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warum es nicht die bei der Ernte so häufig ge- brauchte Sense war, die feierlich zur Ruhe ge- setzt wurde, als äußeres Zeichen des Ernteab- schlusses. |

Hiezu bemerkte ein Bauer, daß sein Großvate sein Getreide nur mit der Sichekschritt, wobei Büschel um Büschel sorgfältig zur Seite gelegt wurde. |

Das Sichelhenkefest war in unserer Heimat weit verbreitet und mit verschiedenartigen Bräu- chen verknüpft. |

Fischer sagt im Schwäbischen Wörterbuch, daß es sich bei der Sichelhenke um einen sehr alten Brauch handle, der aber hauptsächlich bei grö- ßeren Bauern durchgeführt wurde.

Dazu zwei archivalische Belege: „Wenn sie das Korn abgeschnitten haben, dann gibt man ihnen ... einen guten ziemlichen Imbis, das heißt man

die Sichelhenke“ (1526) „Bei der Sichelhenke

gab man den Fronern zusammen 18 Kr(euzer)“ (1780).

Beide Aussagen weisen auf eine Eigenschaft

des Festes hin, der man vielleicht bisher noch nicht genügend Beachtung geschenkt hat. Man muß fragen: „Ist der Brauch nicht überhaupt einer, der ursprünglich nur beigrößeren Bau- ern lebte, setzte er nicht geradezu Herrschaft und Gesinde voraus, und liegt dem Festschmaus und seiner Durchführung nicht letztlich ein Rechtsan- spruch des ‚kleinen Mannes‘ zugrunde? Diesem Rechtsanspruch würde eine Pflicht der Herr- schaft entsprechen ... . zusammenfassend kann wohl gesagt werden; daß die Sichelhenke eine Angelegenheit zwischen den beiden Polen Herr- schaft—Untergebene bzw. Bauer—Taglöhner bzw. Besitzende—Besitzlose war. Sie war nicht, wie uns Ueberlieferungen aus vergangener Zeit glau- ben machen wollen, immer eine Art häusliches Familienfest zum Abschluß der Ernte. Das dürfte sie erst nach der Zersplitterung der alten großen Lehengüter nach der Auflösung der großen Grundherrschaften geworden sein.“ (Aus „Zur Sichelhenke“ von Dr, Willi Müller)

Festes an einem inneren Scheunenbalken aufge- hängt. Man könnte sich vielleicht heute fragen,

Die Ernte ist eingebracht

Was ist heute in unserem technischen Zeitalter, in dem Traktoren und Mähdrescher die Handar- beit mit der Sichel weitgehend erübrigen, in dem die ursprüngliche Naturalbesoldung längst durch Akkord- oder Stundenlohn abgelöst worden ist, in dem die Verpflichtungen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf gedruckten Vorschriften sere- gelt sind, noch von dem frohen Erntefest der Si- chelhenke übrig geblieben? Es ist die kleine, mit bunten Bändern geschmückte Tanne seitlich des Scheunentors.

Buchbesprechung

Vor wenigen Monaten konnten durch die Be- mühungen des Herrn Senators Willy Hornschuch

in Urach die Regesten zur Geschichte des ausge-

storbenen Geschlechtes der Herren von Urbach herausgegeben werden. Nun legt uns Albrecht Freiherr von Wöllwarth-Lauterburg die Stamm-

tafeln des noch blühenden Geschlechtes der Frei-

herrn von Wöllwarth in 2. Auflage vor. Die außer- ordentlich fleißige Arbeit ist bis auf die Gegen- wart fortgeführt und berichtigt worden. Die Wöll- warth, aus dem Ries stammend, kamen im 14, Jahrhundert in unsere Gegend und erwarben Sich bald einen ansehnlichen Familienbesitz in

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Essingen, Heubach, Lauterburg, Hohenroden, Laubach, Neubronn und anderen Orten. Von der Bedeutung des Geschlechts zeugt, daß es sich eine eigene Begräbniskapelle im Kloster Lorch erwer- ben konnte. Wer sich mit der Geschichte der Kreise Gmünd und Aalen befaßt, wird immer wieder auf dieses Geschlecht stoßen. Schon früh treten Angehörige der Familie als Gmünder Bür-

‚ger auf. Es ist sehr erfreulich, daß diese Stamm

tafeln der Allgemeinheit zugänglich sind und um den billigen Preis von 4 DM vom Herausgeber, dem Freiherrn Albrecht von Wöllwarth in Essin= gen, zu beziehen sind, | A. D.