ÜIPSStBBBHHwWMBBw 1 i Q 79 DAS MIKROSKOP xrtiu SEIME ANWENDUNG. i yOjM" Dr. HERMANN MÖBR. uammmmtmtmKmstmiitimjMmimmtaa^»' o^^l BPS? 'LI B RAR.Y OF THL UN1VER5ITY Of ILLINOIS 578 1879 — WATURAL HISTORY 5 DAS MIKROSKOP UND SEINE ANWENDUNG. EIN LEITFADEN BEI MIKROSKOPISCHEN UNTERSUCHUNGEN FÜR APOTHEKER, AERZTE, MEDICINALBEAMTE, KAUFLEUTE, TECHNIKER, SCUULLEURER, FLEISCHBESCHAUER , ETC. VON Dr. HER3IANN HAGER. SECHSTE DURCHGESEHENE UND VEKMEHKTE AUFLAGE. MIT 331 IN DEN TEXT OBDBÜCKTEN ABBILDUNGEN. BERLIN 1879. VERLAG VON JULIUS SPRINGER. MÜNBIJOUPUTZ 3. Vorwort zur ersten Auflage. Seit ungefähr fünf Jahren hat das Mikroskop aufgehört ausschliesslich ein Instrument des Naturforschers zu sein. Es hat sich seit dieser Zeit nicht nur als ein unentbehr- liches Hilfsmittel denen erwiesen, welche in ihren Berufs- geschäften in die Lage kommen, die Güte der Lebensmittel und der Waaren zu prüfen, oder welche bei ihren Studien naturwissenschaftliche Kenntnisse sammeln müssen, es hat sich sogar heutigen Tages in dem gewöhnlichen Verkehrs- leben und der Hauswirthschaft unentbehrlich gemacht, indem nur durch das Mikroskop trichiniges Fleisch zu erkennen ^ ist und wir uns damit vor der schrecklichen Trichinosis zu f" schützen vermögen. oQ) Weil die Beschaffung eines Instruments, welches von ^ ungemein verschiedener Güte und von niedrigem und hohem X Preise in den Handel kommt, dem Nichtkenner Schwierig- of keiten bietet, insofern diesem jede Beurtheilung abgeht, an- ;^ dererseits der Nichtkenner auch ein langes, zeitraubendes und anstrengendes Versuchen daran setzen muss, ehe er mit ^dem Mikroskop kunstgerecht umzugehen und nutzbringend ^ zu arbeiten vereteht, so habe ich es unternommen, diesen j' kurzen Leitfaden zum Kennenlernen , Prüfen und Gebrauch T^ dieses Instruments der Oeftentlichkeit zu übergeben, i Da im Ganzen dieser Leitfaden nur für diejenigen be- istimmt ist, welche das Mikroskop und dessen Gebrauch noch tfc, nicht verstehen und dennoch zuweilen in die noth wendige Lage kommen, dies Instrument gebrauchen zu müssen, so T' IV empfehle ich denen, welchen voraussichtlich der Gebrauch des Mikroskops einen Theil ihrer Studien ausmacht, sich mit den grösseren Werken über dasselbe Thema bekannt zu machen. Dem angehenden Naturforscher empfehle ich z. B. das Mikroskop, Theorie, Gebrauch, Geschichte und gegenwärtiger Zustand desselben von P. Hartimf, Prof. in Utrecht. Deutsche Original -Ausgabe von Dr. Fr. Wilh. Theüe; Braunschweig, Verlag von Vieweg und Sohn ; — dem Mediciner: das Mikroskop und die mikroskopische Tech- nik von Dr. Heinrich Frey, Prof. der Medicin in Zürich; Leipzig, Verlag von Wilh. Engelmann; — dem Botaniker: das Mikroskop und seine Anwendung, insbesondere für Pflanzen- Anatomie, von Dr. Herrn. Schacht; Berlin, Verlag von G. W. F. Müller. Dass die behufs des Kennenlernens mikroskopischer Objecto am Schlüsse dieses Leitfadens gegebenen Beispiele, von denen mehrere dem praktischen Leben entnommen sind, keineswegs Anspruch auf wissenschaftlichen Werth machen sollen, darf ich wohl mit Hinweis auf den geringen Umfang dieser Schrift und ihren sehr geringen Preis nicht erst versichern. Berlin, im Februar 1866. Der Verfasser. Vorwort zur sechsten Auflage. Diese sechste Auflage hat eine nicht geringe Vermeh- rung erfahren. Unter anderem wurden den nöthigen An- weisungen zur mikroskopischen Untersuchung der Nahrungs- und Genussmittel, besonders der Gewürze und deren Ver- fälschungsmittel, nebst den dazu gehörigen mikroskopischen Bildern ein Platz angewiesen, um auch den Anforderungen derjenigen zu genügen, welche mit der Untersuchung der Nahrungs- und Genussmittel beauftragt werden. Dadurch erhielt diese Auflage eine Vervollständigung, welche dem praktischen Werthe des Buches nur dienen dürfte. In der Erwartung, dass diese Vermehrung des Inhaltes, obgleich nur im engen Rahmen, dennoch als eine zeitgemässe aner- kannt werde, bitte ich auch für diese neue Auflage um eine nachsichtige Aufnahme. Pulvermühle bei Fürstenberg a./Oder, im December 1878. Der Verfasser. Inhalt. Seite Mikroskop, zusammengesetztes, was darunter verstanden wird. Linsen, Sammellinsen, Zerstreuungslinsen . 1 Brennpunkt (Focus), Brennweite (Focaldistanz) 2 Seliwinkel 3 AccommodationsYermJJgen des Auges. Deutliche Sehweite . . 4 Vcrgrösserung eines Gegenstandes durch eine Sammellinse .... 5 Loupe. Einfaclies Mikroskop 6 Spiegelniikroskop. Zusammengesetztes Mikroskop in seiner einfachen Zusammensetzung und seine Wirkung 7 Einstellung, grobe, feine 10 Mikrometerschraube 10 Aberration, sphärische 12 Aberration, chromatische 13 Doppellinse 13 Doppellinsej überverbesserte, unterverbesserte, aplanatische ... 14 Penetrirende, resolvirende Kraft des Mikroskops 14 Collectivlinse, ihre Wirkung 15 Objectiy . 16 Centrirung der Linsen 17 Ocnlar, negatives, positives, orthoskopisches 18 Linsensysteme, ihre Bezeichnung. Tubuslänge 20 Beleuchtung des Objects 22 Blendungen 23 Drehscheibe 24 Cylinderblenden. Condensor 24 Mikrometer 26 übjectgläser 2S Vll eite DeckglKser 29 Iminersionsverfahren .... 30 Compressorien, Schick 's, Hsger's Compressoriuni 31 Klemmfeder. Zeichnenprisma 33 Mikroskopmodellc 36 Trommelmikroskope 39 Taschenmikroskop. Hager's Conipressor-Mikroskop 39 Polarisationsmikroskop. Stärkemehlkömchen im polarisirten Lichte 42 Das Mikroskop als saccharimetrischcs Instrument 45 Ankauf imd Prüfong eines Mikroskops 48 Probeobjecte 51 Gebrauch des Mikroskops 52 Lnftbläschen und Bahren als mikroskopische Objecte .... 56 Molecularbewegung. Molecnlarattractionsbew^ung. Flimmerbewegung 57 Mouches volantes. Scotomata 58 Reinigung der Mikroskope und ihrer Theile 59 Darstellung mikroskopischer Objecte 61 Präparirgeräthschaften 61 Behandlung der Objecte 63 Anfbeivahning der Objecte 65 (Jonservationsflüssigkeiten .66 Objecthalter .70 Flüssiger Leim 71 Lacke, Firnisse 71 Mikroskopische Objecte 73 Die Zelle 73 Mehl. Stärkemehlkömchen 76 Kleberkömchen 80 Mutterkompilz 81 Flugbrand 86 Schmierbrand 87 Arrow-root, Marantastärke 87 Getreiderost. Grasrost 90 Mehlmilbe. Weizenschlängelchen 92 Kartoffelpilz 92 Traubenpilz 94 Gespinnstfasem 95 Haare 102 Gewürze, Pfeffer, Piment, Gewürznelken, Zimmt, Senf, Santelholz, Curcuma 112 Blut 134 VIII Seite Ilaeinatin, Haemoglobin , Haemin , Haeuiinkrystalle, Haematinhydro- chloratkrystalle 138 Blutflecke 139 Schleim. Eiter 141 Lyniphkörperchen oder Chyluskörperchen 142 Gährspilz 143 Auswurf bei Lungentuberculosis 148 Sarcinien, Magensarcinie .... 144 Kopfgrind, Favuspilz 144 Soorpilz. Zungenbelegpilz 145 Vibrionen 146 Einige Oscillariaceen, Spermosircen, Chroococcaceen 146 Diatomacecu 148 Milch. Colostrum 150 Butter 153 Harn (Urin) 154 Samenfädchen, Spermatozoen, Spermaflecke 158 Flimmerzellen. Spermakörperchen 159 Cercomonaden 160 Parasiten des thierischen Körpers. Haarsackmilbe 161 Krätzmilbe 163 Trichinen 163 Miescher'sche Körperchen, Psorospennien 169 Schweinefinne. Bandwurm 171 Käderthierchen 175 Reblaus 176 Das Instrument, dessen Einrichtung und Behandlung hier beschrieben und erklärt werden soll, ist dasjenige, welches von dem Physiker zusammengesetztes diop- trisches Mikroskop genannt wird und im gewöhnlichen Leben die einfache Bezeichnung „Mikroskop" erhalten hat. Mikroskop bedeutet Vergrösserungsglas , ein optisches Werkzeug, mit welchem man dem Auge Gegenstände, die wegen ihrer Kleinheit nicht sichtbar sind oder wegen ihrer Kleinheit undeutlich erscheinen, sichtbar und deutlich macht. Um für die Wirkungen und Leistungen dieses Instruments und dessen Beziehungen zum Auge, so wie für mehrere Kunstausdrücke, welche bei Besprechung der Mikroskope öftere Erwähnung finden, ein Verständniss zu erlangen, müssen wir aus der Optik einige wenige Punkte heranziehen. Fig. 1. Fig. 2. SsninieUinsen. Zerstreuungslinsen. Die Linsen werden als positive oder Sammellinsen und als negative oder Zerstreuungslinsen unter- schieden. Zu den Sammellinsen gehören biconvexe (a), planconvexe (&) und der convergirende Meniscus (c); zu den Zerstreuungslinsen gehören biconcave {d), planconcave (e) und der divergirende Meniscus (/"). Hager, Mikrosk. 6. Auflage. 1 Im Folgenden sind unter dem Namen Linsen gemeinig- lich biconvexe oder planconvexe, also Sammellinsen gemeint. Fig. 3. Treffen die Strahlen {ac, Fig. 3) eines fernliegenden Punktes parallel mit der optischen Axe hp z. B. auf eine plan- convexe Linse, so gehen sie durch diese bis zur convexen Seite ungebrochen hindurch, werden dann aber an ihrem Aus- trittspunkte e von dem Einfallslothe le hinweggebrochen und zwar nach der Axe hp zu und sie durchschneiden die- selbe an dem Punkte o. Dieser Punkt o heisst der Brenn- punkt (Focus) der Linse und die Entfernung dieses Punk- tes von der Linse, also o/", heisst die Brennweite (Fo- caldistanz) dieser Linse. Die Brennweite wurde bisher von den Optikern nach Pariser Zollen, jetzt wird sie nach Centi- metern oder Millimeteni gemessen. Fig. 4. Bei einer biconvexen Linse, wie wir sie in jeder ein- fachen Loupe vor uns haben, findet eine zweimalige Brechung der Strahlen statt. Die parallel mit der optischen Axe hp (Fig. 4) auf die Linse fallenden Strahlen werden beim Eintritt in dieselbe dem Einfallslothe (Je) zu gebrochen, und sie würden, erführen sie weiter keine Brechung, die optische Axe in r durchschneiden, jedoch in s treffen sie auf die zweite bre- chende Fläche. Sie werden hier wieder gebrochen und zwar von dem Einfallslothe ms hinweg und durchschneiden die Axe in dem Punkte o, welcher der Brennpunkt dieser Linse ist. Der Abstand des Punktes o von der Linse ist also die Brennweite derselben. Das Auge gleicht einer biconvexen Linse. Wenn von einem entfernten Gegenstande parallele Lichtstrahlen auf dasselbe fallen, so vereinigt es diese Strahlen mittelst der Krümmung der durchsichtigen Hornhaut, der Krystalllinse und der zwischen denselben eingeschlossenen Feuchtigkeiten in einem Brennpunkte auf dem dunklen Hintergrunde, der Netzhaut, zu einem Bilde des Gegenstandes. . Fi«- 5. a A ^— — ^^~^^^~^^^' _^^^ -^^1^:3'' B Die scheinbare Grösse eines Gegenstandes beurtheilen wir durch das Auge nach der Grösse des Sehwinkels, von welchem zugleich die Grösse des Bildes auf der Netz- haut abhängt. Daher kann eine dicht vor die Augen ge- haltene Nähnadel eben so gross und dick erscheinen, wie eine fern aufgepflanzte Stange. Befände sich z. B. ein Gegen- stand in der Linie a&(Fig. 5), so ist aoh der Sehwinkel und das Bild auf der Netzhaut {retina) liegt zwischen h' und d . Bringt man diesen Gegenstand dem Auge so nahe, dass er sich in der Linie AB befindet, so wird das Bild B' Ä auf der Netzhaut und der Sehwinkel AoB um so viel mal grösser sein, als der Gegenstand näher gerückt ist. Das deutliche Sehen eines Gegenstandes hat seine Grenzen je nach der Entfernung desselben vom Auge. Deutlich sieht man einen Gegenstand nur dann, wenn die von ihm ausgehenden Lichtstrahlen durch das Auge so ge- brochen werden, dass sie auf der Netzhaut wieder zur Ver- einigung gelangen (auf der Netzhaut ihren Brennpunkt finden) und daselbst ein Bild construiren. Da das Auge wie eine biconvexe Linse wirkt, so müsste auch nur bei einer einzigen Entfernung ein scharfes Bild auf der Netzhaut entstehen. Wie wir aber wissen , so sieht das Auge ver- schieden entfernte Gegenstände gleich genau. Hieraus folgt eine Eigenthümlichkeit des Auges , sein Brechungsvermögen abzuändern, und zwar nach Bedürfniss die weniger diver- girenden Strahlen der entfernten Körper und die stärker divergirenden der nahen Körper zu einem Bilde (Brenn- punkte) auf der Netzhaut zu vereinigen. Diese Eigenthünj- lichkeit des Auges heisst sein Accommodationsver- mögen. Das Auge besitzt also die Fähigkeit, sich der Entfernung, in welcher sich ein Gegenstand befindet, zu accommodiren , so dass dessen Bild auf der Netzhaut zu Stande kommt. Diese Eigenschaft hat jedoch ihre Grenzen, und jedes Auge hat in der That nur eine deutliche Seh- weite, die natürlich keine bestimmte ist, wie wir recht auffallend an kurz- und weitsichtigen Augen beobachten. Das kurzsichtige Auge bricht die Lichtstrahlen stärker und vereinigt daher die von einem entfernten Gegenstande pa- rallel oder wenig divergent kommenden Strahlen zu einem Brennpunkte, der vor der Netzhaut liegt. Das weitsichtige Auge bricht die Strahlen weniger stark und vereinigt die stärker divergenten Stiahlen des nahen Körpers zu einem Bilde, einem Brennpunkte, der hinter der Netzhaut liegt. In einem wie im andern Falle entsteht kein scharfes, son- dern ein diffuses Bild. Die deutliche Sehweite eines ge- sunden Auges wird verschieden angenommen. Einige nehmen sie zu 20 Centimeter, andere zu 25 Centimeter, wieder andere aber nur zu 15 Centimeter an. Befindet sich ein kleiner Gegenstand in der deutlichen Sehweite des Auges, so entsteht von demselben auf der Netzhaut ein scharfes Bild. Mcken wir den Gegenstand dem Auge sehr nahe, so dass seine Strahlen sehr divergent zum Auge gelangen, so fällt der Brennpunkt oder das Bild hinter die Netzhaut. Das Accommodationsvermögen des Auges hat hier also seine Grenze und vermag nicht das Bild auf der Netzhaut zu Stande zu bringen. Diesem Umstände begegnet man auf künstliche Weise und man erzeugt dennoch ein schaifes Netzhautbild, wenn zwischen Gegenstand und Auge eine Sammellinse gestellt wird, durch welche die Strahlen des Gegenstandes weniger divergent das Auge treffen. Dann entsteht auf der Netzhaut zwar ein kleineres Bild, als das diffuse war, aber es ist um so reiner, schärfer und daher deutlicher. Wenn der Pfeil AB ein kleiner Gegenstand ist vor der Linse L, so werden die Strahlen beim Austritt aus der Linse gebrochen weniger divergent das Auge treffen und gleich- sam von dem entfernteren Pfeile a b' herzukommen scheinen. Entspricht die Entfernung dieses Pfeiles der mittleren Seh- weite des Auges, so werden sich die Strahlen auf der Netz- haut zu einem bestimmten klaren Bilde vereinigen. Der Gegenstand AB scheint also gleichsam in eine grössere 6 Entfernung versetzt zu sein, und der Sehwinkel aoh ist ein grösserer geworden. Daher scheint der Gegenstand ver- grössert. Sammellinsen dieser Art nennt man Loupen, wenn ihre vergrössernde Kraft nicht über das 10- bis 20fache hinausgeht. Ist die vergrössernde Kraft eine stärkere und wird die Sammellinse zum Gebrauch mit einem feststehen- den Gestell verbunden, so ist damit die Construction des einfachen Mikroskops gegeben. Das einfache Mikroskop ist nur noch ein unentbehrliches Instrument für den Natur- forscher, welches er beim Präpariren mikroskopischer Gegen- stände anwendet. Das Gestell kann verschiedene Formen haben, dennoch ist die Construction im Wesentlichen ziem- lich immer dieselbe. An einem Arm, der um ein Stativ beweglich ist, ist ein Ring zur Aufnahme der Loupe oder Linse. In Stelle der einfachen Linse kann man auch die gering vergrössernden Linsensysteme eines zusammenge- setzten Mikroskops verwenden. An dem Stativ, welches auf einem Holzklotz feststeht, befindet sich unter der Linse eine Platte oder Tisch, welcher durch eine Schraube (Trieb- werk) höher und niedriger gestellt werden kann. Senkrecht unter der Linse ist in diesem Tische ein Loch und unter dem Tische ein beweglicher Spiegel. An dem Zms'schen Instrument hat der Holzklotz zwei Wangen, zwischen welchen das Stativ steht und auf welche der präparirende Mikro- skopiker die Hände stützt. Die bekanntesten einfachen Mikro- skope sind die von Chevalier, Nachet, Pritchard, Plössel, Kömer, das anatomische Mikroskop von Lehaillif. Das bei uns am meisten gehaltene ist das .^ms'sche. Das einfache Mikroskop kann zu einer stärkeren als 40fachen Vergrösserung kaum verwendet werden. Beim Ge- brauch ist es für das Auge wegen des kleinen Gesichtsfeldes, der verminderten Helligkeit und des kurzen Abstandes der Linse vom Untersuchungsobjekt äusserst anstrengend. Seit der grossen Vervollkommnung des zusammengesetzten Mikro- skops ist das einfache fast ganz ausser Gebrauch gekommen und wird es eben, wie schon bemerkt ist, nur noch als Präparirinstrument angewendet. Bei den sogenannten Spiegelmikroskopen oder katoptrischen Mikroskopen wird die Vergrösserung durch Hohlspiegel bewirkt. Diese Mikroskope sind gegenüber jenen dioptrischen, bei welchen die Vergi-össeioing durch Glas- linsen geschieht, für jetzt noch theure Instrumente. Das zusammengesetzte Mikroskop. Wenn man der Linse des einfachen Mikroskops ein innen geschwärztes Rohr aufsetzt, so entsteht im Innern des Rohres von einem nahe dem Brennpunkte der Linse be- findlichen Gegenstande ein Bild und zwar vergrössert und umgekehrt. "Wird nun dem Rohre eine Sammellinse (Ocular) aufgesetzt, durch welche man dieses Luftbild abermals ver- grössert sehen kann, so ist damit die Constiiiction des zu- sammengesetzten Mikroskops gegeben. Durch das einfache Mikroskop oder die Loupe betrachten wir also den Gegen- stand selbst, durch das zusammengesetzte dioptrische Mikro- skop sehen wir aber das vergrösserte (und umgekehrte) Bild des Gegenstandes. Es sei ah der Durchmesser des Gegenstandes, welcher unterhalb der Brennweite, aber doch nahe am Brennpunkte der Linse l liegt. Es werden dann alle von a ausgehenden 8 Strahlen in A, und alle von b ausgehenden in B, überhaupt alle Strahlen des Gegenstandes ab durch die Linse l so ge- brochen, dass sie in der Ebene AB sich durchschneiden oder vereinigen und hier ein umgekehrtes vergrössertes Luftbild von dem Gegenstande erzeugen, welches wir durch die Linse L wiederum so vergrössert sehen, als läge es in der mitt- leren Sehweite w. Die Strahlen, welche durch die Linse L gehen, erlangen nämlich den Grad der Divergenz, den die Strahlen eines in b" a" liegenden Gegenstandes haben würden. Wie aus der Figur 7 hervorgeht, kann nur der Abschnitt des Bildes, welcher zwischen b' a liegt, übersehen werden, denn die Strahlen von bB und aA gehen an den Rändern der Linse L vorbei. Fig. 8 stellt den Längsdurchschnitt eines zusammenge- setzten Mikroskops vor. ob ist die Linse oder das Ob- jectlr, hier ein aus zwei Linsen zusammengesetztes Linsen- system, an den unteren Rand des inwendig geschwärzten Rohres r angeschraubt, o ist das Ocular in Form eines kurzen Cylinders, eingeschoben in das Rohr r. Die mit dem Fig. 8. f;2BSS< Kin zusammenKesetztes Mikroskop im Durclisclinitt. Ocular verbundene Sammellinse c möge vorläufig ausser Be- tracht bleiben. Der kleine Pfeil vertritt den Untersuchungs- gegenstand oder das Object und liegt auf einem Glas- streifen, dem Objectglase. Wird der Gegenstand mit einer dünnen Glasplatte bedeckt, so ist diese das Deck- glas. Das Objectglas hat eine Platte oder einen Tisch t zur Unterlage, Objecttisch genannt, welcher senkrecht unter dem Objective ein Loch hat. Das Objectglas liegt so auf diesem Tische, dass sich das Object gerade über dem Loche befindet, s ist ein hohlgeschlififener Spiegel, dem beim Gebrauch des Mikroskops eine solche Stellung gegeben wird, dass sein Brennpunkt über dem Objecte zu liegen kommt, oder mit anderen Worten, dass sich die von ihm 10 zurückgewoifenen Lichtstrahlen über dem Objecte durch- schneiden. Dadurch wird das Object beleuchtet, natürlich wenn dieses durchsichtig ist oder doch einen gewissen Grad von Durchsichtigkeit hat. Undurchsichtige Objecte werden durch besondere Vorrichtungen von Oben, z. B. durch einen Lieh erhühn' sehen Spiegel oder durch Linsen, beleuchtet. Diese wesentlichen Theile eines Mikroskops sind mit einer Säule mit Fuss in der Art verbunden, dass das Rohr oder der Tubus r in einer sich ihm dicht anschliessenden (federnden) Metallhülse gehalten wird, dass der Tisch t mit dem Objecte dem Objective oh beliebig genähert und der Spiegel s in Lagen gebracht werden kann, in welchen er das Object beleuchtet. Letzteres wird in der "Weise aus- geführt, dass man in das Ocular schauend den Spiegel gegen das Fenster oder ein Licht gekehrt so lange wendet, bis sich dem Auge ein helles Lichtfeld darbietet. Das Objectiv und das Untersuchungsobject müssen je nach Erforderniss der optischen Verhältnisse des Auges und des Objectivs einander genähert oder von einander entfernt werden können. Jedes zusammengesetzte Mikroskop hat hier- zu eigene Vorrichtungen, Einstellungsvorrichtungen. Man unterscheidet eine grobe und eine feine Einstel- lung. Die grobe besteht in Verschiebung und zwar darin, dass der Tubus r in der Hülse, die ihn hält, aus freier Hand auf- und abwärts geschoben wird. Man stellt hiernach das Object grob ein, wenn man den Tubus r in der Hülse lang- sam so lange abwärts schiebt, bis das Auge von dem Ob- jecte, welches über dem^ Tischloche liegt und von dem Spie- gel beleuchtet ist, ein undeutliches Bild gewinnt. Hierauf folgt die feine Einstellung des Objectes, d. h. der Object- tisch wird um unbedeutende Distanzen dem Objective oder das Objectiv dem Objecte näher gerückt oder von demselben ent- fernt, bis das Auge ein scharfes Bild des Objectes erblickt. Diese letzteren Bewegungen geschehen vermittelst eines Schraubengetriebes , Mikrometerschraube genannt. .11 welches entweder den Tisch unverändert in seiner horizon- talen Lage hebt und senkt, oder der Tisch besteht aus zwei übereinander liegenden Platten, welche beide an der einen Kante durch eine angenietete Leiste fest mit einander ver- bunden sind, die obere Platte kann aber durch ein auf der entgegengesetzten Kante der Nietung befindliches Schrauben- getriebe gehoben und gesenkt werden; oder endlich der Objecttisch sitzt beweglich wie eine Klappe an der Säule des Stativs und ist unterwärts mit einer Hervorragung ver- sehen, gegen welche ein Schraubengetriebe stösst, so dass . durch letzteres der Tisch gehoben werden kann. In den beiden letzteren Fällen wird der Tisch in eine schiefe Ebene verlegt, was sich allerdings für den vorliegenden Zweck theoretisch nicht vertheidigen lässt, in der Praxis aber völlig genügt. Bei den grösseren Mikroskopen geschieht die grobe Einstellung in der Regel durch Zahn und Trieb, wodurch der Tubus sammt seiner Hülse auf- und abwärts geschoben werden kann, die feinere aber in vorher angegebener Weise, oder es befindet sieh ein Schlitten am Tubus, welcher durch eine Mikrometerschraube und Feder gehoben und gesenkt wird, Ueberhaupt soll sich an jedem besseren Mikroskope unter allen Umständen eine feinere Einstellungsvorrichtung befinden. Bei den kleineren und billigeren Instrumenten ist man gewöhnlich nur auf eine grobe Einstellung angewiesen. Wie bereits gesagt ist, entsteht das zusammenge- setzte Mikroskop aus dem einfachen Mikroskop, wenn man dem Objectiv oder dem Linsensystem (einem aus 2 oder 3 Linsen combinirten Objectiv) einen Tubus mit Ocular auf- setzt. Diese Zusammensetzung bietet jedoch so viele Un- vollkommenheiten und Mängel, dass sie Verbesserungen er- fordert, um brauchbar zu sein. Die beiden hauptsächlichsten Unvollkommenheiten sind die sphärische und chroma- tische Aberration. Unter Oefi'iiungswinkel oder Oeffnung einer Linse 12 versteht man den Winkel, welcher sich aus ihrem Brenn- punkte mit den beiden Enden des Linsendurchmessers er- Sphärische Aberration. giebt. xrv ist der Oeffnungswinkel. So lange der Oeflf- nungswinkel der Linse klein ist, gelangen die Rand- und Centralstrahlen in einem Punkte zur Vereinigung. Ist er aber grösser, so vereinigen sich die um und durch das Centrum der Linse gehenden Lichtstrahlen (c, e, d) in dem Brenirpunkte jR, während die am Rande durchgehenden Strahlen eine stärkere Brechung erfahren und schon in r ihren Brennpunkt erreichen. In Folge dieser stärkeren Ab- weichung der Randstrahlen und der sphärischen Aber- ration (Abweichung der Strahlen wegen Kugelgestalt der Linse) sehen wir das Bild eines Körpers, welches mit der Linse aufgefangen wird, in i?, aber nicht deutlich und scharf, sondern von einem durch die Randstrahlen der Linse erzeugten Bilde undeutlich umschimmert. Bringt man die Randstrahlen durch eine Blendung, z. B. durch einen Blech- ring B in Wegfall, so wird das Bild in i2 deutlich. Eine solche ringförmige Blendung zur Beseitigung der Randstrahlen finden wir jetzt in den Mikroskopen immer und zwar im Ocular angebracht, wie in Fig. 8 mit hh angedeutet ist. Zuweilen findet man ausserdem noch in dem Tubus eine ähnliche Blendung. Ein Stiahl des weissen Lichtes wird beim Durchgang durch eine Sammellinse nicht als Ganzes gebrochen, söhdern in verschiedene farbige Strahlen zerlegt, welche eine ver- 13 schiedene Ablenkung in der Richtung der Brecliungsebene erleiden. Der violette Strahl i (Fig. 10) wird stcärker ge- Fig. 10. Chromatisehe Aberration. brechen als der rothe h. (Zwischen i und h liegen die übri- gen farbigen Strahlen des Spectrums.) Daher erscheint der Gegenstand nicht nur nicht scharf begrenzt, sondern auch farbig umsäumt. Diesen Uebelstand der chromatischen Aberration zubeseitigen, gebrauchtman achromatische Linsen, d. h. solche, bei welchen die verschiedenen farbigen Strahlen in nur einem Brennpunkte zusammenfallen. Man combinirt dergleichen Linsen aus verschiedenem Material, wie z. B. aus Krön- (Crown-) und Flintglas, weil bei verschie- denen strahlenbrechenden Medien Brechungsv^rmögen und Farbenzerstreuung einander nicht parallel gehen und Linsen aus zwei verschiedenen Medien sich in der Art combiniren lassen, dass die rothen und violetten Strahlen genau im mittleren Brennpunkte der Linse zusammenfallen. In der nachstehenden Fig. 11 ist eine Sammellinse [s) mit einer Doppellinse. Zerstreuungslinse iz) verbunden, s ist das Kronglas, z das Flintglas, beide zusammengekittet durch Canadabalsam. Eine solche engere Combination zweier Linsen wird Doppel - linse genannt. Sie kann nicht nur fast achromatisch ge- u macht werden, sie erlaubt auch, wenn sie aus einer Sammel- linse und einer Zerstreuunp;slinse zusammengesetzt wird, die sphärische Aberration abzuschwächen. Die Linsen in den Objectiven sind immer bei guten Mikroskopen in der Art combinirt, dass die Aberration der einen Linse zu der Cor- rection der entgegengesetzten Aberration der anderen Linse dient. Ein vollständiger Achromatismus der Linsen ist übrigens nicht zu erreichen. Ist die Vereinigung der rothen und violetten Strahlen in einem Brennpunkte erzielt, so ist dies nicht der Fall für die anderen farbigen Strahlen, welche zwischen jenen liegen. Daher erhält man bei achromatischen Doppellinsen Bilder, an deren Rändern Spuren der mittleren Farben sichtbar sind und welche einen grünlichgelben Ton haben. Weil diese Farbe dem Auge weniger angenehm ist, als lichtblau, so giebt man in den Objectivlinsen der Flint- glaslinse ein geringes Uebergewicht, wodurch der Rand des Bildes von einem zarten hellblauen Saume umfasst wird. Eine solche Doppellinse nennt man über verbesserte, dagegen heisst diejenige, welche Bilder mit einem röthlichen Saume giebt, unterverbesserte. Eine Doppellinse, bei welcher im möglichst erreichbaren Grade die sphärische und chromatische Aberration aufge- hoben ist, heisst eine aplanatische. Es sind zwei Methoden in der Combination der Objec- tivlinsen gebräuchlich. Nach der älteren sind die einzelnen Doppellinsen mit 1, 2, 3, 4 etc. numerirt, und sie werden so auf einander geschraubt, dass 1 und 2, 1 und 2 und 3, 2 und 3 und 4 etc. Linsensysteme bilden.- Jetzt verbinden die Optiker die Linsen zu fest zusammenhängenden Syste- men, in welchen die Linse mit der kleinsten Oeffnung zu Unterst, die anderen Linsen je nach der Zunahme ihrer Durch- messer darüber folgen. Durch diese letztere Zusammen- setzung der Linsensysteme und durch Verwendung aplanati- scher Linsen erreichen unsere jetzigen Mikroskope jene pe- netrirende oder resolvirende Kraft genannte Eigen- 15 Schaft,* durch welche bei möglichst grossem Oeffnungswinkel die feinsten Details, wie Strichelchen und Pünktchen, sehr minutiöser Objecte, wahniehmbar werden, z. B. die Längs- und Querstreifen auf den Schuppen der Schmetterlinge. Ist nun das zusammengesetzte Mikroskop schon durch achromatische Linsen und durch Blendung bedeutend ver- bessert, so ist dennoch das Gesichts- oder Sehfeld (die mit dem Ocular zu übersehende Fläche) zu klein und zu dunkel, und das Bild zeigt sich dem Auge in einer krummen Fläche. Zur Beseitigung dieser Uebelstände ist dem Ocular eine zweite Linse, Collectivlinse oder CollecÜT genannt, in einer Fig. 12. 0 Object. Für die Untersuchung des Schweinefleisches empfiehlt sich das Hager'sche Compressor-Mikroskop , welches weiter unten durch Abbildung vergegenwärtigt ist. 33 Bei vielen mikroskopischen Untersuchungen kann man auch wohl ohne diese Quetschvorrichtungen zum Ziele ge- langen. Dadurch, dass man das Deckglas mittelst der Finger gegen Object und Objectträger drückt, kann man sich allerdings helfen, doch nach dem Aufhören des Druckes löst sich das Deckglas oft wieder ab, und zwischen dieses und Object tritt eine Luftschicht, die sehr störend für die Beobachtung ist. Ein bequemes Hilfsmittel, den Druck per- manent zu machen, erhält man in einem solchen Falle, wenn man auf beiden Seiten des Objectes (natürlich in einiger Entfernung von diesem) etwas weichgeknetetes Harz- pflaster {Ceratum Besinae Pini Burgundicae*) oder eine Mischung aus Wachs und Terpentin, die klebend wirkt, anbringt. Klemmfeder auf dem Objecttisch. Um das Object unter dem Objective unverrückt zu er- halten, findet man häutig auf dem Objecttische zwei einfache messingene Klemmfedern oder F e der klamm er n (ä) be- festigt, welche auf das Objectglas (o) gehoben dieses gegen den Objecttisch (t) drücken. Diese Federklammern dürfen natürlich da nicht fehlen, wo das Mikroskop zum Ueber- legen eingerichtet ist, um sitzend in dasselbe zu sehen. Im Uebrigen haben sie häufig eine solche Einfügung und Länge, dass man sie auch an Stelle des Compressoriums benutzt. Ein für manche Mikroskopiker, die nicht Zeichner sind, wichtiger Nebenapparat eines Mikroskops ist ein Zeichnen- prisma, eine Vorrichtung, um das mikroskopische Bild auf einem Blatte Papier neben dem Mikroskope zu entwerfen, und dort seine Umrisse mit der Spitze eines Bleies zu um- *) Ist in der Apotheke zu kaufen. Hager, Mikroak. 6. Auflage. 34 ziehen. Die gebräuchlichsten Vorrichtungen sind die Zeichnen- prismen von KacJiet, von Nohert, von Oberhäuser. Zur Er- kläning der Zeichnen Vorrichtungen diene Folgendes: Stände die Glasplatte gl in einem Winkel von 45" zur Axe des Auges, so würden die Strahlen des Objectes o, welche mit der Glasplatte gleichfalls einen Winkel von 45*^ bilden, in der Richtung nach dem Auge reflectirt werden und dieses Pig. 29. Würde das Bild des Objectes also in einer Richtung sehen, welche mit der Richtung des Objectes einen rechten Winkel bildet. Ist m (Fig. 29) das Mikroskoprohr und pp ein Blatt Fig. 30. 35 Papier, so wird das Auge, weil die Durchsichtigkeit der Glas- platte gl es gestattet, das Bild in o auf dem Papier wahr- nehmen. Man sagt in diesem Falle, das Bild wird projicirt. Bringt man aber in dei-selben Höhe der Glasplatte gl ein Glasprisma P an (Fig. 30), und o sei das Object unter dem Objective des senkrecht stehenden Mikroskops, gl die in einem Winkel von 45" zur Axe des Auges gestellte Glas- platte über dem Ocular, so sieht man das Bild in o' auf pp projicirt, indem Object und das projicirte Bild in demselben Gesichtsfelde wahrgenommen werden. Hierauf beruhen die erwähnten Zeichnenprismen, von welchen das in nachstehender Fig. 31 abgebildete ^acÄef sehe das gebräuchlichste ist. An Fig. 31. >'kchet'8 ZeichnenpriHma. dieser Vorrichtung ist an Stelle der Glastafel gl (Fig. 30) ein Prisma gelegt, und das andere Prisma ist um seine Axe beweglich, um die reflectirende Fläche desselben unter ver- schiedene Winkel zu stellen. Der Gebrauch der Vorrichtung ergiebt sich von selbst, sobald man sie mittelst des Ringes auf das Ocular aufgesetzt hat. Wer einige Hebung nicht scheut und es gelenit hat, mit dem einen Auge in das Mikroskop zu sehen und das andere dabei geöffnet zu halten, kann sich eine Camera lucida da- durch ersetzen, wenn er mit dem linken Auge in das Mi- kroskop und zugleich mit dem rechten Auge auf ein neben dem Mikroskop liegendes Stück schwach gelblichen, gi'ün- 36 liehen oder schwach beschatteten weissen Papiers blickt. Er findet dann nach einigen Augenblicken das Gesichtsfeld und Papier auf einander projicirt, und kann die Umrisse des Bildes auf dem Papiere mit Blei umziehen. Natürlich ist hier eine öftere Uebung die beste Lehrmeisterin. Nachdem die Theile, aus welchem ein Mikroskop con- struirt wird, besprochen und nach ihren Zwecken erklärt sind, mögen hier die Abbildungen zweier Mikroskope (Fig. 32 und 33) aus der Werkstatt der Optiker Franz Schmidt Fig. 32. Kleines zusammengesetztes Mikroskop ('s Grösse). 0 Ocnlar, r Tnbns, oh Otjectiv, t Übjecttisch, h Blendscheibe, « Spiegel, / Fnss, m Mikrometerschranbe. 37 und Haensch in Berlin, einen Platz finden. Das Modell des Mikroskops Fig. 32 entspricht dem kleinen Schiek'sd\%n. Es hat einen schweren Metallfuss, das Uebrige daran ist aus Messing sauber gearbeitet, die Linsen sind achromatisch, die Bilder scharf, das Lichtfeld hell, überhaupt sind die optischen Verhältnisse daran äusserst correct. Die grobe Einstellung wird durch Auf- und Abwärtsschieben des Rohres oder Tubus in der Hülse, die feinere durch die unten links befindliche Mikrometerschraube, welche den Objecttisch in eine schiefe Ebene legt, bewerkstelligt. Als Blendvorrich- tung befindet sich eine Drehscheibe unter dem Objecttische. Es kommen jetzt Mikroskope ähnlicher Form und Con- struction aus vei-schiedenen optischen Werkstätten zu Preisen von 80—50 Mark in den Handel. Gewähren sie Ver- grössemngen bis zum 350fachen, so reichen sie auch für den Gebrauch der Handelschemiker, Apotheker, Lehrer völlig aus. Ein nicht unwesentlicher Uebelstand ist, wie auch weiter unten noch erwähnt wird, dass man die Mikroskope stehend mit gekrümmtem Nacken gebrauchen muss. Durch einen hohen Stuhl, auf dem der Beobachter sitzt, und durch einen niederen Standpunkt, welchen man dem Mikroskope giebt, kann die Arbeit allerdings viel erleichtert werden, jedoch ist wohl einzusehen, dass ein Mikroskop noch weit bequemer zu handhaben ist, wenn man in gewohnter sitzender Stellung damit arbeiten kann. Ein Instmment zum Ueberlegen, um damit in gewöhnlicher sitzender Stellung zu arbeiten, ist das Mikroskop No. 4 der erwähnten Firma (siehe die Fig. 33 auf Seite 38). Dieses gehört nun schon zu den vollständi- geren Mikroskopen (Pi-eis 195 Rmk.) und hat eine solche Einrichtung, dass es mit den meisten etwa nöthig werdenden Hilfsapparaten, wie Polarisation, Zeichnenprisma etc. ohne Weiteres nachträglich versehen werden kann. Der Object- tisch ist um seine Axe drehbar, eine ganz vorzügliche Vor- richtung für schiefe Beleuchtung. Die grobe Einstellung Fig. 33. Zusammen^^osetztes Mikroskop zum L'ebcrlegen. 0 Ocular, r Tnbus, 06 Objectiv, t Objecttisch, 6 Blendcylinder , s Spiegel,/ Fuss, m Hikrometerschranbe. 39 geschieht durch Verschieben des Tubus in der Hülse, die feinere mittelst Cylinders und Mikrometerschraube am Tubus. Als Blendvorrichtung ist eine Cylinderblende vorhanden, die durch den unter dem Objecttisch befindlichen Schlitten seit- lich entfeiTit wird, wenn eine schiefe Beleuchtung in An- wendung kommt. 3 Oculare und 4 Linsensysteme ge- währen in ihrer Combination 20- bis 750malige Ver- gi-össerungen. Viele der aus Frankreich zu uns kommenden Mikroskope haben noch einen Trommelfuss, d. h. das selbständige Stativ, welches bei den deutschen Mikroskopen Fuss, Tisch und Tubus verbindet, ist bei den ft-anzösischen durch eine cylin- drische Trommel aus Blech ersetzt, welche für den Zutritt des Lichtes zum Spiegel einen freien Ausschnitt hat. Die obere Fläche der Trommel bildet den Tisch und ist durch einen schmalen Blechfoi-tsatz fest mit dem Tubus verbunden. Diese Art nennt man gewöhnlich Trommelmikroskope. Fig. 34. TaschenmikroBkop im Etui. Taschenmikroskope (französischen Fabrikats) sind seit circa 10 Jahren gleichfalls in den Handel gekommen, zu 40 Preisen von 12 — 27 Rmk., ohne dass jedoch bei diesem ver- schiedenen Preise in dem optischen Werthe eine bemerkens- Fig. 35. AnfgesteUtes Tagehenmikroskop. werthe Verechiedenheit zu erkennen wäre. Das sauber ge- arbeitete Etui {de, Fig. 34) ist 12 Ctm. lang, 3,5 Ctm. hoch. Darin liegt fest das kleine Mikroskop, an welchem nichts weiter fehlt, als die feinere Einstellungsvorrichtung. Die Einstellung geschieht durch Vei-schiebung des Tubus, sie ist übrigens leicht und bietet keine Schwierigkeit. Durch ein am unteren Ende des Stativs (g) befindliches Gelenk lässt sich das Mikroskop niederlegen und der Fuss (f) dem Stative parallel stellen. Der in einer Gabel hängende Spiegel (s) ist concav und um seine Axe drehbar. Der Tisch (t), welcher etwas sehr klein ist, hat zwei festsitzende Federklammern. Die Vergrösserungen reichen bis zum 50- bis öOfachen. Die Bilder sind klar und befriedigend scharf. Da diese Taschenmikroskope fabrikmässig dargestellt werden, so kom- men darunter natürlich auch einige wenig brauchbare Exem- plare vor. Diese muss man selbstverständlich nicht kaufen. 41 Ein Fehler an diesen Taschenmikroskopen, welche für wandernde Botaniker und Naturforscher, sowie für den Hausgebrauch ganz zweckmässig sind, ist der zu kleine Objecttisch. Compressor-Mlkroskop. Dieses ist hauptsächlich für den Fleischbeschau construirt, es eignet sich aber auch sehr gut für die mikroskopische Untersuchung der vegetabilischen Gewebe. Es ist ein Mikroskop in Verbindung mit einem Compressorium. Letzteres besteht in einem Metallringe {c Fig. 36), welcher durch eine Metallfeder (/") auf den Ob- Fig. 36. Hager'H piitfutirtrs Coinprcfigor-MikroHkop. c Qnetschring, / Drnckfeder, d Drackhebel. 42 jecttisch aufgedrückt wird. Durch einen Druckhebel (d) kann der Metallring beliebig gehoben werden. Das weiche Object (eins oder mehrere) wird zwischen 2 Objectgläser gegeben und zwischen den gehobenen Ring und den Object- tisch geschoben, der Ring dann sanft auf die Gläser nieder- gelassen. Um die Objectgläser zu schieben, wird der Ring entsprechend gehoben*). Polarisationsmikroskop. Das mikroskopische Bild im polarisirten Lichte zu be- trachten bietet manche Vortheile für den Naturforscher, dem Dilettanten eine angenehme Unterhaltung. Im polarisirten Lichte entwickeln sich in dem Bilde Zeichnungen, welche beim gewöhnlichen Lichte nicht zum Vorschein kommen. Jedes Mikroskop lässt sich in ein polarisirendes umwandeln. Das beste und vollkommenste Mittel hierzu sind zwei Nicol'sche Prismen (aus dem doppelt lichtbrechenden isländischen Kalk- spath), welche man in Messingrohre eingeschlossen (Fig. 37) Fig. 37. rs^ Ifieol'sches PriBma. mit dem Mikroskop in der Art verbindet, dass man (nach TaTbot) das eine Prisma als Polarisator unter den Ob- *) Das Compressor-Mikroskop mit Objectiven mit 50 — SOOfacher Vergrösserung kann vom Optikus Messter, Berlin, SW. Friedrichs- strasse 99, bezogen werden. 43 jecttisch zwischen Object und Spiegel, das zweite als Ana- lysator über das Ocular stellt. Diese Anordnung macht jedoch das Sehfeld beträchtlich kleiner. Besser ist es (nach Chevalier) ^ den Analysator entweder unmittelbar über dem Objectiv einzustellen, oder noch besser (nach Harting) an den untersten Rand des Ocularrohres anzusetzen. In jedem dieser Fälle müssen die Axen der Prismen mit der optischen Axe des Mikroskops in einer Linie liegen. Zum Gebrauch werden die beiden Nicols so gestellt, dass ihre Polarisations- ebenen mit einander parallel laufen, also das Sehfeld er- leuchtet ist. Stehen die Polarisationsebenen rechtwinkelig auf einander, so ist das Sehfeld dunkel. Dreht man den Polarisator (oder auch den Analysator) um einen Winkel von 90", so erfolgt abwechselnd ein helles und dunkles Seh- feld mit dazwischen liegenden lichttragenden Uebergängen. Je dunkler und je heller sich das Sehfeld zeigt, um so voll- kommener ist die Polarisation. Ist die gegenseitige Stellung der Nicols gleich 90 oder 270<', so zeigt das Gesichtsfeld das Minimum der Helligkeit, dagegen bei O*' und ISO*» das Maximum derselben. Zur Beleuchtung wählt man hierbei gern helles Sonnenlicht oder Lampenlicht. Das Bild des durchsichtigen Objectes zeigt sich bei diesen Drehungen in allen Farben, aus denen das weisse Licht zusammengesetzt ist, und in dem Punkte, wo die Flächen der Prismen unter sich parallel laufen, also das Sehfeld hell ist, zeigt das Ob- ject die complementäre Farbe zu jener, die es im schwarzen Sehfelde zeigt. Sehr dünne und durchsichtige Objecte, denen das depolarisirende Vermögen abgeht, soll man auf Quarz-, Gyps- oder Glimmerblättchen legen, welche sich in den vei"schiedenen lebhaften Färbungen zeigen und dadurch das Object in einer anderen Farbe sichtbar machen. Solche polarisirende Platten aus Glimmer, Quarz, Selenit sind, in Messingring gefasst, dem Polarisationsmikroskope beigegeben, mit der Einrichtung, sie oben auf den Polarisator aufzu- schrauben. Während der Polarisation ist grelles Licht vom 44 Objecttisch fern zu halten. Der Gebrauch der Vorrich- tungen, das eine der Prismen zu drehen, ergiebt sich von selbst, wenn man sie an dem Mikroskop antrifft. Ist der Analysator an den unteren Rand des Ocularrohres angesetzt, so dreht man das Ocular um seine Axe, steht er über dem Objectiv, so muss man den Polarisator mit den Fingern drehen, wenn eine für diesen Zweck geeignete mechanische Vorrichtung nicht vorhanden ist. Fig. 38. Stärkemehlkörnclien im polarlsirten Licht. Ein dnnkles Kreuz darchzieht die Schiebten vom Kerne, dem organischen Centrum, aus. Es giebt Substanzen, welche die Polarisationsebene ent- weder nach rechts oder nach links drehen. Wenn man eine solche Substanz in ihrer Lösung in einem Polari- sations- Apparate bei gelbem Lampenlichte betrachtet, und man muss den Analysator, um sie zuerst grün, dann blau und endlich roth gefärbt dem Auge erscheinen zu lassen, von der rechten zur linken Seite um seine Axe drehen, so 45 nennt man die Substanz rechts drehend oder man sagt, sie dreht die Polarisationsebene nach rechts, im entgegengesetzten Falle bei Drehung des Analysators nach links ist die Substanz linksdrehend oder man sagt, sie dreht die Polarisationsebene nach links. Im Falle die Substanz die Polarisationsebene nicht verändert, so heisst sie optisch inactiv. Rechtsdrehend sind z. B. Rohrzucker, Traubenzucker (Glykose), Harnzucker, Dextrin, Kampfer (in weingeistiger Lösung). Links drehend sind z. B. Levulose, Gummi, Terpen- tinöl, Citronenöl, Kirschlorbeerwasser. Das Drehungsvermögen ist bei den verschiedenen Sub- stanzen auch ein vei"schieden gi-osses und die Grösse des- selben ist für eine Substanz meist charakteristisch. Des- halb hat man in neuerer Zeit das Polarisationsmikroskop zur Bestimmung des Zuckers in seinen Lösungen, besonders des Harnzuckers im diabetischen Harn benutzt. Der Optiker Wasserlein in Berlin liefert zu diesem Zwecke Instrumente, welche als Mikroskop und als Sacchari- meter verwendbar sind. Ein solches Instrument ist in der Abbildung Fig. 39 vergegenwärtigt und wird in folgender Weise gehandhabt. Nachdem die Cylinderblende aus dem Objecttisch (t) herausgenommen und dafür der Polarisator eingesetzt ist, entfernt man das Mikroskoprohr sammt Ocular und Objectiv und setzt in den Tubus (r) das Saccharimeter- rohr (sr) so ein, dass es mit seinem unteren Ende auf dem Polarisator (p) dicht aufsteht. Das Saccharimeterrohi- hat an seinem oberen Ende seitlich eine im rechten Winkel an- gesetzte feststehende metallene Halbscheibe {sk\ auf welcher sich die Skala befindet, die in ihrer Mitte 0" und sowohl nach rechts und links 30 Grade zählt. Hierauf setzt man den Analysator (a ä) auf, sieht in das Instrument hinein und stellt den Spiegel (s) in derselben Weise wie für mikro- skopische Betrachtungen, setzt dann den am Analysator 46 sitzenden Nonius (w) unter Drehung des Analysators so ein, dass die mittlere Theilung des Nonius genau mit dem 0^ der Skala zusammenfällt, und dreht den Polarisator nach Fig. 39. Mikroskop in ein sacdiai-imctrisches Instrument rerwandelt. (Nach Wasserlein.) rechts oder links um seine Axe, bis das Auge den so- genannten neutralen Punkt erreicht, an welchem beide Hälften des Gesichtsfeldes gleichmässig intensiv und gleich- farbig (z. B. blau) erscheinen. Ist das Polarisations-In- 47 strument in dieser Weise eingestellt, nimmt man den Ana- lysator ab, schiebt in das Saccharimeterrohr den mit klarer Zuckerlösung oder geklärtem Harne total gefüllten (20 Ctm. langen) Glascylinder (g) ein und setzt, den Analysator ■wiederum so auf, dass der mittelste Theilstrich des Nonius mit dem 0" der Skala zusammenfällt. Der Analysator wird nun nach rechts oder links um seine Axe gedreht (bei diabetischem Harne nach rechts) bis das Auge wiederum den neutralen Punkt, d, h. die vorhin erreichte gleiche In- tensität und Färbung auf beiden Hälften des Gesichtsfeldes, beobachtet. Der Nonius wird nun eine andere Stellung zur Skala haben und sein mittelster Theilstrich zeigt direct den Grad an, dessen Zahl den Procentsatz Zucker in der an- gewendeten Lösung angiebt. Die Beobachtung geschieht am besten bei dem Licht einer Petroleumflamme. Der Glas- cylinder ig) muss total gefüllt sein, so dass nach dem Ver- schluss mit dem Deckel oder Kopfe {k) sich auch nicht das geringste Luftbläschen darin vorfindet. Zur Verhütung dieser Luftblase macht man den Glascylinder übervoll, be- vor der Deckel aufgeschraubt wird. Damit das Ueber- laufende alsbald aufgesogen werde, hält man den Glascylin- der mit Fliesspapier umwickelt. Behufs nöthiger Klärung der zuckerhaltigen Flüssigkeit versetzt und schüttelt man diese mit fiisch gefälltem Thonerdehydrat, welches noch etwas feucht ist, oder etwas Bleiessig und filtrirt alsdann, ein Erwärmen möglichst vermeidend. Die Skala, hier nicht in 360, sondern in 180 Grade getheilt, zeigt den Glykose- oder Traubenzuckergehalt direct an. Rohi-zucker hat ein anderes Drehungsveiinögen. Es verhält sich dieses zu dem der Glykose wie 75:100. 48 Ankauf und Prüfung eines Mikroskops. Wer sich ein Mikroskop anschaffen will und davon keine Kenntniss hat, möge sich einem Kenner oder einem renom- mirten Mikroskopenveifertiger anvertrauen und diesen mit den Arbeiten, welche er mit dem Mikroskop vorzunehmen gedenkt, sowie auch mit dem dafür verwendbaren Geld- quantum bekannt machen. Wer genöthigt ist, viel mit dem Mikroskop zu arbeiten, soll nie das billige Instrument kaufen, denn er zei*splittert damit das Geld, welches er später den- noch für ein gutes Mikroskop verwenden muss*). Dem- jenigen, welcher ein Mikroskop selbst kaufen will und keine genügende Kenntniss von diesem Instrumente hat, gebe ich den Rath, sich vorher eine halbe Stunde mit einem guten und theuren Mikroskop und besonders mit den schwächeren Vergrösserungen desselben zu beschäftigen, um dann sich aus den billigen Mikroskopen das ihm am besten scheinende herauszusuchen. Optiker, welche selbst Mikroskope bauen, haben gewisse Nummern für ihre Instrumente, die sie mög- lichst genau arbeiten und über deren Leistungen sie Rechen- schaft geben können. Das gute Instrument soll man nie bei einem unbekann- ten Optiker, der keine Mikroskope baut, suchen, überhaupt, lege man kein Gewicht auf marktschreierische Anpreisungen, sie mögen herkommen, von wo sie wollen, denn die Optiker, welche nur gute Mikroskope aus der Hand geben, haben sich bis jetzt jeder Marktschreierei sorgsam enthalten. Für den gewöhnlichen Gebrauch und für gröbere Unter- suchungsobjecte, wie Trichinen, Durchschnitte von Pflanzen- *) Sehr viele unserer deutschen Optiker gehen gern den Vertrag- ein, das von ihnen verkaufte billigere Mikroskop gegen ein grösseres und theueres später, wenn es dem Käufer beliebt, zu vertauschen und den für das billigere Mikroskop gezahlten Preis wieder als Zahlung anzunehmen. 49 theilen etc., mögen die kleinen, fabrikmässig construirten Mikroskope (sogenannte Dutzendmikroskope) ausreichen, wenn sie achromatisch sind, niemals aber sind diese Instru- mente zum Studium und zur Prüfung feinerer und zarter Objecte, wie sie in forensischen Fällen vorkommen, ver- wendbar. Objective für mehr als 300malige Vergrösserun- gen sind hier gemeiniglich nur lockende, aber völlig werthlose Zugaben. Der Nichtkenner lässt sich nämlich leicht durch die hohe Zahl der Vergrösserung , welche das Instrument bieten soll, zum Kauf verleiten, es liegt jedoch nicht der "Werth in dieser Zahl, sondern in der Schärfe und Deut- lichkeit des Bildes, welches es hervorbringt. Ein Mikro- skop mit einer 200mal vergrössernden Kraft bietet oft mehr als ein anderes mit 600maliger Vergrösserung. Was nützt ein stark vergrössertes Bild, was die feineren Details oder die wesentlichen Merkmale eines Objects undeutlich ent- wickelt? Dagegen ist ein scharfes Bild der kleineren Ver- grösserung weit unterrichtender. Für Aerzte, Apotheker, Thierärzte, Schullehrer, Botaniker genügen 40- bis 350fache Linearvergi-össerungen mit scharfen Bildern in allen ihnen etwa vorkommenden Fällen. Ist an dem Mikroskop die Vor- richtung zur schiefen Beleuchtung angebracht, so ist es um so brauchbarer. Der Natui-foi-scher gebraucht natürlich häufig sehr hohe Vergi-össerungen, dazu Mikrometer, NicoV- sche Prismen, Zeichnenprisma und anderes Beiwerk, welches Alles für Nichtnaturfoi-scher meist entbehrlich ist. Ob ein Mikroskop scharfe Bilder liefert, lässt sich am besten durch Vergleich mit einem guten Mikroskope er- kennen. Die auflösende oder resolvirende (penetrirende) Kraft oder das optische Vennögen*) eines Mikroskops wird *) Man pflegt das optische Vermögen des Mikroskops bestimmter als definirende und als penetrirende Kraft zu unterscheiden. Die definirende Kraft giebt Form und Umriss des Objectes scharf und Hager, Mikrosk. 6. Auflage. 4 50 durch gewisse Probeobjecte (Testobjecte) geprüft. Seit den letzten 20 Jahren sind die Mikroskope so vervoll- komninet worden, dass die früheren gebräuchlichen Probe- objecte jetzt nicht mehr gelten. Dagegen ist der Satz stehen geblieben: „Je schwächer die Vergrösserung eines Probe- objectes zu sein braucht, um dessen feinereDe- tails erkennen zu lassen, um so hesser ist das Mikroskop." Unkundige pflegen, wenn sie sich nach der Güte eines Mikroskops erkundigen, nur zu fragen: wie hoch seine ver- grössernde Kraft gehe. Dies ist leicht erklärlich, weil sie glauben, dass man die winzigen Objecto nur bei sehr starker Vergrösserung erkennen könne, und sie von der optischen Construction und der Bestimmung eines Mikroskopes eine unvollkommene oder unrichtige Vorstellung haben. Würde man ihnen zwei Mikroskope, ein solches mit geringen Ver- grössenmgen und sehr schaifen Bildern und ein solches mit sehr starken Vergi'össerungen zur Disposition stellen, sie würden sehr bald das letztere bei Seite werfen. Durch die in neuerer Zeit vorgeschrittenen Verbesserungen der Aber- rationen und die grösseren Oeffiiungen der Objective haben unsere jetzigen Mikroskope die älteren durchweg über- flügelt, so dass ältere zu 300 Rmk, den neueren zu 100 bis 120 Rmk. kaum gleich kommeo. Wie man weiss, tragen die Flügel der Schmetterlinge und die Haut vieler anderer Insekten kleine Schüppchen. Auf den Schüppchen der Schmetterlinge sieht man bei einer gewissen Vergrösserung Längsstreifen und bei einer gewissen noch stärkeren Vergrösserung auch Querstreifen, welche die Längsstreifen verbinden, und wenn die Vergrösserung zu bestiinint im Bilde wieder, die penetrirende dagegen entwickelt die Structurverhältnisse des Objects, z. B. Membranschichten, Zeichnungen der Diatomeenpanzer etc. 51 «inem hohen Graile gebracht wird, so lösen sich bei einigen Schmetterlingsschuppen diese Längs- und Querstreifen in Kügelchen auf, welche in geordneten Reihen stehen. Fig. 41. Fig. 40. a Schuppe Ton Hipparchia Janira, 60nial vergrössert, b ein Theil derselben bei 2Ü0mal. Vergröss., c dieQuerstreifungbei 600nial. Vergrösserang. a Plenrosima gangulatnni, 6 die Felder desselben bei 300faclier Vergr., c dieselben bei sehr starker Vergrösserang. Gewöhnlich legt der Optikus seinem Mikroskope mitt- leren Werthes die Schuppen der Hipparchia Janira als Probeobject bei, und er beweist die Güte des Mikroskops damit, wenn die Längsstreifen bei einer 60- bis SOfachen Vergrösserung, bei einer 180- bis 200maligen Vergrösserung auch die Querstreifen entwickelt werden. Für die grösseren Mikroskope wählt man jetzt häufig Diatomeen, unter denen Fleurosigma angulatum und Navicula Hippocampos angulata schwer zu entwickeln sind. Anfangs erscheint die Schale glatt und ohne Zeichnung, bei starker Vergrösserung (300- bis 350facher) und schiefer Beleuchtung werden quer und theils schiefe, sich kreuzende Linien sichtbar, welche bei der stärksten Vergrösserung und schiefer Beleuchtung sich zu zusammenhängenden 6eckigen Feldern mit heller Um- wallung auflösen. Das schwierigste Probeobject bietet Su- rirella Gemma. Diese Diatomee bildet eine elliptische Scheibe mit gröberen sichtbaren parallelen Querleisten, ü. OF iLL ua 52 welche von einem in der Mitte liegenden Kiele ausgehend in die Peripherie verlaufen. Zwischen diesen Querleisten, und zwar diesen parallel, erblickt man bei stärkeier Ver- grösserung feine Linien. Vermag das Mikroskop endlich die diese feinen Querlinien wellig durchschneidenden Längs- Fig. 42. Fig. 43. Sarlrella Oemma, circa 400mal vergrössert. Ein TheU der SnrireUa Gemma bei 1000— 1200facher Vergrösserung. linien zu entwickeln, so dass sich gleichsam ein Korbgeflecht dem Auge darbietet, dann kann man in der That mit der Leistung des Mikroskops zufrieden sein. Aehnlich steht es mit einem anderen Probeobject, der Grammatophora subti- lissima, an deren Kieselpanzer bei schiefer Beleuchtung sich Querlinien entwickeln lassen. Gebrauch des Mikroskops. Wer sich in den Besitz eines Mikroskops gesetzt hat, ohne vordem je damit beschäftigt gewesen zu sein, muss sich in das Wesen seines Instrumentes einstudiren. Die erete Uebung ist, die dem Instrumente beigegebenen Probe- objecte durch alle Vergrösserungen , bei hellem und bei schwachem Tageslichte, bei schiefer Beleuchtung, bei Lam- 53 penlicht zu betrachten, um über den Werth der vei-^chie- denen Lichteintlüsse eine Einsicht zu gewinnen. Dann nehme man Fasern der Baumwolle, der Wolle, der Seide, ■der Leinwand, Haare, lege sie auf das Objectglas und be- trachte sie trocken in allen Vergrösserungen und bei cen- trischer und schiefer Beleuchtung. Hierauf befeuchte man ■diese Objecto mit Wasser und betrachte sie aufs Neue. In gleicher Weise vei*suche man sich an Stärkemehlkörnern der verschiedensten Art. Nach solchen Uebungen gewinnt mau sehr bald eine gewisse Gewandtheit mit dem Instrument umzugehen, und man lernt es in seinen Leistungen kennen. Vor Allem ist es wichtig, den richtigen Grad der Be- leuchtung zu linden. Anfänger haben grosse Neigung, das gi-ellste Licht aufzusuchen , und ahnen nicht , wie sehr sie das Auge dadurch belästigen und ermüden. Im Allgemeinen stellt man das (gute) Mikroskop 2 bis 3 Schritt vom Fenster auf, selbst wenn auch der Himmel mit Wolken bedeckt ist. Liegt die Sonne auf dem Fenster, so stellt man das Mi- kroskop noch einige Schritte weiter zurück, doch immer so, dass das grelle Sonnenlicht nicht darauf fällt. Die Objeet- tischseite oder die vordere Seite des Mikroskops wird dem Fenster zugekehrt. Bei Benutzung des Lampenlichtes stellt man die Flamme ungefähr 1 Meter entfernt von dem Mi- kroskope auf. Man schraubt nun eines der Objective mit geringerer Vergrösserung an den Tubus, setzt das ent- sprechende Ocular auf und stellt den Tubus so hoch über den Objecttisch, dass zwischen Objectiv und Objeettisch circa ein freier Raum von 2 Fingerbreiten oder 3,5 Centim. bleibt. Nun sucht man das Licht. Man dreht und stellt, während man in das Ocular hineinsieht, den Spiegel so lange gegen das Tageslicht, bis sich dem Auge ein helles Sehfeld dar- bietet. Hierauf legt man das Objectglas mit dem in der Mitte liegenden Object trocken und frei oder mit einem Tropfen Wasser gemischt und mit einem Deckglase bedeckt über das Loch des Objecttisches , so dass sich das Object 54 pei-pendiculär unter dem Objectiv befindet. Dann schiebt man, unter Hineinblicken in das Ocular, den Tubus j^ejjen das Object sanft abwärts, bis sich von diesem ein undeut- liches Bild erkennen lässt. Nach dieser groben Einstellung geht man zur feineren über und hebt oder senkt, an der Mikrometerschraube drehend, den Objecttisch, bis man ein klares und scharfes Bild des Objectes erblickt. Nach der Beschauung dieses kleineren Bildes schreitet man zu einer stärkeren Vergrösserung, welcher man auch noch eine schiefe Beleuchtung zugiebt. Bei den stärksten Vergrösserungen benutzt man Drehscheibe oder Blendcylinder. Bei Anwen- dung der schiefen Beleuchtung wird die Blendvorrichtung bei Seite gestellt. Bei der Einstellung des Objectes ist zu bemerken, dass die schwachen Objeetive weiter entfernt von dem Objecte stehen müssen als stark vergrössernde, welche das Deckglas oft fast berühren und wegen ihrer kurzen Brennweite sehr dünne Deckglässer eifordern. Für Be- nutzung der am stärksten vergrössernden Objeetive giebt es besonders dünne Deckgläser, welche man von den Op- tikern bezieht. An finsteren Tagen und des Abends ist man genöthigt, bei der Lampe zu arbeiten. Da das grelle Licht der Lampe das Auge sehr angreift und gewöhnlich nicht die für die Beobachtung brauchbaren Bilder liefert, so soll man es auf irgend eine Weise schwächen. Entweder wendet man nur den ebenen Spiegel zur Beleuchtung des Objectes an, wenn ein solcher an dem Mikroskop vorhanden ist, oder man stellt die Lampe 0,6 — 1,0 Meter entfernt, oder man stellt zwischen Mikroskop und Lampe eine bläuliche Glasscheibe oder eine Glastafel auf, welche durch Abreiben mit feuchtem Schmir- gel matt gemacht ist. Ein Stück dünne alte Leinwand, dünnes paraffinirtes *) Velinpapier erfüllen denselben Zweck- Bei wenig durchsichtigen Objecten versucht man indess die *) mit Paraffin getränktes. 55 Beleuchtung' durch directes Lampenlicht. Beobachtungen mit polarisirtem Licht erfordern immer eine möglichst helle Beleuchtung und können hei Lampenlicht vorgenommen werden. Bei Gebrauch der stark -vergrössernden Objective hat man stets, wie schon früher angegeben ist, ein dunk- leres Sehfeld. Undurchsichtige Objeete werden von oben beleuchtet, entweder durch die für diesen Zweck vor das Mikroskop zu stellende oder über dem Objecttisch und seitlich daran vorhandene planconvexe Beleuchtungslinse mit grosser Brenn- weite oder durch ein Prisma. Die geeignetste Beleuchtungs- voiTichtung ist hier der Lieberkühn'sche Spiegel, ein Hohl- spiegel, welcher an das untere Ende des Objectivs angesetzt wird; man trifft ihn jedoch sehr selten an. Das Object, welches man beobachten will, darf nicht zu gi'oss und nicht zu dick sein, sondern klein und mög- lichst dünn. Dann soll man auch nicht zu viel des Gegen- standes, wie pulverige Köi-per oder Flüssigkeiten, auf das Objectglas bringen, sondern nur einige wenige Körner oder einen Tropfen. Will man das Object, wie es gewöhnlich geschieht, in Wasser, Glycerin etc. betrachten, so nimmt man mittelst eines Glas- oder Holzstabes einen Tropfen der Flüssigkeit auf, überträgt diesen Tropfen auf das Object- glas, wo sich bereits etwas des pulverförmigen Körpers be- findet, und mischt durch Rühren mit dem Stabe. Nachdem das Deckglas darüber gelegt ist, bringt man das Object unter das Objectiv. Chemische Flüssigkeiten (Reagentien), wie Salmiakgeist, alkalische Laugen, Säuren, Jodwasser etc. werden auf dieselbe Weise wie das Wasser mittelst eines Glasstabes auf das Objectglas übertragen, oder man lässt den Tropfen am Rande des Deckgläschens abfliessen und von hier aus sich mit der Flüssigkeit unter dem Deckglase vermischen. Statt des Wassers zum Benetzen der Objeete ist ver^ dünntes Glycerin, eine Mischung aus 70 Th. Glycerin, 56 15 Th. 90pi'oc. Weingeist und 15 Th. Wasser, zu empfehlen. Man hält dieselbe in einer kleinen Flasche, welche mit einem Korke, durch welchen ein Glasstab ge- steckt wird, vei"Schlossen ist Mit dem Glasstabe nimmt man die Flüssigkeit tropfenweise heraus, um sie auf das Objectglas zu übertragen. Diese Flüssigkeit erhält sich dauernd klar und trocknet nicht ein. Man kann daher die damit genässten Objecte mehrere Tage reserviren, um sie wiederholt unter dem Objective zu mustern. In Folge der dem Glase adhärirenden Luft, welche von einer wässrigen F'lüssigkeit nicht gelöst wird, bilden sich zwischen Objectglas und Deckgläschen Luftbläschen, welche man sich hüten muss, für ein mikroskopisches Object zu halten. Sie lassen sich an ihrer Scheiben- oder vielmehr Kugelform, ihrer völligen Durchsichtigkeit und dem gleich- Fig. 44. Fig. 45. O'^o ir.B Tergrösserte Lnftblaschen in einer Flüssigkeit auf dem Objectglase. Eine Uöhre als mikroskopisches Object. massigen dunklen breiten, scharf begrenzten Rande erken- nen. Dieser Rand findet sich auch an anderen Lufträumen in der Flüssigkeit, welche nicht Luftbläschen sind. Die Luftbläschen entstehen spärlich bei Anwendung jenes ver- dünnten Glyccrins oder einer Mischung aus Glycerin und Spiritus. Analog den Luftbläschen bieten hohle, röhrenförmige, mit Luft gefüllte, durchsichtige Objecttheile dunkele scharf- begienzte bandartige Ränder, welche einen hellen Streifen einfassen. Die Dicke der Schicht, welche das Object bildet, ist für das unbewaffnete Auge oft vei"schwindend klein, nicht aber für das in das Mikroskop schauende, besondei-s bei 57 Yir in dem mikroskopischen Bilde, was in anderen Ebenen liegt entweder nicht oder undeutlich und vei-schwommen. Hebt oder senkt man daher den Ob- jecttisch durch die Mikrometerschraube oder, was dasselbe sagt, verlegt man den Brennpunkt des Objectivs in eine andere Ebene des Objects, so erhält man das Bild dieser Ebene. Besteht das Object z. B. in einem Gemisch aus Wasser und pulverigen Substanzen von verschiedener Eigen- schwere, so kann man sehr wohl drei verschiedene Bilder erlangen und zwar von der oberen, der mittleren und der untersten Schicht, aus welcher das Object besteht. In dem Bilde der untei-sten Schicht wird man die Substanzen er- blicken, welche schwerer als Wasser sind, in der obersten diejenigen, welche leichter als Wasser sind. Hieraus folgt auch die Erklärung, warum das mikroskopische Bild im Allgemeinen nur die Flächenausdehnung des Objectes wieder- giebt, nicht aber die Dicke desselben. Das mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit ge- mischte Object zeigt häufig Bewegungserscheinungen, wenn es unter dem Objectiv beobachtet wird. Die Ursache ist zu- nächst das Bestreben der Flüssigkeit, sich in's Gleichgewicht zu setzen, was um so eher herbeigeführt wird, wenn der Tiscli, worauf das Mikroskop steht, eine wagerechte Stellung hat. Dann sieht man häufig aber auch, nachdem die Flüssigkeit längst in das Gleichgewicht gekommen ist, die mikrosko- pischen Theile in tanzender {Broicn's Molekular bewe- gung) oder nach verschiedener Richtung stattfindender Be- wegung (Molekularattractionsbewegung), welche keinen andern Gmnd zu haben scheint, als die gegenseitige Annäherung mehrerer Korkstücken, welche in einem Ge- fässe auf der Wasserfläche schwimmen. Ferner muss ein schraubenförmig gewundenes Object, welches sich vorwärts und zugleich um seine Axe dreht, den täuschenden Schein 58 einer Schlangenbewegung zeigen. Diese Erscheinung be.- obachtet man an mehreren Species der Algen aus der Fa- milie der Oscillariaceen {Vibrio, Spirochaeta, Spirulina, Spirillum etc. . Diese Bewegungsei-scheinungen sind erwähnt, um den Anfänger in mikroskopischen Beobachtungen vor der An- nahme freiwilliger Bewegungen oder thierischen Lebens an sonst todten Körpern zu warnen. Wirkliche Bewegungen infu- sorischer Thierchen, z. B, des Räderthierchens, die Flimmer- bewegung (Bewegung von Härchen, Fäden, Wimpern) an mikroskopisch kleinen Thierchen lassen sich leicht erkennen. Jevons bezeichnet jene Bewegungen mit Pedesis. Mit dem Maasse der Vergrösserung wächst scheinbar auch die Schnelligkeit der Bewegung. Würde ein kleines Object, z. B. ein Vibrio, bei 500facher Linearvergrösserung den Raum des Gesichtsfeldes in einer halben Secimde durch- schwimmen, so ist man verleitet anzunehmen, dass es sich fast pfeilschnell fortbewege, während es in Wirklichkeit iu derselben Zeit kaum 1 Millimeter weitergerückt ist. Schein- bar hat es in einer Secunde den Weg von 500 Millimetern zurückgelegt. Die Schnelligkeit der Bewegungen ist also hier wohl nach Zeit und Raum zu bemessen. Erwähnung verdienen die sogenannten Mouches volantes oder Scotomata (das Mückensehen) in Form rundlicher oder perlschnurähnlicher oder schlingenförmiger Bilder, welche im Sehfelde schweben oder darüber hinwegfiiegen. Sie ent- stehen durch das Auge selbst und zwar theils durch die schleimigen Absonderungen der Meibom'schen Drüsen, theils durch runde kleine Körperchen im hinteren Theile des Glas- körpers des Auges. Diese Mouches volantes geben keine Ur- sache der Besorgniss ab. Werden sie sehr lästig, so unter- bricht man das Sehen in das Ocular auf einige Augenblicke. Mit den chemischen Flüssigkeiten muss man vor- sichtig umgehen, weil sie, in Berührung mit den Metalltheilea des Instruments gebracht, diese leicht angreifen und verderben. 59 Die Säuren und Laugen greifen sogar das Flintglas der Objective an. Wenn man also mit Reagentien ariieitet, so soll dies nie ohne Deckglas geschehen. Wäre das Objectiv damit verunreinigt, so ist es sofort mit reinem Wasser abzuspülen. Wer viel und oft mit dem Mikroskope arbeiten muss und des Aus- und Einpackens desselben überhoben sein will, wird gut thun, es unter einer Glasglocke aufgestellt zur Hand zu halten, und zwar an einem trockenen Orte im Wohnzimmer. Das Mikroskop, welches aus einem kalten Zimmer herbeigeholt ist, kann nicht sofort gebraucht werden, denn Objectivglas und Ocularglas würden mit Feuchtigkeit beschlagen, letzteres durch die Ausdünstung des Mundes und des Auges. Man muss dann warten, bis es die mitt- lere Temperatur angenommen hat. An einen warmen Ort darf man es auch nicht stellen, denn die Kitt- und Canada- balsamverbindung an den Linsen würde leiden. Orte, an welchen Schwefelwasserstoffentwickelungen stattfinden, wie in chemischen Laboratorien, sind keine Aufbewahrungsorte, denn dieses Gas ist nicht ohne Einfluss auf den Bleigehalt der Linsen, auch schwärzt es die Metallfassung. Die Linsen werden, we^n sie bestäubt sind, mit einem weichen trockenen Haarpinsel oder durch sanftes Reiben mit feiner alter weicher Leinwand oder weichem Handschuh- leder klar gemacht. Das Stativ darf weder durch scharfe Putzsubstanzen, Wiener Kalk, Kreide etc., noch durch Ab- reiben mit Spintus gereinigt werden. Damit würde der Lack, mit welchem die Metalltheile überzogen sind, verloren gehen. Die Reinigung geschieht mit trockener, sehr weicher, feiner alter Leinwand und , wenn es nöthig ist , unter An- feuchten mit etwas Wasser. Man i-eibt damit nach dem Striche des Lackanstriches; nicht quer darüber hinweg. Wer diesen Rath nicht befolgt, raubt seinem Instrument das elegante Aussehen. In die Objective fällt nur zu häufig Staub und Schmutz, 60 welche im Sehfelde veigrössert zürn Vorschein kommen und bei der Beobachtung sehr störend wirken. Diese Staub- theile sieht man sofort am besten, wenn man durch das gegen das Licht gehaltene Objectiv und zwar von seiner unteren Seite (der Flachseite der Linse) aus blickt. Man schraubt es dann aus einander und reinigt die Gläser mit einem trocknen Pinsel. Sind keine besonderen Staubdeckel für die Objective vorhanden, so schliesse man ihre Oeffnung mit einem reinen glatten Korke. Das Auge soll man durch langes Sehen in das Mikro- skop nicht zu sehr ermüden, sondern öfter ausruhen lassen. Gut ist es, das eine und das andere Auge abwechselnd in dem Hineinsehen zu üben und dadurch beide Augen an die Anstrengung zu gewöhnen. Ferner ist es auch weniger an- greifend, wenn man das eine Auge offen hält, während das andere in das Instrument sieht. Man versuche sich daran zu gewöhnen. Ein gesundes Auge wird durch mikroskopi- sche Uebungen weder geschwächt, noch in seinem optischen Vermögen gestört, sondern nur ermüdet. Hütet man das Auge vor dem Einflüsse zu grellen Lichtes bei Beleuchtung der Objecte und gönnt man ihm öftere Ruhe, so wird es sogar für seine mikroskopischen Arbeiten gestärkt. Der Gebrauch des Mikroskops ist weder dem Weitsichtigen noch dem Kui-zsichtigen untei-sagt, der letztere ist sogar vor allen Anderen für mikroskopische Arbeiten befähigt, diejenigen jedoch, welche an Congestionen nach dem Kopfe leiden, dürfen sich auf angestrengte mikroskopische Arbeiten nie einlassen. Männer in den mittleren Jahren und ältere empfinden das Unbequeme und Lästige, anhaltend stehend mit abwärts geneigtem Halse und Kopfe oder wohl gar mit gekrümmtem Nacken am Mikroskop zu arbeiten. Wenn an dem Mi- kroskop die Vorrichtung zum Umlegen fehlt, so stelle man es auf einen genügend niedrigen Tisch, vor welchem man wenigstens sitzend in das Instrument blicken kann. Gl Darstellung mikroskopischer Objecte. Hierüber lassen sich in kleinem Rahmen schon wep:en der Mannigfaltigkeit der Körper und wegen der Verschieden- heit der Zwecke, wozu die Objecte dienen, keine ausführ- lichen Anweisungen geben. Wer darüber mehreres nach- lesen will, dem empfehle ich die in der Vorrede erwähnten Werke über das Mikroskop. Gewöhnlich eignet sich der Anfanger durch die Uebung die nöthige Technik und Um- sicht an, oft schneller als durch Belehrung aus den Büchern. Flüssigkeiten bedürfen selten einer besonderen Behand- lung. Von gi'össeren Körpern macht man sehr feine Schnitt- chen, Hierin liegt eigentlich die Kunst, dem Auge den innern Bau oder die organische Zusammensetzung der Objecte sichtbar zu machen. Das Object, was nicht genügende Durchsichtigkeit bietet, ist für ein Mikroskop nicht geeignet. Die Lichtstrahlen müssen von dem Objecte nothwendig zu dem Auge des Beobachters dringen. Sind die Körper hart und spröde, so weicht man sie in kaltem oder heissem Wasser, Spiritus, Glycerin, verdünnter Aetzlauge etc., je nachdem dies zulässig ist, ein, um sie weich zu machen. Dann schneidet man feine Schnittchen davon ab. Als Theilungs- und Schneideinstrument gebraucht man Doppel- messer (von Valentin, Gerher, Harting), Doppellancet- Fig. 46. « Talentin'sches Doppelmessci . ten, Doppelmeissel. Für den gewöhnlichen Gebrauch reichen ein oder zwei scharfe, lancettförmige Messer, Fig. 47. , , Lancettförmign Meuer. i/g Grösse. 62 ein solches mit dicker und ein solches mit dünnerer Klinge aus. Im Nothfall versieht ein Rasiermesser denselben Dienst. Nothwendig gebraucht man zwei Präparirnadeln, Nadeln aus Stahl mit eckigem Handgriff (Fig. 48), eine Fig. 48. Prapnrlrnadel. krumme Scheere, eine Pincette, einige gi'össere und kleinere Haarpinsel. Zum Zerschneiden harter Köiper zu sehr dünnen Schnitten wendet man eine Uhrfeder an, welche wie eine Säge aufgespannt ist. Fig. 49. Krumme Scheere. Das Messer (auch das Doppelmesser), womit man eine feine Schnitte eines weichen Köi-pers machen will, wird zu diesem Behufe vorher mit Wasser befeuchtet. Die Schnitte, welche sich beim Schneiden auf die Klinge des Messers schiebt , nimmt man mit einer Nadel, besser, wenn sie sehr zart ist, mit einem Pinsel auf und trägt sie auf das Object- glas. Kommt es nicht auf die Erhaltung der Gestalt des Objectes an, wie bei der Fleischfaser zur Untersuchung auf Tiichinen , so macht man die Schnitte bequemer mit der krummen Scheere, legt sie mittelst einer Nadel auf das Ob- jectglas und zerfasert oder breitet sie daselbst mit Hilfe der Präparirnadeln aus. Als Unterlage beim Schneiden mit dem Messer dient ein glattes Stück Korkholz (ein grosser Kork- 63 pfropfen) oder eine Scheibe aus Knochen. Das Reinigen oder Auswaschen zarter weicher Objecte (um sie z. B. von Salzen, Stärkemehl, Harz, Fett etc. zu befreien), vollführt man mittelst eines weichen Pinsels, der nach Art desWeg- zuwaschenden mit Wasser, Spiritus, Aether etc. getränkt ist. Ueberfltissige Flüssigkeit wird von dem Objectglase mittelst eines Streifens Fliesspapiei-s oder einer kleinen Pipette weg- genommen. Sind die Körper zu klein, um daraus Schnitten zu machen, so mischt man sie entweder mit einer Mischung aus gleichen Theilen feingepulvertem Gummi Arabicum und Wasser und lässt die Masse trocknen, oder man klebt den sehr dünnen Körper (wie Haare, Borsten) mit Gummischleim auf Korkholz auf. Das der Schnitte anhaftende Gummi wird mit Wasser weggewaschen. Weiche animalische und vege- tabilische Theile trocknet man bis zu einem gewissen Grade, macht dann Schnitten davon und weicht diese in Wasser wieder auf. Um einen animalischen weichen Körper starrer für den Schnitt zu machen, legt man ihn in Spiritus, anfangs in schwachen , später in stärkeren. Ein Erhärtungsmittel für animalische Theile ist eine dünne Lösung von Chromsäure, essigsaurem Kali, besondei^s aber von Chlorcalcium. Harte Pflanzentheile erweicht man durch Kochen mit Wasser oder durch Einweichen in schwacher Kalilauge oder tiltrirter Pottaschenlösung. Von harten Mineralsubstanzen in Stücken, welche Ueber- reste organischer Wesen enthalten, kratzt man kleine Par- tikel ab oder pulvert sie. Werden dadurch jene Ueberreste in zerbrochener Form erhalten, so kann man die Substanz in eine kochend heisse Glaubersalzlösung werfen und darin erkalten lassen. Wenn sie ein poröses Gefüge hat, so wird sie auf diese W^eise mürbe. Will man die Ei-scheinungen beobachten, welche che- mische Agentien auf Objecte ausüben, so pflegt man die 64 Lösung des Reagens mittelst eines Glasstabes an den Rand des Deckglases zu tragen, damit es durch Capillarität zwischen Deckglas und Objectglas eindringt. Soll das Reagens lang- sam J5um Object treten, so verbindet man einen Tropfen des Fig. 50. Reagens r (Fig. 50) mit dem Object o unter dem Deckglase durch einen leinenen oder baumwollenen Faden. Als Färbesubstanzen für Objecte eignen sich Lösungen von den verschiedenen Anilinfarbstoflfen in Weingeist oder in jenem S. 55 erwähnten verdünnten Glycerin; blauer Kar- min, gelöst in verdünntem Glycerin ; Oxalsäure Lösungen des Berlinerblau; rother Karmin, gelöst in verdünntem Salmiak- geist; eine Tinktur aus rothem Sandelholz und glycerin- haltigem Spiritus. Ist ein Object nun passend vorbereitet für die Beobach- tung, so wird es mit einem Deckgläschen bedeckt. Dadurch wird das Object vor äusseren Zufälligkeiten geschützt, die Flüssigkeiten können weniger verdunsten und, was die Haupt- sache ist, das Object wird dadurch in eine ebene Fläche ge- bracht. Das Maass des Druckes, unter welchem das Deck- glas aufgelegt wird, hängt von der natürlichen Beschaffenheit des Objectes ab. Die Vorrichtungen zur Ei-zeugung eines Constanten Druckes sind schon Seite 31 angegeben. Sie werden angewendet, wenn ein gleichmässiger Druck zwischen Daumen und Zeigefinger nicht ausreicht. In manchen Fällen wird man bei Flüssigkeiten und pulpösen Substanzen das Deckglas sanft hin- und herschiebend auf das Object drücken, um eine recht dünne Flüssigkeitsschicht zu erzeugen und 65 die Adhäsion des Deckglases an das Objectglas zu veiinehren, oder kleine Thierchen in ihren Bewegungen zu hindern, oder hohle Körper von nicht hohlen zu untei-scheiden. Bei Unter- suchung kleiner Wesen (Infusorien, Algen) legt man ein kleines Papierschnitzel oder eyien Seidenfaden unter das Deckglas, um den Druck auf das Object nicht zu weit zu führen. Dasselbe muss geschehen, wenn man die Bewegung der Säfte in zarten Pflanzentheilen (wie in den Wui*zelhaaren von Hydrocharis Morsus ranae L., den Haaren von Urtica etc.), welche mit Wasser unter das Mikroskop gebracht werden, beobachten will. Zarte sehr durchsichtige Objecte, welche das Licht zu wenig brechen, werden durch Färbung sichtbar gemacht und je nach ihrer natürlichen Beschaifenheit wendet man dünne Lösungen von Jod, Chromsäure, Eisenchlorid in Wasser an. Zur Darstellung der Jodlösung mischt man 1 bis 2 Tropfen Jodtinktur mit circa 150 Tropfen Wasser oder der bereits früher erwähnten Mischung aus 70 Theilen reinem Glycerin, 15 Theilen Weingeist und 15 Theilen Wasser. Um eine stärkere Färbung zu erzeugen, mischt man 2 bis 4 Tropfen Jod- tinktur mit 50 Tropfen Wasser und 50 Tropfen Weingeist. Um die Structur zarter und sehr durchsichtiger Objecte sichtbar zu machen, weicht man das Object einige Zeit in Farbstofflösungen, wie sie auf der vorhergehenden Seite an- gegeben sind, ein. Aufbewahrung mikroskopischer Objecte. Eine sehr wesentliche Angelegenheit des Mikroskopikers ist die, die Präparate in ihrem natürlichen Zustande ai^f- zubewahren. Die Vorbereitungen und Voi*sichtsmaassregeln hierzu sind natürlich je nach der Beschaffenheit der Objecte Hager, Hikrosk. 6. Anflage. 5 66 sehr verschiedene und sind auch abhängig von den Erfah- rungen des Mikroskopikers. Daher können hier nur An- deutungen gegeben werden. Eine Menge Objecte werden trocken aufbewahrt, wie Salzniederschläge, Kieselpanjer , Haare, Fisehschuppen , In- sektenschuppen, Gespinstfasei-n. Auf das Object legt man ein dünnes Deckgläschen und verklebt dieses und das Ob- jectglas mit einem Streifen bunten Papiers, welcher in der Mitte, wo das Object liegt, durchbrochen (ausgelocht) ist. Als Klebemittel gebraucht man einen dicken Schleim aus arabischem Gummi. Während des Verklebens hält man das Deckglas gegen das Object etwas angedrückt. Auf das Pa- pier schreibe man den Namen des Objectes. Trockene vegetabilische und animalische Objecte, welche noch einen solchen Feuchtigkeitsgrad besitzen, dass sie der Erzeugung von Algen oder Parasiten ausgesetzt sind, bringt man auf das Objectglas und bedeckt sie mit einem Tropfen einer Flüssigkeit aus 1 Th. venetianischem Terpentin und 100 Th. französischem Terpentinöl. Nachdem der Tropfen Flüssigkeit an einem staubfreien Orte abgedunstet ist, legt man das Deckglas auf und verklebt. Sehr viele Objecte, deren natürlicher Zustand von einem starken Feuchtigkeitsgrade abhängt, müssen in einer Flüssig- keit bewahrt werden, welche der Selbstentmischung nicht unterliegt, auf das Gefüge des Objectes nicht auflösend wirkt und der Bildung von Pilzen und Algen zuwider ist. Eine solche Flüssigkeit ist zunächst eine mit wenig Carbolsäure versetzte und dann filtrirte Lösung des reinen Chlorcalciums in der 5- bis 6fachen Menge verdünntem Glycerin, oder eine Lösung von 1 Th. hellem Leim in 2 Th. verdünnter Essigsäure. Zur Aufbewahrung in der Chlorcalciumlösung eignen sicli die meisten animalischen Substanzen, wie Infusorien, Mijjben, "Würmer, Zellsubstanz, Gehirn, Rückenmark, Haare, Schuppen etc., ferner ein sehr grosser Theil vegetabilischer Substanzen, jedoch darf man hier nicht übersehen, dass die 67 Lösung die Stärkemehlkörner anschwellt und durchsichtiger macht. Sollen diese also ihre natürliche Form bewahren, so darf die Chlorcalciumlösung nicht angewendet werden, dagegen aber verdünntes Glycerin (Mischung I). Als geeignete Flüssigkeiten für thierische und vegetabi- lische Objecte, welche sehr leicht der Vermoderung oder Fäul- niss unterliegen, oder welche im feuchten Zustande auf- bewahrt werden, sind folgende Mischungen oder Lösungen zu empfehlen: L Glycerin Spiritus dest. "Wasser IL 70 Glycerin 15 Spiritus 15 dest. Wasser Carbolsäure III. 100 Glycerin 100 50 dest. Wasser 80 50 Sublimat 1 3 IV. V. VI, Glycerin 50 Glycerin 100 Glycerin 100 Chlorcalcium 20 Kochsalz 10 dest. Wasser 100 dest Wasser 100 essigs. Alaunerde 5 Salzsäure 5 Spiritus 30 dest. Wasser 50 Sublimat 1 Diese nach Gewichtstheilen ausgeführten Mischungen werden entweder durch Filtration oder durch Absetzenlassen in verschlossenen Gefässen oder durch Klarabgiessen gereinigt. Die Objecte lässt man mehrere Stunden und länger in einer dieser Flüssigkeiten liegen, damit sie sich damit gehörig vollsaugen, oder man legt sie auf den Objectträger und giebt einen Tropfen der mit gleichviel Spiritus gemischten Flüs- sigkeit darauf. Dies wiederholt man nach dem Abdunsten, bis das Object genügend getränkt erscheint. Thierische Substanzen, welche leicht faulen, erfordern beispielsweise die Mischung IL, Blutkörperchen die Mischung III., gefärbte animalische Körper die Mischung V., kleine Thiere, Algen etc. die Mischung IV., die meisten Pflanzenpräparate die Mischung IL und IV., Stärkemehlkörner die Mischung I. 68 Färbungen mit Chromsäure sind bei Gebrauch dieser Mischungen nicht anwendbar, dagegen verträgt sich die Chromsäure mit wässriger Chlorcalciumlösung. Zur Fär- bung der Stärkemehle bedient man sich des Jodwassers oder einer Jodlösung, dargestellt aus 2 Th. Jod, 3 Th. Jod- kalium, 70 Th. Glycerin, 15 Th. Wasser und 15 Th. Spiritus. Flüssigkeiten und Mischungen zur Conservimng mikro- skopischer Objecte sind mehrere gerühmt: Dane empfiehlt ein Gemisch aus 4 Th. Glycerin, 2 Th. dest. Wasser, 1 Th. Gelatine ; Beah eine Verbindung des Glycerins mit Leim (das Gemisch wird vor der Anwendung erwärmt). Farrants gebraucht eine Mischung aus gleichen Theilen arab. Gummi, Glycerin und einer gesättigten wässrigen Lösung von ai-se- niger Säure. Die Goadhy'^zhQ Flüssigkeit {conserving liquor) wird bereitet aus Kochsalz 60 Gm., Alaun 30 Gm., Subli- mat 0,13 Gm., kochendem destill. Wasser 1300 Gm. und durch Filtration (sehr zu empfehlen). Pacini empfiehlt 2 Flüssigkeiten. I. Sublimat 1 Th., reines Chlornatrium 2 Th., Glycerin 13 Th., destill. Wasser 113 Th. IL Sublimat 1 Th., Essigsäure 2 Th., Glycerin 43 Th., dest. Wasser 215 Th. Mitunter werden trockene Objecte (wie Theile von In- sekten, Sporen, Pollen) in Canadabalsam , eine Tei-pentin- art, die sich auch durch einen klaren venedischen Terpentin ersetzen lässt, eingelegt. Ist der Terpentin zu dick, so ver- dünnt man ihn mit etwas Terpentinöl bis zur Dickflüssigkeit. Die Färbung der Objecte bietet manche Vortheile, in- dem einzelne Theile derselben sich mit dem Farbstoff ver- binden und dadurch für das Auge schäifer hervortreten. Geeignete Farbstoffe sind Indigocarmin (in Wasser klar lös- licher), Anilinpigmente, Blauholztinctur. 1 Th. Indigocarmin wird in 100 Th. destill. Wasser und 8 Th. Spiritus, 1 Th. Anilinpigmeute (Rosanilin) in einer Mischung von 100 Th. Spiritus und 100 Th. Wasser gelöst. Die Blauholz- (Cam- pecheholz-) Tinktur wird aus 1 Th. des kleingeschnittenen 69 Blauholzes, 20 Th. Spiritus und 30 Th. Wasser unter Mace- ration dargestellt. Jede dieser Pigmentlösungen muss durch Papier filtrirt sein. Davon setzt man zu je 100 Th. der oben angegebenen 6 Objectflüssigkeiten 3 — 5 Th. In letzterer Mischung kann das Objectstück eingeweicht werden, um es dann in der nicht gefärbten Flüssigkeit unter das Deckglas zu bringen. Um Objecte oder die Umrisse einzelner Theile derselben schwarz zu tingiren, befeuchtet man sie mit Höllensteinlösung (1 Th. Höllenstein in 30 Th. destill. "Wasser), wäscht sie nach Verlauf einer halben bis ganzen Stunde mit destillirtem Wasser ab und bringt sie mit den Flüssigkeiten I. oder H. unter das Deckglas. Die Flüssig- keiten HI. — VI. sind hier nicht verwendbar. Die Bedeckung mit Deckglas geschieht in folgender Weise. Das reine trockne Deckglas erfasst man an einer der Ecken mit einer sich selbst schliessenden Pincette, bestreicht den Rand der Fläche, welche dem Objecte zugewendet werden soll, in einer Breite von 2 bis 3 Mm. mit einem der unten erwähnten Lacke I. und IL, legt hierauf das Deckglas auf das mit einem Tröpfchen der Conservationsflüssigkeit bedeckte Object, fasst Deckglas und Objectträger zwischen Daumen und Zeigefinger der linken "ftlifffd, ohne jedoch zu drücken, trocknet den Rand des Deckglases und die daran stossende Umgebung auf dem Objectträger mit Fliesspapier ab und umzieht mittelst Pinsels den äusseren Rand des Deckglases mit einem breiten Striche Lack I. oder IL, so dass der Strich in seiner Breite zur Hälfte auf dem Deck- glase, zur Hälfte auf dem Objectträger ruht. Der Strich, welcher sehr schnell trocknet, wird sofort noch einmal mit Lack überzogen. Nach einigen Stunden giebt man einen dritten Ueberzug. Zuletzt giebt man einen Ueberzug mit dem Lack HL Bei jedem neuen Lacküberzuge streicht man um eine Zwirnsfadenbreite über die Grenze des trocknen Anstrichs hinweg. In vielen Fällen ist das Einlegen der Objecte in flüs- 70 sigen Leim anwendbar. Dieser ist besonders bequem, da er sehr durchsichtig ist, den Raum zwischen Deckglas und Objectglas gut füllt und das, was davon beim Druck des Deckglases über den Rand dieses letzteren heraustritt, schnell trocknet und hart wird. Dieser Rand wird mit einem ähnlichen Leim, der mit Chromgrün, Chromgelb, Schwarz etc. präparirt und gemischt ist, eingefasst. Ist diese Einfassung völlig trocken, so lackirt man sie mit Laek IIL oder besser mit dem Universallack (IV.). Bei der Darstellung mehrerer Objecte ist das Halten zwischen den Fingern sehr lästig und zeitraubend. Bequem sind dann die Objecthalter, von welchen man mehrere neben Fig. 51. Objecthalter (-,a Grösse). einander auf ein circa 8 Ctm. breites Brett mittelst Siegel- lacks aufgesetzt hat. Ein Objecthalter besteht aus 2 Korken (Fig. 51, a u. &), welche durch einen zweischenkeligen messingenen Draht gegen einander gedrückt werden. Der Kork a ist mit Siegellack auf das Brett d gesetzt. Die Löcher in den Korken, in welche man den Draht steckt, sind durch eine glühende Stricknadel vorgebohrt. Durch den Kork a geht der Draht in der ganzen Länge des Durch- messers des Korkes, in den Kork h reicht er nur zu 71 Vs der Länge desselben. Der Kork b wird nach der Grösse der Deckgläser gewählt und ist an der Fläche, mit welcher er auf dem Kork a steht, etwas ausgebuchtet, so dass er nur mit seinem Rande auf das Deckglas drückt, die Mitte des Deckglases also geringeren Druck erfährt. Die Dar- stellung dieser Vorrichtung ist keine schwierige. Jeder, wer dei*selben bedarf, kann sie sich selbst besorgen. Indem man den Kork b sanft hebt, schiebt man das Object darunter, vei*sieht es daselbst mit der Leim- oder Lackfassung etc. Flüssiger Leim. 10 Th. heller, klarer Tischler- leim werden in 10 Th. kochendem Wasser gelöst und noch heiss mit 10 — 12 Th. concentrirtem Essig (Äcidum aceticum tUlutum der Apotheken), sowie einigen Tropfen Carbolsäure versetzt. Sollte er nach dem Erkalten gela- tiniren, so macht man ihn durch Erwärmen wieder flüssig und setzt noch 1 bis 2 Th. oder soviel concentrirten Essig hinzu, bis er nach dem Erkalten flüssig bleibt. Der hellere Tischlerleim ist der sogenannten Gelatine vorzuziehen. Schwarzer Lackl. Nimm 1 Th. Leinölfirniss und 10 Th. Bernsteinkolophon {Colophonium Succini). In einem porcellanenen oder irdenen Töpfchen schmilzt man beides zusammen. Man nimmt das Gefäss vom Feuer oder von der Lampe weg und lässt es etwas abkühlen. Hierauf giesst man (vom Feuer entfernt) unter Umrühren mit einem eiser- nen Spatel in sehr kleinen Portionen nach und nach 15 Th. französisches Terpentinöl und nach einer Stunde, wo die Mischung ziemlich abgekühlt ist, 10 Th. Benzin hinzu. Das Ganze bringt man in eine trockene Flasche, worin sich 10 Th. zerstossenes Judenpech (reiner Asphalt) befinden. Man pfi-opft zu, stellt es einige Tage bei Seite und schüttelt öfter um. Ist der Lack zu dickflüssig, so verdünnt man ihn mit Teipentinöl. Statt dieses Lackes kann man auch gewöhnlichen Eisenlack anwenden. 72 Weisser Lack IL Mastix 10 Th., Dammar 4 Th., Sandarak 4 Th., sämmtlieh zerstossen, vened. Terpentin 1 Th., 20 Th. französ. Terpentinöl und 10 Th. Benzin werden in einer Flasche mehrere Tage öfter umgeschüttelt und hierauf die Lösung, nachdem die Flasche gut zugepfropft ist, zum Absetzen bei Seite gestellt. Der später klar ab- gegossene oder filtrirte Lack wird theils zum Gebrauch in einem Mörser mit trocknem Permanentweiss zusammenge- lieben, theils, wie er ist, aufbewahrt. Er giebt einen guten Glanz und besitzt viel Zähigkeit. Ist er zu dünn, so darf man nur das Gefäss, worin er ist, einen Tag geöffnet stehen lassen. Glanzfirn i SS IIL Sandarak 12 Th., Mastix 6 Th. werden etwas zerstossen in eine trockene Flasche geschüttet, dazu Copaivabalsam 2 Th., venedischer Tei-pentin 3 Th., französisches Terpentinöl 4 Th., und wasserfreier Spiritus 36 Th. gegeben. Man stellt die zugepfropfte Flasche 8 Tage bei Seite, schüttelt dabei öfters um und lässt dann den Lack einige Wochen klar absetzen. Als Lack für Messingtheile an dem Mikroskop mischt man gleiche Theile dieses Glanz- firnisses und einer filtrirten Lösung von 5 Th. gutem Schel- lack und 2 Th. Drachenblut in 45 Th. wasserfreiem Spiritus. Universallack IV. 15 Th. guter Schellack, 3 Th. Mastix und 90 Th. käuflicher wasserfreier Spiritus werden in eine zu verstopfende Flasche gegeben und unter öfterem Umschütteln so lange bei Seite gestellt, bis Lösung erfolgt ist. Der Lack wird nach mehrtägigem ruhigem Stehen klar abgegossen. Nimmt man zur Erzeugung eines farblosen Lackes weissen Schellack, so ist noch ein Zusatz von 1 Th. venedischem Terpentin erforderlich. 73 Mikroskopische Objecto. Wenngleich die bildliche Darstellung mikroskopischer Objecte durch Holzschnitt sehr viel zu wünschen übrig lässt, so reicht sie dennoch für den anfangenden Mikroskopiker aus, ihm eine Vorstellung von den Objecten zu geben, sie zu erkennen, zu unterscheiden und sie aufzusuchen. Sie sind jedenfalls die erste und beste Anleitung, den Anfänger in das mikroskopische Studium einzuführen. Für das Erkennen der Objecte aus dem Thier- und Pflanzenreiche ist die Bekanntschaft mit der Zelle ein vor- nehmliches Erforderniss ; daher möge eine kurze Erklärung des Wesens und des Baues der Zelle hier einen Platz finden. Die Zelle allein ist das Material, aus welchem Leben zu Stande kommt, sie ist daher das Element des Lebens, und jeder pflanzliche und thierische Organismus nimmt von einer einfachen Zelle seinen Anfang. Jede Zelle ist eine Lebenseinheit und jeder organisiile Körper besteht aus so vielen Lebenseinheiten, als er Zellen besitzt, die in ihrem ungelösten Zusammenwirken das Leben des Ganzen dar- stellen. Daher ist das Leben eines thierischen und pflanz- lichen Körpers die Summe der Lebenserscheinungen aller Zellen, aus denen er zusammengesetzt ist. Die allen Zellen angehörenden Lebenserscheinungen sind vegetativ und be- zwecken die Ernährung oder Erhaltung und die Vermehrung oder Reproduction. Die Zelle ist also zugleich Vegetations- und Reproductionsorgan. Schieiden war es zuei*st, der die Bausteine kennen lernte, aus denen die Pflanze ihren Leib bildet, und zwar die Zellen. Er zeigte zuerst das Wachsthum der kleinen Zellenblase auf und um den sie erzeugenden Zellkeni, ihre verschiedenen Formen und Gruppirungen, ihre Umwandlung in Fasern und Gefässe. Die an der Pflanze erforschte Zelle hielt man für ein Eigenthum der Pflanzenwelt. Da trat 74 Senle (1837) den Beweis an, dass die Zelle das Lebens- element der ganzen organisirten Natur sei, indem er die Oberhaut des Menschen als ein Complex von Zellen er- kannte, welche selbstständig und ohne Einfluss der Blut- gefässe wachsen. Th. Schwann endlich wies (1839) die Uebereinstimmung der „Thiere und Pflanzen" im Aufbau ihres Körpers aus Zellen und im Wachsthum dieser Zellen mit aller Gewissheit nach. Die Zelle ist ein bläschenartiges Gebilde, in ihrem ersten Urzustände eine Protoplasmazelle, eine nach aussen Fig. 52. J?ä?i" a Zwei Protoplasmazellen, 6 eine solche, deren äusserste Schicht dichter geworden ist c zwei solche Zellen, in deren Inhalte die Bildung von Zellkernen TOr sich geht. Fig. 53. a Eine Ton einer Memhran eingeschlossene Zelle, 6 zwei Zellen mit Zelllcern und den Anfängen (Protoplasmawänden ) zu Tochterzellen, c zwei gleiche zusammenhängende Zellen nn wässerige Plasmatropfen, d Zelle mit Stärkemehlkörperchen. begrenzte Portion Plasma oder Protoplasma, Bildungsstoff, welcher sich in seiner Lebensthätigkeit zunächst mit einer Hautschicht, der Zellenmembran, umgiebt und meist auch in seinem Innern die Bildung der Anfänge von Tochter- und Enkelzellen, den Zellkernen und den in diesen lagern- den Kernkörperchen ermöglicht. Der Inhalt der lebenden, sich entwickelnden Zelle, deren Gestalt eine sehr verschie- dene sein kann, ist theils mehr oder weniger flüssig, theils auch fest. In der von einer Membran eingeschlossenen Pflanzenzelle findet sich als Wandbeleg dieser Membran eine dichtere, oft erhärtende Plasmaschicht (Primordial- schlauch) und in dem von letzterer eingeschlossenen Flüs- sigkeit ein oder mehrere Zellkerne. Das Plasma, der Inhalt der lebenden Zelle, ist nicht structurlos, sondern organisirt, was sich durch die Bewegung, durch die Strömungen in dem flüssigen Theile des Plasma zu erkennen giebt. Bei den trock- nen oder abgestorbenen organischen Körpern kommt natür- lich die lebende Zelle nicht mehr in Betracht, sondern die todte, nicht vegetirende, trockne, mehr oder weniger feste Zelle. Die Membran und der Kern der thierischen Zelle be- stehen aus Eiweisskörpern vei'schiedener Art, denn die Membran wird z. B. von verdünnten Säuren (wie verdünnter Essigsäure) leicht aufgelöst, der Kern aber nicht. Der Zelleninhalt besteht theilweise aus Eiweisskörpern in ver- schiedenen Modificationen, theils in gelöster, theils weicher, theils fester Form. In der Muskelzelle nennt man die Ei- weissmodification Syntonin, in den rothen Blutkörperchen Globulin, in den Zellen der Schleimdrüsen Mucin, in denen der Milchdrüse Kasein, in den Drüsenzellen der Magenschleimhaut Pepsin etc. Ein Hauptbestandtheil des Zelleuinhaltes ist das Wasser, dann kommen darin vor: Fetttröpfchen, mineralische Bestandtheile , ferner auch Pig- mente (Haematin, Haemoglobin, Melanin etc.). Die Pflanzenzelle gleicht in ihrer Constitution der Thierzelle und nur die ältere Pflanzenzelle ist noch von der oben bemerkten, aus Cellulose bestehenden, gewöhnlich polygonalen Membran, der Zellhaut, eingeschlossen. Die äussere Hülle enthält hier also keinen Stickstoff" und wird durch Jod und Schwefelsäure blau gefärbt, während eine zuweilen vorkommende entsprechende Hülle an der thieri- schen Zelle durch genanntes Reagens gelb oder braun ge- färbt wird. 76 Mehl. Stärke. Mehl. Die Art des Mehles ist durch die Form der Stärkemehlkörner, welche in jeder Getreidefrucht als Zelleninhalt auftreten, zu erkennen. Es kommen hier die auf den Seiten 77, 78, 79 und 80 angeführten Angaben und Abbildungen in Betracht. Es ist jedoch nicht zu über- sehen, dass die Trennung des Getreidesamens verschiedener Art sowohl auf der Dreschtenne wie auf dem Mühlstein keine so sorgfältige zu sein pflegt, dass in einem Weizenmehl sich einige wenige Roggenmehlstärkekörnchen, im Roggen- mehle einige Stärkemehlkörnchen des Weizens, der Gerste und des Hafers nicht auffinden lassen sollten. Wo eine Verfälschung oder Unterschiebung eines fremden Mehles zu constatiren ist, muss also auch auf die Zahl der fraglichen Stärkemehlkörnchen Rücksicht genommen werden. In den Fällen, in welchen im Mehle fremde, nicht stärkemehl- haltige Substanzen aufzusuchen sind, mischt man das Mehl mit Jodlösung (S. 64), welche das Stärkemehl blau oder violett tingirt, die fremden Stoffe aber gewöhnlich nur mit der Farbe der Jodlösung versieht. Dies letztere geschieht natürlich auch mit den leicht erkennbaren Tillmmern des Gewebes der Getreidefrucht. Stärke. Im Handel sind die gangbarsten Stärkesorten : Weizenstärke (gewöhnlich nur mit Stärke bezeichnet), Kar- toffelstärke, Maisstärke und in neuerer Zeit auch Reisstärke. Verfälschungen der Weizenstärke bestehen in Kar- toffelstärke und auch wohl weissen mineralischen Stoffen, deren Partikel unter dem Mikroskop entweder eine krystal- linische oder doch eine solche Form zeigen, welche mit dem Stärkemehlkörnchen keine Aehnlichkeit haben und durch Jod- wasser nicht blau gefärbt werden. Die Verfälschungen der Kartoffelstärke sind meist mineralische Stoffe, auf welche das voi-stehend bemerkte ebenfalls Anwendung findet. 77 Das StärkemehlköiTichen , eine Secretionszelle , besteht aus concentrischen , über einander gelagerten Schichten, welche unter dem Mikroskop mehr oder weniger zu er- kennen sind. Das Wachsen der Körnchen geht von innen nach aussen vor sich, und die Ernährung geschieht ver- mittelst einer trichteiförmigen Vertiefung, welche man Kern, Nabel, Vacuole nennt. Das Sichtbarwerden der Details wird befördert durch Befeuchten mit Jodwasser (1 Th. Jod- tinktur und 60 Th. "Wasser) oder der Jodlösung, durch Auf- quellen in wannem Wasser oder Branntwein. Fig. 54. Fig. 55. Kartoffeist ärkemehlkörnchen. 200inal vergrössert. » Nabel oder Vacuole. SSOmal vergr. Kartoffelstärkemehlkörnchen sind von ver- schiedener Grösse und abgerundeter Gestalt, meist der Birnengestalt nahe kommend. Die concentrische Schichtung ist an den zarten Linien leicht erkennbar, welche schalen- förmig einen (oder zwei) gewöhnlich am schmäleren Theile liegenden Nabel umlaufen. Länge der Körnchen 0,06—0,1 mm. Fig. 56. Boggengtärkemehlkörnchcn. 200mal yergrössert Roggenstärkemehlkörnchen sind verschieden gross, oval und rund, und viele der grösseren Körnchen 78 zeigen einen 1- bis 4mal linear- oder kreuzförmig gestreif- ten Nabel. Durchmesser der Grosskörnchen 0,040—0,055 mm. Fig. 57. Weizenstirkemehlkörnchen. 250— SOOmal vergrössert. An den Weizenstärkemehlkörnchen ist der Nabel undeutlich und bei 200facher Vergrösserung als eine punktfönnige Vertiefung zu erkennen. Sie sind von zweierlei Grösse, rund oder etwas länglich-i*und, im Allgemeinen aber etwas kleiner als die Koggenstärkemehlkörnchen. Durch- messer der grossen Weizenstärkemehlkörnchen 0,035 bis 0,040 mm. Fig. 58. Gerstenstärkemehlkömchen. SOOmal vergrössert. SOOmal vergrössert. Gerstenstärkemehlkörnchen sind meist weniger gerundet, und einige zeigen schwache Längs- und Querrisse, andere haben eine längliche Form. Durchmesser der Gross- körnchen 0,023-0,026 mm. Fig. 59. HsferstSrkemehlkönicheii. 200mal vergrössert. 400mal vergrössert. Zusammengesetzte Haferstärkemehlkömchen. Haferstärkemehlkörnchen haben theils eine Apfel- kern-, theils Bimenform, wenige sind nind. Durchmesser 79 der Körnchen 0,004—0,005. Die Haferstärke besteht aus zusammengesetzten und einfachen Körnchen. Die zusammen- gesetzten haben einen Durchmesser von 0,020 — 0,045 mm. Fig. 60. BurhweiKengtSrkemehlkörnchen. 200inal vergrössert. 400raal rergrössert. Buch weizenstärkemehlkörnchen sind klein und haben eine vieleckige Foi-m. Durchmesse]- 0,015—0,023 mm. Fig. 61. MaiBstirkemehlkömeliea. 200mal vergrössert. 400mal vergrössert. Maisstärkemehlkörnchen sind klein und abge- rundet vieleckig, mit sichtbarem, querrissigem oder stark vertieftem Nabel. Durchmesser 0,013-0,023 mm. Reiggtirkemehlkörncheii, zusammenhängend und einzeln. SOOmal vergrössert. Reisstärkemehlkörnchen sind sehr klein und scharfkan tig- vieleckig , zuweilen noch in rundlichen Massen dicht zusammenhängend. Durchmesser 0,006 — 0,007 mm. Fig. 63. Bohnengtirkemehlkörnchen. 200mal vergrössert. 400mal vergrössert. 80 Stärkemehlkörnchen der Hülsenfrüchte sind meist oval oder nierenfönnig , wenige sind kugelig. Die meisten haben einen länglichen oder auch wohl sternförmigen Sprung oder Nabel. Fig. 64. Fig. 65. Er bsenstärkemehlkömehen . 200jnal yergrössert. Linsenstärkemehlkömchen. 200mal vergrössert a Linsenhnlsenreste. Fig. 66. Zellentrümmer der Hülsenfrüchte, ungefähr lOOmal vergrössert. Neben den Stärkemehlkörnchen findet man im Mehle, besonders in dem Mehle der Hülsenfrüchte, Klebe r körn- chen, welche sehr kleinen Körperchen jedoch erst bei circa SOfacher Vergrösserung sichtbar sind und bei 400— öOOfacher Vergi'össerung ihre grubig -runzelige Oberfläche erkennen lassen. Fig. 67. Kleberkömchen. lOOmal vergrössert 600mal vergrössert. Sie sind theils dicht, theils hohl und enthalten oft krystallisirte Körper. Sie werden durch Jod nicht blau, sondeiTi gelb gefärbt. 81 Besondere, als Verunreinigungen im Getreidemehl vorkommende Gebilde. Im Getreidemehl können vorkommen: Mutterkornmehl {Claviceps purpurea Tulasne); ferner die Sporen des Flug- oder Russbrandes (Ustilago Carho Tulasne oder Uredo segetum), des Schmierbrandes, Weizenbrandes oder Stein- brandes {TiUetia Caries Tulasne oder Uredo sitophila). Der Mutterkornpilz wuchert auf verschiedenen Grami- neen, besonders auf Aehren des Roggens. Dieser Kernpilz durchläuft drei wesentlich unterschiedene Entwickelungs- stadien. Im ersten Stadium tritt er zur Zeit der Roggen- blüthe als sogenannter Honigthau auf, nämlich als ein zäher gelblicher süsser Schleim von unangenehmem Gerüche. In diesem Honigthau beobachtet man unter dem Mikroskop unzählige Spermatien (Stylosporen). Er ist eine Absonderung ab Ein Theil der Schnittfliche ans dem Spermogoninmlager des Mnt}erkornplIzes. (vergr.) a Hyphen; 6 Eeimhant ßymenium) mit Spermatien oder Stylosporen; c Spermatien; ti Keim- schlänche treibende Spermatien (säramtlich vergr.)- eines Mycelium (Trieblagers), dessen Hyphen (Fäden, Flocken) den unteren Theil des jugendlichen Fruchtknotens der Ge- treideblüthe allseitig durchziehen. Dieser Fruchtknoten- körper zeigt innen Lücken und aussen verschieden gewun- dene Falten und Vertiefungen, ein Spermogoniumlager dar- stellend. Aus der zelligen Schlauchschicht oder Keimhaut, welche jene Falten und Vertiefungen auskleidet, erheben sich gedrängt stehende basidienähniiche Schläuche, an deren Spitze sich eine Kette kleiner länglich-ovaler Zellen, Sper- Hager, HiVrosk. 6. Auflage. 6 82 matien oder Stylosporen, abschnüren. Mycelium und Sper- matien erscheinen nach dem Austrocknen der klebrigen Flüssigkeit wie ein weisses, den Fruchtknoten bedeckendes Pilzgewebe. Das zweite Entwickelungsstadium des Mutterkorn- pilzes liefert in einem sterilen Stroma das in den Apotheken gebräuchliche und allgemein bekannte Mutterkorn, dessen Genuss im Getreidemehle oder im Brote Ursache der so- genannten Kribbelkrankheit sein soll. Fig. 69. b ,-^ Mutterkornpilz Im 2. Entwickelungsstadinm. 1. Roggenfrucht von Hyphen des Mutterkornpilzes durchsetzt und ein Mycelium bildend (Verticaldurehschnitt, 1 '/stäche Linearvergrösserung). a Ansatz des sterilen Fruchtlagers (Sclerotium). 2. Aehrentheil des Koggens mit einem Mutterkorn (Sclerotinmstroma). Natürliche Grösse. 8. Verticaldurehschnitt (4fache Linearvergrösserung) des sterilen Fruchtlagers oder Sclero- tinmstroma («), als Mütze das Spermogonium tragend. 4. Dasselbe mehr entwickelt, g Sclerotium , 6 Sphacelia-Lager. Verticaldurehschnitt (l'/jfache Linearvergrösserung). Der Fruchtknoten ist bis zur Spitze von dem Mycelium total zerstört und durchbrochen. In seinem Grunde ent- steht nun aber durch Anschwellung und Verdichtung der Mycelienfäden ein innen weisslicher, aussen dunkel violetter Kern, ein steriles Fruchtlager, welches, aus den Spelzen der Aehre hervorwachsend, an seiner Spitze das vertrocknende Spermogonium, sowie UebeiTeste der Fruchtknotenspitze wie ein Mützchen trägt. Das sogenannte Mutterkorn ist also 83 ein Pilzfrachtlager , ein Sclerotiumstroma. Das schmutzig- gelbe vertrocknete Spermogonium (Mützchen) fällt beim Rtltteln leicht ab. Das dritte und letzte Entwickelungsstadium tritt ausserhalb des Bereiches der Getreideähre ein, wenn näm- lich das Sclerotiumstroma im Herbst oder Frühjahr auf feuchten Boden gelangt. Nach Verlauf mehrerer Wochen löst sich die violette Oberflächenschicht des Stroma hier und da in Läppchen ab, welche sich umlegen, und an den ent- blössten Stellen entspriessen kleine weisse Knöpfchen, welche sich anfangs graugelb, dann schmutzig-violett färben und zu dünnen glänzenden, blass-violetten, 3 — 4 Ctm. langen Stiel- chen, 1-, seltener 2warzige Knöpf chen an der Spitze tragend, auswachsen. Knöpfchen nebst Stielchen repräsentiren die Pilzfi-ucht, den Kernpilz. Fig. 70. HntterkornpUz im 3. EnttTlckelungsstadiani. 1. Sclerotium mit Pilzfrüchten (natürliche Grösse), s fruchthares Sclerotiiimlager, c Früchte des Motterkompilzes (fruchtbares Pilzlager). 2. Ein Fruchtknöpfchen vergrössert im Verticaldurchschnitt, Frachthehälter Perithecien (p) zeigend. 3. Zwei Perithecien stark vergrössert, Ssporipe Sporenschläuche enthaltend, a noch ge- schlossene Perithecie, b geöffnete Perithecie, Sporen auswerfend. Jene Knöpfchen oder fertilen Fruchtlager sind dicht von Wärzchen bedeckt und enthalten unter jedem Wärzchen einen eiförmigen Fruchtbehälter (Perithecie), welcher mit zahlreichen, gegen den Scheitel convergirenden , linien- 84 förmigen, Ssporigen Schläuchen (Sporenschläuchen) gefüllt ist. Bei der Reife öffnet sich jede Peiithecie mit einem Loche inmitten des deckenden Wärzchens. Aus dem oberen Ende des Sporenschlauches treten die fadenförmigen Sporen in Bündeln zusammenhängend aus und schieben sich durch die Perithecienöffnung nach Aussen. Nach FlücJciger''s An- gabe kann ein Sclerotium 20 — 30 Kernpilzchen tragen, welche mehr denn eine Million Sporen entwickeln. Wie' nothwendig die Einsammlung und Vertilgung des Mutter- korns (des Sclerotiumstroma) für die Landwirthschaft ist, wird durch FlücMger'^ Forschung angedeutet. Das Mutterkorn des Weizens ist etwas kürzer und dicker. Die Erkennung des Mutterkornes (des Sclerotium- stroma) im feineren Mehle mittelst Mikroskops bietet keine Fig. 71. R Boggenmehl. r Gewebetrümmer. M Mutterkorn, c Oeltropfen, / Fäden (Hyphen), sp Spermatien. k Zellengewebe. loOfaclie Linear- Vergrössernng. 85 Schwierigkeit. In ein Fläschchen giebt man eine Messei*spitze des Mehles und Wasser oder verdünntes Glycerin nebst etwas der oben S. 65 erwähnten Jodlösung, schüttelt gut durch- einander und bringt einige Tropfen der Mischung auf das Objectglas. Die Stärkemehlkörnchen sind violett oder blau gefärbt, dagegen zeigen die Theile des Mutterkornes nur die Jodfarbe. Von letzterem sind die Menge Oeltröpfchen, Fäden und Gewebemassen, hier und da mit schwarzem Rande, von der dunkelen äusseren Hautschicht des Mutterkornes her- rührend, beachtenswerth. Wenige und vereinzelte Theile des Mutterkorns werden auch in einem guten Mehle nicht selten sein, sind jedoch in gesundheitspolizeilicher Hinsicht nicht von Belang. Im groben Mehle ist die Erkennung des Mutterkornes wegen Gegenwart einer grösseren Menge Gewebselementen der Getreidefnicht schwieriger. Der Gesundheit nachtheilige Mengen Mutterkorn im Brote und im Mehle sind nur auf che- mischen Wege zu bestimmen. Es ist in Deutschland allgemein Gebrauch, das Mutterkorn auf der Dreschtenne von der Ge- treidefrucht zu sondern, was bis auf wenige Mutterkorn- trümmer auch gelingt. Aus einem Sacke gut durchmischtem Korn von einem Kleinbauer entnommen, wurde 1 Kil. genau untersucht und daraus 0,3 g Mutterkorntrümmer gesammelt, gewiss eine Menge, von welcher ein Nachtheil für die Ge- sundheit nicht zu erwarten ist, selbst wenn sie 3mal mehr betrüge. Die Theile des Mutterkornpilzes aus dessen dritter Ent- wickelungsperiode kommen nicht im Mehle, also auch nicht im Brote vor. Ein Mehl, bis zu 5 Procent mit Mutterkornmehl ver- unreinigt, giebt beim Zusammenmischen mit Aetzlauge einen Häringsgemch. Zur weiteren Prüfung extrahirt man das Mehl mit sehr starkem Weingeist und vennischt den Rück- stand mit verdünnter Schwefelsäure. Es stellt sich eine rothe Färbung der Mischung ein, wenn Mutterkorn gegen- 86 wärtig war, oder man extrahirt das Brot oder Mehl mit einer doppelten Menge Aether, welcher mit 3 Procent verd. Schwefelsäure versetzt ist und schüttelt den Auszug mit con- centrirter Natronbicarbonatlösung aus. Es färbt sich der Aether violett, schon wenn Vs — Vio Procent Mutterkorn gegenwärtig war. Man kann auch die Portion Mehl für das Objectglas mit etwas starkem Spiritus, dem man auf 30 Tropfen 2 — 3 Tropfen verdünnte Schwefelsäure zugesetzt hat, mischen und davon unter das Objectiv bringen. Man sieht dann aus den Mutterkorntheilen sofort eine rothe Fär- bung hervorgehen (die Kleberzellen färben sich später roth). Der Flugbrand oder Russbrand wird öfter bei Hafer und Gerste angetroffen, seltener im Weizen. Neben den Sporen dieses Staubpilzes, welche eine dunkelbraune Farbe haben und deren jede einen deutlichen Kern zeigt, findet man auch Fädchen (Mycelien). Die Keimschläuche der am Getreidesamen hängenden Sporen dringen in den Keim des Samens, entwickeln hier Fig. 72. Fig. 73. Mycellnm des Fingbrandes Fingbrandsporen in einem Gretreidestengel, ca. 200mal vergr. mit den Fäden des Mycelium, ca. 200mal Tergr. Fig. 74. Fig. 75. ll.C. Flagbrandspor en . 400inal vergr. h KeiniBchlanchtreibende Flngbrand- spore. öOOmal yergr. 87 ein Mycelium, welches mit der Pflanze fortwächst, in die Fmclitkörner der Aehre endlich eintritt und hier Sporen bildet. Der Schmlerbrand oder Weizenbrand ist ein schmieriges schwarzes, nach Hiiringslake riechendes Pulver, womit das Weizenkoni statt des Mehles angefüllt ist. Die Sporen dieses Staubpilzes {Tületia Caries) sind mehr ei- förmig und mit kleinen Stacheln oder Borsten besetzt. Ihr Keimschlauch entwickelt an seiner Spitze einen Wirtel von circa 10 Sporidien, deren je zwei durch ein Querband zu einem umgekehrten y verbunden sind. Diese Sporidien fallen ab und treiben Keimschläuche und secundäre Spo- ridien, welche wieder der Ausgangspunkt eines neuen My- celiums werden. Fig. 77. Fig. 76. Alte Scilmlerbrandsporeii. 'OOmal vergT. Schmierbrand oder Weizenbrand. a Sporen (SOOmal Torgr.). b Spore mit Eeiinsclilaacb und Sporidienwirtel (öOOmal vergr.). c Eine Doppel- sporidie, secnndäre Sporidien (d) treibend. Arrow - Root. Arrow-Root, Marantastärke oder Pfeilwur- zelmehl, welches von vielen wegen seiner leichteren Ver- daulichkeit und Nahrhaftigkeit (?) unseren inländischen 88 Stärkemehlarten vorgezogen, besondere den an Diarrhöe leidenden kleinen Kindern gereicht wird, kommt in ver- schiedenen Sorten, oft auch mit Reismehl oder Kartoffel- stärke verfälscht in den Handel. Das beste Arrow -Root ist die Bermudasorte oder das eigentliche Marantastärkemehl , geringer schätzt man Fig. 78. Fig. 79. Bermnds-Arrow-Boot. Marantastärkemehl. Brasillan-Arrow-Root. Kassarastärkemehl. 400mal vergr. 400mal vergr. Fig. 80. Fig. 81. Bombay- oder Malabar-Arror-Root. Carcama-ArroTV-Koot . 400inal vergr. TS Tahiti- oder Tacca-Arrow-Boot. 400m al vergr. RS Itelsgtlrkemehl. 400inal vergr. 89 die Brasilianische Waare, Tapiocca oder Kassavastärke, dann das Bombay- Arrow-Root oder Tikmehl und das Tahiti- oder Tacca - Arrow - Root. Mit 100 Th. kochendem Wasser geben diese Stärkemehle einen dickflüssigen, nicht gallert- artigen, durchscheinenden Schleim. Die Körnchen des Marantastärkemehls , sowohl der Bei-muda- wie Brasilian - Sorte , sind im Ganzen kleiner als die der Kartoffelstärke, welche am häufigsten als Veifäl- schung angetroffen wird. Bei letzteren sind die Schichten scharf hervortretend , daher aulfallend sichtbar, bei ersteren dagegen sehr zart und daher weniger sichtbar. Statt des punktförmigen Nabels oder Kernes des Kartoffelstärke - körnchen zeigt sieh an dem Körnchen der Marantastärke eine kurze, selten 3- bis 4strahlige Querspalte oder eine kleine runde schattige Vertiefung, meist in der Mitte oder dem stumpferen Ende zu, während der Nabel bei den Körnchen der Kartoffelstärke fast immer am spitzeren Ende liegt. Die concentrischen Schichten an den Körnchen der Bombay -Sorte sind gleichfalls zarter wie an denen der Kartoffelstärke. Die Form ist auch eine verschiedene. Die Reisstärkemehlkörnchen (Fig. 62) sind an ihrer eckigen und kantigen Form und an ihrer geringeren Grösse leicht zu erkennen. iQ> Stärkemehlkornchen des echten Sago. 2'>0mal vergr. Der ostiudische Sago ist das in der Wärme in kleine Kugeln geformte Mark der Sagopalme. Behufs der Prüfung unter dem Mikroskop werden einige Kugel eben des 90 Sago zu Pulver gerieben und dieses einige Stunden in kaltem Wasser geweicht. Dadurch schwellen die Stärke- mehlkörnchen an und wird ihre Structur restituirt. Gretreiderost. Der am häufigsten vorkommende Getreiderost ent- steht aus der Vegetation der Puccinia Graminis (Grasrost), welche sich sowohl direct nach Art ähnlicher Pilze, als auch auf dem Wege des Generationswechsels fortpflanzt. Diese Puccinia giebt sich durch rothgelbe Flecke auf dem Blatte des Grasgewächses kund, welche als Mycelium, zuei'st innerhalb der Blattsubstanz befindlich, später die Epidermis durchbrechen und als rostfarbene Staubflecke auf der Blatt- fläche auftreten. Ein solcher Fleck lässt bei der mikrosko- pischen Untersuchung Myceliumfäden innerhalb des Blätt- rig. 83. FG. Grasrost. « üredospore im Verticaldurchsclinitt. 400inal vergr. t Teleutosporen. 400mal vergr. Keimende Telentospore mit einem Proraycelinm, welches Sporidien sp abschnürt 400mal rergr. 91 gewebes und darauf sprossende, aus der Blattfläche hervor- tretende Basidien erkennen. Letztere tragen sogenannte Sommei-sporen , Uredosporen, Basidiensporen , welche keim- fähig sind und, auf eine andere oder dieselbe Grasart über- tragen, wieder die Bildung eines Pilzmyceliums (Fmcht- lagers) veranlassen können. Die Uredospore ist eifönnig und besteht aus 2 Häuten, von welchen die innere im Gürtelumfange 4 Löcher, Keimporen, hat, durch welche die Keimschläuche hervortreten. Im Herbst verliert diese Spore ihre Keimfähigkeit und verschwindet, dafür aber entwickelt das Pilzmycelium Askobasidien, deren Sporen die sogenann- ten Wintei-sporen , Teleutosporen {ÄsJcohasidiensporen) sieh Fig. 85. Aee \j^ Oetrelderost. Aevidinmbecherchen (Sporangie) im Blatte des Sanerdoras im Verticaldurchschnitt. 500mal vergr. pp Blattparencliym. b Epidermis, wi Mycelitim. pa Paraphysen als Bekleidung der Oeffnung des Becherchens, welches mit Spermogonien oder Sterigmen st und Spermatien sp angefallt ist, welche letzteren entleert werden. 6s Askobasidien, s Sporen. öOOmal vergr. im Frühjahr zu einem vorkeimartigen Organe {'Promycelium) ausbilden, aus welchem sich Sporenschläuche (Sporidien) entwickeln. Die Teleutosporen nehmen jedoch ihren Ent- ^vickelungsgang auf keiner Graspflanze vor, sondern finden auf den Blätteni des Sauerdoms (Berberis vulgaris) ihren Vegetationsboden, in deren Zellgewebe ihre Schläuche ein- 92 dringen und zu einem Mycelium auswachsen, aus welchem auf der Unterseite des Blattes sogenannte Aecidiumbecher- chen (Sporangien) , angefüllt mit Spermogonien und Sper- matien, die später als eine klebrige Masse entleert werden, hervortreten. Im Grunde der Aecidiumbecherchen ent- springen Askobasidien , deren Sporen beim Austritt auf feuchte Theile des Getreides fallend sich wie die Sommer- sporen verhalten und wieder den Grasrost eraeugen. Von anderer Seite wird behauptet, dass das Mycelium der Puc- cinia gleichzeitig Basidien und Askobasidien, also Uredo- und Teleutosporen zu gleicher Zeit neben einander her- vorbringe, Mehlmilbe, Weizenschlängelchen. Fig. 86. ■ Fig. 87. Mehlmilbe, Weizensehlangelchen, lOOmal vergr. 120mal vergr. Im verdorbenen Mehle des Weizens und Roggens findet man häufig die gefiederte Mehlmilbe {Acarus plu- miger), seltener die gemeine Mehlmilbe {Acarus Fa- rinae), ferner "Vibrionen, wie das Weizenschlängelchen {Vibrio Tritici). Die gemeine Mehlmilbe findet sich häufiger in dem Mehle der Hülsenfnichtsamen und unterscheidet sich von der gefiederten nur dadurch, dass sie an Stelle der federartigen Haare mit einfachen Borsten besetzt ist. Eartoffelpilz. Kartoffelpilz, Peronospora devastatrix, Peronospora infcstans, ein parasitischer Pilz und die Ursache der Kar- 93 toffelfäule oder Kartoffelkraukheit , giebt sich im Juni bis Mitte Juli durch braune Flecke auf den Blättern des Kar- toifelkrautes und durch einen schwachen weissen Schimmel auf der Unterfläche der Blätter zu erkennen. Die braunen Flecke werden durch ein Mycelium (Trieblager) verursacht, dessen Fäden (Hyphen) auf der Unterfläche, bei feuchter Fig. 88. KartolTelpilz. T/» Mycelinm. h Hyphen. sp Sporangie (SOOmul vergr.). p eine der Sporenportion sich entleerende Sporangie (SOOmal vergrössert). s Schwärmspore, links: keimende Spore. Witterung auch an der Oberfläche des Blattes, durch die Spaltöffnungen hervortreten und das Ansehen eines zarten Schimmels darbieten. Die Mycelienfädeu verästeln sich ausserhalb der Blattfläche und bilden an der Spitze dieser Aeste Sporangien (Sporenbehälter), welche reif geworden abfallen, sich bei Gegenwart von Feuchtigkeit ihrer Sporen in Portionen durch eine OelTnung an ihrer Spitze entledigen. Die Portionen Sporen bilden sich in Schwärmsporen um, verlieren aber bald ihie Wimpern und gestalten sich zu kugeligen Gebilden, welche sofort zu keimen beginnen. Die 94 Keime dringen durch die Epidermis anderer Theile der Kartoffelpflanze und erzeugen ein neues Mycelium. Weintraubenpilz. Weintraubenpilz, Traubenpilz, Oidium Tuckert, ein parasitischer Pilz und Ursache der Traubenkrank- heit, tritt im ersten Stadium seiner Vegetation als ein zarter weisser Hauch oder Anflug auf den jungen Wein- stockzweigen, Blättern und den Weinbeeren auf, bildet später bräunliche Flecke; die Trauben schmmpfen ein und vertrocknen oder gehen bei nasser Witterung in eine faulige Masse über. Die mikroskopische Prüfung ergiebt ein My- celium (Trieblager), mit welchem die Epidermis der ge- nannten Weinpflanzentheile überzogen sind und welches Fig 89. ' ^^Mr-o. T Tranbenpilz. c Mycelinmföden. c Haftorgane, o Cicinobolusfrüchte. 6 keimende (Mycelinm bildpnde Cicinobolnsfrucht (400ni!vl vergr.). d eine Ciciuobolnsfrucht noch mehr yergr. e Sporen. vermittelst Saug- oder Haftorganen den Zellen der Epi- dermis fest anhängt, das Wachsthum der Epidermis ver- hindert und ein Bersten derselben zur Folge hat. Durch die Spalten und Risse dringt das Mycelium in das inneie Gewebe der Beere und erzeugt hier Fäulniss. An den nach aussen gewendeten Enden der Mycelienfäden entwickeln sich in unserem Klima gewöhnlich in Stelle der Sporangien ei- 95 förmige Gebilde (sogenannte Cicinobolusfrüchte , Oogonien, Oidiumformen) , gleichsam mit gitterförmiger Cuticula be- kleidete Asken, welche abfallen und auf Zweigen und Beeren des Weinstockes wieder zu einem Mycelium auswachsen. An der Rinde des neugebildeten Holzes der Nährpflanze überwintert das Mycelium. Oespinnstfaser. Haar. Gespinnstfasern. Behufs der Erkennung und Unter- scheidung der Gespinnstfaser in einem Gewebe vermittelst des Mikroskops wird das Gewebe zuvor von aller Appretur durch Auswaschen befreit, die Kettenfäden (Längsfäden) und die Fäden des Einschlages (Querfäden) von einander gesondert und jede Art geprüft. Der Faden wird mit einer Nadel zerzasert und mit Wasser betropft unter das Mikro- skop gebracht. Leinenfaser ist walzenförmig, nicht oder nur wenig hin- und hergebogen, glatt, hin und wieder verdickt, der Fig. 90. Fig. 91. Fig. 92. LeinenfMer in SOfacher Vergrösserung. Leinenfaser ans irländischer Leinewand, p Porenlcanal 200iiial vergr. Länge nach von einem engen Kanal (Zellhöhe) durchzogen. Letzterer erscheint bei 120facher Vergrösserung wie eine schmale Linie. Die Leinenfaser läuft in eine schmal zu- laufende stumpfe Spitze aus. In kleineren oder grösseren 96 Zwischenräumen bemerkt man schräg oder schief über die Faser verlaufende Linien, nämlich die Porenkanäle, in Form Fig. 93. Leinenfkser ans Handgesplnnst, an der Oberfläche zerzasert. 20Omal vergrössert. verdünnter Stellen der Bastzelle. Je nach Art der Be- arbeitung und der Behandlung ist die Leinenfaser glatt oder rauh. Handgespinnst hat gemeiniglich eine glattere Faser als Maschinengarn. Jodlösung und Schwefelsäure färben unter Aufquellen und gleichzeitiger Verkürzung der Faser diese blau, indem sich bei starker Vergrösserung wahrnehmbare blaue spiralförmige Windungen bilden. Fig. 94. Fig. 95. BanmwoUenfaser, 200ma1 rergrössert. Baniuwollenfaser bei SOfaeher Vergrösserung. Baumwollenfaser erscheint unter dem Mikroskop als eine platte oder bandförmig - zusammengefallene , mehr Fig. 96. Banmwonenfaser mit gitterfSriuigen Streifen, 200ii^r.-''^"^'S> "^-.^^ j'l ^^i) -T Dsclmte- (Jutejfaser. L Leinenfaser. glattes zusammenhängendes, der Baumwollen faden da- gegen ein büschelförmig ausgespreiztes verkohltes Ende. — Hält man die Faser oder ein Stück des Gewebes 2 Minuten lang in englischer Schwefelsäure untergetaucht und spült 102 dann mit Wasser aus, so findet man die Wollenfaser unverändert, die Seidenfaser in Lösung übergegangen. Die Haare sind mehr oder weniger lange, dünne, elastische, biegsame, empfindungslose Organe mit kreis- runder oder elliptischer oder eckiger Querdurchschnittsfläche. Die Masse, woraus sie bestehen, gleicht physikalisch und chemisch der Hornsubstanz. Das Haar tritt aus der Haut hervor, in welcher es durch eine weiche Anschwellung oder Verdickung, Haarzwiebel oder Haarwurzel genannt, befestigt ist. Am Haar unterscheidet man eine Cortical- substanz und eine Medullär Substanz. Erstere entsteht bei der Entwickelung des Haares zuerst, letztere später. Die Haupthaare eines unreifen Foetus sind daher gewöhnlich ohne Medullarsubstanz. In der longitudinalen Ausdehnung des Haares unterscheidet man die Wurzel oder Zwiebel, welche in der Lederhaut innerhalb eines von Gefässen durchzogenen Balges festsitzt, und den Schaft, den Haupt- theil des Haares, welcher ausserhalb der Haut liegt. Die Corticalschicht zeigt sich dem Auge bei starker Vergrösserung aus drei Schichten bestehend: einer äussei-sten Schicht, Peridermaschicht, darunter die eigentliche Corticalschicht und unter dieser die Markscheide, welche das Mark oder die Medullarsubstanz einschliesst. Die Peridermaschicht ist aus schuppenähnlichem, dachziegel- artig an einander liegendem Epithelium gebildet. Die äussere Corticalschicht besteht aus parallel an einander liegenden Hornsubstanzfasera mit durchstreuten, einzelnen, theils unter sich zusammenhängenden, röhrenförmigen Luft- räumen. Die innere Corticalschicht, welche auch als Mark- scheide bezeichnet ist, besteht ebenfalls aus dicht an einander liegenden Homsubstanzfasem, aber ohne oder fasst ohne Lufträume, dafür aber hier und da kleine mit Pigment gefüllte Räume, Pigmentzellen, einschliessend. Der Markstrang liegt mehr oder weniger in der Mitte, innerhalb der Markscheide, und führt in zellenartigen 103 Räumen, von der Form rundlicher oder abgeplatteter Be- hälter, Pigment. Der Markstrang verläuft nicht nothwendig von der Wui-zel bis zur Spitze des Haares; er kann auch mehrmals durch Corticalsubstanz unterbrochen sein. Die Peridermaschicht stösst allmählich Epithelialsub- stanz schuppig ab und regenerirt das Abgestossene, welches die unter dem Mikroskop sichtbaren häutigen Unebenheiten des Haares darstellt. Das Wachsthum findet hauptsächlich zwischen Schaft und Wurzel statt, indem der Haarkeim, Haarpulpa, der Centraltheil der Haarwurzel, die Hornsubstanz aus- schwitzt und zur Haarsubstanz ausbildet, welche den alten Haai*schaft vor sich herschiebt. Daher findet man den unteren Theil des Haares bei eingetretener schlechter Er- nährung dünner und dtlrftiger als den oberen Theil, welcher seine Entstehung noch bei guter Ernährung fand. Nur Haare an gewissen Körpertheilen des Menschen wachsen anhaltend, andere erreichen eine gewisse Länge und wachsen dann nicht mehr, wie z. B. die Flaumhaare der Mädchen, die Haare auf den Handrücken der Männer. Die Querdurchschnittsfläche der Haare ist eine sehr verschiedene und ihre Form für die Haargattung eine wenig charakteristische. Das Kopfhaar des einen Individuums kann bald eine runde, bald eine ovale, bald eine dreieckige Querdurchschnittsfläche zeigen. Diese Form ist ganz von der Form der Hautöflfnung abhängig, durch welche das Haar hervorwächst. Das Pigment des Markstranges und der Intei-fibral- räume der Markscheide und Corticalschicht ist nur zum Theil die Grundlage des Farbentones der Haare. Dieser ist hauptsächlich von der Farbe der Corticalschicht ab- hängig. Die Homfasermasse ist bei schwarzem Haar schwarz oder vielmehr in der einzelnen Faser dunkelgrau, bei rothem Haar röthlich, bei braunem Haar bräunlich, bei blondem gelblich. Der dunklere Ton der Farbe ist eine natürliche 104 Folge des Haarfettes, welches das Haar ausschwitzt. Jedes Fett macht eine matte Farbe dunkler und lebhafter, wie wir dies aus der Oelmalerei wissen. Das weiss werdende Haar entsteht daher auch nicht durch ein Verschwinden des Pigments des Markes, sondeni durch venninderte Fett- ausscheidung, oder gleichsam durch Absterben der Cortical- schicht, welche dadurch undurchsichtig wird, und dessen Honi- fasern dann in derselben Weise nicht mehr das Licht durch- lassen wie ein Bündel feingesponnenen Glases. Ein weisses Haar kann daher in dem Markstrange und in den Zellen der Markscheide das ursprüngliche dunklere Pigment noch enthalten. Obgleich charakteristische Untei-schiede der Haare der Menschen scheinbar kaum hervortreten, so ergeben sieh dennoch in forensischer Beziehung viele Anhaltspunkte, welche für sich oder mit einander combinirt, zu gewissen Schlüssen hinleiten. Die mittlere Dicke der Haare von verschiedenen Kör- pertheilen des Menschen fand Dr. Pf äff*): Flaumhaar der Säuglinge 0,008 — 0,01 mm. Flaumhaar am Arme eines Mädchens . 0,015 mm. Flaumhaar an der Oberlippe einer Frau 0,018 „ Haar am Arme eines Mannes Augenwimper eines Mannes . . Haar aus dem Gehörgange . . Haupthaar eines Weibes . . . Haar von der Hand eines Mannes Haupthaar eines Mannes . . . Haar aus der Nase eines Mannes Schamhaar eines Mannes . . . Augenbrauenhaar eines Mannes . Haar aus dem Schnurrbart . . 0,03—0,04 tmn. 0,04 mm. 0,045 , 0,06 ,. 0,07 „ 0,08 ^ 0,08 ,. ^ 0,11 :• 0,12' „ 0,13—0,14 mm. *) „Das menschliche Haar", von Dr. E. R. Pfaff. Leipzig, Verlag von 0. Wigand, 1866. 105 Schamhaar eines Weibes 0,15 mm. Backenbai-thaar 0,15 „ (Schweinsborste 0,27 „) Diese Angaben bieten nur annähernde Zahlen, lassen auch manche Abweichungen zu, z. B. kann ein Kopfhaar eines Mannes einen geringeren Querdurchmesser haben als dasjenige eines Weibes. Fig. 107. Fig. 108. Kopfhaar, n vor einem Vierteljahr verschnitten. 6 blondes Kopfhaar, c weisses Kopfhaar SOOmal verg^. eines Greises, d sich spaltendes Haar. SOOmal vergr. Das Kopfhaar des Mannes unterscheidet sich von demjenigen eines Weibes durch eine dickere Wurzel. Die Spitze läuft um so mehr veijüngt aus, je entfernter der Zeitpunkt liegt, seit welchem es verschnitten wurde. Die Spitze des Kopfhaares einer Frau ist gewöhnlich nicht dünner als der Hauptschaft, häufig auch noch mehrfach gespalten. Wenn bei älteren Frauen das W^achsthum der Haare nach- lässt, fangen auch die Haarenden an, dünner und spitziger zu werden. Frauenkopfhaar soll durch Aetzlauge schneller zerstört werden als Männerkopfhaar. Kopfhaar mit einer Querdurchschnittsfläche von der Fonu der Ellipse ist zur natürlichen Kräuselung geneigt. 106 Die Augenbrauenhaare sind glatt, oval oder kantig im Durchschnitt und laufen in eine feine Spitze aus, wenn sie nicht verschnitten wurden. Fig. 109. Fig. 110 Dankelbrannes Frauenkopfhaar. Markstücke spitz, a Spitze. 500m al vergr. Kinnbarthaar. hr braunes, gr grau werdendes. öOOraal vergr. Das Augenwimperhaar ist meist scharfkantig, an den Kanten mit scharfen, dornähniichen Hervorragungen versehen, deren Spitzen nach der Spitze des Haares gerichtet sind. Die Wurzel ist schlank und rübenförmig. Das Schnurrbarthaar ist dem vorigen ähnlich, aber glatter und mit dickerer Wurzel. Das Baekenbarthaar ist ziemlich dick, mit sehr un- ebenem Periderma. Seine Wurzel ist nur weniger dick als der Schaft. Das Backenbarthaar derjenigen Männer, welche leicht und stark transspiriren , soll in der Peridermaschicht hier und da dunkle punktartige Erhabenheiten zeigen. Das Nasenhaar hat gemeiniglich eine sehr unebene Aussenfläche voller warziger Auftreibungen. Es läuft in eine feine dünne Spitze aus, und die Wurzel zeigt im Längen- durehschnitt Guitarrenform. Das Härchen aus dem Ohre ist dem Nasenhärchen sehr ähnlich, nur weniger uneben und mehr konisch auslaufend. 107 Das Achselgrubenhaar tritt aus seiner Wurzel nicht allmählich, sondern stielartig hervor. Am Austritt, also am untei-sten Theile seines Schaftes, ist es glatt, dann aber längs seines Schaftes mit vielen blättrigen und warzenförmigen Erhabenheiten bedeckt, in Folge der Auflockerung der Peri- dermaschicht durch Schweiss und Reibung. Seine Spitze ist konisch, aber nicht fein auslaufend. Die Farbe ist meist röthlich. Das Brusthaar ist dem vorigen sehr ähnlich, gewöhn- lich aber kürzer, nicht nothwendig röthlich. Die Wurzel ist fleischig und dick, die Spitze kolbig. Das Handrückenhaar des Mannes hat eine keulen- förmige Spitze, ebenso dick oder dicker als der Schaft. Die Wurzel ist lang und dünner als der Schaft. Die Haare vom Vorder- und Oberarm des Mannes haben eine ähnliche Form, es ist jedoch in Folge der Reibung durch die Bekleidung die Spitze gespalten. Das Haar an den Extremitäten der Frauen is meist Flaumhaar. Die Schamhaare sind durch die Neigung zur Kräuse- lung charakterisirt. Die Querdurchschnittsfläche ist meist oval oder elliptisch, die Markstücke sind stumpf. Die Peri- dermaschicht ist uneben, knorrig und von abgelöster Horn- substanz ästig. Das Schamhaar der Männer ist meist dünner als das der Weiber, jedoch ist die Wurzel des ersteren dicker und knolliger, die Wurzel des letzteren dagegen nicht dicker als der Schaft. (Das weibliche Schamhaar ist wegen flach liegender Wurzel leichter auszureissen). Das Haar vom Mons Veneris ist an der Spitze keulenförmig, bei jungen Personen konisch-spitz. Das Haar vom Sero tum ist dem Achselgrubenhaar sehr ähnlich, jedoch häufig mit unegal dickem Schafte. Ob ein Haar unlängst oder vor längerer Zeit abge- schnitten ist, beantwortet die Spitze des Haares. Ausge- fallenes Haar hat eine mehr glatte abgerundete Wurzel, 108 ausgerissenes Haar eine rauhe zackige oder ästige Wurzel. Zerrissenes Haar zeigt an der Risstiäche Hornfaserstumpfe von verschiedener Länge. Eine Schnittfläche ist glatt, flach oder convex. Fig. 111. Fig. 112. Schamhaar mit darauf eingetrocknetem Sperma. a, aa Spitzen des Schamhaares. SOOmal vergT. Die Wurzeln der Haare junger Personen lösen sich nach Pfaff schneller in Aetzlauge auf als diejenigen der Haare älterer Leute. Die Marksubstanz geschwächter oder älterer Leute ist weniger zusammenhängend und durch Hornsub- stanz häufiger unterbrochen. Bei der Frage der Nothzucht kann sich auch in den Schamhaaren der Genothzüchtigfcen eingetrocknetes Sperma mit Fäden voi*finden, oft untermischt mit kleinen Krystallen. Der Weichselzopf {Flica Polonica), im Weichselgebiet Polens endemisch, ist dem Kopfgrind verwandt und besteht durch Verkittung und Verfilzung der Kopfhaare zu einzelnen Bündeln. Haare und Kopfhaut schwitzen eine klebrige Feuch- tigkeit aus, welche aus den Sporen und Schleimlagcrn eines Pilzes, Trichomaphyton oder 3Iyeoderma plicae Pohnicae, bestehen. Weirhselzopfhaar mit seinem Pilze. 500mal vorgr. Das Haar der Thicre zeigt einen von dem Menschen- haar wesentlich verschiedenen Bau, auch die Verschiedenheit des von verschiedenen Körpertheilen desselben Thieres ent- nommenen Haares ist eine sehr grosse. Eine Eigenthümlicli- keit des Thierpelzes ist die Zusammensetzung aus den eigent- lichen Haaren, Oberhaaren, und dem Flaum oder Unterhaar. Fig. 114. Fig. 115. Biber. bc Oberhaar, a Spitze, linVs Flaumhaar (Grandwolle). SOOmal vergr. Starkes Oberhaar (Grannen). 3(X)inal vergr. Letzteres ist zart und oft lOOmal dünner als das Oberhaar. Die in den folgenden Figuren dargestellten dünneren Theile 110 gehören dem Unterhaar (Grundwolle) an. Sämmtlich in 300m. Vergr. Fig. 116. Fig. 117. Hand (Prairienhnnd). Links FlaTunbaar. Zobel. Links Flatunhaar. Fig. 118. Fig. 119. Tirginische Otter. Links Flaumhaar. Ä'erz. Links Flaamhaar. Steinmarderpelzhaar ist dem Zobelhaar sehr ähn- lich, nur ist die Markröhre dunkler und die Seitenzacken treten stärker hervor. Baummarderhaar ist dem Nei-zhaar sehr ähnlich. . 111 Fig. 120. Fig. 121. Hamster. In der Hitte Flanmhaar Kaninchen. Links Flaomhaar. Fig. 122. Fig. 123. Katze. Links Flaumhaar. Fig. 124. Bisam. Links Flaumhaar. Fachs. Links Flanmhaar (Qrandwolle). 112 Gewürze. Die mikroskopische Untersuchung erstreckt sich haupt- sächlich auf die gepulverten oder gemahlenen Gewüi-ze, welche häufig verfälscht mit den Pulvern aus Brot, Semmel, Eicheln, Hülsenfruchtsamen, Mahagoniholz, Zuckerkistenholz und dergleichen angetroffen werden. Behufs der mikro- skopischen Untersuchung eines gepulverten Gewürzes ist das Pulver, wenn es ein gröbliches ist, in einem porzellanenen Mörser zu einem höchst feinen Pulver zu zerreiben, in einem Gläschen mit der verdünnten Glycerinflüssigkeit (S. 55) zu mischen und von der Mischung tropfenweise auf Object- gläsern zu vertheilen. Circa 0,5 g oder eine Messerspitze des Gewürzpulvers ist hier mehr denn ausreichend. Die Untersuchung wird zuerst bei 100 — 150facher, dann folgend bei 200— 300facher Vergrösserung ausgeführt. Um sich vor Irrthum zu bewahren, möge der Anfänger in mikroskopischen Untersuchungen gleichzeitig mit reinem gutem Gewürz ex- perimentiren. Wäre Pfefferpulver zu untersuchen, so zer- reibe man circa 3 Pfefferkörner zu feinem Pulver und be- trachte dieses unter dem Mikroskop, um von den Form- elementen des Pfeffers ein Bild zu erlangen. Die Abbil- dungen sind nie mit der Accuratesse ausgeführt, um dem Anfänger in der Beurtheilung des Befundes volle Sicherheit zu bieten. Pfeffer ist das am stärksten consumirte Gewürz. Er ist die Beerenfrucht eines in Ostindien einheimischen Kletter- strauches. Der sogenannte schwarze Pfeffer ist die nicht völlig reife und au der Sonne und in Oefen getrocknete, der weisse Pfeffer die reife, nach dem Einweichen in Meer- oder Kalkwasser von der äusseren Fmchthaut befreite Fmeht. Ersterer hat einen schärferen brennenderen Ge- schmack als letzterer. Schwarzer Pfeffer. Der zu einem feinen Pulver zerriebene Pfeffer bietet dem Auge mehrere charakteristische Fig. 125. "'Z^-. -"o Oa O O >-^5) O 0''4--; > \^ cy-9,°o o^Oo O o ' CPo.^Q^'^ Pf Schwarzer Pfeffer. Feines Pulver aus Pfefferfrüchten, welche schwerer als Wasser sind und darin untersinken. SOOmaligo Vergr. SehwarMr Pfeffer. Pulrer aus Pfefferfrftchten, welche leichter und schwerer als Wasser sind. 0 Oelzellen, ii Steinzellen, t Zellen mit Eleistermassen aus dem Giweisskörper, a Stärke- mehl, sp Spiralgefiisse, k Krystalle. 150 — 200mul vergr. Hager, ilikrosk. 6. Auflage. 8 114 Formelemente seiner Gewebeschichten. — 1) Oelzellen oder Harzzellen, rundliche, kugelige oder mehr oder weniger eckige Zellen in massiger Menge, angehörend dem Paren- chym des Fruchtgehäuses und dem Eiweisskörper. Sie ent- halten ein farbloses flüchtiges Oel und ein Weichharz, welche den Geschmack des Pfeffers bedingen. — 2) Steinzellen aus dem Theile, welcher zunächst unter der äusseren Fi-ucht- haut liegt. — 3) Unregelmässig geformte, meist vielkantige Zellen des Eiweisskörpers, angefüllt entweder mit formlosen homogenen Stärkekleistermassen, oder — 4) mit umränderten Fig. 127. Pf Starkemehlkörnchen des Pfeffers. SOOmal vergr. Stärkemehlkörnchen. Diese sind äusserst klein, rundlich oder vielkantig, zu 2, 3 und mehr reihenweise aneinander liegend oder zu rundlichen Ballen gehäuft. Bei starker Vergi'össemng lassen viele dieser Stärkemehlkörnchen eine tiefe Kernhöhle (Nabel) erkennen. — 5) Spiralgefässe. — 6) Krystalle, jedoch nur wenige, wahrscheinlich aus Piperin bestehend. Als Verfälschungen des gemahlenen Pfeffers sind Eicheln, getrocknete Kartoffeln, Rapskuchen (Presskuchen aus der Darstellung des Rüböls) vorgekommen. Die Stärkemehl- körnchen der Eicheln und Kartoffeln sind leicht an ihrer Form zu erkennen. Die Rapskuchen zeigen Partien Stein- zellengewebe, dessen Zellen 5 — 6eckig, sehr dickwandig und rothbraun erscheinen. Weisser Pfeffer. Der zu einem feinen Pulver zer- riebene weisse Pfeffer bietet dem Auge ähnliche Form- elemente wie der schwarze Pfeffer, nur fehlen die Stein- zellen, die Trümmer der äussersten Fruchthaut und des .115 Parenchyms des Fruchtgehäuses. Vorwiegend und in grösserer Menge [vertreten als im schwarzen Pfeffer sind die Zellen Fig. 128. Weisser Pfeffer. Feines Pulver. 150— 200mal vergr. des Eiweisskörpei-s mit den Kleistermassen und den Stärke- mehlkömchen. Piment, Nelkenpfeffer, Englisch-Gewürz, Neugewürz, ist die vor der völligen Reife gesammelte und getrocknete Fnicht eines in Westindien, besonders auf Jamaica cultivirten kleinen Baumes (daher auch der Name Jamaicapfeffer). In ein feines Pulver verwandelt lässt er unter dem Mikroskop erkennen : — 1) einfache, sehr kleine Härchen, auf der Oberhaut der Frucht befindlich. — 2) Grosse bräunliche Oelzellen, aus dem Fruchtgehäuse und der Um- gebung des Keimes. Im Fnichtgehäuse stehen sie dicht gedrängt und bilden die halbkugelig hervortretenden Warzen der Oberfläche der ganzen Fnicht. Die äusserste Frucht- 116 haut zeigt auch deutlich Spaltöffnungen. — 3) Dickwandige Steinzellen, viele mit verzweigten Poi'encanälen. — 4) Spiral- gefässtrümmer. — 5) Stärkemehlkörnchen. — 6) Zellen mit dunkelrothem Farbstoff. — 7) Nur bisweilen rhomboedrische Kalkoxalatkiystalle. ' Fig. 129. Piment, in feines Fairer verwandelt. 0 OelzeUen, st Steinzellen, sp Spiralgefösse, a Stärkemehl. Da Piment Gerbstoff enthält, so nehmen die Gewebs- elemente mit stark verdünnter Lösung des Eisenchlorids (Ferrichlorids) befeuchtet eine indigblaue Farbe an. Crewürznelken {Caryophylli) sind die getrockneten Blüthenknospen des Gewürznelkenbaumes, welcher auf den Molukken einheimisch ist, aber auf anderen Inseln Ostindiens und in Westindien cultiviit wird. Bei der Prüfung des Gewürznelkenpulvers unter dem Mikroskope vermisst man Stärkemehlkönichen und dickwan- dige Gewebezellen. Eine zarte Querschnitte durch den Unter- kelch einer Gewürznelke ist in folgender Abbildung (Fig. 130) bei 120maliger Vergr. vergegenwärtigt. Zu der mikroskopischen Untersuchung des Gewürz- nelkenpulvers verwendet man zunächst das nur mit ver- dünntem Glycerin gemischte Pulver, dann aber auch zur besseren Examination der Zellen und Gefässe eine Portion des Pulvers, welche mit verdünnter Aetzlauge geschüttelt, in einem Filter gesammelt, mit Wasser abgewaschen und mit Glycerin gemischt ist. .c^^ '^z'J''r Zarte Qnerschnitto aus dem ünterkelch der Geirürznelke. d Gefassbündel, v centrale Gefiissbürelelgruppe, / lockeres Zellgewebe. Es lassen sich folgende Formelemente wahrnehmen: — 1) Oelzellen , unter der kleinzelligen Oberhaut liegend. — 2) Bastzellen, meist spindelförmige. — 3) Spiralgefässe, zum Fig. 131. Gennrznelken. Formelemente des Gewebes: k Zellen mit Krystallen (Kalkoxalatltrystalldrusen), / Bast- faser, 0 Oelzellen , sp Spaltöffnungen , b Pollenkörner. Circa 2öOnial vergr. h Querschnitt eines HolzbQndels .Wmal vergr. st Treppetigefäss ans den Nelkenstielen. Theil in einem kleinzelligen Parenchym, dessen Zellen Krystallgruppen (Krystalldrusen) enthalten. — 4) Pollen- 118 körner (Blüthenstaubzellen). Diese erseheinen dreiseitig oder dreikantig und sind dreiporig. — 5) Spaltöffnungen (mit den beiden Schliesszellen), Das Gewürznelkenpulver mit verdünnter Lösung des Eisenchlorids (Femchlorid) befeuchtet färbt sich blauviolett wegen des Gehaltes an Gerbstoff. Diese Reaction erfolgt nicht oder ist gering, wenn eine gepulverte, bereits extra- hirte Waare vorliegt. Fig. 132. .@^_ s. fii3@® ^ aCS) Stärkemehl der Eicheln. ■ a 120inal, 6 250mal vergr. Die Verfälschung des Gewürznelkenpulvers mit dem Pulver der Gewürznelkenstiele (Blüthenstiele) war vor Jahren eine sehr häufige, mit gerösteten Eicheln eine gewöhnliche. In dem Pulver der Gewürznelkenstiele sind vorwiegend sehr dickwandige Zellen, Steinzellen mit dick- schichtiger Wandung, stärkere und bedeutend gi-össere Holz- Fig. 133. Steinzelle ans den Nelkenstielen. / Hohlraum, ji Porenkanal. 250mal. Vergr. bündel und Bastbündel, treppenförmige Gefässe mit weiterem Lumen und nur wenige Oelzellen vertreten. Eichelnpulver 119 verräth sich durch das darin befindliche Stärkemehl, dessen Körner dem Stärkemehl der Hülsenfrüchte sehr ähnlich, aber von geringerer Grösse sind und einen langen Kernhöhlen- spalt (Nabel) zeigen. (Vrgl. auch unter Kaffee.) Zimmt. Im Handel unterscheidet man Ceylonzimmt oder echten Zimmt und Zimmtkassie oder Kaneel. Der gemahlene Zimmt oder Zimmtpulver wird nur aus der Zimmtkassie hergestellt. Zimmtkassie, Kaneel, Chinesischer Zimmt, gewöhnlich nur mit Zimmt bezeichnet, ist der Bast der Aeste des Zimmtbaumes, welcher im südlichen China und Cochinchina einheimisch, aber in verschiedenen Theilen Ost- indiens cultivirt wird. Fig. 134. Formelemente des OeTrebes der Zinimtkaiigle. .) Steinzellen, st StärkemehlfOhrende SteinzeDen, h Bartzellen, hp Stärkemelilfübrende Bast- zellen, 0 Oelzellen. 150— 200mal. Vergr. Behufs der mikroskopischen Prüfung des Zimmtpulvers ist eine kleine Portion mehrere Stunden in verdünntem 120 Glycerin einzuweichen. Es bietet dem Auge folgende haupt- sächliche Formelemente: — 1) dünne spindelfönnige, meist glatte Bastfassera (circa 0,05 mm lang). Sie sind so ver- dickt, dass der Innenraum wie eine linienförmige Spalte er- scheint. — 2) Dickwandige Zellen des Bastparenchyms, Stärke- mehl führend. — 3) Steinzellen mit und ohne Stärkemehl. — 4) Oelzellen. — 5) Schleimzellen. — 6) Stärkemehlkörnchen (0,01 — 0,018 mm im Durchmesser) finden sich in rothbrauner Masse eingebettet in allen Parenchymzellen, in vielen Stein- zellen. — 7) Wenige, sehr kleine prismatische Kalkoxalat- krystalle (aus den Markstrahlzellen). Der Ceylonzimmt enthält sehr grosse (bis zu 0,1 mm grosse) starkverdickte Steinzellen, dünnere (0,02—0,025 mm\ Bastzellen, wenige und kleinere Stärkemehlkömchen imd eine mehr braungelbe Masse in den Parenchymzellen. Die kleinen Kalkoxalatprismen fehlen ganz. Ceylonzimmt ist die theuerste Zimmtsorte. Die Holzkassie, Malabarzimmt, Cassia lignea, ist die Kinde der Aeste eines den Ceylonzimmtbaume verwandten Baumes. Bisweilen fehlt darin das Stärkemehl. Sie wird zur Verfälschung des Zimmtkassien- und Ceylonzimmt- pulvers gebraucht. Die Gewebeelemente haben viele Aehn- lichkeit mit denen des Ceylonzimmts. Der Geschmack der Holzkassie ist schwach zimmtartig und sehr schleimig, der Geruch sehr schwach zimmtartig. Weitere Verfälschungen des Zimmtkassienpulvers sind die Pulver aus Mahagoni- und Zuckerkistenholz, verschie- dener Baumrinden, Eicheln, Brot etc. Verdünnte Eisen- chloridlösung färbt die Zimmtkassie nur dunkler bis roth- braun, nicht aber violett, blau oder grün. Ingwer ist der geschälte oder ungeschälte, getrocknete Wurzelstock der im tropischen Asien einheimischen Ingwer- pflanze. Es kommen im Handel vor: ungeschälter, geschälter und gebleichter Ingwer. Der gepulverte Ingwer ist vor der mikroskopischen 121 Untei-suchung in verdünntem Glycerin einzuweichen. Die Formelemente des Gewebes sind : — 1) Oelzellen. — 2) Ge- iiindete Harzzellen. — 3) Vieleckige Parenchymzellen mit Stärkemehl angefüllt. — 4) Gefilssbündel aus dünnwandigen Faserzellen, dickwandigen, eine weite Höhlung zeigenden. Fig. 135. '?"5#^''- Formelemente ans dem Gewebe des Ingirers. A Harzzellen, o Oelzolle, sp Holzbündel, a Stärkemehl. 120nial vergr. ♦ Fiff. 136. Stirkemehlkömchen des Ingwers. 400malige Vergr. bastartigen Holzfasern und Treppengefässen bestehend. — 5) Stärkemehlkörnchen. Diese sind flach, eiförmig oder länglich (0,02—0,04 mm lang), concentrische Schichtung zeigend. 122 Verfälschungen des gemahlenen Ingwers sind: Eicheln, Rapskuchen, Brot, Curcuma (Gelbwurzel). Letztere verräth sich durch ihren Gehalt an gelbem Farbstoff, welcher durch Borax und Alkalien leicht erkannt werden kann. Muskatnuss ist der Samen aus der Frucht des auf den Molukken einheimischen, auf den Bandainseln cultivirten Muskatnussbaumes : Das Pulver zeigt vieleckige, dünnwandige, mit StärkemehlköiTichen erfüllte Zellen. Die Stärkemehl- köiTichen sind hier und da in einer fettigen rothbraunen Masse eingebettet. Die StärkemehlköiTichen sind zu 2, 3, 4 und mehr, meist regelmässig zusammengesetzt, das Theilkörnchen zeigt eine mndliche oder eckige Kernhöhle. In den meisten der Fig. 137. ^. r PniTer TOn Mugkatblntbe und Hnskatnoss. Jfoc Moskatblnthe, Macis. Miisk.S Mnskatnass. a Zelle mit Erystalloid und Stärkemehl. 120maL Vergr. Stärkemehl führenden Zellen findet sich von Stärkemehl- körnchen umlagert ein krystallförmiger rhomboedrisch oder kubisch gestalteter Körper (Krystalloid). Auch beobachtet man hier und da prismatische Fettkrystalle. Nach der 128 Befeuchtung mit Jodlösung erscheinen die Stärkemehlkömchen blau, die Krystallkörper dunkelroth. Muskatl)lttthe, Macis, ist der fleischige Samenmantel aus der Frucht des Muskatnussbaumes. Das Pulver zeigt unter dem Mikroskop gerundete oder kantige Zellen, neben kugeligen, eiförmigen oder kantigen Oelzellen (0,04—0,08 mm im Durchmesser). Sttärkemehl fehlt. Jodlösung färbt gelb- roth , rothbraun und purpurroth. Beimischungen Stärke- mehl enthaltender Stoffe sind daher leicht zu erkennen. Siehe Fig. 137. Curcuma, Gelbwurz, der in künstlicher Wärme ge- trocknete Wurzelstock der in Ostindien und dem südlichen und östlichen Asien einheimischen Curcuma longa, Gelb- wui-zlilie. Das Pulver der Curcuma ist zuweilen ein Ver- fälschungsmittel der Gewürze und Bestandtheil des vom gemeinen Manne mit Safran benannten Safransurrogats für den Gebrauch in der Küche. Es zeigt unter dem Mikroskop mit verdünntem Glycerin befeuchtet, dieses gelb färbend, kugelige eiförmige oder längliche gelbgrünliche, durch Jod- lösung sich blau färbende Massen (Stärkekleistermassen), Stärkemehlkörnchen besonderer Form, gelbe Harzzellen, Fig. 138. Cure Curcnmapnlver. b Kleistermassen, h Harzzellen (lOOmal vergr.). o StärkemehlkSmer (SOOmal rergr.) Trümmer von Treppengefässen. Obgleich das Curcumamehl eine billige Waare ist, so wird es nicht selten mit Stoffen verfälscht, welche eine andere oder abweichende Form der Stärkemehlkömchen aufweisen. 124 Eothes Santelholz, rother Santel, das Holz des in Ostindien einheimischen Santelbaumes, Pterocarpus santa- linus. Das Pulver dieses Holzes ist nicht selten verfälscht oder es dient als ein unschuldiges Färbemittel einiger Ge- nussmittel, auch ist es ein Bestandtheil des Safransurrogates, des in der gewöhnlichen Küche gebrauchten Safrans. Unter dem Mikroskope in verdünntem Glycerin, welches sich wein- roth färbt, eingeweicht zeigt es — 1) mit zierlichen Tüpfeln versehene Holzgefässe, — 2) bastartige Holzfasern, — 3) ge- Fig. 139. Gepulrertes rothes Santelholz. h Holzzellen, gh getüpfelte Holzparenchynizellen, hh Holzparenchymzellen mit nmhöften Täpfeln, m Zellen ans den Markstrahlen, k Krystallzellen mit einfachem Kalkoxalatkrystall. (Circa 120malige Vergr.) tüpfelte Holzparenchymzellen, — 4) kleine Zellen, einen einfachen Kalkoxalatkrystall enthaltend, — 5) Farbstoffmassen und vereinzelte Stärkemehlkörnchen. Weingeist löst den Farbstoff mit rother, Aetzkalilauge mit violetter Farbe. 125 Senf. Mostrich. Speisesenfpulver und Mostrich sind für den öebrauch in der Küche und auf dem Tische entsprechend und dem Geschmack convenirend zusammengesetzte Genussmittel, in welchen schwarzer und auch gelber Senfsamen die den Ge- schmack bedingenden Substanzen sind. Das Senfmehl von Sarepta ist das Pulver der Samen von Sinapts juncea und entspricht in seinen mikro- skopischen Theilen ganz unserem gelben oder weissen Senfe. Das sogenannte Englische Senfmehl ist gewöhnlich nur ein pulveriges Gemisch ans 1 Th. schwarzem Senf, 8 Th. gelbem Senf und 1—3 Th. Getreidemehl. Eine mikroskopische Untersuchung beider Genussmittel könnte nur den Zweck haben, darin Substanzen zu be- stimmen, welche den Nahrungs- und Genussmitteln nicht angehören und genossen nachtheilige Wirkungen haben und endlich die Gegenwart des Pulvers der Senfsamen zu er- kennen, wenn etwa der Geschmack diesen nothwendigen Umstand bezweifeln lässt. Beide, sowohl das Speisesenfpulver (Mostrichpulver) wie der Mostrich, sind zusammengesetzte Genussmittel, welche den Zwecken der Verwendung in der Küche und auf dem Tische, sowie den Ansprüchen des Ge- schmackes entsprechen sollen. Zur Erreichung dieser Zwecke ist die Vermischung des Pulvers von schwarzem und gelbem Senfsamen mit Salz, Gewürzen, Mehl, Essig, Wein, Zucker und anderen Genussmitteln nothwendig, und können solche Beimischungen nie als ungehörige oder als Fälschungen an- gesehen werden, und das um so weniger, als man den Weith der Senfpräparate nach der äusseren Beschaffenheit und dem Geschmack beurtheilt und eine einfache Mischung von reinem Pulver des schwarzen oder gelben Senfes mit Wasser, Wein, Essig dem Geschmacke nicht genügt, selbst die Mischung nur mit schwarzem Senfsamen den Giften beizuzählen wäre. Auch eine Beimischung von gemahlenem Rübsen- oder Rapssamen an Stelle des weissen Senfsamens, wenn sie über- Fig. 140. Polrer des Bchwarzen und ireissen Senfsamens. s Schwarzer Senf, w weisser oder gelber Senf, st Steinzellen, U Kleberzellen, it Keimzellen ev Epidermalgewebe, o Oeltröpfchen. Pulrer des Bapskncbens. st Steinzellen, 'kg Keimgewebe, W Kleberzellen, o Oeltröpfchen. 127 haupt vorkommen sollte, ist keine Verfälschung, da dadurch das Angenehme des Geschmacks eher gehoben als herab- gedrückt wird. Wäre der Kübsensamen geschält, so ist er auch gar nicht nachzuweisen. Ein wesentliches Erkennungszeichen der Samenpulver des schwai-zen Senfes und des Rübsens unter dem Mikroskop sind die Gewebetrümmer der äusseren dunkelroth-braunen Samenhaut. Die Steinzellen derselben sind beim Rübsen- samen grösser und auch etwas abweichend geformt als beim schwarzen Senf, und farblos beim gelben Senf. Cacao. Chocolade. Cacaomasse oder präparirter Cacao gehört zu den einfachen Genussmitteln und besteht aus den Cacao- samen, welcher schwach geröstet, dann von der Samenschale befreit und in der Wärme in eine zwischen den Fingern oder auf der Zunge unfühlbaren Masse übergeführt sind. Diese Masse soll nichts enthalten, was nicht Cacaosamen ist. Vorkommende Verfälschungen oder Gewicht vermehrende Stoffe dieser Masse sind : schwach geröstete Eicheln, Getreide- mehl, Maismehl, Hülsenfrüchte, Stärke, Brot u. dgl. Behufs der mikroskopischen Prüfung wird etwas der Masse feinzerrieben, ein Theil davon mit verdünntem Glycerin gemischt, ein anderer Theil mit Wasser längere Zeit ge- schüttelt, auf einem Filter gesammelt und dann geprüft. Cacao hat verschiedene Gewebeelemente, welche sich von denen der Veifälschungsmittel wesentlich unterscheiden. Zunächst sind zu erwähnen die verlängerten, cylindrischen, keulenförmigen oder spindelförmigen, an ihrem einen Ende oft getheilte, durch Querscheidewände, hin und wider auch durch Längsscheidewände geschichtete Schläuche oder so- genannte Müscherlich'sche Köi*perchen, dann die in Fett ge- lagerte, zusammengesetzte, sehr minutiöse Stärkemehlkörn- chen führenden braunen vieleckigen Zellen der Keimlappen 128 und die denselben untermischten oder in Reihen gestellten Zellen, einen rothbraunen Farbstoff enthaltend. Fig. 142. Fig. 143. Cacao. III Schläuche der inneren Samenhaut, die s Stärkemehl fahrende, / Farbstoff führende sogenannten Mitscherlich'schen Eörperchen, Zellen der Keimlappen (ISOfache Yergrösse- k Theobrominkry8talle(120— ISOfache Yergr.). rung). Unter dem Mikroskop sieht man auch Fett in kugeligen Massen, zuweilen jedoch nicht immer, kleine farblose prisma- tische Krystalle. Fig. 144. m r-^> :. it% Caeaomasse. >.- Cacaost&rkeniehl, m Uitscherlich'sche Körperchen. Der Farbstoff wird durch verdünnte Schwefelsäure mit blutrother, durch Essigsäure mit violetter Farbe gelöst. 129 Verdünnte Eisenchloridlösung tingirt blau, was auf eine gerbstoflfartige Substanz deutet. Die Stärkemehlkörnchen des Cacao sind, wie bereits bemerkt ist, zusammengesetzte, im Uebrigen sehr klein (0,005—0,008 mm) im Durchmesser. C ho CO lade ist ein zusammengesetztes Genussmittel, welches einen angenehmen Geschmack haben und in kochendem Wasser oder kochender Milch zertheilt ein an- genehm schmeckendes, aber auch schleimiges Getränk liefeni soll, in welchem die Partikel der Cacaomasse in Suspension erhalten bleiben. Um nun letzteres zu erzielen, ist ein Zusatz eines stärkemehlhaltigen Genussmittels nothwendig. Die Chocolade kommt in verschiedenen Sorten in den Handel. Die theuren Sorten bestehen zumeist nur aus gleichen Theilen Cacaomasse und Zucker nebst verschiedenem Gewüi"Z. Die geringeren und billigen Sorten enthalten ausser den genannten Stoffen geröstetes Getreidemehl oder Stärkemehl, Maismehl, Reismehl etc. Werden diese Sorten in der Küche zum Ge- tränk gemacht, so bedürfen sie keines Mehl- oder Stärke- mehlzusatzes, welcher bei den theuren Sorten nicht umgangen werden kann. Diese Erinnerung ist gemacht, um zu warnen, den Gehalt der Chocolade an fremden Stärkemehl als eine Ver- fälschung aufzufassen. Chocolade ist eben Cacaomasse, welche sich zur bündigen Darstellung des Chocoladengetränkes eignet. Will man Chocolade mikroskopisch untersuchen, so wird sie kalt zerrieben, zuerst zur Beseitigung des Fettes mit Aether, dann zur Beseitigung des Zuckei-s mit lauwarmem (30 — 35") Wasser ausgezogen und nun das in Aether und Wasser unlösliche unter das Objectiv gebracht. Das holländische Cacaopul ver ist das feine Pulver der mit Soda behandelten Cacaosamen. Es zeigt einige Ge- webeelemente des Cacaosamens in zerstörter Form. Chocoladenmehl,Chocoladenpulver. Mit diesen Namen wird ein Surrogat der Chocolade bezeichnet. Es ist ein sehr billiges Pulver, welches in kochendes Wasser oder Hager, Mikrosk. 6. Auflage. <.) 130 kochende Milch eingerührt, sofort ein dem Choeoladengetränk ähnlich schmeckendes und aussehendes Getränk oder Suppe liefern soll. Es besteht aus 10 Proc. Cacaomasse, 19 Proc. geröstetem oder auch nicht geröstetem Getreidemehl, 70 Proc. Zucker und 1 — 2 Proc. rothem annenischem Bolus. Kaffee. Die mikroskopische Untersuchung hat nur beim gemah- lenen Kaffee einen Zweck. Man zerreibt eine kleine Menge zu einem höchst feinen Pulver und prüft es unter dem Ob- jectiv. Dann extrahirt man dieses Pulver mit Aether, zur Entfernung des Fettes, und nach der optischen Prüfung ex- trahirt man auch noch mit Wasser oder verdünntem Spiritus und pi-üft wiedemm, gleichzeitig parallele Experimente mit echtem gutem Kaffee vornehmend. Waren an der Kaffee- bohne, in der Samenspalte, noch Reste der Samenhaut, so wird man in dem feinen Pulver des gebrannten Kaffees auch gelbliche dickwandige spindelförmige, mit zahlreichen Poren- kanälen versehene Steinzellen wahrnehmen. Zuweilen sind Fig. 146. SpindelfSrniiKe StelnzeHen der Samen* Ein Stück des Gewebes ans dem Samen- hant des Kaffeesamens. körper des Kaffees. diese Zellen nur in einigen wenigen Exemplaren vertreten. Das Gewebe des Eiweissköi-pers ist in grösster Menge ver- treten. Die Zellen dei-selben sind vieleckig, dickwandig und 131 reichliche Porenkanäle zeigend. Die Zellen enthalten form- lose Eiweissmassen , Stärkemehl, Glykose, Kaffeegerbsäure, Oeltröpfchen. Das Stärkemehl ist in nur höchst geringer Menge vertreten. Wenn man das Object mit Jodlösung befeuchtet, so färbt sich das Stärkemehl dunkelblau, während Zellgewebe und Eiweiss gelblich, die Fetttröpfchen dunkler gelb oder grünlich erscheinen. Macht man gleichzeitig optische Vei^suche mit echtem Kaffeepulver, so erlangt man auch sofort Anhaltspunkte zur Erkennung von Gewebeelementen, die nicht dem Kaffee angehören. Fig. 147. Kaffee and Ciehorieiikmffee. a reiner Kaffee, 6 Cichorieniaffee. 100— 120fache Vergr. Verfälschungen des gemahlenen gebrannten Kaffees sind Cichorien, geröstete Getrei^eköraer , geröstete Eicheln, ge- röstete Bohnen. Auch werden Feigenkaffee, geröstete Mandeln, Braunkohle u. dgl. angegeben. Cichorienkaffee, geröstete zu einem höchstfeinen Pulver zermahlene Wurzeln der cultivirten Gichorienpfianze (Cichorium Intybus). Diese Wurzel enthält Zucker in be- deutend grösserer Menge als die der wildwachsenden Pflanze. 132 Die im Handel vorkommende Waare enthält auch andere geröstete Wurzeln z. B. der Runkelrübe, Mohrrübe, und etwas geröstete Getreidesamen. Als Verfälschung sind diese Substanzen nicht aufzufassen, denn gerade diese Stoffe in ihrer Mischung liefern eine Waare, welche dem Consumenten besonders gefällt. Man hat daher unter dem Namen Cichorien- kalfee in heutiger Zeit nicht allein die geröstete Cichorien- wurzel, sondern ein Kaffeesurrogat zu verstehen. Der gewöhn- liche Mann fordert zwar beim Kaufmann Cichorien, er erhält aber ein Packet, auf welchem sich der Name Kaffeesurroga:; verzeichnet findet. Wenn hier an dieser Stelle die Bilder einiger Gewebeelemente vorgelegt sind, so geschah dies nur für den Fall, dass reiner Cichorienkaflfee optisch zu prüfen sei. Fig. 148. Fig. 149. Fig. 150. hp sb h Holzgewebe, hp Zellen des Holzparenchynis, sb Siebröhren. ng Cichor lennnrzei . ng Ketzgefösse. m Milchsaftgefusse, gewöhn- lich netzartig verzweigt. Die Netzgefässe (Fig. 149 m) fehlen auch nicht in dem gerösteten gemahlenen Getreidesamen, bei welchem be- sonders Stärkemehl in Betracht kommt, ferner auch nicht in dem sogenannten Mandelkaffee (die gerösteten und gemahlenen Erdmandeln, die Knollen von Oyperus esculentus). Geröstete Eicheln, Eichelkaffee, verrathen sich durch ihre mehr oder weniger länglichrunden oder nieren- förmigen Stärkemehlkörnchen mit einer länglichen Kernspalte 133 oder Kerahöhle. Diese Stärkemehlkörnchen haben einige Aehnlichkeit mit denen unserer Hülsenfrüchte, sie sind aber nur halb so lang. Ihre Länge beträgt 0,025—0,035 mm. Mit verdünnter Eisenchloridlösung färbt sich das Eichelpulver wegen Gerbstoflfgehalt dunkelblau. Fig. 151. a CS> Stärkemehlkörnchen der Eichel. a 120n)al b 200mal vergrössert. Fejgenkaffee nennt man die gerösteten und zu einer gröblichen Masse oder Pulver zerstampften Feigen. Hier machen sich unter dem Mikroskop grosse Parenchymzellen mit Krystalldmsen (Kalkoxalat), ferner die kleinen Steinzellen- gruppen des Samens, auch einzelne Haargebilde der Ober- haut der Feige und gabelästige Milchgefässe bemerkbar. Fig. 152. Feigenkaffee. at Steinzellen der Samen, k Krystallzellen, Parenchymzellen mit Krystallen, /( Haargebilde, 0 Zellen der Oberbaat. 134 Blut. Blut. Das normale Blut besteht aus einer farblosen wässerigen Flüssigkeit und darin schwimmenden zellenähn- lichen rothen und auch farblosen (weissen) Körperchen, den sogenannten Blutkörperchen. Diese werden von einigen für Zellen, von Anderen für keine Zellen gehalten, obgleich ihnen alle die Eigenschaften angehören, welche an der lebenden Zelle angetroffen werden. Die rothen im Blute des Menschen in grösster Menge vertretenen Blutkörperchen Fig. 153. Fig. 154. ®®u^ ' Blntkörperchen, 1200mal vergr, a auf der Kante stehend, freiliegend u. geldrollenähnlicli aneinander- b flach liegend. hängend, 500nial vergr. Bothe BlntzeUen. 200malige Vergrösserung. a Im frischen Blute, b nach der Einwirkung ;des Wassers, c im eingetrockneten Blute. 135 oder Blutzellen erscheinen unter dem Mikroskop als kreis- runde, etwas biconcave, durchsichtige, farblose oder gelbliche Scheiben mit klar hervortretendem Kugelschatten, die unter Einfluss des Wassere die Gestalt hyaliner sphärischer Bläs- chen annehmen. Sie zeigen sich oft geldrollenähnlich an einander gereiht (Fig. 154). Lässt man Glaubersalz zwischen Objectglas und Deckglas treten, so tritt eine Contraction der Blutkörperchen ein, der Schatten tritt näher an die Ränder der Scheiben, die Ränder gestalten sich allmählich verzerrt, eckig, zerrissen, gezackt, gekerbt. Fig. 156. BIutzeHen. 800 — OOOmaligo Vcrgr. h Kothe Blutzellen, b eine rothe Blutzelle im Vertic-ildurchschnitt c rothe Blntzellen im Wasser macerirt, d weisse Blutzellen, r eine solche mit einer Fett- grannlation heladen, / solche nach der Einwirkung des Wassers, g eine solche nach der Einwirkung der Essigsäure. Die weissen Blutkörperchen, farblose Blutzellen, Lymphkörperchen, werden stets nur in wenigen Exemplaren im normalen Blute angetroffen, höchstens 5 unter 1000 rothen Blutzellen. Sie sind ungefähr Va grösser als die rothen, und zeigen bei starker Vergrösserung eine zart granulirte Obei-fläche und derselben entsprechend eine feincrenulirte Contour. 136 Wenn man einen Tropfen Blut auf einem Objectglase einige Minuten sich selbst überlässt, so schrumpfen die Blut- körperchen ein und man trifft sie dann meist'zackig gerändert. Geschieht die Eintrocknung schnell durch warme Luft oder unter der Luftpumpe, so behalten sie dagegen meist ihre Form. Fig. 157. Fig. 158. ^ r^ # OQ #1 Blutkörperchen in langsam eingetrocknetem Blute, in schnell eingetrocknetem Blute, eOOmal vergr. 600mal Tergr. Wie Glaubersalz zerstören andere Salzlösungen, schwache Säuren und schwache alkalische Laugen die Blutköi*perchen, dagegen nicht concentrirte Aetzlaugen. Eingetrocknete Blut- köi-perchen schwellen in letzteren an und werden dadurch Fig. 159. Blutkörperchen im geronnenen Blute. ßOOmal vergr. der Vögel. Vergr. wieder sichtbar. In einem dünnen Scheibchen geronnenen Blutes findet man die Blutkörperchen in der faserig erscheinenden Fibrinschicht gebettet. Die Blutkörperchen sind bei den Säugethieren meist rund, beim Menschen kreisrund und etwas biconcav, bei den anderen Säugethieren, besonders den Wiederkäuern sind sie meist kleiner (beim Kameel, Dromedar, Lama grösser und elliptisch-biconvex). Die Blutkörperchen der Vögel sind länglich- oval , in der Mitte etwas erhaben; die der Fische und Amphibien ebenfalls länglich oder elliptisch, flach oder etwas convex, die der letzteren aber sehr gross. 137 Der durchschnittliche Durchmesser der Blutkörperscheib- chen beträgt beim: Menschen 0,0074—0,0080 mm. Schwein 0,0060 -0,0065 „ Rind 0,0054—0,0060 „ Schaf 0,0040—0,0048 „ Hasen 0,0065—0,0070 „ Pferd 0,0050-0,0055 „ Hund 0,0070—0,0075 „ Huhn 0,0070-0,0081 „ in der Breite „ 0,0120-0,0135 „ in der Länge. Bei der Untersuchung einer Substanz, welche man für Blut hält, pflegt man zuerst ihr Verhalten gegen Wasser zu piiifen. Man bedeckt z. B. die Substanz mit 1 — 2 Tropfen Wasser. Ist sie eingetrocknetes Blut, so wird sie je nach ihrem Alter früher oder später an ihrer Oberfläche etwas aufquellen und sich das Wasser anfangs gelb, dann rothgelb, endlich dunkelroth färben. Lässt man dann den Tropfen abfliessen, so wird sich bei Musterung der benetzt gewesenen Stelle mit einem Vergrösserungsglase das netzartige Geflecht des Fibrins erkennen lassen. Betupft man dasselbe mit einer verdünnten Jodjodkaliumlösung, so wird es sich dunkel- braun färben. Steht eine reichliche Menge der blutähnlichen Substanz zu Gebote, so giebt man eine Senfkorn- bis linsengrosse Menge in einen Reagircylinder, übergiesst sie mit einigen Cubik- centimetern destillirtem Wasser, und mischt sie so einige Zeit unter nur sehr sanftem Schütteln. Nachdem sich das Wasser gefärbt hat, wird es schon nach sehr sanftem Schütteln an seinem Niveau einen Schaum bilden. Diese Eigenthüm- lichkeit des bluthaltigen Wassers nennt man Spumescenz. Diese lässt sich selbst an einem Tropfen der Flüssigkeit auf dem Objectglase beobachten, wenn man das Deckgläschen wiederholt hebt und abwärts drückt 138 Die vorstehend erhaltene wässrige Blutlösung im Tages- lichte beobachtet zeigt Dichroismus, d. h, im durch- fallenden Lichte erscheint sie gelbroth oder roth, im reflec- tirten Lichte grünlich oder grün. Die Grundlage der rothen Farbe des Blutes ist mit Haemo globin bezeichnet worden. Dieses Haemoglobin besteht aus einer eiweissartigen Substanz und Haematin, einem eisenhaltigen Farbstoff. Wirken auf diese Verbindung Alkalien oder Säuren ein, so wird sie zersetzt und der Blutfarbstoff, das Haematin frei gemacht und unter gewissen Verhältnissen in Krystalle verwandelt. Desshalb nannte man diesen Blutfarbstoff früher Haematokrystallin. Als eine sehr geeignete Flüssigkeit, die rothen Blut- zellen von eingetrocknetem Blute oder Blutflecken behufs der mikroskopischen Untersuchung aufzunehmen, und das Haematin aus seiner Eiweissverbindung abzuscheiden, ist nach JRoussin ein Gemisch aus 3 Th. Glycerin, 1 Th. concentrirter Schwefelsäure und 35 Th. Wasser. Es soll sich der Blutfarbstoff der Säugethiere (nicht der Vögel) an und für sich in Krystalle verwandeln lassen und er dabei verschiedene je nach Ai-t der Thiere aber ziemlich bestimmte Formen annehmen. Die prismatische Krystallform soll beim Menschen und vielen Säugethieren, die tetraedrische beim Meerschweinchen und der Maus, hexagonale Tafeln bei dem Eichhörnchen, die Rhomboeder- form beim Hamster etc. vorwalten. Zur Darstellung dieser Krystalle soll man nach Funke einen Tropfen Blut auf das Objectglas bringen und, nachdem er 3 — 4 Minuten an der Luft gestanden hat, mit einem Tropfen Wasser versetzen. Nach mehrmaligem Anhauchen legt man ein Deckgläschen darauf und stellt das Ganze an einen hellen Ort zur Ver- dunstung. Gut soll es sein, die Fläche des Objectglases, worauf der Tropfen Blut gegeben wird, vorher mit Seiden- zeug recht tüchtig zu reiben. Die Kiystallbildung gelingt 139 übrigens in dieser Weise nicht leicht und ist es nothwendig, gleichzeitig 2—3 Objeete herzustellen. Fig. 161. Formen der Haematinkrystaile, vergr. Wichtig für die Untersuchung der Blutflecke ist die Darstellung der Teichmann'schen Häminkrystalle. Das Haematin hat nämlich eine grosse Verwandtschaft zur Salzsäure, und diese Verbindung hat eine vorwiegende Neigung zu krystallisiren. Diese Teichmann'schen Hämin- krystalle sind Haematinhydrochloratkrystalle. Zu ihrer Dar- stellung aus Blutflecken wird die wässrige, nicht zu dünne Blutlösung (2—3 Cubikcentimeter) mit einigen Tropfen Eis- essig und einer sehr geringen Menge (circa 1 Ctgr.) Koch- salz versetzt. Werden dann einige Tropfen der Lösung auf einem Objectglase an einem lauwarmen Orte abgedunstet, so beobachtet man unter dem Mikroskop die braunrothen bis schwarzbraunen Haematinhydrochloratkrystalle in Form rhombischer Nadeln und Täfelchen. Man kann auch die trockne, pulverig zerriebene blutähnliche Masse nach Zusatz einer unbedeutenden Menge Kochsalz mit Aetherweingeist, welcher mit wenigen Tropfen Eisessig versetzt ist, extrahiren und diese durch Glaswolle filtrirte Lösung verdunsten lassen, um dieselben Krystalle zu erlangen. Der Kochsalzzusatz ist nur ein Ei*satz des im Blute von Hause aus vorhandenen Chlorids, im Falle die Blutsubstanz der Einwirkung von Wasser ausgesetzt war. Auch fauliges , selbst altes eingetrocknetes Blut liefert diese Krystalle. Brücke giebt folgende Anweisung zur Unter- suchung der Blutflecke. Die Flüssigkeit, welche man durch 140 kaltes Ausziehen mit destillirtem Wasser aus dem Blutfleck gewonnen hat, lässt man, mit einem sehr kleinen Körnchen Kochsalz versetzt, in einem Uhrglase unter der Luftpumpe oder über Schwefelsäure verdunsten oder an freier Luft Fig. 162. HaematinhrdrochloratkrrstaUe. Teichmann'sche Haeminkrystalle. 350— 400malige Vergr. eintrocknen. Dann durchmustert man das Uhrglas unter dem Objectiv, ob sich nicht etwa Kry stalle darauf befinden, die den Haeminkrystallen ähnlich sind und damit ver- wechselt werden können. Hierauf übertropft man den Boden des Uhrglases mit Eisessig und verdampft denselben an einem warmen Orte von 50 — 80° C. Nun giebt man einen Tropfen destillirtes Wasser auf das Uhrglas, nimmt damit den Rückstand auf und bringt die Mischung auf Object- gläsera unter das Mikroskop. Ein bohnengrosser Blutfleck liefert viele tausende dieser kleinen, gelben bis braunrothen Haeminkrystalle in Form von rhombischen Tafeln und Säulen, oft sich kreuzend über einander lagernd. Sie sind in Essig- säure, Salzsäure, Weingeist, Wasser unlöslich, dagegen lös- lich in Aetzalkalien und concentrirter Schwefelsäure. Im 141 XJebrigen gelangt man rascher zum Ziele, wenn man das mit dem Blutflecke bedeckte ausgeschnittene Stück Zeug oder das mit dem Fleck bedeckte Scheibcheu Holz, oder die von einer Metallplatte abgekratzte blutfleckenartige Masse in einem Probircylinder mit Eisessig aufkocht, heiss und rasch filtrirt und die Flüssigkeit in einem flachen Glas- schillchen an einem warmen Orte eintrocknet. Bei frischem Blute ist der Zusatz von Kochsalz gerade nicht nothwendig. Schleim. Eiter. Schleim, das Absonderungsprodukt der thierischen Schleimhäute (z. B. der Speichel), ist eine durchscheinende oder durchsichtige dickflüssige Masse mit darin befindlichen Epithelialzellen (den Zellen der äussersten Schicht der Schleimhaut). Jene dickflüssige Masse besteht aus den Schleimkör per che n. Diese erscheinen unter dem Ob- Fig. 163. Schleimkörpercheii. 200mal vergr. jectiv als runde, stark granulirte, farblose, einzelne oder an einander hängende, Gruppen und Flächen ausfüllende Köiperchen, welche einen und mehrere Kerne enthalten. Eiter. Eiterkörperchen sind schwierig von den Schleimkörperchen zu unterscheiden. Bei einiger Uebung in der optischen Musterung von Schleim und Eiter erlangt man sehr bald in der Bestimmung und Unterscheidung der Schleim- und Eiterkörperchen Sicherheit. Die Eiterkörperchen erscheinen unter dem Mikroskop wie runde, matt granulirte Zellen mit einem Kern, der häufig 2-, 3- bis 4mal gespalten ist oder eine längliche oder eine hufeisenförmige Gestalt hat. Die Umrisse (Contouren) sind öfter matt als scharf hervor- 142 tretend. Unter Einwirkung verdünnter Essigsäure quellen die Eiterkörperchen auf, ihr granulirtes Ansehen vei*schwindet, Fig. 164. '•mm h@ (§) @ ElterzeHen. circa 400mal vergr.,'|a Eiterzellen ,"(6 dieselben nach Binwirlcnng der Essigsäure, c freie, ans den Zellen getretene.^in Theilnng begriffene Kerne der Eiterzellen. sie werden hyalin und die vorerwähnten Kerne treten sicht- barer hervor. 3 Fig. 165. WM stj ächleimgerinsel, s in stärkerer Vergr., e Eiterkörperchen, p Gährpilze, circa ISOmal vergr. Lymplikörperchen. Lymph- oder Chyluskörperchen bilden matt granulirte Zellen, welche durch verdünnte Essigsäure in ihre sie constituirenden Theile zerlegt werden. 143 Fig. 166. Fig. 167 W @f^ Q ^ Lymphkörperchen , a dieselben in Essig a Lymplikörperclien ans der Lymphdrüse macerirt. eines Sängetbieres, 6 dieselben in verdünnter Essigsäure macerirt 4C0mal. Vergr. S p u t u m an Lungen-Tuberculosis (Lungenschwindsucht) leidender Menschen. Dieser Auswurf enthält neben Schleim- köi-perchen und Epithelialzellen Eiter, mehr oder weniger rothe Blutkörperchen und dann eigenthümliche elastische Fasern von dunkler Farbe, der Lungensubstanz angehörend. Fig. 168. Auswurf tnbercalöser Lungenmasse. Circa SOOmalige Vergr. a Eiterkörperchen, 6 Epithelialzellen, c Blutkörperchen, d, Tuberkelfasern. Gährpilze. G ä h r p i 1 z , Hefenzelle, Cryptococcus cerevisiae, Saccha- Gährpilz, Cryptococcus cerevisiae, a 150— 200mal vergr. h 750-900mal vergr. 144 romyces cerevisiae Meyen. Der Gähi^pilz ist eine einzellige Alge, ein Hauptbestandtheil der Bierhefe. Er findet sich im Brote, im gährenden Harn und als ein pflanzlicher Parasit häufig in dem Magen, Munde etc. des Menschen. Er entsteht da, wo Zucker durch Gähiiing zersetzt wird, und vermehrt sich durch Theilung und Knospung. Er hat rundliche und ovale Formen, ist durchsichtig und farblos. Sarcinien. Magensarcinie, Merismopedia (Sarcinia) ventriculi, ist eine Alge, zur Familie der Chroococcaceen und der Ordnung der Cystiphoren gehörend, bestehend aus Zellen, welche ein- schichtig zu einer tafelförmigen Gmppe verbunden sind. Das Cytioderm ist fest, schleimig, häufig weisslich-grau oder gelb- lich, das Cytioplasma bläulich. Diese Alge theilt sich meist quadratisch oder zu vier in einem Quadrate stehenden Zellen. Sie findet sich im Magen, ist jedoch ohne alle pathologische Bedeutung. Ein etwas grösseres Format ist Merismopedia punctata Meyen (M. Kuetzingii) mit schwach begrenztem, fast farblosem Trieblager und blass grünspanfarbigem Cytio- plasma. Sie wird in Tümpeln und Seen mit stehendem Wasser angetroffen. Fig. 170. Fig. 171. od Ode» «• «§ »o ! Merismopedia Tentricnli Aerismopedia punctata, aus einer erbrochenen Masse, 450mal rergr. SOOraal vergr. Die sehr kleine Merismopedia urinae kommt in der menschlichen Harnblase, M. renis in der Niere vor. Kopfgrind. FaYUspilz. Favuspilz, Achorion Sclwenleinii, ist die Ui^sache des Kopfgrindes. Diesei* pflanzliche Parasit dringt in die feinsten 145 Risse der Haut, in die Haarbälge, erzeugt Entzündung und Eiterung der Kopfhaut und zerstört, indem er seine feinen Fig. 172. FsTuspilz, an der Wurzel and dem unteren Theile des Haares sitzend. SOOmal rergr. Myceliumfäden zwischen und in die Faseni, woraus das Haar besteht, einschiebt, das Haar. Soorpilz, Znngenbelegpilz, Vibrionen, Oscillarien. Soorpilz, Aphthenpilz, Oidium albicans, ist ein als Pa- rasit häufig vorkommender Fadenpilz, welcher die bei kleinen Fig. 173. Soorpilz, stark Tergr.. nach Tlobin. a Epithelialzellen der Mundschleimhant , bedeckt mit dem Basen des Soorpilzes h und den Sporen desselben c. Hager, Mikrosk. tj. Auflage. 10 146 Kindern vorkommenden sogenannten „Schwäramchen" bildet. Er besteht aus Sporen und Myceliumfäden, die zwischen und unter dem Epithel der Schleimhaut wucheni und dasselbe zur Abstossung bringen. Er giebt der Schleimhaut das An- sehen, als wäre sie mit Käseflocken bedeckt. Verwechselt kann dieses Gebilde nicht werden mit Leptothrix huccalis Robin, einer parasitischen Alge, welche sich auf jeder Zunge, Fig. 174. Fig. 175. Soorpilz. 'Oidlnm albicans. Leptothrix baccaUs. Zangen belegpilz. Vei^. Vergr. zwischen allen Zähnen findet und aus weit feineren stab- fonnigen, wenig oder nicht gebogenen und wenig verästelten Fäden besteht. Diese Alge gehört zu den Oscillariaceen, einer Familie, welche fadenförmig und mit einer eigenen Bewegung begabt ist, von welcher jedoch die Leptothricheen selten eine und dann nur langsam oscillirende Bewegung zeigen. Dagegen haben die Species der Oseillarieen und Spirillineen , zwei andere Unterfamilien der Oscillariaceen, eine sehr lebendige (oscillirende, kriechende oder spiralige) Bewegung, so dass man sie früher für Thiere hielt. Sie scheinen jedoch nur den Uebergang zu diesen zu bilden. Zu den Spirillineen gehören die Vibrionen, weichein cylindrischer und fadiger Foi-m, frei oder in ihren natürlichen Schleim Fig. 176. (WP^ Tlbrio llneola (links), obere sOmal, untere 300mal vergr. SpiriUum TOlntans, Vibrio baciUns (rechts), 750mal vergr. TöOm-il vergr. 147 gehüllt, unter dem Mikroskop eine sehr lebhafte Bewegung zeigen. Sie findet man besonders da, wo eine Milchsäure- oder eine Buttei-säuregährung stattfindet, in dem Schleim an den Zähnen, zwischen den Zehen der Füsse, zuweilen im Harn. Spirillum voJutans ist schlangenförmig und spiralig gewunden und gegliedert. Von den Oseillarieen bewohnt die Gattung Beggiatoa viele Thermen und natürliche Schwefelwässer. Sie hat eine oscillirende Bewegung, ist haarförmig, sehr dünn, sehr durch- sichtig und starr. Beggiatoa alba ist in einen weissen Schleim tt Be^Iatoa alba, h Beggiatoa ni?ea. Vergr. gehüllt und bildet lange Fadenfortsätze mit granulirtem Cytio- plasma. B. nivea ist durchsichtig und zeigt eine dunkle Gliederung. Die Gattung Oscülaria ist mit einer dreifachen Fig. 179. Fig. 180. i^Uu.' Osrillarla viridis. CiianiaeKiphon incrustans. a ein Glied von vorne gesehen. Vergr. a 200fapli vergr. h 1200fach vergr. Bewegung begabt, gegliedert, entweder von Mutterschleim umhüllt oder eingeschlossen von einer engen röhrenfönnigen, an beiden Enden offenen Scheide. Die Glieder sind von vorne gesehen scheibenförmig und mit punktförmigen peri- pherisch ständigen Knötchen vei*sehen. Eine parasitische Oscillariee ist Chamaesiphon incrmtans, eine sehr kleine circa 0,01 mm lange, dicht zusammengedrängt stehende Alge mit 10* 148 undeutlichen Gliedern, aber deutlichen Endgliedern und sehr zarten Scheiden. Sie bewohnt andere Algen, diese in- crustirend. Interessante Algen sind die Spermosireen durch ihren rosenkranzähnlichen Bau. Die Gattung Anahaena hat kuge- lige oder elliptische Glieder und goldgelbe oder braungelbe Sporen. Änabaena circindlis findet man in stehenden Wässern. Fig. 181. Änabaena circinalis. a Microcystis Tlolacea, h Anacystis Vergr. niarginata. Vergr. Von der Algenfamilie der Chroococcaceen möge noch erwähnt sein Microcystis^ welche aus sphärischen, dicht zu- sammengedrängten und von einer Mutterhülle eingeschlos- senen Zellen besteht. Microcystis (Gloeocapsa) violacea hat eine violette Färbung. Sie bewohnt die Fensterscheiben und Mauern feuchter Keller. Die zu dei-selben Familie gehörende Änacystis, welche schwimmend in stehendem Wasser ange- troffen wird, besteht aus zahlreichen sphärischen, in Schleim nistenden, mit einer gemeinsamen mehrschichtigen Decke umhüllten Zellen. Diatomaceen. Diatomaceen sind einzellige Algen. Sie liefern ver- schiedene mikroskopische Probeobjecte. Ihnen fehlt das Chlo- rophyll, dagegen tritt in ihrem Cytioplasma ein gelblicher oder bräunlicher Farbstoff auf, der giUn wird, wenn sie absterben oder wenn man sie mit Säuren behandelt. Sie schwimmen entweder frei im Wasser oder sind einem Polster oder einem Stengel aufgewachsen oder in Schleim verschiedener Form gebettet, in und ausser dem Wasser. Die Zellen sind zweiklappig und symmetrisch gestaltet, die Klappen durch eine in Salpetersäure lösliche Zellsubstanz zu- 149 sammengeleimt. Die Membran (Cytioderm) der Diatoniaceen besteht nicht aus Cellulose, wie bei den meisten anderen Algen, sondern aus Kieselerde, die weder durch Fäulniss noch durch Glühhitze zerstörbar ist. Die Gestalt dieser Kieselpanzer ist sehr verschieden, rund, scheibenförmig, wal- zenförmig, prismatisch, viereckig, nachenförmig , keilförmig etc., oft mit symmetrisch geordneten Verdickungen, wodurch der Panzer mit mannigfaltigen Zeichnungen geziert erscheint. Einigen Familien dieser Algen, wie den Naviculaceen und Synedreen, ist eine scheinbare freiwillige Bewegung eigen. Sie schwimmen im Wasser mit zitternder Bewegung vor- und rückwärts, stossen sie hierbei aber auf ein Hinder- niss, so ziehen sie sich ein oder zurück und versuchen wieder- holt aufs Neue, die Richtung um einen sehr spitzen Winkel verändernd, vorwärts zu dringen, und kehren, ohne sich um- zudrehen, ganz und gar zurück, wenn das Hinderniss das- Fig. 183. a Aclinantes exUig, b Diatomella, c Qomphonema, d Diatonia rulgare. selbe bleibt. Diese eigenthümliche Bewegung gab Grund, sie für Infusionsthiere zu halten. Aus den Kieselpanzern dieser Algen bestehen sogar grosse Strecken der Lüneburger Haide. Das schwedische Bergmehl, welches mit Brod gemischt in Hungeijahren genossen wurde, sind Kieselpanzer abgestorbener Diatomaceen. Man findet diese Algen fast in allen natüriichen Wässera oder als Schmarotzer auf Wassei-pflanzen oder in eine braune Schleimmasse eingebettet als feuchten Ueberzug der Felsen. Häufig trifft man sie in solchen Mengen, dass man sie für Schlamm hält. 150 Milch. Milch von Kühen. Sie ist die bekannte emulsions- artige Flüssigkeit, welche verschiedene Salze, Milchzucker, Kasein enthält und in welcher Fett (Butter) in Gestalt sehr kleiner, unter dem Mikroskope scharf begrenzter, homogener, durchsichtiger Kügelchen schwimmt. Jedes Fettkügelchen Fig. 184. Milch hei 500maliger Vergrösserung. ist mit einer Kaseinhülle umgeben, welche das Zusammen- fliessen des Fettes verhindert. Unter dem Mikroskope er- scheint die Milch als eine klare Flüssigkeit mit jenen darin suspendii-ten Fettkügelchen (Fig. 184). Fig. 185. Fig. 186, Zum TheU entrahmte Kuhmilch, 500 mal vergrössert. Sahne. 500 mal vergrössert. 151 In der Ruhe scheidet sich die Milch in zwei Schichten, in eine untere fettai-me und in eine obere fettreiche, ge- wöhnlich Rahm oder Sahne genannt. Die von dem Rahme gesonderte, sogenannte abgenommene Milch zeigt unter dem Objective weit weniger Fettkügelchen und diese sind meist klein. Es treten also die grösseren Fettkügelchen beim laihigen Stehen der Milch zuerst an die Oberfläche dei-selben. Der Milchrahm bietet daher dem Auge sehr grosse Fettkügelchen. Die dickliche gelbliche Milch , welche jedes Säugethier (also auch die Kuh) einige Tage vor und in den ereten Tagen nach dem Gebären giebt, heisst Colostrum, Colostrum- Fig. 187. ('olostram. 500inal vergrössert. milch. Sie ist von fadem Geschmacke, enthält Eiweiss, weniger Kasein und Milchzucker, besondei-s aber die Colo- strumkugeln, nämlich die mit Fett erfüllten Zellen der Milchdrüsenschleimhaut. Unter dem Mikroskop erscheinen die Fettkügelchen der Colostrummileh gewöhnlich weniger scharf begrenzt, von sehr verschiedener Grösse, in Gruppen darin herumschwimmend, und daneben findet man einzelne grosse, nicht völlig kugelnmde, trübe Buttermassen mit körniger Oberfläche, jene Colostrumkügelchen. Diese sammeln sich beim Stehen der Milch an deren Obei-fläche und bilden eine dunkelgelbe Rahmschicht. Diese Colostmmmilch hat meist eine blassgelbliche oder gelbe Farbe. Sie ist zwar keine gesundheitsschädliche, denn sie äussert nur eine den 152 Stuhlgang gelind vei-mehrende Wirkung, sie ist aber für den Genuss der Menschen nicht geeignet und wegen ihrer Farbe nicht appetitlich. Die Milch und Sahne wird (nach Angabe einiger Schiift- steller) zuweilen mit der von Blut und Häuten befreiten Gehirnsubstanz der Schafe gemischt, um ihre Consistenz zu vermehren. Eine solche Milch hat einen hellgrauen Farben- ton und setzt beim Stehen an die Gefässwandung eine feine weisse kleinkörnige Masse ab, welche feine Fäden von der Zellsubstanz des Gehinis enthält. Unter dem Mikroskope erkennt man die Gehimsubstanz an den warzig erweiterten, oft perlschnurartigen Nervenprimitivfaseni , an den Resten von Capillargefässen , welche gefässartig verzweigte, aus strukturloser Membran bestehende Gebilde darstellen, an denen sich ovale Kerne befinden, die nach Zusatz von Essigsäure mehr hervortreten. Fig. 189. lUIch mit Gehirnsubstanz. Milch aus einem mit Eiter-absontlamdeni 500 mal Tergrdssert. Ansschlai^e behafteten Eiter. a Fettkügelchen, h Eiter. In Folge exsudater Processe im Euter oder in Folge einiger epidemischer Rinderkrankheiten findet man in der Milch Eiter. Die Eiterkörperchen sind den Butterkügel- chen ähnlich, aber im Umfange etwas grösser, matt granulirt und enthalten einen Kern, oder sie bilden granulirte Körper- chen mit unregelmässigem Rande, löslich in Aetznatronlauge, unlöslich in Aether. Bei Eiterausschlägen soll die Milch mikroskopisch kleine maulbeerähnliche Kügelchen enthalten, 153 aus Schleim und Eiter bestehend. Eine eiterhaltige Milch ist als eine gesundheitsschädliche zu beurtheilen. Butter. Butter. Tafelbutter oder Marktbutter in einer Menge, welche einer halben Linse gleich kommt, zwischen Object- glas und Deckglas zu einer dünnen Schicht auseinander- gedrückt, ergiebt sich bei 200— SOOfacher Vergrösserung als ein Conglomerat mndlicher und runder Tröpfchen von ver- schiedener Grösse, untermischt mit kleinen Kochsalzkrystallen. Fig. 190. B. Markt- oder Tafelbutter bei 200 -SOOfacher Vergrösserung. Die sogenannte Schmelz- oder Schmalzbutter, Dauer- butter, welche behufs Befreiung von den Milchbestandtheilen eine Schmelzung erfahren hat, ebenso die mit Talg gefälschte 154 und geschmolzen gewesene Butter liefeni unter dem Mikro- skop nicht diese Tropfenform, welche bei der sogenannten Kunstbutter jedoch mehr oder weniger ausgeprägt ist. Harn. Urin. Harn. Der Harn, besonders der des kranken Menschen, bietet mehrere Bestandtheile, welche sich durch das Mikro- skop erkennen und bestimmen lassen. Sowohl ein Tropfen des klar abgegossenen Harns, sowie eine entsprechende Quantität des etwaigen Bodensatzes (Harnsediments) werden gesondert der mikroskopischen Betrachtung unterworfen. Fig. 191. a RlterzeUen, h dieselben mit ver- Zellen der Hsrnblasensehlelmhant, dünnter Essigsäure behandelt, stark vergrössert. c Schleimkörperchen. An organischen Stoffen können sich im Harne finden: a. Schleimgerinsel bildet Streifen, aus reihenförmig ge- ordneten, äusserst kleinen Körnchen zusammengesetzt. Es darf nicht mit den Hanicylindern verwechselt werden. b. Schleimkörperchen. Vergl. S. 141. e. Blutkörperchen. Vergl S. 134. d. Eiterkörperehen oder Eiterzellen. Vergl. S. 141. e. Harncylinder und Epithelialzellen. In Folge krank- hafter Beschaffenheit der hanileitenden Gänge findet man Fig. 193. Epithelialzellen aus den Nierenbecken, Ureteren, Kelchen. Vergr. 155 im Hai-n Beimengungen von Gewebetheilen , wie Zellen, (Ptlasteiepithelien) der Hainblasenschleimhaut, Epithelial- Fig. 194. a, b Haracfllnder ; c, d, d Epithelialhitttehen ans den Bellini'aohen Röhren mit Blntkörperchen. Zellen aus den Nierenbecken, den Ureteren und den Kelchen, endlich sogenannte Harncylinder , nämlich Stücke des Epi- thelialüberzuges aus den Bellinischen Röhrchen in Form cylindrischer Schläuche. f. Spennatozoen. Vergl. S. 158. g. Krebsmaterie neben Eiterköi-perchen , verschieden gestaltete Degenerationsgebilde mit Zellen mehr oder weniger bedeckt. Fig. 195. Fig. 196. Krebsartige AbmnderiingfB und Gebilde. Vergr. GilirpUzclieii. Vergr. h. Gähi-pilze. Vergl. S. 143. i. Vibrionen. Vergl. S. 146. An krystallisirten Stoffen können vorhanden sein: Das Sediment des Harns wird allein und dann mit Salzsäure angesäuert auf das Objectglas gegeben oder man lässt Harn auf dem Objectglase verdunsten. a. Hippui'säure bildet, aus kaltem Harne allmählich aus- geschieden, halbdurchsichtige rhombische, vierseitige Prismen und Säulen (mit der Gmndform des Rhombenoctaödei-s), an den Enden in 2 oder 4 Flächen auslaufend. 156 b. Harnsäure nimmt vei-schiedene Formen an. Sie bildet bald rhombische, glatte, durchsichtige, oft orange, bräunlich Fig. 197. Fig. 198. ^®o Hipporsaure. . Hamsäarekrystallformen. oder gelb gefärbte Tafeln, bald mit abgerundeten stumpfen Winkeln, bald mit spindelförmigen Verlängerungen. Aus der alkalischen Lösung mittelst Salzsäure auf dem Objectglase abgeschieden bildet sie mitunter Dumb-bells (kurze Stränge mit pilzhutförmig erweiterten Enden). Bald nimmt die Harn- säure die Form von Wetzsteinen an, bald vereinigt sie ihre Prismen zu besenähnlichen Büscheln, von denen gemeinlich je zwei mit ihrer Basis zusammenhängen. c. Saures harnsaures Natron bildet unregelmässige Grup- pen kleiner grützlicher Körnchen. Fig. 199. Fig. 200. *^ t^ Sanres hamsaures Natron. Saures barnsanres Amnion. d. Saures harnsaures Ammon in Form kleiner, runder, mit Spitzen besetzter, vereinzelter oder in Gruppen zusam- menliegender Körperchen. e. Phosphoi-saure Ammon-Magnesia (Tripelphosphat) ge- wöhnlich in rhombischen, sargdeckelähnlichen Krystallen, Fig. 201. Fig. 202. 21 ö^^ Ph08pbor8aire immon-Xagnesla. Oxalsäure Kalkerde. 157 welche sich durch ihre leichte Löslichkeit in verdünnter Essig- säure von der Oxalsäuren Kalkerde untei-scheiden. f. Oxalsäure Kalkerde in Gestalt kleiner durchsichtiger quadratoetaedrischer Krystalle, den Briefcouverten ähnlich oder sanduhiförmig. g. Harnstoft" mit Chloniatrium giebt Krystalle, an welchen die Kreuzfoi-m vorheri*schend ist. Harnstoff mit Chlornatriam verbunden. Fig. 204. HariiHedlment bei 200— SOOfacher Vergrösserang. h Harnsäare, u saure Urate des Amnions nnd Natrons, o Kalkoxalat , p Doppelpbosphat, pbosphorsaare Ammon-Magnesia. f Epithelialzellen nnd Hamcylinder, /Fermentkörperchen, ci Eiterkörperchen. 158 SamcnfUden. Flimmerzellen. Cercomoiiadeu. Samenfäden, Spermatozoon, Zoospermien, sind Zellengebilde. Sie zeigen bei starker Vergrössei-ung einen ovalen abgeplatteten Köi-per mit einem langen, feinen, faden- förmigen Schwänze. Die Bewegungen der lebenden scheinen unter dem Mikroskope ungemein schnell und lebhaft. Spermatozoen. o auf dem Rande stehend , 6 anf der platten Seite liegend, an letzterer in der Mitte eine kleine Vertiefung. 1200mal vergr. In der Wirklichkeit ist die Bewegung natürlich nur eine langsame, denn jede Bewegung ei*scheint durch starke Ob- jective gesteigert. Beim Absterben legt sich der fadenartige Schwanz meist ösenförmig oder spiralig an den ovalen Körper. Fig. 206. Flimmerzellen verschiedener Form. Vergr. Die Zoospermien sind keine Thiere, wie man sonst wegen ihrer lebhaften Bewegungen glaubte, sondern sie sind ana- loge Gebilde wie die Flimmerzellen der Schleimhäute und 159 entstehen jedenfalls aus den Kernen jener eigenthümlichen Bildungszellen, welche während der Geschlechtsreife durch Umwandlung des Drüsenepithelium der Samenkanälchen ge- bildet werden. Wie die Flimmerzellen eine lebendige Be- wegung der Fäden und Härchen (Flimmerbewegung, Wimper- bewegung) unter dem Mikroskope erkennen lassen, so auch die Samenfäden. Die Bewegung wird durch sehr verdünnte Aetzkalilauge oder verdünnte Zuckerlösung gesteigert, eine kürzlich zur Ruhe gekommene dadurch oft wieder erweckt. Im frischen Sperma findet man ferner vereinzelte, hya- line, farblose, kugelförmige, mattgi-anuliite Körper, Sperma- körperchen genannt. Fig. 207. Spermakörperchen. Vergr. Die Aufsuchung der Spermatozoon in Flecken der Wäsche geschieht in der Art, dass man ein kleines Stückchen des Zeuges ausschneidet, in einem Uhrglase mit mehreren Tropfen Wasser aufweicht und nach 1 bis 2 Stunden mit einem Glasstabe sanft hin und her bewegt. Von dem Wasser bringt man dann ein Tröpfchen auf das Objectglas, ebenso auch einen Tropfen von der aus dem Zeuge gedrückten Flüssig- keit. Bei Untersuchung älterer Flecke schneidet man ein Stück des mit dem Fleck bedeckten Gewebes aus und theilt es mit der Scheere in drei Theile. Den Theil a weicht man, je nach dem Alter des Fleckes 1—3 Stunden in kaltem Wasser ein, den Theil h dagegen in verdünnter wässriger Pikrinsäurelösung und den Theil c zuerst in Pikrinsäure- lösung und nach Verlauf einer halben Stunde in kaltem reinem Wasser. Von jedem dieser Theile des befleckten Gewebes trennt man behutsam einzelne Fädchen und mustert diese unter dem Objectiv bei circa 300-, 500-, 800-maliger Vergrösserung. Durch die Pikrinsäure wird das Samen- 160 fädchen gelb gefärbt, auch der Samenschleim , nicht aber die Leinenfaser, von welcher adhärirende Pikrinsäure sich durch Wasser beseitigen lässt. Die von einem Gewebe ge- sammelten Spermatozoon haben meist ihre Schwänze verloren und ist dann die Identität des schwanzlosen Spermaköi-per- chens festzustellen. Eine Verwechselung mit Cercomonaden- köi-perchen wäre möglieh. Fig. 208. Durch vorsichtige Waschung der einen Tag alten Flecke in einem Hemde einer gewmltsam Deflorirten Gesammeltes circa 400 fach vergr. h Schamhaare h Blutkörperchen, s Schleim- körperchen, e Eiterzellen, p Pflasterepithelialzellen, l Leinenfaser. Cercomonaden, geschwänzte Monaden, finden sieh in thierischen Absonderungen. Die Intestinal-.Schwanz- monade des Menschen (Cercomonas intestinalis) ist von ver- schiedener Grösse und köi-perlicher Ausbildung. Die Länge ihres Köipers ohne Schwanz schwankt zwischen 0,005 bis 0,01 mm. Die Bewegungen dieser Gebilde sind sehr lebendige 161 und schnelle in bogig gekrümmten Touren. Sie finden sich in den schleimigen und flüssigen Dejecten des Darmkanals bei Diarrhoe, Cholera etc. V a g i\i a 1 - M 0 n a d e (Trichomonas vaginalis) ein in dem Vaginalschleime häufig vorkommendes Gebilde, welches von Fig. 209. Fig. 210. Q.i. Cercomonu intestlnuHs. Trichomonas T»ginalig. 500— 600faclie Vergrösserung. Einigen für eine Art Flimmerzelle gehalten wird. Sie ist von vei"schiedener Grösse, an dem einen Ende ihres Körpers mit 1 — 2 — 3 peitschenförraigen, sehr beweglichen Anhängen versehen. Der am andern Ende befindliche Ansatz bildet einen unbeweglichen Fortsatz des Körpers. Letzterer hat eine Länge von 0,008—0,018 mm. Parasiten des thierischen Körpers. Haarsackmilbe (Demodex folliculorum) (Fig. 210), eine Milbe niederer Ordnung und Parasit (Epizoe) der mensch- lichen Haut, 1842 von Simon entdeckt. Streicht man mit einem stumpfen Messer aus Holz oder Knochen unter mas- sigem DiTicke über die Haut an Nase, Stirn, Wangen, Bi-ust etc., so drückt man dabei aus den Ausführungsgängen der Talgdrüsen jene Milbe heraus, die auch in den Haar- bälgen (zwischen Haarschaft und Wurzelscheide) wohnt. Das auf die angegebene Weise zusammengeschabte wird mit etwas Wasser auf das Objectglas gebracht. Diese Milbe ist Ve bis V4 »^ww lang, borsten- und haarlos und hat einen kleinen Hager, MikrosV. ß. Auflage. 11 162 Säugrüssel mit zwei unter diesen befindlichen Haftzangen. Das jüngere Thier hat 2 Paar, das ältere 4 Paar stummel- fbraiige Beine. Diese Parasiten sitzen im Inneni der Talg- Fig. 211. ÜMirsackinilbe, I20mal Tei^. drüsen und Haarbälge mit dem Kopf nach innen, mit dem Hintertheile nach aussen. In ihrem Wohnsitze legen sie auch ihre Eier. Sie sind gemeiniglich ein Bild vom Ernährungs- zustände des Menschen, auf welchem sie leben, denn sie sind dick und mnd bei gesunden wohlgenährten, und schmal und mager bei mageren Menschen. Im Uebrigen sind sie ohne Nachtheil. Die Krätzmilbe, Sarcoptes hominis, Sarcoptes scahiei, hat einen breiten, länglich runden, ^/g bis V2 »w»w langen, mit Haaren und Boi-sten besetzten Köi-per. Sie ist die Milbe, welche die Symptome der Krätze vemrsacht und nicht mit der Haarsackmilbe zu verwechseln. Diese Milbe bohrt sich 3—4 mm tief in schiefer Richtung in die Haut und legt im Grunde dieser Höhlung ihre Eier. In Folge des dadurch verursachten Reizes ent- zündet sfeh der Eingang dieser Höhlung und es entsteht 163 eine Pustel (Krätzpustel) und eine Entzündung der Haut. Daher das Hautjucken Krätzkranker. Die Heilung kann Fig. 212. _,-«=^Ä KrStsmllbc bei circa ISOfacher Vergrösserung. auch nur durch Tödtung der Milbe und ihrer Eier erreicht werden. In neuerer Zeit hat man den Perubalsam und Storax als vorzügliches Krätzmittel erkannt. Trichinen. Die Trichine, Trichina spiralis, ein lebendig gebärender Rundwurm mit Gehirn und vollkom- menem Verdauungsapparat , ein Eingeweidewurm warm- blütiger Thiere. Vor circa 30 Jahren zuerst von einem englischen Arzte Hilton entdeckt, ist die Natur dieses Thieres seit den letzten 15 Jahren sorgfältig studirt worden, seit welcher Zeit die Gesundheitsschädlichkeit des Genusses trichinigen Fleisches erkannt wurde. ^ 11* 164 Lebenslauf und Entwickelung der Trichine im lebenden Thieikörper sind folgender Art: die mit dem Fleische ge- nossenen Muskeltrichinen verbleiben im Darmkanal und bilden sich daselbst in wenigen Tagen zu geschlechtsreifen Trichinen, Darmtrichinen, aus, es findet die Begattung zwischen männlichen und weiblichen Trichinen statt, in ,7 bis 10 Tagen erzeugen die Weibchen lebendige Junge (Em- Fig. 213. ^»^ Fleisehfaüern mit nandernden Trichinen und einer sich einliapfielBdeii Trichine, f Fettbläschen, p Miescher''8che Körperchen. biyonen), welche in die Muskeln überwandern, daselbst wachsen, sich nach längerer Zeit dort spiralig einrollen und innerhalb der Fleischfaser einkapseln. Mit der Zeit ver- kreidet sich die Kapselhülle und die Muskeltrichine verhaiTt in dieser Lage (also ohne sich zu vennehren), so lange bis sie durch Zufall in die Verdauungswege eines anderen 1^5 Thieres gelangt, wo sie sich in dem Darnikanale zur Dann- trichine ausbildet. Nachdem die Darmtrichine ihre Brut, die sie aus vielen hunderten Eiern erzeugt, abgesetzt hat. geht sie unter. Die weibliche Darmtrichine hat eine Länge von 1 bis 3 mm, die männliche von 0,8 bis 1,5 mm, die Embryonen von 0,08 bis 0,13 mm, die Muskeltrichine von 0,7 bis 1 mm. Die Wanderung der Embryonen in die Muskeln, mag sie auf dem Wege der Blut- und Lymphgefässe oder durch Durchbohrung der Darmwände geschehen, ist eine unaus- gesetzte, bis ein Hinderniss entgegensteht. Ein solches Hin- derniss bilden die sehnigen Ansätze der Muskeln, durch welche diese an die Knochen angeheftet sind. Hier kommen die wauderaden Trichinen meist zur Ruhe und lagern sich zur Einkapselung. Um die sehnigen Ansätze herum findet man daher die meisten Trichinen. Fig. 214. Fig. 215. Weibliche Trichine, 200mal rergr. Haken am After der männliclien Trichine. Die Darmtrichinen sind meist gestreckt, nach dem Kopf- ende zu (k, siehe vorstehende Fig. 213) bedeutend dünner, mit etwas spitz zulaufendem Kopfe ; nach dem Hinterende (a) nehmen sie an Dicke zu, mit stumpf abgerundeter Endi- gung. Die Männchen haben am Hinterende 2 Haken oder Zapfen (Fig. 214) neben der Oeffnung der Kloake. Die äussere Decke des Wurmkörpers besteht aus einer sehr durchsichtigen glatten feinen strukturiosen Haut (Chitinhaut), 166 mit nichts besetzt und nur sehr leicht geringelt. Unter dieser Decke liegt der Hautschlauch, aus einer sehr dünnen musku- lösen Haut bestehend, auf deren innerer Seite eine dichte Schicht fein gekörnter rundlicher Zellen als Auskleidung der Körperhöhle befindlich ist. In der Länge des Hautschlauches verläuft ein aus Zellen zusammengefügtes Band, welches sich vom Kopfende nach dem Hinterende und von hier auf der anderen Seite nach dem Kopfende zurück erstreckt. Im Innern des vorderen oder dünneren Theiles des Körpers liegt der Munddarm, welcher sich nach hinten allmählich erweitert und bei stärkerer Verdickung der Wandung deutliche Zellen zeigt. Am Uebergange dieses Theiles in den zweiten Theil des Körpers erblickt man um das Darmrohr eine dunkle mit Kernkörperchen gefüllte Masse, die sich weiterhin in den Darm fortsetzt, welcher am hinteren Ende endlich seinen Aus- gang hat. Mit der zunehmenden Dicke des Wurmes nehmen die Darmzellen an Grösse zu und liegen dicht an der Wan- dung des Hautschlauches. Der hintere Theil des Körpers enthält ausserdem die Zeugungsapparate. Bei dem Weibchen erstreckt sich der Geburtsweg bis innerhalb des ersten Drittels der Körperlänge und hat hier, also am Vordertheile des Körpers, seitlich seinen Ausgang. Fig. 216. Eingi-kapselte Trichine. Die Kapsel oder Ciste der Muskeltrichine (Fig. 215) hat eine ovale Form. In ihrem weiteren Theile liegt die Trichine spiralig eingerollt. Unter dem Mikroskop erscheint die Kapsel, wenn ihre Verkreidung noch nicht vorgeschritten ist, hell und durchsichtig, und man kann darin den Wurm deutlich sehen. An jedem Ende des Ovals findet sich ein 167 stumpfer, etwas dunklerer Ansatz, so dass die Kapsel mit den Umrissen eines menschlichen Auges Aehnlichkeit hat. Hat die Ablagerung von Knochenerde an der Kapselhülle zugenommen, so erscheint die Kapsel unter dem Mikroskop bei durchfallendem Lichte dunkel und sie ist nicht mehr durchsichtig. Häufig sind dann die Ansätze der Kapsel von kleinen Fettzellchen umlagert. Legt man ein dünnes Stück Fleisch mit verkreideten Kapseln in massig verdünnte Essig- säure oder Salzsäure, so erfolgt die Lösung der Kalksehale und die Kapsel wird wieder durchsichtig. Fig. 217. Fleischfaser mit älteren und Jfingeren TrinhineneinkapHelungen. Die Trichine könnte mit blossen Augen sicher erkannt werden, wäre sie nicht zu durchsichtig. Die verkreideten 168 Kapseln lassen sich bei autfallendem Lichte, weil sie weisslich sind, mit blossen Augen erkennen. Von den Muskeln, welche die Trichinen vorzugsweise aufsuchen, sind zu nennen : das ZwerchfeH, die Augenmuskeln, die Nackenmuskeln, die Muskeln der Bauchwand, die Mus- keln des Hintertheils. Proben aus diesen Theilen, besonders aus der Gegend der Sehnenanheftung entnommen, also mit fünf Fleischproben, kann der mikroskopischen Fleischschau gentigt werden. Von jeder Probe nimmt man zwei, höchstens drei feine Scheibchen nach der Länge der Fleischfaser, mit der krummen Scheere abgeschnitten und mittelst der Präparirn adeln zer- zasert, legt sie in massiger Distanz nebeneinander auf ein starkes, farbloses Objectglas und giebt, wäre das Fleisch nicht frisch und saftig, einen Tropfen Wasser darauf. Auf das sorgsam ausgebreitete Object legt man ein Deckglas (ein zweites dünnes Objectglas) und drückt beide Gläser so gegeneinander, dass die Fleischscheibchen zu einer sehr dünnen, durchsichtigen Schicht ausgedehnt werden. Be- dient man sich hier eines Compressoriums , besonders aber des Hager'schen Compressor - Mikroskops , so ist man der äusserst lästigen Mühe des anhaltenden Fressens der Object- gläser mit den Fingern enthoben. Die Beschallung wird bei 30- bis höchstens 60facher Vergrösserung vorgenommen. Freie Trichinen oder in der noch durchsichtigen Kapsel befindliche Trichinen werden hierbei sofort erkannt werden, theils im Fleische, theils in der um das Object befindlichen Flüssigkeit, welche beim Drücken des Fleisches gewöhnlich ausfliesst. Verkreidete Kapseln erscheinen als dunkle undurchsichtige Körper. In diesem Falle zerzasert man das Object mit den Präparir- nadeln, giebt einen Tropfen Essigsäure darauf und legt es nach einigen Minuten gepresst wieder unter das Mikroskop. Findet man eine verdächtige Wunngestalt, so schreitet man zu einer 100- bis 200fachen Vergrösserung, um den 169 inneren Bau des Wunnförmigen zu mustern. Letzterer ist characteristisch genug, als dass eine Verwechselung mit wunn- ai-tig gekrümmten Fleischfasern, Miescher' sehen Körperchen, oder Gespiunstfasern möglich wäre. Mlescher'sche oder Ralney'sche *) Körpercheii oder Schläuche, Synchifh-ium Miescherianum , sind sehr häufig Fig. 218. Klescher'sehe Schläuche und (oben rechts) der ausgedrückte köruige Inhalt der- selben in den Muskel fasern, 30fach vergr. vorkommende, eigenthümliche Gebilde in den Muskelfasern (und auch in anderen Theilen des Thierkörpers) , welche zwar grössere Conglomerate bildet als die Trichiuenkapsel, *) Sprich: räneh. 170 aber mitunter im Umrisse eine entfernte Aehnlichkeit mit Trichinenkapseln oder Finnen haben können. Diese Gebilde gehören dem Pflanzenreiche an. Prof. Dr. Kühn glaubt sie zu den Mycomyceten (Schleimpilzen) zählen zu können. Sie sind von verschiedener Grösse und weisslicher P'arbe, jedoch sehr gut mit blossen Augen zu erkennen. Damit sehr stark durchsetztes Muskelfieisch sieht graustreifig und missfarbig aus. Gemeiniglich bilden sie längliche abgerundete Schläuche aus strukturloser Membran, angefüllt mit einer körnigen Masse. Unter dem Mikroskop sind sie dunkler als die Fleischfaser. Haben sie eine elliptische Form, so können Fig. 219. -^t^ ^■ ^ \ />••>'■ Inhalt eiiicK /erdrückten Jlieschcr'sclieii Schlauches bei sehr starker Vergrösserung. 171 sie mit Trichinenkapseln verwechselt werden. Ein Druck auf das Deckglas genügt, diese Gebilde zu zerdrücken, wo- bei sich der kömige Inhalt ergiesst und das Object über- schwemmt. Miescher entdeckte diese Gebilde 1843 zuerst im Fleische der Mäuse. Einige Gelehrten nennen siePsorospermien- schläuche,den Inhalt Psorospermien. Die aus den Schläu- chen herausgedrückten Körnchen haben bei starker Ver- grösserung Formen, wie sie vorstehende Zeichnungen {ps) angeben. Der Genuss des Fleisches mit diesen Körperchen hat sich bis jetzt nicht schädlich erwiesen, der Geschmack des Fleisches ist aber nicht besondei*s. Schweineflnne, Finne, Bandwurm. Die Finne der Schweine, Blasenwurm, wohnt zwischen den Muskelfasern, Fig. 220. Fig. 221. Schweinefliine (vergr.). Mit eingo- Mit vorge- stülptem streckten) Kopf. Kopf. Bandwurm- oder Finnenkopf. Hakenkranz des gewöhnHchen Bandwurmes. 50mal. Vergrösserung. Fig. 222. C.T.m. Die im Bilde rorkommende Finne der Taenia medlocanellata. Diese Finne ist 3 — 5 mm lang. 172 des Fleisches dieser Thiere und bildet, mit unbewaffnetem Auge erkennbare weissliche oder halbdurchsichtige, mehr oder weniger walzenförmige, senfkorn- bis erbsengi'osse Blasen innerhalb einer häutigen weissen Kapsel, welche mit dem umgebenden Fleische verwachsen ist. In dem Fleische der Schweine (zuweilen im Fleische des Rindes und anderer Thiere, auch im Fleische des Menschen) findet man die Finnen häufig in unzähliger Menge. Nimmt man die Finne aus ihrer häutigen Wohnung heraus und bringt sie in lauwarmes Wasser, so streckt sie nach und nach Kopf (Amme) und Hals aus ihrem blasenförmigen Köi*per (Schwanzblase) heraus. Unter dem Mikroskop findet man an dem Kopfe schon bei schwacher Vergrösserung vier wulstige, in ihrer Mitte ver- tiefte Erhabenheiten, Saugnäpfe, und inmitten derselben einen Hakenkranz, dessen Haken zweierlei Form und Grösse haben. Gelangt die Finne lebend in den menschlichen Magen, was beim Genüsse rohen Schweine- und Rindfleisches, oder roher Wurst, oder nicht genügend gekochten Fleisches geschieht, so entwickelt sie sich hier zum Bandwunn, indem der Kopf sich an die Wandung der Verdauungswege ansaugt und fest- setzt, die Blase aber abfällt und dafür sich bandföimige Glieder (Proglottiden genannt) entwickeln, deren Zahl viele Hunderte erreicht, so dass ein Bandwurm zu 3 Meter und mehr auswächst. Der Kopf des gewöhnlichen Bandwurmes (Taenia solium) hat eine Breite von circa 1 mm, der darauf olgende ungegliederte Hals eine Länge von 10 bis 15 mm, die folgenden Proglottiden oder Glieder eine Länge von 0,1 — 13,0 mm, und zwar sind sie um so weniger lang, je näher sie dem Kopfe liegen. Die Breite der Glieder steht in einem gleichen Verhältnisse und beträgt 1,3 — 6,3 mm. Inmitten der Gliederkette läuft der Fruchtbehälter-, welcher in den untersten und letzten Gliedern die Eierbildung besorgt. Diese Glieder erlangen einen gewissen Grad der Reife und trennen" sich gefüllt mit Eiern von selbst ab, um mit dem Darm- inhalte zugleich nach aussen entleert zu werden. Die reifen 173 Glieder entleeren ihre Eier durch eine besondere, an dem Seitenrande liegende Mündung. Das Bandwurniei, Fig. 223. T.J. Ta«uia soHniii. i Kopf von der Seite gesehen (stark vergr.). g eine Proglottide mit Uterus und Gesclilochts- öihiang (vergr.), t ein Ei der Tnenia solinm mit Schale, iinsserer Oallerthülle und Dottcr- Vern. (Starlc vergrössert.) 0,02—0,03 mm im Durchmesser, erscheint unter dem Mikro- skop als ein braunes, kugelig ovales Körperchen. Gelangen diese Eier in den Magen oder Darmkanal des Schweines, des Menschen oder eines anderen Thieres, so entwickeln sie sich hier schnell und die Embryonen entschlüpfen ihrer Schale in Form kleiner wasserheller Bläschen, an denen sich 4 — 6 paarweise geordnete Häkchen entwickeln und welche nach allen Gegenden des Körpers wandern, um sich an irgend einer Stelle als Finne (Cysticercus) auszubilden. Im Schweine findet der Embryo den zusagendsten Vegetations- boden. Vorstehende Notizen gelten vom Kürbiskernbandwurm, Taenia solium. Bei anderen Bandwurmarten findet sich ein ähnlicher Generationswechsel und Entwickelungsverlauf. Bei Untersuchung eines Bandwurmes auf Anwesenheit des Kopf- 174 endes und des Fleisches auf Gehalt an Finnen genüprt ein- fach die Loupe, zur Erkennung der Eier eine 50fache Ver- grössening. Fig. 224. ..klllüÜiililiiiillUliUi Finnen im Schireinefleisch. Loupenvergrösserung. Ein häufiger Eingeweidewurm der Fische ist der breite Grubenkopf (Bothriocephalus latus), welcher auch in ge- Fig. 225. Fig. 226. Bothrlocephslag latna. i Kopf (yergr.). g Proglottiden in natür- licher Grösse, c ein Ei (stark vergr.). Bothriocephalns cordatas. /; Kopf vom R-ande aus, kk von der Fläche aus betrachtet (vergr.), g Proglottiden (dreifach vei^.). 175 wissen Gegenden ein vornehmlicher Eingeweidewurm des Menschen ist, z. B. in den westlichen Cantonen der Schweiz und den angrenzenden Theilen Frankreichs, dann in Russ- land, Polen, Schweden, in Deutschland aber seltener vorkommt. Er wächst bis zu 5—8 Metern mit 3000—4000 kurzen breiten Gliedera. Die Länge der Glieder geht nicht über 3,5 mm, die Breite nicht über 12 mm hinaus. Der Körper ist band- förmig. Der circa 1 mm breite Kopf ist keulenfönnig, dünn und breit. An seinen Rändern hin erstrecken sich spaltför- mige Sauggnibeu. Eine andere Art Grubenkopf (Bothriocephalus cordatus) ist im nördlichen Grönland zu Hause, wo er den Menschen und den Hund bewohnt. Selten wird er in den südlicheren Gegenden des kalten Nordens angetroffen. Dieser Gruben- kopf unterscheidet sich von dem vorhergehenden vornehmlich durch die Form des Kopfes und des vorderen Köi-perendes. Der Kopf ist kurz, breit und herzförmig mit flüchenständigen Sauggruben. Dem Kopfe scliliessen sich alsbald der breite Leib mit seinen Proglottiden an. Räderthierchen. Räderthierchen (Rotatoria, Rotifera) sind mikro- skopisch kleine Infusionsthierchen mit ziemlich entwickelter thierischer Organisation, denn viele Arten lassen einen Darm- kanal, zwittrige Geschlechtsorgane und Augen erkennen. Ihr Schwanz ist zwei- bis dreigliedrig. Ihren Namen haben sie wegen eines oder mehrerer, an ihrem vorderen Ende befindlicher, radfönniger, gezähnter oder mit Flimmerhärchen oder Wimpern besetzter Organe. Diese Wimpern sind be- hufs Herbeistrudelung der Nahrungssubstanzen in fortwähren- der Bewegung, so dass sie mit einem sich bewegenden Rade Aehnlichkeit haben. Mit diesem Organe treiben diese Thier- chen einerseits die Nahrung in den Darmkanal, andererseits dienen die Wimpern zugleich als Ruderwerkzeuge und be- 176 fähigen sie die im Wasser lebenden Thierchen zu einer schnellen Bewegung. Die Räderthievchen veiinehren sich durch Eier. Fig. 227. L.o. Lepadella oraHs. Vergrössert. Ein häufig in verdorbenem Trinkwasser vorkommendes Räderthierchen ist die eirunde Lepadella (Lepadella ovalis), welche sich in vorstehender Figur in vergrössertem Mass- stabe vergegenwärtigt findet. ReMans, ein Parasit der Wurzel des Weinstocks. Reblaus, Fhylloxera vastatrix, eiu den Weinbau ver- nichtendes Insect, ist wahrscheinlich zuerst durch Wurzelreben von amerikanischen Weinstocksorten nach Europa iraportirt worden. Sie wurde zuerst 1865 im unteren Rhonethal auf- gefunden und von dem Naturfoi-scher Planchon erkannt und beschrieben. Heute hat dieses Thierchen mehr denn den dritten Theil der mit Wein bebauten Flächen Frankreichs zu Grunde gerichtet. An vielen Orten Deutschlands, Oester- reichs, Englands, Portugals ist sie ebenfalls aufgetreten, auch hier wahrscheinlich durch amerikanische Reben ein- geschleppt. Dass dieses Insect an den Weinstöcken in Amerika weniger Schaden anrichtet, erklärt man aus der grösseren Kräftigkeit und Widerstandsfähigkeit der Wurzel der amerikanischen Rebe. 177 Die Reblaus gehört in die Classe der Insecten und die Ordnung der S ch n ab el k e rf e. Sie hat viel Aehnliehkeit mit der Blattlaus, gebärt aber nicht wie diese lebendige Junge, sondern legt Eier. Nach den bis jetzt geraachten Erfahrungen zeigt sie sich dem Beobachter in vei*schiedenen Formen. 1. Als ungeflügeltes unterirdisches Insect, welches in Sonderheit die Wurzel des Weinstocks schädigt. Jüngere, halbausgewachsene Thierchen dieser Form bergen sich den Winter über in den Spalten und Rissen, besonders der finger- dicken tiefergehenden Wurzeläste. Wenn man die Rinde ab- hebt, machen sie sich dem Auge in Gestalt eines gelblichen, bräunlichen oder olivenfarbigen Anfluges oder solcher Flecke erkennbar. Im Sommer findet man diese Form des Insectes auch auf der Rinde der Wurzel und in solcher Menge, dass diese mit einem gelblichen Staube bedeckt erscheint. Fig. 228. Fig. 229. UebläuN«. Kine aasgewadisene, ungeflügelte B«blaas Jnnge Bablans, mit in das Zellgewebe der (Ton der Bauchseite) mit Eiern und einem Wurzelfaser eingesenlctem Borstenrüssel. 3 Tage alten Jungen (von der Rückseite). 25malige Vergr. Im Fi-ühjahr häuten sich die Thierchen, vertauschen ihre braune Haut mit einer hellfarbigeren und wandern nach den dünneren Wurzelfasem über. Hier setzen sie sich fest, bohren ihren dreiborstigen Rüssel in das Zellgewebe der Faserwurzel, den Saft derselben saugend, und wachsen zu ihrer vollen Grösse aus. Die ausgewachsene Wui*zellaus ist von bräunlich-gelber Farbe und bis zu 0,75 mm lang. Mau kann sie also dann schon mit einer guten Loupe erkennen. Hager, Mikrosk. 6. Auflage. 12 178 Beim Saugen treten aus der einer Scheide ähnlichen Rüsselhülle 3 feine lange Borsten heraus, von denen die mittlere die dickere ist. Diese Borsten senkt das Insect in das saftige Zellgewebe der Wui-zel, Alle diese Wui-zelläuse sind "Weibchen und vermehren sich paiihenogenetisch, d. h. sie sind ohne Zuthun eines Männ- chens befrachtet. Sie legen an dem Orte ihres Sitzes 30 — 40 Eier (von 0,24 mm Länge), welche anfangs gelb sind und später dunkler werden. An den Stellen, wo die Eier lageni, schwellen die Wurzelfasem an. Im Verlaufe von 8 Tagen kriechen gelblich farbige Junge aus den Eiern, welche sofort lebhaft herumkriechen, bis sie einen Ort auffinden, an welchem sie ihren Rüssel in das Zellgewebe einsenken können. Nach 20 Tagen legen diese Jungen wieder Eier wie ihre Mutter. Diese Vermehrang geht durch den ganzen Sommer ungestört fort. Nach einer neueren Beobachtung Balbiani's zu Mont- pellier erscheint im October eine unterirdische "Wurzellaus mit verkümmerten Saugwerkzeugen, welche nur ein Ei, so- genanntes "W int er ei, legt. .BaZ&^am" vermuthet, dass diese Form ein von einem noch nicht aufgefundenen Männchen befruchtetes Weibchen sei. 2. Geflügeltes Insect. Dr. L. Wittmack sagt in seiner Abhandlung über die Reblaus*): „Nachdem sich die fast stets unter der Erde verbleibenden flügellosen Individuen, namentlich im Vorsommer unendlich vermehrt und eine An- zahl Wurzeln angegriffen haben, ei-scheinen im Nachsommer (in Frankreich schon Ende Juli und im August, bei Kloster- neuburg im September und selbst October) unter ihnen Exemplare mit Flügelstummeln, sogenannte Nymphen. Diese sind länger gestreckt al8 die übrigen, 0,8 — 0,9 mm *) Die Beb laus (Phylloxera vastatrix). Im Auftrage des Kö- niglich Preussischen Ministeriums für die landwirthscbaftlichen An- gelegenheiten bearbeitet von Dr. -L. Wittmack. Veriag von E. Schotte & Voigt. Berlin. 1875. 179 lang, der Kopf ist kleiner, der mittlere Brusttheil deutlicher begrenzt, gewöhnlich auch heller gefärbt und das äusserste (3te) Fühlerglied ist länger. Diese Thiere halten sich gewöhnlich mehr an den oberen Wurzeln, selbst etwas über dem Boden, unter der Rinde des Stammes auf. — Sie häuten sich vor ihrer Verwandlung noch einmal und zeigen sieh dann als geflügelte Insecten mit 4 ziemlich langen, spärlich Fig. 230. Fig. 231. AnschireUungeii der WurzelfaRern in Folge der Bedeckung mit Eiern der Reblaus. Natürliche Grösse. Qeflfigelte Reblaus. 20malige Vergr. aber stark geäderten, durchsichtigen, an den Rändern etwas dunkleren Flügeln, die sie in der Ruhe nicht aufrecht tragen wie die geflügelten Blattläuse, sondeni wagerecht, so dass sie wie eine zierliche Fliege — freilich mit immerhin etwas plumpem Körper — erscheinen." Diese geflügelten Rebläuse erheben sich stets vor Sonnen- untergang, die Gipfel der Weinstöcke umschwärmend. Sie sind Weibchen, legen 3—5, aber zweierlei durchscheinende, gelbliche Eier an die jüngsten Weinblätter oder in den Flaum der Knospen. Die grösseren Eier sind 0,4 mm, die kleinen 0,26 mm lang. 12" Alphabetisches Inhalts -Verzeichniss. Seite Aberration .... . . 12 „ chromatische . . 13 „ sphärische ... 12 Acarus Farinae. A. plumiger 92 Accommodationsvermögen . . 4 Achnantes 149 Achorion Schönleinii . . . 144 Algen 143—148 Alpakawolle 99 Anabaena 148 Anacystis 148 Analysator 43 Ankauf des Mikroskops . . 48 Aphthenpilz 145 Arrow-root 87 Aufbewahrung mikroskopischer Präparate 65 Bandwurm 171 Baummarderhaar 110 Baumwollenfaser 96 Beggiatoa 147 Beleuchtung 22 „ centrische ... 26 „ schiefe .... 26 Beleuchtungslinse .... 22 Bewegung des Objects ... 57 Bieberhaar 109 S«ite Bisamhaar 111 Blendscheibe 23 Blendungen 23 Blut 134 Blutflecke 139 Bluükörperchen .... 134. 136 „ Grösse derselben 137 Bothriocephalus 174 Brand des Getreides ... 86. 87 Brennpunkt 2 Brennweite 2 Butter 153 Cacao • .... 127 CaflFee 130 Centrirung 17 Cercomonaden 160 Cercomonas intestinalis . . . 160 Chamaesiphon 147 Chinagrasfaser 97 Chocolade, Chocoladenpulver . 129 Chyluskörperchen 142 Cichorien 131 Claviceps purpnrea .... 81 Collectiv 15 Collectivlinse 15 Colostrum 161 Compressorium, Hager's . . 31 181 Seite Compressoriutn, Schiek's . . 31 Conipressor-Mikroskop ... 41 Condensor 25 Conservationsflüssigkeiten . . 67 Conserving liquor 64 Correctionseinrichtung ... 30 Cryptococcus 143 Curcuma 123 Cylinderblende 23 Deckgläschen 29 Deckplättchen 29 Demodex 161 Deutlichkeit des Bildes ... 49 Diaphragma 23 Diatoma 149 Diatomaceen 148 Diatomella 149 Doppellancette 61 Doppellinse 18 Doppelmesser 61 Drehscheibe 23 Dschutefaser 97 Eicheln, Stärkemehl .... 132 Einstellang 10 „ feine 10 o grobe 10 Einstellungsvorrichtung ... 10 Eiter 141 Eiterkörperchen , Eiterzellen . 141 Epithelialzellen 154 Favuspilz 144 Feigenkaffee 133 Finne 171 Firnisse 71 Fleischuntersuchung . . . 168 Flimmerbewegung 58 Flimmerzellen 158 keiten, conserrirende . 67 Seite Flüssigkeiten, färbende ... 64 Flugbrand 86 Focaldistanz 2 Focus 2 Fuchshaar 111 Gährpilz 143 Gebrauch des Mikroskops . . 52 Gespinnstfaser 95 Getreiderost 90 Gewürz, englisches ... 115 Gewürze 112 Gewürznelken 116 Glycerin, verdünntes f. mikrosk. Objecte 55 Gomphonema 149 Grasrost 90 Grubenkopf 174 Haar 102 „ des Menschen .... 104 „ der Thiere 109 Haarpinsel 62 Haarsackmilbe 161 Plaematin 138 Haematinhydrochloratkrystalle 140 Haematinkrystalle 139 Haematokrystallin 138 Haeminkrystalle 139 Haemoglobin 188 Hamsterhaar 111 Hanf 98 Harn 154 Harncylinder 155 Harnsäure 156 Harnsediraent 157 Hasenflaimi 100 Hefenzelle 148 Hipparchia 51 Hippursäure 155 HUlsenfruchtmehl 80 Hundshaar 110 182 Seite Inimersionslinsen 30 Immersionsverfahren .... 30 Ingwer 120 Jodlösung 68 Jute 97 Kaftee 130 Kaninchenhaar 111 KartofFelkrankheit 93 Kartoffelpilz 92 Katzenhaar ..... 111 Kleber 80 Klemmfeder 33 Kopfgrind , 144 Kopfhaar 105 Kraft, definirende 49 3 penetrirende ... 14. 49 „ resolvirende ... 14. 49 Krätzmilbe 162 Lacke 71 Leim, flüssiger 71 Leinenfaser 95 Lepadella ovalis 176 Leptothrix 146 Linse 1 „ apianatische .... 14 „ überverbesserte ... 14 „ unterverbesserte ... 14 Linsensysteme ...... 20 Loupe 6 Luftbläschen 56 Lymphkörperchen 142 Macis 123 Magensarcinie 144 Marantastärke 87 Mehl 76 Mehlmilbe 92 Meniscus 1 Menschenhaar 104 Merismopedia 144 Messer, lancettförmiges ... 61 Seite Microcystis . 148 Miescher'sche Körperchen . . 169 Mikrometer 26 Mikrometerschraube .... 10 Mikromillimeter 27 Mikroskop 1. 36 „ dioptrisches ... 1 „ einfaches .... 6 „ katoptrisches . . 7 „ als saccharimetri- sches Instrument . 45 „ zusammengesetztes . 7 Milch 150 Mitscherlich'sche Körperchen . 127 Mohairwolle 99 Molekularattractionsbewegung . .57 Molekularbewegung .... 57 Monaden, geschwänzte .■ . . 160 Mouches volantes 58 Mückensehen 58 Muskatblüthe 123 Muskatnuss 122 Muskeltrichinen 164 Mutterkorn 81 Nadel zum Präpariren ... 62 Navicula Hippocampos ... 51 Nerz 110 Objecte, Aufbewahrung mikro- skopischer 65 Objecte, Darstellung mikro- skopischer 61 Objectglas 26 Objecthalter 70 Objectiv 8 Objectmikrometer 27 Objecttisch 9 Objecttischschraubenmikrometer 28 Objectträger 28 Ocular 18 „ knieförmiges .... 20 „ negatives 18 183 Seite Ocnlar, orthoskopisches ... 19 Ocularglasmikrometer ... 26 Oertnuug 11 Oeftnungswinkel 11 Oidiura albicans 145 Oidium Tuckeri 94 Oscillaria 147 Otter, virgin., Haar .... 110 Parasiten des menschl. Körpers 161 Pedesis, pedetische Bewegung 58 Peronospora 92 Pfeffer, schwarzer ' 112 „ weisser 114 Pfeilwurzelmehl 87 Phylloxera vastatrix .... 176 Piment 115 Pincette 62 Plasma 74 Pleurosigma angulatum ... 51 Polarisationsmikroskop ... 42 „ zur Zucker- bestimmung 45 Polarisator 42 Präparimadel 62 Prisma, Nicol'sches .... 42 Probeobjecte 50 Projiciren 35 Protoplasma 74 Prüfung des Mikroskops . . 48 Psorospermien 171 Puccinia graminis 90 Quetscher 31 Räderthierchen 175 Kainey'sche Körperchen . . 169 Keagentienanwendung ... 63 Reblaus 176 Reinigung des Mikroskops . . 59 Bohren 56 Botatoria 175 Bassbrand 86 Seite Samenfäden 158 Samenfiecke 159 Sammellinsen 1 Santelholz, rothes 124 Sarcinie 144 Sarcoptes 162 Schamhaar mit Sperma . . . 108 Schärfe des Bildes .... 49 Scheere, krumme 62 Schleim 141 Schleimkörper ...... 141 Schmierbrand 87 Schwäramchen der Kinder . 146 Schweinefinne . . . . . . 171 Scotomata 58 Sehweite 4 Sehwinkel ....... 8 Seide 98 Senf 125 Soorpilz 145 Speisesenf ....... 125 Spermaflecke 159 Spermakörperchen .... 159 Spermatozoen 158 Spiegelmikroskope .... 7 Spirillum 147 Sputum Tuberculosis . . . 148 Stärke 76 Stärkemehlkörnchen im pola- risirten Licht 44 Stärkemehlarten .... 76 Steinmarderhaar 110 Stipplinsen 30 Sarirella Gemma 51 Taenia solinm 173 Taschenmikroskope .... 39 Teichmann'sche Krystalle . . 139 Testobjecte 50 Tilletia Caries 81 Traubenpilz 94 Trichinen 163 184 Trichomouas vaginalis . . 161 Tronunelmikroskope . . . 39 Tuberculosis, Auswurf bei . 143 Vergrösserungen .... 20 Vibrio 146 Vibrio Tritici 92 Vicunna wolle 99 Vigogne 99 Weichselzopf 108 Seite Seite 161 Weintraubenpilz 94 39 Weizenschlängelchen .... 92 143 Wollenhaar 98 Zeichnenprisma 33 Zelle 73 Zerstreuungslinsen 1 Zimmt 119 Zobelhaar 110 Zungenbelegpilz 145 Pierer'sche Hofbachdruckerei. 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