| Er . w- » > [ .— nn en Su az ER n f L \ E Mn Library of tbe Museum OF | COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. FoundeV bp private subscription, in 1861. Kung? year 37 f pr un BR. $ s KRorrefpondenz-BDlatt des zoologisch-mineralogischen Vereines in Begenshburg. Sechster Jahrgang 1852. "Regensburg bei Friedrich Pustet. un % Meere Be a Ä 5 he de . 3 Ant: Aria kin i Me. a Fun, un N Korrefpondenz-Blatt des zoologisch-mineralogischen Vereines in Regensburg. Nr. 1. 6. Jahrgang. 1352. Jahresbericht des zoologisch-mineralogischen Vereins, vorgetragen in der Generalversammlung am 14. Januar 1852 von Dr. Schuch. Sie haben heute, am Stiftungstage des Vereins, den Rechen- schaftsbericht über das beendete Jahr entgegen zu nehmen. In- dem ich diesen Ihrer Beurtheilung vorlege, erlaube ich mir, ihn mit einigen kurzen Bemerkungen zu begleiten. Die inneren und äusseren Verhältnisse des Vereins haben in diesem Jahre eine Veränderung nicht erlitten. Der Eifer, welcher für wissenschaftliche Bestrebungen in den letzten Jahren überhaupt abgekühlt war, ist neu erwacht, und es hat sich in unserm Vereine eine geregelte Thätigkeit hergestellt, die für die Zukunft das Beste hoffen lässt. Allenthalben macht sich die Ueberzeugung geltend, dass nur die Erkenntniss der Natur dank- bare Belehrung und Zufriedenheit biete. — Für den geregelten und sichern Entwicklungsgang des Vereines liegt die beste Bürg- schaft in der ehrenden Theilnahme, die ihm viele gelehrte Ge- sellschaften und Männer der Wissenschaft schenken. Nichts ver- mag wohl die Ausdauer und den Muth der wenigen Leiter des Vereins mehr zu beleben, nichts sie das Vorurtheil und den kleinlichen Neid, denen sie in ihrem uneigennützigen Bestreben manchmal begegnen, leichter vergessen lassen, als eben diese Thatsache. Mehrfach wurde der Wunsch ausgesprochen, ein Verzeich- niss sämmtlicher Mitglieder des Vereins bekannt zu geben. Da die Erfüllung dieses Verlangens gerechtfertigt erscheinen dürfte, 1 2 so wird dieses Verzeichniss am Schlusse gegenwärtigen Berichtes folgen. Nach diesem zählt der Verein am Schlusse des Jahres 1851: Ehrenmitglieder j i ; 35 Korrespondirende Mitglieder . 42 Ordentliche Mitglieder: a) hier wohnende apa: 3. b) auswärtige > [ 2 87 Im Ganzen . . 274 Mitglieder. Der Ausschuss besteht nach der neuesten Wahl aus folgenden Mitgliedern: Vorstand: Herr Dr. Herrich - Schäffer. Sekretär: Dr. Schuch. Conservatoren: Herr Angerer, Hauptmann. v. Baumgarten, Pharmazeut. Bertram, Regierungs-Assessor. Forster, Patrimonialrichter. Dr. Fürnrohr, Professor. Wineberger, Forstrath. Pindl, Privatier, Popp, Kreis-Ingenieur. „ Seidel, Kassier. „ Sterr, Inspektor. » Wein, Stadtpfarrer. Bibliothekar: Herr Rechnungsrath Hofmann. ” Cassler: Herr Apotheker Eser. Verbindung mit andern Vereinen und Gesellschaften. Mit den nachgenannten wissenschaftlichen Instituten, Gesell- schaften und Vereinen sind bisher Verbindungen angeknüpft oder neuerdings angebahnt worden: 3 Altenbnrg. Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. Augsburg. Naturforschende Gesellschaft. Basel. Naturforschende Gesellschaft. Bamberg. Naturforschende Gesellschaft, Berlin. Deutsche geologische Gesellschaft. Bern. Schweizerische Gesellschaft für die gesammten Na- turwissenschaften. Bonn. Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande und Westphalens. Breslau. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. PR Verein für schlesische Insektenkunde. Dresden. Naturforschende Gesellschaft Isis. Dürkheim. Pollichia, naturwissenschaftlicher Verein der bay- rischen Pfalz. Erlangen. Physikalisch-medizinische Sozietät. Frankfurt a. M. Senckenbergische naturforschende Gesell- schaft. Frauendorf. Gartenbaugesellschaft in Bayern. Freiburg im Breisgau. Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissenschaften. Gratz. Geognostisch- montanistischer Verein für Inneröster- reich. Halle. Naturwissenschaftlicher Verein. Hamburg. Naturforschende Gesellschaft. Hermannstadt. Siebenbürgischer Verein für Naturwissen- schaft. Königsberg. Naturforschende Gesellschaft. Linz. Geognostisch - montanistischer Verein für Inneröster- reich und das Land ob der Enns. Lyon. Societe nationale d’ Agriculture, histoire naturelle et arts utiles. „ fcademie nationale des sciences, belles lettres et arts. ‘ Mannheim. Verein für Naturkunde. Marburg. Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissen- schaften. München. Königl. Akademie der Wissenschaften. Nürnberg. Naturforschende Geselischaft. Paris, Verein deutscher Aerzte und Naturforscher. Prag. Naturhistorischer Verein ,„Lotos‘“. 1* 4 Regensburg. Königl. botanische Gesellschaft. Bi Historischer Verein der Oberpfalz und von Regensburg. Siettin. Entomologische Gesellschaft. Stuttgart. Würtembergischer Verein für Naturkunde. Wien. Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften. = Zoologisch-botanischer Verein. Wiesbaden. Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Zürich. Naturforschende Gesellschaft. Mit Dank muss es der Verein anerkennen, dass ihm von den genannten Gesellschaften ihre, an Ausstattung und Umfang oft bedeutenden Druckschriften gegen das Korrespondenz - Blatt gegeben werden. Diesem liberalen Verkehr ist es auch zuzu- schreiben, dass die Vereinsbibliothek schon zu einer ziem- lichen Grösse herangewachsen ist. Durch den Eifer des gegen- wärtigen Bibliothekars ist diese in der schönsten Ordnung auf- gestellt, und steht jedem Mitgliede zur Benützung bereit. — Alle Zusendungen zur Biblithek sowie zu den verschiedenen Zweigen der Sammlungen finden sich im Korrespondenz - Blatte angeführt, und es möge als ein unliebes Versehen anerkannt werden, wenn irgend etwas unerwähnt geblieben wäre. Den Sammlungen hat der Verein von jeher grosse Auf- merksamkeit zugewendet, und wird diese auch im kommenden Jahr nach Möglichkeit berücksichtigen. Der Verein besteht nun 5 Jahre, von nah’ und ferne fand er Theilnahme und Unterstütz- ung, und seine Freunde und Mitglieder werden. allmählig mit grösseren Erwartungen die Räume betreten, in welchen seine Thätigkeit sichtbar zu Tage tritt. Leider liegt, gerade in diesen Räumen das Hinderniss, ‚welches einer rascheren Entwicklung der Sammlungen entgegen steht. Ich habe in Nr. 3 des Korr.-Blattes 1850 Seite 45 in Be- ziehung auf Ausdehnung und Begrenzung der zoologischen Sammlung den Grundsatz aufgestellt, dass in Erwägung der Mittel und Räumlichkeiten das allein Mögliche und Erreichbare darin bestehe, die Fauna Bayerns in möglichster Vollständigkeit aufzustellen, und als weiteste Grenze «er Ausdehnung die euro- päische Thierwelt anzunehmen. Obwohl nun der Verein in der bisherigen Anlage seiner zoologischen Sammlungen diesen Grund- > satz festgehalten hat, *) obwohl im abgelaufenen Jahre die Bei- träge zu dieser Abtheilung merklich hinter denen früherer Jahre zurückgeblieben sind, so hat sich doch mit Gewissheit heraus- gestellt, dass selbst dıese den Sammlungen gestellten Grenzen für die beschränkten Räume zu weit wären, wenn nicht durch deren sparsamste Benützung dem anwachsenden Materiale Platz geschafft würde. Auch der mineralogischen Sammlung würden diese beschränkten Raumverhältnisse hemmend. in den Weg treten, wenn nicht die dankenswerthe Theilnahme der k. botanischen Gesellschaft diesem Missstande nach Möglichkeit abgeholfen hätte. Es steht nun der wichtigsten Aufgabe unserer Mineralogen, ‚‚die oryktognostischen und geognostischen Bodenverhältnisse des ober- pfälzischen Kreises in einer eigenen Sammlung genau und voll- ständig darzustellen“, kein Hinderniss mehr im Wege. Möge ihnen die glückliche Lösung dieser Aufgabe bald ge- lingen! — Stand der Vereinskasse. Einnahmen. Von Sr. Durchlaucht, dem Herrn Fürsten von Thurn und Taxis . \ ; : 4 E . s0fl. — kr. Vom Landrath der Oberpfalz und von Regensburg vorgeschlagen und von der höchsten Stelle ge- nehmigt: pro 1849/50 u. 185051 a 100 ll. . 2001. — kr. Von dem Herrn Regierungs - Präsidenten, Freiherrn von Welden in Augsburg . a } ’ . 5fl. — kr. Beiträge nier wohnender Mitglieder > E . 254. — kr. Beiträge der auswärtigen Mitglieder 2 -» 9LN. 24 kr. Zufällige Einnahmen von verkauften Doubletten &. 8f.15kr. Summa aller Einnahmen . 608fl. 39 kr. *) Die wenigen aussereuropäischen Thiere werden allmählig verkauft oder vertauscht werden. Siehe Seite 16. Ausgaben. Pass:vkassarest vom vorigen Jahre . 5 h . 104 fl. 20 kr. 1:2 Vierdliebwngeskah An ts ass ee re ah etc; Buchbinder-Arbeiten . . i s 5 ö .22fl. #7kr Schreiner-, Glaser- und Maler-Arbeiten . i . san. 15kr. Beheitzung, Beleuchtung und Reinigung des Lokals Afl. 36 kr. Honorar des Vereinsdieners } % 3 h . 241. — Ar. Briefporto, Frachten und Botenlöhne ! . 52fl. 38 kr. Miethe 2 L y ! » | J . . 25fl. kr. Feuer-Assekuranz ! i ; I k { , 2. 30kr: Buchhändler-Rechnungen . ‚ Ä . 19. 42kr. Herausgabe der Vereinsschriften ! i : . 251 fl. 17 kr. Zoologische Sammlungen . h | ; . 27 fl. A6 kr. Mineraiogische Sammlung . } I ß v . v5f. —kr. Summa aller Ausgaben . 635 fl. 37 kr. Abgleichung. Einnahmen :. BOS-H. 839 kr Ausgaben . . . 635 fl 37 kr. Passivkassarest 26 fl. 58 kr. Eser, d. Z. Cassier, Verzeichniss der Mitglieder des Vereines. a) Ehrenmitglieder. Se. k. tioheit, Prinz Adalbert v. Buch L., k. preuss. Kammer- herr in Berlin. von Bayern. | Burmeister H., Dr., Prof. in Halle. Se. k k. Hoheit, Herzog Maxi- | \- Carnall, geheimer Bergrath ' in Berlin. milian von Leuchtenberg. Se. Durchlaucht, Fürst von Thurn | Y- Diepenbrock, Freiherr, Fürst- u. Taxis. bischof in Breslau. v. Dörnberg E., Freiherr, Chef der fürstl. Thurn- u. Tax. Ge- Agassiz L, Dr., Prof. in Boston. sammtverwaltung. Beyrich, Dr., Prof. in Berlin. Fraas K., Dr., Prof. in München. v. Bibra E., Freiherr, Med, et | v. Frivaldszky, Emerich, Dr., Phil. Dr. in Nürnberg. | Gutsbesitzer in Pesth, Die Herren: Geinitz B., Dr., Prof. in Dresden. Haidinger W., Hofrath u. Aka- demiker in Wien, Koch L., Kreisforstrath in Zwei- brücken. v. Kobell Fr., Dr., Prof, und Akademiker in München. Kolenati A. Fr., Dr., Prof. in Brünn. v. Künsberg, Freiherr, k. Re- gierungs - Präsident in Re- gensburg. Leiblein V., Dr., Professor in Würzburg. Lindermayer A., Dr., Leibarzt des Königs von Griechenland in Athen. v. Martius Ph., Dr., Hofrath u. Prof. in München, v. der Mühle H., Graf, in Mün- chen. v. Müller Fr. W., Freiherr in Stuttgart. v. Prunner J.. Dr,, Leibarzt Sr. Hoheit des Abbas Pascha in Kairo. Ried Agq., Dr., Arzt in Valparaiso. v. Ringseis, Dr.. Obermedicinal- rath &c. in München. Rumpf, Dr., Prof. in Würzburg. ‚Schafhäutl, Dr., Prof. u. Aka- demiker in München. v. Schubert, Dr., Hofrath und Prof. in München. Schultz €. H., Dr, Hospitalarzt in Deidesheim. G Stephan J., Dr., Leibarzt J. M. der verwittw. Kaiserin von Brasilien. Wagner A., Dr., Professor und Akademiker in München. v. Welden, Freiherr, k. Regier- ungspräsident in Augsburg. b) Gorrespordirende Mitglieder. Die Herren: ‚ Arendts, Dr., Prof. in München. v. Berchem M., Freiherr, k. b. Hauptmann in Frankfurt. Besnard A., Dr,, k. Bataillons- arzt in München. Braun Fr., Dr., Professor in Bayreuth. Caflisch Fr., Oberlehrer in Augs- burg. Creplin, Dr., Conservator in Greifswald. Döbner E., Dr., Prof. in Aschaf- fenburg. Erhard Th, Dr., Arzt in Syra. Fahrer J., Dr, Arztin München. Fraas O., Dr., Pfarrverweser in Laufen, Frischmann, Professor u. CGon- servator des herzogl. Leuch- tenb. Gabinets in Eichstädt. Fronmüller Chr., Dr., Hospital- arzt in Fürth. Fuss C., Professor in Hermann- stadt. v. Gallenstein M., Ritter, Prof. in Klagenfurth. Gemminger M , Dr., Zoolog in München. Haupt, Dr., Rector u. Inspektor in Bamberg. Held Fr., Dr., Prof. in München. v. Hessling Th., Dr., Arzt in München. Jäckel J., Pfarrverweser in Am- merndorf. Klopfleisch, Dr., Archidiakon in Jena. Krauss Ferd., Dr., Professor in Stuttgart. Kuhn, Dr., Assistent am zool. Museum in München. Küster, Dr., k. Telegraphenbe- amter in Ansbach. Lauerer, Dr.. Prof. in Greifs- wald. Micksch J., Bergbau - Inspektor in Pilsen. Nieder, Dr. Med., Arzt in Mis- solunghi. Ott, Professor in Bayreuth. Rosenhauer,, Dr., Conservator in Erlangen. Roth J. R., Dr., Professor in München. v. Schauroth, ‘Dr., Direktor des herzogl. Naturalien - Gabinets in Coburg. Schilling, Dr., Prof. in Greifs- wald. Schmidt Oskar, Dr., Prof. in Jena. Senonner A., Adjunkt an der k. k. geologischen Reichsan- stalt in Wien. v. Stockheim-Hasselholdt, Frei- herr, kgl. Oberlieutenant in Passau. Sturm Fr., Dr., Naturhistoriker in Nürnberg. 8 rrrrrrr———————— nn m m ——— nn ne Sturm J., Dr., Naturhistoriker in Nürnberg. Waltl, Dr., Prof. in Passau. v. Welz R., Med. Dr., Privat- docent in Würzburg. Wibel, Dr, Prof. in Hamburg. Will, Dr., Prof. in Erlangen. Wirtgen Ph., Oberlehrer in Gob- lenz. Zipser, Dr., Prof. in Neusohl in Ungarn. c) Ordentliche Mitglieder. 1) auswärlige: Die Herren: | Alt H. A. F., Pfarrer in Die- tersdorf. Angerer E., k. in Landau. Barth, Dr., k. Gerichtsarzt in Eichstädt. Bergbauer B., Dr., k. Bataillons- arzt in Speier. Blöst M.,. k. Gerichtsarzt in Sulzbach. Brandt Er. v. P., Drsk re- richtsarzt zu Nordhalben. Brenner-Schäffer, Dr., Arzt in Weiden. Dillmann G., k. Oberlieutenant in Bayreuth. v. Drechsel A., Graf, k. Käm- merer &c. in Karlstein. Drexel, k. Forstmeister in Wern- berg. Bderi/@.piik. Wolfstein. v. Eltelein A., hergogl. Berg- meister in Obereichstädt. Oberlieutenant Forstmeister in Engl, kgl. Stadtgerichtsrath in , v. Krempelhuber A., k. Forst- Amberg. Erhardt, Dr., k. Gerichtsarzt in | Passau. Eser Th., Pharmazeut in Mün- chen. Fiedler J., Gutsbesitz. in Weiden. Gigglberger J., k. Revierförster in Freihöls. Golch K., Dr., k. Regimentsarzt in München. Grossmann, k. Pfarrer in Winds- heim. Haas, Dr., Arzt in Hauzenberg. Hailer, k. Bergmeister in Berch- tesgaden. Häusler, kgl. Revierförster in Waldmünchen. Hebensperger M., k. Lehrer in Amberg. Hell, Dr., k. Salinen- u. Ge- richtsarzt in Traunstein. Heller, Pfarrer u. Gapitels-Senior in Kammerstein. Hess Chr., Prof. in Wunsiedl. v. Heyder, k. Forstmeister in Bruck. Hinterseer J., Kaufmann in Würz- burg. Hofmann, kgl. Rentbeamte in Ochsenfurth. Kaufmann, k. Lycealprofessor in Eichstädt. Knittl M., k. Revierförster in Köstlarn. Koch L., Dr. Med., Arztin Bernau. Kolb, Dr., k. Gerichtsarzt in Amberg. | kommissär &c. in München. Kress, Landarzt in Kloster-Eb- rach. Leu J. Fr., Pelzwaarenhändler in Augsburg. Lieder, fürstl. -Revierförster in Sarching. | Lorinser G., Dr., Arztin Niemes. Lössl L., k. Revierförster in Schliersee. Märkl N., Dechant und Schul- inspektor zu Stammsried. Meinel E. A., Dr., Arztin Roth. v. Melzl, k. Forstmeister Kempten. Meyer G., k. Salinen - Revier- förster in Innzell. Möller, k. Landgerichtsassessor in Kastl. v. Mördes J., k. Forstrath in Würzburg. Müller H.,Chemiker in Tirschen- reuth. Müller K., k. Gerichtsarzt in Kötzting. Pauer J., Pharmazeut in Traun- stein. v. Pechmann, k. Ingenieur in München. v. Perfall M., Baron, Gutsbe- sitzer zu Greifenberg. Pflaum E., k. Prof. in Amberg. Pflaum K. L., k, Forstmeister in Eschenbach. v. Podewilis Ph., k. Hauptmann in Amberg. Pomayer, Landarzt in Thann. in 10 Rast J. B., k. Bergmeister in Bodenwöhr. Rechenmacher X., Dechant und Schulinspektor zu Wegscheid. Reinl Fr., k. Revierförster zu Mantel. Richter, k. Prof. zu Eichstädt. Riederer A., k. Ministerial-As- sessor in München. v. Riedheim C., Freiherr, Pri- vatier in München. Rust Ph., k. Salinen - Inspektor zu Dürkheim. v. Schab, k. Bergmeister Amberg. Schadj., Pharmaz. in Osterhofen, Scheller W., k. Postsekretär in Passau. Schieder M., fürstl. Revierförster in Wiesent. Schlecht R., Seminar-Inspektor in Eichstädt. Schmid A., Professor in Eich- städt. Schmidt Fr., Apotheker in Wun- siedl. Schneller M., k. Forstmeister in Waldsassen. Schreyer A., Forstpraktikant in in Kemnath. Schuch M., k. Hauptmann in Kaiserslautern. Schuch H., Apotheker in Roding. Schuhmann @., Dechant ı. Schul- inspektor in Donaustauf. Seidenbusch Ad., Mediziner in München. Seitz Fr., Dr., k. Universitäts- professor in München. nn en BT | nn, Stark J., k. Bezirksgeometer in Immenstadt. Stefenelli Adlf., Apotheker in Dünkelsbühl. Stern M., Benefiziat in Steinach. Strauss A., Bergamts - Gandidat in Eichstädt. Strehler, k. Prof. in Straubing. Trieb, k. Rektor in Amberg. Troll M., k. Forstverwalter in Süssen. Uttendorffer J., CGooperator in Perlesreuth. v. Walderdorff R., Graf, k. k. Officier in Mailand. Walser, Dr., Arzt in Schwab- hausen. Wiesner, k. Forstamtsaktuar in Eschenbach. Wolf E., Apotheker in Furth. 2) hier wohnende: Die Herren: Achter S. A., Privatier. v. Aichner, Freiherr, fürstl.Ober-- forstmeister. Angerer M., k. Hauptmann. v. Baumgarten L., Pharmazeut. Beer M, Veterinärarzt. v, Berchem W., k. Kämmerer &c. Bertram Fr., k. Regierungs-As- Sessor. v. Blocken E., fürstl. Gontroleur. Blöst K., Dr., fürstl. Leibarzt. Böckh G, Bleichbesitzer. Bösner M,, Stadtkämmerer. Brandenburg W., fürstl. Domai- nen-Assessor. { Brauser G. G., Grosshändler. Bühling, Cantoru. Musikdirektor. Canstatt J. Dr., Hofrath, v. Chlingensperg M., k. Bauin- spektor. Daubert D.. Bräuerei- Besitzer. Demper K. J, Apotheker. Dorn J., Dr., prakt. Arzt Döring J., Inspektor der Taub- stummen-Anstalt. v. Dörnberg M., Freiherr, k. k. Rittmeister. Egler J. M., k. Pfarrer und In- spektor. Eser W., Apotheker u, Bürger- meister. Feghelm G., Grosshändler. Fikentscher Fr., Gutsbesitzer. Fischer Fr., fürstl. Stallmeister. Forster F., Patrimonialrichter. Fröhlich J., Glasermeister. Fuchs W., Kaufmann. Fürnrohr E. A., Dr., k. Lyceal- professor. Gerster, Dr., pract. Arzt. Görzer, Bräuereibesitzer. Grötsch M., Kaufmann. v. Gruben J., Freiherr, Guts- besitzer. Hamm H., fürstl. Forstrath. Hamminger G , Gutsvesitzer. Hasselwander, Dr., k. Ger.-Arzt Heigl J. E., Dr., pract. Arzt. Helmberger M., Stadtkooperator. Henle O., Apotheker. Henschel L., fürstl. Expeditor. Herrich K., Dr., pract. Arzt. Herrich-Schäffer A., Dr., k Stadtgerichtsarzt. Heyder A , Privatier. Hickel J., k. Gensdarm.-Haupt- mann. gl. v. Hirschberg Chr., Baron, Ac- cessist. Hofmann E., fürstl. Rechnungs- rath. Jordan Fr., Bräuerei-Besitzer. Keckenberger A., k. Lehrer. v. Kellner R., k. Major, Ritter der Ehrenlegion. Keyser G. Chr. $., Kirchenrath. Keyser, fürstl. Oberdomainen- rath. Krafft K., Dr., k. Stadtpfarrer. v. ‚Kress L., Particulier. Krug, Buchdrucker. Kürten A., fürstl. Baurath. LangK., Grosshändler u. Land- wehr-Öberst. Lang Dr., fürstl. Hofrath. Leixl P., Apotheker. Loichinger K., p. Kreisrath. Ludwig J., Apothekerprovisor. Mezger R., Architekt. Nebelung K., Dr., Sprachlehrer. Neuffer G., Grosshändler. Neuffer W., Grosshändler. Neumüller J. W., Materialist. Niedermayer Fr. S., Bräuerei- Besilzer. Pindl M., Privatier. Poitsch N., Seminar-Inspektor. Popp J., Kreisbau-Ingenieur. Rast Dr., k Bataillonsarzt. Rabausch W., k. Lehrer. v. Redwitz Ph,, Freiherr, kgl. Kämmerer u. Gutsbesitzer. RegerM , Stiftungsadministrator. Rehbach Chr., Fabrikbesitzer. Roscher H., Grosshändler. Rottermundt J., Dr., p. Gerichts- arzt. Rudhard E.Fr., Dr., k. Advokat. Rümmelein Th., Grosshändler. Sartorius, Kanzlei-Sekretär. SauerFr., fürstl.Bau-CGonducteur. Schad M., Weingastgeber. Schäffer Em., Oekonom. Scheibenpflug G., k. Regierungs- rath. Schellbach K. Fr., Mechanikus. Schinhammer M., Lehrer. Schmid Fr. W., Apotheker. Schnitzlein L., Dr., pract. Arzt. Schreyer @. A., Dr., k. Medizi- nalrath. Schuch Fr. J., Dr., pract. Arzt. SchwerdtnerJ.A.,Fabrikbesitzer. Seidel H., fürstl. Kassier. Seitz A., Kaufmann. Stauder M., Gastgeber. Steer G., Seminar-Inspektor u. Professor. Steinberger A., k. Professor. Stömmer A., Dr., pract. Arzt. v. Streber, k. Salzbeamte. Tensi A, Privatier. Torre della R., Professor und Erzieher der fürstl. Prinzen. v. Walderndorff E. W., Graf, k. k. Kämmerer, Gutsbes. &c. Waldmann, k. Forstkommissär. Wein H., k. Stadtpfarrer. Wineberger L., k. Forstrath. Zeller Fr., Turnlehrer. v. Zerzog Ad., Gutsbesitzer. Ziegler C. W., Privatier. Ziegler J., Domprediger. Ziegler, Architekt. v. Zuylen Al., Freiherr, Guts- besitzer. Ueber die Endungen der Artnamen der Schmetterlinge von Dr. Herrich-Schäffer. Linne hat bekanntlich die Namen aller seiner Spanner in — aria und — ata, seine Zünsler in — alis, seine Wickler in — ana, die Schaben in — ella und die Geistchen in — dactyla endi- gen lassen. Einige wenige Abweichungen hievon sind wohl nur als Uebersehen zu betrachten , so dass, obgleich er sich meines Wissens nirgends speciell darüber ausgesprochen hat, doch an- zunehmen ist, dass er diese Endungen als Regel angesehen wis- sen wollte. Seine Nachfolger ahmten ihn mit bald grösserer, bald ge- ringerer Gewissenhaftigkeit nach; erst die englischen Entomolo- gen, namentlich Haworth, wichen sehr häufig von der Regel ab und ihnen folgte H. Zeller in Glogau. Hätten diese Herren die Linneische Endungsart bei allen von ihnen neu gebildeten Namen konsequent vermieden, so liesse sich nichts dagegen einwenden und die neue Endungsart würde gleichsam eine Andeutung des Zeitpunktes der Namengebung und des Namengebers selbst seyn. So aber haben sie ganz nach Laune und zwar noch in der Mehrzahl der Fälle die Linneische Endung beibehalten und es ist kein vernünftiger Grund zu finden, warum bei ihnen eine Art nach Linneischer Weise, eine andere nach der gewöhnlichen Sprachbildung endet. Die Linneische Endungsart ist mit der Entomologie gleich- sam aufgewachsen, wenn ihr bisher auch keine grosse Nützlich- keit beigemessen werden konnte, so wurde sie jederzeit als be- quem angesehen; jetzt aber, wo die neuen Gattungsnamen immer mehr zu Geltung gelangen und die alten Linneischen Gruppen: Geometra, Pyralis, Tortrix etc. verdrängen, möchte der Vor- theil nicht gering anzurechnen seyn, dass durch die Endung noch die Familie zu erkennen ist, welcher die Gattung ange- hört. Und da diese sieben Linneischen Familien gut abgeschlos- sen und mit Ausnahme des zu den Crambiden gehörigen grös- seren Theiles der /yraliden richtig gebildet sind, so ist diese Andeuiung gar nicht als überflüssig zu betrachten. Der gewichtigste Einwand welcher dagegen erhoben werden kann, ist der, dass manche Arten bei Linne in einer unrechten Familie standen und bei ihrer Versetzung in die richtige ent- weder die alte nun fremdartige Endung behalten oder sie in die ' passende ändern müssen. Wären die ursprünglichen Endungen Linne’s durchgängig beibehalten worden, so könnte man damit sich zufrieden stellen, indem damit eine gewisse: Pielät gegen Linne ausgesprochen, obgleich sein Irrthum, der ihm für damalige Zeit wohl zu ver- zeihen war, verewigt wurde. Die meisten unpassenden Linnei- 14 schen Endungen sind aber schon längst geändert und die neuen Endungen eingebürgert, warum also nochmals zu den alten un- passenden zurückkehren ? Endlich kommen noch die zweierlei Endungen der Spanner zu besprechen. Linne hatte die Absicht, alle jene Arten, deren Männer kammzähnige Fühler haben, in — aria, alle anderen in — .ata endigen zu lassen. Viele Arten, deren Männer mit kamm- zähnigen Fühlern er nicht kannte, liess er demnach in — ata endigen, andere, deren Männer er nicht kannte, aber sie fälsch- licherweise für kammzähnig hielt, liess er mit Unrecht in — aria endigen. Sollten diese zweierlei Endungen einen Sinn haben, so mussten die als unrichtig erkannten Endungen geändert werden; diess war aber einerseits dadurch misslich, dass sich die f,epidopterologen lange nicht über den Begriff des Kammzähnigseyns der Fühler vereinigen konnten (selbst Treitschke nannte noch Fühler mit pinselartig gehäuften Wimpern kamm- zähnig), andererseits dadurch, dass von manchen, namentlich neu enideckten Arten, die Männer nicht bekannt waren. Bois- duval zerhieb den gordischen Knoten und endigte alle Spanner in — aria. Ich glaubte ihm bei der Sinnlosigkeit der zweierlei Endungen folgen und die dadurch nöthig gewordenen Aenderun- gen einiger weniger Namen vornehmen zu dürfen. Ausführlicher habe ich diess in der Einleitung zum dritten Bande meiner ,‚Sy- stematischen Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa‘ be- sprochen. Ich entscheide mich demnach für den sogenannten Endungs- zwang und werden alle Spanner in — aria, die Zünsler (Pyra- liden und die früher mit ihnen verbunden gewesenen Crambiden) in — alis, die Wickler in, — ana, die Schaben (mit den nun von ihnen getrennten Chilonen u. Phyciden) in — ella, die Geistchen in — dactyla endigen und nur die in den monogra- phischen Arbeiten Zellers gegebenen anders gebildeten Namen beibehalten ; diese beziehen sich nur auf Schaben und Geistchen. 15 Correspondenz. Eine zweiköpfige Ringelnatter. Im Monate Mai v. J. wendete der Schreinermeister K. A. in Hofdorf, Ldg. Wörth, den vor seinem Hause liegenden Dünger- haufen um und fand unter demselben mehrere junge Ringel- Nattern (Colub natrix) und unter diesen sonderbarer Weise eine zweiköpfige; alle lebten. Der Finder bewahrte die Seltenheit lebendig auf und ich erhielt zufällig Kenntniss davon. Natürlich säumte ich nicht, die Sache so schnell als möglich zu unter- suchen und fand wirklich eine kleine 9 Zoll lange vollkommen ausgebildete Ringelnatter von der Dicke einer schwachen Feder- spule, die nach dem Kopfende zu in 2 vollkommen entwickelte Individuen, vielmehr in 2 so regelmässig und gleichgeformte Köpfe und Hälse auseinander ging, dass es unmöglich war, einen Unterschied zu entdecken und die monströsen Theile von den dem Thiere naturgemäss gehörigen zu unterscheiden, Das Thier war tn seinen Bewegungen sehr lebhaft und in denselben durch seine Monstrosität nicht gehindert, doch schie- nen diese Bewegungen etwas fremdartig, was aber wahrschein- lich nur Cem ungewohnten Anblick zuzuschreiben seyn dürfte. Die Natter züngelte bald mit der Zunge des einen Kopfes bald mit der des andern, bald mit beiden zugleich, ebenso verhielt es sich mit dem Aufsperren des Rachens und Zischens im ge- reizten Zustande. Die Natter soll nach Aussage ihres Eigen- thümers auch mit beiden Köpfen (Fliegen &c.) gefressen und Milch geleckt haben, was ich aber nicht selbst beobachtete. Die Natter lebte so über 3 Monate, ich sah selbe öfter, fand aber nicht, dass sie an Grösse zunahm, sondern sah, dass selbe nach und nach abmagerte, konnte den K. A. aber nicht zum Verkaufe bewegen, so viel ich mich bemühte; wahrscheinlich gerade desshalb, weil ich zuviel Interesse dafür zeigte. Endlich wurde das Thierchen bei einem Flucht - Versuche gequeischt und starb, und ich bekam eben noch zeitig genug Nachricht davon, um es in Weingeist zu setzen, ehe es in Fäul- niss überging. Wie ich die Erwerbung endlich doch noch er- möglicht, gehört nicht daher, mich soll es nur freuen, wenn der Verein das Präparat als einen kleinen Beweis meiner regen Theilnahme aufnehmen will. Schieder, fürstl. Revierförster. Tausch- und Verkaufsanerbieten. Folgende Thiere werden zum Besten der Sammlung des zoologisch - mineralogischen Vereines verkauft, oder auch im Tausche gegen europäische Säugethiere, Vögel &c. abgegeben: Cercopithecus ruber, der Patas, Cercopith. cynosurus Scop., Malbruk (mit verstümmeltem Schwanze), Zapale Jacchus, weiss- ohriger Seidenaffe, Zapale penicilatus, Seidenaffe mit Pinsel- schwanz, Midas rufimanus, rotlhhändiger Tamarin, Galago sene- galensis, Chrysochloris capensis, Goldmaulwurf, Procyon Lotor, Waschbär, Nasua solitaris Neuw., grosser Coati, Bradypus cu- culliger, Faulthier, Dasypus Peba Desm., Gürtelthier, Myrmeco- phaga bivittata, Ameisenfresser, Antilope pygarga Pall. & juv, Blessbock, Antilope pygmaea Pall, & et 9, Zwerggazelle — Cathartes aura L, schwarzer Aasgeier, Coracias abyssinica Gm, Pieus nubicus J, Numenius virgatus Cun, Anas brachyptera 9, Cuculus solitarius Cuv., Cuculus niger L. etc. Diese Thiere sind (mit Ausnahme des Cathartes aura) auf- gestellt, und über den Preis oder die Tauschbedingungen ertheilt Aufschluss die Redaction des Korrespondenz-Blattes. Zugleich mit diesem Blatte wird das zweite Heft der Abhandlungen des zool.-min. Fereines ausgegeben, enthaltend den Bericht über die Leistungen im Ge- biete der Mineralogie während des Jahres 1851 von Dr. Besnard. Preis 54 kr. Berichtigung. Im Korresp.-Blatte Nr. 8. 1851 steht Seite 127 Zeile 17 von unten Steppalya anstatt Zegyallia, und auf Seite 128 Zeile 5 von unten Salya anstatt T’alya. Korrefpondenz-Dlatt des zoologisch-mineralogischen Vereines ın Regensburg. NE, en 6. Jahrgang. 1852, Baur Synonymik in der Schmetterlingskunde von Dr. Herrich-Schäffer. Bei der Ausarbeitung eines synonymischen Index zu meinem nun bis an das Ende des vierten und vorletzten Bandes fortge- führten Werkes: „Systematische Bearbeitung der Eu- ropäischen Schmetterlinge“ stiegen mir öfters Zweifel darüber auf, welcher Name einer von verschiedenen Autoren verschieden benannten Art zu verbleiben habe und ich musste desshalb suchen, feste Normen zu finden. Ich lege meinen Ideengang in folgenden Zeilen den Sach- verständigen vor und bitte diejenigen, welche anderer Ansicht sind, mit mir in Diskussion zu treten, um endlich einmal auf einen festen Standpunkt zu gelangen. Ich halte es für das passendste, zuvor zu zeigen, in welcher Art wir zu der jetzigen Nomenelatur gelangt sind, d. h. wie sie sich unter den gegebenen Verhältnissen wirklich entwickelt hat, dann wie sie sich hätte entwickeln sollen, und endlich die Gründe zu erforschen, warum sie sich nicht so ent- wickelt hat, um dann nach deren verschiedenen Haltbarkeit end- gültig zu entscheiden, in welchem Falle die theoretisch unhalt- bare Namengebung als fait accompli beizubehalten sei, in wel- chen sie zu weichen habe. Die Hauptregel, dass jener Name einer Art zu verbleiben habe, unter welchem sie von einem Autor zuerst beschrie- ben oder abgebildet, oder durch Gitirung einer kennt- lichen Abbildung eines anderen Autors erläutert wurde, sieht sehr einfach und leicht durchführbar aus und würde, wenn sie es wirklioh wäre, jede weitere Verhandlung überflüssig machen. 2 18 Der weitere Verlauf dieses Aufsatzes wird aber zeigen, dass diese Regel zwar zur Noth durchgeführt werden könnte, aber eine grenzenlose Verwirrung und gänzliche Umstossung der jetzt geltenden Nomenclatur zur Folge haben würde und noch nicht so bald zu einem Abschlusse gelangen liesse. Ich glaube, dass es unbillig wäre, alle Autoren ohne Be- achtung ihrer individuellen Verdienste um die Wissenschaft und selbst der zufälligen Verhältnisse nur nach der Anciennität zu reihen und z. B. die Namen , welche Hufnagel im Jahre 1766 mit äusserst dürftigen Nolizen gab und welche erst im Jahre 1775 bis 1777 von Rottenburg genauer festgestellt wurden, den spätern von Esper, Ochsenheimer u. a. gegebenen, nun all- gemein angenommenen und bekannten vorzuziehen. Das Unthunliche eines solchen Verfahrens beweisen uns am besten die Engländer, welche in neuester Zeit das Gesetz der strengsten Anciennität verfechten. Es ist in der List of the Specimens of Brit. Animals Part. YV. Lepidoptt. 1850 durch- geführt, hier aber fast durchgehends zu Gunsten der Engländer, namentlich Haworths, ausgefallen, und zum Nachtheile mehrerer nach denselben Grundsätzen mehr berechtigten Deutscher, deren Werke die Engländer nicht vergleichen konnten. Dabei glaube ich auch noch darauf aufmerksam machen zu müssen, dass die Feststellung der Namen in den verschiedenen Familien sich nach verschiedenen Rücksichten zu richten habe. Bei den Grossschmetterlingen, deren Namen zum grossen Theile schon im vorigen Jahrhunderte von einer grossen Anzahl ver- schiedener Schriftsteller gegeben wurden, finden wir in der Regel Namen, welche von allem Anfange an unverändert in Gebrauch waren. Diese müssen beibehalten werden, auch wenn man nach- weisen kann, dass z. B. Linne unter diesem Namen ein anderes Thier verstand. So würde ich seinen Namen Aibearia nicht für den allgemein bekannten Jbietaria vorschlagen mögen, noch weniger seine Namen Zividata, Incanata, Immutata, Remutata, Strigilata, welche durchgehends andere Arten bezeichnen als jetzt darunter verstanden werden, in ihr Recht einsetzen. Anders verhält es sich bei den Microlepidopteren. Diese wurden von den Nachfolgern Linnes sehr vernachlässigt, seine guten Beschreibungen häufig unrichtig gedeutet oder ganz unbe- achtet gelassen. Erst mit den Jahren 1821, 1629 u. 1834 hielten 19 sich Charpentier, Treitschke und Fischer v. Röslerstamm an die ihnen zugängliche Schiffermüller'sche Sammlung und verschafften den Namen derselben, weil sie die des Wiener- Verzeichnisses u. in der Regel auch die der Ilübnerschen Bilder, und die Exem- plare jener Sammlung fast durchgängig noch wohi zu erkennen waren, fast allgemeine Geltung. Dabei übersahen sie aber, dass in England das Haworthsche Werk eine sehr grosse Zahl von Arten der Mehrzahl nach ziemlich kenntlich beschr eben hatte, Einige englische Entomologen, namentlich Fr Stephens, kann- ten den Inhalt des vierten, die Mehrzahl der Microlepidopteren enthaltenden Bandes schon im Jahre 1812, publicirt wurde derselbe aber erst 1829 (Siehe Zoologist 1848. April. pg. 2079)). Kein Wunder also, dass bei dem damals noch sehr ge- ringen Verkehre der deutschen mit den englischen Buchhändlern und Lepidopterologen das Werk von Treitschke auf diese Be- schreibungen keine Rücksicht nehmen konnte. Dabei ist noch besonders hervorzuheben, dass diese Harworthschen Beschreib- ungen für jene genügend sind, welche wissen, welche Arten in England vorkommen, für diejenigen aber, welche diess nicht wissen, durchaus nicht, vorzüglich desshalb, weil einerseits Heworth eine Menge Arten aufnahm, welche in England nicht vorkommen, andererseits aber viele Arten wirklich in England gefunden werden, als deren Vaterland wir früher nur das süd- liche Europa, namentlich Sıcilien und Spanien kannten und end- lich ist wohl zu beachten, dass das Studium des Haworthschen Werkes durch Beschreibung einer grossen Menge von Varietäten als eigene Arten erschwert und widerlich gemacht werden musste. Um das Missgeschick des Haworthschen "Werkes noch voll zu machen, ging dessen ganzer Vorrath, noch ehe viele Exem- plare verkauft waren, zu Grunde, so dass nur wenige Entomo- logen Londons dasselbe besitzen. Deutsche Entomologen, welche weder Kosten noch Mühe sparten sich dasselbe zu verschaffen, erhielten es nicht; meines Wissens findet es sich in Deutschland nur in der Berliner Staatsbibliothek. Bei allen Vorzügen des Haworthschen Werkes können wir ihm in Deutschland durchaus nicht jene Wichtigkeit beilegen, welche die Engländer für dasselbe in Anspruch nehmen, 2% - 20 Dem bis’ jetzt Besprochenen nach ist es schlechterdings nothwendig, bei Feststellung der Namen unter den Autoren einen Unterschied zu machen und jene herauszuheben, welche gleich- sam Epoche machten. Dazu sind vor allem jene berechtigt, welche die ganze Ordnung der Schmetterlinge und zwar in Berücksich- tigung des ganzen europäischen Gebietes bearbeiteten und welche in dieser Beziehung geschlossene und brauchbare Werke lie- ferten. Hier treffen wir zuerst auf Linne, den Vater der Nomen- clatur überhaupt, in specie auf sein Systema naturae. Ed. XI. Fabricius war zu wenig Kenner der Schmetterlinge, seine Definitionen und Beschreibung sind zu ungenügend und die Art der Bearbeitung seiner ZLepidopteren zu flüchtig, als dass er hier mitzählen könnte. Borkhausens Werk geht nur bis an das Ende der Spanner, alle seine Namen, welche keinen Zweifel zuliessen, sind von den Nachfolgern beachtet worden. Erst mit Ochsenheimer und Treitschke erhielten wir wieder ein im obigen Sinne durchgeführtes Werk. Wenn in ihm die Arbeiten der Vorgänger nicht immer mit der erforderlichen Ge- wissenhaftigkeit benützt waren, so lag die Ursache davon öfter in der Unklarheit der Beschreibungen, und in der Unzugänglich- keit der Werke, seltener in einem Versehen. Diese Namen wurden auch bis auf die jüngste Zeit beachtet und von den in den drei Abtheilungen des letzten Bandes syste- matisch zusammengestellten nur höchst selten abgewichen. Erst in neuester Zeit wurden wir, vorzüglich durch Zellers Bemüh- ungen, darauf aufmerksam, dass manche Art bei Ochsenheimer- Treitschke schon von frühe en Autoren benannt und kenntlich abgebildet oder beschrieben worden sei. Namentlich machte er uns auf die Nomenklatur der Engländer aufmerksam, welche, gestützt auf den Besitz der Linneischen Sammlung und auf das die Schmetterlinge Englands ziemlich kenntlich und in grosser Vollständigkeit beschreibende Werk Haworths, dessen Existenz und Werth in Deutschland kaum gekannt war, vielfache Ver- änderungen in der Namengebung vorgenommen hatten. Diese Widersprüche auszugleichen, soll nun der Hauptzweck des zum Schlusse meines Werkes zu liefernden synonymischen Index seyn. Ich halte diesen Index hiezu für am besten geeig- 21 net, weil mit ihm jenes Werk abgeschlossen ist, das seit Ochsen- heimer - Treitschke zum erstenmal wieder das ganze Gebiet der Europ. Schmetterlinge umfasst und bei vollständigerer Kenntniss der Literatur auch die seit jener Zeit entdeckten Arten umfasst, welche besonders in den Microlepidopteren wohl die doppelte Summe der damals bekannten Arten betragen. Ich will in gegenwärtigem Aufsatze vorerst nur die No- menclatur der Europäischen Tagfalter prüfen und be- ginne mit Zinne’s Fauna suecica, jenem Buche, in welchem zuerst eine Menge Beschreibungen vereinigt gefunden werden, welche sich auf ein Land beziehen, dessen Umfang mässig, dessen Grenzen fast auf allen Seiten scharf durch das Meer gezeichnet sind und dessen Naturerzeugnisse für die damalige Zeit genauer erforscht waren, als die fast jeden anderen Landes. Hätten nur schwe- dische Naturforscher oder solche, welche genau wussten, was in Schweden vorkommt, nach Linneischen Beschreibungen die Arten bestimmt, so würden manche Irrthümer vermieden worden seyn. Dass diese Fehler begangen wurden, war nicht Schuld Linne’s, sondern Schuld der ausserschwedischen Forscher. Schwe- den ist eines der am sorgfältigsten erforschten Länder, Linne war gewissenhaft in der Aufnahme der Arten (es werden sich wenige nichtschwedische in seiner Fauna nachweisen lassen), seine Beschreibungen sind bezeichnend und er hat Bilder citirt, welche der Mehrzahl nach keine Missdeutung zulassen. Weniger günstig stellten sich diese Verhältnisse in Linne’s Systema naturae. Dieses sollte alle Arten der Erde umfassen» deren waren aber damals so wenige bekannt und von vielen das Vaterland so wenig detaillirt, zum Theil auch geradezu falsch angegeben, dass sehr häufig Arten, auf welche Linnes Beschreib- ung nothdürftig passte, für seine Arten erklärt wurden, bei wel- chen aber spätere Erfahrungen ein ganz anderes Resultat ergaben. Zur Feststellung der Linneischen Nomenklatur ist uns jedoch eine Aushülfe gegeben, welche für viele spätere Autoren fehlt; 72 ich meine die Sammlung Linne’s, welche in London aufbewahrt u. gut erhalten ist. Ich habe sie im Juli dieses Jahres genau ge- mustert und mich überzeugt, dass die grössere Hälfte der darin aufbewahrten Schmetterlinge noch mit Benennungen von Linne’s Hand versehen ist, dass unter diesen Zetteln wohl nur in höchst seltenen Fällen eine Verwechslung anzunehmen ist, dass aber den von späterer Hand bezettelten Arten (Smith und wahrschein- lich Marsham) keine linneische Autorität beigelegt werden kann. Ich hoffe durch die Güte der Londoner Naturforscher mit näch- stem eine speciellere Geschichte der Schicksale dieser Sammlung zu erhalten. Eine andere erhebliche Aushilfe zur Feststellung der Lin- neischen Arten geben seine Citate aus den damals bekannten Kupferwerken ; doch ist hervorzuheben, dass nicht alle richtig, insbesondere aus Clercks Iconibus 1759 einige Bilder offenbar falsch eitirt sind. Da in gegenwärtigem Aufsatze nur die Tag- schmetterlinge berücksichtigt werden, so will ich dermalen schon anführen, dass beiQGlerck als Zeucomelas die Hübnersche 4depta (Ramburii Bd.) abgebildet ist, während die Linneische Beschreib- ung deutlich Zeucomelas bezeichnet. Bei Feststellung der Synonyme der Schmetterlinge kommen desshalb vor Allem die Linneischen Namen in Betracht und müs- sen beibehalten werden, sobald sie durch die Beschreibung oder die Citate keinen Zweifel darüber lassen, welche Art gemeint sei. Es ist hiebei auch gleichgültig, ob diese Arten von späteren Autoren verkannt wurden und hat in diesem Falle die spätere veränderte Namengebung zu erlöschen. z. ß. bleibt Zyale, Pa- laeno, Hyperanthus &c., obgleich später diese Arten theils ver- kannt, theils anders benannt wurden. Wo zwei Linneische Namen nur beide Geschlechter Einer Art bezeichnen, ist von den späteren Autoren bald der Name des Mannes, bald jener des Weibes beibehalten worden. Ich glaube, dass hierin dem bisherigen Gebrauche gefolgt werden muss, ob es gleich zweckmässiger gewesen wäre, immer nur die Namen des Einen Geschlechtes oder jenen Namen, welcher voran steht, beizubehalten. Demgemäss gehen aus der Fauna suecica folgende Namen ein: Jurtina (2 zu Janira), /das (P zu Argus). 23 Mehrere Namen der Fauna sind im Syst. naturae von 1766 abgeändert. Linne wird dazu seine Gründe gehabt haben ; es ist desshalb 1066 Cydippe in Adippe geändert. Unter manchen Namen und Beschreibungen hat Linne offen- bar mehrere später geschiedene Arten zusammengelasst; diese Beschreibungen passen daher auf mehrere und sind die Namen in dem Falle ganz zu cassiren, wenn auch Linne’s nächste Nach- folger den Namen nicht für eine scharf geschiedene unverkenn- bare Art beibehielten. Hieher gehört 1081. Malvae, unter wel- chem Namen Linne zufolge seiner Sammlung den jetzigen Alve- olus beschrieb, ohne ihn scharf von den Verwandten zu scheiden, seine Nachfolger aber theilten diesen Namen ganz verschiedenen Arten zu. Eben dasselbe Verhältniss hatte es mit Linne’s Cinxia; nur der später allgemeine Gebrauch dieses Namens für eine be- stimmte Art entschuldigt dessen Beibehaltung, besser wäre es gewesen, den Namen Delia für die jetzt Cinxia genannte Art beizubehalten und den Namen Cinxia gleich Malvae ganz zu cassiren. — Unter Adippe soll nach Einigen Linne nur die sil- berfleckige Varietät der Niobe beschrieben haben, da beide Arten aber in Schweden vorkommen und auch Zetterstelt zu beiden Arten Linne citirt, so ist kein Grund zu obiger Annahme vorhanden. Von den 52 Tagfaltern der Fauna suecica Linne’s (1761) ist keine Art zweifelhaft. 1032 geht ein als das Weib von Janira, 1075 als das Weib von Aryus; 1066 Cydippe hat Linne selbst später in ./dippe geändert und 1081 Malvae geht ein, weil Linne darunter, wahrscheinlich nehen Alveolus (coll.) mehrere Arten verstand und dieser Name später von verschiedenen Au- toren verschiedenen Arten beigelegt wurde. Linne kannte dem- nach 49 schwedische Arten. Im Syst. Nat. (1766) beschreibt er ausserdem 22 europäische Arten (mehrere damals nur aus der Berberei bekannt) von denen nur Levana als mit Prorsa —, Camilla als mit Sibylla identisch und Belia als das Weib von Zuphano einzugehen hatten. Dem- gemäss hätte der Name Camilla und Belia von Rechtswegen später nicht mehr gebraucht werden sollen, für erstere wäre Scopoli’s Rivalaris gerechtfertigt gewesen. Bei beiden dürfte aber das Recht der, Verjährung in Anspruch zu nehmen seyn. 24 Linne kannte demgemäss 68 der jetzigen Europäischen Tag- falter. Nun kommen aber hinsichtlich der Nachfolger Linnes die Lepi- dopterologen mit denForschern deranderen Gattungen in Zwiespalt. Soviel ich weiss, ist bei letzteren angenommen (vgl. Dlliger’s Magazin) nächst den Linneischen die Fabricischen Namen gelten zu lassen, unbekümmert darum ob die Art zwischen Linne und Fabricius von einem dritten schon bekannt gemacht war. Es lässt sich diess vielleicht daraus erklären, dass zwischen Linne und Fab- ricius wenige erhebliche Leistungen auftauchten und dass Fabri- cius z. B. hinsichtlich der Käfer das damals bekannte Material nahezu erschöpfte. In der Schmetterlingskunde dagegen wurden vor Fabricius Werke veröffentlicht, welche von diesem nicht gehörig gewür- digt, durch zufällige Umstände aber für die deutschen Sammler wenigstens, die am meisten benützten wurden. Es mag diess daher rühren, dass die Lepidopterologie damals, wie noch lange nachher, nur als Sammlerei von Dilettanten betrieben wurde, welche der lateinischen Sprache nicht mächtig und in Städte zu- sammengedrängt waren, in welchen sie wegen der vorhandenen reichen Sammlungen nicht nöthig hatten, sich mit kurzen latei- nischen Diagnosen und Beschreibungen, welche immerhin noch Zweifel übrig liessen, den Kopf zu zerbrechen, sondern es be- quemer und sicherer fanden, ihre Arten nach den reichen Samm- lungen auf traditionellem Wege zu bestimmen, unbekümmert da- rum, von wem und zu welcher Zeit die Namen gegeben waren. So kam es, dass von Berlin aus durch Hufnagels Tabellen im Berlinischen Magazin, 2. Bd. 1766 (in welchen die Arten höchst dürftig bezeichnet waren), dann noch viel mehr von Wien aus, durch das Systemat. Verz. d. Schmett. der Wienergegend 1776 (in welchen nur einige wenige Arten genauer bezeichnet, von allen übrigen nur die Namen gegeben waren) eine Menge Arten ihre Namen erhielten, welche von Fabricius später oder gleich- zeitig anders benannt wurden. Diese Namen, besonders die des Wienerverzeichnisses, ver- breiteten sich durch die damals von Wien aus gemachten Ver- sendungen natürlicher Exemplare, dann durch Hübners Kupfer- werke, welche nach Wiener Quellen eine grosse Menge dieser 25 Arten in den für die damalige Zeit vortrefflichsten Bildern be- kannt machten, so schnell und machten das Bestimmen so leicht und sicher, dass sich fast Niemand die Mühe nahm, die Be- schreibung Anderer, namentlich die lateinischen, kurzen und häufig in Ungewissheit lassenden Scopolischen und Fabrieischen zu vergleichen. Wenn man aber auch jetzt, wo von grösseren Arten nur wenige in Europa noch zu entdecken seyn werden, diese Schrif- ten vornimmt, um zu ermitteln, welche Art diese Autoren jedesmal gemeint haben, so bleiben noch manche Zweifel ungelöst, bald wegen zu kurzer Beschreibung, bald wegen unrichtiger Bezeich- nung, manchmal auch wegen Druckfehlern. Ueberhaupt zeigt sich bei diesen Versuchen deutlich, dass die Lepidopterologie die schwächste Seite des H. Fabricius war. Desshalb ist es nicht Wunder zu nehmen, dass die damals lebenden Lepidopterologen seine Werke wenig beachteten und lieber nach den traditionellen Namen griffen und nach den bald darnach erscheinenden Hübner’schen und Esper’schen Bildern bestimmten. Die Missachtung der Fabricischen Namen wurde auch noch dadurch begünstigt, dass die für Lepidopterologie wichtigsten Werke fast gleichzeitig mit den Fabricischen er- schienen, namentlich Borkhausen, Hübner, Esper und es bei deren langsamem Fortschreiten selbst jetzt oft schwer, ja sogar unmög- lich ist. zu entscheiden, ob z. B. eine Hübnersche oder Espersche Figur früher oder später erschien, als die Fabricische Beschreib- ung. Dieser Uebelstand findet seinen Grund vor allem darin, dass Hübners und Espers Tafeln nicht ausweisen, in welchem Jahre sie erschienen sind. Zwischen Linne und Fabricius sind folgende Werke (der Erscheinungszeit nach gereiht) zu erwähnen: Die für die Naturgeschichte höchst wichtigen Werke von Frisch, Rösel, Reaumur, DeGeer, Geoffroy, dann die Kupferwerke ohne Benennung der Arten, z. B. Schäffer Icones, kommen hier natürlich nur in so fern in Betracht, als sie von späteren Autoren citirt wurden, was namentlich mit Schäffer, Rösel, Groffroy und Degeer häufig geschah. Scopoli zählt (1163.) die Tagfalter von nr. 419 bis 464 auf, dabei aber sechs Blaulinge ohne Nummer, bei denen mehrere wohl noch eigene Arten als Varietäten bezeichnet sind. Ihm & 26 eigenthümlich sind die Namen Aypermnestra, welcher Name aber von Linne schon einer jevanischen Art gegeben war, wess- halb der Name Polyxena des WV. zu bleiben hat; sein Fagi ist Hermione L.; sein Dryas: Phaedra L., Achine: Dejanira L.;, FPolymeda: Hyperanthus L.;, Amyntas: Arcanius L.; Me- nalcas: Pamphilus L., Comma: Linea WF, — Diese Namen - sind desshalb mit Recht eingezogen worden. Der Name ARivula- ris hätte im WV. beibehalten werden sollen, weil Linne’s Ca- milla zu Sibylla gehört und Camilla desshalb ganz”zu kassiren war. Diess Versehen lässt sich nur dadurch entschuldigen, dass auch Scopoli unter seiner Aivularis neben Camilla noch die ZLucilla verstand. Unter Maera, Ligea, Cinxia, Aglaja, Euphro- syne, Pruni u. Argus beschreibt Scopoli wahrscheinlich mehrere verwandte Arten; unter Morio: Tages und eine andere Hesperia, Macarorius ist ein Ascalaphus. Der Name Corydon gehört Poda an, nur Alexis bleibt als Scopolischer Name übrig, er ver- mengt aber wahrscheinlich 4gestis damit. Hufnagels Tabellen im Berliner Anzeiger B. I. u. III. 1766. 1767 enthalten eine grosse Menge von Arten, welche zwar der Mehrzahl nach ziemlich dürftig bezeichnet, aber durch Herrn v. Rottemburg im Naturforscher (Stück VI. bis IX. 1775 bis 1777) nach den damals noch vorhandenen Originalexemplaren Hufnagels zum grössten Theile unverkennbar erläutert sind. Herr Zeller nahm sich die Mühe, in der Isis 1844 pg. 16, diese beiden Ar- beiten kritisch zu beleuchten ; ich lasse hier jene Namen folgen, welche Hufnagel zuerst gegeben hat und welche nach dem stren- gen Gesetze der Anciennität viel neuere Namen zu verdrängen hätten. Pap. nr. 10. T’haumas ist die spätere Hesperia linea W\. Letzter Name ist so allgemein angenommen und die Hufnagelsche Bezeichnung auch auf Zineola anwendbar, dass eine Aenderung nicht anzurathen ist. — nr. 21. Dorilis (bei Rottemburg Do- rilas u. Phocas) ist Circe. Weil hier nur einzelne Geschlechter bezeichnet und der Name Dorilas dann dem jetzt so benannten genommen werden müsste, kann ich nicht zu der Restituirung rathen. — Ihm eigenthümlich sind die Namen Statilinus, Cylla- rus. — Rottemburg bezeichnete (1775) die Artemis des WV. (1776) mit dem Namen Jurinia, die Zudora F. mit dem Na- men Lycaon, die Acis WV. mit dem Namen Semiargus; den Alexis WV. mit Tcarus; den Agestis WV. mit dlexis; 27 den Amyntas WV. mit Tiresias, den Adonis WV. mit Bel- largus, den Erebus mit Arcas, den Alcon WV. mit Diome- des, den Eumedon Esp. mit Chiron, die Chryseis WY. mit Eurydice, den Steropes WV. mit Speculum. Ich glaube, dass die Restitwirung keines dieser Namen anzuempfehlen ist, am allerwenigsten jene der Zycaeniden, deren Synonymik so lange an der grössten Verwirrung litt, dass wir froh seyn müssen, einmal eine allgemein anerkannte Namengebung gefunden zu haben. Von den 122 Tagfaltern des JVienerverzeichnisses (1776.) gehören 2 zu den Neuropteren, Jole geht als zu /ris gehörig ein, O/ytie als zu Zlia, Xanthe als zu Circe, Endymion als zu Daphnis gehörig, — Arachne ist neuer als Stazilinus (Berl. Mag. 1766.); Herse ist neuer als Tithonus L. — Lampetie wird in Hipponoe geändert, weil Linne schon eine ostindische Zam- petie hat. Uebrigens ist schon genügend nachgewiesen, dass Cinxia des WV. nun als Didyma gilt, Delia als Cinxia, Dictynna als /no, Palaeno als Hyale, und Hyale als Edusa. Der Name Dictynna sollte eigentlich der jetzigen Z/no bleiben, doch würde dadurch eine zu grosse Verwirrung entstehen. Steropes ist älter als Aracynthus, aber jünger als Speculum Rottemb. Bron- tes mag dagegen dem neueren /anisens weichen, weil es nicht gewiss ist, was die Wiener damit meinten und weil F. später einen Amerikaner Brontes nannte. Fabricius hat in seinem Syst. Ent. 1775 nur Aiphia und Paniscus als neue Arten, seine Circe ist Proserpin« der Wiener, seine Zilosellae ist Tithonus L., sein Sabaeus: Hero L. In den 1777 erschienenen: Genera Ins. stellte ernur: Davus,; dann Zisiphone fälschlich als Europäer. In den 1781 erschienenen Species Ins.: 4llionia;, sein Sedi ist Ballus. Leider kommen viele Aussereuropäer mit Namen vor, welche schon früher an Europäer vergeben waren, z. B, 180 Xiphia aus Ostindien, Phryne aus Amerika (der Name der Russischen stammt aus Pallas Reisen 1771), Pyrrha aus Surinam, Arethusus aus Surinam, Clymenus aus Brasilien, Medea und Jcarus aus Surinam, „Segon u. Corydon aus Jamaica, Alexis aus Indien; diese Arten haben desshalb andere Namen zu erhalten, dagegen verbleibt Zörbius der Cramerschen Art aus Surinam und hat mein Sat. virbius einen anderen Namen zu bekommen. In der Mantissa (1787)) sind neu aufgestellt: Edusa, Oe- dipus. Acaciae, Ballus. Blandina steht besser für Me- dea WV., welcher Name schon von Linne für einen Exoten verwendet ist; Zrina ist Manto, Dictynna ist Parthenie, Cynara ist mit Unrecht statt Pandora gesetzt; Argiades ist Alcon, Acreon ist Argus, Hiere ist Hipponoe, Garbas ist Circe. In der Entomologia Syst. (1793) sind neu aufgestellt: T'ri- angulum, Cordula, Cassiope, Dromus, dArtaxerxes, Sibylla, Sylvanus, Nostrodamus; Phoebus passt eher zu Clarius, desshalb bleibt Delius; Fortunatus umfasst wahr- scheinlich mehrere Chionobas-Arten, bleibt daher besser unbe- nutzt; Grie’a ist Disa Thb.; Ferula ist unsicher, desshalb bleibt Actaea;, Ethus ist Embla u. s. f. — Laodice bei Fabr. einer ostindischen Art gegeben, ist schon von Pallas verbraucht und hat der fabricische Name Cethosia einzugehen; Merope kann der Neuholländischen Art bleiben, weil die Europäische nur Var. von Artemis ist. Narica aus Guinea und Brontes aus Amerika macht den spätern-. Gebrauch beider Namen für Europäer tadelnswerth, Alexis aus Ostindien u. Proserpina (aussereuropäisch) haben ihre Namen den früher so benannten Europäern abzutreten. Da seine Beroe nur Var. von Jris ist, so kann der Name der später so benannten Hipparchia bleiben. Mehrere Espersche Arten führt er mit anderen Namen auf, z. B. Phoebe Esp. t. 88. f. 5. 6. als Athalia, Pasipha® als Salome und Bathseba; Hippolyte als Alcyone; Arachne dürfte der niemals verkannten Prono@ zu weichen haben, weil weder die Fabricische noch die Schiffer- müllersche Arachne unbezweifelt erkannt sind. Esper, die Europ, Schmett. 1777-1805. In diesem Werke sind sehr viele Arten zum erstenmale abgebildet und benannt; es wurde von Fabricius, Borkhauser u. Ochsenheimer-Treitschke sorgfältig eitirt, nur Schade dass unter den Eulen und Spannern manche Bilder kaum zu erkennen sind. Knoch, Beiträge zur Insekten - Geschichte 1781 - 1783. Die vortreffllichen Abbildungen liessen über keine der Arten Zweifel entstehen, die neuen Arten wurden gehörig gewürdigt. Thunberg Dissertationes 1781-1795. Diese kleinen Heftchen waren jederzeit so selten und sind auch die Arten zum Theil so ungenügend beschrieben und schlecht gezeichnet, dass manche derselben erst spät, manche auch jetzt noch nicht enträthselt 29 wurden. Nur bei den ganz unbezweifelt erkennbaren dürfte hie und da der Thunberg’sche Name für einen später gegebenen ein- zutreten haben. Jablonsky Natursystem aller Ins. — Schmetterlinge 1783. Fortges. von Herbst bis 1804. Dieses Werk ist fast blosse Com- pilation; einige wenige von Herbst gegebene Namen wurden an- erkannt. Hübner Beiträge 1786. Viele Arten sind hier zum erstenmal benannt ; keine der gelieferten Arten wurde verkannt. Borkhausen Naturgesch. d. Europ. Schm. 1788-1794. Dieses Werk enthält fast alles, was bis dahin erschienen und bekannt gemacht war. Die Beschreibungen sind gut und lassen nur selten einen Zweifel. Es wurde auch von allen Nachfolgern gehörig gewürdigt und nur wenige Namen nicht beachtet. In Zieweg’s Tabellar. Uebersicht 1789. 1790. sind einige Arten zuerst benannt; darunter sind keine Tagfalter. Eben soin: Scriba Beiträge zur Insecten-Gesch. 1790-1793. Journal 1790. 1791. "Schneider neuestes Magazin 1791. Brahm Insectenkalender 1791. Einige Arten neu benannt und gut beschrieben. Jung Alphab. Verz. der bisher bekannten Schmett. 1791-93. Eine blosse Compilation. Rossi fauna etrusca 1790-1792. Nach Fabricius erschienen: Prunner Lepid. Pedem 1798. Einige Arten sind von ihm und Rossi zuerst henannt. Schrank beschreibt in der Fauna boica 1801 103 Tagfalter. Sonderbarerweise citirt er niemals Linne und sagt, dass er ab- sichtlich die Werke des Fabricius, welche er wohl kannte, nicht benützt habe. Er citirt das Wiener Verzeichniss, mit dessen Ver- fassern er in Verkehr stand, Borkhausen, Esper u. a. und hält sich auch an deren Namen. Manche Arten scheint er verkannt zu haben, es ist aber für gegenwärtigen Aufsatz von keinem Belange. was er z. B. unter F’ritillum verstanden. — Warum er Steropes in Speculum umgewandelt, sagt er nicht, diese Namen sind bis jetzt nicht beachtet worden und haben auch keinen An- spruch darauf zu machen. Unter Palaeno und Hyale führt er Hyale und Edusa auf. Unter Baucis scheint er Cassiope zu beschreiben. /ris führt er noch als eigene Art Jole, Ilia noch 30 als Julia und Olytie auf, die nicht weisslleckige Z. populi als Semiramis, Amyntas var. Polysperchon als Puer. — Syrinx Brkh. als eigene Art, eben so Z’halia H. Beitr. Haworth Lepidopt. Britannica 1803 bis 1829. Was ich über dieses Werk zu sagen habe ist bereits oben gesagt. Von seinen Tagfaltern fällt als Nichteuropäer aus: Europome (die amerika- nische Philodoce.) Aeltere Namen haben: Dietynna (Athalia), Silene (Selene), Typhon (Iphis), Pruni (W. album) , nur Varie- täten sind: Dispar (Hippothoe), Eos (Athalia var. Pyronia), Hyacinthus (Alexis), Idas ( Agestis). Hübners Sammlung Europ. Schmett begann mit den Schaben 1793, die Tagschmetterlinge wurden 1803 angefangen. Viele sei- ner Namen mussten früher gegebenen weichen. In /liger’s Magazin Bd. I. II. u, V. finden sich lür die“ Nomenclatur wichtige Aufsätze von Laspeyres und Hoffmannsegg; manche der von letzterem (1804) vorgeschlagenen Namen sind jedoch nicht beachtet worden. Ochsenheimer die Schmett. v. Europa 1807. — Fortgesetzt und geschlossen von Trreitschke 183. Bis dahin bei weitem’ das vollständigste Werk über Europ. Schmett. Leider sind in dem- selben die Arbeiten der Vorgänger nicht immer gehörig gewür- digt und deren Namengebung oft durch die traditionellen der Wiener - Sammlungen verdrängt. Das Werk und seine Namen sind aber so allgemein verbreitet und angenommen, dass ich glaube, es solle dabei sein Verbleiben haben und nur dann Na- men abgeändert werden, wenn offenbar und unbezweifelt Lin- neische Arten verkannt oder ihre Namengebung sich auf eine genaue Beschreibung oder unverkennbare Abbildung bezog, welche später dennoch als irrig angezogen erklärt werden musste. Von den im zehnten Bande gegebenen Namen der Tagfalter hat nur einzugehen: Arge, weil damit von dem ersten Namengeber ver- schiedene Arten bezeichnet waren und diess Wort nun als Gat- tungsname gebraucht ist; Jolans in Neomyris God., weil Cramer schon einen Afrikanischen Zolans hat; Medea in Blandina. Ahrens u. Germar faunainsect. Eur. 1813. Die wenigen hier abgebildeten Schmetterlinge sind der Mehrzahl nach so schlecht gerathen, dass deren Verkennung verzeihlich ist. 31 Hübner Verz. bekannter Schmett. 1816. Für die Nomenclatur, besonders in Betreff der Gattungsnamen, sehr wichtig, indem hier für kleine Gruppen gemeinschaftliche Namen aufgestellt wurden zu einer Zeit, zu welcher kaum Jemand daran dachte, dass in der Schmetterlingskunde jemals so viele Gattungen ge- bildet werden könnten. Diese Gattungsnamen, in der Regel etymologisch richtig gebildet, sind von Hübners Nachfolgern, namentlich von Treitschke, Duponchel und Boisduval nicht ge- hörig gewürdigt und erst von Stephens in neuester Zeit wieder in ihre Rechte eingesetzt worden. Da bis jetzt in den Gattungs- namen noch gar nichts feststeht, da desshalb die meisten Lepi- dopterologen noch die alten Linneischen Gattungsnamen gebrau- chen, da die Gattungen selbst bei Treitschke, Duponchel, Bois- duval, ja sogar bei Stephens sehr oft ohne alle Kritik blos nach dem Habitus gebildet sind, so glaube ich, nachdem die von mir theils angenommenen, theils neu aufgestellten Gattungen der Mehrzahl nach eine strenge Prüfung bestehen werden, für die- selben auch die Hübnerschen Namen in Anspruch nehmen zu müssen. Bei der Menge kleiner Gruppen, welchen Hübner Namen gab, werde ich höchst selten in die Nothwendigkeit versetzt seyn, neue Gattungsnamen bilden zu müssen, dagegen wird Vor- sicht nöthig seyn in der Auswahl der Gattungsnamen in jenen Fällen, in welchen Hübner die von mir aufgestellien Gattungen noch in mehrere zersplittert hatte. Hier wird jener Hübnersche Name beizubehalten seyn, welcher allenfalls schon von Anderen an richtiger Stelle angewendet worden, wenn diess nicht: jener, welcher die meisten der in meine Gattungen gesetzten Arten umfasst; endlich jener welcher der bezeichnendste, der am rich- tigsten gebildete oder der wohlklingendste ist. — Manche Artnamen sind ohne Noth von Hübner geändert worden. Godart beschrieb in der Encyclopedie 1819 eine Menge neuer exotischer Arten, deren Namen bis jetzt nicht gehörig gewürdigt worden sind Godart u. Duponchel Hist. nat. d. Lepidopt. 1821-1845. Die Namen sind gehörig gewürdigt worden. Meigen Systemat. Beschr. d. Europ. Schm. 1827-1832. Eine Compilation, einige neue Arten bezeichnen nur Varietäten. Freyer Beiträge zur Gesch. Europ. Schm. und dessen Neuere Beitr. 1828-1851. Viele Arten sind hier als neu aufgeführt, 32 welche schon früher unter andern Namen bekannt gemacht waren, eben so manche Varietät unter eigenem Namen. Boisduval Icones historiques 1832. dann Genera et index methodicus 1840. Die Nomenclatur ist in der Regel die richtige; viele Namen, welche in letzterem Werke ohne alle nähere Be- zeichnung gegeben sind, wurden mit Unrecht beachtet und in den Katalogen fortgeführt, die meisten der dort gemeinten Arten sind jetzt unter andern Namen bekannt gemacht. Costa fauna del Regno di Napoli 1832-1836. Einige der hier gegebenen Namen sind erst durch Zeller zu Geltung gelangt, z. B. ZLupinus; letzter hat auch als neue Art Zesp. floccifera beschrieben. Fischer Ed. v. Röslerstamm Abbildungen &c. 1834-1843, Keine Tagschmetterlinge. Von Microlepid. mehrere neue Arten, Boisduval, Species gen. des Lepidopt. 1836. Da der einzige erschienene Band nur die Zapilioniden und FPieriden umfasst, so kommt diess Werk für diesen Aufsatz in wenig Betracht. Sollte es fortgesetzt oder gar durchgeführt werden, so wäre es, als das jedenfalls vollständigste aller Werke, auch das geeignetste die Nomenclatur endgiltig festzustellen. Zetterstedt beschreibt in seinen Insectis garen 1840 77 lappländische Arten, von welchen Arg. arctica (nach seinem eigenen Geständniss identisch mit Chariclea), Hertha (var. von Athalia), Isis (var. von Davus) eingehen, so dass nur 74 lapp- ländische Arten bleiben. Als ausser Lappland noch in Schweden vorkommend erwähnt er 21, von welchen aber Mel. fulla (var. von Athalia) wegfällt:. Der von ihm nach Dalmann für den Ochsenheimerschen Z. acis vorgeshhlagene Name Argianus wird wohl der Verjährung weichen müssen, und der für Argus ge- setzte /das ZL. um so mehr, als schon Linne auch Argus be- schreibt und beide nur die verschiedenen Geschlechter Einer Art sind. Sein Hesp. fritillum ist wegen der sich widersprechen- den Citate sehr unsicher; meine Fritillum ist es nicht; warum der Name Malvae nicht dem Alveolus zurückgegeben wurde, habe ich bei Besprechung der Linneischen Fauna Suec. ausein- andergesetzt. (Schluss folgt.) Gorrefpondenz-Dlatt des zoologisch-mineralogischen Vereines ın Regensburg. Nr. 8. 6. Jahrgang, 152. Ueber Lie gengunstisch-mineralogischen Verhältnisse der 5 Gegend von Tirschenreuth in der Oberpfalz. Von Hugo Müller, Stud philos. in Göttingen. Vorliegende Bearbeitung ist das Resultat meiner geognostisch- mineralogischen Excursionen, die ich im Verlaufe der Ferien der letztverflossenen Jahre in der Gegend von Tirschenreuth in der Oberpfalz unternommen habe. Da bis jetzt ausser einigen kurzgefassten Notizen von Mathias Flurl über diese Gegend nichts bekannt war, und ich Manches fand, was mir der Mittheilung werih schien, so will ich ver- suchen, das Wissenswertheste meiner Resultäte im Folgenden mitzutheilen , insbesonders da allenthalben das Interesse so rege geworden ist, sich mit den mineralogischen und Gebirgsverhält- nissen des Landes näher bekannt zu machen. Das untersuchte Terrain, dessen Grenzen ziemlich mit denen des Landgerichtsbezirkes von Tirschenreuth zusammenfallen, liegt südlich vom Fichtelgebirge und gehört grösstentheils dem Gebiete des nördlichen Böhmerwaldes an. Die Gegend ist im N. und W. ziemlich flach und eben, nur unbedeutende Erhebungen und Senkungen des Bodens unterbrechen diesen Theil, welcher im N. vom Fusse des zum Fichtelgebirge gehörigen Steinwaldes be- grenzt wird. Im 0. und S. treten dagegen schon bedeutendere Berge auf, welche eine Gebirgskette bilden, die als Nordende des Böhmerwaldes längs der Landesgrenze fortzieht und bei Waldsassen in das Fichtelgebirge übergeht. Es verbindet dem- nach das untersuchte Terrain das Fichtelgebirg mit dem Böhmer- wald und bildet zugleich theilweise das Nordende des leiztern. 3 34 Als höhere Berge erwähnen wir den Glashüttenberg, Ahorn- ‚berg und Mähringerberg. Die hauptsächlichsten Flüsse sind die "Waldnab und Wandreb, welche beide in dieser Gegend ihren Ursprung haben und wovon die erstere dem Nabgebiet, letztere dem Egergebiet angehört. I. Geognostische Verhältnisse. Was die allgemeinen geognostischen Verhältnisse betrifft, se ist zu bemerken, dass wir es nur mit Urgebirge und erupti- ven Gebirgsmassen, beiden in ziemlich gleicher Ausdehnung, zu thun haben. Zu ersterem rechne ich das Gebiet des Urglimmerschiefers, welches das untergeordnete Auftreten von Gneiss, Quarzitschie- - fer, Graphitschiefer, Granulit, Granitsyenit, eruplivem Granit und Quarzit in sich schliesst, zu letzterem das Gebiet des Granits und seine untergeordneten Lagerungsglieder. Bei der Betrachtung über die Vertheilung dieser Hauptgebirgsglieder bemerken wir, dass das Glimmerschiefergebiet den gebirgigen, das Granitgebiet den mehr ebenen Theil des Terrains einnimmt, und somit das Gegentheil der Vertheilung dieser Gesteine im Fichtelgebirge darstellt, denn der Granit ist es vorzüglich, welcher dort die höhern Punkte bildet. Jedoch ist der Granit der Höhenpunkte des Fichtelgebirges gänzlich verschieden von dem, wie er in unserm Terrain als Haupiformation auftritt und zeigt andern Theils die grösste Aehnlichkeit mit den Graniten, wie sie in unserer Glimmerschieferformation auftreten und auch zuweilen als gangförmige Granitparthien an den höhern Punkten der- selben zu beobachten sind. Obgleich beide Hauptgebirgsglieder sehr verschieden sind und nirgends Uebergänge in einander zeigen, so ist doch die genaue Bestimmung der Grenzverhältnisse dieser Gesteine mit Schwierigkeiten verknüpft, die ich nicht überwinden konnte, theils liegen diese Schwierigkeiten in den natürlichen Verhältnissen selbst, theils in dem Mangel an Zeit, welcher durch das andau- ernde Regenwetter des letzten Herbstes noch vergrössert wurde. Demnach kann ich die Grenze dieser Gesteine nur so angeben, .wie sie sich durch Folgerungen ermitteln liessen, glaube jedoch, dass dıe Differenz mit der Wirklichkeit ‚nicht sehr bedeutend sein wird, wenn wir eine Linie, die wir durch folgende Orte 33 ziehen, als die muthmassliche Grenze bezeichnen. Die Land- strasse, welche von Tirscheureuth nach Mitterteich führt, lässt sich so weit als sie dem Landgerichtsbezirk Tirschenreuth ange- hört, als Grenze annehmen, Tirschenreuth selbst liegt auf der Grenze, welche sich von hier ab über Kleinkonreuth, Grün, Schwarzenbach, Fürsthof, Iglersreuth, Oedschönlind zieht und bei Dreihof die Landgerichtsgrenze durchschneidet. Der Glimmerschiefer nimmt in unserm Terrain den östlichen Theil ein und erstreckt sich, die Hauptgebirgskette des Böhmer- waldes bildend, gegen Süden und Norden. Der Granit bildet den westlichen Theil unsers Terrains und wird südlich zum Theil vom Glimmerschiefer begrenzt, während im N. der Granit des Steinwalds sich als Grenze darstellt. Doch lässt sich auch jen- seits des Steinwalds ein Granit beobachten, der durchaus ähn- lich dem ist, welcher als Hauptformation in unserm Terrain auf- ritt, so dass es fast erscheinen möchte, als sei der Granit des Steinwaldes aus diesem hervorgehoben worden. Der Granit des Steinwalds ist durchgehends von dem verschieden, welcher in unserm Terrain als Hauptformation auftritt und ist, wie schon oben bemerkt, von grosser petrographischer Aehnlichkeit mit den eruptiven Graniten unserer Glimmerschieferformation. So wünschenswerth an und für sich die genaue Bestimmung der Gesteinsgrenzen ist, so würde diese im Ganzen doch von geringem Einfluss auf vorliegende Bearbeitung sein, da diese sich nur auf einen sehr kleinen Theil des ganzen Gebirgssystems erstreckt und überdiess mehr die Beleuchtung der mineralogisch und geognostisch interessanten Vorkommnisse zum Zwecke hat. Wenn es nun auch nicht der Zweck dieser Zeilen ist, eine detaillirte geognostische Beschreibung dieser Gegend zu geben, so halte ich es doch für nöthig, wenigstens eine allgemeine Be- schreibung der geognostischen Verhältnisse mit einzuschalten und beginne daher mit der Beschreibung des Glimmerschiefergebiets mit seinen untergeordneten Lagerungsgliedern und Accessorien, als dem älteren Gebirgsglied unsers Terrains. A. Das Glimmerschiefergebiet. Die Gesteine, welche unsere Glimmerschieferfofmalion zusam- mensetzen, sind zunächst Glimmerschiefer als das eigentlich herrschende Gestein, ausserdem Gneiss, Quarzitschiefer, Graphit- & 9% sehiefer, Granulit (Weisstein), Granitsyenit, eruptiver Granit und Quarzit, welehe als mehr oder weniger wichtige untergeordnete Gesteine auftreten. Was das Auftreten des Gneisses, Quarzitschiefers, Graphit- schiefers und Granulits betrifft, so ist zu bemerken, dass diese Gesteine nicht als selbstständig auftretend betrachtet werden können, sondern als blosse Gesteinsübergänge des Glimmerschie- fers darzustellen sind. Als Beweis möge hiefür gelten, dass das Streichen und Fallen dieser geschichteten Gesteine vollkommen dem des Glimmerschiefers gleich ist und die nämlichen Unregel- mässigkeiten in dieser Beziehung zeigt, und überdiess häufig mit diesem und unter einander in Wechsellagerung vorkommen; es ist daher erklärlich, dass Begrenzungen dieser einzelnen Glieder nicht wohl thunlich sind und wir werden daher im Fol- genden diese einzelnen Gesteine nur als Gesteinsübergänge des Glimmerschiefers betrachten und anführen. Wie bereits erwähnt ist das Streichen der genannten Ge- birgsglieder gleich und zwar zeigt sich hier im Ganzen keine Verschiedenheit mit der gleichen Formation im Fichtelgebirge ; wie dort so ist auch hier das Streichen hor. 4-6 vorherrschend. Das Fallen ist mit einigen Abweichungen S. bis SSO. Das petro- graphische Ansehen unsers Glimmerschiefers ist, wie schen aus Obigem folgt, äusserst verschieden und zeigt die mannigfachsten UVebergänge in Gneiss, Quarzitschiefer und Granulit, nur, selten finden sich grössere Sirecken von einem gleichmässigen Gestein gebildet, da sich allenthalben Streifen und langgestreckte Parthieen jener Gesteine theils eingelagert theils in Wechsellagerung mit dem Glimmerschiefer verbunden zeigen. Solche UVebergänge mannigfacher Art, die so charakteristisch für unsere Glimmerschieferformation sind, lassen sich vielfach beobachten, wenn man von Rosall über Grossklenau und den Mühlbühl nach Tirschenreuth geht. Diese Punkte liegen ziemlich in einer Linie, welche die Streichungslinie des Gesteins quer schneidet. Der Glimmerschiefer in der Nähe von Rosall ist im Allge- meinen quarzarm und lässt die sparsam zerstreuten Quarzkörner nur auf dem Querbruch erkennen, schliesst oft grössere Quarzit- blöcke ein und zeigt zuweilen Granaten beigemengt, welche an manchen Orten als sehr wesentlicher acc. Bestandtheil auftreten; 3% gegen Wandreb verändert sich das Gestein im Allgemeinen wenig, zeigt jedoch als eine ziemlich allgemeine Begrenzung ein eigen- thümliches Andalusitähnlickes Mineral, welches besonders beim Verwittern des Gesteins als prismatische Individuen bemerkbar wird. Nähert man sich allmälig Grossklenau, so bemerkt man eine Veränderung des Glimmerschiefers und zwar so, dass man geneigt sein möchte, dieses Gestein für einen zersetzten Gneiss zu halten, es zeigt sich jedoch bei genauerer Beobachtung, dass das weisse, dem verwitterten Feldspath so ähnliche Mineral fein- faserig ist und dem Disthen gleicht. Diese Beimengung zeigt sich ziemlich verbreitet. Bei Höfen schliesst dieses Gestein ein Lager von Brauneisenstein mit Hartmanganerz (Psilomelan) ein, welches bergmännisch ausgebeutet wird und jedenfalls wie se viele andere Vorkommnisse dieser Art Quellbildung ist. Ueber- haupt sind selche Ablagerungen von Brauneisenstein, Hartmangan- erz, Sumpferz so wie zahllese Säuerlinge sowohl im Glimmer- schiefergebiet als auch im Granitgebiet äusserst häufig und ge- hören zur Charakteristik unsers Terrains. In unmittelbarer Nähe von Grossklenau und Höfen nimmt das Gestein ganz allmälig eine graue Färbung an, welche durch das allmälige Verdrängen des Glimmers durch Graphitblättchen bedingt wird. Diese Bei- mengung nimmt immer mehr zu und endlich besteht das Gestein hauptsächlich aus Graphit. Dieses Gestein zeigt jedoch immer noch ausgezeichnete Spaltbarkeit und eine dem Glimmerschiefer ähnliche Beschaffen- heit, wesshalb ich es als Graphitschiefer aufführe. Man hat versucht, dicses ziemlich mächtige Graphitschiefer- lager bergmännisch auszubeuten, allein die nie ganz weichende Beimengung von Quarz und dem oben erwähnten Disthenartigen Mineral macht es keiner besondern Verwendung fähig. Auch dieses Gestein schliesst eine Brauneisensteinablagerung in sich, welche jedenfalls in näherem Zusammenhange mit dem gleichen Vorkommen in Höfen steht. Verfolgt man das Gestein weiter, so bemerkt man wieder das allmälige Verschwinden des Graphits und das Auftreten von äusserst feinen Schörlkrystallen, sowie das Vorherrschen des Quarzes, so dass man dieses Gestein als einen Quarzitschiefer mit Turmalin bezeichnen kann. Die Aus- dehnung dieses Vorkommens ist nicht bedeutend und scheint die Grenze des Graphitschiefers mit d Entomologische Zeitung. Herausgegeben von dem entomo- logischen Fereine zu Stettin. XII. Jahrgang 1851. Frauendorfer Blätter, herausgegeben von der prakt. Garten- baugesellschaft in Bayern. Jahrgang 1850 u. 1851 complet. 1852 Nr. 1-7. Frauendorf. Lotos, Zeitschrift für Naturwissenschaften, herausgegeben vom naturhistorischen Fereine „J,otos‘‘ in Prag. I. Jahrgang. Prag 1851. b) Zoologische Sammlung. Ein Seetaucher, Colymbus septentrionalis L. wurde von dem Herrn Baron M. von Leoprechting am 9. Dezemb. 1851 bei Straubing erlegt und an den Verein eingeschickt. Anser Brenta Pall. 3. Ringelgans, wurde am 20. Dez. 1851 mit noch 2 Exemplaren bei Weichs an der Donau geschos- sen und von Herrn Apotheker Eser an den Verein geschenkt. Eine zweiköpfige Ringelnatter, Coluber natrix L, wurde von dem Herrn Revierförster Schieder in Wiesent eingeschickt. Siehe Korr.-Blatt Nr. 1 Seite 15. ec) Mineralogische Sammlung. Herr Dr. L. Koch schickte eine Suite von Petrefakten aus verschiedenen Gegenden ein. Herr Pharmazeut Pauer in Traunstein einen sehr schönen Echiniten und Herr Cooporator Uttendorfer in Perlesreuth 2 Stücke Quarz, einen krystallisirten und einen strahlig blätterigen. N 3% Ueber Die gengunstisch- mineralogischen Berhältuigse der Gegend von Tirschenreuth in der ®@berpfalz. Von Hugo Müller. (Fortsetzung. ) Es liesse sich diesem noch Manches hinzufügen, allein es ‚würde uns hier zu weit führen und es möge daher das Ange- führte die Verhältnisse der eruptiven Granite, hinreichend skizzirt haben. | Als Anhang zu den gangförmigen Graniten des Glimmerschie- fergebiets muss ich noch ein Gestein anführen, welches wie der Granit aus Feldspath, Quarzit und Glimmer besteht, bei dem aber die beiden erstern Bestandtheile gewöhnlich in so grossen Massen auftreten, dass der Glimmer fast ganz verschwindet und die einzelnen Feldspath- und Quarzitparthien als selbsiständige dem Glimmerschiefer eingelagerte acc. Bestandmassen erscheinen. Es wurde dieser Granitart, da sie doch im Wesentlichen von dem eigentlichen Granit verschieden ist, von Dellesse*) und Naumann**) neuerdings der Name Pegmatit beigelegt, besonders da dieses Gestein stets einen grossen Reichthum an acc. Bestand!heilen enthält und durch dieselben charakterisirt ist. Dieser Pegmatit findet sich in der Form eines Stockes (Gang?) bei Schwarzenbach dem Glimmerschiefer eingelagert und ist durch das Vorkommen von Beryli ausgezeichnet. ***) *) Mem. sur la pegmatite etc. Ann. des mines, 4. serie, AVT. 1849. p. 97. **) Naumann Lehrbuch der Geognosie Bd. II. Seite 213. =**) Ich entdeckte dieses Vorkommen zu Ostern 1851, es war mir jedoch aus Mangel an Zeit nicht möglich, «diesen Fundort umfassender zu beobachten, da hierzu jedenfalls Nachgrabungen veranstaltet werden müssen. Ich ‚werde nicht unterlassen, dieses bei einem nächsten Aufenthalt in Tirschenreuth nach- auholen. 53 Da wir im Granitgebiet ein ähnliches Vorkommen haben, welches ich genauer zu beobachten Gelegenheit halte, so werden wir bei der Beschreibung desselben nochmals auf die Pegmatite zurückkommen und diesen Gegenstand dort ausführlicher be- handeln. Der Quarzitim Glimmerschieferterrain. Schon bei der Betrachtung der geschichteten Gesteine des Glimmerschieferterrains, erwähnten wir das Vorkommen von Quarzit als Quarzitschiefer und einzelner grösserer Quarzitlinsen, die in dem Gestein eingelagert so häufig beobachtet werden können. Ausser diesen {reten in unserm Terrain noch verschie- denartige Quarzite auf, welche verschieden von den erwähnten Vorkommen als selbstständige dem Glimmerschiefer eingelagerte Gebilde erscheinen. Wie der eruptive Granit die Gesteine unsers Terrains durch- brochen und vorhandene oder erst gebildete Spalten ausgefüllt hat, so tritt auch Quarzit als gangförmige Bestandmasse auf und zeigt sich häufig, bald als dünne Adern, bald als tussmächtige Gänge das Gestein durchbrechend. Es verdient hierbei bemerkt zu werden, dass zwar häufig Granitgänge von Quarzitgängen durchbrochen sind, doch nirgends ist das Umgekehrte der Fall und es unterliegt keinem Zweifel, dass diese gangförmigen Quarzite die jüngsten gangförmigen Glieder unsers Gebirgs bilden. Aber nicht allein in Gängen tritt der Quarzit auf, sondern es finden sich auch ausserdem noch grössere Quarzitbildungen, die in dem Glimmerschiefer eingelagert auftreten. So begegnen wir einer grössern Quarzitablagerung bei Lohnsitz und einer andern bei Hohenthann und Thannhausen. Die ersterwähnte Qnarzitbildung erstreckt sich von St. Peter über Lohnsitz bis vor Matzersreuth, spaltet sich hier in zwei Arme, von denen der eine bis gegen Fiedelhof, der andere bis Gründelbach verfolgt werden kann. Der Quarzit dieser Ablager- ung ist ein Aggregat von grösseren oder kleineren, meist sehr langgestreckten concentrisch -strahlig angeordneten Quarzitindi- viduen, die aus einem weissen, undurchsichtigen Quarzit be- stehen, der stellenweise sehr thonhaltig ist und nicht selten > Drusenräume einschliesst, die mit den prächtigsten Bergkrystallen ausgekleidet sind. Es finden sich in diesem Quarzit ausser Spuren von Eisenglimmer und halbzersetztem Schwefelkies keine weitern acc. Bestandtheile. Von ganz ähnlicher Beschaffenheit und jedenfalls eine gleich- artige Bildung ist eine Quarzitablagerung von geringerer Aus- dehnung, welche am Westrand des Mühlbühls als eine breite Quarzitzone den Granit vom Glimmerschiefer trennt. Dieses Lager ist interessant, weil es häufig Glimmerschieferfragmente enthält und nicht selten förmliche Breccien mit denselben bildet, wo- durch es erwiesen sein dürfte, dass diese Quarzite ein jüngeres Gebilde sind. Die andere bei Hohenthann, Kaltmühl und Thannhausen auf- tretende Quarzitablagerung stellt einen kolossalen Gang dar, der NO-SW streicht und als eine hohe zum Theil vertallene bis 18 Fuss dicke Mauer erscheint. Zu beiden Seiten dieser natür- lichen Mauer häufen sich die Trümmer, die Ueberbleibsel des zerfallenden Gesteins, an und verdecken dadurch die Schroffheit dieser merkwürdigen Quarzitbildung, die allem Anscheine nach erst später durch das Hinwegwaschen der begrenzenden leicht zerstörbaren Glimmergesteine so deutlich zum Vorschein kam. Der Quarzit selbst ist grau bis weiss mattglänzend, selten durchsichtig und glasig und noch seltner zeigen sich Spuren von Krystallisation. Bei der Betrachtung dieser merkwürdigen schroff und nackt emporragenden, zuweilen durchlöchert und abenteuerlich geform- ten Felsenmauer wird man unwillkürlich an einen ähnlichen Quarzitgang, der bei Viechtach und Regen im Bayrischen Wald auftritt und dort unter dem Namen ‚‚der Pfahl‘ bekannt ist, er- innert, und ich bin nicht abgeneigt, den Quarzitgang bei Hohen- thann als die Fortsetzung desselben zu betrachten; denn es lassen sich allenthalben in grössern oder geringern Entfernungen längs des Böhmerwaldes solche Quarzitfelsen beobachten, die immer unter gleichen Umständen und von der nämlichen Beschaffenheit auftreten. Vielleicht dass diese Vermuthung durch eine umfas- sendere Untersuchung des Böhmerwaldgebirgs bestätigt wird. Nachdem wir nun im Vorstehenden die hauptsächlichsten Gebirgsglieder, die in unserm Glimmerschieferterrain auftreten, 5.257 beschrieben haben, dürfen wir nicht unterlassen, noch einige Gesteine anzuführen, die als accessorische Bestandmassen in grössern oder kleinern Parthien in unserm Terrain auftreten. Es ist nicht sowohl die Art des Vorkommens als die Bestandtheile selbst, welche diese Gesteine auszeichnen; denn es sind die- selben aus Mineralien zusammengesetzt, die wir gewöhnlich nur als acc. Bestandtheile vorkommend bemerken, daher ein Massenvorkommen solcher Mineralien jedenfalls einiges Interesse bieten dürfie. Die Mineralien nun, welche solche Gesteine bilden, sind: schwarzer Turmalin (Schörl), Pistazit (Epidot) und Egeran (Ve- suvian), ausserdem noch Disthen (Cyanit) und Andalusit, welche beide letztere gewöhnlich gemengt vorkommen. Es wird nicht leicht eine Gegend zu finden sein, welche einen solchen Reichthum an Schörl (gemeiner Turmalin) birgt, wie die Gegend von Tirschenreuth; nicht nur dass oft auf gros- sen Strecken die Gesteine kleine Schörlkrystalle accessorisch beigemengt enthalten, sondern es finden sich auch häufig förm- liche Ausscheidungen, ja sogar gangförmige Gebirgsglieder wer- den von diesem Mineral gebildet. So begegnen wir an der Süd- seite des Mühlbühls (Steinbruch) zwei Schörlgängen dieser Art in geringer Entfernung von einander, welche aus einem Aggregat von schwarzen und braunen, leichtzerbrechlichen, in einander verworrenen Schörlkrystallen gebildet werden und ',— %, Fuss Mächtigkeit erlangen. Zuweilen mengt sich diesem Schörl ein Feldspathmineral (Albit?) bei, wodurch das Gestein etwas be- ständiger wird, denn die reinen Schörlmassen zerfallen durch Witterungseinfluss leicht in ein Haufwerk kleiner Krystallfragmente. Noch verbreiteter und vielleicht als ein metamorphisches Gebilde tritt der Schörl zwischen Wildenau und Plossberg auf; es bestehen da oft grössere Gesteinsblöcke, die dem Glimmer- schiefer angehört haben mögen, aus einem Gemenge von grös- sern Schörlkrystallen, Talkglimmer und Quarz, Obgleich nun der Schörl in solchen Massen auftritt, findet man doch nie ausgebil- dete-Krystalle und andererseits eben so wenig dichte Massen ohne Spuren von Krystallisation. Was nun die Bildung und das Alter dieser Schörlgänge und stockartigen Schörlmassen betrifft, so möchte ich nicht wa- >6 gen, hierüber ein bestimmtes Urtheil auszusprechen; so viel dürfte indess erwiesen sein, dass der Schörl häufig als ein Pro- dukt des Metamorphismus auftritt, wie wir bereits bei Betrach- tung der eruptiven Granite ein Beispiel aufgeführt haben. Wie erwähnt, tritt auch der Pistazit als Massengestein in unserm Terrain auf und zwar finden wir ihn gewöhnlich als ein inniges Gemenge mit Quarz, Krystalle dieses Minerals hingegen sind äusserst selten und immer nur auf Spalten zu beobachten. Der Pistazitquarzit (wenn es erlaubt ist, dieses Gestein so zu nennen) findet sich ziemlich verbreitet und tritt unter Anderm bei Wildenau, Krähenhäuser, Beudimühle und Rosall auf. Eisenglimmer ıst zuweilen als untergeordneter Bestandtheil darin zu beobachten. Durch Witterungseinflüsse ist das Gestein zum Theil nicht unbedeutend verändert und zeigt in diesem Falle grosse Aehn- lichkeit mit dem sogenannten Erlan im Fichtelgebirg. Zugleich mit dem Pistazit und zum Theil innig mit diesem gemengt findet sich der Zgeran oder Fesuvian, oftmals in ziem- licher Ausdehnung ; bald in langgezogenen Parthien dem Glim- merschiefer eingemengt wie am Gottesacker bei Tirschenreuth, bald den Serpentin theilweise begrenzend, wie bei Wildenau. ‘Auch bei diesem Gestein sind ausgebildete Krystalle selten, hin- gegen zeigt sich allenthalben ein krystallinisch stängliehes Aggre- gat, wie dieses bei einem ähnlichen Vorkommen bei Göpfersgrün im Fichtelgebirge der Fall ist. Ueberhaupt scheinen beide Vor- kommnisse in vieler Hinsicht sich ähnlich zu sein. Was die Bildungsweise dieses Gesteins betrifft, so folgt schon aus den Lagerungsverhältnissen, dass es nicht dem Ein- flusse vulkanischer Kräfte seine Entstehung zu verdanken hat. Der Angabe über das Vorkommen des Andalusit’s und Disthens ist nur noch hinzuzufügen, dass das Gemenge dieser beiden Mineralien nicht selten in grössern lenticularen Massen im Glim- merschiefer bei Windischeschenbach auftritt und häufig durch Aufnahme von Glimmer in denselben übergeht. B. Das Granitgebiet. Unsere Granitformation bezeichneten wir schon in der Ein- leitung als eine plutonische Formation und es wäre diesem nur >7 noch hinzuzufügen, dass in diesem Falle die Beweise vorliegen, dass wir es nicht mit einer primitiven sondern eruptiven und daher plutonischen Granitformation zu thun haben. Obgleich das Vorkommen von primitiven Graniten selten ist und sich nur auf gewisse Gebirge beschränkt, so ist es doch interessant, dass uns hier deutliche Beweise des spätern Emporsteigens unsers Granits vorliegen. In dem sehr verwitterten Granit an der Sägmühl bei Tir- schenreuth (nahe der angenommenen Grenze des Glimmerschie- fers, welche jetzt durch Sandgruben aufgeschlossen ist), finden sich allenthalben grössere oder kleinere Fragmente von Glimmer- schiefer, die zuweilen eine Grösse von 12-18 Fuss Durchmesser erlangen und noch deutliche schiefrige Structur zeigen, jedoch wie der einschliessende Granit ganz zersetzt sind und allen Zu- sammenhang verloren haben. Diese Glimmerschieferfragmente sind unregelmässig geformt und lassen deutlich erkennen, dass sie losgerissene Trümmer sind und in keiner weitern Beziehung zu dem Granit stehen, der sie umschliesst; denn die Grenzen beider Gesteine sind scharf und der Glimmerschiefer. haftet nicht am Granit, der vollständig die Unebenheiten der Oberfläche der Fragmente ausfüllt. Wir können keinen bessern Beweis für das Aeltersein eines Gesteins geben, als wenn wir nachweisen, dass Fragmente und Geschiebe desselben in dem andern vorkommen und es kann hier wohl kein Zweifel sein, dass die obenangeführten Fragmente unserm Glimmerschiefer angehören und bei der Eruption des Granits losgerissen und von der Masse des letztern umschlossen wurden. Die zu beschreibende Granitformation wird der Hauptsache nach von einem Granit gebildet, der sich durch seinen Reich- thum an Feldspath auszeichnet und an manchen Orten diesen in ausgebildeten Krystallen enthält. Diese Einmengung von Feld- spathkrystallen und grössern Feldspathpartikeln in einer graniti- schen Grundmasse verleihen diesem Granit ein Ansehen, welches man im Allgemeinen mit porphyrisch bezeichnet und wir können daher den Granit unsrer Gegend der Hauptsache nach als einen porphyrartigen Granit bezeichnen. 38 Wie schon angedeutet verändert sich die vorherrschend por- phyrartige Structur zuweilen, ohne dass wir das Auftreten eines andern Granits annehmen können. Der Granit wird zuweilen Quarz- und Glimmerreich, ohne dass er feinkörniger wird, dabei verschwindet die porphyrische Grundmasse, und wir haben nun ein Gestein vor uns, das wenig Aehnlichkeit mit porphyrartigem Granit hat. Aber nicht allein diese Varietäten treten auf, sondern es zeigen sich ausserdem noch die verschiedenarligsten Ab- änderungen, so dass es unter Umständen äusserst schwierig wird, diese blossen Uebergänge von den eigentlichen gangförmi- gen Graniten, die auch im Granitterrain nicht selten sind, zu unterscheiden. Wie aber auch diese Abänderungen von dem eigentlichen porphyrartigen Granit verschieden sein mögen, immer zeigt sich der grosse Feidspathgehalt und stetes Vorherrschen von weissem Glimmer. Es ist erklärlich, -dass diese feldspath- reichen Granite den Witterungseinflüssen geringen Widerstand leisten, daher denn auch die Gegenden, deren Gestein diese feldspathreichen Granite sind, mit Schichten von scharfkantigem Granitgruss überdeckt sind. Diese Art der Zerstörung des Granits, welche als eine blosse Verwitterung erscheint, kommt ausserordentlich häufig vor und ist zumal in alten Steinbrüchen, Hohlwegen und Schluchten , so wie an entblössten Felsenwänden und freistehenden Felsen zu beobachten. Gewöhnlich ergreift sie das Gestein nicht gleich- mässig in seiner ganzen Ausdehnung, sondern vorzüglich an einzelnen Stellen und Streifen, da gar häufig leichter und schwe- rer zersetzbare Gesteinsparthien durch einander vorkommen, welche sich im frischen Zustande durch kein besonderes Merk- mal unterscheiden Daher dringt denn diese Zersetzung in sehr verschiedene Tiefen ein, zuweilen nur wenige Zolle, zuweilen ist sie bis auf 20 Fuss Tiefe zu verfolgen (Falkenberg, Säg- mühle, Liebenstein). Die erwähnten schwerer zersetzbaren Gesteinsparthien sind es nun, welche in unserer Gegend allenthalben als einzelne Blöcke oder aufeinander gehäufte Felsentrümmer erscheinen und zuweilen imposante Gruppirungen zeigen. Bei der Betrachtung dieser Haufwerke, die nicht selten von grosser Ausdehnung sind, wird man unwillkürlich an die ähnlichen Erscheinungen im U Fichtelgebirge, besonders an die allbekannte Luisenburg erinnert. — Allerdings können sich unsere Teufelsmühle, Butterfass bei Falkenberg &c. nicht mit der Grossartigkeit der Luisenburg mes- sen; doch lässt uns die Aehnlichkeit des Granits, die Form und Anordnung der Gesteinsparthien mit Gewissheit schliessen, dass die Bildungsweise aller dieser Vorkommen die nämliche war. -Es ist wohl anzunehmen, dass die oben besprochene Ver- witterung unserer Granite nicht chemischer Natur sei, sondern lediglich dem Eind’ingen von Wasser und nachherigem Gefrieren zuzuschreiben ist; es wird zwar mit diesem Zerfallen und Zer- springen in kleinere Theile die eigentliche Zersetzung oder Kaolinisirung sehr beschleunigt, doch widersteht der Granitgruss dennoch lange Zeit der Verwitterung und es übt der grosse Feldspathgehalt des Bodens ım Granitterrain bei Weitem nicht den Einfluss auf das Wachsthum der Pflanzen aus, den man er- warten sollte. Ablagerungen von Thon und Porzellanerde sind äusserst häufig in dieser Gegend und sind wohl als die Endprodukte der Zersetzung der feldspathreichen Gesteine zu betrachten. Es ist nicht selten, dass wir in grösserer Ausdehnung und bis in be- deutende Tiefe den Feldspath des porphyrartigen Granits voll- ständig in Porzellanerde umgewandelt finden, wodurch zwar das Gestein seinen Zusammenhang verloren, jedoch das äussere An- sehen und die Lagerungsverhältnisse beibehalten hat Werden nun solche halbzersetzte Granite durch Wasserströmungen auf- gelockert, so wird die Porzellanerde hinweggeführt und so als secundäres Gebilde in tiefer gelegenen Bassin’s als Sediment abgesetzt, so können wir uns die Entstehung und Bildung der meisten Porzellanerde- und Thonlager unsers Terrains erklären. Von den verschiedenen Varietäten von Granit, welche ausser den angeführten in unserm Terrain vorkommen, wollen wir hier nur einige erwähnen, denn die Zahl derselben ist so gross, dass sich mindestens zwanzigerlei Arten — verschieden in Farbe, Form und Bestandtheilen — unterscheiden liessen. Es soll hier vor Allem einer Erscheinung gedacht werden, die in den Graniten vorkommend von den Geognosten vielfach erwähnt und besprochen wurde; es ist das Vorkommen von 60 Granitnestern oder Goncretionen, welche hier immer von einem feinkörnigen blaugrauen Granit gebildet werden, der gewöhnlich etwas Hornblende und braunen Glimmer enthält und so die grösste Aehnlichkeit mit den feinkörnigen Granitsyemiten des Glimmerschiefergebiets hat. Diese Concretionen erscheinen bald als langgezogene ellipsoidische Massen. bald als Kugeln, die oft nut nussgross sind, im Innern vollkommen gleiche Struktur be- sitzen und deren Grenzen mit dem einschliessenden Granit wie verschmolzen erscheinen. Als ein anderes interessantes Vor- kommen von Granit dürfte noch ein Granit erwähnt werden, der bei Schönficht auftritt und sich als ein regenerirter Granit dar- stellt. Westlich von Schönficht befindet sich eine ziemlich mäch- tige Quarzitablagerung von ähnlicher Beschaffenheit, wie die, als bei Lohnsitz vorkommend, erwähnte: dieser Quarzit ist nun die Matrix dieses regenerirten Granits. Der Quarzit zeigt allent- halben einzelne kleine Partikeln von grünem und rothem Feld- spath eingemengt; diese Feldspathpartikeln concentriren sich allmälig gegen einen Punkt und stellen nun da eine grössere Parthie eines Granits dar, der aus rothem und lebhaft grünem Feldspath, weissem und dunkelgefärbtem Glimmer und Quarz be- steht, ziemlich grobkörnig ist und nun nach allen Richtungen von Quarzit durchdrungen ist, so dass das Gestein theilweise ein breccienartiges Ansehen hat. Es kann hier wohl nicht bezweifelt werden, dass dieser Granit einstens ganz verwittert und zu einem Gruss zerlallen war und später durch Infiltration von Kieselerde regenerirt wurde. Es ist auffallend, dass gerade dieser Granit so buntfarbig ist und wir in unserer Gegend keinen ähnlich bunten Granit haben, von dem wir annehmen könnten, dass er diesem regene- rirten Granit das Material geliefert hätte. Es wurde bereits im Vorhergehenden mehrmals erwähnt, dass auch im Granitgebiet nicht selten jüngere eruptive Granite auftreten. Es ist jedoch oft äusserst schwierig, dieselben von den ältern Graniten zu unterscheiden, denn gar häufig entstehen durch locale Verwitterung des Gesteines der letzteren Klüfte, die täuschend das Ansehen eines ausgewitierten Ganges haben. Da wir bereits der beschreibung der eruptiven Granite des Glimmerschiefergebiets einige allgemeine Bemerkungen beigefü gt 61 haben, so wollen wir unterlassen, hier auf diesen Gegenstand weiter einzugehen und erwähnen daher nur noch das Vorkom- men des gangförmigen Specksteingranits im Granifgebiet, der hier besonders ausgezeichnet auftritt. Wir begegnen diesem Granit am Netzbach bei Birk, Rothenbürg, Plössberg, Beudel- mühle (hier zuweilen Pistazit enthaltend), Beudl und vielen andern Orten und zwar ist der Granit dieser Orte fast vollkom- men gleichartig und tritt unter ähnlichen Umständen wie der am Mühlbühl auf; auch hier zeigt sich allenthalben das gleich- zeitige Vorkommen von Quarzittrümern. Etwas verschieden in Farbe und Struktur ist der Specksteingranit, welcher in einer Mächtigkeit von 40 Fuss bei Dielenstein auftritt. Der speckstein- artige Bestandtheil dieses Granits ist mehr erdig und von blau- grauer Farbe, dabei verschwindet fast aller Feldspath und Quarz, so dass der Name Granit für dieses Gestein wohl nicht mehr anwendbar sein dürfte. Alle die erwähnten Granite sind äusserst arm an accessori- schen Bestandtheilen; ausser Bergkrystall, Schörl und Pistazit, der zuweilen als Gemengtheil auftritt, bemerkt man kein anderes Mineral in diesem Geste.n. Weit reicher und für den Mineralogen daher interessanter ist das nun folgende Gestein — der Pegmatit. Der Pegmatit ist jedenfalls unter allen zum Geschlechte des Granits gehörigen Gesteinen als das interessanteste zu erwähnen. Obgleich der Pegmatit der Hauptsache nach aus den Bestand- theilen des Granits besteht,. so ist doch die Gruppirung dieser Bestandmassen so gänzlich von der des Granits verschieden, dass eine eigene Benennung dieses Gesteins zum Unterschiede von den eigentlichen Graniten zum mindesten sehr zweckmässig erscheinen dürfte, abgesehen davon, dass derartige Bildungen gewöhnlich reich an gewissen accessorischen Bestandtheilen sind, die sich immer unter ähnlichen Verhältnissen wiederfinden und dem Pegmalit einen ganz eigenthümlichen Charakter ver- leihen. Als Hauptbestandtheite treten im Pegmatit, wie schon bei- läufig erwähnt, Quarz, Feldspath und Glimmer auf; doch finden sich diese einzelnen Bestandtheile gewöhnlich in so kolossalen Massen ausgebildet, dass man das ganze Gebilde aufgeschlossen 62 vor sich sehen muss, um eine Aehnlichkeit mit Granit heraus- zufinden. Südlich von der Sägmühle bei Tirschenreuth erhebt sich ganz allmälig eine Hügelkette, die am linken Ufer der Naab fortziehend aus dem erwähnten porphyrartigen Granit besteht, dessen Gruss und Sand diese Anhöhen bedeckt und durch ein- zelne Granitparthien unterbrochen wird, die theils umherliegen, theils in einzelnen Massen isolirt aufragen. Zunächst der Säg- mühle am sogenannten rothen Kreuz erhebt sich ein solcher Hügel etwa 120 Fuss über den Spiegel der Naab. Dieser Hügel schliesst die zu besprechende Pegmatitbildung in sich, die am Gipfel desselben zu Tage geht und dort untersucht worden ist. Bevor dieser Pegmatit wegen seines Reichthums an Feld- spath und reinem Quarz ausgebeutet wurde, war dessen Gegen- wart durch einzelne festsitzende Quarzitblöcke und umherge- streuten Feldspath verrathen; bei weiterer Untersuchung zeigte sich, dass der Feldspath, der nur als kleine Partikeln im Felde umherlag, einzelnen Feldspathsmassen, die unter sich mit dem Quarz verhunden waren, angehörte. Der Quarz und nicht minder der Feldspath erreichen in diesem Pegmatitlager oft eine solche Ausdehnung und Mächtigkeit. dass man jedes dieser einzelnen Glieder als eine selbstständige Bildung ansehen möchte und dann nur durch das gleichzeitige Auftreten von Glimmer an Granit erinnert wird. Der Feldspath erscheint in einzelnen Parthien von 1—10 und 12 Kubikfuss und ist zuweilen, besonders an der Grenze des porphyrartigen Granits von Quarzitlamellen durchzogen, wo- durch der Feldspath theilweise als Schriftgranit erscheint. Mei- stens bestehen aber dergleichen Feldspathmassen aus reinem Feldspath (Orthoklas), der rhomboedrisch zerklüftet ist und dann auf den Spalten und Klüften beginnende Zersetzung wahrnehmen lässt. Zuweilen bemerkt man im Innern dieser Feldspathe ein- zeln Glimmerkrystalle,; häufiger an der Grenze des Quarzits, wo dann der Glimmer reichlicher auftritt und als eine Schichte Schwalbenschwanzähnlich combinirter Krystalle die Grenzen der beiden Hauptbestandtheile des Quarzits und Feldspaths bildet. Nur äusserst selten lagert Feldspath unmittelbar am Quarz, fast immer begrenzen diese in den Quarz fest verwachsenen Glim- merkrystalle den Feldspath. 63 Im Allgemeinen ist jedoch das Auftreten des Glimmers ein sehr untergeordnetes und steht in keinem Verhältnisse zu den massigen Vorkommen des Feldspaths und Quarzits. Selten findet sich der Glimmer anders im Pegmatit als in den oben beschriebenen Schwalbenschwanzähnlichen Krystallen, die zuweilen eine ziemliche Grösse erlangen. Doch zeigten sich auch besonders im Pegmatitlager bei der Sägmühle einzelne Gesteinsparthien, welche durchaus aus gelben, kleinen Glim- merindividuen bestanden, die nach allen Seiten mit einander verwachsen waren. Der oben erwähnte krystallisirte Glimmer ist weiss von Farbe und scheint, sowohl seiner Form als seinen übrigen Ei- genschaften nach, dem Kaliglimmer anzugehören; dagegen hat der letztere eine etwas talkähnliche Beschaffenheit, die vielleicht nur durch die Kleinheit der Krystalle bedingt wird. Der Quarzit findet sich, wie schon erwähnt, als grössere Gesteinsparthien mit dem Feldspath durch Glimmer verbunden und ist gewöhnlich weiss, grau oder rosenroth gefärbt, nicht s'Iten vollkommen eisartig durchsichtig, bis milchig getrübt und undurchsichtig und nach allen Seiten von Sprüngen durchzogen. Nirgends zeigen sich Spuren von Krystallisation. Ein anderer zwar untergeordneter doch allgemein durch unsere Pegmatitbildung verbreiteter Bestandtheil ist der Turmalin. Er kommt sowohl in Nestern als in langgezogenen sogar gang- förmig erscheinenden Parthien vor und besteht aus einem Aggregat von langen, gestreiften nie vollkommen ausgebildeten Turmalinkrystallen, die grösstentheils schon weich und in eine rothe dem thonigen Rotheisenstein ähnliche Masse verwandelt sind, dabei aber ihre ursprüngliche Form beibehalten haben. Häufig sind die einzelnen strahligen Schörlmassen gewunden und geknickt, ohne dadurch Risse oder Sprünge erhalten zu haben, so dass es erscheint, dass die Bewegu:g, die diese Form- änderung bewirkte, in einer Periode Statt fand, wo sich die Schörlparthien in einem plastischen Zustand befanden. Auch beim Schörl lässt sich das Vorkommen mehr an den Grenzen der Feldspath- und Quarzitmassen beobachten. Derselbe findet sich jedoch auch sowohl im Feldspath als im Quarz und beson- ders in letzterem oft als 5-6 Zoll lange nur eine Linie dicke Krystalle, die schon so weit zersetzt sind, dass man sie im 64 ersten Augenblick für Rotheisenstein halten möchte, und es ist diese Metamorphose um so unerklärlicher, da sich dieses Mineral in einem ganz festen, weissen Quarzit vorfindet. Vollkommene Krystalle von Schörl konnten bis jetzt nirgends in diesem Peg- matit aufgefunden werden. Die angeführten Gesteine sind es nun, welche als die Haupt- glieder des Pegmatits bezeichnet werden; doch treten bei den meisten derartigen Bildungen Erscheinungen ein, welche an dem Vorkommen der entferntesten Gegenden fast immer die nämli- chen sind. Es ist dieses das Zusammenvorkommen gewisser Mineralien, die scheinbar weder in mineralogischer noch che- mischer Hinsicht in irgend einer Beziehung zu einander stehen. Es ist bekannt, dass am sogenannten Hühnerkobel bei Zwie- sel im bayerischen Wald eine mit der eben beschriebenen voll- kommen gleiche Pegmatitbildung auftritt, die eben so reich an Feldspath und solchen Glimmerausscheidungen sowie der haupt- sächlichste Fundort des berühmten Rosenquarzes und Schriftgranits ist; diese Pegmatitbildung ist aber ausserdem noch ausgezeichnet und sogar berühmt geworden durch das gleichzeitige Vorkommen von Beryll, Columbit (Bayerit, früher Tantalit), Uranglimmer und jener interessanten Tripelphosphate, Triphylin, Triplit und Zwieselit. Unter ganz ähnlichen Umständen und diese nämliche Asso- ciation zeigend tritt der Pegmatit in Limoges in Frankreich, Tammela in Finnland, Haddam und cinigen andern Orten in Nordamerika, in Spanien &c. auf. Hierbei tritt noch der merkwürdige Umstand ein, dass wir z. B. den gemeinen Beryll fast nirgends anders als im Pegmatit finden, ebenso gilt diess vom Columbit und das Gleiche ist bei den Tripelphosphaten der Fall. Bei Tammela in Finnland finden wir als Ersatz für den Triphylin den Tetraphylin, der seiner Zusammensetzung und den Bestandtheilen nach dem Triphylin am nächsten steht. (Fortsetzung folgt.) Korrefpondenz-Dlatt des zoologisch-mineralogischen Vereines in HRegensburg. Nr. 3. 6. Jahrgang, 1332. Ueber die genguostisch-minernlogischen Berhältnisae der Gegend von Tirschenreuth in der Oberpfalzr. Von Hugo Müller, Stud. philos. in Göttingen. (Schluss.) Auch unser Pegmatit zeigt mit dem angeführten Vorkommen die grösste Aehnlichkeit, sowohl in der Art seines Auftretens als auch in Beziehung seiner acc. Mineralien. Bis jetzt war der Pegmatit bei der Sägmühle bis auf eine Tiefe von 20 Fuss und etwa 40 Fuss im Umfang aufgeschlossen und es zeigten sich hierbei von den seltenern Mineralien: Beryll, Uranglimmer und Columbit; doch von den Tripelphos- phaten konnte bis jetzt nichts aufgefunden werden. Wenn auch das Vorkommen der angeführten Mineralien, be- sonders der leiztern, bis jetzt nicht so bedeutend ist, so lässt sich doch erwarten, dass weitere Untersuchungen, besonders in grösserer Tiefe, durch reichlichere Funde gekrönt werden. Der Beryll tritt unter den angeführten acc. Bestandtheilen unsers Pegmatits am reichlichsten auf; allein es bildet derselbe selten zusammenhängende regelmässige Krystalle und findet sich weit häufiger in concentrisch stänglichen Massen, die aus ein- zelnen prismatischen Krystallindividuen zusammengesetzt sind. Noch kommt dazu, dass diese Berylilmassen nach allen Richtun- gen von Sprüngen durchzogen sind, die zum Theil mit Quarz ausgefüllt sind, so dass äusserst selten hübsche Handstücke die- ses Minerals erhalten werden können. Zuweilen findet man auch einfache Krystalle mit Endflächen, die dann besonders glattflächig 5 Br „= 66“ and von lebhaft grüner Farbe sind und sich dadurch schon mehr dem edlen Beryll nähern. Die stänglichen Berylimassen finden sich in dinzelnen Par- thien zwischen den Feldspath und Quarzitmassen eingeschoben und es verlaufen einzelne Krystallmassen nicht selten in den Quarz, ohne da bestimmte Grenzen zu zeigen; häufiger finden sieh diese Berylimassen der Oberfläche der HFeldspathmassen eingemengt und es sind dann häufig einzelne Glimmerlamellen in denselben vertheilt, wodurch die Ausbildung der stänglichen Structur gestört ist. Die glatten und vollkommen ausgebildeten Krystalle finden sich nie im Feldspath sondern immer in (Quarz, und zwar ist es hierbei auffallend, dass wiederum nie Beryll im rosenrothen sondern immer in einem weissen oder gelblicken stark zerklüfteten Quarzit auftritt. Der Golumbit, bis jetzt noch ziemlich spärlich vorkommend, findet sich sowohl dem Feldspath als Quarz eingemengt, jedoch in letzterem gewöhnlich in Gesellschaft von Feldspath oder zer- setztem Beryll. Der Uranglimmer zeigt in seinem Vorkommen ungemein viel Aehnlichkeit mit dem vom Rubinistein; wie jener so findet sich auch der unsrige in kleinen undeutlichen Krystallschuppen die Spaltungsflächen eines gelbbraunen Feldspathes überziehend und tritt daher nie in grösseren Krystallen auf. Noch dürfte eine Erscheinung angeführt werden, die sich iR unserm Pegmatitlager zeigt und mir nicht ohne Interesse zu sein scheint. Schon oben wurde erwähnt, dass nicht selten die Berylli- krystalle zerbrochen und die Bruchstücke derselben immer mehr oder minder gegen einander verschoben und wiederum durch Quarzitmasse verkittet sind, so dass die vielleicht ursprünglich glatten Krystalllächen durch hervortretende Bruchkanten nun uneben und rauh erscheinen. Die Sprüuge sind meist senkrecht zur Hauptachse, sonach der Spaltbarkeit des Berylis entsprechend. Diese Formänderung zeigt sich besonders bei den einzelnen schon mehr ausgebildeten gewöhnlich in Quarz eingewachsenen Krystallen. Auch die stänglichen Massen zeigen eine Veränderung der ursprünglichen Form, doch mit einiger Verschiedenheit von den angeführten; während die Krystalle zerbrochen und zerknickt sind, sind diese stänglichen Massen fast durchgehends gebogen 67 und gewunden und zwar zeigen sich hierbei keine Sprünge und Klüfte, sondern diese Biegung hat den Anschein, als sei sie in einer Zeit geschehen, wo diese Berylimassen sich in einem weichen dehnbaren Zustande befanden. Man wird sich erinnern, dass bei dem Vorkommen von Turmalin in diesem Pegmatit eine ganz ähnliche Erscheinung angeführt wurde. Mit diesen Erscheinungen scheint in innigem Zusammenhange zu stehen das Vorkommen von Breccien, die aus den Gesteinen, die den Pegmatit zusammensetzen, gebildet sind, doch nicht durch Quarz, sondern durch ein grünlichgefärbtes Magnesiasilicat verbunden sind. Ausserdem finden wir lose Bruchstücke von Beryll, Glimmer, Quarz und Feldspath, die zuweilen in solchen Massen die Zwischenräume der einzelnen Hauptgesteinsparthien ausfüllen, dass man vermuthen möchte, es sei dieser Pegmatit schon früher einmal aufgegraben gewesen; doch das Ueberein- anderliegen der einzelnen kolossalen Gesteinsmassen lässt eine solche Vermuthung nicht zu und wir müssen daher die Bildung dieser Breccien und Reibungsconglomerate plutonischen Kräften zuschreiben, die die Massen erschüttert und untereinandergewor- fen haben. Vielleicht dass mit dieser Bewegung die Eruption dieses Gesteins in Verbindung stand, und dass dieser Pegmatit Theil an der Entstehung des Hügels hat, an dessen Gipfel der- selbe zu Tage geht. Es scheint, dass die Pegmatitbildung bei Schwarzenbach nicht so zerrüttet ist, und es sind die Berylikrystalle von dort ungleich grösser und nicht zerbrochen, so dass, obgleich beide Fundorte nur °/, Meilen von einander entfernt sind, sich doch einige Verschiedenheiten erkennen und wenigstens bei oberflächlicher Betrachtung ein unmiitelbarer Zusammenhang dieser Fundorte nicht annehmen liessen. Ausser der Veränderung der Form und ursprünglichen La- gerung zeigt sich auch noch eine Veränderung chemischer Natur in dem Pegmatit von Tirschenreuth. Bereits wurde erwähnt, dass die zerklüfteten Feldspathmassen auf den Flächen der Spal- ten beginnende Zersetzung, d. h. Umwandlung in Kaolin wahr- nehmen lassen, ebenso wurde angegeben, dass der Schörl im Pegmatit fast durchgehends zersetzt und in eine rothe eisenoxyd- reiche Masse verwandelt ist. Die angeführte Zersetzung des Feldspaths ist zuweilen ziemlich weit fortgeschritten, so dass 5% 68 man grössere Parthieen Kaolin in den Zwischenräumen abgela- gert findet, die jedenfalls das Zersetzungsprodukt dieses Feld- spaths sind. Doch nicht allein diese sonst so leicht zersetzbaren Gesteine sind verändert, sondern auch der harte und beständige Beryll ist theilweise zersetzt und hat dadurch seinen Zusammenhang verloren, ist weich und zum Theil sogar in eine thonige Masse verwandelt worden. Diese Zersetzung des Berylis*) lässt sich besonders an den stänglichen Krystallmassen wahrnehmen, und es tritt dabei der auffallende Umstand ein, dass nicht selten das eine Ende einer solchen Krystallmasse gänzlich in eine weiche zerreibliche Masse verwandelt ist, während das andere Ende noch vollkommen nn- zersetzter Beryll ist und es lässt sich deutlich erkennen, dass die Zersetzung von einem Ende gegen das andere fortrückt, wo- durch sich verschiedene Perioden der Zersetzung an ein und demselben Krystallindividuum bemerken lassen. *) Erst neuerdings wurde die Zersetzung des. Berylis zuerst beobachtet und von Alluaud in einer Mittheilung an Da- mour beschrieben. Ersterer beobachtete diese Zersetzung in einem Pegmatitlager zu Ghanteloeube (Dep. Haute. Vienne) und stellt als Ursache derselben galvanische Ströme auf, die durch den CGontakt der einzelnen Bestandmassen entstehen sollen. Wenn auch der wahre chemische Grund für die Zer- setzung des Berylis in manchen Fällen etwas schwer zu finden sein wird, so dürfte doch die von Alluaud: aufgestellte Theorie etwas gewagt und unsicher erscheinen und ich glaube nicht, dass wir in diesem Falle gezwungen sind, problematisch galvanische Ströme ins Spiel zu ziehen, da eine Erklärung dieser Zersetzung ebenso wie bei der Zer- setzung des Keldspaths und anderer Mineralien durch die blosse Wirkung der mit Kohlensäure geschwängerten Tag- wässer auf die bis ins Kleinste zersprungenen Berylimassen gegeben werden kann. Es ist bekannt, dass die Beryllerde besonders in doppelt kohlensauren Alkalien löslich ist und wir haben durch die gleichzeitige Zersetzung des Feldspaths alle Elemente, die zu obiger Erklärung nöthig sind. 69 Der Pegmatit tritt sowohl im Granit als Glimmerschieferge- biet auf, wie wir von beiden Vorkommen Beispiele anführten und erscheint im Allgemeinen als stockartige Massen, die jedenfalls als Theile von Gängen und somit die ganzen Pegmatitgebilde als gangförmige Gebirgsglieder zu betrachten sind. Die grossen Feldspathmassen undäder reine Quarz, welche diese Pegmatite gewöhnlich bilden, verleihen denselben auch technisches Interesse und es ist daher um so mehr von Wichtig- keit, die Verhältnisse des Vorkommens dieses Gesteins genau zu studiren‘ Als untergeordnetes Gebirgsglied unsers Granitgebietes wäre noch Serpentin anzuführen, allein es tritt derselbe an der Grenze des untersuchten Terrains unter Umständen auf, die der Be- obachtung äusserst ungünstig sind, da sich das Vorhandensein des Serpentins nur durch einzelne Trümmer anzeigt, die aus den Feldern heraussegraben und zu deren Einzäunung verwendet worden sind. Es findet sich in dieser Weise der Serpentin zwischen Wil- denan und der Auerberger Drahtmühle in einzelnen Massen umherliegend. Ueber die Lagerungsverhältnisse dieses Gesteins kann ich daher vor der Hand nichts mittheilen, werde aber ver- suchen, dieselben in nächster Zeit kennen zu lernen. Wir schliessen nun hiermit die Beschreibung der geognost. Verhältnisse und wollen in dem Folgenden die bereits mehrfach erwähnten Mineralvorkommnisse zusammenstellen, und wo es nicht bereits geschehen ist, eine speciellere Beschreibung der- selben geben. HI. Mineralogischer Theil. Der Uebersicht halber sollen im Nachstehenden die einzel- nen Mineralien in alphabetischer Ordnung aufgeführt werden. Der Andalusit gehört zu den weniger seltnen Mineralien unserer Gegend, und wir finden denselben sowohl in dichten und undeutlich krystallisirten Massen, als auch in ausgezeichneten Krystallen und zwar letztere bei Wernersreuth, Klenau und Windischeschenbach. Alle diese Fundorte gehören dem Glimmer- schiefergebiet an. Der Bergkrystall ist ebenfalls ein sehr verbreitetes und in ausgezeichneten Krystallen vorkommendes Mineral, besonders wurden früher ausgezeichnete Krystalldrusen in Quarzbrüchen gefunden. Er findet sich sowohl im Glimmerschiefer- als Granitgebiet, und es wurde bereits erwähnt, dass er ein steter Begleiter des grünen Specksteingranits ist. Der gelbe Bergkrystall oder Citrin findet sich zuweilen am Mühlbühl und in der Gegend von Roth- enbürg; Bergkrystalle finden sich ausser den angeführten Fund- orten bei Lohnsitz, Birk, Plössberg, Hohenthann &c. Der Beryll. Die Fundorte und die Art des Vorkommens wurden bereits angegeben und wir wollen diesen nur noch die Resultate einiger Analysen der Berylle aus der Gegend von Tirschenreuth hinzufügen. Der Beryli von Sägmühle bei Tirschenreuth ist gewöhnlich schwach grün gefärbt, die stänglichen Massen meist etwas ins Gelbe ziehend. Die Harte der stänglichen Massen erscheint et- was geringer als die der einzelnen Krystalle, was jedoch seinen Grund in der gestörten Krystallisation haben mag. Die Analysen des Berylis von Tirschenreuth gaben folgende Resultate: Kieselerde = 66.7 67.0 ° Thonerde = 20.0 19.8 Beryllerde = 13.0 13.2 Eisenoxyd = 1.8 0.8. 100.7 100.8. Es war zu vermuthen, dass die abweichende Art des Vor- kommens des analys. Berylis in einiger Beziehung zu seiner Zusammensetzung stehen, allein die desswegen unternommenen Analysen bestätigten dieses mir ersichtlich nicht, da die pro- centische Zusammensetzung keinen wesentlichen Unterschied mit der von Berylien anderer Fundorte zeigt. Der zersetzte Beryll aus dem Pegmatit von der Säg- mühle wurde ebenfalls einer quantitativen Analyse unterworfen und zwar aus dem Grunde, um Gewissheit darüber zu erlangen, worin die chemische Veränderung desselben besteht. Der Beryll ist, wie erwähnt, auch zerreiblich und leichter geworden, und hat ausser der beibehaltenen Form alle Aehnlich- eu keit mit Beryll verloren. Vor dem Löthrohr oder im Platintiegel geglüht wird seine gelblichgrüne Farbe in röthliche übergeführt und nach längerem Glühen wird er um etwas härter und verliert bis zum Weissglühen erhitzt 2,5%, an Gewicht. Der ungeglühte zersetzte Beryll ist in Salzsaüre unlöslich, nur wenig Eisenoxyd geht in Lösung ; dagegen mit Schwefelsaüre bis zum Verdampfen derselben erhitzt, wird ein Theil gelöst, während ein anderer unlöslich bleibt. Es spaltet sich demnach die Analyse in zwei Theile, nämlich in die Analyse des in Schwefelsaüre löslichen, und in die des darin unlöslichen Theils. Zwei ausgeführte Analysen gaben im Mittel folgendes Re- sultat: Zersetzter Beryli von Tirschenreuth. Kieselerde 41.9%, Thonerde 10,8% in Schwefelsaure unlöslicher Theil. Beryllerde 5.7%, Thonerde 13.9%, Beryllerde 4.5%, in Schwefelsaure löslicher Theil. Eisenoxyd 2.6°% Kieselerde 16.9%% wurden aus den in Schwefelsaüre unlös- Wasser 25% lichen Rückstand durch kohlensaures Kali gg. 8%, ausgezogen und ist die aus dem in Schwe- | ° _ felsaüre löslichen Silicat durch Schwefel- saüre ausgeschiedene und durch die hohe Temperatur in Saüre unlöslich gewordene Kieselerde. Der Analyse*) nach ist dieser zersetzte Beryll ein Gemenge ven einem thonartigen in Schwefelsaüre löslichen und einem *) Die beifolgenden Analysen wurden von mir im akademischen Laboratorium zu Göttingen nach den unten angemerkten Methoden ausgeführt. Es wurden bei den Analysen dieser Berylle verschiedene Methoden angewandt; nach der einen Methode wurde die durch kohlensaures Natron-Kali aufge- schlossene Masse mit Salzsaüre eingedampft und so die Kie- selerde bestimmt; der nach dem Eindampfen in ungesaüerten Massen lösliche Theil wurde wieder mit kohlensaurem Am- moniak behandelt und so die Beryllerde von der Thonerde getrennt, nach der andern Methode wurde das feingeriebene und geschlämmte Mineral in Flusssaüre gelöst, die Lösung «2 andern in der Zersetzung weniger weit fortgeschrittenen, daher unlöslichen Theil. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der in Schwefelsaüre unlösliche Theil sogar noch vollständig erhaltenen unzersetzten Beryli enthält und es lassen sich überhaupt keine Grenzen dieser Zersetzung aufstellen, daher auch verschiedene Stücke dieses Minerals verschiedene Resultate in der Analyse geben werden. Zu den beiden Analysen wurde ein gleichmässig zersetztes Stück verwendet, welches feingerieben und nicht ge- schlämmt wurde; da zu fürchten war, dass der weniger zersetzte Theil, als schwerer, sich leichter absetze und so ein ungleich- artiges Gemenge geliefert hätte. Der Berylil von Schwarzenbach ıst fast farblos und unter- scheidet sich ausserdem noch von dem des Tirschenreuther Peg- matits, dass er nur in grösseren Krystallen oder Massen vor- kommt, die weder zersprungen sind noch irgend eine andere Veränderung zeigen. Die chemische Zusammensetzung ist: Beryll von Schwarzenbach. Kieselerde 67.4%, Thonerde 20.0%, Beryllerde 12.0%, Eisenoxyd 0.3%, 99.7. Golumbit (Baierit. Beudant). Dieses seltene Mineral, wel- ches bis jetzt in Deutschland nur am Rabenstein bei Zwiesel gefunden wurde, findet sich nun auch im Pegmatit von Tirschen- reuth in Association von Beryll, Uranglimmer und Schörl. Das Vorkommen ist noch ziemlich spärlich und mit Mühe konnte so viel reines Material erhalten werden, als zu den Analysen nöthig war. Bei einigen Rxemplaren war die Krystallform sehr deut- mit Schwefelsaüre eingedampft und aus der wässrigen Lösung des Rückstands durch concentrirtes Aetzkali das Eisenoxyd abgeschieden, die alkalische Lösung der Beryll- und Thon- erde wurde verdünnt und längere Zeit gekocht, wodurch die Beryllerde gefällt wurde, aus der übrigen Lösung wurde durch Salmiak die Thonerde gefällt und aus dem Verlust die Kieselerde berechnet. ‘3 lich ausgebildet, so dass dieses ursprünglich die Ursache war, dieses Mineral für Columbit zu halten. *) Die Analyse wurde in folgender Weise ausgeführt: Das sehr fein zerriebene Mineral wurde mit sauern schwefelsauern Kali geschmolzen, die geschmolzene Masse in Wasser aufgenommen und die abgeschiedene schwefelsaure Niob-Pelopsaüre vom Zinn- oxyd durch Behandeln mit Schwefelwasserstoffammoniak getrennt, die rückständige Schwefeleisen und Schwefelmangan enthaltende Niob - Pelopsaüre wurde mit verdünnter Salzsaure ausgezogen und mit kohlensaurem Ammoniak geglüht, aus den Lösungen wurden Eisen und Mangan zusammen niedergeschlagen und ge- wogen, dann von Neuem aufgelöst und das Mangan vom Eisen, nach der Methode mittelst kohlensaurem Baryt, getrennt. Columbit von Tirschenreuth. Niob - Pelopsaüre = 73.6 Eisenoxydul = 22.1 Manganoxydul = 5.2 Zinnoxyd = BT: 101.6. Brauneisenstein findet sich im Glimmerschiefergebiet bei Höfen und Grossklenau, ist jedoch seines Phosphorgehaltes wegen nicht bauwürdig. Der Disthen oder Gyanit findet sich von ausgezeichneter blauer Färbung als ein verworren stängliches Aggregat mit An- dalusit verwachsen im Glimmerschiefer südlich von Windisch- eschenbach. Egeran, Vesuvian, Idokras tritt, wie bereits im ge- ognost. Theile bemerkt, in derben Massen mit Pistazit gemengt auf, und es finden sich zuweilen Krystalle, die meist die Com- bination © P.o Pw OP.P. zeigen Es findet sich ziemlich häufig, so am Gottesacker bei Tirschenreuth, Höfen, Wildenau &c. *) Herr Professor Naumann hatle die Güte, einen solchen Kry- stall einer Messung mitielst eines Mikroscop - goniometer zu unterwerfen und bestätigte dadurch, noch ehe eine Analyse unternommen war, die Vermuthung, dass es Columbit und nichf Tantalit sei. 74 Eisenglanz, Eisenglimmer, findet sich in einzelnen Blättchen und kleinen Parthieen dem Quarzit von Lohnsitz und den, in den Glimmerschiefer bei Fiedelhof und Frauenreuth ein- gemengten grössern Quarzitmassen, beigemengt; ausserdem findet er sich noch im Pistazitquarzit von Krähenhäuser, Beudlmühle und Wildenau. Feldspath. Es ist fast durchgehends die Species Ortho- klas, welche in unserm Terrain auftritt, und besonders sind es die grossen Feldspathmassen des Pegmatits, welche aus reinem Orthoklas bestehen. Es finden sich auch, wie schon erwähnt, im porphyrartigen Granit bei Hohenwald und Falkenberg die be- kannten Zwillingskrystalle eingewachsen, und da dieser Granit äusserst leicht zerwittert, so findet man besonders auf den Feldern der angegebenen Orte diese Zwillingskrystalle um- herliegend. Diese Krysialle sind gewöhnlich äusserlich rauh und mit Glimmer bestreut, spaltet man sie, so zeigt sich eine Bei- mengung von Glimmer, regelmässige concentrische Linien (Schich- ten) bildend. Vorherrschend ist die Zwillingsbildung nach der Form der Carlsbader und nur äusserst selten findet man einfache Krystalle. Diese Zwillingskrystalle liegen regellos im Granit und erreichen oft eine Grösse von mehreren Zollen Durchmesser. Glimmer. Es wurde bereits bei der Beschreibung des Pegmatits jener Schwalbenschwanz ähnlich combinirten Krystalle von Kaliglimmer gedacht, und es finden sich diese ausser. im Pegmatit der Sägmühle und in dem bei Schwarzenbach, noch in einem dem Pegmatit ähnlichen Gebilde bei Wildenau. Magnesia- glimmer oder einaxiger Glimmer findet sich in kleinen meist tafelartigen Krystallen von der Form © P. oP. auf den Spalten des Glimmerschiefers am Mühlbühl. Granat ist ein sehr häufiger access. Bestandtheil des Glim- merschiefers und Granulits und findet sich an manchen Orten, wie bei Ottengrünn, Albenreuth, Rosall von ausgezeichneter Färbung aber weniger deutlich krystallisirtt dem Glimmerschiefer eingemengt. In unserm Granulit tritt er nicht so häufig auf, als dieses gewöhnlich in diesem Gestein der Fall ist, und ist auch seltener deutlich krystallisirt. Der Graphit vertritt zuweilen im Glimmerschiefer den Glimmer und bildet so den Graphitschiefer; ausserdem tritt er noch als färbender Bestandtheil mancher Schichten des Glimmer- °> schiefers auf. In einzelnen kleinen Parthien ausgeschieden findet er sich am Mühlbühl und einigen andern Orten. Kaolin und Porzellanerde finden sich als Zersetzungs- produkt des Feldspaths unsers Granits und Gneisses allenthalben und bilden oft mächtige Lager; so bei Lodermühle, Wandreb, St. Peter und andern Orten. Das Vorkommen des Nigrins (schwarzer Rutil) im Gneiss- glimmerschiefer zwischen Hohenthann und Thannhausen wurde bereits erwähnt. Es findet sich dieses Mineral in einzelnen Körnern und abgeschliffenen Krystallen von schwarzer Farbe mit diamantglänzenden Bruchflächen, und gibt ein grauschwarzes Strichpulver, welches beim Glühen an der Luft rostgelb wird. Das Spec. Gewicht ist = 4.56. In Saüre ist das Mineral vollkommen unlöslich ; doch macht hievon Flusssaüre und kochende Schwefelsaüre eine Ausnahme, denn beide lösen das feine Pulver desselben nach längerer Zeit auf. Nach dem Glüken ist das Pulver, wenn es rothgelb geworden ist, selbst in schmelzendem saurem schwefelsaurem Kali fast unlöslich. Vor dem Löthrohr ist der Nigrin unschmelzbar und zeigt mit Borax Eisenreaktion. Die Analyse des Nigrins von Hohenthann bei Tirschenreuth gab: *) u Titansaüre 86.22 Eisenoxydul 13.90 100.12. Obgleich Krystalle im Ganzen nicht selten sind, so findet man doch nie Krystalle, die eine genaue Bestimmung der Forın *) Die Analyse des Nigrins wurde wie folgt ausgeführt: Das feinpulverige Mineral wurde mit dem 10fachen Gewicht sauren schwefelsauren Kali geschmolzen, die Masse in Was- ser gelöst, Weinsaüre hinzugebracht und das Eisen als Schwefeleisen durch Schwefelwasserstoffammonium ausgefällt. Die die Titansaüre enthaltende Lösung wurde eingedampft und der Rückstand verkohlt und geglüht, wobei die Titan- saüre zurückblieb. 76 zulassen, da sie stets abgeschliffen und auf der Oberfläche rauh und brüchig sind. Die aufgefundenen Krystalle hatten ganz den Habitus der Rutilkrystalle, auch fanden sich einige Zwillinge. Pistazit. Es wurde bereits mehrfach das Vorkommen die- ses Minerals erwähnt und bemerkt, dass dasselbe häufig in der- ben dichten Massen auftritt, welche theilweise in dichten Egeran übergehen. Krystalle finden sich nur auf den Spalten und sind selten von bedeutender Grösse. Als Fundorte für dieses Mineral sind Floss, Krähenhäuser, Rosall und Beudlmühle zu erwähnen. Psilomelan oder Hartmanganerz. Dieses Mineral findet sich sehr häufig die Gesteine der Glimmerschieferformalion überziehend und färbend und hat sich allem Anscheine nach aus manganhaltigen Wässern abgesetzt. Es bildet meist traubige, nierenförmige Massen und Rinden. Das Vorkommen mit Braun- eisenstein im Glimmerschiefer von Höfen wurde bereits erwähnt und es ist dieses das bedeutendste Vorkommen von Psilomelan in unserm Terrain. Der Psilomelan wurde früher immer mit Erdkobalt verwechselt und es sind daher die Angaben über das Vorkommen von Erdkobalt in der Gegend von Popenreuth und andern Orten unrichtig und beziehen sich lediglich auf das Vor- kommen von Psilomelan in jenen Gegenden. Der Schwefelkies bildet einen innigen Gemengtheil des Quarzitglimmerschiefers am Mühlbühl und findet sich nicht sel- ten auf den Spalten dieses Gesteins in kleinen gut ausgebildeten Krystallen. Ausserdem findet sich dieses Mineral, jedoch spär- licher, im Quarzit von Lohnsitz und im Granifsyenit der Gump- ner Draht. Turmalin oder Schörl. Auch das Vorkommen dieses Minerals wurde bereits hinlänglich erörtert. Auffallend ist es, dass trotz dem grossen Reichthum an Schörl unserer Gegend nur äusserst selten ausgebildete Krystalle mit Endflächen zu finden sind und es verdient hier besonders Grosskonreuth als Fundort angegeben zu werden. Die kleinen Schörlkrystalie, welche sich in nächster Umgebung der Granitdurchbrüche am Mühlbühl finden, sind ziemlich gut ausgebildet und mit brauner Farbe durchsichtig. Der Uranglimmer findet sich, wie bereits angegeben, in Gesellschaft von Columbit und Beryli im Pegmatit der Sägmühle und zwar sind die Verhältnisse des Vorkommens am erwähnten Orte sehr ähnlich denen des Vorkommens von Uranglimmer im Pegmatit von Rabenstein. Es herrscht jedoch zwischen dem Uranglimmer vom Rabenstein und dem von der Sägmühle eine Verschiedenheit in der Zusammensetzung; denn ersterer ist der Kalkuranit oder Kalkuranglimmer, während der letztere kupfer- haltig, daher Chalkolith ist. Das Gemüthliche im Vogel. Von Dr. Braun. Dem stillen Pflanzenleben und seinen Aeusserungen so recht von Innen heraus zuzusehen — welches selige Vergnügen müsste das sein! — Wir haben aber bis jetzt bloss anatomische und physikalisch-chemische Experimente gemacht, und Formeln, die uns in den Winter des + und —, des starren C. N. O. und H. hineinführen. — Etwas freudiger spricht uns das bunte Gewim- mel des frischen thierischen, fühlenden und nach Bewusstsein ringenden Lebens an, man fühlt sich lebhafter zu beobachten an- gerest, und in der That geben uns die Aeusserungen und Be- wegungen der Thiere weit mehr Kunde von ihrem Leben, d.h. von ihrer Seele. So ist das Spielen der Thiere oft gar nichts anderes als der sich regende Geschlechtstrieb, wie man dies bei Hunden deutlich wahrnehmen kann. Manche unsrer Begriffe wür- den sich berichtigen, so z. B. der Begriff. „politisch “, der gar oft das Vernünftige, wie Göthe schon sagt, ausschliesst. „Die Thiere sind in Wahrheit ganz politisch und oft beinahe so ver- nünftig und menschlich, wie bloss politische Menschen, die in naher Verwandtschaft mit jener stehen, so dass man den thieri- schen Menschenverstand oder menschlichen Thierverstand kurz- weg Politik nennen könnte.“ So wahr diese Aeusserungen eines Seelenforschers, die ich, ich weiss nicht mehr in welchem kritischen Blatte gefunden habe, in mancher Beziehung sein mögen, so haben doch die Thiere, mit welchen wir in liebendem Verkehr stehen, nicht immer ein so handgreıifliches Interesse an unserem Umgange oder der Unterhaltung mit uns, dass man es ein politisches nen- nen dürfte. Ich gebe täglich meiner in einem Käfig eingeschlos- senen Bachstelze einige gefangene Mücken, die sie mir vom Finger wegnimmt. Aber selbst dann, wenn ich ihr dies Futter nicht biete, bewillkommt sie mich mit einem treudigen Laute, sobald ich in das Zimmer trete, und nicht selten drückt sie sich auf den Boden des Käfigs, und bewegt ihre Flügel mit solcher Geschwindigkeit, dass ein. ganz eigenes Schnurren auf einige s Sekunden entsteht. — Als Schüler im Gymnasium hatte ich fast alle Jahre einige grössere Vögel, insbesondere Elstern, Dohlen, Raben, Krähen, ja selbst Habichte erzogen und erinnere mich noch wohl, wie zumal die Dohlen eine ganz besondere Anhäng- lichkeit mir kundgaben. Sie konnten im Hofe und Garten um- herfliegen, und setzten sich in der Nähe des Gymnasialgebäudes gar oft auf ein Dach, wo sie mich sehen konnten, wenn ich aus demselben heraustrat. Mit freudigem Geschrei und Flügelschlag setzten sie sich auf meine Schultern und begleiteten mich nach Hause. In mein Zimmer flogen sie, wenn ich schrieb oder las, und breiteten, mit dem Bauche den Boden berührend und den Schnabel aufsperrend, die Flügel aus, wobei es ıhnen ganz wohl behagte, wenn ich vom Kopfe hinab mit meinen Händen den Rücken strich, oder ihnen Brod und gekochtes Fleisch aus mei- nem Munde gab. Ein Buntspecht kletterte an mir hinauf, bis er auf meine Schultern gekommen war, und wiederholte sein helles Geschrei selbst dann noch, als er ganz mit Fleischstückchen ge- sättigt war. Ein rothbraun flügeliger kleiner Falke mit gelben Fängen zeigte seine Wohlmeinung am meisten dadurch, dass er sich auf meinen Zeigefinger setzte, und den kleinen Schnabel an demselben halb geöffnet auf und ab bewegte, als wenn er sprechen wollte, und ein helles weithin hörbares kurzes Geschrei machte. Es ist mir nach mehr als 50 Jahren nicht möglich, alle die verschiedenen Ausdrücke von Freude und Zuneigung zu mir zu schildern, welche diese Thiere bei Gelegenheit äusserten, und welche keineswegs jedesmal den befriedigt sein wollenden Hunger andeuteten. Noch jetzt betrachte ich mit einigem Ver- gnügen einen Kanarienzeisig meiner Kinder, der, so oft er aus dem Käfig entlassen wird, auf Köpfe und Schultern fliegt und auch seinen Gesang auf's eifrigste wiederholt oder sich dort niederseizt und einzuschlafen beginnt, oder denjenigen nachtliegt, die er vor andern liebgewonnen hat und auf deren Gebot er auch wieder in den Käfig eintritt. Der Vogel hat nur wenige Ausdrucksformen für seine inne- ren Bewegungen. Das Sträuben der Federn im Zorn, das Glätten und Festanlegen derselben in der Furcht und im Schrecken, das Niederdrücken des Körpers und das Ausbreiten der Flügel und der Schwanzfedern sind fast die einzigen Zeichen, welche der Vogel zu geben vermag, da selbst sein schönes Auge nicht im grösseren Glanze erscheint und keiner Bewegungen fähig ist. So leichtsinnig übrigens das bewegliche Völkchen sein mag, so hat es doch seine Antipathien, ich kann mich noch erinnern, dass meine Dohlen manche Menschen, die ihnen nahe kamen, mit den Schnäbeln bissen, und einen ächzenden Laut gaben, während sie abwehrten oder alsbald davon eilten und sich ver- steckten. Die Aeusserung ihrer Furcht begründet zuweilen die Rettung anderer Thiere sowie ihrer eigenen Jungen, man kennt den Ruf der Amsel, der Drossel, der Haushenne, der Ente mit ihrem Geschwätze und Nicken, wenn sie freudige Empfindungen beurkundet. Man kennt auch das gleichsam abwehrende, gerade nicht angenehme kurze, aber oft wiederholte Lautgeben des Kanarienvogels, wenn er unangenehme Personen oder etwas Auffallendes im Zimmer bemerkt, z. B. einen Frauenzimmerhut, so gut, als das leise Locken, wenn eine ihm liebe Person in’s Zimmer tritt, und ebenso wie diese Laute den freudigen, gleich- sam aussich selbst herausgehenden Gesang zeigen, während dessen er sich an die Drähte seines Gefängnisses hängt, und zwar mit grösster Anstrengung seiner Gesangsorgane, gerade wie dann, wenn er vor dem Neste eines seiner brütenden Weibchen seine ganze Poesie aufbietet. Alle Vögel haben indessen das Eigen- thümliche, dass sie mehrere Stunden, halbe ja beinahe ganze Tage zuvor die Veränderungen der Atmosphäre empfinden, bevor es regnet, und diese Vorempfindung ist noch nicht erklärt. Wahrscheinlich ist es die in den untersten Schichten fehlende Feuchtigkeit, denn nachdem es geregnet hat, sind«sie beruhigt, und baden sich auch nicht so oft und begierig als vor der Er- scheinung des Regens. Ob ihnen nun diese Beschaffenheit der luft angenehm ist, da sie viel eifriger singen, als wenn stäte heitere Witterung herrscht, wissen wir nicht. Genug, dass sie mehr Durst haben, und sich öfter im Tage baden, selbst dann, wenn die Temperatur keine hohe ist. Das Bestreven sich abzu- kühlen, scheint nicht immer zum Baden anzutreiben. Ich be- merkte oft, dass wenn ein Gefäss mit warmer Flüssigkeit in den Hof gebracht wurde, meine schwarzen Vögel alsbald zu dem dampfenden Schaffe hineilten und sich darin badeten, und dass ihnen diese Wärme eben so angenehm war, als im kalten Win- ter die warme Luft, welche aus dem Schornsteine und andern warmen Oeflfnungen ausströmt, wo sie sich hindrängen. Ich so zweifle auch nicht, dass die aus jenen au’steigende warme Luft die Störche verleitet, auf die Decke derselben ihre Nester zu machen, wo sie dann der Wärme in kalten Nächten noch theil- haftig werden können, während sie freilich den Flammen bei Feuersbrünsten um se mehr ausgesetzt sind Sehr interessant müsste es sein, die gemüthlichen Aeusserungen der Kraniche, welche so viel Intelligenz verrathen, kennen zu lernen. Oken hat bereits in seiner Naturgeschichte auf diese aufmerksam ge- macht , und gewiss liesse sich auch an den zahmen Sittichen noch sehr Vieles lernen. Garus inseinem: England u.Schott- land erwähnt eines Vogels aus der Familie der Würger, so gross wie eine Amsel, Sazinbird genannt, der auf Bäumen zwar nistet, aber in Autralien auf der Erde aus kleinen Reisern eine Art von Vergnügungsort baut in Form einer kleinen etwa einen Schuh hohen Laube. In diesem Baue belustiget es ihn, umher zu laufen, ihn mit herbeigeschleppten Muscheln u. dgl. aufzu- putzen, auch eine Art Pflaster aus glatten Steinen darin zu machen, und verlorne Dinge, z. B. Messer in ihn zu bringen. Er nennt diess einen wunderlichen Bautrieb. Während dieser Vogel so eifrig für sein Vergnügen sorgt, legt die Leipoa ocel- lata ihre 8 Eier in ein 3—4 Schuh hohes, oben vertieftes Nest in einem Erdhügel, füllt den Rest mit Blättern aus, und lässt die Sonne diese Eier ausbrüten, wonach sich dann die Jungen selbst- ständig an’s Licht arbeiten. Hier ist also scheinbare Sorglosig- keit und hiemit der Beweis, dass diese Species zu einer Höhe von Selbstständigkeit gelangt ist, auf der wohl keine andere Art von Vögeln steht, ‚die entweder der thierischen oder der Son- nenwärme bedarf. Forrefpondenz-Dlatt des zoologisch-mineralogischen Vereines in Begensburg. Nr, 6. 6. Jahrgang, 1532. Vereinsangelegenheiten. Als korrespondirendes Mitglied wurde aufgenommen: Herr Dr. Gümbel in München, Vorstand der geognostischen Untersuchungskommission des Königreichs Bayern. Als in dem Verzeichnisse der ordentlichen auswärtigen Mit- glieder durch Versehen unerwähnt, ist nachträglich zu nennen: Herr Revierförster W. Bösner in Pressath. Neue Einläufe zu den Sammlungen. Zoologische Sammlung: Herr Forstrath Hamm schenkte einen Goldregenpfeifer, Charadrius puvialis L. und einen Nachtreiher, Ardea nye- ticorax L. & im Hochzeitskleide, erlegt am 29. April. Herr Hauptmann Baron von Stockheim schickte einen am 30. März geschosseuen Kormoran, Phalacrocorax Carbo L. ein. Eine Höhlenente, 4nas rutila Pall. und ein Sandhuhn, Pterocles arenarius Pall., beide vom herzogl. Leuchtenbergischen Naturalienkabinet in Eichstädt eingetauscht, gab Dr. Schuch. Herr Apotheker Eser bereicherte die Sammlung der Fische mit einem Stör, Accipenser Sturio L. Mineralogische Sammlung: Zu dieser schenkte Dr. Schuch folgende Mineralien, die er gegen ein Meteoreisen aus Atakama von Herr Professor Wöhler in Göttingen eintauschte: Kryolith aus Grönland. Apophyllith aus Andreasberg am Harz (sehr schön.) Lithionglimmer, Zinnwalde im Erzgebirge. 6 s2 Ged. kryst. Kupfer. Lac superior, Nordamerika. Disthen (Cyanit) von Chesterfield Masachussets N. A. Chabasit von Nidda in der Wetterau. Braunit llefeld am Harz. Strontianit auf Schwerspath vom Harz. Zoisit kryst. Westminster Nordamerika. kryst. Kammkies von Westphalen. kryst. Schwerspath vom Harz. Cerit mit Allanit (Cerin Orthit) _Bastnäsgr. Ryddarhytta. Petalit von der Insel Utöen Schweden. Automolit (Gahnit). Fahlun Schw. Bibliothek. Verzeichniss der im 2. Quartal des Jahres 1852 für die Bib- liothek des Vereins eingegangenen Geschenke: Fauna boica. Naturgeschichte der Thiere Bayerns von M. Gemminger und J. Fahrer. I. Band. 3. Lieferung. Geschenk der Verfasser. Veber die Entwicklung und Fortpflanzung der Clythren und Cryptoce, halen, einer Insektengruppe aus der Ordnung der Coleoptera. Von Dr. W. G. Rosenhauer. Mit einer Tafel Abbildungen. Erlangen 1852. Geschenk des Verfassers. Von Herrn Bataillonsarzt Dr. Besnard in München wurden 5 Inauguralschriften verschiedenen Inhaltes eingeschickt. Als Gegengabe für die Vereinsschriften hat die Bibliothek im 2. Quartal 1852 folgende Schriften erhalten: Erster Bericht des naturforschenden Vereins zu Bamberg. Bamberg 1852. Schilderung der Naturverhältnisse in Süd- Abyssinien. Fest- rede, vorgetragen in der öffentlichen Sitzung der k. Akademie der Wissenschaften zu München zur Feier ihres 92. Stiftungs- tages am 28. März 1851 von Dr. J. R. Roth. München 1851. Naturwissenschaftliche Abhandlungen, herausgegeben von W. Haidinger. Vierter Band. Wien 1851, Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Natur- wissenschaften in Wien; herausgegeben von W. Haidinger. VII u. letzter Band. Wien 1851. F'erhandlungen und Mittheilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermanstadt. II. Jahrgang. 1851. Vergleichende Uebersicht der Kreidegebilde Regensburgs mit jenen der Gegend von Passan und Döhmens. Von dem k. bayr. Hauptmann Freiherrn von Stockheim. Anbindend an Winneberger’s „geognostische Beschreibung des bayr. Waldes p. 83 übersende ich eine vergleichende Ueber- sicht der Kreidegebilde bei Passau mit jenen von Regensburg und Böhmen, welche in dieser tabellarischen Form von einigem Interesse sein dürfte. Namentlich möchte es dem Vereine einen kleinen Fingerzeig geben, welches weite Feld der Forschung die Kreidegebilde Regensburgs noch zur Bearbeitung darbieten. Die böhmischen Petrefacten sind bestimmt nach den Versteinerungen der böhm. Kreideformation von Dr. A. E. Reuss. 1845. 2 Bde., u. Bronn’s und Leonhardts Jahrb. 1847. Beiträge zur Kenntniss der böhm. Kreide von Dr. C. Rominger. Es wurde in Betreff der Regensburger Kreideformation an die Bemerkungen des Professors Geinitz im Korrespondenz- Blatt des mineralogischen Vereins Nr. 6 p. 82-86 Jahrgang 1850 angebunden, und möchte dadurch allerdings die Identität unserer Kreideformation mit jener Böhmens und Sachsens nachgewiesen sein. Die complette Suite der um Passau bezeichneten Kreidever- steinerungen befindet sich im kgl. Kabinet zu Dresden, von Pro- fessor Dr. Geinitz revidirt und genau bestimmt. Nach briefl. Mittheilung des Herrn Pr. Dr. Geinitz gleichen Einschlüsse und Gestein aus dem untern Pläner von Kauscha bei Dresden auffallend jenen des Buchleitner. 6* 34 Ostrea proteus und Arca undulata, welche Prof. Reuss als nur in der böhmischen Kreide vorkommend angibt, wurden auch in den Kreidegebilden bei Passau gefunden. Die Melasse-Versteinerungen dieser Gegend werden in Wien einer näheren Untersuchung unterworfen, worüber ich dem Ver- ein später eine Vergleichstabelle mit den Wiener Tertiär-Petre- facten zusenden werde. Professor Reuss in Prag hat die Güte, die ihm von mir übersendeten Z'oraminiferen unserer Tertiärformation zu unter- suchen. Bisher wurden von ihm bestimmt: Polystomella crispa Lk. Josephina d’Orb. spinimargo Reuss (neu). 3 Stockheimi Reuss (neu). Nonionina Boueana d’Orb. deplanata Reuss (neu). angiostoma Reuss (neU). 7 PP) Robulina callosa Reuss. . Anomalina placenta FReuss. ‚Asterigerina planorbis d’Orb. Rosalina viennensis d’Orb. Globulna tuberculata d’Orb. welche im Werke meines Freundes Winneberger noch nicht angegeben sind. Dessgleichen wurden im Jura neu gefunden: Ammonites subfascicularis d’Orb, sn involutus Quenst. „ plicatilis Sow, si inflatus Rein, s3= © N 3 - =g - snwIsoNs.aaa * Zar "ZIIMOYIO ® IT 792] . =“ E85 = E as a 1 nog snypjsosiupenb ‘I |° en - "A UIOJSpuesu9lÄdoxy wı °J1op n osonbiind | -ung 'A 'yYA9ue]g WI U9[9S "IN un most snIR7S N 3 & DR 5 Iyrz snijsoomha» u79ag|E 8” x. -ueg ‘zyıseig essÄL ‘AO jun =: ! ER N y7 dv wall Sar| 2 zyıjsseiy "A Jopenl) Aaısjun Z SF | > 7y3S SISUIUOISNIRY ‘2 75 De 5 S>S "UNe’T 'A J9Ur[AJ uIsJun wm U9)[9S 7yag snyouds sonıydhun \S = [4 OR PNULENS „ı NEURES., NODEAH MS. WIDAAmI921 BuwnyJ |2 582 "A U[9J$puesiouelg :ZIIMO]YIOW MI. PIDa l eg -nj[oH ‘zızıoyon], u org oquunoo vonydh.an Sr$ s 5OX zes zytujepy OA urolSpuesugu HM Br 1933 Joa >s -Z19qQ99Uy9S "A A9pend 191990 #9 yT pqun GE 52 ‘Sing . & n9@9 |. °I u9uyog "awÄuouÄs pun u9j9eyaag |'nesseg U9IEJ91194 Ei par "IN wudog spraasungg sag gun quaßsg) a9bıngsusdsyg 10g wonal zum nujlogk 199 BAD Arch ren a DE EM. 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Als erfreuliche Erscheinungen und höchst dankenswerthe Unternehmungen sind jene populär - wissenschaftlich gehaltenen Werke aufzunehmen, deren uneigennützige Tendenz es ist, auch dem Nicht-Manne vom Fache die Naturwissenschaften auf eine leicht fassliche und instruktive Weise vorzutragen und ihn so zu sagen spielend in die hohen Mysterien der Naturwissenschaften einzuweihen. Dass dieselben nur Gutes stiften und gestiftet haben, lehrt die tägliche Erfahrung zu unserer innigsten Freude. Vorliegendem Werke liegt die im Jahre 1850 in England er- schienene, und wegen ihres ausgezeichnet praktischen Werthes berühmt gewordene Abhandlung von Ansted: ,‚,Zlementary course of mineralogy, geology and physical geography‘“ zu Grunde, und wurde durch die von dem Sohne des hochgefeierten Mineralogen von Leonhard gelieferte freie Bearbeitung das Ansted’sche klassische Werk dem grösseren deutschen Publikum in leicht fasslicher Art zugänglich gemacht. Dafür im Voraus unseren Dank. Die erste Lieferung: Grundzüge der Mineralogie für Schule und Haus, enthält auf 176 Seiten, nebst einem voll- ständigen Register, die Krystallographie, wobei sämmtliche Haupt- 95 formen auf schwarzem Grunde durch Holzschnitte versinnlich werden; dann die physikalischen und chemischen Eigenschaftent der Mineralien, denen sich (S. 3%) das mineralogische System nach Dana anschliesst, mit wohlgewählter Benützung aller neu- esten Entdeckungen bis auf die jüngste Zeit. Im Texte selbst sind die wichtigsten Mineralien mit grossem, die unbedeutende- ren mit kleinem Drucke zur leichteren Uebersicht angeführt. In gleichem Sinne und mit gleichem Fleisse ist die zweite und dritte Lieferung bearbeitet, und zeichnen sich besonders durch die praktische Auswahl wie durch die sehr gelungene Darstellung des einschlägigen instruktiven Materials die beigedruckten Holz- schnitte aus, wesshalb auch die hochlöbliche Verlagshandlung mit Ruhe und belohntem Selbstbewusstseyn den Vergleich der Ausstattung des englischen Werkes mit jener des ihrigen, bei überdies sehr gering gestelltem Preise, aushalten kann. 2) Löthrohrbuch. Eine Anleitung zum Gebrauch des Löth- rohrs, nebst Beschreibung der vorzüglichsten Löthrohrgebläse. Für Chemiker, Mineralogen, Metallurgen, Matallarbeiter und andere Techniker, sowie zum Unterricht auf Berg-, Forst- und land- wirthschaftlichen Akademien, polytechnischen Lehranstalten, Ge- werbsschulen u. s. w. Von Dr. Theodor Scheerer, Prof. der Chemie &c. Mit in den Text eingedruckten Hotzschnitten. VI. u. 113 S. kl. 8. Braunschweig. 1851. Ein höchst willkommener und der Gegenwart entsprechender Leitfaden einer Doktrin, die besonders zur qualitativen Bestim- mung der Mineralien unendlich viel beigetragen hat und noch zu leisten in Aussicht stellt. So erschöpfend auch die Werke eines Berzelius und Plattner’s darüber sind, so sind doch auch dergleichen Leitfaden, besonders wenn sie aus der Hand eines so ausgezeichneten Chemikers hervorgehen, wohl zu beachten, hauptsächlich von Anfängern und solchen Freunden der Minera- logie, die kein Metier aus genannter Doktrin zu machen ge- zwungen werden. In rein praktischer Hinsicht bezüglich der Mineralogie möchte jedoch dieses Löthrohrbuch den v. Kobell- schen Tafeln zur Bestimmung der Mineralien nachstehen. Druck wie Ausstaltung gleich gut. 3) Leitfaden beim Löthrohrprobir-Unterrichte an der Berg- schule zu Clausthal von Bruno Kerl, Vice- Hüttenmeister und Lehrer der Chemie &c. 20 S. 8. Clausthal. 1851. Erfüllt in Hinsicht seiner Bestimmung völlig die sich vorge- setzte Aufgabe, ist jedoch nichts mehr und nichts weniger als ein treuer Auszug aus den Arbeiten von Berzelius u. Platt- ner über fraglichen Gegenstand. 4) Berichte über die Leistungen im Bereiche der Mineralogie, Geognosie, Paläontologie und mineralogischen Chemie in Russ- land, für die Jahre 1846-50, von S. Kutorga. St. Petersburg. 1851. gr. 8. S. 50. Dieselben enthalten in nuce alle einschlägi- gen grösseren Abhandlungen, welche in den Verhandlungen der mineralogischen Geseilschaft zu St. Petersburg vorgetragen wur- den, und verdienen mit vollem Rechte unser Interesse, obwohl dieselben bezüglich der Mineralogie nur eine dürftige Ausbeute ‚liefern. Zur Beachtung. Der Unterzeichnete kann den Herren Mineralogen-und Pa- läontologen, welche sich Sammlungen anlegen, die Vorräthe von Mineralien und Petrefakten des schwäbischen Jura, welche Herr Präceptor Holzbauer in Bopfingen bei Nördlingen in grösseren Suiten sowohl, als in einzelnen Exemplaren billig ablässt, bestens empfehlen. Kaufsliebhaber mögen zur nähern Verständigung in frankirten Zuschriften sich an den Verkäufer wenden. Dr. Walser. Korrefpondenz-Dlatt des zoologisch-mineralogischen Vereines in Regensburg. Nee 6. Jahrgang. 1552. Materialien zur bayerischen Fauna. Ein Beitrag zur Geschichte der geographischen Verbreitung der Säugethiere. Ursus arctos L. Der braune Bär. Ein Urbewohner des alten Germaniens, dessen Vorhanden- seyn in Bayern sich durch die zahlreichsten historischen Belege bis zu den Römerzeiten zurück nachweisen lässt. Oberbayern. 746. Der Apostel St. Magnus, dem die Auffindung des Ei- senerzes zugeschrieben wird, traf Bären in den Wildnissen des hohen Säuling bei Füssen an. 1347. Kaiser Ludwig der Bayer starb: am 11. Oktober auf der Bärenhatze, die ihn oft ergötzte, bei Fürstenfeldbruck, un- weit des Dorfes Puch, am Schlagfluss. 1494. Kaiser Maximilian I., der mannhafte Ritter Theuerdank, weilte, angelockt durch die dortigen Bären, gerne und oft in Hohenschwangau und Füssen und jagte mit dem Bayerherzog Wilhelm im dortigen Gebirge bis hinab an den Kaiserbrunnen am wildschönen Plannsee diese zottigen Unholde. Aus einem von Füssen aus datirten Schreiben des Kaisers an den Erzherzog Sigmund von Tyrol ist ersichtlich, dass es in jener Gegend viele Bären gab, auf die der Kaiser „‚grussen Hass vnd Verlangen ge- tragen.“ Sie hausten vorzüglich gegen den Schnaitberg und 7 9s Picheleck, allwo sie nur für Schwangaus hohen Herrn aufgejagt werden durften. Noch Herzog Albrecht befahl d.d. Friedberg am 8. Juni 1570: ‚Da sollen sy vnnserm Lust ungeirrt gelassen vnd derselben orten nit gefangen, noch vertrieben werden.“ Die Deklaration gemeiner Landesfreiheit, gegeben zu Lands- hut 1508, erlaubte den Prälaten, Stiften, Edelleuten und Bürgern in Städten von Geschlechtern, sonderlich in den 4 Hauptstädten München, Landshut, Ingolstadt, Straubing und in andern Städten, wo diess althergebrachter Brauch war, Bären zu fangen. 1548 wird der um Tegernsee hausenden Bären gedacht. Unter Herzog Albrecht war 1551 ein besoldeter Bärenfänger zu Reichenhall. Nach der herzoglich bayerischen Jagdordnung von dem eben erwähnten Jahre war das Jägerrecht von einem Bären die Haut und das Innerschmalz. Jeder ‚‚grosse ansehn- liche Bär, der dem Churfürsten zu sonderm Ansehen lustig seyn möcht“, musste an den fürstlichen Hof geschickt werden. 1569 den 15. December erliess Herzog Albrecht ein Mandat, wie sich die Unterthanen des Klosters Rottenbuch (vive Raitten- buch Landgerichts Schongau) und der Herrschaft Hohenschwangau während der Bärenprunft hinsichtlich des Weidebesuches und des Holzführens zu verhalten haben. Nach der bayerischen Jagdordnung vom Jahre 1616 (cp. 16) sollte männiglich erlaubt seyn, zu jeder Zeit und wie man könne, Bären zu gewinnen. Die Jagd auf solche Raubthiere stand daher jedem Jagdberechtigten in Bayern innerhalb seines Jagdbezirkes zu. Der Nicht- Jagdberechtigte konnte solche nur mit besonde- rem Vorwissen und mit Erlaubniss des ersteren fangen oder er- legen, ausgenommen, wenn derselbe diess zur Rettung seiner Person oder seines Viehes thun musste. Die Gejaidsordnung der Fürstenthümer Ober- und Nieder- bayern vom Jahre 1616 bestimmt cp. X, dass die Prälaten, Stifter, Edelleuie und Bürger in Städten, so von alten Geschlechtern, als sonderlich in den 4 Hauptstädten München, Landshut, Ingol- stadt, Straubing, und in andern Städten, da sie es vorher aus sonderer Freiheit oder sonst im gewöhnlichen Gebrauch von Alters hergebracht haben, Bären zu fahen, wie es ihnen vor Alters gebührt hat und herkömmlich gewesen ist, in Zukunft bei ihrem althergebrachten Rechte belassen werden sollen, 95 In u nn 1629 wurde um Hohenschwangau ein Bär gelangen, welcher nicht, wie Wagner in seinen Beiträgen zur bayerischen Fauna angibt, der letzterbeutete in dortiger Gegend war. Im September 1643 wurde auf bittliches Ansuchen der öster- reichischen Prinzen Ferdinand Gar! und Sigmund Franz, um Hohenschwangau jagen zu dürfen, der Pileger Franz Mörınaun beauftragt, eine herrliche Jagd in dem durch seinen Wildbann berühmten Schwangau auf Hochwild, Wölfe, Wildschweine und Bären vorzubereiten. Während des 30jährigen Krieges nahmen die Bären in den oberbayerischen Wıldnissen sehr überhand. 1675. In dem fürstlichen Schlosse auf der Bartholomäi- Aue am Königssee, dem jetzigen königl. Forsthause, findet sich eine alte Tafel, auf welcher der Streit einiger Fischer, den sie mitten im Königssee mit einem Bären hatten, welcher über den Watz- mann herabgekommen war, mit dazu gehöriger, umständlicher, versificirter Geschichtserzählung abkonterfeit ist. Die langwei- ligen Reime haben zwar nicht den geringsten, die Aufschlüsse aber, welche diese kleine Theuerdankiade über die jagdlichen Zustände der damaligen Zeit für die Gegend von Berchtesgaden gibt, gewiss nicht unerheblichen Werth. So möge denn der un- geschlachte po@lische Erguss eines schlichten Gebirgsbauern hier eine Stelle finden. Zugleich ist aus diesem Gedichte zu ersehen, dass um jene Zeit im Berchtesgadener Lande die Bären häufig gewesen sind, da der Held dieser tragischen Jagd mit eigener Hand 25 Bären gefällt, geschossen und in der Falle gefangen hat. Der Fischmeister und seine Knechte zu St. Bartlmä mit dem Bären im Jahre Christi 1675. Merkt und hört zu dieser Zeit Des Fischmeisters zu St. Bartolomä gehabten Streit, Was sich mit einem wilden Bären begeben, Nun hört zue und merket eben, Wie es ihm und seinen Knechten ergangen, Als sich der Streit angefangen : Der Bär zog über den Watzmann herein, Und wollte beim Bartlmä See gar gern seyn. Er zog herab wohl durch die Rhinn, Vebern See zu schwimmen war sein Sinn; 7* 100 Er ging an mit Gewalt den See, Fermeint zu kommen desto eh. Als er nun that im Wasser schwimmen, Ward es der Fischmeister alsbald innen ; Ruft zusammen seinen Knechten, Sprach: Wir müssen mit dem Bären fechten. Der Sigl-Michl flog davon, Die Andern thaten bey ihm stohn, Hatten alle gleich so viel Weil, Zu nehmen Hacken, Büchsen und Griesbeil, Zu laufen hin wohl an die Zillen, Nun so sey es mit Gottes Willen! Als sie nun auf das Wasser kommen, Hatt es der Bär stark vernommen. Zu Stund an hebt er an zu fliehen, Dem Lande mit Gewalt zuzuziehen, Macht Wellen als wärs ein Mind, Der Bär sieht den Fischmeister und sein Gesind Herziehen vom Land noch ziemlich weit, Gedacht, jetzt muss ich haben Streit, Hätt ich sie in einem Wald! Diesen Streit würd ich gewinnen bald! Oder die Zillen umkehren mit einem Prenken, Ich wollt euch gewiss das Leben enden, Und alsbald das Schiff umreissen, Euch erdrücken und zerbeissen. — Fischmeister ihm wollt zu nahe kommen, Der Bär fing an zu raffen und zu brommen, Indem der Fischmeister sehr eilt, Des Bären erster Schuss feilt. Der Bär fängt an zu knorren und grinnen, Dass es thät in den Bergen klingen. Fischmeister schiesst hin, wieder nit weit, Traf den Bären, da hebt sich der Streit: Als derselbe ward hart verwundt, ‚Juch nicht erreichen möcht den Grund: Da wollt er ihnen die Zillen nehmen, Das thaten die Fischer hart erkennen. Sie reichten einander zu mit Gewalt, 101 „Schlagt geschwind mit der Hacken bala* Hans Fürstmüller und Hans Hosenknopf Zerschlugen dem Bären Haut und Kopf, Ihm mit Gewalt auf den Helm, Die Streich her wiederhelln. Sie stachen mit den Griesbeilen drein: Zwey Kinder sahen zu mit Weinen und Schreyn. Dem Bären gingen die Därme heraus, Dennoch ward der Streit noch nicht aus. Erst ging ihnen zu Herzen der Graus: Wünschen, ach Gott! wären wir bei Haus! Der Bär von uns wohl tausend Meil! So hart und lang war ihnen die Weil! Hatten sich auch gänzlich ergeben: Möchten dem Bären nicht nehmen das Leben. So sehr tracht er hach der Zillen, Dass er sie thät halb mit Wasser füllen. Hätt es noch gewährt eine halbe Stund, So wäre gesunken Alles zu Grund. Denn er liess ihnen nicht so viel Weil, Das Schiff auszuwassern in Eil. Gab ihnen zu schaffen mit grosser Macht, Dass sie ihn unter das Wasser gebracht: Darunter hieltens den Bären streng Mit Hacken und Griesbeil eine gute Läng. Als sie vermeinten nach ihrem Gedunken, Es seye der Bär nunmehr ertrunken , Liessen sie ihn auf neben der Zillen, Da hebt er an zu reissen und zu brüllen, Mit rinnenden Wasser zu. beiden Seiten. O Gott! müssen wir denn noch länger streiten! Der Bär war wund und aller nass, Und wild und zornig ohne Mass. Der Fischmeister sprach: thut euch nit geben, Der Bär uns alle sonst bringt ums Leben, Schlagt und stecht nach ihm ernstlich und frei, Ich glaub: dass er der Teufel selbst sei. Wären wir blieben bey Haus, Und das Ungeziefer lassen schwimmen aus ! 162 Sowohl er wund war bis in den Tod, Fieng er erst an aus grimmiger Noth, Als wollt er uns samt der Zillen umreissen; Was er erwischt alles zerbeissen : Er greift ein Ruder an der Zillen, Unverhofft ohne ihren Willen, Das Ruder das zerriss er als, Stiessens ihm noch besser in Hals, Mit dem nahm sein Leben ein End, Die Fischer reckten zu Gott die Händ, Und dankten Gott von Herzens Grund, Dass sie noch blieben lebendig und. gesund. Urban Fürstmüller ist genannt; Hat gefällt 25 Bären mit eigener Hand, Geschossen und in. der Falle gefangen, Mit denen allen nit so gräulich* ergangen, Als mit diesem verruchten Bären, Der ihnen gar zu stark wollt, wären. Kommt auf den See noch ein Bär, Wollen sie ihn angreifen nicht mehr, Sondern zuschiessen wohl von weiten: Zu Wasser mit keinem mehr. streiten, Als sie mit diesen Bären gethan, Wollen aufhören und lassen davon. — Ferner hat Fischmeister unverdrossen In einer Stund. sechs Gemsen.‘) geschossen. Yon freyer Hand, und wohlbedacht, .. Vom höchsten Gebirg zum fürstlichen Stift gebracht. So ist er allem weiss nachgegangen, In seinem Leben zehn Füchs. gefangen, 43 Gämsgeyer?):eben Mit seinem Schiessen bracht ums Leben, Der Scharmbvogel’) im See gar viel schaden kann, Hat auch etlich gebracht davon. Drey Raiger hat mit Ferlangen, Sowohl auch drey Auerhahnen gefangen, ') Capella Rupicapra L. ?) Gypaetos barbatus IL. ’) Phalacrocorax carbo L. x 103 Zehn Schildhahn‘) aus freier Macht Und auch eine wilde Gans umbracht. So haben auch seine beiden Sühn (Söhne) 31 Gämsgeyer dahin Am Hochgebirge geschossen fleissiger Acht Und zum fürstlichen Stifft-Gotteshaus gebracht. Diese Reimb sind durch ein Bauer gemacht, Namens Georg Khrenn, hats wohl bedacht. Aus dieser Geschicht und wahrer That Sich jedermann zu wundern hat. Der wenigern Zahl im 75. Jahr, So diess geschehen, glaubt fürwahr. Fischmeister starb auch aus der Welt, Wurd unter die Glaubigen zählt, Im tausend sieben Hundert und vierten Jahr; Gott helf uns Allen zur Engelschaar. Berühmte Bärenjagden wurden einst am Untersberge gehalten. Durch kurfürstliche Verfügung vom 16. März 1733 war der Fang der Bären unter gewissen Bedingungen Jedermann erlaubt. 1760 wurde auf dem hohen Straussberg bei Hohenschwangau ein mäcktiger Bär geschossen, 1764 wurde ein solcher am Schwarzenberg nur eine halbe Stunde vom Schlosse in einer Falle gefangen. | 1807 wurde ein Bär in der Revier Riss von dem jeweiligen Jagdgehülfen Thomas Soyer geschossen. Im Jahre 1812 erscholl von allen Seiten des bayerischen Hochgebirges das Gerücht von der seit einigen Jahren starken Ueberhandnahme der reissenden Thiere. In den Tegernseer und Aachenthaler Gebirgen wollte man zu gleicher Zeit 2-3 Bären gespürt und bemerkt haben, dass dem einen davon eine Brante fehlte. Im nächstfolgenden Jahre geschahen amtliche Anzeigen, dass die Gegenden um Tegernsee, Schliersee und das Aachen- thal ein Bär äusserst gefährde und schon grossen Schaden an- gerichtet, namentlich auf einer Alpe eine Kuh zerrissen ‚habe. In der nämlichen Gegend hatte der Vorfahre des damaligen Re- vierförsters 5-6 Bären gefangen. —— ) Tetrao tetrix L. 104 Das allgemeine Schussgeldregulativ in sämmtlichen könig- lichen Leibgehägen und Reservejagden vom 4. December 1812, sowie jenes, welches im Jahre 1818 von der königl. Hofjagdin- tendanz für die königl. Leibgehäge Berchtesgaden festgesetzt worden ist, bestimmt für Erlegung eines Bären 10 fl. Um das Jahr 1522 wurde ein Bär längere Zeit in der Gegend von Werdenfels und Mittenwald gespürt, wo er grossen Schaden am Vieh angerichtet hat und zuletzt von einem Wilddiebe er- legt worden seyn soll. Um diese Zeit finden sich auch bei Hohenschwangau die letzten Bärenspuren. Am 17. December 1822 schoss der damalige Forstamtsaktuar Reisberger zu Ruhpolding im Forstamtsbezirke gleichen Namens einen sehr starken Bären, welcher im Naturalienkabinet zu München aufbewahrt wird. Im Jahre 1824 hielt sich mehrere Tage ein Bär im Revier Hechenkirchen, Landgerichts Miesbach, nur # Stunden von Mün- chen, und bei Peiss auf, wechselte jedoch wieder auf dem alten Wege dem Inn zu. 1825 wurde im Forstamte Tegernsee ein Bär angeschossen, von dem man später nichts mehr sah noch hörte. 1826 erhielt das Münchner Museum einen im Winter bei Traunstein erlegten Bären. Die Jagd auf ein anderes Stück, welcher in demselben Jahre Professor Wagler beizuwohnen im Begriffe war, wurde durch schnell eingetretenes Thauweiter ver- hindert. Im Februar 1828 schoss ein Bauer bei Traunstein abermals einen Bären. 1833/34 hielt sich um Tegernsee ein Bär auf, derim Aachen- thale geschossen wurde. Bei Tegernsee, unweit Bad Kreuth, war ein altes Jägerhäuschen, am Winn genannt, bis in die neueste Zeit ausser anderen Trophäen der Alpenjägerei mit vie- len angenagelten Bärenschädeln geziert. Die grossen Salinenwaldungen von Ruhpolding, in denen 13 Jahre zuvor ein Hauptbär erlegt worden war, lieferten ein zwei- tes Exemplar im Jahre 1835. Bei Gelegenheit eines Forstge- schäftes im Revier Zell, Forstamts Ruhpolding, spürte am 23. Oktober der Forstmeister Dillis, der Revierförster Schwangler von Zell und der Forstwart Zehntmayr einen starken Bären auf frischem Wechsel in der Richtung nach dem Waldorte Schwarz- 105 achen südlich. Tags darauf, als am 24. Oktober, veranstaltete Dillis eine förmliche Jagd auf dieses Thier. Nachdem man vor- erst den genannten Waldort gehörig eingekreiset und dadurch Gewissheit erlangt hatte, dass der Bär noch nicht fortgewechselt sei, besetzten 10 Jäger, bestehend aus dem Personale des Forst- amtes, der Reviere Zell und Ruhpolding und dem Bruder des Forstmeisters Dillis, theils die Linie längs dem Stiergrabenbache bis oberhalb der Klause, theils die Linie längs dem Schwarz- acherbache bis zum Fischbache und bildeten so die beiden Schenkel oder Katheten eines rechtwinkeligen Dreiecks, dessen Hypotenuse oder längste Seite von 9 Treibern eingenommen wurde. Um 8%, Uhr Morgens setzten sich die Treiber in Be- wegung und lösten bald, als sie nämlich den Bären frisch ge- spürt hatten, die Hunde. Die Hetze nalım sogleich ihren Anfang. Der Bär ward flüchtig und wechselte der Stiergrabenklause zu, wo er dem Jagdgehilfen Sebastian Schlächter auf ungefähr 15 Schritte pfeilgerade anrannte. Die auf das Thier abgeschossene Kugel prallte jedoch am Stirnbeine, genau in der Mitte zwischen den Sehern (Augen) ab, und liess, wie sich später zeigte, nur ein deutlich sichtbares, von den Haaren völlig entblösstes Grüb- chen im Beine zurück. Der Bär warf hierauf um und ging flüch- tig in den Jagdbogen zurück. Die zweite von dem Jagdgehilfen Schlächter gleich darauf aus dem Doppelgewehre nachgesendete Kugel ging fehl. Mit der Schlauheit eines Fuchses wusste sich das gehetzte Thier den Hunden zu entziehen und suchte auf einer andern Seite zu entkommen. Da ward, ungefähr um 9 Uhr, dem Forstamtsaktuar Klein, nunmehrigem Forstmeister in Zwiesel, das seltene Jagdglück zu Theil, dem über das 36 Schritt breite Griesbett des Schwarzachenbaches flüchtig gehenden Bären auf 80 Schritt Entfernung einen tödtlichen Kugelschuss hinter das rechte Schulterhlatt beizubringen. Nach dem Schusse eilte der Bär dem nördlichen Gehänge des Priegelberges zu, wurde jedoch sogleich krank und hielt an diesem Einhange den auf der Schweiss- fährte nachziehenden Jägern in geringer Entfernung Stand, wo dann der Korstamtsaktuar zu Ruhpolding, von Michael, jetziger Förster zu Audorf, und der Förster von Ruhpolding, Reisberger, welch letzterer auch den oben angeführten am 37. Dec. 1822 erlegten Bären schoss, aus Vorsicht noch ihren Schuss auf dieses seltene Jagdthier anbrachten. Der erlegte Bär war von schwarz- 106 brauner Farbe, ein Hauptbär, der unaufgeschärft 280, aufgeschärft 240 bayerische Pfunde wog und von der Nase bis zum Schlosse 6 bayerische Fuss mass. Er wurde an die Kön. Akademie nach München abgeliefert und steht ausgestopft im dortigen zoologi- schen Kabinet. Vor ungefähr 18 Jahren wurde im Hinterriss, Forstamts Benediktbeuern, ein Bär öfters gesehen, zuletzt noch im benach- barten Reviere Riss, woselbst er auf einer Alpe bei seinem Fortwechsel noch ein 1jähriges Rind zerrissen hatte, gespürt und bald darauf, acht Stunden entfernt, im sogenannten Steinberge in Tyrol erlegt. ji 1837 ‘wurde ein Bär im Gebirg bei Reichenhall, 1849 'ein Stück im Revier Inzell und an den Gebirgen von Ruhpolding verspürt. Als Standwild ist dieses Raubthier in Oberbayern vollständig ausgerottet, auch gehört neuerdings ein durchwechselnder Bär zu den grössten Seltenheiten des Hochgebirges. Hie und da findet man noch, als traurige Ueberreste und Erinnerungen an vergangene schöne Tage des edlen Waidwerkes an den alten Jägerhäusern der Hochforste Bärenköpfe angenagelt. Niederbayern. Im bayerisch-böhmischen Grenzgebirge, sowie im Regenge- birge, dem sogenanuten bayerischen Walde, gab es einst viele Bären. Als das Land noch schwach bevölkert war und selten eines Menschen Fuss das einstige, fast undurchdringliche Dickicht der niederbayerischen Urwälder durchschritt, da hausten in den wildesten, unwirthbarsten Gegenden solcher Waldnacht diese einsiedlerischen Klausner allüberall und ist ein bleibendes An- denken 'an sie in den Benennungen von Ortschaften, Weilern, Waldparzellen u. s. w. vorhanden. In dem Masse, in welchem die Urbarmachung des Bodens an Ausdehnung zunahm und die verwüstende Axt die bayerische Wälderpracht lichtete, ward die Thierwelt, gleich Nordamerikas Rothhäuten, von der steigenden Civilisation zurückgedrängt und vermindert. Die gräulichen Wäl- derdevastationen zur Zeit des dreissigjährigen Krieges, der Erb- folge- und namentlich der neuesten vaterländischen Kriege seit 1815/16, sowie der im Interesse der Wildbahn und Viehheerden gegen die Bären geführte Kampf haben indessen erst vor unge- 107 fähr 25 Jahren diese Räuber als ständige Bewohner des bayerisch- böhmischen Waldgebirges zu vertilgen vermocht. 4493. Nach einer bayerischen Verordnung vom 23. März wurde den Edelleuten des Niederlandes Bayern gestattet, Bären zu fangen. Dass diess auch den Bürgern von Geschlechtern in Landshut und Straubing durch die Deklaration gemeiner Landes- freiheit vom Jahre 1508 erlaubt war, ist bereits oben gesagt und wurde diese Freiheit durch die Gejaidsordnung der Fürstenthümer Ober- und Niederbayern im Jahre 1616 auf’s Neue bestätigt. 1784. In der Gegend von Bodenmais, im Landgerichte Bogen, in der Nähe des 4557 Fuss hohen Arbers im Böhmerwalde ge- legen, hatte ein Holzhauer im Walde Holz gemacht. Dann ging er, mit der Axt auf der Schulter, unbekümmert nach Hause. Auf einmal stiess er unterwegs auf einen Bären, der gerade auf ihn zukam. Der Mann verseizte dem Thier, das sich ganz ge- nähert hatte, einen Streich in den Kopf, aber der Hieb war nicht tief genug gegangen. Der ergrimmte Bär ergriff, sich aufrecht stellend, den Mann bei den Haaren und riss ihm mit denselben die Kopfhaut bis tief in das Gesicht'herab.. Den Unglücklichen verliess der Muth nicht. Ein zweiter Hieb streckte den Bären todt nieder. Der Mann wurde wieder hergestellt. Herr von Poschinger schrieb um’s Jahr 1797 an Franz von Paula Schrank über die beiden Bärenarten, den Ursus arctos L. und den Ursus niger Cuv., welche beide in den Wäldern an der böhmischen Grenze damals noch als Standwild vorkamen, Folgendes: | „In eben diesen Wäldern (des Landgerichtes Zwiesel) gibt es sowohl schwarze als braune Bären, von verschiedener Grösse und Neigung zum Rauben, je nachdem sie von, ungefähr oder aus Noth gedrungen (wie man bei uns sagt), Fleisch zu kosten bekommen. In diesem Falle richten sowohl die braunen als die schwarzen Bären unter den Heerden grossen Schaden an. Wirk- lich sind schon öfters solche Viehräuber von brauner und schwar- zer Farbe erlegt worden, die oft so kühn waren, dass sie, be- sonders im obern Walde, wo man die Viehställe draussen auf den Bergen hat, in die Ställe zur Nachtzeit einbrachen, und Ziegen und anderes Vieh daraus raubten. Ordentlich sucht der Bär mit Ameisenhaufen, mit Himbeeren, Brombeeren, und den Früchten der Buche, mit Haber, wo er ihn findet, u. s. f. seinen 108 Hunger zu stillen. Der Bär wird gross und schwer. Man hat bei uns (in der Hofmark Frauenau), jedoch selten, Stücke zu 4 Gentnern erlegt. So lange kein Schnee fällt und er Pflanzen- nahrung findet, streift er immer in den Wäldern herum, lagert sich aber alle Nächte in seiner Höhle, die er sich zeitlich zum Winterquartiere zubereitet, und darin sein Bett mit Moos weich und warm macht. Bei Mangel der Nahrung und eintretendem Schnee bezieht er diese Höhle ununterbrochen, hält sie aber sehr rein, indem er bis zur völligen Reinigung, und bis zum darauf folgenden Winterschlummer seinen Auswurf in einer Ent- fernung von der Höhle in grossen Haufen niederlegt. Man hat mehrere Bären in einer einzigen Höhle überwinternd gefunden. Zu dieser Zeit ist der Bär am fettesten. Das Weibchen führt seine Jungen, sobald es im Frühlinge die Höhle verlässt; es ist aber doch ungewiss, ob es sie in der Höhle, oder bald nach dem Austritte aus derselben setze. Es lässt die Jungen bis in den späten Herbst mit sich gehen (so sah ich selbst einmal drei Junge mit ihrer Mutter im Oktober), und nimmt sie vielleicht den ersten Winter in die Höhle mit. Da der Bär einsiedlerisch lebt, man aber bald nach Verlassung der Höhle mehrere Bären beisammen sieht, so darf man richtig schliessen, dass zur selben Zeit die Begattung geschehe “ In den ersten Decennien dieses Jahrhunderts wurden noch einzelne Stücke bei Wolfstein, Regen, Zwiesel und im Landge- richte Kötzting bei Eschelkam gespürt und erlegt; einen im Winter 1826 bei Zwiesel geschossenen Bären erhielt das Museum zu München. Im Januar 1833 wurde im Forstrevier Duschlberg, Forstamts Wolfstein, ein männlicher Bär in seinem Winterlager durch Jagdhunde aufgestöbert und nach viertägiger unausge- setzter Verfolgung erlegt. Seit dieser Zeit hat sich von Bären in jener Gegend keine Spur mehr gefunden. Zwar wird der Bayerwald noch heutzutage von manchem, das Schauerliche lie- benden Geographen mit Bären romanhaft ausstaffirt, ist aber in Wahrheit mit diesen Raubthieren nicht mehr bevölkert. Herr Regierungs- und Forstrath L. Winneberger zu Re- gensburg hat diese meine Arbeit durch die nachstehenden höchst schätzenswerthen Beiträge über das Vorkommen der Bären im bayerischen Waldgebirge und die Naturgeschichte dieser Thiere 109 zu bereichern die Güte gehabt. Indem ich hiefür zugleich im Namen des Vereines dem Hochzuverehrenden Herrn Forstrathe den verbindlichsten Dank ausspreche, schalte ich dessen sehr interessante reiche Mittheilungen unverändert hier ein. Der Gebirgszug, welcher den nordöstlichen Theil von Nie- derbayern von Böhmen abgrenzt, heisst das bayerische Waldge- birge. Derselbe tritt hinter Neureichenau im Landgerichte Weg- scheid-als Fortsetzung des zwischen Böhmen und Oberösterreich heraufziehenden Gebirgsrückens in’s Land und scheidet von hier, in nordwestlicher Richtung, bis zum Thale des Chambaches bei Eschelkam Bayern von Böhmen. Den Anfang bei Neureichenau macht der 4010‘ hohe Plekenstein; von da bis Finsterau erstreckt sich ein hügeliches 3 Stunden breites Gebirgsplateau von 3000‘ bis 3500° Meereshöhe, dann ziehet ein hoher, die Landesgrenze bildender Gebirgsrücken, auf welchem der 4258’ hohe Lusen und der 4496‘ hohe Rachei aufgesetzt sind, bis in das Thal des grossen Regen hinter Zwisel. Jenseits des Regens erhebt sich wieder ein solcher Rücken, welcher in seiner Mitte den 4100‘ hohen Ossa trägt und in dem breiten Thale des Chambaches endet. Dieser Gebirgszug sendet mehrere hohe und bewaldete Sei- tenäste aus, so vom Rachel den Rinchnacher Hochwald und hin- ter Zwisel einen mit dem Grenzgebirge parallel laufenden 4000‘ hohen Rücken, welcher unter den Benennungen Rabensteiner- wald, Bodenmaiserwald, Schoberek, Armbruder- und Blachen- dorferwald, dann Keittersberg bekannt ist und den höchsten Berg des ganzen Gebirges, den 4554‘ hohen Arber enthält. Dieses Gebirge ist bis zu dessen Fuss bewaldet, enthält in den Niederungen viele sogenannte Filze, sumpfige Strecken, welche spärlich mit Pinus Mughus Scop. var. uliginosa Koch oder mit verkrüppelten Fichten bewachsen sind, ausserdem Fich- ten, Tannen und Buchen. Diese Waldungen bilden ein Continuum von wenigstens 162000 bayer. Tgw. und hängen mit einer doppelt so grossen Waldmasse in Böhmen und Oberösterreich zusammen. Bis zu dem Jahre 1816, bis wohin die höheren Theile dieser Waldungen noch wenig benützt worden und wegen ihrer Ein- samkeit ganz zu einer Bärenheimath geschaffen waren, gehörte das Vorkommen der Bären nieht unter die Seltenheiten. 110 Häufiger waren sie aber im vorigen Jahrhundert vorhanden, wo sie auch öfter bis in die Waldungen wechselten, welche den der Denau entlang streichenden verderen Gebirgszug des bayeri- schen Waldes bedecken. Vom Jahre 1760 bis zum Schlusse des vorigen Jahrhunderts erlegte der damalige Revierförster Georg Forster zu Zwisler Waldhaus in den Waldungen zwischen dem Rachel und Arber allein 37 Bären, beinahe eben se viele sein Bruder Andreas, damals wegen seiner Herzhaftigkeit im ganzen bayerischen Walde unter dem Namen Jäger-Andrä bekannt. Auch der Sohn des Ersteren schoss in den letzten Jahren des verflossenen Jahrhun- derts noch mehrere derselben. Nach möglichst genauen Erhebungen beträgt die Zahl der in diesem Jahrhundert erlegten und lebendig gefangenern (jungen) Bären 56, worunter die gewiss nicht geringe Zahl der von Wild- schützen geschossenen nicht begriffen ist. Im benachbarten Böhmen wurden mehrere erlegt. Hier folgen nun einige authentische Notizen über Bären- jagden &c. Im Jahre 1792 ist im Zellerthale bei Kötzting im Wettzeller- walde ein grosser Bär durch einen Bauern, Namens Müller von Matzelsdorf, in folgender Weise erlegt worden. Der Bauer, im Begriffe Wildtauben zu schiessen, stösst durch Zufall ganz nahe an einen Bären, welcher sich aufstellt. Der Bauer schiesst ihm den Schuss in den Leib; der verwundele Bär aber greift den Bauern an, kratzt ihm die Haut vom Kopfe und lässt ihn liegen. Der Schütze wird gefunden, nach Kötzting gebracht und geheilt, der Bär aber verendet getroffen. Im Jahre 1797 wurde im Keittersbergerwalde eine Bärin, welche zwei Junge bei sich hatte, geschossen, eines der Jungen gefangen und nach Wien verkauft. Ein französischer Geistlicher, Namens Depree, schoss in “der Waldung bei Hohenwarth im Landger. Kötzting zwei Bären, einen im Jahre 1800 von grosser Gestalt und schwarzer Farbe, einen anderen kleinen im Jahre 1801. Im Jahre 1824 wurde im Staalswalde Hohenbogen, Landger. Kötzting, eine Bärenjagd gehalten, wobei eine alte Bärin ange- schossen, von ihren zwei Jungen aber eines erlegt ward. Die angeschossene Bärin nimmt den Schützen, den k. Revierförster 11 ” Lutz, an, wirft ihn zu Boden, und stellt sich über ihn, wird aber durch den grossen Fanghund des Revierförsters angepackt und von der Zerfleischung desselben abgehalten. Mittlerweile kommen Schützen heran und einer derselben, der Müller Roiber von Simpering, streckt die Bärin durch einen wohlgezielten Schuss durch den Kopf darnieder. Im Augenblicke des Schusses hatte die Bärin den Revierförster bei der Hüfte gepackt, welcher aber dort durch den Büchsenranzen und ein grosses Messerbe- steck geschützt war, so dass er mit einer leichten Verwundung, mit einem Riss im Büchsenranzen und dem zertrümmerten Be- stecke davon kam. In seiner drolligen Weise pflegte Lutz später öfter zu sagen, er habe sich damals, unter der Bärin, in der grössten Verlegen- heit Zeit seines Lebens befunden. 1792 war im Walde bei Hohenwarth ein Bär, welcher sich zur Ueberwinterung in eine Höhle begeben haite. Ein gewisser Temmelbauer, Bauer von Rittsteig, schlof in die Höhle und trieb den Bären heraus, welcher von den umstehenden Schützen er- schossen wurde. Dieser Temmelbauer starb erst vor einigen Jahren in einem Alter von über 100 Jahren und war seiner Zeit als verwegener Wildschütze berüchtigt. Im Jahre 1800 hatte eine Bärin im Keittersbergerwalde bei Kötzting gezüchtet. Von ihren Jungen ward eines gefangen und von dem damaligen Gerichtspfleger Baron Frank in dem Schloss- garten zu Kötzting auferzogen. Im Alter von 7 Jahren sollte er mit Hunden erhetzt werden, was aber nicht möglich war, worauf er erschossen wurde. Er wog über 120 Pfund. Gegenwärtig noch lebenden Personen ist wohl erinnerlich, dass in den Jahren 1790 bis 1814 in den Hochwaldungen Keit- tersberg, Arnbruck, Blachendorf und in jenen des Lammerthales beinahe alljährlich junge Bären vorhanden waren, wovon viele mit Leghüchsen getödtet worden sind. Im Jahre 1812 srürte der Jagdschütze Andreas Rök von Bodenmais im Walddistrikte Seewand am Arber zwei Bären, welche Moos in ihre Höhlen getragen hatten und sich darin be- fanden; er verrammelte den obern und untern Zugang zur Höhle mit grossen Steinen und schickte um Schützen nach Bodenmais. Nach Ankunft des noch lebenden Försters Xaver Fink von Bodenmais postirte sich dieser vor den wieder geöffneten oberen ı12 Ausgang, während Rök durch den unteren in die Höhle kroch, unter die Bären schoss und sie verwundete. Der junge Bär brach sogleich durch den oberen Ausgang und ward von Fink durch einen Schuss in’s rechte Aug erlegt. Hierauf brach auch der alte Bär durch, ging auf den Fink los, dieser schoss ihn aber auf einige Schritte Entfernung in den aufgesperrten Rachen, wo- rauf er alsogleich verendete. Der junge Bär hatte die Grösse eines Mittelhundes. Im vorigen Jahrhunderte ereignete sich der Fall, dass im Langdorferwalde, zum Forstreviere Bodenmais gehörig, zu einem Holzhauer, welcher sein Mittagsmahl bei einer Quelle verzehrte, ein Bär getrollt kam, den Holzhauer anbrummte und seiner Wege alsbald weiter zog. Die Quelle führt seitdem den Namen: Bärenbrunn. Im Jahre 1812 wurden durch den k. Revierförster Georg Forster in der sogenannten Schmalzau des Zwisler Waldes eine Bärin mit 2 erwachsenen 1', jährigen Jungen erlegt. Die Bärin war eine der grössten, die seit langer Zeit vorgekommen. Sie wog 5 Gentner 36 Pfund. (Schluss folgt.) Korrefpondenz-Dlatt des zoologisch-mineralogischen Vereines in Regensburg. Nr. 8. 6. Jahrgang, 1852. Materialien Zur bayerischen Fauna. Ein Beitrag zur Geschichte der geographischen Verbreitung der Säugethiere. Ursus arctos L. Der braune Bär. (Schluss.) Der Revierförster Georg Forster, dessen Vater Georg und sein Bruder Andrä, nebst einem Jagdschützen von Klautzenbach, Halleradam genannt, zogen nämlich an einem schönen Herbst- morgen in den Forstort Sulzriegel in der Nähe von Zwisler Waldhaus, um einen jungen Hasen zu schiessen. Dort ange- kommen, gaben die abgelassenen Hunde, worunter auch ein Bärenhund — Bärenverbeller — Standlaut. Die drei Jäger (mit Ausnahme des Halleradam) eilten auf die Stelle zu, und fanden anstatt des Hasen einen ungemein grossen Bären und schossen fast zu gleicher Zeit auf ihn ab. Der angeschossene Bär brach auf die Schützen zu durch die Meute und es kostete nicht wenig Anstrengung und Gewandtheit, den wüthenden Gegner durch wohlgezielte Schüsse während der Augenblicke, wo er die Hunde von sich abwehrte, in dem angrenzenden Distrikte Schmalz- au zu erlegen, wo der Koloss, an eine Ranne (umgefallener auf der Oberfläche verfaulter Baumstamm) angelehnt, verendete. Sie 8 114 verschossen dabei ihren ganzen geringen Yorrath von Hasen- schroten und mussten wegen der geringen Wirkung dieses Ma- terials jedesmal den Bären sehr nahe herankommen lassen, was leicht war, weil der Bär immer die Schützen annahm. Andrä Forster lud zuletzt in Ermanglung von Schroten seine kleinen zinnernen Rockknöpfe zum letzten entscheidenden Schusse. — Halleradam stand hinter einer Ranne an. Plötzlich erscheint der Bär, um über die Ranne zu setzen. Aber anstatt zu schiessen, warf Adam das Gewehr weg, brüllte dermassen, dass der Bär vor ihm die Flucht ergriff und die übrıgen Schützen meinten, der Bär selbst sei es, und lief in solcher Eile davon, dass er die Schuhe verlor. Halleradam war der grösste und stärkste Mann in weiter Umgegend. Der berühmte schon früher erwähnte Jäger- Andrä jagte im sog. Kühwalde bei Regen mit einem Hunde eine Bärin mit zwei Jungen und verfolgte sie bis zu ihrem Lager in einer Felsen- höhle. Da er allein nichts ausrichten konnte, ging er in's nächste Dorf, verschaffte sich einige kleine Wachskerzen und einen Strick und verfügte sich mit zwei Jagdschützen an Ort und Stelle zurück. Hier liess er sieh an dem Stricke in den obern Theil der Höhle hinab, befahl seinen widerstrebenden Ge- fährten, ihn auf ein gegebenes Zeichen wieder heraufzuziehen, befestigte, auf dem Grunde der Höhle angekommen, auf seinen (ewehrlauf zwei brennende Wachskerzchen und rutschte auf den Knieen vorwärts, bis er die Lichter der Bärin erblickte, welche wie glühende Punkte aus der Tiefe der Höhle hervor- leuchteten. Er richtete seinen Schuss zwischen dieselben, wo- rauf sich die Bärin einigemal brummend umwälzte und dann ruhig wurde. Nach einiger Zeit kroch er zu dem Thiere und fand es todt; er hatte es mitten durch das Gehirn getroffen. Nachdem die Bärin vermittelst des Seiles herausgezogen war, liess er sich seinen .Hund herunter bringen, vor welchem die zwei jungen Bären die Flucht ergriffen. Einer wurde vor der Höhle erlegt, der zweite kam durch, weil der andere Schütze sich nicht auf ihn zu schiessen getraute. Revierförster Georg Forster jun. schoss zu Ende der 90er Jahre eine Bärin und fing ihr Junges. Dieses wurde aufgezogen 115 und war später in Zwisel bei der Wohnung des Forstmeisters Seibold in einer Hütte angehängt. Der junge Bär, anfangs gut- artig, wurde von bösen Buben immer geneckt und zuletzt so wild, dass er entfernt werden musste. Er wurde an einen pol- nischen Bärentreiber verkauft. Als ihm der Nasenring durchge- zogen war, packte er den Bärentreiber um die Oberschenkel und hätte ihn zerquetscht, wenn er nicht durch Revierförster Forster von der Bestie errettet worden wäre. Im Reviere Zwisler Waldhaus traf ein Schwammensammler mit einem Bären zusammen. Ersterer wollte nämlich über eine grosse Ranne steigen, als er hinter derselben einen Bären er- blickte. Der Schwammensamnmler prallte zurück, der Bär wollte aber über die Ranne setzen. In diesem Augenblicke hieb der Mann nach seiner Aussage eine Brante (Tatze) des Bären, welche dieser auf die Ranne aufgesetzt hatte, mit seinem Schwam- menbeile ab. Man fand das andern Tages Schweiss (Bluispuren), aber keine abgehauene Brante und die Verfolgung des verwun- deten Bären war erfolglos. Der pensionirte Revierförster Meisinger in Finsterau, ein S5jähriger noch sehr rüstiger Mann, welcher des Winters noch den ganzen Tag hindurch mit Schneereifen an den Füssen jagt, erzählt Folgendes: Mein Vater, fürstl. passauischer Förster, nahm mich im Jahre 1779, in einem Alter von 12 Jahren, mit in den Wald. Er nahm eine Büchse auf Hochwild mit, ich trug eine mit Schroten geladene Flinte. Nachdem wir eine halbe Stunde im Walde ge- gangen, wurde eine frische Bärenfährte bemerkt, welche in ein kleines Dickicht in einem Filze führte. Mein Vater übergab mir, als wir am Dickichte angekommen, den Hund an der Schnur, umging dasselbe und stellte sich jenseits an. Nach einiger Zeit liess ich den Hund los und ging ihm bis 5 Schritte vor dem Dickichte nach. Der Hund gab alsbald Standlaut und etwa zehn Schritte vor mir erhob sich ein schwarzes Ungethüm. Ich zielte auf dasselbe gut hin und schoss los, worauf ich ein starkes Ge- brüll vernahm. Ich bekam Furcht, liess die Flinte fallen und 8*+ 116 lief um das Dickicht herum zu meinem Vater. Wir verfügten uns nach Hause, um Schützen zu holen, verfolgten die Spur und fanden, dass der Bär weidwund geschossen war, indem wir öfter Gedärme, eine Spanne bis 1/2 Elle lang, und Klumpen blutigen Mooses und Grases fanden. In einer Entfernung von anderthalb Stunden vom Schussplatze ward der Bär verendet gefunden. Er hatte am Bauche eine faustgrosse Oeffnung, durch welche beim Laufen die Gedärme herauskamen, die er aber von Zeit zu Zeit abriss, wegwarf und das Loch mit Moos und Gras zustopfte. Er wog 3 Centner. In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts ging ich als Förster und Nachfolger meines Vaters, der 100 Jahre alt wurde, mit einem meiner Jagdschützen im Monate April auf die Auer- hahnfalz. Wider meinen Willen kam mein Jagdhund nach. Bald darauf bemerkte ich im Schnee die Spuren eines alten und dreier jungen Bären. Wir kreisten sie ein, ich liess meinen Hund los und kam bald nahe zu den Bären. Die jungen baumten sich auf und dem alten schoss ich mit der Kugel die Brante ab. Der Hund wollte ihn packen, wurde aber mit der unverletzten Brante angegriffen und wäre verloren gewesen, wenn ihn der Bär auf mein sehr starkes Schreien nicht losgelassen hätte und entflohen wäre. Nun sah ich mich mit meinem Mitschützen nach den drei jungen Bären um, welche die Grösse eines kleinen Spitzhundes hatten und auf demselben Baume sich befanden. Mein Mitschütze machte sich Zangen oder bewegliche Gabeln von Holz, erstieg den Baum, eine Fichte, und fing mit den Zan- gen zwei der jungen Bären, indem er sie sammt den Zangen herabwarf. Sie fielen tief in den Schnee und ehe sie sich von ihrem Falle erholen und aufmachen konnten, hatte ich ihnen eine Schnur um den Hals gebunden und sie angehängt. Der dritte stieg so hoch am Baume hinauf, dass mit ihm der Gipfel abbrach, er sohin von selbst herabstürzte. Ihm geschah wie den andern. Sie bissen so stark um sich, dass sie geknebelt werden mussten. Diese Bären kamen zum Fürstbischof nach Passau, welcher sie im Thiergarten zu Thürnau aufziehen liess. Eine Bärin. 117 musste im erwachsenen Zustande erschossen werden, weil sie zu wild war, zwei Männchen kamen in die Menagerie nach Wien. Bei der Lieferung der jungen Bären von Finsterau nach Passau kehrte Revierförster Meisinger bei seinem Freunde, dem Pfarrer Mesner zu Mank, ein, liess den Korb, worin die Bären waren, in’s Zimmer des Pfarrers tragen, und stürzte, als dieser neugie:ig nach dem Inhalte des Korbes war, denselben um, wo- rauf alle 3 junge Bären auf den schwarz gekleideten Pfarrer, ihn für die Mutter haltend, zusprangen, und denselben bis auf das Fenster-Gesimse verfolgien. Mitten im Walde, eine kleine Stunde von der böhmischen Grenze entfernt, auf einer Waldwiese, stand ein hölzernes Häus- chen, das obere Waldhaus genannt, worin der Hüter der nach Grafenau gehörigen Waldstiere wohnte. Der Hirtendienst erbte vom Vater auf den Sohn fort, daher seit unfürdenklichen Zeiten ein athletisches Geschlecht, mit dem Familiennamen Mautner, im oberen Waldhaus sich fortpflanzte. Ein Hirte Jakob Mautner war wegen seiner Riesenstärke weit umher bekannt. Er trug von der Habermühle bis in’s obere Waldhaus, 3 Stunden bergan, zwei Schäffel Mehl und rastete unterwegs nur einmal. Dieser Jakob Mautner traf im Jahre 1791 einen Bären, welcher im Begriffe war, einen Ochsen aufzufressen, und tödtete ihn mit der Holzaxt. Die Begattungszeit ist der November, die Tragzeit zwanzig Wochen. Im Frühjahre werden gewöhnlich zwei, seltner eines oder drei Junge geworfen. Erst kurz gesetzte Bären hat man zu Anfang bis Ende des März getroffen. Revierförster Lutz fing im Hohenbogen unter einem Windrisse zwei noch nackte und blinde junge Bären. Aus mehreren Beobachtungen geht hervor, dass sie blind und nackt geworfen werden. Die Grösse eines ausgewachsenen 5jährigen Bären wird verschieden angegeben. Eine Bärin, 1823 am 17. November im Forstamte Wolfstein geschossen, wog ausgeweidet 234 Pfund, mass von der Nasenspitze bis zum Bürzel 5° #4 bayer. Die 118 vordere Fährte drückte sich im Schnee 4° 5‘, die hintere 4 1‘ breit aus. Mit derselben wurde ein junger erlegt. Wog 37 Pf. Vordere Fährte 3‘ 8‘, hintere 3° 5‘ breit. — Bayer. Dez. Mass. Ein 3, Gentner schwerer hatte auf den Hintertatzen stehend bis zur Hirnschale 7 bayer. Schuh Höhe. Das Gewicht eines Bären ist nach dem Alter verschieden. Der schwerste war der im Zwisler Walde erlegte zu 5 Gentner 36 Pfund, welchen ich (W.) selbst gesehen habe. Drechsler Lichtenauer in Waldhäusern erlegte einen im Schönauer Walde im Jahre 1802, welcher ausgeweidet 4’, Ctr wog. Jäger Andrä im Klingenbrunner Walde einen zu 4 Ctr. Meistens ist beim Gewichte nicht angegeben, ob der Bär im aus- oder unausgeweideten Zustande gewogen worden ist. Die jungen Bären klettern sehr behende auf die Bäume, die alten thun dieses niemals. Der Bär reist gewöhnlich in einer regnerischen stürmischen Nacht, am liebsten bei einem Gewilterregen. Im bayerischen Waldgebirge weiden nämlich Stiere von 2, 3 u. % Jahren in Heerden , welche von Johannis bis Michaelis wie das Alpenvieh Tag und Nacht im Walde bleiben und im Freien übernachten. Diese Stiere nennt man Waldstiere. Die 4jährigen werden von der Weide gleich zur Mast gebracht und als gemästete Ochsen verkauft. Der Bär nähert sich nun des Nachts vorsichtig unter dem Winde der Viehheerde und greift die einzeln von der Heerde entfernter liegenden Stücke an Er springt dem Stücke mit den vorderen Tatzen auf den Rücken, reisst mit Tatzen und Rachen an der Vorderseite des Körpers ein grosses Loch heraus und frisst sogleich die edlen Eingeweide. Dann wird das Stück 1 bis 1, Stunde weit verschleppt und theilweise aufgefressen,, der Rest aber verschaart und mit Moos bedeckt. Oefter kömmt der Bär des anderen oder zweiten Tages, um den Rest zu verzehren, daher bei dieser Gelegenheit schon 119 manche Bären durch Legbüchsen getödtet worden sind. Er nimmt aber das Fleisch nur frisch an, denn sowie es im Geringsten in Fäulniss übergeht, berührt er es nicht mehr. Ist er sehr hungrig, so reisst er nur ein Stück, hat er aber wenig Hunger, in einer Nacht oft 4-8 Stücke. i Ich habe öfter gerissene Siücke gesehen, aus denen nur Lunge und Herz herausgefressen waren. Die zerbrochenen Rippen und die zerrissenen Sehnen, welche hervorstanden, zeigten von der Kraft und Schnelligkeit, womit die Verwundung ausgeführt worden war. Das Fleisch von solch’ gerissenem Vieh wird sehr schnell brandig, ist daher selten mehr nutzbar. Bekommt er keine Waldstiere, so holt er sich eine Geis oder ein Schaf aus einem dem Walde nahe liegenden Stalle. Ein Bär war für einen Jäger eine gute Beute, besonders im Herbste, wo ein starker 60-80 Pfund Fett lieferte, wovon das Köpfel (nicht gar 1 Pfund) um 36-40 kr. verkauft wurde. Auch das Fleisch ging um den Preis von 2-3 kr. an das Landvolk ab und die Decke wurde gut bezahlt. Bis zum vierten Jahre lebt der Bär blos von Vegelabilien, auch von Fischen, Fröschen, erst in diesem Alter fängt er zu reissen an. Im Frühjahre aber, wenn er sein Lager verlassen hat, frisst er bloss Pflanzen und Wurzeln; seine Losung ist dann gerade wie Spinat-Gemüse und hat keinen unangenehmen Geruch Es ist gewiss, dass der Bär während der Monate Dezember, Januar und Februar seinen Winterschlaf hält. Nie verlässt er zu dieser Zeit, bei Schnee und Kälte im März auch in diesem Monate nicht, freiwillig sein Lager. Derselbe kann trotz seiner anscheinenden Unbehilflichkeit so schnell laufen, dass ihn die Hunde zur Noth nachkommen. Der Bär läuft vor einem Menschen davon wie ein Hase und geht nur auf denselben los, wenn er angeschossen ist oder wenn 120 er seine Jungen zu vertheidigen hat, im ersteren Falle wie blind, im letzteren aber schon furchtsamer, indem er sich von einen ihn ebenfalls stark anschreienden und standhaft entgegen- stellenden Menschen zum langsamen mit Brüllen, Zähnefletschen und öftern ‚Aufrichten verbundenen Rückzug bestimmen lässt. Es gab nur eine Bären-Species im bayer. Walde. Der Amei- senbär war der junge bis zum 3-4. Jahre. Oberpfalz. 1547 am 6. Juni wurde dem Astronomen Peter Appian in Ingolstadt die Landsassenfreiheit in der obern Pfalz auf das Gut Ilkofen verliehen und puncto 7 heisst es, dass er auf seinen Gründen Bären schiessen, fangen und jagen dürfe. Kraft Landesfreiheit vom Jahr 1554 part. 3. art. 13 wurde den Prälaten, Stiftern, Edelleuten, auch Bürgern in den Städten des Herzogthums Sulzbach, die desfallsige, besondere Freiheiten oder es sonst von Alters hergebracht haben, erlaubt, Bären zu fangen. Zu Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts waren im pfälzischen Theile des Fichtelgebirges noch Bären in ziem- licher Anzahl zu finden und mussten zu ihrer Ausrottung Bären- fänge und Fallthore errichtet werden. = . Oberfranken. Ein Ureinwohner des Fichtelgebirges und überhaupt der waldreichen Striche Oberfrankens, dessen Andenken in vielen topographischen und heraldischen Reminiscenzen fortlebt. Unter Markgraf Friedrich von Bayreuth (1486) wohnten die fürstlichen Amtleute hin und wieder den Bärenjagden bei. Unter Markgraf Georg Friedrich von Bayreuth (1557— 1603) ergötzte sich der Hof im Sommer mit der Bärenjagd im Fichtel- 121 gebirge. Man suchte desshalb diese Thiere zu hegen. Zu einem im Amte Wunsiedel einzurichtenden Bärenfang liess man 1579 aus Schönhaid in Sachsen Bärenkasten nach Selb bringen. Ein Hirt im Amte Wunsiedel, den im nämlichen Jahre ein Bär ge- bissen und darauf zwei nicht minder furchtbare, ungeschickte Barbiere zu Selb und Thiersheim fruchtlos quälten, lag beim Bader in Kulmbach noch 21 Wochen darnieder. Im Jahre 1587 fing der Oberjägermeister Albrecht von Raschkow zu Himmelkron, ein leidenschaftlicher Jagdvorsteher, nach Bären. Ein im Amte Helmbrechts gefangener Bär wurde 1590 mit dem Treiber, Na- mens Hopfenmüller, als Geschenk dem Hof zu Dresden geschickt. 1594 jagte man im Sparneckerwald und 1596 in den Monaten Julius und Oktober im Bayreuther Amt nach Bären. 1595 am 21. Februar übersandten die obergebirgischen Städte Kulmbach, Hof, Bayreuth und Wunsiedel ihre auf dem Kulm- bacher Gonvent gemeinschaftlich zusammengetragenen Beschwer- den an die Stadt Ansbach worin über den durch die ungeheuren Bären und sonstiges Wild verursachten Schaden jämmerlich ge- klagt und um Abstellung desselben flehentlich gebeten wurde. 1598 fanden sich in den an der damals Nürnbergischen Grenze gelegenen Waldüngen bei Plech noch Bären vor. Mark- graf Georg Friedrich kam am 24. September mit 60 Reitern nach Plech, um einen Bären, der sich im Spiesser Walde aufhielt, zu erlegen, allein der Bär entkam in den Veldensteiner Forst und der Markgraf zog nach mehreren Stunden Aufenthalts mit Ge- folge nach Pegnitz ab. Unter der Regierung dieses Markgrafen hatten sich die Bären so sehr vermehrt, dass man ernstlichste Massregeln ergreifen musste, um sie zu vermindern. Man legte daher 1601 und 1602 an verschiedenen Orten des Fichtelgebirges Bärenfänge an und veranstaltete grosse Treibjagden. Ein Bären- fang, von dem weiter unten die Rede sein wird, hat sich in seinem Mauerwerke bis auf unsere Tage erhalten. 1710 wurde darin ein Bär gefangen, von dem Wagner irrthümlich sagt, es sei diess der letzte daselbst gefangene gewesen und habe sich seitdem im Fichtelgebirge kein Bär mehr spüren lassen. 1680 Bären auf dem Ochsenkopf heimisch. Ein Spassvogel, der nebst anderen als Zigeuner verkleidet, ein Mitglied einer 122 den Ochsenkopf besteigenden Gesellschaft foppen wollte, wurde von einem grossen Bären, der aus einer Höble, vor welcher sie ein Feuer gemacht hatten, hervorstürtzte, über den Haufen ge- rannt. Eine Bischoffsgrüner Fensterscheibe, die lange in der Kantora'swohnung zu Wunsiedel zu sehen war, verewigte das Andenken daran durch folgende Reime: Der Pastor Baumann fürchtet zwar Der Zigeuner schwarze Schaar. Doch Kantor Jahn, der gerne neckt, Ward vom Bär dafür erschreckt. 1680. Auf den alten Bischoffsgrüner Willkommgläsern findet man häufig das Sinnbild des Fichtelgebirges, dessen höchsten Berg Ochsenkopf abgemalt, aus dessen Profil auch der Bär nebst an- derem eigenthümlichen Gewilde, dem Luchs, Wolf &c. hervor- schaut Auf andern Willkommgläsern und Scheiben waren Er- eignisse, die sich auf dem Gebirge mit wilden Thieren zutrugen, abgebildet, z. B. wie sich ein Bär geberdet, der beim Fischen im Main sein unvorsichtiges Junges todtschlägt und nicht wieder zum Leben bringen kann. In den ersten Decennien des vorigen Jahrhunderts waren die Bären im Fichtelgebirge noch immer in ziemlicher Anzahl vorhanden, Bärenfange und Fallthore sowohl auf markgräflicher als auch pfälzischer Seite des Gebirges aufgerichtet, in denen jährlich Bären gefangen wurden. Im Dezember 1750 gab Markgraf Friedrich zu Bayreuth zu Ehren seines Schwiegersohnes des Herzogs Carl Eugen von Würtemberg im Holzgarten zu Bayreuth eine Bärenhatze. Solche Hatzen, zu denen das Fürstenthum die beklagenswerthen Hatz- thiere, als Wölfe, Bären u. s. w. lieferte, wurden daselbst zu- weilen gegeben und, wenn man nicht irrt, der letzte Bär 1752 unter demselben Markgrafen gleichfalls zu Bayreuth zu Tode gehetzt. Der letzte Bär des Fichtelgebirges wurde 1769 geschossen. Dieser schon bedeutend alt und ziemlich zahm, so dass er sich den Holzhauern näherte und das Brod, das sie ihm vorwarfen, frass, wurde als der letzte seines Geschlechtes gehegt und that 123 auch Niemanden etwas zu Leide; nur den Unterförster der Revier Vordorf bei Wunsiedel konnte er nicht leiden, ihn verfolgte er, sobald er seiner ansichtig wurde und brachte denselben oft in Gefahr. Einst war der Unterförster wieder im Walde; ehe er sich’s versah, kam ihm sein zottiger Feind so nahe auf den Leib, dass ihm nichts übrig blieb, als sich seiner Büchse zu bedienen und ihn, obwohl es verboten war, zu tödten. Durch hochfürstl. Brandenburg-Onolzbach-Bayreuthische Jagd- und Wildbahnsordnung vom 8. Mai 1769 wurde befohlen, sogleich der Oberforstmeisterei Anzeige zu erstatten, wenn sich über kurz oder lang ein Bär sehen oder spüren lassen sollte, als Schussgeld wurde für ein solches Thier 4 fl. 30 kr. bestimmt. Noch heutzutage steht auf dem grossen Waldstein bei Zell im Fichtelgebirge, einige hundert Schritte westlich von der Burg- ruine ein Bärenfang, ein länglicht viereckiges, hohes, steinernes Häuschen mit rothem Ziegeldach, welcher im Zufallen einst ziemlich weit gehört werden konnte. Das Gebäu hat keine Fen- ster, dagegen auf der Seite ein niedriges Loch, neben welchem ein steinerner Trog steht, und an den Pfosten der beiden Ein- gange sind Rinnen für zwei Fallthüren eingehauen. Noch gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts fingen sich hier nicht selten Bären. Die Naturaliensammlung der Universität Erlangen besass früher einen braunen sehr grossen Bären, der 1740 in diesem Fang gefangen und erschossen wurde. Dieses Stück wurde später seines inzwischen eingetretenen schlechten Zustandes halber weggeworfen; der gegenwärtig im genannten Kabinet stehende Bär ist ein junges geringes Stück, von welchem ich nicht sagen kann, woher es stammt. Die Jäger stiegen, wenn sich in jenem Fange ein Bär gefangen hatte, auf die Mauern, zwangen die ein- geschlossenen Thiere durch hinabgeworfene Feuerbrände durch jenes Loch hindurch zu kriechen, wodurch sie in eine Schlinge gerieihen und nun entweder lebendig gefangen oder getödtet werden konnten Der erwähnte Trog enthielt den Köder. Vor etlichen 50 Jahren glaubte man wieder Spuren von Bären zu finden, und erneuerte daher das Gebäude in der Absicht, den zu fangenden Bären dem damaligen Markgrafen zu überbringen. Doch fing man nur zwei terminirende Kapuziner. Diese waren 124 über den Waldstein gewandert und hatten in dem Häuschen, dessen Bestimmung nicht kennend, vor dem einbrechenden Ge- witterregen Schutz und Obdach gesucht. Kaum waren sie jedoch eingetreten, als sie von dem mit grossem Gerassel herabstürzen- den Fallthüren eingeschlossen wurden. Mittelfranken. Im Burgbernheimer Walde gab es einst viele Bären. Burg- bernheim führt einen Bären im Wappen und die alte Erklärung des Schildes sagt ausdrücklich, dass diess seinen Grund in den einst im Walde häufigen Bären habe. Kaiser Otto bestätigte am 1. Mai 1000 dem Bischofe Hein- rich von Würzburg die Jagdgerechtigkeit in dem Walde von Burgbernheim und Leutershausen und werden in der Bestätigungs- urkunde ausser anderem Wilde auch Bären erwähnt. Auf einer Höhe dieses Waldes stand bis in die neueren Zeiten ein Bären- fang, der Bernwarth genannt. Auch im Nürnberger Walde sind sie vor Jahrhunderten zu Hause gewesen. Der Waldstromer (Forstmeister des Nürnberger Waldes) Behausung bei St. Laurenzi in Nürnberg ist nämlich von Alters her ‚zu den Bärenköpfen‘ genannt worden, ohne Zweifel daher, dass sie die Köpfe der erlegten Bären an ihre Thore ge- nagelt und aufgehängt hatten. Aus dem Verzeichniss des Markgrafen Johann Friedrich d.d. Ansbach den 23. December 1679, nach welchem in dem Fürsten- thum Burggrafthums Nürnberg unterhalb Gebirgs die Pirsch- und Fanggelder in Zukunft bezahlt und verrechnet werden sollten, erhellt, dass sich um diese Zeit im Ansbachischen noch Bären als Seltenheit vorfanden; denn es sagt dieses Regulativ: ‚von einem Bären, weil sich dergleichen selten finden, stehet es (das Schuss- oder Fanggeld) noch zu gnädigstem Verordnen. ‘“ Unterfranken. Im Rhöngebirge finden sich örtliche Benennungen, z. B. auf der Revier Steinach eine Abtheilung, der Bärenrain genannt, was wohl auf das einstige Vorhandenseyn dieser Thiere hindeutet. - 125 Schwaben. Der Bär, ein Ureinwohner Schwabens, namentlich des ge- birgigen Theiles desselben, ist in diesem Landstriche als Stand- wild seit langer Zeit vertilgt und, soweit ich erkunden konnte, in unserm Jahrhunderte selbst nicht einmal auf dem Durchwechsel vorgekommen. Durch die Güte des königl. Bezirksgeometers Herrn J. Stark zu Immenstadt habe ich einen Auszug aus der naturwissenschaft- lichen Notizensammlung des pensionirten königl. Gerichtsarztes Dr. Zör zu Immenstadt mitgetheilt erhalten, aus welchem ich, den beiden genannten Herren verbindlichsten Dank erstattend, über das einstige Vorkommen der Bären in den Landgerichtsbe- zirken Sonthofen und Immenstadt Nachstehendes entnehme: Anno 1554 erklärte während den zwischen dem Fürstbischof von Augsburg und den Grafen von Montfort über ihre beidersei- tigen Gerechtsame vubwaltenden Streitigkeiten vor den desswegen delegirten unpartheiischen Kommissären der 66 Jahre alte Michael Jäger von Rubi, der Pfarre Schöllang, Landgerichts Sonthofen, zu Protokoll, dass er 15 Bären geschossen und von denselben den Kopf und die rechte Tatze nach Fluchenstein oder nach Rothen- fels habe liefern müssen. (Ersteres war ein bischöfllich Augs- burgisches, letzteres ein gräflich Montfortisches Schloss; die Ruinen des ersteren sind noch bei Sonthofen, die des letzteren bei Immenstadt sichtbar). Am Berge Grinten wurden dem näm- lichen Protokolle zufolge bei einem Treibjagen 2 Bären geschossen. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts schoss Jacob Wechs, Hofjäger und Bürger zu Immenstadt, in der Gegend der Mittags-Sennalpe am Bärenkopf einen Bären und bald her- nach der alte Jäger in Blaichach in der nämlichen Gegend eben- falls ein solches Thier. 1778 wurden in der Herrschaft Staufen und Immenstadt Bären zu erlegen und zu fangen verboten. Im Herbste des Jahres 1789 kam ein Bär in die Alpen von Oberstdorf, von wo er durch die Bauern nach Tannberg und dort durch grosse Feuer nach Tyrol vertrieben wurde. 126 Bei der sogenannten Bärentanne in dem Hintersteiner-Thale soll ein Jäger der Volkssage zufolge 3 Bären geschossen haben. Er soll sich nämlich vor denselben auf diese Tanne geflüchtet haben. Anmerkung. Nach Hahn und Reichenbach soll vor etwa 30 Jahren im Monat December eın schwarzer Bär in den baye- rischen Alpen geschossen worden seyn und sich ausgestopft in der zoologischen Sammlung zu München befinden. Ich empfehle den vorstehenden mühsamen Aufsatz nachsich- tiger gültiger Aufnahme und bitte diejenigen resp Leser, welche etwas zur Vervoilständigung desselben beizutragen im Stande sind, ihre Zusätze dem Herrn Vereinssekretär Dr. Schuch zur Besorgung an mich gefälligst zugehen lassen zu wollen. Schliesslich sage ich allen meinen verehrten Herren Korre- spondenten, die mich bei dieser, sowie bei den folgenden mono- graphischen Arbeiten durch gütige Beiträge unterstützt haben, den wärmsten Dank, namentlich aber den Herren GC. E. Dietzel, k. Revierförster in Kleinwallstadt, Dr. E. Döbner, k. Professor in Aschaffenburg, Goldmayer, k. Revierförster in Burgberg, Heumann, CGantor in Wonsees, Dr. Kittel, k Professor in Aschaffenburg, Kress, Landarzt in Kloster-Ebrach, J. Fr. Leu, Pelzwaarenhändler in Augsburg, L. Lössl, k. Revierförster in Schliersee, Jos. Pauer, Apotheker in Traunstein, Rinecker, k. Forstmeister in Tegernsee, Fr. Schmidt, Apotheker in Wunsiedel, i Dr. Walser, prakt. Arzt in Schwabhausen. Ammerndorf bei Gadolzburg, im März 1852. Johannes Jäckel, Pfarrverweser. 127 Briefliche Mittheilungen. Zu den von Herrn Bergbau-Inspektor Micksch in Pilsen beschriebenen Aragonit-Kugeln von Ottomaucen (Kor- respondenz-Blatt 1851 Nr. 1. pg. 6.) bemerkt Herr Obermedizinal- rath Professor Dr. Jäger in Stuttgart Folgendes: „ich habe ganz ähnliche Formen, die ich von Reichenbach und Glocker erhalten hatte, in meiner Schrift über die regel- mässigen Formen der Gebirgsarten pag. 6. Tab. 1. beschrieben und abgebildet. Dass Reichenbach in seinen Mittheilungen aus Mähren sie unter dem Namen Hydnospath beschreibt, und dass denselben ganz die Pierres d’/matra anzureihen sind, welche Parrot in den Memoires de ÜAcademie de St. Petersbourg Sciences naturelles Tom. Ill. beschrieben und wovon er eine grosse Mannigfaltigkeit von Formen abgebildet hat. Es war mir indess besonders auch die Skizze der Lagerstätte derselben in- teressant und es wäre sehr zu wünschen, dass Herr Bergbauin- spektor Micksch diesen Punkt weiter zu vervollständigen Gele- genheit hätte. Sind solche Goncremente oder Krystalloide von ihm chemisch untersucht worden, da er sie als Aragonit aufführt. In der Molasse habe ich ähnliche aber doch viel unvollkommenere Bildungen erhalten. Bei den ZPierres d’/matra scheint die Strö- mung eines Flusses mitzuwirken, vielleicht sie auch nur aus ihrer Lagerstätte zu entfernen.‘ 128 Ein Aerolithenfall. Bei Mezö-Madaras in Siebenbürgen fielen am 4. Sept. Nach- mittags 6 Uhr in der Gegend des sogenannten Istentava mehrere Meteorsteine. In Madaras, das von diesem See ungefähr eine Meile entfernt ist, hörte man einen Donner, stärker als den der Kanonen und darauf ein Brausen. Lange konnten sich die Ein- wohner, die sich diese Erscheinung nicht zu erklären wussten, vom Schrecken nicht erholen. Der Berichterstatter sah in Fekete einen Stein, den ein romänischer Bauer dem Pfarrer brachte. Er war ungefähr zwei Loth schwer, flach und würfeltörmig. Nach den Aussagen der anwesenden Leute wäre der Aerolith über ihren Häuptern hoch in der Luft zerplatzt, denn lange nach dem Donner fielen erst die Steine. Den grössten Stein fand ein Ro- mäne, der ihn als seltenen Schatz bewahrt und um keinen Preis hergibt; ein anderer Romäne sagte, dass es, wo er stand, Steine regnete. Die grössten mögen wohl in den See Istentö gefallen seyn, da sie nach der Versicherung eines Augenzeugen das Wasser aus den Ufern trieben. Dr. Zipser. mm nn 0 Korrefpondenz-Dlatt des zoologisch-mineralogischen Vereines in Regensburg. Nr, 9. 6. Jahrgang, 1832. Materialien zur bayerischen Fauna. Ein Beitrag zur Geschichte der geographischen Verbreitung der Säugethiere. Canis lupus L. Der Wolf. Dieses gefürchtete Raubthier war einst, wie über ganz Deutschland, so namentlich über die den jetzigen politischen Be- stand des Königreiches Bayern bildenden, wild- und waldreichen Ländertheile in ungeheurer Anzahl verbreitet. Vor der Erfindung des Schiesspulvers konnte der Kampf der Menschen mit diesen Bestien nicht nachdrücklich genug geführt werden und daher war auch Jedermann erlaubt, Wölfe zu erlegen, wie denn z. B. im 13. Jahrhundert der Schwabenspiegel verordnete: Allen Thie- ren ist Friede und Bann geschworen, ohne Wölfen und Bären, an denen bricht Niemand keinen Fried. Durch die Einführung der Feuerwaffen war ein kräftiges Mittel an die Hand gegeben, wodurch es möglich wurde, der Wölfe eich mehr zu erwehren, sie zu vermindern und aus den kultivirten Gegenden in die Wälder zurückzudrängen, aus denen sie jedoch in harten Win- tern wieder in grossen Schaaren hervorbrachen. Wie der Kopf der lernäischen Schlange regenerirte sich aber die gefürchtete Landplage der Wölfe periodisch durch Seuchen, Pest, Theuerun- gen und verheerende Kriege immer wieder. In dem Maasse, in welchem das Land von Menschen entvölkert wurde, bevölkerte 9 130 sich dasselbe mit diesen Thieren ; namentlich gönnte das lang- jährige Wüthen und Würgen der Menschen unter sich in dem unglückseligen dreissigjährigen Kriege den Wölfen eine ebenso lange Ruhe, sich wieder in einer jedenfalls nie dagewesenen Unzahl vermehren und ausbreiten zu können. Seit ungefähr 100 Jahren (so lange dauerte nach dem westphälischen Frieden der zeitweise durch Kriege unterbrochene Vernichtungskampf gegen die Wölfe) ist man dieser Geisseln für Menschen und Vieh Herr geworden und sind dieselben als ständige Bewohner in allen Theilen des heutigen Bayerns vertilgt worden, kommen aber auf ihren Landstreichereien aus Frankreich, dem Wasgau, aus Böh- men, Illyrien und Tyrol bis in die neueste Zeit nicht selten zu uns. Die Quellen, aus denen ich geschöpft habe, werde ich auch hier nicht nennen, einmal weil ich keine Ansprüche auf Gelehr- samkeit mache, für’s andere, weil zahlreiche Citate dieser Ab- handlung einen zu grossen Umfang geben würden. Das aber kann ich versichern, dass alle nachstehenden Materialien voll- kommen zuverlässig und meistens aktenmässig sind. Oberbayern war seit ältesten Zeiten einer der Hauptsitze dieses Raubthieres, welches durch die unaufhörlichen Kriege des Mittelalters be- günstigt, das erschöpfte, in Schutt und Asche liegende, menschen- arme Land reichlich bevölkerte. | 1413. Der Herzog Heinrich XVI von Landshut, mit dem Bei- namen der Geizige, ein grosser Liebhaber des rothen Wildprets, das sich in seinem Lande durch übermässige Hegung unsäglich mehrte, liess die Wölfe in seinem Lande eifrigst verfolgen. Kaiser Maximilian I., der mannhafte Ritter Theuerdank, jagte im Jahre 1494 mit Herzog Wilhelm von Bayern im Schwangau und verschrieb sich von Erzherzog Sigmund von Tyrol einen gewissen Gonrad Steck zur Aufrichtung von Selbstgeschossen auf Wölfe. 1548. Wolfsjagden um Tegernsee. 1551. Nach dem Patent des Bayer -Herzogs Albrecht, wel- cher im genannten Jahre in seinem Lande Wolfsjagden veran- staltete, mussten die Klöster den Jägern bei den Wolfsjagden die Nachtziel oder Atzung darreichen. Von einem Wolf war das 131 Jägerrecht die Haut; jeder besonders starke Wolf musste an den Hof eingeschickt werden. Es hatte sich dieses landverderbliche Geschmeiss in Folge des Schmalkaldischen und Bauernkrieges in grosser Anzahl gemehrt. Die bayerische Jagdordnung vom Jahre 1616 bestimmte, dass männiglich zu jeder Jahreszeit die Wölfe fahen und, wie er könne, gewinnen solle. Jeder Jagdberechtigte hatte innerhalb seines Jagdbezirkes die freie Jagd darauf. Nicht-Jagdberechtigte durften dieselben nur mit besonderem Vorwissen und mit Er- laubniss des Jagdberechtigten fangen oder erlegen. Doch war es unverwehrt, ein solches Thier zur Rettung der eigenen Person oder des Viehes zu tödten. 1616. 23. Januar: Mandat wegen Gestaltung der Büchsen gegen Wölfe. Der dreissigjährige Krieg verwandelte Oberbayern fast durch- aus in eine Wildniss; vom Lech an den Inn, von den Alpen bis ‘zur Donau boten die schönen fruchtbaren Gaue ein entsetzen- reiches Bild unermesslichen Jammers dar. Bayern war in der Kriegssprache damaliger Zeit ein verderbtes Land, in welchem der Krieg mit Flamme und Schwert, mit Hunger und den Seu- chen von 1635, 1648, 1649 und 1652 fürchterlich gewüthet hatte. Die Wölfe durchheulten das unglückliche Land; sie zogen furcht- los aus den finstern Schlupfwinkeln zu den Brandstätten ehe- maliger Dörfer und wühlten in der Erde nach Leichnamen. Am 20. November 1629 ergingen churfürstliche Ausschreiben an mehrere Pfleggerichte, am 6. December ej. a. eine Verordnung an den Jägermeister zu Hohenschwangau, woraus hervorgeht, dass in dem eben angegebenen Jahre auf die Wolfsjagden eine Summe von 100 fl. verwendet, jedoch wegen der Unthunlichkeit der Jagdfolge nur ein Stück gefangen wurde. Zur Ermöglichung der Ausrottung wurde verfügt, dass wenn sich ein oder andern Ortes dergleichen schädliche Thiere aufspüren liessen, dieselben mit vereinten Kräften durch alle Jagdbogen zu verfolgen seien, durch welche die Wölfe wechselten. Wir ersehen hieraus, dass diese Thiere in den ersten Decennien jenes Krieges noch nicht zahlreich vorhanden waren. 1635. 1. November: Verordnung wegen der Wolfsjagden. Am 30. September 1637 erging ein fürstliches Ausschreiben an das Rentamt München wegen Wolfsjagden in Gnadenbezirken. 9g* 132 1638. 21. Januar: Verordnung zu den Wolfsjagden. 1643 im September äusserten des Erzherzogs Leopold min- derjährig zurückgelassene Prinzen Ferdinand Carl und Sigmund Franz den Wunsch, sich mit der Jagd um Hohenschwangau eben so vergnügen zu dürfen, wie ihre erhabenen Vorfahren, Kaiser Max, der Hoch- und Teutschmeister Max, der Kaiser und der Erzherzog Ferdinand und ihr Vater Leopold. Diesem Wunsche wurde auf das Zuvorkommendste entsprochen und der Pfleger Peter Franz Mörrmann zu Hohenschwangau beauftragt, eine herr- liche Jagd, unter anderem Wild auch auf Wölfe vorzubereiten. Damit eine gleichförmige Behandlung aller Unterthanen und Jagdinhaber bei der während und nach dem dreissigjährigen Kriege überhand genommenenn Anzahl Wölfe eintreten möchte, erschien unter dem 26. November 1643 eine allgemeine Paten- talverordnung, die 1670 nochmals wiederholt ward. Weil sich nämlich die Wölfe dermassen gehäuft hatten, dass solche an Menschen und Vieh grossen Schaden thaten, und zu besorgen stand, es würden diese Thiere so überhand nehmen, dass sie, wenn nicht bei Zeiten kräftigst gegen sie eingeschritten würde, nicht mehr ausgerottet werden könnten, weil endlich bei den mehrmaligen durch das Jägermeisteramt angestellten Wolfsjagden die Erfahrung gezeigt hatte, dass Beamte, besonders aber Land- sassen, Hofmarksinhaber, Geistliche und Weltliche bei diesem gemeinnützigen Werke ihre Schuldigkeit nicht gethan, so wurde angeordnet, dass Jedermann concurrire und Hilfe leiste, so dass nicht allein die Gerichts- und andern Beamten, sondern auch die Klöster, Hofmarken, Städte, Märkte und andere, welche Unter- thanen hatten (da Niemand exempt war und ausserdem die Aus- rottung nicht hätte bestehen können), bei allgemeinen Wolfs- jagden die erlorderliche Anzahl an Leuten, Pferden, Netzen und anderer Nothdurft ohne Verzug und Ausrede bei Vermeidung unausbleiblicher ernstlicher Strafe stellen mussten. Auch die Adeligen, welche in dem Besitze von Jagden waren, hatten ihre Jäger zu stellen. Von Wolfsgruben wurde damals kein Gebrauch gemacht. Auf einen Antrag des Rentamtes Landshut vom 22. November 1644, zur Ausrottung der Wölfe Wolfsgruben machen zu lassen, gab das Jägermeisteramt zu München unter dem 20. December 1644 zu erkennen, Wolfsgruben seien im Rentamte Landshut und 133 anderwärts nicht rathsam ohne 'Schaden der Wildfuhr und des Viehes, da sich mehr Vieh und Wildpret als Wölfe fangen würden. 1648, 7. Januar: Verordnung wegen der Wolfsjagden. 1642. 9. Januar: Entschliessung wegen 3 Reichsthaler für die Haut eines jungen Wolfes. 1650. 24. December: Verordnung über Wolfsjagden. 1665. 21. Oktober desgleichen. 1673. „ ” „ 1733 wurde durch kurfürstliches Mandat vom 16. Mai der Fang der Wölfe unter gewissen Bedingungen Jedermann erlaubt. Um das Jahr 1798 kamen nach Schrank aus Tyrol zuweilen Wölfe nach Bayern. Im Juli 1812 zeigten sich Wölfe in der Gegend von Schwaig- anger, königlichen Landgerichtes Weilheim. Schon seit einigen Jahren erscholl von allen Seiten her das Gerücht von der Ueber- handnahme der reissenden Thiere in den südlichen Gebirgen Bayerns und dem nicht unbeträchtlichen durch sie verursachten Schaden an Vieh und Wild. Namentlich setzte seit 6-8 Jahren ein Wolf die oberbayerischen Gebirgsbewohner in Schrecken, und da derselbe im oder am Gebirge vom Lech bis über den Inn fast zu gleicher Zeit gespürt ward, so stand zu vermulhen, dass mehrere Wölfe in diesen Gegenden seien. Ein solches Thier zeigte sich in den vorhergehenden Jahren öfters im Un- kundenwalde, am Hörlegebirg, in der Gegend am Wallersee, 1812 verspürte man ihn fast beständig im Werdenfelsischen, wo er im Frühjahre in der Gegend von Mittenwald und im Sommer auf den Alpen von Wolgau und Krün, Esterberg, Farchand und Eschenlohe, sohin meistens in der Gegend sich zeigte, wo die Landgerichte Weilheim, Werdenfels und Tölz zusammenstossen. Im Werdenfelsischen wurden auf diesen Wolf durch das königl. Forstpersonal mehrere Jagden, den 25. April, 19. Juli, 26. u. 27. Juli und 2. August 1812 vergeblich angestellt, obwohl der Wolf schon dreimal im Gejage war und am 2. August von dem kgl. Leibjäger Krapf angeschossen wurde. Lange Zeit waren alle weiteren Anstrengungen fruchtlos; der Wolf trieb sich nach wie vor in den Landgerichten Weilheim, Schongau, Tölz, Miesbach, Werdenfels und Landsberg wechselsweise herum, bis er am 14. December durch den Forstwart Heiss zu Murnau in dem Jagd- distrikte Aschau tödtlich angeschossen, dann die folgenden Tage 134 verfolgt und endlich am 17. December 1812 Nachmittags 2 Uhr durch den Sohn des königlichen Triftmeisters Schelle von Soyen in dem Jagddistrikte des Gebirges Oberammergau gänzlich erlegt wurde. Dieser Wolf hatte in dem Bezirke der genannten Land- gerichte an Schafen und dem Wildstande sehr grossen Schaden angerichtet. Er wurde durch Heisse nach München geschickt und dem König Max vorgelegt, von welchem er dem Naturalien- kabinet geschenkt, die Decke ausgestopft und das Skelet separirt aufgestellt wurde. Er war männlichen Geschlechtes (Rüde), 4°% Fuss, von der Schnauze bis zur Ruthe gemessen, lang, die letztere hatte 1° 52),‘, die Höhe betrug 2‘ 8,“, das Gewicht 70 bayer. Pfund. Er hielt sich im Winter nirgends lange auf und legte in einer Nacht oft Strecken Weges von 10-16 Stunden zurück. Auf seine Erlegung war von den Gemeinden des königlichen Landgerichtes Schongau eine Belohnung von 100 fl. und von dem königlichen Landrichter von Thoma zu Weilheim eine Prämie von 2 bis 3 Carolin gesetzt. Die Vermuthung, dass noch mehrere Wölfe in den dasigen Gebirgsgegenden hausen dürften, bestätigte sich nach wenig Monaten, indem sich im Monate März 1813 im Amtsbezirke Mit- tenwald zwei Wölte befanden, welche auch die Gegenden um den Tegernsee, Schliersee und das Achenthal äusserst gefährde- ten, in kurzer Zeit an Wildpret und am zahmen Vieh einen be- trächtlich grossen Schaden verübten und während des Sommers den Alpenfahrern noch grössern Nachtheil zuzufügen drohten, Sie streiften vornämlich im Blomberg, Brantenberg und Steinberg, überhaupt in dem Tegernseer und Schlierseer Revier. Im Te- gernseerberg, Oberwinkel, Oberacher Tradn, Grüneck, im Wild- bad, Leitner Tradn, Rindberg, in der Au und Fischhausen hatten sie bis zum 22. Mai 1813 nicht weniger als 42 Schafe und 2 Geisen, an Wild im Altenbach, Duftenberg, Schöfberg, Sulenberg, Scherfertrad, Holnstein, Wildbad, Gartelsbach, Glambach, Schwar- zenbach und Wurzengraben 20 Rehe, 5 Stück Wild und 2 Hirsche gerissen und seit der Gharwoche noch weit grösseren Unfug im Brantenberg und Steinberg angerichtet. Sie hielten sich in einer Gegend nicht lange, sondern streiften immer wieder weiter und hatten ihren Wechsel mit Tyrol über den Schiltenstein und die bayerische Windalm. Erst im Jahre 4815, nachdem der eine dieser Wölfe in dortiger Gegend sich schon seit 8 Jahren aufge- 135 halten hatte, gelang es dem Forstgehilfen Mathias Bauer den- selben im Reviere Schliersee zu erlegen. Dem Schützen wurde von Seiner Majestät dem König Max durch Verordnung vom 19. Mai 1815 eine Gratifikation von 75 fl. verwilligt, welche Summe seitdem als das normalmässige, von der königlichen Gentral- Staatskassa auszuzahlende Schussgeld für diejenigen bestimmt wurde, welche künftighin ein dergleichen schädliches Raubthier erlegen würden, und auch im Jahre 1518 durch das Berchtes- gadner- und das Regie-Schussgeldregulativ festgesetzt blieb. Seit 1755 war das Normalschussgeld 18 fl : das allgemeine Schuss- seldregulativ vom 4. December 1812 bestimmte in sämmtlichen Leibgehägen und Reservejagden für einen Wolf eine Prämie von 6 ll. 1814 liessen sich mehrere Wölfe in Bayern sehen, nament- lieh ein Stück davon am 31. December bei Vohburg, und mögen dieselben bei dem Vorrücken der verbündeten Armee nach dem Inneren von Frankreich aus den Ardennen verscheucht worden seyn. 1818. 30. Januar: Bayerisches Mandat wegen Wolfsjagden. Im Winter 1826 wechselfe ein starker Wolf aus Tyrol über die bayerische Grenze nach der Benediktenwand über den Klein- weilberg nach dem Hohenpeissenberg, wobei ich erwähnen will, dass die Wölfe in früherer Zeit gerne diesen Wechsel einhielten, so dass nach der Sage alter Leute in Benediktbeuren regelmässig in jedem siebenten Winter ein Wolf in diesen Gegenden beob- achtet wurde. Dieser Wolf trieb im Hochgebirge sein Unwesen bis in den Juni 1826, wo er im Revier Reit im Winkel, Forst- amts Ruhpolding, auf dem Lemberg an der Winklmoos-Hochalpe geschossen wurde. Er richtete vielen Schaden an und man stellte ihm desshalb auch eifrig nach. Der alte Jäger Mathias Neuhäuser, der sich zur Frühpürsche auf einem Baume befand, sah plötzlich eine Anzahl Schafe in eiliger Flucht daherkommen, hinterdrein den Wolf. Auf das Anschreien des Schützen stutzte der mord- begierige Räuber einen Augenblick, stürzte aber auch sogleich, gut getroffen, nieder. Um das Jahr 1828, war der Wolf nach Wagler in den ober- bayerischen Bergwäldern, an ihren Abhängen, auch mehr in den dem Gebirge naheliegenden Ebenen im Winter nicht sehr selten und erhielt das Münchner Museum jährlich einige Stücke. 136 1830 wurde ein Wolf bei Tegernsee geschossen. Ein alter Wolf, der jetzt ausgestopft in der Münchner Samm- lung steht, wurde im Reviere Kreuth, Forstamts Tegernsee, von dem Forstgehilfen Anton Hohenadl im December 1837 geschossen, nachdem sich dieses Raubthier im dortigen Bezirke 3 Jahre lang aufgehalten, grosse Verheerungen unter dem Wilde und Vieh an- gerichtet hatte, in den Forstenrieder Park eingebrochen und bei dem auf ihn angestellten Treiben wieder entkommen war. Wie in Oberbayern, so waren die Wölfe auch über Niederbayern in älterer Zeit in grosser Anzahl verbreitet und hausten diesel- ben vornämlich im Böhmerwaldgebirge und in dem damit zu- sammenhängenden sogenannten bayerischen Walde. Es finden auch alle bei Oberbayern angeführten churfürstlichen Verordnungen aus der Zeit des dreissigjährigen, des spanischen and österreichi- schen Successionskrieges hier ihre Anwendung. 1798. Um diese Zeit haben sich nach Schrank im Winter zuweilen einige Wölfe aus Böhmen in die grossen niederbayeri- schen Waldungen verlaufen. 1810—1816 sind Wölfe in den an Böhmen grenzenden Ge- birgsgegenden nicht selten gewesen und in den königlichen Forstämtern Wolfstein und Zwisel gespürt und erlegt worden. Im Jahre 1846 wurde am hohen Falkenstein im Reviere Zwisler Waldhaus hinter Zwisel ein sehr grosser Wolf erlegt, welcher Tags vorher im sog. wilden Scheuerek angeschossen worden war. Derselbe hatte über ein halbes Jahr lang sein Un- wesen im bayerischen Waldgebirge und dem angrenzenden Böh- merwalde getrieben und fast den ganzen früher sehr starken Viehstand der Zwisler Waldungen vertilgt. Rheinbayern. Die französische Revolution, während welcher sich die Wölfe in Frankreich so ungeheuer vermehrten, dass im Jahre 1797: 7351, nach andern Angaben 6000 Stück erlegt wurden, ohne die zu rechnen, für welche die durch das Gesetz festge- setzte Belohnung nicht gefordert wurde, brachte viele Wölfe nach Rheinbayern. 1809 kamen mehrere Wölfe aus Frankreich nach Rheinbayern. 137 In dem kalten Winter 1844)45 zeigten sich wiederum. aus Frankreich eingedrungene Wölfe. 1846 wurde ein starker Wolf in der Nähe von Zweibrücken, 1848 ein alter und ein junger Wolf und eine Wölfin geschossen. Bei strengen Wintern wechseln stets ein oder mehrere Wölfe aus den Vogesen in den Rheinkreis. Die häufigen Jagden, welche auf dieses Raubthier gemacht werden, haben selten Erfolg, weil dem Gesetze gemäss jeder waffenfähige Mann sich hiebei be- theiligen muss, wodurch bei der Masse der Leute die nöthige Vorsicht und Ruhe nicht beobachtet werden kann. Oberpfalz und Regensburg. In dem ungeheuer kalten Winter 1491 trieb Hunger und Kälte die Wölfe in Schaaren aus den dichten Waldungen im Sulzbachischen hervor; sie fielen Menschen und Vieh an, so dass man nirgends vor ihnen sicher war. 1527—1557 sehr viele Wölfe um Neustadt am rauhen Kulm. Durch die bayerische Landesordnung des Fürstenthums Ober- pfala vom 12. Mai 1657 wurde allen Unterthanen zugestanden, Wolfsgruben, da wo es Menschen und Wild nicht schaden konnte, jedoch mit Vorwissen der Obrigkeit, zu machen. So oft Jemand einen Wolf fing und den Kopf zum Amte. brachte, wurde ihm ein bestimmtes Deputat verabreicht. 1750. 9. December: Entschliessung wegen Wolfsjagden. Gemäss einer landesherrlichen Verordnung vom 1. December 1755 kam dem Jäger oder Schützen für jeden Wolf 18 fl. general- mandatmässiges Schussgeld zu gute, welches vom landesfürstli- chen Jagdärar, wenn solches im Besitze und Genusse der Wild- bahn, wo der Wolf erlegt worden, zu ganz, zur Hälfte aber vom Aerar und zur Hälfte von dem Jagdbeständer, wo ein solcher vorhanden war, bezahlt wurde. Diese 18 fl. waren von jener Zeit an das Normalschussgeld in ganz Bayern. 1826 wurde ein Wolf bei Vohenstrauss erlegt. In den Frühlingsmonaten des Jahres 1850 vernahm man, dass ein Wolf über das Koburgische Gebiet nach Bayern eingedrungen und sich in die südwestlich gelegenen Waldungen des Fichtel- gebirges, als im Revier Fichtelberg und Ahornberg, Forstamts Kulmain,, aufhalten sollte, in welch letzterem Revier er auch wirklich ganz in der Nähe von Landleuten gesehen worden ist. 138 Von dort zog er sich westlich nach Oberfranken in die Gegenden von Weismain, Kulmbach, Schesslitz, Hollfeld, wo er von Bauern aus Schirradorf und Eichenhül gesehen wurde, bis Bayreuth hin und erschien endlich Mitte Juni wieder in der Oberpfalz ın dem Forstrevier Speinshardt, Forstamts Pressath, wo er nächst dem Dorfe Barbaraberg auf einer Wiese Morgens 3 Uhr von einem Landmanne und einige Tage darauf von dessen Eheweibe wie- derholt gesehen und deutlich genug beschrieben wurde. Nun blieb es nicht mehr bei dem blossen Erscheinen dieses reissen- den Thieres, sondern es beurkundete bald darauf im Monate Juli sein Daseyn durch einen Schafraub aus einer Pferche nächst dem Dorfe Scheckenhof, wo er über mehrere Schafe herfiel, eines davon erwürgte und nach dem nächstgelegenen Walde (Scheckenberg) wegschleppte. Nach erstatteter Anzeige wurde von dem königlichen Forstpersonale augenblicklich Jagd auf den Räuber veranstaltet und bei sorgsamer Einkreisung die schnü- rende Fährte mit länglicht behaartem Ballen und vorstehenden zwei sogenannten Wolfsklauen in dem feuchten Sandboden ganz deutlich für jene eines Wolfes erkannt, und — derselben fol- gend — sogar noch im obengenannten Walde die Ueberreste des Schafes gefunden, welche nur noch aus dem sorgfältig ausge- balgten Felle und wenigen Fleisch- und Knochentheilen bestand. Die Jagd war erfolglos, der Wolf für einige Zeit verschwunden und die Kunde hievon bis auf wenig bedeutungsvolle Wahr- nehmungen eines Oekonomiebesitzers zu Haselhof, Landgerichts Eschenbach, der in der Nacht durch das Winseln seines Ketten- hundes aufmerksam geworden, bei dem Oeffnen der Thüre zwei sehr grosse wie Metzgerhunde schwarzgran gestreifte Thiere aus dem Hofe über die Mauer weg setzen sah, erloschen. Einen Monat später wurde ein ähnliches Thier in der Forstwartei Vor- bach, selben Reviers, von einem Fors'manne wahrgenommen, aber Zeit und Umstände hinderten die Erlegung desselben und weiteres Nachspähen führte ebenfalls zu keinem Resultat. Den Herbst hindurch wurde da und dort das Wiedererscheinen von zwei Wölfen erzählt und unter Anderem auch ein wiederholter bedeutender Schafraub von 4 Stücken kundig, welcher in der Nähe von Etzenricht, Forstamts Weiden, durch zwei Wölfe ver- übt worden seyn soll. Ende Monats Decemher spürte das Forst- personal der Revier Gmünd, Forstamts Pressath, einen Wolf auf 139 neugefallenem Schnee und kurz darauf wurde ein Schaf in der Nähe von Kaltenbrunn, Forstamts Weiden, geraubt und der Wolf von Mehreren gesehen. Veranstaltete einzelne Treibjagen wurden abgehalten, worauf sich der Verfolgte auf einige Zeit nordwest- lich in die Gegenden von Auerbach und Pegnitz (letzteres in Oberfranken) flüchtete, dortselbst namentlich im oberpfälzischen Forstrevier Oberlenkenreuth mehrfach gespürt und gesehen und aın 4. Februar auf seinem Rückzuge nach dem Revier Gmünd mit einem erwürgten Schaf von circa 30 Pfund Schwere durch den königlichen Aufschläger Lenkmann auf 60 Schritte Nähe bei Dorfgänlas attrapirt wurde, welcher ihm das Schaf abjagte und dieses als corpus delicti dem Landgerichte Eschenbach übergab. Das Schaf hatte mehrere scharfe Bisse in den Hals, und das Eingeweide nebst einem Stück Fleisch war aus dem Felle sorg- fältig ausgelöst. Kurz hierauf trat tiefer Schnee ein und dieses reissende Thier verübte bedeutende Räubereien, vermuthlich in Gemeinschaft mit einem zweiten Wolfe. Nämlich in der Nacht vom 12. auf den 13. Februar 1851 zerriss derselbe ein Stück Wild im Reviere Gmünd. Bei dem Auffinden des Risses fand sich, dass dem Wild die Decke über den Ziemer abgezogen war und vom ganzen Stück nur noch das Kopfgestelle mit dem halven Halsziemer und wenige Theile der Vorderläufe nebst der Lunge dalagen; die Hinterläufe waren förmlich aus den Gelenken ge- rissen, wie das Skelet anzeigte Auf dem Würgplatze zeigten sich zwei Fährten, eine grössere und eine kleinere, die das Revierpersonal ihrer eigenthümlichen Kennzeichen wegen, als länglicht und mit zwei Klauen am Vordertheile scharf einge- drückt, ganz richtig für das Vorhandenseyn zweier Wölfe an- sprach. Die hierauf sogleich veranstaltete Jagd ergab, dass im Reviere Rothhaar des angrenzenden Forstamtes Vilseck eın Treiber einen Wolf aus dem Ruheplatze aufschreckte, der aber auf der entgegengesetzten Seite der Schützen aus dem Dickicht hervor- brach und nach Verfolgung sich weiter südlich wendete. Am 15. Februar wurde wiederholt ein Stück Wild zerrissen im Revier Gmünd, das sich die Wölfe seiner abgelegenen ruhigen Dickichte wegen zum hauptsächlichen Schauplatze ihrer Räubereien wohl ausersehen hatten, gefunden, welches Stück zwei Centner ge- wogen haben dürfte und wovon noch der vordere Theil zu circa 40 Pfund auf dem Würgplatze lag. Der Nachts zuvor neu ge- 140 fallene Schnee liess deutlich wahrnehmen, wie das Stück Wild, von dem stärksten Wolfe gejagt, sich zwischen 5 Bäumchen zwängte und dort abgefangen worden war. Vier Stellen zeigten die jedesmalige erfolglose Anstrengung des Wildes, dem Mörder zu entrinnen, sowie die allmählige Abmattung und das endliche Erliegen desselben. Hier wurde aber nur ein Wolf gespürt. Ein abermals arrangirtes grosses Treibjagen gab aber eben wegen seiner grossartigen, geräuschvollen Unternehmung kein Resultat; jedoch war hierauf wieder einige Wochen Ruhe, während von anderwärts die Kunde kam, dass am 17. Februar Nachmittags 1 Uhr ein Wolf bei Pinzig, Landgerichts Auerbach, 3 Stück Schafe angefallen und eines hievon zerrissen haben sollte, was sich durch die Landleute bestätigte, die dem Räuber seine Beute wieder abjagten. Minder grell erschien von da an das Auftreten dieser Raubthiere, weil sich selbe, wie im Sommer und Herbst zuvor, ihre Beute mehr in den Hauptforsten erholen konnten, was auch die bei dem im Frühjahre 1851 mehrmals noch gefal- lenen Schnee häufig wahrgenommenen Spuren: vom Jagen dieser Raubthiere auf Rehe und Haasen bezeugten. Mit dem Verschwin- den des Schnees zergingen auch die Hoffnungen der Habhaft- werdung dieser noch frei ausgehenden Bestien, welche ausser ihrem beständigen Wechseln des Standortes und weitaus nächt- lichem Revieren noch den Umstand zu Gunsten hatten, dass wegen der jetzigen vielfältigen Jagdbezirke ein nachbarliches Uebereinkommen und Zusammenwirken des Jagdpersonäles sehr erschwert, ja oft auch vereitelt wurde Indess wurde alle mög- liche Mühe von Seite des Forstpersonales angewendet diesen Landstreichern entweder durch Pürschgang oder durch Anstand beizukommen, da man noch immer auf feuchten, von den Wölfen bisher eingehaltenen und zeitweise besuchten Plätzen, nament- lich im Reviere Gmünd, Spuren ihres Daseyns wahrnahm. Nach den gemachten Wahrnehmungen wurde auf das Daseyn eines Rüdes (der stärkere männliche Wolf) und einer Fehe (die ge- ringere Wölfin) gefolgert. Während der Rollzeit der Füchse machte sich der Rüde nie mit Füchsen vertraut, wohl aber wurde von mehreren Forstbediensteten auf frischem Schnee gespürt, wie der Wolfsrüde eine Füchsin. (Fehe) gerade in der Rollzeit zu Anfang des Monats Februar mit einem von ihr gefangenen Hasen ablauerte und dıeselbe sammt dem Hasen verspeiste, was 141 aus den Ueberresten auf dem Würgplatze unweit des Fuchsbaues zu ersehen war. Herrn Forstamtsaktuar Wiesner zu Eschenbach danke ich hiemit für diese interessante Mittheilung auf das Ver- bindlichste. Oeffentliche Blätter brachten die Nachricht, dass am Sonn- tag den 20. Juli 1851 einer dieser Wölfe von dem Reviergehilfen Sauer von Plech angeschossen, aber trotz fortwährenden Nach- suchens nicht aufgefunden werden konnte. Oberfran% en, besonders das Fichtelgebirge, von jeher sehr wolfreich, bevöl- kerte sich im 15. und 16. Jahrhundert mit einem grässlichen Ueberflusse dieser Thiere, und zwar in Folge der schauderhaften Verheerungen durch die Hussiten und den unseligen bundes- ständischen Krieg des wilden Bayreuther Markgrafen Albrecht Alcibiades, wo das Elend und die grauenhafte Verwüstung des Bayreuther Fürstenthums allgemein war. Unter Albrecht Achilles (1471—1486) war ein Besoldungs- theil des Hauptmanns auf dem Gebirge alles Wolfsaas, worunter das von Wölfen angefressene Wildpret verstanden war. Unter Markgraf Friedrich richteten die Wölfe um das Jahr 1491 allenthalben im Lande grossen Schaden, besonders im Jöss- ler Forste unter dem Wildpret an. Die Waldbesichtiger Hans von Eyb, Brucker und Nördlinger drangen auf ihre Vertilgung und die Wildmeister erhielten Befehl, was der Wolf angefressen, in die fürstliche Küche zu liefern. 1527—1557 waren die Wölfe etwas sehr Gewöhnliches und die Kastenamtsrechnung von Neustadt a. GC. enthält in diesen Jahren Ausgaben für Fleisch, das man ihnen zur Falle gelegt. Unter Markgraf Georg Friedrich (1557 —1603) begann die Wolfsjagd im Spätherbst und dauerte bis in den April. Eine grosse Wolfsjagd ward 1563 zu Berneck, 1576 zu Bayreuth ge- geben. 1579 ergingen ernstliche Befehle, die Wölfe abzuludern, d. h. durch gelegtes Pferdeluder abzufangen. Alte elende Pferde wurden als Stechgäule hiezu besonders hergehalten und einge- kauft. Man kaufte in Bayreuth im genannten Jahre zehn Stücke, besserte das Wolfszeug aus und begann dann eine stattliche Jagd. Auf der Jagd zu Kulmbach 1580 wurde ein Bäcker Namens Hön vom Wolfe gefährlich gebissen. Als vorzüglich grosse 142 Wolfsjagd wird die von 1583, 1591 im Amte Bayreuth und dann weiter fort angeführt, nachdem man hiezu 19 Pferde zum Luder verbraucht hatte. Die Menge der Wölfe nöthigte 1592 zu einer vom 5. Februar bis 11. April fortgesetzten Jagd. 1595 am 21. Februar übergaben die obergebirgischen Städte Kulmbach, Hof, Bayreuth und Wunsiedel der Stadt Ansbach ihre gemeinschaft- lichen Beschwerden, worin die Regierung um Beseitigung des Schadens durch die Wölfe flehentlichst gebeten wurde. — 21 Tage dauerte die Wolfsjagd 1595. In Bischoffsgrün war die Hauptjagd 1598. Zwei lebendige Wölfe musste man 1599 nach Ansbach liefern, wo also in der Zwischenzeit diese Thiere scheinen seltener geworden zu seyn. Im März 1601 traf die Wolfsjagd in die Sechs - Aemter und von Martini 1602 dauerte sie bis zum 18. März 1603. Viele Wolfsgruben wurden angelegt, die man im Fichtelgebirge noch in sehr vielen Forsten in ziem- iich erhaltenem Zustande findet. Auch ausserdem sind in dem ehemals bayreuth - kulmbachischen Fürstenthume viele sichere Anzeichen des ehemaligen Vorhandenseyns dieser Thiere erhal- ten, wie z. B. im sogenannten Wolfsbrunn bei Neukirchen am Brand u. Ss. w. Furchtbares Elend brachte der dreissigjährige Krieg über Oberfranken. . Zu den unzähligen Geisseln einer jammervollen Zeit gesellten sich die Wölfe. Im Winter des Jahres 1670 wurde im Egerthale des Fichtel- gebirges unterhalb des Hammerwerkes Wellerthal ein Hirsch von einem Wolfe auf die Platte einer mächtigen Granitmasse ver- folgt, die seitdem der Hirschensprung heisst und unter welcher tief im Thale die Eger vorbeirauscht. Da der Hirsch nicht wei- ter konnte, so wendete er sich, von dem Muthe der Verzweif- lung getrieben, gegen seinen Verfolger, fasste ihn mit dem Ge- weihe und stürzte ihn, sich mit den Hinterläufen an einen Baum stemmend, in die Tiefe hinab. Die Eisdecke brach, der zer- schmetterte Wolf gefror ein und wurde später aufgeeist, der Hirsch aber kam glücklich davon. Den ganzen Verlauf der Sache sah der Förster Nürnberger von Thierstein, zu dessen Revier jene Gegend gehörte, mit an. Sonst war eine Tafel bei jenem Granitblock aufgestellt, worauf stand: 143 Hier haben Hirsch und Wolf um Haar und Haut gerungen; Doch stürzt der Wolf herab, dem Hirschen ist’s gelungen. Die Furcht ergreift die Flucht, die Noth lehrt tapfer seyn; Der Würger ward erwürgt bei diesem hohen Stein. Diese Tafel war später im Rentamtsgebäude zu Wunsiedel aufbewahrt und ist bei dem grossen Brande jener Stadt im Jahre 1834 mitverbrannt. Solche Reminiscenzen waren im Fichtelgebirge nicht selten und die schon im 15. Jahrhundert zu Bischoffsgrün gleichzeitig mit dem Nürnberger Hirschvogel blühende Glasmalerei hat auf ihren berühmten Willkommgläsern, Gemälden und Fensterscheiben auch das Andenken an einen Ochsen erhalten, der auf dem Ge- birge aus dem Kampfe mit einem Wolfe zwar verwundet, doch siegreich hervorging. Im Jahre 1680 hausten die Wölfe im Kammerbühl, einem unfern Eger gelegenen, zum Fichtelgebirge gehörigen Berge, und fügten den Schafheerden öfters grossen Schaden zu. Um das Jahr 1716 berichtet Pachelbel in seinem Fichtelberg, dass die Wölte in den fichtelgebirgischen Wäldern noch viel Un- heil anrichteten und man nicht nur öfters zerrissene Hirsche oder Viertel und Stücke davon, insgemein Wolfsrisse genannt, fand, sondern dass sie auch Schafe zerrissen und Hunde an der Kette gewürgt und aufgefressen haben. Ueberall im Gebirge waren diese Räuber noch einheimisch. 1727 gab es noch Wölfe bei Waischenfeld, wie eine daselbst befindliche Säule bezeugt In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gelang es endlich, die Wölfe, wie in allen Theilen des diesseitigen Bay- erns, so auch in Oberfranken auszurotten, wohin sie nur noch in kalten Wintern, aus Böhmen und Oesterreich kommend, Strei- fereien anstellten. Desswegen erging auch am 8. Mai 1796 eine hochfürstlich Brandenburg- Onolzbach - Bayreuthische Jagd- und Wildbahnsordnung, worin befohlen wurde, dass wenn sich über kurz oder lang ein Wolf sehen oder spüren lassen sollte, solches sogleich bei der Oberforstmeisterei angezeigt werden solle. Als Schussgeld für einen Wolf gegen Lieferung der Haut wurden 3 Il. festgesetzt. 1797. In der Gegend von Hof und im Fichtelgebirge hatte man in dem damaligen kalten Winter Spuren von Wölfen. 144 Anfangs Januar 1803 wurde im Fichtelgebirge auf der Revier Weissenstadt ein sehr starker Wolf erlegt, welcher bei dem strengen Winter sich dahin verirrt hatte und den Viehheerden: und dem Wildstande mehrere Monate gefährlich war. Derselbe sollte auf Veranstaltung des Landjägermeisters Freiherrn von Hardenberg zum Besten einiger armen Forstbedienten - Familien in der Stadt Bayreuth mit Erlaubniss des Präsidenten geheimen Oberfinanzrathes von Schuckmann für Geld gezeigt werden. Am 3. Januar wurde desshalb dem Oberforstamte vom Landjäger- meisteramte befohlen, falls der Wolf erlegt würde, denselben, um ihn noch im Tode zu dem angegebenen Zwecke nützen zu können, in einem versiegelten Sacke zu transportiren und nach Bayreuth an das Oberforstamt abzuliefern. Der damalige Forst- meister Wunder in Bischoffsgrün, der als ein orthodoxer Jäger den Modum des Sacktransportes zu entehrend für die Jägerei, ja sogar für schindermässig erachtete, band das erlegte Raubthier auf das Coffrebrett seines Wagens und transportirte es so offen bis und durch die Vorstadt St. Georgen, wo unter mehrmaligem Stillstand der Fuhre der Wolf zur Schau gestellt ward, legte ihn hier in den Wagen und brachte ihn unter grossem Zulaufe von Neugierigen in die Stadt selbst und in den Hof der Oberforst- meisterswohnung, welche Nichtbefolgung der Landjägermeister- amtlichen Befehle dem Sackantagonisten offizielle Verweise und wegen Verletzung der dem &c. von Hardenberg schuldigen Subor- dination ärgerliche Klaghändel zu Wege brachte. 1809, in welchem Jahre der Rhein überfroren und nicht wenige Wölfe über sein Eis nach Deutschland kamen, wurde ein starker Wolf, der sich längere Zeit in Mittel- und Oberfranken umhergetrieben hatte und bei Cadolzburg und Frauenaurach ge- sehen worden war, von einem Bauern im Kosbacher Walde bei Erlangen geschossen und steht jetzt ausgestopft im dortigen Kabinet. Wieder ein Wolf wurde 1811 im Fichtelgebirg geschossen. . Im Jahre 1816/17 wechselte ein Wolf, der sich hauptsächlich im Steigerwalde aufhielt, auch in den ober- und unterfränkischen Regierungsbezirk. Während des strengen Winters 1844/45 verspürte man zwei Wölfe im Forstamte Selb, die jedoch wieder verschwanden. Dass sich 1850/51 ein Wolf längere Zeit in den Revieren bei Bayreuth herumtrieb,, habe ich bereits erwähnt. (Schluss folgt.) Korrefpondenz-Blatt des zoologisch-mineralogischen Vereines Regensburg. Nr. 10. 6. Jahrgang. 1852. Vereinsangelegenheiten. Zum Ehrenmitgliede wurde ernannt: Herr Baron von Karwinski, k. b. Kammerherr etc. Zu korrespondirenden Mitgliedern: Herr Dietzel C. Emil, k. b. Revierförster zu Kleinwallstadt bei Aschaffenburg, Herr Holz bauer, Präceptor in Bopfingen und Herr v. Leonhard @., Dr., Universitäts-Dozent in Heidel- berg. Als ordentliches Mitglied wurde aufgenommen: Herr Dr. Miller, k. b. Gerichts-Arzt in Burglengenfeld. Seine Kaiserl. Hoheit, der llerr Herzog von Leuch- tenberg überschickte an die Vereinskasse 50 fl. Neue Einläufe zuden Sammlungen. Verzeichniss der zum Geschenke und im Tausche gegen die Vereinsschriften im 3. Quartal 1852 zur Bibliothek eingegangenen Bücher und Schriften. Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. VII. Jahrgang. 2. Heft. Stuttgart 1851. Zeitschriftderdeutschengeologischen Gesellschaft. III. Band. 4. Heft. August, September und Oktober 1851. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande und Westphalens. VIII. Jahrg. 3. u. 4. Heft. Bonn 1851 und IX. Jahrg. 1. u. 2. Heft. Bonn 1852. 10 146 Zeitschrift der deutschen geologischen Gesell- schaft. IV. Band. 1. Heft. November, Dezember 1851 und Januar 1852. Berlin 1852. Geologische Geschichten, leichtfassliche Beiträge zur Verbreitung der Wissenschaft und der Landeskenntniss. Von C. Ehrlich, Custos am vaterlän- dischen Museum zu Linz. Linz 1851. Geschenk des Verfassers. Die fossile Flora von Parschlug. Von Dr. F. Unger, Professor in Gratz. Bericht über die Arbeiten der III. Sektion der k.k. geologischen Reichsanstalt, Von C. Ehrlich. Beide Schriften Geschenke des Herrn Custos Ehrlich. Oesterreichisches Botanisches Wochenblatt. Redigirt von Alexander Skofitz. I. Jahrgang, Wien 1851. Geschenk des Herrn Alexander Skofitz. 36 verschiedene Abhandlungen aus dem Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt. Geschenk des Herrn Adolf Senonner in Wien. Amphibiorum nudorum Neurologiae specimen primum. Scripsit J. G. Fischer, Dr. Philos. Berolini 1843. Geschenk des Ver- fassers. Die Gehirnnerven der Saurier, anatomisch untersucht von Dr, J. @. Fischer, ordentl. Lehrer an der Realschule des Johanneums in Hamburg. Hamburg 1852. Geschenk des Ver- fassers. Ueber die Algodon-Bai in Bolivien, vom Freih. v. Bibra. Geschenk des Verfassers. Homoeosaurus Masximiliani und Rhamphorhynchus (Pterodacty- lus) longicaudus, zwei fossile Reptilien aus dem Kalkschiefer von Solenhofen etc. Von Hermann Meyer. Frankfurt a. M. 1847. Geschenk des Herrn Grafen H. VonderMühle. 147 Zoologische Sammlung. Zur Abtheilung der Säugethiere schenkte Herr Graf Heinrich Vonder Mühle einen sehr schön ausgestopften Biber, Castor Fiber L., ein Männchen, welches im Frühjahr nebst einem Weib- chen bei Moosburg geschossen wurd&@. Bei dem immer selteneren Vorkommen dieses Thieres hat dieses Geschenk einen grossen Werth und reiht sich würdig den vielen Gaben an, mit denen Herr Graf VonderMühle die Sammlung des Vereins von ihrer Entstehung an schmückte. Einen weiblichen Steinbock, Capra Ibex L. und einen Wolf, Canis Lupus L. 4. gab der Vereinssekretär Dr. Schuch zur Sammlung. Ein Vielfrass, Gwo borealis Nilss. wurde eingetauscht. Das Skelet eines Delphins, Delphinus Delphis L. aus dem mittelländischen Meere schickte Herr Leibarzt Dr. Linder- mayer in Athen ein. Ein Birkhahn, Zetrao tetrix L. &. Grauweisse Spielart, wurde vom Herrn Ganzelist Roth geschenkt, eine Eisente, Harelda glacialis L. von Herr Prof. Dr. Waltl in Passau. Mineralogische Sammlung. Dieser Abtheilung der Sammlungen wurde ein äusserst er- giebiger und werthvoller Zuwachs. Herr Forstrath Wineber- ger dahier machte dem Vereine seine in einer langen Reihe von Jahren mühsam erworbene oryktognostische Sammlung zum Geschenke. Durch dieses prachtvolle Geschenk, welches der oryktog- nostiscken Sammlung des Vereins über 3000 Stufen zuführt, ist diese zu einer bedeutenden Grösse angewachsen, und bietet nun dem Fachmanne um so grösseres Interesse, als sie von dem Geber selbst, dem jetzigen Conservator dieser Abtheilung der 10 * 148 Sammlungen, neu aufgestellt und wissenschaftlich geordnet wor- den ist. Herr Apotheker Schmidt in Wunsiedel schickte mehrere interessante Specksteine aus dem Specksteinlager bei Göpk- ersgrün, Landger. Wunsiedel ein, Herr Dr. Schrauth in, Neumarkt eine grössere Sammlung geognostischer Vorkommnisse jener Gegend. Herr Apotheker Schad in Osterhofen einen schönen Fisch- zahn aus einem Steinbruch in der Nähe jenes Ortes. Materialien zur bayerischen Fauna. Ein Beitrag zur Geschichte der geographischen Verbreitung der Säugethiere. Canis lupus L. Der Wolf. (Schluss.) Mittelfranken. 1442. In dem grausam kalten Winter dieses Jahres gab es im Burgbernheimer Walde viele Wölfe. 1517. Wölfe im Oberamte Ansbach. Nach der alten Ge- richtsordnung des Herrn Melchior von Birkenfels, die derselbe im genannten Jahre seinen Erbgerichten zu Lehrberg, Mittel- und Oberdachstetten kund gab, musste der Hirte den Schaden tragen, wenn er einen die Heerde angreifenden Wolt nicht be- schrieen hatte. 1557 wurden vom Schäfer zu Ipsheim zwei Wölfe mitten im Schafpferche gefangen, zu Markt Bergel einer mit Selbstgeschoss erlegt. Jeder Einwohner des Culmbach-Bayreuthischen Unter- landes, wozu die Aemter Hoheneck, Emskirchen, Neustadt a. d. 149 A., Dachsbach, Liebenau, Bayersdorf, Erlangen, Osternohe ge- hörten, erhielt unter Markgraf Georg Friedrich (1557—1603) für einen gelieferten Wolf ein halbes Malter Korn. 1569. 29. September: Nach Hochfürstlicher Verordnung musste jedes ansbachische Amt zur Anluderung der Wölfe fünf Stech- gäule liefern. Der Förster zu Burgbernheim nahm 1570 vier junge Wölfe, der Förster zu Aichelberg im Amte Ipsheim sechs und der För- ster des Bayersdorfer Distriktes im Walde bei Sieglitzhof, nahe an Erlangen, drei junge Wölfe vom Neste aus. 1575 mussten im Ansbacher Fürstenthum Wolfsgruben ver- fertigt, die Wölfe angeludert und gefangen werden. In dem anhaltend kalten sehr schneereichen Winter 1637 wurden zwei fremde Männer bei Fürth von Wölfen zerrissen, stückweise nach Nürnberg gebracht und daselbst beerdigt. 1635 und 1636 nahmen die Wölfe im Burgbernheimer Walde, wo sie schon früher in grosser Anzahl vorhanden waren, so sehr überhand, dass sie bei Tage herein in den Marktflecken kamen, Schafe hinwegtrugen und das wenige übrige Vieh im Freien nicht mehr sicher war. 1641 gab es in diesem Walde wieder viele Wölfe, die einfielen und das Vieh würgten. Im nämlichen Jahre waren sie auch sehr häufig im Gebiete der jenem Walde nahen Reichsstadt Windsheim; sie trugen bei Tag den Schäfern die Schafe weg, thaten aber den Menschen nichts. Im dreissigjährigen Kriege drangen die Wölfe im Bayreuther Unterlande (cfr. 1557 dieses Abschnittes) selbst in die Städte ein. 1654 am 18. Oktober entkam bei einem Brande in Leuters- hausen ein Schwein durch das Thor auf das Feld, wo es von Wölfen zerrissen wurde. 1655 wurde am heiligen Christtag ein Wolf im Windsheimer Zwinger, im Februar 1658 wieder ein Wolf in der Nähe dieser Stadt zwischen dem wilden Wasser und der alten Aisch ge- schossen. Während der unerträglichen Kälte des Winters von 1665 haben die Wölfe in der nämlichen Gegend den Leuten grossen Schaden gethan, sind in wohlverwahrte Häuser und in die Ställe der Dorfbewohner eingebrochen und haben Schafe und anderes Vieh gewürgt. Fast in jeder Nacht, am ärgsten am 3. März, hörte man herein in die Stadt Windsheim der Wölfe grässliches Geheul. Das Andenken an das einstige Vorhanden- 150 seyn dieser Thiere hat sich in jener Gegend bis auf unsere Tage durch die Benennung eines Forstortes im Burgbernheimer Walde, des Wolfhausrangens, und durch Wolfsgruben, von denen eine ausgemauerte, gut erhaltene bei Illesheim und eine andere ver- fallene bei Erkenbrechtshofen, Landgerichts Windsheim, steht, erhalten. Im Nürnbergischen Gebiete nahmen sie gleichfalls während des dreissigjährigen Krieges sehr überhand und waren noch bis in die letzten Decennien des 17. Jahrhunderts daselbst gewöhn- lich. Die Herren von Tetzel, ein weiland altpatriziatisches Ge- schlecht zu Nürnberg, erlegten im Kirchensittenbacher Thale 1674 zwei, 1679 zwei Wölfe ; 1680 liessen sich solche Raubthiere bei hellem lichtem Tage sehen, namentlich zu Morsbrunn und man setzte ihnen dort Geätz aus, um sie herbeizulocken. In den Jahren 1682, 1683, 1686, 1687, 1v90, 1694 und 1697 schossen sie je einen Wolf; Wolfsgruben errichteten sie bei Kirchensit- tenbach bei der Ziegelhütte und zu Vorra. Den Freunden vaterländischer Naturgeschichte mag es nicht uninteressant seyn, hier eine Zusammenstellung der Massregeln zu finden, welche die markgräflich ansbachische Regierung vom dreissigjährigen Kriege an zur endlichen Ausrottung der Wölfe ergriff. Das untergebirgische Fürstenthum, bestehend aus den 15 Oberämtern Ansbach, Burgthann, Cadolzburg, CGolmberg, Crails- heim (dieses wie das nachfolgende gehört jetzt zum Königreich Würtemherg), Creglingen, Feuchtwangen, Gunzenhausen, Hohen- trüdingen, Roth, Schwabach, Stauf, Uffenheim, Wassertrüdingen, Windsbach, nebst Kloster Heilsbronn, hatte in mehrerwähntem Kriege fürchterlich gelitten, das ganze Fürstenthum sah mehr einer Wildniss, denn einem bewohnten Lande ähnlich und in den verfallenen, unausgeräumten Wäldern hausten die Wölfe in Ueberzahl. Schon während des Krieges wimmelte es von diesen Bestien. Die Wölfe drangen allerwärts bis zu den Thüren mensch- licher Wohnungen und fanden Nahrung an den unbeerdigten Leichen. Markgraf Albrecht V. (1639 — 1667) war eifrigst be- müht, sein ruinirtes Land wieder in gute Aufnahme und Ordnung zu bringen und wendete daher ein hauptsächliches Augenmerk auf Ausrottung der Wölfe. Am 11. Oktober 1642 wurde bereits die Anlegung von Wolfsgruben, Anluderung und Erlegung der 151 Wölfe befohlen, am 24. November 1643 jedem, der einen Wolf gefangen, ein Reichsthaler und die Haut oder statt derselben noch ein gleicher Betrag zugesichert. Am 28. Januar 1650 erliess Albrecht ein Gemein - Ausschreiben wegen Hinwegfahung der Wölfe und Repartirung der Luderhäuser. Weil nämlich die frühe- ren hochfürstlichen Befehle, diesen schädlichen Thieren mit Pür- schen, Wolfsgärten, Gruben und auf jede mögliche Weise nach- zustellen, nicht mit dem erwarteten Erfolge begleitet waren, und das ‚, Ungeziefer der Wölfe‘ seit etlichen Jahren wieder sehr überhand genommen hatte, also dass nicht nur das Wildpret von denselben hin und wieder niedergerissen wurde, sondern auch das Vieh und die Menschen selbst, sonderlich zur Winters- zeit nicht mehr sicher vor ihnen seyn konnten, so wurde be- fohlen, dass alle markgräflichen Beamten, Wildmeister, Förster und Streifer nach Kräften dazu helfen sollten, diesen Thieren Abbruch zu thun. Die Beamten insonderheit hatten Anstalt zu treffen, dass die eingegangenen oder baufälligen Luderhäuser wieder aufgerichtet und reparirt, und das gefallene Vieh durch die Fallknechte in diese Häuser gebracht wurde. Auch wurden die Beamten angewiesen, den Wildmeistern behilflich zu seyn, dass auf ihr Begehren an gehörigen Orten geschleift und das Luder, wohin jene wollten, gebracht wurde. Die Wildmeister, Förster und Streifer aber erhielten Befehl, die Gruben fleissig zu stellen, im Sommer und Winter die Pürsche unausgesetzt zu betreiben, die Wölfe anzuludern und des Nachts bei Mondschein aus den Häusern zu schiessen. Ueber fleissige Förster musste an die Oberforstmeisterei berichtet werden, damit gegen die Fleissigen mit Beförderung und in andere Wege erkannt, die Unfleissigen und Liederlichen aber von ihren Diensten geschafft und solche mit tauglichern Individuen bestellt werden konnten. Weil die bisher ergangenen Befehle wenig getruchtet hatten und als ganz unumgängliche Nothdurft erkannt ward, das immer mehr überhandnehmende höchst schädliche Wolfziefer hinweg- zuschaffen, erging am 14. September desselben Jahres schon wieder ein Ausschreiben, die Hinwegfahung der Wölfe betreffend, worin befohlen ward, dass jeder Wildmeister, Förster und Streifer zwischen dem 14. September 1650 und dem 1. Mai des folgenden Jahres eine bestimmte Anzahl Wölfe schiessen oder in Gruben fangen müsse. Jedem Wildmeister, Streifer oder Förster wurde 152 dagegen für einen Wolf neben dem Balge anderthalb Thaler gereicht, denen aber, welche die auferlegte Zahl in der bestimm- ten Zeit nicht lieferten, für jeden fehlenden Wolf 1'/, Thaler an der Besoldung unnachlässig abgezogen. Ein drittes Reskript desselben Jahres erging am 30. Oktober 1651, weil die Wölfe fast überall im Fürstenthum mehr denn jemals überhand nahmen. Durch diese energischen Massregeln gelang es, diesen Raubthieren nach und nach bedeutenden Ab- bruch zu thun, aber schon im nächsten Jahre wurden dieselben wieder an vielen Orten häufig gesehen. Es wurden daher, all- dieweilen an gänzlicher Vertreibung und Ausrottung dieses schäd- lichen Ziefers gar nit auszusetzen, die früher ergangenen Reskripte durch ein nochmaliges Ausschreiben vom 24. September 1652 auf’s Neue eingeschärft und überdiess jedem markgräflichen oder fremdherrischen Unterthanen, welcher junge Wölfe in Gehölzen oder sonst erschlagen und den Beamten liefern würde, von jedem Stück ein halber Thaler, allen denen aber, die nament- lich zur Winterszeit, wo diese Thiere Nachts in Dörfern, Wei- lern, Einöden und Mühlen ihren Unterhalt auf Gassen oder Mist- stätten suchten, einen alten Wolf aus ihren Häusern oder Hof- Taiten schiessen und in die Aemter bringen würden, neben dem Balg ein Reichsthaler verheissen, den bei der Verschaffung und Verschleifung des Luders nachlässigen oder säumigen Beamten ebenso wie dem nachlässigen Jagdpersonale mit unnachsichtlichem Gehaltsabzuge von 1", Thalern gedroht. Diese Verordnung musste, sowie die beiden nachfolgenden, von der ganzen Brandenburg- onolzbachischen Geistlichkeit von den Kanzeln verlesen werden. Die Befolgung dieser Ausschreiben wurde strengstens über- wacht und doch waren die Wölfe bald wieder, wie der tägliche Augenschein lehrte, allerwärts häufig zu sehen. Ein neues Reskript vom 30. September 165% schärfte alle alten Verordnungen ein und drohte den saumseligen Wildmeistern und Förstern ausser dem Gehaltabzug noch mit andern ernsten Strafen. Das letzte Gemein - Ausschreiben Albrechts in Betreff der Wölfe-Ausrottung datirt vom 10. September 1659. Weil nämlich durch die bei den Wolfsfallen und Gruben gelegten Büchsen mehrmalige Unglücksfälle sich ereigneten, wurde das Legen der- selben bei den Fallen und Gruben bei Leibes- und Lebensstrafe 153 verboten, bei den Fall- und Luderhäusern aber, weil diese von Wegen und Strassen ablägen, unter der Bedingung erlaubt, dass vorher den Unterthanen, auch den Fallknechten davon Mitthei- lung und Verwarnung zukomme. Am 3. Oktober 1662 wurde befohlen, dass die Hunde, welche von der Obristjägermeisterei den Müllern zur Verwahrung ge- geben wurden, bei Strafe von 10 fl. in ihren Häusern an Ketten gelegt würden, damit sie von den Wölfen nicht verzogen wer- den möchten. Das Pürsch- und Fanggeldregulativ des Markgrafen Johann Friedrich vom 22. December 1679 setzte für jeden Wolf ein Schuss- oder Fanggeld von 1 fl. 12 kr., für jeden Balg, der ein- geliefert werden musste, eine Entschädigung von 36 kr. fest; jeder Wildmeister und Streifer war gehalten, alle Jahre zwei Wölfe abzuliefern oder musste gewarten, dass ihm so viel als das Pürschgeld betrug, an seiner Besoldung abgeschrieben wurde. Wenn ein Unterthan oder Schäfer einen Wolf lieferte, erhielt er 1 fl. Fang- Schuss- oder Schlaggeld und musste der Balg ohne fernere Zugabe geliefert werden; für einen jungen in Höh- len oder in Stöcken gefundenen und eingelieferten Wolf wurden 24 kr. bezahlt. Aus diesen im Vergleich mit den albertinischen Ausschreiben und deren Geldbelohnungsansätzen bedeutend geringern Schuss- und Fanggeldern geht nun zwar hervor, dass die Wölfe durch die angestrengtesten Bemühungen einer väterlichen Regierung um das Jahr 1679 allerdings bedeutend vermindert waren, daraus aber dass jeder Wildmeister und Streifer des ganzen Fürsten- thums bei Geldstrafe jährlich zwei Wölfe zu liefern hatte, ist gleichwohl zu ersehen, dass diese Thiere im untergebirgischen Fürstenthum noch immer häufig genug waren. Nach Verlauf von wenig Jahren gab es schon wieder Wölfe in Ueberzahl Zwei Verordnungen des Markgrafen Johann Fried- rich und deren Folgen bezeugen das zur Genüge. Im Jahre 1680 und 1681 wurde das Anschaffen von Tuchlappen, die An- legung von Luderplätzen und manche andere Vorkehrungen zu Wolfsjagden in jedem Amte befohlen; das Luder musste im ganzen Lande bei Strafe von 10 Schaff Haber zusammengefahren werden, welch drückende Lasten, verbunden mit dem durch das Hochwild verursachten Schaden, die Einwohner nicht allein zu 154 Beschwerden, sondern selbst zur Auswanderung zwangen, in Folge dessen später eine modifizirende Verordnung erging. Noch nicht besser stand es am Ende des 17. Jahrhunderts; denn am 27. Oktober 1689 wurde durch Reskript der während der Minderjährigkeit des Erbprinzen Christian Albrecht zur Vor- mundschaft verordneten geheimen Regierungsräthe des Hauses Onolzbach das zur Anluderung der Wölfe nöthige Luder, be- stehend in alten und nicht viel nutzigen Pferden, gegen Bezahl- ung zu liefern aufgetragen. Ein Stück obgedachter Pferde kostete Anfangs 12 — 18 Batzen, später wurde durch Aufkaufen und Wucher, was ein reichliches Vorhandenseyn der Wölfe anzeigt, der Preiss auf 3 bis & fl. gesteigert. Am 30. März 1692 erliess dieselbe vormundschaftliche Regierung ein reiterirtes Wildbanns- mandat, worin unter Hinweisung und Verpflichtung auf die viel- fältigen früheren Befehle die jährlich verordnete Anzahl einzu- liefernder Wölfe geboten wurde. Ehe wir weiter gehen, sei mir erlaubt, hier einzuschalten, warum die Ansbacher den Spoltnamen der Wolfshenker führen. Zu Ende des Monats Juli 1685 trieb ein Wolf in der Um- gegend von Ansbach sein Unwesen und frass während eines Vierteljahres drei oder vier Kinder auf, verwundete mehrere Leute und setzte Alles in Furcht und Schrecken, so dass Nie- mand mehr allein und ohne Gewehr über Feld zu gehen wagte. Bald hatte der Aberglaube das Gerücht verbreitet, dass dieser Wolf Niemand anders sei, als Michael Leicht, der kurz vorher verstorbene ältere Bürgermeister und Kastenpfleger zu Ansbach, welcher, wie das gemeine Volk glaubte, von seinem Dachfenster aus seinem eigenen Leichenbegängnisse zuschaute, in einen Wolf verwandelt wurde und in dieser Gestalt nach seinem Tode rumoren sollte. Von Jägern und Bauern wurde lange, wiewohl vergebens nach dem Wolfe gestreift; endlich wurde dieser Ly- canthropus erhascht und hierüber wörtliche Relation aufbewahrt: Als dieser schädliche Wolf Samstags den 10. Oktober in den Weiler Neuses bei Windsbach sich begeben, und alldorten aber- mals seine grausamen Mordthaten auszuüben und an zwei Bau- ernknäblein sich zu rächen suchte, auf welche er hinter den Holzstössen lauerte, die Knäblein aber ihm, Wolfen, zu klug gewesen und sich in ihre Häuser retirirten; ist es von den Aeltern laut, und in dem Weiler auflauernd geworden. Endlich 155 aber, als Gott diesem wüthig und grimmigen Thier zu fernerem Unheil nicht länger mehr zusehen wollte, fügte sichs zum Glück an, recht wunderbar, durch die Dazwischenkunft eines Hahns, dass er denselben verfolgte und über einen alten mit Reissig bedeckten Brunnen vor ihm daherflatternd hinjagte, dabei aber selbst in den Brunnen hineinfiel, und von der eilend zusammen- laufenden Gemeinde mit Stangen, Prügeln und Steinen umge- bracht wurde. Nachdem man nun das Luder (!), also gefällt, nacher Ansbach der hochfürstlich gnädigsten Herrschaft zu schauen gebracht hatte, wurde derselbe an dem auf dem sogenannten Nürnberger Berge vor Onolzbach*) aufgerichteten Schnellgalgen in einer Kleidung von gewichster Leinwand, an Farbe fleischfarb röthlich, in einer kastanienbraunen Perücke und mit einem lan- gen weissgraulichten Barte aufgehängt. Das Wolfsgesicht selbst aber an und für sich ist mit einem Schönbart oder gemalten Menschengesicht seiner etlichermassen bei Lebzeiten gemachten Physiognomie nach verdeckt und die Wolfsschnauze bis an die Augen abgehauen worden. Die Höhe seiner Wolfsgestaltung war anderthalb Ellen, dessen natürliche Wolfshaut aber ist zu einem Gedächtniss solcher seltsamen Begebenheit ausgefüllt und in der hochfürstlichen Kunstkammer aufbewahret worden. Hierüber kamen damals folgende Reime heraus: Ich Wolf, ein grimmig Thier und Fresser vieler Kinder, Die ich weit mehr geacht’, als fette Schaf’ und Rinder. Ein Hahn, der bracht’ mich um; ein Bronnen war mein Tod; Nun häng’ am Galgen ich, zu aller Leute Spott. Als Geist und Wolf zugleich thät ich die Menschen plagen, Wie recht geschiehet mir, dass jetzt die Leute sagen: Ha! du verfluchter Geist bist in den Wolf gefahren, Hänyst nun am Galgen hier, geziert mit Menschenhaaren. Diess ist der rechte Lohn und wohlverdiente Gab’, So du verdienet hast ; der Galgen ist dein Grab. Hab’ dieses Trankgeld dir, weil du frasst Menschenkinder, Wie ein wuthgrimmig Thier und rechter Menschenschinder. Nun musst am Galgen du stets hangen für und für Zu aller Leute Spott und aller Schinder Zier. *) bei der heutigen Windmühle oder dem Langischen Heimwege. 156 Geiz, Wucher, Eigennuz, Untreu’ in Amteswegen, Bringt wahrlich schlechten Lohn, bringt weit mehr Fluch als Segen. Drum liebe Gott, mein Christ! sey redlich, fromm und schlecht, Weil du auf Erden bist, mit Kurzem: thue recht! Wegen dieser Exekution erhielten die Ansbacher den Spott- namen der Wolfshenker. Nach dieser Episode kehren wir zu dem allgemeinen Wölfe- Vertilgungskrieg zurück, der mit Anfang des vorigen Jahrhunderts in sein letztes Stadium eingetreten war. In Folge der oben an- geführten Verordnungen war es endlich den angestrengtesten Bemühungen gelungen, diese Landplage sehr zu vermindern, so dass es bei weitem nicht mehr so viele Wölfe gab, wie im vorigen Jahrhundert. Gleichwohl sehen wir in den ersten De- cennien des 18. Jahrhunderts noch da und dort solche lästige Waldbewohner. Durch ein ansbachisches Wildbannsmandat vom 27. März 1710 wurden wegen endlicher Abnahme der Wölfe, und weil die Förster mithin keine gewisse Anzahl in der verordneten Zeit mehr liefern konnten, die früheren Verordnungen aufgehoben, dagegen das Personal verpflichtet, auf die hie und da in den Wildfuhren befindlichen Wölfe bei Androhung einer Strafe von 1'/, Thalern fleissig zu pürschen, wobei die Verordnung vom 3. März 1659 die Wolfsfallen und Gruben in Gehölzen, Legung der Büchsen bei den von Wegen und Strassen abgelegenen Fall- und Luderhäusern betr in gebührende Obacht zu nehmen auferlegt wurde. Bald war nun das Werk der Vernichtung vollends gethan und einheimische Wölfe gab es nicht mehr, von nun an nur noch Wechselwölfe aus Ländern, in denen sie heute noch hei- misch sind. In dem allgemein bekannten kalten Winter 1739/40, wo am 26. Februar das florentinische Thermometer des Celsius auf 90° gestanden haben soll, liessen sich Wölfe bei dem Pfarrdorfe Welbhausen im Oberamte Uffenheim sehen und zeigten sich auch noch später solche Thiere in mehreren ansbachischen Waldungen. Nach der Jagd- und Wildpretsordnung vom 9. August 1742 war das Schussgeld von einem Wolfe nebst der Haut 2 fl. 30 kr. 157 1758. 10. Februar: Die der hochfürstlichen Obrist- Jäger- meisterei bisher bewilligten sogenannten Wolfsrisse mussten in Zukunft zu den Aemtern verrechnet werden. Am 3. Mai 1769 erging eine Brandenburg - Onolzbach - bay- reuthische Jagd- und Wildbahnsordnung des Inhalts, dass, sollte sich über kurz oder lang ein Wolf sehen lassen, solches sogleich bei der Oberforstmeisterei angezeigt werden müsse. Als Schuss- geld wurden gegen Lieferung der Haut 3 fl. festgesetzt. 1777. Um diese Zeit gehörte ein durchstreifender Wolf im Ansbachischen zu den grossen Seltenheiten der Jägerei. 1809. Dass in diesem Jahre ein Wolf in Mittelfranken um- herstreifte und im nahen Oberfranken erlegt wurde, dass sich ferner 1816/17 wieder ein solcher Räuber in Mittelfranken um- hertrieb, aber nicht geschossen wurde, ist bereits in den ober- fränkischen Notizen gesagt worden. Tiefe gut erhaltene Wolfgruben finden sich noch gegen Würtemberg hin auf der Revier Grimschwinden im Birkenberg und am Ellrichshäuser Wege. Dieselben sind meistens mit Was- ser gefüllt und werden zur Zugzeit nicht selten von Wildenten besucht. Das Wolfsmoos auf der Revier Roth a. S., der noch vor beiläufig 50 Jahren bei Nürnberg vorhandene Wolfsthurm und sonstige häufige Benennungen mittelfränkischer Forstorte u. s. w., denen die Wölfe ihre Namen verschafft haben, sind noch redende Zeugnisse des einstigen Vorhandenseyns dieser Thiere. Unterfranken und Aschaffenburg. Im Jahre 1271 haben die Wölfe in Franken gräulich gewü- thet; die Leute auf dem Felde und die Hirten bei den Heerden wurden zerfleischt, so dass in wenig Tagen allein um Würzburg bei 30 Menschen um das Leben kamen. Ein Mainfischer, Namens Michael Holle zu Berg, 5/4 Stunden von Schweinfurt, glaubte einen starken Fischotter gespürt zu haben und legte da, wo er an’s Land gestiegen zu seyn schien, ein 12 Pfund schweres Tellereisen. Dreizehnmal besah er es jeden Morgen umsonst; endlich am 10. April 1798 erblickte er darauf einen Wolf, der an 3 Zehen des Vorderlaufes gefangen war. Rasch wollte ihm der Fischer mit seinem Fahrbaume einen Schlag versetzen, der Wolf wehrte sich aber so tapfer, dass der 158 Sieg lange ungewiss blieb, bis endlich einige Flösser dem Fischer zu Hilfe kamen und den Wolf ersäuften, der 85 Pfund wog. Im Jahre 1810 schoss 'der Wildmeister Schmidt von Burg- wallbach beim Fuchstreiben zufällig einen Wolf, der sein schäd- liches Unwesen lange Zeit im Spessart und in der Rhön getrie- ben hatte und Tags zuvor in der Gegend von Lohr vergeblich. eingekreist worden war. Er steht nun ausgestopft im königl. Naturalienkabinete zu Würzburg. In früherer Zeit waren die Wölfe auf der Rhön in grosser Anzahl und nicht sehr selten noch in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts vorhanden. Die auf der Rhön, z. B. in den Revieren Steinach und Schmal- wasser befindlichen Wolfsgruben und die Abtheilung Wolfswiese, auch die nicht weit von dem Kloster auf dem Heiligen-Kreuz- berge gegen Westen befindlichen Wolfsgruben bezeugen noch heute ihr einstiges Daseyn. Auch der Spessart bot ihnen, wie leicht zu erachten, einst Wohnsitze dar, wie die Abtheilungen Ober- und Unterwolfsthal in den am linken Ufer der Jossa lie- genden Waldungen des Revieres Burgjoss und aufgefundene Wolfsgerippe beweisen. Auch in den Hassbergen befinden sich noch wohlerhaltene Wolfsgruben. Nachdem die zweibeinigen französischen Räuber aus den deutschen Landen verjagt waren, stellten sich während der Nothjahre 1816 und 1817 diese vierfüssigen Jagdverwüster als ungebetene Gäste auf ihren Landstreichereien öfter als 10 Jahre „zuvor in Franken ein. Während des Sommers 1817 streiften zwei Wölfe in den Main-Gegenden umher; der eine davon, der aus dem Steigerwalde kommend sich in den drei fränkischen Pro- vinzen abwechselnd herumtrieb, und dem verdienten Tode ent- ging, ist bereits erwähnt worden, der andere wurde im Decem- ber 1817 im Landgerichte Arnstein oberhalb Würzburg geschos- sen. Im Dezember 1819 wurde wieder ein Stück bei Würzburg gejagt, jedoch nur verwundet und nicht erlegt. Schwaben und Neuburg. In dem sehr harten Winter 1572/73, während dessen man auf dem gefrorenen Bodensee reiten und fahren konnte, wurden in der Seegegend viele Leute von Wölfen zerrissen. 1778 erging für Immenstadt und die Herrschaft Staufen das Verbot, Wölfe zu schiessen und zu fangen. 159 Um das Jahr 1816 führt Koch den Wolf als seltene Erschei- nung im Allgäu (Grafschaft Königseck-Rothenfels) auf. Im Januar 1821 wurde ein Wolf in dem Walde zwischen Offingen und Landstrost erlegt, nachdem seit Menschengedenken dieses Raubthier nicht in dortiger Gegend vorgekommen war. Jener Wolf trieb sich etwa 6 Wochen in der Gegend von Günz- burg an der Donau umher, wurde endlich von einem Jäger bei Harthausen stark angeschossen und noch am selbigen Tage im Reisensburger Walde vollends erlegt. Er kam jedenfalls aus Frankreich oder der Schweiz; wenigstens haben sich von dieser Richtung her noch immer die Gerüchte von Wölfen verbreitet, wenn in jener Donaugegend solche auf dem Durchwechsel ver- spürt wurden, was seit 1821 in strengen Wintern schon ein paarmal vorgekommen ist. Diese hielten sich jedoch nie längere Zeit auf. Geschrieben Ammerndorf am 27. Mai 1852. Jäckel, Pfarrverweser Nachträsge. Zu pg. 141 der oberpfälzischen Notizen. Der Nürnberger Korrespondent von und für Deutschland (Nr. 205. pg. 1603. Nicht- politische Nachrichten) brachte am 23. Juli 1852 die Kunde, dass sich in dem Gehölze des Dorfes Seugast (Landger. Vilseck) ein Wolf aufhält und derselbe erst kürzlich einen kräftigen Stier nach längerem Kampfe überwältigt und fast ganz aufgezehrt hat. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass diess einer in jener Gegend schon vor Jahresfrist beobachteten Wölfe war. Zu pg. 143 und dem Jahre 1727. Hannss Wittauer, ein Metzgermeister zu Waischenfeld, ging zur Winterszeit bei gros- ser Kälte in’s Ahornthal, um dort bei den Bauern zu schlachten. Da derselbe zur Nachtzeit nach vollendeter Arbeit wieder nach Hause ging, verfolgte ihn oberhalb Zeubach, eine halbe Stunde von Waischenfeld, ein Wolf. Er glaubte anfangs, es sei ein Metzgerhund, der dem seinigen nachlaufe, bis er endlich in der Nähe das feindliche Thier, auf ihn zueilend, als einen Wolf ge- nau erkannte. Da sich der &c. Wittauer der grössten Gefahr ausgesetzt sah, so fiel ihm, nächst der Flucht, noch das Ret- tungsmittel ein, aus seinem Bündel, welcher ihm bei den Bauern, bei welchen er geschlachtet, mit Fleisch, Würsten und gebacke- nen Kuchen zusammengepackt worden war, etwas heraus zu nehmen und dem Wolfe zurückzuwerfen, um dadurch, während sich derselbe mit dem Auffressen beschäftigte, eine Strecke wei- ter zu kommen. Dieser Versuch that auch die trefflichsten Dienste, zumal da der Metzger die Flucht durch doppelte Schritte beschleunigte, und glücklich kam er an den Zeubachs - Anger nahe bei Waischenfeld, wo die schon erwähnte Säule steht. Allein sein Verfolger kam ihm schon wieder in die Nähe und der Geängstigte glaubte nun, er werde diessmal wirklich von ihm eingeholt. Er warf nun das Letzte, was er noch in seinem Bündel hatte, zurück, flehte mit klopfendem Herzen noch einmal zu Gott um seine Rettung und kam wirklich, ohne dass ihn der Wolf erreicht hätte, glücklich nach Hause. Zum Andenken an seine Errettung liess Wittauer noch im nämlichen Jahre eine steinerne Säule an jenen Platz setzen, mit der Inschrift: Hes-W: 1b. und in der Mitte der Jahreszahl 1727 zwei gekreuzte Metzgers- beile. Dass sich die Wölfe in früherer Zeit bei Waischenfeld zahl- reich aufhielten, beweist die in der Nähe des alten Schlosses heute noch zu sehende Wolfsgrube. A. den 11. August 1852. Korrefpondenz-Dlatt des zoologisch-mineralogischen Vereines in Regensburg. Nr. 11. 6. Jahrgang. 1552. Nekrolog. Nur eine Pflicht der Dankbarkeit erfüllt der zoologisch- mineralogische Verein, wenn er ein Blatt der Erinnerung auf das frische Grab eines seiner ausgezeichnetsten und wohlwol- lendsten Ehrenmitglieder niederlegt. — In der Nacht vom 31. Okt. auf den 1. Nov. verschied im Kaiserpalaste zu St. Petersburg in den Armen seiner jugendlichen Gattin Seine Kaiserliche Hoheit der Herzog Maximilian von Leuchtenbergs, im kaum vollendeten 34. Lebensjahre. Bei seinem Ableben war er Generaladjutant des Kaisers, Generallieutenant und Kommandaut der I. Division der leichten Gardekavallerie und Chef des nach ihm benannten Husarenregi- ments, Chef des Cadettencorps der Bergingenieure, auch Präsi- dent der Akademie der Künste zu Petersburg, Ehrenmitglied der k. russischen Akademie der Wissenschaften, sowie der Universi- täten von Petersburg, Moskau und Casan, und Oberstinhaber des 6. k. bayer. Ghev.-Reg. 11 162 Wir smd nicht in den Stand gesetzt, noch erlaubt es der Raum dieser Blätter, eine Biographie des hohen Verblichenen geben zu können, dessen besondere Lebensverhältnisse und her- vorragende Stellung, dessen edler, ritterlicher Charakter und einnehmende Persönlichkeit in den weitesten Kreisen eben so bekannt sind, als seine hohe wissenschaftliche Bildung; es sei uns nur erlaubt, aus vertraulichen Mittheilungen diejenige Richt- ung im geistigen Leben des verstorbenen Herzogs etwas näher anzudeuten, die ihn auf dem Felde der Naturwissenschaften thätig erscheinen lässt. Die beiden Herzoge August und Maximilian von Leuchtenberg zeigten schon in der frühesten Jugend eine ganz entschiedene Vorliebe für die Naturwissenschaften. Dieser Neigung — in so hohen Kreisen der Gesellschaft leider nur höchst selten! — wurde bei der vortrefflichen Erziehung, deren sich die jungen Herzoge unter der Leitung ihrer Mutter zu er- freuen hatten, im vollsten Maasse Rechnung getragen, dieser Neigung allein verdankt auch das herzogliche Naturalienkabinet ın Eichstädt seine Entstehung und seine heutige Pracht. Es mag hier eine kurze Notiz über den Aufbau und den gegenwärtigen Umfang dieses grossartigen naturhistorischen Mu- seums — gewiss das schönste Monument des verstorbenen Her- zogs! — gerechtfertigt erscheinen; eine ausführlichere Schilde- rung der in demselben aufgestellten Seltenheiten sei einem späteren Blatte vorbehalten Herzog August von Leuchtenberg kam im Jahre 1830 mit reichen zoologischen Schätzen aus Brasilien zurück, deren Aufstellung damals mit solcher Schnelligkeit geschah, dass schon in der Mitte des Jahres 1834 das Naturalien-Kabinet dem 163 allgemeinen Besuche geöffnet werden konnte. Während damals Herzog August sich ausschliesslich für Zoologie interessirte, wandte Herzog Maximilian seine ganze Aufmerksamkeit dem Studium der Mineralogie und Chemie zu, und betrieb diese Fächer mit bewunderungswürdigem Eifer. Er gründete in Eichstädt die mineralogische Sammlung, die aber erst seit seinem Aufenthalte in St. Petersbürg (1839) die gegenwärtige Ausdehnung und Vollendung erreichte, und welcher bis zu seinem Ende seine vollste Aufmerksamkeit zugewendet blieb. Nach dem Tode seines herzoglichen Bruders August (1838) übernahm er auch die Leitung der zoologischen Samm- lung und bereicherte auf seinen grossen Reisen alle Abtheilun- gen derselben mit werthvollen Beiträgen. Insbesondere war es die ornithologische Abtheilung, welcher Herzog Maximilian die meiste Berücksichtigung zugewandt hatte, und die gegen- wärtig über 4000 Nummern in ganz reinen, ausgesuchten Exem- plaren zählt. Die Sammlung der Säugethiere wurde dabei nicht vernach- lässigt, und es sind mit Ausnahme der Einhufer und der Walle in ihr alle Ordnungen bestens repräsentirt. Auch die übrigen Thierklassen, Reptilien, Fische, Insekten, Conchylien u. s. w. sind reich vertreten. Staatsrath Dr. Eichwald sagt von der Sammlung der Fische (Allg. Zeitung 1846 Nr. 218): ‚‚Ebenso interessant wird die Sammlung dem Zoologen werden, da sie mit der neuen Sendung auch die meisten Fische des Urals in Spiritus enthält, unter an- deren viele Pallas’sche Arten, die bisher in keiner anderen ichthyologischen Sammlung in Deutschland anzutreffen waren.“ ur 164 Im Herbste 1849 besuchten die Herren Beyrich, L. von Buch, von Carnall, Ewald, von Strombeck und Zerrenner das Museum in Eichstädt, und sprachen darüber im 4. Hefte des I. Bandes der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft pag. 433 folgendes Urtheil über die mineralogische Sammlung aus: „Die oryktognostische Sammlung, mit 5503 aufgestellten Nummern *) dürfte durch die Schönheit und Pracht aller in Russland, namentlich in neuerer Zeit, vorgekommenen Mineralien alle anderen Sammlungen in Deutschland übertreffen. Die pa- läontologische Abtheilung ist von russischen Vorkommnissen insbesondere reich an Versteinerungen aus den altsilurischen Schichten der Gegend von Petersburg und an Pflanzenresten aus den Sandsteinen des russischen permischen Systems; einen höheren Werth jedoch für deutsche Geologen erhält dieselbe durch den grossen Reichthum der in der näheren Umgebung von Eichstädt in den Plattenkalken vorkommenden Versteinerungen.‘“ US. W.: — Nur dem unermüdlichen Eifer und der Ausdauer des Herzogs konnte es gelingen, so grossartige naturhistorische Schätze in Eichstädt anzuhäufen, Seine vielen und grossen Reisen boten ihm die meiste Gelegenheit dazu, und auf keiner derselben un- terliess er, naturhistorische Beobachtungen zu machen und zu sammeln. Schon in seiner frühesten Jugend bereiste er Deutschland und die Schweiz, 1835 und 1836 Schweden und Norwegen, 1837 *) Seit jener Zeit wurde..diese Sammlung noch bedeutend ver- mehrt, besonders durch den vor Kurzem erfolgten Ankauf der von Ringseis’schen Sammlung, die allein über 7000 Nummern zählte. 165 das südliche Russland, Türkei, Kleinasien und Griechenland, 1838 und 39 Italien, Polen und Russland, 1841 und 42 Schweden und Italien, 1844 Finnland und Schweden. Einen wahrhaft grossartigen Zuwachs für die Sammlungen erzielte der Herzog auf seiner Reise nach dem Ural und nach Sibirien im Jahre 1845. In den Jahren 1849 und 50 besuchte er England, Madeira, Portugal, die Küste von Afrika, Spanien und die Niederlande, 1851 im Herbste ging er von München über Palermo nach Ale- xandrien und machte einen längeren Aufenthalt in Egypten. Die letzte Reise galt in diesem Jahre noch seinen neu er- worbenen Gütern in Tambow. Während seines Aufenthaltes in St. Petersburg war der Her- zog immer mit wissenschaftlichen Untersuchungen beschäftigt, und er lieferte jährlich Abhandlungen in das Bulletin de la Classe physico - mathematique de ÜAcademie des Sciences de St. Petersbourg, die besonders abgedruckt wurden, aber auch in unsere Zeitschriften übergingen und deren Inhalt in verschie- dene Lehrbücher der Chemie aufgenommen ist. Folgende literarische Arbeiten des Herzogs Maxi- milian von Leuchtenberg sind uns bis jetzt bekannt ge- worden: 1) Beschreibung einiger neuen Thierreste der Urwelt aus den silurischen Kalkschichten von Zarskoje-Selo. Mit 2 lithogr. Tafeln. Petersburg 1843. 2) Verfahren bei Vergeldungen und Versilberungen. — Auf galvanischem Wege die Quantität Gold und Silber kennen zu lernen, welche man anwendet. St. Petersburg am 12. Juni 1845. 166 3) Untersuchung der Kupfervitriol- Auflösungen, welche zu galvanoplastischen Arbeiten gebraucht werden. Gelesen den 17. April 1846. 4) Ueber die Bildung und die Bestandtheile eines schwarzen Niederschlags an der Anode, bei Zersetzung des Kupfer- vitriols durch den galvanischen Strom. (1846.) 5) Weitere Untersuchung des schwarzen Niederschlags, wel- cher sich an der Anode, bei Zersetzung des Kupfervitriols durch den galvanischen Strom bildet. 6) Ausführliche technisch-chemische Untersuchung des schwar- zen Niederschlags, welcher sich an der Anode bildet, bei der Zersetzung des Kupfervitriols in grossen Massen, durch den galvanischen Strom. (Petershof den 8. August 1848.) 7) Ueber die Fabrikmässige Galvanische Yergoldung im Gros- sen und über einige dabei gemachte technisch - wissen- schaftliche Beobachtungen. St. Petersburg 1849. (Fall, bei Reval den 20. Juni 1849.) Nach letztem heisst es unter anderm pag. 5: „Ebenso „geschah es, dass oft 20—30 Pfund Gold an einem Tage „aufgelöst und in concentrirte Cyanauflösung verwandelt „wurden ; natürlich wenn der Bedarf eben stark war. Auf „diese Weise kamen im Verlaufe von drei Jahren über „13 Pud oder 280 Kilogr. in Verbrauch.“ (1 Pud = 40 Pfund russ,) In St. Petersburg besass der Herzog eine Handsammlung, in welcher in 15 oder mehr grossen Schränken nur russische Pe- trefakten aufgestellt waren. Diese Privatsammlung soll die schönsten russischen paläontologischen Vorkommnisse enthalten. 167 Er betrachtete es auch als eine besondere Begünstigung des Kaisers, dass es ihm erlaubt war, als Chef der Bergkorps-Samm- lung eine Privatsammlung halten zu dürfen. „Ich sollte strenge genommen, keine eigene Sammlung haben, „sagte er, ich kann und will aber nichts in dieser aufstellen, „was, wenn ich es auch zum Geschenke bekommen hätte, nicht, „oder geringer in der mir anvertrauten Bergkorps-Sammlung vor- „handen wäre.“ — In einem seiner Briefe aus Madeira (Funschal den 18. Sept. 1849) schreibt er in seiner gewohnten gemüthlichen Weise: „Ich forsche in allen Zweigen der Natur und an Fischen „und Vögeln wird Eichstädt eine hübsche Sendung erhalten. Die „ganze Insel ist aus einem Vulkan entstanden, bietet also nur „Basalt und Lava, keine anderen Mineralien dar. An Insekten „habe ich bisher nur wenig gefunden, und selbst an Vögeln ist „die Ausbeute nicht so ergiebig, als ich gehofft hatte. An Pflan- „zen hingegen findet man hier neben denen der tropischen Län- „der Vieles unserer deutschen Flora und oft pflücke ich am „Fusse der mit Früchten beladenen Musen und Palmen das be- ‚„scheidene Veilchen und die erquickenden Walderdbeeren. Wäre „nur Madeira nicht so schrecklich entfernt!“ — Im herzoglichen Schlosse zu Eichstädt befindet sich in dem Saale, durch welchen man in die für den sel. Herzog eingerich- teten Zimmer kommt, eine sehr schöne Geweihsammlung. Ueber der Thüre hängen 3 Hirschgeweihe mit goldenen Inschriften. Es sind die der zuletzt erlegten Hirsche des herzogl. Vaters Eugen, des Bruders August und Schwagers Don Pedro. Bei seinem letzten Aufenthalte in Eichstädt (Juli 1850) bestimmte er, dass auch das Geweihe des von ihm zuletzt geschossenen Hirschen 168 dort zum Andenken aufbewahrt werden soll. — Mit der Sendung von Madeira kam das Geweih eines unter Weges erlegten Hir- sches, mit ihm der wiederholte Auftrag, dieses als das letzte zu betrachten und an der bezeichneten Stelle anzubringen. Leider hat sich diese Ahnung des Herzogs erfüllt! — Noch ist zu erwähnen: Homoeosaurus Maximiliani. Herm. v. Meyer. Aufge- funden 28. Dezember 1844. Eichstädt. vrgl. Homoeosaurus Maximiliani und Rhamphorhynchus (Pterodastylus) longicaudus, 2 fossile Reptilien aus dem Kalkschiefer von Solenhofen, im Naturalien-Gabinet S. k. H. des Herzogs Maximilian von Leuchtenberg zu Eichstädt, von Hermann von Meyer. Mit 2 Tafeln Abbildungen. Frankfurt a.M. 1847. A. Ausserdem führen viele russische Petrefakten (Zrochus, Ammonites &c.) den Namen des Herzogs. Das schönste Denkmal aber bleibt das herrliche Naturalien- Kabinet in Eichstädt. — Möge es erhalten bleiben zum Nutzen der Wissenschaft und zur Ehre seines Gründers, des Herzogs Maximilian von Leuchtenberg! Regensburg im November 1852. 169 Bericht über die XXIX. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Hatte auch die Wahl Wiesbadens zur XXIX Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte wegen der günstigen Lage in einer der schönsten Gegenden Deutschlands, im Knoten- punkte von Eisenbahnen und Dampfschiffen, in einer Gegend reich gesegnet von der Natur mit allen Schätzen, welche zum Lebensbedarf, zur Lebenserheiterung und zur Gesundheitserhalt- ung gedacht werden können, mit einer Umgebung von Städten, welche durch Handel und Intelligenz hervorragen, unter einem Völkchen, das bei Fleiss und Rührigkeit auch seines Lebens froh werden kann —, hatten diese Voraussetzungen einen zahlreichen Besuch, ein reges Zusammenleben und Wirken und freundliche Anfnahme hoffen lassen, so wurden diese Erwartungen doch in jeder Beziehung weit übertroffen. Hat auch jede der früheren Versammlungen bald durch die hervorragenden Besucher, bald durch die gehaltreichen Vorträge, bald durch die ihr gebotenen Festlichkeiten oder auch nur durch die herzliche Aufnahme von Seiten der Einwohner und ein stilleres Zusammenleben freund- liche Erinnerungen zurückgelassen, hat manche derselben in vie- len dieser Rücksichten zugleich sich ausgezeichnet —, so voll- ständig in allen Beziehungen gelungen war kaum eine von allen. Der Hauptzweck, das Sichkennenlernen und der Ideenaus- tausch, wurde immer festgehalten; von den Veteranen der Be- sucher fehlten fast nur die vom Tode abberufenen oder durch Alter verhinderten; junge Kräfte suchten sie in jeder Beziehung zu ersetzen. Nur wer es sich zur Aufgabe machte, nicht für sein specielles Fach Gewinn zu ziehen, sondern einen Ueberblick über die Leistungen im Ganzen zu erhalten, kann sich einen Begriff machen von der Masse der besprochenen Gegenstände, von den ungeheuern Fortschritten, welche jede einzelne Doctrin binnen wenigen Jahren gemacht, kann sich überzeugen wie jedes Fach, soll in ihm Erspriessliches geleistet werden, wieder sich 170 theillen muss und wie der Einzelne nur durch CGoncentrirung aller seiner Kraft auf den kleinsten Punkt Tüchtiges arbeiten kann. Alle Sectionen wetteiferten in Thätigkeit, der Preis möchte der dritten für Mineralogie &c, gebühren. Die allgemeinen Versammlungen litten an den bekannten Unvermeidlichkeiten gleich früheren; die Aufgabe lauter ent- sprechende Vorträge zu hören, wird wohl nie erreicht werden. In der ersten sagte Herr Prof. Dr. Fresenius in seiner herzlichen Begrüssungsrede unter Anderem: „Das Land, welches Sie betreten haben, hat Gott reich ge- segnet. Es ist begrenzt von Deutschlands schönstem Strom, dem Rhein, bespült vom Main, durchzogen von der Lahn und bietet von Berg und Thal den schönsten Wechsel dar. Herrliche Wäl- der bedecken seine Höhen, an den Südgehängen reift die süsse Traube und Nassaus Ebenen sind wie fruchtbare Gärten zu schauen. — Aber nicht nur auf ihrer Oberfläche, auch in ihrem Schoose hat uns die Mutter Erde gütig bedacht Reiche Erzgänge, unerschöpfliche Thonlager, herrlicher Marmor, mächtige Braun- kohlenflötze sind ihre verborgenen, aber leicht zugänglichen Gaben und endlich, um das Mass voll zu machen, entsendet sie aus ihrer Tiefe, dem Lande zum besonderen Segen, eine Fülle der besten Mineralwasser und Heilquellen. Unter diesen Verhältnissen mag es natürlich erscheinen, wenn Ackerbau, Weinbau, Forstwirthschaft, Bergbau und man- cherlei Gewerbe erblühten und wenn sich der Arzneikunde wür- digste Vertreter um die Heilquellen sammelten, als um eben so viele Brennpunkte ärztlicher Thätigkeit. — Anders war es mit der Pflege der Naturwissenschafien. — War es die hohe Be- wunderung vor der Schönheit der Nafur in ihrer Total-Entfaltung, welche von einer Zergliederung derselben, von einer speciellen Erforschung ihrer Theile abhielt, wie das Auge des Botanikers erst die Pracht einer herrlichen Blüthe lange bewundert, ehe seine Hand sie zu zerlegen vermag, oder war es ein anderer Grund, aber abgesehen von einzelnen hervorragenden Leistungen muss die Naturforschung in Nassau ein Kind der neueren, ja in mancher Beziehung der neuesten Zeit genannt werden. 171 Ihnen, meine Herren, musste ich dieses Bild entrollen, auf dass Sie, die Sie grossentheils aus Ländern kommen, in denen die Naturwissenschaften schon lange gepflegt und zur Blüthe ge- bracht worden sind, Ihre Erwartungen und Anforderungen unsern Verhältnissen anzupassen nicht versäumen wollen. Auch die Stadt, in der wir weilen, ist nicht stiefmütterlich von der Natur bedacht. Weitberühmt, seit Jahrtausenden bekannt und schon von Plinius beschrieben, sind ihre Thermen, und wie sie dem Arzte als treffliches Heilmittel dienen, so bieten sie dem Geologen, dem Physiker und Chemiker eine grosse und würdige Aufgabe zur Beobachtung und Forschung dar; — dem Kranken aber sind sie helle Hoffnungssterne in der Nacht der Leiden, und wer zählt die Tausende, die hier Genesung fanden und danker- füllt von unsern Quellen schieden.“ Herr Hofrath und Professor Textor von Würzburg bean- tragt darauf, dass die Versammlungen in der ersten Hälfte des Septembers stattfinden möchten; dieser Antrag wurde abgelehnt. Der zweite Geschäftsführer verliest den Bericht der Majorität der für die Errichtung eines Denkmals für Oken in Jena in der achtundzwanzigsten Versammlung niedergesetzten Commission (Kieser und Huschke), worauf Herr Prof. Heyfelder den von ihm abgefassten Minoritätsbericht in dieser Sache mittheilt. Herr Geheimrath von Leonhard sprach sodann „,über Hüttenerzeugnisse als Stützpunkte geologischer Hypothesen. “ Herr Hofrath Dr. Spengler aus Ems spricht hierauf über die Heilwirkungen der Thermen zu Ems. Herr Professor Zenneck aus Stuttgart hielt einen Vortrag über eine Theorie der äusseren Sinneserscheinungen. Herr Dr. Guido Sandberger spricht zum Schlusse über Wesen und Bedeutung der Paläontologie. Herr Dr. Schultz ‚aus Deidesheim beantragt hierauf, dass weder in den allgemeinen noch in den Sectionssitzungen ein Vortrag gehalten werden dürfe, der schon gedruckt sei. Die Versammlung nimmt den Antrag an. : In der zweiten allgemeinen Sitzung hielt Herr Sectionsrath Professor Haidinger aus Wien einen Vortrag über die k. k. österr. geologische Reichsanstalt. 172 Herr Obermedicinalrath Dr. Jäger spricht darauf in seiner Festrede zur Feier des zweihundertjährigen Jubiläums der leo- poldinisch-carolinischen Academie, über die geschichtlichen Mo- mente des Ursprungs und Fortgangs derselben. Herr Professor Nees von Esenbeck begrüsst die Ver- sammlung im Namen der leopoldinisch - carolinischen Academie. Die Academie ertheilte durch den Herrn Präsidenten Nees von Esenbeck hierauf ihr Diplom an 16 Gelehrte. Herr Dr. Posner, Redacteur der medicinischen CGentralzei- tung, spricht über die Stellung der Medicin zur Lösung der so- cialen Frage. Zum Schluss wurde über den Ort der nächsten Versammlung berathen. Herr Prof. Dr. Heyfelder aus Erlangen schlug Tübingen vor. Durch absolute Stimmenmehrheit wird es angenommen. Gemäss Zeitungsnachrichten soll Tübingen abgelehnt haben, und dafür Göttingen bestimmt worden seyn. Tübingen wird hiezu gewiss trifiige Gründe gehabt haben; nur sollte es nicht die Furcht seyn, zu wenig bieten zu können im Vergleich zu vielen früheren Versammlungen. Diese Versammlungen müssen einmal auf eigenen Füssen stehen lernen und haben bei gegebenen Ge- legenheiten auch sich fähig dazu gezeigt; die Versammlungen machen keine Prätensionen und der Vorschlagende wird. in Zu- kunft nicht sagen, dass er ‚mit grossen Ansprüchen * komme und nur eine kurze Anfrage zu stellen haben, um der Gefahr der abschlägigen Antwort überhoben zu seyn. In der dritten allgemeinen Sitzung sprach Herr Dr. Schultz von Deidesheim über das Studium der Naturwissenschaften. Herr Voltz aus Mainz über das Mainzer Tertiär-Becken. Herr Professor Zenneck von Stuttgart über das Bedürfniss einer systematischen Eintheilung der Naturwissenschaften und die darin noch fehlenden Fächer. Herr Präsident Nees von Esenbeck über den Kampf des Staates gegen die Epidemie, woran er eine Danksagung an die Versammlung Namens der Leopoldinisch - Carolinischen Academie für die im Schoose der Versammlung stattgefundene Entscheidung ihrer Lebensfrage knüpfte, sodann Su Herr Professor Rossmässler von Leipzig über Erweiterun des naturwiıssenschaftlichen Vereins-Lebens. Der erste Geschäftsführer sagte in seiner Abschiedsrede unter Anderem: „Wir sind, so dünkt mir, nachdem wir ein Jahr lang rüstig gestiegen waren auf dem Wege zum Gipfel der Wissenschaft, einmal wieder stehen geblieben, die Vorangeeilten haben gewar- tet auf die Nachkommenden, Alle haben sich gesammelt und haben einen Augenblick mit einander ausgeruht. Der Eine hat dem Ändern gesagt und gezeigt, was er gefunden und wahrge- nommen, was er gedacht und gethan, und indem so die Be- obachtungen und Erfahrungen der Einzelnen Gemeingut Aller wurden, habe Alle gewonnen, und der Blick an dem diesjährigen Ruhepunkte war wieder weiter und freier als der früherer Halt- punkte auf der Bahn der Wissenschaft. — Wohl wissen wir Alle, dass der Gipfel unerreichbar und der Pfad dahin unendlich ist, aber dies schwächt unsera Muth nicht und lähmt nicht unsere Kraft, denn wir sehen nur die Bahn, welche wir zurückgelegt haben; der Pfad, welcher aufwärts führt, verliert sich bald im Nebel und der Gipfel ist uns ganz verborgen. — So erscheint denn — ihr zur Freude — einer jeden Zeit ihr Standpunkt als der höchste: Punkt, denn den höheren ahnt sie nur, aber sie kennt ihn nicht. Wie nun rüstige Bergsteiger, welche zum ersten Male eine Höhe erglommen haben, Kreuz oder Stein setzen, als ein Denk- mal des errungenen Sieges, und wie sie es gerne schmücken mit Zeichen und Inschrift, den Nachkommenden zur Erinnerung, was die Ersten auf der Höhe gefühlt und gedacht, so haben auch Sie auf der Höhe der Wissenschaft, welche sie erreicht, durch Ihr Tagen dahier ein bleibendes Denkmal gestiftet und ihm durch Wort und That eine Inschrift eingegraben, die noch nach Jahrhunderten unseren Nachkommen sagen wird, was man in unserer Zeit von dem grossen Räthsel Natur gewusst, geglaubt und geahnt hat. Meine Herren! so waren die Kämpfe, welche Sie geführt haben, möchte die Wissenschaft andere nie aufzuweisen haben. — Meine Herren, erkennen Sie in diesem unserem einträchtigen Zusammenwirken, in dem edlen Kampf der Geister nach dem 174 Wahren und Guten mit mir eine Frucht des grossen Einflusses, welchen die Pflege der Naturwissenschaften auf Humanität und Gesittung bereits gehabt haben, erkennen Sie darin mit mir das schöne Morgenroth, welchem auch der Tag einmüthigen Zusam- menwirkens aller deutschen Brüder folgen wird,“ Der. Festlichkeiten wären zu viele gewesen für jenen, wel- cher geglaubt hätte alle mitmachen zu müssen und keinen der gebotenen Genüsse verschmähen zu dürfen. Sie waren aber alle so herzlich geboten, so gut gemeint, so zweckmässig angeordnet und so ganz ohne allen Zwang und ohne alle Prätensionen von Seite der Geber, dass Jeder nach Neigung theilnehmen und aus- wählen konnte. Von den Verhandlungen der Sectionen sind hier nur jene angezeigt, welche die Tendenzen unseres Vereines berühren, also nur die der 3. Section für Mineralogie und Geognosie voll- ständig; von den in der 5. Section (für Zoologie, Anatomie und Physiologie) gehaltenen gehören nur wenige hieher, indem über systematische und descriptive Zoologie mehr in engeren Kreisen verhandelt wurde. 1. Mineralogie und Geognosie. Am 20. September. 1) Dr. Zimmermann aus Hamburg: Ueber eine Schwefel- bildung in neuester Zeit; nebst Demonstrationen. 2) Dr. Fridolin Sandberger aus Wiesbaden: Ueber die geologische Beschaffenheit des Herzogthums Nassau; nebst De- monstrationen. 3) Dr. Müller aus Aachen: Ueber die Gattung Scaphites; nebst Demonstration. 4) Dr. Kurr aus Stuttgart: Ueber fossile Menschenzähne. 5) Herm. von Meyer knüpft daran noch Bemerkungen, dass die sämmtlichen bisher gefundenen Reste von scheinbar fossilen Menschenknochen noch nicht sicher als diluvial oder gar tertiär anzunehmen seien; sondern recht wohl postdiluvial sein könnten. 6) Dr. Jordan aus Saarbrücken: Ueber das Vorkommen von vier neuen Gattungen von Grustaceen in der Saarbrückener 175 Steinkohlenformation, darunter 2 Thierreste, welche an Trilobiten erinnern. j 7) Goldenberg aus Saarbrücken: Ueber Insecten der Saar- brückener Steinkohlenformation, sowie über Lycopodien und Si- gillarien im Befruchtungszustande ebendaher. 8) Odernheimer aus Wiesbaden: Ueber die bisherige Thätigkeit der mineralogischen Section des Vereins für Natur- kunde in Nassau. 9) Franz von Hauer aus Wien: Ueber des Herrn Dr. Hörnes Werk über dıe Tertiär-Mollusken des Wiener Beckens; nebst Vorlage der zwei ersten Lieferungen und mehrerer Tafeln der dritten Lieferung. Austheilung einer Nachricht über Doub- letten und eines geognostischen Kärtchens von Wien. Am 22. September. 1) Dr. List aus Göttingen hält einen Vortrag über den so- genannten strahligen Chlorit vom Büchenberg bei Elbingerode am Harz und weist in demselben nach, dass derselbe als eine neue Mineralspecies der Ghloritreihe anzusehen ist, für welche er den Namen Metachlorit vorschlägt. 2) Max Braun macht auf den grossen Reichthum von Kie- selzinkerz im Lager des Altenbergs bei Aachen aufmerksam und zeigt ausgezeichnet hemismorphisch ausgebildete Krystalle von da- her vor, wobei Herr Sectionsrath Haidinger bemerkte, dass er schon früher, freilich minder ausgezeichnete Krystalle der Art in der dortigen Gegend gesammelt und untersucht habe. 3) Oberbergrath Schwarzenberg von Cassel, über die geognostischen Verhältnisse der Umgegend von Algier, Koleah, Blidah und Medea, worin derselbe nachzuweisen sucht, dass die von Anderen für Kreideschichten erklärten Gesteine der Axe des Atlas zur Uebergangsformation zu rechnen, andere dagegen wohl der Kupferschieferformation angehören möchten. Herr Braun bemerkte dagegen, dass in einem Theil der fraglichen Gesteine entschiedene Kreideversteinerungen vorgekommen seien; in den meisten anderen Punkten schliesst er sich jedoch den Ansichten des Herrn Schwarzenberg an. %) Dr. Guido Sandberger legt die neueste fünfte Liefer- ung des von ihm und seinem Bruder herausgegebenen Werkes 176 über die Versteinerungen des Rheinischen Schichtensystems in Nassau vor und sprach einige Worte über die Unhaltbarkeit der Gattungen Porsellia und Murchisonia, welche mit Pleurobomaria vereinigt werden müssen. 5) Dr. Müller von Aachen zeigt eine Reihe ausgezeichne- ter gut erhaltener verkieselter Kreidepetrefacten (Grünsand) vor und hebt namentlich dessen .Reichthum an Gasteropoden hervor. Zum Schluss weist derselbe an mehreren Beispielen nach, wie sehr vorsichtig man bei Benutzung d’Orbignyscher Arbeiten zu Werke gehen müsse, da man in Rücksicht der geographischen sowohl, wie auch mancher anderen Angaben d’Orbigny’s öfters grossen Ungenauigkeiten begegne. Hierauf legte derselbe im Auf- trage des Herrn Dr. Debey von Aachen dessen Zeichnungen der fossilen Flora der dortigen Kreidegebilde vor und lud die Herren, die sich besonders dafür interessirten, ein, dieselben näher zu betrachten. 6) Fr. v. Hauer aus Wien über die von der geologischen Reichsanstalt aufgenommene geologische Karte von Unterösterreich und knüpfte daran sehr lehrreiche geognostische Erläuterungen. Es knüpfte sich an diesen Vortrag des Herrn von Hauer eine Discussion über diesen Gegenstand, an welcher sich Herr v Klipstein und Herr Desor betheiligten. 7) Dr. Const. v. Ettingshausen aus Wien: Ueber die Steinkohlenpflanzen von Radnitz in Böhmen unter Vorlage sehr zahlreicher Abbildungen und natürlicher Exemplare Besonders hebt er die mannigfaltigen Formen der Lepidodendreen dieser Flora hervor. h 8) E. Desor aus Neuchatel: Ueber den Parallelismus der Diluvial- und Gletscher-Phänomene in der Schweiz, Scandinavien und Nordamerika. 9) Dr. Alex. Braun von Berlin: Ueber fossile Weintrauben von Salzhausen, mit Vorzeigung von Abbildungen und natürlichen Exemplaren der Blätter, der Krone und der eingetrockneten Bee- ren derselben. Derselbe fügte noch Einiges über andere dort vorkommende Früchte hinzu. (Schluss folgt.) Korrefpondenz-BDlatt des z00logisch-mineralogischen Vereines in Regensburg. Nr, 12, 6. Jahrgang. 152. Vereinsangelegenheiten. Am 4. Oktober dieses Jahres erlebte Herr Professor Dr. GC. A. Zipser, Sachsen-Altenburg’scher Rath und Korrespondent der k. Akademie der Wissenschaften in München &c., zu Neusohl in Ungarn sein 50jähriges Dienst-Jubiläum. — Der zoologisch- mineralogische Verein, welcher sich schon so vieler Beweise der wärmsten Theilnahme durch werthvolle Zusendungen zu seinen Sammlungen sowohl, als auch durch interessante Beiträge zu den Vereinsschriften zu erfreuen hatte, glaubte auch seiner- seits diesem, für sein vorgerücktes Alter durch seltene Frische und rüstige Wirksamkeit ausgezeichneten Manne ein Zeichen seiner Theilnahme und Dankbarkeit geben zu müssen, und er- nannte ihn zum Ehrenmitgliede. Als korrespondirendes Mitglied wurde aufgenommen: Herr Dr. J. G. Fischer, 1. Sekretär des naturhistorischen Ver- eines in Hamburg, Als ordentliche Mitglieder: Herr Med. Dr. J. Egger, prakt. Arzt in Ortenburg. „,„ Gottfried Wandner, Gand. Philos, „ Ludwig Wille, Cand. Philos. dahier. Neue Einläufe zu den Sammlungen. Verzeichniss der zum Geschenke und im Tausche gegen die Vereinsschriften im 4. Quartal 1852 zur Bibliothek einge- gangenen Bücher: 12 178 Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. IV. Band. 2. Heft. Februar, März und April 1852. Berlin 1852. Erfahrungen aus dem Gebiete der Nieder-Jagd. Von Ü. E. Diezel, k. b. Revierförster &c. Offenbach a.M. 1849. Ge- schenk des Verfassers. Verhandlungen des zoologisch - botanischen Vereines in JVien, I. Band. Wien 1852. Zwei neue Wanzen aus Kordofan von Gustav Mayr. Geschenk des Verfassers. Mittheilungen über das zoologische Museum zu Göttingen. Von A. A. Berthold. I. u. II. Heft. Göttingen 1846. Geschenk des Verfassers. Erster Bericht der geologischen Gesellschaft für Ungarn. Her- ausgegeben von J. v. Koväts. Pesth 1852. Geschenk des Herrn Professors Dr. Zipser. Jahresbericht des naturwissenschaftlichen Fereines in Halle. Vierter Jahrgang 1851. Fünfter Jahrgang 1852 1. u. 2. Heft. Berlin 1852. Memoires de !’ cademie Nationale des Sciences, belles- Lettres et Arts de Lyon. (lasse des Sciences Tome I. Classe des Lettres Tome I. Lyon 1851. ‚Innales des Sciences physiques et naturelles, d’Agriculture et d’Industrie, publiees par la Societe nationale d’ Agriculture etc., de Lyon. Deuxieme Serie. Tome III. 1. et 2. partie Annees 1850 et 1851. Annales de la Societe Linneenne de Lyon. Annees 1850-1852. Lyon 1852. Die Algodon Bay in Bolivien. Von Dr. Freiherrn von Bibra, Wien 1852. Geschenk des Verfassers. Die Mineralien Badens nach ihrem Forkommen. Von Dr. G. Leonhard. Stuttgart 1852, und Untersuchungen über den rothen Porphyr der Alten, und über den rothen egyptischen Syenit von A. Delesse. Ins Deutsche übertragen von Dr. @G. Leonhard. Geschenke des Verfassers. 179 Veber die Metamorphose der Erd- und Steinarten aus der Kieselreihe von Dr. J. Dölliger. Erlangen 1803, und Allgemeine Einleitung in die Naturgeschichte von Dr. F, S. Leuckart. Stuttgart 1832. Geschenke des Hrn. Dr. Besnard. Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nas- sau. Achtes Heft 1. u. 2. Abtheilung. Zoologische Sammlung. Zur zoologischen Abtheilung gelangten: ein Caprimulgus europaeus L., Nachtschwalbe, eingeschickt von Herrn Dr. Märkl in Roding am 6. Oktober; ein Phalacrocorax Carbo L. juv.. Kormoran, eingeschickt von Herrn Kaufmann Schwaighofer in Deggendorf am 3. No- vember, und eine Alcedo ispida L. &, Eisvogel, eingeschickt von Herrn J. Rabl in Münchshofen am 1. Dezember Mineralogische Sammlung. Herr Präceptor C. Holzbaur in Bopfingen überschickte eine Sammlung von 112 Versteinerungen in meist sehr schönen Exemplaren, und zwar aus dem braunen und weissen Jura von Ballingen, Reuttlingen, Wasseralfingen, Bopfingen (Berg Ipf), Wössingen, Stallheim (Koralrag), Solenhofen, aus dem Süsswas- serkalk bei Steinheim. der Molasse bei Dischingen, Unter- und Öberkirchberg u. s. w. Herr Dr. Schrauth in Neumarkt schenkte an die Samm- lungen eine grössere Suite von Versteinerungen und Mineralien aus dorliger Gegend und zwar meistens aus dem Liasschiefer bei Berg, aus dem Jura bei Wangen, dann Aragonite von Wolf- stein, Kalkspathe von Buchberg, Herr Graf v. Walderdorff übergab mehrere vulkanische Produkte aus dem Nassauischen , von Molsberg am Westabhange des Westerwaldes, Herr Dechant Wein ein prachtvolles Exemplar einer Eisen- blüthe. 12% 180 Bericht über die XXIX. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. (Schluss.) Am 23. September. 4) Dr. Fridolin Sandberger aus Wiesbaden: Ueber die Analogieen der fossilen Land- und Süsswasserfauna des Mainzer Beckens mit der lebenden der Mittelmeerländer. Zunächst schickt er einige Bemerkungen voraus über die geognostische Stellung des Mainzer Beckens zu anderen Tertiärablagerungen. Darauf geht er an die specielle Aufgabe, zeigt die analogen lebenden und fossilen Gonchylien vor: Ciclostomen, Strophostomen, Heli- ceen (Helix verticillus), Bulimus, Achatina, Clausilia, Pupa, Carychium, Limnaeus, Planorbis, Paludina, Lithorinella (acuta), Melanopsis, Neritina. Die Heliceen werden als besonders wichtig nachgewiesen. 2) Dr. von Klipstein knüpft daran noch einige Bemerk- ungen über die geognostische Stellung des Mainzer Beckens und hält die Braunkohlen des Mainzer Beckens alle für übereinstim- mend und nicht als zweien Etagen angehörig zu betrachten. 3) Herr Volz aus Mainz spricht sich gegen von Klipstein aus und stimmt Herrn D#. Frid. Sandberger bei und stützt seine Ansicht mit zahlreichen paläontologischen Beweisen. Herm. von Meyer spricht sich mit Berufung auf die Säuge- thiergattungen: Paleomeryx, Anthracotherium, Hyotherium, Mi- crotherium dahin aus, dass er wenigstens von dieser Seite her nur eine einzige Hauptbildung annehmen könne. Dr. Frid. Sandberger und Dr. von Klipstein sprechen noch kurz über diese Frage. Es wird aber die Erledigung der Sache, als hier zu weit führend, abgeschnitten. 1) Gutberlet aus Fulda gibt Mittheilungen über die geo- logischen Beziehungen der vulkanoidischen Bildungen, geht ver- 181 schiedene Erhebungslinien dieser Gesteine in der Umgebung von Fulda durch und schildert ihre Verhältnisse zu den durchsetzten neptunischen Schichten. 5) Herm. von Meyer legt eine Abhandlung von Hrn Vic. Thiolliere in Lyon und ihm über die Wirbelthiere Versteine- rungen des neu entdeckten lithographischen Schiefers von Cirin in Frankreich vor, welcher in jeder Beziehung grosse Ueberein- stimmung mit dem lithographischen Schiefer von Solenhofen in Bayern besitzt: Er bemerkt dabei, dass er unter den kürzlich in diesem Schiefer zu Cirin aufgefundenen Reptilien die für Frankreich ersten Ueberreste von Pterodactylus gefunden habe. Er erbietet sich ferner in der Pause eine Reihe von ihm ange- fertigter Zeichnungen über fossile Wirbelthiere zu erläutern. 6) Dr. Jordan aus Saarbrücken über verschiedene schön krystallisirte Hüttenprodukte: Zinkoxyd (rhombisch), Antimonoxyd (octaedrisch) u. Ss. w. 7) Dr. Forchhammer aus Kiel spricht über submarine Landkarten. Sommer- und Winterphysiognomie einer Gegend müssen aufgefasst werden. Erläuterung an der Karte von Troja. Feine Erhebungen und Vertiefungen des Terrains, Sümpfe. Dar- stellung des Landes unter dem Wasser. Höhen und Tiefen des Bodens in hinreichender Menge. Submarine Landkarte des Mit- telmeeres wäre in gehöriger Vollendung zu wünschen und nach den Vorarbeiten der verschiedenen Adwiralitäten jetzt recht wohl möglich. 8) Dr. @. Sandberger aus Wiesbaden macht auf das von ihm erfundene Messinstrument aufmerksam, welches geeignet ist, directe Verticalmessungen zu machen von kleineren naturhistori- schen Gegenständen, besonders von genabelten treppenartig auf- oder absteigenden Schnecken, Abdachungsgrössen, convex- con- caven Muschelklappen u. s. w. 9) F. G. von Kittlitz aus Mainz: Vorlegung einiger colo- rirter Radirungen und Handzeichnungen naturphysiognomischer Gegenstände aus Kamtschatka und der schlesischen Seite des Riesengebirges darstellend, nebst Erläuterungen und Bemerkun- gen über die Aufgabe der naturhistorischen Landschaftsmalere überhaupt. 182 10) F. von Hauer aus Wien spricht über Dr. Zekeli’s Bearbeitung der Gasteropoden der Gosaugebilde. Man fand un- gefähr 200 Arten, wovon erst 24 bisher bekannt waren. Vor- kommen von Cerithien mit eigenthümlichen Ornamenten. Vor- legung der bis jetzt fertigen Tafeln mit einem Theil des Textes. 11) Rössler aus Hanau legt von ihm in der Zechstein- Formation der Wetterau aufgefuudene Versteinerungen vor und erläutert sie kurz. 12) von Hauer fügt über diesen Gegenstand im Auftrage des Herrn Prof. Dr. Geinitz zu Dresden noch eine Special- notiz bei, worin dieser die Benennungen der bis jetzt von dort ihm von Herrn Rössler mitgetheilten Arten angibt. 13) Dr. C. von Ettingshausen aus Wien sprach über die Steinkohlenflora von Stradonitz bei Beraun in Böhmen. Diese Flora zeichnet sich durch das Vorwalten der Filices sehr aus, während die Lepidodendreen und Stigmarien in derselben gänz- lich fehlen. Herr von Ettingshausen sucht die Ursache die- ser Eigenthümlichkeit in localen Verhältnissen. Ferner theilte Herr von Ettingshausen seine Untersuchungen über die Pflanzenreste der Wealdenformation, namentlich aus einigen österreichischen Localitäten mit. Sehr bemerkenswerth ist da- selbst das Zusammenvorkommen der Wealdenpflanzungen mit charakteristischen Thierversteinerungen des Neocomien, wodurch sich die nahe gegenseitige Beziehung dieser Gebilde ausspricht. Ferner legte Herr von Ettingshausen einige seiner Arbeiten über die Pflanzenfossilien der Kreide- und der Liasformation Oesterreichs vor. Zum Schlusse sprach er über die reichhaltige tertiäre Flora von Häring in Tyrol. 14) Voltz aus Mainz zeigt einige interessante Mineralien von Auerbach in der Bergstrasse vor. Am 24. September 1) Dr. F. Sandberger ist beauftragt die mineralogische Section von den Arbeiten des mittelrheinischen geologischen Vereins in Kenntniss zu setzen. Der Verein hat sich die Auf- gabe gestellt, genaue geognostische Karten in dem Maasstabe von Ysoooo Zu entwerfen und zu publiciren. Ein Exemplar der 183 Section Friedberg, von Heırn Ludwig bearbeitet, wird vorge- legt und das Protokoll der Gonstituirungsversammlung vertheilt. 2) Sectionsrath Haidinger schenkt dem neuen Verein sämmtliche Schriften über die Arbeiten der k. k. Reichsanstalt, wofür ihm von den anwesenden Mitgliedern der Dank des Ver- eins ausgesprochen wird. 3) Dr. F. Sandberger legt eine sehr interessante Suite neu aufgefundener nassauischer Mineralien vor und lässt eine von Herrn Grandjean zu Marienberg entworfene geognostische Karte von Nassau cirkuliren. 4) Desor macht im Auftrag des Herrn Lesquereux Mit- theilung über die Besuche des grossen Dismal Swamp, welche derselbe zum Zwecke der Begründung einer Theorie der Stein- kohlenbildung unternommen. 5) Prof. von Klipstein hat einen Prospektus seiner ge- ognostischen Darstellung des Grossherzogthums Hessen zur Ver- theilung in den Sectionen zurückgelassen, der ausgegeben wird. 6) Gutberlet legt Entwürfe zu einer geognostischen Karte des Rhöngebirges vor, welche Landestheile von Bayern, Kur- hessen, dem Herzogthum Sachsen-Meiningen und Sachsen-Weıimar umfasst. il. Zoologie. Am 20. September. Die Vorträge begann Dr. Stilling aus Gassel mit einer Darstellung der feineren Structur des Rückenmarks und des Verlaufs der Nervenfasern in demselben. Er erklärte sich für das constante Vorkommen eines CGanalis spinalis, von dessen Bau er eine ausführliche Darstellung lieferte. Er erläuterte dies an feinen Querdurchschnitten des Rückenmarks, welche er der Versammlung vorzeigte. Erwin Lee aus London, Mitglied des Royal college of sur- geons hielt einen Vortrag in französischer Sprache über die Ab- hängigkeit des Rückenmarks vom Gehirn bei den Mammiferen. Professor Budge aus Bonn spricht über das Verhältniss des Rückenmarks zum nervus sympath. und theilt das Resultat 184 seiner Versuche an Fröschen über das Verhalten der Pupille nach Durchschneidung der vorderen und hinteren Rückenmark- wurzeln mit und demonstrirte diese Verhältnisse an Fröschen, welche er auf diese Weise operirt hatte. Pıof. Dr. Vierordt aus Tübingen theilt eine Modification seines früher veröffentlichten Verfahrens in Bezug auf die Zähl- ung der Blutkörperchen mit. Prof. Dr. Gerlach aus Erlangen spricht über die Tastkör- per, über ihre Verbreitung, ihre Struktur und erwähnt, dass er im Gegensatz von R. Wagner in allen Hautpapillen Gapillarge- fässe gefunden habe. Dr. Jac. Moleschott von Heidelberg theilte mit, dass Frösche, denen die Leber oder die Milz weggenommen, für glei- ches Körpergewicht in gleicher Zeit eine bedeutend geringere Menge Kohlensäure aushauchen, als unversehrte, ohne dass sie sich von diesen hinsichtlich des Wärmegrades ihrer Körper un- terscheiden. Dr. Moleschott erinnert an die von Gottlieb aufge- fundene Thatsache, dass die Euglena einen dem Stärkmehl ähn- lichen Stoff enthalte. Senator von Heyden aus Frankfurt legt vier Probetafeln von einem unter der Presse befindlichen Werke über die Or- thopteren Europa’s von H. Dr. Fischer, Privatdocent an der Universität zu Freiburg vor. Prof. Lereboullet aus Strassburg hält einen Vortrag in französischer Sprache über die Anatomie der Oniscoiden. Er bemerkt, dass er an dem Ende der Organe, welche man bisher als Hoden betrachtet hat, andere unregelmässige Säcke gefunden habe, die er als die eigentlichen Hoden betrachtet. Bei den nämlichen Crustaceen fand er an der Basis der Schwanzanhänge einen Haufen kleiner Drüsen, welchen er die Absonderung der fadenziehenden Masse der Schwanzanhänge zuschreibt. Endlich zeigte H. Lereboullet drei Missbildungen von Hecht und Fröschen vor. 185 Schulrath Dr. Müller von Wiesbaden spricht über Schädel- messung und zeigt ein Instrument vor, welches er zu diesem Zwecke construirt hat. Prof. Leuckart hält einen Vortrag über die Beziehungen zwischen Menstruation und CGonception. Er sucht die Annahme, dass bei der Menstruation ein reifes Ei sich aus dem Eierstocke ablöst, durch statistische Nachweise über die einander entspre- chenden Hochzeits- und Geburtstermine zu stützen. Dr. Muleschott macht darauf aufmerksam, dass bei ent- leberten Fröschen die Zahl der farbigen Blutkörperchen im Ver- hältniss zu den farblosen eine bedeutende Abnahme erleide. Er beschreibt die einzelnen Entwicklungsstufen, welche die farb- losen Körperchen bei ihrer Umwandlung in farbige erleiden und da die früheren Entwicklungsstufen bei entleberten Fröschen ausgezeichnet zahlreich sind, erklärt er mit E. H. Weber, Kölliker, Lehmann die Leber für ein Organ, in welchem die Bildung farbiger Blutkörperchen ganz vorzugsweise begünstigt wird. Prof. Hering theilt mit, dass die Resultate seiner früheren Versuche, welche für den Umlauf des Blutes einen Zeitraum von 20— 30 Secunden ergaben, durch das am 21. d. M. an einem - Pferde vorgenommene Experiment wiederum bestätigt worden sind. Zugleich bemerkt er, dass die Geschwindigkeit des Kreis- laufs nicht zunimmt mit der Zahl der Athemzüge und Pulsschläge. Dr. Remak spricht über den Entwicklungsplan der Wirbel- thiere: der platte Keim der Vögel besteht aus drei Blättern; das obere nennt Remak sensorielles oder Sinnes- Blatt, weil es die Sinneswerkzeuge, Gehirn und Rückenmark bildet; das mittlere motorisches, weil es hauptsächlich die Muskeln und Knochen, das untere tropisches oder Drüsen-Blatt, weil es das Epithelium des Darms und das zellige Parenchym der Leber, des Pankreas, der Nieren, der Schilddrüse, der Thy- mus liefert. Remak zeigt ferner an Modellen, dass auch der runde Keim des Froscheies, gleich dem platten des Vogeleies, sich nach unten zusammendrückt, so dass die untere Fläche des Froscheies zur inneren Fläche der Darmhöhle wird. 186 Prof. Leukart geht in seinem Vortrage über die Verschie- denheiten der Fruchtbarkeit bei den Thieren von dem Satze aus, dass die Grösse der Fruchtbarkeit abhänge von der Menge des producirten Bildungsmateriales, sowie von den jedesmaligen Ent- wicklungsbedürfnissen der einzelnen Thierformen. Durch eine Reihe von Beobachtungen resp. Wägungen wies er nach, dass diese beiden Factoren die mannigfachsten Verschiedenheiten dar- böten. Namentlich machte er darauf aufmerksam, dass z. B. die kleineren Arten von Vögeln u. s. w. weit mehr Bildungsmaterial producirten, als grössere, auch, vermöge der günstigeren mecha- nischen Verhältnisse der Bewegung mehr erübrigen könnten. Die hauptsächlichsten Verschiedenheiten in der Fruchtbarkeit aber resultiren nicht sowohl aus einer verschiedenen Production von Bildungsmaterial, als vielmehr aus den Verschiedenheiten in den Bedürfnissen der Entwicklung. Dr. Schiff aus Frankfurt zeigt Knochenpräparate von Hun- den vor, an welchen er nachweist dass in Folge der Durchschnei- dung der Nerven eine Atrophie der Knochen stattfindet. Dr. G. Jäger aus Stuttgart spricht über zwei unbekannte fossile Zähne, wovon der eine aus der Molasseablagerung in der Nähe von Sigmaringen, der andere von den Bohnerzgruben bei Frohnstetten herrührt. Dr. Ziegler aus Freiburg zeigt Wachspräparate vor, welche die Entwicklung von rana temporaria darstellen, mit Hinweisung auf die von Prof. Eckert herausgegebenen icones physiologicae. Prof, Weber von Bonn zeigte mehrere Knochenpräparate über die Entwicklung der Wirbelkörper des Körpers des hinteren Keilbeins, der Lamina perpendicularis des Siebbeins und des process. mast. des ossis temporum vor, Prof. Will aus Erlangen spricht über den Bau der Raupen- haare. Er beschreibt sie als Röhren mit durchsichtigem oder fein granulirtem Inhalte, in welche die Ausführungsgänge flaschen- förmiger Drüsen einmünden. Er schliesst aus seinen Versuchen, dass in der Röhre des Haares Ameisensäure enthalten ist. Er erläutert seinen Vortrag durch Vorzeigung von Präparaten. Prof. Nasse verliest einen Aufsatz von Prof. Mayerin Bonn über den eigenthümlichen Bau der Schleimhaut des Dünn- 187 darms von Rhinoceros indicus und zeigt dazu gehörige Zeich- nungen vor. Am 23. September. In der zoologischen Sitzung legte Herr Professor Kirsch- baum von Wiesbaden die von ihm in der Umgegend von Wies- baden gesammelten Insecten vor und verweist hinsichtlich einer beträchtlichen Anzahl neuer Species auf die Arbeiten in den Jahrbüchern des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Professor Leuckart entwickelte in einem Vorirage über die Metamorphose der Insecten die physiologische Begründung dieser Verwandlungen. Dr. Calwer spricht über die Entwicklung von Buceinum mutatum und Purpura lapillus unter Vorzeigung von Präparaten und Abbildungen. Professor Leuckart erwähnt, als Gegensatz zu der hier stattfindenden Entwicklung eines Embryo ans einer Menge mit einander verschmolzener Eier, der Beobachtung von van Bene- den, dass aus dem Ei der Tubularien nicht ein einfacher Embryo, sondern eine Mehrzahl von Emhryonen hervorgeht. Dr. Schacht hält einen Vortrag über die Beschaffenheit der Pflanzenzellen. Prinz Lucian Bonaparte hält einen Vortrag in französi- scher Sprache über einige neue Gattungen von Vögeln. Professor Rossmässler spricht in seinem Vortrage den Wunsch aus, dass die Conchyliologen die Anatomie der Thiere mehr, als es bisher geschehen, beachten möchten, um der in der Gonchologie herrschenden Verwirrung zu steuern. Professor Joly aus Toulouse theilt in französischer Sprache neue Erfahrungen mit über die Möglichkeit rothe oder blaue Cocons zu erhalten, indem man den Seidenwurm mit Maulbeer- blättern nährt, die mit Krapp oder Indigo bestreut sind. Carl Lucian, Prinz Bonaparte setzt seine Ideen über die Eintheilung der Wirbelthiere in parallelen Serien, oder, wie er sagt, in Orgelröhren (Zuyaux d’orgue) auseinander und gab eine Tafel seiner von ihm nach den neuen Ergebnissen der Ana- tomie und Physiologie modificirten Classification dieser Vögel. 188 Darauf gab er eine Liste der Arten der Larinen, welche er in natürliche Gattungen vertheilt. Am 24. September. Professor Joly aus Toulouse hält einen Vortrag in franzö- sischer Sprache über die Extremitäten des Menschen und der Säugethiere. In Gemeinschaft mit H. A. Lavocat, Professor in Toulouse, hat er nachgewiesen: 1) dass sich an dem carpus und tarsus des Menschen zehn Knochen finden und dass diese beiden Regionen die Grund- stützen der Hand und des Fusses sind; 2) dass ein vollkommener Finger aus zwei carpus oder tarsus- Knochen, einem metacarpus oder metatarsus-Knochen, und drei Phalangen zusammengesetzt ist; 3) dass bei allen Säugethieren wie bei dem Menschen der carpus und tarsus aus zehn Knochen zusammengesetzt sind und dass dieselben alle auf den fünffingerigen Typus zu- rückgeführt werden können. Bur Synonymik der Schmetterlingskunde. Schluss zu Nr.2 dieses Jahrganges pg. 32. Ich halte es nicht für zweckmässig, die Zetterstedtschen Beschreibungen seiner neuen Arten um jeden Preis zu bekann- ten Arten ziehen zu wollen; die Erfahrung lehrt, dass der hohe Norden noch manche neue Art verborgen hat und die Zetter- stedtschen Beschreibungen sind zu ungenügend, um nicht häufige Verwechselungen befürchten zu lassen. Namen, deren Beschreib- ungen also auf mehrere Arten passen, behalte ich bei und citire sie zu keiner. Wood illustrat. Gatal. 1839. (Siehe Corresp.-Blatt 1849 pg. 76.) Von den dort als nichtenglisch bemerkten ist seitdem Zegon und 4sus als englisch anerkannt worden. 189 Zu den in Fürnrohrs Topographie 1840 aufgezählten 101 Tag- faltern kommen als für die Umgegend neu entdeckt noch Damon, Myrmidone und Hesp. cacaliae; dagegen geht Polysperchon als Varietät von Amyntas ein, bleiben also 103 Arten. Eversmann Fauna lepidopt. Volgo - Uralensis 1844. enthält jene zahlreichen neuen Arten, welche derselbe Verfasser in dem Bulletin de Moscou in kleineren Aufsätzen nach und nach be- kannt gemacht hatte. Duponchels Catalogue method 1844. Hier sind die Leistun- gen bis 1844 zusammengestellt. Duponchel errichtet viele neue Gattungen, deren Werth sehr ungleick und deren Inhalt unge- achtet der oft sehr geringen Anzahl von Arten sehr oft ungleich- artig ist; besonders unglücklich ist er in dieser Beziehung bei den Geometriden. Hier führt er aueh eine Menge Namen nach Rambur und Boisduval auf, von welchen eben nichts als der Name bekannt ist, welcher desshalb auch keine weitere Be- achtung verdient. Die Microlepidopteren bearbeitet er fast ganz nach Fischer v. R. und Zeller. — Unter den Namen seiner Tag- falter wird Psyche H. dem älteren Sy/lius Hbst; Arachne H, dem älteren Esperschen P’ronoe, Philea dem Satyrion, Evippus H. dem Esperschen Aoboris, die vielfach missbrauchte Zurydice der Zugrybia O©., aus gleichem Grunde Ziere und Äanthe der Hipponoe und Circe, Aracinthus dem Steropes des WV. weichen müssen. Alcyone ist wohl mit Unrecht mit HZermione, Anthelea mit Z’helephassa, Podacre mit Zctaea verbunden; Bellezina un- terscheidet er mit Recht von TZagis. Heydenreichs Verzeichniss von 1851 kann als die neueste Zusammenstellung aller Art- und Gattungsnamen betrachtet wer- den. Die Arten sind aber nicht gehörig geschieden, viele sind unter doppeltem Namen und Nummern aufgeführt, manche eigene Art als Varietät, bei Feststellung des Namens wurde nicht immer mit der gehörigen Kritik verfahren. Die systematische Eintheilung und die Umgrenzung der Gattungen ist oft sehr unglücklich ge- troffen, bald nach Duponchel, bald nach meinem Werke, bald nach eigener Ansicht, bei den Zortriciden sogar nach der ganz haltlosen Treitschkeschen Arbeit. Eigene Gattungen stellte Herr Heydenreich nicht auf. Herr Keferstein hat in der Entomol. Zeit. 1851 angefangen, eine ‚, kritisch- systematische Aufstellung der Europ. Lepid. mit 190 Berücksichtigung der Synonymik‘ zu geben. Ich habe an dieser Arbeit nur zu tadeln, dass als erstes Gitat immer Ochsenheimer steht und nie der ältere Namengeber citirt ist. Dass er viele längst anerkannte Arten als Varietäten aufführt, wird die Nomen- clatur noch mehr verwirren; er zieht nämlich Zhore zu Frigga; Trivia zu Didyma, Parthenie zu Alhalia, Ossianus zu Aphi- rape, Nephele zu Selene, Arsilache zu Pales, Metis zu Jlia, Nerine zu Stygne. Mit demselben oder wohl grösserem Rechte liessen sich ZLatonigena zu Didyma, Alexandra zu Aglaja ziehen. Jonia Eversm. wird man eher unter Apatura suchen. Da er selbst den Namen Arge als Gattung annimmt, so kann für die Species nicht Arge bleiben. — Hübners Caecilia dürfte viel eher zu Ceto gehören. Der Name Medea als von Linne einem Exoten gegeben, ist längst mit Recht durch Blandina F. ersetzt. — Die Gitate aus Ochsenheimer, Treitschke, Esper, Herbst, Hübner, Godart-Duponchel, Boisduval, Freyer, Meigen, Wood und meinem Werke sind fleissig gesammelt. In dem neuesten Werke über Englische Schmetterlinge (Zist of the specimens of British animals etc. London 1850; die Schmetterlinge von F Stephens bearbeitet) finden sich 70 Arten angeführt, von welchen zwei (Zigea und Firgaureae) zweifel- haft englisch, Dispar und Salmacis ohne Zweifel Varietäten von Hippotho@ und Artaxerxes sind, der Name Alandina ist mit Recht für Medea WV., und Alveolus für Malvae L. beibehalten. In dem grossen Werke von Doubleday und Hewitson: Z’he genera of diurnal Lepidoptera 1846-1852 sind die Europäer als Nebensache behandelt und offenbar den Verfassern zum grossen Theil nicht genug bekannt; die Aenderung folgender Namen kann ich nicht gutheissen: Pornass. delius in phoebus, weil die Fabricische Beschreib- ung zu wenig passt; den allgemein angenommenen Namen Tri- angulum in Egea Cram.; Ereb. Stygne in ıPirene, Pronoe in Arachne, Syllius in Psyche, Arge in Amphitrite, Satyrion in Philea, Jlicis in«Zynceus, Eurybia in Eurydice, Hipponoe in Hiere, Sertorius in Sao u.a. Eben so wichtig als die Nomenclatur der Arten ist jene der Gattungen. Hier kommen aber noch andere Rücksichten als dort zu beachten, weil die Gattungen Inbegriffe einer gewissen An- zahl von Arten sind und dieser Inhalt der Gattungen bei den verschiedenen Autoren auf das mannigfachste abgeändert wurde und noch wird. Zum Glück ist die Zahl der hier in Betracht kommenden Autoren weit geringer als bei den Artnamen und gehören diese Autoren der Mehrzahl nach der neuesten Zeit an, 191 so dass über deren Aneciennitätsrechte wenige Zweifel entstehen können. Galtungen hat Linne eigentlich nur drei aufgestellt, Papi- lio, Sphinx und Phaloena; die sieben Abtheilungen der letzteren hatten aber bald Gattungsrang eingenommen, so dass Bombyx, Noctua, Geometra, Pyralis, Tortrix, Ti- nea und Alucita gleiche Geltung wie Papilio und Sphinz hatten. — Alle diese Gruppen sind auch jetzt noch als richtig geschiedene Familien beibehalten; aber eben desshalb, weil sie Familien bezeichnen, halte ich es für passender, sie unter den Gattungsnamen gar nicht mehr zu verwenden. Dagegen ent- sprechen viel besser Linne’s Unterabtheilungen den späteren Zünften und es ist kein Grund vorhanden seinen Namen Eques zu verwerfen, wenn man Danaus und Nymphalis beibe- hält; Z’lebejus wurde mit Recht als Adjectivum aufgegeben. Scopoli stellte in seiner Introduct. ad hist. nat. 1777 die Gatlungen Argyrus, Argus, Pterourus, Battus, Graphium und Ascia auf. Die Namen Argus und Battus waren schon für Arten verwendet, Argyrus ist unrichtig gebildet und Adjecti- vum. Pterourus ist durch Linne’s Zques nicht überflüssig, weil diess eine Zunft bezeichnet, Graphium und 4scia hätten benutzt werden sollen. Jetzt sind sie aber längst anderwärts verwendet. Schrank stellte 1801 die Gattungen Zrynnis (Hesperia), Pieris (Papilionidae et Pieridae), Papilio (Nymphaelidae), Cu- pido (Lycaenidae), Maniola (Apatura, Hippurchia) auf. Nur die Gattung Pieris wurde angenommen; wenn Erynnis und Cupido nicht beachtet wurden, so lässt sich diess dadurch entschuldigen, dass ersteren Namen schon Fabricius für einen Sphinx, letzteren Linne für einen Tagschmetterling verwendet hatte, der Name Maniola durfte nur desshalb unbenutzt bleiben, weil Schrank gar zu Fremdartiges unter ihm vereinigt hatte und er nicht ein- mal der Zunft der Satyriden entsprach. Im Wiener Verzeichnisse ist durch gute Abtheilungen der Grund zu den später von Hübner, Ochsenheimer und Treitschke aufgestellten Gattungen gelegt. 1766. Borkhausen gab in seiner Naturg. d. Europ. Schm. 1788 eine ganz brauchbare Eintheilung. Da er seine Gruppen mit Namen versah, so weiss ich keinen Grund, warum diese Namen 192 später nicht beachtet wurden. Najas. Dryas, Hamadryas,. Oreas sind untadelhaft und hätten jedenfalls für die später zahlreich errichteten Zünfte oder Gattungen benutzt werden sol- len. Will man auch die von Fabricius viel später benannten Gattungen beibehalten, so ist doch kein Grund vorhanden den Gattungsnamen Najas nicht für eine der später von Hübner benannten Gattungen Araschnia, Grapta oder Pyrameis zu setzen, eben so Dryas für eine von Argynnis zu trennende Gattung, Hamadryas für Hamearis, Oreas für eine Gattung der Satyriden, nur Nympha ist schon durch Linne’s Nymphalis verdrängt. Fabricius stellt in der Entomol. Syst. 1793 die Gattung Hesperia und die Abtheilungen ?Parnassius und Satyrus auf. Der erste und letzte Name sind für Zünfte verwendet worden. In Illigers Magazin erschien 1807 ein Vorläufer des nie veröffentlichten Systema glossatorum Fabricii. Hier sind folgende Gattungen aufgestellt: Zuploea, Apatura, Limenitis, Vanessa, Hipparchia, Neptis, Paphia (Charaxes), Ar- gynnis, Thais, Doritis, Pontia, Colias, Libythea, Me- litaea, Lycaena, Thecta, Erycina, Thymele (Hesperia), Pamphila (ein Theil der Hesperien) Paphia, Thais und Libythea waren schon als Artnamen vergeben; Zycaena und Erycina bezeichnen Zünfte, alle übrigen mussten aber beibehal- ten werden. Latreille stellte in seinem Precis des caract. gener. 1796 die Gattung Polyommatus auf, der Name muss für eine Gattung der Zycaeniden beibehalten werden. Leach in Edinb. Encycl. 1815. Gonepteryx, dem der . spätere Name Boisduvals: Ahodocera zu weichen hat. Dalmann Papiliones Suecicae 1816 stellte die Gattungen Amaryssus (Eques), Ganoris (Gonepteryx) und Erebia aul. Ochsenheimer stellte (1816) im vierten Bande viele Gattungen auf, mehr das Vorhandene sichtend als Neues bildend. SeinCharaxes muss bleiben, weil der ältere Fabricische Nym- phalis für eine Zunft verwendet ist. Zerynthia ist mit Recht für Thais gesetzt, welchen Namen Fabricius schon einer Art ge- geben hatte. Pontia wurde mit Recht für /ieris Schrank ge- setzt, weil dieser Name für eine Zunft verwendet ist; Zecaerge 193 mit Recht für den schon von Fabricius an eine Art vergebenen Namen Zibythea. = Hübner in seinem Verzeichniss bekannter Schmettl. 1816 überschüttete uns mit einer Fülle von Gattungsnamen, welche zu damaliger Zeit lächerlich und kaum einer Beachtung werth er- schien, jetzt aber immer mehr anerkannt und wegen der sehr gut getroffenen Zusammenstellungen und richtig gebildeten Namen benutzt wird. Dass seine Zersplitierungen sehr oft zu weit gehen und dass er auch manchmal Fremdartiges vereint gelassen, wird Niemand läugnen wollen, so wenig als Jemand die von ihm den Abtheilungen zugeschriebenen Merkmale als die wesentlichen anerkennen wird. Es wäre in der Ordnung gewesen, für alle nach 1816 neu gebildeten Gattungen die Hübnerschen Gattungs- namen zu gebrauehen, so oft sie gleichen Inhaltes und richtig gebildet waren. — Leptosia für Leucophasia, Polygonia statt Grapta, Pyrameis. Unter Pararga begreift Hübner nur zwei Arten, Westwood hat die von mir dahin gezogenen Arten besser in seiner Gattung Lasiommata vereinigt; ich lasse diesem Namen daher gerne den Vorzug; Epinephele, Coe- nonympha, Pyrgus; Nisoniades weicht dem ‘Fabricischen Thymale; Cyclopides. Stephens stellte 1829 in seinem Systematic Catalogue auf: Zeucophasia (Leptosia W\V. 1816 ist älter), Nemeobius (Zucina), Hamadryas Brkh. ist älter. Kirby stellte 13837 in der Entom. boreali-americ. die Gat- tung Grapta auf; für diese Gruppe ist aber der Hübner’sche Name Polygonia viel älter. Boisduvals Bemühungen hinsichtlich der Bildung von Gat- tungen sind in seinem Index Lep. Eur. 1840 zusammengefasst. Viele dieser Gattungen sind unglücklich gebildet, und vielen gut gebildeten unwesentliche Merkmale beigelegt. Arge, für deren Schöpfer er Esper angibt, ist von diesem nicht gebildet; Esper dachte nicht daran Gattungen aufzustellen, sondern wollte nur die von ihm richtig aus der früheren Art Arge gebildeten Arten durch Beinamen unterscheiden. Der Name Arge ist desshalb als Artname der alten Sulzerschen Art zu lassen, für die Boisdu- valsche Gattung Arge kann aber der vacante Borkhausen’sche Name Oreas verwendet werden. — Chionobas, Anthocha- ris (1836). — Steropes muss dem älteren Cyclopides weichen, um so mehr da er ein Artname ist; Szrichtus aus demselben Grunde dem Hübnerschen /yrgus;, Thanaos dem älteren Fabri- cischen T'’hymele. In meiner Systemat. Bearb. der Schmett. von Europa 1842 stellte ich einige Gattungen auf, welche zum Theil schon von Hübner 1816 gebildet und benannt waren. Ich habe dort die Tagfalter in Papilioniden und Hesperiden getrennt, indem ich keinen Grund finden konnte, warum der Gesammtname der Pa- piioniden nur auf die kleine Gruppe angewendet werden sollte, welche Boisduval u. a. darunter verstanden. Die Papilioniden habe ich in 7 Zünfte getheilt und diesen Namen gegeben, welche von Linne (Zques, Danaus. Nympbhalis), Schrank (Pieris) und Fabricius (Satyrus, Libythea; Erycina, Lycaena) ihren Ab- theilungen oder Gattungen gegeben waren. Diese sämmtlichen 12%#% 194 Namen hätten nun nach meiner jetzigen Ansicht nicht mehr für Gattungen verwendet werden sollen und ich bereue es nicht den Gattungsnamen Charaxes O. statt des später für diese Gattung beliebten Nymphalis beibehalten zu haben. CGonsequenter Weise hätte ich aber dann für die einzige Gattung der Danaiden den Namen Zuploea beibehalten sollen, welchen schon Ochsenheimer richtig gab, statt Sazyrus den Fabrieischen Hipparchia; für Li- bythea den Ochsenheimerschen Hecaerge; für Pieris den Fabri- cischen Zontia, für Zycaena den Latreill’schen Polyommatus; statt meines Polyommatus den Hübnerschen Chrysophanes, und statt Hesperia die Fabricische Pampkila und T’hymele und die Hübnerschen Cyclopides und Pyrgus benutzen sollen. Duponchel’s Catalogue method, 1844 zeigt grosse Ueber- einstimmung mit Boisduval’s Index. In ihm finden wir zuerst die von Rambur aufgestellte Gattung Zegris. Spiothyrus für Mal. vae und Af. muss eingezogen werden, weil diese Gruppe wohl keine Gattungsrechte bat und wenn diess wäre der Hübnersche Name Carcharodes den Vorrang haben müsste. Soll Crataegi als eigene Gattung beibehalten werden, so ist der Hübner’sche Name 4poria viel älter als der Donzel’sche Zeuconea. Doubleday und Hewitsons Genera of Diurnal Lepid. (1846—1852) ist als das vollständigste Werk über Tagschmetter- linge zu betrachten. Hinsichtlich der in der Unzahl von Exoten fast verschwindenden Europäer stellte er einige Gattungen neu auf, deren Namen aber alle von älteren Autoren, namentlich Hübner in seinem Verz. von 1816 schon gegeben waren, zum Theil aber älteren weichen müssen. Heydenreichs Verzeichniss von 1851 kommt hinsichtlich der Gattungen kaum in Betracht; einige von ihm vorgenommene Aenderungen des bis dahin Angenommenen sind nicht glücklich zu nennen. Stephens List of the specimens of British animals. 1851 ist hinsichtlich der Gattungsbildung ein Seitenstück zu Hübners Verzeichniss von 1816. Alles was dort zu loben und zu tadeln war, ist es auch hier, nur mit dem Unterschiede, dass Hübner gar keine —, Stephens viele und tüchtige Vorarbeiter hatte. Aporia HYV. (Crataegi), EuchloE HF, (Cardamines), Enodia HY. (Hyperanthus) sind die von ihm neu aufgestellten, jedoch noch genauer zu prüfenden Gattungen, für welche er mit Recht die schon von Hübner gegebenen Namen verwendete. Auf seine zahlreichen Untergattungen glaube ich nicht eingehen zu müssen; es wird leicht genügen mitzutheilen, dass er Zdusa in eine an- dere Untergattung setzt als Hyale, Janira in eine andere als Tithonus, Ligea in eine andere als Cassiope; Atalanta, Jo und Antiopa in dreierlei Untergattungen u. Ss. w. Der für Sinapis gegebene Name ZLeucophasia (1827) muss dem älteren Zeptosia (HV. 1816) weichen. Da ich bei dieser Arbeit den Nomenclator Zool. v. Agassiz nicht benutzen konnte, so verzichte ich im Voraus auf Einführ- ung der von mir vorgeschlagenen Gattungsnamen, welche dort schon als rechtsgiltig verwendet nachgewiesen seyn sollten. Ueberhaupt möchte ich gegenwärtigen Aufsatz nur als eine vor- läufige Besprechung angesehen wissen. nann 305 2