DATE DUE Das Bienengift im Dienste der Medizin. Das Bienenglit im Dienſte der Medizin. S S S ö Vorfrag gehalten in der Generalveriammiung des Oeſterreichiſchen Reichs- vereines für Bienenzucht am 11. Februar 1912 von Dr. Rudolf Tertſch, Augenarzt in Wien. 2 Pe ie 2 Ale Rechte vorbehalten 15 Wien 1912. 7 Im Selbitverlage des Oelterrelchiſchen Reldisvereines für Bienenzucit Wien, I., Belferitorferſtraße 3. 600 » — — . — E i ‘Das Bienengiit im Dienite der Medizin. 25 \ ; ‘ 1 Vortrag, gehalten in der Seneralperſammlung des Oeſflerreichiſchen Reichspereines für Bienenzucit am 11. Februar 1912. : Von Dr. Rudolf Certidi, Hugenarzf in Wien. Meine Herren! Bevor ich in das eigent⸗ liche Thema meines Vortrages eingehe, möchte ich einige einleitende Worte voraus⸗ ſenden. Ich kann Ihnen heute nur zum geringſten Teile Tatſachen meiner eigenen Erfahrung mitteilen, muß mich vielmehr begnügen, Ihnen ein Referat über die in faſt 700 Fällen geſammelten Erfahrungen. meines Vaters Dr. Philipp Teré in Mar⸗ J zum Rheumatismus und zur wah 4 ö Gelenksgicht.“ 1908. burg a. d. Drau zu erſtatten. Bereits im Jahre 1879 begann mein Vater mit ſeinen Verſuchen, und im Jahre 1888 er⸗ folgte ſeine erſte diesbezügliche Publi⸗ fation,?) der bis zum heutigen Tage drei weitere Veröffentlichungen?) folgten. Trotz der ganz unzweifelhaft ſicheren Erfolge — wie Sie ja ſelbſt in meinen weiteren Aus⸗ führungen ſehen werden — konnte ſich der praktiſche Arzt der kleinen Provinzſtadt, dem kein Spital zur Verfügung ſtand, dem die Mittel fehlten, um ſeine Fälle wiſſenſchaftlich kontrollieren zu laſſen, mit ſeinem neuen, als eine Art Maturherl- verfahren von ſeinen eigenen Kollegen mißverſtandenen und verhöhnten und doch für die Menſchheit ſo ſegensreichem Mittel nicht durchſetzen. Mir ſelber als Augen⸗ x) Terc F., „Ueber eine merkwürdige Beziehung des Bienenſtiches zum Rheumatismus“. Wiener mediziniſche Preſſe 1888, Nr. 35 uff. 2) Tere F., „Der Bienenſtich als Heilmittel gegen den Rheumatismus.“ Steiriſcher Bienen⸗ vater 1904, Nr. 1. Terd F., „Das Bienengift in der Heilkunde.“ Steiriſcher Bienen⸗Vater 1907, Mai. Ferd F., „Die Beziehung des Bienenſtiches „entſtellenden arzt mangelte, wie ich eingeſtehe, zunächſt das Intereſſe, die Verſuche meines Vaters aufzunehmen, da ich mir von ihrer An⸗ wendung bei Augenerkrankungen wenig verſprach. Dann aber fehlte mir auch der Mut, da ich ſah, welch bittere Ent⸗ täuſchungen mein Vater erlebte. Endlich bin ich ſelber kein Imker. Erſt auf die Anregung meines verehrten Lehrers und Chefs Herrn Hofrat Fuchs ging ich im Frühjahr 1911 daran, zunächſt das Bienengift auch bei einzelnen Augen— erkrankungen anzuwenden. Weiters war. ich durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. Pal, Vorſtand der J. Mediziniſchen Klinik des Allgemeiken Krankenhauses, in die Lage geſetzt, auch einen Fall von ſchwerer rheumatiſcher Gelenkserkrankung zu behandeln. Endlich — und dies war für mich von beſonderer Wichtigkeit — wollte Herr Hofrat v. Wagner die Wirkung des Bienengiftes an den Geiſtes- und Nervenkranken ſeiner Klinik durchprüfen laſſen. Mir war aber bei dieſem letzteren Verſuche die Gelegenheit gegeben, die Wirkung des Bienengiftes an Menſchen, die nicht an einem rheumatiſchen Leiden erkrankt waren, zu erproben. Ich ſage an dieſer Stelle allen den obgenannten Herren meinen beſten Dank. Obwohl ich alſo — wie Sie ſehen — nur über eine geringe eigene Erfahrung verfüge, ergriff ich doch mit Freuden die Gelegenheit, die mir Ihr verehrter Herr Präſident bot, vor Ihnen über dieſes Thema zu ſprechen, erſtens um meinem Vater dadurch in ſeinen Be⸗ ſtrebungen, die Anerkennung ſeines Mittels ay | 1 Verfügung ſtellen werden. Prof. Panzers) im vorigen Jahre in Ihrem Verein über das Bienengift hielt, etwas über die chemiſche Zuſammenſetzung des Giftes, für deſſen, Erforſchung ſich neben Panzer beſonders Langer“) große Verdienſte erworben hat, gehört. Ich will heute über Leiden behafteten Menſchen ſprechen. Ich muß Ihnen zuerſt die Wirkung an geſunden, d. h. nicht an Rheumatismus erkrankten E 851 — 2 — durchzusetzen, zu helfen, Sie erfahren, für welchen Zweck Sie Ihre lieben Schützlinge mir zur Verfügung ſtellten und, wie ich hoffe, noch weiter zur Sie haben in einem Vortrage, den Herr die Wirkung des Giftes au geſunden und an den mit irgend einem rheumatiſchen Menſchen erörtern, obwohl ich mir bewußt bin, daß ich damit viel Bekanntes bringen ganismus. Wenn werde. Doch iſt die Kenntnis der Reaktion am geſunden Menſchen wichtig zum Ver⸗ ſtändnis der Wirkung am erkrankten Or⸗ un ein geſunder Menſch (unter „geſund“ verſtehe ich in meinen weiteren rörterungen immer einen nicht an einem rheumatiſchen Leiden erkrankten Menſchen) von einer Biene geſtochen wird, die Biene ihr Gift in die tieferen Schichten der Haut entleert, ſo entſteht unter einem mehr oder weniger heftigen, brennenden Schmerz eine circumscripte, ½ —2 em breite Quadel, an der Selle des Stiches ſelbſt manchmal eine kleine Blutung. Die weißliche Quadel iſt nach kurzer Zeit, meiſt nach wenigen Minuten, von einem oft ziemlich großen entzündlichen Hof umgeben. Dieſe Reaktion nennt mein Vater die „primäre Reaktion“. Sie erſcheint nach jedem Stich fowobl, beim geſunden wie beim kranken Menſchen, auch nach erworbener Immunität, nur in verſchieden ſtarkem Maße. Der weitere normale Verlauf eines Bienenſtiches iſt dann folgender: Nach und nach entwickelt ſich von der Stelle des Stiches aus eine oft ſehr weit erſtrecken kann, Brennen pralle Schwellung der Haut, welche ſich und Jucken verurſacht und erſt nach 2— 3 Tagen verſchwindet. Die Haut iſt dabei e) Panzer: „Das Bienengift.“ Bienen⸗Vater 6. ! 1911, Nr. 4, 5 und a ) Langer: Bienen⸗Vater 1901, Nr. 10. Archiv für experimentelle Pathologie, Band 38, p. 381. Archives internationales de Pharmereo- dynamio et de Therapie, Band 6, p. 181. Feſtſchrift für F. J. Pick, 1898. zweitens damit blaß, nur ſelten kommt s zu einer wirk⸗ lichen entzündlichen Schwellung, welch aber, was ich gleich betonen will, nie zür; Eiterung führt und immer ohne Blutung zurückgeht. Bei empfindlicheren Perſonen kann nun zu gleicher Zeit mit der Schwellung leichtes Fieber, Uebelkeit bis Brechreiz und Schwindel, ja manchmal ſogar eine Ohnmacht auftreten. Alle dieſe mehr allgemeinen Erſcheinungen mit der ſtarken Schwellung bezeichnet mein Vater als „ſekundäre Reaktion“. Sie entſprechen einer allgemeinen leichten Vergiftung des Körpers. Dieſe zweite ſekundäre Reaktion kann nun aber auch beim gefunden Menſchen fehlen. Da wir ſpäter ſehen werden, welche Bedeutung das Ausbleiben der ſekundären Reaktion zur Erkennung der rheumatiſchen Urſache des Leidens beim kranken Menſchen hat, müſſen wir uns fragen, unter welchen Umſtänden auch beim geſunden Menſchen die ſekundäre Reaktion fehlt. „ Vor allem iſt es eine Ihnen allen be⸗ kannte Tatſache, daß die Anſchwellung nach wiederholten Stichen immer ſchwächer wird, endlich ausbleibt. Ein ſolcher Menſch iſt gegen das Bienengift immun geworden — eine Eigenſchaft, die die meiſten von Ihnen beſitzen werden. Dieſe erworbene Immunität iſt aber — im Anfange wenig⸗ ſtens — eine flüchtige und muß von den meiſten Imkern jedes Frühjahr neu erworben werden, wenngleich ſie mit der Zeit feſter und vielleicht endlich ſogar dauernd werden kann. Neben dieſer erworbenen Immunität gibt es eine an⸗ geborene Immunität. d. h., es Menſchen, die auch beim erſten Bienen⸗ ſtich nicht anſchwellen werden. Neben der Immunität ſpielen dann noch andere Momente beim Ausbleiben der ſekundären Reaktion eine Rolle. Wichtig ſind in dieſer Beziehung meine Erfahrungen, die ich bei meinen Verſuchen an der Klinik des Hofrates v. Wagner machen konnte. Ich ſtach zuerſt eine Reihe Perſonen mit einer Biene, dann eine zweite Serie mit zwei und eine dritte Serie mit drei Bienen. Folgende Um ſtände ſcheinen mir nebſt den bereits erwähnten für das Auftreten der ſekundären Reaktion maßgebend zu ſein: 1. Die Quantität und Qualität der Bienen reſp. die Anzahl und das Alter derſelben. 2. Die Tatſache, ob der Stachel tief in die Haut eindringen konnte oder nicht. gibt = 3. Das Alter des Patienten. 4. Die Stelle des Stiches. 3 > Bei Anwendung von nur einer Biene bekamen nur die wenigſten Perſonen eine ſekundäre Reaktion. Größer war die An⸗ zahl bei Applikation von zwei, noch größer von drei Bienen. Das Bienengift iſt am ſchwächſten im Frühjahr, nimmt gegen den Sommer an Wirkſamkeit zu, iſt am ſtärkſten im Juli und Auguſt, um im Herbſt wieder an Giftigkeit langſam ab⸗ zunehmen. Es iſt außerordentlich wichtig, daß der Stachel tief in die Haut eindringen kann, und daß der Gifttropfen nicht vor dem Eindringen von dem Stachel abgeſtreift wird. Am beſten iſt es daher, man faßt die Biene mit zwei Fingern und drückt ſie raſch an die Haut an. Bei dem Faſſen mit einer Pinzette wird eine richtige Applikation des Stiches oft mißlingen. Wichtig iſt weiter das Alter des Menſchen. Im allgemeinen kann ich auf Grund meiner Verſuche die Behauptung aufſtellen, daß die ſekundäre Reaktion deſto ſchwächer ſein wird, je älter das Individuum iſt, reſp. es werden deſto mehr Bienen notwendig fein, um die ſekundäre Reaktion auszulöſen. Als Er⸗ klärung für dieſe Tatſache kann vielleicht folgendes gelten: Wir werden ſehen, daß bei Leuten, die mit rheumatiſchen Leiden behaftet ſind, die ſekundäre Reaktion fehlt, daß alſo auch dieſe Leute gewiſſermaßen gegen das Bienengift immun geworden ſind. Ich möchte dieſe Immunität als pathologiſche, krankhafte bezeichnen. Es machen nun viele Menſchen während des Lebens vielfache kleine Attacken von rheumatiſchen Infektionen durch und er⸗ werben ſo jene krankhafte Immunität gegen das Bienengift. Obgleich dieſe Menſchen momentan keine Zeichen von Rheumatismus -Darbieten, verhalten fie ſich dann doch wie echte Rheumatiker. Nur einen Umſtand muß ich gegen dieſe Erklärung anführen, das iſt die Erfahrung, daß ebenſo raſch, wie die durch Bienenſtiche erworbene Immunität verloren geht, auch die pathologiſche Immunität, die durch rheumatiſche Attacken erworben wurde, ſchwindet. 8 ; Endlich iſt der Ort der Applikation wichtig. Je zarter, je lockerer die Haut, deſto ſtärker zeigt ſich die Schwellung. 3 ſtehen, Als Applikationsſtelle wählte ich bei meinen Verſuchen die ſtraffe Haut des Rückens und der Streckſeiten der Arme. Hätte ich die Stiche in der Beugeſeite der Arme ausgeführt, ſo wäre wohl viel häufiger eine Schwellung eingetreten, doch iſt die Applikation der Stiche daſelbſt nicht ganz ungefährlich wegen der zahlreichen Lymph⸗ gefäße. Gelangt nämlich das Gift direkt in ein Lymphgefäß, dann kommt es oft nebſt der einfachen Schwellung zu heftigen ausgebreiteten Entzündungen, die ſich bis in die regionären Lymphdrüſen erſtrecken können und ſowohl den Arzt wie den Patienten ein für allemal von der An⸗ wendung des Bienengiftes abſchrecken werden. . Noch andere Momente, fo z. B. die monatlichen Regeln der Frau, ſpielen gewiß eine mitbegünſtigende Rolle für das Auftreten der Schwellung. Dagegen habe ich von den Geiſtes- und Nerven⸗ krankheiten, wie auch angeborenen De⸗ generationszuſtänden keinen direkten Ein⸗ fluß beobachten können. Auch mein Vater fand, daß die ſekundäre Reaktion von gleichzeitigen anderen Erkrankungen des Körpers ſtets unbeeinflußt blieb. Doch möchte ich mich über dieſes Kapitel, über das noch viel zu wenige Erfahrungen vorliegen, nicht weiter ausſprechen. Faſſe ich dieſe Erörterungen zuſammen, ſo muß man alſo dreierlei Arten von Immunität unterſcheiden: erſtens die erworbene, zweitens die angeborene, drittens die pathologiſche Immunität. Das Auf⸗ treten der ſekundären Reaktion kann beim geſunden Menſchen durch folgende Momente beeinflußt werden: 1. durch eine der drei Arten der Immunität, 2. durch die Quantität und Qualität des Giftes, 3. durch die Art der Applikation, 4. durch den Ort der Applikation, 5. durch das Alter des Patienten, 6. durch phyſiologiſche Vorgänge im menſchlichen Körper. Nun einige Worte über die Gefahr des Bienenſtiches. Kann einem geſunden Menſchen ein Bienenſtich gefährlich werden? Ich muß dies mit einem entſchiedenen Nein beantworten. Gefahr kann nur ent⸗ wenn beim Eſſen irgend einer Frucht mit derſelben eine Biene in den Mund kommt und ſticht. Dann kann durch Schwellung der Schleimhaut in der Rachenhöhle und im Kehlkopf Erſtickungs⸗ — 4 gefahr eintreten. Als Rarität möge hier noch erwähnt werden, daß auch Augen durch direkte Stiche von Bienen in die Hornhaut verloren gingen. Was ſonſt höchſtens bei einem geſunden Menſchen auftreten kann, find Ohnmachtsanfälle, wie mein Vater einen ſolchen Fall ſelbſt beobachtete und von zwei in Deutſchland gehört hat. Es waren dies zufällig alle Imker, die ſich gegen jeden Bienenſtich ſchützen mußten. Man muß dieſen Zuſtand als Ueberempfindlichkeit (Idiosynkraſie) gegen das Bienengift erklären. Solche Leute erreichen auch nach vielen Bienen⸗ ſtichen keine Immunität und ſchwellen ſowohl immer an, als auch empfinden den Stich ſtets ſchmerzhaft. Ich will natürlich nicht leugnen, daß ein Menſch, der von vielen hunderten von Bienen geſtochen wird, ſterben kann, doch iſt kein ſolcher Fall bekannt. Dagegen iſt es bekannt, daß Pferde, die von Bienen⸗ ſchwärmen überfallen wurden, zugrunde gingen. Doch gibt es nun auch Fälle, in denen ſchon wenige Bienenſtiche einem Menſchen gefährlich werden, dann aber handelt es ſich ſtets um kranke Leute, Perſonen, die ein ſchweres, nicht kompen⸗ ſiertes Herzleiden, eine Verkalkung oder ſonſtige Entartung der großen Gefäße haben. Von zwei derartigen Fällen berichtet mein Vater; er beſchreibt ſie folgendermaßen: Eine infolge von Rheumatismus ſchwer herzkrank und ſchließlich waſſerſüchtig ge⸗ wordene Frau bekam von mir (es war dies in den erſten Jahren meiner Verſuche) am beſonders ſchmerzhaften Sch ultergelenke zwei Bienenſtiche. Nach wenigen Minuten ſteigerte ſich ihre Atemnot zu einer bedrohlichen Höhe, der Herzſchlag wurde ſehr ſchnell und kaum zu fühlen, das Geſicht wurde blau und kalter Schweiß bedeckte den ganzen Körper; ſie lag dabei in tiefer Ohnmacht. Ich brachte eine qualvolle halbe Stunde an ihrem Kranken⸗ bette zu; obwohl ich und ihre Angehörigen wußten, daß ſie unheilbar krank ſei und bald ſterben müſſe, atmete ich erleichtert auf, als die Kranke wieder zum Bewußtſein kam und ſich erholte. Sie erlag dann nach mehreren Wochen unter den gewöhnlichen Erſcheinungen ihrem Leiden. Es wurde mir bald klar, daß die bei der Kranken beſtehende hochgradige Erweiterung und daher Schwäche des Herzens mit den ſo ſtürmiſchen Erſcheinungen nach den zwei Bienenſtichen zuſammenhänge. Ich unterſuchte von nun an jede Perſon, die ich mit Bienenſtichen behandeln wollte, genau auf den Zuſtand ihres Herzens. ; Nach etwa einem Jahre ſetzte ich einer zweiten Frau, die von Zeit zu Zeit an heftigen Anfällen von Bruſtſchmerz litt und bei welcher weder ich noch andere Acrzte in Herzleiden nachweifen konnten (in den Zwiſchenzeiten beſand fie ſich ganz wohl!, über ihr dringendes Verlangen einen ein⸗ zigen Bienenſtich auf die Bruſt — und ich beobachtete dieſelben ſtürmiſchen Erſcheinungen wie im eben geſchilderten erſten Falle. Meine. Prognoſe ſtellte ich ſofort ſehr ungünſtig; nach zwei Monaten ſtarb die Frau plötzlich, nachdem ſich zwei Tage vor dem Tode un⸗ zweifelhafte Symptome eines ſelteneren ſchweren Herzleidens gezeigt hatten. Schwere, alte Herz⸗ und Blutgefäß⸗ Erkrankungen, bei denen Herzſchwäche eingetreten iſt, werden daher immer eine Gegenindikation gegen die Anwendung des Bienengiftes bilden. Da aber anderer⸗ ſeits, wie wir ſpäter ſehen werden, das Bienengift in der Heilung des durch den akuten Gelenksrheumatismus erzeugten Herzfehlers eine große Rolle ſpielt, wird ſtets die Erfahrung eines tüchtigen Arztes notwendig ſein, um einen Fall für die Bienenſtichkur geeignet oder nicht geeignet zu erklären, und daraus ergibt ſich auch die Folgerung, daß das Bienen⸗ gift, ſo ungefährlich es auch im all⸗ gemeinen ſein mag, doch nur durch die Hand des erfahrenen Arztes als Heilmittel verwendet werden darf. 8 Ich wende mich nun dem wichtigeren Teile meines Vortrages zu: der Anwendung des Bienengiftes gegen den Rheumatismus. Was verſtehen wir eigentlich unter einer rheumatiſchen Erkrankung? Ganz im all⸗ gemeinen eine durch eine Verkühlung ent⸗ ſtandene, mit Schmerzen einhergehende Bewegungshemmung einzelner Teile des Körpers. Durch das rheumatiſche Gift, das uns bis heute noch völlig unbekannt iſt, können faſt alle Teile des menſchlichen Körpers erkranken, und ſie können daraus ſchließen, wie mannigfach die verſchiedenen Bilder der rheumatiſchen Erkrankung des Organismus ſein werden. Vor allem ſind es die Gelenke, die Muskeln, die Sehnen. und die Nerven mit ihren Scheiden, die vom Rheumatismus infiziert werden. Es gibt nun aber Erkrankungen derſelben Teile des Körpers, die die gleichen oder ähnlichen Erſcheinungen zeigen wie die echten rheumatiſchen, und denen doch andere Urſachen zugrunde liegen. Hieher gehören die durch Gonorrhoe, Syphilis, Tuberkuloſe, verſchiedene andere Infektions⸗ erkrankungen, durch Affektionen des Zentral⸗ nervenſyſtems hervorgerufene Gelenks⸗ \ 4 U. *. 5 / erkrankungen. weiters die echte Gicht. Mein Vater hat nun in der Art und %s Weiſe, wie alle derartigen Erkrankungen ae tismus auf den Bienenſtich reagieren, einen großen Unterſchied gefunden gegen die Reaktion beim echten Rheumatismus. Bei allen vorher genannten Urſachen erfolgt ſchon bei dem erſten Bienenſtich unter ſtürmiſchen Allgemeinerſcheinungen und Stechſchmerz eine ſtarke Schwellung, oft von allgemeinen Vergiftungsſymptomen begleitet. Beim Rheumatismus dagegen bleibt die Schwellung, die ſekundäre Reaktion aus, und erſt nach einer großen Anzahl von Bienen, bei veralteten, ſchweren Fällen oft nach tauſend Bienen, kommt es zu einer dann meiſt heftigen Reaktion, die auch von Uebelkeit, ja Ohn⸗ macht begleitet ſein kann. Zu gleicher Zeit fühlt aber der Kranke eine auffallende Beſſerung aller ſeiner durch den Rheuma⸗ erzeugten Beſchwerden. Es iſt überdies zu bemerken, daß die an Rheuma⸗ tismus leidenden Patienten auch bereits nach den erſten Stichen, wo ſie noch nicht anſchwellen, den Stich nie ſtark ſchmerz⸗ haft ſpüren und oft eine leichte Beſſerung ihres Leidens erkennen können. Mit dem Auftreten der ſekundären Reaktion beginnt die ſtetig fortſchreitende Heilung, oder es folgen nach einer Zeit der Anſchwellung und Beſſerung des rheumatiſchen Leidens dann oft Stadien von Rezidiven, in denen die Schwellung wieder ausbleibt, zu gleicher Zeit aber oft die rheumatiſchen Beſchwerden wieder zunehmen. Bei Fort⸗ ſetzung der Kur folgt aber bald neuerliche Anſchwellung, manchmal heftiger als das erſte Mal, mit einer weiteren Beſſerung der rheumatiſchen Beſchwerden. Dies kann ſich einige Male wiederholen, bis eine dauernde Immunität gegen das Bienengift und zu gleicher Zeit aber auch völlige Heilung des Rheumatismus erfolgt. Auf Grund dieſer ganz auffallenden Tatſachen, die mein Vater in faſt 700 Fällen erprobte, ſchließt er auf die enge Beziehung, die zwiſchen dem Rheumatismus und dem Bienengift beſteht, und daß der echte Rheumatismus in allen feinen Formen durch das Bienengift dauernd geheilt werden kann. Bevor ich Ihnen einige diesbezügliche Krankengeſchichſen bringe, habe ich noch einige Bemerkungen über die Anfangs⸗ — 5 reaktion beim Rheumatiker, die ja charakteriſiert iſt durch das Ausbleiben der ſekundären Reaktion, zu machen. Wir haben erwähnt, daß auch bei der durch viele Bienenſtiche erworbenen oder ange⸗ borenen Immunität die Schwellung aus⸗ bleibt. Wie unterſcheidet man nun bei einer dem Rheumatismus ähnlichen Er⸗ krankung dieſe Immunität von der pathologiſchen? q Ein direktes Unter⸗ ſcheidungsmittel gibt es natürlich nicht, doch geht die Anſicht meines Vaters dahin, daß ein Menſch, der eine ange- borene oder erworbene Immunität hat, überhaupt nicht an Rheumatismus erkranken kann, es ſich alſo bei einem Menſchen, der eine dem Rheumatismus ähnliche Krankheit hat, und der nicht anſchwillt, immer um echten Rheumatismus handeln muß. Es wäre nun ſehr intereſſant zu erfahren, ob die Imker diesbezüglich die gleichen Beobachtungen gemacht haben, oder ob es Ausnahmen von der Regel gibt. Ein derartiger Ausnahmefall kam mir überdies in den letzten Tagen zur Kenntnis, und ich werde ſpäter noch über denſelben zu ſprechen haben. — Ich möchte weiter eine Erfahrungstatſache meines Vaters erwähnen, daß die angeborene und dauernde. Immunität ſehr ſelten iſt, und daß auch dieſe verloren gehen kann. Schwierigkeiten werden daher bei der siatnate höchſtens in jenen Fällen eintreten, bei denen durch vorhergehende leichte rheumatiſche Attacken eine gewiſſe pathologiſche Immunität er⸗ langt wurde und nun ein Gelenksleiden anderer Urſache hinzutritt. Doch werden hier nebſt anderen typiſchen Symptomen. die auf die Art der Erkrankung hinweiſen, die Schmerzhaftigkeit des Stiches, das Nichtnachlaſſen der alten Schmerzen trotz fortgeſetzter Kur in der Differentialdiagnoſe helfen. Berückſichtigen muß man natür⸗ lich dann wieder auch die Quantität und Qualität der Bienen, den Ort der Appli⸗ kation. Man wird, wenn auf die erſte Biene eine Schwellung nicht erfolgte, in kurzer Zeit zwei, drei bis fünf Bienen auf einmal ſetzen und erſt dann, beim Ausbleiben der ſekundären Reaktion die Diagnoſe auf Rheumatismus ſtellen können. Doch gibt es auch eine Ausnahme von dieſer Regel, und zwar in ganz friſchen rheumatiſchen Erkrankungsfällen. Hier wird oft ſchon nach einem Bienen⸗ ſäure und andere Mittel verſagt haben, durchführen, d. ſtich eine Schwellung eintreten. Dann iſt aber auch immer eine gleichzeitige Beſſerung oder völliges Verſchwinden der rheuma⸗ tiſchen Beſchwerden zu konſtatieren. Das ſind eben ſehr leichte Fälle im Beginne der Erkrankung, in denen die rheumatiſche Nore ſich noch nicht im Organismus in einer uns noch unbekannten Weiſe feſt⸗ geſetzt hat. Der Erfolg der Behandlungs⸗ weiſe wird dann die Diagnoſe beſtätigen. Nun noch einige Worte über die Durch- führung der Behandlung. Man beginne mit einer Biene, um nach einer Stunde zwei bis drei, nach einigen weiteren Stunden vier bis fünf Bienen zu ſetzen. Nun ſteigt man jeden Tag je nach dem Fall, d. h. nach den Schmerzen und Allgemeiner⸗ ſcheinungen. Man kann zu (täglichen Doſen von 100 und 150 Bienen, in zwei Sitzungen verabreicht, kommen. Die Be⸗ handlung iſt eine langwierige, denn man muß ſie, will man eine dauernde Heilung erzielen, bis zur völligen Immuniſierung h. auch nach dem An⸗ ſchwellen und Schwinden aller krankhaften Beſchwerden noch. einige Zeit fortſetzen. Ja man muß in den darauffolgenden Jahren die Immuniſierung mit einigen hundert Bienen wiederholen, um oft heftig auftretenden Rezidiven vorzubeugen. Es iſt auf die letzten Punkte beſonderes Gewicht zu legen, will man nicht Miß⸗ erfolge haben. Auf jeden Fall muß man, auch wenn es noch ſo lange dauert, bis zur erſten Immuniſierung gehen. Alſo, meine Herren, die Kur iſt lang⸗ wierig und ſchmerzhaft. Wenn auch fiir alle Arten von echtem Rheumatismus anwendbar, ſo wird doch die Indikations⸗ ſtellung durch dieſe zwei Punkte eine Einſchränkung erfahren. Man wird die Biene nicht anwenden in jenen Fällen. in denen durch die Salizylfäure eine raſche Heilung möglich und notwendig iſt, man wird dagegen zu den Bienen greifen in jenen Fällen, in welchen die Salizyl⸗ in jenen Fällen, die zum chroniſchen Rheumatismus geworden ſind. Eindring⸗ lich raten muß ich, beim Beginn der Kur den Patienten, bei dem das Leiden. ſchon weit fortgeſchritten und der bereits ſtark heruntergekommen iſt, auf die lange Dauer und die Möglichkeit von häufigen Rezidiven während der Behandlung auf⸗ — merkſam zu machen. Man wird Fälle, in denen bereits Marasmus, dauernde Ver⸗ krüppelung der Gelenke eingetreten ift, > lieber garnicht übernehmen, denn Wunder kann auch dieſe Kur nicht wirken. Vor⸗ ſichtig wird man ferner ſein bei Kindern und ſehr alten Leuten. Direkt verderblich kann die Behandlung werden bei Kranken, die an einem ſchweren Herzfehler oder bereits eingetretener Herzſchwäche leiden. Nun zu den einzelnen Arten der rheuma⸗ tiſchen Erkrankungen. Um Sie nicht zu ermüden, werde ich von den einzelnen Gruppen nur immer eine bis zwei typiſche Krankengeſchichten meines Vaters bringen. Eigene Krankengeſchichten ſtehen mir, wie anfangs erwähnt, ja nur wenige zur Ver⸗ fügung. a * Vor allem der akute Gelenksrheuma⸗ tismus. Hier wird es wohl die Regel bleiben, im Anfang Salizylpräparate an⸗ zuwenden. Kommt es trotz der Behandlung zu heftigen Rezidiven, treten Erkrankungen von Seite des Herzens, der ſeröſen Häute, des Nervenſyſtems auf, dann iſt das Bienengift indiziert. Die Heilung wird meiſt raſch erfolgen. Unter 115 be⸗ handelten Fällen, die alle völlig geheilt wurden, berichte ich Ihnen folgende zwei Fälle. Mein Vater erzählt: Ein etwa 17 Jahre alter Realſchüler , K. J., litt ſeit ſeinem 6. Lebensjahre an wiederholten, verſchieden heftigen rheu⸗ matiſchen Anfällen. Der ſonſt geiſtig geweckte Jüngling ſah immer leidend, blaß aus, von der immerwährenden Furcht vor Rückfällen gepeinigt. Mein Vorſchlag, ſich immuniſieren zu laſſen, blieb unbeachtet. Im Frühjahre 1908 erlitt er einen ſehr heftigen Anfall von akutem Gelenksrheu⸗ matismus, faſt alle Gelenke waren erkrankt. Nachdem der Kranke keine Arzneien mehr ver⸗ trug und dieſe auch nichts nützten und die Krankheit ſich unter hohem Fieber mit einer Herzklappen⸗ und linksſeitigen Bruſtfellent⸗ zündung komplizierte, wurde ich erſucht, meine Kur als letztes Heilmittel zu verſuchen. Als ich kam, wurde er gerade mit einem Leintuch von ſeinen Eltern aus einem Bett ins andere gehoben, wobei er oft vor Schmerz aufſtöhnte. Er ſah fo elend aus, daß ich es mir lange überlegte, mit ihm meine Kur zu beginnen, um nicht die Veranlaſſung des unvermeidlich ſcheinenden tödlichen Aus⸗ ganges zu werden. Als mich die Eltern dringend darum baten und verſprachen, mir beim ungünſtigen Ausgänge keinerlei Vor⸗ würfe zu machen, „da ja nichts mehr zu verderben ſei“, begann ich vorſichtig mit einer Biene, ſteigerte allmählich deren Zahl bei täglich zweimaliger Anwendung und ſetzte e — 7 nur zweimal für einen halben Tag aus, als die Schwäche allzuſehr überhand nahm. Schon nach acht Tagen ließ das Fieber nach, hörte nach etwa 14 Tagen ganz auf, die Zahl der Bienenſtiche wurde dann raſch bis auf 40, ja 60 im Tage geſteigert, und nach vier Wochen verließ der Kranke das Bett. Die Behandlung wurde ſolange fortgeſetzt, bis mit 1800 Bienenſtichen die Immuniſierung durchgeführt war. Die Erneuerung derſelben im Herbſte 1908 und im Frühjahre 1909 erforderte je kaum 200 Bienenſtiche.. Mein ehemaliger Patient radelt jetzt in den Ferien in der Welt herum, macht Hoch⸗ touren und erfreut ſich eines ſo blühenden Ausſehens, wie er es früher nie beſas. Fräulein P. litt ſeit vielen Wochen an akutem Gelenksrheumatismus, zeigte auch eine Herzaffektion und fieberte bald mehr oder weniger ſtark. Nachdem ſie keine Medi⸗ kamente mehr vertrug, wollte man es mit den Bienenſtichen verſuchen. Auch hier trat die vollſtändige Heilung mit etwa 600 Bienen⸗ ſtichen ein. Das Fräulein, das ſchon vor der letzten Krankheit öfters an Rheumatismus litt, blieb, trotzdem ſie ſich allen Witterungs⸗ unbilden ausſetzte, 10 Jahre lang von der Krankheit verſchont. Da erkrankte ſie wieder an einem heftigen Gelenksrheumatis mus (ihre Immunität war erſchöpft) und nahm, nachdem andere Mittel vergeblich angewendet wurden, wieder zu den Bienenſtichen ihre Zuflucht. „Mir werden nur die Bienenſtiche wieder helfen“, meinte fie zuverſichtlich — und ihre Erwartung wurde nicht getäuſcht. Schon nach 8 Tagen hörte das Fieber voll⸗ ſtändig auf und in 3 Wochen verließ ſie das Bett wieder vollſtändig geheilt mit dem Ver⸗ ſprechen, die Immunitär von Zeit zu Zeit auffriſchen zu laſſen. Ich habe bereits den großen Einfluß und die hervorragende Wirkung auf ein durch den Rheumatismus erzeugtes Herz⸗ leiden betont, welches faſt immer, wenn es nicht allzuweit fortgeſchritten iſt, zur Heilung reſp. Kompenſation gebracht werden kann. Unter 48 behandelten Fällen heilten 36, gebeſſert wurden 7, ungebeſſert blieben 5 Fälle. Hierher gehören folgende Krankengeſchichten: 5 A. M. Ein 21 Jahre altes, blutarmes, e Mädchen, deſſen Mutter an Tuberkuloſe ſtarb, litt ſeit 3 Jahren an wiederholten Anfällen von Rheumatismus faſt aller Gelenke und brachte monatelang im Spital zu. Es entwickelte ſich allmählich ein ſchwerer Aortenklappenfehler. Als die Kranke das letzte Mal das Spital verließ, hörte fie zum Abſchied, daß ſie bald wieder⸗ kommen, nie mehr ganz geſunden werde. Sie bekam vom 23. April bis 15. Mai 1911 1055 Bienenſtiche. Sie war danach ſchmerz⸗ frei, ſah gut aus, ſchwoll nicht mehr an und hatte auch keine Herzbeſchwerden mehr. Das Herzgeräuſch war nahezu verſchwunden. —0 Ein zweiter Fall: . Bei einer im Beginne der Fünfzigerjahre ſtehenden Dame M. G., die wiederholt An⸗ fälle von Gelenks⸗ und Muskelrheumatismus überſtanden hatte, entwickelte ſich eine Art rheumatiſchen Marasmus mit einer Herz⸗ klappen⸗ und einer Herzbeutelentzün dung. Der Schmerz in vielen Gelenken, beſonders aber im Herzen, die große Atemnot und das Fieber feſſelten ſie dauernd ans Bett. Auch ſie vertrug ſchließlich keine Medikamente und nur eine ausdauernde, vorſichtige, ſaſt den ganzen Sommer dauernde Bienenſtichkur brachte ihr die Heilung. Die Geräuſche in ihrem Herzen ſind faſt ganz geſchwunden, ebenſo die Schmerzen und die Atemnot; ihr Allgemeinbefinden läßt nichts zu wünſchen übrig. Sie bekam über 2000 Bienenſtiche. Eine ganz beſondere Wichtigkeit hat die Behandlungsmethode für den chroniſchen Gelenksrheumatismus, für jene chroniſchen Gelenkserkrankungen, die aus dem akuten Anfangsſtadium hervorgegangen ſind. Hier ſind oft alle anderen Heilverſuche umſonſt, und eine dauernde Verkrüppelung der Gelenke verbunden mit einem Herz⸗ fehler und langſamen Siechtum ſind das Ende der bedauernswerten Kranken. In erſter Linie ſind daher dieſe Art Fälle für die Bienenſtichbehandlung geeignet. Unter 186 Fällen konnte mein Vater 151. heilen. In 35 Fällen trat, da die Patienten vorzeitig die Kur unterbrachen, nur Beſſe⸗ rung ein. N N st Als Beiſpiel will ich folgende hieher gehörende Krankengeſchichte anführen. A. C., Weinhändler aus Laibach, etwa 50 Jahre alt, ſeit 18 Jahren an faſt alljährlich ſich wiederholenden rheumatiſchen Anfällen leidend, hatte alle Gelenke erkrankt und war alljährlich monatelang bettlägerig. Patient verſuchte alle möglichen Behandlungsweiſen und verſchiedene Bäder mit nur vorüber⸗ gehender Beſſerung. In den letzten Jahren hörten die Schmerzen gar nicht mehr auf, die Badekuren blieben erfolglos. Am 3. Juli 1911 kam er zu meinem Vater und vertrug die Bienenſtichkur ſehr gut. Er erhielt am 1. Tage vorm. 10 Bienen, nachm. 20 Bienen 2. „ „ 40 „ „ 25 „ 3. 1 aw 40 7. ww 4 0 w 0 4. 7. 7. 60 ” 77 30 7. 5. wn” * 95 * nw 35 id 6. „ 7. 70 7. 1 .* 50 w 7 * 71 n” 1 0 0 7 ” 8. „ „ 100 ” " 50 ” 9 „ 100 „ 1 70 „ Erſt jetzt, alſo nach nahezu 1000 Bienen, trat die erſte Geſchwulſt auf. Mein Vater gab dem Patienten vormittags 100, nach⸗ mittags wieder 100 Bienen. Die Anſchwellung nahm allmählich ab, und er bekam bis zum 3. Auguſt 1911 5520 Bienen. Er ſchwoll die letzten Tage nicht mehr an, ſah blühend aus, ſchlief gut und nahm an Körpergewicht zu. Der Schmerz war geſchwunden, bis auf eine Empfindlichkeit im linken Fuße bei ſehr ſtarkem Auftreten. Obwohl nicht rezidiv, kam Patient am 12. September der Verabredung gemäß zur Nachkur. Patient, der übermütig geworden war und nicht über viel Zeit ver⸗ fügte, wollte nun recht viel Bienenſtiche bekommen. Mein Vater gin Gepflogenheit, nach längerer Pair wieder mit nur wenig Bienenſtichen zu beginnen, von feiner ab und ſetzte ihm 120 Bienen. Nach etwa 5 Minuten traten heftige Intoxikations⸗ erſcheinungen auf, Uebelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hitze im Kopfe, Angſtgefühl, Fieber (T. 380). Nach einer halben Stunde war alles vorbei, Patient ging ſtramm nach Hauſe, ſchlief ruhig und am zweiten Tage ſetzte mein Vater vormittags 70, nachmittags 50, bis zum 19. September, als der Patient geſchäftshalber Marburg verlaſſen mußte, noch. 1283 Bienen. Zu Neujahr ſchrieb er in überſchwenglicher Dankbarkeit, daß er bisher nur leichte Mahnungen vom Rheuma⸗ tismus gehabt hätte und im nächſten Früh⸗ jahre ſicher kommen werde, was er auch noch öfters tun muß, um ganz geheilt zu werden. Dieſer Fall lehrt uns, daß man manchmal, wenn es der Patient verträgt, ſehr raſch mit den Bienen ſteigen kann, zweitens, daß die in einigen Fällen auftretenden ſchweren Allgemeinerſcheinungen vorüber⸗ gehen und nichts zu bedeuten haben. — Was felbft in hochgradigen Fällen dieſer Art noch zu erreichen iſt, möge Ihnen folgender Fall zeigen. Mein Vater berichtet: Frau M. J., 42 Jahre alt, war, bevor ſie anfangs Auguſt des Jahres 1886 in meine neee kam, ſchon 6 Jahre krank; ſie ſuchte vergeblich bei Aerzten und in Bädern Hilfe und bot ſchließlich das Bild eines hochgradigen Siechtums. Sie war zum Skelett abgemagert, faſt alle Gelenke waren verdickt, verbildet; mühſam und unter großen Schmerzen ſchleppte ſie ſich vom Bette zu einem Stuhle, um dann wieder ſchlafloſe Nächte auf ihrem Schmerzenslager zu ver⸗ bringen. Bis anfangs Oktober 1886 bekam ſie über 1700 Bienenſtiche. Gut ausſehend und frei von Schmerzen verließ ſie Marburg. Im nächſten Frühjahre bekam ſie noch über 300 Bienenſtiche; ſie war mit dem Erfolge zufrieden und ſah blühend aus. Die Ver⸗ bildungen und Verkrümmungen ihrer Gelenke blieben ſelbſtverſtändlich, doch konnte, fie gehen, wenn auch mühſam, und blieb bis heute frei von Rezidiven, fret von Schmerzen, und bedauert nur, daß ſie ſich nicht zur rechten Zeit der Bienenſtichkur unterziehen konnte! i‘ Nun zur Gruppe des Muskelrheuma⸗ tismus. Bei akuten Fällen iſt die An⸗ wendung des Bienengiftes gewöhnlich nicht notwendig, da andere Mittel helfen. Doch entlaſſen. wird auch hier ein Menſch, der an häufiger Anfällen dieſer quälenden Erkrankung leidet, gut tun, ſich mit Bienengift im muniſieren und damit dauernd von dieſem läſtigen Uebel befreien zu laſſen. In ſchweren akuten wie chroniſchen Fällen kann dagegen das Bienengift faſt immer mit Erfolg angewendet werden. Unter 253 behandelten derartigen Fällen konnte in 212 völlige Heilung erreicht werden 41 Patienten wurden, da auch ſie die Kur vorzeitig unterbrachen, nur gebeſſert Als Beiſpiel diene folgende Krankengeſchichte. Mein Vater berichtet: Johann P., 60 Jahre alt, verkühlte fic im Frühjahr 1883 dadurch, daß er, ſtark transpirierend, in leichter Kleidung einen offenen Wagen beſtieg. Nach einem Schüttel⸗ froſt und heftigen Fiebererſcheinungen bett⸗ lägerig geworden, litt er an ſtechenden und reißenden Schmerzen im ganzen Körper; die Gelenke blieben frei. Es war dies ein all⸗ gemeiner Muskelrheumatismus. Die kunſt⸗ gerecht angebrachten Mittel blieben erfolglos, ebenſo eine Badekur und die Anwendung der Elektrizität. Am 12. Auguſt, wo ich den Kranken zum erſten Male jah, war er ab⸗ gemagert, appetit⸗ und der Tag und Nacht andauernden Schmerzen wegen auch ſchlaflos, fieberte und lag immer zu Bette. Bei Be⸗ wegungen des Halſes, des Stammes beim tiefen Atmen empfindet der Kranke Schmerz in den betreffenden Muskeln. Die Extre⸗ mitäten abgemagert, der Daumenballen der rechten und der Kleinfingerballen der linken Hand faſt geſchwunden, die Hände kraftlos. Patient konnte weder ſchreiben, noch ſich an⸗ ziehen, kaum mehr den Löffel halten. Der Schmerzen und der Schwäche wegen konnte er kaum mehr ſtehen, beim Verſuche zu gehen, ballen ſich die Füße durch unwillkürliche ſchmerzhafte Plantarflexion zuſammen. Bei dem vorgerückten Alter des Patienten war der Geſamtzuſtand immerhin bedenklich, die Prognoſe ungünſtig. Nachdem ſich ſchon früher verſchiedene innere und äußere Mittel wirkungslos erwieſen hatten, verſuchte ich es nach Ueberwindung einiger Bedenken mit Bienenſtichen. Als am 17. Auguſt nach der vorſichtigen Applikation von 4 Bienen⸗ ſtichen die ſekundäre Reaktion ausblieb, wurden in ſteigender Doſis bis zum 23. Auguſt 160 Bienenſtiche geſetzt; hierauf trat zum erſten Male eine leichte Anſchwellung auf und damit merklicher Nachlaß der Schmerzen. Am 29., 30. und 31. Auguſt wurden je 20 Bienenſtiche geſetzt; die ſekundäre Geſchwulſt wurde immer ſtärker. Bis zum 2. Oktober erfolgten 220 Bienenſtiche. Nun trat verhältnismäßiges Wohlbefinden ein. Das Fieber war ganz geſchwunden, der Appetit und der ruhige Schlaf waren zurück⸗ gekehrt, der Schmerz ſehr gemildert. Patien konnte das Bett dauernd verlaſſen. Bis aur vollſtändigen Immunität waren noch 800 Bienenſtiche nötig. Seit 15. November befand ſich Patient vollkommen wohl, alle Körper⸗ funktionen waren normal bis auf die atrophiſch gebliebenen Muskeln; mehrwöchentliche An⸗ wendung des faradiſchen Stromes behob auch dieſen Uebelſtand. Im Jahre 1883 bekam (Patient zur Erhaltung der Immunität noch etwa 100 Bienenſtiche. Es iſt ſeither nicht nur keine Rezidive erfolgt, ſondern der ehemalige Patient erhielt wieder ſein früheres blühendes Ausſehen. a In dieſe Gruppe gehört auch der fo- genannte Kopfrheumatismus, eine rheuma— tiſche Erkrankung der Muskeln und Fascien des Kopfes. Dieſe Fälle fordern eine vorſichtige Behandlung, man kann nur ſehr langſam mit der Anzahl der Bienen ſteigen, weil nebſt der das Geſicht des Patienten entſtellenden Anſchwellung meiſt ſehr heftige Allgemeinerſcheinungen, wie Kopfſchmerz, Uebelkeit und Schwindel auf- 2 treten. Eine Heilung eines ſolchen Falles zeigt folgende Krankengeſchichte. Ein etwa dreißigjähriger Schneider litt ſeit über 5 Jahren an ſich immer ſteigenden Kopfſchmerzen, die ihn zur Verzweiflung trieben. Er ſah ſo herabgekommen aus, daß man meinem Vater von der Behandlung abriet. Er ſelbſt unterbrach ſie nach einigen Sitzungen. Der Patient bekam am 29. Auguſt 1909 2, am 30. Auguſt 4, am 31. Auguſt 6 Bienen, als er bei mir einen Ohnmachts⸗ anfall hatte. Nach 8 Tagen bat er um Fortſetzung der Kur, die mein Vater energiſch durchführte und die der Patient von Tag zu Tag beſſer vertrug. Erſt am 23. September, nach 680 Bienenſtichen, ſchwoll er zum erſten Male an. Dieſe An⸗ ſchwellung blieb dann aus und kam wieder erſt nach 1500 Bienen (er bekam ſeit dem 27. September täglich 1000 Bienen am Kopfe und Gefidty, bis fie allmählich trotz der fortgeſetzten Bienenſtiche verging. Am 15. Oktober verließ der arme Mann hoch⸗ beglückt Marburg, von ſeinem alten Kopf⸗ ſchmerz geheilt. Er iſt ſeither nicht Rezidiv. Er bekam im ganzen 2860. Bienen. Erwähnen muß ich hier noch folgende intereſſante Tatſache. Leute mit Plattfüßen werden gewöhnlich, wenn ſie ſtärkere Schmerzen und Anſchwellungen ihrer verkrüppelten Füße bekommen, ſo angeſehen, als ob ſie keinen Rheumatismus bekommen können, und gerade ſolche Plattfüßigen leiden ſehr häufig an Rheumatismus, was mein Vater nach der Reaktion nach⸗ weiſen und durch die Heilung der Schmerzen und Anſchwellungen beſtätigen konnte. Er behandelte eine Reihe von ſolchen Fällen. Es genügen gewöhnlich 1000 bis 2000 Bienenſtiche. 5 9 „ Scheinbar etwas weniger günſtige Re⸗ ſultate gaben die rheumatiſchen Nerven⸗ erkrankungen, und beſonders ältere Fälle dieſer Art widerſtehen außerordentlich lange dieſer Behandlungsmethode und führen ſo häufig, da nicht bis zum Ende fortgeführt, zu Mißerfolgen. Unter 39 von meinem Vater behandelten Fällen wurden 23 geheilt, 10 gebeſſert, 6 Fälle blieben, da das Leiden zu alt und zu ſchwer war, ungebeſſert. Daß die Kur in nicht zu alten Fällen von Erfolg begleitet iſt, möge folgende Krankengeſchichte einer von mir ſelbſt behandelten Patientin illuſtrieren. Eine 46 jährige Frau litt ſeit dem Jahre 1887, alſo ſeit ihrem 21. Lebensjahre, an verſchiedenen rheumatiſchen Erkrankungen, darunter auch an einer Regenbogenhaut⸗ entzündung. Im Jahre 1910 bekam ſie eine heftige Ischias, die allen Behandlungen widerſtand. Da ſie von der Methode meines Vaters hörte, kam ſie zu mir. Als ich die Kranke am 28. April 1911 übernahm, konnte ſie nur mühſam gehen und jede Bewegung im rechten Fuße war außerordentlich ſchmerzhaft. Dazu beſtand leichte Iritis. Ich applizierte die Bienen in die Schläfengegend und im Kreuz. Nach 16 Bienen trat am 4. Tage ſtarke Schwellung an den Schläfen und im Kreuz auf. Zu gleicher Zeit bemerkte die Patientin eine Beſſerung ihrer Ischias⸗ ſchmerzen, die Entzündung an den Augen war geſchwunden. Patientin bekam bis zum 1. Juli 780 Bienen und meldete mir ſpäter, daß ſie 5 bis 6 Stunden lange Ausflüge ohne Schmerzen machen konnte. Bei akuten Entzündungen der Nerven wird man aber die Salizylſäure vorziehen. Das Gleiche gilt auch für die rheumatiſchen Erkrankungen der Sinnesorgane, ſpeziell des Auges. So wird man bei akuter Regenbogen⸗ und Lederhaut⸗Entzündung wohl immer Salizylpräparate anwenden, weil hier raſche Hilfe gegen den oft fürchterlichen Schmerz und die durch die Entzündung möglichen ſekundären Ver⸗ änderungen, die das Auge in der Sehkraft dauernd ſchädigen können, notwendig iſt Dagegen wird man bei den chroniſchen Fällen, bei jenen Fällen, die ſtets zu Rezidiven neigen, das Bienengift verſuchen können. Leider hatte ich bisher keine Gelegenheit, geeignete Fälle dieſer Art mit Bienenſtichen zu behandeln. | Dies, meine Herren, waren Beiſpiele von Erfolgen des Bienengiftes bei Fällen, welche als durch das rheumatiſche Gift erzeugte Erkrankungen einzelner Organe des menſchlichen Körpers angeſehen werden. pig i ö 8 10 = „ ö 5 ‘i, Ich wiederhole nochmals, daß bei allen Falles zeigt Ihnen folgende Krankengde dieſen ſchon die typiſche Art der Anfangs⸗ ſchichte. Mein Vater berichtet: reaktion auf den echten Rheumatismus Fräulein Joſefine G., 38 Jahre alt, beko hinweiſt. Nun komme ich aber zu einer 1 eectean es Ponte he sage ya i ¢ N : a 5 V froſtbeulenartigen“, e fie jag 1 a 1 welche von den ſchmerz haften Auch wellungen 965 weißen meiſten Forſ hern von dem echten chroniſchen Fingergelenke; allmählich erkrankten auch dies Gelenksrheumatismus getrennt wird, da anderen Gelenke der oberen und unteren es ſich nach ihrer Meinung hier um eine W ichn dlc beige 8 aes ; } i fo j agu kam LEB eftiges echen in 518 en 11 Ich lade ites Bruſt und Atemnot. Die Kranke wurde die entſtellende Gelenksgicht, „rheumatoide immer häufiger bettlägerig und konnte Arthritis“ oder „Arthritis dekormans“ anfangs des Jahres 1902 nur mit großer genannt. Dieſelbe beginnt an den kleinen 9 170 und argen Schmerzen auf die Gaſſe Gelenken der Extremitäten und führt unter n n wh 18 99 0 ‘ Alle üblichen Behandlungsmethoden, auch zeitweiligem, meiſt fieberloſem Nachſchieben die mit heißer Luft, blieben n ö zur knotigen Anſchwellung zuerſt der In meine Behandlung kam die Kranke Finger⸗ und Handgelenke, ſpäter der Ell⸗ Ende März 1902, nach einer Krankheits⸗ bogen⸗, Schulter- Fuß⸗ und Knie⸗Gelenke. i Wege ce 1 Alle dieſe Gelenke werden zum Schluſſe Gelenke der Extremitäten, beſonders der unbeweglich, die Extremitäten verkrüppelt, oberen, waren verdickt und ſchmerzhaft, die der Patient bewegungslos; der größte Hand⸗ und Mittelhandgelenke waren ſchon Teil der Muskeln ſchwindet, die Kranken d 10 cine ee 1 e e Skelett ab und kommen a auch die Kniee zogen fic) zeitweilig krampfhaft einen bejammernswerten, unbeweglichen zuſammen; in der rechten Bruſthöhle war Zuſtand, der erſt nach vielen Jahren zum ein ziemlich mächtiges Exſudat, im Harne de hn, “Das e Pet 5 ide März betum te die erſten Bienen; Erkrankung zum Unterſchiede von dem die erſten leichten Anſchwellungen traten erſt echten Gelenksrheumatismus meiſt geſund, nach etwa 300 Bienenſtichen auf; ſie blieben dagegen treten manchmal leichte Nieren- eine Zeitlang aus, um wieder zu erſcheinen, entzündungen und Entzündungen der ſeröſen und diefer Wechſel dauerte bis anfangs äute auf. Dieſe Erkrankung galt nun November; ſie bekam etwa 5600 Bienenſtiche; Häu Pe die während der Behandlung aufgetretenen bisher als unheilbar, und nun gelang es Rezidiven waren immer leichter und flüchtiger auch hier meinem Vater, mittels der Bienen der nachhaltigeren Immuniſierung wegen nicht nur eine Beſſerung, ſondern ſogar ſetzte ich noch Bienen, als wochenlang kein Rückfall mehr erfolgte. vollſtändige Heilung zu erzielen. Das Eiweiß war ſchon im Juni aus dem Meine Herren! Ich will hier nicht er⸗ Harne verſchwunden, ebenſo bis auf geringe gründen, ob man daraus einen Schluß e e ee e e ziehen darf, daß dieſe entſtellende Gelenks⸗ cae Rg 115 ee 1 e s auh ben . l i b Wee MU dee e e e gd f . 5 ſich geſund. Ich machte fie auf die tun, feſtzuſtellen, daß dieſe bisher unheil⸗ Wahrſcheinlichkeit der Rezidiven aufmerkſam bare Krankheit mittels des Bienengiftes und auch auf die notwendige Nachbehandlung. n iſt. Tatſächlich mie fich e Sie blieb den Winter hindurch geſund, heilbar iſt. Tatſächlich verhä fich auch bekam erſt im Frühjahre leichte Rezidiven; die Anfangsrcaktion in dieſen Fällen meiſt obwohl die Kranke nicht mehr in ihrem anders als beim echten Rheumatismus. reo ich die Bane a oes 9 5 8 5 igre St. SEN 5 . etzte die Behandlung mi tenenſtichen Die e ſchwellen ee e noch drei Jahre fort, bis fie volltändig 5 i a 795 Wien e und frei von jeder Rezidive blieb. 1 5 1 2 cut, Sen dale che ele ie fel Ne Schaef na, oe See 17 derartige Fälle, 6 von dieſen wurden e eee e ee e een ! naa 3 ſetzte ſich allen Witterungswechſeln aus, nen We ae ee as 5 ernährte ſich ärmlich, aber fie blieb geſund. r nicht zu Ende geführt wurde; bei 1908 verließ fie Marburg und überſiedelte atienten wurde die Kur nur begonnen nach Frankreich, ihrer Heimat. und, da ſie die Fortſetzung verweigerten, Ein anderer Fall einer derartigen Er⸗ bereits nach wenigen Stichen unterbrochen. krankung, der zwar nicht ganz in dieſe. Den Erfolg eines bis zum Ende geführten [Gruppe zu rechnen iſt, ſondern einen 4 4 — 11 — elenksrheumatis mus und der entſtellenden elenksgicht bildet, war der von mir an der Abteilung des Profeſſors Pal behandelte Patient. Es handelte ſich um einen 39 jährigen Glasſchleifer, der feit einem Jahre ank war. Seit dieſer Zeit war der Mann bettlägerig und konnte ſich nur unter großen Schmerzen einige Schritte be⸗ wegen. Alle verſuchten Behandlungs⸗ methoden blieben ohne Erfolg. Als ich im Mui 1911 mit den Bienenſtichen be⸗ gann, waren mit Ausnahme der Hüftge⸗ lenke alle Gelenke erkrankt; die Finger⸗, Hand⸗ und Sprung⸗Gelenke waren völlig beweglos. Patient konnte nur mühſam die beiden Arme um 30 Grad heben. Jede Bewegung war mit ſtarken Schmerzen in allen Gelenken verbunden. ſtark abgemagert, zeigte hochgradigen Schwund der Muskulatur. Das Herz war geſund, dagegen viel Eiweiß im Harn. Außerdem beſtanden tägliche Fieber⸗ ſteigerungen. Ich begann vorſichtig mit nur wenigen Bienen und applizierte in der erſten Zeit täglich bis 30 Bienen, erſt ſpäter ſtieg ich bis 50 täglich. Es trat keine ſekundäre Reaktion auf. Die Stiche waren wenig ſchmerzhaft, dagegen konnte bereits nach 407 Bienen eine Be⸗ wegungsfähigkeit in der Hand und im Fuße konſtatiert werden. Bei 500 Bienen Fa zwiſchen dem chroniſchen trat eine nur wenige Tage dauernde, nicht mehr wiederkehrende Schwellung ein. Ich ſtieg mit den täglichen Doſen bis auf 100, einige Tage ſogar 130 Bienen. Bei etwa 1000 Bienen, welche nach zwei Monaten erreicht wurden, konnte Patient allein ohne Stock durch das Zimmer gehen; die Bewegung in den Hand- und Fuß⸗Gelenken hatte fic) weiter gebeſſert, Patient konnte jetzt eine Fauſt machen, das Eiweiß wie das Fieber waren ge⸗ ſchwunden. Bei etwa 2000 Bienen war Patient imſtande, allein über eine Stiege, zu gehen und konnte im Park mehrere Stunden ſpazieren. Seine Arme konnte er jetzt um 90 Grad heben. Leider ſtellte ſich nun eine außerordentliche Schmerz⸗ haftigkeit der Bienenſtiche ein, ſo daß ich nur 20 Bienen, und auch die nur mit vielem Zureden, täglich ſetzen konnte. Zu _gleider Zeit traten aber auch wieder ſtärkere Schmerzen in den Gelenken, Knoten unter »der Haut, Eiweiß und Fieber auf. Mit Mühe konnte ich den Patienten bewegen, bis zu 3000 Bienen auszuharren. Trotz⸗ dem wieder eine Beſſerung des Allgemein⸗ zuſtandes eingetreten war, wollte der Patient wegen der Schmerzhaftigkeit der Stiche die Behandlung nicht mehr fort⸗ ſetzen. Am Ende der Behandlung hatte er um 8 Kilogramm zugenommen, war fieber⸗ frei und den ganzen Tag außer Bett. Er konnte mehrere Stunden im Park ſpazieren gehen. ; ane in dieſem Fall, der ja erſt im Anfangsſtadium der Heilung war — Sie haben ja gehört, daß manchmal bis. 15000 Bienen notwendig ſind — trotz⸗ dem von einem Erfolg ſprechen kann, iſt, da der bisher bettlägerige Patient wieder bewegungsfähig wurde, ſicher. Sie lernen Er war | aber auch daraus, wie ſchwierig oft die Durchführung der Behandlung iſt. Eine große Schwierigkeit liegt meiner Anſicht nach vor allem darin, daß man ſowohl über das Weſen der rheumatiſchen Er⸗ krankung als über die Art und Weiſe der Wirkung des Bienengiftes abſolut nicht orientiert iſt, daß man ſich daher nur auf Erfahrungstatſachen ſtützen kann. Ich glaube, daß nach dem Geſagten über die Wirkſamkeit des Giftes kein Zweifel obliegen kann. Fehler, werden vielleicht noch in der Art der Durchführung der Behandlung liegen. Um objektiv zu erſcheinen, will ich aber auch von Miß⸗ erfolgen, die mein Vater erfahren hat, von Wiederſprüchen zu dem bisher Ge⸗ ſagten berichten. So las ich vor einigen Tagen in einer dem „Bienenvater“ von einem langjährigen Imker im Thüringer Wald eingeſchickten Krankengeſchichte, daß dieſer Imker an einem ſchweren akuten Gelenksrheumatismus erkrankte, obwohl er kurz vorher durch mehrere Tage von vielen hunderten von Bienen geſtochen worden war. Wie ſchon erwähnt, iſt es von größter Wichtigkeit zu erfahren, ob mehrere derartige Fälle beobachtet wurden. Ein ſicherer Mißerfolg tritt ſtets ein, wenn es fic) um eine Gelenkserkrankung handelt, die nicht durch eine rheumatiſche Infektion hervorgerufen iſt. Doch auch in einzelnen Fällen von echter rheumatiſcher Infektion wird vielleicht einmal der Erfolg ausbleiben, und man wird Widerſprüche zu den bisher gemachten Erfahrungen finden. Alles dies aber wird denjenigen, — 12 — der den höchſt komplizierten Aufbau des menſchlichen Blutes und ſeine ſo variable Reaktion beſonders auf organiſche Gifte kennt, nicht wunder nehmen. Dieſes Kapitel wiſſenſchaftlich zu erforſchen, ſoll eben in Zukunft unfere Aufgabe fein. Aber auch abgeſehen von einzelnen Mißerfolgen, die vielleicht wirklich in dem Mangel der Wirkſamkeit in dem einen oder anderen, Falle liegen mögen, ſind es vor allem zwei Schwierigkeiten, die ſich uns in den Weg ſtellen: die lange Dauer der Kur und die Schmerzhaftigkeit derſelben. Mein Vater behandelte bisher 658 Fälle von Rheumatismus; davon wurden 543 völlig geheilt, 99 gebeſſert und 16 müſſen als ungebeſſert betrachtet werden. Die Urſache der Nichtheilung lag meiſt darin, daß dieſe Fälle bereits zu weit fortgeſchritten waren. Die nur gebeſſerten Fälle konnten deshalb keine Heilung finden, weil ſie alle vor der Zeit wegen der zu langen Dauer und wegen der Schmerzen die weitere Behandlung ab⸗ brachen. Wenn man aber eine Dauerheilung ohne Rezidive herbeiführen will ſo muß man die Kur bis zur erſten Immuniſierung fortſetzen, ja ſie ſoll auch darnach durch einige Jahre wiederholt werden. 5 Die Behandlung iſt alſo außerordentlich langwierig und bedarf großer Geduld und Ausdauer von Seiten des Arztes und des Patienten, welche beide während der Kur eintretende Rückfälle, Ver⸗ ſchlimmerungen nicht abſchrecken und hoff⸗ nungslos machen dürfen. Auch der Schreck über das Eintreten der ſekundären Reaktion, wie Schwellung, Ohnmacht, Schwindel, FJioieber, hat ſchon manchen hoffnungsvollen Patienten abgeſchreckt. Endlich, meine Herren, dürfen Si wie bereits erwähnt, von der Behandlung: keine Wunder erwarten. In einem zu weiße fortgeſchrittenen Falle, bei dem bereits durch lange Zeit alle Gelenke verkrüppelt find, deſſen ganzer Organismus faſt zer⸗ ſchöpft ift, wird auch das Bienengift keine Rettung mehr bringen. Man darf eben auch hier nicht allzu lange warten: je friſcher der Fall, deſto größer wird auch die Hoffnung auf baldige Heilung ſein. Noch eins möchte ich ſchließlich betonen. Man iſt verſucht, da die Bienen meiſt auf die kranken Gelenke geſetzt werden, die Wirkung nur als Hautreiz zu erklären. Dagegen ſpricht jedoch abſolut ſowohl die all⸗ gemeine Reaktion als auch die Fernwirkung des Bienengiftes. Es erzeugt Schwindel, Kopfſchmerz, Ohnmacht, Fieber und heilt, wenn auch nur auf die Gelenke appliziert, trotzdem die Herz⸗ und Nieren Affektionen, bringt verſchiedene Exſudate zur Reſorption. Ich komme zum Schluß. Tatſache iſt, daß unter 660 rheumatiſchen Erkrankungen durch Anwendung des Bienengiftes in 544 = 82 Prozent Heilung gebracht werden konnte, ſelbſt dann, wenn alle anderen Mittel verſagten. Aufgabe der Zukunft iſt es, durch kliniſche Beobachtungen dieſe Angabe zu überprüfen, die Wirkung des Giftes der kleinen Biene zu erforſchen. Möge dieſer Vortrag ſo weit Erfolg haben, daß er erſtens Ihr eigenes Intereſſe für dieſe Frage anregt, zweitens aber auch Sie dahin beeinflußt, daß Sie als Imker die Aufmerkſamſeit der Ihnen bekannten Aerzte auf die Erforſchung dieſes für die Heilung des Rheumatismus wichtigen Mittels richten mögen. We Wien, . a Berggasse: 13, Ly Drude von kl. Man. WOLF & Co, ies