DAS SÜDWESTLICHE ARABIEN

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INAUGrURAL-DISSERTATION

ZUR

ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDE DER HOHEN PHILOSOPHISCHEN FAKULTÄT

DER

KÖNIGLICH PREUSSISCHEN VEREINIGTEN FRIEDRICHS UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG

Vorgelegt von

WALTHER SCHMIDT

Kand. d. höh. Lehramts aus Zerbst (Anhalt).

Halle a. d. S.

Druck von Gebauer- Schwetschke G. m. b. H. 1913.

Referent: Professor Dr. O. Schlüter.

Diese Arbeit erscheint mit zwei Kartenbeilagen gleichzeitig als 8. Heft IV. Serie der vom Verlage von H. Keller in Frankfurt a. M. herausge- gebenen Sammlung „Angewandte Geographie", Hefte zur Verbreitung geographischer Kenntnisse in ihrer Beziehung zum Kultur- und :: :: Wirtschaftsleben. :: ::

Vorwort.

Zu Beginn des Jahres 1910 nahm ich eine von Herrn Professor Dr. A. Philippson mir vorgeschlagene Arbeit über die Länderkunde des Jemen in Angriff. Nach kurzen orien- tierenden Vorstudien ging ich zunächst an das Lesen der umfangreichen Literatur. Aus der großen Zahl von Reise- beschreibungen — die fast durchweg von Botanikern, Archäo- logen, Missionaren und anderen geographisch wenig inter- essierten Forschern herrühren galt es, das oft unter Weit- läufigkeiten und Überflüssigkeiten versteckt liegende geogra- phische Material herauszuziehen, zu vergleichen, zu ordnen und zu einem Gesamtbilde zu gruppieren. Es war das insofern eine recht zeitraubende Arbeit, als die einschlägige Literatur weit zerstreut lag und nicht immer leicht zugänglich war. Den reichsten Gewinn brachten mir die Studien in den Bibliotheken des Perthesschen Instituts zu Gotha und der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, deren Schätze mir bereitwilligst zur Durchsicht überlassen wurden. Es drängt mich, allen denen, die mir bei dieser Gelegenheit durch freundlich gewährten Rat die Studienarbeit wesentlich er- leichterten, auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Auf diese Weise allein wurde es mir mög- lich, die vorhandene Literatur nahezu zu erschöpfen. Mit der Durcharbeitung und Sichtung des geographischen Mate- rials ging eine Sammlung, Berichtigung und Vervollständigung des Kartenmaterials Hand in Hand. Die stattliche Anzahl von Karten, die mir zur Verfügung standen, wurden auf ihre gegenseitige Übereinstimmung und Abweichung sorg- fältig geprüft, genau abgezeichnet und auf gleichen Maßstab reduziert. Es ergab sich dabei das überraschende Resultat, daß die einzig vollständige Karte von Fritzsche-Manzoni sich im südlichen Teil durch die neuen Forschungen der Survey of India als recht lückenhaft, ja zum Teil als recht unzu- verlässig und ungenau erwies. Aber auch im nördlichen Teil muß die Karte durch neuere Aufzeichnungen Glasers wesent- lich korrigiert werden. Die meisten übrigen Reisenden bieten in ihren Karten wenig Neues. Sie stützen sich entweder auf die grundlegenden Zeichnungen Manzonis oder Glasers

Vorwort.

und können so geradezu in zwei scharf geschiedene Gruppen geteilt werden. Da nun aber durch einen so gewissenhaften und glaubwürdigen Reisenden wie Deflers die Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Glaserschen Angaben wiederholt be- tont wird, so habe auch ich die Glasersche Routenkarte be- vorzugt und die Manzonische in den mittleren Breiten nach den Aufzeichnungen Deflers modifiziert. So glaube ich an- nehmen zu können, daß meine Karte ein wesentlich schärferes Bild der tatsächlichen Verhältnisse zu bieten vermag als die bis dahin allein das ganze Gebiet umschließende Karte von Fritzsche.

Diese Karte, sowie die wichtigsten Ausführungen des ersten Teils meiner Arbeit waren Ostern 1911 beendet. Da kam mir die eben erschienene Dissertation von Behn: Jemen, Grundzüge der Bodenplastik und ihr Einfluß auf Klima und Lebewelt, Marburg 1910, in die Hände, welche meine Arbeit überflüssig und hinfällig zu machen schien. Eine genauere Prüfung und Vergleichung überzeugte mich aber bald von der Unbegründetheit und Gegenstandslosigkeit meiner Besorgnis. Die Art, wie Behn den Stoff durchdringt, ist eine andere wie bei mir. Vor allem fehlt seiner Dar- stellung eins, das Kartenmaterial; ein Hauptmangel, wenn es sich darum handelt, den Leser in ein so unbekanntes Land wie Süd -Arabien einzuführen. Der wichtigste Unter- schied beider Arbeiten liegt aber im wirtschaftlichen Teil. Hier versagt Behn fast gänzlich. Mindestens sind die wirt- schaftlichen Erscheinungen, die die geographisch, handels- politisch und allgemein -kulturell interessierte Gegenwart am meisten in Anspruch nehmen, recht bescheiden weggekommen. Gerade aber auf die wirtschaftlich-geographische Seite des Themas den Hauptdruck zu legen, war meine Absicht. Die Konsulatsberichte, die mir dankenswerterweise von der Commerz-Bibliothek zu Hamburg bereitwilligst zur Verfügung gestellt wurden, gaben hierzu das wesentlichste Forschungs- material.

Die vorliegende Arbeit deren Erscheinen durch mein unterdessen absolviertes Staatsexamen verzögert wurde bezweckt darnach einerseits, ein getreues Bild von der Natur Südwestarabiens zu entwerfen, andererseits aber einen mög- lichst umfassenden und erschöpfenden Einblick in die Ent- wicklung und den gegenwärtigen Stand seines Wirtschafts- lebens zu bieten, der es uns ermöglicht, ein einigermaßen zuverlässiges Urteil über seine zukünftige weltwirtschaftliche Bedeutung zu gewinnen. Der erste Teil, der rein geo-

Vorwort.

graphische, soll indes im Gesamtplane der Darstellung weniger eine selbständige Stellung einnehmen. Er soll nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck, nämlich ein Mittel zur Einleitung und Begründung des wirtschaftlichen Teiles, des Hauptteiles, sein. Nur, da ja für viele der Jemen noch eine terra incognita bedeutet, und zum andern, wo es galt, irrtümlichen Ansichten namentlich bei Behn ent- gegenzutreten, habe ich die Betrachtung über den engen Zweck hinaus weiter ausgedehnt und reicher gestaltet, in der gewiß nicht unberechtigten Annahme, durch die mühsame Sichtung, Sammlung und Ordnung des in den Reiseberichten verstreuten und von wertlosen Äußerlichkeiten überwucherten brauchbaren Materials gleichzeitig der geographischen Wissen- schaft einen Dienst erwiesen zu haben.

Eine besondere Stelle verdient der Dank an Herrn Pro- fessor Dr. O. Schlüter, der mich zur Wiederaufnahme der schon fallengelassenen Arbeit anregte, der mir während der Entstehung und bis zur Drucklegung des Buches stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Für das in überreichem Maße mir entgegengebrachte Wohlwollen werde ich ihm immer dankbar sein.

Inhaltsverzeichnis.

Seite

Vorwort III

Einleitung

1. Begründung der Arbeit 1

2. Name, Grenzen, Größe und Gliederung 2

3. Erforschungsgeschichte 4

I. Zur Natur des Landes.

1. Kap. Geologische Entwicklung, Oberfläche und Boden-

decke, Mineralien.

1. Allgemeines 5

2. Zentralplateau . 6

3. Serat 8

4. Tehama 16

5. Mineralien 23

2. Kap. Klima und Wasserverhältnisse.

1. Allgemeines 24

2. Niederserat 25

3. Zentralplateau 28

4. Hochserat 31

5. Tehama 31

6. Schlußbetrachtungen über das Klima 37

7. Wasserverhältnisse 39

3. Kap. Pflanzen- und Tierwelt.

1. Allgemeine Einleitung 42

2. Vegetationszonen 43

3. Wichtigste Kulturpflanzen 47

4. Tierwelt 49

II. Die Bevölkerung des Landes.

1. Kap. Die Geschichte des Jemen.

1. Altertum und Mittelalter 51

2. Neuzeit . 56

2. Kap. Die Bevölkerung des Jemen.

1. Die Araber (Religion, Stammesgliederung, Kultur, Wirt- schaftsformen, Siedlungsformen, Bedürfnisse) 60

2. Juden und Christen 66

3. Übersicht über die Gesamtbevölkerung 67

III. Zur Wirtschaft des Landes.

1. Kap. Industrie des Landes 69

2. Kap. Handel und Verkehr im Binnenlande.

1. Handel und Verkehr im Berglande 71

2. Handel und Verkehr in der Tehama 72

3. Die wichtigsten Verkehrswege 74

VII

Inhaltsverzeichnis.

Seite

4. Telegraphenlinien 75

5. Projektierte Eisenbahnen 75

3. Kap. Der Handel von Kamaran, Perim, Schech Said, Moka,

Ghalefka und Loheia 76

4. Der Handel von Hodeida.

1. Ausfuhr 81

2. Einfuhr 86

3. Ausfuhr und Einfuhr im Gesamtbilde 94

4. Schiffahrt und Anteil fremder Nationen am Handel von

Hodeida 98

5. Kap. Der Handel von Aden 101

6. Kap. Schlußbetrachtung 106

IV. Literatur.

A. Reiseberichte über Südwestarabien 109

B. Reiseberichte weiteren Umfanges 110

C. Literatur zur Einleitung . . . 111

D. Literatur zum I. Abschnitt 112

E. Literatur zum II. Abschnitt 112

F. Literatur zum III. Abschnitt 113

G. Kartenverzeichnis 114

Anhang.

1. Tabelle Größe und Einwohnerzahl des Jemen 116

2. Forschungsreisen 117

3. Ausfuhr von Hodeida 120

4. Einfuhr nach Hodeida 122

5. Ausfuhr und Einfuhr der Lebensmittel zur Gesamt-

aus- und einfuhr 126

6. Schiffsverkehr von Hodeida 128

7. Schiffsverkehr von Kamaran 129

8. Pilgerverkehr von Kamaran 130

9. Schiffsverkehr von Aden 131

10. Ein- und Ausfuhr, Gesamthandel von Aden .... 132

11. Anteil der Länder am Handel von Aden 134

12. Dasselbe 136

13. Gesamthandel von Aden (1891—1910) 136

Karten.

1. Orographische Karte.

2. Profil.

VIII

h Begründung der Arbeit.

Der Orient erwacht. Zu Ende träumt er seinen jahr- tausendelangen Schlaf träger Selbstgefälligkeit und stumpfer Resignation. Immer mächtiger entwickelt sich der Trieb zum Leben und zur Teilnahme an den Entwicklungsbestrebungen der Menschheit. Aber zu lange haben sich die Völker des Orients tatkräftiger Arbeit entwöhnt und bequemer stumpf- sinniger Ruhe hingegeben, als daß die aus der Tiefe der Menschennatur dringende Sehnsucht nach Befreiung von den unerträglichen Fesseln des tatenlosen Hindämmerns so schnelle Befriedigung und Verwirklichung finden könnte. Und so wird es den Völkern des Okzidents, ihren Weckern und Befreiern, noch manche Opfer an Geld und geistiger Energie und Tat- kraft kosten, bevor es ihnen gelingen wird, die Länder des Orients aus der Tiefe zu ihrer Höhe emporzuziehen und deren Bewohner zu vollwertiger, weltwirtschaftlicher Mit- betätigung zu gewinnen.

Auch Vorderasien rüstet sich zu neuen kulturellen Taten. Kaum ein Land steht zurück. Kleinasien, Persien, das heilige Land Palästina, das Land der Pharaonen, ja selbst Arabien schütteln ab die schweren Ketten der Trägheit und Abhängig- keit, um in nationaler Selbstbestimmung und wirtschaftlicher Eigenarbeit zu erstarken.

Bis in den äußersten südwestlichen Zipfel Arabiens macht sich die Flutwelle geistigen und wirtschaftlichen Er- wachens fühlbar. Und weshalb sollte auch gerade dieses alte Kulturland der Minäer, Sabäer und Himjaren vom modernen Wirtschaftseinfluß unberührt bleiben? Schon seit einem Säkulum hat sich der Britte in Aden festgesetzt, schon seit drei Jahrhunderten ringt der Türke um jemenischen Boden. Von Erythrea aus schielt der Italiener nach dem grünen Gestade des „glücklichen" Arabien. Die nächste Zeit schon muß die politische und damit die wirtschaftliche Ent- scheidung bringen.

So dürfte es gerechtfertigt erscheinen, dem wissen- schaftlich-geographisch stark vernachlässigtem Gebiete Süd-

1 1

Einleitung.

arabiens, dem Jemen, namentlich seinem wirtschaftlichen Leben und Werden erneut eine eingehende Würdigung und Berücksichtigung zu schenken. Der Fortgang der Unter- suchung wird es erweisen, daß es das „glückliche" Arabien auch in der Gegenwart verdient und in der Zukunft immer mehr verdienen wird, von den handelspolitisch interessierten Völkern aufs gründlichste und genaueste beachtet zu werden.

2. Name, Grenzen, Größe und Gliederung1).

Das südwestliche Arabien, welches ich mir in dem Folgenden zum Gegenstand einer genaueren Untersuchung gewählt habe, entspricht ungefähr dem Jemen, dem heutigen mit diesem Namen bezeichneten türkischen Wilajet, ohne indes vollkommen mit dessen politischen Grenzen zusammen- zufallen. Der Begriff des Jemen war von jeher unsicher. Das liegt in der Bedeutung seines Namens selbst begründet. Einmal heißt es „rechter Hand", d. h. rechter Hand von Mekka gelegen, wenn man nach Osten sieht, zum andern „Anmut oder Gedeihen". Beide Auslegungen fließen in- einander, wenn man die alte Anschauung berücksichtigt, wo- nach alles Gute von der rechten Seite kommend gedacht wurde. Auch in unserem Falle schließt ja der Begriff „rechter Hand" ein Lob für ein Land ein, „das in vollem Gegensatz zu Wüste und Steinichtem steht"2). Unter dem Namen eines „Glücklichen Arabien" kannten es schon die Alten. Zwar umfaßte Ptolemäus3) noch die ganze Halbinsel unter der Be- zeichnung „Evöaifiowia'AQaßia" , aber bald lernte man „Arabia petrea" im Norden von „Arabia felix" im Südwesten der Halbinsel unterscheiden.

Das türkische Wilajet, das heute den Namen „Jemen" trägt, liegt südlich der Provinz Asir und westlich von Hadra- maut. Die Grenze beginnt an der Küste des Roten Meeres ungefähr bei 17° 30' n. Br.4), steigt nach NO. hin an und fällt rein konstruktiv im jnnern nach S. ab. Von Hadje5)

!) Die Literaturangabe am Ende der Arbeit ist gemäß der Dis- position der Arbeit eingeteilt. Es sei deshalb zu Beginn eines jeden Abschnittes auf die Literatur hingewiesen, soweit sie in diesen ein- zelnen Kapiteln zur Verwendung gelangt ist.

2) Play fair, History of Arabia felix S. 3.

3) Jomard, Etudes geographiques et historiques sur l'ArabieS.88.

4) Stielers Handatlas, Blatt 60 (Arabien).

5) Die in den folgenden Ausführungen einzelnen geographischen Namen beigegebenen Buchstaben und Zahlen dienen zur Orientierung auf dem Kartenblatt I. Sie entsprechen den durch die Gradeinteilung entstandenen Feldern.

Einleitung.

und Kufle im N. biegt sie nach SO., einige Stunden über Amram (E. 4) und Sana (F. 5) hinausreichend x). Sie erstreckt sich bis Redah (G. 7) und biegt dann nach SW. über Dhala (G. 8) und dem Djebel Sabor (F. 8) nach der Halbinsel Schech-Said (D. 10) um.

Zu diesem so umschlossenen türkischen Jemen nehme ich noch den englischen Machtbereich: Aden und sein Hinter- land, sowie die Gebiete kleiner, offiziell noch unabhängiger Stämme hinzu, weil eine solche Erweiterung durch die natür- liche Zusammengehörigkeit der orographisch-geologischen, klimatischen, vegetativen und nicht zuletzt der handelsgeo- graphischen Verhältnisse bedingt ist. Nach Osten findet das Land eine natürliche Grenze mit dem Übergang zum Wüsten- plateau des Innern; nach Norden verliert sich die scharfe Grenzbestimmung, da uns hier die Durchforschung des Landes noch vollständig im Stiche läßt. Die Inseln Perim und Kamaran, die dem so umrissenen Festlandsstreifen vorliegen, sollen in den Rahmen der Untersuchung einbezogen werden.

Die ungenaue Abgrenzung des zur Betrachtung stehen- den Teiles von Arabien macht es verständlich, daß die Größen- bestimmung keine absolut genaue sein kann. Zur Prüfung der bisher genannten Werte zeichnete ich eine Skizze im Maßstab 1 : 100000 in unechter Kegelprojektion. Das genauer bearbeitete Gebiet mißt darnach 85000 qkm, während das türkische Wilajet Jemen vielleicht 100000 qkm, mit Aden und Hinterland 120000 qkm beträgt. Wir haben es also in den weitgezogensten Grenzen mit einem Lande zu tun, das so groß ist wie Bayern, Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen oder ungefähr so groß wie das deutsche Gebiet rechts der Oder; das engere, speziell der Betrachtung zu unterziehende Land kommt sogar nur den Provinzen Ost-, Westpreußen und Posen oder Bayern und Baden gleich2).

Das türkische Wilajet Jemen wird in die Kreise Sana, Taiz und Hodeida eingeteilt. Zu dem von mir oben ab- gerundeten Jemen kommen noch die unabhängigen Gebiete

*) Burchardt, Reiseskizzen aus dem Jemen S. 594.

2) Eine Größendarstellung nach Wagner, Supan, Behn und Reclus ist im Anhang gegeben (1. Tabelle). Die Behnsche Berechnung ist viel zu hoch gegriffen, nimmt doch selbst Supan nur 191000 qkm für Jemen und Asyr an, das sich fast bis in die Breite von Mekka erstreckt. Behns Vergleich zwischen der Größe des Jemen und der des rechtselbischen Preußen ist somit falsch, abgesehen von dem Fehler, daß letzteres mit seinen rund 230000 qkm die Größenzahl für Jemen noch um 40000 qkm überschreitet.

1* 3

Einleitung.

hinzu1). Für eine wissenschaftlich -geographische Unter- suchung ist eine solche Staatengliederung nicht zugrunde zu legen. Ich stütze mich deshalb bei meinen Ausführungen ausschließlich auf die durch die natürliche Gliederung des Landes sich ergebenden typischen Landschaftsbilder, als welche ich das Zentralplateau, den Hoch- und Niederserat und das flache Küstenvorland, die sogenannte Tehama erkannt habe. Es wird sich bei der nachfolgenden Durchforschung dieser einzelnen Landschaftsgebiete zeigen, daß uns in ihnen sowohl nach ihrem geologischen Aufbau als auch in bezug auf Klima, Pflanzen-, Tierwelt und Bevölkerung scharf abgegrenzte geo- graphische Individuen vorliegen, die ihre spezifische Eigenheit auch dem wirtschaftlichen Leben aufzuprägen imstande sind.

3. Erforschungsgeschichte.

Das so umrissene und gegliederte Land ist von vielen Reisenden besucht worden. Archäologen, Botaniker, Missio- nare und Abenteurer suchten in ihm ihren Wissens- und Tatendurst zu stillen. Manche berichten von den „Vorzügen der persönlichen Sicherheit und der vielfach bewährten Zuvor- kommenheit der Eingeborenen gegen Fremde"2); andere, wie Seetzen, Langer, Burchardt und Benzoni mußten ihren Wagemut mit dem Tode büßen. Von wissenschaftlichen Geographen blieb Carsten Niebuhr der einzige bis zu unserer Zeit. Mit Rücksicht auf den sich anbahnenden wirtschaft- lichen Aufschwung des Landes wäre zu wünschen, daß recht bald eine gründliche geographische Durchforschung des Landes einsetzen möchte3).

!) Solche Stammeseinteilungen gibt Niebuhr, Beschreibung von Arabien S. 181 und Playjair a a. O. S. 4.

2) Schweinfurth, Über seine Reise nach dem glücklichen Ara- bien S 301.

3) Eine Würdigung jedes einzelnen Reisenden muß ich mir hier versagen. Als Ergänzung zu Webers zusammenfassender Darstellung es ist die einzige, die wir bis jetzt besitzen ist im Anhang (Tabelle 2) eine kurze tabellarische Übersicht der bisherigen Reisen gegeben.

4

Zur Natur des :: Landes. ::

1. Kapitel.

Geologische Entwicklung, Oberflächenbau und Boden- decke, Mineralien.

1. Allgemeines.

Oberflächenbau und Bodendecke des Jemen passen sich eng an sein geologisches Entstehen an. Es bildet als ein hervorragendes Gebiet der Meerestransgression, der Küsten- bildung und der Eruption einen besonders wichtigen Teil innerhalb des indisch -arabischen Schollenlandes. Im Rahmen desselben müßte Jemen betrachtet werden, wenn eine um- fassende geologische Darstellung gegeben werden sollte. Hier sei nur kurz dargetan, was zum Verständnis des orographischen Aufbaus notwendig ist.

Deutliche Hinweise auf Archaikum und Granit finden wir nicht, wenngleich sie nicht ausgeschlossen sind1). Nur Halevy2) spricht von ausgedehnten Granitflanken in Safan (G. H. 3, 4) und den Granitbergen Quadm (G. 4)3). Eine unseren Formationen entsprechende Stufenfolge im indo- afrikanischen Schollenlande kennt man nicht. Einheitliche Land- bildung sind charakteristisch für die Gruppen vom Oberperm

J) Granit steht in Nordarabien in Aja und Schamschar an; in Südarabien fand Carter ihn und ältere Gesteine bei Makalla, Ras Djibsch, Djesiras, Churian-Murian, Socotra und Marbat (vgl. Carter, Memoir on the Geology of the South East Coast of Arabia; Sievers, Asien 2. Aufl. S. 65 und Sueß, Antlitz der Erde I. S. 471).

2) Halevy, Rapport sur une mission archeologique dans le Jemen S. 9.

3) Behn bezeichnet auch den Dj. Sabor (F. 8) als Granitrücken. Seine Angabe konnte wie so manche andere nicht kontrolliert werden, da seine Literatur- und Quellenangaben zu mangelhaft sind. Deflers (Voyage au Jemen S. 145) sagt im Gegenteil, daß der Dj. Sabor ein Trachytkegel sei.

I. Zur Natur des Landes.

bis zur mittleren Trias1). Ob auch Südwestarabien an diesen paläozoisch -triasischen Landbildungen teilnimmt, wissen wir nicht. Die Kalke der Jurazeit gewinnen nur geringe Aus- dehnung. Im Hinterlande von Aden, am Wadi Bilh (G. 9) und östlich von Sulaik (Q. 8, 9), breiten sich 60 bis 90 cm dicke Kalksteinschichten2) aus, durchzogen von weichen Schalenbändern, die herauswittern und den härteren Fels im Relief stehen lassen. Nach N. laufen die Bänke allmählich aus. Der jurassische jemenisch -abessinische Golf erstreckte sich nur wenig ins heutige Festland hinein3). Den dünnen Kreideschichten folgte auch wiederum nur im Hinterlande von Aden nachgewiesen eine 50 cm starke Schicht von Süßwasserkonchilien. Sie deutet den allgemeinen Rückgang des Meeres an, der vor der Ausbreitung des Kreidemeeres eintrat. Dieses überflutete ganz Arabien. Es gab auch dem Jemen seine heutige Gestalt. Der nubische Sandstein, mit dem wir es hier zu tun haben, zeigt sich in reinster Aus- bildung im jemenischen Zentralplateau4).

2. Das Zentralplateau.

Von jeder vulkanischen Decke frei, begrenzt das jeme- nische Zentralland als weites bis 2400 m hohes Plateau die Randgebirge im Osten. Es stellt eine „flache, gelbe Ebene" 5) dar, hier und da am Westrande von einigen Graten vulka-

*) Zu diesen Landbildungen gehört (nach Sueß, a. a. O. II S. 346) der Adigratsandstein Abessiniens, die Beaufortschichten Südafrikas (Kayser, Lehrbuch der Geologie II, 3. Aufl., S. 356) und die Panchet-, Danuda- und Rajmahalschichten Vorderindiens (Kayser, a. a. O. II,

S. 300).

2) Von Fossilien sind gefunden: trigonia costata, die bis in die Kellowaystufe hineinreicht und ebenfalls in Madagaskar und Abes- sinien vorkommt und weiterhin Ammoniten, wie perisphinctes Waagen, die indisch -europäischen Anstrich haben und dem Kimmeridge zu- zuzählen sind.

3) Vgl. die Arbeiten von Lloyd, Tipper und Vredenbourgh. Sonst finden wir während der weitesten Ausdehnung der Tethys zur Zeit der Kellaway- und Oxfordstufe (Kayser, a.a.O. II S. 397) nur Syrien und Abessinien vom Meere überflutet. Am Südfuß des Großen Hermon ist unterer Oxford nachgewiesen (Kayser, a. a. O. II S. 440), in Abessinien gehört der Antalosandstein ihm an (Kayser, a.a.O. II S. 442 und Sueß, a. a. O. II S. 346).

4) Analoge Schichten weist Carter (a. a. O. S. 52) bei Ras Fartak nach. Der nubische Sandstein gehört zum Cenoman (vgl. Sueß, a.a.O. II S. 472; Zittel, Über den geologischen Bau der Lybischen Wüste; Blanckenhorn, Die Hedschasbahn [Ztsch. d. Ges. f. Erdk. z. J3erlin 1907]).

6) Harris, Journeigh through Jemen S. 113.

Geologische Entwicklung, Oberflächenbau u. Bodendecke, Mineralien.

nischer Felsen unterbrochen. Nach Osten geht das Plateau in die Sandwüste Innerarabiens über. Vom westlichen Berg- land scheint es durch einen Bruch von wenigen 100 m ab- getrennt zu sein. Besonders der südliche, auf der Karte deutlich hervortretende Teil spricht in seiner scharfen Ab- grenzung dafür. An diesem Westrande liegen die Städte Jerim, Dhamar und Sana. Die Lage dieser Orte ist bedingt durch die alte Verkehrsstraße von Aden nach Sana, einem Teil des Karawanenweges und Pilgerpfades Aden -Mekka. Man zog die flache sandige Ebene dem Serat mit seinen wechseln- den Tälern und Bergen vor, aber man hielt sich trotzdem in dessen Nähe, da an seinem Rande das Wasser und die herabgeschwemmte Verwitterungskrume noch günstige Da- seinsbedingungen bot. Dieser Steilrand läßt sich bis Sana nach N. hin verfolgen. Hier verliert sich sein Charakter dadurch, daß von O. gebirgige Massen herantreten. Sie schnüren die Ebene zu einem schmalen Tale zusammen, dem Tale des W. Kharid. Die Berge, die sich von Sana nach Mareb (H. 4) erstrecken, gliedern von der südlichen Hälfte des Zentralplateaus eine nördliche ab. Sie steht indes unter anderen klimatischen und hydrographischen Verhält- nissen und bietet daher auch ein anderes Bild.

Wir verlassen hier schon den engeren Jemen; aber da hier unter dem Einfluß wasserreicherer Flüsse und regel- mäßiger Winterregen in alter Zeit die Kulturreiche der Minäer und Sabäer erstanden, soll dies Gebiet mit in den Kreis unserer Betrachtungen kurz einbezogen werden, wenig- stens soweit es wirtschaftlich von Bedeutung ist. Dazu ge- hören besonders die Randpartien des Zentralplateaus gegen den Serat hin, die durch eine starke Beeinflussung von diesem her noch nicht den strengen Wüstentypus besitzen, sondern dem Kulturstreifen Südwestarabiens zugerechnet werden dürfen.

In diesem Zentralplateau ist der Sandstein in reinstem Zustande ausgebildet. Dagegen untermischt mit vulkanischen Fragmenten, mit Gerollen von groben Aschen und Laven und mit Quarzkörnern von deutlicher Wasserabsetzung treten die 2000 Fuß mächtigen, deutlich gekennzeichneten rötlich- weißen Sandsteine im westlichen Gebirgslande auf.

Die vulkanische Periode so schließen wir daraus begann also schon während der Kreidezeit. Meerestrans- gression und vulkanische Niederschläge griffen ineinander1).

!) Vredenbourgh stellt sogar eine Übereinstimmung mit dem Deccantrap Vorderindiens nach ihrer petrographischen Facies fest

7

I. Zur Natur des Landes.

Am genauesten ist das Hinterland von Aden auch nach dieser Schichtenfolge untersucht1). Die letzte der dabei konstatierten drei Lavadecken breitet sich als jüngste nachkretacäische über dem Sandstein aus.

3. Der Serat. So werden die Felsen von Dhala (G. 8) von mächtigen Lavamassen gebildet, die zwischen und über den Ablagerungen des Kreidemeeres liegen. Die Lavaströme sind hier von einem zentralen Herd ausgegangen und haben sich nach allen Seiten gleichmäßig verteilt. Darauf deuten die Neigungen, von 20° bis 30°, die die Laven zeigen. Nicht überall ist die dritte Lavaschicht erhalten. Wo sie weniger mächtig warr ist sie der Erosion zum Opfer gefallen, und es traten die tiefer liegenden sedimentären und vulkanischen Schichten zu- tage. So entstand eine in breite Pfeiler aufgelöste Hoch- ebene, deren charakteristischste die von Dhala ist. Wie hier, so breiten sich auch im Innern gewaltige vulkanische Decken über den Sandsteinschichten aus, die ihrerseits von gleich- zeitig sich bildenden Eruptiven durchsetzt sind2). Diese Schichttafeln mit den aufsitzenden nachkretacäischen Vulkan-

und bestätigt damit nur die Zugehörigkeit der südarabischen Erup- tionen zur kretacäischen Formation.

J) Lloyd (a. a. O. S. 315) unterscheidet dreierlei vulkanisches Gestein. Die unterste, zähe, schwarze „compact lava" von körniger Struktur herrscht in einer Dicke von 1 bis 6 m vor. Durch Kontakt- metamorphose bildet sie mit dem darüber und darunter liegenden Sandstein einen mandelsteinartigen Fels. Die zweite Schicht bilden vulkanische Aschen. Ihre Farbe wechselt vom Grün ins Blau, Gelb und Rot. Sie zeigen feine Schichtungen, ein Zeichen für ihre Wasser- absetzung in der Form vulkanischer Alluvien. Die dritte eruptive Gesteinsart bildet schließlich wiedeium eine Lavadecke, die „massiv lava".

2) Ed. Glaser (Reise durch Arhäb und Haschid S. 173) spricht z. B. von einer geschichteten gelblich- weißen Gesteinssorte, die nicht Kalkstein wäre und mit vulkanischem Gesteine vermischt sei. Sie bildet die ganze Kette von Kaukebän (E. 4) über den Masänäa (E. 4), die nördlich den Baun (E.G. 4) begrenzenden Berge, die Ebene des Baun selbst und das ganze nördliche Haschid (E. F. 3). Im merk- würdigen Gegensatz zu den mir sonst bekannt gewordenen Ansichten steht die Angabe Halevys (a.a.O. S. 10), daß er zwischen Raudha (F. 5) und Schira (F. 4) Steine zum Kalkbrennen verwendet gefunden hätte. Das Gebiet liegt östlich der von Glaser und Deflers be- schriebenen Gegenden. Es wäre zu hypothetisch, diese Kalksteine dem senonen Kalke Palästinas gleichzusetzen oder den weißen Kalken vergleichen zu wollen, die Carter (a. a. O. S. 52) über tonigen Schichten bei Marbat fand und schon dem unteren Eozän zurechnet. Behn (a.a.O. S. 15) sagt zwar auch: „Der größte Teil der flachlagernden

Geologische Entwicklung, Oberflächenbau u. Bodendecke, Mineralien.

massen bilden das jemenische Gebirgsland den Serat im Gegensatz zum Zentralplateau und zum Küstenstreifen der Tehama.

Innerhalb des Serats gibt es einige höhere Massive, Zentren vulkanischer Ergüsse, die ich in ihrer Gesamtheit mit dem Namen „Hochserat" belegen werde. Einige reichen fast bis an die Tehama heran und widerlegen so durchaus die Anschauung einer gleichmäßigen Abdachung1).

Der Abbruch zum Roten Meer geschah nur in wenigen, ganz schmalen parallelen Staffeln. An wenigen Stellen er- weiterte sich der Abbruchsteifen zu einem größeren Becken, die untereinander von stehengebliebenen Horsten, eben jenem Hochserat, getrennt sind. Schon Jomard (a.a.O. S. 18) er- kannte das richtig, wenn er bemerkt: „Die Gebirge von Jemen haben ohne Zweifel ausgedehnte Becken eingeschlossen und schließen sie noch ein." Breitere, staffeiförmige, den ganzen Serat zergliedernde Parallelbrüche haben nicht stattgefunden. Nannte ich die Horste und höchsten Teile „Hochserat", so

Schichten besteht aus Sandsteinen und darüberliegenden Kalken, deren Alter noch nicht genau bestimmt worden ist; nur am Südrande sind nähere Untersuchungen hierüber angestellt worden. Aus den Fossilien, welche man in den dortigen Kalksteinen gefunden hat, geht hervor, daß sie mesozoischen Alters sind und wahrscheinlich der jüngeren Jura- oder älteren Kreidezeit entstammen." Ich zeigte schon oben (vgl. S. 6), daß die Lagerung von Sand- und Kalkstein im Hinterlande von Aden gerade umgekehrt ist. „Sandstone rest upon limestone", sagt Lloyd (a.a.O. S. 318). Die über dem Sand- stein liegenden Kalke müßten dann allerdings senone sein. Von solchen Kalken ist aber bis auf Halevys Bemerkung sonst nicht die Rede. Behn verrät uns auch hier nicht, wie er zu diesem Schluß kommt; wunderbar bleibt, wie er bekannte südarabische Tatsachen als Analogon für innerjemenische heranziehen kann, sie aber für seine Zwecke noch dazu sind auch diese verfehlt auf den Kopf stellt.

2) Einer solchen Anschauung scheint Behn zu huldigen, wenn er von dem jemenischen Randgebirge als von einem „Abdachungs- gürtel" spricht. Diese Bezeichnung ist aber mindestens irreführend. Das Innere Arabiens liegt nämlich teilweise beträchtlich tiefer als der Serat, dessen nördliche Gebiete sogar zum Teil nach dem Zentralplateau entwässert werden. Daß wir es aber selbst bei dem Vorlandstreifen nicht mit einem langsam und gleichmäßig zum Meere abfallenden Abdachungsgürtel zu tun haben, wie Behns Äußerung vermuten läßt, wird die nachfolgende Auseinandersetzung zur Genüge zeigen. Es sei an dieser Stelle noch auf zwei weitere Bezeichnungen aufmerksam gemacht, die Behn für den Serat anwendet. Der von ihm gebrauchte Name „Steilabsturz" steht im Gegensatz zu dem Namen „Abdachungsgürtel" und entspricht den Tatsachen nur inso- weit, als der westliche Abfall des Serat ein Steilabsturz ist. Unbe- rechtigt ist jedoch die Anwendung dieses Namens für den ganzen

I. Zur Natur des Landes.

fasse ich die Becken und randlichen Westterrassen als „Nieder- serat" zusammen; die schmalen Abbruchsstaffeln zum Serat könnten auch als „Seratvorterrasse" mit einem besonderen Namen bezeichnet werden.

Aus dem Profil, das ich als Kartenblatt II der Arbeit beigegeben habe, erkennt man, mit welcher Schnelligkeit der Weg durch die Seratvorterrasse von der niederen Tehama zum Hochserat führt. Drei Terrassen sind darauf zu unter- scheiden: eine erste niedere und breitere, wie scheint einer Hauptstaffel entsprechend, und eine zweite höhere, schmalere Stufe; die dritte von 1300 m Höhe entspricht ungefähr der Höhe der eingesunkenen oder vielleicht auch zum Teile nur eingebogenen Becken.

Als großer Zug der Oberflächengestalt kehrt überall die Hochebene wieder. Die mächtigen Deckenergüsse über den weiten, flachen Gebieten des oberen sowohl als des tieferen Serats halten sich in gleichen für beide natürlich verschiedenen Niveaus.

Drei zentrale Punkte treten im Hochserat besonders deutlich hervor. Die nördlichste, deutlich unterscheidbare Gruppe eruptiven Gesteins ist der Dj. Hadhür Nebbi Schuaib (E. 5) mit dem Dj. Kahir als höchste Höhe des Serats und Arabiens bei 3140 m. Eine große Anzahl Talfurchen haben einzelne vom Zentrum ausgehende Rücken geschaffen. Einer von ihnen ist der Kam el Wal (E. 5), beherrscht von den Städten Banan, Suk el Khamis und Mefhak. Über ihn hin- weg sind die meisten der Reisenden gezogen, die vom W. her Sana zustrebten. Sie erzählen von der Mannigfaltigkeit der eruptiven Gesteine, von der Fülle tieferer und flacherer Täler, deren Wasser im Kam el Wal entspringen. Der Haupt- teil des in den Tälern zusammengetragenen Bodens ist von den Höhen herabgewaschen : feine Verwitterungserde bis zu gewaltigen Blöcken, die das Tal versperren. Wahrschein- lich hat die letzte Tatsache ihren Grund in der Nacktheit des Gebirges, die mehrfach hervorgehoben wird. Von

bis 90 km breiten Serat. Auch die wiederholt gebrauchte Be- zeichnung „Rumpfscholle" könnte zu Mißverständnissen Veranlassung geben. Ich verstehe darunter die ebene oder wellige Oberfläche des stark gefalteten Sockels eines alten Faltengebirges, eine Oberfläche, wie sie durch die Abtragung und Abhobelung der alten Falten ent- standen ist (Philippson, Das Mittelmeergebiet S. 10). Ein Falten- gebirge war aber der Serat nie. Es ist lediglich ein Stück der seit dem Altertum der Erde von. keiner Gebirgsfaltung betroffenen afri- kanisch-indischen Tafel. Über dem Archaikum liegen Tausende Meter ungestörte Sedimentschichten.

Geologische Entwicklung, Oberflächenbau u. Bodendecke, Mineralien.

Waldungen entblößt, wird ihnen das lockere Material durch oft platzregenartige Güsse entführt. So konnte die Erosion des fließenden Wassers hier ganz anders wirken wie in dem Harazgebirge (E. 6) oder auch in dem südlich davon ge- legenen Kaffeegebirge1), wo die Wasser der Berge dank einer jahrhundertealten Kultur von Terrasse zu Terrasse geleitet werden.

Das Harazgebirge (E. 6) ist ein zweites Eruptivmassiv von bedeutender Ausdehnung, das dem Serat ganz vorwiegend die zerrissene Gestalt gibt2). Es ist am weitesten nach W. vorgeschoben. Durch tiefe, schmale, oft canonartige Täler ist auch dieser Gebirgskomplex in einzelne Züge aufgelöst, und zwar so, daß sich - wie die Zähne eines Kammes einige Ketten vom Hauptzuge in senkrechter Richtung los- lösen. Die Täler laufen daher alle in paralleler Richtung von N. nach S. Der Hauptweg führt durch eins dieser Täler zum Dj. Usil hinauf (1320 m) und von diesem zum Haupt- kamme. Dieser selbst ist anscheinend durch rückwärts ver- laufende Erosion des W. Asar, an dessen Abhänge die Stadt Attära liegt, in zwei Teile zerlegt. Die westliche Hälfte ist der Dj. Masar mit 2400 m; die östliche trägt den Namen Dj. Schibäm und erreicht 2500 m Höhe. Deflers3) beschreibt uns einen Rundblick von diesen Höhen; man erhält hier- durch eine gute Charakteristik des ganzen Landschaftstypus. Er sagt ungefähr: Vom Gipfel des Dj. Schibäm umfaßt der Blick eines der schönsten Panoramen des Jemen. Zu seinen Füßen dehnt sich die ganze Masse des Haraz aus, durch- zogen von einem Labyrinth von Tälern, bekleidet mit Wäldern, Kaffeepflanzungen und fruchtbaren Feldern, belebt von Dörfern und zerstreut liegenden Einzelsiedlungen. Im Süden ist der Blick eng begrenzt durch die Gebirge des Hauzan und Thuluk, die selbst nur wenig niedriger sind als der Dj. Schibäm. Im SW. zieht sich der W. Sahäm als ein langes grünes Band am Fuße der Dj. Reima und Bura (D. 6) hin, welche das entgegengesetzte Ufer dieses weiten Tales bilden. Über dem

x) Beide Haraz- und Kaffeegebirge sind nicht, wie Behn (a.a.O. S. 29) meint, identisch. Der Name „Kaffeegebirge" wurde von Niebuhr (a. a. O. S. 334) den Bergen von Hadie (E. 6) gegeben.

2) Der schwarze Porphyr des Harazgebirges ist nach Beobach- tungen Hultons (vgl. Cruttenden, Narrative of a Journeigh from Mokha to Sana S. 278) analog dem des Dekkantrap. Seine Farbe ist lebhaft. Uber einer rotbraunen Masse lagert eine klare, grüne, feinkörnige Bank auf, die von Haufen blasiger, tiefschwarzer, basaltischer Lava überkleidet ist.

3) Deflers, a. a. O. S. 87.

I. Zur Natur des Landes.

W. Surdüd im WNW. unterscheidet man in der Ferne die Gipfel der Dj. Milhän und Hofasch (D. 5), während im NW. der Blick begrenzt wird durch den Dj. Masar, der 100 m niedriger als der Schibäm ein Pendant zu ihm bildet. Im NO. zeichnet sich der Ort Menakha (E. 5 2175 m) auf dem Grunde des tief eingeschnittenen W. Schidje mit der Klarheit eines Grundrisses ab, während man selbst wie in einer Luftballongondel darüber schwebt. Und darüber hinaus bemerkt man beherrscht durch die Hauptkette des Serat (Kam el Wal, Dj. Hadhur) in allen Einzelheiten seiner komplizierten Topographik die weite Senke des Haime (E. 5) mit einer mittleren Höhe von 1600 m.

Diese Ebene ist eine jener oben angedeuteten, becken- förmig eingesunkenen Bruchstücke des alten Tafellandes, von Lavaflüssen und basaltischen Trümmern bedeckt. Leider ist die Ebene nur im östlichen Teile genauer bekannt. Von niedrigen Bergzügen und einzelnen Kuppen besetzt, fällt sie nach NW. langsam ab. Sie wird von dem Wadi Surdüd und seinen Nebenflüssen entwässert. Zwei davon, der W. Djesan und W. Zaun, durchfließen den keilförmig sich zwischen den Kam el Wal und Haraz schiebenden östlichen Ausläufer der Haime. Diese schmale Stelle wird im W. von Menakha (2175 m), im Osten von Mefhak (2590 m), in der Mitte der Ebene von Yjdz (1900 m) beherrscht. Alle drei Städte liegen über der Ebene, zwei an den Rändern der Massive, die letztere auf einem isolierten Berg der Haime. Diese Lage der Städte treffen wir innerhalb desSerats überall. Burchardt1) meint, die Jemeniten zeigten eine Vorliebe für Berggipfel. Diese Vorliebe entstammt aber jedenfalls einem notwendigen Bedürfnis. Die Talsohlen der Wadis jn den höheren Partien des Berglandes sind schmal und der Überschwemmung durch die nach heftigen Regengüssen mächtig anschwellenden Bäche ausgesetzt. Die Hänge sind steil, die Höhen aber geräumig und sicher; und vor allem der letzte Umstand, der einen größeren Schutz vor Feinden und andererseits eine bessere Angriffsmöglichkeit auf den Gegner bietet, hat es seit alter Zeit bewirkt, daß die Siedlungen im Serat auf die Berge gelegt wurden. Noch heute befinden sich die türkischen Verteidigungs- und Befestigungswerke in diesen den Tälern entrückten, aber dieselben beherrschenden Positionen.

Ich hob schon in der Einleitung hervor, daß eine genaue Begrenzung unseres Gebietes im Norden wegen seiner

[) Burchardt, Reiseskizzen aus dem Jemen S. 597.

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Unerforschtheit sich von selbst verbietet. Bis zum 16. Grad n.Br. hat ja Glaser in einzelnen Streifzügen das Land noch durch- quert, und einige andere Forscher folgten bis Amrän oder Kaukeban (E. 4). Nur Halevys Reisegebiet erstreckt sich weiter nach NO., jedoch fällt es zum größeren Teile außer- halb des Rahmens der von mir zu betrachtenden Gebiete.

Dieses nördlich von Hadhur (E. 5) und der Haime (E. 5) sich ausdehnende Land bildet ein gewaltiges Hochplateau, das sich in steilem Anstieg im N. über der Haime erhebt; es gliedert sich dem Dj. Hadhur unmittelbar an, so daß dieser letztere als Angelpunkt zweier um die Haime herum- greifenden Arme aufgefaßt werden kann1). Durch dieses von schwarzen, porösen Laven und basaltischen Trümmern erfüllte Plateau, das bis 2900 m Höhe erreicht, ziehen sich tiefe Täler, wie das W. Kharid und W. Swäba, mit ihren vielen attributären Flüßchen, deren grüne Hänge und üppige Felder die Freude jedes Reisenden bilden; oder es setzen sich eine Reihe basaltischer Kuppen auf, so der Dj. Dhin als höchster Kegel inmitten einer großen Schar niederer Trabanten. Wenn die Wasserscheide hier im Serat tiefer von O. nach W. vordringt, so liegt das nur am Bau des Serats selbst. Seine höchsten Partien befinden sich eben weiter im W. bzw. dehnen sich in fast gleich bleibender Höhe weiter nach W. hin aus. Wir haben in diesem Plateau ein Analogon zu den besprochenen Harazbergen, nur mit dem Unterschiede, daß die Ausdehnung von Arhab und Haschid eine bedeutendere ist und daß die Richtung der Flüsse nicht wie dort durch die von W. nach O. sich zwischen den Hochserat schiebenden Senken bedingt ist, sondern beeinflußt wird von der sich im O. angliedernden Hochebene. Der ganze Charakter dieser nördlichen Teile des Hochserats hat nichts mit dem des Zentralplateaus gemein. Es muß auch beachtet werden, daß das Zentralplateau in einem scharfen Bruch nach dem Innern zu eingesunken ist, während die Ebenen von Arhab, Haschid und Ajal Soregh (F. 4) ihrer Höhenlage nach nicht zu dieser eingebrochenen Scholle, sondern zum Hochserat gehören.

Die Grenze nach O. ist bei der völligen Unaufgeschlossen- heit des Gebietes allerdings unsicher. Sie scheint aber durch einen Steilabfall charakterisiert zu sein, der von Halevy2) bei

x) Behn rechnet dieses Gebiet schon zum jemenischen Zentral- plateau (a. a. O. S. 34).

2) Halevy, a. a. O. S. 18.

I. Zur Natur des Landes.

Beran (G. 4) erwähnt wird. Vor diesem finden wir die aus- geprägten Unterschiede zwischen Bergen und Tälern; dann folgen die riesigen Sanddünen der Wüste Ahkäf. Man darf auch nicht vergessen, daß die klimatischen Verhältnisse hier nach NO. andere werden, und der durch diese im S. ver- schärfte Unterschied zwischen Serat und Zentralplateau nach NO. verschwindet.

Als die nördlichsten Eckpfeiler des Jemen hatten wir Hadhür und Haraz erkannt. Zu nahezu gleicher Höhe (3006 m) steigt im S. der Dj. Sabör (F. 8) an, den man mit Recht als den südlichen Eckpfeiler des Serats bezeichnet1). Von einef Fülle von Flüßchen ist auch er in tiefe Täler zerschnitten. Wie aus den Routen der Forschungsreisenden ersichtlich ist, ist sein Gebiet bisher recht wenig besucht worden und die Charakteristik seines Baus deshalb recht schwierig. Nach W. und SW. erstrecken sich seine Vorgebirge ziemlich weit. Die Lavadecken greifen allmählich abfallend ziemlich tief in die Tehama ein. Der Dj. Kameiran (E. 9) mit seinen fruchtbaren Tälern und Höhen bildet die nach SW. am weitesten vordringende, vom Dj. Sabör ausgehende Zunge.

Im O. springt der Hochserat nach N. zurück. Eine weite, tiefere Beckenlandschaft dringt buchtenartig ins Innere vor. Sie ist von einer großen Anzahl von Flüssen in einige Gebirgszüge aufgelöst, deren größere ihren alten tafelförmigen Charakter nicht verkennen lassen. Ich erinnere an die Ebene von Dhala (G. 8). Im N. bzw. W. wird diese bogenförmige Einkerbung des Landes begrenzt durch den nordöstlichen Ausläufer des Dj. Sabör einerseits und durch den massigen vom Dj. Sumara (F. 7) nach S. auslaufenden Gebirgsrücken andererseits. Beide vereinigen sich zu einem nach O. sich erweiternden Hochplateau, dessen westlichen Abschluß der Dj. Omeiba (2214 m— F. 7.8) bildet. Die Ebene von Mavia (F. 8), die sich nördlich des Ortes ausbreitet, ist fast ganz unbekannt und erscheint jedenfalls nur deshalb noch auf der Karte in einem ursprünglichen, von Flüssen unberührten Zu- stande. Im N. entströmten ihm die Quellflüsse des W. Baüna, der selbst bei Taluth in die jemenische Zentralebene eintritt, deren südlicher Abschluß durch das Quellgebiet der W. el Audi, er Ragia, Resian, Schiaib und Seiäarie gebildet wird.

Auch der Dj. Sumara (F. 7) bildet ein eruptives Massiv; zwei deutlich ausgeprägte Gipfel beherrschen es im N. Während

y) Hogarth, The penetration of Arabia S. 206 (zitiert nach Behn).

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es nach O. steil zum Zentralplateau abfällt, dacht es sich nach S. langsamer ab. Es geht in die schon vorher an- geführte Hochebene von Mavia über. Die Stadt Ibb (F. 7 2067 m) liegt in einer schmalen Senke, die, wie es scheint, von höheren Bergen eingeschlossen ist oder wenigstens durch den Dj. Omeiba (2300 m) nach S. hin abgeschnürt erscheint.

Begrenzt im S. vom Dj. Sabör, im O. vom Dj. Sumara und im N. von dem Harazgebirge, breitet sich ein von zahl- reichen Flüssen aufgelöstes niederes Hügelland aus. Von S. nach N. reihen sich der Dj. Baratschi (E. 8), der Dj. Dibas (E. 7 849 m) und die Kaffeeberge von Hadie (E. 6) anein- ander, getrennt durch den W. Suera und seine Quellflüsse W. el Quadha und W. Ukerib, durch den W. Zebid, den W. el Mahatt und den W. Sahäm, dessen Tal sich nach NO. um den Dj. Haraz herumzieht.

Wir kennen das durch Flüsse reich gegliederte Hügel- land nur wenig. Die tiefen und dabei engen Täler des W. Quadha und W. Ukerib sind mehrfach von Reisenden gekreuzt worden. Der östliche Zipfel wird als eine von Hügeln besetzte Ebene mit sandig-tonigem Boden, auf dem sich Trachyttrümmer ausbreiten, beschrieben. Die Täler, die das Bergland durchziehen, sind terrassiert und mit Kaffee- feldern und Getreidekulturen bedeckt. Auf dem linken Ufer des Zebid schieben sich die Ausläufer des Sumaragebirges etwas weiter westwärts, und ebenso wird das rechte Ufer des Sedekh (E. 7) von denen des Dj. Doran (F. 6) begleitet. So liegt das Kaffeegebirge etwas abgeschnürt von der südlichen Erstreckung des niederen Hügellandes. Es ist stark zertalt und dadurch in isolierte Berge gegliedert, deren Gehänge- stufen mit Kaffeeplantagen reich besetzt sind. In den Tälern finden wir ein von den umliegenden Höhen abgewaschenes tonig -porphyritisches Material in Gesellschaft von schwarzen Porphyren, Lavatrümmern und Basaltstücken. Diese Züge dürften auch dem Landschaftsbilde der anderen Teile dieses Berglandes aufgedrückt sein.

Es bleibt uns noch übrig, einen Blick auf den schon mehrmals erwähnten Dj. Doran (F. 5, 6) zu werfen. Ich be- greife unter diesem Namen die Gebirgsmasse, welche sich vom Dj. Sumara aus nordwärts richtet und bis zur Breite des Dj. Hadhür (E. 5) in deutlicher Längserstreckung sich hinzieht. Es bildet einen sichtbaren Abschluß gegen das Zentralplateau hin und scheint eigene eruptive Zentren zu umfassen. Seine Laven breiteten sich besonders nach N. und W. aus und verschmolzen so mit denen des Hadhür,

I. Zur Natur des Landes.

des Kam el Wal, Haraz und Sumara. Das Tal des Wadi El Mahatt zerlegt das Doranmassiv in zwei Teile; auf dem linken Ufer finden wir die Stadt Doran, auf dem rechten den Ort Thaf in 2600 m Höhe.

So sehen wir den Hochserat als das hervor- stehende Gerüst des Berglandes in einem langge- streckten Zuge sich vom Dj. Sabör zum Sumara, Doran und Hadhür hinziehen. Als besonderes, ab- seits stehendes Gebilde ist das Harazgebirge wie ein Wartturm in das niedere Land vorgerückt. Von diesem Gerüst aus breiten sich in mittlerer Höhe von 2500 m die Lavadecken des Hochserats aus, welche die einzelnen Zentren miteinander verbinden. Eine der größten dieser Hochflächen 1 iegt im Süden, eine andere bildet die schwarze Ebene von Arhab und Haschid. Zwischen diesem Gerippe dehnen sich die flacheren Bergländer des niederen Serats aus. Sie reichen mit ihren Enden hier und dort weit in das Hochgebirge hinein und senken sich andererseits wenig nach der Tehama zu, ungefähr eine mittlere Höhe von 1500 m besitzend.

So findet man den Serat durchzogen von fruchtbaren Tälern in meist paralleler Richtung mit silbernen Wasser- äderchen und grünen Terrassen, deren Gärten und Felder noch heute an den längst verblühten Agrikulturreichtum in blassem Abglanz erinnern. Mitten innen im schwarzen, steinigen, unwirtlichen Felsenhochland Bilder friedvollen Ent- zückens.

4. Die Tehama.

Diesem jemenischen Gebirgslande stehen die flachen Küstenstreifen im W. und S. gegenüber.

Ihre Entstehung ist jüngeren Datums und hängt mit der Ent- stehungsgeschichte des Golfes von Aden und des Roten Meeres aufs engste zusammen. Ihr geologisches Alter reicht somit wahr- scheinlich bis in die mittlere Pliozänzeit zurück1). Der Ein- bruch geschah in Staffeln, und zwar so, daß sich die afrika- nische Küste in wenigen schmalen, die arabische in mehreren breiten und flacheren Terrassen abstuften. Diese arabische

J) Eozäne Nummuliten und Alveolinenkalke finden wir noch bei Makalla (Carter, a.a.O. S. 81), an der afrikanischen Gegenküste von Aden und auf Socotra (Hahn, Afrika S. 272 u. 630). Über die Entstehung des Roten Meeres siehe Issel, Morfologia e genesi del Mar Rosso und die Kritik von Philippson im Lit. Ber. Nr. 863 v. Pet. Geogr. Mitt. Nr. 45 (1899) S. 207.

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Terrassenlandschaft wurde dann von den Sedimenten des sich zurückziehenden Meeres und von den Anschwemmungen der Flüsse ausgeebnet. Zahlreiche Funde von Muscheln, Schalengerüsten und Korallensanden, die noch in reichlicher Entfernung vom Meere gefunden werden, liefern die unzwei- deutigen Beweisstücke für die Entstehung der Tehama1).

Der Unterschied der Westtehama und Südtehama, in die der Küstenstreifen Südwestarabiens sich gliedert, gründet sich vor allem auf die Existenz riffbauender Korallen in der ersteren, während sie in der Südtehama fehlen. Als zweites unterscheidendes Merkmal kommen die vulkanischen Berge in Betracht, die die südliche Küstenebene durchsetzen, in der Westtehama dagegen nicht bekannt sind. Die natürliche Grenzlinie zwischen beiden ist also von Moka (D. 9) nach Musa (D. 9) zu ziehen.

Die Südtehama sei nach der Meinung Mallets, der sie Behn2) entnimmt ehemals nicht vom Meere bedeckt gewesen, auch sei sie nicht das Ergebnis der Abtragung des Plateaus durch das Meer, also keine Abrasionsterrasse. Sie sei vielmehr durch ungeheure Massen von Feststoffen auf- gebaut, die vom Hochlande abgetragen seien, ein Vorgang, der durch die Annahme einer stärkeren Denudation und Ab- lagerung zur Pluvialzeit gestützt würde. In dieser Anschau- ung liegt aber ein Widerspruch. Die Feststoffe hätten dar- nach nur auf einer oberen Terrasse eines staffeiförmigen Einbruchbeckens, die nicht mehr vom Meere bedeckt gewesen wäre, sich ablagern können, denn daß der Einbruch Küsten- land mit umfaßt, beweisen die plötzlich ansteigenden Berge im Innern. Gegen die Annahme, daß die Südtehama niemals vom Meere bedeckt gewesen wäre, spricht einmal die Tat- sache, daß der Vulkan von Aden selbst einmal submarin war, und sodann die, daß noch heute eine negative Niveau- verschiebung im Golf von Aden nachzuweisen ist3). Wenn ich der Überzeugung bin, daß die Südtehama auch einmal mindestens in Küstennähe unter Wasser gestanden, so er- scheint mir andererseits unzweifelhaft, daß die Meeressedi- mente hier im Gegensatz zur Westtehama nur spärlich auf- treten und daß das Hauptkontingent der Aufschüttungsmassen

1) Harris, a. a. O. S. 6.

2) Behn, a.a.O. S. 24f. Die Behnsche Einteilung in Küste und Küstenvorland lehnen wir ab. Sie wird den natürlichen Ver- hältnissen nicht gerecht und trennt Dinge, die ihrer Entstehung nach zusammengehören.

3) Sueß, a.a.O. II. S. 639.

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I. Zur Natur des Landes.

von den Feststoffen des Berglandes herrühren. Durch die vorgelagerte Vulkanreihe wurde ihr weiterer Transport ins Meer verhindert, während von diesem aus die Sedimente nur schwer anlagern konnten, weil wie gesagt die Küste der Korallen entbehrt. Die Basalte und Trachyte der Vulkankegel aber mit ihren steileren Abstürzen zum Meere sind schlechte Kristallisationspunkte. So erklärt sich zu gleicher Zeit die geringe Breite der südlichen Tehama. Sie überschreitet 40 km nicht.

Die Anschwemmung der Sinkstoffe erfolgt vorwiegend in ostwestlicher Richtung. Wir finden daher die einzelnen Buchten und Bögen nach W. geöffnet. Aden1) wurde an der Ostseite landfest, die Landzunge des Chor Amran zeigt nach W. und die zwischen einzelnen festen Punkten sich girlan- denförmig ausspannenden Bögen typische Zeichen der An- schwemmung — weisen die Hauptansammlung der Sedimente im W. auf. Die hellen gelben Sande stehen zu den dunklen trachytischen und basaltischen Felsen in einem malerischen Wechsel.

Die hinter diesen Randbergen aufgeschüttete Ebene nimmt nach dem Meere zu immer mehr Wüstencharakter an. Der feine, trockene Sand wird vom Nordostwind zu zahlreichen hohen Dünenketten aufgeweht, die in nordwest-südöstlicher Richtung verlaufen. Dem Innern zu gleicht die Ebene mehr einer Steppe. Der Einfluß der von den Bergen stammenden Feuchtigkeit macht sich noch geltend. Aber vor allem in den Tälern der Wadis selbst, welche nach der sommerlichen Regen- zeit des Innern zu Bächen und Flüssen anwachsen da also, wo zu dem fruchtbaren Verwitterungsboden die genügende Bewässerung tritt , finden wir reiche Kulturoasen. Es seien nur die ergiebigen Felder und Gärten von El Hota (G 9)

J) Aden selbst ist von zwei Kratern gebildet; einem älteren in NW. und einem jüngeren im O. (vgl. Behn, a. a. O. S. 24, der sich anscheinend auf Mallet, On the geology of country near Aden stützt). In merkwürdigem Gegensatz steht die Annahme Ritters (vgl. Erd- kunde v. Arabien, I. Bd. S. 69), der sich auf Malcolm (Account of Aden 1845, S. 279— 292) und Forster (Short Topographical andgeneral description of the Cape of Aden 1839, S. 15—25) beruft. Er hält den nordwestlichen Krater für den jüngeren. Dieser zerstörte durch seinen Ausbruch den östlichen, älteren. Als Reste blieben einmal im Osten die Insel Sira, im westlichen Teile der 500 m hohe Dj. Schamschar. Behn meint dagegen, der östliche Krater beeinträchtigte den westlichen, den er für den älteren hält, und wurde später selbst durch tektonische Störungen in den Dj. Schamschar und die Insel Sira geschieden.

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erwähnt, die im Gebiete des Anschwemmungskegels des W. Tobban liegen.

Der Charakter der südlichen Tehama setzt sich im W. bis ans Rote Meer fort. Der Dj. Menheli gibt an der Straße von Bab el Mandeb mit seiner nach N. vorgelagerten Sand- ebene und Lagune von Schech-Said noch ein typisches Bild der südlichen Tehama. Dann allerdings wird der scharf ausgeprägte Charakter etwas verwischt durch die Vorherr- schaft von Laven, den Resten alter, ausgedehnter Ergußdecken.

Diese von Aschen, Tuffen und Laven benachbarter Vulkane aufgebaut erstreckten sich ehedem in ununter- brochener Folge bis nach Afrika hin. Erst durch fluviale Denudation vorgearbeitet und durch den letzten quartären Einbruch des Roten Meeres, durch den die Verbindung zum Golf von Aden geschaffen wurde, vervollständigt, gliederte sich hier in der Straße von Bab el Mandeb die Insel Perim heraus. Sie war teilweise vom Meere ganz bedeckt, erhob sich aber durch Korallenbauten in negativer Meeresver- schiebung wieder über den Wasserspiegel x). Eine selbständige vulkanische Insel, von der nur heute eine Kraterseite noch erhalten sei, ist nach dieser Auffassung Perim nie gewesen2).

Von Moka an aber beginnt die wellige Sandebene der westlichen Tehama, die sich in unveränderter Monotonie von 200 m Höhe im Osten zum Meeresnivenu gegen W. senkt. Sie hat eine wechselnde Breite von 40 bis 110 km. Ihre Entstehungsgeschichte ist ihr mit aller Deutlichkeit auf- geprägt. Sie ist langsam mit zurückziehendem Meere aus ihm emporgetaucht. Schritt für Schritt sind die Korallen westwärts gewichen, die abgestorbenen Bauten als Gerüste für Meeresmuscheln, kalkige Trümmer und Sand zurück- lassend. Inseln wurden landfest und zeigen sich heute als willkürlich und unregelmäßig verstreute Bodenerhebungen an. Korallen aber umsäumen noch immer die Küste und tragen mit dazu bei, ihr die jetzige Gestalt zu verleihen. Man kann ihr eine ziemlich starke Gliederung nicht absprechen: Bögen und Halbinseln kehren in regelmäßiger Form wieder. Die Korallen, die in dem flachen Grunde des warmen Wassers einen günstigen Nährboden finden, scheinen zumal nach der südlichen Seite hin, infolge einer etwas stärkeren Meeres- bewegung in süd- nördlicher Richtung, in reicherem Maße

*) Raisin, Geology of Perim Island, S. 206. 2) Dies nahm Spalding an (Historical Scetch of the coaling Station of Perim Island).

I. Zur Natur des Landes.

gebaut zu haben. Schlick und Sinkstoffe des Meeres, sowie die eignen Trümmer wurden gerade .deshalb von der Süd- seite her mehr angehäuft, und die Öffnungen der Buchten und die Halbinseln zeigen aus gleichem Grunde nach N. An der Insel Kamaran x) und dem gegenüberliegenden halb- inselartigem Vorsprung des Festlandes läßt sich der interessante Prozeß der Buchtbildung und der Umwandlung einer Insel in landfestes Ufer noch bis zur Gegenwart hinein verfolgen. Auf einer erst in neuerer geologischen Zeit landfest geworde- nen Insel liegt z. B. Loheia. Bei Hochfluten wird die Stadt noch heute vom Lande abgetrennt, während zur Ebbezeit der Hafen fast trocken liegt.

Die gesamte Küste ist flach und sandig, so daß gute, natürliche Häfen nirgends entstehen konnten. Höchstens könnte Kamaran auf der gleichnamigen Insel den Anspruch erheben, einen einigermaßen brauchbaren Hafen zu besitzen, da er von Korallen frei einen direkten Zugang zum Meere bietet. Aber mit dem fortschreitenden Sinken des Meeresspiegels wird auch die Verflachung der Bucht von Kamaran nicht aufzuhalten sein. Altere Häfen, wie Ghalefka und Moka sind bereits vollständig versandet und die Orte landeinwärts gerückt.

Die Frage nach den Küstenstädten der Alten ist eifrig ventiliert worden. Für übertrieben aber halte ich die An- schauung Glasers,2) wenn er behauptet, „man könnte mit Sicherheit sagen, daß die den Alten bekannte Küste ziemlich weit im Innern des heutigen Landes lag, etwa da, wo man die ersten Saatfelder erblickt, so daß manche der von Ptole-

*) Durch die Betrachtung dieser Insel (vgl. Faurot, Sur les Sediments quaternaires de l'Ile de Kamaran et du golfe de Tadjoura) wird die Entstehungsgeschichte des Roten Meeres im Isseischen Sinne (vgl. Anm. S. 16) unterstützt. Das Gestein, das die Basis der Insel ausmacht, ist noch nicht erbohrt. Faurot fand, daß sich über härterem, tonigem Kalk, der bis zu 5% vulkanischen Staub enthält, 4 bis 8 m mächtige quartäre Kalkmergel mit Mollusken, Echinodermen, Madre- poren, Konglomeraten von Schalen und Korallen lagern. Der vul- kanische Staub entstammt den Eruptionen der unfernen südarabischen Vulkane; er wurde durch die tonigen Kalkablagerungen des pliozänen Beckens des Roten Meeres gebunden, während er auf dem Festlande entweder der Denudation zum Opfer gefallen ist oder erst des Auf- schlusses harrt. Erst in neuerer Zeit kam Kamaran beim Rückzug des Meeresspiegels in den Bereich felsenbauender Korallen, in deren Klippen und Ästen sich die Muscheln des Meeres mit den eignen Trümmern mischten, bis sich schließlich bei noch weiterer negativer Niveauverschiebung die Insel aus dem Wasser hervorhob.

2) Glaser, Von Hodeida nach Sana, S. 3.

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maus, Plinius und dem Verfasser des Periplus erwähnten Küstenortschaften und Häfen gegenwärtig im Innern des Landes zu suchen sein werden". Burchardt1) nennt „die ersten Bäume und Hirsefelder" bei Der Ben Hamed (D. 6), 30 km von der Küste, vielleicht in 150 m Meereshöhe. Daß sich das Meer von hier (und wären es noch 10 km westlicher) in 2000 Jahren zurückgezogen hätte, dürfte etwas unwahrscheinlich sein. So soll der Ort Musa (D. 9) im Hinterlande von Moka identisch sein mit dem Musa der Bibel. Doch selbst hiergegen erheben sich Stimmen, die den Ort Mauschid (D. 8) dafür halten, der nördlich von Moka dicht an der Küste gelegen ist.

Die weite, flache Küstenebene der westlichen Tehama scheint im Gegensatz zur südlichen ihr Material nur in geringem, den Meeressedimenten gegenüber fast ver- schwindendem Maße dem Bergland zu verdanken. Die Erosion innerhalb der jurassischen und kretaceischen Sedimente im Hinterlande von Aden scheint beträchtlicher zu sein als die Abrasion der härteren Eruptivmassen der nördlichen Berge. Denn daß die Flüsse oder Wadis besonders reichliches Material mitführten oder absetzten, möchte ich schon aus einem scheinbar rein äußerlichen Umstände bezweifeln. So- bald sie nämlich das Gebirge verlassen haben, bahnen sie sich ihren Weg zum Meere in nahezu gerader Linie. Es ist diese Erscheinung so charakteristisch, daß man versucht sein könnte, die Anfangspunkte des gradlinigen Verlaufs der Flüsse als östliche Grenzlinie der Tehama gegen das Bergland hin zu bezeichnen. Flüsse, die viel Geröll- und Schwemmaterial mit sich führen und im Unterlauf absetzen, neigen fast immer dazu, ihren Lauf fortgesetzt zu verändern. Sie nehmen ihren Weg nicht geradeaus, sondern mäandern, sich selbst den Weg durch ihre Sinkstoffe versperrend und durch den ver- mehrten Druck des Wassers neu erzwingend, in der bekannten charakteristischen Weise hin und her.

Innerhalb der Betten der nicht immer wasserführenden Wadis bietet sich dem Auge wieder der erfreuliche Kontrast gegenüber der gelben Sandwüste, der Khabt, wie sie der Araber nennt. Weite Oasen ziehen sich an den Wasser- rinnsalen entlang, in ihrer Ergiebigkeit durch die Wasser vieler Paternosterbrunnen unterstützt, die an den tieferen Partien der Täler eine genügende Menge Wasser geben.

Burchardt a. a. O. S. 596.

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I. Zur Natur des Landes.

So bieten, wenn auch in ihrer Entsteh ung ver- schieden, die westliche sowohl als die südliche Tehama dieselben Hauptzüge dar: von leichtwell igen, bald zusammengehäuften, bald wieder verwehten Sanden gebildete, flach zum Meer absteigende Step- penebenen, nur durch die Täler des Wadis und die korallinen oder vulkanischen Berge in ihrer Ein- förmigkeit unterbrochen.

Den quartären Vulkanen der südlichen Tehama scheinen im Innern nur wenige an die Seite gestellt werden zu können. Man kann aus morphologischen Gesichtspunkten insofern nur auf sie schließen, als ihre Formen soweit diese nach den Reisebeschreibungen noch deutlich hervortreten und von allzu heftiger atmosphärischer Beeinflussung frei geblieben sind sie zu quartären stempeln. Harris1) erwähnt im Dj. Menif (G. 9) eine Arena, vulkanischer Felsen, die er als Kraterwand deutet. Nördlich von Dhamar (F. 6) kam der- selbe Reisende2) durch ein enges Felsentor in eine große Zirkularebene, nach allen Seiten von niederen Felsen um- schlossen; es ließe meint er keinen Zweifel, daß man hierin den Krater eines alten Vulkans zu erblicken habe. Schließlich muß noch der von Burchardt3) besuchte Berg Haiderlesi (G. 7) genannt werden, von dem er berichtet, daß man in das Innere eines Kraters von 400 m Durchmesser trete.

Von vulkanischen Eruptionen rezenter Epoche wissen wir so gut wie nichts. Botta4) erzählt von Schwefelexplo- sionen auf einer der Loheia vorgelagerten Inseln. Auch im Innern des Landes zeugen die Schwefelquellen von Doran (F. 6), Dhamar (F. 6) und Haiderlesi5) (G. 6), davon, daß die unterirdische. Tätigkeit doch noch nicht ganz zur Ruhe gekommen ist.

Erdbeben sind nur einmal zur Zeit der Manzonischen0) Durchquerung bei Dhamar (F. 6) beobachtet worden. Sie werden aber von ihm selbst als tektonische Beben gedeutet, die von umfangreichen Auswaschungen und Unterspülungen durch unterirdisch verlaufende Regenwasser verursacht seien.

*) Harris, a. a. O. S. 181.

2) Harris, a. a. O. S. 298.

3) Burchardt, a. a. O. S. 607.

4) Botta, Relation d'un voyage au Jemen, S. 137.

5) Burchardt, a. a. O. S. 608 °) Manzoni, El Jemen, S. 89.

22

Geologische Entwicklung, Oberflächenbau u. Bodendecke, Mineralien.

5. Mineralien.

Zum Schluß sei noch ein kurzer Blick auf die Mine- ralien gestattet, die man seither im Lande aufgedeckt hat. Es sind ihrer nur sehr wenige. Reichlich vorhanden ist einzig das Salz. Von zahlreichen Küstenorten der west- lichen Tehama wird das Vorkommen von Salz gemeldet. Der wichtigste dieser Fundplätze liegt bei Salif (C. 5), einem kleinen Orte auf dem Festlande gegenüber der Insel Kamaran. Von Steinsalzgewinnung bei Mareb (H. 4) ist mehrfach die Rede. In der Nähe von Sana erwähnt Aboulfeda1) Achate. In späteren Berichten wird nur die Verarbeitung des Achats noch angedeutet2). Eisen ist in verschiedenen Teilen des Landes gefunden worden. So z. B. zunächst wieder bei Sana. Behn3) spricht sogar von einem Eisenbergwerk am Dj. Nu- küm (F. 5), „das aber schlechten Stahl liefern soll". In mehreren englischen Konsulatsberichten4) werden Eisenvor- kommnisse einmal bei Schech-Said (D. 10), ein andermal auch bei Assab (D. 4), zwei Tagereisen von Loheia entfernt, genannt. Von demselben Gewährsmann wird angeführt, daß Kohle bei Sana5) und Schech-Said und sogar Kupfer bei Sana6) gefunden sei. Es war schon oben von verschiedenen Schwefelquellen die Rede. Auch bei Assab fand Konsul Devey') Anzeichen der Existenz von Schwefel. Silber wird in den oben angeführten Konsulatsberichten ohne An- gabe des Fundortes nur andeutungsweise erwähnt, während das Vorkommen von Gold durch genaue Bezeichnungen seiner Fundorte vielfach bestätigt wird. Halevy8) berichtet von Goldwäschereien bei Sirwach (G. 5), die er auf seiner Rückkehr von Mareb nach Sana zu beobachten Gelegenheit hatte. Auch in der Nähe von Sana selbst will man Gold gefunden haben9). In altgeschichtlicher Zeit soll das glückliche

x) Aboulfeda, Arabien, zitiert von Jomard, a. a. O. S. 125.

2) Barday, Rapport sur El Jemen, S 227.

3) Behn, a. a. O. S. 15. (Nicht gut in Einklang mit dieser An- gabe ist die weitere von Behn (S. 37) gebrachte Notiz zu bringen, daß der Dj. Nüküm eine Sandsteinerhebung sei.)

4) Diplomatie and Consular reports on trade and finance; report on the trade of Jeddah for the year 1896 (S. 21) and report on the trade of Hodeida for the year 1897 (S. 19).

5) Dass. 1892 (S. 1 1) und 1896 (S. 21).

6) Dass. 1896 (S. 21). T) Dass. 1896 (S. 21).

8) Halevy, a. a. O. S. 54.

9) Globus 1880, S. 318.

I. Zur Natur des Landes.

Arabien sehr reich an Gold gewesen sein; doch möchte ich es bis jetzt noch dahingestellt sein lassen, ob diese Angaben richtig sind. Die Frage nach dem Lande Ophir ist noch nicht gelöst, und schon Strabo versichert, daß Weihrauch und Myrte und nicht aber das Gold den Reichtum des Jemen ausmachen. Erwähnen wir im Anschluß hieran noch eine Art Portland -Zement bei Djesan (C. 2) sowie das Vorkommen von Petroleum auf der Insel Farsan1), so dürften damit die mineralischen Rohstoffe des Jemen nahezu erschöpft sein. Die bisher gemachten mineralischen Funde sind somit noch recht spärliche; doch ist es nicht ausge- schlossen, daß mit einer genauen Erkundung der Boden- verhältnisse auch wertvollere, reichere Schätze entdeckt werden.

2. Kapitel.

Klima und Wasserverhältnisse.

1. Allgemeines.

Arabien reicht im Norden und O. in die subtropische, im S. und W. in die tropische Zone hinein. Der Jemen gehört somit zur letzteren. Er kann wieder in vier Klima- provinzen eingeteilt werden, die sich an die orographische Gliederung in Zentralplateau, Hochserat, Niederserat und Tehama anschließen. Naturgemäß sind die Grenzen bei jenen nicht so scharf zu zeichnen wie bei diesen, wenngleich sie andererseits noch deutlicher hervortreten als bei den später zu besprechenden Vegetationsprovinzen.

Die Temperaturen werden stark beeinträchtigt durch die Niederschläge, die ihrerseits aufs engste von den Wind- verhältnissen abhängig sind. Die Winde- wechseln mit be- harrlicher Regelmäßigkeit vom Nordostpassat im Winter zum Südwestmonsun im Sommer. In der Zeit des Kenterns dieser Winde, in den Monaten April, Mai und September, nehmen die Winde wechselnde Richtung an. Bald wachsen sie dann zu heftigen Stürmen an, bald flauen sie fast ganz ab. Dabei ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, daß diese Winde

l) Diplomatie and consular reports, trade of Jeddah 1896, S. 22.

Klima und Wasserverhältnisse.

zu allen Zeiten lokale Ablenkung durch die Berge und Täler erhalten.

Die afrikanische Monsunregion, zu der wir unser Ge- biet rechnen, reicht bis zum 18. Grad n. Br. Hier liegt die Grenze des Niederschlags mit 200 mm pro Jahr. Nach N. nehmen die Regenmengen ab, nach S. zu. Bis zum 14. Grad n. Br. sollen sie 500 mm erreichen, südlich davon bis zu 600 mm, ja 1000 mm pro Jahr ansteigen, also Nieder- schlagsmengen entsprechen, wie wir sie im W. unseres Vater- landes haben. Präzise Angaben über die Höhen der Regen- mengen habe ich nicht finden können. Die Angaben Supans sind dabei nicht mißzuverstehen. Der Regen fällt nicht gleichmäßig in allen Gebieten und ist auch nicht gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt. Tehama und Zentralplateau scheiden aus diesen regenreichen Gebieten aus; nur der Serat gehört zu den ausgesprochensten Tropengegenden mit Sommerregen. Nur zur Sommerzeit, wenn der Südwest- monsun auf dem Indischen Ozean zur vollen Geltung kommt, fällt im Serat Regen. Eine genaue Abgrenzung des Regen- gebietes könnte nur auf Grund der Beobachtungen der regel- mäßigen Niederschläge erfolgen. Solche fehlen aber bis jetzt vollständig, ebenso wie dauernde Temperaturbeobachtungen. Wir sind bei der weiteren Darstellung deshalb nur auf ein- zelne wenige Nachrichten der Reisenden angewiesen. Wenn ich mir auch bewußt bin, daß solche sporadischen Wetter- berichte wissenschaftlich wenig bedeuten, so will ich doch versuchen, aus ihnen ein Bild des ja ziemlich gleichbleibenden jemenischen Klimas zu entwerfen.

2. Das Klima des Niederserats1).

Der Sommer ist für den Niederserat die Hauptregenzeit. Sie währt vom Juni bis September. Der Südwestmonsun bringt einen regelmäßigen Regen, den sogenannten Menadir2) oder Chamis Misheit, der ungefähr von 2 bis 4 Uhr fällt.

Alle Reisenden bringen Beweise von der Pünktlichkeit im Auftreten dieser Regen, in deren Begleitung oft Gewitter und Hagel sich finden. Ein Anzeichen dieser Häufigkeit

*) Diese Namen, die sich aus der orographischen Gliederung ergaben, bleiben der einheitlichen Bezeichnung auch für Klima- und Pflanzenprovinzen beibehalten, wenngleich die Grenzen für letztere sich gegenüber den ersteren etwas verschieben ; in obigem Falle wird zum Niederserat auch die westliche Hälfte des Harazgebirges gezählt.

2) Beide Ausdrücke nennt Bethge, Das Klima Arabiens.

1. Zur Natur des Landes.

bieten auch die allenthalben auf der Westseite des Serats ver- breiteten Regenhäuser; und schließlich darf auch die Tatsache, daß die Regengebete erst nördlich des 16. Grades n. Br. ein- setzen, als ein Kriterium für einen regelmäßigen Niederschlag südlich desselben angesehen werden1). Schon Ibi Batouta2) sagt in seiner Reiseschilderung, daß der Regen in den Ländern Indien, Jemen und Abessinien, der nur in der Zeit der großen Hitze niederginge, eine erstaunliche Sache sei, und daß er dann in diesen Tagen am häufigsten nachmittags fiele.

Dem Regen folgt stets eine merkliche Temperatur- erniedrigung, wenn auch die Nähe der heißen Tehama be- wirkt, daß die Temperatur in der Nacht nicht unter ein bestimmtes Niveau herabsinkt, „so daß wir in diesem geseg- neten Klima gewissermaßen ein Treibhausregime mit natür- licher Selbsttemperierung haben" 3). Die Temperatur des Sommers zeigt geringe Tagesschwankungen bei tropischer Hitze, die im Juni bis 31 °, im August [bei Hes (D. 8)] bis 37° steigt.

Es stehen mir nur die Beobachtungen von Niebuhr4) vom 14. bis 23. Juni 1763 von Taiz (F. 8) zur Verfügung. Als deren Mittel ergaben sich

6 Uhr früh .... 23—25,5 0 C 1 Uhr mittags . . . 30—31,4° C 8 Uhr abends . . . 25,5-28,3 0 C. Im Frühjahr liegen die Verhältnisse etwas anders. Im April und Mai erhält der Westserat hin und wieder ganz kurze Frühjahrsregen, die besonders für das Wachstum der Pflanzen von großem Segen sind. Wir finden sie unter dem Namen „Matter el Seif"5) erwähnt. Das Klima des Früh- jahrs unterscheidet sich aber fast durch nichts von dem des Sommers.

Deflers6) Zahlen mögen das bekräftigen; er beobachtete im April bei Badjil (D. 6)

1) Maltzan, Geogr. Forschungen in S. -Arabien, S. 332.

2) Ibi Batouta, Voyages, S. 176.

3) Glaser, Von Hodeida nach Sana, S. 34.

4) Niebuhr, a. a. O. S. 490.

5) Bethge, a. a. O. S.34. ü) Deflers, a. a. O. S. 78.

5 Uhr früh 5 Uhr mittags 7 Uhr abends

25° C 31 0 C 28° C

26

Klima und Wasserverhältnisse.

und bei Hes (D. 8), ebenfalls im April

572 Uhr früh . 12 Uhr mittags . 12 Uhr nachts .

23° C 33° C 25° C.

Die Frühjahrstemperaturen scheinen also dieselben zu sein wie die des Sommers, deren Höhe durch den Regen etwas herabgedrückt ist.

Der Zeit des tropischen Sommerregens steht die Zeit der winterlichen Trockenheit mit seinem Nordostmonsun und seinen höheren Temperaturminimas gegenüber. Während das mittlere Maximum auch hier noch bis ungefähr 25 0 C steigt, also dem des Sommers nicht viel nachgibt, sinken die Temperaturen bis + 2 0 oder -f- 3 0 C des Nachts. Wir er- kennen dabei deutlich die Abhängigkeit des Klimas vom Winde. Der trockene Nordostpassat erzeugt kontinentale Gegensätze. Ein meteorologisches Phänomen, das mit auf- fallender Pünktlichkeit im West-Serat in die Erscheinung tritt, ist ein das ganze Jahr hindurch aufsteigender Nebel, „Umma oder Sukheimani" genannt1).

Die in ihm enthaltene Feuchtigkeit findet seine Er- klärung in der tiefen Lage des gewaltigen Verdampfungs- kessels des Roten Meeres und seiner flachen Ufer. Infolge der starken Abkühlung der Erdoberfläche in der Nacht kondensiert sich diese aus dem Meere aufsteigende Feuchtig- keit zu einem dicken, erfrischenden Nebel, der gegen Morgen aus der Tehama in die Täler des Serats hinaufsteigt und gegen Mittag die Bergzüge des oberen Serats erreicht. Im Sommer sind die Nebel infolge stärkerer Sonnenbestrahlung über dem Meere und damit verbundener größerer Ver- dunstung dichter. Der herrschende Nordwestmonsum führt sie tiefer in die Täler hinein; die Abkühlung schreitet fort, und die Nebel verdichten sich weiterhin zu dem sommer- lichen nachmittäglichen Regen. Im Winter dagegen ist die Dichtigkeit des Nebels wegen seines geringen Feuchtigkeits- grades weniger stark. Auch fehlt der Wind, der ihn gegen die Berghänge treiben könnte. So steigt der Sukheimani im Winter lockerer auf und erreicht auch nicht die Tiefen der Täler, bis in die er im Sommer vordringt. Der herr- schende trockene Nordostpassat saugt die im Nebel auf- steigende Feuchtigkeit noch auf. Im Gegensatz zum Sommer

*) Glaser, Von Hodeida nach Sana, S. 34.

I. Zur Natur des Landes.

entfernt diese sich vom Sättigungsgrade. Die Nebelwolken teilen sich und verschwinden zur Mittagszeit.

3. Das Klima des Zentral plateaus.

Bei der Besprechung der klimatischen Eigenart des innern Jemen wird der im vorhergehenden Kapitel angeführte Unterschied des nördlichen Teiles gegenüber dem südlichen noch markanter hervortreten. Die sommerlichen Monsun- winde bringen zwar dem Niederserat, nicht aber dem Osten regelmäßigen Regen. Nur von Zeit zu Zeit gelangen noch regenschwangere Wolken von W. her über den Kamm. Sie schlagen sich dann hier an den Bergen nieder, die die Hoch- ebene besetzen. Eine dieser Höhen, der Dj. Nukum (F. 5) liegt im Rücken von Sana. Es fehlen daher von diesem Punkte Nachrichten von kurzen Regenfällen nicht, wenn- gleich alle diese Berichte die Seltenheit der Niederschläge betonen. Cruttenden1) beobachtete im Juli des Jahres 1863 8—10 Tage Regen mit Gewitterbildung und Temperatur- veränderung; aber er fügt hinzu, daß diese Regenmenge für Sana eine reichliche zu nennen sei. Manzoni2) berichtet von einem Regenguß im August 1887, wie er so dicht und an- dauernd Menschenalter hindurch nicht erlebt worden sei. Wir können auch den Darstellungen von Niebuhr3), Playfair4) und Burchardt5) ähnliche Beobachtungen entnehmen, die alle darauf hindeuten, daß Regen für das Hochplateau eine seltene Erscheinung ist. Drei bis vier Jahre sogar sollen sie fehlen6), und als Folge davon treten in den trockenen Jahren Mißernten, Hungersnöte und Krankheiten auf.

Die Temperatur des östlichen Zentralplateaus soweit die Randgebiete für uns in Betracht kommen ist kühler als die im W.

Schon Ibi Batouta7) sagt, Sana hätte ein temperiertes Klima. Das ist erklärlich, wenn man bedenkt, daß bei der Trockenheit des Ostens und der damit verbundenen stärkeren Verdunstung der Feuchtigkeit eine Abkühlung eintritt, die durchgehend für alle Tageszeiten gilt, sich aber besonders

Cruttenden, a. a. O. S. 27.

2) Manzoni, a. a. O. S. 380.

3) Niebuhr, a.a.O. S. 502.

4) Playfair, a. a. O. S. 28.

5) Burchardt, a. a. O. S. 608. (1) Bethge, a.a.O. S. 30.

7) Ibn Batouta, a.a.O. S.49.

Klima und Wasserverhältnisse.

in den Temperaturen des Vormittags bemerkbar macht. Glaser1) sagt, daß die Temperatur in der heißesten Jahreszeit um Mittag in Sana nur selten 34 0 C erreiche, und auch in den Schilderungen Niebuhrs2), Cruttendens3) und Manzonis4) lesen wir die gleichen Beobachtungen. So findet C. Nie- buhr als Julimittel des Jahres 1763

Die Temperaturen der einzelnen Tagesstunden inner- halb des Juli schwanken allerdings ziemlich stark, so z. B. vom 20. und 23. Juli, abends 10 Uhr um 8°C. Vielleicht sind diese Verschiedenheiten auf Abkühlungen nach einem aufgetretenen Regen zurückzuführen. Auf jeden Fall läßt sich erkennen, daß die Temperaturen hinter denen der west- lichen Bergseite zurückbleiben.

Cruttenden stellt beispielsweise als mittleres Maximum 24 0 C, als mittleres Minimum 12,7° C fest, und zwar aus einer Reihe Messungen vom 26. Juli bis 20. August 1836. Noch niedriger sind die Zahlen, die Manzoni angibt. Er berechnet für den Monat August 1880 ein. mittleres Maximum von nur 18° C, dem ein mittleres Minimum von C gegen- übersteht. Die niedrigen Temperaturen stellen ohne Zweifel Ausnahmefälle dar, die durch die Regengüsse zu erklären sind, von denen die beiden Reisenden, Cruttenden und Man- zoni, zu gleicher Zeit berichten.

Im Winter steht das Gebiet unter dem Einfluß des Nordostmonsuns. Im südlichen Teil des inneren Jemen bringt dieser Wind nur sehr selten etwas Regen. Ebenso wie wir an der Küste von Somali, auf Socotra und an der Koromandelküste Winterregen haben, so schlagen auch die Nordostwinde an den hohen Gebirgsketten von Oman ihre Feuchtigkeit nieder und erreichen den Jemen nach dem Über- streichen der großen arabischen Wüste nur trocken. Nur selten kann daher auf Regen gerechnet werden. Manzoni 5) erlebte einen solchen im Januar 1879. Zumeist aber erstrahlt der Himmel in beständiger Bläue.

J) Glaser, Einige Resultate . . ., S. 147.

2) Niebuhr, a. a. O. S.491.

3) Cruttenden, a. a. O. S. 292.

4) Manzoni, a. a. O. S. 380.

5) Manzoni, a.a.O. S. 357.

6 Uhr früh . . 1 1/2 Uhr mittags 10 Uhr abends .

15° C 17° C 18,3 °C

I. Zur Natur des Landes.

Im Winter nehmen die Temperaturen kontinentalen Charakter an. Der Unterschied zwischen Tag- und Nacht- wärme tritt kraß in die Erscheinung. Schon Niebuhr1) sagt: „Im Winter soll es des Nachts in Sana oft stark frieren; allein die Wärme der Sonne ist hier so stark, daß das Eis den Tag über wieder schmilzt." Dasselbe bestätigt Glaser2), der von Eisbildungen in den Morgenstunden der Monate Januar und Februar erzählt. Die Temperatur sinkt dabei bis 2 0 oder 3 0 C unter den Gefrierpunkt herab. „Ja die große Trockenheit und die damit verbundene starke Ver- dunstung bringt es mit sich, daß selbst bei Temperaturen von bis C über Null einmal beobachtete Glaser dies sogar bei + 8 0 C sich Eis bildet, besonders im Freien, wo die trockene Luft ungehindert über die Wasser- fläche streichen kann." Diesen niederen Temperaturen des Nachts und des Morgens stehen an den gleichen Winter- tagen zu Mittag recht hohe Maxima gegenüber. Von einem Tage mit stündlichen Beobachtungen im Januar meldet Glaser3) 7 Uhr morgens Minimum bei +3,5°C, 2 Uhr mittags Maximum bei -f- 25 0 C. Das winterliche Klima ist also ein ausgesprochen kontinentales auf der südlichen Hälfte des Zentralplateaus. Der Einfluß des nahen Meeres macht sich in keiner Weise geltend. Im Sommer dagegen wird dieser durch die Südwestwinde fühlbar. Die Tagesschwankungen werden geringer. So können wir vom Sommer zum Winter ein nahezu gleichbleibendes Maximum konstatieren. Es er- reicht im April und Mai die größte Höhe4). Dagegen fällt das Minimum vom Sommer zum Winter sehr stark ab. Regen treten sehr selten ein. Das ganze Jahr hindurch herrscht fast immer Trockenheit bei klarem Himmel.

In auffallendem Kontrast zu diesen geringen Nieder- schlagsmengen der südlichen Hälfte des Zentralplateaus stehen die Winterregen des nördlichen, von Halevy bereisten Ge- bietes. Die Zone der tropischen Sommerregen schiebt sich unter dem Einfluß des Roten Meeres über diesem und den angrenzenden Landstreifen nach N. in die Zone der sub- tropischen Winterregen hinein, die ihrerseits sich bis zum 16. Grad n. Br. nach S. erstreckt. In dem nördlichen Teile des Zentralplateaus berühren sich beide Zonen. Der Winter-

1) Niebuhr, a.a.O. S. 501.

2) Glaser, Von Hodeida bis Sana, S. 43.

;i) Glaser, Meteorologische Betrachtungen in Sana, S. 141. 4) Hann, a. a. O. S. 202.

Klima und Wasserverhältnisse.

regen bildet hier eine selbstverständliche meteorologische Erscheinung. Die Einwohner erklärten Halevy1), daß der Wind, der den Regen brächte, sich erfrischte, wenn er über das „bahr es säfi" hinwegstreiche. Auch in Hadramaut soll von diesem Fabelmeere gesprochen werden. Wahrscheinlich ist es aber nichts weiter als der Persische Golf. Diesem fehlen nach N. zu die Randgebirge am Westufer, so daß der trockene Nordost sich mit neuer Feuchtigkeit beladen kann, die er erst in den erhöhten Partien des Nehm niederschlägt. Von der Temperatur dieses nördlichen jemenischen Bodens wissen wir nichts Zahlenmäßiges. Doch wird sie der des südlichen Plateaus fast gleichkommen, nur mit dem einen Unterschiede vielleicht, daß die Gegensätze in den Tag- und Nachttemperaturen nicht so scharfe sind. Das betrachtete Gebiet verdankt dem Winterregen seinen Wasserreichtum. Die Flüsse gewinnen die Kraft, sich noch weiter in die Wüste fortzusetzen. Fruchtbarer Ackerboden erfüllt ihre Täler. Hier war das Land der Minäer und Sabäer, die Wiege der Jemeniten.

4. Das Klima des Hochserats. Der Kamm des Serats nimmt eine vermittelnde Stellung zwischen O. und W. ein. Er genießt die Segnungen des Südwestmonsuns in den sommerlichen, nachmittäglichen Regen. Im Winter führt ihm der Nordostpassat noch seine spärliche Feuchtigkeit zu. Bei kälteren Tagen tritt diese in den obersten Partien des Dj. Hadhur als Schnee auf. Niebuhr und Ritter bezweifeln das zwar noch. Glaser2) andererseits überschätzt wohl die Menge des Schnees, wenn er behauptet, daß dieser acht Tage liegen bliebe. Dazu sind die winter- lichen Niederschläge zu gering, die Mittagstemperaturen aber zu hoch. Zahlenmaterial über die Wärmegrade des Hoch- serats kann ich zwar nicht bringen, aber wir dürfen wohl ein Übergangsklima von W. nach O. erwarten. Die Maxima werden Sommer und Winter nicht sehr differieren, sondern sich bei 25° C halten. Die Minima dagegen werden im Winter gegenüber denen im Sommer erheblich zurückgehen.

5. Das Klima der Tehama. Die Tehama hat trotz ihrer westlichen und südlichen Lage an den Gestaden des Meeres die Trockenheit mit der

!) Halevy, a. a. O. S. 25.

2) Glaser, Von Hodeida bis Sana, S. 43.

31

I. Zur Natur des Landes.

Wüste gemein; dazu tritt eine im Sommer und Winter gleich- bleibende tropische Temperatur. Die westliche Tehama er- hält nur im Frühjahr mit den wechselnden Winden zur Zeit des Kenterns des Monsuns geringe Niederschläge. Im Sommer gehört der Regen zur allergrößten Seltenheit. Trotzdem ist die Luft des Morgens infolge der dem Meere entsteigenden Nebel feucht. Im Winter sind Niederschläge überhaupt nicht zu erwarten.

Von Tehamaorten stehen uns eine größere Reihe Be- obachtungen zur Verfügung. Natürlich sind diese Zahlen viel zu spärlich, um denselben irgendwelchen wissenschaft- lichen Wert zumessen zu können. Sie mögen uns jedoch als Beweismaterial für die tropischen Verhältnisse der Tehama dienen. Die ausführlichsten Tabellen bringt Niebuhr im An- hange seiner Beschreibung von Arabien. Ich habe diese zu •einer kleineren reduziert, indem ich die Maxima, Minima und Mittel der zu verschiedenen Tageszeiten beobachteten Tem- peraturen berechnet habe. Ich erhielt so für die Stadt Loheia im Januar 1763 folgende Zahlenreihe:

Maximum Minimum Mittel 7 Uhr früh 27,2° C 22,2° C 24,8° C 12 mittags 30,0° C 27,8° C 28,7° C 10 abends 27,2° C 23,3° C 26,0° C.

In der ersten Hälfte des Februar ergibt sich gleichfalls in Loheia folgende Tabelle:

Maximum Minimum Mittel 7 Uhr früh 25,0° C 22,2° C 24,0° C 12 mittags 28,0° C 25,6° C 27,0° C 10 abends 26,1 °C 20,8° C 25,2° C.

Wenn darnach der Februar der kältere der beiden Monate ist, so darf das wohl kaum verallgemeinert werden.

Wir können mit großer Bestimmtheit schließen, daß die Temperaturen des Winters recht hohe sind; die Schwankungen innerhalb der einzelnen Tageszeiten aber geringe. Dieser geringe Unterschied zwischen den Tag- und Nachttemperaturen bleibt im Gegensatz zum Hochplateau in der Tehama auch gegen Frühling und Sommer hin sich stets gleich, wenn beide auch eine Steigerung erfahren.

Das zeigen weitere Tabellen Niebuhrs, die ich in gleicher Weise wie die obigen vereinfacht habe. Die Beobachtungen beziehen sich auf den Ort Beit el Fakih (D. 6). Es muß aber gleich im voraus bemerkt werden, daß diese Zahlen

32

Klima und Wasserverhältnisse.

einer Reduktion zu unterziehen sind, will man sie mit denen vergleichen, die aus Beobachtungen anderer Tehamaorte ge- wonnen sind. Beit el Fakih liegt nämlich in einer Mulde, in der der Einfluß der strahlenden Sonnenwärme doppelt empfindlich wird, weil die wechselnden Winde die heiße, über dem Ort stehende Luft nicht so heftig zu bewegen ver- mögen wie in Orten, die dem Windzuge mehr ausgesetzt sind. Es wird bei Temperaturvergleichungen notwendig sein, die Grade von Beit el Fakih um ein geringes herabzusetzen. Für den Monat März ergibt sich folgende tabellarische Übersicht:

Maximum Minimum Mittel 7 Uhr früh 28,9° C 23,9° C 26,7° C 1 mittags 35,0° C 30,0° C 34,0° C 10 abends 31,7° C 25,5° C 28,3° C.

Die Temperatur für den Monat April bestimmt folgende Aufstellung:

Maximum Minimum Mittel 7 Uhr früh 31,7° C 26,7° C 28,2° C 1 mittags 38,3° C 33,3° C 35,7° C 10 abends 34,6° C 28,9° C 30,5° C. Man erkennt in diesen Temperaturen ein allgemeines Ansteigen vom Winter zum Frühjahr hin, was naturgemäß auch bis zum Sommer anhält. Die von Cruttenden x) an einem Tage des mittleren Juli früh 9 Uhr gemessene Tem- peratur von 39° C beweist dieses weitere Wachsen der Wärme. Die in Beit el Fakih gemachte Beobachtung erhärtet anderer- seits aber nur das von der Ausnahmestellung dieses Ortes Gesagte. An anderen Punkten der Tehama haben wir solche hohen Maxima nicht. Die durchschnittliche Mittagstemperatur ist im Juli bei Zebid2) (D. 7) nur 35,5° C; und ich glaube, daß mit dieser Zahl ungefähr auch das mittlere Maximum für den wärmsten Monat der Tehama getroffen ist. Deflers3) meint, die Temperatur der Tehama schwanke im Jahre von 18° C bis 38° C. Die mittlere Jahrestemperatur sei 29° C. Diese Zahlen bedeuten wissenschaftlich ja fast nichts. Erst jahrzehntelange Beobachtungen würden es ermöglichen, mittlere Jahrestemperaturen mit einiger Genauigkeit zu bestimmen. Immerhin sind die Werte Deflers' insofern nützlich, als sie die geringen Unterschiede in den Temperaturen des Sommers

*) Cruttenden, a. a. O. S. 277.

2) Cruttenden, a. a. O. S. 265.

3) Deflers, La Vegetation de l'Arabie tropicale S. 340.

3

I. Zur Natur des Landes.

und Winters zeigen. Besonders die mittlere Temperatur von 29° zeigt deutlich das konstante, tropische Klima der Tehama. Die Angaben Manzonis1) verdienen keine Würdigung. Sie beruhen entweder auf der Beobachtung ganz ausnahmsweise hoher Temperaturen oder sie sind mit völlig unzureichenden Messungsmethoden und - Instrumenten gefunden. Er gibt für Hodeida als Minimum 22°, als Maximum 35° an, und zwar für den Winter. Im Sommer soll das Minimum 38° C, das Maximum 46° C erreichen. Die beiden letzten Zahlen zeigen augenscheinlich, daß hier ein Fehler in der Beobachtung vorliegen muß. Weit genauer sind die Aufzeichnungen Nie- buhrs. Er machte dieselben im Mai und August 1763 in Moka. Das von mir zusammengezogene Resultat spiegelt in folgender Tabelle wider.

6 Uhr früh 1 mittags

Mai.

Maximum Minimum

30,5° C 27,8° C

35,6° C 31,4° C

Mittel 29,3° C 35,0° C

August.

Maximum Minimum Mittel

Sonnenaufgang 32,2° C 28,9° C 31,0° C

12 Uhr mittags 37,2° C 32,2° C 34,9° C.

Damit ist zugleich das Zahlenmaterial, das mir aus der westlichen Tehama zur Verfügung steht, im wesentlichen erschöpft.

Wir erkennen, daß die westliche Tehama zur tropischen Zone gehört. Sowohl Sommer als Winter zeichnen sich durch hohe, wenig schwan kende Tem- peraturen aus. Wenn im März bis Mai der Wechsel in den Tagestemperaturen am höchsten steigt, so entspricht dies im wesentlichen der Zeit des Kenterns der Monsune und der damit verbundenen geringeren Frühli ngsregen.

Eine ausführliche einjährige Beobachtungsreihe liegt nur von der Insel Perim vor. Ich bringe auch diese, weil die darin angeführten Temperaturen für die klimatischen Ver- hältnisse der Tehama bezeichnend sind. Spalding beobachtete darnach im Jahre 1888 nur 14 Tage mit Regen, wovon dieser an 11 Tagen nur einem leichten Sprühen gleichkam. Die drei Tage mit stärkeren Regengüssen lagen Ende April. Zu

J) Manzoni, a. a. O. S. 362.

34

Klima und Wasserverhältnisse.

gleicher Zeit herrschten Gewitter und Sturm. Wie wir schon öfter gesehen haben, werden solche kritischen Tage durch den Wechsel der Monsune bedingt. Die Windrichtung nimmt auf der Insel lokale Färbung an. Während der Sommer- monate weht er aus dem Roten Meer heraus, von September bis April in dasselbe hinein. Die Temperaturen Perims er- geben sich aus folgender Tabelle1):

Monat

Max. Grad

mittlere

Min. Grad

Diff. Grad

Anzahl der Tage mit mittlerem Minimum und Maximum von

23,9° bis 26,7 0 C

26,7° 29,4° bis bis 29,4° C 32,2° C

32,2° bis 35,0 o C

25,0° bis 37,8° C

Januar Februar März April Mai . Juni Juli . August September Oktober . November Dezember

27,2 27,8 29,4 32,2 33,9 35,0 37,8 36,7 36,7 31/7 31,1 28,9

23,9 23,9 24,4 24,4 27,8 28,3 28,9 27,8 27,8 26,7 25,6 23,9

3,3 3,9 5,0 7,8 6,1 6,7 8,9 8,9 8,9 5,0 5,5 5,0

29 16 1

2 13 30 15

20 30

15 25 4 2 5 15 31 10

6 26 15 16 14

14 10 1

366 Tage . . 47 ! 110 j 107 77 25

Das Klima Perims nimmt eine Übergangsstellung ein zwischen den Klimaverhältnissen der West- und Südtehama. Die Maximaltemperatur geht in ihrem höchsten Mittel über die der westlichen Tehama hinaus. Der Unterschied der Maximal- und Minimalzahlen für die einzelnen Monate ist recht gering. Er steigert sich gegen den Sommer hin, um vom Juli bis September gleich zu bleiben. Eine deutliche Stufe des An - und Abstieges macht sich im April und Oktober geltend. Einen ausgeprägt heißen Sommermonat haben wir nicht. Bietet der Juni konstante Temperaturen zwischen 32° und 35° C, so hat der Juli, August und der halbe Sep- tember etwas höhere in gleicher Verteilung. Der kälteste Monat ist der Januar, ihm folgt der Februar, während der Dezember wärmer ist und mit dem März und der ersten Hälfte des April auf einer Stufe steht. Frühjahr und Herbst sind kaum zu verzeichnen. Wenngleich man aus diesen

*) Die Fahrenheitgrade wurden in Celsiusgrade umgerechnet und abgerundet. Dieser Umstand erklärt die Abstufung in 2,7° bzw. 2,8° C, da 2,78° C F entsprechen.

3*

I. Zur Natur des Landes.

Zahlen wiederum nicht allzu wichtige Schlüsse ziehen darf, so gibt die Tabelle doch einen guten Einblick in die Art des Anwachsens der Temperatur innerhalb enger Grenzen, den uns die früher genannten Zahlen nicht gewährten.

Das Klima der südlichen Tehama weicht von dem der westlichen ab. Es steht ganz außerhalb der bisher be- sprochenen Zonen. Die Temperaturen des Sommers sind allerdings gleichfalls sehr hohe. Vom Juni bis August zeigt das Thermometer nach Harris1) im Schatten bis 39° C, er- reicht also Höhen, die selbst Beit el Fakih kaum aufzuweisen hat. Die mittlere Maximaltemperatur liegt etwas tiefer bei 30° C, was seine Ursache in der abends eintretenden Änderung der Windrichtung hat. Während am Tage die Winde, die Aden treffen, vom Lande herkommen und oft mächtige Wolken heißen Staubes mitführen, wehen abends erfrischende See- winde. Immerhin ist die Sommertemperatur für Europäer unerträglich. Sie werden gezwungen, während der heißesten Tage ihre Zuflucht in den Bergen des Hinterlandes zu suchen2). Im Winter herrscht im Gegensatz zur westlichen Tehama ein etwas kühleres Klima. Die Nordostwinde bringen besonders des Nachts Erquickung vom Meere her. Aus der vorherr- schenden Windrichtung erhellt die Verteilung der Nieder- schläge. Regen fällt nur in geringen Mengen im Winter; nur selten erreicht er eine höhere Millimeterzahl. Playfair3) sagt, der Regenfall in Aden betrüge nur selten 150 bis 180 mm. Harris4) berichtet aus dem Jahre 1871 sogar nur von 6,4 mm Niederschlag, dem dann aber in anderen Jahren wieder ein extremes Maximum von 200 mm gegenüberstände.

Das Klima der s üdlich en Teh am a ist mit heißen Sommern und kühleren Wintern dem tropischen zuzurechnen. Eine Ausnahmestellung innerhalb unseres Gebietes verschaffen ihm die allerdings spärlichen Winterregen. Sie erinnern uns an die nördliche Zone des Zentralplateaus.

Die Tehama ist bei ihrem heißen Klima, ihrer Trocken- heit und wenigstens die westliche bei dem täglichen Nebel der Herd der gefährlichsten Fieberkrankheiten, der Cholera und der Pest. Besonders haben die Europäer unter ihnen zu leiden. Auch aus den Lagern der türkischen

!) Harris, a.a.O. S. 139.

2) Playfair, a. a. O. S. 8.

3) Playfair, a. a. O. S. 9.

4) Harris, a. a. O. S. 8.

Klima und Wasserverhältnisse.

Soldaten kommen häufig Nachrichten von den verheerenden Wirkungen dieser Infektionskrankheiten, die, durch die außer- gewöhnlich schlechten Wasser- und Eisverhältnisse zum Teil bedingt, durch den erschlaffenden Einfluß der ungewohnten Hitze und unter dem Druck der schweren, beengenden Uniform noch wesentlich verschärft werden1). Ihnen ist es auch zum großen Teil zuzuschreiben, wenn das Einrücken der Türken in das Innere des Landes so langsam geht. Die große, Sommer und Winter unveränderliche Hitze mit ihren Krank- heiten wird einer kriegerischen und kulturellen Eroberung des Landes immer hinderlich sein.

6. Schlußbetrachtung über das Klima. In Südwestarabien haben wir also fünf Klima- typen zu unterscheiden:

1. Die tropische Zone mit regelmäßigen Sommer- regen. Ihr entspricht der Niederserat.

2. Die tropische Zone mit geringen Nieder- schlägen im Frühjahr oder Winter, der die West- und Südtehama angehören.

3. Die subtropische Zone mit spärlichen Sommer- regen. Zu ihr rechne ich den südlichen Teil des Zentral plateaus mit den Randgebirgen im Osten des Hochserats.

4. Die subtropische Zone mit regelmäßigen stärkeren Winterregen. Ihr fällt die nördliche Hälfte des Zentralplateaus zu, und schließlich

5. ein Übergangsgebiet zwischen 1 und 3, das den Hochserat in sich begreift.

Koppen2) gibt seinen interessanten Ausführungen eine Tafel bei, auf der die verschiedenen Klimate der Erde nicht nur nach rein meteorologischen, sondern auch nach pflanzen- geographischen Prinzipien geordnet sind. Auch für das kleine Gebiet des Jemen bringt er eine Einteilung. Unsere fünf Gebiete würden entsprechen seinem

Ci = Kamelienklima,

B2 = Samum- oder Dattelklima,

B3 = Espinal- oder Mezquiteklima,

B4 = Trajantklima und

C7 = Hochsavannenklima.

x) Gesundheitsverhältnisse im Jemen (Tägliche Rundschau, 4. Mai 1911).

2) Koppen, Versuch einer Klassifikation der Klimate S. 593 ff. und S. 657 ff.

I. Zur Natur des Landes.

Es sei mir gestattet, diese Differenzierung des jeme- nischen Klimas bei Koppen mit meinen oben gebrachten Ergebnissen zum Schluß kurz zu vergleichen.

Sein Ci und d unterscheiden sich der Temperatur nach nur durch geringere Maxima in letzterem. Beide weisen sonst regenreiche Sommer auf, die bis 80 mm Regen bringen und mit Gewittern im Hochsommer verbunden sind. Winter und Frühjahr dagegen sind trocken. Ich habe aus dem Hochserat keine Zahlen bringen können. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß die Temperatur des Hochserats bei seiner höheren Lage gegenüber dem Niederserat etwas kühler ist. Unter dieser kaum anzuzweifelnden Annahme würde die Charakterisierung der beiden Köppenschen Zonen mit meinen Betrachtungen der entsprechenden Gebiete voll- kommen übereinstimmen. Dem Tehamaklima dagegen ent- spricht das von ihm für diesen Landstreifen eingezeichnete Samum- oder Dattelklima nicht mit aller Schärfe. Er nennt als Haupteigenschaft dieser Zonen „nahezu regenlose Wüste, wärmster Monat mindestens 26° C, kältester 10 bis 22° C; Jahresmittel über 20° C, Sandstürme mit glühender Tempe- ratur und außerdem Trockenheit". Diese Merkmale passen auch für das Klima der Tehama. Sie bestätigen geradezu das, was Maltzan1) sagt, wenn er das Klima der südlichen Tehama außerhalb der allgemeinen Bedingungen der anderen tropischen „und subtropischen Gebiete stellt und es höchstens mit dem Ägyptens oder des Sudans gleichstellt. Koppen verlangt aber für diesen Klimatypus weiterhin tägliche Tem- peraturschwankungen, unter deren Einwirkung der Zerfall der Felsen und Steine sichtlich beschleunigt würde. Solche fallen aber in unseren Gebieten vollständig fort eine Folge des nahen Meeres . Dazu ist der Einfluß der Sonnenbestrahlung und der Küstennähe zu groß. Die Tehama wird deshalb besser zur tropischen als zur subtropischen Zone gerechnet. Die pflanzengeographischen Verhältnisse werden allerdings zeigen, daß es trotzdem für Koppen gerechtfertigt erschien, das Küstenland seiner Dattelklimazone zuzuzählen. Die Region des Köppenschen Espinalklimas entspricht wieder ganz dem südlichen Teil des Zentralplateaus. Er spricht bei diesem Steppenklima von seltenen, aber meist in heftigen Güssen niedergehenden Regen zur Sommerzeit. Die kältesten Monate schwanken in einem Spielraum von bis 22° C, die wärmsten zwischen 22° und 34° C. Auch unser Tatsachenmaterial

]) Maltzan, Über das Klima des südwestlichen Arabiens S. 331.

Klima und Wasserverhältnisse.

weist kurze Sommerregen nach. Wenn sogar von geringen Kältegraden die Rede ist, so ist das nur auf die extreme kontinentale Lage des Zentralplateaus zurückzuführen. Sie stehen aber mit den Köppenschen Angaben nicht in Wider- spruch. Die letzte Klimazone, die des Trajantklimas bei Koppen, die die nördliche Hälfte des Zentralplateaus umfaßt, soll nach ihm subtropisch steppenhaft sein, spärliche Winter- regen und heiße, regenlose Sommer besitzen. Auch diese Charakterisierung stimmt mit der von uns gegebenen in den wesentlichsten Punkten überein. Der von Halevy bezeugte winterliche Regen ist zwar stärker, als Köppens Angaben er- warten lassen, aber wir scheinen es in unserem Gebiete wiederum mit einer Ausnahme zu tun zu haben, wenn wir in ihm einen reicheren Niederschlag konstatieren und die ausgiebigere Wassermenge als die Quelle größeren Wohl- standes und alter Kultur nachweisen konnten.

7. Die Wasserverhältnisse. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß die Gebiete regel- mäßiger Regen, der Nieder- und Hochserat, sowie der nörd- liche Teil des Zentralplateaus die Quellenbereiche der vielen Wasseradern sind, die den Jemen durchziehen. Die Flüsse des Serats schwellen nach den sommerlichen Regen mächtig an. Ihre Wassermassen erreichen dann nicht nur dieTehama, sondern ergießen sich in kleinen Bächen ins Meer. Bis zum Frühjahr hin schmilzt das Wasser der Wadis immer mehr zusammen. Das Flußbett in der Tehama trocknet aus. Nur der W. Zebid soll das ganze Jahr hindurch bis zum Roten Meere gelangen. Das regenreichste Gebiet scheint der Arhab zu sein, wo sich der tropische Sommerregen mit dem sub- tropischen Winterregen berührt. Im Djöf, dem alten Kultur- land der Minäer, Sabäer und Himjaren, finden wir noch heute perennierende Quellen. Halevy erzählt uns, daß ihre Wasser in großen Becken aufgefangen werden. In diesen baden sich die Beduinen, waschen ihre Wäsche und fangen die darin lebenden Fische, die auf den Markt von Sana gebracht werden. Die tief in die Ebene eingeschnittenen Täler sind von dauernden Bächen durchzogen, die erst versiegen, wenn sie tiefer in die sonnendurchglühte Wüste vorgedrungen sind. Ihre Hänge sind bebaut und unter Kultur genommen. Auch heute hinterlassen die schmalen Streifen fruchtbaren Geländes, die sich an den Wadis entlang ziehen, den Eindruck üppigen

1 Halevy, a. a. O. S. 16.

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I. Zur Natur des Landes.

Gedeihens. Von größeren natürlichen Sammelbecken des Wassers, wie Teichen oder gar Seen ist nirgends die Rede. Nur von einigen sumpfigen Plätzen bei Kaukeban1) (E. 4) einerseits und am Westrande des Plateaus bei Jerim2) (F. 6) andererseits wird uns berichtet. Diese sumpfigen Stellen liegen dicht an der Grenze oder innerhalb der regenreichen Zonen. Am Fuße der Höhen scheint sich die Feuchtigkeit über härteren undurchlässigen Schichten des Bodens zu sammeln. Wenn die sengende Glut der tropischen Sonne nicht vermag, diese Sümpfe gänzlich auszutrocknen, so ist das ein Beweis für die große Wassermenge, die im Serat niedergeht und langsam durch das Gestein sickert, um am Fuße der Berge als Quellhorizont aufzutauchen.

Um sich die Wasser über einen längeren Zeitraum hin zu erhalten und nutzbar zu machen, baute man schon in alten Zeiten Terrassen und Dämme. Werden erstere von den jetzigen Bewohnern des Landes noch zum Teil gepflegt, so zeugen von letzteren nur noch einige wenige Trümmer. Der gewaltigste von allen war der berühmte Damm von Mareb (H. 4). Zwischen zwei Bergen baute man einen riesigen Wall. Durch verschiedene Schleusentore konnte man den Äckern und Gärten, die sich vor dem Damme ausbreiteten, nach Belieben Wasser zuführen. Ritter3) erzählt von dem Segen, der von ihm ausging. Das Land der Sabäer entwickelte sich zum schönsten Fruchtgarten. Doch, „die 30 Schleusen, welche das Wasser aus dem Damm durch die fruchtbarste Landschaft leiteten, wurden alt und wankten". Schon im Jahre 447 n. Chr. soll der erste Dammbruch eingetreten sein4). Diesem folgte 539 ein zweiter und 550 der letzte. Seitdem versuchte man nicht wieder, den Damm zu erneuern. Die blühenden Äcker verödeten, und die Bewohner verließen ihre alte, einst reichgesegnete heimatliche Scholle. Aber nicht nur im Gebirge hatte man Vorkehrungen getroffen, um die Wassermengen durch Terrassen und Dämme zu verteilen, sondern auch in der niederschlagsarmen Tehama suchte man das spärliche Wasser zu sammeln oder durch Brunnen frisches zu erschließen. Auch heute wird von den meisten Orten der Tehama erzählt, daß sie Brunnen oder Zisternen besäßen.

!) Deflers, a. a. O. S. 228.

2) Burchardt, a. a. O. S. 605.

3) Ritter, a. a. O. S. 76.

4) Vgl. Glaser, Skizze der Geschichte und Geographie Arabiens von der ältesten Zeit bis zum Propheten Muhamed IL, 7 und Glaser, Der Damm von Mareb.

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Klima und Wasserverhältnisse.

Doch ist man heute viel nachlässiger und unbeholfener in der Anlage dieser wichtigen, geradezu unerläßlichen Ein- richtungen als früher. Das zeigte uns das Beispiel von Mareb. Das beweisen auch die Wasseranlagen von Aden1). Vom Festlande her baute man schon gegen Ende des 15. Jahr- hunderts einen Aquädukt, durch den gewaltige Zisternen mit Wasser gespeist wurden; ein Zeichen dafür, daß Aden schon früher einmal ein reichbewohnter Ort gewesen sein muß. Heute ist man dabei, die alten Zisternen wieder auszugraben und zu restaurieren.

Die Frage, ob ein Rückgang des Niederschlags den Verfall der alten Kultur Vorderasiens bedingt hat, oder ob andere Faktoren das Verblühen dieser gesegneten ackerbau- treibenden Staaten verursachten, spielt auch in unser Land hinein, bildete der Jemen ja noch zur Zeit der Geburt Christi ein wichtiges Zentrum innerhalb des vorderasiatischen Kultur- bereiches. Glaser2) behauptet, die Mauern des Dammes von Mareb wären bei zunehmender Trockenheit geborsten. Er nimmt also frühere, regenreichere Zeiten an. Es ist aber auch noch eine andere Möglichkeit nicht außer acht zu lassen, die mir sympathischer ist. Wir finden ja noch heute im Jemen die regelmäßigen Regen, die eine ausreichende Feuchtigkeit zur kulturellen Verwertung geben würden, und trotzdem liegt das Land wirtschaftlich darnieder. Man kann aus dieser Tatsache vielmehr schließen, daß es nicht die Abnahme der Regenmenge, sondern die Vernachlässigung der alten Wasserwerke, die mit einem kulturellen Zerfall Hand in Hand ging, war, die zum gänzlichen Niedergang der alten Kulturen geführt haben. Der geschichtliche Überblick wird uns die Faktoren zeigen, die schuld daran waren, daß ein so jäher wirtschaftlicher Rückgang einsetzen konnte. Hatten dann die Naturgewalten einmal freies Spiel, so vernichteten sie auch die fruchtbaren Äcker und Gärten; wurde die Feuchtig- keit nicht mehr durch Menschenkunst über längere Zeiten regelmäßig verteilt, sondern es dem Wasser möglich, so schnell wieder abzufließen, als es der Regen brachte, so ver- mochte die Sonne den Boden in bedeutend stärkerem Maße auszudörren. Die Zeit der Austrocknung wurde größer und damit allerdings die Trockenheit selbst. Der Verfall der Dämme verursachte also die Zunahme des Trocknens, nicht

*) Die großen Wasserreservoirs von Aden, Pet. Mitt. 1859 Nr. 8 S. 77.

2) Glaser, Von Hodeida nach Sana S. 39.

I. Zur Natur des Landes.

aber umgekehrt. Nicht die Abnahme der Wassermenge, sondern nur die Vernachlässigung seiner rationellen Verwertung kann bei der Erklärung des kulturellen Verblühens des Jemen verantwortlich gemacht werden. Sobald das Regenwasser wieder gefangen, gesammelt und gleichmäßig verteilt würde, würde auch das ist meine Überzeugung die alte Frucht- barkeit wieder entstehen, die alte Kultur wieder aufblühen können.

3. Kapitel. Pflanzen- und Tierwelt.

1. Allgemeine Einleitung.

Die Pflanzenwelt ist neben den archäologischen Ob- jekten der Hauptanziehungspunkt der Gelehrten gewesen, die nach dem Jemen auszogen. Neben Forscal, dem Begleiter Niebuhrs, sind zu nennen Ehrenberg, Hemprich, Botta, Playfair, Schimper, Seetzen, Deflers und Schweinfurth1). Ein besonderes Interesse erweckte immer die Frage nach der Heimat der alten, den Göttern geweihten Pflanzen, nach dem Lande Punt. Der floristische Zusammenhang zwischen Abes- sinien und dem Jemen bestimmt Schweinfurth2) zu der Be- hauptung, auch Südwestarabien gehöre mit zu diesem alten, kulturell schon so hochentwickelten Lande Punt. Uns können diese Fragen hier nicht beschäftigen. Wir versuchen nur die Vegetationsprovinzen des Jemen an der Hand der in den verschiedenen Berichten aufgezählten Pflanzen festzulegen und das Gebiet in die tropisch -afrikanische Pflanzenprovinz einzugliedern. Zur Annahme einer solchen wurde Drude3) durch die enge Gemeinschaft der südarabischen Vegetation mit der Ostafrikas geführt. Er konnte das tun auf Grund der Arbeiten von Engler,4) die sich ihrerseits auf denen Schweinfurths5) aufbauen. Letzterer begrenzt den tropischen

J) Engler, Die Entwicklung der Pflanzengeographie, S. 111.

2) Schweinfurth, Reise nach dem glücklichen Arabien, S. 303.

3) Drude, Die Florenreiche der Erde, S. 60.

4) Engler, Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Pflanzen- welt, II S. 273.

5) Schweinfurth, Pflanzengeographische Skizzen des gesamten Niltales, S. 123.

Pflanzen- und Tierwelt.

Teil nach N. durch eine Übergangszone zu dem noch weiter nordwärts sich ausbreitenden Steppengebiet. Nach O. zu umfaßt dieses das jemenische Hochland. Drude1) schließt diese Steppengebiete mit dem Namen Südsahara und Hadra- maut" zusammen. Wir erkennen schon aus dieser Ab- grenzung der Florengebiete eine große Abhängigkeit der Pflanzenwelt von den klimatischen Erscheinungen. Diese engen Beziehungen treten bedeutend schärfer in der schon mehrfach zitierten Arbeit von Koppen hervor. Wir sahen, daß die von ihm aufgestellten klimatisch -pflanzengeographi- schen Zonen den Ergebnissen entsprachen, die aus unseren Untersuchungen hervorgingen, soweit sie zunächst das Klima umfaßten. Auch die Gliederung nach floristischen Merk- malen findet in unsern Betrachtungen wiederum Bestätigung.

2. Die Vegetationszonen.

Die tropische Hitze und fast ständige Trockenheit der Tehama läßt auf dem ausgedörrten Sandboden und bei den heißen salzigen Winden nur eine Steppenvegetation mit Dornengestrüpp , Distelpflanzen und langwurzeligen Salz- gräsern erwarten, Gewächse, die sich durch Vorrichtungen auszeichnen, deren Aufgabe es ist, die starke Verdunstung der geringen Feuchtigkeit zu vermindern. Die wichtigsten Vertreter dieser Pflanzengattung sind Asal, ein unserm Heide- kraut ähnliches, kleines büschelförmiges Gewächs, panicum turgilum und einige Kürbisarten. Wo sie in den wasser- reichen Wadis noch nicht von den Kulturen verdrängt sind, wachsen Akazien, Flaschenbäume, Tamarinden und Talh- bäume. Der charakteristischste Baum der Küstenebene ist die Dattelpalme. Alle ihre Wachstumsbedingungen 2) leichten, sandigen, etwas salzigen Boden, trockene Hitze und genügende Bodenfeuchtigkeit, die bei uns durch künstliche Bewässerung ersetzt wird findet sie in den Tälern dicht an der Küste oder hart am Rande zum Serat hin. So wird sie bei Zebid (D. 7), Moka, zwischen Ghalefka und Ho- deida, bei Lahej (G. 9) und bei Hes (D. 8) genannt3). Mit vollem Recht rechnet Koppen die Tehama.. daher zu den Ländern mit „Dattelklima'4. Es ist dies ein Übergangsklima, das vom tropisch -afrikanischen Typus nach N. führt und

!) Drude, a. a. O. S. 57.

2) Th. Fischer, Die Dattelpalme, S. 35.

3) Niebuhr, a. a. O. S. 334.

I. Zur Natur des Landes.

dem eine Vegetation eigen ist, die mit der des Sudans auf einer Stufe steht.

Der Pflanzencharakter des jemenischen Berglandes zeigt dagegen viel Ähnlichkeit mit dem Abessiniens, ja er weist verwandtschaftliche Züge mit dem Südafrikas auf. Steigen wir vom Tiefland in den Serat hinauf, so nähern wir uns stufenweise der Köppenschen Kamelienklimazone, in der eine größere Mannigfaltigkeit der Büsche, Sträucher und Bäume einsetzt. Da die Höhenunterschiede ziemlich unvermittelte sind, ist der große. Artenreichtum dieser Gebiete nicht über- raschend. Den Übergang zur Seratvegetation vermitteln unzusammenhängende, z. T. recht kümmerliche Moospolster, dornige Mimosen, Maquien von kaktusförmigen Euphorbien, nichtstammbildende Akazien, Balsambäume und Brustbeer- bäume, kurz Pflanzen, die sich durch Dornenreichtum , be- schränkten Stamm- und Höhenwuchs und in der Trockenzeit durch Laublosigkeit auszeichnen. Daneben erscheinen Myr- rhensträucher, Jatropha und als typischer Strauch Adenium obesum mit seinem dicken, unförmigen Stamme. Einen prächtigen Anblick müssen seine oleanderartigen Blüten gewähren, die im März die Vorhügelzone wie mit einem köstlichen Rosenflor kleiden. Je höher wir im Serat steigen, um so üppiger wird die Buschvegetation. Wir finden die in den meisten Tropengebieten verbreiteten Pflanzen wieder. Zwei Charakterbäume verdienen unsere Aufmerksamkeit in erhöhtem Maße: der Feigenbaum und der Kaffeestrauch. Die schon seit alters berühmte, gottgeheiligte echte ägyp- tische Sykomore scheint von Südwestarabien erst ins Land der Pharaonen eingeführt zu sein; denn während sie hier keine keimfähigen Früchte trägt, tut sie es im Jemen. Ihre Bäume finden sich neben der breitkronigen Ficus religiosa, von denen Botta1) eine bei Taiz (F. 8) fand, deren Laub- dach 2 300 Menschen hätte Schatten geben können. Neben der gewaltigsten aller erythräisch- arabischen Baumformen, Ficus vasta, findet sich schließlich auch die Stammform unserer Kulturfeige, die strauchartige Ficus palmata. Indessen können alle diese Formen mit keiner der. zweihundert in Ostindien und dem malayischen Archipel in Übereinstimmung gebracht werden2). Der Feigenbaum ist heute im ganzen Niederserat unter Kultur genommen. Ebenso der Kaffee-

1) Botta, a. a. O. S. 73.

2) Schweinfurth, Florengemeinschaft, S. 545.

Pflanzen- und Tierwelt.

Strauch, die vornehmste Kulturpflanze Südwestarabiens. Die Berge des Niederserats sind für das Wachstum des Kaffees wie geschaffen. Ihr Klima ist gleichmäßig und frei-von Rauh- frösten; ihr regelmäßiger Südwestmonsun nimmt selten stürmischen Charakter an; und die versengende Kraft der Sonnenstrahlen wird durch die Laubdächer der Feigenbäume, die als Schattenpflanzen1) dienen, abgehalten oder durch den täglichen Nebel gedämpft. „Der Kaffeebauer dankt seinem Gott, wenn er eine recht dicke Umma aufsteigen sieht, denn sie bringt ihm Reichtum und Segen"2). Für eine regelmäßige Feuchtigkeit des Bodens sorgen die Wasser- anlagen der Terrassen. Ohne sie hätte der arabische Kaffee gewiß nie seine Bedeutung erlangt. Auch die Trockenzeit im März und Ende September zur Zeit der Blüte und Vollendung der Fruchtreife ist dem Kaffeestrauch günstig. Dazu kommt schließlich noch ein geeigneter Boden. In dem verwitterten, auf- gelockerten Lavaboden der terrassierten Hänge können seine Pfahlwurzeln genügend tief eindringen. Schon am Dj. Bura (D. 6) bei 365 m finden wir die ersten Kaffeebäume. Die Hänge in den Tälern der niederen Seratberge von 1150 bis 2000 m Höhe tragen die weitausgedehntesten Kaffeegärten. Die vorzüglichsten Bohnen sollen die bei Hadie (E. 6) geben. Die Plantagen ziehen sich auf den West- und Südhängen von Abu Arish3) über die Haime, den Haraz, die Kaffee- berge, die niederen Berge von Usil (E. 5) und Taiz (F. 8) bis in die östlichsten Mittelgebirge in der Länge von Aden4). An der Ostseite aber und im Hochserat fehlt der Kaffee vollständig; die klimatischen Verhältnisse und die Höhen- lage entsprechen seinen Ansprüchen an ein günstiges Ge- deihen nicht.

Mit dem Hochserat treten wir in die Zone des Köppen- schen Savannenklimas ein. Die Bäume hören auf und die Buschvegetation wird spärlicher. Die von Koppen ange- nommene Zweiteilung dieser Zone kann auch in unserem Gebiete deutlich beobachtet werden. Die untere, die Aloe- stufe, wie sie hier, wo an Stelle der Agaven Aloen treten, berechtigterweise genannt werden kann , wirkt wiederum vermittelnd zwischen Nieder- und Hochserat. Eine große Zahl von Aloen und Acanthaceen bewalden die Schluchten.

!) Fischer, a.a.O. S. 21.

2) Glaser, Von Hodeida nach Sana, S. 34.

3) Tamisier, Voyage en Arabie, S. 47.

4) Barday, a. a. O. S. 220.

I. Zur Natur des Landes.

Cissus rotundifolius und Tamarindus indica erfüllen die Täler mit ihrer wunderbaren Pracht. Auch Maiskulturen finden wir wie es Köppens Theorie erwarten läßt auf dieser Stufe verbreitet1). Ja noch mehr, auch der Anbau des Weizens beschränkt sich auf diese unteren Partien des Hochserats2), eine Tatsache, denen Köppens Behauptung ge- recht wird. Die obere Stufe der Hochseratzone bietet einige Holzgewächse, wie Acacia menachensis, Oehna inermis mit ihren prachtvollen, gelben intensiv nach Syringe duftenden Blüten, und eine reiche Artensammlung von Euphorbien. Im Köppenschen Sinne wird ihr pflanzlicher Charakter durch die Vorherrschaft der Gerste bedingt").

Die Vegetation des Zentralplateaus hat die meiste Ähnlichkeit mit der der Tehama. Die Höhenverhältnisse scheinen wenig Einfluß auf die Pflanzeneigenart zu haben, finden wir doch z. B. einige Typen, wie Heliotropium, Cleome arabica und Centaurea pallescus in gleicher Entwicklung vor den Toren Sanas bei 2100 m Höhe, wie in der Umgebung von Kairo bei 20 m über dem Meeresspiegel4). Zu dieser echten desertischen Flora treten dornige, büschelförmige Pflanzen, magere Grasfluren und armselige Mimosen, hier und da unterbrochen von den Beständen von Tamarisken und anderen Krüppelhölzern. Auch die Dumpalme fehlt nicht; sie ist bezeichnend für das Köppensche Mezquiteklima. Vor allem auffallend ist das Wiederkehren des Charakterbaumes der Tehama, der Dattelpalme5). Im Nedjran wird ihr Anbau von Halevy6) bestätigt. Früher sollen auch im Tale des West-Schibwän ausgedehnte Dattelwälder den Markt von Sana mit ihren Früchten versorgt haben7). Heute sind diese aber vernichtet. Verwüstungen und Räubereien innerhalb dieses Grenzgebietes zwischen seßhaften Zeltarabern und

x) Im Harazgebirge , im Kam el Waal (E. 5) und bei Metne (E. 5), vgl. Deflers a. a. O. S. 178 und Glaser: Von Hodeida nach Sana,

S. 45.

2) Im Dj. Omeiba (F. 7) und bei Metne (E. 5). Burchardt, a. a. O.

S. 605.

3) Bisz. Dj. Hadhür (E. 5) unter dem Namen Sair, Sakle, Semre (vgl. Glaser, Von Hodeida nach Sana, S. 45), in Terrassenkultur im Dj. Sumara (F. 7, Niebuhr a. a. O. S. 395).

4) Schweinfurth, Florengemeinschaft, S. 534.

5) Fischer, a. a. O. S. 55. (1) Halevy, a. a. O. S. 28.

7) Sprenger, Post- und Reiserouten des Orients, S. 240.

Pflanzen- und Tierwelt.

nomadisierenden Beduinen sollen die Ursache ihres Aus- sterbens gewesen sein1).

3. Übersicht über die Kulturpflanzen.

Von den Getreidesorten hatte ich Weizen, Mais und Gerste schon bereits oben ihren spezifischen Zonen zu- gewiesen. Bleiben die ersteren auf dieses enge Gebiet beschränkt, so verbreitet sich die Gerste über den Hoch- serat sowohl nach Osten wie nach Westen weit hinaus, und zwar gemeinschaftlich mit dem Roggen, der überhaupt keinem speziellen Gebiete zugehört. Roggen wird von Niebuhr2) z. B. bei Taiz (F. 8) und Ibb (F. 7) erwähnt; beide, Roggen und Gerste dringen, wenn wir den Beobachtungen anderer Reisenden Glauben schenken dürfen, bis in die Täler der Tehama vor. Andererseits bilden die Wadis der östlichen Seratabdachung und des Hochplateaus, soweit sie noch ge- nügende Wassermenge führen, für den Anbau von Gerste und Roggen günstige Gelegenheit. Die Hirse, die in der Tehama zu Hause ist, wird auch hier als Durra oder Sorghum (englisch Jowaree) in ergiebigen Kulturen angebaut. Aber ihre Verbreitung erstreckt sich auch in die Seratterrasse hinein; bei Badjil3) (D. 6) und Hes4) (D. 8) werden Hirsefelder ge- nannt, ja sogar bei Hodjeila5) sollen sie gedeihen.

Der Sesam, der in der Ausfuhr von Hodeida eine Rolle spielt, scheint auf die Tehama und die Übergangszone zum Serat beschränkt zu sein.

Kurz aufzuzählen sind: das Zuckerrohr, von Niebuhr6) bei Udden als minderwertig bezeichnet und heute wie scheint nur von ganz geringer Verbreitung, die Baum- wolle, die ebenso wie die Dattelpalme in der Tehama und im Nedjran vorkommt7), der Tabak im Hochserat und der Indigo, der auf die Tehama beschränkt ist. Ausgedehntere Felder wurden beobachtet bei Hes (D. 8), Beit el Fakih (D. 6), Zebid (D. 7) und El Mahatt (D. 7).

Im Hochserat gedeihen Gemüse der gemäßigten Zone: Kartoffeln, Kohl und Bohnen. An den Hängen des Dj. Hadhur,

*) Fischer, a. a. O. S. 20 und Schweinfurth, Über die Floren- gemeinschaft, S. 545.

2) Niebuhr, a. a. O. S. 395.

3) Deflers, a. a. O. S. 128.

4) Niebuhr, a.a.O. S. 351.

5) Glaser, Von Hodeida nach Sana S. 6. (i) Niebuhr, a. a. O. S. 37.

7) Burchardt, a. a. O. S. 602.

I. Zur Natur des Landes.

wo sie in Terrassen angebaut werden, sind sie im Über- flusse vorhanden. Besonderes Augenmerk haben die Türken in neuester Zeit auf den Anbau von Gemüse gerichtet. Es wird nämlich als wirksames Heilmittel gegen den Skorbut verwandt. Sein Konsum wächst daher von Jahr zu Jahr vor allem innerhalb des türkischen Heeres und damit die Ausdehnung seiner Kulturen1).

Vortreffliche Früchte soll die Weinrebe erzeugen. Sie kommt sowohl auf der westlichen Seite als vor allem bei Sana vor, wo ihre Kultur durch die Nähe der Stadt und die Nutznießung ihrer Frucht durch die jüdische Bevölkerung gefördert wird. In günstigen Jahren soll der Traubenertrag überaus reich und gut sein. In dem Gebiet des winterlichen Regens im NO. trocknet man die in reichen Erträgen ge- wonnenen Trauben zu Rosinen. Playfair2) berichtet, daß sie von hier über das ganze Arabien hin verschickt würden.

Der Johannisbrotbaum wird bei Taiz (F. 8) und bei Zebid (D. 7) erwähnt3). Am Rande der Seratberge gedeihen in guter Qualität gleichfalls die Tamarinde, Melonen und Bananen. Der Olivenbaum und das Olivenöl spielen im Haushalt des Arabers keine Rolle; in der Literatur werden sie nicht genannt bis auf Schweinfurths Bericht, daß der Öl- baum neuerdings in einigen Gärten gezogen werde4). Neben den schon oben ihren besonderen Zonen zugewiesenen Bäumen, der Dattelpalme, dem Feigenbaume und Kaffeestrauche werden am häufigsten die uns bekannten Obstsorten genannt. Sie ge- deihen sowohl in den Gärten des Nordens wie des Südens, in den Kulturen der Tehamatäler, der Gebirge wfe des Zentral- plateaus. Es ist nicht möglich, alle Orte aufzuzählen, wo sie von den Reisenden gefunden sind. Nur auf wenige be- sonders häufig erwähnte Punkte möchte ich aufmerksam machen. In den Gärten von Sana und Raudha, Sanas eigentlicher Gartenstadt, ebenso wie in denen der Schluchten des W. Hadda, westlich von Sana, reifen npfel, Birnen, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen, Orangen, Zitronen, Granaten und Nüsse. Durch die Täler des Hamdan ziehen sich, geschützt vor der Kälte des Nordostpassats und unter dem Einfluß der Bodenfeuchtigkeit die üppigsten Obstgärten hin.

1) Glaser, Von Hodeida nach Sana, S. 45.

2) Playfair a. a. O. S. 37.

3) Vgl. mehrere Stellen in Deflers a. a. O.

4) Vgl. Fischer a. a. O. S. 16.

Pflanzen- und Tierwelt.

4. Die Tierwelt.

Im Gegensatz zur Pflanzenwelt spielt die Tierwelt in den Reiseberichten nur eine untergeordnete Rolle. Einer- seits scheinen die einen großen Teil des Landes einnehmen- den Kulturen den wilden Tieren wenig Raum zu geben, sich ungestört verbreiten zu können, andererseits scheinen sich die Tiere dadurch, daß sie den menschlichen Siedlungen fern bleiben, der häufigen Betrachtung durch die Reisenden entzogen zu haben, da deren Routen ja zum größten Teil mit den die wichtigsten Siedlungen verbindenden Karawanen- straßen oder Kamelpfaden der Eingeborenen zusammen- fallen. Gelegentlich trifft man Antilopen, Gazellen, Hyänen und Schakale, Wölfe, Paviane, Hasen und Kaninchen1). Von Vögeln werden erwähnt Geier, Steinhühner, Wild- enten, Fasanen, Kolibris2) usw. Von den Reptilien seien neben einer sehr weitverbreiteten metallisch - glänzenden Eidechse nur die „Halbibäns" genannt, 10 bis 12 cm lange, glänzende, schwarze, fast fingerdicke Würmer, die schon Ritter3) aufzählt und von Glaser4) sowohl im Harazgebirge als auch bei Tawila (E. 4, 5), am Nordrande der Haime, getroffen wurden. Die Flüsse des Arhab liefern den Juden von Sana ihren Bedarf an Fischen. Das Küstenwasser des Roten Meeres gibt Perlmuscheln in großen Mengen. Der Gewinn, den sie bieten, ist weit größer, als das armselige Äußere der Fischerleute vermuten läßt5). Dem Wirtschaftsatlas von Scobel6) entnehme ich schließlich noch, daß aus den Tiefen des Roten Meeres der Badeschwamm gewonnen wird. Es werden mir allerdings für diese Behauptung keinerlei Belege von anderer Seite an die Hand gegeben.

Im Dienste des Menschen stehen Pferd, Esel, Maul- tier, Dromedar, Kuh, Schaf, Ziege und Hund, auch die Katze fehlt im Haushalt des Arabers nicht. Für uns bietet nur das Kamel vom tiergeographischen Ständpunkt aus einiges Interesse. Das Dromedar des Gebirges ist von dem der Tehama wohl zu unterscheiden. Jenes ist rauhhaarig, zottig, schwerfüßig und schwarz; kurz, ein Bild der Häß-

!) Vgl. Barday a. a. O. S. 121; Manzoni a. a. O. S. 70 und S. 273; Glaser, Von Hod. S. 33; Reise durch . . ., S. 208.

2) Vgl. Glaser, Hirsch, Neue Wanderungen usw.

3) Ritter a. a. O., S. 915.

4) Glaser, Von Hodeida nach Sana, S. 37.

5) Charnais, Une excursion au Jemen, S. 139.

6) Scobel, Handelsatlas 1902, S. 13.

4

I. Zur Natur des Landes.

lichkeit. Dieses dagegen hat helles Haar und ist feiner ge- baut, so daß es einen gefälligen, ja schönen Eindruck macht. Es scheut die Feuchtigkeit und ist deshalb in den Bergen nicht zu gebrauchen. Beide sind als Transport- und Reittiere dem Bewohner des Serats und der Tehama sehr nützlich. Das Pferd tritt hinter ihm sehr stark zurück, ebenso das Maultier, während der Esel als Reittier für das Bereisen des Gebirges verwandt wird.

II. Die Bevölkerung des Landes.

1. Kapitel.

Die Geschichte des Jemen.

1. Altertum und Mittelalter.

Bevor wir auf die Verwendung und Verwertung der Erzeugnisse des Landes seien es mineralische, pflanzliche oder tierische eingehen können, müssen wir den Menschen selbst, seine Lebensart und Bedürfnisse kennen lernen. Der Mensch aber ist mit seiner Kultur etwas geschichtlich Ge- wordenes. Wir müssen daher, wenn wir ihn in seinem heutigen Zustande verstehen wollen, einen Rückblick auf die Geschichte des Jemen werfen. Wir werden davon die Geschichte des Handels nicht trennen können, basieren doch die Völker- bewegungen innerhalb des Landes oder die Ein- und Aus- wanderungen der Stämme nur auf der wirtschaftlichen Sonder- stellung des Jemen, die wiederum nur durch die geographische Lage und Beschaffenheit bedingt ist, wie wir diese in den vorhergehenden Kapiteln ausgeführt haben. Die einzelnen geschichtlichen Entwicklungsphasen werden in ihnen immer ihren unmittelbaren Anstoß und ihre innersten Beweggründe finden.

Arabien ist uns aus so manchen Kulturdenkmälern bis in ziemlich frühe Zeit bekannt. Aber trotzdem reichen die Urkunden noch lange nicht weit genug zurück, um uns ein treues Bild von den in nebelhafte Vorzeit zurückgreifenden Anfängen und von der Entstehung der vorgeschrittenen Kul- turen zu geben, von denen schon die ersten alten Inschriften berichten, die uns bis in das dritte Jahrtausend v. Chr. ver- setzen1). In der eigenartigen Kultur, die damals schon den ganzen Bereich der vorderasiatischen Länder beherrschte, dürfen wir vielleicht den ersten Keim einer völkischen Ent- wicklungsform erkennen, die wir heute unter der Bezeich- nung „Semitismus" zusammenfassen. In Arabien ist die

!) Helmolt, Weltgeschichte, III. S. 10.

4*

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II. Die Bevölkerung des Landes.

Wiege aller semitischen Völker; und hier ist es, wo wir nun das stets sich wiederholende Schauspiel beobachten, daß in den von Semiten errichteten Kulturzentren die an ihrer eige- nen Kultur degenerierten Vorläufer von frischen Elementen neu ergänzt werden , um wieder in sich selbst zu ver- schwinden.

Diese Ablösung absterbender Kräfte, die sich durch Jahrtausende hinzieht, ist nur durch die Natur des Landes zu erklären. Arabien kann nie großen Menschenmengen Raum bieten. Nur da, wo ständige Bewässerung sich findet, entstehen feste Siedlungen, nur da werden die Nomaden zu ansässigen Ackerbauern, nur da entwickeln sich frühzeitig Kulturen von einiger Lebensfähigkeit. Aber diese Plätze sind beschränkt. Der Überfluß der Bevölkerung innerhalb der fruchtbaren Landstriche muß nach außen abgeschoben werden, während andererseits die weniger bevorzugten Söhne der Wüste die glücklicheren Bewohner der fruchtbaren Kultur- provinzen nicht ungestört in deren Besitz belassen. So ist die Gegnerschaft, welche seit undenklichen Zeiten zwischen den Stämmen des Nordens, Ostens und Westens und den jeweiligen Herrschern des Jemen besteht, wohl begreiflich und ihre Eifersucht auf den Reichtum eines Landes erklärlich, dem ein fruchtbarer Boden zum größten Teil verwitterter Laven und Eruptivgesteinen mit reichlicher Bewässerung den Beinamen „eines Glücklichen" verschaffen1).

Die ältesten Träger einer an sich schon reich ent- wickelten jemenischen Kultur, über die uns Inschriften der aus der grauesten Vorzeit erhaltenen Kulturdenkmäler be- richten, sind die Minäer. Sie saßen in dem fruchtbarsten Teile des nördlichen Jemen, da, wo eine hohe, kühlere, regenreichere Lage innerhalb des Djöf (H. 2) und eine er- giebigere Ackerkrume aus verwitterten Laven in den Tälern reiche und ertragsfähige Ackerbausiedelungen ermöglichten. Dieses Land war wohl imstande, zum Mittelpunkte einer politisch überragenden Macht, zur Trägerin einer eigenen Kultur und zur Vermittlerin indischen und vorderasiatischen Handels zu werden. Bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. scheint sich das alte Reich von Main gehalten zu haben.

Dann aber folgte dem hohen kulturellen Aufschwünge ein starker Verfall, den sich ein körperlich und geistig ge- sunderes und kräftigeres Nachbarvolk zunutze machte und sich in Besitz des einst so mächtigen minäischen Reiches

*) Jomard a. a. O. S. 16.

52

Die Geschichte des Jemen.

setzte. Es waren die Sabäer aus dem nördlichen Arabien, die, einst Untertanen der Minäer, mit der allmählichen kultu- rellen und politischen Entkräftigung und Verweichlichung ihrer einstigen Machthaber nicht nur ihre Selbständigkeit und Frei- heit zurückeroberten, sondern sich später sogar zu Be- herrschern des minäischen Stammes aufschwangen. Zugleich übernahmen sie damit die Vermittlerrolle zwischen Ägypten und Indien, die der Jemen schon zur Zeit der Minäer inne- gehabt hatte. Hier lag der Ausgangspunkt zweier großer, von Mareb ausstrahlender Karawanenstraßen1). Die west- liche führte nordöstlich an Mekka vorüber nach Akaba einer- seits, nach Tebuk— Amran— Damascus andererseits. Die östliche verband Mareb mit der Provinz Jamama, von wo sie am Ufer des Persischen Golfes nach Basra führte. Die weitausgedehnten Handelsbeziehungen machten die Sabäer zu den reichsten von allen Völkern wegen des Überflusses pflanzlicher Erzeugnisse, wie Gewürze, Weihrauch und Myrrhen, zu denen sich wiederum wie bei den A^inäern die Produkte des Ostens Chinas und Indiens gesellten, um als jemenische Waren den sabäischen Kaufleuten großen Gewinn zu bringen. Die Waren dieses Durchgangshandels waren vor allem Metalle, Gold und Edelsteine. Jomard1) betont, wie falsch es sei, diesen Produkten den jemenischen Ursprungsstempel aufzudrücken. Ja schon Strabo weist darauf hin, daß Weihrauch und Myrrhen nicht das Gold den Reichtum des Landes ausmachen. Hesekiel2) behält eben nur zum Teil recht, wenn er in seinem Klagelied über die Zerstörung von Tyrus singt: „Und die Kaufleute aus Saba haben mit dir gehandelt und allerlei köstliche Spezereien und Edelsteine und Gold auf deine Märkte gebracht."

Aber auch Saba hat die Periode eines gewaltigen Rück- schlags erfahren. Schon im 3. Jahrhundert v. Chr. gelang es Alexandrien, dem südlichen Arabien seine Vorzugsstellung für den Zwischenhandel von Indien nach Ägypten zu ent- reißen, jene Stellung, die tausend Jahre die Wurzel süd- arabischen Reichtums gewesen war. Die Ptolemäer legten den Seeweg um Arabien durch das Rote Meer frei3). Das Land an der Straße von Bab el Mandeb wurde ägyptisches Land, und dadurch wurde der hauptsächlichste Verkehr vom Lande fort aufs Meer verlegt. Da aber das wirtschaftlich

!) Jomard a. a. O. S. 125.

2) Hesekiel XXVII, 22.

3) Helmolt a. a. O. III. S. 239.

II. Die Bevölkerung des Landes.

fortgeschrittenere Jemen von diesem durch die trockene, un- fruchtbare Tehama getrennt war, wurde es von seiner Haupt- verkehrsader abgeschnitten, für geraume Zeit isoliert und auf seine eigene Entwicklung gestellt, die, rein historisch be- trachtet, wohl auf gewisses Interesse rechnen darf, vom geographisch und handelspolitischen Standpunkt aus aber von untergeordneter Bedeutung ist.

Den Überfluß an Menschen hatten die Sabäer nach außen abgestoßen. So entstammten auch die Himjaren im äußersten Südwesten der arabischen Halbinsel dem Volke Sabas. Sie treten jetzt an die Stelle des Stammvolkes, werden aber noch im letzten Jahrhundert v. Chr. von den Abessiniern abgelöst, gleichfalls früher von den Sabäern ab- geschobene Stammesgenossen. Himjaren und Abessinier kommen zu keiner bedeutenden selbständigen Stellung. Sie genießen die Früchte der ererbten Kultur, machen sich diese aber nicht zu eigen und .bauen auch nicht weiter auf dem Boden jahrtausendalter Überlieferungen und Erfahrungen. Die alten Ruinen von Tempeln und Palästen, die Inschriften aus ihrer Zeit sprechen eine deutliche Sprache davon, daß wohl noch ein gewisser Kulturzustand sich vorfand, daß aber den Himjaren und Abessiniern die Kraft der Neugestaltung und Fortbildung dieses überkommenen Zustandes fehlte.

Zur Zeit der Abessinierherrschaft versuchten auch die Römer einmal, sich zu Herren von Mareb zu machen. No- minell wurde Jemen auch römische Provinz1). Die Expe- dition unter Aelius Gallus scheiterte indes 24 v. Chr. voll- ständig. Der lange, beschwerliche Weg durch die Wüsten- gebiete des nördlichen Arabien ermattete die Römerheere so, daß sie auch in den wasserreicheren und fruchtbareren Tälern des Djöf, wo man noch heute ihre Spuren verfolgen kann2), nicht die Kraft fanden, erfolgreich gegen Mareb vor- zudringen. Jahrhunderte hindurch schreckte dieses klägliche Ende des römischen Zuges alle Entdeckungslustigen.

Mit der Einwanderung der Juden setzt im 2. oder 3. Jahrhundert eine neue Periode ein, die für den Jemen eine kurze Blütezeit bedeutet. Die Juden waren durch die Zerstörung Jerusalems vertrieben zum Teil nach Mekka gekommen. Von hier gelangten sie nach dem Jemen, als ein himjarischer Tobba, der mit Mekka und Medina in Fehde

54

1) Harris a. a. O. S. 39.

2) Halevy a. a. O. S. 13.

Die Geschichte des Jemen.

lag, sie zu seiner Unterstützung herbeirief1). Die Nachkom- men der damals nach Südarabien gekommenen Juden sollen die noch heute in großer Anzahl im Lande wohnenden Israeliten sein. Die Juden belebten den Unternehmungsgeist der handeltreibenden Bevölkerung. Was die Armeen der Kulturreiche nicht vermochten, erzwangen die Juden unauf- fällig durch ihre Geschäftsverbindungen. Die jemenischen Handelsleute erstarkten unter dem Einfluß der Juden gegen- über dem Adel, der sich auf die alte sabäische Religion stützte, und bewirkten dadurch, daß die Organisation des durch die himjarisch-abessinische Eroberung gebildeten Feudalstaates in die eines handeltreibenden Bürgertums über- ging. Die Abessinier wurden aus dem Lande vertrieben; jüdische Herrscher wurden Könige in Saba, bis sie 525 n. Chr. von christlichen Königen abgelöst wurden2).

Das Christentum war über Ägypten nach Abessinien vorgedrungen und kam um die Mitte des vierten Jahrhunderts unter Konstantin nach Jemen. Besonders die Unterdrückten und Armen wandten sich ihm zu. Die Abessinier kamen den Anhängern der christlichen Religion in ihren Kämpfen zu Hilfe und erreichten es dadurch, sich zum zweitenmale diesmal im Namen von Byzanz zum Beherrscher des Jemen zu machen. Im Jahre 525 fiel das jüdisch-sabäische Reich in die Hand des abessinischen Vizekönigs. Im Land gärt der Streit zwischen Christen, Juden und Heiden fort. Der alte heidnische himjarische Adel ruft 575 die Perser, die Gegner von Byzanz, ins Land, die auf eine kurze Zeit das Zepter in ihre Hand bekommen, bis endlich nach dieser kurzen Renaissance des Heidentums der Islam dauernd den Jemen unter seine Gewalt zwingt.

Der Mohammedanismus, der 629 seinen Einzug in den Jemen hielt, ist der Fluch jedes mit Ackerbau gesegneten Landes, da mit der Lehre zugleich ein tiefer Haß gegen jede agrikultureile Betätigung gepredigt wird. „Niemals kommt ein solches Gerät in ein Haus, ohne daß die Schande mit einziehe!" 3) Erklärt dieser Haß Mohammeds und seiner Schüler gegen den Pflug nicht aufs trefflichste den schnellen Verfall des so reichen, gesegneten und ehedem so aus- gebeuteten Bodens? Die Brunnen verfielen, die Einfassungen der Quellen lockerten sich, die Wasserdämme und Reservoirs

!) Helmolt a. a. O. III., S. 228 f.

2) Ritter a. a. O. S. 63.

3) Helmolt a. a. O. III. S. 267.

55

II. Die Bevölkerung des Landes.

der Terrassen und Täler gingen in Trümmer. Ungepflegt und unbeachtet fielen diese Baudenkmäler bald den zer- störenden Kräften der Naturelemente anheim; den Temperatur- schwankungen, den wechselnden Wirkungen von Sonnen- bestrahlung und Nebelfeuchtigkeit oder Regen. Was dem Kulturrückgang widerstanden hatte, der in der politisch so bewegten Zeit vor dem Er- scheinen des Islam eingetreten war, wurde von diesem fast vollständig aufgerieben. Die Kulturen Südarabiens vergingen, die Bedeu- tung S ü d ara bi ens als ackerbautreibendes Land hatte damit so ziemlich ausgespielt.

Im Laufe der Jahrhunderte und unter der Herrschaft besonders tüchtiger Männer kehren in dem Jemen zwar schließlich einigermaßen normale Verhältnisse wieder zurück. Geistiges Leben blüht wieder auf, die Wissenschaften finden vorzüglich in den Städten der Tehama eine gediegene Pflege. Die Gelehrtenschule von Zebid (D. 7), die noch bis heute ihren alten Ruf bewahrt hat, findet ihren Ursprung in jener Zeit. Manche alten Bauten erstehen wieder; manche neuen lassen das scharfe Auge erkennen, das dieser oder jene Iman für wirtschaftliche Fragen hatte, wie die Wasserreservoirs von Aden, die gegen Ende des 15. Jahrhunderts entstanden, beweisen x).

Aber der endgültige Verfall war nicht aufzuhalten. Er wurde endgültig besiegelt durch die Umsegelung des Kaps der guten Hoffnung und der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien durch Vasco da Gama im Frühjahr 1498. Damit wurde nicht nur dem Schiffahrtsverkehr auf dem Roten Meere erheblicher Abbruch getan, auch dem an sich schon geringen Karawanenverkehr an der arabischen Küste wurde dadurch der empfindlichste Schaden bereitet. Jemen hatte zu Beginn des 16. Jahrhunderts damit auch seine Rolle als Durchgangsland und U m - ladeplatz orientalischer und okzi dentaler Waren zu Ende gespielt.

2. Neuzeit.

Zu der gleichen Zeit beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte des südwestlichen Arabien, ein Abschnitt, der bis in unsere Zeit hineinreicht und vielleicht in unsern Tagen

l) Vgl. S. 41.

56

Die Geschichte des Jemen.

zu Ende geht: die türkische Invasion und Besetzung des Jemen. Den Osmanen die Schuld an dem endgültigen Verblühen jemenischer Kultur zu geben und ihnen den Vor- wurf zu machen, für ein neues Emporwachsen derselben nichts getan zu haben, wäre nicht recht. Es ist eben die Ironie der Weltgeschichte, daß sich Abend- und Morgen- land durch die Vermittlung Konstantinopels gerade dann näher rücken sollten, als eben der Schlußstein des Verfalls jemenjscher.Kultur gesetzt war.

Über Ägypten und Mekka kamen die Osmanen im Jahre 1516 nach dem Jemen; doch war ihre erste Besetzung des Landes von keiner langen Dauer. Schon 1630 mußten sie sich gänzlich zurückziehen, um erst zu Beginn des vorigen Jahrhunderts von Ägypten aus wieder zur jemeni- schen Küsten vorzudringen. Im Jahre 1814 erfolgte deren erste, 1837 erst ihre endgültige Besetzung. Seit dieser Zeit hat sich der türkische Einfluß zu behaupten verstanden.

Der Wert der arabischen Besitzungen beruht nicht etwa in irgendwelchen Handelsbeziehungen, die die Türken hier besäßen oder anzuknüpfen suchten. Er besteht viel- mehr darin, daß mit diesen Besitzungen der Titel eines Kalifen aller arabischen Mohammedaner für den Sultan ver- bunden ist. Und nur auf diesen Titel allein stützt sich das Ansehen des Sultans und die Türkenherrschaft in den Augen des Moslemiten. Mit den Besitzungen würde auch dieser Titel eines Kalifen verloren gehen und mit diesem Titel die Achtung des Sultans sinken. Damit würde aber nicht nur allein der türkische Einfluß in Arabien gebrochen sein; nein, damit wäre auch die gesamte Machtstellung des großen türkischen Reiches untergraben. Mit allen denkbaren Mitteln suchte und sucht die türkische Regierung daher einem Ab- fall des Jemen und daß hieße dem Beginne der Zer- stückelung ihrer arabischen Besitzungen zu begegnen. Aber gerade im Jemen ist der Widerstand am größten. Die Ent- fernung von der Zentralstelle der Regierung ist viel zu groß; die Verwaltung daher viel zu schwierig; noch schwieriger aber wieder die Kontrolle über die Verwaltung. Diese be- steht daher vorwiegend in einer Politik der Unterdrückung, wo Vorsorge und Mitwirkung bei Bekämpfung der Mängel des Landes fast gänzlich verschwinden. Mit Ausnahme weniger türkischer Gouverneure schiebt einer die Verant- wortung auf den andern ab. Stroß1) sagt: „Um des Paschas

!) Stroß, Zustände in Jemen, S. 119.

II. Die Bevölkerung des Landes.

willen, dessen Charakter und Tüchtigkeit ich hochachte, hätte ich gewünscht, von der ganzen Regierung nur Gutes sagen zu können; die Wahrheit aber zwingt mich, zu er- klären, daß eine schändlichere, gemeinere und schamlosere Beraubung, Bestehlung und Ausschlachtung von Leuten nirgends möglich ist, als es im Jemen geschieht". Überall macht sich die drückende Last hoher Steuern, ein unrationelles Ausbeuten der Landesprodukte fühlbar. Nirgends versucht die Regierung durch ein kluges, weitschauendes kolonisatori- sches Eingreifen in das Leben und Treiben der Araber dem wachsenden Verfall der Landeskultur entgegenzuarbeiten. Dazu sind die Truppen meist in einem elenden Zustande, der selbst wieder zu leicht zu allerlei widerrechtlichen Über- griffen, Ausbeutungen, Bedrückungen und Willkürakten Ver- anlassung gibt. Es ist daher kein Wunder, wenn die Türken mit den Arabern fast dauernd im Kriege liegen. Diese Kämpfe nehmen immer mehr rein politischen Charakter an, weil sie von Aden aus nicht allein durch Worte geschürt, sondern auch durch Unterstützung an Munition zugunsten der Araber beeinflußt werden. Besonders markant in der Ge- schichte dieser Kämpfe treten die Jahre 1871/72, 1891 bis 1898 und 1910/11 hervor. Auch diese letzten brachten keine endgültige Entscheidung, da sie ein unnatürliches vor- zeitiges Ende dadurch fanden, daß die Araber die Waffen ruhen ließen, als sie durch den im Sommer 1911 von den Italienern gegen die Türken provozierten Krieg ihren Glauben bedroht sahen.

Während der Zeit der türkischen Eroberung und Be- hauptung des jemenischen Landes vom Beginn des 16. Jahr- hunderts bis heute, haben sich noch manche andere euro- päische Nationen kriegerisch-gewalttätig oder friedlich-handel- treibend der jemenischen Küste genähert. Portugiesen, Italiener, Holländer und Franzosen nahmen vorüber- gehend von jemenischen Hafenplätzen Besitz und gründeten dort Faktoreien. Von dauerndem Einfluß ist nur das Erscheinen der Engländer geworden. Im Jahre 1799 besetzen sie zum ersten Male die Insel Perim; doch lassen sie dieselbe wieder fallen, da der Wassermangel die Besitzung der Insel außer- ordentlich erschwert und seine Besitzergreifung illusorisch macht. Nach der Neubesetzung des Jemen durch die Türken im Jahre 1837 stellt aber Großbritannien am 16. Januar 1839 Aden unter sein Protektorat und gewinnt damit den vortreff- lichsten Hafen Arabiens. Im Jahre 1850 erklären die Eng- länder Aden zum Freihafen, ein handelspolitisch äußerst

58

Die Geschichte des Jemen.

feiner Schachzug, durch den es ihnen gelingt, den Handel Jemens fast ganz nach Aden abzulenken. Das Gebiet von Aden wurde 1883 erweitert; dabei geriet ein Uferstreifen von vielleicht 70 englischen Meilen Ausdehnung unter briti- sche Gerichtsbarkeit. Es ist heute schwer, eine genaue Ab- grenzung gegen das Gebiet der unabhängigen Stämme zu geben, weil ja auch diese sich zu einem großen Teil unter englischen Schutz gestellt haben. 1857 wurde die Insel zum zweiten Male besetzt und im gleichen Jahre Kamaran an- nektiert.

Wohin der Wunsch und das Bestreben Englands zielt, wäre auch ohne Kommentare klar. Bezeichnend für die dreiste, rücksichtslose Art englischer Annektionsgelüste und Ausdehnungspolitik sind die Ausführungen Zwemers1). Er schildert die wirtschaftliche Lage und die politischen Zu- stände mit guter Absicht ziemlich trostlos, um dann in Eng- land den Rettungsengel zu erblicken, der Abhilfe schafft. „In Sana wohnen die, die darnach zielen, England das Protektorat über den ganzen Jemen zu verschaffen. Wenn die Araber die Türken aus dem Lande treiben sollten, so würde Eng- land ,fast' gezwungen sein, einzugreifen und für seine ver- bündeten Stämme bei Aden den Frieden zu vermitteln." Und diese englische Machtentfaltung träumt Zwemer weiter wird bald kommen; sie wird eintreten, „as soon as the Türcs leaves Jemen's capital, God hasten the day".

Wir haben gesehen: Das alte große Kulturland der Minäer und Sabäer mit seinen weitaus- strahlenden Handelsbeziehungen nach Indien und Ägypten, Babylonien und Afrika ist langsam ver- blüht. Die Ptolemäer fanden den Seeweg durchs Rote Meer und verlegten damit den Verkehr aus dem Landinnern aufs Meer. Der Islam vernichtete den blühenden Ackerbau und legte die Hilfswerke brach, die dem Lande den Ruf eines glücklichen Ackerbaulandes gegeben hatten. Das Beleben der Karawanenstraßen nach Mekka hin machte diesen Rückschlag nicht wett. Die Umseglung des Kaps der guten Hoffnung rückte den Jemen von der Hauptstraße mittelalterlichen Handels ab. Dieser Schaden ist überholt durch den Durchstich des Suezkanals. Aber das Land hatte doch durch diese mancherlei Schäden zumal durch den Einfluß

!) Zwemer, a. a. O. S. 273 f.

II. Die Bevölkerung des Landes.

des Islams zu stark bis in den Kern hinein ge- litten, um sich so schnell neu beleben zu können und die günstige Position an der Hauptschlagader des Weltverkehrs auszunutzen. Es gibt zwar noch heute gute fleißige Elemente im Lande; aber ihnen fehlt der weite Blick, der ihre Vorfahren aus- zeichnete.

2. Kapitel.

Die Bevölkerung des Jemen.

1. Die Araber. Religion, Stammesgliederung.

Der bei weitem größte Teil der Bevölkerung gehört dem Islam an, wenn auch die jemenitischen Araber nicht gerade zu ihren orthodoxesten Mitgliedern zählen. Aber die Religion ist nur der Kitt, der erst in späteren Zeiten zwei ganz verschiedene Stämme zusammengebunden hat, die innerhalb des Gebietes scharf voneinander zu scheiden sind: die Jemeniten und die Ismaeliten. Die Jemeniten, die ihre Abstammung direkt bis auf Sem zurückführen, bilden die Hauptmasse der Bewohner. Sie gliedern sich wieder in zwei Sekten, deren erste, die Zuyüds, von Sada (E. 7) bis Dhamar (F. 6), von den höchsten Teilen des Westabhanges des Serats bis Mareb wohnen; während die zweite, die Schäfei- sekte, die orthodoxeste aller mohammedanischen Sekten, südlich von Dhamar (F. 6), im Hadramaut und in der Tehama ihre Anhänger hat.

Den echten Jemeniten stehen die Ismaeliten spätere Eindringlinge von Norden gegenüber, die ihren Stamm- baum auf Ismael, den Sohn Abrahams2), zurückführen. Sie wohnen im Nordosten unseres Landes und bilden einzelne Exclaven innerhalb des Gebietes des Zuyüdstammes, be- sonders im Harazgebirges.

Eine Differenzierung dieser Stammesangehörigen nach ihrem Typus ist natürlich nicht möglich. Die Araber des Jemen werden uns alle als schlank gewachsene, mittelgroße

Harris a. a. O. S. 30. 2) Kay Oman: Jaman . . ., S. 224.

60

Die Bevölkerung des Jemen.

Personen geschildert mit länglich -ovalem Gesicht, hoher, breiter Stirn, schwarzen, tiefliegenden, ernstblickenden Augen, die die vorspringenden Backenknochen um so markanter hervortreten lassen. Die leicht aufgeworfenen Lippen machen den Mund groß und unförmig1). Interessant ist, daß das Klima und die Verschiedenheit der Lebensbedingungen in Tehama und Serat verschiedene Unterschiede in der Kon- stitution der Gebirgs- und Flachlandsbewohner bedingt haben. Die Bewohner des Berglandes sind schmächtiger, aber ge- schmeidiger und edler gebaut als die Araber der Ebene. Die Hautfarbe der ersteren ist heller und frischer, ihr Haar das in langen Locken herabfällt schwärzer als das der Tehamabewohner, die auch kein so hohes Alter wie jene erreichen sollen2). Daß die Bewohner der Küste viel leichter der Zivilisation zugänglich sind als die des Serats, deren Tätigkeit kaum genügt, ihre materiellen Sorgen zu bestreiten, und die deshalb vielmehr auf Diebstahl und Plünderei bedacht sind, ist bei der jahrhundertelangen Ein- wirkung der Europäer auf jene wohl zu verstehen3).

Kultur, Wirtschaftsformen. Eine lange geschichtliche Überlieferung hat nun inner- halb jedes Stammes ein ausgeprägtes Kastensystem 4) heraus- gebildet. Die Machthaber mit sehr großem Ansehen, die Maschäikhs, bilden die erste Kaste. Als zweite folgen diesen die Nachkommen 'Alis, die als solche sich einer gewissen Wertschätzung erfreuen, trotzdem sie erst mit dem Islam von Norden eindrangen und außerdem heute sehr verarmt sind. Die dritte Kaste ist zweigegliedert. Einmal gehören hierzu die Angehörigen des Adels, die Quabäilen, aus deren Reihen die Krieger und Ackerbauer hervorgegangen sind. Zum andern zählen dazu die cArahs, die dem Handel, dem Handwerk und der Wissenschaft sich ergeben haben. Die freigelassenen Sklaven und deren Nachkommen5) bilden die vierte Kaste, während alles, was keine vollgültige Abstammung verrät, zur fünften gehört, der Kaste der Parias. Ihnen fallen die verachteten Berufe wie Fleischer, Gerber, Schuhmacher, Pferdeverkäufer, Gemüsebauer zu.

x) Jomard a. a. O. S. 168.

2) Vgl. Bethge a. a. O. S. 10. - Burchardt a. a. O. S. 604.

3) Halevy, a. a. O. S. 34.

4) Glaser, Die Kastengliederung im Jemen.

5) Stoß, Sklaverei und Sklavenhandel in Ostafrika und dem Roten Meere.

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II. Die Bevölkerung des Landes.

Die drei Klassen der Gelehrten, Handwerker und Acker- bauer der dritten Kaste haben für uns noch ein besonderes Interesse. Innerhalb der größeren Siedlungen, von denen in dieser Hinsicht die Städte der Tehama besonders hervor- treten, spielt der Gelehrte keine unbedeutende Rolle. Das Auslegen des Korans forderte schon seit Jahrhunderten Männer, die der Bücherweisheit beflissen waren. Noch heute wird in den Schulen den Kindern das Lesen und Lernen des Korans beigebracht. Die Zeit der alten Gelehr- samkeit: der Dogmatik, Logik, Rhetorik, Metrik, Rechenkunst und Astromie, die nur zu sehr an die Anfänge unseres europäischen Universitätswesens erinnert, ist seit dem 17. Jahrhundert verschwunden1). Der junge Araber, dessen Streben heute über eine bloße Kenntnis des Korans hinaus- geht, findet nur in den Schulen Kairos Gelegenheit, seinen Wissensdurst zu stillen. Die Jemeniten sollen sich hier be- sonders in dem Studium der medizinischen Wissenschaften auszeichnen2).

Vom Handwerker wird in den Reiseberichten kaum gesprochen. Ich vermute, daß sie in den Städten nach einzelnen Berufen getrennt leben; auf den verstreuter liegenden Siedlungen aber jeder Ackerbauer zugleich sein eigener Hand- werker ist.

Der Landmann besiedelt die Täler der Tehama und die Hänge des Serats. Die üppige Fülle der schon oben aufgezählten landwirtschaftlichen Erzeugnisse läßt auf eine allgemeine Verbreitung des Ackerbaues schließen. In den Tälern der Tehama überwiegt ebenso wie auf dem Hoch- serat und im Nordosten der Getreidebau; an den Berglehnen des Serats wird dagegen dem Kaffeestrauche größere Auf- merksamkeit geschenkt. Dem Ackerbau liegen die seßhaft gewordenen Beduinen ob. Beeinflußt von der Nähe des Meeres und der damit verbundenen Einwirkung kultureller Gewohnheiten, festgehalten von dem ergiebigen Boden, der ihnen auch ohne Anwendung moderner Ackergeräte seine Schätze mühelos in den Schoß warf, wurden die Nomaden des Serats seßhaft.

Ihnen gegenüber stehen die Nomaden des inneren Zentralplateaus, das unseren engeren Betrachtungen nicht mehr zugehört. Hier bindet kein fruchtbares Ackerland;

1) Wüstenfeld, Die Cufiten in Südarabien im XI. (XVII.) Jahr- hundert, S. 7 f.

2) Jomard a. a. O. S. 203.

62

Die Bevölkerung des Jemen.

hier geben armselige Gras- und Dornpflanzen noch nicht einmal Gelegenheit zu dauernder Weidezucht. Das ist das Gebiet der Nomaden. Zwischen diesen wandernden und seßhaften Beduinen in der Mitte stehen die Araber, die sich in der Nähe der Städte und Dörfer aufhalten, ohne gerade dauernde, feste Wohnplätze zu besitzen. Sie geben sich ebenfalls der Viehzucht hin und scheinen im Osten des Serats auch eifrige Bienenzucht zu treiben.

Siedlungsformen.

Sind die Wirtschaftsformen Ackerbau und Viehzucht von den geographischen Verhältnissen abhängig, so nicht minder die auch im besonderen von den Wirtschaftsformen abhängigen Siedlungsformen. In der Tehama besteht neben den Zeltwohnungen als Haupttyphus des Hauses der Schuppen, zu dessen Bau vorzugsweise pflanzliche Materialien verwandt werden, Bausteine fehlen eben in der Tehama. In der westlichen Tehama spielt das Material der Dattelpalme beim Bau eine große Rolle. In der Südtehama treten die Häuser aus Pflanzenstoffen allerdings mehr und mehr zurück hinter solchen aus gebrannten Steinen oder Kotziegeln.

Im Berglande sind die Wohnungen dagegen ausschließ- lich aus Steinen gebaut. Abbildungen verraten uns sogar eine gewisse Ornamentik neben einer nicht erwarteten Mo- numentalität und Solidität1).

Die Wohnungen liegen auf den Hochebenen des Serats und innerhalb der weiten, sandigen Küstenebenen nur selten vereinzelt. Hütten und Häuser schließen sich vielmehr zu kleineren oder größeren Siedelungen zusammen. Einzel- heiten aus Berichten der Reisenden über diese selbst sind nur in geringem Umfange vorhanden. Wir können nur über ihre Lage ganz im allgemeinen einige Schlüsse ziehen. Primär bedingend für die Lage einer Siedlung sind immer geographische Faktoren. In einem Kulturland können diese nur günstiger ausgenutzt werden. Hier werden ungünstige Verhältnisse zu überwinden gesucht, um andere vorteilhaftere Bedingungen ausnutzen zu können. Alle verkehrsgeographi- schen, alle geschichtlichen Momente, die bei der Lage der Siedlungen in Betracht kommen, tun dies erst in zweiter Stelle; sie sind von geographischen Faktoren unbedingt ab-

*) Vgl. hierzu die meisten Reiseberichte. Abbildungen bringen z. B. Burchardt, Charnais et Deflers (Excursions au Jemen), Niebuhr und Weber, Forschungsreisen in Südarabien.

II. Die Bevölkerung des Landes.

hängig. In einem modernen Kulturlande vermag die Technik ja Mittel und Wege zu finden, um der Umstimmung der geographischen Verhältnisse vorzubeugen. In einem Halb- kulturland aber kennt man solche Mittel nicht. Hat man früher im Jemen die Wasserkraft rationeller auszunutzen ver- standen und die Gewalt des Wassers zu zwingen gewußt, so heute nicht mehr. Die Siedlungen vermeiden also die Talsohle der Wadis und liegen vielmehr an den Bergrändern, wo wie wir schon oben gesehen haben auch der Schutz vor dem Feinde und die Angriffsmöglichkeit auf ihn größer sind. Die Dörfer und Städte des Serats liegen alle festungsartig hoch über dem Tale. Von hier gelangt der Landmann auf seine Felder und Pflanzungen an den Berg- hängen, von hier gehen zugleich die Bäche aus, die die An- lage befruchten. Ihre Quellen am Bergrande ermöglichen also die Siedlungen überhaupt, aber die Lage der Siedlungen gestattet umgekehrt eine rationelle Ausnutzung und Regu- lierung der Wassermenge sowohl für den direkten eigenen Bedarf als für die Felder. Der Ackerbauer konnte sich keine günstigere, sichere Lage für seine Wohnung suchen. Die Wege innerhalb des Serat gehen daher bergab, bergauf. Für die handeltreibende oder für die nach Mekka pilgernde Bevölkerung waren diese Wege natürlich die denkbar schlechtesten. Auf dem ebenen Zentralplateu, vor allem am Westrande unter dem Einfluß der Feuchtigkeit vom Serat her, war ein Fortkommen günstiger. Hier entstanden die Pilger- und Karawanenstraßen. Hier blühten daher wichtige Siedlungen empor, wie Jerim, Dhamar, Sana.

Ganz anders liegen die Verhältnisse in der Tehama. Der trocknen, sandigen welligen Ebene sucht man zu ent- fliehen. In den Tälern, wo die schwachen Wasseräderchen Felder und Gärten entstehen lassen, liegen die Siedlungen der Tehama. Die Küstenstädte sind Siedlungen, deren Ent- stehung in die Zeit zurückreicht, wo es als eine günstige Landungsbedingung angesehen wurde, wenn man das Schiff oder das Boot auf den Strand ziehen konnte. Die Gunst der Lage war an der ganzen Küste gleich. Wirtschaftliche Momente waren es, die die einzelnen Hafenplätze bedingten. Vor allem ausschlaggebend waren die nahen Kaffeepflanzungen für die Entstehung und Entwicklung Mokkas, Ghalefkas, Adens und Hodeidas. Heute sind diese Küstensiedlungen nur durch die Hilfskräfte kultureller Einrichtungen zu er- halten. Und wenn die Errungenschaften der Kultur auch erst einmal ins Bergland ihren Einzug halten, so werden

Die Bevölkerung des Jemen.

auch die Bedingungen der Lage der Siedlungen variirt wer- den, wenngleich auch nicht vergessen werden darf, daß die Kultur nur da am sichersten fortschreitet, wo ihr die Natur einen günstigen Boden bereitet hat.

Eine bestimmte gesetzmäßige Anordnung der Sied- lungen läßt sich nicht leugnen. In der Tehama ziehen sie an den Wadis hin, auf dem Zentralplateau reihen sie sich von S. nach N. an. Im Serat selbst ist eine Ordnung nach solchem Reihenschema nicht möglich. Ein Blick auf die Karte genügt, um zu zeigen, daß die Siedlungen schein- bar regellos zerstreut liegen; scheinbar weil ihre Lage naturgemäß von dem Gesetz der Wasserversorgung, der Er- tragsfähigkeit des Bodens und der Sicherheit abhängt1).

Bedürfnisse.

Als hauptsächlichste Wirtschaftsformen erkannten wir Ackerbau und Viehzucht. Ihre Erzeugnisse liefern den Unter- halt des Arabers. Das Fleisch tritt dabei hinter die Vegeta- bilien stark zurück. Die Lieblingsfrucht ist die Dattel, das Lieblingsgetränk der Kichr, den man durch ubergießen der Kaffeehülsen mit heißem Wasser gewinnt. Die Bohne selbst wird dazu nicht verwendet, sondern gelangt zur Ausfuhr. Neben der Dattel werden Mehl und Reis noch reichlicher in dem Haushalt des Arabers verwendet. Geistige Getränke, Spirituosen in unserm Sinne, sind den Arabern durch den Koran verboten. Dafür genießt er den Kaattee, der aus den eben entwickelten Ästchen von Catha edulis bereitet

x) Eine streifenförmige Anordnung der Siedlungen wie Behn (a. a. O. S. 58) vermag ich nicht anzunehmen. Wenn er folgende Siedlungsstreifen unterscheidet: Küste, Grenze zwischen Tehama und Abdachungsgürtel, obere Stufe der Tehamatäler, Wasserscheide und Senke im Osten, so frage ich zunächst, wo die Siedlungen des Ab- dachungsgürtels selbst bleiben. Diese Ortschaften des mittleren Serats, diese Siedlungen im Kaffee- und Harazgebirge sind ja aber mit die bedeutendsten; ich erinnere an Menakha, Hadie, Udden und Dschöbla. Und selbst wenn wir diesen sechsten Streifen in die Behnsche Reihe einfügten und die beiden Streifen „Grenzen zwischen Tehama und Abdachungsgürtel und obere Stufe der Tehamatäler vereinigten denn ich vermag keine scharfe Differenzierung zwischen beiden zu treffen so kann ich ein bestimmtes Verhältnis der Siedlungs- dichte dieser Streifen nicht erkennen. Der einzige Grund einer solchen Annahme von Siedlungsstreifen erscheint mir in dem Be- streben zu liegen, die Siedlungen den orographischen Teilen ein- gliedern zu wollen. Diese Eingliederung ist bei Behn aber eine rein äußerliche, zumal da die Siedlungsverhältnisse viel zu unbe- kannt sind, um aus den wenigen Zahlen von Einwohnern und aus der Karte Schlüsse auf die Siedlungsdichte ziehen zu können.

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II. Die Bevölkerung des Landes.

wird. Diese sowie die Blätter geben ein berauschendes Mittel, das gekaut wird; neben dem Kaatkraut fehlt auch der Tabak beim Araber nicht.

Mit wachsender Berührung zwischen Arabern und Europäern steigern sich auch die Bedürfnisse des Jemeniten. Aber der Reichtum des eigenen Landes läßt immerhin nur in untergeordnetem Maße die Begehrlichkeit nach den Ge- nüssen der Kulturmenschen aufkommen. Die Einfuhr der Lebensmittel richtet sich nach dem durch die einheimischen Erzeugnisse bedingten Geschmack, ebenso wie wir auch in der Kleidung nur eine geringe Beeinflussung durch europäische Art finden. Die alten Überlieferungen bestimmen in dieser Hinsicht fast noch ganz die heutige jemenische Mode: ein Stück Leinwand um die Lenden und eine enganliegende Jacke in der Tehama, oder eine bauschige, hemdartige stets mit Indigo gefärbte Bluse in dem Serat bei den Männern; bei den Frauen als Beinkleid ein enganschließendes blaues Tuch, unten mit Gold- und Silberstreifen umlegt. Der Kopf wird bei Mann und Frau von einem blauen Tuch umwunden1).

Die Hausgeräte des Jemeniten zeigen keine besonderen Eigenarten. Auch in ihnen zeigt sich kaum eine Beeinflus- sung von Seiten des Europäers. Die Bettstatt, eine ein- fache Pritsche, die kleinen niedrigen Schemel, das Dreifuß- gestell mit der hohen türkischen Pfeife und der muselma- nische Rosenkranz werden in keiner Hütte fehlen2).

2. Juden und Christen.

Ein zweites wichtiges Element neben dem Araber bildet im Jemen der Jude. Seine Stellung ist heute eine ziemlich gedemütigte; in den Städten und Dörfern wohnt er in eigenen Vierteln, verachteten Handwerken obliegend. Bis jetzt waren die Juden meist auf das gebirgige Jemen beschränkt. Neuerdings scheinen sie allerdings auch in der Tehama mehr und mehr Platz zu greifen, wahrscheinlich unter dem Einfluß des steigenden Verkehrs nach der Küste gezogen3). Ihre Anzahl soll im Jemen 60 000 betragen4); allerdings hat in den letzten Jahren eine starke Abwande- rung nach Palästina eingesetzt.

Neben dem arabischen und jüdischen verschwindet das christliche Element fast vollständig. Die Mission hat bisher

*) Glaser, Von Hodeida nach Sana, S. 3.

2) Vgl. Niebuhr, Deflers, Glaser, Von Hodeida nach Sana.

3) Glaser, Von Hodeida nach Sana, S. 46.

4) Behn, a. a. O. S. 53.

Die Bevölkerung des Jemen.

keine nennenswerten Erfolge erzielt. Von den ehemaligen Beständen der Christen soll noch im Nedjran ein kleiner Rest zurückgeblieben und bis auf unsere Tage erhalten sein1). Sonst wird das christliche Element nur gebildet von den wenigen europäischen Handelsleuten, Faktoreibesitzern und Konsulatsbeamten der Küstenstädte. Die Kaufleute,, die von Amerika, Indien, Persien, Afrika und dem übrigem Arabien ihre Handelsgeschäfte in Aden oder Hodeida er- ledigen, bilden mit den Europäern die einzigen Fremden, abgesehen von den Pilgern, die in großer Zahl jährlich die Insel Kamaran berühren. Der Prozentsatz wird noch durch die Anwesenheit von 40 bis 50 Bataillonen türkischer Truppen gehoben. Die Soldaten bleiben aber nur 3 Jahre im Lande, lange genug in Anbetracht der vielen Strapazen und Gefahren, die ihnen hier draußen begegnen2).

3. Übersicht über die Gesamtbevölkerung3). Die Angabe der Bevölkerungsziffer kann wiederum analog der Größenverhältnisse nur eine angenäherte sein. Das Mittel der eignen Nachprüfung fehlt hierbei und damit auch die Möglichkeit, die erheblichen Differenzen in den Angaben kritisch zu prüfen und darüber zu entscheiden. Wagner und Supan ^) nehmen für den Jemen und Asyr 750000 Einwohner an, für Aden und die britischen Be- sitzungen 172 000 Einwohner, zusammen 920 000 Einwohner. Einer späteren Aufstellung zufolge bringt Supan5) für Aden 44 000 Einwohner, für Kamaran 100 Einwohner, für britisches Südarabien 140000 Einwohner, also rund 184 000 Einwohner für die englischen Besitzungen in Anschlag, während er für Jemen und Asyr 750 000 Einwohner beibehält. Die Ge- samtsumme würde demnach 934 000 Einwohner sein und sich von der ersten Berechnung wenig unterscheiden. Rec- lus6) zählt für die drei jemenischen Kreise Sana, Hodeida und Taiz 190 000, 130000 und 50 000 Einwohner, für Asyr 160000 Einwohner, für den türkischen Jemen und Asyr also 530000 Einwohner. Das ist beträchtlich weniger als Supan. Ganz im Gegensatz zu diesen Zahlen stehen die wieder- holten Angaben der englischen Konsulatsberichte von

!) Behn, a. a. O. S. 54.

2) Burchardt, a. a. O. S. 599.

3) Vgl. 1. Tabelle.

4) Wagner und Supan, a. a. O. S. 120.

5) Supan, a. a. O. S. 24.

6) Reclus, a. a. O. IX S. 924.

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II. Die Bevölkerung des Landes. Die Bevölkerung des Jemen.

Hodeida1), die für den Jemen eine Einwohnerzahl von 3 Mill. Einwohnern angeben. Worauf diese Annahme beruht, ist mir vollständig unklar. Allem Anschein nach ist die Zahl viel zu hoch gegriffen. Ich selbst glaube, daß die Bevölke- rungsziffer des zur genaueren Betrachtung stehenden Ge- biets 500000 Einwohner kaum übersteigt. Das ergäbe eine Volksdichte von ungefähr 4 Einwohnern pro Quadratkilometer, eine Dichte, die der Supanschen Zahl gleichkommt.

x) Diplomatie and consular reports on trade and finance. Trade of Jeddah, reports for the years 1890-1897.

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III. Zur Wirtschaft des Landes.

1. Kapitel.

Industrie des Landes.

Zeigte uns der erste Abschnitt, welche mineralischen Schätze der jemenische Boden birgt, und welche pflanzlichen und tierischen Erzeugnisse er hervorzubringen vermag, er- öffnete uns der zweite Abschnitt einen Einblick in die Lebens- art, die geistigen Fähigkeiten und die Bedürfnisse des Arabers, so wird der letzte Abschnitt die nebeneinander gesponnenen Fäden der . Betrachtung zusammenfassen müssen und uns zeigen, wie der Bewohner des Jemen sei er heimisch oder fremd mit den gebotenen Gaben wirtschaftet, wie er das Fehlende zu ergänzen und das über den Bedarf hinaus Gewonnene abzusetzen versteht.

Die mineralischen, pflanzlichen und tierischen Rohpro- dukte bieten dem Jemeniten zu industrieller Betätigung nur geringen Anlaß. Ein Halbkulturvolk beschränkt sich eben entweder nur auf einen eigenen Verbrauch und einen ge- ringen Austausch mit den Nachbarstämmen, oder es greift noch weit lieber zu den ihm mühelos dargebotenen ge- brauchsfertigen Waren der Kulturvölker. In Südarabien kom- men als Ursachen einer dauernden Stagnation der unbe- trächtlichen Industrie noch der ungewisse politische Zustand des Landes, die Unwissenheit und der Mangel einer wirt- schaftlichen Erziehung der Bevölkerung erschwerend hinzu. Von den wenigen mineralischen Produkten des Landes es waren geringfügige Mengen von Gold, Eisen, Kohle, Schwefel, Achat, Steinen und Salz werden in Sana Achate und ähnliche edle Steine zur Fabrikation gefaßter Steine, Ringe, Knöpfe, gravierter Stempel, Halsbandkugeln und muselmännischer Rosenkränze verwandt x). Die Korallensteine werden hier und da in Kalkbrennereien verarbeitet. Schon Niebuhr2) erzählt uns von einer solchen bei Loheia. Eine

!) Barday a. a. O. S. 227. 2) Niebuhr a. a. O. S. 352.

III. Zur Wirtschaft des Landes.

Ziegelbrennerei bei Beit el Fakih (D. 6) und eine Töpferei bei Hes werden ebenfalls bei Niebuhr1) genannt; doch habe ich nichts darüber erfahren können, ob diese Industrien noch heute an diesen Orten erhalten sind oder gar eine größere Ausdehnung gewonnen haben.

Von den tierischen Produkten werden in industriellen Betrieben nur die Häute verarbeitet. Gerbereien findet man in einzelnen Orten der Tehama, wo sie speziell von an- sässigen Persern betrieben werden sollen2). Wir werden gelegentlich der Besprechung des Ausfuhrhandels von Ho- deida nochmals einen kurzen Blick zu werfen haben auf den in überraschendem Maße steigenden Umfang des Vertriebes an Häuten und Fellen3).

Auch pflanzliche Erzeugnisse werden nur in ge- ringem Maße industriell verwertet. Das Asalkraut wird in Gruben zu einer schwarzen Masse verbrannt. Ihr wird rohe Soda entnommen, die zur Fabrikation von Seife dient, der schwarze Rückstand findet als Farbstoff Verwendung4). Aus den Fasern eines andern Krautes, Salap genannt, fertigt man die zum Versand des Kaffees notwendigen Säcke, Matten, Taue und Sandalen. Doch werden zur Herstellung letzterer auch andere Pflanzenfasern benutzt5). Zwei Industrien, die auf Verwertung pflanzlicher Roherzeugnisse beruhen, treten in dem engen Rahmen jemenischer Fabrikation be- sonders hervor: die Weberei und die Produktion der Indigo- farbe. Die Weberei soll sich von Jemen aus über den ganzen Orient verbreitet haben. Sie wird heute besonders in den Orten der Tehama gepflegt. Obgleich die Zeichnung der Stoffe immer nur in länglichen, verschiedenfach kolo- rierten Bändern besteht, so kennen die arabischen Weber doch tausenderlei Manieren der Strahlung und Farbenkom- bination. Die zur Verarbeitung gelangenden Garne sind jedoch vorwiegend ausländischer, meist amerikanischer, eng- lischer und indischer Herkunft. Sie werden uns daher als Importartikel später noch einmal beschäftigen müssen. Die Fabrikation des Indigofarbstoffes wird namentlich im Nieder- serat, z. B. bei Aideh (E. 8) zwischen Taiz und Hes im großen betrieben6). Die Indigofarbe wird im Jemen am

!) Niebuhr a. a. O. S. 590.

2) Sprenger a. a. O. S. 147.

3) Vgl. S. 84.

4) Glaser, Von Hodeida nach Sana, S. 2.

5) Botta, Relation d'un voyage, S. 54.

6) Manzoni a. a. O. S. 56.

Handel und Verkehr im Binnenlande.

häufigsten verwendet. Alle Kittel, Blusen und Tücher sind blau, und selbst der Körper des Arabers spiegelt nicht selten dieses von den Kleidern abgefärbte Indigo wider.

2. Kapitel.

Handel und Verkehr im Binnenlande.

Die mineralischen und pflanzlichen Bodenerzeugnisse, die tierischen Rohprodukte und die wenigen Fabrikate werden vielfach wieder an Ort und Stelle von Jemeniten selbst ver- braucht. Aber doch und das ergibt sich ja aus dem Wechsel des Bodenbaues und des Klimas, sowohl als aus der Differenzierung der Pflanzenwelt wird auch, bei dieser verhältnismäßig geringen Kultur sich hier ein Überschuß, dort ein Mangel an Lebensmitteln und sonstigen, das geringe Bedürfnis des Arabers befriedigenden Gegenständen zeigen. Dieser Gegensatz zwischen Reichtum und Armut, zwischen bequemer Versorgung und langwieriger Beschaffung der nötigsten Mittel hatte ja schon im Altertume die kriegerische wie kommerzielle Berührung der einzelnen Nachbarstämme erzeugt. Und so finden wir heute, wo sich der Einfluß der Kultur und „Unkultur" der Zivilisation auch bis in die steinigen Wüsten Innerarabiens sich geltend macht, einen lebhaften Handel zwischen den Bewohnern des Zentral- plateaus und denen des' Serats einerseits und zwischen letz- teren und den Tehamabewohnern andererseits.

1. Handel und Verkehr im Berglande.

Als Mittelpunkt des Binnenhandels darf wohl die Haupt- stadt des Landes, Sana, angesehen werden. Schon seit dem grauen Altertum spielt sie, die älteste Stadt der Welt1), der Thron von Jemen, die Mutter der Erde, die führende Rolle im wirtschaftlichen und politischen Leben des Berglandes. Ihre Einwohnerzahl wird verschieden hoch angegeben. 70 000 scheint mir etwas zu hoch gegriffen2). Im allgemeinen darf

!) Burchard a. a. O. S. 599.

2) Hübners Statist, geogr. Tabellen, Ausgabe 1911.

III. Zur Wirtschaft des Landes.

man 50 000 Einw. annehmen, worunter vielleicht 6000 Juden und 3000 Soldaten mit einzuschließen sind. Zur Versorgung dieser Menschenmenge reichen die Früchte der eigenen Gärten nicht aus. Aus dem Harazgebirge kommt Kaffee, aus dem Hochserat Getreide, aus dem Arhab Holz, Früchte und Fische. Die Tehama versorgt Sana mit Datteln, und von Mareb gelangen Kamelkarawanen mit Ladungen von Salz nach Sana. Neben den heimischen Produkten gelangen von den Hafenplätzen Aden und Hodeida noch manche fremden Erzeugnisse dorthin, die mit eindringender, steigen- der Kultur als nützlich und notwendig erkannt sind, oder die dazu dienen, die Genußsucht und die Eitelkeit des Arabers zu befriedigen. Von diesen Dingen muß ja später bei der Besprechung der Einfuhr nach Hodeida nochmals die Rede sein. Es sind Gold- und Silberwaren, Seidenstoffe und Baumwollkleider, Faden und Garne zum Weben, Schieß- pulver, Glas und Tabak. Für den Gebrauch der Juden kom- men noch Spirituosen und Liköre hinzu. Der Handel ruht besonders in den Händen der Juden. Doch finden wir neben diesen auch arabische, persische, indische Makler und Kauf- leute aus Abessinien und dem Hedschas x). Europäische Firmen sind meines Wissens in Sana nicht vertreten.

Viele Produkte werden auch nur vorübergehend in Sana aufgestapelt, um dann von hier aus weiter transportiert zu werden. Die Nahrungsmittel werden weiter nach dem Hadramaut gebracht oder auf der Pilgerstraße mit nach Mekka geführt. Allerdings ist die alte Bedeutung der be- rühmten Straßen von Sana nach Sada (E. 2) und von da nach Mekka und Syrien einerseits und nach Basra anderer- seits durch den Dampferverkehr von Aden und Hodeida nach Dschidda untergraben.

Die Pilgerstraßen muß man sich anfangs, von Sana ausgehend, als schmale, durch Täler und Schluchten und über Berge und Ebenen hinführende Pfade, von Sada aber als breite, ausgetretene, über die Wüstenebenen hingehende Bahnen denken, auf denen Hunderte von Kamelen schwärmen, um ihre Nahrung zu suchen2). Der Weg von Mareb nach Sana ist durch die nomadisierenden Beduinen gefährdet. Trotzdem die Karawanen immer bedroht sind, und trotz der Beschwerlichkeiten des Reisens in der ausgedörrten, vegetationslosen Wüste, die erst kurz vor den Gärten Sanas endet, ist der Verkehr dennoch lebhaft im Flusse.

!) Playfair a. a. O. S. 28. 2) Sprenger a. a. O. S. 125.

Handel und Verkehr im Binnenlande.

Auch manche anderen Orte im Berglande bilden für die Eingeborenen wichtige Märkte. An bestimmten Wochen- tagen finden sie sich in diesen einzelnen Plätzen zusammen, bringen die Erzeugnisse ihrer Felder und die von den Hafen- plätzen stammenden fremdenWaren herbei, um sie gegen andere einzutauschen. Solche wichtige Marktplätze im Jnnern sind die an der Straße von Aden nach Sana gelegenen Orte Dhamar und Jerim. Dhamar (F. 6) ist ein Ort von 12000 Einw. mit großer militärischer Besatzung1). Jerim (F. 6) ist heute nur ein kleines Städtchen, scheint aber früher eine größere Rolle gespielt zu haben. Weitere wichtige Märkte sind Taiz (F. 8) und Menakha (E. 6), Orte mit 3000 und 5000 Einw. Taiz ist Mittelpunkt des Vertriebes von Kaffee. Nach Zwemer2) sollen in diesem Orte sogar vier griechische Läden sein. Menakha ist das Emporium des Kaffeehandels.

2. Handel und Verkehr in der Tehama.

Die Orte der Tehama sind Sammelplätze der Produkte, die aus den Bergen zu den Hafenplätzen gelangen sollen, und Ausgangspunkte der von den Häfen anlangenden Waren. Als alte Handelsstadt wird zuerst Zebid (D. 7) gerühmt. Die Stadt besitzt 20000 Einw. Ihre fruchtbaren Gärten ge- statten es ihr, die ganze Tehama mit Früchten, wie Gra- naten, Kokosnüssen, Tameriskenschoten und Obst, zu ver- sorgen 3). Dazu gesellen sich noch auf seinem Markte auf- gestapelte Waren : Kaffee, Honig, Indigo und Gummi4). Die meisten heimischen Produkte, vor allem der Kaffee, gelangen nach den Hafenplätzen Moka und Hodeida. Seit der Ver- sandung von Ghalefka (C. 7) sind die Beziehungen Zebids zum Meere allerdings ungünstigere geworden, zumal da jetzt vielfach ein Zwischenmarkt überhaupt als überflüssig erkannt wird und Hodeida in der westlichen Tehama die wirtschaft- lichen Fäden in sich zu vereinigen sucht. Sinkt so allmäh- lich die alte Bedeutung Zebids..als Sammelpunkt der Kauf- leute aus Hedschas, Abessinien, Ägypten, Persien und Indien5), so teilt mit ihr das gleiche Geschick der Ort Beit-el-Fakih. Ehemals ein großer Inlandsmarkt für Kaffee, gerät er jetzt auch durch die Entwicklung Hodeidas ins Hintertreffen. Als

!) Burchardt a. a. O. S. 606.

2) Zwemer a. a. O. S. 62.

3) Deflers a. a. O. S. 314.

4) Playfair a. a. O. S. 26.

5) Edrisi-Jaubert, Recueil de voyages et de memoires, S 5.

III. Zur Wirtschaft des Landes.

ein schwerwiegendes Moment für das Verblühen dieser Tehamastädte kommt nicht nur die allmähliche Heraus- bildung Hodeidas als des jemenischen Hafens der Küste des Roten Meeres, sondern auch die wachsende wirtschaftliche Entfaltung von Aden in Betracht, die es besonders seiner von den Engländern mit bewundernswertem wirtschaftlichen Scharfblick durchgeführten Erhebung zum Freihafen es geschah dies bereits im Jahre 1850 verdankt. Während die türkischen Häfen noch einen erheblichen Ausfuhrzoll er- heben, kommen die Waren in Aden billiger zum Export und werden damit also auch in Aden schneller und lieber gekauft. Der Handel aus dem Innern des Jemen heraus und in dasselbe hinein wird daher in immer einseitigerer Weise nach Aden abgezogen. Darunter leiden aber nicht nur die Hafenorte am Roten Meere, sondern auch die Orte der west- lichen Tehama aufs empfindlichste; ganz abgesehen davon, daß diese starke Beeinflussung von Aden her überhaupt dem Ansehen und der Macht der Türkei schadet. Zwischen Arabern und Engländern knüpft sich so ein weit engeres Interessenband als zwischen jenen und den Türken. Nicht lange, so wird dies durch die freundschaftliche und gewin- nende Art des britischen Geschäftsmannes, sowie die sichereren und gewinnreicheren Geschäftsabschlüsse, die mit diesem erzielt werden, auch zu einer politisch gleichfühlenden Inter- essengemeinschaft führen.

3. Die wichtigsten Verkehrswege.

Die wichtigsten Handels- und Karawanenwege, die aus dem Innern nach den Küstenorten führen lassen sich aus der beiliegenden Karte und den Reiserouten ersehen1) , benutzten die Forscher bei ihrer Landdurchquerung, die im letzten Grunde immer wieder dasselbe Ziel, nämlich Sana, hatte, doch meist diese öffentlichen Wege. Der Tariq-el-Bar führt von Sana (F. 5) über Menakha (E. 5) nach Badjil (D. 6), von wo er eine Straße nach Hodeida hin entsendet; er selbst aber geht über Beit el Fakih (D. 6) und Zebid (D. 7) nach Moka weiter. Ein zweiter Weg verbindet Sana mit Moka über Dhamar (F. 6), Jerim (F. 6), Djöbla (F. 7), Udden (E. 7) und Hes (D. 8). Es ist der Tariq el Jemen. Von ihm ab zweigt sich bei Jerim der Tariq Zabi, der uns nach Aden führt, anfangs ein schmaler, gepflasterter Weg, später vor Aden eine gut chaussierte Straße2). Im großen

!) Vergl. Tabelle 2.

2) Burchardt a. a. O. S. 616.

Handel und Verkehr im Binnenlande.

ganzen sind die Wege kaum mehr als Kamelpfade. Nur selten spürt man einen Hauch europäischer Kultur, wenn man eine wohlgefügte Steinbrücke, einen primitiven, nied- rigen Unterkunftschuppen oder einen jener flachen breit- randigen Brunnen antrifft. Die türkische Regierung tut ja nichts für die Instandsetzung oder den Ausbau der Wege, wenngleich sie sich dadurch nur ins eigene Fleisch schnei- det : wird doch durch die Unwegsamkeit des Landes der Truppentransport außerordentlich erschwert. Auf diesen Ta- riqs verkehren wöchentlich ein oder mehrere Kamelposten, die den brieflichen Austausch vermitteln.

4. Telegraphenlinien.

Gefördert werden die kommerziellen Beziehungen durch einige Telegraphenlinien. Abgesehen von einem von Suez über Perim nach Aden führenden Kabel, besteht eine tele- graphische Verbindung von Dschidda über Konfuda nach Loheia und Hodeida. Von hier haben einmal Sana über Badjil (D. 6)-Menakha (E. 5), ferner Moka über Zebid(D.7) und Hes (D. 8) und schließlich Taiz (F. 8) über Hes tele- graphischen Anschluß; Anschluß, soweit die Leitungen nicht gerade zerstört sind. Doch wird oft für Tage, ja Wochen die Bedeutung der Telegraphenlinie eine illusorische, da wenn einmal* beschädigt die Verbindung aus Mangel an ge- schultem Personal nicht sofort wieder hergestellt werden kann.

5. Projektierte Eisenbahnen.

Sehr interessant waren mir zwei Nachrichten von pro- jektierten Eisenbahnen im Jemen. Beide sollen nach Sana führen, die eine von Hodeida, die andere von Aden aus. Die erste soll am Ras Khetisch beginnen, da hier die Lan- dungsverhältnisse noch bessere sind als in Hodeida. Über Hodeida führt sie immer dem Tal des W. Sanfür folgend bis Sana. Ihre Trace ist schon abgesteckt. Auch Material- offerten sind bereits eingeholt. Die Verwaltung der Ham- burg-Amerika-Linie (arabisch -persischer Dienst) schrieb mir im Dezember 1910: „Zweifellos wäre mit dem Bau der Bahn anfangs 1911 durch eine französische Gesellschaft be- gonnen worden, wenn die letzte türkische Anleihe in Frank- reich plaziert worden wäre; was aus dem Bau wird, nach- dem sich dieser Anleiheversuch zerschlagen hat, vermögen wir nicht zu sagen." Unterdes scheint mit den Vorarbeiten doch begonnen zu sein; jedenfalls brachten die Tages-

Iii. Zur Wirtschaft des Landes.

Zeitungen während des Sommers 1912 die Nachricht, daß italienische Kriegsschiffe durch eine Beschießung Hodeidas die Arbeiten am Eisenbahnbau zum vorläufigen Stillstand gebracht hätten. Die unglückliche politische Lage der Türkei läßt nur wenig Hoffnung aufkommen, die Bahn bald ihrer Vollendung entgegengeführt zu sehen. Die zweite Bahnlinie ist von Aden nach Dhala (G. 8) und späterhin nach Sana geplant1). Es ist dies ein englisches Unternehmen, das da- mit sowohl einem wirtschaftlichen Bedürfnis nachkommen, als auch den englischen Einfluß auf den Jemen erweitern will.

3. Kapitel.

Der Handel von Kamaran, Perim, Schech Said, Moka, Ghalefka und Loheia.

Der Zugang zum Jemen liegt in britischer Hand. Der Einfluß Englands tritt daher auch im Außenhandel des Lan- des stark gegen die anderen Mächte hervor. Aden, Jerim und Kamaran, Stützpunkte englischer Macht, beherrschen die Gestade Südarabiens. Aden müssen wir als dem wich- tigsten Hafenplatz eine ausführliche Beachtung schenken. Perim und Kamaran spielen ebenso wie Loheia, Ghalefka, Moka und Schech-Sai'd nur eine untergeordnete Rolle. Diese seien daher kürzer abgetan als der andere jemenische Hafen im Roten Meere, als Hodeida, der einzige, der internationalen Verkehr aufweisen kann.

1. Kamaran.

Der englische Hafen und Stützpunkt im Roten Meere, Kamaran, hat nur eine geringe Bedeutung. Im internatio- nalen Verkehr spielt er keine Rolle; nur zu Zeiten stürmischer See wird er ab und zu von Schiffen verschiedener Länder angelaufen. Perlfischer suchen von hier aus ihre Ware los- zuwerden. Kohlen, Eis und Wasser werden von fremden Schiffen eingeführt, einmal, um in dem geschützten Hafen, der zwischen Insel und Festland liegt und eine gute Rhede hat, andern Dampfern die Neuaufnahme von Kohlen zu er- möglichen, andererseits um den Pilgerscharen, die in Kamaran

!) Geogr. Anzeiger 1905, S. 161.

Handel von Kamaran.

in Quarantäne gehen müssen, durch Eis und Wasser die Beschwerlichkeiten der Reise zu lindern. Die meisten Schiffe bringen Pilger, die nach kurzem Aufenthalt nach Dschidda weiter gebracht werden. Je nach den jeweils herrschenden Gesundheitsverhältnissen in den Heimatländern der Pilger und in den Orten, die sie passieren müssen nicht zuletzt in Mekka selbst je nach den durch ungünstige Jahre bedingten Hungersnöten und den kriegerischen Verwicklungen der mohammedanischen Völker kommen bald mehr, bald weniger Islamiten nach Mekka, passieren viele oder wenige die Quarantänestation von Kamaran. Diese Umstände be- dingen es auch, daß bald jener Völkerstamm, bald dieser reicher vertreten ist. Tabelle 8 im Anhang möge das Ge- sagte zahlenmäßig bestätigen1). Die Jemeniten sind nur in verschwindend kleiner Menge in der Tabelle vertreten. Wir dürfen aber daraus nicht ohne weiteres den Schluß ziehen, daß Jemeniten überhaupt in geringerer Anzahl nach Mekka pilgern. Die größte Menge wird sogar auch per Dampfer nach Dschidda gebracht. Ich entnehme den englischen Konsulatsberichten für 1896, daß in Dschidda 1896: 3409, 1897: 3177 Jemeniten und Bewohner des Hedschas landeten. Die meisten Jemeniten scheinen eben Kamaran zu meiden. Andere werden den Landweg vorziehen. Der Schiffsverkehr richtet sich z. T. nach dem Andrang der Pilger. Die ein- zelnen Nationalitäten, wie die Engländer, Holländer, Fran- zosen, bringen in eigenen Schiffen die ihrem Schutz unter- stellten Pilger. Dazu kommen Segelschiffe und Dampfschiffe anderer Staatsangehörigkeit, um, wie schon oben gesagt, Kohlen, Eis und Wasser zu bringen oder zu nehmen, oder um Schutz gegen die Unbilden des Wetters zu suchen. Tabelle 72) veranschaulicht den Schiffsverkehr Kamarans.

Die Tabelle ist zusammengestellt aus den Angaben der Diplomatie and consular reports, trade of Jeddah und Hodeida Nr. 2006, Nr. 2203 und Nr. 2926 für die Jahre 1896, 1897 und 1899 bis 1901, sowie trade of Hodeida and Camaran Nr. 3497 für die Jahre 1902 bis 1904. Die Angaben in Nr. 2926 für 1899 bis 1901 erstrecken sich leider nur auf das letzte Jahr. Statistische Angaben jeglicher Art fehlen daher von den Jahren 1898, 1899, 1900. Ebenso war es mir nicht möglich, neueres Material zu erhalten, das über 1904 hinausgeht, da neuere englische Konsulatsberichte bisher nicht vor- liegen. Die Lücken für die genannten Jahre machen sich auch bei allen weiteren statistischen Angaben von Hodeida empfindlich be- merkbar. Es sei hinzugefügt, daß mir die englischen Konsultats- berichte durch die Commerz - Bibliothek in Hamburg bereitwilligst zur Verfügung gestellt wurden.

2) Aus englischen Konsulatsberichten.

III. Zur Wirtschaft des Landes.

Eine genaue Gesetzmäßigkeit läßt sich in ihm nicht erkennen. Im großen ganzen ist eine Zunahme der Schiffs- und Tonnen- zahl in den letzten Jahren zu verzeichnen. Unter den Seglern nehmen die kleinen türkischen Schiffe, deren Ver- kehr sich nur von Hafen zu Hafen erstreckt, die größte Rolle ein. Den Hauptanteil an der Menge der verkehrenden Dampfschiffe stellt England. Die andern Nationen kommen ihm gegenüber kaum in Betracht. Dem Transport der Pilger dienen vorzugsweise die türkischen und die holländi- schen Schiffe; die wenigen deutschen Schiffe, die anliefen, fallen nicht ins Gewicht.

2. Perim.

Die zweite englische Insel im Bereiche Südwestarabiens am Ausgange des Roten Meeres ist Perim. Sie ist seit 1837 endgültig in britischen Besitz übergegangen, nachdem sie es schon von 1799 bis 1801 vorübergehend gewesen war. Als Handelsplatz bietet sie ebenso wie als strategischer Punkt für die Briten nur geringe Vorteile. Zwar liegt die etwa 10 Quadratkilometer große Insel mitten in der Straße von Bab el Mandeb. Aber bei voller Vegetations- und Wasser- losigkeit vermag sie „das Tor der Trauer" nicht zu be- herrschen. Ihr kleiner, aber tiefer Hafen, der sieben Schiffen zu gleicher Zeit Raum bietet, wird daher nur als Kohlen- hafen benutzt. Weiterhin befinden sich hier eine Wasser- und eine Eisfaktorei. Die 150 Einwohner werden von der arabischen Küste aus mit Wasser und Nahrungsmitteln ver- sorgt, bis wohin sie von Aden aus auf dem Rücken von Kamelen gebracht werden. Die einzige gewinnbringende Beschäftigung der Einwohner außer dem Löschen von Kohlen und der Versorgung der Dampfer mit Eis und Wasser be- steht im Fischfang. Sardinen und Rotbarsche, sowie Perlen und Schildkröten gehen in die Netze. Der Hafen von Perim, die Brown's Bay, liegt geschützt und würde einen wichtigen Stützpunkt englischer Schiffahrt bilden können, wenn nicht die Natur die Insel zu stiefmütterlich ausge- stattet hätte. Heute ist Perim nur als Telegraphenstation zwischen Hodeida und Aden und als Träger eines Leucht- turmes wichtig.

3. Schech-Sai'd. Perim gegenüber auf dem Festlande liegt die Lagune von Schech - Said, die keine wirtschaftliche Bedeutung hat. Zwar wurde sie 1868 von einer französischen Gesellschaft

Handel von Perim, Schech-Sa'i'd und Moka.

besetzt, um hier eine Faktorei zu begründen. Die Franzosen hofften gegenüber von Djibouti und Obock, am Eingange des Golfes von Tadjourah, sich somit einen Stützpunkt als Pendant in Arabien schaffen zu können, der ihnen nicht nur allein handels- und wirtschaftsgeographisch, sondern auch politisch wichtig erscheinen mochte. Die Hoffnungen, die sich die Franzosen gemacht hatten, erfüllten sich aber nicht. Ja, die Besitzungen sind aufgegeben worden. Die Lagune bietet nur bei stürmischen Winden gelegentlich einen schützenden Schlupfwinkel. In letzter Zeit berichtete der englische Konsul von Hodeida von Eisen- und Kohlen- funden in Schech-Said. Wie weit die Angaben auf genauen Bodenuntersuchungen beruhen, weiß ich nicht. Ob deren Ausbeute einmal größeren Umfang annehmen und damit Schech-Sai'd einmal begehrenswerter werden wird, ist eine Frage der Zeit, deren Lösung heute nicht vorauszusehen ist.

4. Moka.

Von kaum größerer Bedeutung ist heute der Küsten- ort Moka, der ehedem blühendste Hafen Arabiens, dessen Name nur in dem Produkt noch fortlebt, dessen Ausfuhr ihm seinen alten Ruhm verschafft hat. Als Mitte des 15. Jahrhunderts der Wert des Kaffees erkannt wurde, er- stand Moka. Im 17. Jahrhundert schon haben englische und holländische Gesellschaften ihre Faktoreien am Platze, die den Handel sowohl mit indischen als europäischen Häfen besorgen. Die jährliche Ausfuhr soll damals eine Höhe von 160000 M. erreicht haben. Zu dem Kaffeetransport kam ein umfassender Handel mit Tüchern, Wollwaren, Kleidern, Kram-, Seiden- und Schnittwaren unter denen solche aus Nürnberg genannt werden , dazu Pfeffer, Ge- würze, Waren aus dem malayischen Archipel und China1). Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kamen Franzosen, zu Be- ginn des 19. Jahrhunderts Amerikaner nach dort2). Aber so schnell die Stadt erstand, so schnell verblühte sie auch wieder. Aus dem stolzen Ort mit seinen 30—40000 Ein- wohnern, mit seiner bedeutenden Rhede, auf der 100 Schiffe zugleich Platz hatten, wurde ein armseliges Dorf mit 300 Bewohnern. Der Hafen ist versandet; die Schiffe müssen weit draußen vor der Küste Anker werfen. Dieser Um- schwung trat mit der Besetzung Adens durch die Engländer ein. Der Freihafen Aden zog allen Verkehr aus dem Hinter-

x) Playfair, a. a. O. S. 20. 2) Harris, a. a. O. S. 11.

III. Zur Wirtschaft des Landes.

lande an sich. Abgeschnürt von diesem, verlor Moka seine Bedeutung sowohl als Ausfuhr, als auch als Durchgangs- hafen. Heute nimmt es am internationalen Handel keinen Anteil. Welche Entwicklungsmöglichkeiten in dem Orte liegen, ist schwer festzustellen. Playfair1) glaubt, daß Moka recht wohl neben Aden bestehen könne. Es darf aber bei der Beurteilung dieser Frage nicht außer acht gelassen werden, daß der einst blühende Handel auf der Ausfuhr des Kaffees beruhte. Seit dem Rückgange Mokas haben nun aber andere Länder ich erinnere nur an Brasilien ver- standen, sich den Vertrieb der Kaffeebohnen zu sichern. Ja, die Produktion ist eine derart große geworden, daß der Verbrauch ihr nicht gewachsen ist. Unter diesen Umständen erscheint es mir fraglich, ob Moka rivalisierend in den Kaffeehandel eintreten kann. Denn auch die Zeit ist vor- bei, wo der Kaffee als Luxusgetränk aus einer einwandfreien Sorte Bohnen zubereitet werden sollte; und nur die Aus- fuhr einer exquisiten Bohne käme für Moka in Betracht. Eine Hauptbedingung für sein Aufblühen wäre außerdem allerdings darin stimme ich Playfair zu eine Besse- rung der Verwaltungsverhältnisse im Lande. Politisch ist Moka deshalb von Interesse, weil Italien von Erythrea aus sein Augenmerk darauf gerichtet hat2).

5. Qhalefka und Loheia.

Auch die beiden andern Küstenorte Qhalefka und Lo- heia verdienen heute kaum der Beachtung. Ersterer ist vollständig versandet. Sein alter berühmter Hafen, der be- sonders für Zebid von Bedeutung war, ist heute nicht mehr vorhanden. Wenige Fischer und Schafhirten bewohnen den kleinen Flecken.

Etwas üppiger ist das Leben in Loheia. Früher war die Stadt .ebenfalls durch seine Ausfuhr von Kaffee bekannt. Noch Niebuhr3) erzählt, daß der Kaffee des benachbarten Serats in den Hafengebäuden Loheias in mächtigen Bergen aufgeschüttet gelegen hätte, um von den Hülsen gereinigt zu werden. Zwar wären die Bohnen nicht so gut wie die aus anderen Gegenden des Jemen, dafür aber wohlfeiler und ihr Transport billiger, da Loheia weiter nördlich ge- legen sei. Von hier aus brachten ihn Kaufleute aus Kairo

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1) Playfair, .a. a. O. S. 22.

2) Glaser, Über meine Reise nach Arabien, S. 18. 8) Niebuhr, a. a. O. S. 351.

Handel von Hodeida.

auf den Markt von Ägypten und Europa. Heute ist der Hafen vernachlässigt und wertlos; von irgendwelchem Handel und Verkehr verlautet nichts.

4. Kapitel.

Der Handel von Hodeida.

Die bisher genannten Hafenorte des Jemen, die alle dem Gebiete des Roten Meeres zugehören, werden von Ho- deida, dem ersten Hafenplatze des Jemen, tief in den Schatten gestellt. Während jene kaum irgendwelche wirt- schaftliche und verkehrsgeographische Bedeutung haben, be- sitzt Hodeida internationale Handelsbeziehungen. Wenngleich diese auch durchaus nicht besonders hervorragend sind, so zeigen die statistischen Aufzählungen der englischen Kon- sulatsberichte1), auf die ich mich bei den weiteren Be- trachtungen im wesentlichen stütze, doch manche interessanten Einzelheiten, denen eine gewisse wenn auch im Vergleich zum gesamten Welthandel geringfügige Bedeutung zufällt. In seinen Zahlen spiegeln sich so recht die Wirtschaftsformen wider, die das Leben des jemenitischen Arabers beherrschen. Ackerbau und Viehzucht bestimmen die Ausfuhr. Aber auch die Einfuhr hängt vielfach davon ab. Mit diesem Zusammen- hang des Handels und der agrikulturellen und tierischen Er- zeugnisse ist zugleich das Abhängigkeitsverhältnis des Exports und Imports von den jeweiligen klimatischen Umständen der einzelnen Jahre mit ihrer wechselnden Gunst und Un- gunst gegeben.

Ebenso wie von den Gewohnheiten der Ernährung, so geht der Jemenite nicht von seinen eingebürgerten Gewohn- heiten in der Bekleidung oder in sonstigen Erfordernissen des Lebens ab. Europäischer Einfluß macht sich nur ganz langsam geltend. Die Beziehungen zu Asien, im speziellen zu Indien, Persien, Ägypten, wo diese Gewohnheiten die gleichen Erzeugnisse bedingen wie im Jemen, sind deshalb viel reger als die zu andern Erdteilen und auch die zu Europa.

1. Ausfuhr.

Die Erträge des heimischen Bodens sind so reich, daß ein nicht unerheblicher Prozentsatz ausgeführt werden kann.

1) Ich verweise auf das Literaturverzeichnis und auf die Be- merkung 1 von S. 77.

6 81

III. Zur Wirtschaft des Landes.

An erster Stelle steht der Kaffee. Der Jemenite genießt wie wir gesehen haben die Kaffeebohnen nicht selbst. Er begnügt sich mit dem Aufguß, den er aus der die Bohne umgebenden Hülse zieht. So gelangen fast alle geernteten Bohnen zur Ausfuhr. Haben Moka, Loheia und Djesan einen ganz geringen Anteil an dem Export, so bildet er für Hodeidas wirschaftliches Leben die Hauptgrundlage. Be- zeichnend für dieses und damit für die kommerziellen Ver- hältnisse des Jemen unter dem Einfluß der jetzigen türki- schen Verwaltung überhaupt ist der Rückgang der Kaffee- ausfuhr von 1895 an. Heute beträgt diese nur noch 37,75 % von der damals1). Der Rückschlag ist zunächst auf miß- liche Ernten in den Jahren 1896, 1903 und 1904 zurück- zuführen. Daß aber selbst bei guten Ernten, wie die der Jahre 1901 und 1902 kein Aufschwung eintrat, ist ebenso wie der besonders auffallend rapide Fall in den Jahren 1903 und 1904 auf allgemeine wirtschaftliche Mißstände zurück- zuführen. Da sie auch zum Teil für den jemenischen Handel im allgemeinen Geltung finden können, so sollen sie im folgenden kurz aufgezählt werden.

Der Weltkonsum an Kaffee wird heute zum größten Teil von Brasilien gedeckt. Hier werden die Preise gemacht und damit auch die Kaffeeausfuhr der anderen Länder be- stimmt. Nur ganz besonders schlechte Ernten in Brasilien oder ungewöhnlich gute in den übrigen Produktionsländern verschieben diese Verhältnisse einmal im für Brasilien un- günstigen Sinne. Der Preis wird durch die brasilianische Ueberproduktion so sehr herabgedrückt, daß der jemenische Kaffee trotz seiner besseren Qualität nur in den Nachbar- ländern und in ganz geringem Maße in den Weststaaten auf den Markt gelangen kann.

Zu der auswärtigen Konkurrenz treten noch einige weitere schädigende Faktoren, die in den schlechten Ver- waltungszuständen des Landes selbst ihren letzten Grund finden.

Der Handelszustand im Innern des Landes ist zunächst noch so unsicher, daß eine regelmäßige Zufuhr zum Hafen schon unmöglich ist. Dazu kommt die gänzlich unrationelle Einrichtung eines Zwischenhändlers. Schon vor der Ernte zwingt dieser die armen Pflanzer zum Abschluß eines Kon- traktes, der für diesen meist nicht gerade günstig ausfällt.

!) Ich verweise für die folgenden Erörterungen über den Aus- fuhrhandel Hodeidas auf Tabelle 3 im Anhang.

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Der Handel von Hodeida.

Einmal um einen reicheren Ertrag zu erzielen, zum anderen um so zeitig wie möglich auf den Markt zu erscheinen, schlägt man die Früchte schon vor der vollständigen Reife von den Sträuchern. Dann werden die Bohnen von den Hülsen befreit, da diese die Araber selbst zum Kichr verwenden. Dadurch werden diese aber weiß, be- ginnen zu gären und verlieren in der Verpackung an Dauerhaftigkeit und Aroma, wodurch der Wert des Kaffees natürlich erheblich herabgemindert wird. Auch die Art und Weise der Bewirtschaftung und Bebauung des Bodens und der Pflege der Sträucher ist keine solche, die der gedeih- lichen Entwicklung des Kaffeebaums förderlich wäre. So tritt wenn die Kaffeepflanze ausgedient hat, was vielleicht mit dem 20. Jahre geschieht selten Wechselwirtschaft ein. Der Boden kann sich nicht erholen, er ist vielfach schon verbraucht. Auch die Bewässerung ist trotz der Terrassen- kultur noch zu mangelhaft, und schließlich entbehrt der Araber jeder Art agrikulturer Hilfsmittel.

Die Ausfuhr des Kaffees ebenso wie die der andern Artikel wird erschwert durch die außerordentlich hohen Lasten, die türkischerseits auf ihnen ruhen. Daher wird der Handel sehr stark nach Aden abgedrängt. Es spielen noch weitere Faktoren die aber erst später eine eingehendere Würdigung finden können verwaltungstechnischer Art im allgemeinen und verkehrstechnischer Art von Hodeida im speziellen in den Export des Kaffees erschwerend hinein.

Eine Abhilfe der schädigenden Einflüsse auf eine ge- deihliche Entwicklung des Kaffeestrauches und damit auch auf die Ausfuhr der Kaffeefrucht wird sich erst ermöglichen lassen, wenn der europäische Einfluß im Lande Fuß faßt, wenn der Araber von den Vorzügen der Ackerbaugeräte überzeugt wird und zu einer rationelleren Bewirtschaftung des Bodens sich bequemen lernt.

Die Ausfuhr des Kaffees erstreckt sich nach Frank- reich, England und Ägypten. Ja, 1896 wird sogar von einem Export nach Nordamerika gesprochen. In allen Fällen handelt es sich wahrscheinlich nur um eine Rück- ladung der Schiffe, die von den entsprechenden Ländern andere Artikel nach Jemen eingeführt hatten. Um die Rück- fahrt nicht unbeladen machen zu müssen, nahm man Kaffee mit. Auch jene Länder decken ihren Bedarf vorwiegend in Brasilien, und es muß sonach nur als ein mehr zufälliger Umstand angesehen werden, wenn Kaffee nach diesen europäischen Weststaaten oder selbst nach Amerika gelangte.

6*

III. Zur Wirtschaft des Landes.

Betrug der Gesamtverkehr des Kaffees auf der Erde 1897: 730,8 Mill. kg, so machte der Hodeidas mit 6,4 Mill. kg nur 0,87 % aus- Im Jahre 1904 war der Gesamtexport auf 874,4 Mill. kg gestiegen, während Hodeida nur mit 5 Mill. kg, also mit 0,57 % an demselben teilnahm. Wir erkennen aus diesem Gegenüberstellungen, daß der Kaffee- handel Hodeidas im Gesamtbetriebe allmählich zu ver- schwinden scheint. Das, was über die Zukunft des Kaffee- handels zu sagen wäre, deckt sich mit dem, was ich bei der ' Betrachtung Mokas ausführte1).

Von den andern Lebensmitteln, die noch zur Ausfuhr kommen, verdient nur die H irse, die in den englischen Kon- sulatsberichten unter dem Namen „jowari" geht, einer kurzen Erwähnung. Die Hauptspeise des Arabers bildet neben den Datteln das aus Mehl von Getreide und Hirse bereitete Brot. Ist nun die Ernte eines Jahres eine gute, so verbraucht man nicht den gesamten Vorrat an Jowari, dessen Haupt- verbreitungsgebiet die Tehama ist; die Bedingungen für die Ausfuhr sind damit gegeben. Solche guten Erntejahre waren 1901 und 1902. Der Export erstreckte sich nach Erythrea, Hedschas und Indien. In schlechten Jahren wird die Hirse im eigenen Lande verbraucht; ja alsdann müssen die Vor- räte sogar vom Auslande ergänzt werden.

Unter den übrigen ausgeführten Artikeln stehen an erster Stelle Häute und Felle von Ziegen und Schafen. Wir erkennen damit die Abhängigkeit des Exports auch von der zweiten, den Jemen beherrschenden Wirtschaftsform, von der Viehzucht. Auch die Ausfuhr der Häute und Felle ist durch die jeweiligen Witterungsverhältnisse bedingt. In trockenen Jahren tritt ein Mangel an Futterstoffen ein; die Sterblichkeit des Viehes wächst und damit die Zunahme der Zufuhr an Häuten zum Hafenort und die der Ausfuhr von dort. Auch die Qualität ist mit der größeren Trocken- heit in den letzten Jahren gestiegen. Die damit verbundene Teuerung zwingt die Leute zum Abschlachten der Tiere und selbst auch der besseren Exemplare. Mit der Verbesserung der Qualität ist eine Preissteigerung verbunden, so daß der Absatz der letzten Jahre ein Plus gegenüber dem von früher zeigt. Die wachsende Nachfrage kommt von den Vereinigten Staaten gleichwie von europäischen Staaten; ja selbst Au- stralien wird durch eine britische Firma mit Häuten und Fellen von Hodeida aus bedacht. Die Ausfuhr ist von

l) Vgl. S. 79 f.

84

Der Handel von Hodeida.

1 021 500 M. im Jahre 1895 auf 3936800 M. im Jahre 1905 also um fast das Vierfache gewachsen. Sie steht an zweiter Stelle und gibt der des Kaffees nicht allzuviel nach.

Als wichtiger Ausfuhrartikel sei noch das Pack- material für den Kaffee genannt. Man unterscheidet in den englischen Berichten drei verschiedene Sorten. Ich habe sie alle drei in der Tabelle zusammengefaßt. Sie stellen Geflechte und Säcke dar, die im Lande selbst hergestellt werden. In sie wird der Kaffee verpackt, um durch den Transport nicht allzusehr zu leiden. Besonders wichtig ist eine solche Verpackung bei dem Verladen in Hodeida selbst. Da die Schiffe nicht bis ans Ufer kommen können, müssen die Waren durchs Wasser getragen werden. Hierbei sind sie naturgemäß leicht der Gefahr ausgesetzt, von ihrem Träger ins Wasser getaucht zu werden. Die damit verbundenen Schäden sollen durch ein Verpacken des Kaffees in solche Säcke verhütet werden. Da die Ausfuhr des Packmaterials im Gegensatz zu der des Kaffees zugenommen hat, so er- hellt daraus, daß es nicht nur allein in Hodeida zum Ver- packen des Kaffees dient und dann mit diesem ausgeführt wird, sondern daß auch andere Orte vielleicht an der afrikanischen Gegenküste ihren Bedarf an Kaffeesäcken im Jemen decken, eine Tatsache, die gelegentlich der Be- trachtung des Handels von Aden noch ihre Bestätigung finden wird.

Für die anderen Exportartikel sei auf die Tabelle ver- wiesen. Es würde zu weit führen, auch diese zum Teil nebensächlichen und geringfügigen Mengen einer genaueren Kritik zu unterziehen. Es zeigt sich auch an ihnen, daß die Erzeugnisse des Ackerbaues und der Viehzucht die domi- nierende Stellung im Ausfuhrhandel einnehmen, seien sie noch im Rohzustande, seien sie schon industriell bearbeitet.

Auffallen muß bei der Übersicht der Ausfuhrartikel das gänzliche Fehlen von Weihrauch und Myrrhen. Jene alten Erzeugnisse, die einst im Export Jemens die Hauptrolle spielten, werden heute nur noch in so geringen Mengen ge- wonnen, daß ganz im Gegenteil sogar noch eine Einfuhr von Weihrauch nötig ist.

In den Tabellen der englischen Konsulatsberichte finden wir keine Zahlen für die Ausfuhrmengen des Steinsalzes, während andererseits doch von solchen berichtet wird. Die Salzwerke von Salif stehen unter der Verwaltungsbehörde für die türkische öffentliche Schuld. Die Einnahmen durch den Vertrieb des Salzes werden zu Verwaltungszwecken in

III. Zur Wirtschaft des Landes.

Jemen verwendet. Die Ausfuhr ist 1904 auf 70 000 Tonnen gestiegen. Die größten Mengen gelangen vermittelst indisch- britischer Schiffe nach Indien und Singapure.

Der Ausfuhrhandel des Jemen ist kein be- deutender. Es fehlen dem Lande die Minera- lien. Ackerbau und Viehzucht stehen # aber nicht auf der Höhe, um eine bedeutende Über- produktion an ihren Erzeugnissen herbei- führen zu können. Dazu kommt für den Export als ein schwerer Nachteil die hohe Besteue- rung der ausgeführten Ware. Der Freihafen Aden zieht einen beträchtlichen Teil von türkischem Boden in englische Hände. Die- sem Schaden könnte durch Minderung der Abgaben schon erheblich gesteuert werden.

Die Ausfuhr wird noch durch manche andere Faktoren in ihrer Entwicklung gehemmt. Sie seien erst später ge- nannt, da sie auch den Einfuhrhandel gleichzeitig ungünstig beeinflussen.

2. Einfuhr.

Sahen wir, daß im Export Ackerbau und Viehzucht das Hauptkontingent der Erzeugnisse stellten, und daß dieser von den klimatischen Schwankungen der einzelnen Jahre ab- hängig ist, so bestimmen die gleichen Faktoren die Einfuhr, nur in umgekehrtem Sinne. In schlechten Jahren ist die Einfuhr größer als in guten. Wie bei der Ausfuhr vor allem Häute und Felle in ihrem umgekehrten Verhalten zu den Lebensmitteln die erheblichsten Schwankungen, die der Ex- port der letzteren allein herbeigeführt hätte, ausgeglichen haben, so gibt es in der Einfuhr eine noch größere Menge von Dingen, die unabhängig von dem Erntereichtum der einzelnen Jahre ein beträchtliches Differieren der Importzahlen1) von Jahr zu Jahr unmöglich machten.

Von den Nahrungsmitteln finden wir aufgezählt: Jo- wari, Reis, Körner anderer Getreide, Mehl, Datteln, Rosinen, weitere Früchte und Gemüse, wie Kichererbsen und Bohnen. Von Gewürzen sind Ingwer und Pfeffer besonders rubriziert. Von Kolonialwaren werden Zucker, Melasse, Butter und Fett, Honig und Sesam besonders genannt. Schließlich kommen auch eingemachte Sachen nach Hodeida.

l) Vgl. 4. Tabelle des Anhangs.

86

Der Handel von Hodeida.

Jowari ist erst in den letzten beiden Jahren 1903 und 1904 als Einfuhrartikel genannt. Wir könnten hier nur wiederholen, was wir über sie gesagt haben, als sie als Aus- fuhrartikel genannt wurde. Da sie vielfach das Getreide- mehl ersetzt, wird sie im Lande auch dann nicht gern ver- mißt, wenn die Ernten im Lande selbst nicht so reichlich waren, daß ihre Beträge zur Deckung des heimischen Be- darfs genügten. Solche schlechten Erntejahre waren 1903 und 1904. Es war daher notwendig, in diesen Jahren den Markt durch ausländische Hirse zu versorgen. Bedenkt man, daß in den Jahren 1901 und 1902 für 638000 M. und 434600 M. ausgeführt wurden, für die Jahre 1903 und 1904 aber für 788 600 M. und 1 971 700 M. noch von auswärts und zwar von Indien bezogen wurden, so kann man ermessen, wie groß die jährlichen Ernten von Jowari und wie erheblich der Verbrauch im eigenen Lande ist.

Neben der Jowari kommt im Haushalt des Arabers auch der Reis zur Verwendung. Er hat sich aber gegen- über der billigeren und bei der Bevölkerung beliebteren Jo- wari noch zu keinem konkurrenzfähigen Importartikel aus- wachsen können. Ist die Ernte der Hirse im Jemen schlecht, so steigt auch die Einfuhr des Reises. So stechen die Zahlen 303100 M. für 1904 und 304400 M. für 1903 stark ab gegen die besseren Erntejahre, wie z. B. 1902 mit 195900 M. Durch eine besondere Ausnahmestellung zeich- nen sich die Jahre 1895 bis 1897 aus. Die wichtigeren Nah- rungsmittel erfahren für alle diese Jahre eine Steigerung in der Einfuhr, da für diese Jahre eine Verstärkung der tür- kischen Truppenmacht im Jemen und dadurch ein erhöhter Verbrauch an Lebensmitteln nötig wurden. Diese Steigerung macht ihren Einfluß besonders in den Zahlen für die Ge- samteinfuhr dieser Jahre geltend.

Doch zurück zum Reis. Die Hauptmenge wird durch Indien gedeckt, von wo britisch -indische Kaufleute in vor- wiegendem Grade die Versorgung in der Hand haben. Die Hauptausfuhrhäfen sind Calcutta und Bombay, die durch die Bombay— Persian Gulfline of steamer mit Hodeida verbun- den sind. Hatten wir die klimatischen Verhältnisse im eige- nen Lande dafür verantwortlich gemacht, daß sich bald eine stärkere, bald eine schwächere Einfuhr ergibt, so ist aber auch andererseits ein Schwanken dieser Zahlen bestimmt durch die klimatischen Verhältnisse des Ausfuhrlandes. So er- gab sich z. B. ein Rückgang der Reiseinfuhr für das Jahr 1896,

III. Zur Wirtschaft des Landes.

der auf die Pest in Indien und die dadurch bedingte Hem- mung der Schiffahrt zurückzuführen ist.

Für dieses Jahr steigert sich daher in hohem Maße die Einfuhr anderer Getreide aus anderen Gegenden. Diese werden unter der Rubrik „Körner" zusammengefaßt. Zum größten Teil haben wir es dabei mit Weizen zu tun. Für die letzten Jahre ist die Einfuhr der Körnern gering. Wenn sie nur für das Jahr 1904 eine Vermehrung um das Drei- fache erfährt, so mag das wiederum eine Folge der schlech- ten Ernte sein, die als die zweite hintereinander sich doppelt bemerkbar machte.

Die Einfuhr von Mehl unterliegt denselben Bedingungen wie die der bisher genannten Körnerfrüchte. Die Ursprungs- plätze des Mehls sind neben Indien auch die Türkei, Öster- reich-Ungarn und Italien. Im Jahre 1901 gelangten auch von Nordamerika 12000 Zentner Weizenmehl nach Hodeida. Die Vermittlung des europäischen Anteils liegt in der Hand eines griechischen Kaufhauses.

Unsere Betrachtung über die Vegetationsverhältnisse des Jemen endete mit der Aufzählung einer stattlichen Reihe von Früchten und Obstsorten aller Art1). Sie scheinen im großen ganzen den Ansprüchen des Arabers zu genügen. Unter der Rubrik Früchte und Gemüse deuten nur kleine Zahlen auf eine geringe Einfuhr derselben hin. Neben den uns bekannten Früchten unserer Gärten fanden wir in der Tehama und dem Hochplateau in ergiebigen Mengen die Dattel. Sie bildet die Nationalspeise des Arabers, und es ist daher kein Wunder, wenn noch beträchtliche Mengen Datteln eingeführt werden. Die schon mehrmals als Aus- nahmsjahre bezeichneten Jahre 1895 bis 1897 treten wegen ihres Mehrbedarfes durch die türkischen Truppen auch hier wiederum stark hervor. Die Einfuhr hängt natürlich auch von den anderen wirtschaftlichen Faktoren ab, wie Güte der Ernte im Ursprungs- und Absatzgebiet, und den damit wech- selnden Vorräten und Preisen. Es ist daher noch immer nicht gesagt, daß die von mir in der Tabelle angeführten Preise ein wahres Bild der Mengenverhältnisse geben. So zeigen z. B. die Zahlen für 1903 und 1904 ein geradezu verkehrtes Bild von der Menge der eingeführten Datteln. Die Preise betragen zwar 394700 M, und 429 000 M., die Mengen aber 30357 bags und 17545 bags. Angenommen, daß diese bags für die einzelnen Jahre und die einzelnen

!) Vgl. S. 48.

Der Handel von Hodeida.

Produkte gleich sind, würde der Preis pro bag im Jahre 1903: 13 M., im Jahre 1904: 24,40 M. betragen, ein Ver- hältnis, wie wir es bei unseren Obstsorten auch finden, und wie es durch die wirtschaftlichen Verhältnisse erklärt wird.

Als sicher kann angenommen werden, daß in unserem Falle 1904 als zweites schlechtes Jahr ein noch teuereres war als 1903, das seinerseits wieder mit seinen Preisen um ein Beträchtliches über die Preise des Normaljahres 1902 hinausging. Für 1902 berechnet sich ein „bag" Datteln zu 10,20 M.1).

Die Datteln stammen aus Persien und einigen Küsten- orten des Persischen Golfes, z. B. aus Basra und den Bahrein- Inseln. Britisch-indische Kaufleute in Schiffen größerer Dampfergesellschaften oder arabische und persische Kauf- leute in jemenischen Segelschiffen tauschen die Datteln in Hodeida gegen jemenische Erzeugnisse ein.

Mit den Datteln gelangen auch geringe Mengen R o - s i n e n aus den Ländern an der Ostküste Arabiens und anderen Provinzen des persischen Golfes auf Schiffen und Barken nach Hodeida. In den letzten Jahren, über die unsere Tabelle eine statistische Angabe macht, findet eine Einfuhr von Rosinen nicht statt.

x) So klar mir gerade auch durch dieses Beispiel die Bedeu- tung der Angabe über die Menge der einzelnen Produkte wurde, so habe ich doch auf eine Umrechnung der Mengenwerte in der Tabelle verzichtet; und auch bei der obigen Darstellung habe ich sie meist unbeachtet gelassen. Zwei Gründe veranlaßten mich hierzu. Ein- mal sind die Gewichts- resp. Mengenangaben (wie bags, cases, bars, bundles, pieces, packages) untereinander nicht in Einklang zu bringen. Zweitens scheinen sie sogar bei den einzelnen Produkten selbst von Jahr zu Jahr zu Jahr in ihrer Größe zu wechseln. Die angeführten Namen stellen eben keine Gewichte dar, sondern sind nur Sammel- begriffe, wie ihre deutschen Übersetzungen (Säcke, Kisten, Barren, Bündel, Stücke, Ballen) auch. Zwei Beispiele mögen das beweisen. In Tabelle E findet sich für 1904: Einfuhr von Kurzwaren für 209 400 M.; 1903: für 30900 M. Das gilt einmal für 317 cases, das andere Mal für 518 cases. 1904 betrug der Preis pro „caseu also 660 M.; 1903 aber nur 60 M. Aus diesen Zahlen darf wohl mit Recht geschlossen werden, daß die „cases" in diesen verschiedenen Preis- lagen in den einzelnen Jahren nicht gleich groß waren. Diese Tat- sache verbot mir aber, die in den englischen Konsulatsberichten ge- machten Mengenangaben ausführlich zu verwerten oder gar deutsche Gewichtsgrößen dafür einzuführen. So betrug die Einfuhr von Par- fümeriewaren 1903 pro case 1,45 M.; 1902: 15,45 M. Auch dies Bei- spiel erhellt das Gesagte.

III. Zur Wirtschaft des Landes.

Wie schon gesagt, trennt die Statistik Früchte und Ge- müse nicht. Welcher Prozentsatz den ersten, welcher den letzten zugesprochen werden muß, weiß ich nicht. Von den Gemüsen sind Kichererbsen und Bohnen be- sonders rubriziert. Sie werden sowohl aus Ägypten und Syrien, als auch aus der Türkei von griechischen und ara- bischen Kaufleuten eingeführt. Doch ist der Import ver- hältnismäßig gering. Den hauptsächlichsten Einfluß scheinen die kriegerischen Verwickelungen auf ihn zu haben. Sobald eine größere Truppenmacht im Jemen liegt wie 1896/97, nimmt die Zufuhr von Gemüsen im allgemeinen und die von Kichererbsen und Bohnen im speziellen zu. Auch die Hungerjahre 1903 und 1904 lassen eine Zunahme der Ein- fuhr erkennen.

Die englischen Konsulatsberichte zählen weiterhin auf: „condiments and groceries", „spices and aromatics". Wie sich beide im einzelnen unterscheiden, ist mir nicht recht klar. Ich begreife unter den ersteren die gebräuchlichsten Kolonialwaren, von denen Zucker, Melasse, Butter und Fett, Sesam, Honig und eingemachte Früchte besonders angeführt sind, während ich unter „spices and aromatics" speziell Gewürze verstehe, wie z. B. Ingwer und Pfeffer, die als die wichtigsten noch extra aufgezählt sind. Die Differenzierung in die zwei Teile ist auch nur in den neuesten, nicht aber in den älteren Konsulatsberichten durchgeführt. Vielmehr fehlen in den letzten die „condiments and groceries". Ebenso sind Melasse und eingemachte Sachen in den älteren, Honig in den neueren Berichten nicht genannt. Da nicht voraus- zusetzen ist, daß diese Dinge früher oder später gar nicht auf den Markt gekommen sind, so darf man wohl anneh- men, daß sie mit in jene Sammelnamen eingeschlossen sind.

Die Kolonialwaren und Gewürze weisen nur in den Jahren 1896 und 1897 höhere Beträge auf. Sie scheinen also vorwiegend für die im Lande weilenden Türken be- rechnet zu sein. Im Leben des Arabers spielen sie keine große Rolle, der Bedarf wird von den Erzeugnissen des eigenen Landes zum größten Teile gedeckt. Indien und China stehen als Ursprungsländer an erster Stelle.

Wenn der Zucker in der Aufzählung besonders ab- getrennt wird, so geschieht das mit vollem Recht. Die Ein- fuhr desselben übersteigt die der unter Kolonialwaren und Gewürze zusammengefaßten Produkte um ein Vielfaches. Der Zucker wird einmal aus Europa, und zwar aus Frank- reich und Triest, zum andern in bedeutend höherem Maße

Der Handel von Hodeida.

aus Indien, China und Mauritius eingeführt. Britisch-indische Kaufleute vermitteln zum größten Teil diesen Handel. Die Höhe der Einfuhr schwankt zwar auch hier noch; doch zeigt sich schon ein gewisses Gleichgewicht. Nur Jahre be- sonders starker Besetzung des Landes durch türkische Truppen verschieben das Bild etwas. Waren die anderen bisher angeführten Produkte zum Teil von den Ernten im Jemen selbst in ihrer Einfuhrhöhe bedingt, so ist das beim Zucker nicht der Fall. Auch ist die Abhängigkeit des Zucker- importes von einem einzelnen Lande gering. Verhindert wie 1896 die Pest in Jndien eine größere Ausfuhr, so sucht man von Europa, Ägypten und Mauritius dieses Manko zu ersetzen.

Übersehen wir die Einfuhr der gesam- ten Nährstoffe, so erkennen wir die Ab- hängigkeit einmal von den kriegerischen Ereignissen und zweitens von den Ernte- verhältnissen im Jemen selbst. Die enormen Mengen von 1895 gehen langsam bis 1897 zurück, um dann in den günstigen Jahren 1901 und 1902 rapide zu fallen. Ein Drittel von dem, was 1895 an Lebensmitteln gebraucht wird, wird noch 1902 benötigt. Das übrige wird durch die Erträge der reichen Ernten im Lande gedeckt. Schlechte Jahre sind dagegen 1903 und 1904. In ihnen steigt die Einfuhr im Verhältnis zu 1902 um 44% und 103 V).

Als eines unentbehrlichen Genußmittels, das sich einer regen Einfuhr erfreut, muß noch des Tabaks gedacht werden. Sein Import liegt in der Hand einer staatlichen Gesellschaft, der Hodeida societe du Tombac der Otto- man Regie Coi'nteresse. Dieser kommt nicht nur die Pflicht zu, die gesetzmäßige Einfuhr zu regeln, sondern auch dem blühenden Schmuggel entgegenzuarbeiten. Die 1892 eingerichtete Gesellschaft besitzt einige Dampfer, die die Küste nach Tabakschwärzern absuchen. Da der Wacht- dienst für die weite, offene Küste nur ein ganz geringer ist, so ist die Schmuggelei noch ziemlich stark im Schwünge. Die gepaschte Menge Tabak soll nicht weniger als 1/s der gesetzmäßig eingeführten sein. Der Import des Jahres 1897 übersteigt mit 2844800 M. die Einfuhrzahlen der anderen Jahre um ein bedeutendes. Er ist z. B. achtmal so groß wie der von 1904 mit 360 500 M. Die hohe Ziffer für das

l) Die Einfuhr an Lebensmitteln beträgt 1902: 2227000 M.; 1903: 3258000 M.; 1904: 4588000 M.

III. Zur Wirtschaft des Landes.

Jahr 1897 ist eine Folge des Zuwachses, den die türkische Heeresmacht erfuhr. Die niedrige Zahl für 1904 weist auf die schlechten wirtschaftlich-pekuniären Verhältnisse hin, die durch Trockenheit und damit verbundene Hungersnot und Teuerung eingetreten waren. Der Bedarf wird in der Türkei, in Ägypten und Persien gedeckt.

Die Kleidung des Arabers sahen wir wenig von euro- päischer Art beeinflußt. Die Stoffe, die Gewebe, kurz, die Manufakturwaren, die der Araber für die Herstellung seiner Kleidung bedarf, werden entweder im Lande selbst her- gestellt, oder die von auswärts eingeführten Sachen passen sich dem arabischen Geschmack an. Die selbstfabrizierten Tücher werden aus Garnen angefertigt, die aus Indien, England und Amerika in immerhin beträchtlichen und durch die letzten Jahre sich gleichbleibenden Mengen eingeführt werden. Die Manufakturwaren, vor allem Baum- wollsachen, wurden ehedem nur von England und Indien geliefert. Manchester und Bombay bildeten ihre Hauptaus- fuhrhäfen. Seit 1898 trat auch Amerika mit diesem Artikel konkurrierend auf den Markt. Die Einfuhr aller drei Länder scheint aber seinen Höhepunkt erreicht zu haben. England und Indien hatte 1897 einen Rückschlag erfahren und hat jetzt mit 1,5 bis 2 Mill. M. einen festen Stand erreicht. Die Waren finden allgemein einen schnellen Absatz nach den Färbereien der Gebirgsorte hin, wo ihnen die schöne, be- liebte blaue Farbe gegeben wird.

Fertige Kleidungsstücke kommen im Verhältnis zu den Manufakturwaren nur in geringem Maße zur Ein- fuhr. Sie bestehen aus gedruckten.. Stoffen, Mänteln und Kopfbedeckungen für die Frauen. Österreich- Ungarn, Kon- stantinopel und Beirut stellen diese Waren.

Dazu kommen in geringen Mengen billige Schuhe und Stiefel aus Frankreich und Österreich. Die fertigen Sachen finden ihre Abnehmer meist unter den Türken oder Juden, nicht aber unter den eingesessenen Arabern.

Schließlich soll der Vollständigkeit halber auch Seide und Seidenwaren nicht vergessen werden, deren Ein- fuhr einen geringen Prozentsatz ausmacht. Die chinesische Seide genießt den Vorzug.

Zusammenfassend muß g e s a g t w e r d e n , daß in der Kleidungsbranche diejenigen Dinge den meisten Beifall und den größten Absatz finden, die sich der arabischen

Der Handel von Hodeida.

Mode am besten anpassen. Die Kaufhäuser, die solche Sachen einführen, können einer guten Abnahme ge- wiß sein. Immerhin glaube ich, daß bei geschickten Reklame- manövern auch der Araber sich mit den Produkten der europäischen Mode befreunden würde, und daß vor allem, wenn die Frachtsätze etwas gemildert würden, innerhalb der Kleiderbranche eine weitere Steigerung des Importhandels durchaus in den Grenzen der Wahrscheinlichkeit läge.

Eine große Zahl von Artikeln wird schon heute im Haushalte des Jemeniten gebraucht, zu deren Herstellung weder das Land die Rohstoffe liefert, noch die im Lande selbst aus fremdem Material angefertigt werden; die vielmehr erst durch die eindringende, abendländische Kultur in den Jemen eingeführt sind. Der Araber eignet sich diese Dinge an, sei es einmal ihrer Nützlichkeit und Zweckmäßigkeit wegen, sei es andererseits, um seinem Gefallen am Schmuck und an der Bequemlichkeit zu genügen. Ich kann alle diese Artikel nicht im einzeln durchgehen. Ich verweise in der Hauptsache auf die Tabelle. Nur die wichtigsten, in der Einfuhrstatistik anerkannt hervortretenden Erzeugnisse sollen besonders genannt sein.

Das Petroleum spielt innerhalb der letztgenannten Artikel die größte Rolle. Früher wurde es hauptsächlich von Amerika eingeführt. In den letzten Jahren genoß jedoch das von Batum den Vorzug. Zwar raucht es und brennt weniger hell, aber und das ist der springende Punkt es ist bedeutend billiger. Betrug noch 1893 die Einfuhr von Amerika das Doppelte von der aus Rußland, so 1901 nur noch ein Vierzehntel. Im Jahre 1902 bis 1904 sinkt die Petroleumzufuhr, da die im Jemen herrschende Hungersnot und Teuerung die Einwohner zwang, auf den Luxus einer guten Beleuchtung zu verzichten. 1904 verschwindet das amerikanische Petroleum wegen seines hohen Preises daher vollständig vom Markt. Kleine Quantitäten kommen über Loheia und Moka ins Land.

Eisen-, Stahl- und Kurzwaren, Glas-, Schreib- und Töpferwaren werden in geringeren Mengen nach Jemen eingeführt. Die ersteren sind eng- lischen und deutschen Ursprungs; Glas- und Schreib- waren billiger Qualität liefert Österreich, Töpferwaren schließ- lich Italien.

Werfen wir noch einen vergleichenden Rückblick auf den Gesamtimport, so erkennen wir, daß die Lebensmittel

III. Zur Wirtschaft des Landes.

die Hauptstärke des Einfuhrhandels ausmachen und dessen Schwankungen bedingen. Schlechte Jahre steigern die Ein- fuhr, gute Jahre schwächen sie. Der Import hängt somit eng von den geographischen Faktoren des Landes, besonders vom Klima ab. Auch die kriegerischen Verwicklungen be- einflussen die Einfuhr, und zwar nimmt diese mit ihnen zu. Normale Erntejahre und friedliche Jahre wie 1901 und 1902 haben die geringste Einfuhr im Gesamtbild der Statistik. Das sind die Zahlen, die ich als die jemenischen Normalzahlen bezeichnen möchte. Die Höhe des Durch- schnittseinfuhrhandels von Hodeida bewegt sich ungefähr um 7 Millionen Mark.

3. Ausfuhr und Einfuhr im Gesamtbilde.

In der Einfuhr sowohl als der Ausfuhr spielen die Lebensmittel die hervorragendste Rolle, vor allem natürlich in der Ausfuhr. Ist diese doch ganz auf den Agrikultur- und Viehreichtum des Jemen angewiesen. Ich habe das prozentuale Verhältnis berechnet1), in welchem die ein- und ausgeführten Lebensmittel zu den gesamten Artikeln des Imports- und Exports stehen. Man erkennt in ihr die mar- kante Vorherrschaft der Nahrungsmittel in der Ausfuhr. Man erkennt aber auch die scharf ausgeprägte Abhängigkeit von den guten und schlechten Jahren. 1901 und 1902 waren gute Jahre. Von da sinkt sowohl nach 1895 als nach 1905 hin die Ausfuhr. Recht deutlich tritt dies besonders für das letzte Jahr hervor. Die Einfuhr von Lebensmitteln variiert gerade im umgekehrten Sinne. Sie ist für 1901 am schwächsten; nach oben und unten sehen wir in der Tabelle die Zahlen erheblich steigen. Dieses Wechselverhältnis von Ein- und Ausfuhr der für den Lebensunterhalt bedürftigen Nahrungsmittel zeigt sich auch noch in folgender Betrach- tung. Die größte Differenz innerhalb der Prozentzahlen der Ausfuhr ist 35,4; für die Einfuhr beträgt sie 26,2; für den Gesamthandel nur 15,7. Die Schwankungen verschwinden also mit dem Gesamthandel, während sie im Import und Export größer sind. Beide, Ausfuhr und Einfuhr, müssen sich also ergänzen.

Natürlich beziehen sich auch die letzten Vergleiche nur auf die Lebensmittel. Ich habe das Augenmerk mit gutem Grunde besonders auf sie gerichtet. Wie wir deutlich er-

r) Vgl. Tabelle 5.

94

Der Handel von Hodeida.

kennen, beherrschen sie die Ausfuhr ganz und die Einfuhr zum Teil. Sie spielen eben in einem Lande wie dem Jemen, der noch wenig von der Kultur beeinflußt ist, ja in dem sich die Bewohner ihre überlieferten Gewohnheiten in ausgepräg- testem Maße bewahrt haben, die größte Rolle. Für mich, als Geographen, waren sie aber von besonderer Wichtigkeit, da man an ihrer Ausfuhr und Einfuhr die Wirtschaftsformen des Ackerbaus und der Viehzucht als die dominierenden im Jemen deutlich hervortreten sieht, und die starke Abhängig- keit des Handels von den geographischen Faktoren, wie Bodenbeschaffenheit und Klima, unverkennbar ist.

. Hatten wir bisher unser Augenmerk speziell auf den Nahrungsmittelhandel gerichtet und das Verhältnis geprüft, in dem dieser zu dem Gesamthandel steht, so werden wir das Bild etwas verschoben finden, wenn wir die absoluten Mengen unter sich vergleichen. Es ergibt sich ein stetes Fallen der Ausfuhrzahlen von 1895 an bis 1904, während dem Absinken der Einfuhrziffern von 1895 bis 1902 ein Steigen in den beiden letzten Jahren folgt. Diese Um- stände müssen mit den Teuerungsjahren und den kriege- rischen Verwicklungen in Zusammenhang gebracht werden. Vor allem aber weisen uns diese Zahlen in ihrem starken Rückgang auf einen weit wichtigeren Umstand als schlechte Ernten und Kriegsjahre hin in letzteren sehen wir die Einfuhr sogar allgemein steigen , nämlich auf die durch eine ungeordnete Verwaltung begründeten wirtschaftlichen Mißstände.

Die Stadt Hodeida mit ungefähr 50000 Einw. besitzt keinen Hafen, keinen Damm, keine Kais. Wenigstens nicht bis 1904, dem letzten Jahre unseres Berichtes. Allerdings werden bereits für dieses Jahr bauliche Änderungen ange- kündigt. Wellenbrecher und Hafendamm sind von der tür- kischen Regierung bewilligt. Einer französischen Gesellschaft waren die Arbeiten übertragen. Ob die Bauten heute voll- endet, noch im Gange oder noch gar nicht begonnen sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Sicher aber wird mit ihnen einem der dringendsten Bedürfnisse abgeholfen und eine wichtige Grundlage für das Emporblühen des Handels von Hodeida geschaffen.

Schon bei Besprechung des Kaffee-Exports1) erwähnte ich jenen bedeutenden Schaden, der nicht nur dem Handel mit Kaffee, sondern dem Handel überhaupt durch das Er-

!) Vgl. S. 82 f.

III. Zur Wirtschaft des Landes.

heben hoher Ausfuhrzölle ersteht. Der Verkehr wird zum Freihafen, nach Aden, abgelenkt. Aber nicht etwa nur die Ausfuhr, nein, mit dieser verliert auch die Einfuhr zugunsten Adens; denn wo wenig zu holen ist, dahin wird auch zu bringen wenig Verlangen sein. Die Schiffe wollen Hin- und Rückfracht zugleich haben. Ein- und Ausfuhr halten sich daher immer die Wage. Sind es nicht Lebens- mittel, so andere Erzeugnisse, die von auswärts herbeigebracht werden und das Manko an jenen ausgleichen, wenn man einer Rückfracht sicher ist. Die Ausfuhr spielt in jeder Hinsicht die ton- angebende Rolle im Gesamthandel. Ist sie groß, so auch die Einfuhr. Zwar nicht an Nahrungs- mitteln, aber um so mehr an anderen Gegen- ständen, die in neuerer Zeit eine immer größere Mannigfaltigkeit angenommen haben. Ist die Aus- fuhr klein, dann auch die Einfuhr, aber mit einem Anwachsen des Prozentsatzes für die Lebensmittel. Die übrigen Waren fallen in ihrer Menge. Sie sind zum großen Teil bis jetzt eben nur „Ladegewicht" der Schiffe, die die Hin- und Rückfahrt der Schiffe äquivalieren soll.

Hierin liegt ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt für die Hebung des Gesamthandels von Hodeida. Europäische Kauf- häuser müßten versuchen, die Neigung des Arabers für abend- ländische Waren zu erzeugen, das Begehren nach Dingen zu erregen, die einen Nutzen haben oder auch nur dem Ge- fallen am Schmuck entsprechen. Gelingt ihnen dieses, so wird die Einfuhr in ihrer Höhe von den Lebensmitteln un- abhängiger werden. Aber und das ist der Punkt, auf den ich immer wieder zurückkomme soll die Kauflust eine regere werden, so muß erst die wirtschaftliche Lage des Landes besser gestaltet werden. Die Bewirtschaftung des Bodens muß eine rationellere, die Verkehrsverhältnisse im Lande müssen sicherer, den arabischen Kaufleuten muß ein kaufmännischer Geist anerzogen werden. Heute sind die Aussichten für alles das noch recht trübe.

Der geschichtliche Überblick schon ließ uns die tiefen Mängel der türkischen Verwaltung erkennen. Unordnung, Betrügerei, Trägheit bei sich selbst wird auch beim Araber nie Redlichkeit oder Sinn für Ordnung und Eifer wach- rufen. Unter solchem Regime wird dem Verkehr keine Sicherung werden; wo das Vorbild fehlt, werden die Araber sich zu keiner intensiven Bearbeitung ihres Bodens durch moderne Ackerbaugeräte bequemen. Einem wesentlichen Übel

96

Der Handel von Hodeida.

würde abgeholfen, wenn der ungesetzlichen Einfuhr des Maria-Theresia-Talers mit aller Strenge begegnet würde. Die Münze, die im Jemen das maßgebende Geld bildet, wechselt in ihrem Werte stark hin und her, besonders durch die un- gesetzliche Einfuhr des Geldes. Diese Unstetigkeit des Geld- wertes beeinflußt natürlich aufs unangenehmste den Handel. Der fremde Händler übernimmt stets ein gewisses Risiko, wenn er Waren nach Hodeida einführt, da der wirtschaftlich unerfahrene und kaufmännisch ungeschickte Araber bei dem Wechsel im Werte des Maria -Theresia-Talers keine gute Geschäftsfundierung besitzt und eine reelle Zahlung nicht immer zu erwarten ist. Dem Fremden begegnet der Araber auch seinerseits mit Mißtrauen, das sich zum Teil darauf gründet, daß er aufgespeicherte Waren bei ungünstigen Kon- junkturen im Welthandel unter dem Werte losschlagen muß. Die Schuld an seinem Mißgeschick schiebt er dann natür- lich in seiner naiven Auffassung der Geschäftslage dem Ab- nehmer zu. Es ist selbstverständlich, daß sich dieses auf Unkenntnis und kaufmännische Kurzsichtigkeit gegründete Mißtrauen erst allmählich durch Hebung aller wirtschaftlichen Kräfte im Jemen verlieren wird. Daß damit schon ein verheißungsvoller Anfang gemacht ist, zeigen die englischen Konsulatsberichte, die melden, daß in Sana und Hodeida „Industrieschulen" im Entstehen sind. Vielleicht helfen diese mit dazu beitragen, dem Araber den kaufmännischen Sinn zu schärfen, damit er schließlich selbst die Mißstände be- greifen lernt, die seinen Handel auf ein Niveau herabdrücken, das weit unter jener Höhe liegt, die er erreichen könnte.

Heute ist der Handel Hodeidas und damit der türkische Außenhandel Jemens der auf Ackerbau und Viehzucht im Lande aufbaut, recht gering. Ja, er nimmt unter der fortdauernden schlechten Verwaltung durch die Türken stets ab. Bessere wirtschaftliche Ausbeute im Innern, bessere und gesicherte Zugangswege nach Hodeida, Her- absetzuug der Zölle, Ausbau des Hafens, geregel- tere Geldverhältnisse und nicht zuletzt eine kauf- männische Erziehung der arabischen Händler wür- den eine bedeutende Steigerung des Handels von Hodeida herbeiführen und mit diesem die kom- merzielle Bedeutung des Jemen für die Türken, für alle handeltreibenden Nationen heben.

7

III. Zur Wirtschaft des Landes.

4. Schiffahrt und Anteil fremder Nationen am Handel von Hodeida.

Den Anteil der fremden Nationen an dem Handel von Hodeida kann man aus der Verteilung der Schiffs- und Tonnenzahl auf die einzelnen Länder innerhalb der einzelnen Jahre entnehmen *). Es ergibt sich aus diesen Ziffer ein Ansteigen und Abfallen, welches denen für den Handel an- nähernd analog ist.

Bei der Betrachtung von Ein- und Ausfuhrhandel habe ich schon hin und wieder einige Bezugs- und Bestimmungs- länder genannt2) und auch schon auf diese oder jene Segel- und Dampferverbindung aufmerksam gemacht. Schon darin fand sich angedeutet, was aus der Tabelle klar und deutlich spricht: die Vorherrschaft der britisch-indischen Schiffe. Im Jahre 1904 ist die Anzahl derselben allerdings stark zurück- gegangen. Auch die türkischen Schiffe haben an Zahl ab- genommen. Dafür haben die griechischen und vor allem die italienischen Schiffe einen starken Zuwachs erfahren, was darauf hindeutet, daß die Italiener mit gesteigerter Aufmerk- samkeit ihre Handelsinteressen auf die Gestade des Roten Meeres ausdehnen. Wie denn auch die kriegerischen Er- eignisse aus jüngster Zeit den Beweis lieferten, daß Italien von Erythrea aus seine politische Interessensphäre auf dem arabischen Gegengestade mit wachsamen Auge beobachtet. Von britisch-indischen Gesellschaften sind eine größere Zahl am Handel von Hodeida interessiert:

1. The Bombay & Persean Steam Navigation Co., die sich namentlich mit Pilgertransporten befaßt, lieferte auch schon einer griechischen Firma einige Schiffe zum Trans- port von Petroleum von Batum nach Hodeida3),

2. Ocean Steamship Company vermittelt den Verkehr von Java, Singapore und dem Osten nach Hodeida,

3. Von Zeit zu Zeit berühren Dampfer der Bombay and Persian Gulfline (die mit 1. nicht identisch ist) Hodeida.

4. Den lokalen Verkehr zwischen Aden und Hodeida besorgt z. T. die Perim Coal Company Limited,

5. Auf der Fahrt von Suez nach Aden berühren -aller 14 Tage Dampfer der Khedivial Mail Steamship & Graving Company Hodeida, und ebenso wird es von Dampfern

ij Vgl. Tabelle 6.

2) Ich verweise hierbei auf die in Tabelle 3 und 4 angegebenen Bezugs- und Bestimmungsländer.

!) Grießbauer, Die internationalen Verkehrswege ... an den Küsten Arabiens. S. 7.

Der Handel von Hodeida.

6. der Red Sea Company angelaufen. Außer diesen Dampfern, die größeren britisch- indischen Gesellschaften angehören, liefen auch Dampfer einzelner Handelshäuser den Hafen von Hodeida an. Es werden genannt die Dampfer

7. von Cowasjee Dinshaw & Brothers, die wöchent- lich einmal von Aden kommen,

8. von Haji Cassim,

9. von Magri,

10. von Rini and Comp.,

11. von Vesram Ibrahim und

12. Buckuall brother.

Aus dieser großen Zahl von Handelshäusern, die mit arabischen Kaufleuten in Hodeida Handel suchen, geht das starke Interesse hervor, was England für den Jemen zeigt. Keine andere Nation kommt in dieser Hinsicht England gleich.

Von türkischen Schiffahrtsgesellschaften tritt neben der

13. Egyptian line of steamer

14. die Idare Makhusi Line hervor, die den türkischen Handel fast ausschließlich in Händen hat und auch die Truppentransporte besorgt. Die Dampfer dieser Linie be- rühren aller 14 Tage auf dem Wege Suez Aden den Hafen von Hodeida.

In den letzten Jahren sahen wir den italienischen Anteil am Handel besonders sich steigern. Der italienische Handel wird ausschließlich betrieben von der

15. Navigazione Generale Italiana (Florio - Rubatino- Linie). Zweimal monatlich berühren ihre Dampfer, von Massaua oder Aden kommend, Hodeida.

Außerdem könnten um das Bild des Dampferver- kehrs zu vervollständigen im einzelnen noch genannt werden :

16. die American and Italian Steamship-Line, eine amerikanische Gesellschaft, die früher Hodeida mit ameri- kanischem Petroleum versorgte,

17. die französische Oriental Afrique Compagnie, die monatlich zwischen Aden und Hodeida verkehrt, die aber ebensowenig reüssiert wie die russische,

18. die Odessa steamship Compagny und

19. der Österreichische Lloyd (indochinesischer Dienst, Zweiglinie Suez-Aden).

Neben diesen bisher genannten finden wir in der Ta- belle noch Segel- und Dampfschiffe anderer Nationen, von denen aber Namen der Gesellschaften oder Häuser, die in Hodeida Verbindungen haben, nicht namhaft gemacht sind.

7*

III. Zur Wirtschaft des Landes.

Die Tabelle reicht nur bis 1904. Es ist nicht ausgeschlossen, daß noch andere Schiffahrtgesellschaften Anschluß am Handel in Hodeida gesucht haben.

Von deutschen Schiffen ist in der Tabelle nur ein einziges erwähnt. Es soll 1897 den Hafen angelaufen haben. Die Beteiligungsziffer Deutschlands kommt also bei der Cha- rakterisierung des arabischen Handels überhaupt nicht in Frage. Es ist daher gewiß nicht uninteressant, aus neuester Zeit über den deutschen Handel von Hodeida Mitteilungen machen zu können, die über die der englischen Konsulate hinausführen. Ich verdanke sie der Hamburg-Amerika-Linie (arabisch-per- sischen Dienst). Man teilte mir mit, daß dieser arabisch- persische Dienst seit dem Juli 1906 besteht. Ein Bedürfnis für einen Export nach und von Hodeida läge nicht vor. Einige Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie (20.) berührten Hodeida zwar in regelmäßigen Abständen von je einem Monat. Indessen bucht die Gesellschaft pro Dampfer und Hodeida kaum 1/2 tons, also ganz minimale Ladungsquanti- täten. Der Brief, den mir die Gesellschaft zuvorkommender- Weise schickte, gab noch weiterhin einige Angaben über die z. T. schon oben genannten Dampferlinien andrer Na- tionen; aber führte auch noch (21.) die deutsche Dampf- schiffahrtsgesellschaft „Hansa" auf, die zwei- bis dreimal im Jahre den Hafen Hodeida von New York aus anlaufe. Der deutsche Anteil am Handel von Hodeida ist also sehr gering. Immerhin ist es erfreulich, konstatieren zu können, das es überhaupt deutsche Schiffahrtsgesellschaften versuchen, endlich in die Reihe der Gesellschaften anderer Nationen einzutreten, die schon seit langem den Markt beherrschen. „Ob es überhaupt Deutschland bei der überragenden Stellung des englischen Handels möglich sein wird, festen Fuß zu fassen, ist sehr fraglich; der einzige Artikel, in welchem Deutschland nach Ansicht von Kennern der Verhältnisse konkurrenzfähig sein könnte, wären geblümte und gestreifte Baumwoll- und Halbseidenstoffe. Wir besitzen mehr als die englische Indu- strie die Fähigkeit, uns den Wünschen und Anforderungen fremder Völker anzupassen, aber England und namentlich Indien sind so gut eingeführt und haben so rührige Agenten, daß das Risiko ein recht großes ist, zumal aus Mangel an barem Gelde recht lange Ausstand gewährt werden muß"1).

l) Grießbauer, a. a. O. S. 8.

100

Der Handel von Aden.

5. Kapitel.

Der Handel von Aden.

Ist der Handel von Hodeida zwar gering, und wird er von dem Adens beträchtlich in den Schatten gestellt, so ist er doch typisch für den Jemen. Das ist der Handel von Aden nicht. Ist der Verkehr Hodeidas eng verknüpft mit den Beziehungen, die dieses zum Hinderlande hat, hängt Ein- und Ausfuhr allein von den Bedürfnissen oder dem Überfluß der jemenischen Bewohner ab, so erweitert sich diese Einflußsphäre für Aden in ganz anderer Weise, und innerhalb dieses Gebietes nimmt der Jemen selbst- nur einen bescheidenen Platz ein.

Aden ist der natürliche Mittelpunkt des afrikanisch- arabisch - vorderasiatisch - indischen Umkreises. Die Schiffs- wege von Persien, von Indien und dem fernen Osten, von Afrika, Europa und schließlich von Amerika mögen sie durch den Suezkanal oder um das Kap der guten Hoffnung herumführen, sie alle treffen sich in Aden. Damit ist es zu einer wertvollen Station der handeltreibenden Nationen ge- worden, zu einem wichtigen Stützpunkt der britischen Handels- und Kriegsflotte.

Der Hafen selbst bietet, die günstigste Gewähr für Schutz und Unterkommen. Im Osten, da, wo die Stadt Aden (50000 Einwohner) liegt, gestattet die Halbinsel und die vorgelagerte Insel Sira Deckung gegen stürmische Winde. Der beste Teil des eigentlichen Hafens wird aber von den beiden Halbinseln Aden und Little Aden gebildet. Zwischen ihren eruptiven Pfeilern spannt sich der tiefe Bogen einer Flachküste aus. Innerhalb dieser schmalen, halbkreisförmigen Bucht haben eine große Anzahl von Schiffen Platz. Es ist der einzige natürliche Hafen Arabiens. Die Gunst dieser äußeren Verhältnisse und die Vorzüglichkeit der allgemeinen Weltlage lenkten schon frühzeitig die Blicke auf Aden und seinen Hafen. Im Altertum spielte es als Endpunkt der durch Arabien führenden Karawanenwege keine unbedeutende Rolle. Unter Claudius von den Römern zerstört, wurde es durch Konstantin wieder zu neuem Glänze erhoben1). Mit dem Verfall des Jemen und der Entdeckung des Seewegs um Afrika verblaßte aber seine Bedeutung immer mehr. Aus

!) Playfair, a. a. O. S. 9 f.

101

III. Zur Wirtschaft des Landes.

der alten vielgerühmten und starkbevölkerten Stadt wurde ein armseliges Dorf von vielleicht 600 Einwohnern. 1707 gründeten einige Franzosen eine Faktorei, die sie aber gegenüber den Anstürmen von Seiten der räuberischen Beduinen bald wieder preisgeben mußten. Die Engländer benutzten die günstige Gelegenheit der Plünderung von Schiffbrüchigen durch die Araber zu einer Besetzung des Ortes im Jahre 1838. Sie durften es sich gestatten, einen der vorzüglichsten Häfen anstandslos zu annektieren.

Die kulturelle Entwicklung des Jemen wird den Wert des Hafens noch wesentlich steigern. Denn heute haben die Beziehungen zum Hinterlande nur wenig Bedeutung, wenn- gleich die türkische Mißwirtschaft manche Handelsverbindung aus dem Innern von den Küstenorten des Roten Meeres nach Aden hin abgelenkt hat. Bis jetzt spielten innerhalb des Ein- und Ausfuhrhandels eine weit größere Rolle die umliegenden Länder mit ihren Häfen, alle jene Gebiete im Umkreise, die fast ausschließlich europäischer Kolonialbesitz sind, seien es die Ufergestade des Roten Meeres oder die des Indischen Ozeans. Vom europäischen oder amerikanischen Westen, von China oder Australien kommen die Waren nach Aden, um von hier nach jenen Uferländern weiter verfrachtet zu werden, und von diesen kommen andere Artikel, um über Aden den Kulturstaaten zugeführt zu werden. In diesem Austausch der Waren besteht die Bedeutung Adens. Aden nimmt die Stelle eines Zwischenhändlers ein zwischen den Häfen des Indischen Ozeans einerseits und denen des Stillen Ozeans andererseits; hier laufen die Handelsfäden wie in einem Knoten zusammen, um nach allen Seiten hin auszustrahlen.

Die Bilanz des Ein- und Ausfuhrhandels ist eine un- sichere. Zu viele ungeregelte Verhältnisse üben ihre Einflüsse in ungünstiger Weise aus. Da entstehen in den nahen Küsten- gegenden Arabiens oder Afrikas kriegerische Unruhen. Die Truppenvermehrungen erheischen einen größeren Mehrbedarf; die Produkte dieser Länder selbst aber kommen in geringerem Umfange nach Aden. Schlechte Erntejahre fördern die Ein- fuhr von Lebensmitteln, lassen aber die Zufuhr von andern Artikeln zurückgehen. Gute Erntejahre wirken umgekehrt ein. Es ist im großen dasselbe Bild, was wir bei Hodeida fanden, aber eben auf einen viel weiteren Umkreis ausgedehnt und mit nur geringem jemenischen Gepräge. Der Handel von Aden hat für unser Gebiet selbst nur wenig Charak- teristisches, um aber dieses hervorheben zu können, ist es

Der Handel von Aden.

notwendig, zugleich einen Blick auf den Gesamthandel von Aden zu werfen.

Die Lebensmittel spielen in der Ein- und Ausfuhr im allgemeinen nicht diese ausgesprochene Rolle wie in Hodeida1). Man muß bedenken, daß die Gebiete, für die Aden den Sammelhafen darstellt, zu verschiedener Natur sind, um an sie jenes einheitliche Maß einer bestimmten, vorherrschenden Wirtschaftsform anlegen zu können. Außerdem stehen diese Länder schon viel mehr unter dem Einfluß der europäischen Kultur, als dies gerade beim Jemen der Fall ist.

Der Kaffee bietet in Aus- und Einfuhr fast das gleiche Bild. Die erstere übersteigt die letztere nur um wenig. Dieser geringe Überschuß muß als die Menge angesehen werden, die aus dem Serat zu Lande nach Aden gelangt, abgesehen von dem, was hier selbst konsumiert wird. Die Hauptmasse des eingeführten Kaffees stammt aus Abessinien und von den Hafenplätzen des Jemen im Roten Meer. Leider ist es mir nicht möglich gewesen, Zahlen zu finden, die für Hodeida und Aden gleiche Zeitverhältnisse zeigen. Aber aus dem nur zwischen engen Grenzen schwankenden Kafreehandel von Hodeida und Aden, der durch die Reihe der beobachteten Jahre zu konstatieren ist, darf gefolgert werden, daß die Verhältnisse in den Jahren von 1904 bis 1907 und schließ- lich bis 1910 wenig Änderung erfahren haben werden. Die in den Tabellen von Hodeida schon genannten Werte sind zum größten Teil in die von Aden mit einzubeziehen; ein Umstand, der auch bei allen den von Hodeida nach Aden ausgeführten Artikeln nicht aus dem Auge zu verlieren ist. Immerhin ist die Zufuhr des Kaffees vom Lande her von 1907 an im Steigen begriffen, vielleicht ein Zeichen zu- nehmender Beeinflussung des jemenischen Hochlandes durch den Freihafen von Aden.

Um die Wende des Jahrhunderts geriet der Kaffee Arabiens durch einige unlautere Handelsmanöver malaiischer und amerikanischer Handelsleute in Mißkredit. Man brachte Kaffee aus Brasilien und Java nach Aden und packte ihn hier um in die schon beim Kaffeehandel von Hodeida ge- nannten Kaffeesäcke, die das charakteristische Merkmal des Mokakaffees sind. Die Chamber of Commerce in Aden hat es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben angesehen, dem arabischen Kaffee seinen alten Ruf zu wahren oder wieder- zugewinnen. Eine Einfuhr aus Amerika und dem malaiischen

!) Vgl. Tabelle 10.

III. Zur Wirtschaft des Landes.

Archipel ist jetzt daher nicht mehr gestattet. Ebenso ist die Ausfuhr von Kaffeesäcken aus Aden verboten. Wenn noch fremder Kaffee, in jemenisches Gewand gekleidet, auf dem Weltmarkt erscheint, so liegt das darin begründet, daß die türkische Verwaltung einer Ausfuhr von Kaffeesäcken aus Hodeida noch nicht mit aller Entschiedenheit entgegengetreten ist. Der Export des Kaffees geschieht in vorherrschendem Maße nach Frankreich, Amerika und England. Erst in weitem Abstände folgen Österreich, Deutschland und Italien.

Körner, Hülsenfrüchte und Mehl zeigen im ganzen ein Mehr in der Einfuhr. Bei der Betrachtung dieser Artikel in Hodeida erkannten wir, daß Ein- und Ausfuhr einander überwiegen je nach den Ernteverhältnissen im Lande selbst. Die Wetterberichte für die letzten Jahre fehlen, um daraus einen analogen Schluß auf den Import und Export von Körnern, Hülsenfrüchten und Mehl in Aden ziehen zu können. Allerdings gewinnt die Annahme einer Periode schlechter Jahre sehr an Wahrscheinlichkeit, wenn man beachtet, daß auch die übrigen in der Tabelle aufgeführten Lebensmittel ein erhebliches Plus in der Einfuhr zeigen.

Als weitere wichtige Produkte der Ein- und Ausfuhr kommen Kleidungsstücke, Garne und Baumwoll- waren der verschiedensten Farben in Frage. Bei den meisten übersteigt auch wieder die Einfuhr die Ausfuhr. Nur bei den grauen Baumwoll waren weisen die Jahre 1907 bis 1909 einen größeren Export auf. Wie ist das zu erklären? Im Lande selbst werden diese Artikel nicht gefertigt, wenigstens nicht in solchen Mengen, daß sie zur Ausfuhr kämen. Die einzige Möglichkeit ist die, daß in einem oder mehreren Jahren die Einfuhr so erheblich war, daß sie durch den Verbrauch im Lande und die Ausfuhr nicht ausgeglichen wurde. Die Ware wurde aufgestapelt und erst in den folgenden Jahren wieder vertrieben. In ihnen überwog dann der Export den Import. Durch die Eröffnung der Eisenbahn Dschibouti Harar auf dem gegenüberliegenden afrikanischen Kontinent wurde 1901 und 1902 der Absatz von Baumwollstoffen größer. Die Ein- fuhr nach Aden wurde erheblich gesteigert und hielt auch in den nächsten Jahren an, wo das Verlangen nach diesem Artikel gestillt war, und der Absatz abflaute. Kriegerische Unruhen, Mißernten und Hungersnöte sind natürlich im all- gemeinen der Einfuhr nicht förderlich. So kommt es, daß diese Waren in Aden lagern, um erst in den folgenden Jahren abgesetzt zu werden, wenn sich die Handelskonjunkturen zu- gunsten einer gesteigerten Ausfuhr gewendet haben. Diese

Der Handel von Aden.

wechselnden Umstände beeinflussen auch in störender Weise natürlich Import und Export der meisten anderen Produkte. Die Manufakturwaren liefern zur Hälfte die Vereinigten Staaten von Amerika, weiterhin Bombay und England.

Es seien aus der Reihe der Produkte nur noch zwei herausgegriffen. Das Petroleum wird heute fast nur noch aus Rußland eingeführt. Von den importierten Mengen bleibt in jedem Jahre ein größerer Prozentsatz im Lande. Doch ist der Handel mit Petroleum gleichfalls dem vorhin erörtertem Umstände unterworfen, nach dem ein Zuviel der Einfuhr in einem Jahre ein Mehr der Ausfuhr im folgenden verursachen kann.

Ein ganz seltsames Bild gewährt die Zahlenreihe für Gold und Silber. Die vier verglichenen Jahre weisen alle eine bedeutend größere Ausfuhr als Einfuhr auf. Es kommt hierbei fast ausschließlich der von Österreich ausgeführte Maria -Theresia -Taler in Frage, der je nach seinem wechseln- den Werte bald mehr, bald weniger stark eingeführt und ausgeführt wird. Häuft sich in einzelnen Jahren das Bargeld an, so bleibt es nicht aus, daß in anderen Jahren ein stärkerer Abgang erfolgt. Die Gold- oder Silberornamente der alten jemenischen Kunstdenkmäler erhöhen naturgemäß die Aus- fuhrziffern.

Der Gesamthandel für die einzelnen Produkte und ein- zelnen Jahre1) weist erhebliche Schwankungen auf. Jene schon bei der Betrachtung von Hodeida geltend gemachten Gründe sprechen auch bei den Umsatzmengen in Aden mit. Die Bezugs- und Absatzbedingungen schwanken in oft be- trächtlichen Grenzen. Bald ist der Preis der schlechten Ernte wegen zu hoch, und die Produkte können nicht konkurrenz- fähig auf dem Weltmarkt erscheinen, m während die Einfuhr eine wechselnde wird; bald ist der Überschuß von guten Ernten so hoch, daß die Ausfuhr steigt, die Einfuhr aber sinkt. Dazu beeinflussen kriegerische Ereignisse Import und Export in verschiedener bald günstiger, bald ungünstiger Weise. In den letzten Jahren scheint sich die Tendenz geltend zu machen, von den verschiedenen Häfen aus eine direkte Verbindung nach dem dritten Orte zu suchen, ohne die vermittelnde Hilfe des Zwischenhafens von Aden in An- spruch zu nehmen. Würden diese Häfen selbständiger, so verlöre Aden nicht unwesentlich an Bedeutung, hängt doch

!) Vgl. die Tabellen 10 und 13.

105

III. Zur Wirtschaft des Landes.

die Größe seines Handels wesentlich von den benachbarten Küstenorten ab.

Die Tabelle 1 1 versucht diese Abhängigkeit deutlich zu machen. In ihr tritt so recht die enge Beziehung zwischen Aden und den es umgebenden Ländern hervor, wie Afrika, Indien und nicht zuletzt Arabien selbst. Der Handel mit den Häfen des türkischen Jemen beträgt ungefähr 10% des Gesamthandels. Wir erkennen daraus einmal, daß der Handel Adens in nicht zu starkem Maße von seinem Hinterlande beeinflußt wird, wenigstens nicht im Verhältnis zu den übrigen Ländern. Andererseits erhellt daraus das starke Abhängigkeitsverhältnis zwischen Hodeida und Aden. Ein großer Teil der in Hodeida e i n - und ausgeführten Artikel berührt früher oder späterAden. Aden ist somit derSchlüssel zum Hafen von Hodeida.

Von den europäischen Staaten hat naturgemäß England den bei weitem größten Anteil an dem Gesamthandel von Aden1). Auffallen muß ein kleiner Rückgang in den letzten Jahren zugunsten Österreichs und Frankreichs. Auch der Anteil Italiens und Deutschlands zeigt eine schwache Zu- nahme. Sind Frankreich und Italien wegen ihrer nahen kolonialen Besitzungen stärker am Handel von Aden be- teiligt, so müssen Deutschland und Österreich nur von Handels- und Verkehrsinteressen allgemeinerer Natur getrieben versuchen, sich einen Platz innerhalb des Ringes der Mächte zu erobern, denen eine günstigere Kolonialpolitik einen be- deutenderen Anteil bei der Aufteilung des östlichen Afrika und Vorderasiens verschafft hat.

6. Kapitel.

Schlußbetrachtung.

Der Handel des Jemen wie er sich vor- züglich in der Statistik der Orte Hodeida und Aden zeigt ist nicht groß. Die Natur des Landes und die durch diese bedingten Wirt- schaftsformen verlangen keine allzugroße Er- gänzung der heimischen Erzeugnisse. Die Be-

106

J) Vgl. Tabelle 10 und 12.

Schlußbetrachtung.

dürfnisse des Arabers sind von europäischer Kultur noch nicht angereizt und wenig ge- steigert. Nahrung und Kleidung halten sich in altüberlieferten, einfachen Grenzen. Die in- dustrielle Betätigung im Lande ist gering. Rohprodukte fremder Erdteile werden kaum eingeführt. Im Lande selbst aber fehlen mine- ralische Schätze, die eine günstige Ausfuhr bedingen könnten. Die wirtschaftlichen Ver- hältnisse haben sich noch nicht zu jener Höhe entwickelt, daß eine reichere Ausnutzung des Bodens eine gesteigerte Ausfuhr herbeizu- führen vermöchte.

Wenn der Handel des Jemen heute noch minimal ist, so ist doch nicht ausgeschlossen, daß er in kommenden Zeiten einen bei weitem größeren Umfang anzunehmen und in geregeltere Bahnen gelenkt zu werden vermag. Die bis jetzt noch wenig aufgeschlossenen geologischen Verhältnisse lassen ein Auffinden von Mineralschätzen durchaus nicht als unmöglich erscheinen. Mit wachsender wirtschaftlicher Er- kenntnis, mit steigernder Schulung des Arabers in Fragen des Ackerbaus und des Handels sind bei den an vielen Orten nicht ungünstigen Bodenverhältnissen reichere wirtschaftliche Erfolge zu erwarten. Zwar sind die klimatischen Schwankun- gen der einzelnen Jahre einer geregelten Bodenbenutzung hinderlich, aber einer gesteigerten technischen Ausbildung wird es gelingen, die in den Bergen fallenden Wassermengen rationeller auszunutzen, als es bisher geschehen ist. Der Serat wenigstens und die Täler der Tehama versprechen ihrer ganzen Beschaffenheit nach eine weit größere Ergiebig- keit, als die Unvollkommenheit ihrer gegenwärtigen Boden- ausnutzung erwarten läßt. In ihrem fruchtbaren Erdreich schlummern noch reiche Kräfte, die nur des erfahrenen Schatzgräbers harren, um zu neuem Leben zu erwachen.

Die wichtigste Vorbedingung für einen wirtschaftlichen Aufschwung des Jemen liegt aber in einer Besserung seiner politischen Verhältnisse. Ehe nicht dem Lande eine sozialere Verwaltung ersteht und dem Araber ein besserer Lehrmeister gegeben wird, ist an einen solchen Aufschwung nicht zu denken. Ist es die Türkei nicht, die sich ihr altes Recht auf den Jemen wird zu wahren wissen, so wird England, das mit wachem Auge von Aden aus die Zustände im Jemen verfolgt, sich zum „Protektor" der südarabischen Stämme aufzuschwingen verstehen. Sein wirtschaftlicher Scharfblick

III. Zur Wirtschaft des Landes. Schlußbetrachtung.

wird den Wert des Jemen den es längst erkannt hat bald für sich auszunutzen wissen. Vielleicht wird dann auch unser deutsches Vaterland sich seiner handelspolitischen Auf- gaben dem Jemen gegenüber mehr als bisher bewußt werden und sich seiner weltwirtschaftlichen Bedeutung gemäß mehr als bisher an dem Aufschwung beteiligen, der diesem Lande in Handel und Verkehr, in Industrie und Technik aller Vor- aussicht nach noch bevorsteht.

Eine nahe Zukunft wird eine neue Handels- und Ver- kehrsära in Vorderasien bringen; fühlt man doch schon heute überall in Kleinasien, Syrien, Mesopotamien und Persien den wiederauflebenden wirtschaftlichen Pulsschlag, der durch jenes so lange totgeglaubte alte Kulturreich zittert. Auch der Jemen birgt in seinen geographischen Verhältnissen die Bedingungen, an diesem Aufschwung teilzunehmen. Seine Lage an der Hauptstraße internationalen Verkehrs wird ihn in besonders hohem Maße dazu fähig machen. Nur fehlt der starke Arm noch, der die nie erstorbenen, sondern nur im Verborgenen schlummernden Kräfte im Lande neu 'zu ent- falten, und den Jemen wieder zu dem zu erheben vermag, was er ehedem war: zu einem

„Glücklichen Arabien"!

108

IV. Literatur- und Kartenverzeichnis.

A. Reiseberichte über Südwestarabien1).

* Arnaud, Th. J. F.: Mission dans le Jemen (Revue d'Egypte) 1885.

1. Relation d'un voyage ä Mareb (Journ. Asia- tique IV. Ser., Tome V) 1845.

2. Bardey, A.: Rapport sur El Jemen et Partie du Pays d'Hadramaut

(Bull, de Geogr. hist. et descr., Paris) 1899. 2a. Bardey, P.: Lettres de Hodeida (Revue de Geogr. Bd. 49, Paris) 1901.

3. Baumann, O.: Besuch in Lahadj in Südwestarabien (Globus,

Bd. 67) 1895.

4. Botta, P. E.: Relation d'un voyage dans l'Jemen. Paris 1841.

Voyage dans l'Arabie heureuse (Arch. du Musee

d. Hist. nat. IV., Tome 2; Paris) 1841.

5. Burchardt: Reiseskizzen aus dem Jemen (Mitt. d. Ges. f. Erdk.

Berlin) 1902.

* Buxton: A journey to Sana (Blackwoods Magazine) 1906.

6. Charnay, D.: Une excursion au Jemen (Bull. d. 1. Soc. d. Geogr.

d'Anvers; 23 Tome) 1899.

* Voyage au Jemen (Congres Roy. Soc. Geogr., Paris)

1897.

6a. Une excursion ä l'Oasis de la Hadj. ou el Hota

pres d'Aden (A travers le monde) 1898.

7. et Deflers, A.: Excursion au Jemen (L. Tour d.

monde, IV. nouv. serie) 1898.

8. Cruttenden, Ch. J.: Narrative of a Journey from Mokha to Sana

(Journ. of. the Roy. Geogr. Soc VIII., London) 1838.

9. Deflers, A.: Voyage au Jemen, Paris 1889.

10. Gallois, E. : Une visite ä l'ancien royaume de la reine de Saba

(Bull. Soc. geogr. Lille XXIX.) 1898.

11. Glaser, Ed.: Von Hodeida nach Sana (Pet. Mitt.) 1886.

12. Meine Reise durch Arhab und Haschid (Pet. Mit.)

1884.

13. Über seine vierte Reise nach Arabien (Jahresber.

d, geogr. Ges. München) 1892/93.

14. Über meine Reisen in Arabien (Mitt. d. k. k. geogr.

Ges. Wien, XXX) 1887. 14a. Vierte Forschungsreise nach Arabien (Beil. z. Münch.

Allg. Ztg. Nr. 5) 1894.

15. Haig. F.: A Journey through Jemen (Proceedings of th. Roy.

Geogr. Soc. IX.) 1887. 15a. Une voyage au travers l'Jemen (Bull. Soc Geogr. d'Anvers) 1887/88.

x) Die mit * versehenen Schriften sind von mir nicht gelesen worden.

IV. Literatur- und Kartenverzeichnis.

16. Halevy, M. J.: Rapport sur une mission archeologique dans le

Jemen, Paris 1872.

17. Voyage au Nedjran (Bull. Soc. Geogr., Paris. Tome VI) 1873.

18. Halevys Reise nach Nedjran (Ausland) 1874.

19. Reise nach Nedjran (Pet. Mitt.) 1872 und 1874.

20. Harris, W. B.: A Journey through the Jemen, Edinbourgh-London

1893.

* A recent journey in Jemen (Rep. Brit. Assoc Ad- vanc) 1893.

21. Hirsch, L.: Neue Wanderungen in Jemen (Globus Nr. 74) 1898. 21a. Hommel, Fr.: Ed. Glasers Reise nach Mareb (Beil. z. Allg. Ztg.

München) 1888.

22. Kahlenberg, C: Dschidda und Hodeida (Östr. Mitt. f. d. Orient VI)

1885.

23. Kiepert, H. : Schapiras Reise in Jemen (Globus) 1880.

24. Langer, S.: Irrfahrten an der südarabischen Küste (Ausland) 1882.

25. v. Maltzan, H.: Geographische Forschungen in Südarabien (Pet.

Mitt. Nr. 18) 1872.

26. Reise nach Südarabien, Braunschweig 1873.

27. J. Halevys Reisen in Arabien (Globus) 1872. 27a. Briefe aus Arabien (Beil. z. Allg. Ztg., München

Nr. 61, 62, 63) 1871.

28. Maltzans Forschungen über Südarabien (Pet. Mit. Nr. 17) 1871.

29. Manzoni, R.: El Jemen treanni nell Arabia Felix, Roma 1884. 29a. Viaggi di nell'Arabia meridionale (Cosmos, Torino)

1878.

30. Manzonis Reisen nach Jemen (Globus) 1881.

31. Mehmed Raif Fuad-Bei: Land und Leute in Jemen (Pet. Mitt.)

1912.

32. Millingen: Notes of a yourney in Jemen (Proc Geogr. Soc.) 1874.

33. Passama: Observations geographiques sur quelques parties du

Jemen (Bull. d. 1. Soc d. Ge'ogr., Paris XIX.) 1843.

* Rossi: Un excursione neU'Jemen durante l'insurrezzione del

1891, Catania 1894. 33a. Neirjemen .(Rio. Coloniale II) 1906.

34. Schweinfurth, G.: Über seine Reise nach dem glücklichen Arabien

(Verh. d. Ges. f. Erdkd., Berlin, Bd. 16) 1889.

35. Streifereien im Jemen (Ausland) 1860.

* Werther, C, W.: Von Aden landeinwärts (Beil. z. Allg. Ztg.,

München) 1899.

B. Reiseberichte weiteren Umfanges1).

36. Die Reise S. M. Kanonenboot „Albatros", Pola 1885.

37. Batuta, Ibn: Voyages, Paris 1858.

38. Bent Th.: Southern Arabia London 1900.

39. Expedition to the Hadramaut (Geogr. Journ. IV)

1894.

40. Exploration of the frankincense country South Arabia

(Geogr. Journ. VI; 1895.

]) Die weiterhin aufgezählte Literatur ist durchgängig benutzt

worden.

110

IV. Literatur- und Kartenverzeichnis.

41. Bent, Th.: Exploration in the Jafei and Fadhli country (Geogr.

Journ. XII) 1898.

42. Burckhardt, J. L.: Travels in Arabia, London 1829.

43. Edrisi: Recueil de voyages et de memoires (par Jaubert), Paris

1846.

44. Die Reise S. M. Korvette Frundsberg, Pola 1885.

45. Hirsch, L.: Reisen in Südarabien, Leiden 1897.

46. ,, Berichte über seine Reise nach Hadramaut (Verh.

d. Ges. f. Erdk. z. Berlin XX) 1893.

47. A Journey in Hadramaut (Geogr. Journal III) 1894.

48. Istrachi-Mordtmann: Das Buch der Länder, Hamburg 1845.

49. La Rocque, J. de: Voyages de l'Arabie heureuse, Paris 1716.

50. Niebuhr, C: Reisebeschreibung nach Arabien, Kopenhagen 1774.

51. Snouck Hurgronje: Über seine Reise nach Mekka (Verh. d. Ges.

f. Erdk. z. Berlin XIV) 1887.

52. Tamisier, M.: Voyage en Arabie, Paris 1849.

53. Wellstedt, J. R.: Reisen in Arabien, Halle 1842.

54. Zwemer: Arabia the cradle of Islam, Edinbourg und London

1900,

C. Schriften allgemein -geographischen Inhalts über Südwest- arabien.

55. Abulfeda: Arabien, her. v. Reinaud und Slane, Paris 1840.

56. Die großen Wasserreservoirs in Aden (Pet. Mitt. Nr. 5) 1859.

57. Banse, E-: Orient III, Leipzig 1910.

58. Barre: L'Arabie (Revue de Geogr. 52) 1903.

59. Barlet: Notes geographiques et historiques sur Aden at Perim

(Bull. Soc Geogr. Rochefort) 1904.

60. Behn, E.: Jemen, Grundzüge der Bodenplastik und ihr Einfluß

auf Klima und Lebewelt. Dissertation. Marburg 1910.

61. Caspari: Das Territorium von Shekh-Said (Pet. Mitt. Nr. 31) 1885.

62. Glaser, Ed.: Der Damm von Marib (Östr. Mitt. f. d. Orient XXIII)

1897.

63. Länge und Breite von Sana (Pet. Mitt. Nr. 31) 1885.

64. Hartmann, M: Das neue Arabien (Beiträge zur Kenntnis des

Orients II. Bd. 1. Abt.) 1905.

65. Hommel, Fr.: Das Land der Königin von Saba (Deutsche Rund-

schau für Geogr. u. Statistik, Heft 8) 1901.

66. Zur Geographie und Geschichte Südarabiens (Aus- land) 1883.

67. Jomard, M.; Etudes geographiques et historiques sur l'Arabie,

Paris 1839.

68. Niebuhr, C: Beschreibung von Arabien, Kopenhagen 1772.

69. Die Insel Perim und die Eingänge in das Rote Meer (Pet. Mitt.)

1858.

70. Reclus, E-: Nouvelle Geographie universelle IX. Paris 1884.

71. Ritter, K.: Allgemeine Erdkunde XII u. XIII. Berlin 1846.

72. Schmidt, V.: Undersögulser in Orienten II. Jemen (Geogr. Tid-

schrift, Kjebenhagen 1899.

73. Schwarz, P.: Die ältere geographische Literatur der Araber

(Geogr. Ztschr. III) 1897.

74. Sievers: Asien. 2. Aufl. Leipzig-Wien 1907.

75. Singer, H.: Jemen (Beilage z. Anhalter Kurier Nr. 29) Bernburg

1911.

IV. Literatur- und Kartenverzeichnis.

76. Spalding, H.: Historical Scetch of the coaling Station at Perim-

Island, Liverpool 1890.

77. Sprenger: Die alte Geographie Arabiens, Bern 1875.

78. Strabos Erdbeschreibung II. (Überstzg. v. Forbiger).

79. Wappäus' Handbuch für Geographie u. Statistik (II. Bd. 3 Abt.)

Leipzig 1864.

80. Zehme, A.: Arabien und die Araber seit 100 Jahren, Halle 1875.

D. Literatur zur Einleitung1;.

81. The new frontier of the Aden Protectorate (Geogr. Journ. 28)

1906.

82. Kleinpaul: Länder und Völkernamen, Leipzig 1909.

83. Reclus: Tableaux statistiques, Paris 1894.

84. Ritters geogr.-statist. Lexikon, Leipzig 1905 06.

85. Supan: Bevölkerung der Erde (Erghft. 135 z. Pet. Mitt.) 1901.

86. Wagner und Supan: Bevölkerung der Erde (Erghft. 101 z. Pet.

Mitt.) 18 . .

87. Landberg, Dr. C. Graf: Die südarabische Expedition der kaiser-

lichen Akademie der Wissenschaften in Wien, München 1899.

88. Die Expedition nach Südarabien, München

1899.

89. Müller, D., H.: Zur Geschichte der südarabischen Expedition,

Wien 1907.

90. Weber, O.: Forschungsreisen in Südarabien bis zum Auftreten

Ed. Glasers, Leipzig 1907.

91. Ed. Glasers Forschungsreisen in Südarabien, Leipzig 1909.

E. Literatur zum 1. Abschnitt (Zur Natur des Landes).

92. Carter, H. J.: Memoir ou the Geology of the South East Coast

of Arabia (Journ. Bombay-Branch Asiatic Soc IV) 1852.

93. Faurot, L. : Sur les Sediments quaternaires de l'ile de Kameran

et du golfe de Tadjoura (Bull, soc geol. de France 3. serie tome XVI) 1888.

94. Issel, A.: Morfologia e genesi del Mar Rosso (Terzo Congr.

Geofr. Ital.) Firence 1899.

95. Kayser: Lehrbuch der Geologie Bd. II. 3. Aufl. Stuttgart 1908.

96. Lapparent: Traite de Geologie, Paris.

97. Lloyd, R., E.: The Geology of Aden Hinterland (Records of the

geological survey of India. Vol. XXXVIII. Part 4) 1910.

98. Neumayer: Erdgeschichte, Leipzig und Wien 1895.

99. Philippson, A.: Das Mittelmeergebiet, Leipzig 1907.

100. Literaturbericht Nr. 863 in Pet. Mitt. 45. 1899.

101. Raisin, Ch. A.: Perim Island and its relation to the Area of the

Red Sea (The geol. magacine, new series, dec. IV and IX).

102. Notes on the geology of Perim Island (ebenda).

*) Für die einzelnen Kapitel kommen die bisher genannten Schriften natürlich auch in Betracht.

112

IV. Literatur- und Kartenverzeichnis.

103. Goldmine im Bezirk Sana, Globus 1880.

104. Sueß, Ed.: Antlitz der Erde, Prag-Wien 1885/1909.

105. Tipper, M. A.: Notes on upper jurassic fossils collected by

captain Lloyd near Aden (Ree of the geol. surv. of India. Vol. XXXVIII. Part 4) 1910.

106. Vredenbourgh, E. W.: Petrological notes on the rocks, collected

by capt. Lloyd near Aden (ebenda) 1910.

107. Zittel, K. A.: Über den geol. Bau der Libyschen Wüste, München

1880.

108. Bethge, O.: Das Klima Arabiens, Kassel 1891.

109. Der Gesundheitszustand im Jemen (Tägl. Rundschau Nr. 204) 1911.

110. Glaser, Ed.: Einige Beobachtungen des Herrn Dr. Gl. zu Sana

Meteorol. Ztsch.) 1893.

111. Hann, J.: Handbuch der Klimatologie II. Bd. Stuttgart 1910.

112. Koeppen: Versuch einer Klassifikation der Klimate (Geogr.

Zeitsch..III.) 1900.

113. Maltzan: Über das Klima des westlichen und südlichen Arabien

(Pet. Mitt. Nr. 18) 1872.

114. Mühry, A.: Der Windfall des Passats bei Aden (Pet. Mitt. Nr. 15)

1869.

115. Supan: Niederschläge in Arabien (Erghft. 26. z. Pet. Mitt.) 1869.

116. Deflers, A.: Esquisses de Geographie botanique, Ja Vegetation

de l'arabie tropicale au delä du Jemen (Rev. d'Egypte 1894).

117. Drude, O.: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart 1890.

118. Die Florenreiche der Erde (Erghft. 74z. Pet. Mitt.) 1884.

119. Engler: Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt.

II. T. Leipzig 1882.

120. Die Entwicklung der Pflanzengeographie (i. d. wiss. Beitr.

z. Gedächtnis a. d. 100 jähr. Wiederkehr des Antritts v. Alex v. Humboldts Reise n. Amerika) Berlin 1899.

121. Fischer, Th.: Die Dattelpalme (Erghft. z. Pet. Mitt. 64) 1884.

122. Der Ölbaum (Erghft. z. Pet. Mitt. 147) 1904.

123. Forscal, P.: Flora aegyptiaco arabica, Leipzig 1840.

124. Fuchs, M.: Die geographische Verbreitung des Kaffeebaumes,

Halle 1885.

125. Griesebach, A-: Vegetation der Erde, Leipzig 1885.

126. Schimper, A. F. W:: Pflanzengeographie, Jena 1898.

127. Schweinfurth, G.: Über die Florengemeinschaft von Südarabien

und Nordabessinien (Verh. d. Ges. f. Erdk. z. Berlin, Bd. 18) 1891.

128. Pflanzengeographische Skizze des gesamten

Nilgebietes und der Uferländer des Roten Meeres (Pet. Mitt.) 1868.

129. Über den Einfluß der Nordwinde auf die Vege-

tationsverhältnisse des Roten Meeres und sein Niveau (Ztsch. d. Ges. f. Erdk. z. Berlin) 1867.

F. Literatur zum II. Abschnitt (Die Bevölkerung des Landes).

130. Glaser, Ed.: Skizze der Geschichte und Geographie Arabiens.

II. T. Berlin 1890.

131. Südarabische Streitfragen, Prag 1887.

8 113

IV. Literatur- und Kartenverzeichnis.

132. Glaser, Ed.: Punt und die südarabischen Reiche (Mitt. d. Vorder-

asiat. Ges. Heft 2) 1899.

133. Die Abessinier in Arabien und Afrika, München 1895.

134. Hahn, Ed.: Die Weltstellung Jemens (Geogr. Ztsch. Bd. 9) 1903.

135. Hartmann, M.: Der islamitische Orient Bd. II. Leigzig 1909.

136. Helmolt: Weltgeschichte II. Bd. 1902, III. Bd. 1901, IV. Bd. 1900.

Leipzig- Wien.

137. Kleist: England in Arabien (Geogr. Ztsch. Bd. XII. 1906).

138. Omarah-Kay: Jaman, its early mediaeval history, London 1892.

139. Playfair, Capt. R. L.: History of Arabia Felix or Jemen. Bombay

1859.

140. Rawson: European territorial Claims on the coasts of the Red

Sea and its southern approachs in 1885 (Proc Roy. Soc VII) 1885.

141. Französische Erwerbungen am Ausgange des Roten Meeres

(Pet. Mitt. Nr. 16) 1870.

142. Stroß, L.: Sklaverei und Sklavenhandel in Ostafrika und dem

Roten Meer (Östr. Monatsschrift f. d. Orient Nr. 12) 1886.

143. Zustände in Jemen (Globus) 1881.

144. Wachs, O.: Arabiens Gegenwart und Zukunft. Berlin 1902.

145. Weber, O.: Studien zur südarabischen Altertumskunde (Mitt. der

Vorderasiat. Ges. Heft 1 und 2) 1901.

146. Arabien vor dem Islam. 2. Aufl. Leipzig 1904.

147. Winckler, H.: Die Völker Vorderasiens, Leipzig 1899.

148. Wüstenfeld: Die Akademie der Araber und ihre Lehrer, Göttingen

1837.

149. Wohnsitze und Wanderungen der arabischen Stämme,

Göttingen 1869.

150. Die Cufiten in Südarabien im 11. (17.) Jahrhundert»

Göttingen 1863.

151. Jemen im 11. (17.) Jahrhundert, Göttingen 1884.

152. Banse, E.: Die geographische Bedeutung der Araber (Globus 98)

1910.

153. Glaser, Ed.: Die Kastengliederung im Jemen (Ausland) 1885.

154. Hell, J.: Die Kultur der Araber, Leipzig 1910.

155. v. Maltzan: Sittenschilderungen aus Südarabien (Globus) 1872.

156. Mordtmann: Die Hexen in Jemen (Ausland) 1883.

157. Ratzel: Völkerkunde.

158. Zehme: Zur Charakteristik der Frauen im heutigen Arabien

(Globus) 1872.

159. ,< Arabische Charakterzüge (Globus) 1872.

G. Literatur zum III. Abschnitt (Zur Wirtschaft des Landes).

160. Der Handel von Aden (Pet. Mitt. Nr. 6) 1860. 161/62. Deutsches Handelsarchiv, Ztsch. f. Handel u. Gewerbe, 1904 und 1908.

163. Grießbauer, L.: Die internationalen Handels- und Machtfragen

an den Küsten Arabiens. Berlin 1907.

164. Geogr. Anzeiger 1905. S. 161.

165. Sprenger: Die Post und Reiserouten des Orients, Leipzig 1864-

IV. Literatur und Kartenverzeichnis.

166—172. Diplomatie and Consular Reports on Trade and Finance;

Turkey, Trade of Jeddah, Report for the year 1890 bis 1896;

London 1891 bis 1897. 173-174. Trade of Jeddah and Hodeida for the year 1897, 1899/01;

London 1899. und 1902. 175. Trade of Hodeida and Cameran for the years 1902/04; London

1905.

176—184. Report of the Aden Chamber of Commerce for the year 1897, 1898, 1901 bis 1904, 1905/06, 1907/08, 1909/10, Aden 1898, 1899, 1902-1905; 1907, 1909, 1911.

H. Kartenverzeichnis.

1. The new frontier of the Aden Protectorat (Geogr. Journal Nr. 28;

1 : 2 500 000) London 1906.

2. Aden Survey, Season 1891/92; Survey of India 1:253440.

3. General Map of Aden (6 sheets) Season 1893/94; Survey of India

1 : 7670; 1904.

4. Fritzsche, G. E.: Carta originale dello Jemen, 1:100 000. Roma

1885.

5. Hunter: Map of Arabia and the Persion Gulf (4 sheets) Survey of

India 1908.

6. Stielers Handatlas Nr. 60 (Arabien).

Ferner waren Karten in folgenden oben angeführten Büchern 7-18: Nr. 2, 11, 20, 25, 38, 50, 67, 68, 90, 138, 139, 165.

m

8* 115

Tabelle 1.

Größe und Einwohnerzahl des Jemen.

Nach Wagner und Supan1):

Jemen und Asyr . . Aden und britische Besitzungen . . .

Nach Supan2):

200 000 qkm 20 000

750 000 E. 172 000

3,8 E. pro qkm

8,0

Jemen und Asyr . .

Kamaran

Britisch-Südarabien .

IMdLIl IxcClUb ) .

191 000 qkm 200 130 40 100

750 000 E. 44 079 100 140 000

4,0 E. pro qkm

222,0 1»0 ,, ,, 3,0

[ Hodeida . . Jemen l Sana ....

1 Taiz .... Asyr

Nach Behn4):

207 qkm

130 000 E. 190 000 50 000 160 000

Nach eigenen JV

190 000 qkm lessungen (in

1 000 000 E. abgerundeten

5,2 E. pro qkm Zahlen):

türk. Wilajet Jemen . Aden mit Hinterland

Perim ... ...

100 000 qkm 20 000 130 10

Südwestarabien . . 1

120140 qkm

500 000 E.

4,0 E. pro qkm

116

J) Wagner und Supan, Bevölkerung der Erde, S. 124.

2) Supan, Bevölkerung der Erde, S. 24.

3) Reclus, tableaux statistiques, S. 11 und Nouvelle geographie universelle XI, S. 924.

4) Behn, Jemen, S. 10 und S. 53.

Anhang.

Tabelle 2.

Die bedeutendsten Forschungsreisenden und ihre Reiserouten,

Namen, Reisejahr

Route

Bemerkungen

Niebuhr 1763

Loheia Beitel Fakih— Galefka —Hodeida— B.elF.—Zebid—Ta- Ii die d. ci r . rvcinnmc d. ci r . Hadie (Kaffeegeb.)— B. el F.— Udden— Dschöbla— Taiz Hes— B. el F. Moka Taiz— Dhamar Sana— Mef hak— Hagir—B. el F. Mocha

Leutnant, Geogr., begleitet von

v. nagen ^wricnia- list), Cramer,

Bauernfeind (Maler)

Forscal (Botaniker).

Seetzen 1810/11

Hodeida— Zebid— Doran —Sana Dhamar— Jerim— Mavia Taiz —Aden per Dampfer nach Moka

Archäologe, ersten Inschriften gefund., verschollen.

Ehrenberg- Hemprich 1825

Konf uda (Asyr)- Loheia (Küsten- land) [Hemprich allein]

Cruttenden- Hultron 1836

Moka— Beit el Fakih Hagir— Sana und zurück

Wolff 1836

wie Cruttenden und Hulton.

Deutscher Juden- missionar.

Botta 1836

Hodeida-B. el F.-Zebid— Hes (Djebel Ras)— Maamara b. Taiz (Besteigung des Dj. Sabor)— Hes —Moka

Botaniker

Schimper 1836

Botaniker

Passama 1842

Küstenlandschaft— Bab el Man- deb Hes

Schiffsleutnant

Arnaud 1843

?— Sana— Mareb ?

Archäologe

Halevy 1869/70

Hodeida— Menakha— Sana— Sa- fan— Mareb— Sana— Hodeida

Archäologe

Anhang.

Namen, Reisejahr

Route

Bemerkungen

Maltzan 1871

Aden— Hota— Schugra.

Millingen 1873

Hodeida Menakha Sana Khaukeban— Redjum —Hodeida

Stevens 1873

Manzoni 1877/80

Aden— Sobe —Dhamar— Sana- Aden Taiz Mavia Hota Aden Hodeida Menakha Sana— Hodeida

Dialektstudien

Schapira 1879

Aden Sana Amran Kauke- ban — Tawila Sana Menakha —Hodeida

Jüd. Antiquar

Langer 1882

Hodeida— Beit el Fakih— Doran Sana Menakha Hodeida Aden— W. Bauna

Inschriften,

ermordet.

Glaser 1882/84 1885/86

Hodeida Menakha Sana Amran— Sada Khamr— Sana— Tawila Hadje Amran Sana Naat Sana Hodeida

Hodeida Menakha Sana Jerim— Aden

Inschriften, geo- graphische Auf- zeichnungen, das meiste Material ist noch nicht ver- öffentlicht.

loo i jöu

A rinn ' 1 oit I V-\ V\ I \ A A r\ri

Auen l aiz idd uüuen Zebid— Hodjeila Sana— Marib Sana— Hodeida

1892/94

Aden— Taiz— Sana— Aden.

Haig 1887

Hodeida— Sana— ?

Missionar

Deflers 1887

Hodeida Menakha Sana Schibam —Kaukeban —Amran— Dhamar Ibb— Taiz— Hes— Ze- bid—Beit el Fakih— Hodeida

Botaniker

1894

Im Gebiete von Aden

Schweinfurth

1888/89

Hodeida— Menakha— zurück

Botaniker

118

Anhang.

Namen, Reisejahr

Route

Bemerkungen

Harris 1892

Aden Sobe Sana Menakha Hodeida

Rossi 1897

Charnay 1898

Kameran Hodeida Menakha Sana Kaukeban Sana Dhamar —Taiz Hes Zebid— Hodeida

Gallois 1898

?— Sana— Mareb— ?

Daraay loyy

Aden Hadramaut

Zwemer 1899

Burchardt 1902

Sana— Amran Badjil Zebid Taiz Ibb Jerim Dhamar Sana— Jerim Reda Kataba— Dhala— El Hota— Aden

1909

Sana Taiz Mocha Taiz Ibb— Wadi Dura

ermordet, Dez. 1909

Benzoni 1909

Mocha— Taiz— Ibb— Wadi Dura

mit Burchardt

ermordet.

119

Anhang.

Tabelle 31).

Ausfuhrhandel

Artikel

Bemerkungen

1904

Menge

Wert (in 1000 M )

1903

Menge

Kaffee Jowari Sesam Öl

Butter, Fett

Mandeln

lebende Tiere

Tabak

Wachs

Hirse

Futterkorn Sennablätter

Frankreich N.-Amerika

—Ägypten— England Massaua Djidda Suez

—Aden Ägypten Beirut Aden —Europa Djidda— Aden

Indien

Italien, Ägypten— Suez

bags 49026

cases 490

cases 150 bags 16

numb. 568

bales 956

cases 21

bales

828

4 685,6

10 7,7 2,4

24

55 0,7

18,4

bags 70508 5 986

bales

144 cases

284 cases

155 bags

100 numb.

296

cases 20

bales 419

Lebensmittel

4 804

Wolle Häute Schildpat Perlen Walkerde Manufaktw. Packmaterial Gummi

Silber (Ornam.) Seife

N.-Amerika Frankreich Italien— England

Massaua Indien- Europa— Amerika— Aden

Indien

Hedjaz— Arabien

Aden— Brasilien— Ägypten —Marseille Europa— Asien

bales 93 bales 12789

bales 270

bags 2489 bales 246 bales 2556 bags 133 cases

63 bales

100

5,7

3 937

27,5

10

91,3

97,5

2,4 175,7

3

bales 161 bales 7231

bags 2492 bales 109 bales 2353

[) Für den englischen Mengenwert entsprechende deutsche Werte

120

Anhang.

von Hodeida.

1902

1901

1897

1896

1895

Wert

Wert

Wert

Wert

Wert

Menge

(in

Menge

(in

Menge

(in

Menge

(in

Menge

(in

1000 M.)

1000 M.)

1000 M.)

1000 M.)

1000 M )

bags

bags

bags

bags

bags

67905

6 163,3

65730

8 458

64097

10912,5

47377

12099

54787

12415,7

bags

bags

55027

434,6

111468

683

991 4.

f yj

cases

cases

3873

2>b,i

134

6,7

bags

bags

bags

13,4

6,8

25

9

37

9

bundles

1475

9

bags

bags

bags

120

14,7

145

17,5

1836

20

bales

bales

bags

bags

717

10

644

10,4

565

15,3

585

13,2

6 926

9 264

10952

12139

12436

bales

bales

444

52,6

126

10

bales

bales

bales

bales

4860

1897

3957

1 212,6

4427

1005

3580

1 005.6

4000

1 021,5

baskets

baskets

189

120

baskets

pack.

136,4

pack.

549

200

57,2

3

12

bags

bags

bags

bags

1150

4,7

1995

36,2

2475

38

1473

5,5

bales

bales

bags

bags

2064

96,4

1071

58,5

608

41,4

895

83

bags

bags

bags

165

6,5

130

40

24

7,3

zu finden, war mir nicht möglich. Die Geldwerte sind umgerechnet.

Anhang.

Artikpl

OL Ml LI 1\U M^LM

1904

1903

Wert

(in 1000 M.j

ftA on ff ^

Wert

f in

1000 M.)

Fischflossen

Thymian

Indien

Stricke

Knochen

Amerika (über Aden)

Henna

Verschiedenes

-

packgs 1622

45

packgs 1537

32

Summa

9199

8 922

Tabelle 4.

Einfuhrhandel

Reis Mehl Zucker Körner

ll ULI l IL.KJ cl 1 1 Übt.

eing. Sachen

Pncinpn

Jovari

Indien

Indien— Triest

China— Mauritien— Triest —Frankreich Indien

London— Italien Kon- stantinopel

—Persien Indien

bags 20236

bags 52151

bags 16764

bags 20316

bags

1382 cases

1611

bags 222716

bags 30357

bags

3078

303 710,3 510 197,6 51 122

1 971,7

bags

16890 bags

26083 bags

14952 bags 4625 bags 423

cases 963

bags 82618

bags 17545

bags

552

304,4 497,4 472 58,3 5,7 216,5

788,6

Datteln Sesam

Pers. Golf— (Bahrein-Ins.) —Maskat Indien

394,7 71,3

429 60

Honig Butter, Fett Kolonialw. Gewürze Ingwer

Konstantinopel Asyr Erythrea— Indien Indien

Indien— China

cases 1126 bags 2263 cases 1069 bags 4607

30,6 61,8 36,7 78

cases 1199 bags 2990 cases 1370 bags 3193

56 102

71,5 109,3

Pfeffer

122

Anhang.

1902

1901

1897

1896

1895

Menge

Wert (in 1000 M.)

Menge

Wert (in 1000 M.)

Menge

Wert (in 1000 M.)

Menge

Wert

(in 1000 M.)

Menge

Wert (in 1000 M.^

bags 30

3,4

baskets 67 bags 116 bags 157

2,2 7

6,4

baskets 49 bags 96 bags 188 bags 12 bags 31 packgs 15610

1,6 5,8 6,6 0,1 7

2 392

bags

65

3,6

packgs 3103

723

packgs 430

8,5

packgs 14835

2 306,5

packgs 1600

1961

9 695

10568

14533

16235

15485

von Hodeida.

bags

bags

bags

cwts.

cwts.

11930

196

16224

298,3

20664

400,8

55099

900,5

67394

920,2

bags

bags

bags

cwts.

cwts.

23119

502

30129

277

72324

1 125,7

115885

1859

91000

1 676,7

bags

bags

bags

cwts.

cwts.

17123

266,6

18310

674

50317

1142

49332

1 112,3

90000

350,4

bags

bags

bags

bags

3174

47

867

12

10686

169,5

21636

276

bags

cases

623

24

566

23,7

cases

cases

926

63,3

1406

?

bags

bags

821

37,6

841

38

bags

cases

cwts.

cwts.

cwts.

42092

429

49409

403,7

71104

484,2

85520

426,5

120000

467

cases

cases

195

8,8

114

5,2

cases

cases

cases

cases

cases

1895

82,3

850

47,7

1654

89,6

1374

74,8

300

15.3

bags

cases

2400

102

1091

69,2

cases

cwts.

bags

bags

bags

591

42,3

1800

?

743

1 316,6

20776

1 414,8

70000

3 575,2

b gs

bags

bags

bags

3308

296,2

2260

102

4439

151

3444

117,2

bags

bags

947

121

785

91,3

Anhang.

ArtiKei

D 1

Bemerkungen

1904

1903

Wert

Wert

Menge

(in 1000 M.)

Menge

(in 1000 M.)

bags

bags

Melasse

Mauritius (über Bombay) —Indien

2067 bags

31

2340 bags

48

Kichererbsen 1

Europa Türkei Syrien

551

18

706

39

Bohnen j

—Ägypten

Lebensmittel

4 588

3 258

bales

bales

Manufakturw.

England (Manchester)

2910

1553

3929

1880

bales

bales

Manufakturw.

Amerika (über Aden)

4136

816,5

4564

932,4

bales

bales

Manufakturw.

Surat

160

295

146

209

Öst.-Ungarn— Konstan-

bales

bales

Kleidungsstücke

378

285

427

261,7

tinopel Beirut

cases

cases

Seide, Seidenw.

Indien, China

74

151

122

124,6

bales

bales

Garne

Manchester N.- Amerika Indien

915 cases

375

1223 cases

374,7

ocnune, btietei

Öst.-Ungarn— Frankreich

41

33,4

134

52

kilo

kilo

T U 1

l aoaK

Türkei, Persien, Indien

274913

360,5

279598

446,7

bars

bars

C c+ LI

eisen, otani

England, Deutschland

8029

16,3

11930

162

cases

cases

Kurzwaren

usterreicn

317

209,4

518

31

Osterreich

cases

cases

Glas

145

18,6

401

28

Österreich

cases

cases

ocnreiDwaren

1031

27

1580

36,4

Österreich Italien

cases

cases

i oprerwaren

1507

139

320

bags

bags

Gummi

Ägypten

198

7,3

547

25,5

Ol und Farbe

\— ' 1 UHU 1 t* 1 VJ v_,

cases

cases

1314

59,6

566

21,4

Östr.-Ungarn, Frankreich

cases

cases

Parfümerien

125

20,6

289

41,5

cases

Orocpn

223

22,4

cases

cases

Seife

Genua, Marseille, Grie- chenland, Konstantinopel

649 cases

60

1036 cases

83,7

Weihrauch

Indien, Java, Hadramaut

520

27,5

776

72

cases

cases

Kerzen

Triest, Italien, Ägypten

53

0,8

773

11,2

cases

cases

Zündhölzer

Türkei, Österr., Ägypten

518

34,7

300

29,8

cases

cases

Petroleum

Batum, Amerika

87103

404,5

102300

498,5

124

Anhang.

1902

1901

1897

1896

1895

Wert

Wert

Wert

Wert

Wert

Menge

(in

Menge

(in

Menge

(in

Menge

(in

Menge

(in

1000 M.)

1ÜUU Jvl.)

1000 M.)

1UUÜ fyl.J

1000 M.)

bags

bags

2562

55,5

3903

63,7

bags

bags

674

9,2

550

7,6

2 227

2 063

4 935

6 233

7 005

bales

bales

bales

bales

bales

QQQQ OUOV

1 (vb

5742

2 346,2

7631

5 196,6

9241

6 313,6

8000

817,2

bales

bales

bales

bales

bales

QOQ A

yo4o

1 A Q7 F.

1 4y (p

F.C1 1

obll

QF.O O

yt>z,z

oobU

r70

o ( z

oZ <o

F.QF. 1

ooo, <

bales

bales

bales

bales

131

28,3

A OA

4Z4

130

oA)

OÜA

zyu

F.Q7 OO (

cid a bb,b

u.Silber

cases

cases

cases

cases

pckgs

142

265,6

1 OO "7

168, (

DOl

OKI Q

iy <y

301

1600

cn a o b<4,Z

bales

bales

bales

bales

bales

1329

393,2

1 lOd

A AH A

44(,4

Ol

obb,o

Ol

ZI t Z

oa a f. Z4b,o

QAArt

oOUU

1C\A A

<y4,4

cases

cases

28

33,2

177

78,6

kilo

cwts.

kilo

278232

468,3

9374

501

206491

2 845

_

_

_

bars

bars

bundles

bundles

cwts

26835

52,0

11573

37,6

18036

184

22588

230,7

35000

113,8

cases

cases

pckgs

packs

459

61,3

1038

124,2

516

107,7

649

99,7

cases

cases

cases

cases

370

32

383

102

915

62,3

1229

83,6

_

cases

cases

cases

cases

1436

43

1128

51

901

51

1312

74,4

cases

cases

cases

cases

449

41

1235

65,7

1088

59

1071

58,3

bags

cases

cases

14Ub

QOQ O

2Z9,8

iy8(

HZ, (

Ol c

Zlo

7,3

cases

27

41,8

cases

cases

cases

cases

628

26,5

1340

7

1204

54,6

2522

114,4

cases

bags

bags

bags

1144

72

976

40,8

849

48,1

864

39,4

cases

cases

cases

cases

375

11,2

753

30,6

2212

75,3

1245

25,2

cases

cases

cases

cases

539

29,8

835

65,3

1055

24

2742

93,3

cases

cases

cases

cases

cases

101000

498,5

115000

587,3

119050

742,6

128000

685,5

160000

685,5

Anhang.

Artikel

Bemerkungen

1904

1903

Menge

Wert 1000 M j

Menge

Wert

iooo iyi.)

Soda, Pottasche

Shugra b. Aden

bags 150

1,5

bags 1193

9,2

Schwefel

Bretter

Tri est

Nutz-u. Bauholz.

Italien, Singapure, Java

Sandelbäume

Gold u. Silber

Indien, Österreich

Teppiche

Persien

Span. Rohr Verschiedenes

pckgs 1073

35,4

pckgs 4019

287,2

Summe

9 551

8 852

Tabelle 5.

Ausfuhr, Einfuhr und Gesamthandel der Lebens- Einfuhr und zum gesamten

0) N

U

l>-3

J= E E

£ E

<3

"75 «- "E

-a £ 3,5

5 «_ 3

JE ||iS

C3 1)

o

9 199

8 922

9 695 10 568

14 553 16 235

15 485

+ 277 A

774

873 |

3 965 o

1 702 I + 750 + 26 T

4 804 6 060 6 926 9 265 10 952 12 139 12 436

52,2 o/0 67,9 o/0 76,6 o/0 87,6 o/0 75,4 o/0 75,1 o/0 63,8 o/o

9 551 8 852

7 240

8 767 17 293 16 162 14 006

11998

8 950

74,6 o/0

11696

126

Anhang.

1902

1901

1897

1896

1895

Wert

Wert

Wert

Wert

Wert

Menge

(in

Menge

(in

Menge

(in

Menge

(in

Menge

(in

1000 M )

1000 M )

1000 M.)

1000 M.)

1000 M.)

bags

bags

bags 880

bags

875

9,2

1227

16,3

253,8

785

21,3

bags

cases

485

11

255

5

pieces

cases

_

_

340

9

1341

27,4

cases

bags

cases

pieces

5721

99,7

19712

402,7

26686

548

35000

794 4

cases

bundles

bundles

54

2,2

80

18

78

11

cases

cases

?

16,7

650

117,8

895

251

bundles

bundles

bdls

12

23

52

53,5

50

56,7

bundles 311

2

pckgs

cases

pckgs

pckgs

8875

287,2

1120

56,2

1481

269

30000

2 579,2

7 240

8 767

17293

16162

14 006

mittel in ihrem Verhältnis zur gesamten Ausfuhr, Handel (in 1000 M.)

Einfuhr von Lebensmitteln

Verhältnis der Lebensmittel- einfuhr zur Gesamteinfuhr

Gesamthandel (Ein- und Ausfuhr)

Differenzen gegen das vorher- gehende Jahr

Gesamthandel mit Lebensmitteln

Verhältnis des Gesamthandels mit Lebensmitteln

zur gesamten Ein- und Ausfuhr

4 588

> 46,5<>/0

18 750

+ 967

9 314

50,0 o/o

3 258

36,2 o/o

17 774

+ 839

9 318

52,1 o/0

2 227

>

t 30,5 %

16 935

2 400

9153

56,1 o/0

2 063

k23,5o/0

19 335

- 12 491

11328

60,0 o/o

4 935

j

28,5 o/o

31 826

571

15 887

50,0 o/o

6 233

38,5 o/o

32 397

+ 2 906

18 372

56,9 o/o

7 005

>49,7o/0

29 491

1754

19 441

65,7 o/o

4 313

36,9 o/0

23 694

13 260

56,0 o/o

127

Anhang.

Tabelle 6.

Schiffsverkehr von Hodeida.

I. Segelschiffe, die Hodeida anliefen.

Natio- nalität

1904

1903

1902

1901

1897

1896

1895

'Je

U

m

C

O

U-i

u

C

o

o m

C/5 B O

m

C

o

'Je u

in

vi c o

'JE u m

C/i

c o

4)

u m

c o

brit.-ind.

türkisch

persisch

italien.

französ.

zansibar.

14

485 4 20 3 1

563 7323 60 1341 214 88

3 545 3 5 4

45 8268 314 221 289

7

373 7 25 4 1

247 6069 699 515 136 118

15 458

6 11

1

372 6215

75 240

95

37 374 5 4 5 1

389 6498 485 108 486 134

29 350

22 4 4 1

1209 8268 1605

44 365

70

22 357 15 10 4

777 7034 1862 143 464

Summa

527

9589

560 9127

417

7786

491 6997

396

8100

410

11556

408 10280

II. Dampfschiffe.

1904

1903

1902

1901

1897

1896

1895

Natio-

<U

nalität

LH

t/3

*-C

ca

JC

<-•— 15

in

IE

t/)

u in

c o +->

u

c o

m

C

o

u c/3

C

o

u m

C

o

m

c o

u c/)

c o

brit.-ind.

130

52181

109

41523

94

34772

96

35017

75

23845

100

57516

95

50565

türkisch

7

5948

5

5516

9

12191

16

18723

12

6699

26

27907

30

21426

französ.

4

604

10

1510

italien.

26

15423

1

534

öst.-ung.

1

1451

2

2884

2

3099

5

2716

3

4825

griech.

2

2240

1

781

1

1125

russisch

3

2924

1

2390

norweg.

2

4168

1

2006

deutsch

1

1655

Summa

168

78717

117 50744

109

50151

124 58134

92

39458

13288339

128

76171

III. Gesamtverkehr.

1904

1903

1902

1901

1897

1896

1895

<i>

z>

<-t—

jC

'Je

C/)

C/i

&

IE

je

CA

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C/)

m

C

o

u m

c

o

u

m

c o

u

zz

o

u c/3

c

O

C

o

u c/3

C

O

Segelschiffe

527

9589

560

9127

417

7786

491

6997

396

8100

410

11556

408

10280

Damptsch.

168

78717

117

50744

109

50151

124

58134

92

39458

132

88339

128

76171

Summa

695

88306

677

59881

526

57937

615

65131

488

47558

542 1 101695

536 86551

128

Anhang.

IV. Anteil fremder Nationen am Handel von Hodeida, berechnet nach dem Tonnengehalt ihrer Hodeida angelaufenen Schiffe.

O Id. WUI1 Cll

1904 %

1903 %

1902

%

1901

%

1897 %

1896

%

1895 %

D . . .

hJntiscn-lndien .

7

ßQ A

ou,o

oi,u

O < , <

oy,o

Türkei ....

15,1

22,9

31,5

38,3

27,7

35,5

32,9

Persien . . .

0,1

0,5

1,2

0,1

1,0

1,6

2,1

Italien ....

19,0

1,3

0,9

0,4

0,2

0,04

0,2

Frankreich . .

0,2

0,5

1,3

2,5

1,0

0,4

0,5

Zansibar . . .

0,1

0,2

0,3

0,06

Österr.-Ungarn .

2,5

4~4

6,5

2,7

5,8

Griechenland .

2,5

1,3

1,9

Rußland . . .

3,3

4,1

Norwegen . .

8,8

2,0

Deutschland

3,3

Tabelle 7 Schiffsverkehr von Kamaran«

I. Segelschiffe.

1904

1903

1902

1901

1897

1896

Nationalität

Schiffe

tons

Schiffe

tons

Schiffe

tons

Schiffe

tons

Schiffe

tons

Schiffe

tons

britisch-ind. türkisch . . persisch . . italienisch . französisch

13 1123

13 4

415 11966

488 296

5

1158

5 1

173 11204

227 42

8

876 4 19

3

400 8251 164 352 102

12 1046 3 5

5

332 8839 217 70 289

1

140

1

191

Summe

115313165

1169|11646

910

9269

10719747

1

140

1

191

II. Dampfschiffe.

1904

1903

1902

1901

1897

1896

Nationalität

CO

m

<u 'B.

15

m

CD

oo

X3

00

c o

-t-l

u

c o

u Jl

C

o

>

c o

CO

c

o

U 00

c

O

britisch-ind. türkisch . . holländisch österr.-ung. griechisch . französisch russisch . . deutsch . . norwegisch

70 11

4

2 1 1

111755 8025 10106

2245

728

2304

53 6 8

2

•2

85021 6904 17257

1906

3489

64 6 (3 2

1

1

-

92047 8381

13630 1236 1064 631

49 12 6

1

2

74873 13344 11574

1

2303

21 3 7

30596 3304 11102

29 4 7

2

40507 5341 10779

3640

Summa

89

135163

71

114577

80|ll6989

70|l02095

31 |45002

42 60267

129

Anhang.

III. Gesamter Schiffsverkehr.

1904

1903

1902

1901

1897

1896

«22

«22

«22

Schii

tons

Schii

tons

Schii

tons

Schii

tons

"El

u n

tons

Schi)

tons

Segel- schiffe

Dampf- schiffe

1153 89

13165 135163

1169 71

11646 114577

910

80

9269 116989

1071 70

9747 102095

1

31

140

45002

1

42

191

60267

1242

148328

1240

126223

990| 126258

1141

111842

32

45142

43(60458

IV. Anteil fremder Nationen am Schiffsverkehr Kamarans, berechnet nach dem Tonnengehalt ihrer Kamaran anlaufenden Schiffe.

Nationen

1904

1903

1902

1901

1897

1896

%

%

%

%

%

%

Britisch-Indien . . .

75,6

67,5

73,2

67,2

67,8

67,0

13,5

14,3

13,2

19,8

7,6

9,2

0,1

0,2

0,3

0,2

0,3

0,1

0,2

0,6

0,3

Holland

6,8

13,7

10,8

10,3

24,6

17,8

Österreich-Ungarn .

1,0

Griechenland ....

1,5

1,5

0,8

Rußland

0,5

2,8

Deutschland . . .

2,1

6,0

1,6

Tabelle 8.

Pilger, die in Kamaran in Quarantäne waren.

Nationalität

1904/05

1903/04

1902/03

1901/02

1897/96

1896/95

Britisch-Indien . . .

11402

15855

5374

4756

2493

9714

Java

3988

9166

4660

6496

5946

10282

Malaiische Inseln . .

1545

2632

2278

1090

2890

3856

1196

795

622

2921

320

2502

911

682

230

428

327

905

410

232

392

399

536

914

Beludschistan ....

43

17

349

94

38

3

128

1163

881

509

576

559

912

52

140

40

404

435

1560

1610

1349

285

844

703

108

26

29

21

5

22

Abessinien

8

Andere

154

81

101

336

292

Summa

22424

32452

15821

17729

14120

30386

130

Anhang.

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MIM

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31

Anhang.

Tabelle 10.

Einfuhr, Ausfuhr und

Bemerkungen

Ursprungs- ort

Bestimmungs- ort

Menge od. Wert

1909/10

Ein-

Aus-

Ge-

Überwiegen der

i

Ein-

fuhr

fuhr

samt-

fuhr

handel

Einf.

Ausf.

6136

1

6949

13085

Olö

6277

32123

23623

55746

8500

33215

521,5

394

915,5

1 97 ^

421

7648

6102

13750

1546

987

882,4

1869,4

104,6

885

fi9RQ

4.71 7

4:111

1 OQ^fi

L\JuO\J

1 ^99

6298

197

238

435

4.1

236

77297

3801

116008

91551

922

922

922

4080

2694

6774

1386

4012

338

164

502

1 74.

358

991

608

1599

383

864

32091

29819

61910

9979

34420

3839

2841

6680

998

,

4955

8638| 7798 16436

840

7511

5357

6149

11506

7Q9

IVA

4845

2358,5

2398

4756,5

39,5

2189

80,3

66

146,3

14,3

48

904

3045

3949

2141

4040

3529

2509

6038

1020

7516

163,7

200

363,7

36,3

281

300

865

1165

565

461

157

16111

16268

15954

270

1844

364

2208

1480

2005

15543

177

15720

15366

14253

117673

117673

117673

127200

60370

60370

60370

Hodeida, Mocha, Abessynien

Indien, Pers

Pers. Golfl. Bombay Österreich, Bombay, Australien,

China Abessinien

Bombay

England, IN.-Amerika Bombay, Indien

Somali

Djibouti

Rußland Djibouti

Österreich

Amerika, Eng- land,Frankreich, Deutschland,

Österreich, Italien, Arabien Somali, Afrika, Mauritius.

Afrika, Arabien.

Deutschland

Somaliküste

/ Eng

land alkutta

Amerika, Eng land, Frankreich, Deutschland Frankr., Österr..

Bombay Amerika, Engld.,

Bombay

Bombay, Österreich Bombay Somaliküste, Hodeida

1000 kg (umge- rechnet 1 ton = 1016,4 kg)

1000 kg

1000 kg

1000 kg 1000 kg 1000 kg

1000 kg Stück hl

(1 gallon = 4,543 1 1000 kg 1000 M. (1 Rupie = 2 M.)

1000 kg km

(1 Yard = 91,44 cm:

km km

hl

Anhang.

Gesamthandel Adens.

1908/09

1907/08

1906/07

Aus - fuhr

Ge- samt- handel

Überwiegen der

Einf. Ausf.

Ein- fuhr

fuhr

Ge- samt- handel

Überwiegen der

Einf. Ausf.

Ein- fuhr

fuhr

Ge- samt- handel

Überw d<

Einf.

iegen Ausf.

7110

13387

833

6210

6520

12730

310

6190

5769

11959

321

24176

57391

9039

36508

23778

60286

12730

40006

21250

61256

18756

357

778

64

323

170

493

153

412

284

696

128

3043 890 5589

8986 1775 11887

2900 709

5

6927 1812 5591

4616 1144 4914

11543

2956 10505

2311

668 677

8164 921 7346

6067 785 5523

14231 1706 12869

2097 136 1823

274 10731

510

10*2-282

496

80820 496

38

238 93089 308

213 8282

451 91371

308

25 84807 308

262 95288 1026

265 708

527

102796

1026

94580 1026

3

3097 185

7109 543

915 173

1950

3040

4990

1090

4043

4237

8280

194

...

522

1386

342

831

639

1470

936

648

1584

288

37577

71997

3157

21295

25711

27006

4416

54590

42659

97249

11931

3011 5309

7966

1 Q777 10 Iii

10154

1944 1245

464

4458

oOo4t

8178

2509 3470

6967

1 RAA £l

11648

1949 663 5708

4902

QA 1 O

5507

2645

oo4o

4854

7547 o <oo 10361

2357 out>y 653

2286

4475

97

2172

2054

4226

118

2274

2523

4797

249

45

93

3

45

44

89

1

34,5

36

70,5

1,5

937 3455 197

4977 10971 478

3103 4061 84

1031 1442 211

424 1803 180

1455 3245 391

607 31

361

792 4898 198

386 1921 151

1178 6819 349

306 2977 47

586 14890

1047 15160

125 14620

368 10448

790 10535

1158

20983

422 87

374 6480

740 7585

1114 14065

6480

413 195

99525

2418 14448

127200

99525

1592 14058 127200

99525

2147 594

138000

483 330

86572

2630 924

138000

86572

1664 264

138000

86572

2130 410

138800

388 303

61200

2518 713 1881800 61200

1742 107

138800

61200

133

Anhang.

Detaillierte Angabe über den

Tabelle li. am Import, Export und Gesamthandel von

1909/10

1 908/09

Staaten

ue-

Einfuhr Ausfuhr

samt-

Einfuhr

Ausfuhr

handel

70

FncflanH

10576

7271

17847

8 69

10238

4443

11033

1341

12374

5,98

8770

1062

486

6215

6701

3,24

403

7953

471

2858

3329

1,60

461

2094

145

145

0,07

53

_

LI _ 1 1 l

198

198

0,10

854

2103

783

2886

1,39

534

628

148

148

0,07

66

Türkei (europäische) . . .

1083

2194

3277

1,58

398

917

26045 1 20860

46905 22,65

20923 | 17951

Aptfvnfp n

1U')C7

3681

1.78

00 1

OD ( (

Rriti^rh -Sorna 1 1

7207

7051

14258

6,89

6261

6770

Britisch-Ostafrika . . . . 1

1056

1732

2788

1,35

582

1662

Natal (

2

2

2

Seychellen, Mahe, Mauritius J

83

116

199

0,10

80

110

Fliihniiti" Ohnrlc

14141

9514

23655

11,42

9811

9371

Madagask.,Reunion,Comoraj

2

175

177

0,09

151

Erythräa )

3326

5476

8802

4,25

2006

4823

Italienisch-Somali . . . . J

2094

3484

5578

2,69

1326

2799

Deutsch-Ostafrika

66

330

396

0,19

19

133

Didikaland

639

607

1246

0,60

402

303

unabhängige Somaliküste .

1738

1486

3224

1,56

1921

1552

Afrika

31421

32585

64006 30,92

22969

31353

Hodeida

7615

6071

13686

6,61

6320

6949

jem. Küstenorte

2720

3708

6428

3,10

3001

3682

Jemen

10335

9779

20114

9,71

9321

10631

übrige arabische Häfen . .

3849

6255

10104

4,88

5468

6527

übrige asiatische Türkei

2177

189

2366

1,14

1648

184

69

253

0,12

123

149

348

447

795

0,38

433

120

Straits-Settlements ....

719

229

948

0.45

857

309

18700

8583

27283

13,18

19549

8258

C~* a r a t" V\ i

1108

1108

0,54

1250

Kalkutta

3458

559

4017

1,94

3585

1029

übrige vorderindische Häfen

237

134

371

0,18

118

306

Indien

23503

9276

32779! 15,84

24502

9593

übrige asiatische Länder .

414

193

607

0,29

533

432

Asien

41529

26437

67966

32,81

42885

27761

Amerika

5320

14453

197731 13,43

10858

12286

Australien

11

376

387

0,19

3

222

104326

94711

199037

100

97638

89573

Anhang.

Anteil der einzelnen Länder

Aden in den Jahren 1906 bis 1910 (in 1000 M.)

1907/08

1906/07

Ge- samt- handel

%

Einfuhr

1 Ge- Ausfuhn samt- handel

%

Einfuhr

Ausfuhr

Ge- samt- handel

%

14681

9832 8356 2555 53 854

1162 66

1315

7,84 5,25 4,48 1,36 0,03 0,52

0,62 0,03

0,70

9376 6013 351 736 339 26 62 2456 28 28 27

5221 1182 5931 2079

502 298 843 128 632 362

14597 7195 6282 2815 339 528 360 3299 156 660 389

8,43 4,14 3,61 1,60 0,17 0,28 0,16 2,06 0,06 0,35 0,23

8697 3367 571 466

18 41

2664 7

102 130

5904 1519 5515 1711

509 420 957 199 248 182

14601 4886 6086 2177

527 461 3621 206 350 312

7,68 2,56 3,17 1,12

0,27 0,24 1,89 0,10 0,18 0,16

38874j 20,83

19442

17178

36620j 21,09

16063| 17164

33227 1 17,39

4238 13031 2244 2

190 19182 151

6829

A 1 Orr

4125 152 705

3473

2,29 6,96 1,20

0,10 10,24 0,08 3,65 2,20 0,08 0,37 1,85

818 zus. ber 1034

158 17004

2333 1257 34 344 1843

2373 echn mi

2Ö96

146 12717

3646 1938 317 380 1616

3191 t Ujibout 3130

304 29721

5979

Ol Ar

351 724 3459

1,81 i-Obock 1,77

0,13 17,19

3,42

1 01 l,ol

0,19

0,37

1,96

618 zus. ben 610

250 18489

3373 2369 59 488 2129

2218 ichn. mil

2308

136 16440

3639 2021 115 469 1724

2836 Djiboüt 2918

386 34929

7012 4390 174 957 3853

1,48 -Obock 1,53

0,20 18,28

3,67 2,30 0,09 0,50 2,01

54322

29,02

24825

50054

28,65

28385

28870

57255

30,06

13269 6683

7,08 3,57

7985

6739 2920

14724 4790

9,76 2,73

7377 1701

9512 2626

16889 4327

8,83 2,27

19952

10,65

QQCC

yooo

9659

19514

12,49

9078

12138| 21216 11,10

11995 1648 272 553 1166

6,40 0,88 0,14

0,29 0,62

4678 1578 193 736 868

6979 295 111 187 295

11657 1873 304 923 1163

6,72 1,04 0,13 0,49 0,63

4272

413 368 884

5106

203 154 194

9378

616 522 1078

4,90

0,32 0,27 0,56

27807 1250 4614 424

14,75 0,67 2,46 0,22

17434 2815 1852 265

7752 16 964 185

25186 2831 2816 450

14,56 1,60 1,59 0,22

22015 2749 1880 262

6478 10 767 119

28493 2759 2647 381

14,91 1,44 1,38 0,20

34095

18,19

22366

8917

31286

17,97

26906

7374

34280

17,93

965

0,51

227 | 607

834

0,44

1989

343

2332

1,22

70646

37,58

40501

27050

1 67554

39,91

43910 25512| 69422! 36,30

23144 225

12,45 0,12

5692

11221

16913

10,35

170741 13648| 30722 16,25 _!_!-!_

187211

100

90460| 80678

171138

100

105432 85194 190626 100

Anhang.

Tabelle 12.

Anteil der europäischen Staaten (inkl. ihrer Kolonien) und der außereuropäischen unabhängigen Staaten am Handel von Aden.

o

rH

CS

o

Nationen

Kolonien

o

o

o

o

05

Ci

England . . .

Ägypten, Britisch-Somali,

35,22

37,22

30,74

29,38

Britisch-Ostafrika, Natal,

Seychellen, Mahe, Mauri- tius — Straits-Settlements

Osterreich .

Indien Australien

5,98

5,25

4,14

2,56

Frankreich .

Djibouti - Obock - Madagas- kar, Reunion-Comora

14,75

14,80

20,80

21,45

Deutschld.

Deutsch-Ostafrika

1,79

1,44 0,03

1,79

1,22

Griechenld.

0,07

0,17

Itp 1 ipn

I Lei n c 11

Frvtlir£»Ji Italien -^nmsill L.I y Uli ca, llallcll. OUllIall

8 33

6,47

7,29

7 86

Rußland . . .

0*07

0',03

0,06

ojio

Belgien . . .

0,16

0.24

Holland . . .

0,10

0,52

0,28

0,27

Türkei ....

Jemen übrige arab. und

15,73

17,93

20,60

16,18

asiat.-türk. Häfen

übr. Europa .

1,58

0,70

0,23

0,16

Europa . . .

83,62

84,39

86,26

79,43

Afrika ....

(unabhängige Somaliküste)

2,16

2,22

2,33

2,51

Asien ....

(Persien, China, übrige

0,79

0,94

1,06

1,81

asiatische Länder)

Amerika . . .

13,43

12,45

10,15

16,25

Tabelle 13.

Gesamthandel von Aden von 1891 bis 1910 (in 1000 M.)

1891/92

151 610

1901/02

183 770

+ 35 981

1892/93

163 510

+ 11 900

1902/03

188 572

+ 4 802

' 1893/94"

162 778

732

1903/04

206 707

+ 18 135

1894/95

173 604

+ 10 826

1904/05

183 653

23 054

1895/96

189 351

+ 15 747

1905/06

197 606

+ 13 953

1896/97

187 640

1711

1906/07

190 626

6 980

1897/98

163 768

23 872

1907/08

171 138

19 488

1898/99

169 980

+ 6 212

1908/09

187 211

+ 16 073

1899/00

160 237

9 743

1909/10

199 037

+ 11 826

1900/01

147 789

12 448

136

Lebenslauf.

Ich, Walther Schmidt, evangelischer Konfession, wurde am 9. März 1888 zu Zerbst (Anhalt) als Sohn des derzeitigen Rektors Otto Schmidt in Bernburg geboren. Meine erste Schul- bildung erhielt ich in den Mittelschulen zu Zerbst und Bern- burg und in der Bürgerschule zu Raguhn. Ostern 1902 wurde ich in die Obertertia der Herzogl. Friedrichs- Oberrealschule zu Dessau aufgenommen. Nach bestandener Maturitätsprüfung ging ich Ostern 1907 nach München, von da Ostern 1908 nach Berlin und schließlich Ostern 1909 nach Halle, um mich dem Studium der Philosophie, der Geographie, Physik und Mathematik zu widmen. Am 29. Juni 1912 bestand ich mein Staatsexamen. Vom 1. Oktober 1912 ab bin ich der Herzogl. Friedrichs- Oberrealschule zu Dessau als Seminar- kandidat überwiesen.

Ich besuchte die Vorlesungen folgender Herren Pro- fessoren

in München: Birkner, Bitterauf, Döhlemann, v. Drygalski, Friedrich, Hartogs, v. Heigel, Lindl, Pings- heim, Röntgen, Schneider, Voß; in Berlin: Dessoir, Förster, Grund, Hettner, Knoblauch, Kretschmer, Krigar-Menzel, Schottky, Schwarz, Stumpf, Thomas, Wahnschaffe, Weinstein; in Halle: Dorn, Fries, Gutzmer, Krueger, Menzer, Meumann, Philippson, Schenck, Schlüter, Walther, Wüst. Zu Übungen ließen mich zu die Herren Professoren: Döhlemann, Voß, Grund, Kretschmer, Dorn, Gutzmer, Krueger, Philippson, Schenck, Schlüter, Wüst.

Allen meinen hochverehrten Lehrern fühle ich mich zu stetem Dank verpflichtet. Besonders herzlichen Dank für das mir entgegengebrachte Wohlwollen und die mir stets gewordene Hilfe in meinem Studium möchte ich an dieser Stelle den Herren Professoren Krueger, Philippson, Schenck und Schlüter sagen.