Grabstätte von Wilhelm Widemann auf dem . . Leonhardsfriedhof

zentnerweise Silber verwendet worden war, war kaum mehr etwas aufzufinden. Ebenso fehlte das wertvolle Tafelsilber, das als Hochzeitsgeschenk für den deutschen Kronprinzen dienen sollte. Es handelte sich um den ersten Entwurf, der wohl ' gegossen, aber noch nicht ziseliert war. Niemand

Eisenkreuz als Bekrönung. Es ist bedauerlich, daß unsere Stadt außer dem Geigerbrünnele mit seiner schönen Kerner-Plakette und dem fein profilierten Grabstein seiner Eltern kein Origi- nalwerk im Freien von Professor Widemann be- sitzt. Es wäre wohl angebracht, daß die Stadt eine Straße nach dem Künstler benennen würde,

um so einigermaßen eine wohl verdiente Dankes-

schuld gegen ihn abzutragen, Wilhelm Widemann ist nicht tot, nur heute etwas in den Hintergrund sedrängt. A. Baumhauer

Nachschrift. Der Onkel des Künstlers, Otto Widemann, kam als Seefahrer nach Honolulu auf Hawai, heiratete dort die Tochter eines vorneh-

'men Eingeborenen aus königlichem Geschlechte

und zeugte mit ihr 10 Kinder. Einige seiner Töchter besuchten zusammen mit Frau Hinder-

berger ein vornehmes Institut zu Duderstadt bei

Hildesheim. Dieser Verwandschaft verdankte Frau Hinderberger später manchen dicken Sack voll Hawai-Kaffee, der namentlich im 1. Welt- krieg recht willkommen war. Man erzählte, zur Zeit als Deutschland von Samoa Besitz ergriff, habe sich Otto Widemann an Bismarck gewandt und ihn gebeten, auch Hawai als deutsche Kolo- nie zu erwerben. Se

Frau Hinderberger hatte vier Söhne, Otto, der Aelteste, lernte als Kaufmann bei Ott. Hierauf reiste er nach Honolulu zu seinem Onkel, dem reichen Plantagenbesitzer. Plötzlich verschwand er aus Hawai und ließ 30 Jahre lang nichts mehr von sich hören. Im 1. Weltkrieg wurde an Stadt- pfarrer Großmann aus San Franzisko in Rali- fornien eine Geldsumme überwiesen mit einem Brief des Inhalts, er möge das Geld der Mutter des Absenders, Frau Hinderberger, übergeben, und falls diese, was wahrscheinlich sei, nicht mehr lebe, es zu einem guten Zweck verwenden. Frau Hinderberger, die in der Kirche war, er- kannte sofort die Schriftzüge ihres lang ver- mißten Sohnes, Mehrere Jahre konnte sie noch

"mit dem Sohne und dessen Kindern Briefe aus-

konnte über den Verbleib dieser Kunstgegen-

stände Auskunft geben.

Am 11. September 1915 wurde unser großer Sohn auf dem Leonhardsfriedhof beigesetzt. Sein Neffe entwarf dem Onkel einen schönen Grab- stein aus Muschelkalk mit einem geschmiedeten

4

tauschen, bis der Tod dazwischentrat.

Der zweite Sohn lebte in Berlin; der dritte begab sich als Koch nach England und ließ sich nach dem 1. Weltkrieg in Hamburg nieder. Josef, der jünsste Sohn, ruht auf dem Friedhof zu Starnberg. ; A.B.

Die Einführung der Reformation in Alfdorf a, Das Bestitutionsedikt daselbst | Deibele/Dangel

' Infolge der verwickelten Rechtsverhältnisse nahm die Einführüng der Reformation zu Alf- dorf einen recht eigentümlichen Verlauf, Das Dorf war alter staufscher Besitz und kam aus diesem zu zwei Dritteln an Rechbersz, zu einem

60

Drittel an Württemberg. Wie bei vielen Orten

verstand es Württemberg auch hier, seinen Be- sitz und seine Rechte immer weiter auszubauen, bis es schließlich Herr des ganzen Dorfes war. So

mußte Ulrich von Rechberg 1554 wegen einer

$

g

Untat seinen Teil an Alfdorf an Württemberg abtreten und ihn als Lehen wieder hinnehmen. Darauf verkaufte er seinen Anteil 1566 seinem Vetter Wilhelm von Neuhausen, dem schon 1550 der württembergische Teil übertragen worden war, der nun also das ganze Dorf als württem- bergisches Lehen inne hatte. Von den Neuhausen

kaufte Herzog Johann Friedrich von Württem- ‘berg mit Mitteln des Klosters Lorch 1614 erst die

eine Hälfte, dann 1619 auch noch die andere. Einen Teil des Dorfes übertrug Württemberg darauf 1628, den Rest 1640 den Herren vom.Holiz. Doch wurde den Herren vom Holtz die ausdrück- liche Auflage gemacht, daß „die rein evangeli- sche Lehre erhalten bleiben müsse.“

Wie kam es in Alfdorf zur Reformation? Schon frühe versuchte Württemberg zu Alfdorf die Reformation einzuführen und setzte 1539 Hieronymus Maier als ersten evangelischen Pfar- rer dorthin. Maier stammte aus Gmünd und war Stiftsgeistlicher zu Lorch gewesen. Er scheint bald nach Einführung der Reformation daselbst (1535) zur neuen Lehre übergetreten zu sein; denn schon 1539 hatte er „Weib und Kind“, Die Refor- mation drang aber nur sehr langsam durch, weil die Herren von Neuhausen der katholischen Lehre angehörten und diese unterstützten. Es scheint sogar, daß das Dorf noch lange fast ganz katholisch gewesen ist. Als aber Württemberg 1614 die eine Hälfte des Dorfes aufgekauft hatte, führte es dort sofort die Reformation durch. Noch im selben Jahre wurde Stefan Geer aus Blau-

beuren als evangelischer Pfarrer nach Alfdorf berufen. Im anderen- Teile amtete nach wie vor. in derselben Kirche sein katholischer Kollege

Als Württemberg aber 1619 auch die andere Hälfte des Dorfes aufkaufte, wurden sofort die Bilder und die Meßgewänder entfernt und die Re- formation auch auf den anderen Teil des Dorfes ausgedehnt. ;

Trotz aller Mühe, die sich Württemberg gab, wollte es

Glaubensgenossen dem 2. evangelischen Pfarrer zu Alfdorf, Wolfgang Schindele, zugeschoben, der als völlig falsch am Platze dargestellt wird. Als Lorch 1630 auf Grund des Restitutionsedikts*) von kaiserlichen Truppen besetzt wurde, ver- suchte man, dieses auch auf Alfdorf auszudeh- nen, das ja zum großen Teil aus Mitteln des Klosters Lorch aufgekauft worden war. Allein die Rechtslage war doch ganz anders als bei den Kloster lorchischen Dörfern. Wohl war die Pfar- rei Alfdorf schon seit 1297 mit dem Kloster Lorch vereinigt worden, auch besaß das Kloster einigen Grundbesitz in Alfdorf; aber Alfdorf war nie ein lorchisches Dorf gewesen und fiel also auch nicht unter das Restifutionsedikt. Der Versuch,

-1630 die katholische Religion wieder in Alfdorf

——

> Siehe Heimafbläft 1958, Nr. L

Sy

mit der Reformation nicht vorwärts. gehen. Die Hauptschuld wird von den eigenen

einzuführen, mußte also fehlschlagen, Was sich in diesem für Alfdorf so denkwürdigen Jahre 1630 zugetragen hat, sei auf Grund der einschlägigen Akten dargestellt.

Nachdem Herzog Johann Friedrich (1608/28) 1619 den Rest von Alfdorf aufgekauft hatte, setzte er Wolfgang Schindele als Pfarrer über das ganze Dorf. Der bisherige Pfarrer, Magister Stefan Geer, wurde nach Lorch versetzt. Damit die Reformation rasch vorangehe, sollten gele- gentlich auch der evangelische Abt zu Lorch und der seitherige Pfarrer Geer dort predigen. Allein die Prediger fanden in Alfdorf einen gar steini- gen Boden.

Was sich kirchlich in den nächsten zehn Jahren zusetragen hat, entzieht sich meiner Kenntnis; laut aber sprechen die Akten von 1630. Damals besetzten im August kaiserliche Völker unter General Ossa das Kloster Lorch und führten dort das Restitutionsedikt durch. Der evangeli- sche Abt mußte einem katholischen weichen, der

nun sofort die ganze Verwaltung in seinem Sinne

regelte. Unverzüglich begann er, das Katholische Bekenntnis wieder in den lorchischen Dörfern einzuführen. Auch Alfdorf bekam einen katholi-

schen Pfarrer, der eine Zeit lang neben dem

evangelischen amtete. Die Bevölkerung wurde aus ihren Verpflichtungen segen Württemberg entlassen und mußte dem Kaiser und dem Abte von Lorch Treue geloben. Die Bevölkerung kehrte sofort zum katholischen Glauben zurück und hing diesem mit solcher Festigkeit an, daß es später schärfster und ungewöhnlicher Maß- nahmen bedurfte, um die Leute zur evangelischen Religion zurückzuführen. Wie es im Herbst 1630

zu Alfdorf ausgesehen hat, erfahren wir durch einen Bericht des Pfarrers Wolfgang Schindele,

den er am 22. Oktober 1630 an den Spezial (einen höheren Geistlichen) zu Schorndorf richtete. Er schreibt:

„Als ich am 18. Oktober in die Betstunde kam, erschienen nur zwei Weiber und zwei Männer. Da es Abend geworden war, wurden diese Per- sonen von der Bevölkerung geschmäht und ihnen die Fenster eingeworfen. In derselben Nacht wurde auch das Haus des (evangelisch sesinnten) Schulmeisters stark mit Steinen beworfen.* Heimlich wurde. der Pfarrer und der Schul- meister von einem Mädchen gewarnt, bei Nacht sich nicht auf der Straße zu zeigen, weil sie sonst totgeschlagen würden. „In den nächsten drei Tagen wurden meine Betstunden’ nur von zwei aus .dem -Adel besucht.*) Die Alfdorfer sagten: Nur Schelme und Diebe würden zu mir in die Kirche gehen. Am 19. Oktober kam der Untervogt von Schorndorf und verlangte von dem Meß- priester, er möge mir einen von den drei Kelchen geben. Der Pfarrer entschuldigte sich, sie seien

in Gmünd beim Dekan; er wolle sich Bescheid

*) Damals lebten in Alfdorf die beiden evangelischen adeligen Familien von £ltershofen und vom Holtz

ee

EN TEE EEENE

RSS",

a ee

ET RORZERTFE

a n

holen. Dieser fiel so aus, daß die Kelche nicht für den evangelischen Gottesdienst bestimmt seien.“ Schindele beklagt sich nun, daß ihm der Meßpriester seine Einkünfte aus dem kleinen Zehnten weggenommen habe, trotzdem ihm die Hälfte davon von dem neuen Abt zu Lorch zuge- sprochen worden sei. Er fährt nun fort: „Den 92. Oktober, da ich in die Kirche gehe und der

Schulmeister anfanget zu singen, da schreit der

Meßpriester samt. den alfdorfischen Zuhörern unter dem Gesans, daß es zum Erbarmen ist. Unterdessen aber begibt sich der Meßpriester auf die Kanzel und verhebt (verwehrt) mir dieselbe. Da nun der Schulmeister aufhört zu singen, sehe ich an den Altar und will meine Predigt vorsprechen. Da schreit der Meßpriester samt den alfdorfischen Zuhörern mir also in meine Predigt, daß ich mein eigenes Wort nicht hören konnte, sondern aufhören mußte. Am Abend des 23. Oktobers, -als der Schulmeister das Nacht- glöcklein läutete, kam der Meßpriester mit vielen 'Alfdorfern in die Kirche. Das konnte er, weil mir selber doch niemand darein folget.“ Er meint, das werde erst besser, wenn der Herzog mit den Alfdorfern anders verfahre. Denn „sie hängen alle, klein und groß, reich und arm, wie Pech an dem Meßpriester; dagegen sind sie mir und dem Schulmeister spinnefeind. Wollen von uns weder etwas wissen noch hören.“ Der Pfarrer bittet mun, man möge ihm doch um Gotteswillen die freigewordene Pfarrei Neuffen übertragen, damit er sein Mütterlein in Nürtingen versorgen könne. Er sei sieben Jahre‘ zu Lorch und elf Jahre zu !Alfdorf gewesen. Zum Schlusse fügt er noch bei, der Schultheiß lasse ihn nicht mehr in die Kirche, bis er von kaiserlicher Majestät einen Brief vor- weisen könne. Er wisse nun nicht mehr, wie er sich verhalten solle.

Die Ausführungen von Pfarrer Schindele wer- den ergänzt durch einen Bericht der beiden Schorndorfer Vöste, nämlich des Obervogts Burk- hardt von Weiler und des Untervogts Johann won Kapf, der am 24. August 1630 nach Stuttgart abeing. Aus ihm erfahren wir: Am 17. August 1630 ritten die beiden Vögte mit großem Gefolge, in welchem sich auch einige evangelische Pfarrer befanden, nach Alfdorf, um den Prediger wieder in sein Amt einzusetzen. Um zwei Uhr trafen sie unter der sroßen Linde etwa 200 Personen an, welche Tänze aufführten. Die Vögste begaben sich sofort zum Schultheiß, der sich zu aller Verrichtung erbot, als er erfuhr, daß die Vögte im Auftrag des württ. Herzogs kämen. Mit Mühe konnte der Schultheiß vom katholischen Pfarrer

die Kirchenschlüssel erhalten. Als man zur Kirche | ` sei die ganze Gemeinde, 400 Personen stark, mit

läutete, erschienen etwa 500 Personen. Nach der Predigt und dem Gesang wurde ein herzoglicher Befehl verlesen des Inhalts, daß Alfdorf nach wie vor dem württembergischen Herzog unter- stehe und daß die Augsburgische Konfession ‚streng durchzuführen sei. Dawider protestierte

62.

der katholische Pfarrer und berief sich auf die Befehle des Kaisers. Als man den Prediger ins Pfarrhaus bringen wollte, gab dieses der katho- lische Pfarrer, der es mit zwei Gehilfen bewohnte, nicht frei. Es blieb nichts anderes übrig, als den Prediger beim Junker von Eltershofen einzu- quartieren. Dem Schultheiß und dem kath. Piar- rer wurde ernstlich untersagt, gegen die evan- gelischen Pfarrer und Schulmeister sich gehässig zu betragen. Die Vögte fügen ihrem Bericht bei, sie hätten deutlich gespürt, daß den Alfdorfern der Meßpriester und die papistische Religion lieber seien als der evangelische Pfarrer und seine Lehre. Ueber diesen erfuhren sie von einem Alfdorfer folgendes: Da in Alfdorf niemand lesen und schreiben könne, habe er (der Pfarrer) sich in alles gemischt, was ihn nichts angegangen habe. Er sei Schultheiß, Advokat, Untergänger, Umgelter und Weinschätzer gewesen. Die Leute habe er gegeneinander gehetzt, und nur diejeni- sen hätten recht bekommen, für welche er sich eingesetzt habe. Daher sei dieser Pfarrer bei jedermann verhaßt. Es wäre das beste, wenn sie ihn mitnähmen und dafür einen anderen da- ließen. Die Beamten fragen nun beim Herzog an, ob man diesen Pfarrer nicht besser sofort auf eine andere Pfarrei versetzen würde. Sie berich- ten ferner, sie hätten überall gefunden, daß man die Kelehe und Chorhemden hinweggenommen und nach Gmünd geschickt habe. Sie hätten daher Lorch befohlen, von den dortigen zwei Kelchen einen nach Alfdorf zu schicken. Dort hätten nur 5 Leute kommuniziert.

Die Mahnung der Vögte von Schorndorf hatte zu Alfdorf keine Wirkung erzielt, ja, die Ver- hältnisse waren schlimmer denn je geworden, Am 4. November 1630 berichtete Johann von Kapf seinem Herzog folgendes: Die von Alfdorf seien gut papistisch und wollen Leib, Gut ‚und Blut für das Kloster lassen, auf die Befehle des Herzogs wollen sie nichts geben. Durch Drohun- gen des Klosters Lorch würden sie in ihrem Widerstand bestärkt. Dem Mesner hätten sie die Kirchenschlüssel wieder mit Gewalt abgenom- men, so daß der evangelische Pfarrer nicht in die Kirche könne. Er verberge sich aus Furcht im Schlößlein derer vom Holtz. Am letzten Sonn- tag habe die Gemeinde ihm und dem Schulmei- ster befohlen, das Dorf zu verlassen. In der Zehntscheuer habe Schultheiß und Gericht das Dorf versammelt und eine Umfrage gehalten, ' wer sich zu den Katholischen halten wolle. Alle, bis auf Hans Brecht, hätten sich zum katholi- schen Glauben bekannt und erklärt, sie seien froh, wieder einen Meßpfaffen zu haben. Darauf | fliegenden Fahnen auf den Rechberg gewallfahrt. \ Nun macht Johann von Kapf den Vorschlag, der Herzog möge zwei Kompanien ausgesuchter Musketiere aus dem Göppinger Amt eine Zeit lang nach Alfdorf legen und ihnen den Befehl

prax

|

way

= a a

memo

SE EEE E E EE E A EE ERE: A E

AnA

geben, das Dorf zu en Das könne in einem Tag geschehen. So könnten sie dem kaiser- lichen Volke, das hier herum liege, besonders aber den cronbergischen Reitern, wirksamen Widerstand leisten. Dadurch würden die anderen Klosterämter abgeschreckt und zum Gehorsam zurückgebracht. Namentlich möchte dadurch der Gehorsam des Fleckens Lorch gesichert sein. In diesem Zusammenhang solle auch Lorch besetzt werden, damit sich kein fremdes Volk einschlei- chen könne. Diese Maßnahmen würden einen kräftigen Schutz für die gehorsamen Untertanen und die evangelischen Pfarrer bedeuten. Die von Alfdorf aber seien nicht zu schonen, sondern es soll ihnen dazu noch alle Wehr abgenommen

‘werden. Die Ausrüstung für das herzogliche

Militär und die Munition (Kraut und Lot) soll die Kellerei Lorch. liefern; die Quartierlasten aber sollen die besetzten Dörfer aufbringen. Von Kapf hält diese Mittel für notwendig, um den sänzlichen Abfall der Untertanen von Adelberg und Lorch zu verhüten. Er bittet den Herzog, ihn wissen zu lassen, aus welchen Aemtern man im Notfall die Truppen bekommen könne. Die Gefahr sei besonders groß, weil die herzoglichen

Untertanen hier herum unter dem Einfluß von Gmünd lägen und sich einbildeten, von Ein- quartierungen und Kriegssteuern verschont zu bleiben, wenn sie bei der katholischen Religion verbleiben würden. Das sei ihnen wichtiger als ihre Seligkeit. Dringend nötig erachte er, in Alf- dorf einen neuen Prediger und einen neuen Schultheißen einzusetzen, der dem Kloster Wider- stand leiste und den evangelischen Pfarrer unterstütze.

Aus einem Bericht der beiden Vögte zu Schorn-

dorf vom 13. November 1630 nach Stuttgart er-

fährt man, daß zu Alfdorf, Täferrot und Fricken-

hofen den Evangelischen die Kirchenschlüssel

wieder abgenommen wurden, daß also in diesen drei Orten „Euer fürstliche Gnaden Kirchen- diener ihres Amtes entsetzt sind“. Auf eine Anfrage der Vögte, ob sie die Schlüssel wieder wegnehmen oder die Kirchen aufbrechen sollen, hätten sie keinen Bescheid erhalten, sondern nur die allgemeine Anweisung, den Aemtern, Pfar- rern und Schulen an die Hand zu gehen. In Alf- dorf könne nur etwas ausgerichtet werden, wenn man einen anderen Pfarrer einsetze, © (Fortsetzung folgt)

Wie Hofnamen entstehen

Von Albert Dangel

Jedermann in der Gemeinde Täferrot kennt den Zielenbauer in Tierhaupten. Die ältere Gene- ration erinnert sich auch noch an den Zielen- brecht in Täferrot.

Wohl niemand vermutet in den beiden Hof- namen die Vornamen Cyriakus, der noch heute

in der. Umgebung bei der katholischen Bevöl-

kerung nicht selten vorkommt. Er steht mit Cyriak, dem Kirchenheiligen zu Zimmerbach und Straßdorf, eng in Verbindung. Wie der hl. Ulrich durch die Dillinger Grafen hier Eingang fand, so kam der hl. Cyriakus durch die Grafen von Helfenstein und deren Rechtsnachfolger, die Herren von Rechberg, nach Zimmerbach und Straßdorf. Er ist einer der „vierzehn Nothelfer“ und wird segen Anfechtung und böse Geister angerufen.

Früher besaß die Marien-Magdalenen-Pfründe zu Gmünd in Tierhaupten ein Bauernlehen, das einstens zu einem Jahrtag gestiftet worden war. Aus diesem bezog auch das hiesige Katharinen- spital einige Gefälle. Der Hof ist deshalb auch im Lagerbuch des St. Katharinenhospitals vom Jahre 1529 beschrieben. Als Beständer ist der Bauer Ciriak genannt. Um diese Zeit gab es in Tier- haupten noch kaum Familiennamen. Der Vor- name, der gleichzeitig auch als Hausname diente,

63

genügte für die damaligen Verhältnisse vollkom- men. In dem oben erwähnten Lagerbuch wurde von späterer Hand dem Namen Ciriak das Wort „Cili“ beigefügt. Cili ist die Abkürzung von Ciliak. Im Verzeichnis der Gmünder Pfründen erscheint 1566 Ciliak Kingerter als Hofinhaber. Der Name Ciliak tritt in älteren Urkunden ebenso häufig

auf wie Cyriak. Man schrieb eben damals so wie -

man sprach. Als Württemberg das Kloster Lorch reformierte und die zahlreichen Höfe in Besitz nahm, wandelte es viele Fallgüter zu Erblehen um. Auch die Reichsstadt mußte vielfach den im württembergischen die Erbgerechtigkeit einräumen. So finden wir in den Schatzbüchern der Stadt Gmünd von 1623 und 1624 auf dem Erbhof zu Tierhaupten den Zielenbauer Hans Köngeter, kurz Zielenhans genannt. |

In Täferrot wird der „Zihlen Hans“ zum er- stenmal im Lagerbuch des Spitals zum Hl. Geist von 1665 erwähnt. Seine Grundstücke grenzen an den Hof von St. Katharina, den die Stadt 1556 mit Limpurg tauschte, Diesen Namen wird man aber vergeblich in den Pfarregistern von Täferrot suchen; denn der Zielenhans hieß mit seinem bürgerlichen Namen Hans Köngeter. Er stammte von Tierhaupten und brachte von dort den Hofnamen Zielenhans mit. Seine Frau war

Gebiet wohnenden Bauern

ANSET NS

| |

3 £ : i N ETRIE SE ESM IR = TE EEE LEHE a a a ia a A DRIN E 2 7 A a 7 S $ x N 1 4 "

IHI

mk

Nummer 9

Schwäbisch Gmünd, September 1958

19. Jahrgang

Die aa dar Reformation i in Alfdorf

Das Restitutionsedikt daselbst A

Deibele/ Dangel

| Die Verhältnisse ficken allmählich dem offe- nen Aufruhr entgegen. Johann von Kapf berich-

tete am 28. November 1630 nach Stuttgart: Ganz . Alfdorf sei nicht allein papistisch, sondern rebel- ' .lisch. Er sei noch immer der Meinung, daß es | kein. anderes Mittel gäbe, den Gehorsam wieder

herzustellen, als das Dorf einige Zeit lang mit ausgewählter Mannschaft zu besetzen. Der Her- zog habe dieses zwar abgelehnt und sich damit begnügt, allen Dörfern anzuzeigen, daß der Her- zog bei beharrlichkem Ungehorsam ernstliche Mittel gebrauchen werde. ;

Am 26. November 1630 begaben sich Johann von Kapf mit dem Gerichtsherrn Johann Chri- stoph Heininger, dem Schultheißen von Plüder- hausen und einem Metzger nach Alfdorf, wo eben das Fest des heiligen Nikolaus gefeiert wurde. (Alfdorf rechnete nach dem neuen, Württemberg

nach dem alten Kalender, der gegen den neuen

um 10 Tage zurück war.) Der Gottesdienst war

zu Ende und sie trafen die Leute von Pfahlbronn

und Brech auf dem Heimweg. Die Kommission

schickte sie alle nach Alfdorf zurück, damit sie

dort ein herzogliches Schreiben anhören sollten. Allein nur wenige kehrten um. Am Wirtshaus traf die Kommission den Kapitän und Leutnant von Lorch und den Jörg Kerler, den man den

‚wilden Mann nannte. Sogleich wurde nach dem

Schultheißen ‚geschickt. Dieser aber ließ sagen,

‘er habe mit dem Untervogt nichts mehr zu tun, sondern bleibe bei seinen Biden und Pflichten,

65

die er dem Kloster seschworen habe. Die Kom- mission begab sich nun‘in das Haus des Schult- heißen und fanden ihn dort betrunken im Bett liegen, Das Kloster hatte nämlich zur Beeidigung der Bewohner zwei Eimer (600 I) Wein gestiftet. Der Polizist mußte nun die Gemeinde unter die große Linde zusammenrufen, da kein Rathaus vorhanden war. Aber nur 5 Bürger erschienen, dagegen eine große Anzahl junger Burschen. Die Kommission gab dem anwesenden Meßpriester den Befehl, die, Kirchenschlüssel auszuliefern und den evangelischen Pfarrer neben sich pre- digen zu lassen. Allein der katholische Pfarrer weigerte sich auf das entschiedenste und fügte bei: wenn man in der Kirche schon hundertmal die Schlösser abnehme und andere anschlage, so wolle er sie ebenso oft wieder herunterschlagen

und ändern. Er warne sie, in der Kirche mit Ge- -walt

etwas vorzunehmen; denn dies sei gegen den kaiserlichen Befehl.

Mit dem Meßpriester war nichts anzufangen: Da weder die Bürger noch auch der Polizist er- schien, wandte sich der Gerichtsherr an die jun- gen. Leute. Diese liefen sofort auseinander, streckten die Arme in die Höhe, jauchzten, schnalzten mit den Fingern und erhoben ein großes Gelächter und Gespött. Als man ihnen den Befehl gab, die fürstliche Verordnung anzu- hören, fuhren siein ihrem Spott und Trotz fort.

Man drohte ihnen mit fürstlicher Strafe; da liefen

alle mit bösen Worten und Gelächter fort, Nur

fünf von Brech und einer von Alfdorf blieben

zurück. Als die Kommission erfuhr, daß die Alf-

dorfer nach Lorch geschickt hätten, begab sie

sich mit dem Prädikanten in die Wohnung des

Junkers Hans von Eltershofen und wartete auf

die Ankunft der Lorcher. Man befürchtete näm-

lich, bei Anwendung von Gewalt nur Spott und

Schimpf zu ernten, da niemand Gehorsam leisten

würde. Als die Lorchischen nach einer Stunde

ankamen, begab sich alles auf den Friedhof. Dort stand schon die Gemeinde in bester Ordnung

und hatte einen Gang zur Kirche freigelassen.

Der Untervogt befahl, daß alles mit ihm zur Linde komme. Da die Beamten. von Lorch samt ihren bewaffneten Knechten vorausgingen, folgte ihnen die Gemeinde nach. Vergebens versuchte der Untervost, den fürstlichen Befehl abzulesen. Kaum hatte er begonnen, SO ‘forderte der Hof- meister von Lorch und seine Begleiter, ebenso der Wagner Jakob Hörsch -und Leonhard und Melchior Knebel die Gemeinde auf, wegzugehen, Alle Mahnungen des Untervogts nützten nichts. Die Gemeinde erwiderte, sie sei nicht mehr württembersisch, sondern kaiserlich. Als sie dem Kloster Lorch gehuldigt hätten, seien sie aus- drücklich des Eides gegen Württemberg entlas- sen worden. Nach diesem kehrten die meisten. Bauern wieder zum Friedhof zurück, den übrigen warf die Kommission ihren Trotz vor und drohte, daß sich ihr Gelächter bald in Traurigkeit ver- kehren werde. Nun redete auch der Klostervogt zu den Zurücksgebliebenen, und diese samt dem Bürgermeister erklärten, sie wollten bei ihrem Eide gesen das Kloster bleiben. Als die Herren den Klostervogt fragten, ob man dem evangeli- schen Pfarrer das Predigen verbieten wolle, sag- ten die Herren von Lorch, sie werden sich des Pfarrers nicht annehmen. Sollte man ihm jedoch das Predisen gestatten, so würde den Untertanen verboten werden, in die Kirche zu gehen.

Bei dieser Stimmung hielt es die Kommission nicht für angezeigt, etwas zu unternehmen. Auch die Junker von Eltershofen, Heinrich und Hans, rieten ab: denn wenn sie nicht gar totgeschlagen würden, so würden sie ‚doch so übel behandelt werden, daß sie zu dem Schaden auch noch Spott und Schimpf davontragen müßten. Eine Magd im Schlosse habe verlauten lassen, die jungen Bur- schen hätten beschlossen, dem katholischen Pfarrer zu helfen, damit sich die Alten nicht schuldbar machen müßten. Der “Drescher Jörg Mauser meldete, es sei ihm zu Ohren gekommen, wenn die württembergische Kommission im ge-

ringsten ihren Willen hätte dürchdrücken wollen, wäre sie von den Burschen angegriffen worden,

und wenn diese nicht Meister geworden wären, hätten ihnen die Alten geholfen. Das sei ihnen

versprochen worden. 50 oder. auch mehr -würt- .

*) Demnach wurde der Pfarrer Wolfgang Schindele

seines Amtes entsetzt. Wir finden ihn von 1631/35 wieder als Pfarrer zu Täferrot. EN EI RER SEEN

-66

tembergische Reiter würden sie nicht. fürchten; denn es sei nur ein zusammengeklaubtes Gesin- del. Wenn sie gewußt hätten, daß die Kommis- sion allein kommen würde, hätten sie diese gar nicht: in das Dorf gelassen. | |

Als sich die Kommission auf den Heimweg nach Lorch machte, wurde ihr aus den Häusern allerhand Gespött zugerufen. Zum Schluß mel- dete Johann von Kapf seinem Fürsten, die Zahl. der Rebellen belaufe sich in die tausend Seelen. Darunter seien allein 70 bis 80 ledige Gesellen und Knechte. Es seien mindestens hundert Mus- ketiere erforderlich, um die Rebellion niederzu- schlagen, weil gute Worte und Verwarnung in Altdorf nichts mehr nützen würden.

Auf diesen Bericht erschien am 3.12. 1630 aus der fürstlichen Kanzlei ein Schreiben an den württembergischen Rat Dr. Johannes Leonhard Breidtschwert zu Stuttgart. Es wird ihm der Auftrag erteilt, nach Alfdorf zu gehen und der Bevölkerung klar zu machen, daß Württemberg noch genugsam befugt sei, gegen sie als „Auf- wiegler und rebellische Personen mit aller Schärfe zu verfahren“. Zum letztenmale solle er sie auffordern, von ihrem Trutz und ihrer wider- spenstigkeit abzustehen und dem württember- gischen Vogt Gehorsam zu leisten. Den abgesand- ten Vikar*) sollen sie als ihren Seelsorger in Ehren halten und seine Betstunden mit Fleiß, Andacht und Eifer :besuchen. Sonst werde Württemberg Mittel ergreifen, wie sie für aufwieglerische und aufrührerische Personen angebracht seien. Dem Kloster sollen sie bis auf weiteres die üblichen Abgaben leisten.

Am 20. Dezember 1630 erging ein weiterer Befehl an Dr. Breidtschwert. Er erhielt von der fürstlichen Kanzlei den Auftrag, dem katholi- schen Pfarrer zu eröffnen, daß er die Kirche nicht mehr betreten dürfe. Die Schlüssel. und alles, was zur Kirche gehöre, habe er abzugeben und den Flecken bei hoher Strafe innerhalb von zwei Tagen zu räumen. Den Untertanen sei streng zu verbieten, den Pfarrer bei sich zu verbergen.

Doch solle der Meßpriester ohne Spott und Ver- achtung aus dem Dorfe geschafft werden. Das Pfarrhaus soll geräumt und dieses samt allem Zubehör dem neuen. Vikar übergeben werden.

. Die Aufwiegler und Rädelsführer soll Breidt-. schwert zu sich berufen, ihnen für ihr hochsträf- liches Handeln einen starken Verweis geben und sie vor neuem Aufruhr ernstlich warnen. Bei

diesem soll es diesmal sein Bewenden haben.

Sollten die Alfdorfer in Trutz und Widerspen- ‚stigkeit verharren, so sollen alsbald die Anfüh- rer in Haft genommen und gefänglich. nach Schorndorf eingeliefert: werden. Breidtschwert möge einen Notar samt: unparteilichen Zeugen

_ mitnehmen : und . die: Vorgänge -genau nieder- schreiben: lassen. Die Unkosten: müßte die Bür- gerschaft zu:Alfdorf tragen. o =...

nr re 1 OS MM Al A

EEE RE EE T ERTE T T

EEEE E ETETEA TATO TA EEIE ON ETE OEA SEELEN

en

ketieren umstellt. nn -Weiteres enthalten die Berichte nicht mehr.

en a PT r a ie Ba RER“ TE NEE LEITEN RENTE Ne RD Ste RE ir AB NE.

Breidtschwert hatte gleichzeitig den Auftrag.

bekommen, den Alfdorfern ein fürstliches

Schreiben zu verlesen, in welchem Württemberg

seine Ansprüche auf Alfdorf begründete.

Diesmal wollte Württemberg ganze Sache ma- chen. Der Vorschlag des Untervogts von Schorn- dorf, gegen Alfdorf militärisch vorzugehen, war angenommen worden. Am 92. Dezember 1630 um 19 Uhr kam der Obervogt von Göppingen mit 200. Mann in Plüderhausen an. Zwei Stunden später traf dort auch Kapitän Bühler von Schorn- dorí mit Johann von Kapf und weiteren 200 Mann und 25 Reitern ein. Am 23. Dezember

früh 1 Uhr befahl Dr, Breidtschwert den Auf-.

brüch. Er sandte zwei berittene Metzger auf Kundschaft gegen Gmünd und Alfdorf. Diese berichteten, daß man nichts Verdächtiges spüren könne. Die Alfdorfer würden nicht das Geringste ahnen. Die Wirtshäuser dort seien voller Zecher. Der Wirt Brecht berichtete später, daß bei ihm

in-jener Nacht gegen 100 Personen gezecht hätten. -

In der Frühe gegen 5 Uhr trafen die Truppen vor Alfdorf ein. Sogleich ließ Breidtschwert das Dorf umzingeln und dann von Gmünd und Lorck her einige Truppenabteilungen nach Alfdorf ein- dringen. Die meisten Leute schliefen noch. Nach

einer halben Stunde standen am Pfarrhof und

allen wichtigen Gebäuden Posten. Patrouillen durchstreiften das Dorf. Der Schultheiß war nir- gends zu finden. Darauf wurde dessen Behau- sung sowie diejenige das Meßpriesters mit Mus-

Es scheint, daß Breidtschwert seinen Auftrag

widerstandslos ausgeführt hat. Was wollte das Dorf auch tun. yes | |

Es war Württemberg doch nicht ganz wohl bei

der Sache, Darum wurde schon am 27. Dezem- ber 1630 ein Rechtfertigungsschreiben an den Kaiser geschickt. Es heißt in diesem: Durch die dauernden Kriegslasten sei das sanze Herzogtum in einen kläglichen Zustand versetzt worden. Die dem Herzogtum einverleibten Klöster seien ge- schwind besetzt worden und würden nun dem Lande jede Schuldigkeit verweigern. Der Abt

von Sankt Blasien habe im Gebiet des Klosters

Lorch die Untertanen sowohl in religiösen als auch’in politischen Dingen vom Herzogtum 10s- gelöst und ihnen Meßpriester aufgedrungen. Ferner habe er die Untertanen zum Ungehor- sam gegen Württemberg verführt, so daß diese jetzt trutzig, halsstarrig und widersetzlich seien. So groß sei schon der Widerstand, daß die Unter- tanen. Württemberg und das fürstliche. Haus nicht mehr als ihre -Herrschaft : anerkennen wollten: Die Beamten, welche die Untertanen zur Pflicht mahnten, seien. schimpflich behandelt und spöttisch verlacht worden, ja, es sei sogar

Hand an sie gelegt worden, so daß sie in äußer- ster Lebensgefahr. gestanden- seien. Die. Unter-

myi

tanen hätten sogar gewagt, ihre Gewehre zu er-

‘greifen, um Tag und Nacht starke Wachen mit

bewehrter Hand zu halten. Dabei seien sie vom Meßpriester zu Altdorf angeführt worden. Ob-

wohl man berechtigt gewesen wäre, mit härte- sten: Strafen vorzugehen, habe man immer wie-

der versucht, die Leute durch Güte zum Gehor-

‘sam zurückzubringen. Das Schreiben setzt nun

auseinander, daß Alfdorf rechtmäßig zu Würt- temberg gekommen sei und niemals zum Kloster

‘Lorch gehört habe. Ueber die Rechtsverhältnisse ‘habe man die Verwaltung des Klosters Lorch

mehrmals unterrichten lassen und sie gebeten, sich fernerhin mit Alfdorf nicht mehr zu befas- sen und auch in Sachen der Religion keine Aende- rung vorzunehmen, da-dies gegen den Religions- frieden sei. Doch hätten alle Vorsteliungen keinen Erfolg gehabt. Der Kaiser wird nun gebeten,

dem Kloster Lorch sein bisheriges Vorgehen zU

untersagen. = Das Kloster Lorch hatte in der Tat gegen Alf- dorf übereilt gehandelt; seine Maßnahmen konn-

. ten daher nicht von Dauer sein. Zudem hatte der

Kaiser nach der Landung der Schweden und deren Vormarsch gegen Süden Wichtigeres zu

tun, als sich um Alfdorf zu kümmern. Für diese

Gemeinde war die Entscheidung zugunsten von Württemberg gefallen. |

Mit einem Schreiben aus der herzoglichen Kanzlei vom 25. Oktober 1631 schließen die Akten über den mißlungenen Versuch, den Katholizis- mus in Altdorf wieder einzuführen. Das Schrei- ben hat zum Inhalt: Nachdem wir vor dreiviertel Jahren durch Dr. Leonhard Breidtschwert zu Stuttgart und sonst zugezogene Beamte von Schorndorf und Göppingen der E.F. Gnaden eigentümlich zugehörige Flecken Alfdorf wiede- rum von neuem besetzen und einnehmen lassen, hat sich unter anderem auch in vorgenommener Prüfung befunden, daß zu ihrer verübten Rebel- lion der alte Schuliheiß Balthas Hersch, wie auch Hans Krewedel, gewester Bürgermeister (Gemeindepfleger) zu ‘Altdorf, ‚größtenteils Ver- führer waren, in dem sie vielmal die Untertanen gegen Württemberg zur Treulosiskeit aufgefor- dert haben. Nach dem der Fürst solche Ungebühr vernommen, wurde dem Untervogt zu Schorn- dorf, Johann von Kapf, der Befehl £rteilt, die Aufrührer zu bestrafen und zwar Balthas Hersch mit 100 Gulden, Hans Krewedeli mit 50 Gulden. Wohlverdient! De a &

Trotz des Versprechens vom 20. Dezember 1630, die Bevölkerung für das Vorgefallene .nicht zur

Verantwortung zu ziehen, hat Württemberg also.

doch den Schultheißen und den Gemeindepfieger von Alfdorf empfindlich bestrafen lassen.

Quellen: Das Oberamt Welzheim 1845, Kö-

nigreich' Württemberg. 1906 "Akten des Haupt- staatsarchivs Stuttgart: Amt Lorch. Mikrofiime davon im : Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd, Band-44. a

67.