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CH. HUELSEN

Das

FORVM ROMANVM

SEINE GESCHICHTE UND SEINE DENKMÄLER

Mit drei Plänen und 109 Textabbildungen.

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VERLAG VON LOESCHER & C°. ^ ."( « ^r '

(Bretschneider und Regenberg) 1904

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MARIE \'OX EBXER-ESCHENBACH

IX VEREHRUNG UXD DANKBARKEIT

GEWIDMET

INHALT.

I. Zur Geschichte des Forums.

I. Das Forum im Altertum S. 1-25

I. Begriti und Anfange S. i. 2. Das Forum als Marktplatz. Das Goniitium S. 4. 3. Das Forum als Mittelpunkt des städtischen Verkehrs. Die Basiliken S. 8. 4. Das Forum als Stätte der poli- tischen Verhandlungen S. 12. 5. Das Forum als historische Denk- stätte. Die Kaiserfora S. 17, 6. Das Forum der späten Kaiser- zeit. Niedergang und Verfall S. 2 1 .

II. Das Forum im Mittelalter S. 24-52

Zeit Theoderichs S. 24. Die Kirchen auf dem Forum S. 25. Zeit Karls des Grossen S. 27. Prozessionsordnungen im 12. Jhdt. S. 28. Die Mirabilia S. 29. Cola di Rienzo S. 51.

111, Die Erforschung des Forums seit der Renaissance S, 52-47

Ausgrabungen im 15. und 16. Jhdt. S. 32. Antiquarische Hypo- thesen über Lage des Forums S. 55. Wissenschaftliche Ausgra- bungen seit Ende des 18. ]hdts. S. 40. Neueste Ausgrabungen seit i8qS S. 44.

II. Die Denkmäler des Forums S. 48-174

Allgemeine Orientierung. Monumente und Strassen . . 48

I. Basilica Julia 31

II. Tiheriusbogen 58

III. Schola Xantha 59

\\\ Sog. ,rostri Cesarei' 60

^'. Rostra 62

\'L Templum Saturni 69

\'\l. Milliarium Aureum 70

VI

VIII. Umbilicus Urbis Romae S. 71

IX. Volcanal 71

X. Arcus Severi 75

XI. Porticus Deorum Consentium 76

XII. Templum Vespasiani et Titi 77

XIII. Templum Concordiae 79

XIV. Columna Focae 81

XV. Diocletians- und Honorius-Monumente .... 82

XVI. Die trajanischen Marmorschranken 84

XVII, Niger lapis und Romulusgrab 89

XVIII. Comitium 96

XIX. Curia lulia 97

XX. Carcer 102

XXI, Basilica Aemilia 107

XXII. Sacellum Cloacinae 116

XXIII, Mitte des Forums 117

Janus S. 117. Equus Constantini S. ii8. Equus Do- mitiani S. ii8. Lacus Curtius S. 119. Cuniculi S. 120. Backsteinbasen an der Sacra Via S. 122.

XXI\', Templum Divi Juli

i-^)

XXV. Arcus Augusti 127

XXVI. Templum Castorum 128

XXVII. Lacus Juturnae 150

XXVIII, Oratorium der vierzig Märtyrer 1 54

XXIX. S, Maria Antiqua. Bibliotheca templi Divi Augusti 1 56

XXX, Templum Divi Augusti i )0

XXXI. Regia ij2

XXXII. Templum Vestae 150

XXXIII. Atrium Vestae 162

Die Sacra Via 175

XXXIV. Templum Antonini et Faustinae 177

XXXV. Die archaische Xekropole (Sepulcretum) . . . 170

XXXVI. Privatbauten an der Sacra Via (sog. Carcer) . . 18 ^

XXX\'I:, Fornix Fabianus rSo

XXXVIII. Templum Divi Romuli i S,n

VII

XXXIX. Sogenanntes Templum Sacrae Urbis . . . . S. i8a

XL. Clivus Sacer 190

XLI. Basilica Constantini 192

XLII. Templum Veneris et Romae 196

XLIII. Arcus Titi 200

XLIV. Templum Jovis Statoris 202

Quellen und neuere Litteratur 204

Verzeichnis der Textabbildungen 212

Tafeln 215

Resjister ... 216

Zu berichtigen :

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sehr, bei e Plan I HEZECHIAS HEZECIAS {Eqiiiis Domitiani) füge hiii~u : Gatti huIL comun. 1904, 75-82. 174-178. S. 21 )S Z. 5? v. 0. sehr. bull, comun. 1904, 179.

I. ZUR GESCHICHTE DES FORUMS.

I. Das Forum im Altertum.

I. Begriff und Anfänge. Das Wort Forum hat sich in viele moderne Sprachen als Fremdwort in der Weise eingebürgert, dass man unwillkürlich damit die \'orstellung eines Platzes für Gerichtsverhandlungen und Staatsakte verbindet. Das ist aber keineswegs die ur- sprüngliche Bedeutung des lateinischen Wortes: forum heisst da nur ,,der ^Marktplatz", und die alten römischen Grammatiker leiten es ab von ferre, bringen : es sei die Stätte gewesen, wohin die Leute die W^aaren zu bringen pflegten, die sie verkaufen wollten. Die neueren Sprach- forscher sind einig im Verwerfen dieser Ableitung, haben aber nichts Sicheres an ihre Stelle zu setzen vermocht: man deutet das Wort foriun meist als ,, Vorplatz, um- friedeter Raum"'. So lag das älteste Forum, welches Rom besass, ddiS Fo?'iim boarium (Rindermarkt), zwischen Palatin und Fluss, vor der ,,romulischen'' Befestigung, ähnlich wie in mittelalterlichen Bergstädten Italiens (Pe- rugia, Urbino) die grossen \'iehmärkte vor den Ring- mauern. Und wie für den Mehhandel das Forum boa- riuui, so dienten im alten Rom für den Gemüsehandel das Forum holitoriiim (Krautmarkt), für mancherlei Lebensmittel das Foriun Ciippedinis (Xaschmarkt) ; Fische kaufte man auf dem Forum piscarium, Wein aut dem Forum vinarium, u. s. f.

Das Forum Romanum, im Altertum meist Forum schlechttiin genannt, gehört nicht zur ältesten Phase der Entwickelung der Stadt. Auch nachdem sich die Ur- ansiedelung auf dem Palatin (Palatium Cermalus Velia) über die östlich und südlich gelegenen Hügel (Fagutal Oppius Cispius Caelius) ausgedehnt hatte, so dass aus

Abb. I. Das älteste Rom (Palatium und Septimontium).

der ,Roma quadrata' das , Septimontium' wurde, blieb die Niederung zwischen Palatin und Kapitol noch lange ein von der Stadt ausgeschlossenes sumpfiges Thal. Reichliche Quellen am Nordfusse des Palatins und am Südabhange des Capitols bewässerten dasselbe, ein von den Hügeln im Osten kommender Bach durchfloss es, und bildete, weiter durch die Niederung des Velabrums dem Tiber zufliessend, ein nicht unwichtiges Verteidigungs- mittel für die Nordseite der Palatinischen Burg. \^on dem ,, alten Thor des Palatiums" (^porta Mugonid) aus

ging nordwestlich (nach dem Capitol zu j eine Strasse (später die ,, heilige Strasse", sacra via), an welcher, ausserhalb des Mauerringes der Septimonialstadt, ein Begräbnisplatz {sepiilcrctuni) lag. Erst als die Palati- nische Ansiedelung sich durch Vereinigung mit einer sabinischen auf dem Quirinal auch nordwärts ausdehnte, als die beiden geeinten Gemeinwesen den , Hauptberg' {inons CapHoIinus) zur gemeinsamen Cittadelle {ai'x) und zum Sitze des höchsten Heiligtumes {tenipliuii lovis optiini niaximi) erkoren, zog man auch das Forums- thal in die Stadt hinein. Der Begräbnisplatz verschwand; der kleine Bach ward eingedämmt und kanalisiert: er wurde zur ,CIoaca maxiiua'' . Das Forum, der Markt- platz, ein langgestrecktes Viereck, reichte von der Grenze der Septimonialstadt und der Nordspitze des Palatins bis zum Abhänge des Capitols: hier schloss sich an ihn die Gerichts- und \'ersammlungsstätte für die vereinigten Gemeinden (Comitium).

Der römischen Tradition ist diese ursprüngliche Beschaffenheit des Forumsthaies noch lange gegenwärtig geblieben :

Wo Ihr das Forum seht, war feuchter Morast nur, und oftmals Schwellte des Flusses Flut steigend den rinnenden Bach.

Wo durchs Velabrum hin zum Circus der festliche Zug geht Stand nur Weidengebüsch einsam und schwankendes Rohr.

(Ovid. Fasti VI, 401 fg.")

Aber die Sage belebt in mannigfacher Weise den Platz mit Gestalten schon aus der Gründungsgeschichte Roms. Hier sollten, im Kriege nach dem Frauenraube, die Mannen des Romulus mit denen des Titus Tatius zu- sammengestossen sein : ein sabinischer Heerführer, Mettus Curtius, wäre mitten im Thale in einen Sumpf oder Erdspalt geraten, der nach ihm den Namen Lacus Cur- tius bekam. Als die Streitenden dann durch das Da-

zwischentreten der Frauen versöhnt waren, hätten die Könige das Friedensbündnis geschlossen auf dem ,,Orte der Zusammenkunft", dem Comitium, am Fusse des Capitols, Auf diesem Comitium soll dann der dritte König Tullus Hostilius das Rathaus, die Curia Hostilia, der vierte, Ancus Marcius, oder dessen Nachfolger, Tarquinius Priscus, das Gefängnis (carce)') erbaut haben. Alle diese, meist nur aus unsicheren Etymologien heraus-

Ahb. 2. Mcttus Curtius, Relief im Conservatorenpalast.

gesponnenen Angaben sind ohne Gewähr; wenn dagegen die Tradition die Anlage der Cloaca Maxima dem mäch- tigen fremden Königsgeschlechte der Tarquinier zu- schreibt, welches im sechsten Jhdt. v. Chr. über Rom geherrscht habe, so stimmen zu dieser Chronologie in merkwürdiger Weise die ältesten Gräberfunde, welche zeigen, dass das Bestatten im Forumsthale noch bis ins sechste Jhdt. v. Chr. fortgedauert habe.

2. Das Forum als Marktplatz. Das Comitium. Klarer zu sehen beginnen wir über die Geschichte des Forums in der letzten Koni 2:5- und in der trühesten

republikanischen Zeit, d. h. um die Wende des 6. und 5. Jlidts. V. Chr. Das Forum erscheint in dieser Epoche entsprechend der Definition des \'arro, als der Markt- platz, auf den die Römer und die Campagnolen ,, bringen was sie verkaufen wollen''. An beiden Langseiten war er mit Bretterbuden {taberjiae) umgeben, in denen Flei- scher und Gemüsehändler ihre Waare feilhielten; an den Festtagen der Götter und bei den Leichenfeiern vor- nehmer Bürger fanden hier Spiele statt, denen die be- vorzugten Klassen von Gerüsten, von den Dächern der Tabernen oder von dem erhöhten Platze des Comitiums zuschauten, während das niedere \^olk sich mit Steh- plätzen auf dem Markte selbst begnügen musste. Der Platz war noch nicht gepflastert, in der Mitte durch - lloss ihn, noch sichtbar und nur zum Teil überdeckt, die Cloaca Maxima; am Eintritt des Grabens in das Forum hatte die \^enus Cloacina, die reinigende Göttin der Fruchtbarkeit, ein kleines Heiligtum. Aufwärts am Graben entlang lief nach dem stark bewohnten Stadt- viertel eine wichtige Strasse, das Argiletum: am unteren Ende derselben {infimum A.) stand die Kapelle des doppelköpfigen Janus, deren Thüren nur geschlossen wurden, wenn Rom mit aller Welt Frieden hatte. Am unteren Ende des Marktes befand sich der Rund- tempel der \^esta, in dem die sechs vestalischen Jung- frauen das heilige Feuer auf dem Staatsherde hüteten: daneben einerseits die Regia, das Amtshaus des Pon- tifex Maximus, andrerseits, am Fusse des Palatins, der Quell der Juturna, der Nymphe des heilsamen Wassers; gegenüber, am Abhänge des Capitols, die Kultstätte des Feuergottes Volcanus.

Das Volcanal erhob sich über dem Forum, aber auch über dem kleineren und vornehmeren Platze des Comitiums. Dieses war nach den Regeln der Augu- raldisciplin geweiht, ein dem Quadrat nahekommendes

Viereck, dessen Seiten den vier Himmelsgegenden ent- sprachen. An der nördlichen Seite des Comitiums, nach dem Ouirinalhügel zu (der in der frühen Zeit vom Ca- pitol nur durch ein schmales Thal getrennt wurde), erhob sich das Rathaus (Curia), in dem der Senat seine Sitzungen hielt. Auf der entgegengesetzten Seite, wo das Comitium mit dem Forum zusammenstiess, lag die alte Rednerbühne und der Warteplatz für die Senatoren (senaculuvi)'. diesem ward später ein ähnlicher für die Gesandten fremder Völker (^Graecostasis) zur Seite ge- stellt. Das Comitium hatte eine Fläche von nicht ganz I ha. (Seitenlänge ca. 90 m.): auf ihm kam die nach Curien gegliederte Gemeinde zur Versammlung {comitia cicriata) und zur Rechtsprechung zusammen. An drei Tagen im Jahre (24. Februar, 24. März, 24. Mai) erschien der König (nach dem Sturze der Tarquinier sein Scheinnachfolger, der rex saa^ificuhis) auf dem Comitium, um gewisse heilige Handlungen zu vollziehen, deren wahre Bedeutung schon den Zeitgenossen des Cicero geheimnisvoll blieb: ein besonders auffälliges Detail war es, dass der ,r<?jr' nach Beendigung des Opfers eilig, wie fliehend, das Comitium verlassen musste. Vielleicht steht der beschriebene Cippus unter dem schwarzen Steine (u. S. 95) in Beziehung mit einer dieser uralten rätselhaften Cerimonien. Er ist auf dem Forum der einzige Zeuge dieser ehrwürdigen X^orzeit des römischen Staates: von anderen Denkmälern aut dem Comitium wissen wir nur durch die alten Schritt- steller. So wird erwähnt, dass auf dem Comitium eine runde Einfriedigung (Puteal) und daneben ein heiliger Feigenbaum stand: beide galten als Erinnerungen an den Augur Attus Navius, der den Baum von seiner ursprünglichen Stelle am Lupercal hierher versetzt hätte; auch eine Statue desselben Wundermannes zeigte man auf den Stufen vor dem Rathause. Bei der Redner-

bühne sah man Ehrenstatuen von Männern, die für das Vateiland gefallen waren; auch wichtige Staatsurkunden, Bundesverträge mit fremden \'ölkern, wurden, in Erz gegraben, hier aufgestellt; und als Rom sich zum ersten Mal ein geschriebenes Gesetz schuf (um 450 v. Chr.), wurden die zwölf Tafeln desselben an der Rednerbühne angeschlagen.

Am Forum selbst entstanden seit der Begründung des Freistaates (510 v. Chr.) manche bedeutende Heihg- tümer^ deren Gründungsdaten uns durch die von den Pontifices in der Regia geführte Stadtchronik aufbehalten sind: so i. J. 497 v. Chr. (257 d. St.) der Tempel des Saturn am oberen Markte; dreizehn Jahre später, an der entgegengesetzten Seite, der Tempel des Castor. Bei der Eroberung der Stadt durch die Gallier (390 v. Chr.) wurde das Capitol belagert. Forum und Comi- tium verwüstet: wenige von den Denkmälern der römi- schen Urzeit mögen dieser Katastrophe entgangen sein. Aber die römische Volkskraft überwand diesen furcht- baren Schlag ebenso wie den jahrhundertelangen inneren Hader zwischen Patriciern und Plebejern. Als durch die legcs Liciniae Sextiae der Streit über die Zugänglich- keit der höchsten Staatsämter beigelegt war (366 v. Chr.), weihte der Eroberer von \'eji, der Ueberwinder der Gallier, M. Furius Camillus, der Eintracht einen Tempel am Clivus Capitolinus, oberhalb des Comitiums {templum Concordiae). Die Kunstformen dieser Tempel müssen wir uns sehr einfach und altertümlich denken: aus Thon waren meist die Götterbilder, aus Thon die bunt bemalten Ziegel, welche Dach und Giebel schmückten; die W^ände bestanden aus einheimischem Stein, Tuff oder Peperin, der mit Stuck überzogen und mit bunten Farben bemalt waren. Aus Etrurien kamen, der Tradition zufolge, die Werkleute (denen König Tarquinius die ,Tuskergasse', viciis T21SCUS, zum Wohnen angewiesen haben sollte),

und die Vorbilder; Tempel wie die von Falerii (Civita Castellana) und der von Alatri (^dessen Modell im Hofe des Museo di Villa Giulia aufgebaut ist) bieten die ncäch- sten Mittel zur Veranschaulichung.

3. Das Forum als Mittelpunkt des städtischen Verkehrs. Die Basiliken. Es folgt die Zeit, in der, nach dem Sturze der etruskischen Macht, das mächtig- aufstrebende Rom die Hegemonie über die Landschaften ]\Iittelitaliens errang. Der Sieger über die Latiner, Gaius Maenius, Consul 338 v. Chr., verzierte in diesem Jahre mit den Schnäbeln der von ihm erbeuteten Schiffe von Antium die Rednerbühne, welche seitdem den Namen Rosh^a trug. Demselben Maenius schrieb man die Ein- richtung zu, dass bei den Spielen auf dem Forum Zu- schauerplätze auf Galerien {maeniana) über dem Dache der Tabernen errichtet wurden. Mit hoher Wahrschein- lichkeit wird daher auch auf ihn die für die Gestaltung des Forums entscheidende Massregel zurückgeführt, dass die Fleischer und Gemüsehändler aus den Scharren am Forum entfernt wurden und an ihre Stelle das noblere Gewerbe der Wechsler trat. Zum Ersatz für den Markt wurde das Macelhtm (Victualienmarkt) nördlich vom* Forum (hinter den Tabernae Novae) geschaffen. Die ForumstaberHen, seitdem Tabernae argentai'iae genannt, werden bei Gelegenheit dieser Regulierung solider gebaut worden sein^ auch auf einheitliche Dekoration scheint man Bedacht genommen zu haben: so wurden i. J. 310 die vergoldeten Schilde der samnitischen Siegesbeute vom Dictator Papirius Cursor an die Wechsler auf dem Forum zum Schmucke der Aussenseite ihrer Tabernen verteilt. Wie bedeutend die \'erdienste des Maenius um die Neugestaltung des Forums waren^ erhellt daraus, dass ihm auf dem Comitium eine Ehrensäule errichtet wurde: dieselbe stand an der Westseite des Platzes, nahe dem

Carcer, und diente mehrere Generationen lang als einer der ]\Ierkpunkte für die primitive Zeitmessung der Römer.

,.In den zwölf Tafeln", so berichtet Plinius (;/. li. \'II, 212), ,,\vird nur Sonnenauf- und Untergang namentlich aufgeführt; etliche Jahre später fügte man dazu noch den ^littag, indem ein Amtsdiener der Consuln denselben ausrief, wenn er von der Curie aus die Sonne zwischen Rostra und Graecostasis erblickt hatte. Neigte sich die Sonne zwischen der Columna INIaenia und dem Carcer nieder, so rief derselbe Amtsdiener die letzte Stunde der öffentlichen Verhandlungen aus: dies geschah bis zum ersten punischen Kriege, doch nur bei heiterem Wetter". Im J. 263 (491 d. St.) wurde bei der Rednerbühne eine Sonnenuhr aufge- stellt, die M. Valerius INIessalla als Kriegsbeute aus Catana in Sicilien mitgebracht hatte. Obwohl sie, auf den ^leridian ihres Ursprungsortes berechnet, in Rom die Stunden dauernd falsch zeigte, richtete man sich doch neunundneunzig Jahre nach ihr, bis i. J. 164 der Censor O. Marcius Philippus eine besser ange- ordnete daneben aufstellen Hess.

Einen merkwürdigen Schmuck erhielt, gleichfalls in der Zeit der Samniterkriege, die Treppe vor der Curie: ein Orakelspruch hatte den Römern befohlen, dort ,,die Bilder des weisesten und des tapfersten Griechen" aufzu- stellen, und man wählte dazu Pythagoras und Alkibiades.

Im J. 263 Hess der Consul Messalla neben der Curia Hostilia ein grosses Schlachtgemälde, die Darstellung des Treffens, in welchem er den König Hiero und die Karthager in Sicilien besiegt hatte, aufstellen; ein Bei- spiel, das später vielfache Nachahmung fand. Im J. 260 (49-]. d. St.) erhielt der erste römische Admiral, C. Duilius, für seinen Seesieg über die Karthager ein Standbild bei den Rostra auf einer mit Schiffsschnäbeln verzierten Säule {columna rostrata); die Ehreninschrift für Duilius ist, wenn auch nur in einer Marmorcopie aus der frühen Kaiserzeit, erhalten (im Unterstock des Conservatoren- palastes, unter einer modernen columna rosti'ata).

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Im J. 2IO V. Chr. (544 d. St.) wüthete ein grosser Brand an beiden Seiten des Forums. Die Tabernae novae, die ,, Steinbruchsgasse", Lautumiae (am Ostab- hange des Capitols), das Forum piscarium (nördlich hinter den Tabernae novae) samt vielen Privathäusern wurden in Asche gelegt: kaum noch gelang es, den Vestatempel zu schützen (Livius XXM, 27). Diese

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Abb. 3. Das Forum um 170 v. Chr.

Katastrophe war der Anlass zu grossartigen Neubauten, die freilich erst recht in Fluss kamen, nachdem der hannibahsche Krieg glücklich beendigt war (201 v. Chr.). Es beginnt in dieser Zeit, durch fortwährende fried- liche und kriegerische Beziehungen mit Griechenland und Kleinasien, der lebhafte Contact Roms mit helleni- stischer Cultur und Kunst. Für das Forum entnahm man von dort (ob durch \>rmittelung der Griechenstädte

II

in Unteritalien?) die \'orbilder für eine neue Gattung von Bauten, die Basiliken. Dies waren grosse Hallen, welche für Gerichtsverhandlungen und Börse, für ge- schäftlichen \^erkehr und Lustwandeln, kurz für alles was man bisher unter freiem Himmel auf dem Markte vorgenommen hatte, eine vor Sonne und Regen ge- schützte Stätte boten. Die erste solche Halle am Forum erbaute der grosse Griechenfeind M. Porcius Cato Censorius 185 v. Chr. (569 d. St.): ,,er kaufte zwei Häuser in der Lautumiengasse und vier Tabernen und baute dort die Basilica, die nach seinem Xamen Porcia genannt wurde" (^Livius XXXIX, 44). Da die Lautumiengasse am Fusse der Arx, etwa in der Gegend der modernen \'ia di Marforio gewesen sein muss, und da ferner die Basilica der Curia Hostilia ganz nahe lag, können wir ihre Stelle ungefähr bestimmen. Reste jedoch sind nicht erhalten: was der Brand i. J. 54 (u. S. 14) etwa noch verschont hatte, muss bei der caesarisch- augustischen Forumsregulierung beseitigt sein. Eine zweite Basilica erbauten die Censoren d. J. 179 v. Chr., yi. Aemilius Lepidus und ]\L Fulvius Nobilior, an der Nordseite hinter den Tabernae novae (zugleich mit einem neuen Fischmarkte). Vielfach erneuert und verschönert, ist sie in der Gestalt, welche ihr die Bauten der augu- stischen Zeit gegeben hatten, erhalten (u. S. 107 11.). Es folgt i. J. 170 V. Chr. (584 d. St.) die Basilica Sem- pronia, hinter den alten Buden: sie wurde erbaut von Ti. Sempronius Gracchus an der Stelle des Hauses des älteren Scipio Africanus ,,beim A'ortumnus" : vielleicht wird man unter der östlichen Hälfte der Basilica Julia noch Spuren dieser älteren Bauten constatieren können.

Eine Schilderung des Lebens und Treibens auf dem Forum um das Jahr iSo v. Chr. giebt uns die sog. ,Parabase' aus der plautinischen Comödie Curculio (eine Stelle die freilich erst nach dem Tode des Dichters in das Stück eingelegt zu sein scheint).

12

Der Sprechende erbietet sich dem Publicum Anweisung zu geben wo man Leute von allerlei Art, gute und schlechte, finden könne:

Wer Meineid' ge sprechen will, den schick' ich aufs Comitium, Wer Verlog'ne sucht und Prahler, zu Cloacinens Heiligtum; Männer, die der Frauen Gut verthun, sind in der Basilica: Auch verbrauchte Mädchen findet ihr und Halsabschneider dort. Auf dem Fischmarkt sind die Schmecker, die einkaufen zum

Picknick. Auf dem untern Markt spazieren Leute, reich und wohlgesinnt, In der Mitte beim Canale blosses Rennomistenpack: Dann beim Lacus steh'n die Klätscher, Schwätzer und miss-

günst'ges Volk, Die um nichts und wieder nichts ganz frech den ersten besten

schmäh' n Und doch vieles an sich haben, was ein Schimpf und Schande ist. Bei den alten Buden sind die Wuch'rer, die auf Zinsen leih'n. Hinterm Castortempel Leute von bedenklichem Credit, In der Tuskergasse solche die für Cield zu haben sind, Die entweder selbst betrügen oder dazu Mittel leih'n. Im Velabrum sieht man Bäcker, Schlächter und Haruspices.

Ein Blick auf die Planskizze S. lo zeigt, dass die Schilde- rung streng topographisch vorgeht: die Basilica V. 3 ist die Aemilia, das Wortspiel im vorletzten Verse {z'el qui ipsi voriaiit Tel qiii aliis iit vorseiUiir praeheant), Anspielung auf die Statue des Vortumnus hinter dem Castortempel (s. 0.), ist im Deutschen nicht wiederzugeben.

4. Das Forum als Stätte der politischen Ver- handlungen. Das Jahr 145 v. Chr. (609 d. St.) macht Epoche für die Geschichte des Forums: der X^olkstribun C. Licinius Crassus verlegte die gesetzgebende Ver- sammlung (die comitia tributd) von dem zu klein gewor- denen Comitium auf das Forum und führte ein, dass der auf den Rostra stehende Redner sich dem Forum d. h. dem Volke zuwandte, und der Curie, dem Senate, den Rücken kehrte. Auf dem Forum haben sich dann in den folgenden Jahrzehnten die Streitigkeiten zwischen

Aristokraten und Demokraten, unter Führung nament- lich der Gracchen, abgespielt: ausser der alten Redner- bühne wurde jetzt hcäulig die hohe Freitreppe vor dem Castortempel von den Rednern der demokratischen Partei als Sprechplatz benutzt.

Im J. 121 V. Chr. (633 d. St.) fiel C. Gracchus unter den Streichen der Optimaten. Sein unversönlicher Gegner, der Consul L. Opimius, erhielt vom Senat den Auftrag, den Concordientempel des Furius Camillus zu erneuern. Opimius erbaute neben dem Tempel eine Basilica, die noch bis in die caesarische Zeit existierte und als stattliches Monument gerühmt wird: was, da der Bauplatz nur klein gewesen sein kann, wohl auf prachtvolle Ausstattung schliessen lässt. Im selben Jahre 121 wurde die Einmündung der Sacra Via ins Forum mit einem Bogen {^foiniix) überspannt, den sein Erbauer, der Consul Q. Fabius Maximus AUobrogicus mit den Statuen seiner Vorfahren aus dem Fabischen und Cornelischen Geschlecht schmückte (s. u. n. XXX\TI).

Es folgt die Zeit der Bürgerkriege zwischen Marius und Sulla, in denen das Forum mehr als einmal Stätte blutiger Kämpfe gewesen ist. Als während dieser Wirren i. J. 83 das Capitohum mit dem Juppitertempel ein Raub der Flammen geworden war, fasste der Dictator Sulla den Plan, Capitol und Forum glänzend zu erneuern. Den von Sulla begonnenen Juppitertempel führte der Cimbernsieger Q. Lutatius Catulus zu Ende: derselbe Catulus erbaute in der Senkung zwischen Arx und Capi- tohum das Staatsarchiv {tabulariuni), dessen gewaltige zweigeschossige Halle den würdigen Abschluss für die Westseite des Forums bildete. Auf dem Comitium restaurierte Sulla selbst die Curie, sie wahrscheinlich vergrössernd, wobei die oben erwähnten Statuen des Pythagoras und Alkibiades verschwanden: an weiteren Umgestaltungen des Platzes verhinderte ihn sein Tod.

14

In der Mitte der fünfziger Jahre v. Chr. waren Forum und Comitium oft Schauplatz blutiger Krawalle, nament- lich zwischen den Anhängern des Volkstribunen Clodius und seines Gegners Milo: mehr als einmal dienten die Rostra als Bollwerk, von dem herab man wunden- und todbringende Geschosse auf die Gegner schleuderte. Als am 20. Januar 52 v. Chr. Clodius bei Aricia von den ?kIilonianern erschlagen war, brachten seine Genossen den Leichnam auf das Comitium und verbrannten ihn auf einem improvisierten Scheiterhaufen, zu dem die Senatorensitze und Richterbänke das Material liefern mussten. Die Flammen ergriffen die Curie, welche gänz- lich abbrannte; auch die Basilica Porcia wurde stark beschädigt. Faustus Sulla, des Dictators Sohn, erbaute eine neue Curie, die aber nicht länger als sieben Jahre stehen blieb: denn schon war der grosse Staatsmann auf den Plan getreten, der, wie er dem ganzen römischen Staat neue Bahnen anwies, so auch dem alten Markte und der alten Dingstätte eine neue Physiognomie auf- prägte, Julius Caesar.

Schon während Caesar in Gallien Krieg führte, hatte er, unter mancherlei anderen Projekten für Verschöne- rung der Hauptstadt, auch die Umgestaltung des Forums ins Auge gefasst. Zunächst freilich konnte er diese nur durch Mittelspersonen betreiben. In einem im Sommer 54 V. Chr. geschriebenen Briefe sagt Cicero, nach Er- Avähnung der Bauten des Consuls Paullus, der die Basilica Aemilia mit Caesars Geld erneuert und die \'orberei- tungen zum Bau einer zweiten grossen Basilica (der späteren Julia) an der entgegengesetzten Seite be- gonnen hatte: ,, Caesars Freunde, ich meine mich und Oppius, haben es auf sechzig Millionen Sesterzen (15 Mil- lionen Lire) nicht ankommen lassen, um das Forum zu erweitern und bis zum Atrium Libertatis auszu- dehnen : auf weniger wollten sich die Eigentümer nicht

einlassen. Wir werden auch noch ein grosses Unter- nehmen zu Stande bringen: im Campus Martins bauen wir für die Tribusversammlungen eine gedeckte Ab- stimmungshalle {saepta) aus Marmor, mit einer Porticus, die einen Umfang von einer Meile (1470 m.) haben wird". Die zwei Hauptziele der cäsarischen Reform: Verlegung der Tribusversammlung von dem zu klein gewordenen Forum aufs Marsfeld, und bessere Verbin- dung des alten Marktes mit dem neuen Versammlungs- platze im Campus Martins, treten hier schon klar hervor. Was die Kosten des Grundstückserwerbes betrifft, so lassen sie sich mit dem vergleichen, was über die fast gleichzeitige Anlage des Caesarforums berichtet wird: dort kostete der Grund und Boden 100 Millionen Se- sterzen, also der qm. ca. 10 000 Sesterzen (2500 Lire). Unter ähnlichen Bedingungen hätten Caesars Freunde i. J. 54 etwa 6000 qm. kaufen können: eine Fläche, welche die der Basilica Aemilia, auch in der erhaltenen Gestalt aus der Kaiserzeit, erheblich übertrifft.

Nach Beendigung der gallischen Kriege betrieb Caesar, mit Hülfe der gewonnenen Beutegelder, seine Baupläne energischer. Es ist staunenswert, wie selbst unter den Wirren des Bürgerkrieges, im Laufe weniger Jahre, die gewaltigen Umbauten, welche dem Platze für die ganze Folgezeit seine Gestalt gaben, gefördert wurden. An der Südseite des Forums stieg die BasiHca Julia empor: in ihr sollten zum grossen Teile die Gerichts- sitzungen, die bisher auf dem Comitium oder beim Tri- bunal des Praetor? auf dem unteren Forum stattgefunden hatten, centralisiert werden. Auf der entgegengesetzten Seite wurde der alte Platz des Comitiums, der nunmehr weder für Gericht noch für Volksversammlung mehr nötig war, zum grössten Teile überbaut; auf ihm erstand die neue Curie, grösser und prachtvoller als die Hostilia, mit anderer Orientieruno-: sie ist in ihren Grundlinien

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Identisch mit den Kirchen S. Adriano und S. Martina. Die sämmtHchen alten Denkmäler an der Grenze von Comitium und Forum, namentlich die Rednerbühne, mussten infolge dieser Umwälzung einen anderen Platz erhalten: manche freilich verschwanden auch unter der Schuttschicht, die Caesars Baumeister über dem alten Niveau aufhöhten, um das Forum vor Ueberschwemmun- gen zu sichern. Zur Verbindung aber des so glanz- voll erneuerten Forums mit dem Campus Martius diente eine Prachtanlage wie sie Rom noch nicht gesehen hatte, der hallenumgebene Hof des Tempels der Venus Genetrix, der Stammutter des Juiischen Hauses, welchen Caesar westlich seiner neuen Curie, unterhalb des Abhanges der Arx erbaute. Unter dem Namen Forum Julium ist diese Anlage das Prototyp aller späteren Kaiserfora geworden.

So eifrig Caesar auch die Ausführung dieser Pläne fördern Hess, es war als hätte er die \^orahnung gehabt, dass er ihre Vollendung nicht mehr erleben sollte. Forum Julium und Basilica Julia weihte er, beide noch unfertig, am 26. September 46 v. Chr., dem letzten Tage des Siegesfestes nach der Schlacht bei Thapsus, ein. Nicht ganz achtzehn Monate später, am 15. März 44, fiel Caesar in der Curie des Pompejus (im Marsfelde, un- weit S. Andrea della \'alle) unter den Dolchen der \>r- schworenen. Das Forum wurde die Stätte seiner gross- artigen Leichenfeier: an der Stelle, wo sein Leichnam verbrannt ward, erstand wenige Jahre später das Templum divi Juli.

Die Vollendung des von Caesar begonnenen Planes fiel seinem Nachfolger, Octavianus Augustus, zu. Er vollendete die Basilica, weihte die neue Curie und wahr- scheinlich auch die Rostra: seinem unter die Götter versetzten Adoptivvater errichtete er den Tempel an der Ostseite des Platzes (s. u. n. XXI\'). Neben dem Caesartempel ward dem Augustus, nach \Medererlan-

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gung der im Partherkriege verlorenen Feldzeichen, ein Ehrenbogen errichtet (u. n. XXVj. Auch Mitglieder der Xobilität waren für die Ausschmückung des Forums thätig: Munatius Plauens erneuerte den Saturntempel (42 V. Chr.), Domitius Calvinus die Regia (36 v. Chr.). Später war es besonders Tiberius, der Stiefsohn und Thronfolger des Kaisers, der durch die Neubauten des Con- cordien- und des Castortempels (10 n. Chr. und 6 n. Chr.) sich und seinem Bruder Drusus Monumente auf dem Forum schuf. Doch obwohl der Glanz des Forums durch die Bauten der augustischen Epoche noch erhöht ward, bezeichnet dieselbe Epoche für das Forum den Beginn eines Niederganges. Der Kaiser selbst erbaute an der Nordseite des alten Forums ein andres, das Forum Augustum mit dem Tempel des Mars Ultor, welches, weit mehr als das Forum Julium, bestimmt war, hinsichtlich der praktischen \'erwendung mit dem Forum Romanum in W^ettbewerb zu treten und ihm seine einzige Stellung zu nehmen.

5. Das Forum als historische Denkstätte. Die Kaiser fora. Die Kaiser der ersten Dynastie fanden an den von Caesar und Augustus gezogenen Grund- linien nichts wesentliches zu verändern, wohl aber im Einzelnen mancherlei auszufüllen und zu verschönern. Der Platz bedeckte sich mit Ehrendenkmälern fiu" die Kaiser, ihr Haus und verdiente Männer. Die Volksver- sammlungen, die schon unter Tiberius zu einem völligen Nichts herabsanken, hätten auf dem durch Erbauung des Caesartempels und der neuen Rostra, nicht minder durch Erweiterung der alten Heiligtümer (Castor, Con- cordia, Saturn) eingeengten Areal keinen Raum mehr gehabt. Die Gerichtsverhandlungen zogen sich meist in die Basilica Julia zurück; von Spielen auf dem Forum hören wir seit Augustus nichts mehr. Wohl aber fanden

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hier noch die Leichenfeiern für Mitglieder der kaiserlichen Familie statt; auch sonst benutzten die Kaiser für grosse Staatsaktionen mit Vorliebe diesen Platz, der durch zahl- lose Denkmäler an die Grösse Roms erinnerte (u. S. 66 f.). Unter Tiberius erhielt der Augustusbogen am unteren Forum ein Pendant am oberen, wo neben den Rostra ein Bogen zum Andenken an die Siege des Germanicus in Deutschland errichtet wurde (u. S. 58 f.). Gleichfalls unter Tiberius wurde der Carcer erneuert und der Tempel des Augustus unterhalb des Palatins erbaut, der dann später auch dem Cultus der übrigen vergötterten Kaiser diente ( u. n. XXX). Caligulas wahnwitzige Bauten, die Er- weiterung des Palatiums bis zum Castortempel und seine das Forum überragende Brücke vom Palatin zum Capitol hatten keinen Bestand: nur einige Fundamentreste seiner Palasterweiterung sind vielleicht noch vorhanden Der Neronische Brand (19. Juli 64 ) richtete zwar auf dem Palatin und an der Sacra \la grosse \>rheerungen an, erreichte aber das Forum kaum : nur die an der Ostgrenze gelegenen Gebäude, Vestatempel,\^estalenhaus und Regia wurden mehr oder weniger beschädigt.

Die Flavischen Kaiser, \'espasian, Titus, Domitian fanden für ihre Bauthätigkeit ein reiches Feld in den durch den neronischen Brand verwüsteten Quartieren. Nördlich von der Sacra Ma, nach dem Esquilin zu, er- baute \^espasian den prachtvollen Tempel des Friedens, {templum Pacis), der u. a. die Beutestücke aus dem Tempel zu Jerusalem enthielt: die Hallen um den Tempel bildeten einen grossartigen Platz, der durch Grösse und Pracht den drei älteren Fora würdig an die Seite trat und in späterer Zeit als Forum Pacis bezeichnet wird. An einem Nebengebäude des Friedenstempels Hess der Kaiser den Plan der von ihm erneuerten Stadt in Marmor eingraben (u. S. 20). Titus begann den Tempel für seinen vergötterten Vater am Clivus Capitolinus.

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konnte ihn jedoch in seiner kurzen Regierung nicht vollenden (u. S. 77); auch der Ehrenbogen, den ihm Senat und \^olk für die Eroberung Jerusalems zuer- kannt hatten, wurde erst nach seinem Tode fertig (u. n. XLIII). Domitian, zu dessen Leidenschaften das Bauen gehörte, vollendete den Tempel des \'espasian, restaurierte die Curie, den Castortempel, das Templum Divi Augusti mit der Bibliothek: er selbst erhielt in der Mitte des Platzes eine kolossale Reiterstatue, die seine Sieo^e über die Germanen feierte. Auch den Bau eines neuen Forums, des vierten {foi-iun transitoriiim), auf dem schmalen zwischen Curie und Augustusforum übrig ge- bliebenen Streifen Terrain, begann Domitian, musste aber die \^ollendung seinem Nachfolger Nerva überlassen. Trajan führte Caesars Project für die X'erbindung des alten Forums mit dem Marsfelde in grossartigster Weise durch, indem er anschliessend an das Forum Caesaris und Forum Augusti ein neues erbaute, welches an Ausdehnung und Pracht alle früheren übertraf (113 n. Chr.). Schon der Baugrund für dasselbe musste durch gewaltige Arbeiten gewonnen werden: die süd- lichste, bisher dem Capitol sich nähernde Spitze des Quirinalischen Hügels wurde in einer Höhe von 100 röm. Fuss (29,5 m.) abgegraben. Auf dem alten Forum erinnern an Trajan vor allem die schönen reliet- geschmückten Marmorschranken, die er auf der wahr- scheinlich von ihm erneuerten Rednerbühne aufstellen liess (u. S. 84 ff.): die Reliefs erzählen zwei grossartige Gnadenbeweise für Italien und die Provinzen, die der Kaiser eben auf dem Forum ergehen liess. Hadrian errichtete, nach eigenen Plänen, den Doppeltempel der \'enus und Roma (u. n. XLII); Antoninus Pius erbaute am östlichen Ende des Forums, beim Anfange der Sacra \'ia, einen Tempel (u. n. XXXIV) für seine Gattin Fau- stina, der ihm nach seinem Tode C161 n. Chr.) mitgeweiht

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wurde, Marc Aurel und Commodus haben auf dem Forum keine nennenswerten Denkmäler hinterlassen: reich vertreten hingegen ist Septimius Severus, da er, der erste Africaner auf dem römischen Kaiserthrone,

besonderen Wert darauf

gelegt

zu haben scheint, die

alten historischen Stätten Roms mit Denkmälern seines

AS!L1CA

Abb. 4. Fragmente der Forma Urbis Romae.

Namens zu besetzen. Severus selbst restaurierte den Tempel des \^espasian und das Forum Pacis, wo er auch eine neue Copie des Marmorplanes der Stadt an- bringen liess, die uns in Trümmern noch jetzt erhalten ist. Die auf das Forum bezüglichen Fragmente sind beistehend wiedergegeben. Seine Gattin Julia Domna stellte den X^estatempel und das X'estalenhaus wieder her : auch die Regia scheint gleichzeitig restauriert worden zu sein. Für den Anblick des Forums aber war es von besonderer Wichtigkeit, dass dem Severus an der

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Westseite des Platzes, am Anfang des Clivus Capitolinus, der dreithorige Bogen errichtet wurde, der die Fassade des Concordientempels fast ganz verdeckte. Für die Periode des Niederganges von Rom im dritten Jahr- hundert ist es charakteristisch, dass wir kaum von einem bedeutenden Denkmal auf dem Forum erfahren, abge- sehen etwa von der ..silbernen Statue" des Claudius Gothicus bei der Rednerbühne. Monumentale Spuren haben die siebzig Jahre zwischen dem Tode des Cara- calla und dem Regierungsantritte des Diocietian. mit ihren fortwährenden Unruhen und gewaltsamen Thron- wechseln, auf dem Platze des Forums nicht zurückge- lassen: nur in dem klösterlich abgeschlossenen \'estalen- hause sind eine Anzahl von Ehreninschriften für die Obervestalinnen aus dieser Epoche erhalten.

6. Das Forum der späten Kaiserzeit. Nieder- gang und \'erfall. Unter Kaiser Carinus (283-2S4) wüthete ein grosser Brand auf dem Forum,, was zu einer ausgedehnten Bauthätigkeit Diocletians und seiner Mitregenten Anlass gab. Die Curie wurde auf den alten Fundamenten, doch im Stile der Zeit, neu ge- baut, vor der Front der gleichfalls beschädigten Basilica Julia Kolossalsäulen auf grossen Backsteinpostamenten errichtet. An der Sacra \^ia weihte Maxentius einen Tempel für seinen jung verstorbenen Sohn Romulus und begann den Bau einer Basilica, die alle früheren Anlagen dieser Art in Schatten stellen sollte. Auf dem Platze vor der Curie, dem letzten Reste des alten Co- mitiums, erhielten die Kaiser und die Thronfolger im J. 303 Ehrensäulen, von deren einer wenigstens noch das Postament erhalten ist (u. S. 82 f.); in der Nähe stellte Maxentius eine Gruppe des Mars mit Romulus und Remus auf. vielleicht im Zusammenhang mit einer Erneueruno- des alten .Romulussfrabes'. Auch noch

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manche andere Denkmäler aus alter Zeit, wie der Lacus Curtius (u. n. XXIII), scheinen damals wieder hergestellt zu sein.

Die Schlacht bei Saxa Rubra (313 n. Chr.) nahm dem Maxentius Reich und Leben: sein Ueberwinder Constantin vollendete die grosse Basilica, die seitdem seinen Namen trägt, und erhielt selbst in der Mitte des Platzes eine Reiterstatue, deren Basis mit Inschrift noch im 7. Jhdt. n. Chr. vorhanden war. Die Verlegung der Residenz nach Byzanz (330) bezeichnet für ganz Rom den Beginn eines nicht mehr aufzuhaltenden Nie- derganges. In den folgenden Jahrzehnten wird der Conflict zwischen dem alten Heidentum und dem neuen Christenglauben immer schärfer: er hat in wichtigen Momenten auch das Forum und die Curie zum Schau- platz gehabt. Im Jahre 346 erliess Kaiser Constantius ein Edict, welches das Aufhören der Opfer und die Schliessung aller heidnischen Tempel befahl. Freilich war diese Schliessung nicht gleichbedeutend mit Zer- störung: die Tempel wurden in vielen Fällen zu prakti- schen Zwecken, als Staatsgebäude, Magazine u. s. w. erhalten, so z. B, der Saturntempel, in dessen Unter- bauten der Staatsschatz lagerte (u. S. 69). Ein Denk- mal der Reaction, die unter Julian dem Apostaten auf kurze Zeit zum Siege gelangte, ist die vom Stadt- präfecten Vettius Agorius Praetextatus (367 n. Chr.) wiederhergestellte Porticus der zwölf Götter (u. S. 76). Den definitiven Sieg des Christentums bezeichnet die Regierung des Gratianus (375-383), wo trotz der be- redten Bitten der vornehmen heidnischen Partei der Altar der Victoria mit ihrem goldenen Bilde aus der Curie entfernt wurde.

Der kraftvolle Theodosius (379-395) vermochte Italien und Rom noch vor den nordischen Barbaren zu schützen: als nach seinem Tode das Reich unter seine

Söhne Arcadius (Ostrom) und Honorius (Westrom) ge- teilt wurde, ergossen sich die Feinde von allen Seiten über die Halbinsel. Der Rebellion des Gildo in Africa (386-398) wurde freilich der Kaiser noch Herr, aber nur durch seinen bedeutenden selbst aus nordischem Blute stammenden Feldherrn Stilicho; auch den Rada- gaisus und seine Schaaren schlug derselbe Stilicho bei Faesulae zurück (403). Von den Monumenten, welche beide Siege feierten, sind Reste noch auf dem Forum erhalten (u. S. 83). Aber der grosse Retter des Staates fiel dem Argwohn des Kaisers zum Opfer: und zwei Jahre nach Stilichos Tode ward Rom von Alarich und seinen Goten erobert (410). Bei der Plünderung- gingen auch manche Monumentalbauten am Forum in Flammen auf: das Rathaus und das anstossende Secre- tarium, die Basilica Aemilia und wahrscheinlich auch die Basilica Julia. Eilfertige und kümmerliche Restaura- tionen, die im folgenden Jahrzehnt ausgeführt wurden, bezeugen das Sinken des Kunstgeschmackes wie des technischen Könnens der honorianischen Zeit. Im J. 442 wurde Rom ,,von einem so schrecklichen Erdbeben heim- gesucht, dass sehr viele Tempel und Säulenhallen ein- stürzten" (Paulus Diac. bist. Lang. XIII, 16): wahr- scheinlich ist davon auch das Forum betroffen worden. Furchtbar litt Rom unter der Vandalenplünderung durch Geiserich 455: wie eine Ironie erscheint der kläghche Anbau an die Rednerbühne, durch den wenig später (um 470) ein Stadtpräfect einen Seesieg über die Van- dalen feierte. Dies ist das letzte Denkmal des west- römischen Reiches auf dem Forum : einundzwanzig Jahre nach dem Einfall des Geiserich legte der Knabe Romulus die Krone, welche ihm sein Vater, der Magister uiilitum Orestes, aufgesetzt hatte, in die Hände des Herulers Odoaker, und Rom verlor seinen letzten Augustus (476)»

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II. Das Forum im Mittelalter.

An Odoakers Stelle schwang sich schon nach sieben Jahren der Ostgote Theoderich zum Beherrscher Italiens und Roms auf (483-526). Die Inschriften seiner Ziegel, von denen nicht wenige auch auf dem Forum gefunden sind, pflegen seinem Namen den Lobspruch zuzusetzen: ,,zum Wohle Roms geboren". Und in der That kamen unter seiner Herrschaft nach den entsetzlichen Kata- strophen des fünften Jahrhunderts wieder einmal relativ

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Abb. 5. Ziegelstempel des Theoderich, gefunden im Vestatempel.

bessere Tage über Rom. Der Königs chonte das Schein- bild des alten römischen Staates; noch traten in der Curie Senatoren zusammen, freilich nur noch zum Teil aus römischem Blute, der Mehrzahl nach den Gefolgs- mannen des Königs angehörig; und bezeichnend ist es, dass Theoderich es liebte, die alte Curie mit dem Namen des ,, Freiheitshofes" (Airiicm Libertatis) zu bezeichnen. Das Comitium hatte seinen alten Namen nicht behalten: ad tria fata hiess der Platz von einer dort stehenden Gruppe der drei Parzen. Bei diesen ti'ia fata stand noch das uralte Tempelchen des Janus, geschlossen, nicht weil Friede war, sondern als Stätte des alten heidnischen Aberglaubens: zum letzten Male ward es, in Erinnerung an den uralten Brauch, geöffnet i. j. 537, als Belisar gegen Rom vorrückte. Auch sonst wird das Forum noch die meisten seiner Denkmäler gehabt haben: und

wo eines ins Wanken kam. fehlte es Theoderich und seinen Nachfolgern nicht an gutem Willen, sie \or dem Verderben zu schützen. Wie es freilich manchmal dabei zugingj zeigt ein zufällig erhaltenes Aktenstück, ein Rescript des Königs Theodahad (535-536) an den Stadtpräfecten Honorius, der dem König berichtet hatte, dass an der Sacra \1a, ,,die das Altertum mit mancherlei Denkmalen des Aberglaubens ausgestattet hat", eherne Elephantenbilder wahrscheinlich von der Quadriga eines Triumphbogens so schadhaft geworden seien, dass sie Einsturz drohten. Der Entscheid Theodahads lautet, jenes merkwürdige Denkmal sei mit aller Sorgfalt vor weiterem Verfall zu schützen, und daher sollten die rissigen Glieder der Elephanten - über deren Naturgeschichte der Geheimschreiber des Königs, Cas- siodor (Var. X, 30), bei dieser Gelegenheit seine höchst sonderbare Gelehrsamkeit leuchten lässt --■ mit eisernen Haken wieder zusammeno-efuo-t, unter dem Bauch der- selben aber Pfeiler aus Ziegelsteinen aufgemauert werden, damit die Nachwelt wisse, wie diese Wundertiere aus- gesehen hätten I

Was in den folgenden dunkeln Jahrhunderten \on den alten Denkmälern nicht unterging, verdankt seine Rettung zum grossen Teile der Umwandlung in christ- liche Kirchen. Seit den Edicten des Constantius (346) und Gratian (383) waren die Tempel am Forum ge- schlossen; aber noch lange Zeit verging, ehe sich die Christen dazu verstanden, die durch heidnischen Götzen- dienst entweihten Tempelräume für den christlichen Cultus zu benutzen. Am Forum selbst wurde die erste Kirche von Papst Felix 1\\ (526-539) den Heiligen Cosmas und Damianus geweiht: zum Hauptraum ist ein zum Forum Pacis gehöriger Saal, wahrscheinlich einer der Bibliotheken des Friedenstempels, benutzt, als \'orhalle das kleine runde Heroon des Di\us Romulus. Wenig

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später, wohl um die Mitte des sechsten Jhdt., nistete sich in der BibHothek des Augustustempels eine kleine Marienkapelle ein, auf den Rostra ein Oratorium der hl. Sergius und Bacchus.

Das Ende des sechsten und der Anfang des siebenten Jhdt. bezeichnen für Rom eine Periode tiefsten Nieder- ganges^ in die uns die Correspondenz Papst Gregors d. Gr. charakteristische Einblicke thun lässt. Wohin musste es mit Rom gekommen sein, wenn der Papst die Thron- besteigung eines Usurpator wie Fokas mit den unge- messenen Schmeicheleien begrüsste, wie es Gregor thatl (s. u. S. 82). Die Säule des Fokas , mit Benutzung eines oder mehrerer älterer Monumente errichtet, bildet das letzte Denkmal eines oströmischen Imperators auf dem Boden des Forums (608). Etwa zwei Jahrzehnte später wurde die Curie zur Kirche des hl. Hadria- nus, sodann das Secretarium zur Kirche der hl. Martina geweiht. An Stelle des kleinen Oratoriums in der Bibliothek des Augustustempels entstand eine stattliche Kirche, die unter Papst Martin I. (649-654) bereits ihren zweiten Freskenschmuck erhielt. Im Atrium Vestae und in den \er ödeten Kaiserpalästen {doinus Tiber iand) Hessen sich Beamte der byzantinischen Statthalter oder der Päpste nieder: ein gleiches Schicksal traf, wohl schon vor dem achten Jhdt., die Regia und die Basilica Aemilia. Andere Teile der Basiliken wurden zum Ein- bau kleiner Kirchen (S. Maria in Cannapara, S. Maria in Foro) benützt. Auf den Rostra wurde das Oratorium der hl. Sergius und Bacchus von Papst Gregor III. Cy 31-741) durch eine stattliche Basilica ersetzt.

Zum letzten Male wird eine Wilksversammlung auf dem Forum erwähnt in den stürmischen Zeiten, die dem Tode Papst Pauls I. folgten. Der Primicerius Christo- phorus versammelte ,in tribus fatis\ d. h. vor S. Adriano, (s. o. S. 24) ,,die Priesterschaft, die vornehmen Krieger,

die angesehenen Bürger, und die ganzen Einwohner vom grössten bis zum geringsten", und hess den Pres- byter Stephanus zum Papst ausrufen (i. August 768). Um dieselbe Zeit durchwanderte der unbekannte Pilger aus dem Kloster Reichenau am Bodensee. der uns den ältesten Führer durch die ewige Stadt liinter- lassen hat (man nennt ihn nach dem Aulbewahrungs- orte der einzigen Handschritt den Ano^iyimis Einsid- lensis), das Forum. Er sah noch die Fassaden des Vespasians- und des Concordientempels aufrecht; er sah in der Nähe der Curie ein grosses Monument, wahr- scheinlich einen Triumphbogen, für die Markomannen- kriege des Marc Aurel; in der Mitte des Platzes stand noch die Basis der Reiterstatue Constantins mit ihrer Inschrift, während die Statue selbst, wie alle Kunstwerke aus Metall, längst \erschwunden sein mochte. Aus seiner Wegebeschreibung aber, und besser noch aus dem nach ihr zu rekonstruierenden Plane, geht deutlich hervor, dass damals der Severusbogen noch ein Mittel- punkt des Strassenverkehrs war: dort kreuzten sich die Wege von St. Peter nach dem Lateran und S. Maria Maggiore mit denen nach den südlichen Stadtteilen. Am Forum fehlte es nicht an vornehmen Privathäusern: in der östlichen Hälfte der Basilica Aemilia, in der Regia, im Atrium Vestae haben sich Reste solcher späten Einbauten erhalten.

Bald nach der Zeit Karls d. Gr. scheint dann der Verfall der alten Gebäude, teils durch \^ernachlässigung, teils durch absichtliche Zerstörung, reissende Fortschritte gemacht zu haben. Wie man dabei verfuhr, mag eine Stelle aus der Biographie des Papstes Hadrian I. (772-795) zeigen. Dieser wollte die Kirche S. Maria in Cosmedin neu bauen; aber ein ,, grosses Monument aus Travertin und Tuffstein" (die Carceres des Circus Maximus) hing drohend darüber. Da ,,rief der Papst

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das Volk zur Hülfe herbei und Hess viel Holz an den Fuss der Mauer schleppen, das dann angezündet wurde; und als man dies ein Jahr lang oft wiederholt hatte, stürzte die alte Mauer ein", deren Steine dann zum Bau der neuen Kirche verwendet wurden. Mit manchem Monument auf dem Forum mag ähnlich verfahren sein, doch gestatten die dürftigen Chroniken des neunten bis elften Jahrh. nicht, diesen Zerstörungsprozess in seinen Einzelheiten zu verfolgen. Nur an der neu ausgegra- benen Basilica S. Maria Antiqua spricht der Bau selbst deutlich genug: um die Mitte des neunten Jhdts. müssen die oberhalb der Kirche gelegenen Teile der Kaiser- paläste so stark ins Wanken geraten sein, dass sie eine dauernde Gefahr für die Kirche bildeten: da entschloss sich Papst Leo l\\, die alte Kirche ganz aufzugeben und an ihrer Stelle in der Cella des Venus- und Roma- tempels eine andere einzurichten, die nun den Namen S. Maria Nova erhielt. X'erheerend wird auch für das Forum die Einnahme der Stadt durch die Normannen unter Robert Guiscard fMai 1084) crewirkt haben: dass die ganzen südlichen Stadtteile damals arg mitgenommen wurden, ist ausdrücklich überliefert.

Aus der Mitte des zwölften Jhdts. haben wir ein wichtiges Document in den Prozessionsordnungen, welche der Canonicus Benedictus seinem 1 1 43 abgeschlossenen Liber polipticiLs einverleibt hat. Aus den dort aufge- zeichneten Itineraren ergiebt sich, dass um 1140 die Mitte des Forums bereits völlig unwegsam war. Die eingestürzten Basiliken müssen unübersteigiiche X'erkehrs- hindernisse gebildet haben; beim Faustinentempel, der vielleicht schon seit einem Jahrhundert zur Kirche S. Lo- renzo in Miranda umgewandelt war, sperrten Festungen römischer Barone, der Frangipani u. a.. den Durchgang. Um \'om Severusbogen zum Titusbogen zu gelangen, machten die Prozessionen einen grossen Umweg durch

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das Forum des Nerva, des Augustus und des Vespasian. Auf dem Areal des Forums aber, nun schon hoch über den Trümmern der antiken Prachtbauten, standen ver- einzelte kümmerliche Häuser, aus Ziegeln mit Schindel- dächern, von Gärten und Weinpflanzungen umgeben: viele von ihnen gehörten der Basilica S. Maria Nova, in deren Archiven sich über X'erpachtung und Kaut, Namen der Pächter und Besitzer, viele Nachrichten, leider nur wenige allgemein interessante, finden.

Gleichfalls um die Mitte des zwölften Jhdts. machte ein römischer Kleriker den \^ersuch, seinen Zeitgenossen die AWmder des alten Roms zu beschreiben und zu deuten. Es war die Zeit der Staufer, wo ein Arnold von Brescia das italiänische Nationalgefühl gegenüber den transalpinen Nachfolgern der Caesaren wachrief; die Zeit auch, wo die Stadtverwaltung von Rom nach jahr- hundertelanger Nichtigkeit sich aufs neue constituierte und den Sitz des Stadthauptes, den Palast des Senators, in den Trümmern des capitolinischen Tabulariums zu Raupten des Forums einrichtete. Gerade in einer solchen Epoche musste das Interesse an den alten stummen Zeugen römischer Grösse aufs neue erwachen. Aber was stand dem römischen Archäologen zu Gebote? einige Geschichtscompendien, das constantinische Re- gionenbuch, Ovids ,iua7-tvi'ologiiuu de fastis' sind die Hauptquellen, weitaus das meiste thut er aus eigener Phantasie hinzu. So entstand das wunderliche Buch der Mirabilia Urbis Romae, welches dreihundert Jahre und länger die topographischen \^orstellungen vom alten Rom beherrscht hat. Das Forum wird in den Mirabilien (c. 24) folgendermassen beschrieben:

„Vor der M-ivaia Mamertini [dem Carcer] war der Tempel des Mars, wo jetzt sein Bild liegt [der ,MarforioS jetzt im Hof des capitolinischen Museums]; daneben war der Schicksals Tempel {ienipluni fatale), was jetzt S. Martina, und der Zufluchts-Tempel

{teuiphun refugii)^ was jetzt S. Adriano ist. In der Nähe war noch ein anderer Schicksals-Tempel [dunkle Erinnerung an die iria Jata, s. o, S. 24]. Neben dem Staatsgefängnis war der Tempel der Fabier. Hinter S. Sergius der Tempel der Concordia, und davor der Triumphbogen [des Severus], durch den der Weg zum Capitol heraufzog. Daneben war der Staatsschatz, nämlich der Tempel des Saturn. Auf der anderen Seite war ein Bogen mit wunderschönen Steinen getäfelt, auf dem ein Bild war, wie die Soldaten ihren Sold bekamen durch den Seckelmeister, der dies zu verwalten hatte und alles auf einer Wage {^slatera) abwog, bevor es den Soldaten ausgeteilt wurde: deshalb heisst der Ort S. Salvator de statera. In der Cannapara [Basilica Julia] ist der Tempel der Ceres und Tellus mit zwei Atrien, das heisst Sälen, rings herum verziert mit Säulenhallen, so dass, wer dort zu Gericht sass, von allen Seiten gesehen werden konnte. Daneben war der Palast des Catilina, wo die Kirche des heiligen Antonius war: und daneben ist der Ort, welcher Infernus heisst, weil er in alter Zeit Feuer spie, und grosses Unheil über Rom brachte. Da stürzte sich ein Ritter, um die Stadt zu erlösen, nach der Ant- wort seiner Götter, gerüstet hinein : da schloss sich die Erde, und die Stadt wurde erlöst. Dort ist auch der Tempel der \'esta, unter dem, wie man sagt, ein Drache liegt, wie zu lesen ist im Leben des heiligen Silvester. Ebenda ist der Tempel der Pallas und das Forum Caesars und der Tempel des Janus, der das Jahr zu Anfang und zu Ende voraussieht, wie Ovidius in den Fasti sagt: jetzt aber heisst er der Turm des Cencio Frajapane. Daran stösst der Tempel der IMinerva mit einem Bogen: der heisst jetzt S. Laurentius de Miranda, Daneben ist die Kirche des hl. Cosmas. welche der Tempel des Asyls war: dahinter war der Tempel des Friedens und der Latona; und darüber der Tempel des Romulus. Hinter S. ]klaria Nova waren zwei Tempel, der Concordia und der Pietas. Neben dem Bogen des siebenarmigen Leuchters war ein Tempel des Aesculapius; der heisst Cartiilarimn, weil dort eine öfientliche Bibliothek war, dergleichen es achtundzwanzig in der Stadt gab".

Diese Probe zeigt, in wie merkwürdiger Weise in dem Mirabilienbuche Richtiges, das aus wirklicher Kenntnis der Monumente stammt, mit alsch combiniertem und

mit gänzlich erfundenem durcheinander geht . Aber die Bestimmtheit, mit der der Autor seine Erklärungen gab, die \'ollständigkeit, mit der er alle Reste römischer Grösse zu deuten wusste, haben ihm für die Folgezeit grosse Autorität verschafft. Die Zerstörung der Denk- mäler selbst und die \'erschüttung des Platzes machten indess stetige Fortschritte. Bezeichnend ist, dass im zwölften Jhdt. die Kirche S. Adriano um eine halbe Stockwerkshöhe verlegt werden musste, damit ihr Niveau wieder mit dem des Platzes in Uebereinstimmung' käme. Manche andere frühmittelalterliche Kirchen verfielen und verschwanden, namentlich in der Zeit des avignonesischen Exils der Päpste, wo Rom wiederum aufs tiefste ge- sunken war. Auf dem Platze selbst aber lagerten die Rinderheerden der Campagna: zu Campo Vaccino ward der Name des Forum Romanum. Unter den Trümmern des Forums wandelte, im Anfange des 14. Jhdts., Cola di Rienzo: ,,den ganzen Tag", sagt sein gleichzeitiger Biograph, ,, betrachtete er die alten Marmorsteine: Nie- mand war, der wie er die alten Epitaphien lesen konnte; alle alten Inschriften wusste er zu lesen, alle Marmor- figuren richtig zu erklären". Aber in der Inschriften- sammlung Cola's, die uns besonders durch des römischen Stadtschreibers Nicolaus Signorili Buch de excellentiis tirbis Rouiae (um 1425) bekannt ist, finden wir, abgesehen vom Severusbogen, dem Saturn- und dem Faustina- tempel, keines von den antiken Monumenten mehr, die der Pilger von Einsiedeln noch gesehen hatte.

Als dann Papst Ürban V. nach Rom zurückgekehrt war (1367), begannen für die Stadt wieder bessere Tage: freilich führte die gesteigerte Bauthätigkeit auch zu mancherlei bedauerlichen Zerstörungen. Für den Late- ranpalast entnahm Urban V. Material von der Basilica Aemilia und dem Faustinatempel; sechzig Jahre später klagt Giovanni Poggio in seinem Buche de varietate

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forlunae, dass vom Saturntempel ein grosser Teil der Cellamauern, die er bei seiner Ankunft in Rom (1402) noch aulrecht gesehen habe, später aus Gewinnsucht zerstört und zu Kalk gebrannt sei. Aber was für die Forschung wichtiger war, es begann jetzt, wo der Huma- nismus in verhältnismässig kurzer Zeit die Kenntnis der alten Litteratur und der alten Geschichtsschreiber wieder- eroberte, auch ein wirklich wissenschaftliches Interesse für die antiken Reste. Kaum zwanzig Jahre nach dem noch ganz in ,,mirabilianischer" Tradition steckenden Büchlein des Signorili erschien des Flavius Blondus Roma in- staiirata, die erste mit systematischer Benutzung der antiken Schriftquellen entworfene Topographie, welche entschieden mit dem mittelalterlichen Fabelwerke brach und an dessen Stelle selbständige, wenn auch häufig noch verfehlte Ansichten setzte.

III. Die Erforschung des Forums seit der Renaissance.

\'on dem Anblick, den das Forum gegen das Ende des 15, Jhdts. bot, gibt das beistehend reproduzierte Blatt aus dem Skizzenbuche eines anonymen Künstlers (jetzt in der Bibliothek des Escorials) eine Vorstellung. Der Zeichner, der seinen Standpunkt auf dem Abhänge vor dem Senatorenpalast wählte, hat sich freilich die Freiheit genommen, die meisten nicht-antiken Gebäude wegzulassen, namentlich die im Vordergrunde zwischen Severusbogen und Saturntempel gelegene Kirche der hl. Sergius und Bacchus; doch hat er z. B. die mittel- alterlichen Festungsbauten vor dem Faustina-Tempel wiedergegehen. Durch den Mittelbogen des ,a?-co dl Settimio' erblickt man, mit wenigen Strichen angedeutet, ein Gebäude mit dorischem Gebälk: die Westecke der

Basilica Aemilia, welche erst Anfaiii^^ des i6. jhdts. demoliert wurde (s. u. S. io8 f.).

Als Steinbruch für moderne Bauten diente überhaupt das Forum gerade in den Tagen Julius II. und Leos X., und unter den Zerstörern der antiken Monumente werden uns Künstler von erstem Range, selbst ein Bramante,

Abb. 6. Das Forum um 1480.

genannt (u. S. 109). Freilich tritt in dem berühmten dem Raifael zugeschriebenen Briefe an Papst Leo X., den uns Baldassare Castiglione aufbehalten hat, schon die Absicht auf, die Denkmäler des alten Roms, und namentlich die des Forums, zu erhalten und, sei es in Wirklichkeit, sei es nur in der Zeichnung, zu reconstruieren : doch war diese rühmliche Tendenz eines Einzelnen machtlos gegen allgemeine Missbräuche. Ausser den Resten der BasiHca Aemiha fielen grosse Teile der Basilica Julia

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der Zerstörung zum Opfer; Vestatempel und Vestalen- haus, Saturn- und Vespasianstempel mussten in den ersten Dezennien des i6, Jhdts. Marmor und Travertin für Neubauten liefern. Höchstens einige Inschriften und Sculpturen (doch war für letztere das Forum zu keiner Zeit eine ergiebige Fundgrube) wurden abge- schrieben und conser viert: so die um 1490 bei S. Adriano gefundene Basis für das Regierungsjubiläum Diocletians und seiner Mitkaiser (u. S. 83) und die 1499 ,,in einem Rohrgarten vor S. Cosma e Damiano" ausgegrabenen acht Ehrenbasen für Vestalinnen.

Epoche machte für das Forum die Regierungszeit Pauls III. (1534-1550). Als i. J. 1536 Kaiser Karl V. siegreich aus dem Kampfe gegen Tunis in Rom einzog, Hess der Papst ihm eine Triumphalstrasse schmücken, die durch sämmtliche auf dem Forum und der Sacra Via stehenden antiken Triumphbögen ging. Vom Titus- bogen bis zum Severusbogen ward eine schnurgerade Strasse gezogen, die mittelalterlichen Baronialtürme vor S. Lorenzo fielen, der ganze Boden des Platzes wurde eingeebnet und durch herbeigeführte Schuttmassen er- höht. Die Zahl freilich von ,, zweihundert Häusern und zwei Kirchen", die man auf Rabelais' Autorität hin als im Forum zerstört angiebt, bezieht sich auf die Arbeiten für die ganze Via triumphalis bis zur Engelsbrücke.

Besonders unheilvoll für die Reste des Forums war es, dass unter Paul III. der Bau von S. Peter mächtige Fortschritte machte, und dass Cardinal Alessandro Farnese seinen prachtvollen Palast am Campo di Fiore baute. Das Jahrzehnt von 1540- 1550 hat den antiken Monu- menten Roms vielleicht mehr Schaden zugefügt, als die vorhergegangenen beiden Jahrhunderte. Beim Saturn- und beim Vespasianstempel, beim Severusbogen und vor S. Adriano, in der Basilica Aemilia und beim Castortempel, auf der Stätte des Caesartempels und der Regia, an der

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Sacra \'ia vom Fabierbogen aufwärts trieben die Material- sucher ihr Unwesen: so arg, dass sich selbst zeitge- nössische Stimmen gegen diese cose molto 07're7ide er- hoben. Einzelne hervorragende Funde freilich, besonders Inschriften und schöne Architekturstücke, wurden zum Schmucke der Palasthöfe und Gärten verwandt; den i. J. 1546 bei der Regia ausgegrabenen Consular- und Triumphalfasten ward sogar die Ehre zuteil, auf dem Capitol im Palaste der Conservatoren aufgestellt zu werden. Doch dies waren Ausnahmen: weitaus das meiste, was an Marmor, Travertin und anderem Stein gefunden ward, musste als Material für moderne Arbeiten dienen, wenn es nicht gar in den Kalkofen wanderte. Wie wenig man in dieser Zeit zu Ausgrabungen in rein wissenschaftlichem Interesse geneigt war, beweist ein Beispiel. Im J. 1553 wurde in der Nähe der Phokas- säule gegraben, wobei u. a. das Curtius-Relief (o. S. 4) zu Tage kam. Um dieselbe Zeit bemerkte man, dass die Basis jener einzelnen Säule, über die sich die Anti- quare in mannigfachen X'ermutungen ergingen, eine Inschrift trug: Spuren der obersten Zeile waren sicht- bar. Aber Niemand gab sich die Mühe, durch eine Ausgrabung von wenigen Fuss Tiefe das Geheimnis der Säule zu enthüllen, und die Gelehrten fuhren fort, sie bald als Columna Maenia, bald als Rest der Brücke des Caligula anzusprechen.

Denn auf und unter der Schuttdecke des Forums gediehen üppig die Hypothesen der Antiquare und Topographen. Merkwürdigerweise hatten die Gelehrten des 15. Jhdts., Blondus und seine Nachfolger, im Allge- meinen über die Lage des Forums ziemlich die richtige Ansicht, indem sie es ,, zwischen den beiden Triumph- bögen" (des Severus und Titus) ansetzten: die Dar- stellung, welche der treffliche Bartolomeo Marliani (1544) vom Forum und seinen Monumenten giebt, verdient das

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Lob einer für jene Zeit eindringenden und kritischen Arbeit. Da stellte um die Mitte des i6. jhdts. der Neapo- litaner Pirro Ligorio. als Architekt von Ruf die Villa d'Este in Tivoli ist sein Werk , als Altertumsforscher ein ehrgeiziger Dilettant, der die grossen Lücken seines Wissens durch dreiste Fälschungen zu decken liebte, eine ganz neue Theorie auf. Das Comitium, der Platz, auf dem sich Romulus und Titus Tatius nach dem Frauen- raube versöhnten, habe nach Dionys von Halikarnass gelegen zwischen Capitol und Palatin; also müssten Comitium und Forum in diesem Thale, wo jetzt Hospital und Kirche der Consolazione liegen, gesucht werden, die grossen Ruinen aber, die Tempel und einzelnen Säulen zwischen den beiden Triumphbögen, hätten zur Sacra \'ia gehört. Ein erbitterter Federkrieg be- gann: mit welcher Hartnäckigkeit die Meinungen ver- fochten wurden, mag eine Stelle aus Marliani's Streit- schrift gegen Ligorio ( Topograplüae U?'bis haec nupcr adiecta, Rom 1553) zeigen. ,,Was ich über das Forum lehre", sagt Marliani, ,.ist die reinste \\'ahrheit; und wenn der \'ater Romulus wieder aufstünde und mir sagte, er habe sein Forum anderswo gegründet, würde ich ihm antworten: Romulus, Du bist eben durch den Lethestrom gegangen und hast daher die Lage Deiner eigenen Stadt so vergessen, dass Du denselben Unsimi schwatzest wie der Strepsiades (Ligorio)'*. Trotz dieser beneidenswerten Sicherheit über seine These geriet Mar- liani und die von ihm verfochtene richtige Ansicht in der Folgezeit doch ins Hintertreffen gegen Ligorios mit grosser Bestimmtheit vorgetragene und durch eine Menge selbstfabrizierter Monumente und Inschriften ge- stützte Theorie. Von dem Aussehen des Forums im j. 1575 giebt der beistehend reproduzierte Stich Etienne Duperacs eine \'orstellung (vgl. auch Abb. 47): der Saturntempel war bis zu den Basen der Säuleu. der

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Vespasiansteinpel bis zur halben Höhe der Schäfte in Schutt begraben. Die Schutthalde zog sich hinauf bis zum unteren Säulenstockwerk des Tabulariums : die einzig vollständig erhaltene Arkade diente als Eingangsthor für den Palast des Senators.

Im 17. und 18. Jhdt. ruhten die Grabungen auf dem Forum fast gänzlich: der Boden galt für erschöpft, und man hätte sehr tief gehen müssen, um noch brauchbare Marmor- und andere Quadern zu Tage zu fördern. Ueber den Platz, in seiner ganzen Länge, vom Titus- bis zum Severusbogen, lief eine schnurgerade Ulmen- allee, die uns ein Kupferstich aus dem Jahre 1650 (Abb. 8) bereits in stattlicher Grösse zeigt. Bei den drei Säulen des Castortempels stand seit 1565 eine zum Tränken des Viehes dienende grosse Granitschale (seit 181 7 als Fontäne auf Piazza di Monte Cavallo ver- wendet). Auf der Fläche des Campo \'accino erhoben sich nur einzelne Häuser, Steinmetzwerkstätten u. dgl. Die Forschung aber stand, namentlich seitdem Alessandro Donati (1638) und Famiano Nardini (1660) Ligorio's Theorie mit allerlei scheingelehrten Gründen noch besser fundiert hatten, ganz unter dem Banne derselben. In Goethe's italienischer Reise kommt der Name des Forums überhaupt nicht vor. Als der Dichter in einer \^oll- mondnacht des April 1787 von Rom Abschied nahm, durchwandelte er, wie er schreibt, ,,die Einsamkeit der Via Sacra vom Triumphbogen des Septimius Severus bis zum Coliseo" ; und wenn er aus dem Senatorenpalast ,,in dem Abendglanze der Sonne das grosse Bild über- blickte, das sich linker Hand vom Bogen des Septimius Severus das Campo Vaccino entlang bis zum Friedens- tempel erstreckt" (Februar 1787), so ahnte er nicht, welche historische Stätte sich unter dem Schutte verbarg.

Eine neue Epoche für die Erforschung des Forums begann Ende des 18. Jahrh., im Zusammenhange mit

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der genialen Erneuerung der ganzen Altertumswissen- schaft durch Winckelmann. Die erste Ausgrabung zu wissenschaftlichen Zwecken veranstaltete i. J. 1788 der schwedische Gesandte in Rom, C. F. v. Fredenheim. Er legte einen Teil der Basilica Julia bloss, hielt ihn aber, noch ganz in Nardini's Anschauungen befangen, für einen Teil der Portiken, welche das Forum von der Sacra Via schieden. An Stelle jener verjährten Irrtümer der richtigen Ansicht zum Siege verholfen zu haben ist vor allem das Verdienst Carlo Fea's. der, seit 1803 Commissario delle antichitä (Winckelmanns zweiter Nach- folger), zum ersten Male durch Ausgrabungen in grossem Stile den Boden des Forums ein Menschenalter hin- durch erforschte. Er begann 1803 mit der Freilegung des Severusbogens, und entwarf schon damals den Plan einer vollständigen Ausgrabung des Campo Vaccino. Die politischen Ereignisse der folgenden Jahre Hessen es zwar nicht zu soforti^'er Ausführunp; dieses Planes kommen, doch wandte auch die französische Regierung dem Forum ihre Aufmerksamkeit zu: die modernen Häuser, welche an den Saturn- und X'espasianstempel angebaut waren, wurden demoliert, die Tabulariums- fassade freigelegt, der Vespasianstempel restauriert. Die die Fokassäule umgebenden Häuser fielen 1 8 1 1 , und die Inschrift der Säule wurde endlich entdeckt. Der Präfekt De Tournon hatte den Plan, das Forum mit dem Colosseum und dem Palatin durch Schmuckanlagen zu einer Art von ^Passeggiata Archeologica" zu ver- binden: freilich hätte die Ausfuhrung dieses Projects (s. den Plan in De Tournons Etiides statistiqiies sw Rome Tf. 23) die antiken Monumente mehr zu- als aufgedeckt. Sehr dankenswert aber war die in dieser Zeit gemachte erste genaue Aufnahme des Forums, eine vortreffliche Arbeit des Architekten Caristie (gezeichnet 181 1, herausgegeben 182 1).

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Nach der Rückkehr des Papstes 1814 wurde Fea wieder Commissar der Altertümer und setzte die Aus- grabungen energisch fort: die vordere Hälfte des Castor- tempels, die Westecke der Basilica Julia, der Anfang der Sacra \'ia mit den ersten beiden (der Fokassäule benachbarten) Backsteinbasen, der Tempel der Con- cordia wurden im Laufe von vier Jahren freigelegt. Dann ruhten die Arbeiten zehn Jahre, bis 1827 Leo XIL sie unter Leitung Antonio Xibby's von neuem begann. \^on 1829 bis 1834 wurden der ganze Abhang des Capitols und die Substruction des Tabulariums freigelegt, die Ausgrabungen beim Severusbogen, an der Fokas- säule und der Sacra \^ia erweitert und mit einander in \'erbindung gesetzt. \^on den Fortschritten der Aus- grabung 1811-1836 gibt der schöne und exakte Plan von G. Angelini und Antonio Fea (1837) Zeugnis: für die wissenschaftliche \'erwertung der Ausgrabungsre- sultate machten, mehr noch als des greisen Fea eigene Arbeiten (^Indicazione del Foro Romano, 1827) Epoche die Forschungen Bunsens (1834. 1S35) und Caninas {Esposizio7ie storica e topografica del F. R., 1834- 1845). Ein seit Jahrhunderten vielbesprochenes Problem, das \'erhältnis des Comitiums zum Forum, löste mit genialem Scharfblick Theodor Mommsen in seiner ersten grösseren in Italien entstandenen Arbeit (1845). Freilich der male- rische Anblick des Platzes begann zu leiden, und König Ludwig von Bayern klagte (1834):

Wie ist die Erde gewühlt! welch Chaos erblicket das Auge!

Einst so malerisch, achl nun keine Spur mehr davon. Nicht gehört wird der Künstler, es schaltet nunmehr nach Belieben

Nur der Antiquar, einseitig, ohne Gefühl.

Und doch waren die freigelegten Teile des antiken Bodens damals immer nur tiefe mit Geländern umgebene Löcher, der grösste Teil des Campo \'accino mit seiner stattlichen Ulmenallee, unberührt geblieben. Erst unter

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der ephemeren römischen Repubhk 1848-49 wurde ein grösseres Areal, die vordere Hälfte der Basilica Julia, ganz ausgegraben. Die Nachforschungen dort, beim Tiberiusbogen und bei der Fokassäule wurden auch von der päpstlichen Regierung bis 1853 fortgesetzt, dann trat wiederum ein siebzehnjähriger Stillstand ein.

Um so energischer nahm die italiänische Regierung nach 1870 die vollständige Erforschung des Forums in Angriff. Pietro Rosa, der verdienstvolle Leiter der palatinischen Ausgrabungen, wurde damit beauftragt und führte in sechs Jahren einen grossen Teil seiner Auf- gabe durch. 1870-71 wurde die ganze Basilica Julia bis zu ihrem Südende freigelegt (s. Abb. 9), ferner beim Castortempel, beim Templum Divi Juli, bei der Fokassäule gegraben; 1872-73 deckte man den ganzen mittleren Platz des Forums auf, fand dort u. a. die trajanischen Marmorschranken (s. u. S. 84) und begann die Ausgrabung des Vestatempels. Den Zustand der damals freigelegten Teile ein grösserer zwischen Caesartempel und Rostra, ein kleinerer die Tempel am Clivus umfassend giebt A. Duterts Werk {Je Forum Romain et les Forums de Ce'sar etc., Paris 1876 fol.). Auch Rosa's Nachfolger, G. Fiorelli, setzte die Arbeiten fort: 1 878-1 880 wurde die sacra Via vom Faustinatempel bis zur Constantinsbasilica und zur Kirche S. Francesca Romana freigelegt. Da nunmehr die Communication über das Forum in seiner Längsrichtung ganz unter- brochen, in der Quere auf zwei Strassen (Via Bonella- Consolazione und S. Lorenzo-S. Maria Liberatrice) be- schränkt war (s. Abb. 10), erschien, mit Rücksicht auf den modernen Verkehr, eine weitere Fortsetzung der Ausgrabungen äusserst schwierig. Aber i. J. 1882 Hess der Minister Baccelli beide Strassen abtragen resp. verle- gen : nun waren zum ersten ]\Iale die gesamten Ruinen des Forums und der Sacra Via zu einem grossartigen Complex

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vereinigt: der überraschende Fund des Vestalenhauses war die bedeutendste Frucht dieser besonders von R. A. Lan- ciani geleiteten Ausgrabungen, welche bis 1885 ^"^^t" dauerten. Dann trat wieder eine dreizehnjährige Pause ein, die nur durch einige tiefer gehende Sondierungen zu topographischen Spezialuntersuchungen (bei den Rostra, der Regia, dem Caesartempel und Augustus- bogenj unterbrochen wurde.

Die neueste Periode der Forums-Ausgrabungen be- ginnt Ende 1898 unter der Leitung Giacomo Boni's: sie übertrifft alle vorhergehenden an Zahl und Wichtigkeit der gewonnenen Resultate. Das freigelegte Areal ist binnen fünf Jahren auf das doppelte erweitert : die Ausgrabungen sind jedoch nicht, wie früher, auf dem Niveau der Kaiserzeit stehen geblieben, sondern auch in die Tiefe gegangen und haben dort uralte Monumente von höchstem geschichtlichen Werte zu Tage gefördert. Andererseits sind auch die an und über den klassischen Monumenten erbauten Denkmäler aus der späten Epoche sorgfältig geschont worden, so dass unsere Kenntnis über die Jahrhunderte des Verfalls wesentlich bereichert ist. Die hauptsächlichsten Momente dieser letzten grossen Ausgrabungscampagne sind folgende:

1898, Dezember: Freilegung der Front des Caesartempels mit dem Altar; Grabungen am Vestatempel, Clivus Capitolinus und Severusbogen.

1899, 10. Januar: Auffindung des ,lapis niger' (obere Schicht). Februar-April: Grabungen bei der Regia, dem Faustinatempel,

an der Sacra Via. Ende Mai: Sacellum und archaische Stele unter dem schwarzen

Pflaster. Sommer: Freilegung des älteren clivus sacer vor der Con-

stantinsbasilica; Front der Basilica Aemilia und Teil der

Tabernae. Oktober- November: Vestalenhaus (Goldschatz), Dezember: Comitium, westlicher Teil der Basilica Aemilia,

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iQOo, Januar- März: Comitium, Regia.

Frühjahr: Demolierung von S. Maria Liberatrice, Entdeckung

des Lacus Juturnae und der Basilica S. Maria Antiqua. Herbst: Hinterfront des Castortempels, oberer (östl.) Teil der Sacra Via. 190 1 : Fortsetzung der Ausgrabung von S. Maria Antiqua und Tempi um Divi Augusti. ,Cnmctcli^ unter dem Forumspflaster. Südwestecke des Vestalenhauses. November-Dezember: Sacra Via beim Titusbogen. 1902, Frühjahr: republikanische Privatbauten (sog. Carcer) bei S. Cosma e Damiano. April: erstes archaisches Grab an der Sacra \"ia. Sommer und Herbst: weitere Aufdeckung der archaischen Ne- kropole. Privatbauten (horrea) südlich vom Templum Divi Augusti. 1903: Weitere Grabungen in der alten Nekropole. Juni: Basis (Domitiani?) in der Mitte des Platzes. Herbst: Ausgrabungen in der Basilica Constantini. 1904: Grabungen unter dem Augustusbogen. Fundament der Domitians-Basis fVastnfunde).

Für die nächste Zukunft steht zu erwarten: voll- ständige Ausgrabung der Basilica Aemilia (nach Demo- lierung der Häuser an der Südseite der Via della Salara vecchia); Isolierung der Curie (S. Adriano); Fortsetzung der Ausgrabungen zwischen Templum Divi Augusti und S. Teodoro (und Freilegung des ganzen Xordabhanges des Palatins bis zum Lupercal). Höchst wünschenswert ist ferner die Erforschung des Caesarforums (Via Mar- morelle, \la Marforio) und der darunter liegenden älteren Monumente des Comitiums: hoffentlich wird dieses wichtige und reichen Ertrag versprechende Unter- nehmen in Verbindung mit der Regulierung des nördlich vom Victor Emanuel-Denkmal liegenden Capitolsab- hanges durchgeführt werden.

Die Funde an Statuen und Reliefs, Inschriften, Münzen, Terracotten u. s. w., sowolil die aus den

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neuesten Ausgrabungen stammenden wie die früher in verschiedene Museen (namenthch die Diocletiansthermen) gebrachten, sollen in einem ,, Forums-Museum" vereinigt werden, für welches durch Umbau des Klosters S. Fran- cesca Romana ein geeignetes Local geschaffen wird. Es besteht die Absicht, an dieses Museum eine Con- sultationsbibliothek sowie eine Sammlung sämtlicher auf das Forum, seine Ausgrabung und Reconstruction be- züglichen Zeichnungen, Stiche und Photographien anzu- schliessen : wodurch sowohl für die Forumsbesucher reiche Anregung wie für die Forscher wichtiges Arbeits- material pfeboten werden wird.

IL DIE DENKMÄLER DES FORUMS.

Dem Besucher Roms öffnet sich gewöhnHch der erste Blick auf das Forum Romanum von der Seite des Ca- pitols: und kein Punkt ist zu allgemeiner Orientierung über die Ruinenstätte so geeignet, wie der balkonartige Vorsprung (der letzte Rest der einstigen 1882 abge- brochenen Fahrstrasse, s. o. S. 43) in der Via del Cam- pidoglio, rechts neben dem Tabularium. Mit einem Blicke übersieht man von dort sowohl das eigentliche Forum mit seinen Tempeln, Basiliken und Ehrenbögen, wie auch die Sacra Via, welche vom Forum den Hügel- rücken der \'elia (Titusbogen) hinansteigend zum Ein- gange der alten palatinischen Stadt {Porta Miigoniay Porta vetus Palatii) führte.

Die Orientierung über das Forum und die umgeben- den jMonumentalgebäude wird freilich durch einige Um- stände erschwert. Der eigentliche freie Platz (kenntlich an seinem Pflaster aus weissen Kalksteinplatten) ist zum Teil durch Denkmäler allerspätester Zeit occupiert, ausserdem dient er als Lagerplatz für Säulen und andere Architekturreste, wird auch häufig von Ausgrabungen durchschnitten. Andererseits sind viele der umgebenden Gebäude bis auf die Fundamente zerstört, und ihre Grundlinien lassen zunächst ungewiss, ob sie bedeckten oder unbedeckten Räumen angehören. Am leichtesten

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erkennbar heben sich die Tempel heraus: gleich linker Hand der des Saturn, mit acht unkannellierten Granit- säulen; daneben, durch die moderne Strasse von ihm getrennt, der Vespasianstempel, von dem noch eine Ecke, drei schöne korinthische Säulen mit Gebälk, steht; weiter der bis auf die Fundamente der Cella zerstörte Tempel der Concordia. Die Halle, welche die Fahrstrasse stützt, zum Teil unter ihr verschwindend, ist die Portiais Deorufn Co7isentium, welche die Reihe der Monumente am Fusse des Capitols abschliesst. Am gegenüber- liegenden Ende des Forums, unterhalb des Palatins, ragen die drei in einer Reihe stehenden Säulen des Castortemp'els auf, rechts davon die gewaltige Backstein- ruine des Augustustempels; dem Castortempel gegen- über, am Anfange der Sacra Via, der besterhaltene von allen Tempeln, der des Antoninus und der Faustina. Tief zerstört sind dagegen die beiden grossen Hallen, welche die Langseiten des Forums umgaben, die Basilica Julia an der Südseite, dem Beschauer zunächst, deren Grundriss durch die vielen modernen aus Backstein auf- gemauerten Pfeiler in nicht gerade glücklicher Weise angegeben ist, und gegenüber an der Nordseite die neu ausgegrabene Basilica Aemilia, deren Fassade den ganzen Raum zwischen dem Faustinentempel und dem Hause des Senats (Curia, jetzt Kirche S. Adriano mit kahler Ziegelfassade), einnahm. Vor der Curie steht der wohl- erhaltene Bogen des Severus: mehr in der Nähe, von den Säulen des Saturntempels zum Teil verdeckt, die einzelne Säule des Fokas, das späteste Denkmal auf dem Forum. An der Strasse, vor der Basilica Julia, stehen sieben einzelne Backsteinpostamente, die alle einst Kolossalsäulen trugen: jetzt sind nur auf zweien von ihnen die Säulen wieder aufgerichtet. Die Ostseite des Platzes wird abgeschlossen durch den bis auf den Fun- damentkern zerstörten Tempel des Julius Caesar.

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Hinter dem Caesartempel beginnt die heilige Strasse {sacra via); an ihr liegt zunächst der Faustinentempel, und ungefähr gegenüber das Haus der Vestalinnen {atriwn Vestae) mit seinem von hohen Ziegelbauten umgebenen Hofe (der Vestatempel, von dem nur der runde Gusswerkkern des Fundaments geblieben ist, wird durch den Castortempel zum Teil verdeckt). Weiter an der Sacra Via der Rundtempel des Divus Romulus (jetzt Kirche S. Cosma e Damiano); dahinter ragen die drei Bogen der Constantinsbasilica empor. Links vom Castortempel der Titusbogen, auf welchen die Sacra Via zuläuft. Den Hintergrund schliesst der Riesenbau des Colosseums ab: im Altertum stand vor diesem der prunkvolle Doppeltempel der Venus und Roma, auf dessen Cella jetzt Kirche und Kloster S. Francesca Romana stehen.

Die Längsaxe des Forums geht ziemlich genau von NW. nach SO.: der gebräuchlichen Terminologie folgend bezeichnen wir als Nordseite die zwischen S. Adriano und S. Lorenzo. als Südseite die von der Basilica Julia bis zum Castortempel.

Ausser der Sacra Via münden in das Forum noch mehrere wichtige antike Strassen: an der Südseite, zu beiden Enden der Basilica Julia, der Vicus mgarius (Jochmacherstrasse), welcher am Fusse des Capitols, und der Viais Tiisctis, welcher, dem ersteren ziemlich parallel, am Abhänge des Palatins entlang läuft. Beide mündeten in das Velabrum und vermittelten den Verkehr vom Forum Romanum nach dem Circus und dem Forum Boarium. An der Nordseite des Forums haben wir die wichtige Argiletum-Strasse, welche später von Nerva für Anlage seines Forum traiisitoriuni verwendet wurde: sie mündete ins Forum zwischen Basilica Aemilia und Curia. Am Nordabhange des Capitols (unterhalb der Kirche Araceli) vermittelte ein wichtiger Strassenzug

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den Verkehr mit dem Marsfelde; aus republikanischer Zeit ist der Name Laiitwniae (Steinbruchsgasse), aus später Kaiserzeit Clivus argentarius (Wechslergasse) überliefert.

Die nachfolgenden Blätter sind für Leser bestimmt, die über das Forum eingehendere Belehrung suchen, als sie die knappen Angaben der Reisehandbücher zu bieten vermögen. Es wird da- her ein mindestens zweimaliger Besuch des Platzes vorausgesetzt. Man teilt am zweckmässigsten so, dass der erste Besuch den Monu- menten des eigentlichen Forums (Xr, I-X, XIV-XIX, XXI-XXVI) gilt, der zweite dem Juturna-Heiligtum, der Kirche S. Maria Antiqua und der Sacra Via vom Vestatempel bis zum Titusbogen (Nr. XXVII-XLIIII). Wer Zeit und X^eigung für einen dritten Besuch übrig behält, besichtige bei diesem den Carcer ( X'r. XX), die Tempel am Clivus (Nr. XI-XIII) und versuche zum Schlüsse sich das Forum der Kaiserzeit mit Uebergehung der ältesten und der spätesten Denkmäler zu vergegenwärtigen.

I. Der Eingang zum Forum befindet sich an der Südseite, in Via delle Grazie (Zutritt betr. s. die Reise- handbücher). Ein Fussweg, zu dessen Seiten Säulenschäfte und mancherlei antike und mittelalterliche Fragmente, führt hinab: die Basilica Julia ist das erste Gebäude, welches man betritt.

Die Basilica war im Jahre 54 v. Chr. begonnen (s. o. S. 14); ihrer Anlage mussten u. a. die Tabernae veteres und die Basilica Sempronia fs. o. S. 11) weichen. Am Siegesfeste nach der Schlacht bei Thapsos, 26. September 46 v. Chr., wurde sie noch unfertig vom Dictator Caesar dediziert. Von Augustus vollendet wurde der erste Bau (dessen Bild uns vielleicht eine zwischen 36-38 v. Chr. geschlagene Münze erhalten hat, s. Abb. 11) durch eine Feuers- brunst zerstört. Der Kaiser begann einen Neubau auf erweitertem Grund und Boden, und weihte ihn 12 n. Chr. in seinem und

seiner (verstorbenen) Adoptivsöhne Gaius und Lucius Namen ein. Doch behielt der Bau den Namen Basilica Julia (nur ganz ver- einzelt basilica Gai et Lud). Ueber die Geschichte der -Basilica in den ersten Jahrhunderten n. Chr. wissen wir wenig: in dem grossen Brande unter Carinus ,'s. o. S. 21 j und wiederum unter Diocletian wurde sie beschädigt ; auch litt sie durch die Goten- plünderung unter Alarich : der Stadtpräfect Gabinius \'ettius Pro- bianus stellte sie wieder her und schmückte sie mit Kunst- Averken (416). Im neunten Jhdt. hatte sich in der westlichen Halle eine kleine Kirche, S. Maria in Cannapara, eingenistet.

Abb. II. Münze des Augustus mit der Basilica lulia (?).

In den folgenden Jahrhunderten zerfallen und tief verschüttet, diente die Basilica den Baumeistern der Renaissance als Stein- bruch. Das Hospital der Consolazione, dem das Terrain gehörte, hat im 15. und 16. Jahrh. aus der Vermietung desselben ,,zum Graben auf Marmor und Travertin" beträchtliche Einkünfte ge- zogen. Als dann die Stätte der Basilica 178S zum Teil, 1849 voll- ständiger und nach 1870 ganz ausgegraben wurde, sind von der Architektur nur noch die spärlichen Reste gefunden, welche die Raubgräber der vergangenen Jahrhunderte übrig gelassen hatten,

Die Basilica besteht aus drei Teilen: der \^orhalle (längs der Sacra Via), dem Hauptsaal mit den umgeben- den Gallerien, und den dahinter (nach der Consolazione zu) liegenden Einzelräumen {taberiiae). Man durch- schreite die Basilica zunächst bis zur \'orhalle (gegen- über den beiden Kolossalsäulen an der Sacra \'ia: PL \a), um die drei Teile in der richtigen Folge zu sehen.

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Zu der Vorhalle stieg man von der Sacra Via auf einer Freitreppe (sieben Stufen an der Ost-, nur eine an der Westseite) empor. Die zweigeschossige Halle wurde von mächtigen Marmorpfeilern getragen, deren vorgelegte Halbsäulen einfache dorisierende Kapitale

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Abb. 12. Fassade der Basiüca Juli;i

(mit Rosetten am Hals) haben. Nach dem Forum zu ist die Fassade fast gänzlich zerstört, ein Pfeiler, aus Travertin, ist modern aufgebaut und darf hin- sichtlich des Materials nicht täuschen. Auf den (gleich- falls meist modern aufgebauten) Stümpfen der anderen Pfeiler hat man allerlei in und bei der Basilica ge- fundene Architektur- und Inscbrriftfragmente aufgestellt: in der Mitte, dem modernen Pfeiler nahe, zwei grosse Postamente mit Inschriften des Stadtpräfecten Probianus, 416 n. Chr. (s. o.), auf diesen zwei kleine flache Basen

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mit den Inschriften: opus Polycliti und opus Timarchi, Solche Basen mit Namen von Künstlern, und zwar immer von hochberühmten, finden sich häufig in der nachconstantinischen Zeit, wo man die alten Götterbilder vor dem Zerstörungseifer der Christen zu schützen suchte, indem man ihnen hohen Kunstwert zuschrieb (bekann- teste Beispiele die Inschriften der Rossebändiger auf dem Quirinal). Das Paviment der Vorhalle besteht aus weissen Marmorplatten, in die an vielen Stellen Spiel- tafeln (tabulae lusoriae) eingeritzt sind: die meisten,

Schwarz setzt auf ABC Weiss » .. A' B' C

Schwarz zieht an und gewinnt mit dem 7. Zuge.

Abb.

Tabula lusoria.

kreisförmigen, für ein Spiel, bei dem zwei Gegner mit je drei Steinen setzten und zogen, und derjenige ge- wann, der seine drei Steine in eine Reihe brachte (ähn- lich unserer ,, Mühle": s. Abb. 13); andere rechteckige, mit Buchstaben und Symbolen, die meist zu je sechs gruppiert sind, scheinen Aehnlichkeit mit unserem ,,Trik- trak" gehabt zu haben. Die Vorhalle wie auch die Seitenschiffe der Basilica hatten flache Dächer mit Terrassen: Caligula liebte es, vom Dache des Gebäudes Münzen unter das sich auf dem Forum drängende \'olk auszuwerfen.

Zwei Stufen führen von der X'orhalle hinauf in den Hauptsaal, der mit den Galerien 100 m. lang, 36 m. tief

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war (Mittelraum 82X18 ni.), Sechsunddreissig Pfeiler aus Ziegelwerk, mit Marmor belegt, umgaben den Mittel- raum, auf den sich auch im Oberstockwerk Galerien öffneten ; sein Licht bekam er hauptsächlich durch ein über die Seitenschiffe erhöhtes Dachgeschoss, dessen grosse Holzconstructionen die Nahrung für die Brände boten, von welchen das Gebäude so oft beschädigt wurde. Die Seitenschiffe hatten massive Tonnengewölbe mit reicher Stuckdekoration (Reste, jetzt nicht mehr vor- handen, sind 17S9 und 1S49 gefunden). Der Fussboden des ^Nlittelraumes bestand aus grossen Platten kostbaren bunten Marmors (Giallo, Africano, Pavonazzetto ) ; der Estrich aus kleinen Marmorbrocken, der jetzt den gröss- ten Teil bedeckt, ist modern. Die Seitenschiffe waren mit weissem ^larmor gepflastert; auf den Platten ein- geritzt sind, ausser zahlreichen Spieltafeln, auch allerlei figürliche Darstellungen, zum Teil rohe Versuche, Statuen, die in der Xähe aufgestellt waren, nachzubilden (bei I b eine statua loricata, bei I c Reiterstatue).

Im Hauptsaale der Basilica fanden die Sitzungen des römischen Geschworenengerichtes {ce^ihtviviri') statt: dies Gericht verhandelte in vier Abteilungen, vor vier tribiinalia , doch konnten in besonders wichtigen Fällen auch alle vier vereinigt werden {quadruplcx iudicium). Ouintilian erzählt, dass Galerius Trachalus (Consul 68 n. Chr.), der sich nicht nur einer grossen Bered- samkeit, sondern auch einer ungemein kräftigen Stimme erfreute, manchmal, wenn er in der Basilica Julia vor dem ersten Tribunale plädierte, Beifall auch von dem Publikum der drei anderen erhalten habe. Es können also die vier Tribunale nicht durch feste Mauern, son- dern nur durch \^orhänge oder transportable Holzwände geschieden gewesen sein. Von einer Gesamtsitzung der vier Tribunale erzählt Plinius, der in einer cause celebre selbst plädiert hatte, es seien dabei nicht nur der untere

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Hauptsaal, sondern auch die oberen Galerien, ,,von denen man zwar gut sehen, aber schlecht hören konnte", dicht besetzt gewesen. Die Basilica hatte j also, wie

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Abb. 14. Reste der Basilica Julia.

manche moderne ähnlich construierte Säle, eine mangel- hafte Akustik.

Hinter dem zweiten Schiffe der Seitengalerien liegt eine Reihe von rechteckigen Räumen mit Wänden aus

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Tuff- und Travertinquadern, von scheinbar altertüm- lichem Aussehen, aber doch erst zum Bau des Augustus gehörig. Man nennt sie tabe7'7iae : sie mögen zu Bureauzwecken, als \'ersammlungslocale für Corpora-

Abb. 15. Basilica Julia, reconstruirt.

tionen u. dgl. gedient haben; auch Geldwechsler und Bankiers hatten vielleicht hier ihren Sitz: ..mimularii de hasilica lulia'' werden in Grabschriften öfters er- wähnt. Die Tabernae sind bis jetzt nur zum kleinen Teile ausgegraben.

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In der westlichen Seitenhalle (nach dem \'icus Juga- rius zu) sieht man die Reste der kleinen Kirche S, Maria in Cannapara (,in der Seilerbahn' : als solcher muss der Mittelraum in den Jahrhunderten des Verfalls gedient haben): eine Säule, Platten von den Chorschranken mit Ornamenten im Stil des 7. 8. Jahrh. Dem Ein- bau der Kirche verdankt man die Erhaltung der einzigen Aussenpfeiler der Halle: von einem sind noch drei

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Abb. 16. Chorschranken von S. Maria in Cannapara.

Lagen Marmorquadern erhalten, von einem zweiten (an der NW.-Ecke, Plan I d) nur die Eindrücke im Mörtel eines später angebauten Backsteinpfeilers. Dieser Pfeiler gehörte zu einem Strassenbogen (über dem Vicus Jugarius), dessen Namen und Erbauungszeit un- gewiss ist. Ebenfalls an der N\\\-Ecke der Basilica sind durch neue Ausgrabungen Reste aus Tuff- und Reticulatmauern aufgedeckt, die vielleicht den älteren Bauten des Caesar und Augustus angehören.

II. Tiberiusbogen. Jenseits der Strasse, etwa i' 2 m. unter dem Niveau des Pflasters, sieht man Reste eines grossen F'undaments aus Gusswerk: dieselben gehören

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dem Bogen des Tiberius an. Als Germanicus bei seinen Feldzügen in Deutschland 15 und 16 n. Chr. (Schlacht bei Iclisiaviso) die in der \'arusschlacht verloren gegan- genen Feldzeichen wieder erobert hatte, wurde (Ende 16 n. Chr.) diese Waffenthat, die „unter Führung des Germanicus. unter dem Obercommando des Tiberius" geschehen war, durch Errichtung eines Bogens ,, unter- halb des Saturntempels'' gefeiert. Man pflegt diesen (nur einmal bei Tacitus erwähnten) Bogen als ,,Tiberius- bogen" zu bezeichnen. Reste seiner Architektur sind teils 1835, teils bei Anlage des \'iaducts {ponte della Consolazione) 1848 gefunden, die Fundamente aber erst 1900 aufgedeckt. Der einthorige Bogen (abge- bildet auf einem Relief des Constantinsbogen, s. u. S. 63) stand nicht über der Sacra via, sondern neben derselben; Bruchstücke seiner Attica (mit dem Anfange der Inschrift SENATX'S POPVLVS^?^^ ro?7tanus) liegen auf und an der letzten (westlichsten) Backsteinbasis.

III. Schola Xantha. Rechts (nördlich) neben den Fundamenten des Tiberiusbogens liegt das marmorne Paviment eines kleinen zimmerartigen Raumes; nach den Spuren auf den Marmorplatten scheint an den Seiten und an der Rückwand eine Sitzbank rundum gelaufen zu sein. Vom Oberbau ist jetzt nichts mehr vorhanden: aber an derselben Stelle sind um 1540 Ausgrabungen gemacht, bei welchem die Reste eines kleinen eleganten Gebäudes aus der Kaiserzeit zu Tage kamen. Auf dem Gebälk des (dreigeteilten) Einganges las man eine Doppelinschrift, laut deren ein kaiserlicher Freigelassener Bebryx (zu Tiberius Zeitj zusammen mit einem Aulus Fabius Xanthus ,,die schola (das Bureau) der Schreiber und Herolde der curulischen Aedilen" gebaut, und darin Marmorver- zierungen, Bronzebänke, sowie die silbernen Statuen der sieben Planeten (W'ochengötter) gestiftet hatten. Eine

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zweite später hinzugefügte Inschrift meldete, dass unter Caracalla (um 224 n. Chr.) ein gewisser C. Avillius Licinius Trosius die schola wiederhergestellt habe. Die damals gefundenen Architektur- und Inschriftstücke wur- den sofort zerstört; auch die Kunde von der Oertlich- keit der Funde ging so vollständig verloren, dass die Benennung ,schola Xantha'' lange Zeit fälschlich den sieben Kammern unter der Porticus deorum Co7isentiitm (u. S. 77) gegeben wurde. Dass die Subalternbeamten der Aedilen ihr Bureau neben den Rostra und in der Nähe des Aerariums (u. S. 69) hatten, ist sehr passend.

Abb.

Üferstrasse bei Salona.

IV. Hinter der Schola Xantha sieht man eine Reihe von (acht) niedrigen Bogen aus vortrefflichem Tufiffeti^ culat, welche kleine gewölbte Kammern bilden. Nach dem Severusbogen zu ist der Abschluss des Baus er- halten, am anderen Ende sind bei Errichtung des Tibe- riusbogens (mindestens) zwei Arkaden demoliert. Von den noch erhaltenen Kammern haben die vier nörd- lichen (hinter den Rostra) etwas grössere Tiefe als die südlichen (hinter dem Tiberiusbogen): alle haben ein alter- tümliches Pflaster aus Ziegelbruchstücken, welches sich auch ein Stück weit vor den Arkaden, nach dem Forum hin, fortsetzt. Der ganze Bau erhebt sich wenig mehr als zwei Meter über dem Forumsplanum (die oberste Schicht brauner TutTblöcke ist moderner Zusatz): er ist nichts anderes als eine Stützmauer für den Clivus Capi-

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tolinus, der infolge des Neubaus des Saturntempels 42 V. Chr. (u. S. 69) um ca. zwei Meter östlich ver- schoben werden musste. Statt einer starken Böschunss- mauer mit Erdschüttung dahinter hat man einen kleinen Viaduct auf niedrigen Bögen aufgeführt. Ein ganz ähn- liches Bauwerk in der Nähe von Salonae in Dalmatien stellt Abb. 17 dar. Wegen einer gewissen Aehnlichkeit mit der Darstellung der voraugustischen Rednerbühne auf Münzen des Lollius Palikanus ( 45 v. Chr.) hat man neuerdings vermutet, der Bau sei die von Caesar ans Ostende des Forums verlegte Rostra gewesen. Aber dies ist unannehmbar, sowohl wegen der Schmalheit und Niedrigkeit des Baus, als auch wegen der Unmöglichkeit, sich an demselben die Schiffsschnäbel als Zierde ange- bracht zu denken.

Die Schola Xantha lehnt sich mit ihrer rechten (nördlichen) Seiten wand an die starke Ouadermauer der Rednerbuhne f'Rostra).

Abb, 18. Münze mit

Darstellung der Rostra

vor Augustus.

\'. Rostra. Die Rednerbühne präsentiert sich uns in der Gestalt, welche sie durch die Bauten der frühen Kaiser- zeit erhielt. Schon Caesar hatte eine \^erlegung der alten Rednerbühne (an der Grenze des Forums und Comi- tiums, s. o. S. 6) geplant, doch führte erst Augustus dies \'orhaben aus. Seinem Bau gehören wahrscheinlich die grossen Mauern aus braunen Tuffquadern an, welche den Körper der Bühne bilden. Diese Tuffmauern waren an der Aussenseite mit Marmor belegt, und die Front (23,80 m. = So röm. Fuss lang) mit bronzenen ver- goldeten Schnäbeln {rostra) erbeuteter feindlicher Schiffe decoriert. Noch sieht man die paarweise staffeiförmig übereinander stehenden Löcher zur Befestigung dieser Schiffsschnäbel. Ein Gesims aus Marmor krönte die

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Front: die Oberseite der Blöcke hat eine Eintiefung für ein Gitter aus Marmor (und Bronze). Abgebildet ist die Rostra-Front (mit dem Tiberiusbogen zur Linken)

Abb. 19. Rostra, Construction.

auf einem Relief über dem linken Seitendurchgang des Constantinsbogens: es ist daraus ersichtlich, dass das Gitter in der Mitte unterbrochen war, vielleicht um bei grossen auf den Rostra stattfindenden Staats-

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actionen eine Treppe bis auf das Planum des Forums || hinabführen zu können (s. u. S. 66). An den Ecken der Front zeigt dieselbe Abbildung Ehrenstatuen: die Basen

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Abb. 21. Front der Rostra.

von zwei solchen, dem Stilicho (Anfang des 5. Jahrh. n. Chr.j errichtet, sind i. J. 1539 hier ausgegraben. Die auf dem Relief sichtbaren Säulen mit Statuen möoen

Abb. 22. Relief vom Constantinsbogen.

entweder auf der Plattform der Rostra oder hinter ihr am Clivus Capitolinus gestanden haben. In der Mitte der Seitenbalustraden standen, seit Trajan, die unten (S. 84 ff.j beschriebenen reliefgeschmückten Mar-

6:

Abb. 25. Rednerbühne vom Clivus Capitolinus gesehen.

morschranken: von hinten war die ursprüngliche Plattform durch eine gerade, sanft ansteigende Flachtreppe aus wenigen Stufen zugänglich.

Abb, 24. Rednerbühne im 1-2. Jhdt.

Die Rednerbühne hat eine auffallend grosse Länge und Tiefe: dies erklärt sich daraus, dass sie nicht nur für einen einzelnen Redner, sondern auch manchmal lür

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den Kaiser und sein ganzes Gefolge bestimmt war (s. die Abbildung auf der Trajansschranke u. S. 86). Von solchen Haupt- und Staatsaktionen seien hier zwei er- wähnt, über die wir ausführliche Schilderungen aus dem Altertum besitzen: der Empfang des Tiridates durch Nero, und die Leichenfeier des Pertinax.

Im J. 66 n. Chr. war der Partherfürst Tiridates, der von Nero's Feldherrn Domitius Corbulo ihm auferlegten Capitulation gehorchend, nach Rom gekommen, um seine Krone aufs neue aus der Hand des römischen Kaisers entgegen zu nehmen. Nero bereitete ihm einen prunkvollen Empfang, der angeblich täg- lich Soo ooo Sesterzen (200000 Fr.) kostete; die Cerimonie der Krönung wird folgendermassen beschrieben : ,, Schon vor Morgengrauen ward der mittlere Platz des Forums von Abordnungen des römi- schen Volkes, in weissen Gewändern und mit Lorbeerkränzen im Haar, besetzt; an den Seiten und den Zugängen waren die Soldaten, mit blitzenden Wafien und Feldzeichen, aufgestellt; Abb. 2-. Augustus und zahllose Zuschauer besetzten jedes freie Plätz- Agrippa auf den Rostra chen, bis hinauf auf die Dächer der Gebäude.

(Münze des Sulpicius Pia- . c u- ^- i- i

torinus. um iS v. Chr.). B^^ Sonnenaufgang erschien Nero im Tnumph- gewande auf dem Forum, begleitet von Senato- ren und Prätorianern. Er nahm auf den Rostra, auf einem curulischen Sessel Platz. Dann wurde Tiridates mit seinem Gefolge zwischen den spalierbildenden Truppen bis vor die Rostra geleitet und erwies dem Kaiser seine Verehrung, Beim Anblicke der unter- würfigen Verbeugung des orientalischen Herrschers erhob das Publicum ein so wildes Beifallsgeschrei, dass Tiridates in Schrecken geriet, denn er meinte, das sei das Zeichen für sein Ende. Nero aber Hess ihm Mut einsprechen, nahm seine Huldigungsrede ent- gegen, die ein sprachkundiger Prätor dem \'olke übersetzte, und antwortete ihm gnädig. Dann stieg Tiridates auf einer vor der Front der Rostra erbauten Treppe zum Kaiser empor, kniete vor ihm nieder und empfing aus seiner Hand das Diadem: eine Scene, die wiederum den lauten Beifall der Römer wachrief'.

Die Leichenfeier des Pertinax (193 n. Chr.) schildert ein Augen- zeuge, der Geschichtsschreiber Cassius Dio: ,,Auf dem Forum

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Romanum war eine hölzerne Bühne dicht vor der steinernen den Rostra* aufgeschlagen: auf dieser ward ein lichter Säulenbau, mit Säulen aus Gold und Elfenbein errichtet. Darin stand ein Ruhe- bett aus gleichem Material, mit golddurchwirkten Purpurdecken belegt: auf dem Bette lag ein Wachsbild des Pertinax im Triumphal- gewande, dem ein schöner Junger Sclave mit einem Wedel aus Pfauenfedern die Fliegen abwehrte, als ob er schliefe. Zur Feier erschienen der Kaiser und wir Senatoren mit unseren Frauen in Trauergewändern: die Frauen nahmen Platz unter den Hallen (der Basiliken), wir unter freiem Himmel. Darauf begann der Leichenzug: zuerst die Statuen aller berühmten Römer aus der alten Zeit, dann Chöre von Knaben und Männern, welche einen Trauerhymnus auf Pertinax sangen: darauf Bronzestatuen aller dem römischen Reiche unterworfenen Provinzen, eine jede in ihrer Nationaltracht. Es folgten Deputationen der römischen Familien, weiter die Li- ctoren, Schreiber und Herolde; dann wiederum Bildsäulen berühmter Männer, die sich durch Grossthaten oder Erfindungen hervorge- than. Danach Gewaö'aete zu Fuss und zu Ross, wie auch Renn- pferde: dann die Grabgeschenke, welche der Kaiser, wir Senatoren mit unseren Frauen, der Ritterstand und die Bürgerschaft, die Gilden und Vereine gestiftet hatten. Zuletzt ein mit Gold über- zogener Altar, der mit Elfenbein und indischen Edelsteinen ver- ziert war. Nachdem der Zug defiliert hatte, bestieg Severus die Rednerbühne und hielt eine Lobrede auf Pertinax. Die Rede des Kaisers wurde häufig durch Ausdrücke des Beifalls und der Trauer um Pertinax unterbrochen; besonders stark war der Beifall am Schlüsse. Als dann das Todtenbett fortgetrager^ werden sollte, erhob sich allgemeines Weinen und Wehklagen. Das Todtenbett wurde von den Pontifices und den Magistraten, nicht nur den im Amte befindlichen, sondern auch den für das folgende Jahr desig- nierten, vom Katafalk herabgeleitet; dann wurde es Männern aus dem Ritterstande zum Tragen übergeben. Wir Senatoren gingen vor der Leiche, trauernd und wehklagend; hinter dem Todtenbett folgte der Kaiser und so ging der Zug nach dem Campus Martins". wo (auf dem Monte Citorio) die Ceremonie der \'erbrennung und Consecration stattfand.

Unter Septimius Severus erfuhr die Rednerbühne, infolge der Errichtung des grossen Khrenboi::ens, einen

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eingreifenden Umbau. Die Treppe vom Clivus her er- hielt die Form eines Kreisbogens, und zum Abschluss am nördUchen Ende einen kegelförmigen Backsteinbau, den Umbilicus. Aber diese Bogentreppe führte nicht mehr in ganzer Breite auf die Plattform, sondern nur auf die südhche Hälfte: in der nördlichen wurde, aus uns unbekannten Gründen, ein dreieckiger ottener Hof

Abb. 26. Rcdnerbühnc seit Septimius Severus.

ausgespart, dessen bogenförmige Westwand {Hemicy- cliuvi) mit Platten aus rotem Marmor (Porta santa) und Pilastern aus Marmo Africano verziert war. Einige dieser (durchweg modern an dem Mauerkern befestigten ) Platten haben noch Nägellöcher für Bronzeornamente. Nach der Seite des Severusbogens scheint dieser Hof, unter Be- seitigung der früheren Mauer, nur durch ein einlaches Gitter abgeschlossen gewesen zu sein.

In ganz später Zeit ist die Front der Rostra nord- wärts durch einen Anbau aus schlechtem Ziegelwerk ver- längert worden, in dem man gleichfalls die Löcher für Befestigung von Schiffsschnäbeln sieht. Man bringt damit eine lange einzeilige Inschrift in Verbindung,

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die auf rechteckigen Marmorblöcken, welche auf ihrer Oberseite ein Gitter trugen , eingehauen ist. Sie berichtet, dass ein Stadtpräfect (Ulpi)us (?) lunius Valen- tinus um 470 n. Chr., unter den Kaisern Leo und Anthemius, wahrscheinlich nach einem Seesiege über die Vandalen, den Bau restauriert habe: man hat danach den Anbau ,Rostra Vandalica^ benannt.

Die verschiedenen Umbauten der Rostra übersieht man am besten von oben. Man gehe also zurück, bei der Schola Xantha und dem Tiberiusbogen vorbei und den Clivus Capitolinus hinauf: hier gelangt man zu- nächst zum

VI. Tempel des Saturnus, dem die acht unkan- nelierten Granitsäulen auf hohem Unterbau aus Tra- vertinquadern angehören.

Nächst dem Tempel des Jupiter Capitolinus war der Saturn- tempel das älteste nach dem Sturze der Könige geweihte Heiligtum : der Consul T. Larcius dedizierte ihn am 17. Dezember 498 v, Chr.; doch sollte an derselben Stelle schon ein von Hercules geweihter Altar gestanden haben. Das Stiftungsfest, die Saturnalien, ward eines der grössten und volkstümlichen Feste des alten Roms, dessen Erbschaft in christlicher Zeit grossenteils das Weihnachts- fest antrat. Den Tempel erneuerte 42 v. Chr. L. Munatius Plancus, aus der Kriegsbeute der Alpenvölker (in deren Gebiet er die Colonia Augusta Rauracorum, Basel, angelegt hatte). Der Tempel, seit frührepublikanischer Zeit zur Aufbewahrung des Staatsschatzes dienend {aerarmm Saturni), wurde auch nach dem Falle des Heidentums für diesen praktischen Zweck im Stande gehalten. Noch im 15. Jhdt. stand, wie der Humanist Poggio berichtet, ein Teil der Cellamauern, die erst um 1440 von den Römern eingerissen wurden, um die Quadern zu Neubauten zu verwenden. Der im 16. Jhdt, tief verschüttete (s. Abb. 7, S. 37) Tempel wurde 181 1 zum Teil, vollständiger 1834- 1837 ausgegraben.

Vom Bau des Plancus stammen wahrscheinlich die grossen Unterbauten aus Travertin, die in ihrem Inneren

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feste Keller für den Staatsschatz enthielten. Als Caesar vor dem Beginne des Bürgerkrieges das Aerarium mit Beschlag belegte, fand er in demselben 15000 Stück Goldbarren, 30 000 Silberbarren und 30 Millionen Sesterzen (7,5 Millionen Lire) in gemünztem Gelde. Der Oberbau des Tempels ist in später Zeit noch ein- mal erneuert, und zwar wie die Inschrift am Architrav: SEXAT\'S POPVLVSOVE ROMAXVS IXCEXDIO CONSVMPTVM RESfiTVIT, besagt, nach einem Brande. Nach dem Charakter der Schrift ist diese Erneuerung schwerlich vor dem vierten Jhdt. n. Chr. erfolgt. Die Säulen der Vorhalle bestehen aus grauem, die seitlichen aus rotem Granit (Dm. 1,30, Höhe 11 m.): ihre Basen sind ungleich, das ganze offenbar eine eilige und unsorgfältige Arbeit aus der Spätzeit. Zur \'or- halle hinauf führte eine Treppe, deren Grundriss ein Fragment der Forma Urbis (s. o. S. 20) erhalten hat. Der Eingang zum Aerarium war wahrscheinlich an der Westseite, nach der Consolazione zu : dort lag im Mittel- alter die kleine Kirche 5. Salvator de statera mit dem in den Mirabilien beschriebenen angeblich d;e Sold- zahlung darstellenden Relief (o. S. 30). Vor der Front, unter der Treppe, finden sich Reste alter Constructionen aus Tuff (Abzugscanäle u. dgl.): fälschlich hat man einige davon für den von Hercules geweihten Altar des Saturn gehalten.

\TI. Milliarium Aureum. In der Nähe der Rostra und unterhalb des Saturntempels stand der von Augu- stus i. J. 20 V. Chr. errichtete ,, goldene Meilenzeiger*' {^iiiilliarmin mtreiim^,€\\\ Marmorschaft, auf dessen Ueber- zug aus vergoldeter Bronze die Entfernungen von Rom nach den grossen Städten Italiens und der Provinzen angegeben waren. Die römischen Heerstrassen zählten jedoch auch in der Kaiserzeit von den Thoren der

I

Serviusmauer: so die Appia von der Porta Capena, die Salaria und Xomentana von der Porta Collina, Thore die schon ca. eine römische Meile vom Forum entfernt sind. Bei den Ausgrabungen 1835 sind zwei Stücke eines grossen Marmorcyhnders (Dm. ca. 1,20 m.) ge- funden, deren rauh gelassene Oberfläche noch Spuren von Befestigung einer Metallbekleidung zeigt: es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Stücke, welche jetzt vor dem Saturntempel liegen, zum Milliarium gehörten. Nach den Massen passt dazu ein reich verziertes Gesimsstück, welches zugleich gefunden ist. Die genaue Stelle des Meilenzeigers ist nicht zu ermitteln, da die Fundamente bei Anlage der modernen Strasse (1835) zerstört sind.

MII. Umbilicus Urbis Romae. Der kegelförmige Backsteinrest am X.-Ende des Rundbaus (S. Plan S. 63 u. 68) bezeichnet den ideellen Mittelpunkt der Stadt Rom. Aehnliche Monumente, zur Bezeichnung des Stadt- oder Weltmittelpunktes fanden sich schon in griechischen und hellenistischen Städten, so in Delphi. Athen, An- tiochia; man nannte sie Omphalos (Nabel). Den , Umbi- licus Urbis Romae" verzeichnet, neben dem Corcordien- tempel, die Constantinische Regionsbeschreibung; noch im S. Jht. erwähnt ihn der Anonymus von Einsiedeln bei der Kirche S. Sergio e Bacco: beide Zeugnisse passen einzig auf diesen Rest. Der Backsteinkern, in drei Absätzen, hatte einen Ablauf von weissem und einen Plattenbelag wahrscheinlich von weissem und buntem Marmor: wie die Krönung beschatten war (Statue? Säule?) ist nicht auszumachen.

IX. Volcanal. Hinter dem Umbilicus, durch ein Bretterdach geschützt, liegen Reste sehr alter Bauten aus Tuffquadern. Man hält sie für Fundamente eines Altars des X'olcanus, der auf einem heihgen Platze unter

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freiem Himmel (Volcanal) stand. Dies (angeblich von Romulus geweihte) Volcanal galt als eines der ältesten Heiligtümer der Stadt; noch zu Plinius Zeiten (um 70 n, Chr.) zeigte man dort einen Lotosbaum, der der Sage nach eben so alt sein sollte wie Rom selbst, und dessen Wurzeln sich bis zum Forum Caesars verzweigten. Der Platz des Volcanal hatte ursprünglich eine ziemlich beträchtliche Ausdehnung : man zeigte dort in vorcaesari- scher Zeit eine Statue des Horatius Codes, eine andere (auf einer Säule stehende) eines bei den Spielen im Circus vom Blitz getroffenen Schauspielers, ferner eine Quadriga aus Bronze, die Romulus nach seinem Siege über die Caeninenser geweiht hatte, und daneben eine von Romulus selbst gesetzte Inschrift ,,in griechischen Buchstaben", die seine Thaten verherrlichte. Von allen diesen ist natürlich keine Spur gefunden: dass aber der Cultus des Volcanus auch später hier fortdauerte, be- zeugt eine 1548 in der Nähe ausgegrabene grosse Mar- morplatte (j. im Museum zu Neapel), die laut Inschrift unter einem von Augustus i. J. 9 v. Chr. dem Volcanus dargebrachten Weihgeschenk stand. Durch die Bauten der Kaiserzeit (Vergrösserung des Concordientempels, Bogen des Severus) ist das Volcanal sehr eingeengt, zum Teil sogar beseitigt worden. Nach der römischen Tradition hatte das Volcanal in der Königszeit vor Er- richtung der Rostra als Sprechplatz gedient: es ist also vielleicht nicht zufällig, wenn Augustus die von ihm erneuerte Rednerbühne nahe an diese Stelle verlegte. Andere alte Reste (Pflaster aus Tuff mit Wasser- rinne u. a.) zwischen Volcanal und Hemicyclium sind bisher nicht sicher zu erklären; hinter dem Fundament des Volcan-Altars sieht man, in den Tuff des Capitoli- nischen Hügels eingeschnitten, Spuren der Treppe, die zur Vorhalle des Concordientempels (u. S. 79) hinauf- führte.

X. Arcus Severi. Dem Volcanal unmittelbar be- nachbart ist der i. J. 203 n. Chr. zum Andenken an die siegreichen orientalischen Kriege errichtete Bogen des Septimius Severus.

Dreimal hatte Severus zu den Waffen greifen müssen, um die römische Herrschaft an der Euphratgrenze sicher zu stellen: im Anfange seiner Regierung (193), wo die Parther und Araber von Hatra dem Gegenkaiser Pescennius Niger Hülfe leisteten, fügte er das ganze Land zwischen Euphrat und Tigris unter dem Namen Mesopotamia dem Reiche als neue Provinz zu. Als er dann im J. 197 durch die Revolte des Clodius Albinus nach Gallien abge- rufen wurde, empörten sich die eben Unterworfenen; Severus kehrte nach Besiegung des Albinus 198 in den Orient zurück und bezwang den Feind in zwei Feldzügen 198-199: die Königsstädte der Parther, Ktesiphon und Seleukia am Tigris, wurden erobert, über 100 000 Gefangene als Sklaven verkauft. Dagegen gelang es den Römern nicht, die Wüstenburg der Araber, Hatra, einzu- nehmen. Trotzdem nahm der Kaiser die Siegesbeinamen Arabiens AdiabenicKS (Adiabene ist das alte x^ssyrien) Parthicns maximns an. Im J. 202 nach Rom zurückgekehrt, beging er sein zehn- jähriges Regierungsjubiläum {decennalid) und wurde vom Senat und Volk durch Errichtung des Bogens geehrt: einen Triumph hat er nach seinen orientalischen Kriegen nicht gefeiert. Seine gute Erhaltung verdankt der Bogen zum Teil dem Umstände, dass sich im Mittelalter an ihn die Kirche S. Sergio e Bacco an- lehnte: der südliche Seitenbogen trug den Glokenturm derselben, der andere gehörte im 12. Jhdt, zu einer Baronialfestung {claii- striun Ciniini).

Der dreithorige Bogen war im Altertume vom Forum her nur über Stufen zugänglich, diente also nicht für den Strassenverkehr. Der Mitteldurchgang ist 12,30 m, hoch, 7 m. breit; jeder der Seitendurchgänge 7 m. hoch und 3 m. breit. Die Fronten sind verziert mit je vier Composit-Säulen auf hohen Postamenten, die an den Seiten Reliefs, gefesselte orientalische Gefangene von Legionären geführt, haben. Am Bogenschlüssel des Mittel-

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durchgangs nach der Capitolseite ein Mars, in den Zwickeln Mctorien mit Trophäen, unter ihnen die Genien des Sommers (1.) und des Herbstes (r.). Ueber den Seitendurchgängen in den Zwickeln Flussgötter, darüber schmale Streifen mit ziemlich gleichen Dar- stellungen: Roma (am r. Ende) empfängt die Huldigung überwundener orientalischer Völkerschaften ; Kriegsbeute und Trophäen werden auf Wagen angefahren. Darüber grosse Reliefs mit Darstellungen aus der Kriegsge- schichte: über dem linken Durchgang Kämpfe zwischen zwei Strömen (Euphrat und Tigris), über dem rechten Anrede des Kaisers an sein Heer, Belagerung einer Stadt mit dem Sturmbock. Aehnliche Reliefs an der Seite nach dem Forum: in den Zwickeln Genien des Frühlings (r.) und Winters (1.), über dem Seitendurch- gang 1. Beginn des Feldzuges, Allocution des Kaisers, r. Verhandlung mit den Barbaren, Absteckung eines Lagers, Bestürmung einer Stadt. Genauere Benennung ist bei der Trümmerhaftigkeit unserer Ueberlieferung und dem schematischen Charakter der Darstellungen, die im \^ergleich zu den lebensvollen und individuali- sierten Scenen der Trajans- und selbst noch der Marc- Aurelssäule den rapiden Verfall der Kunst am Ende des zweiten Jahrhunderts erkennen lassen, nicht möglich. An der Attica, deren Eckpilaster mit Bronzever- zierungen (Trophäen?) geschmückt waren, steht die Inschrift, nach welcher Senat und Volk dem Severus und Caracalla ,, wegen der Erhaltung des Staates und Vergrösserung des Reiches" den Bogen geweiht haben. Man erkennt, dass die beiden letzten Buchstaben ¥(at?'i) Y{atriae) der dritten und die ganze vierte Zeile auf einer vertieften Fläche stehen uud die Stelle einer älteren ausradierten Inschrift einnehmen. Die Nietlöcher für die Bronzebuchstaben der früheren Inschrift sind jedoch geblieben, so dass sie mit Sicherheit entziffert werden

75

Abb.

Münze des Severus

kann : ET P SEPTIMIO GETAE NOB(//mm^) CAE- SARI. Nachdem Caracalla i. J. 211 sich seines ihm vom Vater als Mitregenten gesetzten Bruders durch

Meuchelmord entledigt hatte, liess

er den Namen desselben auf allen

öffentlichen Denkmälern austilgen.

Die Lücke wurde ausgefüllt dadurch,

dass man den Titeln des Severus

und Caracalla hinzufügte: Y{atri)

?{atriae) OPTIMIS FORTISSI-

MISOVE . PRINCIPIB\'S „dem

Vater des Vaterlandes, den besten

und tapfersten Fürsten". Die Attica

trug, nach den Munzbildern, in der Mitte ein bronzenes

Sechsgespann mit den Statuen des Severus und seiner

Söhne, auf den Ecken vielleicht noch Reiterfiguren.

Ursprünglich lag nach der Forumsseite, wie es scheint, nur eine Freitreppe von 6 8 Stufen vor der ganzen Breite des Bogens; später wurde hier das Terrain des Forums, aus uns unbekannten Gründen, etwa 2\'2 m. tiefer gelegt. Infolge dessen mussten die Treppen verlängert werden : in den Seitendurchgängen ist noch deutlich zu er- kennen, wie später Stufen in die grossen Travertin- quadern des Fundaments eingeschnitten sind. Durch diese Tieferlegung kam an den Ecken das ursprünglich unter Terrain liegende Travertinfundament zu Tage und wurde, um Einheitlichkeit mit dem oberen oanz aus

Abb. 28.

Ursprüngliche und verlegte Treppe

des Severusbo2:ens.

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Marmor bestehenden Bau zu erzielen, mit starken weissen Marmorplatten überkleidet.

[Concordientempel, Vespasianstempel und Porticus Deorum Consentium sind durch die moderne Strasse von den übrigen Forumsausgrabungen getrennt: der Eingang ist an der Südecke unterhalb der zur Via del Campidoglio führenden Treppe. Wegen Besuch wende man sich an die Custoden des Forums. Wir beschreiben die Ruinen in der Reihe wie sie sich vom Eingange aus folgen.]

XI. Porticus Deorum Consentium. Die Porticus der zwölf Götter, 1834 ausgegraben, besteht aus zwei in stumpfem Winkel aneinanderstossenden Flügeln; hinter der Halle öffnen sich sieben Gellen von verschiedener Grösse, denen sich vielleicht noch melirere anschlössen. Sie enthielten die Statuen der olympischen Götter. Schon Varro spricht von den zwölf vergoldeten Bildern der dii consentes, die am Forum aufgestellt waren; auch am Markte von Athen standen ähnliche Bilder der Zwölfgötter. In Rom waren es Jupiter-Juno, Xeptunus-Minerva, Apollo-Diana, Mars-Venus, \'olcanus-Vesta, ?kIercurius-Ceres. Die Halle in Rom ist recon- struiert in der letzten Zeit des absterbenden Heidentums von einem der eifrigsten Vertreter des alten Glaubens, dem Stadtpräfecten Vettius Agorius Praetextatus. Die Inschrift besagt:

ieorum cOXSENTlUM SACROSAXCTA SIMVLACRA CV.M OMNI LG«'

ioii-us cuiornatio'SE CVLTV IN formam aniiquavi reslituto

i/ETTIVS PRAETEXTATVS V . C VRkefectus «RBI reposuU

CVRAXTE LONGEIO v c cONSVLARI

Die Säulen sind aus Cipollin, ihre Kannellüren in der unteren Hälfte mit Rundstäben ausgefüllt, die Stege dazwischen mit Halb- rundstäben belegt. Von den Kapitellen mit Waffentrophäen ist das besterhaltene Exemplar im Tabularium. Im J. 1858 ist die Ruine stark restauriert worden: davon stammen die Säulenschäfte aus Travertin. Die Rückwand der Gellen des linken Flügels wird durch eine sehr alte Quadermauer, die den Glivus Capitolinus stützte, gebildet.

Auf dem Platze vor der Porticus Deorum Consentium liegen viele meist bei den Ausgrabungen in den dreissiger Jahren ge-

/ /

fundene Architekturfragmente, u. a. solche vom Tiberiusbogen (o. S. 59); die grossen korinthischen Kapitelle aus Travertin ge- hören vielleicht zum oberen Geschoss des Tabulariums.

Man steige hinunter in den schmalen Gang, der zwischen dem Unterbau der Porticus und dem \'espasianstempel von einem ursprünglich weit grösseren Platze übrig geblieben ist. Links liegen sieben Kammern [/abe?-nae) aus Ziegelwerk, mit breiten Eingangsthüren, die man früher irrig als ,sciio/a A'au//ia' bezeichnet hat (s. o. S, 60): der wahre Xame und die Bestimmung der Räume ist unbekannt. Rechts beachte man die aus mächtigen Tuff- und Travertinblöcken sehr exact hergestellten Fundamente des Vespasians'.empels. Am Ende stösst der Gang gegen die ge- waltige Substruction des capitolinischen Tabulariums: man sieht, wie ein Eingangsthor zu demselben durch Anlegung des Vespa- sianstempels verbaut worden ist.

XII. Templum Vespasiani et Titi. Der Tempel des \'espasian wurde wahrscheinlich bald nach der Consecration des Kaisers gelobt und begonnen, aber erst nach dem Tode des Titus (Sii vollendet, und daher diesem mitgeweiht. Er war ein korinthischer Prostylos mit sechs Säulen in der Front: da der Raum zwischen Tabularium und Clivus Capitolinus ziemlich gering war, sind die Stufen der Eingangstreppe meist zwischen die Stereobaten der Säulen eingeschnitten. Die Inschrift am Architrav war noch im 7. Jhdt. vollständig:

DIVO VESPASIAXO AVGVSTO S . P Q. R IMPP.CAESS.SEVERVS ET AXTOXIXVS PlI FELICES AVGG RESTITVER»«/

Xur von dem letzten Worte ist der Schluss erhalten. ]\Ian erkennt noch, dass ursprünglich nur der oberste Streifen des Architravs beschrieben war, und erst bei der Severischen Restauration mit dem unteren zu einem mit schlechter Randleiste umrahmten Inschrift- felde zusammengezogen ist. Der Fries der Seitenfront lAbb. 301 ist mit Priesterinsignien Mütze (Apex), Weihwedel, Kanne, Opfer- messer, Schale, Schöpflöffel, Beil in sehr feiner und detail- lierter Ausführung geschmückt. Besser als an dem hochgestellten und nicht günstig beleuchteten Originale kann man die Feinheit der Arbeit schätzen an dem im Tabularium aufgestellten, von Valadier mit Benutzung antiker Bruchstücke ergänzten Abguss. An der Rückwand der Cella ist die Basis für das Doppelbild der

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Divi, zwei thronende Statuen, erhalten. Die Ruine, im IVIittelalter bis zu den Kapitellen der Säulen im Schutt begraben (s. o. S. 37,

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Abb. 29. Vespasianstempcl, dahinter Tabulariiim.

Abb. 7), wurde iSii unter \'aladiers Leitung freigelegt. Damals wurden die Fundamente der Säulen, welche sehr gelitten hatten, fast völlig renoviert.

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Zwischen \'espasians- und Concordientempel liegt in der Tiefe, mit der Rückwand an das Tabularium gelehnt, eine kleine Kapelle aus Ziegehverk. Man fand in ihr eine Marmorbasis mit Weih- inschrift für die Diva Pia Faustina (Gattin des Marc Aurel), gesetzt von einem Unterbeamten der Finanzverwaltung {viator qjiaestoriits ab aerario Satiirni).

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Abb. 30. Gebälk des \'esp;isianstempels.

XIII, Templum Concordiae. Der Tempel der Concordia war vom Dictator M. Furius Camillus nach Beilegung des jahrhunderte- langen Streites zwischen Patriziern und Plebejern i. J. 366 n. Chr. geweiht. Die Dimensionen des ursprünglichen Baues können wir vermutungsweise daraus erschliessen, dass das in sullanischer Zeit erbaute Tabularium auf seine Ausdehnung Rücksicht nimmt: der nördliche Teil der grossen Substruction ist fensterlos, weil die Rückwand des Tempels an ihn stiess. Vielleicht war danach der ältere Concordiatempel ein Rechteck von 15X25 m- Nach dem Tode des C. Ciracchus (121 v. Chr.) wurde er von L. Opimius erneuert. Einen zweiten Neubau begann Tiberius 7 v. Chr. und weihte ihn

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am i6. Januar lo n. Chr. ein. Da Tiberius seinen Tempel weder nach rückwärts, wo das Tabularium, noch nach vorwärts, wo der Clivus Capitolinus unüberschreitbare Grenzen bildeten, ausdehnen konnte, so erweiterte er die Cella nach rechts und links, so dass sie nun fast doppelt so breit wie lang wurde: der Grundriss dieses Baus ist auf der Forma Urbis Romae (o. S. 20 Abb. 4) erhalten. Noch einmal wurde der Tempel in späterer Kaiserzeit wiederher-

Abb. 31. Gebälk des Concordientempels.

gestellt; die Fassade mit der Inschrift: 5". P. O. R, aedevi Con- cordiae vetustate conlapsani in nieUorein faciem opeie et ciiUii splendidiore 7-estitiieriint stand noch im 7. Jhdt. n. Chr. aufrecht. Erhalten sind, abgesehen von den Stufen des Vorbaus, deren Lager zum Teil in den Tuff des kapitolinischen Hügels einge- hauen sind, die Schwelle der Cella, aus einem kolossalem Block von Portasanta- Marmor, in dessen Mitte ein bronzener Merkur- stab (cadiueiis) eingelassen war. Die Cella selbst war prächtig dekoriert: von dem Wandbelag und dem Paviment aus kostbarem bunten Marmor waren bei der Ausgrabung 181 7 noch bedeutende Reste übrig, die aber inzwischen verschwunden sind. In der Cella fand man mehrere Marmorpostamente (jetzt im Capitolini-

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sehen Museum), welche der Concordia von hohen Beamten pro Salute Tiöerii geweiht waren: den Inschriften zufolge haben darauf Statuen aus Edelmetall (5 Pfund Gold, 23 Pfund Silber) ge- standen. Auch die Schriftsteller berichten von der kostbaren Ausstattung des Tempels: Tiberius hat ihn, wie es scheint, zu einem wahren Museum griechischer Kunst gemacht. Zu Plinius d. Ae. Zeit sah man in der Cella Sculpturen des Baton, Euphranor, Nike- ratos, Piston, Gemälde des Nikias, Theoros, Zeuxis. Augustus weihte u. a. vier Elephanten aus Obsidian; auch der Ring des Poh'krates wurde hier gezeigt. In der Vorhalle des Tempels fanden noch bis in späte Kaiserzeit Senatssitzungen statt; auch die Arvalen und andere Priestercollegien traten hier zu Opfern und feierlichen Handlungen zusammen].

Den unterbrochenen Rundgang auf dem Forum wieder aufnehmend, begeben wir uns vom Severusbogen den CHvus Capitolinus hinab und, vor der Front der Rostra vorbei, zum Comitium. Auf dem Wege treffen wir zunächst mehrere Monumente aus später Kaiserzeit an: die Säule des Fokas, die Basis des Diocletian und zwei Ehrendenkmäler aus der Zeit des Honorius.

XIW Columna Focae. Ein quadratisches Posta- ment aus Backstein trägt eine Marmorbasis, über der sich eine Säule (H. 13,60, Dm. 1,35 m.) aus weissem Marmor mit korinthischem Kapitell erhebt. Die In- schrift auf der Nordseite der Basis meldet, dass der Exarch Smaragdus am i, August 608 n. Chr. auf diese Säule ,,ein goldstrahlendes Bild seiner Majestät, unseres Herren Fokas, des ewigen Kaisers, des von Gott ge- krönten Triumphators, zum Dank für unzählige Wohl- thaten, für die Herstellung des Friedens in Italien und für die Erhaltung der Freiheit" aufgestellt habe.

Fokas, ein Mann niedrigster Abstammung, war i, J. 602 von dem byzantinischen Heere an der Donau, in dem er als Centurio

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diente, zum Kaiser ausgerufen. Durch Hinschlachtung seines Vor- gängers Mauricius und der fünf Söhne desselben glaubte er sich den Thron zu sichern, den er dann durch Grausamkeit und Aus- schweifungen jeder Art schändete. Trotzdem wurde er in Rom anerkannt: und der Zustand Roms, das seit mehr als hundert Jahren von Barbareneinfällen, inneren Kämpfen und zerstörenden Naturereignissen heimgesucht war, Hess jeden Wechsel im Regi- ment als Möglichkeit einer Besserung erscheinen. Das Schreiben, in dem Papst Gregor d. Gr. die Thronbesteigung des Usurpators begrüsst, beginnt mit den Worten: ,,Wir freuen uns, dass Eure Milde und Frömmigkeit auf den kaiserlichen Thron erhoben sind. Die Himmel mögen frohlocken und die Erde jauchzen, dass das Volk im ganzen Reiche, das jetzt so bekümmert war, durch Eure Huld wieder heiter werde" u. s. w. Ein einziges Verdienst hat Fokas um Rom: er schenkte dem Papste Bonifatius IV. das Pantheon, welches dieser am 13. Mai 609 zu einer Kirche aller Märtyrer weihte. Im Oktober 610 wurde Fokas durch Verrat entthront und unter grausamen Martern hingerichtet; die Bilder des Usurpators, dessen abschreckende Hässlichkeit (winzige unge- staltete Figur, rotes Haar, buschige zusammengewachsene Augen- brauen, furchtbare Narbe, die seine Wange entstellte und entfärbte) die Geschichtsschreiber anschaulich schildern, wurden überall um- gestürzt.

Das Monument selbst ist ohne Zweifel nicht von Smarag'dus selbst errichtet, doch schwerlich älter als das 4.-5. Jhdt. n. Chr., und schon damals aus Spolien älterer Gebäude zusammengesetzt: Säule und Kapitell mögen ihrem Stile nach dem zweiten Jahrh. n, Chr. angehören. Eine Zugabe der allerspätesten Zeit ist die (1903 an zwei Seiten demolierte) Stufenpyramide, zu deren Construction manche der umliegenden Denkmäler Material haben beisteuern müssen.

X\\ Diocletians- und Honorius-Monumente. Un- weit der ^Rostra Vandalica\ nach dem Niger lapis zu, steht eine würfelförmige Basis aus weissem Marmor, die auf allen Seiten mit Reliefs bedeckt ist: auf der einen

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Seite, zwischen Trophäen und \'ictorien, ein Schild mit der Inschrift: Caesarum decennalia feliciter\ auf der zweiten die Thiere des feierlichen Staatsopfers der Suo- vetaurilia (Schwein, Widder, Stier) zum Opfer gefuhrt; auf der dritten ein Kaiser (Kopf, wie es scheint, ab- sichtlich zerstört) der Roma und dem Mars opfernd; auf der vierten Prozession von neun Togati. Die Basis ist 1547 vor der Kirche S. Adriano gefunden: ebenda ca. 1490 eine ganz ähnliche, jetzt verlorene mit der Inschrift Augustoriim vicennalia feliciter. Wahrschein- Hch sind diese Basen, welche Kolossalsäulen trugen, im J. 303. zur Feier des zwanzig- resp. zehnjährigen Re- gierungsjubiläums Diocletians und seiner Mitregenten vor der Curie aufgestellt worden. Die Darstellung der Opfer- tiere mit der entsprechenden auf den nahen Trajans- schranken zu vergleichen ist von Interesse, um den schnellen X^erfall der römischen Sculptur im Laufe von nicht ganz zweihundert Jahren zu ermessen.

Mehrere Marmorblöcke rechts neben der Reliefbasis gehören zu einem Denkmal aus der Zeit des Honorius und Arcadius, welches i. J. 1547 hier ausgegraben wurde, nämlich einem grossen Postament für eine Quadriga, dessen ruhmredige Inschrift die Ueberwindung des Rebellen Gildo in Africa (386-398) durch den grossen Feldherrn der Kaiser, Stilicho, feierte. Das noch fast vollständige iNIonument fiel in die Hände der Farnese, welche es ,,für moderne Arbeiten" zersägen liessen. Ein Stück mit dem Anfange der Zeilen ist im Museum in Neapel; auf dem Forum sind nur kleine Fragmente (z. B. ein Stück mit Resten der Worte vindicata re- BKhht07ie et africae V^'^'Wtiitione laetiis) geblieben; erst neuerdings ausgegraben sind zwei Stücke einer metrischen Inschrift:

a\ rmipotens Libyciim defendit Honorhis \orbem (?)

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vielleicht ein Vers des Hofdichters Claudian, der in seinem Gedichte de sexto consulatu Honorii auf das Denkmal anspielt.

Weiter rechts steht, am Rande der Ausgrabung des Lapis niger, ein hoher Marmorblock. Seiner (der Curie zugewandten) Inschrift nach g;^ehörte er zu einem unter Arcadius und Honorius von Senat und \^olk ,zu Ehren des treuen und tapferen Heeres' errichteten Denkmal für einen unter dem Commando eines vir illust?'is er- fochtenen Sieg über die Goten. Der Name des Feld- herrn ist absichtlich getilgt, kann aber kein anderer als Stilicho gewesen sein: das Denkmal bezog sich auf die Schlacht bei PoUentia 403, wo Stilicho den Rada- gaisus und seine Schaaren zurückwarf und dem Kaiser noch einmal Thron und Reich rettete. Bald darauf fiel Stilicho in Ungnade und wurde auf Befehl des Honorius meuchlerisch ermordet (408 n. Chr.), sein Name auf allen öffentlichen Denkmälern ausradiert: zwei Jahre später ward Rom von Alarich und seinen Goten erobert und geplündert. Charakteristisch " für die kümmer- lichen Mittel, die man in dieser Spätzeit selbst für her- vorragende Denkmäler zur Verfugung hatte, ist es. dass die Inschrift auf der Schmalseite eines schon einmal ver- wendeten Blockes eingehauen ist: ursprünglich hat er eine Reiterstatue getragen, deren Befestigungslöcher noch (auf der jetzt linken Nebenseite) zu erkennen sind.

X\T. Die trajanischen Marmorschranken. Die beiden Marmorschranken mit Reliefs ianaglyphä) auf beiden Seiten sind gefunden auf der Stelle, wo sie jetzt stehen, doch ganz roh auf schon einmal gebrauchte Travertinblöcke aufgesetzt (die Sockel aus weissem Marmor sind moderne Zutat): es ist klar, dass dies nicht ihre ursprüngliche Aufstellung gewesen sein kann. Sie sind im spätesten Altertume hierher gebracht, um

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als Seiten eines Postaments, ähnlich den Backsteinbasen gegenüber der Basilica Julia zu dienen: bei dieser zweiten Aufstellung hat man die historischen Reliefs nach aussen, die Opfertiere nach innen gewandt. Die beiden jetzt offenen Seiten des so entstehenden Quadrats schloss man durch nachlässig aufgeführte Mauern und füllte das Innere mit Schutt aus. So kommt es, dass die Tierreliefs wunderbar frisch erhalten sind, während die historischen Scenen, die noch Jahrhunderte lang allen Unbilden der Witterung und der Menschenhand aus- gesetzt blieben, weit mehr gelitten haben.

Auf den (jetzt) inneren Seiten sieht man Eber, Widder, Stier, die Opfertiere des feierlichen Staatsopfers der Suovetaurilia, mit Opferbinden an den Hörnern iyittae) und um den Leib geschmückt. Solche Suove- taurilia wurden dargebracht bei der Sühnefeier {liistriini) für das \'olk am Schlüsse des Census, und für das Heer beim Beginne eines Feldzuges; auch wohl bei Tempelgründungen und ähnlichen Cerimonien. Die drei Opfertiere wurden dabei um die zu lustrierende \^er- sammlung oder Stätte herumgeführt und dann ge- schlachtet.

Die beiden (jetzt) nach aussen stehenden Reliefs stellen zwei Staatsakte des Trajan dar. Auf dem ersten (dem Severusbogen zugewandten) sieht man den Kaiser auf der (durch drei Schiffsschnäbel gekennzeichneten) Rednerbuhne, hinter ihm Gefolge und Lictoren (mit den Ruthenbündeln ohne Beile). Der Kaiser in der Toga spricht zu einer vor der Rostra stehenden \^olks- menge: die Tracht der Zuhörer ist die charakteristische der römischen Plebejer, die Paenula, ein kurzes bis zum Knie reichendes Gewand. Die \'ersammelten er- heben die Hände, offenbar um Beifall zu spenden für das was der Kaiser verkündet. Den Inhalt hat der Künstler, für seine Zeitgenossen gewiss sofort verstand-

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lieh, angedeutet durch eine Gruppe, die durch ihre niedrige Basis als statuarisch charakterisiert wird. Diese Gruppe stellt einen Kaiser auf curulischem Sessel dar» dem sich eine Frau naht, ein Kind auf dem Arme, ein zweites an der Hand führend: es ist Italia, die dem Kaiser für eine milde Stiftung dankt, durch welche er für die Jugend des Landes gesorgt hatte. Im Jahre loi n. Chr. Hess Trajan in allen Städten Italiens grosse Kapitalien hypothekarisch festlegen, aus deren Zins-

Abb. 32 rt. Marmorschranke von den Rcstra.

ertrag in jeder Gemeinde arme Kinder erzogen werden sollten. Wir besitzen noch zwei Originalurkunden, grosse Bronzetafeln, die sich auf diese milde Stiftung {institiitio alimentarid) beziehen, die eine aus Veleia (jetzt im Museum zu Parma), die andere aus der Ge- meinde der Ligures Baebiani unweit Benevent (j. im Thermenmuseum zu Rom). Beide legen Zeugnis ab sowohl von der Sorgfalt und Umsicht mit welcher bei der Kapitalsanlage verfahren wurde, wie von der Gross- artigkeit der aufgewandten Mittel. Wenn für zwei ziemlich kleine Gemeinden wie Veleia und die Ligures Baebiani i 044000 resp. 40 1 800 Sesterzen (ca. 260000 resp. 100 500 Lire) angewiesen wurden, so muss der Aufwand für ganz Italien viele hundert Millionen erfordert haben. Es ist begreiflich, dass diese Jugendversorgung

auf die Zeitgenossen einen tiefen Eindruck machte: sie wird von den Schriftstellern rühmend erwähnt, zu ihrem Andenken sind Münzen geschlagen, und auf dem Forum Romanum, wo sie verkündigt war, ist sie, ausser durch das Relief, auch durch eine statuarische Gruppe ver- herrlicht gewesen.

Das zweite Relief ist unvollständig durch den \^er- lust der ersten Platte rechts: doch sieht man^ dass auch hier die Rostra dargestellt waren. Der Kaiser, sitzend,

Abb. 52 Z'. Marmorschranke von Jen Rostra.

erteilt mit ausgestreckter Rechten einem höheren Beam- ten einen Befehl. Offenbar handelt es sich um das Anzünden eines Haufens von Diptycha d. h. von wachs- überzogenen Holztafeln, deren sich die Römer für Ge- schäftspapiere, Schuldverschreibungen u. dgl. bedienten. Diese Diptycha werden herbeigetragen von Männern in halb soldatischer Tracht (man beachte die Fussbeklei- dung, caliga, mit dem vielfach geschnürten Riemenwerk, sowie den Schwertgurt, cingiilum militiae, mit metall- beschlagenen Enden): es sind Amtsdiener, apparitoi-es, welche offizielle Aktenstücke herbeibringen, und es liegt am nächsten, an Schuldbücher zu denken. Man nimmt also an, dass hier ein Erlass rückständiger Steuern an die Provinzialen (Italien war auch in der Kaiserzeit steuerfrei) dargestellt sei. Somit zeigen die historischen

Scenen auf beiden Schranken einen bemerkenswerten Parallelismus: auf der einen wird der Kaiser als Wol- täter Italiens, auf der anderen als Woltäter der Pro- vinzen gefeiert.

Wie die beiden historischen Scenen, so stehen auch die baulichen Hintergründe, vor denen sie sich abspielen, in enger Wechselbeziehung: beide zusammen repräsen- tieren ein fast vollständiges Rundbild des Forum Ro- manum, wie es im Anfange des zweiten Jahr. n. Chr. war. Und zwar sieht man auf der zweiten Schranke: den Tempel des Vespasian (der der Concordia ist durch Zerstörung der ersten Platte verloren gegangen) mit sechs korinthischen, den des Saturn mit sechs jonischen Säulen, zwischen beiden hoch oben einen Bogen, wohl Andeutung des Tabulariums, weiter eine grosse Halle, die Basilica Julia. Die Figur eines Satyrs mit Schlauch über der Schulter schliesst links ab: es ist Marsyas, der, als Siegesbeute aus einer griechischen Stadt, am unteren Ende des Forums stand; neben ihm ein heiliger Feigenbaum in einer Umzäunung (nicht die ficus rumi- nalis auf dem Comitium). Dieselbe Gruppe, Marsyas und Feigenbaum, finden wir am rechten Ende der zweiten Schranke: dort folgt eine grosse, der anderen Halle völlig entsprechende, die Basilica Aemilia, dann eine breite Strasse (das Argiletum zwischen Basilica und Curia), dann ein tempelähnliches Gebäude mit Freitreppe davor (die Curie vor dem diocletianischen Umbau), endlich ein nicht näher zu bestimmender, wahrscheinlich bei den Bauten des Severus zerstörter Bogen, und vor diesem wiederum die Rednerbühne. Die sich wieder- holenden Monumente, Rostra und Marsyas, zeigen, dass sich beide Reliefs zu einem Ringe zusammen schliessen sollten: und doch fehlen von den das Forum umgeben- den Gebäuden der Caesar- und Castortempel, also die Ostseite.

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Diese scheinbar auffällige Auslassung erklärt sich aber aufs ungezwungenste durch die ursprüngliche Auf- stellung beider Schranken. Sie standen nämlich als Balustraden auf der Plattform der Rednerbühne, und zwar so, dass die historischen Reliefs nach innen, die Opfertiere nach aussen gewendet waren. So wird auch das verschiedene Grössenmaass beider Seiten verständ- lich: die Tierreliefs waren immer nur vom Planum des Forums, aus einer Entfernung von 4-5 m., die histo- rischen Darstellungen aus nächster Nähe sichtbar. Stand die erste Schranke (Abb. '^2 a) zur Linken des Redners, so entsprach die auf ihr dargestellte Nordseite des Forums genau der wirklichen Lage der Gebäude; die zweite (Abb. 32^) zur Rechten des Redners stehende Schranke enthielt die ^Monumente, welche der Redner im Rücken und rechts hatte^ nämlich West- und Südseite. Die nicht dargestellte Ostseite ist also eben die, welche der Redner auf den Rostra vor Augen hatte. Die im feier- lichen Zuge an der Aussenseite des Monuments schrei- tenden Opfertiere aber mag man auffassen als Symbol einer dauernden histratio, einer Entsühnung und Weihung der Rednerbühne.

XML Niger lapis und Romulusgrab. An der Grenze von Forum und Comitium liegt, jetzt durch ein Holzdach geschützt, ein Geviert aus schwarzen Marmor- platten, welches mit einer Einfriedigung aus weissem Marmor umgeben ist. Das schwarze Pflaster ist an der Oberfläche vielfach beschädigt und ausgeflickt (u. a. mit dem Stück einer Lischrift), aber sehr exact p'efupft: seine Orientieruno- stinmit mit der diocletianisch- caesarischen Curie, vor deren Eingang es ziemlich genau liegt. Man hat dasselbe sofort bei seiner Auffindung in Verbindung gebracht mit einer Gruppe von Denk- mälern, deren Existenz auf dem Comitium von Schritt-

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stellern der letzten republikanischen und der ersten Kaiserzeit bezeugt wird.

,,Der schwarze Stein auf dem Comitium", sagt der Antiquar Pom peius Festus, dessen Werk ein Auszug aus dem grösseren des Verrius Flaccus, Zeitgenossen des Augustus, ist, „bezeichnet eine Unglücksstätte: nach einigen soll sie zum Grabe des Romulus bestimmt gewesen sein, doch sei diese Absicht nicht zur Aus- führung gekommen, und an seiner Stelle sein Pflegevater Fau- stulus begraben sein; nach anderen war hier das Grab des Hostus

Abb.

Niger lapis.

Hostilius, Vaters des dritten Königs Tullus Hostilius". Dionys von Halikarnass, der unter Augustus schrieb, giebt an: ,, Manche meinen, der steinerne Löwe, der an dem vornehmsten Platze des römischen Forums bei den Rostra lag, sei ein Denkmal für den Faustulus gewesen, den man begraben habe, wo er im Kampfe ^^efallen sei" und wiederholt an einer anderen Stelle die abwei- chende Ansicht: ,, Hostus Hostilius wurde begraben an der vor- nehmsten Stelle des Forums und erhielt einen Gedenkstein (Stele) mit einer Inschrift, die seine Tugenden pries". Endlich bemerken

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die alten Erläuterer zum Horaz: ..die meisten sagen [an einer anderen Stelle: Varro sagt], dass Romulus bei [vor oder hinter]

Abb. 54. Xiger lapis, obere Schicht.

Abb. 5^. Niger lapis, untere Schicht.

den Rostra begraben worden sei, und deshalb seien auch zwei Löwen dort aufgestellt gewesen, dergleichen man noch heutzutage an Gräbern sehe".

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Im Niveau des augustisch-caesarischen Pflasters haben wir freiHch statt eines ,, schwarzen Steines" ein schwarzes Pflaster aus Marmorblöcken, und von Löwen als Wächtern oder von einer Stele mit uralter Inschrift keine Spur. Wohl aber fand sich, bei tiefer gehenden Nachforschungen, etwa 1V2 ni. darunter, eine Gruppe von Denkmälern aus uralter Zeit, die schon im späteren Altertum überdeckt und zum Teil absichtlich zerstört sind. Zunächst, nur zum Teil von dem schwarzen Pflaster überdeckt, zwei Basen aus Tufl" (Abb. 35 ^ ^9) die

Abb. 36. ,SaceIlum' und archaische Stele.

für zwei liegende Löwenbilder ganz geeignet scheinen. Zwischen den beiden Basen liegt (ob an seiner ursprüng- lichen Stelle ?) ein einzelner Steinblock (C). Nach rück- wärts stossen diebei den Basen gegen das Fundament (D) eines Altars (?), das noch nicht genauer untersucht ist. Dies ,Sacellum' hält man meist für identisch mit dem von den Schriftstellern erwähnten ,, Grabe des Romulus" ; auf dem einzelnen Blocke, meinen einige Gelehrte, habe der ,, schwarze Stein", vielleicht, wie auf etruskischen Gräbern, ein kegel- oder pignenförmiger Block aus schwarzem vulkanischen Material, gestanden.

Hinter dem ,Sacellum', unter dem schwarzen Pflaster, steht ein runder oben abgehauener Säulenstumpf (G) aus Tufl"; weiter dahinter im Dunkel (der Custode leuchtet) eine vierseitige auf allen Flächen mit Inschriften bedeckte

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Stele (//). Die Schriftzüge gehen \on oben nach unten und von unten nach oben (verticales Bustrophedon). Die Buchstaben sind den griechischen ähnhcher als auf irgend einer anderen lateinischen Inschrift (hier einzig

Abb. 57, Inschrift der archaischen Stele.

hat das R noch die Form P): unter sämtHchen erhaltenen Inschriften auf Stein ist sie jedenfalls die älteste, und nicht jünger als das fünfte Jhdt. v. Chr. Der Inhalt ist leider bis jetzt fast völlig dunkel, und wird es, da die Zeilen kaum zur Hälfte, vielleicht nur zu einem Drittel erhalten sind, auch wohl für immer bleiben.

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Nur soviel eri-:ennt man, dass darin die Rede ist von einem 7'ex sei dies nun der wirkliche Monarch von Rom, oder sein schattenhafter Nachfolger in der Re-

VV-K

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K}\

A^iA^^UIUX

8. ni kalato-

9, rem liap...

10. ...iod ioiixnie7i-

11. ta kapia dota v.

15. VI ite ri

14. qtioiha-

13. velod Jieqji...

I 2. ...od iovestod

16, loiqjiiod...

Abb. 58. Inschrift der archaischen Stele.

publik, der 7'ex sac7'07'iim ferner von ioiixmenta^ d. h. Wagen und Zugtieren, und von einem Amtsdiener, kalator. Endlich ist noch der Schluss eines Satzes: sakros esed-^ sacer esto erhalten, wonach es wahrscheinlich wird, dass wir es mit einer lex sac7'ata zu thun haben:

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^

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und viel anderes wird man in Rom in so alter Zeit nicht in Stein gegraben haben. Der r<?.r (und später der rex sacroriiiu) hatte nun auf dem Comitium vor allem an drei Tagen im Jahre, am 24. Februar, am 24. März und am 24. Mai, zu thun (o. S. 6): es ist denkbar, dass sich die lex auf die von ihm vorzu- nehmenden heiligen Handlungen bezog, dass ihm das Vorrecht zugesprochen wurde, zu Wagen mit seinem Amts- diener auf dem Comitium zu erscheinen, was sonst verboten war, und dass Uebertreter dieses Verbotes der Strafe der Gottheit verfallen sollten. Aber eine wirkliche Ergänzung der Inschrift ist unmöglich.

Bei der Ausgrabung des ,Sacellum' fand man die Plin- then der Basen eingehüllt in eine Schicht Flusskies, der absichtlich hierher gebracht war: in dieser Schicht fanden sich zahlreiche Weihgaben, kleine Götteridole aus Thon, Knochen und Bronze, Stücke von Terracottareliefs, Vasenscherben, Knochen von Opfertieren u. s. w.; alles jetzt im Magazin der Ausgrabungen. Die meisten auch dieser Objecte rühren aus sehr alter Zeit (6.-8. Jhdt. V. Chr.) her.

W^ann dies alte Heiligtum zerstört und wann es gänzlich überdeckt worden sei, ist bis jetzt streitig: einige Forscher nehmen an, dass die erste Zerstörung bereits bei der Gallierinvasion (390), die definitive \'er- deckung und Legung des schwarzen Pflasters zur Zeit des Caesar oder Augustus erfolgt sei; andere glauben, dass noch Varro die untere Gruppe vollständig gesehen

Abb. 39. Figürchen aus Knochen, ffefunden beim ,Sacellum'.

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habe, und halten das schwarze Pflaster für ein erst in später Kaiserzeit zum Andenken an das längst ver- schwundene ,,Romulusgrab'* gegründetes Denkmal. Die Entscheidung dieser und mancher anderen Controversen ist von der Fortsetzung der Ausgrabung zu erwarten. Unter der rechten Ecke des schwarzen Pflasters steht ein viereckiger schachtar.tiger Bau aus Tuflplatten, dessen oberer Rand in der Höhe des caesarisch-augu- stischen Comitiums liegt; ein ähnlicher fünfseitiger findet sich rechts am Eingange der Ausgrabung. Was diese und ähnliche vor der Front der Rostra, im Zuge der Sacra Via vor der Basilica Julia und sonst gefundenen Constructionen bedeuten, ist nicht sicher. Unbegründet ist, wenigstens für die Mehrzahl, die Benennung ,pozzi ritiialv ; eher dürften sie einem praktischen Zwecke (Entwässerung) gedient haben.

XVIII. Comitium. Der Platz zwischen Lapis niger und S. Adriano ist der letzte Rest des alten Comitiums. Der grössere Teil war mit Travertinplatten gepflastert, unter denen viele Reste aus Tuff, von sehr altertüm- lichem Charakter und bisher ungewisser Deutung, zu Tage gekommen sind. Nur der Teil direkt vor dem Senatshause ist mit Marmorplatten belegt. Auf der Grenze beider Pflasterungen sieht man eine tellerförmige Marmorschale, den Untersatz einer Fontäne, wie die zahlreichen Spuren von Beschädigung durch Wasser zeigen. In der Mitte des Tellers ist Platz für ein acht- eckiges Postament ausgespart, auf dem wahrscheinlich ein hohes becherähnHches Gefäss (^cantharus) stand.

Nahe dem Rande der Ausgrabung (bei /") steht eine grosse Marmorbasis, mit Inschriften auf allen vier Seiten, Ursprünglich trug sie eine Bildsäule des An- toninus Pius, die am i. August 154 n. Chr. von den Vorstehern der römischen Zimmermannsgilde {colleguun

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fabriivi tigniiariorum) geweiht war: das Datum auf der Rückseite, die lange Liste von Namen auf der linken Nebenseite stammen von dieser ersten \'erwendung. Später wurde die Basis benutzt um ein Denkmal, wahr- scheinlich eine Bronzegruppe, daraufzustellen, welche Kaiser Maxentius den StadtgTündern Romulus und Remus und ihrem \'ater Mars am 21. April 308 n. Chr.. dem Gründungstage Roms, weihte. Die \'ermutung liegt nicht fern, dass diese Gruppe an dem ,, schwarzen Pflaster", das zur Erinnerung an das ,.Romulusgrab" erneuert war, ihren Platz gehabt habe.

Einem ganz späten (mittelalterlichen?) Bau gehören die drei Marmorstufen an, welche östlich vom ,, schwarzen Steine" in der Richtung auf den Severusbogen zu laufen. Daneben, vor dem rechten Seiteneingange des Bogens steht auf dem Travertinpflaster (bei g) das Postament einer Reiterstatue, laut Inschrift dem Kaiser Constantius vom Stadtpräfecten Neratius Cerealis (352-353) gesetzt. Der Kaiser wird darin als restihitor urbis et orbis, exstincto7- pestiferae tyrannidis gefeiert: letzteres be- zieht sich auf die Besiegung des Gegenkaisers Ma- gnentius (352).

XIX. Curia Julia. Die Kirche S. Adriano, mit kahler Ziegelfassade, entspricht dem Hauptraume des Senatshauses der Kaiserzeit, der Curia Julia. Die Curie Julia, vom Dictator Caesar zum Ersatz der alten weiter nördlich gelegen Curia Hostilia gegründet (o. S. 15), occupierte den grössten Teil des alten republikanischen Comitiums. Sie bestand aus dem grossen Sitzungssaale, speziell Curia genannt, und einem kleineren für geheime oder Commissions-Sitzungen {secretariinn seyiatus)'. letz- teres jetzt Kirche S. Martina (o. S. 26). Beide Ge- bäude waren im Altertum vereint, noch Anfang des 16. Jhdts. existierten zwischen den Kirchen Reste

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eines Hallenhofes, andere Räume hinter der Kirche S. Adriano: in den einen oder den anderen wird man das Chalcidicuin zu suchen haben, welches Augustus

I ANTIKER BAV b.s z XVjhh.

I ERQÄNZVNQ,

^j^j^ MITTEL ALTERLICHE ^"^'^^ BAVT E N nachA.d.SANaALLO

PROIECTIRTER 'VMBAVdes B.PERVZ-Z,I

1^ f

Abb. 40. Curia und Secrctüi mm.

im Monumentum Ancyranum als ,, Nebengebäude der Curie" bezeichnet.

Caesar erlebte die Vollendung des Baues nicht melir, den Augustus 29 V. Chr. einweihte. Als Schutzgöttin wählte er die

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Victorin, deren Altar mit einem goldenen Bilde der Göttin im Hauptsaale aufgestellt wurde. Domitian erneuerte das Gebäude, und weihte seiner Schutzgöttin Minerva eine Kapelle, vielleicht im Chalcidicum, welches davon auch Atrhini Minervae genannt wurde. Die Abbildung auf der Trajansschranke (o. S. 86) zeigt die Curie als tempelähnlichen Bau mit Säulenhalle und Freitreppe davor. Das im Brande unter Carinus 283 stark beschädigte Ge- bäude wurde von Diocletian wiederhergestellt, und erhielt damals die Gestalt, welche wir jetzt sehen: es wurde vielleicht i. J. 303, beim Regierungsjubiläum des Kaisers und seiner Mitregenten, eingeweiht, und damals die beiden oben (S. 83) erwähnten Kolos- salsäulen aufgestellt. Wenig später erneuerte der Stadtpräfect Junius Flavianus (311; das Secretarium. Ende des vierten Jhdts. war der Altar der \'ictoria Gegenstand erbitterten Streites zwischen der christlichen und der heidnischen Partei im Senate (o. S. 22). Bei der Einnahme Roms unter Alarich (410) wurde die ganze Nordseite des Forums durch Brand verheert: das Secretarium stellte i. J. 412 der Stadtpräfect Flavius Annius Eucharius Epi- phanius wieder her, wie eine bis ins 17. Jhdt. in der Apsis von Alt-S. Martina erhaltene Monumentalinschrift meldete. Noch in der Zeit des Theoderich dient das Gebäude für die Sitzungen des schattenhaften »Senats* ; der Name ,, Freiheitshof'' (^atriittn Liber- tatis), mit dem es damals statt seines klassischen. Curia, gern belegt wird, ist von einem nahe gelegenen (s. o. S. 14), aber ganz verschiedenen entnommen. Nachdem auch d^s Gotenreich gestürzt war, verödete der Senat: Mitte des 7. Jhdts. wurden dann die beiden Kirchen S. Adriano und S. Martina darin eingerichtet, deren Einbau man verdankt was von der Curie noch übrig ge- blieben ist. Anfang des 16. Jhdts. machten A. da Sangallo d. Ae. und Peruzzi, behufs eines Umbaus beider Kirchen, der aber nicht zur Ausführung kam, wichtige Studien über 'die erhaltenen Reste. Manche Teile wurden erst bei Anlage der Via Bcnela unter Sixtus V. (15S5-90), andere bei der Erneuerung von S. Martina durch Pietro da Cortona (1640) zerstört. Damals wurde die ganze Kirche um ein Stockwerk über das Niveau des mittelalterliclien Baus verlegt, der nun der modernen Kirche als Krypta dient.

Vor der Front der Curie liegt der S. 96 erwähnte mit Marmor gepflasterte X'orplatz, an dessen X^orderseite

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man noch die Standspuren für ein Gitter sieht, welches ihn vom Forum und Comitium abschloss. Eine Frei- treppe, von der nur der Gusswerkkern erhalten ist, führte zur Eingangsthür hinauf. Die hohe Ziegelwand der Fassade war in ihrem unteren Teile mit Marmor bekleidet, im oberen mit Stuck, dessen Teilung Mar- morquadern nachahmte. Im i6. Jhdt. war, wie alte Zeichnungen beweisen, noch viel mehr von dieser Stuck- bekleidung erhalten; auch die jetzt schmucklosen Tra- vertinbalken, welche unter dem Giebel herv^orragen, waren stuckiert in Nachahmung eines reichen korinthi- schen Consolengesimses, mit Köpfen in Relief zwischen den Consolen.

Die Eingangsthür zur Curie, 3,60 m. breit. 5,80 m. hoch, lag in diocletianischer Zeit in der Höhe des Podests der Freitreppe, ist aber bei der allmählichen Hebung des Forums-Niveaus mehrmals höher gelegt worden. Etwa 3 m. über dem ursprünglichen Niveau sind zwei Marmorblöcke als Eckstücke einer Thur- schwelle eingemauert; die untere Hälfte der diocletiani- schen Thür ist mit rohem Mauerwerk geschlossen, zu dem Marmortrümmer, Inschriftfragmente, Porphyrsäulen u. dgl. verwendet sind. Auch einige Bruchstücke mit Ornamenten, die nicht älter sind als das 8.-9. Jhdt., haben sich in diesem Füllwerk gefunden: daher kann diese erste Auf höhung nicht mit der Gründung der Kirche S. Adriano, sondern nur mit einer mittelalter- lichen Restauration der Kirche (nach dem Einfall der Normannen unter Robert Guiscard, 1084 oder unter Gregor IX., 1229?) in X^erbindung gebracht werden. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Boden des Forums wiederum aufgehöht, so dass man um 1570 auf einer Treppe von 6-8 Stufen zur Kirche hinabstieg. Im J. 1654 restaurierte der spanische Ordensgeneral Alfonso Sotomavor die Kirche abermals, indem er ihr

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Niveau wieder um ca. 3 m. höher legte: die Unter- schwelle der Thür von 1654 liegt fast genau in der Höhe der Oberschwelle der diocletianischen. Das Thür- gewände und die bronzenen Thürflügel waren immer noch die antiken: die Bronzethüren wurden erst unter Alexander VII. von Borromini entfernt, der sie für das Hauptportal der von ihm restaurierten Laterans- basilica verwandte. Als man die Thürflügel zum Trans- port auseinander nahm, fanden sich zwischen den Platten mehrere antike Münzen, darunter eine des Domitian. Die zahlreichen Gräber, welche man teils unter der Treppe, teils in die. Ziegelwand der Fassade eingehöhlt gefunden hat, entsprechen, soweit sich das aus den spär- lichen Beigaben bestimmen lässt, den Bauperioden der Kirche : die unteren Schichten gehen vielleicht ins lo.-ii. Jhdt. zurück, die höheren reichen bis in die Zeit des Cola di Rienzo.

XX. Der Carcer. Ausser der Curie ist der Carcer das einzige am Comitium erhaltene Gebäude; er darf daher, obwohl nicht zu den eigentlichen Forums-Aus- grabungen gehörig, hier nicht übergangen werden. Man besucht ihn am besten zusammen mit den Tempeln am Clivus: Eintritt durch die Sacristei der Kirche S. Giu- seppe dei Falegnami (auch S. Pietro in Carcere genannt).

Die römischen Schriftsteller unterscheiden zwischen dem Carcer, in welchem verhaftete Uebelthäter bis zu ihrer Aburteilung einge- sperrt wurden (das Gefängnis als Freiheitsstrafe kennt die römische Justiz nicht), und dem Tullianum, einem unterirdischen Verliess, in welchem besonders die nicht öffentlichen Hinrichtungen statt- fanden. Des Anklana-es des Namens wegen galt der römischen-

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Tradition dies Verliess als eine Gründung des fünften Königs, Servius Tullius, wogegen man den Carcer auf seinen Vorgänger, Ancus Marcius, zurückführte. In Wahrheit bedeutet tiillianiitn vielleicht nur ,, Brunnenhaus", und ist abzuleiten von dem veral-

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Abb. 42. Carcer, Pia:

taten Worte tulhis, der Springquell (s. u.). Das Tullianum wird stets als ein schauriges Verliess geschildert: der Carcer und nament- lich die bei Ueberfüllurg desselben als Filiale dienenden „Stein- brüche" {lauiumiae) am Abhänge der Arx waren ein leichteres Haftlokal, in dem die Gefangenen sich z. B. litterarisch beschäf- tigen und Besuche von Angehörigen und Freunden empfangen

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durften. Von dem Dichter Naevius (um 200 v. dir) wird erzählt, dass er zwei Stücke in carcere geschrieben habe. Die Bestimmung des Carcer nur zur Untersuchungs-, nicht zur Strafhaft, erklärt es, dass Rom niemals mehr als dies eine Gefängnis besessen hat, welches auch mit seinen Filialen nur eine sehr massige Ausdeh- nung gehabt haben kann.

Abb. 43. Carcer und Tullianum, Durchschnitt.

Man steigt auf einer modernen Treppe hinunter in das einzige wohl erhaltene Gelass des oberen Kerkers, einen gewölbten Raum aus Tuffquadern mit sparsamer Verwendung von Travertin. Die Eingangsthür, zu der jetzt von innen mehrere Stufen hinaufluhren, liegt im Niveau des alten Comitiums. An der Aussenseite (zu- gänglich vom Vestibül der Kirche aus) steht auf einer vorsprin- genden Fa.scie aus Travertin mit grossen Buchstaben die Inschrift: C. VibiHS C. /. Rufinus, M. Coccehi\s M. f. Nerva'\ cos. ex s{cna-

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ins) c{onsiilto). Die beiden Genannten waren Consuln zu Anfang der Regierung des Tiberius, wahrscheinlich i. J. 22 n. Chr. Von anderen anstossenden Kammern sind Reste constatiert, jedoch nicht zugänglich.

In das untere Verliess führt eine gleichfalls moderne Treppe: im Altertum war der Raum nur durch ein Loch in der Decke

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Abb. 44. Tullianum, Durchschritt und Plan.

zugänglich. Diese Decke ist jedoch nicht die ursprüngliche, sondern erst bei einem Umbau, vielleicht dem erwähnten unter Tiberius, eingezogen. Die Kammer hat zum Grundriss einen Kreis, dessen eines Drittel durch eine Sehne abgeschnitten ist: diese Sehne besteht aus gewachsenem Fels, die Rundmauer aus Tuftblöcken, welche ohne Mörtel sehr exact zusammengefügt sind. Es sind noch drei Schichten Blöcke vorhanden, von denen jede über die andere vorkragt: ursprünglich setzte sich diese Construction zu

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mehr als doppelter Höhe fort und bildete eine primitive Kuppel, wie sie an hochaltertümlichen Monumenten in Italien und Grie- chenland (sog. Schatzhaus des Atreus in Mykenae, Brunnenhaus auf der Burg von Tusculum) vorkommt.

Im Boden des Tullianums entspringt ein jetzt ziemlich wasser- armer Quell, der nach der verbreitetsten Annahme ursprünglich das Gewölbe, den Burgbrunnen des Capitols, füllte. Das über- schüssige Wasser, meint man, sei durch einen in den Tuff ge- hauenen (jetzt durch eine eiserne Thür verschlossenen) Canal abgeflossen. Neuerdings hat man Zweifel an der Richtigkeit dieser Hypothese geäussert, namentlich wegen des Fehlens jeglicher In- crustation, wie sie sich bei langem Gebrauche des Raumes als Brunnenstube hätten bilden müssen. Statt dessen vermutet man in dem Bau ein uraltes Kuppelgrab, wie die mj'kenischen.

Im Tullianum haben Jugurtha, Vercingetorix und andere überwundene Feinde Roms, nachdem sie im Triumphe aufgeführt waren, ihr Ende gefunden. Am 5. Dezember 63 v. Chr. wurden hier auf Ciceros Befehl die Genossen des Catilina als Hochverräter hingerichtet: berühmt ist die Beschreibung, welche Sallust bei dieser Gelegenheit vom Tullianum giebt: ,,Im Gefängnis ist ein Raum, das Tullianum genannt, etwa zwölf Fuss unter der Erde; rings umgeben ihn Wände und eine gewölbte Decke aus Quader- stein; sein Aussehen ist durch Vernachlässigung, Dunkelheit und Geruch abschreckend und hässlich". Noch bis ins vierte Jhdt. n. Chr. hören wir von Staatsgefangenen, die im Tullianum ihr Ende gefunden haben. Die christliche Legende betrachtet es als Gefängnis des Apostels Petrus, der durch ein Wunder die Quelle im Boden hervorgerufen habe, um seine Kerkermeister Processus und Martinianus zu taufen. Nur in diesen ganz späten Legenden kommt der Name Carcer Maviertimis (oder Custodia Mamertini) vor, der dem klassischen Altertume fremd ist.

Neben dem Carcer führte die ,, Seufzertreppe" {scalae Gevioniae oder einfach Genioniae) hinauf zur Arx; auf der Treppe wurden die Leichen der Hingerichteten ausgestellt, ehe sie in den Fluss geworfen wurden. Ihre Richtung muss einem der modernen Stufenwege neben der Kirche entsprochen haben, doch sind Spuren bisher nicht nachzuweisen.

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XXI. Den auf dem Comitium unterbrochenen Rund- gang durch das Forum wieder aufnehmend, begeben wir uns zu den Resten der Basilica Aemilia.

Im J. 179 V. Chr. (575 d. St.) gab der Censor M. Fulvius Nobilior den Bau einer Basilica der zweiten in Rom „hinter den neuen Buden" zugleich mit dem Fischmarkte {Forum pisca- riiim) in Verding. Er führte den Bau, wie es scheint, gemein- sam mit seinem Collegen M. Aemilius Lepidus durch: jedenfalls trägt derselbe in der Folgezeit zunächst den Namen Basilica Fiilvia et Aemilia. Der Besieger des Perseus von Makedonien, L. Aemilius Paullus scheint sich um die Ausschmückung der Ba- silica Verdienste erworben zu haben: eine Ehreninschrift für ihn ist neuerdings in den Ruinen gefunden. Der Consul M. Aemilius Lepidus restaurierte das Gebäude i. J. 78 v, Chr. (676 d. St.) und schmückte die Fassade mit Metallschilden, die an den Gebälken auf- gehängt wurden. Wahrscheinlich war auch er es, der die alten Säulen aus einheimi- Abb. 45.

schem Stein durch solche aus phrygischem ^^""'^ '^^ Lepidus. Marmor (Pavonazzetto) ersetzte. Eine i. J. 61 v. Chr. geschlagene Münze des Triumvirn Lepidus zeigt das Gebäude als zweistöckige Halle. Die Basilica wurde so zu sagen ein Familienmonument der Aemilier, um dessen Ausschmückung die Mitglieder der Gens dauernd bemüht waren. Darum tritt seit der sullanischen Zeit an Stelle des alten Doppelnamens der einfache Name Basilica Aemilia, der ihr dann in der ganzen Kaiserzeit bleibt. Dass i. J. 54 ein Aemilier, der curulische Aedil M. Lepidus, im Ein- verständnis mit Caesar und mit Caesars Geld, die Basilica restau- rierte und gleichzeitig als Pendant zu ihr an der Südseite des Forums die spätere Basilica Julia begann, ist oben (S. 14) erwähnt. Sein Sohn, der Consul Paullus Lepidus, dedizierte zwanzig Jahre später die von seinem Vater begonnene Basilica: eben derselbe stellte sie i. J. 14 v. Chr. nach einem Brande wieder her, wozu Augustus das Geld gab. Auch unter Tiberius restaurierte der Consul M. Aemilius Lepidus i. J. 22 n. Chr. die Basilica, die Tacitus bei dieser Gelegenheit „ein glorreiches Denkmal seiner Vorfahren" nennt. Ueber die weiteren Schicksale des Gebäudes

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schweigt die litterarische Ueberlieferung, aber aus den Ruinen selbst wird ersichtlich, dass es in später Kaiserzeit, wahrscheinlich bei der Einnahme Roms durch Alarich 410, zerstört, und in den darauffolgenden Jahren ausgebessert worden ist. Im J. 416 stellte der Stadtpräfekt Probianus, der auch die Basilica Julia restau- rierte, Statuen zum Schmucke der Basilica Aemilia auf. Im

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Abb. 46. Reste der Basilica Aenülia um 1480 (nach Giuliano da Sangallo).

achten Jhdt. muss der grösste Teil des Gebäudes in Trümmern gelegen haben: seine östliche Hälfte wurde zum Einbau eines festen Hauses benutzt. Ueber die schliessliche Zerstörung wissen wir nichts genaues; im 14.-15. Jhdt. heisst die Gegend zwischen S. Adriano und S. Lorenzo „la zecca vecchia" (die alte Münze) und wird als ergiebiger Steinbruch benutzt. An der Westseite, gegenüber S. Adriano, stand noch eine ganze Ecke des Gebäudes mit seinem dorischen Gebälk aufrecht (s. o. S. 33, Abb. 6): von

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den Bukranien zwischen den Metopen ptte^tn die Renaissance- künstler es ,,Foro Boario" zu nennen Als um 1500 der Car- dinal von Corneto, Adriano Castellesi, seinen Palast im Borgo an Piazza Scossacavalli (jetzt Pal, Giraud-Torlonia) erbaute, demo- lierte sein Architekt es war der grosse Bramante diesen letzten Rest, um aus den grossen Marmorblöcken Decorationen für den Palast zu machen. Nachdem so die letzten Spuren des Gebäudes vom Erdboden verschwunden waren, schwand auch das Andenken an das Monument, und erst in neuerer Zeit hat man die Lage der Basilica wieder ermittelt.

Die Basilica der Kaiserzeit (von den republikanischen Bauten sind nur einige Fundamentreste übrig, die in die Grundmauern des späteren Gebäudes aufgenommen sind) zerfällt in drei Teile: die Vorhalle, die Einzel- räume (Jabe7'7iae) und den Hauptsaal.

\'on der Area des Forums führen vier Stufen zu- nächst zu einem mit weissen Marmorplatten gepflasterten Podest, von diesem zwei weitere Stufen in die Vorhalle. Die Vorhalle entsprach in ihrer Architektur der gegen- überliegenden Basilica Julia (s. auch die Abbildungen auf den Trajansschranken, o. S. 86. 87): zwei Geschosse aus mächtigen quadratischen Pfeilern mit vorgelegten Halbsäulen, das ganze von weissem Marmor. An der östlichen Ecke (beim Faustinentempel) sprang ein pavil- lonartiger Bau ca. 4 m. weit vor. Das untere Geschoss hatte vierzehn grosse Bogeneingänge; über den Bögen ein dorisches Gebälk mit Stierschädeln (Bukranien) und Opferschalen in den Metopen (s. Abb. 49 S. 114). In der Vorhalle liegen mehrere Stücke eines zum Gebäude gehörigen Gebälks mit Akanthusornamenten: es ist inter- essant, ein Stück von dem originalen Bau aus augusti- scher Zeit zu vergleichen mit dem daneben liegenden wahrscheinlich von einer Ausbesserung im 2.-3. Jhdt. stammenden, welches viel rohere und flauere Arbeit zeigt. \^on der Vorhalle aus betritt man nicht, uie

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in der Basilica Julia, direkt den Hauptsaal: zu diesem führt ein Eingang in der Queraxe des Gebäudes (die Marmorschwelle noch in situ). Rechts und links vom Eingange liegen je fünf ziemlich quadratische, nicht mit einander zusammenhängende Einzelräume, die, wie die ähnlichen an der Rückseite der Basilica Julia, für Bureaus, Börsenverkehr u. dgl. gedient haben werden. An beiden Enden führten Treppen zum oberen, ent- sprechend eingerichteten Stockwerk der Halle. Von der Rückwand der Tabernae ist in der westlichen Hälfte des Gebäudes wenig erhalten: man betritt den Haupt- saal gewöhnlich vermittelst einer Brücke über einen tiefliegenden Abzugskanal mit Wänden aus grossen Travertinquadern (der trotz seines altertümlichen Aus- sehens erst der Kaiserzeit angehört).

Der Hauptsaal hatte eine Breite von 29, eine Länge von über 70 m.; das Mittelschiff ist 12, das an die Ruckwand der Tabernae sich anlehnende rechte Seiten- schiff 5 m. breit. An der gegenüberliegenden (linken) Langseite hatte der Saal, wie auch das Fragment der Forma Urbis (o. S. 20) zeigt, nicht ein, sondern zwei Seitenschiffe. Die Galerien der Seitenschiffe ruhten nicht, wie in der Basilica Julia, auf Pfeilern, sondern auf Säulen: von den Schäften dieser Säulen aus (schwarz- weiss-rotem) Marmo Africano (Dm. 0,85 m.) sind noch eine Menge Bruchstücke vorhanden. Lieber den Säulen lag ein Marmorgebälk von sehr feiner Arbeit: auf einigen durch Brand beschädigten Stücken des Architravs sind noch Reste einer Lischrift: PAVL RESTE, er- halten, die sich wahrscheinlich auf die Bauthätigkeit des Consul Paullus 34 oder 14 v. Chr. beziehen. Die Seiten- schiffe waren nicht, wie in der Basilica Julia, gewölbt, sondern hatten Decken aus Holz; die Säulen des Oberge- schosses waren gleichfalls aus Africano, hatten aber nur 0,55 m. Durchmesser. Auch von dem oberen sehr feinen

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Gebälk aus weissem Marmor sind zahlreiche Fragmente gefunden. Der Haupteingang muss an der Westseite, nach der Curie zu, gelegen haben: an der gegenüber- liegenden Schmalseite die Apsis, deren Ausgrabung bald in Angriff genommen werden soll.

Das aus grossen Platten von buntem Marmor (Giallo, CipoUino, Portasanta) bestehende Paviment des Mittel- schiffs zeigt an vielen Stellen Spuren von Brand : zahllose Stückchen von Eisen und Bronze sind daran fe^tge- schmolzen, auch viele Münzen (meist jetzt im Museums- Magazin), welche, soweit ihr Gepräge erkennbar ist, meist der nachconstantinischen Zeit angehören. Das Gebäude ist also einmal durch Brand zerstört worden, wofür die hölzernen Decken der Seitenschiffe und nament- lich der mächtige Dachstuhl des Mittelschiffes reiche Nahrung boten. Nach den Münzfunden muss diese Zerstörung im Anfang des fünften Jhdts. erfolgt sein, also wahrscheinlich beim Einfalle Alarichs, wo auch Curie und Secretarium ein Raub der Flammen wurden (o. S. 23). Bei der gleich zu erwähnenden Wieder- herstellung unter Honorius nahm man sich nicht die Mühe, den beschädigten Fussboden durch einen ganz neuen zu ersetzen, sondern legte, ähnlich wie im \'estalen- hause (u. S. 170), in geringer Höhe über dem älteren einen neuen, viel roheren: auf diese Weise wurden Brandspuren, Münzen u. s. w. in so merkwürdiger Deutlichkeit erhalten.

Geht man aus dem Hauptsaal weiter durch die antike Mittelthür, so hat man links die aus graugrünen Tuffquadern roh zusammengefügten Mauern eines mittel- alterlichen Baus (Haus? Kirche?) frühestens aus dem 7.-8. Jhdt. Die reich sculpierten Ornamentplatten, welche jetzt an den Aussenwänden angeheftet sind, haben mit dem Hause eben so wenig zu thun wie mit der Basilica: sie sind gefunden als Deckplatten eines

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mittelalterlichen Kanals unter der Strasse vor der Ba- silica (ein ganz entsprechendes schon früher ausge- grabenes Stück ist im lateranischen Museum). Als Thürschwelle dieses mittelalterlichen Hauses verwandt war ein aus der Regia herbeigeschleppter Marmorblock,

Abb. 47. ?ilittclalterliche Hir.bnutcn in der Pasilica Acmilia.

mit einem längeren Fragmente der Consularfasten (s. u. S. 153; der Block jetzt mit den übrigen im Con- servatorenpalast). In einigen der Mbeiiiat in der Osthälfte der Basilica linden sich Marmorfussböden, deren Muster aus Rechtecken, Kreisen und schmalen Streifen von Giallo, Porphyr und Serpentin den Mustern in Kirchen (S. Maria in Cosmedin, S. Prassede) aus

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dem 7.-9. Jhdt. ähneln; auch diese stammen von einem Einbau aus dem frühen Mittelalter. Diese Tabernen dienen jetzt als Magazin für kleine Funde: man beachte die schönen von der Basilica selbst stammenden Orna-

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Abb. 49. Fassade der Basilica Aemilia, 1.-4, Jhdt.

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Abb. 50. Fassade der Basilica Aerailia, 5.-6. Jhdt.

mente, u. a. Thürgewcände mit Akanthusranken in ganz flachem Relief.

\'or den Tabernen sind nahe der Ostecke drei Granit- säulen auf plumpe würfelförmige Basen von weissem Marmor modern aufgesetzt: sie stammen von den Wieder- herstellungen aus dem Anfange des 5. Jhdts. Man sieh«-,

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dass die Intervalle dieser Säulenhalle im Vergleich zu der ursprünglichen Pfeilerhalle bedeutend verengert sind (von 5,31 auf 3,77 m.): so bekam die Fassade statt der ursprünglichen 14 grossen Bogenöffnungen ca. 25 viel schmalere Intercolumnien (Abb. 49. 50).

Ein grosser Haufen Marmortrümmer vor den Granit- säulen ist aus Bauteilen von der Basilica, aber auch von anderen Monumenten zusammengesetzt. Besonders hebt sich hervor eine Monumentalinschrift mit sehr schönen ungewöhnlich gut erhaltenen Buchstaben:

L . CAESARI . AVG//STI F DIVI N PRIXCIPI IVVENTVTIS COS DESIG CVM ESSET ANN XAT XIIII AVG SENATVS

Diese Blöcke gehörten also zu einem Monument, welches i. J. 2 v. Chr. dem Adoptivsöhne des Augustus, Lucius Caesar, vom Senat gesetzt wurde, als er im Alter von 14 Jahren zum Consul designiert wurde (ausserdem bekleidete er damals bereits die Würde eines princeps iuveiitutis und Augur). Die Inschrift gehört zusanmien mit einer dem Augustus von der plebs {itr- dana) gesetzten, die vor dem Caesartempel mittelalter- lich verbaut gefunden ist: ursprünglich gehörten beide vielleicht zur Basilica Julia.

Hinter diesem Trümmerhaufen, fast am äussersten Ende der Front der Basilica, sind noch mehrere mäch- tige Marmorblöcke in sitiiy die einzigen vom Unter- geschoss der Halle. Sie gehören zu dem S. 109 er- wähnten pavillonartigen Vorsprunge: in ihrer inneren Ecke sieht man eine kannelierte Drittel-Säule, an den äusseren Flächen Pfeiler- Kannellüren.

Zurückkehrend bis fast zur Westecke der Front auf einer Strasse mit mittelalterlichem Basaltptiaster (man beachte unter dem grossen Trümmerhaufen wiederum Reste von ganz späten Privatbauten mit bunten Marmor-

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fussböden, weiter einige Stücke des grossen dorischen Gebälks) gelangen wir zum

XXII. Sacellum Cloacinae. Erhalten ist (s. Abb. 47) ein runder Unterbau mit Marmorablauf und Ansatz einer Treppe auf der Westseite. Unter Terrain lässt sich ein Fundament aus Tuff blocken bis zu ca. 3 m. Tiefe ver- folgen. Der kleine Bau steht über dem S. iio erwähnten die Basilica durchfliessenden Kanal, nicht weit von dem Punkte wo die Cloaca Maximains Forum eintritt. Auf Denaren des Mussidius Longus (43 v. Chr.) ist ein sehr ähnlicher kleiner Rundbau ab- gebildet, welcher laut Inschrift der (Venus) Cloacina geweiht war. Die Abb. 51. Münze gog. Parabasc aus dem Curculio des

des Mussidius Longus. t-,, / r^ \ i ^-'r

rlautus (o. S. 12) nennt das Lloaciiiae sacrum zwischen Comitium und Basilica Aemilia; ferner ist für seine Lage bezeichnend die Erzählung vom Tode der \^erginia, Tochter des \'erginius (449 v. Chr.).

Der Decemvir Appius Claudius hatte, um sich der schünen Verginia zu bemächtigen, einen seiner dienten aufgestiftet, der schwören musste, das Mädchen sei seine Sclavin. Vergeblich erschien die Tochter mit dem Vater auf dem Forum vor dem Tribunal des Claudius: für alle Rechtsgründe und Bitten taub befahl dieser dem Lictor, die Jungfrau fort- und ihrem Herrn zu- zuführen. Da bat Verginius, aller Hoffnung beraubt, den Appius. noch einmal von seiner Tochter Abschied nehmen zu dürfen; und als ihm das erlaubt worden war, führte er sie und ihre Amme auf die Seite beim Sacellum der Cloacina, zu den Tabernen. welche später die neuen hiessen, entriss dort einem Fleischer das Messer und stiess es seiner Tochter in die Brust, indem er aus- rief: ,,So gebe ich Dir anders kann ichs nicht die Freiheit, mein Kind! über Dich aber, Appius, und Dein Haupt komme dieses Blut". Von Zorn entflammt griff das Volk zu den Waflen und verjagte den Claudius samt seinen Genossen.

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Nach den jNIünzbildern müssen wir uns auf dem Rundbau zwei weibliche Statuen denken, von denen die

eine in der Linken eine Bkmie hiek; neben jeder einen

niedrigen Pfeiler, auf welchem ein Vogel mit angelegten Flügeln: Blume und Taube waren ckarakteristiscke Ab- zeichen der Venus.

XXIII. Mitte des Forums. Der freie Platz des Forums ist mit Platten aus weissem Kalkstein (Travertin) belegt: das jetzt vorhandene Pflaster stammt wahrschein- lich aus später Zeit. Auf demselben oder in dasselbe eingelegt sieht man Fundamente von allerlei Denkmälern, deren Bedeutung meist ungewiss ist. So hat man ein nahezu quadratisches Fundament aus Backsteinen, ^velches unweit des Sacellum Cloacinae vor der Mitte der Basilica AemiHa (bei g PL I) aufgedeckt ist, ohne Grund für einen ,Janus'' erklärt.

Janus, der altrümische Gott des Anfangs und Eingangs, hatte imf dem Forum zwar keinen Tempel (geopfert wurde ihm in der Regia), aber ein eigenartiges Heiligtum, bestehend aus zwei durch Mauern oder Schranken verbundene Thorbögen [iani). Es lag ,,am unteren Argiletum" und bestand noch im sechsten Jhdt. n. Chr., wo ein Augenzeuge es folgendermassen beschreibt : ,, Janus hat sein Heiligtum am Forum vor der Curie, gleich wenn man bei den tria fata (oben S. 24) vorbeigekommen ist. Dasselbe ist ganz eliern [d, h. wohl mit Bronze überzogen], von viereckiger Gestalt und gerade so gross, dass ein Bild des Janus darin stehen kann: dies Bild ist aus Krz, fünf Ellen (2,20 m.) hoch, menschlicher Gestalt, doch mit zwei Köpfen, von denen der eine nach Sonnen-

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aufgang, der andere nach Sonnenuntergang sieht. An beiden Seiten aber sind eherne Thüren". Dargestellt ist das Heiligtum auf Münzen des Nero, der i, J. 66 n. Chr. den Janus schloss, weil ,, Frieden zu Lande und zur See herrschte". Das genannte Fundament, welches weder „vor der Curie" liegt, noch ost-westlich orientiert ist, kann mit dem Janus nichts zu thun haben. Spuren des alten Janus sind bis jetzt nicht nachzuweisen: die Existenz

anderer iani auf dem Platze des Forums (etwas anderes sind die Eingangsbeigen, z. B. der über dem \'icus iugarius, o. S. 581 ist pro- blematisch.

Abb. 55. Münze des Nero mit dem lanus.

Weiter nach der Sacra \'ia zu sieht man auf dem Pflaster des Platzes, ziemHch in der Mitte, die Reste eines Postaments, das seiner Läng- Hclien Form nach wohl eine Reiterstatue getragen haben wird. Die untere Hälfte besteht aus Ziegeln, die direkt auf dem Pflaster aufliegen, darüber liegen Travertin- blöcke, zu oberst waren Säulenschäfte aus Giallo antico (j. neben der Basis liegend) als Material verwandt. Die Bauart ist so schlecht, dass man die Entstehung des Monuments kaum in die Zeit des Constantin (dessen Denkmal der Anonymus Einsidlensis noch in der Mitte des Forums aufrecht sah, o. S. 27) versetzen m(>chte. Zwischen diesem Postamente und den Backstein- basen an der Sacra Via ist i. J. 1903 unter dem Pflaster ein weit grösseres Gusswerkfundament aufgedeckt worden. Dass es aus der Kaiserzeit, wahrscheinlich aus dem ersten Jhdt. n. Chr. stammt, ist wahrscheinlich sowohl wegen der Construction, als auch deshalb, weil bei der Errichtung desselben einer der gleich zu erwähnenden unterirdischen Gänge {cu>n'cn/i) durchbrochen und zum

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Teile verbaut worden ist. Unsicher aber ist die Be- ziehung dieses Restes auf den ,eq7i7is Doniitiani' .

Im J. 91 n. Chr. war dem Domitian auf dem Forum ein Monument für seine Feldzüge in Germanien errichtet worden: eine Reiterstatue von kolossalen Dimensionen, unter dem gehobenen \'orderfusse des Pferdes der überwundene Flussgott Rhenus. Der Hofpoet Statins hat das Kunstwerk in einem eigenen Gedichte verherrlicht, dem wir interessante Angaben über das Aussehen des Forums im Ganzen verdanken. Er redet den Kaiser an:

21. Würdig des \\'erks ist der Platz. Genüber öffnet des Helden Heiligtum sich, der dank des erkorenen Sohnes Begnadung Unsern Herrschern voran den \\'eg zum Olympos gestiegen...

29. Aber zur Seite erhebt sich hier die julische Halle, Dort der erhabene Bau des kriegesherrlichen Paullus: Hinter dir steht der Vater und milden Blickes die Eintracht. Du aber selbst, das Haupt zum klaren Himmel erhoben, Ueberstrahlest die Tempel, und blickst zum Palatium aufwärts Das aus der Flammen Wuth durch Dich sich aufs neue erhebet,

35. Schöner als je und am heiligen Herd prüft forschend

Dein Auge Ob nun der Jungfraun Dienst der Göttin ein Wohlgefallen.

Z. 22 f. bezieht sich auf die durch Augustus vollzogene Apo- theose des Caesar; Z. 31 ist der Tempel des Vespasian und der Concordia gemeint; Z. 36 spielt an auf einen aufsehenerregenden Prozess gegen Vestalinnen im Anfang von Domitians Regierung.

In die obere Fläche des Gusswerks sind an mehreren Stellen grosse Travertinquadern eingebettet: eine von diesen ist, wie im März 1904 festgestellt wurde, aus- gehöhlt, und enthielt fünf archaische, denen aus der alten Nekropole (u. S. 179) ganz entsprechende Thon- gefässe: vielleicht Inhalt eines uralten Grabes, das beim Ausschachten für das Fundament gefunden und dessen Inhalt aus rituellen Rücksichten an derselben Stelle wieder geborgen war.

Als benachbart dem Domitians-Monumcnt beschreibt Statins {\. 66 ff.) ein anderes aus sehr alter Zeit stam- n^.endes, den Lacus Curtius. Es galt als Denkmal an

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Stelle eines früheren Sumpfes oder Erdspaltes. Den Namen leiteten die römischen Gelehrten ab von einem sabinischen Heerführer Mettus Curtius, der im Kriege mit Romulus an dieser Stelle in einen Sumpf geraten sei und sich mit Muhe gerettet habe. Diese Legende ist auf einem merkwürdigen archaisierenden Relief im Conservatoren- palast (o. S. 4 Abb. 2) dargestellt. Populärer aber war die Version, dass ein edler Römer Marcus Curtius sich, um die Stadt zu retten, in den unheimlichen Schlund gestürzt habe, der sich mitten auf dem Forum aufgethan hatte. Zur Zeit des Augustus existierte der Lacus noch, aber als trockene Brunnenmündung (^puteal^, in das alljährlich zu Ehren des Kaisers Spenden geworfen wurden. Vielleicht ist er noch im Anfange des vierten Jhdts. erneuert, und bei dieser Gelegenheit das obige Relief, eine Copie eines altitalischen Werkes etwa aus dem dritten Jhdt. v. Chr., aufgestellt worden. Reste des Lacus, ein zwölfeckiges Fundament aus Tuff innerhalb eines Pflasters aus Travertin, darunter ein älteres Paviment aus Tuffquadern, sind im April 1904 gefunden.

Unter dem Pflaster des Forums hat man i. J. 1902 ein Netz von unterirdischen Gängen {cuniculi^ ausge- graben, die nach ihrer Bauart und den zahlreichen darin gefundenen X^asenscherben der caesarisch-augusti- schen Zeit angehören. Es sind 2,40 m. hohe, 1,50 m. breite Gänge mit Wänden aus Tuff und Wölbung aus Gusswerk, deren Scheitel kaum tiefer als i m. unter dem Pflaster liegt (sichtbar sind die Gänge durch mehrere Oeffnungen im Gewölbescheitel an den Kreu- zungsstellen). Der Hauptgang, ca. 50 m. lang, läuft unter der Längsaxe des Platzes, von der Fokassäule nach dem Caesartempel zu: er wird von Ouergängen rechtwinkelig geschnitten, die meist an den Enden quadratische gewölbte Kammern haben. In der Mitte

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des Bodens einer jeden Kammer ist ein grosser Tra- vertinblock eingefügt: nach gewissen darauf und an den Gewölben sichtbaren Spuren glaubt man, dass in den Kammern starke W^inden und Hebezeuge aufgestellt

Abb. 54. Cuniculi.

ge'-vesen seien, deren motorische Kraft durch Seilzüge nach oben übertragen sei. Solche Maschinerien könnten dazu gedient haben, schwere Lasten auf dem Niveau des Forums hin- und herzubewegen, ohne den \"erkehr zu str)ren. Dass sie für Spiele auf dem Forum bestimmt gewesen seien, ist weniger wahrscheinlich, einmal weil seit Augustus die Spiele mehr und mehr in die eigens dazu

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errichteten Gebäude (Cirken und Amphitheater) verlegt wurden, sodann weil für die Gladiatorenspiele (und fast nur solche werden auf dem Forum erwähnt) ein grosser scenischer Apparat nicht erforderlich war.

Den südlichen Rand des Platzes, gegenüber der Front der Basilica Julia, bezeichnen acht grosse würfel- förmige Postamente aus Backstein, die ursprunglich mit Marmor bekleidet waren. Auf zweien von ihnen hat man 1899 Kolossalsäulen aufgestellt eine kanneliierte aus Pavonazzetto, eine unkannellierte aus grauem Granit die 1872 am Fusse der Postamente liegend ausgegraben sind. Die über dem Postamente stehenden Basen aus Backstein sind bei dieser Gelegenheit, nach dem X'orbilde der Fokassäule, ergänzt. Die Postamente sind, nach den Stempeln der dazu verwendeten Ziegel, frühestens aus diocletianischer Zeit; vielleicht hat man sie nach dem grossen Brande unter Carinus aufgerichtet, um die beschädigte Fassade der Basilica Julia einigermassen zu verdecken. \ on den Statuen, die vermutlich auf den Säulen standen, sind keine Reste gefunden.

Auf dem Travertinpflaster des Forums finden sich an vielen Stellen viereckige Löcher, die zum Einsetzen von Stangen gedient haben können. Man meint, dass sie entweder für Beleuchtung oder für Ueberspannung des Platzes mit Sonnensegeln bestimmt waren. Zuerst wird eine solche Einrichtung vom Dictator Caesar be- richtet: dieser Hess bei den Gladiatorenspielen, die er im J. 46 auf dem Forum gab, ,,den ganzen Platz sowie die Sacra Via und den Clivus bis hinauf zum Capitol" mit Tüchern überspannen, was noch mehr bewundert wurde, als das Gefecht selber. Später Hess Marcellus. der Neffe des Augustus (23 v. Chr.) Sonnensegel über das Forum spannen, um den Parteien bei den Gerichtsver- handlungen den Aufenthalt erträglicher zu machen: ,, welch' eine \'eränderung (ruft Plinius aus) seit der

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sittenstrengen Zeit des Censors Cato, der den \'orschlag" machte, das Forum, um die Müssiggänger fernzuhalten, mit kleinen spitzen Steinen zu pflastern!" Auch in dem ungewöhnlich heissen Sommer 39 v. Chr. wurde das Forum mit Tüchern überspannt. Da das Travertin- pflaster schwerlich älter ist als das dritte Jhdt., scheint sich die Sitte auch noch bis in späte Zeit erhalten zu haben. Eine gegenüber der XO.-Ecke der Basilica Julia stehende (jetzt als Magazin dienende) Ziegelruine ist das einzige Ueberbleibsel eines Baues aus später Zeit, der die ganze östliche Schmalseite des Forums (vor der Front des Caesartempels) einnahm. Im J. 1872 aufgefunden, wurde dieses Gebäude als ..briitta costru- zione niedievale'^ zerstört, ohne dass man vorher einen Plan oder sorgfältige Beschreibung genommen hätte. Wahrscheinlich gehörte es aber nicht dem Mittelalter, sondern dem späten Altertume an: wenn in der Ruine sich ein grosses Gebälkstück (noch jetzt neben dem Magazin lagernd) mit \\>ihinschrift des Stadtpräfecten Septimius Bassus an Gratian \'alentinian und Theo- dosius (379-383) gefunden hat. beweist dies freilich nichts sicheres für die Entstehungszeit, da das Stück vielleicht nur als Material verbaut gewesen ist.

XXI\'. Templum Divi Juli. An der Ostseite des Forums finden wir einen grossen Kern aus Gusswerk, in dessen \'orderseite eine halbrunde, jetzt zum Teil mit einem Bretterdache bedeckte Nische eingeschnitten ist: sie gehört dem Tempel des Caesar an.

Als der Dictator Caesar am 15. März 44 v. Chr. in der Curie des Pompeius ermordet war, brachten seine Anhänger die Leiche auf das Forum is. o. S. 161. Vor der Regia, in der Nähe des Castortempels, der seit der Gracchenzeit ein beliebter Sprechplatz der Volksparteien war (s. o. S. 13) wurde die Bahre aufgestellt, und hier hielt Antonius jene berühmte Rede, durch welche er das Volk zu leidenschaftlichem Enthusiasmus für den Ermordeten ent-

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flammte. Von dem nahen Tribunale des Prätors wurden Sessel, Tische und Schranken herbeigeholt und ein improvisierter Scheiter- haufen errichtet, auf dem die Leiche verbrannt wurde. Die Asche wurde im Erbbegräbnis der Julier im Marsfelde beigesetzt, sn der Stätte der Leichenfeier aber eine Säule mit der Inschrift ,,dem Vater des \'aterlandes" \ parenti paty'iae) und ein Opfer- altar davor errichtet. Dies Denkmal freilich hatte kurzen Bestand: der Consul Dolabella Hess schon wenige Wochen später Säule und Altar wieder wegnehmen und die Stelle neu pflastern. Aber die Triumvirn (Octavianus, Antonius, Lepidus) beschlossen i. J. 42 an der- selben Stelle dem unter die Götter versetzten Caesar einen Tempel zu erbauen. Der Tempel erscheint bereits auf einer zwischen 37 und 34 v. Chr. geschlagenen Münze des Octavianus: man erkennt die Statue des Caesar mit dem Augurenstab {litnus), im Giebel den Kometen (s. u.), vor der Halle einen runden Altar. Aber die folgenden Bürgerkriege verzögerten die Einweihung: erst am 18. August 29 v. Chr. dedizierte Augustus den Tempel. Wohl in Erinnerung an die \'orgänge bei Caesars

Abb. Münze des Octavian.

55-

Abb. 56. -Münzen des Hadrian.

Leichenfeier, vielleicht auch in Erinnerung an ein Projekt des- selben, die Rednerbühne an das untere Ende des Markts zu ver- legen, erhielt die Fassade des Tempels eine eigentümliche Gestalt: vor der Pronaos eine Platform, die als Rednerbühne dienen konnte und gleich der alten mit Schiffsschnäbeln. Trophäen vcn

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der bei Actium besiegten Flotte der Kleopatra, gesclmiückt war. Von der späteren Geschichte des Tempels wissen wir wenig: die Rednerbühne {rostra ad Dizn Iiili) wird erwähnt bei Leichen- feiern der Mitglieder des Kaiserhauses. Eine Anrede des Hadrian an das Volk vor dem Caesartempel ist auf den beistehend wieder- gegebenen Münzen abgebildet. Unter Septimius Severus wurde der Tempel, vielleicht gleichzeitig mit der Regia und dem Vesta-

Abb. 57. Nische mit Altar des Divus Julius.

tempel, durch Feuer zerstört und wieder hergestellt: er überlebte den Fall des Heidentums, über seine Zerstörung ist nichts bekannt.

\''om Unterbau des Tempels ist der Kern aus Guss- werk erhalten: die Architekturteile aus Marmor sind grossenteils erst bei den Raubgrabungen im 16. Jhdt. entfernt worden. Am besten erhalten ist die halbrunde Nische, mit Rückwand aus braunen Tuffquadern, welche in die Mitte der Fassade einschneidet. In derselben ist 1898 das Fundament eines grossen wahrscheinlich runden Altars gefunden worden. Die Nische ist im

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graugrünen geschlossen

späten Altertum durch eine Mauer aus nachlässig zusammengefugten Tuffblöcken worden: vermutlich in christlicher Zeit, wo man zwar den Bau selbst, als Monument des ersten Kaisers, er- halten, den heidnischen Cultus aber unmöglich machen

Abb. 58. Tcmpliim Divi Juli.

wollte. Rechts und links neben der Nische setzte sich die Fassade durch zwei gerade Mauerstücke fort, an welchen die Schiffsschnäbel angebracht waren: schmale Treppen führten an beiden Seiten hinauf zur Platform (Rednerbuhne), von dort eine Freitreppe aus wenigen Stufen zur \'orhalle, die sechs Säulen mit korinthischen Kapitellen hatte. In der Cella stand die Statue des Divus Julius mit dem Kometen (der kurz

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vor seinem Tode erschienen war) über der Stirn. Die gefundenen Architekturfragmente gehören meist dem seve- rischen Neubau an und sind von ziemHch nachlässiger Arbeit. Die Cella ist im \>rgleich zu ihrer Breite sehr wenig tief: dies erklärt sich, ebenso wie die auffallende Anordnung des Altars in der Mitte der Fassade, durch die Beschränktheit des zur X^erfueuno- stehenden Raumes.

XXW Arcus Augusti. An die Sudseite des Caesar- tempels lehnte sich ein die heilige Strasse überspannen- der Bogen, welcher dem Augustus im J. 19 v. Chr. zum Andenken an die Wiedererlangung der im Parther- kriege (55 V. Chr.) von Crassus bei Carrhae verlorenen Feldzeichen vom Senat und X^olke errichtet war. Nach den Münzbildern hatte er drei Durchgänge: seine Fundamente aus grossen Travertin- quadern sind i. J. 1888 aufgedeckt, einige Reste des Marmorsockels, die schon bei früheren Ausgrabungen zu Tage gekommen waren, sind neuerdings wieder darauf aufgebaut (die Ziegellagen zwischen den Tra- vertin- und Marmorblöcken modern). Durch die Erweiterung des Castortempels (unter Tiberius oder Hadrian?) wurde der rechte Seiteneingang des Bogens fast verdeckt. Der Ostseite des einen Mittel- pfeilers ist ein unregelmässiger Ring aus Travertin- blöcken vorgelegt, den man früher oft fälschlich für das Picteal Libonis {Scriboniamwi) erklärt hat. Aus- grabungen im Frühjahr 1904 haben gezeigt, dass die Fundamente des Bogens aufgesetzt sind auf das Pflaster einer älteren, rechtwinkelig zur Axe des Caesartempels laufenden Strasse: diese bildete in vorcaesarischer Zeit die Ostgrenze des Forums.

Ahh. 59. 1S/17 V civib(jts) t(arihus) per(atis^.

Münze a. d. Jahre

Chr. Umschrift

et sign(is') niili-

a Part(J]is) recu-

I2S

XXVI. Templum Castorum. Der Tempel des Castor (oder der Castorcs = Dioskuren; in offizieller römi- scher Sprache nicht Castor is et Pollucis) geht seiner Gründung nach in die älteste Zeit der Republik zurück.

Nach der Schlacht am See Regillus 1496 v. Chr.), in der das vertriebene Königsgeschlecht der Tarquinier samt den verbündeten Latinern eine entscheidende Niederlage erlitt, waren, wie die römische Sage berichtete, die Dioskuren als Siegesboten auf dem Forum erschienen und hatten am Teiche der Juturna ihre Rosse getränkt. Der Dict^tor Postumius soll in demselben Jahre den Tempel gelobt, sein Sohn am 27. Januar 484 ihn geweiht haben. Neugebaut von L. Caecilius Metellus Delma- ticus nach seinem Triumphe i. J. 117 v. Chr. dauerte er bis in die Zeit des Augustus. Tiberius erneuerte ihn und weihte ihn unter seinem und seines Bruders Namen i. J. 6 n. Chr. Caligula zog ihn in seine Palastbauten (U.S. 136) hinein : Anfangs des 2. Jhdts. muss er noch einmal umgebaut sein, wahrscheinlich unter Trajan oder Hadrian. Von diesem Um- bau stammen die schönen Reste von Säulen und Gebälk. Der Tempel stand noch im 4. Jhdt. n. Chr.; wann er zerstört ist, wissen wir nicht, nur soviel ist sicher, dass schon im 15. Jhdt. von seiner Halle nicht mehr stand als heute, denn bereits unter Eugen IV. (i 431-1447) wird eine l^ia triuni cohivinariini in dieser Gegend erwähnt. Die Aus- grabung des Tempels wurde von Fea 1S17 begonnen, nach 1870 fortgesetzt: die Rückseite ist erst 1901 bis zum antiken Niveau freigelegt.

Der Mauerkern des Tempels, welcher sich bis zur Sacra Via erstreckt, stammt \'on einer der \>rgrösse- rungen des Tempels aus der Kaiserzeit: Reste vom alten Bau (des Metellus?) aus Tuffquadern sind noch im Inneren (sichtbar durch einen Gang an der NW. -Ecke) erhalten. Zur \'orhalle mag ursprünglich eine breite Freitreppe emporgeführt haben: als durch die Neubauten die Cella vergrössert wurde, konnte dies nur auf Kosten

Abb. 60. Münze des Postumius Albinus.

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der Treppe geschehen. Sie wurde in_^der Weise umge- baut, dass von rechts und Hnks zwei kleine Seiten- treppen auf eine Platform hinauf, und von da aus eine breite Freitreppe von etwa zehn Stufen zur Vorhalle führte. \'on den Cellamauern ist nichts mehr erhalten,

Abb. 6i. Südseite des Castortempels reconstruirt.

vom Fussboden nur ein kleines Stück schwarz-weissen Mosaiks, welches vielleicht dem tiberianischen Bau an- gehört. Es liegt etwas tiefer als der seitliche Umgang: offenbar ist der Boden der Cella bei dem späteren (hadrianischen) Neubau erhöht, indem über dem alten Mosaikboden ein kostbarerer aus bunten Marmorplatten (wie im Concordientempel) gelegt wurde, der aber jetzt spurlos verschwunden ist. Die Räume, welche an der Südseite des Fundaments zwischen den Stereobaten der aufrecht stehenden Säulen erhalten sind, waren

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vielleicht zu praktischen Zwecken als Büreauräume u. dgl. benutzt: so wissen wir, dass beim Castortempel sich ein Aichungsamt für feine Gewichte, vielleicht als Filiale des grösseren beim Moneta-Tempel auf der Burg für die Juweliere der Sacra Via hier angelegt, befand. An der nördlichen Langseite müssen ähnliche Räume im Unterbau vorhanden gewesen sein, sind aber bis auf die Fundamente zerstört.

Zwischen Castortempel und Basilica Julia läuft der Vicus Tuscus. Unter dem Basaltpflaster aus der Kaiser- zeit ist ein älteres aus kleinen unregelmässigen Ziegel- brocken (ähnlich demjenigen zwischen Rostra und Clivus Capitolinus, s. o. S. 60) aufgedeckt worden. Von der Kapelle des Vortumnus, die am Vicus Tuscus hinter dem Castortempel lag (o. S. 11) ist bisher nichts gefunden. Ein Bogen aus Ziegelwerk, später Bauart (bei h PI. I), ist ungewisser Bestimmung.

XXVII. Lacus Juturnae. Gegenüber den drei auf- recht stehenden Säulen der Südhalle des Castortempels betritt man den heiligen Bezirk der Juturna.

Am Fusse des Palatins wurde schon in sehr alter Zeit die Göttin der dort hervorbrechenden Wasserquellen, Juturna, verehrt. Sie wird als Göttin aller Handwerke, die mit dem Wasser zu thun hatten, bezeichnet, ihr Xame als ,,die Hülfreiche" (von hivare) erklärt. Ausser dem Heiligtume auf dem Forum hatte sie in Rom noch einen Tempel im Marsfelde, wo sie zugleich mit den Nymphen verehrt wurde. Eine Abbildung des alten ,,Juturna- Brunnens" {laciis Iiitiu-nae) zeigen die oben erwähnten Denare der gens Postumia, die um 90 v. Chr. geschlagen sind (Abb. 60). Die bei der Ausgrabung 1 900-1 901 zu Tage gekommenen Reste gehören einem Neubau aus der Kaiserzeit an; in constantinischer Zeit wurde ein Teil der Räume für praktische Zwecke {statio aquaruni, s. u. S. 132) verwendet.

Man kommt zunächst an den Lacus selbst, ein jetzt 2 m. tiefes Bassin, dessen Boden ein Quadrat von 5,10 m. Seitenlänge bildet. Zwei Quellen, in der NO.- und NW. -Ecke, speisen es; in der Mitte erhebt sich inselartig ein Postament aus Tuffreticulat; das ganze

Abb. 62. Lacus luTurnae.

Bassin war, wenigstens in der Kaiserzeit, mit weissen Mar- morplatten ausgelegt. Auf der Stufe neben dem Bassin (bei a Abb. 63) ist ein schöner Marmoraltar mit Reliefs an allen vier Seiten aufgestellt: an der einen Schmalseite Juppiter mit Scepter und Blitz, an der anderen Leda mit dem Schwan ; an den Langseiten einerseits die Dioskuren Castor und Pollux, andrerseits eine weibliche Figur mit grosser Fackel in den Händen. Letztere Figur kann

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kaum anders als auf Helena (als Lichtgöttin Selene) gedeutet werden. Dass man diese in römischer Zeit mit Juturna in Verbindung gebracht hätte, ist nirgends überliefert: es ist möglich, dass der Altar nicht zum Lacus gehört, sondern in oder bei dem Tempel der Castores aufgestellt war.

Die Grenze des Lacus in der frühen Kaiserzeit wird bezeichnet durch eine Schwelle aus Travertin ( /", g, /, k, Abb. 63), die nach vorhandenen Spuren ein Gitter trug: diese Schwelle bildet ein Quadrat von ca. 10 m. Seiten- länge. In später Epoche hat man den östlichen Teil des Lacus überbaut, indem man über der Stufe einen grossen Halbkreisbogen aus Ziegelwerk geschlagen hat. Diese Anlage bezweckte Erweiterung der östlich vom Lacus, zwischen diesem und dem Treppenwege zum Palatin (u. S. 172) liegenden Räume. Man hat vermutet, dass diese für Cultuszwecke gedient hätten. Der grösste mittlere Raum hat in der Ruckwand eine viereckige Nische; vor derselben fand man umgestürzt die jetzt wieder aufgestellte Statue des Aeskulap mit dem Opferknaben, der das Lieblingsopfertier des Gottes, einen Hahn, trägt. Andere Statuen von Heilgottheiten, wie die beiden Dios- kuren mit ihren Rossen (wahrscheinlich unteritalische Originalwerke aus dem 5. Jhdt. v. Chr.), eine archaisie- rende (kopflose) Statue des Apollo, die man jetzt hier aufgestellt hat, sind, in viele Stucke zerschlagen, in dem Bassin selbst gefunden.

Von der erwähnten praktischen Benutzung des Gebäudes im vierten Jhdt. giebt eine Marmorbasis (ge- genüber k) Zeugnis: sie trug, laut Inschrift, eine Statue des Constantin, welche, samt dem Bau, am i. März 328 n. Chr. von dem Leiter der städtischen Wasser- werke {curator aquariwi) Fl. Maesius Egnatius Lollianus, dediziert war. Aus dieser späten Zeit stammt wahr- scheinlich das schwarz-weisse Mosaik des Corridors,

Wassertiere und Kähne darstellend. (In einem Zimmer r, an diesem Corridor sind zahlreiche mittelalterliche Krüge, im lacus gefunden, aufbewahrt).

Weiter rechts finden wir eine besonders wohler- haltene Gruppe: eine kleine Kapelle {aediada), wahr-

Abb. 63. Lacus Juturnae und Oratorium der vierzig Märtyrer.

scheinlich für ein Bild der Juturna, mit einem Brunnen davor. Das Gebälkstück mit der Inschrift IVTVRNAI. Sac7'2ini ist nicht hier, sondern beim Lacus ausgegraben, gehört aber wohl zur Kapelle. Vor der Kapelle steht, noch an ihrem alten Orte, eine schöne runde Brunnen- mündung (Puteal) aus weissem Marmor, laut Inschrift errichtet von dem curulischen Aedilen M. Barbatius Pollio, wahrscheinlich zur Zeit des Augustus. Der l)runnen, im 2.-3. Jhdt. wiederhergestellt, diente noch

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in [später Zeit dem praktischem Gebrauche, wie die zahlreichen Einkerbungen im oberen Rande der Mün- dung- zeigen. In christhcher Zeit hat man das Puteal in Ziegel- und Mörtehverk eingebaut und davor eine Treppe construiert, zu deren oberster Stufe ein Marmor-

Abb. (^4. Kapelle uj:.: _ ._. .. .__. , __

altar \erwendet wurde: er lag bei der Ausgrabung mit dem Relief nach unten und ist erst neuerdings wieder aufgerichtet. Darauf dargestellt ist Juturna mit ihrem Bruder Turnus, dem reisigen Rutulerfürsten, wie beide Gestalten seit Vergils Aeneis den Römern geläufig waren.

XXVIII. Oratorium der vierzig Märtyrer. Die

eben beschriebene Aedicula der juturna stösst mit ihrer Rückseite an einen Saal mit Apsis aus gutem Ziegel- werk, welcher gerade in der Axe der Xo\a Via

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liegt. Seine ursprüngliche Bestimmung ist unbekannt : in christlicher Zeit ist er in eine kleine Kirche (Ora- torium) der vierzio- Märtyrer verwandelt.

Nach der Legende wurden in der diocletianischen Verfolgung vierzig christliche Soldaten in Sebaste in Armenien, die weder durch Versprechungen noch durch Martern dazu gebracht werden konnten, ihren Glauben zu verleugnen, dazu verurteilt, im tiefsten Winter in einem eiskalten Teiche langsam zu erfrieren: und um ihre Pein zu verschärfen, hatte der Präfekt Agricola in einem Hause am Rande des Teiches warme Bäder herrichten lassen, in denen, wer seinen Glauben abschwor, sich sofort wieder erquicken konnte. Aber nur einer wurde abtrünnig, die übrigen blieben standhaft und wiederholten unaufhörlich ihr Gebet: ,,Herr, zu vierzig sind wir in den Kampf eingetreten, lass uns auch zu vierzig die himmlische Krone empfangen". Gerührt von solcher Standhaftigkeit, entkleidete sich der Badewächter und stellte sich als vierzigster zu den Soldaten, mit den zusammen er das [Mar- tyrium erlitt.

Das grosse Fresko in der Apsis stellt die vierzig Märtyrer im Teiche dar, r. der in das Badehaus stei- gende Apostat, daneben ein Wächter in voller Rüstung. Auf der linken Seitenwand und dem anstossenden Teile der Rückwand waren die Vierzig in ihrer Glorie dar- gestellt. Diese Figuren sind sehr zerstört, wohl erhalten dagegen die untere Wand links neben der Apsis: zwei grosse lateinische Kreuze mit Medaillons (Christus- und Madonnenkopf?) in der Mitte, und anhängenden Kronen, eine Nachahmung der gold- und juwelengeschmückten Kreuze, wie sie in den alten Basiliken über den Mär- tyrergräbern, oft als Leuchter, hingen. Unter den Kreuzen zwei Lämmer imd ein Pfau, sehr ähnlich den Katakombenfresken. Die Bilder der linken Seiten- wand (Geschichten Antonius des Eremiten?) sind sehr zerstört. Das Pflaster der Kapelle ist aus Bruchstücken von weissem und buntem Marmor, Porphyr und Ser- pentin ganz roh zusammengesetzt.

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XXIX. S. Maria Antiqua. Bibliotheca Templi Divi Augusti. Neben dem Oratorium der vierzig Mär- tyrer öffnet sich der Eingang zu der weit grösseren und reicher geschmückten Kirche S. Maria Antiqua, welche aus einem Monumentalgebäude der frühen Kaiser- zeit, der zum Augustustempel gehörigen Bibliothek, um- gestaltet ist.

In republikanischer Zeit lagen hier unterhalb der X.-Ecke des Palatins, wo die Nova Via und der Vicus Tuscus sich kreuzten, wahrscheinlich Privathäuser. Tibt-rius gründete am Vicus Tuscus hinter dem Castortempel ein Heiligtum für seinen unter die

Götter versetzten Vater ( Temphan Divi Aiigiisti). Caligula lauf dessen Münzen der Tempel als korinthi- scher Hexastylos mit reichem Sta- tuenschmuck erscheint) führte über das Dach seine Brücke vom Palatium nach dem Tempel des capitolini- schen Juppiter ; derselbe Kaiser erweiterte den Tiberiuspalast bis zum Forum, so dass der Castor- tempel zum \'estibul des Palatiums wurde. Im neronischen Brande ging der Tempel zu Grunde, Do- mitian baute ihn wieder auf und be- gründete dahinter ein Heiligtum für seine Lieblingsgöttin Minerva, ,,Bei der Minervn, hinter dem Tempel des Divus Augustus", wurden, wie wir aus zahlreichen Inschriften wissen, alljährlich die grossen Bronzetafeln mit den Namen der Soldaten der Hülfstruppen u. s. w. angeheftet, die nach treu gethanem Dienst entlassen und mit man- cherlei Privilegien (Conubium, Bürgerrecht^ begnadigt wurden. Und nicht nur für dies ,, Archiv der Kriegskanzlei" war Minerva Schutzpatronin, sondern auch für eine Bibliothek, die bereits von Tiberius begründet, von Domitian nuch dem Brande erneuert war. Der Tempel wurde von Antoninus Pius wieder hergestellt, wie dessen Münzen beweisen: über die Zerstörung wissen wir nicht?. In christlicher Zeit ward, vielleicht schon vor dem 6. Tlidt.. in

Abb. 65. Münze des Calia^ula.

o /

die Bibliothek eine Kapelle der Madonna eingebaut, die im 7. und 8. Jhdt. mehrmals vergrössert und neu dekoriert wurde, so unter Martin I. 1619-653), besonders aber unter Johann VII. ('705-7081, von dem das Papstbuch berichtet: ,,er schmückte die Basilica der Gottesmutter, welche Antiqua genannt wird, mit Malereien, und stiftete dort eine neue marmorne Kanzel {amöo)". Auch Paul I. (757-767) und Hadrian I. (772-793) machten sich um die Ausschmückung der Kirche verdient; es scheint, dass in der Zeit des Bildersturms griechische Mönche, denen die Kirche und das anstossende Kloster im Augustus- tempel übergeben war, hier eine aus- giebige Thätigkeit entwickelten, Im neunten Jhdt, begannen dann die auf der Höhe gelegenen Kaiserpal äste, vielleicht durch ein grosses Erdbeben erschüttert, eine beständige Gefahr für die am Abhänge liegende Kirche zu bilden, so dass sich Papst Leo IV, Abb. 66. (845-857) entschloss, die gefährdete Basilica ihrem Schicksale zu über- lassen und statt ihrer eine neue, S. Maria Xova, in den Ruinen des Tempels der Venus und Roma, zu errichten. Die stürzenden Mauermassen der Domus Tiberiana mögen bald darauf die Kirche begraben haben, deren Fresken infolge dessen so wunderbar frisch erhalten zu Tage gekommen sind.

Schon i. J, 1702 kam ein Teil der Kirche (Rückwand des Presbyteriums mit der Apsis) durch eine Grabung nach anti- kem Baumaterial zu Tage, wurde aber wieder verschüttet. Im Jahre 1 900-1 901 wurde sodann, nach Demolierung der Kirche S, Maria Liberatrice, die Basilica freigelegt und sorgfältig re- stauriert.

Man betritt zunächst, hinter der SO. -Ecke des Castortempels, einen fast quadratischen Hof, dessen Seiten- wände Nischen für Kolossalstatuen haben. Dieser Hot steht mit der Cella des Augustustempels durch eine niedrige Pforte (a Abb, 67 ; daneben eine im Mittelalter gebrochene Oefifnung mit Freskenresten), nach 1. mit der

Münze des Antoninus Pius

V. J. 159- Teiiipliuii Divi Aug{usti) resi{ilulniit)

13«

zum Palatin hinauf führenden grossen Rampe (u. S. 150) in Verbindung. An den ursprüngHch mit Marmor ver-

..BIBLIOTHECt^T^ DIVI AVGVSTl

'■""■" --1 Antiaua K ]1 m

Abb. 67. Augustustempel, Bibliothek, S. Maria Antiqua.

kleideten Wänden müssen wir uns im unteren Teile die erwähnten Endassungsdocumente der ausgedienten Sol- daten {tabulae honestae missionis) angeschlagen denken.

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In der Mitte des Hofes, schräg zu seiner Axe, liegt ein grosses längliches Bassin mit einer Treppe zum Ein- steigen an der Schmalseite. Es setzt sich fort bis unter die Fundamente des o-leich zu erwähnenden ,,Ouadri- porticus", muss also älter sein als dieser domitianische Bau. Das Bassin, das wir wohl als ,,Impluvium" eines Palastes ansehen dürfen, hat so bedeutende Dimensionen (9X25 m.), dass es einem \'ornehmen Privathause aus der frühen Kaiserzeit schwerlich ano;-ehört haben kann.

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Abb. 68. Bibliotheca templi Divi Augusti, Durchschnitt.

Wahrscheinlich gehörte es zu den Bauten des Caligula: ein Bruchstück einer Ehreninschrift für diesen Kaiser (erhalten nur ...MAXICI. F.) ist bei den Ausgrabungen im Bassin gefunden.

In christlicher Zeit ist dieser ,,Hof der Minerva" zum Vorhofe der Kirche gemacht und an allen Wänden mit Fresken geschmückt worden.

Für die Zeitbestimmung wichtig ist ein Bild an der r. Wand (bei c Abb, 67): ein Papst mit quadratischem blauen Nimbus 1 durch den in der byzantinischen Kunst lebende weltliche und Kirchen- fürsten ausgezeichnet werden) überreicht der Madonna ein Buch. Der Name des Papstes scheint ADRIANUS gewesen zu sein, also sind die Malereien unter H idrian I. (772-793) ausgeführt. Auf der gegenüberliegenden Wand (bei d Abb. 67) ist ein K-lossalkopf des hl. Abbacyrus und Reste einer Darstellung des Begräbnisses Antonius des Eremiten erhalten.

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Ein grosses Mittelportal und zwei Seitenthuren führen in den Hauptraum der Bibliothek, einen ,,Quadripor- ticus", der von vier rechtwinkeligen Ziegelpfeilern und vier Granitsäulen mit Marmorkapitellen getragen wird. Ob der Mittelraum ursprünglich offen war, und erst in christlicher Zeit überdeckt ist, bleibt unsicher. Hinter dem Quadriporticus liegen drei Säle, ein grösserer (8,5X7 i^'i-,) ir* der Mitte, zwei kleinere 4,5X7 ^^^id 4,5X5 rn-) an den Seiten, Zwei andere Nebenzimmer, von der rechten Seitenhalle des Quadriporticus aus zu- gänglich, erstrecken sich bis hinter die Sudseite des Augustustempels. Der Mittelhof diente wahrscheinlich als Arbeitsraum der Bibliothek, die Säle und Zimmer als Buchermagazine. Die Anlage entspricht den Vor- schriften \ltruvs und der Analogie anderer Bibliotheken, z. B. der von Pergamon. Der Bau ist nach Nord- osten orientiert, um volles Morgenlicht zu haben, da die Alten die Morgenstunden für Studien bevorzugten; nach Süden und Südwesten ist er hermetisch abge- schlossen, wie es Vitruv vorschreibt, damit dem Scirocco, der sengenden Nachmittagssonne und den in der Hitze gedeihenden schädlichen Insekten der Zugang möglichst gewehrt bleibe. Auch die Lage des ganzen Gebäudes, im Centrum der Stadt, wenige Schritte vom Forum und den Kaiserpalästen, und doch dem Lärme des \'er- kehrs möglichst entruckt, passt vortrefflich für eine Bibliothek.

In christlicher Zeit hat man aus dem Quadriporticus Haupt- und Seitenschiffe, aus dem Mittelsaal das Pres- byterium, aus den anliegenden Zimmern Kapellen einer der Madonna geweihten Kirche gemacht. Das Paviment ist meist aus grossen Platten \'on grauem Granit sehr roh erneuert worden. In der Mitte des Hofes bei e liegt ein achteckiger Rest aus Ziegelwerk, vielleicht vom Unterbau eines Ambo. Zu einem solchen gehört auch

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eine jetzt im 1. Seitenschiff liegende achteckige Marmor- platte, die auf ihrer oberen Fläche noch Spuren von Befestigung für ein Metallgitter zeigt. Auf den Kanten steht die Inschrift: lohanncs serimis) s{an)c{t)ae M{a)7'iae 'Roavvo'j So'jXo'j 11 fi, xf-sojtoxG'j : sie gehörte also zu dem erwähnten Ambo Johanns \'II.

Abb. 69. Quadriporticus.

Von den vier Granitsäulen, die Mittel- und Seitenschiffe scheiden, zeio;t die zweite links noch Spuren von Stuck mit Malerei, Am Pfeiler 1. vor dem Prrsbyterium (/Abb. 67) sind zwei Schichten von Stuck übereinander erhalten, beide mit Darstellung der Verkündigung; am Pfeiler r. (.j?-) eine schöne Einzelfigur, die hl. Solomone, Mutter der sieben Brüder, die unter Antiochus von Syrien gemartert wurden (2. Makkab. 7.). Die Aussenseite der Schranken des Presbyter! ums war mit Geschichten aus dem Alten Testament bemalt: an der Ecke r. {h Abb. 67) Judith mit ihrer Dienerin, das Haupt des Holofernes fCAPVT Olofernis) tragend.

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Im linken Seitenschitt ist die Dekoration der unteren Wandhälfte besonders gut erhalten.

Ueber einem Sockel, der ausgespannte Teppiche nachahmt, folgt ein Streifen mit Figuren in Dreiviertel-Lebensgrösse: in der Mitte der thronende Christus, die R. segnend erhoben, in der L, das juwelengeschmückte Evangelienbuch. Zu seiner Linken neun griechische Heilige und Kirchenlehrer (Johannes Chrys»^ stomus.

Abb. 70. Geschichte des Joseph.

Gregorius von Xazianz, Basilius, Petrus Alexandrinus, Cyrillus, Epiphanius, Athanasius, Xicolaus, Erasmusi; zu seiner Rechten elf lateinische (Clemens, Silvester, Leo, Alexander, Valentinus Abundius, Euthymius, Sabbas (?), Sergius, Gregorius (d. Gr.), Bacchus); alle Namensbeischriften griechisch. In der oberen Zone der Wand zwei Reihen länglicher Felder mit alttestamentlichen Geschichten. Die ersten sieben Felder der oberen Reihe sind zerstört: da das achte, nach schwachen Spuren, das Opfer Kains und Abels und die Ermordung des letzteren darstellte, waren die Anfangsbilder vielleicht den sieben Schöpfungstagen gewidmet. Es folgen: Xoahs Einzug in die Arche, die Sintflut, Noahs Opfer (alles sehr zerstört). Im unteren Streifen setzen sich die Scenen fort durch die Geschichte der Erzväter: Jacobs Traum in Bcthel (?),

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sein Ringen mit dem Engel; Joseph erzählt seinem \'ater und seinen Brüdern die Träume. Die folgenden Bilder sind besser erhalten: Joseph von seinen Brüdern verkauft [iibi Joseph VEXVN- DATVS EST IX EGV;!)TO A FRATRIBVS SVIS), Joseph im Hause des Potiphar (Abb. 70), seine Einkerkerung (VBI lOSEPH DVCITVR IN CARCERE), die W'iederannahme des Schenken in Pharaos Dienst. Diese Fresken alle mit lateinischen Bei- schriften, sind von anderer Hand als die der unteren Zone, wohl von einem römischen Maler aus dem Anfang des 8. Jhdts.

Neben dem Eingange zu der Rampe nach dem Palatin steht (bei x Abb, 67) ein. Marmorsarkophag mit christli-

Abb. 71. Christlicher Sarkophag in S. Maria Antiqua.

chen Sculpturen, gefunden unter dem Fussboden der Kir- che, aber viel älter als diese, wohl aus dem 3.-4. Jhdt., hier also zum zweiten Male verwendet. In der Mitte der Vor- derseite lesender Mann und betende Frau (die Gesichter sind nicht ausgearbeitet, sondern sollten in Stuck ergänzt werden); links Geschichte des Jonas, der ins Meer ge- worfen, vom Wallfisch ausgespieen, unter der Kürbislaube ruht ; rechts guter Hirt, Taufe Christi, zwei Fischer im Kahn.

In der Ecke (bei i) ein zweiter unter dem Pa\iment gefundener Sarkophag mit tragischen und komischen Masken, ursprünglich aus einem heidnischen Grabe.

Im rechten Seitenschiff am Eingang (bei k) ein antiker Sarkophag, laut Inschrift von einem Centurio

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der zehnten Stadtcohorte, L. Caelius Florentinus, seiner Gattin Clodia Secunda gesetzt, die am 17. Juni 207 n. Chr. im Alter von 25 Jahren, 10 Monaten, 14 Tagen starb, nachdem sie 7 lahre, 4 Monate, 18 Tage mit ihm ,ohne jeden Streit' {sine ulla querella) verheiratet gewesen war. Der Sarkophag ist hier zum zweiten Male verwendet, sein ursprünglicher Platz wird an einer der grossen Landstrassen, etwa der Appia, gewesen sein.

Die obere Wandhälfte war eingenommen durch zwei Reihen länglicher Bilder, die den alttestamentlichen des linken Seiten- schiffes entsprachen. Es waren, soweit die wenigen Spuren eine Deutung zulassen, neutestamentliche Scenen (Zacharias und Anna, Geburt Christi, die Magier mit Geschenken). In der unteren Hälfte ist besonders gut erhalten eine kleine Nische (/ Abb. 67) mit drei weiblichen Figuren : Maria mit dem Jesuskinde, Anna mit der kleinen Maria, Elisabeth mit Johannes. Auch dieses Gemälde dürfte aus dem '^. Jhdt. stammen.

Vom Mittelschiff steigt man über drei Stufen hinauf zur schola cantoriim und zum Presbyterium.

An der rechten Innenseite der schola cantoruni sind zwei Bilder gut erhalten: der kranke Hiskias (HEZECHIAS REX',, dem der Prophet (ISAIAS PROFETA) verkündet: bestelle Dein Haus, denn Du wirst sterben (DISPOXE DOMVI TVAE QVIA MO- RIERIS), während gleichzeitig der Engel erscheint, der ihm Ge- nesung verheisst. Daneben Davids Sieg über Goliath, wobei der siegreiche Hirtenknabe sehr viel grösser dargestellt ist als der zu seinen Füssen liegende Riese (Abb. 72). Zum Presbyterium ist der erwähnte grösste Saal der Bibliothek verwandt. Die Seiten- wände haben zu Unterst einen Sockel mit Teppichmotiven, darüber Apostelköpfe (links mit Inschriften: BA;-THf LO;«^w^, lOHANNES, ANDREAS, PAVLVS; r. fast ganz zerstört), weiter oben neutestamentliche Bilder in zwei Reihen übereinander. Am besten erhalten sind die beiden am Ende der 1. Wand (bei />) : oben Anbetung der Magier, unten Kreuztragung (Inschrift SIMON CYRENENSIS). Die beim Auftragen einer späteren Stuckschicht mit der Spitzhacke bearbeitete und dadurch sehr zerstörte obere

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Reihe r. enthielt den Schluss der evangelischen Geschichte, von der Auferstehung bis zur Himmelfahrt.

In der halbrunden (erst später in die dicke Ziegelwand einge- brochenen) Apsis [n Abb, 67) sind mehrere Schichten von Fresken übereinander erhalten: in der obersten thronender Christus von Cherubim mit sechs Flügeln umgeben, angebetet von einem Papst mit blauem quadratischen Nimbus, dem der Name: SANCTISSI- MVS PAVLVS PF ROMANVS beigeschrieben ist; diese Schicht

Abb. 72. David und Goliiith. - König Hiskias.

Stammt also aus der Zeit Pauls I. (757-765). Von der darunter liegenden Schicht (aus der Zeit Johanns VII.) ist, ausser einer griechischen Inschrift, nicht viel erhalten.

Auf dem W'andtteil r. neben der Apsis [o) sind die verschie- denen Schichten besonders deutlich zu erkennen (s, Abb. 73). In der untersten Schicht (die gemalt war bevor die Apsis eingebro- chen wurde) sieht man eine thronende Madonna im byzantinischen juwelengeschmückten Prachtgewande, von Engeln angebetet. Die zweite Schicht enthielt dieselbe Darstellung, doch sind nur die Köpfe zweier Engel erhalten, von denen namentlich der zur r. an künstlerischer Vollendung die übrigen Malereien der Kirche weit überragt. Die dritte Schicht (aus der Zeit Johanns \'II.) war dagegen eingenommen von Kirchenvätern: erhalten sind zwei Köpfe mit rundem gelben Nimbus, nach den (griechiscl:en) Bei- schriften Cjreeorius von Nazianz und Basilius. In der unteren

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Wandhälfte ist nur die zweite Schicht gut erhalten: zwei Figuren von Kirclienvätern mit Schriftrollen, auf denen lange Citate aus

Abb. 73. Drei Freskenschichten aus S. Maria Antiqua.

den Werken des hl. Basilius und Johannes Chrysostomus. Auch zur 1. der Apsis (/>) ist diese zweite Schicht (am Sockel gut erhaltene Reste der ersten, bunte Marmorplatten nachahmend) besonders deutlich: hier waren Leo d. Gr. und Gregor von Xazianz darge-

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stellt. Alle hier verewigten Citate kommen vor in den Acten des lateranischen Concils von 649, bei dem Papst IVIartin I. die mono- theletische Lehre verwarf: demnach werden die Fresken der zweiten Schicht aus der zweiten Hälfte des 7. Jhdts. stammen. In der oberen (dritten) Schicht sind einige Reste von Draperie erhalten, darüber auf einem roten Streifen die Inschrift in weissen Buch- staben: SCAE DI CI.SEM lAE, zu ergänzen: Sanctae Dei

genetrici semperqtie virgini Mariae, wozu auf der anderen Seite der Apsis, nach Analogie ähnlicher Inschriften, folgte: Johannes mdigniis episcopiis fecit.

In den Zwickeln neben dem oberen Rande der Apsis zur r. und 1. vier Figuren von Päpsten, inschriftlich bezeichnet der zweite rechts MAR//«?/.? YaVa ROMAXVS : der zweite links, mit viereckigem blauen Nimbus ist wahrscheinlich Johann VII. Weiter oben ein breiter roter Streifen mit griechischen In- schriften, meist messianischen Weissagungen aus den kleinen Pro- pheten (Amos, Sacharja u. a.); darüber in der Lünette Christus am Kreuze, angebetet von Engeln in weissen Gewändern. Dieser Teil der Wand war bereits 1702 ausgegraben und, wie alte Zeich- nungen beweisen, damals noch vollständiger erhalten.

Die Kapelle zur Rechten des Presbyteriums {q Abb. 67) diente vielleicht ursprünglich als diaco7imm (Sacristei für die heiligen Bucher, Gefässe und Geräte) ; in ihr sind nur wenige Freskenreste erhalten.

An der Rückwand der hl. Cosmas, Abbacyrus, Stephan us, Procopius, Damianus, an der. r. Seitenwand der hl. Barachisius. Dometius, Pantaleo, Celsus, Johannes, Abbacyrus. Diese Bilder sind wahrscheinlich aus dem 8. Jhdt.

Die Kapelle zur Linken des Presbyteriums hat die besterhaltenen und interessantesten Malereien. Sie ist in der Mitte durch eine niedrig-e Marmorschranke o-e- teilt: Fundamente eines Altars aus Marmor sind vor der Mitte der Hinterwand erhalten.

In der Nische über dem Altar ein wunderbar frisch erhaltenes Bild der Kreuzigung: der Heiland, mit dem langen bläulichen Colobiuni bekleidet, hat die Züge eines Lebenden mit oftenen

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Augen, obwohl bereits der Lanzknecht (LOXGIXVSj ihn in die Seite sticht, Rechts und links vom Kreuze Maria und Johannes, zwischen letzterem und dem Kreuze ein zweiter Kriegsknecht mit

Abb. 74. Kreuzigung aus S. Maria Antiqua.

Schwamm und Essiggefäss; über den Kreuzarmen Sonne und Mond, die ihren Schein verhüllen. Die Composition ähnelt sehr einem (jetzt zerstörten) Mosaik aus der Kapelle Johanns VII. in S. Peter (Fragmente in den vatikanischen Grotten).

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Unter der Nische ein Streifen mit dreiviertel lebensgrossen Figuren: in der Mitte thronende Madonna in byzantinischem Prachtgewande. r. und 1. Petrus und Paulus, dann die Titularen der Kapelle, der Knabe Quiricus (r.) und seine Mutter Julitta ilj. An den Enden zwei Figuren, die durch blauen quadratischen Nimbus als lebend gekennzeichnet sind: zur linken Papst Zacha- rias (741-752). das Evangelienbuch in der Hand; zur Rechten ein Mann in geistlicher Tracht, auf den verhüllten Händen ein Kirchenmodell tragend. Um den Nimbus die Inschrift:

tHEODOTVS. PRIMO. DEFENSORVM

ET D / / / / SATORE SCE DI

GENE / / / eis SEN PERQVE

BIRGO MARIA QVE APPELLATVR

ANTIQA I

d. h. Theodohis priniicerio defensoriim et dispensatore sanctae Dei genetricis semperqiie virginis ]Mariae qiiae appellatur antiqtia. Der Dargestellte ist bekannt als Oheim Papst Hadrians I. (772-795) und Gründer der Kirche S. Angelo in Pescheria. An den Seitenwänden ist die Geschichte der Heiligen Quiricus und Julittta. welche in Tarsus in Cilicien den Märtyrertod erlitten, in acht Bildern dargestellt. Linke Wand: ii die Mutter Julitta vor dem Praeses Alexander; 21 Quiricus wird eingekerkert [iibi scs C\T- RICVS A MILITIBVS DVCITVR): 31 fast ganz zerstört: Quiricus bekennt sich als Christ; 4) er wird gegeisselt iVBI SCS. C\'IRI- CVS. CATOMVLEBATVS ESTi; 5) er predigt, nachdem ihm die Zunge ausgerissen ist, vor Alexander weiter iVBI SCS C\'IRICVS. LINGVA ISCISSA LOQVITVR AT PRESIDEM); 6) Mutter und Sohn im Kerker, Rechte Wand: 71 beide werden in einer glühenden Pfanne gemartert (VBI SCS CVIRICVS CVM MATRE SVAM IN SARTAGINE MISSI SVNT); 8) dem Knaben werden eiserne Nägel in den Kopf getrieben i VBI SCS CVIRIC\'S ACV- TIBVS CONFICTVS ESTi und ihm schliesslich der Kopf an den Stufen des Tribunals zerschmettert. An der vorderen Hälfte der r. Seitenwand, zwischen der Marmorschranke und der Thür zum Presbyterium, beginnen Gemälde eines anderen Malers: Ma- donna angebetet von einer vornehmen Familie, wahrscheinlich des Stifters Theodotus: beachtenswert namentlich die gut erhaltenen

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Figuren zweier Kinder mit blauem quadratischen Nimbus. An der Eingangswand 1. neben der Thür: Theodotus (?j, mit zwei grossen Wachskerzen in den Händen, kniet vor Quiricus und Julitta. Rechts neben der Thür: ein alter bärtiger Heiliger (SCS ARMEXTIS E - S. ArmefiU[ji)s e{piscopus)?) und drei Frauen; darüber die Inschrift: qiiDorum nomina d{eü)s sc{i)t, deren Namen Gott weiss.

Zurück durch das linke Seitenschiff; am Ende (bei w) führt eine Thür (in der Laibung r. Fresko: Höllenfahrt Christi) in einen grossen gewölbten Gang» in dem eine sanft ansteigende Rampe, nur an einigen Stellen mit flachen Stufen, emporführt.

Der zweite Absatz derselben fuhrt zur Höhe des ersten Stocks des Vestalenhauses, das man von hier aus gut übersieht, und zur Nova \'ia ; weiter gelangt man auf das Dach der Bibliothek, von wo guter Ueber- blick über S. Maria antiqua (und nach der anderen Seite über die Ausgrabungen am Nordabhange des Palatins, s. u. S. 152). Ein vierter Absatz fuhrt hinauf zum Cli\ US X'ictoriae, wo die Rampe mit dem Treppen- wege vom \ estatempel her (u. Abb. 86) zusammentrifft (hier soll ein Durchgang zu den palatinischen Ausgra- bungen eröffnet werden ) : weitere Treppenwege gingen von dieser Ecke empor bis zur Domus Tiberiana.

Zurück bis zum \'orhof und quer durch diesen, wo eine niedrige Thür {b) in die Cella des Augustus- tempels führt.

XXX. Templum Divi Augusti. Der Augustus- tempel (über seine Geschichte vgl. S. 136 f.) bestand aus einer nahezu quadratischen (28X32 m.) Cella und einer Vorhalle, welche sich nach dem \'icus Tuscus hin öttnete. Die Wände der Cella haben Nischen für Kolossalstatuen der hier verehrten Kaiser: in der Mittelnische standen, nach der Abbildung auf der Münze des Pius (Abb. 66 S. 137) zwei Statuen, wohl Augustus und Livia, in den

übrigen die später consecrierten Kaiser < bis Mitte des 2. jhdts. sind es Claudius. \'espasian. Titus. Xerva. Trajan. Hadrian, ausserdem mehrere Kaiserinnen). Die \\'ände aus Ziegeln ( unter denen viele gestempelte mit Inschriften aus der Zeit des Domitian) waren mit Marmor verkleidet. Dass der Raum überdeckt war. zeis^en die

Abb.

Ruine des Augustusiemrels.

Ansätze von Fenstern in den Seitenwänden hoch oben. Wahrscheinlich hatte die Cella eine kunstvoll ^verzierte Holzdecke, da ein Gewölbe von so mächtiger Spannung nicht spurlos zerstört sein könnte.

Die X'orhalle war ursprünglich ein länglicher Raum (32X6 m.) mit Halbrundnischen an beiden Enden. Später hat man, wohl mit Rucksicht auf die Stabilität. sechs Ouermauern aus Ziegeln eingezogen: in der süd- lichsten der so entstandenen Kammern bemerkt man

IS2

Ansätze einer Treppe, die auf das Dach der \'orhalle (welche erheblich niedriger war als die Cella) führte. Die Front nach dem Vicus Tnscus hatte, wie die Munz- bilder zeigen, acht Säulen.

An der Südseite des x\ugustustempels werden zur Zeit die Ausgrabungen fortgesetzt. Es kommen dabei Reste von grossen Gebäuden zu Tage, die weder Wohn- noch Cultuszwecken gedient haben können: gewölbte Räume aus Tuffquadern, die sich um trapezförmige Höfe gruppieren. Sie gehrirten vielleicht zu einem grossen Bazar, den horrea Germaniciana et Agrippiana., die im constantinischen Stadtbuch in der achten Region aufgeführt werden, und deren Grundriss, zugleich mit dem des Clivus Victoriae, auf der Forma Urbis erhalten ist.

Von der Vorhalle des Augustustempels wenden wir uns rechts, an der Rückseite des Castortempels vorbei (man beachte die schönen Fragmente \on Kapitellen und Gebälk, die 1902 hier ausgegraben sind). Zur r. hat man die durch gewaltige Strebepfeiler verstärkte Seitenwand des Templum Di vi Augusti, die Strasse wird begleitet von einer Halle aus Ziegelpfeilern mit vorgelegten Halbsäulen. In christlicher Zeit lag hier der Kirchhof von S. Maria Antiqua : Gräber, zum Teil noch mit Skeletten und Resten von Inschriften und Malereien, sind in die Ziegelmauern eingehöhlt. Zwischen Castortempel und Lacus Juturnae zurück, beim Augustusbogen vorbei, gelangen wir an die Ostgrenze des Forums, wo die heilige Strasse (Sacra Via) beginnt: hier haben wir links die Regia, rechts den \>statempel und das Haus der Vestalen.

XXXI. Regia. Die Reste der Regia beschränken sich fast nur auf die Fundamente, die teils einem Bau aus der Republik, teils einem solchen aus dem Anfang der Kaiserzeit angehören.

Nach der römischen Tradition sollte Numa Pompilius am Anfange der Sacra Via gewohnt, und sein eigenes Königshaus

Do

{regia) dann dem Oberpriester {pontifex maxinnis) zur Wohnung überlassen haben. In historischer Zeit dient die Regia jedoch nicht als Wohnung, sondern nur als Amtslokal des Oberpontifex. Hier befand sich u. a. das Archiv, in dem die alljährlich vom Pon- tifex Maximus zu- sam mengestellten Jahrtafeln, mit den

Aufzeichnungen über Magistrate, kriegerische Er- eignisse, Wunder- zeichen , Unfälle u. s. w, aufbewahrt wurden (aus die- sen Jahrtafeln ent- wickelte sich das älteste römische

Geschichtswerk, die Annales nia- ximi). Ferner be- fanden sich in der Regia mehrere kleine Kapellen {sacrarid), u. a, eine des Mars, in welcher die hei- ligen Lanzen des Gottes, ferner die Schilde {ancüio) der Salier auf- bewahrt wurden. Ein anderes Sa- crarium war der

Ops, der Göttin des Erntesegens geweiht, und galt für so heilig, dass ausser dem Pontifex Maximus und den Vestalinnen Niemand Zutritt hatte. Im J. 14S und wieder um 36 v. Chr. durch Feuer zer- stcirt, wurde die Regia von Domitius Calvinus, dem Sieger über Spanien, prächtig wieder aufgebaut: der Schmuck, den die Aussen- wände damals erhielten, die Verzeichnisse der höchsten Magistrate

Abb. 76. Gruiidriss der Reg

154 ~

und der Triumphe von Romulus bis Caesar (die Fasti consiilares et triumphales, nach ihrem jetzigen Aufstellungsort im Conserva- torenpalast Fasti Capitolini genannt), deutete auf die Bestimmung des Gebäudes als Archiv. Unter Commodus beschädigte wiede- rum eine Feuersbrunst die Regia, welche dann von Septimius Severus wieder hergestellt wurde. Sie scheint den Fall des Reiches übt riebt zu haben: im 8. Jhdt. war sie teilweise zerstört (o. S. 113J. Ihre Reste wurden T546 zum Teil ausgegraben (damals die meisten Blöcke mit den Fasteninschriften gefunden), ohne dass man erkannt hätte, um welches Monument es sicli handelte: erst neuere Untersuchungen (1886. 1889. 1901) haben über Lage und Architektur Gewissheit gegeben.

Links von der Strasse liegt zunächst (bei i Abb. 76) ein kleiner Vorbau mit gutem schwarz-weissem Marmor- pflaster, in dem, \erbaut in eine mittelalterliche Mauer, ein Architrav mit der Inschrift :

\ ORES.POXTIFICVM-ET.FLAMIXVM

gefunden ist. Die erste Hälfte derselben Inschrift war bereits 1546 zu Tage gekommen; das Ganze lautete: bi\ honorem domus Augitstae kalatores pontificiun et flaminum. Man vermutet demnach, dass diese Unter- beamten der Priester ihr Biireau hier, an der Ecke der Regia, gehabt haben. Man beachte die schönen Archi- tekturfragmente, Gebälkstücke, Säulen- und Pfeiler- Ka- pitelle u. s. w., welche z. Zt. hier lagern: sie gehören zum Neubau des Calvinus (36 v. Chr.).

Einige Schritte hinauf hat man zur Linken die Fundamente der republikanischen Regia. Ein Raum mit Fussboden aus Tuftplatten {d Abb. 76) hat in der Mitte einen runden Unterbau aus grauem Tuff (die obere Schicht modern ergänzt) : man \ermutet darin, ohne rechten Beweis, das sacrariuvi Ma?-tis. Ebenso wenig ist es wahrscheinlich, dass eine unterirdische Cisterne (bei f Abb. 76) das Heiligtum der Ops bezeichne. Weiter finden sich Reste aus der Kaiserzeit. \'on de»"

00

Sudwand, welche im Bau des Calvinus mit den Consular- und Triumphalfasten beschrieben war, sind an Ort und Stelle nur wenige Reste verblieben, zahlreiche Bruch- stücke hingegen von dem Gebälk, welches sie bekrönte.

Ap

Wand der Rei^ia mit dtn Fiisti.

Dies Gebälk stammt \on dem erneuerten Bau des Septimius Severus. Reste einer Wand, die noch auf- recht stehen, zeigen, ebenso wie die Fastenblöcke, dass der Bau des Calvinus ein kleiner aber sehr kostbarer, ganz aus Marmorquadern, war. Auch Reste des Pavi- ments aus weissem Marmor. Schwelle einer Thür {c

- 156 -

Abb. 76) u. a. sind erhalten. Die ganze Xordfront der Regia, dem Faustinatempel gegenüber, ist im frühen Mittelalter (7.-8. Jhdt.) in ein vornehmes Privathaus, ähnlich dem in der benachbarten Basilica Aemilia, hinein- gezogen worden: Cipollinsäulen mit plumpen Basen aus rotem Granit, Mauern zum Teil aus Ziegeln, zum Teil aus Marmorblöcken gehören zu demselben. Die Regia der republikanischen Epoche dehnte sich wahrscheinlich erheblich weiter nach Osten aus: man schreibt ihr allerlei Reste aus Tuft" und Traxertin zu, welche sich unter den Fundamenten der Tabernen zwischen \'estalenhaus und Sacra \'ia (bei z Abb. 86) gefunden haben.

XXXII. Templum Vestae. Der runde, an seiner Basis von mehreren Lagen Tuft'blöcken umgebene Guss- werkkern gegenüber der Regia ist das Fundament des berühmten Vestatempels.

Vesta als Göttin des häuslichen Herdes ist eine der bedeut- samsten Gestalten des ältesten römischen Götterkreises. Aber während sie im Privatculte der späteren, namentlich der Kaiser- zeit, ganz hinter den Penaten zurücktrat, blieb der Cult am Staats- herde, der Vesta publica populi Romani Qiiiritiiim, bis in die letzten Zeiten des Reiches, ja noch nach dem Siege des Christen- tums einer der vornehmsten Roms. Im Tempel, der kein Götter- bild enthielt, schürten die Vestalinnen das heilige Feuer, welches an jedem i. März, dem Neujahr des ältesten (numanischeni Jahres unter bestimmten Cerimonien erneuert wurde. Ausser dem Herde befand sich im Inneren des Tempels noch ein Allerheiligstes, der penus Vestae, ein mit Teppichen verhüllter Raum (vielleicht nur eine Wandnische), in dem gewisse geheimnisvolle Symbole und Unterpfänder der römischen Macht aufbewahrt wurden, namentlich das Palladium, welches Aeneas aus dem brennenden Troja ge- rettet haben sollte. Der Tempel durfte von Männern, mit Aus- nahme des Pontifex Maximus, nie, von Frauen nur während des Festes der Vestalia (7.- 15. Juni) betreten werden. Er ist mehr- mals durch Brand zerstört worden: so i. J. 241 und 2to v. Chr.; damals mag seine Bauweise, die das uralte runde römische Bauern-

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haus aus Flechtwerk mit Strohdach nachahmte, viel Nahrung für die Flammen geboten haben. Aber auch nachdem er in der Kaiserzeit ganz aus Stein und Metall aufgeführt war, erlitt er, z. B. in dem grossen Brande unter Commodus (191 n. Chr.) starke Beschädigungen, Septimius Severus und seine Gattin Julia Domna

Abb. 78. Vcstrttcmpc!, Relief (jetzt Florenz, UfFizien).

stellten ihn wieder her: von dieser Restauration stammen die meisten der erhaltenen Architekturstücke. Im J. 394 schloss Theo- dosius den Tempel: im 8.-9. Jhdt. muss er in Trümmern gelegen haben, da viele seiner Werkstücke m einer mittelalterlichen Mauer zwischen Laciis Juturnae und Castortempel verbaut gefunden sind. In der Renaissancezeit war die Kunde von der Lage des Tempels verloren gegangen, so dass man bald die Kirche S. Teodoro am Fuss

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des Palaiins, bald, noch verkehrter, den kleinen Rundtempel am Ponte Rotto, als ,Tempio di Vesta* bezeichnete. Erst die neuesten Ausgrabungen (1872. 1882. 1901) haben Lage und Bauart des Tempels sicher kennen gelehrt.

Der Tempel erhob sich auf einem kreisrunden durch Pilaster gegliederten Unterbau \ on 7 m. Durchmesser. Die Eingangsthur lag genau nach Osten: einige Stufen, deren Fundamente noch an Ort und Stelle sind, führten hinauf zu dem Säulengange, der die Cella umgab.

Abb. 79. Münzen des Augusliis und der )ulid Domn.i.

Dieser Säulengang hatte, bei seiner geringen Weite, nur einen dekorativen Zweck : die Intercolumnien waren durch Metallgitter geschlossen, wie antike Abbildungen auf Münzen und Reliefs zeigen, Löcher für Befestigung der Gitterstäbe sind noch an vielen Bruchstucken der Säulenschäfte erkennbar. Die Intercolumnien des Ein- ganges waren durch hölzerne Thüren \erschlossen: zur Befestigung der Thürgewände dienten Stege, die noch an mehreren der Säulenschäfte angearbeitet sichtbar sind. Die Säulen trugen ein Gebälk, dessen Fries mit Opfergeräten und Priesterinsignien ^•erziert war; die Gesimsblöcke waren mit den Kassetten des Umgangs und dem Innenfries der Cella aus einem Stück. \'er- mittelst dieser grossen (fast 3 m. langen) Blöcke, von

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denen kein einziger ganz, wohl aber zahlreiche Bruch- stücke erhalten sind, waren die Säulen mit der Cella- mauer zu einer einheitlichen Stütze für das weit ge- spannte Dach verbunden (s. Abb. Si). Gewöhnlich

Abb. So. Vestatempel, Grundriss.

nimmt man an, dass die Mitte der Kuppel eine runde Lichtöffnung hatte; nach den Münzbildern (s. Abb. 79) ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese Oeftnung von einem schornsteinartigen Bronzeaufsatz, vielleicht in hnrm einer grossen Blume, gekrönt wurde, der das Innere vor Wind und Re^en schützte.

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Man kann von der Rückseite (bei b Abb. 86; gegen- über der Eingang zur Küche des Vestalenhauses) in den Mauerkern des Tempelfundamentes hineingehen: hier ist durch die neuesten Ausgrabungen in der Mitte ein

Abb. 8i. Vcstatempel, Construction.

trapezförmiger Schacht {so^. favissa) constatiert, dessen Existenz beweist, dass der heilige Herd nicht genau im Centrum der Cella lag. Die Crrube diente vielleicht zur temporären Aufbewahrung der Asche und des sonsti- gen Kehrichts, der alljährlich nur einmal, am 15. Juni,

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Abb. S2. Vestatempel.

dem Schlusstage der Vestalia, entfernt werden durfte (man brachte ihn in ein besonderes Gelass am Clivus Capitolinus, und von dort in den Tiber).

Da im Tempel selbst kein Bild der Göttin stehen durfte, hat man in späterer Zeit neben ihm eine Kapelle

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iaedicula) für ein solches erbaut, welche von zwei Mar- morsäulen (der Travertinschaft 1. modern, ebenso der Ziegelpfeiler r.) getragen wird. Die Inschrift am Archi- trav besagt, dass der Bau (Anfang des zweiten Jhdts. n. Chr. ) vom Senat und \ olk aus Staatsmitteln wieder hergestellt sei. Neben der Aedicula fuhren einige Tra- vertinstufen hinauf zum Eingange des Vestalenhauses.

XXXIII. Atrium Vestae. Das Wohnhaus der Priesterinnen, geräumig und prächtig, aber klösterlich abgeschlossen, wird von seinem Hauptteile, dem grossen Säulenhofe, Atrüun Vestae benannt. Es ist zum grössten Teile 1883 84 ausgegraben, die W^estflügel erst 1901, nach Xiederlegung von S. Maria Liberatrice.

Das Collegium der Vestalen bestand aus sechs (in ganz später Zeit aus sieben) Priesterinnen, von denen wohl immer einige im Kindesalter standen. Denn die Vestalinnen durften bei der Auf- nahme nicht jünger als sechs, und nicht älter als zehn Jahre sein. Der Pontifex Maximus wählte sie mit Bewilligung der Eltern: sie mussten dann dreissig Jahre in strenger Clausur im Atrium Vestae zubringen, den anstrengenden Dienst beim heiligen Feuer versehen, das heilige Wasser aus dem Quell der Camenen vor der Porta Capena (an der Via Appia) herbeiholen, und bei vielen Opfern und Ceremonien oft sehr complizierte heilige Handlungen vornehmen. Auf Pfiichtversäumnisse standen strenge Strafen: eine Vestalin, die das heilige Feuer erlöschen Hess, wurde vom Pontifex mit Ruten- streichen gezüchtigt; hatte sie gar das Gebot der Keuschheit verletzt, so wurde sie auf dem Campus sceleratus bei dei Porta Collina (un- weit der N.-Ecke des Finanzministeriums in \'ia Venti Settembre) lebendig begraben. Es wurde bei diesem harten Dienste immer schwerer, die für die sechs Stellen nötigen Candidatinnen oder Eltern die ihre Kinder dazu hergaben zu finden. Man erleich- terte daher die Eintrittsbedingungen immer mehr: während in alter Zeit wahrscheinlich nur Patrizierinnen der \'esta dienen durften, wurden später auch Mädchen aus plebejischen (ieschlechtern, seit Augustus sogar Töchter von Freigelassenen für aufnahmefähig er- klärt. Beim Eintritte erhielten sie von den Kaisern oft eine statt-

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liehe Mitgift: so gab selbst der sparsame Tiberius der Vestalin Cornelia 2 Millionen Sesterzen (500 000 Lire). Die Vestalinnen standen nicht, wie alle anderen Frauen, unter Tutel des Familien- hauptes, sondern durften über ihr Vermögen frei verfügen, vor Gericht ohne den üblichen Schwur Zeugnis ablegen, u. s. w.; ihre Empfehlung fand, in der Civil- wie in der Militär-Carriere,

Abb. 83. Atrium Vestae. Ansicht,

besondere Berücksichtung; ilire zufällige Begegnung rettete den zur Strafe geführten Verbrecher; sie hfitten bei den öffentlichen Spielen einen Ehrenplatz, wurden, wenn sie .ausgingen, von einem Lictor begleitet, dem selbst der Consul Platz machte, und durften, was sonst nur den Kaiserinnen gestattet war, in der Stadt zu Wagen fahren; auf Beleidigung ihrer Person stand Todesstrafe. Und trotzdem würde es, wie die Kirchenväter mit Genug- tuung hervorheben, in der späten Zeit schwer, die wenigen Mädchen für den Dienst der Vesta zu finden, während die christ- lichen Kl()ster sich mit gottgeweihten Jungfrauen füllten. Gratian zog i. J, 382 die Güter der Vtstaliimen ein; das Haus diente

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dann zuerst für Beamte des kaiserlichen, später der päpstlichen Hofhaltung. Nach dem ii. Jhdt. wurde es verlassen.

Die über der Erde erhaltenen Ruinen des Atrium Vestae gehören dem Bau aus der Kaiserzeit an und gehen auch in ihren ältesten Teilen nicht vor das i.Jhdt. n. Chr. zurück. \V)n älteren Bauten sind nur wenige Reste, etwa i m. unter dem Niveau des grossen Säulenhofes, gefunden: meist Pavimente aus kleinen weissen und bunten Marmorbrocken, in einer Orien- tierung, die der ,, alten Regia" (o. S. 156) entspricht. Das ältere Vestalenhaus war, wie natürlich, von beschei- deneren Dimensionen als der Bau der Kaiserzeit: neben ihm, unter dem Abhänge des Palatins, und der Nova Via, lag ein heiliger Hain {hiciis Vestae), der erst durch jene grossen Neubauten allmählich verschwand.

Im Vestalenhause kann man drei Gruppen \on Räumen unterscheiden, die in drei verschiedenen Perio- den entstanden sind. Der älteste Teil (auf Abb. 86 schwarz), im Osten des Atriums, enthält Amtsräume, er mag aus dem i. Jhdt. n. Chr. stammen: in dem etwas jüngeren (Mitte des 2. Jhdt.) Süd- und Westflügel (auf Abb. 86 dunkel schraffiert) liegen Wohn- und Wirt- schaftsgebäude; der Nordflügel, meist Räume unter- geordneter Bedeutung enthaltend (auf Abb. 86 hell schraffiert), stammt wohl erst \om Neubau des Septi- mius Severus.

Der grosse Hof (als Atrium oder Peristylium zu bezeichnen) hat seine Gestalt wohl auch durch die Um- bauten der severischen Zeit erhalten. Die verschiedenen den Hof umgebenden Gebäude hatten keine überein- stimmenden Stockwerkshöhen: um diese Diflerenzen zu verdecken, umgab man den Hof mit einer Halle aus zwei Reihen Säulen übereinander, jedoch ohne Zwischen- boden. Die Schäfte der unteren Säulenstellung sind aus Cipollin, die oberen aus rotgeaderter Breccia coral-

l6:^

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lina. In der Längsaxe des Hofes sieht man mehrere längliche Wasserbehälter (die über der Erde heraus-

ragenden Mauerteile modern

ergänzt), die auch

Abb.

vielleicht zum Bau des Se\erus ge- hören . Das grösste dersel- ben (d) muss bereits zugefüllt worden sein, als der im Centrum des Hofes betind- liche achteckige

Bau errichtet wurde , dessen Fundamente aus grossen Ziegel- platten noch deutlich sichtbar sind: wahrschein- lich war dies eine Art von Garten, gleichsam eine Erinnerung an den längst ver- schwundenen Lucus \'estae. Dieses Achteck stammt, wie die Ziegelstempel Zeit. Hofes bildeten die

<S5. \'cstalin.

beweisen, aus nachdiocletianischer Einen besonderen Schmuck des Statuen der Obervestalinnen {Virgines Vestales inaxi- inae), die in der unteren Halle aufgestellt waren, mit Inschriften auf den Postamenten, die ihre Tugenden und

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Verdienste rühmten. Xur eine einzige (fragmentierte) Inschrift ist noch an Ort und Stelle (in der S\\\-Ecke bei e) erhalten: weitaus die meisten Postamente und Statuen fand man Ende 1883 am Westende des Atriums, auf einen Haufen geschichtet, der, wie sein Aufbau zeigte, bestimmt gewesen war, in einen mittelalterlichen Kalkofen zu wandern. Am Boden lagen, auf die Längs- seite gelegt, die Inschriftsteine, darüber die Torsen der Statuen, denen man Arme, Hände, Füsse und alle her- \'orstehenden Teile abgehackt hatte, um mit den Splittern die Zwischenräume zwischen den Statuen auszustopfen. Infolge dessen lässt sich zu keiner einzigen Statue die zugehörige Inschrift constatieren. Die Inschriften ge- hören mit einer Ausnahme {^Praetextata Crassi filia, kleine Basis, jetzt an der Nordseite) in die Zeit nach Severus. Die Oberpriesterinnen, welche wir aus diesen und früher im Atrium gefundenen Denkmälern kennen lernen, sind (die mit ''^ bezeichneten Steine nicht mehr im Atrium):

Chr.

x. 21s u. Chr.

Numisia Maximilla

201

n.

Terentia Flavola

209.

2

Campia Severina

240.

Flavia Mamilia

242.

Flavia Publicia

247-

2

Coelia Claudiana

286.

Terentia Rufilla

300.

3

C

364.

Coelia Concordia

3S0.

Die Statuen zeigen die Oberpriesterinnen (nur diese, nicht die einfachen \'estalinnen scheinen das Bildnis- recht besessen zu haben) in ihrer Amtstracht. Leber einem Unterkleide [stola) liegt eine Art Mantel {pallium), beides aus weissem Wollenstoft; den Kopf bedeckt ein viereckiges mit einer Brosche ( fibida) zusammengehal- tenes Tuch (siißzönliinn. welches nur den X'orderkopf

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frei lässt. Unter dem vorderen Rande des Tuches kommt die eigentümliche Haartour, die sechs Flechten {seni crines) vor : eine Art Haube, wohl nicht aus den eigenen Haaren gemacht, in sechs Strähnen angeordnet, die mit schwarzen und roten Wollbinden umwickelt waren. Diese recht altertümliche und unbequeme Haube mussten die Vestalinnen zeitlebens tragen, die übrigen Römerinnen nur an ihrem Hochzeitstage, ,,des guten Omens wegen, weil die Braut ihrem Mann ebenso un- verbrüchlich das Gelübde der Treue halten sollte, wie die Priesterin der Gottheit". Die am besten erhaltene Statue im Atrium hat auf der Brust Spuren eines bronzenen Halsschmuckes (Kette und Medaillon): dieser gehörte nicht zur eigentlichen Amtstracht, sondern scheint eine ausserordentliche vom Kaiser verliehene Auszeichnung gewesen zu sein. Unter den übrigen Statuen im Hofe verdient die eines Mannes (Kaiser ?) mit ansetzbarem Barte Beachtung: andere Statuen, darunter die künstlerisch bedeutendsten der Vestalen (s. Abb. 85) sind in das Thermenmuseum gebracht worden.

Der Nordflügel des Hauses ist sehr zerstört, so dass sich über die Bestimmung der Räume im Einzelnen nichts sicheres feststellen lässt. In dem Zimmer am östlichen Ende ( /*) hat man unter dem Ni\eau Reste eines viereckigen aus Asche und Opferresten gebauten Altars gefunden, dessen Orientierung mit den erwähnten älteren Bauten stimmt. Der Raum daneben {g) mit Nischen in den Wänden scheint ein oflener Hof (Sommer- triclinium?) gewesen zu sein. \^or dem Eingange (bei 1i) ist eine Marmorbasis aufgestellt mit der Inschrift : Flaviae L(uci) f{iliae) Publiciae, religiosae sanctitatis v(irgini) V(estali) max{imae), cuius egrcgiam moriun disciplinam et in sacris peritissimam operationern merito respnblica iji dies felicUer sentit, l^/pius J^e?i(S et Au-

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rielüis) Titus [ccnturiones) deputati ob eximiaDi eins erga se benivolcntimn g{rati ) piosueriiiit ). Demnach war der Obervestalin Flavia Publicia, ,, deren ausge- zeichnete Sittsamkeit und grosse Kenntnis aller heiligen Gebräuche der Staat fortwährend zu seinem Wohle er- fährt" (eine andere Inschrift rühmt derselben Priesterin nach, dass sie ,, durch alle Stufen des Priestertums, bei den Altären aller Götter dienend, und beim heiligen Feuer frommen Sinnes Tag und Nacht wachend, ver- dientermassen zu ihrer hohen Stellung gelangt sei") diese Statue von zwei centuriones deputati (Courieren, die den X'erkehr zwischen den Provinzialstatthaltern und der Centralgewalt in Rom vermittelten, unseren Feld- jägern vergleichbar) errichtet, die durch ihre Gnade ein A\ancement oder eine Auszeichnung (petita eius oryia- tus, heisst es in einer Inschrift, die der Campia Seve- rina \'on einem t7'ib2i7ius coho7'tis gewidmet war) erlangt hatten.

Der Ostflügel stammt vielleicht noch aus der Zeit vor dem neronischen Brande: in seinen Mauern haben sich keine gestempelten Ziegel gefunden. Man steigt auf \'ier Stufen zu einem Saal (sog. tablinum) hinauf, der ursprünglich mit einem Tonnengewölbe überdeckt war; der Fussboden, aus buntem Marmor, ist in später Zeit roh ausgeflickt. An jeder Seite des Saales öftnen sich drei Zellen, [i Abb. 86, jetzt als Magazin für Skulp- turen u. s. w. dienend), die man mit Unrecht lür die Wohn- und Schlafräume der sechs Priesterinnen erklärt hat. Da jedoch die Sechszahl kaum zufällig sein wird, könnte man vermuten, dass diese Zellen eine Art von Sacristei gebildet hätten, und jede der Jungfrauen eine davon zur Aufbewahrung ihrer heiligen Geräte u. dgl. angewiesen erhalten hätte. Neben diesen Räumen liegt ein oftener Hof [k) mit einem nischengeschmückten Brunnen, vielleicht zu Wirtschaftszwecken dienend (ge-

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schlössen). In dem kellerartigen Gewölbe an der Xord- wand sind mancherlei Thongefässe, zum Teil von alter- tümlicher Form, ausgegraben.

Im Sudflügel läuft ein Corridor vor den Zimmern her. Die ersten Zimmer sind durch späte Einbauten stark umgestaltet. Im (/) ersten vermutet man eine Bäckerei; das zweite (m) enthält eine wohlerhaltene Mühle aus Lava. In beiden ist der Fussboden ca. 70 cm. über das Niveau des Corridors erhöht. Eine ähnliche Construction ist ersichtlich im vierten Zimmer ( >z), wo über dem ursprünglichen Fussboden ein späterer aul kleinen Ziegelpfeilern eingelegt ist, um die Feuchtig- keit abzuhalten. Ein Ziegelfussboden in gleicher Höhe lag bis 1899 auch im fünften Zimmer {o): nach Ent- fernung desselben kam ein schöner etwa aus dem zweiten Jhdt. stammender Fussboden mit Marmormosaik zu Tage.

Neben diesem Zimmer führt eine Treppe hinauf zu den oberen Teilen des Hauses (meist geschlossen), welche hauptsächlich die Wohnräume enthielten. Man kommt in einen Corridor, wo zur Rechten mehrere Badezimmer, mit deutlich erkennbarer Heizan- lage (die Feuerung erfolgte von einem engen Corridor an der Rückseite) sichtbar sind. Weiter, bei einer marmorbelegten Fon- täne vorbei, zu mehreren Räumen neben und hinter dem ,fablimim\ von denen aus man einen guten Ueberblick über das Haus und Ausblick auf die Via Sacra mit der Constantinsbasilicai hat. Eine Treppe, die nach einem höheren Geschoss führte, ist zum Teil erhalten: da man sich schon im dritten Stockwerk lincl. des Mezzanins über dem Erdgeschossi befindet, hatte das Haus min- destens vier, wahrscheinlich, wenigstens nach der Palatinseite, fünf Stockwerke, bot also Raum nicht nur für die sechs Prieste- rinnen, sondern auch für zahlreiche Dienerschaft. Zurück zur Treppe ! links, bei p Abb. 86, führt ein Ausgang zur Nova Via) und ins Erdgeschoss.

Weiter im Südtrakt (durch die Thür q) wieder in den Corridor, wo Reste eines schönen Marmorfussbodens :

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anliegend ein Zimmer (r) mit gleichfalls erhöhtem Fuss- boden und einer parallel zur Hinterwand später ein- gezogenen Mauer zur Abhaltung der Feuchtigkeit : an der Wand gegenüber dem Eingange eine sechsseitige Basis mit Ehreninschrift für die Flavia Publicia. Weiter ein Zimmer, in dem man gleichfalls unter einem späten schlechten Ziegelpaviment einen schönen Fussboden aus Gialio, Portasanta, Pavonazzetto u. s. w. gefunden hat. In der hinteren Ecke dieses Zimmers fuhrt eine Thür (bei s) in einen Corridor, unter dessen Fussboden 1899 in einem Abzugskanal 397 Goldmünzen aus später Kaiserzeit gefunden sind. Die grosse Mehrzahl stammt aus der Zeit des Kaisers Anthemius (467-472; es sind 345 Stuck mit seinem Bilde, 10 mit dem Bilde seiner Gattin Euphemia): der Schatz mag also i. J. 472, als Ricimers Scharen Rom eroberten und plünderten, von einem Beamten der kaiserlichen Hofhaltung, der damals das \ estalenhaus bewohnte, vergraben sein. Die Münzen sind jetzt im Museum der Diocletiansthermen.

Am Ende des Sudflugeis fuhren zwei Treppen zum Obergeschoss : in der Wand des unteren Treppenflures (bei /) eine kleine Nische für ein Götterbild. An- stossend ein Saal mit Apsis {21), dessen Marmorfussboden in ganz später Zeit roh ausgeflickt ist.

In der NW. -Ecke des Hofes (bei v) stehen drei grosse Marmorbasen, die 1883 hier ausgegraben sind. Sie waren verbaut in ein kleines mittelalterliches Haus : unter dem Ziegelfussboden eines Zimmers fand sich ein Thongefäss mit 835 Münzen, von denen 830 angel- sächsischen Gepräges (König Alfred d. Gr., 871-900; Edward I., 900-924; Athelstan, 924-940 [diese die meisten] ; Edmund I., 940-946 ; ferner einige Erz- bischöfe von Canterbury, u. a. ) waren : ein Peterspfennig, wie solche seit dem achten Jhdt. von den bekehrten Britten oft nach Rom geschickt wurden. Zusammen

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mit den Münzen lag' eine silberne Gewandnadel mit der Inschrift Donmo Marino papa\ das Abzeichen eines Beamten Papst Marinus II. (942-946), der, vielleicht bei einem der zahlreichen Sarazeneneinfälle, den ihm anvertrauten Schatz hier in seiner WohnimQ- \ero;'raben hatte. Die Münzen sind jetzt gleichfalls im Thermen- museum.

Die Marmorbasis, welche dem Ausgange zunächst steht, hat laut ihrer Inschrift eine Statue getragen, welche vom Collegium der Pontifices unter dem Vorsitze des Pontifex Maximus Macrinius Sossianus, einer Obervestalin ,, wegen ihrer Keuschheit und Züch- tigkeit, wie auch wegen ihrer bewunderungswürdigen Kenntnis der Opfer und heiligen Gebräuche" geweiht war. Der Name der Priesterin ist sorgfältig ausradiert, so dass nur noch der erste Buchstabe C zu erkennen ist. Es fragt sich, welches der Grund dieser daninatio niemoriae gewesen sein mag. Das auf der rechten Seite des Steines verzeichnete Datum der Aufstellung (9. Juni 364 n. Chr. ,, unter dem Consulate des Divus Jovianus des Nachfolgers Julians des Apostaten, der nur acht Monate regierte und Varronianus") führt uns in eine Epoche, wo die Anhänger des heidnischen Glaubens die Verehrung der alten Götter noch einmal mit aller Energie zu beleben versuchten (s. o. S. 22), und wo der Kampf zwischen der heidnischen und der christlichen Partei besonders lebhaft geführt wurde. Es ist fast undenkbar, dass, wenn in einer solchen Zeit eine Vestalin etwa wegen eines schweren Sittlichkeitsvergehens verurteilt worden wäre, in unseren reichlichen zeitgenössischen Quellen dies Factum gänzlich mit Stillschweigen übergangen sein sollte. Es ist also wahrschein- licher, dass die Vestalin freiwillig aus dem Collegium ausgetreten ist. Nun sagt der Dichter Prudentius (unter Theodosius), die Triumphe der Christentums rühmend: „der Pontifex legt die Stirnbinde ab und nimmt das Kreuz an, und die Vestalin Claudia tritt ein in Dein Heiligtum, Laurentius (z'ittatiis olhn pontife.v adsciliir in sigmiin criicis aedeniqiie Laurenti tuam Vestalis intrat Claudia)". Also hat die Vermutung viel für sich, dass diese Claudia später Christin, vielleicht Nonne in einem Kloster bei S. Lorenzo fuori le mura, geworden sei, was natürlich die Pon- tifices veranlasste, ihren Namen auf der Ehrenbasis zu tilgen.

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Zurück durch die Thür c (r. neben der Treppe Reste eines Zimmers mit Heizeinrichtung unter dem Fussboden) und 1. hinter den Tempel, wo bei w der Eingang zu den Wirtschaftsräumen, die zur Zeit vom Hofe nicht direkt zugängUch sind. Man gelangt durch einen \'orraum in die Küche mit grossem Herd; dahinter liegt ein X^orratsgewölbe y (geschlossen), in dem zahl- reiche Amphoren, Schusseln, Koch- und Vorratsgefässe, auch ein grosser bleierner Wasserbehälter gefunden sind. In einem der Töpfe fand man noch ein \'er- kohltes aber wohlerhaltenes Stück Gebäck.

Die Räume an der Rückseite des Nordflügels {z z z) gehören ihrem Grundriss und ihrer Bauart nach eben- falls zum Vestalenhause, sind aber von den Räumen desselben völlig abgeschlossen. Vielleicht waren hier, wenigstens im Erdgeschoss, vermietbare Läden {tabernae) gleich den weiteren an der Sacra Via. Unter den Ziegel- mauern aus der Kaiserzeit haben sich zahlreiche Reste älterer Bauten aus Tufl' und Travertin (Wände mit Freskenresten, Fussboden aus kleinen weissen Marmor- stücken, Halbsäulen mit Basen, eine o-rosse Traufrinne aus Tuft" u, a.) gefunden. Die Orientierung derselben stimmt mit der Regia und den älteren Resten unter dem Säulenhofe des Vestalenhauses.

Die Sacra Via.

Nur zwei Strassen im Inneren der Stadt Rom führten, wie die grossen von den Thoren ausgehenden Landstrassen den Namen \^ia (die übrigen hiessen meist vicus, oder, wenn sie bergauf gingen, cliviis): es sind die Sacra Via und die Nova Via, die schon dadurch ihre besondere Stellung unter den Strassen der Hauptstadt andeuten. Beide gehen aus von dem ,, alten Thore des Palatiums^', der Porta Mugonia: die jüngere, die Nova \'ia, lief auf halber Höhe des Abhanges wahr- scheinlich auf dem Glacis der ehemaligen palatinischen Befestigung, umgab den Hügel an seiner Ost- und Nordseite, und endete im \^elabrum unterhalb der Porta Romana (in der Gegend von S. Teodoro). Die grossen Bauten der Kaiserzeit, namentlich das Templum Divi Augusti mit seinen Nebengebäuden, haben den letzten Teil ihres Laufes {iiifima 7iova via) ganz unkenntlich gemacht, wogegen der Anfang, zwischen Vestalenhaus und Tiberiuspalast, sehr wohl erhalten ist.

An Alter und Wichtigkeit wurde die ,,Neue Strasse" ubertroffen von der ,, heiligen", der Sacra Via. Den Namen leitete die römische Sage davon ab, dass Romu- lus und der Sabinerkönig Titus Tatius nach dem Kriege um die geraubten Frauen ihre \^ersöhnung hier durch Opfer bekräftigt hätten. Noch in später Zeit zeigte man, am Eingange der Strasse, nach dem Forum zu,

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die Statuen beider Könige. In Wahrheit heisst die Strasse wahrscheinhch davon, dass sie vom Hause des Opferkönigs {domus regis sacrificidi) in der Gegend des Titusbogens bis zur Regia führte, und dass an ihr zahlreiche HeiHgtümer lagen, ausser dem Vestatempel z. B. die der Laren und Penaten, von denen jedoch Reste bisher nicht nachzuweisen sind. Auch die feier- lichen Prozessionen, die Triumphzüge, die zum Tempel des Juppiter Capitolinus hinaufgingen, passierten die ,, heilige Strasse" in ihrer ganzen Ausdehnung: daher wurde schon im Altertume der Name im gewöhn- lichen Sprachgebrauche weiter ausgedehnt, nämlich auf den Abstieg von der Höhe der Velia {summa sac7'a via) beim Titusbogen bis zum Colosseum; dagegen ist die in moderner Zeit sehr übliche (und der Kürze halber auch von uns acceptierte) Ausdehnung des Namens auf die Südstrasse am Forum vor der Basilica Julia aus dem Altertum nicht zu belegen.

Die römische Tradition berichtete, dass in der Urzeit an der heiligen Strasse mehrere Könige gewohnt hatten, ausser Numa noch Ancus Marcius und Tarquinius Su- perbus. In republikanischer Zeit hatten viele vornehme Familien hier ihre Häuser: so die Valerier am Ende der Strasse, auf der Höhe der Velia, ferner die Scipionen, die Domitier und Octavier. In der Kaiserzeit ward die Sacra Via aus einem Quartier der Nobilität zu einer der be- lebtesten Geschäftsstrassen. Inschriften nennen häufig Juweliere, Goldarbeiter, Perlenhändler, Gemmenschneider, Ciseleure, aber auch Blumenhändler, Kranzbinder, Dro- gisten ,,von der Sacra Via". Als Kaiser Hadrian auf der Velia den Tempel der Venus und Roma errichtete, scheint er auch die heilige Strasse neu reguliert zu haben: die nach einem einheitlichen Plane errichteten Ziegelbauten an der Südseite stammen meist aus dieser Epoche. In späterer Zeit werden die Läden an der

Nordseite ganz verdrängt durch Monumentalbauten (Tempel der Faustina, des Divus Romulus, Basilica des Constantin). Aber der Name erhielt sich bis tief in die christliche Zeit hinein: noch im sechsten Jhdt. trägt die Basilica der hl. Cosmas und Damianus den Bei- namen in Sacra Via, und erst später tritt an die Stelle des uralten Namens der farblose des ,. Steinweges" {silex).

XXXIV. Templum Antonini et Faustinae. Als

Kaiser Antoninus Pius im dritten Jahre seiner Regierung (141 n. Chr.) seine Gattin Faustina (die Aeltere) ver- lor, versetzte der Senat sie unter die Götter und er- kannte ihr einen Tempel zu, der wohl sofort nach ihrem Tode in Angriff genommen wurde. Eine unter Pius geschlagene Münze zeigt seine Front. Nach dem Tode des Kaisers wurde

der Tempel diesem mitge- Abb. 87. Münze der Diva Faustina.

weiht: die erste Zeile der In- schrift ist später zugesetzt (in dieser, DIYO ANTONINO ET ist die Länge des I nicht bezeichnet, wie regel- mässig in der zweiten, DiVAE FAVStIxae ex S. c). Die Vorhalle des Tempels hat sechs unkannelierte Säulen (Höhe 17, Dm. 1,45 m.) aus Cipollino {inarmor Carystiiuii): auf der Treppe davor, in der Mitte der Stufen, stand der grosse Opferaltar. Die Schäfte der Säulen haben zahlreiche eingekratzte Figuren und In- schriften: Herkules mit dem Löwen kämpfend, \^enus, X'ictoria, ein Lar, alles wohl Nachbildungen von Sta- tuen an der Sacra Via. Auch Inschriften aus später Zeit fehlen nicht: ein Cü^ A, das seiner Form nach in die zweite Hälfte des vierten Jhdts. gehört, ist das

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älteste christliche Denkmal auf dem Forum. Die Cella hat Mauern aus Peperin, die mit Marmor belegt waren ; erhalten ist nur der Fries, Greifen, die paarweise um

Abb. 88. Graffitrau:'

Sciulc!; Jos Faust:r..i-l"c:v.pi.l.

Candelaber gruppiert sind. Schon vor dem 12. Jhdt. ward in den Tempel die Kirche S. Lorenzo in Miranda eingebaut, die ihren Beinamen vielleicht einer frommen Stifterin namens Miranda ein in der römischen Ari- stükratie'um das Jahr 1000 beliebter Name verdankt: unter Urban V. (136 2- 13 70) wurde ein Teil der Cella- mauern zerstört, um Material für den Neubau des

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Lateranpalastes zu liefern. Ihre jetzige Gestalt mit dem barocken Giebel erhielt die Kirche durch einen Umbau unter Paul \\ 1602.

Abb. ^o. Der Faustinatempel im jähre 1575.

XXXW Die archaische Nekropole {sepulcretuni). An der Südostecke des Faustinatempels ist seit April 1902 in einer Tiefe bis zu 5 und 6 Meter unter dem Niveau der Kaiserzeit ein uraltes Gräberfeld aufgedeckt. Die Gräber (bis jetzt 23, die man mit den Buchstaben A-X zu bezeichnen pflegt) enthielten teils bestattete, teils ver- brannte Leichen. Bei den Brandgräbern, welche die älteren sind, ist meist ein grosses Thongefäss in eine runde im Tuff ausgehöhlte \ ertiefung eingesetzt und mit kleinen Tuffsteinen zugedeckt. Das grosse Gefäss (Abb. 90), von kugelicher oder länglicher Form, pflegt

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ausser der eigentlichen Aschenurne, welche öfterS' die Form der altitalischen Hütte hat, noch kleine Vasen, mit Resten von Opfergaben oder von der Leichenmahl- zeit, zu enthalten (Abb. 91). Die bestatteten Leichname finden sich entweder einfach in länglichen Gruben, oder

Abb. 90. Brandgrab C.

in primitiven Sarkophagen aus Tuff (Abb. 92), oder in Särgen aus ausgehöhlten Baumstämmen (Abb. 93). Dass die Bestattungsgräber jünger sind als die Brandgräber, sieht man deutlich wo ein (rundes) Grab der ersten Art von einem (länglichen) der zweiten durchschnitten wird (Abb. 95). Die Beigaben an die Todten sind einfachster Art, die Thongetasse grösstenteils mit der Hand gearbeitet

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"Abb. 91. Gcfasse aus dem Grabe C.

Abb. 92. Ecstattungsgrab B.

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und schlecht gebrannt. Griechischer Import fehlt fast ganz, bis auf wenige in den jüngsten Gräbern gefundenen sog. ,,protokorinthischen" Vasen. Weitaus das meiste ist ein- heimischer Fabrik {vasellame laziale), schwarzer Thon {bucchero) mit eingeritzten Ornamenten, Zickzack- und Spirallinien u. dgl. Bronzene Gegenstände, Stücke von Waffen und Schmuck, namentlich Gewandnadeln {fibulae)

Abb. 93. Holzsarg aus dem Grabe ).

sind in ziemlicher Menge gefunden; einige dieser Fi- bulae haben als Schmuck mehrere hinter einander auf- gezogene Scheiben aus Bernstein. Gold fehlt ganz, entsprechend dem römischen (freilich erst später, in den zwölf Tafeln, codificierten) Gesetze, wonach dem Todten kein Gold ins Grab mitgegeben werden durfte» ausser dem was zum Befestigen der Zähne diente. \'on Silber sind ein paar kleine Gewandnadeln aus einem Kindergrabe. Sonst sind als Beigaben noch Glasperlen. Ohrringe aus Bernstein, Gegenstände aus Knochen u. a. gefunden. Auch die spätesten Gräber sind nicht junger als das sechste Jhdt. v. Chr., die älteren gehen bis ins achte, vielleicht neunte Jhdt. hinauf, also vor das tradi- tionelle Gründungsdatum der Stadt, 753 v. Chr. Ob die

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Ahh. C4. Gesamtansicht der Nekropole (von der Höhe des F.uistinatempels).

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Grabstätten den ersten Ansiedlern auf dem Palatin, oder der erweiterten Stadt, dem Septimontium (s. o. S. 2) angehört hat, ist bisher nicht zu entscheiden. Jedenfalls musste das Begraben aufhören, nachdem das Forums-

Abb. 95. Brandgriib Q. und Bgstattungsgrab G.

thal entwässert und zum gemeinsamen Marktjilatze der latinisch-sabinischen Gemeinden auf dem Palatin und Ouirinal gemacht worden war; ein Factum, welches, wie oben (S. 4) bemerkt ist, von der römischen Tra- dition in das sechste jhdt. v. Chr. gesetzt wird.

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Die Gräberfunde sind provisorisch in einem Magazin an der Sacra \la (Plan II di) untergebracht, und einst- weilen nur mit besonderer Erlaubnis der Ausgrabungs- direction zu sehen. Nach \^ollendung des Forums- museums in S. Francesca Romana werden sie dort allgemein zugänglich werden.

XXXM. Privatbauten an der Sacra Via. Jen- seits der archaischen Nekropole ist eine ihrer Bauweise

Abb. 96. Privatbauten an der Sacra Via.

nach ziemlich alte (noch republikanische) Gruppe von Gebäuden freigelegt: zu beiden Seiten eines Corridors je drei kleine Kammern mit Wänden aus grossen Tuff- quadern, starken Thürpfosten und Schwellen aus Tra- vertin, und Paviment aus opus spicatuni (die obere Hälfte der Mauern und die ganzen Decken modern auf- gemauert). Die gute Erhaltung der Reste erklärt sich zum Tiil dadurch, dass sie beim Bau der Rotunde des

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Divus Romulus (u. S. i88) in die Fundamente dieses Ge- bäudes aufgenommen sind. Man hat die Räume für einen ,Carcer' erklärt, was schon deshalb unmöglich ist, weil die ganze römische Ueberlieferung, in der Republik wie in der Kaiserzeit, nur ein einziges Gefängnis, den Carcer unterhalb des Capitols (o. S. 103) kennt. Es sind wohl nur Kellerräume von Privathäusern, wie sie ganz ähnlich auch in Pompei vorkommen. Andere Reste von Privathäusern an der älteren Sacra Via, Mauern und Abzugskanäle aus Tuff u. s w., sind vor dem Eingange des jetzt als Museums-Magazin dienenden Raumes, bis zur Kirche S. Cosma e Damiano, freigelegt worden, haben aber wieder zugeschüttet werden müssen.

XXXVII. Fornix Fabianus. Am Anstiege nach der Velia zu wurde die Sacra Via von einem Ehren- bogen überspannt, den der Consul Q. Fabius Maximus Allobrogicus 121 v. Chr. errichtet hatte. Sein gleich- namiger Enkel stellte ihn, wahrscheinlich in caesarischer Zeit, wieder her. Die Bauinschriften und manche andere Bruchstücke des Bogens wurden i. J. 1546 in der Nähe des Faustinentempels, aber alle mittelalterlich verbaut, gefunden. Nach den Inschriften gehörten zum Schmucke des Bogens die Statuen des O. Fabius Maximus Allo- brogicus, des L. Aemilius PauUus, Besiegers des Per- seus von Makedonien, und des jüngeren Scipio Africa- nus; die Statue des Begründes und des älteren Africanus werden nicht gefehlt haben. Ob aber diese Statuen, wie bei den Ehrenbögen der Kaiserzeit, auf der Attica standen, ist nicht sicher. Andere Reste des Bogens, namentlich Steine der Wölbung (nach denen sich die lichte Weite des Durchgangs auf 3,80 m. berechnen lässt), fand man 1882, doch auch diese alle mittelalter- lich verbaut. Die Stelle des Bogens genau zu bezeichnen ist unmöglich, da Fundamente auch bei den neuesten

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Ausgrabungen nicht gefunden sind: nach den Angaben der ahen Schriftsteller muss man vermuten, dass er nicht in der Nähe der Stelle, wo die Fragmente jetzt zusammengehäuft sind (Plan XXXVII), sondern näher nach der Regia und dem Vestatempel zu gestanden hat. Der Bogen galt als Eingang des Forums von der Sacra Via her; von dem eitelen Memmius sagte der Redner Crassus ,,er komme sich so gross vor, dass, wenn er ins Forum herabginge, er sich am Fabier- bogen zu bücken pflege". Der Bogen war, wie es scheint, noch im 5.-6. Jhdt. n. Chr. erhalten.

XXXVIII. Templum Divi Romuli. Das Heroon,

welches Maxentius i. [. 307 n. Chr. seinem jung ver- storbenen Sohne Romulus errichtete, liegt zwischen der Sacra Via und dem vespasianischen Forum Pacis. Die Strasse tritt an die Nebengebäude des Friedenstempels schon so nahe heran, dass nur ein kleiner dreieckiger Platz für den Bau des Maxentius übrig blieb: der Archi- tekt wählte daher zum Grundriss des Tempels einen Kreis, der von Rechtecken mit verschieden tiefen, halb- runden Abschlüssen flankiert wird. Der Bau scheint beim Tode des Maxentius (313) noch unvollendet ge- wesen zu sein: in der Dedicationsinschrift, von der Reste noch im 16. Jhdt. erhalten waren, kam jedenfalls der Name des Constantin vor. Den Eingang schmücken zwei Porphyrsäulen mit reichem Gebälk, das von einem älteren Gebäude entnommen ist: auch die jetzt unsicht- bare Rückseite des Gebälks ist ganz wie die Vorder- seite dekoriert. Die antike Bronzethür hat ihre Schmuck- glieder (Eierstäbe um die Rahmen der Füllungen, Rosetten und Sterne auf den Rahmen) verloren; das Schloss ist noch das antike, der Mechanismus (Zahn- rad, das in den Riegel eingreift) functionicrt seit fast 1600 Jahren. Papst Fehx IV. (527-530) machte aus

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dem Tempel die X^orhalle der Kirche des hl. Cosmas und Damianus, wobei die Decoration des Inneren wohl schon stark beschädigt wurde; was noch übrig- war, fiel den Umbauten des 17. Jhdts. zum Opfer, als Urban VIII. (1630) die durch Feuchtigkeit und Vernachlässigung dem Einstürze nahe Kirche restaurierte und den Boden ein ganzes Stockwerk höher legte. Seit 1879 ist der untere Teil der Kirche wieder ausgegraben und der Eingang auf sein antikes Niveau zurückverlegt. Das Innere dient jetzt als Magazin für Kleinfunde; an der Rückwand ist ein Marmoraltar aus dem 13. Jhdt., mit schwachen Resten von Fresken, erhalten.

XXXIX. Sogenanntes Templum Sacrae Urbis. Hinter dem Rundtempel liegt ein rechteckiges Gebäude, dessen Ostwand, aus vortrefflichem Quaderbau, neuerdings vollständig freigelegt ist. In der Mitte der Wand ist eine Thür mit Bogen darüber, aus Travertin, gleichfalls von vorzüglicher Construction, sicht- bar. Die Rückwand dagegen ist aus Ziegelwerk, auf dem zahl- reiche Klammerlöcher zum Halten von Marmortafeln sichtbar sind. An dieser Wand war der grosse unter Septimius Seve- rus (wahrscheinlich zur Erneuerung eines älteren) in IMarmor eingegrabene Stadtplan {Forma Urbis Roniae) befestigt, dessen Reste, soweit sie sich sicher haben deuten lassen, jetzt im Garten des Conservatorenpalastes aufgestellt sind. Das Gebäude hatte seinen Haupteingang an der Westseite, wo noch im 17. jhdt. die ganze Quaderwand, ähnlich der Ostseite, und eine Vorhalle von acht Säulen erhalten war. Erst Urban \'III. Hess um 1640 diesen Teil demolieren und die Quadern zum Bau der Kirche S. Ignazio verwenden. Man hat dies recht- eckige Gebäude Templum Sacrae Urbis (der X^ame ist aus dem Altertum nicht überliefert) genannt, und für eine Art Kataster- archiv der Stadt erklärt, in welchem das Original des Stadtplanes auf Papyrus oder Pergament, die Grundbücher u. dgl, aufbewahrt gewesen seien und auch eine Kapelle der Göttin Roma sich be- funden habe. Aber der Grundriss stimmt gar nicht zu einem Tempel, und der Stadtplan als Schmuck der Aussenwand wäre auch verständlich, wenn im Innern etwa die von Ciellius (2. Jhdt.

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11, Chr.) erwähnte „Bibliothek des Friedenstempels" gewesen wäre. Da ferner bereits im Anfang des fünften Jhdts. der Raum in eine christliche Kirche verwandelt wurde, ist es wenig wahrscheinlich, dass er früher eine Tempelcella für den heidnischen Cultus ge- wesen sei. Die Kirche S. Cosma e Damiano hatte bis ins i6. Jhdt, an den Innenwänden noch den antiken Belag aus Marmor mit figürlichen Plattenmosaiken {opiis sectile), welcher erst durch die Umbauten Urbans VIII. zerstört wurde. Erhalten blieben die Mosaiken in der (später eingebauten) Apsis Felix IV., die zu den schönsten Roms gehören und einen Besuch der Kirche (Eingang Via in ^Nliranda) lohnend machen.

Der Platz hinter dem ..Templum", mit schönem Pflaster aus grossen bunten Marniorplatten, gehört bereits zum Forum Pacis. Man sieht hier ein gewaltiges Mauerstück, welches von der Höhe der anliegenden Constantinsbasilica herabgestürzt ist. Im Inneren desselben ist eine Treppe von ca. 12 Stufen noch wohl erhalten: bei der Höhe des Sturzes ein Beweis für die be- wunderungswürdige Bindekraft des römischen Mörtels. Das Stück lag bei seiner Ausgrabung auf einer Schuttschicht von ca. 1^/2 f"- Höhe (die es tragenden Untermauern sind neui; also wird es durch ein grosses Erdbeben, vielleicht im 12.- 13. Jhdt, hinabge- stürzt sein. Unter der XW.-Ecke der Basilica führt ein antiker Tunnel hindurch, der im ganzen Mittelalter zur Communication diente und erst 1565 geschlossen wurde. Er lieisst damals Arcus Latronis (^wegen seiner Unsicherheit ?i ; der Mirabilienschreiber phantasiert deshalb von einem , Tenipliun Pacis et Latonae^.

XL. Clivus sacer. \^or dem Tempel des Ro- mulus beginnt die Strasse zu steigen; rechts linden sich mancherlei Ziegelreste von Privatbauten (2.-3. Jhdt.), welche von zwei langen Substructionen aus Gusswerk durchschnitten werden. Letztere stammen wahrschein- lich von einer Neuregulierung des ganzen Terrains nach Erbauung der Constantinsbasilica. Der Ziegelbau mit Bogen links unterhalb der Basilica ist mittelalterlich und gehört vielleicht zu einem vornehmen Privathause.

Rechts gegenüber liegen mancherlei Marmorfrag- mente zusammengehäuft, namentlich ein Gebälkstück

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mit Inschrift, welche zu einem eleganten kleinen Rund- bau (Dm. 3,80 m.) gehört haben. Neben dem Inschrift- felde sieht man eine Mänade in Relief; es ist daher wahr- scheinlich, dass das Gebäude eine Kapelle des Liber Pater (Bacchus) war, welche, nach einer Angabe des

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Abb. 98. Gebälk des Bacchustempels an der Sacra Via.

Martial, auf der Höhe der Sacra \^ia stand, da, wo der Weg zu den Kaiserpalästen abging. :\Iünzen des An- toninus Pius (s. Abb. 99) zeigen ihn: also hat vermut- lich dieser Kaiser, dessen Xamen auch auf der Inschrift erscheint, ihn restaurieren lassen.

Das Pflaster auf dem man hinaufgeht ist erst durch die neuesten Ausgrabungen blossgelegt: bis 1901 lag ein spätes schlechtes Pflaster, gleichfalls aus grossen

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Basaltpolygonen, etwa 2 m. höher. Das untere Pflaster durchschneidet mancherlei Reste aus Ziegeln und Tuff, die vielleicht zu einem grossen Bazar für orientaHsche Waaren (hoj-rea piperataria) gehörten, der an der Sacra

Via lag und an dessen Stelle die Basilica des Constantin erbaut wurde. Eine moderne Treppe fuhrt zur SO. -Ecke derselben hinauf.

Abb. .y^.

XLI. Basilica Constan- tini. Zwischen 306 und 310 begann Maxentius am obe- ren Ende der Sacra \'ia eine kolossale neue Basilica {ba- silica 7iova), die bei seinem Tode (313) noch unvollendet war. Sein Ueberwinder Constantin führte den Bau zu Ende, jedoch mit einigen Abänderungen im Grundplane. Während ursprünglich der Haupteingang von der Seite des Colosseums her, die Apsis für das Tribunal an der entge- gengesetzten Schmalseite (nach S. Cosma e Damiano zu) war, ist später ein zweiter Eingang von der Sacra Ma, in der Oueraxe, angelegt und diesem entsprechend eine zweite Apsis in der Mitte des nördlichen Seitenschiffs. Man erkennt noch deutlich, wie die ursprünglich gerade Hinterwand durchbrochen und an ihrer Stelle eine mit Nischen geschmückte Halbrundwand eingefugt ist. In der Mitte dieser Wand ist der Unterbau für den Sitz des Kaisers oder des den \^erhandlungen präsidierenden Magistrats erhalten: auch ist die Marmorschwelle für ein Gitter {cancelhim), welches den Raum für Richter und Publikum trennte, noch an Ort und Stelle. Die Reste von Ornamenten (Consolen mit Victorien, reich sculpierte Gesimse), zeigen den gesunkenen und über-

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ladenen Stil des vierten Jhdts. n. Chr.: gewaltig aber wirkt die Gesamtanlage, welche von den älteren Säulen- und Pfeilerbasiliken wesentlich abweicht, und ihr \'or- bild mehr in den grossen Centralsälen der Kaiserthermen (man vgl. besonders den der Diocletiansthermen, jetzt

Abb. 100. Constantinsbasilica. Reconstruction.

Kirche S. Maria degii Angeli) findet. Nur vier mäch- tige Pfeiler stützen die Tonnengewölbe der Seitenschifte und die Kreuzgewölbe des Mittelschiffes, der überdeckte Flächenraum beträgt 6000 qm. (S. Maria degli Angeli kaum 2000 qm.). Bei Beurteilung der Dimensionen mögen Abb. loi und 102 nachhelfen, welche Längs- und Querschnitt der Basilica mit einigen bedeutenden mittel-

es

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alterlichen und modernen Kirchen (Dom in Limburg, Münster in Freiburg, Cölner Dom, Thomaskirche in Berlin) vergleichen. Die Kolossalsäulen, welche zwischen den Pfeilern standen (s. auch Abb. 97), hatten rein orna- mentale Bestimmung, ohne das Gewölbe zu stützen. Die letzte von ihnen brachte Papst Paul V. auf den Platz

Abb. loi. Constantinsbasilica. Längsschnitt.

bei S. Maria Maggiore, wo sie jetzt die Bronzestatue der Madonna trägt.

In der westlichen Hälfte des Gebäudes hat man neuestens (Frühjahr 1904) mancherlei Reste des kost- baren Marmorfussbodens, ferner Stücke der W^ölbung mit Kassetten und Stuckresten, ausgegraben. In der ursprunglichen Apsis an der Westwand fand, nachdem die zweite Apsis in der Queraxe eingebaut war, ein kolos- sales Sitzbild des Constantin Platz; Kopf und Fragmente der Arme und Beine sind jetzt im Hofe des Conserva- torenpalastes. Neben der Apsis, in der Ecke des dritten

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Bogeiis des r. Seitenschiffes führt eine antike Wendel- treppe von 54 Stufen aufwärts. Das Dach des Gebäudes, mit prachtvollem Ueberblick über Forum, Palatin u. s, w. ist leider seit mehreren Jahren unzugänglich.

Schon im frühen Mittelalter begann die Zerstörung des Riesenbaus: Papst Honorius I. (625-638) nahm

Abb. 102. Constantinsbasilicr, Qiierschnitt.

ihm die bronzenen Dachplatten und deckte damit die Peterskirch. Eine \>rwendung des Baus für den christ- lichen Gottesdienst oder zu praktischen Zwecken war bei der Kolossalität der Dimensionen unmöglich. Bald muss dann auch das vernachlässigte Gebäude durch Erd- beben schwer beschädigt sein (s. o. S. 190). In den Mirabilien wird es templuni Romiili sicpra temphuu Latonae genannt (s. o. S. 190): seit dem 15. Jhdt. wird

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dafür der Name temphim Pacis allgemein acceptiert, an dessen Stelle erst Nibby (18 19) den richtigen gesetzt hat.

XLII. Templum Veneris et Romae. Die Höhe der Velia wird seit Anfang des zweiten Jhdts. n. Chr. von einem prachtvollen Heiligtume eingenommen, das Hadrian i. J. 135 der Stadtgöttin Roma und der Stamm- mutter des julischen Geschlechtes, der \'enus, weihte.

Siebzig Jahre früher hatte Nero diese ganze Gegend mit dem Vestibül seines goldenen Hauses bedeckt (Reste eines vielleicht zu demselben gehörigen Säulenhofes mit anliegenden Zimmern,

Abb. 105. Münzen des Hadri.iij {a) und Antoninus Pius (b-c).

grosser Treppe nach dem Colosseum zu, u. a. sind noch nördlich vom Tempel constatiert, s. Plan II, jetzt aber tief verschüttet und unzugänglich). Auf der Höhe der Velia stand der Koloss des Sonnengottes mit Neros Porträtzügen, 29 m. hoch, mit sieben Strahlen von je 7 m. Länge um das Haupt: er entsprach, der Stellung wie der Höhe nach, annähernd dem Glockenturme von S. Francesca Romana. Hadrian Hess den Koloss, der seinem Tempelbau im Wege stand, von der Höhe ins Thal hinab ver- setzen: der Architekt Decrianus bediente sich bei dieser Operation der Zugkraft von vierundzwanzig Elephanten. Die Basis des Kolosses ist noch, unter der XO.-Ecke der Porticus, dem Amphi- theater gegenüber, erhalten : die Absicht des Kaisers, an der anderen Ecke, nach der Meta sudans zu, einen Koloss der Luna zu errichten, kam nicht zur Ausführung. Die Vollendung des Tempels blieb vielleicht erst dem Antoninus Pius vorbehalten,

197

igS

auf de^sen Münzen er dargestellt ist. Unter Maxentius durch einen Brand beschädigt und wieder hergestellt, galt er noch in der Mitte des vierten Jhdts. als eines der Wunderwerke der Haupt- stadt. Ueber seine Zerstörung wissen wir nichts: sie muss jeden- falls schon weit vorgeschrittea gewesen sein, als Papst Leo IV (847-855) zwischen der Halle und der westlichen Fassade die Kirche S. Maria Xova einbaute.

Der Tempel, nach Hadrians eigenen Plänen errichtet, erhob sich auf einer 145 m, langen, 100 m. breiten Substruction aus Gusswerk, welche am westlichen Ende über der Sacra \'ia nur um wenige Stufen (auf den Marmorblöcken der Treppe, Plan II )i, neben dem Titus- bogen allerlei Graffiti: Spieltafeln, Gladiator, Rennpferd, Centaur mit Palme), am östlichen Ende beträchtlich über dem Platze am Colosseum erhaben war. Die Lang- seiten des Tempelplatzes waren von Hallen aus grauen Granitsäulen eingefasst,diean den Ecken und in den Mitten propyläenartige Vorbauten hatten: an den Schmalseiten, wo sie die die Tempelfronten verdeckt hätten, scheinen die Hallen nicht herum oeführt o-ewesen zu sein.

Die Fassaden des Doppeltempels selbst hatten je zehn korinthische Säulen aus weissem Marmor: die Cellawände aus Backstein waren an der Aussenseite mit soliden Marmorquadern verkleidet. Das der Sacra \'ia zugewandte (westliche) Heiligtum war wahrscheinlich der Roma geweiht: die Giebelgruppe (welche auf einem Relief im Thermenmuseum wiedergegeben ist) zeigte Mars und Rea Silvia, die Wölfin mit den Zwillingen (und wahrscheinlich die Gründung der Stadt). Die Gellen hatten kostbare Pavimente aus Marmor, Porphyr und Serpentin, in den Wänden Nischen für Statuen und waren mit reich kassettierten Tonnengewölben überdeckt. Die westliche Cella, früher Klostergarten von S. Maria Xuova, wird in das neue Museo del Foro hineingezogen, und ist z. Z. nur mit besonderer Erlaubnis zuQänQ-hch.

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Die Götterbilder hatten ihre Plätze in Nischen mit Halb- kuppeln; der grosse Baumeister Apollodorus sagte von ihnen, ,,wenn die Göttinnen aufstehen wollen^ werden sie

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Abb. io6. Tempel der Vcnvs und Roma. Seite nach dem Colcsseum, jetziger Zustand.

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Abb. 107. Tempel der Venus und Roma, Fassade nach dem Colcsseum. reconstruirt.

mit dem Kopf an die Decke stossen", und fiel wegen dieses Urteils in die Ungnade des Kaisers. Die öst- liche, einst der Venus geweihte Cella, liegt frei und ist weit schlechter erhalten. Zahlreiche mittelalterliche

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Kalköfen, die man hier bei der Ausgrabung 1828 fand, zeugten von der barbarischen Verwüstung. Nach den Münzen (Abb. 103 a) standen rechts und hnks vom Tempel zwei grosse Säulen mit Statuen, vielleicht des Hadrian und der Sabina: von der nördlichen ist das Fundament in der Oueraxe des Gebäudes, und ein Stück des Schaftes (Cipollino) erhalten.

XLIII. Arcus Titi. Der Bogen, der dem Titus vom Senat und X'^olk nach siegreicher Beendigung des jüdischen Krieges zuerkannt war, ist zu des Kaisers Lebzeiten nicht mehr zur Ausfuhruno; orekommen. Dem- gemäss giebt ihm die Inschrift Tauf der Ostseite) das Prädicat Divus, und in der Mitte der Thorwölbung ist der Genius des Kaisers, von einem Adler zum Him- mel getragen, dargestellt. Der Bogen wird von den antiken Schriftstellern nie erwähnt, fehlt auch in der con- stantinischen Stadtbeschreibung: nur auf dem merkwür- digen Reliefstreifen vom Grabe der Haterier an der Via Labicana (jetzt im Lateran), welches die Sacra Via vom Palatin bis zum Colosseum darstellt (Abb. 108), erscheint er als Arcus in Sacra Via siimvia. Im Mittelalter war er in die Festungsbauten der Frangipani eingeschlossen : die Strasse lag damals tiefer als das antike Niveau, die Tra- vertinblöcke des 1902 frei gelegten Fundaments sind sichtlich durch anstossendes Fuhrwerk beschädigt. In die obere Hälfte des Durchganges war eine Kammer ein- gebaut; bei der Construction ihres Fussbodens hat man die schönen Figurenreliefs an den Wänden verstümmelt. Sixtus IV. (i 471-1484) entfernte die meisten dieser Bauten, doch blieb ein Teil des mittelalterlichen Turmes auf der Attica bis Anfang des 19. Jhdts. stehen. Als i. J. 1821 diese Anbauten beseitigt wurden, fand sich, dass die Seitenpfeiler arg beschädigt waren : infolge dessen musste der erösste Teil erneuert werden, was

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unter V'^aladiers Leitung in vorzüglicher Weise ge- schah. Die erneuerten Teile sind aus Travertin, ohne die reichen Ornamente der originalen, und daher leicht von ihnen zu unterschei- den.

Die Reliefs im Innern des Durchganges zeigen 1. den Kaiser auf dem Triumph- wagen, dessen Zügel Roma führt, von \^ictoria ge- krönt; hinter ihm Ritter und Lictoren. Rechts eine Abteilung des Triumph- zuges im Begriff, einen Bogen (der nur zur Hälfte plastisch dargestellt ist, zur anderen vielleicht durch Malerei ergänzt war) zu durchschreiten: anf Trag- bahren ^ferciild) werden die Tempelschätze aus Je- rusalem aufgeführt, auf der ersten der Schaubrottisch und die Halljahrsposaunen, auf der zweiten der sie- benarmige Leuchter. Im Hintergrunde drei Soldaten mit Täfelchen (Jiüili), auf denen Inschriften, die den Sieg und die Beute erläu- terten zu denken sind. Noch eine andere Abteilune

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des Zuges stellt das Relief des Frieses an der Ostseite (unter der Haupdnschrift) dar: eine Opferpompa, in der bekränzte Stiere gefiihrt werden, zwischen ihnen auf einem ferciiliim eine liegende Gestalt, wohl der Flussgott Jordan.

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Abb. 109. Meta sudans, Torre Cartularia und Titusbogen im Jahre ISVS-

XLI\'. Templum Jovis Statoris. Jenseits des Titus- bogens, zur Rechten der Sacra \'ia, sieht man die Reste einer grossen Substruction von ziemlich altertiimlicher Bauart (Quadern aus Peperin, Gusswerk in der unteren ursprünglichen Hälfte fast nur aus Basaltbrocken). Wahrscheinlich gehört dieselbe zum Tempel des Jup-

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piter Stator, den der römischen Sage zufolge Romulus vor der alten palatinischen Ringmauer, unweit der Porta Mugonia, begründet hatte. Hier waren im Kriege nach dem Frauenraube die Römer von den Sabinern arg' bedrängt worden; da gelobte Romulus dem Juppiter einen Tempel, wenn er die wankenden Schlachtreihen wieder zum Stehen bringen wollte: und der Gott erhörte seine Bitte. Der Tempel, erneuert (nach anderen erst erbaut) vom Consul Atilius Regulus (294 v. Chr.), ist abgebildet auf dem Relief vom Hateriergrabe (Abb. 108) rechts vom Titusbogen: danach hatte seine Front vier Säulen und wandte sich dem Clivus Palatinus zu. Noch im vierten Jhdt. n. Chr. bestand er: im Mittelalter wurde auf seinen Fundamenten die Torre Cartularia, der Ar- chivturm der römischen Kirche, errichtet. Dieser Turm erscheint auf vielen römischen Veduten des i6.-i8.Jhdts.: erst 1829 wurden seine letzten Reste beseitigt. Stücke vom Hochbau des Tempels sind weder damals noch bei sonstigen Ausgrabungen zu Tage gekommen.

QUELLEN UND NEUERE LITTERATUR.

Die folgende Zusam-nenstelluag bezweckt nur, aus der alten Litteratur die wichtigsten Belegstellen zu dem im Texte gesagten, und hinsichtlich der neuen für den Leser, der eingehendete Orientierung sucht, die nötigsten Winke zu geben. Es ist dabei vornehmlich auf die neuesten Arbeiten Bezug genommen: für die älteren darf auf den Abschnitt in Jordans Topographie (Bd. I, 2, S. 195-429) verwiesen werden, der deshalb (und weil er bisher eines Inhaltsverzeichnisses ermmgelt) durch- weg citiert ist. Dagegen genügt es auf die Behandlung des Forums in Richters Topographie (2. Aufl., 1901, S. 76-107. 355-370) und auf The- denats verdienstliches soeben in dritter Auflage erschienenes Buch {Le Forum Romain et les Forums imperiaux, Paris, Hachette 1904) ein für alle Mal zu verweisen. Citiert sind auch die Abschnitte aus Lancianis Ruins and Excavations of Ancient Rome (London 1897), mein Bericht über die Forums-Ausgrabungen in den R(ömischen) M(itteilungen) 1902, S. 3-97 (zweiter verbesserter Abdruck, Rom 1905) und Vaglieris Mono- graphie: Gli scavi recenti nel Foro Romano, im Bullettino comunale 1905, S. 3-239 (auch separat). Da endlich nicht jedem Philologen und Histo- riker das Corpus hiscriptionum zur Hand ist, habe ich für die Inschriften nach Möglichkeit auch Orelli-Henzens und Dessaus Inscriptiones selectae herangezogen.

I. Basilica Julia (S. 51). Cicero ad Att. IV, 16; Mon. Ancyr. IV, 13; Martial VI, 38, 6; Sueton Aug. 29, Cal. 37; Plinius ep. V, 9. VI, 35; auintilian XI, 5, 6; Cassius Dio LVI, 27. LXVIII, 10; Schol. Juven. 4, 81; Notitia reg, VIII; Chronogr. a. 554 p. 145 M. ; FÜR. fr. 20. 23; CIL. VI, 1658. 3 1885-3 1887 (= Dessau 5557). 9709. 9711 (- Benzen 5082). 9712. 10040. 10042.

Jordan I, 2, 385-391; Dutert, le Forum p. 38 f.; Lanciani 275-270; Huelsen R. M. 1902, 60.

205

II. Arcus Tiberi (S. 58). Tacitus ann. II, 41; CIL. VI, 906.

51422. 31575.

Montiroli, Osserva:^ioni siil Foro Romano (1849) 12 ; Jordan I, 2, 212 ; Mommsen Res gestae Divi Augusti^ 126; Lanciani 284; Huelsen R. M. 1902, 12; Vaglieri 163.

III. Schola Xantha iS. 59). CIL. VI, 103 (= Orelli 2502). 30692. Jordan I, 2, 367 ; Huelsen R. M. 1888, 208-232. 1902, 12 ; Vaglieri 164.

IV. Sog. Rostri cesarei (5. 60). Xot, d. scavi 1899, 627-654; Huelsen R. M. 1902, 15; Vaglieri 154 ff. Münze des Palikanus : Cohen- Babelon monnaies de la republique Lollia n. 2.

V. Rostra (S. 61). Varro 1. 1. V, 155; Liv. IV, 17, 6. VIII, 14, 12 ; Diodor XII, 26 ; Dionysius I, 87 ; Plinius VII, 212. XXXIV, 20. 25 ; Sueton Aug. ico ; Pomponius Dig. I, 2, 2; Cassius Dio XLill, 49. LVI, 34. LXXIV, 3; Asconius in Milou. 12; CIL. VI, ^2005.

Jordan I, 2, 233 ff. 314 ff.; Richter röm. Rednerbühne 8-39, Jahrb, des Instituts 1889, 1-17, Beiträge zur röm. Topographie II (1903); Lanciani 280; Huelsen R. M. 1899, 238. 1902, 15-21; Vaglieri 152 ff".

VI. Templum Saturni (S. 69). Varro 1. 1. V, 41 ; Livius II, 21, i. XXII, I, 19. XLI, 21, 12; Dionysius I, 34. VI, i; Festus 322; Sueton Aug. 29; Tacitus ann. II, 41; Macrobius Sat. I, 8; Servius ad Aen. II, 216. VIII, 319; FÜR. fr. 22. 23. 30; CIL. VI, 937. 13 16 (= Dessau 41). X, 6087 (= Dessau 886).

Jordan I, 2, 360-363; Lanciani 295; Huelsen R. M. 1902, 9; Va- glieri 162.

VIL Milliarium Aureum (S. 70). Plinius n. h. III, 66; Tacitus bist. I, 27; Sueton Otho 6; Plutarch Galba 24; Cassius Dio LIV, 8; Notitia reg. VIII.

Tordan I, 2, 245; Richter röm. Rednerbühne 35-37; Lanciani 281.

VIH. Umbilicus Urbis Romae (S. 71). Xotitia reg. VIII: Ano- nymus Einsidlensis b. Jordan II, 655.

Jordan I, 2, 245 ; Lanciani 282.

IX. Volcanal (S. 71). Livius XL, 19, i ; Dionvsius IL 50. VI, 67, VII, 17. IX, 39; Plinius n. h, XVI, 236; Gellius IV, 5; Fcstus 238. 290; hemerol. Arval. ad X kal. Sept.; CIL. VI, 457 (= Dessau 93).

Jordan I, 2, 339; Huelsen R. M. 1893, 87. 1902, 10; Lanciani Bull, comun. 1902, 125- 133; Vaglieri 161.

2o6

X. Arcus Severi (S. 75). CIL. VI, 1033 (= Dessau 425). Rossni archi trionfaU T. 50-59 ; Jordan I, 2, 213; Lanciani 284;

Huelsen R. M, 1902, 21; Vaglieri 151.

XI. Porticus Deorum Consentium (S. 76). Varro de re rustica I, 4; CIL. VI, 102 (= Dessau 4003).

Jordan I, 2, 367; Lanciani 294.

XII. Templum Vespasiani et Titi (S. 77). CIL. VI, 938 {= Dessau 255); Notit. reg. VIII.

Jordan I, 2, 192. 4 11; Lanciani 291.

Aedicula Faustinae (S. 79): CIL. VI, 1019 (= Dessau 382).

XIII. Templum Concordiae (S. 79). Varro 1. I. V, 148; Plu- tarch CamilL 42, C. Gracchus 17; Ovid fast. I, 637; Appian b. c. I, 26; Suetcn Tib. 20; Cassius Dio LV, 8. LVI, 24. LVIII, 11; Augustinus de civ. dei III, 24; CIL. VI, 89 (= Dessau 3781). 90 (- Dessau 57-S2). 91-94. 3675 = 30856 (= Dessau 3783); hemero). Praen. ad XVII kal. Febr.; Acta Arval. passim; FÜR. fr. 22.

Dutert le Forum p. 35 u. Tf. XIV ; Jordan I, 2, 332-336; Lanciani 288.

XIV. Columna Focae (S. 81). CIL. VI, 1200 (= Dessau 837); Gregor. Magn. reg. XIII, 34.

Valadier fahhriche di Roma fasc. 5 (1826); Jordan I, 2, 246; Huelsen R. M. 1891, 88. 1902, 58; Lanciani 262.

XV. Diocletians- und Honorius-Monumente (S. 82).

a (Decennalia-vicennalia) : CIL. VI, 1204. 1205. 31262. Huelsen R. M. 1893, 281.

b {Mon. hellt Gildonici) : CIL. VI, 1187. 31256 (= Dessau 794) ; Claudian

de sexto consulatu Honorii 373.

Huelsen R. M. 1895, 52-58; Lanciani 261. c {basis Stilichonis): CIL. VI, 31987 (= Dessau 799)

Lanciani a. 3. O.

XVL Anaglypha Trajani (S. 84). Brizio Ann. delVht. 1872, 309, Mon. dell'Ist. IX Tf. 47. 48 ; Jordan I, 2, 219 ff. ; Lanciani 256 f. ; Peter- sen Festschr. für A. v. Oettingen (1898) 130-143 ; Huelsen R. M. 1902, 21.

XVIL Niger lapis und Romulusgrab (S. 89). Festus p. 177 ; Dionysius I, 87. III, i; Schol. Horat. zu Epod. 16, 13. 14; Inschrift des Cippus : Dessau 4913; Huelsen Beiträge zur AG. II (1902) p. 230.

\oti:iie degli scavi 1899, 151-169; Comparetti hcri^ione arcaica del Foro Romano (Florenz 1900); Huelsen R. M. 1902, 22-31; Vaglieri 102-143; Studniczka Jahreshefte des österr. Instituts VI (1903) 129-155.

207

XVIII. Comitium (S 96). Jordan I, 2, 261. 318-322; Huelsen R. AI. 1895, 79-94. 1902, 32-59; Vaglieri 102 ff.; CIL. VI, 1158 (= Dessau 731). 55856.

XIX. Curia Julia (S. 97). Varro 1. 1. V, 154; Cicero pro Mi- lone 33 und Asconius z. d. St.; Monum, Ancyran. IV, i. VI, 15; Pli- nius n. h. XXXV, 27. 131; Varro b. Gellius XIV, 7, 7; Cassius Die XL, 49. XLIV, 5. XLV, 17. LI, 22: CIL. VI, 877a = 52524. 1718 (Orelli 3160). 52526.

Jordan I, 2, 255. 327-552; Lanciani Mem. d. Lincei XI (1885) 5-21; Mommsen Hermes XIII, 651 f.: Huelsen R. M. 1895, 86-91, 1902. 39-41; Lanciani 263-267; Vaglieri 145-149,

XX. Der Carcer (S. 102). Varro \. 1. V, 150, 151: Sallust Ca- tilin. 3) ; Livius I, 53, 8. XXIX, 22, 10. XXXIV, 44, 8; Velleius II, 7, 2; Valerius Masimus IX, 12, 6; Plinius n. h. VII, 212; Seneca controv. IX, 27, 20; Festus 262. 556; Calpurnius Flaccus decl, 4; Ammian, Mar- cellinus XXVIII, I, 57; Servius Aen. VI, 375; CIL. VI, 1359.

Scolae Gemoniae (S, 106): Valerius Maximus VI, 5, 3. IX, 13 ; Plinius n. h, VIII, 146; Tacitus ann. III, 14. VI, 4. 31, bist. III, 74, 85; Sueton Tiber. 55. 61, 75. Vitell. 17; Cassius Dio LVIII, i. 5. 11, 16, LXV, 21.

Jordan I, i, 453. I, 2, 325-528; Gori-de Mauro-Pa'ker Icbnographia teierrimi carceris Mameriini (Rom j868; aus II Biionarroti \o\. III); Lanciani 387; Pinza Rendiconti dei Lincei 1902, 226-259; Huelsen R. M. 1902, 41.

XXI. Basilica Aemilia (S. 107). Cicero ad Atr. IV, 16, 14; Varro 1. 1. VI, 4; Livius XL, 51; Plinius n. b. XXXV, 15. XXXVI, 102; Statius silv. I, r, 22; Tacitus bist. III, 72; Appian bell. civ. II, 26; Plutarch Caes. 29; Cassius Dio XLIX, 42, LIV, 24; Notitii reg. IV; Münze des Lepidus Cohen-Babelon Aemilia n. 23.

Jordan I, 2, ^92; Huelsen R. M. 1902, 41-37: Vaglieri 83-98.

XXII. Sacellum Cloacinae fS. 116). Plautus Curculio IV, i, 10; Livius IIJ, 48, 3; Plinius n. b, XV, 119; Münze Cohen-Babelon Mussi- dia n, 6. 7.

Jordan I, 2, 598; Huelsen R. M, 1902, 45; Dressel Wiener Studien 1902, 418 ff.; Vaglieri 97-99,

XXIII. Mitte des Forums (S. 117).

a Janus : Livius I, .9; Ovid. fast. I, 257; Cassius Dio LXXIII, 13; Procop. bell. Goth. I, 25 ; Servius ad Aen. VII, 607; Münzen Cohen2 Xeron 155. 161. 178. 185. Jordan I, 2, 344-550; Lanciani 254.

2o8

b Basis Constantini (S. ii8) : CIL. VI, 1141 (= Dessau 698); Notit. reg. VIII.

Jordan I, 2, 188 ; Lanciani 260. c Equus Domitiani (S. 119): Stat. Silv. I, i, 21 ff.

Jordan I, 2, 187 f.; Huelsen Neue Jahrbücher für Phil. 1904, 37.

d Lacus Curtius (S. 119): Plautus Curculio IV, i, 16; Varro 1. 1. V, 148;

Livius I, 12, 9. 15, 5. VII, 6, 5; Ovid. fast. VI, 403; Dionysius

II, 42; Plinius n. h. XV, 77; Suetonius Aug. 57. Galba 20; Tacitus

hist. 1, 41; Plutarch. Galba 27.

Jordan I, 2, 399; Huelsen R. M. 1902, 3 22-229; Gitti bull, comun. 1904. e Cunicul'. (S. 120): Huelsen R. M. 1902, 57; Vaglieri loi.

/ Backsteinbasen (S. 122); Jordan I, 2, 179-186; Lanciani 259 f.; Huelsen

R. M. 59 f. g Vorrichtungen für Velarien (S. 122): Plinius n. h. XIX, 23.

Jordan I, 2, 177 f. h Späte Bauten am Ostende (S. 133): CIL. VI, 1184a (= Dessau 782).

Jordan I, 2, 182; Lanciani 260 f.

XXIV. Templum Divi Juli (S. J25). Monum. Ancyr. IV, 2; Ovid met. XV, 841. ex Ponto II, 2, 85; Vitruv. III, 2, 2; Plinius n. h. XXXV, 91; Statius silv. I, i, 22; Cassius Dio XLVII, 18, 19. LI, 19, 22; Münzen Cohens Auguste 89. Hadrien 416-419. 1588.

Jordan I, 2, 406-409; Richter Jahrb. d. Inst. 1889, 137-167, Antike Denkmäler I Tf. 27. 28; Lanciani 269 f.; Huelsen R. M. 1902, 6r. 62; Vaglieri 81-83.

XXV. Arcus Augusti (S. 127). Cassius Dio LIV, 8; Scholia Veron. Vergil. p. 98; Münze Cohens Auguste n. 82.

Jordan I, 2, 211; Richter Jahrbach des Instituts 1889, 151-162, Antike Denkmäler I Tf. 27. 28; Lanciani 270; Vaglieri 81.

Puteal Libonis (S. 127): Cicero pro Sestio 18; Porphyr, ad Horat. ep. 7, 19, 8; Schol. Pers. IV, 49 ; Münze Cohen-Babelon Scribonia n. 8. 9. Benndorf-Schoene Lateran n. 440 p. 307; Jordan I, 2, 210. 405.

XXVI. Templum Castorum (S. 128). Cicero pro Scauro 46 und Asconius z. d. St., in Verr. I, 154; Livius II, 42; Ovid. fast. I, 706; Dionysius VI, 13; Sueton Tiber. 20. Calig. 22; Cassius Dio LV, 27. LIX, 23. LX, 6; FÜR. frag. 20; Notit. reg. VIII.

Vortumnus (S. 130): Plautus Curculio IV, i, 21; Cicero in Verr. I, 154 und Ascon. z. d. St.; Livius XLIV, 16, 10; Horat. ep. I, 20, i ; Propertius IV, 2, 5; Ovid fast. VI, 403; CIL. VI, 804 (= Dessau 3588).

Jordan I, 2, 369-576; Lanciani 271-274; Richter Jahrbuch des Inst. 1898, 87-114; Huelsen R. M. 1902, 66 f.; Vaglieri 165.

209

XXVII. LaCUS Juturnae (S. 130). Ovid fast. I, 706; Dionysius VI, 15; Cohen-Babelon Postumia n. 5. 6.

Jordan I, 2, 371; Boni Xotiiie degli scavi 1901, 41-144; Deubner Neue Jahrb. f, d. klass. Altertum 1902, 370-587; Huelsen R. M. 1902, 67-73 ; Vaglieri 166-198.

XXVIII. Oratorium der vierzig Märtyrer (S. 154J. Huelsen R. M. 1902, 82; Rushforth Papers of the British School at Rome I (1902) S. HO f.; Vaglieri 199-201.

XXIX. S. Maria Antiqua. Bibliotheca Templi Divi Au-

gusti (S. 136).

a Huelsen R. M. 1902, 85-88; Rushforth Papers of the British School

at Rome I (1902) S. 1-123; Vaglieri 201-250. h Plinius n. h. XXXIV, 45; Sueton Tib. 74; Martial XII, 5, 7.

Huelsen R. M. 1902, 74-82; Vaglieri 253 f.

XXX. Templum Divi Augusti (S. 136. 150). Sueton Tib. 47. Calig. 2T. 22. Plinius n. h. XII, 94. XXXV, 131; Tacitus ann. VI, 45; Cassius Dio LVI, 46. LVII, 10. LIX, 7; Acta Arvalium z. J. 39 u. s. \v. (Henzen p. 55); Münzen des Caligula Cohen^ n. 9-11, des Antoninus Pius Cohen 2 n. 1-12. 797-810; CIL. VI, 4222 (= Orelli 2446). 8704.

Lanciani 122-125; Huelsen R. M. 1902, 74-821 Vaglieri 250 f.

Horrea (S. 152): Notit. reg. VIII; FÜR. fr. 57 -i- 86.

XXXI. Regia (S. 152). Ovid trist. III, i, 28; Festus 278. 279; Appian bell. civ. II, 148; Plinius ep. IV, 11; Obsequens 19; FÜR. fragm. 21 Jordan; Cassius Dio fr. 6, 2. XLVIII, 42. LIV, 27; Servius z. Aen. VIII 563; Solin I, 21.

Jordan I, 2, 502-505. 425-428; Huelsen Jahrbuch des Instituts 1889, 228-255, CIL. I2 p. 5 ff,, R. M. 1902, 62-66; Lanciani 221-225; Va- glieri 40-55.

XXXII. Templum Vestae (S. 156). Varro b. Gellius XIV. 7, 7; Livius ep. 19; Horatius sat. I, 9, 8 ; Dionysius II, 66 \ Ovid fast. VI, 265. 457-454. trist. III, I, 27; Tacitus ann. XV, 41 ; Plinius n. li. VII, 141; Plutarch Numa 11; Herodian. I, 14, 4; Cassius Dio LXXII, 24; Orosius IV, 11; Notitia reg. VIII; über die Münzen: Dressel Zeitschrift für Nu- mismatik 1899, 20-51.

Jordan I, 2, 295. 421-425; Auer Denkschriften der Wiener Akademie 1888, II, 209-228; Lanciani 225-228; Boni Xot. d. scavi 1900, 159-191; Huelsen R. M. 1902, 86-90; Vaglieri 55-69.

14

2IO

XXXIIf. Atrium Vestae (S. 162). Ovid tasti VI, 263; Festus 333; Gellius I, 12, 9; Plinius ep. VII, 19; Servius ad Aen. VII, 155. Prudentius peristeph. II, 528; CIL. VI, 32409-32428 {= Dessau 4924-4938).

Tordan I, 2, 259. 427; Auer Denkschriften der Wiener Akademie 1888, II, 209-228; Lanciani Kot. d. scavi 1883, 468-476, R. and E. 228-254: Huelsen R. M. 1902, 90-92; Vaglieri 70-80.

Sacra Via und Nova Via (S. 175). Cicero de divin. I, loi. II, 32; Varro 1. 1, V, 43. 47. 164. VI, 59; Ovid fast. VI, 390; Livius I, 41, 4. V, 32, 6; Solin. I, 24; Plutarch de fort. Roman. 5; Gellius XVI, 17; Festus 290; Notit. reg. IV; Lib. Pont. LVI vita Fei. IV c. 2, XC vita Constantini c. lo.

Jordan I, i, 514. I, 2, 274-291.415-420; Richter Hermes XX, 428; Lanciani 190-192.

XXXIV. Templum Antonini et Faustinae (S. 177). Hist. Aug. vita Pii 6. 15, vita Salonin. i; Notit. reg. IV"; CIL. VI 1005 (= Dessau 348). 2001; Münze Cohens Faustine 101-104.

Y^Xadätr falhriche di Borna 1 (1810); Reber Ruinen Roms 139-132; L3C0ur-Gavet melanges de Vec. Francaise I, 226 f.: Lanciani 218-221; Vaglieri 52.

XXXV. Die archaische Nekropole (S. 179). Boni Xoti^ie degli scavi 1902, 96-111. 1903, 123-170. 375-427; Huelsen R. M. 1902, 92-94; Vaglieri =5-42.

XXXVI. Privatbauten an der Sacra Via (S. 185). Huelsen R. M. 1902, 94: Vaglieri 50. 31.

XXX VIL Fornix Fabianus (S. 186). Cicero pro Plancio 17, in Verrem act. I, 7, 19. de oratore II, 167 mit den Scholien ; Seneca dial. II, I, 2; Schol. Per5. IV, 49; Hist. Aug. vita Salonini i ; CIL. VI, 1303. 1304 (= Dessau 43).

Jordan I, 2, 209; Lanciani 217 f.; Huelsen R. M. 1902, 94.

XXXVIII. Templum Divi Romuli (S. 188). CIL. VI, 1147.

Iwanoff Ann. deirist. 1859 Tf. F; De Rossi bull, crist. 1867, 66-69; Lanciani ^till. comun. 1882, 29-54, R. and E. 21 1-2 13.

XXXIX. Sog. Templum Sacrae Urhis (S. 189). Jordan FÜR. p. 8. 9; Lanciani bull, comun. 1882, 26-54, R. and E. 213-217.

Arcus Latronis (S. 190): Mirabilia c. 24 (Jordan II p. 636); Laaciaai

206 f.

211

XL. Clivus Sacer (S. 190). Martial. IX, 72, 4.

Huelsen R. M. 1902, 95 f.; Vaglieri 19-29.

Horrea piperataria (S. 192): Cassius Dio LXXII, 24; Chronogr. a. 354 p. 146 Mommsen.

Lanciani bull, comiin. 1900, 8-15 ; Huelsen R. M. 1902, 95.

XLI. Basilica Constantini (S. 192). Xotitia reg. IV; Aurel. Victor Caes. 40; Chronogr. a. 554 p. 146 ed. Mommsen.

Reber Ruinen Roms 392-397; Duchesne Melanges de V Ecole fran- Qaise 1886, 25 ff.; Petersen Atti dell'Acc. Pontificia 1899, 159 ff.; Lan- ciani 203-208, lull, comun. 1900, 9-13.

XLH. Templum Veneris et Romae (S. 196). Cassius Die LXIX, 4. LXXI, 51; Hist. Aug. vita Hadr. 19; Athenaeus VIII, 63 p. 361; Notit. reg. IV; Chronogr. a. 554 p. 146 ed. Mommsen; Ser\-ius ad Aen. II, 227; Prudentius contra Symmachum I, 214; Münzen; Cohen 2 Antonin 698-703. 1074-1076.

Beschreibung Roms III, i, 299-318; Reber Ruinen Roms 400-405; Laloux Melanges de V Ecole fr ancaise 1882, 362-378; Petersen R. M. 1895, 248 und Tf. V; Lanciani 196-200; Vaglieri 19.

XLIII. Arcus Titi (S. 200). CIL. VI, 945 (= Dessau 265).

Rossini archi trlonfali Tf. 31-37; Reber Ruinen Roms 397-400; Wickhoff Wiener Genesis 43 f. 54 f. ; Lanciani 201-203 ; Huelsen R. M. 1902, 97; Vaglieri 17. 18.

XLIV. Templum Jovis Statoris (S. 202). Cicero in Catil. I, II. 33. III, 14; Ovid. trist. III, I, 31; Livius I, 12, 6. 41, 4. X, 36, 11. 37, 15. XXVII, 37; Dionysius II, 30; Plutarch Cic. 16; Notit. reg. IV.

Brunn Annali delVIst. 1849, 37; Lanciani 173. 200.

VERZEICHNIS DER TEXTABBILDUNGEN.

Die mit * bezeichneten Abbildunojen sind ergänzt oder berichtigt.

1. Das älteste Rom (Palatium und Septi-

moatium)

2. Mettus Curtius, Relief im Senatoren-

palast

3. Das Forum um 170 v. Chr.

4. Fragmente der Formae Urbis Romae

5. Ziegelstempel des Theoderich

6. Das Forum um 1480

7. Das Foram um 1575

8. Das Forum im Jahre 1650

9. Das Forum im Jahre 187 1

10. Das Forum im Jahre 1881

11. Münze des Augustus mit der ßasilica

Julia

12. Fassade der ßasilica Julia 15. Tabula lusoria

14. Reste der ßasilica Julia

15. ßasilica Julia, reconstruiert

16. Chorschranken von S. Maria in Can-

napara

17. Uferstrasse bei Salona

18. Münze des Palikanus

19. Rostra, Construction

20. Rostra, Plan

21. Front der Rostra

22. Relief vom Constantinsbogen

23. Rednerbühne vom Clivus Capitolinus

gesehen

N. Jahrb. f. Phil. 1904, 25 2

Photogr. 4

•Rom. Mitth. 1893, 283 lO

Zeichnung 20

Not. d. scavi 1900, S, 170 24

Cod. Escorial. f. 24 35 Duperac, vestigi di Roma

tav. I. 37

Parker, Sacra Via t. I. 39

Photogr. 43

Photogr. 45

52

Dutert, le Forum t. X. XI. 53

Zeichnung 54

Photogr. %S

Zeichnung v. Tognetti 5" Mazzante, Arch. stör, del-

l'arte 1896, 164 Cichorius Trajanssäule III

S. 73 60 61

F. O. Schulze. Centralbl. d.

Bauverwaltung 1892, 570 62

Rom. Mitth. 1902 Tf. II 63

Jahrb. des Instituts 1S89, 8 64

Rossini, arcln trionfali T. 73 64

Zeichnung v. Tognetti 6\

21

2-1 2)

26

2? 28

32

53* 34- 55. 56.

37- 38.

39- 40.

41-

Zeichnung v. Tognetti

Rom. Mitth. 1902, 21

. Rednerbühne im 1-2. Jhdt. (Plan) Zeichnung v. Tognetti

. Münze, Augustus und Agrippa auf den

Rostra

. Rednerbühne seit Septimius Severus

(Plan)

, Münze des Severus

Ursprüngliche und verlegte Treppe des

Severusbogens

, Vespasianstempel, dahinter Tabularium Durm, Baukunst d. Römer

305 (nach Normand)

Gebälk des Vespasianstempels Photogr. Moscioni

, Gebälk des Concordientempels Photogr. Moscioni

a b. Marmorschranken von den Rostra Photogr. Anderson

Niger lapis, Ansicht Photogr. Anderson

,, ,, Plan der oberen Schicht /„.. ... , _ ...

" " , , r^ , . , i Rom. Mitth. 1902, T. in

,, ,, Plan der unteren Schicht ^

Sacellum und archaische Stele 'Comparetti, Iscr. arcaica

del Foro Romano p. 2

Photogr.

Bull, coniun. 1903, 117 'Rom. Mitth. 1893, 279 Duperac, vesti^i di Roma tav. III

Inschrift der archaischen Stele

Figürchen gefunden beim Sacellum Curia und Secretarium, Plan Severusbogen und Curie i. J. 1575

6> 66

68 75

7)

78

79 80

86.87 90

91

92

93 94 95

98

lOI

42. Carcer, Plan ) Gori, Ichnographia teterriiiti ^^3

45. ,, und Tullianum, Durchschnitt i carceris Mamertiui {1^6^) 104

44. Tullianum, Durchschnitt und Plan

M-1

46.

47- 48. 49. 50.

51- 52. 53- 54- 55. 56.

57- S8.

Münze des Lepidus

Reste der Basilica Aemilia um 1480

Pinza, Rendiconti dei Line ei 1902, 230

Mon. den'Lt.XU,Tf. 11,12 (aus Giuliano da Sangallo cod. Barberini f. 26)

Zeichnuno; von Tosrnetti

Basilica Aemilia, Plan

Späte Einhauten in die Basilica Aemilia Photogr. Yasari

Fassade der Basilica Aemilia, 1.-4, Jhdt. Zeichnung v. Tognetti

,, ,, ,, ,, 5 "6. Jhdt. Zeichnung v. Tognetti

Münze des Mussidius Longus Sacellum Cloacinae, Reconstruction Münze des Nero mit Janus Cuniculi

Münze des Octavian ; mit dem

Münzen des Hadrian * Caesar-Tempel Nische mit Altar des Divus Julius Templum Divi Juli, Reconstruction

1 Dresse], Wiener Studien i 1902, Tf. I

Photosrr. Moscioni

Photogr. Moscioni Zeichnung v. Tognetti

105 107

108 III

113 114

114 116

117

1x8 121 124 124 125 126

'K

214

59' Arcus Augusti, Münze

60. Münze des Postumius Albinus

61. Südseite d. Castortempels, reconstruiert

62. Lacus Juturnae, Ansicht

63. ,, ,, und Oratorium der vierzig Märtyrer, Plan

64. Kapelle und Puteal der Juturna

65. Münze des Caligula / mit Templum

66. ,, Antoninus S Divi Augusti

67. Augustustempel, Bibliothek, S. Maria

Antiqua, Plan

68. Bibliotheca Templi Divi Augusti,

Durchschnitt

69. Quadriporticus

70. Geschichte des Joseph

71. Christlicher Sarkophag in S. Maria

Antiqua

72. David und Goliath König Hiskias

73. Drei Freskenschichten aus S. Maria

AniiquT

74. Kreuzigung aus S. Maria Antiqua

75. Ruine des Augustustempels

76. Grundriss der Regia

77. Wand der Regia mit den Fasti

78. Vestatempel, Relief

79. Münzen des Augustus und der Julia

Domna

80. Vestatempel, Grundriss 8r. ,, Construction 82. ,, Gesamtansicht 85. Atrium Vestae, Ansicht

84. Vestatempel und Vestalenhaus, Recon-

struction

85. Vestalin

86. Atrium Vestae, Plan

87. Münze der Diva Faustina

88. Graffitti auf den Säulen des Faustina-

tempels

89. Der Faustinatempel i, J. 1575

90. Brandgrab C

91. Gefässe aus dem Grabe C

92. ß;stattungsgrab B

127

128

Jahrb. d. Inst. 1898, 87

129

Photogr. Anderson

151

'Rom. Mitth. 1902, Tf. IV

153

Photogr. Anderson

IJ4

136

137

'Rom. Mitth. 1902, Tf. IV 138

•Rom. Mitth. 1902, 75 159

Photogr. Moscioni 141

Bull, comun. 1905, 225 I42

Bull, comun. 1905, 225 I43 Photogr., raitgeteih von

G. Boni 145

Bull, comun. 1905, 223 I46

Bull, comun. 1905, 215 148

Photogr. Anderson 1 5 I

Rom. Mitth. 1902, 63 15 3

Jahrb. d. Inst. 1889, 146 155 Auer, Denkschr. der Wiener

Akademie 1888, Tf. VII 157 Dresse], Xumism. Zeitschr.

1889, Tf. I. II

158

Rom. Mitth. 1902, 88

159

Rom. Mitth. 1902, 89

160

*Auer a. a. O., Tf. VIII

161

Photogr. Anderson

16?

'Zeichnung v. Rauscher

16s

Photogr. Anderson

166

Zeichnung von Tognetti

171

177

Lanciani Ruins and Excava-

lions S. 220 fig. 89

178

Duperac, 'leslip di Romr,

tav. IV

179

X'ot. J. scari 1905, 147

180

iQo;. 14S

181

iqOy. 129

181

21

9v Holzsarg aus dem Grabe J

94. Gesamtansicht der Xekropole (von der

Höhe des Faustinatempels)

95. Brandgrab Q. und Bestattungsgrab G

96. Privatbauten an der Sacra Via

97. Romulustempel und Constantinsbisi-

lica um 1550

98. Gebälk des Bacchustempels an der

Sacra Via

99. Münze des Pius

100. Constantinsbasilica, Reconstruction loi. ,, Längsschnitt

102. ,, Q.uerschnitt

105. Münzen des Hadrian und Ant. Pius J04. Tempel der Venus u. Roma:

Länesschnitt, jetziger Zustand

105. ,, reconstruiert

106. (Querschnitt, jetziger Zustand

107. ,, reconstruiert

108. Relief vom Grabe der Haterier mit

Darstellung der Sacra Via

109. Meta Sudans, Torre Cartularia und

Titusbogen i. J. i>75

»Vo/. d. scavi 1903, 584'

,, 1903, 380-

.> 1905^ 377* ' Die Originalphotographien

mitgeteilt von G. Boni Photogr. Moscioni Hier. Cock, Praecipua ali- quot Romanae antiquiiatis monumenia Tf. O.

Rom. Mitt. 1902, 95

Zeichnung v. Tognetti ) Durm, Baukunst d. Römer

; Pardini, Bilderhett zur Bc- ' Schreibung der Stadt Rom

\ n, 8

Moll. deW Istituio \\ Tf. VII Duperac, vestigi di Roma tav. XV.

I«5 184

107

191 192

194

196

197 199

199 201 202

TAFELN

I. Plan des Forums II. Plan der Sacra Via III. Vergleichender Plan des Forums der Republik und der Kaiserzeit

am Anfang des Bandes am Ende ,, ,,

nach S. 16.

REGISTER

Ad ]\Iinervam . , 136. 139

x\edicula Faustinae . . 79

Juturnae 133

Vestae 162

Aerarium Saturni ... 69 Aichungsamt beim Castor-

tempel 130

Alarich .... 23. 99. 112

Alimenta Italiae ... 86

Altar der Castores . . . 131

des Divus Julius . . 124

der Juturna .... 134 Ambo Johanns VII. 137. 141

Anaglypha 84

Ancus Marcius, Haus des 176

Annales maximi . . . 153

Anonymus Einsidlensis . 27

Antonius der Eremit . . 135

Apollodorus, Architekt . 199

AppiusClaudius,Decemvir 116

Archiv der Pontifices . . 153 Arcus, s. auch Bogen

Arcus in sacra via summa 200

Arcus Latronis . . . . i

Argiletum . Atrium Libertatis

Minervae .

Vestae . Attus Navius

5- 14.

50. 24.

90 88 99 99 62 6

Backsteinbasen an der

Südstrasse 122

Basilica Aemilia 11. 14. 107-1 16

Constantini . . . . 192

Fulvia II. 107

15- 5

Basilica Julia

Maxentii .

Nova .

Opimia

Porcia .

Sempronia Benedictus Canonicus Bibliothek des Augustus

tempels .... Blondus, Flavius . Bogen des Augustus

der Fabier .

des Severus .

des Tiberius

des Titus

Boni G

Bramante ....

SS-

SO

Caligula's Palastbauten 18.

Brücke . . . .18. Campo Vaccino . Campus sceleratus Canalis Cannapara Carcer ....

angeblicher . Carinus .... Caristie, Architekt Centumviralgericht Chalcidicum . Claudia, Vestalin Clivus argentarius

Capitolinus . . 60. 76.

sacer

Victoriae . . . 150.

21.

1-58 192 192

13 1 1 1 1

28

140

32 127 186

73

58

200

44 109

139 136

31

162

12

58 102

122 40

55 98

ns

5f

190 152

2 I

12,

Cloaca maxima . Cloacinae sacellum Codex Escorialensis Cola di Rienzo , Columna Maenia .

rostrata Comitium . . . 5. 6. 15. Constantins Kolossalstatue Constantinsbogen, Relief. Constantius- Basis . Cnniculi .... 118. Curculio des Plautus . 11. Curie des Faustus Sulla . Curia Hostilia ....

Julia .... 16. 97-

Pompei

Curtius, Relief . . 4. ^5.

116

116

32

31

8

9

96

194 64 97

120

12

14

4

102 16

119

Damnatio memoriae des

Geta

einer Vestalin .

Decennalien

Dii consentes .... Diocletians-Monument Domitian, Reiterstatue i Domus regis sacrificuli .

C. Duilius

Dutert, A

Elephanten-Quadriga .

74 f.

^73

83

76

^3

18 f.

176

9 42

Fabri tignuarii .... 97 Fasti consulares Capito-

lini ... 35- ii3- i54 f-

Faustulus 90

Fea, Carlo 40

Focas-Säule 81

Forma Urbis Romae . 20. 189

Fornix Fabianus . . 13. 186

Forum boarium ... i

cuppedinis .... i

holitorium .... i

Julium 16

Pacis .... 18. i88 f.

Forum piscarium

Traiani

transitorium .

vinarium .

o. 107

19

19- 50

I

Frangipani, ihre Festungs- bauten .... 30. Fredenheim, C. F. v.

Gabinius Vettius Probia-

nus .... 52. ^s- Genioniae scalae Gildonischer Krieg . 23. Goethe, italiänische Reise Goldenes Haus des Xero Grab des Romulus . 21.

Graecostasis

Graffiti in der Basilicajulia

am Faustina-Tempel .

vor dem Tempel der \'enus und Roma .

Gregor d. Gr

200 40

Hateriergrab, Reliefs vom Hemicyclium .... Horatius Codes, Statue Horrea Germaniciana pipe'rataria . Hostus Hostilius Hüttenurne .

Infimum forum

Janus .

Jouxmenta

Juturna

108

106

83

38

196

. 89

6

55 178

198 82

201 68 72

152

192 90

180

10. 12

5- 117

94

130

94

154 34

Kalator

Kalatores der Pontifices . Karls \\ Einzug in Rom Kirchen: S. Adriano . 26

S. Cosma e Damiano 25

S. Lorenzo in Miranda 178

S. Maria Antiqua 25. 26. 163

S. Maria in Cannapara 26

52. 58

2l8

Kirchen: S. Maria in Foro 26

S. Maria Nuova . . 198

S. Martina ... 26. 97

S. Salvatore de statera 30. 70

S. Sergio e Bacco 26. 71. 73 Kolossalstatue des Con-

stantin 194

Koloss des Nero . . . 196

Kreuzigungskapelle . . 147

Lacus Curtius . . . 4. 119

Juturnae 130

Lautumiae . 10. 11. 51. 103 Ligorio, Pirro .... 36 Lucius Caesar, Ehrenin- schrift 115

Liicus Vestae . . . . 164

Lustratio 85. 89

Macellum 8

Maeniana 8

Marliani, Bartolomeo . . 35

Mars u. Rea Silvia, Relief 198 Märtyrer, vierzig, von Se-

baste 135

Maxentius 97

Milliarium aureum . . 70

ad Minervam . . . . 136

Mirabilia Urbis Romae . 29 Münzfunde im Vestalen-

hause 172

Museum des Forums . . 47

Nekropole, archaische . 179

Nero's goldenes Haus . 196

Niger lapis 89

Nova Via 175

Omphalos 71

Oratorium der vierzig Mär- tyrer 135

Palikanus-Münze ... 61

Penus Vestae . . , . 156

Pertinax, Leichenfeier . 66

Peterspfennig . . . . 172 Phocas s. Focas Poggio, Giov. . . . 31. 69

Polykrates, Ring des . . 78

Porta Mugonia .... 2 Porticus Deorum Consen-

tium 76

Pozzi rituali, sogenannte . 96

Priesterinsignien ... 77

Puteal des Attus Navius . 6

Juturnae 133

Libonis (Scribonia- numi 127

Quadriporticus . . . . 140 Quiricus und Julitta. Ka- pelle 149

Raffael 33

Regia 152

Robert Guiscard . . 28. 100

Romulusgrab .... 90

Romulus-Quadriga ... 72

Rosa, Pietro 42

Rostra 6. 61

ad Divi Juli . . . 125

Vandalica . . . 23. 69 Rostri cesarei, sogenannte 60

Sacellum unter dem ,niger

lapis- 92

Sacrarium Martis . 153. 154

Opis .... 153. 154 Sacra Via. . . . 50. 175 f. Schloss, antikes. . . . 188 Schola Xantha ... 59. 77 Scipio Africanus d. Ae.,

Haus II

Secretarium senatus . . 97

Senaculum 6

Septimius Bassus, Stadt-

präfekt 123

Septimontiura . . . 2. 1S4

219

Sepulcretum

Signorili, Xicolaus . Sonnensegel über dem

Forum

Sonnenuhr . . . . Spiele auf dem Forum 5. Statio aquarum .... Statue des Claudius Go-

thicus

des Constantin . . 22.

des Horatius Codes .

des Pythagoras und Alkibiades .... c

Stele, archaische Steuererlass des Trajan , Stilicho-Monumente . 2- Summa sacra via . 176, Suovetaurilia ....

179 Tempel: Saturn ... 69

31 Venus und Roma* 196

\'enus Genetrix . , 16

122 \'espasian .... 77

9 Vesta 156 f.

1 2 I Tempelschätze von Jeru-

132 salem 201

Theoderich 24

2 1 Theodotus 149

iiS Tiridates von Armenien. 66

72 de Tournon 40

Torre Cartularia . . . 203

. 13 Trajans milde Stiftungen 85

)3 f. Tria fata . . . 24. 26. 117 8S Tribunalia in der Basilica

^4 Julia 55

200 Triumphalreliefs d, Titus 201

85 Tullianum 103

Tabernae 5

argentariae .... 8 Tabula Valeria .... 9 Tabulae honestae missio-

nis 136

lusoriae 54

Tabularium . . . . 13. 77 Tarquinius Superbus,

Haus des 176

Tempel: Antonin u. Fau- stina 177

- Augustus . . . 136. 150

Bacchus 191

Caesar s. Divus Julius

Castor 128

Concordia 7. 13. 17. 79-81

Divus Julius 16. 123-127 Divus Romulus . . 1S8

Faustina 177

Juppiter Stator. . . 202

Sacrae Urbis, sog. . 189

Umbilicus Urbis Romae

\'elabrum 2

. 12

\'elia

176

Verginius

116

\'estalen. Tracht . .

167

Vettius Praetextatus^, Prä-

fect

76

\'ia nova. sacra, s. Xova

via, Sacra via

Via trium coluranarum .

128

Vicus Jugarius ... 50.

58

\'icus Tuscus ... 7.

50

\^olcanal

71

Vortumnus . . . . 11.

12

Wechsler in der Basilica

Julia 57

Zecca vecchia . . . . 108

Zwölftafelgesetz . . . 7. 1S2

GEDRUCKT IN DER

BUCHDRUCKEREI

DES SENATS

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