w ^^HB I mmm wo? RESPICE EINEM. FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY agt, dass [der Para- sitismus, eine häutige Erscheinung bei niedern Lebewesen, selten genug bei den höheren Tieren vorkomme, um ein spezielles Interesse zu erregen, und dass die ausnahmsweise Abwesenheit der streng elterlichen Instinkte bei den Vögeln besonders merkwürdig sei, da die Polygamie selten bei höher entwickelten Vögeln, und bei keinem Geschöpfe die Instinkte der Gatten- und Eltern- liebe stärker entwickelt und schöner entfaltet seien. Die Differenz zwischen dem unglücklichen Worte Instinkt und Verstand (reason) sei übrigens eine of degree, not of kind — ein stufen- weiser, nicht artlich verschiedener Unterschied — »Bedenken wir, dass der selbstbewusste Wille, die Wahl, den ganzen Prozess der Erhaltung der Art beim Kuhvogel — Cow-Bird., Molo- brus pecoris — bestimmt, der Alles ausser den sexuellen Beziehungen der Ehe verneint, die elterlichen Beziehungen aufhebt und die Familienbeziehungen unmöglich macht, so müssen wir einen Fall von Parasitismus zugeben, welcher fast eine ethische Bedeutung hat, zu solchem Extrem ist er getrieben ! Auch John Romanes (Die geistige Entwicklung im Tierreich. Deutsche Übersetzung, Leipzig 1885 S. 425) sagt, dass der Parasitismus in der Natur so all- gemein verbreitet sei, dass Übereinstimmungen, wie die des Kuhvogels mit dem Kuckucke, nicht überraschen können.« Indes kann doch von Übereinstimmung zwischen diesen beiden Extremen des betr. Parasitismus, wie wir sehen werden, kaum die Rede sein. Einleitung. ■> als deren bestbekannter Typus unser europäischer Gauch zu gelten hat. Diese Adaptionen, welche sich sämtlich auf die Eier der Parasiten be- ziehen, erstrecken sich auf deren Grösse, Färbung, Zeichnung und auf die schnellere Entwickelung des Embryo infolge der Bebrütung. Als zweite Stufe könnte man diejenigen Gruppen und Arten be- zeichnen, denen die Adaption der Eierg rosse abgeht. J) Einer dritten Entwickelungsstufe des betreffenden Parasitismus könnte man die schmarotzenden Stärlinge zuweisen a) und als Übergangsgruppe von den Selbstbrütern zu den Schmarotzern wahrscheinlich beide nordamerika- nische — vielleicht auch sämtliche — Arten der Regenkuckucke, Coccygus, in deren Nestern man zugleich Eier und Junge verschiedenen Alters ge- funden hat, und deren eine Art, Coccygus americanus, der Gelbschnabel- kuckuck, zuweilen die Eier andern Vögeln zum Brüten übergiebt. 3). Prof. Dr. Jean Cabanis hat (in seinem Museum Heineanum IV. p. 8. Anmerk.) für die »zwar schon durch ihre äussern Kennzeichen hinreichend charakterisierte, aber noch mehr durch ihre Fortpflanzungsweise höchst interessante Unterfamilie der schmarotzenden Kuckucke den Namen »Fremd- nister« , Heterosceninae (von exsqog und öxqvrf) vorgeschlagen und den Namen Heteroscenes zugleich für eins seiner neuen Genera : Heteroscenes (1. c. p. 26) verwendet. Ich möchte mir erlauben, für die sämtlichen parasitischen Vögel den genauer bezeichnenden Namen Anepoastae, Nichtbrüter, im Gegensatze zu den Selbstbrütern, Autepoastae, kürzer Epoastae 4) vorzuschlagen, und den Namen Heteroscenes dem neuen Genus zu belassen. Die neuere Systematik hat die über 200 Arten der Kuckucke in eine Gruppe zusammengefasst, der man den Charakter einer Familie beilegte und zur Ordnung der Klettervögel, Scansores, stellte. Diese bildet mit der Ordnung der Papageien die Reihe (Series) der Paarzeher, Fibulatores. Das entscheidende Merkmal dieser Reihe ist die paarige Stellung der Zehen, von den zwei nach vorn und zwei nach hinten ge- richtet sind, oder gerichtet werden können, und zwar, mit wenigen Aus- nahmen, die erste und vierte, da die beiden mittleren, nach vorn ge- richteten, an der Basis (Einlenkung) meist mit einem oder mehreren Gliedern x) Wir meinen die Gattung Coccystes, Heherkuckuck, deren Eier aus später zu entwickelnden Gründen der Anpassung der Grösse nicht bedürfen. 2) Der Cow-Bird Nordamerika's ist es, von dem Alex. Wilson »ganz positiv behauptet, dass das Ei dieses Schmarotzers regelmässig um einen oder zwei Tage früher ausschlüpfe, als die der kleinsten seiner Pfleger (American Ornithologie I. Vol. S. 278 ff.). 3) So z. B. dem Katzenvogel und der Wanderdrossel, deren einfarbig blaugrüne Eier denen des Schmarotzers ähnlich gefärbt sind. Hamilton Gibson in Scribner's Magazine (New- York, Vol. VIII. N. 1. July 1890. p. 55) sieht »in der Sorglosigkeit und Ungeschicklichkeit des Nestbaues der Regenkuckucke einen Übergang von der niederen Stufe des nicht nestbauen- den Parasitismus zu dem künstlichen Nestbau : ein Beispiel des Entwickelungsprozesses zu einem höhern Standpunkte — die dämmernde Intelligenz der Nestbaukunst,« stellt also die Regen- kuckucke höher als die nichtnestbauenden Parasiten. 4) Von £na)d£u) (incö^U) bei Aristophanes, Ornithes 266) inl-üJOV = auf dem Ei sitzen, brüten ; kürzer also Anepostae, Epostae. 1* a Einleitung. verwachsen sind. Die erste Zehe und deren Kralle sind die kürzesten1). Abgesehen von diesen Kennzeichen des »Kletterfusses« bietet derselbe in Bezug auf Stärke der Zehe und des Laufes und Bekleidung des letztern so viel Abweichendes, dass diese Verschiedenheiten als Trennungsgründe der Paarzeher in zwei Ordnungen benutzt worden sind. Der verhältnismässig starke und breite Lauf und die Zehen sind bei der einen, die Papageien umfassenden Ordnung nur mit kleinen, Schildern bekleidet; bei der andern, den Klettervögeln ist der Lauf schmal und vorn mit breiten umfassenden Tafeln (Gürtel- tafeln) bedeckt, und nur bei einigen Formen bleibt die Hinterseite des- selben nackt, oder ist mit kleinen, Schildern bedeckt. Die Lauf- sohle zeigt in der Regel eine Reihe grösserer und seitlich da- zwischen kleinerer Schilder. Bei den Papageien ist der Fuss Greiforgan , bei den Kletter- vögeln Klammerorgan.2) Die Kuckucke gehören zur Ordnung der Klettervögel, deren erste Familie, Cuculidae, sie bilden, weil sie in ihrer ganzen Flügel- bildung noch so manche Analogie mit den Singvögeln zeigen, und deshalb als die höchst organisierten Formen der Klettervögel zu betrachten sind. Die erste der zehn Handschwingen ist bei ihnen häufig ziemlich kurz, und das gänzliche Fehlen derselben charakterisiert die Indicatorinae mit nur neun Handschwingen als höchste Gruppe der Familie3). Aber auch in der Fussbildung sind die Kuckucke nicht ganz typische Klettervögel; denn die Aussenzehe ist bei ihnen nur selten, wie bei den übrigen Familien der Ordnung, ganz nach hinten gerichtet, sondern zeigt vielmehr gewisser- massen noch den Charakter der Wendezeher. Die Familie der Kuckucke, Cuculidae, wird von Reichenow wie folgt charakterisiert. 4) » Vierte Zehe wie die erste rückwärts gerichtet, bald kaum länger als die zweite, oft fast so lang als die dritte ; die beiden Vorderzehen unver- bunden, an der Basis verwachsen oder durch eine kurze Hefthaut verbunden. Bezeichnend für die Kuckucke gegenüber den Ordnungsgenossen ist vor- zugsweise die Laufbekleidung: die vorderen Gürteltafeln greifen auch um die Seiten des Laufes herum und stossen jederseits- an die hintere, die Laufsohle bedeckende Längsreihe vier- seitiger Schilder. Bei weniger typischen Formen findet diese Aus- x) Da eine ähnliche Zehenstellung nur noch bei den Eulen sich findet und in der Reihe der Paarzeher eine kaum wesentliche Abänderung nur bei einigen Familien besteht, so ist die Reihe der Paarzeher als eine im allgemeinen gut abgegrenzte zu betrachten. 2) Dr. Anton Reichenow »Die Vögel der zoologischen Gärten«, Leipzig 1882. II. Teil, S. 1. 78. 85. 3) Prof. Dr. Jean Cabanis stellt die Honig weiser, Indicatorinae, als erste Unter- familie an die Spitze der Cuculidae (Museum Heineanum pars IV. p. 3) während Reichenow sie als Familie, Indicatoridae, den Cuculiden folgen lässt. Die erste Handschwinge ist' nach ihm (1. c. S. 99) nur verkümmert und noch als ein kurzes lanzettförmiges Federchen be- merkbar. Die systematische Übersicht der Paarzehei siehe ebendaselbst S. v. 4) Reichenow 1. c. S. 85. Einleitung 5 dehnung der Gürteltafeln nur über die Innenseite des Laufes statt, während auf der Aussenseite noch eine Reihe nach unten allmählich kleiner werdender Schilder von oben her zwischen jene und die Sohlenschilder sich einschiebt. Nächstdem ist der rakenartige, an der Spitze zu einem Haken gebogene, aber nicht mit Zeheausschnitt versehene, seitlich zu- sammengedrückte, in der Regel massig lange Schnabel charak- teristisch. Der Schwanz besteht aus zehn Steuer federn , und ist bald stufig, bald gerundet. Meistens haben die vier oder auch sechs mittelsten Federn gleiche Länge, während die folgenden stufig abnehmen. Die Flügel sind bald kurz und gerundet, bald lang und spitz. Der Lauf ist bald länger, bald kürzer als die Mittelzehe. Eigenartig ist die Form der Nasenlöcher bei der Unterfamilie der Baumkuckucke, Cuculinae, von der später die Rede sein wird. Die Familie der Kuckucke ist über die alte und neue Welt verbreitet; am zahlreichsten an Arten unter den Tropen. Europa, Asien, Australien, Afrika und Amerika besitzen als Sommergäste mehrere Arten, welche über die Wendekreise hinausgehen, unser Kuckuck, Cuculus canorus, sogar bis in die Nähe und über den Polarkreis der alten Welt hinaus, und eine zweite europäische Art, der Strausskuckuck, Coccystes glandarius, erreicht die Nordgrenze der süd- lichen gemässigten Zone (42 ° N. B.) Wir schliessen diese allgemeinen Bemerkungen mit der systematischen Übersicht der Familie der Kuckucke nach Reichenow (1. c. VII) der wir bezüglich der Anordnung und Folge der Gattungen und Gruppen im ganzen uns anschliessen, diese aber in zwei Unterabteilungen trennen, welche wir auf den, wie uns scheint, wichtigsten Unterschied der so total verschiedenen Fortpflanzungsvveise gründen. 1) Aus demselben Grunde möchten wir auch die von R. zwischen die Gattungen Heherkuckuck und Guckel gestellten Regen- oder Fersenkuckucke aus dieser Verbindung herausnehmen, und sie als Übergangsglieder zwischen Selbstbrüter und Parasiten einschieben. 2) *) Wir sehen selbst von einer historischen Besprechung der verschiedenen, unter sich so abweichenden »Systeme« der Cuculiden ab, und verweisen auf die betr. Hauptwerke von Ch- Luc. Bonaparte, Conspectus generum avium, I. — Tean Cabanis, Mus. Heineanum IV. — H. Schlegel, Museum d'histoire naturelle des Pays-Bas (Revue methodique et critique des collec- tions deposees dans cet etablissement. Tome I. — Gray's Handlist etc. 2) Wir haben uns indessen doch entschlossen, die Unterfamilie der Regenkuckucke uns später (s. II. Abt.) zu besprechenden Gründen den so nahe verwandten Heherkuckucken folgen zu lassen. Übersicht der Familie der Kuckucke. Cuculidae. (Frei nach Reichenow.) Erste Abteilung. Schmarotzer. Anepoastae, Baläamus. I. Unter familie. Echte oder Baumkuckucke. Cuculinae. Etwa 80 Arten. 1. Gattung. Cuculus. Kuckuck (Gauch). 2. „ Chrysococcyx. Glanzkuckuck. 3. ,, Cacangelus. Drongo- (Gabel-) kuckuck. IL Unter familie. Heherkuckucke. Coccystinae. Einige 50 Arten. 4. Gattung. Scythrops. Fratzenkuckuck. 5. ,, Pachycoccyx. Fettkuckuck. 6. „ Eudynamis. Guckel. 7. ,, Coccystes. Heherkuckuck. III. Unterfamilie. Regen- (Fersen-) kuckucke. Coccyginae. Gegen 10 Arten. 8. Gattung. Coccygus. Regenkuckuck. Zweite Abteilung. Selbstbrüter. Epostae. I. Unter familie. Buschkuckucke. Zanclostominae. Gegen 90 Arten (beide Unterfamilien). 1. Gattung. Rhinorta. Bubuts. 2. ,, Dasylophus. Doppelschopfkuckuck. 3. ,, Lepidogrammus. Schuppenhelmkuckuck. 4. ,, Rhamphococcyx. Fruchtkuckuck. 5. ,, Zanclostomus. Sichelkuckuck. 6. „ Saurothera. Echsenkuckuck. II. Unter familie. Erd kuckucke. Geococcyginae. 7. Gattung. Diplopterus. Doppelschwanzkuckuck. 8 9 10 11 12 Geococcyx. Renn- (Erd-) kuckuck. Neomorphus. Waldkuckuck. Sericosomus. Seidenkuckuck. Carpococcyx. Laufkuckuck. Centropus. Sporenkuckuck. *) Wir haben angestanden, ob wir die nur durch eine Art vertretene Gattung Fratzen- kuckuck (Rinnenschnabel) trotz Cabanis, Reichenow etc. mit Bp. nicht doch zu einer eigenen Unterfamilie, Scythropinae Bp. erheben sollten; nicht blos wegen der tiefen Schnabelfurchen und der »extravaganten Riesenform«, sondern hauptsächlich wegen des ungewöhnlich kräftigen, mit den so viel schwächeren Schnäbeln der Coccystinae kontrastierenden Schnabels, der ausser- dem deutlich gezähnelt und von denen aller übrigen Kuckucke so auffallend verschieden i>t. Die parasitischen oder Sehmarotzerkuekueke. Anepoastae, Eids. (Heterosceninae, Cab.) Nichtbrüter, Erste Abteilung. Der europäische Kuckuck. Cuculus canorus. Gauch. I. Unterfamilie der eehten oder Baumkuekueke. Cuculinae. Die Baumkuckucke unterscheiden sich von den beiden andern Unter familien der Schmarotzerkuckucke — wie von den Cuculiden überhaupt — durch die eigentümliche Form und Lage der Nasen- löcher, welche das charakteristische und in die Augen fallende Kenn- zeichen der echten K. bilden. Diese — die Nasenlöcher — liegen in einem kurzen Röhren- ansatze an der Basis des Schnabels, und näher derSchneide als der Firste desselben. Die Nasenlöcher der Heherkuckucke liegen zwar auch ziemlich tief, sind aber meist schlitzförmig (Pachycoccyx) seltener oval oder rundlich. Die übrigen Kennzeichen stellen wir übersichtlich gegenüber. Cuculinae. Flügel: ziemlich lang und spitz; dritte Schwinge am längsten, erste = der 7. bis 9. Läufe: von der Länge der Mittel- zehe ohne Kralle, z. T. befiedert. Schenkelbefiederung: lang, bildet Hosen, welche den obern Teil der Läufe bedecken. Zweite Zehe: an der Basis, oder mit ihrem ganzen ersten Gliede verwachsen. Schwanz: a) niemals ganz stufig, die 6 mittelsten Federn gleich lang, das 4. Paar meist unbedeutend und nur die äussersten viel kürzer ; b) bei andern stark abgerundet; Länge etwa der Flügellänge gleich. Unterschwanzdecken: von gleicher Festigkeit wie das übrige Gefieder; bei der Gattung Cuculus verhält- nismässig (?) lang. Coccystinae. Flügel: massig oder ziemlich lang ; dritte und vierte Schwinge am längsten, zweite = der 5., erste = der 9. Läufe: kürzer als die Mittelzehe m i t Kralle ; bei einigen Arten oben befiedert. Schenkelbefiederung: weite Hosen. Beide Vorderzehen: bald voll- ständig gespalten, bald an der Basis wenig mit einander verwachsen. Schwanz: stufig, die 4 bis 6 Mittel- federn gleich lang, meist wesentlich länger als die Flügel (nur bei dem Fratzen- und Fettkuckuck kürzer). Unterschwanzdecken: vongleicher Festigkeit und Form des übrigen Gefieders. Die Verbreitung der Baumkuckucke und Heherkuckucke ist auf die östliche Halbkugel beschränkt, wie die der Regenkuckucke auf die westliche. I >lt europäische Kuckuck. q In allen übrigen morphologischen (und biologischen) Verhältnissen weichen die einzelnen Gattungen, z. T. auch Arten der Schmarotzerkuckucke so weit von einander ab, dass wir vorziehen, sie wo nötig, bei den einzelnen Arten etc. zu besprechen. .Erste Gattung. Cuculus (L.) d. Neueren, Kuckuck. Unter allen Gruppen der parasitischen Kuckucke ist das Genus Cu- culus, wie es von Cabanis definiert und beschränkt worden ist, einge- standenermassen »ein ebenso interessantes als schwieriges«.1) Inter- essant und wichtig auch dadurch, dass die am weitesten verbreitete Art dieser Gattung , unser europäischer Kuckuck , Cuculus canorus L. seit alten Zeiten gekannt, beobachtet und studiert worden, und infolgedessen auch seine Biologie, wenn auch nicht als abgeschlossen, so doch als nahezu vollständig festgestellt zu betrachten ist. Um so lebhafter und allgemeiner sind dagegen die Klagen über die »unentwirrbaren« Wirrnisse, welche Be- stimmung, Synonymik und Systematik der meisten übrigen Arten dieser Gattung, im engeren und weiteren Sinne des Wortes, zur Zeit noch er- schweren. Diese Verwirrung an sich ist bedauerlich genug, macht auch das an sich schon dürftige biologische Material der bisherigen betr. Litte- ratur nahezu gänzlich unbrauchbar, so dass auch von dieser Seite vorläufig keinerlei Unterstützung der systematischen und synonymistischen Bestim- mungen zu erwarten sein dürfte. Wenn wir uns deshalb an das oben erwähnte System von Cabanis anlehnen, obwohl wir nicht durchaus mit demselben einverstanden sind, so geschieht dies, weil der treffliche Systematiker, wie uns scheint, die schärfsten und zugleich übersichtlichsten Diagnosen bez. Beschreibungen seiner Arten gegeben hat. Freilich ist er wohl mit der Verleihung des Genuscharakters mitunter etwas allzu freigebig gewesen, und hat manche Art auf Grund allzu leichter und veränderlicher Kennzeichen gegründet. Gesteht er doch ge- legentlich selber, dass er mitunter »leider genötigt war, einen neuen Gat- tungsnamen zu bilden« (1. c. S. 26 und S. 17. Anm.) und hat er doch nicht weniger als 8 oder 9 dergleichen von seiner Gattung Cuculus getrennt, welche Dr. Reichenow auf die 3 Untergattungen Cacomantis, Hieraco- coecyx und Ololygon reduziert. Dem ungeachtet halten wir sein System für unsern Zweck vorteilhaft, und stellen dasselbe hier übersichtlich zusammen. J) Mus. Hein. IV. Sectio I. Cuculidae, p. 8. Cuculinae, p. 32. Cuculus. Nicht allein Dr. Cabanis, sondern alle, oder doch fast alle Ornithologen klagen über die noch immer herrschende Verwirrung bezüglich der Abgrenzung der Arten, der Synonymik u. s. w. 10 Erste Abteilung. Gen. Cuculus (L.) Cab. I.Gruppe. Wandernde Arten 1. Cuculus canorus Li. . . 2. „ indicus Cab. . 3. „ canorinus Müll. 4. „ optatus Gld. . 5. „ leptodetus Cab. 6. „ gularis Stepli. . 7. „ telephonus Keine IL Gruppe. Stationäre Arten. 1. Cuculus striatus Drpz. . . 2. 5? tenuirostris Müll. 3. 5» micropterus GM. 4. „ Swinhoei Cab. . . 5- 1? saturatus Hoclgs. . 6. » poliocephalus Stil. 7- 5» concretus Müll. . 8. >5 lepidus Müll. . . . 9- ?5 poliogaster Müll. 0. » fucatus Peale . . . 1. lineatus (Less.) H. III. Gruppe. Rotbrüstige. 1. Cuculus rubeculus Sivs. . 2. „ Heuglini Cab. . . 3. „ capensis Gm. . . 4. „ gabonensis Lafrsn 5. „ nigricans Sws. . . 6. ., clamosus LatJi. . . Gze. L. 13 "6" I2"9 12"6 13 13 12 13 12 1 1 12" 3 12 10" 6 10 10" 3 1 1 12 1 1 11" 6 10" 6 i2 n"3 12 12" 3 Flügel 8"6"' 8/;6 7" 6 8 8" 5 7" 5 8"i 7" 8 6" 6 7 7 7 6 5"9 S"6 6" 6 7" 6 6 6" 7 6" 3 7 6 6" 2 7 Schwz. Schnbl. Lauf. 7" IO"' io/y' 6" 4 8V2y// g'" 6" 6 9 9 7 91/* 9 7 10 9 6" 6 10 9 6" 4 9Vi 9 6" 6 10 9 5" 8 9 8 5 n/;/ 8'" 6 9 9 6 9Vi 9 6 8 7 5 9J/2 9 5"6 9 5" 8 9 8 5" 9 8 8 6 8 81/« 6" 3 IO1/« 9 6 71/. 71/. 6" 6 8Vi 81/. 6" 2 9 S"io 10 7 6/2 10 9 Mzehe. ohn. Kr. IO'" 9'" 10 10 10 9 9 9V4 7 9 9 8 91/« 8 9 Wir lassen hier gleich behufs gesamtübersichtlicher Darstellung des Systems Cabanis das Artenverzeichnis seiner Cuculinae folgen. a) Herrm. Schlegel (Museum d' hist. natur. d. Pays-Bas, I. Cuculi p. 3) kennt nur fol- gende sechs der in ihrem Färbungssystem der unsrigen ähnliche, eine kleine Unterabteilung bildenden Arten : 1. Cuculus canorus L. 2. „ striatus Drapiez. 3. „ capensis Gm. 4. „ micropterus Gld. 5. „ concretus S. Müll. 6. „ poliocephalus Lth. Alle übrigen oben aufgeführten Arten gelten ihm als Nominalarten, Synonyme zu seinen Coucous ordinaires, Unterabteilung A. Der europäische Kuckuck. II Scheitel- Caliechthrus ( Gab.) leucolophus Gze- L- kuckuck. (Müll.) 14" Habichts- Hieracococcyx (Müll.) hypery- kuckuck. Pfeif kuck. thrus Gld. . . . „ vagans Müll. . „ fugax Horsf. . „ strenuus Gld. . „ sparverinus Cab varius Hrsf. & M. pectoralis Cäb Heteroscenes (Gab.) pallidus Lath 9" 6 j"6 n"9 10" 6 9 8" 6 6" 6 5" 6 6" 6 7" 9 8" 6 8" 6 9" 6 3" 9 4" 8 5"6 5" 3 4" 3 4 4" 6 3" 9 3" 9 4" 3 4" 9 4" 3 4" 6 4 4" 8 6 6 4" 6 4" 3 5" 7 4 9 8 7 7xh 3" 3" 3 3" 6 3" 10 4" 10 3" 4 6" 6 7 Unglücks- Cacomantis (Müll.) simus Pe«?e kuckuck. .. dumetorum Gld. „ insperatus 6rM. „ megarhynchus Graij „ assimilis (rnw/ „ tymbonomus Müll. „ bronzinus 6rra?/ flabelliformis La£/j. „ infaustus Gab. „ merulinus OrtI>. „ sepulcralis ilf/r//. threnodes CW>. Ololygon (Gab.) passerinus Gab. Gabel- 1 Cacangelus (Gab.) lugubris Horsf. kuckuck. ?. dicruroides Horsf. Trauerk. Penthoceryx(Ca&.) Sonnerati Lath. Nistfreund. Misocalius (Cab.) palliolatus Lath. Amethyst- Chalcococcyx (Cab.) xanthorhyn- kuckuck. | chus Horsf. Glanz- Lamprococcyx (Cab.) poecilurus kuckucke. Gray „ minutillus Gld. „ lucidus Gm. . smaragdinus Blyth. „ basalis Horsf. „ Klaasi Steph. . „ chrysochlorus Cab. „ cupreus Bodd. Chrysococcyx (Boie) cupreus Gray Goldkuck. smaragdineus Htlb. intermedius Verr. Hieran schliessen sich als erste Subfamilie der Cuculidae die Indica- torinae (Honigweiser, Spähvögel) an, welche Reichenow den Cuculiden als Familie, Indicatoridae, folgen lässt. n"6 9" 6 n"6 (15" l 15 i3"6 1 1 1 1"9 bis 12" 6 10 i$"6 9" 5 8" 6 7" 8 6" 6 7 bis 7" 3 Flügel. Schwz. 6" 9 6" 6 7" 6 &' 3 5"6 5" 2 7 7 6 6" 3 bis 9"' 5" 2 9 87* 8V1 bis IO Lauf. IO'" 81/. 91/* 10 10 9V2 bis IO 12 Erste Abteilung Der Gattung Cuculus folgen dann die Gattungen Coccystes (als Über- gang Cuc. clamosus Latli) Eudynamis und Scythrops, welche durch die Gattung Coccygus (Fersenkuckuck) zu den Selbstbrütern überführen. Heher- kuckuck. Guckel. Rinnen- schnabel. Coccystes (Glog.) glandarius L. „ coromandus L. . jacobinus Bodd. . . „ pica Hempr. & Ehr. „ hypopinarus Cab. . . serratus Sparrm. . . afer Leach Eudynamis (Vig. & Hrsf.) ni- gra L „ malayana Cab. . . mindanensis L. . . . chinensis Cab „ Flindersi Lath. . . . ,. orientalis L ., picata Müll „ melanorhynchailf«^. „ taitiensis Sparrm. . . Scythrops {Lath) Nov. Hollan- diae Gze. L. Flügel. Schwz. Schnbl. Lauf. \6"6 9" 3 9" 3 i"4 n"6 S"6 6" 6 1" n"9 6 7" 6 i"i 13" 6 7" 9 l"2 12" 6 6 7" 6 l"2 16" 7 9 l"2 14" 6 7 7" 3 I" 16" 8 8 i"3 15" 6 j 7" 9 8 i"3 14" 6 7" 2 7" 2 16" 6 8" 6 8" 6 i"3 \6"6 S"3 8" 9 i"3 c. 14" 7" 7" 3 16 7" 9 7" 6 i"3 15 8" 9 15 8" 9 Mzehe. ohn. Kr. Die eben aufgeführten 3 Gattungen nebst den Gattungen Pachycoccyx Cab. und Coccygus Bote bilden die Unter familie der Coccystinae, Heherkuckucke Reichenow's, deren unterscheidende Kennzeichen wir be- reits oben (S. 10) angegeben haben haben. Wir wenden uns jetzt zur ersten Gruppe der Gattung Cuculus und zwar zu unserm allbekannten Cuculus canorus, L., dem europäischen Kuckuck oder Gauch. I. CuCUluS CanorUS, Linne. Kuckuck, Gauch. Synon. Cuc. tristis Hermann — cinereus Brehin — borealis Pall. V. im ersten und zweiten Kleide : Cuc. canorus rufus Gmel. — C. rufus Beeilst., Nilsson, Meissner etc. — C. hepaticus Latham, Sparmann, Retz.1) Abbildd. Stephens Gener. Zool. IX. tab. 16. — Buffon Planches enlev. tab. 811. — Sparrm., Mus. Carlson. III. tab. 55 (hepat.) — Frisch, Junge Meyer, 1) Als weitere Synonyme zu unserm »gewöhnlichen oder europäischen Kuckuke« würden nach H. Schlegel — Museum d'histoire naturelle des Pays-Bas etc. — zu ziehen sein : Cuc. indicus Blyth, leptodetus Cabanis, lineatus Sws., ruficollis Seugl., gularis Sfeph., Le Coucou vulgaire Levaül., capensis Cuvier. (nee Gmel.) L. c. Tom. I. »Cuculi«. Wir werden im IL Bande darauf zurückzukommen haben. Der europäische Kuckuck. I 7 Vorstell, d. V. Teutschl. tabb. 40, 41, 42 (Altes M., junger, in der Stube aufgezogener und junger rotbrauner K.) J. F. Nau- mann, Vög. Deutschi. Bd. V. Taf. 127 — 129. — Gould, Birds of Europa, Tab. 240. Eierabbild. Ludw. Thienemann, Systemat. Darstell, der Fortpflanzung d. Vög. Europas etc. III. Abt. Taf. X. Fig. 15, 16. Derselbe: Fortpflanzungsgesch. d. gesammten Vög., Taf. XV. Fig. I a bis e. — F. W. J. Baedeker, Die Eier d. europ. V. E. Baldamus, Naumannia IV. 1854. Taf. I. Fig. 1 bis 16. VIII. Taf. I. Fig. 6, 7. Diagnose: Major, remigibus elongatis apicem versus attenuatis; rostro breviore robustiore : subtus fasciis crebrioribus angustis; tectricum subalarium fasciolis teniussimis creber- rimis. Cab.1) Naumann stellt folgende Artkennzeichen auf: »Füsse nebst Krallen gelb; Schwanzfedern am Schafte mit weissen Fleckchen ; Schwingfedern auf der Innenseite mit weissen Bändern ; der weisse Unterkörper (Unterleib) mit schwärzlichen (Quer-) Wellenstreifen besetzt.« Wir glauben von einer ausführlichen Beschreibung unseres Kuckuck ab- sehen zu dürfen, weil unsere Abbildungen eine solche in der That über- flüssig machen und genügend vorhanden sind. Wir beschränken daher auf Angabe der hauptsächlichen Alters- und Geschlechtsverschiedenheiten, wie sie übrigens gleichfalls in den Abbildungen dargestellt sind. Das alte und sehr alte Weibchen unterscheidet sich vom alten Männchen: 1. durch das etwas hellere und weniger tief auf die Brust hinabgehende Aschgrau ; 2. durch das schwach rostgelblich angehauchte Weiss des Unterleibes ; 3. durch einen schwach roströtlichen Anflug an Kropf und Hinterhals. Die jungen Männchen nach der ersten Mauser und die zwei- jährigen Weibchen, welche nicht zu den bleibend roten gehören, be- halten die einmal angenommene Gefiederfarbe des Alters für immer und unterscheiden sich durch diese kaum durch trübere oder braungelbe Färbung der Iris und das weniger intensive Aschblau. Sehr verschieden von diesen Kleidern sind die des einjährigen, be- ziehentlich zweijährigen Weibchens, und das der Jungen vor der ersten Mauser. Ihre von dem Aschgrau der alten Vögel so entschieden abweichende, mehr oder weniger lebhaft rostrote, rostbraune, bis zu dunkel- leberbraun hin abtönende Färbung des Oberkörpers gaben Veranlassung zur Aufstellung der beiden Arten oder Unterarten Cuc. rufus und hepaticus, über deren Nichtberechtigung jetzt wohl kein Zweifel mehr herrscht. 2) !) Mus. Hein. IV. p. 33. 2) Die rotbraune Farbenvarietät scheint im Süden Europas zuweilen bis zum dritten, wohl auch vierten Jahre eine dem Jugendkleide ähnliche Färbung beizubehalten. Ich sah in Südungarn und Serbien etc. eine so grosse Anzahl rotbrauner Weibchen, dass sie schwerlich nur aus zwei- jährigen Vögeln bestehen mochten ; sicher fanden sich auch recht oft viele dreijährige darunter. Zwei auffallend kleine Kuckuckseier, welche ich am südlichen Teile des grossen Grenzdeiches 14 Erste Abteilumr. Soeben kommen mir noch 4 an einem Tage bei Sofia in Bulgarien geschossene junge Kuckucke zu Gesicht. Die Herrn Kurtzius und Heublein, Jäger und Präparator Sr. K. Hoheit des Fürsten von Bulgarien (unter seinem Familiennamen Prinz Ferdinand v. Coburg-Cohary als kenntnisreicher Orni- tholog längst bekannt) erlegten diese 4 Exemplare, 2 3 und 2 ?, am 4. August 1889 am Iscur (Iskerfluss) 16 km von Sofia. Die Iris der beiden 9 ist graubraun, die der zwei er europäische Kuckuck 3 I oft mehr, oft weniger. »Es war Opel nicht möglich, in allen Individuen eine so bedeutende Weite der obern Trachea zu finden, wie sie Meckel angiebt.« Über den Charakter und die Funktionen des Stimmapparats ist man bisher verschiedener Ansicht gewesen. }oh. Müller1) sagt, dass das einfache Stimmorgan des Vogels unzweifelhaft den Charakter einer Zungenpfeife habe, d.h. eines Instruments, dessen Tonbildung durch Vibration eines Blättchens erzeugt wird. Nun ist aber die Klangfarbe gerade des Kuckucksrufes eine solche, wie sie keins von allen mir bekannten Zungenpfeifen-Instrumenten hervorzubringen vermag. Abgesehen von Oboe und Englischhorn (einer tiefern Oboe), deren dünne und scharfe Klangfarbe den denkbar grössten Gegensatz gegen die breite, dumpfe des Kuckuck-Rufes bildet, ist weder die Klarinette, noch das Fagot oder irgend ein Zungenregister der Orgel imstande, die eigenartige Klangfarbe desselben wiederzugeben, welche der Vokal u kennzeichnet. Ich habe noch im vergangenen Mai den Kuckuck selber zum Schieds- richter über die Instrumental-Nachahmungen seines Rufes gewählt, wie ich das bereits vor 40 Jahren öfters gethan habe. Das Resultat war genau das frühere. Auf die von Meisterlippen erzeugten Töne des Waldhorns hat keiner von den drei in der Nähe befindlichen Gauchen reagiert; wohl aber auf die entsprechend tiefen Töne der Flöte, und noch mehr auf die der »gedeckten Flöte — Gedackt 4 oder 8 Fuss« der Orgel, welche man be- kanntlich zur Erzeugung des Kuckuck-Rufes bei Uhren etc. verwendet. Auch mittels Einblasens in die wohlgereinigte Schale der Weinberg- schnecke — Helix pomatia L. — und mittels des unbewaffneten Mundes verstehen einige Künstler Klangfarbe und Tonhöhe des Kuckuck-Rufes so täuschend nachzuahmen, dass sich der arme eifersüchtige Gauch — leider oft zu seinem Schaden — herbeilocken lässt. Die Tonhöhe des »Kuckuck« bewegt sich bei verschiedenen Indi- viduen in der Regel innerhalb der Töne fis-d, f-des und e-c der einge- strichenen Octave; eine höhere oder tiefere Eage habe ich bei gesunden Individuen nie gehört und verzeichnet. Wohl aber schlägt die Stimme in- folge leidenschaftlicher Erregung nicht selten um. F. Naumann berichtet von einem Kuckuck, welcher in der Nähe von Ziebigk sein Revier hatte, und dessen Ruf wie g^gis— d klang. Ich beobachtete unter den äusserst zahlreichen Kuckucken des Diebziger und Lödderitzer Reviers ein Männchen x) J. Müller, Physiologische Abhandlung über die Stimmen der Vögel. — Savart's »Wider- legung« der Müller'schen Ansicht »aus physikalischen Gründen« trifft aber keineswegs den Nach- weis des grossen Physiologen, welcher vom Stimm charakter und nicht von der Ton höhe spricht. Ich meinerseits neige mich der Müller'schen Theorie zu; ja ich möchte annehmen, dass die Töne sämtlicher Blasinstrumente — gegenüber den Saiteninstrumenten — sowie sämtlicher Tier- stimmen auf dem Prinzip der Vibration eines Blättchens beruhen, gleichviel ob dies Blättchen aus Stahl, Holz (Rohr), Kehlkopf- oder Lippenmuskeln, oder aus einem schmalen, bandartigen Luft- strome besteht. Eine weitere Ausführung dieses Thema dürfte hier nicht an der Stelle sein. Man findet sie in jeder »Akustik«, z. B. in A. F. Weinhold's Vorschule der Experimentalphysik im Kap. Akustik. Vergl. auch Opel: »Der Kuckuck« etc. II. Aufl. S. 26. ■> 2 Erste Abteilung. durch drei Jahre, welches fis^g— d rief, und kenne seit 4 Jahren einen in dem Bausenberge in der Nähe der Veste Koburg domizilierenden, welcher sich bald nach seiner Ankunft so heiser schreit, dass der eine oder andere seiner Töne umschlägt. Auch der Accent des Rufes ist bei einzelnen Männchen und bei einem und demselben verschieden. Er ruht bald auf dem ersten, bald auf dem zweiten Tone; auf dem ersten besonders dann, wenn das Kuckuck schnell und leidenschaftlich wiederholt wird, und stets, wenn die erste Silbe verdoppelt wird: kückuck-kück, kückuck-kuck. Notiert würde der gewöhnliche Ruf und seine Abweichungen so aussehen : s elten =33ferfy-3=M %=%i^s*=P^-1->j-.— fcfca; Naumann. Baldamus. Balzruf. Siäi^iä^fePM^I^^pliSipil etc- Kuik - kuk. Kuik - kuk. Kuk-kuk-kuk. Zu bemerken ist noch, dass die Intervalle des gewöhnlichen Kuckuck- Rufes — die kleine und die grosse Terz ■ — selten vollkommen rein sind sondern gewöhnlich zwischen beiden Intervallen, d. h. zwischen der grossen und kleinen Terz liegen. Der Ruf tönt bei stillem Wetter über Wald und Flur so stark und trägt so weit, dass man ihn, nach Naumann, »wohl eine halbe Stunde weit« vernimmt. Im Oberengadin habe ich ihn in viel weiterer Entfernung und einigemal samt Echo gehört. Er wird selten nur einmal ausgestossen, gewöhnlich mehrmals wiederholt, bei Tage bis zu 30 mal, »Nachts oft mehrere hundert mal« (Naumann). Ich habe nur einmal 168 Rufe ununterbrochen gehört. Seine virtuosen Morgenständchen beginnt der verliebte Gauch gleich nach Mitter- nacht und dehnt sie in der Zeit der Extase bis zum Sonnenaufgang aus, ohne seinen Sitz, meist in einer dicht belaubten Baumkrone, zu verlassen. Ich habe gefunden, dass der Ruf unter solchen Umständen bis 64 mal in der Minute wiederholt wird, während dies in beruhigter Stimmung nur 40 bis 50 mal geschieht. Dem Schlüsse seines monotonen Liebesliedes hängt der Kuckuck oft ein stumpfes, heiseres haha oder hachach oder kwawa an, das sich zu einem hächachhach oder kwäwawa steigert, wenn es dem in höchster Erregung wiederholt ausgerufenen kückuckuck folgt. Aber auch ohne vorausgegangenes kuckuck und kückuckuck hört man diese Töne, be- J) Selbstverständlich entspricht die Tonhöhe des vierfüssigen Gedakt der um eine Oktave höhern des achtfüssigen. Ich sah vor wenigen Tagen bei dem bekannten Kokkygologen H. Link eine »Kuckuckflöte«, deren Körper der U-Stellung des Mundes nachgebildet ist. Der europäische Kuckuck. -y-i sonders beim Verfolgen des Weibchens. Graf H. von der Mühle hörte einen ähnlichen Laut, den er »vva wa wa« schreibt, aus einer Schar eben angekommener Kuckucke anfangs April, welche sich neckend in den Bäumen umher trieben. Der Kuckuck ruft tags und nachts; meist im Sitzen, aber auch beim Fortfliegen von seinem Ruheplatze, selbst während eines weiteren Fluges von einem Gebüsch zum andern. Er gebehrdet sich beim Rufen so, als ob ihm das Hervorbringen der Töne sehr schwer werde. Er lässt die Flügel sinken , hebt den Schwanz etwas empor, und senkt und hebt den Vorderleib bei jedem ausgestossenen Kuckuck. »Wenn er aber hitzig ruft, so blässt er die Kehle stark auf, hängt die Flügel, hebt und senkt den mehr oder weniger ausgebreiteten Schwanz, drehet ihn auch etwas hin und her, und macht mit dem Leibe so viele Verbeugungen, als er Kuckuck ruft.« (Naumann1), Blds. u. A.) Er ruft, alsbald nach seiner Ankunft, fast den ganzen Tag hindurch, weniger oft während der Mittagshitze. Zu Anfang Juli nimmt sein Rufen bereits merklich ab, und ertönt dann meist nur noch in der Morgenfrühe und gegen Sonnenuntergang, nie mehr in der Nacht;2) auch wird das Kuckuck nicht mehr so oft wiederholt. Gegen Mitte Juli hört, mit Schluss der Legezeit, in Deutschland das Rufen gänzlich auf, soll aber da, wo sich jene länger hinauszieht, auch länger andauern. Nach Naumann u. A. ruft er bei bevor- stehendem Regenwetter besonders viel, morgens und abends, während des Regens aber wenig. Ich habe indes zur Zeit besonderer Erregung auch bei andauerndem Regen kaum eine geringe Einbusse an der Lebhaftigkeit des Rufens bemerkt. Das Weibchen hat einen von dem des Männchen sehr abweichenden Frühlings- oder Begattungsruf, welcher sich durch die anfangs äusserst schnell, dann aber allgemach langsamer ausgestossenen Sylben quickwick- wickwick-wick-wick wiedergeben lässt, und dessen Sylben bis mehr als 20 mal wiederholt werden , meist kurz vor oder gleich nach dem Kuckuckuck des Männchen. Nach Naumann bezeichnen sie den Vollzug des Begattungsaktes, sollen aber zugleich auch als Lockruf für ein anderes Männchen, nach Verlust des bisherigen, dienen, eine Deutung, die ich doch bezweifeln möchte. »Sonst lässt das Weibchen auch noch ein heiseres Stöhnen oder Ächzen hören ; alles dies aber nur im Frühjahr; nach der Fortpflanzungszeit habe ich von beiden Geschlechtern keine Stimme gehört« (Naumann). Von einem flügellahm geschossenen Weibchen hörte ich einmal, als ich es ergreifen wollte, ein heiseres Fauchen und Zischen. Der junge Kuckuk ist in seiner Jugend ein unausstehlicher und »unaufhörlicher« Schreier. Immer heisshungerig, und, wie es scheint, nie- J) Naumanns hundertfach kopierte meisterhafte Abbildung in seinen V. Deutschi, ist selber eine Kopie nach der Natur, und so bekannt und populär geworden, dass man nur an dieselbe zu erinnern braucht, um die Vorstellung von den Manieren und Bewegungen des Kuckuck beim Rufen lebendig zu machen. 2) Dies gilt von sehr vielen andern, sogenannten Nachtschlägern. Balilamus. J -3_< Erste Abteilung. mals gesättigt, verrät ihn in seinen ersten Tagen schon sein unablässig, aus- gestossenes ziss, zissis, das sich später — nach etwa 10 bis 12 Tagen — in ein zirr oder zirk verwandelt, welches oft zwei- bis dreimal hinter einander ertönt und wie zirrzirr oder zirkzirk lautet. Bei Annäherung eines Menschen oder eines sonst verdächtigen Wesens ist er übrigens mäuschenstill , und verrät schon in der Jugend seinen scheuen, misstrauischen Charakter. Kommt man ihm zu nahe, so richtet er sich zuweilen im Neste auf und schnellt höchst ungeschickt und mit einem leisen Fauchen nach der Hand. Nimmt man ihn in die Hand, so schirkt er laut ; aber nicht immer und meist auch nicht lange, und ergiebt sich stumm — man könnte sagen verzweifelnd — in sein Schicksal , was ihn indes nicht abhält , heftig in die Luft oder nach der Hand zu schnappen. Sobald er aber selbständig geworden, wird er stumm und beisst nur gelegentlich einmal fauchend um sich , wenn man ihn er- griffen hat. Der Kuckuk soll auch in der Gefangenschaft gerufen haben, wie man mehrseits versichert hat. Jerdon erzählt,1) dass Mr. Blyth (in Calcutta) ein Paar Cuc. canorus lebend erhalten habe; der Ruf des Männchens erschien ihm (at one time) etwas rauher und weniger musikalisch (?) als der des englischen Kuckuks. Das Männchen Hess den bekannten Ruf niemals hören, bis es vom Weibchen getrennt worden war. Auch die Verschiedenheit des Rufes der Repräsentativformen unseres Kuckuks hat man als Unterscheidungsmerkmal aufgestellt. Wir haben (S. 17) die Diagnosen derselben gegeben, und glauben hier an richtiger Stelle — gleichsam als Ergänzung der Diagnosen — die Schilderungen des Rufes zusammenstellen zu sollen, wie sie uns leider nur dürftig und mangel- haft geliefert worden sind. Über den Ruf von Cuculus indicus Cah., Cuc. canorus indicus Blyth, sagt dieser, wie wir oben bemerkten, dass er ihm »etwas rauher und weniger musikalisch (soll wohl heissen melodisch) als der des englischen Kuckuck erschienen sei. Wir wissen in der That nicht, was wir mit dieser unmusikalischen Bemerkung anfangen sollen. Möglich, dass der Vogel heiser gewesen ist (s. Anm. 1). Nach Dybowski2) lautet der Ruf, von weitem gehört, wie die stumpf ausgesprochenen Sylben bum-bum, in der Nähe klingt er wie ku-küm, stumpf und gedrückt klingend. Den 1) Jerdon, Birds of India, I. p. 323 (Mr. Blyth) »was, at one time, inclined to imagine that the note was somewhat harsher and less musical than that of the English bird.« Nach Cabanis würde diese unverständliche Notiz nicht auf unsern Kuckuck, sondern auf dessen Repräsentanten in Ostindien , den »etwas kleinem und unterseits feiner gebänderten Cuculus indicus<< Cab. zu beziehen sein (Mus. Hein. IV. p. 32. Anmerk., vergl. p. 35. C. indicus — »vocans quoque diverso sono«). Wir wagen, mangels genauer Beschreibung dieses Rufes, nicht zu entscheiden, ob derselbe wesentlich von dem unseres europ. Kuckucks verschieden ist, da auch die Namen des indischen V., welche Jerdon als die unter den Eingeborenen üblichen, dem Rufe nachgebildeten anführt, (Phu-phu, Ku-ku-pho und Akku) keinen Aufschluss geben. Jedenfalls bleibt aber die interessante Thatsache bestehen, dass der Cuc. canorus oder indicus in der Gefangenschaft gerufen hat. 2) J. f. O. 1873. S. 84 ff. I (er europäische Kuckuck. -?r Ruf von optatus beschreibt Radele ausführlich aber undeutlich genug, und notiert ihn sogar. »Der originelle« und so unter sich wenig wechselnde Ruf ist regelmässig viersylbig und lässt sich durch die Noten (Töne) d h, e c darstellen, welche in so monotoner Weise (?) und in Takten (?), die durch kurze Pausen getrennt sind (?), wiederholt werden, dass (?) der Ruf von Ferne gehört, dem Bellen eines kleinen Hundes sehr ähnlich ist (!)« J) F. IL von Kittlitz (Denkwürdigkeiten II. Band S. 198), der nur eine Art Kuckuck in Kamtschatka kennt (s. vorher S. 28) »obwohl wir damals schon das an unsern Wiedehopf erinnernde Geschrei sehr aufgefallen war, das man hier dem Kuckuck zuschreibt, und das auch wirklich neben jenem andern von ihm herzurühren scheint«, ist mit dieser Vermutung im Irrtum. Der dreisilbige Ruf des Upupa epops hat nach Jerdon und Hutton grosse Ähnlichkeit mit dem hut hut hut-hut des Cuc. saturatus Hodgs. = striatus Schlgl., und ist unschwer von dem in der Leidenschaft ausgestossenen Kuckkuckkuck unseres Gauch zu unterscheiden. Es fragt sich nur, ob saturatus-striatus sich bis Kamtschatka verbreitet. 5. Nahrung und Nährungsweise. (Vergl. später.) Das Kapitel von der Nahrung der Kuckucke ist für die gesamte Bio- logie, besonders aber für so viele ;.exceptionelle Eigentümlichkeiten« ihrer Fortpflanzungsweise von grosser Bedeutung. Zweierlei Erscheinungen sind es hauptsächlich, welche man aus den sonderbaren gastrosophischen Neigungen unseres Kuckuck zu erklären ge- sucht hat: Einmal die Unmöglichkeit des Selbstbrütens im all- gemeinen, und dann das häufige Verschwinden der Eier und Jungen vieler Pflegeeltern aus den Nestern derselben. Fast alle Beobachtungen stimmen darin überein, dass unser Kuckuck — und wie ich glaube auch andere Arten der Cuculinae ") — zu ge- wissen Zeiten sich hauptsächlich von behaarten Raupen nähre. Als a) Welche Vorstellung' man sich nach den von Radde geleisteten Beschreibungen und Notierungen der Vogelstimmen, Gesänge, Locktöne etc. von diesen machen soll, ist mir unerfindlich. — Beiläufig bemerkt, variieren der polystrophische, aber auch der monostrophische Vogel ge sang ganz ausserordentlich. So sind z.B. über 50 Amselgesänge notiert worden (ich weiss nicht gleich von wem) ich kenne deren noch viel mehr (NB. der halbdomestizierten »Stadtamsel«!). Ferner habe ich weit über hundert mit Namen bezeichnete »Finkenschläge« ge- zählt — allein in Thüringen einige vierzig — die übrigen im Harze, in der sogenannten ober- österreichischen Finkeninsel, im Belgien etc. Die Kenner, die geübten Praktiker unterscheiden freilich nicht nur die Arten der Singvögel nach ihrem Gesänge, sondern selbst die Individuen. Ein bei weitem konstanteres Artkennzeichen bieten indess die Sprech töne, die Empfindungs- laute der Vögel, besonders die überau> wichtigen Locktöne. Sie sind auch bei Amsel und Fink überall dieselben, und verraten namentlich die Ankunft der Zugvögel meist früher und sicherer, als Auge und Gesang. Allgemeines darüber in der Einleitung zu meinen Vogelmärchen. Vielleicht ist es mir docli noch vergönnt, meine Aufzeichnungen über Vogelstimmen etc. zusammen- zustellen und zu veröffentlichen. 2) Meine Vermutung ist seitdem durch Ram?ay zur Gewissheit geworden, der in dem Magen des Cuc. lucidus Raupenhaare gefunden hat. Gleiche Entdeckungen wurden später bei andern Arten der Baumkuckucke gemacht. 36 Erste Abteilung. solche werden bezeichnet die Arten der Gattungen Euprepia , Arctia , Ga- stropacha, Liparis, Orgyia, Acronycta, Cnethocampa u. a., welche nach Naumann, andre Vögel nicht fressen mögen. :) »Alle solche Bärenraupen — fährt er fort — stachelhaarige Büschelraupen, kurz-, weich- oder halb- behaarte, und auch ganz glatte bilden seine hauptsächliche Nahrung«, kurz es ist ihm keine inländische (deutsche) Raupenart bekannt, welche der Kuckuck nicht verzehrte. Aber er nährt sich auch von Käfern, besonders Mai- und Brachkäfern und anderen Melolonthen , Laubkäferarten, Nacht- schmetterlingen , Libellen und andern Insekten. Dr. Opel fand ausser- dem Coccinellen (Kugelkäferarten) , Dr. Altum Schwimmkäferlarven und Maulwurfsgryllen im Magen. Ich sah einen männlichen Kuckuck Anfang August Jagd auf Heuschrecken machen, deren Fang ihm sehr geläufig zu sein schien. »Man muss sich wundern, sagt Naumann, dass man den Kuckuck im Mai, Juni und Juli fast niemals auf dem Boden und auch auf Bäumen fressen sieht, da er doch sehr viel zu seiner Sättigung bedarf; aber er findet dann bei seinem beständigen Umherschweifen, gleichsam im Vorbeigehen, schon eine hinlängliche Menge Nahrung. Wenn er eben angekommen ist, und Raupen noch nicht so häufig sind, sieht man ihn dagegen viel öfter auf Wiesen und Grasplätzen am (und im) Walde und sonst auf dem Freien ; ebenso später, wenn er zu rufen aufgehört hat, auf gemäheten Wiesen und nahen Ackern auf Heu- und Kornhaufen, und noch später auf Kohläckern seine Raupenjagd betreiben«. Die Jungen fressen nach Naumann auch Beeren , namentlich die des Faulbaums — Rhamnus frangula L. — von denen der Magen zuweilen fast ganz angefüllt war. Das Verschlingen der Haar- oder Pelzraupen hat eine eigentümliche Erscheinung im Magen des Kuckuck zur Folge, welche zuerst von Nitzsch,2) sodann von Carus 8), Owen, Thompson u. A. beobachtet worden ist, nämlich die mehr oder minder starke Behaarung der Magenhaut. »Man findet nämlich — sagt Nitzsch (Naum. V. 193) — nicht selten den Kuckucksmagen mit ziemlich fest ansitzenden Haaren bekleidet. Diese Be- haarung ist oft nur sparsam und unvollkommen, zuweilen ist sie so dicht und von solcher Beschaffenheit, dass sie dem Pelze eines kurzhaarigen Säugetiers um so ähnlicher wird, als die Haare merkwürdigerweise immer einen gleichmässigen Strich haben. Sie sitzen nämlich seitlich oder mit dem W^urzelende fest, und verfolgen mit ihren Spitzen eine und dieselbe Kreis- richtung um eine Querachse des Magens.« Christ. Ludw. Brehm4) hatte nun versucht, den Nachweis zu führen, dass diese Haare im Kuckuckmagen nicht Raupenhaare, sondern ein eigentümliches Erzeugnis des Magens selber seien (was er, beiläufig bemerkt, später zurücknahm). Nitzsch weist diese *) Ich war mehrere Tage lang Augenzeuge von der Vertilgung einer grossen Menge Fichtenspinnerraupen durch die Kohlmeise ; aber diese holten das Innere heraus und Hessen den Haarpelz zurück. 2) In Meckels Archiv für die Physiologie, VIII. 5. p. 559 und Naumanns Naturgesch. d. V. D. v. S. 193. 3) Okens Isis 1823. vi. p. 666; 1824. IL p. 295 und V. p. 565. 4) Ebendaselbst 1823. XI. p. 1249. Der europäische Kuckuck. 37 Behauptung Brehms zurück und beweist, »dass jener Magenpelz nur durch eingehakte oder eingedrückte Raupenhaare entsteht , und führt folgende Thatsachen für seine Ansicht an. 1. Das Vorkommen festsitzender Haare im Kuckuckmagen ist zufällig. Sehr oft, und zwar bei Individuen jedes Geschlechts und Alters, ist keine Spur derselben wahrzunehmen. 2. Es zeigt sich eine bedeutende Verschiedenheit in der Bildung und Farbe, und die grösste Unbestimmtheit und Unregelmässigkeit in der Frequenz und Stellung jener Haare (welche zuweilen nur einer Raupen- art, zuweilen zweien oder dreien angehören). 3. Die Haare haben, wie die genauere mikroskopische Untersuchung und Zergliederung lehrt, weder einen organischen Zusammenhang mit den Magenwänden, noch sind eigene Hüllen oder Scheiden für ihre durch- aus zwiebellosen Wurzeln gebildet, vielmehr sieht man deutlich, dass sie als fremde Körper blos in die innere, unempfindliche, der Epidermis vergleichbare und einer Entzündung nicht fähige Magen- haut, und zwar auf sehr ungleiche Weise, eingedrungen sind, Die Haare vieler Insekten, vorzüglich vieler Schmetterlingsraupen, die bekanntlich die Hauptnahrung des Kuckuck ausmachen, sind ebenso ge- bildet und haben ebensolche spitze, schiefe Seitendornen, wie die Haare der Kuckuckmagen ; ja es sind nun schon mehrmals in behaarten Kuckuck- magen die Raupenarten noch vorgefunden worden, deren Haare den Pelz des Magens bebildet hatten, indem die Haare der gerade im Magen be- findlichen Raupen mit denen des Magenpelzes in Farbe, Stärke und aus- gezeichneter Bildung ganz vollkommen übereinkamen. Der durch die Haare der gemeinen Bärenraupe — Arctia Caja — entstandene Magenpelz fällt wegen der Stärke und Farbe der Haare sehr in die Augen. »Ich habe nunmehr die Haare von fünf verschiedenen Raupenarten im Kuckuckmagen festsitzend gefunden« u. s. w. J) Vielfache spätere Untersuchungen über die Magenhaare haben fast ohne Ausnahme die ersten und genauen Untersuchungen Nitzsch's voll bestetigt. Wenn Dr. Opel den Vergleich des Kuckuckmagen mit dem Pelze eines (kurzhaarigen) Säugetieres »etwas übertrieben« nennt, so hat er zufällig keinen unter dem Seciermesser gehabt, der nur mit den Haaren der ge- meinen Bärenraupe besetzt war, wie Nitzsch, Naumann, Brehm, Altum, ich und noch manche Andere deren gesehen haben. Übrigens ist diese sonderbare Erscheinung auch bei mehreren andern Kuckuckarten, z. B. bei mehreren Cocomantis, bei Coccystes serratus u. a. beobachtet worden, und wird sich höchst wahrscheinlich bei allen Schmarotzerkuckucken finden, deren Nahrung, wenn auch nur zeit- weise, in stachelhaarigen Raupen besteht ; wie wir denn auch nicht zweifeln, dass diese bisher nur bei den Kuckucken nachgewiesene Eigentümlichkeit in mittel- oder unmittelbarer Beziehung zu deren parasitischer Fortpflanzung steht. *) J. F. Naumann, Nat. d. Vögel Deutschi. V. 193. ■jg Erste Abteilung. Wir glauben gleich hier die für Ernährung und Fortpflanzung unseres Kuckuck so wichtigen anatomischen Verhältnisse desselben kürzlich be- sprechen zu sollen, soweit sie eben von Einfluss darauf sind. Prof. Nitzsch (Naum. 1. c.) hebt in dieser Beziehung Folgendes hervor. »Die Stirn zunächst der Schnabelwurzel zeichnet sich durch ansehn- liche Breite aus, wozu der daran gesetzte platte Stirnteil des Thränenbeins noch beiträgt. Die Furcula (Gabelbein) zeigt eine wirkliche Gliederung ihres unpaarigen untern Fortsatzes mit dem Brustbeinkamme; das Brust- bein selber eine sonderbare Biegung seines Körpers, indem dieser, um dem bei starker Anfüllung sehr aufg etrieben en Magen Raum zu geben,1) in der hintern Strecke sehr unterwärts, d. h. von der Rumpf- höhle abwärts geneigt ist, ein Verhältnis, das ich nur noch bei Caprimulgus gefunden habe. Übrigens nimmt das Brustbeiu nach hinten sehr an Breite zu: sein Abdominalrand bildet einen ansehnlichen Bogen, nnd hat jeder- seits nur eine kleine häutige Bucht, folglich auch jederseits nur einen hintern oder Abdominalfortsatz. Der Rippen paare sind sieben, von denen fünf mit Rippenknochen versehen sind: der Halswirbel zwölf, der Rücken- und Schwanzwirbel je sieben. »Das Becken ist kurz, im Hinterteil breit, an der Rückseite flach, wenig gewölbt und ohne sehr merkliche Leisten ; der Seitenrand seiner Darmstücke ist sehr ausgeschweift ; die grätenförmigen Schamstücke biegen sich gegen einander, was bei sehr vielen Vögeln, aber nie bei Singvögeln der Fall ist. »Der Schlund ist weit und ohne Kropf oder Bauch; der Vor- magen mit sehr vielen starken Schleimdrüsen besetzt. Der häutige Magen einer bedeutenden Auftreibung fähig, drängt, angefüllt, die »Gedärme und übrigen Eingeweide« sehr zusammen und treibt den Unterleib merklich auf. Seine Grösse kann aber ebenso wenig, als seine Lage und als die Form oder Biegung des Brustbeins der Grund des Nichtbrütens der Kuckucke sein, da die Caprimulgae ganz dieselben Verhältnisse zeigen. »Die Hoden sind rund; nur ein Eierstock vorhanden; kein Singmuskelapparat. Die Luftzellen des Rumpfes ähneln denen der Singvögel; zwischen denen der paarigen Seitenzellen ist eine unpaare Brust- beinzelle, welche aber zugleich zwischen die beiden (hier, wie immer, keine Luft aufnehmenden) Leberzellen tief eindringt. Dr. Opel, welcher eine sehr ausführliche Anatomie des Kuckuck giebt'-), hebt besonders die enorme Ausbildung des Brustbeins (Sternum) und seines Kieles hervor, welche mit der Grösse des übrigen Skeletts nicht im Einklang steht .... Unter den Beckenknochen erreicht das stets beträchtliche Os ileum an seinem hintern Segmente, nachdem dasselbe im vorderen Abschnitte ziemlich verjüngt auftritt , eine ansehnliche Breite ; 2) Dieser hierdurch für den Magen gewonnene Raum scheint durch die Einwärtsbiegung der Rückenwirbel doch wieder geschmälert zu werden, mindestens bei den Nestjungen, für welche er freilich nicht notwendig ist. 2) »Der Kuckuck«, Üeiträge zur Kenntnis des Cuc. canorus. IL Aufl. S. 7 ff., S. 21. Der europäische Kuckuck. ig ebenso trägt zur allgemeinen Verbreiterung des Beckens das stark nach aussen gerichtete , nach seinem Ende hin mit dem gleichnamigen Knochen der andern Seite stark divergierende os ischii viel bei, wogegen die rippenförmigen, sehr dünnen ossa pubis, nachdem sich dieselben, mit den vorigen verwachsen, längs hingezogen haben , in grätenförmige Fort- sätze auslaufen, welche wieder konvergieren, und sich beiderseits in der Gegend des 6. und 7. Schwanz wirbeis bedeutend nähern. Die hintern Flächen des os ilium sind bedeutend konvex, während die Fläche des vordem Segmentes zu beiden Seiten oberhalb der Gelenkpfanne konkav erscheint; längs des Beckens verläuft die durch Verwachsung der Darm- fortsätze, der letzten Rücken- und Kreuzwirbel gebildete, kammartig hervor- tretende, nach hinten zu an Erhebung abnehmende Knochenbrücke . . . Charakteristisch und gewissermassen massgebend für die Systematik können die Verdauungsorgane werden. Obgleich wenig Differenzen über die systematische Stellung des Kuckucks herrschen, so wäre ich doch ge- neigt, bei Einreihung in ein System auf mehrere und gewichtigere Punkte Rücksicht zu nehmen, und darnach demselben einen andern Platz anzuweisen, als dies bis jetzt von den meisten der Systematiker geschehen ist. Der Verlauf des Oesophagus weist wenig Abwechselungen auf. Die starke Muskelhaut begleitet den an Länge der des Halses fast gleich- kommenden Speisekanal fast senkrecht bis sum Vor- oder Drüsen- magen. Im ganzen Verlaufe von gleichmässiger Weite, tritt nur da, wo er in diesen übergeht, eine kaum merkliche Aufschwellung oder Einstülpung statt, indem er weit in den Vormagen hineinreicht und in die Muskelwand desselben sich einschiebt. Der Vormagen selbst ist durch seine Aufschwellung, die wenigstens das Dreifache der Stärke des Oesophagus erreicht, leicht erkenntlich ; er stellt eine fast eiförmige Auftreibung vor, deren Inneres reichlich mit Drüsen bedeckt ist. Diese stehen in schiefer Linie neben einander, so dass sie im geschlossenen Verdauungsapparate eine Spirale bilden, übrigens sehr dicht an einander gehäuft sind, und infolgedessen eine solche Menge Verdauungs- saft ausgiessen, dass die ausnehmende Gefrässigkeit, die sich schon beim Nestvogel geltend macht, leicht erklärlich wird. Die Drüsen selbst sind ziemlich klein und bestehen aus mehreren Blindsäcken, welche alle in einen gemeinschaftlichen Ausführungskanal auslaufen. Sowohl durch Form als innere Organisation ist vom Vormagen der eigentliche, sogenannte Muskelmagen verschieden: nachdem jener an seinem untern Ende gewissermassen eine Einstülpung erlitten, tritt plötzlich der eigentliche Magen hervor. Die Form ist nicht mehr die ovale, sondern eine fast runde ; die Muskelhaut tritt, wenn auch nicht häufig, wie die des Magens entschiedener Fleischfresser (Tag- und Nachtraubvögel), doch keines- wegs so verdickt auf, wie die Körner fressenden Vögel.1) Dabei ist diese a) Natürlich ! Aber zwischen den Fleisch fressenden (Carnivoren) Vögeln und den Körner fressenden (Granivoren) stellen eben die Insekten fressenden ! J. H. Zorn, der »verschiedene Mägen des Kuckuck geöffnet, fand diese ohne besonderliche Mäusslein (Muskeln) und vielmehr aus einer starken fleischigen gewundenen Haut bestellend.« Auch »fand er in denselben jeder- aq Erste Abteilung. Muskelwand einer enormen Ausdehnung fähig, um das stets in Masse aufgenommene Futter zu bergen. Die Innenwand trägt dünne Längen- fascikel von Muskeln, in deren Furchen die bewunderten Haare sich ein- gebohrt haben .... Eigentümlich ist die Lage des Magens selbst. Durch gewaltige Luftzellen verdrängt, schiebt sich der kugelförmige Sack weit nach hinten, also dem Unterleibe zu, und ragt nach oben bis an die untersten Ränder des Brustbeins ; dabei liegt er, wie bereits Herissant ange- geben hat, dicht unterhalb der Bauch decken und wird aus schein- barem Mangel an Raum so weit nach aussen gedrückt, dass der vollgestopfte Magen ausserhalb sichtbar wird und die Bauchdecke kropf- artig auftreibt; schon bei den Nestvögeln lässt sich diese Auftreibung wahrnehmen .... Der ganzen für animalische Kost passenden Einrichtung des Magens kommt auch die des Darmkanals gleich. Dieser tritt bei den Körner fressenden Vögeln stets bedeutend länger auf, als bei den entschiedenen Fleischfressern, obschon kürzer als bei den Säugetieren. Der Darmkanal des Kuckuck entspricht nun ganz dem der Carnivoren. An der Grenze des Dünn- und Dickdarms zeigt sich der Übergang aus dem einen in den andern, schroff durch eine bedeutende Erweiterung des letzteren be- zeichnet; gleichzeitig aber treten seitlich von den letztern zwei Blinddärme auf, die eine massige Länge erreichen und keineswegs reichlich mit Zotten versehen sind .... Hauptsächlich aus diesen seinen anatomischen Befunden und zugleich aus der Thatsache, dass er in dem Magen eines zu Anfang Juni geschossenen sehr alten Männchens mikroskopische Bruchstücke eines embryonalen Vogels fand (1. c. p. 39), schliesst Dr. Opel, dass der Kuckuck Eier fresse. »Aber wenngleich diese Thatsache eine lange bestrittene Ansicht widerlegt, so ist er doch keineswegs geneigt, auch das behaupten zu wollen, dass seitens des Weibchens beim Unterschieben seines Eies allemal ein Raub an den bereits im Neste liegenden begangen werde ; ja er wagt nicht einmal zu behaupten, ob überhaupt das Weibchen sich eines solchen Raubes schuldig mache.1) Immerhin muss er bei seiner Aussage beharren, dass der Kuckuck Eier der Nestvögel fresse.« zeit eine kleine oder grössere Anzahl von Käferlein, die glänzende, schwarze Flügelschalen hatten, und Johanneswürmer (Coccinelliden). Die Beobachtung bei Opel (S. 37) betreffs des auf eine Bachstelze stos senden Kuckuck ist schwerlich als Mordversuch zu deuten, und erklärt sich einfach als übermütige Verfolgungsscene, wie sie ja auch unter Vögeln derselben Art häutig genug vorkommt. Vielleicht auch war die Bachstelze die Angreiferin gewesen und der Kuckuck hatte den Spiess umgekehrt. *) Demnach würde O. nur den männlichen Kuckuck der Räubereien beschuldigen, eine Annahme, welche noch weniger Wahrscheinlichkeit für sich hat. So sind es bekanntlich vorzugs- weise, wenn nicht allein, die weibliche Amseln, welche die noch ganz jungen kleinern Vögel aus den Nestern holen und ihren eigenen Jungen zutragen. So war es wenigstens bei meinen eigenen mehrfachen Beobachtungen. Der europäische Kuckuck. a\ Diese Ansicht ist bekanntlich seit Aristoteles und Plinius viel bejaht und wenig bestritten worden.1) Thatsächliche, positive Beweise für das Verzehren der Nesteier seitens des Kuckuck sind meines Wissens bis heute noch nicht erbracht worden. Dr. Opel glaubt, dass das Kuckuckweibchen unschuldig sei und bezichtigt nur das Männchen der Oophagie. Und doch sind es gerade die Weibchen, in deren Rachen oder Schlünde man mehrmals meist beschädigte Eier ge- funden hat, nachdem man sie erlegt hatte. Freilich ist nur in einem Falle konstatiert worden, dass das im Schlünde steckende Ei ein Kuckuckei, und natürlich das eigene des Weibchens war ; in allen übrigen hat man ange- nommen, dass diese Eier aus dem Neste des Pflegers geraubt worden seien. Gegenüber diesen unbegründeten Annahmen dürfte jene exakte Be- obachtung am Piz Munteratsch wesentlich an Beweiskraft gewinnen. Das Männchen begleitete sein Weibchen bis in die Nähe des Wrasserpiepernestes, aus welchem dieses die 5 sehr stark bebrüteten Eier, ohne sie zu be- schädigen, herausnahm und in der Nähe versteckte. Hier zeigte auch das Männchen keine Spur von Lüsternheit nach den Eiern, eine Lüsternheit, die es in aller Bequemlichkeit hätte befriedigen können. Dass das Kuckuckweibchen seine auf den Erdboden gelegten Eier unbe- schädigt, und zwar mit dem Schnabel, in die Nester der Pfleger schiebt, das beweisen die zahlreichen Funde von jungen Kuckucken in solchen Nestern, zu denen es nicht anders gelangen kann ; ferner der Fund von unverletzten Eiern in den Nestern, in welche er sein auf den Boden gelegtes Ei angesichts der Beobachter getragen hat ; und dass er äusserst sauber damit umzugehen versteht, die eben erwähnte Thatsache , dass die zum Ausschlüpfen bereiten, also höchst zerbrechlichen Eier des Wasserpiepers, deren fünftes und letztes er unter das ziemlich schwere Nest des erwähnten Pflegers schob, vollkommen unbeschädigt geblieben waren. Wir werden später noch einmal auf diese interessante und glückliche Beobachtung zurück- kommen. Zu der Ernährungsweise des Kuckuck fügen wir noch hinzu, dass er hauptsächlich in den Baumkronen die Raupen, Käfer u. s. w. abliest — ein Nutzen, dem ihm die Forst-, Feld- und Gartenkultur nicht genug ver- gelten kann. Fliegende Insekten fängt er nur, wenn er sie bequem von seinem Sitze aus erreichen kann. Ich wenigstens habe ihn solche niemals im Fluge verfolgen sehen. Bei der Jagd in W'iese und Feld springt er meistens ziemlich ungeschickt; seine Gangbewegung ist indess noch unbe- holfener und er entschliesst sich, wie es scheint, nur ungern dazu. Am *) Wenn Opel auf die alte Tradition des Aristoteles anspielt, dass der Kuckuck ein Raubvogel sei, so ist zu bemerken, dass gerade Aristoteles gegen diesen alten Volksglauben zu- felde zieht. »Zwar in der Grösse, der Färbung und dem Fluge gleicht der Kuckuck dem Sperber; allein er hat keine Fänge (krumme Krallen) und sein Kopf gleicht fast dem Tauben- kopfe. Auch hat man gesehen, dass Falken den Kuckuck verzehrt haben und so thut doch kein Vogel gegen sein Geschlecht.« Freilich verwahrt sich O. dagegen, dass er wegen des Eier- fressens den Kuckuck als Raubvogel betrachte; allein er will ihn docli in die Nähe der Raub- vögel gestellt wissen. *2 Erste Abteilung. liebsten sitzt er, wenn er seine Niederjagd — im eigentlichen Sinne — zu betreiben genötigt ist, auf irgend einer natürlichen oder gelegentlichen Umschau, fliegt auf den Boden, oder klammert sich — ohne zu klettern ■ — quer an einen Baumstamm, ergreift seine Beute und kehrt auf sein früheres oder ein anderes Lugaus zurück. Im Spätsommer sitzt er gern auf den Kohlköpfen im Felde, liesst die schädlichen Kohlraupen ab und ist dann immer sehr fett. 6. Fortpflanzung. Was unsern Kuckuck schon im Altertum, und die übrigen Arten seit etwa einem halben Jahrhundert besonders interessant gemacht hat, das ist eben der Parasitismus, das Schmarotzertum derselben. Den Griechen war der Parasitismus unseres Kuckuck schon vor Aristoteles bekannt; denn er spricht von der »Sage«, dass der Kuckuck — Kokkyx — aus einem Falken entstehen solle, indem er sie zugleich gründlich widerlegt, und sagt später, dass nicht alle in dem Berichte über die Art und Weise des Umkommens der Nestgeschwister übereinstimmen. Die heute noch lebenden Debatten über diesen Punkt wurden demnach wahrscheinlich schon in der frühesten Kulturperiode der Griechen geboren. Die Beobachtungen und Veröffentlichungen bezüglich des Parasitismus einer Anzahl anderer Arten sind dagegen neueren Datums und reichen kaum in die erste Flälfte unseres Jahrhunderts zurück, haben aber das Gesamtbild des Parasitismus bedeutend erweitert und den Ergebnissen der neuern Forschungen betreffs einer Anzahl hochinteressanter Adaptionen (Anpas- sungen) bei unserm Kuckuck eine wesentliche, kaum erwartete Stütze ge- boten. Wir beabsichtigen hier nur auf einige der auffallendsten Anpassungen hinzudeuten und die weitere Ausführung bei den betreffenden Arten zu bringen. So heben die ostindischen und australischen Ornithologen besonders hervor, dass die Eier der Schmarotzerkuckucke den Eiern der Pflegeeltern mehr oder minder ähnlich seien. Vom Broncekuckuck — Lamprococcyx lucidus — haben Gould, Ramsay, Dieffenbach, Hutton, Buller, Bridger, Paul Tittel u. A. Eier in den Nestern von einigen zwanzig Arten von Pflegern gefunden, welche in noch grösserem Masse als die unseres Kuckuck variieren, und mit und ohne Zeichnung vorkommen. Ferner herrscht volle Übereinstimmung darüber, dass sämtliche Para- siten je nur ein Ei in das fremde Nest legen — vielleicht nur mit Aus- nahme der Heherkuckucke, vom Strausskuckucke, Coccyx glandarius, ist es bekannt — und dass, wenn 2 oder 3 darin liegen, sie von 2 oder 3 Weibchen derselben oder verschiedener Arten gelegt worden sind.1) *) Edw. Ramsay fand im Neste von »Acanthis pusillus neben 2 Eiern dieses Vogels eins von Lamprococcyx lucidus und eins von Cacomantis flabelliformis.« S. Proceed. Zool. Soc. Lond. 1865. p. 460 ff. Der europäische Kuckuck. a-j Endlich auch darin, dass jedes Weibchen — wahrscheinlich Zeit seines Lebens — von zwei aufeinander folgenden Jahren ist es nachgewiesen — unverkennbar ähnliche Eier produziere.1) Diese Thatsache ist meines Erachtens nicht ohne Gewicht für die Ent- scheidung der Frage nach dem ehelichen Leben unseres Kuckuck, mit welcher wir uns zunächst zu beschäftigen haben. Lebt der Kuckuck in Monogamie oder in Polygamie? Und wenn letzteres, in Polyandrie oder Polygynie: Beiderlei Abirrungen von dem sonst ziemlich allgemein gültigen Vogel-Eherechte sind hin und wieder behauptet worden. Man hat sich auf anderweite Exceptionen berufen, welche jeder Geflügelhof aufweist; aber man ist, wie ich glaube, die positiven Beweise für die Behauptungen annoch schuldig geblieben. Naumann, welcher, wie seine Brüder und Söhne, lange Jahre hindurch Gelegenheit hatte, die Kuckucke in ihrer nächsten Umgebung in aller Be- quemlichkeit zu beobachten, hat so wenig an Polygamie gedacht, dass er derselben gar nicht erwähnt. Er sagt ganz einfach : »Jedes Kuckuck- Pärchen hat sein Standrevier mit bestimmten Grenzen, die es ungestraft vom zunächst wohnenden nicht überschreiten darf u. s. w. Sein Bruder Karl, »der Mann mit dem Falkenauge, Eulenohre und Stahlarme«, »der Beobachter ohne Gleichen«, mit dem der Ehrendoktor und Professor »jeden Bogen seines grossen Werkes durchging, bevor er ihn zur Druckerei sandte«, ant- wortete mir einst auf die Frage , was er von der Sache halte, in seiner kurzen Weise: »Dummes Zeug! Das haben mal wieder die Bücherwürmer ausgeheckt ! Wenn sie auch nicht in der Kirche getrauet sind, der liebe Gott hat sie zusammengegeben, und also sind sie ein Paar! Dass Er mal über den Strang schlägt — von Ihr habe ich's nicht bemerkt — na, das kommt ja wohl überall mal vor.« Ob das Männchen, welches Dr. J. F. Naumann fünfundzwanzigmal in sein altes Revier zurückkehren sah oder vielmehr hörte, ebenso lange sein erstes Weibchen behalten hat, oder ob dies, oder auch mehrere, zugrunde gegangen, darauf kommt es nicht an ; der alte Freund, wenn er als Witwer aus dem schwarzen Erdteile zurückkehrte, bewarb sich jedenfalls sehr bald um einen Ersatz, und fand einen solchen, der sich nicht an sein »Kuickuck« stiess, ebenfalls sehr bald. Ich selber habe fast ein Vierteljahrhundert lang die reichste Gelegen- heit gehabt, das Leben unseres Kuckuck zu beobachten, und in Diebzig zugleich die bequemste. Aber dort in den vogelreichen Eibauenwäldern des grossen Lödderitzer und der Anhaltischen Forstreviere, von der Saale- mündung bis Wörlitz hin, habe ich lediglich die Ansicht der Gebr. Naumann bestätigt gefunden. Ebenso während meines fünfmonatlichen Aufenthaltes im südlichen Ungarn — April bis August 1847 — ur>d abgesehen von meinen fast alljährlichen Frühjahrsreisen nach dem Harze, dem Thüringer- walde, dem Westerwalde etc. — während eines fünfwöchentlichen Aufent- x) Ich habe die verschiedenen Färbungen und Zeichnungen der Kuckuckeier al> »ver- schiedene Typen« bezeichnet. Thienemann und nach ihm E. Ramsay haben sie Varietäten genannt. 44 Erste Abteilung. haltes im Oberhalbstein, Ober- und Unter-Engadin — ifj Mai bis Ende Juni 1867. Hier fügte es ein glücklicher Zufall, dass ich einen, wie ich glaube, vollgültigen Beweis des monogamischen Lebens unseres Kuckuck erhielt. Ich sass — der einzige Gast — am 6. Juni mit dem Wirte Muller in Sylvaplana beim Mittagstische, als dessen etwa zwölfjähriger Sohn, vom Meldesammeln1) am Geröllfusse des Piz Munteratsch zurückkehrend, dem Vater erzählte, er habe oben in der Nähe der Steinhütte einen jungen Kuckuck im Neste des Schneevogels gefunden. Die üppige Forellenschüssel im Stich lassend, trat ich, nach genauer Erkundigung über Weg und Platz, den steilen Aufstieg durch Fichtenwaldung an und erreichte nach zwei- einhalbstündigem Klettern glücklich die beschriebene Steinhütte gegen 5 Uhr nachmittags. Die Hütte, ein Unterschlupf für die Ziegenhirten, liegt hart am Fusse des steil, fast senkrecht aufsteigenden Felsenkegels des Munteratsch, etwa 200 Fuss über der Baumgrenze, vor ihr ein grösstenteils mit Schnee bedeckter Mattenboden und etwas tiefer eine nadellose dürftige Wettertanne, die letzte unter mehreren andern. Kaum hatte ich mich nach flüchtigem Überblick des Terrains in die Hütte begeben, als ich unter mir im Walde ein sich schnell näherndes eifriges Kuckucksrufen vernahm. Eine Minute später sah ich ein Kuckucks- paar, das Männchen voraus, der Wettertanne zufliegen, auf welcher es sich niederliess, unter fortwährendem Rufen des Männchens. Dann hörte das Rufen auf. Das Weibchen begab sich, dicht über dem Boden hinstreichend, nach einem schneelosen, mit vertrocknetem Grase bedeckten Platze, kaum 30 Schritte von meinem Verstecke entfernt, beugte sich fünfmal über das Nest, nahm etwas heraus und schob es in das Gras, das fünftemal unter das Nest. Dann flog es nach dem nun wieder eifrig rufenden Männchen zurück und verschwand mit ihm abwärts in den Wald. Das war das Benehmen eines — wie mein alter Freund Ludwig Brehm zu sagen pflegte — gepaarten Paares.2) Einen weiteren Beweis für die Monogamie unseres und wahrschein- lich aller parasitischen Arten, finde ich in der ganz zweifellosen Thatsache, dass die Weibchen mindestens zwei Jahre hindurch einander äusserst ähnliche Eier legen. Wie gross oder wie gering nun auch der Einfluss des Männchens auf die Färbung und Zeichnung der Eier sein mag, und wie andere Faktoren auch mitwirken mögen, gänzlich ausser Frage kommt er doch wohl schwerlich. Wir werden später geeigneten Ortes auf diesen Gegenstand zurückkommen und bemerken nur noch, dass bei mehreren aus- ländischen Schmarotzerarten , z. B. beim australischen Bronzekuckuck Lamprococcyx lucidus — direkt beobachtet wurde, dass sich das elterliche x) Die Alpenmelde wird als »gesundes und erstes Gemüse« fleissig eingesammelt und hat einem an Spinat erinnernden aber kräftigern Geschmack. 2) Jeder aufmerksame Beobachter wird erkannt haben, dass das Benehmen des männlichen Kuckucks nach vollzogener Paarung ein ganz anderes ist: ich möchte sagen, ein anständigeres, gesetzteres. Er verfolgt sein Weibchen nicht mehr in stürmischer, eifersüchtiger Weise, sondern begleitet es ruhig überall hin; so besonders bei der eifrigen Nestersuche und bei der Über- wachung der mit einem Eie des Paares belegten Nester. Der europäische Kuckuck. 45 Paar seiner Jungen, nachdem sie das Nest verlassen haben, annimmt, sie atzt, und von dem gastlichen Neste fortführt. Dass »Ausschreitungen« beider Gatten vorkommen, und dass der Individualismus auch hier sein Recht behauptet, das beweist um so weniger für Polygamie, als dergleichen wohl bei allen in paariger Ehe lebenden Vögeln nichts Ungewöhnliches ist. ') Die parasitischen Kuckucke bauen kein Nest, sondern legen ihre Eier in fremde Nester, deren der unsrige bei seiner Ankunft nicht wenige mit frisch gelegten Eiern vorfindet, um sein erstes Ei mit Aussicht auf günstigen Erfolg einschieben zu können. Sobald ein Paar sein altes Revier, dessen Umfang sich nach der Menge der Nahrung und der geeigneten Pflegeeltern richtet, in Besitz ge- nommen oder ein neues, meist in der Nähe des alten glücklich erstritten hat, beginnen sofort die Vorbereitungen zur Paarung. In dieser Zeit ist der Galan besonders lebhaft und scheint höchstens 1 1/2 bis 2 Stunden, etwa von 1 1 ' o bis I Uhr nachts, zu schlafen, oder doch zu ruhen. Denn bald nach Mitternacht ertönt sein unausgesetztes und anhaltendes Rufen und hält, mit ein- bis zweistündiger Mittagspause, bei günstiger Witterung bis gegen io oder 11 Uhr abends an. Das Männchen jagt das kokett fliehende Weibchen stundenlang unter beständigem Rufen, und hier ist es besonders, dass man die äusserste Ge- wandtheit und Schnelligkeit des Fluges beider Gatten bewundern kann. Die schnellen und sichern Wendungen durch das Geäst der Bäume wett- eifern mit denen des Sperbers und der Wildtaube und mit der Ausdauer des ersteren. Dies Spiel währt je nach Gunst des Wetters 2 bis 3 Tage, auch wohl noch länger. Dann hört man das Kuckuckuck und Hachacha des Männchens und das Kichern des Weibchens — der Begattungsakt ist vollzogen. Selten ist er wohl genau beobachtet worden; denn er geht meist im dichtesten Gelaube der Baumkronen vor sich. Mir ist es niemals gelungen, obschon ich öfter das Kuckuckuck in der Nähe über mir hörte. Nur die Davonfliegenden kamen mir zu Gesicht. Nach Naumann scheint nicht jedesmal die Begattung der eigentliche Zweck des unbändigen Herumjagens zu sein. Diese wird gewöhnlich am frühen Morgen oder gegen Abend auf einem dürren Baumgipfel, oder sonst an einem freien erhabenen Platze vollzogen, mit eigenen (eigentümlichen) kurzen, hellen Tönen begleitet, aber vor- und nachher ist meistens viel Lärm, sie krächzen, lachen und das Männchen ruft mehrmals »Kuckuckuck« da- zwischen. Gleich nach der Begattung, welche übrigens öfter wiederholt zu werden scheint, ändert sich auch das Benehmen des Weibchens. a) Der Wettbewerb um die Weibchen erneuert sich ja bekanntlich alljährlich, und nicht allein um die jungen, noch nicht gepaarten, sondern auch um die in festgeschlossener Ehe lebenden, z. B. auch bei den Tauben. In den meist sehr heftigen, oft wiederholten und mit- unter mehrere Tage andauernden Kämpfen bleibt der legitime Gatte, wenn er ausserdem der physisch stärkere ist, stets Sieger. Aß Erste Abteilung. Es fliegt nicht mehr hoch durch die Baumkronen und höheres Ge- büsch. Still und geräuschlos huscht es durch das niedere Buschwerk, über Waldblössen, Wiesen und Felder, und später über das Geröhricht hin: es befindet sich auf der Nestersuche. Es kennt in kurzer Zeit und unter- sucht und überwacht jedes Nest seines Revieres. Sitzt der Eigner auf oder neben seinem Neste, oder ist er mit dem Nestbau noch beschäftigt, so hütet es sich, demselben zu nahe zu kommen. Es huscht scheinbar teil- nahmlos vorüber, um zu rechter Zeit wiederzukehren, d. h. wenn die Eigen- tümer des Nestes nicht in der Nähe sind. Wird es von diesen bemerkt, so weicht es deren Angriffen, an denen sich auch die Nachbarn beteiligen, in komischer Ängstlichkeit aus und ergreift die Flucht. Ich habe dies Alles mit grossem Interesse vielmals beobachtet. Die Kleinen sind in der Ver- folgung des gefürchteten Gesellen oft so tollkühn, dass der Flüchtling Federn lassen muss, wie ich das bei der Verfolgung durch die weisse Bachstelze und den kecken Zaunschlüpfer gesehen habe. Denn die läppische Fabel von der Freude, welche die kleinen Pfleger ob der ihnen erwiesenen Ehre empfinden sollen, verdient eigentlich kaum der Erwähnung. Wie viel Zeit die Entwicklung des ersten Eies bis zur Lege - reife bedarf, ist meines Wissens erfahrungsmässig noch nicht nachge- wiesen worden. Man würde nur aus dem Zeitverlauf zwischen der ersten Begattung und dem Auffinden des ersten Eies eines einsam hausen- den Paares einen sichern Schluss ziehen können. Thiele, Bethe und ich haben zu diesem Zwecke langjährige Verzeichnisse über die Auffindung der ersten Kuckuckeier der Saison geführt; allein es ist uns niemals gelungen, den Zeitpunkt der ersten Begattung für das aufgefundene erste Ei mit voller Sicherheit zu konstatieren. Ein einziger Fall, von dem wir später aus- führlich sprechen werden, lässt schliessen, dass 7 bis 8 Tage von der ersten Befruchtung bis zur Legereife vergehen. ]) Dafür sprechen denn auch die zahlreichen Beobachtungen betreffs der Entwicklungsdauer der übrigen fünf, sechs, ausnahmsweise auch wohl sieben Eier.2) Diese währt durchschnittlich sechs Tage und einige Stunden. Thiele fand Eier desselben Paares am 19. und 25. Mai, am 26. Mai und 2. Juni; Bethe am 26. April und 2. Mai; Ich am 8. und 15. Mai, am 19. und 25. Juni und am 21. und 28. Juni; Rowleya) ver- sichert, dass ein zweites Ei nach 6 Tagen gelegt wurde. Die ersten Kuckuck-Eier wurden von Thiele, im Dessau- Wörlitzer Revier, am 12., 14. und 18. Mai; von Bethe, im Oranienbaumer Revier, am 24. und 26. April; von mir, im Diebziger Walde und Bruche, am 2. und 9. Mai gefunden, am Mansfelder Salzsee am 7. Mai. Seidensacher erhielt, in Kärnthen, ein Kuckuckei mit 4 Buchfinkeneier am 29. April. l) Also etwa 24 bis 48 Stunden mehr, als die Entwickelungsdauer der übrigen 5 oder 6 Eier des »Geleges« beträgt. -) Vom ersten bis letzten Funde der Kuckuckeier (in Deutschland) liegt ein Zeitraum von 107 Tagen — vom 24. April bis S. August — Bethe und Thiele. 3) Georg Dawson Rowley, Ibis 1862 S. 385 und 1865 S. 1S6. und 360. Der europäische Kuckuck. An Hofgärtner Richter, im Luisium bei Dessau, am 8. Mai. G. D. Rowley »in einem sonst leeren Neste von Fr. chloris am 5. Mai und ein anderes am 1. Mai«. Der durchschnittliche Termin für das erste Ei des Kuckucks dürfte, je nach der Gunst oder Ungunst des Wetters und der davon ab- hängigen Ankunft, für Mitteleuropa auf die ersten Maitage entfallen, etwa 12 bis 14 Tage nach dem Eintreffen der Weibchen. In England, nach Yarrell und Morris, nicht vor Mitte Mai. Im hohen Norden wird demnach das erste Ei entsprechend später gelegt werden — in Karesuando also kaum vor Mitte Juni. Dennoch würde der Kuckuck auch im Polar- kreise seine 5 bis 6 Eier legen können, ohne dass seine Nachkommen ge- fährdet sind. Fand doch der treffliche englische Kokkygologe etc. G. D. Rowley auf der Insel Wight noch am 18. September (1860) einen jungen Kuckuck, der noch nicht alle seine Schwanzfedern hatte (Ibis 1861, p. 113) und Thiele am 24. August (1866) ein Ei1). Andere späte Termine sind für Deutschland der 14. 18. 19. 23. 26. 29. Juli. Die am weitesten auseinanderliegenden Termine — 24. April und 8. August — entfallen für zwei unmittelbar an einander grenzende Reviere (Dessau-Wörlitz, Oranienbaum) auf das Jahr 1866, welches, wie schon be- merkt, ein an Kuckucken und manchen andern Zugvogelarten ungewöhnlich reiches war. Nach Rowley würde für England die Legeperiode des Kuckuck vom 1. Mai bis etwa zum 19. Juli dauern, und dies dürfte auch für Deutschland die Regel sein. Unser Kuckuck legt seine Eier, wie ich annehmen muss, zu jeder Tagesstun de. Ich entnahm das verblüffend angepasste Ei des Kuckuck, welchen ich nach den von mir tagsvorher entdeckten Sumpfrohrsängerneste fliegen und etwa drei Minuten auf demselben sitzen sah, einige Minuten vor 5 Uhr früh. Zwischen 10 und 11 Uhr vormittags sass ein Kuckuck am Wegrande des Diebziger Reviers, der alsbald forthuschte und sein warmes Ei auf dem Boden zurücklies. Der von dem Jäger des gelehrten K. Niederl. Oberjägermeister Verster zu Noordvijk in dessen Bibliothek gebrachte, an- scheinend sterbende Gauch legte kurz vor 12 Uhr sein Ei in meine Hand und entfloh dann durch eins der offenen Fenster. Endlich — es war das eine meiner glücklichsten Beobachtungen — wurde in Entfernung von kaum 2 Fuss von meinen Augen ein Kuckuck- Ei in ein leeres Nest der weissen Bachstelze gelegt genau um 6!/4 Uhr abends.2) Die Geburt des Eies ist offenbar, trotz der relativen Kleinheit der letztern , mit schweren Wehen verbunden , welche mindestens 2 bis i) Dies Ei war kein verdorbenes! Da Thiele in dem an Kuckucken überreichen (?) Jahre das erste Ei am 12. Mai, das zweite, dritte und vierte am 26. Mai, 3. und 7. Juni und das letzte am 24. August aufgefunden hat, so liegt der Gedanke nahe, dass auch der Kuckuck in besonders günstigen Jahren mehr als 6 Eier legen mag, wie ich in einem solchen Jahre (1856) eine auffallend starke Vermehrung der betr. Arten beobachtet und in der Naumannia (VII. S. 187) mitgeteilt habe. 2) Die nähern Umstände, welche die?e auch sonst so interessanten, überaus glücklichen Beobachtungen ermöglichten und begleiteten, werden wir geeigneten ( >rtes ausführlich mitteilen. 48 Erste Abteilung. 3 Minuten anhalten und den Vogel völlig bewusstlos zu machen scheinen. In beiden letzterwähnten Fällen lag, beziehentlich sass er mit gesträubtem, zitterndem Gefieder und geschlossenen Augen da, zuckte zuweilen krampf- haft auf, Hess den Kopf und die Flügel schlaff herabhängen, um sofort nach der Geburt des Eies die Augen zu öffnen, das Gefieder zu glätten und davon zu eilen. Auch das Gehör scheint der arme Gauch momentan zu verlieren, wie das ja bei extatischen Erregungen auch bei andern Vögeln und selbst bei den Männchen vorkommt — ich erinnere nur an die Auer- hahnbalz. Das Kuckuckei wird in die Nester vieler, meist kleiner Singvögel- arten gelegt und den Eignern zum Erbrüten, Erwärmen und zu Schutz und Aufzucht anvertraut. Dieses mühe- und selbst gefahrvollen Amtes wird von der bei weitem grösseren Zahl der Zieh- oder Pflegeeltern (Pfleger) mit be- wundernswerter Aufopferung gewaltet, wenn es einmal übernommen worden ist. Machen wir uns denn zunächst mit den verschiedenen Arten der Pflege- eltern bekannt. Die Pfleger. Die Zahl der Pflegerarten, welche seit etwa vier Decennien entdeckt worden sind, ist eine überraschend grosse und übertrifft die der bis dahin bekannten um mehr als das doppelte. Naumann zählt (1826) nur 20 ihm als sicher bekannte Zieheltern unseres Kuckucks auf, und giebt 2 Arten, Sylvia hypolais und S. phoenicurus, als fraglich, »da weder sein Vater noch er selber niemals ein Kuckuck-Ei in deren Nestern gefunden habe, obwohl die erstere Art dort ausserordentlich häufig niste und der Gartenrötling gemein« sei. Thienemann führt in der letzten Ausgabe seines Werkes (1845 bis 1854) folgende 21 Arten an; »Sylvia hortensis, cinerea, articapilla (?) curruca, tithys, phoenicurus, rubegula, arundinacea, palustris, cariceti,1) locustella, trochilus, Accentor modularis, Troglodytes vulgaris, Saxicola rubetra, Motacilla alba et flava, Anthus campestris et pratensis, alauda arvensis, Emberiza citrinella. Es sind dies im Ganzen dieselben Arten, welche Naumann aufführt; nur hat dieser Hypolais und R. phoenicurus mit Fragezeichen, Anthus arboreus und Motac. melanope bestimmt, und Acroceph. phragmitis anstatt cariceti Thienemann's, welcher seinerseits phoenicurus ohne Fragezeichen, Tithys und Emberiza citrinella als zuverlässig giebt. Beiden Forschern zusammen waren demnach 24 Pflegerarten bekannt. Infolge des zunehmenden Interesses für Forschungen der bei der Fortpflanzung des Kuckucks obwaltenden Eigentümlichkeiten wuchs dann auch die Zahl der Pfleeer zu einer bisher kaum geahnten Höhe heran. Sie *) Das betreffende Kuckuckei in Thienenianns Sammlung wurde von Pässler im Diebziger Bruche, aber nicht im Neste von Acroceph. cariceti (Naum.) = aquatica Lath., sondern in dem von Acroc. phragmitis, in meinem Beisein gefunden, und irrtümlich mit jenem Namen bezeichnet. Der europäische Kuckuck. aq wurde im Laufe der nächsten Jahre verdoppelt; jetzt kennen wir mehr als die dreifache Zahl der von Naumann-Thienemann gekannten : nicht weniger als 85 oder 86 Arten sind bis jetzt in den Sammlungen der Kokkygologen verzeichnet, oder als »beobachtet« genannt worden. Unter dieser .Pflegerzahl befinden sich freilich nicht wenige Arten, zu denen Frau Kuckuck ihre Zuflucht offenbar nur in der äussersten Not ge- nommen haben wird, und die man deshalb als Pfleger nicht bezeichnen kann. Dafür werden fernere Beobachtungen im nordöstlichen Russland und im asiatischen Verbreitungsbezirke zu den bereits bekannten Pflegern einen, wie es scheint, reichen Ersatz für diesen Ausfall liefern. Wir glauben deshalb nicht fehl zu greifen, wenn wir, in Berücksichtigung des so grossen asiatischen Verbreitungsgebietes und dessen Reichtums an geeigneten Pflegerarten, deren Gesamtzahl auf weit über hundert schätzen, ganz abgesehen von den verschiedenen Ersatz formen unseres canorus in Asien, Afrika etc., deren Pflegerzahl vielleicht die gleiche Höhe erreichen dürfte. Scheiden wir nun zunächst aus der Gesamtzahl der Pfleger die nur ausnahmsweise, in der Not benutzten aus. Als solche Nothelfer sind zu bezeichnen : Columba palumbus turtur Pica rustica Garrulus glandarius Parus major ,, coeruleus Acanthis linaria Pyrrhula rubicilla v) Lanius rufus ,, excubitor2) Muscicapa grisola Muscicapa atricapilla Sturnus vulgaris. Monticola saxatilis Turdus merula ,, musicus Erithacus luscinia Erithacus philomela* Certhia familiaris Fringilla coelebs Passer domesticus „ montanus u. e. a. Die gewöhnlichen und regelmässigen Pfleger gehören der Familie der Singvögel, Sylviadae, an, und zwar den Unterfamilien der Grasmücken, Sylvianae, welche das reichste Kontingent stellen, und der Unterfamilie der Erdläufer, Motacillinae, mit den Gattungen der Bachstelzen und Pieper, der Familie der Lerchen, Alaudidae, und einzelnen Arten anderer Familien 1) Der philosophische Kabinetsoologe O. des Murs führt merkwürdigerweise ausser einer Anzahl gewöhnlicher Pfleger die oben genannten Notpfleger auf, mit Ausnahme von Par. coeruleus. Sein Verzeichnis ist zu bezeichnend, als dass wir es nicht geben sollten. Es enthält folgende 22 Arten: Curruca hortensis, atricapilla, Sylvia curruca, Rubecula familiaris, Calamoherpe arundinacea, Ruticilla phoenicura, Phyllopneuste trochilus, Troglodytes Europaeus, Motacilla alba, Parus major, Accentor modularis, Saxicola stapazina, Anthus pratensis und cervina, Acanthys linaria, Chlorospiza chloris, Pyrrhula rubicilla, Lanius (?), Garrulus glandarius, Turdus musicus und merula, Pica (plus rarement (!), Emberiza, Turtur und Palumbus, ohne irgend eine Bemerkung dazu zu machen. (Traite general de l'Oologie Ornithologique, p. 219.) 2) Nur in einem einzigen Falle von C. Sachse beobachtet. Hieracococcyx fugax Horsf. soll sein Ei sogar in das Nest des ihm sehr ähnlichen Nisus Dussimieri Sykes legen. B a 1 d a 111 u s. a 50 Erste Abteilunj oder Unterfamilien (Emberizinae, Fringillinae etc.). Aus der Unterfamilie der Grasmücken, die Gattungen Accentor, Sylvia, Phylloscopus, Hypolais, Acrocephalus und Regulus umfassend, sind bis jetzt mit Sicherheit 17 Arten als Pfleger bekannt; aus der Unterfamilie der Erdsänger etwa io1); aus der Familie der Lerchen, Alaudidae, kennt man 4 Arten ; aus der der Erdläufer, Motacillinae, 1 1 Arten (Bachstelzen und Pieper). Die Familie der Fringillidae liefert insgesamt 14 Arten, welche den Unterfamilien der Ammern und echten Finken angehören, aber grösstenteils zu den selten oder doch nicht häufig benutzten zu zählen sind 2). Zu den häufig erwählten Pflegern gehört auch ausserdem der einzige europäische Repräsentant der Unterfamilie der Buschschlüpfer, Troglodytinae, unser Zaunschlüpfer, Anorthura troglodytes. Das nachstehende Verzeichniss der Zieheltern umfasst sämtliche Arten, auch diejenigen, welche nur ausnahmsweise als solche bekannt geworden sind, oder als Verwandte derselben möglicherweise benutzt werden können. Die Sterne bedeuten »möglich«. Wir gehen von der Nordgrenze aus nach Süden. In Skandinavien: 1. Erithacus suecicus 2. Trineilla montifriner Von c. 70 ° N. B. bis c. 64 ° 3. Lhrysom. flavirostr. ' 4. „ linaria.* J 5. Turdus iliacus.* ^ 6-1 • o\ * ( 11 11 11 11 11 11 „ pilaris/) J 7. Saxicola oenanthe. 8. Motacilla alba. \ „ „ „ „ „ „ 9. Anthus pratensis, cervinus. 4) I rupestris.* / " " " " " " 10 1) Der deutsche Name »Erdsänger« — wohl zu unterscheiden von »Erdläufer« — scheint mir nicht wohl gewählt, weil er leicht zu der falschen Vorstellung Anlass giebt, dass die sämtlichen Arten der Unterfamilie am Boden sängen oder am Boden nisteten. Beides geschieht nur von sehr wenigen Arten der beiden hierher gehörigen Gruppen der Drossel- und Nachtigalartigen. Ausschliesslich am Boden singt keine einzige Art, so wenig wie auch nur eine einzige — vielleicht mit Ausnahme der beiden europäischen Wiesenschmätzer, Pratincola — ausschliesslich am Erdboden nistet. Für gewöhnlich geschieht dies nur von den beiden Nachtigal- und Blaukehlchenarten, sowie von den Rotkehlchen. Von ihnen, sowie von allen übrigen »Erdsängern« habe ich Nester auch in verschiedener Höhe über dem Erdboden gefunden. Ich weiss sehr wohl, dass der in Rede stehende Name »Erdsänger« gewählt worden ist, um den vergleichsweise häufigem Aufenthalt, behufs »Nahrungssuche« etc. zu bezeichnen , und weiss auch keinen bessern vorzuschlagen. 2) Auffällig ist die ziemlich häufig beobachtete Pflegerschaft des rotbrüstigen Hänflings Aegiothus cannabinus und des gleichfalls nur Körner fressenden Ligurinus chloris. 3) T. pilaris ist seit Jahren im Fortschreiten nach Süd und West begriffen; seit 12 Jahren bei Coburg brütend (500 N.B., 280 40' O.L.). *) Ein Kuckuckei, angeblich von Leop. Schrader am Warangerfjord gefunden. Der europäische Kuckuck. 51 12. Phylloscop. borealis.1) Von c. 70 0 13- „ rufus. 55 55 55 14. Pratincola rubetra. 15- Accentor modularis. 16. Lanius excubitor. 17- Turdus torquatus. 'J) 55 55 55 18. Alauda arvensis. 19. Acroceph. schoenob. 20. Erithacus phoenicur. 21. Emberiza schoeniclus. 55 55 55 22. „ citrinella. 55 55 69 ° 23- Muscicapa grisola. 55 55 69° 24. Budytes flavus. 55 55 68 Vo0 25. Fringilla coelebs. 55 55 68 Va0 26. Phyllosc. trochilus. 55 55 68 Vou 27. Sylvia hortensis. 55 55 68° 28. „ atricapilla. 55 55 68 ° (?) 29. Emberiza hortulana. 55 55 68° 30. Passer montanus. 55 55 68° 3i- Turdus musicus. 55 55 67 *U ° 32. Passer domesticus. 55 55 67« 33- Pyrrhula europaea. * 55 55 67 ° 34- Erithacus rubecula. 55 55 66» 35- Anorthura troglodytes. 55 55 66° 36. Turdus viscivorus. * 55 55 65 'Vi0 37- Sylvia cinerea. 55 55 65 ° 33. „ curruca. 55 55 65" 39- Lanius collurio. 55 55 64 ° 40. Turdus merula. 55 55 64 ° 41. Ligurinus chloris. 55 55 64 ° 42. Alauda arborea. 55 55 630 43- Chrysom. cannabina. 55 55 63 0 44. Hypolais icterina. 55 55 62° 45- Regulus cristatus. 55 55 62° 46. Erithacus philomela.* 55 55 6i° 47- Phyllosc. sibilatrix. 55 55 58" 48. Muscicapa albicollis.* 55 55 580 49. Acroceph. streperus. 55 55 57" 50. Anthus campestris. 55 55 57° 5i. Sylvia nisoria 3). 55 55 56 v 55 55 53 1) Wahrscheinlich, weil häufig Kuckuck-Eier bei Ph. rufus gefunden wurden. 2) Für Skandinavien als äusserstes südliches Vorkommen bezeichnet. Die Ringamsel geht aber auf den mitteleuropäischen Gebirgen von der Föhren- bis zur obern Knieholzregion. Wir bemerken noch, dass die Namen derjenigen Arten, welche in Höhlungen oder in überwölbten Nestern braten, gesperrt gedruckt sind. 3) Der schwedische Oolog Agardh Westerlund führt folgende 14 Pflegerarten für -T C2 Erste Abteilung. Diesseit der Nord- und Ostsee vom 55. Breitengrade bis zu den Alpen hin, c. 470, treten als Pfleger noch hinzu: 52. Erithacus tithys. x) 53. „ luscinia. 54. Acroceph. palustris. 55. „ turdinus (arundin. L.) 56. „ aquaticus. 57. „ losustella. 2) 58. „ fluviatilis.* 59. „ luscinioid.* 60. Erithacus leucocyanus. 61. Regulus ignicapillus und flavicapillus. 62. Motac. melanope. 63. Alauda cristata. 64. Emberiga miliaria. 3) 65. ,, cirlus.* 66. „ cia. * 6j. P ar us maj o r. 68. „ coeruleus. 69. Certhia fa miliaris. 70. Passer petronius.* 71. Crithagra serinus. 72. Phylloscop. Bonnelli. 73. Anthus spinoletta. 74. Hypolais polyglotta. 75. Saxicola stapazina. 76. Accentor alpinus. Man sieht, dass die Zahl der Pflegerarten im Norden Skandinaviens,, selbst noch jenseits des Polarkreises, eine überraschend grosse ist, auch wenn man die als »möglich« bezeichneten ausscheidet. Mit jedem Breitengrade nach Süden hin nimmt dieselbe zu, bis sie diesseits der Nord- und Ostsee bis zum Südfusse der Alpen und deren Fortsetzungen hin ihre höchste Schweden auf: Mofac. alba, Budyt flavus, Anthus pratensis und campestris, Sylv. cinerea, atricapilla, hortensis, Acrocaph. arundinaceus, Troglodyt. europ., Accent. modularis, Saxic. oenanthe, Pratinc. rubetra, Erith. phoenicurus, denen er bei Beschreibung der Kuckuck- Eier seiner Sammlung noch die Sanglärka (Alaud. arvensis) zugesellt (Skandinavisk Oologi, p. 93, 94). In Norwegens höherem Norden scheint besonders Erith. suecicus ein gern heim- gesuchter, in manchen Lokalitäten der vielleicht einzige Pfleger neben Phyllosc. rufus zu sein. G. R. Barth zitiert Boie für die Bemerkung, dass beide genannte Arten auf den Loffoten und in Vesteraalen die einzigen, den Kuckuck zu Gebote stehenden Pfleger seien. *) Es wäre interessant, zu erfahren, ob die seit ein paar Decennien bei seinem Vorrücken nach Norden im südlichen Schweden angelangte Hausrötling dort bereits als Pfleger benutzt worden ist. 2) Von Magnus v. Wright (Finlands Foglar, p. 140, Note) in der Nähe von Abo — c. 6oa/20 N. B. — beobachtet. Malmgren (Ibis 1870, p. 148) meint, das sei Lusciniopsis fluviatilis gewesen, ohne freilich einen Grund für diese »Meinung« anzugeben. s) Neuerlich beobachtet auch citrinella, wie zu erwarten war. Der europäische Kuckuck. c -j Ziffer erreicht für Westeuropa1). In den Mittelmeerländern treten, wie es scheint, nur noch wenige Arten hinzu.2) Um so lückenhafter ist unsere Kenntnis der Pflegerarten Osteuropas und des nördlichen Asiens bis zu der weiterstreckten Gebirgsscheide der Himalayas, und darüber hinaus in Südasien, im weitesten Sinne dieser Be- zeichnung. Als sichere Daten vermögen wir nur die folgenden zu verzeichnen, welche — sporadisch — nur die Grenzen des Vorkommens unseres Kuckuck während der Fortpflanzungszeit markieren. Emberiza aureola, bei Archangel, unter c. 65 ° N. B. — Hofmannsegg. Phylloscopus fuscatus. \ Anthus Richardi. i Dr. Dybowski (J. f. O. 1872, 1873 p. 64). ,, (Pipastes) agilis. > »Ammomanes isabellinus«. Rev. Tristram (Ibis 1866, p. 27). Pratincola indica. \ . ~ , , . / W. E. Brookes (Ibis 1866, p. 283). Copsychus saularis. J r üJ Ernst Hartert führt für Indien Niltava grandis u. sundara, Staparola melanops, Actinodura Egertoni, Leucocerca albicollis und aureola, und gleichfalls Pratincola indica an. (in litt.) Die Gesamtzahl der Pflegerarten unseres Kuckuck würde sich demnach auf etwa 80 belaufen ; wenn man aber die der Repräsentativformen in Afrika, Asien und Australien hinzurechnet, nach ungefährer Schätzung die Zahl von etwa 300 erreichen. Die Frage nach dem Verhalten der verschiedenen Pflegerarten gegenüber dem Parasitismus ist schon öfter aufgeworfen und erörtert worden, aber bisher ohne befriedigende Antwort geblieben. Das Märchen von der sichtlichen Freude der Kleinen über die Aus- zeichnung, über die Ehre, von dem grossen, vornehmen Vogel zum Pfleger der vornehmen Sprossen erkoren zu sein, kennzeichnet nur den Charakter der Zeit, welche solcher Deutung des Vorganges fähig war und vielfach noch heute fähig ist3). Wir halten es für unsere Pflicht, unsere freien Ahnen — »unsere altern Brüder« nennt sie Herder — gegen die Imputation solcher »Gesinnungs- *) Die ornithologische Grenze zwischen Ost- und Westeuropa bildet uns eine mehrfach ausgebuchtete Linie, welche von der Westseite der Halbinsel Kola — unter 50 ° L. (Ferro) — bis zur Torneo-Mündung beginnend, der Westgrenze Russlands bis zur Weichselmündung (durcli den bottnischen Meerbusen und die Ostsee) folgend, längs dem Laufe der Weichsel bis zu den West-Karpathen sich fortsetzt, von hier, unter c. 35 ° L., sich nach der Nordküste des adria- tischen Meeres wendet, und dasselbe von Norden nach Süden etwa in der Mitte durchschneidet. 2) Ausser S. orphea, Emberiza melanocephala, Monticola cyaneus, wahrscheinlich noch einige andere Arten. 3) Auch die bekannte Thatsache der Entfernung junger, irgendwie umgekommener Vögel aus dem Neste durch die Mutter hat man so gedeutet, dass die Pfleger, aus »purem Respekte vor dem grossen, vornehmen Pflegekinde ihre eigenen Kinder zu töten und fortzutragen pflegen, damit sie ihre Sorgfalt ungeteilt dem Ziehkinde widmen können« während offenbar der Rein- lichkeitssinn der Vögel diese veranlasst, alles Störende, z. B. auch die Exkremente der Jungen, weit fortzutragen. Die Pfleger thun dies auch mit ihren im Neste liegenden verhungerten, oder durch den jungen Kuckuck erdrückten oder erstickten Jungen. 54 Erste Abteilung. tüchtigkeit« in Schutz zu nehmen, und zwar auf Grund zweifellos erwiesener Thatsachen. Das Verhalten sämtlicher Kuckuckspfleger gegen den Schmarotzer bezeugt, dass der direkte Gegensatz von »ersterbender Unterthänigkeit« die alleinige Quelle ihres Benehmens ist. Alle die kleinen und grössern Pfleger des Kuckucks — sagen wir vielmehr der Kuckucke — sind ausnahmlos weit davon entfernt, den ihrem Neste nahenden jubelnd zu empfangen. Je näher der »Unhold« ihrer Heim- stätte kommt, desto ängstllicher gebehrden sie sich. Verzweiflung giebt ihnen den Mut, dem Störenfried schreiend sich entgegenzuwerfen, zuerst das Männchen, wenn das Weibchen auf den Eiern sitzt ; dann auch dieses, und durch das Angst- und Zorngeschrei herbeigerufen wohl auch die nächsten Nachbarn der gleichen oder fremder Arten. In heller Wut, zwitschernd, keifernd, zeternd zwingen sie ihn, ohne Widerstand zu finden, in die Flucht, die er ■ — oder vielmehr sie — kläglich und eilig ergreift, um nach der triumphierenden Rückkehr der bald genug beruhigten Schar den im Laube oder sonstwo versteckten Beobachtungsposten aufzusuchen und den günstigen Augenblick für Ausführung ihres Vorhabens abzuwarten: die Entfernung der erkorenen Pfleger von ihrem Neste. Ernster gestaltet sich voraussichtlich der Kampf gegenüber stärkern Zieheltern. Der Neuntöder, welcher sich keinen Augenblick besinnt, gleich seinem amerikanischen Vetter King-Bird (Tyrannus carolinensis Gn. Königs- tyrann) vorüberfliegende Krähen und selbst Raubvögel anzufallen und in die Flucht zu treiben, würde den armen Gauch, der sich in die Nähe seines Nestes wagt, noch übler zurichten, als es nicht selten geschieht , wäre er nicht besser auf den Flügeln als der Würger. So fand ich im Jahre 1854 ein — schon stark bebrütetes — Kuckuck- Ei im Neste des Neuntöters, indem ich das von der Verfolgung einer Wiesenweihe — Circus pygargus L. — zurückkehrende Männchen in einem dichtbelaubten Weissdorngebüsch verschwinden sah , an dem ich öfter vorübergegangen war, ohne das Nest zu entdecken. Ja, der kleine, muskelstarke Vogel greift in seiner Tollkühnheit sogar Hunde und Menschen an, wenn sie in die Nähe seines Nestes oder der ausgeflogenen Jungen kommen. Ich habe früher — ich weiss nicht gleich wo — eine Mitteilung von dem Angriffe eines Männchens auf einen elf- jährigen Knaben gemacht, deren ausführlichere Wiederholung auch wegen der interessanten Nebenumstände , welche mit der Thatsache im engen Zusammenhange stehen, mir gestattet sein möge. Im Osternienburger Pfarrgarten hatte ein Neuntöterpaar dicht an einem der meist begangenen Wege am Teiche sein Nest angelegt, angelockt wahr- scheinlich durch die in der Nähe in einem Näpfchen befindlichen Mehlwürmer, mittelst deren ich meinerseits eine durchziehende Nachtigal anzulocken und zum Bleiben einzuladen versuchte, was, beiläufig bemerkt, auch vollständig gelang: das herrlich schlagende Männchen lockte ein Weibchen herbei, beide zogen 5 Junge gross, und zwei Paare kehrten im nächsten Frühjahr zurück. Sechzehn Tage nach dem Eintreffen der Nachtigall war das Würgerpaar Der europäische Kuckuck. c ^ eingerückt und hatte sofort mit dem Nestbau begonnen. Ich beschloss, die günstige Gelegenheit, beide neue Gästepaare aufs bequemste und den ganzen Tag hindurch zu beobachten, nach Möglichkeit auszunutzen, und als ich mich schon nach einigen Tagen überzeugt hatte , dass beide Paare sich freundnachbarlich vertrugen und die Nachtigallen nicht die geringste Furcht vor den Neuntötern verrieten , liess ich die letztern ihren Nestbau, kaum 20 Schritte vom Nachtigallneste entfernt, ungestört vollenden. Wusste ich doch aus eigener Erfahrung, dass die behaarten und befiederten Raubgesellen klüglich vermeiden, sich durch Räubereien in der Nähe ihres Horstes zu verraten. Dennoch beobachtete ich sie unausgesetzt aufs schärfste, ver- säumte aber puch nicht, dem täglich zutraulicher werdenden, schmucken Paare einige Mehlwürmer von den für die Nachtigallen bestimmten abzu- geben. Das Nest war vollendet. Ich sah täglich hinein, mehrmals, so oft ich vorüberging. Nachdem fünf Eier gelegt waren, fand ich am nächsten Morgen das Weibchen auf dem Neste sitzend. Ich ging vorüber. Als ich es Mittags immer noch auf den Eiern fand, streckte ich die Hand langsam nach dem Neste aus. Der Vogel liess sich berühren, erhob sich, flog auf den nächsten Zweig und sah ruhig zu, wie ich eins von den noch immer fünf Eiern herausnahm. Das Männchen betrachtete von einem der oberen Zweige des Dornstrauches den ungewohnten Vorgang, zeigte zwar einige Besorgnis, aber durchaus keinen Zorn. Als aber die Jungen ausgeschlüpft waren, änderte sich sein Benehmen vollständig. Es stiess auf Tiere und Menschen, welche in die Nähe des Nestes kamen, und flog einem vorüber- laufenden zehnjährigen Knaben mit solcher Heftigkeit ins Gesicht, dass es sich an dem scharfkantigen Mützenschirme das Auge verletzte und betäubt zu Boden fiel. Ich nahm den tollkühnen Vogel auf, wischte die Bluttropfen aus seinem Auge u. s. w. und trug ihn andern Tags in die Nähe des Nestes, wo er alsbald seine Kinder zu atzen begann, dann aber seine herausfordernde Wächterstellung annahm. Zwar begrüsste er, mit Ausnahme meiner Person, alle Vorübergehenden mit zornigem Zetergeschrei , unternahm aber keinen Angriff mehr. Neugierig, wie er sich dem betr. Knaben1) gegenüber be- nehmen würde, hiess ich diesen am Neste vorübergehen. Der Vogel stürzte ihm sofort entgegen, ohne ihm jedoch allzunahe zukommen, und bewies demselben seine Feindseligkeit in gleichem Falle mehrere Tage lang, bis er sich endlich beruhigte. Wenn auch nicht in gleicher Weise , so doch mit demselben Mute greift auch die weisse Bachstelze alle ihm verdächtige grössere Vögel an und sucht sie, meist mit Erfolg, von ihrem Neste zu vertreiben. Besonders auch den nahenden Kuckuck, den sie meist thätlich angreift und weit verfolgt.2) J) Ein Knabe, Carl Krebs, Sohn eines verst. Lehrers in O., ist inzwischen zum Manne von einigen 40 Jahren geworden. Ob er noch immer den Hass gegen die Neuntöter hegt, weiss ich nicht zu sagen. 2) Auch andre in der Nähe brütende Vogel beteiligen sich häufig an der Verfolgung des armen Gauch, wie ich eine solche Scene in meinen »Vogelmärchen« (N. 1. Das Elfenprinze.->chcn) zu schildern gesucht habe. cß Erste Abteilung. Besonders heftig und hartnäckig aber wird der Kampf, wenn die Pfleger den Kuckuck auf ihrem Neste ertappen. Forstmeister Göbel be- obachtete, wie ein Paar Teichrohrsänger — Acroceph. streperus — vor seinen Augen das eben gelegte Kuckuckei zerhackten nach wütendem Kampfe mit dem Kuckuck. Nest und Nesteier wurden dabei zerstört (J. f. O. 1879, S. 169}. Ahnliche Scenen sind auch sonst beobachtet worden ; aber sie spielten sich wohl immer nur ab, wenn die Nesteigner den gefürchteten Kuckuck über ihrem Neste attrapierten. Geschah dies nicht, so wurde das Kuckuckei nach einigen Bedenklichkeiten in der Regel aufgenommen, und sogar zweimal in einer Saison, wie es bei einem Bachstelzenpaare beobachtet wurde, das zwei junge Kuckucke nach einander erzog, noch dazu in dem- selben Neste (Bechstein nach Naum. V. S. 227). Es ist mir keine Thatsache bekannt, dass diese das Kuckuckei aus dem Neste geworfen oder den jungen Gauch hätten verhungern lassen. Wenn man gleichwohl intakte oder auch verletzte Kuckuckeier im Neste oder in dessen Nähe gefunden hat, so hat das Hinauswerfen oder die Verletzung des Eies jedenfalls infolge eines Kampfes stattgefunden, sei es mit einem andern Kuckuckweibchen, oder mit den Nesteigentümern. Ich selber habe im Diebziger Reviere den Ausgang eines Kampfes, d. h. die Flucht eines Kuckucks vor den verfolgenden Neuntötern beobachtet und das Kuckuckei im Neste derselben gefunden, das von ihnen, bis ich es nach einigen Tagen nahm, bebrütet wurde. Den besten Beweis, dass sogar ausnahmsweise heimgesuchte Pfleger- arten das Kuckuckei annehmen, liefern die weit grössere Eier legende Amsel, Singdrossel etc., welche das Kuckuckei nicht aus dem Neste geworfen, und, wie es scheint, ihr Nest nicht verlassen haben. Mir sind überhaupt nur wenige Fälle von Nestverlassen »wegen des viel grösseren« Kuckuckeies bekannt. Der eine bezieht sich auf das später zu erwähnende Goldhähnchennest (Regul. ignicapillus) in welchem ich selber das Glück hatte, ein Kuckuckei neben zwei Eiern des Vögelchens zu finden; der zweite betrifft ein bereits mehrtägig bebrütetes Kuckuckei im Neste der Zaungrasmücke (Sylvia curruca). In diesem Falle ist bestimmt anzunehmen, dass das Kuckuckei von dem kleinen Vogel angenommen worden und dieser durch irgend eine Störung, vielleicht durch den täglichen Besuch des Kuckuck-Weibchens, zum Verlassen des Nestes veranlasst worden ist. Ich bin überzeugt, dass das Nestverlassen seitens der Pfleger infolge des Einschiebens des Kuckuck- eies lediglich zu den Ausnahmen gehört, und in der Regel nur bei den kleinsten und seltener heimgesuchten Arten vorkommt. ]) Beweise von regelmässigem Zurückweisen des Kuckuckeies seitens gewisser Arten liegen durchaus nicht vor. Auch Dr. Dybowski (J. f. O. XXI. Jhrgg. 1873. *) Da.~ durch Menschenhand bewerkstelligte Verwechseln der verschiedenen Arten zuge- hörigen Eier hat für die Beantwortung der Frage, welche Arten das Kuckuckei annehmen, nur geringen oder vielmehr keinen Wert. Das Verlassen der Eier infolge Einschiebens des Kuckuck- eies findet entschieden seltener statt, als das durch Betasten, Herausnehmen u. s. w. der eigenen (Pfleger) Eier verursachte, obwohl keineswegs zu leugnen ist, dass manche Arten hierin empfind- licher sind, als andere, z. B. eben die Zaungrasmücke. Der europäische Kuckuck. cj S. 94) sagt nur: »Wir haben uns etliche Mal überzeugt, dass dieser Vogel, Uragus sibiricus, K. & El., die Kuckuck eier nicht annehmen will, sondern sogleich sein Nest zerstört und die Materialien, davon zum Baue eines andern nimmt«.1) Vielleicht sind es, wie schon bemerkt, besondere, durch den Kuckuck beim Legen verursachte Störungen des Nestes oder dessen nächster Umgebung, welche die kleinern Arten zum Aufgeben ihres Nestes veranlassen. Davon abgesehen, erscheint dieses nicht etwa chara k - teris tisch für bestimmte Arten, sondern rein individuell. Ich glaube dies aus mehreren z. T. eigenen Beobachtungen schliessen zu dürfen. Ich selber fand ein Kuckuckei bei 3 Eiern der Zaungrasmücke, welche sich, wie jenes im vorgerückten Bebrütungsstadium befanden; einige Jahre später ein anderes, welches neben 2 Eiern des Vogels ein fast zur Hälfte verdorbenes Kuckuckei enthielt. Ferner wurde mir ein junger Kuckuck in einem Neste des feuer köpf igen Goldhähnchens gezeigt, welchen diese kleinsten europäischen Vögel ängstlich umflatterten, während ich ein anderes, zwei Eier des Vögelchens und ein Kuckuckei enthaltendes finden sollte, welche bereits seit Wochen verlassen waren. 2) Übrigens ist nicht zu zweifeln, dass die Mehrzahl der kleinen, aber auch manche grössere Vögel, ihr volles Gelege nicht so leicht ver- lassen, als wenn sich erst wenige Eier im Neste befinden, zumal wenn die Eier schon, mehr oder weniger, bebrütet sind. Ein sicherer Nachweis der Annahme eines in das leere Nest ge- legten Kuckuckeies ist mir nicht bekannt. 3) Wohl aber ist mehrseitig kon- statiert worden (auch meinerseits) dass verschiedene Pfleger das zu einigen ihrer Eier gelegte Kuckuckei unbeachtet Hessen und weiter legten. Doch giebt es auch andere Arten und Individuen, welche kein Kuckuckei annehmen wollen. Ein eklatantes Beispiel erzählt Dr. Dybowski (J. f. Orn. XXI. 94). »Wir haben uns etliche Mal überzeugt, dass Uracus sibiricus die Kuckuckeier nicht annehmen will, sondern sogleich sein Nest zerstört und dessen Material zum Baue eines andern verwendet. Wir trafen daher blaue, schwarzgefleckte, sichtlich für diese Vögel bestimmte Kuckuckeier in dem Neste des Phyllops. fustatus, der sie ausbrütet, obwohl sie keine Ähn- lichkeit mit den seinigen haben«. Ist das Parasitenei einmal angenommen, dann wird es von den Pflegern ausgebrütet, und das Junge mit gleicher Sorgfalt wie die eigenen Kinder behandelt, mit gleicher Liebe — bis zur Selbstentäusserung ■ — be- schützt und verteidigt, bis es selbständig geworden. J) D. fährt fort: »Wir trafen daher blaue, schwarzgefleckte, sichtbar für diese Vögel vorbereitete Kuckuckeier in dem Neste des Phyllopneuste (?) fuscatus, der sie ausbrütet, obwohl sie mit den seinigen keine Ähnlichkeit haben.« 2) Wir werden später auf die nähere interessante Umstände zurückkommen. 3) Ich liess das unter meinen Augen in ein noch unbelegtes Bachstelzennest ge- legte Kuckuckei darin zurück, um die Frage ihrer Lösung näher zunicken ; allein Frau Kuckuck schien damit im Klaren zu sein und überlegte nur, was sie zu thun habe, wenn der Mensch das in seinen Händen hin und her gewendetes Ei wieder in das Nest legen würde. Dies geschah, Frau Kuckuck kehrte über die Saale zurück, nahm ihr Ei aus dem noch zweifelhafter gewor- dener Neste und brachte es jenseit der Saale in Sicherheit. 58 Erste Abteilung. Man hat öfter die Beobachtung gemacht, dass die Jungen einer früheren Brut der Pfleger diesen beim Atzen des jungen Kuckuck helfen, nicht nur so lange er im Neste sitzt, sondern auch später. In dem von Naumann mitgeteilten Falle (1. c. III. Bd., S. 821) blieb freilich nur das Weibchen eines Bachstelzenpaares bis spät im November, bei Frost und rauher Witterung, bei ihrem Ziehkinde zurück, welches aus einer zu engen Öffnung im Schafte einer Fiche heraus sah, zu klein, als dass der arme Gefangene aus der Nesthöhle entschlüpfen konnte - »das Männchen hatte wohl die Sorge bis zum eigenen Wegzuge mit seinem Weibchen geteilt«. - Aber Naumann hat später selbst in unmittelbarer Nähe die Beobachtung machen können, dass ein Bachstelzenpaar samt einigen Jungen einen in einer zu engen Höhle einer Kopfweide eingeschlossenen, längst ausgewachsenen Kuckuck bis in den Winter hinein atzten und das selten gewordene Futter auf dem Dunghaufen seines Hofes eifrigst zusammenholten. Naumann sah dies, folgte den übers Scheunendacb davon eilenden Vögeln, befreite den Gefangenen - - und andern Tags waren die rührend aufopfernden Zieheltern verschwunden - - den Artgenossen nachgeeilt. Einen dritten Fall von Stief- elternliebe erzählt A. Fritsch in seiner »Naturgeschichte d. Vögel Europa's (P- 77-) Ein Förster in Böhmen sah. dass ein Rotkehlchen einen in seiner Nesthöhle eingeschlossenen Kuckuck bis lange in den Winter hinein fütterte, und wusste nichts Besseres zu thun, als das emsige Tierchen zu erlegen, um die ganze Scene mit den im Gefängnisse vom Rotkehlchen gefütterten Kuckuck ausstopfen zu lassen (mitgeteilt von Spatny). Freilich sind auch Beispiele von durchaus nicht freundlicher Behand- lung des Kuckuckeies seitens der Pfleger vorhanden. Man hat öfter Kuckuckeier unter dem höher angelegten Neste mancher Pfleger, oder auch in der Nähe des auf dem Erdboden befindlichen gefunden, und gefragt, wie und von wem die teils unbeschädigten, teils mehr weniger verletzten aus dem Neste entfernt worden seien. Naumann hat für einen bestimmten Fall eine genügende Antwort ge- geben. »Er fand in einem Neste von Sylvia curruca zwei Eier dieses Vogels; nach einiger Zeit lagen diese unter dem Neste auf dem Boden und ein Kuckuckei darin; ein paar Tage darauf wieder 2 Zaungrasmückeneier darin und das Kuckuckei zerbrochen auf der Erde«. Hier hat offenbar der Kuckuck, ganz gegen seine sonstige Gewohn- heit, die Grasmückeneier aus dem Neste entfernt, behutsam zwar, aber ohne seine gewöhnliche Vorsicht. J) Dagegen haben die Grasmücken das fremde Ei erkannt - - vielleicht auch den legenden Kuckuck in flagranti ertappt — und jenes sofort aus dem Neste geworfen, nicht ohne es zu verletzen, da sie es mit dem kleinen Schnäbelchen zwar anhacken und aus dem Neste schieben, aber das grosse Ei im Schnabel ohne Beschädigung nicht fort- schaffen konnten. J) Fast alle Beobachter stimmen darin iiberein, dass der Kuckuck unmittelbar nach Ein- schieben oder Legen des eigenen Eies die Pflegereier nicht aus dem Neste wirft, sondern fast immer damit wartet, bis sein Junges ausgeschlüpft ist. Der europäische Kuckuck. tg Auch will man beobachtet haben, dass manche der kleinern Pfleger den jungen Kuckuck sogleich nach seinem Ausschlüpfen, oder auch später, verlassen und dem Hungertode preisgegeben haben. Ich bin weit entfernt davon, das Faktum des Auffindens toter, wahrscheinlich verhungerter junger Kuckucke zu bezweifeln. Auch mag es ja wohl vorkommen, aber sicher als seltene Ausnahme, J) dass die Zieheltern des grotesken Pfleglings sich nicht erbarmen. - — Aber in den bei weitem zahlreichern Fällen mögen denn doch andre Gründe als »Furcht vor dem Ungetüm«, »individueller Abscheu und Widerwillen, Trauer und Zorn über den Untergang der eigenen Nachkommenschaft«, kurz absichtliches Verlassen des Pfleglings obge- waltet haben. In erster Reihe sind es ungünstige Witterungsverhälttiisse, welche — in unserm Klima wenigstens — verderblichen Einfluss auf das ganze Brutgeschäft unserer kleinen Insektenfresser üben. Kälte, besonders Nass- kälte, anhaltender Regen und Sturm verursachen, dass oft schon die Eier verderben, weil sie, nass oder kalt geworden, nicht mehr bebrütet werden. Eben so leicht und oft gehen die zarten Jungen zu Grunde, wenn sie schutzlos der Unbill des Wetters ausgesetzt sind und von der Mutter nicht genügend bedeckt werden können. Indirekt, aber kaum weniger verderblich den reinen Insektenfressern ist die Nass kälte dadurch, dass die Insekten sich vor ihren Folgen zu schützen suchen, aus der Luft verschwinden, sich verkriechen an Orten, wo die Vögel sie aufzusuchen nicht gewohnt sind. Wer hat z. B. nicht öfter beobachtet, wie Schwalben, Fliegenschnäpper, Rotschwänze, Laubvögel und andere Vögel in solcher Futternot alle Furcht vor dem Menschen verlieren, ihn in nächster Nähe umschwärmen, in Häuser und Stuben kommen, um das Leben ihrer Nachkommen und das eigene kümmerlich zu fristen ? Wer weiss nicht, dass Schwalben, Rötlinge, Fliegenschnäpper trotzdem in die Lage kommen, ihre Jungen elendiglich umkommen, verhungern zu sehen ? Und die am härtesten von solcher Notlage betroffenen, auf fliegende In- sekten angewiesenen Pflegerarten sollten unter solchen Umständen im Stande sein, einen nimmersatten Kostgänger zu ernähren ? Das ist in der That nicht wohl anzunehmen. Für unsere Ansicht, dass die oben bezeichneten elementaren Begeb- nisse, und nicht das freiwillige Verlassen des Pfleglings seitens der Pfleger, den Tod desselben herbeiführen, spricht endlich auch die Erfahrung, dass man im, am oder unter dem Pflegerneste liegende junge Kuckucke niemals, oder doch nur höchst selten, bei überdeckten oder sonst geschützten Pflege- nestern gefunden hat, sondern nur bei offenen, frei stehenden. Ich meines Teils kenne keinen solchen Fall, und bin ausserdem überzeugt, dass die jungen Kuckucke beim Hunger- oder Todeskrampfe über den Nestrand ge- stürzt, und nicht etwa von ihren Pflegeeltern aus dem Neste geworfen worden sind, für welches diese keinerlei Interessen mehr haben können. ') Ich selber habe niemals einen toten jungen Kuckuck in einem Pflegerneste gesellen. 6o Erste Abteilung Endlich, wie viele der Pflegeeltern mögen nicht während der Nist- zeit eine Beute des fliegenden, laufenden und kriechenden Raubzeuges werden? War ich doch selber Augenzeuge, wie ein Neuntöterweibchen die brütende Gartengrasmücke von ihrem Neste weg raubte, in welchem neben 5 ihrer Eier auch ein Kuckuckei lag. Aber wie auch immer das Verschwinden und der Untergang des jungen Kuckuck erklärt werden mag, als unverbrüchlich — wir möchten sagen als naturgesetzlich — steht uns die Thatsache fest, dass mit der Annahme des Kuckuckeies seitens der Pfleger das Schicksal des jungen Parasiten, soweit es von denPflegern abhängig, besiegelt ist. Sie vertheidigen den jungen Pflegling mit dem Mute der Verzweiflung gegen alle Angriffe der Feinde, selbst gegen die spionierende eigentliche- Mutter, welche eben erst die Eier oder die zarten Jungen der treuen Zieheltern aus deren Neste entfernt hat. Vorzugsweise die Pflegerin, aber auch das Männchen beteiligen sich an dem Kampfe, der wohl ausnahmlos mit der klugen Flucht des Kuckuckweibchens endet. Ich sah einst einen Neuntöter sich mit voller Wut auf ein solches stürzen, während sein Weibchen ruhig auf dem Neste sitzen blieb, um den wohl kaum einige Stunden alten Kuckuck, der allein im Neste lag, zu erwärmen. Noch vor einigen Jahren erblickte ich einen dicht über dem Boden hin streichenden Kuckuck, von einem Paare Phylloscop. rufus verfolgt, und etwa 40 Schritte davon, den rückkehrenden Laubvögelchen nachgehend, einen etwa 4 Tage alten Kuckuck in der arg zerzaussten Öffnung des überwölbten Nestes, kläglich nach Atzung schreiend. Aber Beispiele der Art sind ja genügend bekannt. Man hat einen unlösbaren Widerspruch zwischen der leiden- schaftlichen Abwehr des Kuckuck und der Annahme seines Eies seitens der grossen Überzahl der Pfleger gefunden. »Die einzig mögliche Erklärung, sagte man, beruhe auf der Voraussetzung, dass diese das fremde Ei von ihren eigenen nicht zu unterscheiden wissen.« Der alte würdige Petino-Theologe J. H. Zorn macht dazu folgende Bemerkung. !) Nachdem er dargelegt hat, »wie die Gestalt und Farbe der Eier zu einem bequemen Mittel sei, dass die Menschen . . . und ein jeder Vogel selbst seine eigene Brut unterscheiden und erkennen könne« 2), fährt er also fort : »Wie dann gewiss ist, dass man die in der Freiheit lebenden Vögel, mit Unterlegung fremder Eier, wo sie ihren eigenen nicht ganz ähnlich sind, wie bei Hänflingen, Stieglitzen, Kanarienvögel noch angeht, nicht leichtlich betrügen könne. Wer davon will überführet werden, der verwechsele nur die Eier einer Drossel (Turd. musicus) mit denen einer Amsel (T. merula) und er wird sehen, dass sich keine von beiden mehr darüber setzt, wobei aber doch einige Arten auszunehmen sind, als das Rotbrüstlein (Erithacus rubecula), die Bachstelze, der hellbraune, asch- farbige Dorndreher oder der kleine Neuntöter, und vielleicht noch andre, J) Petino-Theologie etc. I. Abt. S. 364. 2) Wir finden die »naive Anschauung« des vortrefflichen und ehrlichen Beobachters, welcher die Thatsachen stets von seinen Deutungen derselben trennt, bei weitem nicht so »gefährlich und verächtlich«, als man sie unberufenerseits hat bezeichnen wollen. Der europäische Kuckuck. gj welche das Kuckuckei anstatt der ihrigen ausbrüten, auch die Jungen nähren, bis sie gross werden und sich selbst helfen können. Doch hier muss man eine besondere Verfügung und Ordnung, folglich eine weise Vorsehung des Schöpfers nicht aus den Augen lassen, bevorab, wenn man bedenkt, dass der Kuckuck eben solcher Vögel und keiner andern Nester zu diesem Ende auszusuchen und zu erwählen wisse.« Wir werden demnächst die Wahl der Pfleger seitens des Kuckuck zu besprechen haben, und möchten hier nur die von Zorn und anderen an- geregte Frage: ob die Pfleger das untergeschobene Kuckuckei zu erkennen und von den eigenen Eiern zu unterscheiden vermögen, noch kürzlich berühren. Viele Ornithologen haben, wie bereits bemerkt , eine verneinende Antwort gegeben ; besonders die mit eigenhändigem Unterschieben fremder Eier manipulierenden meinen irriger- weise den Resultaten ihrer Versuche volle Beweiskraft zuschreiben zu dürfen. Andre sind der Ansicht, die Pfleger würden sich hüten, ein Kuckuckei an- zunehmen, wenn sie es als solches zu erkennen imstande wären, ein echtes Danaergeschenk, verderblich wie jenes trojanische ! Andrerseits behauptet man die Vorausbestimmung gewisser Insekten fressender Singvögel für die Pflegerschaft, Arten, welche zwar das Kuckuckei erkennen, aber, sich dem Naturwillen fügend, das Ei annehmen, bebrüten und die Jungen wie ihre eigenen behandeln. Nach meinen eigenen Beobachtungen erkennen die meisten Pflegerarten das ihnen untergeschobene Kuckuckei auch dann als ein fremdes, wenn sie den Kuckuck nicht an oder auf ihrem Neste ertappt haben. Sie betrachten das in ihrer Abwesenheit eingeschmuggelte längere Zeit unter Tönen und Bewegungen, welche Furcht, Angst und Zorn verraten , entfernen sich, kommen wieder und setzen sich auf das Nest, legen — und dies geschieht in den meisten Fällen — die noch am Gelege fehlenden Eier hinzu und brüten nun ruhig weiter. Ahnliche Empfindungen mögen, wie wir bereits bemerkt haben, die Pflegeeltern beim ersten Anblicke des von ihnen erbrüteten Kuckuck über- kommen, der ja, wie wir später sehen werden, meist früher aus dem Eie schlüpft als seine Nestgeschwister. Sie setzen sich wieder auf ihr Nest, falls sie es aus Misstrauen verlassen haben, und erwärmen den jungen Pflegling. Kaum aber hat der sein futterheischendes zissziss hören lassen, so siegt das Mitleid über alle etwa noch vorhandenen Skrupel der Pflege- eltern, die sich nun in kaum glaublicher Weise abmühen, um den Hungernden zu sättigen. Zuweilen werden sie dabei von ihren Kindern älterer Brut unterstützt ; auch wohl von Individuen der gleichen oder anderer Arten. Wenn letzteres Vorkommen auch nicht durch zuverlässige Beobachtungen beglaubigt sein sollte, so möchten wir es doch nicht für unmöglich halten, und um so weniger, als durch mehrfache exakte Beobachtungen festgestellt worden ist, dass nicht nur alte Vögel, sondern auch ältere Junge jüngere nach Futter ^2 Erste Abteilung. schreiende einer andern Art geatzt haben. Einen Fall letzterer Art erzählt Georges Sand (Mme Dudevant) in ihrer Selbstbiographie x). Ich erlaube mir die interessante Erzählung des interessanten Falles, welche ich für die Naumannia (1855, S. 408) übersetzt hatte, hier mit den Worten der geistreichen Dichterin zu wiederholen. »Ich zog zwei Grasmücken von verschiedenen Nestern und Arten auf: die eine mit gelber Brust (wahrscheinlich Hypolais polyglotta), die andere mit grauer Brust (? Sylvia hortensis oder curruca). Die Gelbbrust, welche Jonquille hiess, war 14 Tage älter als Agathe, die Graubrust. Vierzehn Tage für eine Grasmücke — die Grasmücke ist der intelligenteste und frühreifste unserer kleinen Vögel ! — das ist ebensoviel, als 1 o Jahre für ein junges Mädchen. Jonquille war also ein sehr niedliches Kind, noch mager und schlecht befiedert, konnte nur von einem Zweige zum andern fliegen und selbst noch nicht einmal allein fressen ; denn die Vögel, welche der Mensch erzieht, entwickeln sich viel langsamer, als die in der Freiheit aufwachsenden. Die Grasmückenmütter sind viel strenger als wir, und Jonquille würde 14 Tage früher selbst gefresen haben, wenn ich so klug gewesen wäre, sie dazu zu zwingen, indem ich sie sich selbst überlassen und ihren Zudringlichkeiten nicht nachgegeben hätte. Agathe war ein kleines unerträgliches Ding. Sie that nichts als hüpfen, schreien, die hervor- sprossenden Dunen abschütteln und Jonquille quälen, welche nachzudenken und sich Probleme zu stellen begann, den einen Fuss unter die Federn, den Kopf unter die Schultern versteckt, die Augen halb geschlossen. Indess war sie noch sehr klein, sehr gefrässig, und strengte sich an, bis zu mir zu fliegen, um sich zu sättigen, sobald ich die Unklugheit hatte, sie zu be- rücksichtigen. Eines Tags schrieb ich an einem Roman, an dem ich ein wenig eifrig arbeitete. Ich hatte einen grünen Zweig in der Nähe meines Schreibtisches befestigt, auf welchem meine Zöglinge in gutem Vernehmen sassen und lebten. Es war ein wenig kalt. Agathe, noch halb nackt, hatte sich unter den Bauch Jonquilles gedrückt und geschmiegt, die sich zu dieser Mutterrolle mit grossmütiger Güte hergab. Sie hielten sich beide während einer halben Stunde ruhig, und ich profitierte davon um zu schreiben ; denn es war selten, dass sie mir tagsüber so viel Müsse Hessen. Aber endlich regte sich der Appetit, und Jonquille, auf einen Stuhl und dann auf meinen Tisch springend, löschte das letzte Wort meiner Feder aus, während Agathe, welche ihren Zweig nicht zu verlassen wagte, mit den Flügeln schlug und den offenen Schnabel unter verzweifeltem Geschrei nach meiner Seite hin vorstreckte. Ich war inmitten der Entwickelung meiner Geschichte, und zum ersten Male wurde ich böse auf Jonquille. Ich machte ihr deutlich, dass sie in dem Alter sei, allein zu fressen ; dass sie unter ihrem Schnabel ein vortreffliches Futter in einer niedlichen Untertasse habe, und dass ich entschlossen sei, nicht länger die Augen vor ihrer Trägheit zu schliessen. Jonquille, ein wenig piquiert und eigensinnig, ergriff die Partie zu schmollen und kehrte auf ihren Zweig zurück. Aber Agathe gab sich nicht sogleich x) Histoire de ma vie, Paris 1855, tom. I. p. 26 ff.) Der europäische Kuckuck. (j-> zufrieden, und sich zu ihr wendend, forderte sie mit unglaublicher Beharrlich- keit Futter. Ohne Zweifel sprach sie mit grosser Beredtsamkeit zu ihr, oder wenn sie sich noch nicht gut auszudrücken wusste, so hatte sie doch in ihrer Stimme einen Ton, um ein fühlendes Herz zu zerreissen. Ich aber, Barbarin genug, beobachtete sie, ohne mich zu rühren, und studierte die sehr sichtbare Aufregung Jonquilles, die zu zweifeln und sich einem innern, sehr ausserordentlichen Kampfe hinzugeben schien. Endlich fasst sie einen Entschluss , fliegt auf die Untertasse herab, schreit einen Augenblick, hoffend, dass das Futter von selbst in ihren Schnabel kommen werde ; dann entschliesst sie sich, greift in das Futter — aber, o Wunder von Mitgefühl ! — sie denkt nicht daran, den eigenen Hunger zu stillen: sie füllt den Schnabel, kehrt auf den Zweig zurück — und füttert Agathen mit so viel Geschick, als ob sie schon Mutter gewesen wäre! Seit diesem Augenblicke belästigten mich die Beiden nicht mehr; die Kleine wurde von der Grössern ernährt, die sich dabei geschickter benahm als ich : denn sie machte sie reinlich, glatt, wohlbeleibt und leitete sie viel früher zum Selbstfressen an, als ich es vermocht haben würde. So hatte diese arme Kleine aus ihrer Genossin eine Adoptivtochter gemacht, sie, die selbst noch ein Kind war und nur selbst fressen gelernt hatte aus mütterlicher Liebe zu ihrer Gefährtin. Einen Monat später lebten Jonquille und Agathe - - stets unzertrennlich, obwohl gleichen Geschlechts und ver- schiedener Art — in voller Freiheit in den Bäumen meines Gartens«. — Die vortreffliche Beobachterin erzählt dann weiter, dass die beiden Vögel sich nie weit von ihrem Hause entfernten, auf ihren Ruf herbeikamen, auf ihre Schultern, -oder auch dem Diener entgegenflogen, wenn er den im Freien speisenden Herrschaften Früchte brachte u. s. w. und fügt dann in einer Anmerkung hinzu, dass sie selbst einen ähnlichen Vorgang mit jungen von ihr aufgezogenen Gartenrotschwänzen erlebt habe und dass »diese wunderbaren Geschichten die gewöhnlichste Sache von der Welt seien.« Freilich ist eine grosse Anzahl ähnlicher Beobachtungen bekannt ge- worden und ich selbst habe öfter dergleichen machen können ; allein die von der genialen Dichterin mitgeteilte gehört denn doch nicht zu den »ge- wöhnlichsten Sachen von der Welt«. Andrerseits hat man diesen Fall be- zweifeln wollen und es als »gegen die Natur gehend« gefunden, da&s ein junger und hungriger Vogel das zum erstenmal selbst genommene Futter dem kläglich schreienden Jüngern Genossen einer andern Species in den Schnabel gestopft habe, anstatt seinen eigenen Hunger zu stillen. Aber mit Unrecht. Wir möchten in dem Vorgange vielmehr eine reizende Illustration des tiefsinnigen Wortes: »aus Mitleid wissend«1) erblicken, ohne mit Schopenhauer die Elternliebe der Tiere, die sie bis zur Aufopferung ihres Lebens für ihre eigenen wie für ihre Adoptivkinder treibt, »als Ausdruck des B e wusstseins« zu erklären, »dass ihr wahres Wesen unmittelbarer J) Wolfram von Eschenbach und Richard Wagner in Parsifal. fiA Erste Abteilung. in der Gattung (Species) als im Individuo liege und in der Erhaltung der Jungen die Erhaltung der Gattung bezwecke«.1) Die Pflegerwahl des Kuckuck. Wir haben bereits früher bemerkt, dass das Kuckuckweibchen alsbald nach seiner Ankunft bei uns seine Aufmerksamkeit auf die Nester der künftigen Pfleger richtet. Gleich nach der Begattung aber nimmt die Nester- suche einen akuten Charakter an. In kurzer Zeit kennt und beobachtet es wo möglich sämtliche Sängernester seines Reviers, deren Anzahl zu Ende April und Anfang Mai freilich keine allzu grosse ist, aber bis Mitte Mai sich auf etwa 30 erstreckt. -) Die Aufgabe ist keine leichte. Wer jemals das Glück hatte, ein Kuckuckpaar während der ersten Nestersuche andauernd beobachten zu können, wird meiner Ansicht bei- pflichten, dass das Eheleben des Kuckuck in Vergleich zu dem der meisten andern Vögel durchaus kein beneidenswertes ist. Schon dass er die Freuden des Nestbaues entbehren muss, welche, den kleinen Sängern zumal, aus den dunklen Augen glänzt, wenn sie in Begleitung oder auch unter Mithilfe des Männchens das Material zur Errichtung der Kinderstube aufsuchen; der Freude, welche aus dem leisen Jubellaute des Weibchens klingt, wenn es einen besonders geeigneten Fund in einem schmiegsamen Haare, einem weichen Federchen oder dergleichen gemacht hat, aus dem Jubellaute, der von dem Männchen mit seinen schönsten Liedesstrophen be- gleitet wird. 3) Aber auch die Freuden und Sorgen der Kindererziehung muss der arme Gauch entbehren. Direkt wenigstens kann er sich nicht daran beteiligen und muss sich auf die passive Überwachung seiner Sprossen beschränken. Denn dass er aktiv zum Schutze seiner Eier oder Jungen ein- geschritten wäre — etwa sein aus dem Neste geworfenes Ei wieder in das Pflegernest geschoben, sein aus diesem gefallenes oder gedrängtes Junge geatzt habe u. s. w. — ist meines Wissens niemals beobachtet worden. Statt dessen lastet die schwere Sorge des Unterbringens und der von Woche zu Woche ausgedehnter und schwieriger werdenden Überwachung 1) Schopenhauer : »Die Welt als Wille«. »Der Wille ist der metaphysische Kern der animalischen Wesen und kann nur im Individuum durch den Tod zerstört werden, nicht in der Specils« : ein Gedanke, den schon Plato in ähnlicher Weise ausgesprochen hat, wenn er nur den Ideen, d. h. den Gattungen, ein eigentliches Sein beilegt, den Individuen da- gegen ein rastloses Entstehen und Vergehen. 2) Vergl. »Die Nesterwahl unseres Kuckuck« im J. f. O. I. 1858 S. 401 von Dr. C. W. Gloger, eine Arbeit, welche viel des Interessanten enthält. 3) Vor allen sind es die Laubvögelchen, namentlich Phylloscopus rufus, Bonelli und trochilus, deren liebenswürdiges Benehmen bei ihrem kunstvollen Nestbaue mir seit vielen Jahren immer wieder grosses Vergnügen bereitet hat. Von Natur zutraulich, werden sie durch freund- liches Benehmen bald so zahm, dass man sie bei ihrer rastlosen Arbeit ganz in der Nähe be- obachten kann. Mit einem freudigem sanften »hoi'd«, auf welchen das herbeieilende Männchen mit lustigem »dum, delm« antwortet, wird besonders jeder zum innern Ausbau des backofen- förmigen Nestes taugliche Fund begrüsst, und dann lautlos in hurtigem, kaum verfolgbaren Fluge in das sonst kaum auffindbare Nest n ihnen gefunden worden sind, Anpassungen von verblüffender Ahnlichkeil mit denen der Pflegeeltern; \>>n Harter! sogar 5 in einer Saison und erweislich von einem Weibchen, 4 in den Nestern von schoenobaenus und was besonders wichtig eins im Neste von palustris. (Vergl. J. f, 0 1889 S 1 Wahrscheinlich ist Teich und Rohr, oder allein, dort spfiter entstanden und eut6ch- lands and die Alpen der Schweiz, und Österreichs bis zu den Donauwäldern und Auen und Mo- Ungarns und Serbien- und dem transsylvanischen Grenzgebirge der Biela reca von Mehadia : Donas. ßo Erste Abteilung. trächtlich erweitert, noch mehr aber später durch den jungen Kuckuck, wie dies ja auch besonders bei unsern Laubvogelnestern geschieht. Frau Kuckuck hat endlich die Wahl getroffen unter den Nestern ihres Reviers, die sie, wie man annehmen muss, sämtlich, oder doch nahezu alle ausgespähet hat. Das Nest gehört der Pflegerart, vielleicht demselben Paare an, welches vor einem oder einigen Jahren sie selber ausgebrütet und erzogen hat. Gestern schon war es vollendet. Wäre ihr Ei reif ge- wesen, so hätte sie es in das fertige, aber noch leere Nest legen oder schieben gekonnt. Heute ist es der Fall, und sie legt es zu dem vielleicht oben gelegten Eie des Pflegers, wenn sie das Nest unbewacht findet — oder — doch wir befinden uns schon mitten in dem Kapitel: Die Kuckuckeier. Die Literaturgeschichte verzeichnet eine ziemlich lange Reihe von Arbeiten über das Vogelei und dessen Entwickelungsorgane. Als Unter- suchungs-Objekte haben vorzugsweise unser Hausgeflügel und dessen Eier, besonders die Hühner gedient. Dr. F. M. Eduard Opel war unseres Wissens der erste Schriftsteller, welcher in seinen »Beiträgen zur Kenntnis des Cuculus canorus«1) eine spezielle Anatomie unseres Kuckuck geliefert hat, welche zu dem Schlüsse gelangt, »dass, ausser dem traubenförmigen Eierstocke mit den übrigen Ge- schlechtsorganen, alle andern für die Zeugung nötigen Organe, auch die männlichen Geschlechtsteile, ganz normal entwickelt seien, und dass mit den anatomischen Verhältnissen der Geschlechtsorgane die merkwürdige Art und Weise der Fortpflanzung nicht erklärt werden könne«.2) Dr. Opel schliesst seine dankenswerten »anatomischen Betrachtungen«, welche c. 20 Seiten einnehmen, mit den noch nicht i1/« Seite füllenden Be- trachtungen über die Fortpflanzungswerkzeuge des Kuckuck, deren Inhalt wir der Hauptsache angegeben haben. Überblicken wir zunächst und im Zusammenhange die betreffenden Organe des weiblichen Vogels. Der, wie bei fast allen Vögeln, nur linksseitig entwickelte Eierstock — der rechtsseitige ist meist rudimentär geblieben — unterscheidet sich von allen mir bekannten Organen dieser Art durch eine kürzere, mehr ab- gerundete Traubenform, hauptsächlich aber durch den augenfälligen, rela- tiven Grö ssenunterschied der jeweilig zur Entwickelung kommenden Dotter, welcher deren langsame Reife bedingt. Ferner scheinen die Stiele der die Dotter bis zu deren Ausreifung haltenden Kelche verhält- 1) Dresden 1861. II. vermehrte und verbesserte (?) Aufl. S. 27 ff. 2) L. c. S. 28. Nur »der traubenförmige Eierstock mit den übrigen Geschlechtsorganen nimmt in der verhältnissmässig engen und durch den im gesättigten Zustande aufgetriebenen Verdauungsapparat noch mehr beschränkten Bauchhöhle einen ziemlichen Raum für sich in An- spruch, und kann unter Umständen dem Magen sich so nähern, dass ein leichter Druck des Fingers an die Bauchdecken dazu gehört, um beide Organe in unmittelbare Berührung zu bringen. Welche wichtigen Folgerungen man hieraus, wenn auch nicht allein massgebend, für die Fort- pflanzungsgeschichte des Kuckuck ziehen kann, wird später Erwähnung finden«. Der europäische Kuckuck. 69 nismässig etwas kürzer zu sein. Vergl. Fig. I Eierstock des Kuckuck und Fig. 2 des Haubentauchers, Podiceps cristatus. Der in allen seinen Teilen — der Tuba mit dem Infundibulum (Trichter) dem mittlem und untern Teile des Oriduktes (Eileiter im engern Sinne) dem Uterus (Eihalter) der Vagina (Scheide) und Kloake — regelmässig gebildete Eileiter erscheint infolge der beengten Bauchhöhle kürzer und enger, als bei den übrigen Vögeln. ]) Das ist leider Alles, was wir bisher von den Fortpflanzungsorganen des weiblichen Kuckuck wissen. Die männlichen Geschlechtsteile unter- scheiden sich in nichts von denen der grossen Mehrheit der übrigen Vögel. Ein — wie Opel sagt — »eigentlicher« Penis ist nicht vorhanden, und wird nicht einmal durch eine warzen- oder zungenförmige Auftreibung, wie sie bei einigen Raubvögeln und Waldvögeln vorkommt, ersetzt. Auch über die Funktionen der weiblichen Organe des Kuckuck sind unseres Wissens eingehende Untersuchungen nicht angestellt worden oder haben doch zu keinem aufklärenden Resultat geführt. G. Wilh. Thienemann 2), welcher »den Eierstock des Kuckuck sorg- fältig untersuchte«, wies auf den Zusammenhang der langsamen Entwicke- 1. Eierstock unseres Kuckuck (Cuculus canorus). — 2. Eierstock des Haubentauchers (Podiceps cristatus). — lung des Dotters am Eierstock mit der durch 6 bis 7 Tage unterbrochenen Geburt seiner Eier und die dadurch verursachte Unmöglichkeit des Selbst- brütens hin. Allein er bleibt den Nachweis schuldig, wie lange Zeit das Kuckuckei zu seiner Ausbildung am Ovarium bedarf, und wie lange es noch im Eileiter, bezw. in dessen einzelnen Teilen verweilt. !) 'Wahrscheinlich finden diese Verhältnisse bei allen Arten des Genus Cuculus statt, welche relativ kleine Eier legen, während die übrigen Arten der Unterfamilie Cuculinae, deren Eier relativ grösser sind, dieser Minderung der genannten Organe nicht zu bedürfen scheinen. Untersuchungen derselben — bei Coccystes glandarius z. B. — wie sie von Dr. Rud. Blasius (anatomisch und histologisch) Dr. G. Seidlitz u. A. geführt worden sind, würden hierüber, wie mir scheint, überraschenden Aufschluss bringen, auch über manche andere Zweifel und Unklar- heiten und bezüglich der Stellung der genannten beiden Gruppen zu einander. 2) »Über den Eierstock und die Fortpflanzung des Kuckuck« im Erinnerungsheft an die VII. Jahresversamml. d. Deutsch. Orn. Gesellschaft in Halberstadt, Cassel 1854. 7° Erste Atbeilung. Nun soll zwar nach Coste l) »die ganze Entwickelung des Dotters zum Eie binnen 32 bis 34 Stunden vollendet werden, 2 bis 3 Stunden soll es in den zwei obern Dritteilen des Eileiters (im engern Sinne) ebenso lange in dessen unterem Teile, dem Isthmus, und 24 Stunden im Eihalter (Uterus) bleiben, worauf seine schnelle Ausstossung durch die Scheide (Vagina) und die Kloake erfolgen soll. Aber diese Untersuchungen Coste's sind an dem Hühnerei gemacht worden, und gelten keineswegs für die ganze Klasse der Vögel. Ja nicht einmal als Norm für das Hühnerei ! Denn bekanntlich legt dasselbe Huhn zeitweise nicht nur mehrere Tage hintereinander, sondern zuweilen auch zwei Eier an einem Tage. Ein Grossfusshuhn, Megapodius Freycinetti, Quoy & Gaim. soll nach Dawson und Bennett2) »an Bord des Schiffes, auf welchem es von seiner Hein,at nach Sidney übergeführt wurde, sogar täglich, und bis zu seinem Tode, zwei Eier von relativ enormer Grösse gelegt haben. Diese kaum glaublich schnelle Entwickelung ge- winnt noch an Bedeutung durch die Thatsache, »dass die Totallänge dieses Vogels von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze nur 14 engl. Zoll beträgt, während seine Eier die erstaunliche Grösse von 3xi;i/4 Zoll erreichen«. Wir werden schwerlich irgend eine Analogie in der gesammten Vogel- welt finden, welche uns einen Wink für die Erforschung der Aufenthalts- dauer des Kuckuckeies in den einzelnen Fortpflanzungsorganen zu geben vermöchte. Verfolgen wir indes mit G. Seidlitz den mit Hinterlassung des Kelches vom Ovarium abgelössten oder vom Infundibilum aufgesogenen Dotter auf seinem Wege zur Aussenwelt, so sehen wir ihn sofort nach seiner Auf- nahme durch dasselbe durch peristaltische Bewegung des Eileiters in schraubenförmiger Drehung weiter geschoben. Das durch zahlreiche Drüsen des Eileiters abgesonderte Eiweiss legt sich jetzt in vielen konzentrischen Schichten um den durchgleitenden Dotter, während dieser um seine Längsaxe gedreht wird. Im mittlem Teile des Ei- leiters angelangt, ist bereits das ganze Eiweiss um den schon am Eierstocke mit einer Haut umgebenen Dotter abgelagert. Im untern Teile des Eileiters, dem Isthmus, bildet sich die Schalen- haut, oder vielmehr die Schalenhäute — Faserhäute Landois — um das Albumen, welche nach Dutrochet3) gesondert nach einander entstehen, und nach der Geburt des Eies unter Luftansammlung an dessen stumpfen Ende auseinander treten4). *) Histoire generale et particuliere du developpement des corps organises, Paris 1S47. tom. I. Vergl. auch J. Samter : Nonnulla de evolutione ovi avium, donec in oviductum ingre- diatur, Halae 1843. 2) Dr. G. Bennett, Lettre etc. in Proceed. Linn. Soc. 1862. p. 247. Zwei Eier meiner Sammlung messen 76x37 mm zu rund 350 mm Totallänge des Vogels. 3) Meckel's Archiv, VI. p. 381. 4) Einen auch sonst hochinteressanten Beweis der Bildung des Luftraumes erst n a c h dem Austritt des Eies aus dem Körper des Vogels sollte mir noch vor einigen Wochen eine, wie ich glaube, noch nicht beobachtete seltsame Thatsache liefern. Von der Frau unseres 1 »er europäische Kuckuck. - j Über die weitere Entwicklung des Eiweisses, seiner Schichten, seiner chemischen Zusammensetzung u. s. w., welche uns hier nicht weiter interessieren, sehe man Seidlitz 1. c. S. 9 u. ff. Erst im Ei halt er lagert sich d r Schalenhaut, die wahrscheinlich hier ihre Festigkeit erhält, da ihre obere Lamelle meist auch Kalkteile führt, zunächst eine Schicht abgelöster Uterindrüsen auf, und um diese organischen Kerne ergiesst sich die aus den Uterindrüsen abgesonderte, mehr oder minder zähe Flüssigkeit - - »wie Kalkmilch in verdünntes Ei weiss ge- gossen«, sagt Baer — und gruppiert sich um dieselben, zu Kalkkrystallen in organischen Hüllen erstarrend und das sogenannte Korn der Schale be- wirkend. »Durch diese von Landois zuerst ausgesprochene und von Rud. Blasius bestetigte Deutung des Vorganges erklärt sich allein das bei den einzelnen Arten konstante Lagerungsverhältnis der organischen Kerne und damit das ebenso konstante Korn der Eischale. »Ohne die Annahme der Theorie Landois sind wir nicht imstande, die eben erwähnten Verhältnisse auf mechanischen Wege als Erbteile des mütterlichen Organismus zu erklären, und wir sehen uns daher genötigt, sie so lange anzunehmen, als eben nichts gegen sie spricht.« Soweit Seidlitz. Dass die Ablagerung der organischen Kerne auf den Mantel des Eies eine andere sein muss, als auf die Pole desselben, erklärt sich einfach aus der Lage des Eies in der Schleimhautröhre des Eihalters. Bekanntlich wird die Haut derselben durch das Ei so stark ausgedehnt, dass sie sich straff an den Mantel des Eies legt, während sie sich nach den Polen hin in un- regelmässigen Längsfalten wieder zusammenzieht. Daraus folgt notwendiger- weise auch die Verschiedenheit des Kornes an Mantel und Polen, besonders am stumpfen Pole, wo die Zusammenziehung des Eihalters in Längsfalten eine stärkere sein muss, als am spitzen Pole. Die auffallende Verschieden- Brotlieferanten wurden mir 4 ungewöhnlich grosse Landhuhneier gebracht und zur Verfügung gestellt, welche kurz vorher einem »ganz gesunden, fetten« Huhne beim Schlachten entnommen waren. Nach Öffnung der Bauchhöhle fiel der Frau ein »grosses durchsichtiges, weiches« Ei entgegen, dem sich ein fleischroter, grosser Sack nachdrängte«. »Bis auf den Tod erschrocken und angeekelt von dem schrecklichen, nie gesehenen Inhalte des Bauches warf sie das Messer hin und rief ihren Gatten herbei.« Dieser öffnete den »rings geschlossenen häutigen und schleimigen Sack, in welchem sich drei gleichgrosse und dem ersten völlig gleiche Eier« befanden. Die Bäuerin, von welcher es der Mann, ein hiesiger Viktualienhändler, auf dem Markte gekauft hatte, rühmte ihm die seltene Fettigkeit und die völlige Gesundheit des Tieres, das »tüchtig gefressen habe, und das sie nur verkaufe, weil es in letzter Zeit gar zu faul gelegt habe«. Die 4 nahezu gleichen Eier waren fast glashell durchsichtig, die Haut fest und von dem Inhalte so prall ausgefüllt, dass ich die Eier bequem handhaben , messen und wägen konnte und von einer für ein nur massig grosses Landhuhn exorbitanten Grösse und Schwere; denn sie massen 67x46,5 mm und wiegen durchschnittlich 79,4 g. Durchschnitts-Mass und Gewicht der gewöhnlichen Landhühnereier sind 60x43 mm un<:' 55 bis 60 g. Ich liess die Eier 7 Tage liegen, legte sie dann in Spiritus, in welchem sie allmählich diaphan wurden. Ein Luftraum ist heute noch nicht bemerkbar. 72 Erste Abteilung. heit des Kornes und, damit zusammenhängend, auch der Poren war mir bereits zu Anfang der vierziger Jahre bekannt und ich nahm damals Gelegenheit, mit Ludw. Thienemann darüber zu sprechen, welcher diesem, »auch von ihm beobachteten gelegentlichen Vorkommen« wenig Gewicht beilegte. In der That würde bei Anwendung dieses Bestimmungsmittels die topische Differenz des Kornes und der Poren berücksichtigt und beide sowohl am Mantel als am Pole untersucht und verglichen werden müssen. Gleichzeitig mit dem Ergüsse der Kalkmasse beginnt dann auch die Absonderung der Farbstoffe. "Dies mindestens bei allen jenen Eiern, deren Schale gleichmässig von irgend einem Pigment durchdrungen erscheint. Wahrscheinlich tritt dieses in solchen Fällen bereits mit der Kalkmasse gemischt aus den Uterindrüsen hervor, obschon der Annahme eines späteren Ergusses des Pigmentes auf die Kalkschichten nichts wesentliches entgegensteht.1) Die Pigmente der Zeichnung ergiessen sich gleichfalls im Eihalter auf die verschiedenen Kalkschichten sofort nach deren Ablagerung. Von der Intensität und sonstiger Beschaffenheit der Zeichnungsfarben scheint es ab- zuhängen, ob sie mehr oder weniger tief in die eben gebildeten (unten liegenden) Schichten eindringen, und ob sie die ursprüngliche Schärfe und Bestimmtheit der von den Farbendrüsen erzeugten Zeichnungs formen — den »Abdruck« der betr. Drüsen — beibehalten oder verändern.-) Die Pigmente selbst erleiden natürlich durch die übergelagerten Kalkschichten, je nach deren eigener Färbung und Stärke bedeutende Modifikationen. Das gilt selbst von der obersten, der zuletzt abgelagerten Kalkschicht, der Oberfläche des Eies, gleichviel ob sie weiss oder gefärbt ist. Allein hier ist es das Schalenhäutchen, welches die Farbenver- änderung der Grund- wie der Zeichnungsfarben verursacht. Dies die ge- samte Oberfläche des Eies überziehende, meist sehr dünne Häutchen von mehr oder minder öligfetter Beschaffenheit soll nach Dickie aus einer »Basalmembran mit Epithelzellen« bestehen. Landois, und vor ihm von Wittich, finden sie durchlöchert und der erstere betont die Verschieden- heit dieser Durchlöcherungen oder Poren bei verschiedenen Arten und Familien. Ich finde, dass diese »Durchlöcherungen« mit den Porenkanälen der Schale korrespondieren und die Aussenöffnungen derselben rings aus- J) Ich habe mehrere Eischalen, mit und ohne Oberhaut, einer etwa minutenlangen Ein- wirkung von 0,5 prozentiger Salzsäure ausgesetzt und sie dann in verschiedentliche Farben- lösungen getaucht, bez. wiederholt damit betupft. Die Farbe durchdrang anscheinend gleich- mässig die Kalkschichten bis zur innern Schalenhaut. Aber sowohl Tangential- wie Radial- schliffe zeigten kleinere oder grössere weisse Flächen von meist rundlicher Form, welche von dem Pigment nicht durchdrungen waren. Dennoch darf man aus diesem Ergebnisse wohl nicht schli essen, dass der Vorgang im Uterus zu demselben Resultate führen müsse. 2) Es ist keine Frage, dass chemische wie physikalische Eigenschaften und Zustände der einzelnen Schalenschichten ebensowohl als der Pigmente, zusammenwirkend die grosse Mannig- faltigkeit der Eierfärbungen erzeugen, deren Nuancen so schwer zu beschreiben und zu be- stimmen sind. Der europäische Kuckuck. - 2 kleiden, ohne sie, wie es scheint, zu verstopfen. Die Färbung der durch- sichtigen oder durchscheinenden Oberhautschicht (wie man sie gleichfalls nennt) ist bei den reinweissen Eiern nahezu glasshell, und alteriert in diesem Falle die Eierfarbe sehr wenig, wohl aber, wenn ihre bräunlich- oder grünlichgelbliche Färbung hellere Tinten der Schale deckt. Nach meinen Beobachtungen vollziehen sich alle eben beschriebenen Bildungen im Eihalter, in welchem nach Coste das Ei 24 Stunden lang, also 10 bis 11 Stunden länger als in den übrigen Teilen des Eileiters verweilt. Seidlitz, der mit C. G. Carus, Coste, Leuckart, Opel u. a. die Färbung und Zeichnung der Eischale gleichfalls in den Uterus verlegt, und seine Ansicht gegen Tiedemann, Wiche, R. Blasius aufrecht erhält, sagt bezüglich des Oberhäutchens, dass es »sich wahrscheinlich auf dem letzten Wege bilde, den das Ei vom Eihalter bis zur Kloake zurücklegt ; vielleicht aber auch während der letzten Zeit seines Aufenthaltes im Eihalter, und dass es seine Differenzierung von der Schale sowie seine Elasticität und den grössern Glanz dem Aufhören der Kalkablagerung verdanke ; sei es, indem das Ei den Ort der Kalksekretion, den Eihalter, verlässt, sei es, weil diese selbst aufhört.« Nun besteht aber die Thatsache, dass sich auch noch über oder auf die Oberhautschicht Zeichnungsfarben ergiessen, besonders melaninhaltige, was zweifellos daraus erhellt, dass sie sich von derselben abheben, bei frisch gelegten Eiern sogar abwischen lassen; so z. B. die schwarzen oder schwarzroten Flecke der Pirol- und Singdrosseleier und anderer. Ja das ist sogar der Fall bei den schwarzen Flecken und Punkten der Kuckuckeier, wie mir das mehrmals und eben in diesem Augenblicke gelungen ist. Wenn man nun nicht annehmen will, dass Farbenergüsse auch ausser- halb des Eihalters, d. h. in der Scheide oder in der Kloake stattfinden, so bleibt nichts übrig, als auch die Bildung des Oberhäutchens in den Eihalter zu verlegen.1) Der Aufenthalt des Eies in der Vagina und in der Kloake ist ein nur kurzer. Welche Veränderungen hier mit ihm vorgehen, scheint noch nicht beobachtet zu sein. Gewiss ist nur das eine, dass die blutroten Flecken, welche man zuweilen an Hühner- und andern Eiern findet, der Form wie der chemischen Analyse entsprechend, aus unverändertem Blutfarbstoff be- stehen und von einem durch mechanische Wirkungen, Reizungen oder Zer- reissungen der blutführenden Schleimhäute etc. erzeugten Bluterguss innerhalb des einen oder andern der oben genannten Organe herrühren müssen. l) Für diese Annahme spricht auch das Rebhuhnei, dessen Schalen- und Färbungs- Reproduktion notwendigerweise im Eihalter vor sich gegangen sein muss. (S. Xaumannia MII. 1858, Taf. II, Fig. 8.) r) Zu dem von Seidlitz S. 19 ff. geführten »direkten Beweise, dass die Färbung im Eihalter vor sich geht«, kann ich, unter voller Bestetigung alles dessen, was der geistreiche Forscher über teilweisen und ganzen Abort infolge von Schreck etc. anführt, über ein Analogon berichten, welches die Deutung seines »pathologischen P'alles« als zweifellos richtig beweisen wird. — Ich erhielt vor 6 Jahren ein Hühnerei zugeschickt, welches den Anblick einer schmutzig 74 Erste Abteilung. Wir haben, bevor wir zur Beschreibung der Kuckuckeier übergehen, unsere Aufmerksamkeit auch noch dem Färbungsmaterial der Eier im allgemeinen zuzuwenden. Prof. Wicke scheint durch seine Arbeit »Über das Pigment in den Eischalen der Vögel«1) die erste Anregung zu weitern Untersuchungen nach dieser Richtung hin gegeben zu haben. Die Resultate der seinigen lassen sich kürzlich dahin zusammenfassen, dass alle Eischalenfarben auf die damals bekannten beiden Gallenfarbstoffe Gallenbraun-Cholepyrrhin (Berzelius), Biliphäin (Fr. Simon), Bilirubin etc. Gallengrün - Biliverdin zurückzuführen seien; dass letzteres nicht in Wasser, wohl aber in Äther mit rötlicher, in Alkohol mit grüner Farbe löslich sei, dass auch die Essigsäure eine .grüne und Kali eine gelbrote Farbe hervor- bringe etc. Man fand später, dass diese Gallenfarbstoffe sich rein darstellen lassen. Das Biliverdin erscheint als grünliches Pulver und verhält sich bezüglich seiner Löslichkeit wie das Cholepyrrhin, welches rein dargestellt ein gelbes Pulver bildet, das sich in Benzol, Chloroform, Schwefelkohlenstoff etc. mit roter, in Alkalien mit gelbroter Farbe löst. Diese Lösung färbt sich b e i Luftzutritt grün und wird zu Biliverdin. Setzt man der Alkalienlösung des Cholepyrrhin Salpetersäure zu, so geht die gelbrote Färbung durch Grün, Blau, Violet, Rot in einen gelben Farbstoff über, welchen man Choletelin genannt hat. Unnachgewiesen blieb dagegen der Mutterstoff des reinen Schwarz und aller, nur durch seine Beimischung erklärlicher Tinten. Ich bezeichnete damals den rein schwarzen Überzug von zwei Gelegen Hausenteneier als Melanismus, vermochte mir aber diese Erscheinung, obschon ich an den Eisengehalt des Blutes dachte, aus den bisherigen Untersuchungen der Gallenfarbstoffe nicht zu deuten.'2) Da erschien Virchow's bahnbrechende Arbeit: »Die pathologischen Pigmente« im I. Bande seines Archivs, in welcher der grosse Forscher nachwies, dass aus dem Blutfarbstoff — Hoemoglobin — ein Pigment ent- stehe, welches gelb, rot oder schwarz sein könne und dass der Gallen- farbstoff aus dem Blutfarbstoffe entstehe. Weitere Untersuchungen und letztlich die von Dr. J. Latschenberger in Wien führten zu den in seiner vortrefflichen Arbeit: »Die Bildung des fleischfarbigen Citrone bot. Es war »bei dem Ausnehmen eines geschlachteten Huhnes frei unter den Gedärmen« gefunden worden. Ich legte es in Spiritus, um es den Gelehrten des I. inter- nationalen Ornithologenkongresses in Wien vorzulegen. Ich nahm dann das merkwürdige Ei aus dem Spiritus und liess es trocknen. Nach drei Jahren waren die mindestens 10 Haut- schichten trocken, rissen oder sprangen auseinander, die Kalkschale gleichfalls und zwar in mehrere Stücke. *) Naumania VIII (1858) S. 393. 2) Ich sprach damals die Vermutung aus, dass sich der Melanismus der Eltern — diese waren ganz schwarz und sollen auch schwarze Knochen und schwarze Haut gehabt haben — auf ihre Eier übertragen haben möge. Die einfarbig pulverschwarz gefärbten Eier von Ryn- chotus perdicarius Rittl. waren mir noch nicht bekannt. Der europäische Kuckuck. n c Gallenfarbstoffes aus dem Blutfarbstoffe« J) zusammengefassten »thatsäch- lichen« Ergebnissen, dass der Gallenfarbstoff, bez. dessen Muttersubstanz, das Choleglobin, bei gleichzeitiger Abspaltung eines dunklen eisenhaltigen Pigmentes, des Melanin, aus dem Blutfarbstoff hervorgehe, und dass diese Zerlegung desselben in eisen freie Pigmente, Choleglobin, und eisen- haltige, Melanin, in den Geweben auch ausserhalb der Zellen in den Gewebslücken stattfinde. Die beiden Farbentafeln zu Latschenbergers Arbeit zeigen nun den unveränderten Blutfarbstoff und die ganze Reihe von Gallenfarbstoffen von braunroten Pigmenten bis zum reinsten Hellkarmin, von Rotgelb durch das schönste Goldgelb bis zu Citrongelb, von Ockergelb durch Gelbbraun und Dunkelbraun bis zum tiefsten und reinsten Schwarz , sowie dessen Ver- dünnungen oder Mischungen mit Weiss bis zum zartesten Grau. Sie liefern demnach die bisher vermisste Ergänzung zu der reichen Farbenskala des Gallengrün, sodass nunmehr sämtliche Eierfärbungen, soweit sie überhaupt bekannt sind, als aus dem Blutfarbstoff hervorgegangen nachgewiesen sind. Nur das reine Blau scheint als Eierpigment nicht vorhanden zu sein, obschon sein flüchtiges Vorkommen in dem mehr weniger reinen Lila und Violet und im Bläulichgrün, das hin und wieder mit der vagen Bezeichnung »Himmelblau!« ausgestattet worden ist, vorausgesetzt werden muss.2) Es ist mir nach oft wiederholten Versuchen geglückt, sämtliche Nuancen der Eierfarbstoffe zu extrahieren und in genügender Menge dar- zustellen. Am leichtesten gelang dies bei dem schönen reinen Biliverdin der Eier von Erith. phoenicurus und Turdus musicus. Zwei diesjährige Eier der Singdrossel lieferten, nach Entfernung der rein schwarzen Punkt- und Fleckenzeichnung samt den darunter liegenden Teilen der Oberhaut, fast 0,5 ccm durchsichtig glänzender bläulichgrüner Biliverdinlösung, welche auf Papier nach mehrmaligem Überpinseln diesen schönen Farbenton ziem- lich gesättigt und heute, nach 6 Wochen, unverändert zeigt. Ich habe ein grünlichblaues Kuckuckei damit gemalt. Auf gleiche Weise — Behandlung mit 2 prozentiger Salzsäure und Auflösung in Alkohol — erhielt ich ein reines helles Rubinrot aus Eiern von Hypol. icterina, verschiedene Nuancen von Rot und Grün, welche nach der Behandlung mit Salzsäure sich alsbald von einander schieden, aus den gelb- und grünlichbraunen Grundfarben mehrerer Arten von Totanus (Vanellus etc.) und Larus. 3) *) In »Sitzungsberichte der kais. Akad. der Wissensch. in Wien«, Mathem.-naturwissensch. Klasse, Bd. XCVII, Abt. II. Jänner 1888. 2) Es ist mir bisher nicht gelungen, das rein blaue Pigment aus seinen Zusammen- setzungen mit Blaugrün, Violet etc. auszuscheiden; icli gebe jedoch die Hoffnung noch nicht auf, dass es weitern Versuchen gelingen dürfte. 3) Für ein eingehenderes Studium des chemi>chen und physikalischen Verhaltens der Eierfarbstoffe empfehlen wir die Arbeiten von C. H. Sorby, On the Colouring matters of the Shells of Birds-Eggs, in Proceed. of the Zool. Soc. of Lond. 1875, p. 351. C. Liebermann, Über die Färbungen von Vogeleierschalen. In »Berichte d. deutsch. -ehem. Gesellsch., Jhrgg. XI, 1878 S. 606. C. Fr. W. Kruckenberg, Die Farbstoffe der Vogeleier-Schalen, In Verhandl. d. phys.med. 76 Erste Abteilung Ein prächtiges Goldgelb, wie nur immer es Latschenbergers Tafeln zeigen, erhielt ich nach Entfernung des grünlichgelblichen Oberhäutchens von einem Eie der Parra nigra (jagana) freilich nur in geringer Menge. Nachdem wir das reiche Farbenmaterial des wundersamen Eihalters kennen gelernt haben, bleibt noch die naheliegende Frage nach den -Organen des letztern zu erörtern, mittels deren er die Zeichnung der von seinen Schleimhäuten eng umgebenen Eier zu bewirken imstande ist. Wie man die verschiedenen Ei formen als quasi »Ausguss« des Eihalters bezeichnet hat, so will man die Zeichnung als Abdruck der Farbendrüsen desselben erklären. Bezüglich der meisten Zeichnungs- formen ist diese Annahme in der That nicht zurückzuweisen: alle die grossen Flecken- und Fiatschenformen, zumal auch die Brandflecken und die Marmor- zeichnung lassen sich auf diese Entstehungsweise zurückführen und sogar nachahmen. Auch die Punktzeichnung kann so erklärt werden. Schwieriger aber lässt sich die Entstehung der regelmässigen, auf der Queraxe mehr weniger senkrecht stehenden Strichelzeichnung vorstellen, und für die der haardünnen und haarscharfen, vielfach verschlungenen Haarlinien, wie sie bei manchen Ammereiern, und in denkbar vollkommenster Weise bei Charadrius tricollaris und pecuarius, Chlamydodera maculata etc. sich gestalten, finde ich durchaus keine befriedigende Erklärung. Nur das eine scheint uns fest- zustehn, dass diese wunderbar scharfe Zeichnung nur während einer absolut ruhigen Lage des Eies im Uterus möglich ist ; bei einer spiraligen Fort- bewegung im Uterus ist ihre Bildung geradezu undenkbar. Auch bei manchen Kuckuckeiern, z. B. bei manchen in Ammernestern und von Krüper in Zaunschlüpfernestern gefundenen meiner Sammlung kommt eine einigermassen ähnliche Zeichnung vor. Wir kommen jetzt zu den Kuckuckeiern. Beschreibung der Kuckuckeier. Die Eier unseres Kuckuck sind relativ, d. h. im Verhältnis zu der Körper- (Rumpf-) grosse des mütterlichen Vogels, wie es sich durchschnitt- lich bei den nächstverwandten und namentlich auch im Vergleich mit den Eiern der meisten Pflegerarten !) herausstellt, als sehr klein zu bezeichnen. Ja unter den parasitischen Kuckuckeiern selber erscheinen sie als die re- lativ kleinsten, und dies nicht nur in Vergleich mit denen der Heher- Gesellsch. zu Würzburg N. F. XVII. Vergl. auch dessen «Farbstoffe der Federn« in Physiol. Studien, I. Reihe V. Abt. 8. S. 72, II. Reihe I. Abt. 8. S. 151, II. Abt. S. 1 und III. Abt. S. 12S. (Die wichtigste der genannten Arbeiten.) *) Überhaupt bei den Nesthockern, welche im allgemeinen relativ kleinere Eier legen, als die Mehrzahl der Nestflüchter. Den wunderlichsten Gegensatz bildet jene zu den Hühnern gezählte Gruppe der Grossfusshühner, Megapodiidae (Australien und Inseln der indischen und ozeanischen Meere), auch Wallnister genannt, welche ihre relativ riesigen Eier senkrecht in meterhoch zusammengescharrte Wälle, oder auch in Gruben der sandigen Meeresufer stecken, und der Sonnenhitze und Zersetzungswärme das Ausbrüten überlassen. Die Jungen verlassen das Ei und die natürliche Brutmaschine mit völlig entwickeltem, von einer bald aufspringenden Hülle umhülltem Gefieder. Eine so weitgehende Entwicklung konnte aber nur in weit über das extreme relative Grössenmass hinausgehenden Eischalen vor sich gehen. Diese verhalten sich Der europäische Kuckuck. jj kuckucke, deren Eier nahezu von relativ normaler Grösse sind, sondern auch in Vergleich mit manchen der übrigen Arten der Unterfamilie. Die absolute Grösse schwankt zwischen 20 bis 24 mm für die Längen-, und zwischen 15,7 bis 17,4 mm für die Breitenaxe. Die Extreme sind 19,8 bei 16,3 mm und 21,2 bei 15,2 mm für die kleinsten Exemplare, und 24 bei 18,8 mm und 23,3 bei 18,4mm für die grössten. Das Gewicht der vollen, wie der ausgeleerten Schalen entspricht den absoluten Grössenverhältnissen Es variirt für die vollen, unbebrüteten Eier zwischen 40 und 50 dgr (0,40 bis 0,50 gr) für die sorgfältig ausgeblasenen, trocknen, mit den innern Schalenhäuten versehenen zwischen 17 und 26 dgr. Das Durchschnittsgewicht für die vollen Eier beträgt demnach 45 dgr, für die entleerte Schale zwischen 21 und 22 cgr. Das Körpergewicht des weib- lichen Kuckuck schwankt zwischen 116 und 148 gr und verhält sich dem- nach zu dem der Eier nahezu wie 30 : 1. Die Form1) der Kuckuckeier ist die gewöhnliche der Singvögel — und die bei weitem häufigste der ganzen Klasse der Vögel — deshalb auch als die eigentlich eiförmige — ovale — bezeichnet. Innerhalb dieser oologischen' Grundform, deren Charakter durch die Lage der grössten Breiteachse ausserhalb der Mitte der Längen- achse und die konvexe Krümmung des Schalenkörpers bestimmt wird, kommen nun alle Unterformen der ovalen Form auch bei den Kuckuckeiern vor: sie sind kurzoval oder langoval (gestreckt eiförmig) an dem Pole mehr oder weniger abgerundet, an dem andern zugerundet oder zugespitzt. Die gewöhnlichste Form der Kuckuckeier ist indes die etwas gestreckt eiförmige, mit massig abgerundeten und zugespitzten Polen 2), und variiert innerhalb derselben Grenzen, wie die gleichgestalteten Eier der grossen Mehrzahl der Pfltger. zu der Körpergrösse des Vogels wie 1 : 3,2 und das relativ kleinste — das Kuckuckei — zu dem relativ grössten — dem des Megapodius maleo — wie 1 : 880. Das Maleo-Grossfusshuhn ist von der Grösse eines grossen Haushuhnes. Die Behauptung Opels (1. c. S. 29), dass Schwankungen beziehentlich der Grössen- und Gewichtsverhältnisse des Kuckuck kaum mehr in diesem Grade vorkommen (bei andern Vögeln) ist eine sehr hinfällige, gewagte und wohl nur aus dem Mangel an ausreichendem Material — - besonders auch an vergleichendem — zu erklären. Auch die allerdings »leicht ein- zusehenden Gründe dieser Erscheinung passen nicht nur speziell für den Kuckuck und die pflege- elterliche Ernährung«, sondern auch für die übrige Vogelwelt und sogar für alle organische Wesen. Auch widersprechen jener Behauptung die von O. angegebenen Mittel des Gewichts und der (Total-) Länge des männl. und weibl. Kuckuck: o* 7 3/'i — 8 Lot, J3 7 — 7 1/2 Lot; O* 14", $ 12" 9'". x) Georg Seidlitz (1. c. S. 18) sagt, dass die Form der Eierschale und somit des Eies sich ganz nach der Form des Eihälters richte, von dem sie gleichsam einen Ausguss dar- stelle. S. später. 2) O. des Murs, in seinem Traite d'Oologie ornithologique, stellt 6 Typen der Eiformen auf: die kugelförmige, ovaläre (ovat), cylindrische, eiförmige (ovee), kegelförmige und elliptische. Wir teilen diese Grundformen mit Thienemann in gleichhälftige, d. h. solche, bei denen der grösste Breitendurchmesser den Längendurchmesser in dessen Mittelpunkte schneidet, und in ungleichhälftige, wo dies nicht der Fall ist; ausserdem fügen wir noch die birnförmige hinzu, eine von der kugelförmigen abgeleitete Form, deren Mantel nach dem spitzen Ende zu yg Erste Abteilung. Was das Korn der Kuckuckeier anlangt, so war bekanntlich Dr. Ludwig Thienemann, der Begründer und, seiner Zeit, Träger der wissen- schaftlichen Eierkunde, der erste Oolog, welcher »das Korn« in Verbindung mit den das Oberhautchen, die Kalkschale und das ■ — oder die — innern Schalenhäutchen durchsetzenden »Poren« als vornehmstes Unterscheidungs- merkmal, gleichsam als Diagnose der Vogeleier proklamierte. »Das Korn des Kuckuckeies ist«, nach Thienemann, »glatt und be- steht aus mehr oder minder flach erhabenen, meist maschig verzweigten Zügen, welche kleine, abgesonderte Vertiefungen einschliessen, von denen manche zu etwas tiefern, ungeregelt eckigen Poren sich gestalten. Diese eigentümliche Bildung ist stets ein sicheres Unterscheidungs- zeichen, wenn andere nicht zureichen wollen«. Es ist kaum nötig zu bemerken, dass diese »Merkmale« nur mittels der Lupe genauer erkannt werden können. Dass ihr Studium zu den schwierigsten im Bereiche der Oologie gehöre, wird der Kenner nicht in Abrede stellen, und dass sie plastische sind, jeder zugeben: allein eine andere Frage ist, was man unter dem Begriffe Korn .versteht. Thienemann meint damit die Organisation der obersten und letzten Lage der Kalkschicht, und nimmt weder auf die Oberhautschicht, noch auf den radialen Durschschnitt der Kalkschale Rücksicht, wie ich das häufigst bei seinen Untersuchungen und Besprechungen in Dresden , Köthen etc. be- obachtet und vernommen habe. O. des Murs, der philosophierende fran- zösische Oologe, folgert aus den Beobachtungen des Abbe Manesse und den Untersuchungen von Purkinje und Carus lediglich, dass der Glanz (poli) der Eischale, entsprechend einem »Prinzipe der Mineralogie«, von der Fein- heit des auf dem Wege der Krystallisation gebildeten Kornes abhänge, und gelangt dann zu dem Schlüsse: »je glatter (glänzender) die Schale desto dünner ist sie im allgemeinen« 1) Das ist übrigens Alles, was des Murs über das Korn — grain — der eigentlichen Kuckucke — Cuculines — bei- bringt, deren »Caracteres oologiques« er auffallenderweise nicht giebt. Denn die »Caracteres (oolog.) generaux des Tribus des Cuculides« sind völlig un- brauchbar.2) Dr. Opel hat »in den zwei Jahren(!), welche zwischen der eine konkave Krümmung aufweist. Es versteht sich von selbt, dass an mathematische Genauig- keit hierbei nicht zu denken ist, obschon einzelne Formen, wie die Kugel und Ellipse, derselben ziemlich nahe kommen. Bei den ungleichhälftigen unterscheidet man einen stumpfen und spitzen Pol (Ende), die ich der Kürze halber als Nordpol — das stumpfe Ende — und Südpol zu be- zeichnen vorschlagen mögte. *) Nur im allgemeinen ! Das beste Objekt für die Untersuchungen der Eischale bieten die Eier der Hockohiihner der Gattungen Crax L., Ouv. und Ourax Nothocrax Bann., deren meine Sammlung 7 Arten besitzt. Diese Eier gehören zu den grobkörnigsten, namentlich die von Ourax mitu (tuberosa Spix), an deren man die in Frage kommenden Eigenschaften der Schale, besonders auch der obersten Schicht, mit unbewaffnetem Auge studieren kann. Diese verhältnismässig dickschaligen und grobkörnigsten aller Eier zeigen in unbebrütetem Zustande einen emailleähnlichen Glanz, wie er nur den glattschaligsten Eiern — und wunderlicherweise aucli denen der verwandten Familien der Steisshühner — Crypturidae eigen ist. 2) Zum Beweise hier die Übersetzung dieser Kuckuckeierkennzeichen: Form: alle Phasen der spärischen, ovalen, elliptischen und ovaten Formen durchlaufend. Schale: von feinem und festem Korn, mehr weniger rein, oder grünlichweiss, bald mit weisser, kreidiger Der europäische Kuckuck. jq ersten und zweiten Auflage seiner Monographie liegen, seine frühern An- sichten zu annullieren mehrfach Gelegenheit gehabt«, und bezieht sich dabei auf ein »privates Schreiben des leider so früh für die Wissenschaft ge- storbenen Prof. Dr. H. Blasius,« in welchem er »zu fernerer Aufmerksam- keit auf die Eierfrage« aufgefordert wurde. Wenn irgend ein Naturforscher berufen war, in der schwierigsten Frage der Oologie ein gewichtiges Wort mitzusprechen, so war es mein langjähriger, hochgenialer Freund Fl. Blasius. Er hat bei seinen unvergesslichen, wiederholten und dauernden Besuchen in Diebzig und Osternienburg meine damals immerhin schon reichen Samm- lungen eifrig studiert, wie ich bei meinen Besuchen in Braunschweig seine in unglaublich kurzer Zeit zu stände gekommene, höchst wertvolle Eier- sammlung. Hauptsächlich waren es die Kuckuckeier und speziell das »Korn«, welche den Gegenstand unserer Besprechungen und Diskussionen bildeten. Ich gestehe gern, dass mich seine demonstrativen scharfsinnigen Einwürfe zuweilen beirrten, namentlich der Nachweis der abweichenden Gestaltung des Kornes an den Polen. Weitere seitdem fortgesetzte Untersuchungen, sowie das Studium der einschlägigen Fiteratur von Fandois, W. v. Nathusius, Welker, R. Blasius, Georg Seidlitz u. A. führten mich zu der Überzeugung dass die übrigens leicht erklärliche Differenz zwischen dem Korne der Pole und des Mantels des Eies, selbst wenn sie als allgemein giltig und noch stärker hervortretend nachgewiesen würde, weit entfernt, dies Kri- torium zu verdächtigen oder zu annullieren, diesem im Gegenteil ein neues Moment zuführen würde falls es eben als primäres Bestimmungsmittel brauchbar wäre. Wir gehen deshalb noch weiter, als Blasius-Opel: nicht wegen sondern trotz der Verschiedenheit des Korns an Pol und Mantel wird dieses nur als sekundäres Art-Bestimmungsmittel verwendet werden können. Ob die Struktur der gesamten Eischale, die histologischen Unterschiede in der Zusammensetzung derselben, ein wesentliches Kennzeichen der Art liefert, wage ich nicht zu entscheiden. Fandois behauptet, dass sich jede Species durch histologische Untersuchung der innern Struktur der Eischale ermitteln lasse.'2) Rudolf Blasius 3) kommt auf Grund genauer »Sedimentärschicht« bedeckt, bald einfach (unie), bald sehr glänzend, bald matt. Färbung: je nach den Familien, Gattungen und Arten, einfach bläulichgrün ohne Zeichnung, einfarbig weiss, ohne Zeichnung, oder weisslich — und gelblich — grau, verschiedentlich koloriert. *) Dr. Opel, den wir als eifrigen und kenntnisreichen Kokkygologen kennen gelernt haben, hat sich unbegreiflicherweise (S. 50, 51) zu jedenfalls übereilten Urteilen über Oologen und Oologie hinreissen lassen, deren missverstandene Quelle wir sehr genau kennen und die wir hiermit entschieden zurückzuweisen gezwungen sind. Wenn O. (S. 50) sagt: »Als eine hohle Phrase aber ist jedenfalls »das charakteristische Korn«, nach welchem d i e Oologen jedes Ei unterscheiden wollen, zu betrachten etc.« und (S. 51) hinzufügt: »Wenn der Oolog die Möglich- keit der Unterscheidung (durch das Korn) behauptet, oder wenn er meint, seine Bücher unter- schieden es, so täuscht er sich entweder, oder sagt wissentlich eine Unwahrheit« etc., so darf er sich nicht wundern, wenn ihm diese als grobkörnig zu bezeichnenden Auslassungen in gleicher Kornbeschaffenheit heimgezahlt werden sollten. 2) Landois, Herrmann, Zeitschr. f. wissenschaftl. Zool. etc. XV. p. 1 (1865). 3) Über die Bildung, Struktur und systematische Bedeutung der Eischale der Vögel. Dissertation etc., Leipzig, Willi. Engelmann (1867). gO Erste Abteilung. Untersuchungen einer grossen Anzahl Eier verschiedenster Arten zu dem Resultate, dass die Schale, eine sekretorische Bildung des Eileiters, in der Struktur ihrer einzelnen Schichten, namentlich der Kernschicht, bei ein und derselben Art nicht ganz konstant Übereinstimmendes zeigt. Die Kern- schicht variiert an ein und demselben Ei, schwankt in Form, Zahl und Grösse ihrer Elemente an ein und derselben Species, in ein und demselben Gelege. Dabei lässt sich ein gewisser gemeinschaftlicher Typus bei Eiern gleicher Species nicht verkennen ... So kann man der innern Struktur der Eischale kaum einen grössern systematischen Wert zuschreiben, als den äussere makroskopischen Eigenschaften (Form, Färbung, Korn und Glanz) des Eies und die Oologie wird, auch durch dieses Element verstärkt, keinen bessern Anspruch, wie bisher, auf Unterstützung der systematischen Ornithologie machen dürfen. Georg Seidlitz bezeichnet das Korn als den »Ausdruck der Uterindrüsenschicht und rühmt es als Landois' Verdienst, den ursächlichen Zusammenhang des Korn mit dem Organismus des betr. Vogels zuerst befriedigend nachgewiesen zu haben«. Wilh. von Nathusius *) bezeichnet die Versuche von Landois und R. Blasius, durch Behandlung der Eischalen mit kalklösenden Säuren Ein- sicht in die Strukturverhältnisse der Schale zu gewinnen, als »folgenschweren Irrtum«. »Sie haben auf diese Weise nur Kunstprodukte erlangt, die ja in der Mikroskopie leider schon so oft zu Täuschungen geführt haben.« Nach Nathusius besteht die Schale des Vogeleis aus inniger Verbindung organischer Substanz mit gewissen Kalksalzen, die eine durchsichtige Grundsubstanz bildet. In diese ist ein zweiter Teil der Kalksalze als amorphe Körnchen in der Oberfläche parallelen Schichten abgelagert. Diese Schichtung ist allerdings bei vielen Eiern ziemlich undeutlich . . . »Wenn die Schale mit Essig- oder Salzsäure behandelt wird, bleibt ihr grösster Teil als formlose gelatinöse Masse zurück, in welcher die ent- wickelte Kohlensäure eine Menge von rundlichen Hohlräumen mechanisch erzeugt hat. Diese Luftblasen sind als Strucktur der Schale betrachtet und als »Schwammschicht« der Schale bezeichnet. Ähnlich verhält es sich mit den »Uterindrüsen« von Landois, oder der »Kernschicht« von Blasius. Es läuft nämlich die innere Seite der Schale in ein System zitzen- förmiger Fortsätze aus, welche mit knopfartigen Enden in die Faserhaut der Schale eingesenkt sind. Bei der Behandlung mit Essigsäure reisst der Detritus der Schale vom Faserhäutchen ab ; es haften aber an letzteren noch die Enden der zitzenförmigen Fortsätze, die ich der Kürze halber Mammillen nenne, in Gestalt rundlicher formloser Massen . . . »Die Mammillen bestehen aus einem System unregelmässiger Prismen, durch welche aber die Ablagerungen amorpher Kalksalze in korre- spondierenden Lagen hindurchgehen . . . Durch diese Mammillen nun wird ein System lufterfüllter Hohlräume gebildet, welches nach innen mit der *) Über die Hüllen, welche den Dotter des Vogeleies umgeben, Zeitschr. f. wissenschaftl. Zoologie etc. XVIII. p. 225 (1868) und »Die Bildungsgesetze der Vogeleier« von Georg Seidlitz, woselbst aucli, wie bei Blasius, die betreffende Literatur ausführlich verzeichnet ist. Der europäische Kuckuck. g j lufthaltigen Faserhaut, nach aussen mit den sogenannten Porenkanälen kommuniziert.«1) Die Aussenmündungen dieser Porenkanäle — die sogenannten »Poren« Thienemanns -- sind, vielleicht konform der Beschaffenheit der Porenkanäle, von sehr verschiedener Form und Tiefe und bieten ein leichter und sicherer verwendbares Unterscheidungsmerkmal, als Korn und Struktur der Schale, zu dessen Ermittelung in den meisten Fällen die Lupe ausreicht. Die nachgewiesene oder vorausgesetzte Verschiedenheit des Kornes, der Struktur und Poren an Mantel und Polen würde der Bestimmung vielmehr förderlich als hinderlich sein, indem sie ein ausgedehnteres Untersuchungs- feld darbieten. Freilich auch ein kaum übersehbares, praktisch, geradezu unbrauchbares ! Man denke sich die Untersuchung von Korn, Struktur und Poren an Mantel und Polen der Eier von ca. 12000 Arten! Aber Thienemann will ja diese plastischen Unterscheidungszeichen nur anwenden, »wenn andere nicht zureichen«. Von diesen »andern« kennen wir bereits drei : Grösse, Schwere und Form. Alle drei variieren , aber durchaus nicht in höherem Masse als es bei den Eiern aller übrigen Vogelarten der Fall ist. Wir haben nun noch die Färbung, bez. Z e ichnung der Kuckuck- eier in Betracht zu ziehen. Aber darin variieren sie bei weiten mehr, als in Grösse, Schwere und Gestalt; bei weitem mehr, als die Eier aller bisher bekannten, etwa 2000 Vogel arte n. 2) Auch in dem Vorhandensein von einzelnen schwarzen oder schwarz- braunen Stricheln, Punkten oder Flecken haben manche Oologen ein Charakteristikum der Kuckuckeier finden wollen. Naumann und Thienemann — dieser nennt sie charakteristisch — bestätigen ihr Vorkommen bei den meisten Kuckuckeiern, denen sie, nach Thienemann nur in seltenen Fällen gänzlich fehlen. Auch ich war dieser Meinung, welche durch das erste rein weise, ins Bläulichgrüne ziehende Exemplar mit drei schwarzen Flecken, von welchem sofort die Rede sein wird, ihre Bestätigung zu finden schien. 3) Ich erhielt dieses interessante Ei nebst einem Briefe von Pfarrer Blasius Hanf im Jahre 1856, nach dem Erscheinen meines betr. Artikels im IV. Bde. x) Das zutreffende der Darlegung ist aus den säubern Radial- und Tangential-Schliffen, welche ich der Güte des H. W. v. Nathusius verdanke, vollkommen ersichtlich und damit die Zuführung atmosphärischer Luft, mindestens bis zur obersten Eiweissschicht hin, zweifellos er- wiesen. Das Oberhäutchen, welches sich fest an die Porenkanalmündung anschmiegt, endigt nach innen mit einer der Porenkanälenweite entsprechenden Öffnung. Es gelingt zuweilen bei vorsichtiger Abhebung des Oberhäutchens seine Auskleidung der Porenmündungen unverletzt zu erhalten. 2) Meine nach frischen Exemplaren gemalten Abbildungen von 16 Färbungs- und Zeich- nungstypen, denen ich z. Z. noch einigene andere zuzufügen habe, geben eine ungefähre Vor- stellungen von der Variabilität der Kuckuckeier. Wie Dr. Opel trotzdem zu der Behauptung kommt, dass die Kuckuckeier nicht mehr variieren sollen, als die des Baumpiepers (Anth. arbor.) ist mir nicht erfindlich, erklärt sich aber aus dem Mangel an ausreichendem Material. 3) Die Kuckuckeier verbleichen bekanntlich aussergewöhnlich schnell, besonders die von zarter Grundfarbe. Ursache dieser Erscheinung mag wohl die sehr dünne, gleichwohl relativ schwere Schale derselben sein. Baldamu s. g2 Erste Abteilung. der Naumannia. Der treffliche Beobachter und Sammler schrieb mir, dass er mit meinen Angaben über die Ähnlichkeit der Kuckuckeiner mit den Pflegereiern im allgemeinen zwar einverstanden sei, dass diese aber doch nicht bis zum Verwechseln gehe. Als Beweis sende er mir ein Kuckuckei, welches er selber einem Neste der S. tithys entnommen habe. Dies Ei sei ja grünlichweiss und habe 3 schwarze Flecke in der Nähe des stumpfen Endes. Kuckuck und Hausrotschwanz seien in seiner Umgebung häufig, Nester des tithys fast in jeder Scheune oder Hütte etc. Einige Jahre später überraschte mich Hanf mit noch einem reinweissen Kuckuckei, ohne alle Flecke, und ein drittes brachte mir der liebe, langjährige Freund ge- legentlich des internationalen Ornith. Kongresses mit nach Wien.1) Ein gleiches einfarbig grünlichweisses Ei hatte H. am 29. Juni 1853 in einem Neste des Berglaubvogels, Phylloscopus montanus, gefunden ; ein reinweisses entdeckte er am 11. Juni 1872 in einem Neste desselben Vogels. »Noch besitzt er zwei ganz gleiche Eier aus Nestern des Hausrötlings, welche bei oberflächlicher Besichtigung den Eiern des Nesteigentümers ganz gleich weiss zu sein scheinen, doch bei genauerer Untersuchung bemerkt man blassrötlichbraune Spritzer (Spritzflecken) auf dem Grunde des Eies«. Die schwarzen Flecken waren demnach später gänzlich ver- schwunden.-) Einmal bei der Besprechung dieser seltenen Kuckuckeier und ihrer Provenienz, möchte ich hier gleich die der übrigen in meiner Sammlung befindlichen anfügen. Als ich zuerst, im Jahre 185 1, ein blassbläulichgrünes ungeflecktes Ei von der Grösse der Kuckuckeier aus der Hand des damaligen Hofjägers Thiele in Dessau erhielt, und zwei ganz gleiche von derselben zarten Farben- nüance in seiner Sammlung sah, erschien mir seine Behauptung, dass er diese blaugrünen Kuckuckeier selber aus drei Nestern des Gartenrötlings. Rutic. phoenicurus, nebst den Nesteiern gehoben habe, doch sehr zweifelhaft. Inzwischen erhielt ich auch von dem sehr eifrigen und kundigen Sammler Bethe aus Oranienbaum bei Dessau ein solches Ei samt Gelege des Garten- rötlings. Dieser letztere Fall gab zu denken. Sollten alle die zahlreich in den parkähnlichen Revieren von Dessau bis Wörlitz und Oranienbaum hin verbreiteten Gartenrötlinge die sonderbare Passion haben, wahre Rieseneier, und nicht nur in die eigenen, sondern auch in fremde Nester zu legen? Berichtete nicht auch Dr. Schinz von einem einfarbig grünen aus einem Rotschwanzneste genommenen Kuckuckei ? *) Weiteres berichtet Bl. Hanf in seiner an interessantesten Beobachtungen überreichen Broschüre »Die Vögel des Furtteiches und seiner Umgebung. I. Teil, Graz 1883, S. 94 u. ff. (Verlag des naturwissenschaftl. Vereins für Steiermark. 2) Sie waren und sind, wie vielleicht alle rein schwarzen, aus Melanin bestehenden Zeichnungen, auf dem Oberhäutchen abgelagert. Die aus grösseren Flecken bestehenden konnte ich nach Behandlung mit verdünnter Salzsäure leicht mit dem Skalpell abnehmen und samt einem Stückchen Oberhaut unverändert auf eine Glasplatte oder ein Stück Papier überführen. Am leichtesten lässt sich dieser Versuch mit Eiern der Singdrossel, T. musicus, ausführen. S. später. Der europäische Kuckuck. ^o — Hatte mir nicht der treffliche Käsermann in Meyeringen ein einfarbig bläulichgrünes Kuckuckei überlassen, welches er in den Berner-Alpen ge- funden hatte? — Dennoch bat ich Thiele, bei nächstem Funde das betreffenden Ei aus- brüten zu lassen. »Ich habe, schrieb er mir im nächsten Frühjahr, Ihren Rat befolgt, um den Zweifeln ein Ende zu machen. Ich Hess ein grünes Kuckuckei im Rotschwanzneste liegen, dem ein junger Kuckuck entschlüpfte.« Ferner erhielt ich ein grünes, dem in Anhalt gefundenen durchaus ähnliches und gleichfall dem Neste von R. phoenicurus entnommenes Kuckuckei von H. Klippert in Vegesack. Ferner beobachtete Revierförster B. bei Oldenburg, »dass aus einem grössern blauen Ei in einem Rotschwanzneste ein junger Kuckuck aus- schlüpfte«. (J. f. O. 1873 S. 32). Altum »fand in einem an der Wurzel einer Buche stehenden Rotkehlchenneste mit zwei Eiern das als himmelblau und ungefleckt möglichst abstechende Ei des Kuckuck (Forstzool. S. 61). A. Grunak (J. f. O. 1873 S. 454) fand 3 blaue Kuckuckeier, zwei in zwei Gartenrötlingsnestern bei 7 und 8 Pflegereiern, eins in einem Neste der weissen Bachstelze, an dessen ausgebildetem Embryo die paarzehige Fussbildung zu erkennen war. H. Hesselink in Groningen (J. f. O. 1877 S. 474) Dr. E. Rey (ibid. 1871. S. 45) und A. fanden und erhielten gleichfalls dergleichen. Rey führt (in litt.) eine ganze Reihe auf (n Stück). Im Ganzen sind mir dreissig und einige Exemplare von der hellbläulichgrünen, und 8 oder 9 von der gesättigt blaugrünen Färbung bekannt geworden. Fünf oder sechs lagen bei Eiern von total verschiedener Färbung und Zeichnung, so z. B. in den Nestern und bei Eiern von Phylloscopus Bonelli (Blas. Hanf) und sibi- latrix (E. Rey) Erythac. rubecula (Altum) Motacilla alba (A. Grunack) etc. Auch mit scharfen kleinen braunroten Punkten und Fleckchen kranz- artig gezeichnete bläulich grüne Kuckuckeier wurden von Thiele, Bethe und Dr. Rey gefunden. S. Taf. V. Fig. 4. Endlich berichtete Dr. A. Dehne (Naumania III 203), dass ein in der Nähe eines Rotschwanznestes auf einem Heuboden ergriffenes und ihm über- brachtes Kuckuckweibchen am zweiten Tage seiner Gefangenschaft ein ein- farbig grünes Ei gelegt habe. Sein Bericht (1. c.) lautet folgendermassen. »Am 27. Mai 1853 er- hielt ich ein altes Kuckuckweibchen, welches auf einem Heuboden gefangen war, wo es wahrscheinlich sein Ei in ein Rotschwanznest hatte legen wollen. Nach der Versicherung des jungen Burschen, dem es zur Beute wurde, hatte auch wirklich in der Nähe ein Rotschwanzpaar (tithys oder phoeni- curus?) seine Wohnung aufgeschlagen. Da ich keine passende Nahrung bei der Hand hatte, so musste das arme Tier bis zum folgenden Tage fasten; nun gab ich ihm Mehlwürmer; hiervon nahm es nach einander ein paar Dutzend zwischen den vorgehaltenen Fingern weg. Es benahm sich keineswegs so scheu, wie man es gewöhnlich von Kuckucken, namentlich alteingefangenen gewohnt ist, sondern war im Gegenteil zutraulich. Am 29. Mai früh beim Füttern fand mein Sohn Julius ein Ei in seinem Käfig, 6* 84 Erste Abteilung. welches hellgrünlich blau ohne alle weitere Zeichnung ist und die meiste Ähnlichkeit mit dem Ei der Saxic. (Pratincola) rubetra hat, nur dass es dem Kuckuckei in der gewöhnlichen Grösse gleich- kommt. Es ist sehr dünnschalig; das Dotter hat kaum den Umfang einer kleinen Haselnuss«. Diesen hellbläulichgrünen Eiern schliessen sich die mehr oder weniger gesättigt bläulichgrünen, meist aus den Nestern von Pratincola ru- betra genommenen Kuckuckeiern an. Förster Hintz war meines Wissens der erste Oologe, welcher über diese auffallende Färbung und die in der That frappante Ähnlichkeit mit den Eiern des braunkehligen Wiesenschmätzers berichtet. Wir teilen eine seiner glücklichen Beobachtungen, welche zugleich Zeugniss von der Hart- näckigkeit des Kuckuckweibchens giebt, mit welcher dieses seine Absicht zu erreichen sucht, das Ei, in ein einmal erwähltes Pflegernest unterzubringen, hier wörtlich mit.1) »Den 3. Juni 1850 nachmittags 4 Uhr stand ich mit dem Rittergutsbesitzer Herrn Kunde auf Schloss Kämpen (in Pommern) auf meinem Acker, 10 Schritt von meinem Wohnhause entfernt; da kam aus dem nicht 100 Schritt entfernten Walde ein Kuckuck still und niedrig, in Begleitung mehrerer kleiner Singvögel nahe an uns vorbeigeflogen und setzte sich, 50 Schritt von uns entfernt . . . auf die trockne Spitze eines Wach- olderstrauches (in einem ca. 3 Morgen grossem Bruche) . . . Nach Verlauf von ungefähr einer Minute setzte sich der Kuckuck auf die Erde, und ging gegen einen andern, 2 Fuss davon entfernten, niedrig an der Erde liegenden Wacholderstrauch hin. Ein Dachshund , welcher bei uns war, lief jetzt auf denselben zu ; der Kuckuck flog nun von einem Strauch zum andern gegen 100 Schritte fort. Als der Hund wieder zu uns kam, kam auch der Kuckuck wieder näher geflogen. Um mich zu überzeugen, ob es, wie ich glaubte, wirklich ein Weibchen sei, ging ich in mein Haus und holte ein Gewehr, um den Vogel zu erlegen. Als ich wieder kam, sass er auf der ersten Stelle an der Erde, hielt auch gut aus, aber leider fehlte ich den- selben, worauf der Hund ihn wieder gegen 150 Schritt weit verfolgte; so- bald dieser aber wieder zu uns zurückkehrte, kam auch der Kuckuck wieder- um näher. Ich bat nun Herrn Kunde, denselben zu beobachten, und ging wieder ins Haus, um mir ein anderes Gewehr zu holen ; dies verzögerte sich ungefähr 10 Minuten. Als ich wieder hinkam, flog derselbe auf und still dem Walde zu. Herr Kunde sagte, dass er in denselben Wacholder- strauch wie das erstemal hingegangen und nach etwa i]/2 Minuten wieder herausgekommen sei, eben als ich aus dem Hause trat. 2) Wir gingen nun hin und fanden unter dem Strauch an der Erde das Nest des braunkehligen Wiesenschmätzers, Pratincola rubetra, mit 4 unbe- brüteten Eiern ; der Vogel sass noch auf dem Neste, und neben demselben lag auf dem (Nest-)Rande, kaum 1 Zoll entfernt, das Ei, von welchem ich bestimmt glaube, dass es das des Kuckuckweibchens war, indem dieses das. !) Naumannia IV. (1S54) S. 285 ff. 2) Brieflich und in der Naumannia IV. 285 ff. Der europäische Kuckuck. 85 vierte Mal ist, dass ich solche Eier in den Nestern von P. rubetra ge- funden habe. Das Ei ist beinahe noch ein halbmal so gross, wie das dieses Wiesenschmätzers und ähnelt ihm in der Farbe, ist jedoch heller. In Samm- lungen bleichen diese Kuckuckeier noch mehr aus, wie die Eier dieses Pflegers, so dass sie zuletzt beinahe weiss werden. Ich habe dies Ei an Herr v. Homeyer abgegeben«. Ich selbst erhielt später ein gleiches von Homeyer und fast gleich- zeitig von meinem Freunde I-uigi Althammer in Arco ein zweites, mit der Bemerkung: »das Ei, welches Sie zugleich mit dem Gelege von Prat. ru- betra erhielten, ist ohne Zweifel ein Kuckuckei. Ich sah das Kuckuck- weibchen dicht neben dem Neste sitzen : es flog nur erst davon, als ich mich dem Neste näherte«. Endlich sollte ich so glücklich sein — es war am 16. Mai 1857 — selber ein solches intensiv bräunlichgrünes, zeichnungsloses Ei bei acht! Eiern des Wiesenschmätzers zu finden, dessen Nest am Rande einer teil- weise mit Röhricht und Gestrüpp bewachsenen Wiesenparzelle, ganz in der Nähe von Diebzig, angelegt war. Ich fand dieses, als es 3 Eier enthielt, und überwachte es um so sorgfältiger, als ich einen Kuckuck in der Nähe bemerkt hatte. Ich sah das Kuckuckweibchen und hörte das in einer Kopf- weide oder am nahen Waldsaume rufende Männchen, so oft ich — täglich mindestens zweimal — den Platz besuchte. Auch hatte ich die Besitzerin gebeten (sie lebt noch heute) das junge Gras einige Schritt um das Nest stehen zu lassen. Am genannten Tage, als ich eben im Begriff war, wieder das Nest zu besuchen, kam die Frau (es war die des Lehrers Kirchhof in Diebzig) mit der Meldung zu mir, dass ein Kuckuck von dem Neste ge- flogen sei, als sie in dessen Nähe vorübergegangen, und dass sie, als sie, neugierig, nun in das Nest gesehen, ein grösseres Ei in demselben erblickt habe. Ich eilte an Ort und Stelle, sah und hörte das Kuckuckpaar in allernächster Nähe und hob das Nest samt dem zweifach interessanten In- halte — einer Zierde meiner Sammlung ■ — ■ sorgfältig aus. Von einem andern einfarbigen Kuckuckei seiner Sammlung be- richtet Agardh Westerlund in seiner Skandinavisk Oologi S. 94. Er nennt diese Färbung stahlgrau, enfärgadt st^lgra. a) Hofjäger Braune in Schleitz »schoss ein Kuckuckweibchen, von dem er fürchtete, dass es durch seine häufigen Besuche ein in der unmittelbaren Nähe seiner Wohnung befindliches Nest des Gartenlaubvogels, Hypolais icterina, stören werde, und fand zu seinem Erstaunen im Legedarm ein voll- ständig ausgebildetes, den Eiern der Hypolais ähnlich gefärbtes Ei ; ein ganz gleiches befand sich, als er nun das Nest untersuchte, bereits darin«. 3) Westerlund giebt das Mass dieses Eies (untere!) mit 2i1/2Xi7 mm. Er fügt übrigens nicht, wie er das bei dem Citat des von Dr. Schinz beschriebenen grünen Kuckuckeies thut, »gänzlich fleckenlos, alldeles ofläckadt,« hinzu; aber »einfarbig stahlgrau« schliesst ja jede Zeichnung aus. Die Farbenbezeichnung »stahlgrau« weiss ich mir freilich nicht zu deuten, glaube aber, dass Westerlund eine hellbläulich weisse Grundfarbe mit total verwischter bläulich grauer Zeichnung vor Augen hatte; wie sie in seltenen Fällen bei den Eiern der weissen Bach- stelze vorkommt. gg Erste Abteilung. Herr Braune machte diese Mitteilung zu einem der Ornithol. Versammlung zu Altenburg von mir erstatteten Berichte über die Fortpflanzung des Kuckuck, und hatte die grosse Güte, auf meine Bitte einen Boten nach dem einige Meilen entfernten Schleitz zu senden, welcher das Kuckuckei aus dem Neste nahm und es wohlbehalten überbrachte. Dieses war, unausgeleert, blass schmutzigrosarot, mit vielen einzelnen kleinen, scharfbegrenzten, dunkel- braunroten Punktflecken, welche über die ganze Eifläche zerstreut sind. Ein schwacher Schein der Grundfarbe ist noch heute nach Verlauf von 35 Jahren sichtbar ; auch die Zeichnung ist etwas abgebleicht. Ein zweites Exemplar, welches ich der Güte des damaligen Premier- Lieutenants von Preen in Schwerin verdanke, weicht in Färbung und Zeich- nung von dem vorherbeschriebenen nicht unwesentlich ab. Die Färbung ist eine kräftigere gelblichrote, die Zeichnung besteht aus etwas grössern Punkten, Flecken und Haarzügen, wie diese übrigens auch bei den Eiern der Hypolaisarten vorkommen, in einem von deren Nestern dieses und ein zweites ähnliches Ei gefunden wurden. *) Als Unikum steht meines Wissens der glückliche Fund eines Kuckuckeies in einem 6 Eier des Heuschrecken-Rohrsängers enthaltenden Neste dieses Vogels da. Dr. med. Herre in Dessau erhielt dies wunderbare Gelege von dem mehrerwähnten Sammler Bethe in Oranienbaum, der es in der Nähe dieses Städtchens gefunden hatte, und machte mir ein kostbares Geschenk damit. Die Eier der Locustella sind von der gewöhnlichen Färbung und Zeichnung dieses Vogels , auf schwach weinrötlich weissem Grunde dicht mit kleinen, violetbraunen Punkten und Strichelchen überall bedeckt, welche am dicken Pol so dicht stehen , dass man wenig von der Grundfarbe erblickt. Das ziemlich grosse Kuckuckei zeigt, ausser zwei schwarzen Punkten, genau dieselbe Zeichnung von demselben , nur durch die mehr gelbliche Grundfarbe etwas nuancierten Farbentone. Auch in der stumpfovalen Gestalt weicht es von der gestreckt spitzovalen der Pfleger- eier ab. Bethe war ein durchaus zuverlässiger Sammler und Kenner, dessen Unermüdlichkeit nur durch sein Glück im Auffinden des Gesuchten über- treffen wurde. Ein andres Unikum meiner Sammlung, das ich unter andern Umständen für ein Riesenei oder Doppelei gehalten haben würde, entnahm ich, noch warm, dem Neste von Acrocephalus palustris. Ich hatte das Nest tags- vorher, anfangs Juli 1847, am Rande des Deiches, welcher die Grenze zwischen dem ärarischen (Königl.) und militärgrenzlichen Teile des weissen Morastes bildete, in einem Weidengestrüpp entdeckt. Es enthielt ein Ei. 1) Herr von Preen schrieb dazu: »Von diesem oologischen Chamäleon erhielt ich 2 gleich- gefärbte, den Eiern der Hypolais vulgaris ähnliche Eier, mit dem Neste und 3 Eiern dieses herrlichen Sängers« (Naumannia 1855 S. 518). 2) Die Bezeichnungen Riesenei und Zwergei linden ihre Berechtigung in dem Umstände, dass solche Grössenextreme mit oder ohne Dotter, beziehentlich mit zwei Dottern vor- kommen. Die letztern heissen Doppeleier oder zwei dotterig, die dotterlosen Spureier; für die der Normalgrösse des Eies nicht entsprechenden eindott erigen Extreme möchte ich die oben angeführten Bezeichnungen Riesen- und Zwergei vorschlagen. Der europäische Kuckuck. 37 Am nächsten Morgen ging ich dicht an dem Neste vorbei, sah einen Kuckuck darauf sitzen und stand klopfenden Herzens ohne mich zu rühren. Nach etwa einer Minute flog der Kuckuck geräuschlos und langsam davon. Im Neste lag neben zwei kälteren Eiern des Sumpfrohrsängers das warme Et des Kuckuck. Keins von allen, irgend welchen Pflegereiern ähnlichen Kuckuckeier zeigt eine so grosse Ähnlichkeit mit denen der betreffenden Pfleger, wie dieses, sowohl in der Grundfarbe (welche freilich seither mehr verbleicht ist, als die des Rohrsängers) als in Färbung und Charakter der Zeichnung. Es bleibt nur die Alternative, dass der Kuckuck in der That dies Ei gelegt habe, oder dass er sich einige Minuten lang auf das Nest gesetzt habe, in welches der Eigner innerhalb weniger als 24 Stunden ein gewöhnliches und ein Riesenei gelegt hätte. Drei Kuckuckeier meiner Sammlung tragen gänzlich den Charakter der Färbung und Zeichnung der Eier des Grauammers, Emberiza miliaria. Das eine, welches ich von dem Konservator Römer in Wiesbaden erhielt, hatte dieser in einem Neste des Ortolans, E. hortulana, gefunden. Die beiden andern verdanke ich der Güte des bekannten Sammlers und Kenners, Baumeister C. Sachse in Altenkirchen am Westenvald. Beide sind offenbar und nachgewiesenermassen von ein und demselben Weibchen gelegt, und zwar das eine in ein Amselnest (Turd. merula) welches 4 Eier enthielt, am 3. Juni 1866, das andre in ein Nest des Rotkehlchens mit 5 Eiern, am 27. Juni. Ein drittes, genau mit diesen beiden letzten übereinstimmend, vom 9. Juli 1868 erhielt ich gleichfalls von Herrn Sachse. Ein anderes Unikum erhielt ich von Forstmeister v. Göbel aus der Nähe von Moskau. Dies Ei wurde im Neste von Anthus arboreus ge- funden, neben 3 Eiern dieses Piepers von violetgrauer Grundfarbe, mit heller und dunkler braunvioletter Brandfleckenzeichnung. Das Kuckuckei hat die- selbe, nur um einen Schatten ins grünliche ziehende Grundfarbe, während die Zeichnung sparsamer, die punktförmigen Flecken von gleichem, aber tieferm Tone, einige Haarzüge von etwas hellerer Nuance sind.1) Eine der interessantesten Färbungen zeigt ein dem Neste des Schilf- rohrsängers, Acroceph. phragmitis (schoenob. L.) gleichfalls von H. v. Preen entnommenes Kuckuckei. Es gleicht in der Färbung völlig den Eiern des genannten Rohrsängers; die grünlich hellockerfarbene Zeichnung, welche zwar verwaschen, aber immer noch distinkt für das Auge hervortritt, ist indess auf diesem Kuckuckei so mit der gleichen, etwas hellem Grundfärbung verquickt, dass dies Ei wie einfarbig erscheint. Bei einem andern aus derselben Quelle stammenden von demselben Farbentone ist die verwaschene Zeichnung auch für das unbewaffnete Auge sichtbar. *) Ein anderes Kuckuckei meiner Sammlung von unsicherer Provenienz trägt genau den- selben, an die brandfleckigen Finkeneier erinnernden Charakter in Färbung und Zeichnung, während ein drittes, bedeutend kleineres von Krüper in einem Zaunschlüpferneste gefundenes den beiden ziemlich ähnlich ist. 88 Erste Abteilung. Drei Eier von sehr eigentümlicher Färbung und Zeichnung stammen aus drei in Rüstlöchern der Zuckerfabrik Osmarsleben (in Anhalt) ange- legten Hausrötlingsnestern. Der Kuckuck legte am 12. und 19. Mai 1862 in je eins der beiden Nester und ein drittes gegen Mitte Juni in das erste, welches seine' Eier verloren hatte. Alle 3 Eier sind sich untereinander so ähnlich, wie nur die eines Geleges es sein können : von rötlicher Hellocker- farbe, mit zahlreichen Punkten, Flecken und einigen Haarstrichen des gleichen Farbentones, aber von dunklerer, fuchsrot angehauchter Nuance ; sämtliche 3 Eier tragen einen Kranz nahe dem stärkern Pole. Drei von Dr. Krüper im Jahre 1854 — am 15. und 18. Juni — in Pommern gesammelte Kuckuckeier meiner Sammlung wurden, wie 6 andere an den beiden Tagen von ihm gefundene, sämtlich den Nestern des Zaunschlüpfers entnommen. Die 3 erstgenannten zeigen den Typus der Teichrohrsänger- oder Dorngrasmückeneier, stammen aber von zwei Kuckuckweibchen. Höchsteigentümlich hingegen und mit keinem mir be- kannten Vogeleie zu verwechseln sind die 6 im allgemeinen einander sehr ähnlichen, mindestens von drei, wenn nicht von vier verschiedenen Kuckuck- weibchen gelegten, hochinteressanten Eier, wahre Prachtstücke meiner Kuckuckeier-Sammlung. Sie sind, seit 30 Jahren in meinem Besitz, kaum merklich verbleicht, haben aber gleich nach ihrer Geburt sicher eine schönere, lebhaftere Färbung besessen. Die Grundfarbe ist noch heute ein zartes, reines Violetgrau, welches mit vielen kleinern und grossen zusammen- hängenden, zum Teil nuancierten Schalenflecken und Flatschen von einem dunklern Grauviolett bedeckt, und unter und auf der Schalenhaut mit ebenso zahlreichen kleinsten und kleinen, scharfbegrenzten Punkten von braun- und schwarzvioletter Farbe besäet ist. Denselben Zeichnungscharakter, aber in Nuancen von Grünlichgrau und ohne die gleichgrosse Anzahl von, zugleich weniger markierten Punkten, tragen zwei Kuckuckeier, deren eines am 7. Juni 1867 aus dem Neste von Phylloscopus rufus nebst 2 Eiern dieses Laubvogels, das andre am 14. Juni e. a. samt 2 Eiern des Phyllosc. trochilus aus dessen Neste gewonnen wurden. Den eben beschriebenen sehr ähnlich aber in gelblichgrau sind vier Kuckuckeier, welche ich Ende Mai und am 7. Juni 1866, und am 14. und 22. Mai 1867 am Ostufer des Mansfelder Salzsees (bei Eisleben in der Provinz Sachsen) erhielt, bez. selbst genommen habe.1) Sie rühren offenbar von demselben Paare her, das sich dort 3 Jahre hintereinander einfand — so lange habe ich es beobachtet — und sein leicht zu überschauendes Revier längs des ganzen, hügeligen, nur mit einzelnen Bäumen und Gesträuch bestandenen Ostufers in Beschlag nahm. Wir haben bisher eine Reihe der seltenen Färbungs- und Zeichnungs- typen unserer Kuckuckeier beschrieben und lassen jetzt die Beschreibung der häufiger vorkommenden folgen. Zunächst die von Westerlund in Schweden gesammelten. 1) Ein im Juli 1868 dort gefundenes, den übrigen ganz ähnliches explodierte leider beim Entleeren. Der europäische Kuckuck. 8Q Agardh Westerlund (1. c. p. 94) giebt die Beschreibung der 17 Kuk- kuckeier seiner Sammlung wie folgt: 1. Grundfarbe grau, mit vielen, feinen, graubraunen Flecken und Punkten, welche am dickeren Ende einen dichten, etwas dunkleren Kranz bilden. L. 201/2mm, Br. 16 mm. 2. Grundfarbe graugrün, mit grossen mattgraubraunen Flecken und einigen dunklen kleinen Flecken und Haarstrichen. L. 20'/j mm, Br. 15 mm. 3. Grundfarbe weissgrau (grauweiss) mit grossen blassschmutzig (erd-) braunen Flecken und darüber mit aschblauen kleinen Flecken und Punkten. L. 21 — 2i1/.imm, Br. 15 — 16 mm. Im Neste von Sylv. cinerea. 4. Einfarbig stahlgrau. L. 2lJ/2 mm, Br. 17 mm. 5. Grundfarbe weissgrau, mit vielen dunkel- oder hellbraunen Flecken. L. 2i1oinm, Br. 17 mm | 2I1/., n „18 „ ■ In den Nestern von Anthus pratensis. 221/« i8x/n 6. Grundfarbe blauweiss , überall mit feinen braungrauen Flecken und Punkten. L. 23 mm, Br. 16 mm. Aus dem Neste von Motacilla alba. 7. Grundfarbe bräunlichgrau, mit hellbraunen, am dicken Ende zusammen- fliessenden Flecken und darüber zerstreuten dunkeln Punkten. Länge 23 mm, Br. 17 mm. 8. Grundfarbe weissgrau, überall mit dichten, zusammenhängenden braunen Flecken, welche um das dicke Ende einen Kranz bilden. L. 27 x/2 mm (?), Br. 16 mm. Aus dem Neste von Alauda arvensis. 9. Grundfarbe weissgrau, weissgelb, oder weiss mit schwachem Rosen- rotschimmer, mit rotbraunen oder graubraunen Flecken, besonders am dicken Ende, wo sie gewöhnlich zusammenfiiessen. L. 241/2 mm, Br. 1 8 mm. Zu den im allgemeinen häufigsten, weil relativ weitest verbreiteten Pflegern des Cuc. canorus gehört ohne Zweifel die weisse Bachstelze, Mot. alba, und deren Vertreterin in England, M. Yarrelli. Nicht weniger als 22 den Nestern derselben entnommenen Kuckuckeier liegen in meiner Sammlung, und etwa halb so viel habe ich seither im Tausche gegen andre Provenienzen ausgegeben und mehr als das Vierfache in andern Sammlungen gesehen. Etwa die Hälfte all dieser Kuckuckeier zeigt den Typus der Bachstelzeneier: bläulich weiss, grauweiss, grau bis bräunlich grau mit dichter, meist die ganze Oberfläche mehr oder weniger dicht bedeckender Strichel- oder Fleckenzeichnung in dunklern Schattierungen der verschiedenen Farben- töne. Die Zeichnung häuft sich ziemlich oft am dicken Pole und bildet nicht selten einen sogenannten Kranz in der Nähe desselben. ]) Zuweilen *) Eine sehr ausgeprägte Kranzbildung, wie ich sie bisher nicht gesehen hatte, zeigte auch ein Kuckuckei, von welchem später ausführlich die Rede sein wird, und das dicht vor meinen Augen in ein Bachstelzennest gelegt wurde. OO Erste Abteilung. ist die Zeichnung dermassen verwischt und zerflossen, dass die Eier dem oberflächlichen Blicke wie einfarbig erscheinen. 1) Weit seltener wurden Kuckuckeier in den Nestern der Gebirgs- bachstelze und der Kuhstelze, Motac. melanope Fall, (sulphurea etc.) und Budytes flavus, gefunden. Das Vorkommen beider Pflegerarten ist in Vergleich mit dem der Mot. alba ein topisch bei weitem beschränkteres. Meine Sammlung besitzt nur drei aus Nestern der Gebirgsbachstelze und vier aus denen der Schafstelze entnommene. Unter letztem sind zwei von frappanter Ähnlichkeit mit den zugehörigen Pflegereiern, ein von mir selber im Diebziger Bruche gefundenes und eins, welches ich aus Marienkog in Schleswig erhielt. Beide sind von hellockerfarbener Grundfarbe, mit ver- waschener etwas dunklerer Zeichnung bedeckt. Diesem sehr ähnlich, nur mit einem Hauche ins Grünliche, und mit' auffallend vielen kleinern und grösseren , scharf abgegrenzten schwarzen Punkten und einigen braunen Haarzügen versehen, wie sie auch bei den Eiern der Schafstelzen nicht selten vorkommen, sind zwei in der Nähe von Osternienburg vom Ritter- gutsbesitzer Carl Pötsch gefundene. Unter den Kuckuckeiern aus Nestern der Gebirgsbachstelze ist keins, welches eine entschiedene Ähnlichkeit mit den Pflegereiern aufweist. Ein von Prof. Dr. H. Blasius erhaltenes hat auf rötlichgrauem Grunde eine rotbräunliche dichtstehende Strichel- und Flecken- zeichnung, ein zweites zeigt beides mit einem Scheine in's Grünliche. Die Eier des Anthus trivialis L. (arboreus) variieren bekanntlich in Färbung und Zeichnung in dem Masse, dass man unter hundert Gelegen nur äusserst wenige sieht, welche nach der einen oder anderen Richtung hin als vollkommen gleich erscheinen mögen. Und doch handelt es sich dabei nur um zwei, höchstens drei Grundfärbungstinten und strenggenommen zwei Zeichnungsformen. Jene variieren zwischen Hellbläulichgrau bis zu einem ziemlich tiefen Graubraun einerseits und zwischen einer grossen Reihe von gelblich, bräunlich und violettroten Nuancen andererseits; diese basieren auf einer mehr oder weniger bestimmten Strichel- und Fleckenform und der sogenannten Brandfleckenform ; sie verleihen den Baumpiepereiern einen besonders in die Augen fallenden Charakter und veranlassen uns, zwei Typen dieser Eier zu unterscheiden, welche wir als Typus a, die Strichelform, und b, die Brandfleckenform bezeichnen. Ausser den bereits beschriebenen, zum Typus b gehörigen Göbelschen enthält meine Sammlung noch 14 andere Kuckuckeier, zumeist aus den Nestern dieses häufig heimgesuchten Pflegers , von denen nur fünf dem Typus a, die übrigen dem Typus b oder einer aus beiden Typen gemischte Form angehören. Es ist dabei zu bemerken, dass die beiden Typen der Kuckuck- eier nur in wenigen Fällen denen der Piepereier entsprechen, in deren Nester sie gelegt wurden, so dass man Kuckuckeier mit Strichelzeichnung bei Pieper- *) Ein solches Kuckuckei ist wahrscheinlich auch das von Agardh Westerlund als »ein- farbig stahlgrau« bezeichnete, von welchem bereits die Rede war. Bemerkenswert ist noch, dass die in den Nestern der weissen Bachstelze gefundenen Kuckuckeier zwar in der Zeichnungs- form, aber nur selten im Farbentone der Grundfläche und der Zeichnung mit den Nesteiern übereinstimmen. Der europäische Kuckuck. qj eiern, mit Brandfleckenzeichnung gefunden hat und umgekehrt. Auch von der Färbung gilt dies : ich selber fand ein braunrötlich gefärbtes Kuckuckei bei 3 Piepereiern von hellgrauer Färbung. Den Typus der Eier von Sylv. hortensis, atricapillla und curruca tragen 8 in den Nestern (und bei den Eiern) dieser Grasmückenarten und 7 in Nestern von Motac. alba (4), Hypol. icterina, Sylvia nisoria und Sigurinus chloris gefundene Kuckuckeier. Sechs dergleichen fand ich selber in, bez. unter den Nestern des Neuntöters ; vier erhielt ich aus der Umgegend. In den vielen Hecken und Remisen um Diebzig und Osternienburg herum war dieser Vogel sehr häufig und wurde trotz seiner heftigen Abweisung des Schmarotzers, wenn er ihn in der Nähe seines leicht zu entdeckenden Nestes ertappte, von diesem häufig genug berückt. J) Diese Kuckuckeier zeigen sämtlich eine gewisse Ähnlichkeit in Färbung und Zeichnung mit den bekanntlich in der Färbung variabeln Eiern des Pflegers, unterscheiden sich jedoch auf den ersten Blick durch eine meist schärfer umrissene Zeichnung. Auch bei ihnen — mindestens bei den von mir gefundenen — tritt der Fall ein, dass die Ähnlichkeit der Kuckuckeier nicht gerade mit den Nesteiern, bei welchen sie lagen, sondern mit andern zu konstatieren ist. Drei zeigen auf grünlichweissem Grunde olivengrüne Zeichnung, drei andere auf grauweisser, rötlich angehauchter Grundfläche Zeichnung von verschiedenen zimmetroten Tinten. Eins der letztern — es ist dasjenige, welches gebrochen unter dem Neuntöterneste lag — ist besonders schön, nämlich auf der ganzen Oberfläche mit drei Tinten eines schönen Grünlichbraun gefleckt und betupft, sehr dicht und gürtelbildend am und um stumpfen Pole. Von den vier übrigen gleichen zwei den Nesteiern durchaus nicht — das eine Gelege gehört den lebhaft rot, das andre den schwach grünlichgrau gefärbten Neuntötereiern an — sind aber einander so ausserordentlich ähnlich, dass man sie für Eier ein und desselben Kuckuckweibchen halten müsste, auch wenn das nicht von dem aufmerksamen Finder, dem mehrerwähnten, damals noch jungen Herrn Carl Pötsch auf Osternienburg -Sibbesdorf als thatsächlich nachgewiesen worden wäre. *) Das dritte aus Gotha von Mädel erhaltene gleicht dem dazu gehörigen Eie des Collurio in der rötlichweissen Grundfarbe, wie in der bräunlichroten Zeichnung , aber beide sind bei dem Kuckuckei ins bräunliche vertieft. Ungleich weniger Kuckuckeier habe ich aus Rotkehlchen-Nestern er- halten, und darunter nur zwei, welche eine — allerdings sehr stark aus- *) Wir sahen einmal, Prof. H. Blasius und ich, einen schwer fliegenden Neuntöter längs des Diebzig mit Rajoch verbindenden Sommerdeiches hinstreichen. Plötzlich Hess er seine Beute fallen — eine Brandmaus, die er bereits angebrochen — , stürzte nun kräftigen Flügel- schlags über das Dornicht der Deichböschung hin und entschwand unsern Blicken. Zugleich hörten wir seinen heftig ausgestossenen Kampfruf — krä-kökkök — und sahen das kleine Räuberpaar wütend hinter einem Paar Kuckucke herstürzen, und es über die Wiese bis in den prächtigen Eichenwald hinein verfolgen. Am dritten Tage nach dieser interessanten Scene fand ich in dem diesmal sehr versteckten Neste des Würgers neben seinen vier Eiern das dennoch eingeschmuggelte Kuckuckei. 2) Näheres darüber später. Q2 Erste Abteilung. gesprochene — Ähnlichkeit mit den Eiern dieses topisch häufig in Anspruch genommenen Pflegers zeigen, während alle übrigen andern Typen angehören. Meine Sammlung besitzt kein Kuckuckei aus einem Neste von Accentor modularis. Wohl aber sah ich einen jungen Kuckuck in einem solchen. Diesen in manchen Gegenden Deutschlands, Englands, Frankreichs besonders bevorzugten Pfleger habe ich niemals dauernd zu beobachten Gelegenheit gehabt. Nager-Donazians in Andermatt (Uri) und Käsermann in Meyringen erzählten mir, dass der Kuckuck sein Ei nicht selten in ein Nest des Alpenflühevogels, Acc. alpinus, einschiebe. Von K. erhielt ich sogar ein einfarbig hellbläulichgrünes Ei , welches dieser eifrige und zuverlässige Sammler in der Nähe einer Stelle auf dem Hochstollen gefunden hatte, an welcher ich 2 Jahre später selber ein Nest der Alpenbraunelle entdecken sollte. J) Letztlich, noch vor wenigen Monaten, erhielt ich durch die Güte des Herrn O. Reiser, Konservator des K. K. Österr. Museums etc. in Serajewo, ein Nest von Sylvia orphea, welches neben zwei Eiern dieses Pflegers ein diesen sehr ähnliches und dabei höchst charakteristisch gezeichnetes Kuckuckei enthält. Jeder einigermassen geübte Oolog wird es auf den ersten Blick als solches erkennen, wie es denn auch von Herrn R. sofort als Kuckuckei bestimmt worden war. Ich hatte bereits im Jahre 1853 in einem Artikel der Naumannia (S. 305 ff.), gestützt auf das mir damals zur Verfügung stehende Material, unter andern den Satz aufgestellt: J) Auch dieser Fall gehört zu den ungewöhnlichen Glücksfällen, welche mich für so manche Opfer reich entschädigen sollten, die ich dem Studium der Ornithologie gebracht habe. — Karl Käsermann in Meyringen, Sohn des dortigen Pfarrers und selber bereits Kandidat der Theologie, hatte, von unwiderstehlichem Drange nach Erforschung der Alpennatur und der Alpenjagd getrieben, seinen Beruf und seine Aussichten auf gesicherte Anstellung aufgegeben, und den unsichern Erwerb eines Gemsjägers und Naturaliensammlers dafür eingetauscht. Wir hatten bereits seit einigen Jahren eifrig korrespondiert, als ich gelegentlich einer Reise in die Berner Alpen die allen Malern bekannte »Pension Ruol am Stein«, dicht bei Meyringen, auch Käsermanns halber, zum Ausgangspunkte meiner Exkursionen wählend, elf Tage dort zubrachte. K., der alles aufbot, um mir den Aufenthalt angenehm und nutzbringend zu machen, teilte mir schon am Tage nach meiner Ankunft mit, dass ich notwendigerweise auch einen Gemsbock erlegen müsse, und dass er deshalb eine Jagdpartie auf den Hochstollen vorbereitet habe. Wir übernachteten in der letzten Sennhütte, um vor Sonnenaufgang zur Stelle zu sein. K. hatte mich an einem turmartig über dem breiten Rücken des Hochstollen aufragenden Kalkfelsen gestellt, in deren Geklüft eine Alpendohlenkolonie sich ansässig gemacht hatte. Da hörte ich über mir den mir noch unbekannten Gesang der Alpenbraunelle vor einem Felsenrisse, kletterte hinauf und sah drei prächtig bläulichgrüne Eier in dem mit gelbgrünen Moosblütenstengeln ausge- polsterten Nestnapfe liegen — das erste und einzige Nest dieses Vogels, das ich sehen sollte. Ich grämte mich auch keineswegs, als ich 3 Schüsse fallen hörte — 2 norddeutsche Maler und Pensionsgenossen waren von der Partie — und einen Sprung von 5 Gemsen dicht unter mir vorüber rasen sah. Denn ausser dem seltenen und selten schönen Neste wurde mir und den Übrigen ein wunderbarer Blick auf die Berner Hochalpen vom Wellhorn bis zur Jungfrau zu teil, wie ihn K. noch nicht erlebt: Sonnenglahen im Osten und blaugräuliche Beleuchtung des unter- gehenden Mondes von solch vollkommen freier Höhe ! Der europäische Kuckuck. g? «Alle, selbst die abweichendsten Färbungen (und Zeichnungen) der Kuckuckeier finden analog, selbst bis zum Verwechseln ähnlich gefärbte und gezeichnete Eier unter denen der Pfleger.» Aber ich war nicht der Erste, der diese Beobachtung machte. Bereits im Jahre 1826 (V. Bd. s. Naturgesch. d. V. Deutschlands S. 229) sagte Joh. Fr. Naumann: «Sie (die Kuckuckeier) haben keine geringe Ähnlichkeit mit manchen Grasmücken- oder Sperlingeiern, zuweilen sogar mit den Rot- kehlcheneiern». In der dritten Abteilung seiner «Systematische Darstellung der Fort- pflanzung der Vögel Europas» (1829, S. 57) giebt F. A. Ludw. Thienemann die Beschreibung der acht Hauptverschiedenheiten der Kuckuckeier: 1. Gelblichweiss mit grauen und grünlichbraunen verwachsenen Flecken etc.; 2. Blassgelb mit verwaschenen bläulichaschgrauen und braunen Fleckchen und dunkelbraunen Punkten ; 3. Gelblichgrau mit verwaschenen gelblichbraunen Fleckchen und sehr feinen schwärzlichbraunen Punkten ; 4. Blassgelbrötlich, überall, doch an der Basis stärker und einen unregel- mässigen Kranz bildend, mit rötlichbläulichen und rötlichbräunlichen grössern und kleinern Flecken besetzt und mit feinen dunkelkaffee- braunen Punkten hier und da ; 5. Blassbräunlichgrau, mit verwaschenen bräunlichen Fleckchen und ein- zelnen dunkelbraunen Strichen und Punkten ; 6. Grünlichweiss, sparsam oder überall dicht, an der Basis die Grundfarbe fest verdeckend, mit gelb-, grau- und grünbraunen hellen und dunkeln Flecken und Punkten besetzt ; 7. Graugrün mit dichten verwaschenen grünlichen und grünlichbraunen Flecken und einzelnen dunkelgrünbraunen Punkten ; 8. Bläulichweiss überall mit verwaschenen blassroten Fleckchen, welche am stumpfen Ende einen dichten Kranz bilden und mit einigen schwarz- braunen Punkten und Strichen untermischt sind ; und bemerkt dazu : »In diesen verschiedenen Abänderungen kommen sie denen mehrerer anderer Vögel nahe , wie No. 1 und 2 denen des rot- rückigen Würgers (Lan. collurio :), die No. 4 denen des Rotkehlchens, No. 6 denen der Feldlerche (gleichen ihnen in der Zeichnung ganz, in der Farbe etwas). Sie unterscheiden sich aber von allen diesen durch die einzelnen dunklen Punkte, welche nie ganz fehlen, oft jedoch nur in geringer Anzahl vorhanden sind.« In seinem leider unvollendet gebliebenen Texte zu den »Einhundert Tafeln kolorierter Abbildungen von Vogeleiern (1845 — 1854) giebt dieser erste, bahnbrechende Oolog zwar Masse und Gewicht von 25 Stück Kuckuckeiern, aber nur eine allgemein gehaltene Beschreibung der Färbung a) Merkwürdigerweise hat Th. keins von den Kuckuckeiern mit gelblicher oder rötlicher Färbung und Zeichnungen abgebildet, weder in der ersten, noch in der zweiten Auflage — wenn man so sagen darf — seines grossen Eierwerkes, dessen Titel wir früher angeführt haben. 94 Erste Abteilung und Zeichnung, und fügt dann hinzu: »So ähneln manche derselben den Eiern der weissen Bachstelze, des Baumpiepers, der Feldlerche und der grossen Grassmücke (Sylvia hortensis) und lassen sich von denselben nur durch die scharfen Punkte und das Korn unterscheiden.« Seitdem wurde, schritthaltend mit dem Bekanntwerden neuer Pfleger- arten, eine kaum geringere Anzahl neuer Anpassungen der Kuckuckeier an die Pflegereier aufgefunden und nachgewiesen. Meine oben angeführte These fand vielseitig entschiedene Zustimmung, meine Sammlung unerwartet reichen Zuwachs an Beweismaterial. Gleichzeitig, und zum Teil noch früher, wurde von deutschen und englischen Forschern die Thatsache der auffallenden Ähnlichkeit der Eier anderer, zumeist exotischer Schmarotzerkuckucke mit den Eiern der von ihnen hauptsächlich benutzten Pfleger festgestellt. Wir werden in das Detail der Beschreibung dieser ausser allem Zweifel stehenden Entdeckungen bei den einzelnen zu besprechenden Arten näher eingehen, und bemerken hier nur vorläufig, dass die Grenzen der Anpassungen fast noch weiter, die Kontraste in Färbung und Zeichnung noch stärker hervortreten, als bei unserm europäischen Kuckucke. So z. B. bei den Eiern des australischen Broncekuckuck, Lamprococcyx lucidus Gab., nach den Beschreibungen und Abbildungen von E. P. Ramsay und Paul Tittel in Sidney. Und so darf man denn wohl annehmen, dass heute der so lebhaft ausgesprochene Wunsch des vortrefflichen englischen Ortnithologen G. Dawson Rowley : »Dass neue Beweise von so überzeugender Art beigebracht werden möchten, als nötig, um die ebenso schöne als neue Theorie (?) zur anerkannten Thatsache zu erheben«, seiner Realisierung um ein Bedeutendes näher gerückt sei. ') Man hat nun zwar in den meisten von jenen Fällen frappanter Ähnlich- keit der Kuckuckeier mit den Nesteiern die sehr nahe liegende Frage auf- geworfen : »Sind denn auch alle jene Kuckuckeier wirklich solche, oder nicht vielmehr Doppel- oder Rieseneier der Pfleger, in deren Nestern sie aufgefunden wurden.« Ich finde in der That diese Frage nicht nur naheliegend, sondern auch berechtigt, und hatte sie mir selbst und Jahre lang vorgelegt. Es galt zunächst, womöglich genügendes Vergleichsmaterial an Doppel- und Rieseneiern, besonders solcher von Pflegerarten herbeizuschaffen, und es ist mir im Laufe der Jahre gelungen, eine Anzahl von 1 5 1 Riesen- und Zwergeiern zusammenzubringen , von denen 98 auf die Singvögel entfallen. *) Ibis 1865, pag. 178. »On certain facts in the Economy of the Cuckoo, by George Dawson Rowley, M. A. etc.« — Der Verfasser sagt wörtlich : »Rut now let me say that, though I am not at present convinced by Ins arguments, tending as they do to a conclusion quite contrary to my own experience, yet I cannot refrain from expressing my admiration at his researches, which of themselves bear witness to his reputation as an ornithologist. The theory is as beautiful at it is new, and I only wish that fresh evidence niay be brought forward of a nature so strong as to make it an ackn owledged fact«. Der europäische Kuckuck. qr Als Resultat der vergleichenden Untersuchungen ergab sich, dass ich, ausser einem mir sofort verdächtigen, noch ein anderes Riesenei aus der Reihe der Kuckuckeier zu streichen hatte.1) Diese Untersuchungen erstreckten sich aber nicht einseitig auf »Korn und Poren«-, ich nahm auch andre B est immun gs mittel zuhilfe. Da ist: 1. Zunächst der Unterschied der Grösse — auch wohl der Gestalt — zwischen dem Kuckuckei und den dazu gehörigen Nesteiern, welcher sich meist sofort bemerklich macht und zu weiterer Untersuchung auffordert. 2. Dann die Abweichungen in Färbung oder Zeichnung, oder in beiden zugleich, welche sich selbst bei denjenigen Kuckuckeiern zeigen, die im ganzen eine grosse Ähnlichkeit mit den dazu gehörigen Nesteiern haben ; 3. Ferner das Ausffinden einander ähnli eher Kuckuckeier in den Nestern, bezw. bei den Eiern zweier oder mehrerer verschie- dener Pfleger arten, oder auch solcher, welche nur als Not- helfer benutzt werden ; 4. Endlich jene Eier, welche von dem Kuckuck vor den Augen des Be- obachters an den Erdboden, oder gar in die Hand desselben ge- legt worden sind, oder die er sofort nach dem Abfliegen des Kuckuck- weibchens vom Pflegerneste noch warm diesem entnommen hat, oder aus denen ein junger Kuckuck erbrütet wurde. 5. Wir fügen noch hinzu, dass auch jene Eier zweifellos als Kuckuckeier gelten müssen, welche mit keinem andern Vogeleie zu ver- wechseln sind, zumal wenn sie in Pflegernestern gefunden wurden, deren Eier nicht die mindeste Ähnlichkeit mit jenen aufweisen. Wir haben bereits für alle diese Fälle Beispiele angeführt, stellen sie indess, behufs Nachweises der Ähnlichkeit der Kuckuckeier mit den Pfleger- eiern, nochmals und übersichtlich zusammen, nachdem wir einen Überblick über das Beweismaterial unserer Sammlung gegeben haben werden. Dies ist in folgender Weise geordnet. 1. Typen der Kuckuckeier mit den dazu gehörigen Pflegereiern; 2. Dazu gehörig: Doppel-, Riesen- und Zwergeier, besonders der Pfle gerarten; 3. Kuckuckeier, welche die Ähnlichkeit mit den dazu gehörigen Pflegereiern darthun; 4. Kuckuckeier, welche von ein und demselben Weibchen in einem oder in mehreren folgenden Jahren gelegt wurden. J) Das erste ist im Gelege von 6 Eiern des Phylloscopus sibilator, deren eins als Kuckuckei bezeichnet war, sich indess als Riesen- oder Doppelei dieses Laubvogels erwies, und als solches bezeichnet in meiner Sammlung liegt. gß Erste Abteilung. 5. Pflegereier, von denen dasselbe gilt. 6. Kuckuckeier, welche keine Ähnlichkeit mit irgend welchen Eiern europ. Arten zeigen. 7. Je zwei Kuckuck ei er aus demselben Pflegerneste.1) Ähnlichkeit der Kuckuck eier mit den Eiern der Pflegerarten, in deren Nestern, bezw. bei deren Eiern sie gefunden worden. I. Gruppe. Kuckuckeier und Pflegereier ohne alle Zeichnung (einfarbig). 1. Typus. Erithacus tithys. Eier weiss, oder aus Blaugrün- lichweiss in W eiss verbleichend. Fünf oder sechs Kuckuck- eier, eins in dem Neste von Phylloscopus Bonelli, die übrigen in denen von E. tithys gefunden von Blasius Hanf, s. S. 81. 2. Typus. Erith. phoenicurus. Eier schön bläulich grün, die Kuckuckeier meist etwas heller. Sieben oder 8 in Nestern von Phoenicur. (eins davon wurde ausgebrütet) eins im Neste von S. hortensis, von Thiele gesammelt : eins je im Neste von Musci- capa atricapilla und Er. phoenicurus (Bethe), eins in dem von Ligurin, chloris (Pralle), eins dito (Schumann), eins im Neste von Erith. tithys (?) (Bethe) eins im Neste von phoenicurus, eins ebenda von G. H. Klippert in Vegesack. Eins wurde von einem in einem Heu- boden gefangenen Weibchen im Käfige gelegt (Dehne). Eines blau- grünen Kuckuckeies erwähnt endlich Schinz und ich erhielt ein dito von Käsermann. Auch Taczanowsky fand ein solches. 2) 3. Typus. Pratincola rubetra. Eier gesättigt bläulichgrün. Fünf Kuckuckeier in den Nestern dieses Pflegers (Hintz, S. 84) eins von L. Althammer in Arco, eins von mir gefunden. Ein blau- grünes Kuckuckei (Käsermann-Meyringen) von etwas hellerer Nuance lag in der Nähe eines Nestes von Acc. alpinus. IL Gruppe. Bis zur Einfarbigkeit verwischte Zeichnung- 4. Typus. Ein Ei aus dem Neste von Acroc. schoenobaenus (von Preen, Mecklenburg) hellockergelb, mit einem Scheine ins Graugrüne. 3) 5. Typus. Ein blaugraues (stälgrä) im Neste von Mot. alba.4) III. Gruppe. Verwischte, aber noch deutlich erkennbare Zeichnung. 6. Typus. Acroceph. schoenobaenus. Ein Ei aus dem Neste dieses Vogels (von Preen). Grünlichockerweiss mit Flecken von dunklerer Nuance desselben Farbentons ; ein anderes in Färbung und Zeichnung *) Die Kuckuckeier von unbekannter Provenienz sind von dieser ca. 450 Eier enthalten- den Sammlung ausgeschlossen. a) Naumannia VII. S. 1881. »In einem Neste von Fring. coelebs, von rundlicher Ge- stalt, ungefleckt und von der gesättigt grünen Farbe der Eier von Accentor modularis«. 3) Auch von Hartert u. A. gefunden. *) Agh. Westerlund. Der europäische Kuckuck. Q7 sehr ähnliches (Ostpreussen, von Meibohm) ; von Preen erhielt 1857 nicht weniger als 6 Kuckuckeier aus den Nestern von Acr. schoenob., welche den Pflegereiern »alle sehr gleichen« (Naum. VIII. S. 75). 7. Typus. Erithacus rubecula. Gelbrötlichweiss und nelkenrötlich weiss, mit entsprechender dunkler Zeichnung; zwei Kuckuckeier den Pflegereiern sehr ähnlich, ein drittes und viertes in den Nestern von Anthus trivialis und pratensis, von Klippert. 8. Typus. Alauda arvensis. Graulich- und grünlichockerfarben, in verschiedenen Nuancen; dichte Fleckenzeichnung mit tiefern Tinten; zwei Kuckuckeier in Nestern der Feldlerche ; eins im Neste von Baumpieper bei Eiern von braunroter Zeichnung ; eins im Neste des Wiesenpiepers bei Eiern von hellgrauer Färbung. IV. Gruppe. Deutlich und mehr minder scharf abgesetzte Zeichnung. 9. Typus. Strichelzeichnung. a) Motac. alba. Bläulich-, grau- und bräunlichweiss mit dunklern Stricheln ; 1 1 Kuckuckeier in Nestern der weissen Bachstelze, den Pflegereiern sehr ähnlich in Farbe und Zeichnung; drei nur in der Zeichnung, vier nur in der Färbung; vier in Nestern, mit deren Eiern sie keinerlei Ähnlichkeit haben. b) Anthus trivialis. Zwei rötlichgrau mit braunrötlichen Stricheln, zwei graubraun mit dunklern Stricheln, eins grau mit braungrauen Stricheln, alle fünf den entsprechenden Eiern des Baumpiepers, in dessen Nestern sie gefunden worden, sehr ähnlich; zwei solcher Eier aus den Nestern anderer Pflegerarten. J) 10. Typus. Punkt- und Tüpfelzeichnung. Hypolais icterina. Nelkenrötlichweis mit braunroten Punkten und Tüpfeln. Ein Ei aus dem Neste dieses Vogels und von grosser Ähnlichkeit mit dessen Eiern (Braun, Greiz); ein anderes von intensiverer Färbung und Zeichnung weniger Ähnlichkeit (v. Preen, Mecklenburg). 11. Typus. Flecken- und Fiatschenzeichnung. a) Lanius collurio und Senator. Grünlich und bläulichweiss, oder gelbrötlichweiss, Zeichnung hell und dunkel violetbraun, beziehent- lich bräunlichrot gefleckt. Fünf Kuckuckeier in Neuntöternestern mit Eiern abstechender Färbung (Baldamus) ; zwei Kuckuckeier von schön blaugrünlichweisser Grundfarbe, mit olivengrüner Zeichnung, offenbar von einem Weibchen, beide in Nestern des collurio, das eine bei Eiern von lebhaft lachsroter, das andre bei solchen von gelblichgrauer Färbung (C. Pötsch, Dessau). '-') x) Nach Käsermann variieren auch die Eier des Alpenpiepers aus dem Grauen ins Grün- liche und Rötliche, weniger aber in der Zeichnungsform (Strichel). Ich selber habe nur ge- strichelte in ca. 10 Nestern gefunden. 2) Hierher gehört das von meinem unvergesslichen Freunde Herrn. Blasius in dem Neste von Ember. schoeniclus gefundene Kuckuckei, welches »dicht und unregelmässig bräunlich ge- fleckt war« (Naumannia VII. S. 181). Baldamus. n öS Erste Abteilung. b) Sylvia orphea. Ein Ei bei zwei Eiern des Orpheussängers ; diese hellblaugrünlichweiss mit blassolivengrauen kleinen Flecken und Punkten : das Kuckuckei mit Flecken gleicher Farbe und vielen scharfumgrenzten, kleinen, dunkelolivenbraunen Flecken, und sich nur dadurch und ausserdem durch etwas bedeutendere Grösse und gedrungene Gestalt von den Nesteiern unterscheidend. Von O. Reiser bei Kiek (Neum.) an der 1 lerzegowinischen Meeres- küste in einem sehr schön gebauten Neste des genannten edeln Sängers gefunden.1) c) Emberiza melanocephala. Unter einer sehr grossen Suite und mehreren Gelegen von dalmatinischen, griechischen und smyr- nensischen Eiern des Kappenammers befindet sich ein Ei, welches mit dem eben beschriebenen Kuckuckei die grösste Ähnlichkeit aufweist. Da aber weder Dr. Krüper, noch Marchese Antinori und v. Gonzenbach zu den von ihnen mir zugesendeten Eiern eine diesbezügliche Bemerkung gemacht haben, uud die »charak- teristischen« schwarzen Punkte und Flecken allein zur Be- stimmung des Kuckuckeies nicht genügen, so müssen wir die Entscheidung weitern Forschungen überlassen. 12. Typus. Brandflecken- oder Marmorzeichnung. Anthus trivialis und Tringilla coelebs und montifringilla dieses Typus. Ein Kuckuckei dieses Zeichnungscharakters, aber mit Grün gemischter Grundfarbe, bei 3 Eiern des Baumpiepers von etwas mehr violetter Grundfarbe und stärker ausgeprägter Zeichnung gelegen, erhielt ich von Göbel aus der Nähe von Moskau. Ein zweites, sehr ähnliches aus der Nähe von Wiesbaden aus einem Neste von Ember. hortu- lana (Römer). Ein drittes fand ich selbst bei einem Eie des Baum- piepers. V. Gruppe. Vermischte Zeichnung. 13. Typus. Schnörkel-, Haarlinien und Tüpfelzeichnung etc. a) Emberiza miliaria, hortulana, citrinella und schoeniclus. Ein Kuckuckei bei einem sehr ähnlichen Eie des Goldammers (C. Pötsch, Sibbesdorf) ; ein zweites desgl. (Jäger, Wetterau) ; ein drittes bei Eiern von Emb. hortulana ; zwei bei Eiern von *) Die beiden Eier dieses Nestes haben einige Ähnlichkeit mit der gleichmässig und zart olivengrau gefleckten und getüpfelten Varietät der Emb. melanocephala-Eier, sind indes merklich kleiner und schlanker und von geringerem Glänze. Die Eier der S. orphea variieren übrigens in noch höherem Grade als die des Kappenammers, und zwar in Grösse, Form und Färbung, wie in Zeichnung : 8 aus Italien stammende sind von der Grösse der oben beschriebenen, auch von gestreckter Form, aber von gelblich graulicher oder schwach rötlicher Grundfarbe mit Flecken, Flatschen und Schnörkeln von Grau-, Gelb- bis Rötlich-Braun. Eine dritte, aus Griechen- land und Kleinasien stammende Färbungs- und Zeichnungsgruppe ist bedeutend kleiner, von meist kürzerer, rundlicher Form, graulichweisser Grundfarbe und hell- und dunkelgrauer, vor- herrschend scharf begrenzter Punktzeichnung — mit keinem europäischen Vogeleie zu verwechseln. Ein solches Gelege von drei überaus niedlichen Eiern wurde mir vor Jahren von Marchese O. Antinori aus Smyrna unter der Etikette: Curruca Clarisona Truqui zugesendet. Der europäische Kuckuck. gg T. merula und Krith. rubecula ; ein dicht und unregelrnässig bräunlich geflecktes im Neste von E. schoeniclus (H. Blasius). b) Sylvia hortensis, atricapilla und curruca, und c) Sylvia cinerea, nisoria , Acroceph. streperus (und hortensis (?) sind, nach Motac. alba, diejenigen häufig in Anspruch genommenen Pflegerarten, deren Eiern die Kuckuckeier fast mehr als allen üb- rigen Pflegereiern ähnlich sind. S i e findet man am häufigsten in den Sammlungen sowie in den Nestern der im allgemeinen meist bevorzugten Pflegerarten, mit deren Eiern sie denn auch die grösste Ähnlichkeit aufweisen. Als 14. Typus möchten wir jene Kuckuckeier — ■ vorläufig — be- zeichnen, welche mit irgend welchen Pflegereiern keinerlei Ähnlichkeit zeigen, und die wir deshalb »originäre:« zu nennen vorschlagen. Hierhergehören die Seite 88 beschriebenen, von Krüper aus Zaunkönigsnestern entnommenen, und vielleicht auch drei ebendaselbst beschriebene, aus Hausrötlingsnestern und zwei aus Nestern des Weidenlaubsängers Phylloscop. rufus stammende. Wahrscheinlich finden sxh in andern Sammlungen noch andre Typen. Denn diese sind in der meinigen, obwohl ich seit nahezu 50 Jahren eifrig gesammelt habe, sicher nicht erschöpft.1) Vielleicht aber die Geduld des Lesers , welcher mit Opel und andern die Frage aufwirft : »Sind denn das nun auch sämtlich Kuckuckeier, welche man dafür ausgiebt? Sind nicht Doppel- und Zwergeier, ungewöhnliche Färbungen und Zeichnungen einzelner Pflegereier, wie sie fast bei allen Arten der Vögel vorkommen, für Kuckuckeier gehalten worden? Es ist doch kaum anzunehmen, dass eine Vogelart so verschieden gefärbte und gezeichnete Eier legen kann — — giebt es denn keine leicht erkennbare und untrüg- liche Kennzeichen der Kuckuckeier, an denen man sie im Neste und in der Sammlung zu erkennen vermag?« Ohne Zweifel sind nicht selten Doppeleier der kleinern und Zwerg- eier der grössern Pfleger für Kuckuckeier gehalten worden. Von letzterem sind mir allerdings nur einzelne Fälle bekannt geworden, aber desto mehr von Doppeleiern der kleinem Pfleger, und ich kann nicht in Abrede stellen, dass ich anfangs betreffs der Bestimmung zuweilen in Verlegenheit geraten bin. Erst seitdem ich 1847 aus einem Neste des Sumpfrohrsängers, welches dicht am Walde und Gestrüpprande des »weissen Morastes« tags vorher entdeckt hatte, ein noch ganz warmes, eben vor meinen Augen *) Dr. E. Rey hat in J. f. O. XIX. S. 225 ff. ein Verzeichniss der Kuckuckeier seiner Sammlung gegeben, mit interessanten Bemerkungen, namentlich über deren Ähnlichkeit mit den Pflegereiern. Der fleissige Sammler und Forscher »hat in nicht weniger als 79 Fällen die grössere oder geringere Ähnlichkeit dieser Kuckuckeier mit Pflegereiern (19 Arten) nachge- wiesen; darunter in 11 Fällen der Ähnlichkeit mit den Eiern des Baumrötlings.« 2) Opel, auf diese Frage durch Herrn Blasius aufmerksam gemacht, beeilt sich gewaltig, »seine früheren Ansichten zu annulieren«, nachdem er »in zwei Jahren nicht weniger als 16 Kuckuckeier« zusammengebracht hat! Ob seine kühnen Behauptungen (S. 49 — 51) >>e'n ganzes Heer von Entgegnungen hervorgerufen« haben, »wie er im Voraus weiss«, kann ich nicht sagen, muss aber bezweifeln, dass auch nur eine Korporalschaft gegen den tapfern Paladin ins Feld jrezotren ist. jOO Erste Abteilung. gelegtes Kuckuck ei genommen, das die frappanteste Ähnlichkeit mit dem daneben liegenden Ei des Pflegers zeigte — erst seit diesem über- raschenden Funde begann ich eifrig nach Doppel- und Zwergeiern auszu- schauen und zu sammeln. Meine Sammlung ist seit dieser langen Reihe von Jahren denn auch eine ziemliche ausgedehnte geworden. Bemerkenswert ist noch die Thatsache des viel häufigem Vorkommens von Zwergeiern. Wenden wir uns nun zunächst zu den verschiedenen Kennzeichnungen der Kuckuckeier. Naumann findet nach Feststellung der Grössen-, Form- und Färbungs- verschiedenheiten das »Charakteristische« in den Zeichnungen der Kuckuckeier. »Es ist eine Art gekritzelter Zeichnung, die sie meist immer kenntlich macht; was aber ein geübter Blick eher findet, als man es mit Worten zu beschreiben vermag. Auch diejenigen Eier, welchen die Kritzel- zeichnung fehlt, was aber selten ist, haben etwas Besonderes in der Form der Flecke. . . . Sie sind gefleckt, gepunktet, gestrichelt . . . bald ist die Oberfläche gänzlich fein bekritzelt, bald sind sie auch gröber gefleckt; manchmal stehen die Zeichnungen sehr dicht, bei andern wieder nur spar- sam; aber selten häufen sie sich am stumpfen Ende zu einem kranzähnlichen Schatten. Die meisten haben überdies noch zerstreute feine Strichelchen und Punkte von schwarzbrauner oder schwärzlicher Farbe. x) Sie haben mehrmals keine geringe Ähnlichkeit mit manchen Grasmücken- oder Sper- lingseieiern, sogar mit Rotkehlcheneiern u. a. m.« (S. vorher S. 97). L. Thienemann stellt als Hauptkennzeichen das charakteristische Korn2) voran (s. oben S. 78) dem er die »scharfen Punkte« als unter- scheidendes Merkmal zugesellt (nämlich die von der Grundfarbe scharf ab- stechenden einzelnen Punkte). Gelegentlich bemerkt Thienemann auch, dass die in Grösse und Färbung zuweilen dem Kuckuckei nahestehenden Kier von S. atricap. sich nicht allein durch das Korn, sondern ausserdem noch durch die um wenigstens 1js geringere Schwere von jenen sogleich unter- scheiden lassen. Forstmeister H. Göbel 3) hält die Verwechselung der Riesen- und Doppeleier kleiner Vögel mit dem Kuckuckei für nicht möglich, wenn man das Gewicht der Schalen zu Hilfe nimmt. Die Schaale der Eier unseres Kuckuck wiegt zwischen 37/s und 4J/4 Gran = 23 bis 25,4 gr) während die Doppel- und Rieseneier der Pfleger gar nicht, oder nur um eine winzige Kleinigkeit das Maximalgewicht der normalen Eier übertreffen. Göbel findet dies Gewichtsverhältnis ganz natürlich. Denn wenn auch zwei x) Naumann kannte nur Kuckuckeier aus seiner nähern Umgebung; einfarbige waren ihm niemals vorgekommen. Merkwürdig ist, dass sich die sogenannten charakterischen dunkeln Strichel und Punkte als letzte Überbleibsel der Zeichnung auch noch bei einigen, sonst einfarbigen Kuckuckeiern finden, so z. B. an einem reinweissen meiner Sammlung, das ich von Blas. Hanf erhalten habe. Bei andern, später erhaltenen, ist jede Spur von Zeichnung verschwunden. 2) Dr. Opel nennt das »eine hohle Phrase«, ohne Beweise für diese wohlfeile Be- hauptung zu geben. 3) Beiträge zur Geschichte des Kuckuck in J. f. Orn. 1879, S. 169 ff. Der europäische Kuckuck. IOI Dotter sich zu gleicher Zeit lösten, oder eine ungewöhnlich grosse Eiweiss- menge abgeschieden wurde, konnte doch nur die normalgrosse, zur Um- hüllung nötige Kalkmasse vorhanden sein (?) und das Ei daher wohl grösser, dafür aber dünnschaliger und ausgeblasen nicht schwerer als ein normalgrosses sein. . . . Auch sind gleichgrosse Eier von Lanius collurio und Acroceph. turdinus immer leichter als die des Kuckuck. Die Schalen der ersteren wiegen durchschnittlich 214/]9 Gran, die der letztern durch- schnittlich 210/13 Gran, die der Kuckuckeier 3" s bis 41 4 Gran. Da die 9 Stück seiner Kuckuckeier trotz bedeutender Grössendifferenzen : 21x16 bis 24,5x17 mm, im Gewichte nur um :i/8 Gran variieren, so muss Göbel an- nehmen, dass das Gewicht der Kuckuckeier überhaupt sehr konstant und daher ein sehr gutes Kennzeichen derselben sei. Krüger-Velthusen schliesst sich dieser Ansicht an.1) A. Walter-) hat seine sämmtlichen Kuckuckeier gewogen und ist zu demselben Resultate gelangt. Auch die grossen blauen Eier, welche man in den Nestern von Rutic. phoenicurus und Saxic. oenanthe gefunden, seien durch das Gewicht von Doppeleiern dieser Pfleger zu unterscheiden. So wiegt z. B. das Ei von L. collurio fast 18 cgr. und ein kaum so grosses Kuckuckei 24 cgr. Von zwei Rohrdrosseleiern wog das eine 1 5,75 cgr., das andre 19 cgr, das kleinere Kuckuckei aber 22 cgr. Ferner wog ein Ei von Alauda arvensis 18,50 cgr, das eines Acroc. palustris 8,15 cgr, beide zu- sammen waren so schwer, wie ein Kuckuckei von der Grösse es Feldlerchen- eies. Dabei ist es gleichgiltig, ob die Eier frisch oder bebrütet waren (?) Ich selber habe schon gegen Ende der vierziger Jahre volle und aus- geleerte Kuckuckeier gewogen, besonders letztere, in der Hoffnung, ein Kri- terium in der relativen und absoluten Schwere der Schale und sonstiger phy- sikalischer Eigenschaften derselben zu finden. Später wiederholte Wägungen von gegen hundert der interessanteren Exemplare meiner Sammlung und der ziemlich grossen Anzahl von Doppel- und Rieseneiern domesticierter und in der Freiheit lebender Arten führten zu dem Resultate, dass das Schalen- gewicht der Kuckuckeier nicht nur das der gleichgrossen normalen Pfleger- eier, sondern auch das der anormalen Riesen- und Zwergeier desselben Weibchens übersteigt. Die mühevollen Untersuchungen der Struktur der Eischale seitens des Herrn W. v. Nathusius, deren Resultate er z. T. in seiner hochinter- i) j. f. o. 1881, S. 217 ff. 2) Das Ergebnis dieser Wägungen erklärt sich einfach aus den gleichwertigen Abscess der schalenbildenden Kalkmasse auf Flächen von verschiedener Ausdehnung ader Eier ein und desselben Individuums. Je grösser die Fläche, desto dünner, je kleiner desto stärker (dicker) wird — bei gleichem oder doch nahezu gleichem Gewicht — die Schale sein müssen. Damit im Zusammenhange stellend erscheinen dann auch die verschiedenen Angaben über Stärke, Festigkeit, Sprödigkeit, »ungemeine Zartheit und so leichte Verletzlichkeit« der Eischale des Kuckuck, dass z. B. Dr. Opel nimmermehr glauben kann, dass der Kuckuck imstande ist, sein Ei auf weite Entfernungen im Schnabel zu tragen, ohne dasselbe zu verletzen (!). Dass man bei diesen Wägungen der Eischale vor allem auf genaue Reinigung derselben zu achten hat, versteht sich von selbst. Nach dem Ausblasen der Eier müssen diese wiederholt mit reinem Wasser ausgespült und sorgfältig getrocknet werde. j Q2 Erste Abteilung. essanten Arbeit: »Untersuchungen von Eischalen etc.» veröffentlicht hat1) sind leider gerade für die Bestimmung der Kuckuckeier von zu geringfügiger Bedeutung, als dass man sich versucht fühlen sollte, deshalb sich an die schwierige, zeitraubende und grosses Geschick fordernde Arbeit des Schalen- schliffes zu wagen, zumal da die zur Untersuchung zu verwendenden Objecte, die Eier, in vielen Fällen bis zur Wertlosigkeit beschädigt werden. Der Verfasser giebt (S. 296) die Abbildungen radialer Querschliffe von Croto- phaga ani und Cuc. canorus und sagt dazu: »Die Strucktur (der Schale) der letztern ist, wie man sieht, ziemlich einfach und wenig eigen- tümlich, die der erstem in hohem Grad«. Die Struktur der Schale würde demach, abgesehen von den Schwierig- keiten und Weitläufigkeiten ihrer Untersuchung, ein kaum sicheres Kenn- zeichen der Kuckuckeier abgeben. Als Kennzeichen der Kuckuckeier ist ferner von Ad. Walter, Dr. Kulter und Hauptmann Krüger- Velthusen die Härte und Festigkeit der Schale bezeichnet worden, Eigenschaften, welche weder der Sprödigkeit noch der Dünne derselben widersprechen , und sich auch mit der relativen Schwere vereinigen lassen. Alle die genannten Eigenschaften resultieren von der Dichtigkeit der Struktur der Schale, deren radialer Durchschnitt, wenigstens bei den mir zu Gebot stehenden Vergrösserungen, vollkommen dicht erscheint. Von der Sprödigkeit der Schale, namentlich der frisch ge- legten Kuckuckeier, konnte und kann man sich überzeugen, wenn man sie mit einer Nadel durchsticht. Die infolge dieser Manipulation entstehenden Sprünge erweisen sich zahlreicher, als bei andern Eiern von gleicher Grösse. Nicht besser steht es mit der Untersuchung und Bestimmung des Korns, welches vielleicht nur in Verbindung mit den durch Radialschliffe blossgelegten Porenkanälen zu wissenschaftlicher Bedeutung gelangen dürfte. Man vergleiche nur Thienemanns Kornbeschreibungen der verschiedenen Pflegereier mit der der Kuckuckeier (in seiner »Fortpflanzungsgeschichte der gesamten Vögel«). Wie schwierig und in der Praxis unverlässlich zeigen sie sich oft, man kann wohl sagen in den meisten Fällen, gerade da, wo andere Kriterien gleichfalls im Stich lassen. Dazu kommt noch, dass das Korn erwiesener und leichtbegreiflicher Weise nicht an der ganzen Eifläche dasselbe, dass es besonders an den Polen ein von der übrigen Fläche merkbar abweichendes ist, wie es sich namentlich in der Körnelung am stumpfen Pole zeigt-). Und hier war es, wo die Untersuchung der Struktur einzusetzen hätte, um der Untersuchung der Oberfläche der Schale — des Kornes — zu Hilfe zu kommen. Allein die nötigen Manipulationen sind an und für sich so zeitraubende, dass man nur in den seltenen Fällen, wo alle übrigen Kriterien absolut ver- sagen, zu ihnen würde greifen mögen. 1) J. f. O. 1882. S. 255. »Untersuchungen von Eischalen .... nebst Bemerkungen über die systematische Bedeutung dieser Strukturen. 2) An sich würde diese Verschiedenheit des Kornes an ein und demselben Objekte kein unüberwindliches Hindernis sein : man müsse es eben an beiden Polen und am Mantel des Eies untersuchen. Der europäische Kuckuck. 103 Die Naumann'sche Methode der Bestimmung der Kuckuckeier nach der eigenartigen Zeichnung derselben kommt ohne Zweifel am häufigsten zur Anwendung, reicht aber doch nicht in allen Fällen aus, da nämlich, wo es sich um ungefleckte oder mit stark verwischter Zeichnung versehene und einfarbig erscheinende handelt. In allen übrigen Fällen wird selbst der Anfänger nicht lange zweifelhaft bleiben, ob er ein Kuckuckei vor sich hat, oder nicht, besonders wenn man es neben Pflegereiern findet. Durch irgend ein, auch dem ungeübten Blicke auffallendes Merkmal lässt es sich doch sofort, selbst bei grosser Ähnlichkeit mit diesen, als fremdes, nicht zu den Nesteiern gehörendes unterscheiden, und wird sich in 99 unter 100 Fällen als Kuckuckei erweisen. ' Anders ist es freilich mit den Kuckuckeiern, welche man in schlecht gehaltenen Sammlungen nicht gar selten vorfindet. Vom Sonnenlicht zu- weilen bis zur Farblosigkeit ausgebleicht, mit einer durch Feuchtigkeit ver- härteten Staubkruste überzogen, ist es nicht leicht, selbst nach sorgfältigster und dabei gefährlicher Reinigung, ein Kuckuckei mit voller Sicherheit zu bestimmen, und um so schwieriger, als durch die genannten Faktoren nicht selten das Oberhäutchen gänzlich vernichtet und die Oberfläche der Kalk- schale dermassen angegriffen und verändert worden ist, dass auch das Gewicht der Eischale ausser Betracht bleiben muss. Glücklicherweise hat die Bestimmung solcher Eier überhaupt wenig oder gar keinen Wert.2) So bleibt denn als sicherstes Kennzeichen das Gewicht der Kuckuckeier- schale. Thienemann führt als beiläufiges Kriterium neben der Eigentümlich- keit des Korns auch die um */3 grössere Schwere der Kuckuckeier im Vergleich zu den Pflegereiern an (Fortpfl. d. gesamten V., S. 174). Er spricht hier von den Eiern der Sylv. atricapilla, und zwar augenscheinlich von dem Gewichtsunterschiede der gefüllten Eier, der hier, betrachts der G rössenunterschiede, durchaus nichts zu bedeuten hat. Es handelt sich vielmehr nur um das relative Gewicht der Eischalen, und besonders in jenen Fällen, in welchen die Kuckuckeier von gleichgrossen Eiern der Pfleger, und speciell von Doppeleiern kleinerer Pfleger zu unter- scheiden sind. Die Anwendung dieser Bestimmungsmethode ist weder schwierig noch eben zeitraubend und überdies nur in seltenen Fällen not- *) Dass man fremde Eier — eins oder mehrere — in manchen Singvogelnestem findet, gehört sicher zu den seltenen Vorkommnissen. Ich selber habe in der langen Reihe von Jahren und unter günstigsten Gelegenheiten nur einmal ein Finkenei im Neste eines Stieglitz gefunden. Der Fink hatte, da sein 3 Eier enthaltendes Nest von einer Katze zerstört worden war, in der Notlage sein Ei dem benachbarten Neste anvertraut ; allein die Stieglitze verliessen ihr Nest. Dagegen fand ich, wie schon früher bemerkt, Rotkehlchen und Fitislaubsängcr (Ph. trochilus) Rohrammer und Schilfrohrsänger (Acroc. phragmitis), und Rebhuhn und Fasan gemeinschaftlich auf ihren zusammengelegten Eiern brüten. 2) In dem eben angedeuteten Zustande beispielloser Verwahrlosung fand ich die Thiene- mannsche Eiersammlung im Dresdener Museum, besonders die reiche Abteilung der Oscines, deren Bestimmung selbst nach sorgfältigster Reinigung, bei welcher Hunderte von zum Teil interessanten Exemplaren überdies zerbrochen, oft nicht möglich war. In diesem unbeschreiblich schlechten Zusande war — ich muss dies hier konstatieren, — die wertvolle Sammlung des ersten Begründers der Oologie unter der Verwaltung des Kabinetsystematikers Reichenbach geraten ! JO4 Erste Abteilung. wendig. Aber selbst, wenn man häufiger dazu zu greifen gezwungen wäre: »So bequem, sagt W. v. Nathusius 1), ist die Naturforschung jetzt nicht zu handhaben, jetzt, wo uns so viele Methoden zur gründlichen Untersuchung zu Gebote stehen, und es muss etwas tiefer geschöpft werden, um die Be- deutung der Oologie für die Systematik der Ornithologie zu würdigen.« Und wenn sich die Ansicht bewährt, »dass allen Kriterien der Klassifikation eine um so grössere Bedeutung beizulegen ist, in je frühern Entwickelungs- stufen sie auftreten, und dass schon die Hüllen des unentwickelten Eies Gewebe sind, deren intime Struktur verhältnismässig leicht und präcis zu erkennen, und deshalb ein brauchbares Kriterium für die Klassifikation ist«, so muss es dies auch für die Artbestimmung sein. — — — Was würde es aber nützen, wenn man das unentwickelte Kuckuckei an dem Gewebe seiner »Hüllen« als solches erkannt hätte? An einen für die Bestimmung brauchbaren Zusammenhang dieser Hüllengewebe mit der Kalkschale und deren Färbung und Zeichnung kann man doch füglicher- weise nicht wohl denken. Der geübte Oolog wird übrigens selten in die Lage kommen, zu Lupe, Wage, Schliff etc. greifen zu müssen, um ein Kuckuckei zu bestimmen; und dies nur, wenn es sich darum handelt, die Richtigkeit seiner Be- stimmung ad oculos zu demonstrieren. Denn nicht »weil das in einem Pflegerneste gefundene Ei kein Pflegerei« ist und »deshalb ein Kuckuckei sein muss«, sondern weil der Kenner es als solches erkennt, be- zeichnet er es mit voller Sicherheit als Ei des Kuckuck. Dr. Altums Scharfsinn ist keinen Augenblick im Zweifel gewesen, ob »das von ihm in einem Rotkehlchenneste gefundene himmelblaue, ungefleckte Ei dem Kuckuck« 2) angehöre, oder ein Doppelei des Gartenrötlings, der Hecken- braunelle, des Wiesenschmätzers, des Steinschmätzers sei ! Man müsste doch annehmen, dass die obengenannten Pfleger die Eigentümlichkeit, oder sagen wir lieber die Marotte hätten, ihre Doppeleier in fremde Nester zu legen. Jedes Kuckuck weibchen legt gleiche Eier. Das heisst so gleiche, wie sich eben Eier gleichen können: von einer Identität in mathematischem Sinne kann natürlich nicht die Rede sein. Die Thatsache, dass jedes Huhn so gleiche Eier legt, dass man seine Eier von denen aller andern Hennen zu unterscheiden vermag, war schon im Altertum bekannt. Cicero erwähnt, dass es auf der Insel Delos, welche wegen ihrer Hühnerzucht berühmt war, Personen gegeben habe, die von jedem bei ihnen gelegten Eie sagen konnten, von welchem ihrer Hühner es gelegt worden sei. Jede Bäuerin, welche sich für ihr Geflügel interessiert, und jeder Geflügelzüchter versteht das heute noch besser. Und doch kommt bei den Hühnereiern nur Form und Grösse, kaum die Beschaffenheit der Schale, und die Farbe und Zeichnung, mit wenigen Ausnahmen, gar nicht in Betracht. *) J. f. u. 1882, S. 302. 2) Forstzoologie IL S. 61. Der europäische Kuckuck. . q - Ich habe, seit ich im Jahre 1852 zwei gleiche Kuckuckeier fand,1) welche nur von einunddemselben Weibchen gelegt sein konnten, da sich ein zweites im weiten Umkreise nicht aufhielt, alles aufgeboten, um darüber ins Klare zu kommen, ob dies stets, d. h. nicht nur für eine Saison, sondern auch für mehrere, Geltung haben möge. Ich war zunächst darauf bedacht und munterte meine Freunde und Korrespondenten dazu auf, besonders isoliert wohnende Kuckuckpaare zu beobachten und erhielt denn auch im Laufe der Jahre eine Reihe von 11 Paar Kuckuckeiern, welche augen- scheinlich und nachgewiesen je von einem Weibchen, und in den meisten Fällen, einem Paare gelegt worden sind.-) Fs sind folgende : 1. Zwei Kuckuckeier im Neste und bei Eiern des Zaunschlüpfers, am 15. und 18. April 1854. Dr. Krüper, Pommern. 2. Zwei in Nestern und bei Eiern des Zaunschlüpfers, am 15. und 18. April 1854. Dr. Krüper, Pommern. 3. Zwei im Neste und bei einem und zwei Eiern von S. cinerea, am ? und 23. Mai 1856. Hofgärtner Richter, Schlosspark Luisium bei Dessau. 4. Zwei Kuckuckeier bei drei und vier Eiern der weissen Bachstelze, am 8. und 15. Mai 1854. Baldamus, Diebzig (Anhalt). 5. Zwei Kuckuckeier bei drei und vier Eiern des Schilfrohrsängers (A. schoenob.), im Mai 1856. Hofgärtner Kilian, Schloss Kühnau bei Dessau. 6. Zwei Kuckuckeier bei vier Eiern von T. merula, 3. Juni, und drei Eier von Er. rubecula, 27. Juni 1866. Baumeister Sachse, Altenkirchen am Westerwalde. 7. Zwei Kuckuckeier bei je einem Ei der Mot. alba, vom 7. Juli 1866 und 14. Mai 1867. Baldamus, Mansfelder (Eisleber) Salzsee (Provinz Sachsen). 8. Zwei Kuckuckeier bei einem und fünf Eiern von E. phoenicurus, ? 1864. Förster Thiele in Rehsen, (Anh. Dessau). 9. Zwei Kuckuckeier :; bei zwei und zwei Eiern von E. tithys, am 13. und 19. Mai 1862. Zuckerfabrik Osmarsleben bei Bernburg Anhalt . 10. Zwei Kuckuckeier bei zwei und zwei Eiern von Phylloscop. rufus und trochilus, vom 7. und 14. Juni 1867. C. Sachse, am Westerwalde. 11. Zwei Kuckuckeier bei vier und zwei Eiern des Lanius collurio,4) 15. und 25. Mai 1867. C. Pötsch, bei Dessau. Ich hatte, als ich meine in der Überschrift dieses Kapitels ausge- sprochene Ansicht veröffentlichte, längst die auf glückliche Beobachtungen gestützte Überzeugung gewonnen, dass, wie die Eier der Delischen Hennen, *) Diese Eier sind mir auf unerklärliche Weise abhanden gekommen; sie waren es, welche mich zu weitern Beobachtungen nach dieser Richtung hin anregten. 2) Leider hat Naumann uns ohne Nachricht darüber gelassen, ob er von dem Paare, dessen Männchen 25 Jahre lang in seine Nähe zurückgekehrt ist, Eier gefunden hat. 3) Es waren 3 gleiche Kuckuckeier, von denen ich eins gegen ein anderes Kuckuckci vertauscht habe. 4i Die vier Neuntötereier sind grünlichgrau, die 2 andern von schön gelbroter Färbung. jOÖ Erste Abteilung. so auch die der übrigen, in Freiheit lebenden Vogelweibchen oder Paare unterscheidbar sein müssten, und nicht nur nach Grösse und Form, sondern auch nach Färbung und Zeichnung, und dass gerade die letztgenannten Kennzeichen durch ihre grössere Augenscheinlichkeit wesentlich zur Be- gründung des Gesetzes beitragen würden, dass innerhalb der Grenzen der spezifischen Kennzeichen die individuellen, d. h. die Merkmale der Eier der einzelnen Weibchen oder Paare, sich geltend machen würden. Ich Hess das Ziel, unwiderlegliche Beweise für dies Gesetz der individuellen oologischen Besonderheit nicht mehr aus den Augen und begann, leider etwas zu spät, dafür zu sammeln. Wer mit den grossen Schwierigkeiten, einzelne Paare während einer Saison, oder gar während mehrerer, genau zu beobachten, einigermassen vertraut ist, wird sich über die verhältnismässig geringen Erfolge nicht wundern. Ich hatte mein Augenmerk besonders auf die beiden Arten gerichtet, deren Eier, gelegenweise, am stärksten variieren : auf Anthus trivialis und Lanius collurio, Arten welche zugleich in meiner Heimat häufig, und deren Nester leicht zu entdecken sind. Da nun der Heimatstrieb in der Vogel- welt bekanntlich sehr stark entwickelt ist, und jedes Paar auf sein gewohntes Standrevier zurückzukehren pflegt und oft genug sein Nest auf dem früher benutzten Platze — auf demselben Baume, in und unter demselben Gebüsch etc. — anlegt, in demselben Nistkästchen mehrere Jahre nach einander brütet x), so konnte ich in mehreren Fällen konstatieren, dass jedes Weibchen nicht nur während der laufenden Saison, sondern mehrere Jahre hinter einander gleich gefärbte und gleich gezeichnete, aber auch geichgestaltete Eier lege. Unter den Beweissstücken meiner Sammlung für die Ähnlichkeit der verschiedenen Gelege ein und desselben Paares sind besonders interessant vier Gelege des Hausrötling (E. tithys). In der Kirche zu Osternienburg entdeckte ich zu Anfang Mai 1863 ein Nest dieses Vogels, welches am 7. Mai 3 Eier enthielt ; ich nahm es fort, weil es verlassen schien. Obwohl zwei Paare häufig in der Kirche zu sehen waren, suchte ich nicht weiter nach deren Nestern. Im nächsten Jahre hatten sich wiederum zwei Paare daselbst eingefunden. Ich fand in derselben Ecke, wo im Vorjahre das erwähnte Nest gestanden hatte, ein neugebautes, welches am 2. Mai fünf Eier enthielt. Diese sind genau von der schlanken, zugespitzten Form des vorjährigen Geleges. Bereits am J) Gelegentlich des ersten Besuches Luc. Bonaparte's in Diebzig entspann sich eine Diskussion über die Artberechtigung von Muscicapa luctuosa Tem. Herrn. Schlegel führte unter Anderen für die Trennung der luctuosa von atricapilla an, dass die Jungen der letztern an der Brust deutlich gestrichelt seien. Ich holte einen in dem Kammerfenster aufgestellten Käfig mit 6 jungen eines alten prächtig gefärbten M. atricapilla herbei, und es zeigte sich, dass die Behauptung Schlegels eine irrige sei. Beide Herren konnten sich überzeugen, dass die Eltern alte, echte atricapilla waren ; denn sie flogen ihren Jungen furchtlos in das Zimmer nach. (Vergl. Naumania II I. Heft S. 103 und IV. S. 206). Der europäische Kuckuck. 107 12. April dieses Jahres bemerkte ich das fast vollendete Nest des zweiten Paares, welches auf demselben Balken des Männerchores erbaut war, dessen anderes Ende das erste Paar in Beschlag genommen hatte. Am 28. April befanden sich in dem Neste fünf Eier von kurz ovaler Form. Ich nahm deshalb dieses Nest fort in der Hoffnung, dass das Paar ein neues an der- selben Stelle erbauen werde. Dies geschah in der That, und ich konnte am 22. Mai fünf völlig gleichgeformte Eier dem neuen Neste entnehmen. Beide Paare brachten dann noch je eine Brut aus. Die Eier beider Paare, unter sich vollkommen gleichgeformt, weichen in der Form augenfällig von einander ab. Ferner erhielt ich ein Gelege dieses Vogels aus dem in einem Rüst- loche einer Scheune erbauten Neste, dessen Eier, wie das öfter vorkommt, einen merklich bläulichgrünen Schein zeigten. Ich bat den Eigentümer des Gebäudes, mich zu benachrichtigen, wenn der Rotschwanz in der Nähe ein neues bauen würde, und nahm drei Wochen später ein zweites gleichge- färbtes Gelege selber aus dem in einem andern Rüstloche erbauten Neste. Beide Gelege sind jetzt nach 25 Jahren dermassen abgebleicht, dass man die grünlichen Scheine nur noch durchscheinend bemerkt. *) Zwei Gelege Neuntötereier vom 3. Juni und 3. Juli, von grün- licher Färbung, so wie drei Gelege von rötlicher Färbung, vom 2. und 27. Mai 1853 und 2. Juni 1854 sind in Grösse, Form, Farbe und Zeichnung einander so ähnlich, dass ich sie nicht zu unterscheiden vermöchte, ohne die darauf geschriebenen Data. Das gilt auch von zwei Gelegen des Baumpiepers vom Jahre 1854 und 1855. In allen diesen Fällen ist jeder Zweifel an der Authenticität der be- treffenden Paare völlig ausgeschlossen: es war stets nur ein Paar der Eltern in weitem Umkreise vorhanden. Bezüglich der Baumpiepereier muss ich noch erwähnen, dass die eben erwähnten beiden Gelege die einzigen sind, welche in Färbung und Zeichnung, wie in Grösse und Form der Eier vollkommen mit einander übereinstimmen, so wie dass ich niemals wieder in einer Saison zwei so ähnliche Gelege gefunden oder gesehen habe, da alles Suchen nach dem betreffenden zweiten Gelege stets erfolglos blieb. Statt aller weitern Beweise mag nur folgender noch Erwähnung finden, weil er zugleich über eine Erscheinung Aufschluss giebt, auf welche wir später zurückkommen werden. Im Frühjahr 1867 war der G arte n r ö tling, wie 1859 der Trauer- fliegenfänger bei Osternienburg, über alle Massen häufig in der Um- gegend von Halle; so auch in den damals noch grossen Baumgärten vor dem Rannischen Thore. Drei der von mir aufgehangenen Nistkästchen und eine für Höhlenbrüter zurecht gemachte Baumhöhle waren nach langen Kämpfen von 4 Paaren dieser heissblütigen Vögel in Besitz genommen worden ; die übrigen hatten sich entfernt. Das eine der Nester enthielt acht r) Eine grosse Anzahl ausnahmsweise schwachgrünlich gefärbter weisser Eier hat mir den Beweis geliefert, dass gerade solche Färbungen am schnellsten und stärksten verbleichen. JOS Erste Abteilung. Eier, welche mir durch Grösse und dunklere Färbung auffielen. Ich nahm daher das Nest fort in der Hoffnung, dass die gar nicht scheuen Vögel ein zweites in dies Kästchen bauen würden, was bereits nach wenigen Tagen geschah. Die sechs Eier dieses zweiten Geleges waren genau von derselben Grösse, Gestalt und Färbung des ersten, während die der drei andern Paare von gewöhnlicher Gestalt und Färbung waren. Alle Nester aber enthielten in beiden Gelegen 8, 7, 7 und 7, 7, 6 Eier, und ein fleissiger Beobachter und Kenner berichtete mir, dass er in andern Rötlingsnestern bei der ersten Brut 9, 9 und 8 Eier gezählt habe. ]) Wir kehren nun zu unserm Gauche zurück, um, wenn auch nur an einem einzigen Falle, nachzuweisen, dass die Ähnlichkeit der Kuckuckeier eines Weibchens sich nicht aliein auf das Gelege, wenn man so sagen darf, einer Saison, sondern auch auf die Eier mehrerer Jahre erstreckt. Ich fand nämlich bei dem zweiten Besuche des Mansfelder Salzsees 2) an dessen ziemlich hohem und steilen, mit einzelnen Bäumen und vielem Gestrüpp bewachsenen Ostufer ein den Eiern der Sylv. hortensis äusserst ähnliches Kuckuckei in dem Neste der weissen Bachstelze, bei einem Eie dieses Vogels. Dies war am 7. Juni 1866. Ein kleiner geweckter Eier- sammler aus dem nächstliegenden Orte, den ich mit mir genommen hatte, sagte mir, als ich ihm das Ei zeigte, dass er ein solches Ei vor einigen Tagen in einem Grasmückenneste gefunden und mit sich genommen habe. Leider war dies Ei so schlecht ausgeblasen, dass es beim Heraus- nehmen aus dem Kasten zerbrach. Ich schärfte meinem kleinen Kuckuck- wart vor allem ein, dass er das Kuckuckpaar diesseit des Sees genau zu beobachten, aber kein Ei aus irgend einem Neste zu entnehmen habe, namentlich kein Kuckuckei. — Als ich am 14. Mai des nächsten Jahres die Seen besuchte, berichtete mir der Knabe, dass er im vergangenen Jahre »noch so ein Kuckuckei« in der Nähe des letzten in einem Gras- mückenneste gefunden habe. Vier ganz nackte Grasmücken seien in dem Neste gesessen, das Kuckuckei sei aber so stark bebrütet gewesen, dass es beim Ausblasen zerbrochen sei. Er habe aber am 3. Mai schon wieder eins gefunden, und wisse viele Nester; auch wären zwei Paar Kuckucke an dem bewussten Orte«. Dort angekommen, hatten wir nicht lange gesucht, als mich der Knabe herbeirief: in einem in dem Gewurzel eines Baumes verborgenen Bachstelzenneste lag in der That neben einem Ei des Pflegers ein Kuckuckei, welches dem vorjährigen durchaus ähnlich ist. Gelegentlich meines zweiten Besuches am 22. Mai führte mich der wackere Kokkygologe zu einem ganz in der Nähe befindlichen Neste der Gartengrasmücke, welches neben drei Eiern ein den beiden andern und zugleich den Pflegereiern sehr ähnliches Kuckuckei enthielt. Diese drei Kuckuckeier gehören ohne Zweifel einem Weibchen an und sind bis heute nicht im geringsten verbleicht. J) Es scheint in der That, als ob die Grösse der Eier und Eierzahl in geradem Verhältnisse zu der periodischen, offenbar von dem Reichtum an Nahrung abhängiger Häufigkeit mancher Zugvogelarten stehe. Vergl. Naumannia VII, S. 184 — 187. 2) Mein Besuch der interessanten Seen galt hauptsächlich einem Tümpel an dem Ostufer des Salzsees, auf dem ich von der Höhe des Ufers herab eine Menge verschiedener Wildenten- arten gesehen hatte, die ich denn auch in grosser Anzahl brütend fand ; darunter Anas rufina. Der europäische Kuckuck. IOQ Im Jahre 1868 war ich während des halben Mai und Juni im Engadin. Der Knabe hatte mir während meiner Abwesenheit nebst mehreren Eiern von Anas rufina etc. auch ein Kuckuckei gebracht; dasselbe geschah am 25. Mai 1869. Beide Eier waren zwar unter sich, sowie den Eiern der Grasmücke, aus deren Nestern er sie genommen, sehr ähnlich, nicht aber in gleichem Masse den früher gefundenen Kuckuckeiern, und gehören mutmasslich dem zweiten Kuckuckpaare an, welches sein Standquartier am selben Uferhange, fast iL Stunde von dem des andern entfernt genommen hatte. ') Die Ähn- lichkeit der Eier beider Paare unter einander ist indess immerhin gross genug, um an eine nahe Verwandtschaft derselben denken zu lassen. Ich hatte übrigens schon im Jahre 1857 meine Ansicht, dass die- selben Weibchen im allgemeinen und unter normalen Ver- hältnissen gleich gefärbte und gezeichnete Eier produzieren, sehr bestimmt ausgesprochen (Naum. VII. S. 183). »Ganz besonders fällt das bei solchen Arten auf, deren Eier von mehr oder minder verschiedener und prägnant charakterisierter Färbung und Zeichnung sind. So z. B. bei Anthus arboreus, Lanius collurio, Sylvia atri- capilla. Ich hatte schon Vorjahren beobachtet, dass eine M ön chs- Gras- mücke, der ich die rötlich gefärbten Eier genommen, kurz darauf in der Nähe des ersten Nestes ein zweites baute, in welchem sich wiederum Eier von derselben sehr lebhaft rötlichen Färbung (und Zeichnung) befanden. Es war kein zweites Paar dieses Vogels weit und breit. Von Anthus arboreus hatte ich an derselben Stelle — einem Eiskeller am Rande des Diebziger Waldes — mehrere Jahre nach einander graugestrichelte Eier gefunden. In diesem Jahre hat mir ein Würgerpaar den eklatantesten Beweis geliefert, dass die Eier desselben Paares, wenigstens in den Gelegen einer Saison, einander ausserordentlich ähnlich sind. Im Garten meines Nachbars, des Herrn von Kemnitz auf Rajoch (bei Diebzig) machte sich ein Weibchen des Neuntöters dadurch bemerklich, dass es mit lautem Geschrei alle in seine Nähe kommenden Vögel angriff und verfolgte. Ich fand sehr bald sein auf einem Birnbaum angelegtes Nest, dessen sechs Eier eine mir noch nie vorgekommene starke Ähnlichkeit mit denen des Lanius Senator (rufus) zeigten. Ich beobachtete deshalb das Paar um so aufmerksamer und sah es nach wenigen Tagen ein zweites Nest auf dem nächsten Birnbäume anlegen. Dies enthielt vier, denen des ersten Geleges vollkommen ähnliche, von den gewöhnlichen Färbungen der L. collurio-Eier so auffällig abweichende Eier. (Beide Gelege befinden sich, vortrefflich erhalten, in meiner Sammlung.) Sollte, schloss ich, dies Faktum nicht geeignet sein, meine Ansicht: dass jedes Kuckuckweibchen in der Regel gleichgefärbte, bezw. gleichgezeichnete Eier lege, bedeutend zu stützen ? Meine Ansicht über die Ähnlichkeit der Eier ein und desselben Kuckuck- Weibchens hatte übrigens seitens der praktischen Forscher bald Anerkennung und zum Teil neue Stützen gewonnen. J) Ich siedelte im Herbste 1870 nach Koburg über und habe seitdem von den Seen und von dem intelligenten Burschen nichts mehr gehört. HO Erste Abteilung. Pässler1) formulierte seine »Ansicht« folgenderweise: »Wie das zuerst gelegte sehen alle Eier aus, die ein und dasselbe Kuckuck- Weibchen in ein und demselben Jahr e legt.« (J. f. O. 1859, S. 105). Wir citieren seine »beweisenden« Beobachtungen, soweit sie hierher gehören, wörtlich, zunächst aus S. 402 des J. f. O. 1857. »Den 8. Juni fand ich das Nest der S. nisoria mit drei eigenen und einem Kuckuckei. — Es war die grauweisse Form (Typus) der Grasmücken- eier mit aschgrauen, tief in der Schale sitzenden und wenigen bleich leder- farbenen Flecken. Gleiche Zeichnung trug auch das Kuckuckei, dazu ganz oben zwei schwarzbraune Flecke. Die Eier waren 8 — 9 Tage lang bebrütet. Ungefähr 60 Schritte von diesem fand ich ein zweites Sperber- grasmückennest mit drei eigenen und zwei Kuckuckeiern. — Es war die grünliche Form: auf hellgrünem Grunde aschblaue Flecke. Gleiche Färbung trug auch das eine Kuckuckei, nur Grund- und Fleckenfarbe etwas dunkler, die Flecke kleiner und schärfer, dazu als Unterzeichnung einige matte gelbgrüne Punkte. Das andre Kuckuckei dagegen sah ganz wie jenes aus dem ersten Neste aus. Die Eier lagen in zwei Reihen geordnet: in der ersten Reihe an der Spitze das grünliche, dann das graue Kuckuckei, zuletzt ein Grasmückenei ; zwei in der zweiten Reihe.2) Alle Eier waren noch klar und unangebrütet. Ich ziehe daraus den Schluss : das Kuckuckweibchen, welches vor y- — 8 Tagen sein graues Ei jenem ersten Grasmückenneste anvertrauet, hatte ein gleiches den 7. oder 8. Juni in jenem am letztern Tage ge- fundenen Neste untergebracht; etwas später hatte ein anderes Kuckuck weibchen das grünliche Ei dazu gelegt. »Als ich den 15. Juni gegen 7 Uhr morgens mich einem, schon am 11. in demselben Reviere mit einem rötlichen Ei gefundenen Neste des Lan. collurio näherte . . . bemerkte ich einen Kuckuck auf dem Neste, den Unterkörper ins Nest gedrückt, offenbar im Legen begriffen. Ich verhielt mich natürlich still; aber der Vogel bemerkte mich und entflog. Im Fortfliegen entfiel ihm ein Ei, das zwar zerschellte, dessen Schalen- fragmente aber zur Genüge erkennen liessen, dass es ganz jenem grünlichen Eie ähnlich war, welches ich, nebst dem grauen, 7 Tage vorher im Neste der S. nisoria gefunden hatte. Ich ziehe daraus den Schluss : dasselbe Kuckuckweibchen, welches vor 6 — 7 Tagen ein grünliches Ei in das Nest der S. nisoria mit ähnlichen Eiern gelegt hatte, wollte jetzt ein anderes (aber) gleichgefärbtes Ei in ein rote Eier enthaltendes Nest des L. collurio legen. »Den 30. April (1858) hörte ich zuerst seinen (des Kuckucks) ersehnten Ruf. Das erste Ei, ein grünlich gelbes, fand ich den 31. Mai im Neste der *) Pastor Wilh. Pässler und ich haben als Gymnasiallehrer mehrere Jahre hindurch gemeinschaftlich beobachtet und gesammelt, und uns speziell die Erforschung der Lebensweise unseres Kuckuck zum Ziele gesetzt. 2) Nach Wetterbergs Mitteilung an A. Westerlund (1. c. S. 93) wendet das Kuckuckweibchen, so oft es dazu kommen kann, die Pflegereier mit den Spitzen nach gleicher Seite (med spetsarne ät ett och samma hall) und legt dann sein Ei in die Mitte des Nestes. S. auch J. O. 1859 S. 105 und ff.). Der europäische Kuckuck. j j j S. nisoria neben drei ähnlich gefärbten Eiern der Grasmücke. Den i. Juni fand ich zwei Kuckuckeier von einer Färbung, wie sie mir noch nie vor- gekommen waren : silbergrau mit verwaschenen bleichgrünlichen Flecken. Das zuerst gefundene lag im Neste des L. collurio neben 4 lebhaft rotgelb gefleckten Eiern der Brutvögel (Pfleger). Die Eier lagen in zwei Reihen geordnet und sahen ganz frisch aus. Das zweite jenem ganz ähnliche Kuckuckei lag in einem ungefähr 100 Schritt von dem Würgerneste entfernt stehenden Neste der Fring. chloris nebst drei eigenen Eiern. Letztere mochten gegen 7 Tage bebrütet sein. Es ist für mich kein Zweifel, dass die so auffallend gefärbten und gezeichneten, aber einander so ähnlichen Eier von ein und demselben Weibchen herrühren , und dass dieses sein erstes Ei in das Hänflings- (Grünlings-) Nest gelegt hat. Es trägt einige sonderbare (?) Flecke, welche das Hänflingsei gleichfalls aufzuweisen hat. Da ich den 8. Juni noch ein gleiches drittes Ei im Sperbergrasmückenneste fand , so erhielt ich wieder einen eklatanten Beweis für meine Ansicht : Wie das zuerst gelegte sahen alle Eier aus, die ein und das- selbe Kuckuck weibchen in ein und demselben Jahre legt... Das eben erwähnte dritte Kuckuckei »war frisch gelegt (vielleicht denselben Morgen) und lag neben einem Ei der Grasmücke, aus welchem das Junge auszubrechen im Begriff war, und einem jüngst ausgeschlüpften Jungen ; der erste Fall, welcher mir vorgekommen, dass das Kuckuckei von dem Entwicklungsstadium der Nestbrut soweit differiere.« Ausser Pässler waren besonders W. Hintz I., Thiele, Althammer, Olphe-Galliard, Seidensacher, Sachse, Dr. R. Meyer u. a., welche sich, auf Grund eigener Beobachtungen, wie über die Ähnlichkeit der verschiedenen Kuckuckeier mit denen sehr vieler Pfleger, so auch über die Identität der Gelege der verschiedenen Kuckuckpaare, oder Kuckuckweibchen, in be- stimmter Weise ausgesprochen haben, so dass an der Genauigkeit und Richtigkeit dieser Beobachtungen wohl kaum noch gezweifelt werden kann. D as Kuckuck weibchen legt nur ein Ei ineinund dasselbe Pflegernest; wenn zwei oder mehr dergleichen in einem Neste gefunden werden, sind sie von zwei oder mehreren Kuckuckweibchen gelegt worden. Ausnahmen von diesem Gesetze würden lediglich als »Instin kt- Verirrung« oder als »äusserster Notfall« zu deuten sein. Auch ist meines Wissens kein unanfechtbares Zeugnis von einer solchen Ausnahme bekannt1). Vielmehr stimmen sämtliche Beobachter, welche das Glück gehabt, zwei Kuckuckeier in einem Neste zu finden, darin überein, dass jene von zwe i Kuckuck weibchen gelegt sein müssen. Schinz, die Gebrüder Naumann, L. Brehm, Thienemann, Pässler, von Preen, Degland, Krüper, Seidensacher, Rowley, Dr. R. Meyer u. A. führen Vorkommnisse dieser Art J) Die Müllersche Angabe in dem famosen Gartenlauben-Artikel, nach welcher er drei verschiedene Kuckuckeier in dem mythischen Kuckuckneste gefunden und mit dieser Entdeckung, nach Versicherung des H. Bruders, die Naturgeschichte des Kuckuck zum Abschluss gebracht habe, charakterisiert sich schon hiernach als gröblicher Irrtum. I j 2 Erste Abteilung. mit dem Zusätze an »wahrscheinlich«, »sicher«, »entschieden« von zwei ver- schiedenen Kuckuckweibchen gelegt. Ich selber habe nur ein einziges Mal das Glück gehabt, zwei Kuckuck- eier in einem Neste zu finden, und zwar in dem des Teichrohrsängers, in einem Graben an dem damaligen Fusssteige zwischen Leipzig und Neu- schönefeld im Schilfrohr angelegt. Die Kuckuckeier waren wesentlich von einander verschieden: das eine zeigte grosse Ähnlichkeit mit den beiden Eiern des Pflegers, das andere war rötlich, mit dunklerer Zeichnung, an die Eier des Rotkehlchens erinnernd. Das ist alles, was ich davon weiss. Der vormalige »Ornithoologe« G. H. Kunz in Leipzig hatte das Nest entdeckt und nahm die Eier an sich, die natürlich nicht von einander getrennt werden sollten. Was daraus geworden ist, kann ich nicht sagen; wahrscheinlich hat der Besitzer sie mit dem Gros seiner Sammlung verkauft. Später sah ich einen jungen Kuckuck neben einem stark bebrüteten Kuckuckei und zwei kürzlich ausgeschlüpften Bachstelzen in einem Neste dieses Vogels, dessen Eiern dies Kuckuckei ähnelte. Bruchstücke des andern vermochte ich nicht aufzufinden. Naumann sagt (1. c. S. 226) »das Kuckuckweibchen legt jedesmal nur ein Ei in ein dazu gewähltes Nest ; das nächste Ei legt es wieder in ein anderes Nest eines Vogels oft von ganz anderer Art, als der erste war u. s. w. bis es sie alle einzeln untergebracht hat. So ist es in der Regel. Doch kann der Fall, dass zuweilen einmal zwei Kuckuckeier in einem Neste gefunden werden, nicht geradezu abgeleugnet werden, da er mehreren, und auch meinem Vater einmal, vorgekommen ist, wovon hier zwar das eine Ei in, und das andere unter dem Neste lag. Ein andermal fand er einen jungen Kuckuck im Neste, und unter diesem neben den herausgeworfenen Eiern des kleinen Vogels auch noch ein Kuckuckei auf der Erde liegend. . . . Von zwei jungen Kuckucken in einem Nest habe ich jedoch nie gehört etc. Pässler findet »ein Nest der Sperbergrasmücke mit 3 Eiern des Nest- eigners und 2 Kuckuckeiern. (J. f. Orn. V. S. 403). Das eine dieser letztern sah ganz so aus wie ein andres, vor 7 — 8 Tagen in einem andern Sperbergrasmückenneste (am 8. Juni) gefundenes, welches neben 3 Eiern des Pflegers, lag. Diese Pflegereier »gehörten zur grauweissen« »Form« der Grasmückeneier mit aschgrauen, tief in der Schale sitzenden und wenigen bleich leberfarbenen Flecken. Gleiche Zeichnung (und Färbung) trug auch das Kuckuckei, dazu ganz oben zwei schwarzbraune Flecken. Das andere der beiden Kuckuckeier glich der grünlichen Form der S. nisoria Eier auf hellgrünem Grunde aschblaue Flecke, denen wieder dies zweite Kuckuckei glich ; nur waren Grund- und Fleckenfarbe etwas dunkler, die Flecke kleiner und schärfer, dazu als Unterzeichnung einige matte gelbgrüne Punkte. Al'e Eier dieses Nestes waren noch klar und unbebrütet. Am 15. Juni sah P. einen Kuckuck auf dem Neste des L. collurio sitzen, der ihn bemerkte, vom Neste flog und dabei ein Ei fallen Hess, dessen Schalenfragmente zur Genüge erkennen Hessen, dass es ganz jenem grünlichen, bei dem grauen gelegenen Kuckuckei ähnlich war«. Der europäische Kuckuck. I \ 3 Hier wäre also der strikteste Beweis geliefert, dass die beiden in einem X e s t e zusa m menliegenden K u c ku c k e i e r von z w e i verschiedenen Weibchen gelegt worden, da zwei andere von den beiden Weibchen gelegte ganz in der Nähe aufgefunden sind. Mr. G. D. Rowley erwähnt bei der Aufzählung der 19 Nester mit Kuckuckeiern, welche während des Jahres 1864 zu seiner Kenntnis ge- langten '), dass ein Nest der Motac. Yarrelli zwei Kuckuckeier enthielt, von denen das eine rot, das andre grau war. Eier des Pflegers lagen nicht im Neste. Dr. R. Meyer erzählt im »Zool. Garten«2), dass ihm durch Dr. Mertz2) am 12. Mai 1872 zwei Kuckuckeier nebst einem Rotkehlcheneie übergeben wurden. Das letztere, wie das diesem »gleich oder ähnlich gefärbte Kuk- kuckei waren stark bebrütet; das andere nicht ähnliche war frisch. Das bereits sieben Eier enthaltende Rotkehlchennest wurde Dr. Merz durch das den Kuckuck einigemal mit grossem Geschrei verfolgende Rotkehlchen ver- raten. »Ausser den sieben Rotkehlcheneiern fand sich ein Kuckuckei, das, die Grösse ausgenommen, in der rötlich fleischfarbigen Färbung mit röt- lichen Punkten den Rotkehlcheneiern täuschend ähnlich sah. Dies war morgens 1 1 Uhr. Nachmittags gegen 4 Uhr fand Dr. Merz nur noch sechs Rotkehlcheneier, aber ein neues grauweisses, schwärzlich gestricheltes Kuk- kuckei im Neste. Am 13. Mai fand er nur noch 4 warme starkbebrütete Rotkehlcheneier darin«. Mir ist nur ein einziger Fall bekannt geworden, der es auch nur wahr- scheinlich macht, dass ein Kuckuckweibchen zwei seiner Eier in dasselbe Nest gelegt hat. In einem der beiden Nester des Hausrotschwanz in den Rüstlöchern der Zuckerfabrik Osmarsleben — ich habe den Namen des Gymnasiasten, welcher mir seiner Zeit die drei bereits mehrerwähnten Kuk- kuckeier überbrachte, zu notieren vergessen — fand derselbe zwei Kuckuck- eier, genau von der Farbe und Zeichnung der drei übrigen, von denen das eine frisch, das andere etwas bebrütet war. Der junge Mann behauptete, dass im weiten Umkreise kein zweiter Kuckuck gerufen habe, und wir hätten es demnach mit einem äussersten Not falle zu thun, wenn wir nicht annehmen wollen, dass sich dennoch ein zweites Weibchen in der Nähe aufgehalten, welches genau dieselben auffallend gefärbten und gezeichneten Eier gelegt habe; eine Annahme, die zwar an sich nicht unmöglich, aber doch sehr unwahrscheinlich sein dürfte. Ich stehe davon ab, weitere Beobachtungen zu registrieren, soweit sie unsern Kuckuck betreffen, möchte aber schon hier auf diejenigen des treff- lichen australischen Ornithologen C. P. Ramsay in Sidney hinweisen, weil sie den eben ausgesprochenen Ansichten eine nicht unwesentliche Stütze verleihen. Ramsay weist in seinen biologischen Beiträgen über australische Kuckucke unter andern Analogien des dort ziemlich häufigen Glanzkuckuck, Lamprococcyx lucidus, mit unserm Gauche auch diese nach, »dass jener J) G. D. Rowley, Ibis 1865. p. 186. Ebendaselbst S. 360 bemerkt R., dass ein Kuckuckei um 5 Uhr 45 Min. abends gleichfalls in einem Neste der Motac. Yarrelli und zwar am 1. Mai gefunden wurde. 2j Zool. Garten XIII. S. 185. 8 Bai il a m u s. H4 Erste Abteilung nur ein Ei in die Nester seiner Pfleger legt, und dass in allen Fällen, wo er zwei Kuckuckeier in einem Neste gefunden, diese verschiedenen Eier- Varietäten (Färbungen) also auch verschiedenen Weibchen des Glanzkuckuck, oder denen zweier Arten angehörten, z. B. den L. lucidus und Cuculus cinerascens (s. d. Arten). Die Behauptungen, dass unser Kuckuck mehrere Eier in ein und dasselbe Nest lege, und dass diese total von einander ver- schieden seien, verdienen keine ernstliche Widerlegung; wir erwähnen sie nur, weil die erste sich auf Oken und die andere auf die der Gebrüder Müller stützt.1) Bekümmert sich das Kuckuckw eibchen auch ferner um seine Eier und Jungen? Im Jahre 1864 schrieb mir Förster Thiele wörtlich also: »In sämt- lichen Nestern, die ich mir seit 15 Jahren gemerkt hatte — gewiss Tausende an Zahl — um später vielleicht ein Kuckuckei darin zu finden, teils noch im Bau begriffene, teils mit Eiern belegte, habe ich niemals ein Ei des Kuckuck gefunden! Den Grund dieser auffälligen Thatsache erkläre ich mir nicht anders, als dass der Kuckuck die Vögel, denen er seine Eier anzuvertrauen gedenkt, vom ersten Augenblicke ihres Nestbaues beobachtet, wo er mich dann natürlich als unberufenen Gast gesehen haben mag, was ihn veranlasst hat, seine Eier nicht in die von mir entdeckten Nester zu legen«. Diese Thatsache wiegt um so schwerer, als Thiele bei seinem leiden- schaftlichen Sammler- und Beobachtungs-Eifer zugleich die denkbar günstigste Gelegenheit hatte; um so schwerer, als Thiele sich rühmen durfte, 73 Kuckuckeier in den verschiedensten Pflegernestern gefunden zu haben ! Die gleiche Erfahrung hat übrigens Pässler, haben viele andre Orni- thologen, habe ich selber mehrfach gemacht. Ferner war es vielfach aufgefallen, dass Kuckuckeier aus den Nestern der Pfleger spurlos verschwunden waren, in denen man sie tags vorher gesehen hatte. Die Eier der Pfleger waren dabei unverletzt geblieben und wurden in den meisten Beobachtungsfällen weiter bebrütet. Wer hatte das Kuckuckei entfernt und wo war es geblieben ? Die kleinen Pfleger konnten zwar die verdächtigen Kuckuckeier aus ihrem Neste geworfen haben, welche man, mehr oder weniger verletzt, unter dem Neste oder in dessen x) Ag. Westerlund (Skand. ool. p. 92. Anm. 3) citiert freilich eine Stelle aus Dr. Willi- bald's (?) Nester und Eier der Vögel etc. p. 90, welche unter der Autorität des Schwedischen Oologen weiter kolportiert worden ist. Aber man hat dabei die Kritik Westerlunds übersehen. Die Stelle lautet: »Glaubt man, dass immer nur ein Ei des Kuckuck in einem Neste liege, so irrt man sehr; man hat 2, 3 und 4 Eier in Staarennestern, ja sogar 4 ausgebrütete und aufge- fütterte Junge darin gefunden«. W. fügt hinzu, dass ihm diese Angaben verdächtig erscheinen — »dessa upgifter förefalla mig apokryphiska« — und »da man niemals zwei Kuckuckeier von gleicher Entwickelungsstufe (in einem Neste) findet, so sind diese zweifelsohne von zwei Weibchen gelegt worden »Da man nägon gang finner 2 gökägg i sararaa rede, aro dessa tvifvelsutan ditlagda af tvenna honor« (?). I (er europäische Kuckuck. j j r unmittelbarer Nähe - - nicht gar selten — gefunden hat :), allein es musste zweifelhaft bleiben, ob ihr Rachen weit genug sei, um ihnen einen weiteren Transport des Kuckuckeies zu gestatten. Wohl aber lag es nahe genug, dem Kuckuckweibchen die Entführung des eigenen Eies zwecks Sicher- stellung desselben zuzutrauen, und ich darf es wohl zu den interessantesten Glücksfällen meiner Excursionen zählen, dass es mir vergönnt war, das Kuckuckweibchen in flagranti, und noch dazu unter den denkbar günstigsten Umständen, zu treffen. Ich hatte am 12. Juni (1868) von Halle aus eine Nachmittags-Exkursion nach dem » Hohen weidener Holze» gemacht, einen von der Saale in mehr- fachen kühnen Bogen umgrenzten vogelreichen Laubwaldreviere *2) und stand um 6 Uhr bei herrlichstem Wetter auf dem Deiche, welcher, gegenüber der Halbinsel »Abtei«, zum Schutze gegen die dortige Strömung der Saale angelegt ist. Dieser Damm ist mit einer Reihe von Kopfweiden und hier und da mit Dorngebüsch bepflanzt, und stürzt an der Rundung des Bogens, infolge der gelegentlichen Abspülungen der Hochwasser, senkrecht in die Saale ab. Ringsum der lebhafteste und mannichfaltigste Chorgesang meiner Lieb- linge, nach des Tages Hitze: Nachtigallen, Grasmücken, Gartenrötlinge, Busch- und Teichrohrsänger, Pirol und Kuckuck gaben ihr Bestes. Selbst der Kleimspecht, der seine Nisthöhle, ausnahmsweise niedrig, in eine kern- faule Kopfweide gemeiselt hat, giebt seine Freude, dass ihm nichts daran geschehen, in freudighohem Lachen kund. Da, mir gerade gegenüber auf der Abtei, ein schnell wiederholtes »Kuckuck« und schleichenden Fluges dicht über dem Wasser hin streicht Frau Kuckuck unter fortwährendem Rufen des Gatten nach dem steilen Lehmufer zu, erhebt sich und lässt sich nieder an der dort kahlen Endwand. Ich zähle die Weiden ab, merke mir die Entfernung, eile hinter dem schützen- den Walle bis zur Stelle, beuge mich vorsichtig über — und in halber Armlänge unter meinen Augen (ich hatte mich niedergelegt) erblicke ich den Kuckuck mit zitternd gesträubtem Gefieder und geschlossenen Augen, hin und wieder konkulsivisch aufzuckend; es war keine Frage, Frau Kuckuck legte ein Ei. Das war alles genau so, wie ich es 1860 mit dem Kgl. "Niederl. Oberjägermeister Verster in dessen Bibliothekzimmer beobachtet Latte 3) ; dem Kuckuck macht die Geburt selbst eines so kleinen Eies grosse Beschwerden. *) Ob in solchen Fällen, in denen offenbar ein Kampf zwischen dem Kuckuckweibchen und den Nesteignern stattgefunden haben muss — man fand z. B. einzelne Federn des erstem neben dem verletzten Kuckuckei — ob in solchen Fällen die eine oder die andere der Parteien die Schuld der Verletzung trifft, darüber liegt meines Wissens eine exakte Beobachtung nicht vor. 2) Königl. Preuss. Generalstabskarte 246 Sektion Halle. 3) Ich war zu Anfang meines Aufenthaltes in dem kleinen Seebade Noordvijk bei Leiden durch meinen alten Freund H. Schlegel, den vielberühmten Ornithologen und Direktor des Leidener Museums, seinem gelehrten und geistvollen Freunde Verster empfohlen worden und befand mich mit diesem in seinem Bibliothekzimmer, als dessen Jäger uns einen kranken Kuckuck brachte, welchen er »mit gesträubtem Gefieder und geschlossenen Augen in dem Rinnsteine des .mit Backsteinen gepflasterten, nach der Küche führenden Gange« des Hofes aufgenommen hatte. S* j,g Erste Abteilung. Wie lange ich regungslos, das Auge unverwandt auf den Vogel ge- richtet, so dagelegen, ich kann es nicht genau sagen. Die Zeit schien mir sehr lang, und doch sass der Kuckuck höchstens 5 Minuten auf dem Neste. Plötzlich, nach einem stark krampfhaften Zittern, legten sich die Federn glatt an, Frau Kuckuck öffnete die Augen, erblickte die meinigen in so gefährlicher Nähe, glitt, ohne etwas merkbares Erschrecken, an dem steilen Ufer hinab und flog dicht über dem Wasser hin nach der Stelle des jen- seitigen Ufers, von welcher es gekommen, und wurde von dem Gatten, der bislang geschwiegen hatte, mit Jubelruf empfangen. Jetzt erst blickte ich nach dem Neste. Es war das von Mot. alba,, gestützt auf zwei oder drei dürre Stengel des Carduus crispus. Und in dem Neste ein Bachstelzenei, ein warmes Bachstelzenei mit prächtigem,, dunklem Strichelkranze in der Nähe des stumpfen Poles. Ein so schönes Kuckuckei hatte ich noch nicht gesehen. Schon wollte ich mich mit meiner Beute zurückziehen. — »Aber ist das nicht die beste Gelegenheit für die Beobachtung des weitern Benehmens des Kuckuck bei so seltenem Vor- kommnis?« — Zögernd legte ich das schöne Ei wieder ins Nest. Von dem. Bachstelzenpaare sah und hörte ich nichs. — »Holen wirds doch der Kuckuck nicht?« Ich wollte bei diesem Gedanken wieder nach dem Ei greifen. — »Ach was! In jedem Falle ist doch — selbst im schlimmsten! — die Beobachtung mehr wert, als der Besitz des Eies.« Ich stieg den Wall hinab, ging bis zu einer Stelle, etwa 20 Schritt von der Neststelle entfernt,, von wo ich im Schutze eines Schwarzdorngestrüppes das Nest genau be- obachten konnte. Kaum war ich angelangt, da flog das Weibchen, diesmal aber viel schneller, direkt auf das Nest zu, beugte sich schnell hinein und flog eben so schnell zurück, wie es gekommen war. Das Nest war leer. Drüben rief der Kuckuck Triumph! Als ich am dritten Tage darauf mit einem Bekannten die Abtei ver- geblich nach dem Kuckuckei durch schaut hatte, fand ich auch das Bachstelzen- nest zerrissen. Über den Verlust des hübschen Eies tröstete mich der eklatante Beweis, dass sich das Kuckuckweibchen, und zwar wohl meist in Begleitung des Männchens, nicht blos um seine Jungen, sondern auch um seine Eier bekümmert. Es ist wohl als sicher anzunehmen, dass das Weibchen sein Ei drüben einem andern Neste anvertraut hat. In gleicher Weise wird denn auch das spurlose Verschwinden der Kuckuckeier in andern Fällen zu erklären sein, wenigstens in allen denen,. Wir nahmen den anscheinend sterbenden Vogel in die Hände, nach der Ursache des Todes,, etwaiger Verwundung oder dergl. suchend. Da fühlte V., in dessen Hand er eben war, etwas Warmes darin, der Vogel flog wohlgemut durch eins der geöffneten Fenster und am Boden lag ein zerbrochenes Kuckuckei, dessen Fragmente ich noch heute besitze. Wir begaben uns in. den schmalen Gang, und ich fand alsbald in einem Rüstloche des Küchengebäudes ein Nest von, R. tithys, dem ohne Zweifel das Ei zugedacht war. Der europäische Kuckuck. t t 7 in welchen das Kuckuckei ohne Pflegereier gelegen, oder wo diese unbeschädigt zurück geblieben waren.1) Nach Mitteilungen Wetterbergs (bei Westerlund 1. c. p. 93) soll das Kuckuck Weibchen die Eier der Pflegeeltern, so oft es dazu kommen kann, mit den Spitzen nach ein und derselben Richtung schieben und darauf sein eigenes Ei in die Mitte des Nestes rücken. »Vänder gökhonan, sä ofta hon kan komma ät, de blifvande fosterföräldrarnes ägg met spetsarne ät ett och samma hall, hvarefter hon lägger sit ägg i midten af boet.« Ich ver- stehe die Sache so, dass die Spitze der Eier nach innen, oder auch nach aussen gewendet und dann das Kuckuckei in die Mitte geschoben wird. Eine grosse Reihe von Thatsachen, bis zu Aristoteles hinauf, bezeugt die besondere Sorgfalt des Kuckuckweibchens in der Fürsorge für seine Nachkommenschaft zur Zeit ihres Ausschlüpfens aus den Eiern. Man hat beobachtet, dass Eier oder Junge der Pflegeeltern ge- wöhnlich kurz nach dem Ausschlüpfen des jungen Kuckuck verschwunden sind, und hat jene meist zerbrochen oder tot unter dem Neste oder in der Nähe desselben gefunden, oder wenn man weder die einen noch die andern entdecken konnte, angenommen, dass das Kuckuckweibchen, oder, wie Opel grundlos meint, das Kuckuckmännchen die Eier und bez. die Jungen der Pfleger gefressen habe. An positiven Beweisen für diese schon von Aristoteles, Plinius, Aelian u. a. bis in die neueste Zeit herab ausgeschmückten Behauptungen hat es, soviel ich weiss, noch immer gefehlt. Niemand hat gesehen, dass der Kuckuck, Männchen oder Weibchen, einen jungen Vogel verzehrt hat. Wohl aber hat man oft genug Eier und nackte, auch mehrere Tage alte Junge der Pflegeeltern neben oder unter deren Neste gefunden, welche ohne Zweifel von dem Kuckuckweibchen in Abwesenheit der Eltern aus dem Neste entfernt worden waren. Dass das Kuckuckweibchen bei diesem Akte sehr vorsichtig verfährt, um den Argwohn der Pfleger nicht zu er- regen, sowie, dass es die Eier nicht frisst, sondern wo möglich versteckt, beweist die Seite 44 mitgeteilte Beobachtung am Geröllfusse des Piz Munteratsch. Ich fahre nun hier in der auf Seite 27 und 41 unterbrochenen Mitteilung fort. Die leicht erklärlichen Bewegungen des Kuckuck Hessen auch natürlich vermuten, dass es fünf Eier bez. Junge des Alpenpiepers aus dessen Neste genommen und in in der Nähe herum versteckt haben werde. Ich näherte mich vorsichtig und war nicht wenig erstaunt, den Pieper dicht vor meinen Füssen von dem Neste aufflattern und unter ängstlichem »sziss-bitt« weiter 2) Auch wohl dann, wenn das Kuckuckweibchen einen Feind in der Nähe seines bereits untergebrachten Eies bemerkt hat, und es vor diesem in Sicherheit zu bringen bedacht ist. Dabei mag es vorkommen, dass dasselbe in der Eile das eigene Ei verletzt, und ich glaube, dass in dem von Rowley (Ibis 1862, p. 305) mitgeteilten Falle nicht die Pfleger, sondern das Kuckuck- weibchen sein Ei, nachdem es betastet worden war, bei der Fortschaffung desselben zerbrochen hat. Vielleicht, ja wahrscheinlich auch in dem Falle, wenn zu dem in ein leeres Nest gelegten Kuckuckei keine Pflegereier gelegt werden, oder das mit Pflegereiern belegte Nest verlassen wird. Ein von mir beobachteter Fall ibt kaum anders zu deuten. j i g Erste Abteilung. flattern zu sehen. Im Neste sass ein junger Kuckuck, der vielleicht 10 bis 12 Stunden alt sein mochte. Ich hob zunächst das Nest samt seinem hässlichen Insassen empor und fand in der seichten Nestvertiefung ein Pieperei, und bei weiterem Suchen ringsum noch vier im Grasse versteckte. Kaum hatte ich die sehr stark bebrüteten Eier, von denen nur drei für meine Sammlung zu präparieren gelang, in Sicherheit gebracht und mich einige Schritte weit entfernt, als der Vogel sich wieder auf sein Nest schlich, um den jungen Kuckuck zu erwärmen. Mit dieser Beobachtung wäre nun zwar Art und Weise des Ver- schwindens der Pflegereier positiv erklärt — wahrscheinlich auch alle jene zahlreichen Fälle des Verschwindens einzelner oder mehrerer vor oder kurz nach dem Einschieben des Kuckuckeies1) — , aber wie mag es kommen, dass das Kuckuckweibchen seinem »der Art nützlichen, sagen wir einmal »Instinkte« nicht immer folgt und weder Eier noch Junge der Pfleger entfernt, sondern die Jungen, oder doch einige, auf und auswachsen lässt.« Meiner Ansicht nach geschieht dies wohl nur dann, wenn es ihnen nicht beikommen kann : wenn es sein Ei in zu enge oder zu tiefe Nisthöhlen geschoben hat, oder auch in solche Nester, deren enger seitlicher Eingang nicht leicht, oder nicht ohne arge Beschädigung erweitert werden kann. Unter die erste Rubrik gehören fast alle Nester des Gartenrötlings, viele der weissen Bachstelze, des Rotkehlchens, der Steinschmätzer u. a., unter die zweite viele Nester des Zaunkönigs und zwar nicht blos die in Höhlen angelegten, sondern auch manche der aussen aus derbem Stoffen bestehenden namentlich im Gestrüpp der Flussufer erbauten. In den Nestern der ge- nannten Arten hat man denn auch zumeist junge Vögel neben dem jungen Kuckuck gefunden vermutet. In neuern Zeiten hat man auch versucht, das Kuckuckweibchen von dem schnöden Verdachte des Ammenkindermordes zu reinigen, und dafür den absieht li chen oder zufälligen Sti efgesch wi st e rmord seitens des jungen Kuckuck adoptiert. Dr. Jenner war, wie es scheint, der erste Schriftsteller, welcher die Mitteilung machte, »dass der junge Kuckuck seine kleinen Nestgeschwister durch einen eigentümlichen Kunstgriff aus dem Neste schaffe, indem er unter sie zu kommen suche, sie auf seinen, in der ersten Lebensperiode mit einer besonderen Vertiefung versehenen Rücken lade, und sie dann durch eine Rückwärtsbewegung bis zum Nestrande hin über Bord werfe, was er auch mit den noch nicht brütreifen Eiern thue.« Ich will die Thatsächlichkeit dieser und der auch von andern gemachten Beobachtungen nicht in Zweifel ziehen, obschon die »besondere zeit- weise Vertiefung des Rückens«, die ja in Wirklichkeit besteht, eine recht eigentümliche und anfechtbare »Adaption« bleibt. Denn einmal ist sie überflüssig, weil die Mutter des jungen Kuckuck in allen geeigneten *) Ob die Pfiegereier auch in solchen Fällen weit vom Neste entfernt und versteckt werden, ist nicht nachgewiesen. Sicher wird das Kuckuckweibchen öfter von den Nesteignern überrascht ; es kommt zum Kampfe und Eier und Junge werden eben auf den Boden geworfen. Der europäische Kuckuck. IIQ Fällen die Entfernung der Kompetenten weit sicherer besorgt, und die »Anpassung« in allen übrigen Fällen, gerade da, wo sie sich nützlich er- weisen könnte, völlig versagt. Der junge Kuckuck wird es kaum jemals fertig bringen, Eier oder Junge der Pfleger aus den Nesthöhlen der oben genannten und häufig benutzten Arten mittels seiner Rückenausbuchtung zu entfernen. Naumann hält zwar die »sehr zierlich und umständlich beschriebene Handlung des beabsichtigten (vorsätzlichen) Hinauswerfens« der jungen Nest- vögel oder Eier seitens des jungen Kuckuck für ein Märchen, giebt aber zu, dass es »unwillkürlich« geschehe, indem infolge Mangels an Raum die weit schwächern Stiefgeschwister durch den schnell wachsenden Eindringling an die Seiten des Nestes und endlich über dessen Rand gedrängt werden ; »aber wo bleiben sie denn, fragt er, bei den Arten, welche auf flacher Erde nisten ? Ich habe einen jungen Kuckuck im Neste einer gelben Bachstelze (Budytes flavus) beobachtet, deren Junge sehr bald verschwanden, obgleich sie, wenn der junge Kuckuck sie blos herausgedrängt hätte, neben dem Neste eben so gut hätten sitzen und gefüttert werden können, wie wenn sie drinnen geblieben wären«. Es ist ferner nicht anzunehmen, dass das Kuckuck weib che n stets die jungen, weiter vom Neste aufgefundenen kleinen Vögel noch lebend aus demselben fortgetragen oder sie vorher getötet habe. Nicht selten mögen auch die Pfleger selbst es gethan haben, zwar nicht aus dem von gedankenlosen »Schreibseelen« ihnen imputierten »Grunde«, für ihr Ziehkind besser sorgen zu können, oder gar aus Respekt und in tiefster Unterthänigkeit vor dem vornehmen Einlieger, sondern einfach aus Reinlich- keitsliebe. Ist es doch eine allbekannte Thatsache, dass nicht blos Vögel, sondern die Mehrzahl der Tiere, bis zu den Gliedertieren hinab, alle ihr Heim störenden Körper, besonders Kadaver, Excremente etc. entfernen. J) Wenn daher Förster X. beobachtet hat, dass ein Rotkehlchen sein eigenes nacktes Junges seinem von einem Kuckuck besetzten Neste entnommen, auf dem Nestrande totgebissen und dann einige 20 Schritte weit fortgetragen habe, so ist, bis auf den Kindesmord, Alles in Ordnung Das Kind aber war bereits tot, wahrscheinlich unter dem jungen Kuckuck erstickt, oder aber das Rotkehlchen sinnverwirrt, falls sich der Beobachter nicht getäuscht hat. In allen von mir beobachteten Fällen war das Kuckuck weibchen von seinem Männchen begleitet, welches die lebhafteste Teilnahme an den Manipulationen zu Gunsten der Kinder bezeugte, sich aber doch stumm und beobachtend in einiger Entfernung hielt. Ich erwähne dies nochmals, J) Nur die Turmsegler, Cypselus apus L., scheinen eigentümliche Geruchsnerven zu be- sitzen. In meiner Nestersammlung befindet sich ein Nest, das ich vor einigen Jahren auf dem hiesigen Moritzturme gefunden; es ist auf dem mumienhaften Kadaver zwischen den ausgestreckten Flügeln eines ersichtlich auf seinem Neste gestorbenen Turmseglers erbaut und enthielt zwei Eier. In einem der vor meinem Schlafzimmerfenstern aufgehängten Staarenkasten fand ich zwei Jahre hintereinander je zwei Eier des Seglers, welche ohne jede Unterlage auf den mit Stoppeln ver- sehenen, bereits in Verwesung übergegangenen sechs, bez. fünf jungen Staaren lagen. Ich fand des Morgens stets drei, nach 3 — 4 Tagen zwei Segler in dem Brutkasten. I 20 Erste Atbeilung. um daran die Bemerkung zu knüpfen, dass sich das Männchen auch bei der Nestersuche und Nesterbeobachtung, wenn auch nur als stiller und stummer Statist, beteiligt. Ich habe dasselbe wiederholt dem durch niederes Gebüsch hinstreichenden Weibchen oben durch die Baum- kronen folgen sehen. Durchspäht dieses Waldblössen, Wiesen oder Felder, so bleibt das Männchen im Gezweig des letzten Baumes oder auf dem letzten Gebüsch, seinem Weibchen nachschauend, und folgt demselben, wenn es zum Walde zurückkehrt. Nur einmal sah ich das Männchen eilig in den Wald streichen und das Weibchen ebenso eilig folgen : vielleicht war dieses durch das wachsame Männchen vor drohender Gefahr gewarnt worden. Einen Laut habe ich freilich weder von diesem noch von jenem vernommen. Auch Thiele und Pässler haben ähnliche Beobachtungen gemacht ; 'Thiele behauptet sogar, »dass in einsameren Waldrevieren das Männchen häufig mitspioniere«, d. h. bei der Suche nach geeigneten Pflegernestern sich thätig beteilige. Zwar fehlt es mir an positiven Beweisen, dass etwa das Männchen selber ein Nest aufgespürt und seinem Weibchen von dem Funde irgendwie Mitteilung gemacht habe ; wohl aber habe ich wiederholt beobachten können, dass ein Kuckuck, der noch eben seinen leidenschaftlichen Ruf von einer Baumkrone her erschallen Hess, sich plötzlich in das Unterholz herabstürzte und in einiger Entfernung hinter oder neben dem Weibchen her flog, ohne sich demselben zu nähern und mit Wendungen des Kopfes, welche sehr wohl als fleissiges Umherspähen zu deuten waren. Und wenn an positiven, so mangelt es auch an negativen Beweisen. Wie dem auch sei: jedenfalls beweisen die Eltern eine rege Fürsorge und Teilnahme an dem Erziehen ihrer Kinder. Dass das Sorgen und Be- hüten derselben vorzugsweise Amt der Mutter ist, bedarf kaum noch einer Betonung; ist es doch das der Mütter fast aller Wesen der Tierwelt. Und dies Amt ist keineswegs so belanglos, so leicht, wie man ge- wöhnlich anzunehmen pflegt. Abgesehen von den Nestflüchtern, deren Junge nicht geatzt, sondern nur geführt und zum Nahrungnehmen angeleitet werden, und deren Nestbau wenig Mühe verursacht, dürfte doch kaum den Nest- hockern durch Nestbau und Atzung der Jungen — im Neste und nach deren Ausfliegen — eine grössere Summe von Sorgen und Beschwerden auferlegt sein, als dem vielverleumdeten Gauche. Alsbald nach seiner Ankunft und Paarung sieht sich das Weibchen nach nestbauenden Pflegern um, überwacht die Fortschritte des Nestbaues verschiedener in Betracht kommender Pfleger, um rechtzeitig dem passendsten der Nester sein Ei anzuvertrauen. Diese Sache verläuft durchaus nicht immer so glatt. Es giebt Kämpfe dabei, oft sehr harte ; und ist das Ei glücklich untergebracht, so gilt es einer neuen Suche, einer dritten, vierten etc. und dabei müssen die erstgelegten Eier stetig überwacht werden, um nötigenfalls den Kindern die Möglichkeit des Heranwachsens, der Existenz zu sichern, selbst durch Gewaltmassregeln, wie wir gesehen haben. Und diese unruhevolle Überwachung wird sich zugleich auf drei oder mehr Pflegernester erstrecken müssen, nachdem Frau Kuckuck Der europäische Kuckuck. 121 das dritte vierte, fünfte, sechste Ei gelegt und untergebracht hat, d. h. auf einen Zeitraum von mindestens zehn Wochen! Ob sich die Fürsorge des Kuckucks auch noch auf seine Nachkommen ausdehnt, nachdem diese das Nest des Pflegers verlassen haben und selbständig geworden sind, darüber fehlen meines Wissens zu- verlässige Angaben. Niemand scheint beobachtet zu haben, dass der junge, irgendwie um seine Pflegeeltern gekommene Kuckuck von den ^rechten Eltern« o-efüttert worden sei, weder während seines Aufenthaltes im Neste, noch nach dem Verlassen desselben. Da alle Berichte über das Atzen des jungen Kuckuck nur durch die Zieheltern sprechen und über die Be- teiligung der eigentlichen Eltern schweigen, so ist wohl anzunehmen, dass ein solcher Fall überhaupt nicht zur Frage gekommen ist. Dennoch möchte ich die Unmöglichkeit einer ausnahmsweisen Fütte- rung eines etwa um seine Pfleger gekommenen jungen Kuckuck durch seine Eltern um so weniger behaupten, als vom australischen und andern Glanz- kuckucken berichtet wird, dass das Elternpaar seine von den Pflegern bis zur Selbständigkeit erzogenen Jungen an sich locke und von der Brutstelle fortführe. Beobachtet aber ist ein ähnliches Verhalten unseres Gauches meines Wissens niemals, so wenig wie die Art und Weise, in welcher die Jungen die Bekanntschaft ihrer natürlichen Eltern machen, oder umgekehrt. Mit Sicherheit wissen wir nur, dass die alten Paare ihre Heimreviere aufsuchen und alle Eindringlinge ernstlich zurückweisen ; dass sich darunter ihre eigenen Nachkommen finden werden, ist mehr als . wahrscheinlich ; daraus aber zu schliessen, dass sich Eltern und Kinder nicht erkennen, würde gleichwohl gewagt sein, da der Kampf um das Heim, zumal zur Fortpflanzungszeit, ein in der Tierwelt ebenso allgemeiner als rücksichtloser ist. Wir haben noch die Frage zu beantworten, wie sich das Kuckuck- weibchen (beziehentl. das Männchen) seinen Jungen gegenüber verhält, welche in einer Baum-, Mauer- oder Erdhöhle aufgewachsen, ihr Gefängnis nicht zu verlassen imstande sind, weil der Eingang zu eng ist, als dass sie sich durchzuzwängen vermöchten. Diese Fälle stehen nicht so vereinzelt da, als man bisher geglaubt hat. Mir selbst sind nahezu ein Dutzend bekannt geworden. Darunter jene beiden berühmt gewordenen, in Avelchen die armen Eingeschlossenen1) von ihren bis in den Winter zurückgeblieben Pflegeeltern so lange geatzt worden sind, bis sie durch Menschenhand aus ihrem Gefängnisse und die Pfleger — in beiden Fällen weisse Bachstelzen — von ihrem aufopfernden Pflege- elterndienste befreit wurden. Nur in den Nestern dieser treuen Pfleger fand ich im Diebziger Reviere mit meinem verstorbenen Freunde Pässler, an einem Tage sechs oder sieben Gerippe von offenbar verhungerten jungen Kuckucken, und zwar in Höhlungen von sogenannten Kopfweiden, deren wir freilich eine sehr 1) Am bekanntesten ist der von Naumann berichtete (v. S. 232). 122 Erste Abteilung. grosse Anzahl untersucht hatten. Wir waren im höchsten Grade erstaunt über diese Funde, erklärten uns indess schon damals — es war in der Mitte der vierziger Jahre — die auffällige Thatsache dahin, dass die armen Ein- gesperrten nach dem Wegzuge der wirklichen und Pflegeeltern dem Hunger- tode verfallen seien. Die erstem konnten nicht zurückbleiben ; die Bach- stelzen blieben wahrscheinlich längere Zeit, mussten aber schliesslich bei eintretendem Futtermangel ihre Pflegebefohlenen gleichfalls verlassen. Die Thatsache des Auffindens toter Kuckucke, und zwar »in einer alten Kopfweide«, ist übrigens eine längst bekannte. Heisst es doch in einem »alten Liede« »Der Kuckuck hat sich zu Tode gefallen In einer alten Weiden.« Die parasitischen oder Sehmarotzerkuekueke. Anepoastae, Blas. (Heterosceninae, Gab.) Nichtbrüter Zweite Abteilung. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. I. Die übrigen Formen und Arten der Gattung Cueulus. Wir haben bereits früher (S. 10) erwähnt, dass Cabanis die typischem mit unserm Cuc. canorus in dem ganzen Färbungssystem übereinstimmen- den Arten in zwei deutlich geschiedene Gruppen, in »Wandernde und Stationäre« einteilt. Erst er e zeigen viel spitzere, gestrecktere Schwingen und einen Verhältnis massig kürzern aber stärk er n Schnabel, während Letztere bei längern, gestreckteren Schnäbeln kürzere ge- rundetere Schwingen haben. Zu der ersten Gruppe, der der Wandernden, zählt Cabanis ausser unserm C. canorus dessen fünf Repräsentanten in den einzelnen paläo- tropischen Regionen, von denen zwei der afrikanischen, einer der indischen, einer der australischen und einer den beiden letzt er n gemeinsam angehört. Am nächsten steht unserm Gauch der ausschliesslich ostindische, Cuc. indicus, welcher nur durch etwas geringere Grösse und feinere Bänderung der Unterseite von ihm abweicht. Von Cuc. canorinus und optatus, gleich- falls etwas kleiner, und von den beiden afrikanischen Repräsentanten, Cuc. leptodetus und gularis haben wir, zum Vergleiche mit C. canorus, schon früher (S. i 5) die Diagnose gegeben und fügen hier noch das vergleichende »Habitat« hinzu. C. indicus Gab. l) — Ausschliesslich indisch (Vorderindien), „ canorinus Müll. — Hinterindisch, durch Malacca, die Sunda bis zu den Molukken, „ optatus Gld. — Australien : Neu-Süd-Wales, N.- Australien. „ leptodetus Cab. — Nordhälfte Afrikas. „ gularis Steph. — Südhälfte Afrikas. Die andern Arten verteilen sich etwa zur Hälfte auf Vorder- und Hinterindien, die Sundainseln, Molukken u. s. w. und andrerseits auf Afrika. Zur zweiten Gruppe, der insularen und der überhaupt auf eine wenig ausgedehnte Verbreitung beschränkten, stationären Arten gehören die südasiatischen und insular-indischen Arten, als deren Typen Cabanis Cueulus striatus Drap, und tenuirostris Müll, ansieht. Wir verweisen für die weitern Auseinandersetzungen betreffs der Artenbestimmungen auf Cabanis (1. c. p. 33 und ff.) und Jerdon (I. p. 322 u. ff.) und geben nur noch eine allgemeine Übersicht der Verbreitung der zu dieser Gruppe gehörenden Arten, auf deren einzelne wir noch zurückzukommen haben. *) Herrn. Schlegel zieht bekanntlich in seinem Werke »Museum d'histoire naturelle des Pays-Bas, Revue methodique & critique des collection deposees dans cet etablissement, Tome I. Monogr. der Cuculi, 1864» die sämtlichen hier genannten 5 wandernden Arten zu Cuc. canorus, und kennt nur 6 Arten der kleinen Subbdivision der dem gemeinen Kuckuck in ihrem Fär- bungssystem ähnlichen Kuckucke, welche diesen in der alten Welt repräsentieren oder er- setzen. Wir werden sie alsbald kennen lernen. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. I2t Cuc. striatus Drap. — Malacca. „ tenuirostris Mull. — Java. „ saturatus Hodgs. — I limalaja, Nepal. „ poliocephalus Latli. — ( >stindien, Cochin, Java. concretus Müll. — Borneo. „ lepidus Müll. — Timor. ,, poliogaster Müll. — Ternate. fucatus Vfole — Soloo-Ins. Mangsi. Die dritte Gruppe umfasst die rotbr listigen, auf Afrika be^- schrankten Arten: Cuc. rubeculus Sws. — Gabon. Heuglini Cäb. — Nubien. „ capensis Gm. — Südafrika. „ gabonensis Lafr. — Gabon. „ clamosus Latli. — Südafrika. „ nigricans Sws. — Senegamb., Abyssinien. Während Reichenow die übrigen den typischen Arten oder Formen der Gattung Cuculus nahestehenden Arten den drei Untergattungen Cacomantis Müll., Hieracococcyx (statt Hierococcyx Müll.) und Ololygon Cab. & H. (richtiger Hololygon) zuteilt (1. c. II. p. 98), hat Cabanis für die gegen ein Viertelhundert Arten 7 Gattungen aufgestellt, von denen er 5 neu kreiert hat. Es sind dies die Gattungen Penthoceryx, Cacangelus, Heteros- cenes, Ololygon und Caliechthrus. Vergl. die Gesamtübersicht des Genus Cuculus vorn S. 10 u. ff. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, die anerkannt grossen Wirr- nisse zu lösen, welche in der Artbestimmung und Synonymik der Familie der Kuckucke leider noch immer herrschen, vielmehr müssen wir uns darauf beschränken, das zum grossen Teil recht dürftige biologische Material, unserm Zweck gemäss, zu sammeln und zusammenzustellen und damit eine Grundlage für weitere Entwickelung biologischer Studien der Cuculiden zu liefern, welche ihrerseits einmal zur Klarstellung der Verwandtschaftsver- hältnisse etc. nicht unwesentlich beitragen dürfte 1). Wir beginnen zunächt mit den »Ersatzformen« des C. canorus. *) Leider war es mir nicht mehr vergönnt, die reiche Sammlung von Kuckuckseiern des allzufrüh verstorbenen tüchtigen und gewissenhaften Oologen Dr. Kutter in Kassel zu sehen und zu studieren, deren Verzeichnis er mir wenige Wochen vor seinem Tode mitzuteilen die Güte hatte. Es umfasst folgende »Arten der parasitischen Kuckucke, deren Eier ihm mehr oder minder bekannt sind. (Nomenciator nach Gray's Handlist). I. Cucul. striatus, Drap. 2. Rochii, Hartlb. 3. Heuglini, Gab. 4. canorinus, Miill. 5. pallidus, Lth. 6. passerinus, Valü. 7. merulinus, Scop. 8. flabelliformis, Lth. 9. sepulcralis, Müll. 10. si- mus, Peale. 11. validus, Reichenow 12. cupreus, Boää. 13. basalis, Horsf. 14. lucidus, Gm. 12. di- cruroides, Hdgs. 16. lugubris, Horsf. 17. varius, Yahl. 18. sparveroides, Vig. Coccystes. 19. glan- darius, L. 20. coromandus, L. 21. jacobinus, Boää. 22. serratus, Sparrm. Eudynamis. 23. ho- norata, X. 24. cyanocephala, Wh. 25. taitiensis, Sparrm. Scythrops. 26. nov. Holland. Lth. Sollten meine Gesundheitsverhältnisse mir in nächster Zeit noch einen Besuch in Kassel und Riddagshausen erlauben — auch Herr Oberamtmann Nehrkorn, der allbekannte tüchtige Oologe, ist in Besitz einer reichhaltigen Sammlung ! — so weide ich hoffentlich noch in einem I2Ö Zweite Abteilung. I. Gruppe. Wandernde Arten: Ersatzforinen des Cuc. canorus. 1. Cuculus indicus Cab. — Indischer Kuckuck. Cuc. canorus Sykes (nee L.), Blyth, Gray, Jerdon, Schlegel. Lagard, Horsf. & Moore, Irbg. — Cuc. canorus indicus Blyth. — Cuc. micropterus Gld., Jerdon. • — The Indian Cuckoo, Jerd. Abbild. Vogel. Eier: J. f. O. XXI, I. Heft, Taf. i. f. 7, 8. Diagnose. LS. 17. 1. Masse S. 12. Verbreitung. Ganz Indien, selten im Süden (Ceylon etc.), aber gemein im Norden (Jerdon), Ostsibirien (Dr. Dybowski), hier weit häufiger als C. canorinus. Ruf viersilbig, zwei Doppeltöne, ein schönes melodiöses Pfeifen, durch welches er sich hauptsächlich vom europäischen Kuckuck unterscheidet (Jerdon), einer doppelten Wiederholung des Wortes Cuckoo (Kökku) ähnlich (Tickeil). Nach Dybowski wie bum-bum, in der Nähe wie kü-kum lautend. Auch in seinen Manieren und Gewohnheiten dem gemeinen Kuckuck ähnlich, wie in seiner Hauptnahrung, Raupen. Legt seine Eier wahrscheinlich in die Nester der Malacocercus- Arten (Jerdon). Gewöhnlich — in Ostsibirien — in die von Anthus agilis (Dy- bowski) und wahrscheinlich auch in die der andern Pieper und Laubvogel- arten Sibiriens (Anthus, Phylloscopus) und in die der Verwandten der euro- päischen Pflegerarten. Die Eier des Kuckuck scheinen, den oben citierten Abbildungen nach, welche zwei seltener gefundenen Anpassungen des Cuc. canorus entsprechen, ebenso zu variieren, wie die des eben genannten. a) 2. Cuculus canorinus Müll. — striatus Schlgl. Cuc. canorus Horsf. (nee L.). — canoroides Müll,, Bp., Gray. — Nicoclarius canoroides Bp. -- Cuc. Horsfieldi „Moore" Horsf. £ Moore. — canorus Dav. & Oustal. — stritatus Sclilyl. — optatus Gld.-) (nee Badde). Nachtrage die Ergebnisse der interessanten Untersuchungen zu veröffentlichen Gelegenheit linden. Bemerken will ich hier nur noch, da.-> Dr. Kutter in seinem letzten Briefe mir die Mit- teilung macht, dass die grosse Zahl indischer Kuckucke fast ausnahmslos Eier legt, welche denen der Zieheltern noch bei Weitem vollkommen gleichen, als dies bei unserm Cuculus canorus der Fall ist. Die Anpassung in allen Einzelheiten ist zuweilen eine so verblüffende, dass die betreffenden Eier in der That nur von einem geübten Sachverständigen — von diesem aber mit Lupe und Wage allerdings unschwer — als Parasiteneier zu erkennen sind«. Wir fügen hinzu, dass dies von allen bekannten parasitischen Kuckucken als Regel an- zunehmen ist. *) Wahrscheinlich ist Fig. 7 der oben citierten Tafel 1 (Fig. 1 unserer T. VI) eines von jenen Kuckuckeiern, von denen Dybowski sagt (J. f. O. XXI. 94), sie seien »vorbereitet« für die Aufnahme in das Nest von Uragus sibiricus (s. Taf. II Fig. 28), welcher Vogel aber kein Kuckuckei aufnimmt; ibid. f. 8 ist, um mit Dybowski zu sprechen, sichtbarlich für ein Nest einer der Anthusarten etc. bestimmt, Die Eier des C. indicus scheinen demnach, wie Dybowski annimmt, ebenso unbedeutend zu variieren, als die des europäischen Kuckuck und sich den dortigen Pflegereiern ebenso anzupassen. 2) Gld. ist der Ansicht, dass sein C. optatus (nordaustralische Exempl.) mit canorinus identisch sei (J. f. Orn. XX, p. 236), was Cabanis nicht bezweifelt, aber für die Provenienzen aus Neusüdwales Glds. optatus als von canorinus verschiedene Art oder Abart aufrecht erhält. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. 127 Verbreitung. Java, Timor, Mortyinstel (Cab.). Von Cochinchina und Malakka über den ganzen Archipel der Sundas bis zu den Molukken (Cab.). Die Osthälfte Sibiriens (Dybrowski) längst nicht so häufig als C. indicus. Fängt Mitte Mai an zu rufen. Legt seine Eier gewöhnlich in das Nest des Phyllopneuste fuscatus und des Anthus Richardi (Dybowski) ; sicher auch in andre. 3. Cuculus optatus Gould — striatus ScJilgl, Caban. Cuc. optatus Gray, Bp. — Nicoclarius optatus JBp. — Cuc. cantor Hl. (in Mus. Berol. Cab.)? — micropterus Gld. (nach Jerdon) — optatus Radde J)- Abbild. Gld., Birds Austral. IV. t. 84. Verbreitung. Von Gld. in N. -Australien entdeckt, im Berl. Mus. aus NS-Wales (Cabnis, der die nördliche Grenze seines Vorkommens und die Grenzscheide zwischen opt&tus und canorinus nicht zu ziehen weiss). Vom oberen Amur abwärts an Zahl zunehmend und »auf dem Vorlande oberhalb des Zagajon-Gebirges in ausserordentlicher Anzahl« vorhanden (Radde J). Hält sich besonders gern »auf Flachländern, welche nicht selten mit einzeln stehenden, sehr hohen Kiefern noch bewachsen sind« auf. »Äusserst scheu, sassen die lockenden (?) Vögel in den äussersten Spitzen solcher Kiefern , die hier nicht selten eine schirmförmige Krone besitzen, und riefen sich zu.« »Der so originelle (?) und so unter sich wenig wechselnde Ruf ist regelmässig viersilbig und lässt sich durch die Noten darstellen, welche in -J l> 7 J: so monotoner Weise und im Takte (?), die durch kurze Pausen getrennt sind (?), wiederholt werden, dass (?) der Ruf besonders von Ferne gehört, dem Bellen eines kleinen Hundes (?) sehr ähnlich ist. Vornehm- lich lockten sie gegen Abend von 4 Uhr an und verstummten erst spät nach Sonnenuntergang. Am Vormittage hörte ich sie selten.« l) x) Radde, Reisen im Süden von Ostsibirien, II. S. 135, 136. Ob der von Radde hier beschriebene Kuckuck zu Goulds optatus gehöre, wagen wir, angesichts der grossen Ähnlichkeit der »Repräsentanten« unseres canorus unter sich mit diesem bezüglich der Färbungen und Masse, nicht zu entscheiden, zumal da die Masse (Totallänge Gld.: 291,3 mm; Cab.: 352 mm; Radde: 311 mm für optatus; dagegen für canorus 325 mm, Radde) bedeutend differieren. Nun sind wir ja mit Radde einverstanden, dass der Ruf (Stimme, Gesang) im allgemeinen bei der Artbestimmung ein Wort mitzusprechen hat, werden aber, offen gestanden, aus vielen seiner Notierungen und Erklärungen keineswegs klar. Was sind, um nur eins hervorzuheben, »Takte, die durch kurze Pausen getrennt sind?« Und sollte der »optatus« wirklich tiefer, und sogar im eingestrichnen d und kleinen h etc. rufen? Und was sollen die Rhythmus-Abänderungen im Rufe des »gemeinen Kuckuck« besagen? Nach Cabanis ist übrigens der Raddesche optatus ganz gewaltig von C. canorus verschieden, und als C. striatus Drap., (Mus. Hein. IV. p. 137) zu bestimmen. j 2 S Zweite Abteilung. 4. Cuculus leptodetus Cab. — striatus Cuc. lineatus Sws. (nee Less.) — gularis Bp. (nee Steph.) Hartlb. Heugl. ? — ruficollis Heugl. (dazu = Cuc. lineatus Sws. und solitarius Yieill.) — Cuc. cantor Uliger in Mus. Berol. Abbild. Swainson B. W. Afr. II. t. iS. (C. lineatus). Verbreitung. Wahrscheinlich durch die ganze Nordhälfte Afrikas verbreitet und den sehr ähnlichen C. gularis der Südhälfte ersetzend. Nubien (Mus. Berol.) 5. Cuculus gularis Steph C. gularis Gray, Gurney. — capensis Shaw, Cuv. (nee Gm.). — ca- norus Hartlb. Le Coucou vulgaire d'Afrique Levaillant. Abbild. Levaill. Ois. Afr. V. t. 200, 201. Steph. Gen. zool. IX. t. 17. Verbreitung-. Südhälfte Afrikas: selten in der Nähe der Seeküste von S-Afrika , aber nach dem Innern zu häufiger werdend (Layd). Im südlichen Kaffernlande und Camdeboo häufig (Levaill.). Hält sich hauptsächlich an Waldsäumen und in Feldgehölzen auf (Dr. R. Böhm). In den Nestern von Lanius collaris und Backbakiri, Pratincola Sibilla und Bessornis phoenicurus will Levaill. 31 Eier dieses Kuckuck gefunden haben. II. Gruppe. Stationäre Arten, mit abgerundeten Flügeln und verhältnismässig längern und gestrecktem Schnäbeln (Cab.)-) 1. Cuculus striatus Drapiez, Schlgl. C. striatus Gray, Blyth, Horsf. & Moore, Sivinhoe, Jerdon. — micro- pterus GUI, Blyth, Hartlb. (nee Jerdon). — affinis Hay (nach Blyth). — fasciatus Burm. — Nach Schlgl. auch saturatus Hodgs. und himalayanus Blyth und Jerdon und Andere. 3) x) Höchst wahrscheinlich gehört ein Kuckuckei, welches in einem von Layard erhaltenen Neste von Lanius collaris bei drei Eiern dieses Pflegers sich befand, dem C. gularis an. Von olivengrünlichweisser Grundfarbe, ist es überall zimmetbraun verwaschen gefleckt und ge- sprenkelt, eiförmig, länger und schmaler als die Pflegereier, welche auf weit hellerer bläulich- weisser Färbung mit distinkter bräunlichgrauer Flecken-Kranzzeichnung versehen sind. Diese messen 22,5 X 18 mm und wiegen 17 egr, das Kuckuckei dagegen 24 X 16,6 mm und wiegt 18 cgr. 2) Nach Cab. (1. c. p. 37) wären C. striatus, micropterus, tenuirostris und vielleicht auch C. Swinhoei als 4 Lokalrassen zu betrachten. Jerdon trennt micropterus Blyth von dem »sehr ähnlichen striatus; beide zeigen in der Färbung und dem dickern Schnabel eine Hinneigung zu der Gruppe der Habichtkuckucke, Hieracococcyx«. (Jerdon 1. c. p. 326.) 3) Schlgl. vereinigt nicht weniger als 1 1 Synonyme auf striatus, ausser oben genannten Swinhoei saturatus und himalayanus noch : telephonus Beine, canoroides Müll., tenui- rostris Müll., lepidus Müll., lineatus Less. = mesites Heine, fucatus Peale, optatus Gld. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. j 2Q Verbreitung. Vorderindien, Nicobaren. In den Himalaya-Ländern, wahrscheinlich auch längs der Hügelketten zwischen diesen und der Halb- insel Malacca (Drapiez's Exemplar war von Java nach Jerdon) Nicobaren ; SO-China, von da südlich über Pegu, Tenasserien, Malacca, Java. 2. Cuculus micropterus Ghl., Schlgl. C. micropt. Blyth, Horsf., Jerdon. — striatus Blyth (nee Viy.) „The Indian Cuckoo" Jerd. Vergl. vorher S. 126. Über einen beträchtlichen Teil von Indien verbreitet: selten im S., aber gemein im N. der Halbinsel. Jerdon fand ihn selten an der Malabar- küste, in Karnatik und auf Ceylon, ziemlich gemein in den Djungeln Central- indiens, in Niederbengalen und noch häufiger in den Himalaya-Ländern, bis Assam und Burmah gehend. 1 ) Der »indische Kuckuck« (Jerdon) hat ähnliche Sitten und Gewohn- heiten, wie der gemeine Kuckuck, lässt seinen Ruf vom Gipfel eines hohen Baumes erschallen und fliegt von Baum zu Baum. Er stosst seinen Ruf, welcher nach Tickeil einer zweimaligen Wiederholung des Wortes kuk- kuk ähnlich ist, häufiger aus, als die andern Kuckucke: es ist »eine Doppel- note (?) von je zwei Silben, ein schönes melodisches, gefälliges Pfeifen (whistle), welches die Bengalesen durch seinen Namen Bokutako nach- zunahmen versuchen.« Nährt sich hauptsächlich von Raupen. Wahrscheinlich wählt er in den Ebenen die Malacocercus als Pfleger. 3. Cuculus saturatus Hodgs. — striatus Schlgl. C. saturatus et himalayanus Blyth (nee Vig.) Horsf. & Moore. — »himalayanus Vig.« Jerdon.") Verbreitung. Himalaya, Neapel (Cab.). Durch die ganzen Hima- layaländer, Darjeeling (Jerd.) und die Tenasserim-Provinzen (Blyth etc.) Kleineres Abbild des canorus, aber mit verhältnismässig stärkerem Schnabel 2) Er hat einen besonders lauten, etwa dem des Wiedehopfes, Up. epops, ähnlichen Ruf, der drei bis viermal wiederholt, wie hoot, hoot, hoot — hoot (sprich hüt) klingt ; der höhere Ton zu Anfang wird nur in der Nähe vernommen, der ganze Ruf wird in grosser Entfernung gehört: aber nicht so früh als der von canorus und micropterus. 1) Jerdon 1. c. p. 326. 2) Jerdon 1. c. p. 323. Jerd. »hat gelegentlich öfter die 3 oben erwähnten Kuckucke um Darjeeling herum rufen gehört; ebenso im gleichen Augenblicke auch Cuc. polioeephalus und Hier, sparverioides. Er glaubt, »dass Hutton den saturatus im Auge gehabt habe, wenn er sagt, dass der von ihm geschossene striatus einen andern als den gewöhnlichen Ruf ausge- stossen habe, den er mit den Sylben »whoot-whoot-whoot (h'wout) ausdrückt — es sei denn, dass der Ruf des striatus in der That dem des saturatus ähnlich sei, mehr als dem des micropterus. dem er durchaus nicht ähnelt.« Bald am us. q ißo Zweite Abteilunt 4. Cuculus poliocephalus Laih., Schlgs. C. polioceph. Lath., Blyih, Jerdon, Gray, Horsf. & M., Dav. & OusL, Blyth. - - intermedius Yahl. — C. lineatus Less., Fächer. — himalayanus Vig., Gld. — hemalayanus var. Charovus Hodgs. — Hiercoccyx polioceph. Bp. — Cuc. Bartlettii Layd. — tenuirostris Licht, (nee Müll.). — »The Small Cuckoo« Jerdon. Abbild. Gld. Cent. Himalay. Bds. t. 54. Diese kleinste, feinschnäblichste Art verbreitet sich über ganz Ost- indien, Cochinchina und Java (Cab.). Nach Jerd. über die Himalayaländer, im Winter spärlich in die Ebene wandernd. Er erhielt diesen kleinen Kuckuck aus Nellore, an der Ostküste Vorderindiens; Layard in Ceylon, wo er (Bartelettii) nicht selten. Nach David2) sehr häufig in S-China; nach Swinhoe in NW-Formosa, Amoy, Ssechuen. Ein sehr unruhiger, lärmender Vogel, der übrigens seinen Ruf, um Darjeeling, wo er ziemlich häufig ist, noch später hören lässt, als die übrigen Kuckucke; selten vor Ende Mai und bis Mitte Juli. Sein Ruf, den er auf einem Zweige sitzend oder von Baum zu Baum fliegend, ausstosst, ist laut und eigentümlich »unmusikalisch«, besteht aus mehren Sylben, welche die Bhootias mit seinem Namen »pichu-giapu« zu versinnlichen suchen.1) Die sehr sonderbare Stimme, welche er 2 Monate hindurch bei Tag und Nacht hören lässt, hat mit dem Rufe des canorus gar keine Ähnlichkeit. 2) III. Gruppe. Rotbrüstige Arten. 1. Cuculus capensis Gm., Schlgl. Kapkuckuck. Cuc. capensis Lath., Steph., Bp. — solitarius Steph., Cuv., Shaw, Vieill., Gurney, Layard. — capensis juv. Gray, clamosus juv. Temm. — rubeculus Hartlb. (nee Sivs.) — Le coueou solitaire Levaill. Abbild. Buff. PL enl. t. 390. — Levaill. Ois. Afr. V. t. 206 (Couc. solitaire). Verbreitung. Südafrika: Kapland bis zur Südspitze (Layard) Natal (Ayres). Zugvogel, gewöhnlich von November bis Weihnacht weilend.3) 'Seinen Ruf bezeichnen die Kolonisten mit den Worten Piet-mijnvrouw (= pit mein vraur), welchen Namen er auch bei ihnen hat. Er nährt sich hauptsächlich von Raupen, Hymenopteren und Käfern. Nach Levaillant soll dieser Kuckuck drei(?) Eier in die Nester des »Capocvogels« »Jan Fredrik« 4) legen, was von Mr. L. du Toit kon- statiert wird, aber auch die Nester anderer kleiner Vögel benutzen. a) Jerdon, 1. c. p. 324. 2) David cS: Oustalet, Orn. Chin. p. 66, 1S6. 3) Layard, 1. c. p. 248. *) Petrocincla superciliosa Sws., = Bessonornis phoenicurus Gm., The Cape robin Layard, 1. c. p. 131, Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. j -? j Die Eier sind nach Levaill. blassrot mit hellbraunen Flecken ver- sehen, und denen des südafrikanischen »Repräsentanten« unseres Rotkehl- chens sehr ähnlich, die nur etwas weniger lebhaft gefärbt sind, als die des eben genannten Vogels, mit dem der »Cape robin« (Kap-Rotkehlchen) in jeder Hinsicht ausserordentliche Ähnlichkeit zeigt. 2. Cuculus gabonensis Lafr. - — capensis Schlgl. C. gabonensis Verr., Hartlb. = C. capensis (Gm.) Schlgl. Verbreitung. Gabon (Verr.) »Einer der Reisenden des Hauses Verreaux beobachtete, dass ein Individuum dieser Art 3 Eier in die Nester dreier verschiedener Arten legte, nämlich in die von Oriolus nigripennis, Xylobucco scolopaceus und Ixos ashanteus, die weit von einander entfernt waren. a) 3. Cuculus clamosus Lath. Schlgl. Schrei-Kuckuck. Cuc. clamosus Steph., Cuv., Vle'ül., Temm., Less., Bp. — capensis ad. Gray. — nigricans Gurey (nee Sws). Coucou criard Levaill., Sundev. — Noisy euckoo. Abbild. Levaill. Ois. Afr. V. t. 204, 205. (Coucou criard) Durch Südafrika verbreitet, aber, wie es scheint, nicht bis in die Kapkolonie gehend, da Layard niemals ein Exemplar aus der »Kolonie« ge- sehen hat. Ayres erhielt diesen Kuckuck in Natal; Levaill. fand ihn ge- mein um den Sunday- und Swartkop-Fluss und durch Camdeboo, und An- dersson ziemlich zahlreich am Elefantenfiusse im Damaralande. Nach Ayres Zugvogel, der im Winter verschwindet. Er nährt sich von Raupen. Levaillant fand Eier in den überwölbten Nestern mehrerer Singvögel, des »Capocier« — Drymoeca macroura Sms. capensis Smith) des Grie- vetin — Thamnobia elucophrys Gab., und des Pinc-pinc — Hemipteryx textrix Sws. - 4. Cuculus nigricans Sws. 3) C. nigricans Gray, Hartlb. — Surniculus nigricans Bp. — Cuculus chalibaeus Heugl. Abbild. Swains. Z. ill. ser. IL t. 7. v) Irrig und nachlässig ist die Angabe des pp. Reisenden, »dass das Kuckuckweibchen stundenlang in der Nähe des von ihm gewählten Nestes auf den Augenblick lauere, wo das brütende Weibchen dasselbe verlässt ; rasch das darin befindliche Ei zertrümmernd! und verschlingend, sich beeile, das eigene oft sehon einige Stunden lang in der Nähe gelegene hinein zu tragen. (Syst. d. Ornith. Westafr. v. G. Hartlaub (1857) p. XXXI 1. 2) Layard (1. c. p. 85) bemerkt dazu, dass das diesem kleinen Vogel von Levaillant zu- geschriebene, sehr bekannte und unter diesem Namen von ihm abgebildete Nest des Kapok- vogels nicht von diesem, sondern von dem echten Kapok-Vogel (Cotton-bird, Baumwollenvogel) Aegithalus (Anthoscopus Cäb.) minutus, der Kapischen Beutelmeise, gebaut worden sei. Das Nest des Pinc-pinc sei vielmehr domförmig, d. h. überdeckt. 3) Nach Cabanis (1. c. p. 43) bedeutend kleinere Vertretungsform des durch das schwarze, 9* 1^2 Zweite Abteilung. Verbreitung. Senegambien, Abyssinien. Ruf aus drei Noten (Tönen) bestehend, deren zweiter um */a Ton höher als der erste klingt, der dritte wieder um 1/a Ton höher als der zweite; also z. B. wie c, eis, d. Leider ist weder Tonhöhe, noch Klang- farbe, noch Syllabierung angegeben. II. Genus. Hirococcyx (Bald.) Habichtkuckuek. Hierococcyx Müll.; Havikkockocken Müll. 1. Hiracococcyx sparverinus Cah. — Sperberkuckuck. Cuc. sparveroides (!) Vig., Gould, Blyth, Hodgs., Gray. — Hierococc. sparveroides (!) Bj).. Horsf. et Moore. — The Large Hawk-Cuckoo (Jerd.). Abbild. Gld. Cent. Himal. B. t. 53. Die Verbreitung dieses schönen und grossen Sperberkuckuck er- streckt sich, wie es scheint, über den ganzen SO. des asiatischen Festlandes,. von Malacca bis in die Himalayas, und wenn »jene Kuckucke, deren Lock- stimme Radde am Ostabhange des Chingan und häufiger im Bureja-Gebirge vernahm«, dieser Art angehören, bis über 500 n. Br. hinaus. In den Neil- gherries ist er nach Jerdon Standvogel. Bei Darjeeling hört man ihn be- sonders vom April bis Juni. Sein Flug ist rapid und elegant; seine Stimme, oder vielmehr sein Ruf ist dem des verwandten H. varius bis zum Verwechseln ähnlich Jerd.). l) Die Nahrung eines von Jerdon geschossenen Individuums bestand lediglich aus Raupen *) bei alten Vögeln schön glänzende Gefieder, durch Ansatz einiger verlängerten Haubenfedern schon nach den Heherkuckucken hinneigenden, besonders aber durch den auffallend breitem Schnabel ausgezeichneten C. clamosus im Norden Afrikas, aber wohl kaum über den 20. Grad heraufgehend. J) Radde beschreibt (Reise im S. von O-Sibirien p. 134) den wahrscheinlich dieser Art zugehörenden Ruf in seiner Weise also : »Mit nach unten gebeugtem Kopfe begann das Männchen zuerst einen gezogenen heisern Laut auszustossen, der einigermassen an den des Weibchens vom Pirol erinnerte; sodann erscholl gleich der dumpfe Kuckuckruf in rasch sich folgender kurzer Articulation ohne Fall (?), etwa 15 — 20 mal die Silbe kuk hintereinander, darauf folgte 4 — S mal derselbe Ton 2 mal hintereinander mit gleichlangen, dazwischen liegenden Pausen (?).« Cabanis hat nachgewiesen, dass Sal. Müller, der Schöpfer des Gattungsnamens Hierococcyx = Habichtkuckuck (von l£QC<£: = l£QO± (Schneider) und kokkyx) gemeint hat, und hinzugefügt, dass er zu Gunsten eines fünfsilbigen, zugleich richtig gebildeten Wortes von dem sechssilbigen, gleichfalls richtigen und bezeichnenderen Hieracococcyx Abstand genommen habe. Da (nach Schneider) IfQOg oder JQOC = der heilige Vogel = l£QCC£ = Habicht, die ionische Form iQCt's aber nicht bekannt ist, so hat man eigentlich n u r zwischen den Formen Hirococcyx, Hiero- coccyx und Hieracococcyx zu wählen, unter denen die erste als die kürzeste vorzuziehen ist. B^.. 2) Jerdon 1. c. p. 532. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. j ■> o 2. Hirococcyx varius Horsf. et Moore. Cuc. varius Vdhl, Stricht., Blyth. — tenuirostris Less., Pucher. — Lathami J. E. Gray, Jerd. — ■ fugax Sykes (nee Horsf.) Jerd., Blyth, Gray, Hodgs. — ejulans $wndev. — nisicolor „Hodgs." Jerd. — Hierococcyx varius pt Horsf. et Moore. The Common Hawk-Cuckoo. Abbild. J. E. Gray 111. Ind. Zool. IL t. 34. 2. Verbreitet und gemein in den Ebenen Ostindiens, überall, am häufigsten jedoch in waldigen Gegenden, besucht die Gärten, Feldhölzer, Alleen und Djungeln. Auch in Ceylon, Burmah und Malayasien beobachtet. ]) Sein Flug ist rapid; der Vogel stürzt sich pfeilschnell und mit be- sonderem Ungestüm in einen Baum oder ins Gebüsch. 1) Die Stimme oder der Ruf dieses Kuckuck klingt ungefähr wie »Pipeeha Pipeeha« , welche Töne öfter und jedesmal höher (in höherem Intervall) wiederholt werden, bis sie crescendo ausserordentlich laut und schrill werden. Elliot bezeichnet den Ruf durch die Sylben »whi-wheeha«, Sundevall durch die Laute »Piripin« und bemerkt dazu, das jedes »Wort« etwa zweimal in dieser Weise und in der Tonleiter (musical scale) C. B. B. A-A, C. C. B-B, D. D. C, ausgesprochen wird und die Töne der Skala bei jedem zweiten Rufe höher werden, drei oder viermal, bis sie so hoch sind, als der Vogel sie hervorzubringen vermag (?) dann macht er eine kurze Pause und beginnt von neuem, 'j Die Nahrung besteht aus Raupen und andern weichen Insekten und Früchten, besonders aus denen der indischen Feigenarten, auf welche diese Vögel sehr begierig sind. Die Brützeit dauert im Süden Indiens von April bis Juli, früher in Bengalen ; hier nach Blyth in jedem Garten und in jedem Baumgange. Jerdon glaubt, dass dieser Kuckuck seine Eier gewöhnlich in die Nester der Malacocercus- Arten lege; er hat mehrmals gesehen, dass alte Vögel des Malacocercus griseus (= striatus Sws) und malabaricus einen jungen Kuckuck fütterten, der ihnen schreiend folgte. Einmal befanden sich auch zwei junge Weichschwänze dabei: ein Beweis, dass der junge Kuk- kuck nicht immer die Eier und Jungen der Pfleger aus dem Neste wirft. 3. Hirococcyx fugax Bp. Cuc. fugax Horsf. Müller. — flaviventris Strickt — Cuc. fugax pt. Gray. — Hierococcyx fugax Bp. — varius pt. Horsf. et Moore. Austral.-Asien -. über Malacca (Mus. Berol.) Java, Sumatra, Borneo verbreitet (Müll.) Legt sein Ei in das Nest des ihm sehr ähnlichen Astur (Nisus) Dussimieri.'-i 1) Jerdon 1. c. p. 329, 330. 2) Es wäre interessant, zu erfahren, ob das Ei dem Sperbereie ähnlich ist. j oa . Zweite Abteilung. III. Genus. Cacomantis Mm. Unglückskuckuck. 1. Cacomantis passerinus Cab. — Cuc. passerinus Schlgl. Cuc. passerinus Valtl. — flavus mas Less., Jerä. — tenuirostris Gray, Blyth, niger Blyth (nee L.), Gray. — Gymnopus niger Blyth. — Cuc. brevipennis Hodys. — niger, var. pyrommatus Hodys. — Eudy- namis (?) niger! Htlb. — ■ Cacomantis tenuirostris Bp. — Polyphasia tenuirostr. Horsf. & Moore, nigra Blyth. — Indian plaintive euckoo. Abbild. J. E. Gray. 111. Ind. Zool. II. t. 34. 1. Verbreitung: Über die waldigen Distrikte von ganz Ostindien; sehr häufig an der Küste von Malabar, im Wynaad und auf den wärmern Hängen der Neilgherries-Gipfel; selten in Carnatic, aber hierund da in den Djungeln und an den Ost-Ghauts und in Centralindien ; selten in Nieder- bengalen. Auf Ceylon, wo dieser Kuckuck im Februar erscheint, soll er häufig sein.1) Er hält sich in Wäldern, Hainen, Gärten und niedrigen Djunglegebüsch und Gestrüpp auf, streift viel umher und macht Jagd auf Raupen und andere weiche Insekten. Sein klagender Ruf besteht aus zwei Silben, deren letztere verlängert ausklingt, die Elliott durch die Laute »whi, whew — whi whew whew« ausdrückt, und die auch wie »ka-veer ka-vee-eer« geschrieben werden; dabei dreht er, da er im Sitzen ruft, den Kopf nach verschiedenen Seiten, was dem Rufe einen sehr stark bauchrednerischen Klang verleiht, der ein- mal von dieser, und gleich darauf von der entgegengesetzten Seite zu kommen scheint. Zu Zeiten hat er auch einen andern Ruf, welcher »im Stil (!)« dem des Hieracococcyx varius sehr ähnlich ist, aber sehr schnell ausgestossen wird und natürlich schwächer klingt. (S. H. varius.)2) »Jerdon sah einst in Hyderabad in einem Garten einen Vogel dieser Art, in grauem Gefieder, auf einem Gitter sitzen ; er klappte mit den Flügeln und flatterte dann und wann einen oder zwei Schritt umher. Aufmerksam gemacht, suchte Jerdon und fand ein Nest von Prinia socialis mit Eiern dicht bei der Stelle, wo der Kuckuck gesessen hatte.« Er zweifelt nicht, dass der Kuckuck sein Ei in das Nest zu legen beabsichtigt habe. Die Eier des Genus Cacomantis sollen nach Des Murs eiförmig — »oves« — und von einfarbig weisser, mehr oder weniger gelblicher Färbung sein, ohne irgend welche Zeichnung (?). »Gould konstatiert, dass das Ei des verwandten Cuc. cineraceus (Cacomantis flabelliformis Bp.) vollkommen oval, fleischfarbig weiss und *) Jerdon 1. c. p. 333. 2) Jerdon, welcher Cuc. tenuirostris Gray, Polyphasia tenuir. Gray und Horsf. & M. als Art, oder doch als Rasse trennt — 1. c. p. 335 — sagt, dass er deren Ruf, welcher nicht so klagend und wirklich in seinem Charakter etwas verschieden von dem des indischen Vogels sei, selber gehört habe. Die nieht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. j -3 e überall mit feinen purpurbraunen Sprenkeln bedeckt ist.« Auch die genauen Angaben Ramsays wiedersprechen denen von Desmurs (s. nachher). 2. Cacomantis flabelliformis Bp. Cuc. flabelliformis Lath. — rufulus und pyrrhophaenus ! Vi rill. — prionurus „UV lAchtenst. — cinerasceas, incertus (jun. et variolosus (juv.) Vig. et Horsf. — flavus pt. Less. (nee Blyth, Bp.). — cinerascens (!) et pyrrhophanes Gray. — Cacomantis flabelliform. et incertus (jun.) Bp. — Nach Schlegel auch Cuc. simus Peale, von den Fidjis, und Cuc. bronzinus G. B,. Gray aus Neukaledonien. Abbild. Gld. B. Austr. IV. t. 86. - - Jard. et Selby 111. Orn. V. t. 67. Eier. Thienem. (Cuc. cineraceus Vig. et Horsf.) tab. XV. Fig. 2 (?). In Australien und Mikronesien beobachtet (Schlgl.). Verbreitet sich von Vandiemensland, wo er Zugvogel ist und vom September bis Januar bleibt, durch S, SO und SW-Australien, wo er gleich- falls Zugvogel ist, im Mai kommt und vor Ende Dezember geht. Von Gould nicht an der Nordküste bemerkt und wahrscheinlich nicht über 26 ° s. Br. hinabgehend (im Sommer). In NS- Wales kommt er, nach Ramsay, früher als die andern Kuckucke an. Er fand ihn im Mai sehr häufig in einsamen und dichter beholzten Gegenden und in sandigen Gestrüppländereien — scrub-lands — die mit alten Banksien — B. serrata — und breitblätterigen Eucalypten bestanden sind, und wo das Unterholz aus niedrigen, dichten, buschigen Lambertien — Lamb. formosa — Akazien, Zwergbanksien etc. besteht. Im Juni verwechseln diese Kuckucke ihren einsamen Aufenthalt mit mehr offenen Waldgegenden ; hier und da sieht man sie einzeln oder paarweise oft Gärten und Baumplantagen besuchen. Sein Flug ist nach Gould etwas schwerfällig; Ramsay nennt ihn wellenförmig. Er wippt vor dem Auffliegen und nach dem Niedersetzen ziemlich lange mit dem Schwänze. Seine Nahrung besteht in Insektenlarven verschiedener Art, haupt- sächlich wohl aus haarigen Raupen; denn sein »grosser häutiger Magen ist mit Haaren versehen« (Gld.). Sein Ruf ist ziemlich kräftig und weittönend und hat ihm bei den Eingebornen W-Australiens den Namen »Du-taar« verschafft (Gld.). Ramsay sagt: »Der im Mai aus der Tiefe des Waldes schallende klagende Ruf dieses Kuckuck verleiht der Landschaft einen ganz melancholischen Charakter. Sowie aber der Frühling naht, nimmt dieser Ruf einen fröhlichen Ausdruck an, wird aber nicht so oft mehr gehört ; an seiner Stelle ertönt ein feinerer und rauherer Ton. In der Paarungszeit scheint der Vogel weniger zahlreich zu werden, sei es, dass einige das Land verlassen, sei es, dass sie sich weiter über dasselbe verbreiten. Unser Kuckuck legt, wie alle andern parasitischen Kuckucke, ein einzelnes Ei in das Nest eines kleinen Singvogels. Gould fand es im Neste von Rhipidura motacilloides ; Dr. Preiss in dem von Glyciphila 136 Zweite Abteilung. fulvifrons, Ramsay häufig in dem von Acanthiza pusilla; unter vier zuletzt von ihm gefundenen Nestern dieses Vogels enthielten drei je ein Ei des Kuckuck, und eins daneben auch ein Ei des Lamproc. lucidus. Als weitere Pfleger nennt er Geob. reguloides und Chthonicola minima. Ramsay vermutet, dass unser Kuckuck, welcher, wie alle die kleinen Kuckuckarten, eine so auffällige Vorliebe für überdeckte Nester der Pfleger zeigt, seine Eier direkt in diese Nester lege, nicht die zuvor an den Boden gelegten einschiebe. Er führt für seine Vermutung die Thatsache an, dass die oben seitlich befindlichen Eingänge aller der Pflegernester, in welchen sich Kuckuckeier fanden, bis mehr als das Doppelte ihres Durchmessers erweitert waren, von 25 bis gegen 70mm. Zugleich war das Vordach, welches den Nesteingang schützt, fast immer so weit zrückgedrängt, dass die im Neste liegenden Eier vollkommen sichtbar waren. Wenn nun auch die Möglichkeit eines unmittelbaren Legens in die meist am Boden, oder dicht über demselben angelegten Nester dieser Art nicht im Abrede zu stellen ist, so kann man doch nicht verkennen, dass dieser Methode doch auch mancherlei Schwierigkeiten in den Weg treten. Bei der überaus grossen Zerbrechlichkeit sowohl dieser Kuckuck- eier, als der sehr kleinen dünnschaligen Pflegereier würde die Nestkuppel samt dem Vordache soweit niedergedrückt und zugleich der Eingang des Nestes soweit erweitert werden müssen , dass das zulegende Kuckuckei die vorhandenen Pflegereier, sollen nicht die einen oder die andern be- schädigt werden, unmittelbar berühren könnte: ein nur zollhohes Hin- abfallen des Kuckuckeies auf die Nesteier müsste beiden verderb- lich werden. Dann aber bleibt es fraglich, ob die betreffenden Pfleger ein in solcher Weise zugerichtetes Nest nicht verlassen würden, was für die Existenz der betreffenden Kuckuckarten, welche gerade diese gewölbten Pflegernester vorziehen, wenig vorteilhaft sein würde. Da nun auch unser europäischer Kuckuck diese Vorliebe für über- deckte und gewölbte Nester teilt, und besonders die unserer Laubsänger — Phylloscopus specc. — mit jenen eine grosse Ähnlichkeit der Konstruk- tion zeigen, so dürfte doch wohl die Annahme näher liegen, dass jene aus- ländischen Kuckuck- Arten es ebenso machen, wie unser Gauch, d. h. ihre Eier auf denBoden legen und sie dannmittels desSchnabels in die nicht direkt zugänglichen Nester einschieben, eine Thatsache, welche für unsern Gauch keines Beweises mehr bedarf. Die Eier des »Brown Cuckoo«, wie unser Vogel in Australien heisst, sind nach Gould »fleischfarbig weiss, überall fein purpurbraun ge- sprenkelt, vollkommen oval, und messen 19 bis 21 mm in der Länge und 15,7 mm in der Breite«. Ramsey beschreibt sie als »zartweiss, mit holz- braunen und tiefbräunlich-lilafarbenen Schmitzen und Flecken und blass- lilafarbenen Schalenflecken. Manche sind überall fein gesprenkelt und die Zeichnung ist wie verwaschen; andere sind abstechender gezeichnet; auch bildet die Zeichnung nahe der Basis einen deutlichen Gürtel, welcher zu- weilen durch einen Haufen sehr tief gefärbter Flecke unterbrochen wird. Sie messen von 21 — 22 mm Länge bei 14,8 bis 15,8 mm Breite. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. \oj Da dieser Kuckuck sein Ei besonders häufig den Nestern von Acan- thiza pusilla, und wahrscheinlich auch denen der übrigen Arten dieses kleinen Sängergeschlechtes anvertraut, so scheint die typische Färbung und Zeichnung seiner Eier auf der äusserst ähnlichen der Eier dieser Pfleger zu basieren, von denen sie sich zunächst lediglich durch ihre Grösse unterscheiden. Dagegen herrscht ein grosser Unterschied zwischen ihnen und denen eines andern Pflegers, der Chthonicola minima, deren Eier einfarbig hellrötlich chokoladefarbig sind. l) Dr. Thienemann »erhielt 2 Eier durch Dr. Preiss, der sie im Oktober im westlichen N-Holland aus den Nestern der Glyciphila fulvifrons ge- nommen, und sah ein drittes, aus dem Neste der Rhipidura motacilloides, bei Gould. Sie sind ungleichhälftig, kurz oder gestreckt, nach der Basis sanft zugerundet, oder auch sehr stark abfallend, und messen in der Länge 22,5 und 25,6 mm bei 16,3 — 18 und 19,9 mm, und sind sonach etwas grösser als die unseres Kuckuck. Die Farbe ist schmutzig rötlichweiss, mehr in das Grauliche oder Gelbliche, fast ungefleckt; nur mit der Lupe sieht man kleine, verwaschene gelbrötliche Fleckchen. Die Schale ist sehr zart, ihr Korn gleicht dem der folgenden Art (Cuc. flavus Gm. Cacom. merulinus Cab.), indem es etwas zarter ist als an unserem ; auch hat es etwas feinere und deutlichere Poren. Inwendig gegen das Licht scheinen sie graugelblich durch«.2) Thienem. Tab. XV. flg. 3 (cineraceus). 3. Cacomantis merulinus Cab. Cuc. merulinus Scop., Strick!,, Gray, Blyth, Schlgl., — flavus Gm., Lath., Steph., Vieill., Horsf. Baffi., Blyth, Müller. — lanceolatus Müller, Gray. — Cacomant. flavus et lanceolatus Bp. Polyphasia merulina Horsf. et Moore. — Cacomantis (?) borneensis, threnodes, dysonymus ! ex errore pro tymbonomus Cab. (teste Schlgl.) Abbild. Sonnini, Vog. N.-Guinea t. 81. — Buff. PI. enl. t. 814. Eier. Thienemann (Cuc. flavus Gm.) t. XV. fig. 2. Verbreitung. Malaiasien: Halbinsel Malakka (Blyth) Sundainseln, Java (Boie etc.) Philippinen (?) Insel Panay (Sonnerat). Als Pfleger sind beobachtet Henicurus coronatus Temm, von Sal, Müller und Boie ; von diesem ausserdem Megalarus palustris und Hen. coronatus auf Java. Müller fand am 15. Juli ein Ei im Neste des Gabel-Wasserschwätzers. Boie und Macklot :V) schickten Eier an das Leidener Museum. Diese waren im Juni und Juli aus den Nestern der eben genannten Pfleger, Henic. J) Ramsay bemerkt dazu, dass er in den Sammlungen in NS-Wales nur selten Eier dieses Kuckuck gefunden habe, obwohl solche von Cuc. inornatus (Heteroscenes pallidus Cah.) und die von L. lucidus fast in jeder Eiersammlung vertreten waren. 2) »Es ist bemerkenswert — sagt Thienemann in einer Note dazu — dass auch die Eier vieler neuholländischer Vögel, besonders aus der Abteilung der Meliphagen, rötlichen Grund haben.« (L. c. p. 85.) 3) Thienemann 1. c. p. 85. I^S Zweite Abteilung. coronatus und Megalurus palustris genommen worden. Sie sind ungleich- hälftig, an der Basis ziemlich kurz zugerundet, nach der Höhe sanft abfallend, stumpf zugespitzt. Ihre Grundfarbe ist rötlich grauweiss oder rötlich gelb- grau ; auf ihr finden sich, wenig sichtbar, sehr feine aschgraue oder einzelne rotgraue Pünktchen und Fleckchen, vor der Basis kranzartig gehäuft, auf der übrigen Fläche gleichmässig zerstreut. Die Schale ist dünn, ihr Korn ganz wie bei dem vorigen (Cuc. canorus), nur viel zarter. Inwendig gegen das Licht scheinen sie gelblich oder grünlichweiss durch. Sie sind 19 bis 20,3 mm lang und 14,6 mm breit«. Thienemann Tab. XV. fig. 2 (flavus). IV. Genus. Heteroscenes. Pfeif kuckuck. Heteroscenes pallidus Gab. — Pfeifkuckuck. Columba (!) pallida Lath. — Cuc. variegatus (juv.) et cinereus Vieill. - inornatus (ad.) et albostrigatus Vig. et Horsf. — Cacomantis inornatus et cinereus Bp. — Cuc. inornatus Gld. - Cuc. pallidus Schliß. — polio- gaste r Müll. Abbild. Gld. B. Austr. IV. t. 85. Verbreitung: von Vandiemensland wahrscheinlich durch ganz Australien. Im Süden Zugvogel, kommt er in Vandiemensland im September an und bleibt bis in den Februar (Gld.). In Neu-Südwales erscheint er früh im September und wird gewöhnlich paarweise gesehen. Nach Gould ist dieser scheue Kuckuck dem europäischen Vetter in vieler Hinsicht sehr ähnlich: so im geraden, reissend schneller und andauerndem Fluge, im Durchkriechen von Gebüsch, im Ausruhen und Um- spähen von Baumgipfeln , Pfählen , Zäunen , dürren Zweigen aus , in seiner Eifersucht und Streitsucht, Beweglichkeit etc. Nicht aber in seinem Rufe, mit dem er gleichwohl den Übergang von den Unglückskuckucken zu den eigentlichen Kuckucken bildet. »Diesen schellenartig (!) pfeifenden Ruf hört man, wenn er ruhig sitzt; zufällig auch wohl im Fluge. Er besteht aus einer schnellen Folge von Tönen , deren letzter und höchster mehrmals reissend schnell wiederholt wird.« Bei den Eingebornen W. -Australiens heisst der Pfeifkuckuck Tjun-dondon, wahr- scheinlich doch wohl von seinem Rufe(Ir).1) Cabanis nennt diesen Ruf weit verschieden von den langsam klagenden Tönen der Cacomantis-Arten. Nach der Beschreibung Goulds scheint der Ton mehr (schellenartig) klingelnd als pfeifend zu sein. J) Es ist zu bedauern, dass so wenige »praktische Ornithologen, und namentlich reisende«, nicht mindestens soweit musikalisch gebildet sind, um die verschiedenen Vogelstimmen einiger- massen verständlich zu beschreiben, wenn auch nicht in Noten zu setzen. Noch schlimmer ist es freilich, wenn sie letzteres mit dreister Stirn unternehmend, den Anschein von Zuverlässig- keit erwecken, ohne die nötige musikalische Bildung zu besitzen! Exempla sunt odiosa ! Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. j -jq Nach Gould besteht seine Nahrung in Raupen, Phasmaartigen Insekten und Käfern, die er von den beblätterten Zweigen der Bäume absucht, wobei er sehr beweglich und geschickt ist. Der Magen zeigte sich häufig weit und dicht mit Haaren ausgelegt (besetzt), ein Beweis, dass er auch stachel- haarige Raupen verzehrt.1) Der Pfeifkuckuck vertraut seine Eier den Nestern verschiedener kleiner Pfleger an. Gould fand sie in denen der Gattungen Melithreptus, Ptilotis, Malurus, Acanthiza u. a. Nach Ramsay ist in der Nachbarschaft von Sidney Ptilotus auricomus der gewöhnliche Pfleger, seltener Ptilot. chrysops, und selten Ptilot. fusca und Melithreptus lunulatus ; in andern Gegenden andre geeignete Arten. Der gelehrte Forscher hat beobachtet, dass wenn immer Kuckuck ei er in offene Nester gelegt, solche entschieden vorge- zogen werden, deren Eigentümer den Kuckuckeiern ähnliche Eier legen. Dr. Bennett beobachtete Malurus cyaneus als häufigere Pfleger/-) Die Legezeit scheint in N-S-Wales etwa um Mitte September zu be- ginnen ; denn Ramsay hörte am 27. Oktober einen jungen Kuckuck kläglich schreien , und war nicht wenig erstaunt , ein Paar alter Kuckucke sich in einer Weise um den jungen sich bekümmern zu sehen, dass er, obwohl er es nicht sehen konnte, davon überzeugt war, dass jene ihn nährten.3) Die Eier des Pfeifkuckucks beschreibt Gould als »milchkaffefarben« mit überall verteilten braunen Fleckchen und Schmitzen, 22,2 mm in der Länge und 15,8 mm in der Breite messend. Mrs. Ramsay Hess, um die Authenticität der Eier festzustellen , zwei Eier dieses Kuckuckes durch die Pfleger ausbrüten, und ist jetzt überzeugt, dass das im Ibis XI. p. 245 erwähnte, im Neste von Ptilotis auricomis ge- fundene Kuckuckei, der gegenwärtigen Art, und nicht, wie er aus der Kleinheit des Eies schloss, dem flabelliformis angehört. Sie ähneln sehr den grossen meist zeichnungslosen Eiern des genannten Pflegers, sind jedoch etwas rundlicher und viel hellerer Färbung ; nämlich bloss fleischfarbig, mit einigen Flecken einer dunklern Nuance, oft aber ohne alle Zeichnung. Sie sind 23 bis 26,4 mm lang und 17,8 bis 19 mm breit. Die Jungen werden in 12 bis 14 Tagen erbrütet, wachsen sehr schnell und verdrängen oder erdrücken ihre schwächern Nestgeschwister, die dann von den Eltern aus dem Neste geschafft werden. Am 30. Oktober (1864) fand Ramsay 2 junge auricomis, welche etwa 3 bis 4 Tage alt sein mochten, tot unter ihrem Neste liegen. *) Gould B. of Australia (Reichbch. N. 435). 2) Ramsay, Proceed. Zool. Soc. Lond. 1865, p. 462. Ibis 1866. p. 331. 3) Bennett, ibid. 1859, p. 221. I4O Zweite Abteilung. V. Genus. Misocalius. Nistfeind Gab. Misocalius palliolatus Gab. Cuc. palliolatus Lath.. Steph., Vteill. — (?) Cuc. flavus mas jun. Less Pucher. — Chalcites osculans Gld. — Cuc. osculans Gray. — Chryso- coccyx osculans, Gld., Bp. »The Blackeared Cuckoo.« Abbild. Gld. B. Austr. IV. t. 88. (Chalcites osculans). Verbreitung: Australien, N-S-Wales, Schwanenfluss (Gld.) West- australien : nur im Innern (Gilbert). Aufenthalt: dichtes Gebüsch und Gestrüpp von massiger Höhe (Gld.) ') In Westaustralien sehr scheu. Sein Flug ist bequem oder schwer- fällig und nur auf kurze Strecken. Sein Ruf ein schwacher, langgedehnter, in langen Zwischenräumen wiederholter, klagender Ton (Gilbert) 2) Nährt sich von Insekten, die er, still und ruhig umherhüpfend, an Zweigen und Blättern aufsucht (Gld.), aber wohl von steifhaarigen Raupen, da Gilbert »den dünnhäutigen und geräumigen Magen dünn mit Haaren be- setzt fand.«1) VI. Genus. Penthoceryx Gab. Trauerkuckuck. Penthoceryx Sonnerati (Lath.) Cab. Cuc. Sonnerati Lath., Steph., Vieill., Blyth, Gray. — Cuc. rufovittatus Drapiez , Blyth. — pravatus Horsf. — himalayanus Jerd. (nee Viy.) — fasciolatus Müll., Gray. — venustus Jerd. — Cacomantis fasciolatus Bp. — Polyphasia Sonnerati Horsf. et Moore. »The Banded Bay Cuckoo.« Jerd. »Dieser elegant gezeichnete kleine Kuckuck« scheint nur über das südliche Ostindien und Malayasien verbreitet zu sein; ziemlich gemein in den Wäldern von Malabar und Travancore, an den Abhängen der Neil- gherries und im Wynaad ; seltener in den Ostghouts, etwa in der Breite von Madras; nicht selten in Ceylon, Malacca, Java etc., scheint nicht in Nord- indien und den Himalayas gefunden zu sein (Jerdon) Timor, Java (Cab.) Nährt sich hauptsächlich von Raupen3) x) Gld., Birds of Austral. II. S. 116. 2) Schlgl. zieht noch hinzu: Cuc. sepulcralis Müll., tymbonomus Müll., insperatus und dumetorum Gld., assimilis G. R. Gray, Cacomantis infaustus Cab. und querulus Heine. 3) Jerdon 1. c. p. 326. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. IA.I VII. Genus. Cacangelus Gab. (Unglücksbote) Drongokuckuck: Gabelkuckuck. Surniculus ! ! Less., Pseudornis I!) Hodgs. Cacangelus dicruroides Cäb. Cuc. lugubris Hodgs., Schlgl, — Pseudornis (!) dicruroides Hodgs., Gray. — Cuc. dicruroid. Jerd., Blyth, Gray. - - Surniculus dicruroid. Bp., Blyth. Horsf. et Moore, Hodgs., Jerd. »The Drongo or fork-tailed Cuckoo.« Jerdon. Abbild. Horsfld. Zool. Research. Jav. t. 58. »Der so vollständig in die Maske des langschwänzigen Gabeldrongo — Dicrourus macrocercus Vieül. (bilobus Gab.) — gekleidete merkwürdige Vogel ist, obwohl spärlich, durch ganz Indien verbreitet. Jerdon erhielt ihn von der Malabar-Küste, dem YYynaad, Centralindien und Darjeeling. Er wurde auch in andere Gegenden der Himalayas, in Ceylon, wo er nicht selten sein soll, in Tenasserim und Burmah gefunden.« Cabanis fügt noch Nepal hinzu. Auch von Sumatra, Borneo, Java sollen Exemplare vorhanden sein. Blyth vermutet, dass ein rein weisses Ei, welches in einem Neste des langschwänzigen Drongo neben vier Eiern dieses Vogels lag, unserem Gabelkuckuck angehören möge1). VIII. Genus. Lamprococcyx Cäb. Glanzkuckuck. 1. Lamprococcyx cupreus Cab. ex Bodd. Kupfer -Glanzkuckuck. Cucul. cupreus Bodd., Gray. — auratus Gm., Lath.. Steph., Vieill., Less. — Lampromorpha (!) chalcopepla Yig. — Chalcites auratus Htlb. — Cuc. chalcopeplus Gray. — Chrysococcyx cupreus Blyth. — auratus Bp., Layd. — Coucou didric Levaill. Major, alis, cauda rostro longioribus, plumis aurato-viridibus nitore rufescente-cupreo valde resplendentibus. Long. tot. 230 mm caud. 65 al. 129 rostr. culm. 20,25 mm.2) 1) Die Eier dieses Pflegers sind »rötlichweiss, mit einigen grössern Flecken und Flatschen von purpur-, ziegel- oder braunrot«. 2) Wir geben hier zum Vergleiche Mass und Diagnose der beiden andern geographischen »Rassen oder Formen« nach Cab. und Heine : b) L. chrysochlorus Cab. & H. Medius, alis cauda rostro modicis, plumis aurato-viridibus nitore smaragdineo resplendentibus. Long. tot. 210. cand. 88. al. 115 rostr. culm 18 mm. — NO-Afrika. c) L. chrysites Cab. & H. Minor, alis cauda rostro brevioribus, plumis aurato-viridibus nitore rufescente-cupreo haud ita resplendentibus. — W-Afrika. Mit Annahme dieser dritten Form würde selbstverständlich die Synonymik von L. chrys o chlorus im Mus. Heineanum zu trennen sein. IA.2 Zweite Abteilung. Abbild. Buffon, PI. enl. t. 657 (Coucou vert du Cap de b. espe- rance). Levaill. Ois. Afr. V. t. 210, 211. Eier. Thienem. t. XV. f. 4. (Cuc. auratus). Verbreitung: Südafrika, vom Kaplande, wo er an geeigneten Plätzen sehr häufig ist, z. B. in der ganzen Karroo-Ebene (Layard) östlich durch Natal (Ayres) Transvaal, Kafifernland etc., nordöstlich bis etwa Mittel- afrika, von wo ab er nach NO. hin durch chrysochloris vertreten wird. Layard hat in der Nähe von Beaufort des morgens oft mehr als ein Dutzend beobachtet, deren lautes Rufen unaufhörlich in sein Ohr schallte. Im Süden ist dieser schöne kleine Kuckuck Zugvogel (Ayres). Layard fand ihn sehr scheu und vorsichtig. Sie verfolgen einander mit grosser Heftigkeit in geschickten Wendungen und mit grosser Schnelligkeit. Beim Rufen sitzen sie auf der Spitze eines dürren Astes, bereit, ein anderes Männchen zu bekämpfen oder ein in Sicht kommendes Weibchen zu ver- folgen. Sein Ruf ist ein klagendes »di-di-di-didrik«, wegen dessen er von Levaillant seinen Namen Coucou didric erhalten hat. Layard fand im Magen der von ihm untersuchten Exemplare nichts als kleine Insekten, »welche hauptsächlich ganz verschluckt worden waren. Levaillant fand das glänzend weisse Ei des Didric in Nestern der kleinsten Insektenfresser, unter andern im Neste von Drymoeca macroura Sws., und beschreibt die Art und Weise, wie es der Vogel in den Mund nimmt, um es in das erwählte Nest zu schieben.1) Nach Mr. Ayres -) Mitteilungen verhielte sich die Sache jedoch etwas anders. Er sandte ein Ei dieses Kuckuck an Rev. Tristram mit der Notiz: dass dieser Kuckuck in Transvaal während des Sommers verweile und im Herbste verschwinde, und dass er seine Eier in fremde Nester lege. Tris- tram beschreibt das erwähnte E i als den heller gefärbten Eiern des Haus- sperlings und auch denen der Rohrdrossel, Calmoherpe arundinacea L., äusserst ähnlich, von denen sie sich jedoch durch grössern Glanz, etwas ge- ringere Grösse und mehr elliptische Form unterscheiden. Thienemann beschreibt ein Ei seiner Sammlung, welches er als diesem Kuckuck angehörig erhielt, als glänzend reinweiss, gestreckt ungleichhälftig, nach der Basis ziemlich stark, nach der Höhe stark abfallend und stumpf zugespitzt, 8'" lang und 6'" breit ; das Korn gleicht dem anderer Kuckucke.8) 2. Lamprococcyx chrysochlorus Cab. ? Chalcites auratus Sws. (nee Gm.). — Chrysococcyx auratus Hupp., Heugl. Minor, alis rostroque brevioribus, plumis aurato-viridibus nitore smarag- dineo. Long. tot. 7" 9'", al. 4" 3"', caud. 3" 3'". *) Levaillant. 2) Ibis 1868 p. 163. 3) Thienemann S. 86. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. I4S Verbreitung. NO-Afrika: Egypten, Abyssinien, Sennaar. Nicht selten am weissen und blauen Nil, zuweilen in kleinen Gesellschaften, um Keren sogar häufig und bis auf die Hecken und Bäume im Dorf kommend.1) Der L o c k (?) t o n ist ein lautes, etwas klägliches und melancholisches, flötenartiges Pfeifen — huid, huid, huiddi — in Cadenzen (?) von je einem ganzen Ton, und gleichzeitig immer etwas an Stärke abnehmend, das den unter dichtem Laubwerk versteckten und wegen seiner grünen Farbe oft schwer sichtbaren Vogel oft verrät.1) Zur Paarungszeit balgen sich die Männchen zuweilen unter grossem Geschrei. Heuglin fand Ende Juli und Anfang September fast reife Eier am Eierstock und im Eileiter1) und sah im Boghoslande drei Junge ungleichen Alters auf einer Hecke sitzen, welche von den Eltern ge- füttert wurden. 3. Lamprococcyx chrysites Cab. et H. Chalcites auratus Sws. — Chrysococcyx auratus (Gm.) Htlb., Verr. Dieser äquatoriale Repräsentant — vielleicht Primär form — der beiden andern Rassen in Westafrika, verbreitet sich auf beiden Seiten des Äquators, nördlich vom Senegal (Sws.), Casamanze (Verr.) Aguapim (Riis) Fernando Po (Thoms.) bis Gaboon (Verr.) und wahrscheinlich noch weiter südlich. 4. Lamprococcyx Klaasi Cab. Glanzkuckuck Klaas. Cuculus et Chrysococcyx Klaasii autt, Chalcites Kl. Sws. — Coucon de Klaas Levaill., Sundev. Abbild. Levaill. Ois. Afr. V. t. 212. Swains. B. W-Afr. II. t. 21. Verbreitung. S- Afrika: nicht selten in den am meisten bewaldeten Gegenden der Kapkolonie und bis Kapspitze hinabgehend ; indes nicht ent- fernt so häufig, als der Didric, von dem er sich leicht durch seinen Ruf unterscheiden lässt. Kaffernland (Cab.). Vom Senegal bis Gaboon (Verr. ), Casamanze (Verr.), Aguapim (Riis) Sennaar, Abyssinien, Bahr el-abiad, Galabat (Heugl.). Rchw. fand ihn häufig in den Niederungen des Cameroon, wo er sich an Waldrändern, in kleinen Gehölzen oder auf hohen Bäumen längs der Gewässer aufhält; nie hat er ihn in niedrigem Gebüsch oder am Boden bemerkt. Die Sonnenglut liebend, sitzt er oft lange und unbeweglich frei in der Mittagssonne, welche andere Vögel meiden. Seine Stimme ist ein mehrsilbiger, pfeifender, lauter Schrei. Die Nahrung besteht aus Insekten, »nackten Raupen«. a) Heuglin, J. f O. 1862. p. 36, 38. Die Bemerkung Heuglins, dass dieser Kuckuck zwei Brüten mache, weil Heuglin Ende Juli und Anfang September am Eierstocke fast reife Eier ge- funden, ist natürlich hinfällig (S. auch 1. c. 1868 p. 212). I aa Zweite Abteilung. o. Über Lamprococcyx basalis Gab. Cuc. auratus var. Vieill. — basalis Horsf, Gray. — malayanus Rafft., Gray. — chalcites Blyth. (nee III.), Müller. — Chrysococcyx basalis Blyth, Horsf. et Moore. — chalcites Bp. (nee ///.). — Chalcites basalis Bp. — Chrysococcyx malayanus Horsf. et M. — siehe Caban. Mus. Hein. IV. p. 12 und 13 Fussnote.*) 6. Lamprococcyx lucidus Gab. — Broncekuckuck. Cuc. lucidus Gm., Lath., Steph., Vieill., Temm., Vig. et Hsftd,, Lesson, Gray, Ellm. — Sylvia versicolor Lath., Vieill. - - Cuc. plagosus Lath., Vieill., Gr&y, Bamsay. — chalcites Hl., Temm., Less. — metallicus V. et H, Gray. - - nitens Forst. — Chrysococcyx lucidus Gld., Rclibch., Blyth, Gray, Hrsfld. et Moore. — Cuc. versicolor Gray. — Chalcites lucidus Bp., Verr. et Desmurs. Abbild. Temm. PI. col. t. 102. — Steph. Gen. Zool. IX. t. 26. — Gld. B. Austr. IV. t. 89. Eier: Thienem. 1. c. t. 1 5 f. 5 a, b. — Tittel, Ms. p. 10. f. 78. Verbreitung. Über den Kontinent von Australien, Vandiemensland und Neuseeland. Zugvogel in Südaustralien und Vandiemensland, hier im September ankommend und im Januar wegziehend (Gould), in Südaustralien vom September bis zum Februar und März verweilend (Ramsay). In Neu- seeland, wo er mit Eudynamis taitiensis der einzige (?) Zugvogel ist (Dieffen- bach1), Haast J), Hutton3) kommt und geht er etwa um dieselbe Zeit und ist dort einer der gemeinsten Sommergäste in der Umgegend von Auckland. Nach Ramsay's Beobachtungen scheint der Broncekuckuck keinem besondern Landschaftscharakter den Vorzug zu geben: er bewohnt die mit dichtem Gestrüpp und niedrigem Unterholz bestandenen, wie die halb urbar gemachten Landstriche, die Gärten und Hölzer. BuUer4) nennt sein Naturell sanft, seinen Ruf melodiös und kläglich. Er nährt sich fast nur von Raupen. Die Fortpflanzung dieses Broncekuckuck scheint vielseitiger und genauer beobachtet zu sein, als die aller ausländischen Kuckucks-Arten. Vor allem ist zu bemerken, dass diesem kleinen Kuckuck eine ver- hältnismässig grosse Anzahl von Pflegern zur Disposition steht und von ihm benutzt wird. »Merkwürdigerweise — sagt Gould — sind dies meist solche Arten, deren Nester überwölbt sind und einen kleinen (seitlichen) Eingang haben.« Wir zählen zunächst die Namen der bisher bekannt gewordenen Pfleger auf, deren Zahl sich wahrscheinlich noch bedeutend mehren dürfte. x) Dietzenbach, Trav. New. Zeeland II. p. 194. 2) Haast. 3) Hutton, Ibis 1867, p. 379. 4) W. Buller, New Zealand Exhibition. Essay on the Ornithol. of New Zealand, 1865. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. 14^ So hat E. P. Ramsay allein in der Umgegend von Sidney folgende Arten als gewöhnliche Pfleger beobachtet : Acanthiza pusilla, lineata, nana und reguloides, Malurus cyaneus und Lamberti, Meliornis sericea. Gould: Acanthiza diemenensis, chrysorhoea, Malurus splendens und longicandus; Verreaux: Meliornis Novae Hollandiae, sericea und austra- lasiana, Ptilotis auricomis und penicillata Dieffenbach in Neuseeland Rhi- pidura fiabellifera (Vig.). Dr. Ben nett fand Rhipidura albiscapa (Gld.) als häufig benutzten Pfleger; Walther Buller Gerygone flaviventris ; Dr. Julius Haast bemerkt, dass das Ei in Neuseeland zuweilen in das beutei- förmige Nest von Gerygone assimilis wohl nur mit Hilfe des Schnabels gebracht wird. Nach Gould legt der Broncekuckuck nur ein Ei in jedes Nest wie es alle echten Kuckucke thun. Auch Ramsay ist dieser Meinung; allein er hat mehr als einmal zwei Eier desselben zugleich aus demselben Neste genommen, aber niemals mehr als einen jungen Kuckuck ausgebrütet gefunden. Ein Mal fand er sogar drei Eier desselben neben drei Eiern der Acanthiza nana, aber sie waren von verschiedener Färbung, ein andermal in einem Neste von Acanthiza pusilla neben zwei Eiern dieses kleinen Pflegers ein Ei des Broncekuckuck und eins des Cuc. flabelliformis. Jules Verreaux fand die Eier des Broncekuckuck — ■ wie es scheint — nur in den Nestern von Meliphagiden, obschon er auch der Acanthiza chry- sorhoea und des Malurus cyaneus erwähnt. »In jenem Falle war das Kuk- kuckei olivengrün, oder von düster braunrötlicher Färbung : nun aber sind die Eier der Honigfresser (Meliphag.) gewöhnlich weiss, mehr weniger trüb rötlich angelaufen und mit bräunlichroten Flecken ; auch mehrere olivengrüne und olivenbraune Färbungen kommen vor.« Die Eier der Acanthiza und Malurus dagegen sind wie die der Meisenarten auf weissem Grunde ziegelrot gefleckt, und in solchem Falle zeigte auch das Kuckuckei diese Farben. »Aber dieser Kuckuck nimmt keineswegs während seines ganzen Lebens seine Zuflucht zu der gezwungenen Hospitalität , welche er später bei andern Vögeln beansprucht. Denn gewöhnlich vereinigen sich diejungen desJahres undwandern en masse in andre Lokal i- täten, wo Männchen und Weibchen in fast gleicher Anzahl sich findend — ihreNester selber bauen, ihre dreiEier hin- einlegen und selber brüten!«1) x) Des Murs findet in diesem Umstände eine gewisse Analogie mit den Fersenkuckucken (Coccyginae), welche in Betracht gezogen zu werden verdient, et qui sait — fügt er hinzu — car tout est mystere chez 1 e s oiseaux ! peut-etre la meme bizarrerie s'observa-t-elle plus tard chez notre Coucou d'Europe«. — Verreaux hat endlich dieselbe Beobachtung bei dem L. lucidus gemacht, wie bei den südafrikanischen Indicatoren ; wenn jener nämlich das Nest ausgewählt, in welches er sein Ei legen will, und die Anzahl der darin liegenden Eier konstatiert hat, so unterlässt er niemals, »au moment d'y deposer le sien, de manger et avaler preablement celui auquel il veut substituer le sien, pour offrir le meme nombre aux yeux des proprietaires du nid ainsi envahi !« B a 1 d a m u s. in 146 Zweite Abteilung Die Eier unseres Broncekuckuck sind nach Thienemann1) meist ge- streckt ungleichhälftig (?) zuweilen fast walzenförmig, stumpf oder scharf zugespitzt, 16,9 bis 19,14 mm lang und 12,4 bis 13,5 mm breit, 8 bis 9 cgr schwer. Noch mehr als diese, bei so kleinen Ver- hältnissen immerhin beträchtliche Variabilität der Grösse zeigt sich die der Färbung und Zeichnung. »Man findet nämlich den Grund weiss und mit Rot und Rotbraun in den verschiedensten Nuancen gefleckt, meist mit zartesten dichten Pünktchen, die sich nach der Basis häufen und oft einen deutlichen Kranz bilden; oder mit grössern, verworrenen, oft erhaben (?) aufgetragenen Fleckchen, wie bei manchen Hühnerarten (?) Dann kommen völlig olivengrüne oder oliven- braune vor, die in der Färbung den Nachtigaleiern gleichen, wo jedoch die Basis dunkler, die Höhe etwas leichter gefärbt ist, wie bei vielen Eiern neuholländischer Vögel. So ist es , ausser durch Berücksichtigung des Kuckuckkornes, kaum möglich sie zu erkennen, da manche den Eiern der Pflegeeltern so überaus ähnlich sehen. Inwendig scheinen die blassen weisslich, die dunkeln grünlich durch.« *) Gould giebt in seinen Birds of Austral. die kurze Notiz: »Eier hell olivenbraun, zuweilen am spitzen Ende bleicher; bis 11/16" lang, 1j2" breit. Äusserst sorgfältige Beobachtungen hat E. P. Ramsay in der Um- gebung von Sidney über unsern Kuckuck angestellt und in den Proceedings der Londoner Zoolog. Gesellschaft mitgeteilt.2) Der folgende Auszug aus seinem Notizbuche giebt neben einer Übersicht der dort gewöhnlichen Pflegeeltern auch andere interessante Daten, zu deren Verständnis wir vor- ausschicken, dass Ramsay, wie Thienemann, zwei Typen der Eier des Broncekuckuck unterscheidet, welche er mit den Buchstaben A und B be- zeichnet. Die Eier der Var. A.'z) »variieren in der Färbung von einfarbigem Aschgrau bis zu einem reichen dunkeln Olivenbraun oder Bronce; manche der hellasch- grauen Exemplare haben kleine tiefolivenfarbige Punkte nach der Basis hin; bei einem Exemplare, bei welchem diese Punkte eine Flatsche bilden, neigt sich die Färbung mehr nach Rötlichbraun. Var. B. hat rein weissen Grund, nelkenrötlich überlaufen bevor das Ei ge- leert ist, über der ganzen Oberfläche fein gesprenkel mit Punkten von einem hellen Bräunlichrot oder dunkler Lachsfarbe (Ziegelrot) die in einigen Fällen zu Flatschen (blotches) zusammenlaufen und stellenweise den weissen Grund ohne Zeichnung lassen. Gelegent- lich findet man ein Exemplar, bei welchem die Lachs- und die ~L) F. A. L. Thienemaun, ioo Tafeln etc zur Fortpfl. etc. 1845. Text S. 86. 2) Beide Varietäten in zwei Exemplaren .sind abgebildet bei Thienemann Tab. XV, Fig. 5 a, b und in dem in meinem Besitze befindlichen 1. Hefte eines Manuskriptes: The nidification of the Australian Birds etc. von Paul Tittel, Fig. 78. Diese Abbildung zeigt die seltsame Eigen- tümlichkeit der nur noch bei manchen Eiern des Wiedehopfes von mir beobachteten Ab- schwächungen der Grundfarbe, welche meist bei einem grössern und unregelmässigen Teile der Eifläche sich zeigeu. Tittel bemerkt zu der trefflichen Abbildung : »Hellbroncefarben, ins Grün- liche übergehend, mit hellen und dunklen Schattierungen.« Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. 147 Broncefarbe vermischt zu sein scheinen und einen eigentümlichen bräunlichen Lilathon bilden. Wir geben nun das Verzeichnis der in den Jahren 1862 — 1864 von Ramsay gefundenen Kuckuckeier 1. 29. Spt. 1862. 1 Ei des L. lucid. bei 2 Eiern von Acanth. pusilla. Typus B. 2. 11. „ 1863. 1 „ „ „ „ „ 2 „ .. „ „ „ A. 3. 12. .. 1864. 1 „ .. „ „ „ 3 .. „ „ lineata. „ A. 4. 12. „ „ 1 „ ., ,. „ „ 2 „ „ .. reguloides „ B. 5. 14. „ „ 1 ,, ,. „ ., .. 3 .. „ Malurus cyaneus „ B. 6. 14. „ „ 1 „ „ „ „ „ 3 „ „ Acanth. reguloides „ A. 7. ? Nvbr. „ 2 „ „ ., ,, ,, 4 „ „ „ nana Typus A.u.B. 8. 16. Spt. „ 1 ,, „ ,, „ ., 1 ., „ Meliph. sericea Typus B. 9. 2. Okt. .. 1 .. „ „ „ „ 1 „ „ „ .. .. B. Beide Färbungstypen variieren sehr in der Grösse: Typus A. von 16,9 mm bei 12,7 mm bis 21 bei 1 1,6 mm. B. „ 16,9 „ „ 10,6 „ „ 20 „ 12,7 „ Der Farbstoff beider Typen lässt sich leicht abreiben, besonders wenn sie frisch aus dem Neste kommen«. Um über die beiden in Färbung, bez. Zeichnung so abweichenden Typen ins Klare zu kommen, legte Ramsay Exemplare von beiden in Nester von Malurus cyaneus und Acanthiza-Arten, und konnte auf diese Weise be- stimmen, dass die Jungen in jedem Falle gleich, und solche des Bronce- kuckuck waren. Dieser scheint nicht selten seine Eier in noch unfertige Nester zu legen; denn Ramsay fand in einem Neste von Acanth. nana (s. No. 7 des Verz.) ein Ei vom Typus A. unter der Ausfütterung und ein zweites, vom Typus B, über derselben. W. Bridger sah ein bebrütetes Ei im Neste von Acanth. chry- sorhoea mit frischen Eiern dieses Pflegers und folgert daraus, dass die Eier der parasitischen Kuckucke zuerst in das erkorene Nest gelegt werden dürften.1) Die Mehrzahl der Pflegernester unseres Broncekuckuck ist überwölbt, mit meist engem seitlichem Eingange und mehr oder weniger mit einem »Vor da che« versehen. Sie hängen teils am Ende eines niederhängenden oder horizontalen Zweiges, Acanth. lineata, teils sind sie in niedrigem Gebüsch und Gestrüpp versteckt, Malurus-Arten, oder end- lich, wie es oft bei Geobasileus reguloides der Fall, in einer starken Ast- gabel, oder in locker hängenden Rindenstücken der Eucalypten und Mela- leuken angelegt. Wie bringt nun der Bronce-Kuckucke seine Eier in solche Nester ? Ramsay kann darauf antworten , dass die Eingänge solcher Nester, welche Kuckuckeier enthielten, fast zweimal soweit waren als solche, in denen sich keins befand. Dies war besonders auffallend bei den Nestern von M Ilii- tSv). p. 3 '7- Anmerkung IA.S Zweite Abteilung. Acanth. lineata, dessen sehr kleiner Eingang mit einem sehr niedlichen Vor- dache versehen ist. Der Kuckuck würde demnach die Eingänge solcher Nester erweitern um seine Eier einzubringen. Dennoch würde diese Erweiterung in den meisten Fallen nicht genügen, um ihm das unmittelbare Hineinlegen in solche Nester zu ermöglichen, und eine übergrosse Ausdehnung des Ein- gangs würde die Nester zerstören oder doch die Besitzer zum Verlassen derselben bewegen. Es liegt also der Schluss nahe, dass der Broncekuckuck seine Eier auf den Boden legt, und die Eingänge der erkorenen Nester nur soweit ausdehnt, dass er das Ei mittels des Schnabels einschieben kann: gerade so, wie unser Gauch es mit den Nestern der Laubvögel, Phyllops. rufa, tro- chilus, Bondli, der Zaunschlüpfer u. A. macht. IX. Genus. Chrysoeoceyx Boie. Goldkuckucke. 1. Chrysoeoceyx intermedius Verr. Chrysoc smaragdineus Bp. (nee Hartlb.), Stricht., Cassin. — Chal- cites smaragdineus Yerr. (nee Sivs.). - — Chrysoc. intermedius „Verr." Hartlb. Minor, alis brevioribus, cauda brevissima minus albovaria. Totall. 8", al. 4", caud. 3" 4'". Verbreitung: Centrales W- Afrika: Gabon , St. Thome (Weiss) Dabocrom (Verr. Pel etc.) Prince's Island (Dohrn). Auf dieser Insel lebt er in der trocknen Jahreszeit, von April bis September, variiert sehr in Grösse und Färbung des Schwanzes (Dohrn) dem er von smaragdineus Sivs. nicht verschieden scheint. 2. Chrysoeoceyx cupreus Gray. Cuc. cupreus Lath., Steph., Yieill., Less. — Chrysoeoceyx cupreus Gray, Bp. — ■ Chalcites cupreus Hartlb., Burm. — Cuc. splendidus Gray. — Chrysoeoceyx smaragdineus Horsf. et Moore (nee Hartlb.) Gurney. — Chalcites smaragdineus Layard. — Cupreous Cuckoo Shaw. — Golden Cuckoo vulg. Afr. meridion. Medius, alis modicis, cauda breviore magis albo-varia. Totall. 8" &•', al. 4" 3'", caud. 3" 10'". l) Die Verbreitung der drei »Lokalrassen« ist nach Cabanis folgende. Die grosseste, sma- ragdineus, bewohnt N-Afrika, im Osten Nubien, Abysinien, im Westen vom Senegal und Gambia abwärts bis zur Goldküste. Auf der Insel St. Thorne" und in Gabon, wahrscheinlich im ganzen eigentlich äquatorialen W-Afrika vertritt ihn der kleine intermedius, den wiederum in S-Afrika — Caffraria, Port Natal — cupreus ablöst, welcher seiner Grösse und Färbung nach weit mehr auf die Benennung intermedius Anspruch hat, welche jener der geographischen Lage seiner Heimat verdankt (Cab. Mus. Hein. D7. p. 10. Anmerk.) Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. 149 Abbild. (Cuc.) cupreus Lath. Mus. Lever. p. 159 c. tab. Vieill. Gal. Ois. I. f. 42. Verbreitung. S- Afrika : Kaffernland, Port, Natal, Kapkolonie ; häufig an der Knysna und durch die ganze Waldregion im Osten und längs der Seeküste. Dieser Kuckuck, wie alle übrigen Kuckucke, scheinen in S-Afrika migratorisch zu sein ; die Mehrzahl kommt im Oktober oder November in der Kolonie an ; einige etwas später (Layd.). Das Männchen hat die Gewohnheit sich auf die höchsten Baumzweige zu setzen und lässt von da seinen lauten Liebes- oder Kampfruf ertönen ; dieser ist mittelst einer Pfeife leicht nachzuahmen, der Vogel antwortet darauf von seinem Lugaus dem vermeinten Gegner, während der Jäger auf Schussweite heranschleicht. Infolgedessen werden weit mehr Männchen als Weibchen erlegt und mindestens im Verhältniss von 10 :i (Layd.). 3. Chrysococcyx smaragdineus Hartlb. Chalcites smaragdineus Sws. — Chrysococcyx cupreus Rüpp. (nee Gray) Heugl. — Cuc. smaragdinensis (!) Gray. — Chrysoc. smaragdineus Hartlb. Major, alis longioribus, cauda longissima valde albo-varia. Totall. 9" 6'", al. 4" &", caud. 4" 10'". Verbreitung. Nord- bis Central- Afrika : Im Osten in Nubien und Abyssinien, im Westen vom Senegal und Gambia bis zur Goldküste — Dabocrom, Casemanze — gefunden. Unterfamilie Coccystinae. Heherkuckucke. I. Genus. Eudynamis Vig. et Horsf. {1826). Guckel. Koel (engl.) „Dynaineiie Vig. et Horsf." StepJt. Urodynamis {part.) Salvadori. Masse der Arten (nach Cabanis) : I. E. nigra Cab. Totall 419,7 Seh vanz 223,4 Flgl. 190 Tars. 27 O-Indien, Ceylon. 2. >> inalayana Cab. j> 433»3 216,5 „ 216,5 34 Sumatra. 3- )) mindanensis Cab. ,, 420 216,7 „ 210 , 34 Luzon, China. 4- » Flindersi Y. et H. ,, 446,8 230 „ 230 , 34 Australien. 5- )) chinensis Cab. >> 392,6 194 )) 194 , — China, Kanton. 6. )) orientalis Cab. „ 446,8 237 ,, 223 , 34 Ceram, Bouru. 7- » picata Müll. „ 379 196,3 „ 190 j 34 Amboina, N-Guinea. 8. ») melonochynch. Müll. „ 433o 203 „ 210 , 34 Celebes. 9- )) taitiensis Gray „ 406 237 „ — , — Polynesien, N-Seeland Die Sippe der Guckel scheint, was die Bestimmung und Begrenzung der Arten anlangt, den Systematikern noch heute Schwierigkeiten, um nicht zu sagen Verlegenheiten zu bereiten. R. Swinhoe »der längere in China x) Layard B. of Afr. p. 251. I Cq Zweite Abteilung. weilte und diese Gruppe niemals aus den Augen Hess,« stösst gelegentlich irgend eines Artikels in dem Ibis einen Verzweiflungsschrei aus über die Unentwirrbarkeit der Bestimmungen und der Synoymik dieser Sippe.1) Und in der That: während Herrn. Schlegel alle Arten derselben unter seinen Cuculus orientalis vereinigt1) (Mus. Pay-Bas, Cuculi p.) unterscheiden Cabanis und Lord Waiden nicht weniger als 9, bezw. 10 Arten. Eud. taitiensis hält Waiden für generisch trennbar (Gattung Urodynamis Salvadori). Alles Weitere bei Besprechung der einzelnen Arten. 1. Eudynamis nigra Gab. — Schwarzer Gucke 1. Cuc. niger L., Gm., Temm., Müll, Sundev, Stricke. — honoratus L., Gm., Steph., Vieül — Eudyn. honoratus L., Waiden, Blyth, Cray, — Cuc. scolopaceus L., Gm., Lath., Steph., Vieül. — Cuc. orientalis var. et Lath., Vieül. (pt.) — Cuc. orientalis Sundev., (nee L.) Strickt. — Eudyn. orientalis Sykes, Jercl., Pears, Blyth, Bp., Layard, Irby, Gray, (pt.). — Eud. indicus Gray, (Cabanis), dazu C. orientalis L., Eud. crassirostris Steph., Vieül., und Eud. ceylonensis Gab. [Waiden Ibis 1869 p. 339).2) Indian Koel. Minor , totus ater unicolor pulcherrime virescente - caeruleo-nitens ; rostro flavo basi füscescente ; pedibus fuscis (Mas adultus). Abbild. Edwards, Nat. Hist. Uncomm. B. t. 58. mas (Black Indian Cuckow). Edwards, Nat. Hist. Uncomm. B. t. 59. fem. (Brown et spotted Indian Cuckow). Brisson. Ornith. IV. t. 11. 2. fem. (Cuc. malabar. naevius). Steph. Gen. Zool. IX. t. 21. Buff. PL enlev. t. 294. (Coucou tachete de Malabar) fem. und t. 586. fem. (Couc. tachete de Bengale). Levaill. Ois. Afr. V. t. 214. mas (Coucou ä gros bec) und V. t. 216. fem. (Coucou tachirou. Die Verbreitung dieses meistbeobachteten Guckeis erstreckt sich über ganz Indien und Ceylon, die niedern Bergketten der Central- und Ost- Himalayas ausgenommen ; Monghir (Theobald) Burmese-Länder und Teile von Malay-Indien, Philippinen. Er hält sich in Gärten, Gebüschen, Alleen und offenen Djungeln auf. Er ist nicht eben scheu, hat aber die gewöhnlichen ruhigen (quiet unobtrusive !) Manieren des gemeinen Kuckuck, schlüpft durch die Zweige, macht aber beim Auffliegen ein lärmendes Geschrei. Der Flug ist nicht so ruhig und gleitend, als der der echten Kuckucke und be- darf zahlreicherer Flügelschläge (Jerdon). Nach dem ebengenannten Forscher lebt dieser «Indian Koel« fast aus- schliesslich von Früchten verschiedener Art, besonders von denen der J) Und fügt dann noch hinzu: »Es ist merkwürdig, dass diese auf Celebes heimische Art — melanoryncha Müll. — sich, so zu sagen, wie verloren findet inmitten dieser zahl- reichen Kolonien des Cuc. orientalis, welche von Hindostan bis zu den Philippinen, über Neu- guinea und Australien (und noch weiter) verbreitet sind. 2) Cabanis hält die etwas grössern Dimensionen der ceylonischen Exemplare vor- läufig für nicht genügend zu specifischer Sonderung diesser Rasse (Mus. Hein. IV. p. 51. Anm.) Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. I e i Banianen — Ficus indica, religiosa u. a. Feigenarten, nach Blyth auch viel von denen der ]\Iimusops Elengi. Oft sieht man mehrere dieser Kuckucke auf einem Baume ; aber gesellig sind sie nicht. Nach Blyths Beobachtung speien sie die grossen Kerne der Früchte aus. Zur Brutzeit sind die schwarzen Guckel sehr lärmend: man hört sie dann zu jeder Stunde, und auch während der Nacht, ihren allbekannten Ruf »zu-it zu-it« ausstossen, der an Kraft und Intensität anschwillt, soweit es eben geht. Das Männchen hat noch einen andern Ruf, welchen Blyth mit den Silben ho-whi-ho, oder ho-a-ho, oder ho-y-o ausdrückt.1) Wenn es auffliegt hat es jedoch einen andern einigermassen melodischen und hellen Ruf: alles völlig kuckucksartig. Über die Fortpflanzung berichtet Blyth,-) dass das Ei dieses Kuckuck ausschliesslich in die Nester der beiden ostindischen Krähen Corvus culminatus und splendens, und nach Jerdons und Friths Erfahrung jedesmal nur eins in ein Nest gelegt werden. Letzterer sah öfter, wie das Weibchen von C. splendens den weiblichen Guckel mit grosser Heftigkeit aus seiner Nähe vertrieb, gerade fo, wie fast alle Pfleger der parasitischen Kuckucke zu thun pflegen ; 3) und gerade so nehmen sie die untergeschobenen Eier an und schützen und pflegen die jungen Eindringlinge : Major Dawidson sah von seiner Veranda aus, wie ein bereits ausgeflogener Guckel von einer Krähe gefüttert wurde, und ein Eingeborener versicherte ihm, dass das stets der Fall sei, bis der »fremde« Vogel für sich sorgen könne. Rev. T. Philipps berichtet dagegen: Er selber und ein im Beobachten geübter, zuverlässiger Eingeborener hätte gesehen, dass ein Guckelweibchen, nachdem es sein Ei in ein Krähennest gelegt, dieses aus einiger Entfernung häufig beobachtete, um zu erfahren , ob nicht sein Junges aus dem Neste geworfen werde. Dies finde statt , sobald dasselbe sein geflecktes Kleid anlege und also flügge sei; dann nehme sich die rechte Mutter des noch hilflosen Kindes an. Blyth sah, wie ein Guckelweibchen sein Junges atzte, das fast gänzlich erwachsen , ruhig in einem Peepul-Baume sass , während die Mutter ihm Früchte zutrug. Das Weibchen legt mehrere Eier in Zwischenräumen von 2 bis 3 Tagen welche es verschiedenen Nestern anvertraut. Allan Hume fand indess mehr als einmal zwei Kuckuckeier in demselben Krähenneste, setzt aber auch hinzu, dass die Krähen die Aufdringlinge von ihren Nestern vertreiben, und auch dem Menschen gegen- über durchaus nicht scheu sind. Man findet das Guckelei so oft allein in den Krähennestern, dass man fast zu der Annahme berechtigt ist, der Guckel zerbreche meist, wenn nicht immer, die Eier, wenn er sein eigenes hinein legen wolle (Jerdon). Ob der v\ Jerdon, B. of Ind. I. 343. 2) Blyth, Monogr. Ind. Cucul., in Journ. As. Soc. Beug. XI. p 914 und XII. p. 245. 3) Die Krähen scheinen sehr wohl zu wissen, dass sie geguckelt (cuckolded werden, und Frith konstatiert (bei Blyth), dass ein von einer Krähe verfolgter Guckel gegen ein Fenster flog und getötet ward (Jerd. 1. c. p. 344. jC2 Zweite Abteilung. junge Guckel den Instinkt (und die Kraft?) besitzt, seine Stiefgeschwister aus dem Neste zu werfen, wäre noch zu erweisen : Blyth ist geneigt, daran zu zweifeln. Die Eier ähneln in Gestalt und Färbung sehr den Eiern von Den- drocitta rufa Htlb. ; doch ist die Farbe viel gesättigter : ein helles Oliven- grün, mit gleichmässig dichter, brauner Fleckenzeichnung, welche nahe dem dicken Pole etwas gedrängter steht. Sie haben für den Oologen auf den ersten Blick »ein charakteristisch kuckuckartiges Aussehen (Blyth). Tristram findet eine beträchtliche Affinität zwischen ihnen und denen von Coccyst. glandarius. Die Eier variieren nach Allan Hume, der solche oft erhalten hat. Ein Ei ist auf blassolivengrünen Grunde mit purpurbraunen und gelbbraunen Flecken und Schmitzen dicht bedeckt; diese am stumpfen Pole gänzlich zusammenfliesend. Die Grundfarbe eines andern ist hellseegrün , ziemlich dicht mit Olivenbraun gefleckt und gestrichelt ; einige dieser Flecke und Strichel sind viel schwächer und von beinahe purpurbrauner Farbe. Die meisten Flecke bilden um den stumpfen Pol herum eine ziemlich breite, unregelmässige und schlecht abgegrenzte Zone. Dies sind die Normal-Eier, und keins von den 13, welche Hume während der letzten 14 Tage sich verschafft hatte, ist viel von den andern verschieden. In der Grösse schwanken sie zwischen 27, 28 und 29,9 mm Länge und 22,5 bis 23,7 mm Breite. W. Theobald beschreibt das Ei, welches er am 3. Juni? in Monghyr einem Krähenneste entnahm, aus dem man ihm nachher noch 4 Krähen- eier1) brachte, »als blass unreingrün mit vielen rötlich braunen Flecken;« es war — nach Thienemanns Terminologie — das, was er ovato-pyriformis (kurzbirnförmig) nennt und mass 30,4 bei 22,8 mm.2) Blyht sagt über ein von Frith erhaltenes Ei, welches dieser in einem Neste von Corv. macrorhynchus Temm. neben einem Ei dieses Raben fand: »Wie das Ei von Cuc. canorus in der Färbung meist den Eiern des Vogels ähnelt, in dessen Nest es am häufigsten gelegt wird, so hat auch das Koels-Ei mit den Kräheneiern eine auffallende Ähnlichkeit (a mervellous resemblance). Es ist hellbläulich olivengrün, mit zahlreichen rötlichbraunen Flecken, wie manche Amseleier . . .« Wahrscheinlich gehören auch die vier Eier von »Eudyn. orientalis« hierher, von welchen Cpt. Tickeil als in einem Krähenneste gefunden be- richtet3) Sie waren an beiden Enden abgestumpft, matt saftgrün, überall — besonders an der Basis — dunkelbraun gesprenkelt, und massen 31,7 bei 27,7 mm. Ein im Neste dabei liegendes Krähenei (C. splendens) mass da- gegen 39,6 bei 26,9 mm. Beide sind auffallend ähnlichen Ansehens ; nur J) Zu deren Grösse die Koeleier sich durchschnittlich wie 28x22,5 :41x30 mm ver- halten sollen. 2) Theobald, Joum. As. Soc. Bengal. 1855 p. 530. 3) S. R. Tickell, On the Oolog. of India etc. in eben genannten J. As. S. B. XVII (1848) p. 302. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. j C "2 ist die Färbung des letztern saftgrün, reiner und blauer als die des Guckel, die Zeichnung dunkler und heller gesprenkelt.1) Nach Angabe des General Hardwicke legt der schwarze Guckel im April in Krähennester. Ein von ihm mitgebrachtes Ei stimmt mit der Ab- bildung desselben im British Museum; es misst 27,7 mm in der Länge und 19 mm in der Breite, ist ungleichhälftig, der grösste Durchmesser der stark abfallenden Basis näher, nach der vorgestreckten (?) stumpfen Höhe sanft abfallend. Die Grundfarbe ist grünlich grauweiss, fasst gleichmässig bedeckt mit feinsten, verworrenen grau- und gelbbraunen Fleckchen. Die Schale ist glatt und glänzend mit ziemlich derben Korne, welches dem der andern Kuckucke gleicht, nur etwas deutlichere, länglich eckige Poren hat. In- wendig scheint es graugrünlichweiss durch und wiegt 6 Gran (= 36,6 cgr.'2) Vier andre »dem Guckel« zugeschriebene Eier sah ich noch in einigen andern. Da sie aber nicht bestimmt waren, lassen wir sie beiseite. 2. Eudynamis Cuc. eyanoeephalus (ä) Latlt. C. Flindersi Lath., Viy. et Rorsf„ Less., Gray, Gld., Beichenbach, Bp. — eyanoeephalus Steph., Vieill. — Eud. orientalis Yig, et Horsf. (nee L.) L. Waiden. — Eud. australis Sws., Stricket, Gray, Blyth. L. tot. 10" 6'", al. 8" 6'", caud. 8" &" (Cab.) Abbild. Gould, B. Austr. IV. t. 91. (Eud. Flindersi). Ei. P. Tittel, Nidific. all the Austral. B. I. f. 79 x) Mspt. Verbreitung. Australien; häufig in allem Buschholz auf der Ost- küste vom Hunterfluss bis Moretonbay, von da rund um die Torresstrasse3); in beträchtlicher Zahl an der NW-Küste4) Cape York, Pt. Essingt, Rockingh. Bay, Port Denison, Wide Bax, NS-Wales etc.8) Fortpflanzung. Ei einfarbig weiss, oval 31X22.4) Urodynamis Salvadori. 3. Eudynamis taitiensis Gray. Cuc. taitiensis Sparrm. — tahitius Gm. — taitensis Lath., Steph., Vieill., Lesson, Ellmann. — perlatus Vieill., Fächer. — fasciatus Forster; Eudyn. taitensis Gray, Dieffenb. — euneicauda Peale, Hartlb., Bp. — tahitiensis Cassin. Abbild. Peale, Unit. St. Explor. Exped. t. 38,2. fem. (Eud. eunei- cauda). Cassin, Unit. St. Explor. Exped. Atlas t. 22,2 (Eud. thitiensis) Diese über Neuseeland und viele Inselgruppen Polynesiens verbreitete Art würde nach L. Waiden von dem Genus Eudynamis zu trennen sein. x) Ob die Angabe Dr. Buchanan Hamilton'?, »dass er ein Guckelei aus dem Neste eines Malacocercus erhielt, welches blau, wie die Eier dieses Vogels war« nicht auf Irrtum beruhe, vermögen wir nicht zu entscheiden. 2) Thienemann 1. c. S. 85. 3) Gld. B. Austr. 1. c. II. 216. species 560. 4) Grey, teste Gld. 1. c. 5) Paul Tittel (Mspt.) p. 10. f. 79 (aus dem Legedarm geschnitten). 154 Zweite Abteilung. Sie ist von den Fidji-, Cooks-, Tonga-, Marquesas- und Gesellschaftsinseln bekannt. Nach Hutton würde dieser Guckel für Neuseeland Zugvogel sein und im Oktober ankommen ; nach W. Buller gegen Ende dieses Monats, und im Februar wieder fortziehen. Hutton bezeichnet ihn als Flieger ersten Ranges, dessen Stimme mit der unseres Kuckuck keine Ähnlichkeit habe. Buller nennt seinen Ruf, welcher in warmen Sommernächten bis zum Morgen hin vernommen wird, tief und kräftig. Er nährt sich, nach demselben Forscher, hauptsächlich von Eidechsen und grössern Insekten, friesst aber auch Eier und Junge kleiner Vögel und ist sehr räuberisch (?) Sein Ei legt er in das Nest von Gerygone flaviventris ; nach Edw. Ramsay auch in die Nester von Anthornis melanura Gray und Rhipidura flabellifera (albiscapa GM.) Ramsay erhielt ein Nest dieses Vogels mit vier Eiern und einem Ei dieses Guckeis im Dezember (1862). Nach Buller nur in die Nester der Gerygone-Arten. (?) Die Eier sind nach Ramsay bleich gelblich lachsfarben mit Zeichnungen einer tiefern Schattierung, und messen 21 bei 15,8 mm. Sie sind demnach wohl hauptsächlich für die Nester der Meliphagideen (Honigfresser) be- stimmt. Ich sah in einer sorgfältig bestimmten Sammlung reinweisse, glanzlose Eier, welche diesem Koel angehören sollen. IL Genus. Scythrops. Rinnenschnabel (Fratzenvogel). Scythrops Novae Hollandiae Lath. ' Scythr. Australasiae Shaiv.-Goerang, Vieill. — australis Sws. — Cuc. praesagus Reinw. (M. S., ex Celebes) in Mus. Lugd. Abbild. Vieill. Gal. Ois. I. t. 39. — Lesson Trait. Orn. t. 23. 1. Gld. B. Austr. IV. t. 90. Guerin-Menev. Mag. Z. Ois t. 37. Shaw. Gen. Z. VIII. 2. t 50. Über Neuholland verbreitet: Gould fand diesen eigentümlichen Kuckuck nur in N-S-Wales, Gilbert bis über den Wendekreis hinaus. Von Rosenberg beobachtete ihn, nach mündlicher Mitteilung, in Neuguinea, Ceram und Celebes, Menado, Macassar (Waiden) Kema (Forsten) Obi-major, Batchian (Bernstein) Flores (Wallace). Im nördlichen Australien kommt er im Oktober an, und zieht im Januar (?) wieder fort (Gilbert) Cape York. Nach Waiden1) ist seine Verbreitung im Archipel, soweit bis jetzt bekannt, anormal, (auf manchen Inseln noch nicht gefunden (1. c. p. 154). *) Arthur, Viscount Waiden (Marquis of Tweeddale) Ornithological Works. London i< On the Birds of Celebes, p. 154. Scythropinae. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. j r r Ein junger Vogel dieses Kuckuck wurde von ein paar fremden Vögeln gefüttert (Lady Dowling-Gld.) also Parasit. Ein vollständig entwickeltes E i aus dem Vogel geschnitten, ist hell steinfarbig, überall, besonders am stumpfen Ende, unregelmässig rötlichbraun gefleckt; einige Schalenflecke sind dunkler. Länge 42,6 mm, Breite 31,6 mm.1) Ein Ei der Baedekerschen Sammlung misst 43,4 mm bei 30 mm und wiegt 122 cgr. und ist von der Grösse und gestreckt ovalen etwas zuge- spitzten Form der Kräheneier, deren bleicheren und ins Graugrünliche nuancierenden Färbungen und Zeichnungen es ähnelt. Es soll, wenn ich nicht irre, in einem Neste der australischen Rabenkrähe, Corvus coronoides gefunden sein. Ein anderes diesem sehr ähnliches, aber in der Färbung ins Rötliche übergehendes Scythrops-Ei nebst zwei Eiern der Gymnorhina tibicen schickte mir Herr Winkler3) aus der Umgegend von Adelaide, Süd- W-Australien. Das als Ei des Schmarotzers bezeichnete Ei misst 40 mm in der Länge und 29 mm in der Breite und wiegt 1,04 gr. Die beiden Pflegereier messen a: 41x27 mm bei b: 39x28 mm und wiegen 0,59 und 0>96 gr. Das Ei des Scythrops ist etwas grösser als die Letztern, denen es in Form, Färbung und Zeichnung ziemlich ähnelt ; die Zeichnung ist aber weniger lebhaft bräunlichrot, sondern mehr olivenbräunlich. III. Genus. Coccystes Ghf/er. Heherkuckuck. Edolius Less., (nee Cutner). — Oxylophus Sirs. — Coccysus Savi. — Coccyzus Biep. (nee Vieill.) Nach Reichenow sind die gegen 10 Arten dieser Gattung, von denen die Mehrzahl Afrika, die übrigen Asien, eine S-W- und eine S-O-Europa und den genannten Erdteil zugleich angehören , Vögel von Mittelgrösse, ungefähr so stark als unser Gauch, von schlanker Gestalt, mit dünnem oder massig starkem Schnabel und einem spitzen Schopf. Die Arten der Gattung legen verhältnissmsssig grössere Eier, als die der Gattung Cuculus, und fast ausschliesslich in die Nester krähenartiger Vögel, deren Eier sie nicht nur in Färbung und Zeichnung , sondern eben auch in der Grösse angepasst sind. Infolge der beschränkten Anzahl der von den Heherkuckucken benutzten Pflegerarten sind denn auch nur wenige und wenig von einander abweichende Färbungs- und Zeichnungstypen vor- handen. Als Pfleger der kleinern Gattungsverwandten werden mehrere a) Bennett: Notes on the Habits of the Scythrops Nov. Holl. in Proceed. Z. S. L. 1858, p. 462. 2) Gerald B. of Äustral. 3) Winkler war als 15 jähriger Knabe in Diebzig mein intelligenter und treuer Sammler, wanderte in den fünfziger Jahren mit andern Leuten aus Diebzig nach Adelaide aus, und ist in der Nähe dieser Stadt als wohlhabender Farmer ansässig. Trotz der anstrengenden Arbeiten, welche die Urbarmachung des Bodens u. s. w. forderte, hat er seine »Passion« für Ornithologie nicht aufgegeben, und z. B. mit interessanten Zusendungen von Zeit zu Zeit mich überrascht. 156 Zweite Abteilung. Weichschwanzarten : Malacocercus canorus, griseus, striatus, caudatus aufge- führt; ferner Pycnonotus capensis , Thamnobia coryphaea, Trichocercus cyanomelas, Motacilla capensis und andre. Weiter unterscheiden sich die Heherkuckucke von den Baumkuckucken dadurch, dass sie mehrere Eier — in ein und dasselbe Pflegernest legen ■ — von dem meistbekannten Anda- lusischen Heherkuckucke hat man 8 Stück in einem Elsterneste neben 5 Elstereiern gefunden ! x) Die Masse der Arten sind folgende : I. Coccystes glandarius Gloger Totallänge mm 447, Schwanz 247, Flügel 251 Naumann SW.Eur. j> » o5 5> 2. Cocc. afer Cab. Totallänge „ 433, 3. ,, coromandus H. et M. Totallänge mm 367, 4. ,, hypopinaris Cab. Totallänge mm 352, 5. ,, pica Cab. Totallänge „ 345, 6. ,, serratus Cab. Totallänge „ 338, 7. ,, jacobinus Cab. Totallänge mm 311, 8. ,, melanoleucus Gm. Totallänge mm 329, 215, „ 203 Layard S-Afr. 244, „ 190 Cab. N-O-Afr. 216, „ 164 Jerd. Ostind. 210, „ 163 Cab. Kapld. 163, „ 203 Cab. N-O-Afr. 203, „ 190 Cab. S-Afr. 176, „ 149 Cab. O-Indien. 177, „ i46 Stolitzka, Indien, Tibet, Himalay. 1. Coccystes glandarius Gloger. — Heherkuckuck, Strauss- Kuckuck, Andalusischer Kuckuck. Cucul. glandarius L., Gmel., Lath., Savigny, Steph., Naum., Brehm, Lesson, Temm., Schlegel, Allen etc. — Cuc. Andalusiae Briss. — pisanus Gm., Lath., Stegh., Vieill. — Cuc. melissophanes Vieill. — Coccyzus pi- sanus Vieill. — Cuc. macrocerus et gracilis Brehm. — Coccyz. glandarius Savi. — Oxylophus glandarius Bp. Gray, Blyth, Hartlb., Salvin, Heuglin, Rüpp, — Coccystes glandar. Glog., Keyserl. et Blas., Heuglin. Coccyst. : Supra cineraceus, albomaculatus ; subtus albidus ex fiavo rufescens ; remigibus fuscis, griseo limbatis, apice albis ; rectricibus, fusco- cinerascentibus, albo-terminatis; rostro nigro, mandibulae basi flavo-rubes- cente; pedibus virescentibus; iride flava; crista acuminata, procumbente. Der Heherkuckuck unterscheidet sich von dem gemeinen Kuckuck so- fort durch den schlanken Rumpf und den längern und schmälern Schwanz, kürzere und sehr schmale Flügel und fast doppelt grosse Füsse und Schnabel. Zudem ist das Gefieder derber und fester anliegend, die einzelnen Federn !) Lord Lilford, Ibis. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. i C y an Kopf und Unterteilen kleiner und schmaler, infolgedessen auch die Hosen kürzer. Die erste Schwinge ist kurz, die zweite bedeutend länger, die dritte die längste. Das Männchen hat Stirn, Zügel, Wangen nnd Scheitel samt Feder- busch bis ins Genick hellaschgrau, mit schwarzen Federschäften und dunkelgrauen Spitzen; unter den Augen, Ohren und Genick am dunkelsten, fast schwärzlich, wie ein von letzterm auf dem Hinterhalse nach dem Rücken zugehender mattschwarzer und ins Graubraun der übrigen Oberteile ver- laufender, etwa i cm breiter Streifen. Dunkelbraungrau mit schwachem, grünlichem Scheine, hellem Federsäumen und weissen Spitzenflecken sind auch der Mittelrücken, Bürzel, Oberschwanzdecken und besonders die mitt- leren und grossen Flügeldeckfedern , deren weisse Spitzen mit den noch grössern der Schwingen zweiter Ordnung mehrere weisse Binden bilden. Auf der Unterseite sind die Schwingen braungrau, die Unterflügeldecken gelblichweiss. Die Unterteile vom Kinn bis zum After sind weiss, an Kehle, Gurgel, Halsseiten und Oberbrust mit schwarzgrauen, wenig sichtbaren Federschäften und rostgelben Anfluge, der an den Halsseiten am stärksten erscheint. Die Hosenfedern sind hinterwärts aschgrau angeflogen. Die beiden mittlem Schwanzfedern sind matt braunschwarz mit feinen weissen End- säumen, alle andern mattschwarz, die äussersten am hellsten, alle mit feinen lichtbräunlichen Säumen und grossen weissen Enden, welche mit der Längen- abnahme der Schwanzfedern zunehmen. Das Weibchen ist etwas kleiner, der Federbusch kürzer, die weissen Unterteile etwas schmutziggelb überlaufen, ebenso die weisse Zeichnung der Oberteile. Der junge Vogel vor der ersten Mauser weist den gleichen Zeich- nungsplan der Eltern, aber die Färbung ist eine weit lebhaftere: der noch kurze Federbusch, Oberkopf und Nacken sind reinschwarz und von seiden- artigem Glänze; Oberrücken, Bürzel und die langen obern Schwanzdecken glänzend braunschwarz; die Flügel dunkelgraubraun mit grünlichem Seiden- glanze; die sämtlichen Unterteile — Kinn, Kehle, Gurgel, Halsseiten, Kropf bis zur Oberbrust schön dunkelrostgelb, am dunkelsten an den Halsseiten und den Spitzen der Unterschwanzdecken ; die übrigen untern Körperteile — Unterleib und Hosen — rostgelblichweiss ; Schwanz mattschwarz, unten grauschwarz beiderseits mit weissen Endrändern. Abbildungen. Naumann t. 130. Altes Männchen und junger Vogel. Edw. 1. c. t. 57. Gerini Ornith. Ital. t. 70. Temm. PI. color. t. 414. Gld. B. Europ. t. 241. Eierabbildungen. Bald. Naumannia IV. Jhrgg. t. 1, f. 3. Baedeker, Journ. f. Ornith. I. Jhrgg. t. V. f. 4. W. C. Hewitson, Ibis 1859. PL IL f. 1, 2. Verbreitung und Aufenthalt. Von SW-Europa — mittleres und südliches Spanien und Portugal, im mittleren Spanien häufiger als im südlichen — SO-Europa — südliches Griechenland (Zakona v. d. Mühle), i58 Zweite Abteilung- durch N-Afrika — Marocco, Berberei (sehr gemein Tyrwhitt Drake) bis Egypten (Alfr. Brehm, Vierthaler etc.) wie es scheint durch ganz Afrika (Senegal, Mus. Paris) bis zum Zambesi hinab nicht selten (Chapman) einzeln in Caffraria, wol nicht bis zum Kaplande (Layard). In Asien — von der Westküste Kleinasiens (Antinori, Gonzenbach, Krüper etc.) durch Syrien, Palästina (Tristram, dort keineswegs selten und weit verbreitet) Arabien.1) Die Gesamtverbreitung unseres Heherkuckuck würde sich demnach von etwa 39° n. Br. bis 300 s. Br. und von 180 w. L. bis 6o° ö. L. erstrecken und in Mittelafrika ihr Centrum finden. Die Details der topischen Verbreitung werden wir gelegentlich der Fortpflanzung anzuführen Gelegenheit haben. Nach Tristram gehört unser Vogel der Waldregion an, ist aber auch da von sehr lokalem Vorkommen. Alfr. Brehm und Vierthaler fanden ihn besonders in den Mimosengebüschen und baumreichen Gärten von Ober- egypten. Gleiches und Ähnliches berichten fast alle übrigen Forscher. Stafford Allen fügt noch hinzu, dass er isoliert stehende Bäume nicht zu lieben scheine. Der Heherkuckuck ist Zugvogel, aber, wie es scheint nur für einen verhältnismässig kleinen Teil seiner Verbreitungszone — im Norden wahr- scheinlich nur diesseit des 30. ° n. Br. — und wäre vielleicht richtiger als Strichvogel zu bezeichnen. In Oberegypten fanden Brehm und Vierthaler am 2. März 1852 bereits zwei Eier in einem Neste von Corv. cornix.2) Nach Tristram kommt er »früh im März« in Palästina an; nach Lord Lil- ford in Spanien gegen Mitte April.3) E. C. Taylor behauptet, dass der Heherkuckuck in Egypten (Oberegypten?) Winterresident und sehr häufig sei. A. Brehm bezeichnet ihn geradezu als Stand- und Wandervogel für NO-Afrika. Ebenso Dr. Rieh. Vierthaler. Über Naturell, Eigenschaften, Stimme etc. ist bisher nur wenig Zuverlässiges bekannt geworden. Sein Naturell ist, nach Briefen von Vierthaler und Brehm, mit dem unseres Cuc. canor. übereinstimmend: un- gestüm und scheu bei Annäherung des Menschen, lärmend, unruhig und heissblütig, liegt er beständig mit Seinesgleichen in Streit (doch wohl nur während der Fortpflanzungszeit?) ohne dass es zu eigentlichen Raufereien kommt; es sind eben Eifersuchtsscenen, wie sie in der ganzen Tierwelt vor- kommen. Sein Flug ist dabei äusserst gewandt und schnell durch Baum- dickicht und Mimosengesträuch. }. G. von Gonzenbach sah ihn einst in ruhigem Wellenfluge an sich vorbeistreichen. Nach den schriftlichen Mit- teilungen dieses Beobachters heisst der Heherkuckuck in der Umgegend von Smyrna auf Jäger -Griechisch Bastardo Triguno - - Bastard-Turtel- taube — weil man ihn für »eine Art Turteltaube hält«, oder auch Kräno, nach seinem Rufe krakräkga. Lord Lilford bezeichnet die Stimme als ein schrilles Zwitschern (»shrill chater«), das meist unaufhörlich ertönt, wo r) Nach Jerdon kam er nicht in Indien vor. 2) J. H. Cochrane schon am 20. Januar 1863 — lbi> 1S63 p. 361. 3) Wahrscheinlich schon früher, da Lilf. bereits am 10. und 15. April Eier erhielt — Ibis 1866. Der Begleiter Lilfords, Manuel de la Torre, fügt allerdings zu seine] Angabe hinzu, dass der Vogel »bald nach .-.einer Ankunft lege«. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. j cn mehrere beisammen sind.1) Rev. Tristram2) unterscheidet drei verschiedene Stimmen : einen dem von C. canorus etwas ahnlichen, wahrscheinlich nur dem Männchen eigenen Ruf; dann einen Alarmschrei, der etwa zwischen dem des Eichelhehers und der Blauracke in der Mitte steht, und dann das warree warree, von welchem er wohl seinen arabischen (?) Lokal- namen »Burroo - B urr o o« hat. Allen selbst hat nur das, wie er glaubt vom Weibchen herrührende Schackern »chatte ring« gehört, aber nie- mals den Ruf des Männchens. A. Brehm kennt nur ein »lachendes, elster- artiges Geschrei«, welches er durch die Sylben »kiekiek, kiek, kiek« ver- sinnlicht.3) Die Nahrung des Heherkuckuck besteht nach von Gonzenbach hauptsächlich aus Raupen, v. Gonzenbach sah das auch an jungen Vögeln, welche er im Käfig hielt, die zwar sehr zahm, aber durch ihr fortwährendes Kreischen nach Futter sehr lästig wurden. Er fütterte ein Junges »mit länglich geschnittenen Fleischstückchen, die es anfangs sogleich verschlang, später aber von einem zum andern Ende durch den Schnabel zog, als wolle es eine Raupe ausdrücken, dann in die Luft warf, auffing und verschluckte.« Nach Tristram nährt er sich von Schnecken (Locusten). Doch ist selbst- verständlich hiermit sein Menü nicht erschöpft; denn es ist als sicher an- zunehmen, dass schon die jungen Vögel seitens ihrer Pflegeeltern mit »allem Geniessbaren aus Tier- und Pflanzenreich« bekannt gemacht werden, und unter Anderen auch wohl mit Vogeleiern, jungen kleinen Vögeln etc. Um so bemerkenswerter ist es für unsere, und wahrscheinlich alle andern parasitischen Kuckucksarten, dass diese zwar die Eier ihrer Pfleger aus deren Neste fortnehmen, verstecken, dabei auch wohl gelegentlich zerbrechen,4) dass aber noch keine zweifellose Beobachtung vorliegt vom Verzehren der Eier oder Jungen derselben. Es ist deshalb auch kaum wahrscheinlich, dass der Heherkuckuck über- haupt jungen oder kleinen Vögeln nachstellen , oder letztern ihre Eier rauben soll. Fortpflanzung. Die ersten Nachrichten über die Fortpflanzung des Heherkuckuck bringt der italienische Ornitholog Paolo Savi in seiner Orni- thologia Toscana. Er berichtet, dass ein Paar einjähriger Vögel bei Pisa sich fortgepflanzt, indem es ein Nest gebaut, 4 weisse Eier gelegt und diese selbst ausgebrütet habe — nach Salvadori (Uccelli d' Italia) ein ausge- machter Irrtum. *) Demnach wäre unser Vogel doch auch gesellig, wahrscheinlich nach der Brutzeit, wo sich ja auch unser Gauch jeweilen zu Haufen schlägt. 2) Nach W. C. Hewitson, Ibis 1859. p. 78. 3) In welcher Beziehung der Name des Lanius Kiek Vierth. (excabitorius Des Murs, princeps Cab., macrocercus De Filippi) zu dem gleichlautenden Geschrei des Heherkuckuck steht, konnte ich nicht mehr erfahren, da der Tod Vierthalers unsere Korrespondenz unterbrach. 4) Bei den mit sperrigen, zum Teil dornigen Decken versehenen Elsternestern mag das dem Heherkuckuck leicht passieren, besonders wenn er von den Eigentümern ertappt und ver- jagt wird. lÖO Zweite Abteilung. Die ersten sichern Angaben über die parasitische Natur desselben verdanken wir indessen Dr. Alfred Brehm. »Am 2. März 1852 sah er in einem Garten in Theben (Oberegypten) einen Heherkuckuck in ein grosses Nest schlüpfen und nach mehr als einer Viertelstunde wieder herausfliegen.« Brehm erstieg das der egyptischen Rabenkrähe, Corv. cornix, gehörende Nest und fand darin 6 Eier, darunter ein frisch zertrümmertes, der Krähe, und »zwei kleinere, den Kräheneiern an Grösse und Farbe nachstehende eines andern Vogels.« Schon vorher hatte mir Dr. Vierthaler geschrieben, dass Brehm und er selber in einem von ihnen geschossenen Weibchen ein durch den Schuss zertrümmertes, scheinbar legereifes Ei gefunden, welches einigermassen der typischen Färbung unserer Kuckuckeier entspreche : »auf schmutzig hell- grünem Grunde stehen dunkelrotbraune kleine Flecken nach Art derer von Fring. domestica.« *■) Dr. v. Heuglin2) lässt den Heherkuckuck in verlassenen Raben- nestern brüten, findet das Verhältnis seiner Eier zur Körper- grösse massig und die Eier wie ein blasses Amselei (T. merula) gefärbt. Hewitson 3) und Tristram — dieser wenigstens noch 1857 während seiner Excursion nach Algerien — neigten sich gleichfalls der Ansicht zu, dass der Heherkuckuck nur fremde Nester occupiere und selbst brüte. Tristr. fand am 20. Mai ein Nest mit einem bis zum Ausschlüpfen bebrütetem Eie, und später ein anderes, dem der »litle owb< ähnliches in einer Höhlung einer alten Terebinthe, von welcher der Heherkuckuck — und zwar von 2 stark bebrüteten Eiern abflog. Tristram sah die langen Schwanzfedern über das Nest hervorragen. Ferner erhielt er Nester mit 4, 3, 2 und 1 Eie. Beim Einpacken fand sich jedoch, dass zwei der Eier, welche mit 2 zweifellosen Eiern von Pica mauritanica von Arabern gebracht worden waren , dem Heherkuckuck angehörten ; ob diese 4 Eier in e i n e m Neste gelegen hatten, blieb zweifelhaft. O. Salvin 4) giebt genauere Daten zu Tristrams Mitteilung und gesteht, dass die Beobachtungen der Reisenden (die Herrn Tristram , Simpson und Salvin) »die Sache nicht zur Entscheidung gebracht haben.« Tristram er- kennt übrigens an , dass die Eier des Heherkuckuck denen der dortigen Elster (O. maurit.) so ähnlich seien, dass er sie verwechseln konnte, und Hewitson fügt hinzu, dass sie den Eiern der Elster wohl angepasst — well adapted — mehr aber noch denen der Amsel und Schildamsel (T. merula und torquatus) ähnlich seien. Damit scheine indess noch nicht erwiesen, dass dies die alleinige Fortpflanzungsweise des interessanten Vogels sei und die entgegenstehenden Beobachtungen Heuglins, Hewitsons und Anderer ins Reich der Märchen zu verweisen seien. J) Journ. f. (J. I. S. 144; Naura. Nat. d. V. Deutschi XIII. II. S. 199; Naumannia 1853. 423 und 1855 S. 379. 2) J. f. O. 1862 S. 34. 3) Ibis. 1859 p. 76. 4) Ibis. 1863 p. 361. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. jßl J. H. Cochrane fand »bei seinen fortgesetzten Beobachtungen über die Gewohnheiten und die Fortpflanzung des Spotted Cuckoo in Egypten«1), Eier und Junge desselben in Nestern der Krähe (C. cornix) ohne Eier oder Junge derselben, und zwar in 4 Fällen von überhaupt 21, die wir hier aufführen. 1. Am 20. Januar (1863) 2 Eier von C. cornix und 1 Ei von C. glandarius. 2- >> 27- ■>■> » 3 ii 11 )> 11 J >> )> )> 3- ,, 27. „ „ 3 Jge. „ „ „ 1 ]g. „ 4. ,, 24. P'ebruar „ 3 Eier ,, „ „ 1 Ei „ „ 5—8. „ 24. „ „ o „ „ „ „ 4 Jge. „ „ verschiedenen Alters in 4 Nestern der Krähe, in demselben Wäldchen. 9- „ 24. „ ,, 2 ,, ,, „ „ 1 Ei 10. 24- ,, 2 25. „ 11 2 25- „ 11 2 2. März 11 3 1 1. 12. 13 15- » 2" » 11 ° » » » » 2 » » in einem Neste und 2 desgl. in 2 andern Nestern der Krähe. 16. „ 5. „ „ 2 ,, ,, „ „ 2 „ „ ,, 17- l8. „ 5. „ „ O „ „ „ „ 2 „ „ 19. 20. ,, 11. „ ,, o „ „ ,, „ 2 Jge. „ „ 21. „16 „ „ 1 Jge. „ „ „ 3 „ „ „ S. Stafford Allen, welcher die Beobachtungen seines eben genannten Freundes nach dessen Abreise fortgesetzt hat, erhielt 22. „ 16. April „ 5 „ „ „ „ 1 „ „ 23- 11 16. „ „ 3 Jge. „ „ „ 1 Jg. „ 24- „ 16. „ „ 3 „ „ „ „ 2 „ „ „ 25. „ 20. „ „ 3 Eier „ ,, „ i Ei „ „ E. C. Taylor fand die ersten Eier des Heherkuckuck, „der sehr häufig und Winterresident in Egypten ist, am 26. Februar (1864) in einem Neste der Nebelkrähe, in deren Nester er dort ausnahmslos seine Eier legt." Nach Ford Lilford ist in Spanien die Elster — Pica rustica - die fast alleinige Pflegemutter des Heherkuckuck. Er erhielt zwischen dem 10. und 15. April zwei Eier des Heherkuckuck aus einem leeren Elsterneste. Am 29. April 8 Eier von Pica rust. und 3 Eier von C. glandar. 11 *-y- 11 * ii 11 55 >) 11 j> 11 11 11 11 — y- 11 -1 11 11 11 :i 11 - 11 11 11 3- Mai 5 „ „ „ „ „ 8(!)*) „ „ 4. „ 5 „ „ Corvus corax I „ „ „ Auch H. Saunders erhielt in der Umgegend von Aranjuez, wo Lil- ford gesammelt, mehrere Eier des Heherkuckuck nur aus Elsternestern. Als Pflegeeltern sind demnach für Egypten die Nebel krähe, für Algier, Spanien und Kleinasien die Elster, und nur ausnahmsweise der Kolkrabe (in Spanien) beobachtet worden. Es dürfte jedoch mit diesen drei Pflegerarten die Reihe derselben keineswegs geschlossen sein, und es erscheint mehr als wahrscheinlich, dass 1) Ibis 1863 p. 363. 2) J. f. O. XX. 1872 S. 143. Bald am us. j52 Zweite Abteilung. auch noch andere Arten der Gattunng Corvus, vielleicht auch des ver- wandten Gen. Garrulus, als Pfleger gewählt oder als Nothelfer benutzt werden. In der That ist auch Tristram der Ansicht, dass der Heher- kuckuck auf dem Karmelgebirge, wo er ziemlich gemein ist und die Nebel- krähe fehlt, seine Eier dem Garrul. melanocephalus anvertraue, während er in Palästina, wo die Elster fehlt, seine Eier der Nebelkrähe unterschiebe. Dr. Rey erhielt drei Gelege von Cyanopica Cooki mit je einem Heher- kuckuckei aus Spanien.1) G. v. Gonzenbach schreibt mir, dass »das Betragen der Elstern gegen den Heherkuckuck nicht gerade ein feindliches ist ; doch jagt ihn die brütende Elster von ihrem Neste fort, wenn er in dessen Nähe kommt. Er hält sich aber trotzdem stets in der Nähe desselben auf.« L. Lilford berichtet, »dass zwischen Elstern und Heherkuckuck ein fortwährendes Scharmützel stattfinde, indem jene die Zudringlinge mit lautem Geschrei verfolgen. Dennoch lassen sie sich die Ernährung der Jungen des Schmugglers gefallen und unterziehen sich derselben zum Verderben ihrer eigenen Familien. Ich bin nach spätem eigenen Beobachtungen zu glauben geneigt, dass der junge Kuckuck die jungen Elstern gewaltsam aus dem Neste wirft, da die letztern später ausgebrütet werden.«2) Auch H. Saunders »bemerkte, dass die Elstern, wenn ein Kuckuck in der Nähe war, schwer dazu gebracht werden konnten, ihre Nester zu ver- lassen, während sie sonst damit nicht zauderten.« Das Betragen der Pfleger gegen den Heherkuckuck und seine Eier und Jungen, sowie das des Parasiten gegen jene ist also nach Allem, was wir davon wissen, ein ganz ähnliches, wie wir es bei C. canorus und seinen Pflegern kennen gelernt haben und wie wir es im Ganzen und Grossen auch bei den übrigen parasitischen Kuckuckarten kennen lernten. Auch Krüper beobachtete in der Umgegend von Smyrna, dass mehrere Eier des Schmarotzers bei mehreren Eiern des Pflegers, der Elster, — lagen und alle nur von dieser ausgebrütet und ernährt wurden. (J. f. O. 1875 S. 279). Die Eier des Heherkuckuck variieren in Bezug auf Grösse, Form, Färbung und Zeichnung bei weitem weniger, als die unseres Gauches und seiner nächst verwandten Sippschaft. Ihre absolute Grösse schwankt, nach egyptischen Exemplaren von A. Brehm, zwischen 30 bis 31 mm bei 24,8 bis 25,2 mm. Gewicht 88 bis 90 cgr. Sie sind auch nach Taylor etwas kleiner als die spanischen, wie sie von Lilford, A. und Reinhold Brehm und Anderen gesammelt ') J. f. O. XX. 1872 S. 143. 2) Ich bin übrigens der Ansicht, dass das Hinauswerfen der jungen Elstern aus dem tief- napfigen und mit einer Dorndecke versehenen Neste dem jungen Heherkuckuck kaum möglich sein dürfte, und da das Weibchen des Heherkuckuck die Eier der Elstern entfernt, so liegt die Vermutung nahe, dass es die später entwickelten Jungen derselben gleichfalls aus dem Neste werfen wird. Die frühere Entwickelung der Eier und der Jungen des Heherkuckuck ist demnach gleichfalls als Adaption zu Gunsten des Parasiten zu deuten, wie wir das bereits bei Cuc. ca- norus bemerkten. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. 163 wurden. Diese schwanken zwischen 30,6 bis 32,4 mm bei 25 bis 26 mm und zwischen 89 bis 91 cgr Leergewicht. Dies sind die mittleren Durch- schnitte; einzeln kommen auch grössere und kleinere vor. Die relative Grösse ist eine ziemlich angemessene, d. h. dieEier- g rosse steht zu der Körpergrösse des Vogels nahezu in demselben Verhältnisse, wie es sich bei den Pflegern ergiebt. Denn die Eier des Heherkuckuck verhalten sich zu seiner Körpergrösse wie 1:6,6, die der Elstereier (Pica rust. und mauritan.) wie 1:6,6, die der Hehereier (Garrul. glandar. und melanoceph.) wie 1 : 5,7, und sind also relativ noch etwas grösser, als die der genannten Pfleger.1) Die Form der Eier ist meist eine kurz- und abgestumpft ovale, zu- weilen einer etwas gestreckten Kugel- oder verkürzten Walzenform sich nähernd. Die reine Ovalform kommt bei weitem seltener vor. Die Grund färbung variiert zwischen einem mehr weniger reinen Bläulichgrün und einem Zusatz von Olivenbraun, wie sie den gewöhnlichen Eiern der Pfleger eigen ist. Die Farbe der Zeichnung zeigt verschiedene Nuancen des olivenbräunlichen Zusatzes, und ist entweder - - und zwar in seltenen Fällen — durch Rötlichbraun verdunkelt, oder — und das ist die Regel durch ein mehr oder weniger lebhaftes Rostrot oder unreines Rost- gelb modifiziert. Die »Schalenflecke« erhalten, je nach der verschiedenen Stärke der darüber abgelagerten bläulichgrünen Kalkschichten, hellere oder dunklere Tinten eines stumpfen Violet. Der Zeichnungscharakter ähnelt dem der Eier der meisten Krähenarten, mehr aber noch dem der Elstereier, welche gleichfalls jene kleinern und grössern, teils bestimmt umgrenzten, teils verwaschenen und verwischten Spritzen und Flecken zeigen, welche meist gleichmässig über die gesamte Oberfläche dicht verbreitet sind, oder auch in der Nähe des dickern Poles sich zu einem Ringe oder Kranze verdichten. Die Eier des Heherkuckuck weisen demnach eine unverkennbare Ähnlichkeit mit den Eiern der Pfleger auf, besonders mit denen der Elstern. Noch mehr ähneln sie aber in Form und Zeichnung, z. T. auch in der Färbung den Amseleiern.-) Diese Ähnlichkeit mit den Pflegereiern ist denn auch von manchen der genannten Forscher hervorgehoben und als Adaption bezeichnet worden. Als weitere, von uns bereits bei Cuc. canorus nachgewiesene, Anpassung wird von Lilford u. A. auf die mehrfach beobachtete That- sache hingewiesen, dass beinahe in jedem Falle die Eier des Heher- kuckuck länger bebrütet waren, als die dabeiliegenden der Elstern, oder mit andern Worten, dass die Kuckuckeier einer ]) Die Grössenanpassung an die Pflegereier wäre auch hier nachweisslich, aber nach Tristram, (Will. Hewitson in Ibis 185) p. 76) unnötig, da der Parasitismus, damals wenigstens nicht nachgewiesen etc. Später wurde derselbe, obschon manigfach abweichend von dem unseres und vieler — wohl aller Arten der Gattung Cuculus, anerkannt. -) Es sollte mich nicht wundern, einstmals die Amsel unter die Pflegeeltern dieses Kuckuck aufgenommen zu sehen, mindestens als Hilfspfleger; weder Naturell, noch Nahrung und sonstige Lebensweise der Amsel scheinen dem entgfesfenzustelien. I f, 1 Zweite Abteilung. kürzern Brütezeit bedürfen, als die betr. Pflegereier. Die 3 Fälle, auf welche Lilfort speziell hinweist, sind die 3 am 29. April (siehe oben) entdeckten Elsternester mit Eiern dieses Pflegers und des Heher- kuckuck. Vorausgesetzt, dass die letztern nicht früher als die Elstereier gelegt wurden, d. h. also in leere Nester, wogegen die oben angeführten Funde Cochrane's, Stafford, Allen's u. a. allerdings nur zu sprechen scheinen — denn die Pflegereier könnten auch später hinzugelegt worden sein — stände der Annahme dieser auffallendsten aller bekannten, diesbezüglichen Anpassungen um so weniger entgegen, als sie einerseits nicht nur bei andern Parasiten, sogar auch bei den parasitischen Molobriden — (»Kuhstaaren«) — -Amerikas angenommen oder doch vermutet wird, und andrerseits zum Schutze der jungen Heherkuckucke gegen die so viel stärkern Jungen der Pfleger fast als notwendig erscheint. Als weiterer Schutz nach dieser Richtung hin stände dann damit das schnellere Wachstum in Verbindung. Über die An- zahl der Eier, welche der Heherkuckuck in einer Saison legt, — wenn man von einer solchen bei diesem Vogel reden darf — scheinen sichere Beobachtungen nicht vorzuliegen. L. Lilford erhielt in Spanien 8 Heher- kuckuckeier aus einem Elsterneste, welches ausserdem 5 Eier dieses Vogels enthielt. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass der Parasit eine so grosse Anzahl seiner Eier in ein und dasselbe Nest gelegt haben soll. Wenn man annimmt, dass sich die Eier desselben ungleich schneller entwickeln, als die unseres Gauches, so werden sie, nach Dr. Vierthaler (Tagebuch in meinem Besitze) doch mindestens 2 Tage zu ihrer Entwicklung bedürfen ; das Weibchen würde also 18 Tage gebraucht haben, um die 8 Eier zu legen. Das erstgelegte würde demnach bis zum Ausschlüpfen des Jungen gereift sein, während das letztgelegte noch weitere 18 Tage zu seiner Entwickelung bedurft hätte. — Auch sagt der Beobachter, dass diese 8 Eier »ohne Zweifel von zwei und mehreren Weibchen gelegt worden seien und fügt hinzu, dass sich eine grosse Menge von Heherkuckucken in der Umgegend aufhielt. Saunders fand 1869 ebendaselbst (in der Umgegend von Aranjuez) eine Menge Heherkuckucke vor, und als höchste Zahl in einem Neste 6 ihrer Eier in einem Elsterneste. Leider scheint keiner der Beobachter daran gedacht zu haben, die Kuckuckeier nach ihren individuellen Eigen- tümlichkeiten zu sondern und danach festzustellen, wie viele Eier, wenigstens annähernd, von einem Weibchen während einer Saison gelegt wurden.1) Die Fragen, ob der Heherkuckuck seine Eier direkt in das Pfleger- nest lege, und wie er mit den Eiern des letzteren umgehe, hat Saunders folgenderweise beantwortet. »Obwohl ich den Kuckuck sein Ei nicht wirklich legen sah, so war ich doch sicher, dass ein über mich hinfliegendes Weibchen etwas wie ein l) Die mir zu Gesicht gekommenen Heherkuckuck-Eier varieren in Grösse, Form, Fär- bung und Ziehung genügend, um mindestens in vielen Fällen die verschiedenen Gelege eines Weibchens von dem oder denen eines andern unterscheiden zu können. Freilich nicht in dem Masse, wie es bei den Eiern unseres Gauch der Fall ist, und vielleicht bei allen Arten der Gattung Cuculus, bei denen sich die Anpassung auf eine so grosse Anzahl von Pflegereiern erstreckt, während die geringe Pflegerzahl der Arten der Heherkuckueke diese Anpassungen sehr vereinfacht. S. auch »Dr. Eug. Rey« in J. f. O. 187 1 S. 460 ff. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. l5? Ei im Schlünde hatte. Von der Seite eines andern Elsternestes sah ich ein Kuckuckweibchen abstreichen, welches ein zerbrochenes Elsterei an dem Fusse des Baumes fallen Hess und fand in dem Neste dessen eigenes, mit Eidotter beschmutztes liegen. Als ich zum Neste hinaufkam, war sein Kopf im Neste, aus dem es sich ruhig rückwärts hinauszog, was es nicht gethan haben würde, wenn es gewohnt wäre, seine Eier nach der Art anderer Vögel ins Nest zu legen, in welchem Falle sein Kopf auswärts geschaut haben würde. Dies scheint mir vollgütiger Beweis, dass der Kuckuck mit seinem Ei im Schnabel in das Elsternest flog, das Ei da niederlegte, ein Elsterei herausnahm, mit dem Schnabel zerdrückte, die Bruchstücke forttrug und zurückkehrte, um das eigene Ei auf der leer gewordenen Stelle bequem zurecht zu legen. Wenn nicht, warum trifft es sich beständig, und ich kann sagen allgemein, dass das Kuckuckei mit Eigelb beschmiert ist, während die zurückbleibenden Elstereier stets rein sind ? Auch bemerkte ich, dass die Elstern, wenn ein Kuckuck in der Nähe war, schwer dazu gebracht werden konnten, ihre Nester zu verlassen, während sie sonst damit nicht zögerten.« Bezüglich der Abbildungen unserer Tafeln1) ist zu bemerken, dass die Fig. i nach Baedecker, die Fig. 3 und 4 nach Hewitson, Fig. 5 und 6 nach Exemplaren meiner Sammlung, aus Egypten und Spanien, gemalt worden sind, welche ich durch die Gebrüder Alfred und Reinhold Brehm erhalten habe. 2. Coccystes jacobinus. Cab. Seh warz weisser H eherkuckuc k. Pied crested Cuckoo. Cucul. jacobinus Bodd. — melanoleucus Gm, — serratus fem. Steph. — edolius fem. {edolio fem. Levaill.) Cuv — Leptosomus afer Fränkl. (nee Gm.) — Oxyloph. edolius et Coccystes melanoleucus Jerdon (1862). — Oxyl. serratoides Hodgs. - - ater Gray (nee Riq^p.). — serratus fem. Gray. — melanoleucus et edolius Blyth. — Coccyst. melanoleucus Horsf. et Moore. Coccystes: minor, suberistatus , supra ater chalybeo-micans, subtus albus, speculo alari rectricumque angustiorum apieibus latissime albis (Cab.) Abbild. Jacobin huppe de Coromandel, Buff. PL enl. t. 872. Cucul. jacobinus Bodd. Tab]. PI. enl. 872. Coucou edolio fem. Levaill. Ois. Afr. V. t. 208. Cucul. serratus fem. Steph. Gen. Z. IX. 1. f. 23. Der schwarzweisse Heherkuckuck ist durch ganz Indien verbreitet und keineswegs selten : gemein im Carnatic, am häufigsten in Ober-Pegu, nicht selten durch ganz Centralindien bis Bengalen, selten an der Malabarküste ; in den Neilgherris bis zu 5000' Höhe emporsteigend (Jerdon). Layard be- obachtete ihn ziemlich häufig auf Ceylon in den mit niederem Gebüsch be- standenen Ebenen, besonders zwischen Hambautotte und Jaffna. Leith Adams fand ihn im dichten Unterholz des Kashmirthals sehr gemein, jedoch l) S. hinten „Bemerkungen zu den Abbildungen". 1 56 Zweite Abteilung. mehr zu hören, als zu sehen. Nach Dr. Stoliczka im NW-Himalaya in einer Höhe von 6000, 9 und 10 000 Fuss. Er hält sich nach Jerdon in Djungel Gebüsch, Hecken, Gärten auf, gewöhnlich allein (?) zuweilen paarweis oder in kleinen Gesellschaften. Zur Brutzeit sehr lärmend, stösst er einen lauten, ganz besonderen Ruf aus, der in einem hohen, eigentümlich metallischen Tone besteht und beständig während des Fluges und bei Verfolgung des Weibchens durch zwei oder drei Männchen gehört wird. Er nährt sich von Insekten, besonders Mantisarten, Heuschrecken, Raupen u. dergl. Fortpflanzung. Die Schmarotzernatur dieses Kuckuck war schon zu Lathams Zeiten bekannt, dem Dr. Buchanan Hamilton mitteilte, dass er in das Nest von Malacocercus canorus L. lege, dass seine Eier, ein- farbig gr ünli ch blau , denen der unter sich so ähnlichen Weichschwanz- arten sehr ähnlich seien.1) Layard erzählt, dass er eines Morgens (auf Ceylon) ein Paar Malacoc. bengalensis (= canorus) bemerkte, welche mit der ganzen geflissentlichen Sorgsamkeit brütender Vögel über einem isoliert stehenden Strauche hin und herfiatterten. Als er sich näherte, flogen sie vor ihm her, stellten sich lahm und bemühten sich, seine Aufmerksamkeit von jenem Strauche abzulenken. Er entdeckte jedoch bald in dem darin befindlichen Neste einen jungen Kuckuck und ergriff ihn, während die beiden Mud-birds (Kotvögel) ihn ängstlich umschwärmten und dabei das kläglichste Geschrei ausstiessen. Da er in jenem Gesträuch weder ein anderes Nest, noch andere junge Vögel entdecken konnte, so gewann er die Überzeugung, dass die beiden Malacocercus die Pfleger des jungen Kuckuck waren. Von Jerdon wird ferner Malacoc. griseus Gm., striatus Sws. als Pfleger aufgeführt. Mr. Frith fand einen jungen Heherkuckuck dieser Art in einem Neste des striatus. W. Theobald 3) fand im Salt Range (im August) ein Ei des Heher- kuckuck in einem Neste von Malacoc. caudatus, und Blyth ein dito im Neste von Malacoc. canorus, welches den 4 Nesteiern des Pflegers auf- fallend ähnlich war: tiefgrünlichblau und von stumpfo valer Form. Masse 23,3 bei 20,5 mm. Nach Buchanan Hamilton sind sie den Eiern ihrer gewöhnlichsten Pfleger, der Malacocercus-Arten ähnlich. Mr. Philipps bemerkt, dass der schwarzweisse Heherkuckuck unter dem Namen Chatak eine grosse Rolle in der Hindu-Poesie spiele. *) Jerdon, B. of India I. p. 339. 2) Layard, Ann. et Magaz. Nat. Hist. XIII. p. 451. 3) Journ. Asiat. Soc. Bengal, 1854, p. 599. 4) Horsf. et Moore, Catal. B. Mus. Eeast-Ind. Cpic. II. p. 694. 5) Blyth Monogr. Cucul. in Journ. Asiat. Soc. of Bengal. XII. p. 245. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke jq7 3. Coccystes serratus Cab. Cucul. serratus Sparrm.. Gm., Lath., Sundev. — Cuc. ater Gm. — Coucou edolio male ') Levaill. — Cuc. edolius mas Cur. — serratus mas Steph., Vieill. ■ — Oxyloph. edolius Sirs.. Hartlb., Burmstr., Layard. Oxyloph. serratus Blylh. Oxyl. serratus mas Gray, Bp., Gurney. Major, cristatus, ater unicolor chalybeo-nitens, speculo alari albo (Cab.) Abbild. Sparrmann Mus. Carlson. I. t. 3. - - Levaill. Ois. Afr. V. t. 207 (Coucou edolio, male). — Steph. Gen. Zool. IX. t. 22. mas. Die Verbreitung dieser Art erstreckt sich, nach Layard2), bis zur Kapkolonie und ist daselbst bis zum Osten hin vorgekommen. Layard fand ihn in beträchtlicher Anzahl und gewöhnlich in Paaren bei Nel's Poort. Nördlich traf man ihn in Caffraria. Er liebt besonders die Baumpartien längs der Flüsse, ist häufig im Mimosengebüsch durch das ganze Karroo. Er ist Zugvogel in der Kapkolonie und wohl im ganzen Süden, kommt um Neujahr in die Umgegend der Kapstadt — daher sein hollän- discher Name Nieuwejaarsvogel — bleibt in Natal vom Oktober bis März und pflanzt sich fort (Ayres). Seine Nahrung besteht in Raupen, Käfern, Heuschrecken, Fliegen, vorzugsweise in Termiten. Die Jnnenhaut des Magens , welche von den Fleischmuskeln gänzlich getrennt ist, ist mit Haaren versehen, was derselben das Ansehen einer jungen Maus giebt (Ayres). Layard, der ein reifes Ei unseres Vogels aus einem in Rondebosch von ihm erlegten Weibchens nahm, meint, dass er um Neujahr herum lege. Mr. Atmore schreibt an Layard, dass dieser Heherkuckuck seine Eier gewöhnlich in das Nest des »Geelgat« — Pycnonotus capensis Kühl — lege, und dass seine Eier weiss seien.3) Levaillant schoss gleichfalls ein Weibchen mit legereifem weissem Eie und erzählt, dass er bis 28 Eier gefunden habe und zwar in ebensoviel Nestern von nur Insekten fressenden Arten ; unter andern in denen der Fauvette rousse-fete, der Fauv. citrin, der Coryphee, der Gobemouches mantele, Bergeronette brune4)etc. Leider sagt er nichts Näheres über diese Eier, als dass sie weiss seien. Des Murs erhielt ein dieser Art — Oxyl. ater — zugeschriebenes Ei »eines afrikanischen Kuckuck«, welches »auf trüb weissem Grunde mit grauen und bräunlicherünen Flecken bedeckt ist und abgesehen von seiner zuge- x) Der Coucou edolio Levaillant'.- umfasst nach Cabanis (Mus. Hein. IV. S. 47) nicht weniger als 4 verschiedene Arten : seine biologischen Notizen sind demnach gleichfalls mit grosser Vorsicht aufzunehmen. 2) Birds of South-Africa p. 252. 3) Layard bemerkt dazu, »dass das auffallend sei, da die Eier der Parasiten gewöhnlich denen der Pfleger ähnlich seien.« 4) Die Namen der Pfleger sind, der obigen Reihe nach : Drymoeca ruficapilla Smith, pallida Smith, Thamnobia coryphaea Cab., Trochocercus cyanomelas Cab. und Motacilla capensis L. j58 Zweite Abteilung. spitzt ovalen Gestalt (ovalaire aigüe) wie ein Elsterei aussieht«.1) Man weiss nicht, ob es im eigenen, oder im fremden Neste gefunden worden ist. Ich vermute indess, dass Des Murs, der leider selten oder niemals den Autornamen anführt, nicht den ater Gm., sondern Rüppells im Sinne hat, da er Levaillant den Vorwurf macht, die Eier des Vogels, »dem man seinen Namen gegeben hat«, nicht genauer beschrieben habe (Ool. orn. p. 218). Das Vorstehende würde sich demnach auf Coccyster afer Leach, Cab. beziehen. Cucul. afer Leach, Steph. Coccyzus et Oxyloph. Vaillantii Sws. Oxyl. Vaill. Less. — Oxyloph. afer Gray, Heugl., Layard. — Oxyl. ater Rüpp,, Bp., Htlb., Heugl. Maximus, cristatus, supra ater virescente-nitens ; subtus albidus, gutture pectoreque superiore dense nigro-striolatis ; speculo alari rectricumque elon- gatarum apicibus albis. Abbild. Leach Z. Mise. I. t. 31. Steph. Gen. Zool. IX. t. 24. Swains. Z. 111. 2 d. ser. I. t. 13. (Coccyz. Vaillantii). Dennoch ist nicht anzunehmen, dass Des Murs diese Art gemeint hat, da Levaillant sie in S-Afrika - - nach Layard — nicht beobachtet, sondern sein Exemplar aus der Nähe des Äquators erhalten hat. Wir lassen die weitern dürftigen Nachrichten folgen. Verbreitung. Von NO- Afrika (Heuglin, Rüpp.) bis zum Kap- Zwellendam (Cairncross) Limpopo (Wahlberg) häufig am Kamerun und Wuri, an Waldrändern, in Steppenlandschaften mit höheren Baumgruppen, vorzugs- weise in Büschen und Bäumen längs der Gewässer, unruhig und mit grosser Behendigkeit durch das Gezweig hüpfend. (Rchnw. Einsam, scheu und un- ruhig (Dr. Böhm). Der Lockruf des Weibchens lautet wie »rölluck«. Die Männchen »führen mit lautem Rufen und Trompetenton ganze Duette auf« (!) (Dr. Böhm).2) Im Schreck einen wie köllück klingenden lauten und scharfen Ton ausstossend. Seine Nahrung besteht aus Insekten aller Art (Rchnw.).3) 1) Ich erhielt von Baedecker einst ein ähnliches Ei unter diesem Namen, welches in Färbung und Zeichnung einige Ähnlichkeit mit einem kleinern Elsterei hat. 2) J. f. O. 1887, p. 149. und ibid. 1883. 3) J. f. O. 1875. Zur Fauna Westafrikas. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. l6o Wir schalten hier ein, um sie nicht allzuweit von den nahe verwandten Heherkuckucken zu entfernen, die Gattung oder Unterfamilie der Coccygus Vieill, Bote. Regen- oder Fersenkuckucke. (Coccyzus, Piaya, Erythrophrys, Curaeus etc. autt.) Die etwa 1 1 bekannten Arten dieser Gruppe verteilen sich über Nord- und Südamerika, der Mehrzahl nach in den tropischen und subtropischen Zonen heimisch, und nur eine Art geht teilweise bis über die Grenzen der Vereinigten Staaten von Nordamerika hinaus, während eine andere die Süd- grenzen Brasiliens überschreitet. Die Regenkuckucke sind im Ganzen etwas kleiner und schwächer als die Heherkuckucke und von schlankerer Gestalt; ihre Schnäbel sind noch dünner und mehr gebogen ; es fehlt ihnen der Schopf. Ihr Aufenthalt sind vorzugsweise offene, mit Gebüsch und nicht zu dichtem Baumwuchs wechselnde Gegenden, lichte Wälder, baumreiche Gärten, Mangrovengebüsch und dergleichen. Sie sind Zug- und Strich- vögel an ihren äussersten Verbreitungsgrenzen, sowohl im Norden als im Süden Amerikas. Ihre Hauptnahrung besteht in Animalien: Insekten in allen Lebens- zuständen , besonders auch in Raupen — nach Nuttal vorzugsweise in haarigen — in Käfern und deren Larven etc. Sie gelten als arge Eier- räuber und stehen im Verdacht, auch kleinere junge Vögel zu verschlingen. J) Endlich nähren sie sich auch von Beerenfrüchten, z. B. von Weinbeeren, Maulbeeren und ähnlichen weichen Früchten. Was uns bestimmt hat, die Sippe der Regenkuckucke — bis auf Weiteres! — zu den Schmarotzerkuckucken zu stellen, sind weniger die Angaben Nuttals über zwei von ihm beobachtete Fälle »direkten« Para- sitismus (s. nachher Coccygus americanus), als die von Audubon erst im V. Bde. seiner Ornith. Biographie (1837) mitgeteilte und von Dr. Thom. M. Brewer bestätigte »seltsame Thatsache,« dass die beiden nordamerika- nischen Regenkuckucke ihre Eier gelegentlich in längern Zwischenräumen legen, da man wiederholt ihre Eier im selben Neste in verschiedenen Be- brütungsstadien neben Jungen verschiedenen Alters gefunden hat. Wir glauben darin einen Übergang von eigentlichen Parasitismus zu einer offen- bar höhern Entwickelungsstufe der elterlichen Selbstpflege und Selbster- ziehung der Jungen zu erblicken. a) Scheint nach Allem kaum wahrscheinlich! j ~q Zweite Abteilung. 1. Coccygus americanus Cab. — Gelbschnabelkuckuck. Cucul. dominicus L. nee Nutt., Bp., Sclat. — Cuc. dominicensis Briss. — Coccygus dominicus Baird. — Piaya dominica Gray. — Cuc. carolinensis Briss. — Erythrophrys carolinensis Sws. — Cucul. ameri- canus L. Lath. Steph. — Coccyzus americanus Bp., Nutt., Audub., Gld., Gray, Gosse etc. — Erytrophrys americanus Bp. — Cureus americ. Bp. ■ — Coccystes americanus K. et Blas. — Coccyzus pyrropterus Vieill. — Cuc. cinerosus Temm. — Coccystes flavirostris Glog. - - Coccygus americ. Cab., Bd. Allen, etc. — Jellow billed Cuckoo. Regenkrähe. Abbild. Brisson, Orn. IV. pl. 9. — Wilson, Am. Orn. IV. pl. 28 Fig. 1. — Audubon, B. Am. IV. pl. 275. — ■ Gld., B. Europ. pl. 242. etc. Eier: Thienem. t. XV. f. 6. - - Baed. t. 50. f. 6. Verbreitung. Von dem südlichen Kanada durch die Oststaaten, westlich bis zu den Felsengebirgen. Kalifornien, durch Mexiko, Central- amerika, und verschiedene Westindische Inseln bis nach Buenos-Ayres.1) (Einigemal in Europa). Wahrscheinlich auf den grossen Antillen Standvogel (E. Newton). In den Neu-England-Staaten in manchen Jahren ziemlich häufig, in andern sehr selten, überhaupt die Individuenzahl sehr veränderlich (James B. Merrill, in litt.) Zugvogel für die nördliche und südliche Verbreitungsgrenze. Trifft in Georgia erst gegen den 25. April ein (AI. Gerhardt). Diese und die folgende Art sind oft verwechselt worden, da sie von nahezu gleicher Grösse und ähnlicher Färbung sind. A. Gerhardt kennzeichnet die Unterscheidungszeichen wie folgt : Coc. americanus Coc. erythrophthalmus Augenlider gelb. Augenlider dunkelzinnober. Nackte Haut und Auge bläulich. Nackte Augenhaut dunkelzinnober. Schnabel unten und Längsstrich des Unterschnabel nebst Fleck unter den Oberkiefers (Firste) schön orange. Augen bläulich. Der besonders vor nahem Regenwetter unendlich oft wiederholte Ruf lautet wie ku-ku . . . und hat dieser und der folgenden Art den Trivialnamen »Rain Crow — Regenkrähe — verschafft, welcher ihnen allgemein beige- legt wird. »In Angst und sonstiger Aufregung stösst das Männchen ein entferntem Klappern eines Storches vergleichbares Geschrei aus, und zwar im Mai Tag und Nacht hindurch». (Gerh. 1. c). Die Nahrung des Gelbschnabelkuckuck besteht in den bereits er- wähnten Animalien und Früchten. Gerhardt sah ihn (in Georgia) noch in den letzten Tagen des Septembers in den schwarzen Gummibäumen, deren Beeren er frisst (1. c). Bezüglich der Fortpflanzung beobachteten A. Wilson, Audubon (im I. Bde. seiner Orn. Biogr.) Gerhardt u. A. nichts Auffallendes oder Un- regelmässiges. Sie geben die Eierzahl verschieden an, beschreiben das Nest 2) Elliot Coues, Birds Northwest p. 276 etc. 3) Alex. Gerhardt, Naumannia 1856, p. 13. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. 171 übereinstimmend als leichten, flüchtigen Bau etc. — Erst im V. Bde. der Orn. Biogr. teilt Audubon die von ihm im J. 1837 beobachtete »seltsame Thatsache« mit, auf welche ihn James Smith Rhett aufmerksam gemacht hat, und die später von Dr. Thom. M. Brewer bestätigt wurde. Diese seltsame Thatsache gipfelt in der Gewohnheit (?) der beiden nordamerikanischen Regenkuckucke, ihre Eier gelegentlich — d. h. zu manchen Zeiten und an manchen Orten — in längern Zwischen- räumen zu legen, da man wiederholt Eier in verschiedenen Bebrütungs-, und Junge in verschiedenen Entwickelungsstadien in ein und demselben Neste des Vogels gefunden hat. Die zuerst ausgebrüteten Jungen überheben dann die Eltern zum Teil des weiteren Brütens und beteiligen sich selbst bei dem Atzen ihrer jüngeren Geschwister. Wenn man dieses übrigens auch bei andern Vögeln ausnahmsweise be- obachtete Vorkommnis als Übergang zum Parasitismus — gleichsam als Familien-Parasitismus — bezeichnen und für Begründung dieser An- sicht Nuttal's Beobachtung zweier Fälle von »wirklichem« Parasitismus *) heranziehen will, so ist damit noch keineswegs erwiesen, dass dieser als höhere Entwickelungsstufe des Fortpflanzungswesens in der Vogel weit anzusehen ist. Wir gedenken später auf diese Frage zurückzukommen, und bemerken vorläufig nur noch, dass der vortreffliche nordamerikanische Be- obachter W. Hamilton Gibson 2) »sich zuweilen die Frage vorgelegt hat, ob der liederliche und die Brut keineswegs schützende Nestbau der Regen- kuckucke nicht ein Beispiel eines Entwicklungsprozesses vom n i e d e r n Pa- rasitismus zu einem höhern Standpunkte, dem der dämmernden In- telligenz in der Kunst des Nestbaues sein möchte«. Wir begeben uns hier wieder auf den festen Boden der Thatsachen. Das Nest der beiden nordamerikanischen Arten (und wahrscheinlich aller Regenkuckucke) ist nach den Angaben sämmtlicher Augenzeugen verhältnis- mässig klein, von wenig Reisern mit einigem Baummoos, Grasstengeln und Blättern verwoben, kunstlos und undicht, gewöhnlich auf horizontalen Ästen und Zweigen , auch auf Weinreben (Gebhardt) angelegt, und hat grosse Ähnlichkeit mit dem Neste der Waldtauben. Es steht meist niedrig, 8 bis 10 Fuss hoch auf Ästen der Apfelbäume, Cedern, Eichen etc. in einsamer W'aldgegend, ohne besondere Vorliebe für Lage, Art und Beschaffenheit des Baumes. H. Gibson fand mehrere Nester — wenn der nachlässig ge- schichtete Reisigklumpen den Namen eines Nestes verdient — in deren einem ein einziger junger Vogel sass (oder hing), den er zum Erreichen seiner Stoppelfeder- Tage im Neste — ohne herausgefallen zu sein, wie seine übrigen Nestgenossen — zu beglückwünschen sich bewogen fühlte ; denn der Rand :) »Im Vertrauen auf die Hilfe der Vorsehung, sagt Nuttal (Manual of the Ornithologie of the Unit. St.) überlässt der Amerik. Kuckuck, wie der Europa.-, die Sorge für die Erziehung seiner Nachkommenschaft andern Vögeln. So habe ich ein Ei desselben in einem Neste von Tardus felivox, ein anderes (im Juni 1830) in dem der Turdus migratorius bei zwei Eiern dieser Art gefunden, welches nur mittels des Schnabels (?) hineingeschoben sein konnte. Ich möchte nicht behaupten , dass die Drosseln die betrügerisch untergeschobenen Eier ausge- brütet haben würden, indess die Thatsache allein zeigt genügend (?) die Absicht des Kuckuck«. 2) Bird Cradles, in Scribners Magazine, vol. VIII. N. 1. July 1890. New-York. 172 Zweite Abteilung. des Reisighaufens war viel niedriger, als die Mitte (Plattform) desselben, auf der er sich gehalten hatte. Bei allen vier von Gibson gefundenen Nestern war dieser zum Ruin der Jungen führende Nestbau ersichtlich.1) Die Anzahl der P~ier wird verschiedentlich angegeben : Wilson fand 3 oder 4, Audubon 4 und 5, C. Newton 3, Dresser in 6 oder 7 Nestern je 4 (im südlichen Texas) bald nach Ankunft des Vogels gegen Mitte April. Nuttal sah noch Ende August Eier im Neste, was auf mehrere Brüten (jährlich) schliessen lässt. Die Eier scheinen in der Grösse nicht unbedeutend zu variieren. Exemplare meiner Sammlung, von Gerhardt und Brewer, messen zwischen 24,7 x 18 und 32,3 x 22,2 mm; die der Thienemann'schen 31,2 x 24,3 und 33,5 x 25 mm. Nach Des Murs zwischen 34 bis 36 mm Länge und 23 bis 25 mm Breite. Das Schalengewicht beträgt 46 bis 59 cgr. — Nach Au- dubon und Wilson, wäre die Grösse eine verhältnissmässige. Die Form ist meist eine mehr oder weniger gleichhälftige, an beiden Polen abgerundete. Die Färbung ist ein gleichmässig helleres oder dunkleres Apfelgrün, zu- weilen mit einem Stich ins Gelblichgrüne, besonders im Bruch. Viele, aber durchaus nicht alle Eier sind mit einem abreibbaren weissen oder schmutzig- weissen Kalkübcrzuge versehen, der in meist grössern Flecken und Flatschen die Oberfläche mehr oder weniger überzieht.2) 2. Coccygus erythrophthalmus {Wilson) Bp. Schwarzschnabel- kuckuck. Cuculus erythrophth. Wils. - - Coccyzus erythrophth. Bp.. Audub.. Gray etc. — Piaya erythr. Lesson. — Erythrophrys erythr. Bp. — Coc- cygus erythr. autt. — Coccyzus dominicus Nutt. nee autt. — Black- billed Cuckoo. Abbild. Wils. Am. Ornith. IV. pl. XXVII flg. 2. — Audub. Orn. Biogr. I. pl. 32. Verbreitung. Im allgemeinen wie americanus : Oststaaten bis Labrador und westlich bis zu den Felsengebirgen — Wyoming (Trook). Südlich durch Mexico und Centralamerika bis zum Amazonenthal. Coues. In Westindien nur auf Cuba und dort »sehr selten«, Gundlach. W?ie voriger sporadisch seltener oder häufiger, oder gänzlich fehlend. Nach England und Italien verflogen. Der Ruf des schwarzschnäblichen Kuckuck ist weniger scharf, und wird nicht so oft wiederholt, als der der verwandten Art. Die Gewohn- heiten der beiden Arten sind sehr ähnlich und diese werden deshalb von unwissenschaftlichen Beobachtern häufig verwechselt. Auch Niststellen, Nist weise und Nest sind dieselben; dieses von gleichen Stoffen und ebenso kunstlos und ungeschickt gebaut. Coues fand in den Pembina Mountains (40 miles west vom Red River) ein Nest !) Coues nennt es »ein Krähennest en miniature«. Birds of the Northwest 1874, p. 277. 2) Zuweilen aber auch gänzlich fehlt. Die nicht-europäischen Schmarotzer-Kuckucke. *73 mit einem am 12. Juli eben flugfähigen jungen Vogel, welches ungewöhlich niedrig — kaum 2 Fuss hoch über dem Boden — in einem dichten Eichen- gebüsch stand, und aus einem Haufen lockergeschichteter Zweige bestand; die auf dieser Unterlage ruhende Plattform zeigte kaum e i n e V e r t i e f u n g. Endlich auch die Eier sind äusserst ähnlich, und unterscheiden sich wesentlich nur durch geringere Dimensionen, Schalengewicht und mehr bläuliche Färbung. Acht Exemplare meiner Sammlung messen zwischen 26x20 und 27x21 mm und variieren im Schalengewicht zwischen 30 und 39 cgr. 3. Coccygus melanocoryphus Viril!. Coccyzus seniculus Wied (nee Vieill.) — Cuculus melanorhynchus Cur.. Fach. - - Piaya melanorhyncha Less. — P. melanocorypha Gray. — Coccyzus minor Htlb. (nee Gray.) - - cinereus Bp. (nee Vieill.) — Coc- cygus seniculus Barm, (nee Vieill.) — Coccyzus melanocoryphus Sclat. — Coucou Azar. Über einen grossen Teil des cisandischen S-Amerika verbreitet: von Guiana, Cayenne und Brasilien (Wied etc.) durch Paraguay und die Laplatastaaten bis Montevideo, Parana, Tucuman (Burmstr. etc.) Buenos Ayres (Chrys. Sternberg) hier und in Paraguay Sommervogel (Azara). Nicht selten am Parahyba in offenen mit Gebüsch wechselnden Gegenden, wo sie nicht eben schüchtern und beständig in Bewegung waren, aber keine Stimme hören Hessen (Wied) a). Das Nest fand Chrysanthus Sternberg am 25. Oktober 1867 in der Stammgabel eines Durasno-Bäumchens 8 Fuss überm Boden ; es war kein eigenes, sondern ein usurpiertes Taubennest, das der Zenaida maculata, dem Sternberg 8 Tage früher die Eier entnommen, und ganz so, wie er es verlassen. Er konnte nicht beobachten, ob der Kuckuck stets ein fremdes Nest usurpiere. Dafür spricht, dass Noseda (bei Azara) und die nordamerik. Ornithologen das Nest der Regenkuckucke dem der Tauben sehr ähnlich finden. Drei Eier wurden einen Tag um den andern gelegt und waren am 1. Dezember schon etwas bebrütet. Diese Eier beschreibt Ludw. Holtz als eiförmig länglich, der Cylinderform zuneigend, von fester Schale, glanz- loser, etwas rauher Oberfläche und matt gelbgrüner Farbe. Grösse durch- schnittlich 29x22 mm, Schalengewicht 10 Gran. 4. Coccygus nesiotes Cab. Coccyzus seniculus Nutt., Audub., Gosse, Satte, Newton, Gassin, Sclater (nee Vieill.). — Piaya minor Less. (nee Gm.). — Erythrophrys seniculus Bp. (nee Lath.) Coccyzus dominicus Bp. (nee L.) - - Coccyzus minor Cab., Baird (nee Gm.). Mangrove-Kuckuck. r) Burmeisters Angabe bezügl der Verbreitung bis zu den Antillen, den Florida's und Südkarolina soll nach Cabanis auf Verwechselung mit folgender Art, C. nesiotes Cab. beruhen. I ja Zweite Abteilung. Abbild. Audub. B. N. A. IV. t. 169. Verbreitung. Cuba (Gundl.) grosse Antillen, im Sommer bis Florida (Cabanis) besonders auf den mit Mangrovengebüsch bewachsenen kleinen Inseln dieses Staats (Audub.) Sitten und Gewohnheiten des Mangrovekuckuck fand Audubon denen der zwei wohlbekannten Regenkuckucke N-Amerikas sehr ähnlich. Gleich ihnen ist er begierig, die Eier aller Arten von Vögeln in deren Ab- wesenheit auszusaugen ; sonst lebt er von verschiedenen Insektenarten und Früchten, und atzt seine Jungen mit den erstem. »Das Nest steht gewöhnlich auf Mangrovebäumen , ist locker aus trocknen Zweigen gebaut und fast flach, dem Neste des Gelbschnabel- kuckuck ähnlich, dessen Eiern auch die seinigen betreffs Form und Gelege- zahl gleichkommen, nur dass sie etwas grösser sind.1) Zwei Brüten jährlich. 5. Coccygus cinereus Vieill. (Coccyzus). Piaya cinerea Gray. — Ceniciento Azara. Verbreitung. Südamerika: von Südbrasilien durch die Laplata- Staaten (Burm.) Paraguay (Azara) bis Buenos Ayres (Burm.) und Monte- video (Mus. Berol.) L. Holtz beschreibt »ein Ei als eigestaltig-konisch, von fester Schale und glanzloser etwas rauher Oberfläche , einfarbig weisser Grundfarbe, 23 x 19 mm Grösse und 7 g Gewicht. :) Audubon, Orn. Biogr. II. 390. Aud. scheint die Eier scheint die Eier selbst nicht gesehen zu haben, da er deren Färbung nicht angiebt, oder hat die Bezeichnung derselben vergessen. Dritte Abteilung. Die Spähvögel und die schmarotzenden Stärlinge. I. Illdieatorinae. Spähvögel, Honig weis er. Ob man der ziemlich kleinen Gruppe der Spähvögel mit Dr. A. Reichenow den Rang einer Familie, oder mit Prof. Cabanis den einer Unter- familie — ■ Illdieatorinae — zuweist, kann der Systematik eigentlich nichts verschlagen. Soviel ist als sicher anzunehmen, dass sie entschieden ein Übergangsglied von der Familie der Cuculiden zu der der Piciden bildet. Wir würden vom Standpunkte der Oologie sogar durchaus nichts dagegen haben, wenn man die Spähvögel, mit Blyth, als Unterfamilie zur Familie der Spechte stellen würde. Weshalb sollte diese nicht ebenso gut ihre »parasitische Gruppe« haben, als die Familie der Kuckucke und die der amerikanischen Stärlinge — Icteridae — in den Molobriden oder Molo- brinen solche besitzen. Eine beiläufige Bemerkung Layards, dass er den grossen Indicator an einem aufrechten Stamme oder Aste wie ein Specht emporklettern sah, scheint sogar für die Annäherung der Spähvögel an die Familie der Spechte zu sprechen, während freilich andre und gewichtige Charaktere sie mehr den parasitischen Kuckucken zuweisen.1) Lucian Bonaparte setzte mir einst (im Jahre 1850) auseinander, wes- halb er die Indicatorinae (wie er später im Conspectus Volucrum zygo- dactylorum 2) ausgeführt) ans Ende seiner Cuculidae stellen und die Pi- eidae folgen lassen werde. Sechzehn Jahre später wies Phil. L. Sclater3) nach, dass die Indicatoridae 1. in wichtigen Punkten der Osteologie und Pterylose von den eigent- lichen Cuculiden verschieden seien und nicht in dieser Familie ver- bleiben können; T) Cabanis (Mus. Hein. IV. I. p. 3 u. ff.) betrachtet bekanntlich die in ihrer ganzen Flügel- bildung noch so manche Analogie mit den Singvögeln aufweisenden Cuculiden, als deren erste Unterfamilie die Indicatorinae aufgeführt werden, als die höchst organisierten Formen der Klettervögel (Scansores). »Die erste der z e Im Handschwingen ist bei ihnen häufig ziemlich kurz, und das gänzliche Fehlen derselben charakterisiert die Indicatorinae mit nur neun Handschwingen als höchste Gruppe der Cuculiden. Auch in der Fussbildung sind ihm die Kuckucke nicht ganz typische Scansores: »Die Aussenzehe ist nur selten, wie bei den übrigen Familien der Ordnung (Scansores) ganz nach hinten gerichtet, sondern zeigt vielmehr gewissermassen noch den Charakter der Wendezeher (Amphiboli). Ferner deutet ihm unter den typischen Arten des Genus In d i c at o r schon Indicat. major eine Verlängerung und Verschmälerung des Schnabels an, welche in der Gattung Prodotiscus (Sundev.) — mit feinem, spitzen, leichtgekrümmten Schnabel und dem schon zur Gabelform hinneigenden Schwänze — weiter ausgebildet und im Verein mit der erwähnten Flügelbildung, deutlich genug die Verwandtschaft mit den Cuculiden, zu denen das Genus Prodotiscus »ein höchst passendes Übergangsglied bildet.« H. Schlegel stellt die Spähvögel unter dem Gattungsnamen Indicator, an die Spitze der Cuculideen, deren systematische Reihe er, wie wir gesehen haben, mit dem Genus Cuculus eröffnet. 2) Carolo L. Bonaparte-Quadro dei volucri zigodattili, in Ateneo Italiano, Nr. S Maggio 1854. 3) Note on the Systematic Position of Indicator. Ib. 1S70, p. 176, wo auch die betr. Bemerkungen Blvths citiert sind. Die Spähvögel and die schmarotzenden ; 177 2. dass Blyths Vermutung, die Indicatores möchten zu den Spechten gehören, von Thatsachen gestützt seien: 3. dass die Indikatoren, ihre verwandten Formen Melignothes, Hetae- rodes und andere vorläufig als besondere Familie der Coccygomor- phae sive Coccyges zu betrachten und Indicatoridae zu benennen und 4. zur Zeit am besten in die zweite Sektion der Coccygomorphae (Huxleyi zunächst den Capitonidae zu stellen seien. Wie dem auch sei, wir lassen — aus biologischen Gründen — die »Spähvögel« den Kuckucken folgen und den Spechten vorangehen, aber nicht allein wegen ihrer parasitischen Gewohnheiten, sondern auch wegen ihrer, oben von Dr. Cabanis geschilderten, sonstigen Eigentümlichkeiten. Wir bemerken noch, dass Dr. Reichenow in seine Familie Indicato- ridae die systematisch viel umhergeworfenen Wendehälse, Jynx L., aufge- nommen hat, und zwar als Genus.1) Was die parasitische Natur der Indikatoren anlangt, so waren es die Gebrüder Jules und Edouard Verreaux, welche zuerst die »Kuckuck- natur« derselben, in Widerspruch mit den Angaben Levaillants's, beobachteten und feststellten. »Sie fanden Junge oder Eier von drei der südafrikanischen Arten : von Indicator minor, Sparmanni und maior — und zwar in Nestern von Dryoscopus cubla Bote, Malaconotus boulboul Cab., Andropadus im- portunus Greif. Brachypus aurigaster Cab., Oriolus larvatus Lichtenst., Picus (Ipoctonus) cardinalis Cab. (chrysopterus Cur.) und Picus (Ipagrus) nubicus Cab. »Die drei Eier werden gewöhnlich in Zwischenräumen von zwei Tagen gelegt (!) sind glänzend — nach Des Murs — matt weiss, ohne alle Zeichnung. »Das Ei wird auf die Erde gelegt und mittels des Schnabels in das vorher erwählte Nest geschoben« — doch wohl nur dann, wenn ein zu- gängliches Nest nicht vorhanden oder nicht geeignet ist ? Jules Verreaux sagt, »dass er einem Weibchen während der ganzen Legezeit gefolgt sei, und dass dieses seine drei Eier auf dieselbe Weise in die Nester dreier verschiedener Pfleger gelegt habe, die 700 bis 800 Schritt von einander enfernt waren. Das erste wurde — in den ersten Tagen des Oktober — in ein Nest der Cubla (Laniarius Cubla), das zweite in ein Nest der Muscicapa (Ixos) haemorrhousa Gm. und das dritte in das von Andropadus importunus gelegt. Den Tag darauf verschwand das Weibchen mit dem Männchen, welches sich stets in einiger Entfernung gehalten hatte, und erst zu Anfang November sah er beide wieder erscheinen. In dem l) Vögel der zool. Gärten, II. S. 99; wo er die Gründe für die Vereinigung beider Gattungen zu einer besondern Familie angiebt, und diese charakterisiert. Zu den von ihm her- vorgehobenen morphologischen Charakteren führen wir noch einige biologische an : ihre Nest- anlage in Baumhöhlen ohne andere Unterlage als Mulm , oder weichen kleinen Holzspähnen, falls sie ihre Bruthöhle in morsche Daumstämme oder stärkere Äste gemeisselt haben, wie ich bei Iynx torquilla mehrmals beobachten konnte ; die überraschende Ähnlichkeit ihrer gleich- förmigen, dünnschaligen, glänzenden, rein weissen Eier, und wie es scheint, auch ihres Rufes und sonstigen Gebahren.->. Ausserdem möchte, nacli Reichenow, der Parasitismus der Spähvögel »noch weiterer Bestätigung bedürfen.« Baldamus. J 2 i78 Dritte Abteilung Neste der Cubla befand sich jetzt nur ein junger Indikator, welcher bei seinem Heranwachsen die beiden jungen Cublas aus dem Neste geworfen hatte, während die Pflegeeltern ihn wie ihr eigenes Kind zu ernähren fortfuhren. Am 2. November kam das Weibchen des Indicators zum Neste, rief sein Junges, das zu fliegen begonnen hatte und sofort zu ihm flog, zum grossen Leidwesen der beiden armen Stiefeltern. Die Rollen wurden nun getauscht: das Männchen nahm sich des Jungen an, während sich das Weibchen zum zweiten und dann zum dritten Neste begab und das zweite und dritte Junge entführte. Die Jungen scheinen bei ihren »rechten« Eltern bis zum zweiten Jahre zu bleiben ; dann sind sie fortpflanzungsfähig. Ich habe Junge von Indicator maior und albirostris (Sparmanni Steph.") in den Nestern von Picus nubicus und chrysopterus, Oriolus larvatus und Laniarius boulboul gefunden.« Weniger exakt ist wohl die Beobachtung J. Verreaux, »dass der weibliche Indicator ein Ei aus dem Neste nehme und zerbreche oder fresse (?) und sein eigenes, bereits auf die Erde gelegtes Ei herbeihole und mit dem Schnabel in das fremde Nest schiebe«. Auf meine Anfrage *) erwiderte mir der berühmte Reisende, dass er »freilich nicht gesehen«, wie der Indicateur ein Ei aus dem Neste des Pflegers genommen, oder zerbrochen oder verzehrt habe ; allein stets, oder doch beinahe in allen Fällen, habe er das zerbrochene Pflegerei unter dem Neste gefunden«. Die Verbreitung der Spähvögel giebt Schlegel kurz mit den Worten an : Patrie l'Afrique, L'Asie jusqu' ä Borneo. Nach Jerdon 2) kommt Blyth's Indicator xanthonotus sehr selten in den Südost-Himalayas und in Sikkim vor, und Temminck's Indic. archipelagicus auf den malayanischen Inseln. Die meisten Arten eehören Afrika. Genus Indicator. Honigweiser, Honigkuekuck. 1. Indicator minor Stephens. Indicator minor Vieill., Less., Sws., Büpp., Blyth, Bp., Hartlh., Heugh — Cucul. minor Cuv. — Indicat. minimus Temrn. — buphagoides Leadb. - diadematus Rüpp. — Cucul. apivorus Krebs. Petit indicateur Levaill., Sundev. Abbild. Levaill. Ois. Afr. V. t. 242. Lesson, Traite Orn. t. 22. 1. — Temm. PI. col, t. 542. 1. Der kleine Honigweiser ist von S-Afrika, wahrscheinlich an der Ost- und Westküste entlang, bis Abyssinien und den Senegal, — c. 15 ° n. B. — verbreitet (Heugl., Sws.) Die ganze SO-Küste entlang; an Knysna l) Gelegentlich eines Besuches, den ich im Jahre 1850 dem »Maison Verreaux« unter Führung Ch. Luc. Bonaparte's machte. - Jerdon, Birds of India, I, p. 306. Die Spähvögel und die schmarotzenden Stärlinge. 170 (Layard) dem Swartkop und Sundayflusse (Levaill.) am Senegal (Sws.) In der Provinz Salabat (Abyssinien) 3000 bis 6000 Fuss hoch gehend (Heugl.) Nach den Beobachtungen Atmore's ist er zwar kein guter Bienen- weiser, fängt aber selber destomehr, nach Art und Weise der Fliegen- schnäpper, besonders auch an den Bienenstöcken. Atmore pflegte sich zu wundern über die Menge von Bienenbeinen und Wachs (Pollen), welche er im Magen fand, bis er den Räuber bei seiner eifrigen Jagd beobachtete. Fr ertappte den kleinen Vogel aber auch auf frischer That beim Töten und Verzehren kleiner Vögel bis zur Grösse des Sperlings Passer arcuatus) und glaubt, dass die übrigen Artgenossen gleiche Neigungen besitzen J). Leider berichtet Mr. Atmore in einem andern Briefe an Payard nur allzu kurz: »Eier weiss, in Nestern von Picus capensis und Laimodon »unidentatus« 2. Indicator maior Steph. Grosser Honig weiser. Indic. maior mas Steph,, Vieill, Less., Gray, Bp., Hartlb., Heugl. — Le- vaillanti Leadb. (nee Temm.) — flaviventris Sws. — Cuculus proditor Licht. Grand indicateur male Levaill., Sundev. Abbild. Steph. Gen. Zool. IX. 1. t. 27. 1. — Vieill. Gal. Ois. I. t. 45. Verbreitung: vom Süden der Kapkolonie: Swellendam (Atmore) George (Cairncross) Tygerhoex, am River Zonder End-Cogman's Kloof, wahrscheinlich allgemein durch die ganze Kolonie vorkommend (Layard) und überall längs der SO-Küste bis Caffraria (Feovill.) nordöstlich bis zum Weissen Fluss (Brun Rollet, Heugl.) nordwestlich bis Senegambia : Casa- manze (Verr.) Sierra Leone (Sws.) Dabocrom (Pel). Aufenthalt nach Levaill.: die Walddistrikte S- Afrikas. Layard sah einen einzelnen Vogel dieser Art an einem aufrechten Aste gleich einem Spechte emporklettern 2). Nach Levaill. legt er in Baumhöhlen auf faules Holz (Mulm) 3 bis 4 Eier. Thienemann »findet diese Eier der Grösse des Vogels ange- messen3); die drei Exemplare seiner Sammlung messen 19,7 mm bei 16,3 — 20,3, bei 16,2 und 21,4 bei 15,75 mm und sind ungleichhälftig, kurz, an der Basis stumpf zugerundet, nach der spitzen Höhe stark abfallend. Farbe ganz matt milchweiss, bräunlich beschmutzt, wahrscheinlich (jedenfalls!) von dem faulen Holze, auf dem sie gelegen haben. Das Korn besteht aus flachen , breiteren , verzweigten Erhabenheiten (?) mit zwischenliegenden Gruben, in welchen hier und da die unregelmässigen und undeutlichen, wenig tiefen Poren sich finden. Inwendig gegen das Ficht scheinen sie graugelblich-weiss durch; ihr Gewicht beträgt um 3 Gran = 17,8 cgr. 1) Layard B. Afrika 1. c. p. 243. 2) Layard, B. Afrika p. 241. 3) Thienemann 1. c. S. 89 und Abbild. Tab. XIV F. 17. Die Eier dieses Vogels erreichen mithin die Grösse der kleinern Eier unseres Kuckucks. IL Die parasitische Gruppe der Ieteriden. Subfamilie Molobrinae a) Blas. Es ist das Verdienst Cabanis, die auf Amerika beschränkten Reprä- sentanten der staren artigen Singvögel als sehr natürliche Familie, unter dem Namen Icteridae von den altweltlichen, eigentlichen Staren, Sturnidae getrennt, und wie der Name zeigt, zum Range einer Familie erhoben zu haben 2). Der vortreffliche Systematiker hat die unter den Trivialnamen Beutelstare, Hordenvögel etc. zusammengefassten gegen 150 Arten seiner Ieteriden weiter in 3 Unterfamilien — Icterinae, Gilb vö gel, Angelaeinae, Hordenvögel und Scophidurinae, Schwarzvögel getheilt.3) An die Spitze der Scaphidurinae (eigentlich Kahn- oder Bootschwänze 4) stellt Cab. nun das Gen. Molothrus Sws., unsere Unterfamilie Molobrinae, die wir als solche aus jener herausheben, übrigens aber vorläufig noch in ihrer Stellung zwischen den Horden- und Schwarzvögeln belassen. Wir glauben uns zu dieser Standeserhebung auf Grund des biologisch so wichtigen Parasitismus der Kuhstärlinge — Cow-Birds — berechtigt, und um so mehr, als die Systematik nicht recht zu wissen scheint, wo sie eigentlich mit ihrem Genus Molothrus hin soll. Es ist übrigens nicht unsere Aufgabe, mit der systematischen Stellung dieser, wie anderer in den Bereich unserer Arbeit fallenden Gruppen uns eingehend zu beschäftigen.5) 1) Dr. Cabanis hat bereits (im Mus. Hein. S. 192, Anmerk.) ausgesprochen, dass die »Etymologie des Gattungsnamens Molothrus Sw. nicht recht klar sei.« Wir finden die Ab- leitung desselben von jLlöiiXog (oder [AÖXog) und x^QWCKOi, wie sie Swainson mit »qui non vocatus alienas aedes intrat« erklärt, nicht nur »etwas sehr gesucht,« sondern auch sehr befremdlich. Mdükog = molcs = grosses massiges Gebäu , als Bezeichnung eines kleinen Nestes, ist schon wunderlich ; aber zum Überfluss finde ich auch nirgends eine Form des Stammes &QU)C (\j~pwgxu) etc.) welcher man die Bedeutung von »eindringen« — intrare — entnehmen könnte. Die gezwungene und geradezu unannehmbare Deutung des Wortes Molothrus passt dagegen sehr gut auf das Homerische etc. {.lokoßQOC = Bettler, Schmarotzer, das wir statt des ver- dächtigen [WriÄoOoog endgültig anzunehmen vorschlagen möchten. 2) In den »Ornithol. Notizen« in Wiegmann's Archiv, 1847. 3) Mus. Hein. I. S. 183, 192. 4) Weshalb Prof. Giebel das Wort Gxecifilg, Gxag)ij (Thesaur. Ornith. III. p. 460) in sinus, statt in das naheliegende scaphe latinisiert, ist mir unerfindlich. 5) Man findet das Nötige kürzlich in Dr. A. Reichenow's »Vögel der zoolog. Gärten. II. S. 268 und 571«. Der vortreffliche geistvolle Elliott Coues scheint gleichfalls zu zweifeln, wohin er das »Genus Molothrus« stellen soll; er hebt seine grosse Verwandtschaft mit den Ieteriden hervor: »yet it is difficult to see in what respects it differs from certain fringillinc birds«. (Birds of the Northwest p. 180). Darauf deuten ja auch die Gattungs- namen Fringilla, Passerina, Emberiza von Gmelin bis Nuttal hin. Coues selber stellt es ipähvögel und . (St. novae Hispaniae Bris*.). — junceti Lath. — Molothrus obscur. Cass., Cooper. Gray, Lei., Coues. — Der Dwarf Cow-bird ist merklich kleiner aU die typische Form, der er in der Färbung völlig gleicht. Die Masse sind für obscurus § Totall. unter 190 mm, Schwanz 68 mm, Flügel 95 mm. pecoris § „ 160 — 203 ,, ,, fast 81 „ ,, fast 108 ,, „ § „ voll 217 „ „ üb. 81 „ „ üb. 108 „ Habitat: von Arizona und Lower California südwärts. (Elliott Coues, Birds of the Northwest, p. 180). Wahrscheinlich ist es diese Varietät, welche Prinz Max v. Wied in Texas und Mexiko gefunden. 2) Alexander Wilson, Americ. Ornithol. 1. p. 287 (Edit. Jardine 1832). 3) J. J. Audubon, Ornithol. Biogr. (Edinburgh 1831) I. p. 498, 4) Elliot Coues, Birds of the Northwest p. 185 ff. — Auch Coues bemerkt »als sonder- baren Zug in der Geschichte dieses Vogels« dessen unerklärtes Verschwinden von manchen oder den meisten Brutplätzen, gewöhnlich im Juli. Wohin er geht und zu welchem Zweck, ist unbe- kannt; die Thatsache selbst ist von vielen Beobachtern bezeugt. Zuweilen kommt er im Sep- tember auf denselben Platz zurück, manchmal aber auch nicht. (Wahrscheinlich führt er, wie es manche parasitische Kuckucke zu thun pflegen, seine Jungen aus dem Bereiche der Pfleger fort. Wir werden diese, wie uns scheint leichterklärliche Thatsache später noch besprechen.) J >ie Spähvögel und die schmarotzenden Stärlinge. i $ ^ Sommer über die Prairien gehende Wagenzug wird von Herden dieses Vogels erwartet; jede permanente oder zeitweilige Rast- und Futterstelle wird von diesen zudringlichen Vögeln belagert, welche begierig nach dem abfallenden Futter sind. Ihre Familiarität unter solchen Umständen ist er- staunlich. Fortwährend um die Füsse der Zugtiere laufend, oder auf deren Rücken sitzend, gewöhnen sie sich dermassen an die Gegenwart des Menschen, dass sie ihm kaum aus dem Wege gehen. Ich habe selbst einen jungen Vogel gesehen, der sich ruhig in die Hand nehmen Hess ... Die Tiere (Zugtiere etc.) scheinen die Vögel gern zu haben und dulden, dass sie sich reihenweise auf ihren Rücken setzen, ohne Zweifel weil ihnen, abgesehn von der Befreiung von lästigen Parasiten, das Kratzen der Füsse angenehm ist«. Die Kuhvögel sind geselliger Natur. Man sieht sie selten allein, sondern fast immer in grössern oder kleineren Trupps beisammen, öfter in Gesellschaft mit andern Vögeln, vornehmlich mit den rotflügeligen Horden- vögeln (Redwings, Agel. phoeniceus), mit denen sie nach Wilson u. A. »in Benehmen, Stimme und Gestalt bemerkenswerte Ähnlichkeit haben«. Nach Potter ziehen sie sich der Temperatur und Nahrung halber während der Monate Juli und August weiter nördlich , indem sie dem Weidevieh in eine bessere Weide folgen. In der Tiefe schattiger Wälder ist zu dieser Zeit kein einziger Vogel zu sehen, trotz der allgemein verbreiteten Meinung, nach welcher sie sich in solche zurückziehn sollen. Wohl aber gehen sie zur Nachtruhe (wie unsere Stare) in die Rohr-, Schilf- und andere Wasser- pflanzen-Wälder der Teiche, See- und Flussufer. Gestört stehen sie in • dichten Schwärmen auf, machen verschiedene Evolutionen in der Luft und stürzen sich dann wieder auf ihre nächtlichen Ruheplätze herab, um mit Tagesanbruch zu den kultivierten Strecken zurückzukehren und ihrer Nahrung nachzugehen« (Audub.) Sie haben keinen eigentlichen Gesang (?) Ihre Stimme ist statt dessen eine Art von leiserem heiserem Gezwitscher. 1) Anderes jedoch be- richtet Coues (1. c. p. 185 siehe nachher). Ihre Nahrung besteht im Frühjahr und Sommer hauptsächlich aus Epi- und Entozoen, besonders aus der Familie der Ascariden. Sie suchen die Eingeweidewürmer des Hornviehes eifrig aus dessen Excrementen her- vor, und folgen wohl hauptsächlich dieserhalb den Viehherden im Frühjahr und Sommer auf deren Weideplätze, dem Zugvieh überall hin. Ausserdem fressen sie aber auch die das Vieh belästigenden Epizoen, Larven und Insekten, und verschmähen sie sicherlich auch anderes Gewürm nicht. Im Herbste (und Spätsommer) nähren sie sich auch von Gesäme und thun besonders in den Maisfeldern, wenn die Körner in Milch stehen, oft sehr empfindlichen Schaden (Wils , Audub. etc.) *) Und in der That erinnert ihr sogenannter Gesang, der wirklich kaum schlechter ist, als der manches »anerkannten Singvogels«, an das Geschwätz und Gepfeif unseres allbekannten Staars Sturnus vulgaris, wie auch ihre Mimik dabei an dessen sichtliches Selbstgenügen an seinen grotesk melodramatischen Leistungen. 184 Dritte Abteilung Der Parasitismus des Kuhvogels ist von dem der betr. Kuckuck- und Honigweiser-Arten sehr verschieden, und zwar infolge der, auf sein herdenweises Zusammenleben auch während der Fortpflanzungszeit zurück- zuführenden Polygamie, d. h. Polygynie und Polyandrie. Coues sagt: »Da ist keine Liebe zur Nachkommenschaft, noch Gattenliebe; alle Familienver- bindung ist aufgehoben. Die Cow-birds paaren sich niemals ; ihre intimsten Beziehungen sind kaum vollzogen, als sie schon vergessen sind ; nicht einmal die decente Zurückhaltung eines Serails wird beobachtet: it is a perfect Community of free-lovers, who do as the original Cynics did. Die nötige Courmacherei ist demgemäss eine kurios gemischte Affaire. Während der der Paarungszeit ordentlicher Vögel entsprechenden Periode begeben sich die Patriarchen des säubern Haufens auf Bäume und Zäune, um zu thun. was sie Gesang nennen. Sie wenden und drehen sich ringsum, und sträuben ihre Federn auf, um stattlicher auszusehen, als die Natur sie gemacht hat ; wenn ihre Haut nicht zähe war, würden sie aus Eitelkeit sicher platzen. Sie blasen ihre Kehle auf und pfeifen die sonderbarsten Töne, vielleicht mit dem aufrichtigen Wunsche, ihren weiblichen Gesellen zu gefallen, jedenfalls zu ihrer eigenen Genugthuung. Inzwischen haben sich die Weibchen in ihre Nähe gesetzt, aber ohne wirklichen Enthusiasmus zu verraten, vielmehr Alles als eine sehr natürliche Sache nehmend, zuweilen zuhörend — es mag sein — aber so, als wenn sie eben ihr Gefieder putzten, mit andern Gedanken und zu einem andern Zwecke. Nach Vollziehung des Aktes eilt die ganze Bande nach Futter auf die nächsten Viehweiden.« »Obschon Männchen und WTeibchen zusammen wandern und ankommen — sagt Dr. Potter (Wilson 1. c.) — so sind sie doch nicht gepaart, und die Männchen zeigen wenig Interesse für die Weibchen. Ich konnte nie entdecken, was wie Ehe oder gegeseitige Anhänglichkeit der Geschlechter aussah. Zur Zeit der Fortpflanzung, wo sich andere Vögel paarweise zu- sammenthun, sieht man die Kuhvögel einzeln und bis zu zwanzig ihrer Nahrung nachgehen und mit Ausnahme eines bunten , über den ganzen Schwärm verbreiteten Concubinats keinerlei Vorbereitung für die Erhaltung ihrer Art treffen. Wenn sich ein Weibchen von dem Schwärm trennt, wird sein Verschwinden nicht bemerkt : kein galanter Liebhaber begleitet es, oder zeigt einige Trauer über seine Abwesenheit. Ebensowenig wird seine Rückkehr mit jener gratulierenden Zärtlichkeit begrüsst, welche die Männchen anderer Vogelarten so augenscheinlich kund thun. Hier bei den Kuhvögeln erweist das Männchen jedem Weibchen ohne Unterschied die- selben Zärtlichkeiten, und diese werden gegenseitig ausgetauscht, ohne Empfindlichkeit oder Eifersucht bei irgend einem Mitgliede der Gesellschaft zu erregen. »Dieser Mangel an Anhänglichkeit der Geschlechter ist nicht ohne Zusammenhang mit der allgemeinen Ökonomie des sonderbaren Vogels. Denn da er weder sein eigener Baumeister, noch Ernährer seiner Jungen ist, so würde ein bei andern Arten vorherrschender Grad von Gatten- anhäncdichkeit überflüssig sein. Die Spähvögel and die schmarotzenden Stärlinge. j g - »Dass der Kuhvogel niemals ein Nest baut, ist ohne Widerspruch fest gestellt«. »So ausserordentlich und unerklärlich erscheint diese Gewohnheit des Parasitismus — bemerkt Wilson — dass ich zuweilen gedacht habe, sie möchte nicht allgemein und in jeder Lage dieselbe sein ; dass etwa die extreme Hitze unserer Sommer, obschon geeignet für die Jungen, doch für einen komfortabelen Aufenthalt der Alten zu stark sein möchte, so dass sie bei ihren Wanderungen nach Norden in unserm Klima passende Plätze für ihre Nachkommen zu suchen gelrieben würden, während sie in Gegenden, wo sie zahlreicher übersommern, vielleicht Nester bauen und ihre Kinder selber aufziehen möchten. Wenn ich aber andrerseits bedenke, dass so viele Individuen bis Mitte Juni hier (in Massa- chusets; verweilen und ihre Eier in jedes geeignete Nest legen; dass sie in den Staaten Virginia, Maryland, Delaware, New Jersey und Pennsylvania ganz dieselben Gewohnheiten haben, und dass ich dort niemals von ihrem Neste gehört und gesehn habe, so glaube ich aus diesen Thatsachen mit Sicherheit schliessen zu dürfen, dass sie niemals Nester bauen und dass ihre Gewohnheiten im höhern Norden mit den im Süden beobachteten überein- stimmen«. Neuere Beobachtungen Audubons und seiner Nachfolger — bis Coues — stimmen mit den von Potter und Wilson gemachten vollkommen überein. »Es ist interessant — sagt Coues — das Weibchen zu be- obachten, das eben sein Ei zu legen im Begriff ist. Es wird unruhig, zeigt eine ganz ungewöhnliche Aufregung und sucht nicht mehr nach Futter mit ihren Genossen. Zuletzt trennt es sich von dem Trupp und stürzt fort um nach einem Zufluchtsorte auszuspähen ; denn es hat keinen und die Sache ist dringlich ! Es flattert in ein Gebüsch, eine Hecke oder einen andern gewöhnlichen Zufluchtsort der Vögel, wo es — von Irgend- was, vielleicht von der Erfahrung belehrt — ein Nest zu finden hofft. Ver- stohlen und still flattert es dahin, heimlich umherspähend, bald zuversicht- lich, bald verzagend. Es spioniert ein Nest aus — aber der Kopf des Besitzers ragt über den Nestrand und es muss weiter ziehn. Nun aber hat es Glück. Da ist ein Nest, wie sie es wünscht und Niemand zu Hause! Die Glückliche verschwindet auf einige Minuten und ein ganz andrer Vogel kommt aus dem Gebüsch zurück. Ihr Geschäft ist abgemacht, alle Not vorüber ! Sie kichert ihre Selbst-Glückwünsche, putzt ihr Gefieder auf und fliegt zu ihren Genossen zurück.«1) Als Pflegeeltern führt Wilson folgende Arten an: Sialia Wilsoni Sws. Henicocichla aurocapilla Gray. Phyllomanes olivaceus Cdb. Geothlypis trichas Cab. Vireo noveboracensis Bp. Culicivora coerulea Sws. Spinites socialis Gab. Astragalinus tristis Gab. 2) Coues 1. c. p. 185. jg6 Dritte Abteilung. Audubon fügt hinzu : Rhimamphus aestivus Cab., und bezeichnet Geothlypis trichas als »meistbegünstigten« Pffeger. James Merrill1) beobachtete als solche, ausser den bishergenannten, noch folgende Pflegerarten : Turdus fuscescens Dendroeca pennsylvanica Spiza cyanea Bp. Spizella pusilla Melospiza melodia Carpodacus purpureus Setophaga ruticilla Empidonax minimus. Bei der grossen Anzahl der Individuen des Kuhvogels und seiner weiten Sommer-Verbreitung ist indess anzunehmen, dass die Zahl seiner Pfleger eine bei weitem grössere sein wird, und dass die individuenreichsten Arten der kleinern Vögel Amerikas am stärksten heimgesucht sein werden, wie denn nach Wilsons Angaben Geothlypis trichas und Phyllomanes oli- vaceus die in Massachusets am meisten bevorzugten Pfleger sind. In andern Gegenden werden dies natürlich andere gewöhnliche Arten sein. Nach Coues Ansicht wäre das bereits lange Verzeichniss der Pfleger längst nicht complet, das vermutlich fast alle innerhalb der Brutgrenze des Kuhvogels nistenden Arten von der Grösse der Drossel bis zu der der »Gnatcatcher« — Fliegenfänger — enthalten wird. Er will das lange Verzeichniss nicht wiederholen , sondern nur der Turdus mustelinus, Icteria virens und Pipilo arcticus erwähnen zum Be- weise, dass die Pflegeeltern nicht immer kleiner als die Kuhvögel sind. In den Prairien des Westens, wo diese sehr häufig und die Brutvögel an Arten, wonicht auch an Individuen seltener sind, findet man in der Mehr- zahl der Nester im Juni ein Kuhvogelei2), gleichviel ob die Nester am Erdboden oder auf Bäumen stehen. Eins iii der Regel ! Wenn man mehrere in einem Neste findet, so sind sie, wie bei den Schmarotzer- 1) In literis. 2) Coucs 1. c. p. 1S4. Auf S. 174 erzählt er, dass in einem Neste von Pipilo ery- throphthalmus, gegen die Regel, 3 Kuhvogeleier neben 2 Eiern dieses Vogels, welche ausser- dem — auch gegen die Regel — grösser als die Kuhvogeleier, diesen aber in der Färbung sehr ähnlich waren. Jene massen 0,95 bei 0,70, die Kuhvogeleier gegen 0,75 bei 0,60 (== 23,8 bei 17,7 und 19 bei 15,2 mm). Aber aucli im Osten sind neuerdings mehrere Fälle dieser Art beobachtet worden. Nach Brewer wurden sogar fünf Kuhvogeleier in einem Neste von Mniotilta varia, in einem andern Falle drei gefunden. J. Merrill entdeckte am 1. Juni 1865 zwei in einem Neste von Den- droica aestiva neben zwei Eiern des Pflegers; am 2. Mai 1867 zwei neben drei Nesteiern von Turdus fuscescens und am 29. Juni 1867 in einem Neste von Phyllom. olivaceus einen jungen Kuhvogel, ein frisches Ei desselben und ein verdorbenes dieses Laubwürgers , ferner fand T. C. Feiton zwei Kuhvogeleier im Neste von Melospiza melodia, »der häufig als Pfleger benutzt wird, da seine Eier von denen des Kuhvogels nicht leicht zu unterscheiden sind. (?) Die Spähvögel und tue schmarotzenden Stärlinge. I§7 Kuckucken, von verschieden Weibchen gelegt worden, oder im äussersten Notfalle und als äusserst seltene Ausnahme, welche - — ■ soviel man weiss — noch nie beobachtet worden ist. »Es scheint nicht, dass der Kuhvogel jemals versucht, mit Gewalt von einem Neste Besitz zu nehmen«, sagt Coues. So wenig, wie dergleichen von einem andern geflügelten Parasiten bekannt ist. Wo sichtbare Spuren eines am Neste, oder in der Nähe desselben vorgefallenen Kampfes vor- handen waren, ist das Weibchen des Parasiten, trotz aller Vorsicht, von dem Nesteigner auf seinem Neste oder in der Nähe desselben überrascht und ertappt worden, bevor oder nachdem es sein Ei eingeschmuggelt hat. Als Beweise eines solchen erbitterten Kampfes hat man nicht nur Federn, son- dern öfter auch ein meist zerbrochenes oder doch verletztes Ei des Para- siten, auch wohl ein oder mehrere Eier der Pfleger am Boden unter dem Neste, oder in der Nähe desselben gefunden. Denn die meisten, wenn nicht alle Pfleger freuen sich durchaus nicht über das fremde Ei. Im Gegenteil, wie die altweltlichen Pfleger wider Willen, verraten auch die neuweltlichen unverkennbar ihren Schreck, ihre Angst und Furcht bei der Entdeckung des fremden Eies. »Die Eltern pflegen ängstlich Beratung über dies Ereignis, wie ihr ängstliches Geschrei und ihr verstörtes Benehmen deutlich beweisen. Wenn ihr Nest noch leer war, verlassen sis es gewöhnlich, und ihr Mut, ein be- hagliches Heim aufzugeben, macht auf den Kuhvogel nicht den geringsten Eindruck. Auch wenn eins ihrer Eier im Neste liegt, haben sie zuweilen die Kraft, es lieber liegen zu lassen, als das gehässige Geschäft des Ausbrütens eines fremden zu übernehmen. Wenn aber das Weibchen bereits ein oder zwei Eier gelegt hat, kommt das Elternpaar gewöhnlich zu der betrüblichen Überzeugung, dass nichts dagegen zu thun ist; nach einer Weile beruhigt es sich völlig und lässt die Dinge gehen, als ob nichts vorgefallen wäre. »Nicht immer indess mögen die Heimgesuchten selbst ihr leeres Nest aufgeben. Einige Vögel haben einen Weg entdeckt, um der Schwierigkeit auszuweichen — es ist das die denkbar ingeniöseste Erfindung, und jemehr man darüber nachdenkt, desto erstaunlicher ist sie. Sie bauen nämlich ein sozusagen zweistöckiges Nest und lassen das verhasste Ei im Unterbaue liegen.1) Ähnliches berichten Wilson, Audubon, Potter, Merrill u. A. über die Aufnahme des Parasiteneies seitens der Pfleger; ja der Oheim des letzt- genannten Ornithologen, Dr. Pickering, fand gleichfalls »zwei Etagen in einem Neste, durch deren erste und zweite je ein Kuhvogelei bedeckt worden war«. J) Pässler und ich haben dieselbe Beobachtung gemacht — ich mehrmals — . Aber frei- lich enthielten die Doppelnester kein Kuckuckei. Im ersten Falle hatte Acrocephalus (Cala- modus) phragmitis (schoenobaenus L.) das in einem Sumpfeupborbienbusche erbaute Nest des Rohrammer.-, Emberiza schoeniclus überbauet, und in sein eigenes Nest — das zweite Stockwerk, Coues — 5 Eier gelegt; im unteren befanden sich 5 Eier des Rohrammers, beide Gelege noch unbebrütet. I 88 Dritte Abteilung. Potter sagt: »Alle so heimgesuchten Vögel zeigen wohl mehr oder weniger Bekümmernis , wenn sie das fremde Ei in ihrem Neste finden. Spinites socialis indess (der Sparrow — Sperling — der Nordamerikaner) nimmt die Sache besonders ernst: er zirpt zuweilen zwei Tage lang seine Klagen und verlässt oft sein Nest selbst dann, wenn er bereits mehrere Eier gelegt hat. Selbst der friedsamste der Pfleger, der Bluebird — Sialia Wil- soni — nimmt den Schimpf übel auf, wie folgende Geschichte zeigt. »Ein Paar dieser Vögel hatte drei Jahre hintereinander in die Höhlung eines Maulbeerbaumes nahe bei meiner Wohnung gebaut. Eines Tages, als das Nest nahezu vollendet war, bemerkte ich einen weiblichen Kuhvogel auf einem nahen Zaunpfahle, der seine Augen aufmerksam auf die Niststelle gerichtet hielt, während die Blauvögel ihr Nest herzurichten beschäftigt waren. In dem Augenblicke, wo das Blauvogelweibchen dies verliess, schlich sich der Kuhvogel hinein, kam nach 5 Minuten heraus und begab sich unter offenbarer, durch Töne und Gesten ausgedrückter Freude zu seinem Schwärme zurück. Der Blauvogel kam bald zurück und flog in sein Nest, flatterte aber augenblicklich mit ersichtlicher Unschlüssigkeit heraus, setzte sich auf den höchsten Zweig des Baumes und stiess schnell wiederholte Töne der Klage und des Zornes aus, welche sofort das Männchen herbeizogen. Beide wechselten nun im Ausdruck ihres Zornes. Sie schlüpften zusammen ins Nest, mehrmals, kehrten immer wieder zurück und stiessen unablässig, 10 bis 1 5 Minuten lang, ihre Klagetöne aus. Dann stürzte sich das Männchen plötzlich in die benachbarten Bäume, wie um den Attentäter aufzusuchen, fiel einen Cat-bird :) an und züchtigte ihn ernstlich, wendete sich dann zu einem gleichfalls unschuldigen Sparrow, der auf einem Pfirsichbaume sein Lied sang, um auch ihn zu verfolgen. Am nächsten Tage fand ich, dass der Blauvogel trotz der so leidenschaftlich empfundenen Beleidigung ein Ei gelegt hatte. Ein weniger an dem Lieblingsplatz hangendes Paar hätte wahrscheinlich das Nest gänzlich verlassen. Die weitern Beobachtungen wurden leider durch eine die Eier aussaugende Schlange verhindert«. Wir können uns nicht versagen, auch noch eine andere interessante Mitteilung des vortrefflichen Beobachters hier einzuschieben. »Wenn die Legezeit herankommt — sagt Potter — wird das Be- nehmen des Kuhvogelweibchens besonders interessant. Es verlässt den Nahrung suchenden Schwärm seiner Genossen, bekommt ein »schmachtend kränkliches Aussehen, setzt sich auf eine erhöhte Stelle, von wo aus es die Nestbauarbeiten anderer Vögel überschauen kann. Ist eine für seine Zwecke geeignete Entdeckung von diesem Platze aus nicht zu machen, so wird es unruhiger und eilt von Baum zu Baum, bis eine taugliche Beobachtungs- stelle gefunden ist. »Ich hatte einmal das Glück, Zeuge einer solchen Scene zu sein. Ich bemerkte ein solches Weibchen von einem erhöhten Auslug ab in eine ebendige Hecke fliegen, offenbar um ein Nest zu suchen , und beschloss, x) Cat-bird — Katzenvogel, Mimus carolinensis ; der Sparrow ■ — ist der bereit; oben erwähnte kleine Sperling — Spinites socialis. Die Spähvögel und die schmarotzenden Stärlinge. rgn wenn möglich das Resultat zu beobachten. Da ich wusste, wie leicht sich die Vögel durch die Annäherung eines Menschen stören lassen, so bestieg ich mein Pferd und folgte dem Weibchen langsam fast zwei Stunden weit längs eines Bachufers. »Es flog in jedes Dickicht, durchsuchte mit grösster Sorgfalt alle Plätze, wo kleinere Vögel zu nisten pflegen, und verschwand endlich in einem dichten Gebüsch von Erlen und Dornen, wo es 5 bis 6 Minuten verweilte, dann zurück kam, auf das Unterholz stieg und zu seiner Gesell- schaft zurückkehrte. »In das Gebüsch eindringend fand ich das Nest eines »Gelbkehlchens (Yellow-throat, Geothlypis trichas) mit je einem Ei beider Vögel. »Während des Durchsuchens der bebuschten Bachufer drang der Kuhvogel mehrmals in das dichte Gebüsch einer niedrigen Ceder, und kehrte ebenso oft zurück, bevor er es über sich gewinnen konnte, diese Stelle zu verlassen. Hier fand ich einen Ammerfinken auf seinem Neste sitzen, in welches der Schmarotzer sein Ei in Abwesenheit des Eigentümers sicher eingeschmuggelt haben würde. »Das Benehmen des betrogenen Gelbkehlchens war nicht minder interessant. Es kehrte zurück, während ich wartete, ging auf sein Nest, kam aber sofort zurück und setzte sich auf einen Zweig in der Nähe desselben, blieb ein oder zwei Minuten, flog abermals hinein und zurück und verschwand. Nach zehn Minuten kehrte es in Gesellschaft des Männchens zurück. Beide plauderten eine halbe Stunde lang und verliessen dann den Platz. Nach einigen Tagen waren Nest und Gelegenheit zu weiteren Be- obachtungen verschwunden«. »Wie gross die Anzahl der von einem Weibchen während einer Saison gelegten Eier ist, scheint mit voller Sicherheit nicht ermittelt zu sein. »Ebensowenig die Entwickelungsdauer der einzelnen Eier. Exakte Beobachtungen bezüglich beider Punkte werden ihre grossen Schwierigkeiten haben, wenn sie überhaupt zu ermöglichen sind, und nur ein ausserordentlicher Glückfall — etwa die Kenntlichkeit oder Kenntlich- machung eines Weibchens, oder dessen zufällige Vereinsamung während der Fortpflanzungszeit dürfte Gelegenheit zu desfallsigen Beobachtungen bieten. »Inzwischen vermögen wir doch aus der ausserordentlich starken Ver- mehrung der Kuhvögel, der Dauer ihrer Legezeit und der Analogie mit der Eierzahl der übrigen Parasiten und der nicht parasitischen nächsten Verwandten schliessen, dass sie mindestens 5 bis 6 Eier, wenn nicht mehr,, in einer Saison legen, und wie wir gesehn haben, immer nur eins in ein Nest. Die Eier des nordamerikanischen Cow-bird variieren in Grösse und Gestalt nicht unwesentlich und verhältnismässig vielleicht eben so stark, wie die unseres Kuckuck und anderer parasitischen Cuculideen , weniger aber in Beziehung auf Farbe und Zeichnung — soweit die bisherigen Beobachtungen- ein Urteil gestatten. Die Grösse der 25 Exemplare meiner Sammlung ergiebt ein Durch- schnittsmass von 21,7 mm Länge und 16,5 mm Breite; die äussersten Grenzen) j QO Dritte Abteilung. bilden ein Ei von 19, 3X 16 mm, und ein dito von 23,3x17 mm; die Mehr- zahl misst 21 und 22 mm, für den grossen und 16 und 17 mm für den kleinen Durchmesser. Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, dass grössere und kleinere Masse vorkommen, wodurch indess das Durchschnittsmass kaum alteriert werden dürfte. Das Gewicht der ausgeleerten Eier schwankt zwischen 21 und 28 cgr; das Mittel ist 23,7 cgr. Die Gestalt ist die rein ovale, mit mehr oder minder ausgesprochener Neigung zur abgestumpft kurzovalen, andrerseits zur gestrecktovalen Form, wie schon aus den Massen ersichtlich. Die rein ovale Form ist jedoch die vorherrschende. Die Färbung, mehr aber noch die Zeichnungs weise, zeigt eine auffallende Ähnlichkeit mit den Eiern vieler amerikanischer Arten aus der Reihe der Pfleger des Kuhvogels, vorzugsweise aus der Unterfamilie der Passerellinae ]) Cab. und einzelnen Gattungen der Pitylinae. ') Die Grundfarbe wechselt von einem bläulich, grünlich, graulich, gelblich und rötlich angehauchten Weiss bis zu einem mehr oder weniger dunkeln Graubräunlich weiss — so 24 Eier meiner Sammlung — . Die Zeichnung ist von gemischter Punkt-, Strich e 1 - , und Flecken- form, welche die ganze Oberfläche mehr oder weniger dicht bedeckt; oder sie besteht nur aus Punkten und einigen Stricheln und einzelnen kleinen Flecken ; oder endlich aus kleinern Punkten und weniger kurzen Stricheln, welche meist weniger dicht verteilt sind. Die Zeichnung häuft sich meist um den stärkern Pol herum, zuweilen in Kranz- oder Gürtelform. Die Farben der Zeichnung nuancieren, wie es scheint, innerhalb der Grenzen der Grundfarbentöne, von schwach Bräunlichrot durch Rötlich- und Gelblich- braun, Sienabraun bis Bräunlich- oder Schwärzlichviolett. Der Glanz der Schale ist ziemlich schwach; das Korn glatt; die Poren sind rundlich und gleichmässig verteilt. Vierundzwanzig Eier meiner Sammlung stammen aus Boston's Um- gebung und überhaupt aus Massachusets. Sie haben sämtlich eine nähere oder fernere Ähnlickkeit, in Färbung und Zeichnung, mit den dort häufiger vorkommenden Pflegereiern.2) Das fünfundzwanzigste erhielt ich aus Illinois durch Platow sen. Leider fehlen, ausser der Etikette »Cow-birds-egg. 111.« alle nähern Angaben über Fundort, Finder, Pfleger etc. Dies interessante Ei ist hell spahngrün, heller als irgend ein Exemplar meiner Eier des Blauvogels — Sialia Wilsoni — von deren *) Der Ammer- und Ruderfinken. Aber auch den Eiern europäischer Arten sind einige zum Verwechseln ähnlich, z.B. denen von Motacilla alba, Galerita cristata und arborea, Anthus arboreus, Locustella Rayi, fluviatilis etc. 2) Wilson, Audubon, Nuttal u. A. beschreiben, die Eier als »regulär oval, bleich grün- lichblau oder graulichweiss mit umbrabraunen Flecken und kurzen Strichen, die am stumpfen Ende zahlreieher stehen«, scheinen also nur die am gewöhnlichsten vorkommenden Eier de> Kuhvogels gekannt oder erkannt zu haben. Die Spähvögel und die schmarotzenden Stärlinge. tqi Mittelgrösse, rundlich, mattglänzend, von feinerer Textur und ohne alle Zeichnung. Sollte es wirklich ein Ei des Kuhvogel sein? Unmöglich ist es nicht. Wie lange hat man die Echtheit der bläulichgrünen, einfarbigen Eier unseres Cuculus canorus bezweifelt, bis sie, gleichwie die reinv/eissen, durch Blasius Hanf, endgültig festgestellt wurde. Unmöglich ist es nicht! Denn auch das reiche Eimaterial und die eingehenden und gewissenhaften Beobachtungen Burmeister's, Sternberg's u. A. bezüglich der dem Cow-bird so nahestehenden südamerikanischen Art Molobrus bonariensis , von denen sogleich die Rede sein wird, beweisen eine grosse Variabilität der Eier dieser Art, welche sich auch auf die des nordischen Kuhvogels er- strecken dürfte. Ohne Zweifel werden die ausgezeichneten Ornithologen N-Amerikas , angeregt vielleicht durch unsere Bemerkungen , baldige und gründliche Entscheidung bringen! Die Eier des Kuhvogel werden, nach Wilson, »regelmässig früher ausgebrütet, als die aller (?) Pfleger, und zwar um einen oder zwei Tage früher (?)«. »Die gewöhnliche Brütdauer unserer kleinen Vögel ist nun 12 bis 14 Tage« — demnach würden die Eier des Parasiten nur 11 bis 12 Tage bis zum Ausschlüpfen der Jungen bedürfen, was uns nur in den Süd- und den wärmeren Mittelstaaten der Union möglich zu sein scheint.1) Coues findet bestätigt, dass die Incubation nicht über 10 Tage dauere, bezweifelt jedoch, dass dies unter allen Umständen die Regel sei, da Temperatur, Nestbaustoffe - — und wir fügen hinzu — der Standort des Pflegernestes grossen Einfluss auf die langsamere oder schnellere Entwicke- lung des Embryo haben. Dagegen erkennt er die Erüh reife — des jungen Kuhvogels als ausgemachte Regel an ■ — das schnelle Wachstum des- selben, welches ihm offenbar zum Vorteil gereiche. Die Frage, ob und in wie weit sich die Kuhvögel später um ihre Jungen kümmern, scheint gleichfalls noch nicht genügend studiert zu sein. J) Wilson sagt wörtlich: »Wenn icli nun auch die genaue Brütedauer für das Ei des Kuhvogels nicht exakt bestimmen kann, so glaube ich doch ganz positiv behaupten zu dürfen, dass sie um einen oder zwei Tage kürzer ist, als der kürzeste der oben erwähnten Zeiträume« - und fährt dann fort: »Wir erblicken in diesem eigenthümlichen Umstände einen überraschen- den Beweis der göttlichen Fürsorge. Denn angenommen, das Kuhvogelei bedürfe zum Aus- kommen einen bis zwei Tage mehr — anstatt ebensoviel weniger — als die Pflegereier, mit denen es zugleich bebrütet wird, so müsse das darin enthaltene Junge unausbleiblich (?) zu Grunde gehen und die ganze Spezies in wenigen Jahren ausgestorben sein . . . Bei dem ersten Erscheinen des jungen (eben ausgeschlüpften) Kuhvogels sind die Nähreltern gezwungen, da* Nest zu verlassen, um dem Findlinge Nahrung zu verschaffen; das Brutgeschäft wird dann not- wendigerweise unterbrochen, die Disposition zum Brüten wird geschwächt, die Natur hat dem elterlichen Eifer jetzt eine neue Richtung gegeben und die zurückgebliebenen Eier verschwinden gewöhnlich nach einem, spätestens nach zwei Tagen. In einigen Fällen hat man sie wirklich am Boden bei oder unter dem Neste gefunden«. 192 Dritte Abteilung. 2. Molobrus bonariensis Gray, Cab. Tanagra bonariensis Gm. — Passerina discolor Vieitt. Icterus sericeus Licht. — Ict. minor Spx. — Psarocolius sericeus Wagl. — Ps. violaceus M.r. v. Wd. - - Scolecophagus sericeus Sws. — Molobr. sericeus B}k, llii rm. »Tordo commun«, Azara Apunt. X. 61. Silky Cow-bird, Seiden- Kuhvogel. Abbild. Spix, Av. Bras. I.tab. 63, fig. 2 (Ict. minor). Eier Journ. f. O. 1870, t. I. fig. 1. (sericeus.) Der Seiden-Kuhvogel ist über einen grossen Teil von S-Amerika ver- breitet, von Venezuela (Mus. Hein.) bis Buenos Ayres (Chrys. Sternberg).. Sehr häufig in ganz Brasilien , besonders in der Gegend des Parahyba, bei Capo Frio (Pr. Max, Burm.) bei Cantogallo (Euler) und von da westlich im Innern (Schreiner in lit.). Ziemlich gemein in Paraguay (Azara). In den Plata-Staaten überall der gemeinste Vogel, häufiger in der Umgegend von Buenos Ayres, seltener in den fast baumlosen Ebenen weiter südlich (Burm.). Sein Aufenthalt sind offenes buschiges Terrain (nicht geschlossener Wald), besonders Viehtriften, auf denen er sich der Viehherden halber auf- hält, der Nahrung, und wenn Gebüsch in der Nähe, der kleinen Vögel wegen, denen er seine Eier in das Nest schiebt. Sein Lieblingssitz der Rücken der weidenden Pferde, Rinder oder Schafe; Pfosten und Geländer liebt er als Ruhe- und Umschaupunkte; doch kriecht er auch gern in den dichten Aprikosenwäldchen, wie in höhern Bäumen, umher, zumal zur Brut- zeit, um ein passendes Nest für seine Eier zu erspähen (Sternberg), zuweilen' setzt er sich auf die Spitzen des Gesträuches1), um sich nach allen Seiten umzuschauen (Schreiner in lit). Er ist, nach letztgenannten Beobachtern, geselligen, zutraulichen und muntern Naturells, selten einzeln oder in Paaren (?), gewöhnlich in kleinern oder grössern Scharen von 10 — 20, nach der Brutzeit in noch viel grössern. Durchaus nicht scheu, lässt er sich sehr nahe kommen und in seiner Beschäftigung so leicht nicht stören. Wenn einer von der Schar auffliegt, folgen gewöhnlich die übrigen; doch pflegen sie nicht weit zu fliegen. Über seine Stimme berichtet Burm., dass sie ein lautes Gekreisch und Gesingsel und gerade nicht unangenehm sei. Schreiner schrieb mir., dass sie an die unseres Stares erinnere. Ihre Nah ru n g suchen sie teils aus dem Dunge des W eideviehes,. teils von dessem Körper. Sie besteht aus kleinen Mistkäfern (wohl auch. Eingeweidewürmern, Larven etc.), die er im Dunge findet, wie in dem lästigen Ungeziefer, welches die Herde plagt: Mücken, Fliegen, Bremsen, Zecken und anderem Geschmeiss. Aber auch aus Sämereien : Sternberg hat den Vogel häufig aus reifen Distelköpfen die Samen picken sehen.2) r) Burmeister sagt: -Auf den Gebüschen ruht er nur in Gesellschaften, und singt dam- zum Zeitvertreib«. (Vogel Brasil. II. p. 280.) 2) Vielleicht auch die an und in den Distelkopfen sitzenden Insekten. Die Spähvögel und die schmarotzenden Stärlinge. IQ"? Über die parasitische Fortpflanzung des Seiden-Kuhvogels haben Burmeister, welcher 41 Eier an das Hallesche Museum sendete,1) dann Euler,2) Chrys. Sternberg3) Ludw. Holtz, 4) und Schreiner6) (in lit.) aus- führlich berichtet. Bei grosser Übereinstimmung - - wahrscheinlich aller Arten der Unter- familie der Molobriden in den hauptsächlichen Zügen des Parasitismus scheinen die einzelnen Arten in manchem Nebensächlichen doch von ein- ander abzuweichen. Innerhalb welcher Grenzen dies der Fall ist, werden fernere Beobachtungen, besonders der südamerikanischen Arten und Formen, in der musterhaften Weise Sternbergs und der nordamerikanischen Orni- thologen festzustellen haben. Nach Sternberg sucht das an seiner hellem Farbe kenntliche Weibchen, wenn es legen will, eifrig im hohen Grase, in den Cardales (Distelplätzen), Büschen, Bäumen und Gebäuden (wie unser Kuckuck), kurz überall da herum, wo nur ein Vogel nisten kann, bis es seinen Zweck erreicht. Dabei ist es durchaus nicht wählerisch, denn es legt sowohl in die Nester insekten fressen der, wie samen fr essen- der Vögel. Als Pfleger führt Sternberg folgende Arten, in der Umgebung von Buenos Ayres auf. Troglodytes platensis Pr. Mx. in 8 Fällen ; Milvulus violentus Bp. „ 7 „ Zonotrichia matutina Gray „ 1 Falle Sycalis luteiventris Mus. Berol. „ 1 Anthus rufus Vieill. „ I Petrochelidon leucorrhoa Gab. „ ' 1 Leistes anticus Gray „ 1 Molobrus badius") ,, I Schreiner fand Eier bei Sylv. canicapilla ( = Geothlypis velata Cab.) und bei Thraupis sayaca Cab.6) Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Reihe der Pflegerarten mit diesem Verzeichnisse noch nicht erschöpft. *) In dem Handexemplar Burmeisters steht von dessen Hand geschrieben: Molobrus sericeus : 21 ova, und hinter dem Synonym violaceus : 20 ova. (Vögel Brasiliens III. 279, 280). -) Beiträge zur Xaturgesch. der Vögel Brasiliens (im J. f. O. 1867, S. 415. N. 59). 3) Molobrus-Eier, gesammelt in der Umgegend von Buenos Ayres v. Chrysanthus Stern- berg, beschrieben von Ludw. Iloltz (J. f. O. 1870, S. 15). 4) Beschreibung südamerikanischer Vogeleier (in J. f. O. 1870, S. 15) und »Über Molo- brus-Eier« (ibid. 1872, S. 193). Vergl. auch Hudson's sehr wertvolle Mitteilungen in Sclater's Argentine Ornithologie. 5) Carl Schreiner in lit. — »Die (mir übersendeten) Eier, schreibt der junge talentvolle, leider so früh der Ornithologie entrissene Sammler und Forscher, sind so verschieden von andern Eiern des M. sericeus, dass icli sie kaum für identisch mit diesen zu halten vermag. Hoffentlich kann ich schon im nächsten Schreiben Entscheidendes berichten«. Leider starb der junge Forscher kurze Zeit darauf in der Facenda Bom Valle in Cantagallo. 6) Wir zählen M. badius unter die Pfleger; ob er zugleich Schmarotzer, wird nach vor- liegendem Material gegenwärtig kaum zu ermitteln sein. Baldamus. '3 j<-w Dritte Abteilung. Burmeister, der wie schon bemerkt, insgesamt 41 Eier sammelte und dem Mus. Hallens. übersendete, sagt leider kein Wort über Fund und Finder, nicht einmal über den Parasitismus der Molobriden! Wahrscheinlich wurden ihm die so beträchtliche Anzahl Eier, welche für die Häufigkeit des Vor- kommens der Art im südlichen Brasilien zeugt, von den »Leuten« gebracht. Diese Eier variieren ganz in derselben Weise, wie die von Sternberg in der Umgegend von Buenos Ayres gesammelten und die von Carl Euler be- schriebenen, und zwar auffallender in Grösse, Schwere und Form, als in Färbung und Zeichnung, Grösse und Schwere. Ich habe die 41 Exemplare des Halleschen Museums sorgfältig gemessen und gewogen. Das Ergebniss ist folgendes : Die brasilischen Exemplare aus der Umgegend von Mendoza — 40 Stück — messen durchschnittlich: Länge: 22,7 mm, kleinstes 21,0 mm, grösstes 25,3 mm. Breite: 19,1 ,, „ 17,8 „ „ 20,2 ., Gewicht: 36,5 cgr, „ 32,0 cgr, „ 45,0 cgr. Die Lapl ata- Exemplare: Länge: 23,3 mm, kleinstes 22,0 mm, grösstes 25,3 mm, Breite: 19,1 „ „ 18,0 „ „ 20,1 „ Gewicht: 37,0 cgr, „ 34,0 cgr, „ 43,2 cgr. Die Schrein ersehen Exemplare meiner Sammlung aus Cantagallo, Provinz Rio : Länge: 21,9 mm, kleinstes 21,0 mm, grösstes 22,3 mm, Breite-. 18,3 .. ., 18,2 „ „ 18,6 ,, Gewicht: 32,5 cgr, „ 31,0 cgr, „ 33,5 cgr. Ludwig Holtz giebt Mass und Gewicht von 48 Exemplaren, von Sternberg in der Umgegend von Buenos Ayres gesammelt: Länge: 22,0 mm, kleinstes 20,0 mm, grösstes 24,0 mm, Breite: 18,0 „ „ 16,0 „ „ 19,0 „ Gewicht: 35,3 cgr, „ 24,0 cgr, .. 39,0 cgr. Carl Euler, aus Cantagallo ! Variet. a ; Colorit rot : Länge : 24,0 mm, Breite: 19,0 „ Variet. b ; Colorit grün : Länge: 21,5 mm, Breite: 18,0 ., Die Variabilität der Form erhellt zum Teil schon aus den eben angegebenen Verhältnissen der beiden Durchmesser zu einander, geht indes, mit einigen Ausnahmen, über die Grenzen des Sphäroides kaum merklich hinaus. J >ie Spähvögel und die schmarotzenden Stärlinge. [qc Euler1) bezeichnet die Form seiner Varietät a als »stark oval, wenig länglich«, und die der Varietät b als »dickrund, kugelig; beide Enden gleich stumpf«, während die »stark ovalen mit sehr sanfter Spitze« versehen sind. Als Ausnahmen kommen mehr oder weniger regelmässig eiförmig-ovale und ovale vor, und zwar unter den brasilischen, wie unter den Laplata- Eiern der Halleschen Sammlung. Auch Grund- und Z ei ch n u n gs färb en weichen nicht bedeutend von einander ab, so wenig als die Charaktere der Zeichnungsformen. Die Grund färbung lässt sich auf zwei Tinten, eine grünliche — chloristische — und rötlich gelbliche — erythristische --zurückführen, wie sich beide in hellem Nuancen : bläulichgrünweiss und gelbrötlichweiss, sowohl bei den brasilischen, als bei den argentinischen Exemplaren finden ; rein weisse (kalk- oder kreideweisse) habeich selbst bei denverbleichten Eiern der Halleschen Exemplare nicht gefunden. Die Zeichnungsfarbe ist ein durch die bläulichgrünweisse und rötlichgelbweisse Grundfarbe modifiziertes Braunrot, welches auf der erstem in ein etwas dunkleres Rotbraun übergeht; beide Zeichnungs- farben gleichfalls bei argentinischen und brasilischen Eiern fast gleichmässig vorhanden. Die Zeichnungsformen variieren von den kleinsten, nur durch die Lupe zu erkennenden Punkten, Stricheln — beide rein oder gemischt — durch alle möglichen Flekenformen bis zu grossen, aus ineinanderfliessenden Flecken entstandenen Flatschen, welche sich meist am stumpfen, aber auch am spitzeren Pole zeigen. Alle diese Zeichnungsformen, mit Ausnahme der letztgenannten (Flatschen), sind teils einzeln, teils mehr oder weniger dicht gedrängt über die gesamte Fläche oder über einen der Pole verbreitet. Durchaus einfarbige, zeichnungslose habe ich weder unter den brasilischen, noch unter den argentinischen Eiern gefunden. Die dem unbe- waffneten Auge als einfarbig erscheinenden zeigen unter der Lupe, wenn auch nur vereinzelte, feinste Pünktchen. Dagegen zeigen Korn und Poren völlige Übereinstimmung. Ebenso ist der Glanz des Oberhaut chens ein gleichmässiger; stärker oder schwächer nur infolge der kürzern oder längern Bebrütung. Euler »muss aus der Verschiedenheit seiner beiden Eier- Varietäten a und b. welche ungefähr gleich häufig vorkommen, jedoch bald die eine, bald die andere vorherrschend erscheinen, den Schluss ziehen, dass sie zweien Molobrusarten angehören. Varietät a — Colerit rot etc. — fand er bis jetzt nur in den Nestern von Zonotrichia matutina Gray, in denen beide Varietäten am häufigsten vorkommen. Varietät b dagegen nur zweimal bei Sylvia canicapilla Pr. Max, (Geothlypis velata Gab.) und einmal bei Tanagra Thraupis Cab.) sayaca L. — Colorit grün etc. Varietät a muss Euler »als das authentische Ei von Icterus (Molobrus) violaceus bezeichnen«, l) Euler, Beitr. /.. Naturgeschichte der Vögel Brasiliens, in [. f. O. 1867, S. 415. 196 Dritte Abteilung. auf Grund unleugbar exakter Beobachtungen. Bei Varietät b gelang ihm die Feststellung der Molobrus-species trotz vieler Versuche noch nicht. Wir sind mit L. Holtz der Ansicht, dass beide Eiervarietäten ein und derselben Art angehören, und dass selbst wenn die beiden so ausserordentlich ähnlichen Formen von Mol. sericeus und violaceus etwa wegen des in einander übergehenden, kaum verschiedenen Gefiederglanzes als Spezies betraehtet werden könnten, die Eier derselben als Artkennzeichen nicht zu verwerten sind. In dieser unserer Überzeugung vermögen auch die bei weitem stärkern Abweichungen dreier, als Mol. sericeus angehörig bezeichneten Eier nicht zu beirren, welche C. Schreiner 1864 aus Born Valle, Distrikt Cantagallo, eingesendet hat und die sich in meiner Sammlung befinden. Masse und Gewicht derselben habe ich bereits angegeben. Sie gehören zu den kleinsten Molobruseiern, wie man bemerkt haben wird, sind kurz oval mit mehr minder abgestumpfter Spitze und zeigen eine Grundfarbe, welche sichtlich aus Euler's »rotem und grünem Colorit« etwa gleichmässig gemischt erscheint. J) Um noch einmal übersichtlich auf die Eier des Seidenstärling zurück- zukommen, so sind folgende Färbungen bekannt: 1. einfarbige, ohne Zeichnung:2) a) weisse (rein kalkweise?), \ _ , , T TT . ,( . ., .. v 1 \ a i Sternberg, nach L. Holtz: b) weisse, mit grünlichem Anfluge I ö 2. gezeichnete: a) mit weisser Grundfarbe — Sternberg etc., b) „ grünlichblau angehauchter — Burmeister, c) „ bräunlichgrüner oder rötlichgrüner — ■ Schreiner, d) „ gelblicher und | „ . L „ , __,_ , ( ..„,. , ~ ,c 1 r Burmeister, Euler, Sternberg. e) „ rötlicher Grundfarbe J ö Unter den einigen 50 von Sternberg eingesandten Exemplaren befinden sich nach Holtz »fast ebensoviel weisse ohne Zeichnung als mit a) Man erhält diese Farbe durch Vermischung von olivengrünen Biliverdin mit etwas weniger Bilirubin ; letzteres ergiebt auf dieser Grundfarbe die violettbraune Färbung der di- stinkten Zeichnung. Zwischen dieser Färbung und dem »grünen Colorit« steht ein brasilisches Ei von Burmeister gerade in der Mitte, so dass der Übergang von dem einen der »Colorite« zum andern deutlich gegeben ist. 2) Wir legen zwar, bei der ungenügenden Bekanntschaft mit den Pflegern und deren Eiern, auf die Ähnlichkeit der verschiedenen Eier des Parasiten mit jenen kein besonderes Ge- wicht, glauben aber immerhin, einige darauf hinweisende Daten der fernem Beobachtung empfehlen zu sollen. So sind die Eier von Petrochelidon leueorrhoa einfarbig weiss und von nahezu gleicher Grösse; die von Milvulus violentus gelblich weiss mit purpurbraunen Flecken und von gleicher Grösse; ferner die von Zonotr. matutina und Sycalis luteiventris blass grünlichweiss mit hell und dunkelrostroten zahlreichen Flecken, merklich kleiner; ebenso die von Troglodytes platensis, welche auf hell grauweinrötlichem Grunde dicht mit bräunlich- purpurfarbiger Zeichnung bedeckt sind. Die Eier von Leistes anticus sind bedeutend grösser — 27 x21mm durchschnittlich — als die des Molobr. sericeus und zeigen nach Exemplaren Burmeisters aus Banda oriental und Laplata kaum einige Ähnlichkeit mit diesen. Die Spähvögel und die schmarotzenden Stärlinge. iq- Zeichnung, dagegen nur 4 solche mit grünlichem Anfluge (ohne Zeichnung). Unter den von Prof. Burmeister gleichfalls bei Buenos Ayres ge- sammelten habe ich einige rein weisse, anscheinend ungezeichnete und etwa gleich viel grünlich angehauchter, mit feinster Punktzeichnung, gefunden. Genau dasselbe gilt auch von seinen in Brasilien gesammelten. Die grosse Mehrzahl der 41 Exemplare ist meist mit gröberer, teils dicht, teils einzeln stehender Fleckenzeichnung versehen. Bei allen von mir untersuchten Eiern des M. sericeus zeigen dieobenunter 2 angeführten Färbungen eine mehr oder weniger erkennbare Beimischung von Bili- verdin, d. h. einen Stich ins Bläulich grüne. Da die Mehrzahl der bislang bekannten Pfleger offene Nester baut, so hat der Seidenstärling wohl in den bei weitem zahlreichsten Fällen Ge- legenheit, seine Eier direkt in solche Nester zu legen. Schwer, vielleicht auch unmöglich, wird ihm dies gegenüber dem Standorte oder der Bauart anderer Nester sein, z. B. derer von Trogl. platensis und Petrochelid. leu- corrhoa, und es wird ihm nichts übrig bleiben, als seine Eier, gleich vielen andern Parasiten, auf den Erdboden zu legen und sie mittels des Schnabels in das sonst unzugängliche Pflegernest zu schieben. Wie viel Eier ein Weibchen in jeder Saison und in jedes einzelne Pflegernest lege, ist trotz der äusserst sorgfältigen Be- obachtungen Schreiner's und Sternberg's noch keineswegs sichergestellt. Jener schrieb mir, dass zwei der mir gesendeten Eier unzweifelhaft von demselben Weibchen gelegt worden seien, und in zwei verschiedene Pfleger- nester; die zwei übrigen wiederum in zwei andere. Beide Eierpaare tragen allerdings jedes einen andern individuellen Charakter in Färbung und Zeich- nung, so dass man sie zwei, aber nur zwei Weibchen zuschreiben darf. Sternberg, welcher vom 12. November bis 16. Dezember Eier des sericeus in den Nestern von früher bezeichneten Pflegerarten sammelte, zu denen er auch M. badius zählt , fand gleichfalls zwei ganz verschiedene Eiervarietäten: die eine (a) von einem bald mehr bläulichen, bald mehr grünlichen Weiss, die andere (b) weissgründig mit teils heilern, teils dunklern rotbraunen Flecken, zwischen denen häufig hellviolette kleine Punkte stehen (Schalenflecke). »Man findet durchschnittlich, wenn man verschiedene Nester zusammen nimmt, die gleiche Zahl Eier von beiden Varietäten : bei einer Anzahl von einigen 60 Eiern dieses Molobrus, die ich gesammelt, waren beide fast gleichmässig vertreten«. Sternberg giebt nun eine recht interessante Beschreibung des jeweiligen Befundes der 21 Nester vom ersten Beobachtungstage ab, deren Inhalt wir nachstehend auszüglich und tabellarisch wiedergeben. (Die erste Zahlenreihe bezeichnet die Beobachtungstage, die zweite die Eierzahl der Pfleger, die dritte (Doppelreihe) die des Parasiten, nach den beiden Varietäten a und b getrennt.) igg Dritte Abteilung. I. Nester von Troglodytes platensis. No. I. Nest in einem etwas zerstörten, auf einem freistehenden Ein- friedigungspfosten 5' vom Erdboden angelegten Neste von Furnarius rufus (Rostfarbiger Töpfervögel). Beob. Tage. Eie - des Pfleg rers. Eier <1 ;s Parasiten. I. I O 2. + I I a - I b 3- O + 1 - ib 4- + I O o 5- — I 0 o Genommen am 25. XI. 2 2a 2b. No. 2. Nest in einem Mauerloche eines verfallenen Hauses, 8' vom Boden. Beob. Tage. Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. 1. Nest scheinbar fertig, ohne Eier. 2. O o 1 b 3. 1 00 4- I I — I zertrümmert am Boden 5. +1 OO Genommen 27. XI. 3 1. No. 3. Nest in dem an einen krummen Einfriedigungspfosten etwa i' vom Boden angeklebten, etwas zerbrochenen Neste von Furn. rufus. Beob. Tage. Eier des Pflegers. Eier des Parisiten. 1. Nest unvollendet. 2. 1 00 3. 4-1 02 4. +2 I + 1 Genommen 30. XI. 1 01. (Die übrigen zerstört, alle Fragmente im verlassenen Neste liegend.) No. 4. Nest unter einem 4' vom Boden entfernten Mauerloche; ent- hielt am 15. XL Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. 2 12 unversehrte, 2 1 1 Fragmente. No. 5. Nest unter einem Balken nahe am Boden. Beob. Tage. Eier des Pflegers. Eier des Parasiten, 1. I 2 0 2. +1 O O 3. +1 0 2 Genommen 23. XL 1 2 o unversehrt, 2 2 zerbrochen, anscheinend mit dem Schnabel zerpickt. Die Spähvögel und die schmarotzenden Stärlinge. IQO Xo. 6. Nest und Nest stand wie bei No. I. Beob. Tage. Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. i. 3 ii 2. + I O O 3. + i + i + i Genommen, 12. XI. 5 22. Die 5 Pflegereier ganz frisch zerbrochen und zerpickt, die Parasiteneier unversehrt. No. 7. Nest in einem Mauerloche 10' von der Erde. Beob. Tage. Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. 1. 4 12 2. o +20 (alle 9E. unversehrt. 3. 9 + 1 + 1 Genommen 17. XL 3 1 unversehrt, 2 1 2 zerbrochene Frag- mente im Neste, 2 verschwunden. No. 8. Nest in einem Haufen alten Bauholzes. Eier des Pflegurs. Eier des Parasiten. Genommen 26. XI. 2 2 1 unversehrt, 3 1 1 Fragmente im augenscheinlich verlassenen Neste. II. Nester von Milvulus violentus. No. 1. Nest 20' hoch auf dem Nebenaste einer Alleeakazie, 5' vom Stamme. Beob. Tage. Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. I. 2 OO 3. +2 2 6. (4) (2) Genommen 29. XI. 4 No. 2. Nest in der Stammgabel eines Pfirsichbäumchens. Beob. Tage. Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. I. I II 3- +3 +2 5. o 00 Genommen ? 0 unversehrt, 1 zerbrochen. No. 3. Nest in der Stammgabel einer Alleeakazie, 14 — 15' hoch. Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. Genommen 29. XI. 1 01. Eier des Pflegers darin : O Genommen 27. XL ? 200 Dritte Abteilung. No. 4. Nest wie No. 2. Beob, Tage. Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. I- 4 13 4. o 11 1 3 unversehrt, 4 1 2 zerbrochen am Boden, Nest anscheinend nicht verlassen. No. 5. Nest in einem baumartigen Dorn, 10' über dem Boden. Beob. Tage. Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. 1. 2 1 1 + 1 a zerbrochen im Neste; 5. 3 zerbrochen, 2 3 + ia i. d. Zweig. 9. o 23 Genommen 27. XL o 1 3 unversehrt, 3 11 zerbrochen. No. 6. Nest hoch in der Stammgabel einer Akazie. Bei Auffinden des Nestes sass der Eigner auf dem Nestrande und pickte in das Nest Eier des Parasiten. 1 3 unversehrt, 1 2 noch ganz frische Bruchstücke, wahrscheinlich vom Pfleger wider Willen zertrümmert ; die des letzteren schon trocken und vom Schmarotzer wohl schon früher zerstört. No. 7. Nest 40' hoch in der Astgabel eines Seitenzweiges einer Akazie, 6 — j' vom Stamme entfernt; enthielt am 20. XL Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. o 1 1 unversehrt, r 2 1 zertrümmert. III. Nest von Leistes anticus. 1. Nest 2' hoch zwischen 3 Distelstengeln inmitten des den Garten der Estancia San Juan Jose bedeckenden Cardais (Distelplätze) aufge- hangen; verlassen, enthielt am 16. XL Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. 3 o 1 unversehrt, o O I Bruchstücke. IV. Nest von Petrochelidon leucorrhoa. I. Nest in einem 6' über dem Boden auf einem Einfriedigungspfosten angelegten, seitlich etwas zerstörten Neste von Furnarius rufus. Eier des Pflegers. Eier des Parasiten. Genommen 12. XL 2 o I unversehrt. V. Nest von Zonotrichia matutina. 1. Nest auf dem Erdboden im hohen Grase, enthielt am 20. XL Eier des Pflegen. Eier des Parasiten. 2 1 2 unversehrt. Die Spähvögel und die schmarotzenden Stärlinge. 20I VI. Nest von Sycalis luteiventris. i. Nest i' hoch vom Boden in hohem Kraute. Beob. Tage. Eier des Pflegers. Eier de? Parasiten. 1. 3 2 1 2. +1 O O 3- o i Genommen 25. XI. halb des Nestes. 2 1 unversehrt, O 2 zerbrochen ausser- VII. Nest von Anthus rufus. 1 . Nest unter Schutz und Schatten eines kleinen Distelbusches in einer in die Erde gescharrten kleinen Vertiefung, enthielt Beob. Tage. I. 4. (18. XI.) Eier de> Pflegers. 4 4 Eier des Parasiten. o 3 O 3 unvers. genommen. VIII. Nest von Molobrus badius ! 1. Nest eingerichtet in einem frisch gebauten, jedoch verlassenen Neste x) des »Anumbi«, Sphenopyga anumbi Cdb., welches & vom Boden in der Stammgabel eines kleinen in der Nähe eines Pfirsichwäldchens stehen- den Baumes angelegt war. Schon seit geraumer Zeit hatte Sternberg die Nestvögel (M. badius) in der Nähe des occupierten Nestes und in dem- selben beobachtet, ohne Eier darin zu finden ; da eines Tages fand er endlich in Summa 1 5 Eier in diesem Neste, am 2. Tage + 4 3- 5; -r I 4- » + 5 5- >> 0 6. >» + 2 7- » 4- 1 ') Die zu den Gattungen Phacellodomus Belli., Sphenopyga Gab., (Familie Anaba- tidae, Unterfamilie Synallaxinae Gab. (= Anabatinae Rekhenow) gehörenden Arten der Bus c Il- se hl üpf er oder Bündeini st er bauen höchst eigentümliche Nester von enormer Grösse. Prinz Max v. W. (Naturgesch. Brasil. III. S. 1194), Burmeister (V. Brasil. III. S. 36) u. A. beschreiben diese Nester als beuteiförmig oder retortenförmig, an Bäumen hängend oder an und auf Zweigen befestigt, mit unten oder oben angebrachtem Eingange; übereinstimmend aber als aus Halmen und bis halbfingerdicken Reisern auf mannigfache Art quer durcheinander gefilzt und aufeinander gehäuft, deren Spitzen wie Stacheln nach allen Seiten abstehen, so dass man ein solches, zuweilen 3 und mehrere Fuss langes Nest - — durch alljährlichen Zubau vergrössert, kaum angreifen kann. Der hinauf- oder hinabführende Zugang fährt in den napfförmigen, mit Federn, Baumwolle, Fäden, Bast etc. weich ausgepolsterten, oben ebenfalls geschlossenen Nest- raum, der alljährlich hoher gelegt wird. Pr. Max fand darin gegen Mitte Februar 4 rundliche reinweisse Eier. Ein so grosses langes Xest ist natürlich weithin sichtbar. Der Hauptsache nach erinnert es übrigens an das unseres Baumläufers Certhia familiaris. 202 Dritte Abteilung. welche er am i. XII. seiner Abreise halber leider ausnehmen musste. Wie viel von diesen Eiern dem M. badius, und wie viel dem M. sericeus zu- zurechnen seien, kann er mit Bestimmtheit nicht angeben ; doch, wie er glaubt, diesem nicht mehr als wie 2, vielleicht auch 2 mehr. Kein weisses war darunter. L. Holtz, im Besitze dieser und sämtlicher von Sternberg gesammelter Eier, scheint anzunehmen, dass 5 Eier davon dem sericeus gehören, da er dem badius 3 Gelege zu 4, 4 und 2 Eiern zu- rechnen zu dürfen glaubt. Da die weitern Bemerkungen über diesen Fall sich mehr auf den letztern beziehen, so haben wir ihn zunächst ins Auge zu fassen, und gehen auf dieses zweifelhafte Mitglied der Molobrus-Gruppe über. 3. Molobrus badius Gab. B r au n s t ärling. Agelaius badius Yieili, Lesson. - Icterus (?) fringillarius Spix. — Psarocolius sericeus Wagl. (fem.) — Icter. badius Gray (häufig als Weibchen von bonariensis (sericeus), aber sicher mit Unrecht, betrachtet und auf- geführt Cab.). — Troupiale brun rougeätre Azara (Apunt. No. 63). — Tordo pardo roxizo Antra (Apunt. I. 290. 63), Burm. Abbild. Spix, Aves Brasil. I. tab. 65. (m. et f.) Eier. J. f. O. 1870. tab. I. fig. 2. Durch ganz S-Amerika verbreitet, mindestens von Venezuela (Cab.) durch Brasilien bis Buenos Ayres und wahrscheinlich noch weiter nach Süden. Die Verwechselung dieser Art (als Weibchen des M. bonariensis) trägt wohl hauptsächlich dazu bei, dass die Nachrichten über dieselbe so dürftig und unsicher sind. Um so dankenswerter sind die Mitteilungen Sternberg's, aus denen hervorzugehen scheint, dass der Vogel nicht zu den Parasiten gehört, wohl aber zu den Gesellschaftsbrütern, wie wir sie in der Familie der den Kuckucken so nahestehenden Madenfresser — Cr otophagida e — finden. Die wenigen, unliebsam unterbrochenen Beobachtungen, welche wir Sternberg verdanken, beziehen sich leider nur auf die Fortpflanzungsgeschäfte unseres Vogels, jedenfalls freilich die interessantesten aus dem Gebiete der Biologie desselben. Kein Nest, sagt er, habe ihn mehr interessiert und in Verwunderung gesetzt, als dieses (das oben erwähnte). Er kommt auf den Gedanken und — da ihn auf vielseitige Anfragen von glaubwürdigen Personen versichert wird, dass sie die Nester dieser Art mit manchmal bis zu 30 Eiern belegt gefunden haben — zu der Überzeugung, dass mehrere Paare des M. badius in ein Nest legen. Auch scheint ihm die, bei den unzweifelhaft diesem Vogel angehörenden Eiern unter sich sehr ähnliche Farbe, Zeichnung und Gestalt darauf hinzudeuten, dass sie von 4 Weibchen dieser Art gelegt seien. Er hat indes immer nur ein Paar in nächster Nähe des Nestes ver- weilen und sich um dasselbe kümmern sehen. Baut nun, — so fragt er — Die Spähvögel und die schmarotzenden Stärlinge. 203 unter Voraussetzung der Richtigkeit vorstehender Annahme, ein Paar das Nest allein fertig, oder beteiligen sich auch andre Paare dabei? Sternberg glaubt das Erstere. Ja auch bei einem zweiten, ebenfalls in einem neuen aber verlassenen Neste des Anumbius acuticaudatus angelegten Neste des M. badius, das aber bei seiner Abreise noch nicht belegt war, hat er stets nur ein Paar in der Nähe, und zwar bauend bemerkt. Dieses flog bei Besichtigung seines Nestes ängstlich umher, während die in der weitern Umgebung vorhandenen Vögel seiner Art sich nicht im geringsten darum kümmerten. Auch der Umstand , dass Sternberg nur diese beiden Nester von M. badius gefunden, obwohl ihm bei seinen ausgedehnten und anhaltenden Streifereien wohl kaum ein auf einem Baume stehendes , zumal ein so grosses, aus weiter Ferne sichtbares Nest, wie das des Anumbi, welches vorzugsweise von dem M. badius benutzt zu werden scheint — - entgangen sein dürfte, scheint ihm für seine Ansicht zu sprechen. »Der M. badius belässt das Anumbi-Nest in dem von ihm vorge- fundenen Zustande, und trägt nur Rosshaare, d. h. Schwanzhaare des Pferdes in Menge hinein J), die er ordentlich, aber nicht sehr kunstvoll so zusammen- fügt, dass sie eine breite, ziemlich flache Nesthöhle bilden, ganz geeignet, eine grosse Menge Eier aufzunehmen. Sternberg fand auch kein e zerbrochenen Eier, und lässt dahingestellt sein, ob ein Weibchen allein2) oder abwechselnd mit andern, oder ob mehrere zugleich, brüten, wie ihm gesagt wurde.« Die Fortpflanzung des Braunstärlings würde nach dem Allen eine neue und sehr eigentümliche Form des Parasitismus repräsentieren, wie sie unseres Wissens bei keiner andern Vogelart konstatiert worden ist. Für das Studium des Parasitismus in der Vogelwelt und speziell für unsere hiermit abgeschlossenen Beiträge dazu ist übrigens ein eben er- schienenes, höchst fleissig gearbeitetes Buch von grossem Interesse, das wir nicht genug empfehlen können. Es heisst: »Fremde Eier im Nest.« Ein Beitrag zur Biologie der Vögel von Paul Leverkühn. 1891, R. Friedlaender & Sohn, Berlin. 1) Da die Nester des Anumbi eine oben oder unten, auch wohl seitlich angebrachte Eingangsröhre besitzen, welche zu dem eigentlichen Neste, dem Nestnapfe, führen, während die ganze Aussenseite des Nestes einem Igelfelle gleicht, so werden die Nestschmarotzer wohl auch nur durch von ihnen vielleicht erweiterte Zugangsröhren ins Innere gelangen, wenn sie ihren Nestbau nicht etwa auf die Oberseite des Anumbinestes befestigen. 2) Ein erfolgreiches Alleinbebrüten einer Anzahl von 30, ja auch nur von 15 Eiern von so grosser relativer Grösse ist geradezu unmöglich ; es bleibt nur die Annahme eines geselligen, gleichzeitigen Bebrütens übrig, wie es gleichfalls bei einigen Crotophagiden beobachtet worden ist. Auch bei verschiedenen Arten kommt dergleichen vor. Ich selbst habe Rubecula familiaris neben Phylloscopus trochilus auf 6 und 7 Eiern im Neste des Laubvogels, und Perdix cinerea neben Phasianus colchicus auf ungezählten Eiern gemeinsam und friedlich brüten gesehen und in beiden Fällen die Vögel wiederholt vom Neste gejagt, wie ich bereits vor Jahren in der Naumannia mitgeteilt habe. Weshalb brütet der Kuekuek nieht selber? Diese sehr oft angeregte Frage wurde schon von Alters her aufge- worfen und sehr verschiedentlich beantwortet. Aristoteles ist unseres Wissens der erste Forscher, dem sie vor- gelegt wurde, und der sie dahin beantwortet, dass der Kuckuck im Be- wusstsein seiner Feigheit die Kinder, welche er selber nicht zu schützen vermöge, andern Vögeln zum Erbrüten und Erziehen über- gebe, und dass er klug daran thue. C. Plinius wiederholt die Angabe seines grossen Vorgängers und fügt nur noch einige Fabeln hinzu. ]) Conrad Gesner hat »die ungewissen Berichte, und albere Fabel derer, so des Guckgucks gedacht, und etwas davon geschrieben, sowohl der alten Griechen und Lateiner als derjenigen, so in den neueren Zeiten auf dieses Kapitel gekommen« — abgehandelt. So Joh. Leonh. Frisch (Cuc. can.), welcher dann fortfährt: »Man kann und muss aus der Erfahrung festsetzen, dass kein Vogel brütet, der nicht von einer Mutter seines Geschlechts ausgebrütet worden (?) . . Es bleibt daher eine sonderbare Frage, ob alle Sieen (Weibchen) des Kuckuck in ein fremdes Nest legen ? Ob sich daher jemand rühmen kan, dass er ein Kuckuck-Nest mit jungen gefunden, das eine Proportion mit den alten von diesen Vögeln gehabt. Ob es nicht gleich der erste Kuckuck gethan, der zur Fortpflanzung seines Geschlechtes aus dem Kasten Noah gekommen. Die Eyer, welche dieser Vogel leget, sind deswegen nicht unfruchtbar, sondern es kommt nur auf die Action des Brütens des Weibchens an . . Die Sprüchwörter davon sind von alters her abgeschmakt, als: Er ist ein undankbarer Guckguck. Gleichwie die Vergleichung mit einem Ehe- brecher: dann nicht das Männlein, sondern das Weiblein legt ein Ey in ein fremdes Nest«. Der tüchtige Beobachter und »Petinotheologe« Joh. Heinr. Zorn kommt nach Mitteilung der eigenen Beobachtungen, von denen manche so J) Chr. Ludw. Brehm (Über pflegeelterliches Wesen mancher Tiere — Kalender d. Natur I. Jahrg. S. 146) zitiert Plinius und Aristoteles nicht richtig, indem er dem erstem als Eigen- thum vindiziert, was er letzterem z. T. wörtlich entlehnt hat; so z. B., dass der Kuckuck nur ein, selten zwei Eier in das Nest der Pfleger lege und besonders in die Nester der wilden Tauben; dass der Kuckuck sich nicht in einen Sperber verwandle, was Aristoteles an der Ver- schiedenheit beider Vögel nachweist und ausserdem dadurch begründet , dass er gesehen habe, wie der Sperber einen Kuckuck ergriffen und verzehrt habe, was doch ein Vogel an seinem Art- genossen nicht thue u. s. w. Wie Brehm überhaupt sagen kann, Plinius erzähle »weit voll- ständiger« als Aristoteles vom Kuckuck, ist nicht wohl zu verstehen. Vergl. Aristoteles 7T6QI £(0(OV IgOQia, VI, 7 und Plinius, Histor. natural. X, 11. Auffallend ist, dass der grosse Ko- mödiendichter und Vogelkenner Aristophanes in seinem vortrefflichen ÖQVl\}£g den Kuckuck, der sich ihm doch vor allen andern Vögeln als Träger des Humors und der Satyre darbieten musste, nur so ganz oberflächlich erwähnt! Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber? 2O3 richtig v) als neu sind, gleichfalls zu der Frage, weshalb der Kuckuck nicht selber brüte. Er führt zunächst die »ihm bekannten« Gründe Anderer vor: »dass der Kuckuck ganz ungeschickt sei zum Brüten, weil die Beschaffen- heit seines Körpers die bestimmte Brutzeit nicht aushalten könne : oder dass er keine Mittel habe, seine Jungen, wie andere Arten, zu erhalten und aufzuziehen, weil sie etwa nur zarte Würmer und Insekten vertragen können, die er nicht so wohl, als das Roth-Kehllein oder die Bachstelz u. a. dergl. Vögel aufzusuchen vermöge, u. s. w.«, um sie »als unzureichend« zurück- zuweisen. Er selber »glaubt den Grund dieses Bezeigens darin zu finden, einmal, dass der Guckguck, da er von andern Vögeln ausgebrütet wird, ein halber Bastart ist, und dass er als ein sehr geiler Vogel sich nicht, wie andere Arten, paret und zusammenhält; seine ausr schweifende Begierde und Geilheit ausübet, wo er Gelegenheit hat, und folglich nicht gemeinschäfftlich der Hecke abwartet«. Nach Levaillant soll der »heissblütige Kuckuck seine Eier beim Bebrüten verbrennen, nicht aber die nöthige Brutmärme entwickeln können. Nach Andern würde er sie erkälten, weil er die nötige Brut- wärme nicht erreiche. Die 6 bis 7 Tage lang feuchten Luftnieder- schlägen ausgesetzten Eier würden durch Pilzbildung verdorben werden, gleichviel ob das Nest offen oder geschützt, die Eier klar oder bebrütet. Dr. Trinthammer findet nach Gilliss-Cassin den Mangel an Brüt- lust und Brütfähigkeit in dem Mangel an Brut flecken begründet;'2) Dr. Gall im Mangel des Organs der Jungenliebe; Jerdon im Mangel an Klugheit, ein eigenes Nest zubauen ■ — want of intelligence (Birds of India, I. p. 320); Dr. H. O. Lenz sagt: »Der Kuckuck brütet bloss deswegen nicht, weil er keine Lust dazu hat«. (Zool. d. Gr. u. Römer, S. 319. Anm.) Nach W. P ä s s 1 e r f e h 1 1 es dem Kuckuck an Zeit, die sich lang- sam befruchtenden (?) und zu bildenden (?) Eier auszubrüten. :) So u. A., dass der Kuckuck seine Eier in Nester »mit frischgelegten Eiern« einzu- führen pflege, »oder in solche, die bald belegt werden«; dass er »nur ein Ei in jedes Nest lege, da die Vögelein mehr als eins seiner Jungen nicht verborgen konnten«. In den An- merkungen 1 und 2 zu II, S. 133 u. ff. bemerkt Zorn, dass er am II. Mai 1740 Eierstock und Legedarm untersucht, letztein sehr weit und aufgeschwollen, am Eierstock aber, mit blossem Auge, »über ein paar Dutzend Eilein« gefunden kabe, und zwar eins von der Grösse einer Zuckererbse, zwei grösser als ein Hanfkorn, etwa zehn von Hirsckorngrösse, die übrigen noch kleiner. Auch über den Befund verschiedener von ihm untersuchter > Kuckuckmägen« be- richtet er recht ausführlich und interessant; ferner über Versuche, um zu eruieren, welche Vögel fremde Eier annehmen u. s. w. 2) Brief]. Mitteilung. Diese Brutflecke bilden das feinste und dichteste Gefässnetz, wie man es nur beim höchsten Grade einer Entzündung beobachtet: und ein Entzündungszu- stand mit bedeutender Ausdehnung der Gefässe ist es auch. Daher die penetrante Hitze dieser Stelle bei dem Brüten selber; ferner die Erleichterung, welche das Sitzen auf den stets etwas kühlern Eiern gewährt, und die Vögel veranlasst, selbst auf künstlichen Eiern, Steinen etc. sitzen zu bleiben, bis sich die Glut gelegt hat, wonach sie oft die fremden Gegenstände aus. dem Neste werfen. 20Ö Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber? Dr. Dehne macht »die Kollektiv-Gefrässigkeit der sechs Jungen« verantwortlich, »die gleichzeitig zu ernähren dem Kuckuck vielleicht unmöglich sei«. Ein Anderer das Bedürfniss der Jungen, länger gefüttert zu werden. Der Kabinetsoologe O. Des Murs1) glaubt, dass das einzige Studium, welches zur Stunde noch über die »Cuculides« zu machen übrig bleibt, dasjenige sei, welches durch gute Beobachtungen darthun würde, dass die Thatsache der Überlassung der Kuckuckeier zum Bebrüten — nicht zum Auffüttern! — Folge reinen Zufalls sei, und nicht der Or- ganisation! Die Pflegemutter würde der Mühsal erliegen, wenn sie mit der Ernährung ihrer eigenen Jungen auch die des gefrässigen Eindringlings verbinden müsste. Diese Sorge behält dessen Mutter für sich, welche jedes belegte Nest stetig überwacht ; sie profitiert deshalb von der Abwesenheit der Nesteigner, um ihren Jungen die Subsistenzmittel herbeizubringen! Ludw. Thienemann ist der Ansicht, »dass die sehr kleinen Eier des Kuckuck zu leicht durch den Legedarm geführt werden, ohne in demselben den eigentümlich gereizten Zustand hervor- zurufen, der die Brütwärme und Brütelust mit hervorruft, womit freilich noch nicht erklärt wird, warum die Kuckucke so kleine Eier legen, wobei zuletzt immer das Streben der Natur zu beachten bleibt, alle Möglich- keiten innerhalb der gegeb en en Sphäre darzustellen, oder vor- genommene (?) Themata durch irgend mögliche Variationen zu erschöpfen. Dr. G loger geht von der Voraussetzung aus, dass »bekanntlich andere Vögel jeder Gattung es vermeiden, die langhaarigen Raupen auch nur zu berühren«, und folgert daraus, dass die Natur den Kuckucken deshalb um so ausschliesslicher den Beruf zugewiesen habe und zuweisen musste, die langhaarigen Raupen jeder Art und Grösse zu vertilgen«, und weiter, »dass auf diesen eigentümlichen, tiefern Grundlagen organischer Bildung und teleologischer Zweckbe- stimmung (!) . . die Unmöglichkeit'2) selbst zu brüten entweder geradezu beruht, oder aus welchen sie vermöge ihres Zusammenhanges mit Anderem als mittelbar nothwendig gewordene Folge hervorgeht«. (J. f. O. 1854. S. 220.) Dr. Alt um schliesst sich in der zwölf Jahre später erschienenen Arbeit: »Warum brütet der Kuckuck nicht selbst?« in der Hauptsache den Deduk- tionen Gloger's an, und erweitert und spezialisiert sie später in seiner vor- trefflichen »Forstzoologie« 1880. (IL Bd. Vögel, S. 52 ff.) *) Oolog. ornithol. p. 231 ff. Wir übergehen die weitem »raisonnements« der »Re- flexions generales sur les Cuculides«, welche sich auf unsichere, z. T. missverstandene Beob- achtungen über Chalcites lucidus und das Genus Molothrus stützen und zu dem Schlüsse führen, »dass eine zufällige, zu grosse Erschlaffung der Genitalien etc.« die Möglichkeit des Selbstbrütens verbiete etc. 2) Die Mehrzahl der als Ursachen des Parasitismus angegebenen »Thatsach en« gehört offenbar zu der Czermak'schen »Kategorie der ungenau beobachteten«, denen der geistvolle Physiolog eine »ungeheuere Rolle in der Geschichte der menschlichen Geistesentwickelung« zu- schreibt. Auch Unkenntnis der Lebensweise der übrigen parasitischen Kuckucke hat vielfach zu irrtümlichen Behauptungen geführt. So würde z. B. Dr. |enncr den Parasitismus unseres Kuckuck nicht aus dessen Zugvogeltum — »their migratory habits« — erklärt haben, wenn er gewusst hätte, das.? es auch Stand- und Strichvögel unter den parasitischen Kuckucken giebt. Weshalb brütet der Kuckuck nicht selbe] '• 207 Nach Dr. Altums Ansicht ist nämlich die parasitische Fortpflanzung des Kuckuck bedingt durch die Art und Weise, wie er sich zur Konservierung und Rettung unserer Wälder (nach Vorstehendem) ernährt. »Im Vorstehenden — im Kapitel »die forstliche Bedeutung des Kuckuck« - - weist Altum nach, dass der Kuckuck ein ausschliesslich nütz- licher und unter allen Vögeln die forstnützlichste Art sei, und zwar, weil er wie kein anderer, auf die Raupen, besonders auf die behaarten an- gewiesen sei ; weil er fast ausschliesslich in der Region der Baumkronen wirke, wo er die forstschädlichsten Raupen in Menge finde; weil seine Fressgier unersättlich sei; weil ferner dort, wo Raupenherde entstehen, oder wo ein Raupenfrass lokal auftritt, sich seine Individuen trotz ihrer sonstigen Unverträglichkeit sammeln, und mit ihrem Gesamtgewichte dort so lange wirken, bis die drohende Gefahr beseitigt ist; endlich »ein nicht unerheb- licher Nutzen« weil der Kuckuck dem Forstmann durch sein längeres Ver- weilen an einem Orte und in mehreren Individuen anzeigt, wo sich ein Raupenherd zu bilden beginnt, oder nach dem Erlöschen einer allgemeinen Kalamität eine bedrohliche Raupenmenge zurückgeblieben ist.« Bis dahin wird jeder gewissenhafte und intelligente Beobachter ein- verstanden sein, wenn er auch gleichzeitig daran denkt, dass dem Kuckuck, bei seinem energischen Forst-, oder sagen wir allgemein Baumschütze, gar viele mäc htige Hei fer zur Seite stehen. Dr. Altum bemerkt selber, dass im Frühlinge 1878 bei Eberswalde ein äusserst heftiger und weit ausgedehnter Frass des Nonnenspinners durch die parasitischen Insekten, namentlich durch Tachina monachae, vollständig beseitigt worden war. Im Kapitel »die Fortpflanzung des Kuckuck« erwähnt Altum nach Aufstellung seiner oben angeführten Ansicht beispielsweise einige andere. Man hat z. B. geglaubt, den dichten, nahrungslosen Pelz der Raupen, ver- bunden mit der Gefrässigkeit des Vogels, für die parasitische Fortpflanzung in Anspruch nehmen zu müssen. Denn eben das erheische eine derartige, fast die ganze Bauchhöhle einnehmende Grösse seines Magens, so dass es für eine rasche Entwicklung der Eier an Raum gebreche. Das Leben in den erstgelegten Eiern wäre längst erloschen, wenn nach 6 — 8 Wochen, nach dem Legen des letzten, das Brutgeschäft begonnen würde; oder im andern Falle, wenn nämlich der Vogel sofort die ersten Eier (das erste) bebrüte, wären deren Embryonen längst entwickelt; bevor noch die letzten gelegt würden. Man hätte hinzufügen können (man hat hinzugefügt), dass der Kuckuck auch nicht imstande sei, die seitlichen Bauchfedern zu lüften, und folglich einen Brutraum zu bilden. Allein der Kuckuck frisst keines- wegs vorzugsweise so dicht- und langpelzige Raupen. Er thut dies nach seiner Ankunft im April allerdings, und man sieht ihn gerade zu dieser Zeit — beiläufig auch viele ausländische parasitische Kuckuckarten — sehr häufig auf Waldblössen, Waldwege, Grasplätze, Wiesen *) »Auch P'eldschütze« könnten wir noch hinzufügen, da er eine Masse der so schädlichen Kohlwcisslingsraupen verzehrt. 208 Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber? abfliegen, und die überwinterten Bärenraupen (Euprepia) aufnehmen, welche er von irgend einem Ausschauplatze erspäht hat;1) und es sind vorzugsweise die Haare der verschiedenen Arten dieses Genus welche man zu dieser Zeit in den Magenwänden unseres und mehrerer andern parasitischen Kuckucke gefunden hat.1) Später nährt sich unser Gauch, hauptsächlich von den von Altum angeführten forstschädlichen, aber auch gartenschädlichen Raupen- arten, »welche freilich behaart, aber nicht mit dichtem Pelze bekleidet sind.» Allein darauf kommt es nicht an. Altum bemerkt wiederholt, dass er den Magen des Kuckuck strotzend von dieser Nahrung gefunden — einmal 18 fast erwachsene Kieferspinnerraupen! ein andermal 97 ganz frische etwa zum Drittel erwachsene Prozessionsspinnerraupen in Schlund, Speiseröhre und Magen! — und fährt dann fort: »Aber gesetzt auch, jenes Gerede beruhe auf voller Wahrheit, warum darf dann die Bauchhöhle nicht etwas grösser sein, so dass sie, sich normal rasch zu entwickeln, Raum haben : Oder wenn auch das nicht, so haben doch ausländische Kuckuckarten, z. B. die amerikanischen erythrophthalmus, americanus und dominicus?'2) frische und bebrütete Eier, kleinere und grössere Jungen in demselben Neste und werden mit ihrem Fortpflanzungsgeschäfte doch fertig. Warum ist ferner dieser Vogel so eingerichtet, dass er abweichend von allen andern, keinen Brutfleck bilden kann?«:!) v) Ich habe das namentlich in den herrlichen Eibauenwäldern bei Diebzig, Lödderitz, Aken, Dessau, Rosslau u. s. w., aber auch in den Alpen des überengadins oft genug be- obachtet. Die Kuckucke begaben sieh, nachdem sie sich eine Zeit lang weidlich abgejagt hatten, auf Grenzbäume der Blossen, Wiesen etc., späheten nach Beute aus und nahmen die gefundene vom Boden, meist von Grasplätzen auf, wo sie die überwinterten Bärenraupen in Menge fanden. 2) Cuculus dominicus L. = dominicensis Briss. ist synonym von Coccygus ameri- canus, erythrophthalmus etc., also keine anerkannte Art (siehe Elliott Coues, Birds of the- Northwest, p. 274 vollständige Synonymik); die als C. dominicus bezeichneten rot marmorierten etc. Eier im Londoner Museum scheinen überhaupt keiner Kuckuckart anzugehören. 3) Ich meinerseits muss gestehen, dass ich derlei Fragen von dem ehrlichen, scharf- sinnigen und geschulten Beobachter und Denker nicht erwartet habe, und nicht verstehe, so wenig wie den /.. T. herben und gereizten Ton, welcher von einem »Gerede« Anderer spricht, welche nicht seiner Ansicht sind, oder z. B. von einer längst nachgewiesenen Thatsache be- hauptet: »muss unentschieden bleiben.« Letzterer findet allerdings mindestens seine Erklärung in der ungerechten und z. T. gehässigen Weise, in welcher dem verdienstvollen Forscher von manchen seiner prinzipiellen Gegner begegnet worden ist. Ich kann, sagt Altum, ebendaselbst absolut kein Gewicht darauf legen, wenn bei irgend einer Ornithologengesellschaft femand ein solches Dogma zur Bekämpfung meiner abweichenden Uber- zeugung vorträgt und der übrige Chorus Ja und Amen sagt, wenn nicht der behauptete Nachweis zu- gleichgcgeben wird. Es nimmt sich später auf dem Papier ganz imposant aus, wenn das einstimmige Votum einer solchen Versammlung gegen mich ins Feld geführt wird. < >1> wohl auch nur einer jener Herrn alle jene Larven (baumschädliche, welche durch die Spechte vertilgt werden sollen; und Frassgänge zu determinieren weiss, ohne deren Kenntnis das Urteil gänzlich in der Luft schwebt? Doch wird flott abgestimmt und das Resultat jahrelanger umfangreicher Forschungen niedervotiert. Und Altum hat vollkommen Recht: eine Abstimmung über Dogmen hat keinen Wert! Eine frühere ähnliche Abstimmung, gelegentlich und im Schosse der O. V.. in Rostock, über die Frage des verstorbenen Dr. Bodinus, ob der Sprosser eine Nachtigall sei, ergab ein nahezu gleiches Pro und Contra, war aber natürlich scherzhaft gemeint und wurde deshalb ins Protokoll der Sitzungen nicht aufgenommen, umsoweniger, als der Frager lediglich ein Urteil der O. V. begehrte, um seine Sprosser der Nachtigallsteuer zu entziehen! Gerade deshalb widersprach Prof. Dr. H. Blasius der Vornahme einer »wie auch gemeinten« Abstimmung, »da Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber : 209 Wir müssen, um den Wert dieser Fragen zu würdigen, zuvor sehen, wie Altum seine Ansicht entwickelt und begründet. »Man bewegt sich, fährt er fort, mit allen diesen Erklärungsversuchen in Zirkeln, aus denen man schwerlich herauskommen kann. Berücksichtigen wir aber seine, unter allen hiesigen Vögeln einzig ihm gewordene Aufgabe, als kräftiges Gegenwicht gegen den Raupenfrass in der vorhin erörterten Weise aufzutreten; berücksichtigen wir namentlich, dass er gerade zur Brut- zeit1) in einer relativ oft bedeutenden Individuenmenge durch diese seine Aufgabe im Naturhaushalte wochenlang an eine bestimmte, nicht selten beschränkte Stelle gebunden ist, und sich erst nach völliger Lösung derselben gleichmässig dünn über einen bedeutenden Waldkom- plex verteilen darf, so folg't für ihn die Unmöglichkeit, das Brut- geschäft und die Jungen pflege zu übernehmen, von selbst. Nach Vernichtung der übergrossen Raupenmasse würde er in solcher Anzahl dort nicht mehr imstande sein, seine Jungen zu ernähren. Und wenn das auch wirklich der Fall wäre, so würden durch seine enge Lo- kalisierung die dann von ihm nicht bewohnten, seines Schutzes stets be- dürftigen ausgedehnten Wälder und Waldesteile gefährdet und so die Har- monie des Ganzen wiederum bedroht sein. Ein Vogel, dem die Aufgabe des Kuckuck von der Natur zugewiesen ist, muss jederzeit frei umher- schweifen, er muss sich in seinen Individuen dort sammeln können, wo jene Kalamitäten auftreten, muss aber auch frei sich wieder vereinzeln können, oder überhaupt als ungesellige Art vereinzelt leben, sobald und wann sein vereinzeltes Wirken am Platze ist. Er bildet ein Polizei - korps, das bald hier, bald dort zum Dämpfen des Aufruhrs längere Zeit thätig sein muss, dessen Glieder aber bei ruhigen Zeiten über das ganze Land einzeln verteilt auf Ordnung zu sehen haben. Ein normales Fortpflanzungsgeschäft ist damit unvereinbar. Und so vertraut der Kuckuck ein für allemal seine Eier fremden Brutvögeln an.« Gloger spricht sich in dem bereits erwähnten Aufsatze: »Ein seltsamer Zug in der Fortpflanzung der amerikanischen Kuckucke« (J. f. Orn. 1854, S. 219) folgendermassen aus. »Die Hauptsache besteht allerdings bekanntlich darin, dass jene Amerikaner, im Gegensatze zu den meisten (parasitischen!) Kuckucken des Ostens, immer selbst Nester bauen, brüten u. s. w.2) Dieser wunderlich abweichende Zug in dem Leben der amerikanischen (?) Kuckucke hat natür- lich ebenso wie jede »Analogie« seine wertvolle Bedeutung nach zwei oder inan nicht wissen könne, welcher Gebrauch und Missbrauch damit getrieben werden würde.« (Ich dagegen befürwortete die Abstimmung, um deren Wertlosigkeit ad eculos zu demon- strieren.) J) Die von Altum selber angeführten Fälle von massenhafter lokaler Ansammlung der Kuckucke fanden aber nicht »gerade zur Brutzeit«, sondern zur Zug zeit statt! -) Wir bemerken hierzu, dass unter den amerikanischen Kuckucken nur die Arten des Genus Coccygus Bote, (Fersenkuckucke Cab., Regenkuckucke Beichmow) und speziell Coccyg. ameri- canus und erythrophthalmus (= dominicus \»ttal) gemeint sind. Dass der erstere mit- unter seine Eier andern Vögeln anvertraue, konnte Gloger s. Z. nicht wissen, wohl aber, dass er fremde Nester okkupiere. Bai da mus. j . 2io Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber mehr Seiten hin. Er gewährt daher gleichzeitig ein besonderes Interesse auch für eine richtige Gesamtbeurteilung der Fortpflanzung unserer nicht selbstbrütenden europaischen, sowie der übrigen, hierin ihnen gleichenden \rtcn der alten Welt und Australiens.« »Ganz besonders wird auch er ^»der wunderlich abweichende Zug«) dazu dienen, ein noch deutlicheres Licht, als bisher, auf jene eigentumlichen, tiefern Grundlagen organischer Bildung und teleologischer Zweck- Bestimmung zu werfen, auf welchen für unsere Vogel dieser Gruppe die Unmöglichkeit, selbst zu brüten, entweder geradezu beruht, oder aus welchen sie vermöge ihres Zusammenhanges mit anderen als mittelbar notwendig gewordene Folge hervorgeht. Denn offenbar geht all« - ursprünglich von einem Hauptpunkte aus. nach welchem alles Weitere sich richten musste.« »Dieser Kernpunkt ist: die eigentümliche »Bestimmung« der kuckuck- artigen Vögel zu der ihnen ganz vorzugsweise übertragenen Ver- tilgung von langhaarigen Raupen jeder Art und jeder Grösse.« »Hierin besteht ihr besonderer Beruf, welchen die Natur ihnen schon deshalb um so ausschliesslicher angewiesen hat und zuweis musste ' weil bekanntlich andre Vögel jeder Gattung es vermeiden, -Melie Kaupen auch nur zu berühren:« »Ebenso bekannt, oder bei einigem Nachdenken leicht genug zu finden. sind auch die Gründe, warum andere jede solche Berührung vermeiden. Dieselben hegen in besondern, für jeden andern Vogel abschreckenden. physisch -mechanischen und chemischen Eigenschaften dieser Haare im u denen anderer Tiere.« . . . »Natürlich musste aber die Vermehrung derjenigen Schmetterlinge, deren 1 arven SO rauh (!J und langhaarig sind, eben in gebührenden Schranken gehalten werden, wie die allerg: andern. Folglich m - Tiere geben, denen eine besondere Organisation ihrer Verdauung werk, enge es gestattete, den mechanisch- verletzenden und meist auch schon ehemisch - gefahrlichen (vergiftenden) Wirkungen von Raupen- haaren eu widerstehen.« •Pen Kuckucken insgesamt, aueh den amerikanischen ,:") ist d entümliche Fähigkeit ausschliesslich (?] verliehen.« Die »minder ausschliessliche »Bestimmun amerikanischen Kuckucke« (zur Einschränkung der Haarraupen) soll nun auch »erklären, warum auch die minder einseitig gische« Kntw ickelung ihrer Ver- dau u n gsw er k/ enge ebenfalls nicht »o überwu —cm. die Entwicklung der Eier Kurückdräng Einflüsse auf die Fort- pflanzungswerk derselben hat sein können, wie bei den sonst verwandten Gattungen unsere; Erdhälfte.« Info'. n «können sich ihre hier schneller entwickeln, eine dem Leibe - messene Gross ei reichen, können sie selbst nisten, brüten und Junge pflegen.« Dies hangt vermutlich damit zusammen, dass die östliche Halbkugel reicher als die • tliche Hablkugel an Schmetterlingen solcher Gattungen sein eren 1 arven in so hohem, für ande iderlichem Grade behaart sind. Weshalb brüte! der Kuckuck nicht selber r 21 1 Letzteres — die »angemessene Grösse« der Eier - ist denn auch wirklieh bei den amerikanischen Kuckucken der Fall, wie sie diese ja ohnehin schon bei unserem Coccyst. glandarius haben.« Bevor wir uns zur weitern Besprechung und Würdigung der Ansichten. namentlich von Gloger-Altum wenden, sei es gestattet, die auf die Frage bezüglichen Thatsachen übersichtlich zusammenzustellen. Unser Kuckuck, und alle parasitischen Kuckucke, bauen kein Nest, brüten nicht und atzen ihre Jungen nicht, sondern überlassen das gesamte Brut- nnd Erziehungsgeschäft andern Vögeln.1) i. Die alten Kuckucke (Cuc. canorus\ sowie die jungen, suchen regel- mässig ihr zum Teil viele Jahre lang behauptetes Revier auf (Naumann etc.) bez. den Ort, wo sie geboren wurden. (Blds.) 2. Das Weibchen, mit und ohne Mannchen, spähet gleich nach Voll- mer Begattung, oder schon früher, eifrigst nach geeigneten Pflegernestern aus. und beobachtet die gefundenen vom beginn des Nestbaus ab taglich. um das geeignetste auszuwählen, (blds. u. A. ;. Es zieht die Nester solcher rtlegerarten vor, in denen es selber erzogen worden ist. (Hlds. u. \. 4. Auch in sonst geeignete Nester legt es kein Ei, wenn jene von Menschen beobachtet oder gar berührt worden sind ( Thiele) und tragt das gelegte im Schnabel fort, wenn es beim Legen selbst beobachtet wurde. (Baldamus. 5. Hie Geburt des rel.it i\ sehr kleinen Eies vollzieht sich unter langen und schweren, krampfhaften Wehen, wobei der Vogel nicht sieht und hört. (Blds., in drei hallen). 6. Er sucht sein Ei unbemerkt und in Abwesenheit der Nest- eigen t u m e r unterzubringen, blds. u. A.) 7. In offne, tragfähige, d, h. solche Nester, welche den Kuckuck auf- zunehmen imstande sind, ohne dadurch verletzt oder zerstört zu werden. legt er sein Ei direkt, indem er sieh auf den Nestrand setzt; in unzu- gängliche odei s< :itens der Eigentümer kraftig verteidigte legt er es auf i\cn Erdboden, ergreift es mit dem Schnabel und wartet den günstigen Augenblick ab, um es schnell und unbemerkt in das Pflegern est zu schieben.8) S. Mangels anderer passender Nester sucht das Weibchen solche, namentlich des Hausrötlings, an und in Gebäuden auf und scheuet dann selbst die Nähe des Menschen nicht. [Blas. Hanf. Opel, blds. etc.) l) Xm O, Des Mm- behauptet, dass dei junge Kuckuck im Neste von seinen 1 echten mi gefiltterl wei de! dass die jungen Glanzkuckucke, nachdem sie Jas Pflegernesl \ci 1 haben, von ihren rechten Eltern in Empfang genommen, gefuttert und weil fortgeführt werden, Den Gebrüdern Müller i>i es vorbehalten geblieben, «las Selhstbrüten und Selbstatzen des Cuc. canonis eu beobachten, unter Umständen, welche die Richtigkeil diesei Beobachtung mindestens sein tweifelhaft machen. " lue ,!!■- heulten Kampfes, namentlich mit dem rotrückigen WUrgei (Neuntöter, L. colluriot, welcher siei- mit der Flucht des Kuckuck endigt, weiss dieser >l<>di fast immer -cm aschmuggeln (Blds.) 't i j 2 Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber r 9. Findet es kein passendes Nest der gewöhnlichen Pfleger innerhalb seines Reviers, so schiebt es das Ei auf das Geratewohl in Nester solcher Arten, welche es sonst nicht benutzt, oder in solche, in welchen es wegen vorgerückter Bebrütung derPflegereierzu Grunde geht : oder legt es auf den Erdboden, ohne sich weiter darum zu be kümmern.1) Die sein Ei oder sein Junges enthaltenden Nester besucht das Weibchen — meist in nicht zu naher Begleitung des Männchens — täg- lich mehrmals, und bis das Junge das Nest verlässt (Thiele, Pässler, Blds. u. A.), Später bekümmern sich die Alten nicht mehr um ihre Jungen. Wenigstens ist kein Fall sicher beobachtet. 11. Das Weibchen legt nur ein Ei in je ein Pflegernest. (Aristot. etc.) 12. »Es wendet die Pflegereier, so oft es dazu kommen kann, und mit den Spitzen nach ein und derselben Seite, und schiebt dann sein Ei in die Mitte des Nestes« (?) (Dr. Wetterberg, bei Westerlund.) 13. Wenn zwei oder auch wohl drei Kuckuckeier in einem Pflegerneste liegen, so rühren sie von verschiedenen Weibchen her. Es ist kein Fall bekannt, dass zwei oder drei gleichgefärbte oder über- haupt einander ähnliche Kuckuckeier in einem Neste gefunden worden sind. 14. Fast alle Kuckuckeier zeigen eine grosse Ähnlichkeit mit den Eiern der am häufigsten heimgesuchten Pfleger.2) 15. Jedes Kuckuck weibchen legt gleichgefärbte und gleichgezeichnete, gleichgrosse und gleichgestaltete Eier in einer Brutsaison (und wahrscheinlich während seines ganzen Lebens); von drei nacheinander folgenden Jahren nachgewiesen. (Blds.. Ernst Hartert etc.)3) 16. Die Kuckuckeier reifen und werden gelegt in Zwischen- räumen von sechs bis sieben Tagen, und zwar fünf bis sechs (selten 7 in der Saison).4) 17. Man findet Kuckuckeier (in Mitteleuropa) von Ende April bis Anfang Juli, meist aber nur bis in die zweite Hälfte des Juni, selten bis Ende Juli. 18. Das Kuckuckei kommt gegen 24 Stunden früher aus, als die Eier der meisten Pfleger. (Blds.)5) J) Bezüglich des ersten Falles: ein Ei im Amselneste bei 4 Eiern dieses Vogels (C. Sachse), bezüglich des letzten (Blds.). 2) Dasselbe gilt von den Eiern wahrscheinlich aller parasitischen Kuckucke, zum Teil in noch höherem Masse. (Ramsay, Jerdon, Hartert etc.) 3) Die drei wunderbaren »Kuckuckeier« im Erdmuldenneste und zugleich die wunderliche Polemik des famosen Reklameartikels in der Gartenlaube, samt der bescheidenen und klugen- Behauptung, »dass mit der herrlichen Entdeckung des Bruders die Geschichte des Kuckuck ihren Abschluss! gefunden habe« — das alles war es ja, was das allgemeine »risum teneatis der Ornithologie hervorrief. 4) (Eierstock und Eileiter zeigen keine ins Gesicht fallende Unterschiede von denen, anderer (?) Vögel.) 5) A. Wilson hat dasselbe bei den Eiern de* parasitischen Kuhvogels (Cow-Bird — Molobrus pecoris) beobachtet. Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber: 213 19. Das Kuckuckweibchen entfernt und versteckt die Eier des Pflegers, nachdem der junge Parasit ausgeschlüpft und von den Pflegern angenommen ist, und wird dabei von dem Männchen bis in die Nähe des Nestes begleitet. (Blds., Walter.) J) 20. In Nestern, zu denen es nicht gelangen kann , wachsen die Jungen des Pflegers zuweilen auf, werden aber auch häufig von dem jungen Kuckuck erstickt, oder verhungern, und werden dann durch die eigenen Eltern »reinlichkeitshalber« entfernt. 21. Unser Kuckuck frisst weder Eier, noch kleine Junge über- haupt. Die Eier, welche man im Schnabel oder Schlünde erlegter Kuckuck- weibchen gefunden hat, waren entweder seine eigenen, welche es in ein Pflegernest zu tragen, oder Pflegereier, welche es fortzuschaffen im Begriff war. (Olphe Galliard, Blds.) 22. Ob der junge Kuckuck Eier oder Junge des Pflegers absicht- lich oder unabsichtlich — wenn überhaupt! -- aus dem Neste wirft, scheint noch nicht entschieden zu sein. 2 3 . Man kennt bis jetzt mindestens 80 verschiedene Pflegerarten unseres Kuckuck in Europa und Asien (abgesehen von denen seiner Re- präsentanten der alten Welt und Australiens). Alle Pfleger ohne Aus- nahme zeigen Miss trauen, Furcht und Angst beim Herannahen des Kuckuck zu ihrem Neste, und selbst die kleinsten suchen ihn mindestens durch Geschrei zu vertreiben. 24. Fast alle nehmen aber dennoch das heimlich ins Nest ge- legteSchmarotzerei an, bebrüten es und nähren und schützen das hässliche Findelkind mit aufopfernder Elternliebe bis zu dessen Selbständigkeit. Die in einer Höhle mit zu enger Öffnung aufgewachsenen und am Ausfliegen verhinderten Jungen sogar bis über die eigene Z u g z e i t hinaus. (Naum. etc.) 2 5 . Man hat nicht selten Skelette von jungen Kuckucken ge- funden in Baumhöhlen, deren Eingang zu eng war. (Pässler, Blds.) 26. So lange der junge Kuckuck im Nest sitzt, wird er mit be- haarten Raupen nicht gefüttert (Blds.). Ob gleich nach dem Aus- fliegen, scheint nicht beobachtet zu sein. 27. Zu Ende August bis zum 8. oder 9. September reinigte ein junger Kuckuck ein Hollundergebüsch von einer Menge Raupen eines kleinen Bärenspinners — Bombyx (Euprepia) menthastri (Altum). 28. Die erwachsenen Kuckucke — auch die exotischen Cu- culinen — ernähren sich von Haarraupen, aber durchaus nicht ganz allein von solchen, sondern auch von glatten Raupen und verschiedenen Käfern und andern Insekten, von Beeren etc., auch ohne Raupen.2) 29. Der Kuckuckmagen — auch der der ausländischen Cuculinen — ist nicht immer und nicht bei allen Individuen mit eingebohrten Raupenhaaren versehen. l) j. f. O. 1888, S. 101. -) Dr. C. Eckstein in J. f. O. 1887, S. zi 214 Wcslialb brütet der Kuckuck nicht selber ? 30. Unser Kuckuck (und seine Verwandten) ist nicht der einzige Vogel, welcher Haarraupen frisst, sondern — vielleicht — nur der einzige, der sie verschlingt, soviel man weiss.1) 31. Die Kohl- und Tannenmeise (Parus major und ater) fressen den Inhalt der Haarraupen aus dem »Pelze« heraus und lassen diesen zurück. (Blds.) 2) 32. Die Hauptver tilger der Haarraupen, namentlich auch der forst- und gartenschädlichen Arten, sind die Ichneumonenarten : Ichneumon pisorius, annulator, nigritarius, comitator, Ophion merdarius, Banchus compressus, Tachina monachae, Pimpla instigator, Anomalum circum- fiexum, Microgaster nemorum, globatus, Eulophus xanthopus, Cryptus li- gator, Teleas punctulatus u. a. (Blds., Jaeckel). :!) 33. Ein grimmiger, wolfwütiger Feind, speziell der Prozessions- spinnerraupe, ist ferner die kraftige Larve des grossen Puppenräubers. Calosoma sycophanta (auch inquisitor) und der Käfer selbst.4) 34. Die beiden einzigen bisher beobachteten Fälle von un- gewöhnlicher örtlicher Anhäufung unseres Kuckuck treten zur Zug- zeit, also nach Abschluss der Fortpflanzung, ein. fi) 35. Alle Vögel, nicht bloss die Kuckucke, pflegen sich zu allen Zeiten des Jahres dahin zu ziehen, wo sie reichlich ihre Nahrung finden. Dies Alles gilt auch von der Mehrzahl der übrigen parasi- tischen Kuckucke, unserer eigentlichen Cuculinen, und mit grösseren oder geringeren Abweichungen von der Gattung Coccystes. 1) Nauraannia. Auch die übrigen Meisenarten und fast alle Insektenfresser beteiligen sich an Wald- u. Gartenschutz durch Vertilgung der betr. Raupeneier. 2) Bezüglich der Kohlmeise habe ich das bereits vor vielen Jahren nachgewiesen — neun Kohlmeisen verzehrten in kurzer Zeit viele Tausende für die Ichneumonenzucht gesammelter und mittels platter Gräben eingehegter, bereits ausgewachsener Fichtenschwärmerraupen etc. Eine noch heute von mir in einem grossen, mit Tannenreisig ausgefüllten Käfige ge- haltene Tannenmeise frisst die ihr bisher seit 6 Wochen in den Käfig gesetzten Haar- raupen in gleicher Weise aus (ebenso die Mehlwürmer) und scheint jene mit besonderer Vor- liebe zu verzehren. Blds. 3) Im Frühlinge 1878 . . . wurde ein äusserst heftiger und weit ausgedehnter Frass des Nonnenspinners durch die parasitischen Insekten, namentlich durch Tachina monachae, voll- ständig beseitigt, und das Heer dieser Parasiten nun gezwungen, auf andere ähnliche Raupen überzugehen, welche dann ebenfalls verschwanden« etc. (Altum 1. c. p. 54). 4) Ich beobachtete gelegentlich eines über die schönen Eichenwälder Anhalts und der angrenzenden preussischen Forsten ausgedehnten, verderblichen Frasse^ dieser Raupe in den Diebziger, Lödderitzer, Wörlitzer und Oranienbaurner Revieren mit Erstaunen die plötzliche Vermehrung des gewöhnlich nicht so häufigen »grossen Raupenjägers« im zweiten Jahre der Kalamität und die energische Wirksamkeit seiner Larven. Diese zu 2, 3, 4 in dem Gespinnste (Neste) der Raupen sitzend, ergriffen die ängstlich flüchtenden Raupen mittels ihrer kräftigen Oberkiefer, töteten sie uud waren in wenigen Minuten mit dem Reinigen eines Nestes fertig etc. (Blds.)®) *) Die von Altum beobachtete »Degeneration« der Kieferspinnerraupe rührt doch wohl von einem kleinen vegetabilischen oder animalischen Parasiten her. Schade dass Altum den für die Forstwirtschaft so hochnützlichen Helfer nicht bestimmt hat! 5) Der von Altum als der »ohne Zweifel wichtigste» bezeichnete, von E. v. Homeyer mitgeteilte ereignete sich zu Anfang Juli (1848), zu einer Zeit, wo auch der letzte junge Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber: 21 5 Selbst von einem der amerikanischen Regenkuckucke, Coccygus, deren von Andubon, Wilson, Nuttal, Brewer etc. beschriebene Lebensweise letzt- lich von Coues voll bestätigt worden ist: von Coccygus americanus hat man behauptet, dass er mitunter seine Eier andern Vögeln unter- schiebe, man hat seine grünen eifarbigen Eier in den Nestern des Katzen- Vogels, Galeoscoptus (Crateropus) carolinensis, und der Wanderdrossel, Turdus migratorius, gefunden, welche gleichfalls einfarbig grüne Eier legen, J) während sie in der Regel Nester bauen und ihre Eier in längern Zwischenräumen ablegen etc. Auch in dem Neste des nordamerikanischen Seidenschwanzes will man ein Ei dieses Kuckuck gefunden haben; allein nach Dr. Brewer's Versicherung würden alle diese angeblichen Thatsachen auf irrtümliche Beobachtungen zurückzuführen sein. Auch die so be- stimmt auftretende Versicherung von E. Bagg's (Bullet. Nuttal Ornith. Club II, No. 4. Oktober 1877, p. 10) der ein Ei von Cocc. erythrophtalm. in a Cedar Birds nest (Bombycilla cedrorum) gefunden haben will, dürfte doch bis auf weiteres eine offene Frage bleiben. Wir können hier auf eine gerade noch zu rechter Zeit erschienene wichtige Arbeit des eifrigen und kenntnisreichen Naturforschers, und speziell Kokkygologen, J. A. Link in Burgpreppath (Unterfranken) hinweisen, eine Arbeit, welche auf langjährigen und gewissenhaften Untersuchungen des Kuckuckmagens beruht, und der, wie es scheint, noch andere an wohl- gewählter Stelle folgen sollen.2) »Beobachtungen am Kuckuck.« I. Nahrung des Kuckuck, ist sie überschrieben. »Im allgemeinen — sagt Herr Apotheker Link — lebt der Kuckuck von Insekten aller Art, deren Larven und Eiern, gelegentlich auch von Beeren. Seine Hauptnahrung aber besteht aus Raupen, deren Schmetterlingen, Puppen und Eiern.« »Während die meisten Forscher angeben, dass der Kuckuck mit ganz besonderer Vorliebe behaarte Raupen aufsuche, behauptet Dr. Liebe, dass er glatte sowie mittelgrosse den behaarten und grossen vorziehe. Kuckuck der mütterlichen Überwachung nicht mehr bedurfte. Von Homeyer sagt ausdrücklich: »Die Kuckucke, welche dies Wäldchen besuchten, fanden einen Überfluss von Nahrung, und da eben die Zugzeit begonnen hatte, blieben alle die Kuckucke, welche ihr Weg durch dieses Wäldchen führte, einige Zeit darin, wodurch sich bald eine Menge ansammelte.*) Die von Förster Hintz (Altum 1. c. p. 56) mitgeteilte Beobachtung, wonach »über 20 Kuckucke auf den Alleebäumen . . . bald vor-, bald rückwärts flogen und sich vermutlich von Bombyx Salicis nährten«, . . . fand erst am 25. Juli (I845) und Altum's eigene von Ende August bis zum 8. oder 9. September statt (S. 56). Endlich der von Graf v. d. Mühle (s. oben S. 22 Anm.j mitgeteilte Fall während des Fr ühj ahr zuges. *) Also ein Polizeicorps, welches die Natur auf sehr einfache Weise zur Dämpfung dieses örtlich beschränkten Aufruhrs nach und nach und sozusagen gelegentlich an der gefährdeten Stelle zusammenführte, und dessen Rekrutierung ihr ohne den Aufwand umständ- licher, grausamer und gefährlicher Ausnahmegesetze (?) offenbar »leichter geworden ist«. a) Dr. Merrill aus Jowa hat Darwin mitgeteilt, dass er einmal in Illinois einen jungen Kuckuck und einen jungen Blauheher in einem Neste des letzteren, Garrulus cristatus, ge- funden habe. 2) Monatsschrift d. deutsch. Ver. z. Schutze d. Vogelwelt, XIV. Jahrgg. Oktober 1889, Nr. 16, S. 439 ff. 2l6 Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber? Naumann ist der Meinung, dass der Kuckuck alle Raupen mit gleicher Be- gierde fresse, und dass ihm keine Raupenart bekannt sei, die er nicht ver- zehre.« Link schliesst sich Naumann auf Grund vieler Erfahrungen an und fährt dann fort: »Am häufigsten findet man den Magen des Kuckuck mit Spinnerraupen gefüllt, seltener bemerkt man Reste von Eulen- und Tag- schmetterlingsraupen, während jene von Dämmerungsfaltern und Spannern nur ausnahmsweise nachzuweisen sind. Wicklerraupen kommen zwar auch manchmal vor, sind aber wegen ihrer Kleinheit so schlecht erhalten, dass ihre Bestimmung meist unmöglich ist.« »Der natürlichste Grund der Wahrnehmung, dass man meist Spinner- raupen im Magen des Kuckuck findet, dürfte darin liegen, dass der Kuckuck als eigentlicher Baumvogel in erster Linie mit Baum- und Strauchraupen zusammentreffen wird. Unter diesen finden sich zudem viele Arten, welche gesellig lebend in grosser Menge auftreten, und dadurch, sowie durch die unverkennbaren Spuren ihrer Thätigkeit die Aufmerksamkeit des Kuckuck in besonderem Masse auf sich ziehen müssen. Auf niederen Sträuchern und am Boden lebende Raupen werden weniger zu leiden haben, da der Kuckuck zu selten und ungern am Boden sich zu schaffen macht.1) Ganze Schmetter- linge oder deren Reste findet man nur selten, auch deren Puppen und Eier nur ausnahmsweise im Magen. Käferkost spielt schon eine untergeordnete Rolle.'2) Nur wenn es ihm an Raupen fehlt, nimmt der Kuckuck seine Zuflucht zu andern Insekten, und zwar zunächst zu den Käfern. Unter diesen steht der Maikäfer obenan; man findet den Magen dann oft nur mit ihnen angefüllt; auch deren Larven, die Engerlinge, frisst er begierig. Dann folgen Blattkäfer, Sand-, Lauf-, Aas , Schwimm-, Borken- und andere Käfer, nebst deren Larven. Ausser- dem verzehrt er noch häufig verschiedene Arten von Gerad-, Netz-. Haut- und Halbdeckflüglern. Im Herbste greift er öfter zu Libellen und Heu- schrecken. Bienen und Wespen, sowie deren Larven, konnte ich niemals im Kuckuckmagen finden; ebensowenig Spinnen, Landschnecken und Würmer. Sandkörner — selten und in geringer Menge — ■ Fichtennadeln, Samen, Schneckenhäuschen und dergl. werden wohl nur zufällig bei hastiger Auf- nahme der Nahrung mit verschluckt. »Reste von Wirbeltieren konnte ich niemals auffinden! Doch frisst der Kuckuck in der Gefangenschaft, wie ich mich öfter überzeugt habe, Blindschleichen und Eidechsen.« In dem Abschnitte: Nahrung des Kuckucks im besondern führt Link die Resultate der Magenuntersuchungen auf, welche er in einem Zeitraum von ungefähr 36 Jahren meist aus Ober-, Mittel- und Unterfranken stammenden Individuen auszuführen Gelegenheit hatte, oder welche ihm, als von zuverlässigen Forschern ausgeführt, bekannt geworden sind.3) 1) Im Frühlinge und Herbste doch ziemlich häufig, wenn er sich unbeobachtet und sicher glaubt. 3) Nicht immer und überall. 3) Als solche führt L. seinen »unvergesslichen Freund, Pfarrer J. Jaeckel» und Dr. Altum an. Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber? oj- Link hat im Laufe der Jahre nicht weniger als 45 Arten Schmetter- lingsraupen, bez. Puppen und Eier, gefunden; ferner über 30 Käferarten, bez. Larven, 8 Geradflügler (Orthoptera), 3 Neuroptera, 3 Hymenopiera, 5 Hemiptera, dann letztlich verschiedene Beerenarten.1) Wir heben hier die interessantesten und wichtigsten Nährmittel des Kuckuck heraus, und stellen sie samt den Bemerkungen des Verf. unter den Rubriken: Gemein-, Forst-, Garten- und Ackerschädlich zusammen. »Als gemeinschädlich, d. h. für Forst- und Gartenkultur zugleich gefährlich, ist wohl die Raupe des so verhassten Ringelspinners, Gastropacha neustria, obenan zu stellen, welche besonders fast allen Obst- baumarten, aber auch dem Laubwalde zuweilen sehr grossen Schaden zu- fügt und zur Kalamität wird. Sie war unter allen Raupenarten, welche Link den Kuckuckmagen entnahm, die häufigste; er fand oft 20 — ^o fast ausgewachsene, soviel der Magen zu fassen imstande war. Und doch fand Ad. Müller 173 (!) Stück 7 Linien lange im stark aufgetriebenen Magen (im Frühjahr).« »Ferner ist hierher zu zählen der Weidenbohrer, Cossus ligni- perda, und bei aussergewöhnlicher Vermehrung auch der verderbliche Prozessionsspinner, Cnethocampa processionea, welcher bei der schweren Kalamität der 1850 Jahre in Anhalt etc. nach Abfrass der Eichen auch die Obstbäume anging, wie ich damals im Diebziger Pfarrgarten er- fahren sollte. Altum fand einmal 43 vollständig erwachsene, ein andermal 97 ganz frische, zu 2/:5 erwachsene Raupen im Kuckuckmagen, ich selbst den Magen eines weiblichen Kuckuck von ungezählter Menge vollgepfropft. Auch der Baum weissling, Pieris crataegi, welcher den Obst- bäumen in Garten und Wald zuweilen recht schädlich wird, gehört in diese Rubrik. Jaeckel schnitt Raupen und Puppen aus dem Magen einer rot- braunen weiblichen Varietät. Endlich auch der Goldafter, Porthesia chrysorrhoea, der freilich mehr als gartenschädlich zu bezeichnen ist (Obst- bäume des Gartens und Waldes) und deren Jaeckel 98 Stück in dem Magen eines zweijährigen Weibchens fand. Unter den übrigen Insekten ist besonders der Maikäfer Melolontha vulgaris, als Wald- und Obstbaumverderber und dessen Larve hervorzu- heben. »Im Mai, meist erst nach der ersten Hälfte dieses Monats, fand Link bis zum Beginn der Raupennahrung fast ausschliesslich Maikäfer im Magen des Kuckuck, der oft vollständig mit diesen angefüllt war; auch die so schädliche Larve frisst der Kuckuck mit Begierde. Auch die Maulwurfsgrille, Gryllotalpa vulgaris, wird nach Link, Altum, Jaeckel u. A. oft im Kuckuckmagen gefunden. Als forstschädlich sind zu bezeichnen die dem Nadelwald mitunter äusserst verderblichen Gastropacha pini, Panolis piniperda und — weniger 1) Wir können hier das systematisch geordnete Verzeichnis des Verfassers, welches samt seinen weitern Beobachtungen später hoffentlich als Separatabdruck, d. h. als Buch, erscheinen •wird, nicht vollständig aufnehmen, und verweisen deshalb auf die oben genannte Originalarbeit. 2 i 5 Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber ? gefährlich — Sphinx pinastri. Die Raupen der beiden erstem werden von dem Kuckuck in Masse verzehrt, diese selten um Ende April, meist erst im Mai im Magen gefunden, die Föhreneule meist im Juli und August, der Magen oft bis zum Zerbersten angefüllt. Dasselbe gilt von der Nonne, Ocneria monacha, welche, in grosser Menge auftretend, längere Zeit hin- durch die einzige Nahrung des Kuckuck bildet. Unter den Garten- (Obst- und Gemüse-) schädlichen sind besonders die Raupen des Kohlweisslings, Pieris brassicae, und des Rübenweiss- lings, P. rapae, hervorzuheben; von denen des äusserst schädlichen Kohl- weisslings sind manchmal Mengen im Kuckuckmagen zu finden und dieser gänzlich damit ausgefüllt. Von den übrigen Gartenfeinden, welche vom Kuckuck verzehrt werden, erwähnen wir nur noch die Raupen der Saat- eulen, Agrotis, und der Erbseneule, Plusia gamma, welche mehr oder weniger häufig im Kuckuckmagen gefunden worden sind. Ausser den Insekten wohl aller Ordnungen - - Link führt Arten der Gerad-, Netz-, Haut- und Halbdeckflügler auf — verzehrt der Kuckuck auch Beeren mancherlei Art. Im Herbste sind die jungen Vögel haupt- sächlich darauf angewiesen, wie die meisten der Pfleger. In erster Reihe verzehren sie die Beeren des Faulbaums, Rhamnus frangula ; dann scheinen ihnen Fliederbeeren, Sambucus nigra und racemosa, zuzusagen; ausserdem alle von den übrigen Insektenfressern verzehrten Waldbeeren: Wachholder-, Heidel-, Preisseibeeren etc. Aus den angeführten Thatsachen folgt nun von selbst, dass der Kuckuck keinesfalls als ein so ausschliesslicher Konservator und Retter der Wälder betrachtet werden kann, als dass man zu der Annahme be- rechtigt oder gezwungen wäre, die »Natur habe nur deshalb einen so komplizierten Apparat von Fxceptionen und Adaptionen in Scene gesetzt, noch dazu einen Apparat, dessen Zwecke nur durch die Vernichtung eines sehr bedeutenden Teils nahezu gleichwertiger Wald- schützer — der Insekten fressenden Vögel — erreichbar sind, und gleichwohl nur unvollkommen erreicht werden. Es ist ja bekannt genug, dass der Kuckuck sich schwach ver- mehrt. Altum selbst giebt das zu. Und wie hätte einem solchen Forscher diese Thatsache auch entgehen können! Die Ursache dieser schwachen Vermehrung liegt offenbar und nachgewiesen zunächst in den vielfachen Gefahren seiner parasitischen Fortpflanzung. Die Feindseligkeit mancher Pflegerarten und einzelner Pfleger gegen ihn, Furcht und Angst anderer, welche ihr mit einem Kuckuckei belegtes Nest verlassen; Irrungen seines »Instinktes« ; die Notlage, in welche er, besonders in vorgerückter Brutzeit, mangels geigneter Pflegernester gerät; dann auch, für Europa, die süd- ländische Wohlschmeckerei, welcher alljährlich Tausende, und die Gedanken- losigkeit (und Unkenntnis) der Schiesserei, welcher Aber-Tausende des nütz- lichen Vogels zum Opfer fallen, erklären die beklagenswerte Thatsache zur Genüge. Man wird mit der Schätzung, dass jedes Kuckuckpaar in Mittel- europa durchschnittlich kaum mehr als drei Nachkommen jährlich erzielt, nicht zu niedrig greifen, während es nach Analogie z. B. der amerikanischen Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber? 219 Fersenkuckucke in jährlich zwei Brüten 10 bis 12 und mehr Junge er- ziehen könnte. Zeit genug dazu hätte der arme Gauch während seines mehr als viermonatlichen Aufenthalts bei uns, und könnte seines Berufes, welcher ohnehin vorzugsweise für die Zugzeiten gilt, auch als Selbstbrüter warten: augenscheinlich mit grösserem Erfolge, wenn er jährlich auch nur zehn seiner Jungen als Rekruten in das »Polizeicorps« einstellen würde. Sind nun schon diese Erwägungen geeignet, die parasitische Fort- pflanzungsweise unseres Kuckuck als weder notwendig noch gar unentbehr- lich für den Erfolg seines Wirkens als Waldschützer erscheinen zu lassen, so stehen die mit diesem Parasitismus verbundenen Eingriffe in die Ver- mehrung der meisten nützlichen Pfleger geradezu in unlöslichem Widerspruche mit der »Mission« des Kuckuck: um die Existenz eines Kuckuck zu sichern, muss häufig die ganze Brut der Pfleger zu Grunde gehn! Die Bedeutung dieser Thatsache ist nicht zu unterschätzen. Ange- nommen, dass ein Kuckuckweibchen seine 6 oder 7 Eier in ebensoviele Nester des Weidenlaubvogels, Phylloscopus rufus, lege, so würden infolge dessen mindestens 40 Junge des ausserordentlich nützlichen Vögelchens zu Grunde gehen müssen, lediglich zu Gunsten von 2 oder 3 jungen Kuckucken, welche durchschnittlich aufgefüttert werden mögen. Ein einziges Kuckuckei in einem Goldhähnchenneste raubt dem Nadelforstschutze 8 bis 10 Raupen- eiervertilger, und in den Nestern der Grasmücken, Braunellen und anderer Insektenfresser je 5 bis 6 dergleichen. l) Man wird zugeben, dass diese Thatsachen die Bedeutung des Kuckuck als o rdin ierten Waldschützers noch weiter abzuschwächen oder geradezu in Frage zu stellen geeignet sind. Fassen wir schliesslich die Ergebnisse unserer Untersuchungen zu- sammen, so stellt sich heraus : J) Ich habe Gelegenheit gehabt, den täglichen Bedarf an Nahrung gerade bei den kleinsten und z. T. häufig benutzten Pflegern, dem Weidenlaubvogel und dem feuerköpfigen Goldhähnchen, annähernd genau bestimmen zu können, und bin erstaunt gewesen über die Höhe desselben. Über das die eigene Körperschwerc des letztern übersteigende Gewicht der täg- lichen Nahrungsmenge habe ich früher schon berichtet. Der Weidenlaubvogel, dessen Thätigkeit in Vertilgung der Pflaumen- und Rosenblatt- läuse in nächster Nähe, mit Uhr und Glas in der Hand von der Veranda aus und dicht am heimgesuchten Pflaumenbaume, von 6 Uhr morgens bis 4 Uhr nachmittags beobachten konnte — es war anfangs Mai — sucht ganz unglaubliche Mas.-en von den Jungen Trieben und Blättern der genannten Pflanzen ab, deren Wachstum ohne seine Hilfe verkümmern würde. Das dürfte ohne das kräftige und dauernde Eingreifen derLaubvögel auch dem Waldwuchse geschehen: sind doch artenreiche Gattungen der Pflanzenläuse (Phytophthirida) speziell — wie es scheint — auf die wichtigsten Forsthölzer angewiesen. Sollte man nicht meinen, dass die — sagen wir — nur 20 durch den Parasitismus des Kuckuck vernichteten insektenfressenden Singvögel etwa ebenso grossen Nutzen gebracht haben würden, als ihr Verderber, der Kuckuck ? Wir über- lassen weitere vergleichende, aber nicht bloss auf die Gewichtsmenge der Nahrung zu basierende Untersuchungen Jüngern Kräften, wie wir denn auch die Bedeutung des Nachteils des kukulinischen Parasitismus vom ästhetischen Standpunkte aus hier nur andeuten wollen. Lokal kann dieser Nachteil allerdings sehr empfindlich weiden : klagt man doch neuerlich über Verringerung der Grasmücken an manchen Orten, wo in Gärten oder in deren Nähe ein Kuckuckpaar seit längerer Zeit sein Revier behauptet hat. 220 Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber? i) dass der Kuckuck zwar örtlich und zeitweise hervorragend von meist schädlichen Haarraupen sich nährt, aber keineswegs überall, stets und ausschliesslich; 2) dass der Kuckuck keineswegs die einzige Vogelart ist, welche Haar- raupen verzehrt; 3) dass er während und kurz vor seiner Fortpflanzungszeit sein Revier dauernd nicht verlässt; 4) dass ihm demnach genügende Zeit verbleiben würde, sein Fort- pflanzungsgeschäft in gewöhnlicher Weise, oder auch nach Art der Fersenkuckucke, zu besorgen; endlich 5) dass dem Kuckuck beim Wildschütze die verschiedensten und tapfersten Hilfstruppen aus dem Tier- und Pflanzenreiche, bis zu den Schimmelpilzen hinab, zur Seite stehen, deren geräusch- loses Wirken sich z. T. nicht bloss auf die Sommer hälfte des Jahres erstreckt. In summa : »Die Art und Weise, wie sich der Kuckuck zur Konser- vierung und Rettung unserer Wälder ernährt», ist weder so extensiv, noch so intensiv, als dass dadurch »die parasitische Fortpflanzung desselben be- dingt sein« könnte, deren nachteilige Folgen bisher keineswegs ge- bührend gewürdigt worden sind. Nein ! der Kuckuck ist nützlich ! Sehr nützlich für Wald , Wiese, Feld und Garten, während seines ganzen Sommeraufenthaltes, und haupt- sächlich während der Zugzeiten. Und da mag er vielleicht öfter als »fliegen- des Polizeicorps« auftreten und sich geltend machen. Allein aus alledem folgt nicht, dass »die Natur« — - Schöpfung oder Entwickelung — ■ sich nicht anders helfen konnte ; dass sie sich viel- mehr in der Notlage befand, einen hochkünstlichen Apparat von abweichen- den Entwicklungen, und mehrfachen Anpassungen aufzustellen ; einen Apparat noch dazu, dessen Wirkung eine immerhin lokale ist, und im Hinblick auf den dadurch bedingten Untergang von Millionen hochnützlicher Vögel so- gar zweifelhaft sein dürfte. Und so müssen wir uns denn wohl nach einem andern letzten Grunde des »schweren Looses des Parasitismus« umschauen. Man hat gesagt — ich weiss nicht gleich wer — »Man müsse, um Urgrund und Endziel einer Erscheinung zu finden, zunächst die Genese derselben feststellen « . In der That hat man auch diese Methode behufs Erklärung des Para- sitismus angewendet. So unter andern auch Darwin. Charles Darwin erklärt die Entstehung des Parasitismus unseres Kuckuck folgenderweise.1) »Nehmen wir an, der alte Stammvater des Kuckuck habe die Ge- wohnheiten des amerikanischen Kuckuck (Coccygus americanus) gehabt, d. h. zuweilen sein Ei in das Nest eines andern Vogels gelegt. Wenn der alte Vogel von diesem gelegentlichen Gebrauche darin Vorteil hatte, J) Darwin : Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwald. — Übers, von J. Vict. Carus, VI. Aufl. S. 297. Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber: 22 1 dass er früher wandern konnte1); oder in irgend einer andern Weise; oder wenn der junge Kuckuck durch einen aus dem irrtümlich ange- nommenen Instinkte einer andern Art fliessenden Vorteil kräftiger wurde, als er unter der Pflege seiner eigenen Mutter geworden sein würde, weil diese mit der gleichzeitigen Sorge für Eier und Junge ver- schiedenen Alters überbürdet gewesen wäre : so gewannen entweder die alten Vögel oder die auf fremde Kosten gepflegten Jungen dabei. Der Analogie nach möchte ich dann glauben, dass infolge der Erblichkeit das so aufgeatzte Junge mehr geneigt gewesen sei, der zufälligen und abweichenden Handlungsweise seiner Mutter zu folgen und auch seinerseits nun die Eier in fremde Nester zu legen, und so erfolgreicher im Erziehen seiner Brut zu sein. Durch fortgesetzten Prozess dieser Art wird nach meiner Meinung der wunderliche Instinkt des Kuckuck entstanden sein.« Darwin findet dann weiter in der »Adolf Müller'schen Legende des Selbstbrütens des Kuckuck« einen seltenen und merkwürdigen Rückschlag2) auf den lange verloren gegangenen ursprünglichen Instinkt der Nidifikation«. Eine faktische Veränderung des von Darwin angenommenen ersten oder ursprünglichen Instinktes des Kuckuck in den gegenwärtigen Parasitis- mus würde betrachts der Biegsamkeit oder Veränderungsfähigkeit der In- stinkte nicht unmöglich sein; allein abgesehen von der so stark betonten Zufälligkeit des Vorganges, würde sich sofort die Frage nach der Ge- nese der »Gewohnheiten des amerikanischen Kuckuck« erheben. Eine befriedigende Beantwortung bleibt Darwin schuldig und wir sind um keinen Schritt weiter gekommen. Der Nordamerikaner W. Hamilton Gibsons) geht von entgegengesetzter Annahme aus. Er betrachtet den Nestbau der Vögel »als ihre höchste Lebensäusserung, als Schlüssel zu ihrer Seele, als Inbegriff ihrer Liebe, Hoffnung, Sorge, Voraussicht, ihrer Individualität, ihrer Energie und Intelli- genz, ihres Verstandes, ihrer Unterscheidungsgabe, ihres Gefühls und Ge- schmacks, ihrer Liebhaberei, wie ihrer Kapricen und Launen und — man möchte sagen — ihres Humors « Ihm gelten demnach Nestbau, Selbstbrüten und Erziehung der Jungen als Fortschritt (der Parasitismus als niedere Entwicklungsstufe). Mithin wäre der Nestbau unseres Kuckuck nicht als Rückschlag, sondern als Fort- schritt zu bezeichnen, wie denn Gibson das liederlich gebaute Nest des Jellow-billed euckoo, Coccygus americanus Bp., »auf dessen abschüssiger Plattform sich die Jungen kaum festhalten können, als Beispiel eines Ent- *) Welcher Vorteil für den Kuckuck in dem »Früher wandern-können« liegen soll, ist nicht ersichtlich. Zudem würde dieser angebliche Vorteil durch das Selbstbrüten des Kuckuck früher und sicherer erreicht werden. 2) Der Rückschlag auf den »lange verloren gegangenen ursprünglichen Instinkt« hat denn doch wohl zu lange auf sich warten lassen, da der gegenwärtige bereits seit und vor Aristoteles bekannt war. Ausserdem sind die Untersuchungen betreffs der Prioritäts- frage der beiden in Rede stehenden Instinkte noch keineswegs als geschlossen zu betrachten. 3) In Scribners's Magazine (Monihly Public, New York) Vol. VIII. July 1890, pag. 41. »Bird cradles.« Bearbeitet etc. von E. Baldamus in »Vom Fels zum Meer« 1890/91, Hft. 9, S. 112 ff. 222 Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber? wickelungsprozesses von dem niedern parasitischen Standpunkte zu einem höhern, dem der da mmernden Intelli genz der Nestbaukunst, be- zeichnen möchte.1)« Konsequentervveise müsste man also annehmen, dass die ersten Vögel überhaupt kein Nest gebaut haben, wie sich heute noch eine Anzahl Vögel verschiedener Ordnungen mit einer in den Boden gescharrten oder vorge- fundenen Vertiefung, oder gar mit dem festen, platten Erdboden zum Aus- brüten der für diese Verhältnisse zum Teil adaptierten2) Eier begnügen, während eine ganze zahlreiche Familie — die bereits erwähnten Grossfuss- hühner (Megapodidae) — in ihrer ganzen Fortpfianzungsweise an die ihrer Ahnen, der Echsen und Schildkröten erinnern, welche ihre Eier im Sande verscharren und der Sonnen- oder der Fermentationswärme das Brutgeschäft überlassen. Daraus würde weiter folgen, dass — vorausgesetzt die gleichzeitige Existenz der parasitischen Kuckucke - - diese ihre Eier in jene primitiven Niststellen der von ihnen etwa erwählten Pfleger gelegt und gleich diesen die Erbrütung der eben bezeichneten Wärmequellen überlassen haben würden. Soweit steht der Annahme dieses Herganges kein wesentliches Hindernis entgegen. Wie aber sollen wir uns die Ernährung und den nötigen Schutz des jungen, hilflosen Schmarotzers unter so bewandten Umständen vorstellen? Nach allen Erfahrungen der historischen Zeiten nehmen die meisten Pfleger der Kuckucke schon das eingeschmuggelte Parasitenei nicht ohne Argwohn und Zweifel, und zuweilen garnicht an. Nur der in der Vogel- welt so stark entwickelte Brut- und N ährt rieb') macht verständlich, dass schwache und wehrhafte Pfleger vor dem von ihnen erbrüteten unholden Stiefkinde nicht zurückschrecken, sondern es wie die eigenen Sprösslinge behandeln. Mehrfach beobachtet und leicht erklärlich aber ist die That- sache, dass die Nesteigner über einen in ihr Nest gesetzten jungen Kuckuck herfallen, ihn aus dem Neste drängen oder mit scharfen Schnabel- hieben töten oder verhungern lassen4), während schwächere und furchtsamere Arten ihr Nest verlassen würden, gleichviel ob ihre eigenen Eier oder Jungen dabei zu Grunde gehen. Aus dem Allen aber wird man den Schluss ziehen müssen, dass der betreffende Parasitismus seine Existenzbefähigung erst seit dem Zeitpunkte i) L. c. S. 55. 2) So z. B. haben die auf Felsenabsätze (olmc Unterlage) gelegten Eier der Lummen (Uria) eine sehr starke, feste Schale. 3) Der Pflegetrieb oder das »Pflege-Eltern-Wesen«, dem Dr. Ludw. Büchner in seinem sehr interessanten Buche »Liebe und Liebes-Leben in der Thierwelt« ein eigenes Kapitel widmet (IL Aufl., S. 179) und das er — mit Schopenhauer — aus der einzigen Quelle nicht- egoistischer Handlungen: dem Mitleid entspringen lässt iL c. p. 199), ist in den verschiedensten Tierklassen beobachtet worden. Siehe besonders ebengenanntes Werk von Büchner. *) Es sind allerdings einige Fälle, in welchen junge Kuckucke durcli Menschenhand in fremde Nester gesetzt wurden, bekannt geworden; ob man aber daraus einen allgemein gültigen Schluss auf gleiches Verhalten aller Pfleger unter solchen und ähnlichen Umständen ziehen darf, darüber fehlen alle Erfahrungen. Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber '- 223 datieren mag, in welchem seine Eier in fremde Nester gelegt werden konnten. Wann dieser Zeitpunkt eingetreten, ob und wie sein Eintritt ver- mittelt und vorbereitet war, für die Beantwortung dieser und so manch anderer Fragen — z. B. der Thienemannschen, »wie wohl das erste Kuckuckei ausgesehn haben möge« fehlt jedes Substrat, und der »freien Phantasie« können wir nun einmal keinen Platz in der Naturwissenschaft einräumen. Wohl aber mögen wir annehmen, dass das Schutzbedürfnis der Kuckuck- eier schon frühzeitig zur allmählich vervollkommten Anpassung derselben an die Pflegereier geführt haben werde. Wir kommen jetzt schliesslich auf die Frage zurück: weshalb brütet der Kuckuck — unser Kuckuck — nicht selbst: Der nächste und zureichende Grund ist die vielseitig konsta- tierte Thatsache der langsamen Entwicklung seiner kleinen Eier, infolge- dessen sie nur in Zwischenräumen von 6 bis 7 Tagen gelegt werden können.1) Unter diesen Umständen ist aber ein erfolgreiches Selbstbrüten seitens der Mutter oder beider Eltern gänzlich ausgeschlossen.1) Weshalb aber diese Umstände, diese langsame Entwicklung der dabei so kleinen Eier? Man hat vermutet, dass die hauptsächliche Ernährung von Raupen, besonders von behaarten, eine verhältnismässig übergrosse Ausdehnung des Magens und der übrigen Verdauungsorgane bedürfe, eine Ausdehnung, welche, ohne ihren Zweck - kräftige Ernährung — völlig zu er- reichen, eine nachgewiesene Beengung der Fortpflanzungsorgane, haupt- sächlich des Eierstockes, zur Folge haben müsse. Aber so viel Bestechendes diese Ausführung auch hat, und so erklär- lich sie für die langsame Entwicklung des Dotters und somit des kuku- linischen Parasitismus erscheint, so müssen wir uns doch fragen, weshalb dieselben Voraussetzungen nicht dieselben Folgen haben: Weshalb z. B. die ziemlich umfangreiche Gruppe der Raupen fr esse r, Campephaginae, welche ihren Namen mit vollem Recht führt, nicht auch Schmarotzer sind?-) Wir sind am Ende. Auf Grund exakter Beobachtungen — und solche allein genügen dem Naturforscher - vermögen wir lediglich die Antwort auf die viel be- sprochene und auch uns wiederholt und gerade jetzt dringend vorgelegte Frage zu wiederholen : »Der Kuckuck — oder die Kuckucke, so viele ihrer Arten Para- siten sind können nicht selber brüten, weil ihre Eier, oder viel- *) Je nachdem man die Eierzahl des jährlichen Kuckuck-Geleges auf 4, 5, 6 oder gar 7 Stück Eier annimmt, würde die Legezeit 18 bis 42 Tage dauern, das Ausschlüpfen der Jungen zwischen 14 und — bei 7 Eiern — 50 Tage geschehen, stetige Bebrütung vorausgesetzt! Angenommen, dass diese sofort begönne, würde der aus dem erstgelegten Eie ausgeschlüpfte Kuckuck das zweit- und drittgelegte neben sich gefunden haben, und vor seiner gänzlichen Reife auch wohl das viert-, fünft- und sechstgelegte. Er hätte jh, gleich den Jungen des ame- rikanischen Gelbschnabel-Kuckuck, Coccygus americanus (s. S. 171) zur Ausbrütung seiner Geschwister beitragen können , wenn nicht sein wildes, störrisches, Ungeschickes etc. Naturell dem schweren, kräftigen Vogel dies, man kann wohl sagen : unmöglich gemacht haben dürfte. 2) Die biologisch näher bekannten Arten sind es nicht ! 224 Weshalb brütet der Kuckuck nicht selber? mehr deren Dotter, sich so langsam entwickeln, dass eine Gesamtaus- brütung derselben unter diesen Umständen nicht erfolgreich sein würde. Zur Erhaltung der Art war es daher notwendig, dass diese Eier einzeln bebrütet wurden, und da dies der eigentlichen Mutter nicht möglich war, so suchte sie sich für jedes ihrer Eier eine Pflegemutter aus u. s. w. Und so entwickelte sich der Parasitismus der Kuckucke.« Alle Antworten auf die weiteren Fragen nach dem Wie und Warum können unseres Erachtens nur auf Vermutungen basieren. Und so geist- reich manche von ihnen sein mögen, für die exakte Wissenschaft haben sie kaum einen Wert. Nachträge. Zu S. 166. Durch die Güte des Herrn Wilh. Schlüter in Halle erhielt ich i Ei dieses Heherkuckuck nebst 2 Eiern des Malacocercus terricolor Blyth (canorus Bp.), welche von Möller in Tukvar gesammelt wurden. Dies Ei stimmt in den Massen und in der eigentümlich und stark glänzenden Färbung mit dem von Theobald beschriebenen (s. S. 166) vollkommen über- ein, ist aber von stumpfovaler, fast kugeliger Form und von stärkerer und festerer Schale, als die gleichfarbigen und eiförmigen Pflegereier, und wiegt auch um 5 c g r. schwerer, als diese. .Druck von Fr. Stollberg in Merseburgs Erklärung der Tafeln. I a. Cuculus canorus, 2 a. „ „ 3 a. >> >* 4 a. ?? » 5a. >> )> 6 a. Cuculus canorus. 7 a. ?> „ Tafel I. Fig. 1 a. Cuculus canorus. Fig. ib. Sylvia cinerea, Dorngrasmücke. „ 2b. Acrocephalus streperus, Teichrohrsänger. „ 3b. Acrocephalus palustris, Sumpfrohrsänger. „ 4b. Motacilla alba, weisse Bachstelze. „ 5b. Sylvia hortensis, Cartengrasmücke. Tafel II. Fig. 6a. Cuculus canorus. Fig. 6b. Rubecula familiaris, Rotkehlchen. „ 7b. Pratiacola rubetra, Braunkehlchen. „ 8a. „ „ „ 8b. Acrocephalus schoenobaenus,Schilfrolirsänger. „ 9a- •» » „ 9b. Sylvia orphea, Orpheu.-sänger. Tafel III. Fig. 10a. Cuculus canorus. Fig. 10b. Hypolais icterina, Gartensänger. „ na. ,v „ „ 11b. Erithacus phoenicurus, Gartenrotschwanz. „ 12a. „ „ „ 12b. Anthus trivialis, Baumpieper. „ 13 a- » » » 13b. Erithacus tithys, Hausrotschwanz Tafel IV. Fig. 1. Cuculus in die us. „ 2a. „ „ Fig. 2b. üragus sibiricus, Sibirischer Gimpel. „ 3a. „ gularis „ 3b. Lanius collaris, Halsbandwürger. „ 4, 5, 6. Lamprococcyx lucidus. ,,7. ,, auratus. Tafel V. Fig. 1 a. Eudynamys nigra. Fig. ib. Corvus spien dens. ,, 2 a. Scythrops Novae Hollandiae. ,, 2 b. Gymuorhina tibicea. Tafel VI. Fig. 1. Coccystes glandarius nach Alfr. Brehm. „ 2. „ „ „ Baedecker. " •*' \ „ „ „ Flewitson. „4f Fig. 1. Coccygus americanus. ,,2. „ erythrophthalmus. ,, 3. Turdus migratorius. ,, 4. Mimus carolinensis. F"ig. 1 — 3. Molobrus pecoris. „ 4. „ aeneus. „5. ,, sericeus. „ 6. „ brevirostris. Tafel VII. Tafel VIII. Balda/nus, h ackucki Ihr/ ■ v .) p - 4 / von PavljParei/, Bertin . ?.W W£et£b 'erruznnsfc Baldounas Ii 'rtckucke TafJl 6'..6 H.f> .9i> Ye/'laq von PaulParey, Berten S.W, 76>,J?e Taffr /« ^< 26 X. 3a ,?b S. Perlay von Paul Paren r Berlin. Sß, ftyffedemannstr. BalcloUTULS /' Ui/,i ■//■/,-/ 1* R ^ Rh Vertagt von PatdParey, Berlin S.W. /&J/ed(( // /< ( /// //. • // '// ( /,■//) /,; TaTM 2. 3. 4. Verla/? von JbuilJParey, Berli/i SW, //{// F ;Jliwff$9 ml ■r ■ .'•''■•••.'.■'■■'■■•••■'; ,••.,,;■.!;..-• AMNH LIBRARY 100110970