CN zu BE Zu NE EEE IE Aus natur und Geifteswert | —— anmlung wiſſenſchaftlich⸗gemeinverſtändlicher Darſtellungen O. Janſon Das Meer ſeine Erforſ chung und ſein Leben — — — — f —— Dritte Auflage ern — — * = 3: en — — — „ — — en 2 E — — — nn: ZI. Die Sammlung „Aus Natur und Geiſteswelt“ verdankt ihr Entſtehen dem Wunſche, an der Erfüllung einer bedeut⸗ ſamen ſozialen Aufgabe mitzuwirken. Sie ſoll an ihrem Teil der unſerer Kultur aus der Scheidung in Kaſten drohenden Gefahr be⸗ gegnen helfen, ſoll dem Gelehrten es ermöglichen, ſich an weitere Kreiſe zu wenden, und dem materiell arbeitenden Menſchen Gelegenheit bieten, mit den geiſtigen Errungenſchaften in Fühlung zu bleiben. Der Gefahr, der Halbbildung zu dienen, begegnet ſie, indem ſie nicht in. der Vorführung einer Fülle von Lehrjtoff und Lehrſätzen oder etwa gar unerwieſenen Hypotheſen ihre Aufgabe ſucht, ſondern darin, dem Ceſer Verſtändnis dafür zu vermitteln, wie die moderne Wiſſenſchaft es erreicht hat, über wichtige Fragen von allgemeinſtem Intereſſe Cicht zu verbreiten, und ihn dadurch zu einem ſelbſtändigen Urteil über den Grad der Suverläſſigkeit jener Antworten zu befähigen. Es iſt gewiß durchaus unmöglich und unnötig, daß alle Welt ſich mit geſchichtlichen, naturwiſſenſchaftlichen und philoſophiſchen Studien befaſſe. Es kommt nur darauf an, daß jeder an einem Punkte die Freiheit und Selbſtändigkeit des geiſtigen Lebens ge= winnt. In dieſem Sinne bieten die einzelnen, in ſich abgeſchloſſenen Schriften eine Einführung in die einzelnen Gebiete in voller An- ſchaulichkeit und lebendiger Friſche. In den Dienſt dieſer mit der Sammlung verfolgten Aufgaben haben ſich denn auch in dankenswerteſter Weiſe von Anfang an die beſten Namen geſtellt. Andererſeits hat dem der Erfolg ent⸗ — ſprochen, fo daß viele der Bändchen bereits in neuen Auflagen vor- liegen. Damit ſie ſtets auf die höhe der Forſchung gebracht werden können, ſind die Bändchen nicht, wie die anderer Sammlungen, ſtereotypiert, ſondern werden — was freilich die Aufwendungen ſehr weſentlich erhöht — bei jeder Auflage durchaus neu bearbeitet und völlig neu geſetzt. f So find denn die ſchmucken, gehaltvollen Bände durchaus ge- eignet, die Freude am Buche zu wecken und daran zu gewöhnen, einen kleinen Betrag, den man für Erfüllung körperlicher Bedürf⸗ niſſe nicht anzuſehen pflegt, auch für die Befriedigung geiſtiger an⸗ uwenden. Durch den billigen Preis ermöglichen fie es tatſächlich | „Jedem, auch dem wenig Begüterten, ſich eine kleine Bibliothek zu ſchaffen, die das für ihn Wertvollſte „Aus Natur und Geiſteswelt“ vereinigt. Die meiſt reich illuſtrierten Bändchen ſind in ſich abgeſchloſſen und einzeln käuflich Werke, die mehrere Bändchen umfaſſen, auch in einem Band geb. Jedes Bändchen geheftet M. 1.—, in Leinwand gebunden M. 1.25 Leipzig B. G. Teubner — 2 na { * Jedes Bändchen geheftet M. 1.—, in Leinw. gebunden M. 1.25 Erd⸗ und Völkerkunde. Geologie. Aſtronomie. Menſch und Erde. Skizzen von den Wechſelbeziehungen zwiſchen beiden. Don weil. Prof. Dr. A. Kirchhoff. 3. Aufl. (Bd. 31.) Natur und menſch. Don Prof. Dr. M. 6. Schmidt. (Bd. 458.) A Der Mienjch der Urzeit. Dier Vorleſungen aus der Entwidlungs- geſchichte des Menſchengeſchlechts. Don Dr. A. Heilborn. 2. Aufl. Mit zahlreichen Abb. (Bd. 62.) Entwicklungsgeſchichte des Menſchen. Don Dr. A. Heilborn. Mit 59 Abb. (Bd. 338.) . Die geiſtige Kultur der Naturvölker. Von Prof. Dr. K. Th. Preuß. . Mit 9 Abb. (Bd. 452.) | Die Eiszeit und der vorgeſchichtliche Menjh. Don Prof. Dr. G. Steinmann. Mit 24 Abb. (Bd. 302.) Die Polarforſchung. Geſchichte der Entdeckungsreiſen zum Nord— und Südpol von den älteſten Seiten bis zur Gegenwart. Don Prof. Dr. K. Haſſert. 3. Aufl. Mit 6 Karten. (Bd. 38.) I Politische Geographie. Don Dr. E. Schöne. (Bd. 353.) Wirtſchaftliche Erdkunde. Don weil. Prof. Dr. Chr. Gruber. Ei 2. Aufl. Bearb. von Prof. Dr. K. Dove. (Bd. 122.) I Die Städte. Geographiſch betrachtet. Don Prof. Dr. K. Haſſert. mit 21 Abb. (Bd. 165.) 4 Die deutſchen Volksſtämme und e Von Prof. Dr. O. "2 Weiſe. 4. Aufl. Mit 29 Abb. (Bd. 16.) 8 Oſtſeegebiet. Don Privatdozent Dr. 6. Braun. (Bd. 367.) Die Alpen. Don g. Reishauer. Mit 26 Abb. und 2 Karten. (Bd. 276.) | Island, das Land und das volk. Don Prof. Dr. P. Herrmann. Mit Abb. u. Karten. (Bd. 461.) Der Orient. Eine Cänderkunde. Don E. Banſe. 3 Bände. Mit zahlr. Abb. u. Karten. (Bd. 277, 278, 279, auch in 1 Bd. geb.) Bd. I: Die Atlasländer. Marokko, Algerien, Tuneſien. Mit 15 Abb., 10 Kartenſkizzen, 3 Diagrammen u. 1 Tafel. (Bd. 277.) 085.2 5 arabiſche Orient. Mit 29 Abb. und 7 Diagrammen. 278 Bd. III: Der ariſche Orient. Mit 34 Abb., 3 Kartenſkizzen und 2 Diagrammen. (Bd. 279.) Die engen Kolonien. (Land und Leute.) Don Dr. A. Heil⸗ born. 3. Aufl. Mit 26 Abb. und 2 Karten. (Bd. 98.) 2 N * Ri x Anu 8: Geographie. 12. 13. S 18 12 a N 9 * Jedes Bändchen geheftet M. 1.—, in Leinw. gebunden M. 1.25 Unſere Schutzgebiete nach ihren wirtſchaftlichen Verhältniſſen. Im Lichte der Erdkunde dargeſtellt. Von Dr. Chr. G. Barth. (Bd. 290.) Auftralien und Neufeeland. Land, Leute und Wirtſchaft. Don Prof. Dr. K. Schachner. (Bd. 366.) Südamerika. Don Prof. Dr. F. Regel. Mit Abb. (Bd. 444.) Die deutſchen Salzlagerſtätten. Don Dr. C. Riemann. Mit 29 Abb. (Bd. 407.) Unſere Kohlen. Don Bergaſſeſſor P. Kukuk. Mit 60 Abb. (Bd. 396.) Die Metalle, Von Prof. Dr. K. Scheid. 3. Hufl. Mit 11 Abb. (Bd. 29.) Das Meer, feine Erforſchung und ſein Leben. Don Dr. O. Jarfon. 3. Aufl: Mit 40 Abb. (Bd. 30.) Aus der Vorzeit der Erde. Von Prof. Dr. Sr. Frech. 2. Aufl. Mit zahlr. Abb. (Bd. 207 211, 61, auch in 1 Bd. geb.) Bd. I: Dulfane einſt und jetzt. Mit 80 Abb. (Bd. 207.) Bd. II: Gebirgsbau und Erdbeben. Mit 57 Abb. (Bd. 208.) Bd. III: Die Arbeit des fließenden Waſſers. Mit 51 Abb. (Bd.209.) Bd. IV: Die Arbeit des Ozeans und die chemiſche Tätigkeit des Waſſers im allgemeinen. Mit 1 Titelbild und 51 Abb. (Bd. 210.) Bd. V: Kohlenbildung und Klima der Vorzeit. (Bd. 211.) N Bd. VI: Gletſcher einſt und jetzt. 2. Aufl. (Bd. 61.) Der Bau des Weltalls. Don Prof. Dr. J. Scheiner. 4. Aufl. Mit 26 Fig. (Bd. 24.) | Entſtehung der Welt und der Erde nach Sage und wiſſenſchaft. Don Prof. Dr. B. Weinſtein. 2. Aufl. (Bd. 223.) Das aſtronomiſche Weltbild im Wandel der Seit. Don Prof. Dr. S. Oppenheim. 2. Aufl. Mit 24 Abb. (Bd. 110.) Probleme der modernen Aſtronomie. Don Prof. Dr. S. Oppen⸗ heim. (Bd. 355.) Aftronomie in ihrer Bedeutung für das praktifche Leben. Don Prof. Dr. A. Marcufe. Mit 26 Abb. (Bd. 378.) Die Sonne. Don Dr. A. Krauſe. Mit zahlr. Abb. (Bd. 357.) Der Mond. Don Prof. Dr. J. Franz. Mit 31 Abb. (Bd. 90.) Die Planeten. Don Prof. Dr. B. Peter. Mit 18 Sig. (Bd. 240.) E 5 Alus Natur und Geiſteswelt Sammlung wiſſenſchaftlich-gemeinverſtändlicher Darſtellungen . N me —. ——..— Das Meer ſeine Erforſchung und ſein Leben Von Prof. Dr. Otto Janſon Dritte Auflage Mit 40 Abbildungen 25 . 1 N DER, Eu AR IL ER 2 SS TIME Druck und Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin 1914 Copyright 1914 by B. G. Teubner in Leipzig. Alle Rechte, einſchließlich des Überſetzungsrechts, vorbehalten. Vorwort zur erſten Auflage. Die letzten Dezennien des vergangenen Jahrhunderts haben die Blicke des deutſchen Volkes mehr denn je aufs Meer hinaus gerichtet geſehen. Der wachſende Wohlſtand unſeres Vaterlandes und ſeine ſich ſtetig mehrenden maritimen Intereſſen haben im Verein mit dem er— freulicherweiſe ſich immer mehr hebenden Gefühl der nationalen Zu— ſammengehörigkeit ihm die Pflichten vor Augen geführt, die das Stamm— land ſeinen in weiter Ferne wohnenden Gliedern gegenüber zu erfüllen hat. Die Aufgabe, deutſchem Beſitz, den Errungenſchaften deutſcher Tat— kraft und Ausdauer eine feſte Stütze zu geben, beginnt gerade in der letzteu Zeit immer mehr als die Pflicht aller aufgefaßt zu werden, und daher rührt auch das Intereſſe, das die Weltmeere mit ihren in ihrer Tiefe ruhenden Geheimniſſen ſich in immer weiteren Volksſchichten zu erobern beginnen. Waren früher die Ozeane das größte Hindernis für das Zuſammenleben der Völker, ſo ſind ſie heute gerade die wichtig— ſten Vermittler für die Verbreitung von Handel und Verkehr, Kultur und Wiſſenſchaft. Die hier gegebenen Schilderungen der wichtigſten Erfolge der mo— dernen Meeresforſchung ſind im allgemeinen aus Vorträgen zuſammen— geſtellt, durch die der Verfaſſer in den letzten Jahren zur Förderung der maritimen Beſtrebungen unſeres Volkes ſein Scherflein beizutra— gen verſucht hat. Der zur Verfügung ſtehende Raum war eng begrenzt, und die Hauptſorge betraf deshalb eine richtige Auswahl des ſchon jetzt äußerſt umfangreichen Stoffes, der nach der Bearbeitung des von der letzten Deutſchen Tiefſee-Expedition (1898/99) mitgebrachten Ma- terials jedenfalls noch bedeutend anwachſen wird. Viele wichtige Punkte konnten daher auch nur mit einer kurzen Andeutung bedacht werden, und aus demſelben Grunde mußten auch die vielen Fragen, deren end— gültige Beantwortung ſpäteren Jahrzehnten vorbehalten ſein wird, ſich mit einem kurzen Hinweis begnügen. Dem Herrn Verleger ſpreche ich für die freundliche Bereitwilligkeit, mit der er dem Bändchen die Beigabe zahlreicher erläuternder Abbil— dungen ermöglicht hat, auch an dieſer Stelle meinen Dank aus. Köln, im Mai 1902. Der Verfaſſer. 1 * a nauigfeiten im Text der erſten Auflagen bin ich den Herren Rezen⸗ | ſenten, die dem Büchlein eine jo warme Empfehlung mit auf den Weg gegeben haben, zu Dank verpflichtet. Vorwort Vorwort zur dritten Auflage. Auch die vorliegende dritte Auflage lehnt ſich eng an die erſte an. Da aber die Ozeanographie und beſonders auch die Lehre von der Verbreitung der Organismen in den Weltmeeren dank einer großen Reihe von wiſſenſchaftlichen Expeditionen gerade in den letzten Jahren eine außerordentliche Förderung erfahren hat, war es nötig, einige Kapitel einer durchgreifenden Umarbeitung zu unterziehen und die neu aufgedeckten Tatſachen, ſoweit ſie in den Rahmen des Bändchens paſſen, zu berückſichtigen und einzufügen. Für den Hinweis auf einige Unge⸗ Köln, im November 1913. Der Verfaſſer. Inhaltsüberſicht Die Geſchichte der moder⸗ nen Nie und ihre Ziele. . Die Verteilung von Waſſer und Land auf der Erde; die Lotwerkzeuge und die Tiefen der Ozeane . Die Oberflächenform des Meeresbodens unb die Ab— lagerungen der Tieflee. A NER ea, FURL SEI SERIE der Ozeane Die horizontalen En ver⸗ Seite | 10 16 34 VI. VII. VIII. IX. X. tikalen Bewegungen im Meerwaſſer. Licht und Druck in 5 Tiefſee, Beſtandteile, Dichte und Farbe des Meerwaſſers RE Netze uud andere Fang werkzeuge Die Pflanzen des Meeres Die Tiere des Meeres Anpaſſungserſcheinungen bei den Meerestieren Schluß. | 1 J. Abſchnitt. Die Geſchichte der modernen Meeresforſchung und ihre Ziele. Es iſt leicht erklärlich, weshalb unter den die Erde bewohnenden Nationen gerade die Küſtenvölker, die ihr Leben lang das ewige Meer vor Augen haben, die es kennen in ſeiner majeſtätiſchen Ruhe und ſeiner alles zerſtörenden Macht, die als Fiſcher oder Seeleute ihm ihren Unterhalt verdanken und in ihm eine nie verſiegende Quelle von Wohl— ſtand und Reichtum ſehen, vor ſeiner Allmacht eine tiefe und heilige Scheu haben. Aber es wohnt in dieſen Völkern, wie in der Menſchheit überhaupt, von jeher neben der tiefen, anbetenden Ehrfurcht vor der Naturgewalt ein unendliches Sehnen nach der Ferne, nach dem Unbe— kannten. Je größer die Gefahr, deſto größer der Reiz. Denn in der Ferne winken mit blendendem Glanz unendliche Werte, die dem Muti— gen zufallen, der es wagt, die Hand danach auszuſtrecken, die ihn tau— ſendfach entſchädigen können für alle Mühſal und Gefahr. Dieſe Selbſt— ſucht, dieſes Suchen nach fernen Schätzen iſt die Triebfeder faſt aller Entdeckungsreiſen geweſen, von den Meerfahrten der kühnen Phönizier bis zu denen unſerer Zeit. Viele Jahrhunderte lang diente das Meer nur als Waſſerſtraße nach fernen Ländern und Geſtaden. Aber dieſelbe Sucht nach Gewinn trieb ſchon früh die Perlenfiſcher an den Küſten des Indiſchen Ozeans auch hinein in die unbekannte Tiefe des Meeres, und die armen Schwammſucher des Mittelmeeres trotzen nur aus dieſem Grunde allen Entbehrungen und Gefahren; derſelbe Egoismus hat auch die erſte Anregung zur heutigen Tiefſeeforſchung mit ihren überraſchenden Erfolgen gegeben. An Anregungen hatte es bereits im Anfange des 19. Jahrhunderts nicht gefehlt; die moderne Meeresforſchung nahm aber erſt um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ihren Anfang. Es war im Jahre 1850. Die noch junge Lehre von der Elektrizität hatte die Erfindung des Telegraphen gezeitigt, der in weiter Ferne wohnende Völker im Augenblick in unmittel— bare Berührung zu bringen imſtande iſt, und in dem genannten Jahre ſollte die erſte unterſeeiſche Verbindung zwiſchen England und Frankreich hergeſtellt werden. Da man das leitende Kabel dem unbekannten Meeres— 2 J. Abſchnitt 2 grunde anvertrauen mußte, war man gezwungen, ihn vorher einer ge— nauen Unterſuchung zu unterwerfen, die manche bis dahin geltende An— ſchauung umwarf und neue und äußerſt bemerkenswerte Tatſachen aus dunkler Nacht ans Tageslicht brachte. Weitere Forſchungen in dieſer Hin— ſicht im Norden des Atlantiſchen Ozeans durch das engliſche Schiff „Cy— clop“ hatten zur Folge, daß am 21. Auguſt 1858 das erſte Wort an der Hand des Drahtes die geheimnisvollen Meerestiefen zwiſchen Irland und Neufundland blitzſchnell durchlaufen und die frohe Nachricht von der glücklich vollzogenen telegraphiſchen Verbindung zweier Erdteile bringen konnte. Zwar ſollte die Freude von nur kurzer Dauer ſein, denn bald darauf ſtellte das Kabel für immer ſeine Tätigkeit ein; die Urſache der Störung konnte nicht mit Beſtimmtheit feſtgeſtellt werden. Erſt ſieben Jahre ſpäter brachte der „Great Eaſtern“ eine zweite Verbindung zwiſchen Europa und Amerika zuſtande. Heute liegen auf dem Boden der Meere Hunderttauſende von Kilometern Kabel. Aber dieſe aus rein praktiſchen Beweggründen ins Werk geſetzten Unternehmungen hatten den dabei Beteiligten und vor allem den Gelehrten doch zur Genüge gezeigt, daß die geheimnisvolle Tiefe der Meere ein ganz an— deres Bild aufweiſe als man bislang gemeint hatte. Fand man doch als man im Jahre 1860 das zerriſſene Kabel zwiſchen Sardinien und Algier aus 3000 m Tiefe heraufholte, daß ſich auf ihm in drei Jahren ganze Kolonien bisher unbekannter Tiere feſtgeſetzt hatten! Den Englän⸗ dern, ſchon damals dem an ſolchen Unternehmungen am meiſten ins tereſſierten Volke, war es dank ihrer Flotte, ihrem Reichtum und ihrem Unternehmungsgeiſt vorbehalten, in den nächſten beiden Jahrzehnten das meiſte zur Erforſchung der Meerestiefen beizutragen. Männer wie Carpenter, Thomſon, Murray und viele andere ſtellten ihre ganze Kraft in den Dienſt der Tiefſeeforſchung, und die Regierung, ſowie die das 200. Jahr ihrer Gründung feiernde „Royal Society“ gaben die nö tigen Mittel in freigebiger Weiſe dazu her. So wurde 1868 der kleine „Lightning“ lediglich für die Tiefſeeforſchung ausgerüſtet; er brachte zum erſten Male den Nachweis, daß in der Tiefe von ungefähr 1200 m noch ein reiches Tierleben vorhanden iſt. Es folgten (1869 — 1870) die Fahrten des „Porcupine“ im Atlantiſchen Ozean und im Mittel: meer, mit Carpenter und Wyville Thomſon an Bord, von denen im Golf von Biscaya die anſehnliche Tiefe von 4453 m gelotet wurde. Zugleich brachten die Reiſen jo überraſchende Beobachtungen hinſicht lich der Wärme-, Druck-, Boden- und biologiſchen Verhältniſſe der Tief jee mit, daß die engliſche Regierung beſchloß, unter Aufwendung außer- ordentlicher Geldmittel — die Koſten der Ausrüſtung und Reiſe be- Die Geſchichte der modernen Meeresforschung und ihre Ziele 3 liefen ſich auf mehr als 4 Millionen Mark — ein Schiff mit allen der Wiſſenſchaft damals zu Gebote ſtehenden Hilfsmitteln für die Er— forſchung der Meere auszuſenden. So wurde die „Challenger-Ex— pedition“ ins Leben gerufen. Das Schiff ſelbſt, das ihr den Namen gegeben hat, war das Ideal eines Naturforſchers. Da gab es alles und von allem das Beſte und Vollkommenſte, das Wiſſenſchaft und Technik der damaligen Zeit den unternehmungsfreudigen Gelehrten mit auf die Reiſe geben konnte. Von dieſen führte der oben genannte Wyville Thomſon die Leitung, dem der Geologe Murray, der Phyſiker und Chemiker Buchanan und die Zoologen Moſeley und v. Willemoés— Suhm zur Seite ſtanden; letzterer erkrankte auf der Fahrt und mußte zehn Monate nach der Ausreiſe nach Seemanns Art auf den Boden des Meeres gebettet werden. Gegen Weihnachten 1872 fuhr der „Chal— lenger“ ab, kreuzte den Atlantiſchen Ozean mehrere Male und dampfte nach kurzem Aufenthalt in Kapſtadt in das Südliche Eismeer und nach Auſtralien. Dann ging's quer durch den Großen Ozean nach der Küſte von Südamerika, von da durch die Magelhaensſtraße und den Atlanti— ſchen Ozean in die Heimat, wo das Naturforſcherſchiff im Mai 1876 nach einer Abweſenheit von drei Jahren und vier Monaten glücklich wieder einlief. Und welche Menge von neuen Tatſachen, welche Fülle von überraſchenden Beobachtungen, wieviel ſeltenes Material in Gläſern und Flaſchen brachte es von dieſer Reiſe mit! Da die Durchforſchung dieſer wertvollen Ausbeute von der Arbeitskraft eines einzelnen For— ſchers geradezu Unmögliches verlangt hätte, wurde der Stoff verteilt, und wir dürfen ſtolz ſein, wenn wir hören, daß ein nicht geringer Teil zur Durcharbeitung in die Hände deutſcher Gelehrter gelegt wurde, die dieſe ehrenvolle Aufgabe mit Liebe und Eifer, mit deutſcher Gründ— lichkeit und Wiſſenſchaftlichkeit auf das vortrefflichſte erledigt haben. Dieſer beiſpielloſe Erfolg feuerte nun auch die anderen Kulturvölker zur Nachahmung an, die Vereinigten Staaten von Nordamerika (1873 bis 1880), die Skandinavier (1876 — 1878), die Italiener (1880) und endlich die Franzoſen (1880 — 1882); alle konnten die Richtigkeit der vom „Challenger“ gemachten Beobachtungen beſtätigen und brachten eine reiche Ausbeute an neuem Material mit. „Aber die Deutſchen,“ ſo höre ich fragen, „wir Deutſchen, wo blie— ben denn wir? Hatten wir denn gar keinen Sinn weder für die ideale Seite dieſer Unterſuchungen, noch für ihren großen praktiſchen Wert?“ Die deutſche Wiſſenſchaft hegte allerdings ſchon lange den Wunſch, ſich an dieſen Forſchungsreiſen zu beteiligen, und an deutſchen Gelehrten, die ſich ihnen begeiſtert gewidmet hätten, fehlte es, wie wir ſahen, auch 4 I. Abſchnitt nicht. Aber unſere Reichsflotte war noch klein, und jedes Schiff leider allzu nötig zu anderen Zwecken. Zwar wurde im Jahre 1874 die Kriegs- korvette „Gazelle“ für die Tiefſeeforſchung zweckentſprechend ausge— rüſtet; ſie bereiſte vom Sommer des genannten Jahres bis zum April 1876 unter der Führung von Kapitän v. Schleinitz den Indiſchen Ozean und ſtellte auf ihrer Fahrt nach den Kerguelen die Tiefenver— hältniſſe der von ihr durchkreuzten Gebiete feſt, wobei zugleich phyſi⸗ kaliſche und zoologiſche Unterſuchungen angeſtellt wurden. Die erſte bedeutendere Fahrt eines deutſchen Schiffes zur Erfor- ſchung des Meeres war aber die ſogenannte „Plankton-Expedi— tion“ (1889). Das Wort „Plankton“ iſt eine Neubildung von Pro⸗ feſſor Henſen, dem wiſſenſchaftlichen Leiter dieſer Unternehmung. Hatte man bei den bisherigen Unterſuchungen das Hauptaugenmerk auf die Verhältniſſe der Tiefſee gerichtet, die phyſikaliſchen und chemiſchen Eigen⸗ ſchaften des Tiefenwaſſers, die Geſtaltung des Meeresbodens und die eigenartigen Bewohner der Meerestiefen kennen zu lernen geſucht, ſo galt bei dieſer Fahrt das Intereſſe in erſter Linie den zahlreichen meiſt kleinen Lebeweſen, die die oberflächlichen Waſſerſchichten bevölkern und ſich dort ſchwebend aufhalten, ein Spiel von Wind und Wellen. Henſen hatte darauf hingewieſen, wie wichtig vom praktiſchen Geſichtspunkte aus eine Kenntnis von dieſen Lebeweſen des Plankton, von feiner Zu⸗ ſammenſetzung nicht nur in qualitativer, ſondern auch in quantitativer Beziehung, von ſeiner Verteilung in den Ozeanen und ſeiner Abhängig- keit von Wind und Wetter für die Hochſeefiſcherei ſei. Bilden doch dieſe Milliarden von winzigen Algen und tieriſchen Organismen für alle anderen Meeresbewohner die einzige Nahrung; von ihr leben die zahlloſen kleineren Geſchöpfe, und dieſe werden wieder von den grö— ßeren verzehrt. Es galt alſo die Menge dieſer Oberflächenfauna und flora feſtzuſtellen und die Geſetze ihrer Abhängigkeit von Wind und Wellen, von Strömungen und Klima zu ergründen. So wurde 1889 auf Anregung Henſens die „Deutſche Plankton-Expedition“ ins Leben gerufen. Mitte Juli ging der „National“ von Kiel aus in See. Wäh⸗ rend der Reiſe wurden im Atlantiſchen Ozean viele gut gelungene Schließnetzzüge ausgeführt. Außer den oben angegebenen Aufgaben wurden auch Unterſuchungen über Windrichtung und⸗ſtärke, über Klima und Paſſate angeſtellt, über Farbe und Salzgehalt des Meerwaſſers und ſeine Wärmeverhältniſſe, über die Meeresſtrömungen und ihre Ab— hängigkeit von Wind und Salzgehalt, alles Dinge, die offenbar für Verteilung und Verbreitung des Planktons von der größten Bedeu— tung ſind. Wie überhaupt auf dem Gebiete der Wiſſenſchaften, ſo ruft Die Geſchichte der modernen Meeresforſchung und ihre Ziele 5 — — — auch auf dem der Meeresforſchung eine einmal angeſchnittene Frage hundert andere ins Leben. Die Anregung wirkte nicht nur auf andere Nationen belebend ein, ſondern auch Führer von Handelsſchiffen erboten ſich, während ihrer Reiſen Meſſungen und Studien in der neuen Rich— tung anzuſtellen, und Private trugen durch Geldſpenden und perſön— liche Unterſuchungen zur Löſung der zahlreichen Rätſel ihr Scherflein bei. Unter dieſen iſt vor allem Fürſt Albert von Monaco zu nennen, der durch glückliche und erfolgreiche Reiſen an der Lichtung des Dun— kels, das früher über die Verhältniſſe der Meerestiefen herrſchte, ſehr tätig gearbeitet hat. Seine erſten Reiſen unternahm er 1885 — 1888 mit ſeiner Segeljacht „Hirondelle“ in Begleitung der Zoologen Jules de Guerne und Richard; ſpäter benutzte er eigens für dieſe Zwecke ausge— rüſtete Segeldampfjachten; zahlreiche Fahrten folgten von Jahr zu Jahr. Dem Fürſten verdankt die Wiſſenſchaft auch die ſogenannte „Batho— metriſche Generalkarte“, auf der alle geloteten Tiefen der Meere ein— getragen ſind. Inzwiſchen ruhten auch andere Nationen nicht; von ihren Fahrten erwähne ich hier nur die öſterreichiſche „Pola“ Expedition zur Unter⸗ ſuchung der nen Verhältniſſe des Mittelmeeres und des Roten Meeres (1890 —1894) und die des däniſchen Kreuzers „In— golf“ (1895-1896) in den nordiſchen Gewäſſern um IJsland und Grönland. Die zahlreichen ungelöſten Rätſel der Meerestiefen, das lebhafte Intereſſe, das deutſche Forſcher dieſem Gegenſtande entgegen— brachten, die wachſenden maritimen Beziehungen unſeres geeinigten Vaterlandes zeigten aber auch dem deutſchen Volke immer mehr, daß es die moraliſche Verpflichtung habe, nun auch ſeinerſeits zur Erforſchung der Meere, für die andere Nationen ſchon ſo beträchtliche Opfer gebracht hatten, Bedeutendes beizutragen. Die Anregung dazu fand in maß— gebenden wiſſenſchaftlichen und regierenden Kreiſen einen fruchtbaren Boden, und dank dem lebhaften Intereſſe unſeres Kaiſers für alle Fort— ſchritte des deutſchen Volkes, beſonders für ſolche auf dem Gebiete der Seeſchiffahrt, und dank der Freigebigkeit des Reichstags — auch das Reichsamt der Marine und das des Innern ſteuerten zu den Koſten bei — konnte ſo im Jahre 1898 die Ausſendung der „Deutſchen Tief— ſee-Expedition“ unter der wiſſenſchaftlichen Leitung des Leipziger Profeſſors Dr. C. Chun erfolgen. Wir wollen ihr auf ihrem Reiſeweg einmal folgen und die dabei erreichten wiſſenſchaftlichen Erfolge in großen Zügen vorführen. Es war am 1. Auguſt 1898, als die „Valdivia“, ein der Hamburg— Amerika⸗Linie gehöriger Dampfer, mit allem wohl ausgerüſtet, was Br I. Abſchnitt nehmern der Expedition den Hamburger Hafen verließ. Die „Valdi— via“ war 107 m lang und hatte eine Waſſerverdrängung von 3000 t. Ihr Vorderraum war für Fiſchereizwecke umgeſtaltet, der hintere Teil für ozeanographiſche Arbeiten beſtimmt. Dabei war alles auf das prak— tiſchſte eingerichtet; am Bord befand ſich eine elektriſche und eine Dampf⸗ maſchine für Lot- und Fangzwecke, und außer den für die Tiefſeefor— ſchung nötigen Apparaten eine genügende Anzahl von Erſatzſtücken. In erſter Linie trachtete man nach der Löſung biologiſcher Fragen. Was bildet die Nahrung der Tiefſeetiere? Findet wirklich eine Wan— derung der Meeresbewohner von Pol zu Pol ſtatt, und, wenn das der Fall iſt, wo und wann geht ſie vor ſich, auf dem Meeresboden oder an der Oberfläche? Dann galt es ferner die eigenartige Tierwelt ken— nen zu lernen, die ſich beim Zuſammentreffen verſchieden warmer Mee— resſtröme, wie z. B. ſüdlich vom Kap der Guten Hoffnung, vorfindet, die eigentümlichen Leucht- und Sinnesorgane und andere Anpaſſungs— erſcheinungen der Tiefſeetiere zu ſtudieren und vieles andere mehr. Kurz, an Arbeit ſollte es nicht fehlen. Zunächſt ging dig Reife von der Elbmündung nach Norden; die erſten Tage wurden dazu benutzt, die Leiſtungsfähigkeit der mitgenommenen Geräte zu erproben und die Be— wohner des Naturforſcherſchiffs mit ihrer Handhabung völlig vertraut zu machen. Dann wurde das Grundnetz zwiſchen Island und Schott— land in das kalte Tiefenwaſſer über dem Thomſonrücken, eine Er— hebung des Meeresbodens, die bis zur Höhe von 500 m unter dem Meeresſpiegel ſteigt und das kalte Polarwaſſer von dem wärmeren des Atlantiſchen Ozeans trennt, verſenkt; es brachte ſchon hier eine große Menge von Tiefſeetieren, vor allem von Schwämmen, ans Tageslicht. Daneben wurde mit dem Plankton- und dem Schließnetz gefiſcht; auch über den Bakteriengehalt des Meerwaſſers in großen Tiefen konnten neue Tatſachen feſtgeſtellt werden. Dann ging die Fahrt nach Süden, an den Azoren vorbei nach Teneriffa und von da nach Weſtafrika und in das Gebiet des Guinea- und Südäquatorialſtromes bis nach Ka— merun. Eine Lotung wenige Meilen ſüdlich vom Aquator ergab eine Tiefe von faſt 5700 m bei einer Bodentemperatur von 1,99 C. Um die Abnahme der Wärme mit zunehmender Waſſertiefe feſtzuſtellen, wurden die Temperaturen des Waſſers in beſtimmten Abſtänden ge- meſſen, daneben chemiſche, ozeanographiſche, biologiſche und bakterio- logiſche Unterſuchungen ausgeführt. Ein beſonderes Intereſſe wurde der Fortſetzung der Henſenſchen Unterſuchungen der Planktonfauna und flora und den Bewohnern der mittleren Waſſerſchichten unterhalb der Die Geſchichte der modernen Meeresforſchung und ihre Ziele 7 Tiefenlinie von 600 m zugewandt. Es ſtellte ſich heraus, daß das Schließnetz manche Tiere wie Fiſche, hochrote Krebstiere, Hohltiere, Seewalzen u. a. an die Oberfläche brachte, die man vordem nur als Bodenbewohner gekannt hatte. Im Kamerungebiet und im weiteren Verlauf der Fahrt entlang der weſtafrikaniſchen Küſte wurden auch einzelne Ausflüge in das Innere des Landes unternommen. In der Großen Fiſchbucht, die bei einer Länge von 20 Seemeilen bis zum äußerſten Ende ſchiffbar iſt, galt das Augenmerk in erſter Linie den Nutzfiſchen, denen der aus Süden kommende kalte Benguelaſtrom eine rieſige Menge von Nährorganismen zuführt. Sie gilt als Hauptlaich— platz für die Fiſche dieſes Teils des Atlantiſchen Ozeans, und die Menge der mit Angeln und Netzen heraufgeholten Tiere war ſo groß, daß ein Boot durch die Unmaſſe der Fiſche faſt zum Sinken gebracht wurde. Auf der Fahrt zwiſchen der Großen Fiſchbai und Kapſtadt geriet das Vertikalnetz in 2000 m Tiefe auf eine bisher unbekannte Bank, von der das niedergelaſſene Schleppnetz eine große Anzahl Tiefſeetiere her: aufholte, die man vorher hauptſächlich als Bewohner der Oberflächen— ſchicht gekannt hatte. In Kapſtadt war der erſte Teil der Reiſe be— endet. Ein Ausflug nach der Bank bei Kap Agulhas brachte eine neue Überraſchung, denn das Scharrnetz förderte zum Erſtaunen der Teil— nehmer von dem felſigen, durchſchnittlich nur 100 m unter dem Meeres— ſpiegel liegenden Grunde eine Anzahl Tiere ans Tageslicht, die eine auffallende Ahnlichkeit mit bekannten nordiſchen Formen hatten. Von Kapſtadt wurde ein Vorſtoß in das antarktiſche Gebiet unternommen, bei dem die vor einem Jahrhundert entdeckte, ſeit 75 Jahren aber nicht wieder beſuchte vulkaniſche und eisbedeckte Bouvet-Inſel wieder auf— gefunden wurde. Die Lotungen, die im weiteren Verlauf der Reiſe ge- macht wurden, zeigten, daß das Antarktiſche Meer durchaus nicht ein ſo ſeichtes Becken iſt, wie man bislang angenomen hatte; Tiefen von 5000 bis 6000 m wurden wiederholt gelotet. Der ſüdlichſte Punkt wurde bei 64° 14° erreicht. Am Weihnachtstage 1898 wurden die Ker— guelen angelaufen, wo die durch keine menſchlichen Bewohner ſcheu ge— machten See-Elefanten und Robben den Nimroden unter der Geſell— ſchaft gute Beute lieferten. Dann ging's über Neu-Amſterdam und die Kokos⸗Inſeln nach Padang an der Südweſtküſte von Sumatra. Jen— ſeits der ihr vorgelagerten Inſeln, die durch ſeichtes Meer getrennt ſind, macht ſich ein bedeutender Steilabfall iu den Indiſchen Ozean bemerk— bar; 52 Seemeilen von der Inſel Nias fand das Lot erſt bei 5 700 m Grund. Von da fuhr die „Valdivia“ nördlich zu den Nikobaren, wo zwei Dredſchzüge zum Teil abſonderliche Formen der Tiefſee- und Flach— 8 I. Abſchnitt ſeefauna heraufbrachten, Fiſche, Krebſe, Seeſpinnen, Seeſterne und See⸗ gurken und vieles andere. Von Ceylon wurde über die Malediven und Chagos⸗Inſeln, die auf einem unterſeeiſchen Rücken, der den weſtlichen Teil des Indiſchen Ozeans begrenzt, liegen, nach den Seychellen ge— dampft, in deren Nähe die für dieſe Meere bisher bekannte tiefſte Stelle von 5071 m gelotet wurde. Nachdem dann unſern oſtafrikaniſchen Landsleuten in Dar es Salaam ein Beſuch abgeſtattet war, wurde die Heimreiſe angetreten, und am 30. April lief die „Valdivia“ glücklich wieder in die Elbe ein, wo ein begeiſterter Jubel die Mitglieder der Deutſchen Tiefſee-Expedition empfing. Die Menge der Lotungen und Meſſungen, die in den Tabellen niedergelegt ſind, das in Gläſern ge- ſammelte Material von Meeresorganismen, das die Fahrt geliefert hat, iſt außerordentlich groß und ſtellt den Teilnehmern und ihrem rajt- loſen Fleiß ein ehrendes Zeugnis aus. Seit der Rückkehr der Deutſchen Tiefſee-Expedition ſind nun eine ganze Reihe neuer Forſchungsreiſen ausgeſandt worden, die unſere Kenntniſſe über viele Verhältniſſe bedeutend erweitert haben. Viele von dieſen Fahrten hatten allerdings in erſter Linie eine Förderung unſerer Anſchauungen über die eisbedeckten Polarländer im Norden im Auge, jo die berühmte Fahrt Nanſens, die Reifen des Prinzen Luigi von Sa⸗ voyen auf der „Stella Polare“, Nathorſts, Sverdrups, Pearys u. a.; ein beſonderes Intereſſe ward beſonders den antarktiſchen Gewäſſern zuteil, wo in den letzten Jahren viele große Expeditionen tätig waren, die „Deutſche Südpolarexpedition“ unter E. von Drygalski auf dem Schiffe „Gauß“, die Schweden auf der „Antarctic“ unter Norden⸗ ſkjöld, die Engländer auf der „Discovery“ unter Scott, die Schotten auf der „Scotia“ unter Bruce, die Expedition des Franzoſen Charcot und die Borchgrevinks u. a. Aber auf allen dieſen Reifen und den ſpäteren Polarunternehmungen bis in die heutige Zeit der Entdeckung des Südpols durch Amundſen (1912), die im einzelnen anzuführen zu viel Raum in Anſpruch nehmen würde, haben auch eingehende Un⸗ terſuchungen der ozeanographiſchen Verhältniſſe der bereiſten Gebiete ſtattgefunden, und jo haben ſich heutzutage unſere Kenntniſſe von dieſen Verhältniſſen außerordentlich vertieft. Dazu ſind nach dem Vorbilde der Deutſchen Zoologiſchen Station in Neapel im Laufe der Zeiten einige Dutzend andere biologiſche Stationen an den verſchiedenſten Küſten gegründet worden, die außerordentlich viel zur Aufklärung bei— getragen haben. Endlich find noch zu erwähnen zahlreiche kleinere Fahr ten, die in erſter Linie praktiſche Geſichtspunkte verfolgten und im Dien- ſte der Hochſeefiſcherei tätig waren, und über Laichſtätten, Wanderung Die Geſchichte der modernen Meeresforſchung und ihre Ziele 9 und Ernährungsverhältniſſe der hauptſächlichen Nutzfiſche Aufklärung geben ſollten. Die einzelnen an der Hochſeefiſcherei intereſſierten Staa— ten ſtellten beſonders gebaute und ausgerüſtete Fahrzeuge in den Dienſt, die ſtändig die einſchlägigen Fragen zu beantworten beſtrebt ſind und Jahr für Jahr die Fiſchgründe bereiſen. Die deutſche Hochſeefiſcherei wird heute auf 219 Fiſchdampfern betrieben; von dieſen ſind faſt die Hälfte (112) in der Weſermündung beheimatet. Geeſtemünde und Bre— merhaven ſind unſere größten deutſchen Hochſeefiſchereiplätze; daneben kommen noch Bremen, Hamburg, Altona und Cuxhaven in Betracht. Im Gegenſatz zur Heringfiſcherei hat ſich die Hochſeefiſcherei ohne we— ſentliche ſtaatliche Unterſtützung entwickelt und iſt in ſehr kurzer Zeit zu beträchtlicher Höhe gelangt. Bis zum Jahre 1884 wurde lediglich auf Segelſchiffen gefiſcht; in dieſem Jahre verließ der erſte deutſche Fiſchdampfer, den der Geeſtemünder Fiſchhändler Buſſe ausgerüſtet hatte, die Weſer. Dieſe Fiſchdampfer, deren Einrichtungen in den letzten Jahr— zehnten immer mehr verbeſſert wurden, ſind kleine, aber feſtgebaute Fahrzeuge von 36 bis 40 m Länge, die eine Beſatzung von 10 bis 12 Mann haben. Sie gehen oft weit nach Norden in die Polarwäſſer, wo die Fiſcherei noch erträglicher iſt als in näheren Gebieten. Gefiſcht wird mit dem Scherbrettnetz, einem trichterförmigen Schleppnetz, das wie ein plattes Rieſenmaul ausſieht, etwa 40 m Länge und eine etwa ebenſo breite Offnung hat; nachdem das Netz mehrere Stunden über den Boden geſchleppt worden iſt, wird es heraufgewunden und die brauchbaren Fiſche ſofort geſchlachtet, ausgenommen und in die Eis— räume gebracht. Der Umſatz im Geeſtemünder Fiſchereihafen betrug im Jahre 1909 nicht weniger als 60 Millionen Pfund Seefiſche. Die Mannigfaltigkeit und Vielſeitigkeit aller ozeanographiſchen Fra— gen verlangte aber immer mehr nach einer ſtreng und einheitlich durch— geführten Methodik. Dieſe wurde neuerdings nach dem Grundſatze der Arbeitsteilung durch internationale Abmachungen geſchaffen und läßt eine reiche Förderung aller Arbeiten erhoffen. Der Gedanke gemein— ſamer Arbeit nach methodiſchen Richtlinien führte auch zur Gründung einer Internationalen Kommiſſion für Meeresforſchung, deren Arbeit ſich in erſter Linie auf die nordiſchen Meeresteile erſtreckt. II. Abſchnitt. Die Perteilung von Waller und Land auf der Erde; die Lotwerkzeuge und die Tiefen der Pzeane. Ein Blick auf eine Erdkarte zeigt uns, daß die Fläche des Meeres die des Landes bei weitem übertrifft. Heute wiſſen wir, daß rund / 9 II. Abſchnitt unſerer Erdoberfläche unter den Fluten des Meeres begraben ſind und nur ¼ von feſtem Lande gebildet werden (Abb. 1). Die Feſtſtellung genauer Zahlen begegnet natürlich großen Schwierigkeiten; gewöhnlich nimmt man die Tiefenlinie von 200 meals die Grenze zwiſchen Meer und Feſtland an. Karſtens hat für die einzelnen Ozeane folgende Zah— len ermittelt: Großer Ozean. 161137000 qkm Oberfläche Atlantiſcher Ozean. 79776000 „ 5 Indiſcher Ozean 1726586000 1 Nördliches Eismeer . 12563000 „ 1. Südliches Eismeer. . 15630 000 Zuſammen 341642000 en Öberfläche. Da 1 die Oberfläche der Binnenmeere mit 30748000 qkm berechnet hat, jo ergibt ſich eine Geſamtfläche von 372390000 qkm Waſſerbedeckung, der rund 135500000 qkm feſten Landes gegenüber⸗ ſtehen, alſo weniger als der dritte Teil. Nach Wagner und Krümmel beträgt das Verhältnis der waſſerbedeckten Fläche zu der des trockenen Landes 2,54: 1. Ebenſo falſch waren früher die Anſichten über die Tiefe der Weltmeere, die man einfach für unergründlich hielt. Dieſe irrige Anſicht hatte ſich gebildet auf Grund falſcher, mit unvollkom— menen Apparaten ausgeführter Lotungen; bevor wir über die Tiefe der Meere ſprechen, müſſen wir deshalb kurz auf die zu ihrer Aus— meſſung nötigen Werkzeuge eingehen. Die Tiefe eines Gewäſſers zu meſſen, ſollte man meinen, iſt doch eine ſehr einfache Aufgabe. Man braucht ja nur ein Seil mit einem Ge⸗ wicht ſo tief hinabzulaſſen, bis es auf den Grund ſtößt. Mit dieſem ein⸗ fachen Apparat, einem höchſtens 360 m langen und mit einem zwölf— pfündigen Gewicht beſchwerten Handlot, deſſen Hanfſeil ungefähr die Dicke eines Daumens hatte, wurden von alters her die Tiefenmeſſungen beſonders in den Küſtengewäſſern ausgeführt; aber ſie lieferten alle mehr oder weniger falſche Ergebniſſe, da das Gewicht bei etwa vorhandenen Strömungen nicht ausreichte. Was für Fehler auch bei Anwendung längerer Lotleinen bei früheren Meſſungen vorkamen, geht daraus her— vor, daß der engliſche Seefahrer Denham bei Triſtan du Cunha eine Tiefe von 14092 m gefunden zu haben glaubte; er beging dabei einen Fehler von rund 9000 m! Der Grund lag eben darin, daß man bei der zunehmenden Tiefe nicht mehr das Aufſtoßen des Gewichtes bemerken konnte oder aber nicht mit den unterſeeiſchen Strömungen gerechnet hatte, die ſtark genug ſind, das Gewicht zur Seite zu drücken und das Lot ins Treiben zu bringen. Leiſtet deshalb ein ſolches Handlot noch heute wohl Die Verteilung von Waſſer und Land auf der Erde uſw. 11 dem Seefahrer, dem es die gefahrbringenden Untiefen anzeigt, gute Dienſte, ſo iſt es für die Meſſung großer Tiefen nicht zu gebrauchen. Es galt zunächſt, die Gewichte zu vergrößern und dadurch das Abtreiben zu verhindern; der Umſtand ferner, daß | es bei Meſſungen größerer Tiefen, wie oben geſagt wurde, nicht immer leicht iſt, an Bord das Aufſtoßen des Gewichtes auf den Grund des Meeres V, oe ſicher wahrzunehmen, führte Brooke (/ MM (1854) zur Erfindung des noch heute ff 0 m MON mit einigen Abänderungen benutzten An | \ 7 Tiefſeelotes. Das Lot Brookes be- KIA ſtand im Prinzip aus einer ſchweren ö Eiſenkugel, die durchbohrt iſt und auf einer hohlen Stange gleitet. Die Ku— gel iſt an dieſer ſo befeſtigt, daß beim Aufftoßen der Röhre auf den Grund agen Dis we Slender be durch einen Hebelmechanismus die Schnur, durch die die Kugel gehalten wird, ſich löſt, ſo daß letztere abfällt und die dadurch bewirkte Entlaſtung an Bord deutlich zu fühlen iſt. Zus gleich hat ein ſelbſtſchließendes Ventil eine Probe des Meeresgrundes aufgenommen. Die im Laufe der Jahre an dieſem Tiefſeelot vorge— nommenen Verbeſſerungen beſtehen in erſter Linie darin, daß ſeit A. Agaſſiz an die Stelle der Hanfleine der feſtere und leichtere, durch Billigkeit und Handlichkeit ausgezeichnete Stahldraht trat, der heute von einer Trommel mit Zählvorrichtung abgewickelt wird, und daß heute je nach der zu erwartenden Tiefe mehrere ringförmige Gewichte auf die Röhre geſchoben werden (Baillies Tiefſeelot, 1868, Abb. 2). Auf je 1800 m Tiefe rechnet man je einen ſolchen Eiſenring von un— gefähr einem Zentner Gewicht. Das Aufſtoßen der Gewichte zeigt ein Dynamometer mit Federzug an, oder, bei größeren Tiefen, eine Ein— richtung, die im Augenblick, wo der Zug aufhört, automatiſch die Lot— maſchine zum Stillſtehen bringt. Da ferner plötzliche Schwankungen und Rucke leicht ein Zerreißen des Drahtes herbeiführen, läßt man letzteren an Bord über eine Rolle gleiten, die an einem Syſtem von federnden Spiralen (Akkumulator) aufgehängt iſt (Sigsbees Lotma— ſchine). Trotzdem kommen Verluſte häufig vor. Als man auf der „Deut— ſchen Tiefſee-Expedition“ mit einem neuen Apparate eine Lotung zwi— ſchen Ceylon und den Malediven ausführte und bei 4454 m Tiefe Grund fand, riß beim Hinaufwinden der neue Stahldraht, ſo daß 12 II. Abſchnitt 3200 m ſamt Thermometern, Lotröhre und den Waſſerſchöpfapparaten verloren gingen. Mehrere andere Lotapparate ſind erfunden und mit gutem Erfolg benutzt worden, deren Beſchreibung hier zu viel Raum in Anſpruch nehmen würde. Ein Lotwerkzeug beſonderer Art erſann Thomſon, der Leiter der Challenger-Expedition. Eine durch eine Meſ⸗ ſinghülſe gegen das Zerdrücktwerden geſchützte und nur unten offene Glasröhre wird in das Waſſer hinabgelaſſen; je tiefer ſie ſinkt, deſto mehr wird die Luft in ihr durch den Waſſerdruck zuſammenge— Abb. 2. preßt werden, und deſto höher wird in ihr Tieſſeeloet. das Waſſer ſteigen. Die Veränderung, die Walther) ein in der Röhre angebrachter Belag von Silberchromat durch das Seewaſſer erlitten hat, läßt erkennen, wie weit dieſes in ihr ge- ſtiegen iſt, und geſtattet ſo einen Rückſchluß auf die von dem Apparate erreichte Tiefe. Es hat ſich aber gezeigt, daß die hiermit (auch nach der Verbeſſerung des Apparates durch Rung) erzielten Reſultate nur bei geringes ren Tiefen von genügender Genauigkeit find, ſo daß die meiſten Lotungen heute mit dem durch eine Reihe von komplizierten Einrich- tungen verbeſſerten Brookeſchen Apparate ausgeführt werden. Das Loten ſelbſt iſt keine leichte Arbeit. Iſt das Lot ins Waſſer geſenkt, ſo geht es anfangs mit großer Geſchwindigkeit hinab, die aber infolge der Reibung, ein wenig auch infolge der zunehmenden Dichte des Meerwaſſers, bald nachläßt. Die erſten 3000 m werden etwa in 50 Minuten durchlaufen. So⸗ bald der Grund erreicht iſt, windet die Dampfmaſchine den Draht wieder auf die Trommel, eine Arbeit, die oft Stunden in Anſpruch nimmt. Es hat ſich nun die auffallende Tatſache herausgeſtellt, daß die Stel- len größter Meerestiefe in den Ozeanen nicht, wie man doch anneh- men ſollte, ungefähr in der Mitte zu finden ſind, ſondern in der Nähe des Feſtlandes oder ihm benachbarter Inſeln, dort, wo oft ſchon das Vorkommen von Vulkanen oder hart an die Küſte herantretenden Ge⸗ birgszügen auf alte Bruchſtellen ſchließen läßt, an denen ein Teil der feſten Erdkruſte in die Tiefe ſank und dann vom Meere bedeckt wurde. Im Großen Ozean galt bis vor kurzem als die abſolut größte Tiefe die von 8513 m, die im Jahre 1874 das amerikaniſche Schiff „Tuscarora“ | Die Verteilung von Waſſer und Land auf der Erde uſw. 13 noch nicht 200 km öſtlich von den Kurilen fand, als es zur Legung eines Kabels den Meeresboden zwiſchen Japan und Kalifornien unter— ſuchte. Im Jahre 1893 lotete aber das engliſche Kriegsſchiff „Pinguin“ in der Südſee zwiſchen den Geſellſchafts- und Kermandek⸗Inſeln bereits drei Tiefen über 9000 m (9184, 9413, 9427 m), Senkungen, die als tiefe Gräben aufzufaſſen ſind, da zwiſchen ihnen und in ihrer Nähe viel geringere Tiefen gefunden wurden, und 1899 ſtellte das amerikaniſche Kriegsſchiff „Nero“ im Karolinengraben ſüdöſtlich von Guam 9636 m feſt. Dieſe Tiefe galt bis vor kurzem als die abſolut größte, iſt heute aber überholt durch die Lotungen eines deutſchen Vermeſſungsſchiffes. Als ſolche waren nach dem amtlichen Bericht der Deutſchen Seewarte ſeit 1906 der „Planet“ und ſeit 1911 auch die „Möwe“ tätig. Der „Planet“ lotete auf der Reiſe von Cebu nach Termate (auf der Moluk— keninſel Dſchilolo) in 9° 56 nördl. Br. und 126° 50“ öſtl. L. die abſolut größte Tiefe von 9788 m, und noch zweimal wurden zwiſchen 5° und 6° nördl. Br. Tiefen von mehr als 9000 m feſtgeſtellt. Würde man den höchſten Berg der Erde, den Gauriſankar im Himalayagebirge (8840 m), an der tiefſten dieſer drei Stellen verſenken, ſo würde man ſeine Spitze immer noch faſt 1400 m unter dem Meeresſpiegel liegen. Betrachten wir die tiefſten Senkungen in den einzelnen Weltmeeren, ſo geht aus den Meſſungen der Baldivia-Erpedition hervor, daß das Antarktiſche Meer durchaus nicht ſo flach iſt wie man bisher annehmen mußte; von 17 Lotungen zwiſchen der Bouvet-Inſel und Enderby-Land gaben elf Tie— fen von 5000 bis 6000 m, fünf ſolche von 4000 bis 5000 an, während nahe der erſtgenannten Inſel 3080 m feſtgeſtellt wurden. Auch für das Nördliche Eismeer ergaben Nanſens Lotungen überall Tiefen von 3000 und 4000 m; nur in der Nähe von Spitzbergen wurden flachere Stellen angetroffen. Die größte Tiefe im Atlantiſchen Ozean wurde mit 8341 m feſtgeſtellt; ſie liegt nördlich von den Antillen, 70 Meilen von Portoriko entfernt. Der Indiſche Ozean hat ſeine größte bis jetzt bekannte Tiefe von 6205 m im Süden von Lombok, der Große Ozean weiſt die über- haupt tiefſte Senkung von 9788 m auf, die bereits erwähnt wurde. Alle dieſe tiefſten Stellen finden ſich in Senkungen, über deren Ausdehnung wir noch nicht genügend unterrichtet ſind. Supan nennt ſie Gräben; wir werden ſie bei der Schilderung des Bodenreliefs der Ozeane noch genauer zu betrachten haben. Die mittlere Tiefe aller Ozeane beträgt nach Murray 4500 m, nach Karſtens 3900 m, nach Krümmel 3440 mz ſie verteilt ſich, wenn wir von den noch nicht genügend bearbeiteten Lo— tungen der Polarländer abſehen, auf die der drei großen Weltmeere nach Krümmels und Karſtens Berechnungen wie folgt: ANuc 30: Janſon, Das Meer. 3. Aufl. 2 De Ei. U . Abschnitt Mittlere Tiefe nach Krümmel: Karſtens: Indiſcher Ozean: 3890 m 4083 m Atlantiſcher Ozean: 3680 „ 3763 „ Großer Ozean: 3340. „ 38 Die Schwierigkeiten ſolcher Zahlenangaben liegen klar auf der Hand; ebenſo leicht iſt zu verſtehen, daß die Ergebniſſe der verſchiedenen Be— rechnungen zum Teil weit auseinandergehen, da unſere Kenntniſſe von dieſen Tiefenverhältniſſen teilweiſe noch ſehr lückenhaft ſind. Die Rand- und Binnenmeere verhalten ſich hinſichtlich der Tiefe ſehr verſchieden. Die Nordſee iſt außerordentlich flach; ihre mittlere Tiefe beträgt noch nicht 90 m. Würde man ſich ihre Ausdehnung durch einen Bogen gewöhnlichen Schreibpapiers darſtellen, ſo würde die Dicke dieſes Bogens im Vergleich zu ſeiner Fläche immer noch bedeutend zu groß ſein. Noch flacher iſt die Oſtſee, deren mittlere Tiefe ungefähr 66m beträgt. Sie erſcheint als ein nur oberflächlich unter Waſſer geſetztes Stück Binnenland, mehr als ein Binnenſee. Dagegen zeigt das Mittel- | meer, das mehrere Einſturzbecken darſtellt, deren Landmaſſen in die Tiefe geſunken ſind, während ihre Ränder ſtehenblieben und deshalb heute ſteil zum Grunde abfallen, 4400 m; das Karaibiſche Meer weiſt bis zu 6300 m Tiefe auf, und in den Auſtral-Aſiatiſchen Binnenmeeren ſind ſolche über 7000 m gemeſſen worden. Die mittlere Tiefe aller Binnenmeere hat Karſtens auf 1060 m berechnet. Alle dieſe Zahlen ſind durch ihre Größe leicht imſtande, uns einen ganz falſchen Begriff von der Waſſerbedeckung der Erde im Vergleich mit ihrem Rauminhalt zu geben. Wenn man ſich einen Globus von einem Durchmeſſer, der der Größe eines erwachſenen Mannes gleichkäme, herſtellen und darauf die Erhebungen und Senkungen der Erdoberfläche etwa aus Ton mo— dellieren würde, ſo würde darauf, wie Walther ausführt, die tiefſte Stelle der Meere nur einen Eindruck von weniger mehr als mm machen, der höchſte Berg aber mit ſeiner Spitze eine noch etwas geringfügigere Er- hebung darſtellen. Wenn man ſich ferner auf dem Meeresgrunde alle Unebenheiten ausgeglichen und ebenſo auf dem feſten Lande alle Ge- birge abgetragen und die Täler damit ausgefüllt denken würde, ſo würde die Waſſerbedeckung auf unſerem Globus eine Schicht von /% mm bil- den, über die ſich das Land mit nur ½/ mm erhöbe. Es iſt durchaus nötig, daß man ſich dieſe Verhältniſſe recht klarmache, denn nur dann kann man verſtehen, wie geringfügige Einwirkungen — vergleichsweiſe — nötig find, um eine vollſtändig andere Verteilung von Land und Waſſer auf unſerer Erde herbeizuführen. Derartige Veränderungen ſind nun auch, ſolange unſere Erde als abgekühlter Himmelskörper exiſtiert, außer- Die Verteilung von Waſſer und Land auf der Erde uſw. 15 ordentlich häufig und zu allen Zeiten vorgekommen und finden noch heute ſtatt. Die geologiſche Erforſchung der Erdrinde zeigt uns, wie das Meer überall vor Urzeiten hier einen gewaltigen Einbruch unternommen und die Zeichen ſeiner Überflutung zurückgelaſſen hat, während dort durch ſeinen Abzug feſtes Land entſtand, wo ehedem ein Tummel— platz von Milliarden von Meeresbewohnern war. Terraſſenbildungen und Strandlinien beſonders an den Küſten höherer Breiten zeigen uns, daß ſich dort das Land gehoben hat und heute wohl noch in Hebung begriffen iſt. In den Aquatorialgegenden ſcheint dagegen das Land eine Neigung zur Senkung zu zeigen; man kennt dort zahlreiche Flüſſe, deren Betten ſich von der Mündung aus noch weit ins Meer hinaus verfolgen laſſen und ehemals durch trockenes Land floſſen, wie das des Indus, Ganges und Kongo. Durch dieſe ſäkularen Schwankungen ändert ſich natürlich nicht nur das Verhältnis der Verteilung von Waſſer und Land, ſondern auch die Tiefen des Meeres erfahren Veränderungen. Aber auch heute, wo wir das Meer nur als ſolches betrachten, wie es uns kurzſichtigen Menſchen erſcheint, findet vor unſeren Augen eine derartige Veränderung der Waſſerbedeckung ſtatt. Überall nagt die Brandungswelle an dem Rande der Feſtlandſockel, ſie reißt und bröckelt im Laufe der Zeiten ungezählte Laſten von Geſtein ab, die zu Geröll und Sand zermahlen und von den Strömungen oft weit fortgetragen werden; Vulkane werfen ihre Auswurfsmaſſen ins Meer, die Flüſſe führen ihre im Lande geſammelten Sinkſtoffe ihm in großen Mengen zu und erhöhen ſeinen Boden, und an ſeiner Aufſchüttung beteiligen ſich Heere von Milliarden kleiner Meeresorganismen, deren winzige Kalk— oder Kieſelſkelette nach dem Abſterben zu Boden ſinken und den Meeres— grund weit bedecken. Doch ſelbſt wenn man dieſe raſtlos wirkenden Kräfte ganz außer acht laſſen wollte, würden ſich noch Schwierigkeiten genug finden, wenn es jemand unternehmen wollte, die Waſſermaſſen der Meere genau feſtzuſtellen. Man ſollte doch denken, daß das Waſſer über der ganzen Erdkugel ſo verteilt wäre, daß jeder Punkt der Meeresoberfläche gleich weit vom Erdmittelpunkt entfernt iſt. Wenn wir aber ein Glas Waſſer auf den Tiſch ſetzen, jo ſehen wir, daß die Oberfläche der Flüſſig— keit nicht eben iſt, ſondern am Rande in die Höhe ſteigt. Ahnlich iſt es auch auf den Weltmeeren. Unſer Sprachgebrauch ſagt, daß der Schiffer „auf das Meer hinauf“ fährt; in Wirklichkeit aber fährt er „hinab“, denn beſonders dort, wo hohe Randgebirge an die Küſte herantreten, üben dieſe und das hinter ihnen liegende Land eine Anziehung auf das Waſſer derart aus, daß deſſen Oberfläche am Strande weiter vom Erd— mittelpunkt entfernt iſt als auf hoher See. Folgende Skizze (Abb. 3) er- 2 * FFV III. Abſchnitt 3 läutert dieſe Verhältniſſe, die natürlich ſtark übertrieben dargeſtellt wer⸗ den mußten. Immerhin können dieſe durch die ſogenannte Kontinentalwelle entſtehenden Niveauunterſchiede recht beträchtlich ſein, dürften aber 200 m nie überſteigen; frühere höhere Angaben beruhen auf ungenauen Be⸗ Abb. 3. Anziehung des Meerwaſſers durch die Feſtlandmaſſen. dern innere Hohlräume beſitzen, diedie Anziehungs⸗ kraft vermin⸗ dern. Auch die Gezeiten, Ebbe und Flut, wirken auf die Geſtaltung der Meeresfläche ein. Wir werden noch ſpäter Gelegen— heit haben, auf dieſen Punkt näher einzugehen. Von Einfluß auf das Meeresniveau iſt auch das Vorherrſchen von beſtimmten Windrichtungen, die das Waſſer vor ſich aufſtauen. Darauf iſt auch wohl der Umſtand zus rückzuführen, daß der Spiegel der Oſtſee bei Memel zirka ½ m höher ſteht als an der Küſte von Jütland. Starke Verdunſtung hat in faſt abgeſchloſ⸗ jenen Meeresteilen, z. B. im Roten Meere, eine Senkung des Waſſer⸗ ſpiegels zur Folge, zumal wenn größere Flüſſe fehlen oder die Verbin- dung mit dem offenen Ozean ſo ſchmal iſt, daß der Ausgleich nur langſam ſich vollziehen kann; ſtarke Niederſchlagsmengen erhöhen umgekehrt den Waſſerſtand ſolcher Meeresteile. Auch unterſeeiſche Waſſerausbrüche und Quellen vermögen, wie J. Fiſcher in ſeiner Arbeit über die Wechſel- wirkung von Meer und Binnengewäſſern nachgewieſen hat, gelegentlich den Waſſerſtand der Binnenmeere zu verändern. Von ſehr geringem Einfluß iſt endlich auch der auf dem Waſſer laſtende Luftdruck; man hat berechnet, daß theoretisch dem Steigen des Barometers um 1 mm | eine Erniedrigung des Meeresſpiegels um 13,6 mm entſpricht. III. Abſchnitt. Die Pberflächenform des Meeresbodens und die Ablagerungen der Tiefſee. Den zahlreichen Lotungen, die in den letzten Jahrzehnten ausgeführt ö | worden find, verdanken wir es, daß wir uns heute ein einigermaßen Das Relief des Meeresbodens und die Ablagerungen der Tiefjee 17 richtiges Bild von der Geſtaltung des Meeresbodens machen können. Den Grund zu dieſer Erforſchung des Bodenreliefs legte vor ungefähr 60 Jahren der amerikaniſche Ozeanograph M. F. Maury, der veranlaßte, daß die von den Schiffern geführten Logbücher an die Seewarten ab— geliefert wurden, wo das auf zahlreichen Seefahrten geſammelte Mate— rial wiſſenſchaftlich verarbeitet werden ſollte. Seit dieſer Zeit wiſſen wir, daß die ungeheuren Meeresbecken nicht einfache Mulden ſind, ſon— dern daß die zahlreichen Furchen und Rillen, die ſich bei den Schrump— fungsvorgang der erkaltenden Erde bildeten und unſere heutigen Ge— birge entſtehen ließen, ſich, wie zu erwarten war, auch auf dem Meeres— boden wiederfinden. Im allgemeinen bietet die Fläche der Meeresgründe ein Bild großer Einförmigkeit. Die ungeheure Länge der Zeit hat mit den ununterbrochen ſich abſetzenden Sinkſtoffen viele ſchroffe Über— gänge wie mit einem Leichentuch überdeckt. Dazu kommt ferner, daß auf dem Meeresboden faſt alle die Kräfte fehlen, die unſere Feſtlandsmaſſen in jeder Minute und Sekunde verändern. An ihnen nagen Hitze und Froſt; Regen, Schnee und Hagel bröckeln und löſen beſtändig kleine Teil— chen von der feſten Erdrinde ab, Lawinen, Gletſcher, Flüſſe und Bäche vollenden das Zerſtörungswerk, führen hier die Trümmer fort und tragen ſie dort an. Beſteht ſo auf dem Feſtlande das Beſtreben, das Beſtehende zu vernichten, ſo auf dem Meeresboden das des Aufbauens, des Auf— und Ausfüllens. Im tiefſten Schoße der See iſt ewige Ruhe. Die Wellen des wütendſten Sturmes, die ein ſtolzes Schiff mit Leichtigkeit zertrüm— mern können, verlieren ſchon in geringer Tiefe ihren Einfluß. Große Niveauunterſchiede finden wir alſo auf dem Meeresboden vor allem nahe den Küſten oder dort, wo vulkaniſche Erhebungen ſtattgefunden oder die Korallen ihre Bauten errichtet haben; ſonſt aber herrſcht dort im allge— meinen eine ermüdende Gleichförmigkeit in der Bodengeſtaltung. Aber das gilt doch nur ganz im allgemeinen. So viele Tiefenlotungen bislang auch ſchon ausgeführt ſind, ſo ſind es doch nur herzlich wenige in Anbe— tracht des großen Raumes, auf den ſie verteilt ſind. Wie vermöchten wir vergleichsweiſe durch einige wenige Lotungen aus dem Luftballon ein Bild von der Oberflächengeſtaltung der Schweiz gewinnen? Je mehr die Lotungen ſich häufen, deſto mehr Überraſchungen bieten ſich und zeigen, daß auch mitten in den Weltenmeeren, vor allem längs der alten, heute von der See bedeckten Urgebirge, Steilränder und ſcheinbar un— vermittelte tiefe Senkungen vorhanden ſind So befinden ſich im Golf von Aden zwiſchen Höhen des Seebodens von nur 800 —900 m Meeres- tiefe plötzlich Senkungen von 4800 — 5000 m Tiefe. Von allen Meeresbecken kennen wir das des Atlantiſchen Ozeans, 18 UI. Abschnitt der am meisten als Seeweg dient und die größte Anzahl von Kabel— leitungen in ſeinen Tiefen beherbergt, naturgemäß am beſten. Noch immer iſt das Problem der Atlantis, nach dem der Boden dieſes Welt— meeres einen verſunkenen Erdteil darſtelle, ungelöſt. Ein mächtiger Höhenrücken von der Geſtalt eines lateiniſchen 8 durchzieht dieſen Ozean in feiner ganzen Länge von Norden nach Süden; er gibt in ſeinem Ver⸗ laufe alſo ungefähr die Richtung der beiden Küſten der Alten und der Neuen Welt wieder. Nur wenige Stellen dieſer atlantiſchen Schwelle ragen aus dem Waſſer empor, das ſind die Inſeln des Azorenplateaus, die Felſen von St. Paul, Aſzenſion und Triſtan da Cunha. Man hat dieſer atlantiſchen Bodenſchwelle verſchiedene Namen gegeben; es ſcheint aber, daß ſie eine einheitliche Erhebung mit einer mittleren Tiefe von weniger als 3000 m iſt, die an der St. Paulsklippe am ſchmalſten tft und ſich nach Norden und Süden zu einem breiten Rücken entwickelt. Durch dieſe Schwelle wird der Grund unſeres Ozeans in eine oſtatlan— tiſche und eine weſtatlantiſche Rinne geteilt, von denen die letztere die tiefere iſt; im nordamerikaniſchen Becken haben wir in der Virginentiefe eine Senkung von 8340 m, im braſilianiſchen Becken eine ſolche von über 6000 m. In erſterem find teilweiſe große Gegenſätze in der Tiefe vor- handen; jo bilden die Kleinen Antillen die höchſten Spitzen eines unterſee— iſchen Gebirgszuges, der durchſchnittlich 500— 1000 m tief liegt, an der Innenſeite 2000 — 4000 m abfällt, an der Außenſeite ſich aber gar zu Tiefen von 6000 — 8000 m ſenkt. Auch in der oſtatlantiſchen Mulde können wir zwei flache Becken unterſcheiden, das nordafrikaniſche mit 6300 m Tiefe weſtlich von Ferro und das weſtafrikaniſche. Bemerkens⸗ wert iſt, daß von der atlantiſchen Schwelle im Süden zwei Ausläufer ausgehen, der eine, der ſich nach Afrika hinzieht, iſt der Walfiſchrücken, der andere auf Braſilien hinweiſende der Rio-Grande-Rücken. Sie ſpielen, beſonders der erſtere, im ſüdatlantiſchen Ozean eine wichtige Rolle, und wir werden ſie bei Betrachtung der Wärmeverhältniſſe und der Ver— breitung der Tierwelt noch erwähnen müſſen. Weniger bekannt iſt das Bodenrelief des Großen Ozeans. Seine Küſten unterſcheiden ſich in einer Beziehung weſentlich von denen des Atlantiſchen Ozeans; ſie ſind nämlich umſäumt von einer Reihe tieferer Randbecken und einem dichten Kranze noch tätiger und erloſchener Vul— kane, die, wenn wir auf Neuſeeland beginnen, ſich über die Neuen He⸗ briden, die Salomon-Inſeln und über die girlandenartig der ganzen Weſtküſte Aſiens als Inſeln vorgelagerten Feſtlandsreſte erſtrecken, im Norden ſich über die Aleuten fortſetzen und auf der Weſtküſte von Mittel- und Südamerika ihre größte Häufung erhalten. Da die vulkaniſche | Das Relief des Meeresbodens und die Ablagerungen der Tiefſee 19 Tätigkeit ſich faſt nur dort zu großer Mächtigkeit entfaltet hat, wo Bruch— ſtellen in unſerer feſten Erdrinde eine Verbindung zwiſchen Oberfläche und Erdinnerem ermöglichten, ſo könnte man das Becken des Großen Ozeans im allgemeinen als eine ungeheure Feſtlandsſcholle auffaſſen, die abgeſunken und dann vom Meere bedeckt worden iſt. Die Übergänge in dieſes Becken vom Feſtlande her ſind zum Teil ſehr ſchroff; den be— deutendſten Steilabfall finden wir längs den Kurilen und den nördlichen japaniſchen Inſeln, wo der Boden im japaniſchen Graben ſehr raſch eine Tiefe von 8500 m und mehr erhält, ferner im Aleutengraben (7383 m), ſowie an der Küſte von Mittel- und Südamerika, hier be— ſonders im ſüdlichen Teile, wo im Atacamagraben (7635 m) an der peruaniſch-chileniſchen Küſte ein plötzlicher Übergang zu 7000 m Tiefe und mehr ſtattfindet. Ganz beſonders reich geſtaltet iſt der Boden des Großen Ozeans in den dem auſtraliſchen Feſtlande vorgelagerten Ge— bieten im Südweſten, wo die zahlreichen Inſeln des Auſtralmeeres ſchon im voraus eine reiche Gliederung des Bodens erraten laſſen. Hier liegt der aus vier Becken ſich zuſammenſetzende Tonga- und Kermandek— graben mit der ſchon erwähnten Tiefe von 9427 m, zwiſchen den Ma— rianen und den Karolinen der Karolinengraben mit der ebenfalls be— reits genannten Tiefe von 9636 m nahe der Inſel Guam. Eine ziemliche Gleichförmigkeit hinſichtlich des Bodenreliefs herrſcht, ſoviel wir bis jetzt wiſſen, auch auf dem Grunde des Indiſchen Ozeans. Auch er tritt uns als ein großes Plateau entgegen, von dem durch die von Madagaskar nach Vorderindien ſtreichenden Inſelgruppen der Mas— carenenſchwelle und des Chagosrückens ein kleinerer Teil abgetrennt wird. Die größten Senkungen finden ſich im Süden, wo, wie die Deutſche Tiefſee⸗Expedition nachwies, Depreſſionen über 5500 m vorkommen, die größte Tiefe aber im Norden, am Steilabfall des javaniſchen In— ſelzuges, ſüdlich von Lombok (6205 m). Abgeſehen von den großen Randinſeln beherbergt der Indiſche Ozean in ſeinem nördlichen Teile zahlreiche kleine Koralleninſeln und einige vulkaniſchen Urſprungs (Ami— ranten und Seychellen). Über das Bodenrelief der beiden Polarmeere iſt außer dem bereits Geſagten bis jetzt noch nichts Sicheres bekannt. Wir erwähnten ſchon vorhin die Tatſache, daß an einigen Küſten— ſtrichen der Übergang zwischen Feſtland und Meeresboden ein ſehr ſteiler iſt. Es kommt oft vor, daß die 1000 m-Linie der 200 m-Linie näher liegt als dieſe der Küſte. Das iſt aber nicht die Regel, denn meiſtens iſt den Kontinenten und den Inſeln ein flacher Meeresboden vorge— lagert, und erſt dann geht dieſer ſchnell zu größeren Tiefen über. Man rechnet dieſen Saum bis zu der Linie, die alle Punkte von annähernd 20 III. Abſchnitt 200 m Tiefe verbindet, und nennt ihn deshalb die 200 m-Stufe. Stel⸗ lenweiſe reicht er aber nur bis zur Tiefe von 80 m, während man ihn andererſeits manchmal bis zur Tiefenlinie von 800 m verfolgen kann. Dieſe auch wohl Kontinentalplateau oder Feſtlandſockel genannte flache unterſeeiſche Fortſetzung der Feſtländer iſt eine ſehr auffallende Erſcheinung. Wie ein Blick auf die Karte der Meerestiefen zeigt, iſt ſie von ſehr verſchiedener Breite. Wo große Flüſſe in Meere münden, die von Strömungen wenig heimgeſucht werden, wo alſo die aus dem Lande mitgeführten Sinkſtoffe ungehindert zu Boden fallen können, kann die unterſeeiſche Feſtlandſtufe eine bedeutende Erhöhung und Fort- ſetzung erhalten. Das iſt z. B. der Fall bei dem Hoangho, deſſen gelbe Schwemmſtoffe von Löß dem Meeresteil, in dem ſie abgelagert wer— den, bekanntlich die Bezeichnung des Gelben Meeres eingetragen haben. Auch der Amazonenſtrom führt ungeheure Maſſen von Schwemmſtoffen dem Meere zu, wie man ausgerechnet hat, in jeder Stunde 80000 ebm. Wo in der Nähe der Flußmündungen Strömungen vorhanden ſind, da führen dieſe die Sinkſtoffe mit ſich und laſſen ſie zu Boden fallen, ſobald durch irgendeinen Umſtand ihr Lauf verzögert wird. An vielen anderen Küſtenſtrichen, wo wir eine ſehr breite Feſtlandſtufe vorfinden, läßt ſich aber deren Entſtehung nicht ſo ohne weiteres erklären; wir müſſen annehmen, daß ſie einfach der unter Waſſer geſetzte Rand des Feſtlandes iſt, an deſſen Erhöhung die einmündenden Flüſſe immer⸗ hin einen mehr oder weniger großen Anteil gehabt haben mögen. Wenn durch irgendeine große Revolution auf der Erdoberfläche der Meeresſpiegel ſich um 200 m ſenken würde — und das wäre in Anbetracht der im Vergleich zum Erddurchmeſſer ſo dünnen Waſſer⸗ ſchicht nur eine ſehr unbedeutende Veränderung —, ſo würde unſere Erdkarte mit einem Schlage ein ganz anderes Bild bieten. Die Bri⸗ tiſchen Inſeln hätten als Inſeln aufgehört zu ſein, ja der ganze Bo- den der flachen Nordſee bis auf eine norwegiſche Rinne und der noch flacheren Oſtſee wäre trockengelegt. Der Oſtrand Amerikas wäre im Süden bei Patagonien und im Norden bei Neufundland weit hinaus— geſchoben, das amerikaniſche Mittelmeer wäre nur noch durch einige wenige enge Straßen mit dem Ozean verbunden; im Nordoſten hätte der Kontinent durch die Trockenlegung der großen Bänke von Neufund- land und Neufchottland erheblichen Zuwachs erhalten, und nur die Weſtſeite würde annähernd dasſelbe Ausſehen zeigen wie heute. Eine breite Landbrücke, der Boden des heutigen Beringsmeeres, würde dann Amerika mit dem aſiatiſchen Kontinente verbinden, der noch dadurch bedeutend vergrößert wäre, daß ſein Feſtland im Norden ſich bis unter Das Relief des Meeresbodens und die Ablagerungen der Tiefjee 21 das ewige Polareis erſtrecken und auch im Oſten, beſonders im Gel— ben und Südchineſiſchen Meere, viel Zuwachs an Land erhalten würde. Nur ein ſchmaler Meeresarm würde es von Auſtralien trennen, das auch eine Verbindung mit den Inſeln Tasmanien und Neuguinea er— halten haben würde. Am wenigſten würden die Umriſſe der afrikani— ſchen Feſtlandsſcholle durch eine derartige Revolution verändert; nur ihre Spitze würde ein wenig nach Süden vorgeſchoben werden. Der— artige mächtige Umwälzungen in der Verteilung von Waſſer und Land haben nun zu verſchiedenen Malen das Antlitz der Erdober— fläche von Grund aus geändert und dabei die Geſteinsformationen ge— ſchaffen, die die geologiſche Wiſſenſchaft heute unterſcheidet. Bei ſolchen Umwälzungen bildeten ſich die Einſturzbecken der Mittelmeere, ſowohl des europäiſchen als auch des amerikaniſchen und des auſtral-aſiati— ſchen. Die jeder Vorſtellung unſererſeits ſpottenden gewaltigen Kräfte ruhen aber auch heute noch nicht; ſie geben uns bei Erdbeben durch drohendes Murren ihre Unzufriedenheit mit den heutigen Verhältniſſen auf der Erdoberfläche zu erkennen und zeigen uns insbeſondere durch ihre Ausfalltore, die Vulkane, daß ihre Macht nicht gebrochen iſt, ſondern nur ſchlummert. Es beſtehen nun offenbar innige Beziehungen zwi— ſchen den Erſcheinungen des Vulkanismus und den Weltmeeren. Wir wiſſen bereits aus dem früher Geſagten, daß Vulkane ſich vornehm— lich an den heutigen oder ehemaligen Feſtlandsrändern, z. B. auf den Inſelreihen Oſtaſiens, bildeten, alſo auf den großen Bruchlinien der feſten Erdrinde, offenbar, weil dort dem Ausbruche des flüſſigen Erd— innern am wenigſten Widerſtand geboten wurde. Dieſen in Reihen angeordneten Vulkanen ſtehen die Gruppenvulkane gegenüber, die, mehr im Innern der Ozeane entſtanden, ſich dem Auge heute als mehr oder weniger zuſammenhängende Haufen von vulkaniſchen Inſeln darbieten und meiſt als ſteile Berge vom Meeresboden aufſteigen. Auch ſie fallen allmählich der Zerſtörung durch Wind und Wetter, durch die Bran— dungs⸗ und Gezeitenwelle zum Opfer. Aber nicht alle dieſe Vulkane werden ſo hoch ſein, daß ſie ſich als Inſeln über den Meeresſpiegel erheben; es liegt kein genügender Grund gegen die Annahme vor, daß auf dem Meeresboden eine mindeſtens ebenſo große Anzahl von Vul— kanen verborgen liegt und nach der Entdeckung harrt. Allerdings iſt unſere Kenntnis von vielen Teilen des Meerbodens beſonders im Ge— biete des Großen Ozeans, trotz der zahlreichen Lotungen, noch eine ziemlich mangelhafte. Daß ſolche Bildung vulkaniſcher Inſeln auch noch zu unſerer Zeit vor ſich geht, dafür iſt ein treffendes Beiſpiel die rätſelhafte Inſel Ferdinandea im Mittelmeer. Sie entſtand im Jahre 22 III. Abſchnitt 1831 zwiſchen Sizilien und der Inſel Pantellaria durch vulkaniſche Tätigkeit; ihr aus loſen Auswurfsmaſſen beſtehender Grund wurde allerdings noch in demſelben Jahre ein Opfer der Zerſtörungswut der Wellen. Ebenſo ſind derartige Inſeln, unter dem Auge der Menſchen entſtanden und wieder geſchwunden, von den Azoren (1811), von der Inſel Santorin (zuletzt 1866), von der isländiſchen Küſte und neuer- dings vom Meerbuſen von Bengalen und zwiſchen Trinidad und der Küſte von Venezuela bekannt; im Jahre 1894 iſt im Kaspiſchen Meere ein unterſeeiſcher Vulkan aufgefunden worden, der dicke Schlamm: maſſen auswarf, und noch 1905 iſt Japan durch das plötzliche Ent— ſtehen einer kleinen Inſel vulkaniſchen Urſprungs bereichert worden. Weitere Unterſuchungen werden jedenfalls feſtſtellen, daß derartige, wenn auch bedeutend kleinere vulkaniſche Erhebungen aus dem Meeresgrund keine Seltenheiten ſind. Wie E. Rudolph vor wenigen Jahren durch die Bearbeitung einer großen Anzahl von Schiffsberichten nachgewie— ſen hat, ſind manche Gegenden des Meeresgrundes ganz beſonders vul— kaniſchen Einflüſſen, d h. unterſeeiſchen Beben und Ausbrüchen aus— geſetzt. Das iſt nicht ſo ſehr merkwürdig, wenn man bedenkt, daß ja auch auf dem Feſtlande die Vulkane ſich an ganz beſonderen Stellen häufen. Ein ſolches Gebiet ſtellt nach Rudolph die äquatoriale Zone des Atlantiſchen Ozeans dar; ein anderes iſt zwiſchen Neuguinea und den Fidſchiinſeln gelegen. Dagegen ſind andere große ozeaniſche Ge— biete geradezu als erdbebenfrei zu bezeichnen. Jedenfalls war es ein Verdienſt W. Krebs', als er auf der 75. Naturforſcherverſammlung 1903 in Kaſſel darauf hinwies, wie wenig wir über die Beziehungen des Meeres zum Vulkanismus wiſſen, und wie notwendig eine plan— mäßige Durchforſchung dieſer Verhältniſſe ſei. Die Frage nach dem Einfluß des Vulkanismus auf die Bodenge— ſtalt der Ozeane hängt mit einer anderen wiſſenſchaftlichen Streitfrage zuſammen, die auch heute noch nicht als völlig gelöſt angeſehen wer— den kann, die Frage nach der Entſtehung der Koralleninſeln. Dieſe ſteinernen Rieſenbauten, hervorgebracht durch das einträchtige Zuſam⸗ menleben und wirken unzähliger winziger Tierchen, erheben ſich ſteil anſteigend von dem Meeresgrunde oft aus beträchtlicher Tiefe bis an den Meeresſpiegel. Wiederholt ſind räumlich nahe beieinander liegende Tiefenunterſchiede von 3000 — 4000 m in Korallengebieten beobach⸗ tet worden. Wenn der Meeresſpiegel faſt erreicht iſt, arbeitet Wind, Welle und Wetter an der Zerſtörung der Gipfel, und Anſchwem⸗ mungen ſchaffen ſo eine Humusdecke für eine mehr oder weniger reiche Vegetation. Die Korallen gehören bekanntlich zu den Hohltieren oder Das Relief des Meeresbodens und die Ablagerungen der Tiefſee 23 Cölenteraten; ihr ſtrahlig gebauter, ſackförmiger Körper, deſſen Wand innen gefaltet erſcheint, trägt um den Mund ſechs bis acht feine Arme, mit deren Hilfe die Tiere ihre Nahrung herbeiholen. Blumentiere nannte man ſie wohl, als ihre tieriſche Natur allgemeine Anerken— nung gefunden hatte. Die Korallenſtöcke bilden das Buſchwerk des Meeresbodens beſonders an den Küſten. Starr ſtrecken ſie ihre bräun— lich bis rötlich leuchtenden Aſte und ihre ſchirmförmigen Kronen nach allen Seiten aus, ein Schirm ſteht neben und über dem anderen, ſo daß das Ganze terraſſenförmig anſteigt und die Geſamt— maſſe der Kalkbauten ſelbſt der wilden Brandung einen unbeſiegbaren Wall ent— gegenſtellt. Am bekannteſten von dieſen tieriſchen Baumeiſtern iſt wohl die Edel— koralle (Corallium rubrum) des Mittel— meeres und der Nordweſtküſte Afrikas (Abb. 4), deren rotes Kalkgerüſt aus Tie— fen bis zu 200 m heraufgeholt und nach Entfernung der dünnen Fleiſchſchicht hauptſächlich in Livorno, Neapel und Genua zu allerlei Schmuckgegenſtänden verarbeitet wird. Sie bildet aber nur kleine Stöcke mit vergleichsweiſe wenigen Abb. 4. Edeltoralle. Einzeltieren. Ungleich maſſigere Bauten (Nach Lacaze Duthiers aus Claus) von baum⸗, ſchirm- oder kugelförmiger Geſtalt ſtellen die riffbildenden Korallen her. Vor allem gehören dahin die Löcherkorallen oder Madre— porarien (Porites, Madrepora Abb. 5], Turbinaria u. a.), ferner die maſſigen, tiefer lebenden Sternkorallen oder Aſtraeen und die großen, meiſt einzeln lebenden Fungien. Daneben wirken bei dieſen Bauten, die, was Größe und Maſſe anlangt, alle menſchlichen Bauten weit hinter ſich laſſen, auch noch Alcyonarien (Heliopora) und Polypen (Millepora), jo- wie von pflanzlichen Gebilden die Kalkalgen (Lithothamnium) mit, von der die Siboya-Expedition im Indiſchen Ozean ganze Riffe vorfand; da ſie bis 90% Kalk aufnehmen können, iſt die Teilnahme dieſer Al— gen am Aufbau des Meeresgrundes alſo durchaus nicht gering. Die zarten und mannigfaltigen Farben der Korallen rufen den Eindruck unterſeeiſcher Gärten oder Blumenwieſen hervor. Johannes Walther, deſſen „Meereskunde“ wir die nebenſtehende Skizze (Abb. 6) entneh— men, ein genauer Kenner der Korallen und ihrer ſubmarinen Bauten, gibt von dieſen Gärten folgende Schilderung: „Von dem kleinen Orte 24 III. Abſchnitt Tor (an der Küſte der Sinaihalbinſel) haben wir nur wenige Schritte bis zum Meer. Ein ſmaragdgrüner Saum von 300 m Breite zieht ſich längs des Ufers hin, es iſt das Korallenriff, das an dem dunklen Blau des tieferen Waſſers ſcharf abſchneidet. Raſch wandern wir durch das fußtiefe Waſſer dem Riff zu, und indem die Tiefe zunimmt, ſtellen ſich auch, mitten im weißen Sande, die erſten Korallenſtöcke ein. Es iſt die Gattung Stylophora, die Griffelkoralle, deren fußhohe Stöcke aus rotgelben, fingerdicken Aſten beſtehen. Noch ſind die Korallen ſehr vereinzelt, und zwi⸗ ſchen ihnen auf dem Sande be⸗ merken wir Tauſende von ſchwarzen Seeigeln, > .. re deren Sta⸗ Abb. 5. Riffbildende Koralle (Madrepora). (Nach Klunzinger.) cheln leicht in unſeren Fuß dringen, weshalb wir langſam und vorſichtig weiterſchreiten. Das Waſſer wird metertief, und die Korallenſtöcke werden zahlreicher und mannigfaltiger. Hier ſehen wir die olivenbraunen Schirme der Madrepora (Abb. 5), dort die klumpenförmige braune, mit ſpangrünen Streifen ver⸗ ſehene Kolonie einer Coeloria. Und während die Stylophora immer jel- tener wird, nehmen die Madrepora mehr an Zahl und Größe zu, bis wir endlich in einem bunten Korallengarten ſtehen. Wie in einem eng⸗ liſchen Park zwiſchen blühenden Buſchgruppen und buntfarbigen Blu⸗ menbeeten ſich ſandbedeckte Wege verſchlingen, die ſich bald zwiſchen hohen Büſchen verſchmälern, bald zu kiesbedeckten Plätzen erweitern oder in eine ſchattige Grotte münden, ſo verhalten ſich die ſandbedeck— ten Riffgebiete zu den bunten Korallenkolonien. In den inneren, der Küſte nahen Riffteilen wandelt man zwiſchen flachen Korallenbeeten in Um tiefem Waſſer umher; nach außen zu, da wo das Riff mit ſteiler Kante gegen das tiefere Meer abſtürzt, werden die Korallenfolo- nien zu 2 bis 3 m hohen Gruppen, und der Sand nimmt engere Räume ein.“ Zu dem Gedeihen der Korallen iſt eine gewiſſe Waſſerwärme nötig; deshalb kommen fie nur dort vor, wo dieſe nicht unter 20° ſinkt. Der 25. Breitengrad ungefähr bildet im Norden und Süden des Abb. 6. Ein Korallenriff im Roten Meer (Aus Walther.) 26 III. Abſchnitt Oberflächenſtröme die Temperatur des Waſſers erhöhen, wie im Oſten des amerikaniſchen und aſiatiſchen Feſtlandes, verſchiebt ſich dieſe Grenze polwärts, während wegen der kalten Waſſer des Peru- und Benguela⸗ ſtromes im Weſten von Südamerika und Afrika die Riffkorallen ganz fehlen. Am großartigſten treten von ihnen gebaute Inſeln im Indi— ſchen und Großen Ozean und an den Weſtindiſchen Inſeln des Atlantik auf. Die Tiere lieben klares, bewegtes Waſſer, das ihnen friſche Atem— luft und Nahrung zuführt, und leben in einer Tiefe bis zu 40 m. In der Tiefſee kommen zwar auch Korallen vor, aber ſie ſind entwe— der Einzeltiere oder bilden meiſt nur kleine Stöcke. Fungia symme— trica wurde vom „Challenger“ aus einer Tiefe von über 3200 m her: aufgeholt, aber auch große riffartige Stöcke bildende Korallen kommen, wie die Valdivia-Expedition zeigte, noch in 3000 m Tiefe vor. Wir können die Werke der Riffkorallen in Küſtenbauten und Hoch— ſeebauten einteilen, erſtere wieder nach Darwins Vorſchlag in Saum— und Dammriffe. Ihre Bildung geht im Vergleich mit der der Tief— ſeeablagerungen in viel kürzerer Zeit vor ſich; ein im Indiſchen Ozean verſenktes Kabel hatte ſich in wenigen Jahren mit einer zwei Fuß hohen Schicht von Korallenkalk bedeckt. Betrachten wir zunächſt die Küſtenbauten, ſo erheben ſich die Saumriffe nahe dem Strande und wachſen vom Grunde bis in die Nähe des Meeresſpiegels. Der: artige Saumriffe finden ſich beſonders ausgebildet an den Küſten des Roten Meeres, wo die Kalkmaſſen von Porites solida u. a. zum Häu: ſerbau Verwendung finden, ferner bei Ceylon, Florida und den Niko— baren. Wo Flüſſe ihr Süißwaſſer ins Meer ſenden, finden ſich Lücken, da die Korallen ſich dort nicht anſiedeln. Die Damm- oder Wallriffe haben zwiſchen ſich und der Küſte eine breitere Waſſerſtraße, die an dem großen, faſt 2000 km langen Wallriffe an der Nordküſte Au⸗ ſtraliens ſtellenweiſe 75 bis 90 km breit iſt. Sie erheben ſich 3 bis 4 m über das Meer, tragen dort, wo die Flut eine Humusſchicht ge— ſchaffen hat, oft reichen Pflanzenwuchs und ſind dann auch bewohnt. Die Lücken in den meiſt ſteil aus dem Meere aufſteigenden Wallriffen bilden oft den Zugang zu ſchützenden Häfen. Solche künſtlichen Damm⸗ bauten ähnliche Riffe von oft anſehnlicher Ausdehnung weiſen vor— nehmlich die Karolinen (750 km lang), die Viti-Inſeln (30 km breit), die Geſellſchafts-Inſeln u. a. auf. Die Ringinſeln oder Atolle (der Name ſtammt von den Male— | diven) find Hochſeebauten. Sie find ſteil aus dem Meere aufſteigende Inſeln von mehr oder weniger kreisförmiger Geſtalt und einer Ring— | Das Relief des Meeresbodens und die Ablagerungen der Tiefſee 27 breite von 1000 bis 1300 m. Im Innern findet die Senkung all— mählich ſtatt und geht in eine Lagune über. Meiſt ragen nur kleine Teile des Ringes aus der Flut emporz; ſie ſind zuweilen an der Wetter— ſeite mit einer mäßigen Bodenſchicht bedeckt und dann auch öfters be— wohnt. Von den Atollen weiſt der Stille Ozean etwa 300 auf, von denen allein 70 bis 80 auf den Paumotu-Archipel kommen; die größ— ten ſind die Malediven und Lakkadiven im Indiſchen Ozean. — Die Frage nach der Entſtehung der Atolle iſt auch heute noch nicht gelöſt. Während man früher annahm, daß dieſe Korallenwerke von oft mehr als 1000 m Mächtigkeit vom Meeresgrunde aus allmählich bis zur Oberfläche erbaut ſeien, wiſſen wir heute, daß die Tiere nur in ge— ringer Tiefe zu leben vermögen. Die erſte und bald darauf ganz all— gemein angenommene Erklärung ihrer Entſtehung gab Darwin, der im Jahre 1837 auf ſeiner Weltumſegelung mit Fitzroy die Kokos— Inſeln im Südweſten der Sundaſtraße unterſucht hatte. Die ringför— mige Geſtalt der Atolle führte ihn zu der Annahme, daß jedes ehe— mals ein Küſtenriff geweſen ſei, das eine Inſel umgeben habe. Im Laufe der Zeiten hätten der Meeresboden und mit ihm die Inſelberge ſich allmählich geſenkt, und dieſer Senkung hätten die Korallen Schritt für Schritt nachgearbeitet, bis die Inſel unter dem Waſſerſpiegel ver— ſchwunden und an ihre Stelle eine Lagune getreten ſei. Jedes Atoll iſt alſo nach Darwin das Denkmal einer entſchwundenen Inſel. James Dana ſchloß ſich Darwin an und erweiterte dieſe Theorie noch. Aber es ſtellten ſich doch allmählich Zweifel ein. Der Wiener Geologe Sueß behauptete gerade das Gegenteil: nicht der Grund des Meeres habe ſich geſenkt, ſondern ſein Spiegel habe ſich gehoben; ein Landsmann Darwins, Guppy, und ebenſo Al. Agaſſiz konnte geradezu eine Hebung des Bodens in der Inſelgruppe der Paumotu, Viti, Gilbert und La— dronen nachweiſen, und Semper ſogar das gleichzeitige Vorkommen aller drei Entſtehungsarten im Palau-Archipel feſtſtellen. Im Gegen— ſatz zu Darwin und den Anhängern ſeiner Theorie verwarf Murray (und vor ihm Chamiſſo) jede Hebung oder Senkung des Bodens; unter— ſeeiſche Gipfel und vor allem Vulkane haben auch nach ihm die Grund— lagen für die Siedelungen der Korallentiere abgegeben, aber erſt nach— dem ein Regen von Foraminiferenſchalen und anderen Planktonreſten ihren Gipfel ſo weit erhöht hatte, daß die Korallen ihre Tätigkeit in dem nunmehr ſeichten Waſſer beginnen konnten. Von den Lagunen nahm er an, daß ſie ſpäter durch Auflöſung entſtanden ſeien. Auch Krämer meint, daß unterſeeiſche Vulkane, in ihrer Form durch Meeres— ſtrömungen verändert, den Untergrund der meiſten Atolle bilden. An— 28 III. Abſchnitt dere neue Unterſucher, wie Gerland und Dahl, geben darin, daß die Inſeln ſich geſenkt haben, teilweiſe wieder Darwin recht, allerdings nicht ganz in demſelben Sinne. Hatte letzterer angenommen, daß der ganze Meeresboden eine ſolche Senkung erfahren habe, ſo behauptet Gerland, daß nur die Inſeln davon betroffen ſeien. Jedes Atoll be- findet ſich nach letzterem Beobachter auf einem Vulkan, der bei ſeinen Ausbrüchen ſeinen Gipfel erniedrigt oder erhöht hat. Es kann bei ganz benachbarten Kratern vorkommen, daß der eine ſich hebt, der andere ſich ſenkt, wie Gerland an der Paumotu-Gruppe nachweiſen konnte. Nach den Unterſuchungen von Voeltzkow (1903 —1905) beſteht der Untergrund der von ihm unterſuchten Koralleninſeln im weſtlichen In⸗ diſchen Ozean nicht aus vulkaniſchem Geſtein, ſondern aus zoogenem, aus maſſivem Kalk, auf dem ſich erſt ſpäter beim Rückgang des Meeres die Korallen anſiedelten. — Jedenfalls ſprechen bei der Entſtehung der Atolle eine ganze Reihe und zum Teil ſehr verſchiedene Fattoren mit, deren Zuſammenfaſſung und Scheidung ſpäteren Unterſuchungen überlaſſen bleibt. Darwin ſelbſt ſprach einmal den Wunſch aus, daß irgendein reicher Mann ſich finden möchte, der auf einer Korallen— inſel Bohrungen ausführen ließe. Dieſer Wunſch iſt von der Royal Society in London erfüllt, und es find (1893—1896) Expeditionen nach Funafuti, einer der Laguneninſeln der Südſee (9° ſüdl. Br. 1795 weſtl. L.), geſandt worden, die dort im Korallenkalk Bohrungen an- ſtellen und endlich eine Antwort auf die Frage geben ſollten, ob die Atolle auf Vulkanen aufgebaut find, oder ob auch unter der Tiefen⸗ linie, bis zu der die Korallen zu leben vermögen, Korallenkalk ange- troffen wird, und wie tief er reicht. Die Arbeiten, die anfangs mit manchem Mißgeſchick zu kämpfen hatten, ſind bis 340 m Tiefe fort⸗ geführt worden, ohne daß man etwas anderes als Korallen- und Al genkalk fand, ſo daß jedenfalls für die Laguneninſeln die Hypotheſe Darwins recht zu behalten ſcheint. Durch die zahlreichen Grundproben, die ſeit der Reiſe des „Chal— lenger“ aus den Tiefen der Ozeane an das Tageslicht gebracht wor- den ſind, ſind wir heute in den Stand geſetzt, uns auch über die Zu— ſammenſetzung der Bodendecke ein im allgemeinen richtiges Bild zu machen. Nicht nur bei Gelegenheit der Lotungen bringt der Peilſtock eine Probe des von ihm berührten Bodens herauf, ſondern auch die Schleppnetze enthalten von ihm ſehr oft mehr als erwünſcht iſt. Die Erforſchung des Meerbodens ſtößt natürlich auf weit größere Schwie- rigkeiten als die der Feſtlande; der „ſubmarine“ Geologe kann nicht mit ſeinem Hammer arbeiten, er muß ſich allein auf die Oberflächen⸗ | | Das Relief des Meeresbodens und die Ablagerungen der Tiefſee 29 ſchicht des Bodens beſchränken und iſt, da auch ſein Auge nicht in die finſteren Tiefen zu dringen vermag, in bezug auf die Ausbreitung einer Bodenart lediglich auf den Vergleich einer möglichſt großen Anzahl von Grundproben angewie en. Auf ganz dieſelben Schwierigkeiten würde vergleichsweiſe jemand ſtoßen, der es unternähme, von einem in der Höhe des Montblanc-Gipfels ſchwebenden Luftballon aus durch Herab— ſenken von Netzen und anderen Apparaten die Zuſammenſetzung des feſtländiſchen Bodens zu unterſuchen. So iſt es nicht wunderbar, daß unſere Kenntnis von der Natur des Meeresbodens noch große Lücken aufweiſt und noch viele ungelöſte Fragen in ſich birgt. Immerhin ſind uns aber heute gewiſſe Bodenbezirke in dieſer Hinſicht genauer bekannt als manche ſchwer zugänglichen Gebiete auf dem Feſtlande. Überall finden wir in den Grundproben die Reſte der Tiere und Pflanzen, die in den Oberflächenſchichten lebten, nach dem Tode hinabſanken und dort ihr Grab fanden. Wo ihre Leiber noch nicht völlig zerſetzt ſind, liefert der mit ihnen gedüngte Boden eine vorzügliche Futterſtelle für allerlei Muſcheltiere und andere Grundbewohner, die von der in ihm aufgehäuften organiſchen Nahrung leben und ihr folgen, wenn ſie durch Strömungen weggetragen wird. Die Wanderungen mancher Grund— bewohner mögen ſo ihre Erklärung finden. Die Unterſuchung des Bodens ſelbſt erfolgt mit eigens für dieſen Zweck gebauten Werkzeugen, die an den Lotdraht befeſtigt werden; ent— weder ſind es längere oder kürzere Röhren, die in der Höhlung des Lotbleis herabgelaſſen werden und armtief in den Boden eindringen können, oder eigenartig geſtaltete Schöpflöffel, um deren Bau beſonders der Fürſt von Monaco ſich verdient gemacht hat. 1 Die Ablagerungen auf dem Meeresboden kann man nach Murray in fünf Arten einteilen, die man als Küſtenablagerungen, Globigerinen— ſchlamm, Diatomeenſchlamm, Radiolarienſchlamm und verſchieden ge— färbte Tone unterſcheidet. Dazu kommen noch als mehr lokale Sedi— mente vulkaniſche Aſchen und Lavabrocken, Korallenſand und der Küſten— ſchlamm an der Kongomündung und an der braſilianiſchen Küſte, letz— terer gebildet durch die Lateritmaſſen, die die Flüſſe dem Innern des Landes entführen. Was zunächſt die Küſtenablagerungen anbetrifft, ſo haben die Unterſuchungen gezeigt, daß der Meeresboden höchſtens in der Rähe von Steilküſten, wo die Brandungswelle wütet, von feſtem Ranſtehendem Geſtein gebildet wird. Sonſt ſetzt ſich der Seeboden in der Nähe der Küſten meiſt aus den Trümmern des feſten Landes zu— ſammen, die die Flut oder die Brandung losgeriſſen hat, oder aus den Schwemm⸗ und Geröllmajjen, die von den Flüſſen aus dem Innern 5 ANUG 30: Janſon, Das Meer. 3. Aufl. 3 30 III. Abſchnitt des Landes mitgeführt wurden und ſich an deren Mündung zu Boden ſetzten. Nicht immer aber fallen ſie ſchon dort nieder, ſondern manch⸗ mal kann dieſer terreſtriſche Detritus durch Strömungen weit fortge⸗ führt werden, wie bei den Sinkſtoffen des Orinoko und Amazonas, die von der Süd-Paſſat⸗Trift mitgeriſſen werden. So ſetzt ſich dieſer Schlick aus den Trümmern aller der verſchiedenen Geſteine zuſammen, die die Feſtländer aufweiſen, untermiſcht mit den Skelettreſten zahl⸗ reicher Tiere der Küſtenfauna. Ein Produkt dieſer Geſteinstrümmer iſt ein Schlamm, der ſeiner Farbe wegen blauer Sand oder Tonſchlamm genannt wird, eine weiche Maſſe, die an der Luft bald braun wird. — Je mehr wir uns von der Küſte entfernen und uns den Mitten der Ozeane nähern, deſto anders geſtaltet ſich die Zuſammenſetzung des Meeresbodens; nicht mehr der Schutt der Landmaſſen iſt es, der ihn bildet, ſondern häufig beſteht er, zuweilen gemiſcht mit den Schalen von Flügel- und Kielſchnecken (Pteropodenſchlamm), aus einem feinen Sediment, über deſſen Zuſammenſetzung uns nur das Mikroſkop Auf- ſchluß geben kann. Wenn wir mit letzterem Bodenproben aus den wär⸗ meren Teilen des Atlantiſchen Ozeans unterſuchen, ſo finden wir, daß der dort allgemein verbreitete gelbbraune, klebrige Schlamm, der ge- trocknet weiß iſt und deshalb wohl als Kreideſchlamm bezeichnet wird, aus den Reſten von unzähligen, zum Teil ſehr zierlichen Gehäuſen ge⸗ bildet wird, die Schneckenhäuſern oder Ammoniten ganz ähnlich ſehen und früher auch dafür gehalten wurden. Das find die Schalen der Fora- miniferen oder Kämmerlinge (Abb. 7), kleiner, nur aus einer einzigen Zelle beſtehender und deshalb zu den Protozoen oder Urtieren gehören⸗ der Weſen, die während ihres Lebens imſtande ſind, den im Meerwaſſer gelöſten kohlenſauren Kalk in ſich aufzunehmen und auf ihrer Ober- fläche in Geſtalt von Gehäuſen, die mehr oder weniger zahlreiche Off⸗ nungen und oft auch ſtrahlig nach allen Seiten auseinandergehende Stacheln tragen, auszuſcheiden. Aus den Offnungen werden die Schein- füßchen, einfache fadenförmige Ausflüſſe des ſchleimigen Körperinhalts, mit denen dieſe Weſen ihre Nahrung ergreifen, ausgeſtreckt. Da eine Form dieſer Formaniferen, die Globigerinen, mit ihren Schalen den weitaus größten Anteil an der Bildung dieſes Bodenabſatzes hat, bes, zeichnet man ihn allgemein als Globigerinenſchlamm. Die Zahl dieſer Kalkſchalen ſpottet jeder Beſchreibung. So fand Gümbel in 1 cem des Schlammes nach möglichſt genauer Zählung 225000 Schalen dieſer Tiere oder Reſte davon; ſie ſind vermiſcht mit Sand- und Mineral- körnern, Kalk- und Kieſelſtäbchen anderer Tiere und winzigen Teilchen kosmiſchen Staubes, und gelegentlich finden ſich auch darunter zahle N — Das Relief des Meeresbodens und die Ablagerungen der Tiefſee 31 reiche Kokkolithen und Rhabdolithen, die zierlichen Kalkplättchen und ⸗ſtäbchen einzelliger Organismen aus der Klaſſe der Chryſomonadinen. Der Globigerinenſchlamm bedeckt nach ungefährer Schätzung 7; des heutigen Meeresbodens und findet ſich nach Murray erſt 75 bis 100 km von der Küſte entfernt, und zwar in Tiefen bis etwa 3500 m; er bedeckt einen großen Teil des Atlantiſchen Ozeans, wo ſein Gebiet infolge des Golfſtromes weiter nach Norden reicht als nach Süden. In kälteren Meeren tritt an jet ne Stelle zuweilen der Bilocu⸗ e \ / linaſchlamm, jo zwiſchen Is A land und Spitzbergen. Dieſer Kämmerling lebt, ebenſo wie andere Foraminiferen, die die Valdivia auf der Agulhasbank erbeutete, auf dem Meeresbo— den, die Globigerina und ihre Verwandten ſind aber Bewoh- ner des freien Waſſers, in dem ſie ſich mittels ihrer langen Fortſätze ſchwebend erhalten; ſobald ſie in kälteres Waſſer gelangen, ſterben ſie ab und ſin⸗ ken ihre Schalen langſam zu Boden. Ein ununterbrochener / Ä Regen dieſer Kalkſchalen, wenn Abb. 7. Lebende Foraminiere (Rotalia) dies Bild hier gebraucht werden eee eee darf, rieſelt alſo auf den Meeresboden hernieder. Er iſt eine einzige rie— ſige Begräbnisſtätte; wie auf einem Friedhofe lagern hier die Skelette von Freund und Feind dicht nebeneinander. Bei neueren Unterſuchungen der Bodenbedeckung des Atlantiſchen Ozeans hat ſich gezeigt, daß ſtellen— weiſe eine Schichtung des Globigerinenſchlammes vorhanden iſt, ſo daß die oberen 2— 7 em reicher an den Schalen dieſer Rhizopoden ſind als die darunter liegenden. Woher dieſe Schichtung der Sinkſtoffe kommt, die ſich jedenfalls während langer Zeiträume vollzogen hat, wiſſen wir nicht. Ahnliche Schichten noch auffallenderer Art hat auch die Deutſche Südpolarexpedition feſtgeſtellt. Die Foraminiferen haben einen nicht unbedeutenden Anteil an der Bildung unſerer feſten Erdrinde gehabt; ganze Gebirge ſind aus ihren Schalen aufgebaut. So ſind die Kreide— berge Rügens faſt ganz von ihnen gebildet; die Schalen eines anderen Kämmerlings, der Miliola, haben zumeist den Kalkboden des Seine— EN 32 h III. Abſchnitt 3 beckens geſchaffen und einem großen Teile von Paris die Bauſteine geliefert. Jahrtauſendelang haben ſich die Ablagerungen ſolcher Kalk— ſchalen auf dem Boden der ehemaligen Meere angeſammelt, der Druck des Waſſers und der darüber liegenden Schichten hat ſie feſt zuſam— mengepreßt und verkittet, und als bei einer ſpäteren Störung der Erd— rinde die Verteilung von Land und Waſſer eine andere wurde, ver— härtete ſich die ganze Maſſe zu dem heutigen Gebilde. — In je grö— ßere Meerestiefen wir hinabſteigen, deſto mehr nehmen allmählich die Foraminiferenſchalen ab. Früher nahm man an, daß es der mit der Tiefe und dem ſteigenden Druck zunehmende Kohlenſäuregehalt ſei, der die Kalkſchalen auflöſe. Tatſächlich ſind die tiefen Schichten des Meeres auffallend kalkarm, der Grund hiervon iſt uns aber, wie wir ſpäter ſehen werden, zurzeit noch nicht recht bekannt. An die Stelle der Fora— miniferen treten im Indiſchen und auch in einigen Teilen des Stillen Ozeans, ſowie vornehmlich in den Polarmeeren in einer mittleren Tiefe von 2700 m die Kieſelſchalen der Diatomeen. Dies ſind bekannt— lich mikroſkopiſch kleine, auch frei im Waſſer ſchwebende, einzellige Al— gen, von gelblicher bis brauner Färbung, die im Leben die im Waſſer gelöſte Kieſelſäure aufnehmen können und ſie in Geſtalt von ſehr zier- lichen Kieſelpanzern abſcheiden. Das Mikroſkop zeigt uns oft über— raſchend ſchöne Formen von Schiffchen, Scheiben und Stäbchen, aus zwei Teilen wie eine Schachtel gebildet, deren Flächen wie in getrie- bener Arbeit ausgeführt erſcheinen. Auch im ſüßen Waſſer finden fie ſich in hübſchen Formen, und auch ſie haben tätigen Anteil am Bau unſerer Erdrinde genommen; auf ſolcher Diatomeenerde ſteht bekannt- lich ein Teil der Stadt Berlin. | Eine andere Ablagerung von Kieſelpanzern stellt der Radiolarien- ſchlamm dar, der im Atlantiſchen Ozean faſt gänzlich fehlt, dagegen im Weſten und in der Mitte des Großen Ozeans in der Tiefe von meiſt mehr als 5000 m große Teile des Meeresbodens bedeckt. Er ſtellt trocken ein gelbbraunes, feines Pulver dar. Auch die Radiolarien (Abb. 8) oder Gittertierchen ſind pelagiſche, d. h. frei im Waſſer lebende, einzellige Urtiere. Viele von ihnen zeigen einen kugeligen Bau; aber auch andere ſehr hübſche Formen ſind häufig vertreten. Der zarte Kör- per dieſer Tierchen wird durch Kieſelſtrahlen, die vom Innern aus gehen, gewiſſermaßen getragen und im Waſſer in der Schwebe gehal— ten; innere und äußere Kapſeln ſtützen dieſe Strahlenbüſchel und ſchaf— fen dadurch Formen von überraſchender Schönheit. Im Radiolarien ſchlamm finden ſich auch Reſte von anderen Tieren. Häufig ſind zier lich gebildete Sechsſtrahler und Nadeln (Abb. 9) von Kieſelſchwämmen | Das Relief des Meeresbodens und die Ablagerungen der Tiefſee 33 ſo fanden die Grundnetze der Valdivia ein 5 mm dickes Bruch— ſtück einer Kieſelnadel eines zur Gattung Monorhaphis gehörigen Schwammes, deſſen urſprüng— liche Länge auf 3 m geſchätzt werden kann. Den größten Teil des Bodens beſonders der Meere der wär— meren Klimate bedecken aber von etwa 5000 man bis zu den tief— ſten Stellen Schichten von ganz anderer Zuſammenſetzung, der rote Tiefſeeton (red clay), eine durch Eiſenoxyd und Manz gan bald heller, bald dunkler ge— färbte Maſſe, die an der Luft hart wie Töpferton wird. Die Foraminiferenſchalen ſind hier faſt völlig verſchwunden; ihre MIT au | In Abb. 8. Radiolarien aus dem Oberflächen: waſſer des Mittelmeeres. (Aus Marſhall.) 1. Lychnaspis, 2. Euchitonia, 3. 4. Sporen. Kalkgehäuſe ſind aufgelöſt. Er enthält neben Kieſelnadeln von Gitter— tierchen und Schwämmen ſehr feine Flitterchen von kosmiſchem Staub, in einigen Gegenden, ſo an der Weſtküſte Afrikas, wo ſich um die Kap Verdiſchen Inſeln als Mittelpunkt ein großes Gebiet roten Tiefſeetones findet, Staubmaſſen aus der weſtlichen Sahara, in anderen in großen Mengen die Auswurfsmaſſen unterſeeiſcher oder oberirdiſcher Vulkane. Die Herkunft dieſes ſo weit verbreiteten roten Tiefſeetones iſt auch heute noch nichtganz klar; während Thomſon für | ihn ebenfalls eine animali⸗ ſche Entſte⸗ hung anneh⸗ men zu müſſen glaubte, jtellte | Murray die / heute wohlam 6% meiſten gel⸗ tende Anſicht His mn N ö D Tg 7 ä ig N — — Abb. 9. Kieſelnadeln und Kieſelſterne verſchiedener Schwämme. 34 IV. Abſchnitt auf, daß er anorganiſchen Urſprungs ſei. Über unterſeei ſche Vulkane wiſſen en wir, wie wir bereits ſahen, nichts Feſtſtehendes; wahrſcheinlich iſt ihre Ver— breitung aber viel größer als wir bislang annahmen. Aber auch die Aus⸗ wurfsmaſſen der feſtländiſchen Vulkane fallen ins Meer und werden durch Luftſtrömungen oft ſehr weit fortgeführt. Walther teilt mit, daß die Aſche des Krakatau von der Sundaſtraße 3000 km weit durch Winde fort- getragen wurde. Die Bildung dieſes roten Tiefſeetones muß aber ungeheuer langſam vor ſich gehen; wohl Jahrtauſende ſind nötig, um den Boden in eine nur wenige Finger dicke Schicht einzuhüllen. Durch nichts wird die langſame Entſtehung dieſer unterſeeiſchen Bodenſchicht ſo gut erläutert als durch das bemerkenswerte Vorkommen von Wirbeltierreſten in ihr. Das Schleppnetz hat nämlich vom Grunde des roten Tones eine große Menge von Haifiſchzähnen, von den feſten, über fauſtgroßen runden Knochen aus den Felſenbeinen der Waltiere, ſowie Gehörſteine von Knochenfiſchen heraufgebracht. Die Haifiſchzähne gehörten zum Teil Formen an, die heute nicht mehr leben und uns ſonſt nur als Ver⸗ ſteinerungen des Tertiärs Kunde von längſt entſchwundenen Zeiten ge- ben. Nicht nach Jahrhunderten kann die ſeitdem verfloſſene Zeit ges meſſen werden, und doch genügt das Wühlen des Schleppnetzes im weichen Meeresboden, um ſie freizulegen. Sie ſind oftmals ſchalenför⸗ mig umgeben von einem feſten, Braunſtein und Eiſenoxyd enthalten⸗ den Ton und bilden dann die ſogenannten Manganknollen, die von der Größe einer Haſelnuß bis zu der eines mäßigen Apfels vorkom⸗ men und von Gümbel als Erzeugniſſe unterſeeiſcher Sprudelquellen angeſehen werden. Auch vulkaniſche Bimsſteinſtückchen und Mineral⸗ körnchen können als Kerne dieſer Knollen auftreten, die ſtellenweiſe den Meeresboden dicht bedecken. So hat die Meeresforſchung auch auf die Geologie ſehr belebend eingewirkt. | IV. Abſchnitt. Die Temperaturverhältnille der Pzeane. Schon ſeit langen Jahren war bekannt, daß das Meerwaſſer an der Oberfläche verſchiedene Temperaturen hat, und man wußte auch, daß die Wärme des Waſſers am Meeresſpiegel im allgemeinen von den Polen nach dem Äquator hin zunehme. Die neueren Unterſuchungen haben dieſe Anſicht beſtätigt. Zur Feſtſtellung der Oberflächentempera— tur bedarf man nur eines genau gehenden Thermometers. Anders ver— hält es ſich mit der Wärmemeſſung der Tiefſee. Noch Herſchel ſtellte Die Temperaturverhältniſſe der Ozeane 35 den Grundſatz auf, daß in großen Tiefen überall eine gleichmäßige Temperatur von ca. 4° C herrſche. Die Ausmeſſung der Bodentem— peratur im Meere ſtellte aber auch ungleich viel größere Anforderungen an die Apparate als die Beſtimmung der Oberflächenwärme. Zunächſt handelte es ſich darum, Thermometer herzu— ſtellen, die den außerordentlichen Druck in den Tiefen aushalten und trotzdem genaue Angaben machen. Der „Challenger? hatte Tiefſeethermo— meter an Bord, die einen Druck don 3500 kg auf den Quadratzoll aushielten, was dem Gewichte einer etwa 4800 m hohen Waſſerſäule entſpricht. Als nun einſt die Inſtrumente in faſt 7000 m Tiefe verſenkt wurden, kamen zwei von ihnen zer— drückt an Bord zurück. Deshalb wird das viel an— gewandte Tiefſeethermometer von Miller-Caſella auch in eine feſte Kapſel geſteckt, und der Raum zwiſchen dieſer und dem eigentlichen Thermometer mit Alkohol ausgefüllt. Der Miller-Caſellaſche Apparat iſt im Grunde genommen ein Maximum— und Minimum⸗Thermometer, das durch zwei Schwimmer die höchſte und niedrigſte erreichte Temperatur ſelbſtändig aufzeichnet. Mit Hilfe dieſes Thermometers konnte man alſo feſtſtellen, welches der niedrigſte Wärmegrad war, den die Waſſerſäule an dem Orte erreichte, wo es verſenkt wurde. Es kommt aber bei den Temperaturmeſ— ſungen des Meerwaſſers in vielen Fällen weniger auf dieſen Punkt an, als vielmehr darauf, zu er— fahren, wie ſich die Temperatur in den verſchie— denen übereinander liegenden Meeresſchichten ver— teilt, welche in dieſer, welche in jener herrſcht. Für dieſe Meſſungen geeignete Thermometer (Abb. 10) verfertigen ſeit Jahren Negretti und Zambra in London. Ihr Hauptunterſchied von e ee den ſonſt gebräuchlichen beſteht darin, daß das HM Aus Walther.) Rohr oberhalb des Queckſilberbehältniſſes, wo zu⸗ gleich ſein Hohlraum ſich verengert, einen knieförmigen Knick erhalten hat. Stellt man ein ſolches Thermometer auf den Kopf, ſo reißt an der verengten Stelle der Oueckſilberfaden ab und behält bis auf ganz ge— — . — r N 8 2 5 ur u ur ͤ —ꝛ-—ꝛ 00 cn ES — FE EEE ED ur a —·— ZELLE © Ei Abb. 10. 36 IV. Abſchnitt ringe Unterſchiede ſeine bis dahin erreichte Länge bei. Von dieſen Um⸗ kehrthermometern werden nun eine Anzahl in gewiſſen Abſtänden an dem Lotungsdraht befeſtigt und in die gewünſchte Tiefe verſenkt. Dann werden durch Gewichte, die man hinabgleiten läßt, durch einen ein— fachen Mechanismus die Thermometer der Reihe nach herumgedreht, und ſie verbleiben in dieſer Stellung, bis ſie heraufgeholt werden. Es iſt klar, daß die Apparate für die Meſſung der Tiefſeetemperaturen in bezug auf Druck und Leiſtungsfähigkeit ſehr genau gearbeitet ſein müſſen und auch öfterer Nachprüfung bedürfen. — Nach einer anderen Me⸗ thode (von Peterſſon-Nanſen) unterſucht man die Temperatur der Tie⸗ fenwaſſer erſt an Bord, nachdem man eine Probe in beſondern, eine Temperaturveränderung möglichſt ausſchließenden Gefäßen aus einer gewiſſen Tiefe heraufgeholt hat. Wir wenden uns jetzt zu den Wärmeverhältniſſen im Meere ſelbſt. Sowohl die Lufthülle als auch die Waſſerhülle, die die Erde umgibt, erhält ihre Wärme von der Sonne. Ihre warmen Strahlen werden entweder von der Erd- oder Waſſeroberfläche aufgeſogen, oder zurückgeworfen und wieder abgegeben. Die Luft wird alſo von unten her durch Ausſtrahlung erwärmt, während das Meer von oben her eine Wärmezufuhr erhält, die in erſter Linie dadurch hervorgerufen wird, daß die durch ſtarke Erwärmung und Verdunſtung ſalzreicher gewordenen Waſſermaſſen fortwährend herabſinken. Deshalb ſehen wir, daß dort, wo beide Elemente zuſammenſtoßen, alſo am Meeresſpiegel, beide annähernd dieſelbe Wärme haben; die Luft iſt (abgeſehen von den Polargebieten) durchſchnittlich um 19 C kälter als das Ober⸗ flächenwaſſer. Je weiter wir uns von der gemeinſamen Wärme⸗ quelle entfernen, deſto mehr nimmt die Temperatur in beiden Richtungen ab. Die Bedeutung der Oberflächenwärme des Meerwaſſers für das Klima der den Küſten benachbarten Länder iſt bekannt; wir werden bei der Beſprechung der Meeresſtrömungen noch näher darauf eingehen müſſen. Das Meerwaſſer erwärmt ſich langſamer als die Landmaſſen, kühlt ſich aber auch langſamer ab als dieſe und wirkt ſomit ausglei⸗ chend. Wenn wir auf eine Karte blicken, auf der die Jahresiſothermen verzeichnet ſind, d. h. Linien, die die Orte gleicher Durchſchnittstempe⸗ ratur im Jahre verbinden, ſo ſehen wir, daß dieſe auf den Ozeanen einen viel regelmäßigeren Verlauf zeigen als auf dem Feſtlande; fie‘ nehmen dort, ſoweit ſie nicht durch Strömungen beeinflußt werden, | faſt parallele Richtung an. Die Temperaturgegenſätze am Tage und die Jahresſchwankungen ſind alſo auf dem offenen Meere viel geringer als auf dem feſten Lande. Sie betragen z. B. auf dem Atlantiſchen 1 | U \ ee BE EN Fe Die Temperaturverhältniſſe der Ozeane 37 Ozean unter 35° nördlicher Breite nur 7,3“; im Februar iſt die Durch— ſchnittstemperatur 16,7“, im Auguſt 2403 nach Krümmel iſt weiter ſüdlich in 10° nördlicher Breite die tiefite Temperatur im März 24,8°, die höchſte im September 27,5°, was eine Wärmeſchwankung von nur 2,7“ bedeutet. Minima und Maxima der Erwärmung treten auf dem Meere viel ſpäter ein als auf dem Feſtlande; erſtere erſt im Februar oder März, letztere im Auguſt oder September. Im allgemeinen find die Ozeane auf der nördlichen Halbkugel an ihrer Oberfläche etwas wärmer als unter den entſprechenden ſüdlichen Breiten; das hat darin ſeinen Grund, daß nach Süden hin, wie wir noch ſehen werden, eine offenere Verbindung mit dem kalten Südpolarwaſſer beſteht. Die Deut— ſche Südpolarexpedition unter E. v. Drygalski fand als höchſte Tem— peratur auf ihrer Reiſe 29,5“ auf 7“ nördlicher Breite. In abgeſchloſ— ſenen Meeresteilen kann die Oberflächentemperatur aber noch höher ſteigen; die höchſte Oberflächentemperatur von 32,5“ fand die „Pola“ expedition im Roten Meere, und im Perſiſchen Golfe wurde 35,6“ angetroffen. Die verſchieden erwärmten oberen Schichten der Meere üben auf die darüber liegenden Luftſchichten einen ähnlichen Einfluß aus, wie wir ihn von großen Landmaſſen kennen. Wir wiſſen heute, daß auf den Ozeanen dort, wo große Temperaturunterſchiede des Oberflächen— DE waſſers ſich vorfinden, auch die Heimat der Stürme iſt. Viele von ihnen, die über den Atlantiſchen Ozean herüber zu uns kommen, ſind im Süden von Neufundland und Neuſchottland entſtanden, wo die war— men Gewäſſer des Golfſtromes einen auffallenden Temperaturgegen— ſatz zu den kalten Strömen aus dem Norden bilden. Auch der Süden vom Kap der Guten Hoffnung iſt bekanntlich durch große und ſchwere Stürme ausgezeichnet, die ebenſo wie im Südweſten von Südamerika und im Nordoſten von Japan ſolchen Temperaturgegenſätzen ihre Ent— ſtehung verdanken. Ein vollſtändiger Umſchwung hat ſich infolge der Tiefſeeforſchung mit unſeren Anſichten aber über die Wärmeverteilung in den tie— feren Waſſerſchichten vollzogen. Wie ſchon geſagt, glaubte man auf Grund der Beobachtungen von Dumont d'Urville (1826), Wilkes und James Roß (1842) annehmen zu müſſen, daß der Meeresgrund von einer gewiſſen Tiefe an überall eine gleichmäßige Wärme von 4 ( zeige, eine Temperatur, bei der bekanntlich das ſüße Waſſer ſeine größte Dichte beſitzt. Es mußte nach dieſer Annahme alſo in den Polarmeeren nach der Tiefe eine Zunahme der Wärme bis + 4° ſtatt⸗ finden, in den Aquatorialgegenden eine entſprechende Abnahme. Zwi— 38 IV. Abſchnitt ſchen beiden ſollte auf jeder Halbkugel ein Gürtel vorhanden ſein, auf dem das Meer von oben bis unten die gleiche Wärme habe, die „homo— therme Grundſchicht“, die Nord und Süd beide Male wie eine Mauer trenne. Die Wärmemeſſungen der Meerestiefen in den letzten Jahr⸗ zehnten haben dieſe Vorſtellung, die ſich allgemeiner Anerkennung er⸗ freute, ganz über den Haufen geworfen. Allerdings dringen die wär⸗ menden Wirkungen der Sonnenſtrahlen in nur ſehr geringe Tiefen ein, da das Waſſer ſehr viel Wärme verſchluckt und ſie auch ſchlecht fort⸗ leitet. So machen ſich die Jahresſchwankungen, wie wir ſahen, ſchon in 150 bis 200 m Tiefe, die Gegenſätze der Tagestemperaturen ſchon in geringerer Tiefe nicht mehr bemerkbar. Im Roten Meere iſt der Einfluß der letzteren höchſtens bis 100 m Tiefe nachweisbar. Die zahlreichen Reihentemperaturen, die zur Feſtſtellung der ſenkrechten Wärmeverteilung gemeſſen worden ſind, haben demgemäß auch gezeigt, daß die Wärme des Meerwaſſers im allgemeinen mit zu= nehmender Entfernung von der Oberfläche bis zum Boden hin ab— nimmt. Dieſe Abnahme erfolgt innerhalb der erſten 300 m ſehr raſch, dann langſamer bis zur Tiefe von ungefähr 1100 m. Von hier bis in die größten Tiefen iſt die Temperatur eine ziemlich gleichmäßige und bewegt ſich zwiſchen + 2° und 0%; in den Polargegenden kann fie auf dem Grunde infolge der kalten Schmelzwäſſer auch unter 0“ ſinken. Die nebenſtehende graphiſche Darſtellung (Abb. 11) der Temperatur⸗ abnahme im Atlantiſchen und Stillen Ozean, die von Hann aus Mittel- werten aus verſchiedenen Reihentemperaturen zuſammengeſtellt iſt, läßt die Verhältniſſe deutlich erkennen. Danach verläuft die Wärmeabnahme. im äquatorialen Teil des Stillen Ozeans zwiſchen den beiden Breiten⸗ graden von 3° folgendermaßen: Tiefe Temperatur: Unter⸗ Tiefe Temperatur: Unter⸗ in m: 5 ſchiede: in m: 8 ſchiede: 0 28,0 ö 5 5 1440 3,0 8 180 21,7 45 O | 1620 2,5 He 0 360 10,0 = 1800 2,2 0 540 7,5 133 1980 2,0 hi 720 6,2 112 2160 1,9 94 900 5,0 0,8 2340 1,8 01 1080 4,2 07 2520 11 01 1260 3,5 05 | 2700 1,6 ! 1440 3, „0 Anfangs macht ſich demnach Hoi die Oberflächenwärme bemerkbar dann aber erfolgt die Temperaturabnahme ſehr raſch, und die Kurve fällt ſteil; je tiefer wir aber gelangen, deſto geringer werden die Un: terſchiede, bis ſie ſchließlich faſt unmerklich ſind. Die Temperaturverhältniſſe der Ozeane 39 In den Tiefen der Ozeane ſchwebt alſo das hinabgelaſſene Ther— mometer, wie zahlreiche Meſſungen in allen offenen Meeresteilen er— gaben, in faſt eiskaltem Waſſer; ſo fand auch die Valdivia-Expedition im Atlantiſchen Ozean ein wenig ſüdlich vom Aquator bei faſt 5700 m Tiefe eine Temperatur von nur 1,9 C. Der Unterſchied zwiſchen Ober: „ flächen- und Bodentemperatur iſt natür— lich an den Polen am geringſten; er be— trug an der Weſtküſte von Grönland (nach Walther) bei 3000 m Tiefe die Differenz von + 3° bis — 1,5, alſo 4,5. In den tropiſchen Meeren mit ſtark erwärmter Oberfläche iſt ſie natürlich bedeutend grö— ßer; ſo ſtellte die „Gazelle“ im tropiſchen Teile des Stillen Ozeans einen Unterſchied von + 290 bis + 1,6“ oder 27,4“ feſt, bei dem glei⸗ LK „„ chen Ab⸗ . ſtand von e „3000 m. Die geringe n der Oteane 11 I LITT mitte 700 Io St 720 de Inte le, Isa 1620 1800 1380 Alle PAR Zoom durch verur⸗ a en weer ae auß fir. Bee Di dam) feed von den Polen her zum Aquator Ströme kalten Waſſers auf dem Bo— den hinziehen, ein Erſatz für die in umgekehrter Richtung geführten Waſſermengen der warmen Oberflächenſtröme. Die Mächtigkeit der erſteren mag vom Boden gemeſſen durchſchnittlich 3600 m betragen. Die Temperatur auf dem Grunde der Ozeane ſchwankt, wie wir ſahen, um etwa 4,5%; dem Minimum von — 2,5“ in den Polarmeeren ſteht ein Maximum von + 2° in den äquatorialen Breiten gegenüber. Wo aber liegt dieſes Maximum? Man ſollte denken, unter oder we⸗ nigſtens ganz in der Nähe des Aquators. Das iſt aber nicht der Fall. Wenn wir auf dem Boden des Atlantik mit dem Thermometer in der Hand vom Aquator her nach Norden wandern könnten, jo würde dieſes anfangs ungefähr 0% zeigen; wenn wir uns aber vom Aquator ent: fernen und nach Norden wandern würden, ſo träfen wir Temperaturen 40 | IV. Abſchnitt von 5 10 bis 420 an, 1, erſt bei weiterer Annäherung an die Polar⸗ meere würde es 0“ bis — 1,5“ zeigen, bis wir in dieſen ſelbſt das Minimum von — 2° bis — 2,5“ vorfänden. Alſo nicht unter dem Aquator finden wir die wärmſten Bodenſchichten, ſondern nördlich von ihm. Auch dieſe Erſcheinung wird dadurch verurſacht, daß von Süden her kalte Bodenſtröme ungehindert in die Ozeane eindringen können, während im Norden unterſeeiſche Schwellen ſich ihnen in den Weg ſtellen. Dieſe haben alſo auf die Wärmeverhältniſſe der Tiefſee den— ſelben Einfluß, wie ihn unſere feſtländiſchen Gebirge auf das Land ausüben, von dem ſie die kalten Winde abhalten. So kommt es, daß im allgemeinen die Bodenſchichten der ſüdlichen Teile der Ozeane kälter ſind als die unter gleichen Breiten befindlichen nördlichen. Im At- lantik fand die „Valdivia“ auf ihrer Reiſe nach dem Süden folgende Bodentemperaturen: unter dem Aquator .. 353527 unter dem ſüdlichen Wendekreiſe 8 3 zwiſchen Kap d. G. H. und der Bouvet— niet SE FERN zwiſchen dem 55. und 64. Breitengrade . . . — 04°C In noch offenerer Verbindung mit dem kalten Südpolarmeer als der Atlantik ſteht der Große Ozean; deshalb finden wir auch in ihm in der Tiefe von 2700 m und mehr eine um 1° geringere Tempe: ratur als in jenem. Lehrreich ſind auch folgende Beiſpiele. Der ſüd— liche Atlantiſche Ozean wird, wie wir ſahen, durch einen ſüdlich ſtrei— chenden Rücken in zwei tiefe Gräben geteilt; während nun weſtlich von dieſem im braſiliſchen Becken eine Bodenwärme von — 0,6“ gemeſſen wurde, zeigt der öſtliche Graben eine Tiefentemperatur von +1,9°, alſo einen Unterſchied von 2,5“, weil dort ein vom Maſſiv des Rückens nach der Weſtküſte von Afrika ſich hinziehender Querriegel, der „Wal— fiſchrücken“, der ſich bis zu 3000 m der Oberfläche nähert, ein Bor: dringen der kalten Bodenwaſſer von Süden her verhindert, was bei dem nach Süden offeneren braſiliſchen Becken nicht der Fall iſt. Ahn⸗ liche bedeutende Unterſchiede ſind auch aus dem Norden des Atlantiſchen Ozeans bekannt, wo eine unterſeeiſche Erhebung zwiſchen Schottland, Island und Grönland, die ſich bis auf 500 m dem Waſſerſpiegel nähert und zu Ehren des Leiters der Challengerfahrt „Thomſon-Rücken“ ges nannt wird, die kalten Bodenwaſſer des Polarmeeres von den wär⸗ meren des Atlantiſchen Ozeans trennt. Auf ſeinem nördlichen Abhang maß man — 0,6“, auf feiner Südſeite bei annähernd gleicher Ober- flächentemperatur und in derſelben Tiefe + 6 bis + 10% Walther); Die Temperaturverhältniſſe der Ozeane 41 während im n Norden eine reine Polarfauna angetroffen wurde, fehlten die dieſe kennzeichnenden Tiere, ſobald man den Rücken überſchritten hatte. Derartige Abweichungen von den allgemein geltenden Grund— ſätzen können aber auch dadurch hervorgerufen werden, daß die käl— teren Bodenſtröme beim Zuſammentreffen mit anderen emporgepreßt werden oder durch andere ſpäter zu erwähnende Einflüſſe ſteigen und ſich dann über wärmere Ströme hinwegſchieben können. Das in eine ſolche Schichtung von wärmerem und kälterem Waſſer hinabgelaſſene Thermometer kann natürlich nicht die ſonſt beſtehende allmählich zu— nehmende Temperaturerniedrigung vorfinden. So zeigten die Thermo— meter H. Mohns 1877 im Norden der ſkandinaviſchen Halbinſel unter dem 79. Breitengrad: Oberfläche 11,60 in 183 m Tiefe 2,6% in 18 m Tiefe 7,4 „ Zah „ „ 5,5 F Zunahme. „te, „ 4% Abnahme. „ , 40 | 1 110 17 [2 3, 7 7 411 7 [2 4,0 [2 146 77 7 2, 9 77 183 [2 [2 2, ‚6 Es fand ſich aljo, daß von rund 190 m Tiefe wieder eine Zunahme der Temperatur ſtattfand. Aber es kann, wie aus dem vorhin Geſagten hervorgeht, durch Unterſtrömungen ſogar der Fall eintreten, daß das Lot beim Hinablaſſen mehrere Schichten von verſchiedenem Wärme— grad durchläuft; ſo wurde von der antarktiſchen Expedition, die 1892 das ſüdliche Polarmeer auf ſeine Ergiebigkeit hinſichtlich des Walfiſch— fanges unterſuchen ſollte, das Vorhandenſein einer ſolchen kälteren Zwi— ſchenſchicht feſtgeſtellt. Auch der „Albatroß“ fand auf ſeinen Reiſen (1890-1895) im Beringmeer eine raſche Abnahme der Temperatur bis 100 m, dann eine Zunahme bis 400 m, von da bis 800 m eine faſt gleiche Wärme und von 800 m bis zum Grunde (2129 m) eine beſtändige Abnahme bis zu 1,5“. Spätere Unterſuchungen haben noch häufig derartige Abweichungen von der Regel feſtgeſtellt. In Meeresteilen, wohin die kalten Bodenſtröme nicht gelangen kön— nen, wird die Tiefentemperatur eine höhere ſein. Offenbar iſt die Be— wegung der erſteren nur ſehr gering, da ſie ſonſt die unterſeeiſchen Schwellen leicht würden überſteigen können. Das Mittelländiſche Meer iſt durch die noch nicht 13½ km breite Schwelle bei Gibraltar, die ſich zwiſchen Kap Trafalgar und Kap Spartel bis auf 311 m dem Meeresſpiegel nähert, faſt ganz vom Atlantiſchen Ozean abgeſchloſſen. In erſterem nimmt im Sommer die Temperatur ſehr raſch bis etwa 100 m Tiefe ab, am ſchnellſten zwiſchen 30 und 70 m, dann immer 42 | x IV. Abſchnitt langſamer, von 400 m bis 1000 m nur noch um ca. ½ “ C. Von 1000 m an abwärts findet keine nennenswerte Wärmeabnahme mehr ſtatt, und bis zum Grunde von 4400 m herrſcht eine nahezu gleichmäßige Wär⸗ me von ca. 13,5%. Im Winter kühlen ſich auch die ſonſt wärmeren Oberflächenſchichten ſtärker ab, und dann finden wir, daß eine gleich⸗ mäßige Temperatur die ganzen Schichten vom Grunde bis zur Ober— fläche durchzieht, daß das Waſſer dann alſo die mittlere Wintertem⸗ peratur der Küſtengebiete zeigt. Im Roten Meer, wo eine ähnliche Schwelle bei der Inſel Perim vorhanden iſt, ſtellte Kapitän Puller zu verſchiedenen Zeiten folgende Temperaturen feſt: an der Oberfläche.. 26 - 30, e 217 in 1243 m Tiefe 21,46. Von 700 m bis zur größten Tiefe von 2190 m iſt im Roten Meere, wie auch die Lotungen der Bola-Erpedition beſtätigten, eine nennens⸗ werte Temperaturabnahme nicht mehr nachweisbar. Die gleichmäßige Schicht beginnt dort ſchon ganz nahe der Oberfläche und erſtreckt ſich bis auf den Boden, und man hat auch hier gefunden, daß ihre Wärme der durchſchnittlichen Wintertemperatur an der Küſte gleich iſt. Auch im Golf von Mexiko und im Karaibiſchen Meerbuſen herrſcht von 1300 m an bis in die Tiefen von 6000 m eine gleiche Waſſerwärme von über 4“. Ahnliche Verhältniſſe können alſo auch eintreten, wenn ein Teil des Meerbodens ſich beckenförmig eingeſenkt hat und von trennen- den Bodenſchwellen umgeben iſt, ohne daß es zu einem abgeſchloſſenen Binnenmeere gekommen iſt. Auch dieſe mehr oder minder geſchloſſenen Wälle werden kältere Bodenwäſſer abhalten, und von der Linie ihrer mittleren Erhebung an bis auf den Grund der Becken wird deshalb eine annähernd gleichmäßige Temperatur herrſchen. Dieſer Mangel an Zirkulation ſchafft demnach in den mehr oder weniger vom Welt- meer abgeſchloſſenen Seebecken eine außerordentlich gleichmäßige Tem⸗ peratur des Waſſers; jo finden wir z. B. in der Zulu-See eine gleich⸗ mäßige Wärme von über 10° C vom Boden bis zur Höhe von 3600 m; in der China⸗See herrſcht vom Grunde bis zur Höhe von 3600 m dieſelbe Temperatur von 2,3“ C. Auch die „Valdivia“ ſtellte feſt, daß im ſumatraniſchen oder Montawei-Becken von 900 m Tiefe an dieſelbe Temperatur von 5,9“ ſich nachweiſen ließ. So hängt alſo die Waſſer⸗ wärme der Meerbecken in größeren Tiefen auf das engſte mit der mehr oder weniger innigen Berührung mit den kalten Bodenſtrömen zuſammen. | Die horizontalen und vertikalen Bewegungen im Meerwaſſer 43 V. Abſchnitt. Die horizontalen und vertikalen Bewegungen im Meerwaller. Die „ruheloſe Fläche“ nannten die Alten das Weltmeer. In keinem Augenblicke ſind die rieſigen Waſſermaſſen der Ozeane in träger Be— wegungsloſigkeit. Die durch die Oberflächen verdunſtung ſalzreicher und dadurch ſchwerer gewordenen Waſſerteilchen, die Temperaturunterſchie— de der oberen und unteren Schichten drängen jederzeit auf einen Aus— gleich hin, die Winde ſtauen das Waſſer vor ſich auf und führen es fort, und andere Mengen müſſen an die Stelle der abfließenden treten. Dieſer Ausgleich, dieſe Zirkulation des Waſſers, die ſich Stunde für Stunde ſowohl in wagerechter als auch in ſenkrechter Richtung voll— zieht, iſt nicht nur für die Exiſtenz der Organismen des Meeres von der größten Bedeutung, ſondern auch für das Klima der Feſtländer. Selbſt die ſonſt nur langſam bewegten Tiefenſchichten werden — wahrſcheinlich öfter als wir denken — durch unterſeeiſche Aus— brüche und Seebeben aus ihrer trägen Ruhe aufgeſcheucht, Vorgänge, die ſich nur gelegentlich auch an der Oberfläche bemerkbar machen werden, dann aber mächtige, alles zerſtörende Wellen den Küſten zuſenden können. Im Januar 1898 fand an der iſtriſchen Küſte zwiſchen Iſola und Kapo d'Iſtria ein ſtarkes Meerbeben ſtatt; das Meer trat mehrmals vom Strande zurück und kehrte unter mächtigem Anprall zurück. Auf offenem Meere ſind derartige Erdſtöße je nach ihrer Stärke entweder gar nicht wahrzunehmen oder können alles an Deck Befindliche durch— einander werfen und das Meer in eine Bewegung bringen, daß es wallt und ſprudelt wie kochendes Waſſer. Manche Gegenden ſind, wie wir ſahen, derartigen ſubmarinen Erdbeben und Eruptionen ganz beſonders ausgeſetzt. Das iſt leicht zu erklären, da ja auch auf dem Feſtlande vulkaniſche Erſcheinungen hauptſächlich auf ganz beſtimmte Gebiete beſchränkt ſind. Unſere Kenntnis von dieſen Vorgängen in der Tiefe iſt noch ſehr gering. Von welch elementarer Gewalt derartige vulkaniſche Ausbrüche ſind, davon zeugen folgende Angaben. Durch das Erdbeben, das im Jahre 1854 Simoda in Japan zerſtörte, ent— ſtanden Stoßwellen, die die Entfernung bis San Franzisko oder 8365 km in etwa 122 Stunden zurücklegten, alſo ſtündlich mehr als 660 km. 2 Das iſt ungefähr die Entfernung von Berlin bis zur belgiſchen Grenze, zu der der Schnellzug aber mehr als 11 Stunden gebraucht. Die Wel— lenberge folgten einander in Abſtänden von je 35 Minuten. Bei dem 12 44 N: Abſchnitt 2 großen Ausbruch i in der Sundaſtraße, der im Auguſt 1883 die Inſel Krakatau zerſtörte und deſſen rieſige Wellen die Nachbarküſten von Java und Sumatra verwüſteten, legten erſtere nach Wharton die rund 9000 km betragende Strecke bis an die Küſte Oſtafrikas mit einer Geſchwindigkeit von etwa 720 km in der Stunde zurück. Die ſehr langen Wellen kamen in Zwiſchenräumen von etwa einer Stunde an und hatten noch eine Höhe von 30 bis 40 cm. Die Geſchwindigkeit der Wellenbewe— gung bei dem großen japaniſchen Erdbeben im Jahre 1895 berechnete Daviſon auf 748 km ſtündlich. Eine andere Art der Bewegung der Waſſermaſſen ruft die Ein- wirkung der Geſtirne hervor. Die Erſcheinung des periodiſchen Auf- und Niederſteigens des Meeresſpiegels, die ſich beſonders an den Küſten bemerkbar macht, bezeichnen wir bekanntlich als Gezeiten oder Tiden. Zweimal täglich findet dieſes Atmen des Meeres ſtatt, die aufſteigende Bewegung nennen wir Flut, die abſteigende Ebbe. Seit der denkwür— digen Feſtlegung der Geſetze der Gravitation durch Newton wiſſen wir, daß die Gezeitenwellen Wirkungen der Anziehungskraft des Mondes und der ungleich viel größeren, aber 387 mal weiter entfernten Sonne auf die Erde ſind (Abb. 12). Die fluterzeugende Kraft des Mondes iſt deshalb ungefähr 2 ¼ mal größer als die der Sonne, weil die An— ziehung mit dem Quadrate der Entfernungen abnimmt. Durch die An- ziehung dieſer Himmelskörper wird auf der ihnen zugewandten Seite der Erde die Waſſermaſſe gehoben und dadurch die Flutwelle geſchaf- fen, während auf der abgewandten Seite infolge der Rotation der Erde eine etwas niedrigere Welle entſteht. Die von dieſen Punkten um 90 Längengrade entfernten Orte haben zu gleicher Zeit Niedrigwaſſer oder Ebbe. Täglich zweimal umläuft alſo die Erde in einer Zeit von 24 Stunden 48 Minuten — im allgemeinen in einer ihrer Achſen⸗ drehung entgegengeſetzten Richtung von Oſten nach Weſten — eine Mondflut und in einem Zeitraum von ca. 24 Stunden eine Sonnen⸗ flut; letztere erzeugt eine Welle, die theoretiſch noch nicht halb ſo hoch iſt wie die erſtere (Abb. 13). Wirken Mond und Sonne zuſammen, d. h. ſtehen ſie beide im Meridian, was zweimal monatlich bei Voll- und Neumond eintritt, ſo entſtehen die Springfluten (Abb. 12, I, II); ſtehen ſie in der Quadratur (Abb. 12, III), ſo heben ſich ihre Wir⸗ kungen teilweiſe auf, und wir haben eine taube oder Nippflut. Der Höhen⸗ unterſchied zwiſchen beiden beträgt beiſpielsweiſe bei Helgoland, wo die Springflut bis 2,8 m fteigt, 1m. Auf dem umſtehenden Schema (Abb. 13 bezeichnet die ausgezogene Linie den Verlauf und die Größe der Mond⸗ flut, die punktierte die der Sonnenflut, und die geſtrichelte ſtellt die aus Die horizontalen und vertikalen Bewegungen im Meerwaſſer 45 beiden reſultierende Flut innerhalb 12 Stunden dar. Der Unterſchied zwiſchen Hoch- und Niedrigwaſſer macht ſich auf den offenen Ozeanen nur wenig bemerkbar; er beträgt nach Krümmel bei Tahiti 40 em, bei Ascenſion 60 em, bei St. Helena 90 em, in Südgeorgien 80 em, bewegt ſich alſo auf den offenen Weltmeeren meiſt zwiſchen 0,5 und 1,0 m. Anders aber, wenn die Flutwelle auf große Landmaſſen und n glu N Cb de Abb. 12. Entſtehung der Spring- und Nippfluten. (Die Pfeile deuten die Richtung der Anziehung an.) dabei auf Steilküſten trifft, und vor allem, wenn ſie in enger werdende Golfe zu laufen gezwungen wird, wie in den Briſtolkanal und beſon— ders in die Fundy-Bay zwiſchen Neuſchottland und Neubraunſchweig, wo die Springflut nach Krümmel bis 21,3 m hoch ſteigt; im Codiac— luſſe werden ſogar 20 m Fluthöhe angegeben. Dabei ſpielt auch die gerade herrſchende Windrichtung eine große Rolle. Das Eindringen der Flut in Flußmündungen ſchafft beiſpielsweiſe in der Garonne, im Amazonas, wo ſie noch 800 km aufwärts nachweisbar iſt, im Zam— beſi, in der Elbe und Weſer eine flußaufwärts gerichtete Gezeitenſtrö— mung, die das Eindringen von Seeſchiffen weit ins Land hinein er— möglicht und ſo das Vorhandenſein wichtiger Häfen rn Bremen, ANuc 30: Janſon, Das Meer. 3. Aufl. 46 V. Abſchnitt New⸗York u. a.), ſogenannter Fluthäfen, bedingt. Selbſt in der Dft- ſee vermag die Sturmflutwelle noch beträchtliche Höhen zu erreichen; als die großen Fluten in den letzten Tagen des Jahres 1904 die Waſſer⸗ maſſen nach Oſten aufgeſtaut hatten, wurden ſie bei umſpringendem Winde mit ſolcher Gewalt zurückgetrieben, daß der Flutmeſſer in Lübeck eine Höhe von 2,33 m über Mittelwaſſer zeigte. — Bekanntlich denkt oN. En 0. St 9% 12.§t. | Abb. 13. Mond (M), Sonnen (S)- und die aus beiden reſultierende Flut (R) bei Neu⸗ oder Vollmond (A) und beim 1. oder 3. Mondviertel (B). (Nach Hann.) man in neuerer Zeit daran, die gewaltige Kraft der Gezeiten auszu⸗ nutzen, indem man entweder ihren Druck zu verwerten oder aber die von ihr zugeführten Waſſermaſſen in Sammelteichen auffängt und zum Treiben von Mühlen oder Turbinen zu verwenden ſucht. Wenn die ganze Erde von einer gleichmäßigen Waſſerſchicht um⸗ geben wäre, ſo müßte die Hauptflut jedesmal bei dem Durchgang des Mondes durch den Meridian des Ortes ſtattfinden, d. h. jedesmal nach 12 Stunden 25 Minuten. Auf den weiten Ozeanen kann die Flut⸗ welle ſich nun mit gleichmäßiger Schnelligkeit weiter bewegen. So ift feſtgeſtellt worden, daß die 1600 (geographiſche) Meilen betragende Entfernung zwiſchen der Südküſte Auſtraliens und dem Kap der guten Hoffnung in 12 Stunden zurückgelegt wird. Sobald aber die Flut⸗ welle auf Landmaſſen ſtößt, tritt eine Anderung und Verlangſamung ein. Nach Krümmel erreicht die Flutwelle — nach Greenwicher Zeit be— rechnet — um 2° Kap Finisterre, trifft um A? am Eingang zum Die horizontalen und vertikalen Bewegungen im Meerwaſſer 47 Armel⸗Kanal ein und kommt weitere zwei Stunden ſpäter durch die Straße von Dover und zugleich im Norden um die Hebriden herum in der Nordſee an, wo dieſe zwei geteilten Wellen ſchon Ungleichheiten hervorrufen. Den Unterſchied zwiſchen Kulmination des Mondes und dem wirklichen Eintritt der Flut nennt man die Hafenzeit eines Ortes. Die ganz überraſchenden Verſchiedenheiten in der Erſcheinung der Gezeiten beruhen, wie wir heute aus den Unterſuchungen von Lord Kelvin, G. Darwin, Boergen, Airy u. a. wiſſen, darauf, daß ihre Bewegung nicht in einer Richtung verläuft, ſondern aus vielen einander begegnenden und ſich kreuzenden Wellen und Wellenſyſtemen beſteht. Die Hafenzeit eines Ortes durch Vorausrechnung ſicher zu be— ſtimmen, iſt nach unſerer heutigen Kenntnis unmöglich. Neben der Stellung von Mond und Sonne wirken auf die Flutwellen außer den ſchon genannten Faktoren auch noch Luftdruck und Winde, endlich die Hebung des Meeresgrundes und das dadurch flacher werdende Waſſer ein, da hierdurch die Vorausſetzung, daß die Waſſerteilchen beim Fort— ſchreiten der Welle an ihrer Stelle verbleiben, mehr oder weniger zu— nichte gemacht wird. Weſentlich iſt auch der Verlauf der Küſtenlinien. An der Südweſtküſte Englands erreicht nach Wharton die Flut eine Höhe von 5 m und nimmt auf ihrer Wanderung nach Oſten allmäh— lich bis Poole (2 m) ab; von da erfährt fie eine Steigerung bis Haſ— tings (8 m), und weiter nach Oſten wird ſie wieder kleiner. Das iſt nur ſo zu erklären, daß die Welle an der franzöſiſchen Küſte abprallt, und daß dieſe Reflexionswelle beim Aufſtoßen auf eine andere dieſe entweder verſtärkt oder ſchwächt. Auf ſolchen ſich kreuzenden Wellen— ſyſtemen beruht auch die Tatſache, daß manche Gegenden, wie die Mün— dung des Miſſiſſippi, nur eine Flut täglich haben, andere, z. B. die Oſtküſte von Schottland, mehr als zwei innerhalb 24 Stunden, näm⸗ lich alle vier Stunden den Eintritt einer Flut erwarten können. Nach Airy kann man überhaupt die Gezeitenwellen in halbtägige von ½ Erdumfang Länge, ganztägige, einen Erdumfang lange, und drittens ſolche, die in noch längeren Zwiſchenräumen (14 oder 29 Tage, ½ und ein Jahr) auftreten, einteilen. Dabei ſoll nicht von der Hand gewie— ſen werden, daß auch Vorgänge in der Atmoſphäre auf die ſo ſehr komplizierten Erſcheinungen der Flutſchwankungen einwirken; aus allem geht hervor, daß wir von einer klaren Anſchauung auf dieſem Gebiete och recht weit entfernt ſind. Auch die Binnenmeere haben ihre — tatürlich kleineren — Flutwellen; im Mittelmeer erreicht die Spring— ut bei Toulon 14 em, bei Neapel 34 em; ganz ſchwach iſt ſie in der tſee (Kiel 7 em, Memel noch nicht 1 cm), und Spuren finden ſich 4 * 48 V. Abſchnitt | ſogar in größeren Landſeen, wo allerdings auch Luftdruckunterſchiede mitbeſtimmend ſind. Viel weniger bedeutend in ihrer Wirkung, aber dem Reiſenden trotz— dem auffallender iſt die Erſcheinung des Seeganges. Nur ſelten iſt das Meer ſpiegelglatt; bei jeder Luftbewegung werden durch den un- gleichen Druck des Windes auf die Oberfläche die Waſſerteilchen in Bewegung geſetzt; es entſtehen Hebungen und Senkungen des Spiegels, die Wellen, deren einzelne Waſſerteilchen nach den Geſetzen des Pen⸗ dels auf und nieder ſchwingen, bis endlich die Reibung die bewegende Kraft verzehrt. Die Kommandos der deutſchen Marinefahrzeuge find ſeit einiger Zeit angewieſen, Beobachtungen über Höhe, Länge, Periode und Geſchwindigkeit der Wellen anzuſtellen. Die Höhe, der ſenkrechte Abſtand von dem höchſten Punkte des Wellenberges bis zur Sohle des Wellentales, wird leicht überſchätzt; ſie richtet ſich nach der Stärke des Windes und der Dauer ſeiner Einwirkung und dürfte auch beim heftigſten Sturme auf offenem Meere ſelten mehr als 10 m betragen, und Meſſungen, die bis zu 15 m Höhe feſtſtellten, ſind auf unzulängliche Methoden zurückzuführen; in den Randmeeren ſind die Wellen niedriger, in der Nordſee z. B. wohl im Maximum 6 m. Wo jedoch die Wellen auf feſten Widerſtand ſtoßen, ſetzt ſich ihre wagerechte Bewegung in eine ſenkrechte um, und da ſteigen die Brandungswellen oder „Roller“ haus— hoch. Eine berüchtigte Brandungsküſte iſt die von Madras in Vorder: indien. ö Die Länge der Wellen beträgt nach Skoresby das 10- bis 20 fache ihrer Höhe, ein Verhältnis, das ſich nach anderen Beobachtungen bis zum 33 fachen erhöhen kann. Nach Kapitän Stanley entſpricht einer Wellenhöhe von rund 6 m eine Länge von 90 m und eine Gefchwin: digkeit von ſtündlich 46 km, d. i. etwa 12,8 m in einer Sekunde. Be dieſer ſchnellen Fortpflanzung der Bewegung bleiben die Waſſerteil chen, wie ein auf den Wellen tanzendes Korkſtückchen zeigt, faſt am Ort ſie geben den erhaltenen Anſtoß nur weiter und bewegen ſich in de‘ Hauptſache nur auf und nieder in der Bahn einer Trochoide, d. i. der jenigen Linie, die ein Punkt der Peripherie eines Kreiſes beſchreibt der auf einem andern rollt. Die Fortpflanzung dieſer Bewegung kann ſich bis zu Schnellzugsgeſchwindigkeit ſteigern und die der Minimg übertreffen, und jo iſt es zu erklären, daß der in ruhigem Waſſer ſich fortſetzende Seegang oder die zurückbleibende Dünung von einem ver N heerenden Orkan, der vielleicht Tauſende von Seemeilen entfernt tob N oder gewütet hat, Zeugnis geben und den Schiffern geradezu als Warn zeichen dienen kann. — Der Fortpflanzung der Wellenbewegung i Die horizontalen und vertikalen Bewegungen im Meerwaſſer 49 die Tiefe ſind viel engere Schranken geſetzt. Ihre Grenze liegt, wie man auf theoretiſcher Grundlage berechnet hat, 350 mal tiefer als die Wellenhöhe; doch dieſe Tiefe wird niemals erreicht, ſo daß es den pelagiſch lebenden Tieren leicht iſt, ſich vor einem nahen Unwetter in die ruhigen tieferen Gründe zurückzuziehen. Die wunderbare Erſcheinung der Oberflächenſtröme im Meere, gleichſam der Bewegung von Flüſſen in den Ozeanen mit oft deutlich erkennbaren Ufern, bedeutend wärmerem oder kälterem Waſſer, verän— dertem Salzgehalt, abweichender Färbung und anderem Tier- und Pflan— zenleben, war den Bewohnern der ozeaniſchen Küſten ſchon ſeit langem bekannt — die erſte Karte der Meeresſtrömungen zeichnete Athanaſius Kircher — wenn auch ihre Entſtehung, ihr Verlauf und ihr Einfluß auf das Klima der Feſtländer erſt viel ſpäter genauer erforſcht und er— kannt wurde. Holzſtücke und andere angeſchwemmte Dinge, die nicht dem heimatlichen Boden entſtammen konnten, machten wohl zuerſt auf dieſe merkwürdigen horizontalen Bewegungen des Meeres aufmerk— Sam; ſolche Fundſtücke waren auch der erſte Hinweis auf jene Drift von Oſt nach Weſt, der Nanſen ſich und ſein Schiff mutig anvertraute. Die Strömungen machten ſich des weiteren aber den Seeleuten noch bemerk— bar durch die Schiffsverſetzung, d. i. den Unterſchied zwiſchen der be— rechneten und der durch Beobachtung der Geſtirne feſtgeſtellten Lage ihres Fahrzeuges, eine Erſcheinung, die man nur durch eine Strömung er— klären konnte. Die Schiffer fürchteten ſie lange Zeit, da ſie in ihnen die Sicherheit der Leitung verloren; erſt ſpät erkannte man die Vorteile, die die Driften den reiſenden Schiffen bieten, und ſeitdem benutzt man ſie nach Möglichkeit. Einen dritten Beweis für die Bewegung der Waſſermaſſen in hori— zontaler Richtung brachten die Flaſchenpoſten; in früherer Zeit wurden ſie ohne Abſicht oder nur zu dem Zwecke ausgeſetzt, Nachricht von Schiffs- unfällen auf hoher See zu geben. Heute bedient ſich die moderne Meeres— kunde ihrer mit Erfolg zur Erforſchung der Meeresſtrömungen, und namentlich die Deutſche Seewarte in Hamburg und das Hydrographiſche Amt in Waſhington haben in den letzten Jahren ſyſtematiſch die Aus— ung ſolcher Flaſchen betrieben und deren Weg verfolgt. Man darf 0 bei der Beurteilung des Wertes derartiger Flaſchenpoſten aber nicht ver— geſſen, daß ſie, wie es ſcheint, oft mehr den Winden als der Richtung Oberflächenſtröme zu folgen ſcheinen. Von 15 Flaſchen, die 1896 — 97 m Oſten des auſtraliſchen Feſtlandes aufgefunden wurden, waren nur ei dem von Norden herkommenden Oſtauſtraliſchen Strom gefolgt; cht kamen von Süden, vier von Oſten. Zwei Flaſchen, die bei Kap Horn 50 Bu M. Abſchnitt = an der Südſpitze Amerikas ausgeſetzt und an der Küſte von Viktoria aufgefunden worden waren, hatten 9000 Seemeilen, acht bis zehn täg- lich, zurückgelegt. Die Flaſchenpoſten ſind alſo wohl ein Hilfsmittel, aber | kein allzu zuverläſſiges, und immer noch find Thermometer zur Be⸗ ſtimmung der abweichenden Temperatur und Aräometer zur Feſtſtellung des durch den veränderten Salzgehalt vermehrten oder verminderten ſpezifiſchen Gewichts des Waſſers die hauptſächlichen Hilfsmittel zur Erforſchung der Meeresſtröme. | Man unterſcheidet im allgemeinen oberflächliche Strömungen, her- vorgerufen durch Ebbe und Flut, durch die Land- und Seewinde, die ihrerſeits wieder der ungleichen Erwärmung des Landes während der Tag⸗ und Nachtzeit ihre Entſtehung verdanken, ferner die eigentlichen Meeresſtrömungen und die Tiefenſtröme. Für die Entſtehung der bei- den echten Meeresſtrömungen find nach der bekannten Theorie des Königsberger Geographen K. Zöppritz als Haupturſachen die regel- mäßig auf gewiſſen Gebieten der meerbedeckten Erdoberfläche herrſchen- den Winde und die Adhäſion des Waſſers anzuſehen. Schon die Betrach- tung einer Karte zeigt den engen Zuſammenhang zwiſchen den Windrich- # tungen und den Meeresſtrömungen. Die Gebiete zu beiden Seiten des“ Aquators ſind das ſtändige Reich der Paſſate, des Nordoſt- und Südoſt⸗ paſſates. Infolge ihrer ſtändigen Richtung bringen fie die Aquatorial⸗ ſtröme hervor, die jo lange nach Weiten fließen, bis fie auf Land ſtoßen “ und durch dieſes gezwungen werden, nach Norden als Golfſtrom und Kuro 9 Schio, nach Süden als Braſil-, Oſtauſtral- und Agulhas- (und Maska⸗ renen⸗) Strom auszuweichen. Nur im Gebiet des Indiſchen Ozeans kommt der Nordäquatorialſtrom nicht jo recht zur Ausbildung; hier erzeugen die nach den Jahreszeiten in ihrer Richtung wechſelnden Monſune auch! wechſelnde Triften. Nach Zöppritz' Annahme reißen die ſtetig wehenden Winde zunächſt die oberſte Schicht des Waſſers (Abb. 14) mit fich, dieſe teilt infolge der Reibung der Waſſerteilchen ihre Bewegung der nächſten mit, und dieſe Übertragung ſetzt ſich entiprechend der Stärke der urſäch⸗ lichen Bewegung von Schicht zu Schicht bis zu verſchiedener Tiefe fort. Nun bleibt aber in Wirlichkeit weder die Richtung noch die Kraft der Winde ſtändig dieſelbe; aber dieſe Veränderungen können nur auf die oberen Waſſerſchichten einwirken, die unteren behalten ihre Richtung bei, denn die Strömung iſt nicht das Erzeugnis eines gerade heute herr ſchenden Windes, ſondern „ein Produkt aller Winde, die ſeit ungezählten Jahrtauſenden über die betreffenden Gegenden hinweggeſtrichen ſind“ (Supan). Nach Zöppritz' Berechnung würde eine heute beginnende un ſtetig wehende Luftſtrömung erſt nach 239 Jahren ihre Wirkung bis i Die horizontalen und vertikalen Bewegungen im Meerwaſſer 51 die Tiefe von 100 m fortpflanzen. Somit wären als Haupturſachen für die Meeresſtrömungen die ſtändig wehenden Paſſate der Aquatorial— gegenden und die Weſtwinde der höheren Breiten anzuſehen. Obſchon dieſe Hypotheſe von der Entſtehung der Meeresſtrömungen ſehr ein— leuchtend iſt, ſoll nicht verſchwiegen werden, daß ſie nicht alle Fragen klar beantwortet und deshalb auch Widerſpruch gefunden hat. Eine Anzahl von Ozeanographen ſehen z. B. die Haupturſachen der Meeres— ſtrömungen in der Verſchiedenheit des ſpezifiſchen Gewichtes des Mee— Nanſen glaubt reswaſſers in verſchiedenen Tiefen. a „ drei ganz andere Urſachen für die — Entſtehung die— Strömung ver: antwortlich ma⸗ chen zu müſſen: — | die Eigenwär⸗ Abb. 14. Einfluß der N auf die Bewegung der Waſſer— me der Erde, die ſchichten. (Nach Günther.) anziehende Kraft der Himmelskörper, alſo vornehmlich des Mondes, vor allem aber die Wärmeſtrahlung der Sonne, die die Winde erzeugt, eine ungleiche Erwärmung der Oberfläche hervorruft und das Waſſer verſchie— den verdunſten läßt. Dazu kommt die Wirkung der Erdrotation, die auf der nördlichen Halbkugel als nach Oſten ablenkt, dann die kalten Auftrieb— waſſer am Rande der Ströme und die Schmelzwäſſer der Eisberge, denen ſie etwa begegnen. Wir ſehen alſo, daß wir noch weit davon entfernt ſind, die Erſcheinung der Strömungen klar zu erkennen. Je weiter die Ströme, vom Oſtrande der Feſtlandsmaſſen geleitet, ſich vom Aquator entfernen, deſto mehr büßen ſie an Wärme ein und deſto ſchwerer wird infolge der Verdunſtung ihr Waſſer; in den mittleren Breiten nehmen die dort herr— % i N ſchenden Weſtwinde die Bewegung der Strömmung auf und befördern fie an die Weſtränder der Feſtlande, an denen entlang ſie als relativ kalte Aus— gleichſtröme zur Deckung der von den Paſſaten fortgeführten Waſſermen— gen als Weſtafrika- und Kaliforniſcher Strom, im Süden als Benguelaz, Peru⸗ und Weſtauſtral⸗Strom dem Aquator wieder zufließen und zum Teil dort die von Oſt nach Weſt fließenden Gegenſtröme bilden helfen. Beſonders die eben genannten Ausgleichſtröme der Südhalbkugel bringen große Maſſen kalten Waſſers in niedere Breiten; der Stille Ozean dagegen iſt im Norden faſt ganz vom Eismeer abgeſchloſſen, das Nordatlantiſche Weltmeer erhält im Weſten den kalten Labradorſtrom. 52 7. Abjchnitt Von allen horizontalen 1 erbewegungen im Meere iſt die des Go lf⸗ ſtromes am längſten und am beſten bekannt, beſonders durch ältere Arbeiten der Amerikaner, deren Schiff „Blake“ mehrere Jahre mit Sigsbee und Barlett an Bord der Erforſchung dieſes Stromes gedient hat, dann aber vornehmlich durch die neueſten Unterſuchungen von Schott u. a. Die Einwirkung des Golfſtromes auf das Klima Europas iſt bekannt. Seinen warmen Waſſern iſt es zuzuſchreiben, daß in Irland, der „Grünen In⸗ ſel“, der Lorbeer das ganze Jahr im Freien aushält, während in gleicher Breite Labrador in Schnee und Eis ſtarrt; fie bewirken, daß Weizen in # Norwegen bis zum 64. Breitengrad, Gerſte gar bis zum 70. angebaut werden kann, und daß die Kultur des Kirſchbaums bis an den Polar⸗ kreis heranreicht. Da wir an dieſem wärmeſpendenden Strom alle die Erſcheinungen, die auch bei anderen vorkommen, am beſten kennen lernen können, wollen wir uns ſeinen Verlauf einmal etwas näher vor Augen führen. Die beiden vereinigten Aquatorialſtrömungen des Atlantik treten als Karaiben- und Antillenſtrom die weitere Wanderung nach Weſten an. Erſterer, mit einer mittleren Tiefe von etwa 180 m, zwängt ſich durch die Inſelreihe der kleinen Antillen hindurch, erweitert ſich im Karaibi⸗ ſchen Meer und fließt dann in beſchleunigtem Lauf durch die enge Lücke zwiſchen Kuba und Yufatan; er kann bei feiner größten Stärke die Waſſer des Mexikaniſchen Golfes über den Spiegel des Atlantiſchen Ozeans erheben. Seine Geſchwindigkeit hängt ab von der Stärke der Winde, die ſeinen Lauf unterſtützen, und erſtere ſowie ſeine Grenzen werden be— einflußt durch die Gezeiten, die, wie ſchon die Amerikaner feſtſtellten, innerhalb 24 Stunden eine Veränderung der Schnelligkeit um die Hälfte bewirken können. Der eigentliche Golfſtrom iſt keine unmittelbare Fort- ſetzung des Karaibenſtromes, ſondern er nimmt ſeinen Anfang im Mexi-⸗ kaniſchen Golf. Niederſchläge und Flüſſe vermehren hier die Waſſer⸗ menge. Von letzteren liefert allein der Miſſiſſippi einen großen Teil; ſein ſüßes, warmes und daher leichtes Waſſer kann Hunderte von Meilen weit im Golf verfolgt werden. Von der Floridaſtraße an beginnt der eigentliche Golfſtrom; bei einer Länge von mehr als 6000 geographi⸗ ſchen Meilen hebt er ſich, beſonders bis Kap Hatteras, zuweilen deut- lich wie ein Fluß durch ſein tiefes Blau von dem Grünblau des Ozeans ab. Seine Geſchwindigkeit beträgt bei Kap Hatteras ſtündlich 5 km, nimmt aber raſch ab: auf der Breite von New Vork beträgt ſie 2 km, im Süden von Neufundland nur noch 1,8 km. Schon in der Florida— ſtraße ſtellt ſich ihm ein Hindernis in den Weg, das er mit Hilfe des war: men Antillenſtromes, der ſich mit ihm verbindet, überwindet; ſein Geg— ner iſt der Ausläufer des kalten, ſüßeres Waſſer führenden Labrador— Die horizontalen und vertikalen Bewegungen im Meerwaſſer 53 ſtromes, der an der Küſte entlang nach Süden fließt, von den Amerikanern die „kalte Mauer“ genannt. Auffallend iſt die Wärme des Golfſtromes; bei Florida beträgt ſie 30°, bei Kap Hatteras 27°, bei Neufundland nur noch 20 ; fie ift hier aber immer noch 15 höher als die des um— gebenden Meeres im Winter. Maury hat berechnet, daß die Wärme— mengen des Golfſtromes imſtande ſein würden, einen Strom aus flüſſigem Eiſen von der Größe des Miſſiſſippi in Fluß zu erhalten. Die mittlere Oberflächentemperatur des ganzen Stromes wird auf 26,5 angegeben. Seine mittlere Tiefe mag 300 m und mehr betragen; bei Kap Hatteras iſt die warme Schicht etwa 200 m mächtig. Bei Neufundland gelangt der Golfſtrom in das Gebiet der Polarwaſſer. Zugleich breitet er ſich noch weiter fächerförmig aus und beſteht von da an aus meilenbreiten Streifen kalten und warmen Waſſers, die ſich auch durch ihre Farbe zu erkennen geben. So trifft er in einem Winkel mit dem falten Labrador— ſtrom zuſammen, der aus der Vereinigung des Grönlandſtromes und der ebenſo kalten Waſſer aus der Baffinbai und Davisbai gebildet wird und ſeine größte Mächtigkeit im Sommer entfaltet. Da ſein Waſſer ſalzreicher iſt als die kalten vom Pol her kommenden, ſo taucht er all— mählich unter, und zwar am früheſten in der Davisſtraße, viel ſpäter erſt in ſeiner öſtlichen Fortſetzung nach Überſchreitung der Islandſchwelle im Barentsmeere zwiſchen Nowaja Semlja, Spitzbergen und dem Nord— kap, und ſetzt endlich ſeinen Lauf bis zum völligen Aufgehen in den kalten, ſalzigen Polwaſſern fort. Auch auf die Treibeisgrenze, die ſich nur in ſeltenen Fällen bis zum 40% n. Br. verſchieben kann, obwohl man ver— einzelte Eisberge auch noch unter dem 37. Breitengrad angetroffen hat, wirkt der Golfſtrom ein, indem er ſie weit nach Norden zurückdrängt. Die ihm entgegenkommenden Eisberge (Abb. 15) die den vergletſcherten nordiſchen Inſeln, vor allem nach Meckings Feſtſtellungen der Weſtküſte Grönlands in der Umgebung der Diskobucht entſtammen und deren mit— geführte Geſteinsmaſſen die große Neufundlandbank aufſchütteten, haben oft eine Höhe bis zu 100 m und ragen, da nur / — ½¼ aus dem Waſſer herausſieht, mit mehreren Hundert Metern nach unten. Sp können fie beim Schmelzen eine große Menge Wärme binden, und der Temperatur— gegenſatz der Strömungen erzeugt bei ihrem Zuſammenſtoß jene dichten Nebel, die faſt immer die Neufundlandbank bedecken und der Schiffahrt ſo gefährlich ſind. Einem ſolchen Eisberg fiel auch im Sommer 1912 das Rieſenſchiff, die Titanic, zum Opfer. Zwar ſoll ein auffallendes Sinken der Oberflächentemperatur den Schiffer vor dem Herannahen von Eismaſſen warnen, aber ſolches Sinken der Temperatur beobachtet man auf den benutzten Reiſelinien im Atlantiſchen Ozean häufiger, ohne 54 V, Abbſchnitt daß es durch Eisdriften jedesmal hervorgerufen wurde. Die Verhält⸗ niſſe bei Neufundland liegen eben außerordentlich verwickelt. Nach Mei⸗ nardus kommen für die Eisverhältniſſe an der Neufundlandbank die Geſchwindigkeit des Golfſtroms, feine Wärmeführung und feine Ober flächentemperatur, die Richtung und Stärke der Luftſtrömungen über ihm, wenigſtens im Winter, in Betracht, und alle dieſe Faktoren find wieder voneinander abhän- gig. Wie das Jahr 1912 wegen — — en Unterſuchungen ift die abnor⸗ . u ee Eisdrift des Jahres 1903 . —v—— v durch eine in den g Abb. 15. Schwimmender Eisberg (Schema). 5 h Bi l drift, die auch den ihr in die Flan⸗ ken fallenden Labradorſtrom zu größerer Geſchwindigkeit veranlaßt hat, wenn nicht hervorgerufen worden, ſo doch begünſtigt. Schon in der Höhe des 43. Breitengrades tritt eine Gabelung unſeres Stromes ein; der eine Aſt, „die Golfſtromdrift“, ſetzt ſeinen Lauf, wie wir ſahen, Wärme ſpendend, nach Norden fort, der andere wendet ſich nach Süden, umkreiſt die Sargaſſoſee und fließt an den Kapverden als Weſtafrikaſtrom zum Aquator zurück, um da den Kreislauf von vorne zu beginnen. Da ſeine Waſſer vergleichsweiſe kälter ſind als die dieſer ſüdlicheren Gebiete, wirkt er auf die Küſte Portugals und Weſtafrikas abkühlend ein. Den Weg von Florida bis Europa legt dieſer Strom in etwa 5½ Monaten zurück; der ganze Kreislauf wird nach Humboldts Berechnung in etwa 34 Monaten vollendet. Eine bei Kap Verde im Mai 1887 ausgeſetzte Flaſche landete erſt nach faſt drei Jahren an der Weſtküſte von Irland; man hat ihre Geſchwindigkeit auf 7½ Seemeilen pro Tag oder ſtündlich faſt ½ km für den Fall berechnet, daß fie ihren Weg wirklich durch das Karaibiſche Meer und die Straße von Florida genommen hat. Die Tiefenſtröme der Ozeane haben im allgemeinen die umgekehrte der Eisverhältniſſe ein beſonders ungünſtiges für die Schiffahrt war, ſo war es auch das Jahr 1903, deſſen Verhältniſſe Schott genauer unterſucht hat. Nach die⸗ her eingetretene ſtarke Golfſtrom⸗ Richtung wie die Oberflächenſtröme und liefern den Erſatz für die durch dieſe weggeführten Waſſermaſſen. Treffen ſie auf Hinderniſſe, ſo quellen fie als kalte Auftriebwaſſer in die Höhe; jo entführt an der weſt⸗ | Die horizontalen und vertikalen Bewegungen im Meerwaſſer 55 afrifanifchen Küſte bei Kap Bojador im Gebiete des Nordoſtpaſſates der Nordäquatorialſtrom eine Menge Waſſer, die durch die kalten Auf— triebwaſſer erſetzt wird. Wo die Tiefenſtröme durch enge Straßen zu fließen gezwungen ſind, können ſie oft einen ſchnelleren Lauf annehmen als die Oberſtröme. Das beobachtete beiſpielweiſe Wharton an dem Unterſtrom, der dem aus dem Schwarzen Meer durch den Bosporus in das Marmara-Meer und von da durch die Dardanellen ins Mittelmeer ſich ergießenden Oberſtrom entgegenfließt. Die Erſcheinung wird verurſacht durch den durch Einmündung großer Flüſſe hervorgerufenen geringen Salzgehalt des Schwarzen Meeres; die Oberwaſſer ſind faſt ſüß, die Unterſtrömung zeigt die durchſchnittliche Dichte des Mittelmeerwaſſers. Auch an der Weſtpforte des Mittelmeeres, in der nur 311 m tiefen Straße von Gibraltar, fließt an der Oberfläche das leichtere, ſalzärmere Waſſer des Atlantiſchen Ozeans in das Mittelmeer hinein, während das ſalzreichere Waſſer des letzteren Tag und Nacht ſich als Tiefenſtrom ins Weltmeer ergießt, und ein ſolcher Austauſch findet wohl überall ſtatt, wo zwei Meerbecken von ungleicher Waſſerdichte durch eine enge Pforte miteinander in Verbindung ſtehen, ſo auch zwiſchen Nord- und Oſtſee durch Skagerrak und Kattegatt; dieſe Unterwaſſerſtrömung iſt es auch, der nach Prof. Petterſens Anſicht die ungeheuren Heringsſchwärme in die Oſtſee folgen. Wie in den genannten Binnenmeeren, ſo wälzen ſich auch beſtändig auf dem Grunde der offenen Ozeane die kalten Ausgleichwaſſer von den Polen zum Aquator fort. Nur unterſeeiſche Schwellen halten ihren Lauf auf. Ein lehrreiches Beiſpiel liefert der zwiſchen Island und den Fa— roer-⸗Inſeln ſich hinziehende Rücken, der durchſchnittlich nur etwa 580 m unter der Oberfläche liegt. In ihm befindet ſich eine tiefere Furche, die Faroer⸗Shetland-Rinne, die die mehr als eiskalten Polarwaſſer auf ihrem Drängen nach Süden geſchaffen haben. Quer durch ſie zieht aber ein Querriegel, der berühmte Wyville Thomſon-Rücken, und die folgen: den Temperaturen, die Prof. Schott auf der Valdivia fand, zeigen, wie groß der Einfluß des über dieſen Rücken ſich drängenden Golfſtroms iſt. Südlich Nördlich vom Thomſon-Rücken in o m Tiefe 10, 10 9,8 „ 100 [2 [2 ‚' 7,80 [23 200 „ „ 95 5 NK „„ 9,60 6,80 aa, wit, 75 Warmer 94% Kalter 500 „ 9,0% Unterſtrom 0,4 Unterſtrom. Aber neben dieſen horizontalen Bewegungen der Waſſermaſſen voll— 7 56 VI. Abſchnitt zieht ſich infolge von Verdunſtung und Abkühlung der Oberflächenſchichten auch überall und fortwährend ein Ausgleich in ſenkrechter Richtung, allerdings nicht als ſichtbare Strömung, ſondern viel langſamer, in der Schnelligkeit faſt unmeßbar. Er bewirkt zuſammen mit den eben genann⸗ ten ſich langſam von den Polen her nach dem Aquator wälzenden kalten Tiefenſtrömen, durch das Aufwärtsſteigen ihres kalten Waſſers haupt⸗ ſächlich in den Aquatorialgegenden, ſowie dort, wo die Winde das wär— mere Oberwaſſer wegdrücken oder Ströme es entführen, die auffallende Gleichmäßigkeit in der Zuſammenſetzung des Salzgehaltes in den Welt- meeren; durch einen ſolchen Ausgleich in ſenkrechter Richtung wird über: haupt erſt die Exiſtenz der Tiefenbewohner möglich, denen die Vertikal⸗ ſtröme nicht nur Nahrung, ſondern auch Lebensluft zuführen, denn es hat ſich herausgeſtellt, daß die Tiefenwaſſer genau ſo viel Luft enthalten wie die der Oberfläche, eine Erſcheinung, die uns mit Notwendigkeit zu der Annahme zwingt, daß ein beſtändiger Austauſch zwiſchen beiden ſtatt— finden muß und, wie wir ſahen, auch wirklich ſtattfindet. VI. Abſchnitt. Licht und Druck in der Tiefſee, Beſtandteile, Dichte und Farbe des Meerwallers. „Einer der wichtigſten und tätigſten Arbeiter im großen Labora— torium der Natur iſt das Sonnenlicht. Unter ſeinem Einfluß wird an- organiſche Materie in organiſche umgeſetzt, und ſo beruht in letzter Linie alles Leben auf Erden auf ſeiner Gegenwart“ (Marſhall). Un⸗ terſuchungen über die Lichtverhältniffe der Tiefſee wurden bereits in den vierziger Jahren angeſtellt. Je tiefer wir ins Meer hinabſteigen, deſto dunkler wird es um uns. Anfangs geht dieſe Lichtabnahme lang— ſam vor ſich; das Auge kann bis zu 20 m tief liegende Gegenſtände noch erkennen, vermöchte dort unter Umſtänden ſogar noch zu leſen. In dieſen geringen Tiefen enthüllt ſich dem Auge die ganze Farben— pracht der Tier- und Pflanzenwelt des Meeres, der „Gärten Poſei⸗ dons“; wer kennt nicht die begeiſterten, farbenglühenden Schilderungen Haeckels über die Korallenhaine im Roten Meere und an den Küſten von Ceylon? Nur ausnahmsweiſe, bei beſonders ruhigem Wetter, guter Beleuchtung und ganz klarem Waſſer, vermag das menſchliche Auge noch tiefer, etwa bis zur äußerſten Grenze von 60 m, wie in der Sar— gaſſoſee beobachtet wurde, zu dringen und größere Gegenſtände am Boden wahrzunehmen. N Licht und Druck in der Tiefjee, Beſtandteile uſw. 57 Man verſuchte zunächſt die Durchläſſigkeit der Meeresſchichten für das Licht durch Verſenken von weißen und anders gefärbten Platten zu ermitteln. Aber die Tiefe, in der die Scheiben ſichtbar bleiben, iſt örtlich großen Schwankungen unterworfen: ſie liegt im Mittelmeere zwiſchen 32 und 60 m und ſteht natürlich in engem Zuſammenhang mit der Menge der unorganiſchen oder organiſchen im Waſſer gelöſten oder ſchwebenden Stoffe. Da die kälteren Meere im allgemeinen reicher an ſchwebenden Organismen ſind und ſich auch langſamer ſelbſt rei— nigen, ſind ſie auch weniger durchſichtig als die der tropiſchen Gebiete. Um dieſe Schwankungen feſtzuſtellen, machte vor einigen Jahren An— gelini Verſuche mit verſchieden gefärbten Scheiben in den Lagunen Ve— nedigs und im Golf von Gaeta und beobachtete, daß die weiße Scheibe dort ſchon in 2 m Tiefe, im Golf aber erſt viel tiefer verſchwand. Von den verſchiedenen Platten blieb die weiße am längſten ſichtbar; zuerſt verſchwand die rote, darauf die blaue; das Meerwaſſer verſchluckt alſo die roten Strahlen am meiſten, daher erklärt ſich auch ſeine grünblaue Farbe. Die Plattenverſuche ſind wegen ihrer Ungenauigkeit von nur geringerem Werte; ſie geben nur Aufſchluß über ſehr wenig mächtige Waſſerſchichten, da die Tafeln dem Auge bald entrückt ſind. Da aber wandte Forel zuerſt im Genfer See photographiſche Platten an, die ins Waſſer verſenkt wurden. Es zeigte ſich, daß ſchon in 100 m Tiefe das Licht auf die Platten nicht mehr einwirkte. Das Mittelländiſche Meer hat eine größere Durchſichtigkeit; Verſuche, die auf Forels An— regung von Fol und Sarraſin dort angeſtellt wurden, zeigten, daß erſt in etwa 480 m Tiefe keine Schwärzung der Platten mehr eintrat. Bei durchſchnittlich 170 m konnte aber noch deutlich eine Wirkung des Son— nenlichtes nachgewieſen werden, bei 380 m Tiefe kaum noch; es dürfte dort das Licht demnach nur ſo ſtark ſein, wie bei uns in einer Sternen— nacht zur Zeit des Neumondes. Später hat v. Peterſen einen photo— graphiſchen Apparat hergeſtellt, der ermöglichte, die ſehr empfindliche Platte in jeder beliebigen Tiefe zu exponieren; er ſetzte ſie an einem hellen Novembertage bei Capri längere Zeit in einer Tiefe von 500 m aus und konnte noch eine deutliche Schwärzung nachweiſen. Spätere Verſuche wieſen das Eindringen chemiſch wirkſamer Lichtſtrahlen in noch etwas größere Tiefen (550 m) nach. Dieſe geringen Lichtmengen ſind aber für die vor allem auf das Sonnenlicht angewieſenen Pflanzen viel zu gering; ſchon bei 150 m Tiefe dürfte das Pflanzenleben faſt ganz aufhören, und in größerer Tiefe würde man nur noch farbſtoffloſe niedere pflanzliche Organismen vor— i finden. Eine Ausnahme macht nur die ſpäter noch zu erwähnende grüne 58 VI. Abſchnitt Alge Halosphaera. Trotzdem müſſen wir annehmen, daß auch in viel bedeutenderen Tiefen eine gewiſſe Beleuchtung vorhanden iſt; die Augen der Tiefſeetiere, ihre Farben zwingen uns mit Notwendigkeit dazu. Es wird ſpäter Gelegenheit ſein, auf dieſen Punkt noch genauer einzu⸗ gehen. Es lag der Gedanke nahe, nach der im letzten Jahrzehnt erreichten Vervollkommnung der Photographie Momentaufnahmen von den in geringer Tiefe lebenden Meerestieren zu machen. Mit Hilfe waſſer⸗ dicht und druckfeſt verſchloſſener, ſehr empfindlicher Platten, die über Rollen laufen, ſind verſchiedene Verſuche in dieſer Richtung gemacht worden und haben ganz ermutigende Erfolge gehabt. Auf einer der von ſeiten der Franzoſen in Banyuls-ſur-Mer hergeſtellten ſubmari⸗ nen Photographien ſind vor dem aufgeſtellten Schirm vorbeiziehende Fiſche ſo ſcharf abgezeichnet, daß man ihre Schuppen zählen kann. Es ſcheint demnach die Photographie berufen zu ſein, in Zukunft ein wich⸗ tiges Hilfsmittel für die biologischen Erforſchungen der Oberflächen fauna zu werden. Den Verſuchen der Menſchen, perſönlich in die Tiefen des Meeres vorzudringen und dort an Ort und Stelle ſeine Wunder zu betrach— ten, wird gar bald ein energiſches Halt zugerufen. Nur geübte Tau⸗ cher vermögen in größere Tiefen als 20 m einzudringen und dort auch nur wenig über eine Viertelſtunde zu verweilen, da bald die feinen Gefäße der Haut zerreißen. Es wird erzählt, daß der Taucher Deschamp, der im Jahre 1866 einen 70 m tief geſunkenen Dampfer unterſuchen wollte, aus 60 m Tiefe bewußtlos heraufgezogen werden mußte. Im Vergleich mit den koloſſalen Abgründen im Meer ſind alſo dem perſönlichen Eindringen ſeitens des Menſchen äußerſt enge Gren— zen gezogen. Bekanntlich laſtet unſere Lufthülle auf jedem Quadratzentimeter un⸗ ſeres Körpers mit einem Gewichte von ungefähr 1 kg; dieſen Druck nennen wir kurz eine Atmoſphäre. Der Druck im Waſſer nimmt nun ſehr raſch zu. Das Meerwaſſer iſt wegen ſeines Salzgehaltes etwas ſchwerer als das Flußwaſſer; man kann ſagen, daß von 10 zu 10m | der Druck in den Meerestiefen um rund eine Atmoſphäre zunimmt. Das macht in 100 m Tiefe ſchon einen mehr als zehnmal größeren Druck als an der Oberfläche, und in den größten Tiefen der Ozeane, die ja ungefähr 9000 m betragen, laſtet auf jedem Quadratzentimeter ein Druck von über 900 Atmoſphären. Davon können wir uns ſchwer eine Vorſtellung machen. Schon in 1000 m Tiefe iſt der Waſſerdruck ſo groß, daß eine hölzerne Kugel auf die Hälfte ihres urſprünglichen Volumens zuſammengepreßt wird, und man hat berechnet, daß ein Tau- Licht und Druck in der Tiefjee, Beſtandteile uſw. 2 cher, der in die Tiefe von 3560 m hinabſteigen würde, ein Gewicht auf ſeinem Körper zu tragen haben würde, das dem von mehreren Hun⸗ dert der ſchwerſten Lokomotiven gleichkäme. Die Tiefſeeinſtrumente müſſen natürlich für dieſen enormen Waſſerdruck entſprechend einge— richtet und reguliert ſein, und doch iſt es vorgekommen, daß die durch metallene Kapſeln geſchützten Thermometer, die in große Tiefen hinab— gelaſſen wurden, vollſtändig zertrümmert wieder an die Oberfläche kamen. Man war früher allgemein der Anſicht, daß das Tiefſeewaſſer durch die darüber liegenden Schichten ſo zuſammengepreßt würde, daß es ein bedeutend höheres ſpezifiſches Gewicht erlange als das Ober— flächenwaſſer. Danach würden Gegenſtände, die ins Meer gefallen ſind, gar nicht bis auf den Grund gelangen, ſondern je nach ihrem Gewichte in irgend einer Schicht, die ſpezifiſch geradeſo ſchwer wäre wie ſie ſelbſt, ſchweben müſſen. Demgegenüber iſt aber nachgewieſen, daß das Waſſer ſelbſt durch den ungeheuren Tiefſeedruck von ſeinem Volumen nur einen ganz geringen Bruchteil verliert, der in 9000 m 3. B. nur un⸗ gefähr ½% betragen würde. Das Gewicht des Tiefenwaſſers ſtellt alſo den im Meer verſinkenden Gegenſtänden kein Hindernis entgegen; aber ob ſie wirklich auf dem Grund ankommen, das iſt eine andere Frage. Die organiſchen Stoffe werden wohl im Magen der Milliarden von Meerestieren ihr Grab finden, und es iſt wahrſcheinlich, daß von den anorganiſchen nur wenige auf die Dauer der Zerſetzung durch das See— waſſer und den in ihm wirkenden chemiſchen Kräften widerſtehen kön— nen. Immerhin wird durch dieſen Druck die Dichte des Meerwaſſers, die gewöhnlich 1,024 bis 1,028 beträgt, in der Tiefe von 350 m auf 1,0446 erhöht. — Die Tiere, die, wie wir heute wiſſen, noch in Tiefen vorkommen, die man früher für unbewohnt halten mußte, können die— ſen Druck deshalb ohne alle Beſchwerde aushalten, weil ihm in ihrem Körper ein gleich großer entgegenſteht. Es iſt nur fraglich, ob ſich der Stoffwechſel bei dieſen Tieren geradeſo vollzieht wie bei denen, die unter ungleich geringerem Druck nahe der Oberfläche leben; aber das 9 * iſt ein Punkt, über dem bis heute noch vollkommenes Dunkel herrſcht und worüber wir auch nur ſchwerlich Aufklärung erhalten werden, da wir derartige Unterſuchungen nur an heraufgeholten Tieren anſtellen können, bei denen der abnehmende Druck faſt immer alle Gewebe zer— 1 y 9 4 1 riſſen hat. Die Dichte des Meerwaſſers hängt in erſter Linie, wenigſtens nahe der Oberfläche, von ſeinem Salzgehalt ab. Auf ſie wirken deshalb einerſeits Verdunſtung, anderſeits einmündende Flüſſe, ſchmelzende Eisberge und Niederſchläge ein, die den Salzgehalt entweder vermehren 60 Vl. Abſchnitt | oder das Waſſer verſüßen; die Deutſche Südpolar-Expedition ſtellte feſt, daß unter 5° und 10° nördlicher Breite eine ſtarke Abnahme des Salzgehaltes des Oberflächenwaſſers infolge der damals gerade herr— ſchenden Regenzeit eintrat. Der Salzgehalt aller Meere beträgt durch- ſchnittlich 3,53%; man hat ausgerechnet, daß dieſes Salz, wenn es auf irgendeine Weiſe ausgeſchieden werden könnte, den Meeresgrund mit einer 57 m dicken Schicht bedecken würde. Die Küſtenwaſſer ſind im allgemeinen ſalzärmer, beſonders in der Nähe der Mündungen großer Flüſſe. Auch Rand- und Mittelmeere haben gewöhnlich ſüßeres Waſſer, weil die einmündenden Flüſſe ſolches zubringen. Ein gutes Beiſpiel bietet die Oſtſee, deren Salzgehalt nach Oſten immer mehr abnimmt. Im Skagerrak finden wir noch 3%, im Kieler Hafen 1,05%, bei Bornholm 0,7%, am Eingang zum Bottniſchen Meerbuſen 0,4%, und bei Kronſtadt iſt das Waſſer mit 0,1% faſt trinkbar. Auch das Schwarze Meer hat ſeiner ſtarken Zuflüſſe halber nur einen Salzge⸗ halt von 1,5 bis 1,8%. Binnenmeere dagegen, die ſtarke Verdunſtung bei geringem Zufluß haben, ſind ſalzreicher; ſo zeigt das Mittelmeer mehr als 3,7% im Oſten bei Kreta ſogar 3,95% und beſtändig durch- läuft vom Ozean her ein ſtarker Oberflächenſtrom die Straße von Gibraltar, beſtrebt, den Unterſchied auszugleichen. Das Rote Meer gleicht geradezu einer Salzpfanne; faſt abgeſchloſſen vom Ozean, ohne nennenswerte Zuflüſſe, dabei mit enormer Verdunſtung durch die ſen- genden Strahlen der Sonne, hat es einen Salzgehalt von 4,08 %, im Suezkanal ſtellenweiſe ſogar faſt 6%. Auch in den offenen Ozeanen ſind Salzgehalt und Dichte an der Oberfläche nicht überall gleich; die Schwankungen ſind hier auf dieſelbe Urſache zurückzuführen. Die von Buchanan entworfenen Karten zeigen, daß der Salzgehalt in den nie⸗ derſchlagsarmen und ſtarker Verdunſtung ausgeſetzten Paſſatzonen nörd⸗ lich und ſüdlich vom Aquator am größten iſt; nach dem Aquator und den Polen zu wird das Waſſer wieder ſüßer, weil hier Niederſchläge der Verdunſtung das Gleichgewicht halten oder ſie gar übertreffen.“ Die Salzarmut des nördlichen Polarmeeres wird aber nicht allein durch die Niederſchläge verurſacht, ſondern nach Woeikoff auch durch die Flüſſe, die im Frühjahr viel Süßwaſſer liefern; dieſes friert im Winter wieder und kann ſich deshalb mit den ſchwereren und ſalzhaltigen Tiefen- waſſern nie ſo miſchen, daß eine gleichmäßige Zuſammenſetzung des Polarwaſſers eintreten kann. Die mächtigere Entwicklung der Paſſat zonen auf den offeneren Ozeanen der ſüdlichen Halbkugel bewirkt auch daß die ſüdlichen Teile des Atlantiſchen und Stillen Ozeans ſalzrei— chere Oberflächenſchichten haben als die ihnen entſprechenden nördlichen — O0 1, _ Licht und Drud in der Tiefſee, Beſtandteile uſw. 61 Der Atlantik hat in ſeinem nordäquatorialen Gebiet höheren Salz⸗ gehalt als die anderen Weltmeere wohl auch aus dem Grunde, weil er einen beſtändigen Zufluß aus den ſalzigen Mittelmeeren der Alten und der Neuen Welt erhält. Aus den tieferen Schichten holt man das Meerwaſſer mit ſinnreich konſtruierten Schöpfflaſchen und Schöpfap— paraten zur Unterſuchung heraus. Die Unterſchiede des Salzgehaltes an der Oberfläche ſind in einer Tiefe von wenig hundert Metern faſt verſchwunden; etwas Ähnliches hörten wir ja von der Wärme. Von da an bleibt der Salzgehalt ziemlich konſtant; bis zur Tiefe von 2000 m findet eine geringe Abnahme und von da bis zum Grunde eine eben- ſo geringe Zunahme ſtatt. Der Salzreichtum der Bodenſchichten iſt gleichmäßig 3,45 bis 3,55%; abgeſchloſſene Rand- und Binnenmeere führen in den Tiefen meiſt ſalzreicheres Waſſer. So zeigt die Oſtſee bei Kiel an der Oberfläche 1,65%, in der Tiefe etwa 2,5% Salz— gehalt. Was die Natur der im Seewaſſer aufgelöſten Stoffe anbelangt, ſo hat man bis jetzt mehr als 30 Elemente in ihm nachgewieſen, ein— zelne allerdings nur in ſehr geringen Mengen. Ihre Anweſenheit er— teilt dem Seewaſſer jenen bitteren, zum Erbrechen reizenden Geſchmack, der es zum Trinken untauglich macht. Iſt ſo der Gehalt an Salz recht ungleich, ſo iſt doch die Art der Zuſammenſetzung im allgemeinen recht gleichförmig, ſo daß es nur nötig iſt, die Menge beiſpielsweiſe des Chlors zu beſtimmen, um aus ihr dann den Gehalt an Kochſalz zu be— rechnen; die anderen Stoffe kann man bei der Beſtimmung des Salz— gehaltes dann ganz vernachläſſigen. Wenn man eine Menge Seewaſſer verdunſten läßt oder eindampft, erhält man einen trockenen Rückſtand, von dem je 100 g ſehr gleichmäßig enthalten: 78,82 8 Gios. 3,94 g Chlormagnefium . . . . 9, a ‚| Chlorlalium .. . . . 169, DitterfolE . . - -. - - 6, 40 „ Andere Beſtandteile . . 0,21 Unter den geringfügigen Beimengungen beſinden ſich Jod- und Brom— verbindungen, geringe Mengen von Mangan, Blei, Silber, Zink, Kup— fer uſw., aber auch Edelmetalle, wie Silber und Gold, die wohl aus den vom feſten Lande vom fließenden Waſſer abgewaſchenen Sedimen— ten, möglicherweiſe aber auch von Erzgängen, die unter Waſſer hervor— treten, herrühren. Freilich iſt die Menge ſehr gering, etwa 0,006 g Gold im Werte von 1,668 Pfennig find in 1000 1 enthalten; aber man hat berechnet, daß, wenn die geſamte Goldmenge des Meeres unter die Erdenbewohner verteilt würde, auf jeden etwa 3½ Millionen Mark kommen würden. Es iſt nur gut, daß die Ausſichten auf Hebung dieſes Schatzes ſo gering ſind. Jod- und Bromverbindungen werden durch Al— AUNUG 30: Janſon, Das Meer. 3. Aufl. 5 62 6 Pl.. Abſchnitt | | gen aufgenommen und bei deren Abſterben am Grunde des Meeres aufgeſpeichert, von wo fie gelegentlich durch Auftriebwaſſer wieder em⸗ porgehoben werden; letzteres gilt auch von der ſalpetrigen Säure der Tiefenwaſſer, die dort aus den Milliarden verweſender Tierleichen mit Hilfe von Bakterien ſich bildet und ſpäter, durch aufwärts gerichtete Strö— mungen des Waſſers an die Oberfläche gebracht, von den Pflanzen wieder aufgenommen wird. Was die im Meerwaſſer gelöſten Gaſe anbelangt, ſo iſt ihre Art und Menge je nach der Ortlichkeit, der Anzahl der Tiere oder pflanz⸗ lichen Organismen ſehr verſchieden, und wir ſind noch weit davon ent— fernt, alle die dieſe Verteilung beſtimmenden Geſetze zu erkennen. Es kommen hierbei hauptſächlich Luft, bekanntlich aus Stickſtoff und Sauer⸗ ſton beſtehend, Kohlendioxyd und Schwefelwaſſerſtoff in Betracht. Die Luft iſt im Meerwaſſer löslich, aber es wird dort mehr Sauerſtoff auf- gelöſt (35:65) als in der Atmoſphäre (21:79) im Vergleich zu Stick⸗ ſtoff enthalten iſt. Je kälter das Waſſer iſt, um ſo mehr Luft und Sauerſtoff kann es aufnehmen; deshalb ſteigt der Gehalt an beiden mit zunehmender Tiefe. Der Gehalt an Luft wird durch die Beſtim⸗ mung der Stickſtoffmenge feſtgeſtellt. Verſuche haben feſtgeſtellt, daß der Sauerſtoffgehalt bei hauptſächlich animaliſcher Beſetzung des Plank⸗ tons durch Atmungsverbrauch bald ſehr gering wird, während bei haupt— ſächlich vegetabiliſcher Zuſammenſetzung durch die Spaltung der Kohlen- ſäure durch die Pflanzen oft Sauerſtoff in Überfluß erzeugt wird. Was die Kohlenſäure anbetrifft, das Produkt der tieriſchen Atmung, ſo war man noch vor wenigen Jahren ganz allgemein der Anſicht, daß in den fal- | ten Tiefen der Ozeane durch den ungeheuren Druck eine große Menge dieſes Gaſes aufgeſpeichert ſein müſſe, zumal die wärmeren Meere irmer daran ſind als die kalten, und man erklärte auch daraus die große Kalkarmut der Tiefen, die ſich in den immer dünner werdenden Kalf- panzern der Tiere und in dem Fehlen der Foraminiferenſchalen in großen Tiefen zu erkennen gibt. Zahlreiche Analyſen haben aber er⸗ geben, daß der Gehalt der Tiefenwaſſer an Kohlenſäure ziemlich ge- ring iſt, jedenfalls nicht genügend, die Mengen von Kalkkarbonat in Löſung zu halten. Es iſt möglich, daß letzteres dort durch uns noch unbekannte Prozeſſe in das ſchwerlösliche Kalkſulfat oder Gips über⸗ geführt iſt, den ſtändigen Begleiter unſerer aus dem Meerwaſſer ab- geſchiedenen Steinſalzlager. Bei Unterſuchungen der Stickſtoffmengen in den Tiefenwaſſern fiel vor allem auf, daß dort eine viel größere Menge Stickſtoffs im Vergleich mit der der Oberflächenwaſſer gefunden wurde; die Verteilung beider Gaſe iſt alſo auch im Tiefenwaſſer anders Licht und Druck in der Tiefſee, Beſtandteile uſw. 33 als in der Luft, wo nur rund fünfmal ſo viel Stickſtoff wie Sauerſtoff vorhanden iſt. Dieſe auffallende Menge Stickſtoff kann nicht allein den Sinkſtoffen entſtammen, die die Flüſſe dem Meere zuführen, auch nicht den Körpern abgeſtorbener Organismen, ſondern entſteht nach Beneckes und Keutners Unterſuchungen durch die Tätigkeit von Bakterien, die, wohl ähnlich denen der Wurzelknöllchen unſerer Hülſenfrüchte, direkt Stickſtoff aus Nitriten und Ammoniak hervorbringen können. Ferner konnte Richard durch Vergleich mit den Oberflächenſchichten feſtſtellen, daß die Luftmenge in großen Meerestiefen unabhängig vom Druck und nur deshalb etwas größer iſt, weil die tiefere Temperatur das Waſſer aufnahmefähiger macht. Der Schwefelwaſſerſtoff, ein Verweſungspro— dukt, iſt giftig und kann ſich in Meeresteilen, die ohne Ausgleichſtrö— mungen ſind, in der Tiefe anſammeln, ſo z. B. im Schwarzen Meere. Vornehmlich die Beimengungen der oben genannten Salze bewirken, daß das Meerwaſſer ſchwerer und daher tragfähiger iſt als das ſüße Waſſer; 1000 cem von erſterem wiegen nicht 1000 g, ſondern 1024 bis 1028 g, ſo daß das ſpezifiſche Gewicht des Meerwaſſers bei Zim— mertemperatur 1,024 bis 1,028 beträgt. Es wird beſtimmt mit Hilfe fein graduierter Aräometer. Der Salzgehalt bewirkt aber auch, daß das Seewaſſer weniger leicht gefriert, in ruhigem Zuſtande, bei etwa — 2,55% 0, bei bewegter Oberfläche bei noch größerer Abkühlung. Das Salz wird beim Gefrieren größtenteils ausgeſchieden, vermehrt ſo das Gewicht der noch nicht feſt gewordenen unteren Schichten und läßt ſie noch ſchwerer gefrieren. Ein Teil des Salzes bleibt jedoch zwiſchen den Eiskriſtallen eingeſchloſſen und bewirkt dadurch, daß das Schmelzwaſſer des Meereiſes nicht genießbar iſt. Das Eis der Polargegenden iſt entweder aus Süßwaſſer gebildetes Gletſchereis, das im Norden von vergletſcherten Landmaſſen i in Grönland, Franz⸗Joſeph⸗ Land, Spitzbergen u. a. ſtammt und in Geſtalt von Eisbergen i in der Richtung nach dem Aquator fortge- führt wird, oder es iſt aus ſalzigem Waſſer gebildet und bedeckt ſo als Packeis die unwirtlichen Polargebiete. Dem Salzgehalt des Meerwaſſers gegenüber verhalten ſich die Tiere verſchieden. Es iſt bekannt, daß manche Süßwaſſerfiſche (Lachs, Aal uſw.) ſowohl im ſüßen als auch im ſal— zigen Waſſer zu leben vermögen und Wanderungen aus einem ins andere unternehmen, andere (Hecht, Barſch) können leicht an Seewaſſer gewöhnt werden; gewiſſe Seefiſche (Flunder, Scholle uſw.) wandern weit in die Mündungen der Flüſſe hinein. Intereſſant iſt die Ver— breitung der Tiere in der Oſtſee, die, wie wir ſahen, im Oſten faſt ganz ſüßes Waſſer hat, was ſich dadurch zu erkennen gibt, daß mit dem Forſchreiten nach Oſten der Artenreichtum und die Zahl der In— * 5 64 VI. Abſchnitt dividuen geringer wird, wobei zugleich die einzelnen Arten an Größe abnehmen und teilweiſe zwerghaft werden. | Mit dem Salzgehalt jteht auch die Farbe des Meerwaſſers in engem Zuſammenhang. Auf ſie wirken aber außerdem noch manche andere Faktoren ein, wie die Tiefe des Waſſers und die Farbe des Grundes, die Stärke der Beleuchtung und die Stellung der Sonne, Durchſichtig⸗ keit, Temperatur und Bewegung des Waſſees und in ihm ſchwebende mineraliſche und organische Körperchen. Je durchſichtiger und klarer das Waſſer iſt, um ſo reiner blau iſt ſeine Farbe; je undurchſichtiger, deſto mehr iſt die Neigung zu grün vorhanden. Um die Farbe des Meerwaſſers feſtzuſtellen, hat man einen Lichtſtrahl durch eine meter lange, innen geſchwärzte und mit Seewaſſer gefüllte enge Röhre fallen laſſen, und man beobachtete eine prachtvolle blaugrüne Färbung, die alſo als feine eigentliche Farbe zu betrachten iſt und wahrſcheinlich her⸗ vorgerufen wird durch feine, in ihm ſchwebende Staubflitterchen, die das Sonnenlicht zurückwerfen. Als Maßſtab für die Färbung des Meer waſſers dient die Forelſche Skala, beſtehend aus einer Reihe von Lö- ſungen eines blauen Kupferſalzes, denen genau nach Prozenten beſtimmte gelbe Chromlöſungen beigemiſcht werden. Die hohe See iſt in der Regel tiefblau gefärbt. Das reinſte Blau zeigt der Atlantiſche und Stille Ozean, der Indiſche Ozean beſitzt eine mehr grünliche Grundfarbe, ebenſo die kalten Polarwaſſer. In ſalzreicheren Binnenmeeren, wie im Mittel- meer, ſteigert ſich das Blau zu Ultramarin, in ſalzärmeren, wie in de Oſtſee, neigt es mehr zu Grün. Doch der Salzgehalt iſt nicht allein für die Färbung maßgebend; Andere Färbungen können durch anorgani— ſche Beimengungen entſtehen. Erſteres findet öfters an den Flußmün⸗ dungen ſtatt, wo das Waſſer durch die mitgeführten Schlammteilchen gelbbraun gefärbt wird; das Gelbe Meer hat bekanntlich von den Löß— maſſen, die der Hoangho dort abladet, ſeinen Namen. Anderſeits kann das maſſenhafte Auftreten mikroſkopiſch kleiner Planktonorganismen aus dem Tier- und Pflanzenreich zeitweiſe die grünblaue Färbung in purpurrote und andere Farbentöne verändern; das Rote Meer hat möglicherweiſe ſeinen Namen von dem Auftreten einer roten Fa⸗ denalge (Trichodesmium) erhalten, während, nebenbei geſagt, das Schwarze Meer den über ihm fo häufig ſchwebenden dunklen Sturm: und Gewitterwolken oder ſeiner Ungaſtlichkeit ſeinen Namen verdanken ſoll. Die mikroſkopiſch kleinen einzelligen Weſen, beſonders Peridinium arten, färben durch ihr maſſenhaftes Auftreten zeitweiſe ganze Meeres: teile rot, wie ſchon Darwin bekannt war. Auf deren Anweſenheit be ruhte auch die Rotfärbung des Meeres, die im Herbſt 1898 bei Rhode | VII. Abſchnitt. Netze und andere Fangwerkzeuge 65 Island beobachtet wurde, und es iſt nicht unmöglich, daß das damals dort erfolgte Abſterben der Fiſche mit dieſen Organismen im Zuſammen— hang ſtand. Man ſchätzte ihre Zahl auf 5880 in 1 cem Waſſer. Auch Carter hat als Urſache der Rotfärbung des Meeres um Bombay ein Peridinium (P. sanguineum) beſchrieben. Manchmal können Bakterien durch ihre ungeheure Anzahl die oberflächlichen Schichten färben; ſo wird im Indiſchen Ozean manchmal eine ſchneeweiße Färbung (Milch— meer) beobachtet, die durch einen Leuchtbazillus (Bacillus phosphoreus) hervorgerufen wird. VII. Abſchnitt. Deke und andere Jangwerkzeuge. Wenn wir die Entwicklung der ſyſtematiſchen Meeresforſchung ver— folgen, ſo dürfen wir uns nicht wundern, daß ſie im Anfange des 19. Jahr— hunderts nur ſehr langſame Fortſchritte machte. Trotzdem gerade in den letzten Jahrzehnten, dank der emſigen und hingebenden Arbeit vieler Gelehrter, unſere Kenntnis in dieſer Hinſicht ſich außerordentlich ver— mehrt hat und der Schleier von manchen der — wie es ſchien — gar nicht lösbaren Geheimniſſe der Tiefſee genommen worden iſt, beher— bergt ſie deren noch eine unabſehbare Menge. Im Vergleich mit den Anſchauungen im Anfang des verfloſſenen Jahrhunderts ſind aber die Fortſchritte auf unſerem Gebiete geradezu bewunderungswert. Man muß bedenken, daß es im Anfang eben an allem fehlte, an den nötigen, gerade für dieſen Zweck vorgebildeten Gelehrten und deshalb an der nötigen Literatur, an Apparaten und Maſchinen, an Fangwerkzeugen und Fangmethoden. Dagegen gab es eine Menge falſcher vorgefaßter Meinungen, die erſt über den Haufen geworfen werden mußten, bevor man an den Aufbau neuer Lehren ernſtlich denken konnte. Das galt nicht zum mindeſten in bezug auf Fragen, die das organiſche Leben in den Tiefen angeht; hatte doch Forbes auf Grund ſeiner damaligen Kenntniſſe den überall angenommenen Grundſatz aufgeſtellt, daß unter 500 m jedes organiſche Leben aufhören müſſe. Hand in Hand mit den Fortſchritten der zoologiſchen Durchforſchung der Meere ging naturgemäß die Entwicklung der Fangwerkzeuge und Fangmethoden. Es gibt heute für dieſe Zwecke eine große Zahl ſehr ſinnreich gebauter Netze. Wir können darauf hier nur jo weit eingehen, als es der beſchränkte Raum geſtattet. Man teilt die Netze ein in Bo— den⸗ oder Schleppnetze und in Schwebenetze. Erſtere (Abb. 16), aus den einfachen Hilfsmitteln der Auſtern- und Schwammfiſcher hervor— 66 g VII. Abschnitt gegangen, werden über den Meeresgrund gezogen. Im Anfang eine Kratze mit daranhängendem Sack, wurde das Scharrnetz (als Dredſche und Trawl unterſchieden) von O. F. Müller in die Wiſſenſchaft einge⸗ führt, von Ball, Sigsbee und Agaſſiz verbeſſert und beſteht jetzt aus einem zipfelförmigen Netz mit Maſchen von verſchiedener Feinheit, in das auf der Reiſe des „Challenger“ noch ein zwei— tes unten offenes eingeſenkt wurde, ſo daß das Ganze einer Reuſe gleicht. Das Netzwerk iſt in einem aus zwei U-förmigen und miteinander ver⸗ bundenen Bügeln beſtehenden Rahmen aufge⸗ hängt, die es ſchützen und vor dem Umſchlagen bewahren ſollen. Eine von der Netzöffnung ges ſpannte Kette oder eine Stange ſcharrt bei der Dredſche den Bodenſatz zuſammen, während ſich in den angehängten Quaſten manche Seetiere fan⸗ gen. Je nach der zu erwartenden Tiefe werden größere oder kleinere, aber ſchwerere Schleppnetze verwendet. Würde nun aber das Schleppnetz ein- fach hinabgelaſſen, ſo würde es bald ins Treiben geraten und gar nicht oder ſehr ſpät erſt den Grund erreichen. Um dem vorzubeugen, werden in ge- wiſſer Entfernung von dem Netz an dem Stahl⸗ draht, der das früher gebräuchliche Hanfſeil ganz verdrängt hat, Gewichte befeſtigt, die es ſchnell hinabziehen und es richtig legen. Die Quaſten⸗ dredſche beſteht aus einer Anzahl an einem Rah⸗ Abb. 16. Schleppnetz. men befeſtigter Hanfbüſchel. ö Die Schwebenetze ſollen die Organismen fangen, die im Meere frei ſchweben. Die Planktonnetze in ihrer urſprüglichen Geſtalt find eigent: lich keine Fangwerkzeuge, ſondern Filtrier- oder Seiheapparate, mit denen man aus einer beſtimmten Menge Waſſers die kleinen organiſchen Lebe: weſen herausfiſcht. Über einem Rahmen von bekanntem (1000 gem) Flächeninhalt wird ein Zeugtrichter angebracht, der in ein unter ihn angebrachtes Netz von feinſter Müllergaze führt. Sehr kleine Lebeweſen Eier, Larven uſw. können aber doch noch durch die feinen Maſchen hin— durchſchlüpfen, deshalb befindet ſich darunter noch ein eimerartiger Beu— tel aus demſelben Tuche. Dieſer ganze Apparat wird nun in die ge: wünſchte Tiefe hinabgelaſſen und dann ſenkrecht heraufgezogen, ſo daf in ihm der ganze Inhalt der durchfiſchten Waſſerſäule in einem unter angebrachten Eimerchen zurückbleibt und entweder in Alkohol oder einer Netze und andere Fangwerkzeuge 67 anderen Flüſſigkeit konſerviert oder gleich gezählt und beſtimmt wer— den kann, wofür ſogar beſondere Apparate konſtruiert ſind, auf die wir hier nicht weiter eingehen wollen. Zurzeit, wo ſich ein großes Intereſſe gerade den in ver— ſchiedenen Abſtänden von der Oberfläche frei ſchwebenden Or- 3 ganismen zugewendet hat, verdient das Schließnetz (Abb. 17) 4 beſonderer Erwähnung, um deſſen Konſtruktion ſich vor allem FL Chun, der Leiter der Valdivia-Expedition, verdient gemacht hat. In ſeiner heutigen Geſtalt beſteht das Schließnetz aus einem an einen Klappbügel hängenden zipfelförmigen Sack, der oberhalb ſeiner Offnung einen ſehr ſinnreichen Mechanismus trägt. Sein Hauptbeſtandteil iſt eine fein gearbeitete Flügelſchraube oder ein Propeller, eine Schiffsſchraube in verkleinertem Maßſtab, die ſo geſtellt werden kann, daß ſie ſich, nachdem das Netz eine gewiſſe Waſſerſchicht, ſagen wir von 2500 bis 2900 m, durchlaufen hat, ſelbſttätig auslöſt und ein Schließen des Netzes bewirkt. Einfacher und deshalb bequemer iſt das Nanſenſche Schließ— netz, bei dem der Verſchluß durch eine etwa um die Mitte des Beutels laufende Schlinge bewirkt wird, die man von oben her zuzieht, ſobald die gewünſchte Waſſerſchicht durchfiſcht iſt. Zum Schluß wollen wir neben dem Vertikalnetz, das hinabgelaſſen wird und beim Hinaufziehen alle Schichten durch- N fiſcht, die eigentümlichen Tiefſeereuſen, die der um die Meeresforſchung ſo verdiente Fürſt von Monaco gebaut hat, kurz erwähnen. Ihre Wirkſamkeit beruht auf der Anziehung, . die das Licht auf alle Dunkelbewohner, alſo auch auf die Tief- } ſeetiere, ausübt. Dieſer Fangapparat beſteht aus einem Kaſten aus Drahtgitter, in deſſen Inneres fünf allmählich ſich verengernde reuſenartige Offnungen führen. In der Mitte iſt eine elektriſche Glühlampe angebracht, für die einige in einem Kaſten am Boden befindliche Elemente den Strom erzeugen. Damit ſie aber nicht durch den großen Waſſerdruck zerſtört werde, beſorgt ein an dem Kaſten an- TERN gebrachter und mit Luft gefüllter Ballon den Ausgleich des Druckes. Der ganze Apparat wird ins Meer hinab— Abb. 17. gelaſſen, ſeine Lage durch eine Boje bezeichnet, und nach Sofftet““ einiger Zeit, oft erſt nach 24 Stunden, wieder an die Oberfläche gewunden, und man hat gute Erfolge mit ihm erzielt. An— dere Tiefſeereuſen enthalten nur Köder für die zu fangenden Tiere. Das Fiſchen mit derartigen ſchweren Apparaten verlangt viel Ar— 68 VII. Abſchnitt beit, bietet aber den dabei Beteiligten oft eine Menge dankbarer Über⸗ raſchungen, nicht ſelten aber auch Enttäuſchungen. Um ½7 Uhr mor⸗ gens verſenkte die „Valdivia“ an der Südweſtküſte Afrikas das Schlepp⸗ netz in die Tiefe, um 12 Uhr erreichte es bei 5500 m den Grund, wurde dort eine Stunde lang gezogen und war erſt um 7 Uhr abends wieder an Bord. Und was enthielt es? Kaum ein einziges lebendes Weſen, lauter Schlamm und ſteinartige Gebilde! Die Laſt, die die Netze ſamt ihrem Inhalt darſtellen, iſt oft ſo enorm, daß es unmöglich wäre, ſie mit Menſchenhand zu bewegen. Thomſon berechnete ſie für einen Fiſchzug an Bord des „Porcupine“ auf 2042 (engl.) Pfund; zur He⸗ bung einer ſolchen Maſſe ſind natürlich Maſchinen nötig, und die „Val⸗ divia“ hatte deren eine elektriſche und eine Dampfmaſchine an Bord. Um plötzliche Rucke und Störungen zu vermeiden, wird das Netz an einem ſog. Akkumulator federnd aufgehängt, ein Dynamometer zeigt die Größe der heraufzuziehenden Laſt an, und man hat ſogar eine Ein— richtung getroffen, daß der Spannungsmeſſer, ſobald er ein Maximum anzeigt, ein elektriſches Läutewerk in Bewegung ſetzt. Nach einer Lo— tung oder nach dem Heraufholen eines Dredſchzuges herrſcht natürlich das regſte Leben an Bord. Da gibt es gar viel zu tun für einen je— den; Stunden, ja Tage gehen darüber hin, bis alles Notwendige be— ſorgt iſt! Und doch, jo wollen wir mit Marſhall ſchließen, „köſtliche Minuten für den Naturforſcher! Wie ſchlägt ſein Herz höher, erblickt er eine ihm wohlbekannte, aber lebend noch nie geſehene Seltenheit, oder eine neue, fremdartige Form, der er auf den erſten Blick anſieht, daß ſie geeignet iſt, ein Verbindungsglied zwiſchen bis dahin getrenn— ten und iſoliert ſtehenden Geſchöpfen zu bilden! Dieſe Gefühle kennt nur der Fachmann, es ſind die herrlichſten Blüten, welche auf dem nicht eben dornenloſen Pfade unſerer Wiſſenſchaft blühen!“ VIII. Abſchnitt. Die Pflanzen des Meeres. Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts war allgemein die An— ſicht verbreitet, daß das Meer nur in feinen dem wärmenden Sonnen— lichte zugänglichen Teilen, alſo in der Nähe der Oberfläche und be— ſonders im Küſtenwaſſer von lebenden Weſen bevölkert ſei. Der mit der Tiefe zunehmende ungeheure Druck, das Fehlen des Lichts in grö— ßeren Tiefen war an ſich ſchon Grund genug anzunehmen, daß die tieferen Schichten unbewohnt ſein müßten, daß dort nichts als ſtarre Netze und andere Fangwerkzeuge 69 Ruhe zu finden wäre, der alles Lebende fehle. Allerdings führte irgend: ein Umſtand hier und da einmal einen ſeltſam ausſehenden Fiſch oder einen abſonderlich geformten Krebs an die Oberfläche, der von Schif— fern angeſtaunt und wieder fortgeworfen, günſtigen Falles als Reiſe— erinnerung heimgebracht und als Sehenswürdigkeit einem Muſeumüber— geben wurde. Erſt als ſpäter die erſten Anfänge mit einer ſyſtemati— ſchen Erforſchung der Meere gemacht wurden und die Netze zugleich mit größeren Meeresbewohnern eine ungeahnte Lebewelt kleiner und kleinſter Weſen, deren Formen und Mengen nur das mit dem Mikro— ſkop bewaffnete Menſchenauge zu erkennen vermag, an das Tageslicht brachten, da erkannte man, daß das Meer einen ſo außerordentlichen Reichtum an Arten und Individuen in ſeinem Schoße beherbergt, daß kein Teil der feſten Erdrinde auch nur im entfernteſten mit ihm in Wett— bewerb treten kann. Noch ſind uns längſt nicht die ungezählten Arten auch nur annähernd alle bekannt; zählte doch Haeckel allein von der einen Abteilung der Foraminiferen nicht weniger als 4318 verſchie— dene Arten auf. Jede Expedition bringt neue und bis dahin unbe— kannte Formen mit nach Haus, und bis auf Jahrzehnte hinaus wer— den unſere Naturforſcher mit mehr als genügend Arbeit verſehen ſein, die das unendliche Meer ihnen bietet. Eine ſehr nahe liegende Frage iſt nun die: wie ernähren ſich alle dieſe Heerſcharen der Meerbewohner? Ob viele Tiere, wie vermutet wurde, das Meerwaſſer wirklich als Nährlöſung benutzen und die dort en Stoffe einfach in ſich aufnehmen können, erſcheint doch eifelhaft. Aber wir wiſſen, unſere Feſtlandstiere, ſelbſt ſolche, die von dem Fleiſche anderer leben, ſind in letzter Hinſicht auf diejenige or— ange Nahrung angewieſen, die ihnen die Pflanzenwelt liefert. Wenn it einem Male aller Pflanzenwuchs auf der Erde verſchwinden würde, ſo müßte auch in ſehr kurzer Zeit darauf alles Tierleben aufhören zu ſein. Denn nur die Pflanze iſt imſtande, aus den anorganiſchen Be— — die ſich auf unſerer Erde finden, organiſche herzuſtellen, nur vermag aus dieſen Stoffen durch den uns noch ſo rätſelhaften Lebens— vorgang in ihrer Zelle den Tieren die richtige Nahrung zu bereiten. Wie verhält es ſich nun in dieſer Beziehung mit den Milliarden von Meerestieren? Auch ſie ſind in letzter Linie auf organiſche Nah— rung angewieſen. Zwar bringen die großen Flüſſe deren eine bedeu— tende Menge ins Meer; aber dieſe Sinkſtoffe kommen nur einem ſehr kleinen Teile der rieſigen Ozeanbecken zugute und liefern nur einen geringen Prozentſatz der für die Tierwelt nötigen Nahrung; die Mitten Ozeane und ihre Tiefen ſamt den dort lebenden Tieren müſſen auf 70 VIII. Abſchnitt andere Nahrungsquellen angewieſen ſein. Paſſend vergleicht Walther) dieſe Gebiete mit einem Induſtrieland; wie ein ſolches ſind ſie e aus auf eine Einfuhr von Nahrungsſtoffen angewieſen. Nun hat auch das Meer feine Pflanzen, die ſich allerdings meiſt ir der Nähe der Küſten und nahe dem Waſſerſpiegel vorfinden. Denn der oben erwähnte Vorgang der Aſſimilation kann in den Pflanzer nur dann ſtattfinden, wenn die alles belebenden Strahlen der Sonn ſie beſcheinen. Unter ihrem Einfluß bilden ſich in den Pflanzenzellen die mit einem meiſt grünen, oft auch gelblichen oder rotbraunen In halt angefüllt ſind, organiſche Verbindungen. Für die Pflanzen, ſo weit ſie nicht Schmarotzer oder Fäulnisbewohner ſind, iſt das Licht vie mehr Lebensbedürfnis als für die Tiere; es liefert ihnen die Energi für die Stoffumſetzung. Die Lichtſtrahlen verlieren aber, wie wir ſahen beim Eindringen in das Waſſer gar bald ihre Kraft, und zwar ſin! es gerade die roten und gelben Lichtſtrahlen, die zuerſt verſchluckt wer den, während die für dieſen Vorgang der Aſſimilation jo nötigen grü nen und blauen noch bis zu einer gewiſſen Tiefe hindurchzudringen vermögen. Die rote und braune Farbe iſt als eine Anpaſſung an di Lichtverhältniſſe des Meeres; die roten und braunen Algen legen ge wiſſermaßen auf die ebenſo gefärbten Lichtſtrahlen keinen Wert un! ſtrahlen ſie zurück, für ſie ſind nur die grünen und blauen von Be deutung. Aus dieſem Grunde verſchwindet die Pflanzenwelt imme mehr, je weiter das Schließnetz ins Meer hinabſteigt. Die Durchſich tigkeit des Waſſers ſpielt dabei natürlich eine wichtige Rolle; oft is ſchon in 150 — 200 m Tiefe alles Pflanzenleben erloſchen. Im all gemeinen kann man von oben nach unten drei Zonen unterſcheiden Die oberſte reicht bis etwa 80 m; in ihr findet ſich unter dem Ein fluß des Sonnenlichtes ein großer Reichtum aſſimilierender Pflanzer anfangs ſolche mit grünem Farbſtoff, weiter unten übergehend in braun oder Ledertange und endlich in Rottange. In der zweiten Schicht bi 150 m hat die Pflanzenwelt ganz erheblich abgenommen, doch habe ſich dem hier herrſchenden Dämmerlichte, das in der unterſten Stu unſeren Augen kaum wahrnehmbar ſein dürfte, einige wenige Alge (Halosphaera) und Diatomeen noch anpaſſen können. In der unterſte Zone iſt das Pflanzenleben ſo gut wie erloſchen. Nur die zu den Ku gelalgen gehörenden, obengenannten Haloſphaeren ſind noch in Tiefe von 1000 bis 2000 m angetroffen worden; von einer Aſſimilatio kann dort kaum noch die Rede ſein, und es fragt ſich, ob die Algen i dieſen Tiefen wirklich gelebt haben oder ob es nur ihre Leichname find, d wenn ſie dort gefunden werden, auf der Reiſe nach der Tiefe begriff | | — — Netze und andere Fangwerkzeuge 71 ſind. Auch Pflanzengebilde niedrigſter Art, die Bakterien, die infolge Mangels einer ſolchen aſſimilierenden Farbſubſtanz vom Licht unab— hängig ſind, gewiſſermaßen als Schmarotzer im Meerwaſſer leben und ſich von den herabſinkenden organiſchen Stoffen ernähren, können in großen Tiefen noch exiſtieren, und die Deutſche Tiefſee-Expedition ſtellte ihr Vorhandenſein noch in 1758 m Tiefe feſt. Nur die allergrößten Tiefen ſcheinen frei von ihnen zu ſein. Sie ſpielen jedenfalls auch im Meere als Zerſetzer abgeſtorbener organiſcher Stoffe dieſelbe wichtige Rolle wie auf dem Lande. Alle Meerespflanzen — abgeſehen von den bei— den Seegrasarten (Zostera marina und Z. nana) — gehören zu den Kryptogamen, d. h. ſie erzeugen keine mit bloßem Auge ſichtbaren Blü— ten, Früchte oder Samen. Wir können ſie in feſtſitzende und freitrei— bende einteilen. Erſtere werden ſich, wie aus dem eben Geſagten her— vorgeht, nur im flachen Küſtenwaſſer entwickeln können; ſie bilden die Küſtenflora, die in einem ſchmäleren oder breiteren Gürtel ſich bis zur Tiefe von etwa 30 m ins Meer hinein erſtreckt. Die Pflanzen— geographen unterſcheiden hier einen Gürtel von zeitweiſe auftauchen⸗ den und einen von beſtändig untergetauchten Pflanzen; erſtere zeigen beſondere Schutzmittel gegen Austrocknung, Anderung des Salzgehaltes und der Wärme, auch beſitzen dieſe Pflanzen ein großes Regenerations— vermögen, da die Brandung ſie leicht zerreißt. Manche von dieſen Küſten⸗ pflanzen können allerdings den Anſchein erwecken, als ob ſie aus grö— ßeren Tiefen emporſteigen, wenn man ſie an ſteil abfallenden Küſten mehrere hundert Meter vom Strande entfernt findet. Dazu gehört bei— ſpielsweiſe die Macrocystis pyrifera von der Südſpitze Amerikas, deren flatternde, dunkelgrüne Blätter, die eine Länge von 200 bis 300 m erreichen ſollen, 100 bis 200 m ſchräg vom Boden aufſteigen und flach im Meere an der Oberfläche ſchweben. Zahlreiche andere Tang— arten gehören hierhin, ſo die Riementange (Laminaria), deren geſtielte, ſchmale bandförmige Blätter bis zu 3 m lang werden, und die Rieſen— tange (Nereocystis), die eine Länge von 90 m erreichen können. Der Stengel der Pflanze wird durch einen Luftſack von der Geſtalt einer Rübe ſchwimmend erhalten, der eine Länge von mehr als Mannesgröße erreichen kann. Dieſem Luftballon entſpringt ein Büſchel dicker ſchmaler Blätter, die ſchließlich als Roſetten von 10 bis 20 m Durchmeſſer dichte unterſeeiſche Wieſen an den nördlichen Küſten Aſiens und Amerikas bilden. Einen kleineren Vertreter hat dieſer Rieſentang an unſeren Küſten, den Blaſentang (Fucus vesiculosus, Abb. 18), deſſen Blattorgane durch zwei einander gegenüberſtehende Blaſen ſchwimmend erhalten werden. Ferner ſind noch zu nennen ſich wie Schlangen windende Aliarien, 12 VIII. Abſchnitt baumförmig verzweigte Leſſonien, zahlreiche zierliche Florideen mit ro: tem oder violettem Farbſtoff und die grünen Raſen zarter Algen, die Steine, Felſen und Muſcheln an der Küſte überziehen. Höchſt inter eſſant ſind manche der meerbewohnenden Tange und Florideen (Phyl- locladia, Wrangelia u. a.) deshalb, weil fie unter Waſſer ein gewiſſes Seuchen zeigen und ein mattes Licht auszuſtrahlen ſcheinen, das aber Ag 3:33 nicht von den Pflanzen ſelbſt aus: zutreffen ſind. Meere treibenden Pflanzen macht Abb. 18. Finch (Fucus vesiculosus). ferum) inſofern, als große Maſſen von ihm im Atlantiſchen Ozean zwiſchen 20“ und 30° nördlicher Breite treiben und das bekannte Sar⸗ gaſſo bilden, von dem jener Meeresteil ſeinen Namen hat. Da dieſe Tang⸗ wieſen aber urſprünglich von Küſtenpflanzen an den Weſtindiſchen In⸗ ſeln ſtammen, von wo die herrſchenden Winde ſie auf das hohe Meer hinaus entführt haben, gehören ſie rechtmäßig nicht zur Planktonflora. Bekannt iſt, daß Columbus, als er dieſe treibenden Pflanzenmaſſen in Sicht bekam, ſie für das er ſehnte Feſtland hielt. Die Plankton⸗Expe⸗ dition hat ſich auch mit dem Sargaſſomeer beſchäftigt. Sie konnte feſt⸗ ſtellen, daß die Pflanzen ſich nur bei ſtärkerem Winde, deſſen Richtung die treibenden und durch Luftbläschen getragenen Blätter annehmen, zu ſchwimmenden Wieſen zuſammenlegen, deren wirkliche Größe jedenfalls nicht den früheren Vorſtellungen entſpricht. Die Menge der Tangmaſſen ändert ſich aber jährlich. Die Planktonforſcher fanden im Sargaſſomeer eine auffallende Armut an Tieren; hauptſächlich ſind es Seenadeln und Seepferdchen, die ſich mit ihrem Schwanz an den Pflanzen feſthalten, Ko: der Beerentang (Sargassum bacci- geht, ſondern durch das reflektierte Tageslicht bewirkt wird, deſſen we⸗ % nige in die Tiefen dringenden „Strahlen von linſenartigen Kör⸗ perchen in den Pflanzen eifrig ge⸗ ſammelt werden. Demſelben Zweck der Lichtanſammlung ſcheinen auch die zierlichen, gegitterten Schalen vieler Diatomeen zu dienen, die wir unter dem Mikroſkop bewun⸗ dern und die als Bewohner des Meeres in zahlreichen Formen an⸗ Einen Übergang zu den frei im Die Pflanzen des Meeres 73 lonien von Hydroidpolypen, ferner Krabben und Garneelen, die dieſe Tangwieſen bewohnen, dazu eine größere Anzahl mikroſkopiſch kleiner einzelliger Tiere. Als Agaſſiz einſt die Sargaſſobüſchel unterſuchte, fand er darin ein aus verfilzten Tangmaſſen gebildetes Neſt von der Größe einer ſtarken Fauſt, in dem ſich eine große Anzahl Eier befand. Da Neſt— bau bei den Fiſchen bekanntlich zu den Ausnahmen gehört, das Bau— werk aber wohl nur von einem ſolchen herrühren konnte, wurde er neu— gierig; er tat das Ganze in ein Glas und nach einiger Zeit ſchlüpf— ten aus den Eiern kleine Fiſchchen (Chironectus pictus), die, wie ſich herausſtellte, den Meerteufeln unſerer Nordſee nahe verwandt waren. Auffallend iſt die Ahnlichkeit in Farbe und Form, die viele dieſer Tang— bewohner mit den Pflanzen haben, ſie iſt oft ſo groß, daß es ſchwer— hält, Tiere und Pflanzen voneinander zu unterſcheiden. Die Hauptmaſſe der organiſchen Stoffe wird aber von den Pflan— zen des Planktons gebildet, die, frei ſchwebend, die Oberflächenſchich— ten oft in ſolcher Unzahl bevölkern, daß das Waſſer durch ſie gefärbt erſcheint. Sie gehören faſt alle der Gruppe der einzelligen Algen an, ſind meiſt für das unbewaffnete Auge unſichtbar, und ihre ungeheure Anzahl erklärt ſich aus dem rieſigen Fortpflanzungsvermögen, das ihnen innewohnt. Dazu iſt ihr Verbreitungsgebiet außerordentlich groß, da es ſich in annähernder Gleichmäßigkeit von Pol zu Pol erſtreckt, wäh— rend die feſtſitzenden Pflanzen auf den ſchmalen Küſtenraum beſchränkt ſind. Daß ſo gut wie gar keine höher organiſierten Pflanzen zur Planktonflora gehören, iſt auf den erſten Blick auffallend, erklärt ſich aber wohl daraus, daß die pflanzlichen Gebilde des Meeres wegen der überaus günſtigen Beſchaffenheit ihrer ſich ſtets gleichbleibendem Um— gebung ihre urſprüngliche Einfachheit bis heute bewahren konnten; bei den Landpflanzen dagegen, wo Klima, Bodenbeſchaffenheit uſw. ganz wechſelnde Lebensbedingungen ſchuf, erzeugte erſt dieſer Notſtand die höher und am höchſten organiſierten Formen. Auch können in den durch Strömungen und Temperaturwechſel ſtetig ſich verändernden Ober— flächenwaſſern nur kurzlebige Formen Beſtand haben, die ſich durch rieſige Vermehrung äußerſt raſch entwickeln, aber ebenſo ſchnell auch abſterben, wenn eben eine Anderung ihrer Lebensbedingungen eintritt. Wir werden ſpäter ſehen, daß der Planktonreichtum in den nördlichen Polarmeeren viel größer iſt als in den Meeren ſüdlicher Breiten, daß der Frühling mehr Planktonpflanzen und tiere hervorbringt als der Hochſommer. Zu den ſchwebenden Meeresorganismen gehören zahlloſe Algen, vor allem die zierlichen Diatomeen, von deren zu Boden ſinkenden Schalen 74 VIII. Abſchnitt wir ſchon früher geſprochen haben; dann die ebenfalls mit einem Kieſel⸗ | panzer umgebenen Dinoflagellaten und beſonders die Peridineen (Cera- tium tripos, Abb. 19). Nach Berechnung von Henſen beträgt die Bil- dung organiſcher Subſtanz durch dieſe mikroſkopiſch kleinen, auf der Grenzſcheide zwiſchen Pflanzen- und Tierwelt ſtehenden Organismen jährlich in einem Quadratmeter Meerwaſſers etwa 150 g, von denen | 130 g allein auf die oft ab⸗ Ne ſonderlich geformten Cera= tien kommen. Die Zahl die⸗ ſer Pflanzenorganismen des Drei Formen von Ceratium, oben C. tripos. Oberflächenwaſſers iſt da⸗ nismen gezählt; fünf Milli⸗ lanticus) erfüllt zu Milli⸗ Küſten Portugals, ähnlich überraſchende Einrichtungen beſitzen, durch die ihnen das Schweben im Waſſer ermöglicht oder er leichtert wird. Das kann durch Abſcheidung von Fett⸗ und Oltröpfchen geſchehen, die dem Organismus zugleich als Re- ſerveſtoffe dienen, ferner durch Oberflächen vergrößerung durch Streckung und Abflachung oder durch Bildungen, die man geradezu als Schwebe apparate bezeichnen kann, wie Hörner, Stacheln, Flügel und anderer Mem⸗ branauswüchſe; es hat ſich gezeigt, daß gerade die mit den längſten Aus- wüchſen verſehenen Ceratien (Abb. 19) beſonders in den wärmeren und ſalzärmeren und daher weniger tragfähigen Oberflächenſtrömungen zu finden ſind, ſo daß dieſe niederen Organismen ein gutes Kennzeichen für die verſchiedene Temperatur, den Salzgehalt des Oberflächenwaſſers und die daraus reſultierenden Strömungen find. Dieſe pflanzlichen Ur⸗ nach ungeheuer groß. Bei einem Netzzug durch eine 20 m dicke Oberflächenſchicht wurden 5700000 Orga- onen ſtellten davon allein die Algen. Eine ſcharlachrote Kugelalge (Protococcus at- arden oft das Meer an den wie die roten Bündel einer Fadenalge (Trichodesmium erythraeum) in gewiſſen | Monaten die 1 des Roten Meeres, des Stillen und At⸗ lantiſchen Ozeans färben. — Es ſei ſchon hier erwähnt, daß dieſe Orga— nismen, geradeſo wie viele Planktontiere, trotz ihrer geringen Größe oft Die Pflanzen des Meeres 5 gebilde ſind nun in ihrer Geſamtheit für das Tierleben im Meere von der allergrößten Bedeutung. Sie bilden, wie wir ſahen, die „Urnah— rung“; ihre mikroſkopiſch kleinen Körperchen dienen zunächſt als Futter für die kleineren tieriſchen Weſen, Foraminiferen (Abb. 7) und Ra: diolarien (Abb. 8), Hydroidpolypen, kleine Krebstiere, Salpen und an— dere, ſowie für die Milliarden von Larven, die pelagiſch leben, um erſt ſpäter eine andere Lebensweiſe anzunehmen; ſie erſetzen im Meere die Wieſen und Weiden, die Wälder und Felder des Feſtlandes. Dieſer Urnahrung wandte Henſen und ſeine Nachfolger ganz beſonderes In— tereſſe zu; man zählte, ſchätzte und regiſtrierte die Planktonorganismen in verſchiedenen Tiefen, man unterſuchte ihren Gehalt an Kohlenſtoff, Stickſtoff und anderen Beſtandteilen, und dieſer Zweig der Meeresbio— logie drohte eine Zeitlang alle anderen Unterſuchungen zu erſticken. Aber es ergaben ſich doch wichtige Unterſchiede zwiſchen dem Küſten— und dem Hochſeeplankton, es zeigte ſich, daß der größte Reichtum nicht im Hochſommer vorhanden iſt, ſondern in der kälteren Jahreszeit, daß die Erneuerung des Waſſers durch vertikale und horizontale Strömungen für die qualitative und quantitative Verbreitung dieſer Schwebeorga— nismen von größter Bedeutung iſt. Die Pflanzen bringen alſo orga— niſche Subſtanz hervor, die Tiere verzehren ſie wieder. Die kleineren Tiere bilden wieder die Nahrung der größeren, und dieſe endlich müſſen den Magen der zahlreichen Meerrieſen füllen. Dabei iſt wohl zu beden— ken, daß das kalte Waſſer der Tiefe konſervierend wirkt, ſo daß auch die abgeſtorbenen Leiber der Oberflächenorganismen während des Herab— ſinkens noch eine gute Nahrung für die Tiefſeetiere bilden. Auch ihre abgeſtorbenen Reſte enthalten deshalb noch ſo viel Nährwert, daß viele Bodentiere davon leben können. Jetzt verſtehen wir auch, wie wich— tig eine umfaſſende Kenntnis der Lebensbedingungen und der Vertei— lung des Planktons nicht nur für die wiſſenſchaftliche Erforſchung der Meere, beſonders auch der Meeresſtrömungen iſt, ſondern auch wel— chen praktiſchen Wert fie für Fiſchzucht und Fiſchfang hat. Deshalb hat ſich ſeit einigen Jahren die Planktonforſchung auch unſerer ein— heimiſchen Binnengewäſſer bemächtigt, und die dortigen Verhältniſſe teilweiſe ganz ähnlich den im offenen Meere herrſchenden gefunden. Aber noch eins iſt zu beachten. Durch die Aſſimilation der Pflanzen wird die im Waſſer gelöſte Kohlenſäure zerlegt und freier Sauerſtoff abgegeben. Dieſer iſt aber für die Exiſtenz jeglichen organiſchen Lebens unbedingt nötig. Unterſuchungen des „Challenger“, der „Pola“, des däniſchen Kreuzers „Ingolf“ und andere haben feſtgeſtellt, daß überall da, wo vorwiegend pflanzliche Gebilde das Plankton ausmachen, das 76 IX. Abſchnitt Waſſer einen reichen Gehalt an Sauerſtoff beſitzt. Wo ferner ein feine Schlick den Boden bedeckt und jedes Pflanzenleben zu erſticken ſcheint, fir! den ſich häufig noch die Schwefelalgen oder Beggiatoren; fie find inſofer von großer Bedeutung, als ſie den dort ſich entwickelnden giftigen Schwefe waſſerſtoff zerſtören und zu Schwefelſäure oxydieren. So bilden d Pflanzen des Meeres nicht nur die Urnahrung aller Bewohner, ſonder ſie ſorgen auch für die Lebensluft und die Reinhaltung des ei | in dem ſie und die Tiere leben. | IX. Abſchnitt. Die Tiere des Meeres. Der 1854 verſtorbene Edinburger Zoologe Edward Forbes hatte d Behauptung aufgeſtellt, daß unter der Tiefenlinie von 550 m organische Leben überhaupt nicht mehr zu exiſtieren vermöchte. Dieſer Grundſatz de berühmten engliſchen Gelehrten wurde bald allgemein angenommen un behielt jahrzehntelang Geltung. Man konnte ſich nicht vorſtellen, daß bi dem ſchon hier herrſchenden enormen Waſſerdruck, daß hier im Reiche ewige Dunkels, daß bei der, wie man annahm, enorm kalten Temperatur 0 Waſſers irgendwelches lebende Weſen ſein Daſein friſten könne. Zwa⸗ hatte ſchon Roß im Jahre 1818 auf einer feiner Reifen aus ca. 1800 1 Tiefe einen Seeſtern emporgeholt und ihn als erſten Boten eines reiche Lebens aus jenen verſchleierten Abgründen von ſeinen Reiſen mitge bracht; er hatte aber wenig Glauben gefunden. Forbes glaubte auf Grun ſeiner damaligen Kenntnis in bezug auf die Verbreitung der Meeres organismen in ſenkrechter Richtung vier Zonen annehmen zu müfjer Die Schwierigkeit, die ohne Grenzen ineinander übergehenden Meeres ſchichten ein zuteilen, iſt nicht gering; man war gezwungen, dem Be ſpiele des Geologen zu folgen, der ſeine Schichten nach der Häufigke der in ihnen vorkommenden Verſteinerungen, nach Leitfoſſilien, unten ſcheidet. Aber es braucht nicht geſagt zu werden, daß dieſe Grenzen kein ſcharfen ſind, daß dieſe unterſeeiſchen Lebensbezirke ganz allmählich ir einander übergehen, und daß ihre unteren und oberen Grenzen durch ör: liche Verhältniſſe ſehr oft verſchoben werden. Im allgemeinen wird di Tieffeefauna da beginnen, wo das pflanzliche Leben infolge von Lich! mangel aufhört und die niedrige Temperatur einſetzt. Da letzteres il den äquatorialen Gebieten erſt in größerer Tiefe erfolgt als in den pr laren, jo wird in erſteren auch die Grenze der Tiefſeetierwelt im große und ganzen tiefer liegen als in den Polarmeeren. In den wärmere | I) Il Die Tiere des Meeres . Meeren liegt die Grenze nach Chun etwa in 400 m Tiefe. Wir wollen uns hier einer allgemeineren Einteilung anſchließen und die Meeres— tiere entſprechend ihrem hauptſächlichen Vorkommen unter der Zuſam— menfaſſung als Küſten⸗, Tiefſee- und Oberflächenfauna betrachten. Die Litorial- oder Küſtenzone der Meere zeichnet ſich vor den oberflächlichen Schichten der Hochſee und den tieferen Senken vor allem durch ihre Bewegtheit aus. Ebbe und Flut, Winde und Stürme laſſen das Waſſer nicht zur Ruhe kommen und nötigen Tier- und Pflanzen- welt, ſich feſt vor Anker zu legen oder ſich auf andere Art gegen die Be— wegung der Waſſermaſſen zu ſchützen. Das Licht kann das flache Waſſer gut durchdringen, und durch die zahlreichen Küſtenpflanzen iſt für Nahrung und Sauerſtoff reichlich geſorgt. Wo Flüſſe in den Küſtenſaum einmün— den, miſcht ſich das ſüße mit dem Salzwaſſer; der Untergrund iſt bald ſandig, bald felſig; kurz, für die Lebewelt der Küſtenzone ſind ſo wech— ſelnde und vielſeitige Lebensbedingungen gegeben, daß ſich ſchon hieraus die große Mannigfaltigkeit der dort vorkommenden Tierformen zur Ge— nüge erklärt. Die Bewohner der Litoralzone zeigen noch vielfach große Auhnlichkeiten mit den Landtieren, jo daß wir annehmen müſſen, daß viele von ihnen erſt von dort her in ihr jetziges Element eingewandert ſind. Es hat aber auch eine Einwanderung in die Flüſſe landeinwärts ſtattgefun— den, und an einigen Beiſpielen aus der Tierwelt können wir heute den Ver— lauf dieſer Wanderung und die bisher erreichte Grenze ganz genau verfol— gen. Einige Süßwaſſerfiſche (Hecht, Barſch) können das Seewaſſer ganz gut ertragen, andere (Maifiſch, Lachs, Stör) ziehen regelmäßig von einem | ins andere, die Flunder kann leicht an das ſüße Waſſer gewöhnt werden. Teils auf ſolcher Einwanderung ins Land, teils auf den Folgen großer geologiſcher Veränderungen unſerer Erdoberfläche beruht die auffallende Erſcheinung, daß wir in manchen Binnenſeen Tierformen finden, die echte Seefiſche ſind, ſo in den ſkandinaviſchen Seen einen zur Gruppe . 1 der Panzerwangen gehörigen Fiſch (Cottus quadricornis), einen echten Seefiſch und Verwandten unſeres Kaulkopfes, in den oberitaliſchen Seen Arten der Grundel (Gobius), des Schleimfiſches (Blennius) und andere. Auch das Kaspiſche Meer, die Inlandſeen der afrikaniſchen Scholle und andere große heute abgeſchloſſene Binnenſeen, der Ladogaſee, der eine echte Qualle beherbergende Victoria Njanſa u. a. zeigen derartige Be— ziehungen zur See und beweiſen uns dadurch, daß ſie einſtmals zu Zeiten großer Erdrevolutionen vom Weltmeere abgegliedert wurden. — Je nach— dem wir eine raſch abfallende, von der Brandung ſtetig umſpülte Steil— küſte vor uns haben oder einen ſandigen, langſam abſteigenden Strand, ändert ſich das Bild der Litoralfauna. Dort ſehen wir ein Heer poſſier— ANUG 30: Janſon, Das Meer. 3. Aufl. 6 78 IX. Abſchnitt | lich ausſehender Krabben eifrig beſchäftigt, einen geſtrandeten Seefiſch | zu zerlegen, unbekümmert um die Wellen flockigen Schaumes, die über | ihnen zuſammenbrechen. Eine eigentümliche Art der Verteidigung hat die Natur dieſen Geſchöpfen mit auf den Lebensweg gegeben; ſobald irgendein Feind eine ihrer Scheren kräftig packt, ſind ſie imſtande, durch einen plötzlichen Ruck ſich des gefangenen Gliedes zu entledigen, ſich ſelbſt zu „amputieren“, und bevor ſich der verblüffte Gegner von ſeinem Erſtaunen erholt hat, ſind ſie längſt ſeinem Geſichte entſchwunden. Das abgeworfene Glied, das immer an einer beſtimmten Stelle ſich ablöſt, wächſt bald nach, und man hat nachgewieſen, daß zur Ausführung der Operation den Tieren ſogar eine beſondere Muskel zur Verfügung ſteht, den man den Brechmuskel genannt hat. | Hier, auf dem Meeresboden, ſpielt der Kampf ums Daſein eine viel- leicht noch wichtigere Rolle als auf dem Lande; zwei gepanzerte Ritter des Meeres, ein Hummer (Homarus vulgaris) und die dornbewehrte Languſte (Palinurus vulgaris), machen ſich dort gegenſeitig die Beute ſtreitig; auf dem felſigen Grunde lauert mit philoſophiſcher Ruhe und ſtoiſch blickenden Schlitzaugen ein großer weißgrauer Krake (Octopus vulgaris) auf Beute. Sobald er aber erregt wird, ändert ſich ſein Aus⸗ ſehen; die Haut bedeckt ſich mit warzigen Körnern und nimmt braune, rötliche, gelbe Färbungen an. Trümmer von Korallenſtöcken, Schalen ö von Muſcheln und Schnecken bedecken im bunten Durcheinander den Seegrund. Hauptſächlich in der Nähe von Flußmündungen finden wir die Schalen der Klaffmuſchel (Mya), der Korbmuſchel (Corbula) und zahlreiche andere; im weichen Meeresſchlamm ruhen verborgen Sand⸗ muſcheln (Psammobia) und Sonnenmuſcheln (Tellina), ausgezeichnet durch zwei lang ausgeſtreckte, getrennte Röhren, die zur Aufnahme und Abgabe des Atemwaſſers dienen. In den wärmeren Meeren finden wir | am Grunde, in der Tiefe von 12 bis 30 m die echte Perlmuſchel (Meleagrina margaritifera), deren Perlen — nach neueren, aber noch nicht abgeſchloſſenen Unterſuchungen entſtanden durch die Einwande⸗ rung von Saugwürmern — ſo begehrt ſind. Taucher holen an ihren Hauptfundſtätten, im Perſiſchen Meerbuſen, an der Weſtküſte von Cey⸗ lon, bei Japan, im Meerbuſen von Mexiko und in der Kaliforniſchen Bucht die Schalentiere ans Tageslicht, wo fie nach ihrem koſtbaren In- halt durchſucht werden. An den Küſten des Atlantiſchen Ozeans, der Nordſee und des Mittelmeeres lebt in großen Geſellſchaften die ſchmack— hafte Auſter (Ostrea edulis), die der gewinn- und genußſüchtige Menſch in ſogenannten Auſterparks züchtet und mäſtet. Gewiſſe Küſtenſtriche des Mittelmeeres, ſo die Geſtade bei Tripolis und die Oſtküſte der 1 Die Tiere des Meeres 79 Adria, bewohnt in geringer Tiefe unſer Badeſchwamm (Euspongia officinalis). Mit vierzinkigen langen Gabeln ſpießt man die Schwamm: kolonien auf und zieht ſie ins Boot. Ans Land gebracht, werden ſie ge— knetet und getreten, damit ſich die weiche Körpermaſſe von dem Horn— gerüſt löſe, darauf gerei⸗ nigt und gebleicht. Der Sand, der ſich beim Ein⸗ kauf manchmal noch in den Schwämmen findet, wird von ſchlauen Händ- lern abſichtlich zugeſetzt, damit er das Gewicht ihrer Ware erhöhe. Der beſte iſt der becherförmige, Abb. 20. 5 Stock eines Kalkſchwammes Abb. 21. Polypenſtock (Bougainvillea ramosa) mit 4 (Ascyssa acufera). knoſpenden und ſich ablöſenden Meduſen. blaßgelbe Levantinerſchwamm, der ſich beſonders an den Küſten Klein— aſiens findet; die ſchlechteſte Sorte des Handels bildet der grobe Pferde— ſchwamm. Stachelige Seeigel, Seeſterne in mannigfaltigen Formen und } oft prachtvoll roten Farben finden wir dort zwiſchen den Seepflanzen in enger Nachbarſchaft mit kopfgroßen Klumpen oder zierlichen Bäum— } chen von Schwämmen (Abb. 20) mit Kolonien von Quallen erzeugenden Polypen (Abb. 21), mit farbenprächtigen Seeanemonen, den Lilien, Nelken und Roſen dieſer unterſeeiſchen Gärten, und mit Röhrenwür— mern (Serpula), die ihre blaßroten Fiederkronen entfaltet haben. Einen 2 Polypenſtock ſtellt auch jenes zierliche, unter dem Namen Seemoos be- kannte Gewächs dar, das man ſo oft in kleinen Ampeln als Zimmer— * ſieht. Es wird gebildet durch die zarten Kolonien von Sertu— 6 * 80 IX. Abſchnitt larien, die jetzt auch an den deutſchen Küſten geſammelt und dann künſt⸗ lich grün gefärbt werden. | Ein ganzes Heer verſchiedener Tierformen hat ſich als Wohn- und Jagdgebiet die vielgeſtaltigen, zierlichen oder maſſigen Kalkbauten der Korallentiere auserwählt. Dazu gehören nicht nur die Meerdatteln, Bohrmuſcheln und Bohrſchwämme, Papageifiſche und Holothurien, ſon⸗ dern auch der rätſelhafte Palolowurm, deſſen wahre Natur erſt vor kur⸗ zem von Krämer und Friedländer zu gleicher Zeit erkannt worden iſt. Dieſes rätſelhafte Weſen iſt das hintere, faſt nur aus Fortpflanzungs⸗ produkten beſtehende Ende eines zu den Kieferwürmern gehörigen Wur- mes (Eunice viridis), der im Korallenkalk wohnt. Er erſcheint ganz regelmäßig bei Eintritt des letzten Mondviertels im Monat Oktober oder November an den Küſten der Samoa-, Tongas, Viti- und Gilbert⸗ inſeln und wird dann von den Eingeborenen maſſenhaft verſpeiſt. Wo⸗ her dieſer rätſelhafte Zuſammenhang mit den Mondphaſen kommt, iſt uns zurzeit noch völlig unklar; er iſt aber ſo groß, daß, wie Friedländer beobachtete, auch in einem Eimer Seewaſſer, in dem die Korallenſtücke ent⸗ halten waren, die Abſtoßung der Geſchlechtsprodukte genau zu derſelben Zeit ſtattfand. Eine verwandte Art (Eunice fucata) lebt auch im At⸗ lantiſchen Ozean, und vor kurzem beſchrieb der Japaner Izuka eine andere aus ſeiner Heimat; auch dieſe beiden zeigen jene merkwür⸗ digen Beziehungen zum Mondwechſel, nur iſt es bei der japaniſchen Art das Vorderende, das mit Eiern vollgeſtopft iſt und abgeworfen wird. Je weiter wir uns von der Küſte und dieſen „Gärten Poſeidons“ ent⸗ fernen, je mehr wir vom Lichte weg uns den finſteren Gründen der Tiefſee nähern, deſto mehr ändert ſich das Bild. Dort ewiger Wechſel, fortwährende Bewegung, hier ſtarre Ruhe. Mag hoch oben der wilde Orkan in furchtbarer Wut toben, die Tiere der Tiefſee muß er unbehelligt laſſen. Herrſchte an der Küſte bei allen Tierformen vor allem das Bes ſtreben nach Feſtigkeit der Körperdecke, nach einer gewiſſen Stabilität der Formen, nach engem Aneinanderſchließen zum Zwecke gegenſeitigen Schutzes vor, ſo finden wir in der Tiefſee mehr einzeln lebende Tiere, und die Maſſigkeit des Körpers hat hier oft einer entzückenden Feinheit der Geſtaltung Platz gemacht. Dabei zeigen die Tiefſeetiere vielfach eine Farbenpracht, die man früher dort nicht geahnt hatte, und die nur dadurch zu erklären iſt, daß ihnen der Schutz einer der Umgebung angepaßten Färbung bei dem Mangel des Lichtes unnötig war, während ſich die Bewohner der Flachſee am beſten ſtehen, wenn ſie ihrer Umgebung mög— lichſt ähnlich ſind oder als grau im Grauen verſchwinden. Wir werden Die Tiere des Meeres 81 ſpäter genauer ſehen, daß die Tiefſeetiere ſich den veränderten Verhält— niſſen in oft überraſchender Weiſe angepaßt haben. Viele Tiefſeebewohner leben am Boden des Meeres oder halten ſich doch in ſeiner Nähe; es hat ſich allerdings gezeigt, daß gewiſſe Tiefſee— tiere auch in weiterer Entfernung vom Boden angetroffen werden und deshalb mehr als pelagiſch lebend anzuſehen ſind. Das ESS eigentliche Gebiet der Tiefſeefauna beginnt in etwa 8 400 m Tiefe, in wärmeren und ſalzreicheren Binnen— 1 meeren aber ſchon näher der Oberfläche. Auf den letz— ten Expeditionen ſind nun aus Tiefen von 4000 bis 5000 m Tiere heraufbefördert worden, die man vor— her nur als Oberflächenformen gekannt hatte. Eine „intermediäre“ unbelebte Schicht zwi- Abb 22. ſchen den Oberflächenſchichten und den Tief- Ließ ſelett ſeegründen ſcheint überhaupt ganz zu fehlen, ee jedenfalls aber durchaus nicht jo tierarm zu (Euplectella fein wie man früher anzunehmen geneigt war. "rersllum) Echte Tiefſeetiere ſind in erſter Linie die Glasſchwämme, von denen die „Valdivia“ 24 neue Arten heimbrachte, Gebilde von oft ganz bedeutender Größe, deren Skelett aus eng ver— filzten feinen Kieſelnadeln (Abb. 22) beſteht. Wie ungeheuer zahlreich dieſe meiſt regel— mäßig becher- oder ſchlauchförmig geſtalteten Weſen den Boden des Meeres an manchen Stellen bedecken müſſen, geht ſchon daraus hervor, daß die „Valdivia“ in der Nähe des ; Thomſon-Rückens im Nordatlantiſchen Ozean mit einem Zuge mehr als 500 Stücke eines und desſelben Tiefſeeſchwam— mes (Tenea muricata) ans Tageslicht brachte. Einer der ſchönſten die— ſer Glasſchwämme iſt das Venuskörbchen (Euplectella aspergillum, Abb. 22). Der röhrenförmige, ca. 30 em lange, ſanft gebogene und in einen Wurzelſchopf ausgehende Körper iſt oben mit einer ſiebartig durchlöcher— ten Platte, die dem Tiere auch den Namen „Gießkannenſchwamm“ einge— tragen hat, verſchloſſen. Das prachtvoll zarte und zerbrechliche Kieſelſkelett, das allein von dieſem Tier nach Europa gebracht wird, iſt aus vielen an- einander gekitteten ſechsſtrahligen Nadeln gebildet. Das Venuskörbchen wird bei den Philippinen gefunden; ein Verwandter (Hyalonema) wird der Nähe von Yeddo gefangen, und beſonders an der Weſtküſte von Sumatra und bei den Nikobaren fand die „Valdivia“ zahlreiche, zum 82 IX. Abſchnitt Teil ı neue Vertreter dieſer Schwämme, unter denen eine 70 em Il Semperella beſonders genannt ſei. Intereſſant find die Glasſchwamm auch aus dem Grunde, weil fie ſehr oft anderen Tieren als Wohnung und Zufluchtsort dienen. Dahin gehört vor allem eine zollange Aſſe (Aega) und ferner eine Art von kleinen Garneelen (Palaemon); letztere Männchen und Weibchen, gelangen als Larven in den Schwamm hinein Abb. 23. Eine Seewalze aus der Tiefe (Oneirophantes mutabilis) und werden ſchließlich jo groß, daß ſie ihr Leben lang in dieſem jelb] gewählten Gefängnis zu bleiben gezwungen find, das auch alſo ihr Gruft wird. Von den Neſſeltieren, unter dieſem Namen faßt man die Po lypen, Quallen und Korallentiere zuſammen, gibt es eine große An zahl Tiefſeebewohner; dazu gehört der Rieſenpolyp (Monocaulus im perator), von dem die Valdivia-Expedition an der oſtafrikaniſchen Küſt ein Exemplar von 1,5 m Länge hervorbrachte, deſſen zart roter Kamm! oben zwei hochrot gefärbte Tentakelkränze trägt, während das unter Ende auf dem Boden befeſtigt iſt. Zu nennen ſind weiter die See anemonen, von denen manche einen Übergang aus dem ſtrahligen Bai in den zweiſeitigen zeigen, der bereits eine rechte und eine linke Seit unterſcheiden läßt; ferner einzeln lebende Korallen (Flabellum, Ste phanotrochus) und Kolonien von ſolchen, von denen Lophohelia pro! lifera auch in der Tiefſee Riffe von bedeutender Mächtigkeit bilde! kann, ſolche mit Hornſkelett (Antipathes) und endlich die achtarmige Korallen, zu denen auch unſere Edelkoralle (Abb. 4), die aber unte 200 m nicht mehr vorkommt, ſowie die leuchtenden Seefedern (Penna Die Tiere des Meeres 83 tula) und andere ſchöne Formen gehören. Selbſt von den zarten und ätheriſchen Quallen und Schwimmpolypen ſind heute zahlreiche Ver— treter in größeren Tiefen bekannt; von erſteren nenne ich die Gattungen Atolla und Periphylla, von letzteren die Rhizophyſen, von denen die „Valdivia“ einen Am langen Stock erbeutete. Echte Tiefſeebewohner ſind vor allen die Stachelhäuter, die in ihrer ganzen Lebensweiſe, während ihres Alters wenigſtens, auf den Meeres— grund angewieſen ſind. Dahin gehören gewiſſe Seewalzen oder Holo— thurien (Oneirophantes, Abb. 23, Psychropotes u. a.) von raupenähn— licher Geſtalt mit langen, tentakelähnlichen Fortſätzen, die merkwürdigen, mit Schwimmſcheibe frei flottierenden Pelagothurien der Valdivia-Ex⸗ pedition, Seeigel (Salenia) mit oft rieſigen Stacheln oder ſolche von dunkelvioletter Färbung mit hellgelben Rückenſtacheln (Palaeopneustes), bewegliche, rot oder orange gefärbte Schlangenſterne (Ophiomusium), wunderbar leuchtende Seeſterne (Brisinga) und Angehörige der uralten Familien der Haarſterne (Abb. 25) und Seelilien (Abb. 24). Letztere treten ſchon in den älteſten Schichten der cambriſchen Formation, erſtere erſt im Jura auf. Obgleich die Hauptzeit ihrer Blüte längſt vergangenen Jahrtauſenden angehört, ſcheinen ſie ſtellenweiſe mit ihren auf ſchlankem, gegliedertem Stiele getragenen tentakelreichen Körper den Meeresboden geradezu zu bedecken. Als Jeffreys ſein Schleppnetz in der Nähe von Kap Vincent in die Tiefe von faſt 2000 m hinabließ, brachte es zwanzig Stück einer und derſelben Seelilie (Pentacrinus Thomsoni, Abb. 24,1) herauf, und der „Challenger“ erbeutete in der Südſee deren ſogar fünf— zig mit einem Male. In bezug auf die Erbeutung neuer und inter— eſſanter Krinoiden war beſonders die Deutſche Tiefſee-Expedition vom Glück begünſtigt. Die Haarſterne (Antedon, Abb. 25), die übrigens meiſtens ſeichteres Waſſer vorziehen, gleichen auf den erſten Blick den Schlangenſternen; ſie können ſich mit Hilfe ihrer Arme frei bewegen, machen aber in ihrer Entwicklung auch ein feſtſitzendes, ſog. Penta— krinusſtadium durch, ein Beweis, daß auch für die Haarſterne die feſt— ſitzende Lebensweiſe der urſprünglichere Zuſtand war. An Würmern ſind die Tiefſeegründe ſehr arm; zu erwähnen ſind nur die Röhrenwürmer, die im Atlantiſchen Ozean aus mehr als 5300 m Tiefe, bei den Viti-Inſeln in 5200 m, zwiſchen Japan und den Sandwich-Inſeln in 5600 m Tiefe angetroffen wurden. Tauſend— füße und Inſekten fehlen ganz; von Spinnenaſſeln ſeien hier die gelbbraunen Koloſſendeisarten genannt, deren lange Beine bis zu zwei Fuß klaftern, während der eigentliche Körper nur wenige Millimeter lang iſt. Deſto verbreiteter iſt aber dort das artenreiche Geſchlecht der * n N . N WWA 17 fi DEN le Abb. 24. 1. Pentacrinus Wyville Thomsoni. 2. Rhizocrinus lofotensis. 3. Bathycrinus gracilis. Die Tiere des Meeres 8 Krebſe. Sie machten in antarktiſchen Breiten manchmal etwa ein Fünftel der ganzen Beute aus größeren Tiefen aus. Unter dieſen iſt die Rieſen— aſſel (Bathynomus giganteus) zu nennen, die die für dieſe Gruppe koloſſale Größe von 23 cm erreicht, ferner die Gnathophauſien, deren dünnhäutiges Rückenſchild nur die Schwanzſegmente freiläßt, endlich blinde (Thaumastocheles, Abb. 26), zum Teil aber auch mit guten Augen verſehene Zehnfüßler, die durch ihre faden— ap dünnen Fühler und rieſenlangen Beine ebenſo auf- £%% 5 | 2 . fallen (Nematocareinus, Hapalopoda), wie durch KR ihre oft hochroten, violetten oder braunen Fär— x bungen. Die Fiſche der Tiefjee, die uns hier bejonders intereſſieren, geben ſich ſchon durch ihr Außeres als Bewohner jener finſteren Gründe zu erkennen; ihre Grundfarbe iſt meiſt ein tiefes Sammetſchwarz, Flecken oder beſondere Zeichnungen fehlen ihnen. Faſt allen gemein iſt ein mit Zähnen geſpicktes, ſehr großes Maul, deſſen Unergründlichkeit bei dem im Schlamme hauſenden Melanocetus Johnstoni (Abb. 27, 3) durch einen rieſigen Magenſack, der drei Viertel des Tieres ausmacht, gekennzeichnet wird; beim Pelikanfiſch (Saccopharynx peleca- e e noides, Abb. 27, 1), einem im übrigen aalartig ſchiedener Entwicklung. ausſehenden Fiſch, findet das rieſige Maul eine Fortſetzung in einem mächtigen Kehlſack, ſo daß das Tier, wie Marſhall treffend ſagt, „in ſei— ner Geſtalt Löffel und Trichter vereinigt“. Wie der unerſättliche Moloch, einer lebenden Fiſchreuſe vergleichbar, werden die Tiefſeefiſche mit weit geöffnetem Maule die weite Waſſerwüſte durchziehen, ruhelos und ohne Heimat. Viele Tiefſeefiſche haben das Gemeinſame, daß ihr Körper mit langen Anhängen verſehen iſt, die teils am Kopfe, an den Lippen, ent— ſpringen, teils mächtig verlängerte Floſſenſtrahlen find (Stomias, Eu- stomias, Melanocetus, Malacosteus); die Bauchfloſſen find im allge— meinen wenig entwickelt, der Schwanz meiſt ſpitz zulaufend, und der Körper neigt zur Abplattung. Über die ihnen eigentümlichen Leucht- organe werden wir an anderer Stelle zu ſprechen haben. Wie ſchon vorher geſagt, haben neuere Beobachtungen, namentlich die der Deutſchen Tiefſee-Expedition feſtgeſtellt, daß eine Anzahl der bisher zur Grundfauna gerechneten Tierformen auch in weniger tiefen, in den jog. intermediären Schichten angetroffen werden Sie gehören danach mehr zu jenen Tieren, die man als pelagiſche bezeichnet, d. h. ——— A Pr 77 N Ss N ee - Tr - % N uf N N . 147% ae 2. i \ | — 1 il = udn N | = . ia 1 N ö N. Se 1 f < 1 0 mil 7 N hi 15 — 8 2. — WG AN 1 b 5 G f 19 N 0 Ir. * A 2 ——.rß.ñ— ͥ à˖»— ü ¹X[ — — — — We ! 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Man be— zeichnet dieſe auffallende und nicht leicht zu erklärende Erſcheinung mit dem Namen der „Bipolarität“ der Tierwelt. Sie iſt weniger ausge— Abb. 27. Tiefſeefiſche. 1. Saccopharynx pelecanoides. 2. Eustomias obs curus. 3. Melanocetus Johnstoni. prägt in der Tierwelt der Flachſee und der Küſtenregionen, deutlich dagegen in der Fauna der Tiefſee, die trotz der dort herrſchenden Gleich— förmigkeit der Lebensbedingungen nicht überall gleich, ſondern in er— ſter Linie von den in den oberen Schichten lebenden Nährorganismen abhängig iſt. Am auffallendſten iſt die Gleichheit der Arktis und der Antarktis in bezug auf die noch zu erwähnenden Planktonorganismen. Es ſind hauptſächlich zwei Theorien, die dieſe Bipolarität erklären ſollen, aufgeſtellt; die „Reliktentheorie“ jagt, daß im Anfang der Ter— tiärzeit infolge des gleichmäßigen Klimas die Tierwelt auf der Erde auch ſehr gleichmäßig verteilt geweſen ſei, und daß nach Abkühlung der bei— den Pole die Tierwelt der äquatorialen Gebiete ſich beſſer entwickelte als die der Pole; die „Migrationstheorie“ dagegen nimmt eine Wan— derung der Tiefſeetiere auf dem Meeresboden von Pol zu Pol an. Da aber über dieſe Unterſuchungen die Akten noch längſt nicht geſchloſſen ſind, wollen wir uns wieder hinaufwenden zu Licht und Sonne, zu der charakteriſtiſchen Fauna, die die Oberflächenſchichten bevölkert, der Tierwelt des Plankton. 88 | IX. Abſchnitt Welch ein Gegenſatz zu der ſtillen Finſternis der Tiefe! Hier iſt doch wieder Licht, hier treiben Wind und Wellen wieder ihr Spiel! Auf der andern Seite aber auch wieder ein bemerkenswerter Unterſchied von der Flachſee. Dort fanden wir die Tiere an ihren Lieblingsplätzen, die einen verſteckt in den üppigen Tangwäldern, andere im Schlamm auf ihre Beute lauernd; dieſe zogen ſteile, felſige, jene ſandige Küſten vor; je nach ihrer Vorliebe fanden wir die einen nahe den Mündungen von Flüſſen, die anderen durch die zurücktretende Flut auf dem ſchlam— migen Grund gebettet, kurz, jeder dieſer Küſtenſtriche hatte gewiſſer— maßen ſeine eigene kleine Welt, die, wenn auch natürlich ineinander übergehend, doch durch beſondere Tierformen gekennzeichnet wird. Uber- all in der Tierwelt der Flachſee fanden wir Anpaſſungen an die Um⸗ gebung, in bezug auf die Farbe an den bald ſteinigen, bald ſandigen Untergrund, oft auch hinſichtlich der Form an die Pflanzen. Alles das fällt fort, je weiter wir uns von der Küſte entfernen. Hier ewiger Wechſel, dort die weite Fläche des Meeres, getragen von den lichtloſen Abgründen, mit ziemlich gleichem Salzgehalt, gleichen Lichtverhältniſſen, gleicher Nahrung. Auch die pelagiſche Fauna iſt größtenteils kosmo— politiſch; nur für viele nahe der Oberfläche lebende Tiere gibt es eine Grenze nach den Polen hin; wo alſo andere trennende Unterſchiede fehlen, tritt die Temperatur der gleichmäßigen Ausbreitung hindernd entgegen. Auf den erſten Blick erſcheint es auffallend, daß beſonders die nördlichen Meere planktonreicher ſind als die ſüdlicheren, daß nicht im Hochſommer die Zeit größter Entfaltung iſt, ſondern im Vorfrüh—⸗ ling. Doch dieſe Erſcheinung hängt mit den horizontalen und verti— kalen Waſſerſtrömungen zuſammen; ein reiches Planktonleben entwickelt ſich immer da, wo ein kräftiger Waſſerwechſel ſtattfindet, und Hand in Hand mit der Entwicklung des erſteren geht das Auftreten von Fiſchen und anderen größeren Meertieren, die von den kleinen Planktonweſen leben. Darauf beruht auch der Fiſchreichtum beiſpielsweiſe der islän— diſchen Gewäſſer. Die ganze Lebenstätigkeit der Planktonorganismen vereinigt ſich, wenn man ſo ſagen darf, in dem Beſtreben, in dem flüſſigen Nährelemente zu ſchweben; Horizontalbewegungen haben wenig Zweck, wohl aber Vor— richtungen, die ein Steigen oder Fallen möglich machen, und wir wer— den ſehen, daß die Tiere auf ſehr verſchiedene, oft äußerſt ſinnreiche Weiſe dieſes Ziel zu erreichen gewußt haben. Ihre Zahl kann ſo groß ſein, daß das Waſſer dann mehr das Anſehen eines Breis oder einer Suppe erhält. Sie geben das Futter für die kleinſten tieriſchen Lebe⸗ weſen ab, zunächſt für die Milliarden von Foraminiferen und Ra⸗ Die Tiere des Meeres 89 | Abb. 28. 1 Noctiluca miliaris. N = fern; a = Einzeltier; 5 = zwei Einzeltiere in Konjugation begriffen; e und d = Schwärmfporen. diolarien. Beide Ordnungen gehören zu den Planktontieren und unter— ſcheiden ſich, wie wir ſahen, vor allem dadurch, daß erſtere ein Kalk— gehäuſe, letztere ein Kieſelſkelett abſcheiden. Je nach der Anzahl der Kammern unterſcheidet man die Foraminiferen (Abb. 7) als einkam— merige (Monothalamien) mit nur einer meiſt größeren, manchmal ſieb— artigen Offnung, und vielkammerige mit zahlreichen kleinen Poren ( Polythalamien), bei denen die Kammern nach beſtimmten Geſetzen aneinander gereiht ſind und untereinander in Verbindung ſtehen. Be— wegung, Atmung und Nahrungsaufnahme geſchieht durch die aus der | Offnung heraustretenden Schleimfäden, die ſog. Pſeudopodien. Die | Vermehrung ſcheint ſich ſo zu vollziehen, daß der urſprünglich einzige Kern in Teilſtücke zerfällt, denen der ganze Körper folgt und ſo eine Anzahl junger einkerniger Tiere liefert. Eine ähnliche Art der Fort— } pflanzung kennt man auch von den Radiolarien (Abb. 8), deren For— menſchönheit und Artenreichtum uns Ernſt Haeckel in Bild und Wort gezeichnet hat; gelegentlich kommt auch wohl Koloniebildung (Collo- zoum) vor. Zweitens findet ſich bei ihnen noch eine Vermehrung durch Schwärmer vor. Auch die einzellige, pelagiſch lebende Noctiluca miliaris (Abb. 28), deren äußerem Körperrande gelegentlich ein ſanftes Phosphorlicht ent— ſtrömt, gehört zu den Planktontieren. Die kleinen Weſen erſcheinen oft in ſo ungeheuren Mengen an der Meeresoberfläche, daß ſie dort eine 90 IX. Abſchnitt Abb. 29. Entwicklung der Ohrenqualle (Aurelia aurita). ein bis zwei Finger dicke Schleimſchicht bilden, die bei Tage das Meer manchmal rötlich färbt, bei Nacht aber ein ſanftes Licht ausſtrahlt, das bei Erregung des Waſſers an Stärke zunimmt. Die Noctiluca bewohnt das Mittelmeer, den Nordatlantiſchen Ozean und die Nordſee, findet ſich aber ſeltener in der ſalzärmeren Oſtſee. | Den einzelligen oder Urtieren ſchließt ſich eine große Anzahl zum Teil anfangs einfach gebauter Larven höherer Tiere an, die die Oberflächen- ſchichten des Meeres oft in enormer Anzahl bevölkern, während ihre Eltern in der Tiefe leben, wohin auch die jungen Tiere nach vollzogenen Verwandlung ſich ſenken. Die Fortpflanzungsfähigkeit der meiſten See- tiere ift eine ganz außerordentliche; man braucht nur einmal die trau= | benförmigen Eierſtöcke eines Seeſternes geſehen zu haben, um das be= | greifen zu können. Dazu kommt noch, daß ſehr viele Meerestiere keine Periode der Fortpflanzung zeigen, ſondern daß man in ihren Eier ſtöcken jederzeit reife Geſchlechtsprodukte findet. Die meiſten Tiefſee— tiere ſind lebendig gebärend. Zu dieſen pelagiſch lebenden Jugendfor⸗ men gehören die Winterlarven der Schwämme, die einfach gebauten Ephyrenlarven der Schirmquallen (Abb. 29), die zum Teil ſchon weit vorgebildeten, ebenfalls bewimperten Jugendzuſtände der ſpäter feſt⸗ e 91 Abb. 30. Larven. A Seeſtern, B Schlangenſtern, C Seeigel, D Seewalze. ſitzenden Aktinien und anderer Korallentiere, ſowie die merkwürdigen, im Gegenſatz zu den erwachſenen Tieren zweiſeitig gebauten Larven der Stachelhäuter (Abb. 30). Sie erhalten ferner durch Bildung von allerlei lappigen, am Rande bewimperten Auswüchſen und dünnen, oft von feinen Kalkſtäben geſtützten Armen ein ſo auffallendes Außere, daß man dieſen Larven beſondere Namen gegeben hat. Dahin gehören ferner die verſchiedenen Wimperlarven der Würmer, der einäugige Nauplius und andere Entwicklungsformen (Abb. 31) der im Meere ſo überaus zahlreichen Krebſe, dann die bewimperten Larven vieler Muſcheltiere. Aber auch manche Fiſche haben ganz abweichend geſtaltete Larven, die offenbar dem pelagiſchen Leben angepaßt ſind und ſich erſt ſpäter wieder der Küſte oder der Tiefe zuwenden, wo ihre Eltern wohn— ten. Zwar kommen auch Ausnahmen vor; ſo entwickeln ſich die Larven der Segelqualle (Velella) in einer Tiefe von mehr als 1000 m, um erſt jpäter an die Oberfläche hinaufzuſteigen. Eine große Menge Tiere hat ſich auch in fertigem Zuſtande dem pelagiſchen Leben angepaßt. Dazu gehören die Juwelen des Meeres, | die mannigfach geſtalteten, glockenförmigen Quallen (Abb. 32) von mi- kroſkopiſcher Kleinheit bis zu 1m Durchmeſſer (Obrysaora, Rhizo- stoma, Aurelia), die ſchwimmenden, glashellen, vornehmlich den tro— piſchen Meeren angehörenden Schwimmpolypen oder Siphonophoren — Physophora Abb. 33, Velella) und die zarten, eleganten Rippenquallen (Beroe, Pleurobrachia, Cestus 5 Zahllos iſt das Heer der pelagiſchen — Krebſe, meiſt Tierchen von F wenigen Millimetern Länge. h Kleine Ruderfüßer (Copepo- 7 de. die Hauptnahrung des U eG 2 # 7 Herings und jeiner Verwand— ten, darunter die leuchtend iri— te 1 ſierende Sapphirina, färben Larve des Hummer (Homarus vulgaris). Eon * 92 XX. Abſchnitt das Meer oft rotgelb; durchſichtige Schalenkrebſe (Oſtracoden) und garneelenähnliche Spaltfüßer (Schizopoden) treten in großen Scha⸗ ren auf. Von Mollusken find zu nennen viele Tintenfiſche (Cepha⸗ lopoden), beſonders das Papierboot (Argonauta argo), deſſen Weib⸗ chen eine große, zarte Schale trägt, die wie ein Kahn auf dem Waſ⸗ ſer ſchwimmt, dem viel kleineren Männchen aber fehlt. In den wär⸗ meren Meeren enthalten die heraufgeholten Schließnetze faſt immer Abb. 32. Pelagiſche Quallen: 1. Aurelia aurita, 2. Olindias Müllerie, 3. Rhizostoma | pulmo, 4. Carmarina hastata, 5. Pelagia noctiluca, 6. Cestus Veneris. größere oder geringere Mengen von eigenartigen Schnecken von gallert⸗ artiger Körperbeſchaffenheit, Heteropoden und Pteropoden. Erſtere, die Kielfüßer (z. B. Carinaria, Atlanta), zeigen einen in eine ſeitlich zu⸗ ſammengedrückte, ſenkrechte Floſſe umgeänderten Fuß. Die in mancher Hinſicht an die Tintenfiſche erinnernden Pteropoden find teils ſchalen— tragende, teils nackte, augenloſe Schnecken mit eigentümlich ſegelförmig gebildeten Lappen, die den Fuß darſtellen (Clio, Oreseis u. a.); fie find echt pelagiſche Tiere, die in ungeheuren Schwärmen beſonders in wär— meren Meeren ſich finden, tagsüber ſich in mäßiger Tiefe halten und nur nachts bei ruhigem Wetter an die Oberfläche ſteigen. Manche von ihnen (Clio, Limacina) find unter der Bezeichnung Walfiſchaas be⸗ kannt, weil ihre ungeheuren Mengen die Hauptnahrung der mächtigen Waltiere bilden. Echt pelagiſche Formen ſind endlich die aus leuch | tenden Manteltieren (Tunikaten) gebildeten Kolonien der Feuerwalze ö (Pyrosoma), die, in Form zapfenartiger Hohlkegel, mit dem geſchloſſene Die Tiere des Meeres 5 Ende nach vorn eine Rückwärtsbewegung f durch den Stoß des aus dem anderen | Ende getriebenen Waſſers ausführen kön— nen, ſowie die Ketten der Salpen und an— dere Tunikaten. Es iſt beobachtet worden, daß derartige Schwärme von Quallen, Sal— pen, Flügelſchnecken u. a. ſich ſehr oft in der Nähe von Meeresſtrömungen vorfinden, und vor allem dort, wo ſolche ſich treffen. Von Fiſchen ſind in erſter Linie pelagiſch lebend die Haie (Squalidae) mit dem Lot⸗ ſenfiſch (Naucrates), die auf ihren Raub— zügen weite Meeresgebiete durcheilen, die Flugfiſche (Dactylopterus, Exocoetus), ſo⸗ wie ihre Verfolger, die farbenprächtigen Goldmakrelen (Coryphaena) und manche! andere. Viele Hochſeefiſche pflegen übrigens tagsüber in größeren Tiefen ſich aufzuhal— N ten und nur nachts bei gutem Wetter an 0 die Oberfläche zu kommen. Wale, die oft wie die Möwen den Heringszügen folgen, ſchei— nen nach Vanhoeffens Beobachtung eher Küſten⸗ als Hochſeetiere zu ſein. X. Abſchnitt. Anpallſungserſcheinungen bei den Meeresfieren. Wir hatten ſchon wiederholt Gelegenheit, darauf hinzuweiſen, daß die Tiere des Meeres in ihren ſo vielſeitigen Erſcheinungsformen eine große Reihe oft ſehr auffallender Einrichtungen zeigen, die ihnen den Aufenthalt in den verſchiedenen teilweiſe recht ungünſtig erſcheinenden Verhältniſſen erleichtern oder überhaupt erſt möglich machen. Die Flach— ſee mit ihren jo raſch wechſelnden Lebensbedingungen, die großen, licht— loſen, unter enormem Druck ſtehenden und faſt unbewegten Tiefen, die eines jeden Ruhepunktes baren Gebiete der pelagiſchen Fauna mit ihren eigenartigen Verhältniſſen zwangen die Bewohner, ſich irgendwie anzu— paſſen, Einrichtungen zu treffen, die ihnen das Leben in ihrem beweglichen Element nach Möglichkeit erleichtern konnten. Auf mannigfaltige Art und Weiſe hat ſich die Tierwelt gegen die Brandung an den Küſten zu ſchützen gewußt. Vielfach ſind es feſte, durch Kalkeinlagerungen . Panzer, ANUG 30: Janſon, Das Meer. 3. Aufl. Abb. 33. Physophora hydrostatica. u 94 X. Abſchnitt durch die die Tiere zugleich auch vor feindlichen Angriffen gefichert ſind, wie wir das bei zahlreichen höheren Krebstieren, den Stachelhäutern, Mu⸗ ſcheln und Schnecken ganz allgemein finden. Wo die Natur dieſen Schutz nicht gewährt, haben manche Tiere ſich auf eigene Weiſ ſe zu helfen gewußt. Kleine Krebſe (Pontonia, Pinnotheres) verkriechen ſich in die Schalen von Muſcheln, beſonders der Steckmuſchel (Pinna) und ſuchen dort Schutz. Das let Beiſpiel für das Schutzbedürfnis bietet aber der Einſiedlerkrebs (Pagurus bern- hardus, Abb. 34), der ſeinen weichen Hinterleib mit den zu Haftorganen umgewandelten Fußſtummeln in der leeren Schale des Wellhorns (Buc- | einum) birgt, aus welcher der gepan⸗ zerte Vorderkörper mit den gierig nach Beute ausſchauenden Augen hervor⸗ — ragt. Man kennt von dieſen Eremiten =. mehr al3 hundert Arten, von denen 8 - >> etwa ein Viertel den europäiſchen m, a 1 si a = Be er mit en en len verſchiedener Schneez Enn- . nung benutzen. So fand die Valdivia⸗ Expedition einige Arten, die in den zahnartigen Schalen von Denta⸗ lium wohnen. Intereſſant ſind uns ferner dieſe Einſiedlerkrebſe, weil gewiſſe Arten von ihnen ſich durch ein auffallendes Freundſchaftsver— hältnis zu ganz anders gearteten Weſen, den Seeroſen, auszeichnen, die ſich auf die Schneckenſchale feſtſetzen und das Gewicht des mitge⸗ ſchleppten Wohnhauſes ſicher beträchtlich vermehren, dafür aber mit ihren giftigen Neſſelkapſeln ihren Träger vor Angriffen ſchützen. Selbſt Einſiedlerkrebſe aus 5400 m Tiefe (Pagurus abyssorum) pflegen dieſes Freundſchaftsverhältnis. Die Tiere ſcheinen ſich ohne ihre Freun din nicht recht wohl zu fühlen, ja, manche von ihnen wohnen in aus⸗ gewachſenem Zuſtande geradezu in einer Kolonie ſolcher Tiere, wohlge⸗ ſchützt durch deren Neſſelkapſeln, und es iſt beobachtet worden, daß ſie möglichſt ſchnell für Erſatz ſorgen, ſobald ihnen auf irgendeine Weiſe ihr Begleiter abhanden gekommen iſt. Im Anſchluß daran mag eine kleine Krabbe (Melia tesselata) erwähnt werden, die eine Seeanemone beſtändig in ihren beiden Scheren trägt. Als eine Schutzvorrichtung und im weiteren Sinne als eine Anpaſ— ſung an das Leben in der beweglichen Küſtenſee mag auch die Fähig— keit gelten, etwa durch den Wellenſchlag oder im Kampf ums Daſein Anpaſſungserſcheinungen bei den Meerestieren 95 verloren gegangene Teile des Körpers wieder zu erſetzen, zu regene— rieren. Von den die Scheren abwerfenden Krabben haben wir vorhin bereits geſprochen, ganz Ahnliches iſt von zahlreichen anderen Krebs— tieren bekannt (Alpheus, Dorippe u.a.). Dieſe Regenerationsfähig— keit beſitzen beſonders die Stachelhäuter in hohem Grade; der Schlangen— ſtern Ophioderma longicauda wirft bei Angriffen oft ſämtliche Arme ab, und von manchen Seeſternen (3. B. Asteracanthion tenuispinum) findet man ſo ſelten vollkommme, mit lauter normalen Armen verſehene Tiere, daß man eher von einer abſichtlichen Abwerfung zum Zwecke einer ungeſchlechtlichen Vermehrung ſprechen möchte als lediglich von einem Erſatz verloren gegangener Körperteile. Bei manchen Aſteroiden (Ophiactis, Linckia) findet in der Tat eine auf dieſem Wege vor ſich gehende ungeſchlechtliche Fortpflanzung durch Teilung ſtatt. Ein höchſt eigentümliches Schreck- und Schutzmittel beſitzen manche Seewalzen (Holothuria), die, ſobald ſie ſich verfolgt glauben, ihren Gegnern ihre ſämtlichen Eingeweide ausſpeien und vor die Füße legen, und von der Seelilie Antedon rosacea hat Riggenbach beobachtet, daß ſie ruhig weiter— lebt, ſelbſt wenn ſie ihres ganzen Kelchinhaltes beraubt wurde. Für alle dieſe Tiere iſt die Fähigkeit, durch Selbſtverſtümmlung und Regene— ration der im Kampf ums Daſein gefährdeten oder verloren gegangenen Körperteile weiterzuleben, jedenfalls von der größten Bedeutung. — Die im Bereich der Grenzen zwiſchen Ebbe und Flut wohnenden Tiere haben Einrichtungen, die ſie vor dem Austrocknen bewahren; die Mu— ſcheln und andere Schalentiere klappen ihre Wohnung feſt zu; manche andere ſchützen ſich durch Bildung von Deckeln, durch die Möglichkeit ſich einzuſtülpen, während die Kugelaſſel (Sphaeroma) ihren Körper wie ein Igel einzurollen vormag. Viele Bewohner der Küſten haben die Fähigkeit ſich feſtzuheften. Bei den Schnecken geſchieht dieſe Be— feſtigung mittels des als Saugnapf dienenden Fußes, bei den See— anemonen (Abb. 34) durch die fleiſchige untere Haftſcheibe, und die Aluſtern ſcheiden durch ihre poröſe Kalkſchale hindurch einen Klebſtoff aus, mit dem ſie ſich an die Unterlage anleimen und ſo zu Tauſen— den neben- und aufeinander angeheftet ſind. Andere Muſcheln entbehren ſolcher Haftmittel; dafür haben viele aber beſonders in der Jugend eine andere Einrichtung, ſie können ſich durch feine Spinnfäden feſt vor Anker legen. Dieſe werden durch die im Fuße liegende Byſſusdrüſe geliefert, aus der ein im Waſſer erhärtendes Sekret heraustritt. Das bekannteſte Beiſpiel iſt hierfür unſere eßbare Miesmuſchel (Mytilus edulis), von der man manchmal kopfgroße Klumpen von Steinen oder Holzpfählen ablöſen kann. Wo ſolche natürliche Befeſtigungsmittel im Kampf gegen 7 * 96 X. Abſchnitt Strömung und Wellenſchlag fehlen, vergraben ſich die Tiere in den Schlamm und Sand; das gilt ebenſo für viele Muſcheln, die nur ihre langen Atem- und Auswurfröhren herausſtrecken, wie für viele ſchnell⸗ füßige Krabben und manche Fiſche. Wo felſiges Geſtein anſteht, wo der Boden mit dem Gerölle der Brandungswelle bedeckt iſt, wird dieſes angebohrt. Derartige bohrende Tiere ſind aus zahlreichen Ordnungen des Tierreiches bekannt, ohne daß man immer wüßte, auf welche Weiſe ſie die Löcher herſtellen. Ein kleiner Schwamm (Vioa) gräbt ſich in eine Aſſelart (Limnoria) zu erwähnen, unter den Mollusken find es die ihre Schale als Feile be— nutzenden Pholas-Arten, die Meerdattel (Lithodo- mus) und der Schiffsbohrwurm (Teredo navalis), der Feind der Schiffe und Hafenbauten. Von dieſen Abb. 35. Entenmuſchel bei den feſtſitzenden Tieren, daß ihre Larven für kürzere oder längere Zeit frei im Waſſer ſich umhertummeln und erſt ſpäter die Lebensweiſe ihrer Eltern annehmen, und wir haben ſchon früher Gelegenheit gehabt, auf die Wichtigkeit dieſer Einrichtung hinzuweiſen. Im engen Zuſam⸗ menhang mit der feſtſitzenden Lebensweiſe ſteht die Stock- oder Kolonie bildung, die bei zahlreicheu niederen Tieren (Korallen, Moostieren, Aszidien u. a.) finden; fo wird dem ganzen, aus zahlreichen zarten Ge— ſchöpfen aufgebauten Stamme erſt der feſte Halt, den das Einzeltier | allein ſich nicht würde verſchaffen können, zuteil. Auch die Anpaſſung in der Farbe ſpielt bei der Küſtenfauna eine Rolle; die zahlreichen dichten Wälder der Laminarien und Fucoiden, die verſchiedene Färbung des Strandes oder der Korallenbänke laſſen die Vorteile einer Schutzfarbe leicht einſehen. Ganz allgemein find be⸗ kanntlich die Fiſche auf der Unterſeite hell glänzend, auf dem Rücken dagegen dunkel gefärbt; ſo ſind ſie vor Entdeckung durch einen über den Kalk der Korallen und Muſcheln ein, gewiſſe Seeigel (Strongylocentrotus) bohren durch fort⸗ Z währendes Umdrehen ihres ſtachelbewehrten Leibes tiefe Löcher in die Felſen, unter den Krebstieren iſt in ſelbſtgewählten Gefängniſſen lebenden Tieren bis zu den dauernd oder doch während des größten Teils ihres Lebens feſtſitzenden iſt nur ein Schritt. Dabei (Lepas anatifera, fällt uns auf, daß bei letzteren die Bewegungsorgane zurückgebildet werden; an ihre Stelle treten lange, oft kreisförmig geſtellte Fangarme (Bryozoen, Serpula, Lepas Abb. 35, Balanus) zur Aufnahme der Nahrung und Erneuerung des Atemwaſſers, oder Wimperbewegung (Schwämme). Ganz allgemein findet man aber Anpaſſungserſcheinungen bei den Meerestieren 97 oder unter ihnen befindlichen Feind nach Möglichkeit geſchützt. Tief⸗ ſeefiſche zeigen dieſe Unterſchiede meiſt nicht. Beſonders auffallend iſt die Fähigkeit, ſich der Farbe ihrer Umgebung anzupaſſen, bei manchen Plattfiſchen, fo bei unſeren Schollen (Pleuronectae), die ihre komiſch verdrehten Augen gierig aus dem Sande herausheben, in dem ihr übri— ger Körper zum Teil vergraben iſt. Die Augenſeite iſt dunkel gefärbt, die andere heller; die erſtere vermag ſich der jeweiligen Farbe des Un— tergrundes ſo ſehr anzupaſſen, daß es oft ſchwerhält, die Tiere zu er— kennen. Ahnliches gilt von unſerem Dorſch oder Kabeljau (Gadus mor- rhua); die graue und rote Varietät ſcheint als ſolche gar nicht zu exi⸗ ſtieren, ſondern die verſchiedene Färbung iſt nur eine Folge der Um— gebung, wie Hjorth, der Leiter der norwegischen Fiſchereiexpedition, experimentell nachweiſen konnte. Erſt bei näherem Zuſehen entdeckt man f ferner die durch die eigentümliche Brutpflege der Männchen bekannten L k Seepferdchen (Hippocampus), die zwiſchen den Tangbüſcheln mit Hilfe ihres Wickelſchwanzes klettern, die ſchlanken See- und Schlangennadeln, von denen ein auſtraliſcher Vetter, der Algenfiſch (Phyllopteryx eques) durch Bildung von dornigen und lappigen Anhängen und durch ſeine Färbung den Seepflanzen ſeiner Umgebung zum Täuſchen gleicht. Be- ſonders auffällig iſt das auch bei dem bereits früher erwähnten An- tennarius, der zwiſchen den Sargaſſobündeln mit Hilfe feiner finger— artigen Fortſätze klettert, beim Seeteufel (Lophius piscatorius) mit ſei— nem Rieſenmaul und den algenähnlichen Floſſenreſten, ſowie bei man- chen Fiſchen der Korallenſee, während gewiſſe Seeigel (Toxopneustes, Strongylocentrotus) ſich dadurch den Blicken ihrer Gegner zu entziehen verſuchen, daß fie mit Hilfe ihrer zahlreichen Saugfüßchen Muſchel— Schalen, Steinchen und dergleichen auf ihren Körper bringen und dort feſthalten. Eine derartige Anpaſſung durch Maskierung iſt weit ver— breitet bei den Muſcheln oder Schnecken, deren Schalen oft mit aller- lei tieriſchen oder pflanzlichen Organismen bedeckt und bewachſen ſind und ſo einen ganz andern Eindruck abgeben als die Exemplare un⸗ ſerer Sammlungen. Was bei dieſen Tieren wohl mehr ein Werk des Zufalls iſt, iſt bei manchen Krabben zum Bedürfnis geworden; ſo ſieht | man die Wollfrabbe (Dromia) immer in Gemeinschaft mit dem Kork⸗ ſchwamm (Suberites domuncula), und es iſt bei ihnen und bei ſkan— h dinaviſchen Dreieckkrabben beobachtet worden, daß die Tiere ſich offen- bar ohne ihren tieriſchen und pflanzlichen Schutz ganz unglücklich füh— len und mit Hilfe ihrer ſcherentragenden Vorderbeine möglichſt raſch für eine neue Bedeckung ihres Körpers ſorgen, falls man ihnen die alte genommen hat. 98 1 X. Abſchnitt Wenden wir uns jetzt den Tieren der Tiefſee zu, ſo finden wir dort ganz andere Lebensbedingungen, je mehr wir uns den größeren Tiefen nähern. Schon nach kurzer Zeit umgibt uns finſtere Nacht, die Temperatur nimmt erſt ſchnell, dann langſam ab, um ſchließlich über⸗ all ziemlich konſtant zu bleiben, und an Stelle des bewegten Waſſers, das die vielen Anpaſſungserſcheinungen bei den Flachſeebewohnern er⸗ zeugte, umgibt uns hier ſtarre Ruhe. Sie hat bei den ſtrahlig gebau⸗ ten Tieren, vor allem bei den Schwämmen, viel vollere, rundlichere Formen erzeugt; an Stelle der den Einzeltieren Schutz und Halt ger | währenden Kolonien ſehen wir hier öfters Einzelweſen. Die Tief- ſeebewohner leben wie Bäume in einem geſchützten Tal; alle Stürme des Meeres ziehen hoch über ihren Häuptern dahin, und nur langſam wälzen ſich die kalten Polarwaſſer dem Aquator zu. Alle Unterſchiede gleichen ſich dort bis auf geringe Abweichungen aus; die Verhältniſſe der Tiefſeeſchichten im Atlantiſchen Weltmeer ſind faſt dieſelben wie im Großen Ozean und in anderen offenen Meeren, und wenn wir da— zu bedenken, daß im Meere wirklich unüberſchreitbare Grenzen wohl nicht vorhanden ſind, ſo iſt es nicht zu verwundern, daß die Mehrzahl aller Tiefſeetiere Kosmopoliten ſind, daß die Tiefſeefaunen räumlich weit getrennter Gebiete ſich in keiner beſonderen Eigenſchaft vonein⸗ ander unterſcheiden. Das haben die letzten Forſchungsreiſen wieder be⸗ wieſen. Freilich find uns dieſe Verhältniſſe bei weitem noch nicht voll- ſtändig bekannt; aber von vielen Tiefſeebewohnern wiſſen wir, daß ſie ſich ebenſo finden unter den Breiten der tropiſchen Gebiete wie unter der eisſtarrenden Fläche der Polarmeere. Von jeher hatte man als Hauptgrund für die Behauptung, daß die größeren Tiefen des Meeres ohne organiſches Leben fein müßten, den koloſſalen Druck angeführt, der dort herrſcht. Er mag in den größten rund 900 Atmoſphären be⸗ tragen. Aber geradeſo, wie ſich die Tiere hoher Gebirgsregionen an den verminderten Druck angepaßt haben, befinden ſich auch die Tief⸗ ſeetiere unter dieſem ſo außerordentlich verſtärkten Druck ganz wohl, | da dem auf fie wirkenden Außendruck ein ebenſo großer Innendruck in ihren Geweben gegenüberſteht. Außerdem iſt es wahrſcheinlich, daß viele Tiefſeetiere ganz bedeutende vertikale Unterſchiede ohne Schaden | ertragen können. Gerade die letzten Tiefſee-Expeditionen haben ja, wie wir bereits ſahen, den Nachweis gebracht, daß Tiere, die man bislang nur als Oberflächenformen kannte, auch in bedeutenderen Tiefen ange⸗ troffen werden, und umgekehrt. Es ſcheint, daß es weniger der allerdings gewaltige Druckunterſchied iſt, der bewirkt, daß die allermeiſten vom Netz heraufgeholten Tiefſee⸗ EIER TR a 5 * . 0 6 * Anpaſſungserſcheinungen bei den Meerestieren 99 tiere tot an die Oberfläche kommen, ſondern vielmehr die Temperatur— veränderung. Jedenfalls iſt die Fähigkeit, ſich einem geänderten Waſſer— druck anzupaſſen, bei den einzelnen Lebeweſen der Tiefſee ſehr verſchie— den ſtark ausgebildet. Bei vielen Tiefſeefiſchen, die die Fähigkeit nicht haben, breitere Tie— fenzonen zu durchmeſſen, zeigen die Knochen ſich ſehr arm an Kalk; fie ſind weich und faſerig und zerfallen beim Heraufholen. Zugleich zer— reißt beim Heraufholen der im Körper gleich gebliebene Druck die Ge— webe, die Augen und Eingeweide quellen heraus und die Schuppen lo— ckern ſich; die Tiere ſterben an der „Trommelſucht“, wie die Seeleute ſagen, ſie gehen an derſelben Krankheit zugrunde, die den allzu hoch geſtiegenen Luftſchiffern jo oft das Leben koſtet, auch hier verurſacht durch den ſehr verminderten Druck. Die Hoffnung, daß die Tiefſee— fiſcherei fabelhafte Rieſen ans Tageslicht bringen würde, iſt nicht in Erfüllung gegangen, ſelbſt über die viel befabelte Seeſchlange wiſſen wir heute noch nichts Genaues. Allerdings ſetzen uns die Größen ver— hältniſſe mancher Tiefſeebewohner im Vergleich zu ihren in ſonnigeren Gegenden lebenden Verwandten zuweilen in Erſtaunen. Die Tubus larien, meiſt kleine, nur wenige Zentimeter hohe Polypen, haben in ca. 5000 m Tiefe einen Vertreter (Monocaulus imperator), der die koloſſale Länge von mehr als 2 m hat. Die 23 cm lange Rieſenaſſel (Bathynomus) aus 1700 m Tiefe und die großen Krabbenſpinnen (Colossendeis) mit ihren 70 em klafternden Beinen haben wir bereits erwähnt. Auch unter den höheren Krebſen gibt es ſolche Rieſen; ein ſolcher iſt die Gnathophausia goliath (2270 m) unter den Schizo— poden, der ſeinen Beinamen mit Recht trägt, denn er erreicht die be— trächtliche Länge von 25 cm. Als eine Folge der Kalkarmut der Tief— ſeeſchichten ſah man lange die Tatſache an, daß die verhältnismäßig in geringer Anzahl dort anzutreffenden Schalen der Weichtiere immer dünner werden, in je tiefere Schichten wir hinabſteigen. Auch die Kalk— fkelette der Korallen werden immer feiner, und die Krebſe erhalten dort einen dünnen durchſichtigen Panzer. Da tatſächlich, wie wir ſahen, dieſe Kalkarmut in den Tiefen nicht beſteht, müſſen andere Urſachen zur Er— klärung dieſer Erſcheinung geſucht werden, vielleicht das Fehlen von Feinden oder das Beſtreben nach einer größeren Beweglichkeit. Dabei fehlt es anderſeits auch wieder nicht an Schutz- und Trutzorganen bei den Tiefſeetieren. Geradezu gefährlich muß den Meeres bewohnern die ſtachelbewehrte Krabbe Lithodes ferox erſcheinen. Da ihr mächtige Waffen in Geſtalt von Scheren fehlen, hat die Natur dieſem Geſchöpfe wie unſerem Igel ein ſpitziges Stachelkleid gegeben, und ſo zieht es, 100 X. Abſchnitt ein gepanzerter Ritter des Meeres, auf Raub aus. Denn auf dem Meeres⸗ grunde gilt der Kampf ums Daſein wohl mehr als irgendwo anders; alle Tiere ſind Fleiſchfreſſer, die ſich entweder im weichen Schlamm verkriechen und dort auf Raub lauern (Melanocetus), oder wie lebende Tiefſeereuſen mit weit geöffnetem, zähneſtarrendem Maule die dunklen Tiefen durchziehen (Eustomias, Stomias, Malacosteus, Saccopharynx, Abb. 36) und teilweiſe für dieſe Räuberfahrten, wie wir ſehen werden, noch mit ganz beſonderen Mitteln ausgerüſtet ſind. Beſonders muß uns hier die Frage intereſſieren: wie ſtellen ſich denn die Meeresbewohner zu den Lichtverhältniſſen der Tiefſee? Verſuche hatten, wie wir geſehen haben, gezeigt, daß die Lichtſtrahlen ſchon in ſehr geringer Tiefe für unſere Augen völlig erlöſchen, und daß von geringer Tiefe an für immer ſchwarze Nacht ſein muß. Und doch fin— den wir in viel bedeutenderen Tiefen noch hoch entwickelte Tiere, ja ſogar ſolche mit außerordentlich großen und abnorm gebauten Stiel- und ſog. Teleſkopaugen (Fiſche, Tintenfiſche und Krebstiere), aller⸗ dings auch — wenn auch nur verhältnismäßig wenig — blinde For— men. Dieſe mächtig entwickelten Sehwerkzeuge der Tiefſeetiere, von denen noch ſpäter die Rede ſein wird und deren Kenntnis letzthin beſonders Chun, v. Lendenfeld, Brauer u. a. gefördert haben, weiſen, ausgezeichnet durch die Größe der Pupille und der Linſe, ja gewiſſermaßen darauf hin, daß doch noch Lichtſtrahlen in dieſen Tiefen vorhanden ſein müſſen, und es iſt ja wohl denkbar, daß es Weſen dort gibt, deren Sehorgane noch emp— findlicher ſind als unſere empfindlichſten photographiſchen Platten. Aber die dunklen Abgründe haben einen gewiſſen Erſatz für das ihnen entzogene Sonnenlicht darin, daß ihre Bewohner teilweiſe ihr eigenes Licht mit ſich führen, ein Licht, das zwar nicht allzu hell fein wird, das aber doch im— ſtande ſein dürfte, der Umgebung einen grünlich leuchtenden Dämme⸗ rungsſchein mitzuteilen, beſonders da die leuchtenden Tiere oft zu Milli⸗ arden vereint ſind, wenn ſie ihre Lichtſtrahlen ausſenden. Tiere, die ein derartiges Leuchtvermögen beſitzen, find, wie die Netzzüge der Tiefſee⸗ Expeditionen gezeigt haben, verbreiteter als man früher annehmen konn- te; ſie kommen überall im Meere vor, nicht nur in den Tropen, ſondern auch in den Polarmeeren, an der Oberfläche und ebenſo in den größ— ten Tiefen. Es gibt keine der großen Tierklaſſen, die nicht bei dieſer magiſchen Illumination ihre Vertreter ſtellte; ſelbſt leuchtende Tinten⸗ fiſche brachten die Netze der „Valdivia“ ans Tageslicht. Am befann- teſten iſt die ſchon erwähnte Noctiluca miliaris, die Hohltiere ſind mit einigen Polypen, Korallen, Aktinien und Rippenquallen vertreten, die Stachelhäuter u. a. mit der prachtvoll leuchtenden Brisinga, einem Anpaſſungserſcheinungen bei den Meerestieren 101 Schlangenſtern; ſeinen Namen verdankt er dem ſchwediſchen Dichter und Naturforſcher Asbjörnſon, der ihn ſo nannte nach dem leuchtenden Schmucke der Göttin Freya, den der diebiſche Loki in den unendlichen Abgründen des Meeres verbarg. Von den Ringelwürmern ſind einige Arten der Familien Nereis, Syllis und Polynos, ſowie die Tomopte— riden zu erwähnen; eigentümliche augenartige Flecke auf den ruderar— tigen Floſſen dieſer Würmer ſind als Leuchtorgane erkannt worden. Auch von den Gliedertieren find leuchtende Krebſe bekannt, wie die groß— äugigen Euphauſiden, —äĩéĩxłvQ — — die am Hinterleibe zwei Rin tiefem Blau leuch⸗ tende Laternen beſitzen, und von den Mantel— tieren gehören die Sal- pen und Feuerwalzen zu den wohl am mei⸗ ſten lichtſpendenden ge — | Formen. Ebenſo gibt es eine ganze Anzahl 7 7 7 7 . en Een DE : Tiefſeefiſche, die eigen⸗ Abb. 36. Leuchtfiſche aus der Tiefſee. 1. Stomias boa. hi tümliche Leuchtorgane 2. Malacosteus niger. tragen und uns deshalb beſonders intereſſant find, weil der Bau die— — ſer ſeltſamen Werkzeuge uns durch neue Unterſuchungen etwas näher bekannt iſt. Woher kommt aber dieſes Licht? Sein grünlich ſchim— mernder Glanz, den wir ja von unſeren Johanniskäferchen kennen, erinnert an das Leuchten des Phosphors, hervorgebracht durch deſſen Vereinigung mit dem Sauerſtoff der Luft. So nimmt man auch an, daß das Leuchten der Meerestiere durch eine lebhafte Oxydation, durch eine infolge der energiſchen Lebenstätigkeit hervorgerufene Verbrennung | der im Körper der Tiere aufgeſpeicherten Reſerveſtoffe, wie Fett u. dgl., zuſtande gebracht wird. Man kann das aus der Tatſache ſchließen, daß | bei einigen leuchtenden Bakterien die Leuchtkraft nachweislich aufhört, ſobald man ihrer Umgebung den Sauerſtoff entzieht. Von den Fiſchen kennen wir eine ganze Anzahl leuchtender Arten; jo trägt der Mala- eosteus niger (Abb. 36) zwei Leuchtflecken jederſeits am Kopfe; der eine ſtrahlt in goldgelbem, der andere in grünlichem Lichte. Mit die— ſen Laternen ausgerüſtet, erſcheint er wie das abenteuerliche Unterſee— ſchiff des phantaſiereichen Jules Verne. Ein anderer bemerkenswerter Leuchtfiſch iſt Stomias boa (Abb. 36), ein Tiefſeeräuber von langge— ſtreckter Geſtalt; auf der Unterſeite von Kopf, Rumpf und Schwanz 102 2 X. Abſchnitt befinden ſich Reihen von phosphoreſzierenden Punkten. Es gibt noch eine ganze Anzahl von Tiefſeefiſchen, die derartige Leuchtorgane tra⸗ gen; teils ſind letztere in der Nähe der ſogenannten Seitenlinie der Fiſche befindlich und deshalb auch mit den in dieſer aufgefundenen eigentümlichen Organen in Zuſammenhang gebracht worden, teils fin- den fie ſich als perlmutterglänzende, augenähnliche Flecke oder als Tüp⸗ fel, Trichter und Höcker an den Seiten, auf und unter dem Kopfe, auf den Kiemendeckeln und am Maule der Fiſche. Schon v. Lendenfeld, der dieſe merkwürdigen Organe näher unterſucht hat, konnte zwei Haupt⸗ arten unterſcheiden: drüſenähnliche, von unregelmäßiger Form und rund⸗ liche, mehr augenähnliche. Beide können an demſelben Tiere auftreten. Nach den eingehenden Unterſuchungen zweier italieniſcher Zoologen, Chia⸗ rini und Gotti, werden die drüſenartigen Leuchtwerkzeuge zuweilen von flaſchenförmigen Organen gebildet, deren Hals an der Oberfläche mün⸗ det; ſie kommen bei den Sternoptyxarten und bei den Skopeliden vor. Ahnliche Leuchtorgane ſind auch beim Stachelhai gefunden worden; ſie befinden ſich dort auf der Rücken- und Bauchſeite des Tieres, und es iſt feſtgeſtellt worden, daß ſie in einem dunklen Raum drei bis vier Meter weit ſichtbar waren. Einfacher gebaut ſind die leuchtenden Per⸗ len an der Seite, die Flecken am Schwanze und die größeren Laternen am Kopfe; es find napfförmige Organe, die mit einem durch eine linſen⸗ artige Schuppe gebildeten Deckel verſehen ſind. Ihr innerer Bau, auf den wir hier nicht näher eingehen wollen, zeigt eine ſo große Ahn— lichkeit mit dem Bau der elektriſchen Organe des Zitteraals und an— derer elektriſcher Fiſche, daß die beiden Forſcher annehmen, daß wir es hier mit ganz ähnlichen Bildungen zu tun haben. Marſhall macht darauf aufmerkſam, daß die Fähigkeit, elektriſche Ströme zu erzeugen, bei den Fiſchen ſich öfter finden dürfte als bis jetzt bekannt wäre. Wir dürfen vielleicht annehmen, daß ſich bei den mit ſolchen Organen aus- geſtatteten Fiſchen die durch einen lebhaften Stoffwechſel erzeugte elek⸗ triſche Energie in Licht umſetzt, und daß dem Entſtehen des Stromes eine Oxydation, eine langſame Verbrennung von Stoffwechſelproduk⸗ ten zugrunde liegt; bekanntlich führt man ja auch die elektriſche Kraft des Zitteraals auf einen mit dem Stoffwechſel verbundenen Oxydations- prozeß zurück. Auch bei den ein Sekret abſondernden drüſenförmigen Leuchtorganen wird vielleicht das Leuchten auf derſelben Urſache bes ruhen. Bei dem Kugelfiſch (Porichthys notatus) beſtehen nach Greene die Leuchtorgane aus einem linſenähnlichen Gebilde, einer darunter liegen- den, lichterzeugenden Drüſenmaſſe und einem als Reflektor dienenden Zellenkomplex. Denſelben Grundbau zeigen auch die Leuchtorgane der Anpaſſungserſcheinungen bei den Meerestieren 103 Tintenfiſche, die die „Valdivia“ ans Tageslicht brachte und bei denen Brauer vier Grundtypen unterſcheiden konnte, deren Beſchreibung uns zu lange aufhalten würde; ſie befinden ſich an Fang- und Fühlfäden, an Floſſenſtrahlen und oft in großer Menge am ganzen Körper. Im einzelnen iſt der Bau dieſer Organe natürlich großen Abweichungen unterworfen; ja, bei manchen Tiefſeetintenfiſchen finden ſich an dem— ſelben Tier ſolche von verſchiedener Geſtalt. Das veranlaßt Chun da— zu, die Meinung auszuſprechen, daß möglicherweiſe auch ein verſchiedenes Licht von den verſchieden gebauten Organen ausgehe. Wie verhalten ſich nun die nicht mit ſolchen Lichtquellen ausgerüſteten Tiefſeetiere zu dieſer künſtlichen Beleuchtung? Fliehen ſie dieſes Licht oder zieht es ſie an? Und welchen Nutzen gewährt dieſes Leuchtvermögen ſeinen Beſitzern? Den räuberiſchen Tiefſeefiſchen dient es offenbar als Lockmittel für ihre Beute. Viele Meerestiere werden durch das Licht angezogen, wie die Mücken und Motten in der Sommernacht von der brennenden Lampe. Sie werden gewiſſermaßen von dem blendenden Lichtſchein hypnotiſiert und rennen in ihr Verderben. An der engliſchen Küſte hat man den Verſuch gemacht, die Fiſche mit Hilfe von Schein— werfern in das Netz zu locken, ein Verſuch, der zwar glänzend gelungen iſt, aber bald den Fiſchreichtum unſerer Meere zerſtören würde; und die elektriſch beleuchtete Tiefſeereuſe des Fürſten von Monaco beruht eben— falls auf der Anziehungskraft, die das Licht auf die Meerestiere aus— übt. Den Tiefſeefiſchen dienen ihre Laternen alſo vielleicht als Mittel zur Füllung ihres unerſättlichen Magens, und bei manchen anderen, wie bei den Korallen, dient das Licht wohl demſelben Zweck. Merkwürdig iſt, daß ein vollkommen blinder Tiefſeefiſch (Inops) auch Leuchtorgane führt; es ſcheint das auch darauf hinzudeuten, daß dieſe den Beſitzern weniger zum Erkennen der Umgebung dienen als zu dem eben angedeuteten Zweck. Manche Leuchtfiſche verlaſſen ſich jo ſehr auf ihre Laternen als Fang- mittel, daß ſie ſich im Schlamm vergraben und allerlei leuchtende An— hängſel und Fäden herausſtrecken und hin und her bewegen Aber wie iſt's mit den Tieren, die offenbar nicht auf das Anlocken von Beutetieren angewieſen ſind, wie z. B. die oben erwähnte Brisinga, die mit ihrer Mundöffnung im Schlamme wühlt? Man könnte annehmen, daß bei ihnen die Leuchtorgane als Schreckmittel dienen und nachſtellende Feinde in die Flucht ſchlagen ſollen. Es iſt auch wahrſcheinlich, daß viele dieſer Leuchttiere imſtande ſind, je nach Belieben ihr Licht leuchten zu laſſen oder nicht; zumal bei den höher organiſierten iſt ein Zuſammenhang der Leuchtorgane mit dem Nervenſyſtem ſicher nachgewieſen. Bei dem oben erwähnten Kugelfiſch ſcheinen es rein äußere Reize zu ſein, die das 104 J. Abſchnitt Leuchten hervorbringen, wie experimentell nachgewieſen werden konnte. 1 Bei wieder anderen iſt es möglich, daß die Lichterſcheinung nur dann auftritt, wenn der Fortpflanzungstrieb ſich regt, und daß fie daher zur Anlockung der Geſchlechter dient. Es iſt auch möglich, daß, wie Brauer meint, die über den ganzen Körper verteilten und in verſchiedenem Lichte erglänzenden Leuchtorgane dort in der Tiefe das Farbenkleid der am Lichte lebenden Tiere erſetzen ſollen. Wir ſehen, daß hier der biolo- | giſchen und phyſiologiſchen Forſchung noch ein weites Arbeitsfeld offen ſteht. — Im Anſchluß an die Leuchtorgane wollen wir hier kurz der Augen der Meeresbewohner Erwähnung tun. Wir finden hier höchſt über- raſchende Tatſachen, die zum großen Teile auch noch weiterer Aufklärung harren. Bei den niedrigſten Tieren, den einzelligen Protozoen, fehlen Ä meiſtens die Augen oder es find bei ihnen einfache Pigmentflecken vor⸗ handen, mit denen die Tiere möglicherweiſe einen gewiſſen Grad von Helligkeit wahrnehmen können. Von den feſtſitzenden Hohltieren (Poly⸗ pen, Korallen uſw.) ſind faſt alle blind, was ja auch leicht zu erklären iſt; erſt bei den im ausgebildeten Zuſtand freiſchwimmenden Medufen | ſind am Schirmrande einfache Augen bekannt. Daß aber die feſtſitzenden Formen auch auf Lichtreize reagieren, iſt genügend nachgewieſen und von Loeb durch Verſuche mit Eudendrium feſtgeſtellt worden. Je höher wir in der Entwicklungsreihe der Tiere ſteigen, deſto mehr vervollkommnen ſich auch die Sehorgane; einige Ringelwürmer (Aleiope) zeigen ſchon ſehr gut entwickelte Augen; bei den Weichtieren finden wir bei manchen Muſcheln einfach gebaute Sehorgane am Mantelrande, während die am höchſten ſtehenden Tintenfiſche ſchon Augen beſitzen, die in ihrem Bau denen der Wirbeltiere ähneln. Am auffallendſten iſt aber die Entwick— lung dieſer Sinnesorgane bei den Krebſen und Fiſchen der Tiefſee. Bei beiden finden wir abnorm vergrößerte neben verkümmerten Augen und neben vollſtändiger Blindheit. Von den verſchiedenen Arten von Aſſeln, die die Netze des „Challenger“ aus verſchiedenen Tiefen heraufholten, waren 34 vollſtändig blind, vier hatten ganz verkümmerte und 18 gut entwickelte Augen, ſo z. B. die Rieſenaſſeln (Bathynomus), von denen eine Art bis zu 3000 Punktaugen beſitzt. Auch bei einigen Spaltfuß⸗ krebſen find die Sehorgane mehr oder weniger verkümmert (Bentheu- phasia, Eucope, Amblyops u. a.). Sogar bei den am höchſten ſtehenden Krebſen, den Zehnfüßern, kommen blinde Arten vor; bei Polycheles und Pentacheles fehlt jede Spur eines Auges, bei Astacus zaleuca und bei Nephropsis, zwei unſerem Flußkrebs verwandten Formen, ſind die Augen ſtark zurückgebildet. Auch die Sehorgane der Tiefſee⸗Galatheen Anpaſſungserſcheinungen bei den Meerestieren 105 find faſt immer pigmentlos und daher unbrauchbar, und Marſhall teilt mit, daß manchmal der Augenſtiel zu einem Dorn verwandelt iſt, auf deſſen Spitze ſich noch die Hornhaut erkennen läßt. Das iſt inſofern ſehr intereſſant, als Herbſt durch Verſuche an Garneelen bewieſen hat, wie leicht die Augen der Krebstiere verſchwinden und anderen Bildungen Platz machen. Er hat den Tieren eines ihrer geſtielten Augen fortge— nommen, und, ſiehe da, an Stelle der amputierten Sehwerkzeuge ent— ſtand eine gegliederte Geißel, die mit den gewöhnlichen Antennen eine große Ahnlichkeit hatte Ein anderes Beiſpiel liefert eine Krabbe (Ethusa granulata); diejenigen Tiere, die im flachen Waſſer leben, haben noch gut entwickelte Augen, aber je tiefer die Tiere ins Meer hinabgeſtiegen ſind, deſto mehr verkümmerten ihre Sehorgane, und bei den in 900 bis 1260 m Tiefe lebenden find die Augenſtiele zu einem Stirnſtachel ver— ſchmolzen. Intereſſant iſt auch die von Chun beobachtete Tatjache, daß bei Spaltfüßern die mehr nach der Tiefe zu wohnenden Arten das Be— ſtreben zeigen, ihr Auge in zwei Abſchnitte zu trennen, in einen Stirn— teil und einen ſeitlichen Teil. Ebenſo auffallend ſind die Verhältniſſe bei den Tiefſeefiſchen. Auch bei ihnen finden wir Arten mit ſehr großen und gut entwickelten Augen neben ſolchen mit verkümmerten Sehwerk— zeugen (Inops, Typhlonus). Ein ebenfalls blinder Fiſch (Amphionus mollis) iſt nach Agaſſiz einem augenloſen Schlangenfiſch aus den Höhlen Kubas (Lueifuga) nahe verwandt. Wie ſind nun dieſe auffallenden Unterſchiede in der Ausbildung der Augen bei Tieren, die oft einander nahe verwandt ſind und oft auch in annähernd gleichen Tiefen gefunden wurden, zu erklären? Von den ab» norm entwickelten und auf langen Stielen ſitzenden Teleſkopaugen man— cher Tiefſeefiſche, bei denen die Pupillenöffnungen ſehr groß und faſt ganz von der Linſe ausgefüllt ſind, haben wir bereits kurz geſprochen. Daß die Sehwerkzeuge dieſer Tiere ſich vergrößern und vervollkommnen, damit in den Meeresgründen von der geringen dort vorhandenen Licht— menge möglichſt viel aufgenommen werden könne, vermögen wir eben— falls zu verſtehen; auch umgekehrt wiſſen wir, daß Tiere die in dunklen Höhlen leben, allmählich ihre Augen zurückbilden, da ſie ihrer zum Sehen nicht mehr bedürfen. Man ſollte alſo annehmen, daß wir bei den Meeres- tieren, je tiefer wir die Netze verſenken, entweder eine Vervollkommnung oder eine zunehmende Zurückbildung der Augen finden müßten. Das iſt aber durchaus nicht der Fall, wie wir ſahen. Zweifellos hat das ab— nehmende Licht auf dieſe Organe in der eben beſchriebenen Weiſe einge— wirkt; ſchon die Vorfahren in der Entwicklung haben ſich eben den ver— änderten Lichtverhältniſſen im Laufe der Jahrtauſende nach Möglichkeit 106 J. Abſchnitt angepaßt. Die Unterſchiede in der Richtung der Anpaſſung erklären ſich vielleicht zum Teil daraus, daß dem einen Weſen die Augen unumgäng⸗ lich nötig waren zur Erlegung ſeiner flüchtigen Beutetiere, während dem anderen Tiere andere Jagdmittel zu Gebote ſtanden in Geſtalt von Fangfäden, mächtigen Scheren uſw. Aber das erklärt immer noch nicht das gleichzeitige Vorkommen nahe verwandter blinder und gut jehen= der Formen, denn die Verhältniſſe der Tiefſee, in der ſie heute leben, ſind für beide ja ganz gleich. Nun können wir mit Beſtimmtheit an⸗ nehmen, daß die vielen Arten der Tiefſeetiere nicht in den dunklen Tiefen ihre Heimat haben, ſondern daß ſie aus ſonnigeren, lichtfreudigeren Gegenden ſtammen und ſich entweder von den Küſten her oder aus den Oberflächenſchichten in die dunkle Tiefe begeben haben. Über die Wan⸗ derungen der Seetiere wußten wir bis vor wenigen Jahren herzlich wenig; erſt in den letzten Jahren hat man durch Markierung die Wan⸗ derungen der Fiſche, z. B. der Flundern, zu verfolgen geſucht; an der engliſchen Küſte hat man gleiche Verſuche mit Krabben gemacht. Die Wanderungengehen ſowohl in horizontaler und auch in vertikaler Richtung vor ſich; die Einwanderung der Tierwelt in die Tiefen hat aber natür⸗ lich nicht für alle Tiere gleichzeitig begonnen und geendet, ſondern fie iſt ganz allmählich von jeder Form für ſich im Laufe der Jahrtauſende unternommen worden und dauert noch heute fort. So ſcheint es uns eher erklärlich, daß ſich ſolche Unterſchiede zeigen; je mehr die Sehwerk⸗ zeuge der Tiefſeetiere vom normalen Bau abweichen, deſto ferner liegt die Zeit, wo ſie die Wanderung in die Tiefe antraten. Was die Färbung der Tiefſeetiere anbelangt, jo hängt ſie innig mit den Lichtverhältniſſen der Tiefenſchichten zuſammen. In Tiefen von 80-100 m würde für das menſchliche Auge jedes Wahrnehmungsver⸗ mögen für Lichtſtrahlen aufhören. Wenn deshalb auch bei zunehmender Tiefe die Farben der ſie bewohnenden Tiere im allgemeinen dunkler werden, ſo finden ſich doch zahlreiche Arten mit tiefroten und gelben Färbungen vor. Eine Erklärung dieſer Tatſachen gibt uns wenigſtens für die Schichten, in die das Licht noch dringt, die Lehre von den Kom- plementärfarben. Solche ſind grün und rot, orange und blau. In die größren Tiefen gelangen, wie wir ſahen, aber nur die grünen und blauen Strahlen, und in ihnen ſind die roten und gelben Farben ebenſo ſchwer ſichtbar, wie rote und gelbe Gegenſtände unter grünem und blauem Glaſe verſchwinden. Die auffallenden Färbungen ſind alſo für die Tiere als Schutzfarben anzuſehen. Immerhin herrſchen aber in den tiefſten Schichten ſchwarze, violette und braune Farbentöne vor. Wie bei vielen blinden Menſchen bekanntlich das erloſchene Augenlicht TE —— Anpaſſungserſcheinungen bei den Meerestieren 107 teilweiſe durch ein ſehr fein ausgebildetes Taſt gefühl erſetzt wird, jo iſt das auch bei vielen Tiefſeeformen der Fall. So finden wir bei vielen Krebſen außerordentlich lange Fühler und Gliedmaßen auftreten, und wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, daß dieſe Tiere mit den langen Fortſätzen ihre dunkle Umgebung prüfend unterſucheu. Derartige verlängerte Gliedmaßen und dazu noch ein paar Scheren, die mehr als dreimal die Länge des Rumpfes übertreffen, zeigt Pachygaster formo- sus. Die Krabbenſpinnen der Tiefſee beſtehen, wie ihr Gattungsname (Pantopoden) ſagt, tatſächlich faſt nur aus Beinen. Bei Colossendeis arcuata aus 1470 m Tiefe ſind die Gangwerkzeuge, auf denen das wunderbare Tier auf dem Meeresgrunde einherſtelzt, ſchon faſt dreimal ſo lang wie der Körper; bei ſeinen Verwandten von der weſtamerikaniſchen Küſte aus 900 — 2700 m Tiefe aber trägt der nur wenige Millimeter lange Rumpf faſt 30 em lange Beine. Da der Magen dieſes ſtockdünnen, wandelnden Gerippes in dem kleinen Rumpf nicht genügend Platz hat, ſetzen ſich ſeine Fortſätze als Blindärme in jedes der acht Beine fort, ſo daß das Tier, wie ein Autor ſagt, „ſeinen Magen in den Hoſentaſchen trägt“. Auch manche Tiefſeefiſche beſitzen feinempfindliche Taſtwerk— zeuge in Geſtalt von Fühlfäden; bei Eustomias obscurus (Abb. 27) betragen ſie ein Drittel der Körperlänge und endigen in quaſtenförmig angeordneten Fühlwärzchen, bei Stomias boa (Abb. 27) find fie ähnlich gebaut, nur kleiner, bei Bathypterois longipes dagegen faſt von Körper— länge und am Ende gegabelt. Bei dem im Schlamm ſich vergrabenden Melanocetus (Abb. 27) ſcheint der Kopfanhang als Lockmittel für vor— überziehende Beutetiere zu dienen. Derartige lange Körperfortſätze konn— ten naturgemäß nur ſolchen Tieren von Nutzen ſein, die in einer ſo ruhigen Umgebung leben, wie ſie die Tiefſee bietet; in bewegtem Waſſer würden ſolche Fühlfäden ſich bald verwickeln und ihren Beſitzern eher Schaden als Vorteil bringen. Ganzanderer Einrichtungen bedürfen die pelagiſchlebenden Tiere des Meeres. Organe, die eine Bewegung in wagerechter Richtung er— möglichen, können ihnen bei der ſchrankenloſen Ausdehnung ihres Ele— mentes nicht von beſonderem Nutzen ſein; ſie fehlen deshalb ſehr oft, oder ihre Muskulatur iſt zurückgegangen. Nur bei den nahe der Ober— fläche lebenden finden ſich bisweilen ſegelartige Einrichtungen, die eine paſſive Fortbewegung durch den Wind ermöglichen. Dagegen ſind oft Mittel zu einer ſenkrechten Bewegung, zum Auf- und Niederſteigen, vor- handen, und bei vielen Tieren, die nur nachts an die Oberfläche kommen, ſind die Augen verkümmert oder fehlen ganz. Alle Kräfte ſind in erſter Linie auf den Nahrungserwerb konzentriert, und dieſer Zweck wird um 108 X. Abſchnitt fo leichter erreicht werden, je weniger Kraftaufwand der Aufenhalt in dem flüſſigen und leicht beweglichen Element erfordert, je beſſer die Tiere ſich dem Schweben im Waſſer angepaßt haben. Auf höchſt mannig⸗ fache Art und Weiſe haben die Angehörigen der pelagiſchen Tierwelt dieſes Ziel erreicht. Alle derartigen Einrichtungen laufen auf das Be⸗ Abb. 37. Thalassicolla pelagi ca. ſtreben hinaus zu ſchweben, das ſpezifiſche Gewicht des Körpers mög— | lichſt dem des Waſſers gleichzumachen. Sehr häufig findet ſich die Aufnahme von Waſſer; die Tiere werden gewiſſermaßen „waſſerſüchtig“. So find z. B. viele Meduſen (Abb. 32) von einer jo breiartigen Be: ſchaffenheit, daß ſie, mit der Hand aus dem Meer gefiſcht, durch die Finger laufen und, an der Luft getrocknet, nur ein ſilberglänzendes Häut⸗ chen zurücklaſſen. Eine derartige gallertartige Körperſubſtanz findet man ganz allge⸗ mein bei Radiolarien (Abb. 37, 38), Meduſen (Abb. 32), Rippen⸗ quallen, Floſſen- und Kielfüßern und vielen Larven. Dabei wird das ganze Tier oft glasartig durchſichtig; das gilt auch von Krebſen, ſo von Anpaſſungserſcheinungen bei den Meerestieren e dem prachtvollen Calocalamus pavo (Abb. 39) einem kleinen Ruder- füßer aus dem Mittelmeer, in deſſen glashellem Körper man alle Or— gane ſehen kann, ſowie von der Copilia vitrea, deren orangefarbener Darm ſich wirkungsvoll von der glasartig durchſichtigen Leibesmaſſe abhebt. Die Fähigkeit zu ſteigen und zu fallen wird bei niederen Tieren durch das Auftreten von Hohlräumen und Luftbläschen erzeugt, wobei man unwillkürlich an die hohlen Knochen und Luftſäcke der Vögel denken muß. Ganz all— | gemein finden ſich ſolche Alveolen bei den Radiolarien (Abb. 37), die auch deshalb beſonders intereſſant ſind, 7 weil ſich in ihrem Innern oftmals N * grünlich⸗gelbe Algenzellen (Zo— oxanthellen) finden. Dieſes Zus ſammenleben (Symbioſe) zweier ſo verſchiedenartiger Organismen iſt beiden Teilen offenbar von Vorteil; der tieriſche Körper lie— fert den mineraliſchen Stoff und vor allem Kohlenſäure, während letztere ihrem Wirte organiſche Subſtanz und | Abb. 38. Sauerſtoff im Austauſch abgeben. Acanthometra Weit verbreitet ſind auch Einrichtungen 0 zur Bewegung in ſenkrechter Richtung. Eigentümlich iſt die Fähigkeit mancher Nacktſchnecken (Glaucus), den Darm als Schwimmblaſe zu be— nutzen; ſie ſchlucken oder ſtoßen Luft aus, je nachdem ſie ſteigen oder fallen wollen. Allbekannt iſt der hydroſtatiſche Apparat, den viele Fiſche in ihrer Luftblaſe beſitzen. Aber ſolche Einrichtungen zum Sinken und Steigen fin— den ſich auch bei vielen anderen Tieren, ſo bei den Kolonien der Röhren— quallen oder Schwimmpolypen (Siphonophoren, Abb. 33), jenen merk— würdigen Schauſtücken der Natur, bei denen die Arbeitsteilung innerhalb des ganzen Stockes ſo weit durchgeführt iſt, daß jedes Einzeltier eine ganz beſtimmte Aufgabe zu verrichten hat. Bei den baumförmigen Stöcken der Phyſophoren befindet ſich zu oberſt ein zu einer Luftblaſe umgewandelter Polyp; ein Zuſammendrücken oder Erweitern des Luft— ſackes bewirkt ein Fallen oder Steigen der ganzen Kolonie. Dann fol— gen eine Anzahl Schwimmpolypen, durch deren rhythmiſche Zuſammen— ziehungen das Waſſer herausgeſtoßen und dadurch eine langſame Orts— veränderung erzielt wird. Damit noch nicht genug; einzelne Polypen ANUG 30: Janſon, Das Meer. 3. Aufl. 8 110 X. Abſchnitt ohne Mundöffnung ſind zu bloßen Taſtern geworden, von denen lange Fäden mit jenen den Hohltieren eigentümlichen Neſſelzellen herabhängen; wieder andere ſind zu bloßen Deckſtücken verkümmert, unter denen ſich zu fruchtbaren Meduſen umgewandelte Polypen befinden, und endlich fin— den wir ſolche, die eine Mundöffnung beſitzen und für die Ernährung des ganzen Stammes ſorgen. — Sehr groß, einem Ballon aus feinſter Seide vergleichbar, wird der Luftſack bei Physalia caravella u. a.; bei Abb. 39. | Calocalamus pavo SE > ee > , — — 9 2 EN * ur . NN N 2 77, NA We OS vv > Porpita fißt die ganze Kolonie mit nach unten gerichteten Polypen auf einer kreisrunden, Lufträume einſchließenden Scheibe, bei Velella iſt letztere eiförmig und trägt einen aufrechten Kamm, der als Segel be- nutzt wird. Alle dieſe und andere Hohltiere (Aglantha, Berog), ferner Salpen u. a. bilden manchmal große Schwärme, durch die das Schiff tagelang hindurchfährt. Ihr Auftreten ſcheint aufs engſte mit den Wind⸗ richtungen und Meeresſtrömungen zuſammenzuhängen, und beſonders den raſcher fließenden Strömen des Südens. Auch Fett- und Oltröpf⸗ chen können, ebenſo wie bei den Diatomeen, bei vielen niederen Tieren zur Erleichterung des Schwebens dienen, hauptſächlich zwar bei den einzelligen, aber auch bei Mufchel-, Ruder- und Flohkrebſen und vie⸗ len Larven. Es iſt, wie wir ſahen, wahrſcheinlich, daß bei manchen Phosphoreſzenzerſcheinungen der Meerestiere dieſe Stoffe eine Rolle ſpielen. | Ganz allgemein verbreitet iſt als Schwebemittel die Oberflächen- vergrößerung des Körpers, ſowohl bei Foraminiferen (Abb. 7) und Radiolarien (Abb. 8, 37, 38), als auch bei manchen Larven der Sta⸗ chelhäuter, den Flügelſchnecken und anderen Tieren, vor allem aber bei Anpaſſungserſcheinungen bei den Meerestieren 411 den Krebſen. Die zu papierdünnen Platten umgewandelten Körper der Phylloſomen, der Larven von Panzerkrebſen, die man früher als be— ſondere Arten beſchrieb, die blattförmigen Scheiben der Sapphirinen, die wie ein langer Glasfaden im Waſſer ſchwebenden Rhabdoſomen gehören ebenſo hierhin, wie die früher erwähnte floßbauende Veilchen— ſchnecke (Janthina). Überall zeigt ſich das Beſtreben, die Oberfläche des Körpers zu vergrößern. Auch bei Tiefſeekrebſen tritt das zum Teil her— vor, und die rieſig langen und dünnen Fühler und Beine des Nematocarcinus gracilipes und feiner Verwandten deuten darauf hin, daß das Tier wohl weniger auf dem Grunde als in den Waſſerſchichten da— rüber pelagiſch anzutreffen iſt. Intereſſante und reizende Formen ſind auch die vor einigen Jahren durch die Unter— ſuchungen Gieſebrechts näher bekannt gewordenen Ruder— füßer (Copepoden) aus dem Mittelmeer, bemerkenswert vor allem dadurch, daß einige von ihnen gleich den flie— genden Fiſchen eine freilich nur ſekundenlange Luftreiſe unternehmen können. Bei der Betrachtung der Tierchen denkt man ie an die zahlreichen Schwebe- und 1322 e bei den Pflanzen⸗ } ſamen. So hat Calocalamus pavo ze m 44 Al iS ST (Abb. 39) Fühler am Kopfe, die dop- Zu mu ES) u pelt jo lang find wie das ganze Tier Abb. 40. Calocalamus plumulosus. und ihm als Gleichgewichtsſtangen im Waſſer dienen; am Ende des Körpers befinden ſich aber fächerför— mig, wie ein Pfauenſchweif ausgebreitet, acht goldig glänzende Feder— chen, denen es ſeinen Beinamen verdankt; ſein Vetter (C. plumu- losus, Abb. 40) trägt ähnliche Schwebeapparate vorn und am Ende des Körpers, wo letzterer außerdem in einen aus den feinſten Fieder— chen gebildeten Anhang ausläuft, der ſechsmal ſo lang iſt wie der Kör— per. Bei der glashellen Copilia vitrea endigen die vier Beinpaare in feine Federbürſtchen, bei der lichtblauen Pontellina plumata erleichtern ange Härchen und zehn Fiederchen am Ende des Körpers das Schweben. Die Farbe der pelagiſch lebenden Tiere hängt aufs engſte mit den genannten Anpaſſungserſcheinungen zuſammen. Bei den weitaus mei— ſten Formen iſt die Grundfärbung blau, offenbar eine Schutzfärbung, die beſonders die der Oberfläche nahe lebenden Formen (Velella, Phy- salia, Sapphirina) zeigen; farblos ſind auch einige Fiſche und Fiſch— larven. Zu letzteren gehört auch der durchſichtige Leptocephalus; Graſſi zeigte zuerſt, daß dieſes Weſen kein ausgebildeter Fiſch, ſondern die 8 * N 1 4 vun MM N. e / Dom 0 um Me x 4 44 2 Pr . . — — 8 5 — ne a a 112 x. Abſchnitt. Schluß Larve unſeres Flußaales iſt, deſſen Eier unlängſt i in Tiefen von mehr als 1800 m ſchwebend gefunden worden find. Die Flußaale find alſo urſprünglich Tiefſeetiere. Tiefer lebende Krebſe ſind oft hochrot gefärbt. Eine Schnecke (Glaucus) zeigt eine blaue Färbung mit ſilberweißen Flecken, ſo daß ſie vom Schaum der Wellen kaum zu unterſcheiden iſt. Zwiſchen den einzelnen Farben finden lich, oft an demſelben Tiere, zahl- reiche Übergänge. Beſonders zeigen dieſes Schauſpiel die Juwelen des Meeres, die zarten Quallen. Den Eindruck, den Leſſon von der Phy- salia N hatte, beſchreibt er mit folgenden Worten: „Die Blaſe und ihre Krauſe, mit Luft gefüllt, erſcheinen im perlmutterartig glän⸗ zenden Silber, dem ſich harmoniſch die Farbentöne Blau, Violett und Purpur anſchmiegen. Ein lebhaftes Karminrot färbt die Aufbauſchungen des Randes der Krauſe und das zarteſte Ultramarin ſpielt auf den ein- zelnen Fühlfäden.“ ch lug. Werfen wir noch einen kurzen Blick auf den zurückgelegten Weg. Kaum ſechs Jahrzehnte liegen zwiſchen heute und den Zeiten, als die Wiſſenſchaft zum erſten Male mit Ernſt daranging, die unbekannten Tiefen der Ozeane in den Kreis ihrer Unterſuchungen zu ziehen. In Anbetracht dieſer kurzen Spanne Zeit darf ſie mit berechtigtem Stolz auf das Errungene zurückſehen. Wie vieles iſt ſeit jenem Tage, da das erſte Wort, geleitet vom Telegraphenkabel, blitzſchnell die Tiefen des Atlantik durcheilte, erreicht worden; wie vieles aber bleibt noch zu tun übrig! Trotz der Tauſende von Lotungen und Netzzügen, die in den letzten Jahrzehnten unſeres Jahrhunderts der Erfindungen ausgeführt wurden, iſt unſer heutiges Wiſſen in vieler Beziehung noch äußerſt lückenhaft. Noch recht weit ſind wir von einer vollſtändigen Erkenntnis der Natur der verſchiedenen Strömungen im Meere entfernt, beſon⸗ ders der kalten Bodenſtröme, von ihren Wechſelbeziehungen zueinander, ihrer ſenkrechten und horizontalen Ausbreitung; das Relief des Meeres- bodens unter dem Großen Ozean iſt uns noch faſt ganz unbekannt, und in Beziehung auf die Sinkſtoffe der Tiefſee können wir uns nur von denen der oberflächlichen Schichten des Bodens ein auch noch recht unvollſtän⸗ diges Bild machen. Ebenſo unvollkommen iſt unſere Kenntnis von den mannigfaltigen und ineinander greifenden Geſetzen, nach denen die Er- ſcheinung der Gezeiten verläuft, ſowie von den Hebungen und Sen- kungen des Meeresſpiegels und vielen anderen wichtigen Punkten. Was die Organismen der Ozeane anbelangt, ſo harren eine ganze Reihe ſchwerwiegender biologiſcher Probleme heute noch der Löſung. Lautete früher die Frage: wo in der Tiefe liegt die Grenze organiſchen Lebens? Schluß | f 113 ſo heißt fie heute: gibt es überhaupt eine ſolche Grenze im Meer? Noch wiſſen wir wenig Sicheres über Wanderungen der Organismen in ver— tikaler und horizontaler Richtung, über die Verwandtſchaftsbeziehungen und Übergänge zwiſchen den einzelnen Tierformen, über die Richtig⸗ keit der Chunſchen Theorie, daß noch heute ein Austauſch arktiſcher Ober— flächenformen mit antarktiſchen Tiefſeebewohnern ſtattfindet, und zahl— reiche andere Punkte. An dieſe Frage reihen ſich viele, viele andere, die wir bei unſeren Betrachtungen des Raumes halber kaum berühren durften. Wir dürfen nicht vergeſſen, daß nicht allein wiſſenſchaftliche Neu— gaierde durch die Meeresforſchung ihre gewiß berechtigte Befriedigung ſüucht, ſondern daß durch fie auch eine ganze Reihe eminent wichtiger praktiſcher Geſichtspunkte eine früher ungeahnte Förderung erhalten hat. In erſter Linie hat natürlich die Seeſchiffahrt aus dieſen Arbei— ten ihren Nutzen gezogen, und unſere großen Schnelldampfer durch— eilen heute die weiten Waſſerwüſten mit einer Sicherheit und Pünkt⸗ lichkeit, die ans Wunderbare grenzt. Weiterhin iſt die Seefiſcherei zu nennen, die erſt nach einem genauen Studium der großen Wanderzüge der Fiſche und ihrer Lebensgewohnheiten ihre heutige Höhe gewinnen konnte und noch längſt nicht den höchſten Punkt ihrer Entwicklung er— reicht hat; erſt wenn wir eine eingehende Kenntnis von den Lebens— gewohnheiten der Fiſche, ihrer Nahrung, ihrer Laichzeit, ihrer Wan— derungen und anderer wichtiger biologiſcher, heute noch ruhender Fra— gen erlangt haben werden, wird es möglich ſein, eine ſyſtematiſche Aus— beutung der reichen Meeresgründe ins Werk zu ſetzen und der Raub— fiſcherei, die heute ſchon zu mancher ernſten Beſorgnis Anlaß gibt, ein Ende zu machen. Aber wir alle ſtehen auch auf dem Feſtlande im Banne des Meeres; beruht doch die wichtige Vorherſage des Wetters meiſt auf Vorgängen, die ſich fern von uns draußen auf den weiten Flächen des Meeres abſpielen, und ſteht doch unſer ganzes Klima im engſten Zuſammenhang mit dem wärmenden Mantel, den der Golfſtrom um ganz Weſt⸗ und Nordeuropa ſchlägt. Erſt jetzt geht man daran, die gewaltige Kraft des Meeres, die in der Erſcheinung der Gezeiten liegt, auszunutzen, und in ſeinem Schoße ruhen unendliche mineraliſche Schätze, an deren Hebung der Menſch eben erſt überhaupt zu denken beginnt. Die verſchiedenſten Zweige der Naturwiſſenſchaften reichen ſich bei der Erforſchung der Meere die Hände; jeder kleine Erfolg bedeutet eine Stufe weiter auf der langen Leiter der Naturerkenntnis, jeder ſchneidet zugleich neue Fragen an. Möge unſer deutſches Volk auch n Zukunft ſein redlich Scherflein zu dieſer gemeinſamen Arbeit der Völker beitragen. Druck von B. G. Teubner in Leipzig. Aus Natur und Geiſteswelt Jeder Band geheftet M. 1.—, in Leinw. gebunden m. 1.25 Allgemeine Geologie. Von Prof. Dr. Fritz Frech. In 6 Bänden. 2. Aufl. Mit zahlreichen Abb. Bd. 207-211, 61. Band I: Dulfane einſt und jetzt. Mit 1 Titelbild und 80 Abb. Bd. 207. Band ell: Gebirgsbau und Erdbeben. Mit 1 Titelbild und 57 Abb. Bd. 208. Band lll: Die Arbeit des fließenden Waſſers. Eine Einleitung in die phnjifalijche Geologie. Mit 51 Abb. Bd. 209. Band IV: Die Arbeit des Ozeans und die chemiſche Tätigkeit des Waſſers im allgemeinen. Mit 1 Titelbild und 51 Textabb. Bd. 210. Band V: Steinkohle, Wüſten und Klima der Vorzeit. Mit 1 Titelbild und 65 Ab- bildungen. Bd. 211. Band VI: Gletſcher einſt und jetzt. Mit 1 Titelbild und 65 Abb. im Text und auf 2 Tafeln. Bd. 61. „ . . . Daß das Werk in kurzer Seit eine 2. Auflage erlebt hat, beweiſt die Vortrefflich— keit der Darſtellung des Derfajjers. Stets geht er vom CTatſächlichen aus und zeigt das, was iſt und geſchieht an typiſchen Beijpielen, die den Lejer in den Stand ſetzen, das Ge— gebene hier und da durch eigene Unterſuchung und Beobachtung nachzuprüfen. Nachdem das Anſchaubare, das Konkrete nach allen Erſcheinungsformen hin erörtert worden iſt, folgt die Abſtraktion, in der der Verfaſſer den Ceſer die Geſetzmäßigkeit des Naturgeſchehens nach Urſache und Wirkung finden läßt. Wer die 6 mit vielen und guten Originalabbildungen verſehenen Bändchen eingehend ſtudiert hat, beſitzt ein tüchtiges Stück geologiſchen Wiſſens und kann, wo immer es auch ſei, dem Werden und Vergehen im Reiche der unorganiſchen Welt verſtändnisvoll nachſpüren.“ (Natur und Unterricht.) Das Oſtſeegebiet. Don Dr. Guſtav Braun, Abteilungsvorſtand am Inſtitut für Meereskunde in Berlin. Mit 21 Abb. und 1 Karte. Bd. 367. Betrachtet vom modernen geographiſchen Standpunkt das vielbereiſte Oſtſeegebiet als landſchaftliche Einheit, in ſeiner Entwicklung und in ſeinen Eigentümlichkeiten, indem es ſeine Bildungsgeſchichte ſeit der Urzeit bis zu den neueſten Veränderungen und deren Be— ziehungen zur Dorgejhichte des Menſchen darſtellt und daraus ſeine heutige Geſtaltung ver— ſtändlich macht, das Klima aus ſeinen natürlichen Bedingungen begreifen läßt, das Oſtſee— gebiet als Wohn-, Produktions- und Derfehrsgebiet unter beſonderer Berückſichtigung der Haupthäfen würdigt und mit einem Überblick über die geographiſche Eigenart der Candſchaft des Oſtſeegebietes ſchließt. Das Waſſer. Von Privatdoz. Dr. O. Anſelmin o. Mit 44 Abb. Bd. 291. Außer der Geſchichte und der engeren Chemie des Waſſers, ſeiner Analyſe und Syntheſe und dem Waſſer als Cöſungsmittel wird der Kreislauf des Waſſers geſchildert und ſeine geologiſchen Wirkungen. Der zweite Hauptteil enthält die Reinigung des Waſſers zu ge⸗ werblichen und häuslichen Swecken und die Unterſuchung des Trinkwaſſers. Mineralwaſſer, Thermalwaſſer ſowie Solquellen und die Erſcheinungen der Diffuſion bilden den Schluß. Eine Reihe von Abbildungen und Tabellen ergänzen den Text. Korallen und andere geſteinbildende Tiere. Don Prof. Dr. Walther May. Mit 45 Abb. Bd. 231. Schildert die geſteinbildenden Tiere nach Bau, Cebensweiſe und Vorkommen, beſonders ausführlich die für den Erdbau jo wichtigen Korallentiere, und führt in das von Zoologen und Geologen vielbehandelte Problem der Entſtehung der durch ſie aufgebauten Riffe und Inſeln ein. Ebbe und Flut ſowie verwandte Erſcheinungen im Sonnen⸗ ſuſtem. Don G. . Darwin⸗Cambridge. Deutſch von A. Pockels. 2. Aufl. 52 Illuſtrationen. Geb. M. 8.— Nach einer Ueberſicht über die Erſcheinungen der Ebbe und Flut, der Seeſchwankungen, der beſonderen Flutphänomene ſowie der Beobachtungsmethoden werden in ſehr anſchaulicher, durch Figuren erläuterter Weiſe die fluterzeugenden Kräfte, die Theorien der Gezeiten ſowie die Herſtellung von Gezeitentafeln erklärt. | Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin 7 7 seine geographische und kulturelle Eigen- Das Mittelmeergebiet, art. Von Dr. A. Philippson, Professor an der Universität Halle a. S. 3., verbesserte Anflage. Mit 9 Figuren, 13 Ansichten und 10 Karten auf 15 Tafeln. gr. 8. 1914. In Leinwand geb. M. 7.— „. . . Es ist in jeder Hinsicht eine des Meisters der Länderkunde, Ferd. v. Richt- hofens, dem es gewidmet ist, würdige Gabe. Die Aufgabe, die sieh der Verfasser gesetzt hatte, das Mittelmeergebiet als ein nach seiner Entstehung und seinen Charakterzügen einheitliches darzustellen, den ursächlichen Zusammenhang der Erscheinungen, soweit sie geographisch bedingt sind, herauszuarbeiten und über- all auf dem festen Boden exakter Beobachtung, nicht der geistreichen Spekulation, nachzuweisen, ist glänzend gelöst. Philippson enthüllt hier ganz neue Seiten seines Wissens und Könnens. Methodisch bedeutsam ist auch die überall scharf durch- geführte Scheidung von Geologie und Geographie.“ (Petermanns Mitteilungen.) 7 7 Neue Folge. Von Dr. Theobald Fischer, weiland Mittelmeerbilder. Professor an der Universität Marburg. Mit 8 Karten. 1908. Geb. M. 6.—, in Leinwand geb. M. 7.— Diese Neue Folge beabsichtigt das Verständnis für das immer mehr von deutschen Reisenden besuchte, nicht nur ästhetischen Genuß bietende, sondern auch im Wirt- schaftsleben und in der Weltpolitik eine immer größere Rolle spielende Mittelmeer- gebiet zu vertiefen. In dieser Sammlung allerdings mehr nach der physisch- geographischen Seite hin, das Mittelmeer selbst nach seiner Entstehung und vor allem nach der Eigenart seiner Küsten. Nicht weniger als neun dieser Abhand- lungen sind Küstenstudien gewidmet, fast durchaus nach Selbstsehen des Verfassers. Von demselben Verfasser liegt vor: Mittelmeerbilder. 2. Auflage, bearbeitet von Dr. A. Rühl. 8. 1913. Geh. M. 7.—, in Leinwand geb. M. 8.— g „Während Philippsons „Mittelmeergebiet“ eine systematische Darstellung dieser ganzen Region versuchte, bieten uns die ‚Mittelmeerbilder‘ des Vaters der Mittel- meerkunde eine Reihe prächtiger Einzeldarstellungen, zum größten Teil auf eigener Anschauung begründet, daher nicht allein von echt geographischen Geiste getragen, sondern auch lebensvoll und farbenreich.“ (Petermanns Mitteilungen.) Die Polarwelt und ihre Nachbarländer. Jones eld. Professor an der Universität Gothenburg. Mit 77 Abbildungen und 1 farbigen Titel- bild. gr. 8. 1909. In Leinwand geb. M. 8.— „Nordenskjöld zieht die ganze Polarwelt in den Kreis seiner Betrachtungen und betont sowohl das Gemeinsame des polaren Wesens wie das Besondere der einzelnen Polarregionen. Er führt uns nach Grönland, Island, Spitzbergen, in die Südpolarländer, nach Nordamerika, Alaska, Sibirien und in die nordosteuropäischen Gebiete. Wir lernen die Bevölkerung in ihren Sitten, Gebräuchen, Erwerbsquellen kennen; die Tier- und Pflanzenwelt, das Klima, die geologischen und typo- graphischen Formationen und sonstige geographische Momente finden sachkundige Würdigung. Bei dem großen Interesse für die Polarwelt wird das Buch auch über Fachkreise hinaus großen Anklang finden.“ (Literar. Handweiser.) Schichtenfolge Mitteldeutschlands. A: case fr den Gebrauch auf geologischen Wanderungen v. Dr. Th. Brandes. 8. 1913. Kart. M. —.50. Die Tabellen sind der geographische Ausdruck des heutigen Standes der stati- graphischen Erforschung Mitteldeutschlands. Sie sind in erster Linie für Studenten und Freunde der Geologie als Vademekum auf Exkursionen bestimmt, um sich im Felde sofort Rechenschaft geben zu können über die Stellung kleinerer Zonen im großen Schichtenverbande, sowie über die ungefähre Sprunghöhe von Verwerfungen und den Umfang von Schichtlücken. Sie sollen für Lehrer und Lernende eine Er- leichterung sein. Jeder Band geheftet NT. 1.— us Natur und Geiſtes welt Sammlung wiſſenſchaftlich⸗gemeinverſtändlicher Darſtellungen aus allen Gebieten des Wiſſens Jeder Band iſt in ſich abgeſchloſſen und einzeln käuflich. — Werke, die mehrere Bände umfaſſen, ſind auch in einem Band gebunden vorrätig. ‚in Leinwand gebunden M. 1.25 Verzeichnis der bisher erſchienenen Bände innerhalb der Wiſſenſchaften f alphabetiſch geordnet. Aus Theologie u. Philoſophie, Pädagogik u. Bildungsweſen 1 ochſchulen, Univerſitäten, Volksſchule. Aſthetik. Von Prof. Dr. R. Hama 7 (Bd Aufgaben und Ziele des Menſchenlebens Von Dr. J Unold. 3. Aufl. (Bd. 12.) ſiehe auch hik. Bildungsweſen, Das deutſche, in ſeiner ge⸗ ſchichtlichen r Von weil. Prof. Dr. Fr. Paulſen. 3. Aufl. Von Prof. Dr. W. Münch. Mit Bildn. rg Buddhas ze und Lehre. Bon weil. Be. Dr. R. Piſchel. 2. Aufl. von Prof. Dr. H. Lüders. Mit 1 Taf. (Bd. 109.) N Johann. a Pfarrer Dr. G. So deur. Mit Bild Bd. hriſtentum. Aus Ber Merdezeit des Chr. * und Charakteriſtiken. Von Prof. J. Geffcken. 2. Aufl. (Bd. 54.) igen und Weltgeſchichte. Von Prof. D. Dr. K. Sell. 2. Bde. (Bd. 297, 298.) Er ſiehe auch Jeſus, Myſtik im Chriſten- um Deutſches Ringen nach Kraft und Schön⸗ heit. Aus den literar. Zeugn. eines Jahrh. geſammelt. Von Turninſpektor K. Möl⸗ ler. 2 Bde Bd. II in Vorb. Bd. 188, 189.) inführung in die Philoſophie, Theologie ſiehe Philoſophie, Theologie. intſtehung = Welt und der Erde. -_. Prof. Dr. B. Weinſtein. 0.0 6 5 (Bd. 159.) auch Großſtadtpädagogik und 800 ulfämpfe der Gegenwart. ö 7 1 der E. Von ir 85 3945 Rehe auch Aufgaben und Ziele des Menſchenlebens, ſittliche Lebensanſchau- ungen, Willensfreiheit. aa Das den! e. Ben ling. riedrich. Leben und Wirken. Von ortugall. Mit 5 Taf. (Bd 82.) - aue Bildungsweſen ſiehe Techn. Großſtadtpädagogik. Von J. Tem \ 88. 327) — ſiehe auch Erziehung, Moderne, und Schulkämpfe der Gegenwart. Heidentum ſiehe Myſtik. W Lehren und Leben. Von Paſtor Dr. O. Flügel. Mit Bildn. (Bd. 164.) Hilfsſchulweſen. Von Rektor Dr. B. 5 en- nel. (Bd. 73.) Hochſchulen ſiehe Techn. Hochſchulen und Univerſitäten. . and nk ten. 185 ui a 9.8 Fine i El 795 ut Boehmer. 3. Aufl. (Bd. 49.) Sei 5 Ben feine Zeitgenoſſen. Geschichte liches und Erbauliches. Von Pd C. Bonhoff. d. 89.) — Wahrheit und Dichtung im 9915 Ie ſu. 7 rn D. Dr. P. Mehlhorn. 2. Aufl. (Bd. 137.) — die Gleichniſſe Jeſu. Zugl. Anleitung zu quellenmäßigem Verſtändnis der Evangelien. Von Prof. D. Dr. Weinel. Dr. 199.) Von 3. Aufl. (Bd. 46.) Ifraelit. Religion. Die Grundzüge der iirael. Religionsgeſchichte. V. weil. Prof. Dr. Fr. Gieſebrecht. 2. Aufl. (Bd. 52.) Jugendfürſorge. Von eee Dr. J. Peterſen. 2 Bde Bd. 161. 162.) Kant, Immanuel. e . Wür⸗ digung. Von Prof. Gd 140 3. Aufl. Mit Bildn. 6.) Knabenhandarbeit, Die, in er 1 n Von Sem.⸗Dir. Dr. A. Pa pſt. Mit 21 Abb. u. Titelbild. (Bd. 140.) genre eld, ſiehe e und Leh- rerbildung der Ver. Staaten. Luther im Lichte der neueren Forſchung. Ein krit. 8 0 Von Prof. D. Hö Boeh⸗ mer. 3. Aufl. Mit 2 Bildn. (Bd. 113.) Mädchenſchule, Die höhere, in Deutſch⸗ land. Von Oberlehrerin M. mer n. d. 65. Jeder Band geh. je m. . Aus Natur und Geiſteswelt In Leinw. geb. je m. 1.5 verzeichnis der bisher erſchienenen Bände innerhalb der Wiſſenſchaften alphabetiſch geordnet Mechanik des Geiſteslebens. Von Prof. Dr Verworn. 3. ed Mit a Fig. == ve auch Pſycholog ä Die rin Von 1 S. rt. 406. Mittelſchule ſiehe Volks- u. Mittelſchule. f Myſtik im er und Chriſtentum. 1 Prof. Dr. Edv. Lehmann. (Bd. 217.) Mythologie, Germaniſche. Von Prof. Dr. J. von Negelein. 2. Aufl. (Bd. 95.) Pädagogik, Allgemeine. Von 5 Dr. Th. Ziegler. 4. Aufl. Bd. 33.) Pädagogik, 1 mit beſ. Rüdt. gun 9 durch die Tat. Von Dr. W. A. L 2. Aufl. Mit 2 Abb. (Bd. 224.) — fiet 5 auch Erziehung, Großſtadtpäd⸗ agogik u. Pſychologie des Kindes. Paläſtina und ſeine 380 945 Von Prof. Dr. H. Frh. v. Soden. 3. Aufl. Mit 2 Karten, 1 Plan u. 6 Anſichten. (Bd. 6.) Paläſtina und jene Kultur in fünf Jahr⸗ tauſenden. Von Dr. P. Thomſen. Mit 36 Abb. d. 260.) Paulus, Der Apoſtel, u. ſein 5 unge Prof. Dr. E. Viſcher. (Bd. 309.) Peitalogal, Leben und Ideen. kg Prof. Natorp. 2. Aufl. Mit Bildn. u. Brieffal, (Bd. 250.) Philoſophie, Die. Einführung in die Wiſ⸗ ſenſchaft, ihr Weſen und ihre Probleme. Von Realſchuldir. H. eh ed as — Einführung in die BONO DIENTE Von Be. Dr. 11 e 3. Aufl. von M. Br (Bd. 155.) — Eührende Denker. Geſchichtl. Cinleitung 15 die Philoſophie. Von Pro 7 855 Cohn. 2. Aufl. Mit 6 Bildn. (Bd. 176.) — ſiehe auch Weltanſchauung. Philoſophie der Gegenwart, Die, in Deutſchland. Charakteriſtik ihrer 1 5 ran. Von Prof. Dr. O. Ken 445 pſpchoidgie ſiehe Seele des Menschen. — ſiehe auch Mechanik des Geiſteslebens. Pee e des Kindes. a Prof. Dr. Gaupp. 3. Aufl. Mit 18885213) — fiehe auch Pädagogik. Religion. Die Stellung der R. im Geiſtes⸗ ben. Von Lic. Dr. P. Kal — Religion und Naturmiffenichuft in Aal und Frieden. Ein fügen 3. arg blick. Von Dr. A. Pfannkuche Rn — Die relig. Strömungen 55 8 wart. Von Superintend. 1 5 H. Braaſch. 2. Aufl. d. 66.) Rouſſeau. Von Prof. . P. 85 nfel. 2. Aufl. Mit Bildn. d. 180.) Schopenhauer. Perſönlichkeit, . Be⸗ deutung. Von 1 ir. H. Richert. 2. Aufl. Mit Bild 1 Schule ſiehe Cos e en, Hilfs⸗ ſchulweſen, DREI Mädchenſchule, Vo chule 5 die folgen⸗ de de Bände Schulhygiene. Von Prof. Dr. L. Bur⸗ gerſtein. 3. Aufl. Mit 33 Fig. (Bd. 96.) rn der Gegenwart. Ben 3 Tews. 2. Aufl. (Bd. 111.) — ſiehe auch Erziehung, Moderne, und Großſtadtpädago Schulweſen. Ge Von Oberrealſ 95.5 Seele des al Die. Bon Prof. Dr. J. Rehmke. 4. Aufl. (Bd. 36.) — ſiehe auch Pfychologie. | Sittliche Fon anke der Gegen⸗ wart. Von weil. Prof. Dr. O. 5 5 | 2. Aufl. (Bd. 177.) | — fiehe auch Ethik. | Spencer, BR, Von Dr. K. S 6887 5 | Bd. 245.) ik. 0 te 1 deutſchen S uldir. Dr. K. en 52 Mit Bild anal, Dre Leipziger, von 1409 bis 1909. Von Dr. W. rü Mit 25 Abb. (Bd. 273.) Techniſche 7 } in Nordamerika. Von Müller. Mit 85. 4005 Abb., Rane u. Lageplan. Bd. 190.) Teſtament, Neues. Der Text des N. T. nach ſeiner N . i 8 ka Von Div.⸗Pfarrer A. Pott. Mit 8 1 1 — ſiehe auch Jeſus Theologie. Einführung in die Ei te. Bon Paſtor M. Cornils. (Bd. 347.) über Univerſitäten und Univerſitätsſtudi⸗ um. Von Prof. Dr. Th. 385.415 Univerſität, Die amerikaniſche. D. E. D. Perry. = 22 Abb. (Bd. 206.) — fiehe auch Studen e ee Das deute der Gegen⸗ wart. Von Oberrealſchuldir. Dr. K. Knabe (Bd. 299.) Volksbildungsweſen, Das moderne. Bü⸗ cher⸗ und Leſehallen, Volkshochſchulen und verwandte Bildungs einrichtungen in den wichtigſten Kulturländern ſeit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sun Stadt⸗ bibliothekar Dr. G. Fritz. Mit 14 Abb. (Bd. 266.) Volks⸗ und een 3 65 195 Entwicklung und Ziele. 5.4325 u. Schulrat Dr. Sachſe. Volksſchule und i 8 u einigten 5 Von Dir. Dr. F. Kuy⸗ pers. Mit 4 9 Abb. u. Titelbild. (Bd. 150.) Jeder Band geh. je m. 1 Aus Natur und Geiſteswelt In £einw. geb. je m. 1.25 Aus Theologie u. Philofophie, pädagogik u. Bildungsweſen, Sprachkunde, Citeraturgeſchichte u. Kunft Weltanſchauung. Griechi vat⸗ b 4 en Sun * * gi AR (Bd. 56.) a: reiheit. Das Problem der W. Von r. G. F. n (Bd. 383.) — ſiehe auch Ethik. Zeichenkunſt. Der Weg zur 3. Von Dr. . Weber. Mit Abb. (Bd. 430.) Weitere Bände ſind in Vorbereitung Aus Sprachkunde, Literaturgeſchichte und Kunſt erſchienen: Architektur ſiehe Baukunſt und Renaiſ⸗ ſancearchitektur. Aſthetik. Von Prof. Dr. R. Haman (Bd. 1345.) Bau und ag der bildenden ER Bon Dir. Prof. Dr. Th. Volbehr. a Mit 44 Abb. (Bd. 68.) Baukunde ſiehe Abtlg. Technik. Baukunſt. Deutſche B. im Mittelalter. Von Prof. Dr. A. Matthaei. 3. Aufl. Mit 9 Abb. (Bd. 8.) — Deutſche Baukunſt ſeit dem Mittelalter 1 Ausg. des 18. Jahrh. Von Prof. . A. Matthaei. Mit 62 Abb. und 97 Tafeln. (Bd. 326.) — Deutſche Baukunſt im 19. . un Prof. Dr. A. Matthaei. Ps (B 453) — Kultur des Wohnhauſes, Oi Von Reg. N a. D. G. Langen. Mit Abb. (Bd. 434.) Beethoven ſiehe Haydn. Björnſon ſiehe Ibſen. Dekorative Kunſt des Altertums. Von D r. Poulſen. Mit Abb. (Bd. 454.) Drama, rd Von Dr. B. Buſſe. Mit Bd. I: en ber Be zum franzöſ. Klaſ⸗ ſiz (Bd. 287.) Bd. II: 2 Versailles bis Weimar. 88) ( — fiehe auch Shakeſpeare, Leſſing, Schil⸗ ler und Theater. Drama, Das deutſche, des 19. 3955 * ſ. Entwickl. >. von Prof. . Aufl. Brit in, 975 — ſiehe auch Hebbel, Hauptmann. Dürer, . Von Dr. R. man mann. Mit 33 Abb. Bd. 97.) Franzöſiſche Roman, Der, und die No⸗ velle. Von O. Flake. (Bd. 377.) n Geſchichte der e 5 ſeit 1800. V. Dr. H. Spier o. (Bd. 3 17 orlechiſch Kunſt. Die Blütezeit der A ine im Spiegel er e 4 Einführung in die griech. 8 van Dr. H. Wachtler. Mit 8 295 7 u. 2725 r ſiehe auch Dekorative Kunſt. I Harmonium ſiehe Taſteninſtrumente. Hauptmann, Gerhart. Von Prof. Dr. E. Sulger-Gebing. Mit 1 Bildn. (Bd. 283.) 9 Mozart, Beethoven. Von Prof. . C. Krebs. 2. Aufl. Mit 319 DEREN ee Von Prof. Dr. O. 1 (Bd. 408.) 3 Björnſon und 1 5 Beitgenof en. Von weil. Prof. Dr. B. Kahle. 2. Aufl. von Dr. e Mit 7 Bildn. (Bd. 193.) Impreſſionismus. Die Maler des J. Von Prof. 1 2 Läzaär. Mit 32 Abb. u. 1 farb. (Bd. 395.) Klavier ſiehe Tofteninfteumente. Kunst, Deutſche, im täglichen Leben bis ums Schluſſe des 18. Jahrh. Von 8 Haendcke. Mit 63 Abb (Bd. 198.) Kunſt, Kirchliche, und Denkmalspflege. Vorträge. 2 Bde. Mit Abb. (Bd. 490/1.) * 88 auch Griechiſche, Oſtaſiatiſche Kunitpfiege in Haus und ir Von Re R. Bürkner. 2. Aufl. Mit 9 Abb. (Bd. 77.) Lessing. V. Dr. Ch. Schrempf. (Bd. 403.) Lyrik. Panne der deutschen L. feit Clau⸗ dius. Von Dr. H. Spiero. (Bd. 254.) — ſiehe auch Minneſang und Volkslied. Maler ſiehe Impreſſionismus. Malerei, N deutſche, im 19. Jahrh. Von Prof. Dr. R. Hamann. 2 Bände Text, 2 Bände Abbildgn. d 448 —45 1.) Malerei, Niederländiſche, im 17. Jahrh. Von Dr. H. Jantzen. Mit zahlr. ER Ze e auch Rembrandt. (Bd. 373.) Mi N Wer n in das . ſtändn. ſ. Werke. Von Prof. Dr. Hildebrandt. Mit 44 Abb. (Bd. 5925 Minnefang. Von Dr. J. W B 5404 4 04.) Mozart ſiehe Haydn. Muſik. Geſchichte der Muſik ſiehe Haydn, Mozart, Beethoven, Wagner. — 3 Grundlagen der Tonkunſt. Ver- e. genet. Darſtellung der allgem. Rufitlehee. Von Prof. Dr. H. be 1185 Jeder Band geh. je M. . Aus Natur und Geiſteswelt In Leinw. geb. je m. 1.25 Verzeichnis der bisher erſchienenen Bände innerhalb der Wiſſenſchaften alphabetij geordnet Be T— .. p] Muſikal. Kompoſitionsformen. Von S. G. Ka 17 5 nberg. 2 Bde Bd. 1 Die ee Tonverbindun⸗ gen als Grundlage der are Bd. II: Kontrapunktik und n (Bd. 413.) Muſikal. Romantik. Die Diätezeit der m. R. in Deutſchland. Von Dr. = Sad Mit Silhouette. 239.) Mythologie, e Von aus Dr. J. v. Negele 95.) — ſiehe auch Volksſage, Deutſche Novelle ſiehe Roman Orcheſter. Die Suftrumente des Orch. Von Prof. Dr. Fr. Volbach. Mit 60 Abb. Bd. 384.) — Das moderne Orcheſter in feiner Ent⸗ wicklung. Von Prof. De r. Volbach. Mit Partiturbeiſp. u af. (Bd. 308) Orgel ſiehe Taſteninſtrumente. Oſtaſiatiſche Kunſt und ihr 1 eu Europa. Von Dir. Prof. Dr. R. Graul Mit 49 Abb. (Bd. 87.) Perſonennamen, Die deutſchen. = 3 B a 296.) Plaſtik 298 Griechiſche Kun Rembrandt. Von Prof. Dr. P. Schu b⸗ ring. Mit 50 Abb. (Bd. 158.) Renaiſſancearchitektur in Italien I. Von Dr. P. Frankl. Mit 12 a u. 2 Textabb. ( 381.) Rhetorik. Von Dr. E. Geißler. P Mig 1 für die Kunſt des 1 2. Aufl. (Bd. 455.) — — II. Anweiſungen zur Bott der (Bd. 456.) — ſiehe guch Sprechen. ni Ser ee, Roman und die Novelle. Von O. Flake. (Bd. 377.) Weitere Bände ſind in Vorbereitung. Aus Kultur, Geſchichte u. Geographie, Recht u. Wirtſchaft 3 . a Von H. Reishauer. Mit 6 Abb. 2 Karten. (Bd. 276.) eig Das, im Leben der 9 Von Prof. Dr. P. Cauer. (Bd. 356.) Amerika. Geſchichte der Vereinigten Ser ten von A. Von Prof. Dr. E. Daenell. — Aus dem amerikan. Wirtjhaftsteben. und nel Von Prof. Dr. R. Von Prof. aughlin. Mit 9 Schachn 66.) graph Darſtellungen .) Wannen Kulturgeſchichte des deutſchen — ſiehe ferner „ Volks⸗ B. Von Reg. N Chr. Ranck. ſchule, Techn. Hochſchulen, Univerſitäten 2. Aufl. Mit 7 1279 Amerikas in Abtlg. Bildungsweſen. Bauernſtand. Geschichte des deutſchen B. Amerikaner, Die. Von N. M. Butler. Von Prof. Dr. H. Gerdes. Mit 2 Deutſch von Prof. Dr. W. Paszkowski. (Bd. 320. . d. 319.) Bevölkerungslehre. Von Prof. Dr. M Angeſtellte ſiehe Kaufmänniſche A. Haushofer. (Bd. 50.) 7 Tonkunſt ſiehe M Romantik, e Von Pra, 55 : Walzel. 2. Aufl. 5.232 ) Romantik ſiehe auch Muſikal. Romantit, Schiller. Von Prof. Dr. Th. Ziegler. Mit Bildn. 2. Aufl. . 74.) eb und ſeine Zeit. Von Prof. Dr. 3 Mit 3 Taf. u. 185. 155 (B 7 Sprach 5 Die Haupttypen des r f 5 0 S. Von weil. Prof. Dr. F. Fi (Bd. 268. ö Spradiitämme des Erdkreiſes. Von weil. Prof. Dr. in (Bd. 267. Spredien. Wie wir N Von Dr. Rich (Bd. E. 354.) — fie he a Rhetor Stile. Die Ent ilunt zsgeſchichte der 55 Dr. in der bildenden Kunſt. Von ohn⸗Wiener. de. Bd. J: won Altertum bis zur Gotik. Mit 57 Abb. Bd. 317.) Bd. II: A 91 Abe b. z. Gegen⸗ wart. Mit 31 Abb (Gd. 318.) „ Klavier, Orgel, Har⸗ monium. ae Weſen der T. Von Prof. Dr. O. Bi Bd. 325.) Theater, Das. Schauſpielhaus und Schau⸗ ſpielkunſt vom griech. Altert. bis auf die Sl, Sa r. Chr. Gaehde. Aufl. Mit = d. 230. uſik. >| Volkslied, Das deutſche. über Weſen und Werden deutſchen e a | Dr. J. W. Bruinier. 5. Aufl. . Volksſage, Die deutſche. Von Dr. 385 55855 1 — ſiehe auch Mythologie, 6 I Wagner. Das Kunſtwerk Richard Wagners. Von Dr. E. Iſte l. Mit Bildn. (Bd. 330.) — ehe auch Muſikal. Romantik. 262.) | Antike e een Von 9 Neurat (Bd. 25 58 ) arbeiteriäng, u Arbeiterverſſche erung. Won ce v. Zwiedineck⸗ horſt. 2. Aufl. — jiehe auch ſoziale Bewegung. Auſtralien und Neuſeeland. Si Leute Jeder Band geh jem.1.— Aus Natur und Geiſteswelt In Leinw. geb. je m. 1.25 Aus Kultur, Geſchichte und Geographie, Recht und Wirtſchaft BR Wie ein 1 8 Bon Prof. A. W Unger. 3. Aufl. Mit 7 Aal, u. 26 Abb. (Bd. 175.) — Das Buchgewerbe und die Kultur. 6 Vorträge, gehalten i A des Deutſchen Buchgewerbevereins. Mit 1 Abb. (Bd. 182.) — ſiehe auch Schrift⸗ und Buchweſen. e Charakterköpfe. Von ent Dieterich. Mit 2Bildn. (Bd. 244.) Charakterbilder aus deutſcher Geſchichte ſiehe Von Luther zu Bismarck. Deutſch: Deutiches Bauernhaus ſ. Bauern- haus.— Deutſcher Bauernſtand Bauern- ſtand. wert es Dorf ſ. Dorf. andwirtſchaft 5 eutſche . er Der] Das 7 2. Aufl. Mit 5 Pe Abb. Ehe we: Secret. 5 L. Wahr nd. d. 115.) Gifenbahnmefen, Das. Von Eiſenbahnbau⸗ Betriebsinſp. a. D. Bie 7 2. che Mit Abbildgn. (Bd. 144.) auch Vertehisentwidlung in Deutſchland 1800/19 9 Weltmacht 15 > 9A Entwicklung vom ag erg bis auf e Tage. Fon Prof. W. Langen⸗ beck. 2. Aufl. Mil 19 Bilden. (Bd. 974) Entdedungen, Das Beitalter der. Von Prof. de r. S. Günther. 3. Aufl. an f ecke e e und E. Von Pro F. Leonhard. (Bd. 429.) Bamilienfsrf ung Von Dr. E. De (Bd. N ) in i t. Dr. ©. Binanzmifte bea Von Prof. be 5045 Srauenarbeit. Ein Problem 80 Kapita⸗ lismus. Von Prof. Dr. iin a 1065 Frauenbewegung, Die 7 7 Ein ge⸗ l r überblick. Von Dr. K. Schir⸗ macher. 2. Aufl. (Bd. 67.) a Friedensbewegung, Die moderne. Von A. H. Fried. (Bd. 157.) Friedrich der Große. Sechs Vorträge. Von rof, Dr. Th. Bitterauf. 2. Aufl. Mit Bildniſſen. (Bd. 246.) Gartenkunſt. Geſchichte d. G. Von Reg.⸗ Baumeiſter Chr. Ranck. Mit 41 Abb. (Bd. 274.) — ſiehe auch Abt. Naturwiſſenſch⸗ (Blumen u. Pflanzen.) Gartenſtadtbewegung, Die. Von General» ſekr. H. Kampfmeyer. Mit 45 Abb. 2. Aufl. (Bd. 239.) Geld, Das, und ſein rauch „go G. Maier. d. 398.) — ſiehe auch Münze. Germaniſche Kultur in der N so Prof. Dr. G. Steinhauſen. 2. Aufl. Mit 13 Abb. (Bd. 75.) Geſchichte, Deutſche ſiehe Von Luther zu Bismarck, Friedrich der Große, Reſtaurg⸗ tion u. Revolution, Revolution (1848), Reich, Molt u. 3 Ara, Vom Bund zum ei D ogg e in Deutſchland. Von Patentanw. B. Tolks 55. 138 9 Städte. Kulturbilder aus gr. St. Von Oberlehrer Dr. E. Zie barth. 2. Aufl. Mit 23 Abb. u. 2 5 (Bd. 131.) Handel. . des Welthandels, Von Prof. Dr. M. G. Schm 1 1135 . — Geſ er des deutſchen Handels. Von Prof. Dr. W. Langenbeck. (Bd. 237.) Handmert, Das deutſche, in un u: ER Entwicklung. Von Dir. Dr. 4. Aufl. Mit 27 Abb. (Bd. 14.) Haus, Das deutſche, und ſein Hausrat. Es wer Dr. R. tr 115 Bach te Städtebilder, Hiſtoriſche. Hotelweſen. Von P. Damm⸗ 1 Mit 30 Abb. (Bd. 331.) Japaner, Die, in der Weltwirtſchaft. Von Prof. Dr. Rathgen. 2. Aufl. (Bd. 72.) Seiniten, Die. Eine ig ER ag Bon 5 . Boehmer. 3 9.) . Reben, Das, m 1 5 wart. Von A. H. Fried. M5 Sal e im häuslichen Leben. Für Familie und Haushalt dargeſtellt. Von Rechtsanw. P. en 2 Bde. (Bd. 219, 220.) Kaufmann, Das pres des K. Von Rech anwolt Dr. M. trauß. (Bd. 409.) Kaufm inniſche Angeſtellte. Das Recht 2 k. A. Von Rechtsanw. Dr. M. Strauß. Jeder Band geh. je M.1.- Rus Natur und Geiſteswelt In Leinw. geb. je M.1.25 Verzeichnis der bisher erſchienenen Bände innerhalb der Wiſſenſchaften — na. Kolonien, a deutſchen. (Land und Leute.) Von Dr. A. Heilborn. 3. Aufl. Mit 26 Abb. u. 2 Karten. B d. 98.) — Unſere Schutzgebiete nach ihren wirt⸗ ſchaftl. Verhältniſſen. Im Lichte = Erdkunde dargeſtellt. Von Dr. Chr. G Barth. (Bd. 290.) Kolonifation, Innere. Von A. Bren- ning. i ( 61.) Konſumgenoſſenſchaft, Die. Von gro) Dr. Staudinger. (Bd. 222.) Krieg, Der, im Zeitalter des Verkehrs und der Technik. Von Hauptmann A. Meyer. Mit 3 Abb. (Bd. 271.) — Vom Kriegsweſen im 19. Jg Von Major O. v. Sothen. Mit 9 über- ſichtskarten. (Bd. 59.) — ſiehe auch Seekrieg. Landwirtſchaft, Die pfütich, Von Dr. W. Claaßen. Mit 15 Abb. und 12155 Miete, Die, nach dem BGB. Ein Hand- büchlein für Juriſten, 8 und Ver⸗ mieter. Von Rechtsanw. Dr. M. — (Bd. 194.) ä Kulturideale. Non Prof. a Vedel. 2 Bde. : Heldenleben. _ (Bd. 292.) Bd. II: Ritterromantik. (Bd. 293.) Mittelſtandsbewegung, Die moderne. Von Dr. S. 5 (Bd. 417.) Moltke. Von Kaiſerl. Ottoman. Major im Generalſtab F. C. Endres. Mit Bildn. i 5 RR (Bd. 415.) Münze, Die, als hiſtoriſches Denkmal ſo⸗ wie ihre Bedeutung im Rechts⸗ und Wirtſchaftsleben. Von Prof. Dr. A. Lu⸗ ſchin v. Ebengreuth. Mit Gb. 91 — ſiehe auch Geld. e Von Prof. Dr. Th. Bitter⸗ auf. 2. Aufl. Mit Bildn. (Bd. 195.) Organiſation, Die wirtſchaftliche. Von Fe vatdozent Dr. E. Lederer. (Bd. 428.) nr ae Länderkunde. 3 E. Banſe Bd. I: Die Atlasländer. Marokko, Alge⸗ rien, Tuneſien. Mit 15 Abb., 10 Kar⸗ tenſkizzen, 3 Diagrammen u. 1 Tafel. IT) Bd. II: Der arabiſche Orient. Mit 29 Abb. und 7 Diagrammen. (Bd. 278.) Bd. III: Der ariſche Orient. Mit 34 Abb., 3 Kartenſkizzen und 2 Dia⸗ grammen. (Bd. 279.) Oſterreich. Geſchichte der ausmärtigen Po⸗ litik Oſterreichs im 19. Jahrhundert. 3 R. Charmatz. (Bd. 374.) oſterreichs Ar Geſchichte von 1848 bis 1 Von R. Charmatz. 2 Bände. Bd. ae Die Vorherrſchaft der 9 5 Bd. II: Der Kampf d. Nationen. (Bd. 213.) )][ Rechtsprobleme, Moderne. Von E Oſtmark, Die. Eine Einführung in die Probleme i a 510 Prof. Dr. Mitſcherlich. ( n Von Privatdozent br 81 Br d. 367.) ( bahnen, und ſeine Geſchichte. Ba Prof. reiherr von Soden. 3. Aufl. Mit 2 arten, 1 Plan und 6 Anger (Bd. 6.) Paläſtina und ſeine Kultur in fünf Jahr⸗ tauſenden. Von Min Dr. P. Thomſen. Mit 36 Abb. (Bd. 260.) Polarfp n 5 der ‚Entdedungs- teilen zum Nord⸗ und Südpol von den älteſten Zeiten bis zur Gegenwart. Von 5 an Haſſert. N 38 Politiſche Geographie Von Dr. E. S 5 öne. d. 353.) 549.825 ande in 87 im 19. Jahrhundert. Von Prof. Dr. Th. 5 a Jecken Stadt in an lien. V Pro E. Du on Prof. Dr. v. hen 2. Aufl. Mit 62 Abb. (Bd. 114) Poſtweſen, Das. Entwicklung und Bedentg. (Bd. 165. Von Poſtrat J. Bruns. Primitive. 1 ga e N der 85 En Prof. Dr. 8 reuß (Bd. 452.) Reaktion und ah Ara. Skizzen zur Ent- wicklungsgeſchichte der Gegenwart. Von Prof. Dr. R. Schwemer. ER ns ) Recht ſiehe Eherecht, Erbrecht, Gewerbl. Rechtsſchutz, Jurisprudenz, Kaufmann, Kaufmänn. Angeſtellte, Urheberrecht, Ver⸗ brechen, Were eee Wahlrecht, Zi⸗ vilprozeßrecht. rof. Dr. Kohler. 3. Aufl. (Bd. 128.) Reichsverſicherung. Die. Die N validen⸗, Hinterbliebenen⸗, Unfall⸗ und Angeſtelltenverſicherung nach der Reichs⸗ verſicherungsordnung u. dem Verſiche⸗ rungsgeſetz für Angeſtellte. Von Landes- verſicherungsaſſeſſor H. See mo a ee Reſtauration und Revolution. Skizzen zur ien 75 ee Ein- un Von Prof. Dr. er Aufl. Revolution. Geſchichte der Franzöſiſchen R. Von Prof. Dr. Th. Bitterauf. Bd. 346.) — 1848. Sechs 2 Von Tu Dr. O. Weber. 2. Aufl 53.) Nom. Das ne Rom. Von Geh. Neg. Rat Prof. Dr. Richter. Mit oe bang u. 4 Plänen (Bd. 386.) — Soziale Kämpfe im alten Rom. Von Privatdoz. Dr. L. Bloch . ( — Roms Kampf um die Beitoerrigaft, Von Prof. Dr. Kromayer. (Bd. 368.) D a ne a Jeder Band geh. je m.1.— Aus Natur und Geifteswelt In Leinw. geb. je M. 1.25 Aus Kultur, Geſchichte und Geographie, Recht und Wirtſchaft | Schiffahrt, Deutſche, und Schiffahrtspolitik der Gegenwart. Von rof. r. ee 5. (Bd. 169.) Schrift⸗ — an auge ** alter und neuer er 2 1 Weiſe. 3. ul: — * — Buch. Schulweſen. Geſchichte des 3 Schul⸗ weſens. Von Oberrealſchuldir. Dr. K. Knabe. (Bd. 85.) Seekrieg. Eine geſchichtl. Entwicklung vom Zeita ter der 1 bis 5 Gegen⸗ wart. Von K. Freiherrn v. Maltz ne hn, Bizeadmiral a. D. (Bd. 99.) — Das Kriegsſchiff. Von Geh. Marine- baurat Krieger. Mit 60 Abb. (Bd. 389.) — ſiehe Krieg. Soziale Bewegungen und Theorien bis zur modernen Arbeiterbewegung. Von G. Maier. 4. Aufl. (Bd. 2.) — ſiehe auch Arbeiterſchutz und Arbeiter- verſicherung. Soziale Kämpfe im alten Rom ſiehe Rom. Sozialismus. Geſchichte der ſozialiſtiſchen Ideen im 19. Jahrh. Von Privatdoz. Dr. Fr. Muckle. Bde Band I: Der rationale Sosialismug, Band II: Proudhon und der entwicklungs- geſchichtliche Sozialismus. (Bd. 270.) Städte, R Geographiſch ger Von Prof. Dr. K. Haſſert. Mit 21 Abb. (Bd. 163.) — Deutſche Städte 837 Bürger * bn telalter. Von Prof. Dr. B. He 3. Aufl. Mit zahlr. Abb. u. 1 Segel tafel. (Bd. 43.) — Hiſtoriſche Städtebilder aus Holland und Niederdeutſchland. Von Reg.⸗Bau⸗ meiſter a. D. A. Erbe. Mit 59 En: (Bd. 117.) — ſiehe PB a Städte, ferner Pompeji, Statiſtik. Pe Prof. Dr. S. S d. 442.) Bu und Verbrechen. Von Dr. 5 Pol⸗ li tz. d. 323.) Student, Der Leipziger, von 7. — bis 1909. Von Dr. . Brudmüller. Mit 25 Abb. (Bd. 273.) "Bent raphie, Die, in ihrer Entwicklung und u 813. Von Poſtrat J. Bruns. (Bd. 183.) cdeger gg und Erbrecht. Von rof. Dr. F. Leonhard. (Bd. 429.) Theater, Das. Schauſpielhaus und Schau— ſpielkunſt vom 0 B.. er 27 . die Gegenw. 4 2. Aufl. Mit 18 Abb. Gb. 2 230. * Fro ern u. Univerſitätsſtudium. V. Ziegler. (Bd. 411.) — 1 125 Student, Der Leipziger. Urheberrecht. Das Recht an Schrift⸗ und Kunſtwerken. Von Rechtsanwalt Dr. R. Mothes. (Bd. 435.) 9 Strafe und V. Von Dr. P. Pollitz. (Bd. 323.) Fr Rs che und Aberglaube. Skizzen aus 3 1 Kriminaliſtit. 7 A. Hellwig. (Bd. 212.) ee Die Piodolsgie des V. Von Dr. P. Pollitz. Mit 5 Diagrammen. (Bd. 248.) Verfaſſung. Grundzüge der V. 1 25 Deut⸗ ſchen Reiches. Von Prof. Dr. E. Loe⸗ ning. 4. Aufl. (Bd. 34.) Verfaſſungsrecht, Deutſches, in geſchicht⸗ licher ich. 2. Auf. Von Prof. Dr. Ed. Subrid (Bd. 80.) Verkehrsentwicklung in Deutſchland. 1800 bis 1900 (fortgeführt bis zur Gegen- wart). ee e iiber Deutſchlands Eiſen⸗ bahnen und Binnenwaſſerſtraßen, ihre Entwicklung und Verwaltung ſowie ihre Bedeutung für die Ba Volkswirt» ſchaft. Von Prof. Dr. W. Lotz. le 5.) — ſiehe auch Eiſenbahnweſen. 1 9 des V. Von Prof. Dr. Manes a — Siehe auch Arbeiterſchutz und Arbeiter- verſicherung und Reichsverſicherung. * und Volksſitten, Deutſche. Von H. S. Rehm. Mit 11 Abb. (Bd. 214.) Voltsſtämme, Die deutſchen, * 84 rg Dan. Ba. r. O. fie. 4. Aufl. Mit 29 Abb. Bo. 16) Volkstrachten, Deutſche. Von 85.94 C. Spieß. 342.) — ſiehe auch Deutſche A . ei, Vom Bund zum Reich. Neue Skizzen zur nne der deulſchen Ein- eit. Von Prof. R. Schwemer. Aufl. (Bd. 102.) Von Luther zu Bismarck. 12 Charakter- bilder aus deutſcher Geſchichte. Von Prof. Dr. O. Weber. Bde. 2. Aufl. Wahlrecht, Das. Von Reg.⸗ Nat 2 O. Poensgen. (Bd. 249.) Weidwerk, Das deutſche. Von G. 5 rh. v. Nordenflycht. (Bd. 436.) Welthandel ſiehe Handel. — aftliche Erdkunde. San weil. Brof. 1“ er A ha 2. Aufl. 1 23 Prof. Dr. K. Bone (Bd. 122.) Jeder Band geh. je M. . Rus Natur und Geiſteswelt In Leinw. geb. je m. 1.25 Verzeichnis der bisher erſchienenen Bände innerhalb der Wiſſenſchaften alphabetiſch geordnet Wirtſchaftsleben, Deutſches. Auf geogra⸗ , Von Prof. Dr. P. 94 * g hilcher Grundlage geſchildert. Du weil. fl (Bd. 179.) Dr. Chr. Gru 1 Aufl. Wirtſchaftliche Organiſation, Die. Von ) (Bd. 428.) — Die Entwicklung des deutſch en Wirt⸗ Wirtſchaftsgeſchichte ſiehe Antike Wirt⸗ | Renbedch, bon Dr. 9. Reine in. Privatdozent Dr. E. Lederer. (Bd. 42. ſchaftsgeſchichte. Eon ebf Dr. Wohle, le W Von Dr. H. Die (8 (Bd. 57.) gipitprozekredht, Das deutſche. Beger — Deutſchlands Stellung in der Welt⸗ anwalt Dr. M. Strauß. (Bd. 315.) Wichtige Gebiete der Volkswirtſchaft ſind auch in der Abteilung Naturwiſſenſchaft und Technik behandelt unter den Stichwörtern: Automobil, Bierbrauerei, Bilder aus der chem. Technik, Eiſenbahnweſen, Eiſenhüttenweſen, Elektr. Kraftübertragung, Garten⸗ ſtadtbewegung, Ingenieurtechnik, Kaffee, Kakao, Kinematographie, Kohlen, Landwirt⸗ ſchaftl. Maſchinen. Metalle, Patente, Salz, Schmuckſteine, Spinnerei, Straßenbahnen, Tabak, Tee, Wald, Waſſerkraftmaſchinen, Weinbau. Weitere Bände ſind in Vorbereitung. Aus Mathematik, Naturwiſſenſchaften, Medizin u. Technik erſchienen: 1 Aberglaube, Der, in der Medizin und ſeine I. Teil: Die Rechnungsarten. Gleichun⸗ Gefahr für Geſundheit und Leben. Von gen erſten Grades mit einer und meh⸗ Prof. Dr. D. v. Hanſemann. = 5 855 reren Unbekannten. Gleichungen Auen 4 d. 83.) ten Grades. 2. Aufl. Mit 9 „ = und Bererbungstehe, Er: (Bd. 130, 9 Bun = Bon Dr. 80 1 II. Teil: Gleichungen. Arithmetiſche und 79.) geometriſche Reihen. Zinſeszins⸗ und lende und . Von Rentenrechnung. Komplexe 5 Bi⸗ Prof. Dr. R. Heſſe. 4. Aufl. u nomiſcher Lehrſatz. 3. Aufl. ons 200 Fig. (% ig. ä Von Dr. P. 3 che. | Arzneimittel und Genußmittel. on 569 Mit Abb. (Bd. 314.) Dr. O. Schmiedeberg. (Bd. 363.) Algebra iche Arithmetik. Arzt, Der. Seine Stellung und age Alkoholismus, Der. Von Dr. G. B. Gru⸗ im Kulturleben der Gegenw. Ein Leit⸗ ber. Mit 7 Abb. (Bd. 103.)] faden der ſoz. Medizin. Von Dr. med. Ameifen, Die. Von Dr. Fr. Knauer. M. Für ſt. (Bd. 265.) Mit 61 F d. 94.) Af le Probleme der modernen Aſtr. 19 Anatomie Fr Menſchen, >. Ban Prof. se Prof. Dr. S. Oppenheim. Mit | (Bd. 355.) Dr. K. v. Bardeleben. 6 Bde. 2. Aufl. 1 Fig 8 I. Teil: Zellen⸗ und Gewebelehre. Ent⸗ — Aſtron omni in ihrer Bedeutung für N der Körper als Gan- das praktiſche a nn Prof. Dr. zes. Mit 70 Abb. (Bd. 418.) A. Marcuſe. Mit (Bd. 378.) II. Teil: Das Skelett. Mit 53 Abb. — ſiehe auch Weltall Weltbild. Sonne, d. 419.) Mond, Planeten. III. Teil: Das Muskel⸗ und 5 Atome. Moleküle — Atome — Weltäther. Mit 68 Abb. (B 0.) Von Prof. Dr. G. Mie. 3. Au 85 Mit IV. Teil: Die Eingeweide 8 At- 2 (Bd. 58.) 27 ig. 3 Harn⸗ und Geſchlechtsorgane). Auge des Menſchen, Das, und 155 Ge Mit 39 Abb. (Bd. 421.) | ſundheitspflege. Von Prof. Dr. G. V. er Nervenſyſtem und Sinnesorgane. Abelsdor ff. Mit 15 Abb. (Bd. 149. Mit Abb. (Bd. 422.) Auge. ee und die Brille. Von Dr. VI. Teil: Statik und Mechanik des M. v. Rohr. Mit 84 Abb. und 1 menſchlichen Körpers. Mit 20 Abb. Lichtdrucktafel. (Bd. 372. (Bd. 423.) Automobil, Das. Eine Einführung in | r Das. Von E. W. 8 Bau und Betrieb des modernen graf N Mit 15 Fig (Bd. 335.) wagens. Von Ingenieur K. Blau. 2. Arithmetik And . We J. zum Selbſtunter⸗ Aufl. Mit 86 Abb. u. 1 Titelbild. richt. Von Prof P. Crantz. 2 Bde. (Bd. 166.) 8 328) | 4 Baukunde. Jeder Band geh. je M. . Aus Natur und Geiſteswelt In Leinw. geb. je m. 1.25 Aus Mathematik, Naturwiſſenſchaften, Medizin und Technik Bakterien, Die, im Kreislauf des Stoffes in der Natur und = aushalt des een. a Prof. Gutzeit. Mit (Bd. 233.) — Die ein Bakterien. Von M. Nein Mit (Bd. 307.) 5 und 5 * 5 Kör⸗ pers. Br Ben Sachs. 3. Fun. Mit 37 (Bd. 32.) 2555 n Von Reg.⸗ 1 a. D. G. Langen. 2 Bde. it Bd. I: Sein techniſcher Aufbau. (Bd. 444.) Bd. II: Seine Anlage und e 1 Dr. 3 Abb. — Eiſenbetonbau, ur Von Dipl.-Ing. E. Haimovici. 1 Abb. (Bd. 275.) n Der, 1 1 Weſen und feine Bedeutung. Von Dr. E. Teich ⸗ mann. 2. Aufl. Mit 7 Abb. und 4 Do peltafeln. (Bd. 70.) Baukunſt ſiehe Abtlg. Kunſt. Beleuchtungsarten, Die, der Gegenwart. Lux. Mit Abb. (Bd. 108.) Von Dr. A. Bau. Mit (Bd. 333.) digg runs in die B. Von Dr. W. (Bd. 352.) Biologie, Erperimentele, Bon Dr. C. Theſing. Mit Abb. 2 Bde Bd. I: Experimentelle genforfdhng Band II: Regeneration, Zransotaniatien und verwandte Gebiete. (Bd. 337.) Biologie ſiehe auch Abſtammungslehre, Befruchtungsvorgang, Erſcheinungen des Lebens, Lebeweſen, Organismen, Menſch und Tier. Blumen. Unſere Bl. Den: Pflanzen im he Bar Prof. U. Dammer. Mit 69 Abb (Bd. 360.) — Unſere Bl. ‚und Pflanzen im Zimmer. au Prof. Dr. U. Dammer. Mit 65 Abb (Bd. 359.) Von Dr. „ l 7 Abb. Blut. erz, Blutgefäße und Bm: > ihre M e En Prof. Roſin. Mit 18 Abb. Bd. 312 Botanik ſiehe Kolonialbotanik, Blumen, Kulturpflanzen. Brauerei. Die ea Von Dr. Bau. Mit 47 Abb. (Bd. 333 Brille. 2. Ei und die Br. Von Dr. M. v. Rohr. Mit 84 Abb. er 98.372 dient. Buch. Wie ein Bu E Kin Prof. ur An er. Mit en un — fiehe and, At. Kultur e Schrift⸗ uchweſen). ) Dampfmaſchine, Chemie. Einführung in Dr cb 15 ſenſchaft. Von Prof. Mit 16 Figuren. d. 264.) — 1 aus der chemiſchen 24 Abt. Von Dr. A. Müller. Mit 2 Gd. 1945 Chemie in Küche und 8 Von weil. rof. Dr. G. Abel. Aufl. von Dr. Klein. mit 1 Hoppeltafel. (Bd. 76.) Chemie uud a der Sprengſtoffe. R. Biedermann. Mit 15 5 in. (Bd. 286.) ar Die unſerer Zeit. Von Prof. r. Fehler. Mit 52 Abb. (Bd. 339.) Dampfkeſſel ſiehe Dampfmaſchine I und Feuerungsanlagen. Die. 2 Bde. I: Wir⸗ kungsweiſe des Dampfes in Keſſel 1 Maſchine. Von Geh. Bergrat Prof. Vater. 3. Aufl. Mit 45 Abb. Bd. 393 — II: Ihre Geſtaltun 2 ihre 8 wendung. Von er Br Prof. Vater. Mit 95 Abb. u. 15 Taf. (Bd. 594 1 ö er Bon 3 Dr. R. Hetie. rn N Di erential- u. Integralre a Dr > : 5 (Bd. 387.) M. n do Orte und Kabel, ihre Anfertigung und Anwendung in der Elektrotechnit. Von 1 Brick. Mit 3 Abb (Bd. 285.) ee Das. Von Eiſenbahnbau⸗ und Betriebsinſpektor a. D. E. Bi mann. 2. Aufl. M. zahlt, Abb. (Bd. 144.) — ſiehe auch Klein⸗ u. Straßenbahnen, Verkehrsentwicklung. Eiſenbetonbau. Von Dipl.-Ing. E. Hai⸗ movici. Mit 81 Abb. (Bd. 275.) Eiſenhüttenweſen. Von weil. on Bergrat Prof. Dr. H. Wedding. 4. Aufl. von 5 F. W. Wedding. . 93 Eiszeit, Die, und der eier gi ihtlide Menſch. Se er 25 tein⸗ mann. 4 Abb. (Sd. 302.) Elektriſche n Von Ing. Köhn. Mit b. (Bd. 424.) Gieftrohemie, e Prof. Dr. K. Arndt. Mit 38 Abb (Bd. 234.) eſhirziechel Grundlagen der E. Von Dr. A. Rotth. Mit 72 Abb. (Bd. 91) — . Bi Drähte und Kabel, Tele- "Sie Lehre von der E. Von Dr. te in. Mit 13 Fig. (Bd. 257.) Grnährung En n smittel. Von weil. r. J. Frenzel. 2. Aufl. Deu. —— ah von Geh.⸗Rat Prof. Dr. Zuntz. it 7 Abb. und 605.10 ( . Die, des Lebens. Von Dr. H. Miehe. Mit 40 Fig. (Bd. rof. 30.) Jeder Band geh. je m. .- Aus Natur und Geiſteswelt In Leinw. geb. je m. 1.25 r der bisher erſchienenen Bände innerhalb der Wiſſenſchaften alphabetiſch geordnet (Bd. 348.) Funkentelegraphie. Von i H. Thurn. Mit 53 Illuſtr. 2. Aufl. } (Bd. 167.) Garten ſiehe Blumen, Pflanzen. Gartenkunſt. 3 der G. Von Reg.⸗ Baumeiſter Chr anck. Mi 41 4% Gartenſtadtbewegung, Die. Von Gene l ſekretär H. Kampffmeyer. Abb. 2. Au (B Gebiß. Das menſchliche, ſeine 5 und Pflege. Von Zahnarzt Fr. ger. Mit 24 Abb. (Bd. Geiſteskrankheiten. Von Anſtaltsoberarzt Dr. G. Ilberg. (Bd. 151.) Genußmittel ſiehe Kaffee, Tee, Kakao, Tabak, Arzneimittel u. Genußmittel. W Aus der Vorzeit der Erde. Von al ‚Dr. Fr. Frech. 2. Aufl. Bd. 1 Vulkane einſt und jezt. Mit 80 Abb. (Bd. 207.) Bd. ne Gebirgsbau und Gröbeben. — Bb. 1 Bie Arbeit des fließenden Waſ— ſers. Mit 51 Abb. (Bd. 209.) Bd. IV: Die Arbeit des el und die chemiſche Tätigkeit des Waſſers im all⸗ gemeinen. Mit 1 Titelbild un 7 5 Bd. V: Kohlenbildung und Klima der Vorzeit. 49 Abb. u. 1 „ 5 211.) Bd. VI: Gletſcher einſt und jetzt. Mit 1 Titelbild und 665 Abb. (Bd. 61.) 8 ihr Weſen, ihre Ver⸗ breitung, Bekämpfung und Verhütung. Von Generalarzt Prof. Dr. W. Schum⸗ burg. 2. Aufl. Mit 4 Abb. und 1 Tafel. (Bd. 251.) 1 Acht Vorträge aus der G. Von weil. Prof. Dr. H. Buchner. 4. Aufl. beſorgt von Prof. Dr. M. Gruber. Mit 26 Abb. (Bd. 1.) Geſundheitslehre für en Bon 2 Dr. Opitz. Mit Abb. (Bd. 171.) Getreidegräſer ſiehe Kulturpflanzen. Graphiſche Darſtellung. Die. Von Prof. Dr. F. Auerbach. (Bd. 437.) Handfeuerwaffen, Die. Ihre Entwicklung und a Von Hauptmann en 58675 Mit 6 364.) Hüäuſerban ſiehe Baukunde, 9 und Lüftung. er Die Stammesgeſchichte ne 88 Prof. Dr. C. Keller. Mit (Bd. 252 ge. Das Heben feſter, Gez er und luftförmiger Körper. Von Geh. Bergrat Prof. R. Vater. Mit 67 Abb. (Bd. 196.) Heilwiſſenſchaft, Die moderne. Weſen und Grenzen des ärztlichen Wiſſens. Von Dr. E. Biernacki. Deutſch von Dr. S. Ebel. (Bd. 25.) Heizung und Lüftung. Von Ingenieur E. Mayer. Mit 40 Abb. (Bd. 241.) Herz. Blutgefäße und Blut und ihre Er⸗ 1 Von Prof. Dr. H. 80.4425 Mit 18 Abb. (Bd. 312.) Hüttenweſen ſiehe Eiſenhüttenweſen. Hypnotismus und Suggeſtion. Von Dr. E. Trömner. 2. Aufl. (Bd. 199.) Infiniteſimalrechnung. n in die J. mit einer hiſtoriſchen überſicht. Von Prof. Dr. Kowalewski. 2. Aufl, Mit 18 Fig (Bd. 197.) LEN Bilder aus der J. 822 1 Baurat K. Merckel. Mit ” a — Schöpfungen der Ingenieurtechnik der Neuzeit. Von Geh. Renten M. Geitel. Mit Abb. 28.) Kabel. Drähte und K., ihre Ane und Anwendung in der 8 9 ar Telegrapheninſpektor H. Brick 3 Abb. (Bd. 285.) 8 5 Tee, Kakao und die übrigen nar⸗ kotiſchen Getränke. Von Prof, Dr. A. Wieler. Mit 24 Abb. und 1 Karte. (Bd. 132.) Kälte, Die, ihr Weſen, Hi Erzeugung und Verwertung. Von Dr. H. Alt. Mit 45 Abb. (Bd. 311.) „ 17 5 H. Leh⸗ mann. Mit 69 Abb (Bd. 358.) Klein⸗ und Straßenbahnen. Von Ober⸗ ingenieur a. D. A. ee Mit 85 Abb. (Bd. 322.) Kohlen, 1 7 5 5 5 Bergaſſeſſo 5 1960 kuk. Mit 60 Abb 396.) . Bon Prof. ip: 7 7 ler. Mit (Bd. 184.) Korallen 11 Bei ain e a Bon Prof. Dr. May. a, 5 A Bd. 321.) e FE en und Dampfkeſſel, Elektr. Kraftübertragung, Dampfmaſchine, Wärmekraftmaſchine. Kraftmaſchinen ſiehe Wärmekraftmaſchine, Waſſerkraftmaſchine. ee Di genieur P. Köhn. Krankenpflege. Von 4 155 3, 1510 Kriegsſchiff, Das. Von Geh. Marinebau⸗ rat Krieger. Mit 60 Abb. (Bd. 389.) Küche ſiehe Chemie in Küche und Haus. Kulturpflanzen. Unſere ae K. (die Getreidegräſer). Von Prof Gie⸗ fenhagen. 2. Aufl. Mit 38 5 5. 10 1 G u⸗ Mit 434.) 10 1 AA fi Jeder Band geh. je m.1.— Aus Natur und Geiſteswelt In Leinw. geb. je M.1.25 Aus Mathematik, Naturwiſſenſchaften, Medizin und Technik Landwirtſchaftliche Maſchinenkunde. Don Prof. Dr. G. Fiſcher. Mit . 55 Lebeweſen. Die Beziehungen der Pr zu⸗ einander. Von Prof. Dr. K. Kraepe⸗ lin. Po Abb. I. Der Tiere zueinander. (Bd. 426.) EER Der Pflanzen zueinander und zu den Tieren. (Bd. 427.) — ſiehe Organismen, Biologie. . Die, und ihre Bedeutung ür die Geſundheit. Von Prof. Dr. ander. 3. Aufl. Mit 19 Abb. (Bd. 13.) Pat Das, und die Farben. Von Prof. . L. Graetz. 3. Aufl. Mit 117 Abb. (Bd. 17.) Luft, Waſſer, Licht und Wärme. Neun Vorträge aus dem Gebiete der Experi- rn Von Prof. Dr. R. Bloch⸗ mann. Aufl. Mit 115 Abb. (Bd. 5.) Luftfahrt, kr ihre wiſſenſchaftlichen . und ihre techniſche Entwick- lung. n Dr. R. Nimführ. 3. Aufl. von Dr. Fr. Huth. Mik zahler 55 500 Luftſtickſtoff, Der, und KN W Von Prof. Dr. K. Kaiſer. Mit 13 (Bd. 313.) Lüftung. Heizung und L. Von Ingenieur J. E. Mayer. Mit 40 Abb. (Bd. 241.) Maſchinen ſiehe Hebezeuge, Darin ne, Wärmekraftmaſchine, Waſſerkraftma⸗ ſchine und die folg. Bände. Maſchinenelemente. 2 Ben Bergrat 515 R. Vater. Mit 184 Abb. (Bd. 301.) Maſchinenkunde ſiehe Vandwietſchaftl. Ma⸗ ſchinenkunde. . ze er. Von Dr. W. 38 4 Abb (B 9 385. har Brattifche, Von Dr. R. Ne u⸗ endorff. I. Teil: Graphiſches u. nu⸗ a Rechnen. Mit 62 u 341 Mathematik. Naturwiſſenſchaften und M. Menſch, Der rr Eiszeit. Menſch und Erde. Skizzen von den Wech⸗ i zwiſchen Em 81775 weil. rof. Dr. A. Kirchhoff. 3.0» TR Menſch und Tier. Der Kampf ischen Menſch und Tier. Von Prof. K. Eckſtein. 2. Aufl. Mit 51 Fig. (Bd. 18.) Menſchlicher Körper. Bar und ee des menſchl. K. Prof. H. Sachs. 3. Aufl. Mit 37 Abb. Bb. 32.) — ſiehe auch Anatomie, Blut, Herz, Ner- venſyſtem, Sinne, Verbildungen. Metalle, Die. Von Prof. Dr. K. Scheid. 3. Aufl. Mit 16 Abb. (Bd. 29.) Mikroſkop, Das, 25 . Geſchichte und Anwendung. * r. ee Mit 66 Abb. 0 Milch. Die, und u. 1 1 ige Von Dr. A. Reitz. Mit 16 (Bd. 362.) Moleküle — ii — 5 eiae Von Prof. Dr. G. Mie. 3. Aufl. . 27 Fig. d. 58.) Mond, 28 en. Prof. Dr. J. 8500 Mit 31 Abb d. 90.) Naturlehre. Die Grundbegriffe 5a mo= dernen N. Von Prof. Dr. F. uer⸗ bach. 3. Aufl. Mit 79 Fig. (Bd. 40.) e 1 l e von N. n Prof. Dr. E. Rü ſt. Mit Abb. (Bd. 45 7.) Naturwiſſenſchaften m 5 Von Dr. J ongar I. Teil: Wie ſorgt dis ER für Die Geſundheit der Familie? a 31 an, 25 II. Teil: Wie ſorgt die Gesa ir gute Nahrung? Mit 17 Abb. (Bd. 126. 1 e und Mathematik im klaſſiſchen Altertum. Von Prof. Dr. Joh. Heiberg. (Bd. 370.) Naturpiſſenſchaſt und Religion. R. und. N. in Kampf und Frieden. Ein A geaidt 3 Rückblick. Von Dr. fann⸗ im . r Altertum. Von Prof. Dr. uch e. 2. Aufl. (Bd. 141.) Joh. L. Heiberg. (Bd. 370.) eee und Technik. Am ſau⸗ Mathematiſche Spiele. Von Dr. W. Ah⸗ ſenden Webſtuhl der Zeit. Überſicht über rens. 2. Aufl. Mit 70 Fig. (Bd. 170.) Wirkungen der Entwicklung der N. und 12 Von Ss * eg.⸗Rat A. T. auf das geſamte Kulturleben. Von 1e Die Rechen Prof. Dr. W. Launhardt. 3. Aufl. © I: Die echantk der feſten 5 Mit 16 Mit 61 Abb. d. 303. Bd. II: Die Mechanik der ftüftigen 30 1045 per. Mit 34 A . en Meeresleben. Bon Dr. O. Janſon. 3. Aufl. * 365 Preis. r des M. Von A. Heilborn. Mit Abb. (Bd. 388.) Mensch der Urzeit, Der. Vier Vorlefungen aus der Entwicklungsgeſchichte des 1912 1 Von Dr. A. Heil⸗ or n. 2. Aufl. Mit zahlr. Abb. (Bd. 62.) Abb. (Bd. 23.) ) Nautit, Von Dir. Dr. J. 1 Mit 58 Fig. 255.) Nerven. Vom Nervenſyſtem, feinem Bau und ſeiner Bedeutung für Leib und Seele in 97 . und krankem Zuſtande. Von 57 Dr. R. Zander. 2. Aufl. Mit 7 Fig (Bd. 48.) Sb. Von Dr. E. Voges. Mit 13 | Abb. (Bd. 107.) Optik ſiehe Auge, Brille, Licht u. Farbe, Mikroſkop, Spektroſkopie, Stereoſkop, Strahlen. 11 Jeder Band geh. je m. . Aus Natur und Geiſteswelt In Leinw. geb. je m. 1.25 Verzeichnis der bisher erſchienenen Bände innerhalb der Wiſſenſchaften alphabetiſch geordnet u nn Die. Von Dr. M. Rohr. 2. Aufl. Mit 84 Abb. Gd. 88.) Sante neh. Die Welt der O. In Ent- wicklung und . dargeſtellt. a Prof. Dr. ee — ſiehe Lebeweſen. Patente und eit en ſiehe Abtlg. Recht. (Gewerbl. Rechtsſchutz Pflanzen. Das Werden Aus Vergehen der Pfl. Be ei Dr. P. e Mit 2 (Bd. 173.) — EN! und Serunalität bei den Een Von Prof. Dr. E. a 1125 — Die gende g Bee, Yon] 55 A. Wagner. Mit (Bd. 344.) — Unſere Blumen a 1 im Gar. ten. Be Prof. Dr Dammer. Mit 69 Abb (Bd. 360.) — Unſere Blumen und Pflanzen im Zim⸗ ag Von Prof. Dr. U. Dammer. it (Bd. 359.) — Klee auch Lebeweſen. Pflanzen⸗ und Tierſtoffe, Natürliche und „ Von Dr. B. Denise Mit Schachſpiel, Das, 595 ſeine ſtrategiſchen Prinzipien. Von Dr. M. Lange. 2. Aufl. Mit den Bildniſſen E. Laskers und 5. Morphys, 1 Schachbrettafel u. 43 . von Übungsbeiſpielen. (Bd. ) Schiffbau ſiehe Kriegsſchiff. Schu ſiehe Nautik und Abt. Wirt⸗ Schmuckſteine, Die, er die Schmuckſtein⸗ | ler. Mit (Bd. 376.) ET Von Dr. A. Epp Schulhygiene. Von Prof. Dr. L. Burger⸗ eine as Mit 43 Fig. (Bd. 96.) inne des Menſchen, Die er 1 Prof. r. J. K. Kreibig. 2. Aufl. Mit 39 Abb. (Bd. 27.) ren Von Dr. L. Grebe. Mit — 1 75 N Sue Dir. Prof. M. mann. Mit 35 Abb. (Bd. 33 ) Sprengſtoffe. — 5 und Technologie der Spr. Von Prof. Dr. R. Biedermann. Mit 15 Fig. (Bd. 286.) Stereoſkop,. Das, und feine Anwendungen. Von Prof. Th. Hartwig. Mit 40 Abb. und 19 Tafeln. (Bd. 135.) Fig 187.) Sonn, Die. Von Dr. A. Krauſe. Mit Pflanzenwelt des 8 Die. Von 64 Abb. im Text u. auf une e .Reuk En Mit 7.) 88 181.) Stimme. 1 "Stop De r St. ind inte ghotehemie. 1 ET Küm⸗ Wut A ro erber mell. Mit 8b 227.) 9. Au bb. (Bd. 136.) Photographie, 5 en wiſſenſchaftlichen Grundlagen und ihre Anwendung. Von Dr. O. Prelinger. Mit Abb. (Bd. 414.) en Die künſtleriſche. Von Dr. Warſtat. Mit Bilderanhang (12 Tafeln). (Bd. 410.) Phyſik. Werdegang der modernen Ph. Von Dr. H. Keller. Mit 13 Fig. (Bd. 343.) — 5 in die Experimentalphyſik. 5 r. R. N Mit 3719 Phyſiker. Die rien, PH. und — er tungen. a Prof. Dr. F. A. Sch 5 Mit 7 Abb Bile, Die. Von Dr. A. u ande" Mit 4 Abb. (Bd. 334.) Blanete, Die. Von Prof. Dr. B. KIT Mit 18 Fig. (Bd. 240.) Planimekrie zum A Von Prof. Dr. P. Crantz. Mit re 08 * Radium und e Von . TCentnerſzwer. 33 Abb. (Bd. 405) Salzlagerſtätten, Die. 8 Dr. C. Rie⸗ mann. (Bd. 40 7.) Säugling, Der, ſeine Ernährung und ur Pflege. Von Dr. aupe. Mit 1 Abb. (Bd. 154. eee Sichtbar und unſichtbare. Von Dr in Dr. R. Börnſtein und Prof. . Marckwald. 2. Aufl. as ER De | Die Klein⸗ und Straßen- | bahnen. Von Oberingenieur a. D. A. Liebmann. Mit 85 Abb. (Bd. 322.) Suggeſtion. Hypnotismus und Su 6918 V. Dr. E. Trömner. 2. Aufl. ( e Plankton, Das. Von Prof. D O. Zacharias. 2. Aufl. Mit 49 Abb. (Bd. 156.) Tabak, Der, in Landwirtſchaft, Handel und Induſtrie. Mit Abb. Von 94% 8 410 3 416.) Tee. narkotiſchen Getränke. Von Prof. . Winter. Mit 24 Abb. und bg Telegraphen⸗ und Fernſprechtechnik ihrer Entwicklung. inſpektor H. Brick. Mit 5 . Aufl. H. Thurn. Mit 0 8 d. 167.) — ſiehe auch Drähte und a Tiere der Vorzeit. Von Bro, 25 Abel. Mit Abb. 399.3 12 Kaffee, Tee, Kakao und die übri 55 | Von Telegraphen⸗ 58 Abb. 8 (Sd. 235) 8 Ant e Von Oberpoſt⸗ Jeder Band geh. je m. . Aus Natur und Geiſteswelt In Leinw. geb. je m. 1.25 Aus Mathematik, Naturwiſſenſchaften, Medizin und Technik Tierkunde. Eine Einführung in die en logie. Von weil. Privatdozent Dr. K. Hennings. Mit 34 Abb. (Bd. 142.) — Lebensbedingun — und ger der Tiere. Von Dr. O. Ma Mit 11 Karten 2 Abb. (Bd. 139 — zes. eitalt der Geſchlechter in a. ierwelt 1 Von Dr. Fr. nauer. Mit 37 Fig. (Bd. 148.) — ſiehe auch Lebewesen. Tierwelt des Mikroſkops (die Urtiere). Von Prof. Dr. R. Goldſchmidt. er 39 Abb. rr 160.) 1 Von Dr. orf. Mit 30 Abb. auf 12 Tafeln. 85. 5369) — Die Fortpflanzung der Tiere. Von Prof. Dr. R. Goldſchmidt. Mit 77 (Bd. 253.) Trigonometrie, Ebene, zum Selbſtunter⸗ richt. Von Prof. Dr. P. Crantz. Mit 0 Fig (Bd. 431.) Tuberkuloſe, Die, ihr Weſen, ihre Verbrei- tung, Urſache, Verhütung und Heilung. Von Generalarzt Prof. Dr. W. Schum⸗ burg. 2. Aufl. Mit 1 Tafel 1 8 5 ˖ Uhr. Die. er. Reg.-Bauführer a. = H. Bock. Mit 47 Abb. (Bd. 216.) Verbildungen, 1 im 3 — 11 1 * Von Dr. M D we 1 Seele 1 und nn r. H. Leh⸗ mann. Mit 26 Abb. (Bd. 379.) en Deutſches. Von Bel au A. (Bd. 221.) Be, und 8 Von Dr. W. R. Eckardt. Mit (Bd. 218.) ee j = Ernährung u. V. Wald, Der deutſche. Von Prof. Dr. 9. 1 2. Aufl. Mit 15 Abb. und Karten (Bd. 153.) 8 Die Lehre von der W. e 1 . Börnſtein. Mit Mn ) 285 — ſiehe auch Luft, Waſſer, Licht, Wärme. Wärmekraftmaſchinen. Die neueren. 2 Bde. I: Einführung in die Theorie und den Bau der Maſchinen für . und flüſſige Brennſtoffe. Von Geh. Bergrat Prof. Vater. 4. Aufl. Mit 3 78 — II: Gasmaſchinen, Gas- und Bu turbinen. Von Geh. Bergrat Prof. R. Vater. 3. Aufl. Mit 48 Abb. (BD. 86.) — fiehe auch Kraftanlagen. Aalen 7 17 Von net Dr. Anſelmino. Mit 44 Abb. (Bd. 291 — ſiehe auch Luft, Waſſer, Licht, Wärme. e und die Ausnützung der Waſſerkräfte Von Geh. Reg. ⸗Rat N. v. Jhering. 2. Aufl. Mit ee, 228 rer und Weinbereitung. Von Dr. F. Schmitthenner. 34 Abb. (Bd. 332.) mens Der Bau des W. Von Prof. Dr. cheiner. 4. Aufl. Mit 2055 24) Weltäther ſiehe Moleküle. Weltbild. Das eee 725 455 he del der Zeit. Von Prof. D Op pe heim. 2. Aufl. Mit 24 Abb (Bd. 110.) Weltentſtehung. eng der Welt und der Erde nach Sage und Wiſſenſchaft. Von Prof. Dr. B. Weinſt (Bd. Wetter, Gut 170 7 055 Von Dr. Hennig. Mit b. (Bd. 349 Wind ne Wetter. =. 1 Dr. L. We⸗ ein. ber. 2. Aufl. Mit 28 Figuren und 3 Tafeln. (Bd. 55.) Wirbeltiere. Vergleichende Anatomie der a der W. Von Prof. Dr. W. Lu boſch. Mit 107 Abb. (Bd. 282.) Wohnhaus ſiehe Baukunde. Zahnheilkunde ſiehe Gebiß. Weitere Bände ſind in Vorbereitung. DIE KULTUR DER GEGENWART —— IHRE ENTWICKLUNG UND IHRE ZIELE — HERAUSGEGEBEN VON PROF. PAUL HINNEBERG Eine systematisch aufgebaute, geschichtlich begründete Gesamtdarstellung unserer heutigen Kultur, welche die Fundamentalergebuisse der einzelnen Kulturgebiete nach ihrer Bedeutung für die gesamte Kultur der Gegenwart und für deren Weiterentwicklung in großen Zügen zur Darstellung bringt. Das Werk vereinigt eine Zahl erster Namen aus Wissenschaft und Praxis und bietet Darstellungen der einzelnen Gebiete jeweils aus der Feder des dazu Berufensten in gemeinverständlicher, künstlerisch gewählter Sprache auf knappstem Raume. Jeder Band ist inhaltlich vollständig in sich abgeschlossen und einzeln käuflich. ) Jeder Band kostet in Leinw. geb. M. 2.—, in Halbfr. geb. M. 4.— mehr. TEIL Iu. II: Die geisteswissenschaftlichen Kulturgebiete. Die allgemeinen Grundlagen der Kultur der Gegenwart. Geh.“) M. 18.—. [z. Aufl. 1912. Teil J. Abt. I.] Inhalt: Das Wesen der Kultur: W.Lexis. — Das moderne Bildungswesen: Fr. Paulsen . — Die wichtigsten Bildungsmittel. A. Schulen und Hochschulen. Das Volksschulwesen: G. Schöppa. Das höhere Knabenschulwesen: A. Matthias. Das höhere Mädchen- schulwesen: H. Gaudig. Das Fach- und Fortbildungsschulwesen: G.Kerschensteiner. Die geisteswissenschaftliche Hochschulausbildung: Fr. Paulsen . Die mathematische, naturwissenschaftliche Hochschulausbildung: W. v. Dyck. B. Museen. Kunst- und Kunst- gewerbemuseen: L. Pallat. Naturwissenschaftliche Museen: K. Kraepelin. Technische Museen: W. v. Dy ck. C. Ausstellungen. Kunst- u. Kunstgewerbeausstellungen: J. Lessing +. Naturwissenschaftl.- techn. Ausstellungen: O. N. Witt. D. Die Musik: G. Göhler. E. Das Theater: P.Schlenther. F. Das Zeitungswesen: K. Bücher. G. Das Buch: R. Pietsch- mann. H. Die Bibliotheken: F. Milk au. — Organisation der Wissenschaft: H. Diels. Die Religionen des Orients und die altgermanische Religion. Geh.“) M. 8.—. [2. Aufl. 1913. Teil I, Abt. 3, I.] Inhalt: Die Anfänge der Religion und die Religion der primitiven Völker: Ed rv. Leh- mann. — Die ägyptische Religion: A. Er man. — Die asiatischen Religionen: Die baby- lonisch- assyrische Religion: C. Bezold. — Die indische Religion: H. Oldenber g. — Die iranische Religion: H. Oldenberg. — Die Religion des Islams: J. Goldziher. — Der Lamaismus: A. Grün wedel. — Die Religionen der Chinesen: J. J. M. de Groot. Die Religionen der Japaner: a) Der Shintoismus: K. Florenz, b) Der Buddhismus: H. Haas. — Die orientalischen Religionen in ihrem Einfluß auf den Westen im Altertum: Fr. Cumont. — Altgermanische Religion: A. Heusler. Geschichte der christl. Religion. M. 18.—*). [z. A. 1909. T. J. 4, I.] Inhalt: Die israelitisch- jüdische Religion: J. Wellhausen. — Die Religion Jesu und die Anfänge des Christentums bis zum Nicaenum (325): A. Jülicher. — Kirche und Staat bis zur Gründung der Staatskirche: A. Harnack. — Griechisch-orthodoxes Christentum und Kirche in Mittelalter und Neuzeit: N. Bonwetsch. — Christentum und Kirche West- europas im Mittelalter: K. Müller. — Katholisches Christentum und Kirche in der Neuzeit: A. Ehrhard. — Protestantisches Christentum und Kirche in der Neuzeit: E. Troeltsch. Systemat. christl. Religion. M. 6. 60%. [2. A. 1909. Teil I. 4, II.] Inhalt: Wesen der Religion u. der Religions wissenschaft: E. Troeltsch. — Christlich- katholische Dogmatik: J. Pohle. — Christlich-katholische Ethik: J. Mausbach. — Christlich-katholische praktische Theologie: C. Krieg. — Christlich- protestantische Dog- matik: W. Herrmann. — Christlich- protestantische Ethik: R. Seeberg. — Christlich- protestantische praktische Theologie: W. Faber. — Die Zukunftsaufgaben der Religion und der Religions wissenschaft: H. J. Holtz mann. Allgemeine Geschichte der Philosophie. Geh.“) M. 14.—. [2. Auflage 1913. Teil I. Abt. 5.] Inhalt. Einleitung. Die Anfänge der Philosophie und die Philosophie der primitiven Völker: W. Wundt. I. Die indische Philosophie: H. Oldenberg. II. Die islamische und jüdische Philosophie: J. Goldziher. III. Die chinesische Philosophie: W. Grube. IV. Die japa- nische Philosophie: T. Jnouye. V. Die europäische Philosophie des Altertums: H. v. Arnim. VI. Die patristische Philosophie: Cl. Bäumker. VII. Die europäische Philo- sophie des Mittelalters: Cl. Bäumker. VIII. Die neuere Philosophie: W. Windelband. 14 TEIL I u. II DER KULTUR DER GEGENWART . Systemat. Philosophie. Geh.“) M. 10.—. [2. Aufl. 1908. T. I. 6.] Inhalt. Allgemeines. Das Wesen der Philosophie: W. Dilthey. — Die einzelnen Teil- gebiete. I. Logik und Erkenntnistheorie: A. Riehl. II. Metaphysik: W. Wundt. III. Natur- philosophie: W. Ostwald. IV. Psychologie: H. Ebbinghaus. V. Philosophie der Ge- schichte: R. Eucken. VI. Ethik: Fr. Paulsen. VII. Pädagogik: W. Münch. VIII. Asthetik: Th. Lipps. — Die Zukunftsaufgaben der Philosophie: Fr. Paulsen. Die oriental. Literaturen. Geh.“) M. 10.—. [1906. Teil I,. Abt. 7. Inhalt. Die Anfänge der Literatur und die Literatur der primitiven Völker: E. Schmidt. — Die ägyptische Literatur: A. Erman. — Die babylonisch-assyrische Literatur: C. Bezold. — Die israelitische Literatur: H. Gunkel. — Die aramäische Literatur: Th. Nöldeke. — Die äthiop. Literatur: Th. Nöldeke. — Die arab. Literatur: M. J. de Goeje. — Die ind. Literatur: R. Pischel. — Die altpers. Literatur: K. Geldner. — Die mittelpers. Literatur: P. Horn. — Die neupers. Literatur: P. Horn. — Die türkische Literatur: P. Horn. — Die armenische Literatur: F. N. Finck. — Die georg. Literatur: F. N. Fin ck. — Die chines. Literatur: W. Grube. — Die japan. Literatur: K. Florenz. Die griechische und lateinische Literatur und Sprache. Geh.“) M. 12.—. [3. Auflage. 1912. Teil I, Abt. 8.] Inhalt: I. Die griechische Literatur und Sprache: Die griech. Literatur des Altertums: U. v. Wilamowitz-Moellendorff. — Die griech. Literatur des Mittelalters: K. Krum- bacher. — Die griech. Sprache: J. Wackernagel. — II. Die lateinische Literatur und Sprache: Die römische Literatur des Altertums: Fr. Leo. — Die latein. Literatur im Übergang vom Altertum zum Mittelalter: E. Norden. — Die latein. Sprache: F. Skuts ch. Die osteuropäischen Literaturen u. die slawischen Sprachen. Geh.“) M. 10.—. [ 1908. Teil I. Abt. g.] Inhalt: Die slawischen Sprachen: V. v. Jagié. — Die slawischen Literaturen. I. Die russische Literatur: A. Wesselovsky. — II. Die poln. Literatur: A. Brückner. III. Die böhm.Literatur: J. Mächal. IV. Die südslaw. Literaturen: M. Murko. — Die neugriech. Literatur: A. Thumb. — Die finnisch-ugr. Literaturen. I. Die ungar. Literatur: F. Riedl. II. Die finn. Literatur: E. Setälä. III. Die estn. Literatur: G. Suits. — Die litauisch-lett. Literaturen. I. Die lit. Literatur: A.Bezzenberger. II. Die lett. Literatur: E. Wolter. Die romanischen Literaturen und Sprachen. Mit Einschluß des Keltischen. Geh.“) M. 12.—. [1908. Teil I, Abt. 11, I.] Inhalt: I. Die keit. Literaturen. 1. Sprache u. Literatur im allgemeinen: H. Zimmer. 2. Die einzelnen kelt. Literaturen. a) Die ir.-gäl. Literatur: K. Meyer. b) Die schott.-gäl. u. die Manx-Literatur. c) Die kymr. (walis.) Literatur. d) Die korn. u. die breton. Literatur: L. Ch. Stern. II. Die roman. Literaturen: H.Morf. III. Die roman. Sprachen: W. Meyer-Lübke. Allgemeine Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. I. Hälfte. Geh.“) M. 10.—. [191 1. Teil II, Abt. 2, I.] Inhalt: Einleitung. Die Anfänge der Verfassung und der Verwaltung und die Verfassung und Verwaltung der primitiven Völker: A. Vierkandt. A. Die orientalische Verfassung und Verwaltung: 1. des orientalischen Altertums: L. Wenger, 2. des Islams: M. Hart- mann, 3. Chinas: O. Franke, 4. Japans: K. Rathgen. — B. Die europäische Verfassung und Verwaltung (1. Hälfte): 1. des europäischen Altertums: L. Wenger, 2. der Germanen und des Deutschen Reiches bis zum Jahre 1806: A. Lus chin v. Ebengreuth. Staat u. Gesellschaft d. Griechen u. Römer. M. 8. ). [19 10. II, 4, I. Inhalt: I. Staat und Gesellschaft der Griechen: U. v. Wilamowitz-Moellendorff — II. Staat und Gesellschaft der Römer: B. Niese. Staat u. Gesellschaft d. neueren Zeit. M.9.—*). 1908. Teil II, 3, I.] Inhalt: I. Reformationszeitalter. a) Staatensystem und Machtverschiebungen. b) Der moderne Staat und die Reformation. c) Die gesellschaftlichen Wandlungen und die neue Geisteskultur: F. v. Bezold. — II. Zeitalter der Gegenreformation: E. Gothein. — III. Zur Höhezeit des Absolutismus. a) Tendenzen, Erfolge und Niederlagen des Absolutismus. b) Zustände der Gesellschaft, c) Abwandlungen des europäischen Staatensystems: R. Koser. Allgem. Rechtsgeschichte. [19 13. Teil II, Abt. 7, I. Unt. d. Presse.] Inhalt: Die Anfänge des Rechts: J. Kohler — Orientalisches Recht im Altertum: L. Wenger. — Europäisches Recht im Altertum: L. Wenger. 15 TEIL II, III u. IV DER KULTUR DER GEGENWART Systematische Rechtswissenschaft. Geh.“) ca. M. 14.—. [2.Auf- lage 1913. Unter der Presse. Teil II, Abt. 8.] Inhalt: I. Wesen des Rechtes und der Rechtswissenschaft: R. Stammler. II. Die eiu- zelnen Teilgebiete: A. Privatrecht. Bürgerliches Recht: R. Sohm. — Handels- und Wechselrecht: K.Gareis. — Internationales Privatrecht: L. v. Bar. B. Zivilprozeßrecht: L. v. Seuffert. C. Strafrecht u. Strafprozeßrecht: F. v. Liszt. D. Kirchenrecht: W. Kahl. E. Staatsrecht: P. La band. F. Verwaltungsrecht. Justiz und Verwaltung: G. Anschütz — Polizei- und Kulturpflege: E. Bernatzik. G. Völkerrecht: F. von Martitz. III. Die Zukunftsaufgaben des Rechtes und der Rechts wissenschaft: R. Stammler. Allgemeine Volkswirtschaftslehre. Von W. Lexis. Geh.“) M. 7.—, [2. Auflage. 1913. Teil II, Abt. 10, L] TEIL III: Die mathematischen, naturwissenschaftlichen und medizinischen Kulturgebiete. Die Mathematik im Altertum und im Mittelalter: H. G. Zeuthen. Geh. M. 3.—. [19 12. Abt. I. Lfrg. I.] Chemie einschl. Kristallographie u. Mineralogie. Bandte eg E. v. Meyer u. F. Rinne. Mit Abb. Geh.) M. 18.—. [19 13. Abt. III., 2.] Inhalt: Entwickelung der Chemie von Robert Boyle bis Lavoisier [1660 — 1793]: E. v. Meyer. — Die Entwicklung der Chemie im 19. Jahrhundert durch Begründung und Aus- bau Aer Atomtheorie: E. v. Meyer. — Anorganische Chemie: C. Engler und L. Wöhler. — Organische Chemie: O. Wallach. — Physikalische Chemie: R. Luther und W. Nernst. — Photochemie: R. Luther. — Elektrochemie: M. Le Blanc. — Beziehungen der Chemie zur Physiologie: A. Kossel. — Beziehungen der Chemie zum Ackerbau: +0. Kellner und R. Immendorf. — Wechselwirkungen zwischen der chemischen Technik: O. Witt. — Kristallographie und Mineralogie: Fr. Rinne. Zellen- u. Gewebelehre, Morphologie u. Entwicklungsgesch. ı. Botan. Teil. Mit Abb. Geh.“) M. 10.—. [1913. Abt. IV., Bd. 2, I.] 2. Zoolog. Teil. Mit Abb. Geh.“) M. 16.—. [19 1 3. Abt. IV., Bd. 2, II.] Inhalt des botanischen Teils (Bandred. E. Strasburger): Pflanzl. Zellen- und Gewebelehre: E. Strasburger. — Morphologie und Entwicklungsgeschichte der Pflanzeu: W. Benecke. Inhalt des zoologischen Teils (Bandred. O. Hertwig): Die einzelligen Organismen: R.Hertwig. — Zellen und Gewebe des Tierkörpers: H. Poll. — Allgemeine und experi- mentelle Morphologie und Entwicklungslehre der Tiere: O. Hertwig. — Entwicklungs- geschichte und Morphologie der Wirbellosen: K. Heider. — Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere: F. Keibel. — Morphologie der Wirbeltiere: E. Gaupp. Unter der Presse befinden sich: Abt. I, Lfrg. 2: Die Beziehungen der Mathe- Bd. 3: Astronomie. Bandred.: J. Hartmann. matik zur allgemeinen Kultur: A. Voß. — | Abt IV, Bd. 4: Abstammungslehre, Syste- Mathematik und Philosophie: A. Voß. — matik, Paläontologie, Biogeographie. Lfig. 3: Die Verbreitung mathemat. Auf- Bandredakt.: R. v. Hertwig u. R. v. Wettstein. fassungen und Kenntnisse: H. E. Timerding. Abt. VII, Band 1: Naturphilosophie. Abt. III, 1: Physik. Bandred.: E. Warburg. Bandredakt.: C. Stumpf. Bearb. von E. Becher. TEIL IV: Die technischen Kulturgebiete. Technikd. Kriegswesens. Mit Abb. Geh.“) M. 24.—. [19 13. Bd. 12. Inhalt (Bandredakt. M. Schwarte): Kriegs vorbereitung, Kriegsführung: M. Schwarte. Waffentechnik, a) in ihren Beziehungen zur Chemie: O. Poppenberg; b) in ihren Beziehungen z. Metallurgie: W. Schwinning; c) in ihren Bezieh. z. Konstruktionslehre: W. Schwin- ning: — d) in ihren Beziehungen zur optischen Technik: O. von Eberhard; e) in ihren Beziehungen zur Physik und Mathematik: O. Becker. — Technik des Befestigungswesens: J. Schröter. — Kriegsschiffbau: O. Kretschmer. — Vorbereitung für den Seekrieg u. See- Kriegsführung: M. Glatze l. Einfluß d. Kriegswesens auf die Gesamtkultur: A. Kersting. Probeheft mit Inhaltsübersicht des Gesamtwerkes, mit Probeabschnitten, Resümees, Inhaltsverzeichnissen und Besprechungen der Bände steht umsonst zur Verfügung bei B. G. TEUBNER, Leipzig, Poststraße 3. 16 Schaffen und Schauen Ein Führer ins leben Br] 1. Band: 2. Band: Don deulſcher Art Des Nenſchen Sein und Arbeit und Werden Unter Mitwirfung von R. Bürfner-.Cohn-H.Dade-R.Deutih-A.Dominicus-K.Dove- E. Fuchs P. Klopfer - E. Koerber O. Cyon - E. Maier - Guſtav Maier E. v. Maltzahn + KH. v. Reinhardt - F. A. Schmidt - O. Schnabel - 6. Schwamborn G. Steinhaufen E. Teichmann A. Thimm €. Wentſcher A. Witting G. Wolff Th. Sielinski Mit 8 allegoriſchen Zeichnungen von Alois Kolb Jeder Band in Leinwand gebunden m. 5.— Nach übereinſtimmendem Urteile een Männern des öffentlichen Lebens und der Schule, von Zeitungen und Zeitſchriften der verſchiedenſten Richtungen löſt „Schaffen und Schauen“ in erfolgreichſter Weiſe die Aufgabe, die deutſche Jugend in die Wirklichkeit des Lebens einzuführen und ſie doch in idealem Lichte ſehen zu lehren. Bei der Wahl des Berufes hat ſich „Schaffen und Schauen“ als ein weitblickender Berater bewährt, der einen Überblick gewinnen läßt über all die Kräfte, die das Leben unſeres Volkes und des Einzelnen in Staat, Wirtſchaft und Technik, in Wiſſenſchaft, Welt⸗ anſchauung und Kunſt beſtimmen. Zu tüch tigen Bürgern unſere gebildete deutſche Jugend werden zu laſſen, kann „Schaffen und Schauen“ helfen, weil es nicht Kenntnis der Formen, ſondern Einblick in das Weſen uno Einſicht in die inneren Zuſammenhänge unſeres nationalen Lebens gibt und zeigt, wie mit ihm das Leben des Einzelnen aufs engſte verflochten iſt. werden das deutſche Land als Boden deutſcher Kultur, 3 m erſten Bande das deutſche Volk in ſeiner Eigenart, das Deutſche Reich in ſeinem Werden, die deutſche Dolfswirtihaft nach ihren Grundlagen und in ihren wichtigſten Zweigen, der Staat und feine Aufgaben, für Wehr und Recht, für Bildung wie für Förderung und Ordnung des foziaten Lebens zu ſorgen, die bedeutſamſten wirtſchaftspolitiſchen Fragen und die weſentlichſten ſtaatsbürgerlichen Beſtrebungen, endlich die wichtigſten Berufsarten behandelt. Im zweiten Bande werden erörtert die Stellung des menſchen in der Natur, die Grundbedingungen und Außerungen feines leiblichen und ſeines geiſtigen Daſeins, das Werden unſerer geiſtigen Kultur, Weſen und Aufgaben der wiſſenſchaftlicken Forſchung im allgemeinen wie der Geiſtes- und Naturwiſſenſchaften im bejonderen, die Bedeutung der Philoſophie, Religion und Kunjt als Erfüllung tiefwurzelnder menſchlicher Cebensbedurfniſſe und endlich zuſammenfaſſend - die Geſtaltung der Lebensführung auf den in dem Werke dargeitellten Grundlagen. Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin Dr. R. Heſſe und Dr. F. Doflein Profeſſor an der Candwirtſchaftlichen Profeſſor der Zoologie an der Univerſität Hochſchule in Berlin Freiburg i. Br. Tierbau und Tierleben in ihrem Suſammenhang betrachtet f 2 Bände. Cex.⸗8. | mit Abbildungen und Tafeln in Schwarze, Bunt: und Lichtdruck. In Original⸗Ganzleinen geb. je M. 20.—, in Original⸗Halbfranz je M. 22.— l. Band. Der Tierkörper als ſelbſtändiger Organismus. Von R. Heſſe. Mit 480 Abbild. u. 15 Tafeln. [XVII u. 789 S.] 1910. II. Band. Das Tier als Glied des Naturganzen. Don F. Dof⸗ lein. Mit ca. 500 Abbild., 8 farbigen und zahlr. ſchwarzen Tafeln. [Unter der Preſſe.] Aus den Beſprechungen: „Der wiſſenſchaftliche Charakter des Werkes und die ruhige, ſachliche Darſtellung, die ſich von allen phantaſtiſchen Abſchweifungen, wie ſie in der gegenwärtigen biologi⸗ ſchen Literatur ſo häufig ſind, freihält, verdienen volle Anerkennung. Dabei iſt das Werk jo klar und populär geſchrieben, daß ſich auf den Leſer unwillkürlich die Liebe des Verfaſſers zu feinem Gegenſtande überträgt und er ſich ohne Mühe auch zu den verwickelten Einzelfragen führen läßt. Eine ungewöhnlich große Anzahl von Abbildungen erleichtert das Derjtändnis und bildet nicht nur einen Schmuck, ſondern einen weſent⸗ lichen Beſtandteil des ausgezeichneten Buches.“ (Deutſche Rundſchau.) „Man wird dieſes groß angelegte, prächtig ausgeſtattete Werk, das einem wirk⸗ lichen Bedürfnis entſpricht, mit einem Gefühl hoher Befriedigung durchgehen. Es iſt wieder einmal eine tüchtige und originelle Ceiſtung. ... Eine Sierde unſerer natur⸗ wiſſenſchaftlichen Literatur. ... Es wird raſch feinen Weg machen. Wir können es ſeiner Originalität und ſeiner Vorzüge wegen dem gebildeten Publikum nur warm empfehlen. Ganz beſonders aber begrüßen wir ſein Erſcheinen im Intereſſe des natur⸗ oeſchichtlichen Unterrichts.“ (Prof. C. Keller in der „Neuen Zürcher Zeitung“.) „. . . Der erſte Band von R. Heſſe liegt vor, in prächtiger Ausjtattung und mit jo gediegenem Inhalt, daß wir dem Derfajjer für die Bewältigung feiner ſchwierigen Aufs gabe aufrichtig dankbar ſind. Jeder Soologe und jeder Freund der Tierwelt wird dieſes werk mit Vergnügen ſtudieren, denn die moderne zoologiſche Citeratur weiſt kein Werk auf, welches in dieſer großzügigen Weiſe alle Seiten des tieriſchen Organismus ſo ein⸗ gehend behandelt. Heſſes Werk wird ſich bald einen Ehrenplatz in jeder biologiſchen Bibliothek erobern.“ (C. Plate im Archiv f. Rafjen: u. Geſellſchafts⸗Biologie.) „Ein in jeder Hinficht ausgezeichnetes Werk. Es vereinigt ſachliche, ſtreng N wiſſenſchaftliche Behandlung des Gegenſtandes mit klarer, jedem, der in rechter Mit⸗ arbeit an das werk herantritt, verſtändlicher Darſtellung. Jeder wird das Buch mit großem Gewinn und trotzdem großem Genuß leſen und, Einblick in den Ernſt der Wiſſen⸗ ſchaft gewinnen. Das ſchöne werk darf als muſter volhstümlicher Behandlung wiſſen⸗ ſchaftlicher probleme bezeichnet werden.“ (Lit. Jahresbericht des Dürerbundes.) Ausführl. proſpekt vom verlag B. G. Teubner in Ceipzig! “ee, Künftlerifcher Wandſchmuck für das deutſche Haus B. G. Teuhnors rn —— SM 8 3 ® | |\| University of Toronto 5 Library 5 — H do NOT 5 ||IREMOVE 1 5 “= „ ||ITHE g 2 a CARD 85 FROM O 2 Fl 3 9 THIS 9 = POCKET Ban Acme Library Card Pocket ll LOWE-MARTIN CO. LIMITED | fördern wir es, u _ = 3 der Steinzeiepnun 5 Vollftändiger Ratalog biger Wiedergabe von ca. 200 Blättern gegen Einſend. von 40 pf. (Ausland 50 Pf.) vom Verlag B. 6. Teubner, Leipzig, Poftftr.3 * 9 „ 2