anticarum transversim nigro-lineato, medio posticarum linea alba, sinuata, ad angulum analem angulata, intus nigricante submarginata; macula fulva inter caudas posita, postice puncto nigro notata. 27 mm, r

Lycaena 6 Arten, darunter neu und abgebildet: theonus Lef. t. 16. f.8. Alis rotundatis, maris violaceis, foeminae albis, latissime nigro- margivatis, basi coerulescente lineisque transversis nigris: posticis lunulis marginalibus obscuris; subtus albis, lineis sinuosis transversalibus lunulisque marginalibus ob- seuris, punctis analibus coeruleo - metallicis; fimbria anticarum intersecta. 33 mm. Ich halte sie für eine der vielen Varr. von Cassius.

ammon kef. Alis rotundatis violaceo-coeruleis, foemina solum basi, posticis punctis duobus ad angulum analem nigris, in foe- mina aurantiaca intermedia; subtus griseis vittis griseis ocellari- bus transversis albo-circumdatis; anticis puncto discoidali simili, posticis potius semialbis quinque punctis nigris, 2 ad basin, 1 ad costam, 2 ad angulum analem extrorsum nitentibus et externo lata macula aurantiaca superata. 21 mm. Auch aus Yucatan.

hamoH.in Hübners Sammlung ist nur hanno, keinhamo. Die Be- schreibung ist ganz ungenügend: Atis integerrimis violaceo coeru- leis, striga marginali nigra, foemina fuscis, basi coerulea; subtus grisescentibus lunulis nigris marginalibus albo circumdatis; puncto discoidali, vitta lunularum transversa, anticis, sed rupta punctisque duobus margine antico,; posticis eodem colore magis in foemina quam in mare subtus scriplis; fimbria intersecta. 20-—-28 mm.

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astenides Bd. alis cyaneo-violaceis margine fusco, fimbria alba. foeminae alis fuscis, basi cyaneo virescente; hac trioculata, oculis griseo circumeinctis; subtus griseofuscescentibus, anticis lunula discoidali albicante circumeincta triplici macularum albicantium serie eircumcinctis; subtus posticarum lunula discoidali, trıbus lineis macularibus, tribus vel quatuor oculis, nigris, fulvo-circum- cinclis. 26 mm.

Chrysophanus 3 Arten,

(Fortsetzung folgt.)

Der Fichtelit

in den Torfimooren des Fichtelgebirges , von Dr. Schmidt, Apotheker in Wunsiedel.

Die Torfmoore des Fichtelgebirges, wohl unter die bedeutend- sten des bayerischen Staates zu rechnen *), sind als Holz- (Hoch)- Moore zu betrachten. Sie führen ungemein viele Holztheile (auf 100 Klafter Torf hier und da 25—30 Klafter Holz) besonders aber Coniferenstöcke, welchen sich untergeordnet Birke, Haselnuss, Weiden und Erlen beigesellen. 2

Als ungemein interessant ist das Vorkommen eines verdich- teten Kohlenwasserstoffes, der sich zwischen den Holzspalten des Fichten- und Föhrenholzes in den Torfmooren bei Redwitz und im Zeitelmoos findet, zu erwähnen. Es findet sich dieser, kurzweg als „Fichtelit“ bezeichnete Stoff theilweise in meist glänzenden Schuppen oder auch in monoklinometrischen Prismen nicht eben sehr häufig aber dann oft in ganzen Schichten das Holz bedeckend. Wir möchten den Vergleich des Aussehens mit einem sublimirten Anflug wagen.

*) Sie umfassen gegen 1500 Tagwerk so weit sie in Angriff genommen sind. S. die Torfmoore des Fichtelgebirges von Dr. Schmidt. Bayreuth bei Giessel, 1862.

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Nach meinen Versuchen lässt sich dieser Stoff in einen in Alcohol löslichen und unlöslichen Theil trennen, Clark gibt die Formel C.8&0 H 70. Kohlenstoff87, 13, Wasserstoff 12, 86. Neben dem Fichtelit findet sich, aber erst bei recht aufmerksamer Be- obachtung, noch eine andere Kohlenwasserstoffverbindung, die auch unter den Destillationsproducten eines Theers von Nadelhöl- zern erhalten wird, nämlich das „Reten“,*) Dasselbe ist neben dem krystallinischen Fichtelit in schuppenartigem Anflug auf dem Holze vertheilt, durchdringt aber, was der ebengenannte nicht thut, die sämmtlichen Holztheile, aus denen es mit Alcohol aus- gezogen werden kann. Mit Pikrinsäure geht es eine in gelben Nadeln krystallisirende Verbindung ein, mit Schwefelsäurehydrat löst es sich mit dunkelbrauner Farbe. Die Formel ist nach Fritzsche, der sich besonders mit Untersuchung dieser Körper be- schäftigt und eine treffliche Arbeit darüber geliefert hat. C. 36. H 18. Obwohl die Entstehung dieser Verbindung etwa zu deuten wäre, dass der nicht an Humussäure gebundene Antheil von Sauerstoff mit einem Theil des Kohlenstoffes als Kohlensäure weggegangen, ein anderer mit der Humussäure verbundener Theil des Kohlenstoffes aber mit dem Wasserstoff zusammengetreten sei, liegt doch näher, unsern Fichtelit einfach als eine Modifica- tion des Baumharzes zu betrachten und dessen Entstehung davon herzuleiten. Jch besitze Handstücke, die als deutliche Belege diese Ansicht ‚unterstützen dürften.

Hervorheben wollen wir noch, dass die Verbindung vorzugs- weise sich an den Holztheilen findet, wo das Holz überhaupt am harzreichsten zu sein pflegt.

Für Mineralogen bin ich gerne zum Austausch dieses inter- essanten Vorkommens bereit,

*) Findet sich auch bei Uznach im Cänton St. Gallen in der Braunkohle.

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Vereins- Angelegenheiten.

Als ordentliche Mitglieder wurden aufgenommen: Herr Victor Plasun und Herr Adolf Plasun, Stud. jur. in Wien.

Ihren Austritt haben angezeigt: Herr Archivar Schmid.

In einer der lezten Zusammenkünfte von Mitgliedern unseres Vereines und der botanischen Gesellschaft wurde Folgendes be- schlossen: _

1. Da die Zahl der wirkenden Mitglieder jeder dieser bei- den Gesellschaften für sich allein zu klein ist, um mit Erfolg abendliche Zusammenkünfte zu veranstalten und da ferners fast alle diese Mitglieder beiden Gesellschaften zugleich angehören, so sollen sie wöchentlich an einem bestimmten Abend zusammen- kommen, und jeder über die ihm durch Lektüre, Gorrespondenz oder eigene Erfahrung als mittheilungswerth vorgekommenen Fälle kurzen Bericht erstatten und nach Umständen darüber eine Discussion eröffnen.

2. Nicht allein Zoologie, Botanik und Mineralogie sollen in unsern Bereich gezogen werden, sondern die Naturwissenschaften in weiterem Sinne, also auch Physik, Chemie, Pharmacie und Medicin in sofern sie Gegenstände von allgemeinerem Interesse darbieten.

3. Ueber dıe besprochenen Gegenstände soll im Correspon- denzblatt des zoologisch-mineralogischen Vereines kurzer Bericht erstattet werden.

4. Da die bereits zusammengetretenen Mitglieder ohne allen AnspruchaufGelehrsamkeitoderaufglänzende, aus- gearbeiteteVorträgesichnurgesprächsweise unter- halten, sich gegenseitig anregen und belehren wol- len, so kann von Zuziehung eines nicht wirkenden Auditoriums um so weniger die Rede seyn, als eine solche durch die Erfah- rung der Vorjahre dem Zwecke sich nicht förderlich erwies. Dagegen soll jedes Mitglied unserer beiden Vereine, welches in der Lage ist, thätigen Antheil zu nehmen willkommen seyn

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und sollen aus jenen Besprechungen, welche im Laufe einiger Monate stattfinden, die interessanteren, populäreren und für ein gemischteres Publikum passenden ausgewählt, etwas sorgfältiger behandelt und in öffentlichen Versammlungen, welche alle 3 bis 4 Monate statt finden könnten, vorgetragen werden.

Von den bereits besprochenen Gegenständen erwähnen wir vorläufig folgende:

1) Ueber die Krankheit des Seidenwurms, die Versuche zur Abhülfe durch Kommenlassen frischer Eyer aus dem Orient, Indien und China. Versuche mit anderen Arten von Seidenspinnern, schon vor vielen Jahren mit Saturnia spini in Wien, später mit mehreren Saturnien,, welche in Indien und China zur Seidenge- winnung benuzt werden, speciell mit Sat. cynthia, zu welcher Sat. ricini wohl nur Varietät ist, Vorzeigung dieser Saturnia mit ihrem Coceon, Notizen über dieselbe aus den Nassauischen Jahr- büchern des Vereins für Naturkunde, 1859, wornach deren Zucht mit sehr wenig Schwierigkeiten verbunden, nicht so wie die des Seidenwurmes, den schädlichen Einflüssen der Witterung und Temperatur unterworfen ist, auch verschiedene Surrogate für die Futterpflanze (Ricinus communis) gebraucht werden können, u.a. Aylanthus, Kardendistel etc. Die als Sat. aylanthi bezeich- neten Stücke von eben genannter Pflanze bieten keine specifische Verschiedenheit vor Sat. ricini, nur das Cocon unterscheidet sich durch seine schmuzigbraune Farbe, während jenes der Sat. ricini schön orange ist.

Der wesentlichste Vorzug dieses Seidenspinners besteht darin, dass die Generationen ohne Unterbrechung durch die Jahreszeit folgen, also in Einem Jahre 3 und mehrere erzielt werden kön- nen, dann dass der auskriechende’Schmetterling das klappenartig sich öffnende Gocon nicht zum Abhaspeln untauglich macht wie der Seidenwurm.

Ueber die Art und die Erfolge des Abhaspelns, dann über die Qualität der Seide fehlen noch bestimmte Angaben; diess wäre freilich die Hauptsache; das äusserliche Ansehen der Gocons spricht nicht für eine besondere Feinheit der Seide.

2) Bei Gelegenheit einer aus einer medicinischen Zeitschrift mitgetheilten Notiz über leichte Entwicklung von Ozon enispann

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sich eine Discussion über das Wesen desselben, sein Verhältniss zum Sauerstoff, über Elemente überhaupt, welche sich zulezt in die difficilsten Gegenstände der Physik, über Krystallbildung und Amorphismus, Mäterie und Kraft etc. verlief.

3) Ueber die‘ versehiedene Art der Gewinnung des Opiums, seine Behandlung, Zubereitung, Verpackung, Versendung, Bezugs- quellen; über die höchst verschiedene Güte und Qualität der Opiumsorten je nach der verschiedenen Herkunft, über die schon in den Ländern der Production geschehenden Beisätze, Verun- reinigungen und absichtlichen Fälschungen, über das in manchen Apotheken aufgefundene in Europa künstlich nachgemachte, fast gar keine der wesentlichen Bestandtheile enthaltende Product, dessen äusseres Ansehen dem ächten Opium sehr täuschend ähn- lich ist, dessen Falschheit aber durch das gewöhnliche Prüfungs- Verfahren auf den Gehalt des Morphiums lefcht nachgewiesen werden kann.

Ueber den sehr ungleichen Gehalt an Morphium der ver- schiedenen ächten Sorten. Discussion ob dieser Gehalt allein den Werth des Opiums entscheidet, ob es nicht ganz zweierlei ist, ob man Opium oder Morphium reicht, dass nur die Gabe des Morphiums sicher bemessen werden kann, während jene des Opiums selbst bei der grössten Gewissenhaftigkeit des Apothekers immer höchst unsicher ist; Nothwendigkeit für den Arzt, diess zu beachten.

Vorzeigung der verschiedenen Opiumsorten im Zustande wie

sie im Handel vorkommen. Notizen über die Zubereitung des

Opiums zum Rauchen und über dessen Gebrauchsweise in China. Ueber die analogen Wirkungen der Cannabis indica.

4) Vorlage der Dissertation von Hr. Meitzer in Göttingen über.

Asclepias syriaca L. und deren Verwendung als Surrogat der Baumwolle und des Hanfes. Der Inhalt wurde summarisch mit- getheilt Dessen Endresultat ist: dass diese Pflanze in Anbetracht einerseits des auf den Anbau zu verwendenden Areals, die nö- thigen Arbeitskräfte, der mit andern Feldarbeiten zusammenfal- lenden, sich lange hinziehenden Ernte, andererseits wegen der Sprödigkeit sowohl der Seidenfaser als des Bastes niemals ein den aufgewendeten Kosten entsprechendes Resultat erwarten lasse.

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5) Vorlage der photographischen Bilder über mikroscopische Präparate aus der Histologie von Dr. v. Hessling und Photograph Albert in München, Umblick auf die Entwicklung und die bis- herigen Leistungen der Daguerrotypie und Photographie im All- gemeinen, über deren Verwendbarkeit zur Fixirung naturhisto- rischer Gegenstände. Die Schwierigkeit, dieselben in natürlicher Grösse darzustellen ist überwunden, ebenso jene, sie durch Loupe oder Mikroscop vergrössert zu geben. Der Hauptgewinn besteht 1. in Erlangung des vollkommenen Habitus des Gegenstandes, welchen darzustellen die schwierigste und oft nicht erreichte Aufgabe des Zeichners war. 2. In Fixirung von Zuständen, welche so schnell sich ändern, dass der Zeichner schlechterdings nicht im Stande ist, das Bild festzuhalten, wie diess z.B bei manchen anatomischen und pathologischen Praeparaten der Fall ist. Erst nach vielen vergeblichen Versuchen gelingt es manchmal, das Präparat so darzustellen wie man es braucht; ist der Präparateur selbst Zeichner, so wird er mit genauer Noih dasselbe richtig darstellen können, muss er aber erst einen anderen Zeichner verwenden, so verändert sich dasselbe so, dass er es im Bilde kaum mehr erkennt. Ist er im Stande, den Gegenstand selbst . sogleich photographisch zu fixiren, so kann er seine Zeit auf allenfalls nöthige, weitere Ausführung der Photographie verwenden.

Ein Uebelstand ist es bis jezt noch, dass die Vervielfältigung solcher Photographien zu kostspielig ist um den Kupferstich oder die Lithographie zu ersetzen.

6) Ueber den Apparat, welcher bei Garibaldis Wunde zur Constatirung des Vorhandenseyns einer Kugel in Anwendung ge- bracht wurde. Zweifel, ob nicht auch durch organische Stoffe die Kette geschlossen werde und nur der Grad der Wirkung ver- schieden sei. Nothwendigkeit, dass die Sonde mit ihren beiden Drahtenden auf die Kugel stusse.

7) Ueber die Anwendung der Kohlensäure als Anaestheticum.

Ob dazu chemisch reine verwendet werden solle, allenfalls aus

Magnesit dargestellt und welcher Apparat der bequemste für die

Anwendung seyn könnte. Dabei wird nochmals auf das Wesen

der Schädlichkeit der sogenannten Kohlendämpfe zurückgegängen,

und die Ansicht vertheidigt, dass hier weder Kohlenoxydgas noch 13

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——

Kohlensäure allein wirken, sondern die brenzlichen Stoffe eine grosse Rolle mitspielen.

—.

Neue Einläufe zu den Sammlungen,

Durch Herrn Apotheker Wetzler in Günzburg (Schwaben) erhielt der zoologisch-mineralogische Verein eine Suite Petre- fakten zum Geschenke. Dieselbe enthält fünfundfünfzig Exemplare aus dem obern weissen Jura. |

Diese zugesandte Suite ist um so willkommener, als diese Schicht in der Gegend von Günzburg analog den betreffenden Schichten von 'Regensburg, Kelheim etc. ist. Ebenso willkommen ist aber auch die fernere Mittheilung des geehrten Gebers, dass nämlich derselbe durch eine Fortseizung der Tertiärpetrefakten die gegenwärtige und die früheren Sendungen zu ergänzen hofft.

Ein schönes Exemplar von Fichtelit von Herrn Apotheker Dr. Schmidt in Wunsiedel.

Bibliothek.

90. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1861 und 1862. XII. Bd. Nr. 3,

91. 92. Neues Lausitzisches Magazin. Herausgegeben von G. T. K. Hirsch. 39. Band 1. und 2. Hälfte. 40. Band 1. Hälfte. Görlitz 1862.

93. Proceedings ofthe academy of natural sciences of Phi. ladelphia 1862. Bogen 1—30.

94. Manual of public Libraries, institution and societies _ in the united states and british provinces of North- 4merica By W, Rhees. Philadelphia 1859.

95. On the geographical distribution of the genera and species of Land Shels of the West-India Islands by Th. Bland New-Fork 1861.

Von der ,„Smithsonian Institution“ in Washington Nr. 96—101.

96. Annual Report of the board of regents of the Sm, Inst. Washington 1861.

97. Classification of the coleoptera of North- America pre pared by John Leconte, P. I. Washington 1861—62.

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Tauschverein.

Die älteren Mitglieder des thüringischen Tauschvereines, welche seit vielen Jahren ihre einheimischen Arten unter sich getauscht hatten, mussten der Natur der Sache nach endlich an einem Puncte anlangen, wo wegen Mangel neuen Ma- terials der Verkehr nicht mehr lohnend war. Diess trat um so eher ein, als fast keines dieser Mitglieder die Mikrolepidopteren beachtete, unter welchen allein noch Neues aufzufinden ist.

Diese älteren Mitglieder betkeiligten sich desshalb in den lezten Jahren fast gar nicht mehr, es traten dagegen mehrere sich vorzugsweise mit Microlepi- dopteren beschäftigende bei, unter welchen nunmehr ein ziemlich lebhafter Ver- kehr statt findet.

Um mehrere Anfragen hinsichtlich der Bedingungen, an welche die Theilnahme geknüpft ist, gleichförmig zu beantworten, theile ich sie hier in Kürze so mit, wie sie sich durch die Praxis der lezten Jahre gestaltet haben.

Jeder Theilnehmer erhält gegenwärtiges Systematisches Verzeichniss auf Schreibpapier in duplo und bezeichnet in demselben jene Arten, welche er mit- theilen kann, durch die dem Namen vorgesetzte Zahl der Exemplare, dagegen jene welche er wünscht, durch die dem Namen nachgesetzte Zahl. Der im Verzeichniss den Arten vorgesetzte Punct zeigt an, dass die Art vorräthig ist oder verschafft werden kann. Diese Verzeichnisse können, in so ferne ausser den fein beigesetzten Nummern nichts beigeschrieben wird, unter Streifband mit 1 Kreuzer oder 4 Pfennigmarke franco versendet werden.

Bisher wurden die auf diese Art ausgefüllten Verzeichnisse vor Ende December an den Geschäftsführer eingesendet, für dieses Jahr wird der Termin

bis Anfang Februar verlängert. Vor Ende Februar werden den Theilnehmern-

die Arten bezeichnet, welche sie vor Ende März einzusenden haben; sie erhalten dann vor Ende April ein entsprechendes Aequivalent ihrer gewünschten Arten.

Es wird nach den Preisen des Verzeichnisses getauscht, alle Zusendungen und Briefe an den Geschäftsführer werden frankirt, während dieser nur die Streifbandsendungen fsanco sendet. Jeder Theilnehmer bezahlt Thaler 1., erhält dafür aber monatlich das Correspondenzblatt des zoologisch - mineralogischen Vereines franco, in welchem die den Tauschverein betreffenden Bekanntmachungen mitgetheilt werden. -

Regensburg, den 31. December 1862.

Dr. Herrich.Schäffer.

Die Regensburger Schmetterlingsfauna

hat seit dem über sie in diesen Blättern, Jahrgang 1854 und 1855 gegebenen Verzeichniss so bedeutende Bereicherungen erhalten, dass es angemessen erscheint, statt abermaliger Nachträge wie sie pg. 182 des Jahrg. 1855, pg- 17 des Jahrg. 1857, und pg. 177 des Jahrg. 1858 gegeben, welche aber unbequem für den Ge- brauch siud und leicht übersehen werden ein vollständiges, berichtigtes Ver- zeichniss in der Art zu geben, dass in demselben zugleich das Verhältniss zur deutschen und zur europäischen Fauna in die Augen fällt.

Es veranlasst mich zu dieser Einrichtung auch die mit nächstem eintretende Nothwendigkeit einer neuen Auflage meines System. Verz. vom 10. Januar 1861.

* Dieses wird mit den ersten nächstjährigen Numntern des Corresp. d. z. m. Vereins ausgegeben; die Mitglieder dieses Vereins und die Pränumeranten des Correspondenz-Blattes erhalten dasselbe ohne Berechnung ; Andere gegen frankirte Einsendung von 4 Sgr. in Briefmarken; im Buchhandel kostet es 6 Sgr.

An der früheren Reihenfolge habe ich in Beachtung neuerer Schriften das geändert, was ich als eine Verbesserung anerkennen konnte, hinsichtlich der Nomenclatur bin ich meinen oft und ausführlich ausgesprochenen Grundsätzen getreu geblieben und zwar hier um so lieber als der Verkehr in den letzten Jahren mich immer mehr überzeugt, dass der allerkleinste Theil der Lepidoptero-

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logen, nicht blos der Sammler, sich dazu bequemt die längst eingebürgten Namen mit den mühsam hervorgesuchten, zum Theil immer noch zweifelhaften, der äl- testen Autoren zu vertauschen und es unpraktisch erscheint, in infinitum die doppelten Namen neben einander anzuführen.

So lange man nicht einmal die Einführung der alten Hnfnagel’scheu Namen bei den Blaulingen (Lyeaeninen) durchsetzen kann, eben so lange wird auch die Nichtbeachtung derselben sowie jener von Thunberg, Scopoli, Haworth u.a. in anderen Familien zu rechtfertigen sein.

Und dass selbst jene Autoren, welche an die Prioritätsnamen in ihren Publikationen streng festhalten, in ihrer Correspondenz und in ihren Verzeich- nissen sich wieder zu den allgemein gebrauchten bequemen, erfahre ich fast täglich.

Eben so wenIg konnte ich mich entschliessen, in einigen Zünften, nament- lich bei den Noctuinen, Geometrinen und Torticinen, jene zahlreichen neuen Gattungen anzuführen, deren Gültigkeit von neueren Bearbeitern nicht anerkaunt und welche auch desshalb von der Mehrzahl der Sammler nicht beachtet werden.

Auch den Endungszwang habe ich in Beachtung meiner schon öfter für ihn angeführten Gründe beibehalten.

Die von mir aufgestellte Reihenfolge halte ich für die natürlichere, ohne jedoch einen Uebergang von den Tag- zu den Nachtfaltern zuzugeben. Desshalb setze ich auch die fremdartigsten Gruppen beider Hauptabtheilungen an den Anfang oder das Ende derselben.

Alle nicht innerhalb der Grenzen Europas aufgefundenen Arten sind weg- gelassen, namentlich die sibirischen, kleinasiatischen, und syrischen. Nur bei der südöstlichen und südlichen Grenze Russlands ist manchmal nicht volle Ge- wissheit zu erlangen. Die volgo-uralensischen und kaukasischen sind aufgenommen.

Der Umfang unseres Regensburger Gebietes ist im früheren Aufsatze aus- führlich angegeben; ich wiederhole nur in Kürze, dass mit Ausnahme von etwa 10 bis 15 Arten, welche bis jetzt nur bei Wörth und Burglengenfeld gefunden wurden (5 bis 7 Stunden Entfernung) alle übrigen in dem Umkreise von 2, höch-. stens 3 Stunden vorkommen.

* bezeichnet die für’die Regensburger Fauna entdeckten Arten,

7 die deutschen mit Einschluss der Schweiz und Hollands, aus welch letz- terem Lande nichts eigenthümliches bekannt zu sein scheint,

A die auf den deutschen und schweizerischen Alpen vorkommenden, darunter auch die des Südabhanges derselben, mit Botzen und Krain(A.) Demnach zählen alle mit A und A bezeichneten Arten zu den deutschen.

C Corsica und die Insel Sardinien,

E England mit Schottland und Irland,

F Frankreich mit Belgien,

G Griechenland mit Creta,

I Italien und Sieilien,

M die Mittelmeerküsten im Allgemeinen, mit Dalmatien und Fiume,

N die Ostseeküsten mit der nördlichen Fauna Russlands, Schwedens und Norwegens, ausgenommen deren Polarländer,

P die Polarländer,

R das südlichere Russland,

S Spanien und Portugal,

T Türkei (eigentlich nur der Balkan und die Umgegend von Constantinopel),

U Ungarn mit Galizien.

Eine scharfe Trennung nach diesen Heimathsländern ist natürlich nicht möglich; M und N habe ich nur für ausserdeutschen Arten angewendet, nie für deutsche, welche allenfalls auch an den treffenden Küsten vorkommen.

Bei den ausserdeutschen Arten, welche in mehreren verschiedenen Ländern vorkommen, habe ich den am nächsten an Deutschland gelegenen Wohnort als Vaterland angegeben, so z. B. U (Ungarn) bei Arten welche auch in R und S (Russland oder Spanien) vorkommen.

Die in Silbergroscflen beigesetzten Preise, wenn sie auch nur für den Sammler Werth hahen, geben doch im allgemeinen annäherungsweise einen Mass- stab für die Seltenheit, resp. Erlangbarkeit der Art. Ich habe sie desshalb auch bei jenen Arten, welche mir im Augenblicke nicht zur Verfügung stehen, nach anderen Preisverzeichnissen beigesetzt und diess durch Weglassung des Punctes kenntlich gemacht:

1 Sgr.—3 1f2 Kreuzer Reichswährung 5Kreuzer Oesterr. 8 Sgr. = 1 Fre. 10 Sgr. = 1 Sh. 200 Sgr. = 1 L$t.

Dureh Anerbietungen mehrerer Sammler bin ich in den Stand gesetzt klei- nere oder grössere Sammlungen, ohne Berechnung der Schachteln und Verpackung zu folgenden vorauszubezahlenden Preisen zu liefern.

Die Bestellungen müssen jedoch vor Ende December, März, Juni oder September eintreffen, falls sie im darauffolgenden Januar, April, Juli oder October erledigt werden sollen. Die richtige Bestimmung wird verbürgt und dadurch ge- geben, dass die Arten im jedesmal beigegebenen Systematisehen Verzeichnisse angestrichen und zwar in der Reihenfolge desselben in die Schachteln gesteckt sind. Besondere Etiketten erhalten dieselben nicht.

Maecros und Micros zu ungefähr gleichen Theilen oder Micros allein.

100 Arten in 300 Exemplaren 'Thl. 3. 2 Sgr.

20 5 m 400 E une 50 m m 700 ji „20. 20 60 m 800 > ke" apbersni he 800 „1000 ni mm

Macros allein

100 Arten in 300 Exemplaren Thl. 3. 10 Sgr.

200 400 » nn. —n

400 £,) = 600 16. bar‘ n

500 n 700 - » 24. u,

ee . #0

1 n60. 5 Se S 800, „1000 ri „80.

Richtig bestimmte Exoten in Exemplaren, welche nur zur Erkennung der Art, nicht in nur einigermassen gut gehaltene Sammlungen taugen:

100 Arten zu 3 Thlr. 20 „5 „uzuoz 30 5 Bm As 00 u Bang

Jch gebe alle diese Arten auch im Tausche ab, sowohl gegen mir fehlende Europäer als auch gegen Exoten; von lezteren nehme ich auch schadhafte Stücke, in so ferne sie Interesse für mich hahen und zu mässigen Preisen be- rechnet werden. In gleicher Weise gebe ich auch meine unten verzeichneten Verlagswerke ab, im Tausche zum Ladenpreis, gegen baare Vorausbezahlung zu zwei Drittel desselben. Diese Ermässigung findet jedoch nur bei baarer kosten- freier Vorausbezahlung an mich statt, nicht auf dem Wege des Bnchhandels.

Herrich-Schäffer Systemat. Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa. Regens- burg 1843—1855. Gross Quart. 6 Bände mit 636 illum. Kupfertafeln und 36 schwarzen Steintafeln. Ladenpreis 200 Thlr.

dasselbe Buch ohne die 636 illum. Kupfert. 20 Thlr. Dasselbe, auch noch ohne die 36 Steintafeln 16 Thlr.

Derselbe Text von den Noctuen (incls.) bis ans Ende, ohne alle Tafeln. 9 Thlr.

derselbe die Noctuen für sich; Bänd III. die Geometren; Band IV. die Cram- binen und Tortrieinen; Band V. die Tineinen und Pterophorinen, jeder Theil für sich 2 172 Thlr.

Synonymia Lepidopterorum Europae 1856. 2 Thlr.

Nomenclator Entomol. Regensb. 1835. 1840. I. II. 2 Thlr.

Lepidopterorum Exotieorum Species novae aut minus cognitae. Diurna tabb. 24. Nocturna tabb. 96. 120 ill. Kpftf. mit 52 Seiten Text. 45 Thlr.

Neue Schmetterlinge aus Europa und den angränzenden Ländern. Heft 1— 3, mit 26 illum. Kupfert. und Text. 7 112 Thlr.

Hübner Sammlung Europ. Schmetterlinge. 790 ill. Epftf. Ladenpreis 200 Thlr.

Geschichte Europ. Schmetterlinge (Raupen), 499 illum. Kpftf. 114 Thlr.

eng exotischer Schmetterlinge 491 Kupfertafeln und 2 Titel, mit Index. 124 Thlr.

Zuträge zur Sammlung exotischer Schmetterlinge 5 Bände mit Text und 172 illum. Kupf. 46 Thlr. Der Text allein1 Thlr.

Verzeichniss bekannter Schmetterlinge. 1816. 1 1l2 Thlr.

Spystemat. alphab. Verz. 1822. 1l2 Thlr.

Panzer Deutschlands Inseeten fortgesetzt von Herrich -Schäffer. 190 Hefte mit 3 Bdch. Revis. und Index. 130 Thlr. i

die Hefte 1—110 mit 3 Bdch. Revis. und Index. 90 Thlr.

die Hefte 111—190. 55 Thlr.

Koch Deutschl. Crust. Myriapod. u. Arachniden, aus Panzer und Herrich-Schäffer Deutschl. Ins. besonders abgedruckt Heft. 1—40 1847. 30 Thlr.

Fischer v. Röslerstamm Text bis pg. 145. Kupfer tab. 46—65, also der 5. Theil der Kupfer und die Hälfte des Textes. 1 Thlr.

Correspondenzblatt für Sammler von Iusecten 1860. 1861. Nr. 1—24- 16 Sgr.

Gegenwärtiges Systemat. Verzeichniss. 6 Sgr.

Admiral Insecten. Amsterdam 1774. fol. mit 33 illum. Kupfertafeln. 3 Thlr.

Bergsträsser Nomenel. d. Ins. d. Grafsch. Hanau. 4 Jahrgänge. Hanau 1778. 4 Thlr.

Boisduval genera et index meth. Paris 1840. 20 Sgr.

Cierck aranei sueciei Stockh. 1757. c. tabb. 6- col. 5 Thlr.

Drury Exot. Ins. v. Panzer. Nbg. 1788. 50 ecol. Kupfer. 4 Thlr.

Esper, die europ. Schmetterlinge Band I—V. mit 340 illum. Tafeln (fehlen also 180 Tafeln und die späteren Textlieferungen; Band V. complett.) 15 Thlr.

Geoffroy Hist. d. Ins. 22 planch. 1762 compl. 3 'Thlr. 15 Sgr.

Hahn die Arachniden fortges. v. Koch. 16 Bde cpl. 35 Thlr.

Herold Entwikl. d. Schmett. m. 36 Taf. 1815. 1 Thlr. 15 Sgr.

Jablonsky Natursyst. aller bek. Ins. Käfer. Band 1—8 mit 137 illum. Kpftf. und A-X. 12 Thlr.

Klug»Mon. Sirieum Berol. 1803. 2 Thlr.

Knoch Beitr. zur Insectengesch. 3 Stück. Leipzig 1781 compl. 2 Thlr. 15 Sgr.

Neue Beiträge 1801. 1 Thlr. 15 Sgr.

Lister hist. anim. Angliae Lond. 1678. 3 Thlr.

Meigen Klassif. d. Zweifl. Ins. Braunsch. 1804. 2 Thle m. 15 Kpftf. 4. 1 Thlr. 15:

Merian Erucar. ortus c.:153 tab. Amst. 1712. 2 Thlr. 20 Sgr.

Derde an laatste Deel d. Ruspen m. 50 ill. Kpftf. Amsterd. 1770. 4 Thlr.

Moufet insect. theatr. Lond. 1634. 3 Thlr.

Schäffer Icon. inseect. 3 Thle. m. 290 col. Kupftf. Regensburg 1766 mit Panzers Nomenclatur Erl. 1804 u. Harrer Beschr. 1784. Th. 1. 25 Thlr.

Abhandl. v. Ins. 3 Bde. compl. 1784. 5 Thlr.

Einzelue Abhandlungen hieraus, sowie einige nicht in dieselben aufgenommenen, z. B. Sägmaschine, Waschmaschine, Farbenverein etc., je nach Stärke und Zahl der Kupfer 4 bis 12 Ngr.

Schönherr cureul. disp. Lips. 1826. 15 Sgr. '

Scopoli deliciae Florae et Faunae Tie. 1786 fol. 3 Thle mit 75 Kpftf. 15 Thlr.

Sturm Deutschl. Ins. Käfer Bd. 1—21- 1805—1851. 33 Thlr.

Abbild. z. Illigers Uebersetz. v. Olivier II. Voll. m. 96 ill. Kupf. mit Illig. Uebers. II. Voll. 18022. 6 Thlr.

Amphibien. 6 Hefte compl. 3 Thlr.

Deutschl. Flora I. Phanerogam. Heft 1—70.

II. 1—29. III. 1—4 zusammen 103 Hefte. 25 Thlr.

Swammerdam Bibel der Natur 1752. 3 Thlr.

Zeller Lepid. Micropt. Wahlberg collect. 1852. 20 Sgr.

Zetterstedt Coleopt. etc. Lapp. Hamm 1828. 1 Thlr.

Denkschriften der k. bot. Gesellschaft in Regensburg. BandI. Abth. 1. mit 4ill. Taf. 1815. Abth. 2. 1818 mit 6 ill- Taf. 3 Thlr. Band II. mit 12 Tafeln, von welchen einige fehlen. 1822. 1 Thlr. 15 ngr. Band III. 1841. mit 11 Tafeln. 2 Thlr. Band IV. Abth. 1. 1859. mit 9 Tafeln. 1 Thlr. Abth. 2. 1861. 2 Thlr. 15 ngr. Zusammen 8 Thlr. Flora, botanische Zeitung. Jahrg. 1802—1807 (1808—1817 ist nichts erschienen) 1818—1862. 45 Jahrgänge; in 6 bis 8 Jahrgängen fehlen einzelne Nummern oder Tafeln. Zusammen 25 Thlr.

Verantwortlicher Redakteur Dr. Herrich-schäffer, _ in Commission beı G. J. Manz, Druck und Papier von Friedrich Pustet.

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