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P. OVIDI NASONIS

DE ARTE AMATORIA LIBRI TRES.

ERKLART

VON

PAUL BRANDT.

ERSTE ABTEILUNG: TEXT UND KOMMENTAR.

1^553^

LEIPZIG,

DIETERICH'SCHE VERL AGS-BUCHH ANDLUNQ

THEODOR WEICHER.

1902.

ueimany

MEINEN LEIPZIGER FREUNDEN.

Vorwort.

Nehmt es freundlich auf, Ihr Lieben, das Büchlein, das ich Euch heute bringe, und das Euch gewidmet sein soll als ein Zeichen dankbarer Gesinnung. Sind es doch schon mehrere Jahre, dass ich in Eurer Mitte das Glück des Nehmens und Gebens geniessen darf in manchem anregenden und fördernden Gespräche bei fast täg- licher Lebensgemeinschaft. In so vielem, was die Hauptfragen unseres Schaffens angeht, wissen wir uns einig; einig wissen wir uns zumal in der unbegrenzten Verehrung und der das Grab über- dauernden Liebe zu unserem unvergesslichen Richard Richter. Er hat den Funken der Begeisterung zu unserem herrlichen Be- rufe, der in uns schlummerte, mächtig angefacht von dem Tage an, da wir zum ersten Male als junge Studenten dem Zauberflusse seiner Rede lauschten. Und als an jenem lachenden Pfingsttage, dessen Sonnenschönheit in solch bitterem Gegensatz stand zu der Wehmut unseres von Trauer zerrissenen Innern, was an Richter sterblich war, zur letzten Ruhe bestattet wurde, da hat jeder von uns, das weiss ich bestimmt, sich gelobt, weiter wirken zu wollen in seinem Geiste und dessen würdig zu bleiben, was wir in schönen Jahren von Richard Richter empfangen haben. Ja bleiben wir ihm treu, dem Manne, dessen Namen die Guten mit Ehrfurcht und inniger Dankbarkeit nennen.

So haben wir in frohen Tagen wie in der schweren Zeit der Trauer innig zu einander gehalten. Möge Euch das Büchlein, das ich Euch nun in dankbarer Gesinnung vorlege, ein wenig von der Freude bereiten, die ich bei der Arbeit empfunden habe.

Ihr, die Ihr um die Entstehungsgeschichte des Büchleins wisst, erwartet von mir nicht ein Werk im Sinne pedantisch-ängstlicher Philologie. Nicht, weil es mich drängte, eine philologische Arbeit zu liefern, habe ich diese Ausgabe besorgt, sondern nur um das Gedicht als solches war es mir zu thun: es schien es mir reichlich zu verdienen, eine zwar umfassende, aber nicht bis in die tiefsten Tiefen philologischer Minierarbeit hinabsteigende Erklärung zu finden. Dabei lege ich viel Wert gerade auf das Wort 'Erklärung*.

VI Vorwort.

Sie ist in unserer Zeit auffällig- vernachlässigt worden. Schon im Jahre 1893 klagt ein kompetenter Beurteiler der römischen Elegie, K. P. Schulze, in einem Berliner Programm über die 'auf- fallende Thatsache, dass in Deutschland seit Jahren so viel kritische Ausgaben der römischen Elegiker und so wenig erklärende er- schienen sind\ Die vorliegende Arbeit will einen bescheidenen Bei- trag zur Erklärung Ovids liefern. Gerade aber die Ars Amatoria, unübertroifen durch geistvoll spielenden Witz und durchdrungen von feinster Psj^chologie, anziehend an sich und höchst interessant durch die reichen und lohnenden Ausblicke auf die Kultur- und Sittengeschichte einer Weltstadt, verdient eine geschmackvolle Inter- pretation. Zu oft tappt der Leser der Ars im Dunkeln : sei es nun, dass er das Gedicht um seiner selbst willen lesen will, so wird er oft aufgehalten durch die Fülle von Anspielungen auf Antiquitäten, Kultus, Mythologie, die er sich erst notdürftig zurecht suchen muss, um doch bei sehr vielen Stellen unbefriedigt zu bleiben, oder dass er das Gedicht benutzen will zu näherer Kenntnis einer kultur- geschichtlich höchst interessanten Zeit, so fehlt es auch hier immer wieder an dem notwendigen Material. Aus solchen Erwägungen heraus ist das Buch entstanden, nur für die eben skizzierten Klassen von Lesern ist es geschrieben, aber nichts lag mir ferner als der Gedanke, einen das letzte und abschliessende Wort in der Er- läuterung der Liebeskunst sprechenden Kommentar zu schafien. Mir kam es zunächst einmal darauf an, das Rohmaterial zu ver- arbeiten, das Gedicht so zu erklären, wie es uns vorliegt, und andere sehr wesentliche Untersuchungen, wie z. B. die Darstellung der Beziehungen der Ars zur Komödie müssen anderen Arbeiten vorbehalten werden. Damit hängt es auch zusammen, dass ich mich nicht entschliessen konnte, gleichzeitig mit der x4rs eine Be- arbeitung des unter dem Namen medicamina faciei auf uns ge- kommenen Fragmentes und der remedia amoris zu unternehmen. Ovid hat seineu Lesern die drei Werke auch nicht als ein unbedingt zusammengehöriges Ganze vorgelegt, sondern gab die Ars als ein selbständiges und für sich durchaus bestehendes Kunstwerk heraus. Ich vermag schlechterdings nicht einzusehen, warum man nicht in demselben Sinne die Ars für sich allein herausgeben und inter- pretieren dürfte. Dass dabei die beiden anderen Gedichte nicht ignoriert werden, verstellt sich natürlich von selbst: aber ebenso selbstverständlich ist es, dass nicht der Kommentar der Ars das Verhältnis dieses Gedichtes zu den Remedia bis ins kleinste zu ver- folgen hat, sondern dass es einer Bearbeitung der Remedia vor- behalten bleiben muss, darzustellen, wie sich diese Pseudopalinodie zu der eigentlich originellen Schöpfung, der Ars, verhält. Oder um mich noch klarer auszudrücken: Ich habe mich schlechterdings nicht dazu entschliessen können, die Ars zum Gegenstande eines philologischen Kommentars in herkömmlichem Sinne zu machen, vor allem ängstlich bemüht, nur gar keine Beziehung zu übersehen,

Vorwort. VII

sondern ich beabsichtigte, das Verständnis und vor allem den poe- tischen Genuss des einzig dastehenden Gedichtes zu fördern. Im übrigen muss meine Arbeit für sich selbst sprechen.

Noch während ich mit der Abfassung des Büchleins beschäftigt war, habe ich die eine und andere Stimme von sehr urteilsfähigen Männern vernommen, dahingehend, ob es nicht etwas bedenkliches und höchst riskantes sei, das vielberüchtigte Buch einer Spezial- behandlung zu unterziehen. Dafür fehlt mir das Verständnis. Meiner Ansicht nach liegt die Sache so. Entweder ist die Ars vom poe- tischen Standpunkte aus betrachtet wertvoll oder sie ist es nicht. Im letzteren Falle würde ich mich nie zu einer Bearbeitung dieses Stoffes haben entschliessen können. Ist aber die erste Annahme richtig, so liegt nicht das mindeste Bedenken vor, das Verständnis eines poetisch höchst wertvollen Gedichtes zu fördern. Was ist es überhaupt, was an dem übermütigen Büchlein Anstoss erregen kann ? Sicherlich nicht die paar schlüpfrigen Stellen, oder wie Ribbeck (R. D. II - 263) sagt, die „Delikatessen am Scliluss des zweiten und dritten Buches". Sicherlich nicht diese, denn sie lassen sich leicht eliminieren, wie denn auch die Übersetzer sie zumeist ausgelassen haben. Wer also von ihnen wirklich eine ernste Geiährdung seiner Moral fürchtet, mag sie getrost auch in der vorliegenden Ausgabe überspringen (II 703—732. III 769—808). Nein, was wirklich An- stoss erregen kann, wäre der Ton, auf den das ganze Gedicht ge- stimmt ist, der Ton lüderlicher Frivolität, der das Gedicht in ge- nialer Weise durchzieht. Nun Ovid selbst hat ja den Übermut seiner Jugend schwer büssen müssen, und das Jammern und Winseln seiner Dichtungen aus der Tomizeit könnte ja den engherzigen Moralisten mit dem so wohligen Gefühle selbstherrlicher Genug- thuung erfüllen. Mir war bei der Lektüre der Ars immer das massgebend, dass wir hier ein poetisches Spiel feinsten Witzes haben, ein Kabinetstück geistvollen Scherzes, das man unbedenklich als Ovids gelungenste Schöpfung bezeichnen kann. Viel noch Hesse sich anführen, um eine Bearbeitung dieses Stoffes bedenklichen Gemütern plausibel zu machen: doch wozu? Nur das eine möchte ich noch sagen. Höchst angenehm überrascht wurde ich, als am Schluss des vorigen Jahres die Übersetzung der Liebeskunst von Hugo Blümn er „erschien. Wenn er es riskierte, das verrufene Büchlein in freier Übertragung einem grossen Publikum vorzulegen, darf man wohl auch einem engbegrenzten Kreise von Fachleuten eine Bearbeitung des Gedichtes zumuten. Doch nun genug. Karl August Böttiger, der Gymnasialdirektor von Weimar, der Mann mit der nimmer rastenden Feder, mag hierin das letzte Wort sagen. Er sagt in seiner Sabina (Leipzig, Göschen 1803) auf Seite 40: „Übrigens verdienet diese Kunst zu lieben wegen ihrer wahren Originalität und als das lebendigste Sittengemälde des Augusteischen Roms gewiss einen weit höheren Rang unter dem wenigen, was die Camönen nicht bloss durch griechischen Mund den römischen Sängern

Vm Vorwort.

oflfenbarten, dass nur eine einseitige und engbrüstige Moral bis jetzt eine klassische Bearbeitung dieses in seiner Art einzigen Lehr- gedichts verhindern konnte."

Der vorliegenden Ausgabe liegt der Text zu Grunde, wie ihn Ehwald in seiner bei Teubner erschienenen Bearbeitung gegeben hat. Kritische Bemerkungen sind im Kommentar selbst fast gar nicht zu finden; wo es unbedingt erforderlich war, ist im Anhang das Nötige kurz angegeben: die vorliegende Ausgabe verzichtet, um dies nochmals nachdrücklich hervorzuheben, auf die Kritik und will nur das Verständnis des einmal vorhandenen Textes fördern. In den Anhang verwiesen sind Ausführungen des im Kommentar Gegebenen, Zusätze dazu und weitere litterarische Nachweise.

Und nun tritt deine Reise an, Ovids zierliches Büchlein in neuem Gewände. Komm zu denen, für die dieses Gewand zurecht geschnitten ist, und sieh zu. ob du bei ihnen freundliche Aufnahme findest.

Leipzig, Pfingsten 1902.

Dr. Paul Brandt.

Einleitung.

Prisca iuvent alias, ego me nunc denique na/um Gratulor. Ovid aiS III 121.

Der Satz, den wii' als Motto für unsere einleitenden Bemerkungen gewählt haben, mag auch ihren Ausgangspunkt bilden und uns den richtigen Gesichtspunkt für die Beurteilung des in mehr als einer Beziehung einzig dastehenden Gedichtes andeuten. Mit jubelnder Freude bekennt sich Ovid in diesen Worten als ein Kind seiner Zeit; sie sind der Niederschlag jenes wohligen, angenehmen Ge- fühles, das den eleganten Weltmann bei dem sorgenlosen und be- haglichen Genüsse aller der Freuden und Annehmlichkeiten erfüllt, wie sie das Leben in dem glänzenden Eom damals so überaus reichlich bot. Es ist eine eigenartige Ironie des Geschickes, dass gerade der Manu, der wohl am meisten für die zahllosen Freuden der einzigen Stadt empfänglich war, gerade in d e m Gedichte seinem Jubel darüber Ausdruck gab, das später zum grossen Teil au seiner Verbannung Schuld werden sollte, in der ihm all das, was bisher sein Glück ausmachte, mit einem Male genommen wurde.^) Daran aber dachte er nicht, als er mit diesen Worten freudig im Genüsse seiner Zeit sich selbst beglückwünscht, dass er jetzt erst geboren sei. Jetzt fühlt er sich nur als Kind seiner Zeit, den die Fort- schritte der Gegenwai't mit freudiger Bewunderung erfüllen. Frei- lich ist es nicht der bis ins Unsinnige getriebene Luxus, nicht die mit ebenso verschwenderischer Pracht wie bis zum Frevel gesteigerten

1) Es lieg-t nicht der mindeste Grund vor, daran zu zweifeln, dass die Liebes- kunst an Ovids Verbannung mit schuld war, wenn mau sich auch nicht dem Aurelius Victor anschliessen darf, der in den tres libelli der ar.s amatoria die einzige Ursache des Exils erblickt (epit. I 27; vgl. Apoll. Sidon. carm. 23, 158). Ovid selbst bezeichnet das Gedicht als prima causa (ex Pont. JV 13, 42), vgl. trist. III 1, 4. 7. ex Pont. II 9, 73. III 3, 70. Oft in trist. II etc. Dass es aber nicht die einzige Ursache war, geht mit Sicherheit schon daraus hervor, dass seit dem Erscheinen des Gedichtes bis zur Verbannung etwa zehn Jahre vergrangen waren: die unmittelbare Ursache war daher eine andere (der geheimnisvolle und oft besprochene error).

X Einleitung.

Dimensionen arbeitende Bau\Mit seiner Zeit,') die ihm die Gegen- wart so begehrlich erscheinen lässt: das was ihn entzückt, ist der culhis, die verfeinerte Lebensart, das Raffinement des Lebens, welches an die Stelle der alten rusticitas getreten ist. Mit sichtlichem Be- hagen malt sich daher das verwöhnte Weltkind des öftern die alte gute Zeit aus mit ihren schlichten Zuständen, da man noch auf kunstlosen Rasenplätzen vor der ebenso kunstlosen Scene sass, die noch nichts wusste von dem Luxus der kostbaren Essenzen, mit denen man später die Bühne besprengte, und den mächtigen Tüchern, die über dem ganzen Zuschauerraum ausgespannt willkommenen Schutz gegen die heissen Strahlen der Sonne gewähren.-) Er ge- fällt sich in dem Gedanken, wie das Kapitol sich so verändert hat, dass man glauben möchte, ein anderer Juppiter wohne auf ihm. Die strohgedeckte Kurie der alten Zeit lockt ihm ein mitleidiges Lächeln ab, und er vergisst nicht, die bescheiden ländlichen Verhältnisse jener längst entschwundenen Tage durch das Weiden von Euanders Rindern auf dem nun so stolzen Palatin ebenso wohlgefällig wie anschaulich zu schildern.^) Gewiss sprechen auch andere Dichter gern von den Zuständen des alten Rom^), aber kaum einer mit solch sichtlicher Freude, dass diese Zeit bäuerlicher rusticitas über- wunden ist, wie gerade Ovid. Daher ist ihm denn alles zuwider, was an diese rusticitas erinnert. Mit dem frivolen Spotte des über- legenen Freigeistes macht er sich über Vulcanus lustig, den bäu- rischen Gatten der graziös koketten Venus, das tj'pische Urbild eines rusticus. Köstlich ist das Bild, wie Venus vor ihrem Buhlen Mars den hinkenden Gang des plumpen Gemahles nachahmt und sich über die von harter Arbeit schwieligen Hände mokiert. Und wenn Ovid sagt, Venus sei dem Liebesverlangen des IVIars gegen- über nicht rustica gewesen, so hat gerade diese Litotes in diesem Zusammenhange etwas höchst pikantes, wie jeder leicht empfinden wird.^)

Noch mehr spottet der Dichter über die rusticitas des weib- lichen Geschlechtes. Zwar die Treue der keuschen Penelope ist ein zu stereotyp überlieferter Zug ihres AVesens, als dass Ovid sie hätte antasten mögen.*') Um so spöttischer spricht er dagegen von der Andromache, deren unharmonisch lange Gestalt ") seinen Lesern gewiss von der Bühne her geläufig war. Als Gattin eines rauhen Kriegsmannes erscheint sie in rauhem groben Kleide^); auch wundert sich der Dichter darüber nicht, doch hört man leicht aus seinen Worten heraus, wie wenig begehrenswert sie ihm erschien. Und Tekmessa gar, die erbeutete Gattin des grossen Ajax, ist nichts für seinen verfeinerten, raffinierten Geschmack. Beide Damen gelten ihm als höchst langweilig und griesgrämig. Dass sie mit ihi'en

1) m 123-126. Vgl. Hör. carm. II 18. 2) I 103—108. 3) III 115-120. 4) Vgl. zu III 115—120. 5) II 565—570. 6) m 15; doch vgl. I 477: Penelopen ipsam, persta modo, tempwe vinces. 7) II 645. 8; III 109.

Einleitung. XI

Gatten die Freuden des Lagers g-enossen hätten, möchte der Über- mütige bezweifeln, wenn ihre Söhne ihm nicht das Gegenteil be- wiesen. Aber dass sie mit ihren Männern zärtlichen Liebesgeplauders gepflogen hätten, weist er mit der komischen Ironie ungläubig rhetorischer Frage zurück, und ein Schmeichelwort wie 'mein Schatz' kann er sich auf den Lippen der Tekmessa schlechter- dings nicht denken.^) Dem entsprechend sieht er die rusticitas am schlimmsten verkörpert in dem legitimen Ehestande, der ihn als eine durchaus langweilige und philisterhafte Einrichtung abstösst, und den er daher in wenig ermutigender Weise ausmalt. Wie kleinlich ist das Misstrauen des Mannes, der bei seiner Frau nach verborgenen Liebesbrief lein fahndet.-) Die mehr passiven Liebes- bezeugungen der legitimen Gattin, die beim ersten Wunsche des Mannes 'standesamtlich und honett' nachgiebt, sind ihm nicht delikat und pikant genug ^); er bedauert sie, dass sie sich mit einem Manne begnügen muss. kann aber dabei nicht unterlassen, an ihrer mora- lischen Kraft, dies auszuführen, einen leisen Zweifel zu äussern.'^) Nach seiner Ansicht wird die legitime Ehe durch Zank und Streit charakterisiert: dos est uxoria Utes.'")

Daher nimmt es niemand Wunder, dass er gegen Menelaus für die schöne Helena offen und rückhaltlos Partei ergreift. Menelaus ist selbst schuld an der Untreue seiner Frau: wie konnte er so w^ahnsinnig sein, solch liebeheischend junges Weib mit dem in Jugend- blüte und Schönheit strahlenden Fremdling allein zu lassen! So that Paris nur das, was jeder Verständige an seiner Stelle gethan haben würde, und folgerichtig kommt der Dichter zu dem Resultate : Helenen ego crimine solvo.^) Man beachte: auch hier heisst es wieder et adest non rusticus hospes. ]\Ienelaus ist der Typus eines rusticus, über den Paris den thatsächlichen und nach des Dichters Meinung auch den moralischen Sieg davonträgt.

So ist es also die philisterhafte rusticitas, der Ovid die Fehde erklärt als einem seiner Zeit unwürdigen Zustande. Sein Ideal ist der cultus, und wie cultus pner und cidta pueJJa seine Lieblings- wörter sind, so will er es in seinem Gedichte auch nur mit solchen zu thun haben. Wenn nun aber auch Ovid unter cultus die raffi- niert verfeinerte, die zahllosen Freuden der Weltstadt mit der Wollust des ausgesprochenen Gourmands auskostende Lebensweise der genussfreudigen Halbwelt versteht, so warnt er doch ebenso eindringlich vor den nur allzu leicht möglichen Auswüchsen und Yerirrungen dieser von ihm verherrlichten Kunst des Geniessens. Das ganze Gedicht predigt den Genuss und die Wollust mit rück- haltloser Offenheit. Aber nur die Wollust will er gelten lassen, die beide geniessende Teile mit gleicher Wonne befriedigt, und so gelangt er zwar folgerichtig, aber sehr im Gegensatze zu dem Ge-

1) III 517—524. 2) II 597. 3) IH 585. 4) II 388. 5) II 155.

6) II 359—372. III 254.

XTT Einleitung.

schmack seiner Zeit zu dem absprechenden Urteile über die Knaben- liebe.') Wenn der cultus nach anderer Seite hin übertrieben wird, führt er zum Stutzertum und zur Geckenhaftigkeit. Auch hiervon mag Ovid nichts wissen. Er spricht seine Freude aus über die nmndities, die zierlich anmutige Sauberkeit, und giebt eingehende Vorschriften Jünglingen -) und Mädchen ^), wie sie sich zu kleiden und die Regeln täglicher Ästhetik zu beachten haben, dass die Zähne blendend weiss sind, dass nicht unschöne Haare die Glieder entstellen, dass nicht unappetitlicher Geruch des Atems den nahe Stehenden belästige, und sonstige unzählige Vorschriften, die vor- handenen Reize zu erhöhen und fehlende geschickt zu ersetzen. Aber ebenso verhasst sind ihm die Stutzer und neumodischen Gecken, die mit dem Brenneisen das Haar kräuseln und mit einem Eifer, der einer bessern Sache wert wäre, jedes überflüssige Härchen ängst- lich entfernen*), und nachdrücklich betont Ovid auch hier die mundities und erinnert an die forma neglecta eines Theseus, Hippo- lytus, Adonis.^)

Diese äusserliche mundities, die Ovid von seinen Schülern beider Geschlechter verlangt, findet ihr Gegenstück in der feinen Bildung, die nach seiner Meinung unerlässlich gefordert werden muss. Das ist wohl zu beachten und wieder ein Ergebnis seines feinen, welt- städtisch verwöhnten Geschmacks. Nirgends verirrt sich sein Vers bis in das Innere des lupanar, er erklärt nachdrücklich, dass er nichts wissen will von den feilen Dirnen, die ihre Reize jedwedem verkaufen *^), und verlangt entgegenkommende Zärtlichkeit. So ist also Ovid nicht der Verkünder des Genusses, der nur in der Be- friedigung rein physischer Triebe sich genug thut, sondern nach seiner Lehre muss zu dem rein sinnlichen Genuss auch ein geistiger, mindestens aber ästhetischer hinzukommen. Nicht genug, dass er seinen Schülern zeigt, wie man ein süsses Gift mit möglichstem Behagen geniessen kann, er will dieses Gift auch in glänzend ge- schliffenem kostbaren Pokale darreichen. Seine Schüler sind daher fein gebildet und zumal rhetorisch gut geschult; den "Wert glän- zender Dialektik zu betonen, liegt dem Ovid ja besonders nahe. Daran erinnert er denn mehrfach seine Schüler '). ja er schreibt das Glück, das Odysseus bei zwei Meergöttinnen hatte, zumal seiner gewandten Zunge zu und der einschmeichelnden Beredsamkeit, mit welcher der körperlich durchaus nicht schöne Mann zu erzählen wusste.^) Nach solcher geistigen Bildung zu streben, ist aber um so mehr zu empfehlen, als ja die Schönheit ein 'gebrechliches Gut' ist und sich mit den Jahren mehr und mehr verliert, da bleiben denn nur die ingenuae artes.^) Nicht nur die 'beiden Sprachen'

1) II 683: odi concubitus qui non utrumqne resolvunt; hoc est cur pueri tannar amore minus. Vgl. Gebhardi, Berlin. Ztschrft. f. G. W. 1875, p. 7.3. 2) I 513-524. 3) m 133 ff. 4) I 505—508. 5) I 509^512. 6) II 685—688. 7) Vgl. z. B. I 459 ff. 8) II 123 ff. Vgl. die Anm. zu V. 127. 9) II 113—122.

Einleitung. XIII

muss der Jüngling- erlernt haben ^), je mehr gesellschaftliche Talente ihm zu Gebote stehen, um so grösser sind seine Aussichten. Eine schöne Stimme und geschmeidige, zum Tanzen gelenke Glieder werden als solche höchst angenehmen Zugaben genannt.'-)

Noch eindringlicher sind die Lehren, die der Dichter den Mädchen giebt, sich die Bildung ihres Geistes und ihrer gesell- schaftlichen Vorzüge angelegen sein zu lassen.-^) Das Mädchen soll singen können: die neusten Arien aus dem Theater oder die be- sonders beliebten Weisen der Egyptischen Musik werden, so ver- sichert der erfahrene Dichter, ihren Eindruck nicht verfehlen. Natürlich verlangt man von der docta imeJla auch, dass sie mit dem Plectrum die Zither gar anmutig zu schlagen wisse, und mit galanter Liebenswürdigkeit erinnert der Dichter seine museufrohen Leserinnen an die himmliche Kunst eines Orpheus, Amphion, Arion.

Die Hauptsache aber ist doch die litterarische Bildung, die Belesenheit in den Klassikern der Zeit. Es ist eine artige und höchst interessante Auswahl von namhaften Dichtern, mit denen vertraut zu sein, Ovid von seinen Schülerinnen fordert. Wie natürlich, stehen die Griechen obenan und Kallimachus erscheint als erster in dem glänzenden Fünfgestirn. Ihm zunächst steht der Koische Dichter, Philetas, den manche gar über Kallimachus stellten.'*) Gern sehen wir auch den Anakreon, den liebenswürdigen alten Sänger von Teos, unter dieser Schar, und dass die heisse Poesie der Aeolischen Sappho nicht fehlt, ünden wir gerade in diesem Zu- sammenhange durchaus verständlich. Auch die komische Muse ist durch Men ander würdig vertreten.

In entsprechender Weise werden dann fünf Glanznummern aus dem Programm lateinischer Belesenheit der römischen Damen her- vorgehoben. Liebenswürdig wie immer gedenkt Ovid zunächst seines Herzensfreundes Properz: seine Gedichte soll das Mädchen nicht nur kennen, sondern sie muss sie auch mit Anmut vorzutragen wissen. Die Poesie des vom Glücke so verwöhnten, dann so be- klagenswerten Cornelius Gallus ebenso wie die des milden, von Ovid hochgeschätzten Tibull werden als zur Bildung unentbehrlich ge- nannt, und die Epik wird durch die Argonautica des P. Terentius Varro Atacinus und die Aeneide Yergils vertreten.

Das ist eine reichliche Auswahl litterarischer Kenntnisse, die Ovid von seinen Schülerinnen verlangt, und mit ebenso liebens- würdiger Schalkhaftigkeit wie zuversichtlicher Bescheidenheit knüpft er daran die Hotfnung, dass ein zartes Mädchen vielleicht auch ein- mal aus seinen, des Meisters in der Liebe, Dichtungen etwas vor- tragen möchte, sei es nun aus der Ars, oder den Amores, oder den Herolden.

Man sieht, das Milieu, in dem wir uns befinden, ist geistig an- geregt und ermangelt durchaus nicht einer gewissen feineren Bildung.

1) II 122. 2) I 595. 3) III 315 ff. 4) Vgl. zu IH 329.

XIV Einleitung.

Aber damit noch nicht genug. Die Damen, die sich Ovid als seine Lese- rinnen und Schülerinnen denkt, verfügen auch über gesellschaftliche Talente aller Art. Sie verstehen in graziösem Tanze die gelenken Glieder zu regen und sind geschickt in den mannigfaltigen Arten des Würfelspiels und allerlei Bewegungsspiele draussen im Freien.

Auf solcher Höhe litterarischer und gesellschaftlicher Bildung stehen die Damen, in deren Sphäre uns die Ars führt. Von diesen Vorzügen abgesehen sind es lockere, recht lockere Dämchen, sämt- lich dem Stande der Libertinen angehörig und schon äusserlich daran kenntlich, dass sie das insif/ne pudoris, die vittae und insfita, welche der Kleidung der ehrbaren Frauen eigen sind, nicht tragen.^) Mit ihnen springt der Dichter in oft frivoler, mindestens leicht- fertiger Weise um. Man erkennt den blasierten Weltmann, wenn er seinen lauschenden Hörern versichert, dass schlechterdings jedes Mädchen zu haben sei, und mit der ihm eigenen psychologisch feinen Beobachtungsgabe erkennt er leicht, wie selbst die zunächst Spröde sich doch darüber freut, dass man ihren Reizen nachstellt.^) Mit übermütiger Laune versichert er, dass selbst eine Penelope schliesslich nachgeben würde.") Der Mann freilich muss die Initiative ergreifen, das kann man schon von dem in erotischen Abenteuern erfahrenen Juppiter lernen, der zu seinen Geliebten kam, nicht aber wartete, bis diese zu ihm kamen.*) Von grosser Wichtigkeit ist dann, dass der Mann Ausdauer zeigt und sein Ziel nicht aus dem Auge verliert. Diese Lehre kann der Dichter nicht eindringlich genug wiederholen, und viele Beispiele dienen ihm dazu, sie zu be- gründen.'')

Leichtfertig genug behandelt der Dichter auch die Mittel, die den Liebenden zu seinem Ziele führen sollen. Am einfachsten und bequemsten sind die Versprechungen. Man mag ruhig das Blaue vom Himmel herunter versprechen, ob man es zu erfüllen vermag, braucht einen nicht weiter zu kümmern. Mit ruhigem Blute kann man dabei alle möglichen Götter zu Zeugen anrufen, denn Juppiter lacht über die Schwüre der Liebenden, wie ein alter Erfahrungssatz der erotischen Poesie lautet ^), und hat selbst bei der St^-x der Juno oft falsch geschworen.")

Aber freilich auch hier wiederholt sich die alte Klage antiker Erotik, dass die Mädchen sich damit nicht begnügen, und dass der Liebhaber sich zu Geschenken wird entschliessen müssen, wenn er Erfolg haben will.^j Solche Tage, an denen es sich nicht vermeiden lässt, das Mädchen zu beschenken, wie z. B. ihr Geburtstag, sind dem Liebhaber atrae dies.^) Bitter beschwert sich der Dichter über die aurea saecula: nur nach Golde drängt alles, und wenn er nur

1) I .31, mit der Anmerkung. 2) I 343 ff. 3) I 477. 4) I 709—714. 5) Vgl. zumal I 470 ff. II 177 ft\ 666 ff. 6) Vgl. zu I 6.33. 7) I 631 ff. Vgl. 442 ff. 8) Vgl. Goethe, Faust I 2321 : Gleich schenken ? Das ist brav ! Da wird er reus- siren! 9) I 418.

Einleitung;. XV

reich ist, findet selbst der harharus Gehör. ^) Est ist die ständige Klage der römischen Erotiker, dass nicht mehr zärtliche Gedichte das Herz des Mädchens erobern, sondern das Gold. Selbst Homer von allen Musen begleitet würde ohne Geschenke nichts ausrichten.-) Trotzdem will Ovid den Dichtern das schöne Vorrecht erhalten wissen, dass ihnen der Mädchen Herzen durch den Zauber der Lieder auch ohne Geschenke sich erweichen lassen, und weiss dies gar sinnig zu begründen : sind es doch die Dichter, die das Lob ihrer Schönheit singen; so ist durch Dichtermund eine Nemesis, Cynthia, Lycoris, Corinna allberühmt geworden. Schliesslich kommt er zu dem Re- sultat, dass es geradezu ein Verbrechen sei, von den dodi poetae etwas zu verlangen, fügt aber gleich in komischer Klage hinzu, dass sich kein Mädchen vor diesem Verbrechen fürchte.-^) Doch giebt es auch Geschenke, die mehr nach dem Sinne des Dichters sind, Körbchen mit Früchten oder Weinbeeren und ähnliches, was Ovid in höchst anmutigen Versen ausmalt.^)

Versprechungen und Geschenke sind nicht die einzigen Mittel, das Herz des Mädchens zu erobern ; auch das Liebesgedicht ist be- reits genannt, neben dem der erotische Brief eine grosse Eolle spielt.^) Hüten muss man sich aber vor allzu grossem Vertrauen seinen Freunden gegenüber, was der Dichter in längerer durch Eede und Gegenrede höchst belebter Darstellung begründet. **) Die wenig erfreuliche Moral dieses Passus ergänzen wir noch durch die Bemerkung, dass der Dichter das Gesetz der Mitschuldigen ver- tritt. Das zeigt sich z. B. in der Auseinandersetzung, ob man auch mit der Zofe der Geliebten erotische Abenteuer wagen dürfe. Ent- weder, so meint Ovid, fan^e gar nicht an, oder führe es bis zu Ende durch, denn wenn sie erst einmal deine Mitschuldige geworden ist, kann sie dich nicht mehr verraten.") Vgl noch III 491.

Das Gedicht will ein Lehrbuch der Liebe sein. Welche Art von Liebe gemeint ist, darüber klärt uns der Dichter wiederholt auf. Nur um die Liebe zu den leichtfertigen Libertinen handelt es sich, und des öftern verwahrt sich der Dichter dagegen, dass man seine Lehren auch auf ehrbare Mädchen anwenden möchte. Nur die sind seine Leserinnen und Schülerinnen, welche die vitta und instita nicht tragen.^) Nil nisi lascivi a me discunfur amores.^) Er singt von der Venus tuta, von der vom Zwange des Gesetzes befreiten freien Liebe ^**); diese gilt ihm aber als ein Spiel ^^) oder als eine Jagd, bei der das Mädchen die ersehnte Beute ist.^-) Noch häufiger aber wendet er das der Erotik überhaupt so geläufige Bild an, nach dem die Liebe ein Kriegsdienst ist, ein Bild, das er ja schon in den Amores mit glänzender rhetorischer Technik durchgeführt hatte. ^'^)

1) II 276. Vgl. 163 f. 2) II 279 f. Vgl. auch III 405 ff. 3) III 533 ff. 4) II 263 ff. 5) I455ft'. III 469 ff'. 6) 1739—754. 7) 1375 ff. 8) 131. II 600. 9) III 27. 10) I 33. II 599: en, itemm festor: nihil hie nisi lege remissum

luditur; in nostrifi instita nulki iocis. 11) II 600. III 809. 12) I 253. 263. II 2. 13) Näheres zu II 233.

XVI Einleitung.

Es wäre überaus verkehrt, die bisher auseinandergesetzten Anschauungen und Maximen dazu verwerten zu wollen, über den Charakter Ovids selbst das Verdammungsurteil auszusprechen. Wenn je, so muss man bei der Beurteilung dieses Gedichtes beachten, dass Theorie und Praxis himmelweit von einander verschieden sind, und dass es sehr wohl denkbar ist, dass man Verse macht, die bei moralisch-ängstlichen Gemütern Anstoss erregen, und dass man dabei doch ein ganz ehrenwerter Mann sein kann. Warum sollen wir dem Ovid nicht glauben, wenn er dem erzürnten Machthaber versichert (trist. II 353) crede mihi, distant mores a carmine nostro, vita vere- cunda est, musa iocosa mea. Auch hier gilt, was Plinius sagt (ep. IV 14) : ex qiiihus (sc. hendecasyllabis) tarnen si nonnulla tibi paullo pttulantiora videbuntur, erit eniditionis tuae cogitare summos illos et gravissimos viros, qui talia scripserunt, non modo lascivia reriim sed ne verbis quideni nudis abstinuisse. Und er beruft sich auf das Vor- bild des Catullus (carm. 16):

nam castum esse decet pium poetam

ipsum, versiculos nihil necesse est,

qui tum deniqiie habent salem ac leporetn,

si sunt moUicidi ac parum pudici

et quod pruriat inciiare possunt etc.

Auch Plinius (ep. V 3) verteidigt die petulantia seiner Verse in der nämlichen Weise wie es Ovid that (trist. II 427 ff.) : Beide stellen einen langen Katalog von Männern auf, die in ihren Gedichten auch nicht die Parole der Keuschheit befolgt hätten, ohne dass man darum ihren Charakter angreifen dürfe. ^)

Die Liebe, als deren Meister Ovid sich bekennt, bedarf nun der Kunst ebensowohl wie das Rudern des Kahnes und das Lenken des Wagens.-) Ovid ist aber der gegebene Mann dazu, diese Kunst zu lehren, durch seine ausgedehnte persönliche Erfahrung auf diesem Gebiete. Auf diese beruft er sich wiederholt. Usus opus movet hoc.-^) Ausdrücklich sagt er*), dass er seine 'Liebeskunst' durch lange Erfahrung zu Stande gebracht habe. Er selbst hat als armer Dichter geliebt und ist daher gerade berufen, den Un- bemittelten in der Liebe ein Lehrer zu sein.^) Daher weiss er auch von persönlichen erotischen Erlebnissen zu berichten**), und verrät uns das Entzücken, mit dem ihn der Anblick einer nackten blendendweissen Schulter erfüllt.') Und ein weiterer Grund, dass er gerade geschickt sei zum Lehrer in der Liebe, ist seine gött- liche Berufung. Freilich haben ihm nicht die Musen die Lippen gelöst wie dem Sänger von Askra % aber Venus selbst hat ihn als artificem ienero praefecit Amori^), und unter ihrem beständigen

1) Vgl. Mart. I 4, 8: lasciva est nobis pagina, vita proba. 2) I 3f. 3) I 29. 4) m 791. 5)11165. 6)111245.666 7)111309. Weitere Andeutungen persönlicher Art: II 547 if. 738. III 51. 8) I 27. 9) I 7.

Einleitung. XVII

Schutze und Beistande ^eht ihm das Werk flink von der Hand.^) Ja sie erscheint ihm leibhaftig, ihm Anweisungen gebend, und voll- zieht seine Dichterweihe durch das Geschenk eines Blattes aus dem Myrtenkranze, der ihr Haar schmückt.-) Neben ihr ist es Erato, die Muse zärtlicher Poesie, die der Dichter um Beistand bittet, den sie ihm nicht versagt.^) Und Amor selbst ist dem Dichter ein freundlicher Gott, unter dessen Schutze sein Werk ge- deiht. Mit besonderer Vorliebe und Kunst schildert Ovid diese von der Dichtung so oft ausgeprägte holde Gestalt. Er ist ein lieblich schöner Knabe mit einem Flügelpaar, das oft vom Weine feucht ist, er trägt den gefürchteten Bogen mit dem beflügelten Geschoss, und erscheint auch mit der Fackel, dem Symbole der Liebesglut. So zart er ist, ist er doch wild und oft ungefüge, aber da er noch ein Knabe ist, hofft der Dichter seiner Herr zu werden.*)

Wenn so dieses Dreigestirn. Venus, Erato, Amor dem Dichter erotischer Poesie zumal seinen Schutz angedeihen lässt, so ist ihm doch auch der Dichtergott Apollo günstig, der sich auch herablässt, ihm in leibhafter Erscheinung zu nahen.^)

Mit glänzender, staunenerregender Virtuosität hat der Dichter seinen Stolf behandelt. Wenn man sich auf den Standpunkt des Dichters zu stellen vermag und das Gedicht nur als solches be- trachtet, wird man unbedenklich zugeben müssen, dass es ein Kunst- werk allerersten Banges, ja dass es Ovids weitaus am besten ge- lungene Schöpfung ist. Zur Würdigung des künstlerischen Wertes von Ovids Ars ist manches gute geschrieben worden. **) Hier können nur einige Gesichtspunkte kurz erörtert werden. Da sind eine Menge von glänzenden Bildern weltstädtischen Treibens, die der Dichter bald ausfürlich wie ein wohl ausgeführtes Gemälde vor uns entrollt, bald mit ein paar flüchtigen Strichen nur leise skizzierend aber doch anschaulich genug uns vorführt. Wie stehen dem Dichter die Worte zu Gebote, wenn er uns Rom als den Sammelpunkt all der unzähligen freundwilligen Mädchen schildert, die liebeheischend und gewährend sich in der Hauptstadt umhertreiben. Zahllos sind

1) I 30. II 15. III 769. 2) III 43. 3) II 16. 425. 4) Die Belegstellen für die hier angedenteteu Momente sind der Reihe nach folgende: II 18. I 233. 21. 169. 22. 9. lÖ. 5) II 493. Vgl. ferner I 232 (Bacchus) 264 (Thalea) 203 (Mars). 6) Am besten Eibbeck in der Geschichte der Römischen Dichtung II - p. 263 271. Vgl. Bernhardy RL. p. 490: „Beide (die ars amatoria und die remedia amoris) zeigen eine gleich sichere Hand, dieselbe Klarheit der Anlage, die feinste Korrekt- heit und Grazie des Stils; noch mehr glänzen sie durch die fast spielende Herr- schaft über das Objekt, durch ausgezeichneten Scharfsinn und liebenswürdige Laune." Hermann Paldamus, Römische Erotik (Greifswald 1833) p. 73: „Der Wert aber, welchen jene Bücher ewig behaupten werden, besteht neben der geist- vollen Form in einer unnachahmlich tiefen und richtigen Auffassung des weib- lichen Charakters von gewöhnlichem Schlage etc. Daher das psychologisch unübertreffliche Ausmalen aller weiblichen Schwächen, und wie oft auch der Ver- gleich des weiblichen Herzens mit einer Festung gemissbraucht ist, hier passt er : Ovid lieferte eine vollkommene erotische Strategik." Dann sei noch genannt Man so in den Nachträgen zu Sulzers Theorie der schönen Künste III St. II p. 339 ff.

Ovid, ars amatoria ed. Brandt. H

XVIII Einleitung.

sie wie die Ähren auf den Feldern von Gargaros, die Trauben des wein^esegneten Methj^mna, die Fische im Wasser, die Vögel auf den Bäumen oder die Sterne am Himmel.^) Ein andermal führt uns der Dichter an den Eingang des Theaters; hier ist erst ein Leben, ein Drängen, so dass der Dichter wiederum einen Vergleich braucht, um uns eine anschauliche Schilderung zu geben. Zahllos wie die Ameisen oder die Bienen drängen sich die Mädchen ins Theater, um dort zu sehen, doch ebenso um gesehen zu werden.-) Mit glänzenden Farben schildert Ovid einen Triumphzug. =') Er führt uns ferner nach Bajae: nicht durch ausgeführte Darstellung, vielmehr durch epigrammatische Kürze weiss er hier in dem einen Distichon

Jiinc aliquis vulnus referens in jyectore dixit: 'non haec, ut faniasf, unda saluhris eraf

sein Ziel zu erreichen.*)

Damit ist die Zahl der Bilder weltstädtischen Treibens, die uns Ovid in seiner Ars vorführt, keineswegs erschöpft; das Leben in den Porticus und den Tempeln, den Haupttummelplätzen der römischen Demimondainen, im Circus und der Arena steht greifbar deutlich vor unseren Augen.'') Nicht minder sind es Scenen und kleine Genrebildchen aus dem täglichen Leben, die uns Ovid mit vollendeter Meisterschaft schildert. Er führt uns zu einem römischen Gelage, und wenn er sagt, dass oft Amor des Bacchus Hörner niederdrückt, so deutet er damit neckisch an, dass nicht nur um des Weines willen ein solches Gelage aufgesucht wird. Hier kann der Liebende die Wünsche seines Herzens in versteckten Worten aussprechen, mit dem Weine werden auf dem Tische geheime Liebes- zeichen gemalt, man trinkt und achtet dabei darauf, genau d i e Stelle des Bechers mit den Lippen zu berühren, an der sie eben getrunken hat. ?]s würde über den Raum dieser kurzen einleitenden Bemerkungen hinausgehen, alle diese feinen Gemälde und Bilder eingehend zu analysieren.")

Mit wenigen Strichen, aber meisterhaft hingeworfen ist das Bild, das uns das Vorsprechen des Hausierers malt.") Die Begehr- lichkeit des Mädchens wird durch das Wort emax vortrefflich ge- schildei't; nun packt der Hausierer seinen Kram vor den lüsternen Augen der Eiteln aus, während du missvergnügt dabei sitzt. Wie raffiniert versteht sie es, das Geld aus deinem Beutel herauszulocken. Nur einmal ansehen sollst du dir die Herrlichkeiten, und wenn du es thust, sucht sie mit Küssen deine Schwachheit zu bestürmen, dass du ihr davon kaufst. Dabei entwickelt sie eine glänzende Beredsamkeit: nur diesmal kaufe es mir, dann bin ich zufrieden für lange Jahre; und gerade jetzt brauche ich es so sehr notwendig,

l) I 57 ff. 2) I 89 ff. 31 I 213 ff. 4) I 255—259. 5) porticus I 67 ff. III 387. templa I 75 ff. III 393. circus I 135 ff. III 396. arena I 164 ff. III 395. 6 j Gelage I 229 ff. 565 ff. 7) I 421 ff.

Eiuleituug. XIX

auch wirst du es nie wieder so vorteilhaft kaufen können. Der Liebende wird dann vorgeben, das nötige Geld nicht zur Hand zu haben: auch das nutzt ihm nichts, da sich der Händler zunächst gern mit einem Schuldschein begnügt.

Oder ein anderes Bild. Die Schöne mit ihrem Galan am Spiel- tisch.') Wie anschaulich ist ferner, was uns der vorwitzige Dichter von den Geheimnissen des Toilettetischchens zu erzählen weiss-), wie lebenswahr die Scenen der Eifersucht, die er uns mit stets siegreicher Kunst vorführt ^), wie plastisch versteht er die Be- deutung herauszuarbeiten, welche die Thür und das Fenster in der antiken Erotik hat.^j Oft möchte man unwillkürlich ausrufen tout comnie dies nous, wenn man liest, wie sich das Mädchen dem zu ihr ungelegenen Stunde kommenden Besucher verleugnen lässt, un- geachtet er sie selbst gesehen hat^), oder wenn man Zeuge des Streites ist, wie er aus dem harmlosesten Spiel so leicht entsteht.") Man merkt bei jeder Zeile, wie sehr der Dichter seinen Stoff be- herrscht und wie er sich nicht genug thun kann, wenn es gilt, die Phantasie und Sinne seiner Leser zu erregen. Wir hören mit eigenen Ohren gar manches zärtlich süsse Liebesgeflüster, jenes Liebesgekose, das der Grieche mit einem sehr bezeichnenden Worte öaQiGTvg nennt. Dulcihus est verbis moUis alendus amor ') sagt der Dichter ausdrücklich und ist auch freundlich genug, unsere Neu- gierde nach solchen clnMa verha zu befriedigen. Tii mihi sola places, so begrüsst in übertriebener Galanterie der gelehrige Schüler die Erwählte seines Herzens.^) Sie tritt vor ihn hin nur mit der leichten Tunica bekleidet: moves incendia, das ist die Huldigung, die er entzückt ihrer Schönheit darbringt, und sehr pikant ist es, wenn er mit den ängstlichen Worten, sie solle sich aber vor einer Erkältung hüten, sein inneres Wohlgefallen über ihre leichte Be- kleidung nur v/enig zu verbergen vermag.'-^) Wir belauschen die galanten Gespräche im Circus^"), wir hören aus dem zärtlichen 'maiie' den Schmerz des Mädchens über den Abschied heraus"), und das allerliebste "improhe' sagt uns, dass die anfangs sich sträu- bende den Kuss des stürmischen Liebhabers doch nicht gar zu tragisch auffasst.^-)

Das führt uns von selbst zu einem weiteren Vorzug des ovi- dischen Gedichtes. Ich meine die wunderbar feine psychologische Beobachtung. Auch hier müssen freilich wenige Andeutungen ge- nügen. Meisterhaft in dieser Beziehung ist der oft citierte Vers speciatum veniunt; veniimt spedentur ut ipsae?'-^) Von feiner Be- obachtung zeugt auch die lässig hingeworfene Bemerkung, dass jedes Mädchen sich für liebensAvert hält, dass keiner, auch der hässlichsten nicht, die eigene Gestalt missfällt.'*) Aber sie halten

1) II 203-208. 2) III 209 ff. 3) II 447 ff. 373 ff. Vgl. I 365. 4) 11 244 ff. m 71. 567. 5)11521. 6) HI 369 ff. 7)11152. 8)142. 9) II 301 f. 10) I 145. 11) I 701. Vgl. II 125. 12 I 665. 13) I 99. 14) I 613 f.

XX Einleitung.

sich nicht nur für schön, sie freuen sich auch des Lobes ihrer Schönheit, eine Wahrheit, die der Dichter kokett bis zu dem Wohlgefallen der drei Göttinnen an dem Lobe des Paris herauf- datiert und selbst durch Beispiele aus dem Tierleben gar anmutig zu illustrieren weiss. ^) Mit der Technik der Thränen und Küsse spielt der Dichter in zwar frivoler, doch psychologisch feiner Vir- tuosität.-) Wenn das JMädchen Thränen im Auge des Liebenden perlen sieht, wird sie ihm kaum widerstehen können ; drum empfiehlt es sich, vor ihren xA.ugen solche zu vergiessen, und sollten sie sich nicht in gewünschter Weise einstellen, wische man die Augen mit der feuchten Hand. Auch die Spröde lässt sich gern ein Küsschen rauben, doch darf man dann nicht auf halbem Wege stehen bleiben, denn

oscula qui sionpsit, si non et cetera sumpsit, haec quoque, qiiae data sunt, perdere digniis erit.

Fein ist auch die Unterscheidung von zwei Arten der pudlae dodae ^) :

sunt tarnen et doctae, rarissima turha, pnellae, altera non doctae turha, sed esse volunt.

Ganz eigenartig mutet es uns an, wenn wir die so modern klingende Warnung lesen, dass man die Mädchen nicht nach ihrem Alter fragen soll."*) Ovids Meisterschaft in psychologischer Schilde- rung tritt dann noch besonders anschaulich hervor in dem freilich recht abstossenden Mythus von der Pasiphae und ihrer verbreche- rischen Liebe. ^) Die Kunst, mit der Ovid die Schönheit des Stieres beschreibt, soll uns die unnatürliche Leidenschaft wenigstens einiger- massen verständlich machen. Wie grauenerregend wahr ist aber diese Leidenschaft ausgemalt. Die unglückliche Königin begnügt sich nicht damit, ihrem Lieblinge das frischeste, zarteste Grün eigenhändig zum Futter zu schneiden, nein sie schmückt sich für ihn mit kostbaren Kleidern und ordnet in dem Gedanken an ihn vor dem Spiegel mit besonderer Sorgfalt das Haar. Die wahnsinnige Liebe treibt sie oft bis zur vollendeten Eifersucht auf eine der mit ihm weidenden Kühe, in der sie eine gefährliche Rivalin erblickt, und die sie daher mit wollüstiger Freude opfert.

Wenn hier die psychologische Wahrheit der Darstellung ab- stösst, so vereinigt sie sich in einem anderen Bilde mit rühi-end lieblicher Anmut, ich meine in der Sage von Prokris.") Die höchst anmutige Schilderung der Gegend leitet stimmungsvoll die zarte Liebesgeschichte ein. Durch einen allzu eifrigen Zwischenträger vernimmt Prokris den unglückseligen Namen Aura, unter dem sie eine Nebenbuhlerin erkennen zu müssen glaubt. Wenn der Dichter nun ihren Schmerz schildert, wird jeder innigstes Mitleiden mit der

1) 1623 ff. Vgl. II 296 ff. 2) 1659 ff. H) II 281. 4)11663. 5)1289—326.

6) III 687-746.

Einleitung. XXI

Armen empfinden. Nun kommt sie, um sich selbst zu überzeugen, dahin, wo Cephalus zu jagen pflegt. Wie psychologisch fein ist das Schwanken ihrer Stimmung: sie bereut es, gekommen zu sein, denn sie fürchtet sich vor schmerzlicher Entdeckung und doch will sie wieder um jeden Preis Gewissheit haben. Das ist meisterhaft, und auf dieser Höhe bleibt die weitere Darstellung, wie jeder Leser empfinden muss.

Auch kindlich naiv kann das Lied Ovids klingen. Die Gestalt des kleinen Ikarus ^) ist entzückend, man muss den Jungen lieb haben, dessen rührende Kindlichkeit, mit der er dem Vater bei der wunder- baren Arbeit zuschaut, und herzliche Freude über die neue Kunst des Fliegens uns umsomehr entzückt, als wir wissen, wie sehr sein naives Treiben in tragischem Gegensatz steht zu seinem jammer- vollem Tode.

Hervorheben muss man jedoch auch die Rhetorik der Dar- stellung, die an vielen Stellen zu erkennen ist, und für die Ovid ja eine besondere Vorliebe hatte. Glänzend bethätigt hat er diese Rhetorik in der Rede des Daedalus.-) Ich muss es mir versagen, hier darauf näher einzugehen; vielleicht findet sich an anderer Stelle dazu Gelegenheit.

Mit besonderer Vorliebe verwendet Ovid den rhetorisch zu- gespitzten Gegensatz. Achilles, vor dem die Feinde zitterten, hat knabenhafte Furcht vor dem hochbetagten Lehrer gehabt. Die Hand, die einem Hektor den Todesstreich versetzte, hat er Chiron willig hingehalten, um eine Züchtigung entgegenzunehmen.-^) Die- selbe Hand hat aber auch Frauenarbeit verrichtet.'^) Noch einmal verwendet der Dichter einen ähnlichen Gegensatz. Dieselben Hände, die vom Blute der Feinde gerötet waren, konnten der Briseis gar zärtliche Liebkosungen erweisen.^)

Dei- Atride, der den Gefahren des Krieges und des Meeres glücklich entronnen, fiel der Tücke des eigenen Weibes zum Opfer.") Rhetorisch zugespitzt ist die Diktion an vielen Stellen, vgl. I 84: qiiique äliis cavit, non cavet ipse sibi ; I 99 : spectafum veniunt ; vcniunt, spectenfur ut ipsae. Die köstliche Stelle I 149 : utqiie fit, in gremium pulvis si forte puellae deciderit, digitis cxcutiendus erit, et si nullus erit pulvis, tarnen excute nulluni. I 166: et gtä spectavit vulnera, vulnus habet. II 24 : semihovemque virum, semivvrumqiie hovem. ")

1) II 49 ff. 2) II 25—30. 33—42. 3) I 13 ff. 4) I 694. 5) II 711. 6) I 333. 7) Mit Vorüebe verwendet Ovid die Metapher, zumal Bilder aus der Nautik sind häufig, vgl. z.B. I 373. 772. II 10. 725 ff. (zugleich mit einem Bilde aus der Rennbahn), III 26.99.500; ebenso Bilder vom Wagenrenuen : 139. Vgl. 1264. III 467. Ädynata: 1271 ff. 747. Vgl. III 149. Anapher: 13. III 63. Dazu noch einige sachliche Andeutungen, die auszuführen der 3Iangel an Raum verbot. Komödienhaftes und von sonstiger Bühneudarstelluug beeinfllusst : Vulkans Erscheinung II 567 ff. Andromache II 645. lU 109. Tekmessa III 111. Laoda- meia III 138. Briseis III 189. Andromeda III 191. Beeinflussung durch plastische Kunstwerke: II 613 (Venus), III 141 (Phoebus und Diana succincta), 219 (Myronis signa), 224 (Venu.s), 401 (Venus des Apelles). Von pornographischer Litteratur beeinflusst: H 703 ff. III 773 ff. Vgl. auch II 415 ff.

XXII Einleitung.

Charakteristisch für Ovid ist endlich die Ai't, wie er den mj'tho- logischen Schmuck verwendet, der freilich an sich ja ein stereotypes Motiv der antiken Erotik ist ^), der aber in der Ars in einer A\'eise zur Anwendung kommt, die den künftigen Epiker bereits ahnen lässt. Neben den zahlreichen knappen m>i:hologischen Anspielungen und Reminiszenzen finden wir nicht weniger als zehn mehr oder weniger ausgeführte epische Darstellungen, die hier aufgezählt sein mögen.-) I 101—134 (Eaub der Sabinerinneu). 283—340 (Zehn mythologische Beispiele für die bis zum Verbrechen sich steigernde Liebesraserei der Frauen) =^), 525—564 (Bacchus und Ariadne). 681—704 (Achilles und Deidameia). II 21—96 (Dai- dalos und Ikaros). 185—192 (Milanion und Atalante). 217—222 (Herakles bei Omphale). 467—480 (Der Urzustand der Menschheit, bis die voluptas ihre Sitten milderte). 561—588 (Mars und Venus). III 687—746 (Cephalus und Pro- kris). So lohnend und lehrreich auch ein Vergleich der hier be- handelten epischen Stofie mit den in den Metamorphosen wieder- kehrenden an sich sein würde, so gebieten doch die Rücksichten auf den Raum davon abzusehen: einiges ist im Kommentar zur Sprache gekommen.

Die Disposition des Gedichtes ^) ist sehr einfach. Buch I und II enthalten Vorschriften für die Jünglinge, und zwar lehrt das erste, wo und wie man ein Mädchen gewinnen kann, das zweite, wie man das gewonnene festhalten muss. Dann nimmt das Gedicht einen neuen Anlauf und dreht im dritten Buche den Spiess um, indem es den Mädchen Belehrungen giebt, wie sie den Jünglingen ge- fallen können.^)

Über den Namen des Gedichtes ist folgendes zu bemerken. Ovid selbst citiert es meist kurzweg als ars.'^) Der erste Vers des Gedichtes legte den Namen ars amandi nahe, während die Hand- schriften ars amaforia haben.')

Die Entstehungszeit der Ars lässt sich mit annähernder Sicher- heit bestimmen. Der Dichter hat uns selbst zwei Zeitindicien ge- geben. Er spricht von der glänzenden Naumachie, die Augustus zur Einweihung des Marstempels veranstaltete^), und die nach

1) Vgl. Ribbeck, RD. 11^ 181. 2) Die iu den Metamorphosen wiederkehrenden sind gesperrt gedruckt: vgl. den Kommentar zu den einzelnen Stellen. 3) Näm- lich: Byblis (283 f.), Myrrha (285—288), Pasiphae (289—326), Aerope (327—330), Skylla (331f.), Clytaemnestra (3331), Med ea (335 f.), Phthia (,337), Phaedra (338), Eidothea (339 f.). 4) Die Einteilung in drei Bücher bezeugt auch trist. II 245: neve, quibus scribani, j'ossis dnhitare Ubellos, (juaUnnr hos versus e fribus unus habet (folgt ars I 31 34). 5) Hier ist nur das Schema des ganzen Gedichtes angedeutet: die Disposition des Einzelnen ist aus dem Kommentar ersichtlich. Dass Ovid ursprünglich niir die beiden ersten Bücher plante, geht aus der partitio des Gedichtes (I 3b— 40) deutlich hervor. ß) So trist. II 303: scripta solis nie- retricibtis Arte. Vgl. 240. 251. 345. V 12, 68. Pont. II 9, 73. 76. 10, 12. 11, 2. Ib. 6. 7) Zu erwähnen ist auch Ov. amor. II 18, 19: artes teneri profitemur Amoris. Vgl. auch Seneca controv. III 7 (p. 371 Burs.). 8) I 171 ff.

Einleitung. XXIII

Velleius (II 100) am Ende des Jahres 2 y. Chr. stattfand. Dann erinnert er an den Auszug des jungen C. Caesar gegen die Parther im Jahre 1 v. Chr.^) Mitliin wird die Abfassung des ersten Buches zwischen 2 u. 1 anzusetzen sein: es spricht nichts dagegen, dass die beiden andern Bücher in rascher Folge entstanden sind.")

1) I 179 ff. Peter, Geschichte Roms* (1881) III 74. 2) Über die Zeitan- setzung der ars vgl. die gründliche, aber etwas schwerfällige Untersuchung von Joh. Masson (P. Ovidii Nasouis Vita ordine chronologico digesta etc. Amstelod. 1708). Bequem zugänglich (zum grösseren Teile) in der Ovidausgabe von P. Bur- mann JV voll. Amstel. 1727) in Bd. IV, appendix p. 29—120: zum Jahre 752 (p. 66 ff.). Vgl. auch J. Heuwes, de tempore, quo Ovidii amores, heroides, ars amatoria conscripta et edita sint. Münster 1883.

ERSTES BUCH.

Ovid, ars araatoria ed. Brandt.

Inhalt.

Prooemium. 1 34. Partitio. 35—40.

Transitio. 41 66.

Erster Teil. Wo die Mädchen zu finden sind. 67 262.

1. Die Porticus. 67—74.

2. Oeffentliche Feste. 75—76.

3. Der Isistempel. 77—78.

4. Die Fora. 79—88.

5. Die Theater. 89—134.

6. Der Circus. 135—163. n. Die Areua. 164-170.

\8. Die Naiimachie des Augustiis. 171—176.

9. Der Triumph. 177—228.

10. Das Gelage. 229—252.

11. Bajae. 253—258.

12. Aricia. 259—262.

Uebergang zum zweiten Teile. 263—268.

Zweiter Teil. Wie die Mädchen zu gewinnen sind. 269—770.

1. Zutraun zu sich selbst. 269 350.

2. Gutes Einvernehmen mit der Zofe. 351 398.

3. Beobachtung der günstigen Zeit. 399 436.

4. Liebesbriefe, Bitten, Versprechen. 437—458.

5. Beredsamkeit und Beharrlichkeit. 459—486.

6. Beständiges Zusammensein. 487 504.

7. Vermeidung von geckenhaftem Wesen, aber Beobachtung der Kegeln äusseren Anstandes. 505 524.

8. Geschickte Benutzung der günstigen Gelegenheit, die ein Gelage bietet. 525—630.

9. Geschicklichkeit in der Technik der Versprechen. 631—658.

10. Thränen. Küsse. Gewalt. Initiative. Rückzug. 659—722.

11. Die Gesichtsfarbe des Liebenden und sein Aussehen überhaupt. 723—738.

12. Vorsicht in der Offenheit gegen Freunde und Verwandte. 739—754.

13. Individuelle Behandlung der einzelnen Mädchen. 755—770.

Schlusswort. 771—772.

1*

Siqiiis in hoc artem populo non novit aniandi,

Hoc leg-at et lecto carmine doctus amet! Arte citae veloqiie rates remoque moventur,

Arte leves curriis: arte regendus Amor. Curribus Antomedon lentisqiie erat aptus liabenis,

Tiphys in Haemonia puppe magister erat: Me Venus artificem tenero praefecit Amori;

Tiphys et Automedon dicar Amoris ego.

1 34. Prooemiuin. Ankündigung des Themas ( 4), Qualifikation des Dichters ( 8), Schwierigkeit der Auf- gabe, und was sie erleichtert ( 24), Quellen des Dichters ( 30) ; sein Publi- kum (—34).

1. Das Thema des Gedichtes wird gleich im ersten Vers scharf und deut- lich ausgesprochen: Die Kunst zu lieben will Ovid lehren und er ver- spricht, dass jeder Leser {siquis) nach dem Studium des Gedichtes die Raffi- niertheit besitzt {doctus amet), die bei der hier gemeinten Liebe nötig ist. Es kommt eben nur auf die Kunst an : wie die Kähne, wie die Wagen durch Kunst gelenkt werden, so auch die Liebe. Die Anapher (arte) stellt die Objekte be- dingungslos nebeneinander: genau so wie Kähne und Wagen, genau so die Liebe. Vgl. II 12. artem amandi] vgl. die Einl. p. XXII.

3. arte veloque remoque bilden einen Begriif: die Kunst, mit der Segel und Ruder gehandhabt wird. Die Epitheta citae und leves nicht ohne Ab- sicht: je schneller ein Kahn, je rtüch- tiger und leichter ein Wagen, um so mehr bedarf es der Kunst, beide zu lenken.

5 ff. Diese Kunst aber verstehe ich ebenso virtuos, wie Automedon oder Tiphys in ihrer Kunst anerkannte Meister waren.

Automedon ist der aus der Hias be-

kannte Wagenlenker des Achilleus. II. XVII 429 u. ö. Vgl. unten V. 738.

6. Tiphys, der oft genannte und gerühmte Steuermann der Argonauten; Apollod. I 111: Tlfvs 'Äyviov, os iy.v- ßepva xrjv vavv.

Haemonia puppis ist das Schiff Argo. Ai/xovia als älterer Name für Thessalien (Strabo IX 443) ist in der lateinischen Poesie häufig. _ Hör. e. I 37, 20: venator in campis nivalis Hae- moniae. Ov. ex. P. I 4, 31 u. o. In der ars noch I 682. II 99. 136. Die Argo wurde aus Fichtenholz vom thes- salischen Gebirge Pelion erbaut (Eur. Med. 3: firjS^ bv vaTiaiai IlrjXiov TCeaeiv TTOTS rfirj&staa Ttevy.r]. CatuU. 64, 1) Und

zwar im Haien von Jolkos, wo die Muste- rung der Helden durch Jason stattfand, und von wo aus die Fahrt begann. Pind. Pyth. 4, 188: h Ss 'Icolxdv snel y.aießa vaviäv acoros , Xe^aro Ttdvtas Inaivriaais 'Idacov. puppe die Synek- doche (in der Form pars pro toto) ist hier besonders passend, denn der Steuer- mann sitzt auf dem Hinterdecke am Steuerruder.

8. Die beiden Bilder aus 3 u. 4 werden beibehalten: Ovid ist in einer Person Meister Steuermann und Wagen- lenker, nämlich wenn es gilt, den Amor zu steuern und zu lenken ; er vereinigt die Kunst des Tiphys und Automedon in sich.

Ars amatoria

nie quidem ferus est et qui mihi saepe repugnet. 10 Sed puer est, aetas mollis et apta regi. Phillyrides puerum cithara perfecit Achillem Atque animos placida contudit arte feros: Qui totiens socios, totiens exterruit hostes, Creditui' annosum pertimuisse senem; 15 Quas Hector sensurus erat, poscente magistro Verberibus iussas praebuit ille manus. Aeacidae Chiron, ego sum praeceptor Amoris

Saevus uterque puer, natus uterque dea. Sed tarnen et tauri cervix oneratur aratro, 20 Frenaque magnanimi dente teruntur equi, Et mihi cedet Amor, quamvis mea vulneret arcu Pectora iactatas excutiatque faces:

9. ferus] Eros ist äypios (Meleager, AP. V 176, 1. 177, 6.) Ihn zu zügeln, ist schwer; vgl. den bekannten Steck- brief des Meleager, in dem er wie ein flüchtiger Sklave ausgerufen und be- schrieben \vird (AP. V 176). Daher lehnt er sich auch oft gegen seinen Herrn Ovid auf.

11. Phillyrides, Chiron, der be- rühmte Heldenerzieher, ist Sohn der Philyra. Pind. Pyth. 3, 1 : ri»eXov Xei- Qwvd <P^XvQiSaf . . ^cösiv. Schon bei Hesiod (Theog. 1002). Eine hübsche Illustration zu diesem Verse ist das be- kannte pompejanische Wandgemälde 'Achill und Chiron' (Baumeister, Denk- mäler Fig. 6 Bd. I p. 5).

12. conhidit] die wilden Regungen in der jungen Seele werden 'zusammen-

fehauen', 'niedergeschlagen'. Lygdamus , 13 : BaccMis ferocem contudit et do- niinae misit in arbitrium. Hör. c. IV 3, 8: quod regum tumidas contuderit minas. III 6, 10: non auspicatos con- tudit impetus.

Zur Sache vgl. Pind. Pyth. 6,

21 ruTtor' SV ovqeoi (pavxl fieyaf.oad'evEl <Pt.XvQas vlov o^yavi^ofievqj UrjXeiSq Tta^aivsly ' fiäXiara fiev KqoviSuv, ßaovö- Tiav are^onäv xe^awoJv re TTovraviv, &ecüv aeßead'ai, ' ravTae Se fii] rcore Ttjuäg dfiEi^eiv yovecov ßiov rCETiQUifiivov.

Vgl. auch die Fragmente aus Hesiods JCsi^covos vTTod'rjxai. Ueber die andere Seite der pädagogischen Thätigkeit Chi- rons vgl. die herrliche Stelle Pind. Nem. 3, 43 ff.

13 16. Schöne Kontraste ; vgl. die Einl. p. XXI. Der im Kriege Fürchter-

liche hat selbst kindliche Furcht vor dem bejahrten Lehrer. Die Hand, die Hektor fällte, hat er dem Chiron Avillig zur Züchtigung dargeboten.

17. Aeacides ist Achilles nach seinem Grossvater Aeacus, dem Vater des Peleus, benannt ; schon bei Homer (II. IX 191 u. ö.). In der ars noch I 691. n 736.

16. Die sonst übliche Züchtigungs- manier (Liban. I 112 R: nal reo fiEv

veui yvfivcö re rjarrjv y.ai fiEXEfOQO) Tt^os

Ttlrjyäs, Vgl. Luc. philops. 28), wie wir sie durch mehrere Darstellungen aus römischer Zeit kennen (vgl. z. B. Bau- meister, Nr. 1653 (III p. 1590), ist hier durch Schläge auf die Handflächen er- setzt, die mit der ferula (Mart. XIV 80) gezüchtigt wurden. Vgl. amor. 1 13, 17 : tu (Aurora) pueros somno fraudas tra- disque magistris, ut subeant tenerae verbera saeva manus. Juven. I 1^ 15: et nos ergo manum ferulae subduxtmus. 19 f. Soph. Antig. M9: x^azEi 8e

firjxavais dyoavXov O'rjQoi o^Eoatßdra, laatav^Eva & itctiov oTr^.i^eTai dfi<piXo(pov t,vyov oi'QEiov T dxfiTJTa rav^ov. Vgl.

ars I 471.

cervix oneratur in ganz eigentlichem Sinne, denn das Joch des Pfluges wurde den Tieren auf den Nacken gelegt.

20. Dass die Zügel durch das Ge- biss des Rosses zerrieben, zernagt wer- den, ist an sich hier nicht wesentlich; wohl aber wird durch die Wut, mit der das Ross in den ihm widerstrebenden Zügel beisst, die Sch\vierigkeit , es zu zähmen, hervorgehoben; demselben Zwecke dient magnanimi.

I 9—35

Quo me fixit Amor, quo me violentius ussit,

Hoc melior facti vulneris ultor ero. 25 Non ego, Plioebe, datas a te mihi mentiar artes.

Nee nos aeriae voce monemui- avis, Nee mihi sunt visae Clio Cliusque sorores

Servanti pecudes vallibus, Ascra, tuis; Usus opus movet hoc: vati parete perito! 30 Vera canam: coeptis,, mater Amoris, ades! Este procul, vittae tenues, insigne pudoris,

Quaeque tegis medios instita longa pedes! Nos Venerem tutam concessaque furta canemus,

Inque meo nullum carmine crimen erit.

35 Principio, quod amare velis, reperii^e labora,

23. ussit das eigentliche Verb : in Liebesglut versetzen. Hör. c. I 19, 5: urit me Glycerae nitor. Griech. xarai- ■9-etv, vgl. Theoer. 7, 56: ü-spjuds yd^

e^cos aindi /xe xarai&si. DaS Passivum

z. B. Ovid. met. VII 21 : quid in hospite, reffia virgo, ureris. Hör. ep. 14, 13: ureris ipse miser. Theoer. 2, 40: a^A' sTil Tijvco Ttäaa xaraid'ofiai,

25. Vgl. aber II 493 ff. mentiar mit der überlegenen Ironie des Frei- geistes.

27 f. bezieht sich auf Hesiod. theog. 22 : ai vi) zioff' ^HaioSov naXrjy sSiÖa- ^av doiS/jv. aQvas Tioifiaivovd'' 'EXixcö- vos vTio ^a&£oio. TovSe Se /ue nQcÖTiara Seal TiQos fiv-d'ov teinav, Movaat OXvft- TTidSsi , 'AovQaL ^los alyiöxoio . . . y.ai fioi OKTJTirQov eSov Säipvrjs eoi&rjXeoi o^ot' S^ixpaaö'aij d'rjrjTov ' ETcenvevaav Se /uoi avSfjv O'eiTjv, (ög xXeioifii rd r' eaaöfieva Tiqö t' lovxa. xai fit xehjvd"' vuveiv fiandooiv yevos alev eövTtov y.rX. Vgl.

Oy. fast. VI 13.

28. Ascra "Aax^r], Hesiods Heimat am Helikon (vgl. unten zu 11 3), über das sich Hesiod selbst bekanntlich recht ungünstig ausgesprochen hat (opp. 639 : vuaaao S'äyx '' EXixtövos o'i^v^ij sri xcöfijjj Aox^T], XElfia. xaxji, &i^ei d^yaXsr^, ovÖe ttot' tO&Xfj).

29. Die (eigene) praktische Erfah- rung bringt dies Werk hervor: dies Werk ist eine Frucht der praktischen Erfahrung. Vgl. die Einl. p. XVI.

30. coeptis wie met. 1 2: di coep- tis . . . aspirate meis. Vgl. II 15: mihi puer et Cytherca favete !

31. Aber nicht für keusche Mäd- chen, nicht für Matronen will der

Dichter singen. Vgl. HI 27. Der Stand der keuschen Matronen wird durch zwei ihnen eigentümliche Klei- dungsstücke bezeichnet, durch die vittae und die instita. Die vittae sind Binden, die im Haar getragen wurden, vgl. zu 32.

32. Die instita longa ist eine breite Falbel, die an den unteren Saum der Stola angenäht war und bis auf die Füsse herabreichte, die sie halb bedeckte. Vgl. Hör. sat. I 2, 28: sunt qui nolint tetigisse nisi illas, quarum suhsuta talos tegat instita veste. Die instita vervoll- kommnet erst die stola der Matronen, während die Buhlerinneu eine kürzere tunica trugen (Hör. sat. I 2, 63; vgl. Marquardt, Privataltertümer I 42. 44. II 178). Zu vergleichen ist übrigens ex Pont. III 3, 51 : scripsimus haec istis, quarum nee vitta pudicos contingit crines nee stola longa pedes. fast. IV 134: quis vittae longaque vestis abest. trist. II 247. ars II 600: in nostris instita nulla iocis. III 483. Tib. I 6, 67: sit modo casta, doce, quamvis non vitta ligatos impediat crines nee stola longa pedes.

33. tutam im Gegensatze zu der Liebe zu den Matronen, die höchst ge- fährlich ist, wie aus Horaz sattsam be- Jjannt ist (sat. I 2, 38 ff.). In demselben Sinne sagt daher Iloraz (1. 1. 47) : tutior at quanto nierx est in classe secunda, libertinarum dico etc.

35— 40. P a r t i t i 0. Sie nimmt nur auf die beiden ersten Bücher Rücksicht. I und II (= Buch I): Auffinden der Mädchen und Erwerben ihrer Gunst (—37). III (= Buch n): Festhalten

Ars amatoria

Qui nova nunc primum miles in arma venis! Proximus liuic labor est placitam exorare puellam;

Tertius, ut longo tempore diiret amor. Hie modus: haec nostro signabitur area curru, 40 Haec erit admissa meta premenda rota.

Dum licet, et loris passim potes ire solutis,

Elige, cui dicas 'tu mihi sola places."* Haec tibi non tenues veniet delapsa per auras:

Quaerendast oculis apta puella tuis. 45 Seit bene venator. cervis ubi retia teudat,

Seit bene, qua frendens valle moretur aper; Aueupibus noti frutices; qui sustinet hamos.

Novit, quae multo pisee natentur aquae: Tu quoque, materiam longo qui quaeris amori, 50 Ante frequens quo sit disce puella loco. Non ego quaerentem vento dare vela iubebo,

Nee tibi, ut invenias, longa terenda viast. Andromedan Perseus nigris portarit ab Indis

der Gewonnenen (38). Vgl. die Einl.

p. xxn.

36. Das Bild vom Kriegsdienste ist in der erotischen Poesie überaus häufig. Vgl. vor allem amor. I 9, If. : militat omnis amans et habet sna castra Ciipido, Attice, crede mihi, militat omnis amans. Diese ganze Elegie ist eine Begründung und Erläuterung des Bildes, ars II 233 : militiae species amor est (dazu unsere Anmerk.). Vgl. auch zu 61.

39 f. Ein nicht allzu glücklich ge- wähltes Bild. Der Dichter vergleicht sich mit dem Wagenlenker. Die meta ist die Zielsäule, um die es galt, ge- schickt herumzubiegen. Hör. carm. 11,4: metaque fervidis evitata votis. Vgl. 11 426.

40. admissa rota poetisch für ad- missis habenis; vgl. II 435: modo ad- missos arte retentet equos. III 468. Aehnlich Prop. IV 8, 18: effusis rotis, m 9, 58: inmissis rotis.

41 66. Uebergangz um ersten Teile durch Vergleiche eingeleitet. Wie der Jäger genau die Schlupfwinkel des Wildes kennt, der Vogelsteller weiss, wo er die meisten Vögel, und der Fischer, wo er seine Fische findet, so müssen Ovids Schüler vor allem lernen, quo loco puella sit ( 50). Das hat in Rom auch keine Schwierigkeit, denn Rom ist die Stadt der Liebe und der Mädchen { 6ü), und für jeden Geschmack ist gesorgt (—66).

41. Vgl. II 434.

42. tn mihi solaplaces das Hemistich auch bei Prop. H 7, 19. Tib. IV 13, 3.

43. delapsa per auras dieser Aus- gang auch am. III 5, 21. Verg. Aen. XI 595. Zur Sache vgl. Otto, Sprich- wörter der Römer p. 62.

46. frendens ganz eigentlich von dem Naturlaut des Ebers gebraucht (Suet. fr. 161, p. 248, 1 R: aprornm (est) frendere, vgl. AL. 762, 52 (H 226 R.): frendit agrestis aper); hier aber gleichzeitig ein malender Zusatz, der pro- ieptisch die Wut des Tieres veranschau- licht. — lieber den Eber als sehr geschätz- tes Wild vgl. Becker, Gallus HI» 346 f.

48. tiatare dichterisch mit dem acc. verbunden; vgl. trist. V 2, 25: quot piscibus nnda natatur. Verg. georg. III 260. Mart. XIV 196, 2. mxdto pisce kollektiv die gleich nachher fre- quens puella.

51 ff. Du brauchst weder zu Wasser noch zu Lande eine lange Reise zii unternehmen, wie es Perseus und Paris thaten, um ein Mädchen zu bekommen.

53 f. Die Konjunktive portarit und ra^ita sit stehen koncessiv : mag immer- hin geholt haben, mag immerhin geraubt haben u. s. w., d u hast jedenfalls dies nicht nötig.

53. Unter Indi sind hier die Aethio- pen zu verstehen, wie unten III 130 und bei Verg. ge. IV 292, vgl. auch

AP. V 131, 8: xat Hsoaevs 'Ivorjg rjod-

I 36—66.

Eaptaque sit Phryg-io Graia puella viro: 55 Tot tibi tamque dabit formosas Roma piiellas, 'Haec habet/ ut dicas 'qiiidqiüd in orbe fuit/ Gargara quot segetes, quot habet Methymiia racemos,

Aequore quot pisces, fronde teguntiir aves, Quot caelum Stellas, tot habet tua Roma puellas; 60 Mater in Aeneae constitit urbe sui.

Seu caperis primis et adhuc crescentibus annis,

Ante oculos veniet vera puella tuos; Sive cupis iuvenem, iuvenes tibi mille placebunt, Cogens et voti nescius esse tui; 65 Seu te forte iuvat sera et sapientior aetas, Hoc quoque, crede mihi, plenius agmen erit.

aar 'ArSoofiiSrjs. So erklärt sich auch das Beiwort 7iigris {colorati heissen sie hei Verg. a. a. 0.), denu die Aethiopen sind Neger, daher das griechische Sprich- wort Ai&ioTTa aiirj/sn' (Liic. adv. iud. 28. Zenob. 1,461. Vgl. unten III 180: decolor Indus. Andromeda seihst heisst fiisca (III 191). Die Geschichte seihst bei Apollod. II 43 f. Ov. met. IV 670 ff. Lucian. dial. marin. 14. In der ars noch II 643. IH 429. Nicht ohne Absicht ist die Wahl des Beispieles. Die Aethiopen wohnten im äussersten Westen (eo/aroi dvÖQcöy Hom. Od. I 23), also ist das Beispiel sehr geeignet, die grosse Mühe, die Persens nötig hatte, hervorzuheben , im Gegensatz zu der Leichtigkeit, mit der man in Eom ein Mädchen findet.

54. Phrygius vir ist Paris; Phry- ghis steht häufig für Troianus, weil die Troas zu Phrygien gehörte. In der ars noch I 625. 11 714 (vgl. I 508).

56. Aehnlich sagt Properz (III 22, 17) von der Weltstadt Eom: omnia Eomanae cedent miracula terrae, natura hicposuit, quidquid ubique fnit.

57, Gargara {rdoyaoov imd rÜQyaQa) eine Spitze des Berges Ida in Troas. Dias VIII 47 : "lÖr^v b" ixa^ev tto'/.v- 7ii§ay.a, /uTjrsoa dr^ocöv räoyaoov, tvü'a Se Ol (Zeus) rstievos ßcoaoi Te d'vr-sis.

Berühmt geworden ist die Spitze Gar- garon durch die Liebessceue zwischen Zeus und Hera (Ilias XIV 292-353).

Mcthymna (Mrjd-vura), eine Stadt auf Lesbos, Geburtsort des Arion, war be- rühmt durch vortrefflichen süssen Wein. Vgl. Hör. sat. U 8, 50. Prop. IV 8, 38. Gell. XIII 5, 5.

59. Vgl. Herond. 1, 32: ;'t>»«?x«s oxöooi's ov flu rrjv 'AiÖsto xovorjv darioas

Eveyy.slv ovoavos y.f/f.avyjycai. Die Zahl- losigkeit der Sterne wird zum Vergleiche benutzt auch bei Theoer. 30, 27. Kallim. hymn. 4, 175. Catull 7 , 7. Ov. am. li 10, 13.

60. Vgl. Ov. amor. 18, 42: at \enns Aeneae regnat in urbe sui.

61. caperis den römischen Erotikern sehr geläufige Uebertragung. Zu Grunde liegt die Vorstellung, dass der Liebes- dienst ein Kriegsdienst ist. Vgl. zu 36. Der Krieger wird überwunden und gefangen genommen. Vgl. 83. Prop. 1 1, 1: Cynthia prima suis misernm me cepit ocellis. Zur Sache vgl. Hör. carm. II 5.

63. Es handelt sich hier natürlich nicht um Knabenliebe, sondern iuvenis steht hier von Mädchen, vgl. Plin. h. n. Vn 36, 36: Cornelia iuvenis est et parere adhuc potest.

64. Recht geschraubt ausgedrückt. ,.Sie zwingen dich, gar nicht mehr dran zu denken, dass überhaupt Verlangen du getragen". Blümner. Vgl. 90.

65. Vgl. aefas senor Ov. ars II 667. am. n 4, 45. hor-a serior Ov. her. 18 (19), 14.

66. pleyiius der Komparativ in dyna- mischem Sinne: eine sehr reichliche Schar. Der Koraperativ lässt sich in solchen Fällen immer sehr leicht er- klären: mehr, sc. als du denkst, als du brauchst u. s. w.

agmen prägnantes Wort, nicht nur die Menge , sondern auch die Art der hier gemeinten Damen bezeichnend. Vgl. XXIX 28,3: honrinuin turba mtdierum puerorumque agminibus immixta. Cic. Verr. I 7, 19. Noch verächtlicher ist grex (Hör. carm. I 37, 9; Suet. Tit. 7: spado7ium greges).

10

Ars amatoria

Tu modo Pompeia lentus spatiare sub umbra,

Cum sol Herculei terga Leonis adit, Aut ubi muneribus nati sua munera inater 70 Addidit, externo marmore div^es opus; Nee tibi vitetur quae priscis sparsa tabellis

Porticus auctoris Livia nomen habet, Quaque parare necem miseris patruelibus ausae

67—262. Erster Hauptteil. Die Stätten, wo die Mädchen zu finden sind.

1. Die porticus. (67—74). Mit der nun folgenden Aufzählung von Tummelplätzen der weiblichen Jugend vgl. III 389—396. Ueber die porticus insbesondere I 491 ff. rem. am. 627. Prop. II 23, 5.

67. Pompeia sub umbra. Gemeint ist die porticus Pompei. Es war eine grosse Säulenhalle mit mannigfachen Anlagen wie Gärten und Springbrunnen, welche sich auf dem Marsfelde unmittel- bar neben dem theatrum Pompei befand, das bekanntlich das erste steinerne (vgl. auch 103) Theater in Korn war, und von Pompeius in seinem zweiten Kon- sulate (55) eingeweiht wurde (Plut.

Pomp. 52: TIouTrifioi §s ro ^äar^ov avad'ei^as dyäjras riye yv/urixovs y.ai /uov- aixovs ETil tFj y.a&iEQioaei y.ai ü'rjQcüv dfiiXXas^ ev ois Tievrny.daioi Xeovres dvrj^t- d-riaav y.xl. Vgl. Cic. Att. IV 9', 1. Val. Max. II 4, 6).

Dass dieser schattige [umbra), ge- räumige (spafiosa I 491) Spaziergang zumal bei den Damen der Demimonde sehr beliebt war, geht auch aus CatuU hervor, der dort alle Dämchen anhält, was sie mit seinem Freunde Camerius gemacht haben (CatuU. 55, 6 : In Magni simul ambulatione femellas omnes, atnice, prendi). Vgl. auch Prop. II 32, 11. IV 8, 75. Ovid. ars I 491. HI 387. trist, n 285. Kiepert-Huelsen, formae urbis Romae antiquae Berl. 1896. p. 58.

lentus bezeichnet das lässige Pro- menieren des Lebemannes.

68. D. h., wenn die Sonne in das Zeichen des Löwen tritt, also im Juli.

Das Sternbild des Löwen wird nach Herakles benannt, weil dieser den neraei- ßchen Löwen getötet hatte (Apoll. II 75. Theoer. 25, 153 ff. etc.), der dann unter die Sterne versetzt wurde.

69 f. Gemeint ist die porticus Octa- viae, welche die Schwester Augusts zu Ehren ihres früh verstorbenen Sohnes

Marcellus gewidmet hatte. Vgl. Plut. Marceil. cap. 30. Pi,ichter, Topographie * p. 217. Kiepert, p. 57.

munera bedeuten ganz allgemein die Prachtbauten, welche Rom durch die Freigebigkeit der Kaiser erhalten hatte. Vgl. Mart. sp. II 7: hie ubi miramur velocia munera thermas etc. Vni 65, 7 (dona).

Die munera des Sohnes meint die porticus Marcelli, die er im Jahre 149 V. Chr. nach seinem Triumph über Macedonien erbaut hatte, und welche den Tempel des Juppiter Stator mit dem der Juno verband. Vgl. Vell. Paterc. I 11, 3.

70. externo opus] Mit Anspielung darauf, dass hier mit zum ersten Male fremder Marmor verwendet wurde. Vgl. Vell. Paterc. I 11, 3.

71. Auch die Porticus Liviae eignet sich sehr gut (das liegt in der Litotes nee tibi vitetur) zu solchen Erobe- rungen. Auf dem Esquilin hatte Vedius Pollio ein Haus, so gross wie eine Stadt (Sali. Cat. 12: domos atque villas in urbium modum exaedificatas). Dies hatte Augustus geerbt, aber abreissen lassen, um seinen Unterthanen kein Beispiel von verschwenderischem L\ixus zu geben, und an seiner Stelle errichtete er i. J. 7 v. Chr. die grosse Säulen- halle, die er nach seiner Gemahlin Livia nannte. Vgl. dazu Ov. Fast. VI 639: disce tarnen, veniens aetas, ubi Livia nunc est porticus, immensae tectafuisse domus. Urbis opus domxis una fuit spatiumque tenebat, quo brevius nmris oppida multa tenent. Haec aequata solo est etc. Preller, röm. Myth. * II 261. Kiepert p. 57. Richter, Topographie* 326.

Dass die porticus mit Statuen und Gemälden geschmückt zu werden pfleg- ten, ist bekannt; vgl. Dio 53, 27. Ov. her. 20 (21), 97.

73 f. Es handelt sich um die porti- cus des berühmten Apollotempels auf dem Palatin, zu deren Eröffnung Pro-

I 67—75.

11

Belides et stricto stat ferus ense pater. 75 Nee te praeterat Veneri ploratus Adonis

^/

perz das Gedicht II 31 verfasst bat. Der Tempel war von Augustus erbaut und im Jabre 28 v. Chr., am 9. Oktbr. eingeweiht worden. (Dio 53, 1. Sue- ton. Octav. 29: templnm ApolUnis . . . addita portims cum bibliotheca Latina Graecaque. Hör. carm. I 31. Tib. II ö, 1, vgl. nnten III 390.) lu der Halle waren zwischen den ans Giallo antico erbauten Säulen die Statuen der 50 Danaiden aufgestellt, denen gegen- über im Freien die Reiterstatuen der Söhne des Aegyptus entsprachen. Schol. Pers. sat. 2 : Acron tradit, quod in porticu ApolUnis Palatini fuerunt Da- naidum effigies et contra eas srib dio totidem equestres filiorum Aegypti. Ovid selbst erwähnt sie öfters, amor. II 2, 3: hesterna indi spatiantem luce puellam illa quae Danni portiais agmen habet. trist. III 1, 60: ducor ad intonsi Can- dida templa dei; signa peregrinis ubi sunt alterna columnis Belides et stricto barbarus ense pater. Vgl. Prop. II 31, 4. Vell. II 81. Richter, Topographie^ 147. Die Geschichte selbst ist bekannt. Die BrjkiSes sind die 50 Töchter des Danaus, Enkelinnen des Belus, die in der Brautnacht die ihnen vermählten 50 Söhne des Aegyptus auf Befehl ihres Vaters ermordeten, mit Ausnahme der Hypermnestra, die ihren Lynceus ver- schonte. Apollod. II 21. Hygin. fab. 170. 255. Hör. carm. III 11, 23. Ov. her. 14. Zur Sache, auch zum Bau des Verses vgl. auch Ov. met. IV 461: inolirique suis letum patruelibus ausae assiduae repetiint, quas perdant, Beli- des undas. patruelibus] Danaus und Aegyptus waren Brüder. Apoll. II 11 : BfjXos . . yaftel Se 'Ayyivörjv ttjv NeiXov ■d'vyaxeQa , y.al avttö yivnvjai Ttatdei; SiSvfioi, AiyvTiros aal ^avaoi.

2. Oeffentliche Feste, das Adonisfest und der jüdische Sabbath (75 76). Wieder zwei Gelegenheiten, die wegen der auf den Strassen umher- ziehenden Menschenmengen zu eroti- schen Abenteuern sehr geeignet er- scheinen. Die Adouisfeier war ein rechtes Hetärenfest: vgl. Diphilos fr. 43, 38 Kock (bei Athen. VII 292 e): OV de VW a ayco, TTo^veiov eori, noKvie ).iöi 'AScJvia ayovi £Tai(ja fieO" eripcov nopvcüv xv^rjv. oavror arcoan^eis röv

re y.ölnov d;toT(>excov. Dazu Alciphr. ep. I 39.

Ueber die Adonisage ist interessant Apollod. III 183—185.

75. Venus, um ihren schönen Lieb- ling Adonis klagend, ist ein sehr häufi- ges Motiv poetischer Darstellung. Vgl. zumal Theokr. XV 102 ff. Bion I Iff. Die Darstellungen gefallen sich gerade in der Ausmalung des Schmerzes der Göttin, ars III 85: quem, luget adhuc, Theokr. 3, 48: ovök (f&i^evov viv ärep fin^oio ri&rjTi, WOZU ein Scholiast (bei Ahrens p. 151, aus Cod. M) bemerkt: ovreo yap ev yQnyfi Tivi i]v e^coypayr]- fiivri.

Vgl. I 415 : quaque die redeunt rebus minus apta gerendis culta Palaestino septima festa Syro. Der Name Syria umfasst im weiteren Sinne auch Assy- rien, Mesopotamien, Palaestiua etc. Seit der Eroberung Jerusalems durch Pompeins (63 v. Chr.) waren sehr viel Juden in Rom. Vgl. die bekannten Stellen Hör. sat. I 4, 143. 5, 100. 9, 70. Cic. pro Flacco § 66. Mart. VII 30, 5, Suet. Caes. 84. Tac. bist. V 5, etc. Dazu Friedländer, Sittengeschichte III 568 ff.

Es handelt sich hier und I 415 um den Festtag der Juden, der auf den siebenten Wochentag fällt, vgl. Juv. XIV 96: metuentem sabbata j^o-t''^^^^ Anders ist Hör. sat. 19, 69: hodie trice- sima sabbata.

3. Der Isistempel (77-78). Er lag auf dem Marsfelde nördlich vom Circus Flaminius, wie durch mehrere Funde gesichert ist. Vgl. Juv. 11 6, 528: in aede Isidis, antiq%io quae proxima surgit ovili (dazu Serv. zu Verg. ecl. 1, 34). Mart. II 14, 7. Apul. met. XI 26: reginae Isidis, quae de templi situ sumpto nomine Campensis summa cum veneratione propitiatur. Der Isistempel (vgl. ars III 393. 635) wird als Stätte der Unsittlichkeit mehr- fach erwähnt, vgl. Juv. II 6, 489 : apud Isiacae potius sacraria lenae. Wie es in ihm herging, lehrt drastisch die Ge- schichte der keuschen Paullina aus dem Jahre 19 n. Chr. (Joseph arch. Jud. XVIII 3, 4). Vgl. Marquardt-Wissowa*. Staatsverwaltung III 76 ff. Preller, E. M.* II 379.

12

Ars amatoria

80

Cultaque ludaeo septima sacra Syro, Nee fuge linigerae Memphitica templa iuvencae:

Multas illa facit, quod fuit ipsa lovi. Elt fora conveiiiiiiit (quis credere possit?) Amori,

Flammaque in argiito saepe reperta foro. Subdita qua Veiieris facto de marmore templo

Appias expressis aera pulsat aquis, Illo saepe loco capitur consultus Amori,

Jo, Tochter des Inachns, von Jup- piter geliebt, wird aus Eifersucht von Juno in eine Kuh verwandelt (unten 323. III 393 : vaccae Manphitidos, vgl. 635) und dem Argus zur Bewachung übergeben. Nach vielen Verfolgungen erhielt sie in Egypten ihre Gestalt wieder und gebar den Epaphus. Vgl. Ovid. met. I 588 ff. Hyg. fab. 145. Dann wurde sie mit der egyptischen daher Memphitica templa) Göttin Isis identificiert (vgl. Luc. dial. deor. 3), deren Kult früh nach Eom kam und hier bekanntlich so ausartete, dass von ■der Regierung zuweilen eingeschritten werden musste. Vgl. Val. Max. I 3, 3. Tac. ann. II 85. Suet. Tib. 36. Ueberhaupt Averden auch sonst die Heiligtümer als beliebte Stätten eroti- scher Abenteuer genannt. Prop. II 19, 10: fanaque j}eccatis plurima causa tuis. Juv. 9, 22 : nuper etiim, ut repeto, fanuni Isidis et Ganymedem Pacis et advectae secreta Palatia matris et Cererem navt quo non prost at femina templo? notior Aufidio moechiis scelerare solebas (dazu Weidner).

linigerac die Tracht der Isis und ihrer Priester war 1 innen. Ov. met. I 747: nunc dea linigera colitur cele- berrima turba. Vgl. Hdt. II 37 : iad-fjra Se cpOQeovoi ol iQsei Xifkr^v f.iovi'i]v. Juv.

n 6, 533. Vgl. Becker, Gallus =* HI 287.

4. Die Fora (79-88).

80. «>•</?( to' lärmend', nicht unabsicht- liches Beiwort: trotz des Lärmens und Hastens knüpft sich doch hier so manch Verhältnis.

81 88. Auch auf dem Forum ist mannigfache Gelegenheit. Mancher Rechtsgelehrte, der andern half, wusste sich hier nicht zu helfen und ward ge- fangen. Hier reicht seine Beredsamkeit nicht aus zum Ergötzen der Venus; hier könnte man auch sagen: ,. Jetzt, Retter, hilf dir selbst du rettest alle!" Neckisch und mit Laune stellt der Dichter gegenüber, wie der sonst so

gewandte Rechtsgelehrte, der aus allen Lagen einen Ausweg weiss, jetzt hilf- los ist und selbst einen patronus haben möchte. Vgl. Einl. p. XXI.

81. Der marmorne, reich mit Gold geschmückte (III 451) Tempel der Venus Genitrix war von Caesar erbaut und stand auf dem Forum Jiüium. Vgl. Suet. Caes. 26. Dio Cass. 43, 22. Richter, Topographie''' 110.

82. Vor dem Tempel befand sich eine Springbrunnenanlage mit den Statuen von Wassernymphen, die aus uns un- bekannten Gründen Appiades hiessen (ars III 452); hier und rem. am. 660 spricht Ovid nur von einer Appias. Vgl. Plin. h. n. 36, 33. Prop. IV 8, 58. Jordan, Topographie I 2, 440. 0. Jahn, Ber. der Sachs. Ges. d. Wissensch. 1861, 116 f. DasEmporspringen des W^assers aus der Fontaine wird poetisch der Thätigkeit der Nymphe zugeschrieben: Sie „presst das Wasser" aus der Leitung „heraus" (expressis aquis) und „schlägt damit die Luft" {aera pulsat), d. h. treibt es hoch in die Luft.

Uebrigeus ist die Art, wie der Dichter die Scenerie schildert, nicht zu- fällig. Gerade den Venustempel nennt er, damit er nachher seinen Scherz um so passender anbringen kann, dass Venus von ihrem ganz benachbarten (vgl. auch 87) Tempel aus die Niederlage des consultus mit ansieht und ihre herz- liche Freude darüber hat; ähnlich ist III 451 f. facto de marmore templo'] das Hemistich auch ex Ponto III 6, 25. Vgl. Verg. Aen. IV 457. VI 69.

83. capitur] zu 61.

5. Die Theater (89—134). Sie sind zu erotischem Fange am meisten (praecipue) geeignet; vgl. III 394. 633. Hat doch Rom'ulus selbst durch den Raub der Sabinerinnen für alle Zeiten ein klassisches Beispiel gegeben.

Wieder hat der Dicher einen neuen Vergleich: eine Jagd auf schöne Mäd- chen [venare], die reiche Beute [loca

I 76—100.

13

Qiiiqiie aliis cavit, non cavet ipse sibi; 85 lUo saepe loco desimt sua verba diserto,

Resque novae veniimt, causaqiie agenda suast. Hunc Venus e templis, qiiae sunt confinia, ridet: Qui modo patronus, nunc cupit esse cliens.

Sed tu praecipue curvis venare theatris: 90 Haec loca sunt voto fertiliora tuo.

lUic invenies, quod ames, quod ludere possis,

Quodque semel tangas, quodque teuere velis. Ut redit itque frequens longum formica per agmen, Granifero solitum cum veliit ore cibura, 95 Aut ut apes saltusque suos et olentia nactae Pascua per flores et thj^ma summa volant, Sic ruit in celebres cultissima femina ludos:

Copia iudicium saepe morata meumst. Spectatum veniunt; veniunt, spectentur ut ipsae: 100 nie locus casti damna pudoris habet.

fertiliora) gewährt (vgl. v. 253. 766). Hier ist aber auch für jeden Geschmack gesorgt, ob mau nun nur flüchtig vor- übergehendes Liebesspiel begehrt, oder ein etwas längeres Verhältnis anknüpfen will (—92); kommen doch die Mädchen hierher zahllos und immer wieder wie die Ameisen oder die Bienen, so zahl- reich, dass selbst ein so routinierter Kenner wie der Dichter lange braucht, ehe er von all den Schönen die Schönste herausfindet ( 98). Denn mit der Lust zu schauen paart sich die Lust, geschaut zu werden; hier hat schon manches Mädchens Zucht Schaden ge- nommen (—100). curvis] vgl. 497.

90, 'Ergiebiger als du wünschen magst': vgl. oben 64.

91. quod beachte das Neutrum : du wirst schon irgend ein Objekt dieses Liebesspiels finden. Vgl. 175.

ludere technischer Ausdruck in der Erotik : flirten, tändeln mit einem Mäd- chen, nur zum vorübergehenden Scherz und Spiel. Da das Verb hier mit dem Acc. erscheint , liegt mit darin , dass dieses Tändeln gleichzeitig ein Necken und Foppen bedeutet.

93. Das Bild von den in zahlloser Menge hin und her laufenden, immer wiederkehrenden Ameisen ist sehr an- schaulich und auch sonst gebräuchlich. Aehnlich ist met. VII 624: hie nos frugilegas asjyeximus a g m i n e

longo gründe omts exiguo formicas ore legenfes etc.

granifero met. VII 638: graniferum agmen.

95. snos ihre, auf denen sie sich wohlfühlen: so ist für die Mädchen ihr Revier, das ihnen eigentlich zu- kommende, das Theater.

97. cwZfiSsÜHrt kokett geputzt; vgl. unten zu 99 und 497; cultus, auf die sorgfältige, kokette Toilette und über- haupt zierliche Gefälligkeit sich be- ziehend, ist ein Lieblingswort Ovids. celebres deutet auf die Zahl, ruit auf die Hast, mit der die Mädchen ins Theater drängen.

99. Bekanntes, fein pointiertes Bon- mot, das öfters bei Späteren wiederkehrt. Vgl. TertuU. spect. 25: 7iemo denique m spectaculo ineundo jjriits cogitat nisi videre et rideri. Vgl. Goethe, Faust (Vorspiel auf dem Theater V. 87) : Die Damen geben sich und ihren Putz (vgl. 97: cultissima) zum besten und spielen ohne Gage mit.

Clem. AI. paed. III 11, 76: dvafu^ dvSowv xa'i yvvamcüv avriöi'Tcor STii TT]v dllrjkcov ö'iav.

100. casti pudoris nicht seltener Pleonasmus. Met. XIII 480: castiquc decHS servare pudoris. Ueber die Leidenschaft der Frauen für die Schau- spiele vgl. Friedläuder, Sittengeschichte I 432.

14

Ars amatoria

Primos sollicitos fecisti, Romule, ludos,

Cum iiivit viduos rapta Sabina viros. Tunc neque marmoreo pendebant vela theatro,

Nee fuerant liquido pulpita rubra croco; 105 Illic, quas tulerant nemorosa Palatia, frondes

Sirapliciter positae, scaena sine arte fuit; In gradibus sedit populus de caespite factis,

Qualibet hirsutas fronde tegente comas. Respiciunt oculisque notant sibi quisque puellam, 110 Quam velit, et tacito pectore raulta movent. Dumque rudern praebente modum tibicine Tusco

101—134 Zu alledem hat ja ßo- mulus selbst das Beispiel gegeben, indem der unter seinen Auspicien inscenierte Raub der Sabinerinnen bei Gelegenheit einer Theateraufführung ominös für die Zukunft wurde. Daher ergreift der Dichter die Gelegenheit, den Raub der Sabinerinnen episodenhaft z\i schildern mit einem kurzen Rückblick auf die Theaterzustände im ältesten Rom.

101. Mit lebhafter Apostrophe wendet sich der Dichter an Romulus und ver- setzt uns so geschickt in die Zeit des gleich zu schildernden Ereignisses.

sollicitos ganz eigentlich : du hast die an sich friedliche Aufführung 'stürmisch' gemacht. Vgl. unten 164.

102. viduos bezeichnet auch die, welche noch keine Frauen haben. Den Grund dafür, dass die Römer jener Zeit (also unmittelbar nach Roms Gründung) keine Frauen hatten, giebt Ovid selbst so an (fast. III 188): nee coniunx Uli, nee socer ullus erat: spernebant generös inopes vicinin dives. Es folgt die E r - Zählung von dem Raube der Sabinerinnen. Vgl. Liv. I 9. Cic.de rep. II 7, 12. Plut. Rom. 14. Dio II 30.

Auch in den Fasten Avollte Ovid den Raub erzählen, zum 21. August, dem Tage der Oonsualia: fast. III 199.

103 108. Der Vergleich zwischen der luxuriösen Pracht ihrer Zeit mit der Kleinheit und Einfachheit des ältesten Rom ist bei den römischen Dichtern sehr beliebt; ich erinnere an Prop. IV 1, Iff. Ov. fast. I 201 ff. 243 ff. II 280. V 93. Tibull. II 5, 25. Verg. Aen. VHI 347. Vgl. die Einl. p. X.

103 f. Wohl mit Benutzung von Prop. IV 1, 15: nee sinuosa cavo pende- bant vela theatro, pulpita sollemnis non oluerc crocos. Ueber die vela im Theater vgl. Plin. hist. nat. XIX 23 : postea in

theatris tantum umbram fecere, quod primus omnium invenit Q. Catulus, cum Capitolium dedicaret. Es sind grosse, mächtige, über das ganze Theater ausgespannte Tücher, anschaulich be- schrieben von Lucr. IV 73: et volgo faciunt id lutea russaque vela et ferru- gina, cum magnis intenta theatris per nialos volgata trabesque trementia flutant: namque ibi consessum eaveai supter et omnem scaenai speciem elaram variamque deorsum inficiunt coguntque suo fluitare colore. Vgl. Prop. III 18, 13: pleno fluitantia vela theatro. Val. Max. II 4, 6. neque verneint nicht nur den ganzen Satz, sondern auch marmoreo: zu 67.

104. Die Bühne wurde mit einer Safranessenz besprengt, wie mehrfach bezeugt ist. Lucr. II 416: cum scena croco Cilici perfusa recens est. Hör. ep. II 1, 79: rede necne crocum floresque peraDibidet Attae fabnla si dubitem etc. Plin. hist. nat. XXI 33. Sen. ep. 90. 15. Becker, Gallus I^ 87.

105. nemorosa. Tibull sagt II 5, 25 herbosa: ähnliches oft.

108. Die Stelle der späteren vela (103) vertrat jedwedes Laubwerk, mit dem sich der Zuschauer das Haupt be- schattete. ■ Auch Juistifas deutet auf die schlichte Natürlichkeit der ur- wüchsigen Römer jener Zeit.

109. Etwas abweichend davon Liv. I 9, 11 : magna pars forte, in quem quaeque inciderat, raptae.

111 f. Die Verse geben uns Auf- schluss darüber, worin nach Ovids Mei- nung jene scenarische Darstellung be- standen hat. Unter der kunstlosen Be- gleitung eines etrurischen Flötenspielers wurde das tripudium aufgeführt. Der Dichter hat sich offenbar daran erinnert, was Livius (VII 2) von der ersten Auf- führung sceuischer Spiele in Rom i. J.

I 101—129.

15

Ludius aequatam ter pede pulsat humum, In medio plausu (plausus tunc arte carebant)

Rex populo praedae signa petita dedit. 115 Protinus exiliunt animum clamore fatentes

Virginibus cupidas iniciuntque manus: Ut fugiunt aquilas, timidissima turba, columbae,

Utque fugit visos agna novella lupos, Sic illae timuere viros sine more ruentes; 120 Constitit in nulla, qui fuit ante, color. Nam timor unus erat, facies non una tiraoris:

Pars laniat crines, pars sine mente sedet; Altera maesta silet, frustra vocat altera matrem;

Haec queritur, stupet haec; haec nianet, illa fugit, 125 Ducuntur raptae, genialis praeda, puellae.

Et potuit multas ipse decere timor. Siqua repugnarat nimium comitemque negabat,

Sublatam cupido vir tulit ipse sinn Atque ita 'quid teneros lacrimis corrumpis ocellos?

364 V. Chr. erzählt. Vgl. perioch. VII : pestilentia civitas laboravit .... cuius remedium et finis cum per novas reli- giones quaereretur, ludi scenici tunc primum facti sunt. Es heisst dann bei Livius I. 1. : sine carmine ullo, sine imitandorum eanninum actu ludiones ex Etruria acciti ad tihicinis modos saltantes haud indecoros motus more Tusco dahant. Vgl. auch (ausser den Erklärern zu dieser Stelle) Teuffel- Schwabe, röm. Litt. I ^ § 6, 3. Ribbeck, röm. Dicht. I^ 11.

112. ludius Liv. VII 2, 6: quia hister Tusco verbo ludio vocabatur, nomen histrionibus inditum. Das tri- pudium ist eigentlich der den Saliern eigentümliche „Dreitritt". Liv. I 20, 4: Salios item duodecim Marti Gra- divo legit (sc. Numa) tunicaeque pictae insigne dedit et sup)er tunicam aeneum pectori tegumen caelestiaque arma, quae ancilia appellantur, ferre ac per urbem ire canentes carmina cum tripudiis sollemnique saliatu iussit.

Doch wird tripudium auch sonst gebraucht, wo es sich nicht um die Salier handelt, z. B. bei Catull. 63, 26 vom wilden ßacchustanz. Vgl. Tac. ann. IV 47.

pede pulsat vgl. Ennius Ann. I 2: Musae quae pedibus magnum pulsatis Olimpum. Ov. fast. VI 330.

113. Auch das Beifallsklatschen musste sich eine gewisse Technik ge- fallen lassen, vgl. Suet. Nero 20:

adulescentulos equestris ordinis et quin- que amplius millia e plebe robustissi- mae iuventutis undique elegit, qui di- visi in factiones plausuum genera con- discerent [bombos et imbrices et testas vocabant) operamque navarent cantanti sibi insignes pinguissima coma etc.

114. petita 'das ersehnte', entspre- chend der Begierde (v. 116) der Männer.

117 f. Wieder zwei in der Poesie geläufige Vergleiche. Die Tauben schon bei Homer ein Bild der Furchtsamkeit. Ilias XXII, 139: rjvre xi^xos o^eo^iv,ika- woöraroG Ttsrsrjpü/v, orjiSiMs o%firias f^iexd TQTj^cova TT tleiav (timidissima turba, columbae Ov.). Vgl. Ov. met. I 506. V 605 : ut fugere accipitrem penna tre- pidante columbae, ut solet accipiter trepidas urguere columbas. ars II 363. Hör. carm. I 37, 18; auch sonst sehr oft.

118. Vgl. Theoer. 11, 24: fsiyeis ö'

cüOTrsp als TTokiov Xvxoy d&^r^oaaa. Hor. ep. 12, 25: ut pavet acres agna lupos.

125. genialis 'hochzeitlich', genia- lis ist ursprünglich 'zum Genius ge- hörig'. Genius (von gt>no (Varro r. r. II 2, 19. Cic. de or. 11 32, 141 etc.) = gigno, vgl. lENii, yiyvo^iai) ist eigent- lich der „lebenerzeugende", über der Menschennatur waltende Gott. Näheres darüber bei Orelli zu Hor. ep. II 2, 187. Daher lectris genialis (Hor. ep. I 1, 87) und ähnliche Verbindungen.

127. Hor. carm. I 35, 22: comitem dbnegat.

129. teneros ocellos corrumpis schöne

16

Ars amatoria

130 Quod matri pater est, hoc tibi' dixit 'ero/ Eonnile, militibus seist! dare commoda solus!

Haec mihi si dederis commoda, miles ero. Scilicet, ex illo sollemni more, theatra

Nunc qiioque formosis insidiosa manent.

135 Nee te nobilium fugiat eertamen equorum: Multa eapax populi commoda circus habet. Nil opus est digitis, per quos arcana loquaris,

Nee tibi per nutus aeeipienda notast; Proximus a domina, nullo prohibente, sedeto. 140 lunge tuum lateri, qua potes usque, latus. Et bene, quod cogit. si nolit, linea iungi, Quod tibi tangendast lege puella loci! Hie tibi quaeratur socii sermonis origo,

Gegensätze , vgl. Catull. 3, 17 : fua nunc opera mene puellae flendo tiirgi- duli rubent ocelli. Ziugerle, Ovid und seine Vorgänger I 129.

blanditiae virorum erwähnt bei dieser Gelegenheit auch Livius I 9.

133. Der verführerische Einfluss der Spiele wird auch sonst erwähnt; vgl. z. B. Prop. II 19, 9: illic te nulli poterunt corrumpere ludi.

6. Der Circus (135—162). Vgl. in 634. Auch sonst wird der Circus als ein Ort genannt, in dem die lebens- lustige Jugend mit den Damen der Demimonde ihr Wesen treibt, vgl. z. B. Catull. 55, 4. Das Leben und Treiben im j Cü'cus, wie es die nachfolgenden Verse schildern, geht anschaulich her- vor auch aus amor. III 2, einer Elegie, die mit unserer Stelle sehr verwandt ist und viele Anklänge hat. trist. II 283 : tollatur circus: non tuta licentia drei est: hie sedet ignoto iuncta puella viro. Juv. IV 11, 201. Clem. AI. paed. III 11, 76.

135. nobilium equorum so auch am. III 2, 1, an denselben Versstellen.

13G. So schliesst auch der Vers amor. III 2, 20.

capax ist mit pojmli zu verbinden. Liv. IX 16, 13: cibi vi7iique capacis- simum.

137. lieber solche „geheime Finger- sprache" und „verstolilene Zeichen" vgl. Tib. I 2, 21 : illa viro coram nutus conferre loquaces blandaque compositis abdere verba notis. Ov. amor. I 4, 17 : nie specta nutusque meos vultumque loquacem, excipe furtivas et refer ipsa

notas! Verba superciliis sine voce lo- quentia dicam etc. her. 17, 75 u. s. w.

139 flF. Interessant und keiner näheren Erklärung bedürftig ist ein Vergleich mit amor. III 2, 21 : tu tarnen, a dextra quicumqne es. jyarce puellae: contactn lateris laeditur ista tui. Tu quoque, qui spectas post )ios, tua con- trahe crura, si pudor est, rigido nee preme terga genu! Vgl. auch unten 157 f.

141. lineae sind Einschnitte in den Sitzreihen des Theaters und des Circus, durch welche die einzelnen Plätze von einander getrennt werden. Also der Sinn des Distichons : Und vortrefflich, dass die Linie, auch wenn sie [puella) nicht Avill, es notwendig macht, dicht neben einander zu sitzen (iungi), weil nach dem Gesetz des Ortes, d. h. nach seiner Beschaffenheit du das Mädchen berühren musst (wegen der Enge). Zur näheren Erklärung vgl. auch amor. III 2, 19: quid frustra refugis? cogit nos linea iungi, haec in lege loci com- moda circus habet. Vgl. trist. II 284: hie (in Circo) sedet ignoto iuncta puella viro.

143—103. Bei so nahem Beisammen- sitzen macht sich die Bekanntschaft nun gar leicht. Ein Gespräch ist bald im Gange, dann erweist man dem Mäd- chen ein paar liebenswürdige Gefällig- keiten, und meist wird schon hier eine kleine Gunst den galanten Eifer lohnen.

143, socii] die Unterhaltung mit dem Mädchen ist dem Manne ein Bun- desgenosse in dem Kampfe, in dem es besiegt werden soll.

I 130—161.

17

Et moveant primos publica verba sonos. Üb Cuius eqiii veniant, facito studiose requiras,

Nee mora, quisquis erit, cui favet illa, fave! At cum pompa frequens certantibus ibit ephebis,

Tu Veneri dominae plaude favente manu; Utque fit, m gremium pulvis si forte puellae 150 Deciderit, digitis excutiendus erit,

Et si nullus erit pulvis, tamen excute nulluni:

Quaelibet officio causa sit apta tuo. Pallia si terra nimium demissa iacebunt, Collige et inmunda sedulus eifer humo; 155 Protinus, officii pretium, patiente puella Contingent oculis crura videnda tuis. Eespice praeterea, post vos quicumque sedebit.

Nee premat opposito mollia terga genu. Parva levis capiunt animos: fuit utile miiltis 160 Pulvinum facili conposuisse manu; Profuit et tenui vento movisse tabellam

145 ff. Eiue kleine Probe solcher Unterhaltung. Erwünschte Auknüphing zu einem Gespräch bietet die Frage nach dem Besitzer der rennenden Pferde.

146. Erläutert lebhaft amor. III 2, 65 ff. Vgl. Friedländer, Sittenge- schichte II 302.

Gemeint ist die pompa circensis, eine feierliche Prozession, welche die Spiele des Circus einleitete. Der Fest- zug kam vom Kapitol herab, zog über das forum und das forum boarium, trat dann zum Circus ein und ging hier die Bahn entlang um die meta herum. Da- bei wurden Götterbilder auf Wagen herumgefahren oder auf Bahren ge- tragen ; jeder klatschte der Gottheit zu, die ihm am meisten sympathisch war, der Bauer der Ceres, der Soldat dem Mars, der Liebende der Venus: vgl. Ov. am. III 2, 43 ff. Suet. Claud. 12.

certantibus ephebis] im Trojaspiel; ausführlich beschreibt es Verg. Aen. V 545—603. Suet. Caes. 39 : Troiam liisit turma duplex, maiorum minorumqne puerorum. Au^. 43: et Troiae ludum edidit frequentissime, maiorum mino- rumque puerorum delectu : prisci decori- que moris existimans clarae stirpis indolem sie notescere. Tac. ann. XI 11: cum pueri nobiles equis ludicrum, Troiae

149 ff. Vgl. amor. III 2, 41: dum

loquor, alba levi spar säst tibi pulvere

Ovid, ars amatoria ed. Brandt.

vestis : sordide de niveo corpore pulvis abi !

153 ff. Vgl. amor. III 2, 25: sed nimium demissa iacent tibi pallia terra: coUige! vel digifis en ego tollo meis. Invida vestis eras, quae tarn bona crura tegebas; quoque magis spectes invida vestis eras. Talia Milanion Atalantes crura fugacis optavit manibus susti- nuisse suis. Talia pinguntur succin- ctae crura Dianae, cum sequitur fm'tes fortior ipsa feras. etc. Ueher die jiallia vgl. Becker, GaUus» III 261.

157 f. Die Parallelstelle ist ausge- schrieben zu V. 139. Man erinnere sich des Baues der Sitzreihen im antiken Theater. Die vordere Hälfte diente zum Sitzen, die hintere (etwas vertiefte) war für die Füsse der höher Sitzenden bestimmt.

160. Kissen auf den harten Stein- sitzen mögen bei der langen Dauer der Spiele sehr erwünscht gewesen sein. V^gl. Sen. de vita beata 25, 2: «j- hUo miserius ero, si lassa cervix mea in manipulo faeni adquiescet, si »uper Circense tomentum per sarturas veteris lintei effluens incubabo. Mart. XFV 160.

161. tabella ein Fächer. Vgl. amor. III 2, 37: vis tarnen interea faciles arcesscre ventos? (^uos faciet nostra mota tabella manu. Vgl. Becker, Gallus* III 266. Baumeister, Denk- mäler Nr. 561 (I p. 521).

18

Ars amatoria

Et Cava sub tenerum scamna dedisse pedem. Hos aditus circusque novo praebebit amori

Sparsaque soUicito tristis harena foro. 165 lila saepe puer Veneris pugnavit harena, Et, qui spectavit vulnera, vulnus habet: Dum loquitur tangitque manum poscitque libellum

Et quaerit posito pignore, vincat iiter, Saucius ingemiiit telumque volatile sensit 170 Et pars spectati muneris ipse fuit.

Quid, modo cum belli uavalis imagine Caesar Persidas induxit Cecropiasque rates?

7. Die G 1 a d i a t 0 r e n s p i e 1 e. (164:— 170.) Sie fanden ursprünglich auf dem Forum statt (zu 164), wo zu diesem Zwecke improvisierte Holzgerüste schnell aufgeschlagen wurden( interessant Dio 37, 58), und noch Caesar baute in seinem Todesjahre ein Amphitheater aus Hok, während das erste steinerne, von dem wir wissen , von Statilius Taurus 29 T. Chr. errichtet Avurde. Das so- genannte Colosseum (amphitheatrum Flavium) ist erst am Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts vollendet worden. Die Beliebtheit der Gladiatoren- spiele gerade bei Frauen (Friedländer, Sittengeschichte II 332) lässt sie für erotische Zwecke besonders geeignet erscheinen.

164. Prop. IV 8, 75: tu neque Pompeia spatiaberc cultus in umhra, nee cum lascivum sternet arena forum. Wenn hier Properz das Forum lascivum nennt, so erinnert das lebhaft an unsere OvidsteUe: dadurch, dass das sonst so ernste Forum zu Gladiatorenspielen be- nutzt wird, wird es lascivum, weil es nun Gelegenheit zu erotischen Aben- teuern giebt. Die Verwendung des Forums zu Gladiatorenspielen geht ferner hervor aiis Dio 55, 8, 5: iTmd^ioi in^l T(ö 'Ay^iTTTcn oTclo/^iw/jai ... kv roTs oaiTtTois 8id re ttji' ttoos tov ^AyolriTiuv 7iurjv xal Scd tu TtokXd ttöv tieqI irjv d'/oodv oly.oHofirjuUTCop xexava&at iye- rovTO.

sparsa harena der Sand wird auf dem Boden ausgestreut (vgl. die eben citierte Properzstelle und Ov. trist. 11 282: Martia cur durum sternit harena solum .'), um für die Kampfspiele einen geeigneten Platz herzustellen.

sollicito s. zu 101.

166. Vgl. die Einl. p. XXI.

167. libellum, das Festprogamm. Sie wurden an öffentlichen Stellen an- geschlagen und in den Strassen und im Circus verkauft. Derartige Anzeigen sind in Pompei mehrfach gefunden worden. Weiteres bei Friedländer, Sittengeschichte II 343.

168. pignus ist hier der Betrag der Wette.

169. telumque volatile sensit vgl. met. VII 841: telumque volatile misi.

170. Zum Ausdruck vgl. met. XIV 482. her. 3, 46.

170. In einem Schauspiel, in dem Wunden geschlagen werden (vgl. 166), spielt er selbst eine Rolle mit, indem ihm eine Liebeswunde geschlagen wird.

8. Die Naumachie des Au- gustus. (171 176.) Die bisherige Aufzählung von Gelegenheiten, wo der Liebende Beute findet, führt den Dichter zu der Erinnerung an die glänzende Naumachie, welche Augustus bei der Weise des Tempels des Mars Ultor am 12. Mai des Jahres 2 v. Chr. auf dem Forum Augusti veranstaltet hatte. Ihre Erwähnung ist hier passend, da sie durch den ungeheuren Zusammenlauf von Menschen sicherlich auch zu den hier in Frage stehenden Zwecken hatte dienen können ; gleichzeitig gelingt dem Dichter dadurch ungezwungen und fast selbstverständlich eine liebenswürdige Huldigung an den Kaiser. lieber diese Naumachie vgl. vor allem res gestae divi Augusti IV 43 (p. 94 M.*).

171. Ueber die Verwendung von m odo zur Zeitbestimmung unseres G;e- dichtes vgl. die Einl. p. XXII f.

172. Die Naumachie stellte Scenen

I 162—186.

19

Nempe ab utroqiie mari iuvenes, ab iitroque puellae Venere, atque ingens orbis in Urbe fuit. 175 Quis non invenit tiirba, quod amaret, in illa? Eheu! quam multos advena torsit Amor!

Ecce, parat Caesar, domito quod defuit orbi,

Addere: nunc, Oriens ultime, noster eris. Parthe, dabis poenas: Crassi gaudete sepulti 180 Signaque barbaricas non bene passa manus! Ultor adest: primisque ducem profitetur in annis

Bellaque non puero tractat agenda puer. Parcite natales timidi numerare deorum:

Caesaribus virtus contigit ante diem. 185 Ingenium caeleste suis velocius annis

Surgit et ignavae fert male damna morae:

ans dem Perserkriege dar, wohl aus der Salamiuisclieu Schlacht. Vgl. Dio 55, 10. Cecropius steht für athenisch, wie unten III 457 Cecropides (uom. ])h;r.) für Athenerinueu steht. Cecrops ist der älteste König in Attika, der die Burg Tou Athen gründete, die daher Ksx^oTria heisst (z. B. Eur. El. 1289) oder im Orakel bei Hdt. VII 141 Ktnoonoi od^os. Vgl. Hyg. fab. 48. 158.

173. ab utroquc mari bezeichnet inare supcrum und inferum, d. ET das adriatische und tuscische, wie bei Cie. ad Att. IX 5, 1 : iter ad stipernm, navi- yatio infero; vgl. Ov. met. XV 830: ab titroque Oceano. Met. I 338. E. P. I 4, 30. Nicht dahin gehört Cat. 31, 3: uterque Keptimus. lieber den Fremden- verkehr bei solchen Veranlassungen vgl. Friedländer, Sittengeschichte 1 19. II 279.

174. orbis in urbe sprichwörtlich. Sidon. Apoll, carm. VII 556: captiinis ut aiuut orbis in urbe iacet. Vgl. Wölfüin, Arch. f. lat. Lex. I 388.

175. quod das Neutrum, s. zu 91.

176. torquere in diesem Sinne z. B. auch Prop. III 6, 39.

9. Der Triumph (177 228). Höchst erwünschte Gelegenheit, Daraen- bekanntschaft zumachen, gewährt ferner ein Triumph, und einen solchen haben wir ja bald zu erwarten, da der jugend- liche Gaius Caesar zum Kriege gegen die Parther rüstet. So fügt der Dichter zurVervoUständigung seiner Darstellung ein neues höchst anschaulich ausgeführtes Gemälde zu und bringt zugleich sehr geschickt eine neue Huldigung für den Monarchen und sein Haus au. Zum

historischen Verständnis der Stelle diene folgendes.

M. Licinius Crassus, der Trium- vir, war im Jahre 53 v. Chr. von den Parthern bei Carrhae in Meso- potamien geschlagen \and mit seinem Sohne getötet worden , während das Heer zum grössten Teile aufgerieben worden war. Dabei waren bekanntlich auch die Feldzeichen der Legionen den Feinden in die Hände gefallen, vgl. Ov. fast. V 583: addiderant ani- mos Crassorum funera genti (den Par- thern), cum periit milcs signaque dux- que simul. Nun hatte zwar i. J. 20 V. Chr. Augustus den König der Par- ther Phraates durch feine Politik ge- zwungen, die Feldzeichen wieder her- auszugeben (vgl. Ov. fast. V 593: Parthe refers aquilas etc. Monum. An- cyr. 5, 42 p. 124. Peter, Gesch. d. Rom. III 34), aber jetzt wurden neue Rüstungen zu einem Feldzuge wider die Parther veranstaltet, für den Au- gusts Enkel, der jugendliche Gaius Caesar zum Feldherrn ausersehen war.

181. Gaius Caesar war der Sohn des Agrippa und der Julia, der Tochter des Augustus; nachdem er seinen 20. Geburtstag gefeiert hatte (1 v. Chr.) ist er nach Syrien abgerückt. Daraus ergiebt sich, wie primis in annis, ebenso nachher puer aufzufassen ist: prima aetas ist eben nicht die erste Lebenszeit im wörtlichen Sinne, son- dern die Jugend im Gegensatz zum Alter, vgl. Ov. amor. III 1, 28; mehr bei Rothstein zu Prop. II 10, 7.

183. natales sc. dies.

2*

20

Ars amatoria

Parvus erat manibusque duos Tirynthius angues

Pressit et in cunis iam love dignus erat; Nunc quoque qui puer es, quantus tum, Bacche, fuisti, 190 Cum timuit thyrsos India victa tuos?

Auspiciis animisque patris, puer, arma movebis,

Et vinces animis auspiciisque patris: Tale rudimentum tanto sub nomine debes,

Nunc iuvenum princeps, deinde future senum; 195 Cum tibi sint fratres, fratres ulciscere laesos

Cumque pater tibi sit, iura tuere patris! Induit arma tibi genitor patriaeque tuusque,

Hostis ab invito regna parente rapit: Tu pia tela feres, sceleratas ille sagittas;

187 190. Die Behauptung von 184 18ß, dass das g-öttliche Genie wie das der Caesareu den Jahren voraus- eile und nicht an sonst übliches Zeit- mass gebunden sei, wird durch zwei mythologische Beispiele erA\'iesen, das des Herkules, der schon in der Wiege Jove dignus erat, und das des Bacchus, der schon als Jüngling sich Indien unterworfen hatte. In höfischer Schmei- chelei wird so der junge Gaius Caesar diesen beiden leuchtenden Vertretern jugendlicher Heldenkraft gleich gestellt. Die Mythen selbst sind bekannt. Die Geschichte von Herkulus in der Wiege, wie er die beiden von Hera gesendeten Schlangen würgt, erzählen am schön- sten Find. Nem. 1, 35 ff. und Theokr. 24, 1—62.

187. parvHs nach Theokr. 24, 1 zehn Monate alt.

Tirynthius. In Tiryns, einer uralten Stadt in Argolis (II. II 559), soll Her- kules erzogen sein. Vgl. II 221.

188. pressit äiaaalai Soioi'i avxtvcov ftäQxpais djvy.Tois y^Eoalv iais ofias

Find. V. 44.

189. Bacchus bleibt ewig jung.

190. Dionysos hat seine Macht bis an die äussersten Grenzen von Indien ausgebreitet, wo seine Säulen stehen, vgl. Luc. V. h. 1, 7. In Verbindung mit Herakles wird er übrigens auch Luc. rhet. praec. 7 als Beispiel einer alles bezwingenden Gewalt gebraucht.

193. rudimentum ist der erste Unterricht, der erste Versuch, hier im Kriegsdienste.

194. iuvenum princeps i.st Ehren- titel der kaiserlichen Prinzen: vgl. Her. carin. I 2, 50. Tac. ann. I 3: nam genitos Agnppa Gaium et Luciiim

in familiam Caesarum induxeraf nee- dum posita puerili practexta prindpes iuventutis appellari, destinari consules specie recusaniis fiagrantissime ciipi- verat.

future sc. princeps.

195. fratres. Gaius hatte zwei Brüder, Lucius und Agrippa Posthu- mus. Letzterer wurde erst nach dem Tode des Vaters (12 v. Chr.) geboren und ebenfalls wie Gaius und Lucius von Augustus adoptiert später aber durch Intriguen der Livia nach der Insel Planasia bei Corsica verbannt (Vell. II 104, 1. Tac. ann. I 3, 6); kurz nach dem Regierungs- antritte des Tiberius wurde er ermordet (Tac. ann. I 6, 1). Von ihm wird wenig rühmliches berichtet fSuet. Aug. 65: ingcniuni sordidum ac fcrox. Tac. 1. 1.: multa sine dubio saevaque Augustus de moribus adulescentio ques- t%(s etc.), daher ist vielleicht hier nicht an ihn, sondern au Tiberius zu denken, der ebenfalls von Augustus adoptiert, mithin des Gaius Halbbruder war.

197. genitor. Augustus, der Vater des Vaterlandes, hatte Gaius adoptiert. Zu der Bedeutung von genitor vgl. Cic. de div. I 2, 3: huius urbis jid^'f^ns Romidus. Interessant ist die Zusam- menstellung Ov. met. XV 862 : genitor- que Quirine ui'bis et invicti genitor Gradive Quirini. Vgl. Enn. ann. I 181.

198. Der V^ers enthält eine An- spielung darauf, dass es vom Parther- könig Phraates (IV) hiess, er habe die Herrschaft durch Ermordung seines Vaters an sich gerissen. Plut. Crasa. 15: "^i'^foi^ij Öt . . . voarjaavTt vöaov eis vS^coTTa rQanslaav fP^aärrjg 6 vlos erci- ßovXsvcov axöpirop tÖojxev. dva^aftevijs

I 187—214.

21

200 Stabit pro signis iusque piumque tuis. Vincuntur causa Parthi, vincantur et armis!

Eoas Latio dux meus addat opes! Marsque pater Caesarque pater, date numen eunti!

Nam deus e vobis alter es, alter eris. 205 Auguror, en, vinces: votivaque carmina reddam,

Et magno nobis ore sonandus eris. Consistes aciemque meis hortabere verbis:

0 desiiit animis ne mea verba tuis! Tergaque Parthorum Eonianaque pectora dicam 210 Telaque, ab averso quae iacit hostis equo.

Qui fugis, ut vincas, quid victo, Parthe, relinquis?

Parthe, malum iam nunc Mars tuus omen habet. Ergo erit illa dies, qua tu, pulcherrime rerum,

Quattuor in niveis aureus ibis equis!

Se T^s voaov to ffÜQ/iiay.ov eh envTrjv^ iSioTS avvexy.()i&f]vai . . . sTii Tfjv raxia- TTjv TCüv oScöv eX&cov 6 0^aazTjS aneTtvi- ^£V avrov.

200. pium substantivisch : Billigkeit.

202. Eoas 'östliche', von 'Hcoi ab- geleitet {fiMos), denn das e ist laug, wie noch III 537 ; doch steht bei Dich- tern häufig auch eous {iaws. von "£cos) so amor. I 15, 29: Gallus et Hesperiis et Gallus notus Eois.

203. Caesar, d. i. Augustus. Er führte diesen Beinamen nach C. Julius Caesar, und bis auf Hadrian war Caesar der allgemein übliche Beiname der Kaiser neben dem Titel Aiigustus.

205. votiva carmina 'ein Festlied' Blümner.

209 ff. Die Verse beziehen sich auf die bekannte Kampfesweise der Parther, dass sie auf leichten, flüchtigen Pferden sassen, die sie oft umwandten, um den Feind durch diese nur verstellte Flucht näher zu locken und so sicherer zu vernichten. Vgl. unten III 786; Ov. fast. V 591. Hör. carm I 19, 11: versis animosum equis Parthum. II 13, 17. Verg. ge. III 31: fidentemque fuga Parthum versisque sagittis. Prop. III 9, 54: Parthorum astutae tela remissa ftigae. Seneca Oed. 118: vidit et versas equitis sagittas, terga fallacis metuenda Parthi. Die Gegenüberstellung von terga und jyectora hebt die Feigheit der Parther und die Tapferkeit der Römer hervor.

211. Rhetorisch: du fliehst schon jetzt, ehe du besiegt bist was wirst du erst thuu, wenn dies eingetreten ist !

213 ff". So wird denn einst der Tag kommen, an dem der junge Cäsar seinen Triumph feiert. Wie ihn die Phantasie des Dichters sich vorstellt, beschreibt er um so lieber, als er damit einen vorzüg- lichen Uebergang zu seinem eigentlichen Thema gewinnt, denn bei diesem Tri- umphzuge wird wieder Gelegenheit sein, Liebesbekanntschaften zu machen, und freundliche Antwort zu geben auf manche wissbegierige Frage, auch wenn der Jüngling selbst nicht genau Be- scheid weiss.

213. Der Anfang erinnert an das homerische (II. VI 448) saaerat fj/na^, 6t av 'ütX. Das erit am Anfang deutet wie eaasrai- auf die Zuversichtlichkeit seines prophetischen (vgl. 205 : auguror) Wortes.

piblrJierrime rerum hat Ovid öfters : met. VIII 49. her. 4, 125. Vgl. auch her. 9, 107 : maxime rerum, vgl. ars I 359. Hör. sat. I 9, 4 : quid agis, dul- cissime rerum ?

214. Nach Dio (43, 14, 3) wurde ein Triumphzug mit weissen Rossen noch Cäsar ausdrücklich zuerkannt. Später war es allgemeine Sitte, die Pro- perz sogar schon auf die Zeit des Ro- mulus überträgt (IV 1, 32: quattuor hine albos Romulus egit equos). Tib. I 7, 7 : at te victrices lauros, Messalla, gereutem portahat niveis currus eburnus equis. aureus. Der triumphierende Feldherr trug die toga picta, das mit goldenen Sternen verzierte purpurne Prunkge- wand ; ferner waren die Schuhe golden, auch an die goldene Krone, die ein hinter ihm stehender Sklave über seinem Haupte hielt, mag erinnert sein, ferner

22

Ars amatoria

215 Ibunt ante diices onerati colla catenis, Ne possint tuti, qua prius, esse fuga; Spectabunt laeti iuvenes mixtaeque puellae,

Ditfundetque animos omnibus ista dies, Atque aliqua ex illis cum regum nomina quaeret, 220 Quae loca, qui montes, quaeve ferantur aquae; Omnia responde: nee tantum siqua rogabit;

Et quae nescieris, ut bene nota refer!

Hie est Euphrates, praecinctus harundine frontem;

Cui coma dependet caerula, Tigris erit.

225 Hos facito Armenios, haec est Danaeia Persis;

Urbs in Achaemeniis vallibus ista fuit;

nie vel ille duces; et erunt quae nomina dicas,

Si poteris, vere, si minus, apta tarnen.

Dant etiam positis aditum convivia mensis:

an den Goldschmuck des Wagens etc. Vgl. Liv. V 23. X 7. Zum Bau des Verses vgl. rem. am. 258. Zingerle, Ovid etc. I 106.

215. Die gefangenen Führer wurden ebenfalls im Triumphzuge mitgeführt. Vgl. Cic. Verr. V 30, 77 : at etiam q\ä triumpJiant eoqiie diutius vivos hostitim duces servant, ut his per triumphum ductis pulcherrimum spectaculum fruc- tumque victoriae populus Romanus percipere j^ossit: tarnen, cum de foro in Capitolium currum flectere hicipiunt, illos duci in carcerem iubent. Hör. carm. II 12, 11 : ductaque per vias regum (vgl. V. 219) colla minacium.

219. Vgl. trist. IV 2, 25: quorum pars causas et res et nomina quaeret.

220. Im Triumphzuge konnte man auch Darstellungen von Gegenden, Bergen und Flüssen des besiegten Landes sehen, meist von Männern in der Tracht und Bewaffnung ihres Landes getragen (vgl. Tac. ann. II 41: vecta spolia cap- tivi simulacra montium fluminum proe- liorum).

221. nee rogahit also auch un- aufgefordert, mit einem Worte, suche jede nur irgendmögliche Gelegenheit, dich gefällig zu erweisen und mit dem Mädchen anzuknüpfen. Erinnert in ge- wisser Weise an den prächtigen Vers 151. In demselben Sinne 222: gieb ruhig Auskunft, auch wenn du es selbst nicht weisst ; vgl. trist. IV 2, 26 : pars referet, qiiamvis noverit illa x>arum. Hauptsache ist eben, dass du das Mädchen unter- hältst, indem du ihr alles erklärst; im

folgenden (233 ff.) giebt der Dichter uns eine Probe solcher Belehrung, mit der zu vergleichen ist trist. IV 2, 27 46.

225. Das Land Persis, Persien heisst Danaeia, weil Perses, der Sohn des Per- seus, also der Enkel der Danae (zu III 415), als Stammvater der Perser galt. Vgl. Hdt. VII l.oO, wo ein persischer Herold im Auftrage des Xerxes in Argos sagt : i]juecg vo/ui^ofisv Usootjv elvai, drc ov rjuEig yeyovafiev, Ttaida ÜEQOeos tov /laväris, yeyovöra ex rijs Krjfios &vya- r^os 'At'8oo/uedr]s.

226. ^ Der wegen seines Eeichtums oft genannte (z. B. Hör. carm. II 12, 21) Achaemenes gilt als Grossvater des Cyrus und Stifter des Gesclüechtes der Achämeuiden. Hdt. VII 11. Plato Alcib. I p. 120 E.

228. a2)ta d. h. sie müssen wenig- stens so klingen, als seien sie richtig, man darf ihnen nicht gleich anhören. dass du sie nur fingierst.

10. Das Gelage (229—252). Dass die Gastmähler der Tugend der Frauen höchst gefährlich werden konnten, zeigt in ganz raffinierter Weise die Verfüh- rung der Helena durch Paris während eines Gelages (Ov. her. 15). Vgl. Plin. bist. nat. XIV 141: tunc avidi matro- nam oculi Ucentur , graves produnt marito, tunc animi secreta proferuntur.

Der Unfug wurde dadurch gesteigert, dass schon zu den Zeiten des Augustus die Frauen bei Tische lagen, während die alte Sitte verlangt hatte, dass sie Sassen. Vgl. unten 566. Darüber Mar-, quardt, Privatleben der Eömer I 291 ff.

I 215—239.

23

230 Est aliqiüd praeter vina, quod inde petas. Saepe illic poti teneris adducta lacertis

Piirpureus Bacchi cornua pressit Amor, Vinaque cum bibulas sparsere Cupidinis alas,

Permanet et capto stat gravis ille loco. 235 Ille quidem pennas velociter excutit udas,

Sed tamen et spargi pectus amore nocet. Vina parant animos faciiintque caloribus aptos

Cura fugit multo diluitiirqiie mero. Tunc veniunt risus, tum pauper cornua sumit,

230. Neckisch verrät der Dichter noch nicht, was man dort ausser dem Wein noch finden kann. Und pikant ist gerade die Wendung est aliquid, womit er den Leser in Spannung setzt, der wohl schon vergnügt schmunzeln mag, denn est aliqnid erweckt in dem römischen Leser sofort die prägnante Vorstellung: es ist etwas schönes, grosses; also etwa wie wenn wir über- setzen wollten: „und noch was ganz feines giebts, was du von dort mit hin- weg nehmen magst". Nun folgt die Lösung des bereits erratenen Rätsels.

231—234, Die innige Gemeinschaft des Bacchus und Amor führt uns der Dichter in zwei anmutigen Bildern vor : Amor die Hörner des Bacchus mit zärt- licher Umarmung an sich ziehend und sie festdrückend und haltend und Bacchus die Flügel Amors mit Weine netzend, so dass er schwer, unbeweglich stehen bleibt auf dem von ihm eroberten Gebiete.

Zum Gedanken vgl. zumal Callim. epigr. 43 : xpvx'riv xaraa^ovres ex/uaivovaiv eis avaioxvvriav, 6 fiev y.d(av avTrjv reo avvTi&ei Ttv^ij 6 Se rov olvov vTiexy.avjna ipiQcav olvos ydo eqcotos iQOffrj.

Die Unzertrennlichkeit beider Götter ist übrigens ein häufiger locus communis. Tgl. z. B. Bacch. fr. 20, 3 Bl. (bei Athen. II 39 e) : KvTtQiSo? Ö' sknls Siai&vaaei <p^svas df.i/j.Eiyvvfieva ^lovvaioiai Scoqois.

231. In schönem Oxymoron wird die Gewalt Amors vorgeführt, zwar zart sind die Arme, mit denen er die Hörner des Bacchus an sich zieht, aber er fasst sie fest und presst sie widerstandslos.

232. cornua, die Hörner sind ein altes Symbol der Kraft, der niemand widerstehen kann. Umsomehr will es sagen, dass Amor sie fest zix halten und niederzudrücken vermag. Bacchus er- scheint gehörnt z. B. bei Ov. Amor.

III 15, 17 : Corniger Lyaeus, Hör. earm.

II 19, 30. Tib. II 1,3: Bacche veni, dulcisque tuis e cornibus uva pendeat. In der ars noch II 380. III 348. Aus ähnlichem Grunde ist das Hom auch Attribut der Flussgötter: Verg. ge. IV 371. Mart. X 7, 6. So sieht Pentheus in seiner Verblendung den Dionysos. Eur. Bacch. 920: xai ravQos Tjfilv riQoad'sv ■fjysZad'ai Soaels xai aq? xeQara xqutI TiQoaTtecfVicevai. Bei Plu-

tarch (qu. Gr. 36) ist ein Volkslied Elischer Frauen überliefert (bei Bergk, carmina popularia 6): el&eiv iqQco zliö- vvOE^ II ^AXtlov SS vadt^ || dyvor avv Xa^i- rsaaiv, || es vaov, || iio ßoeco TtoSl S'vmv. | ä^ IS 1 av ^ s , ä ^i E T av Q e.

purpureus beziehe ich auf die Farbe der von Wein und Liebe leuchtenden Wangen. Vgl. Phrynichos bei Athen. XIII 604 a: Xdfinei, 8' ejzI no^yv^sats TiaofiOi (fiös ttJcoTos.

237 ff. Bekannter, häufig durch- geführter Gemeinplatz von den Wir- kungen des Weines, hier dahin zu- gespitzt, dass er den Mut zu erotischen Abenteuern steigert.

237. caloribus übertragen 'Liebes- glut', wie oft. Hör. carm. IV 9, 11. Prop. I 12, 17. Zum Gedanken vgl. rem. am. 805. Prop. III 17, 5.

238. Vgl. Cypr. fr. 10 Kinkel (bei Ath. II 35 c) olvov rot Msvelas d'eol Ttoirjaav doiarov d'i'rjroTs dv&QCÖTTotatv aTcoaxsSdaat /nEXeScövas. Hor. carm. I 18, 3. IV 12, 19: [cadus) amara cura- rum eluere efficax.

239. cornua sumit er gewinnt Mut, erklärt sich aus dem, was zu 232 gesagt ist. Vgl. auch Hor. carm. III 21, 18: addis cornua pauperi. Ov. amor.

III 11, 6: venerunt capiti cornua sera meo. Zu dem Gedanken giebt es unzählige Parallelen. Ich erinnere au Arist. equ. 92 : örav Ttivcoatv dvd'^ajnoi.

24

Ars amatoria

240 Tum dolor et ciirae rugaque frontis abit; Tunc aperit nientes aevo rarissima nostro

Simplicitas, artes excutiente deo. Illic saepe animos iuvenum rapuere puellae, Et Venus in vinis ignis in igne fuit. 245 Hie tu fallaci nimium ne crede lucernae: ludicio formae noxque merumque nocent. Luce deas caeloque Paris spectavit aperto,

Cum dixit Veneri Vincis utramque, Venus;' Nocte latent mendae, vitioque ignoscitur omni, 250 Horaque formosam quamlibet illa facit: Consule de gemmis, de tineta murice lana, Consule de facie corporibusque diem!

ZOTE 7th}VT0vai , SiartQÜTTOvai , viy.cöaiv diitag , evSaiftovovaip , M(feXovai rovg fiXovs. Find. fr. 218 (239) bei Athen. XI 782 D : drix' dr&^omcov y.a/uaTCoSies o'ixovxai ixsQifxvai OTrj&icjv s^co, TisXccysi äi" SV TtoXv/^vooio TtloVTOV TlävXES lOq VEOflSV IfJSvSfj TT^OS clxTUV ' OS fliv CLXQTj-

fioiv^ a(pvs6s TOTf, 101 8^ av TtkovreovTes . . . di^ovrat if^evas d/nTtekivois ro^ois Sa/ievrss.

Hör. carm. III 21, 11 : narratur et prisci Catonis saepe mero caluisse virtus. Tu lene tormentum ingenio admoves plerumque duro (dazu das Gegenteil: carm. I 18, 3); tu sajnentium curas et arcmium iocoso consilium retegis Lyaeo ; tu spemreducismentibus anxiis, viresque et addis cornua paujjeri post te neque iratos trementi regum apices neque militum arma.

241, Theoer. 29, 1: olvos, u> (fils Tial, XiyeTac yal dldd'ea, Philochoros bei Athen.II p. 37 F. Theogn. 500: dvä^os d' otvos eSsi^e voov. Hör. sat. I 4, 89: verax Liber.

/242. artes] gemeint ist die Kirnst, sich zu verstellen, sich anders zu geben, als man in Wirklichkeit ist.

244. Sprichwörtlich. Vgl. Diogen. VI 71 : fiTi 71VO enl 7tv^. Aristoph. fr. 453 K : £7ii TivQ Se tiv^ Bot'/' fjy-sti' äycov. Ov. her. 15 (16), 229: saepe mero volui ßammam compescere. at illa crevit et ebrietas ignis in igne fuit. am. III 2, 34: in flammam flammas, in mare fundis aquas.

245 252. Doch wie der Wein leicht Liebschaften vermittelt, so hat er auch seine grossen Gefahren: Wein und Lampenlicht lassen dich leicht körper- liche Mängel des Mädchens übersehen,

also Vorsicht und hübsch bei Tageslicht geprüft, wie es Paris that.

245. Das Lampenlicht trügt nur zu leicht, in voller Beleuchtung muss sich das Mädchen dem Auge darstellen. Aehnliches bei Properz : Selbst die schönsten Liebesfreuden werden voll- ständig erst durch das ungehinderte Beschauen der nackten Schönheit (II 15, 11 : non iuvat in caeco Yener em corrumpere motu: si nescis oculi sunt in amore duces. Ipse Paris nuda fertur periise Lacaena etc.).

245. Die Lampe personifiziert; sie spielt in der Erotik eine grosse Rolle. Xvyvov uTcioTov bei Musäus im Gedicht von Hero und Leander (v. 328), in dem sie von grosser Bedeutung ist, ebenso wie in der Anthologie und den röm. Elegikern.

247. Das Parisurteil (Luc. dial. deor. 20) ist ein äusserst beliebter Gegen- stand poetischer und künstlerischer Dar- stellung und wird auch in nur andeuten- der Weise sehr gern verwendet. Vgl. Eur. Troad. 924 ff. Anth. Plan. IV 172. 182. AP. V 34, 11: d laviai 6 yQirfis 6 d'Eiöv l&ErjaaTO rcvyds,' ovxet^ di^ ovb eoiSeZp 7J\)'eIe ras TctJOTEQas. 35, 13. 68. XV 21, 12. Herond. I 34: rnv b" o^iv ola TC()6s UdQiv y.od''' co^firionv d'eal y.Qi&rjvai xaX?.orrjv. Nic. Eug. VI 620 ff.

Verg. Aen. I 27. Prop. II 2, 13: cedite iam divae, quas pastor viderat olim Idaeis tunicas ponere verticibus. Ov. her. 15 (16), 53 ff. In der ars noch I 625. 683.

249. nocte latent mendae erinnert an Catuli 62; 34: nocte latent fures. Sachlich vgl. Apost. X 90 (H p. 511) :

I 240—262.

25

Quid tibi femineos coetus venatibus aptos Eniimerem? numero cedet harena meo. 255 Quid referam Baias praetextaque litora Bais Et, quae de calido sulpure fumat, aquam?

Hinc aliquis vulnus referens in pectore dixit: "^Non liaec, ut famast, unda salubris erat/

Ecce suburbanae templum nemorale Dianae 260 Partaque per gladios regna nocente manu: lila quod est virgo, quod tela Cupidinis odit, Multa dedit populo vulnera, multa dabit.

Xv^vov d^d'evros yvvf] Tiäaa fj avtr;. Plut. praec. coni. 46 (p. 144 e). 11. Bajae (253—258).

253. venatibus zu 89.

254. Die Sandkörner dienen bildlich znr Bezeiclinung' einer unennesslich grossen Zahl. Der Vergleich ist nahe- liegend und daher uralt (Genes. 22, 17). Hom. II. IX 385 : Öoa ■K^d./na&oi re kövis TS. Pind. Ol. 2, 108: tpäujuos doif^fidi' TtEQi-ncefevysv. Catull. 7, 3. Hor. carm. I 28, 1: numeroque carentis harenae. Verg. ge. II 105. Ov. met. XI 615.

255. Die alte prächtige Stadt Bajae, in Campanien zwischen Miseuum und Puteoli gelegen, ebenso berühmt durch die Reize der Natur wie durch die Heil- kraft ihrer warmen Schwefelquellen (v. 256), gilt den römischen Dichtern als ein irdisches Elysium voll eitel Lust und Freude. Mart. XI 80 : litus beatae Veneris aureum Baias, Baias superbae blanda dona naturae, xit mille laudem, Flacce, versibns Baias, laudabo digne non saus tarnen Baias. Hor. ep. 1 1, 83: nulliis in orbe sinus Baus praelucet amoenis. Es ist klar, dass ein solcher Ort, begünstigt durch das weiche wonnige Klima bei dem beständigen Nichtsthun und Zusammenleben auf engem Gebiet Liebesabenteuer jeder Art begünstigte. Daher nennt es Ovid hier, daher ist Properz (I 11) ängstlich und eifersüchtig, dass Cynthia sich auf einer Badereise in dem gefährlichen Bajae aufhält, imd Martial (I 62) weiss gar von einer Frau zu erzählen, die als Penelope nach Bajae ging, aber als Helena zurückkam. Weiteres s. bei Becker, Gallus P 145 ff. 158. Fried- länder, Sittengeschichte II 104.

256. Die Heilkraft der warmen Schwefelquellen von Bajae wird öfters gerühmt. Vgl. z. B. Hor. ep. I 15, 6.

258. ut fania est vgl. Hor. ep. I 15, 6: dictaque cessantem nervis elidere morbuni sulpura.

12. Der Diauahain bei Ari- el a (259—262). Aricia ist eine der ältesten Städte in Latium, am Fusse des Albanerberges gelegen. Hier hatte Diana einen berühmten Hain und Tem- pel. Prop. II 32, 10.

259. templum nemorale ist eben ihr Tempel in dem heiligen Haine, für den Nemus geradezii als Eigenname im Gebrauch war: Prop. 1. 1. Cic. ad Att. XV 4, 5.

suburbanae. Aricia lag von Rom nur 16 milia passuum entfernt an der via Appia, daher ist es denn auch für die Reisenden im iter Brundisinum die erste Station (Hor. sat. I 5, 1). Ge- legenheit zu Liebesbekanntschaften mochte sich zumal bei dem Fackellauf bieten, der zu Ehren der Göttin abge- halten wurde. Vgl. über ihn Ov. fast. III 263 : vallis Aricinae silva praecinc- tus opaca est lacus antiqua religione sacer. 269: saepe potens voti frontem redimita coronis femina lucentes portat ab urbe faces. Grattius cyn. 484: spicatasque faces sacrum ad nemorale Dianae sistimus. Stat. silv. III 1, 55. So erklärt sich auch die Eifersucht des Properz (II 32, 9), wenn er daran denkt, dass Cynthia bei diesem Fackellauf die staunenden Blicke der Menge auf sich zieht.

260. Zur Erklärung vgl. Ovid. fast, ni 271 : regna (im Haine der Diana) tenent fortes manibus pedibus- que fugaces, et perit exemplo postmodo quisque suo, d. h. Oberpriester (rej' nemorensis) war ein flüchtiger Sklave [pedihus fugax), der seinen Vorgänger im Kampfe erschlagen hatte.

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Ars amatoria

Hactenus. unde legas, qiiod ames, ubi retia ponas, Praecipit inparibus vecta Thalea rotis; 265 Nunc tibi, qiiae placuit, quas sit capienda per artes, Dicere praecipuae molior artis opus:

Quisquis ubique, viri, dociles advertite mentes, Pollicitisque favens vulgus adeste meis!

Prima tuae menti veniat fiducia, cunctas 270 Posse capi: capies, tu modo tende piagas. Vere prius volucres taceant, aestate cicadae,

Maenalius lepori det sua terg-a canis, Femina quam iuveni blande temptata repugnet:

Haec quoque, quam poteris credere noUe, volet.

263—268. Uebergang zum z w e i t e n T e i 1 e. Hatte der erste ge- lehrt, wo man die Mädchen findet, so zeigt der zweite, w i e man sie ge- winnt.

263. retia zu 89.

264. Thalea die Muse der komi- schen und heiteren Dichtkunst. Verg. ecl. 6, 2. (Ueber die Schreibweise Thalea vgl. den Anhang.) imparibiis rotis vecta. Gemeint sind Hexameter und Pentameter, die als zwei ungleiche Räder gedacht werden, auf denen Thalia einherfährt. Die Elegiker lieben der- artige Umschreibungen des Begriffes 'Distichon'. Dasselbe Bild hat Ovid auch ex Pento III 4, 86. Vgl. amor. ni 1, 7.

267. Zum Ausgang des Verses vgl. Zingerle, Ovid etc. II 92.

268. pollicitis meis vgl. v. 2: hoc legat et lecto carmine doctus amet.

269-770. Zweiter Hauptteil: Die Künste, durch die ein Mäd- chen gewonnen werden kann. Das Folgende enthält dreizehn Er- fordernisse oder Anweisungen, durch deren Anwendung der Liebende zu seinem Ziele kommen wird.

269—350. Erste Anweisung: Zutraun zu sich selbst und die feste Gewisslieit, dass alle Mädchen zu haben seien, was zuerst (271—278) an einem dSvvuTov, dann (279—282) an der ana- logen Erscheinung im Tierleben, end- lich (283—340) an einer langen Reihe von mythologischen Beispielen \yeib- licher Liebesleidenschaft nachgewiesen wird. Daran schliesst sich eine Re- kapitulation des gebrachten Beweises (341—342) und die daraus resultierende Nutzanwendung (343 350).

271 ff. Das Wesen des sogenannten o/?,fia i'l dSvvdrov besteht darin, dass irgend etwas schon von Natur ganz unmögliches als weit eher möglich hin- gestellt wird als das, worum es sich gerade handelt. Die beiden häufigsten Formen sind: I. Eher wird das aller- unmöglichste sich wirklich ereignen (in der Regel eine Aufzählung von res quae fieri nequunt) ehe das eintritt, wovon gesprochen wird. IL Wer das für möglich hält (wovon gerade ge- sprochen wird), der muss auch das von Natur schon unmögliche für möglich halten (Aufzählung von solchen res, quae fieri nequunt). Dabei kann eine allgemeine Formel wie tmiUn prius [fient) die Reihe der dSvvara einleiten (so z. B. Prop. I 15, 29) oder auch ab- schliessen (Dirae 4), -vvie in ähnlicher Weise Ovid (trist. I 8, 7) den ganzen Gedanken mit dem Verse: omnia iam fient, fieri quae posse negabam zu- sammenfasst und abschliesst. Die dSi- vaxn sind in der griechischen und römischen Dichtung sehr beliebt und werden auch von neueren Dichtern gern angewendet. Vgl. ars I 747. Reich- haltige Sammlung bei Zingerle, Ovid etc. I 110—112.

271. Gerade die Cicaden werden sehr passend genannt, denn sie sind unermüdlich mit ihrem Gezirpe; bei Theokr. 5, 111 ärgern sie dadurch die Schnitter.

272. Maenalius canis. Der Mae- nalus ist ein Gebirge in Arkadien. Ov. fast. V 89. Zum Gedanken^ vgl. Theokr. 1, 135: ynl tw» y.vvas co/.aipog e/.y.oi ('und den Jagdhund zause die Hindin' Voss).

274. Der Vers bedarf keiner Er-

I 263—285.

27

275 Utque virö furtiva Venus, sie grata piiellae: Vir male dissimulat, tectius illa cupit; Conveniat maribus, ne quam nos ante rogemus,

Femina iam partes victa rogantis agat! Mollibus in pratis admugit femina tauro, 280 Femina cornipedi semper adhinnit equo; Parcior in nabis nee tarn furiosa libido: Legitimum finem flamma virilis habet. Byblida quid referam, vetito quae fratris amore Arsit et est laqueo fortiter ulta nefas? 285 Myrrha patrem, sed non qua filia debet, amavit;

klärnn^. Eine Art Illustration giebt Musäus, Hero u. Leander v. 131 : x«/. ydo Sr iji&eotait' cLTteileicoai. yvvaiy.ee (also quam poteris credere nolle), Kv- TiQiSicüv oaQcav aindyykXoi etoiv diteJ.ai {haec quoque volet).

277—280. Der Mann soll nicht un- gestüm fordern, sondern soll der bereits gewonnenen Frau die Eolle, Liebe zu heischen, überlassen.

281 f. Vgl. Prop. III 19, 2: crede mihi, vobis imperat ista {sc. libido) magis. Vos, ubi contempti rupistis frena jmdoris, nescitis eaptae mentis habere modum.

283—340. Zehn mythologische Bei- sjnele für die Liebesraserei und die bis zu unnatürlichen Verirrunge?} gehende Leidenschaft der Frauen. Der 281 f. ausgesprochene Gedanke wird in ganz ähnlicher Weise von Properz (III 19) geäussert (zu 281 f.) und ebenfalls an einer Reihe von (sechs) mythologischen Beispielen veranschaulicht. Gemein- schaftlich haben beide die Beispiele von Pasiphae, Myrrha, Medea, Klytaemnes- tra, Skylla. Ovid hat dann noch die Beispiele: Byblis, Aerope, die 7xnXkay.ri des Amyntor, Phädra, Eidothea; Pro- perz das von Tyro.

283 f. Erstes Beispiel : Byblis. Byb- lis, die Tochter des Miletus, entbrannte in heftiger Liebe zu ihrem Bruder Cau- nus und machte ihrem sündigen Leben durch Erhängen ein Ende. In den Meta- morphosen (IX 446—664) hat Ovid die Sage ausführlich erzählt: dort wird sie aber, von ihren Thränen verzehrt, in eine Quelle gleichen Namens verwandelt. Bei Parthenius (IIa) wird die Sage verschieden erzählt. Nach Nicaenetus verliebte sich Caunus in die Schwester, verliess in seinem Unglück die Heimat, und fern von ihr gründete er eine

Stadt. Und Byblis härmt sich ab nach dem Tag von Caunus ßückkehr: «vt/;

Ss yvcoTTj, oXoXvyövoe oirov sxovoa Bvß- kls aTTOTtpo 7TvX(öv Kavvov loSvQaro vöa-

lov. Die Üblichere Form der Sage ist aber nach Parthenius (1. 1.), dass Byblis in Liebe zu dem Bruder ent- brannte ; dieser floh vor ihrer sündigen Liebe in das Land der Leleger, allwo die Quelle Echeneis rieselt, und grün- dete die Stadt Kaunos. Die Schwester aber von Jammer überwältigt, zumal sie sich auch die Schuld zuschrieb, dass Caunus fern der Heimat weilte, knüpfte an einer Eiche die Schlinge auf und endete ihr Leben. Einige erzählen auch, dass aus ihren Thränen eine Quelle entstanden sei, welche sie Byblis nannten. Vgl. Nonn. XIII 557. Schol. Theoer. 7, 115. Hyg. fab. 243.

285 288. Zweites Beispiel : Myrrha. Apollod. III 183: JJarvaaaig 8e cprjai (^'ASiorivy OeiavToe ßnaiXeros 'AaavQiojv, ea^e d'vyareQa I^fivQvaf avrr] xard fifjviv 'Afpodhrjs [ov ydQ avjrjv eri/iia) iox^t T^ov TCar^os e^eora xal avvsQyov Xa- ßovaa Trjv XQOffov ayroovPTt tm iraiQi vvxrag ScöSexa avvevvdad'i] " 6 Öi, cos yjad'eTo j arcaadfiEvos to ^ifog, kSicoy.ev avrriv. rj Se Tie^ixaraXaftßavofievi] ü'eoTi Tjv^aTO dcparfjs yevead'ai.. d'eol de }<ccr- oiy.reiQavres avTTjv ek ScvSqov fierrjXXa- ^or, o xaXovai a^ivQvav. Sexafiriviaio} Si vare^ov xqovco tov äei'Ö()Ov ^ayivToe yev- rrjd'fjrai tov Xeyofievov "AScovtv. Die Sage ist im Altertum wiederholt Gegenstand poetischer Behandlung gewesen. Wir wissen z. B. von eineui Epyllion 'Zmyr- na' des C. Helvius Cinna, des Freundes CatuUa, in dem er die Liebe der Zmyrna (wie sie hier heisst), ihren Incest mit dem Vater und ihre Verwandlung dar- stellte; vgl. darüber Catull. 95. Teuffei, ß. L." I § 213. 3. Ribbeck, R. D.'^ I

28

Ars amatoria

Et nunc obducto cortice pressa latet; Illius lacrimis, quas arbore fundit odora,

Unguimur, et dominae nomina g^utta tenet. Forte sub umbrosis nemorosae vallibus Idae 290 Caudidus, armenti gloria, taiirus erat, Signatus tenui media inter cornua nigro:

Una fuit labes, cetera lactis erant. Illum Gnosiadesque Cydoneaeque iuvencae

Optarunt tergo sustinuisse suo; 295 Pasiphae fieri gaudebat adultera tauri:

p. 344. Ausführlich erzählt ist die Sag-e dann von Ovid, met. X 298—502. Verl. Prop. m 19, 15. sed non qua filia (lebet rhetorisch, vgl. Ov. uiet. IX 455: Byblis AppoUinei correpta cupidine fra- tris non soror ut fratrem nee qua de- hebat amavit u. ö.

286. Sie wurde in einen M3Trhen- haum verwandelt. Ihre beständigen Thränen sind der aus dem Baume träu- felnde balsamische Saft. Ov. raet. X 500: flet tarnen et tepidae manant ex arbore guttae.

289—326. Drittes Beispiel: Pasi- phae. Die bekannte (297) Sage erzählt Appollodor III 8: UooeiStovi d-iiov (sc. Minos) f]r^azo ravQov dvatfaviivat ix xwv ßv&iöv , y.ara&vasip vTcoaxöiievos Tov ffavtvxa. tov Se UoaeiScövos ravQov dvEVTOS avTiö öiaTT^ETtfj Tr]^ ßaai?.eiav TiaQÜ.aße. tov de lavoov ei rd ßovy.6}ua Tiifupas ed'vaev trs^ov . . . ooyiaS'tli Se avT(ö UoaeiStüv , ort /urj y.are&iae lov TavQov. rovrov /uev itr^y^icoae, Uaoi^dr^v 8e ü.&Elv eis tTii.d'vfjLiav avrov Ttaoeay.ei- aOEV. T] de Eoaa&Eiaa tov tuv^ov ovveo- yov Xa/itßdvEt /dniSaXov^ oa rjv d^/iTay.rcov

TCSIfEVywS £^ ÄdTiVtTjv ETll (fövo). OVTOS

^v?Uvrjv ßovv ETll TQoyüv y.araaxEvdaag y.al TavTT]v *y.oikdvug evSoS'ev ey.SEiQas ßovv Tr]v SoQuv TtSQitQ^a-KjJE y.al ^Eig Ev (pTZEo t'ld'iOTo 6 rav^og leificüvi ßöa- y.Ea&at Tt)v naOKfdrjv ivEßißaoEV, eX&cov Se 6 TUVQOS (o£ dXr^&ivfj ßöl avvrjl&ev' f] Se Aaritiiov lyivvrfiE tov y.Xrj&tvra MivtaravQOi'. Dramatisch dargestellt war die Sage von Euripides in den KoijTtg (bei Dindorf fr. 474. 475 a. Nauck - 471. 472). Vgl. ferner Ap. Rhod. III 1075. Anth. Pal. XIV 43. Verg. ecl. 6, 45. Prop. III 19, IIC Cretaci fastus quae passa luvend induit abicgnae cornua falsa bovis. Ov. her. 4, 57.

289. Ida, bekannter Berg auf Kreta. Paus. V 7, 6. Ov. amor. III 10, 25.

2JK), candidus. Vgl. Verg. ecl. 6,

46: Pasiphaen nivei solatur amoi'e ixivenci (vgl. 53).

Vgl. die ausführliche Beschreibung des schönen Stieres, in den sich Juppiter verwandelte, um die Europa zu ent- führen, bei Ov. met. II 852 ff. Auch da wird die schneeweisse Farbe gerühmt: quippe color nivis est. Denselben Stier beschreibt Moschos in der EvpoJTzr] (80 ff.). gloria armenti Tib. IV 1, 208: tardi pecoris sim gloria, taurus.

291. nigrum hier substantivisch: ein schwarzer Fleck. Die Alten er- wähnen es gern, wenn ein Tier ganz gleichmässig gefärbt ist, und nur au einer Stelle eine andere Färbung zeigt. Vgl. z. B. Hom. IL XXIII 454 V9m Pferde des Diomedes: to /uhv d).).o tooov

^oivi^ (rotbraun) riv, iv Se fiETCOTico Kev- y.ov a7]a liEXvy.To TiEQiT^oyßv tjvte firjvr,. Moschos, Europa (Ii, v. 84: tov Sr, rot.

TO fiiv aX).o Se/uas ^av&oyooov eay.E y.v- y.Xoi S' uoyvtfEog iieaaio fidofiaioE /.lETOJTiq), Theoer. 8, 27 wird ein Hund ^a).ao6s genannt, was der schol. erklärt : o tycov

TO J.EVy.OV EV T(Ö flETOJTlM. Vgl. aUCh

die Erklärer zu Theokr. 11, 41 (tEß^oi-, Txdaai jxr^vo^foQioi). Auch der teuer vitii- lus, den Horaz opfern will (carm. ly 2, 59) : qua notam duxit, niveus videri, cetera t'fiktis. Vgl. Ov. met. III 221,

292. lahes Makel, aber ohne tadeln- den (so ars I 514) Sinn : Fleck. In den eben citierten Stellen hiess es af]ua, nota.

293. Guosus, Krcoaoi, eine der ältesten Städte Kretas, ehemalige Resi- denz des Minos, bekannt durch das Laby- rinth. Hom. Ii. XVIII 591. Od. XIX 178.

Die Adjektivform Gnosias ist grie- chisch nicht nachzuweisen. Ovid hat sie in der ars noch I 556, wo Ariadna gemeint ist.

Cydonea iKvSorvia), ebenfalls eine uralte berühmte kretische Stadt, an der Xordküste der Insel. Hdt. III 47.

294. Die Schönheit des Stieres wird

I 286-314.

29

Invida formosas oderat illa boves. Nota cano: non hoc, centum quae sustinet urbes,

Quamvis sit mendax, Greta negare potest. Ipsa novas frondes et prata tenerrima tauro 300 Fertur inadsueta subsecuisse manu;

It comes armentis: nee ituram cura moratur

Coniugis, et Minos a bove victus erat. Quo tibi, Pasiphae, pretiosas sumere vestes? nie tuus nullas sentit adulter opes. 305 Quid tibi cura speculo montana armenta petenti? Quid totiens positas flngis, inepta, comas? Crede tarnen speculo, quod te negat esse iuvencam.

yQuam cuperes fronti cornua nata tuae! Sive placet Minos, nullus quaeratur adulter; 310 Sive virum mavis fallere, falle viro! In nemus et saltus thalarao regina relicto

Fertur, ut Aonio concita Baccha deo.

A! quotiens vaccam vultu spectavit iniquo

Et dixit Momino cur placet ista meo?

an der Wirkung geschildert, die sie aixf die iuvencae ausübt.

296. formosas denn nur you diesen hatte sie etwas zu befürchten. So wird der Stier durch dieses eine Wort mit ästhetischen Empfindungen begabt und dadurch das Heikle der Geschichte etwas veredelt.

297. Schon Homer (IL II 649) nennt Kreta eyaTouTzohi^ wenn es auch frei- lich in der Odyssee (XIX 174) von Kreta heisst: sv (f ävd'QConoi, rtokXoi^ aTtei- ^eaioi, y.al evv rxo VT a TioXrjss. Eurl- pides fr. 475 a, 3 (Dind.): K^jjttjs exa- To^iTiToXisd-Qov. Vgl. Hör. carm. III 27,33: centum potentem oppidis Creten; epod. 9, 29: centum nobilem Cretam urbibus. Ov. her. 10, 67.

298. Die Kreter standen als Lügner und Betrüger in schlechtem Rufe. Vgl. den bekannten Vers des Epimenides: Kpfirss del xpevarai. xaxd d'rjQta^ yaari^es rlQyal. Auch das Sprichwort (Suidas sub xcLTiTia) : TQia xärtTia •xdxiara, KaTiTta- Soy.ia K^^TT] y.cu KiXiy.ia. Vgl. Suid. SUb

yiQrrtit,Eiv. Zenob. IV 62 (I 101 v. L.) Plut. Lys. 20. Ov. am. III 10, 19.

299. Mau beachte, wie in den Bei- worten novas und tenerrima höchst wirkungsvoll die Zärtlichkeit von Pa- siphaes Liebe zum Ausdruck kommt: sie kann ihrem Liebling nicht liebes genug anthun; sie vergisst ganz ihre persönliche Würde {ipsa).

301 f. Dieser Zug nicht ohne Be- deutung. Dass sie um des Stieres willen den Gatten vergisst, erweckt einerseits unser Mitleid mit ihm, andrerseits ver- anschaulicht es aufs beste die Macht von Pasiphaes unseliger Leidenschaft, eben wieder durch die Wirkung, die sie aus- übt. Anders, aber in der Wirkung ähn- lich ist Hör. carm. I 1, 25: manet sub Jove frigido venator tenerae coniu- gis immemor.

303 ff. Die Verse erinnern etwas an Prop. 12, Iff. Formell vgl. Hör. sat. I 6, 24 : quo tibi, Tilli, sumere de- posituni clavum fierique tribuno?

Nichts in der That kann besser die unselige Verirrung der Pasiphae ver- anschaulichen, als wenn geschildert wird. wie sie, um dem Stiere zu gefallen, sich putzt und wieder und wieder den Spiegel befragt. Abstossend, aber die Schilde- rung auch hier wieder meisterhaft. Mau beachte auch, wie fein (wenn auch wieder echt rhetorisch) die Erwähnung des Spiegels weiter verwertet wird (307 f.).

312. Vgl. III 710. Aonia ist der alte, mythische Name Boeotiens (Callim. Del. 75 Nonn. IV 337), die Aonides da- her die Musen (Ov. met. V 333), der Aonius deus (auch noch ars 11 380) also Bacchus, dessen Mutter Semele in Thebeu wohnte. Vgl. ars III 547. her. 10,48: qualis ab Ogygio concita Bacclm deo.

314. domino s. zu 322.

30

Ars araatoria

315 Adspice, ut ante ipsum teneris exultet in herbis! Nee diibito, quin se stulta decere putet/ Dixit, et ingenti iaradndum de grege duci

lussit et inmeritam sub iuga curva tralii. Aut cadere ante aras commentaque sacra coegit 320 Et tenuit laeta paelicis exta manu. Paelicibus quotiens placavit numina caesis Atque ait exta tenens 'ite, placete meo!* Et modo se Europen fieri, modo postulat Ion, Altera quod bos est, altera vecta bove. 325 Hanc tamen inplevit, vacca deceptus acerna, Dux gregis, et partu proditus auctor erat. Cressa Thyesteo si se abstinuisset amore, (Et quantumst uno posse calere viro!) Non medium rupisset iter curruque retorto 330 Auroram versis Phoebus adisset equis. Filia purpureos Niso furata capillos

317. ianidiidum was schon längst hätte geschehen müssen, also 'schleu- nigst'. Vgl. II 457.

319. commenta 'erlogen' : in diesem Falle war das Opfer nicht sacrum, sie brachte es nicht, um der Gottheit zu gefallen, sondern um zum Ziele ihrer sündigen Begierde zu kommen. Dem widerspricht natürlich placavit numina (321) nicht.

322. ite placete meo mit bitterer Ironie, wie solcher Imperativ häufig ge- braucht wird. Vergl. ecl. 1, 73 : insere nunc. Meliboec. piros, pone ordine vitis.

322. Soweit vergisst sich Pasiphae, dass sie den Stier mit den erotischen Koseworten dominus (314, vgl. Ov. amor. III 7, 11: et mihi blanditias dixit do- minumque vocavit) und mens beneuut, Met. XIV 761: 0 mea.

323. Europa. Schol. Ven. zu Ilias XII 292: EvQüjnrif rr^r 'Polviy.oi (nach andern ist sie die Tochter des phöui- zischen Königs Agenor, z. B. Hdt. IV 147,

vgl. Apoll. III 2) Zsii d-aaadfievos tv Tivi XeifiäJyi (.itTo. Nv/iiffu>v uvQt] dva- Xeyovaav ^^daO'r] y.al y.axt'f.d'wv rjlla^sr eavTov eis lai-^ov xal a.To rov aröfiaTos XQÖy.ov tTtvei. ovrco re irjv Evoojnrjv d7iar/;aas eßdaraae yai Siajto^&fievaas eis KqrjTr^v ef-äyr] avri] ...'// laroqia Tiap' 'Hai6S(o (fr. 209 Goettl.*^) ^lal Bay./vUdu (fr. 10 Blass).

Poetisch ist die Sage mehrfach dar- gestellt (vgl. auch Paus. IX 5, 8: ö Sh TU iTCTi xd es EvQ(07trjv TioiTjqas)-^ ich

erwähne Moschus I (II). Ovid. met. II

836 ff. (her. 4, 55), fast. V 605 ff. Hör. carra. III 27, 25 ff. Vgl. auch Luc. dial. deor. mar. 15. Ferner die ausführliche Be.schreibung eines Gemäldes, das Eu- ropas Entführung darstellt, bei Achill. Tat. I 1.

Ion s. zu V. 77 und vgl. noch Luc. dial. deor. 3.

325. acernns, das Adjektiv zu acer, der Ahorn. Zur Sache vgl. die An- merkung zu 289 und Suet. Nero 12: inter pyrrhicharum argumenta taurns Pasiphaen ligneo iuvencae simulacro ahditam iniit.

326. partu: Pasiphae gebar den Minotaurus : zu 289.

327 330. Viertes Beispiel : Aeropc. Sie Avar die Enkelin des Minos (daher Cressa), zuerst mit Pleisthenes. dann mit Atreus vermählt und von ihm Mutter des Agamemnon iiud Menelaus. Später buhlte sie mit Thyestes. Vgl. Eur. Orest. 1009: liy.r^a re Kotjaous 'AepÖTias Sofias bohoiai ydfiois. Hjg. fab. 86.

329 f. Vgl. Eur. Or. imi -.od-sv eQis To re TirepcoTov dXiov fietißakev üofia, rdf tt^os torcepav y.k/.ev&ov ovpa- vov 7tooaaof.i6aaaa (.lovoTitol.ov es Äüj. Iph. faur.' 192. Ov. trist. II 391: si non Acropen frater sceleratus anlasset, aversos Solis non legeremus equos. Goethe, Iphigenie I 3: Du wendest schaudernd dein Gesicht, o König: So wendete die Somi' ihr Antlitz weg und ihren Wagen ans dem eicgen Gleise.

331 332. Fünftes Beispiel : Skylla. ApoUod. III 210: Mtpcos Meyaoa elXe

I 315—337.

31

Pube premit rapidos inguinibiisque canes. Qui Martern terra, Neptimum eflfiigit in uiidis,

Coniugis Atrides victima dira fuit. 335 Cui 11011 defletast Ephyraeae flamnia Creusae

Et nece iiatorum sanguiniilenta parens? Flevit Amyntorides per inaiiia liimina Phoenix;

Niaov ßaaiksvovTOi tov IlnvSioroi . . . OLTii&ave Se xal Niooi äin O'vyaroos Tt^oSooiav. e^ovri yd^ aimö itOQffVQeav

d'siorjs r^f x^rjOfios TEkevcrjoai. /) Öe d'vya.zrjQ avxov —xi'XXa s^aad'sTaa Mivcooi s^elks T^v TQixa. Mivms Öe Msyd^iov x^arrjoag xal tf]v y.ö^rjv rFjs TT^vftprjs Tcöv Ttoöcö-y sxSrjOus vnoßQvxiov tnoirjae. Vgl. Paus. I 19, 4. Aescli. Choeph. 613 fi". (bei dem aber nicht Liebe, son- dern Habsucht das Motiv zu Skyllas That ist). Ausführlich dargestellt ist dann die Sage in dem (fälschlich dem Vergil zugeschriebenen) Gedichte Ciris (vgl. Eibbeck, RD. ' II 350 ff.) und bei Ovid, met. VIII 6-151. Vgl. auch Prep. III 19, 21 ff. IV 4, 39. Verg. ge. I 404 ff.

332. Skylla wurde zur Strafe in den Vogel Ciris vervpandelt und lebt mit dem Seeadler, in den ihr Vater verwandelt wurde, in beständiger Feind- schaft. So in den zu 321 citierten Stellen. Die Dichter verwechseln aber Skylla, die Tochter des Nisus, nicht selten mit dem aus der Odyssee (XII 80 ff.) be- kannten Meerungeheuer, welches ur- sprünglich eine Tochter des Phorkus sein sollte und von Circe aus Eifersucht in das Ungeheuer mit Hunden am Unter- leibe verwandelt wurde. Ov. met. XIV 52 ff. Cic. Verr. V 146. Die Ver- mischung der beiden wie hier auch bei Prop. IV 4, 39: quid mirum in patrios Scyllam saevisse capülos candidaque in saevos mguina versa canes? Verg. ecl. 6, 74: Scyllam Nisi, quam fama secuta est Candida succinctam latranti- bus mguina monstris etc. Dazu vgl. Ciris 54 ff.

333 f. Sechstes Beispiel : Clytae- mnestra. Die Geschichte von der Buhl- schaft der Clytamuestra mit Aegisth und der Ermordung Agamemnons ist allbekannt und ein überaus häufiger Gegenstand poetischer Darstellung. Vgl. in der arsII399ff. Hom. Od. III 256 ff. IV 512 ff XI 405 ff Dann wichtiges Motiv der griech. Tragödie. Vgl. Prop. m 19, 19. Formell vgl. auch Hom.

Od. XI 406 (Agamemnon spricht zu Odysseus in der Unterwelt): ovr ifü y'' tv vrjsaoi UooeiÖdcov idäfiaaaev o(?(J«s aQyaXeaiv dva/niov dueya^rov dvx/n'^v, ovre fi dvdQOiot uvd'psg kSrjXrjaavT ircl yj^oov, dXXd fioi Aiyia&os rev^as ■d'dva' rov TS fto^ov l'/tra avv ovXofikvj] dXöxtp, oixovSs y.aXioaai^ SstTtviaaag, cog rig T^ xaTsarave ßovv eni ifdTvrj.

335 f. Siebentes Beispiel: Medea. Jason, derLiebe zuMedea überdrüssig,will sich mit der korinthischen {Ephyraeae) Königstochter Creusa vermählen. Um sich zu rächen, tötet Medea die Braut durch ein vergiftetes Gewand, das ihren Körper verbrennt [flamma) und tötet die eigenen Kinder, um sie nicht dem Jason zurückzulassen. Vgl. II 381 f. III 33. Hauptdarstellung: Euripides' Medea. Wie bekannt ist auch diese Sage unzählige Male poetisch dargestellt oder verwertet worden. flamma steht in Doppelsinn: die wirkliche Flamme und die Liebesglut (vgl. zu II 301). Derartige Wortspiele liebt Ovid, vgl. fast. III 545 f. Ephyra 'h'fi'^a, der alte Name für Korinth, öfters bei Dichtern, z. B. Hom. II. VI 152. Theokr. 28, 17. Ov. met. II 240.

337. Achtes Beispiel: Die rcaXXay.i] des Amyntor. Die Erklärung giebt Hom. IL IX 447 ff. und eine bei Apollodor (III 175) erhaltene (auf ein euripideisches Drama zurückgehende) weniger bekannte Sage: <I'oiii^ 6 Afivi^ro^os . . . vtzö tov TiaT^ds szvfXiöB'r] aaTay,'£var(utvr]s (f&o- ouv fPd'Lag rrjs tov Trar^og naXXaxiSoa. Vgl. Hieronymus hei Suidas s. v. '^4*'«- yv^daios-.ToiTov (sc. daemonis Anagyrasii)

Se TIS s^ty.oif'S t6 äXaos. u de tcö vliö

avTov ETliuljve (machte in ihn rasend

verliebt) T/;r naXXayctjv ijrig fir) Sviuuirt] ayfineloai top TtalSa SiißaXev cog datXyij

TCÖ TiaTQi. 6 Se ETirj^wotv (blendete)

avTov y.al iyxaTMy.oSöfirjOer. eTii Toi'XOiS. xal 6 TiaTfjQ eavTov dvrj^TriOev, /} ^e- TtaXXay.i] sig f^eao favxrjv t^^ixf'sv.

Also wieder ist es die Liebesleiden- schaft einer Frau (der TraXXaxr'i . des Amyntor), welche das Unheil anstiftet.

32

Ars amatoria

Hippolytum pavidi diripuistis equi. Quid fodis inmeritis, Phineu, sua lumina natis? 340 Poena reversurast in caput ista tuum. Omnia feminea sunt ista libidine mota:

Acrior est nostra plusque furoris habet.

Ergo age, ne dubita cunctas sperare puellas!

Vix erit e multis, quae neget. una tibi.

345 Quae dant quaeque negant, gaudent tarnen esse rogatae;

Ut iam fallaris, tuta repulsa tuast.

Sed cur fallaris, cum sit nova grata voluptas,

Et capiant animos plus aliena suis? Fertilior seges est alienis semper in agris, 350 Vicinumque pecus grandius über habet.

Sed prius ancillam captandae nosse puellae

Das Beispiel ist sachlich sehr verwandt mit dem folo'enden.

338. Neuntes Beispiel: Phädra. Hippolytus, der Sohn des Theseus, wird von seiner Stiefmutter gelieht, ohne dass sie den keuschen Jüngling sich willig machen kann, weshalb sie ihn beim Vater verleumdet. Ein aus dem Meere aufsteigender Stier macht seine Pferde scheu [jMvidi], die ihn zu Tode schleifen. Apoll, epit. 1, 18 f. Euripi- des' Hippolytus, und sonst sehr oft.

pavidi Eur. Hipp. 1218: evü-vs Sk TttöXois Seivos kfiniTtrsi (foßos [Tirorj&EVTcov

Ss TCüf ITtTTOIV Apoll. 1. 1.).

339 f. Zehntes Beispiel: Eidothea. Phineus, der König von Salmydessos, war vermählt mit Kleopatra, der Tochter des Boreas und der Oreithyia, und hatte aus dieser Ehe zwei Söhne. Später verstiess er die Kleopatra (Ovid. rem. am. 454: cessit ab Idaea coniuge victa prior) und nahm Idaea oder Idothea zum "Weibe. Diese bestimmte den Phineus aus Eifersucht gegen Kleopatra, die beiden Söhne zu blenden und in ein Grabgewölbe einzusperren. Apollod. III 200. So dient sie dem Ovid als letztes Beispiel für die unnatürlichen Verirrungen weiblicher Liebesleiden- schaft. Die Sage ist bekannt aus Soph. Ant. 966 ff.

340. Zur Strafe wurde Phineus selbst geblendet. Vgl. schol. Apoll.

Rhod. II 178: sTcriQOJ&T] Sh Tai bweis 6 (fiivsvs . . . y.aru efiovg, Sri etib- ßovXtvae IJeQOel. —ofoxXfis Sh (vgl. Anh. zu 339), ön toi)»' ty. KleorcdT^as vlovs exv(fku)OBv ^'Oa^d'ov xai K^äfißiv^

TTsia&eis dtaßolali 'Idaias r^s avrcör fiTjr^viäi. Darüber auch Apollod. I 120. Bekannt ist auch die andere Strafe des Phineus , dass die Harpyien ihm die Speisen rauben und den Rest besudeln, so dass er von immerwährendem Hunger gequält wird. Aesch. Eum. 46 ff. Verg. Aen. III 212 ff.

341 350. Rekapitnlatioyi des durch die zehn mythischen Beispiele gebrach- ten Beweises und daraus resultierende Nutzamvendung.

346, tnta d. h. du hast nicht irgend- welche Unannehmlichkeit zu befürchten, weil sich eben jedes Mädchen ge- schmeichelt fühlt, selbst wenn sie wirk- lich gegen alles Erwarten dir einen Korb geben sollte.

347—350. Der eben wenigstens als möglich zugegebene Fall, dass ein Mädchen sich weigert, wird sofort wieder abgelehnt und schon durch die allgemein giltige Erfahrungsthatsache widerlegt, dass das Neue und die Abwechselung lockt: so wird ein Mädchen gern der 710V a voluptas, eben weil sie grata ist, nachgeben. Das Fremde, Unge- wohnte reizt eben gerade, illustriert an zwei ländlichen Beispielen.

350. Sprichwörtlich, vgl. Her. sat. I 1, 110: aliena capella gerat distentius über. Mehr im Anhang.

351—398. Zweite Anweisung: Du musst dich mit ihrer Zofe gut stehen. Das ist von grossem Wert (—354) und durch Versprechen und Bitten leicht zu erreichen (—356), Durch sie erfährst du die für dein Vorhaben günstigen Zeitpunkte (—374); sei aber

I 338—373.

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Cura Sit: accessus molliet illa tiios; Proxima consiliis dominae sit iit illa, videto,

Neve pariim tacitis conscia fida iocis; 355 Hanc tu pollicitis, haue tu corrumpe rogando:

Quod petis, ex facili, si volet illa, feres. Illa leget tempus (medici quoque tempora servant),

Quo facilis dominae mens sit et apta capi. Mens erit apta capi tum, cum laetissima rerum 360 Ut seg-es in pingui luxuriabit humo;

Pectora dum gaudent nee sunt adstricta dolore,

Ipsa patent: blanda tum subit arte Venus; Tum, cura tristis erat, defensast Ilios armis:

Militibus gravidum laeta recepit equum. 365 Tum quoque temptandast, cum paelice laesa dolebit:

Tum facies opera, ne sit inulta, tua. Hanc matutinos pectens ancilla capillos

Incitet et velo remigis addat opem Et secum tenui suspirans murmure dicat: 370 'At, puto. non poteras ipsa referre vicem/ Tum de te narret, tum persuadentia verba

Addat et insano iuret amore mori. Sed propera, ne vela cadant auraeque residant:

vorsichtig, wenu du beabsichtigst, dich mit ihr selbst in erotische Abenteuer einzulassen ( 398.)

353 f. Also die Lieblingszofe der Herrin, der sie am meisten vertraut, auf deren verschwiegene Treue Ver- lass ist.

357—374. Die Zofe kann dich über die geeignete Zeit orientieren, deren Wichtigkeit beiläufig durch das Analogon aus der ärztlichen Praxis 'jLi^^-W 'betont wird (357). Solche günstigen C Zeitpunkte sind aber erstens, Avenn sie fröhlich und guter Dinge ist (—364), und zweitens, wenn sie eifersüchtig ist (-374).

359. rerum zu 213.

364. gravidum dieselbe Vorstellung z. B. bei Prop. IV 1, 42: abieyni veuter aperhis equi. Verg. Aen. II 237: scandit fatalis machina muros feta armis.

laeta vgl. Verg. Aen. II 238 : pueri circum innuptaeque puellae sacra canunt funemque manu confingere gaudent.

367. ancilla nämlich die ornatrix, vgl. zu III 239. Hier ist also eine ganz freundliche Behandlung der orna- trix durch die Herrin vorausgesetzt, sie iinterhält sich mit ihr während der Morgentoilette. Dabei benutzt dann die

Ovid, ars amatoria ed. Brandt.

dienstfertige Zofe die momentane Ver- stimmung (374) der Herrin über die sei es nun wirklich vorhandene oder nur in ihrer Eifersucht bestehende paelex (365) und weiss den neuen Lieb- haber recht einschmeichelnd zu em- pfehlen und von der Glut seiner Liebe zu reden.

368. Das Bild erklärt sich leicht. Das vcliim ist die schon bestehende Eifersucht, sie ist das Segel, durch ■welches das Schifflein ihrer Liebe be- reits einen andern Kurs einschlägt ; die Zuflüsterungeu der ornatrix sind nuu das Ruder, das die Thätigkeit des Segels unterstützt und das Schifflein vollends dem neuen Galan zusteuert.

370. vicem referre d. h. gleiches mit gleichem vergelten, durch ähnliche Untreue. So leitet die Zofe sehr ge- schickt auf den neuen Freund hin.

373. Das Bild von 368 wird bei- behalten, nur dass die vela hier ziinächst noch von aurae unterstützt sind. Eile, damit nicht beim Nachlassen {residant) des dir günstigen Windes {aurae) das Segel schlaff zusammenfalle {cadant). Beide bildliche Wendungen gehören also zusammen und bilden in der bekannten Form des votsqov i^tqöteqov nur eine 3

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Ars amatoria

Ut fragilis glacies, interit ira mora. 375 Quaeris, an hanc ipsam prosit violare ministram? Talibus admissis alea grandis inest. Haec a concubitu fit sedula. tardior illa;

Haec dominae munus te parat, illa sibi. Casus in eventust: licet hie indulgeat ausis, 380 Consilium tarnen est abstinuisse memn.

Non ego per praeceps et acuta cacumina vadam,

Nee iuvenum quisquam me duce captus erit. Si tarnen illa tibi, dum dat recipitque tabellas, Corpore, non tantum sedulitate placet, 385 Fac domina potiare prius, comes illa sequatur Non tibi ab ancillast incipienda Venus. Hoc unum moneo, siquid modo creditur arti,

Nee mea dieta rapax per mare ventus agit: Aut non temptaris aut perfice! tollitur index, 390 Cum semel in partem criminis ipsa venit;

Umsclireibung für: dass der günstige Zeitpunkt nicht ungenützt Torüber- gehe. Schmiede das Eisen, so lange es warm ist.'

374. Denn ira furor brevis est (Hör. ep. I 2, 62, wo freilich mehr furor be- tont wird).

375—398. Eine beiläufige Erörte- rung der Frage, ob es sich empfiehlt, zu dem Zwecke, die Zofe sich noch dienstwilliger zu macheu, sich mit ihr in intimen und intimsten Umgang ein- zulassen. Ovid lässt die Frage unent- schieden, rät aber im allgemeinen da- von ab.

376. alea, das Wurf elspiel und dann mit leicht verständlicher Metapher das Wagnis, Risiko. Vgl. Caesars Ausspruch, als er den Rubiko überschritt: iacta alea est (Suet. Caes. 321 Hör. carm. II 1, 6: periculosae plenum opus aleae (Pollios Geschichtswerk). Liv. I 23, 9 u.o.

381. Bildlich von übereiltem und dabei waghalsigem Beginnen, praeceps substantivisch wie Hör. sat. II 3, 292: casus medicusve levurit aegrum ex prae- cipiti. Juven. I 1, 149: omne in prae- cipiti vitiiun stetit. Vgl. IV 10, 107.

383. In solcher Thätigkeit erscheint z. B. die gefällige ornatrix Xapc bei Ov. amor. I 11 und 12. Diese Elegieen belehren uns auch über den Inhalt solcher tabellae.

388. Ein überaus häufiges Bild. Schon bei Homer: Od. VIII 408. Eur. Troad. 419. 454: ödJ &oais avoan fi^£-

ad'ai aoi T«(J', ft) fiavTef ("ra^. Theokr. 29, 35: fd de lavra (ffor^v dve/noian' t.-TiTooTir^s. Dann auch den römischen Dichtern sehr geläufig, ars I 634. rem. 286. Catull. 3U, 10. Hör. carm. I 26, 2: tradain jjrotervis in mare Creticum portare ventis. Tib. I 4, 22. Stat. Ach. II 286. Ov. amor. II 16, 46. trist. I 8, 35 f. Eine reiche Parallelensammlung giebt Ziugerle. Ovid etc. I 39 If. rapax ventus entspricht d^m homerischen (Od. VTTT 408): ucfao rd (ftQOiev av aQTcä- "iaaai ueXXui.

Bei der ganzen nicht eben erfreu- lichen Auseinandersetzung über die et- was heikle Frage erinnere man sich, dass dem Dichter selbst der zu intim gewordene Verkehr mit der allzu willigen Zofe Cj-passis einmal schlecht bekommen ist, wenn es auch gerade inOvids amores sich nur in den allerseltensteu FäUen um ein wirkliches Erlebnis handelt. Amor. I 8: Ponendis in mille modos perfecta Cypassi, comere sed solas digna, Cyjjassi, deas, et mihi iucunde non rus- tica cognita furto, apta quidem domi- nae, sed niagis apta mihi , quis fuit inter nos sociati corporis index? Sensit concuhitus undc Corinna tuos? u. s. w. Dann würde auf v. 380 ein ganz anderes Licht fallen. Vgl. dazu auch Prop. III 15.

390. Wenn du auf halbem Wege stehen bleibst, kann dich die ornatrix leicht verraten : ist sie aber mitschuldig geworden, wird sie sich hüten, zu plan-

I 374—405.

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Non avis iitiliter viscatis effug-it alis, Non bene de laxis cassibus exit aper.

Sauciiis arrepto piscis teneatur ab hämo: Perprime temptatam nee nisi victor abi! 397 Sed bene celetur! bene si celabitur index, Notitiae suberit semper amica tuae.

Tempora qui solis operosa colentibns arva, 400 Fallitur, et nautis adspicienda putat; Nee semper credenda Ceres fallacibus arvis, Nee semper viridi concava piippis aquae, Nee teneras semper tutum captare puellas: Saepe dato melius tempore fiet idem. 405 Sive dies suberit natalis, sive Kalendae,

dem. Sie ist danu gefangen und kann sich nicht losmachen, was an drei ana- logen Beispielen aus dem Naturleben veranschaulicht wird.

391. viscatus mit Vogelleim [vis- aim) bestrichen, durch V. gehemmt.

7ion utiliter nicht zu seinem From- men, d. h. überhaupt nicht. Nicht die einfache Thatsache wird negiert {non effwjit) sondern die Folge der momentan als möglich gedachten Thatsache, damit aber diese selbst.

392. laxis gertäumig. als Beiwort von cassis auch bei Verg. »i^i^^iy ■^'^'?'

394. perprime in derb erotischem Sinne: 'setze ihr tüchtig zu'.

395 f. Vgl. den Anhang.

398. Die Freundin wird immer deiner Bekanntschaft unterworfen sein, d. h. du wirst von allem, was sie redet und thut, unterrichtet sein, also die Zofe wird dir als Kundschafterin wertvolle Dienste leisten. Dadurch wird zum Folgenden geschickt übergeleitet.

399—436. Dritte Anweisung. Du musst die günstigen und ungünsti- gen Zeitpunkte genau kennen. Die Wichtigkeit, die passende Zeit ab- zuwarten, wird zunächst wieder durch zwei Vergleiche aus der Natur veran- schaiilicht (—402), an die sich dann erst die daraus resultierende Schluss- folgerung anschliesst (—404), ehe der Dichter imgünstige Zeitpunkte erörtert f 412) und günstige ( 416). Eine besondere Besprechung finden dann die Gelegenheiten , da das Mädchen Ge- schenke haben will ( 436).

399 f. Construiere : qui putat tem-

pora solis operosa arva colentibns et nautis adspicienda (esse), fallitur.

Eine solche verschränkte Wortstel- lung (Hyperbaton) ist in der Dichtung nichts seltenes. Theokr. 29, 3 : y.ijyco ftev

(fQevLov IqUo y.tar er fiv/V. Kallim. fr. 445 (II 612) : oiS' o&sr olSev oSevei d-vt]T6s rhr'i^. Mehrfach hei Catull : vgl. 14, 21. 44, 9. 64, 184 etc. Hör. sat. I 5, 72. II 3, 211 etc. Prop. II 15, 50. Und so noch viele Beispiele. Vgl. Schneider, Callimachea I 429. Schmidt, Rhein. Mus. 26, 180.

401. fallacibus mit bekannter Per- sonifikation. Der Erde vertraut der Säemann seine Saat an, und diese lässt seine Hoffnungen entweder in Erfüllung gehen oder täuscht sie, ist also fallax; vgl. 450.

Besonders anschaulich ist das Bild durchgeführt bei Hör. carm. III 1, 30: fundusque mendax, arbore nunc aquas cidpanfe, nunc torrentia agros sidera, nunc hiemes iniquas. Ovid fast. IV 645 : saepe Ceres primis dominum falle- bat in herbis. Hör. epist. I 7, 87: spem mentita seges. Tib. II 3, 62. Vgl. med. fac. 3.

401. Ceres in bekannter, häufiger Metonymie für ihre Gabe (Cerealia mn- nera med. fac. 3); vgl. Hör. carm. III 24, 13.

405. Der Geburtstag wurde bei den Römern zunächst mit einem Opfer für den Genius gefeiert; man lud ferner Freunde zu einem Male ein, empfing Glückwünsche und Geschenke; vgl. 417. Marquardt, Privatleben I 244.

Das Folgende bietet der Erklärung nicht geringe Schwierigkeiten. Nach 3*

36

Ars amatoria

Quas Venerem Marti continuasse iiivat, Sive erit ornatus, non, ut fuit ante, sigillis,

Ovids Ausdruck (vgl. zu 406) kann nur dei erste April gemeint sein. Dass an diesem Tage die Mädchen beschenkt wurden, ist sonst nicht überliefert. Es war der Festtag der Venus Verticordia und der Fortuna Virilis; vgl. die aus- führliche Beschreibung bei Ov. fast. IV 133 162. Ein Tag, an dem man den Frauen herkömmlicher Weise Geschenke gab, war dagegen der erste März, wie mehrfach überliefert wird (vgl. z. B. Plaut, mil. glor. III 1, 99 (690). Mart. V 8-4. Lygd. I 1). Wenn nun Ovid hier nicht diesen Tag sondern den ersten Aprü angiebt, so wird das nicht auf einem Irrtum beruhen, was immerhin möglich wäre, sondern er wird es mit guter Absicht gethau haben, weil am ersten März au der Feier der Matro- nalien schwerlich die hier einzig ge- meinten Demimondainen teilnehmen durften. Dazu passt gut, dass er fast. rV 134 ausdrücklich hervorhebt, das Fest am ersten Aprü werde auch von denen begangen, qius viitae lonyaque vestis übest (zu ars I 31f.l. Die Er- klärung wird sich demnach an unserer Stelle bei der Annahme des ersten April zii beruhigen haben. Dazu stimmt ferner, dass dieser Tag auch von niederen Mäd- chen gefeiert wurde, zum Teil auf recht zweifelhafte Art; vgl. fast. Praen. p. 390: freqiienter mulieres supplicant Fortunae Virili, humiliores etiam in balineis, quod in iis ea i^artc corporis utique viri nudantur, qua feminarum at'atia desideratur. Vgl. dazu Preller KM 3 I 449. Peter im Anh. zu Ov. fast. IV 133. 160. Die Erklärung wird natür- lich dadurch nicht hinfällig, dass wir nicht anderweit nachweisen können, dass die Mädchen an diesem Tage Geschenke empfingen. Dass die hier gemeinten Damen bei allen nur möglichen Gelegen- heiten für Geschenke empfänglich waren, ist an und für sich klar, und dass sie an einem Tage, der ihnen ganz offiziell gehörte, solche mit ziemlicher Sicher- heit erwarteten, kann auf einem still- schweigenden Vertrage beruhen, an dessen Wahrscheinlichkeit zu zweifeln, nicht der mindeste Grund vorliegt.

406. Ganz ähnlich ist fast. IV 130: (Venus) Marti continuata sno. Eine natürliche Interpretation kann hier nur

den ersten April bezeichnet finden. Wie aber der März dem Mars heilig ist (Ov. fast. III 76 etc.), so ist der April der Monat der Venus (ib. IV Iff.). Vgl. Auson. dist. de mens. (p. 98 Peiper) :

Aeneadum yenetrix vicino nomen Aj)rili das Venus: est Marti namquc Aphrodite comes.

407 f. Höchst schwierige Verse, deren Erklärung nicht Anspruch auf Unfehlbarkeit machen kann. Der Zu- sammenhang lehrt zunächst mit Sicher- heit, dass es sich um einen regelmässig wiederkehrenden Termin handelt. Diesen bezeichnet der Dichter, für seine Zeit- genossen sicher deutlich genug, für uns aber recht unklar, dadurch, dass er sagt, an diesem Tage (oder Tagen?) seien im Circus königliche Schätze deponiert, nicht aber wie früher, sigilla. Dabei denkt man unwillkürlich an die sigilla- ria, kleine- Figuren und Puppen aus Thon, wie man sie in der Saturnalien- zeit sich gegenseitig schenkte (Macrob. I 11, 1). Vielleicht ist nun sigilla hier in weiterem Sinne zu verstehen, umfasst vielleicht auch all die anderen Kleinig- keiten, die man sich an den Saturnalien schenkte, über die wir durch Martials XIV. Buch näher unterrichtet sind ; vgl. auch V 18. VII 53. Sigilla hätte dann der Dichter gesagt, weil diese ursprüng- lich wohl allein geschenkt wurden, so dass sich der frühere Name auch für die spätere Mannigfaltigkeit der Ge- schenke verwenden Hess. Wenn die Er- klärung bis hierher das Richtige trifft, scheint mir dann sehr beachtenswert, dass diese Saturnaliengescheuke nur Kleinigkeiten ohne grossen Wert, also nicht teuer waren. Daraus würde es sich erklären, dass der Dichter vor dem Tage, an dem die sigillaria geschenkt Averden, nicht warnt, sondern vor einem andern, an dem es sich um kostbarere Geschenke handelt : nicht vor dem (früher liegenden) Termine der sigillaria, .son- dern vor dem der opcs reguni nimm dich in Acht. Mithin bezeichnet erst V. 408 den eigentlichen dies ater, dessen Ge- fährlichkeit durch den Gegensatz zu dem relativ harmlosen in 407 bezeichneten Termine nur um so anschaulicher her- vorgehoben -vAdrd. Gemeint wäre dann in 408 der Neujahrstag, von dem die

I 406—417.

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Sed regiim positas Circus liabebit opes, Differ opus! timc tristis hiemps. Urne Pliades instant, 410 Tnnc tener aequorea mergitur Haedus aqua. Tunc bene desinitur; tnnc, siquis creditur alto,

Vix tenuit lacerae uaufraga merabra ratis. Tu licet incipias, qua flebilis Allia luce

Vulneribus Latus sanguinulenta fuit, 415 Quaque die redeunt rebus minus apta gerendis

Culta Palaestino septima festa Syro. Magna superstitio tibi sit natalis amicae,

Sitte der Geschenke bekannt ist (Nach- weise im Anhang). Diese Geschenke müssen mit fortschreitendem Luxus bis- weilen sehr kostspielig gewesen sein, so dass dadurch der Neujahrstag für den Liebenden zu einem dies ater vrurde. Aber was hat mit alledem nun der Circus zu thun? Circus ohne näheren Zusatz bezeichnet den Circus Maximus und wir haben vorläufig keinen Grund, hier eine andere Erklärung anzunehmen (doch vgl. den Anh.). So würde sich die Annahme als möglieh ergeben, dass zur Zeit der Saturnalien und vor dem Neujahrstage im Circus (Maximus V) eine Art Messe oder Jahrmarkt statt- fand, wo die zu Geschenken dienenden Sachen, zum Teil kostbarster Art [regum opes) ausgestellt waren [positas). Die

f/aaiXixd /ir;yc<i'ijuara, die LucuUus im

Circus Flamiuius aufstellte (Plut. Luc. 37), nützen uns nichts, da es sich bei Ovid um einen regelmässig wiederkeh- renden Termin handelt.

409—412. Die beiden eben ge- nannten unglücklichen Tage des Liebes- kalenders erhalten zwei Analoga aus der Nautik, wobei aber nicht genaue chronologische Uebereinstimmung er- strebt Avird.

409. Pliades, nleiäSss, rein latei- nisch Fer^iZme, das Siebeugestirn; sein Untergang (8.— 11. November) bedeutet das Ende der Schiffahrt (vgl. 412) und bringt winterliche Stürme. Plin. bist. nat. XVIII 69, 280: namque vergiliae pricatim attinent ad fructus, ut quartim exortu acstas incipiat, occanu hiemps etc.

instant sie drohen, bringen Gefahr, eben bei ihrem Untergange; ihr Auf- gang bedeutet dagegen den Einzug des Frühlings (vergiliae) und den Beginn der Schiffahrt {TrhiäSsg). Vgl. Athen. XI 489 e, 490 a.

410. Haedus meist haedi, ioi^oi,

die Böckleiu. Der Singular z. B. auch bei Hör. carm. III 1, 28: impetus orientis haedi. Vgl. Servius zu Verg. Aen. IX 668: supra Tauri conma est Signum, cui Auriga nor.ien est. Retinet autem Stellas duas in manu, quae Haedi vocan- tur . . . qi(.arum et orttis et oc ca- sus gravissimas tempestates fa- ciunt. Vgl. Verg. ge. I 205. Aen. IX 668: quantus ab occasu veniens pluvialibus Haedis (abl. der Zeit) verberat imber humum. Theokr. 7, 53. Ueber den Aufgang der Haedi sagt Columella (XI 2, 73): pridie nonas Oc- tobres haedi oriuntur vespere.

tener erklärt sich aus der dem Namen zu Grunde liegenden Vorstellung. Den haedus nennt CatuU. 17, 15 te- nellulus. Vgl. Ovid met. XIII 791: spilendidior vitro, tenero lascicior haedo (nach Theoer. 11, 20: artalcortQa (xqvös, fwayco .yavoorloa).

413. Die bekannte Niederlage der Römer durch die Gallier an der Allia war 390 v. Chr. am 18. Juli, der seit- dem als dies ater galt. Liv. V 37 ft'.; selten erwähnt ohne ein derartiges Bei- wort wie hier flebilis. Vgl. Verg. Aen.

VII 717: infaustiuH Allia nomen. Sil.

VIII 647: Allia horrificis rijns. Lucan. VII 409: damnata diu Romanis Allia fatis.

415 f. Der jüdische Sabbath; vgl. zu V. 76. Beide Tage sind aber um so passender, als au ihnen der geschäftliche Verkehr stockte, mithin keine grosse Gelegenheit war, dem Mädchen Ge- schenke zu kaufen.

417. Besonders warnt der Dichter vor dem Geburtstage des Mädchens wegen der damit verbundeneu Notwen- digkeit, sie zu beschenken. Vgl. zu 405.

41S— 436. Der Satz quaque aliquid dandumst, illa sit atra dies bildet nun

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Ars amatoria

Quaque aliquid dandumst, illa sit atra dies. Cum bene vitaris, tarnen auferet: iuvenit artem 420 Femina, qua cupidi carpat amantis opes. Institor ad dominam veniet discinctus eraacem

Expediet merces teque sedente suas, Quas illa inspicias, sapere ut videare, rogabit Oscula deinde dabit; deinde rogabit emas. 425 Hoc fore content am multos iurabit in annos, Nunc opus esse sibi, nunc bene dicet emi; Si non esse domi, quos des, causabere nummos,

Littera poscetur, ne didicisse luvet. Quid, quasi natali cum poscit munera libo 430 Et, quotiens opus est, nascitur illa, sibi? Quid, cum raendaci damno maestissima plorat,

Elapsusque cava fingitur aure lapis? Multa rogant utenda dari, data reddere nolunt; Perdis, et in damno gratia nulla tuo: 435 Non mihi, sacrilegas meretricum ut persequar artes,

das Thema des folgenden Passus: die unermüdliche Geschicklichkeit des Mäd- chens, den Mann auszubeuten. Be- sonders die raffinierte Art, wie sie es anfängt, etwas zu bekommen, tritt in dieser Schilderung in den Vordergrund. Die Sache an sich ist in immer neuen Variationen ein beliebtes Motiv der ero- tischen Poesie. Ich erinnere an Ovid. amor. I 10. Tib. I 4, 58 ff. 9. 7 ff.

II 3, 49 ff. 4, 13 ft'. Straton ep. XV.

420. carpat hässliches Wort, vgl. 'rupfen . Vgl. amor. I 8, 91 : et soror et mater, nutrix quoqiie carpat amantctn. Die beste Illustration, wie dies geschieht, giebt Prop. II 16, 7; quare, si sapis, oblates ne desere t)iesses et stolidmn pleno vellere carpe pecus; deinde, ubi con- Humpto restabit mimere pauper, die alias iteriim naviget lllyrias. cupidi die Begehrlichkeit des Mannes erleichtert es dem Mädchen, ihn auszubeuten.

421. Der iiistiior ist ein Hausierer, den uns der Dichter hier vorführt, wie er den Damen seine Ware vorlegt. Bekanntlich blieb es dabei nicht immer, sondern sein Beruf gab ihm Gelegenheit, zu intimerer Bekanntschaft. Hör. carm.

III 6, 29: scd iussa coram non sine conscio suryit marito, seu vocat institor, seu navis Hispanae magister etc. epod. 17, 20: 0 nautis multum amata et in- stitoribns. Ov. rem. am. 306: institor heu noctes, quas mihi non dat, habet. Auch discinctus deutet auf die Unge-

zwungenheit des Verkehrs; vgl. Prop. IV 2, 38.

423. sapere ut videaris damit du guten Geschmack erkennen lässt. Also bei der lieben Eitelkeit packt ihn das schlaue Mädchen, dass er sich die Ware nur erst einmal ansieht.

428. littera hier eine Schuldver- schreibung, didicisse nämlich Schreiben. Das hast du nun davon, schreiben zu können, dass du einen Schuldschein schreiben musst.

429. Wie wenn ihr Geburtstag wäre, hat sie Kuchen gebacken , mit dem sie dich zum Kaufe verleiten will. Demnach war auch der Geburtstags- kuchen schon bei den Römern üblich. Vgl. trist. III 13, 17. Vgl. zu 405.

430. Sie hat dann eben so oft Geburtstag, als es ihr passt, so oft sie etwas haben will.

431. mendaci damno sie giebt vor. etwas verloren zu haben, wie z. B. den Stein aus dem Ohrgehänge. >!atürlich sollst du den Verlust ersetzen. Vgl. II 172.

432. Ohrringe zu tragen war ebenso in Griechenland [tviÖTia etc., iÄiy.rfjoes) wie in Rom bei Frauen und Mädclien allgemein üblich. Siehe Becker,Charikles-' I 309. Gallus ■' III 279. Tibull. I 8, 39. Baumeister, Denkmäler II p. 1047.

433 f. Ein neuer Kniff: sie borgen sich etwas von dir, was du nie wieder sehen wirst; dann hast du uoch nicht einmal Dank davon.

I 418—454.

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Cum totidem ling'iiis sint satis ora decem.

Gera vadum temptet rasis infusa tabellis.

Gera tuae primum conscia mentis eat; Blanditias ferat illa tiias imitata([ue amantiira 440 Verba, nee exiguas, qiiisqiiis es, adde preces! Hectora donavit Priamo prece motiis Achilles;

Flectitur iratus voce rogante deus. Proinittas, facito! quid enim promittere laedit?

PoUicitis dives quilibet esse potest. 445 Spes tenet in tempus, semel est si credita, longiim

Illa quidem fallax, sed tarnen apta deast. Si dederis aliquid, poteris ratione relinqui:

Praeteritum tulerit perdideritque nihil; At quod non dederis, semper videare daturus: 450 Sic dominum sterilis saepe fefellit ager, Sic, ne perdiderit, non cessat perdere lusor,

Et revocat cupidas alea saepe manus. Hoc opus, hie labor est, primo sine munere iungi:

Ne dederit gratis, quae dedit, usque dabit.

436. 'Nur ein zehnfacher Mund mit ebenso vielen Zung-en würde dazu ge- njigen/ Die Ausdrucksweise ist aus Homer bekannt. IL 11 488: 7cXi]d-vv 8 ovx UV eyio fivd'rjao/.iai oi'S' ovoftjvco^ ovS' ei fiot dexa fisr yXcöaaatj Sixa Ss oTofiar slev. Interessant ist übrigens, wie die Zahl durch die Uebertreibung- der Modernen wächst. Homer naiv redet von zehn Zungen und so hier Ovid; an einer andern Stelle lässt er die Zahl unbestimmt, trist. 1 5, 54 : si . . . pluraque cum llmjuis x> l u r i b u s ora forent. Vergil setzt die Zahl 100 ein ; ge. II 43: mihi si linguae centttni sint oraque centum (so auch Aen. VI 625). Ebenso Claudian. I 55: mihi centenis resoneiit si vocibus ora multifidusque riuit centum jyer jKctora Phoehus (vgl. XXVIII 436), und endlich der Dichter des Kirchenliedes Joh. Mentzer singt: „0 dass ich tausend Zungen hätte und einen tausendfachen Mund.''

437—458. Vierte Anweisung. Du musst es verstehen, Liebesbriefe zu schreiben und in ihnen Schmei- cheleien und Bitten auszusprechen (— 442),aber auch mitVe rsprechungen freigebig umzugehen ( 454). Reka- pitulation des Gesagten (—456) und Bestätigung durch ein prägnantes mythologisches Beispiel (—458).

437. Die Wachstäfelchen zu solchen

zärtlichen Liebesbriefen waren meist sehr zierlich, sie Messen Vitelliani; vgl. die Erklärer zu Mart. 11 6, 6. XIV 8. XIV 9: quod minimos cernis, mitti nos credis amicae. Vgl. auch ars II 395.

439, amantnm verba vgl. die Einl. p. XIX.

441. Die Geschichte ist bekannt aus Hom. IL XXIV. Die Bitten des Priamos liest man daselbst V. 486—506 Zwar könnte gerade dieses Beispiel nicht passend erscheinen, da Priamos bekanntlich auch Geschenke für Hektors Lösung in reicher Menge (228—235) mitnimmt; indessen sind es doch die Bitten des greisen, tiefunglücklichen Königs, die Achills Herz erweichen (vgl. V. .50^7).

tenet intransitiv, anhalten. Oft bei Livius (XXIII 44, 6: imber continens 2)er noctem totam usque ad horam tertiam diei insequentis tenuit) u. s.

446. Ueber spes als Göttin vgl Preller EM.^ II 253.

447. ratione mit gutem Grunde, mit Fug und Recht.

450. fcfelUt zu 401.

452. Höchst glückliche Personifi- kation des Würfels, der gleichsam wie ein böser Geist den Spieler immef wieder anlockt.

454. „Denn um nicht zu verlieren

40

Ars amatoria

455 Ergo eat et blandis peraretur littera verbis Exploretqiie animos primaque temptet iter: Littera Cydippen pomo perlata fefellit, Insciaquest verbis capta puella suis.

Disce bonas artes, moneo, Eomana iuventus, 460 Non tantum trepidos ut tueare reos:

Quam populus iudexque gravis lectusque senatus,

Tarn dabit eloquio victa puella manus. Sed lateant vires, nee sis in fronte disertus; Effugiant voces verba molesta tuae! 465 Quis, nisi mentis inops, tenerae declamat amicae? *Saepe Valens odii littera causa fuit. Sit tibi credibilis sermo consuetaque verba, Blanda tarnen, praesens ut videare loqui. Si non accipiet scriptum inlectumque remittet, 470 Lecturam spera propositumque tene!

Tempore difficiles veniunt ad aratra iuvenci,*

den Gewinn für ihre Gunst, giebt sie sich weiter hin." Blümner.

455. peraretur sehr passend und anschaulicli : das Wachs wird von dem die Buchstaben einritzenden st'üus gleich- sam 'durchpflügt'.

457. Acontius liebte die Cydippe. Um sie zu gewinnen, schrieb er auf einen Apfel die Worte: ich schicöre bei der Diana, class ich Akontius zum Gatten nehme [ud rfjv "Agrefiiv 'A-Aoriiio ya/uovfiai). Den Apfel rollte er zu ihren Füssen; sie las ahnungslos {inscia) die Aufschrift laut und that so den verhäng- nisvollen Schwur. Kalliniachos hatte eine erzählende Elegie Kydippe geschiieben. Vgl. Aristaen. ep. I 10. Ov. her. 20 u. 21. Vgl. Ribbeck ED II'' 253.

459 486. Fünfte Anweisung. Du musst dich einer ganz eigenen erotischen Beredsamkeit befleissigen und selbst bei einem Misserfolge nicht verzagen, sondern Beharrlichkeit zeigen.

459. Romana iuventus bildet bei Ennius mehrfach den Ausgang des Hexameters: vgl. Zingerle, Ovid etc. II 7. Vielleicht kann man in der Ovid- stelle eine leise Parodie erblicken, vgl. Hör. sat. II 2, 52.

461. Hübsch ist die Wahl der Beiworte: der Stand der Eichter und Senatoren bekommen die sie zumal charakterisierenden Attribute : obwohl der Eichter streng, der Senat auserlesen

ist, beugt er sich der Macht der Bered- samkeit: das gilt auch vom grossen Haufen , dem thörichten Volke , das gerade dadurch, dass es keines Bei- worts gewürdigt Avird, am besten cha- rakterisiert wird.

462. dabit manus wird sich als überwunden ergeben. Aus Caesar und Cicero bekannte Redensart. Ov. her. 17, 260 : et dabo cundatas tempore victa manus.

eloquio als beredt erscheinen dem Mädchen natürlich die Worte, da sie blanditiae und verba amantis sind.

465. declamat schreit auf sie los, poltert, in hübschem Contrast zu te- nerae amicae.

470. propositum tene vgl. Hör. carm. III 3, 1 : iustum et tenacem pro- positi virum. Caes. B.C. I 83, 3: tali instructa acie tenere uterque propositum vidcbatur.

471-478. Die eben (470) gegebene Aufforderung wird durch sieben kurz augedeutete Beispiele, darunter zwei mythologische, als richtig erwiesen. Dass die Zeit alles bewirkt, ist ein häufiger Gemeinplatz poetischer Dar- stellung. Besonders ausführlich ist der Gedanke durchgeführt von Ovid trist. IV 6.

471, Ovid. 1. 1. 1: tempore runcolae patiens fit taurus aratri praebet et in- curvo colla premenda iugo. Hör. carm. II 5. Tib. I 4, 17.

I 455—489.

41

Tempore lenta pati frena docentiir equi; Ferreus adsiduo consumitur aniüus usu,

Interit adsidiia vomer aduncus luimo. 475 Quid magis est saxo durum, quid mollius uuda?

Dura tarnen molli saxa cavantur aqua. Penelopen ipsam, persta modo, tempore yinces;

Capta vides sero Pergama, capta tarnen. Legerit et nolit rescribere, cogere noli: 480 Tu modo blanditias fac legat usque tuas! Quae voluit legisse, volet rescribere lectis:

Per numeros venient ista gradusque suos. Forsitan et prirao veniet tibi littera tristis,

Quaeque roget, ne se sollicitare velis: 485 Quod rogat illa, timet ; quod non rogat, optat, ut instes ;

Insequere, et voti postmodo compos eris!

Interea sive illa toro resupina feretur, Lecticam dominae dissimulanter adi, Neve aliquis verbis odiosas offerat auris,

4:72. Ov. 1. 1. 3: tempore paret equus lentis animosus habenis, et placido duros accipit ore liipos.

473. Vgl. Lucr. I 312. Ov. e P. IV 10, 5.

474. Vgl. e P. II 7, 43. am. I 15, 31.

475. Tib. 14, 18: longa dies molli saxa peredit aqua.

477. Penelope wird oft als Muster einer keuschen Frau genannt. Vgl. Arist. thesm. 547 ff. Dio Chrys. VII p. 115. XV p. 236. Prop. III 12, 38. Mart. I 62. Ov. amor. III 4, 23: Penelope mansit, quamvis custode care- bat, inter tot iuvenes intemerata procos. Aehnlich ist übrigens Hör. sat. II 5, 75 ff. In der ars noch II 355. III 15. Vgl. Rothstein zu Prop. II 6, 23. Goethe, Euphrosyne V. 131 : Pendopeia redet zu mir. die treuste der Weiber.

478. Vgl'Verg. ecl. 1, 27: libertas quae sera, tarnen respexit inertem. Prop. III 4, 5.

483—486. Eine hübsehe Illustration giebt der Brief der Helena an Paris (heroid. 17).

485. Vgl. Catull. 62, 36: at übet innuptis ficto te carpere questu; quid tum. si carpunt, tacita quem mente requirunt?

487—504. SechsteAnweisung. Du musst beständig um sie herum sein, dich auf Schritt und Tritt ihr an-

schliessen und immerdar ihr wohlgefällig sein und reden.

487. Ueber den Gebrauch der Sänf- ten vgl. die ausführlichen Nachweise in ßeckel-s Gallus III* 2 ff. torus ist die Matratze; resupina ist passend, denn die lectica ist ein Tragbett; sie imter- scheidet sich dadurch von der sella, die zum Sitzen eingerichtet war (Becker p. 8), auch malt es die elegante Lässig- lieit der mit ihrer graziösen Lage koket- tierenden Dame. Für die hier vor- liegende Situation ist es wahrscheinlicher anzunehmen, dass es sich um offene Sänften handelt, als dass die Vorhänge der geschlossenen Sänfte zurückge- schlagen seien, so dass man einen Blick in das Innere thun durfte. Solche offenen Sänften mögen den gefälligen Damen recht willkommen gewesen sein: Cyn- thia verbietet ihrem Geliebten die Unter- haltung mit diesen Damen ausdrück- lich (Prop. IV 8, 78). Auch galt es nicht für anständig, wenn sich Frauen in offener Sänfte zeigten; freilich galt der Mann als ein Barbar, der es seiner Frau verbot, vgl. Senec. de benef. I 9, S: rusticus, inhumanus ac mali moris est, si quis conixujem suam in sella prostare vetuit et vulgo admissis in- spectoribus vehi pierspicuam undique. So diente auch der Gebrauch der Sänfte der koketten Eitelkeit der Frauen : vgl. Friedländer, Sittengeschichte I 438. 488. dissimulanter unauffällig.

42

Ars amatoria

490 Quam potes, ambiguis callidus abde notis/' . Seu pedibus vacuis illi spatiosa teretur

Porticus, hie socias tu quoque iunge moras Et modo praecedas facito, modo terg-a sequaris

Et modo festines et modo lentus easi 495 Nee tibi de mediis aliquot transire columnas

Sit pudor aut lateri continuasse latus, Nee sine te curvo sedeat speeiosa theatro;

Quod speetes, umeris adferet illa suis. Illam respieias. illam mirere licebit, 500 Multa supereilio, multa loquare notis; Et plaudas, aliquam raimo saltante puellam,

Et faveas illi, quisquis agatur amans. Cum surgit, surges; donec sedet illa, sedebis:

Arbitrio dominae tempora perde tuae!

505 Sed tibi nee ferro placeat torquere capillos, Nee tua mordaci pumiee erura teras: .

490. notis wohl vom Minenspiel zu verstehen: vgl. II 543. 549. Zu III 514.

492 flf. Mit dieser Aufzählung von Gelegenheiten, beständig um die domina sein zu können, vgl. Prop. IV 8, 75: (Cynthias Verbot) tu neque Pompeia spatiabere cidtus in umbra, nee cum lascivum sternet arena forum, colla cave inflectas ad summum obliqua thea- trum mit lectica tuae sudcf aperta morae.

491 496. Die porticus. lieber die Gefährlichkeit dieser Promenaden vgl. zu 67.

491. pedibus caciiis 'mit müssigem Fuss'.

spatiosa geräumig, zu 67.

492. moras so heissen auch bei Properz 1. 1. diese Unterhaltungen des Liebenden mit der domina, während er ihre Sänfte begleitet.

495. Der Ausdruck ist nicht ganz klar. 'Einige Säulen aus der Mitte (an ihr) vorüberzugehen' kann doch nur, wie der Gegensatz nut lateri continu- asse latus andeutet, heissen: wenn es die Situation erfordert, darf es dir nicht peinlich sein, eine Distanz von einigen Säulen zwischen eucli zu lassen.

497—504. Die Theater. Vgl. zu 89.

497. sp>cciosa bezieht sich nicht sowohl auf die Toilette (zu 97) sondern bezeichnet die auffallende Schönheit selbst.

500. notis zu 490.

501. Ovid meint Pantomimen, über die zu vgl. Friedländer, Sittengeschichte II 406 ff. Hier wurden auch die weib- lichen Rollen von männlichen Schau- spielern gegeben; aber gerade dabei bot sich reichlich Gelegenheit, alle Künste der Verführung zu entfalten. Vgl. z. B. Juveu. II 6, 63 ff. (Bathyllus die Leda tanzend).

505—524. Siebente Anwei- sung. Du musst dich ebenso vor stutzerhafter Eitelkeit hüten wie nach Sauberkeit streben und darfst dieRegeln anstä ndiger Toilette nicht ausser Acht lassen.

505. Das Brenneisen (calamistrum), mit dem sich die Modegigerl die Haare kräuseln liessen, ist schon aus Plautus bekannt: vgl. z. B. asin. III 3 37: cinaede calamistrate. eure. IV 4, 21. Auch Cicero ereifert sich wiederholt über diese Sitte. Vgl. pro red. 5: cin- cinuatus ganco. pro Sest. 8: U7iguentis adfluens, calamistrata conin. Petron. 102: crines calamistro convertere.

506. Eine zweite geckenhafte Al- bernheit: man beseitigte teils durch hierzu bestimmt präparierte Pflaster (.luv. III 8, 114), teils durch Ausreissen (IV 11, 157) überflüssige Haare, worauf die Haut mit Bimstein geglättet wurde. Das uon plus ultra hierin leistet bei Martial (IX 27) der famose Chrestus, vgl. zumal V. 4: ncc vivat ullus iti tuo

I 490—414.

43

Ista iuhe faciant, quorum Cybeleia mater Concinitur Phrygiis exululata modis!

Forma viros neclecta decet: Minoida Tlieseus 510 Abstiilit a iiiüla tempora comptus acu;

Hippolytum Phaedra, nee erat bene cultus, amavit; Cura deae silvis aptus Adonis erat.

Muiiditie placeant: fuscentur corpora Campo, Sit bene conveniens et sine labe toga;

pihis crure. Die Tarentiner sollen diese Unsitte eingeführt haben (Athen. XII 522 (1). Vgl. auch Becker Gallus * III 241. Uebrigens war dieses Entfernen der Haare besonders bei Lieblingssklaven Mode, denen man dadurch ein zartes und weibliches Aussehen verleihen wollte. Vgl. zu 520.

507. Das überlass weibischen Män- nern wie den Galli, den entmannten Priestern der Cybele. Der orgiastische, rauschende Kultus der Kvßihj, der uralt ist und zumal in Phrygien (v. 508) ausgebildet wurde, war schon sehr früh zu den Griechen gekommen (vgl. hymn. hora. th fit]Tf^a x^ieo/i' {14:), Pind. fr. 80; 95 (63), Pyth. III 78) und _ gelangte nach Rom im 2. punischen Kriege (vgl. Liv. XXIX 10 ff. Ovid. fast. IV 179 ff.). Bekannte Schilderungen sind die von Lucrez (II 610 ff.) und CatuU (c. 63). Varro sat. M. p. 132 R. Mehr s. bei EUis in der Einl. zu Cat. 63. Preller, GrM_^ I 638 ff.

508. exahdata das eigentliche Wort bei diesem und dem Bacchuskult. Ca- tuU. 63, 24: ^ihi sacra sancia acutis ululaübus agitant. Ov. fast. IV 341 : exululant comites, furiosaque tibia fla- hir, et feriunt niolles taurea terga manus.

509. Minoida die Tochter des Minos, Ariadne. Die Geschichte von der Liebe des Theseus und der Ariadne ist aus Poesie und bildender Kunst allgemein bekannt. Theseus erscheint als Ver- treter der Mannesschönheit, die keine Toilettekünste mehr nötig hat. Als Beispiel von solchen wird 510 die Be- handlung des Haares durch die Nadel angeführt. Geraeint ist die acus coma- ioria (Petron. 21) oder crinalis (Apul. met. VIII 13), mit der die Frauen die Haarwülste zusammenhielten. V^gl. Böt- tiger, Sabina 11 128. 143.

511. Hippolijtus und Fhacdra zu 338.

nee erat bene cultus sie schreibt

ihm darüber selbst (her. 4, 75): sint

procul a nobis iuvenes ut femina compti! Fine coli moäico forma virilis amal. Te tuus iste rigor 2>ositique sine arte capilli et levis egregio pulvis in ore decet.

512. Venus und Adojiis zu 75. cura in der bekannten Bedeutung

' Liebessorge' und dannGegeustand dieser. Vgl. 555. Verg. Aen. IV 1: at regina gravi iamduduni saucia cura volmis alit venis. Prop. I 10, 17. Verg. ecl. 10 22: tua cura, Lycoris.

silvis aptus Theoer. 1, 109: logaio^- '/cüScot'is . trctl y.nl uäXa vofj-EvEi , xa'i TCTcöy.ng ßäkXei y.al ■d'rjpiac TzdvTa Sccoaei.

513. munditie] mundities (iiud mun- ditia) ist das schmucke, saubere Aeussere, gleichweit entfernt von eiteler Putz- sucht wie tadelnswerter Lässigkeit. Mundities ist es auch, wodurch wie hier die Frauen so ars III 133 die Männer gewonnen werden. Das weiss auch die blonde Pyrrha in der Ro.sen- grotte bei Horaz (carm. I 5, 5: simplex munditiis).

513. fuscentur wenn dem Jüng- linge die Haut auf dem Campus Martins braun gebrannt ist, so ist das gleich- zeitig ein Beweis, dass er sich in jugendlichem Spiel und Kampf dort umhertummelt. Darauf kommt es aber wesentlich au, denn das gefällt den Mädchen (vgl. z. B. Hör. carm. III 12, 7 ff.). Die Uebungen und Spiele auf dem Marsfelde sind bekannt, vgl. ars III 385, Hör. carm. I 8. Stat. silv. V 2, 113 ff. Dabei mochte denn die Sonne dem Jüngling die Haut tüchtig ver- brennen, war doch das Marsfeld der Sonne sehr ausgesetzt [campus apricus Hör. carm. I 8, 3 und oft), campus steht häufig ohne das Attribut Martius ; in der ars noch III 385, Hör. carm. 1 8, 4, III 1, 11, auch in der Prosa, z. B. Cic. Cat. 2, 1.

514. conveniens 'passend'.

labe ohne Flecken, 'ohne Unthät- chen, vgl. Hör. ep. TI 1, 235: labem remittunt airauicnta.

44

Ars amatoria

515 Linguam ne rigeant; careant rubigine dentes;

Nee vagus in laxa pes tibi pelle iiatet, Nee male deformet rigidos toiisiira capillos;

Sit eoma, sit seita barba resecta manu; Et nihil emineant et sint sine sordibus ungues, 520 Inque eava nullus stet tibi nare piliis; Nee male odorati sit tristis anhelitus oris,

Nee laedat naris virque paterque gregis! Cetera laseivae faeiant, eoneede, puellae

Et siqiiis male vir quaerit habere wum!

515. rigeant wird deutlich aus met. IX 567 : lingiiam dcfecerat umor. Vgl. Verg. ge. III 508: aspera lingua.

rubigine vgl. met. II 776: livent rubigine dentes (von der Invidia). Als positive Forderung ergiebt sich mithin die vom Anstandsgefühl aus selbst- verständliche Vorschrift, die Zähne sorg- fältig zu putzen; vgl. III 216. Der Gebrauch des Zahnpulvers [dentifricium) war dabei ganz üblich, vgl. Mart. XIV 56.

516. Auch den Griechen galt es als Zeichen mangelnder Bildung, fiei^o-) rov TToiüoi rd vTcoSjquara cfootlv (Theophr. char. 4). Vgl. auch Luc. pro imag. 10 : firjoe V7CIQ Tov TtoSa lario x6 vTXÖdrjfiu. Auch Plato redet (Hipp. m. p. 294) von

vTioÖrjfiuTU OLQ /Liorro i^T a. Proj). II 29, 40: prosilit in laxa nixa pedem solea. Hör. sat. 13, 31: male lojcns in pede calceus haeref. Das Bild, das Ovid an- wendet, steht schon bei Aristophanes, vgl. equit. 321: eveov tv rars eußdaiv. Wir wenden es anders: 'die Schuhe seien nicht so weit wie Kähne über- setzt ßlümner. pelle Metonj'mie: der Stoff für das daraus Gefertigte, vgl. Hor.^sat. I 6, 27.

517. mala tonsura im Gegensatz zu dem Inhalt des folgenden Verses. Vielleicht kann man an unvollständiges Wegnehmen des Haares denken, vgl. Sen. ep. 114. Natürlicher aber erscheint der einfache Gegensatz zu scita manu. Uebrigens ist rigidos nicht einfaclies cpitheton ornans, sondern wird ebenso wie der ganze Vers negiert.

518. Anklang trist. V 7, 18: non coma, non ulla barba resecta mann.

519. Auch sorgfältige Nagelpflege war ein wesentliches Erfordernis der Bildung. niJdl emineant, d. h. sie sollen gut verschnitten sein, eine mehrfach bezeugte Austandsregel, vgl.

Theophr. char. 26: dy.^tßcos aTicDvvxta- /Lievos, Wer die Nägel zu lang wachsen lässt, gilt als unfein (ib. char. 19). In der Regel überliess man die Pflege der Nägel dem tonsor, vgl. Plaut, aulul. U 4, 33.

520. Solche unschöne Haare wurden mit der volsella ausgerissen, vgl. Plaut, curcul. 577. Mart. IX 27, 5. Poll. VII 165. (Dazu Dindorf V 1 p. 476f.)

ö2l. Um den Atem wohlriechend zu macheu , bediente man sich der pastilli, Mundpillen, wie sie Horaz er- wähnt (sat. I 2, 27). Vgl. Mart. I 87, 1: ne gravis hesterno fragres, Fescennia, vino, 2^astillos Cosmi luxuriosa voras.

522. virque paterque gregis gemeint ist der hircus, der hässliche Schweiss- geruch unter den Achseln, der wieder- holt mit ästhetischem Abscheu erwähnt wird; ars III 193: quam paene admonui, ne trux caper iret in alas. Catull. 71, 1 : sacer alarum hirais. 69, 6 : valle sub alarum trux habitare caper. Hör. sat. 12, 27 : pastillos Rupllus oh-f, Gargonius hircuin. epist. I 5, 29: scd nimis arta premunt olidae convivia caprae. epod. 12, 5: polypus an gravis hirsutis cubet hircus i)i alis. Zu dem Ausdruck virque paterque vgl. Theokr.

8, 49 : ciJ r^dys. tuv Xevy.äv uiyiZv uvtn.

Verg. ecl. 7, 7 : vir gregis ipse caper deerraverat. Hör. carm. I 17, 7 : olentis uxores mariti. Ov. fast. 1 334 : lanigerue coniuge ovis. Vgl. unten II 486.

523. laseivae mutwillig, üppig, häufiges Beiwort der Mädchen in der römischen Poesie. Verg. ecl. 3, 64: malo me Galatea petit, lasciva pu,eria. Ov. met. XIII 791: (Galatea) splendidior vitro, tenero lascivior haedo.

524. D. h. die nicht wahre Männer sind, sondern absurd [male) weiblich fühlen und nach männlicher Liebe ver- langen. Vgl. II 683.

I 515-528.

45

525 Ecce, simra vatem Liber vocat: hie quoque amantis Adiuvat et flammae, qua calet ipse, favet. Gnosis in ignotis amens errabat liarenis. Qua brevis aequoreis Dia feritur aquis,

5^^G30, Achte Anweisung". Du inusst die günstige Gelegenheit, die ein Gelage bietet, geschickt auszunützen wissen. Ist doch Bacchus selbst der Liebe hold, wie er bewies, da er sein Herz der schönen Ariadne zuwendete. Daher erzählt der künftige Epiker ihre Geschichte, ihre Verlassenheit auf Dia, das Nahen des bacchischen Zuges und ihre Vermählung mit dem Gotte ( 564). Du musst also Bacchus um seinen Schutz bitten (—568), seine Gabe bietet dir alle möglichen Gelegenheiten, deine Liebe zu fördern (—578). Du musst dich auch mit dem vir deiner puella gut stehen ( 588). Trinke nicht zu viel, denke an das böse Beispiel des Eurytion; hingegen zeige deine gesell- schaftlichen Talente. Erheuchelte Trun- kenheit aber kann dir nützen, du kannst mit ihr dein zu kühnes Benehmen leicht entschuldigen ( 6ü2). Ist dann das convivium zu Ende, dann weiche nicht von der Erwählten deines Herzens : jetzt ist es Zeit, Beredsamkeit zu entfalten, spiele die Rolle des sterblich Verliebten, erobere ihre Gunst, indem du ihr schmeichelst und ihre Schönheit lobst, denn eitel sind sie ja alle: Göttinnen selbst gaben das Beispiel , und in der Natur ist es nicht anders (—630).

525, Liber ist ursprünglich ein altitalischer Gott; der Name wird ge- wöhnlich mit der Freiheit und Aus- gelassenheit seines Kultes in Verbindung gebracht. Er wurde dann mit Bacchus identificiert und erscheint bei denDichtern an seiner Stelle. Preller RM II 47. In der ars noch III 101. Cic de nat. deor. II 62. Hör. ep. II 1, 5. Ihm feierte man das Fest der Liberalia, beschrieben von Ovid fast. III 713 -790.

suum vatem an sich schon ist der Dichter vates Bacchi, des die Dichter begeisternden Gottes (vgl. III 348. Hör. carm. II 19, 6. Ov. amor. III 15, 17 u. 0.), aber hier besonders, da er die Liebe des Bacchus besingt. Vgl. fast. III 714: Bacxhe, f'ave vati, dum tua festa cano.

vocat der Gott selbst ruft seinen Sänger, treibt ihn unmittelbar an. Hör.

carm. III 25, 1: qxio me, Bacche, rapis tili plenum ?

526. Vgl. oben 231 ff.

qua calet ipse in erotischem Spiel führt ihn z. B. Nonnus vor, wo er (42, 70) ywaif-iavYis heisst. Auch Froperz weiss, dass Bacchus in der Liebe nicht unerfahren ist ; III 17 , 7 : te quoque enim no)i esse rüdem testatur in astris lyncibus ad caelum vecta Ariadna tuis.

527. Die Geschichte der von Theseus verlassenen Ariadne und ihr Liebesbund mit Dionysos ist reich an dichterischen Schönheiten und daher von der Poesie ebenso wie von der bildenden Kunst häutig dargestellt. Die Entführung der kretischen Königstochter durch Theseus kennt schon Homer (Od. XI 323) , bei dem sie durch das Geschoss der Artemis

stirbt _//// iv afi(fn)vrri ^ lov vaovfiaQTVQir^-

(uv (325). Ueber weitere Darstellungen der Sage, z. B. durch Hesiod, Jon, Paeon ist lehrreich Flut. Thes. 20. Der erste Dichter, der danach von der Flucht des Theseus erzählt, ist ApoUonius Rhodius (IV 425 ft.) Vgl. Theoer. 2, 45: oaaov ■Jioy.ti. (:)r]aea tfavTi ev jJtu Xaod'i]fj,£v

ivTtXoy.dfiia 'A^itidfag. Gelegentliche An- deutungen finden sich bei römischen Dichtern sehr zahlreich; von ausführ- lichen Darstellungen sei erinnert an Catull. 64, 52 ff. Ovid. heroid. 10. Vgl. auch Ov. fast. III 459 ö'. ars III 35 f. 157 f. 457 f. Weiter vgl. Welcker, griech. Götterlehre II 591 ff. Preller, Gr. M. 559 f.

Gnosis zu v. 293. In der ars noch III 1.58.

amens vor Liebesleidenschaft und getäuschten Hofifnungen; vgl. Catull. 64, 54: indomitos in corde yerens Ariadna f'urores. ib. 197: amenti caeca furore.

liarenis so auch fast. III 472. her. 10, 20. Catull. 64, 57 etc.

528. Dia wird in diesem Zusammen- hange meist von den Dichtern genannt, die jedoch die Lage der Insel (Hom. Od. XI 325: ^itj ev dficpifjvru) zunächst unbestimmt lassen und nur ihre ungast- liche Einsamkeit hervorheben. Apoll. Rhod. IV 434 (dazu den Scholiasten). Theoer. 2, 46. Cat. 64, 52. 121. Ov.

46

Ars amatoria

Utque erat e somno tunica velata recincta, 530 Xuda pedem, croceas iiirelig-ata comas. Thesea crudelem surdas clamabat ad undas

Indigno teueras imbre rigante genas. Clamabat flebatque simul; sed utrumque decebat: Non factast lacrimis turpior illa suis. 535 lanique iterum tundens mollissima pectora palmis Terfidus ille abiitl quid mihi fiet?' ait. 'Quid mihi fiet?" ait: sonuerunt cymbala toto

met. III 597. VIII 174. Seit Kalli- machos wurde sie mit Naxos identificiert : fr. 163: t>^ —l'l,, To yäofoy.e Tccü.antooi' ouvoua Nc(i(p. So dann Properz (III 17, 27), Ovid (met. III 636) u. andere. Vgl. darüber Bursian, Geogr. v. Gr. II 560. Preller, Gr. M. I ^ 559. ferihir auch CatuU (64, 52) erwähnt das finenü- sonum litus der Insel Dia.

529. e somno Catull. v. 56: iitpote fallaci que tunc primuni excita somno. Ot. her. 10, 5 ff.

Die in der Erregung in Unordnung geratene Kleidung wird in diesem Zu- sammenhange auch sonst erwähnt. Z. B. Catull. V. 63: no)i flava retinens subtilem vertice mitram , non contecfa levi velatum pectiis amict.u, non tcreti strophio laclenüs vincfa jMjnllas, oninia quactoto delajjsa e corjwre passini ipsius ante pcdes flncfus salis adludebant.

tunica velata recincta der Versaus- gang auch fast. III 645.

530. nuda pedem Catull. v. 129: mollia nudatae toUentem teijmina surae.

inrelcgata Ov. her. 10, 16 : utque erat c somno turbida, rapta coniast.

croceas Ariadne wird oft ^avd-i] genannt. Hes. theog. 947: yovaoy.ofir^s de ^KÖvvaoi ^avd'rji' 'A^idd'prjv^ y.oior^i' Mivojos^ ß'aXaofiVTtoii^aux' äy.oiriv. Catull.

V. 63. Das blonde Haar Avar von den Alten sehr geschätzt. Vgl. bei Homer Sar&ög. Pind. Nem. lÖ, 7: iard-d rlavy.äJTiig. ElU". Med. 1141 : iavd-ov

xd^a TiaiScor. Iph. Aul. 225. Theocr. 13, 36 : "}V.«= ö ia,,J6i. 17, 103. 18, 1 : ^av&ÖTot/i. Tido MtvaXdip. (\\. III 284). LougUS past. 114, 1: ßkeTteTai fioi rcun P.evy.Os <w» ydX.a , ^ai'd'ds ü)S ttvo (vom

kleinen Eros). Hör. carm. I 5, 4: cui flavam religas comatn. Ov. her. 4, 72. u. ö. 531 ff. Ihre Klagen liest man bei Catull. 64, 132-201. ^Ov. her. 10. 35 f. 56 ff. Vgl. fast. III 473: dicebam, memini, periure et perfide Thesen.

Thesea crudelem entspricht der direkten Rede Thesen crudelis. So Verg. ecl. 5, 23: atque deos atquc astra vocat crudeiia mater. georg. IV 356: fe crudelem nomine dicit. Prop. 18, 16: crudelem infesta saepe vocarc manu. Vgl. Theokr. 8, 73. Aber auch direkte Rede kommt in solchem Falle vor. Verg. ecl. 3, 79: et longum ..formonse, vale, vale'\ inquit, „lolla'' ! 6, 44. Ov. met. III 501. ars I 701.

532. indigno wird zumal durch teneras erklärt, was gleichzeitig wieder einen schönen, das Mitleid mit der armen Verlassenen steigernden Contrast ei- giebt: weil die Wangen so zart sind, verdienen sie nicht, von Thränen be- netzt zu werden. Derartiges ist häufig. Eine ähnliche Wirkung hat das Demini- tivum, z. B. bei Catull. 3, 17 : tua nunc opera meae puellae flendo turgidnli ru- bent ocelli. Das 'thränenfeuchte Ant- litz' auch bei Catull. 64, 131 : frigidulos udo singult^is ore cientem.

imbre bekanntes schönes Bild. Vgl. Ov. trist. 13, 18: imbre per indignas usque cadente genas. III 2, 19. IV 1, 98: inque sinum maestae labitur imber- aquae.

535. Das Schlagen der Brust ist ein bekanntes Zeichen von Trauer, Schmerz, Verzweiflung. Aesch. Choepb. 23 mit der Note von Klausen. mol- lissima Avieder pathetisch das Mitleid steigernd ; zu 532. Ausserdem ist es ständiges Rüstzeug der Poesie, die Brust des Mädchens mit irgend einem ästhe- tisch schönen Beiwort auszuzeichnen. Vgl. Cat. 55, 12. Rufinus (AP V 59). Theocr. 27, 49. Apul. met. X 21 u. o.

536. perfidus zu v. 531.

537. Die Wiederholung der Frage malt sehr hübsch das Hoffnungslose, Verzweiflungsvolle ihrer La^e, in die dann plötzlich, ganz mit einem Male (Asyndeton, vorausgesteUtes sonuerunt)

1 529—545.

47

Litore et adtonita tympana pulsa manu. ^ Excidit illa metu rupitque novissima rerba; 540 Nullus in exanimi corpore sanguis erat. Ecce Miraallonides sparsis in terga capillis,

Ecce leves Satyri, praevia turba dei, Ebrius ecce senex: pando Silenus asello Vix sedet et pressas continet arte i^bas; 545 Dum sequitur Bacchas, Bacchae fugiuntque petuntque,

das Erscheinen des Gottes fällt, das sie zunächst mit neuer Furcht erfüllt.

Die Beschreibung des bacchischen Zuges beginnt sehr passend mit der Erwähnung der rauschenden Musik : zunächst ist der Zug noch nicht ganz nahe, aber er kündet sich an durch die Cymljeln, Pauken und dgl.

cymhala meist im JPlural, denn es sind zwei hohle [cava Catull. 63, 29, vgl. ars n 610). Halbkugelu aus Metall, die mit grossem Schalle auf einander geschlagen wurden. \s:\. Ov. met. III 532 mit Haupts Note. ^Liv. XXXIX 8, 8: oceulebat vim, quod prae uluhitibus tympauorin)ique et cymhalornm strepitu nulla vox quirifantium inter stupra et caedes exaudiri potcrat. Prop. III 18, 6: cymhala Thebnno concrepuere deo.

538. tympana sind besonders im Dienste der Cybele und des Dionysos hei- mische Musikinstrumente, Handpauken mit hohlem (Ov. met. XII 481), halb- rundgewölbtem Schallboden, mit Leder überzogen. Eur. Hei. 1346 : yah/.ov Ö' avSdv x&oviav rvTiavä t e}.aße ßvQOo- TSVTJ. Bacch. 124 : ßvoaorovov y.vyJ.cofia.

Ov. met. IV 29. 391. XI 17. Nicht eigentlich die manus ist adtonita (ver- zückt) ; aber nicht unpassend wird das Epitheton demjenigen Körperteile zu- gefügt, in dessen Thätigkeit sich die Verzücktheit offenbart ; vgl. li 610 : vaesanis ictihus.

539. novissima vcrba die letzten Worte, da sie vor Angst zu sterben meint. Vgl. Catull. 64, 130: atque haec extremis maestam dixisse quereiis (vgl. Prop. III 7, 55). Verg. Aeu. IV 650: dixitque novissima vcrba.

540. Vgl. Ov. met. ni 39: san- guisque relinquit corpus et attonitos subitus tremor occupat artus.

541. MtfiaXAoiei heisseu die Bac- chantinnen. Die Etymologie des Wortes ist ungewiss, wahrscheinlich mit fttico, ftatfiuM zusammenhängend. Vgl. Athen. V 198 c: fisTO. 8e xavta Maxerai, al

y.aXovfisvai Mifia/.köves , yial BaaaÜQui y.al Avdai , y.aTay.e%vftivai ras TQiy/ts y.ai EOTECfavioukvaL Tives ueP orfsaiv^ al Se fiilrtii y.al dfiTTtXco xal xiaocö. Stat.

Theb. IV660. Strab. X468c. Die Form Mi))iaUo7iides kommt meines Wissens sonst nicht vor. Das adj. Mimalloneus hat Nero bei Persius (1, 99: torva Mi- malloneis iniplerant cornua bombis).

542. leves Hes. fr. 129 Goettl.;-' (bei

Strabo X 471): yni yri-os oviiSavcöu ariiocov y.nl afir^yai'otoyiov.

543. Natürlich darf auch die höchst ergötzliche Figur des Silenus nicht fehlen, l'tih^iös gilt als Erzieher und Lehrer des Dionysos, ist dann sein treuer Begleiter. Piud. fr. 156 (57). Diod. Sic. IV 4, 3 : (faal äs y.al TTcuSaycoydv y.al t^o- (fea avvETTtad'ai y.ard rds' ar^arsias av- Tcö EEi~Kriv6i\ siir]yr]Tr]v y.nl SiSäay.aXov ytVü/.iBvov rcöv y.nU.ioTcov irciTtßsvfiä- Tiüv y.al /.leydXa ovftßd)J.ea%'tti reo .dio- rvaco TTOOS doETrjv ts y.al So^av. Hor.

AP. 239 : custos famulusque dei Silenus alumni. Er erscheint dann als wunder- bares Gemisch von Trunkenheit und heiterer Lebensw^eisheit, ist yi^iov, senior (Ov. fast. I 399), senex (ib. III 745), natürlich auch kahlköpfig (ib.) und stets betrunken (Verg. ecl. 6, 15: inflatuni hesterno venas ut s cm per Jaccho). Er reitet auf einem Esel (Luc. deor. conc. 4. Bacch. 4 und sonst oft), dessen Rücken sich unter seiner Last biegt {A?i\i&v pando asello). Ewig lüstern (Ov. fast. I 413: te quoque, inextinctae Silene libidinis , unmt: ncquitiast, qiiae te non sinit esse scneni) ist er hinter den Bacchantinnen her, die vor dem hässlichen Alten fliehen und doch wieder kommen, um ihn zu necken. Mancherlei liesse sich noch anführen, vgl. im allgemeinen Ov. met. IV 25: Bacchae Sa}yrique sequuntur, quique senex f'erula titiihantes ebrius artus sustinet aut pando non fortiter haeret asello. fast. I 399.

545. Höchst humoristisch ist die

"/

48

Ars amotoria

Quadrupedem ferula dum malus urg-et eques. In Caput aurito cecidit delapsus asello:

Clamarunt Satyri 'surge ag'e, surg-e, pater!' lam deus in curru, quem summuni texerat uvis, 550 Tigribus adiunctis aurea lora dabat: Et color et Theseus et vox abiere i)uellae

Terque fugam petiit terque retenta metust; Horruit, ut steiilis agitat quas ventus aristas,

Ut levis in madida canna palude tremit.

edle Reitkunst iarte) des alten Silen geschildert. Trotzdem er sich an der Mähne mit Todesangst festklammert (ßressas), sitzt er doch kaum und wäh- rend er in lüsterner Gier hinter den Mädchen her sein edles Tier antreibt, fällt er natürlich von Meister Laugohr herunter auf die Glatze. Vgl. Ov. fast. m 755: nie cadit pracceps et calce fcri- tur aselli inclamatque suos auxilium- que rogat. Concurrunt satyri turgen- tiaque ora parentis rident; ijercusso Claudicat ille genu. Bidet et ipse deus limumque inducere monstrat, hie paret monitis et Unit ora luto.

546. ferula. vä^dr^^ (Hes. theog. 567) dient dem Silen, seinen Esel anzu- treiben, vgl. auch met. IV 26. Be- kanntlich diente die ferula in den Schulen auch als Rohrstöckchen, vgl. Juv. I 1, 15. Mart. X 62, 10 : ferulaeque tristes, sceptra paedagorum ; auch Skla- ven wurden damit gestraft, s. Hör. sat. I 3, 120.

547. anritns ist leichterklärliches Beiwort des Esels, vgl. am. II 7, 15: auritus miserandae sortis asellus; sonst heisst auch der Hase so, Verg. georg. I 308. Vgl. Fest. p. 8: auritus a ma- gnis auribus dicitur ut smit asinorum et leporum, alias ab audiendi facultate.

550, Zu dem Auftreten des bacchi- schen Zuges, wie er hier von 537 564 geschildert ist, giebt es viele Parallelen ; besonders zu vergleichen ist, (ohne dass bestimmte Reminiszenzen vorlägen) Ca- tull. 64, 251 ff: at jmrte ex alia florcns volitabat Jacchus cum thiaso Satyro- rmn et Nysigenis Silenis, te quaereiis, Ariadna, tuoque incensus amore; quüe tum alacres j^f^ssim lymphata mente furebayit, euhoe bacchantes euhoe capita inflectentes. Harum pars tecta quatie- bant cuspide thyrsos, pars e divolso iactabajit membra iuvenco, pars sese tortis serpentibus incingebant, pars ob-

scura cavis celebrahant orgia cisfis. orgia quae frustra cupiunt audire pro- fan i ; plangebant aliae proceris tympana palniis aut tereti tenuis tinnitus aere ciebant, tnultis raucisonos efflabant cor- nua bombos barbaraque horribili stride- bant tibia cantu. „Wie Ariadnes Trauer war auch ihre Vereinigung mit Dionysos häufig ein Gegenstand der bildenden Kunst; vgl. 0. Jahn, archäol. Beiträge S. 251—299. Pauly, Realencykl. I - 1550 A (jetzt II 809 ff.). Auf einer Vase von Volci ist 'Theseus von Athena geführt uud Dionysos Ariadne umarmend' zu- sammen dargestellt; eiu Gemälde mit beiden Scenen schildert auch Philostr. imag. 1, 26." Riese zu Catull. 64, 251.

551. Die göttliche Schönheit des Dionys lässt den Theseus aus ihrem Gedächtnis schwinden. Fast. III 461 : iam bene p>eriuro tmitarat coniuge Bac- chum . . Sorte tori gaudens 'quid flebam rustica'f dixit: utiliter nobis perfidus ille fuit.

551 554. Die Angst der Ariadne vor dem Glanz der ungeahnten gött- lichen Erscheinung wird zunächst an zwei äusseren S}Tnptomen i color, vox) geschildert, dann an dem "Widerspruch ihres Handelns: wiederholt will sie fliehen, wiederholt hemmt die Ang.st ihren Fuss ; schliesslich an zwei Gleich- nissen.

552. Die Dreizahl ist in solchen Fällen beliebt. Vgl. Ov. met. VH 324. VIII 51. X 279. Hör. sat. II 1, 7. Vor allem bei heiligen Handlungen, Be- schwön;ngen etc. war die Dreizahl üb- lich, worüber Horaz spottet (ep. 1 1, 36). Vgl. darüber Voss zu Verg. ecl. 8, 73, die Erklärer zu Theoer. 2, 43. 6, 39 etc.

554. Daher Ov. met. VI 326: tre- mulis circumdata cannis.

palude] canna palustris met. I\ 298. Vin 631.

I 546—567.

49

555 Cui deus '"eu, adsum tibi cura fidelior/ inquit, Tone nietiim: Bacclii, Gnosias, iixor eris! Miinus habe caelum: caelo spectabere sidus; Saepe reget dubiam Cressa Corona ratem.' Dixit, et e curru, ne tigres illa timeret, 560 Desilit (inposito cessit harena pede)

Inplicitamqne sinn (neque enim pngnare valebat)

Abstnlit: in facilist omnia posse deo. Pars "^Hymenaee' cannnt, pars clamant Euhion, 'euhoe !' Sic coeunt sacro nnpta deusque toro. 565 Ergo nbi contigerint positi tibi munera Bacchi, Atque erit in socii feniina parte tori, Nyctelinmqne patrem noctnrnaque sacra precare,

555. cura] zu v. 512.

556. Gnosias] zu v. 293.

557 f. Bei ihrer Vermählung mit Bacchus empfing; Ariadue von Venus zum Brautgeschenk eine überaus kostbare Krone aus Gold und Edelgestein, die Vulcan gar kunstvoll gefertigt hatte ; vgl. schol.Arat.phaen. 71. Dann wurde sie unter die Sterne versetzt, was hier angedeutet und an anderen Stellen ausführlich er- zählt wird, vgl. fast. III 459 - 516, zumal 513 ff: sintque tuae tecum faciam (Bac- chus spricht zu Äriadne) nionimenta coronae, Vnlca7ms Veneri quam dedit, illa tibi. Dicta facit gemmasque novem transformat in ignes: aurea per Stellas nunc micat illa novem. met. VIII 176: desertae et multa qiierenti amplexus et opem Liber tulit ; utque perenni sidere clara foret, sumptam de fronte coronam immisit caelo. Tenues volat illa per auras, dumque volat gemmae nitidos vertuntur in ignes, consistuntque loco, specie remanente Coronae, qui medius Nixique genu est angxiemque tenentis. Vgl. Hygin. a. p. II 5. Verg. ge. I 222.

558. Wie Äriadne schon früher den Liebesdienst des regere ausübte : damals war es der dubius Theseus, den sie durch ihren Knäuel leitete (Catull. 64, 113: erräbunda regens tenui vestigia filo), jetzt die dubia ratis, die sich nach ihrem Lichtglanz richtet.

563. Die Anrufung des Hochzeits- gottes Hymenaeus (meist als Inter- calaris) war Regel in jedem Brautge- sange. Vgl. Arist. av. 1736: 'l'/u^p lo 'l'fiivai o). pax 1332 u. sonst: 'Tfirjv, 'Tftevai CO. Eur. Troad. 'dl^-.'Vftrjv, 'l'/uevai äva^. 331: 'l\uriv, aj Yfiivai ' Tfiriv. Theoer. 18, 58 : "l'u/ji.\ w ' 2'fievaie,

Ovid, ars amatoria ed. Brandt.

yaficp ETtl TcöSs y/tgeir^s. CatuU. 62, 5 : Hymen o Hymenaee , Hymen ades o Hymenaee. 61, 4 : o Hymenaee Hymen, Hymen o Hymenaee. Ov. her. 12, 143. pars clamant Euhion, 'euhoe'] Evioi ist ein Name des Bacchus, der gewöhnlich von dem Jubelruf eia, eioi {euhoe hier) hergeleitet wird. Soph. OR 211: olvcÖTia Bd-zi/of Eviov. Eur. Bacch. 566. Vgl. Athen. VIII 363 B. Oft dann bei römischen Dichtern. Lucr. V 741. Hör. carm. I 18, 9: Sithoniis non levis Euius. II 11. 17: dissi2Xif Euius curas edaces. euhoe (evor) ist der Jubelruf der Bacchantinnen. Catull. 64, 255: euhoe, bacchantes, euhoe, capita inflectentes. Ov. met. IV 523. Verg. Aen. VII 389. Hör. carm. II 19, 5 u. ö.

565. Nach dieser Episode kommt der Dichter mit ergo auf seinen eigent- lichen Gegenstand (zu 524) zurück.

Bacchi] metonymisch: zu III 645.

566. Dass die Römerinnen an den Gastmählern der Männer teilnahmen, ist bekannt. Vgl. z. B. Nep. praef. 6: quem enim Romanorum pudet uxorem ducere in convivium? Früher verlangte es die ehrbare Sitte, dass die Frauen bei Tisch sassen. Zu Ovids Zeit fing es jedoch an, dass sie bei Tisch lagen, ebenso wie die Männer. Vgl. Val. Max. II 1, 2. Mart. X 98, 4. Zu ars I 229.

567. NvKTsXioi, der Nächtliche, ist einBeiname des Dionysos, mit Beziehung auf die nocturna sacra, die nächtlicheu Orgien (vgl. Paus. II 37, 6). Bei Euripides (Bacch. 486) sagt Dionysos auf die Frage des Fentheus, waun er seine Isgä feiere: m'y.rtt/o TioXkä-

aefivÖTrjz' exei axöioi. Vgl. Nonu.

XXII 5. AP IX 524, 14. Ov. met. IV 15. 4

60

Ars amatoiia

Ne iubeant capiti vina nocere tuo! Hie tibi multa licet sermone latentia tecto 570 Dicere, quae dici sentiat illa sibi,

Blanditiasque leves tenui perscribere vino,

Ut dominam in mensa se legat illa tuam, Atque oculos oculis spectare fatentibus ignem: Saepe tacens vocem verbaque vultiis habet. 575 Fac primiis rapias illius tacta labellis

Pociila, quaque bibit parte puella, bibas, Et qiiemcumque cibum digitis libaverit illa,

Tu pete dnmque petes, sit tibi tacta maniis! Sint etiam tua vota viro placuisse puellae: 580 Utilior vobis factus amiciis erit.

Verg. ge. IV 521 : nocturnique orgia BaccJii. Hier in diesem erotischen Zusammenhang-e ist das Beiwort mit Absicht gewählt nnd pikant. Pentheus sagt daher (1. 1.): roir' sh yvvnZy.as S6?.i6f sari xnl aad'oof.

569 578. Allerhand Eaffiniert- heiten, wie man heim Gelage mit der puella erotisches Spiel treiben kann. Die beste Erläuterung des ganzen Passus ergiebt ein Vergleich mit folgenden Stellen, der in den engbegrenzten Zeilen eines Kommentars freilieh nur ange- deutet, nicht durchaeführt werden kann. Ov. her. 17 (16), 75—90. amor. I 4. n 5, 15 ff. ars I 229 ff. Dazu Zingerle, Ovid etc. I 94.

569 f. Vgl. amor. II 5, 19 : sermonem agnovi, quod non videatur agentem ver- baque pro certis iussa valere notis. Ueber solche geheime Zeichensprache vgl. auch ars II 543. III 514.

571. Mit Wein zärtliche Zeichen auf den Tisch schreiben, war ein sehr beliebtes und daher oft erwähntes Mittel. Vgl. her. 17, 87: orhe (fwqiie in mensae legi sub nomine nostro, quod deducta mero littera fecit AMO. am. I 4, 20: verba leges digitis, verba notata mero. n 5, 17: non oculi tacuere hii, con- scriptaque vino mensa, nee in digitis littera nulla fuit. Tib. I 6, 19. Goethe, römische Elegieen XV 15: „Wein floss über den Tisch, und sie mit zierlichem Finger, zog auf dem hölzernen Blatt Kreise der Feuchtigkeit hin. Meinen Namen verschlang sie dem ihrigen ; immer begierig schauV ich dem Fingerchen nach, iind sie bemerkte mich toohl'' etc.

573, her. 17, 77: cum modo me

spectas oculis, lascive. protervis , quos vix instantes lumina nostra ferunt.

57-1:. Daher amor. I 4, 17 : me specta nutiisque meos vultumque loquacem , excipe furtivas et refer ipsa notas! verba superciliis sine voce loquentia dicam. her. 17, 82. Mehr bei Otto, Sprichwörter etc. p. 339.

575—578. "Wieder überaus häufig. Man trinkt aus dem Becher da, wo ihn die Lippen der Schönen berührt haben. Darüber belehrt uns Achilles Tatius II 9 :

oji'oxöei äs 6 ^ärvoog ijuti' y.ai ri Tioiei: eoaizixot'. ^laD.äoaei xa sxncouaTa aal

U£V EflOV T/, xÖpTj 7TOOarid'1]0l, TO 06

sxsiiT^S sfioi y.it'i iy/^ecov afi^otsoois xal ey/.egaoäuEvos logsyei'. '£ya> Se iTiirr^o/jOas fiEocs TOI' ey.Ttoiuaroe, si'd'a ro '^elÄos /) xöoTj nivovaa TTOoae&rjxev, ifapuoaaue-

VOs eniVOV S.TiaTO?.lUrtlOy TOVTO (fi).T}flU

Tiolcöv xal aun y.nzs<fiXovv xo exTKOfia. 'i2s be eWev ij napd'ivos, avvrjy.ev ort rov ■/siXovs avjrfi xarafü.ci xal Tr]y ay.iav. 'All' oyi ^drvpos ovu(fpovrjans rtäXiv sy.rxcoiinra SirjÜ.n^er ijf^lv. Ov. am. I 4, 31 : quae tu reddideris, ego primus pocula sumam et, qua tu biberis, hac ego parte bibam. her. 17, 79. Mehr bei Kohde, Gr. R. 164, 3.

577. Das Gegenteil amor. 14, 33: si tibi forte dabit (sc. vir tuus), quod praegustaverit ipse, reice libatos illitis ore cibos. digitis] zu HI 755.

579—588. Auch mit dem vir deiner puella musst du dich gut stehen. vir ist nicht der Gatte einer Matrone in bürgerlicher Ehe (vgl. 1 31 ff. II 559 ff. III 611 ff.) Vgl. Ribbeck, RD. IP264: „Wenn es auch nicht der legitime Gatte ist, der betrogen -wird, so gilt es doch,

I 568—595.

51

Huic, si Sorte bibes, sortem concede priorem,

Huic detur capiti missa corona tuo; Sive erit inferior seu par, prior omnia sumat:

Nee dubites illi verba secunda loqui. 585 Tiita frequensque viast, per amici fallere nomen;

Tuta frequensque licet sit via, crimen habet. Inde procurator nimium quoque multa procurat

Et sibi mandatis plura videnda putat. Certa tibi a nobis dabitur mensura bibendi: 590 Officium praestent mensque pedesque suum. lurgia praecipue vino stimulata caveto

Et nimium faciles ad fera bella manus: Occidit Eurytion stulte data vina bibendo;

Aptior est dulci mensa merumque ioco. 595 Si vox est, canta; si mollia bracchia, salta,

den unbequemen 'Manu', der im Besitz ist, zu hintergehen."

581. Die griechische Sitte, durch Würfeln einen Symposiarchen zu wählen (vgl. Luc. Saturn. 4), war auch in Eom bräuchlich geworden. Vgl. Becker Gall. I^ 204. Sorte] zwar bediente man sich zu dem angegebeneu Zwecke meist der tali, doch sagt auch Hör. carm. 14, 18: nee regna vini sortiere talis.

582» Griechen und Römer be- kränzten sich bei Symposien. Vgl. Becker, Charikles 160, 10. Gallus in 3 444 ff.

584. verba secunda loqui ihm gefäl- liges reden, ihm nach dem Munde reden.

586. Die Wiederholung will sagen : je mehr zuzugeben ist tuta frequensque viast, um so mehr ist auch die Kehr- seite der Medaille zu beachten: crimen habet.

587. procurator ein Anwalt, Sach- walter. Ein solcher geht zuweilen über seinen eigentlichen Auftrag hinaus. Durch diese Analogie entschuldigt Ovid mit komischem Ernst, dass er überhaupt den Rat gab, per amici fallere nomen.

589—602. Weitere Verhaltungs- massregeln beim convivium.

590. Es darf also nicht soweit kommen, dass er sagt : sta pes, sta, mi pes, sta pes, nee labere, mi pes etc.

591. Eine bekannte Lebensweisheit ; Her. carm. I 27, 5: vino et lucernis Medus acinaces immane quantuni diserepat. impium lenite clamorem, sodales etc.

593. Der Ton liegt auf stulte: es war sein Verderben, dass er den ge-

spendeten Wein thöricht, d. h. un- mässig trank. Bei der Hochzeit des Peirithoos mit der Lapithenjungfrau Hippodameia waren auch die Kentauren, unter ihnen Eurytion (oder Eurytos), geladen. Vom Weine berauscht will er die schöne Braut entführen, die andern Kentauren stürzen sich auf die übrigen Frauen, und so entsteht ein furchtbarer Kampf der Lapithen und Kentauren, iu dem auch Eurytion fiel. Hom. Od. XXI 295: olvos ycal Kevtuv- qov, (iyaxlvrbv Ev^vricova, daa svl fie- yd^cp fieyaü'vuov TJeiQtd'ooio. rjocoas S' axos elüs, Sisx ttooO'i'oov öe d'voa^e eXy.ov aviu^uvtes, an ovma vrjXet ^«Axw Qiväs t' äurioaiieg- 6 de foealf fjair daad'slg 'liitv rjif drrjt' oysuiP deaicfoovi d'vficö. i^ ov Kevravaotat xal avSodai vsTxos trv- xd'rj, ol S" ((.vTO) TC^cörco y.axov tv^ezo

oh'oßaQsiun'. Ov. met. XII 210 535. Aucli sonst oft erwähnt, vgl. Hör. carm. I 18, 7. Verg. ge. II 456 (beide Male ohne iNennung des Eurytion). Val. Fl. I 141. Prop. II 33, 31 : tuque, o Eury- tion, vino, eoitaurc, peristi.

595 f. Entfalte vielmehr deine ge- sellschaftlichen Talente. Zwei werden herausgegriffen, cantare und saltare. Durch diese beiden Künste sucht bei Horaz (sat. I 9) jener aufdringliche Mensch sich zu empfehlen, v. 24 : quis niembra movere mollius (sc. possit) ? Invideat quod et Hcrmogencs ego canto. Unter saZtore ist nicht Tanzen in unserem Sinne, sondern hauptsächlich wohl über- haupt graziöse rhythmische Bewegung der Gliedmassen zu verstehen (bracchia mollia), gesticulari et saltare sagt der 4*

52

Ars amatoria

Et quacuraque potes dote placere, place! Ebrietas, ut vera nocet, sie ficta iuvabit:

Fac titubet blaeso subdola lingua sono, Ut, quidquid facias dicasve proterviiis aequo, 600 Credatur nimiiim causa fuisse merum.

Et "^bene' die 'dominae; bene, cum quo dormiat illa';

Sed, 'male sit\ tacita mente precare, 'viro', At cum discedet mensa conviva remota,

Ipsa tibi accessus turba locumque dabit: 605 Insere te turbae leviterque admotus euuti

Velle latus digitis et pede tauge pedem! Conlofiuii iam tempus adest: fuge rustiee longe

Hine Pudor! audentem Forsque Venusque iuvat. Non tua sub nostras veniat faeundia leges; 610 Fac tantum eupias: sponte disertus eris.

Est tibi agendus amans imitandaque vuluera verbis :

schol. Cruqu. zu der eben citierten Horazstelle. Vgl. Lucr. IV 977: cernere saltantis et mollia menibra movcntis. Ueberhaupt wurde in die rhythmische Bewegung gerade der Arme und Hände der meiste Ausdruck gelegt, wodurch sich Plutarchs "Worte erklären {de ani- ma 8) : x«t oo/situi 6 di^i) ocorros, dfj.a

inis xeoai. Vgl. Becker, Charikles I' 152: „Dann trat auch der Knabe auf und tanzte mit einer Kunst, die das schöne Ebenmass des jugendlichen Kör- pers noch deutlicher hervorhob. Die ganze Gestalt wurde zur ausdrucksvollen Bewegung; man mochte nicht unter- scheiden, ob Hände oder Nacken, ob die Füsse mehr Anteil an dem Eindrucke hatten, den die Anmut seiner Stellungen auf den Zuschauer äusserte." Mehr bei Friedländer, Sittengeschichte 11 421.

597 fif. Sich bei Tisch betrunken zu stellen, damit die verliebte Kühnheit unverfänglich erschien, war ein beliebter Kunstgriff. Vgl. her. 15 (16) 245 : quin etiam, ut posseui verbifi ■petuUnitius uti, 71011 semel ebrietas est sinmlata mihi.

598. suhdola eben weil das titu- hare nur erheuchelt ist.

599. dicas protervius aequo ein Beispiel solch zu kecker Rede bringt Vers 601.

601. Nicht sowohl wegen des Aus- druckes ist dieses Wort protervum zu nennen, sondern wegen des Gedankens an sich. Zum Ausdruck vgl. z. B. Theoer. 18, 19 (in dem Epithalamiou der

Helena): Zavös toi d'vydrriQ VTTO rar

ftiav 'ixero y/.alvav. 17, 133: i-v Se ?Jxos axöovvaiv iavetv Zrjvi y.al "Hofi xeloas (foißr^aaoa fivpois eri Tiao&spos Ipis.

Ov. met. I 353.

602. Wird illustriert durch amor. I 4, 66 : blanditiae iaceant, sitque ma- ligna Venus! Si mea vota valent. illum qiioque ne iuvet, opto etc.

603—030. Anweisungen zu ge- schicktem Vorgehen, wenn das convi- v'uun beendet ist.

603. Vgl. mit dem folgenden z. B. amor. II 5, 21 ff.

605 f. Zur Ergänzung dient amor. I 4, 55: cum surges abitura domum, surgemus et omnes, i)i medium turbae fac memor agmen eas. Agmine me in- venies aut invenieris in illo; quidquid ibi 2)oteris tangere, tauge mei.

606. velle vgl. Hör. sat. I 9, 63: vellere coepi et pressare manu letitissi- nia bracchia, ebenfalls um die Airfmerk- samkeit auf sich zu ziehen. Das Ob- jekt zu velle ist nicht eigentlich latus, sondern das Gewand an der Stelle.

607. 7-iisticus ist ein Lieblingswort Ovids, vgl. zu II 566. Zum Gedanken

vgl. AP. V 252, 3: nlSajs vöoyi neXei 7r;i KtTipidoi. Tib. I 2, 16: fortes adiuvat ipsa Venus. Mehr im Anhang.

610. Ob Ovid hier mit Absicht disertus, nicht eloquens gesagt hat ? Vgl. Cic. de orat. I 21, 94.

611. vulnera in bekannter oft an- gewendeter Metonymie. Verg. Aen. IV 1 : at regina gravi iamdudum saucia cura volnus alit venis et caeco carpitur igni.

I 596-631.

53

Haec tibi quaeratur qualibet arte fides! Nee credi labor est: sibi quaeqiie videtur amaiida; Pessima sit, nulli non sua forma placet. 615 Saepe tarnen vere coepit Simulator amare, Saepe, quod incipiens finxerat esse, fuit. Quo magis o! faciles imitantibus este, puellae:

Fiet amor verus, qui modo falsus erat. Blanditiis animum furtim deprendere nunc sit, 620 Ut pendens liquida ripa subitur aqua. Nee faciem nee te pigeat laudare capillos

Et teretes digitos exigmimque pedem. Delectant etiam eastas praeconia formae: Virginibus curae grataque forma suast. 625 Nam cur in Phrygiis lunonem et Pallada silvis Nunc quoque iudicium non tenuisse pudet? Laudatas ostendit avis lunonia pinnas: Si tacitus spectes, illa recondit opes; Quadrupedes inter rapidi certamina cursus 630 Depexaeque iubae plausaque colla iuvant.

Nee timide promitte: trahunt promissa puellas;

613. Vgl. Achill. Tat. I 9,6: d'sXet ya^ exciorrj rcöv na^d'evcov elvai xaXi] yal (fLlovfisvr] iai(jei, yal snaivsZ zfjs fzn^Tvgins ibv (piXovt'T<x..

619. est, erat, sit etc. mit dem Infinitiv ist der Dichterspraclie geläufig. Petron. 126 : mono erat a torva sum- mittere cornua fronte, noch häufiger negativ, Prop. III 3, 41: 7iil tibi sit rauco praeconia classica cornu flere. Verg. ecl. 10, 46. Tib. I 6, 24 u. ö.

620. Der Sinn des Vergleiches ist der: wie das überhangende Ufer durch das fliessend immer anströmende [liquida) Wasser allmählich immer mehr unter- höhlt wird, so wird der Sinn durch die blanditiae allmählich und verstohlen erweicht.

622. teretes bei Hör. carm. II 4, 21 Beiwort der surae.

Noch weiter in dem laudare geht Paris, wenn er der Helena schreibt (her. 15, 247) : prodita sunt, memini, tunica tua pcctora laxa atque oculis aditum nuda dedere nieis, pectora vel puris ni- vibus vel lacte tuamque complexo matrem candidiora love. Und Acontius schreibt an Cydippe (her. 19, 55): tu facis hoc oc%diq%i,e tui quibus ignea ccdunt sidera, qui flammae causa fuere meae ; hoc faciunt fiavi crines et ebnrnea cervix,

quaeque, precor, veniant in mea colla manus, et decor et motus sine rustici- tate pudentes, et, Thetidis qualis vix rear esse, pcdes. Cetera si possem lau- dare, beatior esseni, nee dubito, totum quin sibi par sit opus.

624. Eeminiscenz aus med. fac. 32: virginibus cordi grataque forma suast.

625 f. Anspielung auf das bekannte Parisurteil : zu 247. Phrygiis zu 54. silvis] genauer beschrieben her. 15, 53 ff.

627. avis Jun^nia] pavo, der Pfau.

Paus. II 17, 6: /oiiooiJ §e xai Xid'iov XaimöpiMV 'ASoiapos ßnaiXfhs racor dve- drjysv dved'rjxe Ss, öti rrjv opi'i&a Ispdv

T^fe' "ffoag vo/ü^ovai. Antiphanes bei Athen.' XIV 655 B (II p. 83K.): \Kv- TtQoe exsi TTsleias ^laqö^ovs' t) ^ £V Eäficp "Hoa To xovaovv, <faah', oorid'cov ysvos, Tovg yr(XktfW{)(fovs mtl TteoißleTi-

tovs Tfimg. Vgl. med. fac. 33.

629. quadrupedes sind speziell Pferde ; der Ausdruck wird naturgemäss zumal da angewendet, wo die Pferde laufend vorgeführt werden, wie hier, vgl. Ov. met.^I 226.

631—658. Neunte Anweisung. Du musst mit der Technik der Ver- sprechungen umzugehen Avissen. Diese

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Ars amatoria

Pollicito testes quoslibet adde deos! luppiter ex alto periuria ridet amaiitum

Et iubet Aeolios inrita ferre Notos. 635 Per Styga luiioni falsum iurare solebat

luppiter: exemplo nunc favet ipse suo. Expedit esse deos, et, ut expedit, esse putemus:

Dentur in antiquos tura nierumque focos; Nee secura quies illos similisque sopori 640 Detinet: innocue vivite, numen adest. Reddite depositum, pietas sua foedera servet;

Fraus absit, vacuas caedis habete manus: Ludite, si sapitis, solas inpune puellas!

Hac magis est una fraude pudenda fides. 645 Fallite fallentes: ex magna parte profanum

Sunt genus; in laqueos, quos posuere, cadant! Dicitur Aegyptos caruisse iuvantibus arva

sind selbst unter feierlicher Anrufung- der Götter ganz ungefährlich : Juppiter selbst nimmt es mit ihnen nicht so ge- nau (—636). Den Göttern selbst gegen- über soll man freilich treu und rein sein, denn der Glaube an sie ist den Menschen erspriesslich (—642) ; aber die Mädchen darf man betrügen, denn sie betrügen uns auch, und noch immer soll das Sprichwort gelten 'wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein', wie es Busiris und Phalaris erfahren mussten. So soll es auch den Mädchen ergehen (— 658).

631. Ein Hexameter bei Graux, revue de philologie I 217 lautet : «jj äei- (icuvs d'eovs sodojv Tjf yjeväos 6u6aüj]i.

633. Das ist ein alter sprichwört- licher Satz, der meines Wissens zuerst bei Hesiod uns begegnet, vgl. Apollod. n 5: Si6 frjaif'UaioSos ovx tnionäad'ai iTjv anö Tcüv Qeiür oQyrji^ Toii yiyt^o,ue-

vQve opy.ovs vTzeo eoonoi (dazu Hesych. s. tifpoöloios ÖQxos und schol. Plat. symp. 183 b). Dann häufig, vgl. Callim. epigr. 27 (AP. V 5): djaoaef' äk).d. leyovaiv a/.rj&ea tovS if eocoTt ooy.ovs ,«/) SvfSii'

Ovar SS ad-ni'drcoi'. Bekannt ist auch die Stelle in Piatos Symposion (p. 183 b) :

a(poooi(jLov yao oQv.ov ov (faaiv slyai,

ausführlicher Phileb. p. 65 c: y.ul ei/ mis

TiOovttla Tuti Tzeot ia(foontnia . . . yjti to sTtiooxelf avyyvcjfxriv el/.rj'fs rraoa Hs-Mf.

Der locus dassicus bei den Eömern ist Tib. I 4, 21: nee iurare time; Veneris periuria venH irrita per ferras et frefa longa ferunt. Gratia magna Jovi; ve- tuit pater ipse valere, iurasset cujpide

quidquid ineptus amans. Perque suas impune sinet Didynna sagittas affirmes, crines perqtie Minerva suos. Vgl. III 6, 49.

634. Aeolus, der bekannte Wiud- wart. Hom. Od. X. Verg. Aen. 1 52 ff. Dass Ovid die Südwinde herausgreift, ist an sich ohne Belang und nur dichte- risch individualisiert. Wegen des Ausdrucks vgl. zu 388.

635. ^;er Styga] Sonst ist der Schwur bei der Styx der unverbrüch- lichste Eid der Götter. Hom. II. XV 36:

iarco vvv Toöe yaia xtil ov^avoa svovs vTieo&sv 'Aal to y.aTEifiöuevov ^Tvyos vScoOj 6s te /teyiaros o^y.os SeiföraTOS te 7i£).ei uay.äoeaoi d'eoiaiv.

637 642. Ein recht rationalistisch gehaltenes Glaubensbekenntnis. Der Glaube an die Götter ist für uns er- spriesslich, darum soll er beibehalten werden mit den aus ihm sich ergebenden Konsequenzen.

647—656. Der Satz, „wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein" (vgl. rem. 502), wird an zwei Beispielen aus Mythologie und Geschichte veran- schaulicht, an dem des Busii'is und des Phalaris.

647—652. Busiris. Apollod. II 116: iierd Aißvrjv Se AXyvTixov öieii[ei (^Hoa- 'c/^b')>. ravxrjs iSitai/.eve Bovoiqis Iloaet- Säivos Tiali aal Avoiapäaarjg t^s 'ETtafov. ovTos TOVS ^h'ovs eif'vei' enl ßcofiq) iJtOi y.ard n }.6yiov. ai'vea yao ezr^ afooia rriv Aiyvmoi' xare).aße. <Poaoiog Sl il&eoy ex KvTToov, fidt'Tcs t/jv entaxriuriv. efrj r};i' dfooiav Tiuvaead'at, kdv $epov äySoa

I 632—659.

55

Imbribus atqiie annos sicca fuisse novem. Cum Thrasius ßusirin adit monstratque piari 650 Hospitis adfuso sanguiiie posse lovem. Uli Busiris 'fies lovis hostia primus'

Inqiiit *^et Aegj'pto tu dabis liospes aquam.' Et Phalaris tauro violenti membra Perilli

Torruit: infelix inbuit auctor opus. 655 lustus uterque fuit: neque enira lex aequior ullast.

Quam uecis artifices arte perire sua. Ergo ut periuras merito periuria fallant,

Exemplo doleat femina laesa suo!

Et lacrimae prosunt: lacrimis adamauta movebis!

Tcö .i/ti oifä^wai x«t' ejoi. Bovoiqh §e ey.BlfOP Tioünoi' Ofäsm rbi' uäi'xti', tovs y.ariovTas ^erovi eayu^s. ov/.f.rjfO'Eli oi'v ical 'HpayJS]S TOTi ßuiuoTi TTooosfsoETO, Se dsaud Siaooj^ns lüv rs Bovaioiv nal Tov ey.EifOv TTalSa 'AufidduavTa drrey-

leivs. Hygin. fab. 56.

649. Thrasius ist der cyprische Wahrsager; so schreibt auch "bei Ap- pollodor Becker; sonst heisst er Phrasiiis.

653 f. Phalaris. Die Geschichte ist bekannt, vgl. Li;c. Phal. pr. llff. ; Ovid erzählt sie ausführlich in den Tristien (ni 11, 39 ff.), ebenfalls in Ziisaiumen- stellung mit Busiris: saevior es tristi Busiride, saevior illo, qui falsum lento torruit igne hovem, quique bovem Siculo fertur donasse tyranno, et dictis artes conciliasse suas : 'munere in hoc, rex, est nsits, sed imagine maior, nee sola est operis forma ■prohanda mei. Ad- spicis a dextra latus hoc adapertile tauri ? hac tibi, quem perdes, coniciendus erit. Protinus inclusum lentis carbonibus iire: mugiet, et veri vox erit illa bovis. Pro quibus inventis, ut munus niunere 2)enses, da, precor, i7igenio praemia digna meo!' Dixerat, at Phalaris 'Poenae mirande repertor, ipse tuuni j^ynesens imbtie' dixit 'opus!' Xec mora, mon- stratis crudeliter ignibus ustus exhibuit gcminos ore gemente sonos.

Perillus oder Perilaos hiess der Künstler, welcher den berüchtigten Stier angefertigt hatte. Prop. II 25, 12: ge- niere in tauro, saeve Perille, tuo. Luc. Phal. pr. 11 : Jlsfiilaos i;v Tts / tieSn- Ttos, y/tlxsvs fihv ayn&os, 7Toi't]pus Se

654. Der Ausdruck wie in der eben citierten Ovidstelle: ipse tuiim p-aesens

imbue opus. So auch Prop. IV 10, 5: inibuis exemplum primae tu, Romule, 2)almae.

656. Tib. I 6, 10: nunc premor arte mea.

659 722. Zehnte Anweisung. Du mnsst es verstehen, zu passender Zeit Thräuen im Auge zu haben; sind keine wirklich da, ists auch genug, wenns nur so aussieht ( 662). Dann ists nicht mehr weit bis zu einem Küss- chen, dann aber hast du schon halb gewonnen ( 672). Ist sie dann noch nicht willig genug, musst du etwas Gewalt brauchen, wie sie alle Mädchen gern haben (—678); das beweist das Beispiel der Phoebe und Hilaira ( 680) und der Deidamia, welche sich auch der Gewalt des Achilles fügte, aber doch so gern, dass sie ihn nicht wieder von sich lassen wollte ( 704). Die Mädchen scheuen sich ja nur vor dem Anfang, die Initiative muss daher der Mann ergreifen, wie es schon Juppiter durch sein Beispiel lehrte ( 714). Frei- lich darf man nichts ertrotzen, oft ist ein scheinbarer Rückzug von Nutzen, oft empfiehlt es sich auch, die Liebe durch den Namen der Freundschaft zu verdecken ( 722).

659. adamanta; äSäunc, der nicht zu bewältigende, ist eigentlich stahl- hartes Eisen; bei Homer noch nicht, zuerst bei Hesiod (sc. 137). In der Be- deutung Diamant ist es erst seit Theo- phrast zu belegen. Sprichwörtlich dient es zur Bezeichnung grösster Härte; vgl. schon Hdt. VII 141 (im Orakel): ./ot Sk

ToS' inrii e:zog ioectJ äSdtiarTi Tre/.aaoa^-. PlatO spricht von dSauäiruoi löyoi

(Gorg. 509 a) und bei Theokrit 3, 39

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Ars amatoria

660 Fac madidas videat, si potes, illa genas;

Si lacrimae (iieqne enim veniunt in tempore semper)

Delicient, uda lumina tange manu! Quis sapiens blandis non misceat oscula verbis? Illa licet non det, non data smne tamen! 665 Pugnabit primo fortassis et 'inprobe' dicet: Pugnando vinci se tamen illa volet; Tantum ne noceant teneris male rapta labellis,

Neve queri possit dura fuisse, cave! Oscula qui sumpsit, si non et cetera sumpsit, 670 Haec quoque, quae data sunt, perdere dignus erit. Quantum defuerat pleno post oscula voto? Ei mihi! rusticitas, non pudor ille fuit! Vim licet appelles, gratast vis ista puellis: Quod iuvat, invitae saepe dedisse volunt. 675 Quaecumquest Veneris subita violata rapina, Gaudet, et inprobitas muneris instar habet; At quae cum posset cogi, non tacta recessit,

Ut simulet vultu gaudia, tristis erit. Vim passast Phoebe, vis est allata sorori; 680 Et gratus raptae raptor uterque fuit.

findet der Ziegenhirt darin Trost, dass seine Amaryllis or-/. dönuavTh'a ist. Dieselbe Vorstellung findet sich dann oft in der römischen Poesie, vgl. Ov. trist. IV 6, 14: (tempus) rigidas silices, hoc adamanta terit. IV 8, 45. am. III 7, 57 : illa gravcs poUiit quercus ada- mantaque durum hlanditiis movere. Da- her erklärt es sich auch, dass das Thor des unerweichlichen Hades aus adamas ist (s. Rothstein zu Prop. IV 11. 3).

666. Vgl. amor. 15, 15: quae cum iia pugnaret , tamquani quae vincere nollet, victast non aegre jyroditione sua.

667. Gemeint sind zu ungestüm leidenschaftliche Küsse, ein Biss, der ein Mal zurücklässt. Hör. carm. I 13, 11 : puer furcns impressit mcmorem dente labris notam. Tib. 16, 14 : livor, quem facit impresso mutua dente Venus. I 8, 38: in collo figere dente notas. Ov. amor. I 7, 41.

671. 2^le»'0 'voto wie Theokr. 2, 143:

in^dxd'i] TU fiiyiOTa, xit'i is :r6i^or fjvd'o- usg afifco. Stat. Achill. I 642 : potitur votis

673. Vgl. Achill. Tat. I 10, 6:

. . . TTokXd'Kis Se xal ty.ovoai ti^os to EQyov eQxofievai d'elovui ßiä^ead'ai Soy.sTi', 'iva rT] So^p t/;s (irnyxrji dn'or(>tncoi'Tai rfje nla^vx'Tjs tu exovotov. fiij xoifvr OHvrjaiiS , edf di'd'ioTauerriv iSriS, d}X

STTiT^osi , TiäJs dv&iaraTai. aotpias yag y.urrav&a Sei. y.dv /iiiv TtQoaxnQxeQr, eniaxes trp' ßiav, ovtxco yao Tiai&exat (vgl. ars 715).

679. Anspielung auf die von den Dichtern häufig poetisch verwertete Sage von Phoebe und Hüaira, den Töch- tern des Leukippos (Apollod. III 117). Vgl. schol. zu Find. ^Nem. 10, 60: Avyxei's y-fti *lSas, ol Afn^ecos Tialoss, iurrjorei'oai'To jds ÄBvy.iTiTTOv d'vytnioas (poißrjv xtii 'Ekdeioav, y.md Se rr]v xcöt' yduiov svcoyiav rovg ^looxoigovs eis eariaoip ixdksaai' ' ol Se 'cds x6(/as dcf'UQndaavies nnefsvyov, ol Se eSicoy.ov xni ovriararai rots 'Afa^t]TidSais xal ToTi ^LOOxovQois fidxq rce^l tcöv yufuov xal dpaioelrai Kdarivo. eixa IIolvSevy.Tjs avelXsv dfi(pojeoovs, ovfiTTpa^arzos tov zJibs ycl y.Euavyoi' (ivroTi inme/ujpuvros.

Vgl. die 'Erzählung Theokrits (22, 137—211). Prop. I 2, 15. Ov. fast. V 699 ff.

Von bildlichen Darstellungen der Lage spricht Pausanias (II 22, 5. IV 31, 12) und er erwähnt (IH 16, 1) ein Heiligtum der Hilaira und Phoebe in Sparta. Vgl. Cram. an. Par. I 298. 12 ff. Bekannt ist die künstlerische Dar- stellung des Dioskurenkampfes durch Polygnot in Athen: Baumeister, Denk- mäler I 452.

I 660-692.

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Fabula nota quidem, sed non indigua referri

Scyrias Haemonio iimcta puella viro: lam dea laudatae dederat mala praemia formae

Colle sub Idaeo vincere digna duas; 685 lam nurus ad Priamum diverso venerat orbe,

Graiaque in Iliacis moenibus uxor erat; Inrabant omnes in laesi verba raariti:

Nam dolor unius publica causa fuit; (Turpe! nisi hoc matris pi-ecibus tribuisset) Achilles 690 Veste virum longa dissimulatus erat.

Quid facis, Aeacide? non sunt tua mmiera lanae:

Tu titulos alia Palladis arte petas!

681— 70-t. Die Geschichte von Achill auf Skyros und seiner Liebe zu Deida- mia, der Tochter des Königs Lykomedes, hat ihren Ursprung in dem Kyklischen Gedichte der Kyprien. Dann vgl. Apollod.

m 174 : cos de eysi'STO Evvaaxfjg 'A/,i,kXevs, KäXx,nvros Isyot^ros ov Svvaad'ai xools avTOv T^oiav nioE&rjvuL, 0£Tig TT^osiSvia oTi Sei OToaxEvöfiEvov avTov a.TtoXEod'ai,, xovipaaa sa&TjTi yvvaiy.EUO cog TiaQ&Evov Avxo/UT]§ei TTa^E&ETO, xäxet Toscpofist'Oi rj] Avxo/utj8ov£ ü'vyaxQl ^r]i§a/u£iq uiyvv- tai, x«t yiv£T((i nais ITvo^os ninco o

xXrj&Eis NsoTCTolenoi aid'ig. Drama- tisch hat Sophokles die Sage dargestellt in den ly.vQiai (fr. 496 505 Dind.), ebenso Euripides in einem gleichnamigen Stücke (fr. 683-687). Unter Bions Namen (id. 15) ist ein Fragment eines

ETZid'ciXdfuos 'Axt?.?.ECog y.al ^rjidnfisias

auf uns gekommen. Vgl. ferner Quint. Sm. VII 184 Ov. met. XIII 162-170. Prep. II 9, 16. Hör. carm. I 8, 14. Stat. Ach. I 207 ff. Claudian. 10, 16. Paus. I 22, 6.

682. Scyrias puella -ft;i§dfiEia, vgl. zu 681. Die Insel ^y.vgos, heute Skyro, liegt nordöstlich von Euboea. Vgl. schol. II. XIX 326.

Haemonio viro Achilles. Ueber Haemonia, den alten Namen Thessaliens, ist gesprochen zu I 6. Achills Heimat ist (P&ia in Thessalien. Hom. II. I 169 f. u. 0.

683 ff. Bereits hatte das Paris- urteil (zu I 247) stattgefunden, bereits hatte Venus zum Lohne für den ihr zugesprocheneu Sieg dem Paris die Helena geschenkt, bereits befand sich diese in Troja.

683. mala praemia weil sie dem Beschenkten nicht frommen sollten, vgl.

die dScopa Scöoa xovx uv?]aifia Soph. Ai.

665. Vgl. auch Bion 15, 11.

684. colle Idaeo der Ida, das be- kannte Gebirpe in Mysien. II. XIV 157. Verg. Aen. II 801.

687 f. DieVeranlassungdesSchwures ist aus Euripides' Aulischer Iphigenie bekannt, wo (v. 50 ff.) sie ausführlich auseinandergesetzt wird. Vgl. auch schol. Ven. zu Ilias II 339 : rtäv el 'EUä- Sos doiarcop knl fivrjarslav Trjg ^EXei'rjg TtaoövToiv Sia ro yivog xal xäXXog, TvvbäoEtog 6 tcuttjo avtt^g (pvlaaaöfievog, /nt] TioTS iva avxüv TiQO-AQivag rovs alXovs ix^QOvg TiotjarjTai , _ x o iv o v avTcöv sXaßsv o^xov, fi (iJ]v Tcä Xt]\po/x£vq7 iTjv nuzSa dStv.ovfiEvcp nEQi avTi]v acpoSoa Tcdvrag tTtafivvEiv. /liönEo MeveXÜco avrrjv ty.SiScoaf xal fiex ov TCoXv d(i7Caad'Eiarjg nvr/jg vno 'AXE^dvopov Exoivcövrjaav T/j OToarEiq Sid rovg yavofie- vovg ooxovg. laro^El —xriaixooos. Vgl. Hör. carm. I 15, 7. Ov. met. XII 6.

688. Vgl. Bion 15, 12: iicöaaxo K d Aa'üBbai/iicoi' , nävxa Se Xahv dystoEt' AxaiKÖv, ovBe xig"EkXr]v ovxe Mvxrjvaicov ovx" "HXiSog OVXE Aaxcopco}' /ueipev eov xard Öf7>fia, (pEQOv Se avv nlvov A^rja.

689. matris precibus s. zu 681.

691. Aeacide zu I 17.

691 ff. Bion 15, 15: Xdvd-avs S' Iv y.cÖQaig Avxo/urjSiai. fiovt'og 'J^jt/Xeiv, st^ia 5" livd'' oTtXcur säiSdaxExo, xal x^Q'^ Xevxü ■nap&Evixor xöoov aly^EV, EfaivEXO (3' t]vxe

xiöpa. Vgl. Ov. heroid. 9, 73 ff. (Die Stelle ist ausgeschrieben zu II 219.)

692. titulos Ehrennamen, Ruhm, vgl. II 293. trist. I 11, 30.

alia Palladis arte durch die Kriegs- kunst, das Waffenhandwerk. Pallas Athene ist sowohl die göttliche Be- schützerin weiblicher Kunstfertigkeit (Hom. Od. XX 72. Theoer. 28, 1) wie

58

Ars amatoria

Quid tibi cum calatliis? clipeo manus apta ferendost

Pensa quid in dextra, qua cadet Hector, liabes? 695 Eeice succinctos operoso stamine fusos:

Quassandast ista Pelias hasta manu! Forte erat in tlialamo virgo regalis eodem:

Haec illum stupro conperit esse virum. Viribus illa quidem victast (ita credere oportet), 700 Sed voluit vinci viribus illa tamen.

Saepe 'mane!' dixit, cum iam properaret Achilles:

Fortia nam posito sumpserat arma colo. Vis ubi nunc illast? quid blanda voce nioraris

Auctorem stupri, Deidamia, tui? 705 Scilicet ut pudor est quaedam coepisse priorem,

Sic alio gratumst incipiente pati. A! nimiast iuveni propriae fiducia formae,

Expectat siquis, dum prior illa roget.

die Göttin kluger geordneter Ki'iegs- führung:.

693. calathns ist ein Arbeits- körbcheu der Frauen, meist aus Ruten geflochten (Catull. 64, 319: virgati cala- thisci). Bekannt ist der besonders zier- liche und kunstvolle Spinukorb der Helena. Hom. Od. IV 131 ff. In der ars wird der calatJms noch erwähnt n 219. Vgl. zu n 264. Vgl. auch her. 9, 73. fast. H 742. met. IV 10. Xn 475. luven. I 2, 54 u. o.

69-I-, pensum ist ganz eigentlich die zur Arbeit zugewogene (])enclere) Wolle. Vgl. fast. II 743. her. 9, 78. met. IV 10: telasque calathosque infecfaque pensa reponunt. Tib. I 3, 87.

qua cadet Hector rhetorischer Kon- trast, sehr beliebt. Vgl. zu I 13.

695. „Die mit mühevollem Faden umgürteten, umwundenen Spindeln." stamen ist ursprünglich die (vertikale) Kette, im Gegensatz zu suhtegmcn, dem (horizontalen) Einschlag vgl. Ov. met. VI 55; dann stehen beide für „Faden" überhaupt. Vgl. Ov. met. XII 475: stamina polhce torquc. stamen erh'Alt aber das Beiwort operosum, wie Horaz carm. III 12, 5 in demselben Sinne von dem operosae Mincrvae studlum spricht. Nicht eigentlich dem stamen kommt operosum zu, sondern der Kunst des stamina pollice forquere. Derartiges ist häufig, vgl. Ov. met. VI 241 : transie- rant ad opus nitidae iuvenile pa- Inestrae (s. fast. V 667), wie schon

Theokrit 2, 51 lirxaoäs TialniaToui

696. Pelias hasta auch her. 3, 126. rem. am. 48. Der Pelion [Ui'iXiov), das bekannte, hohe Waldgebirge Thessaliens, hatte nicht nur das IIolz für das Schiff Argo geliefert (zu ars I 6), sondern auf ihm war auch die Esche gefällt worden, aus der die Lanze hergestellt wurde, welche Chiron dem Peleus schenkte, und die dann in die Hand des Achilles kam. Hom. U. XIX 390: Hrj/udSa ,ueUrir,

TIJV TlUTol (fikcp TIOQB Xf.'lQCOV ÜTlXiov

ty. xoov(fr,s . (fövov eufiEvai r^ocoeaaiv.

Bei Piudar fällt sich Peleus die Lanze selbst (Nem. 3, 33). Vgl. Ov. met. xn 74 u. ö.

697. Bion 15, 22: e| aovq S'enl rvy.rn naoi^sro -IqiSausiq 25 : /jad'te 5' ovx a.X).a avj' ofiä/uxij nüvra ö' sTioiei ansvScop y.oct'bi' ig vtcvov.

698. stupro. Vgl. schol. fl. XIX 326:

TtoÖTe^of de ratg Trn^d'evois avvOiarQißijov to'd'ei.Qe ^ r^ibäuEiai' .

701. manc vgl. II 125.

702. fortia zu v. 695 (operoso).

705 714. Das Beispiel der Dei- damia hätte also die Wahrheit von 673 erwiesen : bilde dir aber nicht ein, ver- langen zu können, dass das Mädchen anfängt, daran hindert es das natürliche Gefühl schamhafter Zurückhaltung. Du musst anfangen und zwar mit schmei- chelnden Bitten, zu denen sich selbst Juppiter herabliess, wenn er auf Liebes- abenteuer ausging.

707. Aehnlich aber in anderm Sinne ist die Warnung bei Verg. ecl. 2, 17: 0 forynose puer, nimium ne crede colori.

I 693—726.

59

Vir prior accedat, vir verba precantia dicat: 710 Excipiat blandas comiter illa preces. Ut potiare, roga: tantum cupit illa rogari;

Da causam voti principiumque tui! luppiter ad veteres supplex heroidas ibat: Corrupit magnum nulla puella lovem. 715 Si tarnen a precibus tumidos accedere fastus Senseris, incepto parce referque pedem! Qiiod refiigit, multae cupiunt, ödere, qiiod instat:

Lenins instando taedia tolle tui! Nee semper Veneris spes est profitenda roganti: 720 Intret aniicitiae nomine tectus amor. Hoc aditu vidi tetricae data verba puellae: Qui fuerat cultor, factus amator erat.

Candidus in nauta turpis color: aequoris unda Debet et a radiis sideris esse niger; 725 Turpis et agricolae, qui vomere semper adunco Et gravibus rastris sub love versat humum;

714. Höchst launiger Vers: Der grosse Juppiter wartete nicht erst ah, bis ihn ein Mädchen verführte, sondern Sachlich lässt sich vergleichen Theoer.

8, 59: (o :rctT£6», ut Zev, ov uöi'os >}odaif'r]v xal TV yv i'aixofL^Ki; (vgl. Kallim.

AP. Xn 230).

715. Wenn deine Bitten auf hoch- mütige Sprödigkeit stossen, dann ziehe dich zurück, dann vnrä sie schon wollen. fastus ist das eigentliche Wort für weibliche Sprödigkeit (vgl. zu ars III 511), die hier mit Hochmut (tumidos) gepaart ist, weil das Mädchen den Ver- ehrer als supplex sieht; das wird aber anders, wenn er pedem refert.

717. Klingt sprichwörtlich. Schon

bei Sappho 1, 21 : y.nl ya^ at (fsiysi,

taxsws öuo^ei. Ter. Eun. IV 7, 43: novi ingenium mulierum: nolunt. ubi velis; ubi nolis cupiunt ultro. Erinnern kann man auch an Theokrit 6, 17: y.nl

q'Evyet cpiXsoi'Ta y.nl o v f> i /. e o r z a Sitiiii et.

718. instare bedeutet ein aufdring- liches Bitten, zusetzen. Hör. sat. II 6, 39: ' si vis, potes' nddit et instat.

719—722. Bisweilen empfiehlt es sich, die erotischen Absichten unter dem Deckmantel der Freundschaft zu ver- bergen.

723— 73S. Elfte Anweisung. Du musst als Liebender die richtige Gesichtsfarbe haben. Wie dem Seemann.

dem Bauer und dem Wettkämpfer die weisse Hautfarbe schlecht anstehen würde, sondern man schon an ihrem sonnenverbrannten Antlitz auf ihre Thätigkeit schliessen will, so muss der Liebende bleich sein. Das ist der colo7- ajitus amanti, wie er durch ero- tische Grössen der Mythologie ein für allemal eingebürgert ist, das ist die Farbe, wie sie zu dem anstrengenden Liebesdienste passt. Ueberhaupt muss ein klägliches etwas dein Aeusseres kenn- zeichnen, damit man deinen Seelenzu- stand sofort vom Gesichte ablesen kann.

724. sidus yrn' s^oxt;v bezeichnet die 'Sonne', vtlq sidera 'Sonne und Mond'. Vgl. met. IX 286 : dec.imum premeretur sidere signnm. Mehr bei Vulpius zu Tib. II 1, 46 und Burmann zu Verg. Aen. II 154.

725. semper iXlouifcov oloötquh- ST OS eis ST OS Soph. Ant. 340. Zum ganzen Distichon vgl. met. II 286: adunci vulnera aratri rastrorumque fero. Man beachte die Wahl der Attribute: Dass vo))ier das Beiwort "aduncus erhält, ist freilich nur malen- der Zusatz, aber wenn die Karste 'schwer heissen, so veranschaulicht dies die Mühseligkeit der Arbeit ebenso, wie 'sub love' sofort die Vorstellung von der versengenden "\Mrkung der Sonnen- strahlen in uns erweckt, M'orauf gerade es hier ankommt.

60

Ars araatoria

Et tua, Palladiae petitur cui palma coronae, Candida si fiierint corpora, turpis eris:

Palleat omnis amans! hie est color aptiis amanti: 730 Hoc decet: hoc stulti non valuisse putent!

Pallidus in Side silvis errabat Orion, Pallidus in lenta Naide Daphnis erat.

727. Palladia corona ist ein Kranz aus Oelzweigen. Bei dem Streite der Pallas Athene und des Poseidon um den Besitz des attischen Landes hatte Pallas den Oelbaum erschaffen (Eur.

Troad. 802: y).avy.äi kkniis noönov fdeiie

■AdSor. Apollod. III 178. Hdt. VIII 55. Bekannte Darstellung- im westlichen Giebel des Parthenon) ; seit der Zeit ist der Oelhanra der Göttin heilig (Soph. OK. 695—706). Vgl. unten H 518. Der Vers meint die Kämpfer in den Olympischen Spielen, deren Sieg mit einem Oelkranze ausgezeichnet wurde;

Paus. VIII 48, 2 : ip /uev Srj 'OÄv/UTilq xorivov TM viy.cötnt SiSoad'd.i OTE(favov y.rl. palma steht hier wie so oft in übertragenem Sinne, und mau darf nicht an die Verbindung des Oelkranzes mit einem Palmenzweige denken, von der Pausanias spricht, 1. 1. : £» S'e tI^v Seliäv sali y.al 7iaviay_ov Zfo vixmvti eoTid'i-

uevos (foifii. (vgl. Hör. carm. IV 2, 18). Dass griechische Spiele genannt werden, daran wird man hier ebenso- wenig Anstoss nehmen wie bei Hör. carm. I 1, 5. Als die berühmtesten stehen die Olympischen typisch für Wettspiele überhaupt.

729. Die blasse Farbe der Liebe kennt schon Sappho 1, 14: yJ-wooTioa de TToias eufii. Long. I 17 : yJ.oiQÖttoov t6 nooaaiTiov r]v Tiöas d'eoivr/C. Ov. her.

3, 141 u 0.

731 f. Zwei mythologische Beispiele sollen die Richtigkeit der eben gegebenen Lehre beweisen. Das Distichon bietet der Kritik und Exegese grosse Schwie- rigkeiten, vgl. den Anhang.

731. Apoll. I 25 : ovtos (sc. Orion)

^TlQiöcrjvy fiEf eyrjus —iörjv, T^v sooiif'sv eis AiÖov Ttspl /uop^rji' toioaa<tv "Hon.

in Side\ Der Ablativ mit in bei pallidus, pallere und ähnlichen die Ver- liebtheit bezeichnenden Ausdrücken ist den römischen Erotikern geläufig. Hier bezeichnet er die Person, in die jemand verliebt ist (vgl. Prop. I 13, 7 : 2)erditus in quadam tardis pallcscere curis in- cipis, vgl. III 8, 28), sonst auch die Ursache der Erscheinung, oder das Ge-

biet, auf dem sie .sich äussert, s. Roth- stein zu Prop. I 3, 44.

732. Es ist schwer, aus den ver- schieden überlieferten Formen der Daph- nissage die richtige Beziehung heraus- zufinden.

Daphnis ist der Sohn des Hermes und einer Nvmphe (Parthen. 29. Diod. Sic. IV 84. 'Aelian. var. bist. X 18). Aus Theokr. I ist bekannt, wie sich der schöne Hirte dem Dienst der jung- fräulichen Artemis widmete und sich vermass, der Gewalt der Kypris nicht unterliegen zu werden. Darüber er- grimmte die beleidigte Göttin und flösste ihm heisse Liebe zu einem Mäd- chen ein. Er aber versuchte die Leiden- schaft zu bez^ving•en, unterlag aber, schmachtete dahin und verschied zum Leidwesen der Nymphen und Musen. Darauf könnte sich unser Ovidvers zur Not beziehen, vgl. Theokr. 66: Jätpvis sTaxETo, 78. 82. Indessen wäre das Bei- spiel recht unpassend, da ja Daphnis nur sehr widerwillig der Liebe nach- giebt und mithin von einem p>allcre im Sinne Ovids nicht Rede sein kann. Mit der Form der Sage, wie sie z. B. bei Parthenius 29 erzählt wird (vgl. dazu die kurze Erwähnung bei Ov. met. IV 276), ist in unserem Zusammenhange nichts anzufangen. Man wird vielleicht auszugehen haben von Theokr. 8. 92:

y.i]v. loinio TTouTos Tiuod Troiuiai Ja(ftii syevzo, y.al Nvu^av uy.or^ßos ieuv

ETI NaiSa yätisv. Daphnis und Me- nalkas hatten mit einander einen Wett- gesang veranstaltet, in dem Daphnis siegte: darauf bezieht sich iy- tovtm. Wir haben also hier eine Andeutung auf die Liebe des Daphnis zu einer Najade (fvfifu NaU: siehe unten). In diesen Zusammenhang wird nun wohl auch unser Ovidvers gehören, imd man wird annehmen müssen, dass in einer uns nicht mehr bekannten alexandri- nischen Quelle diese Liebe erzählt war, wo dann wahrscheinlich der Liebes- kummer des Daphnis, ehe er Erklärung fand, einen breiten Raum in der Schil- derung einnahm, aus der Ovid das

I 727—743.

61

Aro'uat et macies animum, nee turpe putaris Palliolum nitidis inposuisse comis! 735 Attenuant iuvenum vigilatae corpora noctes Curaque et, in magno qui fit amore, dolor. Ut voto potiare tuo, miserabilis esto, Ut qui te videat, dicere possit 'amas'.

Conquerar, an moneam mixtum fas omne nefasque? 740 Nomen amicitiast, nomen inane fides.

Ei mihi! non tutumst, quod ames, laudare sodali!

Cum tibi laudanti credidit, ipse subit. 'At non Actorides lectum temeravit Achillis;

für seinen Zweck passende Symbol der Liebe, das pallere, berübeniahra. Mög- lich wäre natürlich auch, dass unsere Stelle auf einer ungenauen Eemiuiszeus Ovids beruht. Wenn nun lenta über- liefert ist, so ist kein Grund zu ändern. Es bedeutet 'spröde' und giebt somit den Grund an, warum Daphuis j;aZ/ül»s ist. Der Name der Najade (v^'l. schol. Theoer. 8,93: Unooovai yao uvtoi' vnö iLVOi a.yunt]\^i]i>ai^ t^r —coaUfsoi Oa/.etav

■Auksi) ist entbehrlich, wo es dem Dichter nur darauf ankommt, ein allgemein giltiges Liebessymbol auch an Daphnis nachzuweisen. Auch bei Theokrit ist der Name nicht genannt, denn das Nvufn Nai^ einfach aufzufassen ist als 'eine Nymphe, und zwar eine Najade', scheint nach bekanntem Sprachgebrauch sicher. Vgl. Hom. II. II 21 : (»('•» nore

Nvu(fr] Nrj'is 'AfiiioJaotrj rexs. XIV 444. Apollod. m 190: 'Eoi/^d-otios lloa^td-euv ^i]tSa Nvfi^rjf syrj/usv.

733. macies, ein weiteres in der Erotik häufiges Symbol der verzehrenden Liebe. Bekannte Stelle bei Theoer. 2, 88 : To Öe -AaXkos sräxero. 88 : xai uev x^coi: juev ofioios eyifSTo Ttu/J.dy.t d'ay.'U), e^^evv oey, y.ecpaXäs Tiaoui iQiXEi, <ti'ra Ök KotTia

oai'i sz' »^t; y.al Seoua. Vgl. den häufigen Gebrauch von rjy.ead-at (z. B. Theoer. 1. 66. 7, 76 von Daphuis: svre ■/ituit' Mi iti xaTeTiixsTo futyooi' v(f Aiuoi' yrX).

734. Das Verhüllen des Hauptes ist ein bekanntes Symbol von Trauer und Schmerz, vgl. Plut. quaest. Roman. 14; hier soll es den Schmerz der von Liebespein gequälten Seele andeuten.

nitidis von Salböl duftig, nach be- kannter Sitte; Hör. carm. I 4, 9: nunc decet aut viridi nitidum caput impe- dire myrto.

735. vigilatae, den Grund bringt

der folgende Vers. „Mit Unruhe auf nächtlichem Lager beginnen die Leiden" Ribbeck, RD. IP 179. Dazu z. B. Theokr. 30, 6 : rdxa 8^ ovä' oaov vrcvco 'thxvxiiv saasr' eocoin. Ov. amor. I 2, 1 : es.se quid hoc dicam, quod tarn mihi dura videntur strata, necque in lecto 2)allia nostra sedent, et vacuus somno noctem, quam longa, peregi, lassaquc versah corporis ossa dolent? Catull 50, 10 etc.

739 754. Zwölfte Anweisung. Sei vorsichtig, sprich nicht zu deinen treuen Freunden von deiner Liebe, da- mit du nicht Grund hast, eifersüchtig zu werden. Du kommst mit Beispielen aus der Mythologie, die das Gegenteil beweisen sollen? Eitler Thor! weisst du nicht, dass gerade das Unrechte er- freut, dass jeder nur an Befriedigung seiner Begierden denkt, auch auf Kosten des Freundes? Nicht fremde Feinde hast du zu fürchten, hüte dich vor denen, denen du am meisten traust, vor Verwandten und Freunden.

743—746. Ein fingierter Einfall {at) des Lesers, der an drei mytho- logischen Beispielen lauterster Freuudes- treue nachweisen will, dass Ovids War- nung doch gar zu ängstlich sei.

743. Erstes Beispiel: Achilles und Patroklos. Actorides ist Patroklos als Enkel des Aktor: H. XI 785. Find. Ol.

9, 69: vlor d'^^y-raoog flo/w» linaaev sTtoiywf Aiyü'ai TS Met^oiriov rov nai-; äfi 'AroEiSaii Tevd'oavxog TTsSioy /xokcof eara avy A'/dlei. Des Patroklos und Achilles treue Freundschaft ist seit Homer berühmt. Pind. Ol. 10, 19. Xen. symp. 8, 31. Luc. Tox. 10. Ov. trist. I 9, 29: quae fuit Actoridae cum magno semper Achille, laudari solifa est Hec- toris ore fides.

62

Ars amatoria

Quantum ad Pirithoum, Phaedra pudica fuit; 745 Hermionam Pylades, qua Pallada Phoebus, amabat, Quodque tibi geminus, Tyndari, Castor, erat/ Siquis idem sperat, iacturas poma myricas Speret et e medio flumine mella petat! Nil nisi turpe iuvat: curae sua cuique voluptas; 750 Haec quoque ab alterius grata dolore venit. Heu facinus! non est hostis metuendus amanti;

Quos credis fidos, effuge: tutus eris. Cognatum fratremque cave carumque sodalem: Praebebit veros haec tibi turba metus.

755 Finiturus eram; sed sunt diversa puellis

744. Ziveites Beispiel: Theseus und Pirithous. Sinn : Pirithous hat seines Freundes Theseus Gemahlin Phädra nicht verführt. Phädra : zu 338. UsiQi^ooi , der Sohn des Ixion, La- pithenfiirst, bekannt durch seine JEoch- zeit mit Hippodameia. während welcher der grosse Kampf der Lapithen und Ken- tauren stattfand (zu 593). Sprichwört- lich war die Iltnif^'ov y.a\ Ör^aeios fi-

XotEvia (Apost. 14.'l9 = II p. 611). Soph. OK. 1594. Paus. X 29, 30: 6»,;aew= bh

y.ni JJecoid'ov rr;i' Xeyouirrji^ rfü.iav y.xK.

Xen. \.\. Lud. 1. salt. 60. Charid. 16.

745 f. Drittes Beispiel: Orestes und Pylades. Pj'lades liebte die Hermione, die Gemahlin seines Freundes Orestes, mit nur schwesterlicher Liebe, ohne ihr nachzustellen.

Hermione, die Tochter des Menelaus und der Helena (Hom. Od. IV 14), zu- nächst die Gemahlin des Neoptolemos, dann des Orestes (vgl. Eurip. Audro- mache). Hermione wird als überaus liebreizend geschildert, vgl. Hom. Od. IV 13: nalS' eoaxeiv '^f , 'Ei)ui6vi]v ff eiSoe sxs Xi'vair^i 'ArfooSirrjs. Wurde

doch um ihretwillen Xeoptolemos durch Orestes getötet (Eur. Andr. 1058 ff.). Um so passender ist aber gerade hier das Beispiel : trotzdem sie so begehrens- wert war, hat Pylades doch seinem Freunde die Treue gewahrt und dessen Gattin nur mit der Liebe des Bruders geliebt.

In diesem Sinne erscheint hier an dritter Stelle der treue Freundschafts- bund zwischen Orestes und Pylades, der ebenfalls sprichwörtlich iind weltberühmt geworden ist: vgl. Xen. symp. 8, 31. Luc. am. 47. Cic. de am. 7, 24. Thera. 22, p. 269, u. s.

Um die reine Liebe des Pylades zur Hermione recht deutlich zu bezeich- nen, sagt der Dichter erst: er liebte sie wie Phoebus die Pallas liebt, und dann : er war ihr das, was der Helena Castor war, d. h. eben nur Bruder.

746. Tyndaris ist Helena als Tochter des Tyndareos (Eur. Hei. 614 etc. ; oft bei Ovid, in der ars nicht nieder, aber z. B. amor. II 12, 18. her. 5, 91. 15, 100. 306. 16, 118).

747 f. Die Antwort Ovids auf den fingierten Einwand besteht in einem ironischen dSiiitroy : wer auf eine solche Treue hofft, der kann mit demselben Rechte das allerunmöglichste erwarten, dass z. B. die Tamarisken Obst tragen, oder dass der Fluss von Honig fliesst. Ueber das d^vrarov vgl. zu 271.

747. myrica (tamarix gallica L.), ein strauchartiges Gewächs, das am Wasser gedeiht, in der ars noch III 691, wo sie fragilis heisst (vgl. met. X 97: tenuesque myricae). Vgl. Voss zu Verg. ecl. 4, 2. Zu dem hier gebrauchten dövfitTov vgl. Theokr. 1, 132 : vvi' ö' ia juev (fooions ßäroi. tpooeoire d' dxctv&ac, d Sk y.nXd vn(>xiaooi e.i uoy.ev&oiai xoud- aai, TidvTa d' eyn/./.a yivono, y.nl a tiitvs o/^vas Eveixai, -Idtfvn iTTsi ö'i^daxei, xal Tw^ yvvng cH/.a'fOi kkaoi, xi'^ ogicov roi axiÖTeg dr^Söai Örjoioairro. Vergils Nach- bildung ecl. 8, 51 58, zumal anrea durac mala fcrant qucrcus, narcisso fioreat alnus, pingicia corticibus sudent eledra myricae.

755 770. Dreizehnte Anwei- sung. Du musst die Verschiedenheit der weiblichen Gemüter bedenken. Wie in der Natur verschiedenes an verschie- denem Platze frommt, so muss der Lieb- haber eine Proteusnatur sein und seine

I 744—772.

63

Pectora: mille animos excipe mille modis! Nee tellus eadem parit omnia: vitibus illa

Convenit, haec oleis; liic bene farra virent. Pectoribus mores tot sunt, quot in orbe figurae: 760 Qui sapit, innumeris moribus aptus erit: Utque leves Proteus modo se tenuabit in undas,

Nunc leo, nunc arbor, nunc erit hirtus aper. Hie iaeulo pisces, illic capiuntur ab liamis,

Hie eava contento retia fune trahunt. 765 Nee tibi conveniet cuuctos modus unus ad annos;

Longius insidias eerva videbit anus; Si doetus videare rudi petulansve pudenti,

Diffidet miserae protinus illa sibi. Inde fit, ut quae se timuit committere honesto 770 Vilis in amplexus inferioris eat.

Pars superat eoepti, pars est exhausta laboris Hie teneat nostras ancora iaeta rates.

Methode indiTiduell einrichten, wie der Fischer seine Beute bald mit dem Spiess, bald mit der Angel, bald mit dem Netze fängt. Auch das verschiedene Alter der erhofften Bellte fordert verschiedene Methode.

757. Vgl. Verg. ge. II 109: «ec vero terrae ferrc omnes omnia i^ossunt.

759. Bekanntes Sprichwort, dessen Quelle bei Hom. Od. XIV 228 zu suchen ist._ Vgl. PhUemon fr. 89 (II 504 K.):

ijficöv ooaa xni acoftat^ sarl lov doid"- fibv xad" srös, tooovtovs soti y.ai rpo-

Ttovg iSsir. Ter. Phorm. II 4, 14 (454) : quot homines tot senfentiae.

761. Seit Homer ist die Gestalt des „weissagenden Meerkobolds" Pro- teus, der sich in alles verwandeln konnte

ooa STii yalnv sotistu yiyt'OVT'ti, xal vSeoo xal d'eajiidae:; ttv^ (Od. IV 418) eine iu der Poesie häufig wiederkehrende tj; pische Figur. Hom. Od. IV 456: dW r)

roi TtooJTiaza Xewv yerex i'jvyii'etos, avxag enEixa oguxwv x(ti TiäfiSalis ijSs fisyns avs' yiyvsTO d' vyoov vScop xnl SevSqsov vijnTieTrjkov. Verg. ge. IV 407 : p,et enim subito siis horridus atraque ti-

ffris squamosiisque draco et fulva cervice leaena aut acrem flammae sonituni da- hit atque ita vinclis excidet, aut in aquas tenuis dilapsus abibit. Ov. met. VIII 732 ff. Daher heisst er ainbiguus (met. II 9) und voltus mutans (Hör. ep. I 1, 90, vgl. sat. II 3, 71 ff.).

leves, 'leichtflüssig' entspricht dem homerischen vyphv vSwp und veran- schaulicht gut die Schwierigkeit, ihn festzuhalten; ebenso se tenuabit, und auch h i r t u s aper.

763. iaculimi ist ein 'Wurfnetz', vgl. Auson. ep. 4, 56 (p. 247 Peiper).

Plaut, asin. 100: venari reteiiaado in niedio mari.

ab hamis] Ueber den Ablativ mit a, wo die Prosa den ablativus instrumenti setzen würde, vgl. Kothstein zu Prop. I 16, 14.

764. trahunt] vgl. Theokr. 1, 40:

fJEya SiKZvov eg ßoi.ov t?.xsi.

766. cerva] nicht ohne Nebensinn, vgl. zu V. 89. Der Ausdruck ist sprich- wörtlich, vgl. Otto, Sprichwörter etc. sub hcpns 7.

ZWEITES BUCH.

Ovid, ars amatoria ed. Brandt.

Inhalt.

Einleitung. 1—96.

Uebergang. 97—106.

Hauptteil. Siebzehn Anweisungen, die Zuneigung des tiach den Begeln des ersten Buches geivonnenen Mädchens zu behalten. 107 732.

1. Sei wirklich liebenswürdig, nicht Schönheit allein thuts, sei ein angenehmer Gesellschafter und beredter Erzähler. 107—144.

2. Sei nachsichtig und immer in gutem Einvernehmen mit der Ge- liebten. 145—176.

3. Gieb zur rechten Zeit nach und harre aus als galanter Ritter. 177—250.

4. Suche die Dienerschaft für dich zu gewinnen. 251 260.

5. Lerne sinnig schenken. 261 272.

6. Sei geschickt in der Abfassung von zierlichen Liebesgedichten. 273-286.

7. Richte dein Thun und Lassen so ein, dass dein Mädchen in allem sich als deine Gebieterin vorkommt. 287—294.

8. Huldige der Eitelkeit deiner Geliebten. 295—314.

9. Bei einer Krankheit deines Mädchens erweise ihr ganz besonders deine Liebe. 315 336.

10. Richte es so ein, dass dein Mädchen unbedingt an dich gewöhnt ist. 337—372.

11. Lass dich nicht auf treulosen Seitenwegen ertappen. Ratschläge bei derartigem Verdachte oder entdeckter Untreue. 373 424.

12. Gieb unter Umständen dem Mädchen ein wenig Grund zur Eifer- sucht, um ihre Liebe immer wieder anzustacheln; doch nicht zu lange, und die Versöhnung muss durch um so grössere Liebesbeweise erfolgen. 425 492.

13. Kenne dich selbst, liebe mit weiser Mässigung und lerne die vielen Leiden ertragen, wekhe die Liebe mit sich bringt. 493 534.

14. Uebe gegen deinen Nebenbuhler alle nur erdenkliche Nachsicht. 535-600.

15. Beachte in deinen erotischen Abenteuern immer schamhafte Zurück- haltung und diskrete Verschwiegenheit. 601 640.

16. Mache deinem Mädchen körperliche Gebrechen und Fehler nie zum Vorwurfe, vielmehr suche sie zu beschönigen. Frage nie nach ihrem Alter, vergiss aber nicht, dass gerade das reifere Alter in erotischem Sinne aus vielen Gründen den Vorzug verdient. Beweis dafür. 641—702.

17. Einzelvorschriften zum richtigen Genuss der erotischen Freuden. 703—732.

Schlusswort und Uebergang zum dritten Buche. 733 746.

5*

Dicite 'io Paean!' et 'io' bis dicite 'Paean!*

Decidit in casses praeda petita meos; Laetus amans donat viridi mea carmina palma Praelata Ascraeo Maeonioque seni: 5 Talis ab armiferis Priameius hospes Amyclis

1—96. Einleitung:. Triumph des Dichters über die geglückte Jagd: das Wild ist gefangen ( 2). Dem Dichter gebührt Anerkennung von Seiten des glücklichen Liebhabers (—4), der ver- glichen wird mit Paris ( 6) und Pelops ( 8). Aber nicht so eilig: noch ist das Ziel nicht erreicht (—10). Jetzt heisst es, das Mädchen zu fesseln, das ist wichtig und bedarf zumal der Kunst ( 14). Drum helft Amor Venus Erato ( 16). Es ist ein schweres Unterfangen, den unsteten, geflügelten Amor zu fesseln (—20): Hat doch durch Flügel selbst ein sterblicher Manu aus einer schier unentrinnbaren Gefangenschaft zu entkommen gewusst , D a i d a 1 o s , dessen Geschichte episodenhaft erzählt wird (—96).

1. Paean [pcaiüv] ist metonymisch ein an Apollo gerichteter Hymnus, so- wohl klagenden Inhalts mit der Ten- denz, den Gott zu versöhnen (Hom. II. I 473. Soph. OR. 5), als auch ein Lob- gesang und Danklied (Hom. H. XXII 391. Aesch. Fers. 391). Vgl. Teuffei bei Fauly V 1047. Auch ioj als Inter- jektion steht in utrumque, dann aber in der Verbindung ita Tiaiäv zumal zum Ausdruck der Freude, vgl. Soph. Trach. 221. Eur. Bacch. 580: iat Icd nduv

av§cö.

bis die Wiederholung zum lebhaf- testen Ausdiuck der Freude. Hör. carm. IV 2, 49: teque dum proccdis 'io Tri- iimphej" non semel dicemus'io Triumphe!

2. pi-acda vgl. I 89. II 406. her. 15 (16), 152.

4. Ascraeus senex heisst Hesiod nach seiner Heimat, dem Dorfe Askra in Boeotien am Fusse des Helikon : zu I 28. Vgl. Ov. am. 1 15, 11. Fast. VI 14. Prop. n 34, 77: Ascraei veteris prae- cepta poetae. Verg. ecl. 6, 70 u. s.

Maeonius senex heisst Homer häufig, vgl. Ov. trist. I 6, 21. Auch Maeonides (am. I 15, 9 etc.). Vgl. rem. am. 373. Maiovia hiess ursprünglich ganz Lydien [Maiovia t] Avöia Hesych.), später nur ein Teil davon am oberen Hermos (Strab. XII 576 c). Lydien aber galt nach der einen Version als Heimat Homers (Smyrna). Homer und Hesiod werden passend genannt, der erstere als leuchtendes Beispiel der Dichtkunst überhaupt (vgl. 279), der andere als erster Repräsentant der didaktischen Poesie.

5. talis bezieht sich zumal auf die freudige Stimmung der Liebenden, die bis hierhin ihr Ziel erreicht haben, und deren Hochgefühl stolzer Sieges- gewissheit mit der ähnlichen Stimmung des Paris und des Pelops verglichen wird, die dem Dichter als mythologische Beispiele solcher Liebenden gelten, denen die Erfüllung ihrer Wünsche zu teil ward, ohne dass damit das Ende ihrer Mühsale gekommen wäre.

Amyclae liegt 20 Stadien südöstlich von Sparta. Hom. II. II 584. Der Raub der Helena wird hier nach Amyclae ver- legt, vgl. Eur. Troad. 986, sonst meist nach Sparta selbst.

armiferis Amyklai war vor dem Aufkommen Spartas eine sehr bedeu-

70

Ars amatoria

Candida cum rapta coniuge vela dedit; Talis erat, qui te ciirru Victore ferebat,

Vecta peregrinis Hippodamia rotis. Quid properas, iuvenis? mediis tua pinus in undis 10 Navig-at, et longe, quem peto, portus abest. Non satis est venisse tibi me vate puellam:

Arte mea captast, arte tenenda meast. Nee minor est virtus, quam quaerere, parta tueri:

Casus inest illic, hoc erit artis opus. 15 Nunc mihi, siquando, puer et Cytherea, favete,

Nunc Erato! nam tu nomen amoris habes. Magna paro, quas possit Amor remanere per artes,

Dicere, tam vasto pervagus orbe puer. Et levis est et habet geminas, quibus avolet, alas:

tende Stadt; wir haben Kunde von manchem Kriege der Amyklaeer und der Spartaner : vgl. Müller, Orchomenos und die Minyer'^p. 313.

6. Candida ist nicht bloss malen- des Epitheton, sondern auch die weisse Farbe des Segels deutet auf das Glück der Fahrenden. Vgl. Flut. Thes. 17. Das Gegenteil bei Catull. 64, 225.

7 f. Oenomaus, der König von Pisa, wollte seine Tochter Hippodamia nur demjenigen vermählen, der ihn im Wagenrennen besiegte. Näheres bei Apollod. epit. 2, 5. Nach der gewöhn- lichen Ueberlieferung überredet Pelops, der zu diesem Wettkampf kommt, den Myrtilos, den -^vioyoe des Königs, aus dessen Wagen vor Beginn der Fahrt die Nägel von den Rädern herauszu- ziehen : darauf lösten sich diese während der Fahrt, der König stürzte heraus, verwickelte sich in das Eiemenzeug und wurde zu Tode geschleift, worauf Pe- lops die Hippodamia erhält. Apd. 1. 1. 2, 6—7. Soph. El. 504 ff. Der Wagen wird darauf von den beiden zur Rück- kehr benutzt, vgl. Prop. I 2, 20: avecta externis Hippiodamia rotis. Der Wagen war ein Geschenk des Poseidon, vgl.

Find. Ol. 1, 89 : rov /uev dyallcov Q^eos tScoy.sv Siffoov ie yovaeov TiTEoolaiv t

dy.duafias iriTTovg. Auf dem Wagen jagt Pelops mit Hippodamia über das Meer nach Lydien , vgl. die schöne Stelle Eur. Or. 988 ff. Dargestellt ist diese Scene auf der Vase von Arezzo: Baumeister, Denkmäler II p. 1203 (Bil- derhefte IV p. 140). rotis zu 230. 8. Wörtlich gleich her. 8, 70. 12. arte anaphorisch, vgl. I 3.

13. Launig, weil ein altes Sprich- wort hier verwendet wird. Dem. Ol. 1, 23 : TCoXXdy.is Soxsi to (fvkd^ai rdyad'd Tov •y.TTjaaad'at yaXsTKOTeQOv elvai. Vgl. Sali. Jug. 31, 17: mains dedecns est, parta amittere, quam omnino nonpara- visse. Claud. 22, 326 : j;?ws est servasse repertum, quam quaesisse novum. Cic. imp. Pomp. 5, 12.

15. Vgl. I 30. Cytherea ist ein häufiger Name der Venus. Die Insel Kvü-rjpa (h. Cerigo) vor der Südspitze von Lakonien war durch den Tempel und Kult der Aphrodite berühmt. Vgl. Ov. fast. rV 286: Veneris Sacra Cythera. am. II 17, 4. In der ars noch 11 607. in 43. Nach Hes. theog. 190 ff. ist Aphrodite bei Kythera geboren und ans Land gestiegen; vgl. Ov. her. 7, 59: mater Amoncm niida Cytheriacis edita fertur aquis.

16. Erato, 'E(>aTf6, eine der Musen, Tochter des Zeus und der Mnemosyne, wird als Muse der Liebenden hier vom Dichter angerufen, vgl. Plut. quaest. symp. IX 14, 7 (p. 746 F), Fiat. Phaedr. 259 D. Athen. XIH 555 B.

notnen amoris Ovid leitet den Namen 'Egaroj von igdv ab, vgl. fast. IV 195: Sic Erato mensis Cythereius Uli cessit, quod teneri nomen amoris Jutbet. Diod. Sic. IV 7: 'E^aTco Se aTcd TOV Tovs TzacSevf^evras TTo&eiPovi y.al sTTeQdarove d^iOTe^Mv. Comut. cap. 14

(p. 16, 15 Lang).

18. Eine hübsche Illustration dazu giebt das bekannte Gedicht Meleagers: AP. V 177.

19. alas mit Flügeln erscheint Eros in der Kunst von Anfang an. Für den

II 6-33.

71

20 Difficilest illis inposuisse modum. '

Hospitis effugio praestruxerat omnia Minos:

Audacem pinnis repperit ille viam. Daedalus ut clausit conceptum crimine matris Semibovemque virum semivirumque bovem, 25 'Sit modus exilio/ dixit 'iustissime Minos: Accipiat cineres terra paterna meos! Et quoniam in patria fatis agitatus iniquis

Vivere non potui, da mihi posse mori; Da reditum puero, senis est si gratia vilis: 30 Si non vis puero parcere, parce seni!"

Dixerat haec, sed et haec et multo plura licebat

Dicere: regressus non dabat ille viro. Quod simul ut sensit, 'nunc, nunc, o Daedale,' dixit

Nachweis in der Litter atur ist wich- tig die Stelle iu Piatons Phaedrns (252 b), wo zwei Verse aus Epen der Homeriden citiert werden, in denen Eros beflügelt ist. S. Eur. Hipp. 1270 ff. Hierüber ausführlich Röscher, Lexikon I 1346 ff. Dazu Eubulos fr. 41 Kock (bei Athen. Xni 562 c) und Prep. II 12, 14.

21 ff. Um zu veranschaulichen, wie schwierig es ist, Anioris alis iniposnisse modum, erzählt der Dichter mit epischer Behaglichkeit die Geschichte von Dädalus und Ikarus ( 96): den Flug des Daedalus, der doch ein Sterb- licher war, vermochte Minos nicht aufzuhalten, -wie viel schwieriger ist es, dem Gott Amor Schranken zu setzen (vgl. 98). Die Sage selbst ist bekannt, vgl. Apoll, ep. 1, 12. Mit unserer Darstellung vgl. met. VIII 183—235.

21. hosjiitis d. i. des Daedalus, der bei Minos schützende Aufnahme ge- funden hatte, nachdem er aus Athen hatte fliehen müssen. Darüber Apoll.

III 214: ovrog «| 'A&rjrcöv eyvysVj drco rfjs dy.poTTo^ecüs ßakcov rov t/Js dSeXipris vtov TdXo), fiadTirfiv ovra, Seiaas^ fii] 8td TTJv £V(fv'iav avTov vTCE^ßdXi]' aia- yöva [Kinnlade) yd^ o^scos ev^cov ^vXov Xetctov ETtQtOE. (fcoQa&ivTos Se Tov ve- x^ov xpi&Eig EV 'ÄQEUp Ttdycp y.al xaraSi- xaad'Ets TT^oi Mivcoa etpvys.

effugio. Der Grund , ein solches effugium zu versiichen, war das Heim- weh. Vgl. met. VIII 183: Daedalus interea Creten longumque perosus exi- lium tactus loci natalis amore clausus erat pelago.

praestruxerat omnia: Minos hielt ihn im Labyrinth gefangen, vgl. Zenob.

IV 92 : jJaiöaXov ydo avv 'Ixd^o} tcö

TtaiSl xaTEip^E Mivcos sv reo XaßvQiv- ■d'cp Si oTtEo EtpydaaTo fivoos ettI reo rrjs Uaaiwdrjs sQunt reo tt^os rov ravQov.

22. Vgl. met. VIII 186 : at caelum certe patet: ibimics illac.

23 f. D. h. nachdem er für den Minotaurus das Labyrinth erbaut hatte. ApoUod. m 9 : ^ ÖS (Pasiphae) E^aadsiaa rov ravQov (den Minos dem Poseidon zu opfern unterlassen hatte) awe^yov Xafi-

ßdvEi ^aiSaXov . . . ovros ^vXivr]v ßovv ETtl rooyäjv 'Aaraay.Evdaas., y.al ravrrjv * ßaXcöv y.oiXdvas evSo&eVj Ey.SEi^as te ßovv rrjv So^dv TCEQiE^QaxpEj y.al d'Eli EV MTiEQ e'id'iaro 6 ravQos Xei/icövi ßöa- y.EO&ai^ rfjv Haaiffdriv EVEßißaOEv. eX&mv §e 6 ravQos cos dXrjd'ivfi ßöl awijX&EV. r/ §£ 'AarsQiov EyEVVTioe rov y.Xrjd'evra Mivcoravoov. ovros £iX^ ravQOv TToöaioTtov, r d S b Xo i7t d dvS ^6s (Ov. V. 24). Mivcos Se EV reo Xaßv^iv&cp xard rtvas xorjofiovs xaraxXEiaas avrov EcpvXarxEV. iiv Ss 6 Xaßvoivd'os , tv J/aiSaXos xarEaxEvaasv, olty.r]fia ya/uTVals TioXvTcXoy.ois TtXavcöv rrjv sSoSov. Zur Sache vgl. auch zu I 289 ff.

24. V^gl. zu 23 a. E. und met. VIU 156 : monstrum biforme ; 169 : geminam tauri iiivenisque figuram.

25. exilio zu 21. iustissime, Minos, ^idi fiEydXov oapiarrjs (Hom. Od. XrX 179) der weise Gesetzgeber von Kreta (Luc. Anach. 39) wurde (nach späterer Sage) wegen seiner Gerechtig- keit Richter in der Unterwelt: Hom. Od. XI 568.

26. Das stärkste Motiv, das er geltend macheu kann, denn in fremder Erde bestattet zu werden, gilt dem Altertum als grösstes Unglück.

7?

Ars amatoria

'Materiam, qua sis ingeniosus, habes. 35 Possidet et terras et possidet aequora Minos; Nee tellus nostrae nee patet unda fugae: Eestat iter caeli; caelo temptabimus ire! Da veuiam eoepto. luppiter alte, meo! Non ego sidereas adfecto tangere sedes: 40 Qua fugiani dominum, nulla nisi ista viast; Per Styga detur iter, Stygias transnabimus undas!

Sunt mihi naturae iura novanda meae/ Ingenium mala saepe movent: quis erederet umquam Aerias hominem carpere posse vias? 45 Remigium voluerum, disponit in ordine pinnas Et leve per lini vineula neetit opus,. Imaque pars eeris adstringitur igne solutis,

P'initusque novae iam labor artis erat. Traetabat eeramque puer pinnasque renidens 50 Neseius, haee umeris arma parata suis.

35 ff. Vgl. met. VIII 185: 'terras licet,' inquit, 'et undas obstruat: at eaelum certe patet; ibimus illac. Omnia posideat, non possidet aera Minos.' Vgl. unten V. 53.

38. Das Wagnis des Daedalus über- schreitet die dem Menschen von der Natui' gesteckten Schranken, niuss da- her als übermenschlich den Unwillen Juppiters erregen; daher die Bitte um venia. Vgl. Hör. carm. I 3, 34: ex- pertus vacmim Daedalus aera pinnis non homini datis.

39 ff. Begründung der eben aus- gesprochenen Bitte : nicht sträflich eitles Unterfangen ist mein Wagnis, sondern ein Akt der Notwehr.

41. detur konzessiv: gesetzt selbst den Fall, dass ich muss alles ver- suchen. — Die Stygischen Wogen stehen hier typisch für etwas dem Menschen unnahbares, was sich für ihn mit dem Begriff des Grauens verbindet, da es die Vorstellung des Todes und der Unterwelt erweckt (zu I 635).

42. Vgl. met. VIU 198: ignotas animum dimittit in artes naturamque novat.

43. Häufiger Gemeinplatz, vgl. z. B. Theoer. 21, 1 : d nevia, J/i6ffavrc, /uöpa ras TE-/vas eyei^ei' uvra raj fwxd'oio Sc-

däay.a?.os. Dazu Publ. Syr. 210 (11 328 R) : hominem experiri multa paupertas iiüjet. Plaut. Stich. I 3, 24 (178). Am bekann- testen dann ausgeführt durch Hör. carm. I 3 (darin v. 34 auch das Beispiel von Daedalus: siehe zu 38).

45. Die kunstvolle Arbeit des Dae- dalus wird ausführlicher beschrieben met. Vni 189—195.

Die Flügel werden mit demselben Rechte die 'Ruder der Vögel genannt, wie die Ruder die 'Flügel der Schiffe heissen (Hom. Od. XI 125: ipsr/uä,

TS TtrtQOi vrjval TtiXovxai. Vgl. Eur. Med. 4). Aesch. Agam. 52: nreQvycjv e^er- fioiaip i(jtaa6/uevoi. Vgl. Luc. Tim. 40. Verg. Aeu. VI 19 : remigium alarum. Ov. met. V 558 : alarum remis. Schon Lu- krez sagt (VI 743) : remigi oblitae pen- narum vela remittunt.

46 f. Deutlicher met. Vm 193: tum Uno medias et ceris alligat imas, atque ita compositas parvo curvamine flectit, ut Veras imitetur aves.

49. renidens vor kindlicher Freude. Noch teilnehmender und lievevoller wird die naive Kindlichkeit des kleinen Ikarus geschildert met. VIII 195 : puer Icarus una stahat et, ignarus sua se tractare pericla ore renidenti modo quas vaga moverat aura, captabat plumas, flavam modo imllice ceram mollibat, lusuque suo mirabile patris impediebat ojjus. Ein Relief in der Villa Albani zeigt Ikarus, wie er dem Vater bei der Arbeit zuschaut.

50. arma bedeutet ursprünglich ein jegliches Gerät, Ausrüstung. So steht bei Liv. XXXV 23 equesiria arma von dem gesamten Sattelzeug der Pferde. Die künstlichen Flügel können aber um so mehr arma genannt werden, als da- durch das in V. 45 gewählte Bild, wo-

II 34—66.

73

Cui pater 'liis' inquit 'patriast adeunda carinis,

Hac nobis Miiios effugiendus ope. Aera non potuit Minos, alia omnia clausit:

Quem licet, inventis aera riimpe meis! 55 Sed tibi non virgo Tegeaea comesqiie Bootae,

Ensiger Orion, adspiciendus erit: Me pinnis sectare datis; ego praevius ibo:

Sit tua cura sequi! me duce tutus eris. Nam sive aetlierias vicino sole per auras 60 Ibimus, inpatiens cera caloris erit;

Sive liumiles propiore freto iactabimus alas,

Mobilis aequoreis pinna madescet aquis; Inter utrumque vola! ventos quoque, nate, tiraeto,

Quaque ferent aurae, vela secunda dato!' 65 Dum monet, aptat opus puero monstratque moveri,

Erudit infirmas ut sua mater aves:

nach die Flügel als Ruder betrachtet werden, passend beibehalten wird ; arnia in der Bedeutung Buder ist aber aus Vergil bekannt (Aen. VI 353, vgl. V 15). Aehnlich ist der Gebrauch von onla, vgl. Hom. Od. II 390. Hes. opp. 627. 51. carinis das Bild, das in V. 45 begonnen war, wird beibehalten.

54. rumpe vgl. Hör. carm. I 3, 36.

55. virgo Tegeaea heisst Callisto, die Tochter des arkadischen Königs Lykaon, nach der Stadt Tegea im süd- östlichen Arkadien. Ihre Geschichte bei Apoll. III 100. Paiis. VIII 3, 6. Sie wurde von Juppiter unter die Sterne versetzt, wo sie als 'grosser Bär' be- reits dem Homer bekannt ist (II. XVIII 487 : aQxtov ■d'' fjv xai ä/ua^nv sTtixkrjaiv xaXsovaiv).

Bootae] Boajrrjs ist der Sohn des Zeus und der Kallisto und hiess ur- sprünglich Arkas. Apoll. III 101: utto- Xof.ievrje §e KaXXiarovs Zevs to ßQe<pos a^ndaas ev ÄQxaSiq Ölöcoaiv dvar^icpeiv Maiq TtQoaayoQEvaas 'A^^dSa. Unter die

Sterne versetzt (Eratosth. catast. 8) heisst er auch Arktophylax (Ov. fast. III 405), da er in der Nähe des grossen Bären steht (Anacreont. 31, 2 : oT^e^er

Tjfios'A^xros ijÖr] yard X^^Qol i^V'' Boiorov). Bootes d. h. Ochsentreiber heisst er aber, weil der Bär auch als septentiones, die sieben Dreschochsen, gedacht wird, da er sich beständig auf der Tenne des Himmels dreht, ohne unterzugehen.

56. Orion, der bekannte liiese und Jäger (Hom. Od. XI 572), der durch die Pfeile der Artemis erlegt (Hom. Od. V

124. Hör. carm. III 4, 72) und dann unter die Sterne versetzt wurde (Hom. Od. V 274. II. XVIII 486). Die Sage von der Entstehung des Gestirnes bei Ov. fast. V 493—544.

ensiger, vgl. Eur. Jon 1153: o rs ^ifTjQTjs ^Ligicov. Arat. phaen. 588 : ^icpeos l<pi Tienoid-aig. Ov. met. XIII 294 : niti- dumque Orionis ensem. fast. IV 388. Vgl. zu diesem Distichon met. VIII 206 : nee te spectare Booten aut Helicen (== Callisto) iubeo strictumque Orionis ensem. Daedalus verbietet dem Sohne nach den sonst zur Orientierung die- nenden Gestirnen auszuschauen, in der Meinung, dass er die Führung ganz ihm überlassen und nur darauf achten soll, ihm zu folgen.

57—64. Vgl. met. 203: instruit et natum, 'medio'que 'ut limite curras, Icare,' ait, 'moneo, ne, si demissior ibis, unda gravet pennas, si celsior, ignis adiirat. inter utrumque vola.'

65 f. Met. 208: pariter praecepta volandi tradit et ignotas umeris accom- modat alas.

Ein prächtiger Onyxkameo zeigt Daedalus, wie er dem Sohne dieSchwingen befestigt (Mus. Borb. II 28, 1).

66. Ein rührender Vergleich, der auch in den Metamorphosen wieder ver- wertet wird, aber mit grösserem Ge- schick erst da, als der Flug schon be- gonnen hat, was mehr der Wirklichkeit entspricht. Vers 213: ante volnt comi- tique timet, velut ales^ ab alto quae teneram prolem produxtt in aera nido.

74

Ars amatoria

Inde sibi factas umeris accommodat alas

Perque novum timide corpora librat iter lamqiie volaturus parvo dedit oscula nato, 70 Nee patriae lacrimas continuere g-enae. Monte minor collis, campis erat altior aequis:

Hinc data sunt miserae corpora bina fugae. Et movet ipse suas et nati respicit alas

Daedalus et cursus sustinet usque suos; 75 lamque novum delectat iter, positoqne timore

Icarus audaci fortius arte volat: Hos aliquis, tremula dum captat harundine pisces,

Vidit, et inceptum dextra reliquit opus, lam Samos a laeva, (fuerant Naxosque relictae 80 Et Faros et Clario Delos amata deo)

Dextra Lebynthos erat silvisque umbrosa Calymne

Cinctaque piscosis Astypalaea vadis, Cum puer, incautis nimium temerarius annis,

Altius egit iter deseruitque patrem. 85 Vincla labant, et cera deo propiore liquescit,

Nee tenues ventos braeehia mota tenent; Territus a suramo dispexit in aequora caelo:

Die rührende Liebe der Vögel zu ihren Jungen ist schon bei Homer typisch für Elternliebe, vgl. Od. XVI 216ff. II. TL 315: fJ^rfcr^Q d' d/u^eTioTÜTo od'v^ouer/] tpiXa rexva.

67 70. Met. 210: inter opus moni- tusque genae maduere seniles et ])atriae tremuere manus. dedit oscula nato non iteriim repetenda suo.

73 f. Met. 212-216. Vers 73 kehrt wörtlich wieder met. 216.

75 f. Met. 223: cum ^;Hcr audaci coepit gaudere volatu.

11 1. Met. 217: lios aliquis tremula dum captat harundine pisces aut p>astor haculo stivave innixus arator vidit et obstipiiit, quique aethera carpere possent^ credidit esse deos. Das Motiv von 78, dass er vor Erstaunen seine Arbeit ver- gisst, ist in der Parallelstelle nicht weiter verwendet. Die hier gegebene Situation ist dargestellt auf einem Relief einer Thonlampe (s. Archaeol. Zeitung 1852, Taf. 39, 2).

79—82. Die Fluglinie wird met. 220 222 etwas anderes angegeben: et tarn Junonia laeva parte Samos fuerat Delosque Farosquc relictae, dextra Le- hinthus erat fecundaque melle Calymne.

80. Clarius deus (vgl. Callim. lij'mn. 2, 71) ist Apollo nach der Stadt Clarus bei Colophon, wo ein berühmter Tempel

und ein Orakel des Gottes war (to KhiQiov Plut. Pomp. 24). Vgl. Paus. VII 3, 1. Anacreont. 11, 5: ol de Kld^ov rcao' oyßais ÖacfvrjcfiQoio <Poißov XnXov Tiiävtes vdcoo /LiE/Liy'vores ^omocv. Ov. met.

I 516. Apollo liebt aber zumal die Insel Delos, denn sie ist sein Geburts- land: Theogn. 5 ff.

81. Lebynthos ist eine der spora- dischen Inseln, östlich von Naxos, heute Levifha. Strab. X 487 d.

Calymne, Insel zwischen Lebynthos und Kos, heute Kalymnos. Strab. X 489 b, wonach Calymne eine der spora- dischen Inseln Calydnae ist.

82. Astypalaea (AarvTtälaia) ist ebenfalls eine sporadische Insel, südlich von Lebynthos, heute Stampalia. Strab. X 488 b."'

83 92. Met. 223: cum imer audaci coepit gaudere volatu, deseruitque ducem caelique cupidine tractus altius egit iter. rapidi vicinia solis mollit odoratas, pen- narum vincula, ceras. tabuerant cerae; nudos quatit ille laeertos, remigioque carens non ullas percipit aures, oraque caerulea patrium clamantia nomen exci- piuntur aqua, quae nomen traxit ab illo.

83. Vgl. Luc. astr. 15: "Ixa^os ös t'£6rr]Ti xal draa&a/.ir^ -/oeöfisvos xai ovy. tTTiy.Tct ISi^TjfiEvos y.rX.

87 f. Ein in der Parallelstelle nicht

n 67-100.

75

90

95

Nox oculis pavido venit oborta metii. Tabuerant cerae! niidos quatit ille lacertos

Et trepidat nee, quo sustineatur, habet; Decidit atqiie cadens 'pater, o pater, anferor!' inquit;

Clauserunt virides ora loquentis aqiiae. At pater infelix, nee iam pater, 'leare!- clamat,

'leare/ elamat 'ubi es quoqiie sub axe volas?" 'Icare!' elamabat: pinnas adspexit in undis!

Ossa tegit tellus; aequora nomen habent.

Non potuit Minos hominis conpeseere pinnas:

Ipse deum volucrem detinuisse paro! Fallitur, Haemonias siquis deeurrit ad artes

Datque, quod a teneri fronte revellit equi;

mehr verwertetes, aber schon aus der Geschichte der Helle bekanntes Motiv.

Aehnlich auch in der Geschichte von Phaethon ; Ov. met. II 178 : ut vero summo despexit ab aethere terras infelix Phaethon penitus penitusque iacentes, palluit et subito genua intremuere ti- more suntque oculis tenebrae per tantum lunien obortae.

89. Der Vers kehrt wörtlich wieder met. 227.

91. Ebenfalls in den Metamorphosen nicht wieder verwertet: dort stürzt er lautlos ins Meer.

93—96. Met. 231 : ai pater itifelix, nee iam pater, ^Icare,' dixit, ^Icare dixit, 'ubi es ? qua ie regione requiram, Icartf dicebat: pemias adspexit in

96. Entspricht met. 230 + 234, aber hier in umgekehrter Eeihenfolge.

tellus, nämlich die sporadische, west- lich von Samos gelegene Insel Jolixr] (heute Nikarie), die später "Ixaoos oder 'ly.a^ia genannt wurde. Paus. IX 11, 5:

aTto Se Tov 'Ikolqov rovrov ovof^ict rj TS vijaos xal ») tce^I avrfii' &dXaaaa eaxrixs. Daher heisst sie bei Aesch. Pers. 890 ^InÜQov sSos. Nach anderer Version hat nicht der Vater selbst, sondern Herakles das Begräbnis vollzogen: Paus. 1. 1. Apollod. II 132.

Das Ikarische Meer, das durch ge- fährliche Stürme berüchtigt war (Hör. carm. I 1, 15), kennt schon Homer (II. n 145). Soph. Ai. 702. Vgl. Ov. fast. IV 283: transit et Icarium, lapsas ubi perdidit alas Icarus et vastae nomina fecit aquae. Das Meer erhält nach der Legende seinen Namen von dem

hier verunglückten Ikaros, ähnlich wie der Sturz der Helle den Namen des Hellespoutes schuf (Apollod. I 82) ; rich- tiger leitet man den Namen wohl von der Insel ab, vgl. Strab. X 488 a: yal dn avTfjs (der Insel Ikaria) 'Ixd^iov itakelTai ro TCQoy.eifievov TisXayos (vgl. XIV 639 a).

97—106. Uebergang. Der Dichter kehrt nach der epischen Abschweifung zu dem Gedanken zurück, von dem er ausging (V. 17 20), die Schwierigkeit seines Unternehmens, den geflügelten Gott Amor zu fesseln, da doch Minos nicht einmal den beflügelten Men- schen zu halten wusste ( 98). Und doch bedarf es dazu keiner Zauberei Thessaliens (—100) oder der Medea (101) oder der Marser (102), alles das ist un- nütz, das zeigt die Geschichte der Medea und Circe (—105), ja sogar schädlich (-106).

99. Haemonias zu I 6. Unter der Thessallschen Künstlet aber die Zauberei zu verstehen. DieThessalierinnen waren wegen ihrer Zauberei berüchtigt. Den Grund giebt der Scholiast zu Arist. nub.

749 so an : faal Ss un MrjSeia (pevyovaa xiarrjv e^sßake (paQf.id'ncov exei xal avi- fvaav. Jedenfalls war Thessalien durch seine Zauberkräuter berühmt : vgl. z. B. Tibull. II 4, 56. Achill. Tat. V 22.

100. Gemeint ist das Idppomanes, von dem man eine verschiedene Vor- stellung hatte, vgl. darüber den Anhang. Hier ist es ein fleischiger Auswuchs auf der Stirn des neugeborenen Fohlens, den mau zu Liebesträiiken benutzte, und den mau eilends abschneiden musste, da er sonst von der Mutter des Füllens

76

Ars amatoria

Non facient, ut vivat amor, Medeides herbae Mixtaque cum magicis naenia Marsa sonis:

Phasias Aesoniden, Circe tenuisset Ulixem, Si modo servari carmine posset amor; 105 Nee data profueriut pallentia philtra puellis: Philtra nocent animis vimque furoris habent.

Sit procul omne nefas! ut ameris, amabilis esto,

abgebissen wurde. Arist. bist. an. VI

22, 158 : Srav Se rittr} rj iTTTroe, ro le XÖoiov evd'vs y.area&let , xal aTtea&iei TOv Ttwlov o eTiKpvexcti eTTi rov /ueTOJTtov Tc5v Ttcökcov, y.akeirai Se cTToTofiavig " sari Se ro fieye-9'os eXarror fiiy.Qiö la/dSog, Tqv S' ISeav rcXarv, Tis^iysoes, /niXav. TOVTO eav Tis y^Ü )Mßcdv y.ai oocpQr^xui, rj iTiTios, s^iorarai xul ix/uah^erat 7T^d£ Trjv 6afir;v. Siu y.al tovto al fao/uay.i8ss t,r]TOvai xal avVjyovai. Vgl. dazU VIII 24, 149. Verg. Aen. IV 515: quaeritur et nascentis equi de fronte revolsus et matri praereptus amor. Weiteres im Anhang.

101. Medea galt den Alten gleich- sam als das Ideal der Zauberinnen ; von ihrer Zauberkunst erzählen schon die Nosten (vgl. hyp. I zu Euripides' Medea, EGF. ed. Kinkel p. 55). Plat. Euthyd. 285 c. Apoll. Rhod. lU 1363. IV 1675. Theoer. 2, 16. Bei Pindar (Pyth. 4, 233) heisst sie daher nu^Kfdofiaxos. Tib. I 2, 51. Hör. epod. 5, 62. Ov. am. I 8, 5. met. VII 179 ff.

102. Naenia Marsa auch Hör. ep. 17, 29. Naenia ist ursprünglich ein Trauer- und Klagelied, dann in über- tragener Bedeutung (wahrscheinlich von dem monotonen Rhythmus her) eine Zauberformel. Die Marser sind aber als Zauberer bekannt, zumal in der Kunst, Schlangenbisse zu heilen und Schlangen zu beschwören. Vgl. Gell. XVI 11 : Marsis hominihus ... vi qua- dam genitali dutum est, ut et serpen- tiuni virulentoriim domitores sint et incentionibus herbarumque sucis faciant medelarum miracula. Vgl. Hör. epod. 5, 76. Ov. fast. VI 142. med. fac. 39.

Eine Zusammenstellung verschieden- artiger Zauberkräfte findet sich auch sonst; dieselben, die hier genannt sind (mit Ausnahme der naenia Marsa) bei Tib. II 4, 55: qnidq^dd habet Circe, quidquid Medea vencni, quidquid et her- barum Thessala terra yerit, et quod, ubi indomitis gregibus Vetius afflat

amores, hippomanes cupidae stillat ab inguine equae.

103. Phasias ist Medea, so genannt nach dem Flusse Fhasis {0äois, jetzt Rion) in Kolchis. So AP. IV 3 b, 16 (62) : <Paaia.s vvfufrj. Ov. met. VII 298. In der ars noch II 382. Vgl. III 33.

Aesonides {AiaoviSi]s) heisst Jason als Sohn des Aeson, des Königs von Jolkos. So schon Hes. theog. 993. Pind. Pyth. 4, 217 und oft. Vgl. unten HI 34.

105. pirofuerint koncessiv: gesetzt auch, dass sie nicht nützen, sie können sogar schaden.

philtra aus dem Griechischen über- nommen wie Juv. II 6, 611 ; fi'/.TQa rd :rr^ds (fiXtav otovvovxa (fdofiaxa (schol.

Theokr. 2, 1). Sie heissen pallentia 'bleich machend,' Aveil sie (augeblich) Liebe erwecken, deren Farbe die bleiche ist (I 729). Vgl. Ov. met. VII 209.

107—732. Hauptteil. Siebzehn An weisiiugen, die Zuneigung des nach den Regeln des ersten Buches gewonnenen Mädchens zu behalten.

107 144. Erste Anweisung. Es kommt alles auf die Persönlichkeit an: du musst wirklich liebenswürdig sein. Schönheit allein thut es nicht, selbst wenn du so schön bist \vie Nireus und Hylas ( 110), zu äusserer Schön- heit müssen sich innere Vorzüge ge- sellen (111), ist doch die Schönheit ver- gänglich ( 118), drum denke an dau- ernderes (120), beherrsche beide Sprachen und sei beredt, ein anmutiger Erzähler wie Odysseus, der durch diese Eigen- schaft, nicht durch Schönheit die Kalypso bezauberte (—124), so dass sie ihn gar nicht ziehen lassen woUte ( 126) und an seinem Munde hing, wenn er von Troja erzählte, was er so anschaulich zu thun wusste (—142). Drum baue nicht zu sehr auf die Schönheit, schau dich nach mehr um ( 144).

107. Vgl. Mart. VI ' 11, 10: ut

II 101—123.

77

Quod tibi non facies solave forma dabit; Sit licet antiquo Nireus adamatus Homero, 110 Naiadumque teuer crimiiie raptus Hylas, Ut dominam teneas nee te mirere relictum,

Ingenii dotes corporis adde bonis! Forma bonum fragilest, quantumqiie accedit ad aniios,

Fit minor et spatio carpitur ipsa suo: 115 Nee violae semper nee ianthina lilia florent,

Et riget amissa spina relicta rosa; Et tibi iam venient eani, formose, capilli,

lam venient rngae, qnae tibi corpus arent: Iam molire animum, qui duret, et adstrue formae: 120 Solus ad extremos permanet ille rogos. Nee levis ingenuas pectiis coluisse per artes

Cura sit et linguas edidicisse duas; Non formosus erat, sed erat facundus, Ulixes

ameris ama. Sen. ep. 9, 4>: si vis amari, ania. ^

109, Ni^svs oi xdkharos a.vi]Q VTto ^iXiov TjX&ev riüv aXXcov jjavacöv (.ibt dfiv/xova nrjleicova (Hom. II. II 673).

Nireus wird als das Muster der Schön- heit gefeiert. Eur. Iph. Aul. 205. Quint. Smyrn. VII 11. Luc. dial. mort. 18, 1. Necyom. 15. amor. 23. Charid. 24. Charit. I 1, 3. Ov. ex Pont. IV 13, 16 : quam pulchra Nireus conspiciendus erat (sc. forma). Hör. carm. in 20, 15. epod. 15, 22.

110. Die Sage von Hylas, der eben- falls als Muster der Schönheit gilt (Theoer. 13, 72), ist bekannt und über- aus häufig (cui non dictus Hylas 1 Verg. ge. m 6) dichterisch verwertet. Er ist ein schöner Jüngling, Liebling des He- rakles, mit dem er den Argonautenzug mitmacht. Auf dem Wege dahin, im südwestlichen Bithynien, wo die Helden landen, wird Hylas abgeschickt, vScoq eTttboQTtiov oiacöv (Theocr. 13, 36). Als er sich hinabbeugt, um das Wasser zu schöpfen, entzündet die Schönheit des Knaben das Liebesverlangen der Nym- phen, die ihn zu sich hinab in die Flut ziehen.

113 ff. Sprichwörtlich und oft wieder- kehrende Gedanken. Vgl. Mimn. fr. 5 (bei Stob. 116, 34). Theogn. 985. Sali. Cat. 1, 4: formae gloria fluxa atque fragilis est. Verg. ecl. 2, 17 : o formose puer, nimium ne crede colori. Alba li- gustra cadunt, vaccinia nigra leqnntur.

114. Vgl. Theocr. 7, 120: al Se

yvralxss 'alal^ (pavrl ^ fpiXlve, rot xaXov av&os aTiOQQet.'

115. Zum Gedanken vgl. Theocr.

23. 28: y.al t6 oöSov y.aXöv eari. nal 6 %Qovos avro fia^aivsi " teai to lov y.aMV sOTiv SV £ia(>t, xai t«/v yrjpä xal y.dXXos HaXöv sari to TiaiSixov, dXX' öXiyov ^f^.

ianthina] Idv&ivos = veilchenfarbig ; so ianthinus color bei Plin. bist. nat. XXI 8, 22 (vgl. 6, 14 und Mart. U 39). S. Hesych. sub Xav&ov. Zur Sache vgl. Athen. XV 681 b : rd Sh x^ira c^rjolv 6 Oeof^aaros (hist. plant. VI 6, 3) slvai y.al no^fvoavS"^. <PiXlvos Se ro y^ivov vf J)v /xsv XeiQiov, v<p' (OV Se 'iov yaXeia&at.

117 f.^ Vgl. das Epigramm des Ru- finus AP. V 20: ovx eXeyov, n^oSixT], yrjQdaxofiev] ov rCQOEfuivovv , fj^ovaiv ta^Eios al 8iaXvai(fiXoc\ vvv ^vviSss xal &^l^ TToXirj xal acöfia QaxcäSes xal aröfia Tas Tt^ore^as ovxer' e^ov xd^irag xrX.

118. arent vgl. Hör. epod. 8, 3: rugis vetus frontem senectus exaret. Ov. ex Ponto I 4, 2 : iamque meos vultus ruga senilis arat. Verg. Aen. VII 417 : frontem obscenam rugis arat.

122. linguas duas natürlich Latei- nisch und Griechisch ; die übrigen Spra- chen gelten als barbarisch, so dass es nur zwei Sprachen giebt, die auf diesen Namen wirklich Anspruch machen kön- nen. Vgl. Hör. carm. III 8, 5: docte sermones utriusque linguae. Cic. de off. 11,1: ut par sis in utriusque orationis facultate.

123. Eine glänzende Probe, wie dem Odysseus das Wort zu Gebote stand.

78

Ars amatoria

Et tarnen aequoreas torsit amore deas: 125 0! quotiens illum doliiit properare Calypso Remigioque aptas esse negavit aquas! Haec Troiae casus iterumque iterumque rogabat,

nie referre aliter saepe solebat idem; Litore constiterant : illic qiioque pulclira Calypso 130 Exigit Odrysii fata cruenta ducis; nie levi virga (virgam nam forte tenebat) Quod rogat, in spisso litore pingit opus. *Haec' inquit 'Troiast,' (muros in litore fecit) 'Hie tibi sit Simois; haec niea castra puta! 135 Campus erat," (campumque facit) 'quem caede Dolonis Sparsimus, Haemonios dum vigil optat equos. Illic Sithonii fuerant tentoria Rliesi;

hat Ovid selbst gegeben: met. XIII 125—381; vgl. die 'Schlussworte (382: quid facundia posset, re patuit; fortisque viri tulit arma disertns).

124. deas Kirke und Kalypso ; vgl. Hom. Od. IX 29—32.

125 f. Nicht mit direktem Bezüge auf eine Odysseestelle, sondern (nach hellenistischem Vorbilde?) weiter ent- wickelt aus Od. V 204 : ovrcos Ötj oiy.ovBe ^ikrjv es Tiar^iSa yalav avrly.a vvv ed'e- Xsis livai; vgl. auch Prop. I 15, 9: at non sie Ithaci digressu mota Calypso desertis olini fieverat aequoribus : rnultos illa dies incomptis niaesta capillis sederat ijiitisto multa locuta salo, et quamvis nunquam post haec visiira, dolehat illa tarnen, longae conscia laefitiae. Dazu vgl. den Abschied der Circe von Odys- seus: Ov. rem. am. 263 ff. Vgl. Rohde Gr. R. 2, 2.

127 fif. Ebenfalls nicht direkt home- risch, wohl alexandrinisch beeiuflusst, vgl. Dido bei Verg. Aen. IV 77: nmic eadem labente die convivia quaerit Ilia- cosque iterum demens audirc Labores exposcit peyidetquc iterum narrantis ab ore. Vgl. die Einleitung p. XII.

129. j^nM^ra s. Hom. Od. V 211 ff.

130. Odrysius steht bei römischen Dichtern häufig für thrakisch, vgl. Ov. met. VI 490, rem. am. 459, nach den 'Oäovaai, einer grossen Völkerschaft in Thrakien (Hdt. IV 92. Strab. VU 331: "OS^vaas Se xaXovaiv tviot Ttavras tovs (tTto "Eßoov ital KvtpeXeov fie%QL 'Odtjaaov tTJs TtaoaXias VTTepoiy.ovvras). OdrysiuS

dux ist aber Rhesus; näheres unten zu V. 137.

134. Simois, IifiSets, aus der Ilias

bekannt, entspringt auf dem Ida und lliesst nw. von Ilium in den Skamandros.

mea castra. Das Lager des Odysseus, der mit 12 Schiffen nach Ilium gezogen war (II. II 637), befand sich nach IL VIH 223 in der Mitte der zwischen den Vor- gebirgen Sigeum und Rhoeteum halb- kreisförmig aufgestellten Schiffe; vgl. XI 5—9.

135 ff. Wird verständlich aus der unter dem Namen ^olmvEia bekannten Erzählung (Ilias X). Diomedes erbietet sich, als Späher in das Lager der Feinde zu gehen und erwählt sich den Odysseus zum Begleiter. Zu derselben Zeit sendet auch Hektor einen Späher aus, den Dolon (v. 314 : rjp äe Tis sv T^cieaai ^öXoiv EvfirjSeos vtos, y.riovy.os &sioio, TioXvx^vaos TTolvyaly.os, oS Sri rot siSos fikv erjv xa-

y.ös, dXla TioSdiyTjs). Auf dem Blach- felde [campus, H. v. 344) trifft er mit Odysseus und Diomedes zusammen, er- greift die Flucht, wird aber eingeholt und muss über die Verhältnisse im troischen Lager Bericht erstatten, wo- rauf er von Diomedes niedergemacht wird und seine Waffen der Athene ge- weiht werden (455 ff.).

130. Hektor hatte, als er einen Späher aussenden wollte, als Preis be- stimmt (H. X 305): difpQov te 8v(o x' e^iav%£vas itttiovs, oi y.ev ä^iaroi ecoac

i^ojis £7ti vrjvaiv 'Axaicüv, Dolou aber verlangte die des Achilles (II. v. 321, vgl. mit 393).

Haemonios = thessalische (zu I 6), d. h. dem Achilles gehörige, dessen Heimat Phthia üi Thessalien war (H. I 170).

137 f. Die Geschichte von Rhesus,

II 124—152.

79

Hac ego siim, captis nocte, revectus equis.' Pluraque pingebat, subitus cum Pergama fluctus 140 Abstulit et Rliesi cum duce castra suo; Tum dea 'quas' inquit 'fidas tibi credis ituro,

Perdiderint uiidae nomina quanta, vides?' Ergo age, fallaci timide confide flgurae,

Quisquis es, atque aliquid corpore pluris habe!

145 Dextera praecipue capit indulgentia mentes; Asperitas odium saevaque bella movet. Odimus accipitrem, quia vivit semper in armis,

Et pavidum solitos in pecus ire lupos; At caret insidiis hominum, quia mitis, hirundo, 150 Quasque colat turres, Cliaonis ales habet. Este procul, lites et amarae proelia linguae! Dulcibus est verbis mollis alendus amor.

dem Sohne des Eioneus, bei Homer II. X 435—441. 469 ff. Er war von Thra- kien als Bundesgenosse den Trojanern zu Hilfe gekommen mit seinen herr- lichen Bossen (v. 437 : Itvy.ÖTtfjoi yjovos,

■d'Eieiv S'dvsfioiaiv ofioioi ; Tgl. Catull. 58h, 4: Rhesi niveae cifaeque bigae). Nachdem Odysseus und Diomedes den Dolon niedergemacht, überfallen sie den Bhesos mit seinen Thrakiern, und wäh- rend Diomedes den Ehesos mit noch 12 anderen tötet, treibt Odysseus die erbeuteten Pferde weg. Vgl. Verg. Aen. I 469ff.

Sithonii des thrakischen, wie eben (130) Odrysii. Die Sithones (Ov. fast. m 719) sind ein Volk Thrakiens, nach denen oft das ganze Land benannt wird, vgl. Hör. carm. I 18, 9.

tentoria Rhesi. Dieser Hexameter- schluss auch met. XIII 249. Wo diese Zelte lagen, ergiebt sich aus II. X 434.

143. figura in prägnantem Sinne "die schöne Gestalt' wie öfters, bei Ovid z. B. met. X 69. XIV 770: in figura capta dei nympha est.

timide ängstlich, d. h nicht zu sehr: nimium ne crede colori (Verg. ecl. 2, 17).

145 176. Zweite Anweisung. Vor allem ist liebenswürdige Nach- sicht nötig, nichts ist schlimmer als rauhes unfreundliches Wesen : nicht Habicht und Wolf, sondern Schwalbe und Taube sind uns lieb ( 150). Darum weg mit Streit und Zank ; das über- lasst den Verheirateten: euch hat die Liebe zusammengefügt ( 158). Solch

milde Nachgiebigkeit ist umsomehr nötig, als ich für unbemittelte Lieb- haber schreibe, reiche haben meine Vor- schriften nicht nötig (—164). Aber der Arme ist auf einschmeichelnde Freund- lichkeit angewiesen (—168); wohin das Gegenteil führt, weiss ich aus eigener Erfahrung ( 174). Also immer gutes Einvernehmen mit der Geliebten ( 176).

147. accipitrem, der von Homer ab typisch ist, nach H. XXII 139: ^vze xioxos ooeofiv, ekaf^oTaros Ttererivcöp, ^r]i8icog oYf/rjas /lerd r^rj^cova neXeiav' rj §£ ü"' v:zaid'a (poßEirat, 6 d" Byyv&ev d|v }.F.Xi]y.cds taoffe sTraiaaei. eAesiv re e

d-vfios dvcöyei (vgl. Hor. carm. I 37, 17). Ov. met. V 606: ut solet accipiter tre- pidas agitare columbas. Vgl. ars II 363.

148. Vgl. unten zu V. 364.

150. Chaonis ales, die Taube. Die Xäovss sind eine epirotische Völkerschaft; in ihrem Gebiete lag das uralte und hochberühmte Zeusheiligtum von Dodona. Danach sind die weissagenden Tauben der Zeuseiche chaonische genannt. Vgl. Soph. Trach. 171 : ua rrjf Ttalaiäv cpriyov avÖTjaai Tiore ^coScöri öioawv ex TitXei- dö'ojv EfT]. Vgl. Nonn. III 293: Xaoviji ßoöcoai TzeleuiÖi Sixl'ades dfi/iioi fiavTO- Tioloi. Prop. I 9, 5 : Chaoniae columbae. Hier ist natürlich die Taube an sich gemeint, der Ovid nach Dichterart ein malendes Epitheton verleiht.

152. mollis, beliebtes Epitheton in der erotischen Poesie, vgl. Burmann zu Prop. I 7, 19. Auch in der ars oft, z. B. 159. 236.

80 -Ä-rs amatoria

Lite fugent nuptaeque viros nuptasque mariti Inque vicem credant res sibi semper agi; 155 Hoc decet iixores: dos est iixoria lites; Audiat optatos semper amica sonos! Non legis iussu lectum venistis in unum; Fungitur in vobis munere legis Amor. Blanditias molles anremque iuvantia verba 160 Adfer, nt adventu laeta sit illa tuo.

Non ego divitibus venio praeceptor amandi:

Nil opus est illi, qui dabit, arte mea; Secum habet Ingenium, qui, cum Übet, 'accipe' dicit. Cedimus! inventis plus placet ille meis. 165 Pauperibus vates ego sum, quia pauper ama^i. Cum dare non possem munera, verba dabam. Pauper amet caute, timeat maledicere pauper

Multaque divitibus non patienda ferat! Me memini iratum dominae turbasse capillos: 170 Haec mihi quam multos abstulit ira dies! Nee puto nee sensi tunicam laniasse, sed ipsa

Dixerat: et pretiost illa redempta meo; At vos, si sapitis, vestri peccata magistri Effugite et culpae damna timete meae! 175 Proelia cum Parthis, cum culta pax sit amica Et locus et causas quidquid amoris habet.

Si nee blanda satis nee erit tibi comis amanti,

154. res sibi semper agi d. h. dass 10, 61 : sit satis e membris tenuem sie beständig miteinander im Prozess pracscindere vestem, sit satis ornatus liegen. dissoluisse comae. Vgl. ars III 569.

155. „Die Ehe gilt ihm wie der 172. D. h. ich musste ihr für mein menandrischen Komödie als ein Zustand Geld eine neue kaufen, wenn ich auch philisterhafter Langweiligkeit (III 585 f.); sicher glaubte, ihr die tunica gar nicht die Mitgift der Gattin sind Zänkereien." zerrissen zu haben. Es ist dies also Ribbeck, Geschichte der römischen Dicht- ein mendax danmum: I 431.

kunst IP 264. 177—250. Dritte Anweisung.

159. molles zu 152. Du musst nachgeben und aus-

160. laeta sehr hübsch ist solche harren, wenn sie dir nicht gleich Situation geschildert bei TibuU (I 3, willig ist ( 178). Kluges Nachgeben 89 ff.). führt zum Ziel, das lehren Beispiele

169 AT. Ein Streit mit der Geliebten aus der Natur (—184) und Mythologie ist ein typisches Moment der erotischen ( 192). Und das ist gar nicht so schwer Poesie; vgl. zumal Ov. am. I 7. Tib. ( 196), nur immer nachgeben musst du

I 6, 73. I 10, 59—66. ars III 568 ff. (—202), so beim Spiel aller Art (—208)

169. Vgl. amor. 17, 11 : ergo ego und musst in jeder Weise den galanten digestos poiui laniare capillos. ars spielen, der vor keiner Dienstleistung in 570. zurückschreckt, selbst wenn sie den

170. multos dies, während derer männlichen Stolz beleidigt ( 216), wie die Geliebte mit ihm zürnte. es selbst Herakles im Dienste der Ora-

171. Vgl. amor. I 7, 47. Hör. carm. phale gethan hat (—222). So musst du 1 17, 27 : et scindat haerentem coronam auf jeden Wink der Geliebten bereit crinibus immeritamque vestem. Tib. I sein, zu kommen, musst alles andere

II 153—191.

81

Perfer et obdura! postmodo mitis erit. Flectitiir obsequio curvatus ab arbore ramus; 180 Frangis, si vires experiere tuas.

Obsequio tranantur aqiiae, nee viucere possis

Flumina, si contra, quam rapit unda, nates; Obsequium tigrisque domat Numidasque leones: Eustica paulatim taurus aratra subit. 185 Quid fuit asperius Nouacrina Atalanta? Subcubuit meritis trux tarnen illa viri: Saepe suos casus nee mitia facta puellae Plesse sub arboribus Milaniona feruut; Saepe tulit iusso fallacia retia coUo, 190 Saepe fera torvos cuspide fixit apros; Sensit et Hylaei contentum saucius arcum:

verschieben ( 226), zu jeder Zeit und Gelegenheit (—230), bei jeder Witterung ( 232). Ist doch der Liebesdienst dem Kriegsdienst gleich, alle Beschwerden des Soldaten hast du zu ertragen (—238), wie es Apollo that ( 242), selbst Ge- fahren darfst du nicht scheuen ( 248), denke an das Beispiel des Leander ( 250).

178. Nachgiebigkeit in der Liebe empfiehlt auch Tibull I 4, 4U: ccdas: obsequio iMirima vincit ainor. Wie solche Nachgiebigkeit zum Ziele führt, zeigt auch Prep. I 8.

perfer et obdura auch am. III 11, 7 und trist. V 11, 7. Vgl. au.ch ars II 532.

179 ff. Mit dem ganzen Passus hat die vierte Elegie von Tibulls erstem Buche grosse Aehnlichkeit, wo Priapus Anweisungen giebt, wie man die Nei- gung von schönen Knaben gewinnen kann. Vgl. auch Ov. trist. IV 6.

181 f. Sprichwörtlich und alt. Jes. Sir. 4, 31 : Strebe nicht wider den Strom. Vgl. Ov. rem. 121: stultus ab obliquo qui cum descendere possit, puynat in adversas ire natator aqiias. ex Pont. in 7, 8. Juv. I 4, 89.

183. Numidas leones vgl. Hör. cann. I 22, 15 : lubae tellus leonnm arida nutrix. Zum Gedanken vgl. Tib. 1. 1. 16: paullatimsub iuya colla dabit. Longa dies honiini docuit parere leones. ars I 471.

185 ff. Das mythologische Beispiel wird in ähnlicher AVeise zu demselben Gedanken verwendet von Properz 11,9: Milanion nullos fu(jiendo, Tülle, labores saevitiam durae sustulit Jasidos. nam modo Farthcniis mncns errabat in antris, ibat et hirsutas ille videre feras: ille etiam Hylaei percussus vuhiere rami

Ovid, ars amatoria ed. Brandt.

saucius Arcadiis rupibus ingemuit. ergo velocem potuit domuisse puellam: tantum in amore preces et benefacta valent. Man beachte bei Ovid den teilweise wört- lichen Anklang an diese Stelle. Die Sage selbst ist bekannt (Apoll. ITE 105—109). Vgl Mus. 153.

Atalante ist die Tochter des Jasus und der Klymene aus Schoinus in Ar- kadien. Sie erscheint als spröde Jägerin (Theogn. 1292: ä%ero d' vyj/jlds es y.o- ^v<pds 6()ecov, (psvyova' IfiEQoEvia yäfiov, X^vOTJg 'AcpQoSiTTjs öcD^u ' teXos §' eyrco xal /uäl' dvaivofievrj), deren Liebe Mila- nion erst nach langem Kampfe gewinnt. Sie heisst JSonacrina oder (met. VIII 426) Nonacria nach der im nördlichen Ar- kadien gelegenen Stadt Nonacris {Nd- vay.^i-;, Hdt. VI 74, von der zu Pausa- nias' Zeiten nur noch Trümmer vor- handen waren: VIII 17, 6).

1S6. trux (vgl. truculentus), un- freundlich, unartig : Vgl. unten 477 und Martial. IX 10, 3: deponas animos tru- ces, monemus. Vgl. übrigens Prop. n 34, 50.

187 ff. Diese Verse geben einige Proben von den meritis des Milaniou.

1S9. fallacia, für das Wild.

190. Auschaulicher und kraftvoller als bei Properz ibat et hirsiitas ille vi- dere feras. torvos bezieht sich zu- nächst auf den Blick des wilden und wütenden Ebers.

191. Hylaeus ('2l«?o», der Wald- manu), ist ein Centaur, welcher der Atalante nachstellte und im Kampfe den Milanion schwer verwundete, dann aber getötet wurde. Vgl. Apollod. III 106. Nonn. XVII 200. Bei Properz wird

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Ars amatoria

Sed tarnen hoc arcu notior alter erat. Xon te Maenalias armatuin scandere Silvas Nee iubeo collo retia ferre tuo, 195 Pectora iiec missis iubeo praebere sagittis: Artis eriint cautae mollia iussa meae. Cede repug-nanti: cedendo victor abibis;

Fac modo, quas partis illa iubebit, agas! Arguet: argiiito; quidquid probat illa, probato; 200 Quod dicet, dicas; quod negat illa, neges! Eiserit: adride; si flebit, flere memento!

Inponat leges vultibus illa tiüs! Seu ludet numerosque manu iactabit eburnos, Tu male iactato, tu male iacta dato; 205 Seu iacies talos, vlctam ne poena sequatur,

Milanion von Hylaeus durch einen Baum- stamm schwer verwundet, hier bei Ovid durch einen Pfeilschuss.

192. Vgl. Ov. met. I 519: certa quidem nostrast, nostra tarnen una sa- gitta certior etc.

193. Der Maenalus {6 MaivaXos) ist ein arkadisches Gebirge, das sich von Tegea bis Megalopolis erstreckte. Strab. Vni 889. Verg. ecl. 8. 22.

194. Erinnert wieder an Tib. 1 4, 49 : nee, velet insidiis alias si claudere valles, dum placeas, humeri retia ferre negent.

197 flf. Vgl. wieder Tib. 1. 1. 39: tu, puero qiiodcunque tuo tentare-libehit, cedas: obsequio plurima vincit amor. Neu comes ire neges, quamvis via longa paretur, et canis arenti torreat arva siti.

cedendo victor abibis: vgl. Cato monost. 42 (PLM. ed. Baehrens III p. 238): qui vinci sese patitur pro tem- pore, vincit.

198. Ter. Eun. 1026: %U Thaidi me dedam et faciam quod iubeat.

203 flf. 'Ovid empfiehlt dem Lieb- haber, der auf eine Dame Absichten hat, seine Geschicklichkeit nicht zur Unzeit zu zeigen und die Dame mit guter Art geivinnen zu lassen.' Wieland (Werke, heraiisffeg. von Gruber. Leipzig, Göschen 1826. ^Bd. 43 p. 309).

203. numeri sind hier wie unten in 355 die Würfel, und zwar wie der Gegensatz zu 2C5 zeigt, die tesserae. Näheres über die tesserae und tali zu m 353 f.

7nanu man würfelte demnach aus der hohlen Hand, doch wird auch der Würfelbecher erwähnt ; er hiess fritillus, vgl. Mart. IV 14, 8. Juveu. IV 14, 5.

Den Würfelbecher schütteln hiess fri- tillum movere (Mart. XIV 1, 3). Dafür auch der griechische Ausdruck jyhimus, z. B. Hör. sat. II 7, 17 iji,u6s, vgl. Aesch. I 59). Vgl. den Anhang.

eburnos Würfel aus Elfenbein setzten schon einen gewissen Luxus vor- aus (vgl. Prop. II 24, 13) ; meist waren sie aus Knöcheln gefertigt.

201. Gemeint ist demnach diejenige Art des Würfelspiels, welche die Griechen TT/.aiaToßolii-da nannten. Vgl. Poll. 117 :

^ Se Tt'J.eiaToßo/.ivÖa ov fiövov i] Öid rcöv y.vßcov, ukXa. y.al r] 8id rcöv doT^ayaKoiv ETtl 10 Tx/.tlaTOf dot&f.idv ßa/.elv. Ueber

die Technik des Spieles giebt er- Avünschten Aufschluss Poll. 95 : d^yv^iov riifd doid'fiov eTiKfrjiiaai^res y.ad" iy.darrjv fiovdbu Sir^orifiivr^v Squ/jit^v fj aruT7]oa fj fivdv i] oTCCoi ovf ETcai^op rr]v TtKEiOToßo- Xii^Sa y.aXovfievrjV Tracäidv. 6 d' VTis^ßa)^ XofJ-Evos Tcö Tc/.ri&ei riüf fiovdboji' eue}J.ev dvaioriaead'ai to imäiay.EifiEvor doyv^iov.

205. Bei dem Spiele mit tali hatte in der Regel der gewonnen, der den Venuswurf that, d. h. wenn alle vier Würfel verschieden viel Augen zeigten. Näheres zu III 353 f. Wer aber den canis warf (zu 206), hatte verloren und musste den Einsatz zahlen, der meist natürlich in Geld, doch auch in anderen Dingen (vgl. z. B. Plaut. Curcul. II 3, 76) bestand. Näheres ergiebt ein Brief des Augustus bei Suetou. Octav. 71: inter cenam lusimus yt^oi^Tiy.ws heri et hodie. talis enim iactatis ut quisque canem aut senionem miserat, in singulos talos singulos denarios in medium con- ferebat, quos tollebat tiniveysos, qui Ve- nerem iecerat.

II 192—212.

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Damnosi facito stent tibi saepe canes; Sive latrocinii sub iraagine calciilus ibit,

Fac pereat vitreo miles ab hoste tuus! Ipse tene distenta suis umbracula virgis, 210 Ipse fac in turba, qua venit illa, locum! Nee dubita tereti scamnum producere lecto

Et tenero soleam deme vel adde pedi!

206. canis liiess der imgüiistigste Wurf. Näheres ergiebt sich aus Sueton p. 327 R: Tcöv xard rovi doT^a'/dkovs ßölcov 6 fisv rd £^ dvvdfievos Kiöos nal s^hrjg eXeyeTO, 6 8e rd ev Xzog, sri Sc y.al xvcov. Also beim Spiel mit vier tali, wenn alle vier gleichmässig die Eins oder überhaupt dieselbe Zahl zeigten. damnosi canes steht auch trist. II 474. Prop. IV 8, 46.

207. Das latrocinimn bezeichnet hier ein Brettspiel der Alten, das mit unserm Schachspiel (vgl. Varr. L. L. X 22) einige Aehnlichkeit haben mochte. Gewöhnlich heisst es Insus latruncu- lorum. Vgl. III 357-360. Pollux IX 98: rj Se Sid TtoXlcöi^ xprjfcov TtaiSid TiXivd'iov ioTi xcö^ag ev y^afifiaZg £)cov Siay.eifisvas' nal to ju-ev Tth.vd'Lov y.a- Xelrai Ttölig , rcäv Se xf^rj^cov ixdoTi] y.vcov 8ir]or]fievcov §' eig öi'O T(öv xpirjcpoiv xard Tdg x^oag rj re^vt] trjg TtaiÖiüg eori TteQiXrixf'ei tmv Svo xprj(fcov 6/.ioxq6o)v rrjv ire^öx^ovv dvaiQelv. Ov. trist. II 477 : discolor ut recto grassetur limite miles, cum medius gemino calculus hoste perit etc. Ausführliches über das Spiel bei Becker, Gallns III* 468-473. Vgl. auch Wieland, über die ältesten Zeitkürzungs- spiele (Werke, herausgeg. von Gruber. Leipzig, Göschen 1826. Bd. 43, 305 ff.). Das dazu gehörige Brett nennt Seneca (ep. 117, 30) tabula latruncularia.

calculus ist einer der zu diesem Spiele verwendeten Steine: näheres bei Becker p. 470.

208. Dass die Figuren meist aus Glas waren, wird auch sonst bezeugt: Becker p. 472.

miles vgl. III 359 : hellator. Es war eben eine Art Kriegsspiel: latronum ])roelia heisst es unten (III 357). Becker 471. 'Es sollte seiner Natur und Ab- sicht nach ein militärisches Spiel sein, und in der Art, wie beide Spieler nach den Gesetzen desselben ziehen tind schlagen mussten, bot es eine Menge Gelegenheiten dar, seinen Gegner in die Enge zu treiben, zu überlisten, zu

überfallen, oder sich selbst aus einer schlimmen Lage herauszuziehen, einen begangenen Fehler icieder gut oder einen Fehler des Gegners sich zu Nutze zu machen u. s. w. Kurz, es kam dabei, ivie im Kriege, auf Angriff und Ver- teidigung an. Wieland a. a. 0. 306.

209. Der Sonnenschirm ist schon den griechischen Damen ein notwendiger Luxusgegeustand. Vgl. über das ay.id- Seiov Pherekrates bei Athen. XIII 612 a. Arist. Thesm. 823. Die römischen Damen Hessen sich gern den Sonnen- schirm {umbracula, umbella) von Sklaven tragen; Claud. 18, 464. Hier soll das der Liebhaber selbst thun, was eine grosse Selbstverleugnung bedeutet. So wünscht bei Mart.'XI 73 der in Stich Gelassene dem untreuen Lygdus als Lohn umbellam luscae, Lygde, feras dominae. Ov. fast. II 311 : aurea pelle- bant tepidos umbracula soles, quae tarnen Herculeae sustinuere manus. Vgl. Böt- tiger, Sabina p. 456. Baumeister, Denk- mäler III Fig. 1765 (p. 1684).

distenta suis virgis deutet darauf hin, dass die Gestelle der Schirme ähn- lich wie bei uns waren, distenta 'auf- gespannt', denn sie waren zum Auf- und Zuspannen eingerichtet, vgl. Arist. equit. 1347 : rd ö' tord y dv aov, vfi ^t e%e,7ierdvvvro uiOTieQ ay.idSeLov xai Tcdliv ^vvijyero, WOZU der Scholiast sagt : iy.Teivsrai Se y.al avareXkerai TCQog rov y.areneiyovra xaiQov.

210. Wie das geschehen kann, zeigt drastisch Hör. sat. II 6, 28: luctandum in turba et facienda initiria tardis. 'Quid vis, insane, et quas res agis?' improbus urget iratis precibus ; 'tupul- ses omne, quod obstat.' Vgl. Plaut. mercat. I 1, 9.

211. Das scamnum ist ein Schemel, um das Aufsteigen in den lectus be- quemer zu machen. Vgl. Varro L. L. VIII 32 und besonders V 168: qua sim- plici scansione scandebantin lectum non altum, scabellum, in altiorem, scamnum. Vgl. Ov. ars I 162.

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Ars amatoria

Saepe etiam dominae, quamvis horrebis et ipse, Alg-eiiti manus est calfacienda sinu; 215 Nee tibi tiirpe ])iita. (quamvis sit turpe, placebit) Ingenua speculum sustinuisse manu! nie, fatigata praebendo monstra noverca,

Qui menüt caelum, quod prior ipse tulit, Inter loniacas calathum tenuisse puellas 220 Creditur et lanas excoluisse rüdes; Paruit imperio dominae Tiryntliius lieros: I nunc et dubita ferre, quod ille tulit! lussus adesse foro iussa maturius liora Fac semper venias nee nisi serus abi! 225 Occurras aliquo, tibi dixerit: omnia differ! Gurre, nee inceptum turba moretur iter!

213. horrcre für frieren, vgl. Juv. I 1, 93: horrenti tunicam non reddere servo. Ov. fast. I 495.

216. Auch das ist eigentlicli Sache der Zofe : Petron. 128. Prop. IV 7. 76 : 7ie sjjeculum dominae porrigat illa novae. S. Böttiger, Sabina p. 114 ff. Näheres über den Spiegel überhaupt bei Becker, Galhis IP 354 ff.

217 222. Der Satz nee tibi turjjc pttta, der sich dem Sinne nach auf den ganzen Passus von 209 au bezieht, wird an einem prägnanten mythologischen Beispiel als beherzigenswert erwiesen: Wenn selbst der Held aller Helden He- rakles, es nicht für unwürdig erachtete, der lydischen Königin galanten Liebes- dienst zu erweisen, darfst auch du vor solchen nicht zurückschrecken (222).

Nachdem Herakles die zwölf Arbeiten verrichtet hatte (V. 217 : nachdem seine Stiefmutter Hera es müde war, ihm neue Ungeheuer <ziir Vernichtung) zu bieten, vgl. met. IX 198 : defessa iubendo est sneva Jovis conimix), wirbt er um die Jole, die Tochter des Königs Eurytos, tötet aber in einem Anfall von Wahn- sinn ihren Bruder Iphitos; um dies Verbrechen zu sühnen, muss er auf Befehl des delphischen Orakels der Lydischen Königin Ompliale drei Jahre lang dienen und verweichlicht in ihrem Dienste, so dass er fast zum Weibe wird. Die Sage wird oft erwähnt, vgl. z. B. Plut. Thes. 6. Luc. dial. deor. 13, 2 (vgl. auch das schwierig'e Epigramm des Diotimos AP. VI 358). Ter. eun. 1027. Prop. III 11, 17: ()mj)hale in tantum formae processit honorem . . . ut quipacato statuisset in orbe columnas

tarn dura traheret mollia pensa manu. Vgl. IV 9, 47. Besonders ausführlich dann Ovid. her. 9, 57 ff.

218. Apollod. II 120: los ök ijy.sp (Hercules auf der Fahrt nach den golde- nen Aepfeln der Hesperiden) ek 'TTre^-

ßoQEOve TTQoi "ÄtkavTa, eircovTOS ÜQOfir]- ü'süjs T(ö H^axAsi avrov Lil rd firjXa fitj Tiojjevea&ai , Siaäe^äfisvov 8 s ^'ArXavT o s t ov TtoÄov arcoariXXeiv ey.elvov. Tteia&els SieSe^aro. Vgl. met. IX 198: hac caelum cervice tuli.

caelum meruit vgl. Apoll. 11 160. Ov. met. IX 262—272.

219. loniacas die westliche Küste von Lydien hatten zumal ionische Griechen inne, die daher auch lonia hiess. Thuc. I 2.

calathum vgl. zu I 693. Zur Sache vgl. heroid. 9, 73: inter loniacas cala- thum tenuisse iniellas diceris et dominae p)ertimuisse niinas.

221. Tirynthius heros, sehr häufige Bezeichnung für Herakles, nach der uralten argivischen Stadt Tiryns, in der Herakles erzogen wurde.

Auch bloss Tirynthius (I 187).

222, Die Imperative in ähnlichem Sinne wie Verg. ecl. 1, 73: insere nunc, Meliboee, piros, pone ordine vites. Vgl. 635.

225. 'Gesetzt, dass sie zu dir ge- sagt hat, du möchtest dich irgendwo einfinden' : occurras von dixerit ab- hängig, vgl. Hör. sat. II 6, 38: iupri- mat his, cura, Maecenas signa tabellis.

220. Anders handelt Properz (II 31, 1): quaeris, cur veniam tibi tardior. aurea Phoebi porticus a magno Caesare apcrta fuit.

II 213—239.

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Nocte domum repetens epulis perfuncta redibit:

Timc quoque pro servo, si vocat illa, venu Rure erit et dicet 'venias" (Amor odit inertes): 230 Si rota defuerit, tu pede carpe viam,

Nee grave te tempiis sitiensque Canicula tardet

Nee via per iactas Candida facta nives. Militiae species amor est: discedite, segnes!

Non sunt haec timidis signa tuenda viris; 235 Nox et hiemps longaeque viae saevique dolores

Mollibus bis castris et labor omnis inest; Saepe feres imbrem caelesti nube solutum

Frigidus et nuda saepe iacebis humo. Cynthius Admeti vaccas pavisse Pberaei

228. servo, der bei der Heimkehr die Fackel voranzutrae-en hatte (Val. Max. VI 8, 1. Prop. HI 16, 16) und so als servus praelucens (Siiet. Aug. 29) diente, oder auch wohl die etwas schwankenden Schritte des Herreu durch seine Führung festigte (Prop. 11 29, 2).

229 f. Eine anschauliche Illustration zu diesem Distichon giebt Prop. lU 16.

230. rota metonymisch (in der Form pars pro toto) für den Wagen, wie oft ; oben V. 8. Prop. I 2, 20. Verg. Aen. XII 533 u. o. Besonders passend ist die Metonymie bei Ov. met. II 139.

231. Canicula ist der Hundsstern oder Sirius, mit dessen Aufgang glühende Hitze eintrat; daher steht er metony- misch für die heisse Zeit der Hunds- tage. Hes. sc. 397. opp. 587: stieI y.e- faXr/V aal yovvara —eiQioi u^€i.

Zum Gedanken vgl. Tib. I 4, 41: neu comes ire neyes, quamvis via longa paretnr et canis arenti torreat arva siti.

233. militiae species amor est, eine beliebte Anschauung, die in „einer An- sprache au Freund Atticus (amor. I 9) wie in einem Schulvortrage, freilich glänzend durchgeführt ist". Kibbeck, Geschichte der röm. Dichtung II - 235. Diese Elegie giebt zu unserer Stelle (231—238) reichliche Parallelen. Vgl zu 232 amor. 12: congestas exteret Ute nives; zu 233 am. 1 (u. 2): militat omnis anians und 46 : qui nolet fieri desidiosus, amet ; zu 235 amor. 7 : perviyilant ambo, 15: qtiis nisi vel luiles, vel amans et frigora noctis, et denso mixtas perferet irnbre nives?, 9: militis oflicium longa est via; zu 236 amor. 1: habet sua castra Cupido (44); zu 237 amor. 16; zu 238 amor. 7 : terra requiescit uterque. Vgl. auch zu ars I 36. II 674. UI 1.

236. mollibus zu 152. Hier be- sonders hübsch wegen des Gegensatzes zu den vielen Strapazen und Leiden.

238. Nämlich auf der Schwelle ihrer Thür; vgl. 524. Prop. I 16, 22: turpis et in tepido limine somnus erit? mc mediae nocfes, me sidera plena iacentem, frigidaque eoo me dolet aura gelu. Ov. am. II 19, 21: et sine me ante tuos proiectum in limine postes longa pruinosa frigora nocte pati. Theoer. 7, 122.

239 f. Apollod. I 105: 'AS/hIjtov §e ßaaiXevovjos imv 0e^iöv , ed'rjTsvaev 'ÄJtöXlcov avTcö fivriaxevofiEvco xfiv FIeIiov Q'vyaTEQit. "Al>cr]ariP. Ixeipov ös Scoaetv STcayyeiXafievov rr^v ■d'vyateQa tcü y.ara- ^ev^aiTi aQfia Xeovros y.ttl y.djiQOV, 'Atto?,- Xcot' t,ev'ias eScoxev ' 6 Öe y.o/uiaas n^ds JJsXiav ^Aly.rjOTiv la/ußapEi. III 122 : AtiöXXcov xTEiPEi Kvy.lüJTtas rovg rov y.Eoavv6v ^u y.aTaay.Evdaavras, Zevs öe EfMeXlrjoe ^jirtTEiv aviov eis Tdoraoop^ d'Erjd'siarjs Se Arjrovs ey.eXsvaev avxov Eviaviov dvSQi, ü'rjTEvoai. o de Tca^a- ysv6/j.Evos eIs <PE^dg ti^os 'AS/u/jtov tov 0£(j/]Tog Tovrcp XaxQBVtov ETioifinive xcd ras ■d'rjXeiag ßoas ndaas Si.8vfioT6y.ovs ETtoirjaev. Vgl. Callim. hymn. Apoll. 47 ff. Die Sage wird von der Erotik gern verwertet: vgl. nur Tib. II 3, 11. 28. III 4, 67. Ov. her. 5, 151. ars III 19.

Cynthius heisst Apollo nach dem Berge Cynthus [Kvpd-os) auf Delus. Vgl. hymn. hom. 1, 25: fj tos ae 7Ti>dJxov AriZfo riy.e, x^Qf^'^ ßQorolac, yXtvd'Eiaa Ti^ds Kvv&os o^os yoavaii evl vrjaco, ^i]X(o SV dfKfiQVTt]; häufiger Beiname des Apollo, vgl. 'Callim. 4, 10. Hör. carm. 1 21, 2 u. ö. (auch Artemis heisst Cynthia: Hör. carm. III 28, 12).

vaccas das Femininum mit Absicht,

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Ars amatoria

240 Fertur et in parva delituisse casa:

Quod Phoebum decuit, quem non decet? exue fastus,

Curam mansuri quisquis amoris habes! Si tibi per tutum planumque negabitur ire, Atque erit opposita iaiiua fiüta sera, 245 At tu per praeceps tecto delabere aperto, Det quoque furtivas alta fenestra vias. Laeta erit: et causam tibi se seiet esse pericli;

Hoc dominae certi pignus amoris erit. Saepe tua poteras. Leandre, carere puella:

denn {^AtzoX'Kcüv^ rag &f]lsias ßoag nä- aas Siövfioroy.ovs sTioirjasv (Apoll. III 122).

Pheraei. Pherae {<p£oai), die Resi- denz des Admetos, lag in Pelasgiotis, nnweit des Boibeissees. Hom. II. II 711 : Ol Sh 0eQa.s evifiovro Tramal Boißrj'iba

241. fastus hochmütiger Stolz, vgl. Prop. I 1, 3.

244. Die geschlossene (und be- stürmte) Thür spielt in der Erotik eine grosse Rolle. Ovid widmet ihr eine eigene Elegie (amor. I 6j. Vgl. Zingerle, Ovid etc. I 91 f. Vgl. unten V. 523, ni 71 und 567. Bekannt ist das Ge- dicht des Catull (67), in dem die ianua selbst redend eingeführt wird, ebenso wie bei Properz (1 16). lieber das nächt- liche Treiben vor solch geschlossener Thür geben viele Stellen Auskunft, hier sei nur erinnert an Straten (AP. XII 252) : Efinofiao} ae, ■d'vpr], t/J la^uTtdöi, y.al rov evoixov av/Lta/.E^ag /j.e&vcov^ sv-9' is aTTsifu fvyds. Theocr. 2, 127 : et S' uXXä ft w&eiTe y.ai d ■d'vQa ev/^sro fioy/.cö^ TtävTCOs y.al TTs/.iy.eis y.ai XaftTidösg r^v&ov sf vfisas. Tib. I 1, 73. Ov. amor. I 9, 20. Vgl. Rothstein zu Prop. I 16. Doch auch friedlichere Scenen spielen sich vor der ianua ab: da werden Ständchen dargebracht und das Ttaoa- nkavai&vQov (Plut. amat. 8) gesungen, wie sich ein solches findet bei Arist.

Eccl. 960: devoo ör], Öti()o Si], y.al ov /uoi y.arabQafj.oraa r'qv ■d'vQUv dvoi^ov rrjvS' . ei Se fii], y.araTteaoJV y.eiao/nai y.x).. Hör. carm. I 25, 7 : me tuo longas pere- unte noctes, Lydia, dormis?

Was das Technische anlangt, so sei bemerkt, dass sera ein Riegel oder Balken ist. der von innen quer vor die (meist zweiflügelige) Thür vorgeschoben {opposita) diese schliesst. Nachweise bei Becker, Gallus 11" 322 f.

245. tecto aperto bezieht sich auf das complurmm in dem nach innen ge- neigten Dache des atrium. Varro ling. lat. V 161. Vitruv. VI 3, 1. 6. Zur Sache vgl. Cic. Phil. EI 18, 45 : guoties te pater eius e domo sua eiecit? quoties cusfodes posuit, ne Urnen vttrares? cum tu tarnen nocte socia, hortante übidine, cogente mercede per tegulas demitterere.

246. Vgl. unten III 605 : cum melius foribus possis, admitte fenestra. Hör. carm. I 25, 1 : parcius iunctas quatiunt fenestras ictibus crebris iuvenes protervi. Prop. II 19, 5: nulla neque ante tuas orietur rixa fenestras. Man erinnert sich des Bildes Zeus als fior/Ss vor dem Fenster der Alkmene (Baumeister, Suppl. Fig. 1).

Umgekehrt ist die Situation bei Properz (IV 7, 16) ; hier lässt sich Cyn- thia aus dem Fenster an einem Strick herunter, um in die Arme des Geliebten zu eilen: mea nocturnis trita fenestra dolis, per quam demisso quotiens tibi fxine ijependi, alterna veniens in tua colla manu. Vgl. auch Becker Gallus IP 312 if.

alta weil im ersten StockAverk. Tib. II 6, 39: ab excelsa praeceps de- lajjsa fenestra.

249. Die Geschichte von Leander, einem Jünglinge zu Abydos, der all- nächtlich zu seiner geliebten Hero. der Aphroditepriesterin zu Sestos, von dem Xvyvos eoLo-xcov iMus. 1) geleitet durch den Hellespont schwamm, bis er in einer stürmischen Nacht, in der die Fackel erlosch, ein Raub der Wellen wurde, ist uns zumal durch Schillers Ballade bekannt. Von den antiken Darstellungen sei hier, abgesehen von Ov. her. 17. 18. am. II 16, 31 f. trist. HI 10, 41 nur das anmutige Epyllion des Musaeus genannt. Weitere Nachweise findet man bei E. Rohde, der griechische Roman - 133 ff.

II 240—258.

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250 Traiisnabas. animum nosset ut illa tiiiim.

Nee piidor ancillas, ut quaeqiie erit ordine prima,

Nee tibi sit servos demeruisse piidor: Nomine quemque suo (niülast iaetura) saliita,

Iimge tiiis humiles ambitiöse manus! 255 Sed tamen et servo (levis est inpensa) roganti

Porrige Fortimae miinera parva die; Porrige et aneillae. qua poenas luee pependit

Lusa maritali Gallica veste manus.

250. Ein (von Ovid ?) neu erfundenes, wenigstens sonst nicht nachzuweisendes Motiv; eine gewisse Aehnlichkeit zeigt her. 17, 95: nunc etiam nando doniinae placuisse lahoro atque oculis iacto brac- chia nostra tuis.

251 260. Vierte Anweisung. Ziehe die Dienerschaft aitf deine Seite, erwirh sie durch freundliche Begrüssuug ( 254) und Geschenke bei passender Gelegenheit (—258): kurz suche sie zu gewinnen, zumal aber die, welche Haus- thür und Kammer bewachen ( 260). Vgl. I 351—398.

255. Einen Grund, einem servus Geschenke zu geben, giebt Properz an, n 23, 3: ut proinissa suae verba ferat dominae.

256. Fortunae die vgl. Varro L. L. VI 17 : dies Fortis Fortunae appellatur ab Servio Tullio rege, quod is fanum Fortis Fortunae secundum Tiberim extra urbeni Romavi dedicavit Junio mense. Servius TuUius wird als der Stifter genannt, wie er auch sonst als Vertreter des Plebejerstandes gilt: Liv.

IV 3, 12. I 39. Hör. sat. I 6, 9. Als Stiftungstag galt der 24. Juni (Ov. fast. VI 771 784), der also hier gemeint ist. Ueber die Lage des Tempels vgl. Eichter, Topographie'' 271 f. Dahinzog an diesem Tage das Volk (Cic. de ün.

V 24, 70: Tiberina decursio). Es ging sehr lustig dabei her (Ov. fast. VI 775) ; es war zumal ein Fest der Plebejer und Sklaven, vgl. Ov. 1. 1. 781: plebs colit hanc, quia, qui posuit, de plebe f wisse fertur et ex humili sceptra tulissc loco. convenit et servis, scrva quia Tullius ortus constituit duuiae templa projnnqua deae. Vgl. Preller EM. ^ II 179 f.

257 f. Das Distichon umschreibt den 7. Juli. Das zum Verständnis Nötige ergiebt sich, von anderen Stellen ab- gesehen (vgl. Preller, EM.^ I 286 f.) aus

Plut. Eom. 29 (vgl. Camill. 33). Da wird folgendes erzählt : Nachdem die Gallier von Eom abgezogen waren und die Stadt sehr erschöpft war, griffen die Nachbarstämme am Tiber Eom an unter der Führung des Postumius Livixis. Die Feinde verlangen von Eom die Auslieferung aller römischen Mädchen und Frauen. Da gehen unter der Füh- rung einer Magd Tutela (Philotis) viele der römischen Mägde, sämtlich als Ma- tronen verkleidet, in das feindliche Lager. Hier geht eine lustige Zecherei los, und als der Feind in schwerem Schlummer liegt, geben die Mägde von einem wilden Feigenbaume [caprificus) aus den Eömeru ein Zeichen, die nun die wehrlos Schlafenden überfallen und so der Gefahr entgehen. AVeiter sagt dann Plutarch: anl KaTt^arlvat fiep al väJvai y.aXovvrai did tov eolveov y.aTtoi- wr/.ov vTTo '^Piofiaicov ovo fia^öfisvov , iarc- (öai Se rag yvvaZy.as s^co, avy.rjg y.XdSoi? axia^ofievag. al Se d'eQaTtaiviSss aysi- Qovat Tieouovaai aal Ttai^ovatv , sira TtXr^yalg y.ai ßolalg kld'cov yQtövTat TtQOS

dlkrjlag xtL Das ist der hier gemeinte 7. Juli, die nonae Caprotinae, ein Tag, der recht eigentlich den ancillis gehörte, und an dem sie Geschenke zu erwarten hatten. Weiteres bei Varro ling. lat. VI 18. Macrob. sat. I 11, 36 ff. Im Zu- sammenhang damit stand das zwei Tage früher gefeierte Fest der PopUf'ugia, bei dem es nicht immer sehr anständig hergehen mochte, was Augustin (de civ. dei II 6) mit einem matten Wortspiel moniert.

258. Gallica manus scheint ein Gedächtnisfehler Ovids zu sein ; wenig- stens verlegen die sonstigen Quellen die Sage nach den Abzug der Gallier und nennen als die Eom bedrohenden Feinde die am Tiber wohnenden Nachbar- stämme, die sich die Schwäche Eoms

Ars amatoria

Fac plebem, mihi crede, tuam: sit semper in illa 260 lanitor et thalanü qiü iacet ante fores.

Nee dominam iiibeo pretioso munere dones: Parva, sed e parvis callidus apta dato.

Dum bene dives ager, dum rami pondere nutant, Adferat in calatho rustica dona puer: 265 Eure suburbano poteris tibi dicere niissa, lila vel in Sacra sint licet empta via;

Adferat aut uvas aut, quas Amaryllis araabat,

nach der Gallischen Invasion zu Nutze macheu wollen.

lusa für iUnsa, getäuscht.

Das Fest 'wurde mit grossem Mut- willen gefeiert ; das Volk zog in hellen Haufen vors Thor, rief sich ueckeud mit allerlei Vornamen und trieb mit den geputzten Mägden mancherlei Ulk. Ein Opfer und Festmahl durfte nicht fehlen.

260. Der ianitor, auch ostiarius genannt, nicht selten an einer Kette angeschlossen, waltete seines Portier- amtes an der Hausthüre : s. Ov. am. I 6. Diese Elegie kann auch höchst anschau- lich zeigen, wie wichtig es für den Liebenden ist, wenn er der Vorschrift Ovids gemäss sich mit dem ianitor in gutes Einvernehmen setzt.

a?ite fores thalami hält Wache der cubicularius. Ihn sich geneigt zumachen, war besonders wichtig, da es sehr auf den cubicularius ankam, ob der Be- suchende zur Privataudienz vorgelassen werden sollte. Vgl. Cic. Verr. III 4, 8. Juv. IV 10, 216.

261 272. Fünfte Anweisung. Du musst es verstehen, sinnig zu schen- ken. Nicht auf die Kostbarkeit der Ge- schenke kommt es an, sondern auf sin- nige Wahl ( 262). Beispiele solcher Gaben ( 270) und Tadel derer, die sie zu Erbschleicherei benutzen ( 272).

261. pretioso munere dones der Hexameterausgang ähnlich bei Verg. Aen. V 361: jyraestanti munere donat. Vgl. Hör. carm. IV 2. 20 (Zingerle).

263 ff. Nach berühmten Mustern, vgl. Theoer. 3, 10: 7]vi8s roi Ssy.a fiäXa. <pegco Tr]VC(>d'e xad'ei^.ov, co fi iy.eksv y.a&eXslv rv' y.ai (uqiov aXka roi oiaiö (Verg. ecl. 3, 70) ; ib. 22. Man lese auch die reiche Aufzählung solcher munera rustica, die Corj'don dem schönen Alexis anbietet: Verg. ecl. 2, 45 55.

264. calatho zu I 693; hier ist es

ein Fruchtkörbchen. Doch wird man auch an Blumen denken dürfen, die der Geliebten geschickt werden : Theoer. 3, 21-23.

265. Was den Wert der Gabe natürlich erhöhen würde. Vgl. Verg. ecl. 2, 40.

266. Sacra via ist die gewöhnliche Stellung, doch kommt auch via Sacra vor: Hör. sat. I 9, 1 u. s. Auf der Sacra via war aber ein solcher Kauf leicht und ohne Mühe zu bewerkstelligen, weil man auf ihr gern gemächlich pro- menierte ; Hör. 1. 1. : ibam forte via Sacra, sicut nieus est mos; epod. 4, 7. Von dem Obstverkauf auf der heiligen Strasse spricht schou Varro RR. I 2, 20 : summa Sacra via, nbi poma veneunt. Auch Blumen konnte man dort kaufen, vgl. Ov. fast. VI 792: hie, nbi fit docta miilta coro)ia mann. Vgl. auch am. I 8, 100. Ueber die mannigfaltigen Ver- kaufsläden auf der Sacra via vgl. Fried- länder, Sittengeschichte I 268.

267 f. Launige Anspielung auf Verg. - ecl. 2, 52. Unter den zahlreichen Ge- scheuken, die dort Corydon dem schönen, aber spröden Alexis anbietet, nennt er auch casianeas nuces. mea quas Ama- ryllis amabat: damals nämlich, als sie noch seine Geliebte war. Ovid wendet aber mit gutem Humor das Imperfekt amabat so, als ob heutzutage Amaryllis, d. h. die Mädchen überhaupt von solch harmlosen Geschenken nichts wissen wollten ; vgl. Verg. 1. 1. 56 : rusticus es, Corydon, nee munera curat Alexis. Vgl. ars III 183. Die Kastanien wurden gern gegessen: Verg. ecl. 1, 81. Vgl. auch Athen. II 54 B. Sie heissen nuces, wie auch im Griechischen xdpvov für Kastanie gebraucht wird, vgl. Athen.

1. 1. : Tiöp Ev doiy.iijv y.aovwv rj y.aaxdviov, dfKforeQCOs ydo xa/.Elrai (vgl. Foll. I 232), Vgl. Plin. bist. nat. XV 23, 92.

II 259—279.

89

(At nunc castaneas non amat illa!) nuces; Quin etiam turdoque licet missaque Corona 270 Te niemoreni dominae testificere tuae.

Turpiter his emitur spes mortis et orba senectus:

A! pereant, per quos munera crimen liabent!

Quid tibi praecipiam teneros quoque mittere versus?

Ei mihi! non multum Carmen honoris habet! 275 Carmina laudantur, sed munera magna petuntur:

Dummodo sit dives, barbarus ipse placet. Aurea sunt vere nunc saecula: plurimus auro

Venit bonos, aui'o conciliatur amor; Ipse licet venias Musis comitatus, Homere,

269. turdo, Krammetsvogel, eine ebenfalls sehr beliebte Delikatesse, vgl. Mart. Xin 92: intcr aves turdiis, si quid nie iudice certum est, inte)' qiiadrupedes mattea prima lepus. Noch zärtlicher ist das Geschenk des Komatas an sein Mädchen, Theoer. 5, 96 : ar]yid fikv Scoacü TU naQ&svcp aviixa <pdaaav kx ras a^- xEvü'co v.ad'eXcav irjvElydQ ecpiaSei, (Verg. ecl. 3, 68).

Corona zu 264. Theoer. 3, 21: t6v aikipavov rlXaL fis aal aviixa XsTtrd TtoiriasTs, t6v rot sycöv, ^Ä/nnQvXXi <piXa, xiaaoio fvXdoaco, d/nnXe^as xalvxeaai xal evöSfioiai aeXivois. Hor. carin. IV 11, 3. Zu den Gescheuken, die hier 263 270 aufgezählt werden, vgl. auch Prop. III 13, 25: felix agrestis quondani pacata iuventiis , divitiae quorum inessis et arbor erant. Ulis munus erant decussa Cydonia ramo, et dare puniceis plena canistra rubis, nunc violas tondere manu, nunc mixta referre Ulla virgi- neos lucida per calathos, et portare suis vestitas frondibus uvas, aut variam plumae versicoloris aveni.

271. Bezieht sich auf die Ge- schenke, mit denen Erbschleicher aller Art die Reichen überhäuften. Vgl. Mart. IV 56: munera quod senibus viduisque ingentia ndtfis, vis te munificum, Gar- giliane, voeem? etc. V 39. Hor. sat. II 5, 10: turdus, sive aliud privum dahitur tibi, devolet illuc, res ubi magna nitet domino sene; dulcia poma et quoscunque feret cultus tibi fundus honores ante Larem gustet venerabilior Lare dives (vgl. ep. I 1, 78).

27;i 286. SechsteAnweisuug. Auch zierliche Verschen musst du deiner Liebsten dichten können, wenn auch freilich klingende Münze den Mädchen

lieber ist ( 276). Heutzutage hat ja nur das Gold Wert : selbst der göttliche Homer würde, falls er mit leeren Hän- den käme, kein Glück haben ( 280). Doch giebt es immerhin noch Mädchen, die für Poesie Sinn haben oder sich wenigstens so stellen (—282) : diesen wird ein Gedicht vielleicht als kleines Geschenk gelten ( 286).

273. teneros 'zärtliche', d. h. ver- liebte. Vgl. am. 1118,2: fenerum carmen. Hor. AP. 246. Die Verfasser solcher zärtlichen Liebesgedichte heissen dann selbst teneri : vgl. unten TII 333. Mar- tial z. B. nennt den Catull so, vgl. VII 14, 3. XII 44, 5.

274 ff. Eine ständige Klage der Erotik. Vgl. zu I 418. Einleitung p. XIV.

277. aurea saecula mit komisch- schmerzlicher Ironie, denn zunächst steht aurea saecula zur Bezeichnung des paradiesischen Urzustandes des gol- denen Zeitalters unter Saturnus. So z. B. Sen. rhet. controv. II 15, 7 : o nos nimiiim felici et aureo quod aiunt sae- culo natos. Daher ist vere soviel wie 'in des Wortes wahrster Bedeutung.'

279 f. Vgl. amor. I 8, 61 : qui da- bit, nie tibi magno sit maior Homero: crede mihi, 7-es est ingeniosa, dare. Homer wird wie oben V. 4 als glän- zendster Stern der Dichtung überhaupt genannt ; vgl. Leonidas Tareutinus (AP. IX 24) : doTQa fiep ij/uav^coae y.al legd xi'xXa oeXrjvqs d^ova Sivqaas efinvQos rieXios' viivoTCÖXovs S' dysXrjSov antjfidX- SvvEV "Ofiv^Qos , Xa/.i7t()OTaroi' Movascov (peyyos dv<wx,6f(Ei'os. Dabei liegt in unserer Stelle eine hübsche Komik dxirch die Vorstellung, dass der göttliche Sänger als Gewährung heischender Liebhaber

90

Ars amatoria

280 Si nihil attuleris, ibis, Homere, foras.

Sunt tarnen et doctae, rarissima turba, puellae.

Altera non doctae turba. sed esse volunt; Utraque laudetur per carmina: carmina lector Commendet dulci qualiacumque sono! 285 His erg-o aut illis vig-ilatum Carmen in ipsas Forsitan exiffui niuneris instar erit.

At quod eris per te facturus et utile credis, Id tua te facito semper amica roget!

Libertas alicui fuerit promissa tuorum: 290 Hanc tamen a domiua fac petat ille tua;

Si poenam servo, si vincula saeva remittis,. Quod facturus eras. debeat iila tibi !

Utilitas tua sit. titulus donetur amicae; Perde nihil, partis illa potentis agat!^

295 Sed te, cuicumquest retinendae cura puellae, Attonitum forma fac putet esse sua: Sive erit in Tjriis, TjTios laudabis amictus;

auftritt und als armer Schlucker einen Korb erhält. Auch die Apostrophe Homere ist geeignet, den Humor der Situation zu erhöhen.

281. doctae. Näheres zu IH 329 ff. Ueher die Beschäftigung der Frauen mit der Litteratur vgl. Friedländer, Sittengeschichte I 441 f.

282. Der Vers erinnert in seiner hu- morvoll mildsatirischen Pointe an I 151.

283. lector vgl. auch Otto Jahn im Hermes II (1867) p. 420 Anm. 7.

284. qualiacumque vgl. Oatiül. 1, 8: quare habe tibi quidquid hoc lihelli qualecunque.

285. vigilatum Carmen ist ein in der Nacht verfertigtes Gedicht. Liehende Unruhe lässt ihn nicht schlafen, in der Stille der Nacht sind seine Gedanken bei ihr; dadurch Avird der ideale Wert des Gedichtes erhöht. Ein solches carmen vigilatum sendet Catull seinem geliebten Licinius Calvus (carm. 50). Vigilatum Carmen auch fast. IV 109. Vgl. auch trist, n 11.

287—294. Siebente Anweisung. Eichte es so ein, dass alle deine Hand- lungen als von ihr ausgehend erscheinen. Sie muss glauben, die Kolie deiner Ge- bieterin zu spielen.

287. Die Gegensätze ^^er te und tua amica sind zu betonen : was du auch an sich (ohne sie) thun würdest, soll

aussehen, als thätest du es auf ihre Bitten hin. Dazu bringt das Folgende zwei Beispiele.

291. vincula. Besonders üblich waren Fussf essein, Halseisen und Handschellen ; näheres bei Becker, Gallus II'' 173 ff.

293. titulus ist hier vä% der Gegen- satz zu utilitas zeigt 'die Ehre', die eben darin besteht, dass die Freundin glaubt, sie sei von allen solchen Hand- lungen die Ursache : im folgenden Verse folgt eine Erklärung des titulus (partis agat). Zu titulus vgl. I 692. H 625.

294, Der Vers vertritt eine hypo- thetische Periode: si illa partes iwtentis agat. tu nihil perdas.

295 314. Achte Anweisung. Huldige der Eitelkeit deiner Geliebten. Sie erscheine dir schön in jedem Kostüm (—302), in jeder Frisur ( 304), in jeder Ausübung ihrer dilettantischen Künste ( 306). Ihre Liebesbeweise betrachte als ganz besondere, kaum verdiente Gunst, das macht sie ganz willig ( 310) ; ein wenig Verstellung dabei schadet nichts, nur darf sie diese ja nicht merken (—314).

296. forma vgl. I 707. II 108.

297. Die alte phönizische Handels- stadt Tyrus war durch ihre Purpur- färbereien berühmt. Vgl. ars III 170. Strab. XVI 757 b : y-oenrovs sial y.oirrj <J>oivixES xai rols TCOo^VQaiois ' Ttof.v ydp

II 280—305.

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Sive erit in Cois, Coa decere piita! Aiiratast: ipso tibi sit pretiosior auro; 300 Gausapa si sumit, gausapa sumpta proba; Adstiterit tunicata: ''moves incendia' clama,

Sed timida. caveat frigora, voce rog-a ! Conpositiim discrimen erit: discrimina lauda; Torserit igne comam: torte capille, place! 305 Bracchia saltantis, vocem mirare canentis,

sirjraarni Tcnacöv r; TvQia y.aXkiari] tioo- (pvQa xai i] d'rjQa 7cXr]aiof xai idXXa evTTooa rd Ttpos ßa^rjr smT>]Ssia. Mart. XIV 157. V 23, 5.

Solche purpurgefärbten Gewänder werden oft erwähnt, vgl. Tib. IV 2, 11 : tirit, seu Tyria voluit iwocedere palla, urit seu nivea Candida veste venit. Val. Max. II 1, 5: et auro ahundanti et multa purpura usae sunt.

298. Coa (n. pL, vgl. Prop. II 1, 5) oder Coae vestes sind die berühmten feinen seidenen Zeuge, die auf der Insel Kos hergestellt wurden ; dann alle nach diesem Muster hergestellten feinen Seidenstoffe. Sie waren ausserordent- lich zart und durchsichtig, so dass sie den Körper fast nackt erscheinen Hessen. Vgl. Senec. de benef. 7, 9 : video sericas vestes, si vestes vocandae sunt, in quibus nihil est, quo defendi aut corpus aut denique pudor possit; quibus sumptis mulier parum liquido nudam se non esse iurabit. Hae ingenti summa ab ignotis etiam ad commercium gentibus arcessuntur, ut mafronae nostrae ne adulteris quidem plus s^ci in cuhiculo quam in publica osfendant. Sie werden daher in der erotischen Poesie oft er- wähnt. Hör. sat. I 2, 101 : Cois tibi paene videre est ut nudam. carm. IV 13, 13. Tib. II 3, 53. Prop. I 2, 2. Mart. Vin 68, 7: femineum lucet sie per bombycina corpus.

299. aurata bezieht sich nicht so- wohl auf Gold schmuck, vgl. das homerische (z. B. II. III 64) zQvair] 'AfQoSnr] oder Venus aurea (Ov. her. 15 (16), 289 u. s.), sondern auf gold- durchwirkte Kleider, die nichts sel- tenes waren. Vgl. Tib. II 3, 54, der die goldenen Einschlagsfäden auratas vias nennt. Verg. Aen. IV 264: tenui telas discreveras auro.

300. gansapum ist ein dicker, zot- tiger (das ergiebt sich z. B. aus Petron. 38: apros gausapatos) Stoff , 'Fries', aus dem ein Mantel verfertigt wurde, der

meist paenula heisst. Vgl. Mart. XIV 145 {paenula gansapina). Auch bloss gausapina, ac kommt vor: Mart. VI 59, 8.

sumere (vgl. auch zu III 619), 'zum GebravTche nehmen', d. h. 'anziehen' ; so Cic. de rep. I 12, 18: Tum Scipio cal- ceis et vestimentis sumptis e cubiculo est egressus.

301. tunicata d. h. nur mit der tunica bekleidet, wie Corinna bei Ov. amor. 1 5. Diese spärliche (amor. I 5, 13) Bekleidung rechtfertigt dann auch die (wenn auch nicht so ängstliche) War- nung V. 302: caveat frigora. Man be- achte auch den mit absichtlicher Pointe zugespitzten Gegensatz 'moves incen- dia und 'caveat frigora'. i7ice)i- dium in übertragener Bedeutung wie im Griechischen Tiv^aög (Theokr. 23, 7. Straton in AP. XII 182). Vgl. ars I 335 {fiamma).

303 f. Vgl. Tib. IV 2, 9: seu solvit crines, fusis decet esse capillis, seu comp- sit, comptis est veneranda comis.

discrimen ist der 'Scheitel', vgl. III 137. compositum nicht kunstfoll, sondern zierlich, anmutig geordnet. Der Vers soll eine einfache Haartour bezeich- nen im Gegensatz zu der kunstvollen Frisur, die in 304 gemeint ist. Mehr unten III 135 ff.

304. Teber das Brenneisen vgl. zu I 505 (ferro torquere capillos). Bei den Damen war das Behandeln des Haares durch das Eisen ganz allgemein und eine wichtige Aufgabe für die ornatrix (I 367). Vgl. auch Heindorf zu Hör. sat. 12, 98. Varro 1. 1. V 129: cala- mistrum qnod Jiis calfactis in cinere capillus ornatur. qui ea ministrabat a cinere Cincrarius est appellatus.

305. bracchia , denn gerade die rhythmisch harmonische Bewegung der Arme war das Haupterfordernis des saltare, vgl. Plut. de anima 8: y.nl OQ'/^eixui 6 ar&owTroi dXXd rali xe^oi.

Die Bewegung der Hände war so aus-

92

Ars amatoria

Et. quod desierit, verba querentis habe; Ipsos concubitus, ipsiim venerere licebit,

Quod iuvat etf quaedam gaudia noctis habe: Ut fiierit torva violentior illa Medusa, 310 Fiet amatori lenis et aequa suo.

Tantum, ne pateas verbis Simulator in illis,

Effice nee vultu destnie dicta tuo: Si latet ars, prodest; adfert deprensa pudorem

Atque adimit merito tempus in omne fidem.

315 Saepe sub autumnum, cum formosissimus annus

drucksvoll, dass Petron in diesem Sinne von einer manus loqiiax spricht (fr. 19 manujmer loqtiaci, p. 212Buech.), wozn man als griechisclies Vorbild anführen kann den Vers des Autipater (AP. XVI 290, 6):

7TajJ.fftüV0lS '/£QOL XoyEvÖflBVOi.

Die Zusammenstellung von saltare und canere wieder wie oben I 595, wo die Anmerkung zu vergleichen ist.

Wie sehr die Mädchen sich übrigens die Ausbildung in den beiden hier ge- nannten Künsten angelegen sein Hessen, ist bekannt. Vgl. Prop. II 3, 17 (von Cynthia): j^osito formose saltat Jaccho, egit ut enhantes clux Ariaclna choros et quantum Aeollo cum tentat carmina plectro, par Aganippeae ludere docta lyrae. Stat. silv. III 5, 66: molli di- ducit bracchia motu.

306. Gut Hertzberg: 'herzlich be- klage beim Schluss, dass das Vergnügen so kurz.'

307 f. Der Sinn des sicher fehler- haft überlieferten Distichons ist klar: in dem Prinzip, der Eitelkeit deiner Geliebten zu huldigen, gehe sogar so- weit, dass du ihr die Wonne schilderst, die sie dir bei den gaudia noctis ge- währt, also deutlich mit ihr von Dingen redest, die sonst als taciturna gelten. Da sie dadurch sich in ihrer Eitelkeit geschmeichelt fühlt, wird sie dir nicht etwa zürnen, sondern fi>'t amatori lenis et aequa suo (310j. Ein wenig Ver- stellung darf auch hierbei sein: nur darfst du sie nicht merken lassen ( 314). Vgl. den Anhang.

309. torva Medusa, die jüngste der drei Gorgonen (Hes. theog. 276), in der älteren Zeit als ein furchtbares Wesen dargestellt, schlangenhaarig und mit schrecklichem Blick, später als schöne Jungfrau, aber mit unheimlich kaltem

und ernstem Gesichtsausdruck. Die Gorgonen repräsentieren die furchtbare Seite der Athene, die ja selbst zuweilen Gorgo heisst (Palaeph. 32, 6 und 8. Eur. in Lyc. or. 100).

Medusa zumal wird oft abgebildet, ihr Haupt auf Schilden dargestellt und dgl., und steht sprichwörtlich für den, der in seinem Wesen etwas unheim- liches, grauenerregendes hat. Vgl. III 504.

315—336. N e u u t e Anweisung. Wenn dein Mädchen von einer Krank- heit befallen wird, erweise ihr besonders reichlich deine Liebe, das wird sich später lohnen ( 322). Lass dich durch ihre Krankheit nicht in böse Laune versetzen, sondern pflege sie eigenhändig ( 324) unter reichlichen Thränen und Küssen ( 326), thue manch Gelübde, aber nur wenn sie es hört und sprich von glückverheissendeu Traumbildern ( 328), sorge auch für eine Alte, welche die Krankheit bespricht, das alles mrd dir nützen ( 332). Aber alles was ihr unangenehm sein kann, überlass deinem Rivalen : er mag ihr Diätvorschriften er- teilen oder bittere Arzenei geben ( 336).

315—320. Die Gefährlichkeit des italischen Klimas im Spätsommer und Herbst wird oft von den Dichtern er- wähnt, vgl. zumal Hör. ep. 17,5: dum ficus prima calorque designatorem de- corat lictoribus atris, dum pueris omnis pater et mutcrcula pallct, officiosaque sedulitas et opella forensis adducit fcbres et testamenta resignat. Daher heisst der autumnus bei Juven. I 4, 56 letifer. Vgl. IV 10, 221 : quot Themison aegros autumno occiderit uno. Bei Properz (II 28, 3) ist es die heisse Jahreszeit, welche die Gefahr von Cynthias Krank- heit vergrössert: venit enim tempus, quo torridus aestuat aer incipit et sicco f erver e terra cane.

II 306-330.

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Plenaque purpureo siibrubet uva mero, Cum modo frigoribiis premitur, modo solvitur aestu,

Aere iion certo corpora languor habet: lila quidem valeat, sed si male firma cubabit 320 Et Vitium caeli senserit aegra sui,

Tunc amor et pietas tua sit manifesta puellae:

Tum sere, quod plena postmodo falce metas! Nee tibi morosi veniant fastidia morbi,

Perqne tuas flaut, quae sinet ipsa, manus, 325 Et videat flentem, nee taedeat oscula ferre,

Et sieco lacrimas conbibat ore tuas. Multa vove, sed euiicta palam, quotiensque libebit,

Quae referas illi, somuia laeta vide; Et veniat, quae lustret anus leetumque loeumque, 330 Praeferat et tremula sulpur et ova manu:

316. purpureo steht proleptisch und subrubet hat die Bedeutuug rötet sich allmählich' ; ähnlich ist vTte^v&oiai' bei Aristophanes gebraucht (phit. 702) ; vgl. vnaQv&Qos bei Plat. rep. X 617 a.

319. Vgl. Tib. I 5, 9: mm tristi morbo defessa iaceres.

319 flP. Die Krankheit der Geliebten ist ein beliebtes Motiv der erotischen Poesie; vgl. zumal Tib. I 5. Prop. II28.

320, Vitium caeli erinnert an Prop. 1. 1. V. 5: crimina caeli.

323 ff. Zu dem ganzen Passus vgl. die Vorschriften des Tiresias bei Hör. sat. n 5, 39 ff.

325. videat flentem. Vgl. Prop. II 9, 27 : et lectum flentes circumstarenms amici (ebenfalls während einer Krank- heit der Geliebten).

326. sicco vgl. Cat. 23, 12.

327. multa vove, wie es Tibull that (I 5, 9): nie ego, cum tristi morbo de- fessa iaceres, te dicor votis eripuisse nteis. 15: ipse ego, velatus filo, f/imi- cisque solutis vota vovem Triviae nocte silente dedi. Prop. II 9, 25 : haec mihi vota tiiam proptcr suscepta salutem.

328. somnia laeta soll der Liebende während der Krankheit seines Mädchens haben oder wenigstens fingieren (dazu vgl. I 661 f.). Eine Ergänzung dieser Vorschrift giebt Tibull (I 5, 13): ipse procuravi, ne possent saeva nocere som- nia (hier natürlich somnia des Mädchens), ter sancta dcveneranda mola. Beide Stellen sind sehr charakteristisch: Der einfach fromme Til)ull beschränkt sich darauf, das Ominöse der unglücklichen

Träume durch fromme Handlungen zu beseitigen: Ovid lässt seine Schüler ein- fach nach Herzenslust glückliche Träume fingieren.

329 f. Ein altes Weib (vgl. Hom. Od. XXII 481) vollzieht die Liistration des Krankenzimmers auch bei TibuU (1. 1. 11) und zwar in Gemeinschaft mif ihm selbst: ipscque te circum lustravi sulpure puro, carmine cum magico prae- cinuisset anus. Dabei waren carmina magica ganz allgemein üblich, eraoSai, von denen schon die Odj-ssee Aveiss: XIX 457. Auch bei Piudar erscheinen derartige Besprechungen als ein wesent- liches Eequisit der ärztlichen Kunst, vgl. Pyth. 3, 51 : ncovi fJ.£v j.iaKay.als e^raoiSuis dfxjsTtcov. Aehnlich sind auch die cantus somniferi bei Verg. Aen. VII 757. Vgl. Gell. IV 13.

330. Dem Schwefel schrieben auch die Griechen reinigende und heilende (vgl. ars I 256) Kraft bei, vgl. Hom.

Od. XXII 481 : olas ü'esiov y^rjv, y.aacäv ay.os, olas de fioi ttv^, bf^a x)'ssiaJaco fieya^ov. Theokr. 24, 94: xa&a^cff öe TtvQcoaare Stüua &eeico xrX. Dazu Plin. bist. nat. 35, 50: habet sulpur et in religionibus locum ad expiandas suffitu domos. Vgl. auch Ov. fast. IV 739: caeruki flaut vivo de sulpure fumi, tactaque fumanti sulpure batet ovis. met. VII 261: ter sulpure lustrat.

Interessant ist auch das Fragment des Menander, das bei Clem. AI. ström. VII 4, 27 (p. 713) steht: 7i£Qiuai.äTa)adv a' at yvvaly.e? iv y.iy.ho || y,al ns^i&Eicooa- tcoaav, ano xooi<v<öv ifjicüv vouti Tie^i^ Qaiv sftßaXwv alas, (paxovi. Uebei die

94

Ars amatoria

Omnibus his inerimt gratae vestigia curae;

In tabulas multis haec via fecit iter. Nee tarnen officiis odium quaeratur ab aegra

Sit suus in blanda sedulitate modus! 335 Neve cibo prohibe nee amari poeula suci

Porrige: rivalis misceat illa tuus!

Sed non, quo dederas a litore earbasa, vento

Utendum, medio eum potiere freto; Dum novus errat amor, vires sibi eolligat usu; 340 Si bene nutrieris, tempore firmus erit:

Quem taurum metuis, vitulum mulcere solebas;

Sub qua nunc recubas arbore, virga fuit; Naseitur exig-uus sed opes adquirit eundo,

Quaque venit, multas aeeipit amnis aquas. 345 Fae tibi consuescat: nil adsuetudine maius,

Quam tu dum eapias, taedia nulla fuge! Te semper videat, tibi semper praebeat aures,

Exhibeat vultus noxque diesque tuos! Cum tibi maior erit fidueia, posse requiri, 350 Cum proeul absenti eura futurus eris,

Da requiem: requietus ager bene eredita reddit,

Terraque eaelestes arida sorbet aquas:

TtsQiu-eimais Vgl. auch Plat. Cratjl. p. 405 a.

Der Gebrauch der Eier bei Lustra- tionen und sonstigen heiligen Hand- lungen ist bekannt ; man schrieb ihnen eine reinigende Kraft zu, vgl. Juv. II 6, 518. Mehr darüber, auch der Grund zu diesem Glauben, ist zu finden bei Lobeck, Aglaophamus, zumal I 251. 410. 477.

332. in tabulas d. h. das Testament. In dieser Bedeutung steht tabulae öfters, vgl. z. B. Hör. sat. II 5, 52 : tabulas a ie removere memento. Wie die Be- folgung der hier von Ovid erteilten Vorschriften den Weg zum Testamente bahnen kann, zeigt am anschaulichsten Horaz (sat. II 5). Vgl. schon Cicero (parad. 5, 2, 39): a?i corum scrvitus dubia est, qui cupiditate peculii nullam conditionem recusant durissimae servi- tutis? Hereditatis sjies quid iniquitatis in serviendo non suscipit? quem nutum locupletis orbi senis non observat? lo- quitur ad voluntatem, quidquid denun- tiatum sit, f'acit, assectattir, assidet, munerat etc.

335 f. Vgl. rem. am. 227: saepe bibi sucos, quamvis invitus, amaros aeger et oranti mensa negata mihi.

337—372. Zehnte Anweisung. Gewöhnung muss deine Liebe erstarken lassen ( 340), alles kommt auf die Ge- wöhnung an, was durch Analogieen aus der Natur veranschaulicht wird ( 346). Also im Anfange sei dein Mädchen ge- wöhnt, dich beständig bei sich zu haben ( 348), allmählich aber, wenn du ihrer sicher zu sein glauben darfst, kannst du dir ein wenig Ruhe gönnen, um so grösser ist dann die Sehnsucht ( 350). was durch ähnliche Erscheinungen in der Natur ( 352) und drei mj'thologische Beispiele bestätigt wird ( 356). Aber die Zeit der Trennung darf nur kurz sein, sonst leidet ihre Liebe darunter ( 358), was das Beispiel von Menelaus und Helena deutlich erkennen lässt. Stellung des Dichters dazu ( 372).

337 f. Vgl. die Einleitung p. XXI Anni. 7.

343. Aehnlich ist Verg. Aen. IV 175 : viresque adquirit cundo.

345 f. Vgl. AchiU. Tat. I 9, 5: fii- yiOTOv ydo eortv e(f68iov sh Tcei&to avve- X^S TTpös i.Qiofiivriv ojJ-ikia.

347. Der Versausgaug auch Hör. sat. I 1, 22: votls ut praebeat aurem. Vgl. Ov. ex Pont. II 9, 25.

351. eredita vgl. zu I 401.

II 331—366.

95

Phj^llida üemoplioon praesens moderatius ussit, Exarsit velis acrius illa datis; 355 Penelopen absens sollers torquebat Ulixes; Phjiacides aberat, Laiidamia, tuus. Sed mora tuta brevis; lentescunt tempore curae.

Vanescitque absens et novus intrat amor: Dum Menelaus abest, Helene, ne sola iaceret, 360 Hospitis est tepido nocte recepta sinn.

Qui Stupor liic, Menelae, fuit? tu solus abibas,

Isdem sub tectis hospes et uxor erant! Accipitri timidas credis, furiose, columbas, Plenum montano credis ovile lupo! 365 Nil Helene peccat. nihil hie committit adulter: Quod tu, quod faceret quilibet, ille facit.

353 f. Pht/lUs, die Tochter des thrakischen Königs Sithon, war die Ge- liebte des Demophoon, des Sohnes des Theseus (vgl. III 459 1; vgl. Ov. her. 2. Prep. II 24, 43: parvo dilexit spatio Minoida Theseus, PhylUJa Demophoon. hospes uterque malus. Er hatte sich auf der Heimfahrt von Troja der Phyllis versprochen , war aber vor der Ver- mählung noch in seine Heimat gereist. Diese Zeit der Trennung ist hier ge- meint, üeber den Ausgang dieser Liebe s. unten lU 38. 460.

ussit vgl. zu I 23.

354:. A\le in heroid. 2 eingehend dargestellt ist.

355. Ueber Penelope vgl. zu I 477. Hom. Od. XVI 38: oi'^voal Ös ol alel O'd'h'ovaiv vvy.TEi re y.ul ijfiaTU bdy.Qv Xeovar], I 363 : xlacsv etceit 'OSvar^a

(filov Tiooiv. Hör. carra. I 17, 20.

356. Phylacides, in der ars noch III 17 (wo die Aumerk. zu vergleichen ist), heisst Protesilaos nach der Stadt Phylake in Thessalien, weshalb er bei Prep. I 19, 10 Thessalus genannt wird.

Hom. IL II 701 : to*' Ö' ey.Tave Ud^Savos

dvf;Q (nach Ov. met. XII 67 war es

Hektor) vrjdi d7iod'()cöay.ovTa nolv ttoco-

TioTov 'Axaicöv. Die Liebe der Laodamia zu Protesilaos ist berühmt. Nonn. XXIV 194. Catull. 68, 73 ff., 105 if. Ov. her. 13. Vgl. E. Rohde, der griechische Roman 105, 1.

357. ctirae zu I 512.

359 ff. Man vergleiche mit dem folgenden die entsprechenden Partieen in heroid. 15 (16). Hingewiesen sei hier auch auf Friedländer, Sittengeschichte I 516.

359. Vgl. her. 15, 315: sola iaces viduo tarn longa nocte cubili.

360. hospitis vgl. her. 15, 129: excipit hospitio vir mc tuus.

361 f. Ebenso denkt Paris, her. 15, 309: ut te nee mea vox nee te meus incitet ardor, cogimur ipsius commo- ditate frui; aut erirnus stulti, sie ut sujieremus et ipsum, si tarn securum tempus abibit iners. paene suis ad te manibus deducit amantem: utere nian- dantis simplicitate viri.

362. Das Asyndeton anstatt einer subordinierenden Partikel malt sehr hübsch die Entrüstung des Dichters über den Wahnsinn des Menelaos.

363 f. Das Thörichte von Menelaos' Handlungsweise wird dadurch noch an- schaulicher heravisgearbeitet, dass sein Thuu mit Handlungen verglichen wii'd, die sprichwörtlich den Gipfel alles thö- richten Beginnens bezeichnen. Mit dem Distichon vgl. oben II 147 : odimus ac- cipitrem, quia semper vivit in armis et pavidum solitos in pecus ire lupos. Ueber timidas vgl. zu I 117 f.

364. Sprichwörtlich, vgl. IH 8: rnbidae tradis ovile lupae. Schon im Griechischen, vgl. Diogen. V96 (I p. 269) : Ai'xos xal otv TToiuaivei. Arist. pax 1076: Tioiv y.ev Xvxoi Ott' vuei'aioi. Ter. eun. 5,^1 (V. 832): scelesta ovem lupo com- misti. Cic. PhU. III 11, 27: o prae- clarum custodem ovium {ut aiunt) lu- pum! Auch Verg. ecl. 8, 51: nunc et ovis ultra fugiat lupus.

365—372. Hierzu vgl. die Einleitung p. XL

365. adulter, vgl.Hor.carm. 1 15, 19.

96

Ars amatoria

Cogis adulterium dando tempusque locumque:

Quid nisi consiliost usa puella tiio? Quid faciat? vir abest, et adest non rusticus liospes, 370 Et timet in vacuo sola cubare toro.

Viderit Atrides: Helenen ego crimine solvo; Usast humani commoditate viri.

Sed neque fulvus aper media tarn saevus in irast, Fulmineo rabidos cum rotat ore canes, 375 Nee lea, cum catulis lactantibus ubera praebet, Nee brevis ignaro vipera laesa pede, Femina quam socii deprensa paelice lecti

Ardet et in vultu pignora mentis habet; In ferrum flammasque ruit positoque decore 380 Fertur, ut Aonii cornibus icta dei:

372. Erinnert sehr an her. 15, 314 : utere mmulanÜs simplicitute viri.

373—424. Elfte Anweisung. Hüte dich, von deinem Mädchen bei irgend einer Treulosigkeit ertappt zu werden, sonst wird sie zur Hyäne ( 380), das bewies eine Medea ( 382) und eine Philomela ( 384) ; derartiges löst selbst die festesten Bande ( 386). Doch will ich damit nicht sagen, dass du dich mit einer Liebe begnügen musst, das bringt ja nicht einmal die Matrone fertig ( 388). Nein, treibe dein erotisches Spiel, nur lass es nicht merken ( 390). Einige Vorsichtsmassregeln, die bei derartigen Abenteuern zu beachten sind (—396). Agamemnon hat solches nicht beachtet : die Untreue der Clytaemnestra und ihre Rache an ihm war die notwendige Folge seines eigenen Versehens ( 408). Sollten aber deine Seitensprünge wirklich doch ertappt sein, dann nur dreist geleugnet ( 410), aber nicht etwa unterwürliger und liebenswürdiger sein als sonst, denn das würde verdächtig aussehen ( 412) ; das wirksamste Versöhnungsmittel bleibt aber in solchem Falle immer doch die Bethätigung deiner männlichen Kraft, damit kannst du allen Verdacht be- seitigen und den Frieden wieder her- stellen (—414). Nur suche dich dazu nicht durch schädliche Reizmittel künst- lich zu stärken ( 418) : die Freuden der Venus lassen sich nun einmal nicht erzwingeai ( 420), doch giebt es un- schädliche Rezepte, welche die männ- liche Kraft steigern, und die man ge- trost nehmen mag (—424).

373 ff. Vgl. den Anhang.

Zur Sache vgl. Hes. scut. 386 : olos (5" ev ßrjaar^s boeos yaXEnos riQo'iSiad'ai y.ÜTipog y^avkiöSiov (fQOveti &v/iioj /noL^i- aaad'ai dvS^dai dr.^evrfiS, ü'rjysi öe Xevy.ov oäovra Soyficod'Eie^ d^Qos Sh tisqI aiöfxa fiuarc/ocovri XeißsTai, oaae Öe ot Tiv^l XaurceTOCovrt e'ixrot'^ OQ&ds S' ev ).o(f II (f o'taoEi iQtyai ciftq i re deiorjv y.xX.

374. fuhnineo erklärt sich aus der eben citierteu Stelle: ooae bi ol tcvqI XafiTteTotovTt %'ixTov. Vgl. Ov. met. XI 367: fulmineos ricius (vom Wolfe).

375. Hom. H. XVII 133: ojs rlg re JJcov TitQi oiai TEy.EOOiv. co ^d ts vrjnt äyovTi ovvavTijocovTai ev vkr] ävS^es ETiay.zTJ^es' 6 Se re od'Eve'C ßXefieaivet' Ttäv Ob t' ETCioy.vviov y-dica eh/.Erai tioae y.a'lvTCcwv.

376. Hom. H. III 33 : cos S' oVe ris TE b^uy.ovza iScov TiuXivo^aos dTtiart] oi'^eos ev ßrjoor^s, in 6 ie r^öuos e'/J.aße

yvia xil. Aehnlich ist Verg. Aen. II 379 : imjyrovisum aspris veluti qui sentibus atiyuem jyressit hiimi nitens trepidusque repente refugit attollentem iras et caerula colla tumentein.

377 3S0. Eine anschauliche Illu- stration dieses Passus giebt z.B. Properz (IV 8) zumal V. 55 tf: fulminat illa oculis et quantum fenmia saevit: spec- taclum capta nee m inus urbe fuit. ... 63 : Cynthia gaudet in exuviis victrixque recurrit et mea perversa sauciat ora mann, imponifque notam collo morsnque cruentat, praecipueque oculos, qui me- ruerc, ferit.

380. Aonii dei des Bacchus (s. zu I 312). Ueber die Hörner des Bacchus ist oben ausführlich gesprochen (zu 1232).

II 367—394.

97

Coniug-is arlmissum violataque iura maritast

Barbara per natos Phasias ulta suos; Altera dira ])arens haec est, quam cernis, hirundo

Adspice, sig-natum sang'uine pectus habet! 385 Hoc bene coiipositos, hoc firmos solvit amores;

Grimma sunt cautis ista timenda viris. Nee mea vos uni damnat censura puellae;

Di melius! vix hoc uupta teuere potest. Ludite, sed furto celetur culpa modesto: 890 Gloria peccati nulla peteuda suist.

Nee dederis munus, cogiiosse quod altera possit,

Nee sint nequitiae tempora certa tuae, Et, ne te capiat latebris sibi femina notis,

Non unost omnis conveuienda loco,

Gemeint ist also hier eine (Bacchantin), die von den Hörnern des Gottes getroffen, d. h. von ihm in Begeisternng nncl Raserei versetzt ist. Aehnliche Ver- gleiche sind häufig, vgl. Ov. her. 10, 48: qualis ab Ogygio eoncita Baccha deo.

381 384. Zur Veranschanlichung der in Vers 373—380 enthaltenen Be- haiTptungen dienen Avieder zwei mytho- logische Beispiele von Frauen, welche die Untreue ihrer Gatten auf grausame Art rächten ; zuerst das der M e d e a , das allbekannt ist. Vgl. zu I 335 f. und die Hypothesis des Aristophaues zu Euripides' Medea: MrjSeia d'td rrjv tv^og 'Jdaova ey^d'^av reo ey.elvov ysyafirj'^evai ir^v K^eovTOS ü'vyare^a arcey.rsive /niv PXavxrjv xal Koeovra y.al rovs iSiovg viovs, eXcoQia&i] 8h ' Inaovoi AiyeZ avvoi- y.ijaovaa. Medea heisst Phasias nach dem Flusse Phasis in Kolchis, ihrer Heimat: zu II 103.

violata iura vgl. Eur. Med. 492 : o()Xcov df-: if'QoiÖr] TTiarii.

383 f. Zweites Beispiel. P r o k n e , die Tochter des Pandion, war die Ge- mahlin des thrakischen Königs Tereus. Dieser verführte ihre Schwester Philo- mela und vermählte sich mit ihr. Er hatte ihr die Zunge ausgeschnitten, da- mit sie seine That nicht verraten könne. Sie aber webte Zeichen in ein Gewand, das sie der Prokne zuschickte. Darauf tötete diese ihren eigenen Sohn Itys und entlioh mit der Schwester. Tereus setzte ihnen nacli, und tf Javlia rrjs (pcDxiÖoi Avnrden aUe drei in Vögel ver- wandelt, Tereus in einen Wiedehopf, Prokne in eine Nachtigall und Philo- mela in eine Schwalbe. Apollod. III

Ovid, ars araatoria ed. Brandt.

193—195. Thuc. II 29. Achill. Tat. V 5. Ov. met. VI 424—674. Vgl. den Anhang.

dira parens trist. III 12, 9 heisst sie mala mater.

384. Die Schwalbe zeigt auf der Brust noch blutige Spuren von dem Morde des Itys. Vgl. met. VI 669: necqiie adhuc de pecfore caedis excessere notae, signataque sanguine pluma est. Verg. ge. IV 15: et manibus Procne pectus signata cruentis.

Mit den Versen 381 —384 vgl. amor. II 14, 29 : Colchida respersam puerorum sanguine culpant atque sua caesrim matre querentur Ityn; utraque saeva parens: sed tristibus utraque causis iactura socii sanguinis ulta virum.

385. Mit hoc wird nach der mytho- logischen Abschweifung (381 384) wie- der auf den Inhalt des V. 377 zurück- gegriffen. Die Anapher hoc . . . hoc lässt die Warnung des Dichters um so eindringlicher erscheinen; vgl. 365 und zu I 1.

387. Mit leicht erkennbarer Spitze gegen den legitimen Ehestand; vgl. die Einleitung p. XI.

388. di ynelius seil, duint (Ter. Phorm. V 9, 16 = 1005) oder ferant (Tib. III 4, 1) ; du meliora auch bei Cicero, vgl. Cato m. 14, 47. Liv. XXXIX 10, 2 u. 0. Dem Sinne nach etwa 'behüte Gott'. Vgl. darüber Seneca epist. 98, 5.

389 fif. Sehr lohnend ist ein Ver- gleich dieses Passus mit amor. III 14; so V. 3: nee te nostra iubct fieri cen- sura pudicam sed tarnen, ut temptes dissimulare, rogat.

389. ludite vgl. zu I 91.

7

98

Ars araatoria

395 Et quotiens scribes, totas prins ipse tabellas

Iiispice: plus multae, quam sibi missa, legunt. Laesa Venus iusta arma movet telumque remittit

Et, modo quod questast, ipse querare, facit. Dum fuit Atrides una contentus, et illa 400 Casta fuit; vitiost inproba facta viri:

Audierat laurumque manu vittasque ferentem

Pro nata Chrysen non valuisse sua; Audierat, Lyrnesi, tuos, abducta, dolores

395. Mit dem breiten Ende des stilns glättete man das Wachs der tahdlae, um diese dann wieder in Gebrauch nehmen zu können ; sie waren zu kurzen Mitteilungen, zumal zu Liebesbriefen sehr geeignet. Vgl. Prop. III 23. Cat.

c. 42. Zu ars I 437. Der Dichter mahnt also, den Inhalt der Täfelchen vorher sorgfältig unleserlich zu machen, damit von der alten Korrespondenz nichts ver- ratendes übrig bleibt, und das Mädchen nichts 'zwischen den Zeilen lesen kann',

d. h. im eigentlichsten Sinne des Wortes.

399-408. Das Beispiel von der Klytaemnestra (darüber vgl. zu 1333 f.) soll die 389 if gegebeneu Lehren an- schaulich begründen und als richtig er- weisen. Agameranons Unvorsichtigkeit allein war an all dem Unheil schuld: selbst sein Flirten mit der Chryseis und dann mit der ßriseis hätte seine Gattin noch nicht zur Untreue gebracht, da sie von alledem uur hatte sagen hören; erst als sie die Kassandra mit eigenen Augen sah. vergalt sie gleiches mit gleichem (vgl. V. 397 f), buhlte mit Aegisth und nahm schreckliche Rache.

Die Anapher audierat. . . audierat. . . haec tarnen audierat dient dazu, die Bedeutung der betreffenden Wörter nachdrücklich hervorzuheben (vgl. z\i 385 und II): wäre es nur beim Hören geblieben, wäre das ganze Unheil nicht geschehen; um so wirkungsvoller setzt dann a.syndetisch vidcrat ein.

401. Nach Hom. II. I 12: ö ya^ rjX&e d'ous snl vfjcti ^Ayaicöv kvoof^ievos TS S"vyargn rpeowv t (iTteoeiai uTioiva^ oxefifiaT E%oiv iv x^^olv ty.r^ßoXov 'ÄTiok- Xcovos XQ^^^V <i'Vd ay.rj7zr()cp xtX. Die vittae {oTe/uunra) bezeichnen die aus weisser Wolle gefertigten Binden, die der Priester als Abzeichen seiner Würde um das Haupt geschlungen trug; bei Vergil. Aen. II 43ü heisst diese Binde Apollinis infula. Als supplex (IL I 15)

hat sie Chryses abgenommen und au seinem Priesterstabe befestigt. Dass er auch mit Lorbeer kommt, wird bei Homer nicht erwähnt, ist aber bei einem Apollo- priester durchaus angemessen. Der Gott freut sich am Lorbeer {Öacfvoyrjd'rj^ AP. IX 525. 5) und ist selbst Sacpvrjcpocos (Anacreont. 11 (13), 6). Vgl. unten V. 494, met. I 558 ff.

402. Hom. II. 1 24 : dW oiv. 'ÄT^stSu ^liyauiuvovi. r^vSave d'v/nM.^ dkXd y.ay.djg d(fi£tj y.oareoov ä' ItiI uvd'ov ertXXtv. Wenn Clytaemestra gehört hat, dass Chryses mit seiner Bitte keinen Erfolg gehabt hat, so weiss sie, dass Agamem- non also das Mägdlein bei sich weiter behalten hat : auf dies positive Ergebnis kommt es an. Vgl. Aesch. Agam. 1392

(1400) : y.etrat yvvaiy.oi rrjoÖe Xvfiav- irjQios^ X^varjiöcav fieiXiyfia räJv vTi

nata, die auch bei Homer nicht mit Namen genannt, sondern nur als Chi-ysestochter bezeichnet wird (z. B. 1\. i 439). Beim schoi. H. I 392 heisst sie Astynome.

403. Der Vers bezieht sich auf die schöne Stelle Ilias I 345: . . ndxQoy.los §(: fiXoj tTTerrsiü'tü'' £T«/^w, ex ö^ dyaye yJ.Kjirji; jBocai^iiiit y.aXXirrdor^ov, Sdjy.e 8' dytiv. roj d' avTig 'irrjv 7iat)u rijag 'Axai- w*", T] Ö' de y.ov a' ä /.la i olo i yvvfj y.isv. Vgl. rem. am. 777: hoc et in abducta Briseide flebat Achilles.

Lyrnesis {Av^vr]oaii; Strab. XIII 856) heisst die Tochter des Brises nach der Stadt Lyrnessos in Troas; U. II fi90:

rrjv ey. Av(>i'r]aoov i^eiXero (Achilles) TToXXd /noyrjaas AvQvr]aa6v SiaTTo^ü'rjang y.al XEt/ea (-Jrjßrjs (so auch V. 711). Auch

ihren Namen kennt die Ilias nicht, der Scholiast (zu II. I 392) nennt sie Hippo- dameia. Das war also die zweite Un- treue, die Clytaemestra von ihrem Ge- mahl hörte: die Briseis hatte er be- kanntlich als Ersatz beansprucht (II. I

II 395—415.

99

Bellaque per turpis lon^ius isse moras; 405 Haec tarnen aiidierat: Priameida viderat ipsa (Victor erat praedae praeda piideiida suae); Inde Thyestiaden animo thalamoque recepit Et male peccantem Tyndaris ulta virum. Quae bene celaris, siquae tarnen acta patebimt, 410 lila, licet pateant, tu tarnen usque nega! Tum neque subiectus solito nee blandior esto: Haec animi niultum sig-na nocentis habent; Sed lateri ne parce tuo: pax omnis in unost: Concubitu prior est infitianda Venus. 415 Sunt, quae praecipiant herbas, satureia, nocentis

182 ff., 318 ff.) für die Ohryseis, die er gezwungen durch die im Lager wütende, von dem über die Beleidigung seines Priesters erzürnten Apollo gesandte Pest doch noch hatte ausliefern müssen (308 ff.).

404. Mit turpis moras meint der Dichter die Verzögerung, die der Krieg durch Achills Fernbleiben vom Kampfe erfuhr. Er hebt aber gerade dieses Moment heraus, weil durch schnelle Herstellung des Kausalkonnexes in jedem Leser der hier allein wichtige Gedanke entsteht, dass eben Agamemnon die Briseis zunächst weiter bei sich behielt, denn deswegen hatte sich ja Achilles vom Kampfe zurückgezogen. Damit tritt auch die Bedeutung von turpis in das rechte Licht. Vgl. auch 406.

405. tarnen Obwohl diese Untreue schon Grund genug zur Eifersucht hätte sein können, so hatte Klytaemnestra davon 'doch nur' gehört, aber (und darin besteht der unendliche Leichtsinn des Agamemnon) die noch grössere Un- treue sollte sie sogar sehen.

Priameida ist wie am. I 9, 37 Kassandra, die Tochter des Priamus (Hom. II. XIII 365). Zur Sache vgl. amor. 1. 1. : summa ducum, Atrides, visa Priameide fertur Maenadis cff'usis ob- stipuisse comis. Hauptdarstellung: der Agamemnon des Aeschylus.

Der Anfang des Verses erinnert an her. 9, 119: haec tamen audieram.

406. Rhetorisch zugespitzt, vgl. die Einleitung p. XXI.

praeda vgl. i 89 : sed tu praeciptie curvis venare theatris. II 2.

407. Thyestiaden d. i. Aegisthus als Sohn des Thyestes. Hom. Od. IV 518: (^ueoTidÖrji: Aiyid&os.

40S. Tyndaris heisst Klytaemnestra nach ihrem Vater Tyndareos. £ur. El. 60.

Auch T] Aäy.aiva TvvSa^is (Eur. Iph. Taur. 806).

409 f. Vgl. amor. III 14, 15: quae facis, haec facito : tantum fecisse negato. 43 : si tamen in media deprensa tenebere culpa, et fuerint oculis probra videnda meis, quae bene visa mihi fuerint, bene visa negato: concedent verbis lumina nostra tuis, prona tibi vinci cupientem vincere palmast, sitmodo 'non feci di- cere lingua memor.

Zu bene vgl. I 397. II 571.

411. subiectus vgl. Prop. I 10, 27: at quo sis humilis magis et subiectus Amori.

413 f. Das letzte, aber immer sieg- reiche Mittel bei derartigen unangeneh- men Situationen bleibt, dass du die Arg- wöhnische durch den Beweis noch un- geschwächter Manueskraft vergessen lässt, dass du vorher schon anderen deine Huldigungen dargebracht hast. Das hier von Ovid gegebene Rezept wendet z. B. Properz an, nach dem nächtlichen Sym- posion mit den beiden lockeren Dämchen, bei dem er von Cynthia überrascht wird ; vgl. Prop. IV 8, 87: atque ita mutato per singula pallia lecto respondi et toto solvimus arma toro.

lateri 'die Kraft deiner Lenden' (Schiller, die Räuber I 2). Vgl. unten V. 673: latus et vires. Priap. 68, 33: nemo meo melius nervum tendebat Ulixe, sive Uli laterum, sive erat artis opus.

415 418. Diese Verse gewähren einen nicht uninteressanten Einblick in die Geheimkammer einer Liebesapotheke ; wir erhalten Andeutungen über Rezepte für pillules parisicnnes, dfQoSiaia-Kd, die zum Liebesgenuss reizen und kräftigen sollen. Vgl. Mart. III 75, wo ausser der hier genannten satureia noch zwei andere Mittel erwähnt werden: eruca 1*

100

Ars amatoria

Sumere: iudiciis ista venena meis; Aut piper urticae mordacis seniine miscent

Tritaque in aimoso flava pyrethra mero; Sed dea non patitur sie ad sua gaudia cog^i, 420 Colle sub umbroso quam tenet altus Eryx. Candidus, Alcathoi qiü mittitur urbe Pelasga,

Bulbus et. ex horto quae venit, lierba salax

(vgl. unten V. 422) nud hulbi, Zwiebeln (vgl. unten V. 421); auch Ovid nennt an anderer Stelle (rem. am. 797 f.) diese beiden unter dem, quidquid Veneri cor- pora nostra parat.

415. satureia ist hier wie auch sonst, z. B. Mart. III 75, 4 ein meta- plastischer Plural zu satureia. ae; es ist eine wohlriechende Pflanze 'Saturei', auch Pfelferkraut' genannt.

416. Gegen schädliche Mittel ereifert sich Ovid auch an anderer Stelle, vgl. med. fac. 35: sie potius vos iirget amor quam fortihus hcrbis, quas maga terrihili subsecat arte manus; nee vos graminibus nee mixto credite sueo nee temptate nocens virus amantis equae etc.

417. Ein zweites Rezept: Pfeffer mit Xesselsamen gemischt. Ueber den Pfeffer finden sich interessante Notizen hei Athen. II 66. Vgl. Nie. ther. 876. al. 332.

Urtica von uro abgeleitet wie y.vl^a und üfiSrj von y.vii,co^ die Brennessel. Vgl. Juven. IV 11, 167, wo die üppigen Tänze und lüsternen Gesänge der Ga- ditanerinnen irritarnentum veneris lan- guentis et acres divitis urticae heissen. Auch I 2, 128.

418. Das als drittes Rezept ge- nannte Tivoed-Qov giebt sich schon durch seinen Namen als ein für den vorliegen- den Zweck geeignetes Kraut zu er- kennen. Gemeint ist wohl anthemis pyrethrum Linne; vgl. Dioscor. III 78.

420. Der Eryx {"JEfjvi, heute Monte de San GiuHano) ist der bekannte Berg mit einer gleichnamigen Stadt auf der nordwestlichen Spitze Sicilieus, wo ein berülirater Tempel der Venus stand, die danach Erycina heisst (z. B. Hör. carm. I 2, 33j.

ienet in sich schliesst, beherbergt. Die Vorstellung geht von dem Heilig- tume aus, das die Götterstatue in sich birgt, mit der dann der Gott selbst zu- gegen ist.

421 424. Im Gegensatze zu den von Ovid als schädlich (V. 416) ver-

worfenen Reizmitteln werden nunmehr einige unschädliche, harmlosere genannt, au erster Stelle die Zwiebel. Ueber ihre Verwendung als d(fQoSiaLay.6v belehrt uns zumal Athenaeus II cap. 64 67. Da heisst es (63 e) : "Aletis (fr. 279 Kock)

ku'{nviZ,(oi' ri^v rcöv ßo).ßc5v tzqos TU dqooblaiaSvvafitv (frjol ' Tiivpas^ y.dQußotJ. ßolßovg, y.oy/.ias, y.rjpvy.as, ^ ay.ooy.o')/.ia^ roauina' tovtü'v liv ris ev^oi ^douay.a eqwvii erai^as tre^a Xor^oificÖTEQa {Steckmuschebi , Krabbe, Zto iebeln, Schnecken, Meerschnecken{?), Eier, ScJnceinsrüssel). Hierher gehört auch das dann folgende Citat aus dem Symposion des Heraclides Tarentinus. Dann heisst es : Jixfiloi ol ßoXßol Sva- TCBTTioi fiiv elaij TioXi'ir^ojoi 6's y.ai ev- OTOfia/oi^ ETI de aurjy.riyoi, y.ai dfj-ßXvv- Tiy.ol oif'seos, d is (i y er ly.o i t d^ qo- Üiauov. t) tue Tcaooiftia (friOlv ' ovöev a 6vT]aet ßoXßoe, dv fi^ vsv^' exijs. Sisyec- oovai S' oriüJi auTÖJv ?roos d<fQoSiaia ol ßaoiXiyol kayouefoi. ot y.ai y.^slaaovts Tcöf di.Xtov siaiv y.rX. Vgl. noch Alexis fr. 170 (CAF. II p. 360 Kock).

Die Stadt des Alcathous ist Megara, benannt nach dem Sohne des Pelops und der Hippodamia (zu II 7 f.), welcher, als die Kreter die Mauern von Megara niedergerissen hatten, diese wieder auf- baute, wobei ihm Apollo durch sein Saitenspiel half. Theogn. 773: 'Pozßs

uva^^ avroi /ukv erti'oytoaus noXiv dxprjv, ^ Aky.ad'öo) UeXoTios rraiÖl xaoii^ö/uevos.

Seitdem ist Alcathous Heros von Megara, vgl. Pind. Isthm. 8 (i), 67. Von den beiden Akropolen von Megara hiess die eine dy.ooTToXn W.y.ad'ov: Paus. I 42, 1 und die Stadt selbst urbs Alcathoi, wie auch met. VIII 8: vgl. trist. I 10, 39: Alcathoi moenia. Verg. Ciris 105: stat Megara., Actaei quondam munita labore Alcathoi.

Pelasga ist nicht müssiger Zusatz, sondern dient zur Unterscheidung der Stadt von der in Sicilieu {^"i-'ßXr]

Miya^a).

422. Mit herba salax ist die eruca

II 416—436.

101

Ovaque sumantur, sumantur Hymettia mella, Quasque tulit folio pimis acuta nuces.

425 Docta, quid ad magicas, Erato, deverteris artes?

Interior curru meta terenda meost. Qui modo celabas monitu tua crimina nostro,

Fleete iter et monitu detege furta meo! Nee levitas eulpanda meast: non semper eodem 430 Inpositos vento paiida carina vehit;

Nam modo Threicio Borea, modo eurrimus Euro,

Saepe tument Zephyro lintea, saepe Noto; Adspice, ut in eurru modo det fluitantia rector

Lora, modo admissos arte retentet equos.

435 Sunt, quibus ingrate timida indulgentia servit Et, si nulla subest aemula, languet amor.

gemeint, die loilde Rauke {Brassica eruca L.). Ueber sie vgl. die Erklärer zu Hör. sat. 11 8, 51 [enicas virides, imdas ego prinms amaras monstravi incoquere). Unter den d<fQoSiaiay.d wird sie auch von Martial III 75 genannt (zu V. 415 418) ; in demselben Sinne sagt auch Juven. III 9, 134 : tu tanfum erucis inprime dentem. Vgl. Dioscor. II 169: rovTO coftov TtXeiov ß^ojd'ev avv- ovaiat' TiagoQuä.

salax 'geil machend', vgl. rem. am. 799. Phap. 51, 20. 47, 6: lihidinosis incitatus erucis. Mart. 1. 1. bulbique salaces.

423. Eier vgl. oben V. 330. Unter die stimulierenden Mittel rechnet die Eier auch Alexis (fr. 279 Kock ; die Stelle ist ausgeschrieben oben zu V. 421 424).

Hymettia niella. Der Hymettus {6 'Tfi>]TT6i), der bekannte, südlich von Athen gelegene Berg war wie Hybla (vgl. unten zu V. 517) durch seinen Honig berühmt. Vgl. HI 687. Paus. I 32, 1 : i^firjTTÖSj lis (fvti voiid:; fieXiaauis eTtiTrjdeiorärai. Menand. fr. 708K: 'Axti- ■xov jueli. Athen. XIII 582 f. Hör. carm. II -6, 14. sat. II 2, 15.

425 434, Uebergang zur zwölften Anweisung.

425. Ueber Erato vgl. zu II 16. magicas artes wie in den Versen

415 424 genannt waren.

426. Das Bild ist vom Circus ent- lehnt: zu I 89 f. Die innere Zielsäule muss ich mit meinem Wagen berühren, muss nahe an ihr vorbeifahren, d. h. ich darf mich nicht auf Abschweifuneen

einlassen, muss den kürzesten Weg ein- schlagen, der zum Ziele führt.

427. modo und monitu nostro be- zieht sich auf V. 389 ff. Darum wieder- holt der Dichter auch im folgenden Verse furta aus V. 389.

430. inpositos die Fahrgäste. Vgl. Hör. carm. II 3, 28.

431. Boreas wird in Thrakien in einer Höhle wohnend gedacht, vgl. Callim. hymn. Del. 62: o fiev tieÖov fjTTsiQoio fjfiei'os vU'TjXris y.o^vyfjg erci (:i()t)iy.os Aifiov ü'ovoos "Aor^i, (fvXax^ de avv evreoc^ reo §£ Ol tTCTtco enrdfiv/^ov Booiao Tiu^d OTieos rjvli^ovTo.

Die Stellung der Namen der Winde

N 0 ist chiastisch : ■■ y X a Sie werden auch

sonst gern zusammen genannt, vgl. z. B. Hom. Od. V 295: ouv ö Evqos te Nözos T tntaov Zk(fVQ6i re övaarjs y.cu Bo^erjs alS'orjyevt'criS uiya y.v/ua y.vlivdiov. 331 : äXlore /U£f ts Ä'otos Bogst] TtQoßäXsay.e (fiotad'at^ dXXoTe ^' avx' EvQOi Ze(fVQCO ei^aay.e Öicoy.str.

433. fluitantia lora vgl. I 41: loris solntis.

434. admissos equos vgl. zu I 40: admissa rota.

arte vgl. I 4: [moventur) arte leves currits: arte regendus amor.

435—492. Zwölfte Anweisung. Freilich giebt es auch Mädchen, deren Liebe nachlässt. wenn sie nicht eine Rivalin zu fürchten haben ( 436). Im Glück wird man eben leicht übermütig und verliert den Crleichmut der Seele (_438). Wie die Flamme, der keine

102

Ars amatoria

Luxuriant animi rebus plerumque secundis,

Nee facilest aequa commoda niente pati. Ut levis absumptis paulatim viribus ignis 440 Ipse latet, sumnio canet in ig-ne cinis, Sed tarnen extinctas admoto sulpure flammas

Invenit, et lumen, quod fuit ante, redit: Sic, ubi pigra situ securaque pectora torpent,

Acribus est stimulis eliciendus amor. 445 Fac timeat de te tepidamque recalface mentem;

Palleat indicio criminis illa tui. 0 quater et quotiens numero conprendere uon est

Felicem, de quo laesa puella dolet, Quae, simul invitas crimen pervenit ad aures, 450 Excidit, et miserae voxque colorque fugit! nie ego sim, cuius laniet furiosa capillos;

nie ego sim, teneras cui petat ungue genas, Quem videat lacrimans, quem torvis spectet ocellis,

Quo sine non possit vivere, posse velit! 455 Si spatium quaeras, breve sit, quod laesa queratur,

Ne lenta vires colligat ira mora; Candida iamdudum cingantur colla lacertis,

Inque tuos flens est accipienda sinus.

Nahrung' mehr zugeführt wird, zu leise- stem Glühen herabsinkt, sofort aber mit etwas Brennstoff wieder zu vollem Leben erwacht, so muss auch die Liebe ab und zu angestachelt werden (—444). Drum sorg-e, dass dein Mädchen um deine Liebe bangt, eine kleine Untreue von dir muss sie vor Schreck erbleichen lassen (—446). Glücklich der, von dem sich ein Mädchen verletzt fühlen kann, um dessen willen sie gar in Ohnmacht fallen kann ( 450). An dessen Stelle möchte ich gern sein und alle die Beweise verletzter Eifer- sucht über mich ergehen lassen ( -154). Freilich darf die Zeit, dass du dein Mädchen quälst, nicht lang sein, damit ihre böse Stimmung nicht einwurzelt: versöhne sie baldigst durch zärtliche Liebkosungen, dann wird ihr Zorn sicher schwinden (—460). Auf dem gemein- samen Lager wird dann der Friede er- neuert selbst nach noch so grossem Kampfe, ähnlich wie es die Tauben thun (-466). Die Wunderwirkung der Wollust zeigte sich ja schon gleich nach Erschaffung der Welt: sie hat den trotzigen Sinn der Menschen gemildert, und von natürlichem Instinkt beseelt vollzogen sie ohne Lehrmeister der Liebe süsses Werk ( 480). Ihr dient nun die

ganze Natur ( 488). So wende auch du dieses Universalheilmittel der Natur ge- schickt an (—492).

446. Vgl. III 702 ff.

447 f. Vgl. Tib. I 10, 63: sit lacri- mas movisse satis; quater ille beatus, quo tenera irafo flere puella j^otest. Mehr bei Zingerle, Ovid etc. I 96.

450. Von der Procris heisst es III 702 in ähnlicher Situation : excidit et subito muta dolore fuit.

451 f. Vgl. Prop. IV 8, 64 : (Cynthia) mca perversa sauciat ora manu, impo- nitque notani collo morsuque cruetitat, praecijnieque oculos, qui meruere, ferit. Ov. her. 19, 81 : ipsa meos scindas licet impcriosa capillos, oraque sint digitis livida nostra tuis.

453. torvis ocellis vgl. Prop. 1. 1. 55: fulminat illa oculis.

456. Das Gegenstück oben I 374: nt fragilis glacies, interit ira mora.

457. iamdudum heisst poetisch nicht selten 'sofort', vgl. oben I 317, met. XIII 457: utere ianidudmn gener oso sanguine. Verg. Aen. II 103: iamdudum i^umife poenas. Zumal steht es so Imperativisch, was auch die ursprüngliche Bedeutung noch erkennen lässt: thue das, was du 'schon längst' hättest thuen müssen.

II 437—477.

103

Oscula da fleiiti, Veneris da gaudia flenti: 460 Pax erit! hoc uno solvitur ira modo.

Cum bene saevierit, cum certa yidebitur hostis,

Tum pete coucubitus foedera: mitis erit; Illic depositis liabitat Concordia telis, Illo, crede mihi, Gratia nata locost. 465 Quae modo pug-naruiit, iungunt sua rostra columbae, Quarum blanditias verbaque muimur habet. Prima fuit rerum confusa siue ordine moles, Unaque erat facies sidera, terra, fretum ; Mox caelum inpositum terris, humus aequore cinctast, 470 Inque suas partes cessit inane chaos; Silva feras, volucres aer accepit habendas,

In liquida, pisces, delituistis aqua. Tum g-enus humanum solis errabat in agris, Idque merae vires et rüde corpus erat; 475 Silva domus fuerat, cibus herba, cubilia frondes, lamque diu nulli cognitus alter erat. Blauda truces animos fertur mollisse voluptas:

459. Ve7ieris gaudia vgl. Mimnerm. 1, 3 : y.QvmaSirj (fiXörqs y.ni /neiXiya Öiö^a J/icövtjg. Vgl. unten zu III 88.

460. Damit kommt der Dichter zu demselben Resultate wie oben in Vers 413 f. Vgl. auch Stat. Theb. II 353: teneriunqxie dolorem coniuyis nniplexu solatur et oscula maestis tempestiva genis posiiit lacrimasque rejiressit.

462. concubihis foedera ähnlich Tib. I 5, 7: parce tarnen, ^:)er te fur- tivi foedera lecti, per Venerem qnaeso compositmnque caput.

466. blanditias verbaque ist als Hendiadyoin zu verstehen: Worte der Schmeichelei; sachlich vgl. oben II 159. 152.

467—473. Mit dieser Schilderung des Urzustandes der Menschheit vgl. den bei verschiedener Tendenz ähnlichen Passus in den Metamorphosen (I 5 88).

467 f. Das Chaos (Hes. theog. 116:

7JT01 /XEV TT^cÖTiara /«o= ysvsTo). Meta-

morph. I 5—20. Vgl. Plat. svmp. p. 178 B.

467. Vgl. met. 7: quem dixere chaos, rudis indigestaquc moles.

468. Vgl. met. 6: unus erat toto naturac vultus in orbe. fast. I 105: lucidus hie aer et, quae tria corpora restant, ignis aquae tellus, unus acer- vus erat.

469—473. Scheidung der Ele- mente, Belebung der Schöpfung,

Erschaffung des Menschen. Met. 21—31. 69—75. 76—88.

469. Vgl. met. 22: caelo terras et terris abscidit undas.

470. inane sagt dasselbe wie /äo?, denn dieses ist von yaiven' abzuleiten, heisst demnach der gähnende leere Raum.

471. Vgl. met. 75: terra feras cepit, volucres agifabilis aer.

472. Vgl. met. 74 : cessenmt nitidis habitandae piscibus tindae.

473-480. Der barbarische Zustand der ersten Menschen wird gemildert und verschönt durch die Voluptas, zu der sie unwillkürlich und ohne Lehr- meister den Weg linden.

474. rüde corpus vgl. met. IX 720: hinc antor ambarum tetigit rüde pec- tus. Ebenso her. 4, 23: sie male vix- que subit jirimos rüde pectus amores. Daraus ergiebt sich die Bedeutung 'noch unerfahren in der Liebe' ; vgl. Prep. I 9, 8: atque uiinam posito dicar amore rudis; dazu Rothstein.

475. Der Vers erinnert stark an Lucret. V 813: terra eibum pueris, vestem vapor, herba cubile praebebat. Vgl. Prop. III 13, 36: altaque nativo creverat herba toro. Ov. met. I 121 f.

476. Aehnlich ist met. I 96 : nulla- que mortales praeter sua litora norant.

477. truces vgl. zu II 186. Die Voluptas erscheint hier fast persoui-

104

Ars amatoria

Constiterant uno femina virqiie loco; Quid facereut, ipsi nullo didicere magistro: 480 Arte Venus nulla dulce peregit opus.

Ales habet, quod amet; cum quo sua gaudia iungat

Invenit in media femina piscis aqua; Cerva parem sequitur; serpens serpente tenetur; Haeret adulterio cum cane nexa canis; 485 Laeta salitur ovis; tauro quoque laeta iuvencast; Sustinet inmundum sima capella marem; In furias agitantur equae spatioque remota Per loca dividuos amne sequuntur equos: Ergo age et iratae medicamina fortia praebe! 490 lila feri requiem sola doloris liabent, lila Macliaonios superant medicamina sucos; His, ubi peccaris, restituendus eris.

Haec ego cum canerem, subito manifestus Apollo

ficiert (vgl. zu I 446), vgl. Cic. de nat. deor. II 23, 61.

479 f. Ein Gegenstück hierzu ist die socoTcxr) TiaiÖaywyitt^ die Daphnis durch die freundwillige Lykaiuion ge- niesst. Long. past. III 18 : rj Avy.aiviov

V^X^'^^ 7iuc8eveiv lov -Jdifviv rovrov Tov TQOTiov. ey.iXevasv uvtov xaü'laai nXr/oiov avTtjij (oi f'/£, aul (fi.Xrjfj.axa ifiXslv^ aila eloiü'ec y.al oaa, y.al (fiXovvTa äfia neQißdXXeiv y.al y.aTay./.ivead'ui y^ajuai. cos äe ey.aO'eod'ri y.al kffiXrfie y.al yarey.Xiprj, fia&ovaa iveoysZv öi vccfievov y.al OfQi.- ycUvra^ arid fj-ev rfjs stiI tcXevqolv y.ara- xXioecos dvioTi^oiv^ avTrjv Se vTToOTOoiaaaa evTeyvcog es Tqv rtcos ^rjzov/u.ii'rjv 68dv f;ye. ro öe ivrtv&ev oiÖer Tte^ieioyd^ero ^evov avTTj yd^ rj ipvais Xomov ircaiäevae

TO TtQay.TtOV.

486. sima aiuos ist ein häufiges Beiwort der Ziegen, die nicht gerade schöne, aufgestülpte Nase bezeichnend. Vgl. Theokr. 8, 50. Verg. ecl. 10, 7: dum tenerae attondent siniae virgulta capellae.

marem vgl. zu I 522.

487. in furias agitantur equae er- innert an das (sachlich verschiedene)

TM d' £7il Tldaai yal ttojXoi tiaii-ovzac dv' Moea xai d'oal iriTTOi Theocr. 2, 48.

491. Vgl. rem. am. 546: ille Ma- chaonia vix ope sanus erit.

Machaon, der aus der Ilias bekannte Arzt, Sohn des Asklepios und Bruder des Podaleirios (11. II 732), steht sprich- wörtlich für einen grossen Heilkünstler überhaupt. AP. V 224, 3: oiöe Ma/diov

r~7Tiü uoi Tcdaaei (fdouay.a Sevouevo), Mart. II 16, 5: quid tibi cum medicis? dimitte Machaonas omnes. Vgl. unten II 735.

493-534. Dreizehnte An- weisung. Leibhaftig erschien mir Apollo und befahl mir meine Schüler zu lehren, den Sinnspruch seines Tem- pels zu beachten: Erkeune dich selbst ( üOO). N'ur der wird richtig lieben können, der sich selbst genug kennt und dadurch weiss, seine Vorzüge in das rechte Licht zu setzen, freilich nicht ohne weise Einschränkungen ( 508). Darum beherzigt die Mahnungen des Phoebvis : Liebet mit weiser Besonnen- heit, dann werdet ihr in meinem Buche das finden, was ihr sucht (—512). Be- ständiger Erfolg ist nun einmal nicht vorhanden, weder in der Natur ( 514i noch in der Liebe ( 516). Schier un- zählig sind die Leiden, welche die Liebe mit such bringt (— 520j. Dein Mädchen lässt sich dir verleugnen oder schliesst dir die nächtliche Thür, dass du noch den Spott der Magd mit in den Kauf nehmen musst ( 526). Alles dies er- dulde demütig und immer unterwürfig und glaube nie, dass du für solche Liebesleiden zu gut seiest ( 534).

493. Apollo als der Gott der Dichter (vgl. III 347) erscheint dem Ovid per- sönlich (vgl. zu I 25 ff.), um ihm An- weisungen zu geben; vgl. die Erschei- nung der Venus (III 43) und s. die Ein- leitung p. XVII. Erinnert sei auch an die Vision des Properz, in der er sich

II 478-504.

105

Movit inauratae pollice fila l3Tae; 495 In maiiibus laurus, sacris induta capillis

Laurus erat: vates ille videndus adit; Is mihi 'lascivi' dixit 'praeceptor Amoris,

Duc, age, discipulos ad mea templa tiios, Est ubi diversum fama celebrata per orbem 500 Littera, cognosci quae sibi qiiemqiie iiibet! Qui sibi notus erit, soliis sapieiiter amabit

Atqiie opus ad vires exig-et omne suas. Cui faciem natura dedit, spectetur ab illa;

Cui color est, uniero saepe patente cubet;

auf den Helikon entrückt denkt, auf dem ihm Apollo und Kalliope seineu wahren Dichterberuf eröffnen (Prep. III 13) und an den Traum des Lygdamus, in dem ihm Phoehus erscheint, um ihm über Neaera Mitteilungen zu machen (Tib. m 4).

manifestus, svaoyrj?^ leibhaftig- ; eine besondere, dem Götterlieblinge Ovid zu Teil gewordene Gunst: ov ydo ttm rtäv- reaai d'eol tfaivovtai iraoyeti (Hom. Od. XVI 161).

494. Das Anschlagen der Leier leitet die Worte des Gottes ein wie bei Lj'gdamus 4, 39 : haue (lyram) primum veniens plectro ntodulatns eburno, fellces cantus orc sonante dedit.

inauratae, Pind. Pyth. I 1 : y^Qvaea fÖQfiiyi^ ^Arcd/.Xiovoi y.ai lorcÄüxciucoy ovi'- Sixov Moiaäv y.reavov. Hor. carm. IV

3, 17. Prop. III 13, 14. Lygdamus V. 37.

495. sacris capillis Apollon ist dxeQOey.ofiT]!; (Hom. II. XX 39) oder dy.ei- ^exofias (Pind. Pyth. 3, 14). Das Haar ist mit Lorbeer durchflochten : zu V. 401. Vgl. Lygdamus V. 23: casta redimitus tempora laurii.

497. lascivi praecei^tor Amoris vgl. trist. III 3, 73 und IV 10, 1 : tenerorum lusor amorum.

lascivi, s. die Einleitung p. XV.

499. Schon Pindar (Pyth. 7, 9) sagt: Tidaatai ydo Tiokitoi Xöyos ouiXei ^E^ey,- O'ios doTiöv^ ÄnoXXov, Ol rtuv ys 86/u.ov Hvd'divi Siq d'nriTov txev^av.

500. Zur Erklärung vgl. Paus. X

24, 1 : ev de rrö Tr(.)Ovd(o reo ev ^ekfois yeyQa(.t,fiLva sotiv cotpekrjfiuTu dvd'QcoTcois SS ßiov iy^dfr] Se i'Tio dfSoiöf ovs yevea- &ac aorfoi'i Xeyovoiv "JilXlrjvsi. ovroi ök riaav ex fiev 'Iiovias &akfjä re Mi?^^oios y.ai JJ^iTjpeiis Biui, ÄioXecov Se Tiöv ev

Aeaßco JJmay.os MiTvXrjvaios. ex §s ^co- giecov Tcöv sf rrj Aaiq K/.eößovKos Aivö'ios, y.ai ^ AdTiValoi re ZoXcov y.ai —TzaQridrrß XiXcov . . . ovTOi ovv Ol arSoeä a(fiy.o- fievoi ig ^eX(fovs dve&eaav reo 'Anök- Xcovi td flööfteya Fviöd'i aavxov y.ai MrjÖer dyav. ovroi fiev Sr) kvTavd'a eyQa-

xfav eior/fiäva. Der Spruch wird über- aus häufig citiert oder verwendet. Vgl. z. B. Cic.Tusc. I 22, 52: est illud qiii- dem vel maximum, animo ipso ani»ium videre: et nimirum hanc habet vim prae- ceptiim Apollinis, quo monet, ut se quis- que noscat. . . . cum igitur 'nosce te" di- cif, hoc dielt ' nosccanimum tuuin (dazu vgl. Plat. Alcib. I p. 131 a). Juven. IV 11, 27 : e caelo descendit yKÖlh aeavruv figendum et memori tractandnm pectore, sive coniugium quaeras etc. Cic. ad Quint. fratr. III 6, 7 : illud ypiöd-i aaav- ■xov noli piitare ad arrogantiam minuen- dam solum esse dictum, verum etiam ut bona nostra norimus. Vgl. v. Deutsch zu Diogen. Vind. II 10 (Paroem. Gr. II 19).

503. faciem 'Schönheit' wie III 105, amor. III 11, 47: 2)erque tuam faciem, mcigni mihi numinis insiar, perque fuos oculos, qui rapuere meos. Prop. I 2, 21 ; vgl. forma II 113.

504. color bezieht sich auf die schöne, weisse Farbe der Haut, vgl. Verg. ecl. 2, 17 : o formose puer, nimium ne crede colori. Erinnert sei auch au Hom. Od. VI 237 : y.dXlei xal yd^iai ariX- ßmv. Theoer. 2, 79: {toH S' ^^) arrjd-ea Se arilßovTu 7io).v nleov rj rii Zeldvu.

Zur Sache vgl. III 307: pars umeri tarnen ima tut, pars summa lacerti nuda sit, a laeva conspicienda manu: hoc vos praecipue, nioeae, decet; hoc iibi vidi, oscula f'erre umero, qua patct usque, Übet.

106

Ars amatoria

505 Qui sermone placet, taciturna silentia vitet; Qui caüit arte, canat; qui bibit arte, bibat! Sed neque declament medio sermone diserti. Nee sua non saniis scripta poeta legatP Sic nionuit Phoebus: Plioebo parete monenti! 510 Certa dei sacrost liaiiis in ore tides.

Ad propiora vocor: quisquis sapienter amabit,

Vincet et, e nostra quod petet arte, feret. Credita non semper sulci cum foenore reddunt, Nee semper dubias adiuvat aura rates; 515 Quod iuvat, exigimm, plus est, quod laedat amantes: Proponant animo multa ferenda suo! Quot lepores in Atho, quot apes pascuntur in Hybla,

Caerula quot bacas Palladis arbor habet, Litore quot conchae. tot sunt in amore dolores! 520 Quae patimur, multo spicula feile madent.

505. taciturna silentia steht aucli bei Liicrez IV 581 [adfirmant volqo taci- turna silentia rumpi). Aehuliches ist bei Ovid häufig-, vgl. z. B. ruet. II 66: fit timor et pavida trepidat f or mi- di ne pectus.

506. qui canit arte, canat vgl. I 595: si vox est, canta.

507f. Diese Vorschrift erinnert wieder ergänzend an' I 463 : sed lateant vires, nee sis in fronte disertus ; effugiant voces verba rnolesta tnae! qiiis, nisi nien- tis inops, tenerac dedamat amicae?

507. medio steht im Sinne von 'inittelmässig', wie met. VII 674 : pauca prius mediis sermonibus ille locntus. Vgl. Cic. de off. I 3, 8.

508. Dieser Vers steht mit seiner wohlgelungenen , leichtverständlichen Spitze nicht in Widerspruch zu V. 283: carmina lector commendet dulci qualia- cumque sono. Auch Horaz erwähnt die male sanos poetas (ep. I 19, 3).

512. arte wie Ovid sein Gedicht meistens kurz nennt ; vgl. unten V. 542 und die Einleitung p. XXII, Aum. 6.

513. credita. Das Verhältnis zwischen dem den Acker bebauenden Menschen und der gabenspeudenden Erde ist auf Kredit fundiert nach alter und bekannter Auffassung; vgl. die Anmerkung zu I 401 und Schüler (in der Glocke) : „Dem dunkeln Schoss der heiigen Erde ver- trauen IV ir der Hände That. vertraut der Sämann seine Saat und hoff't, dass sie entkeimen werde zum Segen, nach des Himmels Bat." Tib. 116,21: spes alit agricolas spes sulcis credit aratis

semina, quae magno foenore reddat ager. An einer anderen Stelle denkt Ovid mehr an ein Abhängigkeitsverhältnis der Erde, vgl. med. fac. 3: cultus hti- m\un sterilem Cerealia plündere iiissit munera. Zum Inhalte unseres Verses vgl. z. B. Ov. fast. IV 645: saepe Ceres primis dominum fallebat in herbis et levis obsesso stabat avena solo.

517. Der Athos, das gewaltige, über 3300 F. hohe Vorgebirge auf der öst- lichen Landzunge der Chalkidike, heute Monte Santo {Hagion Oros) genannt, ist bekannt zumal durch den Kanal, den Xerxes stechen Hess: Hdt. VII 22 f.

Noch mehr berühmt durch ihren Reichtum an Hasen war Astypalaia (zu II 82), wie eine hübsche Geschichte lehrt, die Hegesandros erzählt (FHG. IV 421) bei Athen. IX 400 d. Vgl. auch Hör. carm. I 37, 18.

Hybla auf Sicilien, unweit von Syra- kus, war durch den vorzüglichen Honig nicht minder berühmt als der Hymettus in Attika (vgl. oben zu V. 423).

Die Bienen von Hybla werden in der ars noch III 150 erwähnt. Vgl. Ov. trist. V 6, 38: fiorida quam multas Hybla tuetur apes. Mart. VII 88, 8. 1X26,4. XI 42, 3: mella iubes Hyblaea tibi vel Hymettia nasci.

518. Falladis arbor ist der Oel- baum : vgl. zu I 727.

519. Vgl. Verg. Aen. V 5: duri magno sed amore dolores.

Mit der Diktion der Verse 517—519 vgl. I 57 ff. III 149 f.

520. Die bildliche Wendung ist

II 505—534.

107

Dicta erit isse foras, quam tu fortasse videbis:

Isse foras et te falsa videre puta! Clausa tibi fuerit promissa ianua nocte:

Perfer et inmunda ponere corpus liumo! 525 Forsitau et vultu meudax ancilla superbo

Dicet *^quid uostras obsidet iste fores?' Postibus et durae supplex ^landire puellae

Et capiti demptas iu fore poue rosas! Cum volet, accedes; cum te vitabit. abibis: 530 Dedecet iugenuos taedia ferre sui;

'Effugere hunc nou est' quare tibi possit amica

Dicere? non omni tempore sensus obest. Nee maledicta puta nee verbera ferre puellae

Turpe nee ad teneros oscula ferre pedes!

H

leicht verständlich. Tib. II 4, 12: omnia iam tristi tempora feile madent. Zu- mal wird fei in übertragenem Sinne von dem Gifte der Schlangen gebraucht, vgl. Ov. ex Pont. I 2, 18: vipereo spicula feile linunt. trist. V 7, 16 : tela vipereo lurida feile. So auch hier: die Geschosse Amors triefen von Gifte. Vgl. auch Theoer. 23, 4 : y.oix ißet tdv "E^wra, ris Tjv S'eos, rjXiy.a ro^a xe^al y-^aret, TTtös Tny.QO. ßeXq TTOTiy.d^Sia ßdXXei. Zu

spicula vgl. auch unten V. 708.

521 f. Vgl. die Einleitung p. XIX.

523. Die hier vorausgesetzte fatale Situation der verschlossenen Thür be- gegnet uns in der antiken Erotik nicht selten. Vgl. ausser zu V. 244 vor allem Tibull. l'"2 und Ovid. amor. I 6, die beiden Hauptstellen über das nächtliche Treiben der Liebenden vor der ver- schlossenen Thür; vgl. auch zu III 567.

524. Vgl. obeu V. 238: nuda saepe iacehis humo. amor. 11111,9: ergo ego sustinui, foribus tarn saepe repulsus, ingenuum dura ponere corpus humo? ergo ego nescio cui, quem tu complexa tenehas, excubui clausam servus ut ante donium ?

526. obsidet vgl. Ov. amor. I 9, 19 : nie graves urbes, hie durae Urnen ami- cae obsidet; hie portas frangit, at ille fores.

527. Proben davon geben Tib. I 2, 13: te (die ianua wird selbst an- geredet : vgl. oben zu II 244) meminisse decet, quae plurinia voce peregi supplice, cum posti florea serta dnrem. Ov. am. 16, 15 : tibi b l a n d i o r uni, wo das blandiri in erster Linie an den ianitor

gerichtet ist; vgl. dort die folgenden Verse.

528. Der Liebhaber erscheint be- kränzt, weil er meist vom Gelage kom- mend gedacht wird. Da er nun keinen Einlass findet, so nimmt er die Kränze vom Haupt und legt sie auf die Schwelle oder hängt sie an der ianua auf, damit die Geliebte sie am andern Morgen vor- findet. Auch diese Scene ist häufiger Gegenstand erotischer Darstellung. Vgl. unten III 72; Asklepiades AP. V 144: «i;Tori /.loi oxe(fai'oi. na^d dixliat raiads y.QEfiaaTot juijuvere^ fifj TCQorceiMi (pvXXa XLVaooouevoi ^ ovs Say^i'ots yariß^e^a

yrX. Paul. Silent. ib. 280. Lucr. IV 1169: at lacrinians exclusus amator li- mina saepe floribus et sertis operit pos- tisque superbos unguit amaracino et forib^is niiser oscula figit. Die zu 527 citierte Stelle aus Tibull. Ov. am. I 6, 67 : at tu, non laetis dctracta Corona capillis dura super tota limina nocte iace: tu dominae, cum te pi-oiectam mane videbit, temporis absunipti tarn male testis eris.

531. effugere non est scheint häufig übliche Wendung zu sein. Vgl. Mart. XI 98, 1: effugere non est, Flacce, basiatores. XII 82, 1: effugere in thermis et circa balnea non est Meno- genen.

532. Vgl. obeu V. 177 : si nee blanda satis nee erit tibi comis amanti, 2)erfer et obdura ! postmodo mitis erit.

533. Davou weiss auch Tibull zu erzählen, vgl. I 9, 21: ure meum potius flnvima caput et pete ferro corpus et intorto verbere tcrqa seca. II 3. 80.

534. Vgl. Dio LIX 27, 1: toh TiXsioToii y.ni iiöv ßovXsvTiov ^ Trjv X*^?«

108

Ars amatoria

535 Quid moror in parvis? aiiimus maioribus instat; Magna canam: toto pectore, vulgus, ades! Ardua moliniur; sed nulla, nisi ardua, virtus:

Difflcilis nostra poscitur arte labor. Eivalem patienter habe : victoria tecum 540 Stabit; eiis mag-ni victor in arte lovis.

Haec tibi non liominem, sed quercus crede Pelasgas

Dicere! nil istis ars mea maiiis habet. Innuet illa: feras; scribet: ne tange tabellas; Unde volet, veniat, quoque libebit, eat! 545 Hoc in legitima praestant uxore mariti,

fj lov TToSa TZQoay.vvEiv ai^sys. Noch be- scheidener Ov. ex Pont. III 1, 149: tu»i lacrintis dcmenda mora est, sum- missaque terra ad non worfalis hrachia tende pedes.

535—600. Vierzehnte Anwei- sung. Wichtig ist die Lehre, die nun erfolgt, und schwer zu befolgen ( 538). üebe alle erdenkliche Nachsicht gegen deinen Nebenbuhler : das ist nicht mensch- liche, sondern göttliche Weisheit (—542). Lass deinem Mädchen mit ihm völlige Freiheit, hierin kannst du von den ge- fälligen, legitimen Ehemännern lernen (—546). Diesen Eat vermag ich frei- lich selbst nicht zu befolgen, doch hat mir das oft genug geschadet (—554). Das beste ist, wenn du von solch heim- lichem Treiben gar nichts weisst, sonst Avird's immer schlimmer ( 556). Drum hütet euch, euer Mädchen dabei zu er- tappen, sonst treibt sie es mit ihm nur um so toller (—560). Das beweist die Geschichte von der entdeckten Buhlschaft des Mars und der Venus (—588). Was hast du nun da- durch erreicht, Vulkan? Dass sie nun ganz ungeniert thun, was sie früher heimlich thaten, sodass es dich wohl reut, sie ertappt zu haben ( 592). Den Fall lasst euch zur Warnung dienen, ihr Jünglinge, stellt eurem Nebenbuhler nicht nach, noch fahndet nach seiner ge- heimen Korrespondenz, das überlasst den Ehemännern; für uns handelt es sich ja nicht um ehrbare Matronen ( 600).

537. nulla, nisi ardua, virtus, ein überaus häufiger Gemeinplatz. Hes. opp.

289 : T^s ä' d^£Tr.g idodJTu O'tol rtoo-

Tiu^ocd-tv izd-r]y.av. Simouil. fr. 58 (32 Schneidew.) bei Clem. AI. ström. IV 585: l(7T« TIS Xöyos I täv d^ezuv vaieiv övoufi- ßdrois STii Ttir^ais' \ (dyvdi') Öe /uiv [d'edv) xdJ^oi' dyvov dfi<ftneiv. j oibe

Ttävtcov ß).ECfdoois &varcöv taoTiros, \ lo fifi Say.i&vfioi iSocos \ evdo&ev ftoXn, ixj] r es dy.Qov | dvö^eiai. Xen. mem. II

1, 20: fiuoTvpel Ös y.al '£7ri%a^/uos iv rcöde riöv Ttorcov TiwXovaiv i)filv Tcdvra rdydd'^ ol Öeol. Hor. sat. I 9, 59 : nil sine magno vita labore dedit mortalibus. 'Zu der Tugend steilem Hügel leitet sie des Dulders Bahn Schiller, womit zu vergleichen ist Tyrt. 12, 43: doetrii eia äüQov Ixiad'ac.

Aehnliches findet sich auch sonst bei Ovid, vgl. trist. IV 3, 74: ardua per praeceps gloria cadii ittr. Ex Pont. II

2, 113: difficile est, fateor, sed tendit in ardua virtus et talis meriti gratia maior er it.

540. arte Jovis vgl. zu I 714. 541 f. So sagt Prop. II 21, 3: sed

tibi iam videor Dodona verior augur? Aehnliches siehe unten zu III 789.

541. quercus Pelasgas die weis- sagenden Eichen im Zeusheiligtum zu Dodona, über die zu V. 150 zu ver- gleichen ist. Der heilige Eichenhain zu Dodona ist schon dem Homer be- kannt, vgl. Od. XIV 327: rdv d' ig ^codcoi^rjr cfUTO ßrjusvai, ifoa d'EOio ex Ö^vö^ vifiy.öfioio ^tös ßovXrjv eTTaxavar].

Aesch. Prom. 828K: . . . ^codaivr^v, iva

fiavTEla ü'äxös T sarl OtOTCQCDTOv ^lös, Tsoas t' u.Tiorov, at TCQoarjyoQoi Öqves, VW lov Ol) XauTiQcTji y.oidev aivixrrjpicos TTQoarjyoQEv&rji r; ^los xXstvrj Öd/uap fiiX-

Xova sasa&ai. Vgl. PreUer, Griech. Myth. I* 122 ff.

542. ars vgl. zu V. 512.

543. innuet wenn sie ihm einen heimlichen Wink giebt; vgl. 1490 und zu III nl4.

tabellas vgl. zu I 437.

545 f. Die Nutzanwendung dieses schnöden Satzes überlasst Ovid der Phantasie seiner Leser: wenn selbst

II 535—558.

109

Cum, tener. ad partes tu quoque, Somne, venis. Hac ego, confiteor, iion sum perfectus in arte:

Quid faciam? monitis sum minor ipse meis. Mene palam nostrae det quisquam signa puellae? 550 Et patiar, uec me quolibet ira ferat?

Oscula vir dederat, memini. suus: oscula questus

Sum data; barbaria noster abundat amor! Non semel hoc vitium nocuit mihi; doctior ille.

Quo veniunt alii conciliante viro. 555 Sed melius nescisse fuit; sine, furta tegantur,

Ne fugiat ticto fassus ab ore pudor. Quo mag'is. o iuvenes, deprendere parcite vestras:

Pecceut, peccantes verba dedisse putent!

der legitime Gatte in dieser heiklen Sache so liebenswürdig ist. Avie viel mehr muss es dann der Liebhaber sein ! Vgl. die Einleitung p. XL

5+6. In der Apostrophe an den Gott des Schlafes, ebenso in der Wahl des Epithetons (tener) liegt pikante Schalkhaftigkeit. Zur Sache selbst vgl. Ov. am. I y, 25: sacjje »iariforuni soni- tiis ufuntur ania}ttes, et sua sopifis hostibvs arma movcnt. Juven. I 1, 55: cum leno accipiat moechi bona, si capi- endi ins nulluni tixori, doctus spec- tare lacunar, doctus et ad cali- cem vigilanti stertcre naso. Es ist dieselbe Verworfenheit, wie sie aus der bekannten Horazstelle spricht, carm. 1116,25: nio.v inniores quaerit adulteros inter mariti vlna, neque eligit cid donet impermissa raptim gaudia luminibus remotis ; sed iussa cora »i non s i n e conscio surgit niarito, seu vocat institor, seu navis Hispanae mogister. dedecoruni pretiosus emptor. Nicht hier- her gehört Ov. am. I 4, 53 f.

ad partes venis du stellst dich ein, um deine EoUe zu spielen, nämlicli den gefälligen Ehemann einzuschläfern. Auch dieser Ausdruck ist pikant genug. Vgl. nux 68: ad partes pertica saeva venit.

549. Vgl. zu I 490. Hier haben wir wieder eine Andeutung von eigenen Erlebnissen des Dichters in der ero- tischen Praxis; vgl. die Einleitung p. XVI, Anmerkung 6 und 7.

550 f. Eine anschauliche Illustration dieser Verse giebt Ov. am. I 7. Vgl. II 5, 13: ipse )niser vidi, cum me dor- mire putares sobrius adposito crimina vestra mero ... 23 : improba tum vcro iungentes oscula vidi . . . qualia non fratri tulerit germana severe, sed tulerit

cupido mollis amica viro... 'quid facis? exclamo 'quo nunc mea gaudia differs? iniciam dominas in mea iura manus.

554. Es ist kein Grund, das über- lieferte viro in viri zu ändern, was allerdings auch guten Sinn geben würde. Zu ergänzen ist nicht uxores (quo con- ciliante uxores veniunt alii viro erklärt Heinsius), denn der Plural uxores würde nur gezwungen zu dem Singular quo conciliante passen. Vielmehr ist alii als Subjekt zu nehmen und viro zu quo conciliante zu ziehen. Der Schwerp'ankt liegt demnach in conciliante, im Parti- cipium wie so sehr oft. Wir drehen das Verhältnis um : der als Mann selbst den Vermittler spielt, wenn andere (Liebhaber) kommen, Dass das Parti- cipiura den Hauptbegriff enthält, ist eine häutige und allbekannte Erschei- nung, vgl. z. B. Her. carm. I 19, 9: in me fota mens Venus Cypruni dese- ruit. Hom. Od. III 60: So; ä' sn TrjXe- (.Layftv y.ai eu'e :Torj:afTa vtsad'ai. VI 61.

64. Arist. nub. 538. 1244 und sehr oft. 555 ff. Zu dem Sinne dieser Verse vgl. oben II 409 ff.

555. furta zu V. 427.

556. Sine ut furta sua celet, ne si Studium celandi remittat, etiam pudorem deponat, victa verecundia fatendo ac palani peccando. Mic.yllus. Das vom Dichter gewünschte Gegenteil unten V. 572.

558. verba dare (bloss leere) Worte bieten, d. h. hinters Licht führen, ein Schnippchen schlagen ; aus der Komödie bekannte Redensart. Vgl. Terenz Au- dria I 3, 6 (211): quoi verba dare diffi- cilest: primum iam de amore hoc com- perit (dazu Spengel).

110

Ars amatoria

Crescit amor prensis: ubi par fortuna duorumst, 560 In causa damni perstat uterque sui. Fabula narratur toto notissima caelo

Mulciberis capti Marsque Venusque dolis: Mars pater insano Veneris turbatus amore De duce terribili factus amator erat, 565 Nee Venus oranti (neque enim dea mollior uUast) Rustica Gradivo difficilisque fuit. A! quotiens lasciva pedes risisse niariti

Dicitur et duras igne vel arte manus! Marte palam simul est Vulcanum imitata: decebat, 570 Multaque cum forma g-ratia mixta fuit. Sed bene concubitus prirao celare solebant:

561 588. Episodenhaft (vgl. I 101—134 525-564. II 21—96 etc.) aber mit sichtlichem Behaoen schildert Ovid das pikante Liebesabenteuer des Ares und der Aphrodite. Die Quelle der Erzählung ist Hom. Od. VIII 266—369. Dann vgl. noch das siebzehnte Göttergespräch Lucians. Ov. met. IV 169—189. Xenoph. Ephes. I 8, 3 (Erotici ed. Hercher I p. 336) : iv

Öe t(Ö eri^(p (sc. ufoet Tfji axrjvfjs, näm- lich auf dem Brautbett) "A^jrjg rjv ov/, oiTiXiOfiivos^ aXX MS TT^Os E(i(OfievrjV rrfv 'A(fQoöirrjv y.ty.oafit]f.iävos, hjrt(favwuivos^ X^aviäa e.)fcoi' ^' Eqios avrov löSrjyei^ }.afi- TzäSa s^ojv ri/j./iiivrjV. Mehr im Anhang.

561. Vgl. amor. I 9, 39: Mars quo- que äeprensus fabriUa vincula sensit: notior in caelo fabula nulla fuit. met. IV 189: liaec fuit in toto notissima fabula caelo.

562. Mulcibcr ist ein von tnulcere erweichen, schmelzen abgeleiteter cha- rakteristischer Beiname des Hephaestus. Vgl. Macrob. sat. VI 5, 2 : Mulciber est Vulcanus, quod ignis sit et om)iia mul- ceat ac dornet. Cic. Tusc. II lÜ, 23.

563. pater heisst Mars bei römischen Dichtern als Vater des Romulus und damit Stammvater des römischen Volkes. Vgl. Cic. or. Philipp. 4, 5: legio Martia, quae mihi vidctur divinitus ah eo deo traxisse nomen, a quo populum Roma- num generatum accepimiis. Gellius V 12, 5: Mars pater: hoc enim est Mars- piier.

561. Rhetorischer Gegensatz (vgl. die Einleitung p. XXI), aber nicht von Ovid ausgeprägt, sondern in diesem Zusammenhange als stereotyper Zug der Erotik überliefert; vgl. Xenoph. Eph. (zu 561-588) 1. 1.: "^("75 v*" oh

(ÖTzhofiävos, dXXu cos tzqos e^w/uevriv rfjv ' Acf^obiTr^v y.Ey.oa f^ir^uivos, EaTt(favu>fiivos,

■/'/.uviSa f/ß)v. Ein Niederschlag davon ist auch bei den bildlichen DarsteUuugen zu bemerken : meist ist Ares mit ab- gelegten Waffen dargestellt, mit denen Eroten spielen ; vgl. den Anhang zu 561.

565. oranti. Seine Bitte liest man bei Homer V. 292: öevoo, cfiXr], lix- Toovde ToaTTsio/uev svt^rjd'evres ' ov yuQ iü'' 'IIcfaiOTos /ueraSrjftcos, dX),d ttov r/Ör] oV/tiat ES Arjuvor fiErd Zivrias dyQto- (p(övovs.

566. rustica bezeichnet das bäurisch unbeholfene, streng ehrbare im Gegen- satz zu dem eleganten, gefälligen Wesen der römischen Demimoudaine. Ihr Gatte ist rusticus, wie Menelaus von Paris genannt wird (her. 15, 220). Vgl. I 607 und die Einleitung p. Xf.

Gradivo. Vgl. Servius zu Verg. Aen. III 35: Gradiinini, d-ovpiov 'Apr^a, i. e. exsilientem in proelia. Paul. p. 97 : Gradivus Mars appellatus est a gra- diendo in hello nitro cifroque. Liv. I 20, 4. Verg. Aen. III 35.

difficilis vgl. Mart. I 57, 2: nolo nimis facilem, difficilet)t,que nimis. Zur Sache vgl. Hom. V. 295: tTj Ö' darraa- tov EEianTO y.oiuqd'rivai. reo ö' es ätfivia ßdvTE y.utibpad'ov.

567 f. „Der bekannten Erzählung der Od3-ssee fügt er den komödienhaften Zug hinzu, dass Venus sich mit ihrem Buhlen über Hände und Füsse ihres Gatten, des Schmiedes, lustig gemacht und seinen hinkenden Gang anmutig nachgeahmt habe." Eibbeck RD. 11 ' 268.

569. decehat steht absolut wie schon oben I 533: clamabat flebatqtce simul; sed utrumcpie decebat.

II 559—585.

111

Pleiia verecimdi culpa pudoris erat; Indicio Solls (qiiis Solem fallere posslt?) Cognita Vulcano coniugls acta suae. 575 Quam mala, Sol, exempla moves! pete munus ab ipsa Et tibi, si taceas, quod dare possit, habet. Mulciber obscuros lectum circaque superque

Disponit laqueos: lumina fallit opus; Fiiigit iter Lemnum: veniunt ad foedus amantes; 580 Inpliciti laqueis nudus uterque iacent.

Convocat ille deos: praebent spectacula capti;

Vix lacrimas Venerem continuisse putant; Non vultus texisse suos, noii denique possunt Partibus obscenis opposuisse manus. 585 Hie aliquis ridens 'in nie, fortissime Mavors,

572. Vgl. oben V. 556.

573. Dass der Sonnengott alles sieht, nncl ihm nichts verborgen bleibt, sagt schon Homer mehrfach; vgl. II.

III 277: >]ikios i9"', os Trdi'r' E^o^äi xal Ttärr' snay.oiais (vgl. Od. XI 109. XII

323). Dann häufig in der griechischen Tragödie, vgl. Aesoh. Agam. 610. Prom.

91 : y.al Tov TiavÖTzrrjv y.vy.Xov fjliov y.aXcä, Soph. El. 825. OK. 869: ö TidvTa Isva- ocov "Hhos. Ov. met. II 32: Sol oculis iuvenem, quibus aspicit omnia, vidit. Zur Sache vgl. Hom. V. 270: a^ao 8e oi uyyeXoi rjld'av "HXioi , ü arf' kvor^os fiiya^o^uEvovi fiXoTrji. Lucian. 1. 1. : Ka&o^a 8h avTOv 6 "HXios y.ctl Xeyei tcqos TOV "H^aiarov.

574. Vgl. Hom. V. 272: "H^aiaTos S' cos ovv ■d'v/j.uXyea fivd'ov uy.ovaev xrX.

575 f. Weil sie das Gegenteil einer rustica ist (V. 565), nimmt Ovid die schöne Sünderin dem betrogenen Gatten gegenüber in derselben Weise in Schutz, wie er es oben (II 359 ft'.) mit Helena gegenüber Menelaus that : vgl. die Ein- leitung p. XI.

577 f. Eingehend werden diese kunstvollen Schlingen von Homer be- schrieben; vgl. V. 274: xoTiTE de Sta- fiois ctQorjxTOvs dXvTovg, ujq sfirrsSov avd'i fiii'oiev. avrdf) eTtti Öf] revie SöXov ytaxoXco/iievo? ^'Aqbi^ j3i} ^' 'i/uev es &dXa- /uoVj ö&t Ol (fiXa Sifivtu xelTo " d/iifi Ö' «^' e^f^ioiv %Ee ÖiafiuTa xvxXco aTidpri]' TioXXd de xal y.ad'unepd'e utXaifoöwiv ki- ey.e%vvto^ t]vt aoayvm Kercia^ y ov xe TIS ov8e XSoito, ovÖe x^ttüv ftayd^aiv' Ttioi ydo SoXoEvra tetvxto. Vgl. met.

IV 176—181.

579. Lemnus (heute Stalimine), eine

Insel im nördlichen Teile des ägäischen Meeres, galt als Lieblingsaufenthalt und wichtige Kultstätte des Hephaistos, seit- dem ihm bei dem bekannten Sturze aus dem Olymp die dort wohnenden l^ivTies ut'dois freuudlicli aufgenommen hatten : Hom. II. I 590 ff. Od': VIII 283: E'iaar i^uEt' ES Afjfirop EvxriftEPov nToXie&QoP^ rj Ol yaidcov ttoXv ifiXTUTi] eailv drta-

OECOV.

580. Vgl. Hom. V. 296: to) 8\ es Se/iivia ßdt^'TE y.areSQa&oV dfiifi Si Seo- fioi TEyri'iEi'TES tyvvTO ■jioKv(fQOVos Hcpai- (7T«o, oviSe Ti yivrjaat (.ieXeiüv fjv ovS' draer^ai ' yal rore St] yiypway.ov, 6 t' ovxETi (fx'yrd TiiXovTO.

5S1. convocat. Vgl. die höchst er- götzlichen Worte, mit denen er dies bei Homer thut: V. 305—320.

spectacula t6 d'eafia sagt Lucian 1. 1. 2.

583 f. Pikante Ausmalung von

Hom. V. 298: oi'Se ti yivrjaai fieXecov

Tjv ovo' dvuET(jai. Luc. dial. deor. 17, 1 :

ExeipTj /nev ovv y.al ydp ETvye yv/uvr) ovoa ovy. slyev . ortcos iyy.aXvrfoiTo aibovfievT]. 2: oi Se yvuvo'i dftforepoi ydrco VEVevyÖTES ^vvSedEUEVOi SQV&ouoai.

584. Das ist aber um so beschä- mender, als es sonst heisst (ars II 613): ipsa Vemts puhem, quotiens velamina ponit, protegitur laeva semireducta manu.

585. Das unbestimmte aliquis ist pikant : jeder Leser weiss, wer gemeint ist. Hom. V. 338: top 8' >]iieißeT tneiTa d'idxTooos d^yEi(f6vTi]s " ai yd^ tovto ye- voiTo, ävn^, Exuri^ßoX' ^A:ioXXov ' öeofioi fiEV T(HS Toaaoi drcEi^oves dfi^ls exoier, vfieis d" etoopoipTE &sol Tzäaai ts ^eai-

112

Ars amatoria

Si tibi sunt oneri, viucula transfer!" ait. Vix precibus, Neptune, tuis captiva resolvit

Corpora: Mars Tlirecen occupat, illa Paphum. Hoc tibi perfecto, Viilcane, qiiod ante tegebant, 590 Liberius faciimt, ut pudor omuis abest; Saepe tarnen demens stulte fecisse fateris,

Teque ferunt artis paenituisse tuae. Hoc vetiti vos este! vetat deprensa Dione

Insidias illas, quas tulit ipsa, dare. 595 Nee Yos rivali laqueos disponite nee vos

Excipite arcana verba notata mann; Ista viri captent, si iam captanda putabunt,

Quos faciet iustos ignis et nnda viros!

vai^ avTcL^ sycov evSoi/ui -rcuQU, yovair^ Afoo^iTTj. (oä £far\ ev Se ye/.cog mqt dd'avdxoiai %eoTaiv. Luc. 1. 1. eyco /nev- rot (sagt Hermes) si %o?] rdXrj&ej sItieXv. h/S'dvovv rqj ^'Aoei ut] jtinvov fioiyeiaaPTi Trjv y.a}JJaTt;v &e6v^ d)j.a y.al ÖeSeuevio fiET avzfjg.

Mavors vgl. Cic. de uat. deor. II 26, 67, der den Nameu erklärt g»i magna vorterd. Eichtiger erkLärt man den Nameu als aus der alten Form MAVRS entstanden (vgl. Orelli Nr. 5674), welche durch Ein.schiebung eines V aus MARS entstanden ist. Der alte Stamm des Wortes ist aber AI AR (oder MAS), erhalten in der verdoppelten Form im Liede der Arvalen (MAR3IAR) und be- deutet die zeugende Naturkraft.

587. Vgl^Hom. Y. 344: oidh Ho- aeiSami'a yeXtos eye ^ Xiaatio d' aiel IIcfaiaTov y.XvroEoyov^ ottcos /.vasiev^AoTja. xai /utv (fcovi]aag sxea aTeoösvra rcooa- Tjvoa' Xvaov iyco Se roi avrdv vTciayo- fiai, cög av xslevtis. riaeiv niaifia Tidvra fisr' dd'avdroiai d'eotaiv. y.T?..

588. Vgl. Hom. V. 360: ro) 5' e.-r« ty. OEOfioTo /.vd'tv y.oaTEoov tisq eovtos, avriy^ dvai'invre 6 fikv (-JoiyAr^vSE ßeßrj- y.EiVj V d uoa Kvrroov 'iy.avE fiXoftueiSfjs lAfood'irr], gg I7d'fof er&aSs ol reusvos ßcofiös TB d'vr]tis.

In Thrakien hat Mars seinen Wohn- sitz: Hom. II. XIII 301. Paphus, die bekannte Stadt auf der Insel Cj^pern, ist durch ihren Aphroditekultus be- rühmt. Vgl. III 181. Hör. carm. I 30, 1: 0 Venus, reqina Cnkli Faphiquc. III 28, 14. Verg. Aen. I 415. ipua Paphum subllmis ahit scdesqiie revisit laeta suas, ubi templum Uli, centumque Sabaco ture calent arae Mertisque recentibus halant. Vgl. Tac. bist, n 2.

593. Jui'ivii ist ursprünglich die Mutter der Aphrodite : II. V 370. Diese hiess dann Jicovaii-i: Theokr. 15, 106. Dann heisst sie einfach Dione, wie hier. So schon Theokr. 7, 116. Ov. fast. II 461 und sonst; in der ars noch III 3 und 769.

596. Der Ausdruck ist nicht klar genug, um mit Sicherheit zu entscheiden, Avas gemeint ist. Man kann an die ver- stohlenen Zeichen einer verabredeten Gebärdensprache denken. darül)er vgl. zu I 490. Wahrscheinlicher aber handelt es sich um wirkliche Briefe (worauf auch excipite hindeutet), die dann auf irgend welche Weise für den nicht Eingeweihten unverständlich waren, sei es dass irgend eine verabredete Geheimschrift ange- wendet wurde, oder dass sie mit einer Art sympathetischer Tinte geschrieben waren. Näheres darüber s. unten zu III 627 ff. Vgl. auch die Einleitung p. XL

598. D. h. die in rechtmässiger Ehe- vermählt sind. Ic/nis et unda wurden als Symbole des Hauswesens der jungen Frau bei ihrem ersten Eintritt in das Haus des Gatten dargel)racht. Vgl. Paul. p. 2: aqua et igni tarn interdici solet damnatis, quam accipiuntur nup- tae, videlicet quia hac duae res huma- nam vitam maxime continent. Ov. fast. IV 790 : ignibus et sparsa . . . aqua . . . his nova fit coniunx. Vgl. Varro bei Serv. Aen. IV 104 : aqua et igni mariti nxores accipiebant. Unde hodie faces jyraclucent et aqua petita de puro fönte per pnerum felicissimum vel pueUam, quae intoxst )iupfiis, de qua solebant nHl>enfihHS j^edes lavari. Auch bei der Heimführung [dcdiictio) der 7iova nupta wurden ihr Feuer und Wasser voraus- getragen: \s\. Preller RM. II' 157.

n 586—605.

113

En, iterum testor: uihil liic nisi lege remissum 600 Luditur; in nostris instita iiulla iocis.

Quis Cereris ritus ausit vulgare profanis, :.A- Magnaque Threicia sacra reperta Samo?

Exiguast virtus praestare silentia rebus; At contra gravis est culpa tacenda loqui: 605 0 bene, quod frustra captatis arbore pomis

599 f. Vgl. I 31—34 und die Ein- leitung p. XV.

600. luditur vgl. I 91. III 809. instita zu I 32: vgl. auch 34. 601 640. Fünfzehnte An-

vc eisung. Wie es ein schweres Ver- brechen ist, die ^lysterien der Ceres l)reiszugeben (— 604J, wie das Beispiel des Tantalus vor Geschwätzigkeit warnt (—606), so verlangt vor allem Venus, -dass ihre Freuden geheim bleiben ( 608), wenn es sich auch hier nicht um ge- heimnisvolle Mysterien handelt, sondern um allbekanntes ( 612). Venus selbst giebt das Beispiel : selbst nackt ver- gisst sie nicht, schamhaft den Schoss zu decken ( 614). Nicht wie das Vieh es thut zum Abscheu schamhafter Mäd- chen offen und im Freien, sondern in der Zurückgezogeuheit der verschlosse- nen Kammer und unter dem Schutze der Decke vollzieht die Werke der Liebe ( 618). Völlige Finsternis ist nicht nötig, sondern ein molliges Halbdunkel (—620). Solche schamhafte Zurückhal- tung wurde schon von den ersten Men- schen iiu rohen Naturzustande beobachtet ( 624). Heute dagegen gehört es zum guten Tone, mit seinen erotischen Aben- teuern zu renommieren i 630), ja in dieser Sucht, von sich reden zu machen, tasten sie den Ruf von ]\Iädchen an, die sich nie haben von ihnen anrühren lasssen ( 634). Was nützt es da, den Leib eines Mädchens zu bewachen, wenn ihr Name vor Antastung nicht sicher ist ( 638). Nein, lasst uns schamhafte Zu- rückhaltung und Verschwiegenheit wah- ren (—640).

601. Cereris ritus, die unbedingt geheim gehalten werden mussten; vgl. Cic. A'err. V 72, 187 : tcqite, Ceres, et Libera, quarum Sacra, sicut 02)i)iioiies homimnn ac religiones f er mit, longe maximis atque occultissimis caeremoniis continentur, a quibiis iuitia vitae atque victus, legum, moruin, maiisuetudinis, humanitatis exe)npla liouiinibus et civi-

Ovid, ars amatoria ed. Brandt.

tatibus data ac dispertita esse dicuntur: quarum sacra populus Romanus a G-rae- cis adscita et accepta, tanta religione et publice et privatim tuetur, non ut ab aliis huc allafa. sed ut ceteris hinc tra- dita esse videantur. In demselben Sinne sagt Horaz (carm. III 2, 26j : vetabo, qui Cereris sacrum volgarit arcanae. Ov. her. 12, 79: arcana sacra Dianae. profanus ist in diesem Zusammen- hang der Laie, der nicht in die Myste- rien eingeweiht ist. Vgl. Theoer. 3, 51 : öV ov Tievaelad'E ßeßaXoi. 26, 14: Tär' ov/ oQEovTi ßißr^loi. Catull. 64, 260: orgia, quae frustra cupiunt audire pro- fani. \g\. auch Hör. carm. III 1, i.

602. Threicia Samo, das ist Samo- thrake. vgl Verg. Aeu. VII 208 : Threi- ciamque Samon, quac nunc Samothracia fertur. Samothrake, heute Samathraki, die bekannte Insel im aegäischen Meere an der thrakischen Küste gegenüber der Hebrosmündung war durch den j\Iy- steriendienst der Kabeiren berühmt. Da- rüber vgl. Lobeck, Aglaophamus III 5 (II p. 12Ü2ff.) und Eobert bei Preller Gr. M. P 847—864.

603. Zur Sentenz vgl. Curt. IV 6, 6: non inefus, non spes elicit vocem, qua prodantur occulta (nämlich bei den Per- sern). Vetus disciplina regum sikntium vitae periculo sanxerat: lingua gravius castigatur, quam ullum probrum, nee magnata ron magis sustineri posse cre- dunt ab eo, cui tacere grave sit, quod homini facillimum voluerit esse natura. Ov. am. II 2, 28: quis minor est autem quam tacuisse labor?

604. Der Gedanke des Verses, der in 6ülf. bereits vorbereitet war, erhält in dem folgenden Beispiel des Tantalus seine mythologische Bestätigung.

605 f. Das Distichon fasst sehr ge- schickt die beiden sprichwörtlich ge- wordeneu Uuterweltsstrafen des Tan- talus zusammen: zur Sache vgl. Hom. Od. XI 582—592; formell vgl. ars III 576.

Das Verbrechen des Tantalus, um

114

Ars amatoria

GaiTulus in media Tantalus aret aqua Praecipue C3"therea iubet sua sacra taceri

Admoneo, veniat ne quis ad illa loquax! Condita si non sunt Veueris mysleria cistis, 610 Nee Cava vaesanis ictibus aera sonant. Attamen inter nos medio veisantur in usu,

Sed sie, inter nos ut latuisse velint : Ipsa Venus pubem, quotiens velamina ponit,

Protegitur laeva semireducta manu.

dessen willen er seine Strafe erleidet, A^^rd verschieden angegeben. Nach un- serer Stelle {garrulus) hatte er ihm an- vertraute Geheimnisse der Götter den Menschen preisgegeben, so auch Eur. Or. 8: MS /.UV kiyovoiv, ort d'eois av- d'QUtnoi iop y.oivr^g T^aTiel^rjs u^iojfi i-/eov 'ioof, uy.ö/.aOTov ia/e yh'iaaav, aio/jorr]r i'öaov. Luc. de salt. 54: /; rov Tav- Td?.ov (fXvdota. Ov. amor. II 2, 43: quaerit aquas in aquis et poma fngacia captat Tantalus : hoc Uli g ar r ul a lingua dedit; vgl. III 12, 30: p)roditor in medio Tantalus amne sitit. Hygin. fab. 82: Juppiter Tantalo concredere sua consilia solitiis erat . . . quae Tan- talus ad homines renuntiavit. Vgl. den Anhang.

605. 0 hene wie trist. I 2, 41: o bene, quod non smn mecum conscendere passus.

607. Ueber Cytherea vgl. oben zu II 15. Zum Gedanken auch tib. I 2, 34 : celari vult sua furta Venus.

609. Diese cistae sind Kästchen und Behälter, in denen Reliquien und ge- heimnisvolle Geräte aufbewahrt wurden, und die in den Mysterien eine grosse Rolle spielten. Vgl. Catull. 64, 259: pars obscura cavis celebrabant orgia cistis. Vgl. die Erklärer zu Hör. carm. I 18, 12 und Otto Jahn im Hermes III (1869) p. 317—334.

si steht konzessiv, wie gleich nach- her V. 619: vgl. III 11.

610. Gemeint ist die wilde Musik, die bei den Mysterien der Ceres und der Kabeiren etc. von Bedeutung war. Unter aera sind zumal die cymbala und tympana zu verstehen, über die oben gesprochen ist (zu I 537 und 538).

vaesanis ictibus vgl. 1 538: adtonita manu.

613 f. Das Distichon schildert den Typus der nackten Venus, wie ihn Praxi- teles vorgebildet hat, s. Müller, Archäo-

logie der Kunst ^ p. 124. Vgl. Luc. amor. 13 (iu der Beschreibung der Kni- discheu Aphrodite) : r; ftkv oZv Ssos sv fteofp y.a&iÖovrai Ua^iag de /ud'ov ÜaiSa/.ua y.äÜ.iaTOV VTieQtjcfavov y.al oearjQÖri yi/.coTi ur/.Qov vrcofieiÖuöaa. Ttäv Si To y.aXXos avTi\5 dy.akvmoi' ovSeuiÜs tad'f^Tog durreyovarjs yeyv/urcoTui^ Ti/.r^v 6oa tT, erioq ytiQl ri]v aiöiö ?.f /.r; d'oTcos

eTTiypin^Teiv. Dieser Typus der Venus, der in der Knidischen Aphrodite des Praxiteles seine höchste Ausbildung er- halten hat, begegnet nun nicht nur in vielen Nachbildungen, sondern auch in manchen litterarischen Zeugnissen. Vgl. z. B. Apul. met. 11 17 : nee mora cum, Omnibus Ulis cibariis vasculis raptim remotis, laciniis cunctis siiis remidata, crinibus quam dissolutis ad hilarem Ins- civiam in speciem Veneris, quae mari- nos fluctus subit, pulchre reformata, paulisper etiam glabellum femitial rosea palmula potius obumbrans de industria quam tegens verecundia 'proeliare' in- quit 'et fortiter proeliare, nee enim tibi cedam nee terga vortam'. X 31 : stiper has introcessit alia visendo decore prae- pollens, gratia coloris ambrosei desig- nans Venerem, qualis fuit Venus, cum fuit virgo, nudo et intecto corpore pier- fectam formonsitatem professa, nisi quod tenui pallio bombycino inumbrnbat spec- tabilem pubem. Bei der Knidischen Aphrodite ist es übrigens die rechte Hand, die den Schoss deckt; vgl. Müller a. a. 0. p. 580.

613. pnhcs entspricht eigentlich dem griechischen 'uir^, steht aber hier meto- nymisch ebenso wie auch ijßi] nicht selten. Vgl. z. B. Arist. nub. 976. Aristot. bist, an. V 14 : t/7 roiyioaei tTjs '/'/:/'?».

614. Burmanns Anmerkung hier wiederzugeben, kann ich mir nicht ver- sagen: semireducta vero Venus est, eo corporis statu inclinata, ut capite paul- lulum prono, et ventre interius reducto,

II 606—630.

115

615 In medio passinique coit peciis: hoc quoque viso Avertit viiltus nempe puella siios. Conveiiiunt thalami furtis et ianua nostris. Parsque sub iniecta veste pudenda latet. Et si non tenebras, at quiddam nubis opacae 620 Quaerimus atqiie aliquid luce patente minus^

Tiinc quoque, cum soleni nonduni proliibebat et inibrem

Tegula, sed quercus tecta cibumque dabat, In nemore atque antris, non sub love, iuncta voluptas: Tanta rudi populo cura pudoris erat; 625 At nunc nocturnis titulos inponimus actis, Atque emitur magno nil nisi posse loqui! Scilicet excuties omnis ubiquaque puellas,

Cuilibet ut dicas 'liaec quoque nostra fuit'? Ne desint, ({uas tu digitis ostendere possis, 630 Ut quamque adtigeris. fabula turpis erit?

incurvetur, sinmlque laevani manum pubi opponat, ut solent puellae istiparti timentes.

616. Anders der Hirt bei Theokr. 1, 87 : cpTToXos tixx' iooQii ras ftrjy.dSas oia ßarsvvrat, räxerat 6(fd'aXuc6s. ori ov rpäyoi avTos fytvTO.

618. Der Vers erinnert an amor. 14, 47: sacpe mihi dominaeque nieae proper ata voluptas veste sub iniecta dulce peregit opus. Aehnlich auch her. 15 (16), 221 : rumpor et invideo . . . membra superiecta cum tua veste fovet. Prop. I 4, 14: gaudia sub tacita dicere veste übet. Vgl. auch Petron. 11. Theoer. 18, 19: Zavos TOI dvyürr]^ vtto rdv fiiav ixero ■/Xaivav. Ein anderer Geschmack bei Mart. XI 104, 7 : f'ascia te tunicaeque obscuraque pallia celant: at mihi nnlla satis nuda pxtella iacet. Hör. sat. II 7, 48.

619 f. Im Einklang mit amor. I 5, wo dieses Halbdunkel noch eingehender beschrieben wird, V. 3: j^^''^ adaperta fuit, pars altera clausa fenestrae, quäle fere silvae lumen habere solent, qualia sublucent fugiente crepuscula Phoebo, aut ubi nox abiit, nee tarnen orta dies: illa verecundis lux est praebenda puellis, qua. timidus latebras speret habere pudor. Ein etwas anderer Standpunkt bei Mart. XI 104, 5 : tu tenebris gaudes: nie ludere teste lucerna, et iuvat admissa rumpere luce latus. Vgl. auch Eur. fr. 524 N.^ (bei Stob. fi. 64, 10): // yu^ Kvttqis Tii- ifvy.E reo OY.oiM (piXr}, i6 füis S' dväyxrjv 7t^oaTid'r]ai ouxfQOVtTr.

621. timc in den Zeiten unkulti-

vierter Xatürlichkeit, von denen oben gesprochen ist: V. 473 ff.

622. Die einfachen Naturmenschen von damals lagerten sich im Schatten der Eichen und nährten sich von deren Früchten. Vgl. Tib. II 3, 69: gl ans aluit veter es et passim semper ama- runt. II 1, 37: his vita magistris de- suevit querna pellere glande fameni. Eicheln als Nahrung der alten Menschen erwähnt auch Juven. V 14, 184.

623. Vgl. Lucr. V 959: et Venus in silvis iungebat corpora amantum: conciliabat enim vel mutua quamque cupido vel violenta viri vis atque im- pensa libido vel pretiuni, glandcs atque arbita vel p)ira lecta. Prop. III 13, 33: his tum blanditiis fu rtiva per antra puellae oscula silvicolis empta dedere viris.

sub Jove = sub dio. Vgl. Ennius Epich. 8 (p. 168 Vahlen): istic est is Juppiter, quem dico, quem Graeci vo- cant aerem. , ,. ,,

625. titulos^ vgl. zu I 692. Auch actis ist im Sinne des mit seinen ero- tischen Abenteuern Renommierenden ge- sagt, 'Heldeuthaten'.

627. excutere steht hier in dem Sinne von 'durchmustern' wie bei Quint. I 4, 4: nee poetas legisse sat est: ex- cutiendum omne scriptorum gemis etc.

629. Zum Ausdruck vgl. das be- kannte Wort des Persius (1, 28) at pul- chrum. est digito monstrari et dicier liic csf.

630. fabula turpis eris vgl. Hör. epod. 11, 8: fabula quanta fuH epist.

116

Ars amatoria

Parva queror: fingunt quidam, quae vera negarent,

Et nulli non se conciibuisse ferunt. Corpora si nequeimt, quae possunt, nomina taugunt,

Famaque non tacto corpore crimen habet. 635 I nunc, Claude fores, custos odiose puellae,

Et centum duris postibus obde seras: Quid tuti superest, cum nominis extat adulter.

Et credi, quod non contigit esse, cupit? Nos etiam veros parce profitemur amores, 640 Tectaque sunt solida mystica furta flde.

Parcite praecipue vitia exprobrare puellis,

Utile quae multis dissimulasse fuit: Nee suus Andromedae color est obiectus ab illo,

I 13, 9. Tib. I 4, 83: i;«rce, iJiter, qiiaeso, ne turpis fabula fiam. Ov. am. III 1, 19: saepe aliqnis digito vatem designat euntem, atque ait hie hie est, quem ferns iirit Amor.' fabula, nee sen- tis tota iactaris in urbe. Aehulich ist Juven. IV 10, 167: ut piieris placeas et declamatio fias.

635. Die Imperative stehen wieder ironisch (vgl. zu V. 222): verwahre nur das Mädchen ihren Ruf kannst du ja doch nicht schützen.

aistos der ianifor: zu Y. 244.

Der ianitor wird odiosus genannt im Sinne der puella oder des Einlass begehrenden Liebhabers, wie III 601 : tristis custodia servi (vgl. III 587). Tgl. Hör. carm. III 16, 2: vigilum canum tristes excubiae. Auch Prop. II 23, 9 nennt in demselben Sinne den custos amarus. Daher auch die postes durae.

636. Vgl. ex Pont. II 2, 42: nee rigidam timidis vocibus obde forem.

641 702. Sechzehnte An- weisung. ^Vichtig ist. dass du deinem Mädchen ja nicht kürpcrliche Gebrechen oder Fehler zum Vorwurf machst (—642), nimm dir Rektor darin zum Beispiel ( 646). Auch gewöhnst du dich mit der Zeit an derartiges (—648), und ein Beispiel aus der Natur (—652) lehrt, wie die Zeit solche Fehler beseitigt ( 656). Auch musst du derartiges durch milde Bezeichnungen beschönigen und abschwächen (—662). Frage dein Mäd- chen nicht nach ihrem Alter ( 664), zumal wenn sie nicht mehr in der ersten Jugendblüte steht ( 666). Ge- rade dies ist übrigens das beste Alter (—668), da ertragt Beschwerden aller

Art und schonet weder Kraft noch Mühe (—674). In diesem Alter sind die Mäd- chen auch erfahrener in der Liebestech- nik ( 676), sorgen viel mehr für ein appetitliches Aeussere ( 678), sind raffi- nierter in der Kunst erotischen Ge- niessens ( 680) und gewähren dir die allein wahre, auf gegenseitigem Em- pfinden beruhende Wollust ( 682), wie sie weder die Knabenliebe bieten kann ( 684), noch ein Mädchen, das nicht hei der Sache ist ( 686) oder sich nur gezwungen hingiebt ( 688). Das ist nichts für mich, ich will die Beweise mitfühlender Wollust hei dem Mädchen sehen ( 692), wie sie eben gerade das schon gereiftere Alter gewährt (—694), wie icii den alten Wein vorziehe ( 696) und wie die Platane und das Gras erst Avachsen müssen, ehe sie gefallen ( 698). Zwar Hermione und Gorgo sind ihren Müttern vorzuziehen i 7(W3), aber wer auf reife Liebe ausharrend wartet, wird belohnt (—702).

641 ir. Was Ovid hier nur von der egoistischen Klugheit des Liebhabers verlangt, die körperlichen Fehler des Mädcliens zu ignorieren, wird von Horaz als Forderung der Humanität überhaupt, zumal im Verkehr mit unseren Freunden, hingestellt: Hör. sat. I 3, 41 54.

643—646. Zwei mythologische Bei- spiele : so handelte Persens , der die dunkle Farbe seiner Andromeda nicht hässlich fand, so auch Hektor, dem An- dromache nicht zu lang erschien. Ueber Persens und Andromeda vgl. zu I 53. Auch color ist dort erklärt. Vgl. den Brief der Sappho (her. 15. 35): 2)lacuit Cepheia Persco Andromede, pa- triae fusca colore suae.

II 631—657.

117

Mobilis in gemino cui pede piniia fuit; 645 Omnibus Andromaclie visast spatiosior aequo: Unus. qui modicam diceret, Hector erat. Quod male fers, adsuesce: feres bene; multa vetustas

Lenit, at incipiens omnia sentit amor. Dum novus in viridi coalescit cortice ramus, 650 Concutiat tenerum quaelibet aura, cadet; Mox etiam ventis spatio durata resistet

Firmaque adoptivas arbor habebit opes. Eximit ipsa dies omnis e corpore mendas, Quod(iue fuit vitium, desinit esse mora: 655 Ferre novae nares taurorum terga recusant; Adsiduo domitas tempore fallit odor. Nominibus mollire licet mala: 'fusca' vocetur,

644. Vgl. Hes. sc. 220: dficfl Sh

nooalv */£ TixeootvTa TveSiXa. Ov. met. IV 665: pennis itgat ille rcsimiptls parte ab läraque pedcs, teloque accingitur unco et liquidum niotia talarihus aera findit. Mit diesen Flügelschuhen (talaria) wird Perseus auch meist abgebildet, lieber die Herkunft dieser niäda vgl. Apollod. II 39.

645. Die grosse Gestalt der Andro- maclie, sicher unter dem Einflüsse der Bühne entstanden, wird auch III 777 erwähnt. Vgl. Dares cap. 12: Andro- niacham oculis claris candidam long am formosam modestam sapientem pxidicam blandam.

Bei Mart. III 76, 4 erscheint sie als junges schönes Weib, im Gegensatz zur Hekuba {cum j^ossis Hecuhen, non potes Andromachen).

Vgl. auch Tzetz. posthom._368 : Av- Spofiäxri d' cuaavrcoi yooyfi Ö' i]i', fisaot]- ^i^, fidy.ooy.'is, xaQieoaa, TCaQrfiu d' eixs yeMÖfra.

Ovid selbst ist übrigens sein eigener gelehriger Schüler, vgl. amor. II 4, 33: tu, quia tarn longa es veteres heroidas aeqiias, et potes in toto multa iacere toro.

649. coalescit technischer Ausdruck ton dem Anwachsen des Pfropfreises {noviis ramus), vgl. Columella de arbo- ribus cap. 27 : veluti quandam legem sanxerunt eos tantum surculos coales- cere, qui sint cortice ac libro ac fructu consimiles iis arboribus, quibus inse- runtiir. Suet. Octav. 92: enatam inter iuncturas lapidum ante domum suam palmam in compluvium deorum, Fena- tium transtulit; utque coalcsceret, ma- gnopere curavit.

650 f. Die Abwechselung von aura und ventus ist nicht zufällig, vgl. Bur- manns Anmerkung.

652. adopticas mit sehr anschau- lichem und netten Bilde : das Pfropfreis wird vom Baume gleichsam adoptiert. So spricht Plinius bist. nat. XVI 1 (prooem.) in diesem Sinne von adoptio et connubium; vgl. Colum. X 38. Ov. med. fac. 5: cultus et in pomis sucos emendat acerbos, fissaque adoptivas accipit arbor opies. rem. am. 195: vene- rit insitio: fac, ramum ramus adop- tet. Martial. XIII 46: vilia maternis fueramiis praecoqua ramis: nunc in adopti vis Persica cara sumus.

657 ff. Die.se Verse bilden die Fort- setzung der in V. 641 f. gegebenen Vor- schrift: nicht nur ignorieren soll man etwa vorhandene körperliche Mängel der 2)uella, sondern sogar beschönigen und mit solchen Namen benennen, dass sie fast als Vorzüge erscheinen. Vgl. mit dem ganzen Passus die interessante Stelle bei Plato in der Republik V 474 d: r] ovz ovrco ttoieIts ttoo^ roi'S ya- lovg 6 /uev, oTi aiuös. enixu^ie xXrjd'eis ETtaivsd'rjaerat vcf' vficöp, rov öe to y^v- Tiov ßaatXiy.ov wäre e'ivat, Tov 8e Örj dia fiaaov rovTCüv EUfier^oTaTa exeiv, /usAa- vus öe avSoiycovs iSelp. Xevuovs Öe ü'ewv 7t alSas Eivai' fiE%r/Xa)()Ovs 8e xal rov- vo/ua oiei rivos dkXov Ttolrifia sivai rj soaarov vTioaooi^oftevov re aal sv/^eqms (fSQOVTos rfjv Mxporrjra, kdv snl di^a 71 ; xal EVI Xuyco Tidaas rc^ofdasis rfQowa- ai^ea&e re xul rtdaas fcovas d(ftEre, coare firjSsva dn:oßd}.Xeiv tcüv dv&ovvTMi^ ev d>Qa. Solche VTTOicoQiafiara liest man dann auch bei Lucret. IV 1160—1170:

118

Ars aiuatoria

NigTior Illyrica ciü i)ice sanguis erit; Si paetast, "Veneri similis', si rava, 'Minervae'; 660 yit 'üTacilis'. macie quae male viva siiast ;

Die 'habilem', qiiaecumciue brevis, quae turgida. ""plenam'.

nigra melichrus est, immunda et fetida acosmos. caesia Falladiuni, nervosa et liynea dorcas, jMrvula, 2)ni)iUio, charifon mia, tota merum sal, magna atque in- manis cataplexis ple)iaquc honoris, halba loqui non quit, traulizi, mnta pudens est; at flagrans, odiosa, loqaacula, Lam- 2)ad'mm fit. ischnon eromenion tum fit, cum vivere non quit prae macie (Ov. 660): rhadine vcrost iam mortua tussi. at tumida et tnammosa Ceres est ipsa ab Jaccho, simula Silena ac saturast, labeosa philema. cetera de genere hoc longumst si dicere coner. Hör. sat. I 3, 38 53: illuc praevcrtaynur , ama- torem quod amicae turpia decipiunt cae- cum vitia, aut etiaiii ipsa haec delectant, veluti Balbinum polypus Hagnae. vellem in amicitia sie erraremus et isti errori nomen virtus posuisset honestum. at j)ater ut gnati, sie nos debenms, aniici si quod sit vitium, non fastidire: stra- bonem appellat 'jxwtuni pater et 'puUum', male parvus si cid filius est, ut aborti- vus fuit olim Sisyphus: hunc 'varmn distortis cruribiis; illum baJbutit 'scau- rum\ p)ravis fultum male talis. j^'^'t'cius hicvivit: 'frugi dicatur. ineptus et iac- tantior hie pxndo est: ' concinmis' ami- cis postulat ut videatur. at est trucu- lentior atque plus aequo über: 'simplex fortis'que habeatur ; caldior est: ^acres inter numeretur.

657. /wsca vgl. den Brief der Sappho (her. 15), 35: placuit Cepheia Perseo Androniede, patriae fusca colore suae.

658. Sprichwörtlich, wie bei uns, vgl. schon Hom. IL IV 277 : jue/.arTsoov TJvTe Tiiaaa.

Ov. her. 17 (18), 7 : caelum pice nigrius. met. XII 402: pice nigrior atra. Mart. I 115, 5.

059. paetus ist an sich schon eine mildere Bezeichnung für strabo 'schie- lend'. Vgl. Cic. de nat. deor. I 29, 80: si non tarn strahunes. at piaetulos esse arbitramur (sc. deos)? Hör. 1. 1.: stra- bonem appellat 'pactum' pater, wozu der Comment. Cruquian. sagt: strabo dici- tur, qui est distortis oculis; paetus autetn, qui est oculis leviter declinatis, cuique huc atque illuc tremuli ccleriter volvuntur. Vgl. auch Plin. nat. hist.

XI 37, 55: tini animalium homini de- pravantur oculi, unde strabonum et pjaetoru m cognomina.

Veneri similis der Liebhaber soll also durch die jjaeta imella an das vyQÖv im Blicke der Aphrodite erinnert werden. Dieses schwer definierbare vyQÖv wird häufig erwähnt; vgl. Boeckh zu Pind. Pyth. 1, 8: r/o« ofiuara sunt natantia et languentia libidine et desiderio, unde

vyQOfü'fü.uos, vyoov ooäv, vyoöv ß/.i/nua,

vyoi,£ TTÖdoi et similia. Nach der hier angegebenen Vorschrift handelt Habin- nas bei Petron. cap. 68: nam quod stra- bonus est, non curo: sicutVe7ius spectat.

Als pacta erscheint Venus auch sonst, vgl. Priap. 36, 4. Varro bei Priscian. VI 17 (Gramm. Lat. ed. Keil II 1, p. 209) : non haec res de Venere pacta strabam facit?

7-acus wird von Xonius p. 164 durch fulvus erklärt. Hier ist es von einem unangenehm stechenden Blick gebraucht. Bei Horaz ist es Beiwort des Löwen (epod. 16, 33) und des Wolfes (carm. III 27, 3). Vgl. Plin. hist. nat. XI 37, 55 (148). Ausführlich handelt über das Wort Haupt, opusc. III 346 ff. Zur Sache vgl. Priap. 36, 4: Minerva ravo luniine est. Venus ])aeto.

Die Zusammenstellung der Augen der Aphrodite und der Pallas ist schon aus dem anakreonteischen Gedicht be- kannt, 15 (28j, 18: de ßlifi/ia vvv dXr^&aJi uTio rov TtvQOi Ttoir^aov, äfia y/.avy.oy, coi 'A&i^i'ri. ciita 5' vy^ov, <o£ Kvd'r^or^i.

660. Erinnert an Lucrez IV 1158: ischnon eromenion tum fit, cum vivere non quit ^jro macie.

661. Ovid befolgt selbst seine An- weisungen, vgl. amor. II 4, 35: haec habilis brevitate suast: corrumpor utra- quc; conveniiint voto longa brevisque meo.

plenam meint zunächst eine reich- liche Fülle und Rundlichkeit und kommt damit so ziemlich auf das hinaus, w'as bei Terenz Eunuch. II 3, 24 (315) eine virgo habitior p>aulo ist, was Donat er- klärt: i>/t'na et pinguis. In diesem Sinne spricht Pliuius von pleyiitudo, nat. hist. XI 37, 216: homo crescit in longitu- dinem usque ad ter septenos annos, tum

II 658—677.

119

Et lateat ^-itillnl proximitate boni. Nee quotus annus eat, nee quo sit iiata require

Consiüe. quae rigidus miinera ceiisor habet. 665 Praecipiie si flore earet. meliiisque peractum

Tempus, et albentes iam leg'it illa eomas. Utilis, 0 iuvenes, aut haec aut serior aetas:

Iste feret segetes, iste serendus ager. Dum vires anuique sinunt, tolerate labores; 670 Iam veniet taeito eurva seneeta pede. Aut mare remigiis, aut vomere findite terras,

Aut fera belligeras addite in arma manus, Aut latus et vires operamque adferte puellis:

Hoe quoque militiast. hoe quoque quaerit opes. 675 Adde, quod est illis operum prudentia maior

Solus et, artifices qui faeit, usus adest; Illae munditiis annorum damna rependunt

deinde in plenitudinem. Wenn mau will, kann man aber auch hier einen Scherz erblicken, ä& jjIohi aiich die Frau in gesegneten Umständen bedeutet, vgl. z. B. Ov. raet. X 469: (Myrrha) jj^en« 2}atris thalamis exceäit et iDipia diro semina fert utero und sonst.

663. Eine recht modern klingende Warnung, vgl. die Einleitiing p. XX. Dass die Körner ihre Jahreszeitrechnung durch die jeweilig fungierenden Con- suln bestimmten, ist bekannt. Vgl. Hör. carm. III 21, 1 : o natu mecum consnle Manlio. epod. 13, 6: tu vina Torquato move consule pressa mco.

664. In den Personallisten der Cen- soren war auch das Geburtsdatum der Inskribierten angegeben; vgl. Plin. bist, nat. VII 49 (50). Ulpian. dig. de cens. L 15.

667. serior vgl. unten V. 701 und zu I 65.

669 f. Vgl. Tib. I 1, 69: interea, dum fata sinunt, iungamus amores. iam veniet tenehris mors adopcrta capnt; iam subrepet iners aetas nee amare de- cebit. Prep. II 15, 23: dum nos fata sinunt, oculos satiemus amore : nox tibi longa venit, nee rcditura dies.

670. Der Vers ist nachgeahmt von Lygdamus 5, 16: nee venit tardo curva seneeta pede. Vgl. Zingerle, Ovid etc. I 47.

672. Zum Ausdruck vgl. Ov. am. III 8, 48: quo tibi, discordes addere in arma manus. I 7, 1 : adde mamts in vincla meas.

673. latus et vires Hendiadyoin vgl. oben zu V. 413.

674. Vgl. oben zu V. 233.

675. opermn lirudentia sagt der Dichter mit Absicht für das üblichere rem Dl prudentia (Verg. ge. I 416: in- geniwn aut rernm fato prudentia maior und häufig), denn opus steht oft von den res Veneris (Ov. rem. am. 431), so schon bei Plautus, vgl. asin. V 2, 23 (873) : 02)ere illic foris faciundo lassus noctu ad me adcenit. Ov. am. III 14, 27 : indue cum tunicis nietuentem crimina vultum et pudor obscenum diffiteatur opus. Mart. VII 18, 5 : accessi quotiens ad opus mixtisque movetur iitguinibus cunnus etc. XI 60, 7: at Chione non sentit opus. 81, 3 u. s. Zur Sache vgl. auch Luc. amor. 25: ywrj . . . y.uv Tcao- äXd'n xa rTjs 'Co^a^ , ofccoQ „^ sfiTCstoia £;(si 11 Xs^ai TCüv vecov ao(fcör£Qov^'.

676. Dass Erfahrung die beste Lehr- meisterin sei, ist eine alte Sentenz. Vgl. Eur. Audrom. 683: /) 8' d/xdia Träi^xcuv ßooToiai yiyverai ÖtSday.a/.Os.

Cic. de orat. I 4, 15: ... ut ad eam doctrinam, quam suo quisque studio assecutus esset, adiungeretur usus fre- quens^ qui omnium magistrorum prae- cepta superaret. Caesar BC. II 8, 3: es^ rerum omnium magister usus. Vgi. auch die Einleitung p. XVI.

677. munditiis darüber vgl. die Einleitung p. XII. Zur Sache auch TertuUian de cult. fem. II 9 (ed. Oehler 1726): contra si forma deficit, admini- culum nitoris quasi de suo gratiam sup- plet. aetates denique requietas iam et

120

Ars amatoria

Et faciunt cura, ne videantur anus, Utque velis, Venerem iungunt ])er mille figuras: 680 Invenit pliires nulla tabella modos; Ulis sentitur non inritata voluptas:

Quod luvet, ex aequo femlna virque ferant. Odi concubltus, qui non utrumque resolvunt

(Hoc est, cur puerl tangar amore minus);

in portiim modestiae suhductas splendor et dignitas cultus avocant et severifatem appetitionihus inquietant , compensan- tibus scilicet habittis irriiamenfa pro frigore aetatis.

annorum damna vgl. Enfinns AP. V 61, 1 : dl)' ixt TtoXXd Xeixiava t^s TtooT£pT]g aoj^ETai fiXiy.ir^s.

679 f. Vgl. Ov. trist. 11 523: sie, qiiae concubitus varios venerisque figuras exprimaf, est aliqüo parva tabella loco.

680. tabella bezeichnet hier eine bildliche Darstellung- von erotischen Stellungen ; auch das Altertum hatte seinen Aretino. Solche obscüne Minia- turbilder werden z. B. von Parrhasius erwähnt, nach einer oft citierten Stelle des Plinius, bist. nat. XXXV 10, 72: pinxit et minoribns tabellis libidines eo genere petulantis iocis se reficiens ; dazu vgl. Prop. ni 9, 12: Parrhasius parva vindicat arte locum. Etwas anderer Art ist die tabula picta bei Ter. Eun. III 5, 36 {uhi inerat pictura haec, lovem quo pacto Danaes misisse aiunt quon- dam in gremium imbrem aureum). Aber in dem Ovidischen Sinne verstehe ich Prop. II 6,27: quae nianus obscenas depinxit prima tabellas etc. Vgl. auch Sueton. Tib. 43: cubicula pluri- fariani disposita tabellis ac sigillis lasci- vissimamm picturarum et fiyurarum adornavit librisque Elephantidis in- sfruxit: ne cui in opera edcnda exem- plar wiperatae schemae deesset. 44: Parrhasii quoque fabulam, in qua Me- leagro Atalanta ore morigeratur, . . . in cubiculo dedicavit.

modos wird noch näher erklärt durch m 787: mille modi Veneris: simplex minimique labm'is, cum iacct in dextrum semisupina latus. Vgl. auch am. III 7, 64: quos ego non finxi disposuique modos ! III 14, 24 : inque modos Venerem mille figuret amor.

681. Zii sentitur vgl. unten III 793: sentiat ex imis Venerem resoluta me- dullis femina. III 797: tu quoque, cui

Veneris sensum natura negavit. Mart. XI 60, 7.

682. ex aequo vgl. hierzu die Ein- leitung p. XI. Dieselbe Anschaming iinten III 798: sentiat ex itnis Venerem resoluta medullis femina, et ex aequo res iuvct illa duos.

Zur Sache vgl. auch Arist. Lysistr. 165 : ov ydo ovÖeTVot" svcfQavd'riaeTai dvrjo, edv firj rrj yvvaiyX avfj.(ffor^.

683. odi. Ueber diese Wendung vgl. Kothstein zu Prop. I 1, 5.

qxme non utrumque resolvunt vgl. Achill. Tat. II 37 und Chariton 118,4: . . . Xaioias y.((l KaXli^ör], Tia^aTiXrjoiav eoyov ooufjv ttoos Tr;v aTtoXavaiv dXXr]- }.u)v, iaooQ07io£ Se ETiid'v/.ua ttjv avvov- aiav ETToirjaev ovy. a^yrjv.

684. Man vgl. die Einleitung p. XTT und erinnere sich, dass die Diskussion der Frage, ob die Liebe zu einem Mäd- chen oder zu einem Knaben den Vor- zug verdiene, ein sehr beliebtes Thema erotischer Rhetorik war. Der Stand- punkt, den Ovid hier vertritt, findet eine eingehende Begründung bei Lucian. amor. 25 ff. Darin auch cap. 27 unserer Stelle entsprechend: ri S' ov/\ növ rßo-

vcüv y.etl ras dtniTta&eTi fiETaStcoy.reov,

ETtElSdv ig laOV TOli SlfCTld'ElaiV Ol Tld-

aj(0VTES EV(fQaivojvTai ; . . . al /nev ovv yvvaiy.Eloi avvoSoi Tr,s aTioX.avaeüys avri- Soaiv ofioiav s%ovaiv u}.XrJ.ovs yd.Q i^ iaov dia&evres r^Sieog aTirjÄXdyTjaav, ei ye /ufj Sixaarf] TEiQEoiq TiQOOEy.TEov, dzt rj 0'r,XEia Tf^yt» oXr^ ftoioq TtXsovsy.rel rfjv uooEva. y.uXov (f olficti, fifj (pü.avTcos UTtoXavaai & eXrja avT as , öncos iSiq it- y^or^axov dnoiaovxai, ay.orcEiv öXr]v Ttn^ä rov Xaf^ißävovTas fjSovriv, dXX e-aeIvo /he- QioafiEvovs ov Tvyydvovaiv dvTiTcaQaayelv ofioia. tovTO b' ovy, dv inl rcaiSiov e'iTcoi, TIS, ovy, ovro) fiifiijfEV, dX.X' 6 fiEV dta- &eig, rj vofiit,£i ttote ravra, xrjp ^dovijv E^ai^Exov Xaßciiv aTTEoyExai, x(ö d' vßQia- (levot yax' uoydi fisv oSvvai xnl Säxova^ fiix^ov Ö' vTiö yoövov xrjs dXyrjSövOS ;t«^«- adarjs tiXeov, loi (paaiv^ ovSev dv oX^-V' OEias, rßoi-'fj d' ovo" fjxiaovv. el Se Sei

n 678—696.

121

685 Odi, quae praebet, qiüa Sit praebere necesse, Siccaque de laiia cogitat ipsa siia; Quae datur officio, non est mihi o^i-ata voluptas:

Officium faciat nulla puella mihi! Me voces audire iuvat sua gaudia fassas; 690 Atque, morer. me, me sustineamque. reget! Adspiciam dominae victos amentis ocellos:

Langueat et tangi se vetet illa diu. Haec bona non primae tribuit natura iuventae, Quae cito post Septem histra venire solent: 695 Qui properant, nova musta bibant; mihi fuudat avitum Consulibus priscis condita testa merum!

yal TTE^itoyoTEQOV siTtslf 8sl de ev 'A^poSiTr;? TSjuivei yvraiy.l ftiv, a> KaJ.hy.QmiSa, y.al TraiSiy.oJTSpov /ocöfis- i'Of s^eariv tv^oar&rfat §i7c).uaias dno- lavaecüa 6§ovs dvot^avTa, zo Ös u^qev ovSevl TOOTTM ya^ittTai ■d'r^/.eiav ciTTÖ-

kavaiv. Erinnert sei auch au Achill. Tat. II 35: 7i(öi SoiitvTs^oi' (sc. t6 twv

TiaiScov y.äXXoi), tiye Tinoay.vuav uövoi' oi'/£T«« y.al oi'y. aTto/.aioai SiScoai tcö cfi- ?.ovvrt^ d?./.' soiy.s t(Ö tov Tairdkov tico- uarii TCoXXäxtä ya^ ev qj TTivercu rce^evye, y.al aTirjh&ev 6 e^aaTi]s ovx evocov rcielf ' ro ^ tri Tuvofievov d^rrd^erat tcoIv dv 6 Ttivcov y.o^eod'i;, y.al ovy. sariv dno TiaiSos uTieX&eiv soaOT>]v dlvTtov 'iyßTna Trjv rßovTji' ' y.aTa'/.eiTrei yu^ eri Sixl'iövra.

6S5. Vgl. die Einleitiing- p. XH.

686. Der Ausdruck erinnert zwar an das bekannte Horatianum (^ep. I 18, 15) : alter rixafur de lana saepe caprina, doch kommt es dort mehr daraiif an, dass mit allerlei Spitzfindigkeiten [nugis arniatus) eine zweifellos falsche Be- hauptung verfochten wird. Bei Ovid hat die Wendung nichts sprichwörtliches mehr, sondern es w-erden nur diejenigen Mädchen getadelt, die ihren Leib ohne entgegenkommende Zärtlichkeit preis- geben und dabei nm- an ihre Triviali- täten denken. So ist bei Mart. XI 60 die Chione: at Chione non sentit opus nee vocibus ullis adiuvat; absentem mar- moreamve putes. Das Gegenteil z. B. Ov. met. IX 483: gaudia quanta tuli! quam me manifesta libido contigit! xd iacui totis resoluia meduUis! ut memi- nisse iuvat!

sicca kalt, gefühllos, wie Prop. 11 12, 17: quid tibi i}(cundumst siccis ha- bitare medullis? Mart. XI 81, 2: et iacet in medio sicca puella toro.

Das Gegenteil bei Mart. XI 16, 7:

tu quoque nequitias nosfri lususque libelli uda puella legas, sis Patavina licet.

689, Vergleiche, um aus den vielen Parallelen eine herauszugreifen, den Brief der Sappho iheroid. 15) V. 129: oscula cognosco, quae tu commiftere Unguae aptaque consueras accipere. apta dare ; blandior interdum verisque simil- lima verba eloquor, et vigilant sensibus ora meis: ulteriora pudet narrare sed omnia fiunt. et iuvat, et sine te non licet esse mihi.

_ voces wie bei Theokrit (2, 110) Si- maitha von ihrer Liebe erzählt : yal -la/v yoids ercl yocotl nertaiveno, y.al rd Ttqö- aioTia ü'eQuoTEQ' r^s ?; TTQoa&e y.al kxi.' i- d'voiabouss ad v. 27, 66 : wa ot fiev yjjjeoolaiv iaivouevoi usXeeaaiv dXXrjXois y.'id'ipi^Of, ai'voTO de (fcöoioi eiyrj.

694, lustra vgl. Hör. carm. II 4, 22: fuge sus2}icari. cuius octavum frepidavii aetas clandere lustrum. Vgl. unten III 15.

696. Man schrieb bekanntlich die Namen der Consuln, in deren Jahr der "Wein gewonnen war, zur Bezeichnung des Jahrgangs auf die Krüge. Vgl. Galen. XIV p. 25 : rcöv oifMv lüv 0a- Xeoivcof ty.doTOv rf^v riXiy.iav dpayiyvcoa- y.coi' erctyeyoauuevr^v loii y.eoafiioii. Hor. carm. III 21, 1: o nata mecnm consule Manlio . . . pia testa. epod. 13, 6: tu vina Torquato move consule pressa meo. Tib. n 1, 27 : nunc mihi fumosos veteris profcrte Falernos consulis et Chio sol- vite viticla cado.

Das sind die litteratae fictiles epi- stulae pice signatae, wie Plautus hübsch sagt (Poen. iV 2, 14 = 835). Mehr über diese amphorae litteratae s. bei Mar- quardt, Privataltertümer, 2. Autl. von Mau I p. 462 f., wo aiich Nachweise über derartige Fiinde angegeben sind.

122

Ars amatoria

Nec plataniis, iiisi sera, potest obsistere Phoebo, Et laedunt nudos prata novella pedes.

Scilicet Heriiiionen Helenae praeponere posses, 700 Et melior Gorge quam sua niater erat?

At Venereni quicuiiKiue voles adtingere seram, Si modo duraris, praemia digna feres.

Conscius, ecce, duos accepit lectus amantes:

Ad thalami clausas, Musa, resiste fores!

705 Sponte sua sine te celeberrima verba loquentur,

avitum vgl. auch Ov. fast. V 517: quaeque puer quondam j^rimis diffuäerat annis, prontit fnmoso condita vina cado. Mart. XI 2(). 8 : hasla da nobis vetulo , puer, nda Fiderno.

697. Ueber Phoehus = Sol vgl. Preller-Jordaii RM => I 307. II 372. Hier metonymisch für Soniieiiglut, vgl. zu I 401. Hör. carm. III 21, 24: dum rediens fugat astra Phocbus; auch im Carmen saeculare M^erden beide identi- ficiert. Ov. rem. am. 256: nec subito Phoebi jicillidus orbis er it. met. II 110.

698.^ Aehnlich ist Theokr. 4, 50: ■d'äaat fi oj KoQvSojv 7t or reo ^w9 ' u yaQ a.y.uvd'a drjuoT fi cob' irräTa^' vrco 10 acpvQÖv y.xX.

699. Scilicet steht wie meist mit leiser Ironie : solltest du indessen wirk- lich die Hermione und Gorge ihren Müttern vorziehen können nun gut denn: aber (701) vorzuziehen ist die Venus sera, die dir vollen Lohn ge- währt, falls du nur ausharrst.

Ueber Hermione, die Tochter der Helena, vgl. oben zu I 745.

700. Ein schwieriger Vers. Gorge ist bei Ov. her. 9, 165 Schwester der Deianira, demnach die Tochter des Oineus und der Althaia. Vgl. Apoll. I 64 : OlvBvs Ös ßaacXtvcav KaXvSdivos . . . yri/itas Si 'AX&uiav rfjv &eariov yewä . . . y.al i)'vyart^a Pö^yrjv. r^v 'AvS^ai- ficov i-yT]fie, y.ul Jr^iuveioav. Ihr Und

des Andraemon Grab erwähnt Paus. X 38, 5. So oft Althaea und Gorge auch erwähnt werden , näheren Aufschluss über unseren Ovidvers gewährt keine Stelle. Vgl. Aristoteles im ntTikos (ap- pend. anth. 9, 42 = Jacobs II 752, Cougny III 104) : vlov vTtsoü'vfiov 'Av- S^ai/novos t/Si d'vyai^o? FÖQyr^s t^» OIvecos ^Se xövis y.are/Ei. Nonn. XXXV 84. Lycophr. Alex. 1013. Diod. Sic. IV 34. Schol. IL IX 584. Vgl. dazu Rohde Gr. R. 81, 1.

701. seram vgl. zu V. 667.

703 732. Siebzehnte An- weis u n g. Erotische Einzel Vorschriften erteilt Ovids Muse seinem mit der Ge- liebten auf dem gemeinschaftlichen Lager vereinten ZögHng ( 704). Lie- besgeflüster und erotisches Spiel der Hand ( 708), wie es Hektor mit An- dromache that ( 710) imd Achüles mit der Briseis { 716). Aber nicht zu grosse Eile bei dem Werke der Liebe sondern langsames Auskosten aller ero- tischen Einzelgenüsse ( 724). Gleich- zeitig ist das Ziel zu erreichen, dann erst ist die Wollust vollkommen ( ^732). Vgl. den Anhang.

703. conscius mit neckischer Per- sonifikation des Lagers, wie auch sonst, vgl. Philodemos AP. V 3, 5: ov S' ä (pi).EQa.aTQLa y.oixr^, rjö/] Tt]S Uafitjs 'la&i lEiTiofiEva. Prep. II 15, 1: 0 Wie felicem, o nox milii Candida, et o tu, lectule, deliciis facte beute meis. Mart. X 38, 6: 0 qnae proelia, quas utrimque 2)ugnas fclix lectulus et lucerna ridit.

Aehnlich ist die Personifikation der Lampe im fünften Buch der Anthologie (z. B. 3. 4. 127) und bei Musaeus etc. Vgl. auch Mart. XIV 39 : [lucerna cubi- cularis] dulcis conscia lectuli lucerna und zu I 245.

704. Ovids Muse macht an der Thür des Schlaf gern achs Halt, um dem Jüngling durch ihre Einflüsterungen Unterweisungen in der erotischen Tech- nik zu geben: so gestaltet sich das Folgende scherzhaft zu einer Art Epi- thaiamium.

clausas fores neckisch und mit Laune, man denkt unwdllkürlich an den Hochzeitsscherz bei Theokrit 15, 77: ^ivbov Tiäaat 6 rdv vvor ein utio-

705. Vgl. oben I 610: sponte di- sertus eris. Zur Sache vgl. Ov. am. II 19, 17. III 7, 11: et tnihi blanditias

Li 697—722.

123

Nee manus in lecto laeva iacebit iners; Invenient digiti, quod agant in partibus illis,

In quibns occulte spicula tingit Amor. Fecit in Andromaclie prius hoc fortissimus Hector, 710 Nee solnm bellis utilis ille fuit ;

Feeit et in capta Lyrneside magnus Achilles.

Cum premeret möllern lassns ab hoste torum: Ulis te mauibus tangi, Brisei. sinebas,

Inbutae Phiygia qiiae nece semper erant; 715 An fuit hoc ipsum. quod te. lasciva, iuvaret,

Ad tua vietrices membra venire manus? Crede mihi, non est Veneris properauda voluptas,

Sed sensim tarda prolicienda mora. Cum loea reppereris, quae tangi femina gaudet, 720 Non obstet, tangas quo minus illa. pudor; Adspieies oculos tremulo fulgore micantes,

Ut sol a liquida saepe refulget aqua;

dixit, dominumque vocavif, et quae praeterea publica verha (vgl. ars 1 144) iuvant. III 14, 25: Ulk nee voces nee verha iuvantia cessent, spondaque las- civa mobilitate tremat. Juven. 11 6, 196: quod enim non excitat inquen vox blanda et nequain? Prop. 11 15, 3: qtiam multa apposita nai-ramus verba hicerna . . . 7: illa meos soiuio kq^sos patefecit oeellos ore suo et dixit 'sicine lente iaces' ? Mart. XI 29, 3: nam cum nie murem^um nie tua lumina dicis.

706. Die manus laeva (vgl. auch Y. 614) -n'ird bei solcher Thädgkeit mit Vorliebe verwendet. Vgl. Lucil. VIII 270 Lachm. (VIIMülL): tum latu' com- ponit lateri et cum pectore pectus . . . laeva manu lacrimas mutoni abstergit aniica (so ist zu lesen nach Marx, studia Luciliana Bonn 1882 p. 2 f.). Petron. 86. Ov. am. III 7. 74. Mart. XI 58, 11.

Sie heisst daher auch manus futu- trix (3Iart. XI 22, 4) und erscheint auch noch in anderer, noch bedenklicherer Thätigkeit; vgl. Mart. II 43, 14: at mihi succurrit pro Ganymede manus. IX 41, 1: Fontice, quod nunquam fu- ttiis, sed x>Mice laeva uteris et Teneri servit amica manus etc. XI 73, 3: cu))i frustra iacui longa prurigine tentus, succurrit pro te saepe sinistra mihi. Zu allen diesen Stellen vgl. noch carm. Priap. 33, 5: turpe quidem factu, sed ne tentigine rumpar. falce mihi posita fiet amica manus. Eubul. fr. 120, 5 (Fr.

Com. Gr. II p. 207 Kock). Aristoph. equ. 24.

708. Ueber die sjncula vgl. oben V. 520. Ov. am. I 1. 22 : Prop. II 13, 2 : sjncula quot nostro pectore fixit Amor.

709 ff. Ueber die Antithesen vgl. zu I 13 und die Einleitung p. XXI.

709. Umgekehrt Ov. am. I 9, 35: Hector ab Andromaches complexibus ibat ad arma, et galeam capiti quae daret, uxor erat.

710. bellis mit neckischem Wort- spiel, da auch die hier gemeinte Thätig- keit oft als ein bellum bezeichnet wird, vgl. z. B. CatuU. 66, 13: dulcia noc- turnae portans vestigia rixae. quam de virgineis gesserat exuviis. Prop. 11 15, 4: quantaque sublato lumine rixa fuit; nam modo nudatis mecumst luc- tata papillis. Hör. carm. I 6, 17: p)-oe- lia virginum sectis in iuvenes unguibus acrium. Tib. I 3, 64.

711. capta Lyrneside d. i. Briseis : vgl. zu n 403. Zur Sache vgl. Ov. am. l"9, 33: ardet in abducta Briseide ma- gnus Achilles. H 8, 11. her. 3, 137.

714. Phrygia zu I 54.

717 f. Diese Anweisung sehen w z. B. Properz bestätigt, 11 15, 6: in- terdum tunica duxit operia moram.

7 19 f. Vgl. amor. I 5, 19: quos umeros. quales vidi fefigique lacertos, form<t pnpillarum quam fuit apta premi.

721. Vgl. oben V. 691 f. und Achill. Tat. II 37.

124

Ars amatoria

Accedent questus, accedet amabile murmur

Et dulces gemitus aptaqiie verba ioco. 725 Sed neqiie tu domiiiam velis maioribus usus

Desine, nee cursus anteeat illa tuos: Ad metam properate simul! tum plena voluptas,

Cum pariter victi femina virque iacent. Hie tibi versandus tenor est, cum libera dantur 730 Otia, furtivum nee timor urget opus; Cum mora non tutast, totis ineumbere remis

Utile et admisso subdere ealcar equo.

Finis adest operi: palmam date, grata iuventus, Sertaque odoratae myrtea ferte comae! 735 Quantus apud Danaos Podalirius arte medendi,

723 f. oaQioTvi vgl. V. 705 und III 795.

727. ad mefam j)rnperate siimd zu dem Bilde vgl. das Epigramm des Dios-

korides AP. V 54 : JconiSa rrjv ood'6- TTvyov vTis^ keyjiov Siatsivai uf&eaiv ev '/Xoe^oTi d&dvaios yeyova. rj ydo vrre^- (pvieaai (leaov Siußäaä /tie Tcoaaiv 7]i/v- a ev dx^ivscüs rov Kv7t^i8os 8 öXcxov . ofifiaai void'Qn. ßXeTCovaa.

plena voluptas vgl. Petron. 86 : coi- tum plenum et optahilem.

728. Vgl. das eben citierte Epi- fiframm AP. V 54, 7 : fiexgn d7iE07Teia&)] Xevicdv fievoi df.tcpo'itQoiaiv^ >cal ^cooli Tta^szois ei,e-/,v&r] fieltoi. Ov. am. I 5, 25: lassi requievimus amho.

731. cum mora non tutast Wann dies der Fall ist, lehrt anschaulich Hör. sat. I 2, 127 : nee vereor, nc, dum futuo, vir rure recurrat, ianua frangatxir, latret canis, undique magno pulsa do- mus strepitu resonet, vepallida lecto de- siliat mulier, miseram se conscia clamet, cruribus haec nietuat, doti deprensa, egomet mi. discincta tunica fugiendumst ac pede nudo, ne nummi ])creant aut puga aut denique fama.

Aehnliche Situationen begegnen uns öfter, vgl. nur Prep. II 23, 19: timeo: propera iam surgere, quaeso: infelix. hodie vir mihi rure venit. Hör. sat. II 7, 56 ff.

Der Hexameterausgang ineumbere rem,is steht auch hei Vergil. Aen. V 15; vgl. X 294.

732. Ueber admisso vgl. zu I 40. Zu der in diesem Verse enthaltenen Vorstellung {equo) vgl. unten III 777

und dazu die Anmerkung. Das Bild ist sehr häufig (vgl. auch inque vices equi- tant hei Juven. II 6, 311 u. s.) und be- gegnet auch oft in anderen Litteraturen ; vgl. z. B. Ariost, der rasende Roland (übersetzt von J. D. Gries) VIII 49: Und er umarmt und drückt sie nach Gefallen, Die Schöne schläft und wehren kann sie's nicht. Ihn sieht kein Aug' in diesen öden Hallen; Bald küsst er ihr die Brust, bald das Gesicht. Allein im Rennen ivill sein Streitross fallen, Des matter Leib dem Wunsche nicht entspricht. Jüini tvill das Alter kein Geschick mehr gönnen: Je mehr er's treibt, je minder wii^ es können. So X 114. XXVIII 43, 7 : (*/s garst'ge Zwergelein), das eben ritt auf eines andern Stute, Sie spornV und trieb, sa dass sie nimmer ruhte.

733—746. S c h 1 u s s w o r t. Ich bin zu Ende: Zollt mir dankbare Anerken- nung, ich verdiene sie wie bei den Griechen Podalirius, Achilles, Nestor, Calchas, Aias, Automedon (—738). Mein Lob verkündet, ihr Männer, ich gab eiich Waffen, Avie Hephaistos dem Achilles ( - 742). Besiegt damit eure Amazonen aber vergesst eures Waffenmeisters nicht ( 744). Doch auch die Mädchen wollen von mir belehrt sein : nun gut, im nächsten Buch (—746).

733. p)ahuam vgl. oben V. 3.

734. myrtea der Sänger der Liebe tJägt den Schmuck der Liebesgottin r zu III 53. Vgl. Hör. carm. I 4, 9: nunc decet aut viridi nitidum caput impedire myrtn.

735—738. Ovid kehrt zu dem An- fange des Gedichtes zurück : vgl. I 5—8.

n 723—746.

125

Aeacides dextra, pectore Nestor erat, Quantus erat Calclias extis, Telamonius armis,

Automedon ciirru, tantus amator ego. Me vatem celebrate, viri, mihi dicite laudes, 740 Cautetur toto nomen in orbe meum! Arma dedi vobis; dederat Vulcanus Achilli:

Vincite miiueribus, vicit ut ille, datis! Sed quicumque meo superarit Amazona ferro,

Inscribat spoliis *Naso mag-ister erat".

745 Ecce, rogant tenerae, sibi dem praecepta, puellae, Vos eritis chartae proxima cura meae!

Danai für Graeci, zumal wenn es sich um die Griecheu der trojanischen Zeit handelt, ist bei Dichtern häufig. Vgl. Apoll. II 13: avTos Si (Danaus) xoaTr^oag rijs x'^OQas (ArgOS) df' iavrov Tovs evoiy.ovvras ^avaoi's lovotiaOE. In der ars noch III 1.

Ueber Podalirius vgl. Hom. II. II 732: 'Äay.XriJTiov ovo TTalSs, lr;Tfj^' äya&cjj noSaXetQioi t]§e Maxdcor. Vgl. oben ZU

V. 491 und rem. am. 313.

736. Aeacides zu I 17.

Nestor Hom. II. I 247. Er galt den Späteren als Muster der Besonnenheit,

Klugheit und Weisheit. Vgl. die Nearo- (>os Evßovlia Thera. V p. 67.

737. Calchas als Tj'pus eines treff- lichen Sehers und Wahrsagers.

Telamonius Aias ö /usi^ojv oder 6 jusyas, der Sohn des Telamon: Hom. n. II 527.

738. Ueber Antotnedon vgl. zu I 5.

741. Ueber die von Hephaistos ge- schmiedeten Waffen des Achilles vgl. Hom. H. XVIII 468—617.

743. Amazona zu III 1.

744. Der Vers kehrt wieder III 812.

DRITTES BUCH.

Inhalt.

Einleitung. 1—100.

Haupt teil. Siebzehn Amveisimyen für Mädchen, die Zuneigung der Jünglinge zu getvinnen und zu behalten. 101 808.

1. Besondere Sorgfalt widmet dem cultus. 101 250.

a) Behandlung des Haares. 133 168.

b) Wahl der Kleidung. 169—192.

c) Andere Toilettengeheimnisse und Schönheitsmittelchen. 193 250.

2. Körperliche Mängel müsst ihr durch die Kunst möglichst aus- zugleichen oder zu verdecken suchen. 251 280.

3. Lernt die Technik des Lachens und Weinens und absichtlich ver- stellter Sprache. 281—296.

4. Gewöhnt euch an angemessenen und graziösen Gang. 297—310.

5. Seid bewandert in den musischen Künsten. 311 328.

6. Strebt nach litterarischer Bildung. Klassikerkatalog. 329 348.

7. Seid geschickt im Tanze und allerlei Spieleu. 349 380.

8. Lasst euch recht oft sehen und stellet eure Reize dabei immer in das rechte Licht. 381—432.

9. Seid vorsichtig, trauet nicht zu schnell und hütet euch vor Gecken, Betrügern und Treulosen. 433—466.

10. Macht" euch die Technik der Liebesbriefe zu eigen. 467—498.

11. Zeigt in euren Mienen nicht Zorn oder Hochmut, sondern Freund- lichkeit und hütet euch vor mürrischem Wesen. 499—524.

12. Stellet jeden Liebhaber an seinen richtigen Platz. Behandlung der Dichter. Individuell angepasste Methode. 525 576.

13. Seid zur rechten Zeit ein wenig spröde, gebt etwas Grund zur Eifersucht und umgebt eure Liebe mit etwas Gefahr. 577—610.

14. Lernet die Schliche, euern Wächter geschickt zu hintergehen oder ihn für euch zu gewinnen. 611 666.

15. Bringt es dahin, dass der Jüngling sich von euch unbedingt geliebt glaubt, aber hütet euch vor zu schnellem Missti'auen. 667—746.

16. Lernt, wie ihr euch bei einem Gelage zu benehmen habt. 747 768.

17. 'Ulteriora pudet docuisse'. 769 808.

Schlnsswort. 809—812.

Ovid, ars amatoria ed. Brandt.

Arma dedi Danais in Amazonas: arma supersunt, Quae tibi dem et turmae, Penthesilea, tuae.

1—100. Einleitimg. Wie bis- her den Danaern muss ich nun auch den Amazonen Waffen in die Hand geben, damit beide Teile gleich ge- rüstet in den Kampf gehen ( 6). Man- cher wird dies für ein bedenkliches Unternehmen halten ( 8), doch dem ist zu entgegnen: 1. mau darf nicht die schlechte Gesinnung vieler Frauen ohne weiteres auf alle übertragen ( 10). Helena, Clytaemnestra, Eriphyle sind solche Beispiele der ersteren Art ( 14), doch ihnen stehen in leuchtender Tugend gegenüber Penelope ( 16), Laodamia (—18), Alkestis (—20), Euadne (—22). 2. Ich habe es ja nicht mit den Heroi- nen der Tugend zu thun, mein Stoff ist viel leichtfertiger (—28). 3. Die Mäd- chen sind viel harmloser als die Männer, an denen meistens die Schuld liegt (—32), das zeigt das Beispiel einer Medea (—-34), Ariadne (-36), Phyllis (—38), Dido (—40). Sie verstanden eben nicht, die Liebe durch Kunst zu festigen ( 42). Ich werde diese Kunst lehren: Venus selbst hat mich dazu berufen, indem sie mir persönlich erschien und mich weihte (—56). So folgt, ihr Mäd- chen, meinen Weisungen, denkt an das Alter, die Jahre schwinden schnell, und die verflossene Zeit kehrt nicht zurück ( 68). Dann wird die, welche jetzt so spröde thut, sich einsam fühlen ( 72). Und ach wie schnell kommt diese Zeit heran ( 76). Drum geniesst die Blüte eurer Jugend (—80). So folgt dem Bei- spiel der Luna, Aurora und Venus (—86) und gewährt Liebe ( 88). Das empfiehlt sich selbst für den Fall, dass die Männer euch hintergehen : ihr selbst habt dabei kein Risiko (-98). Uebergang (— 100).

1. Danais zu II 735.

Amazonas vgl. II 743. Von der zu- II 233 besprochenen Vorstellung aus- gehend, militiae S2)ecies amor est, und durch die Wahl der Vergleiche II 735 ff., die alle aus der trojanischen Sage ent- nommen sind, beeinflusst, stellt der Dichter die um ein Mädchen kämpfenden Jünglinge auf die Stufe der vor Troja kämpfenden Griechen oder Danaer: da bot sich dann ungezwungen als Gegen- partei das kriegerische Heer der Ama- zonen dar. Die nachhomerische Sage erzählt, dass die Amazonenköuigin Pen- thesileia, die Tochter des Ares, von The- miskyra im Pontus her mit ihren Ama- zonen den Troern zu Hilfe gekommen sei. Sie wurde dann von Achilles er- schlagen. Das war erzählt in dem kykli- schen Gedichte Ald-ionis des Arktinos von Milet, das sich unmittelbar au das Ende der llias anschloss, und dessen Anfang der Schol. Victor, zu Hom. II. XXIV 804 aufbewahrt hat (fr. 1 Kinkel, p. 34) : cüi o'i •/ a,/ii(fiE7Tov jd(fov "Exto- ^oe ' fjX&E 8' 'Afia^cövj A^rjos d'vyärr]Q fieyakiJTO^Oa dvSQO(p6voio. Vgl. Apollod.

epit. 5, 1. Ov. her. 20 (21), 118. Prop. III 11, 14. Verg. Aen. I 490 ff. und oft.

2. turmae ist besonders passend, - denn die Amazonen kämpften vom Pferde herab; vgl. Lys. 2, 4: A/ua- ^6v£S . . . Ttotörai Öe twv Ttuvrcof e(p 'innovs dvaßäaai ktX.

turnta, Reiterschwadron, steht daher oft, wenn von den Amazonen die Rede ist. Vgl. z. B. Prop. III 14, 13: qtialis Amazonidiim nudatis bellica mammis Thermodontiacis turha lavatur aquis. Ov. ex Ponto IV 10, 51: et tu, femineae Thermodon cognife turmae. Val. Flacc. IV 607: . . . cum turma superho pulvereis exultat equis. 9*

132

Ars amatoria

Ite in bella pares: vincant. qiiibus alma Dione

Faverit et, toto qui volat orbe, puer! 5 Non erat armatis aequuni concurrere nudas:

Sic etiani vobis viucere turpe. viri. Dixerit e multis aliquis 'quid virus in anguis

Adicis et rabidae tradis ovile lupae?' Parcite paucarum diitundere crimen in omnes; 10 Spectetur meritis quaeque puella suis!

Si minor Atrides Helenen, Helenesque sororem

Quo premat Atrides crimine maior habet, Si scelere Oeclides Talaioniae Eripliylae

Vivus et in vivis ad Styga venit equis,

3. Dione zu II 593.

5. nudas d. h. ohne Waffen, wie der Gegensatz zu armatis zeigt; auch yvfivos wird häufig so gebraucht; vgl. Hom. II. XXI 50: yvfivov, uteq y.OQv&os Tfi y.ai doTTidozj oi'Ö' e/,tv eyyoi. Eur.

Heraclid. 724. Sali. Jug. cap'. 107: in maxumo metu niidiim et caecnvi corpus ad hostis rortere. Liv. V 45, 3. In demselben Sinne heisst es nachher (V. 46) von den Mädchen vulgus inerme.

8. Sprichwörtlich, vgl. zu 11 364. Man beachte hier, dem Zusammenhange entsprechend, das Femininum lupae; ähnlich unten V. 419.

9. paucarum omnes wie es z. B. Kleinias thut (Achill. Tat. I 8).

11 24. Den drei mj'thologischen Beispielen von verabscheuungswürdigeu Frauen (Helena, Clytaenmestra , Eri- phyle) werden vier von solchen gegen- übergestellt, die als Muster der Tugend gelten können (Penelope, Laodamia, Alkestis, Euadne), worauf der ganze Passus mit dem Hinweis darauf ab- geschlossen wird, dass die Virtus ja selbst als Frau erscheint. Die Tendenz des Dichters zeigt sich einmal darin, dass von den tugendhaften Frauen vier Beispiele angeführt werden, von den treulosen nur drei, dann darin, dass von den ersteren jede ein eigenes Distichon erhält, während die drei ande- ren in nur zwei Distichen abgefertigt werden.

11. si konzessiv: vgl. II 609. Menelaus und Helena, s. II 359 372.

12. Agamemnon und Clytaemestra, s. II 399-408.

Clytaemestra und Helena sind Schwestern, insofern sie eine Mutter haben, Leda. Der Vater der Clytae- mestra ist Tyndareos, der Helena Zeus ;

vgl. ApoUod. m 126: Jcoi Se Ar/Sa aws/.d'övros ouoimd'ivxoi y.vxvqj ^ xal xata TTjV avTrjV viy.ra TvvSÜQeco^ jjioü U.EV ky Evvrj&rj Uolvöevxr^ö y.ai 'JEX e vrj , Tvvöu^eco 8e KdaxüiQ y.ai KXvr ai fi- V riar Qa.

13. Amphiaraos musste durch die Schuld seiner Gattin Eriphyle sterben. Amphiaraos nämlich, der Sohn des Oikles (Apd. I 68), sah als ein trefflicher Seher (Find. Ol. 6, 17) voraus, dass der Zug des Polyneikes gegen Theben unglück- lich ablaufen würde, und dass alle Teil- nehmer bis auf Adrastos dabei ihr Leben verlieren würden, und weigerte sich da- her, an dem Zuge teilzunehmen. Da aber bestach Polyneikes des Amphiaraos Gattin Eriphyle durch das Geschenk des verhängnisvollen goldenen Halsbandes der Harmonia {rov fi<putar6revy.Tov oQftov Apd. III 25), dass sie ihn überredete, an dem Zuge teilzunehmen. Es kam so, wie Amphiaraos geweissagt hatte. Die argivischen Helden wurden besiegt und mussten fliehen: iv ydo Öaiuopioiai

(fößoii (ftvyovTi y.ai TTalÖEs d'scöv Pind.

Nem. 9, 27. Am Ismenos spaltete Zeus vor Amphiaraos durch einen Blitzstrahl die Erde, und dieser verschwand mit seinen Rossen in dem Erdspalt. Vgl. Hom. Od. XI 326: orvyeor^v r 'EQifvXj]v, t) y^ovaof (piXov drÖoos ede^aro Ttjuijevra.

Apollod. III 60—62. 77. Pind. Ol. 6, 13—17. Nem. 9, 16—27.

Talaioniae Eriphyle ist die Tochter des Talaos (Apoll. I 103).

14. Der Vers erinnert an Eur. suppl.

925: y-rt-i fi>)>-' lov Üixkiov^ ys yeyvator Toxor d'Eo'i 'C,d)VT dvaQTtdaavTEi eis fivxovi

Xd'OVOa nVTOlS TE&QiTtTTOlS EvXoyOVOtV Efl-

aavcöi. Zur Sache vgl. ApoUod. HI 77: Afitfia^doi Se (pEvyovTi Tzaod TTorafidv 'lo/iqvov^ TiQiv vno IlEQiy.Xv(.ievov rd vöjra

III 3—21.

133

15 Est pia Penelope lustris errante duobus Et totidem lustris bella o^ereiite viro. Eespice Phylaciden et quae comes isse marito

Fertur et aute annos occubuisse suos; Fata Pheretiadae coniunx Pag-asaea redemit 20 Proque virost uxor funere lata viri.

*Accipe me. Capaneu! cineres miscebimur' iiiquit

r^cod'7, Zei'S y.e^avvov ßaXcov irjv yr^v Siiarrjasv. 6 Öe avv t(Ö ä^fiart xal t(Ö rjvi6x<p Bdrcovi . . . sy.Qvcp&t]^ y.al Zsvs a.&dvnroi' axnov ircoi^asv. Pind. Ol. 6, 14: eTCBi y.axd yat avröv te viv xal ycuSifiaä iTiTiovs eftaQxfet: Vgl. Nem. 9, 24.

Styga zu 1 635. Die Styx steht hier als Hauptfluss der Unterwelt für diese selbst.^ Vgl. Hom. H. VIII 369:

ovx dl' vne^ecfvys —riyos vÖaTOS utTid

^eed-pa. Verg. ge. I 243.

equis vgl. die Beschreibung bei Phüostrat. imag. I 27.

15 22. Vier mythologische Bei- spiele für treue und edle Gesinnung der Frauen. Gegenstück zu I 283 340. II 359-408.

15 f. Erstes Beispiel: Fenelope. Ueber sie, als das typische Muster einer tugendhaften Frau vgl. zw I 477.

lustris vgl. zu II 694.

Die Unterscheidimg der zehnjäh- rigen Kriegsdauer und der zehnjährigen Irrfahrten ähnlich wie bei Prep. II 9, 3: Penelope poterat bis denos salva per annos vivere, tarn multis femina digna procis. . 17 f. Zweites Beispiel: Lnodamia.

17. Phylaciden Protesilaos. Ueber ihn und die Liebe seiner Gattin Lao- damia vgl. oben zu II 356.

comes isse nicht etwa mit nach Troja, denn Homer sagt ai;sdrücklich

(II. II 700) : Tov de y.al dficfiä^vcfijS aKo%oi ^ vXdy, n kXe Xe iTiT o xal dofiog ri/ui-

TsXrig, sondern in den Tod, was dann im folgenden Verse pathetisch näher bestimmt \nrd, und zwar war sie noch so jung! (Wie viel höher ist also ihre Gatteutreue zu schätzen!) Das et (18) ist also explikativ. Zur Sache vgl. Apoll, epit. 3, 30 : (Nachdem die Götter aus Mitleid mit ihrem Schmerze den Protesilaos auf kurze Zeit aus der Unter- welt ihr zurückschickten, vgl. Luc. dial. mort. 23), AaoÖd/ueia Öl; tSovaa xal vofii- aaaa avjor ix T^oia^ na^elvai tote fiev EX^QIi ^dktv dt eTtavax&evTOi eis

"AiSov savTrjv s<p6vevOEi\ Ov. ex PontO III 1, 109: si comes exstincti manes sequercre mariti, esset dux facti Lao- damia tui.

19 f. Britfes Beispiel: Alkestis. Vgl. ApoUod. I 106: 'AtzöXXcov . . . jjttj-

oaxo 7ra()d Moiocör ii^a, orav 'AS/xrjTOS /neXXri TeXevrär, dTToXv&T] tov d'avdrov, dv Exovoicos Tia v7if() avTov d'vrjaxeii' tXr]rat. cos Se f^Xd'ev >? tov d'vriay.Etv ^juepttj fiiJTe TOV TiaTgoi firjTe Trjs fi/jT^os vTiEo avTov d'vriay.eii' S'EXovTcov^'AXxTjaTis vriEgaTÜd-avE. Die Sage war schon von Phrynichos dramatisch behandelt, vgl. Nauck- p. 720, dann lOl. 85, 2 = 438 V. Chr.) durch Euripides in dem er- haltenen gleichnamigen Stücke. Der aufopfernde Mut der Alkestis wurde geradezu sprichwörtlich (vgl. Zenob. 1 18) und wiederholt als Beispiel treuer Gat- tenliebe verwendet; vgl. Plat. symp. 179 b— d. Aelian. var.^hist. XIV 45: yvvalxai ftev 'EXXrivojv STiaivov/iiev UrjvE- XoTcr^r^ ^AXxr;oTiv xal Tr^v IlQCOTEaiXeio.

Mart. IV 75, 6. Juveu. II 6, 653. Claudian. 29, 12 und sonst.

Pheretiades heisst Admetos (vgl. auch zu II 239) als Sohn des Königs Pheres zu Pherae in Thessalien, vgl. Hom. H. II 763. Ov. met. VIII 310. Admets Gattin heisst Pagasaea als Tochter des thessalischen Königs Pelias. Pagasae {Ilayaoai), die bekannte Küstenstadt Thessaliens an dem nach ihr benannten Meerbusen ist die Hafen- stadt von Pherae, der Residenz des Ad- metos. So steht Pagasaeus für thessa- lisch auch fast. I 491, V 401 und sonst.

21 f. Viertes, durch Anführung der Worte der Heldin sehr lebhaft ein- geführtes Beispiel: Euadne. Apollod.

III 73: KaTtavevs doTzdaas xXif.iaxa etiI

TEiiri (sc. Thebens, bei dem Zug der

Sieben) öi, «i'T^S dri^ti, xal Zsvs avTOV xEoavvol. 79 : t^s Karcayicoe Se xaio- iiEvr^s TCVQds, EvdSvt], rj KaTiaveats fikv yvi'ij, d'vydrr)(> Se "Ifioi (Ov. V. 22: Iphias), eavjtjv tfißaXotaa ovyxaTExniETO. Aesch. sept. 423 ff.

134

Ars amatoria

Iphias in medios desiluitque rogos. Ipsa quoque et cultust et nomine femina Virtus:

Non mirum. populo si placet illa suo. 25 Nee tarnen hae mentes nostra poscuntur ab arte:

Conveniiint cumbae vela minora meae. Nil nisi lascivi per me discuntur amores:

J'emina praecipiam quo sit amanda modo. Femina nee flammas nee saevos diseutit areus; 30 Parcius liaee video tela nocere viris. Saepe viri fallunt. tenerae non saepe puellae

Paucaqiie. si quaeras, crimina fraiidis habent, Phasida. iam matrem. fallax dimisit laso:

Auch Euadne, Argivac fama imdi- citiae, wie sie Properz nennt (1 15, 22). wird wegen ihrer Gattenliebe gefeiert. Vgl. Euripides' Supplices. Properz III 13, 24: 7iec fida Euachie, nee 2)i(i Pene- lope. Ov. ex Ponto III 1, 111: Iphias ante oculos tibi erat ponenda. volenti corpus in accensos mittere forte rogos. Die Worte der Euadne erinnern an

Eur. SUppl. 1017, wo sie sagt : TrrÖr^oaaa TtvQos tau) aivfia t rud'orcc (pl.oyucö noaei avfifieiiaaa rfiXof, y_oo)ra yooJTi Txs/.as ■d'e^Eva ITEoaatfoveias fj^cj &a/.d/iovs, ae rov d'avom ovtiot iftä TCQoSovoa ipvy/l y.ara yäs.

23, cultu evTrpsTtij re tSelv y.al e).ev- d'eQiov (pvasi, y.sy.oa/xrjuevriv ro /tisv acoua y.a&UQÖrTjTi. ia §s ofiunra aiSol. Sh a/jjfia ouxfQoai'vr^^ lad'riTi de ^.evy.ij heisst es bei Prodikos-Xenophon von der 'Aoerr] (Xen. meni. II 1, 22). Vgl. auch Scheiffele bei Pauly, Realencyclopädie VI 2, 2672.

26. Wegen des Bildes vgl. die Ein- leitung p. XXI, Anm. 7. Prep. III 9. 4 : 7ion sunt apta meae grandia vela rati.

27. Vgl. I 31 und die Einleitung p. XV.

29. Bei flammas und saevos arcus denkt man zunächst un\ill]kürlich an Amors Waffen: vgl. die Einleitung p. XVII. Ars I 21 : et mihi cedet Amor, qiiamvis mea vulneret arc\i pectora iactatas excutiatque faees. Gemeint kann aber nicht das sein, was Blümner in der Stelle findet: Die Frau si/richt nicht von Amors grimmen Pfeilen und seinen Fackeln, auch kann es nicht heissen, Amors Waffen, die dann in be- kannter Weise metonymisdi seine Jlacht und sein Wirken bezeichnen würden, seien bei den Frauen nicht zu finden, sondern wie der Zusammenhang lehrt,

kann nur gemeint sein, dass es bei den Frauen selten vorkäme, dass Amors Waffen zu •wirklichen Waffen werden, wie es beim Manne zuw^eilen geschieht (Ov. am. I 6, 57: aut ego iam ferroque ignique paratior ipse, quem face siisH- neo. tecta sup/erha petam. Vgl. zu U 244). Wir hätten demnach in diesen Waffen Amors nur eine Umschreibung für Aus- brüche der Liebesleidenschaft zu er- kennen, zumal solche, die dem Manne schaden können, in den nächsten Versen näher definiert zumal als böswillige Untreue.

X>arcius in dem Sinne von selten, vgl. z. B. Her. carm. I 25, 1: parcius iuncfas quatiimt fenestras ictibus crebris iuvenes profervi.

33 40. Zur Bestätigung der in den Versen 29 32 enthaltenen These bringt der Dichter nicht ohne harmo- nische Responsion mit den vier Bei- spielen in 15 22 vier Traoadeiyuara von Frauen, die treulos von ihren Männern verlassen wurden. Nach bekannter Tech- nik fäUt auf jede einzelne je ein Di- stichon.

33 f. Erstes Beispiel: Medea. Phasida vgl. zu II 108. Ov. am, II 14, 29: Colchida. Die Adjektivform Phasis ist griechisch nicht üblich (vgl. zu I 293); Ovid hat sie mehrfach, in der Ars nicht wieder, aber z. B. her. 6, 108. 15 (16j, 345.

33. iam matrem obwohl sie ihm bereits Kinder geboren hatte : um so schlimmer ist also seine Treulosigkeit. Vgl. Eur. Med. 489 (Medea zu Jason):

Tzoovbcoy.ai r^uäi, y.aifd S' iy.rf^ao) /.eyr], TtaiÖojv ysytöxuiV tl ydo qad^' än:aig eri, avyyvojar' dv f;v aoi Tovd' epaad'fjvai, Xi/ftvs.

m 22-39.

135

Venit in Aesonios altera nupta sinus; 35 Quantum in te, Thesen, volncres Ariadna marinas

Pavit. in ignoto sola relicta loco; Quaere. noveni cur una viae dicantur, et audi

Depositis Silvas Pli3'llida flesse comis; Et famam pietatis habet tarnen liospes et ensem

34. Aeso)iios des Jason; über ihn als Sohn des Aeson vefl. zu II 103. Zur Sache vgl. zu I 335 f. ^ U 381. Prop. II 21, 11 : ^Colchida sie hospes quondam decepit Jason: eiecta est, tenuit namqiie Creiisa, domo. 0\. her. 12, 134: ansus es '^Aesonia dicere 'cede domo!'

35 36. Ziveites Beispiel : Ariadne. Näheres zu I 527.

quantum in te d. h. du hättest dir nichts daraus gemacht, weun Ariadne eine Beute der volncres marinae ge- worden wäre. Vgl. ihre eigenen Worte bei CatuU. 64, 152: j;)-o quo dilaceranda feris dabor aiitihusque praeda. Ov. her. 10, 96: destituor rajndis praeda cibus- que feris. 123: ossa siqxrstabunt vohc- cres inhumata marinae (dazu vgl. Prop. ni 7, llj.

36. Auf der Insel Dia: vgl. zu I 528. Catull. 64. 133 : 2)erfide, deserto liquisti in litore, Thesen. Lygdam. 6, 39 : flevisü, ignoto sola relicta, mari.

37—38. Drittes Beispiel: Phyllis. Von ihrer Liebe zu Demophoon, dem Sohne des Theseus, ist oben gesprochen (zu n 353). Als nun Demophoon ultra promissnm tempus (Ov. her. 2, 2) von ihr fern blieb, machte sie ihrem Leben durc)i Erhängen ein Ende und wurde in einen Maudelbaum verwandelt. De- mophoon handelte treulos an der Ge- liebten wie sein Vater Theseus an Ariadne; vgl. Prop. II 24, 43: parvo dilexit spatio Minoida Thesens, PhyUida Demophoon, hospes nterqne malus. Vgl. Callim. fr. o05 (II 660 Schneid.) : liufce zlr^Lioifowi'^ u8ty.E iire. Ovicls Worte selbst sind nun so zu verstehen : ,.Frage, warum ein Weg novem. viae genannt wird, und vernimm dann als Autwort, dass der Wald Phyllis mit abgelegtem Haar beweint hat". Ovid verwertet demnach hier die Sage von der Phyllis in der Weise, dass er von dem ainov ausgeht, dass der Sage zu Grunde zu liegen scheint. Es gab nämlich in Thracien etwa ' o Meile von Eion einen Ort, der 'Ervia 6doi (novem viae) hiess, wo später Amphipolis gegründet wurde,

vgl. Hdt. VII 114. Thuk. 1 100. Steph. Byz. s. AufiTTohs. Diesen Ort Ewea oSoi brachte man mit der PhyUissage in Zusammenhang, vgl. z. B. ApoUod.

epit. 6, 16 : 6 8e (-/r^uoyjöcov) ßov'/.ö/nevoi eh rfjv Tzar^iSa aTiievai, :xof.),a Ser^ü'eig oinoaai ai'aoTQexpsiv aTie^xsTai ' y.al 0vX- ?.i3 avzov u-XQi Tcöi> 'Evvia oBwv /.eyo-

uivcov TTooTTEfircei. Näheren Aufschluss giebt die ausführliche Erzählung Ovids rem. am. 591 (vgl. 55): quid, nisi se- creiae laeserunt PhyUida silvae? certa necis causast: incomitata fuit. ibat tit Edono referens trieterica Baccho iresolet fusis barbara turba comis, et modo, qua poterat, longum spectabat in aequor, nunc in harenosa lassa iacebat humo. 'perfide Dcmophoonl' (CaUim. fr. 505: rvucfie .Jr]fio<f6iov, äSiy.s ^evs) SUrdas clamabat ad undas, ruptaque singulttc verba loqucntis erant. limes erat tenuis longa subnubilus umbra, qua tulit illa suos ad mare saepe pedes. nona fere- batur miserae via: ^ vieler it!' inquit et spectai zonani pallida facta suam, adspicit et ramos ; dubitat refugitque, quod audet; et timet ei digitos ad sua colla refert. Sithoni, tunc certe vellem non sola fuisses: non flesset po- sitis PhyUida silva comis. Da- mit sind auch die anderen Momente angegeben, die hier in Frage kommen : neunmal eilte Phyllis sehnsuchtsvoll dem Geliebten entgegen, und als das Unglück geschehen war, bezeugt der Wald seine Trauer der Armen dadurch, dass die Bäume, die um ihr Grab Avachseu, ihre Blätter verlieren, sie teil- nehmend auf ihr Grab streuen [depositis comis). Vgl. noch Servius zu Verg. ecl. 5, 10: . . . postea reversus Demophoon cognita re eins amplexus est truncum, qui velut sponsi sentiret adventum folia emisit : unde etiam fvlKa sunt dicta a Phyllide, quae antea Ttsrtdn dicebantur. Hygin. fab. 59. AP. Yll 705, 2 (das ^^ioi- der Phyllis).

39—40. Viertes Beispiel. Elissa: Verg. Aen. IV. Mau beachte den rhe- torisch zugespitzten Gegensatz (vgl. die

136

Ars amatoria

40 Praebuit et causam mortis. Elissa, tuae. Quid vos perdiderit. dicam: nescistis amare;

Defiiit ars vobis: arte perennat amor. Nunc quoque nescireiit! sed me Cytherea docere lussit et ante oculos constitit ipsa meos; 45 Tum mihi 'quid miserae' dixit 'meruere puellae? Traditur armatis vulgus inerme viris. Illos artifices gemini fecere libelli:

Haec quoque pars monitis erudienda tuis. Probra Therapnaeae qui dixerat ante maritae, 50 Mox cecinit laudes prosperiore lyra; Si bene te novi (cultas ne laede puellas!), Gratia, dum vives, ista petenda tibist/

Einl. p. XXI): obwohl Aeneas im Rufe der pietas steht, ^A'^lrde er doch durch seine Treulosigkeit am Tode der Elissa schuld. Pius heisst er bei Vergil oft, nennt sich selbst so Aen. I 378: sum pius Aeneas etc. (in matter Nachahmung von Hom. Od. IX 19).

hospes vgl. Verg. Aen. IV 10 : quis nov\is hicnostris successit sedibus hospes !

ensem das Schwert, mit dem Dido auf dem Scheiterhaufen sich entleibte, war ein Geschenk des Aeneas, vgl. Aen. IV 647: conscendit fnrihunda rogos ensemque recludit Dardanius, non hos qtiaesitum munus in usus. Vgl. auch Ov. fast, in 549: praebvit Aeneas et causam mortis et ensem, ipsa sua Dido concidit usa manu.

40. Elissa ein anderer (phoiniki- scher?) Name der Dido, bei römischen Dichtern nicht selten. Vgl. Tim. fr. 23 (FHOt. I 197) : raiTTjv (frjol Ti/uaios xard fiev TTjv ^oiviy.cov yXmaaav 'EXiaaav y.a- Xeta&ai, (lSeX<fi)v cüe eivai Ilvy/nahcovos Tov TvQiiov ßaaü.scjs, j'y' rjs (fr]ai Kao/j]- 86va TTjv SV AißvTi y.Tio&rjvat. Ov. am.

n 18, 31. fast. IIl'612. 623. Verg. Aen. IV 335. 610 etc.

42. Die Reduplicatio (dvaSiTiXcoois) in ähnlicher Absicht und Wirkung wie die Anaphora arte II 12.

43. lieber das persönliche Erschei- nen der Gottheit vgl. zu II 493 und die Einleitung p. XVII.

Cytherea vgl. zii II 15.

44. ipsa sie selbst, persönlich, nicht etwa eine Vision; dem entspricht auch V. .54.

46. Vgl. V. 5.

49 f. Das Distichon will einem

immerhin denkbaren Einwände Ovids, ivie darf ich nun auch den Mädchen Waffen in die Hände ^eben, dadurch würde ich ja den Erfolg der beiden ersten Bücher selbst illusorisch machen, von vornherein begegnen : du kannst es unbesorgt wagen, hat doch der grosse Stesichorus ähnliches gethan. Eine im Altertum weit verbreitete Legende lautete, dass Stesichorus in einem seiner Gedichte (der 'Jkiov Tre^ais?) die Helena als die Veranlassung all des Jammers des trojanischen Krieges arg geschmäht habe; die vergötterte Helena habe ihm darob gezürnt und ihn mit Blindheit bestraft. Darauf habe Stesichorus eine Paliuodie gedichtet, in der er gesagt habe, dass nicht die wahre Helena, son- dern nur ein Trugbild von ihr [eiöcokov, vgl. Plat. rep. 586 c. Tzetzes zu Lycophr. 113) nach Troja gezogen sei. Die ver- söhnte Heroine gab ihm darauf das Augenlicht wieder. Der Anfang der Palinodie ist uns erhalten bei Plat. Phaedr. 243 a) : ovy. iaz^ etviios Xöyos omos ovo epas ev vrjvacv evaeK/xote, oiS" ty.eo TtCQyafia Tpoias.

Das Gedieht erlangte eine grosse Berühmtheit, so dass von da ab das Sprichwort naXucpSiav aSsiv Üblich wurde, vgl. Plat. 1. 1. 244 a.

Therapnaea marita heisst Helena nach der so. von Sparta am Eurotas gelegenen Stadt Therapnae, die als ihre Heimat galt und wo sie auch mit Mene- laos begraben lag (Paus. III 19, 9. Vgl. Stein zu Hdt. VI 61).

51. si hene te novi dieser Versan- fang z. B. auch am. II 18, 39.

cultas vgl. zu I 97 und die Ein- leitung p. X.

III 40—64.

13(

Dixit et e myrto (mjTto nam vincta capillos

Constiterat) folium granaque paiica dedit; 55 Sensimus acceptis numen quoqiie: purior aether

Fulsit, et e toto pectore cessit onus. Dum facit Ingenium, petita hinc praecepta, puellae,

Quas pudor et legres et sua iura sinunt! Venturae memores iam nunc estote senectae: 60 Sic nullum vobis tempus abibit iners. Dum licet, et veros etiamnum degitis annos,

Ludite: eunt anni more fluentis aquae; Nee quae praeteriit, iterum revocabitur unda,

Nee quae praeteriit, hora redire potest.

53. myrto denn diese Avar der Venus heilig, vgl. unten III 181: Paphias myrtos (wie Verg. ge. II 64). Vgl. II 734. fast. IV 139. Plut. Numa lö.

Hier benützt sie die Myrte, um den Dichter zu weihen und zu begeistern, vgl. fast. IV 15: niota Cytheriaca leviter mea tempora myrto contigit et 'coeptiim perfice dixit 'opus.^

54. Zu dem göttlichen Geschenke vgl. Luc. rhet. praec. 4 : sl ytxQ 'Hoiodos

fte-i' okiya avXka ex tov 'EXixcöi'Oi Xaßiov avTiy.a fidka 7ioit]rrjs ix Tzoi/ievos xaTsoTi] xil. (vgl. zii ars I 27 f.).

55. Die göttliche Erscheinung mani- festiert sich in verklärendem Lichtglauz, vgl. die Erscheinung der Venus vor Aeneas bei Verg. Aen. II 589: cum mihi se, non ante oculis tam dura, videndam obtulit et piira per noctem in luce re- fnlsit alma parens, confessa deam qua- lisque videri caelicolis et qnanta solet. Dazu (zu V. 590) sagt Servius : in luce] in nimbo, qui cum numinibus semjjer est.

58. Der Gedanke ist klar und er- innert an I 31. III 27 etc. Vgl. unten 614: hoc decet, liocleges, iusque jmdorque iubent. Zii sinunt ergänzt man am besten einen passenden luiinitiv (z. B. peterc oder obsenmre), zu dem das aus dem vorhergehenden Verse nochmals zu denkende praecepta das Objekt bildet.

59flF. Ein häufiger Gemeinplatz der •erotischen Dichtung ist der Rat, die Zeit der Jugend auszunützen, ehe das Alter herankommt, und es zu spät ist. Vgfl. die Worte der Gj'llis bei Herondas 1, 63: T/5 d'eoi y.aTd^ri]ooi' aavrrjv, t6 ^'^^ae fi>) Xa&ii ae Tzoooßkexi'av. Prop. rV 5, 57: dum vernat sanyuis, dum rugis integer annus, utere., ne quid cras

übet ab ore dies, vidi ego odorati vic- tura rosaria Paesti, sub matutino cocta iacere noto. Tib. I 8. 47 : at tu, dum primi floret tibi temporis aetas, utere, non tardo labitur illa pede. Seneca Hipp. 446: aetate fruere, mobili cursu fugit.

61. veros annos die Jahre, die allein wahre sind, allein verdienen, so genannt zu werden, das sind die Jahre der Jugend; vgl. oben I 62: vera puella.

62. ludite vgl. zu I 91.

63 f. Die Anapher (vgl. die Einl. p. XXI Anm. 7) stellt hier besonders wirkungsvoll beide Sätze inhaltlich ein- ander gleich.

Zur Sache vgl. Cic. de sen. 19, 69: horae quidem cedunt et dies et menses et anni, nee praeteritum tempus unquam revertitur. Verg. ge. III 284 : sed fugit interea, fugit irreparabile te mp u s. Ov. am. 18, 49: labitur occulte fallit- que volubilis aetas, et celer admissis labitur annus (oder mit cod. Sarrav. amnis?) equis.

Das hier gebrauchte, sehr anschau- liche Bild, das hier durch seine knappe Kürze und scharfe Gegenüberstellung der Gedanken besonders wirkungsvoll ist, kehrt in den Metamorphosen in breiter Ausführung wieder; met. XV 179: ipsa quoque assiduo labu)itur tem- pora. motu, non secus ac flumen. neque enim consistere flumen )iec levis hora potest: sed uf uiida impellitur ^tnda, urgueturque eadem veniens urguetque priorem. tempora sie fugiunt pariter, pariterque sequuntur et nova su7it sem- per. nam quod fuit ante, relictumst, fitquc quod haud fuerat, momentaque cuncta Jiorantur.

138

Ars amatoria

65 Utendumst aetate: cito pede labitur aetas

Nee bona tarn sequitur, (iiiam bona prima fuit. Hos ego. qui canent, frutices violaria vidi, -

Hac mihi de Spina grata Corona datast. Tempus erit, quo tu, quae nunc excludis amantes, 70 Frigida deserta nocte iacebis anus. Nee tua frangetur nocturna ianua rixa,

Sparsa nee invenies limina mane rosa. Quam cito, me miserum!, laxantur corpora rugis, Et perit, in nitido qui fuit ore, color; 75 Quasque fuisse tibi canas a virgine iuras, Spargentur subito per caput omne comae. Anguibus exuitur tenui cum pelle vetustas.

65. Vgl. AP. XI 51 : T^s ojpm urcö- Xavs TtaQay.fiuL^tt rayv TiävTa ev ■d'eoos

ii £Qi(pov TQr^x^'^' i^fjy-s TQc'v/ov. Goethe Faust I 4, 1555: Gehraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen. Cic. Tusc. I 31, 76: volnt enim aetas.

66. Der Vers erinnert in gewissem Sinne an die Sentenz des Publilius Svrus (103 = Eibb. II p. 318) : cotidie est de- terior jwsterior dies. Vgi. Diogen. II 54 : del ra Ttiovai ßel.riio. Sen. Phaedr. 775 (784) : horaqnc semper praeterita deterior suhit.

67 f. 3Iit dem Gedanken vg-1. AP. XI 53: To (loÖov dy./ud^ti ßaiov yoovov,

TJV Sk Tla^sl&r, ^I]T(Öv EVQl)aElS ov ()6Öov

dlld ßäiof. Theoer. 23, 28: y.aX rd böSov xaXöv SOZI, y.al 6 yoövos avTO fia^aivei ' y.al to lov y.a).öv eariv ev ainoi, y.al rayv yr^QÖ. ' y.al y.ä/./.os y.a/.ov eari to 7iai.biy.6v, u)j^ ot.iyov ^r. Tib. I 4, 29 : quam cito purpureos deperdit terra co- lores, quam cito formosas popuhis alba comas ! quam iacet, infirmae venere uhi fata senectae, qui prior Eleost carcere missus equus! vidi ego iam invenem, premeret cum serior aetas, maerentem stulto praeteriisse dies etc.

69flf. Vgl. Prop. III 25, 11: at te celatis aetas gravis urgeat annis et veniat formae ruga sinistra tuae. vellere tum ciipias alhos a stirpe capillos ah specnlo ruyas increpitantc tibi, ex- clusa inqne vicem fastns patiarc super- hos, et quae fecisii facta queraris anus. Eine sehr anschanliche Illustration giebt auch Hör. carm. I 25. Etwas anders ge- wendet ist ein ähnlichei Gedanke bei Tibull. I 6. 77 ff. (nach einem Epigramm AP. VI 283). Hör. carm. II 5. Vgl. auch Heinrich Heine (Lyrisches Inter-

mezzo Nr. 48) : Es liegt der heisse Sommer auf deinen Wängelein ; es liegt der Winter der kalte in deinem Herz- chen kleiyi. Das wird sich bei dir ändern, du Vielgeliebte mein! Der Winter wird auf den Wangen, der Sommer i??i Herzen sein.

Der ausgeschlossene Liebhaber : vgl. zu II 244 und rem. am. 36.

70. Der Vers erinnert an CatuU. 68. 29 : frigida deserto tepefactet membra cuhili.

71. Näheres ist besprochen zu II 244. Vgl. rem. am. 31 : effice, nocturna frangatur ianua rixa, et tegat ornatas multa Corona fores.

72. Kränze vor der Thür : zu II 528. 74. color die in Jugendkraft leuch- tende Farbe, nicht nur des Gesichtes.

Vgl. Theoer. 2, 79 : orri&ea OTi/.ßovra. Lygdam. 4, 29: candor erat, qualem ])rofert Latonia Luna, et color in niveo corpore purpureus.

Hör. carm. II 5. 18: Chloris alba humero nitens.

Verg. ecl. 2, 17: o formose imer, nimium ne crede colori.

77. Das Häuten der Schlangen, mit dem sie neue Jugend gewinnen, ■wird von den Alten gern erwähnt. Vgl. Nie.

Ther. 137 : ur,S' 6re öiy-vriev fokiSojv nsQi yrjfjnj dfuooag dw drafoirrjOT] vea^fj y.txuQr^uevoi rjßu ^«7/. Ov. met. VII 237 : et tarnen annosae pellemposuere senectae. IX 266: utcpie novus serpens posita cum pelle senecta luxuriare solet squamaque virere recenti. Verg. Aen. II 473: (coluber) positis novus exuviis nitidus- que iuventa; vgl. ge. III 437: häufig gesellt sich dazu die Klage, dass dem Menschen nicht auch ähnliches vergönnt

III 65-86.

139

Nee faciimt cervos coniua iacta senes, Nostra sine auxilio fugiunt bona: carpite florem, 80 Qui, nisi carptus erit, turpiter ipse cadet. Adde, quod et partus faciunt seniora iuventae

Tempora: continna messe senescit ager. Latmius Endymion non est tibi. Luna, rubori, Nee Cephalns roseae praeda pudenda deae; 85 Ut Veneri, quem luget adhuc, donetur Adonis, Unde habet Aenean Harmoniamque suos?

ist. Tib. I 4, 35 : crudeles divi, sciyens novus exuit annos : forniae non ullam fata dedere moram.

79. carpite florem erinnert an Hör. carm. I 11, 8: carjie diem. Vgl. Mart. VII 47, 11 : vive velut rapto fugitivaque gaudia carpe.

81 f. Daher fürchtet sich das Mäd- chen bei Theoer. 27, 30 davor: ap.a

rsy.Elv T^oitdco. fiy y.al -/^Qoa y.at.ov

oleaaco. Vgl. unten V. 785.

S3— SS. Das Beispiel der Göttinnen selbst mahnt euch Mädchen, mit den Liebesfreuden nicht zu geizen.

S3. Erstes Beispiel: Selene und Endymion. Lucian. dial. deor. 11 : ^A<t>P0^1TH. drd<) eiTie /uoi, xaXoi ö lEpSvfucof EOxiv svTTa^fifiv&ov yd() ovrcos tb Ssiror. —EAHNH. sfioi fiev xal ndvv y.akoij cd A(f(>oÖiTr]j öoy.et. y.al fiäXiara orar vTToßaÄöfisvoi btiI tTjs Tter^as Tt]v ■/XafivSa y.a&svot] rP laiä juev e;(cov rd dy.övTicc rjd'>j ix rfjg ysiods vTCOQoiovTa, ■q Se^id 8e Ttegl iriv y.B(fakf]v ti to dv(o eTTiyey.Xaauevri sttiti^stttj tcö Tt^oacönto TtEQiy.eifievri. 6 8e vTto tov vTtvov XsXv- fiEVOS dvaTiVBrj t6 dfiß^öaiov ixsTvo da&fca. Tors toivvv iyoj difof/^ri y.arc- ovaa ETI ax^cov rtöv Say.iv/.tov ߣßi]y.vla^ (oi dv uf] dvEyQÖ/iiEvos sy.ra^a'/d'Eit] oiad'a t/ ovv dv aoi Xiyoifii fiErd ravTa ; TtXrjv dnukkv futi ys vtio tov eqioxos.

Theoer. 20, 37 : 'EvSvfiuov Ss ris r^v ; ov ßovxökos; ov ys J^sldva ßovy.oXsovTa (piXaaEv^ an OiXvfinco 8e /iioXoTaa Adr- ftiov dv vdnos fjX&E y.al eU oad rcatSl ndS'EvÖE.

Ov. am. 1 13, 43: adspice, quot som- nos iuveni donarit amato Luna.

Prop. II 15, 15: nudus et Endy- mion Fhoebi ecpissc sororeni dicitur et nudae concubuisse deae.

Cic. Tusc. I 38, 92: a Luna conso- pitus putatur Endymion, ut cum dor- mientem oscularetur.

Latmius heisst Endymion nach dem

Berge Latmos in Karien, seiner Heimat, dem Schauplatze des Liebesabenteuers mit der Selene ; vgl. Cic. 1. 1. : Endy- mion . . . in Latmo ohdormivit, qui est mons Cariae . . . Auf dem Latmos be- fand sich auch ein Heiligtum des Endy- mion, vgl. Paus. V 1, 5: y.al ud'vTov 'EvöutiicDvös eariv sv roj Ad-Tfio).

84. Ziveites Beispiel: Aurora und Cephalus. Vgl. Paus. I 3, 1 (von den Bildwerken der arod ßaaiXEws sprechend): Tavrrjg etieoti reo y.Eod/.up Trjs axoäi dydX- fiaxa oTtrfjg /'^»S dtfisls OroEVa 4s d'd- Xaoaav Zy.EiQCOva y.al (fEQOvaa 'HfiEQa KitfaXov, ov y.dXXiOTOV yEVoiiiEVov (faatv vTio 'HfiEQai EQuad'Eiarji d^Ttaa&fjvai^ xai Ol TiaiÖa yEVEod'ai (paE&ovra "{■"{" "J" xai (pvXaya E7Co'ii]a£ tov vaor. ravTa aXXoc

TS xal 'Haiodoi (Goettl.^ fr. 28, Marksch.

fr. 119, p. 321) Elfirjy.EV 8V ETTEOI, TOTi Ei

- yvvaly.ai. Vgl. III 18, 12. ApoUod.

181. Ov. met. VII 701 ff. am. I , 39.

roseae vgl. das homerische qoSo- SdxTvXoi 7Ials. Ov. met. II 112: ecce vigil rutilo patefecit ab ortu pur- pureas Aurora fores et plena rosa- rum atria. Verg. Aen. VII 26: Aurora in roscis fulgehat lutea bigis. Vgl. auch Ameis-Hentze im Anhang zu Hom. Od. II 1.

85. Drittes Beispiel: Venus und Adonis. Näheres zii I 75.

donetur im Sinne von condonetur, vgl. Ov. ex Pont. II 7, 51: culpa gravis precibus donatur saepe suorum. Her. carm. III 3, 33.

86. Viertes und fünftes Beispiel: Venus und A7ichises. Venus und Mars.

lieber ihre Liebe zu Auchises spricht sich die Göttin selbst aus bei Luc. dial. deor. 11. Eine ausführliche Darstellung enthält der IV. homerische Hymnus (V. 45ff.l. Vgl. Hom. II. II 820. Theokr. 1, 105. Apollod. III 141.

Ueber die Buhlschaft der Venus

rag

m

13.

140

Ars amatoria

Ite per exemplum, genus o mortale, dearum

Gaudia nee cupidis vestra negate viris! Ut iam decipiant, quid perditis? omnia constant: 90 Mille licet sumant, deperit inde nihil. Conteritur ferrum, silices tenuantur ab usu:

Sufficit et damni pars caret illa nietu. Quis vetet adposito luraen de lumine sumi, Quisve cavo vastas in mare servet aquas? 95 Et tarnen ulla viro mulier 'non expedit' inquit?

mit Mars vgl. II 561 ff. Beider Tochter ist Harmonia. die daun den Kadmos freite. Apollod. III 25: Zeig §' tSwy.ev avro) yvvaty.a 'ÄQf^ioviav, 'A^poSirr^g y.al ^ÄQEOS ü'vyaTioa. y.al Trdrrss d'eoi y.aTaki- TiovTBi jöv ovQnvov, iv Ti, KaSueia tov yäfiov tvioyoi'UkvoL y.a&ifivr^aav. Vgl.

Hes. tbeog.' 933-937.

Der Rückschhiss a\;s der Existenz der Kinder auf den vorhergegangenen Liebesbund ähnlich wie unten V. 521: credere vix videor, cum cogar credere partii, vos ego cum lestris concuhuisse viris.

SS. gaudia in erotischem Sinne fvgl. n 459. m 462. 661) wie oft, vgl. z. B. Ov. her. 15 (16), ol?: te mihi meqne tibi communla gaudia inngant. Prop. 14, 14 : gaudia sub tacita vesfe. Tib. I 5, 39 u. 0.

cupidis vom Liebesverlangen wie bei Catull. 61, 32. 54. Vgl. 62, 23: iuveiii ardenti castam donare puellam.

90. snmant (vgl. auch zii III 619) ebenfalls in erotischem Sinne wie Mart. X 81, 2: nudam siimere. Patron. 100: etiam cum volucrit (sc. senex) aliquid sumei-e. ojms anhelitu prodet.

Der hier ausgesprochene Gedanke begegnet uns auch in den Priapeen, vgl. carra. 3, das Seneca (contr. I 2, 22) dem Ovid zuschreibt : obscure j)Oteram tibi dicere: 'da mihi, quod tu des licet assidue, nil tarnen indc perit. da mihi, quod cupies frustra dare forsitan olim, cum tenet obsessas invida barba genas, quodque lovi dederat, qui raptus ab alite Sacra miscct amatori pocula, grata SMO, quod virgo prima cupido (vgl. ars V. 88) dat noctc nuirito, dum timet alterius vulnus inepta loci etc.

Aehnlich heisst es in einem Aben- teuer des Bacchus, das Eyghius (astron. n 5) erzählt: . . . ciun impcfrasset a parente, ut Semelam matrem ab inferis reduceret et quaerens ad eos descensio-

nem ad Argivorum fines pervenisset, obviam ei quendam factum nomine f Hypolipnum {Uö'Kv^vov bei Paus. 11 37, 5), ... qui petenti Libero descensio- nem monstraret. hunc autem cum vi- dissef t HypolipHus puerum aetate mi- randa corporis pulchritudine reliquis praestantem mercedem petiisse ab eo, quae sine detrimento eiiiS da- retu r.

91. Wieder sprichwörtlich: conte- ritur nämlich durch den Rost, d. h. wenn vom Sprichwort abgesehen wird, eine zwar langsame, aber dauernde Einwirkung nützt selbst das härteste Material ab: anders ist es mit jener pars. Vgl. Prop. II 25, 15: teritur rubigine mucro ferreus et parvo saepe liquore silex. Ov. ex Pont. I 1, 71: roditur ut scabra posifum ruhigine fer- rum ... sie etc. Curt. YII 8, 15: fer- rum rubigo consumit. Vgl. oben I 476.

92. Wie wenig eine Abnutzung illius partis zu befürchten ist, wird durch das an die Spitze des Satzes gestellte sufficit und durch das Asyndeton (vgl. V. 362) nachdrucksvoll hervorgehoben.

94. mare für mari als Ablativ ist nicht selten ; vgl. Lucr. I 161 : e nuire primum homines, e terra jjosset oriri etc. Ov. trist. V 2. 20: exiguum pleno de mare demat aquae. ex Ponto IV 6, 46: (Hister) in caput Euxino de mare vertet iter. Darüber vgl. Charisius p. 61, 1 14 Keil.

95. Der Zusammenhang ist meiner Ansicht nach der. Niemand findet etwas tadelnswertes darin, ein Licht an einem anderen zu entzünden, niemand spart das Wasser, wenn es ihm zu irgend einem Zwecke nötig ist. Mit anderen Worten : niemand geniert sich, bei vor- handenem Bedürfnis sich von möglichst praktischen Gesichtspunkten leiten zu lassen. Und dennoch [et tamcn), ob- wohl das bisher Gesagte allgemein zu-

III 87—103.

141

Quid, nisi quam sumes, die mihi, perdis aquam? Nee vos prostituit mea vox, sed vana timere

Damna vetat: damnis munera vestra earent. Sed me flaminibus venti maioris iturum, 100 Dum sumus in portu. provehat aura levis!

Ordior a cultu: cultis bene Liber ab uvis Provenit. et eulto stat seg-es alta solo. Forma dei munus: forma quota quaeque superbit?

gestanden wird, sollte es wirklich eine Frau fertig bringen, diese Lehre nicht auf den vorliegenden Fall anzuwenden, d. h. einem Manne gegenüber spröde und unerbittlich bleiben? (V. 95).

Das Gegenteil der hier (allerdings nur als möglich gedachten! Spröden {non expedit) ist die iral^a iu dem Epi- gramm des Philodemus AP. V 45.

96, Der Ausdruck ist wohl zu- nächst noch durch das in V. 94 ge- brauchte Bild beeinflusst, erhält aber gleichzeitig eine etwas gewagt pikante Pointe dadurch, dass aquam sumere iu ganz spezifischem Sinne gebraucht zu werden püegt, nämlich von den Toilette- geheimnissen der hier in Frage kom- menden Körperteile post rem Veneream peractam. Vgl. unten V. 620. Ov. am. III 7, 83: neve suae possent intactam scire ministrae, dedecus hoc sumpta dissimulavit aqua. Mart. II 50: quod feilas et aquam jiotas nil, Lesbia, pec- cas: qua tibi parte opus est, Lesbia. sumis aquam. Carni. Priap. 30 (Priapus sagt zu dem puer, der ihn nach dem Wege ad fontem fragt): vade per has vites, qxiarum si carpseris uvam, cur aliter sumas, hospes, habebis aquam. Petron. 94 : necfefeUil hoc Gitona. itaque extra cellam processit, tanquam aquam peteret. Plaut, mil. glor. II 6, 70 (551).

98. munera in dem Sinne von fiei- Xi/a SüJQa xal evvrj (Mimuemi. 1, 3) als erotischer Euphemismus geht von der- selben Vorstellung aus, nach der dare das sich Hingeben des Mädchens be- deutet. Vgl. oben I 345. Mart. IV 71, 6 u. s. Hes. scut. 47. Pind. Nem. 8, 7.

99 f. Zu dem Bude vgl. die Ein- leitung p. XXI Anm. 7.

101 808. Hauptteil. Sieb- zehn Anweisungen für Mäd- chen, die Ziineigung der Jüng- linge zu gewinnen und zu be- halten.

101 250. Erste Anweisung den cultus betreffend.

Die Notwendigkeit des cultus wird ausführlich begründet ( 128), dann werden specielle Regeln gegeben und zwar negative ( 132) , und positive ( 250). Diese beziehen sich a) auf die Behandlung des Haares ( 168), b) auf die Wahl der Kleidung (—192), c) auf sonstige Toiletten- geheimnisse und allerlei Schön- heitsmittelchen (—250).

101 128. Wie der cultus in der Natur Wunder wirkt ( 103), so ver- mag er auch mangelnde Schönheit des Mädchens zu ersetzen; wird er aber vernachlässigt, verblüht selbst der grösste Liebreiz { 106). Das haben die Mädchen auch von altersher ge- wusst (-108), und das gegenteilige Beispiel einer Andromache oder Tek- messa kann nichts dawider beweisen ( 112). Damals waren eben bäurische Zustände, jetzt leben wir aber in der aurea Roma ( 114): wie hat sich da alles verändert, Capitol, Curie, Palatin ( 120)! Das Alte mag andere freuen, ich bin ein Kind unserer Zeit (—122) nicht wegen des ins Ungeheure ge- steigerten Luxus und anderer Errungen- schaften unserer Tage (—126), sondern weil jetzt die verfeinerte Lebensart, mit einem Worte der cultus herrscht ( 128). Vgl. hierzu die Einleitung p. IX ff. und zu der Begründung der Notwendigkeit des cultus med. fac. 3 ff.

101 f. Vgl. med. fac. 3 : cultus hu- mum sterilem Cerealia pendere iussit munera: mordaces interiere rubi; cultus et in pomis sucos emendat acerbos, fissa- que adoptivas accipit arbor opes.

Liber vgl. zu I 525.

103. dei munus vgl. schon Hom. II. m 54 : iVctJ^' 'Afooiiir>;i, ij rs xöut] TS eiSog xrl.

142

Ars amatoria

Pars vestrum tali munere magna caret. 105 Cura dabit faciem; facies neclecta peribit, Idaliae similis sit licet illa deae. Corpora si veteres non sie coluere puellae,

Nee veteres cultos sie habuere viros: Si fuit Andromaehe tunicas induta valentes, 110 Quid mirum? diiri militis iixor erat. Seilieet Aiaei coniunx ornata venires,

Cui tegumen septem terga fuere boura? Simplicitas rudis ante fuit, nune aurea Romast Et domiti magnas possidet orbis opes. 115 Adspiee quae nunc sunt Capitolia, quaeque fuerunt:

105. Vgl. med. fac. 1 : discite, quae faciem commendet cura, jmellae, et quo sit vobis causa tuenda modo.

106. Idalia dea ist Venus, die in Idalium auf Cypern einen heiligen Hain und Tempel hatte. Aeltestes Zeugnis ist Theoer. 15, 100: SioTioti', « lolycös

y.al ^lÖäXiov efi/.aaas (Catull. 64, 96).

Cat. 36, 12. 61, 17. Verg. Aen. I 681. 693.

107 f. Vgl. med. fac. 11: forsitan antiquae Tatio snb rege Sabinae malue- rint quam sc rtira paterna coli, cum matrona j)remens altum rubicunda se- dile, adsiduo durum pollice nebat opus, ipsaqne claudebat, quos filia jjaverat, agnos, ipsa dabat vir gas caesaque liqna foco; at vestrae matres teneras peperere puellas ... 23 : nee tarnen indignum : sit vobis cura placendi, cum comptos habeant saecula nostra viros.

109. Andromaehe vgl. zu II 645. in 519 und die Einleitung p. XXI Anm. 7.

tunicas valentes zu V. 267.

111. Würdest du etwa als Gattin des Aiax in zierlichem Schmuck er- scheinen ? Für eine Tekmessa (vgl. V. 517) passen, so meint der Dichter, seine Lehren nicht, der cultus hätte sich nicht mit der Eauheit und wilden Kraft ihres Mannes (V. 112) vereinbaren lassen: aber das war anno dazumal, seitdem haben sich die Zeiten bedeutend ver- ändert.

112. Das inraßoiov äp^rjxTov ady.os (Soph. Ai. 576) des Aias war im Alter- tum hochberühmt, vgl. schon Hom. II. VII 219: Aius d iyyv&ev tjX&e (fsocov adxos rivre TCVQyov, yaXy.tov tTiraßoELOv, 6 Ol Tvxios y.dfie rsv^iov, ay.vroröficov ox d()taro£, 'i*A/? evi oixia vaiwv 6s ol inoirjoev ady.os aloXov tmaßöeiov lav-

Qcov i,arQe(fea>v, btiI ^' oySoov rjXaoe X"-^ y(>y. \ Ov. am. I 7, 7 (= met. XIII 2): clipei dominus septemplicis Aiax.

113. aurea Roma vgl. Martial. IX 59, 1 : in Septis Mamurra diu multum- que vagatus hie ubi Borna suas aurea vexat opes. Auson. el. urb. 1: prima urbes inter, divum domus, aurea Roma,.

114. Vgl. Ov. fast. IV 255: j^ost, ut Roma pjotens opibus iam saecida quinque vidit et edomiio sustulit orbe Caput etc. trist. III 7, 50: me tarnen exstincto fama superstes erit; dumque suis victrix omnem de montibus orbem prospiciet domitu m Martia Roma, legar. Eine der Lieblingsüber- treibungen der römischen Dichter. Vgl. auch ars I 177. Petron. 119: orbem iam totum victor Romanus habebat.

115—120. Einer der in der römi- schen Dichtung beliebten Kückblicke auf die einfachen Zustände im alten Eom; vgl. dazu die Einleitung p. X. Von den zahlreichen Parallelen sei hier nur erinnert an die ausführlichste Dar- stellung der alten Verhältnisse durch Properz FV 1 ; vgl. zu unserer Ovid- stelle ziimal V. 1 : hoc quodcunque vides, hospes, qua maxima. Roma est, ante Phrygem Aenean collis et herba fuit, atque ubi Navali staut sacra Palatia Phoebo, Euandri profugae concubuere boves. 11: curia, praetexto quae nunc nitet alta senatu, pellitos habuit rustica corda patres, bucina cogebat priscos ad verba Quirites: centmii Uli in prato saepe soiatus erat. Vgl. Ov. fast. V 93: hie, ubi nunc Roma est, orbis caput, arbor et herbae et paucae pecudes et casa rara fuit. Tib. II 5. 25: sed tunc pascebant herbosa Palatia vaccae et stabant humiles in lovis arce casae.

Ovid greift drei ganz besonders

m 104—123.

143

120

Alterhis dices illa fuisse lovis: Curia consilio nunc est dignissüna tanto:

De stipula Tatio regna tenente fuit; Quae nunc sub Phoebo dueibusque Palatia fulgent,

Quid nisi araturis pascua bubus erant? Prisca iuvent alios, ego me nunc denique natum

Gratulor: haec aetas moribus apta meis, Non quia nunc terrae lentum subducitur aurum,

charakteristische und hesonders wichtige Wahrzeichen der ewigen Stadt heraus, an deren jetzigem und einstigen Zu- stande er die ungeheure Veränderung der Zeiten anschaulich macht. Wie bülig und natürlich, wird das Capitol an erster Stelle genannt. Vgl. Cass. Dio excerpt. Vatic. p. 154: lißv/2i;s •/CQTjOftos ifdoxsTO KaTiiTcoXiov y.e<fd}.aioi' eaeo&ai Trjs oiy.ovuevrjs ttex^i Trjg tov y.oOfiov xaralvaecüi. Hor. carm. III 30, 8.

117. Die curia {Hostilia, weil nach der Ueberlieferung durch Tullus Hosti- lius erbaut : Varro L. L. V 155) war im Jahre 52 v. Chr. abgebrannt. Vgl. Cic. pro 3Iil. 33, 90. Der durch Faustus Sulla, den Sohn des Diktators. Avieder- hergestellte Bau wurde durch Caesar abgebrochen, der eine neue Curie zu errichten begann, deren Vollendung ihm jedoch nicht beschiedeu war, und die erst Augustus vollendete {Curia lulia). Vgl. Dio Cass. XL 49.

118. Der alte Sabinerkönig Titus Tatius wird als Vertreter einfach länd- licher Zustände genannt; vgl. Ov. am. I 8, 39: fo7-sitan inniuudae Tatio re- gnante Sabinae noluerint habiles pluri- bus esse viris.

119 f. Als drittes Wahrzeichen wird das Palatium genannt (vgl. die zu 115 120 citierten Stelleu); gleichzeitig verbindet sich damit ungezwungen eine Huldigung für Augustus; vgl. zu I 171—176.

Ueber das Palatium ist gesprochen zu I 73 f. Vgl. I 105.

sub Phoebo das Palatium steht unter dem Schutze des Gottes, der hier wohnt; über den Apollotempel vgl. Richter, Topographie- p. 14Gff.

sub ducibus ist eine Liebenswürdig- keit für das Kaiserhaus und erinnert an die Bauten des Augustus auf dem Palatin, also in erster Linie an den Apollotempel selbst; doch denkt man unwillkürlich auch an die doDius

Augustana. Vgl. Vell. Paterc. 11 81: Victor deinde Caesar reversus in urbem (nach dem Kriege mit Sextus Pompeius) contractas emptionibus complures domos per procuratores. quo laxior fieret ipsius, publicis se usibus destinare professus est. Vgl. Suet. Aug. 29. Hier errichtete er auch im Jahre 12 v. Chr. die aedi- cula Yestae, darüber vgl. CIL. I- p. 317, 28. Geschickt fasst Ovid an einer ande- ren Stelle diese Bauten zusammen, vgl. fast. IV 951 : Phoebus habet partem, Yestae pars altera cessit, quod superest Ulis, tertius ipse tenet; vgl. met. XV 864.

120. Der Vers bezieht sich auf die oft erwähnte (vgl. die zu 115 120 citierten Stellen) Legende von Euauder. Dieser rex Euandrus Romanae conditor arcis ( Verg. Aen. VIII 313) erzählt bei Vergü 1. 1. von sich selbst (333): me pulsum patria pelagique extrema sequen- tem fortuiia omnipotens et ineluctabile fatuni his postiere locis matrisque egere fremenda Carmentis Xymphae monita et deus auctor Apollo. Vgl. Preller RM. II ^ 288. Von seinen Rindern leitete man sogar den Xamen des Palatins ab. Vgl. Varro L. L. V 53: eundem hunc locum a pecore dictum putant quidam, itaque Xaevius 'Balatium' appellat.

121. Anders denkt Janus bei Ov. fast. 1225: laudamus veteres, sed nostris utimur annis; mos tarnen est aeque digmis uterque coli.

123—126. Diese negative Begrün- dung des eben erfolgten Ausspruches greift zwei für Ovids Zeit besonders charakteristische Merkmale heraus : raffi- nierten Liixus und übertriebene Bauwut. Vgl. dazu im allgemeinen die klassische Darstelluug Friedländers der Luxus' (Sittengeschichte Bd. III Caji. l). I^er Luxus wieder wird anschaulich gemacht durch das Herausgreifen einer seiner wesentlichsten Erscheinungsformen, der masslosen Jagd nach dem Golde uud anderer Kostbarkeiten.

144

Ars aniatoria

Lectaque diverso litore concha venit, 125 Nee quia decrescunt effosso marmore montes. Nee qiiia caeruleae mole fug-autur aquae, Sed quia cultus adest, nee nostros mansit in annos Rustieitas priseis illa superstes avis,

Vos quoque non caris aures onerate lapillis,

124. concha (r y-öy/jj) \irspruuglich die Muschel, daiiu mit leicht verständ- licher Metonymie die Perle; vgl. Tib. n 4, 30: a rubro lucida concha mari und oft.

Seit dem Siege des Pompeius über Mithridates hielt der Luxus mit Perleu und Edelsteinen in Rom seineu Einzug ; vgl. Pliu. bist. uat. XXXVII 12 : victoria tarnen illa Fonipei primum ad marga- ritas gemtnasqne mores inclinavit etc. ; dazu auch die folgenden interessanten Ausführungen.

Mit Perlen wurden zumal die Ohr- gehänge (ZU I 432) geziert, vgl. Y. 129; „doch wurden sie auch an den Schuhen angebracht und nicht bloss deren Schnüre und Bänder, sondern ganze Pantöffelchen mit Perlen besetzt". Fried- länder 1. 1. p. 73. Interessant ist auch Plin. ep. Y 16, 7, wo vestes. margaritae, gernmae als Requisiten bezeichnet wer- den, die ein Yater seiner Tochter zur Hochzeit besorgt. Weiteres bei Becker, Gallus III 3 276 ff.

Unter diverso litore ist wohl nur ein entlegenes Gestade zu verstehen, wie später diversus häufig gebraucht wird: vgl. Draeger zu Tac. ann. III 2, 7. Man wird hier nicht an eine Teilung (vgl. I 173) denken dürfen, dass etwa das persische und indische Meer gemeint wäre, aus denen allerdings die Einfuhr der Perlen meistens erfolgte: Tib. II 4, 30. Prop. I 8 b, 39.

125. Die bis zum Masslosen ge- steigerte Bauwut ihrer Zeit erwähnen die Dichter oft, meist mit tadelnder Nebenabsicht. Das Ungeheuerliche wird dadurch gut zum Ausdruck gebracht, dass die von der Natur gesteckten Schranken überschritten werden: die Berge werden kleiner durch das Ab- tragen ihres Marmorgehdltes, und das Meer wird durch gewaltige Bauten verdrängt. Diese nahmen durch die „Yorliebe der Römer für das Meer und den Wunsch, es aus unmittelbarster

Nähe zu geniessen", immer mehr zu. Vgl. Seneca ep. 89, 2i : quo usque nullus erit lacus, cui non villarum vestrarum fastigia immineanf? nulluni flumen, euius non ripas aedificia vestra prae- texant? ubicunqne scatebunt aquarum calentium venae, ibi nova deversoria luxuriae excitabuntur. ubicunque in aliquem sinum liius curvahitur, vos pro- tinus fundamenta iacietis nee contenü solo 7iisi qnod manu feceritis, mare agetis introversus etc.

Hör. carm. II 15, 2. 18, 20: maris- que Baus obstrepentis urges summovere litora, parum locuples continente ripa. in 1, 33: contracta pisces aequora sen- tiunt iactis in altum molibus; huc fre- quens caementa demittit redemptor cum fanmlis dominusque terrae fastidiosus. III 24, 3. ep. I 1, 84: lacus et mare sentit amorem festinantis heri. Petron. 120 (bell. civ. 87): aedificant auro sedes- que ad sidera mittimt, expelluntur aquae saxis, mare nascitur arvis, et perniutata rerum statione rebellant. Durch diese Parallelen ist auch Ovids Ausdruck fugantur hinlänglich erklärt; vgl. noch Seneca Thyest. 459: non ciassibus piscamur et retro mare iacta fugamus mole.

129 132. Negative Anweisungen den cultus betreffend (vgl. zu 101 250).

129. Ueber die Öhrgehänge vgl. zu I 432. Yon dem Luxus der Perlen, mit denen man die Ohrgehänge zu zieren pflegte, war eben gesprochen: zu V. 124. Natürlich waren auch andere lapilli beliebt, caris ^\ird anschaulich, wenn mau sich erinnert, was für Riesen- summeu bisweilen für solche Schmuck- sachen ausgegeben wurden: darüber Friedländer, Sittengeschichte III 71 ff. Auch onerate deutet auf übertriebenen Luxus, Ueberladen der Ohrgehänge mit Edelsteinen. Vgl. med. fac. 22: et quantos onus est, aure tiilisse duos. Auch Seneca erwähnt oneratas aures (de constant. sap. 14, 1).

m 124—141.

145

130 Quos legit in viridi decolor Indus aqua, Nee prodite graves insuto vestibus auro! Per quas nos petitis. saepe fugatis, opes,

Munditiis capimur: non sint sine lege capilli; xA.dmotae formam dantque negantqne manus. 135 Nee genus ornatus unumst: quod quamque deeebit, Elegat et speenlum eonsulat ante suum! Longa probat faeies capitis diserimina puri:

Sie erat ornatis Laudamia eomis; Exiguum summa nodum sibi fronte relinqui, 140 Ut pateant aures. ora rotunda volunt; Alterius crines umero iactentur utroque:

130. Ueber Indus = Aethiope vgl. zu I 53; auch decolor ist dort erklärt. In demselben Sinne stebt bei Prop. IV 3, 10: discolor Indus. Vgl. Tib. IV 2, 19: et quascunque niger rubro de litore conchas proximus Eois coUigit Indus aquis. Petron. 55: quo marga- rita cnra tibi, bacam Indicam ? Prop. II 22, 10. Mart. VIH 28, 14: Ery- thraeis eruta gemma vadis.

131. prodite ist sehr anschaulich: wir sehen die eitle Schöne, wie sie (nach umständlicher Toilette) in all ihrem kostbaren Schmuck auf die Strasse heraustritt. Dieser Moment wird durch das Verbum prodire öfters bezeichnet, vgl. Hör. carni. II 8, 7: enitescis pul- ehrior multo iiivenumque prodis publica cura. m 14, 6. Tib. I 9, 70: Tyrio prodeat apta si^iu. Aehnlich ist IV 2, 11: urit seu Tyria vohiit procedere palla. II 3, 52 {incedere). Vgl. ars HI 165. Lucian. dial. mer. 6, 2 : «A^ä vvv o^äs , ota TiQÖeioi.

Ueber die golddurchwirkten Kleider ist gesprochen zu II 299. Vgl. auch zu III 169.

133—250. Drei positive Regeln über den cultus.

133—168. Erste Regel: Die Be- handlung des Haares. Die Notwendig- keit sorgfältiger Haartoilette ( 135). Nach der Individualität des Mädchens richtet sich ihre Frisur, deren Zahl sehr gross ist, und von denen einige aufge- zählt werden (^152). Unter besonderen Umständen steht auch nicht geptiegtes Haar gut, das Beispiel dazu gab lole und Äriadne ( 158). Gefärbtes und gekauftes Haar ( 168).

Ovid, ars amatoria ed. Brandt.

133. munditis capimur verrät den- selben Geschmack, wie ihn Horaz be- weist, wenn er von der blonden Pyrrha rühmt, sie sei siviplex munditiis: carm. I 5, 5. Vgl. die Einleitung p. XII.

134. admotae )nanus doch wohl der Zofe, der ornatrix ; vgl. zu I 367 und ni 239. Dazu Ov. am. I 14, 16. Berühmt wurde die fusca Cypassis: am. II 8. Vgl. auch Orelli inscr. 2878 (I p. 500).

135. nee genus ornatus unumst. In der That hatte es die raffinierte Technik zu einer erstaunlich grossen Zahl von Moderationen gebracht; vgl. darüber nur Ov. am. 11 8, 1 : ponendis in mille modos perfecta capillis. med. fac. 19. met. II 412. fast. IV 309: cultus et ornatis varie prodisse capillis. Becker, Gallus IH" 270.

137. Wer ein langes Gesicht hat, soll also einen einfachen Scheitel wählen : natürlich, um nicht durch einen kunst- vollen Aufbau des Haares das Gesicht noch länger erscheinen zu lassen; ganz ähnlich ist die Logik der folgenden Regeln.

Ueber diserimina vgl. zu 11 303.

2)uri erkläre ich 'schlicht', nicht durch unnatürlichen oder übertriebenen Haarputz entstellt.

138. Laudamia vgl. zu II 356 und ni 17.

139 f. Ein volles rundes Gesicht soll das Haar so tragen, dass auf der Stirn ein kleiner Knoten entsteht; da- durch wird das Gesicht scheinbar etwas verlängert, gleichzeitig wird das Haar etwas von den Seiten weggezogen, ut pateant aures.

10

146

Ars amatoria

Talis es adsumpta. Phoebe canore, IjTa; Altera succinctae religetur more Dianae.

Ut solet, attonitas cum petit illa feras. 145 Huic decet iuflatos laxe iacuisse capillos,

lila Sit adstrictis inpedienda comis; Hanc placet ornari testudine Cyllenea,

Sustineat similes fliictibus illa sinus. Sed neque ramosa numerabis in ilice glandes,

142. Phoebus ist dtcs^asy.öftris (Hom. n. XX 39) oder dy.eioexofias (Pind. Pyth. 3, 14). Die Haare fliessen ihm über beide Schultern herab ; so wird er oft von Dichtern und Künstlern darge- stellt. Vgl. Lygdaraus 4, 27: intonsi crines longa cervice flucbant. Hierüber Müller, Archäologie der Kunst * p. 540.

143. Eine andere trage ihr Haar wie Diana ; über das Haar der Artemis vgl. Müller a. a. 0. p. 476, Anm. 5 und 553, Anm. 5. Vgl. auch Eumolpus bei Petron. ICd: infelix, modo crinibus nitebas, Phoebo imlchrior et sorore Phoebi.

succincta ist Diana als Jägerin (144) und so erscheint sie in vielen KunstdarsteUungen ; Nachweise bei Müller a. a. 0. p. 554 ff. Dazu vgl. Callim. hymn. Artem. 11: ek yöw fisy^^i xiTcäva l^covvva&ai XsyvcoTov. Verg. Aen. I 318: namque umeris de more habilem suspenderat arcum venatrix dederatque comam diffundere ventis, nuda genu nodoque sinus collecta ftii- entis. Ov. met. X 536: rtiida genu vestem ritu succincta Dianae u. s.

145. Vgl. Tertull. de cultu feniin. II 7: quid crinibus vestris quiescere non licet modo substrictis. modo rela- xatis, modo suscifatis, modo elisis? aliae gestiunt in cincinnos coercere, aliae ut Vagi et volucres elabantur, non bona simplicitate.

inflatos nämlich vom Winde, also 'fliegend'.

147. Unter testudo ist hier wohl kaum ein 'schildkroteuer Aufsteckkam' zu verstehen, wie Becker Gallus III ^ 273 die Stelle erklärt, da es sich in dem ganzen Passus um Haartouren handelt und nicht um einzelne dazu er- forderliche Toilettegegenstände ; immer- hin ist diese Erklärung möglich, denn es ist sehr wohl denkbar, dass für den römischen Leser schon durch die Er- wähnung dieses (besonders geformten?)

Kammes eine ganz spezielle Haartour hinlänglich gekennzeichnet war, in der eben jener Kamm eine wesentliche, diese Frisur vor anderen charakteri- sierende Rolle spielte. Für wahrschein- licher halte ich es, dass unter testudo eine spezielle Haartour zu verstehen ist, dergestalt etwa, dass das Haar auf beiden Seiten straff nach oben gewöhnt wird, so dass das Ganze mit dem da- zwischen entstehenden Eaume einige Aehnlichkeit mit einer Lyra haben mochte. Auf straff nach oben ge- wöhntes Haar lässt der Gegensatz zu V. 148 mit Sicherheit schliessen, denn dort handelt es sich um krauses welli- ges Haar.

Das Beiwort Cyllenea erklärt sich leicht aus der dem Worte testudo zu Grunde liegenden Bedeutung, die Schild- kröte. Aus der Schale einer Schildkröte hat Hermes auf dem lipos tÜTtv Kyllene in Arkadien (Hom. II. II 603, vgl. unten zu V. 725) zum ersten Male eine Leier geformt; vgl. nur hymn. Hom. 3, 25 ff. Hör. carm. I 10.

148. sinus kann jede sich bau- schende oder wellenförmige Bewegung bezeichnen; vgl. Ov. am. I 14. 26: u,t fierct torto nexilis orbe sinus. Verg. Aen. I 320: nodoque simis collecta fluentes. Vgl. auch Gellius V 14, 9: comae fluctuantes (vom Löwen).

149 £f. Wieder ein ddvtmrov (zu I 271 ff.): so unzählig wie die Eicheln, die hyblaeischen Bienen oder die wilden Tiere in den Alpen, ebenso unzählig sind die verschiedenen Möglichkeiten der Haarfrisureu. Vgl. I 57 ff. II 517.

149. Zu der Zahl der Eicheln vgl. Ov. met. X 94: cur v ata glandibus Hex. VH 586. Verg. ge. IV 80: non densior aere grando, nee de concussa tantum pluif ilice glandis. lieber die liier gemeinte Eiche spricht ausführlich Zingerle, kl. philol. Abhandl. II 93.

ni 142—163.

147

150 Nec quot apes Hyblae, nee quot in Alpe ferae. Nee mihi tot positiis numero conprendere fas est:

Adicit ornatus proxima quaeqiie dies. Et neclecta deeet multas coma: saepe, iacere Hesternam credas, illa repexa modost. 155 Ars easu similis: sie eapta vidit ut urbe Aleides lolen, 'hanc ego' dixit 'amo''; Talern te Baeelius, Satyris elamantibus "enhoe!"

Sustulit in eiirnis, Gnosi relicta, siios. 0 qnantum indulget vestro natura deeori, 160 Quarum sunt multis damna pianda modis! Nos male detegimur, raptique aetate eapilli

Ut Borea froudes excutiente eadunt; Femina canitiem Germanis infieit herbis,

150. Ueber Hijhla uud seinen Ho- nig vgl. zu II 517.

Alpe die Singularform ist bei Dich- tem nicht selten; darüber vgl. Neue- Wagner, Formenlehre I ^ 724.

151. positus ist der eigentliche Ausdruck, vgl. med. fac. 19 : vulüs odo- ratos positu variare capillos. met. II 412. Die Verba sind ponere (unten Y. 434. amor. II 8, 1), componere (Prop. I 15, 5), (Usponere (Juv. II 6, 490).

153. Ein Beispiel dazu giebt Daphne bei Ov. met. I 477 : vitta coercebaf po- sitos sine lege capillos. Vgl. am. I 14, 19 : saepe etiam nondum diyestis mane capillis purpureo iacuit semisupina toro: tum quoque erat neglecta decens ut Threcia Bacche, cum fernere in viridi gramine lassa iacet.

154. hesternam vgl. Prop. I 15,5: et potes hesternos manibus componere crines. Ov. am. III 7, 66.

155. casu als Dativ; vgl. darüber die interessanten Bemerkungen des Gellius (IV 16). Ausführliches bei Buecheler-Windekilde, Grundr. d. lat. Deklination (Bonn 1879) p. 110.

capta urbe Oichalia. Hier herrschte der König Eurytos, um dessen Tochter lole sich Herakles bewarb. Eurytos verweigerte sie ihm zunächst, sodass später Herakles einen Rachezug gegen ihn unternahm, die Stadt eroberte [capta urbe), den Eurytos mit seinen Söhnen erschlug und die lole mit sich führte. Vgl. nur ApoUod. II 127 f. 156. So- phokles' Trachinieriunen. Ov. her. 9.

156. Älcides heisst Herakles als Enkel des Alcaeus (ApoUod. II 50) oft

bei Dichtern. Vgl. z. B. AP. UI 13,1. Hör. carm. I 12, 25.

157 f. Ueber Diunvsos und Ariadne vgl. zu I 527.

Gnosis heisst Ariadne nach der Stadt Gnosus auf Ki'eta, der Residenz ihres Vaters Minos: zu I 293.

currus, auf dem sie Bacchus zum Himmel entführte. Das hier ange- deutete Bild können andere Stellen ver- vollständigen. Vgl. Prop. III 17, 8: lyncibus ad caelum recta Ariadna tuis.

159. Anders urteilt Pi'operz (11 18, 25): ut natura dedit, sie omtiis recta figura est.

162. Der Nordwind (vgl. zu II 431) steht typisch für heftigen Sturm; vgl. Hör. carm. I 25, 11 : Thracio bac- chante magis sub interlunia vento. Ov. trist. I 2, 29 u. o.

163 f. Das Färben des Haares war zu Ovids Zeiten bereits eine weit verbreitete Unsitte, doch wusste schon der alte Cato davon; vgl. Servius zu Verg. Aen. IV 698: mi Catone legitur de matronartim crinibus: flavo cinere unctitabant, ut rutilae essent. Val. Max. II 1, 5: et quo formam suam concinniorem efficerent, summa cum, diligentia capillos cinere rutilarunt. Auch das Odium des grauen Haares suchte man durch Schwarzfärben zu beseitigen, vgl. die bekannten Stellen Martial. IH 43. IV 36. Näheres ver- rät TibuU I 8, 43 : coma tum mutatur, ut annos dissii)iulct, viridi cortice tincta nticis. Hierher gehört auch Prop. II 18 B, wozu zu vergleichen ist Olem. Alex. paed. II cap. 104 (p. 232 Pott.) 10*

148

Ars amatoria

Et melior vero quaeritur arte color; 165 Femina procedit densissima crinibus emptis Proque suis alios efficit aere suos. Nee pudor est emisse: palam venire videmus Herculis ante oculos virgineumque choruni.

Quid de veste loquar? nee nunc segmenta requiro.

Zur Vervollständigung auch inbetreff der anderen Punkte der Behandlung- des Haares sei endlich hingewiesen auf Lixcian. amor. 40: rd Öe TiXtiazov dva- XiaxEi ftsQos rj nXoarj rcop iQiyäiv ' al ftkv yoLQ (papfidxois eQv&aivsiv dvvafisvois Ttoos iiXiov fiEar]fißQiav rovs 7cXoy.dfj.ovi iaa rais TÖiv tQiiav %QOt,aii ^av&co (itra- ßaTtrovaiv dv&ti Trjv iSiav y.ajay.Qivovaat wvaiv oTtöaacs Ss aQy.elv rj fisXaiva yairri vo/ui^eraij tov rcöv ysyafirjxÖTCov TtXovTov eis ravtr^v dvaXiaxovaiv 6Xi]v 'Ä^aßiav axsSov ix zcäv tqi%(Jjv dno- Tiveovaat^ ailÜrj^ä re oQyava tivqos a/n- ßXeiq cpXoyX yXiav&evra ßiq rfjv eXixcov ovXor/jra SianXsy.ei , aal Tzs^ie^yoi /ukv al fJ.iy.Qt Tcöv 6<fQVO)v ifpscXyvOftivai y.ofiai ßoayv t(Ö fiercoTico to fieraiyfuov dtfiäai, ooßaQMS Se liyQt rcöv fLerarfQEViov Ol oTita&sv iTiiaaXevoviai, rcXoy.afioi.

Germanis herbis weil die blonde, den Germanen eigentümliche (Tac. Germ, cap. II) Farbe damals besonders beliebt war, wie schon aus den angeführten Stellen zum Teil hervorgeht; vgl. noch Mart. VIII 33, 20: et miitat Latias spuma Batava comas. XIV 26: Chat- tica Teutcmicos accendit spuma cajnllos : captivis poteris cultior esse comis. 27. Ov. am. I 14, 45 ff.

165. Auch falsches Haar war durchaus nichts seltenes. Vgl. amor. I 14, 45: mmc tibi captivos mittet Germania crines: culta triumphatae munere gentis eris. Mart. V 68 : Arctoa de qente comam tibi, Lesbia, misi, ut scires, quanto sit tua flava magis. VI 12. XII 23: dentibus atque comis, nee te pudet, iiteris emj)tis (dazu das Epi- gramm des Lucilius AP. XI 310). Vgl. Marquardt-Mau, Privatleben II •' 603 f.

procedit zu V. 131.

168. Der Vers giebt an. wo die Damen eine derartige Aufbesserung ihrer Schönheit finden konnten. Es sind Läden gemeint, die sich in der Nähe des Herculestempels befanden. Dieser war durch Fulvius Nobilior er- richtet, (Euraen. pro rest. schol. 7:

aedem Herculis Musarum in circo Flaniinio ille Nobilior ex pecunia cen- soria fecit), wohl im Jahre 189 v. Chr. und zwar nach Ov. fast. VI 797 ff. am 30. Juni. Vgl. auch Cic. pro Arch. 11, 27: iam vero ille. qui cum Aetolis, Ennio comite, bellavit, Fulvius, non dubitavit Martin mannbias Musis con- secrare. Der Tempel wurde durch L. Marcius Philippus, den Stiefvater des Octavian, renoviert und mit einer por- ticus umgebeu: vgl. Suet. Aug. 29. Diese porticus Philippi ist hier gemeint; sie wird in ähnlichem Zu- sammenhang auch von Mart. V 49, 12 erwähnt. Die Verkaufsbuden von fal- schem Haar imd dgl. befanden sich hier aber umso passender, als diese porticus in der Nälie der porticus Octa- viae war, die wir von I 69 her als be- liebten Spaziergang der römischen Damen kennen: vgl. zu II 266.

Herculis ante oculos natürlich stand in dem Tempel die Statue des Her- cules ; er hielt eine Zither in der Hand, vgl. Öv. fast. VI 812: adniiit Aleides increpuitque lyram. Ausserdem aber waren in dem Tempel die Statuen der Miisen {virgineum choruni) aufgestellt, von denen Plinius bist. nat. XXXV 66 näheres zu erzählen weiss. Der Tempel heisst daher meist aedes Herculis <e<> Musarum: Serv. zu Verg. Aen. I 8.

169—192. Zweite Regel (vgl. zu 133—250): Die Wahl der Kleidung. Keineswegs kommt es auf einen mög- lichst hohen Preis der Kleider au, der- artiges ist direkter Wahnsinn { 172). Unendlich verschieden ist die Farbe der Stoffe ( 187), da heisst es geschickte Wahl treffen, denn eines schickt sich nicht für alle ( 188). Einige prak- tische Fingerzeige, wie solche Wahl zu treffen ist (—192).

169. segmenta sind Zierstücke, rund oder rechteckig, meist von Purpur und oft mit Goldstickerei (zu II 299) besetzt, die auf den Stoff aufgenäht wurden. Das Trafen dieses höchst

III 164—178.

149

170 Nec qiiae de Tyrio miirice, lana, rubes. Cum tot prodierint pretio leviore colores,

Quis furor est census corpore ferre suos? Aeris ecce color, tum cum sine nubibus aer, Nec tepidus pluvias concitat Auster aquas; 175 Ecce tibi similis, quae quondam Phrixon et Hellen Diceris Inois eripuisse dolis; Hie undas imitatur, habet quoque nomen ab imdis: Crediderim nymphas hac ego veste tegi;

kostbaren Liixusartikels wurde zu den Zeiten des Coriolauus durch einen Senatsbeschluss ausdrücklich bewilligt, wie eine interessante Stelle des Valerius Maximus lehrt (V 2, 1). Reichliche Nachweise über die segmenta findet man bei Marquardt-Mau , Privatleben II -^ 548 ff.

170. Vgl. die Anm. zu II 297; dazii noch Hör. ep. 12, 21 : muricibus Tyriis iteratae vellera lanae.

172. census sein Vermögen; wir sagen auch die Frau trägt 'ein ganzes Vermögen an sich. Vgl. Seueca de vita beata 17, 2: quare uxor tua lo- cupletis donius censum auribus gerit? Aehnlich ist Prop. III 13, 11 : matrona incedit census induta nepotum.

173 flF. Bei der nun folgenden statt- lichen Zahl verschiedener Farben der Kleider muss man sich daran erinnern, dass auch in diesem Punkte im Laufe der Zeiten eine Aeuderung in Geschmack und Urteil des Publikums sich vollzogen hatte. Zwar geht Böttiger (Sabina p. 91 ff.) zu weit, wenn er behauptet, dass bunte Kleider nur von etwas lockeren Damen getragen wurden, doch mag für Ovids Zeit im allgemeinen der Satz gelten, dass besonders grelle Farben nur bei Damen leichterer Art beliebt waren. Vgl. Artem. II 3: yvruixl äe TtoixiXrj xal dv&rj^d av/ufe^ei, fidXiara 8k irai^q y.a'i TiXovaiq.

173 f. Das Distichon bezeichnet die Farbe , die auch wir himmelblau' nennen ; vielleicht entspricht am besten die Grundbedeutung von y}.uvy.6s , denn dieses steht wohl zunächst von dem Glänze des unbewölkten Himmels ; vgl. Plat. Tim. 68 c. Vgl. den Anhang.

174. Das Gegenteil bei Tib. I 1, 47: gelidas hibernus aquas cum fuderit Auster. Der Süd ist in Italien reeht eigentlich der Regenwind (Ov.

met. II 853: aquaticus auster); vgl. Ov. met. I 264 ff.

175 f. Die Erklärung hängt von dem Worte quac ab, das sich aber nie i^nd nimmer auf den Widder, sondern sicherlich auf die Wolke bezieht, in deren Schutze die beiden Kinder der Erde entrückt wurden. Die mytholo- gische Beziehung scheint demnach hier schon aufgegeben zu sein: nicht mehr den Widder, sondern die dieser mytho- logischen Vorstellung zu Grunde liegende Wolke hat Ovid vor Augen. Vgl. auch F. L. W. Schwartz, der Ursprung der' Mythologie (Berl. 1860) p. 220. Ge- meint ist demnach ein anderes Blau als im vorhergehenden Distichon, offen- bar dunkeler Schattierung. Die fulvis insignia villis vellera (unten V. 335) können demnach hier nicht zur Erklä- rung verwendet werden. Die Sage selbst ist allbekannt: vgl. V. 336 und Apoll. I 80—83.

177 f. Gemeint ist das cumatile, ein wasserblauer, moireähnlicher Stoff'; vgl. Plaut, epid. II 2, 49 (234), citiert von Nouius 548, 25 (11 p. 221 Mueller): cumatilis color, mit marinus aut cae- r Ulcus ; a graeco tractum, quasi fiuctuum siuiilis; fiiictus enim graece cymata dicuntur.

In diesem Sinne spricht Lucr. IV 1119 von einer thalassina vestis. Da- mit wäre auch erklärt habet quoque nomen ab \indis: cumatile von "^vfia. Die Namen dieser Farben scheinen über- haupt mehr in griechischer Sprache üblich gewesen zu sein; oder meint Ovid vestes imdulatae'f Vgl. den An- hang.

178. Vgl. Eubul. fr. 84 Kock (II p. 193) bei Athen. XIII 568 e: yv/uvds, sae^Fig tTil xeqcos reTayfiävng, ev Xenro- Tirjpoi^- {'(feoiv iarcooai, otas 'HfjiSavos d y vol b i'Ö no c x // tt e v e i ^ a s.

150

Ars amatoriä,

nie crocum simulat (croceo velatur amictu, 180 Roseida luciferos cum dea iun<iit equos) Hie Paphias myrtos. hie purpureas amethystos

Albentesve rosas Threiciamve gruem; Nee glandes, Amarylli, tuae, nee amyg-dala desunt,

Et .sua velleribus nomina cera dedit: 185 Quot iiova terra parit flores. cum vere tepenti

Vitis agit gemmas pigraque fugit hiemps, Lana tot aut plures sucos bibit; elige certos!

Nam non conveniens omnibus omnis erit. Pulla decent niveas: Briseida pulla decebant;

179 f. Ueber crocusfarbige Ge- wänder spricht Nouius unter Intens (549 = TI 223 M.) Vgl. II 224, 26: crocota, crocei coloris vestis.

179. Zum Ausgange des Verses vgl. met. X 1: croceo vdatus amictu.

180. roscida den Aurora, vgl. V. 84. Das BeiM'ört roscida der (xüttin selbst zuerkaiint, das eigentlich der Natiir gehört, die beim Erscheinen des Frührots mit Tau bedeckt ist. Aurora fährt mit ihrem Gespann dem Sonnen- gotte am Himmel voraus. Vgl. Hom. Od. XXIII 244 ff. Ov. met. XV 190. Verg. Aen. VI 535. VII 26. XII 77. Preller RM. I ^ 327.

luciferos fcaoifOQOi heisst die Göttin selbst bei Eurip. Ion 1157; vgl. Hom. Od. V 2 (von der Aurora) : 'iv dd-uvd- Toiai (föcüs (fiooL ijös ßoorolaiv.

ISl. Faphias myrtos vgl. zu II 588 und III 53.

amethystos es handelt sich um die vestes amethystinae, die sehr geschätzt "waren und eine ins Purpurne spielende Farbe hatten; vgl. Mart. I 96, 7. II 57, 2. Juven. Iir7, 136 {amethystina).

182. Der Kranich heisst thracisch wie bei Nonnus XIV 332: Opt^iyion yspävoioiv ioiy-ores. Vgl. Stat. silv. IV 6, 8: a tniseri. quos nossc iuvat, quid Phasidis ales disfct ah hibcrna Rhodopes grue. Siehe auch oben II 431. Vgl. Dec. Laberius 48 (II 286 Kibb.) : yrncm Balearicnm.

183. Ueber die glandes der Ama- ryllis ist gesprochen zu II 267. Ge- meint sind also Kleider von kastanien- brauner Farbe.

amygdala hier n. pl , sonst auch amygdala. ne (äiuvyöä?.^;). Mandel, ein Name, der erst im Zeitalter des Augustus üblich geworden zu sein scheint; sonst hiess sie wohl nnx Graeca; vgl. Becker,

Gallus III ^ 84. Zur Sache vgl. Priap. 51, 13: amygdalmnve /lore purpurae fulgens.

184. Der Vers meint die soge- nannten cerina, wachsfarbene Kleider, über die zu vergleichen ist Nonius 548, 37: ccrinum, a eerae colore. Flantus in Epidico (II 2, 49) plumatile aut cumatile cerinnm aut gerriniim.

185. Vgl. Catull. 64, 280: nam quoscunque ferunt campi, quos Thessala niagnis montibus ora creat. quos 2)ropter fiuminis nndas aura parit flores tepidi fecunda favoni etc. Zur Diktion vgl. auch oben I 57 ff.

186. gemmas 'Augen'. Cic. Gate m. 15, 53: itaqiie ineunte vere in iis, quae relicta siint, existit tamquam ad articidos sarmentomm ea, quae gemma dicitur; a quaoriens uva sese osienditetc.

pigra ist häufiges und leicht er- klärliches Beiwort des Winters, vgl. Tib. I 2, 31: non mihi pigra nocent hibernae frigora noctis. Hör. carm. IV 7, 12: bruma iners. II 9, 5: glacies iners. Der Winter ist 'träge', weil er nichts hervorbringt, damit auch 'träge machend'. Vgl. auch Verg. ge. I 299: hiems ignava colono.

187. hibit hier sehr anschauliche, auch uns geläufige Bezeichnung; vgl. Plin. bist. nat. VIII 193: lanarum nigrae nulluvi colnrem bibunt.

Auch sonst steht bibere in ähn- lichem Sinne; vgl. z. B. Verg. ecl. 3, 111: claudite iam rivos, pueri, sat prata hiberunt u. s.

188. Der Vers erinnert an bekannte sprichwörtliche Redensarten ; vgl. Quintil. V 10, 40: neque enim ubique idem aut licet aut decorum est. Prop. III 9, 7 : omnia non pariter 7'erum sunt omxibus apta.

189. Wer blendend weissen Ternt

ni 179—196.

151

190

Cum raptast, pulla tum quoque veste fuit. Alba decent fuscas: albis, Cephei. placebas; Sic tibi vestitae pressa Seriphos erat.

Quam paene admonui. ne trux caper iret in alas, Neve forent duris aspera crura pilis! 195 Sed non Caucasea doceo de rupe puellas, Quaeque bibant undas, Myse Caice, tuas.

hat, soll (uacli dem Gesetze des Kon- trastes, vgl. z. B. 137—139) diiukel ge- färbte kleiduug- wählen. Briseis wnsste dies nnd handelte so. Ueber sie vgl. zu II 403. Dass Briseis als nivea be- zeichnet wird, dürfte eine willkürliche Weiterbildung- Ovids aus dem homeri- schen y.aX).i7Taoi]os sein ; vgl. IL XXIV 676.

191. Des Cepheus Tochter Andro- meda dagegen war fusca (zu II 657), von dunklem Teint (näheres zu I 53) ; sie wählte daher hellere Kleidung.

192. Seriphus, lioicfos, eine der Cycladen, wohin Perseus mit Androraeda zunächst zog, um seine Mutter Danae aus der Gewalt des Polydektes zu be- freien : ApoUod. II 45.

193—250. Dritte Regel (vgl. zu 133—250) : Sonstige Toilettengeheimnisse nnd Schönheits»nttel. Nicht nötig ist es, meinen Leserinnen die Vorschriften selbstverständlichen Anstanden zu geben, dazu sind sie viel zu gebildet ( 196), nur erinnert sei an die Notwendigkeit sorgfältiger Mundpflege ( 198). Schmin- ken ( 200), Behandlung der Augen- brauen (201) und überflüssiffer Härchen (202), Malen der Augen (—204). Auch in diesen Dingen war und bin ich ein treuer Berater (—208). Aber hütet euch, dass man derartige Künste bei euch entdeckt, das wäre unappetitlich ( 216). Nicht bei der ToUette, sondern nach ihr seid ihr schön ( 218); dazu einige analoge Beispiele (^—224). Das also beherzigt, sonst sieht man zu leicht die Uebermalnng, was man auch sonst mit gutem Grunde vermeidet ( 234). Anders ist's beim Frisieren: da magst du Zuschauer zulassen ( 236) ; besondere Regeln für diesen Fall (—242). Ein Mädchen aber, das auf ihr Haar nicht stolz sein kann, hüte sich vor plötz- licher Ueberraschung bei ihrer Toilette : sonst giebt's fatale Situationen (—246); derartiges gönne ich nur meinen Feinden, denn es ist nichts schimpflicher als ein kahles Haupt (-250).

193. quam paene admonui ist neckisch: bei der Bildung seiner Lese- rinnen hat es der Dichter nicht nötig, auf diese wenig appetitlichen Punkte hinzuweisen er thut es aber doch. Launige Anwendung der aus der Rhe- torik bekannten Figur der ])raeteritio. Zur Sache vgl. die Anm. zu I 522.

trux caper auch bei Catull. 69, 6.

194. Was Ovid hier von dem schönen Geschlechte als unumgänglich notwendig fordert, hatte er bei Slänuern als geckenhafte Albernheit getadelt: I 506, wo die Anm. zu vergleichen ist.

195. Aber derartige Ermahnungen sind nicht nötig: meine Leserinneu sind ja keine ungebildeten Kaukasus- pflanzeu und keine Caicusnisen. Kau- kasus und Kaikos stehen von Gegenden, in welche die Cultur nicht gekommen ist.

Das mächtige Kaukasusgebii-ge galt den Alten oft als das Ende der Welt; vgl. Theokr. 7, 77: Kaiy.aaov layarömvra. Aeschylos (Prom. 117) nennt ihn Ttäyog re^ftövios und (Prom. 20) einen un:dvd'Q{07zoi ronoi. Horat. carm. I 22, 6: inhospitalem Caucasum.

196. Der Caicus {Kdiy.oi), ein Fluss in Mysien, heute Bakyr-tschaT ; an ihm

lag Katy.ov TTsöiov (Hdt. VI 28 U. ö) ;

vgl. Verg. ge. IV 370: Mysusque Cai- cus. Die Mysier galten aber als bar- barisch und ungebildet ; vgl. Dio Chry- sostom. or. 31, p. 358 (I p. 398 Dindorf). Plat. Gorg. 521b. Sprichwörtlich war Mvacüv ta/atoi, um etwas verächtliches zu bezeichnen (Plat. Theaet. 209 b) ; vgl. auch Cic. pro Flacco 27, 65 : quid porro in Graeco sermone tarn tritum atque celebratum est, quam si quis de- spicatui ducitur, ut Mysorum ulthnus esse dicatur?

Die Umschreibung bibant unda^ oder ähnliches ist bei den Dichtern be- liebt, um den Wohnsitz anzugeben. Schon bei Homer; vgl. z. B. IL ll824: Ol äk ZfkEiav 'h'aiop vnal TtöSa t'eiarov "ISr^i, u(fi'eioi, TTtroifTSS vScoq fiiXav

152

Ars amatoria

t^/

Quid, si praecipiam, ne fuscet inertia dentes,

Oraque suscepta mane laventur aqua? Scitis et inducta candorem q^aerere creta;

Älorinoto. Aber in anderem Sinne ver- stehe ich Find. Ol. 6, 86: (-inßuv^ läi

eQareii'ov vStoo Ttio/itai. Vgl. noch Hor. carm. II 20, 20: Rhodani potor. III 10, 1: extremum Tannin si biberes, Lyce. IV 15, 21: qul profundum Danubium bibunt. Verg. Aen. VII 715 \\. ö. Vgl. auch unten V. 318.

197 f. Den Wert sorgfältiger Mund- pflege hatte Ovid schon I 515 betont; vgl. dort die Anmerkung. Freilich wurde in dem Bestreben, den Zähnen ein blendendes Weiss zu verleihen, auch diese Anstandsregel in bedenklicher Weise übertrieben, wie z. B. das Han- deln des edlen Egnatius lehrt (Catull. 39). Vgl. 37, 20: et dens Hibera de- fricatus urina; dazu die Erklärer.

199 ff. Die TeyvT] y.ouficüTixrj (Fiat.

Gorg. 465 B) der Weiber, aus der die folgenden Verse einige Einzelheiten bringen, war bis ins kleinste ausge- bildet, und die Komödie ist reich an Zeugnissen dieser Art. Hier kann nur einiges angedeutet, nicht ausgeführt werden. Schon Aristophanes (fr. 320 Kock) gab in den zweiten Thesmo- phoriazusen einen reichhaltigen Katalog von Bedarfsgegenständen weiblicher

Eitelkeit (7ToX).d eiär] yvt'cuy.eicov <fOQr:-

fiaTcov Foll. VII 95). Das zum grössten Teile auch bei Clem. AI. paed. II 245, 6 erhaltene Fragment schliesst mit den

Worten : älXa ttoUm &' ibv oiS' dv leycov

Xtj^uc Tt=. Dann vgl. Clemens a. a. 0. III 255 (darin das Fragment des Anti- phanes, 148 Kock). Sehr anschaulich sind dann auch die Verschönerungs- künste der Damen durch Eubulos ge- schildert (fr. 98 Kock bei Athen. XIII 557 F). Am ausführlichsten ist das Fragment des Alexis (98 Kock), das Athen. XIII 568 A mit den Worten einleitet : "A?.£^is S' iv reo eTnyoafOfievo) S^dfiuTi 'Jaoardaiov rr]v etaiQixijp Tta- ^aay.evfjv xai rdi Si E7Tireyvr]aea>s y.o/i- fiwatis rcöv eraiQwv ovTojg ey.ri&srat y^il. (es folgen 27 troch. Tetrameter an- gefüllt mit derartigen, zum Teil nieder- trächtigen Verschönerungskünsteu : s. unten zu 263 if.). Von den Römern endlich sei nur erinnert an Plaut, raost. I 3, 101 ff. (258 ff.).

199 f. Das Schmitiken war den Griechen ebenso bekannt w-ie den Römern, und mannigfache Arten von Schminken wurden in den Handel gebracht; hier kann nur einiges erwähnt werden. Die Griechen hatten eine rote Schminke, die sie TtaiStQMs nannten. Vgl. Alexis fr. 98, 18 (II p. 329 Kock) bei Athen. XIII 568 C : }.tvy.6y_o(os Kiav Tis iari " 7Tcuddp(OT evToißsTai. Von Demetrios dem Phalereer erzählt Athenaeus XII 542 d (nach Duris, vgl. FHG. II p. 475) : tTTefiehelTo S'e y.al rfjs oipecos, Trjv rs TQiya rf^v etiI t^s y.etfukr.s ^avd'i^ofisvos y.ul TtaiÖe^coTi ro tiooowtzov vrta'/.Eicpö- uEvos y.al rols d/.Xois aü.eiuaaaiv eyyoicov eai'Tov. Aehnliches erzählt Aelian var. bist. IX 9. Eine andere hiess ayyovoa, vgl. Arist. Lysistr. 48, wo der Scholiast sagft: 7]s rj oi^a iovd'pd, ij i^v&paivovai TU TtQÖauiTia cd yvvaly.BS. Auch das (fvy.os war eine rote Schminke, vgl. Beck, anecd. I 258, 9: t/Qü)VTo 8e tm

(fvy.ei eis tu fcrjla , ifu ^avd'iZf^. Eine

weisse oft genannte Schminke ist 6 xi'ifivd-os (Bleiweiss), auch ro y.n/uvd'iov, oft bei Aristophanes. Vgl. überhaupt

Alciphr. ep. 3, 11: y>vy.ei yd^ y.al xpifiv- d'ico y.al itaiÖeQiort ÖevaoTiovovai ras TTc/peids vTieQ rovs Ssivovs rcäv i^tuy^äipcov. Ausführliches darüber bei Becker, Cha- rikles I ' 261 ff.

Die römischen Damen gaben den griechischen darin nichts nach; auch ihnen dienten mancherlei Sorten von Schminken zur künstlichen Vermehrung ihrer Reize. Im vorliegenden Distichon Ovids sind zwei Arten genannt, denn creta ist eine weisse Schminke, sodass V. 200 nicht etwa als erklärende Ep- exegese von V. 199 aufzufassen ist. Die creta wird oft genannt: vgl. z. B. Hor. epod. 12, 10. Mart. ll 41, 11. VI 93, 9: acida tatet oblita creta. VHI 33, 17: crassior in facie vetulae stat creta Fabullae. Petron. cap. 23 (von dem cinaedus, homo omnium insulsissi- mus): infer rugas malarum tantum erat cretae, ut putares detectum parie- iem nimbo laborare. Eine ähnliche Schminke ist die ccrussa {Bleiweiss); vgl. z. B. Ov. med. fac. 73. Mart. I 72, 6. II 41, 12 u. s.

III 197—203.

153

200 Saiiguine quae vero noii rubet. arte rubet. Arte supercilii confinia uuda repletis,

Parvaque sinceras velat aluta g-enas. Nee pudor est oculos tenui signare favilla

200. Hier ist also eine rote Schminke gemeint, deren es wieder sehr mannig- faltige Arten gab. Am beliebtesten scheint fucus (Lakmus) gewesen zn sein; sie kennt schon Plautus (most. I 3, li8 = 275). Vgl. Lucr. II 744. Von anderen roten Schminken sei das in der römischen Komödie oft erwähnte pur- purissum und nüniiwi genannt.

Der Gebrauch der Schminke ge- hörte durchaus zu den Selbstverständ- lichkeiten; interessante Stellen sind Lucian. am. 39 ff. Tertull. de cult. fem. II 5.

201. supercilii confinia 'die Grenz- scheide der Augenbrauen' ist eine Uebersetzung des griechischen fieaöffovov (Oppian. cyneg. I 181 : ev^v Tvikoi <fai- Sqöv re fitaofpioi), welches den Eaum zwischen den Brauen bedeutet. Auf die Schönheit dieser Stelle des Ge- sichtes legten die Alten besonderen Wert, doch war ihr Geschmack hierin versciiieden. In der Sammlung der Anacreontea befindet sich ein Gedicht (Nr. 15), in dem einem Maler Anwei- sungen gegeben werden, wie er das geliebte Mädchen des Dichters malen soll. Da heisst es (V. 13) : t6 ftaodf^voi^

Ss firj /uoi Sidy.OTcre /.irjTe fiiaye ' sxezM S\ oTccoi exsivr]j t6 keXrid'oxcoi avvofftv. ßXe(pdQüiv \xvv y.ekaivrr. DazU sagt

Lessing (Laok. cap. 20, was überhaupt zu vergleichen): Anakreon hielt die Mittelstrasse; die Augenhraunen seines geliebten Mädchens waren weder merk- lich getrennt, noch völlig in einander verwachsen, sie verliefen sich sanft in einem einzigen Punkte. Dagegen ist das geliebte Mädchen des Daphnis (bei Theokr. 8, 72) eine omoifQvi xo^a. Ebenso entscheidet sich Ovid an unserer Stelle: er rät den Mädchen, falls die Brauen nicht zusammenlaufen, dies künstlich zu erzwingen. "Wie das ge- schehen konnte, mag die bekannte Juvenalstelle lehren, in der das ähn- liche Thun eines Weichlings geschildert wird (I 2, 93) : illc supercilium madida fuligine (Bleiglanz, vgl. den Anh.) tinctum obliqua producit acu pingitque trementes attollens oculos. Arist. phy-

siogn. 6. Suet. Aug. 79. Martian. Cap. II 132 (p. 185 Kopp) : quarutn una deosculata Philologiae frontem, illic ubi pubem ciliorum discriminat glabellae medietas. Vgl. auch Goethe, Dichtung und Wahrheit, Buch IX im Anfang fVVerke, herausgeg. von K. Heinemaun, Leipzig u. Wien o. J., Bd. XII p. 395) : . . seiner ganzen Pliysiognotnie (Johann Meyers aus Lindau) gab es einen eigenen Ausdruck, dass er ein Räzel war, d. h. dass seine Augenbrauen über der Nase zusammenstiessen, welches bei einem schönen Gesichte immer einen ange- nehmen Ausdruck von Sinnlichkeit her- vorbringt.

nuda erklärt sich nach dem Ge- sagten leicht: wenn die Brauen nicht zusammenstossen, diese Stelle also von Haaren bloss ist; dann soll die Kunst nachhelfen.

202. aluta ist eigentlich ein weiches mit Alaun (alumen) zubereitetes Leder, vgl. unten V. 271; hier hat man es wohl von einem Schönheitspflästerchen zu verstehen. Auch diese waren dem Altertum wohlbekannt, ihr eigentlicher Xame ist splenium (aTi/.iiviov). Vgl. z. B. Mart. II 29, 9: numerosa linunt stellantem splenia frontem. VIII 33, 22. X 22, 1. Plin. ep. VI 2, 2: candidum splenium in hoc aut in illud super- cilium transferebat.

203 f. Auch das Untermcden der Augen, damit die Wimpern länger er- schienen, und die ß).iffaoa ueXaivovaa Ts/ir. (Luc. amor. 39) spielte bei der Toilette der Eitelkeit eine grosse Eolle. In Betreff der Griechen verweise ich auf Becker, Charikles I* 263; einiges findet sich in den bisher citierten Stellen. In Rom war diese Unsitte ganz be- sonders beliebt. Schon Varro sat. Men. 370 (Buechelers Petron. ed.* min. p. 200) spricht von dem y.a'/.Xißli^aoov (bei Non. p. 218, 22); vgl. Plin. bist. uat. XXI 123. Näheres ebenda XXXIII 101 : in isdem argenti metallis i)tvcnitur, ut proprie dicamus, spumae lapis can- didae nitentisque, )ton tarnen tralu- centis ; sti m i appellant, alii stibi , alii alabastru)!!, aliqui larbasim.

154

Ars amatoria

Vel prope te nato. lucide Cj'dne. croco. 205 Est mihi, quo dixi vestrae medicamina formae, Parvus. sed cura grande. libelliis. opus: Hiuc quoque praesidium laesae petitote figurae!

Non est pro vestris ars mea rebus iners. Non tarnen expositas mensa deprendat amator 210 Pjxidas: ars faciem dissimulata iuvat. Quem non offendat toto faex inlita vultu.

Cum fluit in tepidos pondere lapsa sinus? Oesypa quid redolent, quamvis mittatur Atlienis

. . . 102 : vis eins . . . principalis autem circa ocnlos, namqne ideo etinm jj/eris- rßie platyoi^hthalmon id appella- vere, quoniam in calliblepharis nmlierum dilatet oculos etc.

Dazu noch Ai)ul. met. VIII 27. Petron. 110: immo aiqjcrcilia ctiam pro- fert de pyxide scitcqnc iacf.urae linea- menta secuta totam Uli formam suam reddidit.

Wenn Ovid hier als ]\Iaterial ganz feine Asche (das ist favilla im Gegen- satz zii cinis) bezeichnet, so meint er damit offenbar das stimmi oder stibi (stibiuni). Spicssglanz, das gebraunt und zu feinstem Pulver zerrieben Avurde. Vgl. zu der eben citierteu Pliniusstelle noch XII 43 und Pollux V 101 : y-al

vTzoy^fifxuarr/. , y.al rj oziuuig tzuq Imvi SV 'OufüXr, (fr. 25, p. 736 Nauck -). y.ul tfjv uB),ai,vuv ari/juiv o/nuaToyodcpov.

204, Eine Safranschminke zu dem- selben Zweck erscheint sonderbar wegen der für die Wimpern nicht passenden Farbe; es wird sich um ein, freilich wenig geschmackvolles Untermalen der Augen handeln ähnlich wie bei Xenoph. Oecon. 10, b: . . . t'i ooi /uÜ.ro} at.EKfo- fiEvos y.al Toi'S oy&aXfiovs vTiaXtifj 6 ixevoi dv8QBiy.el.ig ETZiÖeiyvioi/iü re efiavTov y.al avvsir]v B^aTiardJv ae y.al Tiaoe/iov öoäv y.at iiTTrsa&ai fiiXiov dvxl rov euavTOV

•/QCOtOi.

Der Safran (vgl. auch I 104) war bei den Alten sehr geschätzt; als vor- züglich galt der, welcher in Cilicien gewachsen war. Ov. fast. I 76. Cili- cien wird hier durch seinen Fluss be- zeichnet (vgl. auch V. 196), den Ci/dnns (KvÖvns), der nicht ohne Grund das Beiwort lucidns erhält, vgl. Gurt. Ruf. III 4 (10), 8: Cydnns non sjjatio aqua- rnm, sed liqnore nicmorahilis, qidppe leni tractu e fontibus labens pnro solo excipitur, nee forrenfes inctii'runt, qui

placide manantis alveum turbenf: ita- que incorrnptus idemque frigidissimus, qiiippe mnlta riparum amoenitate inum- bratns uhique fontibus suis similis in mare evadit. Tib. I 7. 13: an te, Cydne, canam, facitis qui leniter undis caeru- leus pjlacidis per vada serpis aquis.

205 f. Ovid meint das unter dem Titel mcdicaniina faciei femineae auf uns gekommene Fragment von 100 Versen.

207. laesae figurae erinnert au am. I 10, 14: nunc nientis vitio laesa figura fnast.

210. pyxides {Trv^iÖes. eigtl. aus Buchsbaumholz, i^ TTv'ios) sind die un- zähligen Büchsen und Schächtelchen, vrie sie zum Inventar des Toilettetisches einer römischen Dame dieser Zeit er- forderlich sind.

Auf dissiimdata liegt der Ton ; das ist das Thema der folgenden Verse.

211. Hefe als Schönheitsmittel Avird oft erwähnt: vgl. Becker. Gallus III " 163. Noch beliebter war ein Teig, zu dessen Bereitung Ovid med fac. 53 ff. ausführliche Anweisung giebt. Vgl. Juven. I 2, 107: pressum in facie diyitis extendere panem.

212. Vgl. rem. am. 354: ei fiuere in tepidos oesypa lapsa sinus.

213 f. Ein anderes, wenig appetit- liches Schönheitsmittel, eine Art Lanolin- salbe; oesypum {o)'ai<7To~) ist eigentlich der an der Wolle des Schafes sich an- setzende Schweiss und Schmutz, vgl. Hesych : otav:xtiov sQtov övTiaQov tiqo- ßuTcov. Ausführlicher, aber wenig appetitlich Gregor. Cor. p. 542 (ed. Schaeffer) : oiavrtt] Si. rd tcuv ^vTrapcöv TCooSdrotv iotov y.al t6 Sia/mor]fia rov

TtQoßdxov. Daraus wurde ein Extrakt [sucus] hergestellt, der teils in der Medizin (vgl. auch Hdt. IV 187) teils

III 204—230.

155

Demptiis ab inmiindo vellere siicus ovis? 215 Nee coram mixtas cervae sumpsisse medullas Nee coram dentes deMciiisse ])robeni: Ista dabuiit formam. sed erunt deformia visu, Multaque. dum fiunt. turpia: faeta placeiit: Quae iiuuc uomen liabent operosi signa M.yronis, 220 Pondus iuers quondam duraque massa fuit; Anulus ut tiat, primo couliditur aurum: Quas g-eritis vestis, sordida lana fuit: Cum fieret. lapis asper erat. nunc, nobile Signum, Nuda Venus madidas exprimit imbre eomas. 225 Tu quoque dum eoleris, nos te dormire putemus: Aptius a summa eonspiciere manu. Cur mihi nota tuo causast candoris in ore?

Claude forem thalami! quid rüde prodis opus? Multa viros nescire deeet; pars niaxima rerum 230 Oifendat. si non interiora tegas:

wie hier als Schönheitsmittel verwendet wiirde. Vgl. rem. am. 354.

Darüber sagt Pliuius hi.^t. uat. XXX 28: maculas in facie oesypum cum melle Corsico quod asjicrriniuni habetur extenuat, item seobem cutis in facie cum rosaceo inposifum vellere, quidam et bufyrum addunt etc.

quamvis mittatur Aihenis dass das attische oesypum am meisten geschätzt wurde, erhellt auch aus Galen. X p. 965 Kühn : on S' dueivuiv 6 ^imxds o'iavjros aTTavios ulXoVj -xr.v eyco iir) %ky(o. yivoj- axeii. Tgl. Plin. hist. nat. XXIX 35: quin ipsae sordes pecudum sudorque feminum et alarum adhaerentes lanis oesypum vocant innumeros prope ustis habent ; i n Atticis ovib u s genito palma. Es folgen .ausführ- liche ]\Iitteilungen darüberr Eine lange Auseinandersetzung über Zubereitung des oesypum u. dgl. findet sich auch bei Dioskorides 11^84 (medici ed. Kühn XXV p. 204 ff.).

21i). Ein drittes Jlittel, wesentlich aus Hirschmark bereitet. Ueber die cervina medulla vgl. Plin. hist. nat. XXVIII 145. 241. 185.

216. Vgl. V. 197 und zu I 515.

defricare ist der übliclie Ausdruck, vgl. z. B. Catnll. 37, 20. 39. 19.

219. Myron aus Eleutherae, Zeit- genosse des Polyklet (vgl. Plin. uat. bist. XXXIV lÖ), wird als überaus geschickter Künstler in der Behandlung

des Erzes gepriesen. Ebenso berühmt wie in der Darstellung des kraft- strotzenden männlichen Körpers war er in der Bildung der Tiere. Vgl. Petron. 88: Myron qui paene aninias hominum ferarumqne aere comprehenderat. Be- sonders berühmt war die bucula 3fyronis, die auch in zahlreichen Epigrammen (AP. IX 713 ff. 793ff.l verherrlicht wurde. Vgl. Plin. nat. hist. XXXIV 57 ff. Overbeck, die antiken Schrift- quellen etc. p. 103 ff.

223 f. Anspielung auf den be- kannten Typus der Venus Auadyomene : vgl. Müller, Archäologie der Kimst* p. 582. Einleitung p. XXI, Anm. 7. Ov. trist. II 527 : sie madidos sircat digitis Venus uda cajnllos et modo maternis tccfa videtur aquis. ex Pont. IV 1, 29: nt Vemis artificis labor est et gloria Coi (vgl. uuteu zu V. 401), aequoreo madidas quae prcmit inibre comas. Die Anadyomene des Apelles war aus Kos durch Augustus nach Eom gebracht und hatte im Tempel des Divus" Julius Aufstellung gefunden. Darüber vgl. Strab. XIV p. 657 d: /;*•

8i y.al (zu Kos) /; 'ArnSvottsrr Atpoo- 8irr], // vvf dpcixsirai rrö d'siö Kaioapt st' 'Pcuur., Tov —sSaaTOv di'ad'ivroi rm Tiai^l ti]v do/j]ytrii> rov yävovi avrov cpaal öi TOfs Kcöoii urrl rr;s y^afrjs iy.arov rnkdvTcov aifsaiv ysvia&ai tov TTnoaTa/ß-hToi <p6poi. Plin. nat hist. XXXV 91. Vgl. unten zu V. 401.

156

Ars amatoria

Aurea quae splendent ornato signa theatro,

Lispice. quam tenuis brattea ligna tegat; Sed neque ad illa licet i)opulo, nisi facta, venire,

Nee nisi summotis forma paranda viris. 235 At non pectendos coram praebere capillos,

Ut iaceant fusi per tua terga, veto: Illo praecipue ne sis morosa caveto

Tempore iiec lapsas saepe resolve comas! Tuta Sit ornatrix! odi, quae sauciat ora 240 Unguibus et rapta bracchia figit acu;

DevoA^et (et tangit!) dominae caput illa simulque

Plorat in invisas sanguinulenta comas. Quae male crinitast, custodem in limine ponat

Orneturve Bonae semper in aede Deae!

231. Unter aurca siyna hat man wohl Dekorativgeg'eustände zu ver- stehen, die der Billigkeit halber aus Holz hergestellt und nur mit einem dünnen Goldüberzug versehen waren.

232. hrattea ist ein dünnes Metall- blech, hier der dünne Goldüberzug über den hölzerneu Ornamenten des Theaters, der diese als durchaus golden erscheinen lässt. Vgl. auch Mart. VIII 33, avo von einem bei Spielen errichteten Ge- rüst die Eede ist, das mit Gold dünn überkleidet wird. IX 22, 6.

239. ornatrix zu V. 134. Ovid tadelt die launenhafte Grausamkeit, mit der viele römische Damen ihre Zofe während des Haarordnens behandeln. Vgl. die berlihmte Stelle Juven. II 6, 490 : disponit crinem laceratis ipsa copillis nuda umero Psecas infelix nudisque mamillis ; 'altior hie qnare cincinnus?' taurea punit confinuo flexi crinem faei- nusque capilli. quid Psecas admisif^ quaenam est hie culpa puellae, si tibi displicuit nasus tuus? Mart. II 66: unus de toto peccaverat orhe comarnm anuliis, incerta non bene fixus acu. hoc facinus Lalage, speculo qnod vidcrat, ulta est et cecidit saevis icta Plccusa comis. Das Gegenteil bei Ov. am. I 14, 16: ornatrix tuto corpore semper erat, ante meos saepe est oculos ornata nee unquam bracchia derepta saucia fecit acu. Vgl. auch Friedländer, Sitten- geschichte P 430.

240—242. Man beachte, wie kunst- voll mit wenigen Worten das kleine Genrebildchen ausgemalt ist. Das von der Wut eingegebene schnelle Erfassen

(rapta) einer Nadel und der schnelle Stich damit ist eine kurze, aber lebens- wahre Scene für sich: in hübschem Kon- trast zu der Gewaltthat der Herrin steht die Hilflosigkeit der Aermsten, die nichts zur Verteidigung hat als eine Verwün- schung der Grausamen und Thränen, unser Mitleid erregend:

241. tangit wodurch die Wirkung des devotere erhöht wird.

244. Die Bona Dca (vgl. unten V. 637), eine Verkörperung von allem Erspriesslichen im Menschenleben, der Fruchtbarkeit in der Xatur, des Segens im häuslichen und öffentlichen Leben, wurde von den römischen Frauen in geheimnisvoller Weise verehrt. Näheres bei Preller, RM. 399. 401.

Kein Mann hatte dabei Zutritt, in der strengen Zeit wurden dabei selbst Bilder, auf denen ]\Iänner oder männ- liche Tiere dargestellt waren, nicht ge- duldet (vgl. aber unten V. 633). Vgl. nur Tib. 16,22: sacra Bonae maribus non adeunda Deae. Bei den Griechen war daher die Bezeichnimg (-Jeds Fwai- y.eia für Bona Dea üblich. Vgl. Plut. Cic. 19: ... O'eov, /jv 'Pcuuaioi fiev 'Aya- &r]i\ "£/././^v£S ös rvvaiy.Eiav oro/ud^ovoiv.

Macrob. sat. 1 12, 27 : haec apud Graecos /'; Ot6= rwaiy.eia dicitur. Darauf be- zieht sich der natürlich scherzhaft ge- meinte Rat Ovids: die male cristata soll sich da anputzen, wo keines Mannes Blick sie belauschen kann.

Ueber den Tempel der Bona Den [Subsaxana) vgl. Richter, Topographie ^ p. 204. 206.

m 231—259.

157

245 Dictus eram subito cuidam venisse puellae: Tiirbida perversas indiiit illa comas. Hostibus eveniat tarn foedi causa pudoris. luque nurus Parthas dedecus illud eat! Turpe pecus mutilum, turpis sine graraine campus 250 Et sine fronde frutex et sine crine caput.

Non mihi venistis. Semele Ledeve. docendae

Perve fretum falso Sidoni vecta bove Aut Helene, quam non stulte, Menelae, reposcis,

Tu quoque non stulte. Troice raptor. habes; 255 Turba docenda venit pulchrae turpesque puellae,

Pluraque sunt semper deteriora bonis. Formosae non artis opem praeceptaque quaerunt:

Est illis sua dos, forma sine arte potens; Cum mare conpositumst, securus navita cessat;

245 f. Vgl. die Einleitung p. XVI, Anm. 6 und 7.

246. Das überraschte Mädchen setzt in der Verwirrung die Perücke auch noch verkehrt auf.

Unwillkürlich muss ich hier immer an die höchst ergötzliche Sceue denken. die Goethe in Dichtung und Wahrheit erzählt (sein Besuch bei Gottsched): Buch Vn, "Werke herausgegeben von K. Heinemann, Bd. Xn p. 298.

247. hostibus eveniat ist als Ver- wünschung häufig. Vgl. her. 15, 217 : hostibus eveniant convicia talia nostris. am. m 11, 16: eveniat nostris Jiostibus nie pudor. Vgl. Zingerle, Ovid I 129.

248. Der Vers ist eine nähere Be- stimmung des vorhergehenden: den Feinden, so z. B. den Partheru, die grade als der Erbfeind der Eömer her- ausgegriffen "werden; vgl. I 177 ff.

nurus steht nicht selten ohne Be- rücksichtigung verwandtschaftlicher Be- ziehungen im junye Frau oder Mädchen überhaupt ; vgl. z. B. Ov. met. II 366 u. s.

249. nmtilum bezieht sich wohl zu- nächst auf die Verstümmelung der Hör- ner; vgl. Hör. sat. I 5, 60.

251—280. Zweite Anweisung. Nicht Muster der Schönheit sind es, die von mir Belehrung fordern ( 254), son- dern schöne und hässliche Mädchen, letztere aber in grösserer Zahl ( 256). Jene brauchen meine Kunst nicht ( 260), diese aber desto mehr ( 262). Be- stimmte Au Weisungen, wie man körperliche Mängel und Schön-

heitsfehler möglichst gut machen kann: Unharmonische Figur (—268), hässlicher Teint (—270). un- schöner Fuss (—272), zu hohe Schultern (273). flacher Busen (274). Es folgen Regeln. Mängel aller Art ge- schickt zu verdecken: hässliche Finger ( 276), unangenehmer Atem (—278), unschöne Zähne i— 280).

252. Die Sidonierin ist Europa, welche von Juppiter in der Gestalt eines Stieres (falsa bove) durch das Meer ent- führt wurde : siehe oben I 323. Sidonis heisst sie als phoinikische Königstochter. Sidon, die älteste Stadt Phoeuiziens, war schon zu Homers Zeiten durch Handel und Künste hochberühmt. Si- donis nennt Ovid die Europa auch fast. V 610. 617. Zum Ausdruck falso bove vgl. Ov. am. I 3. 23: quaeque super pontuni siinulato vecta iuvenco virginea tenuit cornua vara manu.

253 f. Das Distichon erinnert an Prep. II 3, 37: nunc Pari, tu sapiens et tu. Menelae. fuisti: tu quia poscebas, tu quia lentus eras. Was Paris anlangt, so urteilt freilich Horaz von anderem Standpunkte aus anders (epist. I 2, 10) : im Sinne des Erotikers Ovid dagegen handelt Paris ganz richtig; vgl. die Einleitung p. XI.

254. Hom. IL VII 362 (Paris zu

Anteuor) : dvny.QV^ S' dnöifrjui, yvvaiy.a uev ovy. oLTtoÖcoaco.

258. forma sine arte potens vgl. Ov. met. X573: tanta potentia formae est. Aehnlich ist rem. am. 350: fallit enim multas forma sine arte potens.

158

Ars amatoria

260 Cum turnet, auxiliis adsidet ille suis.

Rara tarnen mendo facies caret: occule mendas,

Quaque potes, Vitium corporis abde tui! Si brevis es, sedeas, ne Staus videare sedere, Inque tuo iaceas quantulacumque toro; 265 Hie quoque, ne possit fieri raensura cubautis, Iniecta lateant fac tibi veste pedes. Quae nimium gracilis, pleno velamina filo Sumat. et ex umeris laxus amictus eat; Pallida purpureis taugat sua corpora virgis, 270 Nigrior ad Phariae confuge vestis opem.

261 f. Die ergänzende Gegenvor- schrift für den Jüngling, der seine Lei- denschaft los werden will, hmc animo Signa quodcunque in corpore mendumst (rem. am. 417) zeigt die Wichtigkeit dieser Lehre im Interesse der Mädchen.

263 ff. Vgl. zu diesem Passus das oben zu V. 199 ff. Gesagte. Aus dem dort citierten Fragmente des Alexis (II p. 329 Kock) mögen zum bequemeren Vergleiche hier wenigstens einige Verse ausgeschrieben werden. V. 5: ti&vi dvaTiKdrzovai ravTas, djars firjrs lovs rpoTiovs fiijre ras ou'sts ofioias SiaTe/.elv ovaas STi. rvyxdvei ftiy.^d ris ovoa, jrf^.^-ös iv raZs ßav/ciot.v eyy.eaäTxvrcu ' fia-Aoä

TIS, StäßaS'^OV XsTlTOV (JOOBl^ T1JV TS XB-

^aXf]v enl rov cofiov ycaiaßaXova' e^ep- Xerai' rovro rov firjy.ovi dyelXev ovy. ^xei TIS lo/Ja. vTtsveSvo" k^oufifiiv avTijv^ loare Tfjv evTtvyiav uvaßodv zovs eiai- Sövras. y.oi'/.iav dÖpuv t/ji^ arrjd't eor' avralac zovtcov cov 'i/ova' ol y.co/iiiy.oi' oqÜ'u Tzooa&sTaai loiavTa rovvävrov rrjs xotXias (öoTieoel y.ovrolai rovrois tls ro 7t^6a&' djiriyayov. ... 19 : y.aXov e^Ei rov aiojuaros ri, rovro yv/nvov Seiy.vvrai. sv- fvets odovrag sa/ev, e^ dvdyy.rjg Sei ysXäv, tva d'toiQwa Ol Tia^ovrsg ro aröfx tos y.ofixpov ifooel y.rX.

267. ■pleno velamina filo nicht das- selbe, was oben (V. 109) Uinicae calentes hiess, aber dem ähnlich: dort sind Kleider aus grobem Stoff gemeint, hier solche, die etwas auftragen und einer zu schlanken Figur mehr Fülle geben.

269. Gemeint sind die sogenannten vestes virgatne, buntgemusterte, der Länge nach gestreifte Kleider: diese Längsstreifen sollen hier, um die bleiche Gesichtsfarbe der Herrin zu mildern, purpurn sein: zu II 297. Zeigten die Kleider dagegen Querstreifen, so hiessen sie trabeae, die aber, soviel ich sehe.

meist nur von Männern bei besonderen festlichen Veranlassungen getragen wurden. Zu der virgata vgl. unter anderen Verg. Aen. VIII 660. Valer. Flacc. n 159: virgata nurus. Sil. Ital. IV 155.

270. Ueberliefert ist PJtarii jnscis : was unter dem pharisclie7i (d. h. egypti- schen : unten zu V. 635) Fisch zu ver- stehen wäre, lässt sich nicht sicher sagen ; zwar wissen wir von dem Fisch- reichtume des Nils und dem Export dieser Fische: vgl. z. B. Athen, in

121b (o äe Tiordfiios y.oouy.Tvos, ov TciXrrjV rivhs y.aXovoiv, 6 djcd rov NsiXov y.rX. vgl. dazu auch Strab. XVII 828. Opp. hal. I 133). Archippus fr. 25, 1 Kock (I 684 bei Athen. VII 311 e). Hdt. n 93 und sonst. Aber die dort als egyptisch registrierten Fische sind entweder ihrer Natur nach für die hier vorliegenden Zwecke ungeeignet, oder wir können keinerlei Nachweis führen, ob und in welcher Weise sie zur Her- stellung eines Kosmetikums dienten. Hier aber an das Krokodil zu denken, dessen Inneres allerdings bei der Zu- bereitung von Schönheitsmitteln Ver- wendung fand, scheint mir doch etwas zu gewagt; vgl. auch den Anhang. Dazu kommt, dass es sich in diesem Zusammenhange überhaupt gar nicht um Schminken und dgl. handelt, sondern um die geschickte Wahl der Toilette. Bei diesen Schwierigkeiten scheint mir die Conjektur Blümners Phariae vestis nicht übel : Aegyptische feine Leinwand war im Altertum berühmt". Vgl. oben zu I 77. Diese Conjektur lässt sich noch näher begründen. Eben (209) war von Purpur die Rede : dazu passt treff- lich der Gegensatz des weissen Linnen- kleides ; vgl. auch Cic. Verr. V 56, 146 : Uli ad deprecandlun periculiim jirofere-

III 260—276.

159

Pes malus in nivea semper celetur aluta, Arida nee vinclis crura resolve suis!

Conveniunt tenues scapulis analeptrides altis; Angustum circa fascia pectus eat! 275 Exiguo Signet gestu, quodcumque loquetur. Cui digiti pingues et scaber unguis erit;

bant, alii pxirpuram Tyriam, tus alii atqiie odores v este m qtie l in- ten m. Sachlich wird die Coujektur auch dadurch wahrscheinlich, dass diese leineneu Kleider an Durchsichtigkeit den Kölschen (zu II 298) nichts nach- gaben : die dunkle Hautfarbe durch das weisse Linnengevvand durchschimmernd und durch dieses harmonisch gemildert, mag in der That ein reizvoller Anblick gewesen sein. Ueber die Durchsichtig- keit dieses Stoffes ist ein bekanntes Zeugnis das des Publilius Syrus (II p. 305 Ribb.) bei Petron. 55: aequum est in- duere nuptam ventum textilem, palani prostare nudam in nebula linea?

271. Die aluta (zu V. 202) bedeutet hier einen Schuh aus feinem Leder, hier von weisser Farbe {nivea); vgl. Mart. XII 26, 9; II 29, 8: cocäna aluta. Jiiven. III 7, 192 : nifjra aluta (von dem Schuh der Senatoren). Nicht auf die Farbe kommt es hier an (im Gegen- satz zu dem vorausgehenden Distichon), sondern nur auf die Verhüllung über- haupt: ein unschöner Fuss soll nicht sichtbar werden: dass die Bekleidung des Fusses gleichzeitig geschmackvoll und zierlich ist, wird dabei beiläulig als zweite Forderung mit ausgesprochen.

272. arida entweder dürr, mager, vgl. Hör. epod. 8, 5: aridas nates oder von dem Mangel der Pflege zu ver- stehen , wie sie oben zu I 506 be- sprochen ist.

Unter vinclis ist, wenn man nicht lieber an die die Beine verhüllende Kleidung schlechthin denken Avill, viel- leicht der mannigfache Schmuck zu ver- stehen, durch den die hier gemeinten Damen bei der Kürze ihrer Kleider (zu I 32) den Blick auf die Reize ihrer Beine noch mehr zu lenken verstanden. Vgl. darüber z. B. Lucian. amor. 41 : ... u)c^i

jiöv TioÖeöv ia/ÜTOJV naraßsßriy.ev 6 ä&- Xwe /(icaös anav, t'i ri rov o<fv^ov yvfi- vovrai, TitQiofiyyujv. Lehrreich ist hier- für auch Petron. 67. In demselben Sinne gebraucht vinculam z. B. auch Petron.

126: pedum candor intra auri gracile vinculum positus u. s. Ueber solche TiEQiay.eXiSei vgl. die Erklärer zu Hör. ep. I 17, 56.

273. Der Sinn des Verses ist klar : zu hohe Schultern sollen nicht noch durch aufdringliche Agraffen höher er- scheinen, sondern diese sollen möglichst schmal und niedrig sein; analeptides (von dvala/ußduEiv) oder analectrides? ein zweifelhaftes Wort, über das in Burmauns Ausgabe eine unendlich lange, aber inhaltlose Auseinandersetzung zu fiudeu ist, erklärt man am natürlichsten von Agraffen; immerhin könnte man auch an kleine Polster denken, die ge- schickt angebracht irgendwelche Un- ebenheiten ausglichen : dann würde mau freilich erwarten, dass es sich um un- gleiche, schiefe Schultern handelt; Ovid spricht aber von zu hohen.

274:. Die fascia [pectoralis), das Busenband (vgl. unten 622), das in ge- wissem Sinne dem modernen Corset ent- spricht, dient hier dazu, den Busen zu heben und dadurch voller erscheinen zu lassen oder auch nur dazu, die fehlende Herrlichkeit gut zu verdecken; darauf deutet die Ergänzungsstelle hin, rem. am. 337: omne papillae pectus hahent: Vitium fascia milkt tegat. Vgl. Hieron. ep. 89: papillae fasciolis conprimuniur et crispanti cingulo angustius pectus artatur. Meist soll die fascia den Busen halten und ihn in allzustarker Ueppig- keit beschränken; vgl. z.B. Mart. XIV 134 : fascia crescentes dominac compesce 2)apillas, ut sit quod capiat nostra tegat- que mayius. Apul. met. X 21 : tunc ipsa cuncto prorsus spoliata tegmine, taenia quoque, qua decoras devinxcrat pajnllas etc. Nicht aber wurde durch die fascia eine Tailleneinschnürung bezweckt. Mehr siehe bei Becker, Gallus III * 251 ff. Bei Baumeister, Denkmäler I p. 367 ist eine Broncestatuette abgebildet, welche Venus darstellt, wie sie im Begriff ist, sich das Busenband anzulegen.

270. Wie die antiken Bildwerke und viele litterarische Zeugnisse lehren.

160

Ars amatoria

Cui gravis oris odor, numquam ieiuna loquatur

Et seniper spatio distet ab ore viri! Si nig-er aut ing-ens aut non erit ordine natus 280 Dens tibi, ridendo maxima danina feres.

Quis credat? discunt etiam ridere puellae,

Quaeritur atque illis liac quoque parte decor. Sint modici rictus parvaeque utrimque laciinae, Et sumnios dentes ima labella tegant; 285 Nee sua perpetiio contendant ilia risu;

Sed leve nescio quid femineiimque sonet! Est, quae perverso distorqueat ora cachinno;

Cum risu quassast altera, flere putes; lila sonat raiicum quiddam atque inamabile: ridet, 290 Ut riidit a scabra tiirpis asella mola.

fand das Altertum an langen Händen und Fingern Gefallen. Vgl. CatuU. 43: salve nee minima puella naso nee hello pede nee nigris ocellis nee longis digitis nee ore sieco etc. Dement- sprechend auch lange Arme (vgl. Prop. ni 7. 60. II 2. 5).

277. oris odor vgl. I 521.

279 f. Vgl. oben I 515. Das Gegen- stück rem. am. 339: si male dentatast, narra, qnod rideat, Uli. Vgl. Mart. II 41.

279, 7iiger vgl. Hör. ep. 8. 3 und oben V. 197.

Schwarze, unförmliche, nicht regel- mässig gereihte Zähne soll das Mädchen nicht durch Lachen auffällig zeigen; implicite ist natürlich auch das Gegen- teil mit einbegriffen. Vgl. Alexis fs. zu 199 ff.) bei Athen. XHI 568 c: «Vi'£?s odovias ta/EV ' e^ dväyy.r^i Öei ye/.ävj iV«

d'ECOQlöa ol TtUOOVTEi TU OTOU , cös '/COfl- XpOV (pOQEl.

280. dens kollektiv wie CatuU. 37, 20. Hör. epod. 8. 3 und sonst.

2S1— 296. Dritte Anweisung: Die Technik des Lachens ( 290), des Weinens f 292) und absichtlich ver- stellter Sprache (—296).

281 290. Das Lachen des oder der Geliebten spielt in der Erotik eine grosse Rolle, und der verführerische Zauber des holdseligen Lächelns wird von jeher gepriesen. Hier kann nur einiges er- wähnt werden. Schon das homerische Silo/ufiEidijs Af^odirrj gehört hierher, nter den Freuden der Aphrodite zählt Hesiod (theog. 205) auf: Tiu^d-Eviovi

T oä^ovs /nEiÖr^uaTct t E^anÜTas re.

Theokrit ist entzückt von dem süssen

Lachen seines geliebten Knaben (30, 5: Tale Ö't TTapavais yXvy.c fiEibiai). Sappho 2, 5 : y.al yeAaiaas IfiEQOEv. fiot, fiav y.aoSiav ev aTrjd'Eaiv ETiTÖaOEV. Danach CatuU. 51, 5: dulce ridentem, misero qnod omnis eripit sensiis mihi. Hör. carm. I 22, 23 : dtilee ridentem Lalagen amabo.

281. Eine Anspielung hierauf ist vielleicht Martial. II 41, 1 : 'ride, si sapis,

0 puella, ride' Paeligmis puto, dixerat poefa, sed non dixerat omnibus p'>bellis. Vgl. unten V. 513 und Zingerle, Martials Ovidstudien p. 5. Doch vgl. den An- hang.

283. lacunae 'Grübchen', die der- Grieche yEKuoivoi, nannte, was Suidas er- klärt: yoafifinl cd ex tov yE/MV ytyvo- jUEvai. Vgl. Mart. VII 25. 6: nee grata est facies, cui gelasinus ahest. Auch sonst wird lacuna in diesem oder ähn- lichem Sinne gebraucht, vgl. z. B. Lac- tant. de opif. dei 10, 19: quorum [la- broriim) siqyerius sub ipsa medietate narium lacuna quadam levi quasi volle signavit, inferius honestatis gratia foras molliter explicavit. Varro rer. rust. II 7, 3 : supercilia cana et sub eis lacunae (vom Pferde).

290. Ueber den asinxhs molarius und die Einrichtung der Mühlen s. Blüm- ner, Technologie und Terminologie etc.

1 p. 35 if.

rudere wird mit Vorliebe von dem Geschrei des Esels gebraucht, vgl. z. B. Ov. fast. I 433: ecce rudens rauco Sileni vector asellus intempestivos edidit ore sonos. VI 342. Pers. 3, 9. Das Substan- tivum ruditus bei Apul. met. VIII 29.

III 277—304.

161

Quo non ars penetrat? discunt lacrimare decenter, Quotiue Yolunt plorant tempore quoque modo.

Quid, cum legitima fraudatur littera voce, Blaesaque fit iusso liiigua coacta sono? 295 In vitio decor est, quaedam male reddere verba: Discunt posse minus, quam potuere, loqui.

Omnibus liis, quoniam prosunt. inpendite curam!

Discite femineo corpora ferre gradu: Est et in incessu pars non contempta decoris; 300 Allicit ig-notos ille fugatque viros.

Haec movet arte latus tunicisque fluentibus auras

Accipit extensos fertque superba pedes; lila velut coniunx Umbri rubicunda mariti

Ambulat ingentis varica fertque gradus. ~

291. Ein Anklang: an den Anfang des Verses bei Valer. Max. V 4, 7: quo non penetrat, aut quid non ex- cogitat pietas etc.

Zur Sache vijl. oben I 659 ff.

•293—296. Der hier erteilte Rat wird anschaulich durch Quintilian XI 3, 52, der von seinem Standpunkt aus vor ähnlichem warnt: nee volubilitate nimia confundenda quae dicimus, qua et distinctio perit et adfectus et nonnun- quam etiam verba aliqua sui parte frau- dantur.

297 310. Vierte Anweisung. Lernt angemessen und graziös gehen: das entsciieidet oft viel ( 300). Graziöser ( 302) und plumper Gang ( 3041 Auch hier heisst es Mass halten ( 306). Da- bei gelegentlich noch ein praktischer Wink über eine zweckmässige „DecoUe- tage" (—310).

Wie grosse Bedeutung man dem Gange der Frauen beilegte, geht ab-

gesehen von den hier gegebenen Regeln vids auch aus einer Inschrift (Örelli Nr. 4848 = II p. 347) hervor, in der einer Verstorbenen namens Claudia nach- gerühmt wird, sie sei gewesen sermone lepido tum autem incessu com modo. Ihres Ganges wegen waren die Frauen von Theben gefeiert. Vgl. Di- kaiarch (?) in FHG. 11 259 Zeile 1 : al

Se yvvaZy.es avTiöi^ roli y.eye&eai, 7t0(jsiatgj ^v&fiois svaxrj/iioveaTaTni re yai evrcQt- Tiiatarai rcöv et' rfj '£k/,dSi yvvaixolv. Prep. II 2, 6: et incedit vel love digna soror.

301. Die tunica bauscht sich bei der Bewegung des Gehens im Winde

Ovid, ars amatoria ed. Brandt.

auf. Dies Wallen des Gewandes ver- stärkt den Eindruck, den das stolze Ein- herschreiten dieser Schönen macht. Vgl. Prop. I 2, 1 : quid iuvat ornato pro- cedere, vita, capillo et tenues Coa veste movere sinus.

Das Distichon schildert also den Typus des Gehens, bei dem jede Be- wegung berechnet ist ; vgl. dazu Petron. 126: quo enim spectan-t flexae pectine comae, ...quo incessus arte coni- positus et ne vestigia quidem pedum extra mensuram aber- rantia, nisi quod formam prostituis^ ut vendas? vides me: nee auguria novi nee mathematicorum caelum curare soleo, ex vultibus tarnen hominum mores colligo et cum spatiantem vidi, quid cogitet scio.

303 f. Im Gegensatz zu dem raffi- nierten, kunstvoll berechneten Gange, der eben geschildert war, folgt nun das Beispiel eines motus rusficKs: sie geht wie ein umbrisches Baneruweib, das unsichern und grätscheluden Ganges Riesenschritte macht.

rubicunda wohl 'von der Sonne ver- brannt', wie rubicundulus bei Juv. II 6, 425 'ganz echauffiert' bedeutet; vgl. Hör. epod. 2, 41 (in ähnlichem Zu- sammenhange, aber von Horaz gelobt) die perusta solibus pernicis uxor A2}uli.

SOI. varus ist 'auseinander ge- bogen', d. h. 'grätschelnd', vgl. Hör. sat. I 3, 47 : hunc 'vnrum' disto7'tis cruribus. Martial meint dasselbe (TL 35, 1) : cum sint crura tibi simulent quae cornua lunae. So hier varicus; vgl. Quiutil. 11

162

Ars amatoria

305 Sed Sit, iit in multis, modus hie quoque: rusticus alter Motus, concesso mollior alter erit. Pars umeri tarnen iraa tui, pars summa lacerti

Nuda Sit, a laeva conspicienda manu: Hoc vos praecipue, niveae. decet: hoc ubi vidi, 310 Oscula ferre umero, qua patet usque, übet.

Monstra maris Sirenes erant, quae voce canora

Quamlibet admissas detinuere rates; His sua Sisyphides auditis paene resolvit

XI 3, 125 : varicare supra moäum et in stando deforme est et accedente motu prope obscenmn. Der Grieche uennt das ^oiy.ös, vgl. Archiloch. fr. 58. 4 (mit Bergks Note, PLG. II* 398).

306. mollior. Vgl. Seneca nat. quaest. VII 31, 2: tenero et molli in- cessu susjjciidmnis gradum: non ambu- lanms sed incedimus.

Das Gegeuteil s. rem. am. 337: durius incedit: fac inambulet.

307 f. Vgl. oben II 504 : cui color est, umero saepe patente cubet. Durch den candor von Hylas' Schi;lter ent- zückt ziehen bei Properz (I 20, 45) die Nymphen den Knaben zu sich hinab in die Flut. Hör. carm. II 5, 18: non Chloris albo sie umero nitens, ut pura nocturno renidet luna mari.

310. Der Kuss auf die entblösste Schulter oder den Hals ist ein beliebter Leckerbissen in der Erotik. Vgl. Tibull. I 8, 37 : et dare anhelanti pugnaniibus huniida Unguis oscula et in collo figere dente notas. Hör. carm. I 13, 9 : uror, seu tibi candidos turparunt umeros immodicae mero rixae, sive puer furens impressit memorem dente Inbris notam. Vgl. II 12, 25. Ov. am. I 7, 41 : aptius inpressis fuerat livere labellis et collo blandi dentis habere notam.

311—328. Fünfte Anweisung. Das Beispiel der Sirenen zeigt die fast unwiderstehliche Macht der Musik ( 314) : drum soll das Mädchen singen können ( 318) und Cither spielen (—320), sie denke an die Wirkungen der Kunst eines Orpheus (—322), Am- phion (—324), Arion ( 326). Auch die Behandlung des Nablion sei ihr bekannt (-328).

Zur Sache vgl. die an die Jünglinge erteilten Vorschriften oben I 595; Ein- leitung p. XIII.

Wie sehr man aiif die musikalische

Ausbildung der Mädchen Wert legte, ist bekannt. Schon das Beispiel der Sempronia kann angeführt werden (Sali. Cat. 25). Die römischen Erotiker ver- langen solche Talente unbedingt von iliren Mädchen, vgl. Prop. II 3, 17 if. Zumal Ovid bekennt (am. II 4, 25) : liaec quia didce canit flectifque facilUma vocem, oscula cantanti rapta dedisse velim; liaec querulas liabili percurrit pollice chordas: tarn doctas quis non possit amare manus? illa placet gestu numerosaque bracchia dncit et tenerum molli torquet ab arte latus etc.

Das Gegenstück rem. am. 331: quin ctiam, quacunque caret tua f'emvia dote, lianc moveat, blandis usque prc- care sonis : exige, uti cantet, siquast sine voce puella: fac, saltet, nescit siqua movere manum! barbara sermonest: fac tecum multa loquatur; non didicit chordas tangere: posce lyrani!

311 314. Das Äboiteuer des Odys- seus mit den Sirenen ist aus der Odyssee allbekannt (XII 39—54. 158—200). Ihr bezaubernder Gesang, mit dem sie die Vorüberziehenden an sich locken, um sie dann zu töten, ist sprichwörtlich, vgl. rem. am. 789. Hör. sat. II 3, 14 u. o.

monsfra bezielit sich abgesehen von ihrem unheimlichen Wesen an sich auf die aus der älteren Periode bekannte Art ihrer Bildung, die nämlich, dass sie als Vögel mit weiblichen Köpfen dar- gestellt Avurden, vgl. z. B. Overbeck, Her. Gall. Taf. 32, 8. Vgl. Claud. 22, 28 mit Barths Note.

312. cpiamlibet neben admissasrates ist unbedenklich; vgl. unten V. 597. 642. trist. I 10, 6: occupat egressas quamlibet ante rates. Mehr giebt Bur- manu zu Ov. her. 6, 140.

313. Sisyphides ist Odysseus nach späterer Sage als Sohn des Sisyphos. Die Wahl des Patronvmicums scheint

m 305—321.

163

Corpora; nam sociis inlita cera fiiit. 315 Res est blanda canor: discant cantare piiellae, (Pro facie multis vox sua lena fiiit) Et modo marmoreis referant aiidita theatris

Et modo Niliacis carmiua lusa modis! Nee plectriim dextra, citliaram teninsse sinistra 320 Nesciat arbitrio femina docta meo:

Saxa ferasque lyra movit Rhodopeius Orpheus

nicht ohne Absicht. Es wird damit an die Schlauheit und Klugheit des Od. er- innert : den Sisyphus nennt schon Homer (II. VI 153) xipiüiOTO:; diöoiöf. Dadurch gewinnt aber die Pointe : selbst der Typus der Klugheit, Odysseus derSisyphossohn, hätte sich beinahe durch Gesang be- thören lassen : also ihr Mädchen, macht euch diese Kunst zu eigen. Den Sisyphus nennt Pindar (Ol. 13, 52)

Tivy.voTaTor rrahiuaii cöi &e6v, womit

er wohl nur eine volkstümliche Ety- mologie zum Ausdruck bringt {aofd^ cos aios) ; von seiner Strafe in der Unter- welt weiss er offenbar (vgl. Ol. 1, 62). Dann war er Avegen seiner Schlauheit und Verschlagenheit berühmt, vgl. schol. Soph. Ai. 190. Theogu. 702. 711. Hör. sat. II 3, 21 : vafer Sisyjihits. Cic. Tusc. I 41, 98: Sisyphi prudentia u. o. Er ist der Vater des Odysseus, vgl. schol.

Soph. Ai. 190 : keyetai §e i) ^Avriy.Xeia dTcoareXlouivr] aTto 'Apy.aSias eTil 'Id'dxr]i' TC^Os liaitiTrjV enl yd/tiov xard ttjv 68dv ^lavifcp avveXd'sti', i^ oi' i]v ^vaei 'Odva- aevi. Bei dem Scholiasten liest man dann noch weitere Belege dafür aus den drei Tragikern. Vgl. Schneidewin-Nauck zu Soph. Phil. 417. Ov. met. XIII 31 : sanguine cretus Sisyphio (im Munde des Aias, auch nicht ohne Absicht).

his auditis. Den Gesang der Si- renen liest man bei Homer Od. XII 184 191, womit zu vergleichen ist Cic. de fin. V 18, 49.

paene Od. V 192: avrd^ sftov x/j^ rj&sX' uy.ovifievai, XtCed t sy.eAEvov iraipovi o(fgvai fevOTd^eor.

314. Hom. V. 173-177.

315. Das Resultat der mythologi- schen Reminiszens sind nun die Worte res est blanda canor, aus dem sich die darauf folgende adhortatio ergiebt.

317 f. Aus dem musikalischen Pro- gramm werden zwei hier besonders passende Nummern herausgegriffen : Arien aus dem Theater und ägyptische Melodieeu.

317. marmoreis vgl. I 103 und zu I 67.

Zur Sache vgl. Ov. fast. III 535 : cantant quidquid didicere theatris. Da- bei wird man zumeist an den Mimus zu denken haben; dadurch wird auch der Inhalt der Lieder deutlich und steht im Einklang zu den im folgenden Verse gemeinten. Vgl. Ov. trist. II 497. 515. Quint. I 2, 8: omne convi- \ viit»i obscenis caiiticis strepit.

318. Niliacis modis d. h. egyptische, zumal alexaudrinische Musik, die be- sonders beliebt gewesen sein musste, vgl. z. B. Mart. III 63, 3 : bellus hämo est, flexos qiii digerit ordine crines . . . cantica quiNili, qui Gaditana susurrat. Die Stelle erlaubt auch, uns einen Be- griff von diesen modi zu machen, denn die Zusammenstellung mit den Gaditana deutet darauf hin, dass die Xiliaci modi ebenfalls sehr üppig und sinnlich zu denken sind. Vgl. Quüit. I 2, 7 : verba ne Älexandrinis quidem permittenda deliciis risu et oscnlo excipimus. Mart. XIV 203 (von der puella Gaditana^ : tarn treinulum crissat, tarn blandum prurit, ut ipsum mastnrbatore»i fecerit mppolytum. Aegyptische Musik er- wähnt auch Properz (IV 8, 39) in Ver- bindung mit Kastagnettentäuzen. Ein Alexandrinus canere tibiis doctus bei Tac. ann. XIV 60. Vgl. GIG. Nr. 6651 (III p. 1004): 0/iaov;oi Teottvos y.id-a- otpSoi Ale^avSQEvs ircör 7i^, äcf&opos (da- zu Suet. Nero 20. Vespas. 19. Fried- länder, Sittengeschichte III 304.

Xiliacis der Fluss zur Bezeichnung des Landes: vgl. oben zu V. 196.

319 f. Auch Instrumentalmusik ist nötig. Ihr Wert wird an drei mytho- logischen Beispielen nachgewiesen.

321 f. Erstes Beispiel: Orpheus, dessen Gesaug von solcher Macht wai", dass er Bäume und Felsen bewegte und wilde Tiere zahm machte. Die Sage wird häutig erwähnt und verwendet. Vgl. Aesch. Ag. 1601 K. Eur. Bacch. IP^

164

Ars amatoria

Tartareosque lacus tergeminumque canem; Saxa tuo cantu, vindex iustissirae matris, Fecerunt muros officiosa novos:

561 : ev&a nor '0(>fevs xi&apl^cov avvayev SivSosa /uovaats. avvayev d'r;g asiiypcorag. Apollod. 1 14. Paus. IX 17, 7. Apollon.

Rhod. 126: avrdo t6v y evenovaip rkret- Qias ovpeai Ttirpas x^iX^ai doiSucov ivorcfi Ttoraftcöv TS dee&()a. (frjyol S' dypidSei . . . ng o y STZiTTpö d'e/.yofisvas (p6Qf.uyyi. ■/.axqyaye UieQirjd'ev. Ov. tlist. IV 1, 17 U. S. 0.

Rhodopeius heisst er von dem Eho- dopegebirge, seiner thrakischen Heimat, auch sons^, vgl. Ov. met. X 11. 50.

322. Auch in den Hades .stieg Orpheus, um seine Gemahlin Eurydike von den Toten los zu bitten, und rührte durch seinen Gesang und sein Spiel die unterirdischen Gottheiten so, dass sie ihm die Gattin zurückgaben. Näheres : Apollod. I 14 f. Ov. met. X Iff. Die Unterwelt wird hier durch zwei ihrer Eigentümlichkeiten bezeichnet, zunächst rein örtlich, durch Tartarei lacus. dann dynamisch durch den Höllenhund. Unter Tartarei lacus ist der stygische See zu verstehen, der aus Vergil bekannt ist (Aen. VI 323j. Wenn aber auch der Höllenhund dui'ch des Orpheus Gesang bezähmt mrd, so lässt sich daraus auf dessen unwiderstehliche Macht schliessen, vgl. zu V. 313. Hermesianax bei Athen. Xin 597 C : (Orpheus) . . . y.al alvordrov ßXififi vTiiiieiva y.vvös, ev tivqI fiev wiovfjv Ted'ocouevov^ ev Ttv^l o' öfifia. ay.Xr/Qov Tgiaxor/ßii öeif-ia (ftQcov y.ecpa-

'/.ais. Den Hund des Hades' erwähnt schon Homer (II. VIII 368. Od. XI 623), aber erst die Späteren gaben ihm den Namen K£oßt(jos, zuerst wohl Hes. theog. 311, und bildeten die Vorstellung von ihm weiter aus. Bei Hesiod (1. 1.) ist er von Typhaon und Echidna ge- zeugt und mit fünfzig Köpfen gedacht. Die nächste, aber dann üblich gewordene Vorstellung ist die von den drei Köpfen des Hölleuhundes, vgl. Apollod. II 122:

sly^e äe oinoi roets uhv y.vrtöv y.E<pa).ds, xriv öe ovQav Öodxovros, xard Öe rov vünov TcavToldJV ely^ev öfstov y.etpaAds.

Verg. Aen. VI 417—423. Ov. met. IV 450. Cic. Tusc. I 5, 10.

323 f. Zweites Beispiel: Amphion. Auch die Sagen von Zethos und Am- phion, den 'weissrossigen Dioskuren Boiotiens' (Eur. Herc. für. 29 u. ö.),

sind aus der alten Poesie und Kunst allbekannt. Vgl. von den Hauptstellen Hom. Od. XI 260 ff. Eur. Phoen. 115. Dessen Drama Antiope (fr. 179— 227 N.^) Apollod. III 42—44. Bei dem Bau der Mauern von Thebens Burg folgten die Steine den Zaubertönen von Amphions Leier und fügten sich von selbst zur Mauer zusammen. Apollod. III 44. Paus. IX 17. 7. Philostr. imag. I 10. Hör. carm. III 11, 2: movit Amphion lapides canendo. AP. 394: dictus et Am2)hion, Thebanae conditor arcis, saxa movere sono testudinis et prece blanda ducere, quo vellet.

vindex iustissime matris Antiope, die Tochter des Nykteus, gebar dem Zeus die Zwillingsbrüder Zethos und Amphion, die sie aus Furcht vor dem Vater in Boiotien aussetzt, wo .sie ein Hirt findet und aufzieht. Nach des Nykteus Tode erlangt sein Bnider Lykos die Herrschaft von Theben. Dessen Gemahlin Dirke quält Antiope auf das grausamste (Beschreibung ihrer Qualen bei Prop. IH 15, 13 ff.); der Grund dieser Misshaudlungen ist in der Ueber- lieferung nicht klar zu erkennen: bei Properz (nach Euripides?) ist es die Eifersucht der Dirke. Vgl. Apollod. III 42 f. ; der dann sagt : Avtiotttiv Ö'e f^v.i-

^ero Ävxos y.areiQ^as y.a'i rj roinov yvvrj ^iQy.r/ Xa&ovoa ös TTore. riöv Seaficüv avTOfidrüiv t.v&evrcov^ riy.ev etti ttjv imv TtalScov e:xav).iv, ösx&fjrai Ttpog avrcäv d'iXovaa. oi Sf dvayt'ojQt.adfj.Evoi Trjv |M;/Tip«, rov fisv Avy.ov y.rsivovOi^ rr/v de ^iQy.Tjv Srjoavreg ix rnvpov (jircrovoi d'avovaav eig y.prjv/]v rriv an exeivtjs xalovfiivrjv ^iQy.rjv. Prop. I. 1. 38: vinxerunt Dircen sub trucis ora bovis. Auch in der Kunst ist die Strafe der Dirke oft dargestellt worden, zu- mal auf Vasenbilderu und Gemälden. Am berühmtesten ist der toro Farnese des Apollunios und Tauriskos, der durch Asinius PoUio nach Rom aus Rhodus gebracht war: vgl. Plin. uat. bist. XXXVI 34: ... Zethtis et Amphion ac Dirce et taurus vinculumque ex eodem lapide, a Rhodo adiccta opera Apollo7iii et Taurisci. Ueber ähnliche Darstellungen vgl. Jahn, archaeol. Zeit. 1853 Nr. 36 f.

III 322-330.

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325 Quamvis niiitus erat, voci favisse putatur Piscis, Arioniae fabula nota lyrae. Disce etiam duplici genialia nablia palma Verrere: conveniimt dulcibus illa iocis.

Sit tibi Callimachi, sit Coi nota poetae, 330 Sit quoque vinosi Teia Musa senis;

325 f. Drittes Beispiel : Arion. Die allbekannte Geschichte von Arion, der von den habgierigen Schiffern gezwungen ward, sich ins Meer zw stürzen, aber von dem Delphine, dem 'meuschenliebend sinn'gen Tier' (Schlegel, vgl. Athen. XIII 606 d : (fikavxfQMTXoTUTov de iari y.ai avvsTMxaTov to ^moi^ 6 (ie?.<pis), den

er durch seinen Gesang bezaubert hatte, auf den Rücken genommen und bei Tainaron ans Land gesetzt wurde, er- zählt uns ausführlich zuerst Herodot (I 23 f.). Vgl. ferner Plut. sept. sap. conv. cap. 18. Liic. dial. mar. 8. Cic. tusc. II 27, 67. Gellius XVI 19. Ov. fast. II 83 ff. In dem von Aeliau (bist. an. XII 45) dem Arion (fälschlich) zu- geschriebenen Hymnus (PLG III* 80) heissen die Delphine fdofiovaoi.

327. Das nabluni oder nahlium ist ein grösseres Saiteninstrument mit 10 12 Saiten, das mit beiden Händen gespielt wurde. Es ist phoinikischer Herkunft, die Griechen nennen ts vdßXas. Näheres bei Athen. IV 175 b. Vgl. Pollux IV 61. Soph. fr. 765 N^

genialia hier fast in dem Sinne von fröhlich, heiter: vgl. zu I 125. Ov. am. JII lb,id:genialisMus(i. met. XIII 929: genialia serta. Peter zu Ov. fast. III 58.

329—348. SechsteAn Weisung. Befieissige dich einer guten 1 i 1 1 e r a r i - sehen Bildung; Katalog von Klas- sikern, deren Kenntnis erforderlich ist ( 338). Ovids Hoffnung, dass auch das eine oder andere seiner Werke von den Mädchen gekannt und vorgetragen werde (—348). Vgl. die Einleitung p. XIII. Oben II 281. Mit diesem Dichterkataloge vgl. Ov. am. I 15.

329. Callimachi. Vgl. nur Ov. am. I 15, 13: Battiades seinper toto canta- bitur orbe: quamvis ingenio non valet, arte valet.

329. Der Coun poeta ist Philetas, der als Lehrer des Dichters Theokrit genannt wird (vgl. i^fsox^irov yevos: axovar'^e Se yeyovs <l>clr]rü xal 'AaxXi]-

mäSov, MV lUvrjjUovevEi) und Unter Alexan- der und dem ersten Ptolemäer lebte. Als seine Heimat galt den meisten Kos, vgl. Athen. IX 401 e. XII 552 b. Er w^ar hochgefeiert als elegischer Dichter, vgl. Quiut. X 1, 58 : cuius (der Elegie) p^-inceps habetur Callimachus, secmidas confessione jjlurimorunt Philetas occu- pavit, während er bei Plut. Per. 2 als erster Meister der Elegie genannt wird, wie Anakreou in der Melik uud Archi- lochos in der Jambik. Von seiner Be- liebtheit zeugt auch die Bildsäule, die ihm in Kos gesetzt war. vgl. Hermesi- anax bei Athen. XIII 598 f . : . . . Kcöoi yaXy.ziov ü'riy.av vnd TcXaTÜvco BirriSa fiolTTu'^ovTa S'oi^i'j Tieol Tiävta ipiXr,T:äv ^irjfiara y.al Ttüaav TQvö^ievov /.aXirjv.

Die Römer schätzten ihn ausserordent- lich hoch, vgl. namentlich Prop. II 34, 31; dazu Rothsteins Anmerkung. Ov. rem. am. 759: Callimachum fugito: non est inimicus Amori; et cum Calli- macho tu quoquo, Coc, noces.

330. Anakreon von der Insel Teos (Hdt. III 121), längere Zeit am Hofe des Polykrates lebend , gilt als der freundlich liebenswürdige Dichter des Weins und der Liebe. Vgl. Ov. trist. II 363: quid nisi cum multo Venerem confundere vino praecepit lyrici Teia Musa senis.

Krinagoras sendete Anakreons Dich- tungen an Antonia, die Gemahlin des Drusus, mit einem Dedikationsgedicht, das wir noch besitzen: abgedruckt im Anhang.

vinosi vgl. Krinagoras: äs TtQsa- ß V » rjdvs Avay.(iiuiv 6 Trj'ios tyQU-tpsv r] Tc aQ o'iv ov y.iX.

senis. Nach Lucian (longaevi 26) hat er ein Alter von 85 Jahren erreicht, und Anakreon selbst spielt auf sein Alter an in fr. 14. 43. Vgl. Anacreont. 6. Und so erscheint er gewöhnlich in der Vorstellung der Spätem als ein liebe- und weinseliger freundlicher uud liebens- würdiger Greis; vgl. Anacreont. 1: ye^icov fiev ^j', xakoi Se ' rd /.ellos co^ev

166

Ars amatoria

Nota Sit et Sappho, (quid enim lascivius illa?) Cuique pater vafri luditur arte Getae. Et teneri possis Carmen legisse Properti. Sive aliquid Galli, sive, Tibulle, tuum 335 Dictaque Varroni fiilvis iusignia villis

Yellera germaiiae, Phrixe, querenda tuae Et profugum Aenean, altae primordia Romae,

oivoVj r^iiiovra Ö' avTov ijSr] "£oüJi i%eioa'/ojy£i.

331. Sappho, die lesbische Dich- terin, die zehnte Muse (AP. IX 506 u. s.), ist der älteren Zeit nur die hochge- feierte, berühmte Dicliterin. Später aber als man die glühende Sprache der heiss- blütigen Aeolieriu nicht mehr verstand, wurde (zumal unter dem Eintiuss der Komödie) das reine Bild der Sappho entstellt, ihre Neigung zu ihren Freun- dinnen um ihrer Schönheit willen, die sie nicht verhehlt, falsch gedeutet und ihr das aus einer Lokalsage entstammende Verhältnis zu Phaon angedichtet, das sie in den Tod getrieben haben soll. So gilt sie nunmehr als lasciva; vgl. auch Seneca ep. 88 und überhai;pt Bernhardy, Grundriss " 11 1, 601 ff.

332. Vgl. amor. I lö, 17: dum fallax servus, durus pater, improha lena vivent et meretrix hlamla, Menan- dros erit. Man wird auch hier an Menander zu denken haben , wenn auch schwerlich an ein bestimmtes Stück (vgl. zu V. 604j ; die hier voraus- gesetzte Situation, dass ein geriebener und durchtriebener Sklav [Geta] im Bunde mit dem Liebhaber den gries- grämigen und geizigen Alten (jMter) prellt, ist typisch in der Menaudrischen Komödie und ihren Nachbildungen in der Palliata. Vgl. Ribbeck, Geschichte der römischen Dichtung I'^ p. 75 ff.

Geta ist beliebter Sklaveuname in der Komödie, so in der Thais des Me- nander (Prop. IV 5, 44, s. unten zu V. 604), im Truculentus des Plautus und bei Tereuz in den Adelphi und im Phormio.

333. Mit Properz war Ovid eng befreundet: vgl. trist. IV 10, 45: saep>e suos solitus recitare I'ropertius iynes iure sodalifii, quo mihi iunctus erat. rem. am. 764.

teneri zii II 273. Vgl. trist. V 1, 17: blandique Propiertius oris.

334. Vgl. trist. V 1, 17 f. Cornelius Gallus (70—27) aus Fo-

rum Julii (heute Frejus). bekannt als JugendfreundVergils, der seine lO.Ecloge an ihn richtete, gefeierter Dichter eroti- scher Elegieen, in denen er die Lycoris (die mima Cijtheris) verherrlichte. Vgl. Ov. am. I 15. 29 : Gallus et Hesperivi et Gallus notus Eois et sua cum Gallo nota Lycoris erit. Vgl. ars m 537. rem. am. 765. Properz und Ovid er- wähnen ihn stets mit grosser Achtung. Ueber ihn vgl. Teuffei RL. I-^ 232. Ribbeck RD. II ^ 183 ff.

Auch den Tihull schätzte Ovid sehr hoch, vgl. zumal die schöne Elegie auf seinen Tod, amor. III 9. Ferner I 15, 27: donec eriint ignes arcusque Gu- pidinis artna, discentur nunie>-i, culte Tibulle, tui. trist. TV 10, 51: Vergi- lium vidi tantum, nee avara Tihullo tempus amicitiae fata dedere nieae. Vgl. ars III 536. rem. am. 763.

335 f. P. Terentius Varro Ata- ciiuis (82 37) war abgesehen von epischen (bellum Sequanicum) und ele- gischen Gedichten durch eine Bearbei- tung der 'ÄoyovuvTiy.ä des ApoUonius Rhodius berühmt, die von Ovid öfters rühmlich erwähnt wird: vgl. am. I 15, 21: Varroneni primamque ratem quae nesciet aetas, aureaque Aesonio terga pjetita duci? trist. II 439: is quoque Phasiacas Argon qui duxit ad undas. Vgl. Prop. II 34. 85. Näheres s. bei Teuffei, RL. I'^ 212. Ribbeck, RD. I^ 346 ff.

Ovid umschreibt die Argonautae des Varro durch das Trdy/Qvaov Öeqos des Widders, das im Lande der Kolchier im Aresiiaine von einem Drachen be- wacht hing, und das das Ziel der Ar- gonautenfahrt bildete. Dies Vliess ist aber für Helle ein Gegenstand der Klage, weil eben dieser Widder die Ursache ihres Todes wurde: vgl. oben V. 175.

337 f. Vergil. von dessen Dich- tungen hier nur die Aeneis herausge- griffen wird, während Ovid an anderer Stelle seine drei grösseren Werke ge-

m 331—349.

167

Quo nulluni Latio clarius extat opus. Forsitan et nostrum nomen miscebitur istis, 340 Nee mea Lethaeis scripta dabuntur aquis, Atque aliquis dicet 'nostri lege culta niagistri

Carinina, quis partes instruit ille duas, Deve tribus libris. titulo quos signat Amorum,.

Elige. quod docili molliter ore legas, 345 Vel tibi conposita cantetur Epistula voce:

Ignotum boc aliis ille novavit opus.' 0 ita, Phoebe, velis. ita vos. pia numina vatum,

lusignis coniu Bacche novemque deae!

Quis dubitet, quin scire velim saltare puellam.

schickt zusammenfasst ; vgl. amor. I 15, 25: Tiii/rns et seyctcs Aeneiaquc arma legentur, Roma triumiiliati dum Caput orbis erit.

338, Solches hohe Lob spendet Ovid der Aeiieide auch sonst; vgl. die eben citierte Stelle amor. 1 15, 26. rem. am. 396 : qnantum Vcrgilio nobile debet epos. trist. U 533; Prop. II 34, 63: q^ii nunc Aeneae Troiani suscitat arma iactaqne Lavinis moenia li toribus. cedite Romani scriptores, cedite Grai: nescio quid niaius nascifnr TJiade.

339 348. Diese Hoffnung, dass man auch seine eigenen Dichtungen da- bei nicht vergessen ^ye^de, spricht er an anderen Stellen zuversichtlicher aus ; vgl. z. B. amor. III 15. met. XV 871 ff.

340. Lethe wird als Tochter der Eris zuerst von Hesiod (th. 227) er- wähnt; später ist sie ein Fluss in der Unterwelt, aus dem die Schatten Ver- gessenheit trinken ; vgl. Luc. dial. mort. 13, 6. 23, 2. Ov. ex Pento II 4, 23: non cgo, si biberes securae pocuki Lethe s, excidere haec credam pectore passe tuo. Vgl. unten V. 648: Lethaea nox.

342. D. i. die ars amatoria selbst, in der Ovid den beiden Parteien (Jüng- lingen und Mädchen) Lehren erteilt. Vgl. die Einleitung p. XXII.

343 f. Die drei Bücher Liebes- elegieen, die amores. Ovid hatte zu- erst eine Ausgabe in fünf Büchern veranstaltet, dann aber manches unreife ausgemerzt und die uns vorliegende Ausgabe von drei Büchern gemacht, vgl. sein eignes Epigramm : qiii modo Nasonis fueratnus quinque libclli, tres sunms: hoc Uli praetulit auctor opus; ut iam nulla tibi nos sit legisse volu-

ptas, at levior demptis poena duobus erit. Was übrigens gerade die amores betrifft, so ging Ovids Hoffnung reich- lich in Erfüllung: vgl. unten V. 538. Ja sogar auf dem Theater wurden sie mit begleitendem Tanze gesungen ; vgl. trist. II 519. V 7, 25 f.

345 f. Epistulae ist auch in den Handschriften der gewöhnliche Name der heroidcs (Priscian. GL. 11 544, 4) ; auf die grössere Zahl von ihnen bezieht sich Ovid auch amor. II 18. Ueber den Vortrag dieser Epistulae durch Gesang und Tanz vgl. Friedländer, Sittenge- schichte III 294. Rohde, der griechische Roman 139, 1.

346. Poetische Episteln gab es schon früher, so von Lucilius, vgl. Teuffei, RL. I"^ 25; auch in der poetischen Liebesepistel hatte Ovid (von den Griechen abgesehen) z. B. in Properz einen Vorgänger (IV 3, Arethusa an ihren Gatten)." Aber 'neu von Ovid für die römische Litteratur geschaffen war die Wahl von Stoffen und Personen aus der mythischen Vergangenheit'. Ribbeck RD. II - 239.

347. Phoebe vgl. zu II 493.

348. Bacchus, der die Dichter be- geisternde Gott: vgl. zu I 525; über ifisignis cornu vgl. zu I 232.

novemque deae die Musen. Ihre Neunzahl wird zuerst in der Odyssee (XXIV 60) erwähnt, an einer Stelle sicher jüngeren Ursprungs, dann bei Hesiod (theog. 76 ff'.), der zuerst ihre Namen aufzählt.

349— 3S0. Siebente Anweisung.

Das Mädchen muss tanzen können (—352) und geschickt sein in allerlei Spielen, deren mehrere aufgezählt

168

Ars amatoria

350 Ut moveat posito bracchia iussa mero? Artifices lateris, scaenae spectacula. amantur:

Tantum mobilitas illa decoris habet Parva monere pudet, talorum dicere iactus Ut sciat et vires, tessera missa. tuas 355 Et modo tres iactet numeros, modo cogitet. apte Quam subeat partem callida, quamque vocet.

werden (—368). Sehr wichtig ist, dass man sich dabei gut zu benehmen weiss, dass man nicht etwa durch Zorn oder andere Leidenschaft ein Spielverderber wird: derartiges sei ferne (—380).

349—352. Die Kunst des Tan- zens war ebenso wie die Ausbiklung in Musik und Litteratur dem römischen Mädchen dieser Zeit unentbehrlich. Den Tanz nennt Ovid unter den Künsten, denen er nicht widerstehen zu können zugiebt ; amor. II 4, 29 : illa j'lacet gestn numerosaque bracchia ducit et tenerum motu torquet ab arte latus.

Ueber die Art des Tanzens ist schon oben gesprochen (zu 1595 f.), wir werden es uns als ballettartige harmo- nische Bewegung der Glieder vorzu- stellen haben, wie es als Ideal ver- körpert erscheint in den höchst grazi- ösen Stellungen und Bewegungen der Tänzerinnen auf den pompejanischen Wandgemälden. Solche Ballette erwähnt (ebenfalls beim Gelage) auch Prop. 11 3, 17: posito formose saltat laccho. Man wird nicht fehl gehen, wenn man in dem Milieu, in dem wir uns be- finden, zumal an etwas freiere Tänze denkt, wie sie z. B. die lonici motus waren, von denen es bei Athen. XIV 629 e heisst : >;v Öe ns y.uL 'Icoiiy.f; opxrjais Tia^oivios, und über die sich Horaz ereifert (carm. HI 6, 21). Vgl. Sali. Cat. 25 (von der Sempronia, der Freiindin Catilinas) : litteris Graecis et Latinis docta, psallere saltare elegantius quam necesse est probae, multa alia, quae instrumenta luxuriae sunt.

350. moveat bracchia deutet auch auf pantomimische Bewegungen, vgl. zu I 595 f. und II 305. Athen. I 22 b (nach Aufzählung verschiedener oo^rj-

oeig^ auch der Ucoyiy.ai): äs :Tooy.oirtt

'A^ioTÖßivoi (fr. 49 = FHG. n 284)' d'id

351. artifices lateris Ballettänzer', wie sie auf der Bühne auftraten ; haupt- sächlich ist wohl der Pantomimus ge-

meint. Vel. Friedländer. Sittengeschichte n 406 ff.

352. mobilitas technischer Ausdi'uck, vgl. Lucret. IV 977: cernere saltantis et mollia membra moventis. Hör. sat.

I 9, 24: quis membra movere molliu» (sc. possitj ?

353 368. Katalog mannigfaltiger

Gesellschaftsspiele. Vgl. oben II 203—208.

353 f. tali und tesserae, vgl. oben

II 203 206. Sie unterscheiden sich so, dass der tah(s länglich ist und an vier Seiten Augen hat, während zwei un- bezeichnet bleiben und abgerundet sind ; er entspricht dem griechischen dar^ä- ycdos; dagegen ist die tessera kubisch geformt und war auf aUen sechs Seiten bezeichnet (=griech. y.vßos). Man spielte mit vier doTouyu/.oi oder tali; die Be- zeichnung war so, dass sich die Eins und die Sechs, andrerseits die Drei und die Vier gegenüberstanden. Zeigten nun alle vier Würfel dieselbe Augenzahl, so war es der schlechteste Wurf {y.vcov, Xroi, canis, vgl. zu 11 206 i: dagegen der beste Wurf (Afpodizr;. Venus), wenn jeder Würfel eine andere Zahl aufwies. Vgl. Luc. amor. 16 : fir;Ötvdi daTQayd)Mv tteoSptos iaca o/r^^imi , Mart. XIV 14 {tali eburnei): cum steterit nullus voltu tibi talus eodem, munera me dices magna dedisse tibi; tenerae [y.vßoi) wurden nur drei verwendet.

355. numeros = tess\ras. Avie oben ß/ II 203. '

356. Der Ausdruck deutet darauf hin, dass es sich hier um ein Gesell- schaftsspiel in mehreren Parteien han- delt: das Mädchen soll bedenken, zu welcher sie sich halten soll. Näheres lässt sich nicht ermitteln.

vocet verstehe ich in dem Sinne von 'herausfordern, reizen' im Gegen- satz zu subire partem (es zu einer Partei halten). In diesem Sinne (für provoca/re) steht das Wort öfters z. B. bei Tacitus : vgl. Heraeus zu Tac. bist. IV 80, 10.

III 350-363.

169

Cautaque non stulte latronum proelia liidat, Unus cum gemino calculus hoste perit,

Bellatorqiie sua prensus sine conpare bellat, 360 Aemulus et coeptum saepe recurrit iter;

Reticuloque pilae leves fundantiir aperto, Nee, nisi quam tolles, ulla movenda pilast;

Est genus in totidem tenui ratione redactum

357—360. Gemeint ist das unter dem Namen latrociniuni oder lusns la- trunculonim bekannte Spiel, über das oben zu II 207 gesprochen ist. Es ist ein vergebliches Bemühen, die hier von Ovid für seine römischen Leser freilich ausreichenden Andeutungen zu einem klaren Bude zu vereinigen. Soviel "scheint indessen sicher, dass die Tech- nik des Spiels hauptsächlich darauf be- ruhte, dass man zwei Figuren, deren eine der anderen militärisch assistierte, vorrücken Hess und eine Figur des Geg- ners zu umstellen (d. h. 'schlagen') suchte (Ov. trist. II -478: cum medius gemino calculus hoste perit. Pollux IX 98 (s. mehr zu II 207) : . . . rj re/jrj T^s Ttai- Siäe sOTi 7TsoiXt]y.'ei rcüv Svo xprj^wv ofio- ■/(^Qocoy Trjv trtQÖxoovi' dvai^etv). So er- klärt sich hier V. 358 (natürlich ist cum Konjunktion, nicht Präposition). Grössere Schwierigkeiten macht das folgende Di- stichon. Zunächst scheint sicher, dass beUator (s. zu II 208: miles) den einen vorrückenden Stein bezeichnet, während der ihm assistierende als seine Gattin {compar) erscheint ; wurde nun. so glaube ich wenigstens die Stelle verstehen zu müssen, der beUator umstellt (geschla- gen) oder matt gesetzt (prctisus), so musste er seinen bisher gemachten Weg noch einmal zurücklegen (V. 360) ; wenn er nunmehr aemulus heisst, so könnte sich das schon dadurch erklären, dass eben jetzt seine compar nicht mehr bei ihm ist; vielleicht kann man aber da- raus auch schliessen, dass seine compar nunmehr dem G egner zufiele : dann wäre der Ausdruck aemulus noch hübscher xmd anschaulicher. Vgl. über das Spiel noch Marquardt-Mau, Privataltertümer IV 855 ff.

361 f. Das Distichon scheint nicht an richtiger Stelle zu stehen, mindestens ist die Erwähnung eines solchen Spieles, wie in ihm bezeichnet wird, innerhalb der beiden Brettspiele, die sonst gern zusammen genannt werden (vgl. z. B. Mart. XIV 17) auffällig. Auch ist nicht

leicht etwas mit Sicherheit über die Natur des hier gemeinten Spieles aus- zusagen. Allem Anscheine nach handelt es sich um eine Art von Gedulds- spiel, über das wir freilich von dieser Stelle abgesehen in keiner Weise näher unterrichtet sind. Dass nicht ein Ball- spiel in herkömmlichem Sinne (s. Becker, Gallus III 170 if.) gemeint sein kann, scheint indessen sicher; ferner scheint sicher, dass unter reticulo nicht etwa ein Rakett, sondern ein wirkliches Netz zu versteheu ist ; darauf deutet mit Be- stimmtheit auch apcrto.

Die Stelle lässt sich ihrem Wort- laute nach nicht gut anders erklären, als dass man annimmt, man habe in ein offenes Netz eine bestimmte Anzahl von Bällen geschüttet, und es sei nun da- rauf angekommen, daraus einen (von einem anderen angegebenen?) Ball so geschickt herauszuholen, dass sich kein anderer dabei bewegte. Ich gedenke dabei eines Spieles, das mir als Knaben manche Stunde verkürzt hat: eine An- zahl mit Häkchen versehener Holz- klötzchen wurde auf dem Tische auf- gestellt uud sie mussten nun einzeln mit einem an einer Art Angel befestigten Haken ergriffen werden : auch dabei kam es darauf an, dass die Angel nicht durch Unsicherheit der Hand in Unruhe ver- setzt ein anderes Klötzchen berührte, als das, was man zu eraugeln beab- sichtigte.

363 f. Gemeint ist der luclus duo- dechn scriptorum. Cic. de orat. I 50, 217 : duodecim scriptis ludere. Der Name rührt daher, dass das Spielbrett mit 12 Linien bezeichnet war, die hier scnp- tula heissen {scripta, y^afifiai). Vor Beginn des Spieles wurde gewürfelt, um den Platz zu bestimmen, den die einzelnen Steine einzunehmen hatten; das beweist von anderen Stelleu ab- gesehen das im einzelnen freilich höchst schwierige Epigramm des Agathias (AP. IX 482). Die beiden Parteien waren durch verschiedene Farben der Steine

170

Ars amatüria

Scriptula, quot menses lubricus annus habet ; 365 Parva tabella capit ternos utrimque lapillos, In qua vicissest continuasse suos. Mille facesse iocos! turpest iiescire puellam

Ludere: ludendo saepe paratur amoi". Sed minimus labor est sapienter iactibus uti: 370 Mains opus mores conposuisse suos.

Tum sumus incauti studioque ai)erimnr in ipso,

Xuda(iue per lusus pectora nostra patent : Ira subit, deforme malum, lucrique cupido Inrgiaque et rixae sollicitusque dolor; 375 Crimina dicuntnr, resonat clamori])us aetlier; Invocat iratos et sibi quisque deos. Nulla fides tabulae! quae non per vota petuntur

Et lacrimis vidi saepe madere genas, luppiter a vobis tam turpia crimina pellat, 380 In quibus est ulli cura placere viro.j

Hos ig"uava iocos tribuit natura puellis; Materia ludunt uberiore viri.

kenntlich (weiss \mä schwarz). Vgl. noch Quint. XI 2, 38: Scaevola in Insu duo- decim scrljitorimi, cum j^i'ior calculum promovisset essetqne victus, dum rus tendit, repetito fotius certaminis ordme, quo dato errasset recordatus rcdiit ad eum, quicum luscrat, isqne ita factum esse confessus est. Ansführliches s. bei Becker, Gallus III 473 ff. Marquardt- Maii, Privatleben II - 857 ff., wo die Nach- weise der Einzelheiten bequem zusam- mengestellt sind.

364. lubricus annus vgl. Apul. met. VIII 27 : cerviccs lubricis intorquentes motibus.

365 f. Auch über dieses Spiel lässt sich leider nichts mit Sicherheit sagen. Dasselbe Spiel ist gemeint trist. II 481 : parva sit ut ternis instructa tabella la- pillis, in qua incissest continuasse suos. Man vermutet, dass zu diesem Spiele die Täfelchen dienten, die mehrfach ge- funden sind, und über die zu vergleichen ist Mar(iuardt - Mau , Privatleben II " 859 861, wo eine ganze Zahl dieser tabellae reproduciert ist. Vgl. Orelli Nr. 4315 {= II 268), der zwei "derselben abgedruckt hat.

375. resonat clamoribus aether er- innert an Verg. Aen. V 228: resonatque fragoribus aether. Vgl. IV 668: resonat magnis plangoribus aether.

378. Vgl. Catull. 68, 56: tristique imbre madere genae.

381—432. Achte Anweisung. Tragt Sorge, dass ihr recht oft gesehen werdet, und dass dabei eure Eeize im rechten Lichte erscheinen. Die Mäd- chen haben nicht so viel Möglichkeiten Avie die Männer zu freiem Spiel ( 386) ; umsomehr sucht die Stätten auf, an denen ihr euch ungezwungen bewegen könnt: die Porticus ( 392). den Isis- tempel (393), die Theater (394), das Amphitheater (395), den Circus (396). Schönheit allein thut es nicht, sie muss bekannt sein (—398). Was nützt dir der schönste Gesang, wenn du ihn nicht hören lässt ( 400). Durch Apelles ist die Gestalt einer Venus berühmt ge- Avorden ( 402). Selbst die geweihten Dichter erstreben ja nur Ruhm (—404). Früher freilich stand der Dichter in liohem Ansehen, und auch klingender Lohn ward ihm zu Teil (—408), so ward ein Ennius der höchsten Ehren teilhaftig (—410), jetzt ist die Kunst der Musen im Werte gesunken ( 412), und doch ists schön, nach Ruhm zu streben : durch Bekanntgabe der Ilias ward ein Homer berühmt: von Danae würde niemand wissen, wäre sie ewig in ihrem Turm eingeschlossen geblieben ( 416) : drum ihr Mädchen, hinaus in die Oeffentlich-

III 364—385.

171

Sunt illis celeresque pilae iaculuniqiie trochique Armaque et in gyros ire coactus equus; 385 Nee vos Campus habet, nee vos g-elidissima Virgo,

keit ; zwei analoge Beispiele ; zeigt euch nur, einer wird ja wohl aubeissen ( 422). Seid immer dabei bedacht, eure Eeize zu entfalten, ein glücklicher ZufaU kann euch überall nützlich sein ; Beispiele aus Natur und Mythologie (—430). Selbst ein Begräbnis kann zu einer neuen Er- oberung Anlass geben ( 432).

383—386. Ein Katalog von sports- mässigen Lustbarkeiten römischer Jüng- linge. Vgl. damit z. B. Hör. carm. I 8, 3: cur apricum oderit campum, patiens pulverls atque solis? cur neque militaris ■inter aeqitales equifat, Gallica nee lu- patis temperat ora frenis? cur timet flavuni Tiberim tanyere? cur olivum sanguine vip)erino cautius vitat neque iam livida gestat armis bracchia, saepc disco, saepc trans finem iaeulo nobilis expedito? Ov. trist. III 12, 19:. «sits equi nunc est, levibus nunc luditur armis, nunc pila, nunc celeri volvitur orbe trochus, nunc, ubi p)erfusa est oleo labente iuventus defessos artus Virgine tinguit aqua. Mart. II 14, 3 f. Hör. AP. 379 ff.

pilae Ueber die ausserordentliche Beliebtheit des Ballspiels sowie über seine verschiedenen Arten ist reich- liches Material gesammelt bei Becker- Göll, Gallus III 168 ff.

Das Spiel mit dem iaculum wird ausführlich beschrieben von Sil. Ital. pun. XVI 557 ff. Vgl. ausser den be- reits angeführten Stellen auch Verg. ge. II 530: velocis iaculi ceriamina ponit in ulmo, corporaque agresti nudant prae- dura palaestrae.

trochi werden als beliebtes Spielzeug oft erwähnt; vgl. Mart. XI 21, 2. XIV 168 u. 169 : garrulus in laxo cur anulus orbe vagatur'^ cedat ut argutis obvia turba trocJns. Dazu vgl. Prop. III 14, 6 : inerepat et versi clavis adiinca roti. Der Reifen wurde also mit einem Schläger {clavis) getrieben, was mit Lärm ver- bunden war, einmal durch das An- schlagen auf den Reifen selbst, dann aber zumal durch die Metallriuge, die (im Innern des Reifens?) angebracht waren, und l)ei dem Spiele erklirrten. Das Spiel war auch bei den Griechen beliebt {x^ixi]laaiaj, vom Graeco trocho

spricht Hör. carm. III 24. 57; näheres bei Marquardt-Mau, Privatleben II ^ 838, Anm. 2 und 3.

38-1-. Unter arma ist Avohl all das kriegerische Gerät (s. zu II 50) über- haupt zu verstehen, das bei den mannig- faltigen Spielen nötig war; doch denkt man besonders an die Waffen, die bei Scheingefechten und Turnieren aller Art gebraucht wurden ; auch der Kampf gegen den imlus sei hier erwähnt, über den uns ausführliches Vegetius erzählt (I 11).

Kuustmässiges, an die Pferdedressur in einem modernen Circus erinnerndes Reiten Avar ein sehr beliebter Sport der eleganten jungen Römer. Vgl. Hör. 1. 1. Prop. III 14, 10: gyrum pulsat equis (von der spartanischen Jungfrau). Hör. carm. III 7, 25 : quamvis non alius flec- tere equum sciens aeque conspicittir gra- mine Martio. III 12, 8 : eques ipso melior Bellerophonte. III 24, 54. Plut. Cat. m. 20.

385. Campus sc. Martins, vgl. zu I 513 ; ebenda über ihn als den Haupt- tummelplatz der römischen Jugend. Vgl. noch Strab. V 236b: x«f ;'«^ t6 fisyedos Tov Ttsdiov d'avuaarov äfia xai ras apfia- Toäpouiui y.al Trjv akkriv iTTTtaaiav aacö- InjTOV Tiapey^ov reo roaovTO) Tt^i^&ei Tcöv a^aipa aal xqLxoi y.al TtaXaLoTpa yvfiva- ^Ofievcov.

gelidissima Virgo die Aqtia Virgo ist ein Wasser, das M. Agrippa nach Rom leitete und das wegen seiner er- frischenden Kühle (gelidissima) mit Vor- liebe zum Baden benutzt wurde; vgl. Ov. trist. III 12, 21 : nunc, tibi perfusa est oleo labente iuventus defessos artus Virgine tinguit Aqua. Näheres bei Pliu. nat. bist. XXXI 42 : ident (M. Agrippa) et Virginem adduxit ab octavi lapidis deverticulo duo milia pass. Praenestina via; iuxta est Herculaneus rivos quem refugiens Virginis nomen obtinuit. Ho- rum amnium coynparatione diff'erentia supra dicta deprehenditur, cum quan- tutn Virgo tactu praestat, tantum praestet Marcia liaustu etc. Eine andere Erklärung des Namens giebt Frontin. de aquis t 10 : Virgo appellata est, quod quaerentibus aquam militibus puella vir-

172

Ars amatoria

Nec Tuscus placida devehit amnis aqua: At licet et prodest Pompeias ire per umbras,

Virjg-inis aetheriis cum caput ardet equis; Visite laurigero sacrata Palatia Plioebo 390 (Ille Paraetonicas mersit in alta ratesj

Quaeque soror coniunxque ducis monimenta pararunt

Navalique gener cinctus honore caput;

gmicula venas qtiasdam monstravit, quas necuti qui foderant Ingentum aqiiae mo- duni invenerunt. Äediada fonti appo- sita Juinc originem ]nctura ostendit. Dieser Virgineus liquor (Ov. ex Pout. I 8, 38j ist noch heute iu Thätigkeit {Fontana Trevi). Vgl. auch Mart. IV 18. V 20, 9 mit Friedländers Anmerkung.

386. Tuscus amnis der Tiber ; neben der Vi7-go auch von Sen. ep. 83, 5 ge- nannt. Auch er war ein beliebter Tum- melplatz der schwimnilustigen Jugend: Hör. 1. 1. : cur tiniei fiavum Tiberim tangere'if Cic. pro Caelio 15, 36: hahes hortos ad Tibtrim ac diligeutcr eo loco parasti, quo omnis iuventus mitandi causa venit. Hör. carm. Ill 12, 7: simul unctos Tiberinis umeros lavit in midis etc. III 7, 27 : nec quisquam citus ueque Tusco denatat (vgl. devehit bei Ovid) alveo.

Tuscus heisst der Fluss sehr oft nach seiner Quelle iu Etrurien (Hör. carm. I 2, 13). Vgl. Ov. fast. I 233 (dazu Peter); II 68: advena Thybris. III 524.

placida vgl. Ennius (annal. 177 = p. 29 Vahlenj : quod per amoenam ur- bem leni fluit agnüne flu tuen ; dazu Verg. Aen. II 782.

387 396. Im Gegensatze zu den Stätten, au denen nur oder doch haupt- sächlich die männliche Jugend sich be- lustigt, folgt nunmehr ein Katalog von Tummelplätzen der weiblichen Jugend ; im wesentlichen ein Auszug von I 67 170; das einzelne ist dort in den Anmerkungen meist schon erklärt.

387 f. Die P o r t i c u s (vgl. I 67— 74j.

387. Ueber die porticyis Pompci s. zu I 67.

388. D. h. im August, wenn die Sonne im Zeichen der Jungfrau steht; mit ähnlicher Umschreibung wurde I 68 der Juli bezeichnet; beidemale ist es die Zeit ärgster Sommerhitze, wo der Aufenthalt in der schattigen Porticus sehr angenehm sein mochte.

389. Der Apollotempel auf dem Palatin mit der Porticus, über die zu I 73 f. gesprochen ist.

laurigero vgl. zu II 401.

390. Paraetonium ist eine Stadt in Libyen, vgl. Ov. met. IX 773 u. s., da- her steht Faraetonicus für egyptisch überhaupt, vgl. Lucan. III 295: ^isque Faraefonias Eoa ad litora Syrtus. Die Faraetonicae naves sind die Schiffe der egj-ptischen Kleopatra, die um so pas- sender so genannt werden können, als sich Kleopatra mit Antonius nach Par- aetonium geflüchtet hatte. Der Vers bezieht sich demnach auf die Schlacht von Actium, in der Apollo selbst mit- kämpfend zugegen war; dieses Ein- greifen des Gottes in die Seeschlacht {mersit in alta rates) schildern Vergil (Aen. VIII 704 ff.) und davon etwas ab- Aveicheud (absichtlich?) Properz (IV 6, 27 ff.). Der Zusammenhang mit dem vorhergehenden Verse besteht darin, dass zum Danke für den actischen Sieg Octaviau im Jahre 28 dem Apollo den Tempel auf dem Palatiu geweiht hatte, von dem in V. 389 die Eede war. Vgl. Dio Cass. LIII 1 und zu ars I 73 f.

391. Die soror des Augustus : Oc- tavia. Ueber ihren Porticus vgl. zu I 69 f.

coniunx : Livia. Ueber die porticus Liviae ist gesprochen zu I 71.

392. Gemeint ist M. Vipsanius Agrippa; goier des Augustus wurde er durch seine Heirat mit der Julia, der Tochter Augusts und Witwe des Marcellus; vgl. Tac. ann. I 3: Augustus . . . M. Agrippam ignobilcni loco, bonum militia et victoriae socium, geminatis (28 u. 27 V. Chr.j consulatibus extulit, mox dcfimcto Marcello (23 v. Chr.) ge- ner tun sumpsit. Suet. Octav. 63.

Ueber die Bauten des Agrippa vgl. Richter , Topographie '^ p. 262 ff. Hier Avird man vor allem an die von ihm 25 v. Chr. erbaute Porticus denken, tue nach den in ihr befindlichen Kunst- darstellungen meist porticus Argonau-

m 386—401.

173

Visite tiiricremas vaccae Mempliitidos aras,

Visite conspicuis terna theatra locis!

395 Spectentur tepido maculosae sangiiine harenae,

Metaque ferventi circueunda rota!

Quod latet, ignotumst: igiioti iiiiUa cupido;

Fructus abest, facies cum bona teste caret: Tu licet et Thamyram superes et Amoebea cautu, 400 Non erit ignotae gratia magna lyrae; Si Venei-em Cous nusquam posuisset Apelles,

tarum heisst. Auch Martial erwälmt sie mehrfach als Aufenthalt für Müssig- gänger: vgl. Friedländer zu Mart. II 14, 6. Sie war zum Andenken au den Sieg von Actium und den über Sex. Pompeiiis erbaut, und darauf be- ziehen sich auch die Worte navali cinctus honore caput. Agrippa schlug 36 V. Chr. die Flotte des Sex. Pompeius bei Naulochos (Sizilien, vgl. Suet. Octav. 16) und wurde mit der corona rostrata (navalis) ausgezeichnet. Näheres da- rüber bei Dio Cass. XLIX 9 und Vell. Pat. II 79. Vgl. auch Verg. Aeu. VIII 683: cui (dem Agrippa), belli insigne superbum, tempora navali fulgent ro- strata Corona.

393. Der I s i s t e m p e 1 ; die Er- klärung des Einzelnen ist in der An- merkung zu I 77 enthalten.

394. Die Theater (vgl. I 89— 134). terna vgl. Ov. trist. III 12, 24:

proque tribiis resonan t terna theatra foris. Ovid meint das t h e a t r u m Pomp ei (vgl. zu I 67), Marcelli, das von Augustus gebaut (Suet. Octav. 29) und zu Ehren seines 23 v. Chr. ge- storbenen Schwiegersohnes Marcellus am 4. Mai 11 V. Chr. dediziert wurde (Plin. hist. nat. VIII 65); vgl. auch zu 169 f. Endlich das theatrum Balbi, das L. Cornelius Baibus erbaut (Suet. Octav. 29) und im Jahre 13 v. Chr. dediziert hat (Dio Cass. LW 25).

395. Die Gladiatorenspiele (vgl. I 164—170). Zu I 164. Anklang an den Vers bei Auson. XIV tetrast. 18,_ 1 (p. 192 Peiper) : Commodus inse- quitur maculosae sa^tguine arenae.

396. Der Circus (vgl. 1 135—162). meta vgl. zu I 39 f.

ferventi rota vgl. Hör. carm. 1 1, 4 : metaque fervidis evitata rotis. Verg. Aen. XI 195.

398. Dem Sinne nach verwandt ist

Apul. met. V 10: nee sunt enim beati, quorum divitias nemo nox'it.

399. Thamyras, der aus der Ilias bekannte mythische Sänger aus Thra- kien, der sich vermass, mit den Musen in einen Wettgesang zu treten. H. II 595—600. Apollod. 117. Eur. Ehes. 925.

Amoehea A/xoißsvi ist ein berühmter attischer Citherspieler, vgl. Plut. Arat. 17. Athen. XIV 623 d : . ..rov Ttalawv 'Afioi- ßemSj 6v (priaiu 'ÄQiarias ev ro) tteqI y.i&aQCodMV Iv 'A&ijrais '/.aroiy.ovvta^ y.ai TiXrjaiov rov d'edr^ov olxovfra^ si e^sXd'oi qoöfievos^ idXavTov Attixoi' rüg r]f.iEQas XafißävEiv. Vgl. Plut. de virt. mor. 4 (= mor. p. 443 a): Zeno als Bewunderer des Amoibeus. Eine amüsante Ge- schichte von ihm erzählt Aelian. hist. an. VI 1. womit zu vergleichen var. hist. ni 30.

400. Sprichwörtlich ; vgl. Lucian. Harmon. 1 : ovSev yctQ orpelos dTCooQrjrov, ^aai, xal ucpavovs zFjs fiovoixrjs. Suet. Nero 20 : ... graecum proverbium iac- tans, oecultae musicae nulluni esse re- spectum.. Gell. XIII 31 (30), 3: . . . ver- bum illud scilicet e Graecia vetiis, musicam, qiute sit abscondita, eam esse nulli rei.

401. Apelles, Schüler des Pamphilos, der berühmte Maler und Liebling Alexan- ders des Grossen, heisst hier Cous, nicht als ob er in Kos geboren wäre, denn seine Heimat ist Kolophon (vgl. den Anhang), sondern weil sein berühmtestes Gemälde, die (auch hier gemeinte) Venus Anadyomene zu Kos im Asklepiostempel aufbewahrt wurde. Vgl. Plin. nat. hist. XXXV 91: Venerem exeuntcm e mari divos Augustus dedicavit in dclubro patris Caesaris, qiiae anadyomene vo- catur, versibus Graecis tali opere dum laudatur victo sed inlustrato, ciiius inferiorem partem conriiptam qui reficeret non potuit reperiri; verum ipsa inim'ia cessit in gloriam artificis.

174

Ars amatoria

Mersa sub aeqiioreis illa lateret aquis. Quid petitur sacris, nisi taiitum fama, poetis?

Hoc Votum nostri summa laboris habet. 405 Cura deum fuerunt olim regumque poetae,

Praemiaque autiqui magua tulei-e chori, Sanctaque maiestas et erat veuerabile uomen

Vatibus, et largae saepe dabautur opes: Ennius emeruit Calabris in montibus ortus 410 Contiguus poui, Scipio magne. tibi;

Nunc hederae sine honore iacent. operataque doctis

Cura vigil Musis nomen inertis habet. Sed famae vigUare iuvat: quis nosset Homerum,

Ilias aeternum si latuisset opus? 415 Quis Danaen nosset, si semper clusa fuisset

Inque sua turri perlatuisset anus? Utilis est vobis, formosae, tnrba, puellae;

Consemiit haec tabula carie alianiqve pro ea Huhsfituit ^ero principatii siio Dorothei nuinu. Litterarische Zeug- nisse über die Anadj'oraene siehe bei Overbeck, die antiken Sehriftqiielleu etc. p. 349 ff. Vgl. auch oben zu V. 223 f.

posuissei vgl. Hör. carra. IV 8, 8: sollers nunc hoininem ponere nunc deum. AP. 34.

405. cura deum vgl. Ov. am. III 9, 17 : at sacri vates et divum cura vocamur; sunt etiam, qui nos numen habere putent.

409, Q. Ennius (239—169) war zu Rudiae (heute Btiyge) in Calabrien ge- boren, Avie er selbst bezeugt bei Cic. de orat. III 42, 168: nos sumu' Bomani, qui fuiitms ante Rudini. Weitere Be- lege bei Teuffei, RL. I^ 100, l.

410. Die Erklärung giebt Cicero pro Ajchia 9, 22: carus fuit Africano supe- riori noster Ennius; itaque etiam in sepulchro Scipionum putatur is esse constitutus ex marmore. Vgl. Liv. XXXVni 56: Romae extra portam Capenam in Scipionum monumento tres statuae sunt, quarum duae P. et L. Scipionum dicuntur esse, tertia poetae Q. Ennii. Plin. nat. hist. VII 114: prior Africanus Q. Ennii statuam sepulchro suo imponi iussit clarumque illud nomen, immo vcro spolium ex tertia orbis ^ja»Ye raptuw in cinere supremo cum poetae tituh legi.

Zur Beurteilung des Ennius durch Ovid vgl. auch amor. 1 15, 19. trist. II 423 : utque suo martern cecinit

gravis Ennius ore, Ennius ingenio maximits, arte rudis. Mehr bei Zin- gerle. Ovid etc. II Iff.

411. Der Epheu ' doctarum prae- mia frontiuni Hör. carm. I 1, 29. Er ist dem Bacchus heilig, der selbst y.iaoofuooä ist (Pind. Ol. 2, 30 ; vgl. Eur. Bacch. 81 u. s.), dem Gotte der Dichter (zu I 525) j daher auch ihr Lohn ; vgl. Verg. ecl. 7. 25 : hedera nascentem ornate poetam. Prop. II 30, 39.

doctis vgl. II 425.

412. cura vigil vgl. II 285 : vigi- lafum Carmen.

414. Homerum vgl. zu II 279 f.

415. Danae (vgl. zu I 225) wird schon von Homer erwähnt: Ilias XIV 319. Vgl. Apollod. II 34: Ay.QiaUo 8s

Tte^l TTaiScor yevkotcoi uQoevtov XQrjazrj- (iia^ofievcp o &sd9 ecft] yevsa&ai nalSa iy. T^s d'vyar^os , os avrov dxoxrevel. SEiaai Se 6 lixpioios tovto , vtto y^v ü'äXa/iioi' y.araoy.tvdaas ydXy.eov ttjv

Javi'n]v efQovQEi. Noch Pausanias (11 23, 7) sah zu Arges das xaräyseov

oly.oSöiirjua, in' avr(ö Ss r]v o yaXy.ovs d'dlafios, ov 'Ay.qiat.6i tiote ettI yqovqä rrjg d'vyarqog eTtoirjae. Vgl. Hor. carm. in 16, 1 : inclusam Danaen turris aniea robustaeque fores et vigilum canum tristes excubiac munierant satis nocturnis ab adulteris etc. Ov. am. II 19, 27 : si ntmquam Danaen habuisset aenea txirris, non esset Danae de love facta parens. Vgl. unten V. 631. 417. turba vgl. II 210.

ni 402—433.

175

Saepe vag-os ultra limina ferte pedes! Ad multas lupa tendit oves, praedetur ut unam, 420 Et lovis in multas devolat ales aves.

Se quoque det populo mulier speciosa videudam:

Quem trahat, e multis forsitau uiius erit. Omnibus illa locis maneat studiosa placendi Et curam tota mente decoris agat! 425 Casus ubique valet: semper tibi pendeat liamus; Quo minime credis gurgite. piscis erit; Saepe canes frustra nemorosis montibus errant,

Inque plagam nullo cervus agente venit. Quid minus Andromedae fuerat sperare revinctae, 430 Quam lacrimas ulli posse placere suas? Funere saepe viri vir quaeritur: ire solutis Crinibus et fletus non tenuisse decet.

Sed vitate viros cultum formamque professos,

419. hipa vgl. oben zu V. 8.

420. lovis ales der Adler; vgl. Pind. Pyth. 1, 6 : svSei S' dpa axanTtp ^los aieröi;, coy.elat' TTzeQvy' dftifOTepcod'sv %akd^aig, aQ^os oloivcöv. Sopll. fr. 799 N'* : o ay.t]7nooßdficov aierdi y.vcop Jiöi.

422. Mit dem Schluss des Penta- meters vgl. Mart. V 19, 14: qxd crepet aureolos forsitmi unus erit.

425. harnus sprichwörtlich wie bei uns; vgl. Otto, die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Römer etc. p. 158, der an das deutsche 'Alle- zeit angel', so hast du kein Mangel' erinnert. Vgl. auch Becker-Göll, Gallus I 130, 8.

427. Der Ausgang des Verses er- innert an Verg. ecl. 6, 52: u virgo in- f'elix, tu nunc in montibus erras.

429. ÄndroDiedae vgl. zu I 53. Zur Sache selbst vgl. ApoUod. 11 43:

Tiapayevöfievog Öe (sc. Perseus) eis Al&io- Tiiav^ rjS eßaoikevE K>j<f£vs, ev^s Tt]v roi'Tov ■d'vyareQa 'AfÖfioueSav rcaoay.ti- fievrjv ßo^uv S'akaaaiM y.rjei. Kaaaii- jteia ydp q Krj(pecog yvvt) Nijofjiatv Ijoiae Tie^l xdAMi>S, xul Ttaacöt/ sivat ycoeioacov r]vxr,aEV o&ev cd Nr;^r]iSss efi,r]VLOav. aal IToastSäJv avruig avvoQyiad'tls TtXrju- fivodv TS ejil Tt]v xcö^av hn-eiiixf's y.al y.fJTos. ^'AfifKovos äe %Qr]aavTos rrjv aTiaXXayfiv rijs ai>fty>ooäs, edv rj Kaaots- TtBiae d'vydrqo ApÖQo/nida TToored'f; tcö XTJrei ßo^dj tovto dvayy.aa&tii 6 Kr^feii vno räjv Ai&ioTTiüv eTT^a^s^ y.iu Tt(.wai- Srjoe Tfjv ■d'vynre^a TTsr^q. Tnvrr]v d'ea-

oäaevoi 6 Us^aevs xfcl sQaa&sis dvai- oi]OEiv vTceoyeto Kr^(f&l xrjros, et ftsA/.tc ocad'Elaav avTr]y avr(ö äiooEif yvvuly.a. etiI rovTOis yEPOfiEvcoi' oqkcov^ vTtoazas t6 xrJTog EXTEivE y.al riiv AfboouESav ei.vOEV, Vgl. Lucian. dial. mar. 14.

430. Ihre Thräuen erwähnt Ovid auch met. IV 673 : . . «ist quod levis aura capillos moverat, et tepido nia- nahant lumin a fletu. Vgl. 684: lumina, quod poiuit, lacrimis implevit obortis.

431 f. Dass auch Frauen sich am Leichenzuge beteiligten, wird durch viele sichere Stellen bezeugt; vgl. nur Lucian. de luctu cap. 12. Cic. de leg. II 23, 59. Plut. aet. Rom. 14 (= mor. 267 a). Marquardt - Mau , Privatleben I '' 356.

433 460. N e u n t e A u w e i s u u g. Uebet alle mögliche Vorsicht und vertraut den Männern nicht zu schnell. Meidet die Modegecken 1,-440), meidet die Betrüger, welche unter dem Deckmäntelchen der Liebe nur auf schnöden Gewinn ausgehen ( 442), sie sind umso gefährlicher, je weniger ihr Aeusseres auf ihren Charakter schliesseu lässt(— 446); häufig entpuppen sie sich als ganz gemeine Diebe (—452). Meidet endlich die Treulosen; lasst euch durch die bösen Erfahrungen anderer warnen (—456); denkt an die Untreue eines Theseus ( 458) und eines De- mophoon ( 460). Solchen müsst ihr Sfleiches mit gleichem vergelten: erst

176

Ars aiuatoria

Quique suas ponunt in statione comas! 435 Quae vobis dicunt, dixerunt mille puellis:

Errat et in nulla sede moratur Amor. E'emina quid faciat. cum sit vir levior ipsa,

Forsitan et plures possit habere viros? Vix mihi credetis. sed credite! Troia maneret, 440 Praeceptis Priami si foret usa sui.

Sunt, qui meudaci specie grassentur amoris

Perque aditus talis lucra pudenda petant. Nee coma vos fallat liquido nitidissima nardo

Nee brevis in rugas linguhi pressa suas.

wenn sie schenken, schenkt euch ihnen ( 462) ; dann aber auch wirklich, sonst kann man euch das Sclilimmste zutraun (—466).

433 f. Hier und im folgenden wird der Typus eines bellus hämo g-eschildert, wie er uns zumal durch Material ge- läufig ist: vgl. z. B. n 7. III 63, 3: hellus homo est, flexos qui digerit ordine crines, halsama qui semper. cin- nama semper ölet . . . 7 : inter fenii- nects tota qui luce cathedras desidet at- que aliqua semper in aure sonat. XII 39. Vgl. auch Eiese zu CatuU 3, 14.

Mt dieser an die Mädchen gerich- teten Warnung, sich vor den Stutzern zu hüten, stehen die an die Jünglinge I 505 ff. erteilten Lehren in Einklang.

433. Denn forma viros neglecta decet (I 509).

434. ponunt vgl. oben zu Y. 151. 436. Erinnert an Prop. I 13, 6 :

certus et in nnllo quaeris amore moram. Anders gewendet, aber dem Sinne nach ähnlich ist Theoer. 30, 18 f. (von der unbeständigen Liebe eines Knaben).

438. Vgl. II 387 f.

439 f. Ein schwieriges Distichon, dessen Gedanke sich nicht gut in den Zusammenhang einfügen lässt. Wenn die beiden Verse überhaupt an richtiger Stelle stehn, so kann unter praeceptis Priami doch nur eine Mahnung ver- standen werden, die sich auf Vorsicht gegenüber den Gecken, wie sie eben geschildert waren, bezieht. Paris würde nun zwar in gewissem Sinne einen solchen Gecken repräsentieren (vgl. z. B. Hom. H. III 54: y.id'a^is re öcöt?' 'Ä(pQo8irrjS, r) le ■x.ofiyj ce siSos), und SO könnte man vmter praeceptis Priami an einen Rat des Priamus an die Helena erteilt denken, einem solchen Narren nicht zu trauen, sich lieber durch sein

Handeln an Oinone warnen zu lassen. Wäre ein solcher Piat befolgt worden, so künnte der Dichter allerdings sagen Troia marteret. Aber erstens wissen wir von solchem, an sich schon unwahr- scheinlichen (vgl. Hom. II. in 164 f.) Rate nichts, und dann hätte ja auch Helena diesen Rat befolgen müssen, nicht aber Troia selbst, sodass die Worte si foret usa auf Troja bezüglich gar nicht passen würden. Ebenso wenig befriedigt eine andere Interpretation, die Hertzberg in den Anmerkungen seiner Uebersetzung giebt (vgl. den An- hang). Auch kann nicht ein Rat des Priamos an die Trojaner gemeint sein, die Helena auszuliefern, von anderen Gründen abgesehen schon deshalb nicht, weil ja die Trojaner sich einer solchen Aufforderung in keiner Weise wider- setzt hätten (s. Hom. 11. III 159 f.). So sehe ich keinen anderen Ausweg als die Annahme, dass Ovid selbst etwas gedankenlos einer unklaren Vorstellung folgend diese beiden Verse geschrieben hat, ohne sich von ihrem Inhalte ge- naue Rechenschaft zu geben. Die Vor- stellung von Paris als einem Geck der Art, wie sie eben charakterisiert wurden, dazu die Vorstellung, dass Helenas Ver- trauen und Liebe zu diesem Trojas Untergang herbeiführte, endlich die Vorstellung von Priamos, als dem be- sonnenen, gemässigt weisen Berater seines Volkes, deren jede einzeln ge- nommen guten Sinn hat, laufen in dem Distichon zu einem verworrenen Kon- glomerat zusammen.

444. Ungnla ist der Riemen am Schuh zum Zuschnüren; vgl. Mart. II 29, ein Epigramm, das zum Vergleich mit dem ganzen Passus überhaupt nach- gelesen werden mag. Darin V. 7: non hesterna sedet lunata lingula planta.

in 434-455.

177

445 Nec toga decipiat filo tenuissima, nee si Anilins in digitis alter et alter erit. Forsitan ex horum numero cultissimns ille

Für sit et uratnr vestis aniore tnae. 'Redde meum!' clamant spoliatae saepe pnellae. 450 'Redde menm!" toto voce boante foro:

Has, Venns, e templis multo radiantibus anro

Lenta vides Utes Appiadesqne tuae. Sunt quoqiie non dubia quaedam mala nomina fama: Deceptae a! multi crimen amantis habent. 455 Discite ab alterius vestris timnisse querelis:

Tgl. XIY 120. Juven. I 5,20. Ueber die Schreibweise vgl. eleu Anhang-. Ge- meint ist hier die peinliche Sorgfalt und ängstliche Aceuratesse, mit der dieser Eiemen behandelt wird, dass nämlich das nach dem Schnüren noch überschüssige Ende (brevis) des Eiemens ja nicht unordentlich herumhänge, son- dern hübsch sorglich in irgend eine Falte {riigas) gesteckt und somit dem Blicke entzogen werde.

445. Implicite mit eingeschlossen ist natürlich auch die Sorgfalt, die mau auf den Uunvurf der Toga verwendete ; lehrreich hierüber ist, was bei Macrob. sat. m 13, 4 über Hortensius zu lesen ist.

446, Während in der alten Zeit der Eömer in der Eegel nur seinen Siegelring trug, war es nunmehr zu protziger Modethorheit geworden, die Hand mit Eingen zu überladen, sodass Quintilian (XI 3, 142) es für angezeigt hält, einen Eedner zu warnen tnaniis non hnpleatur anulis, j^raccipue medios arficulos non transeunübus. Charak- teristisches der, Art weiss Martial XI 59 zu berichten: senos Charinus Om- nibus diyitis gerit, nec nocte ponit anulos etc. Noch häufiger scheint die Verrücktheit gewesen zu sein, über- mässig grosse Einge zu tragen [anidns isfe tuis fuerat modo crnribus aptus Mart. XI 37, 3); hierüber vgl. nur Petron. 32: habebat etiam in minimo digifo sinisfrae )namis a n u l u m gra n - dem subanrafum, extremo vero articulo digiti seqnentis minorem, uf miJii vide- batur, totton aiireum, sed plane ferreis veluti stellis fcrruminatum. et ne has tantum ostenderet divitias, dextrum nudavit lacertum armilla aurea cidtmn et eboreo circulo lamina splendente conexo.

448 flf. Die /.con^odiaia, der Kleider-

Ovid, ars amatoria ed. Brandt.

diebstalü im Bade oder auf offener Strasse, ist als häufiger Scherz aus Aristophanes allgemein bekannt; vgl. z. B. ay. 712. ran. 715. phtt. 930:

uiuoL T«/.rt?, uTToäi'ouai, fte-d"' r-us^av.

Interessant ist auch fr. 78 des Alexis bei Athen. VI 227 d (= II p. 322 Kock). Doch konnte man auch in den Strassen Eoms derartiges erleben, wie aus unserer, dramatisch lebendigen Stelle hervorgeht; vgl. auch Tib. I 2, 26: nec sinit occurrat quisquam qui corpora ferro vulneret aut rapfa praemia veste petat. Ueber den Kleiderdieb im Bade vgl. unten zu V. 639.

450. boante das Wort, das sonst nur 'laut schreien' bedeutet (vgl. Festus p. 30, 4 Muell. : boare. id est clamare, a Graeco descendit) heisst hier 'wieder- hallen'. 'Antwort geben'; vgl. Plaut. Amphitr. I 1, 77 (232).

451. Ueber den Venustempel vgl. zu I 81. Zur Diktion vgl. I 87.

452. Ueber die Appiades ist ge- sprochen zu I 82. Vgl. noch Plin. uat. bist. XXXVI 121.

454. Wie mancher hat nicht seine Braut belogen und betrogen! Goethe, Faust I (Vor dem Thor V. 621).

crinien aniantis habet der Versaus- gang ähnlich oben I 586. II 272. in 32 ; vgl. amor. n 5, 6 : nec data furtive munera crimen habent.

455 fif. Aehnliche AVarnungen, gleichfalls durch mythologische Beispiele (lason, Odysseus) bekräftigt enthält eine Elegie des Properz [U 211; vgl. zumal V. 11: Colchida sie hospes quondam decepit lason: ciectast, temiit namque Creusa domo, sie a Dulichio iuvenest elusa Calypso: vidit amatorem pandere vela SHum. ah 7iimiu)n faciles anrem pi-aebere puellae! discite desertae non temcre esse bonae.

12

178

Ars amatoria

lanua fallaci ne sit aperta viro! Parcite, Cecropides, iuranti credere Theseo:

Quos faciet testis, fecit et ante, deos; Et tibi. Demophoon, Thesei criminis heres, 460 Phyllide decepta nulla relicta fides.

Si bene promittent, totidem promittite verbis,

Si dederint, et vos gaiidia i)acta datel lila potest vigiles flammas exting-uere Vestae

Et rapere e templis, Inaclii. sacra tiiis 465 Et dare mixta viro tritis acoiiita cicutis,

Accepto Venerem munere siqua negat.

Fert animus propius consistere: siipprime habenas,

4-56. ianua vgl. zu II 244.

457 460. Zwei mythologische Bei- spiele vou verratener Liebe: Ariadne und Theseus (zu I 527) und Phyllis und Demophoon (zu II 353). Vgl. zu der Stelle die oben V. 33—40 angeführten vier Beispiele männlicher Treulosigkeit.

Cecropides die Athenerinnen : zu I 172. Der Vers erinnert an Ariadnes eigene Worte bei CatuU. 64, 143: iam iam nulla viro iuranti femina credat, und ähnlich sagt sie fast. III 475 : nunc quoque 'nulla viro' clamabo 'femina credaf.

ia^ndudum vgl. zu I 317.

459. Thesei crimines heres bitter: Demophoon, der Sohn des Theseus (zu II 353) ist nicht nur sein materieller Erbe, sondern er erbt auch seine T r e u - 1 osigkeit.

462. gaudia vgl. zu V. 88.

463 465. Drei bildliche Ausdrilcke zur Bezeichnung denkbar schlimmster Handlungen.

463. In der heiligen Flamme der Vesta stellte sich symbolisch das Leben des römischen Staates dar, daher ist ein Auslöschen dieses ewig brennenden (vigiles flammas) Feuers gleichbedeutend mit Hochverrat. Vgl. Liv. XXVIII 1. Val. Max. I 1, 6. Plut. Xuma 11.

Zu vigiles vgl. Ov. trist. IV 5, 4: ut vigil infusa Ballade flamma solet (nämlich revivere).

464. Inachis ist lo, des Inachus Tochter, dann Isis; näheres darüber zu I 77.

Sacra, die Uneingeweihte nicht sehen dürfen (vgl. zu 11 BOli, also Sacra rapere gleichbedeutend mit Pro- fanation des Heiligsten.

465. Der hier gebraute Gifttrank ist noch unheimlicher als bei Hör. sat. II 1, 56: sed mala tolkt anum vitiato nielle cicuta. Schon aconitiim allein ist ein starkes Gift ; näheres bei Plinins in der Naturgeschichte an vielen Stellen ; über seine Kraft, sein Aussehen und seinen Xamen ebenda XXVII 9 f. Hier erscheint es mit Schierling gemischt, hotnini quae est acre venenum (Lucr. V 897). Vgl. Plin. nat. bist. XXV 152: sucus exp^-imitur foliis floribusque; . . . semine trito expressus et sole den- satus in pastillos necat sanguinem spissando; haec altera vis et ideo sie necatorum maculac in corporihus ad- parent. Vgl. noch Ov. met. IV 504, die Beschreibung des höllischen Gift- traukes. den Tisiphone braut, wo das Entsetzlichste zusammengemischt Amd, und der Schierling eine noch verhältnis- mässig harmlose EoUe spielt (505), in- dem sein Stengel nur zum Umrühren verwendet wird.

467 498. Zehnte Anweisung. Macht euch die Technik der Liebe s- b r i e f e zu eigen. "Wende dich, meine Muse, geringfügigerem Stoffe zit ( 468). Wenn die Zofe den Liebesbrief in Em- pfang genommen ( 470), so prüfe seinen Inhalt genau, was in ihm aus wahrer Empfindung kommt ( 472). Antworte nicht gleich: ein wenig Warten macht deinen Verehrer umso lüsterner ( 474). Deine Antwort sei weder zu viel ver- sprechend, noch ganz abweisend ( 476). Er niuss immer in Furcht und Hoffnung schweben; doch soll die Hoffnung ein kleines plus haben (—478). Befleissigt euch in diesen Liebesbriefen einer zwar sauberen, aber nicht manirierten Sprache

III 456—485.

179

Miisa, iiec admissis exciitiare rotis! Verba vadum temptent abiegnis scripta tabellis, 470 (Accipiat missas apta ministra notas)

Inspice, quodqiie leges, ex ipsis collige verbis

Fing-at an ex animo sollicitusque roget, Postque brevem rescribe moram! mora semper amantes Incitat, exiguum si modo tempus habet. 475 Sed neque te facilem iiiveui promitte roganti Nee tameii e duro, quod petit ille, nega! Fac timeat speretque simul, qiiotiensque remittes,

Spesque magis veniat certa minorque metus. Mimda sed e medio consuetaque verba, puellae, 480 Scribite: sermonis publica forma placet A! quotiens dubius scriptis exarsit amator, Et iiocuit formae barbara lingua bonae! Sed quoniam, quamvis vittae careatis honore, Est vobis vestros fallere ciira viros, 485 Aiicillae pueriqiie manu perarate tabellas,

( 480). Solch Brief kauu einen noch unentschlossenen Liebhaber ebenso ent- flammen (481), wie ein unpassender Stil schaden kann (482). Auf alle Fälle müsst ihr auch die Kunst des Hinter- gehens verstehen ( 484). Lasst andere für euch schreiben (485) und seid vor- sichtig, wenn ihr einem Boten der- gleichen Dokumente anvertraut (486). denn sie sind in falscher Hand eine mächtige Waffe ( 490). Drum müsst ihr auf geeignete Gegenwehr denken ( 492). Lernt eure Handschrift ver- stellen (—494), hütet euch, dass von der früheren Schrift etwas 'zwischen den Zeilen' stehen bleibt ( 496) ; richtet eure Liebesepisteln geschickt an die unverfängliche Adresse eures eignen Geschlechts l 498). Vgl. zu dem ganzen Passus I 437 ff. amor. I 11.

468. Zu dem Bilde vgl. die Ein- leitung p. XXI, Anm. 7.

Ueber admissis rotis vgl. zu I 40.

469. vadum temptent yvie oben 1 437. abiegnis bei Dichtern dreisilbig

(ab- durch Position lang); vgl. Catull. 64, 7 : caerula verrentes abiegnis aequora palmis. Prop. III 19, 12 : induit abiegnae cornua falsa bovis.

tabellis die Schreibtäfelchen als billets doux verwandt; vgl. zu I 437. Prop. n 20, 33.

470. ministra vgl. z. B. Ov. am. II 19, 41 : quas ferat et referat sollers ancilla tabellas. Vgl. oben zu I 383.

473 f. Vgl. oben II 445 ff.

brevem zu beachten ^vie II 455: si spatium qnaeras, breve sit, quod laesa queratur.

479. munda verba die Bedeutung erhellt aus Cic. orat. 23, 79: fucati vero medicamenta candoris et ruboris omnia repellentiir: elegantia modo et niunditia remanebit. Die Bedeutung 'nett, zier- lich' ist mit eingeschlossen; vgl. Gell. XIX 9, 10: tum resujnnus . . . versus cecinit . . . quibus mu)idius venustius limatius pressius Graecum Latinumve nihil quidquam reperiri puto.

e medio und consueta kommt so ziemlich auf eins hinaus: eine nicht manirierte, sondern dem gewöhnlichen Umgangston angepasste Sprache.

e medio (vgl. 476: e duro, 579: ex facili etc.) ist allgemein üblicher Ausdruck; vgl. Cic. de orat. III 45, 177: sed ea (sc. verba) 7ios cum iacentia sustulimus e medio, sicut mollissimam ceram ad nostrum arbitrium formamus et finginms. Hör. ep. II 1, 168: ex medio quia res arcessit (sc. comoedia) AP. 243.

consueta wie oben I 467.

480. publica forma vgl. I 144. Quint. I 6, 3: utendum plane sermone ut nummo, cui j^^Mica forma est (vgl. die Erklärer zu Hör. AP. 59).

483. vittae honore vgl. zu I 31. 32.

484. viros vgl. zu I 579 ff.

485. perarate vgl. zu I 455.

12*

180

Ars amatoria

Pignora nee puero credite vestra novo: Vidi ego fallentis isto terrore puellas

Servitium miseras tempus in onme pati; Perfidus ille quidem, qui talia pignora servat, 490 Sed tarnen Aetnaei fulminis instar habet, ludice me fraus est concessa repellere fraudem,

Armaque in armatos sumere iura sinunt: Ducere consuescat multas manus una figuras

(A! pereant, per quos ista monenda mihi), 495 Nee nisi deletis tutum rescribere ceris,

Ne teneat geminas una tabella manus; Femina dicatur scribenti semper amator:

lila Sit in vestris, qui fuit ille, notis!

Si licet a parvis animum ad maiora referre 500 Plenaque curvato pandere vela sinu,

Pertinet ad faciem rabidos conpescere mores: Candida pax homines, trux decet ira feras. Ora tument ira, nigrescunt sanguine venae, Lumina Gorgoneo saevius igne micant. 505 'I procul hinc', dixit 'non es mihi, tibia, tanti',

490. Der Blitz heisst Aetnaei sc h, weil im Innern des Aetna die Werk- stätte Vulkans und seiner Cyklopen gedacht wurde, die dem Jupp'iter die Blitze schmieden (Hes. theog. 141. Apoll. Rhod. I 730 ff. etc.). Vgl. Cic. de divin. II 19, 43. Verg. ge. I 471: qnotiens Cydopum eff erver e in ngros vidimus undantem ruptis fornacibiis Aetnam flammarumque glohos liquefactaque vol- vere saxa.

491 f. Vgl. die Einleitung p. XV.

492. arma vgl. zu II 2:33.

494. Das erste Hemistich auch II 272.

495. Zur Sache vgl. II 395 mit der Anmerkung.

499—524. Elfte Anweisung. Lasst euer Gesicht nicht durch Zorn entstellt werden : wie hässlich verzerrte Gesichtszüge sind, erkannte schon Pallas ( 506): auch ihr würdet euch kaum wieder erkennen, wenn euch der Zorn Zeit Hesse, in den Spiegel zu sehen ( 508). Vermeidet es auch hoch- mütig und stolz auszusehen: das stösst die Männer ab (--512); aber freundliches Wesen gewinnt sie ( 516). Ebenso wenig seid mürrisch und griesgrämig: Tekmessa und Andromache können uns gewogen bleiben

( 520) : ihre Liebe wäre uns zu lang- weilig ( 524). Vgl. zu dem ganzen Passus II 145 ff.

499. Vgl. Ov. trist. I 3, 25: si licet exempüs in j^ai'vis grandibiis uti. Unten V. 525.

500. Zu dem Bilde vgl. die Ein- leitung p. XXI, Anm. 7.

502. trux vgl. zu H 186.

503 f. Zur Illustration diene Hom.

II . I 103 : fisveos Öe /niya y^Qsvei dfi<pi- ueXaivai, •jxiixTt'/.avr , oaae Öe ol Tivpl XafinEriHovxi siy.Tr]r.

504. Gorgoneo vgl. zu II 309.

505 f. Als Athene die Flöte er- funden hatte und in einem Wasser sich spiegelnd ihr Gesicht durch das Blasen entstellt sah, Avarf sie diese wieder weg, die dann ]\Iarsyas an sich nahm. Apollod. I 24: (Maoai'ag) yd^ tvuo'yv avXovs, ovs e^^iyer 'Adrjvä öiu ro rrjv uxj'iv ftvTfjs CToieiv a/uoocfoi' 'atI. Vgl. Paus. I 24, 1. Ov. fast. VI 697 ff., darin zumal V. 699: vox placuit: faciem liquidis refe- rentibns undis vidi virgineas intumuisse genas, 'ars mihi non tanti est; valeas, mea tibia!' dixi. excipit abiectam cae- spite ripa siio. Interessant ist ein Ver- gleich mit einer Stelle aus dem Mar- syas des Melanippides fr. 2 Bergk (PLG. III ^ 590j die Athenaeus mitteilt

TU 486-517.

181

Ut vidit vultiis Pallas in amne siios: Vos quoque si media speculum spectetis in ira,

Cog-noscat faciem vix satis iilla siiam; Nee minus in vultu damnosa superbia vestro: 510 Comibus est ociilis alliciendus amor. Odimus inmodicos (experto credite!) fastus:

Saepe tacens odii semina vultus habet. Spectantem specta, ridenti mollia ride!

Innuet: acceptas tu quoque redde notas! 515 Sic ubi prolusit, rudibus puer ille relictis

Spicula de pliaretra promit acuta sua. Odimus et maestas: Tecmessam diligat Aiax!

(XIV 616 e) : « fisv H&dva | rdi^yav' EQQixpev •9'' leQÜe djid xei^os \ elrcs t " ^^Q^ST aioxBUj acofiari Xvfjta | ov /ne 8" ey(o TcayÖTari 8i8ci)fii.

506. amne uach Prop. II 3fh 17 ist es der Maiander, von dem ein Nebeu- fluss Marsyas heisst : s. Paus. X 30, 9.

510. Der Vers erinnert an II 152. 444. Zur Sache vgl. die oculorum niollis iMulantia bei Petron. 126.

511. experto credite ist häufige sprichwörtliche Kedeusart; vgl. Verg. Aen. XI 283. Cic. topic. 19, 74: ple- rumque enim creditur iis, qui exjjerti sunt. Mehr bei Otto, die Sprichwörter und sprichwörtlichen Eedensarten der Römer p. 127 (s. v. expertus 1).

odimus vgl. zu II 683. fastus hierüber zu I 715. Vgl. II 241.

513. mollia ridere wie ylvy.v /leiSiäv (vom Knaben, Theokr. 30, 5); vgl. Catull. 51, 5: dulce ridentem (nach Sappho fr. 2, 5 : yelaiaag ifze^otv). Hor.

carm. I 22, 23 u. s. Aehnlich bei Aristoph.

plut. 1022 : t6 ßlsfi/ua &' cog exoifii /ua- Xaxov y.ai ytaXov. Vgl. Lysistr. 886: uyavüneoov ßkeTteiv.

514. innuet heimlich verstohlene Zeichensprache, vgl. I 569 f. II 543. Tib. I 2, 21 : illa (sc. docet) viro coram iiutus conferre loquaces hlandaqne com- positis abdere verba notis. Ov. am. III 11,23: quid iuveiium tacitos inter con- vivia nutus verbaque compositis dissi- mulata notis. Ausführliche Belehrung darüber giebt Ovid am. I 4, 17: nie specta nufusque mcos vultumque loqua- cem, excipe furtivas et rcfcr ipsa notas! verba superciliis sine voce loquentia dicam : verba leckes diyitis, verba notata mero. cum tibi succurret Veneris la-

scivia nostrae, purpureas tenero pollice tanye genas; siquid erit, de me tacita quod mente queraris, 2^endeat extrema Viollis ab aure manus ; cum tibi, quae faciam, mea lux, dicanive, x)lacebunt, vcrsetur digitis anulus usque tuis etc. her. 16 (17), 81 ff.

515. prolusit auch dieses Verb er- klärt sich aus der zu II 233 besprochenen Vorstellung; proludere wird gern von dem Plänkeln gebraucht, das einem Kampfe vorangeht; vgl. z. B. Verg. ge. III 234. Flor. II 10 (III 22), 6. In ganz ähnlichem Sinne wie hier heisst es im Epithalamium Laureutii (Anth. Lat. rec. Riese I 2 p. 214, Nr. 742, 75) : . . . ne dum p)roludunt atque oscula dulcia iactant exercentque toris Veneris luctamen anhclum.

516. Zwei verschiedene Arten von Pfeilen Amors werden hier einander gegenüber gestellt : die Bedeutung von rudis wird durch den Gegensatz zu acuta klar; vgl. auch zu II 474. Zur Sache vgl. die ähnliche Anschauung Ov. met. 1 468 : eque sagittifera prompsit duo tela pharetra diversoruni operum; fugat hoc, facit illud amorem. quod facit hamatumst et cuspide f'ulget acuta; quod fugat, obtusumst et habet sub harundine plumbnm. In ähnlichem Sinne ist auch die bekannte Stelle bei Eur. Iphig. Aul. 548: SiÖvfi "E^cos 6 XQvaoy.ouu,; to|' evieiverai '/^agiriov, ro f.iev ETI avaicovL 7Tor/.up, ro ö inl avyxi'Ost-

ßioTÜi, wo ZU vergleichen ist Theophrast bei Athen. XIII o62e.

517. Ueber Äiax und Tecmessa vgl. oben zu V. 111. Es ist klar, dass sich Ovids Worte nicht gegen die Tek- messa im Sophokleischen Aias richten: dort konnte sie nur eine würdige und

182

Ars amatoria

Nos, hilarem populiim, femina laeta capit. Numquam ego te, Andi'omache, nee te, Tecmessa rogarem, 520 Ut mea de vobis altera amica foret; Credere vix videor, cum cogar credere partu,

Vos ego cum vestris concubuisse viris. Scilicet Aiaci mulier maestissima dixit

'Lux mea' quaeque soleut verba iuvare viros?

525 Quis vetat a magnis ad res exempla minores Sumere nee nomen pertimuisse ducis? Dux bonus liuic centum commisit vite regendos,

eruste EoUe spielen. Sicherlich hat sich die Komödie auch dieses Stoffes be- mächtigt, und in ihr mochte Tekmessa wohl als Vertreterin mürrischer Gries- grämlichkeit erscheinen. Aehulich ists mit der Andromache. Auch sie war oben (V. 109) in ähnlichem Zusammen- hange mit derTekmessa erwähnt worden. Beide gelten „dem lebensfrohen Dichter als Urbilder langweiliger Traurigkeit."' Eibbeck, ED. IP 269.

521. partu Andromache gebar den Astyanax, Tekmessa den Eurysakes. Aus der Existenz der Kinder \vird auf den vorausgehenden Liebesbund ge- schlossen: vgl. oben Y. 86.

523. scilicet begründet durch eine ironische Frage: natürlich hat denn etwa? Vgl. Madwig zu Cic. de fin. V 1, 3 (p. 608). Stürenburg zu Cic. pro Arch. 11 (p. 69 ff. ed. pr.).

524. lux mea 'mein Schatz' (Eib- beck): lux als Liebkosungswort steht auch bei Cicero.

quaeqne viros Schmeichelnamen und Kosewörter, wie sie zumal bei Plautus oft vorkommen; vgl. z. B. asin. m 3, 74 (664) : Phil, da meus ocellus, mea rosa, mi aninie, mea voluptas, Leonida, argentum mihi : ne nos diiunge amantis. Leon, dice igitur me passer- cuhim gallinam coturnicem, agnelhim haedillum me tuum dice esse vel vitel- lum: praehende auricnlis, conpara la- bella cum labellis.

525 576. Zwölfte Anweisung. Wie der besonnene Heerführer jeden an den Posten stellt, an den er gehört, so sollt ihr eure Liebhaber an die ihnen zukommender,. Plätze stellen (—530). Nützt die Fähigkeiten aus, die ein Jeder hat ( 532), zumal aber bei uns Dichtern: begnügt euch mit unseren Versen, passen wir doch

am besten zur Liebe ( 534). Wir verkünden eure Schönheit: Nemesis, Cynthia, Lycoris, Corinna sind durch uns weit berühmt ( 538). Dazu kommt, dass unsere Kunst auch unsere Sitten mildert : wir wissen nichts von Tücke, Ehrgeiz, Habsucht ( 542). Umso leichter entzündet sich unser Herz, und umso treuer ist unsere Liebe, Avie eben unsere Dichterweihe auch unseren Charakter veredelt ( 546). Drum seid den Dichtern hold und gefällig, verehret die göttliche Kraft, die in uns waltet (—550). Ge- radezu Verbrechen wäre es, von uns klingenden Lohn anzunehmen : und doch, achl kein Mädchen scheut sich vor diesem Verbrechen ( 552). Doch wenns einmal sein muss, nur nicht gleich so aufdringlich mit euren Forderungen: haltet hübsch damit zurück ( 554). Wie ferner der erfahrene Eossebändiger nicht ein und denselben Zügel hat für ganz verschieden geartete Tiere, so müsst auch ihr eure. Jagdmethode in- dividuell einrichten ( 558). Be- handlung des Neulings ( 564) und des in der Liebe Erfahrenen ( 566) : seine Liebe ist gemässigter und viel weniger stürmisch ( 572), doch langsam ver- zehrender (—574). Eesultat ( 576).

525. Zum Ausdruck vgl. oben V. 499.

527, huic dem eenturio. Vgl. Mart. X 26, 1 : Vare, Paraetonias Latia modo vite per urbes nobilis et centum dux memorande viris etc. Varro L. L. V88: Centuria, qui sub mio Centurione sunt, quor um centenariusiustus numerus.

vitis ist der (ursprünglich aus einer abgeschnittenen Eebe gebildete) Kom- mandostab der Centurionen. Vgl. Lucan. VI 146. Tac. ann. I 23, woraus hervorgeht, dass er auch zu Züchti- gungen verwendet wurde. Vgl. dazu

III 518—545.

183

Huic equites, illi signa tuenda dedit: Yos quoque, de iiobis quem quisque erit aptus ad usum, 530 Inspicite et certo poiiite quemque loco! Munera det dives; ius qui profitebitiir, adsit;

Facnndus causam saepe clientis agat; Carmina qui facimus, mittamus carmiua tantum: Hie Chorus ante alios aptus amare sumus; 535 Nos facimus placitae late praeconia forraae:

Nomen habet Nemesis, Cynthia nomen habet; Vesper et Eoae novere Lycorida terrae.

Et multi, quae sit nostra Corinna, rogant. Adde, quod insidiae sacris a vatibus absunt, 540 Et facit ad mores ars quoque nostra suos. Nee nos ambitio nee amor nos tangit habendi:

Contempto colitur lectus et umbra foro. Sed facile haeremus validoque perurimur aestu Et nimium certa scimus amare fide. 545 Scilicet ingenium placida mollitur ab arte,

Liv. epit. LH: quem militem extra ordinem deprehendif, si Ronianus esset, vitibus, si cxtraneus fustibus cecidit. Juveu. III 8, 247. Marquardt, Staats- verwaltiiug IP 374 f.

536—538. Der oben (333 f.) ge- gebene Dicliterkatalog wird in liebens- würdig galanter Weise durch die Namen ihrer Geliebten vervollständigt.

536. Nemesis diirch TibuU : zu V. 334. Vgl. die Elegie auf den Tod Ti- buUs : anior. III 9. (V. 31 : sie Nemesis longimi sie Delia nomen habebunt, altera cura recens, altera primus amor). Mart. VIII 73, 7: fama est arguti Nemesis formosa Tibulli.

Cynthia durch Properz (zu V. 333) : vgl. Prop. I 1, 1: Cynthia prima suis miserum me cepit ocellis contactum nullis ante Cupidinibus. Mart. XIV 189: Cynthia facundi Carmen iuvenale Froperti aceepit famam, nee minus ipsa dedit.

537. lieber Cornelius Gallus und seine Geliebte Lycoris vgl. oben zu V.334.

Vesjier der Abend stern (vgl. Riese zu Catull. 62, 1) bezeichnet hier im Gegensatz zu den Eoae terrae den Westen. So auch trist. I 2, 28. Verg. Aen. V 19: vespere ab atro consnrgunt venti etc. Umgekehrt steht Aurora für den Osten, z. B. Ov. met. I 61.

Ueber Eoae vgl. zu I 202.

538. Corinna, die von Ovid in den a mores (zu V. 343) verherrlichte Ge-

liebte. Vgl. Ov. trist. IV 10, 59: mo- verat ingenium totam cantata per urbem nomine non vero dicta Corinna mihi. Das Forschen danach, wer mit dem Namen Corinna gemeint sein könne, blieb vergeblich und musste es bleiben, da Corinna überhaupt keine Sterbliche von Fleisch und Blut ist, sondern ein von Ovid frei erfundener Name, um für die Elegieen eine Sammeladresse zu haben. Vgl. Mart. V 10, 10: nm-at Nasonem sola Corinna suuni. Ov. am. II 17, 29. Ribbeck RD. II ■^ 229.

539. sacris vgl. oben V. 403 und zu V. 405. Cic. pro Arch. 8, 18 : quare suo iure nosfer ille Ennius (ine. libr. 31 p. 178 Vahl.) sanctos appellat poetas, quod quasi deorum aliquo dono atque munerecommendatinobis esse videantur.

540. Wird von Ovid selbst näher ausgeführt und erklärt unten V. 545 f.

541. Vgl. Zingerle, Ovid I 88. Ueber den Versschluss ebenda II 61.

542. contempto foro d. h. mit Ver- zicht auf öffentliche Wirksamkeit.

lectus et umbra vgl. Juven. HI 7, 105: sed genus ignavum, quod lecto gaudet et umbra. Ov. am. I 9, 41: ipse ego segnis eram discinctaque in otia natus: moUieranl animos lectiis et umbra meos. II 18, 3: nos, Macer, ignava Veneris cessamus in umbra.

543. perurimur vgl. zu I 23. 545. Der Vers erinnert au I 12.

m

Ars amatoria

Et studio mores couvenienter eiint. Vatibus Aoniis faciles estote, puellae:

Numen inest illis, Pieridesque favent. Est deus iu nobis, et sunt commercia caeli: 550 Sedibus aetheriis spiritus ille venit. A doctis pretium scelus est sperare poetis:

Me miserum! scelus hoc nulla puella timet. Dissimulate tarnen nee prima fronte rapaces

Este: novus viso casse resistet amans. 555 Sed neque vector equum, qui nuper sensit habenas,

Conparibus frenis artificemque reget, Nee stabilis animos annis viridemque iuventam

Ut eapias, idem limes ag^endus erit. Hie rudis et eastris nunc primum notiis Amoris, 560 Qui tetig-it tlialamos praeda novella tuos, Te solam norit, tibi semper inhaereat uni:

Cingendast altis saepibus ista seges. Effuge rivalem! A-inces, dum sola tenebis:

Non bene cum sociis regua Venusque manent. 565 Ille vetus miles sensim et sapienter araabit

547. Aonii heissen die Dichter weil iu Ao7iien, d. h. Boiotien (zu I 312) der Helikon, der Musenberg, liegt.

548. numen vgl. zu V. 405. Pierides, bekannter poetischer Name

der Musen von der Landschaft P i e r i e n , die als Sitz des thrakischen Musen- dienstes gilt.

Zum Gedanken vgl. Tib. II 5, 113: at tu nani divum servat tutela poetas 2^''^'^^^(^'*^<^o, vati jMrce, puella, sacro. Nachahmung Lj-gdam. 4, 43: salve, cura deüm; casto nam rite jwetae Phoehusqiie et Bacchus Pieridesque favent.

549. Vgl. Ov. fast. VI 5: est deus in nobis; agitante calescimus illo, im- pelus hie sacrae scmina mentis habet. ex Pont. III 4, 93: ista dei vox est: deus est in pectore nostro ; Imec duce pi-aedico vaticinorque deo. IV 2, 25 u. s.

550. Das hat schon Plato ein- gehend dargestellt, vgl. z. B. Phaedr. p. 245 a : ()" äv avev fiaviai Movacvv int 7ioir]rixds ■d'voag d<fixrjrai, Tteia&els cos UQa ey. xeyvrjs ly.avos TtoirjjrjS eao- fiEVos, dreXrjg airos re y.al r, Tioirjais vtco rrjs Tcöv fiaivofievcov tj iov auxj qovovv- ros rj^aviad-rj. Vgl. Cic. pro Arch. 8, 18 : aceepimus . . . poetam . . . quasi divino quodam spiritu inflari. de orat. II

46, 194 : saepe etiim audivi poetam ho- num neminem (id qtiod a Democrito [vgl. auch de divin. I 37, 80] et Piatone in scriptis relictum esse dicunt) sine inflammatione animorum exsistere posse et sine quodam adflatu quasi furoris. Tusc. I 26, 64 u. s.

554. Vgl. oben I 646. II 2. Der Ausdruck scheint sprichwörtlich; vgl. Tib. I 6, 5 : iam mihi tenduntur casses.

556. artificem bezeichnet im Gegen- satz zu qui niqjer sensit habenas das schon völlig eingefahrene Pferd.

557. viridemque iuventam vgl. Verg. Aen. V 295: Enryalus forma ifisignis viridique iucenta. Ov. trist. III 1, 7.

558. eapias vgl. zu I 61.

559. rudis die beiden Bedeutungs- nuancen hier hübsch in eine Vorstellung verschmolzen, unerfahren iu dem Kriegs- dienst der Liebe. Vgl. zu II 474. Mit et wirdepexegetisch der rudis erklärende Zusatz eastris Amoris augefügt.

560. praeda vgl. zu I 83.

561. inhaereat in getreuer Be- folgung der oben I 487 ff. erteilten Vor- schriften.

564. Vgl. zum Gedanken Senec. Agani. 259 : ncc regna socium ferre nee taedae sciunt.

565. sensim et sapienter die Al- litteration erinnert an das bekannte

III 546—579.

185

Multaque tironi non patienda feret: Nee franget postes nee saevis igiübiis uret

Nee dominae teneras adpetet iing-ue genas Nee seindet tunicasve suas timieasve puellae, 570 Nee raptus flendi causa capillus erit. Ista deeent pueros aetate et amore ealentes,

Hie fera conposita vulnera mente feret; Ignibus heu ! lentis uretur, ut umida faena, Ut modo montanis silva recisa iugis. 575 Certior hie amor est, gravis et feeuiidior ille: Quae fugiunt, celeri earpite poma manu!

Omnia tradantur (portas reseravimus hosti),

Et sit in infida proditione fides! Quod datur ex facili, longum male nutrit amorem:

ita sensim sine sensu bei Cic. Cat. m. 11, 38.

567. Vgl. ausführlich zu II 244. Ausser den dort citierteu Stelleu vgl. noch Heroudas 2, 34: ovd" fjl&ev Ttfjös ras S'voas fiev vv/.Toi ot'8' tyjov oüäag TTjv oiy.irjv vffj^'sr. Hor. cann. III 24, 6: hie hie ponite lucida funalia et vectes et areus oiypositis forihus nänaces. 568 f. Vgl. Tib. I 10, 53: sed Ve- neris innc bella calcnt, scissosque ca- inllos femina perfractas conqueriturque fores. flet teneras subtusa genas etc. Prop. II 5, 24 : nee duris ausim laedere pollicibiis.

560. Vgl. zu II 171. Prop. II 5, 21. 570. Vgl. zu II 169. Prop. II 5, 23 u. s.

573. lentis vgl. Hor. cann. I 13, 7 : arguens, quam lentis penitus macerer ignibus. Tib. I 4, 81 : heu heu quam Marathus lento me torquet amore.

umida faena eiu ähnliches Bild hat Ov. met. II 809: felicisque bonis non lenius uritur Herses, quam cum spinosis ignis supponitur herbis, quae neque dant fiammas lenique tepore cremantur. Das Gegenteil z. B. met. I 492: utque leves stipulae demptis adolenfur aristis, . . . sie deus in flammas abiit, sie pectore toto uritur et sterilem sperando nutrit amorem.

574-. modo das also noch nicht ausgetrocknet ist, mithin nicht hell auf- lodert, sondern langsam hiuschwelt.

576. Dem Bilde liegt die Vor- stellung von der Strafe des Tantalus zu Grunde (vgl. II 605).

577—610. DreizehnteAnwei- sung. Du musst die, wenn auch in- famen Künste verstehen, durch die du die Glut deines Liebhabers anstacheln und erhalten kannst. Da ich einmal Verrat geübt habe, so sei auch dies entdeckt (—578). Versage ihm zuweilen deine Gunst, lass ihn mal vor der ver- schlossenen Thür schmachten ( 582). Gerade das reizt die Liebe von neuem an, damit hängts auch zusammen, dass die stets willfälirige Gattin nicht gleiche Zärtlichkeit finden kann (—586) ; nein, schliess ihm nur mal die Thür (—588). Doch wendet noch schärfere Waffen an, wenn meine Lehren auch zu meinem eignen Nachteile sind (—590). Im An- fange glaube sich dein Liebhaber im alleinigen Besitze deiner Gunst: bald merke er aber , dass andere neben ihm glücklich sind ( 594). Erst im Wett- kampfe entfaltet ein Rennpferd seine wahre Kraft (—596): so wird auch den Liebenden die Eifersucht immer mehr anregen ( 598). Nur glaube er mehr GrurTd dazu zu haben, als er wirklich hat (-600). Auch mit etwas Gefahr umgieb deine Liebe, das erhöht ihren Reiz: wenn du noch so frei bist, stelle dich ängstlich, und bringe es dahin, dass er sich in wirkliche Gefahr ver- setzt glaubt (-608). Doch übertreib dies nicht, sonst könnte er leicht abge- schreckt werden (-610). Vgl. zu dem ganzen Passus die entsprechenden Vor- schriften für die Jünglinge, oben II 425—492.

577. portas reseravimus hosti vgl. oben V. 8.

186 Ars amatoria

580 Miscendast laetis rara repulsa iocis. Ante fores iaceat. "^crudelis ianua!' dicat

Miiltaque summisse, multa minanter agat! Dulcia non ferimus: suco renovemur amaro! Saepe perit ventis obruta cumba suis; 585 Hoc est, uxores quod non patiatur amari: Conveniunt illas, cum voluere, viri; Adde forem. et duro dicat tibi ianitor ore

'Non potes': exclusum te quoque tang-et amor! Ponite iam gladios liebetes: pugnetur acutis! 590 Nee dubito, telis quin petar ipse meis.

Dum cadit in laqueos, captus quoque nuper. amator

Solum se thalamos speret habere tuos; Postmodo rivalem partitaque foedera lecti Sentiat! has artes tolle: senescit amor. 595 Tum bene fortis equus reserato carcere currit,

Cum, quos praetereat quosque sequatur. habet. Quamlibet extinctos iniuria suscitat ignes;

En eg-o confiteor: non nisi laesus amo. Causa tamen nimium non sit manifesta doloris, 600 Pluraque sollicitus, quam seiet, esse putet! Ineitat et ficti tristis custodia servi Et nimium duri eura molesta viri. Quae yenit ex tuto, minus e^t aecepta voluptas: Ut sis liberior Thaide, finge metus! 605 Cum melius foribus possis, admitte fenestra Inque tuo vultu signa timentis habe; Callida prosiliat dieatque ancilla ""perimus!' Tu iuveuem trepidum quolibet abde loco!

580. Erhmert au amor. II 19, 5: 604. r/ia?s, die berühmte athenische speremus pmnter, pariter metuamns Hetäre, die Geliebte Alexanders, die amantes, et faciat voto rara repnlsa später vom ersten Ptolemäer geheiratet locum. wurde. Plut. Alex. 38. Athen. XIII

581. Ueber die verschlossene Thür 576 d. Bonmots von ihr liest mau bei vgl. zu II 244. Athen. 585 c.e. Vgl. auch zu III 3.S2.

583. Zum Gedanken vgl. oben II Als typisches Beispiel für weibliche Un-

437 f. gebuudenheit erscheint sie auch rem.

585. uxores vgl. zu II 155. am. 385: 'Thais in arte mea est: lasci-

587 f. Vgl. die Situation amor. I 6. via libera nostra est ; nil mihi cum

590. Vgl. die Einleitung p. XVI, vitta: Thais in arte mea est. Anm. 7. ars II 547 ff. 605. fenestra vgl. zu II 246.

591, Vgl. II 1. 606. Nachgebildet rem. am. 510: 601. tristis vgl. zu II 635. et nulla in vultu signa äolentis habe. 603. Vgl. das Epigramm des Paulus 607. Mit der hier geschickt iin-

Silentiarius AP. V 218: y.Uxixofiei', Po- gierten fatalen Situation vgl. Hör. sat.

äoTZT^, Tri. (fi'Kr]^ia-ca iriv r' i^uTSirr^v xal I 2, 127 ff., zumal V. 129 : vejiallida

ne^iSr'lQiTov KvttqiSos tQyao'ujv. r]8v lecto desiliat mulier, miseram se conscia

Xa&eir rfvhiv.wv re TtavnyQea y.av&ov clamet.

dXv^ai (fo'iQia S' ufifaSicov '/.exr^a fitXi- 608. Wie unbehaglich das manch-

'/oörsQa. Vgl. aucli die Diskussion bei mal sein mochte, lehrt z. B. Horaz Hör. sat. I 2, 103 ff. (sat. II 7, 59): turpi clausus in arca,

III 580-621.

187

Admiscenda tarnen Venus est secura timori, 610 Ne tanti noctes non putet esse tuas.

Qua vafer eludi possit ratione maritus,

Quaque vigil custos, praeteritunis eram: Nupta virum timeat; rata sit custodia nuptae:

Hoc decet, hoc leg'es iusque pudorque iubent; 615 Te quoque servari, modo quam vindicta redemit,

Quis ferat? ut fallas, ad mea sacra venu Tot licet observent. adsit modo certa voluntas,

Quot fuerant Argo lumina, verba dabis. Scilicet obstabit custos, ne scribere possis, 620 Sumendae detur cum tibi tempus aquae, Conscia cum possit scriptas portare tabellas,

quo te demisit peccafi conscia erilis, contractuin genibus tangas capuf. Vgl. Apul. met. IX 5 : . . tunc mulier callida et ad huius inodi fagitia perastutula tenacissimis anqüexibus expeditum ho- minem dolio, quod erat in angiilo semi- obrutum sed alias vacuuni dissiinnlanter abscondit etc. Prop. II 23. 10: capitis et immunda saepe latere casa.

611 666. Vierzehnte Anwei- sung. Lernt, euren vir oder Wächter geschickt hintergehen. Nicht gelten meine Worte für die Verheirateten: diese fürchte ihren Gatten ( 614). Die Libertine aber soll sich diesem Zwange nicht fügen, sie -nird selbst bei schärfster Bewachung Mittel finden, diese zu hinter- gehen (—620). Ihre Briefe besorgt ihre Vertraute, indem sie diese im Busen birgt, au der Wade, unter der Sohle ( 624). oder auf ihrem Rücken den Text schreiben lässt (—626) oder durch Anwendung von Geheimschrift ( 630). Wie Danae ihrer strengen Wacht sich entzog, so könnt auch ihr dies thun bei den unzähligen Gelegenheiten, wie sie Rom bietet ( 640); auch gewährt eine Freundin wohl mal einen lauschigen Unterschh;pf : der Nachschlüssel und der Weg durchs Fenster sind unter Um- ständen von Nutzen (—644). Auch kann man den Wächter unschädlich machen durch reichlichen Wein ( 646) oder Schlafmittel ( 648j, durch Liebens- würdigkeiten der Zofe ( 650), vor allem aber durch Geschenke ( 658). Hütet euch aber vor allzugrosser A-'er- traulichkeit euren Freundinnen gegen- über ( 664), und haltet euch nicht zu hübsche Kammerkätzchen ( 666).

615. vindicta ist der Stab, mit dem der Beamte, meist der Prätor, den Sklaven berührte, wenn er frei gegeben werden sollte. Vgl. Hör. sat. II 7, 76 mit Heindorfs Anmerkung. Persius V 88 mit dem Schol. Plin. ep. YIl 16, 4. Madwig, die Verfassung und Verwaltung des römischen Staates I 191.

618. Vgl. ApoUod. II 4 : 'Exßäaov 8e 'AyT/vco^ yh'tTai, tovtov Öe ^A^yoa o Tcav- ÖTCTr's /.EydfiEVoi. sr/s de ovroi cxpd'at.-

UOVS (XtV kl' TTUPTl TCO OCOfiaTl. Sprich-

wörtlich war ^ÄQyov nleiovas e^eiv ofd-aXuovi (Themist. or. VEE p. 92). Vgl. Lucian. bist. 10. Paris beklagt sich, als die drei Göttinnen vor ihm

stehen, on firj y.al avTos cootceq o^'ApyOs ökoj ßXsnecv Svvafiai tiö acofcari (XiUC. dial. deor. 20, 8). Apiü. met. II 23: vides hominem ferreiim et i)isomnem, certe perspicaciorem ipso Lynceo vel Argo et oculeum totum. Ov. am. III 4, 19: centum fronte oculos, centum cervice gerebat Argus: et hos tmus saepe fefeUit Amor. met. I 625 ff.

verba dabis darüber vgl. zu II 558.

620. Der Sinn ist klar: irgend- eiumal muss er dich ja doch allein lassen, wenn du nämlich deine intime Toilette besorgst: die Zeit magst du dann ausnützen, den Brief zu schreiben.

Ueber aquam sumere ist gesprochen zu V. 96; vgl. auch zu II 300. Hier sei noch hingewiesen auf Cic. pro Cael. 14, 34: ideo aquam adduxi, ut ea tu inceste uterer e? Mart. VII 35, 8.

621. Vgl. Tib. n 6, 45: furtim- que tabellas occulto porta)is itque redit- que sinu.

188

Ars amatoria

Quas tegat in tepido fascia lata sinu, Cum possit sura Chartas celare ligatas

Et vincto blandas sub pede ferre notas? 625 Caverit liaec custos, pro Charta conscia terguni

Praebeat inque suo corpore verba ferat! Tuta quoquest fallitque oculos e lacte recenti

Littera (carbonis pulvere tang'e: leges), Fallet et, umiduli quae fiet acumine lini, 630 Et feret occultas pura tabella notas. Adfuit Acrisio servandae cura puellae:

Hunc tarnen illa suo crimine fecit avum. Quid faciat custos, cum siut tot in Urbe theatra,

Cum spectet iunctos illa libeuter equos, 635 Cum sedeat Phariae sistris operata iuvencae,

Quoque sui comites ire vetantur. eat.

622. fascia das Busenbaud : vgl. zu V. 274. Unter ihm werden zarte Briefchen verborgen, vgl. Turpilius fr. 13 Eibb. (II p. 109) bei Non. 538, 8: me miseram! quid ayam? inter vias epistula excidit milii : iufelix inter tiini- culam ac strofium conlocaveram.

Vgl.Ov. her. 20(21), 26: et tegitur trepido littera canta simi. Auch sonst als Versteck dienend, vgl. Apul. met. ni 16: et verhiDu facto secutus immissa manu scrutatus e mediis papillis meis iam capillos absconditos iratiis abripuit.

627 630. Was in diesen Versen empfohlen mrd, war den Alten ein Er- satz für unsere sogenannten 'sympathe- tischen' Tinten, welche die Schrift erst nach einer bestimmten chemischen Be- handlung zu Tage treten lassen. Solche scheinen die Alten nicht gekannt zu haben. Hier dient als Schreibsaft Milch (vgl. unten), das Papier wird dann mit Kohlenstaub bestreut, der auf den von der Milch berührten Stellen haftet und so die Schrift erkennen lässt, und in derselben Weise ein Leinsaft. Vgl. oben II 596.

627. Man wird kaum an Avirkliche Milch zu denken haben, sondern eher an einen Püanzeumilchsaft; zur näheren Erklärung vgl. Plin. nat. bist. XXVI 62: tifltynialnm nostri Jierbam lactariam vocant, alii lactucam caprinam, narrant- que lacte eins inscripto corpore, cum inaruerit, si cinis insparnatur, adparere litteras et ita quideni adultcras adloqui maluere quam codicillis. Ein ähnliches Kezept giebt Auson. ep. 28, 31 (p. 283

Peiper), wo ein ganzer Katalog von celandi formae gegeben wird : lacte in- cide notas, arescens charta tenebit sem- per inaspicuas; pn-odentur scripta fa- villis.

631. Ueber Acrisius und Danae vgl. zu V. 415.

632. avum indem sie den Perseus gebar (vgl. zu I 53).

633. Zu dem Anfange des Verses vgl. Cat. 66, 47 : quid facient crines, cum ferro talia cedant. Verg. ecl. 3, 16 : quid domini faciant, audcnt cum talia fures.

theatra vgl. zu I 89.

634. Die Spiele im Circus, vgl. zu I 135.

635. Die Isisfeiern vgl. zu I 77, wo auch iuvencae erklärt ist.

Phariae für 'ägyptisch', wie V. 270. Das weithin sichtbare Wahrzeichen von Aegypten, der berühmte Leuchtturm auf der Insel Pharos bewirkt, dass nach ihm Pharus direkt für Aegypten steht; vgl. z. B. Lucan. VIII 443.

Das sistrum {aeToTQov) ist die oft erwähnte Klapjier, die bei dem Kultus der Isis eine grosse Rolle spielte. Plutarch de Iside 63 (mor. 376 c) beschreibt sie eingehend. Sie hatte die Form etwa eines Hufeisens mit (4) metallenen Quer- stäben, die nur lose eingefügt waren und bei jeder Bewegung klapperten, daher sie bei Stat. silv. III 2. 103 niultisonum genannt wird. Vgl. Parthey in seiner Ausgabe von Plutarchs de Is. etc. p. 256. Eine Abbildung bequem bei Baumeister, Denkmäler Nr. 812 (I p. 761).

III 622—646.

189

Cum fuget a templis oculos Bona Diva virorum,

Praeterquam siquos illa venire iubet. Cum, custode foris tunicas servante puellae, 640 Celent furtivos balnea multa iocos,

Cum, quotiens opus est, fallax aegrotet amica

Et cedat lecto quamlibet aegra suo. Nomine cum doceat, quid agamus, adultera clavis, Quasque petas, non det ianua sola vias? 645 Fallitur et multo custodis cura Lyaeo: nia vel Hispano lecta sit uva iugo;

637. Ueber den Tempel wnd den Kultus der Borm Den, an dem kein Mann teilnehmen durfte, ist gesprochen zu V. 244.

638. Gerade die Strenge, mit der ursprünglich die Männer von der Feier der Bona Dea fern gehallen wurden, reizte dazu, dass sich Männer in Ver- kleidung dabei eindrängten. Das be- kannteste Beispiel dafür ist der Frevel des P. Clodius, der sich bei dem nächt- lichen Opfer der Bona Dea im Hause Caesars in der Verkleidung einer Zither- spielerin einschlich. Hier erscheint das Fest nun geradezu als Eendez-vous für erotische Abenteuer, wie überhaupt der Kultus der Bona Dea in späterer Zeit derartig ausartete, dass die Feier Gelegenheit zu den wollüstigsten Aus- schweifungen darbot; vgl. Juven. II 6, 314 ff.

639 f. Die Verse kann ich nur ver- stehen von Zellen in öffentlichen Bädern : in ihnen mochte sich der Liebhaber versteckt halten. Das Zusammenbaden der beiden Geschlechter war durchaus keine Seltenheit ; vgl. Plin. nat. bist. XXXIII 153: . . . stratas argciito mu- lierum halbieas . . . cum virls lavantium. Vgl. Marquardt-Mau, Privataltertümer I' 282, Anm. 7. Wahrscheinlicher bezieht man aber den Inhalt des Distichons auf die unter den in Frage kommenden Damen gar übliche Sitte, sich im Bade von männlichen Sklaven bedienen zu lassen ; hierüber vgl. zumal Martial, z. B. VII 35, 1: inyuina succinctus nigra tibi servus aliita stat, quotiens calidis fota foveris aquis ... 5: sed nudi tecnm iuvenes senesque lavantur etc. XI 75. Juven. II 6, 422.

Das Beaufsichtigen der im Apody- terium zurückgelassenen Kleidungs- stücke war sehr notwendig, denn der Kleiderdieb (iMnoÖinr.i^ vgl. auch zu

V. 447) spielte in den griechischen wie römischen Bädern eine unheimliche Rolle. Vgl. Lobeck Phryn. p. 224; ferner die Erklärer zu Catull. 33 (o fu- rum optime halnearioru»i). Hier hat der custos über die abgelegten Kleidungs- stücke zu wachen, späterhin hatte man in den Bädern dazu angestellte caj}- sarii; vgl. Paul. dig. I 15,3: adversus capsarios quoque, qui mercede servanda in balineis vestimenta suscipiunt, iudex est constitutus. Vgl. die luaTcofvXa- y.ovi'Tss Luc. Hipp. 8).

611. Vgl. die fraudes der Paula bei Mart. Xt 7; zumal V. 7: infelix, quid ages? aegram siniulabis amicam? haerebif dominae vir comes ipse suae etc.

613. adultera clavis der 'Nach- schlüssel' mit sehr pikantem Nebensinne. Zum Ausdruck vgl. Plin. nat. bist. XXIII 114. Apul. met. X 9: ... 'ne forte aliqnis', inqxiam, 'istorum quos offers aureorum nequam vel adulter reperiatur etc.

611. Was gemeint ist, ergiebt sich aus II 245: at tu per ptraeceps tecto delabere aperto, det quoque furtivas alta fenestra vias; dazu die Anmerk.

615. Avaios heisst der Gott des Weines nach seiner Eigenschaft, von den Sorgen zu befreien (zu I 238), vgl. Athen. VIII 363 B. Plut. quest. conviv. V 6. Hier und V. 705 steht Lyaeus metonymisch für die Gabe des Lyaeus [Avaiov dcö^n Nonn. XVIII 318), den Wein, wie Bacchus I 565. Diese Me- tonymie schon im Griechischen nicht selten, vgl. Anacreont. 11 (13), i): Ävcciov y.o(>tad-eii u. s., besonders häufig aber bei römischen Dichtern, vgl. z. B. Her. carm. I 7, 22: tarnen uda Lyaeo tem- pora populea fertur vinxissc corona. Ov. am. II 11, 49: illic adp)osito nar- rabis multa Lyaeo u. s. o.

616. Die aus Spanien kommenden

190

Ars amatoria

Sunt quoque quae faciant altos medicamina somnos

Victaque Lethaea lumina nocte premant; Nee male deliciis odiosum conscia tardis 650 Detinet et longa iungitur ipsa mora.

Quid iuvat ambages praeceptaque parva movere,

Cum minimo custos munere possit emi? Munera, crede mihi, capiunt hominesque deosque:

Placatur donis luppiter ipse datis. 655 Quod sapiens, faciet stultus quoque: munere gaudens

Ipse quoque accepto munere mutus erit. Sed semel est custos longum redimendus in aevum:

Saepe dabit, dederit quas semel. ille manus. Questus eram, niemini, metuendos esse sodales: 660 Non tangit solos ista querela vires. Credula si fueris, aliae tua gaudia carpent,

Et lepus hie aliis exagitatus erit. Haec quoque, quae praebet lectum studiosa locumque,

Crede mihi, mecum non semel illa fuit. 665 Nee nimium vobis formosa ancilla ministret:

Saepe vieem dominae praebuit illa mihi.

Quo feror insanus? quid aperto peetore in hostem

Weine waren im Altertum nicht sehr geschätzt; öfters erwähnt werden die vina Laletana (ans Laktania, einer Landschaft diesseits des Ebro, Sali. hist. fr. II 98 = p. 1U2, ö Maurenbr.), vgl. Mart. I 26, 9 : a copone tibi faex La- letana i)etatur. VII 53, 6. Plin. hist. nat. XIV 71 : Hispayiiarum Laletana copia nobilitantur, elegantia vero Tarra- conensia atque Lauronensia et Balearica ex insulis confernntur Italiae primis. Vgl. (auch über die Schreibart) Mar- quardt-Mau, Privataltertümer II ^ 453, Anm. 8. Ovid meint also, dass für den custos auch ein minderwertiges Gewächs gut genug sei. Dazu stimmt auch V. 652.

648. Lethaea vgl. zu V. 340.

649. odiosum vgl. zu II B35.

650. iungitur in diesem Sinne ver- buni technicum ; wer näheres wünscht, sehe Burmaun nach zu Ov. rem. am. 407.

653 f. Sprichwörtlich. Vgl. Eur. Med. 964 : TCti&tn' ÖäJoa xai d'eova Xoyoi ' XQvabs de x^eiaaeov /nvoiojv ).6ywv ß^o- Tois. Fiat. rep. III 390 e: ovo' floriov

avToTs OTi 'Ömqu d'eovi Tieif^eij t^cö^' alÖoi-

ovg ßaadfjas' (s. Diogen. IV 21), ein Vers, der nach Suidas sub v. Öcö^a dem Hesiod gehören soll (vgl. fr. 180 Goettl. p. 372 Marksch.).

654. Heinsius erinnert an Petron. 88: ipse scnatns, recti bonique praeceptor, niille pondo auri Capitolio promittere solet, et ne quis dubitet pecuniam con- cupiscere, loveni quoque peculio exornat.

659. quaestus eram nämlich I 739—754.

661. gaudia vgl. zu V. 88.

662. Scheint ebenfalls sprichwört- lich ; vgl. Petron. 131 : at illa gaudio exultans 'vides" inquit, Chrysis mea, vides, quod aliis leporem excitavi f Dem Sinne nach ist gleich das griechische Si>richwort (Zenob. I 65) : (Ukou y.d/noi'. df./.oi (ijuavro.

665 f. Vgl. I 375—398.

667 746. Fünfzehnte Anwei- sung. (Wenn auch zu meinem eignen Schaden, will ich euch noch mehr Waffen gegen uns geben 672.) Macht, dass wir uns von euch geliebt glau- ben, was ihr leicht erreichen könnt durch viele Mittel (—678); der Erfolg bleibt dann nicht aus, zumal nicht bei einem eitlen Liebhaber ( 682). Hütet euch aber vor Misstrauen; was das für böse Folgen haben kann, lehrt eindringlich die Geschichte von Cephalus und Prokris (687—746).

UI 647—687.

191

Mittor et indicio prodor ab ipse meo? Non avis aiicupibiis monstrat, qua parte petatur ; 670 Non docet infestos currere cerva canes. Viderit utilitas! ego coepta fideliter edam Lemniasi et gladios in mea fata dabo. Efflcite (et facilest), ut nos credamiis amari: Prona veiüt cupidis in siia vota fides. 675 Spectet amabilius iuvenem et suspiret ab imo Femina. tarn sero cur veniatque roget; Accedant lacrimae dolor et de paelice fictus,

Et laniet digitis illius ora suis: lamdudum persuasus erit; miserebitur ultro 680 Et dicet 'cura carpitur ista mei."*

Praecipue si cultus erit speculoque placebit,

Posse suo tangi credet amore deas. Sed te, quaecumquest, moderate iniuria turbet: Nee sis audita paelice mentis inops, 685 Nee cito credideris! quantum cito credere laedat, Exemplum vobis non leve Procris erit.

Est prope purpnreos collis florentis Hymetti

671. viderit vgl. oben II 371. Ov. her. 12, 211: viderit ista deiis. Petron. 61 u. s.

672. Die Lemnia caedes ist sprich- wörtlich geworden, vgl. z. B. Hesych

SUb Arjuviov v.ay.ov ' Tzaooiaia iji' ÖcaSo- d'rjvai aaaiv vtto tcöv Tia^avourj&evTcoi' eis Toi'S ävSoai sr Arjuvio irco riöv yv- vatxtäv. Zur Sache vgl. Apollod. 1 114 :

STV/^e Ss r) Ar^ftvoi dvöoiöv tote (als die

Argonauten dort landeten) oiaa 'ior^fios, ßaaiXevojiiei't] Si vtto ' l'ifi:Tv?.rjs t^» G6- amos Si nhiav rr;i'Ss. al Arj/ni^iai iqv 'Af:poSirr]i^ ovy. STtucov f] 8s avTais ifi- ßdXXet bvaoofiiav y.ai Sid tovto ot yij- fiavTSS avxds ex Ttjs TvXrjaiov &^dy.ijs XaßövTiES aiyuaXaniBns avvevrd^ovro av- rals. uzifiaL.ouei'ai 8s al Ar]ftviai xovs TS TtaTs^as xal Toi's dv8pas (povevovai' /xovT] 8a eacoasv 'l'u'iTcv/.r] xov envrrjs Ttaxi^a xpi'i^'uaa OonvTa. Vgl. Piud.

Pyth. 4,, 252. Die Sage hatte schon Aeschylus in der Hypsipyle dargestellt ; näheres darüber ist nicht bekannt ; vgl. Nauck, TGF- p. 79.

674. Vgl. Caes. BC. II 27, 2 : quae volumus, ea credimus libenter.

676. Die Stelhing des que ist kühn: vgl. Rothstein zu Prop. II 29, 35.

677 f. Vgl. oben II 447 ff.

679. persuadere persönlich ge-

braucht; vgl. z. B. auct. ad Herenn. I 6, 10. Cic. ad fam. VI 7, 2: si seit et persuasus est etc. Val. Max. HI 8, 1 : Captiam, fallacibus Hannibalis pro- missis Italiae reyiimn nefaria defectione pacisci persuasaui, arniis occupaverat. Vgl. Nauck zu Phaedr. I 8, 7.

685. nee cito credideris ist in diesem Zusammenhange humoristisch, weil eine alte Lebensweisheit hiec fast parodistisch verwendet wird (vgl. zu 1 459. III 789 f.). Quint. Cic. de pet. cons. 10, 39: quam- ohrem 'ETn/aofieiov (vgl. Cic. ad Att. I 19, 6) iUud teneto: nervös atqiie artus esse sapientiae non fernere credere. Vgl. Otto, die Sprichwörter und sprich- wörtlichen Redensarten der Römer p. 97. Eur. Hei. 1617: awfoovos 8' dm- OTcai oiy. Ieotiv ov8ei' yor^at.j.u6TEQ0V ßoo- roii. Petron. 43: nunquam autem recte faciet, qi(i cito credit, utique homo ne- gotians.

686. Vgl. Prop. IV 1, 109: exem- plum graveerit Calchas. Bei solchen Berufungen ist das Futurum üblich; vgl. Rothstein zu Prop. I 20, 4.

687—746. Episodenhaft (vgl. zu 11561—588) erzählt der künftige Epiker die rührende Geschichte von Ce- phalus und Procris. Vgl. die Ein- leitung p. XX. Ein Drama des So-

192

Ars amatoria

Fons sacer et viridi caespite mollis humus: Silva nemiis non alta facit; tegit arbutus herbam; 690 Ros maris et lauri nigraque mjatus olent; Nee densum foliis buxum fragilesque myricae

Nee tenues cj^tisi cultaque pinus abest; Lenibus inpulsae Zephyris aui-aque salubri Tot generum frondes herbaque summa tremit. 695 Grata quies Cephalo; famulis canibusque relictis

phokles 'Prokris' wird vou Pollux IX 140 erwcähnt ; näheres darüber ist nicht bekannt; vgl. Nauck- p. 248. Ausführ- lich berichten die Sage in ihrer älteren und herberen Gestalt' der Schol. V. zu Hom. Od. XI 321 (II p. 505 Dind.); er schliesst mit den Worten: rj Sk laroola

Ttapd (Peoty.vSi] ev rrj tißSofiVj (fr. 77,

FHG. I p. 90). Apollod. III 197 f. Anton. Lib. 41. Hygin. fab. 189. „Wie aber diese Sage unter den Händen der helle- nistischen Dichter zu einem rührenden, psychologisch feinen Gemälde umge- arbeitet wurde, lässt uns die Darstellung des Ovid, met. VII 694 ff. und art. am. in 685 ii'. erkennen." Rohde, Gr. R. 101, 3. Die hier erzählte Geschichte von Prokris' Argwohn und ihrem Tode hat ihre Parallele in den Metamorphosen VII 796-862.

687. Hymetti vgl. zu II 423.

florentis vgl. met. VII 702 : vertice de sumnio semper florentis Hymdti. Man beachte, dass auch hier in der an- mutigen Beschreibung der Gegend die Vorzüge sich finden, die die Alten an solchen Orten immer zu rühmen wissen ; das ist zumal der Quell und um ihn herum die mannigfache Flora. Uebrigens ist die Schilderung hier so eingehend und liebevoll, dass man wohl auf Autopsie schliessen darf. Vgl. Humbold, Kosmos II 108, Anm. 30.

689. Vgl. Prop. IV 9, 24: lucus ah umhroso fecerat orbe nemns.

arhutus der Erdbeerbaum (arbutus unedo L. ; Beschreibung bei Theophr. bist, plant. III 16, 4j, mit immer grünen Blättern, von den Alten besonders ge- liebt und gern erwähnt. Theokr. 5, 129. Hör. carm. I 1, 21: nunc viridi membra sub arbuto stratus, nunc ad aquae lene Caput sacrae. Vgl. Voss zu Verg. ecl. 3, 82.

690. ros maris oder ros marinus, auch nur ros (Verg. ge. II 213) war ebenfalls sehr beliebt; vgl. Ov. met.

XII 410. Auch zu Kränzen wurde er gern verwendet; vgl. Galen, de simpl. med. VII 14 (XII p. 61 Kühn): 17 e4- tovs areifüvovs x,^tiaifirj ),ißavajTiä, rjv 'Peofialoi y.aXovai oova/uaolvov.

Ueber die Myrte vgl. oben zu V. 53. Hör. carm. I 38, 5.

nigra vgl. Plin. nat. bist. XV 27. Hör. carm. I 25, 18: mala myrtus (dazu Orelli). ^

691. buxum häufiger buxus (ttvsos) der Buchsbaum, ebenfalls sehr beliebt und, wie bei uns, häufig zu Hecken be- nutzt; vgl. Mart. III 58, 3. Plin. ep. V 6. 35. Näheres bei Becker-GöU, Gallus III 69 ff.

myrica [iivoly.r]) ist die Tamariske (tamarix gallicaL.); vgl. zu 1747. Sie wird .schon in der Ilias gerühmt; vgl. Z. B. II. X 467 : ftv^ixr^s eoi&rjlsag o^ovs.

„Sie wächst gern in Niederungen und an Ufern, kleine Gebüsche, meist manns- hoch bildend. Betrachtet man ihre röt- lichen, schwanken, vom Winde leicht bewegten Zweige mit den graulich- grünen, niedlichen Blättchen und mit den rosenroten Blüten, so ist es erklär- lich, dass die bukolischen Dichter diesen Strauch gern erwähnen. A"gl. Verg. ecl. 4, 1—2." Fritzsche zu Theokr. 1, 13.

692. cytisus [y.vTKios) ist eine Klee- art, Avelche die Alten sehr schätzten ; vielleicht der 'Schneckenklee' (medicago arborea L.). Zumal als Lieblingsfutter der Ziegen wird er häufig erwähnt; vgl. Theokrit 10, 30: « «?! rar y.vnaov, u ki'y.oi räv aiya öitoxei., dazu Verg. ecl. 2, 64: florentem cytisum seqiiitur la- sciva capella. Nicand. ther. 617. 944. Colum. r. r. V 12. Varro r. r. II 1, 17. 2, 19.

693. Vgl. Hör. carm. 123, 5: nam seil Dtobilibus veris inhorruit advenfus foliis. Zu der ganzen Beschreibung der anmutigen Stätte vgl. noch Ov. met. X 86—105.

695. Vgl. met. VII 808—810.

III 688—711.

193

Lassus in hac iuvenis saepe resedit humo, ■^Quae^iue 'meos releves aestus/ cantare solebat

'Accipienda sinn, mobilis aiira, veuü' Coniugis ad timidas aliquis male sedulus aiires 700 Auditos memori rettulit ore sonos:

Procris iit accepit nomen, quasi paelicis. Aurae,

Excidit et subito muta dolore fuit: Palluit, ut serae lectis de vite racemis

Pallescimt frondes, quas iiova laesit hiemps, 705 Quaeque suos curvant matura Cydouia ramos,

Coriiaque adhuc nostris non satis apta cibis. Ut rediit animus, tenues a pectore vestes

Eumpit et indignas sauciat ungue genas; Nee moi'a, per medias passis furibunda capillis 710 Evolat. ut tliyrso concita Bacclia. vias.

Ut prope perventum, conütes in valle relinquit,

695 f. Vgl. raet. VII 806 : nee mecum famulos nee equos nee narihus acres ire canes, nee Ihm sequi nodosa sinebciDi: tiittis eram iaculo. sed cum safiata feri- nae dextera caedis erat, repcteham frigiis et umbras et quae de yelidis exhalat vallibus, auram.

697 f. Die verhängnisvollen Worte, auf denen die Katastrophe der Geschichte beruht, sind in den Metamorphosen noch näher ausgeführt; vgl. V. 813: 'aura, reeordor enim, 'venias\ cantare solehani, 'meque iuves intresque sinus, gratissima, nostros; utque f'acis, relevare relis, qid- busurimur aestus\ forsitan addiderim sie me mea fata trahebant blanditias plures et 'tu mild magna voluptas di- cere sim solitus 'tu nie reficisque foves- que: tu facis, ut silxias, ut ament loca sola; meoque spifitus iste tmis semper captatnr ab ore'.

699. Met. 821: vocibus ambiguis deceptam praebuit anrem nescio quis, nomenque aurae tarn saepe vocatum esse putans nymphae, nympham mihi credit amari. criminis extcmplo ficfi temera- rius index Procrin adit Unguaque refert audita susurra.

702-70«. Vgl. z. B. Theoer. 2, 86: y.eifiav Ö' kv yJ.iv&rjQi bex üfiara y.al dexa rvxras. y.ai ftev x^coi fisv ö/uoTos kyivero TtoD.dxt d'äif'M. Vgl. Fritzsche zu V. 83. Met. 826: subito conlapsa dolore, ut sibi narratur, cecidit: longo- que refeeta tempore se miseram, se fati dixit iniqiii; deque fide questaat et cri- mine concita vano quod nihil est, metuit,

Ovid, ars araatoii;i ed. Brandt.

metuit sine corpore nomen et dolet in- felix veluti de paelice vera. 702. Vgl. II 450.

705. Cydouia sc. mala sind die nach der kretischen Stadt Cydonea (zu I 293) benannten Quitten. So auch im Griechischen bloss KvScovia (Athen. III 81a). Vgl.Ibycus fr. 1 (bei Athen.

XIII 6Ö1 b) : i]qi fihv ai TS KvSoJviat /.iiihSes . . . d'aked-oiatv. Athen. HI 81 d. Prop. III 13, 27 u. s.

curvant vgl. rem. am. 175: adspice curvatos pomorum pondere ramos u. o.

706. Die Kornelkirsehen dienten den bescheideneu Ansprüchen der ältesten Menschen als primitive Speise: met. I 105. Der Gedanke des Verses, dass sie in unserer Zeit sich nicht ganz zur Speise eignen, gewinnt eine besonders humoristische Färbung, wenn man be- denkt, dass sie bei Homer (Od. X 242) als Schweiuefutter erscheinen. Dass eine derartige Beziehung hier von Ovid be- absichtigt ist, soll natürlich nicht be- hauptet werden: mir kommt der Zu- satz adhuc bis cibis in diesem Zusam- menhange überhaupt müssig und un- passend vor. Vgl. auch Plin. nat. bist. XVI 105.

70S. indignas vgl. Ov. trist. I 3, 18: imbre per indignas usqae cadente ge- nas n. 0.

710. Vgl. zu I 312 : ut Äonio con- cita Baccha deo. Hymn. Hom. 5, 385: i) de iSovoa r,i^\ rj'iire fiaifug uoo» ydra Önoxior vkrj. Hor. carm. III 15. 10: pidsa Thyias uti concita tympano. 13

194

Ars amatoria

Ipsa nemus tacito clam pede fortis init. Quid tibi mentis erat, cum sie male sana lateres,

Procri? quis adtoniti pectoris ardor erat? 715 lam iam venturam, (luaecumqne erat Aura, putabas

Scilicet atque oculis probra videnda tuis. Nunc yenisse piget (neciue enini deprendere velles).

Nunc iuvat: incertus pectora versat amor; Credere quae iubeant, locus est et nomen et index 720 Et quia mens semper, quod timet, esse putat. Vidit ut oppressa vestigia corporis herba,

Pulsantur trepidi corde micante sinus; lamque dies medius tenues contraxerat umbras,

Inque pari spatio vesper et ortus erant: 725 Ecce, redit C'ephalus silvis, C'yllenia proles,

Oraque fontana fervida pulsat aqua. Anxia, Procri, lates; solitas iacet ille per herbas,

Et 'Ze])li3Ti molles auraque' dixit "ades!' Ut patuit miserae iucundus nominis error, 730 Et mens et rediit verus in ora color: Surgit et oppositas agitato corpore frondes

Movit in amplexus uxor itura viri;

717 f. Psychologisch feine Ausma- lung der wechselnden Stimmung in der angsterfüllten Seele der Prokris ; vgl. met. 832, wo es weniger gelungen heisst : saepe tarnen dubitat^ sj)eratque miser- rima falli, indicioque fidem neyat et. nisi viderit ipsa, damnatura sui non est delicta niariti. Wenn die Stellen sich auch nicht genau entsprechen, so scheint doch bereits hier klar, dass der Darstellung in der Ars der Vorzug zu geben ist.

720. Vgl. met. 826: credula res amor est. her. 1, 12: res est solliciti 2)lena timoris amor.

722. corde micante vgl. Tib. 1 10, 12: . . . audlssem corde micante tubam. Ov. fast. III 36. Mehr bei Heinsius zu Ov. her. 1, 45 {asque mein micucre sinus).

723 f. Andere Zeitangabe met. 835 : X>ostera depulerant Aurorae himina noctem.

temies contraxerat umbras, zur Mittagsstunde, wo der Schatten klein ist; das Gegenteil bei Verg. ecl. 1, 83: maioresque cadimt altis de montibus umbrae.

725. Cyllenia ])roJes heisst Cephalus als Sohn des Hermes, der nach dem arkadischen Gebirge Kvklrjvr,, wo er

grosse Verehrung genoss , KvkÄrjvios heisst (vgl. oben zu V. 147). Hymn. hom. Merc. 304. 318. Hom. Od. XXtV 1. Paus. VIII 17, 1. Verg. Aen. VIU 139.

728. Vgl. met. 837: Vntra veni', di.ri, 'nostroque medere labori' ei subito gonitus inter mea verba videbar iiescio quos audisse. 'twni' tamen op- tima' dixi. Das Motiv, dass Prokris aus der gleichzeitigen Anrufung der Zepliyri sofort ihren Irrtum erkennt, wodurch dann ihr unmittelbar darauf erfolgender Tod nur um so tragischer erscheint, ist in den Metamorphosen nicht wieder verwertet. Dort wird sie erst sterbend über den Avahren Sach- verhalt aufgeklärt (V. 857).

731 ff. Dass Cephalus das Rascheln des Laubes bei der freudig eiligen Be- wegung der Prokris für das Anzeichen der Nähe eines Wildes hält, scheint mir glaublich und ausreichend genug; met. 838 heisst es erst noch: et subito ge- miius inter mea verba videbar nescio quos audisse, was meiner Empfindung nach nur störend wirkt, da Cephalus hierdurch ja leicht auf die rechte Spur hätte kommen können. Dann erst heisst es (V. 840) : frondc levem rursus stre- pitnm faciente cadiica sum ratiis esse feram telumqiie volatile misi.

III 712—753.

195

nie feram vidisse ratiis iuvenaliter artus Corripit: in dextra tela fixere manu. 735 Quid facis, infelix? non est fera; supprime tela! Me miserum! iaculü fixa puella tuost. 'Ei mihi!' conclamat 'fixisti pectus amicum:

Hie locus a Cephalo vulnera semper habet. Ante diem morior, sed nulla paelice laesa: 740 Hoc faciet positae te mihi, terra, levem. Nomine suspectas iam spiritus exit in anras:

Labor, io! cara lumina conde manu!' nie sinu dominae morientia corpora maesto Sustinet et lacrimis vulnera saeva lavat: 745 Exit et incauto paulatim pectore lapsus Excipitur miseri spiritus ore viri.

Sed repetamus opus! mihi nudis rebus eundumst, Ut tang-at portus fessa carina suos.

Sollicite expectas. dum te in convivia ducam, 750 Et quaeris monitus hac quoque parte meos.

Sera veni positaque decens incede lucerna: Grata mora venies; maxima lena morast.

Etsi turpis eris, Ibrmosa videbere potis,

733. iuvenaUter vgl. uiet. 805 : vena- tum in Silvas iuvenaliter vre solebam.

734-, tela das Geschoss war ein Ge- schenk der Prokris selbst (vgl. met. 756) ; und zwar hatte sie es ihm bei der Ver- söhnungsscene geschenkt, nachdem Ce- phalus in einer Anwandlung von Arg- wohn ihre Treue auf die Probe gestellt hatte; auch diese Erinnerung muss die Tragik der Situation erhöhen. Vgl. met. 845: semianimem et sparsas foe- dantem sanguine vestes et sua, me mi- serum! de viibiera dona traJientcrn in- venio etc. Vgl. auch oben zu V. 39.

737—742. Auch diese letzten Worte der sterbenden Prokris scheinen feiner als die in den Metamorphosen, die aller- dings aus der veränderten Situation (zu V. 728) sich ergaben; V. 852: j>er nostrl foedera lecti, perque deos supplex oro superosqiie meosqne, per siquid merui de te bene, perque manenteni nunc quo- que, cum pereo, causam mihi mortis amorem, ne thalamis Auram patiare innubere nostris.

737. Das erste Hemistich auch met. 843; auch sonst: vgl. met. VI 227.

742. conde wie her. 1, 113 u. s.

743 f. Vgl. met. 847-850.

745 f. Vgl. met. 859: labitur et

parvae fugiunt cum sanguine vires, dumque aÜquid sperare potest, me spec- tat et in me infelicem animam nostro- que exhalat in ore. sed vultu meliore mori secura videtur.

747—768. Sechzehnte Anwei- sung. Wir müssen zum Ziel kommen (—748): es sollen noch Regeln folgen, wie sich das Mädchen beim Gelage zu benehmen hat (—750). Zeit des Kommens ( 754), Zulangen der Speisen (—756), Massigkeit im "Essen (—760). Lieber etwas mehr getrunken ( 762); doch auch dies nicht übertrieben ( 764), nichts ist hässlicher, auch bedenklicher als -ein trunkenes Weib (—768). Vgl. die den Jünglingen erteilten Vor- schriften I 525 630.

747. nudis rebus ohne den Ballast künstlerischer Ausschmückung, wie eben die ausführliche Geschichte war. Vgl. Gic. Brut. 75, 262 : midi enim s^int (Cae- sars Commentarien), recti et venusti, omni ornatu orationis tamquam veste detracta.

748. Vgl. die Einleitung p. XXI, Anm. 7.

749. lieber die Teilnahme der Frauen an den Gelagen vgl. zu I 566.

751. incede vgl. zu V. 297. 13*

196

Ars amatoria

Et latebras vitiis nox dabit ipsa tuis. 755 Carpe cibos digitis: est quiddain gestus edendi;

Ora nee iuniunda tota perung-ue manu; NeA'e domi i)raesume dapes, sed desine citra,

Quam capis: "es paulo, quam potes esse, minus; Priamides Helenen avide si spectet edentem, 760 Oderit et dicat 'stulta rapina meast.'' Aptius est deceatque magis potare puellas:

Cum Yeneris puero non male, Bacche, facis; Hoc quoque, qua patiens caput est. animusque pedesque

Constant! ne, quae sunt singula, bina vide! 765 Turpe iacens mulier multo madefacta Lyaeo:

Dignast cöncubitus quoslibet illa pati; Nee somnis posita tutum succumbere mensa:

Per somnos fieri multa pudenda solent.

Ulteriora pudet docuisse; sed alma Dione 770 Traecipue nostrumst, quod pudet' inquit 'opus/ Nota sibi sint quaeque: modos a corpore certos

Sumite; non omnis una flgura decet. Quae facie praesignis erit, resupina iaceto; Spectentur tergo, quis sua terga plaeent. 775 Milanion umeris Atalantes crura ferebat:

754. Vgl. I 245—250.

755. Der Gebrauch der Gabeln in imserem Sinne war den Alten fremd; die zierlichen Gabeln, die sich g-efunden haben (vgl. Baumeister, Denkmäler Fig. Nr. 620, I p. 578!, sind aus späterer Zeit, waren auch wahrscheinlich niclit dazu bestimmt, die Speisen in den Mund zu führen, sondern dienten zum Ge- brauch in der Küche. Mau nahm all- gemein die blossen Finger: vgl. oben I 577. Mart. III 17. Marquardt-Mau, Privatleben I ^ p. 316 ff. T.^eber die ge- fitndenen Gabeln ebenda p. 317, Aum. 1 und 2.

758. capis vgl. Hör. sat. I 1, 46: non tuus hoc capiet venter phia ac tnetis.

762. Vgl. oben I 526. 231 ff.

763. Aehnlich der Bat oben I 589 ff.

764. ne vide vom Doppeltsehen im Zustande der Bezechtheit ist öfters die Eede; vgl. Straten AP. XII 199: uoyioi'

T}Ot] f.101 Tiooios fitToov' f.vaxaS'it] yÖLQ i.vexai 7J te (jqevvjv t] xe Öid OTÖfiazos. %(o Xv^vos tay/arnt SiSvurjv <fXöya xu'i vis doi&fiioj Tto'/J.äy.i Tieioc/'-^ojf rovä rlfa- xexXiuivovs. 7]d>^ S' ov>ceri uoifoi' ert ■olvoyöov aeaößr^uaL aÜA naQcoQtt ßKirtio xijni Tov iSgoydov. Hor. sat. II 1, 24 :

ui semel icto accessit fervor capiti nutncrusqiie lucernis. Juven. II 6,303: cum iam verüyine techim ambulat et geminis exsurgit mensa lucernis. Petron. 64: et seine iam lucernae mihi plnres videhantur ordere totumque triclinium esse mutatum etc.

765. Lyaeo vgl. zu V. 645.

769— SOS. Siebzehnte Anwei- sung. Vorschriften intimster Art über verschiedene der Individualität der ein- zelnen Mädchen anzupassende modi Ve- neris { 788): weitere, auf reichlicher Erfahrung beruhende (—792) erotische Details (—796) auch für unempfindliche Naturen ( 804); zwei AVarnuugen zum Schluss f— 808).

769. üeber Diane ist gesprochen zu II 593. Mit sehr gewagtem Frei- mut macht Ovid die Göttin selbst für die nun folgenden Intimitäten verant- wortlich: vgl. zu V. 789 f.

Zu dem Versanfang vgl. her. 15 (Sappho), 133 : ulteriora pudet narrare.

771. modos vgl. zu II 680.

775. üeber Milanion und Atalante vgl. zu 11 185. Ihre crura bilden auch amor. III 2, 29 den Gegenstand von Milanions Verlangen: talia Milanion

III 754—783.

197

Si bona sunt, lioc sunt accipienda modo. Parva vehatur equo; quod erat longissima, numquam

Thebais Hectoreo nupta resedit equo; Strata premat genibus, paulum cervice reflexa, 780 Femina per longum conspicienda latus;

Cui femur est iuvenale, carent quoque pectora menda,

Stet vir, in obliquo fusa sit ipsa toro. Nee tibi turpe puta crinem, ut Phylleia mater,

Atalantes crura fngacis optavit mani- hits susHnuisse suis. Die Geschichte Ton Milaniou und Atalaute hatte mehr- fach für Komödieu den Stoff ahgegeheu : wir kennen ^AraXävit] als Titel von sechs Komödien (vgl. FCG. ed. Meineke

I p. 269) ; einen Melavicov des Anti- phanes erwähnt Athen. X 423 d (Kock

II p. 72). Indessen sind die Fragmente aus all diesen Stücken so dürftig, dass wir näheres über ihren Inhalt in keiner Weise aussagen können. Dass die crura der Atalante darin in irgend einer Weise vorkamen, scheint mir sehr möglich. Ueberhaupt scheint nach den beiden Ovidstellen der Schluss nicht zu kühn, dass Atalante durch den Einfluss der Komödie als Liebhaberin besonders in- timer und raffinierter Freuden gedacht wurde; in einer anderen, nicht minder bedenklichen Situation hatte sie Par- rhasius dargestellt auf einer tabula, die sich Tiberius in seinem Schlafzimmer aufhängte. Vgl. Sueton. Tib. 44: Par- rhasii quoque tabulam, in qua Meleagro Atalanta ore morigeratur etc. Vgl. auch das Citat zu V. 786.

776. Die nicht ganz klare Situation ist vielleicht in der Weise zu denken, wie sie auf einer Schale des Brygos (Museo Tarquiniese in Corneto) dai'ge- stellt ist: sie ist nicht veröffentlicht, aber beschrieben von Hartwig, die grie- chischen Meisterschalen etc. p. 348.

777, parva vehatur equo. Ueber equo vgl. oben zu II 732. Ein Gegen- stück, dazu ist Eubul. fr. 84 (II 193 Kock) bei Athen. XIII 568 e, der die Hetaeren nennt : rds fihobovs y.eo^dxmv

TiaXtvT^ias ... TT CO Xo Vi KvttqiBos i^-

t;axi]juevas. Gemeint ist nun hier die- jenige erotische Stellung, welche der Grieche mit xtXrjri^siv bezeichnet (vgl. Eustath. zu Hom. Od. V 371 = I p. 222, 12: ort Üe ttoXvcovvuov öv yv- vaty.slov nldoTov^ uftßtov ie yuo Xeyeiai aal '/^olQOs y.ai ia/ä^a y.al ÖeXra, zo avro xal yteXrjs y.aXelTai rtuod Tols

xcofuaois (vgl. CAF. III p. 581, fr. 1033

Kock), oiiy. aSrjXov eariv. Vgl. auch

Hesych (I 367, 50 Schmidt) sub 'inrcov), deren Beliebtheit durch ihre häufige Erwähnung bewiesen wird. Vgl. Machon bei Athen. XIII 577 d: fual y.al tfiv Aafiiav ibv ßaaiXe ev/usXcög yeXrjriaai Tlors ETtaivr^d-r^vai ib. Arist. vesp. 501

(mit Blaydes Anmerk.) Thesm. 153. Hör. sat. II 7, 50: chmxbus aut agitavit equum lasciva supimon. Aehnlich auch das Epigramm des Dioskorides, das zu II 727 citiert ist.

longissima vgl. zu II 645.

778. Andro mache heisst Thebais nach ihrer Heimat, dem mysischen Theben am Fusse des Piakosgebirges : Hom. II. VI 395 ff.

Entgegengesetzt Mart. XI 104, 13 : masturbabantur Phrygii post ostia servi, Hectoreo quotiens sederat uxor equo.

783. Phylleia mater. Wer damit gemeint ist, lässt sich nicht mit Sicher- heit entscheiden. PhtjUns {(PvXXos) ist eine Stadt in Thessalien und zwar in Phthiotis nicht weit von Pagasae (zu V. 19); vgl. Strab. IX 435 d. Stat. Theb. IV 45 (falls dort nicht Phlius zu lesen ist). Phylleia mater wäre dem- nach = thessalische Mutter. Darunter aber Laodaraeia (vgl. zu II 356) zu verstehen (so Heinsius zvi Ov. her. 13, 35) geht nicht an: einmal stimmt mater dazu nicht, dann aber steht Ov. her. 13, 3 dazu in deutlichem Widerspruch, denn dort erscheint ja Laodameia in ausgesprochenem Gegensatze zu den matres Phylleides (doch vgl. Sedlmayer z. d. St.) : conveniunt matres Phylleides et mUii clamant: indue regales, Lau- damia, siiius. Ferner passt nicht, dass Laodameia hier mit offenem, nach Art der Bacchantinnen (colla rcflecfe vgl. die bekannten Darstellungen tanzender Mainaden) geKisten Haare erscheint: mindestens wäre ein Widerspruch zu V. 138 vorhanden, wo ihre Haartracht als Typus des einfachen Scheitels er-

198

Ars amatoria

Solvere et effusis coUa reflecte comis. 785 Tu quoque, cui riigis uterum Luciiia uotavit, Ut celer aversis utere Partlms eqiiis. Mille modi Veneris: simplex minimique laboris,

Cum iacet in dextrum semisupina latus. Sed neque Plioebei tripodes nee corniger Amnion 790 Vera magis vobis. quam mea Musa, canet : Siqua fides, arti, quam longo fecimus usu.

Credite! praestabunt carmina nostra fidem. Sentiat ex imis «Venerem resoluta medullis Femina. et ex aequo res luvet illa duos! 795 Nee blandae voces iucundaque murmura cessent, Xec taceant mediis inproba verba iocis!

wähnt wurde. Also mit dieser Erklä- rung ist es nichts. Ich g-laiihte eine Zeit, da FhyUcia zweifelsohne nach Thessalien deutet und coUa reflecte auf den sattsam genus" bekannten Tanz-

gestUS, dass die OerTctÄal o^xr^aroiäes

zur Erklärung herbeigezogen werden könnten, von "denen Athen" XIII 607 c erzählt (vgl. Wieland, Werke herausg. V. Gruber. Bd. XLV, Leipzig, Göschen 1826, p. 177) : indessen ist dann Avieder mit mater nichts anzufangen. Sicher scheint mir jetzt das eine, dass wir unsere Stelle nicht von der aus den Herolden citierten trennen können, dass also mit Phylleia mnter eine Frau aus der Umgebung der Laodameia gemeint ist. Was es aber für eine Bewandtnis mit ihrer Haartracht liabe, und worauf diese Vorstellung zurückgehe (bildliche Darstellung?) lässt sich nicht sagen.

7S5. Lucina Unter diesem Namen wurde Juno von den Frauen verehrt als die an das Licht des Tages fördernde Geburtsgöttin. Vgl. CIL. I Nr. S13 (p. 208). Plaut, aiilul. IV 7, 11 (692). Ter. Andr. III 1, 15 (478 1: Inno Lucina, fer opem. Preller, röm. Myth. I^ 271 ff. Auch Diana Avurde mit Lucina ideuti- ficiert: vgl. die Erklärer zu Catull. 34, 13. Preller a. a. 0. 321, 2.

rugis notavit vgl. oben V. 81 f.

786. Vgl. zu I 209 ff. Zur Sache vgl. Mart. XI 43, 9: Briseis multum quamvis aversa iaceret, Aeacidae pro- pior levis amicus erat.

787. modi Veneris vgl. zu II 680.

788. Vgl. amor. I 14, 20 : purpureo iacuit semisupina foro.

789 f. Nicht die berühmtesten Orakel können grössere Wahrheit ver-

künden als das Lied Ovids. Nach Dicliterart Averden zwei herausgehoben, das delphische des Apollo, und das des Juppiter Ammon (Hdt. IV 181 mit Steins Anmerkung).

Das Distichon ist eine Reminiszenz an alte ehrwürdige Spruchweisheit: Tct «.To ToiTToäos War dcu Griechen gleichwertig wie eine untrügliche Wahr- heit (Zenob. VI 3) ; Sammlung römischer Citate bei Otto, die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Römer p. 30 (sub Apollo). Ausser diesen sei erinnert an Lucret. V 110: qua ])rius adgrediar quam de re fundcre fafa sanctius et niulto certa ratione magis quam Pythia quae tripode a Phoebi lauroque profatur. Man merkt das Be- hagen, mit dem der Dichter frivol paro- diert : bei Lucrez das Feuer reiner Be- geisterung, das hier beim Uebergange zu einem höchst bedenklichen Stofi ver- wendet wird ; vgl. auch zu V. 706. 685.

Die bei Otto 1. 1. erwähnten Stellen beziehen sich sämtlich auf die Weisheit des delphischen Orakels. Das Orakel des Ammon wird in ähnlichem Sinne verwendet von Prop. IV 1, 103: hoc neque (ircnosum Libyae lovis explicat antrum, wo Rothsteins Anmerkung zu vergleichen ist.

791. nsu vgl. die Einleitung p. XVI.

793. Vgl. II 681. Ov. met. EX 484: ut iacui totis resoluta medullis.

794. Vgl. zu II 682.

795 f. Hierüber ist gesprochen zu 11689, 705. 723 f. -Vgl. auch die libera verba nequitiae bei Prop. III 10, 24.

79G. Unter iocis ist im -Gegensätze zu inproba verba das zu verstehen, was II 706 720 näher ausgeführt ist.

III 784—812.

199

Tu quoqiie, ciii Veneris sensum natura negavit,

Dulcia mendaci gaudia finge sono: (Infelix, cui torpet liebes locus ille, puellast, 800 Quo pariter debent femina virque frui!) Tantum, cum finges, ne sis manifesta, caveto;

Effice per motum luminaque ipsa fidem! Quid luvet, et voces et anhelitus arguat oris!

A! pudet: arcanas pars habet ista notas. 805 Gaudia post Veneris quae poscet munus amantem,

lila suas nollet pondus habere preces .... Nee lucem in thalamos totis admitte fenestris:

i\.ptius in vestro corpore multa latent.

Lusus habet finem! cygnis descendere tempus, 810 Duxerunt collo qui iuga nostra suo.

Ut quondam iuvenes, ita nunc, mea turba, puellae Inscribant spoliis 'Naso magister erat.'

797. Veneris sensum vgl. zu II 681.

800. Eiiphemistisclie Umschreibung wie II 719.

801. Aehnliclie Warnung wie oben

n 311 ff.

802. motum kann veranschaulicht werden durch Catull. 6, 9 : pulvinusque peraeqnc et lue et illic attritus, tremu- lique quassa lecti argutatio mambula- üoque. Ov. am. III 14, 26: spondaque lasciva mobilltate tremat.

lumina wird erklärt durch II 691. 721 f.

803. Vgl. II 689. 723 f.

804. Spurcura : nimirum iutelligi vult poeta non solum voces etc. arguere quanto gaudio Venus mulierem afficiat sed hoc etiara ex arcanis notis partis illius cognosci posse : hoc quid sit Juven. II 6, 322 docet.

807. Hierüber vgl. zu II 619 f. Die hier geforderte Wirkung erreichte man durch Vorhänge ; vgl. z. B. Plin. ep. VII 21. 1 : cnbicula obductis velis opaca nee tarnen obscura facio.

808. Vgl. 754.

800—812. Schlusswort. Das Spiel ist zu Ende: ihr Mädchen, nun auch belehrt, zollt mir dankbare Aner- kennung.

809. eygnis. Der Schwan, der eigentlich dem Apollon heilig ist (Plat. Phaed. p. 85 b. Cic. Tusc. I 30, 73) ist auch der Venus lieb, die auf einem von Schwänen gezogeneu Wagen fährt; vgl. z. B. Hör. carm. III 28, 13: quae . . . PapJton iunctis visit oloribus (vgl. auch IV 1, 10), Stat. Silv. I 2, 141: (Venus) thalamique egressa superbum linien Amyclaeos ad frena citavit olores. Daher bedient sich eines von Schwänen gezogenen Wagens auch der im Dienste der Venus stehende erotische Dichter (vgl. Prop. III 3, 39: contentus niveis semper vectahere cygnis), für den dieses Gespann übrigens auch darum passend ist, weil man im Altertum den Scliwänen (zumal vor dem Tode) die Gabe des Gesangs zuschrieb, so dass Leonidr.s von Tarent den Alkman v/nvyjTfiQ vfis- raicov y.vy.vov nennt (AP. VII 19), wie auch Pindar bei Horaz (carm. IV 2, 25) Dircaeus cycnus heisst. lieber den Gesang der Schwäne vgl. zumal Arist. bist. an. IX 12 p. 615 b. Plat. Phaed. p. 84 e. 85b. Cic. Tusc, I 30, 73.

811. quondani iuvenes oben II 743f.

812. Der Vers ist entlehnt aus II 744.

P. OVIM NASONIS

DE ARTE AMATORIA LIBRI TRES.

ERKLART

VON

PAUL BRANDT.

ZWEITE ABTEILUNG (ANHANG): ZUSÄTZE UND AUSFÜHRUNGEN ZUM KOMMENTAR.

LEIPZIG,

DIETERICH' sc HE VERLAGS-BUCHHANDLUNG

THEODOR WEICHER. 1902.

I. Zur Einleitung'.

S. XV Z. 7 von unten ist zu lesen: per nie (nicht a nie).

S. XVI Anm. 7. Andeutungen persönlicher Art finden sich ferner III 511. 590. 598. 664. 666.

S. XVII Anm. 6. Ich gebe hier noch einige Litteraturnach- weise, die denen erwünscht sein Verden, welche die im Kommentar angedeuteten Gesichtspunkte weiter verfolgen wollen:

R Bürger, de Ovidi carminum amatoriorum inventione et arte. Guelferbyti 1901.

E. Ehwald, ad historiam carminum Ovidianorum recensio- nemque symbolae. Programm von Gotha 1892.

V. Hoelzer, de poesi amatoria a comicis Atticis exculta ab elegiacis expressa. pars prior. Marburgi Cattorum 1899.

F. Leo, Plautinische Forschungen zur Kritik und Geschichte der Komödie. Berlin 1895 (für die Ars zumal p. 131 ff.).

A. L u e n e b u r g . de Ovidio sui imitatore. Dissert. Regiomont. Jenae 1888.

A. Otto, de fabulis Propertianis. Pars IL Programm des Königl. Kath. Gymn. zu Gross-Glogau 1886.

M. Pokrowskij, Beiträge zur Charakteristik Ovids. Deutsch von Dr. E. Berneker. Neue Jahrbücher 1902 p. 252 262.

J. Tolkiehn, de primo artis amatoriae Ovidianae libro. In der Festschrift zum fünfzigjährigen Doktorjubiläum Ludwig Friedlaender dargebracht von seinen Schülern. Leipzig 1895 p. 433—437.

, Homer und die Römische Poesie. Leipzig 1900.

J. A. Washietel. de similitudinibus imaginibusque Ovidianis. Vindobonae 1883.

Fr. Wilhelm, zu Tibullus. In der satura Viadrina. Fest- schrift zum 25 jährigen Bestehen des philologischen Vereins zu Breslau. Breslau 1896.

Dariu über das Verhältnis von Ovids Gedicht zu der 'ars amatoria für Knabeiiliebhaber'.

, zu Achilles Tatius. Rhein. Mus. LVII (1902) p. 55—75.

204 -^''s amatoria

W, Wunderer, Ovids Werke in ihrem Verhältnis zur antiken

Kunst. Dissert. Erlang. 1889. A. Zingerle, Ovidius und sein Verhältnis zu den Vorgängern

und gleichzeitigen Römischen Dichtern. 3 Hefte. Innsbruck

1869—71.

1. Heft: Catull, Tibull, Properz.

2. Heft: Ennius, Lucrez, Vergil.

3. Heft: Horaz.

, Kleine philologische Abhandlungen. 2 Hefte. Innsbruck

1871. 1877. , zu späteren lateinischen Dichtern. Beiträge zur Geschichte

der Römischen Poesie. 4 Hefte. Innsbruck 1873 87.

Ueber das Fortleben Ovids handeln:

K. Bartsch, Albrecht von Halberstadt und Ovid im Mittel- alter. Quedlinbm^g und Leipzig 1861. (Vgl. die praef. p. XXX\1I.)

M. Manitius, Beiträge zur Geschichte des Ovidius und anderer Römischer Schriftsteller im Mittelalter. Philologus, Supple- mentband VII (1899) p. 721—758. G. Paris, Chretien Legouais et les autres traducteurs ou imitateurs d'Ovide. Histoire litteraire de la France XXIX (1885j p. 455 ff. 568 ff.

, la poesie du moyen äge. Paris 1887. Zumal p. 189 ff.

D. Reich ling, Einleitung zu seiner Ausgabe des Doctrinale des Alexander de Villa-Dei (monumenta Germaniae paeda- gogica Bd. XII. Berlin 1893), Seite XIX und XXVII: Ovids Ars als Schullektüre. W. Wattenbach, Zeitschrift für deutsches Altertum und Litteratur XXXIV (1890) p. 270 ff. Eine Nachahmung der Ars aus cod. Monac. 11601, aus dem XIV. Jahrh. Anderes ist zu den einzelnen Stellen angegeben. Noch sei be- merkt, dass sich die Citate aus Frie dl a enders Sittengeschichte auf die fünfte Auflage beziehen (Leipzig 1881), da diese noch sehr verbreitet ist: die Besitzer der folgenden Auflage können das Gewünschte leicht finden, da die früheren Seitenzahlen am Rande der sechsten Auflage angegeben sind. Mit der dritten Auflage von Beckers Charikles und Gallus ist die von H. Göll besorgte Bearbeitung gemeint (Berlin 1877/78 und 1880,82, je 3 Bände).

S. XXI Anm. 7. Vgl. Guichon de Grandpont, Ovidius Nauticus. Amples citations avec explications sommaires des passages de tous les poemes d'Ovide qui ont rapport ä la marine. Brest 1887.

S. XXII Anm. 2. Mit den gespeiTt gedruckten Stellen sind nur die in den Metamorphosen ausführlich erzählten Sagen gemeint; also bei I 525—564 (Bacchus und Ariadne) ist nicht auf

Anhang. 205

met. YIII 174—182 hine:ewiesen; dagegen ist es ein bedauerliches Versehen, dass in Zeile 15 von oben die Worte Cephalns und Prokris nicht gesperrt sind; vgl. den Kommentar zu III 687 ff.

S. XXII Anm. 7. Vgl. Sen. controv. III 7: appard, inquif, te poefas studiose legere: iste sensus eins est qui hoc saeculum amaforiis non artihus tantnm sed senientm implevit. Ovidins enim in libris metamorplwseon dicif etc. (folgt met. VIII 877 f.). Vgl. noch Ov. rem. am. 487 : a)'tes, i, perlege nostras.

II. Zur Gestaltung des Textes.

Entsprechend der Tendenz der Ausgabe (vgl. das Vorwort) finden sich hier nur verzeichnet:

1. die Abweichungen vom Texte der Ehwaldschen Ausgabe; die wenigen Interpunktionsveränderungen sind unwesentlich und daher nicht angegeben.

2. die Textgestaltung begründende Zusätze bei besonders markanten Stellen.

Die für die Rezension der Ars massgebenden Handschriften sind folgende:

R ein Parisinus Regius Xr. 7311 aus dem Anfange des X. Jahr- hunderts. Er enthält die ars, remedia. das vor den amores stehende Epigramm, und von den amores I 1, 3 2, 49.

0 ein Oxoniensis aus dem IX. Jahrhundert, 'quem arcta cum Parisino necessitudine coniunctum, sed illo tamen inferiorem diligentissime. ut solet, descripsit contulitque R. Ellis in Hermae Berolinensis vol. XV p. 427 432". Ehwald praef. p. IV. Enthält nur das erste Buch der Ars.

Erstes Buch.

264. TJialea steht in R und 0. So schrieb Ribbeck Verg. ecl. 6, 2. Diese Schreibweise wird bestätigt durch Servius z. d. St. : . . . Jatine ^Thalea^ dehiiit dicere, sicuf Kvd-sgeia Cytherca; sed propfer eupJioniam contempsii ins regiiJae et ideo in graecitate permansit. Vgl. Festus von Mueller p. 359 Z. 28 1.

331. Nach diesem Verse sind in R von später Hand am Rande folgende zwei Verse nachgetragen

Himc liostem patitur cum reliqiiis avibtcs. Altera ScijUa novum Circes medicamine monstrum

Dazu bemerkt Ehwald : 'versum priorem alii Codices, in bis Bern. 478, item scribunt, alii sie: Puppe cadem celsa facta refertur avis; in

206 A.rs amatoria

versu altero: scirces R; in aliis codd. (in his Bern.) legitur: maris monstrum medkamine drces.'

Die Verse sind in sichtlich ungeschickter Weise hinzugefügt, um der in der Anmerkung zu 332 bemerkten Verwechselung vor- zubeugen.

Nach 394 sind in minderwertigen Hss. und von zweiter Hand am Rand von R folgende zwei Verse überliefert:

tunc neque fe prodet communi noxia culpa, factaque erunt dominae dictaque nota tibi.

Dass sie nicht von Ovid herrühren, liegt auf der Hand. Der erste Vers enthält eine ganz alberne Wiederholung von 390, der zweite sagt nichts anderes als der gleichfolgende Vers 398.

466—471. Diese Verse fehlen in 0; in R sind sie von zweiter Hand am Rande nachgetragen.

731. Der Vers, der in 0 fehlt, ist in R korrupt überliefert: siehe Ewald praef. p. XXXIV. Side hat nach dem Vorgange von Heinsius R. Schultze conjiciert: s. L. Müller im Rhein. Mus. XVII (1862) p. 531.

732. naide Ehwald : vgl. den Kommentar.

Zweites Buch.

77 f. Vgl. Ehwald praef. p. XXXIV.

308. Der Vers ist überliefert: quod mvaf et quaedam gandia noctis habe, was sicher falsch ist. Was bisher conjiciert ist, vermag nicht zu befriedigen ; so B u r m a n n : quod iuvaf et qime dat gandia, voce proba (oder: . . . quae dat gaudia nocte, proba, oder: . . . quae dant gaudia noctis, ania) oder Ehwald: q^uod iuvat et, quae dat, gaudia noctis habet. Gegen Ehwalds Conjektur ist einzuwenden, dass sie den Imperativ am Schlüsse des Distichons beseitigt, was unzulässig scheint, wie der gleichmässige Bau der Distichonreihe von 297 an zeigt: jedes Distichon schliesst mit einem Imperativ: puta proba roga place liabe.

Nun schliesst aber schon 306 mit dem Imperativ habe: es ist sehr leicht möglich, dass das Auge des Schreibers von 308 auf das eben geschriebene und noch im Gedächtnis haftende hcd)e in 306 abirrte, so dass dadurch in 308 der richtige, den Schluss bildende Imperativ verdrängt wäre. Eine befriedigende Lesart vermag ich nicht herzustellen, doch ist so vielleicht der richtige Weg gewiesen.

Drittes Buch.

198. lieber die Form suscepta (succeptä) vgl. Rothstein zu Prop. IV 9, 36.

232. brattea. lieber die Form vgl. Lachmann zu Lukr. IV 727.

Anhang. 207

Zur Sache vgl. Sen. ep. 115, 9: miramur parietes tentii marmore in- dudos, cum sciamus, qtiale sif, quod ahsconditur. oculis nostris in- poninms, et cum auro tecta perfiidimus, quid aliudquam mendacio gaudemus ? sciemus enim sub illo auro foeda ligna Jafifare. nee tantum parietibus mit lacunaribus ornamenfum tenue praetenditiir : omnium isto- rum, quos incedere altos vides, hraffeafa felicifas est.

273. analectrides Ehwald. analeptides doch wohl von avalaf.i- ßdveiv. Vgl. auch Weise, die griechischen Wörter im Latein. Leipzig 1882 p. 182 Anm. 7.

343. Vgl. Ehwald praef. p. XXXVII.

III. Zum Koinmentar.

Erstes Buch.

2. Eine Anlehnung in der Anthologia Latina Nr. 788 Eiese: Maeonium quisquis Romanus nescit Homerum, me legat et lectum credat utrumque sibi. Vgl. Comparetti, Virgil im Mittelalter. Aus dem Italienischen übersetzt von Hans Dütschke. Leipzig 1875 p. 140 Anm. 1.

3. Die Stellung wie her. 13, 101 : cum venies, remoque move velo- que carinam.

10. Vgl. Ov. rem. am. 23 : et puer es, nee te quicquam nisi ludere oportet : lüde ! decent annos mollia regna tuos.

11 ff. Vgl. Tolkiehn, Homer und die römische Poesie. Leipzig 1900 p. 158.

12. Vgl. auch Dieterich, Nekyia. Leipzig 1893 p. 166 f. 16. Zu der üblicheren, auch auf dem im Kommentar citierten Wandgemälde aus Herculaneum dargestellten Züchtigungsmethode passt noch besser Apul. met. IX 28: vocatis duobus e familia vali- dissimis quam altissime stiblafo puero ferula nates eius obverberans etc. Eine Aufzählung verschiedener Züchtigungsarten bei Ausonius im protrepticus ad nepotem 26 tf. (p. 262 Peiper).

27 ff. Vgl. auch das Epigramm des Asklepiades (AP. IX 64): ÄvTal 7tOLf.iaLvovTa i.ieoaf.ißQivcc (.tT]Xd as Movoai

eÖQa-/.ov iv T^gavaolg ovQeaiv, 'Holoöe, xai öOL Y-oXkiTthrikov iQvood/iisvai. Ttegl jiäaai

toQs^av ödcprag hgov d^gsfiova, öCüKav Ö6 iiqdvag ^EliKcovlöog evO-eov vöiog,

10 7ijavoD nib'kov jiQÖod-ev e-KOipsv ovv^, ob ob y.OQeaodiii€vag (.iay.dQtov ysvog sqya ts ^loXrraig xai yevog d()%auov eyQacpeg i)f.iid-6iüv.

31. lieber das ius stolas habendi vgl. Friedländer, Sitten- geschichte I 515.

208 '^'■ä amatoria (Anhang)

31_34 citiert Ovid selbst: trist. II 247—250.

5B. Ueber Andromeda vgl. auch Rohde Gr. R. 33. Auch bild- lich wurde die Sage oft dargestellt: vgl. die ausführliche Be- schreibung bei Achilles Tat. III 7. Lucian. de domo 22. Das Motiv der schönen, an den Felsen gefesselten Jungfrau auch bei Ariost (X 93 ff.).

57. Gargaron ist nach Luc. dial. deor. 4 auch der Schauplatz der Entführung des schönen Ganymedes durch Zeus.

57 if. Vgl. Zingerle, Ovidius und sein Verhältnis zu den Vor- gängern und gleichzeitigen römischen Dichtern I (Innsbruck 1869) p. 38.

59. Qitot caelum Stellas. Der Vergleich ist alt, schon Genesis 22, 17. Vgl. Otto, die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redens- arten der Römer p. 321 (sub sidus 1).

67. Nachgeahmt von Mart. XI 47, 3: cur nee Pompeia lentus spatiatur in iimhra?

69. Ueber die munera vgl. Jordan. Topographie der Stadt Rom im Altertum II 48 ff.

Uebrigeus ist der Eingang dieser porticus Octaviae bei der Kirche S. Angelo in Pescaria erhalten, freilich in der Form, die es bei der Restitution durch Septiraius Severus und Caracalla erhielt.

70. Vgl. Ov. trist. III 1, 61: dncor ad infonsi Candida templa dei, Signa peregrinis uhi sunt alterna columnis etc.

76. Interessant ist auch das Epigramm des Meleager (AP. V 159) eig Jrjftco ti]v kaiqav.

Jrif.icü Xev/.OTrccQSU, oh i-iiv rig eyMV vrcoyotoxa xeQTitjai ä ö' h hiol vüv onvdyu y.Qaöla.

ei de oe oaßßmiy.og /.axiyei rcod^oq,, ov {.liya ^aüiicf eoTi y.al ev ipvyQolg odßßaoi ^eQi^ibg "EQcog.

Der Vers erinnert an Tib. I 7, 18: alba PaJaesfino sancta columha Syro.

Zu der Verallgemeinerung des Namens Sijria vgl. Martian. Capell. VI 678 fp. 552 Kopp) : iuxta est Syria, multis distincta nomi- nihus. nam et Falaestina est, cßia contingit Arabiam, et ludaea et Phoenicia et quantnm intehor habetur Damascene, in meridiem vergens Babylonia.

89. Im griechischen Theater war das anders; darüber Rohde, Gr. R."^ 73, 6. ..Auf keinen Fall aber bot sich das dürfen wir aus dem völligen Mangel einer jeden Hindeutung schliessen im Theater irgend eine Gelegenheit zu einer An- näherung der Geschlechter, wie sie bei römischen Verhältnissen Ovid so lockend auszumalen liebt."

99. Vgl. Felix Bock, Aristoteles Theophrastus Seneca de matrimonio. Accedit scriptoris Christiani liber nuptialis. Dissert. inaug. Lips. 1898 (In den 'Leipziger Studien' Bd. XIX p. 1—70),

I 31-187. 209

p. 37 f. Lactant. de vero cultu VI 20. Aelian. var. bist. VII 10: Tfj SavdinTTTj dh 6 lojy.QCXTi^g, tTtel ov-k i]ßov?.eTO rb Ixeivov iuäxiov svdvoaod-aL y.ai ovTwg inl tt/j' d-eav Tf^g Ttounf^g ßaöCeiv, eg)r^- ögäg, ojg ov d-eLOQTqoovoa -d^etogr^oo/ueri] öe (.lälXov ßaöiZsig.

101 134. Nach sonst üblicher Auffassung fand der Raub bei Gelegenheit einer circensischen Aufführung statt. Liv. I 9,6: Judos ex industria parat Nepfuno equestri solJemnis; Consualia vocat. Cic. de re publ. II 7, 12: ... Sabinas honest o ortas Joco virgines. quae Romam Judorum gratia venissent, quos tum primum anniuersarios in Circo facere instituisset etc. Vgl. Ladewig zu Verg. Aen. VIII 636.

185. „Ganz besonders aber dienten die Gewölbe, die den Circus umgaben, feilen Dirnen zum Aufenthalt (Juv. III 65: ad circum iussas prostare pueJJas. Anth. Lat. R. I 190 : iJJe liahuit doctas drei prostare pueJlas. Elagab. 26. Salmasius (ed. Lugd. Script, liist. Aug.) p. 918 b), daher es in einer christlichen Schrift heisst, der Zugang zum Circus führe durch das Bordell (Cj-prian. spectac. 5). Unter diesen Prostituierten waren viele Syrerinnen und andre Orientalinnen in fremder Tracht (Juv. III 66), die beim Schall von Handpauken, Cymbeln und Castagnetten ihre unzüchtigen Tänze tanzten." Friedländer, Sittengeschichte II 286.

144. Die Bedeutung von puJ}Jica verba wird klar aus Sen. ep. 3, 1 : itaque si proprio UJo verbo , quasi puhJico usus es et sie iJJum amicum vocasti, quoniodo omnes candidatos bonos viros dicimus, quo- modo obmos, si nomen non succurrif. domiuos salutamus etc. Ov. am. III 7, 11 : et miJü bJanditias dixit, domiuumque vocavit, et quae prae- terea pubJica verba iuvant.

146. Antike Zeugnisse über das T r o j a s p i e 1 stellt zusammen Gardthausen, Augustus und seine Zeit II 1, p. 262. Anm. 28; 112. p. 519, Anm. 5. Vgl. ferner R. Ehwald im Philologus LIII (1894) p. 738 ff. Sonstige Litteratur bequem bei A. v. Premerstein, das Trojaspiel und die tribuni celerum in der Festschrift für Otto Benndorf, Wien 1898 p. 261—266.

149 tf. Wie tretfUch gelungen die Stelle ist, wird noch klarer, wenn man sie mit einer ihrer Nachbildungen vergleicht ; wie plump sagt z. B. Herbort (vgl. Bartsch, Albrecht von Halberstadt etc. p. XL) :

den stoup er ir ahe Jas: da gestuppes nie nild was, da hete er die gebere, aJs da stoup were.

160. Vgl. Theophr. char. 2, 11 : xori xov naidbg sv reo d-sdtQco dLcpsXöuevog tct 7tQooy.eq>dlaia avibg vTtoaxQwoai.

164. Vgl. auch Friedländer, Sittengeschichte II 370 ff.

171. Ueber die Dedikation des Tempels des Mars Ultor vgl. monum. Ancyr. IV 21 (p. 88 Momras. -) Suet. Aug. 29. Ov. fast. V 545 598. Ueber den Namen Ultor s. Ov. 1. 1. mit Peters Anm.

187. Vgl. Apollod. II 62. Die bildlichen Darstellungen hat

Ovid, ars amatoria ed. Brandt. l'i

210 -^rs amatoria (Anhang)

Mvlonas verzeichnet (Mitteil. d. deutsch, arch. Inst, in Athen. III (1878) 261). Vgl. auch Röscher, Lexikon I 2, 8p. 2222.

194. iuvenum princcps. Vgl. auch mon. Ancyr. II 46 (p. 51 Momms. -) : C. et L. Caesares honoris mci causa senatus popnlusque Bomamis annuni qiiintmn et decimum agervtis consuJes designavit, ut euni magistratum inirent post gtcinrpiennium .... Equites autem Fiomani nniversi principem inventutis utrumque eorum parmis et hasfis argenteis donatum appelJaverunt.

198. Vgl. noch Justin. XLII 4, 16: sed fatmn Parfhiae fecit, in qua iam quasi sollernne est reges parricidas huheri, ut sceleratissi- nitis omnium, et ipse Phrahates nomine, rex statuerctur. Itaque statini, quasi noJM niori, patreni interfecit; fratres quoque omnes trticidat. Ausführlich Joseph, antiqu. Jud. XVIII 2, 4 39 ff.).

213. Das erste Hemistich auch bei Stat. silv. III 2, 127.

214. Ueber den Farbengegensatz in diesem Verse und Ovids Vorliebe dafür vgl. Zingerle, kl. philol. Abhdl. II 30.

229. Abgesehen von der leichten und bequemen Gelegenheit, welche die Gastmähler den Männern boten, der Tugend der Frauen nachzustellen, gab es dort auch sonst sinnliche Aufregungen aller Art. welche die Absichten der Männer erleichterten. Unsittliche Arien, frech nackte theatralische Darbietungen und üppige Tänze entzündeten die Sinne, daher Plutarch. quaest. conviv. VII 8, 4, 4 (p. 712F): Ol de noXkoi^ xat yvvar/.öjr oiy/.aray.eii.iiviov y.cd Ttaidiov a.vi]ßtov, lTCiöet/.yvvzaL ^utio]/-iaTa rtgayi^idziov v.a.) köyiov, a TTCcorig /.udr^g TagaxcüöeaTSQOv rag ilivyag diari^r^oiv. Quint. inst. or. I 2, 8 : omne convivimn obscenis canticis strepit, pudenda dicfu spedantur. Bekannt ist, dass man Backwerk (Mart. IX 2, 3. XIV 69) oder Gläser (Juven. I 2, 95 : v^treo hihit ille priapo) in Gestalt von Geschlechts- teilen den Gästen vorsetzte; Lampen in Phallosform und ähnliche beim Gelage dienende Obscönitäten haben sich in Pompei massen- haft gefunden: A'gl. z. B. Fachin/ musee roj'al de Xaples, pein- tures, bronces et statues erotiques du cabinet secret. Paris 1836. Vgl. auch Jahn, Berichte der Sachs. Gesellsch. der Wissen- schaften 1851 p. 168. Daher Val. Max. II 1, 5: vini usus olim Pomanis feminis ignofus fuit, ne scilicet in aliquod dedecus prolabe- rentur: quia proxinms a Libero patre intemperantiae gradus ad in- concessam Venerem esse consuevif.

231 234. Durch ein bedauerliches Versehen ist im Kommentar das erste griechische Citat mit Callim. ep. 48 bezeichnet: der ge- neigte Leser wird gebeten, dies zu streichen und dafür einzusetzen : Achill. Tat. II 3, 3 (p. 60, 18 Hercher).

232. Thöricht ist die Erklärung bei Athen. XI 476 a: rovg TCQänoig leysTai zoig '/.egaOL tCov ßoöjv ttIvbiv äcp' ob xbv Jiövvoov ■/.egarocfvi] nXdTTtod-ai h'ri xe raüQOv y.aXHod-cxL vno rcoXXwv 7rou]T(I)V. Dagegen Diogen. VII 89: /.iqaxa eyeiv ItiI rwv ävdqeiag tmöhqipiv kyöviMv.

237. Vgl. auch Ov. met. XII 242: vina dahant animos^

I 194-271. 211

caJonbus a2)fos vgl. Hör. ep. I 20. 24 : corporis exigui, praecanum, solihus optum. Ov. met. XIV 25.

•230. Um den Kommentar nicht zu sehr zu belasten, gebe ich hier noch einige Parallelen. Arist. Eth. Hill: zoioütov de Ttoiocot mc Ol jite^oy.öfievof eielniöeg yccQ yivovrai. Diphil. fr. 86 Kock (II p. 569) bei Athen. II 35: cb tiügl tolg (pQovovoL TigoGCfüJoicaE Jiövvoe x«fc GO(pcüTa^\ tog r^övg Tig €i dg rov xaneivov /^u'ya cpoovelv Tioulg f.i6vog. tov rag ocpQüg aiQovTa ayf-irrsi^eig yeXäv, xöv t' äGd-evr] Tolf.iäv Tt. Tov öei'Aov d-Qcwvv. In den Anakreonteen ist das Thema mehrfach durchgeführt, vgl. 43 (25). 46 (26), 47 (32). 48 (39). Hör. ep. I 5, 16: quid non ehrietas deftnjnaf? Operta recludif, spes inhet esse raias, ad procJia trudit inertem ; soJHcifis animis onus exhnit, addocef aries. Fecundi calices quem non fecere disertum? Contractu quem non in paupertate sohttum? Epod. 11, 13. (Silius 11, 285.) Vgl. Zingerle, Ovid etc. III 16.

244. Mehr darüber bei Otto, Sprichwörter der Eömer unter Venus. Rohde, Gr. R. 161, 3.

255. Ueber die üeppigkeit des Badelebens in Bajae hat schon der alte Varro gesprochen, vgl. sat. Men. fr. 44 (in Buechelers kleiner Petronausgabe -^ p. 167 = Riese p. 105): quod non solum inmihae ßunt communis, sed etiam veteres repuerascunt et nmlfi pueri puelJascunt.

Vgl. auch die philisterhafte Auseinandersetzung bei Seneca (epist. 51), dem es nichts als ein "deversorium ritioriim" erscheint.

259. Bei Aricia befand sich auch eine Grotte und Quelle der Egeria, s. Sil. IV 367, Ov. fast. III 261, und hier war der Heros Virbius heimisch, der später mit Hippolj^tus, dem Sohne des Theseus, identificiert wurde. Darüber vgl. Verg. Aen. VII 761 tf. und Peter zu Ov. fast. III 265. Ueber den Dianakultus von Nemi vgl. Preller RM. I" 314.

260. Vgl. auch Paus. II 27, 4 : 6 de (sc. Hippolj'tus) lg 'IraXiav eo^trai TCaqa robg l^Qr^islg y.al IßaGiAevGe amöd-i y.ai dxnjxe t^ l4QT€i.iidi x€f.itvog, tvd^cc äxQi lf.tav i^iovojitcr/iag ad-Aov ?'i' ugäG&ai Ttj ^€ä) zov vr/.wvta. 6 dh dywv eAsvd-eQcov /Lihv TVQoey.eiTO ovöevi, oixeTaig öh änodQäGi rovg ötGTCÖrag.

263. retia ponas. Vgl. Otto, die Sprichwörter der Römer p. 299 (sub rete 1).

264. imparihus rotis. Vgl. noch Ov. trist. III 1, 11: cJauda quod alterno suhsidunf carmina versu-, vel pedis hoc ratio, vel via longa facit. ex Pont. IV 5, 3 u. s.

269. Vgl. Petron. 110: ceternm Eumolpos . . . miüia in muJiebrcm levitatem coepit iactare: quam facile adamarent, quam cito etiam filio- rtim obliviscerentur, mdlamque esse feminam tarn pudicam, quae non peregrina Jihidine usque ad furorem averteretur.

271. Beispiele für das sogenannte Gyf^ua 1^ ädwarov geben die alten wie auch neueren Dichtwerke in Unmenge. Hier seien aus dem grossen Vorrate einige herausgegriifen. Gewissermassen das Fundament solcher Vergleichungen bildet der bekannte Schwur

14*

212 '^rs amatoria (Anhang)

des Achilles (Ilias I 234): vai fia rööe OYS]7TTQnv tb fxkv ov rrore fpvXla -/XU oCovg cpvoei, kTtsl öi] ngCoia. TO{.iriv h oqsooi ke'/.oiTrsv, ovö^ ävad-)]h]0€L . . . denn auch hier ist der Sinn : eher wird dieser Stab wieder Blätter treiben, ehe Achill die Beleidigung vergisst. Hdt. V 92 a : fj öt] b re ovQavbg eozat evsgd^e rf^g yfjg y.al j; yfj /^uricogog vrieq Tov oi'Qavov Y.a.1 avd-QcoTtOL vofxbv h daläoat] t^ovai y.al ixd-veg rbv TtQÖxeQOv uvd-QcoTtoL, ozE vi-idg 10 yia/.sdaLuövLOL loo/.oaiiag y.ara- Xvovzeg zvQavviöag lg t«c Tzö/ug y.azdyeiv TraQuay-svaueods (dazu vgl. Archil. fr. 74 bei Stob. flor. HO, 10).

Das ScÖvmzov. dass das "Wasser rückwärts den Berg hinauffliesst, ist überaus häufig. Eur. Med. 410: livco nozuuCov hgwv xcogoCoi Ttayai. Vgl. Hesych. s. v. ävco nozauöjv. Ov. her. 5, 30. ex Ponto IV 5, 43. niet. XIII 324: ante retro Simois fluef. trist. I 8. 1. Hör. carm. I 29. 10. Prop. II 15. 33: fluminaque ad caput incipient revocarc liqnores.' III 19. 6. Sil. V 253. Claudian. 3, 159. 18, 353. Andere dövvaza (meist schon in den citierten Stellen mitenthalten) z. B. Verg. ecl. 1. 59 ff. 8, 51 ff Ov. Pont. II 4. 25 ö: IV 6, 45 ff. met. XIV 38 ff Prop. I 15. 30. Hör. epod. 16, 25 ff. Um auch aus neueren Dichtern einige Parallelen zu bringen, sei erinnert an Schiller, Jungfrau I 10: Karl: Und Orleans, sagst du, wird nicht übergeJm? Johanna: Eh^ siehst du die Loire zurücke fliessen. Maria Stuart III 3: Eh' mögen Feu'r und Wasser sich in Liebe be- gegnen, und das Lamm den Tiger küssen etc.

Uebrigens steht der Versauss-ang aestate cicaclae mehrfach bei Lucrez (IV 56. V 800). Zur Sache vgl. No\äus v. 25 (II p. 258 Ribb.): quando ad Judos venit, alii cum tacent, fofum diem argidatur quasi cicada.

276. Vgl. Eur. Androm. 220: aioxQÖv ys- y.aLzot yaiqov' aQoevcov vöoov ravzrjV voGovuer, u/.La rToovözr^uev y.aÄtüg.

283. Ueber die zahlreichen Versionen der Bybüssage vgl. Rohde Gr. R. 95. 1. Haupt-Korn zu Ov. met. IX 441.

285. Myrrha. Vgl. auch Rohde Gr. R. 36. 101.1. Vgl. Joseph, antiqu. Jud. XIX 1. 13 (94): y.al yctg {.üuog eiadyazai, y.ad^ ov ozav- Qovzat Xrjfpd-elg f]yef.id)v, b ze ogyr^ozzig ÖQäua eiadysL KivvQav, ev tt) avzög ze Ly.zdvezo y.al fj d-vydzr^g Mvqou, alud ze i/v zsxvrjtbv Tto'kh y.al TTEol xbv ozavQojd^evza iy.y.tyvuevov y.al zwv Titql zbv KivvQav, Suidas II 1 p. 1037 Beruh.: Etvocpöjv EuTigiog, lozoQi/.ög. Kv/tQia/.d' tazi de y.cd avza egtoziytöv vnod-eoewv iazogia Tieoi ze Kivvqav y.al MvQoav yal ".-Jöioviv.

289. Sogar in Tänzen wurde die Sage dargestellt, vgl. Luc. Salt. 49. Sueton. Nero 12: inter pjrrhicharum argumenta taurus Pasiphaen ligneo mvencae simulacro abditam iniif. Mart. spect. 5: iunctam Pasiphaen Dictaeo credite tauro : vidimu-s, accepit fahula prisca fidem. nee se miretur, Caesar, longaeva vetustas : quidquid fama canit, praestat harcna tibi.

292. lactis. Vgl. Otto, die Sprichwörter der Römer p. 183 (sub lac 1).

I 276—388. 213

293. Die griechische Adjektivform lautet Krwo{o\iog, Find. Ol. 12, 16. Soph. Ai. 699 ii. oft. Ovid hat ausser Gnosias auch noch Gnosiacus (z. B. met. VII 471), Gnosis (z. B. ais I 527. III 158) und Gnosius (z. B. her. IV 68). Vgl. auch Orelli zu Hör. carm. I 22, 14.

Cydomns würde einem griechischen Ktötursiog entsprechen, was ich nicht nachweisen kann. Die griechische Form heisst EvSchviog (z. B. Kvöcbviai ur^kideg = Quitten, deren Heimat hier war, bei Ibykus fr. 1 bei Athen. XIII 601 B).

331. Aesch. Choeph. 613: ä/j.av di] ziv' h '/.öyoig oxvytlv, (poL- viav Iy.vX'/xiv, aV ex&gcbv vnal cf^Cot' änchXeotv cfi/.ov, Kgr^rAolg xqv- aeod/nr^TOioiv bguoig nidr^Gaoa öcögoioc Mivw. Nioov ad-avdzag Tgiyog voacfioao^ arcQoßovXiog nviovd^ a y.vvocpQOJv vtxvco -/.lyävu de fiiv "EQi^f^g. Nach Ov. trist. II 393 war die Sage von Skylla auch Gegen- stand dramatischer Behandlung. Vgl. auch Eohde Gr. E. 93. Ueber die Verwechslung der beiden Scylla vgl. auch Zingerle, Ovid etc. 1 124.

332. Ueber die Hunde der S^kylla vgl. auch Lucr. V 889. Tib. III 4, 89. Verg. Aen. III 432.

335. Ueber die Behandlung der Medeasage vor Euripides vgl. Wecklein in der Einl. seiner kommentierten Ausgabe der Medea.

fJamma wird man hier nicht erklären dürfen 'die Liebesglut der Creusa', vielmehr ist die Liebesleidenschaft, die all den Jammer verschuldet, die der Medea : ihre Liebe und, als sie sich verschmäht sieht, ihre rasende Eifersucht. Demnach ist flamma wörtlich zu nehmen : der Flammentod der Creusa. Und ein -^^irklicher Flamme n- tod war es, das geht aus allen Stellen hervor, vgl. z. B. Eur. Med. 1187: d-avf.iaGTOV ^iei väf.ia Ttaucfayov rcvQog.

336. Ueber die Stellung von sangnmulenta vgl. V. 414 und Zingerle, Ovid etc. I 15.

337. Darauf bezieht sich auch das Epigramm AP. III 3. Von der Blendung des Phoenix weiss Homer nichts. Vgl. auch Arist. Ach. 421.

339. Die Namen der unglücklichen Söhne des Phineus werden verschieden angegeben : Farthemos und Kramhis (schol. Apoll. Rhod. II 140), Oartlms und Kramhis (schol. Ap. Rh. II 178i, PJexippos und Fandion (Apollod. III 200), Folymedes und Khjiios ( Anth. Pal. III 4). Von Aeschylus (Athen. X 421 f., fr. 251 Dind.) und Sophokles (fr. 633 642 Dind.) ist die Phineussage dramatisch dargestellt.

344. e mulfis una Ueber den 'Zahlengegensatz'' vgl. Zingerle, kl. phil. Abhdl. II 32.

349. Vgl. Publilius Syrus 28 (II 312 Ribb.): aJiena nohis, nosfra plus aliis placent. Juven. V 14, 142: maiorque videtur et melior vicina seges. Pers. 6, 13 : secnrus et anqulus ille vicini nosfro quia pinguior.

373. Vgl. Rothstein zu Prop. III 3, 23.

374. Vgl. Otto, die Sprichwörter der Römer etc. p. 244 (sub nix 2).

388. Die Quelle dieser überaus häufigen sprichwörtlichen Wendung ist Homer. II. VI 345 ff. Zahlreiche Nachweise giebt Otto, a. a. 0. p. 365.

214 -^rs amatoria (Anhang)

392. Hinter Verg. füge ein : georg. IV 247.

405. Diesen Tag hat man wohl auch bei Prop. IV 5, 35 zu verstehen.

Der Xame Fortuna Virilis soll sicli dadurch erklären, dass sie den Frauen bei den Männern Glück giebt. Vgl. Ov. fast. IV 145 ff.

407 f. Dass mau sich zu Neujahr Geschenke machte, ist mehr- fach überliefert. Die Xeujahrsgeschenke heissen strenae (vgl. aber Orelli, No. 2417 ^= I p. 421 Zeile 1), woraus sich das französische etrennes entwickelt hat. Vgl. Ov. fast. I 185 ff. Mart. VIII 33, 11. XIII 27. Plin. uat. hist. XXVIII 22. Ausführliches darüber bei Preller, EM. l'^ p. 180 ff. Marquardt-Mau, Privatleben I - p. 252 Anm. 1.

Dass solche Geschenke zum Teil sehr kostbar und teuer waren, beweist Juven. II 6, 153: meme qiiidem hrmnae, quo iam mercafor lason clausus, et urmatis obstat casa Candida naiitis, grandia toUnntiir crystcdlina. mcixima rursns murrina, deinde adamans notissimus et Berenices in digito factus pretiosior.

Circus allein bedeutet in der Regel den Circus Maximus. Juv. IV 10, 37. Liv. VIII 20, 1.

Nun heisst freilich auch der Circus Flaminius bei Ovid schlechthin circus, ohne Zusatz (fast. VI 205. 209), und es ist nicht zu leugnen, dass die römischen Leser, wenn es sich an unserer Stelle wirklich um einen andern Circus handeln sollte, auch ohne nähere Angaben aus dem Zusammenhange sofort wussten, welcher Circus gemeint sei^ Man kann daher unsere Stelle auch auf den Circus Flaminius" deuten. Martial z. B. hat den Becher, den er dem Flaccus schickt, am Circus Flaminius gekauft (Mart. XII 74).

409. Vgl. Stat. silv. I 3, 95: haec per et Aegeas hiemes Plia- dumque nivosum sidus et Oleniis dignum pctiisse suh astris.

418—430. Die Habsucht und immer erneute Geschicklichkeit den Liebhaber zu rupfen, ist ein von der Komödie her vererbtes, dann in immer neuen Variationen begegnendes Motiv. Hier einige Andeutungen. Plaut, trucul. I 1, 31 : priusc[uani unum dederis, cen- tum quae posccd, parcd. auf periit cmrum aut concissa pcdlulast aiit empta anciUa aut cdiquod vasum argenteum aut aliquod vasum ahenum aut Jectus dapsilis aut armariola Graeca aid aliquid semper est quod pereat debeatque amans scorfo suo. asin. I 3, 16 u. s. Ov. amor. I 8, 38: quantmn quisque (erat, respiciendus erit. Hör. ep. I 17, 55: nota refert meretricis acumina, saepe catellam, saepe periscelidem raptam sibi (lentis, uti mox nnlla fidcs damnis verisque doloribus adsit. Be- sonders anschaulich auch Mart. XI 50: -^ Nidlast hora tibi qua non me, Phylli, furentem

Despolies: tanta calliditate rapis. Nunc plorat speculo fcdlax anciUa relicto.

Gemma vel a digito veJ cadit aure Japis; Nunc furtiva lucri fieri bombycina possunt

Profertiir Cosmi nunc mihi siccus onijx etc.

I S92— 477. 215

433. rogare mit dem acc. c. inf. z. B. auch met. XIV 138: tot mihi natales contingerc vana rogavi.

data reddcre nolunt auch dies schon iu der Komödie ausgeprägt und in den Vorschriften der Jena Bipsas enthalten ; Ov. am. I 8, 101 : cum multa ahstideris, uf non tarnen omnia donet, quod nmiquam reddas, commodet. ipsa roga!

475 f. Dieses Distichon hat sich an der Wand einer Basilika zu Pompei in folgender Form gefunden:

(Xiiid pote tan durum saxso aut quid mollius unda? dura tarnen molli saxsa cauantur aqua.

S. CIL. IV 1895. Anth. Lat. ed. Buecheler II 2 p. 433 (Xr. 936). 471. Vgl. Achill. Tat. I 9. 6: ü yäg to. äygia tüv d-riQicov ovvr^d^eia ri^aaevszai, rcolh (.lälkor tuvt]] (.lakaxd-eiiq y.al yivt]. Eine ähnliche Pointe hat das Epigramm des Marcus Argentarius (AP. IX 221), V. 5:

cpQiaaw rbv ßqoxnXoLyöv ö yccQ ymI S-fjoa daf.iaCo)v ayQiov, ovo' dkiyiov (peiasTaL aueouov.

473. Lucr. I 311: quin etiam nnütis solis redeuntibus annis anuJus in digito suhter temiatur hahendo, stilicidi casus lapidem cavat, uncus aratri ferreus occuUe decrescit vomer in arvis, strataque iam volgi pedihus detrita viarum saxea conspicimus: tum portas propter aena signa manus dextras ostendunt adtenuari saepe salutantum tactu praeterque meanfum. Ov. ex Pont. IV 10, 5: gutta cavat lapidem, consumitur anulus usu. attcritur pressa vomer aduncus Immo. Weiteres bei Bergk, kleine philologische Schriften, Halle 1884, I p. 434.

474. Ov. ex Pont. II 7, 43: nee magis adskluo vomer tenuatur ah usu etc. am. I 15, 31 : ergo, cum silices, cum dens patientis arcdri depereant aevo, carmina morte carent.

475. Nachweise dieses Sprichwortes in der deutschen Litteratur des Mittelalters bei Bartsch, Albrecht von Halberstadt etc. p. XL.

476. Ausser den schon genannten Parallelen vgl. noch Choeril. fr. 10 (EGF. ed. Kinkel p. 271): TtsTQrjv y.oLlaivu Qcaus vSazog evÖ€- XfX^ir]- Weitere Stellen in Menge giebt v. Leutsch zu Apost. XV 19 (il p. 632) und Otto, die Sprichwörter der Römer p. 157 (^^sub gutta 2).

477. Freilich ist selbst die keusche Penelope nicht von übler Nachrede verschont geblieben. Pausanias (VIII 12, 6) erzählt von einer noLriOLg deongiozig, in welcher Penelope den aus Troja heim- gekehrten Gemahl mit einem Töchterlein ITzohTtÖQd-r] überrascht. Das weitere Geschwätz dort möge der Interessent selbst nachlesen, Nach einer andern sehr verschieden erklärten Sage ist sie von Hermes Mutter des Pan. Ob dies wirklich bei Pindar (fr. 100 [68]) zu lesen stand, wie Servius (und schol. Bern.) zu Vergil. ge. I 17 und der Scholiast zu Lucan. III 402 behaupten, scheint nach dem entgegengesetzten Zeugnis des Scholiasten zu Pseudotheokrits Syrinx

216 A.rs amatoria (Anhang:)

V. 2 mindestens zweifelhaft. Jedenfalls wird es bezeugt von Hdt, II 145: ky. llrivelÖTtr^g yaq v.aX "Equiu) /JyeraL yeviadai vrto '^Elltjvcov ö ndv. Die Ueberlieferunoen gehen hierin sehr auseinander. Viel thörichtes Gerede hat darüber der Scholiast zu Theokr. 1, 3 (p. 6 Ziegler): %ov de Tläva ol f.uv (paoiv vlbv Ilr^ve'/.ÖTtrfi v.ai ttccvtcov rwv fxvr^atriQCüV, xat öia toöto Aiyeod-ai y.ai Ilüva' 'ETTi/j^sviörjg de ev Toig 7tOLr^uaoi\%' avTo'^ Jibg ymI Kcdharoüg Ilüva /.al \-jQ/.äda didv/.iovg. ^AgioTiTCTiog de iv zw I-Iq/mÖl-zm) Jibg '/.al Nv^icpr^g Oivr^'idog etc. Vgl. Nonn. XIV 92: tov öe vofxalg oliov Noiiiov cpllov, OTUtÖTe Nvuqir^g öefiriov äygavXoio öuarixe UrjVeloTteirjg, Ttoifiei'lr] ovQiyyi fxef.ir^?.öza. Plut. de def. orac. 17 (mor. 419 e). Cic. de nat. deor. III 22, 56. Dagegen verständig Tzetzes zu Lj'C. 772: JoCgig 6 Idiuiog ev xCo Tteol Uya- ■9-oyleovg (FHG. II p. 479 fr. 42) cpr^ol t7)v nrjve).Ö7tr]v ovyyeveaS-ai TtaGL rolg f^Lvr^oxfiOOL y.al yevvf^oai Tgayoo/.e/.f^ Iläva. ^Xvaqel de Ttegl Ilavög' ö Uäv yccQ 'Eo/tioü xal Ur^velÖTrrjg äXXrjg yeyove. Dazu vgl. Lucian. dial. deor. 22.

Eine andere Fabelei steht in den fragmenta Sabbaitica von Apollodors Bibliothek (veröffentlicht von Papadopulus im Rhein. Mus. XL VI (1891) p. 161 ff. Da heisst es (p.^ 181 Z. 10) : xiveg de Hrjve- XoTtriV vTtb ylriLvoov cpS-ageioav '/.eyovoiv virb 'Odvooecog Ttgbg rbv rta- %eqa 'l-AÜgLOV ärcooTaXf^vai, yevouivr]g de r^g 'jQv.adiag y.ata ^avieiav 1^ '^Eouoü rey.eiv Iläva. äl/.oi de di '^ficpivouov vrtb 'OdvOGHog avxbv reXevTf^aai diacpS-agf^vat yaq avzr^v vjib rovzov Ifyovoiv. Vgl. endlich Eustath. zu Hom. Od. II 84 am Ende.

500. Vgl. her. 16 (17), 81: a! quoiiens digitis, quotiens ego tecia notwA Signa supercilio imene loquenfe dari!

505. Vgl. Menand. fr. 363 (III p. 105 Kock) bei Athen. IV 166 a:

•/.airoL veog Ttoi' tyevöf^i^v y.ayco, yvvai, aÄP/ oiy. eXovjiiriV nevzäy.ig zr^g f^uegag z6z\ ä)J.a vvv. ovde yXavLö' eiyov d)j.a vüv. ovde uvQOv eixov dkka vüv. y.ttl ßd\pof.iaL y.al rraQazü.ov/iiai it^ Jl y.ai yevr^aouaL Kzr^oiTTTTog, oiy. ävd^Qiorcog ev öXiyii) yqovi^'

514. Dass übrigens auch die Sorgfalt, die man auf den Um- wurf der Toga verwendete (vgl. Heindorf zu Hör. sat. I 3, 31) über- trieben werden konnte, lehrt anschaulich das Beispiel des Horteu- sius bei Macrob. sat. III 13, 4: sed forte ad notam seculi sui non suffieit Hortensius, vir alioquin ex professo moUis et in praecinctu ponens omnem decorem. fuit enim vestitu ad munditiem curioso, et ut bene amictns iret, fadem in speculo querehat, tihi se intnens togam corpori sie applicabat, ut rugas non forte sed indn-stria locatas artifex nodus adstringeret et sinus ex conposito dcfiuens modum lateris amhiret. is quo7idam cum inrederef eJahoratus ad speciem. coJlegae de iniuriis diem dixit, qiiod sibi in angustiis ohvius offensu fortuito structuram togae destruxerat: et capital putavit, qiiod in humero siio locum ruga mutasset. Vgl. unten III 445.

I 500—563. 217

524. Der Vers ist eine eupliemistische Umschreibung des Be- griffes viroms. Die von Ovid hier nur angedeuteten (cetera) Merk- male werden an anderen Stellen ausfiirlich mitgeteilt. Vgl. vor allem Gellius VII 12, 5: verba sunt haec Scipionis: nam qui cofidie unguentattis adversuni speculuni ornetur, ciiius supercilia radantur, qui harha vulsa feminihusque suhvulsis ambulet, qui in conviviis adulu- scentulus cum amatore, cum chiridota tunica inferior accuhuerit, qui non modo vinosus, sed virosus quoque sif, eumne quisquam dubitet, quin idem fecerit, quod cinacdi facere solcnt?

530. Ueber die Bevorzugung des blonden Haares vgl. auch Becker-Göll, Charikles III 305.

535. Zum Schluss des Hexameters vgl. Zingerle, Ovid etc. II 79.

541. Zu der Erweiterung 2Iimcdlonides aus Mimallones lässt sich vergleichen Amazonides aus Amazones fVerg, Aen. I 490), wozu auch das griechische Vorbild {i-JuaCovlösg) häufig nachzuweisen ist, vgl. schon Hdt. IX 27. Find. Ol. 13, 87 u. sonst oft.

543. Hübsch ist Nemesian. ecl. 3, 27: quin et Silenus parvum veferanus alumnnm auf yremio fordet auf resupinis sustinet idnis. Ueber die äussere Gestalt des Silen giebt abgesehen von den zahlreichen auf uns gekommenen bildlichen Darstellungen (vgl. Preller-Robert Gr. M. I 2, 735 Anm. 1) vielfach Auskunft Nonnos. Die Kniee sind ihm schwer (XVII 27), er hat eine Glatze (Ov. fast. III 745), die bekannte stumpfe Nase (ib. 754), trägt Hörner am Kopfe {y-sga- ocpÖQog XIX 342), ist am ganzen Leibe zottig (kdawg XI 352). Daher das Sprichwort bei Athen. V 188 d: IsLlr^vCov ahxicov. Als Vertreter von Lebensweisheit, um auch diesen Punkt wenigstens anzudeuten, erscheint Silen z. B. bei Cicero (tuscul. I 114). Vgl. auch Verg. ecl. 6 und dazu Eibbeck, ED. 11^ 26. Zu der Eolle, die Silen hier spielt, erinnere ich an ein Wandgemälde in Neapel (Mus. Borb. III 6), das Hermann Kurz (Geschichtliche und Künst- lerische Erläuterungen zu L. Weissers Bilderatlas zur Weltgeschichte. Stuttgart 1864, I 2 p. 317) so beschreibt: „Dionysos mit Gefolge der von Theseus verlassenen, schlafenden Ariadne nahend. Eine seiner bacchischen Begleiterinnen führt den mehr wonnig träumenden, als begehrenden Gott zu der Schläferin, der ein Eros das Gewand wegzieht. . . . Mit vielem Humor ist der dicke, alte Silen gemalt, der von einem Satyr gezogen keuchend das Felspiatau erklettert, das der vom übrigen Gefolge aus Neugier und Teilnahme beschauten Scene gleichsam zur Bühne dient" (das Bild in Weissers Atlas, Götterbilder, Tf. VIII Fig. 26).

546. Auch der vdgd-r]^ diente als Züchtigungsmittel, vgl. Xen. Cyr. II 3, 20: oi öe ovyv.e-x.Of.iiUvoi tolg vccQd-rj^iv ävixgayov öii ov 0(pioL öoiioirj Ttaiöia eivai xo d/iiöO^ev TTcäeo&ca' a^ia ös ertedeUviGav töjv vaQd-i]jHtjv rag Ttlr^yctg xal tv xbqoI xal h tQaxrjXoig, svlol de -Aal h TCQoowTioig. Plut. Pomp. cap. 18 u. s.

563. vfxh'ttLog als 'Hochzeitsgesang' kennt schon die Ilias (XVIII 498: Ttolvg 6' öfievaiog uQwQeu'); der Hochzeitsgott Hymenaeus be-

218 -^rs amatöiia (Anhang)

gegnet uns dann bei Sappho ffr. 91 Bgk.) in der einfachsten Form des ZAvisclienriifes 'rm]vaov), dann von Euripides und Aristophanes an. Zu den im Kommentar angeführten Stellen seien hier noch hinzugefügt Eur. fr. 781 Dind. (aus dem Phaethon): Tjuip' "l^r^v, Tccv Jibg ovQuvLav aeiöo^tv rav 'Eqojtiüv Ttörviav, tcxv nuQd-ivoiQ yccfiri- hov UcpQoöiTav. Xonnos XVI 290. XXIV 271. AP. VII 407. 5:

7; ymI '^rurjv '^Tf.iivaiog e^iov einpeyyia Ttevv.rjv ovv Goi vvu(piduov 'iaxaO^ vntQ d^a/.ccuiov.

575. Vgl. noch AP. V 260:

fin».(^»,i ^if^il f^ily od q)ü.6oivog' ürav d' Id-fj.r^g ue usd-uoaai, ■pavr\«A+iciw riQCüTa ob yevo/isvrj TtQÖacpsqe, y.al deyouaL.

ei yctQ ircupavoug rotg yei/.tGiv, ovv.eii vrjcpsiv eviLiaQeg ovde (pvyüv xov yhr/.hv olvoyöov 7tOQ&iuv€L yao €/Lioiys '/.vXi^ naoa oov to (pikr^ua '/.ai tiiOL ä/tayyi/J.ei tj^v yäqiv }\v €/.aßtv.

Lucian. dial. deor. 5. 2 (Hera zu Zeus) : ork öh /.cd a:zoyivaäi.uvog l-wvov eöio/.ag iy.eivoj (dem Ganj'med) '/.al TCiövxog ä-no'La.yuiv %\]v /.vU/.a ooov VTiö/.oiTiov er avTfi Ttlvsig, oi)ev y.al 6 nalg enu vxd tvi^a ttqoo- riQf.ioae xh /«t'ÄJj, tVa '/.a\ nlvr]g äf.ia y.ai cpiXfjg. Aristaen. I 25 (p. 155 Hercher): 6 de QccöUog i]vüyßTO, azs veog -/.al iQWTf/.bg xal oivov TCoXXoö öiad-€Qi.iaivovTog avxov %i]v ipvyi'iV, y.al tovxov di] xov XQÖTtov wonsQ Ix axo/.iaxcüv vTtecpl'kovv äV.r^'Lovg v.o.xarcivovxeg^ xa (pikr\- [xaxa Y.a.\ xov oivov xolg yßikeoi y.exQau6vov /luxqi, y.al avxr^g Ttaoene/XTtov xf^g y.aQÖiag.

576. Vgl. auch Luc. dial. mer. 12, 1 : y.al Ttiiov äv Ixalv/] /.lev vneösL^ag xo noxr^giov, ccTToöidohg öe t^ naiöl nqog xo ovg ay.e'/.evsg, ei /.IT] ITvQalllg aixijasis, ^d] äv a/.lo) lyyiai.

593. Den Kampf der Lapithen und Kentauren beschreibt auch Hesiod, scut. 178 tf.. doch ohne Xennung des Emytion. (Der theog. 293 genannte ist ein anderer, der Rinderhirt des Geryones, und Eurytos in fr. 70, 2 bei schol. Soph. Trach. 263 ist der Vater der bekannten Jole.) Der Kampf der Lapithen und Kentauren war bekanntlich dargestellt in dem westlichen Giebelfelde des Zeus- tempels zu Olympia und wird von Pausanias (V 10, 8) so be- schrieben: xa öe Iv xolg aexolg eaxlv avxCp ylaTtid-Cbv ev tcp ITetQld-ov ydfui) TCQog KevxuvQOvg fj /nccyr]. y.axa uh öij xov äexov xo (.leoov neiQiO-ovg laxL. 7taQa de avxov xf] /.lev Evqvxiiov fjQrta/.wg ii]v yvvuiy.d eGii xov HeiQid-ov, y.al uuvucov Katvevg xCo Ueigi^w, xf] de dt^oevg d/xvvö/.ievog TceLi/.ei xovg KeviavQovg- Kevravgog de ö luv naqd^evov, ö de Ttalda i]Q7Tay.wg loxiv aigalov. Vgl. dazu die Pausaniasausgabe von Hitzig-Bluemner II 1 p. 332. Paus. VII 18, 1 wird ein eXeyelov eg Evgvxicova KivxavQOv vno '^EQfir^oidva/.xog TteTtoUj/iievov er- wähnt. Vgl. ferner AP. XI 1, 3. XI 12. Prop. II 2, 9.

595. Vgl. Friedländer, Sittengeschichte III 323.

601. Die in solchen Sachen naiver denkenden Alten nahmen

I 575- f46. 219

an Wendung-en dieser Art eben keinen Anstoss. In Odj'sseus' huldigender Anrede an das zarte Pliäakenkind Nausikaa freilich fehlt jede geschlechtliche Andeutung. Hom. Od. VI 158: 'Ailvog ö' av neQi xfjQi /nay.üQjaTog f'^oxog älktov, og xe ff' eeövoioi ßgioag oiy.ovö' dydyi]Tai. Aber sonst sind Wendungen wie die hier im Texte ge- brauchte durchaus nicht selten, auch im Munde der Frauen und Mädchen, wie im Gespräch mit ihnen. Hierher gehören zunächst Ausdrücke wie Isxog für Ehe, Braut, Gattin. Vgl. ferner die Worte der Jungfrau Antigone (Sopli. Ant. 862): Iw (.laTgCoat ley.xQojv drai Tiotfüj/Liaid t' aL'zoy€rvt]Ta, wenn auch freilich von beispielloser Roheit Kreons A\'orte sind (ib. 569) : agwoif-ioi ydq xategcov elolv yvai. Vgl. Soph. OR. 1211 und dazu die Erklärer. Zu der vor- liegenden Ovidstelle seien noch folgende Parallelen angeführt. Soph. Trach. 539: ytal vCv öv^ ovaat filjuvouev /mag V7cb xlaivrjg vTtay- Tidkioi^ia. Eurip. fr. 606 Dind. (bei Stob. 74, 26): h jiaQd-ivotg Öh TcaQd-ivov zQo/rovg ex^tv. brav d^ VTt' dvÖQog yXalvav evysvovg Tciojjg . . . Athen. V 219 B: avve}ioii.ii]0'r] vrco ttjv avzijv yevöiiisvog x^ccivav. Paris schreibt an Helena (Ov. her. 15, 261): di faceroif, preiimn magni certaminis csscs fcquc siio posset vicfor habere foro. Und 282: excipe me ledo nocfc silente tuo. Vgl. 315.

GOT. Das Sprichwort ist uns zumal in der Fassung geläufig, W' ie es bei Terenz Phorm. I 4, 25 (203) steht : fortis fortuna acUuvat. Dass dies ein vetus proverbimn sei, sagt Cic. Tusc. 114,11. Auch im Griechischen; vgl. Menand. fr. 572 (III p. 175 Kock): t61/:i}] di/.aia y.a.1 S^mg GvXka}.ißdvet. Die Elegiker setzen an Stelle der Fortuna häufig Venus ein : Ovid nennt hier beide Göttinnen. Nach- w^eise in grosser Zahl bei Otto, die Sprichwörter etc. p. 144 (sub fortuna 9).

610. sponte disertus eris erläutert anschaulich Achill. Tat. I 10.

619. Sil. Ital. VI 484: mihi sit Shjgios ante intravisse penafes talia quam videam. Es ist eine Nachahmung griechischer Wunsch- konstruktion. Pind. Pyth. 1, 29: eu], Zev, tlv sirj FavddvsLv. Vgl. auch Heinsius zu Ov. ars II 28.

633. Aristaen. II 20 (p. 170 Hercher): %ovg c5' ÖQxovg av%oL cpaxe f.11] TtgooTteldteLv jolg wol tCov ^€wv. Publ. Syr. 38 (II 312 Ribb.): amantis ius iurandum poeuam non habet. Weiteres Material giebt Jacobs zu Callim. ep. IX (animadv. in epigr. Antholog. Gr. I 2 p. 260 f. Lipsiae 1798).

635. Interessant ist Hes. theog. 784 (mit Goettlings Note), wo die Styx selbst i-ieyag oQxog heisst. Den Grund der Unverbrüch- lichkeit des Schwures bei der Styx giebt Ameis (zu Hom. Od. V 186) so an : „weil die Styx den Gedanken des Todes und somit den Ver- lust der Unsterblichkeit vor Augen führte".

646. Auch dies ist sprichwörtlich, vgl. Macar. III 85 (II p. 163): ev Tolg ifiaoroü diKzvoig dXu)Ooi-iai' titl tCjv imo tCov iduov stavovQyuov dhoxoiiievcov. Mehr bei Otto, die Sprichwörter der Römer p. 187 (sub laqueus 1).

220 Ars amatoria (Anhang)

647. Die Sage von Busiris hatte schon Pherekydes, der Logo- graph, behandelt: fr. 33 (FHG. I p. 78) beim schol. zu Apoll. Rhod. IV 1396. Von Euripides gab es ein Satyrdrama Busiris (Xauck - p. 452). Dann werden mehrere Komödien dieses Titels genannt ; von Kratinos (I p. 19 Kock; vgl. II 289), Antiphanes (II p. 37), Ephippos (II p. 251), Mnesimachos (II p. 436). Aus dem ßusiris des Epicharm citiert Athen. X 411b ein paar burleske Verse. Vgl. auch Hdt. II 45. Verg. ge. III 5. Ov. met. IX 183. trist. III 11 39 u. s.

653. Vgl. ferner Diod. Sic. XIII 12. Val. Max. IX 2. Lucian, Phalar. Weitere Kachweise in Menge in Benselers Eigennamen s. v.

654. Mehr bei Rothstein zu Prop. I 16, 20.

656. arte perire sua. Mehr bei Otto, Sprichwörter etc. p. 38.

659. Zu erwähnen ist hier auch die schwierige Stelle Theoer. 2, 34. Das^ Bild hat schon Pindar fr. 123 (88) bei Athen. XIII 601 D: og (.11] TTÖi^^io •/.vf.icdvETai, i^ äd(xf.iavrog i] OLÖdqov ■/.tydh/.evxui, (lilaivav -/.agöiav ipiXQä cployt /.zl. Ein Anklang an diesen Vers in der Anth. Lat. ed. Buecheler-Riese II 1 Nr, 542 p. 260: lacrime si prosunt uisis. tc ostende uideri.

679. Ausführlich spricht über die Sage von Phoebe und Hilaira Dissen zu Pind. Nem. 10 p. 472. Die älteste Fassung weiss von dem Raube der beiden Mädchen durch die Dioskuren nichts, sondern lässt den Kampf zwischen den Dioskuren und den Aphareussöhnen Idas und Lynkeus aj-icpl ßovolv stattfinden: so nach Proclus in den Kyprien (p. 18 Kinkel), so auch Pindar Nem. 10. 60 ff. (wo die An- merkung von Christ zu vergleichen ist). Vgl. auch Welcker, griech. Götterlehre I 612.

681. Ep. Gr. Fr. ed. Kinkel p. 19: ^JyßJ.svg öh I-/.vqo) nqoooywv yajiiel ttjv yiv/.o/ur^dovg ^lyarega Ji]idcc,ueiav. Die beiden Stellen der Ilias (XIX 326 und XXIV 467),, in denen von einem Sohne des Achilles, den er auf Skyros zurückgelassen hat, die Rede ist, sind wahrscheinlich jüngeren Ursprungs. V^gl. Ameis-Hentze zu d. St. (Anhang) und II. IX 668. Ueber die Sage vgl. auch Rhode, Gr. R. 102. Interessant ist die 'mittelalterliche Herolde' Deidamia an Achilles, die A. Riese ediert hat: Rhein. Mus. XXXIV 474—480.

694. Die genauste Beschreibung des Spinnens in der alten Litteratur steht bei Catull 64, 310—319, wo Rieses Anmerkungen zu vergleichen sind. Dazu Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste I 107 ff. Baumeister, Denkmäler III p. 1693.

661 f. Vgl. z. B. Ov. am. I 8, 83: quin etiam discant oculi lacri- mare coadi, et faciant udas iJle i-'el ille genas.

717. Solche epigrammatisch zugespitzten Gegensätze sind in der Poesie sehr beliebt. Ich gebe einige Stellen, die auch dem Sinne nach Verwandtschaft mit der vorliegenden haben. Pind. Pyth. 3, 19: uKkä TOL TJQaro xibv ÖLTtBÖVT lov ola -/.cd txo'kXoI Ttddov. toxi 61 fpv/.ov Iv dvd-QWTtoiOL liiaxaiÖTaTOV , oorig a loyvvcov eni- ywQta TTUTiTaivit %a ttöqoco, !.ieta{.t(bvia d-riqevwv dxQavTOig

I 647—766. II 1—8. 221

sIttLolv. Nem. 3. 30: aXlorgicov egcoteg. Theoer. 11, 75: rav naqeoloav äfieXys. ri tov cpevyovra öubxeig; wo der Scholiast einen hesiodeischeu Vers beibringt : vrimog dg ra 'itoii-ia Iittcov äveroiua ölw'/.u und Fritzsclie zu vergleichen ist, der Kallim. epigr. 32 citiert: lovf-iog £Qiog TOiöoÖE . TU /ii€v ffsvyovTa duby.uv oide, ra ö' iv /.leoato y.elinsva naQTteiaraL, und Hör. sat. I 2, 108: mens est amor liuic similis: nam fransvolaf in medio posita et fugientia captat. Vgl. Catull. 8, 10: ncc quae fugit scctare. Ov. amor. II 19, 36: qnoä sequitur fugio, quod fugit nsque sequor.

724. Vgl. Lucian. adv. indoct. 3: e-Kclvai, yag TtouievL /.lev ovk &v löxvrjGav cpavTivat o-/.lrjQci) ävÖQi y.al daoel xat tvoXvv tov rjliov kTtl tCo odi(.iaTL ef.icpaivov%t xxX.

721). Darüber vgl. auch Rohde, der griech. Roman p. 157, 2.

732. Daphnis' Schicksale wurden schon von Stesichorus be- sungen: vgl. hierüber, wie überhaupt über Daphnis Fritzsche in seiner (grossen) Theokritausgabe I p. 12.

787. Ueber niiserabilis an dieser Versstelle vgl. Zingerle, Ovid etc. I 14. 740. Vgl. unten III 659.

743 746. Es sei daran erinnert, dass die Freundschaft der hier genannten drei Paare (Achilles und Patroklos Theseus und Peirithoos Orestes und Pj'lades) auch in dem achten Gedichte Bions verherrlicht ist, wo freilich das Verhältnis mehr als erotisches aufgefasst ist. Bion 8 (11): olßiot ol (püJovxeg, e7rr,v Yoov dvie- Qoccüvrai. olßiog fjv drjoevg xCo Ueiqi&öto rcagsövrog, el y.cd äfieili-ÄTOio ■/.axxikvdsv elg l-fi'öao. ökßwg i]v x^^^^^^toiv iv aS,eLvoiOLv 'OqioTag, ävexd ol ^vvdg Uvlaöag ccAf^to -/.e'kevd-iog. r^v /.icx/mq yJiay.löag hccQco tcbovcog ^JyXkXevg ' blßiog fjV ■d-vdoy.wv, bri 'i^iSQOv airbv a(.tivBv.

761. Auch im Griechischen dient Proteus zum Sinnbild der Wandelbarkeit, vgl. z. B. Luc. de sacrif. 5 (p. 530): /tor/.ilwTEQog auTov IJQLorewg.

766. Vgl. Ov. ex Pont. II 7, 9:

qtti semel est laesiis fallaci piscis ah hämo, Omnibus imca cibis aera suhesse putat.

Zweites Buch.

1. io steht in diesem Zusammenhange auch darum um so passender, weil es ein Jagdausdruck ist; vgl. met. III 713: 'io ge- niinae' clamavit "adestc sorores ! ille aper, in nostris errat qui maximus agris, illc mihi feriendus aper!' Dazu Burmann.

his braucht man natürlich nicht wörtlich zu nehmen. Das io triumpe wurde nach dem Carmen fratrum Arvalium mehrmals wieder- holt (vgl. AL. ed. Buecheler-Riese II 1 p. 2). Es steht einfach, für 'mehrmals, immer wieder', und die Wiederholung bezeichnet die Grösse der Freude.

8. Pindar (Ol. 1, 71—92) weiss nichts von dem Verrat des

222 Ars amatoria (Anhang)

Myrtilos. sondern Pelos errino-t durch eigene Kraft auf ehrliche Weise die Braut: in der einsamen Stille der Nacht tritt er an das Meeresufer und betet inbrünstig zu Poseidon, der ihm darauf den Wagen und die Rosse schenkt.

Die Wettfahrt des Pelops wird auch sonst dichterisch oft ver- wertet. In der Elektra des Sophokles (504 ff.) wird sie als der Anfang alles Unheils des Pelopidenhauses betrachtet: Co iTeloTtog a Ttoöod-sv I TTolvTTovog iTtTisla, I tag ifwlsg aianjg \ r^ös yä. \ evts yccQ 0 TTovTiod-elg \ Mvorü.og ixoiiiid^rj, \ nayxoioeiuv öUpQcov \ dvoxävoig al/.iaig \ nQOQQiLog iv.Qicpd^dg, \ omt nu) \ tkiictv iv. rovd' o'i'xovg | no- Ivjid^ovag ahia. Vgl. Eur. Orest. 988: mavov /.itv duoy{.ia TtcüXcüv I Ted-QL7i7ioßd{,iovi otöIü) /lekoif.) b r€ I Tts'kdyeoi duöicpgevos, MvQTiXov rpövov \ öl-mov ig oldf.ia novrov /aX. Die geflügelten Rosse des Pelops waren auf der Kypseluslade (Anhang zu II 185) dargestellt: Paus. V 17, 7. So ausser den citierteu Stellen aus Pindar und Euripides auch Pherekydes fr. 93 (FHG. I p. 94j beim Schol. Soph. El. 504. Vgl. Cic. Tusc. II 27, 67.^

15. pucr Vgl. schol. Theocrit. 13, 2 : ä/.icfißd}.lovoi rivog vibg ö "Egcog. Zif-icoviör^g vlbv Xsysi avxhv "Aqtog xal jlcpqoömjg- l^'/.ovalkaog Nv/.Tog YML Aid^eQog- "A'kvxCiog "Igiöog xai ZscpvQov l'ayrrpöj ^Acpooöirr^g zai Ovqavov /ml d'k'koL älhuv. Vgl. Plat. »ym\). 178 b.

16. Zu dem Anruf der Erato vgl. Athen. XIII 555 b: f]i.i€ig ovv rbv ntol lQiüTiy.Cov Aöyov IvtavO^a infA'AovTeg -/.azardzTeLv {iyivovTO ydq '/.ul Tttql ya/^ierwv xal haigCov TtolAdxig Loyoi) aiöÖGtv tAzi^ei-isvot Ti]v lozoQiav xwv MovoCbv TT^v "EqaTLo e7riKa'Atodf.i€V0i sig /nvrj/nriv fjulv Uvai Tov €QioTi-/.dv iy.tlvov vMzdXoyov^ evTtv^sv lijv y.araQyriv Ttoir^oöi-ied-a'

ti ö^ dys vvv, "Eqmd), ndq ^' Yoraoo /al f.iOL eviorce (= Apoll. Rhod. III 1) /tA.

18. LongUS II 4: 0 de f.ie y.ovrpwg /.ul qqöicog vTTerpevye, Ttorh /Likv xalg qoöiovialg vnotqiyMV^ norh de %alg (,nj/.ioOLV v7Toy.qi7iT6i.ii.vog, äOTteq 7i6qdr/og veorrög. Kai roi TTo'Aldyjg [.liv Tiqdyf^axa eoxov Iqi- cpovg ya) a^rjvohg ÖiwKtov, TtolXdyig öe i-/.af.iov fiexa^ecov /.löoxovg äqri- yevvYiTovg- dXXd toüto 7toiy.iXov %l yq^id ^v Y-al ai}T^qa%ov. ibid. C. 5: övo&r^qaxog tylo /al Uqa/L yal dexCo y.a.1 u xig dXXog xovxtov öjy.vTeqog bqpig.

19.' Die Stelle bei Piaton (Phaedr. 252 B) lautet: Xiyovoi ö^, o~if.i(XL, xiveg "Of-ir^qiöcDV i/. xCov ccTto^htüv t7riüv Ovo t7rr> dg xov "Eqcoxa, wv xb exiqov vßqioxiiibv ndvv v.(xl ov orpööqa xi e(.tf.iexqov i\uvovoi öe 5)ds' xbv ö' ijöri ^vrjxol /lUP "Eqtoxa y.aXovOL 7toxr>vöv, dO^dvaxov öe llxeqcüxa öicc Ttxeqöcpotxov dvdyyr]v. Vielleicht sind aber die Verse von Piaton fingiert: vgl. Stallbaum z. d. St.

Zum Versausgange vgl. Zingerle, Ovid etc. I 28.

24. Vgl. die allerliebste Geschichte bei Sen. controv. II 2, 12: Dedamahaf mdcm JSlaso rare conimvcrsim d imn nisi dhicas; lihcnfins dicehat suasorias. molcsta Uli erat omnis argumcnUdio. Verhis minime licenter usus est nisi in carminihus, in qiiibus non ignoravit vitia sua sed amavit. manifestum potest esse, quod rogatus cdiqimndo ah amicis

11 15—100. 223

mis, uf folleret fres versus, inmccm petiif, uf ipsc fres exciperet, in quos nihil illis Uccret. aequa lex insa est; scripserant Uli quos tolli vellent secrefo, hie quos futos esse vellef : in ntrisque codicillis idem versus erant, ex quihus primmn fiiisse narrabat Älbinovanus Pedo, qui inter arbitros fuit:

Semibovemque viruni semivirumque bovem; secimdum :

Et gelidum JBorean egelidumque Notum (am. II 11, 10).

ex »quo adparet simimi ingenii viro non iudicium defuisse ad compes- cendam licentiam carminmn suornm sed animum. aiebat interim de- centiorem facieni esse, in qua aliquis nacoos fuisset.

27. Einen Anklang hieran konstatiert Buecheler (Anth. Lat. III Nr. 373, 3 p. 175: hie ego nunc iac [co] ', fatis compostus [i]niqu[is.

45. Weitere Nachweise bei Blomfield im Glossar zu Aesch. Agam. 51.

55. lieber Kallisto Bootes Orion vgl. auch Pfaif bei Ameis- Hentze im Anhang zu Hom. Od. V 272. Eothstein zu Prop. II 33, 23,

()3. Vgl. Zingerle, kl. philol. Abhandlungen II 29.

69. Vgl. Zingerle, Ovid etc. II 27.

81. Ueber Calydnae vgl. Holzinger zu Lycophr. Alex. 25.

82. Eine ergötzliche Anekdote von Astvpalaia erzählt Hege- sandros (fr. 42. FHG. IV 421) bei Athen. IX 400 d.

93. Formell vgl. die Grabschrift CIL. X 8131, 6: nunc umbra nee umbra.

96. Den Tod des Ikaros hatte zuerst Kallimachos poetisch dar- gestellt; vgl. den schol. zu Hom. II. II 145 (Schneider, Callimachea II 118).

100. AVie es scheint, hatte man drei Vorstellungen von dem i7t7iof.iaveg, die darin übereinstimmen, dass es sich um brünstige Stuten handelt und dass daher das hippomanes zur Herstellung von Liebestränken benutzt wurde. Man unterscheidet aber:

I. Das hippomanes ist ein fleischiger zäher Körper auf der Stirn des neugeborenen Füllens. So hier bei Ovid; vgl. die im Kommentar gesammelten Stellen; dazu Aelian. nat. an. III 17: ^vyyac, de egcoriytäg tCp Ttcühi) Gcv%r/.T0voa %tctcoq, oiötv xavTCc rot /xd af.tc( Tö) TSyd-firaL xo ßQ€cpog f/Ö£ to ercl xCo (.itxcüjio) oagyJov archQayev ' LTiTtof.iaveg ävS-QcoTioi y.alovoLv ciixö y.xl. Plin. nat. bist. VIII 165: et seine equis atnoris enasci veneficium hippomanes appeUatum in fronte, caricae magnitudine, colore nigro, quod statim edito partu devorat fcta aut partum ad ubera non admittit. si quis praereptum habeat, olfactu in rabiem id genus agitur. Solin. 45, 17 (p. 176 Momms.^): in quaruni patiu amoris nascitur veneficium, quod in frontibus praeferunt recens editi, furvo colore, caricis simile, hippomanes noniinatum etc. Schol. Juven. VI 132 (p. 242 Jahn).

II. Eine schleimartige Masse, die brünstigen Stuten aus den

224 Ars amatoria (Anhang)

Geschlechtsteilen tropft. Y^l. Arist. hist. an. VI 18 § 116. Paus. V 27, 3. Verg. georg. III 280: Mc demmn, Mppomanes vero quod nomine dicunt imstorcs, lenium dcstUlat ah inguine virus, hippojnanes, quod saepe malae legere novercae miscueruntqne herhas et non innoxia verba. Tibull. II 4, 57: et quod, uhi indomitis gregibiis Venus afflat amores, hippomanes cupidae sfillai ab inguine equae. Prop. IV 5, 18 : hippomanes, fetae semina equae. Ov. am. I 8, 8 : virus amantis equae.

III. Ein zumal in Arkadien wachsendes Kraut, dem die Pferde wie toll nachg'ingen. Theoer. 2, 48 : in7io(.iavlg rpvzöv Iotl na^ ^QY.(xOL' TU) (5' eTtl näoai y.a.1 nCokoi /tiahovrai äv' loqea Y.al S-oal mTtoi. Yg\. dazu die Scholiasten und überhaupt Lehmann, phj^'sio- logische Chemie I 117. II 124.

102. Vgl. Sil. Ital. VIII 495: Marsica puhes et hellare manu et chelydris cantare soporem viperemnque herbis hebetare et carmine dentem. Verg. Aen. VII 753: vipereo generi et gravifer spirantibus hydris spargere qui soninos cantuqiie manuque solebat mulcebafqiie iras et niorsus arte levabaf.

107. Es muss im Kommentar heissen: Sen. ep. 9, 6 (nicht 9, 4): ego tibi monstrabo amatorium sine medicamento, sine herba, sine uJlius veneficae carmine: ^si vis amari, ama" etc. Vgl. Plin. paneg. 85: liabes amicos, quia ipse amicus es. Auson. epigr. 22 (p. 318 Peiper), und oft.

109. Zu den im Kommentar gegebenen Nachweisen (Nireus als Muster der Schönheit) sei noch folgendes hinzugefügt. Sprich- wörtlich scheint, was bei Lucian. dial. mort. 9, 4 steht: Kööqov evy€V€OT£Qog y.al Ni Q€iog xaXklcov v.aX Vdvooecog GvvezwTeQog. Vgl. Tim. 23 und dial. mort. 25, wo er mit Thersites um den Schön- heitspreis streitend auftritt. Keine der Stellen giebt aber näheren Aufschluss über den rätselhaften Zusatz adamatus Homero. Eine Andeutung dieser Art erinnere ich mich nirgends gelesen zu haben ; demnach muss ich es bei der Annahme bewenden lassen, dass das begeisterte Lob, das Homer der Schönheit des Nireus zollt, in einer anekdotenfrohen Zeit den Grund legte zu einem dem alten Homer angedichteten Liebesverhältnisse zu Nireus. In welcher Zeit aber und vom wem derartiges erdacht wurde, ist unbekannt.

110. Von ausführlicheren Darstellungen der Hylassage seien hier nur erwähnt: Theoer. 13. ApoUon. Rhod. I 1207 if. Prop. 1 20, 17 ff. (Anton. Liberal. Metam. 26). Vgl. Apollod. I 117. Weiteres über die H3iassage bei Rohde, der griech. Roman p. 105, 3. Vgl. die Erklärer zu Theoer. 13.

115. Theophr. hist. plant. VI 6,3: ... h'ia de xat xCbv avd-Cov, lüOrcEQ i-iiXav \ov ov yaq syjtv öoy.el roCzo diacpogav wOTteg ro ki-VKÖv i/iicpavijg yag fj zovtcov ygoicc diaXldxxovoa y.a.1 exi dt] f.tälXov f] Tü)v yQLviov, eifceg öi] yad-d/ieQ cpaolv evia y.al TtoqcpvQü Ion.

1*23 ff. Vgl. hierzu Tolkiehn, Homer und die römische Poesie. Leipzig 1900, p. 199 ff. Rohde, der griechische Roman p. 104.

125 f. Vgl. darüber Maass, Orpheus. München 1895, p. 279.

II 102-191. 225

135. Aehnlich ist fast. IV 691 : lioc* ait Sn campo* [campumque ostendit) Imbebaf etc.

137. Metam. XIII 250 nimmt Odysseus die Ermordimg des Rhesus für sich allein in Anspruch. Oder ist sjyarsimus auch hier plur. maiest.? Vg-l, Tolkiehn a. a. 0. p. 200, Anm. 1.

149. hirundo erscheint bei Plautus sogar als Kosewort; vgl. asin. III 3, 103 (692): dice igitur me tuani anaficulam colunibam vel catellum hirundinem monedulam passerculum pidüliim.

150. lieber die heiligen Eichen vgl. zu V. 541. Das Phänomen der weissagenden Tauben suchte bereits Herodot rationalistisch zu erklären ; vgl. II 57 : Trelstaöeg Ö€ (.loi doyiäovai yilrj^fjvai. TtQog Jcudoj- vcüiov BTtl Tovöe al yvyaly.sg, öiöri ßaQßagoi fjoav, idöxsov Ö€ og)i öfioiiüg oQVLöi cpS^eyyeaO^at. Ansprechender erscheint die Erklärung des Scholiasten zu Soph. Trach. 172, der hier altes gediegenes Gut überliefert: oi (.ihv ovtio liyovoi d^eoTtituv, oi öe oviio rag tegslag ygalag ouoag- v.al yag xovg y eqovxag ol Moloaaol tts- kiovg ovofxcctovoiv. Vgl. dazu Strab. VII fr. If. Demnach hiessen im Dialekt des Landes die Priesterinnen (vgl. Soph. fr. 418 N - : tag ^eojtuooobg IsQiag Jtoöojvlöag) Tteltal, d. h. ftohal, die Grauen, und durch Verwechslung oder auch durch etymologische Spielerei wäre daraus die Geschichte von den weissagenden Tauben (i] neXeia, Ttsleidg) entstanden. Weiteres von den Tauben berichtete Euripides (fr. 1010 Dind.) und Pindar (fr. 58 Christ.: beides aus schol. Soph. 1. 1.).

166. verha dabam erhält vielleicht noch eine pikante Pointe durch die zu V. 558 besprochene Bedeutung.

1S3. Ein häufiger Gemeinplatz; vgl. z. B. Achill. Tat. I 9, 6: ei yccQ Tcc äygia rCov ^iqqLwv ovvrjd-eia rid-aosverat, Ttolv f.iäXkov zamfi fialax^eir] xat yvvi].

185. Die Geschichte von Atalanta und Milanion (seine List mit den goldenen Aepfeln) erzählt ausführlich Apollod. III 105 109. Vgl. Mus. 153—156. Ov. am. III 2, 29. 8. Röscher, Lexikon I 1, 664 ff. Ihre Darstellung auf der von den Nachkommen des Kypselos der Hera in Olympia geweihten reichverzierten cedernen Lade (Paus. V 17, 5 ff.) erwähnt Paus. V 19, 2. Dieselben Sagen wurden dann ohne wesent- liche Abweichungen auf eine böotische Atalanta übertragen, der Schauplatz des Wettkampfes ist dann Onchestos, und an Milanions Stelle erscheint Hippomenes. Theoer. 3, 40 42 (^dazu den schol.) Ovid, met. X 560 ff Doch vgl. Rohde, Gr. R. 74.

186. lieber trux vgl. Rothstein zu Prop. II 34, 49.

187 ff. Beziehungen zu Nonnus weist nach Maass im Hermes XXIV (1889) p. 524 ff

191. „Die Benutzung von Baumstämmen im Kampf ist ein alter Zug der Kentaurensage, der sich in den ältesten Kunstdarstellungen wie in der Uonlg 'HgaycUovg 188 und bei Pindar fr. 167 (148) findet, danach auch in der ausführlichen Erzählung Ovids (met. XII); auch Juvenal I 11 nennt als Gegenstand eines Kentaurenepoa

Ovid, ars amatoria ed. Brandt. 15

226 Ars amatoria (Anhang)

guanfas iacnlctnr Momjdios ornos. Bei Callimachus hvmn. Dian. 221, Apollodor III 106, Aelian. v. h. XIII 1 sind Rlioikos und Hjiaios Kentauren, die von Atalante selbst j^etötet werden." Eothstein zu Prop. I 1, 9. Bei Vergil ige. II 457) erscheint Hylaeus im Kampfe mit den Lapithen.

198. Ueber die Formen Maenalm und Maenalon [Maenda) vgl. Peter zu Ovid. fast. V 89.

203. I)ie Unterscheidung der verschiedenen Bezeichnungen der Würfelbecher ist durchaus nicht sicher. Neben fritiUns und phimus "wird noch genannt der pyrgns (TcvQyog) oder die turricula, die man sich aber am Spielbrett selbst angebracht denken muss, offenbar so, dass es ein hohler, inwendig mit kleinen Stufen ver- sehener Turm war, in den man die Würfel warf, nachdem man sie vorher im eigentlichen Becher (oder in der hohlen Hand) geschüttelt hatte: die verschiedenen Stufen sollten noch mehrfache Verände- rungen in der Lage der Würfel hervorbringen. Vgl. Mart. XIV 16. Sidon. ep. VIII 12, 5: Mc te aedificatus ciilcitis ionis. hie tabula calculis strata bicoloribus, hie tcssera frequens eborafis rcsuJiatura pyr- gorum gradibus exspecfat etc. Marquardt-Mau, Privatleben II "^ 848.

206. Bei den Griechen war für den niedrigsten Wurf 6 Xloq üblicher. Vgl. Aristoph. ran. 970. AP. VII 422. Suid. sub Kwog Ttoog Xiov. Sprichwörtlich scheint zu sein: iam facile homincs oc- cidebat quam canis adsidif (Sen. apoc. 10, 2).

209. Baumeister, Denkmäler. Fig. 1766 (III p. 1684) zeigt einen Sat}T, der einem Mädchen einen, freilich absonderlich kon- struierten, Sonnenschirm trägt.

217. Der Mythus von der Omphale ist in der alexandrinischen Dichtung ein beliebtes Beispiel für die Thatsache, dass weibliche Reize selbst den Gewaltigsten bezwingen. Hier bei Ovid noch da- hin erweitert, dass es auch für den Mann gar nicht als schimpflich gelten darf (v. 215: vec tibi turpe puta), der Herrin in allem zu dienen. Abbildungen der Omphale und des Herakles erwähnt Lucian (hist. quom. conscr. 10): koga/JvoL yoQ oi nov ehbg yeyQaf.i- /Lievov, Tf] VurpdXrj öovXevovxa, navv ak'köv.OTOv axevrjV eo-/.evaGu^vov, sy.eivrp' uhv rov Xeovza avtov TifQißtßXr^uevriv y.al to S^v'kov Iv ttj xsiqI syovoav, tog ''Hqu/SUa öf^dtv oiaav, avibv öh ev -/.ooyMzip v.al rroQcpvQiöt €Qia iaivovza vmI jcaiöusvov vnh xf^g Viitcpd'lr^g zw aardaUo). Ebenso Plut. comp. Demetrii c. Antonio 3, avo das Verhältnis des Herakles und der Omphale mit dem des Antonius und der Cleopatra in Ver- gleich gesetzt wird. Das eigenartige Verhältnis der beiden wurde auch zu sprichwörtlichen Redensarten benutzt, vgl. Apost. XII 74 (II p. 560) und Achill. Tat. II 6. Auch das pikante Bonmot bei Athen. VI 245 e: ymI yäg ö '^^ajtAfjtj airb zf]g VurpdXr^g enl zi]v "Hßrjv fiezaßqSvißxe (d. h. mit Anspielung auf den Namen (vgl. o/^upalög, und über ijßrj unten im Kommentar zu V. 613).

229. ylmor odit wertes vgl. Achill. Tat. U 4, 5: "Egcog , . . öei- ).iag oi-y. ävexazai

II 193—298. 227

283. Vgl. Ach. Tat. 1. 1.: oQäg airov rb o%T]i.iu, &g toxi arQci- TKOTi'Mv; T()ia ytai (fagerga xal ßeh] ~/.al ncQ, arÖQüa TiavTct y.cu %6l(.irig y€f.iovra. Vgl. auch Ziugerle. Ovid etc. I 90.

289. vaccas. Anders Hom. IL II 763: %7inoi f.ihv //«/ ägiotai Eoccv fßv^()r]Tiddao, rag Eüf.triXog eAavve nodwv.tag ogvi^ag cog, OTQr/ag oUxeag, oxacpvh] inl vwxov Hoag- rag ev Ur^geir^ ■O-Qeip^ ccQyvQÖro^og ^AnölXiov, ä/iicpiü ^r^ketag, cpoßov '^QTqog cpoQtovoag.

244. Anschaulich schildert das nächtliche Treiben Lucian (bis accus. 31) : y.C(iy exaorrjv öe rrp' vvyira ö itih' örsvcortog i]i.iü)V iv£TCif.i~ TtXaro (.led-vövnov IgaorCov /.wf.iauovxiov kn avriiv y.al 'Aonrövrcov rijv -d-vQav, si'Uüv de y.al loßiduoS-at ohv ovdevl ■aöoiKp ro'Ai.icüvrwv. avii] ök iysla ycal ).ötro rolg ÖQiof.ievoig 'Aal xa noLkh. /') naqi-Kvnxtv anh xov xeyovg adovrwv äxovovoa rqaxüa xfi (fcorfj (höag rivag traiQiyiag fj Y.al Ttagavolyocaa rag S-cgag ef.ih otof-iivi] kav^dveiv fjaslyaive y.al €f.iotx£vexo jTQÖc avrcüv. Vgl. auch Lucr. IV 1169 ff.

246. fctwstm. Vgl. auch III 644. Ov. fast. VI 577. Das Bild Zeus als ,uotx6g auch bei Müller-Wieseler, antike Denkmäler zur griechischen Götterlehre (4. Aufl. von Wernicke) Taf. VII, Fig. 3.

249. Vgl. Jellinek, die Sage von Hero und Leander in der Dichtung. Berlin 1890. Ueber die malerischen Darstellungen der Sage vgl. E. Eohde, der griechische Roman 135, 3.

251 ff. In praxi erläutert diesen Passus wieder Achill. Tat. II 4, 2: fj yaq xov S-aAauov avxfjg TreTtioreiinevr] Kkeuo y.sxoivcorrjyj 1.101 y-ai extL irgög jiie wg eQaorijv. ravrijv 7t aQao'/.evdoio yara (.iiy.QOV TtQog fjiiiäg oüxwg ey^iv, cog /«< ovvaiQeoö-ac nqog ro tqyov.

257. Das Augustin sehe Wortspiel ist zu matt, als dass man dem Leser die Mühe zumuten dürfte, die Stelle nachzuschlagen; hier ist sie: FugaJia celebrahantur effusa omni licentia turpitudinum et vere Fugalia, scd pudoris et lionestatis.

266. Vgl. Obbarius im Philologus VIII (1853) p. 713 ff. (Ob Sacra via od. via sacra?)

271. W^eitere Nachweise und Mitteilungen über die Erb- schleicherei bei Friedländer, Sittengeschichte I 367 ff.

280. Dieser Vers wird in einem Briefe Karls des Grossen an Angilbert, der von Rom Reliquien mitbringen soll, citiert: Bartsch, Albrecht von Halberstadt etc. p. I.

298. Vgl. Aristot. hist. an. V 19 § 97: TTQcoxri de Uyerat vcprjrat Iv KCl) iTaucpilr] ukdrsiü ^vydriqQ und damit übereinstimmend Plin. hist. nat. XI76: prima cas redonliri rursusqne texcre invenit in Coo muJier Pamphilc, Plafeae fiUa, rion fraudanda gJoria excogifafae rationis ut denudet, feminas vesfis. Vgl. noch Hildebrand zu Apul. met. VIII 27 (I p. 732). Uebrigens war das Raffinement der durchsichtigen Gewänder (vgl. Luc. amor. 41 : le7troLcpi]g ig TtgöcpaoLv soO-iig vttIq xov öoTiüv i-d] ) eyii-ivCoGifaL) schon vor dem Seidenimport nichts seltenes; vgl. z. B. Hippolochus bei Athen. IV 129a: rj5>; öl vpiCov fjöiiog d7irjlloxQuof.i€Vwv xov acocpQOvelv iTreiaßdllovaiv avhjXQiösg y.al f.iovaovQyo\ /.al aa^tßvxioxQial riveg 'Fööiai, ifioi fiev yv/.n'al öokü),

15"

228 -^rs amatoria (Anhang)

nlrjv k'leyöi' rtreg amag exeiv xixöjvag. Hierher gehören auch die Taqavxlva (oder Tagavrivldia, Luc. dial. mer. 7, 2), vgl. z. B. Semos (fr. 20. FHG. IV 496) bei Atheu. XIV 622 b. Luc. rhet. praec. 15: rj ea-drjQ öh eaxu) evavOijg xai Xevxij egyov Tfjg TaQavrivrjg egyaoiag, wg ^ia(faiv€a&ai xo aüjua. (Uearchus (fr. 9. FHG. II 306) bei Athen. XII 522 d: ifpögow öe (sc. Tarentini) ycal Ttagvrpida öiacpavfj TidvTsg, olg vvv 6 tCjv yvvaiy.O)v aßQvveiaL ßiog. Hübsch heisst es bei Petron. 55: aequumst induere nupfam venfum fextilem, palam prostare nudam in nchula linea.

299. Solche golddurchwirkte Kleider spielen schon bei Plautus eine Rolle; vgl. z. B. Epid. II 2, 38 (222). Vgl. ars HI 131 und ausführliches darüber bei Marquardt-Mau, Privatleben II'- 534 if.

305. Das nannte man auch diserte saltare (vgl. Tac. dial. 26). Vgl. auch CIG. Nr. 6305 (III p. 937): laroglag ösl^ag ycai xegalv artavTa Xalrjoag, evTteiQog Bgo/iiioio aorpfjg legijg re xogüag xtA. (auch zu finden in AP. append. II 520 =^ Cougnv III p. 176).

329. Vgl. auch Welcker. kleine Schriften III 64 ff.

330. Ueber die reinigende Kraft des Schwefels vgl. Schoe- mann-Lipsius, griechische Altertümer II* 375.

Ueber die E i e r als Lustrationsmittel vgl. Rohde, Psyche II - p. 407. Dazu noch Apul. met. XI 16. Pers. 5. 185. Mart. Cap. II § 140 (p. 190 Kopp).

353. Ueber die Phyllissage und ihre ,. auffallend häufige Er- wähnung in den erotischen Lehrgedichten" vgl. Ribbeck, Geschichte der römischen Dichtung II'- 249. Rhode, Gr. R. 37, 3.

373 ff. Die mythischen Beispiele, die Ovid zur Veranschau- lichung der in V. 373—380 enthaltenen Behauptungen herausgreift, sind traditionell. In ähnlichem Zusammenhange erscheint Medea und Prokne bei Juven. II 6, 643 f. Einen sehr umfangreichen Katalog To Töiv ywaLviCbv yevog loiöogüjv giebt Kleinias bei Achill. Tat. I 8. Hinweisen kann man auch auf Eubulos fr. 117 (II p. 205 Kock): vgl. dazu ars III Uff. AP. IX 166.

375. Vgl. auch Ariost, rasend. Roland, übersetzt von Gries,'XIX 7 :

So steht die Bärin neben ihren Jungen, Greift sie des Jägers ungestümer Mut In ihrer Wohnung an und hiirscht durchdrungen Von streitendem Gefühl, vor Angst und Wut. Von Zorn und angebornem Grimm bezwungen StrecU sie die Klauen aus und lechzt nach Blut: Doch lAeb' erweicht und fesselt sie nicht minder Und noch im Zorn blickt sie auf ihre Kinder.

lea. Ueber die Form vgl. Charis. p. 103, 24 Keil : leaena dicitur, non lea; sed Ovidius: '^nec lea cum catulis lactentibus ubera' praebet.

383. Die Quellen stimmen im Schluss der Sage nicht überein. Nach der alten attischen Version wird Prokne in die Nachtigall, Philomela in die Schwalbe verwandelt; so z. B. Apollod. III 193 195.

II 299—422. 229

Paus. X 4, 9. AP. IX 451. Achill. Tat. V 5. Bei andern, zumal Römern, wird die Geschichte umgedreht, Prokne in die Schwalbe (vgl. Verg. ge. IV 15) und Philomela in die Nachtigall (vgl. Mart. XIV 75) verwandelt. Nunmehr gilt auch meist Philomela als Gattin des Tereus und Mutter des Itys. und die Schwester ist Prokne. So z. B. Verg. ecl. 6, 81. ge. IV 511—515. Petron. 131. Ovid. amor. II 6, 7 (fast. II 853 ff. ist Prokne die Mutter des Itys und als Schwalbe gedacht, vgl. trist. III 12, 9).

Unbestimmt bleibt die Verwandlung z. B. bei Hes. opp. 568. Thuk. II 29. Nie. Eugen. II 329. V 116. Ov. trist. II 390, met. VI 668: qtmrum petit altera sihas, altera teda suhit.

Wesentlich weicht davon ab die Form, in der die Sage bei Homer erscheint (Od. XIX 518) : tog ö" öxa IJavöageov jcovqtj %kwQriig arjöiov y.aXov atiörjoiv eaQog veov lara^evoio, öevÖQäiov Iv TrerdXoioc iiad-eZofi^vri itw-ivoloiv, f/ t€ &a(.ia TQiojcCoGa yht Tto'kvYjxia <pa)vi]v, TtaXö" öXofpvQai-ievrj "ItvIov (piXov, ov tioxs x^^^'^V '^^f^^s ^i^^ äfpQaöiag, xovQov Zrj^olo ävanTog (vgl. auch die gehaltvollen Notizen im 'An- hange' der Ausgabe von Ameis-Hentze zu dieser Stelle). Vgl. Pherekyd. fr. 102 (FHG. I 95). Dazu Catull. 65, 13: qtialia sub densis ramorum concinit umbris Daulias absunipti fata gemens Ityli.

395. Ovid verlangt also, was Cato (p. 37 Jordan) ad lignum delere nennt.

31)9—408. Vgl. hierzu Tolkiehn, Homer und die römische Poesie p. 203.

415—418. Vgl. Athen. IX 371b ff. I 18.

415. lieber satureia vgl. Leunis, analytischer Leitfaden für den ersten wissenschaftlichen Unterricht in der Naturgeschichte. Zweites Heft" § 187 Nr. 204. Bei uns ist es Küchenkraut und wird zum Würzen der Bohnen gern verwendet.

421. Paus. I 42, 1 : ödxvvrat dh (in Megara) xat eozla S^sGjv IlQodQO^iwv y.akovf.iiviijv -d-voai de OffLGLV yJky.dd-ovv A^yoioi tvqCüxov, bt€ Tfjg oixoöof.iiag tov xeixovg cfxeXXev ägysad^ai. Tfjg öe koriag tyyhg tavTrjg korl Xi&og, ecp' ov xara^elvai kf'yovoiv liTtölXoiva Tr\v y.l&(xq(xv^ y^Xxdd^io To Tslxog ovveqyatöiuevov.

Felasgus steht hier adjektivisch, wie im Griechischen UeXaoyög öfters, vgl. Aesch. suppl. 879: dvÖQüv Tlekaoywv. Eur. Or. 1247: neXaoyov 'idog ^Qyeiwv. So unten V. 541 : quercAis Pelasgas. met. XIII 268: classe Pelasga u. oft.

422. Ueber die Zwiebel als acpQoöiaiayiöv vgl. noch Petron. 130. Plat. fr. 173 (I p. 646), V. 9: ßoXßovg ftkv onodiä öaf.iäoag v.ata- yva(.iaTi öevoag wg nXeioxovg didxQioye- xb yag de/iiag dvigog öqS-oI. Dazu Eustath. zu Hom. II. XXII 499 (p. 1283, 35) . . .xo atöolov evxBtvsf xoiovxov yaq (pvon yiaxa töiöxrjxa b ßoXßög.

Auch sei daran erinnert, dass man den Hähnen vor dem Kampfe gern Knoblauch zu fressen gab, um sie aufzuregen und mutiger zu machen; vgl. z. B. Xen. symp. 4, 9: enoi xohg dXe-nxQvövag o-aÖQoda aiTtoavreg ov^ßdXXovoi. Arist. equ. 494. In demselben Sinne wird

230 Ars amatoria (Anhang)

auch der TTiolvifj o^enaiiiit: Athen. VTII 356e. dazu dann wieder ein Citat aus Alexis (fr. 170 = II p. 360 Koek).

Von der Berühmtlieit der megarischen Zwiebeln zeugt auch die Thatsache, dass ein Kastell in Megaris Kgofi^iKov hiess (t6 yo6iii{u)vov ist die Zwiebel : Hom. II. XI 630), Vgl. Thuk. IV 42. Nach ihm war auch benannt ^ Kgou/urwrla oCg, r^r (paiav tcqooiovö- fiaCov (Plut. Thes. 9). Pausanias (11 1. 3) freilich leitet den Namen Kooiivchv Yon KqÖLioc %ov IJooeLÖtüvog ab.

Eine noch schnödere Anwendung der genannten Mittel findet 'sich bei Petron. 138: profert Oenothea scorfeum fascinwu, quod nt öleo et minnto pipere afque urticae frito circumdedit semine, ptcmJatim cocpif insercre ano meo.

423. Daher auch das Sprichwort bei Luc. rhet. praec. 11: TO '^lurftTLOv ot6(xu ävoiyELv.

441 f. Vgl. Ov. trist. IV 5, 3: cnius ah adloquiis anima haec morihunda revixit, ut vigil infusa Pallade flamma solet.

449. pervenit ad aures ein bei Ovid häufiger Versausgang: Zingerle, Ovid etc. II 77 f.

465. Vgl. Cat. 68. 125: vec tantum niveo gavisasf nlla cohmiho compar, quae mnJto dicitur improhius oscnJa mordenii semper decerpere rostro etc. Von der Zärtlichkeit der Tauben spricht auch ein Frag- ment, das dem Lucilius zugeschrieben wird (p. 164 Mueller, fr. XII): vincit columhas osmUs. Vgl. das hübsche Fragment des Mattius (Herondas ed. Crusius - p. 86, fr. 5) bei Gell. XX 9 : sinuque amkam refice frigidam caldo coUimhulatim lahra conserens lahris. Auch Maecenas bei Sen. ep. 114, 5: si quis feminae cincinnos crispat et lahris columhafvr etc. Ov. am. II 6, 56: oscuJa daf cupido hJanda columha mari. Prop. II 15, 27: exempJo iunctae tibi sint in amore columhae, masculus et totiim femina coniugium.

467 ff. Vgl. zu diesem Passus die hochinteressanten und treff- lichen Ausführungen von Ehode, der griechische Koman p. 201, Anm. 2.

474. rmlc. Vgl. auch III 515. 559.

486. oiuhg erscheint wohl zuerst bei Herodot (IV 23). Nach Aristoteles (probl. 33. 18) sind bekanntlich alle Kinder oiuoi: or]/iielov de xb za rraiöla Ttdvra elvai Giud.

501. Vgl. Bartsch, Albrecht von Halberstadt etc. p. III. 521. Ein alter, auch durch die Komödie ausgeprägter Knifl'. Vgl. z. B. Antiphanes fr. 148 (II p. 71 Kock):

tQXeiai, lUTegyer^ au, TtQOoeQyex^ av, lureg/STai, ff/.ti, TraoeOTi, QvjirtxaL, frgoGSQxerai, a/.irjtai, y.z6riLtx\ iv.ß )]y.\ IrzglßeTca, h)izei, oy.oTtuzca, oiiLLtzui, j.iioLC.t.zai, y.oouHz\ cü.eicpez' ' äy ö' e/)] zi drcäyykzoLi.

II 423—608. 231

Dazu Kock: 'sunt excusationes servulae dominam aliis negotiis occupatam esse viro vel amasio fingentis. describitur autem mulier Mju'rliines in Lj^sistrata similis'.

528. Vgl. auch Catull. 63, 66. Ov. met. XIV 708: interdiim madidas lacrimarum rore Coronas postihus nitendit, posuitgtie in limine duro mollc latus. Meleager in AP. V 190, 5: trtl ngod^vgoioi uaoavac oay.QvGLv axdijOio zovg i-ASTag az scfavovg.

537. Auch der Paian des Aristoteles auf die dgEzd mag hier erwähnt sein aus Athen. XV 696 b.

541. Vgl. Unger, über die Entstehung des Cultus von Dodona, im Philologus XXIV (1866) p. 392 ff. und Bergk ebenda XXXII (1873) p. 126 ff. Apollod. I 110.

556. Vgl. Zingerle, Ovid etc. I 102.

5G1 588. Zu dem Passus vgl. Tolkiehn, Homer und die römische Poesie p. 198.

Lüstern ausgemalt ist die ergötzliche Geschichte von Repo- sianus de concubitu Martis et Veneris (Anthol. Lat. ed. Riese Nr. 253 = I p. 170). Vgl. die Lemniacae catenae, von denen Venus zu Mars spricht bei Stat. Theb. III 274. Vgl. VII 63. Ueber die bildlichen Darstellungen von Mars und V^enus vgl. Furtwängler in Roschers Lexikon I 1 Sp. 492.

563. Mars pater. Vgl. Cato de agric. c. 141. Preller, Rom. Myth. I^ 335 Anm. 1.

566. Als Grradivus erscheint Mars z. B. in der Schlacht vom Jahre 282 gegen die Lucaner und Bruttier, in welcher er in der Gestalt eines unbekannten Jünglings den Römern vorausschreitet: vgl. die ausführliche Erzählung bei Val. Max. I 8, 6. Vgl. auch Peter im Anhang zu Ov. fast. II 861.

567 f. Vgl. Tolkiehn, Homer und die römische Poesie p. 187. Ein Gegenstück ist übrigens die Besorgnis der Penelope (Ov. her. 1, 77): forsitan et narres, quam sif tibi rustica coniunx, quae tauf um Janas non sinat esse rüdes.

593. Jiwvri ist zunächst eine Weiterbildung von Zevg Jiog: vgl. Et. Magn. sub verbo und Roschers Lexikon I 1 Sp. 1028, wo weiteres Material zu finden ist.

598. ignis et unda. Vgl. auch Marquardt-Mau, Privataltertümer I ^ p. 56 Anm. 2.

608. Nach Pindar Ol. 1, 56 vermochte er die Fülle seines Glückes nicht zu ertragen {alla yäg y^aiartsipat /nsyav olßov ovy. iöwdod-rj, YMQio ö' ehv arav vttsqotiIov) und liess sich dazu verleiten ad-avdxcDV ozc -/.Hipaig dkiAeooL ovjiiTtÖTaig veytraQ df^ißgooLav rs dGr/.ev. Diesen Diebstahl und die garrulitas nennt Apollod. epit. 2, 1 als Grund seiner Bestrafung. Die von Pind. 1. 1. v. 47—52 erwähnte Sage geht dahin, dass Tantalos seinen Sohn Pelops zerstückelt und den Göttern beim ]\Iahle vorgesetzt habe, um ihre Allwissenheit zu prüfen. Pindar weist dies als unwürdig zurück (vgl. Eur. Ipli. Taur. 386 ff.) und erklärt das Verschwinden des Pelops dadurch,

232 Ars amatoria (Anhang)

dass Poseidon von Liebe zu seiner Schönheit ergriffen, ihn zu sich entführt habe (v. 41 : '^ykaozQiaivav aqTtdaai öauhna (pQsvag i/Ltego) xtA.). Die Darstellung der Strafen des Tantalos in der Lesch'e zu Delphi erwähnt Paus. X 31, 12. Ueber die Sage von Tantalos vgl. auch H. D. Müller, Mvthologie der griechischen Stämme (Göt- tingen 1861) II 150 ff. Auch Zingerle, kl. phil. Abhdl. III 67.

613. Die litterarischen Zeugnisse sind gesammelt von Over- beck, die antiken Schriftquellen etc. p. 236 ff. Zur Situation vgl. noch das Epigramm des Rufinus (AP. V 59). Steht laeva vielleicht mit Absicht, um einen erotischen Scherz anzubringen? vgl. zu V. 706. Zur Stellung von vclatnina vgl. III 267 und Zingerle. Ovid etc. I 16.

652. adoptivas. Vgl. die hübschen Bemerkungen von Rudolf Hildebrand, vom deutschen Sprachunterricht in der Schule etc.* Leipz. u. Berl. 1898 p. 26 (über das Geschlecht der Deminutiva im Deutschen: der Baum, das Bäumchen etc., wo der junge Baum als Kind des grossen gedacht wird).

657. Nach Aesch. 1, 126 sagte Demosthenes von seinem Spitz- namen Bdialog: Tavriqv i^ VTrO/iOQiO/nazog TLx\h]g zijv i7iiovvf.dav f'xtü. Umgedreht wird der Spiess rem. am. 325: qua potes in peius dotes deflecte puellae iudiciumque hrevi limife falle tuum. ltirgida\ si plenast, si fuscast, 'nigra" vocetur; in gracili "macies' crimen habere potest ; et poterit dici 'pctidans', quae rustica non est, et poterit dici 'riistica', siqua probast.

680. tahella. Vgl. auch carm. Priap. 4: ohscenas rigido deo tdbellas \ dicans ex Elephantidos lihellis \ dat donuni Lalage rogatque, temptes, \ si picfas opus edat ad figuras. Lactant. de mort. pers. 5, 3. Anth. Lat. ed. Riese I ^ Nr. 429, 7 (p. 328) : nunc collo molles circuni diffusa lacertos inflectat niveuni seniisupina latus, inque modos omnes dulcis imitata tabellas transeat et lecto pendeat illa meo etc.

684. Ovid und die Knabenliebe. Vgl. noch Comparetti, Virgil im Mittelalter, übersetzt von H. Dütschke (Leipzig 1875) p. 80 Anm. 2. Ueber die Stellung der anderen Erotiker zu dieser Frage vgl. folgende Aufsätze:

Catull: 0. Harnecker, des Catullus Juventiuslieder (Fleck- eisens Jahrbücher 1886 (XXXII) p. 273—279). TibuU: Friedrich Wilhelm, zu Tibullus I 4 (satura Viadrina

1896) p. 48-58. Properz: Th. Birt, Bemerkungen zum 'ersten Buche' des Properz (Rhein. Mus. XXXVIII (1883) p. 197—221, nament- lich p. 215.

689 ff. Vgl. zu dem ganzen Passus noch Achill. Tat. II 37 (zumal § 6 ff.).

691. Ueber den Gebrauch von ocellus vgl. Zingerle. Ovid etc. I 129.

703—732. Diese, me die Schlusstelle des IIL Buches (769-808)

II 613-703. 233

hat nach Ribbeck, Geschichte der römischen Dichtung II ^ 263 ihren Rohstoif aus Hetärenbüchern entlehnt. Dass Ovid der- artige Litteratur kannte, wird niemand bezweifehi wollen, aber ebenso wenig wird man sagen können, wieviel in diesen beiden Stellen der Erinnerung, wieviel eigener Phantasie zu verdanken ist. Dass eine pornographische Litteratur von überaus grossem Umfange existiert hat, scheint zweifellos ; die uns darüber erhaltenen Nachrichten bis ins einzelne zu verfolgen, spürte ich jedoch kein Verlangen. Nur der Vollständigkeit halber seien auch hierüber ein paar Bemerkungen gemacht.

Mit wenig Galanterie halten die Griechen eine Dame für die erste, welche sich in derartiger Litteratur versucht hat : nach einer thörichten Notiz bei Suidas hat Astyanassa, eine Magd der Helena, erotische ax'?."«'^" zuerst schriftstellerisch dargestellt; vgl. Suidas: ^AOTvdvaooa ^EXivrjg Tfjg MeveMov d^sqärcaiva fjrig TCQWTiq rag kv ifj ovvovoia y.axaY.liöug svQev xat eyQaipe. tcbqI oxTif-iccTiov avvovai,aaTi'/.ä}v. Solche ax^jiiiccTa, von deren Art wir uns durch die Schlussverse des III. Buches von Ovids Ars eine Vorstellung machen können, hatte dann eine gewisse Philainis in Büchern zur Darstellung gebracht; ihr TtsQi acpQodiauov ä^ölaoTOv ovyyQaf.ii.ia erwähnt Athenaeus VIII 335 b. Freilich in einer Grabschrift, die ihr JIoxquov 6 Idf.iiog gesetzt hatte, verteidigt sie sich energisch gegen diese Urheber- schaft (ebenda c):

eyco 0iXatvlg fj ^Tiißtozog avdQihnoig Ivrav^a yrjQCf tö» (.la'KQcp xeyioiiiir]!.iai. (.nq ju^ d> (.icciaiE vavra, ttjv äxgav y.d(.i7i%iov X^svr]v T€ TtOLEv xat yiXuora y.al Ida^rjv 5 ov yccQ jua xov Zevv, ov fia rovg xarw -kovqovq, ovy. fjv ig avögag fidx^og ovöh ör]i.i(i)drjg ' noXvY.Qdxrig de trjv ysv^v ^Ad-rjvalog , XöycDV TL naL7idXri(.ia xat xaxj) yXCbooa, eyqaxjjev, aao^ eyqaip- iyw yccQ ovx oiöa.

Diese Philainis wird auch sonst genannt ; vgl. noch Athen. V 220 f. : . . . ä ovt€ Nixiü f] Ia(.iLa i) KaXlLOrgdTri rj Aeaßia fj 0iXaivlg fj yie.v- xaöia, dXX' ovök ö ^^rjvalog TIvd-övi-Kog oweioQdyiaoiv nöd-iov d^eXyr^iQU. Lucian. am. 28. pseudol. 24 u. s. Weiter vgl. Suidas sub JrifuoxdQrjg, Siehe auch Welcker, kleine Schriften II p. 87, Anm. 16. Nicht minder berüchtigt war eine Elephantis oder Elephantine, die aus Martial (XII 43, 4) bekannt ist. Vgl. das Suetoncitat im Kommentar zu V. 680. Priap. 4. Dazu weiteres bei Athen. XIII 567 a. VIII 335. Phot. bibl. p. 480. Heinsius zu Ov. trist. II 411 ff. Diese Andeutungen mögen genügen; wer mehr will, wende sich an Fabricius-Harles, bibliotheca graeca VIII (1802) p. 156 ff. Vgl. auch Friedrich Wilhelm, zu Achilles Tatius (im Rhein. Mus. LVII p. 55—75).

703 ff. Um wenigstens eine Parallele zu dieser etwas gewagten

234 Ars amatoria Anhang)

Partie zu geben, so sei erinnert an ein Gedicht des Johannes Secundus (opera. Parisiis 1748; da von p. 253 an das hier gemeinte epWmlamium Jascivnm). das seinerseits Avieder Joh. Christ. Günther nachgeahmt hat: vgl. Sammlung öon ^pf)Qnn (£{]rii'ttün 6)ünt(}er5, au§ (£d)Ieüen, bi§ anfiero {)erau«qeqebenen ©ebiditen etc. S3ierbte Stuflage. «öreBlau unb ßeipäig, 53et) W\d)at[ |)ubert. 1746. Bd. 11 p. 925—930: ^od)'iett=Sd)er^. iJJai^ Stnlcitung bes Satetnifc^en aus bem Johanne Secundo.

706. manus Jaeva. Vgh noch Mart. XI 58, 11. Erwähnt sei auch der Vers aus dem Epithalamium Laurentii (vgl. den Kom- mentar zu III 515j bei Riese, anthol. Lat. I 2 Xr. 742. 84 (p. 215): tnrgeniesque simul constriiujit Jaeva papiUas. Plaut, mil. glor. II 2.48 (203): nisam laevo in fcmine habet lacvam mamim. Ov. am. II 15, 11: iunc ego te cupiam, clomina, et ietigisse papülas et laevam timicis inseruisse manum.

Ferner sei daran erinnert, dass die linke Hand die mamis furtifiea (Plaut. Pers. II 2. 44 (226j ist : vgl. die Erklärer zu Catull. 12, 1: Marruchie Asini, manu sinistra non belle uferis in ioco atque vino: follis lintea neglefientiorum.

709 716. Zu dieser schnöden Verwendung der homerischen Poesie vgl. Tolkiehn, Homer und die römische Poesie p. 202, Anm. 3. Er vergleicht das 68. priapeische Gedicht, in dem sich ..Priap als gelehrter Homeriker zeigt und zur natürlichen Erklärung von Ilias und Odyssee nach seiner Lebensanschauuno- beiträgt" i Ribbeck. RD. II- 366).

719 ff. Aehnliche erotische Finessen, jedoch bei einem Knaben angewandt, berichtet Lucian. amor. 53 am Ende.

732. Zu eq_uo vgl. noch Ariost. ras. Rol. XXVIII 64.

Drittes Buch.

1. Darstellungen aus dem Kampfe zwischen Penthesileia und Achilles erwähnt Pausanias XI 5, 6: TÜ.cLzcdu d' Iv tT] yoarff^ TTei'- &eot/.eid uffuoa riy Wixrv y.ul l-Jyj/./.ii^ uviyiov lorh' airrj'j' (auf den iqi'f.iaTu der Zeusstatue in Olj'mpia): vgl. auch X 31. 8. Die Sage war in der ytid^ionig behandelt : s. Ep. Gr. Fr. ed. Kinkel I p. 32 ff.

19. Eine Komödie Alkestis des Antiphanes erwähnt Athenaeus mehrfach (bei Kock II p. 22j ; vgl. Meineke FCG. I p. 324. Ueber die Alcestis des Attius (Priscian. IX p. 867. 893) ist ebenso wenig bekannt wie über die des Laevius (Gell. XIX 7. 2).

21. Ueber die treue, dem Gatten in den Tod nachfolgende Gattin vgl. Lasaulx, Abhdl. der ba}T. Akad. VII (1853) 49. Auch Oinone stürzt sich in die Flammen, welche die Leiche des Paris verzehren: Quint. Smyrn. posthom. X 464: i] de luv ov ti. aucfadbv oj^ u&Qr^oe, yor^ouTO rtioauevi] ttsq. aü.u y.a/.vipauevi] n:eQc .qxiQti y.a/.a Tiqöoiona ulipa sivof] IraTta/.io /.i/..

II 706-732. III 1—129. 235

35. Vg"l. AP. VII 285, 3 : d' dozea ttov tcot' iy.sivov nvd-irai, ■aiS-viaig (Hom. Od. V 337) yvioora aövaic. hsTTEiv. Hor. epod. 10,21: opima quodsi praecla ciirvo Jitorc porrccta nicrgos mveris.

87. Dass für die uns erhaltenen Darstellimg-eii der Phyllissage Kallimaclios das Vorbild gewesen sei, hat Erwin Rohde wahrschein- lich gemacht (Der griechische ßoman 473, 2). Ovids Freund Tuscus hatte ein Gedicht 'Phyllis' geschrieben: Ov. ex Ponto IV 16. 20. Teulfel EL. I ^ 252, 8. Ribbeck ED. II -, 249.

40. 'Es liegt etwas verhängnisvolles darin, dass Dido durch das von ihr selbst zum Geschenk erbetene Schwert des Aeneas ihren Tod findet: gleichen Tod fanden Herkules. Hektor und Aiax." Ladewig zu Verg. Aen. IV 647.

49 f. Belegstellen über die Palinodie des Stesichoros findet man gesammelt bei Kleine. Stesichori Himerensis fragmenta. Berol. 1828 p. 21 f. 91 ff. Dazu Welcker in Jahns Jahrbuch. IX (1829) p. 271 ff Nachweise über das seitdem übliche ^la/urwöiav lideiv bei den Er- klärern zu Plat. Phaedr. p. 244 a und bei Kleine a. a. 0. p. 97 f. Die Geschichte von dem eidtolov hat dann Euripides in seiner Helena poetisch ausgestaltet. Vgl. noch Lehrs in den Abhdl. der Kgl. deutsch. Gesellsch. zu Königsberg, Samml. II, 1832, p. 109 ff'.

83. Selene und Endymion. Die Sage wohl zuerst bei Sappho (vgl. den schol. zu Apoll. Eliod. IV 57 = PLG. ed. Bergk III* p. 132, Sapph. fr. 134). Nachweise bei Röscher, Lexikon I 1 Sp. 1247. Ausser den dort angeführten Stellen vgl. noch Plat. Phaed. 72 b. Strab. XIV 636 a: jiuxobv ö' amod-tv öiaßdvti Troxauioy.ov nqog TU) yld%(-uo öu^vvraL xdtpog ^Evdif.iuiJvog ev xlvi aTtrjlauo. Apollod. I 56. Paus. V 1, 4. Meleager in AP. V 164. Nie. Eug. VIII 115. Prop. II 15, 15: nudus et Endymion Phoehi cepisse sororem dicitur et imdae comuhuisse deae. S. Lobeck, Aglaopham. II p. 1090. Rohde, Gr. R. 93, 1. Ueber bildliche Darstellungen Röscher a. a. 0. Sp. 1248.

113. cmrea Roma. Vgl. Jordan, Topographie der Stadt Rom im Altertum, 11 374. 425. Friedländer, Sittengeschichte I 64.

115if. Aehnliche Gedanken führt Ovid mehrfach aus; vgl. fast. I 243 : hie, uhi nunc Romast, incaedua silva virebat, tantaque res paucis pascua bubiis erat. II 280. III 71 etc.

117. curia. Litteratur bei Richter Topographie - p. 95 Anm.

119. Ueber den Plural Palatia vgl. Rothstein zu Prop. IV 1, 3.

126. Bauten im Meer. Vgl. noch Prop. III 18, 1. Manil. astron. IV 261 : cernere suh terris imdas, inducere tcrris, ipsao[tie con- ■versis aspergere fluctibus astra, Jitorihusque novis per Inxum Hludcre ponto, et varios fahricare lacos et flumina ficta et peregrinantcs domibus s^ispendere rivos, mille sub hoc habitant artes, quas tcmperat unda. Mehr bei Friedländer, Sittengeschichte III 91.

129. Das Uebertreiben dieses Luxus tadelt Seneca an einer anderen Stelle; vgl. de vita beata VII 9, 4: video nnioncs non sin- gidos singidis anrihus comparatos. iam enim exercitatae anres oiteri ferendo sunt : iunguntur inter se et insuper alii Unis superpommtur.

236 -Ajs amatorla (Anhang)

130. Vgl. Zingerle, kl. pliil. Abhandl. II 84.

131. Aelmlich im Griechischen TtQoävai, vgl. Luc. dial. meretr. 6, 2 : ogäg, o'i'a tcqösloi.

133. Was Ovid den römischen Damen seiner Zeit ganz be- sonders empfiehlt, eine kunstvolle Frisur zu tragen und nach Ab- wechselung in der Haartracht zu streben, galt in den bescheidenen Zeiten des alten Rom als ein grosses Aergernis, vgl. die Geschichte von der Claudia Quinta im IV. Buch von Ovids Fasten; von ihr heisst es da (V. 309) : cultus et ornatis varic prodisse capilUs obfuit ad rigidos promptaque lirnjua senes. Auch daran sei erinnert, dass noch bei Plautus eine kunstvollere Haartracht als Kennzeichen der meretrix gilt.

134. Die Haartoilette wurde mit ausserordentlicher Sorgfalt betrieben. Bekannt ist die Juvenalsche Schilderung (II 6, 490 ff.). Hier ist die ornatrix die arme Psecas, aber ausser ihr arbeitet noch eine zweite Sklavin mit. und eine alte, schon in den Ruhe- stand gesetzte Sklavin steht dabei, um ihr Urteil abzugeben.

155. Unter Oechalia ist hier die Stadt auf Euboea zu ver- stehen: das ist die ältere Form der Sage, und sie war wohl auch in der Oi^aUag aXwoig (Kinkel p. 60 ff.) gemeint. Uebrigens war es schon im Altertume eine strittige Frage, welche der so heissenden Städte gemeint sei: vgl. Strab. IX 438b: ttjv ö" Oixallav nöltv EvQVTOv hyo/iihrjv ev xe zolg röicoig romoig (in der Gegend von Trikka) ioTOQOvöi xat iv Evßoia -/.al Iv '^Q^aöia, xal (.iETOVO(.iälI,ovOLV aXXot älkojg, o y.ai ev zolg neloTtowrjaLaaolg (= VIII 339 b) eiQrjiai. negl de tovxojv ^rjTOüai xat ^äXioxa xig -qv fj vno '^Hqay.Xiovg alovoa, xa« 7t€Ql xLvog ovviyQaxpev b noiijoag ttjv Ocxa^iag aXiooLv. Vgl. dazu nach Paus. IV 2, 3. Verg. Aen. VIII 291.

163. Vgl. noch Servius zu Verg. Aen. IV 698. Cato orig. VII 9 (p. 29 Jordan). Galen. XII p. 434. 445 Kühn (Rezepte). Reiches Material ferner bei Oehler zu Tertull. de cultu femin. II 6 (I p. 721 Anm. b).

165. Ueber Perücken vgl. Marquardt-Mau , Privatleben II - 603 f.

168. Hercules und die Musen. Vgl. A. Klügmann, Hercules Musarum (commentationes philologae in honorem Theodori Mommseni etc. Berol. 1877, p. 262—267).

172. Zum Versanfang vgl. met. VI 170: 'quis furor, audüos* inquit 'praeponere visis caelestes?^

173 f. Vgl. auch Tertull. de cult. fem. I 8 (I p. 710 Oehler).

177. habet quoque nomen ah undis. Das ist die vestis undulata, von der Varro spricht (bei Nonius 189, 25); vgl. Plin. nat. hist. Vm 194.

181. Ueber den Namen ccfiid^voTog spricht Plin. nat. hist. XXXVII 121. Vgl. noch AP. IX 748. 752.

Ueber ein Verbot des Kaisers Nero betreffs des amethystini ac Tyrii eoloris vgl. Suet. Nero 32.

III 130-270. 237

193. Ueber diese rhetorische Fij^ur, welche die Griechen Tiagd- Isiifjig nennen, vg"l. z. B. Demetrius de elocut. 263 : ojg ö' av xal h oxt}- (.lÜTiov ylyvoiTO ÖEivÖTr^g, Xe^of-uv. fx ^lev ovv jwv Tfjg öiavoiag axrj/^idrcjv, iy. f.i€V zfig TtaQaXeixpeiog dvof.iaCoi.ievrjg oiktog- "OXvv-d'Ov /iiev di] xai Med'cövrjv xal ^ATtoXXioviav xai ovo y.a.l tqidy.ovTa nöXeig rag Inl ßqay.rig €w- (Demosth. p. 117) ev yccQ rovrotg xai «t^jjx« TtdvTa, oaa ov ksTO, xal TtagalLTtalv avrd rprjaiv, a>g öeivörega eiTtslv e'xcov ereqa. Weiteres beim auctor ad Herennium IV 27, 37, der diese Figur ocaiUafio nennt (so Spalding- zu Quintil. IX 3, 98 : in den Hss. steht sinnlos occupatio). Ausführlich darüber Volkmann, die Rhe- torik der Griechen und Römer 2. Aufl. Leipzig 1885, p. 501 ff.

194. Auch diese Vorschrift wurde freilich in bedenklicher Weise übertrieben. So pflegte man den Lieblingssklaven die Haare vom Körper abzuschaben oder auszuziehen, um ihnen ein mädchen- haftes Aussehen zu verleihen. CatuU. 61, 141 : diceris male te a tuis ungtientafe gJahris morife ahstinere: seä ahstine. Seneca ep. 47, 7: iamqiic militari hahitu glaher retritis pilis auf penitus evtdsis tota nocte pervigilat, qtiam inter ebrictatem clomini ac libiclineni dividit et in cuhi- cido vir, in convivio puer est. de brev. vit. 12, 5. Vgl. Mart. IV 28, 7. XIV 205: sit nobis aetate puer, non pumice levis. Juven. IV 11, 156: nee piipillares defert in balnea raucus testiculos, nee vellendas iam praebuit alas.

196. Vgl. Olympiod. bei Stallbaum zu Plat. Gorg. 521 b : fj ticcq- OL(xia avTrj «x tov Tr^lerpov eailv EvqittIöov (s. fr. 704 Nauck "). ixel yccQ egiorä rig ttsoI tov Tr^Xecpov xa/ (fr^oi rb Mvoov Ti]l€q)ov ■ml. Vgl. scliol. zu Plat. Theaet. p. 209 b (Piaton ed. Dübner III p. 287, 67). Mehr im corpus paroemiogr. Graec. I p. 411, Anm. 85.

199 f. Vgl. auch Plat. Gorg. p. 465 b.

201. Vgl. noch Mart. IX 37, 6. Apul. met. VIII 27: . . . oculis ohunctis graphice prodeunt, wo Hildebrand weitere Nachweise giebt (I p. 731).

203. Ueber das Malen der Augen giebt noch Aufschluss Juven. I 2, 93: nie supercilimn madida fidigine tincfum ohliqria producit acu pingitque trementes attoUens ociüos. Vgl. Becker-Göll, Gallus III p. 166.

211. Hör. AP. 277 (vgl. Arist. nub. 296 mit dem schol.) ist fremdartig: hier dient die Hefe dazu, das Gesicht der Darsteller unkenntlich zu machen. Ein ähnliches, noch beliebteres Schön- heitsmittel war aber die Eselsmilch; vgl. Plin. nat. hist. XI 238. XXVIII 183.

213. Das oesypurn hatte eine überaus vielfache Verwendung: näheres ersieht man aus dem Index der Pliniusausgabe von Julius Sillig s. V. (Bd. VIII, Gotha 1858 p. 103).

269. Vgl. den Anhang zu I 214.

270. Bei Pharius piscis hat man sogar an das Krokodil ge- dacht, das allerdings in der Kosmetik eine ebenso wenig appetit- liche, wie nicht unwichtige Rolle spielte. Vgl. darüber Plin. nat. hist. XXVIII 108: ob id intestina eius diligenter exquiruntur iu£tindo

238 Ars amatoria (Anhang)

nitore farta. Clem. AI. paed. p. 255 Pott.: tqIc, yag, ovx aTta^ äno- kiokevui bi/.ciiai yigoxoösüuov änoitazoig xgco^uevai y.zl. So schon Hör. epod. 12, 11: stcrcore fncatus crocodiU.

272. Ueber die neQio-/.eUdeg vgl. Pollux V 99 u. 100. Hör. ep. I 17. 56. Weitere Nachweise giebt Oehler zu Tertull. de cult. feniin.^II 13 (I p. 783 Anm. f).

274. Das Buseiiband, welches einigermassen die Stelle des Torsets' vertritt, diente nur dazu, den Busen zu heben oder auch einen allzu üppig entwickelten einzuschränken. Die Geschmacklosig- keit des modernen Schnürens wäre den Alten greulich erschienen. Dem widersprechen nicht Stellen wie Ter. Eun. II 3, 21 tf., denn gerade diese Stelle enthält eine Missbilligung solcher Unnatur, auch berechtigen die AVorte virn-to pectore keineswegs den Gedanken an ein Schnüren in unserem Sinne. Zweck war eben nur, den allzu starken Busen einzuschränken. Der Grieche hatte für dieses Kleidungsstück eine grosse Zahl von Namen: vgl. Becker, Charikles III 226. Die üblichsten lateinischen Benennungen sind fascia, vgl. Mart. XIV 134 (mit dem Lemma "fascia pcdoralis'): fascia cresccntes cloniinae compesce papillas ut sit qtiod capiat nostra fe(/atque manus; taenia, vgl. Apul. met. X 21: taenia, qua decoras devinxemt papillas; mamillare (Lemma Mart. XIV 66); auch strophiuni, vgl. Catull. 64, 65: non tereti strophio lactcntis vinda papillas.

276. Vgl. Paldamus, röm. Erotik p. 61.

283. vvi.i(pr< dagegen ist das Grübchen im Kinn; vgl. Pollux II 90. Ueber yslaolvog vgl. auch das Epigramm des Piufinus (AP. V 34) : auch hier ist es das Grübchen, aber an einer ganz anderen Körperstelle. Vgl. auch Auson. ep. 4, 33 (p. 246 Peiper): qui veste reduda ostentat foedas prope turpia niembra lacunas perfossasque nates vicino podice nudat. yelaoivoi (ddövzsg) erwähnt Pollux II 91 : die vorderen Zähne, die beim Lachen sichtbar werden.

302. Vgl. auch Nonius p. 34 (I p. 47, 12 Muell.): divaricari est distendi, diduni ah his, qui vifio nafitrae ita sunt pedihus discretis, ut eos in diversmn hahcant separatos. Die Bedeutung von varus geht übrigens am deutlichsten aus Apul. met. I 13 hervor, wo das Ad- verbium varicus in ähnlichem, aber obscönem Sinne gebraucht wird. Vgl. noch Nonius 25, 10 (I p. 35 M.): vatax et varicosus, pedihus vitiosis. Lucilius lib. XXVIII (p. 103 Muell.) : ut si progeniem anti- quam qua est Maximu'' Quintus qua varicosu' vatax. Schon bei Plautus. vgl. z. B. mercat. III 4, 54 (639).

310. Vgl. noch Suet. Caligula 33: quoticus tixoris vel amiculae Collum exosctdaretur etc.

311. In anderer Tendenz verwendet Cicero (de finib. V 18, 49) das Sirenenabenteuer: Neque enini vocum suaintate videntur aut no- vitaie quadam et varietaie cantandi revocare eos solitae, qui praeter- vehebant'ur, sed quia multa se scire profitehantur , ut homines ad eartim saxa disccndi cupiditate adhaerescerent. Er führt

ni 272-329. 239

dann den Sirenengesang in seiner eigenen Uebersetzung an und sagt dann : Vklit Homerus prohari fabulnut non posse, si cantmncuUs fantiis vir irretitus terwrdur : scientiam jjolliccnfKr, quam non traf miriim sa- picntiae rnpido patria esse cariorem. Vgl. über die Sirenen auch Ameis-Hentze im Anhang zu Honi. Od. XII 39.

317. Arien und Melodieen aus dem Theater wurden nicht nur sehr schnell populär, sondern landen auch feines Verständnis. Da- für ist ein interessanter Beleg bei Cicero (acad. prior. II 7, 20): quam nmlfa, qnae nos fugiunt in canfn, excmdiunt in eo genere exer- citdti .' qiii primo inflatu fihicinis Aniiopam esse aiunt, mit Anclro- maehen, cum id nos ne snspicamur qttidem.

318. Die ägyptischen Gesänge werden den gaditanischen ähn- lich gewesen sein, vgl. den Kommentar. Die pucllac Gadifanae aber waren wegen ihrer lüsternen Gesänge und Tänze berühmt. Vgl. Mart. V 78, 26. Plin. ep. I 15, 3. Juven. IV 11, 162 ff. mit den Erklär ern.

321—324. Orpheus und Amphion werden auch sonst oft zusammen gestellt als Ideale der musischen Kunst; vgl. z. B. Paus. IX 17, 7 : TOi\; dh naga to \-J^i(piovog f.m]i.ia Jud^ovi^, ot y.dzcijd-tv vtto- ßißlrjvrai, f.ajie älhog elgyao/iievoL 7i(jbg ib äxQißeoiaTOv, exeivag eival fpaoL Tccg TtäiQag al rfj wöfj roC ^^/Lupiovog fjy.olov^rioav. TOiavta de exeqa Xeytrai -/.cd TCtql Vgcpscog, wc; y.i^c<QCüöovvi(, tjtOLto airip rcc difjQia. (Aehnlich VI 20, 18.) Hör. AP. 391: silvesfres liomines sacer interprcsqiie dcorum caedihus et victii foedo deterruit Orpheus, dicius ab hoc lenire iigres rahidosqtie Jeones; dictus et Amphion, Thebanae con- ditor arcis, saxa movere sono testudinis et prcce blanda duccre quo vellet. Prep. III 2, 1 : Orphea detinuisse feras et concita dicimt flumina TJirdcia sustinuisse lyra: saxa Cithaeronis Thebas agitata per artem sponte sua in muri mcmbra coisse ferunt.

322. Erwähnt sei noch, dass nach dem Scholiasten zu Hom. II. VIII 368 P i n d a r den Kerberos als hundertköpfig dargestellt hat (Piud. fr. 249 Christ.); vgl. Hoi-. carm. II 13, 34: belua centiceps. Sen. apocol. 13.

325 f. Zum Andenken an die wunderbare Begebenheit war 'Igiovog apdd-ijjtia od luya enl Tcuvüqco, htl JeXcplvog kjtetov ävO-Qwnog. Vgl. Paus. III 25, 7. Aelian (bist. an. XII 45) hat es noch ge- sehen, und nennt auch die Inschrift: d^avccTcov 7io(.i7taloiv i^giova Kv-/Xovog vtov ix IiysloD TrsXdyovg owoev oxriua röös. Vgl. Welcker, der Delphin des Arion und die Kraniche des Ibykos (kleine Schriften I p. 89 ff.).

329 ff. Ueber die litterarische Bildung der Frauen vgl. auch E. Rohde, der griechische Roman p. 65 ff.

329. Ob Philetas wirklich der Lehrer des Theokrit gewesen ist, oder ob dies nicht nur ein voreiliger Schluss aus Theokr. 7, 40 ist, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Vgl. Bernhardy, Grundriss der griech. Litter. II 2 " p. 566.

Ueber die Zusammenstellung des Kallimachos mit Philetas und

240 Ars amatoria (Anhang)

Über die Frage, welche seiner Dichtungen gemeint seien, vgl. Rohde, Gr. R.- 95, 1.

330. Vgl. auch das Epigramm des Krinagoras (AP. IX 239):

ßißXoiv fj yXvxegr^ Ivqiymv sv TSvx^'i T(i)Ö€ rtevtag d/uiuijtojv eqya (pigu XaQiTwv,

yivaxgeiovTog, äg ö Trjlog ö fjdbg Trgeaßvg eygaipev )] Ttag^ olvov rj ovv '^If.iiqoig xtA.

331. Der Kommentar muss sich auf Andeutungen beschränken ; von der sehr umfangreichen Litteratur über den Gegenstand sei erwähnt : Welcker, Sappho von einem herrschenden Vorurteil befreit (Kl. Sehr. II 80—144); vgl. Rhein. Mus. XI (1857) p. 226—259; Beloch, griech. Geschichte I 258. Wilamowitz, Göttinger Gelehrte Anzeigen 1896 p. 623 ff. William Mure, Sappho and tlie Ideal love of the Greeks (Rhein. Mus. XII, 1857 p. 564—593).

Anakreons Name wird oft mit dem der Sappho zusammen ge- nannt; vgl. z. B. Athen. XIII 599 c.

333. Vgl. 0. Hennig, de Ovidii sodalibus. Berl. 1883. Zingerle, Ovid etc. I 109. I 54 (Tibull), II 48 (Vergil).

337. Vgl. Dütschke in seiner Uebersetzung von Comparetti, Virgil im Mittelalter, Leipzig 1875 p. 11 Anm. 1.

338. Vgl. Quintil. X 1, 85: itaqiie tit apud illos Homerus, sie apud nos Vergil ius auspicatissimum dederit exordium, omnium eins ge^ieris poetarum Graecorum nostrorumque haud dubie ei proximus. iitar enim verhis isdem, quae ex Afro DomiUo iuvenis excepi, qui mihi inierroganti, quem Homero crederet maxime mcedere: secutidus, inquit, est Vergilius, propior tarnen primo quam tertio. et hercide ut Uli naturae caelesfi atque immortali cesserimus, ita curae et diligenfiae vel ideo in hoc plus est, qiiod ei fuit magis laborandum, et quantum eminentibus vincimur, fortasse aequalitate pensamus. ceteri omnes longe sequentur. Stat. Theb. XII 816: divinam Aeneida.

346. Vgl. H. Peter, der Brief in der Römischen Litteratur. Abhandlungen der phil. bist. Klasse der Königl. Sachs. Gesellsch. d. Wissensch. XX, III p. 188 ff.

348. Ueber die Zahl der Musen vgl. Preller-Robert, Gr. M. I * p. 491.^

357 if. Die eingehendste Beschreibung des ludus latmnculorum findet sich bei Calpurnius(?) de laude Pisonis V. 192 ff. : abgedruckt z. B. bei Baehrens, poetae Latini minores I 221 ff.

363 f. Näheres über das Spiel ergiebt sich aus dem Epigramm des Agathias in AP. IX 482.

383 ff. Ueber die Leibesübungen auf dem Marsfelde vgl. auch Becker, Topographie der Stadt Rom (^ Handbuch der röm. Altert. Bd. I, Leipzig 1843) p. 631. Auch die Aufzählung im Gedicht de laude Pisonis V. 178 ff. (poetae Latini minores ed. Baehrens I p. 232).

384. Reitsport. Vgl. auch Stat. silv. V 2, 113: ipse ego te

III 330—403. 241

nt(per Tiberino in litore vidi, qua Ti/rrhena vadis Laiirentihtis aesfuat unda, tentantem cursus vexanteniqiw ilia nuda calce ferocis equi, vultu dextraque minacem.

385. Virgo. Weiter sagt Frontin de aqu. I 10 : concipitur Virgo via CoUatia ad miliarium octavum palustrihus locis signino circumiecto coniinendantm scafurriginum causa, adiuvatur complurihus aliis ad- quisitionihus. venit per longitudinem passuum decem quattuor niilium centum quisque: ex eo rivo subterraneo passuum decem duum milium octingentormn sexaginta quinque, stipra terram per passus miJle ducentos quadraginta: ex eo suhstructione rivorum locis complurihus passuum quingentorum quadraginta, opere arcuato passuum scpUngentorum. ad- quisifionum ductus rivi stibterranei efficiunt passus mille quadringentos quinque.

386. Vgl. Zingerle. kl. pliilol. AWiandl. II 84.

390. Der Gott selbst erhielt nach seiner Mithilfe in der acti- schen Seeschlacht den Beinamen Navalis, vgl. Prop. IV 1, 3: atque uhi Navali stanf sacra PaJatia Plioebo.

399. Bei den Römern ist die Form TJiamyras häufiger, so auch Prop. II 22, 19 : me licet et Thamyrae cantoris fata sequantur. Ov. am. III 7, 62: quid misertim Thamyram picta tahella iuvat? So öfter, doch kommt auch Thamyris vor, vgl. z. B. Stat. Theb. IV 183.

Uebrigens giebt es auch im Griechischen die Form Oa/iwQag: Plat. leg. VIII 829 e, rep. X 620 a: ßa^ivgov. Parthen. 29: ea- (.iVQ(;c U. S.

400. Vgl. Claudian. 8, 222 : vile latens virtus. quid enim suhmersa tenehris proderit obscuro? veluti sine remige puppis, vel lyra, quae reticet, vel qui non tenditur arcus.

401. Als Cotis erscheint Apelles auch bei Plin. nat. hist. XXXV 79: verum et omnis prius genitos futurosque postea superavit Apelles Cous Olympiade CXII. Ov. ex Pont. IV 1, 29: ^tt Venus artificis labor est et gloria Coi, aequoreo madidas quae premit imhre comas. Suidas nennt ihn Kokocpchviog, d-eoei de ^Ecpeaiog. Als Ephesier er- scheint er bei Strab. XIV 642 a. Lucian. cal. non tem. cred. cap. 2. Venerem Coam (vgl. Cic. de ofif. III 2, 10) schrieb Ovid schon aus euphonischem Grunde nicht (nusquam).

Dass das Modell zu dieser Aphrodite die bekannte Hetaere Phryne gewesen sei, erzählt Athenaeus XIII 590 f.: tf] de rCbv Elevaiviiov jravrjyvgec xat zf] tCov IJoGeiöiovlcov Iv öipei twv Uavelhjvcov TtdvTtüv, d7toTi&ef.i€vrj ■d-ol/Lidtia xal Ivoaaa rag xouag evsßaivs ifj -9-aldixr]' y.al dn^ amfjg ^^TreXkfjg rijv ^^va8vof.ievi]v ^Acfgodirriv dveyQd- iparo. Vgl. AVieland, Werke, herausgeg. von Gruber Bd. XLV (Leipzig 1826), p. 181.

403. Zu vergleichen sind auch solche Stellen, in denen die Dichter ihren Nachruhm sich als höchstes Ziel selbst prophezeien. So schon in einfacher Art Sappho fr. 32: f-ivdoeodai rtvd cpafu y.al votegov ai.ii.iecov. Theogn. 22 f. (vgl. 237—252). Prop. III 1, 35 ff. Ov. am. I 15, 41 f. met. XV 871 ff. Hör. carm. III 30.

Ovid, ars amatoria ed. Brandt. 16

242 -^rs amatoria (Anhang)

415. Vgl. Soph. Antig. 944: 6T?.a y.al Javdag oigäviov cpwg, u.KXdS,ai ösiiag li> xah/.odeTOLg auXalg y.QV7iT0j.ii.va o^ iv Tviißr^gsL S-u- Acxiui) Y.arttevxO-i]' vxdzoi '/.al ysveä riuiog, d) Jtal, real, y.al Zrjvbg Ta/ui£veo/.e yovag xQvaoQvrovg. Prop. 11 20, 12 : fcrrcdam Danaes domuni. 32, 59: aerato Banae circumdafa miiro.

429 f. Interessant ist die Weiterbildung des Typus der an den Felsen gefesselten Andromeda durch Ariost; vgl. ras. Eol. X 94 tf.

439 f. Hertzberg erklärt:

'Man begnügt sich hier allgemein mit der Erklärung, dass Priamus die Auslieferung der Helena an die Griechen verlangt habe. Dann bedürfte es aber erstlich nicht einer so emphatischen Versicherung Ovids, dass durch die Befolgung dieses Rates Trojas Untergang abgewendet worden wäre; zweitens waren wahrlich nicht die Troer, sondern einzig und allein Paris gegen die Aus- lieferung; und endlich passt dieser Gedanke ganz und gar nicht in den Zusammenhang. Der Dichter tadelt zuerst solche flatter- hafte Paris-ähnliche Schönthuer, und stellt dann die Doppelfrage, in welcher der positive Sinn liegt: Entweder sollte man sich solcher Bursche ganz entledigen oder man niüsste den Frauen ebenfalls gestatten, die Ehemänner nach Belieben zu wechseln. Und darin eben war der weitherzige Priamus mit gutem Beispiel voran- gegangen. Er hatte freiwillig seine erste Gemahlin Arisbe an den Hyrtakos abgetreten (Apollod. IH 12, 5). Hätte man fünf gerade sein lassen, meint der Dichter, und auch der Helena zwei Männer gegönnt, so wäre es nie zum Kampfe vor Troja und zum Unter- gang der Stadt gekommen. Die Lehre (praecepta) bedeutet sonach die Lehre durch Vorgang und Beispiel, wie bei Prop. HI 9, 21. Uebrigens gestehe ich, dass auch so der Scrupel zurückbleibt, dass diese Lehi'e viel mehr für die Griechen als für die Troer ge- geben war.'

Dass diese Erklärung, auch von dem 'ScrupeF abgesehen, nicht befriedigt, liegt auf der Hand. Einen anderen Vorschlag macht Madwig, adversaria critica I 114. Er sagt: 'apta est autem una Cassandra dei iussu non unqiiam credita Teucris' (Verg. Aen. 11 247). Scripserat igitur Ovidius: praecepHs Priamei, si foret usa fuis.

444. Ueber die Frage, ob lingula oder ligiüa vgl. hauptsäch- lich Mart. XIV 120, wonach er in der Bedeutung Löffel die Form ligula verlangt; der Riemen heisst auch bei ihm lingula (II 29, 1). Juven. I 5, 20 steht ligulas, wozu der Scholiast bemerkt: dictae autem ligulae a ligando. Vgl. Charis. 104, 5 Keil: lingula cum n a linguendo dicta est in argento; in calceis vero ligiüa a ligando. sed usus ligulam sine n frequentat. Priscian. III 42 (I p. 113, 17 Keil).

Festus p. 116,11 Muell. : lingula per diminutionem linguae dicta; alias a similitudine linguae exscrtae, ut in calceis. Aehnlich im Griechischen p.CoTxa, vgl. Poll. II 109: xat yXcbzrag öe jag tCov vtto- örjf.idTtüv e'ktyov, wg ^locdog b IioxQaTi/Mg. VII 80. Bekk. anecd. I 32, 32. Athen. XV 677 a. Phryn. ed. Lobeck p. 229.

III 415—639. 243

445. Vgl. den Anhang zu I 514.

446. Den Gipfel in der Geschmacklosigkeit erreichte der famose Crispinus, der im Sommer leichtere Ringe trug als im Winter laut der klassischen Stelle Juv. I 1, 27: Crispinus Tyrias iiniero revocante lacernas ventilet aestivum digitis sudantibus auriim nee sufferre queat maioris pondera geniniae, difficilest saturam non serihere.

457. lieber die bei antiken Dichtern übliche Sitte, aus Höf- lichkeit an Verse ihrer Vorgänger absichtlich zu eriunern, vgl. Usener im Rhein. Mus. XXXV (1880) p. 138, wo weitere Litteratur angegeben ist. Zu unserer Stelle vgl. auch Lygdamus 6, 39 : Gnosia Tlieseae quondam periuria Uinjuae flevisti ignoto sola relicta niari. sed eecinif pro fc doctus, Minoi, CaUdhis ingrafi referens impia faeta viri.

513. Nach 0. Crusius im Rhein. Mus. XLIV (1889) p. 455 hat man das Martialcitat II 41, 1 nicht auf die vorliegende Ovidstelle zu beziehen, sondern auf die Hendekasyllaben Ovids, von denen Quintil. XII 10, 75 spricht: so übrigens schon Baehrens FPR. p. 349.

516. Vgl. auch die Unterscheidung öuiIovq ^ebg ö "Egiog, aus- führlich bei Luc. amor. 37.

527. Daher steht vitis übertragen auch für das Centurionat; vgl. Juven. V 14, 193: aut vifem posce libello (durch ein Bewerbungs- gesuch). CIL. VIII 1, 702 (p. 88): initium vitis vifae fuit finis (d. h. an dem Tage starb er, Julius Probinus, als er Centurio wurde).

531. Rechtsgelehrte als Sachwalter: vgl. Friedländer, Sitten- geschichte I 297.

535—537. Vgl. Mart. VIII 73, 5 : Cynthia te vatem fecit, Jascive Properti, ingenimn Galli puJclira Lycoris erat. Fama est arguti Ne- mesis formosa Tibulli, Leshia didavit, docte CatiüJe, tibi.

538. Vgl. auch Leo, philolog. Untersuchungen II 20. Rohde, der griech. Rom. 124. 1.

542. Vgl. noch Sen. epist. 72, 2: quaedam lectum et otium et secretum desiderant.

597. Vgl. Zingerle, Ovid etc. II 69.

603. Vgl. Philodemus in AP. XII 173, 5: ou yccQ sTOti-ia ßov- Kof-iai, dlla Ttod-tü jiäv xb cpvXaooö/.isvoi'.

617. Ueber volimtas vgl. Burmaun zu d. St.

622. Der Busen des Mädchens als Versteck und Rettungs- station einer von einer Nachtigall verfolgten Cikade bei Long, past. I 26.

638. Die Hauptstellen über den Frevel des Clodius sind be- quem zusammengestellt bei Pauly-Wissowa, Realencyclopädie IVp. 83.

639 f. Freilich waren es nur Damen zweifelhaftesten Rufes, die sich im Bade den Blicken der Männer aussetzten; vgl. Quint. V 9, 14: est Signum adulierae lavari cum viris. Mart. III 51. 87. Trotz der später erfolgenden Verbote (z. B. durch Hadrian: Dio Cass. LXIX 8; näheres bei Marquardt-Mau, Privataltertümer I- 282, Anm. 9) scheint sich die Sitte des gemeinsamen Badens mehr

16*

244 -^'"s amatoria (Anhang)

oder weniger erhalten zu haben; vgl. Clem. AI. paed. III 5 § 32 (p. 272 Pott.): y.al di] y.al rolg /.tkv ävöodoi rolg orpwv ovy. av ano- övoaivTO TtQOOTtoLmov aloyvvrjg ä^iOTiiorlav i-ivco/iievai, e^eori öh xolg ßovkof.ievoLg rCbv al'Awv oHxol rag -/.axay.Küöroig yv(.ivag iv zolg ßaXa- vsloig S^edoaad-ai' ivxav&a yccQ ccTtoövoao&ai tolg d-eaxalg, lüotieq •/.aTir^oig acoudxtüv ovy. aioyvvovxai. all' 6 /.ihv "^Hoioöog (opp. 753, eine Stelle, die Clemens offenbar falsch verstanden hat) i-ivds ywaLyeLio lovx qCo ygöa cpaiÖQvveod-ai Tragaivel. yoiva ös avior/.xai ävögaoLV öuoö y.cd yvvai^l xa ßa'lavela y.uvxtvd-ev inl xi]v äyQaolav aTiodvovxaL' Ix xov yao hooqclv yivexai ävdQwrcoLg IqQv lüGTieq aTtoyliUof-ievrig xf^g aiöovg avxolg y.axa xa lovxgd. al öh /.ifj eig xooovxov äjrsQv^Qiwoai xovg /.lev ödyeLovg aTCoylUovoiv , iöioig öh oiyixaLg avllovovxai yal öovloig arrodvovxat yvf.ival yal dvaxQißovtat V7t' avTwv l^ovolav dovoai xw y.axsTtxriyöxL xf^g e7iLd-v(.iLag xo dö&hg T'^g iprila(pr^O€cog' ol yccQ TtaQUoayöf-iEvoL naga xa lovxga xalg deoitoi- vaig yvfivalg (.leleir^v toyoiöiv dn:odvoaod-ai TCQog xöl/iiav eTtid-vf-dag edsi Tiovr^qCp nagaygdrpovxeg xov cpoßov.

645. Lyaeus. Eine andere Erklärung steht AP. YII 105, 3: Jiövvoog bxav nolvg eg di^ag elS-rj, Ivae /iiilr]- öib dt] (.irfii Avalog e(pv; vgl. auch Et. magn. sub v. Avalog: &tco xfjg Ivaecog xov gdfi- (xaxog- 7tQ0OEQQd(prj yaq xq) f-ir^Qq) xov Jiög. '!ff TtaQcc xb Iveod^ai xC) oIlvo) xovg (.led-voyouevovg.

' 653. Vgl. noch Menand. fr. 537 (UI p. 160 Kock): ^ovov ÖLdov avxovg yaq e^ug xovg d-eovg v7tr]Q€xag. Petron. 137:

qiiisquis habet nummos, secura navigat atira

forümamque suo temperat arhitrio. uxorem clucat Danaen ipsumque Ucehit

Äcrisium iiibeat credere quocl Danaen. carmina componat, declamet, concrepet omnes

et pcragat causas sitque Catone prior, iurisconsultus "paret, non paref habet o

atque esto quicquid Servius et Labeo. multa Joqnor: quod vis, nummis praesentihus opta,

et veniet. clausuni possidet arca lovem.

Nauck fr. adesp. 434 (p. 923 ^) : düga /mI d-eohg 7taQrj7tag)€v (dazu Nauck). Vgl. noch Ehein. Mus. V (1837) p. 331.

662. In demselben Sinne wie das griechische Sprichwort bei Zenob. I 65 (I p. 25): älloi y.d/nov, älloi wvavxo- sjil xwv iiaq llfcida ylrjqovof-ir^odvxiov xa dllÖTQia. Vgl. Arist. equ. 392: xallo- xQLov a(.iG)v ■9-eqog, dazu den Schol.

672. Vgl. Hdt. VI 138: VEv6(.iioxaL dva xi]v "^Elldda xa oyexXia iqya jtdvxa A^ivia y.aleeo&aL.

686. Eine Komödie des Eubulos Namens Prokiis erwähnt Athenaeus (X 422 e, Xn 553 b): FCG. II 195 Kock mit dessen Note vor fr. 90.

Prokris war als Jägerin berühmt, vgl. Xen. cjneg. 13, 18, und

III 645—777. 245

erscheint bei Callimachus (liymii. Dian. 209) als Jagdgefährtin der Artemis. Interessant ist auch Paus. X 29, 6: öh ig xi]v Uq&kqlv "Kai OL Tcdvrsg cid ovolv , tog itQOxeQci KscpccXü) /) K/'.vf.isvrj ovvij)- xr]Gs, xal ov rgoTtov £X€?^emr]a€v. Verg. Aen. VI 445. Vgl. v. AVila- mowitz im Hermes Bd. XVIII (1883), 424.

687. Das Citat muss heissen: Humboldt, Kosmos II p. 77 Anm. 15: „Zu den seltenen Beispielen von individuellen Natur- bildern, solchen, die sich auf eine bestimmte Landschaft beziehen, gehört, wie Koss zuerst erwies, die anmutige Schilderung einer Quelle am Hymettus ... Der Dichter beschreibt die bei den Alten berühmte, der Aphrodite geheiligte Quelle Kallia, die an der Westseite des sonst sehr wasserarmen Hymettus ausbricht." Vgl. über diese Quelle noch Hesych. s. v. Killeia. Suid. s. v. Kvllov nrJQav.

705. Macr. sat. VII 6, 13: mala Cijdonia, qiiae cotonia Cato vocaf.

curvanf. Vgl. Zingerle, kl. phil. Abhdl. II 92.

742. Für Jabor giebt Heinsius z. d. St. reichliche Parallelen.

755. Dass es, trotzdem man mit den Fingern ass, eine strenge Tischzucht gab, die man als Gebildeter nicht verletzen durfte, er- giebt sich aus Lucian, de merc. cond. 15.

764. Vgl. auch Eurip. Bacch. 918 (Pentheus als f-iaivag Bdy.yjl): 'AOL /.lijV OQäv (.101 ovo (ihv fjUovg öo-/.cü, ÖLOoag de 6i]ßag -/.al TToliOfx tTCTdorof-iov, dazu Verg. Aen. IV 469 f. Interessant ist, wie Aristo- teles das Phänomen des Doppeltsehens im Zustande der Trunken- heit zu erklären sucht; probl. 3, 30: ölo. tL %olg (.led-vovoiv evlote jTolXcc cpalvsrai lo ev oqüjgiv; ?} ort al agyal %wv Öipetov eato (.ihv '/.LVOüvrai v7to tov oXvov, 'Aad^dneQ fj oXrj y^scpalrj, ytivoii-isvcüv öh rcov dgxcüv ovx €ig ramb ou/iißdllovoiv al oipsig, all' olov kill (.tiqog sxd- TSQOv ToD ögioi-thov dio ovo (paive%ai xtI.

775. Vgl. Immerwahr, de Atalante. Diss. Berl. 1885 (zumal p. 40). Robert im Hermes XXII (1887) p. 445 If.

777. Zu y.6h]Tl'Csiv in obscönem Sinne vgl. noch das Epigramm des Asklepiades AP. V 202:

AvOldi-M] OOl, KvTtQL, %0V iTTTtaOTfiQa /.IVlOTtaj

XQVGeov sv'Avi'ii.iov -/.ev%Q0v sdr^xe Ttodög, i() Tiolvv i'/iTiov %7t7tov lyvuvaoBV, ovöe Ttot" avrfjg

(irjQog irpoLvLyd-tj yiovcpa TLvaoaofievrjg- fjV yag dxevirirog telEodqö^iog' ovvey.Ev OTtlov

Gol xüfTa (.lEGGonvh^g yqvGWV ly.QefiaGEv.

Mehr bei Jacobs animadv. in ep. anth. Gr. I 2 p. 51. Für die hier gemeinten Gyrn-taia sei übrigens noch verwiesen auf musee royal de Naples, peintures bronces et statues erotiques du cabinet secret. Paris 1836 (zumal Nr. 48 u. 51).

Dieses az'7/m scheint identisch zu sein mit pendula Venm {A^vil. met. II 32, vgl. Juv. II 6, 321).

246 Ars 9,matoria (Anhang)

779. lieber den ..auffallend häufigen Gebrauch, den Hexameter- schluss mit dem Ablativ von co-vix und einem angefügten mit re gebildeten Compositum zu bilden'' vgl. Zingerle, Ovid etc. II 7 f.

783. Sollte etwa gar jene <M)Mg svtcovog gemeint sein, die Mutter jenes Alkaios, der bei Quint. Smyrn. X 138 von der Hand des Meges fällt ? Es heisst dort : ovös f.uv t/. TtoXeinoto rto?.vyJ.avToio /.lokövra zai Tteg ieXd6(.isvoi ^loyeqol ös^avto Toycrjeg, ^v'Ahg ev^o)- vog y.al Magyaoog, o% q ivcfiovro l^QTiäoov ä/iKpl Q6e&Qa öisiöeog xtA. Vielleicht war in einer Lokaldichtung der Schmerz der Mutter be- sonders ausgemalt, sodass ihr Jammer und die Aeusserungen ihres Schmerzes dadurch typisch wurden.

789. ,.Man erblickt noch unter den Bildwerken von Siwah den widderköpfigen Amnion ebenso dargestellt, wie er auf den Denkmälern von Theben vorkommt." Minutoli (Reise zum Tempel des Jupiter Ammon) bei Stein zu Hdt. IV 181, 13.

793. imis mcchdlis. Vgl. Zingerle, kl. phil. Abhdl. III 18fif.

809. Zuerst erwähnt wird der Schwanengesang von Hesiod (scut. 316): -/.vy.voi aeQOiTtörai /.tsyd'A' f<7rvov. Vgl. Athen. IX 393 d. Aesch. Agam. 1407 : i] öe roi xvy.vov di-/.\]v zbv vozaiov f.ielipaaa ■d-avdoL(.iov yöov -mX. Euripides nennt daher den Schwan äyßxag (El. 151). Sophokles (fr. 455 N -) spricht von der -y-vv-vliLg ßoi], doch s. Nauck z. d. St. Eur. fr. 773, 34: ^rtr^yaig d' ert' 'S2'/.eavov HeUßöag '/.vy.vog dyel. Vgl. noch Aristot. hist. an. IX 12, 78 : q)dr/.oi Ö€, 'Aal TtEQL zag TslevTccg /ndliaza adovaiv. AP. VII 12, 2. Chry- sippos bei Athen. XIV 616 b, Aeliau. nat. an. II 32.

Indices.

I. Eigennamen.

Achaemeniis in vallibus I 226. Achilles I 441. 689. 701. II 711. -is I

743. -i II 741. -em I 11. Acrisio (dat.) III 631. Actorides I 743. Admeti II 239. Adonis I 75. 512. m 85. Aeacides H 736. -ae (gen.) 1 17. -e 1 691. Aegjptos I 647. -o (dat.) I 652. Aeneae (gen.) I 60. -an III 86. 337. Aeolios Kotos I 634. Aesoniden II 103. Aesonios sinus III 34. Aetnaei fulminis III 490. Aiax in 517. Aiaci III 111. 523. Alcathoi II 421. Aleides III 156. Allia I 413. Alpe (abl.) III 150. Amaryllis II 267. -i III 183. Amazona II 743. -as III 1. Amnion III 789. Amoebea (acc.) III 399. Amor I 4. 21. 23. 232. II 17. 158. 229.

708. III 436. -is I 8. 17. 30. II 497.

III 559. -i I 7. 79. 83. -nm (tit.)

m 343. Amyclis II 5. Amyntorides I 337. Andromache II 645. ÜI 109. 519. (abl.)

II 709. Andromedae (dat.) U 643. HI 429. -am

I 53. Aonii dei II 380. Aonio deo (dat.) I 312.

Aoniis vatibus (dat.) III 547. Apelles III 401.

Appias I 82. Appiades (nom. pl.) III 452. Apollo n 493.

Argo (dat.) III 618. Ariadna III 35. Arioniae lyrae m 326. Armenios I 225. Ascra I 28. Ascraeo seni II 4. Atalautes HI 775. IT 185. Athenis (abl.) IH 213. Atho (abl.) II 517.

Atrides = Agamemno I 334. II 399. III 12. = Meuelaus IL 371. lU 11. Aura III 715. -ae (gen.) III 701. Auroram I 330. Auster HI 174. Antomedou II 718.

Baccba I 312. TU 710. -ae in. pl.) I

545. -as I 545. Bacchus III 157. -i I 232. 556. 565

(= Wein), -e I 189. III 348. 762. Baias I 255. -is (abl.) I 255. Belides (nom. plur.) I 74. Bonae Deae (gen.) III 244. Bona Diva III 637. Bootae (gen.) II 55. Boreä II 431. HI 162. Briseida HI 189. Brisei II 713. Busiris I 651. -in I 649. Byblida I 283.

Caesar I 171. 177. 203. -ibus I 184.

Caice (voc.) III 196.

Calabris in moutibus III 409.

Galchas II 737.

Callimachi III 329.

Calymne II 81.

Calypso II 125. 129.

Campus {Martins) III 385. -o (abl.) 1 513.

248

Ars amatoria

Canicula II 231.

Capaneu III 21.

Capitolia III 115.

Castor I 746.

Caucasea rupe III 195.

Cecropides (n. pl.) III 457.

Cecropias rates I 172.

Cephalus in 84. 725. -o (dat.l IH 695.

-0 (abl.) ni 738. Cephei (voc.) III 191. Ceres I 401 (== Same). Cereris 11 601. Chaonis ales II 150. Chiron I 17. Chrysen II 402. Circe II 103. Circes I 333 (in versu

spnrio). Circus I 408.

Clario deo (dat. oder abl.) 11 80. Cüo I 27. Clius I 27. Concordia II 463. Corinna HI 538. Corona I 558.

Cous ApeUes HI 401. Coi poetae III 329. Coa (vesümenta) (acc. pl.) 11 298. Cois

(abl.) II 298. Crassi (n. pl.) I 179. Cressa I 327. Cressa Corona I 558. Creta I 298. Creusae fgen.) I 335. Cupidiniä I 233. 261. Cybeleia niater I 507. Cydippen I 457. Cydne (voc.) IH 204. Cydoneae iuvencae I 293. Cydonia III 705. Cyllenea testudine III 147. Cyllenia pi'oles III 725. Cynthia III 536. Cynthius 11 239. Cytherea II 15. 607. III 43.

Daedalus II 23. 74. -e II 33.

Danaen III 415.

Danaeia Persis I 225.

Danais (dat. pl.) III 1. -os II 735.

Daphnis I 732.

Deidamia I 704.

Delos II 80.

Demophoon 11 353. (voc.) lU 459.

Dia I 528.

Dianae (gen.) I 259. Hl 143.

Dione H 593. III 3. 769.

Dolonis n 135.

Elissa III 40.

Endymion III 83.

Ennius lU 409.

Eoae terrae lU 537, -as opes I 202.

Ephyraeae Creusae (gen.) I 335.

Epistula (tit. libri) III 345.

Erato II 16. 425.

Eriphvlae (gen.) III 13.

Eryx n 420.

Enhion I 563.

Euphrates I 223.

Europeu I 323.

Euro (abl.) II 431.

Eurytion I 593.

Fors I 608.

f ortunae (gen.) II 256.

Gallica mauus n 258.

Galli (gen.) III 334.

Gargara I 67.

Germanis herbis III 163.

Getae (gen.) III 332.

Gnosias I 556. Gnosiades iuvencae 1 293.

Gnosis I 527. -i (voc.) III 158.

Gorge II 700.

Gorgoneo igne HI 504.

Gradivo (dat.) II 566.

Graia puella I 54. uxor I 686.

Gratia II 464.

Haedus I 410.

Haemonio viro (dat.) I 682. puppe

I 6. -os equos II 136. -as artes II 99. Harmouiam III 86.

Hector I 15. 694. II 646. 709. -a I 441.

Hectoreo equo III 778.

Helene II 359. 365. III 253. -es III 11.

-ae (dat.) II 699. -en II 371. in 11.

759.' Hellen (acc. sing.) m 175. Herculis III 168. Herculei leonis I 68. Hermionam I 745. -en 11 699. Hippodamia II 8. Hippolytnm I 338. 511. Hispano iugo (abl.) III 646. Homero (^dat.) II 109. -um III 413. -e

II 279. 280.

Hyblae (gen.) III 150. II 517. Hylaei H 191. Hylas n 110. Hymenaee I 563. Hymettia mella II 423. Hymetti III 687.

laso in 33.

Icarus II 76. -e II 93. 94. 95.

Idae (gen.) I 289.

Idaeo sub colle I 684.

Idaliae deae (gen.) HI 106.

Iliacis in moenibus I 686.

Ilias III 414.

Indices.

249

Hios I 363.

lUyrica pice 11 658.

Inachi (voc.) III 464 (= Ms).

India I 190.

Indiis III 130. -is (abl.) I 53.

Inois (gen.) m 176.

Ion (acc.) I 323.

lolen III 156.

loniacas puellas II 219.

Iphias III 22.

Judaeo Syro I 76.

Junoni I 635. -em I 625.

Junonia avis I 627.

Juppiter I 633. 636. 713. II 38. IH 379.

654. Jovis I 651. II 540. HI 116.

420. Jovi I 78. Jovem I 650. 714.

Jove I 188. 726. II 623 (sub Jove).

Kalendae I 405.

Latio (dat.) I 202. HI 338.

Latus viilneribus (abl.) I 414.

Latmhis Eudymion III 83.

Laiidamia III 138. (voc.) II 356.

Leandre 11 249.

Lebynthos II 80.

Lede III 251.

Lemniasi III 672.

Lemnum II 579.

Leonis I 68.

Lethaea nocte III 648. -is aquis III 340.

Liber I 525. III 101.

Livia I 72.

Lucina III 785.

Li;na (voc.) III 83.

Lyaeo miüto III 645. 765.

Lyrnesi (voc.) 11 403. Lyrneside II 711.

Machaonios sucos n 491.

Maenalius canis I 272. -as silvas 11 193.

Maeouio seni n 4.

Mars I 203. 212. II 562. 563. 588. Marti

I 406. Martern I 333. Marsa naeuia 11 102. Mavors II 585. Medeides berbae II 101. Medusa n 309. Mempbitica templa I 77. Memphitidos vaccae III 391. Menelaus II 359. Meuelae II 361. Hl 253. Metbymna I 57.

Jlilaniou III 775. Milaniona II 188. MimaUonides I 541. Miuervae (dat.) II 659. Miuoida I 509. Minos I 302. 309. II 21. 25. 35. 52.

53. 97. Mulciber II 577. Mulciberis II 562.

Musa n 704. III 330. 468. 790. Musis

(dat.) III 412. (abl.) II 279. Myrouis si^na III 219. Myrrha I 285. Myse Caice III 196.

Naiadum H 110.

Naide I 732.

Naso II 744. HI 812.

Naxos II 79.

Nemesis III 536.

Neptuuum I 333. -e 11 587.

Nestor II 736.

Niliacis modis III 318.

Nireus II 109.

Niso (dat.) I 331. _

Nonacriuä Atalantä 11 185.

Noto (abl.) II 432. Notos I 634.

Numidas leones II 183.

Nyctelium patrem I 567.

Odrysü ducis II 130. Oeclides UI 13. Orieus (voc.) I 178. Orion I 731. H 56. Orpbeus in 321.

Paean II 1 (zweimal io Paean). Pagasaea coniunx III 19. Palaestino Syro I 416. Palatia I 105. III 119. 389. Palladiae coronae (gen.) I 727. Pallas III 506. Palladis I 692. H 518.

Pallada I 625. 745. Paphias myrtos EU 181. Papbum II 588. Paraetonicas rates III 390. Paris I 247. 775. Paros II 80. Partbus III 786. Partbe 1 179. 211. 212.

Partbi I 201. Parthorum I 209.

Partbas nurus III 248. Partbis (abl.)

II 175. Pasipbae I 295. (voc.) I 303. Pelasga urbe 11 421. Pelasgas quercus

II 541. Pelias basta I 696. Penelope HI 15. -en I 477. II 355. Peutbesilea (voc.) III 2. Pergama (acc.) I 478. II 139. Perilli I 653. Perseus I 53. Persis Danaeia I 225. Persidas rates

I 172. Pbaedra I 511. 744. Pbalaris I 653. Pbarii piscis (?) III 270. Pbariae iuven-

cae (gen.) UI 635. Pbasias II 103. 382.

250

Ars amatoria

Phasida III 33.

Pheraei (Admeti) II 239.

Pheretiadae (gen.) III 19.

Phillyrides I 11.

Phineu I 339.

Phoehe I 679.

Phoehei tripodes III 789.

Phoebus I 330. 745. II 509. -o (dat.)

II 509. 697. III 389. -um U 241.

-6 I 25. III 142. 347. -o (abl.l III 119. Phoenix I 337. Phrixon in 175. -e III 336. Phrygio viro I 54. -a nece 11 714. -is

silvis I 625. -is modis I 508. Phylacides II 356. -eu III 17. Phylleia mater III 783. Phyllida II 353. III 38. Phyllide III

460. Pierides III 548. PLrithoum I 744. Pliades I 409. Podalirius II 735. Pompeiä umbrä I 67. -as umbras III

387. Priameida II 405. Priameius hospes II 5. Priami III 440. -o (dat.) I 441. -um

I 685. Priamides III 759.

Procris HI 686. 701. Procri IH 714. 727. Properti III 333. Proteus I 761. Pudor I 608. Pylades I 745.

Rhesi II 137. 140.

Ehodopeius Orpheus m 321.

Eoma I 55. 59. III 113. -ae (gen.) III

337. Romana iuventus I 459. Romana pec-

tora I 209. Romule I 101. 131.

Sabina I_ 102.

Sacra via II 266.

Samos n 79. Samo (Threicia) II 602

Sappho m 331.

Satyri I 542. 548.

Scipio in 410.

Scylla I 333 (in versu spurio).

Scyrias puella I 682.

Semele III 251.

Seriphos III 192.

Side (?) I 731.

Sidoni (voc.) III 252.

Silenus I 543.

Simois II 134.

Sirenes III 311.

Sisyphides III 313.

Sithonii Rhesi II 137.

Solis II 573. -em U 573. Sol (voc.)

II 575. Somne II 546. Spes I 445.

Styga I 635. II 41. III 14. Stygias undas II 41. Syro ludaeo I 76. Syro Palaestino I 416.

Talaioniae Eriphylae HI 13.

Tautalus II 606.

Tartareos lacus III 322.

Tatio (abl.) III 118.

Tecmessa (voc.) III 519. -am ni 517,

Tegeaea virgo n 55.

Teia Musa IH 330.

Telamonius II 737.

Thaide III 604.

Thalea I 264.

Thamyram III 399.

Thebals (Andromache) III 778.

Therapnaeae maritae (dat.) III 49.

Theseus I 509. 551. -eo in 457. -ea

I 531. -eu in 35. Thesei criminis III 459. Thrasius I 649. Threceu n 588.

Threiciam gruem in 182. -io Borea II

431. -ia Samo II 602. Thyesteo amore I 327. Thyestiaden II 407. TibuUe III 334. Tigris I 224. Tiphys I 6. 8.

Tirynthius I 187. (adj.) II 221. Troia II 133. III 439. -ae (gen.) U 127. Troice raptor III 254. Tuscus amnis III 386. -o tibicine 1 111. Tyndaris (Chjtaemnesfra) II 408. Tyndari {Helena) I 746. Tyrio murice in 170. -os amictus II 297.

-is (abl.) U 297.

Ulixes n 123. 355. -eu U 103.

Umbri mariti III 303.

Urbe (Roma) I 174. III 633.

Varroui III 335.

Venus I 7. 87. 244. 275. 362. 386. 608.

II 397. 414. 480. 562. 565. 613. III 224. 451. 564. 609.

Veneris I 81. 165. 675. 719. II 459. 563.

609. 717. III 762. 787. 797. 805. Veneri I 75. 148. 248. II 659. III 85. Venerem I 33. 406. II 582. 679. 701.

III 401. 466. 793. Venus (voc.) I 248.

Indices.

251

Vesper III 537. Vestae (gen.) III 463. Virgo III 385. Virginis III 388. Virtus III 23.

Vulcanus II 741. -o (dat.) II 574. -um n 569. -e II 589.

Zephyro (abl.) II 432. -i (voc. pl.) III 728. -is (abl.) III 693.

II. Sprachliches.

(Die mit einem * bezeichneten Wörter sind nur im Anbang behandelt.

abiegnus. dreisilbig III 469. adamas, sprichwörtlich I 659. admissa rota I 40. adoptivus, vom Pfropfreis 11 652. .\dynaton I 271 747 f. III 149 ff.

aSci}(ja Scöoa I 683.

aetas prima I 181.

serior I 65.

agmen, prägnant I 66.

alea, metaphorisch I 376.

aliquis II 585.

Alpe, abl. sing. III 150.

Anapher I 1. II 385. 399. III 63.

Apostrophe I 101.

aquam sumere, erotisch III 96. 620.

arma II 50.

Asyndeton II 362. in 92.

aiiritus I 547.

bibere, bei Umschreibungen III 196.

calor, erotisch I 237.

Campus = c. Martins I 518.

capax mit Genitiv I 136.

capere, erotisch I 61.

carpere, erotisch I 420.

casu, dat. sing. III 155.

census suos corpore ferre III 172.

color n 504. III 74.

contundere I 12.

cornua .simiere I 239.

cultus I 97.

cura, erotisch I 512. 555. II 357.

di melius! II 388. *diserte saltare 11 305. diversus = entlegen III 124. donare = condonare III 85.

effugere non e.st II 531.

e medio III 479.

Eons I 202.

equus, erotisch II 732. III 777.

erit, am Anfange I 213.

est aliquid I 230.

est mit Inf. I 619.

experto credite III 511.

fabula turpis II 630. facies, prägnant II 503. fei, übertragen II 520. figura, präg-nant II 143. flamma, doppelsinnig I 335. freudere, vom Eberl 46. fuscus II 657.

gaudia, erotisch III 88. genialis I 125. genitor I 197.

herba salax 11 422. vyQos II 659. Hyperbaton I 399. VTioy.OQia^aTa II 657 ff. varsQov tiqöteqov I 373.

ianthinus II 115.

ignis in igue I 244.

imber, metaphorisch I 532.

Imperativ, ironisch I 322. II 222. 635.

incendium, erotisch II 301.

iaculum, Wurf netz I 763.

iamdudum I 317. II 457.

sub love II 623.

iuvenis, von Mädchen I 63.

iuvenum princeps, Ehrentitel I 194.

lascivus I 523. latus II 413. 673. *lea für leaena II 375. lectus et umbra III 542. *ad lignum delere II 395. *ligula oder lingula III 444. ludere, erotisch I 91. II 389 lux, Kosewort HI 524.

macies, erotisch I 733. manus dare I 462. manus loquax II 305. mare, Ablativ III 94. mare utrumque I 173. meta, erotisch II 727. mens, erotisch I 322. modus, erotisch II 680. mollia ridere UI 513.

252

Ars amatoria

mollis II 152. munda verba III 479. mundities I 513. mnnera, Bauten I 69. munus, erotisch III 98.

natare, transitiv I 48. nigrum, substantivisch I 291. nudus = ohne Waffen in 5. numeri, Würfel II 203. nux = Kastanie II 268. *viitifri, Grübchen III 283.

operum prudentia 11 675. orbis in urbe I 174.

paetus II 659.

palma, übertragen I 727.

*7iaQdXeixj,-is III 193.

*pendiüa Venus III 777. perprimere, erotisch I 394. persuadere, transitiv III 679. plenus II 661. Pleonasmus I 100. positus, Haartour III 151. praeceps, substantivisch I 381. praeteritio III 193. prodire III 131. proludere III 515. propositum teuere I 470. pubes, metonymisch II 613. * publica verba I 144. pulcherrime reruni I 213. purpureus I 232.

ravus II 659. Reduplicatio III 42.

*rogare mit acc. c. inf. I 433. rudere III 290. rudis II 474. m 559. rusticus I 607. H 566.

scüicet in 523.

siccus n 686.

sidus, y.uT s^oy/jv I 724.

Sinus m 148.

Sprichwörter: s. Otto, die Sprichwörter

der Römer, index p. 422. strabo II 659. sumere, erotisch III 90. Synekdoche I 6.

tabella, von erotischen Bildern II 680.

tabulae, Testament II 332.

taciturna .silentia II 505.

teuer, erotisch II 273.

teuere, intransitiv I 441.

titulus I 692.

torquere, erotisch I 176.

trux II 186. 477.

turma III 2.

ululare I 508. urere I 23. II 353. Urtica II 417.

Tentus. bildliche Verwendung I 388.

*ventus textilis 11 298.

verba dare II 558.

vigilatum Carmen II 285.

vir I 579.

*virosus I 524.

vocare, 'reizen' III 356.

vulnus, erotisch I 611.

III. Saeliliclies.

aconitum III 465. Adonisfest I 75. adultera clavis III 643. Agrippa Posthumus I 195.

Ai&ioTria III 1.

aluta III 202. 271 (Schuh).

Ameisen, ihre grosse Zahl, metaphorisch

I 93. amethystinae vestes III 181. Amor, beflügelt II 19. , führt zwei Arten von Pfeilen III 516. amphorae litteratae II 696. Anakreon III 330. analeptrides III 273. *Apelles, seine Heimat III 401.

difQobiaiay.ä H 415 ff.

April, erster I 405.

Argo I 6.

Ariadne, blond I 530. Aricia, Dianakult I 259. *'Aoiot'oi uiddr^fKi III 325 f. Atem, wohlriechender I 521. Athene, erfindet die Flöte III 505. Augen, Malen m 201. 203 f. auratae vestes 11 299.

Bacchus, gehörnt I 232.

, seine Säuleu I 190.

, unzertrennlich von Amor I 231 fif.

Bacchischer Zug I 550.

Bajae, Badeleben gefährlich I 255.

Ballspiel III 383.

Bartpflege I 518.

* Baumstämme im Kampf II 191.

Indices.

253

Bauwut III 125.

Becherkuss I 575.

Beifallsklatsclieu, seine Technik I 113.

bellus homo III 433 f.

Blumenhaudel auf der Sacra via II 266.

Bona Dea, Männer an ihrem Feste III

638. brattea III 232. Brenneisen I 505. II 304. Buchsbaum III 691. Bühne, mit Parfüm bespritzt I 104. Busenband ni 274. 622.

calathus, Arbeitskörbchen I 693. II 219.

, Fruchtkörbchen H 264.

canis, Wurf n 206.

capsarius, Aufseher in Bädern III 639.

cerina III 184.

*Xios, Wurf II 206.

Chiron, Heldenerzieher I 11. 12.

Circus I 135. m 396. 634.

cistae II 609.

cumatile III 177.

Ciuia III 117.

Cyklopen, Blitze schmiedend HI 490.

cymbala I 537.

cytisus III 692.

Diana succincta III 143. Dichter, vates Bacchi I 525. Distichon, Umschreibungen dafür I 264. Doppeltsehen in der Trunkenheit III 764. Dreizahl I 552.

Egyptische Musik III 318. Eicheln, gegessen II 622. Eier bei Lustrationen II 330. , stimulierend II 423. Epheu III 411. Erbschleicher II 271. Erdbeerbaum III 689. eruca II 422. *^£^cogj SiTiXovs 6 ■d'eos III 516.

Fächer I 161.

fascia pectoralis III 274.

Fenster II 246. III 644.

ferula, Reitgerte I 546.

, Züchtigungsmittel I 16.

Flügel heissen Ruder der Vögel H 45.

Fortunae dies II 256.

Forum I 81.

, Gladiatorenspiele auf ihm I 164.

Freundschaftsbündnisse , berühmte I

739 ff. Frauen, bei Tisch liegend I 229. , im Bade von Männern bedient III 639. , beim Gelage I 5()(). , im Leichenzuge III 431.

Frauen, ihre Leidenschaft für Schau- spiele I 100. 164.

* Frisur, kunstvolle, erregt Aergernis

III 133.

Gabeln III 755.

Gaius Caesar I 181.

Galli, weibisch I 507.

Gang der Frauen III 298 ff.

gausapum II 300.

Geburtstag I 405. 417.

Geburtstagskuchen I 429.

Geduldspiel III 361.

Geheimsprache I 137.

Gelage I 229—252. 524 ff.

, obscena dabei *I 229.

, Raffiniertheiten dabei I 569 ff.

Gladiatorenspiele I 164. III 395.

yvcöü'i aavTov II 500.

Grübchen ni 283.

Haar, blondes I 530.

, falsches III 165.

, gefärbtes UI 163 f.

Haare, Beseitigen unschöner I 506. 520.

Haarnadel I 509.

Haarpflege I 517. III 133—168.

Hausierer I 421.

Hefe III 211.

Heiligtümer, unsittlich I 75.

Helios, sieht alles II 573.

Herkules in der Wiege I 187.

Hermes erfindet die Leier III 147.

hippomanes II 100.

Hirschmark III 215.

* Höflichkeit, litterarische III 457.

* Homerische Poesie in erotischer Ver-

wendung II 709—716. Honig, stimulierend II 423. Hylas, Muster der Schönheit II 110.

* hymenaeus I 563.

Idothea I 339.

ignis et unda II 598.

instita I 32.

institor I 421.

lo, ihre Geschichte I 75.

Isisdienst, unsittlich I 75.

Isispriester, ihre Tracht I 75.

iaculura, Spiel III 383.

ianitor II 260. 635.

Juden in Rom I 75. Juli, siebenter II 257.

KaXhßXecpuQOV III 203 f.

*Karl der Grosse citiert einen Vers aus

der Ars II 280. xekrjTi^stv III 777.

254

Ars amatoria

* Kerberos, bei Pindar hundertköpfig

ni 322.

* Kinder, stumpfnasig; II 486. Kissen im Theater I 160. Kleiderdieb III 448. 639.

Klima, italisches, im Spätsommer ge- fährlich II 315 if.

Knabenliebe I 524. II 684. *719ff.

Koische Kleider II 298.

Komödie *I 418 ff. *433. *505. *II 521. 567. 645. m 199 ff. 517. 524. *653. 775.

Kornelkirschen III 706.

Kosewörter III 524.

KrammetSTOgel II 269.

Kränze beim Gelage I 582.

, erotisch II 269. 528.

Kreditverhältnis zwischen Erde und Menschen I 401. II 513.

Kreter, ihr schlechter Ruf I 298.

Kriegsdienst, metaphorisch I 36. II 233.

* Krokodil, seine Eingeweide als Kos-

metikum III 270. Krone der Ariadne I 557. Kuss auf die Schulter III 310.

Lachen in der Erotik ni 281—290. Lampe, erotisch II 703. Lampenlicht, trügerisch I 245. latrocinium II 207. III 357 ff. libellum, Programm I 167. Liebende, ihre blasse Farbe I 729. lineae im Theater I 141. lingula III 444. Lucius Caesar I 195. ludius I 112. ludus duodecim scriptorum III 363.

Mandel III 183. ^

manus laeva II 706.

Marmor, fremder I 70.

Marsfeld, Uebungen und Spiele auf ihm

I 513. Marsi, Zauberer II 102. Medea, Ideal der Zauberinnen II 101.

^EOOCfQVOV III 201.

meta I 39.

Mienenspiel I 490. III 514. Milch, als Schreibsaft III 627. miles, beim Spiel II 208. Mundpillen I 521.

nablium HI 327.

* Nachruhm des Dichters III 403. Nagelpfiege I 519.

* Naivität, in sexuellen Dingen I 601. '*päod-r]^, zur Züchtigung verwendet I

546. Naumachie des Augustus I 171.

Nemus I 259.

* Neujahrsgeschenke I 407 f. Neujahrstag I 407.

Nireus, Muster der Schönheit II 109. * , von Homer geliebt 11 109.

oesypum III 2 13 f. Ohrringe I 432. HI 129. ornatrix I 367. II 304. III 239. *Ovid citiert sich selbst I 31 34. * , Hendekasyllaben III 513.

*Pamphile erfindet die koischen Ge- wänder II 298.

Pantomimen I 501.

Parisurteil I 247. 625.

Parther, ihre Kampfesweise I 209.

Paullina, ihr Abenteuer im Isistempel I 75.

Peuelope, Muster der Keuschheit I 477.

* , verleumdet I 477.

TTEOioy.tXiSts III 272.

Perleu III 124.

Perses, Stammvater der Perser I 225.

Pfau, der Juno heilig I 627.

Pfeffer II 417.

Phaedra I 338.

Phüetas III 329.

philtra II 105.

Phoebus, intonsus III 142.

*— Navalis III 390.

Phraates, Partherköuig I 176. 198.

*Phryne III 401.

Phthia, 7iaü.ay.T] des Amyutor I 337.

TlkeioroßolirSa II 204.

pompa circensis I 146.

* Pornographische Litteratur 11 703 ff. porticus I 67-74. 491—496. III 387 f.

Apollinis Palatini I 73.

Argunautarum III 392.

Liviae I 71.

Marcelli I 69.

Octaviae I 69.

Philippi III 168.

Pompei I 67. 491. III 387. Pferdesport III 384. profanus II 601.

Prokne II 383.

Purpur, tyrischer 11 297.

TCvqed'QOV II 418.

Quitten III 705.

*Einge, im Sommer und Winter ver- schieden III 446. *—, Ueberladen III 129. 446. Rosmarin III 690.

Sabbath, jüdischer I 75. 415.

ludices.

255

Sabiuerinnen, Raub der I 101 134. Safran III 204.

Sandkörner, ihre grosse Zahl sprich- wörtlich I 254. Sänften I 487. satureia II 415. scamnum II 211. Scheitel II 303. Schierling III 465. Schlagen der Brust I 535. Schlangen, Häuten III 77. Schminken III 199 f. 200.

* Schnüren III 274. Schönheit vergänglich II 113. Schönheitspflästerchen III 202. Schuhe, zu grosse unschön I 516. Schwan lU 809.

Schwefel, reinigend II 330.

Schweissgeruch I 522. III 193.

Schwüre der Liebenden I 633.

segmenta III 169.

servus praelucens II 228.

sigilla (sigillaria) I 407.

sistrum III 635.

Skylla, verwechselt I 332.

Sonnenschirm 11 209.

Spanischer Wein, wenig geschätzt III

646. Spes, Göttin I 446. splenium III 202. Sport, männlicher III 383 ff. Sprichwort, launig verwendet 11 13. Sterne, ihre Zahllosigkeit I 59. Stesichorus, seine Palinodie III 49. stilus II 395. stimmi HI 203. *strenae I 407 f. supercilii confinia III 201. Symposiarchus I 581. Syria, in weiterem Sinne I 75.

tabella, Spieltäfelchen III 365. Tamariske I 747. in 691. Tanzen I 595. III 349 ff.

* TaoavTiva (vestes) II 298. Tauben, ihre Furchtsamkeit I 117. , ihre Sanftheit II 149.

, ihre Zärtlichkeit *II 465. xexvri y.nfifULnixt] III 199 ff.

Tempel des Apollo I 73. III 389.

des Hercules (und der Musen) III 168.

der Isis I 77. III 393. 635.

Tempel der Venus Genitrix 1 81. HI 451.

thalassina vestis III 177.

Theater I 89. 497—504. HI 394. 633.

d'eoi yvvaiy.eia III 244.

testudo, Haartracht III 147. Thür. erotisch II 244. 523. Tiberius I 195. Tinte, sympathetische III 627.

* Tischzucht III 755.

*Toga, Geziertheit mit ihr I 514.

tripudium I 111. 112.

Triumph I 177.

trochus, als Spielzeug III 383.

Trojaspiel I 146.

Trunkenheit, scheinbare I 597.

tympana I 538.

Uebertreibungen der Modernen I 436.

Tarus III 304.

vela, im Theater I 103.

Venus Anadyomene III 223 f.

des Praxiteles II 613.

, um Adonis klagend I 75.

Venuswurf II 205.

Verhüllen des Hauptes I 734.

vitis, Kommaudostab III 527.

vindicta III 615.

virgatae vestes III 269.

vitelliani I 437.

vitta, am Kleide der Matronen I 32.

, Priesterbinde II 401.

Vögel, ihre Liebe zu den Jungen II 66.

Vorhänge am Fenster III 807.

Weib, altes II 329.

Wein, mit ihm zärtliche Zeichen I 571. Weisse Rosse beim Triumph I 214. Würfel aus Elfenbein II 203.

* Würfelbecher II 203.

Zahnflege I 515. in 197.

Zauberei II 99.

Zeit, alles wirkend I 471 ff.

Zmyrna, Epyllion des C. Helvius Cinna

I 285. Zofe I 353 ff. II 216. III 134. 470. Züchtigungsmethoden I 16. Zusammen baden der Männer iind Frauen

III 639. Zwiebel II 421.

Druck von Lippert & Co. (G. Pätz'sche Buchdr.), Naumburg a.'S.

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